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Full text of "Das Leben des Heil. Hieronymus in der Uebersetzung des Bischofs Johannes ..."

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BIBLIOTHEK 



DER 



MITTELHOCHDEUTSCHEN LITTERATUR 



IN 



BEGRÜNDET VON 



ERNST MARTIN. 



HERAUSGEGEBEN VOM VEREIN FÜR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN 

IN BCEHMEN. 



Band III. 

33AS ;L,EBEN des heil. jilERONYMUS 

IN DER UEBERSETZUNG DES BISCHOFS JOHANNES VIII. VON OLMÜTZ 



HERAUSGEGEBEN VON 



NTON -PENEDICT. 



Anton ^ 



PRAG 1880. 

Verlag des Vereins, in Commission bei F. Tenipsky in Prag und F. A. Brockhaas in Leips&ig. 

DRUCK VON A. HAA8E. 






^•'■J. ,v. ', 



DAS 



LEBEN DES HEIL. HIERONYMUS 



IN DER UEBERSET2UN6 DES BISCHOFS 



JOHANNES VIII. VON OLMÜTZ 



HERAUSGEGEBEN VON 



ANTON BENEDICT. 







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U NIV? . RM TY 






^'^' TC^Sii 







IM AUFTRAGE DES VEREINS FOR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN 

IN BCEHMEN. 



PRAG 1880. 

Vorlag des Vereius, in Commisdon bei F. Tempsky in Prag uod F. A. Brockhaus in Leipxf g. 

DRUCK VON A. HAASE. 






MJ«>*\vo\<1, 



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C ■ ■ 1 r' ; .^ 






Einleitung. 



lieber die frühere Lebensgeschichte Johanns VIIL, Bischof es 
zu Olmiltz, wissen wir nichts genaueres. Sicher ist n^r, dass 
er zu Neumarkt in Schlesien geboren worden ist, und daher 
stammt denn auch die gewöhnliche Benennung Johann von 
Neumarht, Das Jahr seiner Geburt ist nicht bekannt, 
Mail wird jedoch kaum weit vom Richtigen entfernt bleiben, 
wenn man das Geburtsjahr Johanns in die Jahre zwischen 
1305 — 1310 verlegt; denn 1343 wurde Johann schon Abt 
der Prämonstratenserabtei Brück, ^) Seine Eltern waren sehr 
arm, so dass sie für die Erziehung ihres Sohnes nicht 
sehr viel tun konnten, Nichtsdestoiceniger aber erhielt dieser 
eine wissenschaftliche Erziehung und trat in den Orden der 
Prämonstratenser ein, ^) Doch selbst von der ersten Zeit seines 
Pristertums ist nicht viel zu hören, und die Lebensgeschichte 
Johanns gewinnt erst eine sichere Basis^ seitdem er zu Karl IV, 
in Tiäherer Beziehung stand, 

Karl IV, hatte wol schon frühzeitig auf Johann v, Neu- 
markt seine Aufmerksamkeit gelenkt; denn schon als dieser 
noch Pfarrer in seinem Geburtsorte Neumarkt war, ^) suchte 
Karl bei dem Bischöfe von Breslau für Joliann um die Ent- 
hebung von seinen Amtspflichten nach, damit dieser ihm dienen 
könne, *) War auf diese Weise Johann mit Kaiser Karl in 



*) Vgl, unten. 

') Balhinus, Bohemia docta ed, Ungar, 2, 134 ff, 

^) Friedjung j Kaiser Karl 1 V und sein Antheil am geistigen Lehen 
seiner Zeit, Wien 1876. Seite 108. 

*) Vgl. Mencken, scriptores rerum Germ. Tom. 111. pag. 2032 und 
Friedjung a, a, 0. Anm, 1. 

A 



186036 



-. n - 

Verbindung getreten, so blieb er auf dessen Dienste allein 
nicht beschränkt, vielmehr vmrde ihm bald eine höhere geist- 
liche Würde übertragen : er wurde Abt des Prämonstratenser- 
Stiftes Brück in Böhmen, Friedjung zwar stellt diesen Umstand 
in Abrede und glaubt eine Verwechslung annehmen zu müssen; ^) 
allein die Ueberlieferung ist in dieser Beziehung so bestimmt, 
dxiss ich dieser Annahme nicht beipflichten kann, Balhinus 
sagt a. a. 0. da^s im Jahre 1343 die Abtei Leitomischl durch 
die besonderen Bemühungen des Strahöver Abtes Conrad zum 
Bistume erhohen und der Brucker Abt Johann XIL zum ersten 
Bischöfe von Leitomischl ernannt wordensei. Als Nachfolger 
dieses Johann wurde Johann von Neumarkt Abt des Stiftes 
Brück, Noch deutlicher sind in dieser Beziehung die Annalen 
der Prämonstratenser, *) Diese nennen als XIIL Abt des Stiftes 
Brück den Johannes von Neumarkt, ^Carolo TV. Imperatori a 
consiliis,^ und fügen ausdrücklich hinzu, dass dieser Johann 
nach dem Tode des LeitomiscMer Bischofes Johann I. auf 
den erledigten Bischofsitz berufen wurde. Nachdem nun in 
der Tat Johann von Neumarkt im Jahre 13*53^) Bischof von 
Leitomischl wurde, so ist die Annahme einer Verwechslung 
kaum mehr statthaft. Andererseits aber ivürde es auch sehr 
unwahrscheinlich sehij dass der Pf arrer von Neumarkt plötzlich 
zum Bischöfe ernannt worden wäre (vgl. auch unten S, III), 
Mittlerweile hatte sich Johann aber durch seine Gewandtheit 
und Gelehrsamkeit in hohem Masse hervorgetan und war von 
Karl IV, in mannigfacher Weise ausgezeichnet worden. In 
der Kanzlei Karls tritt uns Johann urkundlich zuerst am 
16, October 1347 entgegen^) und zwar hatte er da die Stelle 



*) Friedjung 108y Änm, 4, 

*) 8€icri et Canonici Ordinia Praemonstr, Annales Tom, II, pag. 89, 

^) Huber j die Regesten des Kaiserreiches unter Karl IV. Seite XL V 
bezeichnet den 22. December 1353 als den Tag, an welchem Johann zuerst 
Bischof von Leitomischl genannt wird. Damit stimmt überein Frind, Kir- 
chengeschichte Böhmens II, 112, während die Annalen der Prämonstra- 
tenser und Balbinus in Bohemia docta a. a. O. die Jahreszahl 1366 bei- 
bringen. Nach Friedjung wäre Johann schon 1352 Bischof von Leitomischl 
geworden. 

') Huber Seite XLII. Nach Friedjung 108 tritt Johann in der 
Kanzlei Karls zuerst am 27. März 1348 auf. 



— m — 

eines Notars inne. Notar wird er genannt in einer Urkunde 
vom 14. Juni 1351^ in welcher durch die besonderen Ver- 
dienste Johanns von Neumarkt dem Augustinerkloster St Thomas 
in Prag ein^ Schenkung gemacht wird. ^) Aus derselben Ur- 
kunde erfahren wir auch, dass Johann um diese Zeit bereits 
Domherr zu Breslau und Olmiltz war, dass ihn femer Karl 
zu seinem Geheimschreiber und Hofgesinde ernannt hatte. 
Im Jahre 1352 (19, September) erscheint Johann in der Kanzlei 
Karls als Prothonotar und ertoählter Bischof von Naumburg. *) 
Diesen Johann hält Friedjung für Johann von Miltitz, der 
am 27. December 1352 starb. ^) Allein Johann von Neumarkt 
wird noch öfter electus Nuemburgensis genannt, so am. 30. März 
1353, *) und erst am 10. November 1353 ^) tritt er uns als 
electus LUthomischlensis entgegen^ während er vom 22. December^) 
desselben Jahres an Bischof von Leitomischl genannt wird. 

Ziemlich gleichzeitig mit seiner Ernennung zum Bischöfe 
von Leitomischl erfolgte auch die Erhebung Johanns zum 
Kanzler des Kaisers, Während er in einer Urkunde vom 
2. Jänner 1354 ') noch den Titel eines Prothonotars führt, 
wird er gleichwohl schon und zum ersten Male am 26. December 
1353^ Kanzler genannt. 

Als Kanzler des Kaisers verblieb nun Johann immer in 
der nächsten Umgebung Karls und konnte sich mit der Ver- 
waltung seines Bistums wenig beschäftigen. Er bestellte alsoy 
sobald er zum Bischöfe von Leitomischl ernannt worden war, 
zwei Männer zu seinen Stellvertretern, und zwar den Wyschehrader 
Domherrn Nicolaus von Pilgram als Generalvikar und seinen 



») Huher 1385, Pelxely Lehen Kaiser KarU IV. I, 111, Urkunde 
Nro. CF. 

*) Huher XLV. 

*) Friedjung 107, Änm, 7. 

♦) Huher 1550. 

5) Huher 1663. 

«) Huber 1697. 

') Huher 1710. 

^ Huber 1699. 

A* 



- IV - 

Bruder Mathias von Neiimarkty welcher geweihter Bischof 
von Tibur wat\ zur Vornahme der bischöflichen Weiheacte. '^) 

Johann selbst begab sich bald nach seiner Ernennung zum 
Bischof mit dem Kaiser nach Deutschiandy von wo aus dieser 
1355 seinen jRömerzug unternahm, auf welchem er ihn beglei- 
tete. Dem Kanzler fiel die Aufgabe zu den Contact mit dem 
Reiche zu erhalten und über die Vorgänge in Italien Bericht 
zu erstatten. Diese Berichterstattung fiel natürlich nicht zu 
Ungunsten Karls aus ; und wie aus einem Briefe zu ersehen 
ist, den er an den damaligen Markgrafen von Mähren richtet^ 
so ist er voll des Lobes und der Verwunderung über das Glück 
seiiies kaiserlichen Herren, das diesen bei alhn seinen Unter- 
nehmungen begleite, ^) Nachdem Karl am 6. Jänner 1855 in 
Mailand mit der eisernen Krone gekrönt worden war, wurde 
er am 5, April desselben Jahres in Rom zum Kaiser gekrönt, 
bei toelcher Gelegenheit Johann in der Vaticanischen Kirche 
dem Märtirer und Landespatron von Böhmen, dem heil. Wenzel 
zu Ehren einen Altar errichten Hess, Ein ewiges Licht vor 
demselben stiftete der böhmische Edle Jaroslaus Borzita von 
Martinicz. ^) In dieser Zeit dürfte Johann auch mit Pe- 
trarca zusammengekommen sein, welcher vom, 16. December 
1354 bis zum 12. Jänner 1355 bei Karl verweilte. '*) NocJi im 
Spätsommer des Jahres 1355 kehrte Karl nach Präg zurück: 
allein Johann fand auch jetzt keine Zeit, nach Leitomischl 
zu kommen, sondern begab sich bald darauf nach Deutschiandy 
wo er in Gemeinschaft mit dem Juristen Rudolf von Fried- 
berg die goldene Bulle ausarbeitete, *) 

Nach Veröffentlichung der goldenen Bulle scheint für 
Johann eine Erleichterung in der Ausübung seiner Pflichten 
als Kanzler eingetreten zu sein, denn von jetzt an widmet er 
sich mit Eifer und Erfolg der Venvaltung seines Bistums. 



^) Vgl. Jelineky hyatorye m^ata Litomy^e (Geachichte der Stadt L.) 
Ij 121 f. und Frindj Kirchen geschickte Böhmens II, 112. 
^) Pelzel 1, 439. Urkunde Nro. CXXVI. 
^) Balbinus a. a. 0. II, 135. Jelinek II, 124. 
*) Friedjung 305 ff. 
«) Pelze! II, 551. Jelinek II, 125. 



— V — 

Es wurde schon frilher bemerkt j dass Johann sich der Augustiner 
hei St. Thomas in Pra^ sehr warm annahm. Er blieb diesem 
Orden auch fei*nerhin ganz besonders zugetan *) und die erste 
grössere Schöpfung, die Johann als Bischof von Leitomischl 
ins Werk setzte, war die Gründung eines Augustinerklosters 
mit Kirche in Leitomischl. ^) Am 5. Februar 1356 erteilte 
der Papst Innocenz VI. von Aoignon aus die Erlaubnis zum 
Bav/C des Klosters, und schon am 29» September 1367 koanten 
die Mönche in der neuen Kirche die gottesdienstlichen Ver- 
richtungen beginnen. 

Den Besitz des Bistums vergrösserte er durch Ankauf 
der Herrschaft Landskron mit einer grossen Zahl von Ort- 
Schäften, welche Herrschaft dem Kloster Königsal bei Pra^ 
gehörte. Der Vertrag wurde am 3, Jänner 1358 geschlossen, 
welcher eigentlich mehr ein Tauschvm^trag war, indem dem 
Kloster Königsal näher gelegene Besitzungen des Leitomischler 
Bistums mit in Kauf gegeben wurden, ^) 

Bdld darauf kam es zu einem Streite mit dem Dom- 
capitel zti Olmiltz wegen einiger Besitzungen^ welchen Johann 
jedoch beizulegen verstand ; *) ja der Friede war ein so voll- 
st(i)idiger, dass Johann bald darauf mit dem Olmützer Dom- 
capitel einen Tauschvertrag abschlösse welcher für beide Teile 
von grossem Vorteil war.^) 

Allein Johann konnte sich mit seiner Stellung als Bischof 
von Leitomischl nicht recht befreunden^ er sehnte sich nach 
einem erweiterten Wirkungskreise. 

Eine günstige Gelegenheit schien gekommen, als der Erz- 
bischof von Prag Ernst von Pardubitz starb und für den 
Prager erzbischöflichen Stuhl der Olmützer Bischof OSko von 
VlaUm in Aussicht genommen ivurde. Den erledigten Olmützer 
Bischof sitz zu erhalten war Johanns lebhaftester Wunsch und 



^) Vgl, Feifaliky Schriften der hUL-ataU Section der mähr.-achles, 
Gesellschaft des Ackerbaues etc. IX^ 200. 
*) Jdinek /, 125 ff. 
=») Jelinek 141 ff. Frind II, 112. 
*) Jelinek 155 ff. Frind a. a. 0, • 
^) Jelinek 160 f. 



— vi- 
er trug diesfalls kein Bedenken, den Kaiser direkt zu ersuchen, 
ihm dieses Bistum zu verleihen. In einem Schreiben, datirt 
nach dem 12. Juli 1364, bittet der Kanzler den Kaiser bei 
der Besetzung des Olmützer Bistums an ihn zu denken, wenn 
etwa der bisherige Bischof von Olmütz zum Erzbischofe von 
Prag ernannt werden sollte. *) Dieses Bistum nun, das Johann 
so sehr wünschte und vom Kaiser direkt erbat, wurde ihm 
auch im Jahre 1364 verliehen.^) 

Mit der Berufung Johanns auf den Olmützer Bischof - 
stuhl scheint aber eine Unterbrechung in der Aasübung des 
Kanzleramtes eingetreten zu sein. Wenigstens finden wirdass 
vom Jänner 1365 an von einem Berthold, Bischof von Eich- 
städt, als Kanzler die Urkunden der kaiserlichen Kanzlei 
recognoscirt werden. ^) 

Dieser Berthold starb aber schon am 18, September 1365 
und nach ihm erscheint sogleich wieder Johann von Neu- 
markt als Kanzler. Wir dürfen aber kaum annehmen, dass 
Johann, als er Bischof von Olmütz wurde, von der Leitung 
der Kanzlei zurückgetreten und später wieder berufen worden 
sei, sondern wir werden in Berthold von Eichstädt nur einen 
Stellvertreter zu erblicken haben, welcher die Kanzleigeschäfte 
interimistisch führte, um Johann Muse zu verschaffen seine 
Angelegenheiten ordnen zu können. *) 



*) Friedjung 108, Änm. 3. Der Brief steht in dem Prager Codex 
der cancellaria XIV. G. 4 auf folio 77 h und tat albgedruckt in dem eod, 
dipl. Mor. IX, 278, Nro. 373. Friedjung erwähnt noch einen Brief mit 
ähnlichem Inhalte, welcher an den Erzhischof Ernst ton Pardubitz gerichtet 
sein dürfte. Der Brief steht in demselben Prager Codex fol. 21 h. 

^) Vgl, Feifalik a. a. 0. IX, 200, Balbinus a. a. 0. Monse, infulae 
doctae Moraviae pag. 39 sqq. Pehel II, 746, Frind 11^ 113. Friedjung 108, 

») Huber XLVI. 

*) Hier möge noch bemerkt werden, dass der Bischof von Breslau 
Preczlaus als Kanzler auftritt zu der Zeit, in welcher Joha/nn von Neu- 
markt diese Würde inne haite. Es ist nun allerdings Tatsache, dass 
Preczlaus Kanzler genannt wird in Urkunden, die aus der Zeit Johanna 
stammen. Doch wird das nur ein Ehrentitel gewesen sein, den dieser 
Bischof, der unmittelbar vor Johann Kanzler gewesen war, auch dann 
noch weiterführte, als er dieses Amt selbst nicht mehr bekleidete. Vgl, 
Friedjung 107 und Huber KLVL 



— vn — 

Der .Umstand nww, cUisß bei der Ernennung Johanns zum 
Bischöfe von Olmütz ein anderer Kanzler erseheint, könnte 
einen gerechtfertigten Zweifel darUher aufkommen lassen, ob 
Johann überhaupt als Bischof von Olmütz noch Kanzler 
gewesen sei, *) Allein den Beweis, da^s das in der Tat 
der Fall war, führt schon Feifalik, *) und Huber führt 
eine Menge von Urkunden an, die Johann als Bischof von 
Olmütz in der Eigenschaft eines Kanzlers recognoscirte.^) 
Wir haben aber auch aus dem Munde Johanns selbst einen 
sprechenden Beweis dafür, wenn er im Eingange zu seinem 
Leben des heil. Hieronymu^ von sich selbst sagt: ^meiner genedi- 
gen sunderlichen frawen enbeute ich Johannes, von gotes gnaden 
bischof zu Olmuntz, des romischen k eis er s kantzier 
mein demütiges gebet.' Auch am Schlüsse des Werkes stellt 
er diese beiden Würden neben einander. Und Karl IV. blieb 
Johann, auch nachdem er Bischof von Olmütz geworden war, 
in gleicher Weise wie bisher gewogen. Schon im Jahre 1365 
hören wir von einer neuen Auszeichnung, die ihm zu Teil 
wurde: am 1. Mai dieses Jahres ernannte Karl den Bischof 
von Olmütz zum Comes regalis capellae Boemiae, mit welcher 
Würde bedeutende Vorrechte verbunden waren, *) und bestimmte, 
dass diese Würde auf alle folgenden Bischöfe von Olmütz 
übergehen solle. *) 

Für seine neue Diocese sorgte Johann in der väterlichsten 
Weise. Oleich in den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Bischof 
von Olmütz geriet er mit seinem Nachfolger in Leitomischl 
Albert von Stemberg in Streitigkeiten, welche aber schon im 
Jahre 1366 in der freundlichsten Weise beigelegt wurden, und 
als dieser Albert v. Sternberg in der Stadt Stemberg ein 



') Richter y Auguatini Olomuc, Episcoporum Olomuc. seHes. Olmütz 
1S31 pag. 114. 

') Feifalik a. a, O. 199, Änm. 20. 

») Huber XLVL 

*) Richter a. a. 0. gibt cUs Prärogative dieser Würde an: ^Prae- 
fectura in sacria praeaente nimirum rege in capella regia Carlsteinensi, 
coronatio aeu Coronas impoaitiOf anteceaaua ante omnea cUioa, Archiepiacopo 
Pragenai exeepto, in praedicta capella.* 

s) Friedjung 108, Feifalik a, a. 0. 200, 



— vm — 

Augiistinerktoster gründen wollte, gcS) Johann hiezu im Jahre 
1371 bereitwilligst seine Erlaubnis, ^) Dcus Johann auch in 
Landskron ein AuguetinerJdoster gegründet hohe, wird von 
Richter bezweifelt: dieses Kloster sei vielmehr von Peter IILj 
dem Nachfolger Johanns gegründet worden. 

Die Statuten des Olmützer Domcapitels waren ein Ge- 
genstand der besonderen Aufm^erksamheit Johanns, Dieselben 
wurden einer durchgreifenden Revision unterzogen^ umgearbeitet 
und eii^änzt und war die Bearbeitung derselben schon 1367 
so weit gediehen, dass Johann am 10* Juni denselben seine 
Bestätigung erteilen konnte, ^) 

Mittlerweile aber scheint in Johann der Wunsch rege 
geworden zu sein eines Teiles seiner Pflichten entledigt zu 
werden. Die Verwaltung seines Bistums^ die Führung der 
kaiserlichen Kanzlei^ ferner umfassende litterarische Arbeiten, 
mit denen er sich in dieser Zeit beschäftigte, mochten allerdings 
seine Tatkraft in einer Weise in Anspruch genommen hohen, 
der sich der Bischof auf die Dauer nicht gewachsen fühlte. 

Zunächst war es vx>l das Kanzleramt, das Johann die 
meisten Lasten aufbürdete, und das er niederzulegen wünschte. 
Und in der Tat verschwindet JohanH in der zweiten. Hälfte 
des Jahres 1374 atis den Urkunden der kaiserlichen Kanzlei^), 
u)id es ist keinem Zweifel unterworfen, dass er in dieser 
Zeit die Würde eines Kanzlers niederlegte,*) Letztere Stelle 
scheint denn auch nicht mehr besetzt worden zu sein ; wir 
finden nach ihm keinen Kanzler mehr, und die Urkunden 



') Michter 114 sq, 

') Richter 114 sq, 

^) Friedjung 107 nimmt an, dass Johann bis zu seinem Tode Kanzler 
gewesen sei. 

*) Huber XLVI, Diese Resignation Johanns auf die KanzlerüAirde 
scheint übrigens die Folge unangenehmer Vorgänge gewesen zu sein und 
diesen selbst sehr verbittert zu haben. Vielleicht lassen die Worte: *Ali- 
quando reputatus nuuc contemptus Cancellarius vester", die sich am 
Schlüsse des Pergamentcodex der Cancellaria in der Prower Domcapitcl- 
bibliothek befinden, diese Deutung zu. Vgl, auch Archiv f. österr, Ge* 
schichte ö5, 289: Moch ist dessen Glanz mit dem Tode Karls IV. ver- 
blichen^ iVi ''Beiträge zur Geschichte der husitischen Bewegung* von J. 
Loserth, 



— IX — 

recognoacirt ah Leiter der Kanzlei der Prothonotar Probst 
Nicolaus von Cammerich und dmnabmsweise selbst der Erz- 
kanzler Erzbischof Ludioig von Mainz, 

Mit um so grösserem Eifer widmete sich jetzt Johann 
der Verwaltung seiner Diöcese, Jedoch die letzten Jahre seines 
Lebens waren .keineswegs sorgenfrei. Mit dem Markgrafen 
Jost geriet er in mannigfache Händel und Streitigkeiteny und 
im Anfange des Jahres 1380 brannte die Kirche in Olmütz 
mit dem bischöflichen Palast vollständig nieder, ') Johann 
liess die Kirche wieder herstellen und fand ausserdem Zeit^ 
eine Diöcesansynode nach Kremsier zu berufen, welche am 
Dienstag na^h dem Feste der heil. Dreifaltigkeit (22. -Mai) 
1380 eröffnet wurde, und für welche er die StatiUen selbst 
ausgearbeitet hatte, *) Bald darauf vmrde er zum Bischöfe 
von Breslau erwählty wo man damals einen Mann brauchte, 
der das allgemeine Vertrauen besass und der die Zügel der 
Regierung mit kräftiger Hand zu führen verstand,^) Allein 
Johann vmrde dwrch den Tod verhindert da^ in ihn gesetzte 
Vertrauen zu rechtfertigen : am 23. Decemier *) des Jahres 1380 
verschied er und wurde zu Leitomischl in dem Kloster der 
Augustiner begraben, das er gegründet hatte. *) 

Johann von Neumarkt war ein Mann von bedeutenden 
Talenten, der eine vielseitige Tätigkeit entwickelte. Auf die 
Politik hat er zwar wenig oder gar keinen Einflute ausgeübt, 
wie man bei seiner wichtigen Stellung cds Kanzler erwarten 
möchte. 

Es hat dies wol seinen Grund darin, dass Karl IV, 
in seinen Entschliessungen und Handlungen sich nicht gerne 
beeinflussen Hess. ^) Das wird denn auch Johann gewusü 



') RichUr 113, 116. 

^) Monse pag, 40. Richter 116 sqq. 

') Vgl. Archiv für österr. Geschichte 37, 242. 

^) Vaaa Johann am 14. Jänner 1380 gestorben sei^ wie Balbinus • und 
mit ihn Monse a. a. 0. mitteilt, ist offenbar unrichtig. Im österr. Ärch. ist 
a. a. 0, der 20. December als Todestag angegeben; dagegen ibid. o5, 315 
der 24. December. 

*) Richter 113. Frind II, 112. Feifalik 200. 

•) Vgl. hierüber Pelzel II, 969, und Friedjung 320 f. über "dtts Ver- 
hältnis des Kaisers zu Petrarca. 



- X - 

und grundsätzlich jeden Versuch^ auf den Kaiser einzuwirken, 
gemieden haben, da ja ein Resultat immer problematisch sein 
mussie. Dagegen ist schon aus dem wenigen, was über sein Leben 
mitgeteilt wurde, zu ersehen^ dass Johann als Bischof eine 
sehr erspriessliche Tätigkeit entfaltete^ und dass namentlich 
Stadt und Bistum Leitomischl während seines Episcopates 
manche Etrungenschaft zu verzeichnen haben. 

Am umfangreichsten jedoch und von den schönsten Erfolgen 
begleitet war die Tätigkeit Johanns auf litterarischem Ge- 
biete. In dieser Beziehung hatte die damalige Zeit wenige 
Männer, die mit Johann rivalisiren konnten, und wenn von 
den Bestrebungen Karls IV. um die Hebung und Pflege der 
Wissenschaften und der Litter atur die Rede ist, so wird 
immer Johann unter den ersten genannt werden müssen von 
denen, die ihn in diesen Bemühungen mit Eifer und Erfolg unter- 
stützten. Ein grosser Dichter war Johann allerdings nicht ; 
allein er besass ein umfassendes Wissen, das sich auf alle 
Zweige der Litter atur erstreckte; er verfolgte mit dem grössten 
Interesse alle neuen Erscheinungen auf diesem Gebiete und 
stand mit den berühmtesten Männern der damaligen Zeit in 
regem Verkehr. Gerade in der Zeit Johanns dichtete in Italien 
Petrarca, und wie sehr er diesen Mann schätzte, bezeugt der 
Umstand, dass er an Petrarca schreibt und denselben in den 
schmeichelhaftesten Ausdrücken um eine Antwort bittet. ') 

Petrarca antwortete auf den Brief Johanns freundlich 
und in der zuvorkommendsten Weise, und es fand von nun 
an ein lebhafter Briefwechsel zwischen den beiden Männern 
statt, der am eifrigsten geführt wurde nach der Anwesenheit 



*) Friedjung 311. Dass Johann Petrarca nicht gesehen^ bevor er 
diesen Brief an ihn abschickte, (Friedjung datirt nämlich den Beginn des 
Briefwechsels zwischen Johann und Petrarca mehrere Jahre vor deren 
persönliche Bekanntschaft zurück) wäre nur dann möglich, wenn das schon 
vor dem Jahre 1355 geschehen wäre; wahrscheinlich jedoch dürfte dieser 
Brief an Petrarca abgegangen sein, nachdem Johann aus Italien nach 
Deutschland zurückgekehrt war und den Dichter, der sich längere Zeit 
im Lager des Kaisers aufhielt^ wenigstens gesehen hatte. Allein eine 
vorübergehende Begegnung wenigstens der beiden Männer dürfte doch wol 
stattgefunden haben. 



— XI — 

* Petrarca* s in Frag (1356), Beide bedienten sich der lateinischen 
Sprache und jeder handhabte dieselbe in seiner Art, Johann 
schrieb das schwülstige Latein seiner Zeit, ja er bildete diese 
Darstellungsweise bis zur Manier aus. Der Stil Petrarca's 
dagegen war das gerade Gegenteil: er suchte kunstlos und 
ungezumngen zu schreiben und den lateinischen Stil auf seine 
ursprüngliche Kraft und Festigkeit zurückzuführen. Und wenn 
er auch Johann eine gewisse Meisterschaft im Gebrauche der 
lateinischen Sprache zugesteht, so fühlt er sich diesem doch 
immer überlegen und lässt dies auch Johann am Ende ihres 
Briefwechsels fühlen. 

Hat somit Petrarca Johann seine Anerkennung gezollt^ 
so hat er dennoch dessen Schreibioeise nicht im entferntesten 
nachgeahmt^ im Gegenteil sie perhorrescirt. Anders verhielt 
sich in dieser Beziehung Cola di RienzL Auch dieser stand 
in Briefwechsel mit Johann und war zugleich ein rückhaUs- 
loser Bewunderer des Stils, den dieser schrieb. Er suchte den- 
selben auch nachzuahmen^ und es gelang ihm das in einem 
solchen Grade, dass es schwer hält die Briefe Johanns von 
denen Rienzi^s zu unterscheiden. *) 

Aber auch diesseits der Alpen fand der Stil Johanns 
zahlreiche Bewunderer und Nachahmer, So hat Friedjung im 
Anhange zu seinem Werke unter Nr, III ein Schreiben ah- 
gedruckt, das der Cancellaria Wenceslai regis (Cod. 183 im 
Wiener Staatsarchiv) entnommen ist und das ganze Wen- 
dungen aus einem Briefe entlehnt, den Johann an Petrarca 
richtet, ^) 

Das Latein Johanns ist in dem Stile geschrieben, der in 
jener Zeit allgemein üblich war und der der classischen Latinität 
diametral gegenübersteht; ja Johann hat dieses schwülstige 
Latein so sehr zur Manier emporgeschraubtj dass er vielleicht 
die weiteste Abirrung der mittelalterlichen Latinität von dem 
Geiste der alten Classiker bezeichnet, ^) 



*) Friedjung 112. 

*) Friedjung 111, nota, dieselbe Erscheinung tritt uns auch ent- 
gegen in Briefen des Prager Erzhischofes Johann von Jemenstein, Vgl- 
Loser^, Beiträge zur Geschichte der husitischen Bewegung a. a. 0. 289, 

') Friedjung 11 1, 



— xn - 

I$t der Stil so nüanches Nacheiferers Cicero' s schwülstig 
und überladen^ da kaum einer es verschmäht^ von den Mitteln 
der Rhetorik in ausgiebigstem Masse Gebrauch zu machen 'j 
so geschieht dies doch selten in dem Grade, dass dabei die 
Deutlichkeit und Verständlichkeit des Geschriebenen ausser Acht 
gelassen wird. Bei Johann von Neumarkt dagegen tritt hinter 
der Häufung bildlicher Ausdrücke, dem Haschen nach glän- 
zenden Wendungen, der endlosen Periodengliederung der Sinn 
des Gesagten vollständig in den Hintergrund und man hat oft 
Mühe aus dem Schwulst von Phrasen den eigentlichen Kern 
herauszuschälen» Und dieser selbst ist oft dürftig genug: ein 
einziger Gedanke reicht für Johcmn hin für ein umfangreiches 
Schriftstück, und derselbe kehrt dami in t?en verschiedensten 
Wendungen und Formen immer wieder. 

Diese Schreibweise begegnet uns mehr oder minder in 
allen lateinischen Schriften Johanns, und diese sind zahlreich 
genug u/nd bewegen sich auf den verschiedensten Gebieten. 

So wird Johann ziemlich übereinstimmend die Abfas- 
sung einer vita sancti Venceslai zugeschrieben, die aber 
nicht sein Werk ist, *) Diese vita deA heil, Wenzeslaus ist 
mehrfach handschHftlich vorhanden. Eine Handschrift be- 
findet sich im Archive des Bistums zu Olmütz und wird von 
d^Elvert mit Boczek auf das Jahr 1262 verlegt,^) Ihnen ist 
zweifellos Feifalik gefolgt, wenn er in seiner Abhaiidlung über 
das Leben des heil. Hieronymus Johann dieses Werk abspricht, ^) 
Das Alter dieser Handschrift ist ein Beweis gegen die 
Autorschaft Johanns, Eine zweite Handschrift dieser latei- 
nischen vita besitzt die Prager Universitätsbibliothek, Sie trägt 
die Signatur X, B, 12, ist eine Papierhandschrift und enthält 
130 Blätter, wahrend zum Schlüsse eine grössere Anzahl von 
Blättern h^ausgerissen ist. 

Die Handschrift ist nicht datirt und enthält au>sser dem 
Leben des heiL Wenzel auch das der heiL Adalbert, Procop, 



^) Balhinm^ Boh, docta ü, 134; 3, 80 und 3, 142, Mome, pag, 39 
Nro, IV u, a. 

^) d'Elvert^ hUtoriecke Literaturgeschichte Mährena S, 10, 
3) Feifalik a, a. 0. S, 200, 



— xm - 

Ludmilla, Cyriil tmd Meihvd, Letzteres steht avffol. 32 — 34 
und wurde von Doh'ovsky herausgegeben (Prag 1826), Das 
Leben des heil. Wenzel . beginnt auf foh 100 b. Dieses wurde 
schon 1644 vom AugustinerbarfUssermlmch Aegidius a S. Joanne 
Baptista herausgegeben und in Prag bei J. BUin gedruckt 
u. z. unter dem Namen Johanns von Neumarkt. *) 

Von unsere/m Johcmn stammt dagegen ein Werk, das 
sämmiliche ältere Schriftsteller, die über ihn berichten, wit 
Stillschweigen übergehen. Erst Friedjung und Frind ericähnen 
dasselbe, ^) Es ist da^ der Über viatious^ der sich hcmd- 
schriftlich in der Bibliothek des böhmischen Museums zu 
Prag befindet. Die HandschHft^) ist nicht signirt, auf Per- 
gament im grössten Folio geschrieben und enthält 319 Blätter. 
Gebunden ist sie in roten Sammt und trägt den üblichen 
Blechbeschlag, Das erste Blatt ist unbeschrieben (ebenso FoL S 
und 9 a, 68 und 69 a u/nd das letzte Blatt), trägt aber schon 
am unteren Rande schwarz und rot geschrieben die Worte: 
^Lfiber viaticQs Doinini JohanniB, Luthomusslensis Episcopi, 
Imperatoris Cancellarii', welche regelmässig bis foL 304 a 
wiederkehren, Nwir auf Foh 9 a und 10, deren Rand später 
mit einer andern Schrift beschrieben umrde, wurden diese 
Worte ausradirt. Ausserdem trägt jedes Blatt das Leitomischler 
Bischof swappen. 

Der Codex ist durchaus gleichmässig schön geschrieben, 
die einzelnen Capitelanfänge werden durch prächtige Initialien 
mit Miniaturbildem ausgezeichnet, und ein solches Miniatur- 
bild {foh 69) zeigt uns den Bischof selbst kniend vor der 
Krönung Mariens^ 

Der Über viaticus ist ein Beisebrevier und demgemäss 
bildet den Eingang desselben ein Calender von foh 2 a-^7 b ; 
anf jeder Seite ist ein Monat untergebracht. Auf foh 9 b 
beginnt dann der eigentliche Text, Das Blatt ist reich ver- 
ziert und namentlich die Initiale B prächtig ausgestattet. 



') Vgl. Feifalik 200, Balhinus 2, 136, 
^) Friedjung 110. Frind H 113. 

^) Die Hs. konnte ich im Muaevm einsehen und benützen, wofür ich 
dem Herrn Bibliothekar hiemit meinen Dank ausspreche. 



— XIV — 

Der Text beginnt mit den WoHen: 'Beatus vir, qui non 
abiit in consilio impiorum et in via peccatorum non stetit, 
et in cathedra pestilentiae non sedit, Sed in lege domini 
Yoluntas eins et in lege eius meditabitur die ac nocte. 
Et erit tamquam lignum, quod plantataro est secus decursus 
aquae: quod fructum suum dabit in ti^mpore suo/ 

Den Schluns der Handschrift bildet das auf foL 316 
beginnende letzte Capitel in 6 Lectianen, überschrieben : 'Sequitur 
legenda de translatione sanctissinii et egregii martyris wen- 
eezlay ducis bohemorum'. 

Die Handschrift selbst ist nicht da;tirt ; allein da Johann 
Bischof zu Leitomischl war^ als sie geschrieben wurde, so ist 
damit die Abfassung des Werkes in die Jahre 1353 — 1364 
verlegt. Die Abfassung selbst dürfte wol in die erste Hälfte 
des 6. Jahrzehents des XIV, Jahrhunderts fallen, während die 
Anfertigung der Handschrift wol noch nicht vollendet war, 
als Johann Bischof von Olmüiz vmrde. 

Es scheint mir dafür der Umstand zu sprechen, dass 
von fol. 304b an am untern Rande die Worte über viaticus etc, 
verschvnnden. Der Schreiber, der jetzt Johann nicht mehr 
Bischof von Leitomischl nennen konnte, in seinem Werke aber 
auch zum Schlüsse nicht mehr Bischof von Olmütz nennen 
wollte, Hess lieber die ganze Bezeichnung weg. Die Hand- 
schrift des böhmischen Museums ist wol die einzige, die über- 
haupt vom liber viaticus angefertigt wurde. 

Oleichfalls in die Zeit, in welcher Johann Bischof von 
Leitomischl war, gehört sein liber pontificalis. Dieses Werk 
befindet sich handschriftlich auf der Capitelbibliothek zu Olmütz 
und ist dem Markgrafen Johannes gewidmet, ^) Diese Hand- 
schrift wird auch von Monse erwähnt unter Nr. HI: ^Liber 
pontificalis, qui manuscriptis inter Codices bibliothecae Cathe- 
dralis, nunc metropolitanae Olomucensis asservaturJ Balbinus 
erwähnt diese Schrift nicht. 

Das bekannteste Werk jedoch, das wir von Johann in 
lateinischer Sprache besitzen^ ist die Cancellaria Caroli quarti. 
Dieselbe ist mehrfach handschriftlich vorhanden] die beste 



1) Feifalik 200. 



— XV — 

Handschrift besitzt wol die Bibliothek des Prager DomeapiteU. 
Die Handschrift ist in folio auf 88 Pergamentblätter ge- 
schrieben^ von denen die ersten 10 aus dem XIIL Jahrhundert 
stammen*^ auch sie enthalten verschiedene undatirte Formularey 
deren Inhalt sich jedoch auf Böhmen bezieht. 

Darauf folgt die eigentliche Cancellaria Caroli IV. Den 
Inhalt derselben bilden 279 Copien verschiedener Briefe und 
Urkunden von verschiedenen Männern. 

Nach dem 238. Briefe finden wir die Worte : ^xpHcit 
aumma Cancellariae anno Domini Millesimo Trecentseimo 
octuagesimo septimo feria quarta in vigilia sancti Procopii 
Abbatis et Confessoris/ Nach diesem folgen die Adressen an 
die damaligen Fürsten und dann finden wir die Worte : 
^Aliquando reputatus nunc contemptus Cancellarins vester.' ') 

In Prag befinden sich noch zwei Handschriften der Can- 
cellaria, und zwar beide in der Universitätsbibliothek, Die 
eine trägt die Signatur XIIL D, 6, ist eine Papierhandschrift 
aus dem Jahre 1404 in Folio und enthält 217 Blätter. 

Die Cancellaria Caroli IV. Imperatoris beginnt auf Fol, 162 
und endigt fol. 214 a. Den Schluss der Handschrift bildet 
ein Leben des heil. Adalbert von fol. 214 b an. 

Die zweite Handschrift trägt die Signatur XIV. G. 4, ist 
ebenfalls eine Papierhandschrift, undatirt, Sie enthält: ^) 1. Ein 
Formelbuch als eine vollständige Anleitung zur Abfassung 
von Geschäftsbriefen mit Schulpensen^ unter anderen viele Briefe 
an Wladislaus Jagello, ausserdem zwei Briefe Wenzels und 
zwei Sigmunds, 

2. Ein anderes Formelbuch, verschieden von der soge- 
nannten Cancellaria Carolin wenn auch in vielem mit dieser 
übereinstimmend. 

3. Ein lateinisches LehrgedicM : summa bonorum mit 
Anklagen gegen die verschiedenen Stände. 

4. Ein Lehrgedicht über den Verfall aller Sitten. 



^) Pehely Kaiser Karl /F, /, Vorhericht^ 10 /. 
*) Auf einem am vorderen Deckel angeklebten Blatte hat Herr Ho/rat 
Ritter v. Höfler den Inhalt a/ngegeben^ was ich benütze. 



— XVI — 

Eine weitere Handschrift der Cancellaria behandelt Neu- 
mann. *) Diese befindet sich in der MüicWschen Bibüothek 
in GörlitZf Folioband 122, und ist eine Papierhandsehrift 
mit 228 Blättern. Sie enthält : 1. Ein Psaltenrium, Fol. 1—95 ; 
2. Quaestiones Hdmoldi de ZoUwedyl fol. 96 — 168 b; 3. Tra- 
ctatus de anima fol. 169 — 180 b; 4. Ratio styli epistolaris 
antiqui foh 181 — 228 b. Aus dieser Handschrift hat Neumann 
mehrere Briefe abgedruckt. 

Andere Handschriften der Cancellaria finden sich noch 
in Wieny *) in Leipzig ^) und an anderen Orten. Jedoqh die 
meisten derselben sind fehlerhafte Abschriften und wurden 
als solche schon von Pelzel bezeichnet. '*) 

Die Sammlung von Schriftstücken^ die uns in der Cancel- 
laria vorliegt, hat im Laufe der Zeiten mannigfache Jim- 
arbeitungen erfahren, indem einzelne Schriftstücke weggelassen^ 
andere neu hinzugefügt wurden u. s. w. ^) Und so kommt 
es denn, dass die einzelnen Handschriften oft sehr stark von 
einander abweichen, wie unter anderen der Prager Codex 
XIV. Q. 4 dafür ein Beispiel liefert. 

lieber die Cancellaria Cnroli IV. wurde s<^hon viel ge- 
schrieben %md sie nehmen überall da einen hervorragenden 
Platz ehiy wo es sich um Formelbücher handelt. ®) Und ein 
solches ist eben die summa Cancellaria: Johann wollte eine 
Reihe von Musterbriefen zusammenstellen, ivozu allerdings seine 
eigenen das grösste Contingent lieferten. Da>ss die Cancel- 
laria schon zur Zeit ihres Entstehens ein hohes Ansehen genoss^ 
beweist der Umstand^ dass nach dem Mieter derselben bald 



*) Xenmann^ neues Latisitzer Magazin vom Jahre 1846^ 23. Band, 

^) Friedjung j 110, Änm. 4. 

^) Stübel^ eine Leipziger Handschrift der Summa cancellariae in 
Forschungen 14, S. 56, 

*) Pelzel /, Vorhericht S. 11. 

s) Vgl, Friedjung 109 /. 

®) Man vgl. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter I, 
266 ; Rockinger, über Briefsteller und Formelbücher in Deutschland wäh- 
rend des Mittelalters S. 17 ; Palacky, über den Wert der Formelbücher 
namentlich in Bezug auf die böhm, Geschichte; Äbhandl. der böhm. Ge- 
sellschaft der Wissensch. neue Folge II, S, 219 ff. u. a. 



_ xvn — 

neue Formelsammlungen entstcmden, unter denen die des Johann 
von Gelnhausen am Mainj der auch in der Kanzlei Karls 
beschäftigt war, besonders erwähnt zu werden verdient. ^) Auch 
der formalarius notariae gehört hieher^ der von Johann PHmda 
stammt und im Jahre 1377 verfasst wurde. Dieser formvlarius 
befindet sich handschriftlich auf der Prager Metropolitan- 
hihliothek mit der Signatur J. 40. ^) 

Hat nun Johann in die Cancellaria eine grosse Zahl von 
seinen eigenen Schriftstücken eingeflochten,^ so ist damit 
keineswegs gesagt, dass es alle sein müssen: denn toenn man 
auch annehmen darf, dass Johann die meisten von den Ur- 
kunden, die während seiner Tätigkeit als Kanzler ausgefertigt 
tourden, selbst abgefasst habe^ so ist doch auch nicht der Um- 
stand ausgeschlossen, dass manche derartige Urkunden über 
seinen Auftrag von andern ausgefertigt wurden, und hier wird 
Sicherheit kaum zu erreichen sein, da es leiden* unter Karl 
ganz ausser Gebrauch gekommen war, dass die Urkunden von 
den Kanzlern gezeichnet v^v/rden.^) 

Einen ähnlichen Zweck wie die Cancellaria mögen auch 
mehrere kleinere Schriften juristischen Inhalts gehabt haben^ 
welche Johann zugeschrieben werden. Monse a. a. 0. zählt die 
lateinischen Werke Johanns unter Nr, I — VI auf und fügt 
dann hinzu : ^Reliquit etiam formulas et varios processus juris, 
tractatum de advocatis, judicibusj syndico et actore etc.' Genau 
mit denselben Worten erwähnt auch Balbinus diese Schriften, 
während Friedjung bemerkt, sie seien ihm nicht aufgestossen, 
und Feifalik dieselben ohne weitere Bemerkung einfach auf- 
zählt. Ich habe von diesen Schriften nichts näheres in Er- 
fahrung bringen können; doch findet sich in dem Prager 
Codex IV. A. 5, der auch die Cancellaria officii Olomucensis 
enthält, als erstes Stück ein ordinis judiciarii libellus, welcher 



') Friedjung 112. 

») Ihid. 113. 

^) Welche Stücke von Johann seihst herstammen^ ist schwer zu ent- 
scheiden ; denn dieselben enthalten weder die Zeit, wann^ noch den Ort, wo 
sie ausgestellt wurden. Pelzel a. a. 0. schreibt mehr als 60 Johann zu. 

*) Lorenz, Geschichtsquellen 1, 266. 

B 



- XVIII — 

in einzelne Cajpitel abgeteilt ist, die mit Ueheft'schriften versehen 
sind, tind von denen die ersten lauten: dejudicibus ordinariis; 
de judicibus delegatis ; de arbitris ; de assessoribus et audi- 
toribus; de advocatia ; de procuratoribus ; de syndico et actore 
w. 8, w. Möglich, da^s diese oder eine ähiliche Handschrift 
jenen Schriftstellern vorlag, welche diese Schriften Johann zu- 
schreiben, Dass diese keinen grossen Umfang können gehabt 
haben, daraiif scheint mir wenigstens die summarische Auf- 
Zählung derselben hinzudeuten. 

Eine ähnliche Foi^melsammlung wie die Cancellaria Ca- 
roll IV. hat Johann für das Bistum OhnUtz veranstaltet unter 
dem Titel : Cancellaria officii Olomucensis. ^) Angelegt wurde 
diese Samonlung also lool in der Zeit, in welcher Johann 
Bischof von Ohniltz war, d, h. in den Jahren 1364 — 1380. 
Doch toird die erste Zeit seiner bischöflichen Wirksamkeit 
in Olmiltz als diejenige angenommen werden dürfen, in welcher 
die in Rede stehende Cancellaria entstand ^ also die Zeit von 
1364 — 1370. Auch diese Sammlung ist in einer Handschrift 
in der Universitätsbibliothek in Prag vorhanden. Dieselbe 
trägt die Signatur IV, A, 5, ist eine Papierhandschrift hi 
folio, nicht paginirt, und enthält:^) 1. ordinis judiciarii 
libellus; 2. Index {ivahr scheinlich zu dem folgenden geistlichen 
Formelbuche); 3, Processus de canonicatu et prebenda vacanti 
mit Briefen des Erzbischofes Ernst von Prag; 4, Declaratio 
Processus Domini Archiepiscopi Pragensis ; 5. Approbatio 
examinis; 6, Formeln für einen Official; 7. Cancellaria offi- 
Cialis Sanderi Olomucensis de- stilo Johannis Episcopi Olo- 
mucensis (noviforensis) ; 8. Rhetorica, 

Es verdienen femer noch zwei Schriftchen hervorgehoben 2« 
werden, loelche während der Zeit entstanden, als Johann Bischof 
von Olmütz war. Die erste dieser beiden, die in das Jahr 1367 
fällt, ist die confirmatio statutorum capituli ecclesiae Olo- 






^) Monse: VI. Cancellaria officii Olomucensis inter Mantiscriptis Cl 
P. Gelasii Dobner, 

^) Den Inhalt hat auch hier Herr Hofrat Ritter v. Höfler auf einem 
Blatte am vorderen Deckel angegeben. 



- XIX - 

mucensis, *) während die zweite, die Statuten der Diöcesan- 
Synode, welche Johann im Jahre 1380, devi letzten seines 
Lebens, nach Kremsier einberiefe als letztes Produkt seiner 
litterarischen Tätigkeit betrachtet werden darf, *) 

Ausserdem sind noch viele Urkunden vorhanden, die von 
Johann verfasst wurden und teils handschriftlich, teils gedruckt 
vorliegen. Im Allgemeinen wurde derselben oben bei Besprechung 
der Cancellaria Caroli IV, Erwähnung getan. 

Ebenso haben sich viele Briefe erhalten^ welche nach 

Balbinus und Monse in lateinischer, deutscher, tschechischer, 

französischer und italienischer Sprache geschrieben sind. Allein 

die meisten derselben sind doch lateinisch geschrieben und 

scheint, sich Johann einer anderen Sprache nwr dann bedient 

zu haben, wenn der Adressat nicht Latein verstand, Dass er 

mit Petrarca und Cola di Rienzi einen regen Briefwechsel 

unterhielt, wurde schon oben bemerkt^ und sind uns diese Briefe 

grossenteils erhalten, *) Aber auch mit anderen grossen Männern 

seiner Zeit stand Johann in brieflichem Verkehr: so finden 

wir in Balbins Miscellaneen einen Brief an den Erzbischof 

von Magdeburg *) und einen zweiten über Rudolf IV,, den 

Sohn Albert I, *), femer einen solchen an den Bischof von 

Freisingen im neuen Lausitzischen Magazin^) und andere. 

In einem solchen lateinischen Briefe finden wir sogar 
eine Uebersetzung aus dem Deutschen: Johann sucht nämlich 
einen böhmischen Bischof mit einem Gedichte von Johann 
Frauenlob '') bekannt zu machen^ das von der Verbannung 
der Gerechtigkeit handelt. Der Bischof mochte wol mit der 
deutschen Sprache nicht vertraut sein, und Johann benützt 



*) Monte a. a. 0. Nro. I; vgl, FassbaUj Collect, synod, Olomu- 
cem. p. 8. 

') Friedjung 110 stellt die Vermutung auf^ dasa auch die Samm- 
lung der Reden des Papstes Clemens VI. von Johann herzurühren scheine. 

*) Vgl Friedjung, Anhang Nro. II und Nro. VIII. 

*) Balbinus, Mise eil. Dec. 1. Lib. VII pag, 188; Pfeiffers Germ. 9, 
tö2;'Neu7nann, N. Laus. Mag. S. 153. 

^) Balbinus a. a. 0. pag. 208. 

•) Neumann, Cancellaria Caroli IV. Nro. 10. 

"^ Sollte eine Vervoechslung mit Heinrich Frauenlob vorliegen f 

B* 



- XX — 

tur Verständigung die lateinische Sprache* in welcher er das 
Gedicht mit einem erklärenden Schreiben an den Bischof ab- 
schickt, *) Hier möge auch erwähnt werden, dass sich Johann 
von Neumarkt auch in lateinischen Versen versucht hat, und 
den vorhandenen Urkunden nach zu urteilen dürften dies 
kaum stümperhafte Versuche gewesen sein, wenn uns auch 
ven seinen poetischen Producten nicht besojiders viel erhalten 
ist. An diesen poetischen Bestrebungen Johanns hat besonders 
der Prager Erzbischof Johann von Jenzenstein regen Anteil 
genommen^ welcher in lebhaftem Verkehr mit Jenem stand und 
ihm, wie es scheint^ in manchen Stücken zu Dankbarkeit ver- 
pflichtet war. ^) 

Dieser Johann v. Jenzenstein schickt im Jahre 1380 einen 
BHef an Johann von Neumarkt^ in welchem sich folgende 
Stelle findet : 'Supplico igitur eidem V. P. obnixe, ut beate 
Marie metra mihi vestra dirigat paternitas, per que pro 
vestre sanitatis et vite longitudine crebro matrem domini 
piacabo' etc^ ^) Derselbe schreibt ferner im Jänner 1381 an 
den Magister Nicolaus in Pra>g und beklagt in der rührendsten 
Weise den Tod Johanns von Neumarkt ; zugleich hebt er dessen 
Verdienste namentlich um die Litteratur hervor und schreibt 
in Bezug auf seine Marienlieder : ^illa dearum dea (Maria), 
que deum deorum meruit in sui sacrarii utero continere, cui 
ipse sepius carminis odas formabat, cui canticum laudis pre- 
cinebat, cui oracionum suarum supplices preces tribuebat, cui 
metra scandere parabat, hec enim pro temporali varietate 
vitam sibi stabilem tribuit et eternam. *) 

Es dürfte kaum einem Zweifel unterworfen sein, dass 
diese Marienlieder Johanns von Neumarkt, von denen hier 



*) Friedjung 114. Das Schreiben hat Friedjung atis der Wiener 
Handschrift 3372 foL 121 im Anhange unter Nro. IV abgedruckt. Vgl. 
femer Böhmer, Zeitschr. f. d. Altert. VI, 29 und Zeitschr. d. Vereins für 
Geschichte und Altert. Schlesiens 7X, 192. Auch Höfler erwähnt diesen 
Umstand in Johannes, genannt Porta de Avonniaco. Vgl. auch Höfler, Aus 
Avignon, S. 46. 

') Loserth, Arch. für österr. Gesch. 66, 289, 

^) Der Brief ist abgedruckt von Loserth «. a. 0, 384, Nro, 63. 

*) Ibid. 316, Nro, 13. 



— XXI — 

die Rede ist, in lateinischer Sprache ahgefasst waren; denn 
es ist mir bis jetzt kein} Beweis dafür bekannt geworden^ 
dass sich Johann je in deutschen Versen versucht hätte, *) 
während sich von seinen lateinischen poetischen Schriften 
wenigstens dürftige Ueberreste erhalten haben. So ist uns in 
einer Wiener Handschrift der Cancellaria Ca/roli IV, ein 
geistliches lateinisches Lied erhalten in Brief 63^ das Johann 
nebst einer Auslegung anderer Lieder an den Prager Erz- 
bischof Ernst schickte ; dieses Schriftstück findet sich auch in 
der Prower Handschrift der Cancellaria XIV. G, 4, ^) Es 
ist uns femer ein lateinisches Gedicht erhalten, das Johann 
zu Ehren des heil, Hieronymus cibgefasst hat, desselben Heiligen^ 
dessen Lebensgeschichte er aus dem Lateinischen ins Deutsche 
übersetzte. Dasselbe ist handschriftlich vorhanden in dem 
Codex HL III. 15 der Olmützer Studienbibliothek, ^) 

Als Beleg für die vielseitige Tätigkeit Johanns auf dem 
Gebiete der lateinischen Litteratur sei schliesslich noch die 
Tatsache verzeichnet, dass derselbe gewissermassen als Heraus- 
gebet" eines lateinischen Werkes fungirt hat. Die Kirche zu 
St, Peter und Paul in Liegnitz besitzt nämlich eine Hand- 
schrift des PolicraticuSj welche mit folgenden Worten schliesst : 
'Explicit Policraticus liber solempnis et utilis Quem domini 
Johannis Nouiforensis Olomucensis Episcopi solicitudo correxit 
ad utilitatem publicam promovendam. Scriptus per P. Wey- 
gensdorf in promptuario Episcopi Luthom. de anno domini 
M». CCC» XCIV finitus etc.' *) 

Dieser Umstand zeigt uns zugleich Johann von Neumarkt 
von einer ganz anderen Seite seiner Tätigkeit und seiner 
Bestrebungen: er bereicJierte nicht nur die Litteratur durch 
seine eigenen Schöpfungen, sondern er hatte auch ein ebenso 
reges Interesse für dasy was in seiner Zeit geleistet ww*de^ 
wie für das, was die frühere Zeit an hervorragenden Geistes- 



*) Ein Gedicht, daa E. Martin in Zeitschr, f. d. Altert, XXIII^ 438 
aus der Hohenfurter Ha, des heil. HieronymtLS mitgeteilt hat, ist nicht von 
Johann v, Neumarkt. Vgl. die betreffende Stelle in der Zeitschr. 

^) Friedjung 110^ Änm, 4, 

s) Ibid. 114. 

*) Zeitschrift des Vereins f. Gesch. u. Altert. Schles. IX, 192. 



— XXII — 

producten bot Und er fand nicht Mos Interesse an den 
Werken der lateinischen Litteratur; auch die litterarischen 
Schöpfungen anderer Cultursprachen verfolgte er mit Auf- 
merksamkeit, wobei ihm seine ausgedehnte Sprachenkenntnis 
vortrefflich zu statten kam. ') Zunächst musste es da die 
deutsche Litteratur sein, die ihn anzog und die ihm auch 
am meisten zugänglich war. Und wir haben verschiedene 
Beweise dafür, dass Johann für dieselbe eine lebhafte Teil- 
nahme bekundete. Sclion früher wurde erwähnt, dass er einem 
böhmischen Bischöfe die Schönheiten begreiflich zu machen 
suchte, welche er in einem Gedichte Johanns Frauenlob ge- 
funden haltte j das von der Verbannung der Gerechtigkeit 
handelt. Gleichfalls bei der Besprechung seiner lateinischen 
Briefe wurde ein Schreiben an den Erzbischof von Magde- 
burg^) erwähnt, in welchem er diesem mitteilt, dass Marga- 
retha Maidtasch, die treulose Gemalin des Markgrafen Johann 
Heinrich von Mähren, an den Hof Karls IV. zu kommen beab- 
sichtige, und er vergleicht dieselbe mit Kriemhilde, Er setzt 
damit voraus, dass dem betreffenden Bischöfe Kriemhilde eine 
bekannte Persönlichkeit sei, wie andererseits aus dieser Tat- 
sache geschlossen werden muss, dass ihm selbst die deutsche 
Heldensage geläufig gewesen sein muss. Ueber diesen Be- 
such, den Margaretha Mavltasch ihrem ehemaligen Schwager 
Karl IV. abstattete, schreibt Johann auch an einen deutschen 



^) Es sei hier bemerkt., dass Karl IV, y als er das Kloster Emaus 
stiftete, seinem Schreiber Johann im Jahre 1366 einen Jahresgehalt anwies, 
um die libros legendarumet cantus nobilis linguale slavonicae für dieses 
Kloster zu schreiben. Dieser Schreiber Johann wird kaum ein anderer als 
unser Johann von Neamurkt gewesen sein, Erhalten sind uns in der Tat 
zwei Manuscripte: ein Bruchstück eines Evangelienbacfies in cyrillischen 
Leitern und ein glagolitiscJies Pontificalbuch zum Gebrauche beim feier- 
lichen Gottesdienste, Diese wurden in späterer Zeit eine KrÖnungsins^ignie 
der Könige von Frankreich, Herausgegeben sind sie von Hanka als Sazavo- 
Emmauskoje Svatoje blagoviestvovanie Illust, Chron, i, 205 — 207, Vgl, Frind^ 
Kirchengesch, Böhmens II, 189 f, 

^) Friedjung 113 l'dsst ihn den Brief an den Erzbischof von Prag 
richten. Vgl. Balbinu^s^ Boh, docta II, 135 und Ba^bimcs, Miscell. Dec, 7, 
Lib, VII, p, 188, 



— XXIII — 

Herzog ') in deutscher Sprache und gebraucht in diesem 
Schreiben denselben Vergleich wie in dem Briefe an den 
Erzbischof von Magdeburg*^ (s, unten). 

Ein Formelbuchy das die k, Universitätsbibliothek zu 
Breslau besitzt, und das aus dem Chorherrenstift zu Sagan 
stammt, wird einem Johann, Pfarrer zu Neumarkty zugeschrieben. 
Dasselbe ist vom Jahre 1391 datirt und enthält einen fingirten 
Brief Kaiser Karls IV., in welchem es unter anderen heisst: 
'Quid est, pater dilecte, quod cum tanto gaudio pluries ceci- 
nisti : Dy kw hot eynen langen zagel. czwor her ist ir lang ? 
Quid est hoc : ze hot czwe cromme hornir und eynen weyten 
gang?' Dieser Johann, Pfarrer von Neumarkt, und seine 
Verbindung mit Karl IV. lässt mit ziemlicher Sicherheit 
schliesseui dass dieses Farnielbuch in irgend welchem Zusam-- 
menhange mit Johann von Neumarkt steht,' wir hätten dann 
einen neuen Beweis, wie sehr sich Johann für die deutsche 
Litteraiur interessirte, ^) 

Wie Johann für die deutsche Litteratur sich besonders 
interessirte, so hat er auch als deutscher Schriftsteller sich 6e- 
tätigt. In seinen Briefen zwar hat er sich der deutschen Sprache 
wie erwähnt sehr selten bedient^ und immsr nur da, wo es 
unbedingt notwendig war. Es ist mir ein einziger Brief in 
deutscher Sprache bekannt geworden, und zwar der an einen 
deutschen Herzog, in welchem Margareiha Maultasch mit 
Knemhilde verglichen wird. Der Brief steht in dem Wiener 
Codex 3372 unter Nr. 60, Die Papierhandschrift ist im 
XV. Jahrhundert sehr schlecht geschrieben und enthält die 
CanceUaria Caroli IV, in welcher sich auch dieser Brief vor- 
findet. *) Derselbe ist interessant durch seinen Inhalt und 
merkwürdig durch seine schlechte Ueberlieferung (denn so, 
wie er vorliegt, hat ihn Johann von Neitmarkt gewiss nicht 
geschrieben), so dass ich ihn wiederholen will. 



^) Friedjung 113 vermutet in diesem Herzoge Rudolf von Sachsen, 

*) Vgl. auch Höfler ^ Aus Avignon S» 46 /. 

^) Vgl. H. Palm in J. M. Wa^gner^ Archiv f. Geschichte deutscher 
Sprache und Dichtung^ Wien 1874 /, S. 354. 

*') Vgl. Böhmer, Zeitsch. /. d. Altert. VI, 27 ff., wo dieser Brief 
auch abgedruckt ist. 



— XXIV — 

Cancellarius scribit Duci in Teuthonico de Marchionissa M. 
Liber gnediger herre, ist das waz (war?) nach alder sagung 
und noch urchunde der syten, dij an uns gewachsen seint, 
das die vasnacht ie dester wezzer ist, so man allermeist frem- 
dichait dorinne übet und treibet, so hoff ich zu got, is sey ein 
rechte merchleich vasnacht abenteure, das Crimholt zu hofe 
varen welle, und wollet ir meines herren hoflF versäumen und 
den nicht suchen, durch welche hindernisse daz gesein mochte, 
de gelaubt ich ir suUit daz nicht lozen, ir kumt zu uns, nur 
umb dy so fremde wunderliche mere, wann ich glaube daz 
ir so seitseines nie gehöret habt, als daz dije frawe uns ge- 
lawbet, die uns und land und leute in chununer und in arbeit 
geseczt hat. und gelaub ich, es sei der funfczechen zeichen 
eines, dije von dem iungesten tag schollen gescheen. wan ich 
nie erfure so grosses unmenschleiches (so) wunder. *) 

Von Johann stammen aber mehrere Werke in deutscher 
Sprache, die freilich grösstenteils Uebersetzungen »ind. In 
dem Münchner Cod. germ, 110 ^) stehen wenigstens einige 
Gebete, welche sich auf Johann von Neumarkt berufen^ und 
es ist soga/r nicht unmöglich, dass auch die in derselben 
Handschrift befindliche Passion von demselben Verfasser her- 
rührt; allein Beweise für die Autorschaf t Johanns lassen sich 
nicht beibringen. Ebenso wenig ist es sicher^ ob die lieber- 
Setzung der Meditationes des heil. Augustinus^ welche ihm zu- 
geschrieben, wird, von ihm stammt. Diese Uebersetzung befindet 
sich in dem Cod. germ. 70 der Bibliothek zu München. Es 
ist eine Pergamenthandschrift aus dem XV, Jahrhundert in 8^ 
und enthält auf fol. 1 — 85 die Uebersetzung der Soliloquia 



*) Zu den kleineren lüterariachen Leistungen Johanna wären hier wol 
noch die Urkunden zu erwähnen^ die er als Kanzler KarU IV. aus- 
gefertigt hat. Allein was oben S, XVII von den lateinischen Urkunden 
gesagt wurde, gilt auch von den deutschen, und mit positiver Gewissheit 
wird kaum eine direkt auf Johann zurückgeführt werden können. Bei der 
Behandlung der Sprache Johanns wird überdies davon noch gesprochen 
werden müssen. 

') Die Hs, stammt aus dem XV. Jahrhundert und enthält 321 foL 
in Octav mit Malereien, Auf fol, 253—305 stehen Gebete von Johann von 
Olmütz und andern. 



— XXV — 

des heil. Augustinus unter dem Titel: 'puech der liebchosung' 
und auf foL 86— 151 die Uebersetzung der Meditationen unter 
dem Titeh 'das puech Sand Auguetin von der lieb der 
petrachtung', und zwar von anderer Hand geschrieben als die 
Soliloquien, 

Der Eingang lautet : 'Hie hebt ^) sich an das puech 
sand Augustin von der lieb der petrachtung, das erchlaubt 
ist aus der heiligen geschriffl; sunderbar den zw nutz, dy 
da liebhaber sein des petrachtleichen leben vnd am ersten 
sol man sprechen den psalm : Deus misereatwr nostri. Der 
psalm ist ze sprechen von der heiligen driualtikait und 
aynikait der gothait, davon der prophet in psalm chlarleich 
geredt hat. Nach dem sol man sprechen: Dich vater vn- 
geporen, dich sun aingepom, dich heiliger geist tro'stery heilige 
vnd ungetailte driualtikait mit gantzem hertzen vnd mund wir 
verjechen vnd loben vnd dir sey lob vnd gloH gesagt ewichleich 
Amen, 

Darnach dy hernach geschriben gepet vnd gottes lob 
mit lauttrem herczen äeissig vnd andachtlich chteich suUen 
gesprochen werden. Nu hebt sich an der erst taill.' 

Die Ueberlieferung dieser Schrift ist eine sehr mangelhafte 
und fehlerhafte ; die Sprache ist oft hart, gesucht ; man sieht es 
der Arbeit auf den ersten Blick an, dass der Uebersetzer 
sehr oft mit dem Ausdrucke zu ringen hatte. 

Was jedoch die Lautverhältnisse in dieser Schrift an- 
belangt, so stimmen sie grösstenteils mit dem überein, was von 
der Sprache Johanns gelegentlich der Besprechung des Lebens 
des heil, Hieronymus gesagt werden wird. Einzelne Abweichungen 
sind etwa die folgenden : 

Für e steht a in almachtiger 94; doch gleich da/rauf 
almechtiger; o für e in erschrokleich 107 u, ö; die Endung 
des Part, Praes, lautet in der Regel -und: pittund 86^ erful- 
lund 87 u, a. 

Für o steht ö in aingepörn 128, 

t blieb erhalten in di'iualtikait 86 u. ö. 

Für 6 steht a in schäss 105, 



*) Was nicht cursiv gedruckt ist^ Ut in der Handschrift rot geschrieben. 



— XXVI — 

Für » steht a in salikait 100, saugen 103 u. ö., doch 
sälig 123. 

Für ei steht fast imrtisr ai (ay) tail 88, pebain (beweine) 
103 u, a. 

Für iu steht ei (ey) : cheisch 105 u, ö., pauleyt 149 ö. 

Für öu steht in der Kegel ey in erfreyt 99, Erfrey 109 u, ö. 

Für uo uitd üe steht fast immer ue : muetter 90, pluet- 
vergiösen 90, gesuecht 91 u. a ; doch armüet 99, vnmüede 87. 

Für dentalis im Auslaute steht oft Ai: endtS7, sündt ii<S, 
vindt 123 u. a. 

8 wird nach t gern zu z: pluetz 93, gotz 94, nichtz 115 
u. a.; dafür steht ß in erloß 89 u, ö. 

Für V steht b in puezbertigen 87 u, ö. 

Femer hat die Handschrift immer durich, und ähnlich 
werich 88 und immer die Form lembtig für lebendig. 

Auf ein anderes Werky das unbestritten unseren Johann 
zum Verfasser hat, hat Höfler hingewiesen, *) und zwar auf 
die Uehersetzung der Soliloquden^) des heil. Augustinus ins 
Deutsche» Von derselben sind mir folgende fünf Handschriften 
bekannt geworden : 

1, Die Heidelberger Handschrift Cod. Palat. 107.^) Es 
ist das eine Papierhandschrift aus dem XV, Jahrhundert 
mit 152 Blättern in Quart, Sie enthält auf foL 1 — 107 die 
deutsche Uebersetzung der Soliloquien mit dem Schlüsse : 
^Jacobus Hornberg von gengenbach argentinensis Dyocesis orate 
pro eo. Fol. 108 — 152 : 'Disz heyszet der Spyegel der seien 
Meyster henrichs von hessen, den man nennet Langenstein, 
vnd hat es bruder vlrich carthuser zu Dutsclie gemacht 
von wort zu wort als er künde/ 

2. Die Münchner Handschrift Cod. germ, 3900, eine Papier- 
handschrift in folio^ mit 4 Spalten, auf jedem Blatte, aus dem 
Ende des XV, Jahrhundertes. Die Uebersetzung der Soliloquien 



*) Höfler, Aus Avignon, 47. 

*) Die lat. Soliloquien sind zu finden in S. Aurelii Augustini Hipp, 
episc, opera, vol. XVII, editio 3. Venetae, Bassani 1787 Sp. 1721. Sie 
sind nicht vom h, Augustinus verfa^sst, sondern erst nach 1200. 

3) Vgl. Wilkerty Geschichte der Heidelh. Büchersammlungen 345, 



— xxvn — 

steht in derselben auf foL 1 — 27 h; doch finden wir anf 
foL 73 d unten: 'Explicit Augustinus Soliloquioruin\ Die 
Hs, enthält im ganzen 172 Blätter und ist mit einem Wappen 
geziert. 

3. Die Münchner Handschrift cod. gerni. 70, (s. die Hs. 
der Meditationes S. XXIV). 

4. Die Wiener Handschrift der k. k. Hofbibliothek 14211 
(Suppl. 1655). Es ist eine Papierhandschrift in folio mit 4 
Spalten auf dem Blatte, und nach einer Notiz unten auf dem 
letzten Blatte 178 a 1473 geschrieben. Als Zierde weist sie 
ein würtembergisches Wappen aus. Die Handschrift enthält 
die beiden vnchtigsten deutschen Schriften Johanns von Neu- 
niarkt : das Leben des heil. Hi&ronymus auf fol. 1 a — 135 d, 
und die Soliloquien des Augustinus von 136 — 178. 

5. Eine Vorauer Handschrift, über welche zu vergleichen 
ist: Beiträge zur Kenntnis steirischer Geschichtsquellen IVy 
S. 108 j Nro, 156. Doch ist da die Beschreibung eine 
mangelhafte und Alter ^ Material u. s. w. der Hs, nicht an- 
gegeben. Nur eine Inhaltsangabe ist zu finden y welcher zu 
entnehmen ist, dass den Anfang der Hs, die Soliloquien bilden. 
Es folgen dann eine grössere Anzahl kleiner Schriften mit 
verschiedenem Inhalte^ und den Schluss des Ganzen bildet das 
Leben des heil. Hieronymvs. 

Von den Soliloquien liegt mir eine Abschrift aus dem 
Heidelberger Cod. Palat. Nro. 107 vor^ welchs mir Herr 
Prof. Ernst Martin eben so wie die Abschrift der Meditatioties 
ans der einzigen Münchner Handschrift freundlichst zur Ver- 
fügung gestellt hat. Ich lasse im nachstehenden den Eingang 
zu den Soliloquien folgen mit den Lesarten der Münchner Hs. 
f'gm, 70, welche ich in einer Klammer beifüge. 

Allein (Allain) der allerdurchleuchtigste furste (aller- 
durchleuchtigist fürst) unde herre (herr) herr Karl der vierde, 
von goetlicher gunste semftikeit Römischer keyser, zuo allen 
zeyten merer des reychs und kunig tzuo beheym, mein gnediger 
herre, von gnaden dez allmechtigen gotes so viel Vernunft (hat 
und) und sich {fehlt) so fleisziclichen (geubet) hat in den 
heiligen schrifFten (geschriften) das er des grossen achperen 
lerers sanct augustinus buch der liebkosunge, dorynne er sich 



— xxvin — 

in gotte mit tyfFen synnen (tiefFem Bynn) süzzeclich erlustet 
(erleucht), Und ouch ander seine buch (puecher) wöl vor- 
nemen mug (mugen) in latein, also sy beschriben (geschriben) 
und begriflfen sint; Doch ist so {fehlt) grosz sein angeborne 
tugent und die besunder liebe, die er als ein cristenlicher 
furste hat zuo seinem ebencristen, das er begeret hat und 
mir (vns) iohannes, von gots gnaden bischoue zuo dem 
luthomuschl (Olmüntz), seinem obristen Schreiber, gebotten 
hat und w61de daz mit (von) synen keyserlichen gnaden, das 
ich das egenant buch der liebkosunge von werte tzuo worte 
zuo deutscher tzungen bringen und keren solte uff die rede 
das von diser deutschen schrifft manche mentsch getröstet 
werde, daz sich in dem latin (lateinischen) nicht berichten 
künde. Und (fehlt) allein mein kutist und mein krafft dez 
zu swach und zuo kranck sey, doch zuo lobe dem allmechtigen 
gott und in dem namen der heyligen dryvaltikeit hab ich 
zuo eren der keyserlichen wirde meines obgenanten herren 
Und genug tzuo tun seiner fürstenlichen (Chaiserleichen) 
andacht das egenant buch gedeut (geteütscht) in der mazze 
als man hernach geschriben vindet. *) 

In Bezug auf die lautlichen Verhältnisse in dieser Hand- 
schrift ist hervorzuheben, da^s die Vocale noch in mancher 
Beziehung d&oi mhd. ziemlich nahe stehen^ wenn auch grössten- 
teils jener Vocalhestand bereits die Oberhand gewonnen hat 
welcher im Leben des heil, Hieronymus die unbestrittene Herr- 
schaft erlangt hat. Im einzelnen wäre etwa folgendes zu 
bemerken : 

Für e steht ä in täglichen 42 a, 

Für i steht selten ie, wie in verdierbet 9 a. 

Für o steht häufig ö : völ 3 a, wölde 1 b u, a. 

Für ü steht ue in fuer 9 a, 

Für Bd steht neben dem häufigeren e ae in saelikeit 2 a 
und a in vnsalden 64 a, 

i hat sich namentlich am Anfange der Hs, mehrfach 
erhalten ; dryvaltikeit 1 6, miner 2 a u, ö., bewisz 2 a, ert- 



') Höfler a, a. 0, druckt die^e Einleitung ah aus dem cgm, 3900 zu 
München, 



- XXIX — 

rieh 26, din 3 b u. ö., tzitlichen 5 b u, a., loährend es später 
seltener wird und ah ei erscheint. Es findet sich aber weder 
für dieses ei noch fWr den ursprünglichen Diphthong ei in 
der Handschrift ai geschrieben, 

ü hat sich erhalten in den beiden Präpositionen üf vmd 
üz: uS Ib u. ö., ussneme 3 a u. ö.; es wird zu uo in nuo 
tb u, ö. 

ie findet sich öfter als i: siechen 7ä, liecht 7b^ die Sa, 
ie 86 u, a. 

ou hat sich erhalten in ouch la, 20 a u. ö. (doch auch 
586 und öch 71b), ougen 107 b u. ö. 

Für ouw steht ow in beschowe 946 u, ö. 

öu 6Zei6^ in fröude^ 2 a. 

uo 6Zei6^ iw zuo lau, ö., muosz i6, guot 26, tuo 
2b u, ö. 

Für üe «/eÄ* ue in guete 45 a, ie in siezzikeit 76 a und 
uo in wuotenunge 66 b. 

Die Vorsilbe er erhält auch hier öfter Vorschlag eines 
d: derwege 26, derleuchte 26, derloser 86 a u. a. 

In Bezug auf den Consonantismus hätte ich nur zu 6e- 
merkenj dass tw, sl und sw unverändert bleiben : twinget 9 a, 
geslagen 16 a, swartz 24 a u, a. 

Für mensch steht invrmr naentsch: mentschen 59 u. ö. 

Diese Übersetzung der Soliloquien des heil, Augustinus 
bietet den Vorteil , dass derselben eine Einleitung voraus- 
geschickt ist, aus welcher mit vollster Bestimmtheit zweierlei 
erhellt: dass Johann von Neumarkt wirklich der Übersetzer 
dieser lateinischen Schrift ist und dass er sie im Auftrage 
Karls IV, übersetzt Äa«; fet-ner dass die Übersetzung ent- 
standen ist in der Zeit, in welcher Johann Bischof von 
Leitomischl war. Denn dass die Münchner Handschrift 
cgm. 70 ^bischoue zuo dem Olmüntz' liest^ kann nicht be- 
sonders schwer ins Gewicht fallen, da sie mit dieser Lesart 
allein steht und für die Einführung derselben durch einen 
Schreiber so manches spricht. Die Übersetzung der Soliloquien 
towrde also verfasst in den Jahren 1353 — 1364. Da aber 
Johann in dm ersten Jahren seiner bischöflichen Würde zu 
Leitomischl vielfach mit anderen Dingen beschäftigt war (ich 



- XXX - 

erinnere an den Römerzug Knrh IV,y an die Ausfertigung 
der goldenen Bulle u, a.), so darf man wol annehmen^ dciss 
Johann erst nach dem Jahre 1357 etwa an die Übersetzung 
der Soliloquien gegangen seij dnss also diese in den Jahren 
1358 — 136S entstandm sein mJöchte, Es ist diese Zeitbestimmung 
insofern von besonderer Wichtigkeit ^ als auch eine tschechische 
Übersetzung der SoUloquia des heil, Augustinus vorhanden 
ist, von welcher in der Litteraturgeschichte von Jungmann die 
Rede ist, ') Derselbe erwähnt eine Handschrift, welche sich 
in der UniversitätsbMiothek in Prag befindet und die Soli- 
loquien des -heil, Augustinus enthält. Die Hs, trägt die 
Signatur XVIL F, 21 und wurde 1398 geschrieben, Sie enthält 
33 Capitelj der Schluss fehlt. Schon im Jahre 1543 wurde die 
Handschrift gedruckt bei Johann Günthner in Nürnberg und 
seitdem zu wiederholten Malen. Jungmann stellt es als zweifellos 
hiUy dass diese Übersetzung von Thomas Stitn^ herstamme. 
Dieser entstammte dem alten böhmischen Rittergeschlechte Stitnych 
ze StitnSho und wurde etwa um das Jahr 1330 geboren. Er 
führte ein zurückgezogenes Leben auf seiner Burg und v>ar 
am Ende des XIV, Jahrhundertes ein siebzigjähriger Oreis. *) 
Stitnij war ein im Verhältniss zu seiner Zeit hoch gebildeter 
Edelmann^ der zum grossen Verdrusse der damaligen Latein- 
schreiber seine prosaischen Schriften in tschechischer Sprache 
verfasste, ^) Der letztere Urnstand mochte ihm von gewissen 
Seiten Anfechtungen zugezogen haben; denn er sah sich im 
Jahre 1374 veranlasst, seine Ansicht zu verteidigen, dass es 
vorteilhaft seiy gute Bücher unter dem Volke zu verbreiten, 
damit jeder und jederzeit aus ihnen sich Belehrung holen 
könne, möge er sie nun auf einer Burg, in der Kirche^ am 
Felde u, s, w, lesen. Er fügt ferner hinzu : *) 'Der heilige 



*) Jungmaun^ Historie literatury cesh4, 2. vydäni. (Geschichte der 
tschechischen Lit, 2, Aufl.) S, 39 h, 128. 

^) Jungmann 637. 

«) Ibid. 26, 

*) Jungmann 24: *Sf£. Pawel k Zidüm hebrejskj, k Bekam reck^, 
ka£d4mu w reci jemu srozumitedlni psal; pro<^ hych ja Öechüm krajanüm 
ifcsk^ p9dti ae ost^chalf Budu ^eskj psdti^ proto ze Öech jsem a pdn 
h'&h Cecha jako Latinika mÜuje.' 



— XXXI — 

Panlus hat an die Juden hebräisch^ an die Griechen griechisch, 
kurz an jeden in der ihm verständlichen Sprache geschrieben . 
warum sollte ich anstehen^ für meine tschechischen Landsleute 
tschechisch zu schreiben? Ich werde tschechisch schreiben, 
weil ich ein Tscheche hin und Oott den Tschechen ebenso 
liebt, wie den, der in lateinischer Sprache schreibt.^ 

Abgesehen davon, dass Stitn^ wenigstens 20 Jahre jünger 
war als Johann von Nevmarkt^ so gibt rms die im vor- 
stehenden mitgeteilte Äusserung einen ziemlich festen Anhalts- 
punkt für die Zeit, in welcher die Übersetzung der Soliloquia 
entstanden ist. Die citirte Stelle sieht gerade so aus, als ob 
Stitny damit seine litterarische Tätigkeit einleiten und seinen 
neuen Standpunkt verteidigen wollte ; weit war diese gewiss noch 
nicht gediehen, sonst iväre es überflüssig getoesen zu versichern, 
dass er auch feriierhin in seiner Sprache schreiben werde. 
Es lässt sich daher wol die Annahme rechtfertigen, dass Stitny 
nach der Veröffentlichung seiner ersten Schrift in tschechi- 
scher SpracJie angegriffen wurde ; und diese erste Schrift 
war keineswegs die Übersetzung der Soliloquien, *) Bei der 
Veröffentlichung einer folgenden Schrift mag dann Stitny 
in der abigen Weise seinen Standpunkt gerechtfertigt haben. 
Da dies aber im Jahre 1874 geschah , so kann jene üeber- 
setzung, selbst wenn sie Stitny als seine zweite Schrift der 
Oeffentlichkeit übergab, keineswegs vor dieses Jahr fallen, 
während die deutsche Übersettung der Soliloquien Johanns von 
^ Neumarkt schon im Jahre 1363 vollendet war. Somit kann 
es keinem Zweifel unterworfen sein, dass dem deutschen Werke 
das Recht der Priorität zusteht. Es soll damit durchaus nicht 
gesagt sein, dass die beiden Uebersetzungen etwa von einander 
abhängig seien, was indessen allerdings möglich ist,' wol aber 
wird man annehmen dürfen, dass die deutsche Uebersetzung, 
die sich einer ziemlichen Beliebtheit erfreuen mochte, die nächste 
Anregung für den tschechischen Schriftsteller zur Inangriff' 
nähme seiner Arbeit gewesen ist. 

Das wichtigste und umfangreichste Werk jedoch, das uns 
von Johann von Neumarkt erhalten ist, ist das Leben des 



yr 

*) Vgl. über die Werke StÜn^*s Jungmann a, a, 0. 687, 



— xxxn — 

heil. Hieronymus. Von diesem Werke sind mir folgende Hand- 
schriften bekannt geworden : 

A. Die Handschrift 483 zu Heidelberg vom Jahre 
1389^ eine Pergamenthandschrift mit 166 Blättern in Quart. 
Sie enthält nur das Leben des heil. Hieronymus und am 
Schlüsse steht: ^Completus est Liber Jste Anno Domini 
M«C»C«C»L XXX Vnn« in die Sancti Syxti, clarisBimi Agapiti 
martiris Per manus Vlrici Prespiteri Currificis (Wagner?) 
de Eschenbach. Reddamus deo Qracias.' Auf dem letzten 
Blatte steht ein deutsches Tedeum, ') 

B. Eine Papierhandschrift des Stiftes Hohenfurt in 
Böhmen vom Jahre 1392. Dieselbe enthält 141 Blätter in 
Octav ; Fol. 63 fehlte zwei Blätter sind mit 70 bezeichnet^ 
während nach 100 gleich 102 folgt. Auf Fol. 139 steht 
folgender Schlv^s: Tinitus est liber iste Anno domini 
m cec Ixxxxii ante festum margarethe virginis gloriose in 
quo continetur vita sancti jeronimi etc. etc.' Darunter 
folgt ein Gedicht, von wikundiger Hand geschrieben *), und die 
letzten zwei nicht numerirten Blätter enthalten Federproben 
und Zeichnungen, darunter auch das mährische Wappen. Auf 
der Seite stehen 29 — 33 Zeilen, die Capitelanfänge sind durch 
gemalte Buchstaben ausgezeichnet, im ersten und dritten Briefe 
haben überdies die Capitel rote Überschriften, welche jedoch 
ohne Zweifel erst später geschrieben wurden. Die Handschrift 
ist in Holzdeckel gebunden, welche mit weissem, gepressten 
Leder überzogen sind. Der Rücken trägt die Worte : Joann, 
Bischoffs, zu. Ollmutz. Leben. S. Hieronom. M. SS. 

C. Die Papierhandschnft der k, k. Hofbibliothek zu Wien 
vom Jahre 1400 in Folio. Sie ist in Holzdeckel mit Leder über- 
zogen gebunden. Auf der Innenseite des vorderen Deckels ist 
ein Zettel angeklebt, auf welchem geschrieben steht : ^Epistolae 
Sanciorum Patrum Eusebii Augustini Cyrilli de S. Hi&ronymo 



*) Wilken a. «. 0. 489. Die Ha, konnte ich hier in Prag leider 
nicht benutzen. Die Collation und eine Darstellung der Sprache derselben 
besorgte durch Vermittlung Prof. Martins freundlichst Hr. C. Schorbach. 

*) Dieses Gedicht über die Himmelfahrt Mariens wurde mittlerweile 
von Martin mitgeteilt. Zs. XXJII, 438. 



- xxxm — 

Vulgari Idiomati e Latino redditae ab Johanne de Novo 
Foro Ep. olom.^ Auf dem ersten Blatte befindet sieh ein Bild, 
welches einen Mann mit Cardinalshut und Mantel in sitzender 
Stellung darstellt^ auf seiner rechten Seite liegt ein Lowe, 
der ihm die Hand leckt '^ links von der Figur steht ein 
Schreibtisch mit einer Rolle, auf welcher steht: S. Jermiimus. 
Die Handschrift enthält 208 Blätter; auf foL 1 — 105 d steht 
(las Leben des heil. Hieronymus in 2 Spalten und 32 — 33 
Zeilen auf jeder Seite^ Die Capitelanfänge sind au^sgezeichnet 
durch gemalte Initialen, die sich über 3 Zeilen erstrecken. 
Grösser und zierlicher sind die Initialen am Beginne der drei 
Hauptabschnitte, Am Schlüsse steht folgendes : *Hye ente sich 
sant Cirillus Epistel, die er geschrieben hat dem Erwirdigen 
sant Augustino von wundern und czeichen dez Erwirdigen 
vnsers vatirs sant Jeronimus; do man czalt nach Cristi ge- 
burt vierczehen hundert Jar ist geschrieben ditz buch und 
geendet an dem suunabent vor ludica in der fasten/ Daran 
schliesst sich auf foL 105 b ein deutsches Gedicht ^ welches 
die Legende von den heil. Cosmas und Damian und deren 
BrUdern behandelt. Auf 107 b steht ein tschechisches Gedieht 
mit der Überschrift: Totot gest czeske Czizioianus. Auf 
108 a folgen wieder deutsche V&rse^ die tool zu den fril" 
heren gehören; foL 108 b ist leer. Auf 109a beginnt wieder 
ein grösseres Stück in deutscher Sprache: Gregorius Hung. 
S. Patricii Purgatorium in Hibernia visitans und endigt 162 a. 
162 b ist leer. Auf f oh 163 a — 177 a steht die goldene Schmiede 
Konrads von Würzburg ; von 177 b — 186 b findet sich ein Stück 
in Prosa über das eheliche Leben und den Schluss {t86 b — 208 b^ 
bildet ein zweites Prosastück mit der Überschrift: ^Hie sint 
beschriben die siben tot sunde.' ^) 

D. Die Wiener Papierhandschrift 2800 vom Jahre 1410. 
Sie enthält 174 Blätter in folio mit 4 Spalten auf jedem 
Blatte. Auf fol. 1^-134 b steht das Leben des heil. Hiero- 
nymus; fol. 135 ist leer; auf 136a— 137 a steht das Register 
eines Werkes, das in dem Codex nicht vorhanden ist; 137b 



r 



*) Vgl. Hoffmann v, Fallerslehen^ die Hss. der Wiener Hofhihlioihek 
CCCL ; tabulae codicum 2, 148, 

C 



— XXXIV — 

bi$ 138a sind leer; 138 h — 143a enthalten ascetische Betrach- 
tungen; 143h — 147h wird die Sage von einer unschuldigen 
gallischen Königin in deutschen Versen behandelt; 148 a^ 153h: 
Hye hebt sich an die kunst von dem heilsamen sterben, di 
zu deutsch pracht hat her Thoman pharrer ze hoff; 15Sh 
bis 156 a enthält eine deutsche Erklärung des englischen Grusses; 
156b— 173b sind leer; auf fol. 174 a— 174h steht ein Teil 
des Officiums irgend eines Mönchsordens^ und zwar für eine 
Woche berechnet, ^) 

E. Die Handschrift des Benedictinerstiftes Raigem in 

Mähren Nro. 360, Die Handschrift trägt die Signatur -^I. 

a 14y ist auf Papier in klein Quart geschrieben und vom 
Jahre 1424 datirt. Sie ist in mit rotem Leder überzogene 
Holzdeckel gebundenj an welchen der übliche Metallbeschlag 
nicht fehlt. Auf der Innenseite des vorderen Deckels ist ein 
Pergamentblatt angeklebt, auf welchem geschrieben steht : ^as 
puch gehört in daz closter zu Sanct katerina zu Nurinberg 
prediger orden/ Auf diesem Blatte wie auf einem zweiten hier 
beigebundenen Pergamentblatte stehen ausserdem ^Notata von 
Zehentabgaben j loahrscheinlich an obiges Klost^, wie der 
Katalog des Stiftes sagt. Auf fol, 1 a, das ursprünglich ganz 
unbeschrieben war, steht oben: ^Anno domini MCCCC XXIIII 
auf xxii. tag marczo, do man daz heiltum her gen Nurinberg 
procht von vngem per Sigmont Strom vnd jorg pfintzing.' 
Unter einem Striche steht dann: ^Sr. Hochwürden Gnaden 
dem verehrten H, Prälaten Victor Schlossar Abt des Stifts 
Raigem für die Stiftsbibliothek zum Andenken geschenkt 
wegen der hier enthaltenen Arbeit des Olmützer Bischofs Jo- 
hannes, Breslau den 24, Mai 1851 von Melchior Card, von 
Diepenbrock Fürstbischof von Breslau/ (Mit Sigel). Auf 
fol. 2 : 'flye nach stet geschriben daz register über die ewi- 
gen weißhait/ Das Register geht bis fol. 3 a. Von fol. 4 a 
bis 121 folgt die ewige weißhait von Heinrich Svso in 104 
Capiteln. Auf fol. 121b: ^Explicit die ewigen weyszhait. 
Anno domini MCCCCXXIIII finitus est iste libellus per 



») Hoffmann CCCXLIX; tahulae codicum 2, 134. 



— XXXV — 

manus friderici sexta feria post luce evangelistae.* FoL 122 
ist leer; auf fol. 123 beginnt: 'Hye hebt sich an das Regi- 
ster! vber das leben sancti Jeronimi etc. (rot)/ Das Register 
reicht bis fol. 128 a. 128 b— 129 sind leer, fol. 130— 321a 
folgt das Leben des heil. Hieronymus. Auf fol. 322 a be- 
ginnt: ^Hye hebt sich an das Register vber das leben der 
altueter von einsidel (rot)' ; das Register geht bis 326 a. 327 a 
beginnt eine Vita patrum: 'Hie veht sich an die vnter weiß 
'Rat vnd meinung Etlicher heiliger geistlicher altueter die 
nucz vnd gut sinde den die czu einem geistlichem volkumen 
leben kumen wollen Amen\ (rot). Hierauf folgt das pro- 
saische Leben der Altväter in 84 Capiteln. Auf fol, 416 a 
steht rot geschrieben: 'Explicit vita beati Jeronimi cum hoc 
vitas patrum per Johannem Liebhardum de stein Eystetensis 
dyocesis Anno domini MCCCCXXnii; Fol. 417 --418 sind 
leer. Auf jeder Seite stehen 23 — 25 Zeilen. Auch die Innen- 
seite des Rückdeckels ist mit einem Blatte beklebt, und dieses 
wie das auf dem vorderen Deckel beschrieben; ebenso findet 
sich auf einer freien Stelle wieder: 'Daz buch gehört in daz 
kloster zu Sant katerina in Nurinberg prediger Orden/ ^) 

F. Die Handschrift d&r k. Bibliothek zu Mikichen Cod. 
germ. 605. Die Papierhandschrift ist auf 209 Blätter in 
folio geschrieben und stammt nach den Schlussworten aus dem 
Jahre 1454. Sie enthält auf fol. 1—132 die XXIV Alten 
von Otto von Passau '^ fol. 132 — 138 drei Predigten von 
Tauler; 138 — 207 das Leben des heil. Hieronymus ; 208 — 209 
guter Rat 2u einer christlichen und tugentlichen Lebensordnung. 
Gr. Oleichfalls eine Papierhandschrift der Münchner Bi- 
bliothek, Cod. germ. 784, 1458 geschrieben von Stephan Hilczguetj 
convers ze Scheyem {wenigstens das erste Stück). Die Hs. 
enthält 209 Blätter und auf fol. 158 — 268 das Leben des 
heil. Hieronymus. Sonst finden sich in der Hs. noch 13 
andere Stücke mit verschiedenem Inhalt. 



*) Die Nachrichten Über diese Hg. verdanke ich meinem Freunde 
W, Toiacher^ der aie gelegentlich einer Ferienreise einsah. Vgl, auch 
Feifalik a, a, 0, 195 , E und nota ; Dudik, Forsch, in Schweden 
S, 16y Änm, 

C* 



— XXXVI — 

H. Eine Papierhandschrift des Stiftes Melk in Quaj-t 
vom Jahre 1461, Die Hs, enthält nur das Leben des heil. 
Hieronymiis in 31 Zeilen auf jeder Seite. In dem ersten 
Buchstaben D der Handschrift findet sich ein Wappen. ^) 

I. Eine Papierhandschrift des Klosters St. Gallen in 
folio vom Jahre 1467. Die Hs, enthält 507 Seiten, gehörte 
ursprünglich den Ciarisserinnen zu Freiburg im Breisgau urtd 
kam im Jahre 1699 in das Kloster St. Gallen, Sie enthält: 
Ä. i— P Erbauliche Tractate in deutscher Übersetzung '^ 9 — 40 
Ars moriendi; 40 — 1J.3 Cordiale de IV novissimis ; 113 bis 
879 das Leben des heil. Hieronymus; 379—381 ein Gedicht 
von Fratbenlob; 381 — 420 Reimspruch über geistliches und 
gottloses Leben ; 420 — 507 Geschichte der heil, drei Könige. *) 

K. Eine Papierhandschrift der k. k. Hofbibliothek zu 
Wien. {Vgl. Hs. 4 der Soliloquien S. XXVU.) 

L. Eine Papierhandschrift der k, Bibliothek zu Mün- 
cheny Cod, germ. 630 mit 258 Blättern in folio vom Jahre 
1476. Fol. l'--139 von göttlicher Minne; 140—148 Predigt 
von S. Andreas; 151— 155 Legende von S. Hieronymus; 155 
bis 255 das Leben des heil. Hieronymus, 

M. Eine Papierhandschrift derselben Bibliothek, Cod. 
germ. 753 mit 124 Blättern in Quart vom Jahre 1478. FoL 
1 — 94 Leben des heil. Hieronymus; 95 — 116. Arzneimittel; 
117 — 118 Ascetisches; 119 bis Schluss: Verhandlung gegen 
die Juden zu Passau im Jahre 1478. 

Undatirt sind und gehören dem XV. Jahrhundert an: 

N. Eine Pergamenihandschrift der k. Bibliothek zu Mün- 
chen Cod. germ. 60 mit 160 Blättern in Quart. Am Eingange 



*) Auf dieae^ soioie auf die zweite Melker (R) und die St, Galler Hs. 
wurde ich durch die Abhandlung Prof. LosertWs ^über die Nationalität 
Karls IV* in den Mitteilungen des Vereins f Oesch. d. Deutschen i. Böh- 
men XVII, 291 aufmerksam genutcJU, welcher mir auch freundlichst weitere 
Mitteilungen zukommen Hess, Die näheren Daten über die beiden Melker Hsi. 
erhielt ich über Vermittlung Prof, Hojfer^s in Melk durch den Stifts- 
bibliothekar Herrn Vincenz Staufer; für ihre freundlichen Bemühungen 
sage ich hiemit den Herren meinen Dank. 

') Vgl. G. Scherrer, Verzeichnis der Hss, der Stiftsbibliothek zu St. 
Gallen, Nro, 986. 



— xxxvir - 

befindet sich eine Miniatur und die Worte: ^Aus der Nile- 
bergerischer Uherei,* Fol, 1 — 158 das Leben des heil. Hie- 
ronymii^, 

O. Eine Papierhandschrift derselben Bibliotheky Cod, 
germ. 383 mit 184 Blättern in Quart, Fol, 1 - 183 das 
I^ben des heiL Hieronymus, Fol. 184: 'Ein gut rmnsch pat 
vnsser frailm dreizzig iar daz sich in sechen Hess/ 

P. Die Papiethandschrift 2851 der k. k. Hofbibliothek 
zu Wien mit 114 Blättern in folio mit 4 Spalten auf jedem 
Blatte. 1 a — 5 a Vita S. Hieronymi von einem andern Ver- 
fasser; 5 a — 99 b das Leben des heil. Hieronymus; 100 a 
bis 112 b Hieronymus^ Brief an Eustachius ; 113 — 114 a leer; 
114 b: 'Dies indvlgentiarum Capelle sancti Jeronimi.* 

Q. Die Papierhandschrift 2953 derselben Bibliothek mit 
271 Blättern in Quart, geziert mit teilweise colorirten Mi- 
niaturbildern. Fol. 163 a — 205 a das Leben des heil. Hiero- 
nymus mit Lücken und unvollständig. Ausserdem enthält die 
Hs. noch 13 Stücke verschiedenen Inhalts. 

R. Die Papierhandschrift G. 8 mit 512 Seiten in Quart 
des Stiftes Melk. Seite 1 — 18 : ^Das ist ein von^ede auf di 
den do wider ist di deutschen di do noczlich vnd tilglich ist 
den manschen czu selikeit iren zehn.' 18 — 21 : Ejusdem alia 
epistola ejusdem argumenti. 21 — 389 Leben d*is heil. Hiero- 
nymus. 389 — 392: ^Von dem übel, das czukünftig spelem 
vnd pösen pf äffen di leytheüser vnd spiler seint,^ 392 — 444: 
^Alhy hebet sich anne von dem heiligen leichnam eine gete 
lere vnd dar nach czwelf n'öcze von vnsirs heren leichnam 
amen.' 444 bis Schluss: ^Hy hebet sich an eine gute lere von 
der vorchte vnd der libe Amen."* 

Schluss: ^Hy bot dis buch ein ende. Daz das buch ge- 
schriben ist, daz si gelobit vnse herre ihesus crist von Jo- 
hannis torgaws hant, dem helfe ihesus der gute in daz hime- 
lische lant/ 

S. Die Papierhandschrift Gh. A. no. 27 der herzogl. 
Bibliothek zu Gotha. Die Hs. enthält 207 Blätter mit 44 
Zeilen auf den gespaltenen Seiten. Sie bringt nur das Leben 



— xxxvni — 

des heiL Hieronymus mit roten CapitBlüberschriften und roten 
und blatten Initialen. ^) 

T. Eine Vorauer Handschrift {vgl. Nro. 5 der Soliloquien 
S. XXVII). 

U. Die Handschrift Ch. A. no. 21 der herzogl. BibL zu 
Gotha, wol dem XVI. Jahrhundert angeh'örig. Einige Blatte 
der Hs. sind Pergament^ so 1, ff, 7, i2, die übrigen Papier. Die 
gespaltenen Seiten haben je 41 Zeilen, die Initialen sind ge- 
ziert, in dem ersten D finden wir in roher Malerei den heil. 
Hieronymus mit dem Löwen. Fol. 1 — 72 b steht das Leben 
des heil. Hieronymus, worauf noch mehrere Stücke mit ver- 
schiedenem Inhalte folgen. ^ 

V. Endlich ist noch einer Hs. Erwähnung zu tun, von 
welcher Feifalik a. a. 0. 201 redet, wnd ivelche der Buch- 
händler E, Mai in Berlin im Jahre 1854 feil geboten haben 
soll. Die Hs. ist seitdem verschollen. 

Zu diesen Handschriften kommt noch ein Druck in nie- 
derdeutscher Mundart, welcher 1484 gedruckt wurde unter 
dem Titel: 'Von dem Leben des h. Hieronymus; uth <Jem 
latin in dudesch gebracht durch Johannes Büscop to Oluntz. 
Lübeck, durch Bartholom. Ghothan, 1484 in Quarto/ ') Ein 
Exemplar dieses seltenen Druckes befindet sich in der aca- 
demischen Bibliothek zu Helmstädt, und sind über dasselbe 
nähere Daten zu finden bei Jacob Bruns, Beitrag zur kri- 
tischen Bearbeitung unbenutzter alter Handschriften. Braun- 
schweig 1802, erstes Stück, S. 94 — 102, Bruns hat auch Aus- 
züge gegeben, und nach ihm hat die Dedication wiederholt 
Feifalik a. a. 0. 208, Beil. IL 

Auch die königl. Bibliothek in Berlin besitzt ein Exem- 
plar dieses Druckes. Der Quartband enthält 157 Blätter und 
wurde 1484 in Lübeck gedruckt nach den Schlussworten: 



') Vgl. Jakobs und Ukert^ Beiträge zur älteren Litteratur oder Merk- 
uDÜrdigkeiten der herzogt. Bihl. zu Gotha 11, 111. 

^) Genauere» über diese Hs. ist zu finden hei Jacobs u. ükert a. 
a. 0. lly 107 ff. 

3) Vgl. Feifalik 196 und Hain, Repertorium jf, 2, 329 b, Nro. 6723. 



— XXXIX — 

'Mille quadriiigentis simul octuaginta retentis In quarto 
cristi pro laude [dei] decus isti. Hoc opus arte mei perfectwm, 
Bartkolomei. Ghotan degentis et in urbe Lübeck residenfis,' 

Der Bandy der mit der Signatur Eq q 380 versehen ist, 
enthält auch das in demselben Jahre in derselben Druckerei 
erschienene Werk: [Dyt is dat register auer dat nutche bock 
dat hyr na volghet gheheten] dat Lycht der seien auf 
fol. 1—72. 

Die erste Seite ist leer. Auf der ztoeiten beginnt das 
Register über d^as Leben des h. Hieronymus. Da^ letztere 
beginnt nach dem ^dat Lycht der seien' auf fol. 73 und 
endigt 228, Blatt L58 ist herausgerissen und fehlt. Das 
Leben des heil. Hieronymus ist mit Holzschnitten geziert und 
zwar sind es folgende. Auf fol. 74 b ein Holzschnitt, dar- 
stellend den heil. Hieronymus. Er kniet vor einem Baume 
mit der Geisel in der linken Handy hinter ihm ruht der Löwe. 
Im Hintergrunde tüt^nen sich Felsen auf. Auf fol. 76 a ist 
wieder ein Holzschnitt mit der Unterschrift ^Beatus Eusebius,' 
Er sitzt im Pluviale und mit der Infel auf dem Haupte vor 
einem grossen Buche. Auf fol. 145 b ist ein Holzschnitt mit 
der Überschrift: ^Dit ys dat steruent sunte Jeronimi/ Hie- 
ronymus liegt auf einer Decke, um ihn her sind seine M'&n^Jie 
versammelt y von denen einer die heil, Hostie hält. Auf 
fol. 146 b findet sich derselbe Holzschnitt wie auf fol. 76 a, 
nur stellt er hier nach der Unterschrift den heil, Augustinus 
vor. Auf fol. 162 a ist ein Holzschnitt mit der Inschrift : 
*De vorweckinghe dryer doden mit deme cleyde sunte Jero- 
nimi/ und fol. 165 b bringt denselben Holzschnitt wie 145 b 
mit der Überschrift: ^Hyr na steyt dat steruent sunte Eusebij.' 

In demselbdn Jahre, in welchem die niederdeutsche Be- 
arbeitung gedinickt wurde, erschien auch eine holländische 
Übersetzung unter dem Titel: '^Johannis Bisscop to Oluntz 
von dert Hilligen Levende S. Jeronimi S. Augustini Eusebi 
und Cyrilli. S. 1. et t. 1484 in Quarto. ^) 

Wie aus dem voran stehenden zu ersehen, ist die hand- 
schriftliche Überlieferung für das Leben des heil. Hieronymus 

^) Vgl, Ftifalik 196 und Htiin^ Repertorium a. a. 0, Nr, 6724. 



— XL — 

eine sehr ausgiebige ; und es ist wol keinem Zweifel unter- 
worfeuj dass hie und da noch eine oder die andere Hand- 
schrift sich vorfinden dürfte. Allein für die Bearbeitung des 
Textes kommen doch nur die ältesten Hss, in Betracht; in 
den späteren ist die Sprache bereits ganz neuhochdeutsch^ 
andererseits ist auch der Text selbst in seiner ursprünglichen 
Reinheit nicht mehr vorhanden. Es schien also zu genUgeny 
blos die drei ältesten Hss, für die Herstellung des Texten 
heranzuziehen, umsomehr als jede dieser Hss. denselben ziem- 
lich fehlerlos überliefert, so dass durch eine Vergleichun^ 
derselben und Heranziehung des Originales der Text ohne 
Schwierigkeit sich herstellen Hess. 

Zu Grunde gelegt wurde die Hs. B, die des Klosters 
Hohenfurt in Böhmen, denn diese ist, wie mit Sicherheit an- 
genommen werden kann, in Böhmen oder Mähren geschrieben, 
was aus dem am Schlüsse eingezeichneten mährischen Wappen 
zu ersehen ist. *) Auch die Wiener Hs. C wird hier ge- 
schrieben toorden sein und sich längere Zeit in Böhmen 
befunden haben, da in dieselbe ein tschechisches Stück ein- 
geschrieben ist. Die älteste Heidelberger Hs. A dagegen ist 
in ihrer Schreibweise zu sehr bairisch gefärbt, als dass sie 
bei der Beurteilung der Sprache Johanns besonders ins Ge- 
wicht fallen könnte. Die Stücke, die Johann selbständig seiner 
Übersetzung eingefügt hat, wurden überdies von Prof. Martin 
auch mit der Münchner Hs. N {Cod. germ. 60) verglichen^ 
und die betreffenden Varianten sind eingetragen worden. Den 
niederdeutschen Druck in Berlin hat Dr. Toischer collationirt 
und mir die Ergebnisse dieser Vergleichung mitgeteilt. Diese 
Lesearten erscheinen allerdings nicht eingetragen; allein an 
manchen Stellen toaren sie doch ausschlaggebend. Der Über- 
setzer ins Niederdeutsche hat gewiss eine gute hochdeutsche 
Vorlage gehabt, die der Hs, A sehr nahe stand; und überall 
da, 100 ein Abtoeichen von den drei ältesten hochdeutschen 
Hss. notwendig toar, konnte, dem niederdeutschen Drucke ge- 
folgt loerden. 



') Vgl. Martin, Zs. f. d. Altert. XXIII, 438. 



— XLI — 

Was nun die äussere Gestalt des Textes anbelangt, so 
zerfällt derselbe in drei grössere Abschnitte entsprechend den 
lateinischen Briefen des Eusebius an Damasus und Theo- 
dosiuSj des Augtistinus an CyriUus und des Cyrillus an Au- 
gustinus. In den Hss. sind die Anfänge dieser grösseren 
Abschnitte durch sorgfältiger gemalte Initialen bezeichnet. In 
C fehlt das verzierte D am Anfange des dritten Briefes; 
doch ist ein grösserer Raum frei gelassen, und sollte der 
Buchstabe wol später eingetragen werden. Die einzelnen Ab- 
schnitte zerfallen icieder in Capitel, welche jedoch nur in der 
Münchner Hs. 60 numerirt sind. In dieser Hs. ist zugleich 
die Vorrede zum zweiten Briefe als 120. Capitel dem ersten 
Briefe angefügt; nichts destoweniger zeig f. es doch auch schon 
die Überschrift: ^des Bischoffs vorrede.' In der Hs. B haben 
die Capitel des ersten und dritten Briefes rote Überschriften, 
welche jedoch erst später hinzugefügt wurden und zwar von 
ungeübter Hand: häufig sind dieselben ganz sinnlos^ oft ganz 
allgemein gehalten oder bestehen aus einem herausgerissenen 
Satze des folgenden Textes. Am Anfange eines jeden grösseren 
Abschnittes hat Johann eine eigene Einleitung und am Schlüsse 
des ganzen Werkes ein selbständiges Schlusswort hinzugefügt. 
In Bezug auf die Schreibung wurde bei der Bearbeitung 
des I^extes in mancher Beziehung von den Hss. abgewichen, 
um wenigstens einigermassen consequent zu sein. Doch durfte 
dies nur in solchen Fällen geschehen^ wo an der Hand der 
Hss. sich eine gewisse Regel für die eine oder die andere 
Schreibweise ableiten Hess. Wo dns nicht der Fall war, 
wurde die Hs. B auch in der Orthographie zu Gründe ge- 
legt. In Bezug auf den Sprachgebrauch Johanns schien es 
aber auch notwendig andere Denkmäler heranzuziehen und 
darunter namentlich solche Urkunden, die uns im Ori- 
ginal vorliegen und die wenigstens mit Wahrscheinlichkeit 
auf Johann zurückzuführen sind. Gewissheit darüber kann 
man allerdings nicht gewinnen, da die Urkunden von dem 
Aussteller nicht mehr gezeichnet wurden. Die Ausbeute an 
solchem Material war nun allerdings eine sehr geringe. 
So sind unter den 349 Urkunden, die Pelzel in seinem 
Urkundenbuche abdruckt, bloss 88 deutsche, und nur wenige 



— XLII - 

stammen aus des Kaisers Kanzlei^ oder wenn sie aus der- 
selben stammten, so ist kaum anzunehmen, dass sie von 
Johann herrühren. Nichtsdestoweniger aber ist aus diesen 
wenigen Stücken schon zu ersehen, dass in der Kanzlei bereits 
eine ziemlich consequente Schreibung Platz gegriffen hatte: 
sie sind mehr oder minder getreu in der Sprache Johanns 
abgefasst und geben dieselbe , in ihren wichtigsten Eigentüm- 
lichkeiten genau wieder. So eine Urkunde vom 1, April 1347,^) 
eine solche vom 28. August 1348 f^) vom 25, Juni 1349^) u. a. 
Von Urkunden, die mit Wahrscheinlichkeit auf Johann 
von Neumarkt seihst zurückzuführen sind, kann ich nur eine 
einzige anführen. Dieselbe befindet sich im mährisch-ständi- 
schen Archive sub Nro. 75, ist auf Pergament geschrieben w?ui 
mit einem Doppelsiegel versehen,'^) In der Urkunde bestätigt 
Karl IV. das der Gemahlin des Markgrafen Jost von Mähren 
Elisabeth^ der Herrscherin von Oppeln, angewiesene Leih- 
gedinge Cimburg, Bisenz und Napagedly und ausgefertigt ist 
dieselbe zu Prag am Freitag nach 11000 Jungfrauen (28. 
October) 1372. Zum Schlüsse heisst es : 'Ad mandatum Cesaris 
Cancellarius.' Damit ist freilich noch nicht gesagt, dass der 
Kanzler, und dieser war damals Johann v. Neumarkty die 
Urkunde selbst geschrieben; allein in näherer Beziehung stand 
er zu derselben doch, und vielleicht wird er das Concept der- 
selben angefertigt haben. In diesem Schriftstücke nun herrscht 
genau dieselbe Sprache wie in der Hohenfurter und Wiener 
Hs. C des heil, Hieronymus, Und vielleicht ist es nicht zu- 
fällig, wenn wir in dieser Urkunde eine Redensart finden^ 
die uns sogleich in der Einleitung zum ersten Briefe des 
heih Hieronymus wieder begegnet, wenn dieselbe auch etwas 
allgemeiner Art ist: 'So sullen sie sulchen gebrechen ir 
derfuUen vfF andern gewissen guten, die nechste dobei ge- 
legen seint/ ^) 



*) Pelzelf ürkundenhuck Nro. XL IL 
») Ibid. LVL 
») Ibid. LVIL 

*) Die Urkunde wurde abgedruckt von Chytil in den Schriften der 
mähr,-8chles, Gesellach. des' Ackerbaues etc. II, 71, Vgl. auch Huber 5143. 
6) Vgl, unten 2, 2/. 



— XLHI — 

Wenn mm im folgenden versucht wird, die Sprache Jo- 
hanns in ihren Grrundzügen, so weit dies eben auf Grundlage 
eines Prosawerkes möglich ist, nach den drei ältesten Hss, 
darzustellen, so tourde dabei auch auf diese Urkunde Rück- 
sicht genommen, da dieselbe, wie schon bemerkt wurde, in allen 
Einzelheiten mit der Sprache in den Hss. B und C des heiL 
Hieronymus übereinstimmt Um auf dieselbe verweisen zu 
können, bezeichne ich sie mit u. 

Für a steht in allen 3 Hss. o fast regelmässig in dorauz 
19, 3; dorumb 25, o; dorczu 26, o; worumb 19, 23 und 
anderen ähnlichen Zusammensetzungen. Diese Schreibung wurde 
auch in den Text aufgenommen; wo aber sonst noch o für a 
steht, konnte das als Schreiberwillkür amgesehen werden und 
unberücksichtigt bleiben, da weder eine Übereinstimmung der ein- 
zelnen Hss. vorhanden ist, noch auch in einer und derselben 
Es. irgend eine Regelmässigkeit herrscht. So steht o für a 
in nomen 23, 10 (Ä); nomen 1, 5; rosenvorber 1, 14; mo- 
nigen 4, 14 (ß) u. a. Seltener ist diese Schreibung in der 
Hs. C. Sonst steht noch fü/r a: e in tegleichen 10, 21; 
ritterscheft 18, 13; veter (sing.) 92, 4; 104, 11 (Ä); wun- 
derheftigen 17, 1; vorbotscheft 32, 10; bermiclichen 98, 8; 
demach 161, 1 (B) u. a. ; ritterschefte 18, 13; encker 104, 14; 
scheden 205, 20; gertner 207, 24 (C) u. a. 

Für e steht i (y) in wegirttng 11, 6; begyrvnge 59, 
17 (Ä); femer ä in v&chten 60, 25; wäste 42, 6 und 6 in 
woste 176, 20 (B) und ei in reichten 211, 22 (C). 

FüA* e steht a : machtige 13, 2 ; krafte 67, 1 ; aptessynne 
117, 16 (Ä); hochfartigen 24, 5 (B); ei in beheiglich 70, 
12 (A) ; allermeiniclich 14, 6 und fast immer in diesem Worte ; 
reichenung 216, 17 (C); ferner 6 in schopfere 60, 19; w611e 
68, 11 {A); schömet 11, 9; vortrSget 29, 28 (B); o in 
schöpfet 16, 2; schopfer 76, 28 (A) ; und k in schämet 105, 
11; ganczlichen 140, 24 (B). Verdoppelung des e steht in 
meer 82, 11 (B). Die Vorsilbe zer wird in allen drei Hss. 
neben cze auch czu geschrieben: czubrochen 4, 3 u. o. Syn- 
cope ur\d Apocope eines e ist sehr häufig in allen 3 Hss. : 
ertreichs 4, 7 ; warn 4, 9; 1er 3, 12 u. a.; doch auch ein 
iiberflüssiges q findet sich öfter; mage 96,19; wille 116,11; 



— XLIV — 

entstünde 131 y 4; schole 133, 24 n, a. Für d(is schwache e 
in den Endungssühen erscheinen verschiedene Laute : verkerät 
69, 9; red&t 65, 25; keraht 19, 15; wartat .93, 1; be- 
gegenat 150^ 19 u, a. (A); meistirleicher 16^ 20; jugont 

18, 1; vergessen 29, 25; holsat 72, 3; czehoren (Zähren) 
77, 21 ; nahant 79, 4; werot 152, 15; gobot 185, 17 w. a. (B); 
guttir 20, 13; purpir 29, 9; reitzeit 52, 16 (C). 

Für i, das oft mit y bezeichnet wird, steht e : vergezzest 
47, 12; scherm 89, 13 ; aptessynne 177, 8; fursechtiger 203, 
6 {Ä); sprecht 21, 16; vorwerfert 30, 12; begerig 38, 3; 
einsedel 110, i; der 124, 1; wesen 151, 4; schef 174, 15; 
brengen 221, 14 u. a. (B); brenge 20, 14; vomeme 215, 
17 (C); feimer ie: briemvenden 72, 5; liest 50, 2 ; vergiezzet 
55,5; wierde 78, 15; wierdichait 127, 2; schiefF 212, 18 (A); 
wier 29, 3; mier 29, 5; wiert 29, 7 ; ir 31, 8 ; kirchen 
47, 5; dyer 73, 19; schief 2i 2, 18 (B); in C findet »ich 
diese Schreibung nicht, ei für e steht in seint (ex quo) 18, 
10 u. ö. {Ä); seint 21, 17 {B); seint 21, 17 und immer C; 
so wird auch oft das Verbum (sint) geschrieben. Endlich steht 
für i ü (u): stürbet 20,4; stürbet 20, 3; gemuscbet 45, 22; 
subenstunt 144, 3; wurde {mhd. wirde) 198, 17 (B); br&n- 
nende 4, 21; dertr&ncke 20, 16 (C). Alle diese Abweichungen 
sind jedoch mir Ausnahmsfälle gegenüber der regelmässigen 
Schreibung und wurden in den Text nicht aufgenommen. 

Für o steht u (ft): sulch 10, 5; schul 15, 26 {A); be- 
kumen 33, 25; gelubet 185, 1 ; sulche 24, 1 (auch selchem 
geschrieben 5, 10) (B); sulches 3, 2; sulcher 14, 18 (C); 
ferner a: ab 29, 25; haniksaim 64, 2 {A); walde 2, 19; 
gesprachen 2, 20; warten 2, 22; entslassen 4, 11; pharten 
13, 13 u, a, {B) ; auch diese Schreibung, die sich in C nicht 
findet, blieb wie die folgende im Texte unberücksichtigt. Es 
steht nämlich noch & für o: w5nt 22, 1 ; h&l 23, 16; dSner 
64, 9; gote 104, 24 (A); w61de 21, 19; bekomet 44, 13; 
schSlden 137, 2 (C); endlich findet sich, einmal ft für o in 
wftrden 73, 15 (B) {vielleicht blos eine Correcturf). 

Für ö tritt ganz vereinzelt e ein : lebleich 21, 2 (A) ; mecht 

19, 11 ; kestlich 36, 2 ; durchlechert 46, 5 u, a, (B) ; einmal 
Sl: mächt 39, 12 (B); in C findet sich diese Schreibung nicht. 



— XLV — 

Sonst wird ö mit ö oder 6 bezeichnet, oder der Unüaut wird 
gar nicht ausgedrückt : öl 23, 6 ; möchte 43, 9 ; gotlicher 22, 
22 u. a. (B); gotlicher 22, 22; durchlöchert 46, 5; ole 23, 
6 u. a. (C). In den Text wurde nur dort ö gesetzt, wo es 
in B steht» 

Für u steht u: tugende 3, 7 ; sust 23, 20; sune 96, 11; 
munde 136, 10 u, a. (Ä) ; kurczweil 36, 4 (B); gedWdiclich 
14, 22; s&st 23, 20 «. a. (C); femer o in kommer 28, 17 
u, ö. (B) ; vnbekomert 29, 12 und regelmässig in somie 32, 15 
und son (sones 56, 7) (C); 5 für u findet sich in bek5mert 
25, 27 und gSnne 200, 27 (C); endlich findet sich ue in 
fluez 7, 9; 108, 9 {Ä), 

Für ti finden wir entweder & oder hlos u : wurket 3, 8 ; 
verkuntet 4, 6 ; erfixlt 4, 18; fürst 8, 4; vurchtet 20, 13 
u. a. (Ä); gewurket 3, 7; sunder 13, 26; kundiget 16, 1 
u. a. (E). Selten steht ü : fürleget 3, 25 ; sünder 25, 2 u. a. {B); 
Sünder 13, 26; vürsatze 35, 21 u. a. (C). Bezüglich dieser 
Schreibweisen wurde bei der Herstellung des Textes vorgegangen 
wie bei ö. Sonst findet sich für ü : a m varchten 16, 22 (B) 
i in Binden 27, 7 u. ö. in diesem Worte (B); ge wirket 5, 7 
wirket 26, 5 u. ö. (C); o in vorchtent 21, 4 u. ö. (A) 
vorchten 16, 22 (C), welche Schreibung loegen ihrer Regel- 
mässigkeit in den Text aufgenommen umrde; vorsacze 35, 
21 (B); möglicher 34, 2; antworte 37, 13 (C); endlich 6 
für ü: vnmöglich 29, 1; kSnig 182, 1 u. a. (C) und e in 
vmmegelich 55, 8 (B), 

Für §i steht ziemlich übereinstimmend o m do und seinen 
Zusammensetzungen (dovon 18, 11 ; do 19, 6) und umrde 
dieses o beibehalten. Vereinzelt findet sich dieses o auch sonst 
namentlich vor Liquidis: on 17, 7 ; schof 17, 11; wor 79, 
21 u. a, (A); worhaftiger 4, 12 ; noch 6, 17 ; worheit 16, 10; 
hot 18, 15 u, a, (B); alczumole 2, 11; woren 5, 16; wor- 
haftiger 4, 12; one 25, 8; some 28, 10 u. a, {C); sonst 
findet sich für &: b in w5rhait 5, 18; 6n 10, 7 ; nSdel 34, 3; 
höher 164, 28 u. a. {Ä); femer e in schefF 27, 17 und be- 
gebet 195, 18 und k in wären 147, 10 (jB). 

Für se steht in den weitaus meisten Fällen e, so dass 
dieses auch in den Text aufgenommen werden konnte: meren 



— XLVI — 

3, 16; wer 9, 11; marterer .9, 12; swerleich 22, 4; seiden 
50, 5 (Ä); Bwerem 16, 10; vnstetes 16, 26 «. a, (B); an- 
dechtigen 13, 3; swerem 15, 10; vnfletikeit 36, 13 (C); es 
findet sieh aber auch &: swirer 10, 6; w4re 23, 11 ; vnsälde 
189, 8 {Ä); ferner a: angedachtigem 13, 23; Bundar 20, 1; 
adelares 69, 14 (Ä) ; vnflatigen 207, 22 (ß) ; endlich ei : vn- 
fleitikeit 56*, 13 {B); seiliger 7, 9 und immer in diesem Worte; 
vnderteinig 124, 29; gereit 197, 2 (C). 

Für fe steht a: gelarte 71, 18 (Ä); gelarte 7i, 18; vor- 
karten 137, 22 (BC); einmal steht bieten für hfeten 14% 
11 (B). 

i ist fast durchaus aufgelöst in ei (ey): weis 3, 4; 
seinez 3, 12; mein 6, 16; streit 12, 3; geitichait 46, 26; 
pey 9, 11; bey weylen 10, 16; schreyne 47, 10; preymen 
226, 11 (A) und so auch in den beiden andern Hss.; femer 
ai (ay): naygen 145, 13 (Ä); ailet 37, 21 (B); es erscheint 
ew in fleisschlewchen 21, 8(B); ie in bescbrieben 749, 28; 
Hecht 204, 8 (J5). Die Nachsilbe Heb wird in A immer, in 
B manchmal (in C nicht) leicb geschrieben, und wurde im 
Texte Heb beibehalten. {In u findet sich diese Silbe llmal 
und immer in der Form lieh.) Erhalten hat sich i nur in 
folgenden Fällen: byinelricb 15, 14; dines 27, 21; selden- 
ricbe 83, 24; schriben 113, 8; triualtikeit 117, 5; paradis 
135, 2; bliben 137, 2 und in mehreren Forrnsn des Subst. 
vlant (vinden 45, 17 neben veint 73, 14) (B); seldenriche 
83, 24 und in der Silbe lieh (froliches 18, 18) {C). 

Für d steht a: awe 21, 1 (A); tad 2, 22; brat 3, 25; 
geharsamichhen 24, 7 ; awe 39, 16 u. a. {B); öfter findet 
sich b: pSzhait 8, 16; schSz 17, 12; hoch 22, 4; t5t 64, 26; 
tr6st 77, 4 (Ä); einmal oe in gepoet 162, 12 und sneder 
(pos.) 169, 13 (B). 

Für oe steht entweder & oder Mos o: gehöret 3, 14; 
b&zzen 11, 24; gefcronet 14,8; boren 3, 17; höchstes 5,21; 
gekronet 21, 7 (Ä); b6se 29, 16; betöret 55, 3; 'romischen 
1, 4; brodikeit 10, 3; gekronet 21, 7 (B); getötet 13, 25; 
höhe 15,18; gekronet 21, 7; bosze 12, 3; gekronet 14, 8; 
betöret 55, 3 (C) ; seltener findet sich e für ob : gekrenet 14, 8; 
enplesset 19, 3; treste 102, 21 u. a. (B) und terechte 208, 6 (C). 






— XLVII — 



ü s^eA^ nur in naturleichen 5, 23, [doch natirlichen 146^ 
14 (B); naturliche 14, 1 {C)] und in den Präpositionen tz 
13y 26 und vfl* 20, 16, die aber nur in C fast immer so 
geschrieben werden; sonst wird ö zu au (aw): auf 4, 5; 
daucht 10, 14; haus 16, 17 ; haut 21, 8; hawse 4, 23; bu- 
sawme 13, 11 ; mawem 49, 3; crawte 105, 26 (Ä); dauchte 
10, 14; auf 20, 16; vorsawmet 27, 5 u. a. (JB); haut 21, 8; 
haus 61, 4 u. a. (C); ew für ü findet sich nur in sewl 15, 
6 (A) und e& in vorse&met 27, 5 ((7). 

ei (ey) wird nv/r öfter in A, selten in B, gar nicht in 
C zu ai, und konnte dieses im Texte unberücksichtigt bleiben 
weyshait 3, 2; heylichait 3, 9; maister 3, 19; arbaiten 3, 22 
gaistlichen 4, 20; chainer 5, 22; gestain 7, 18 u. a. (Ä) 
alaine 16, 25; maisterschafk 87, 14 u. a. (B); es erscheint 
femer e für ei: vnvormelte 46, 20; gestlicher 50, 4; en- 
ueldig 58, 12; heiigen 78, 24; flessiclichen 128, 3 (B); bede 
79, 24 (C) und i kristenhit 6, 21 ; gerechtikit 22, 22 (B). 

ie ist sehr oft in i ,(y) zusammengezogen: lichtez 3, 2; 
sichtag 17, 26; tir 23, 22; nymant 22, 1 u. a, (il); ebenso 
in B, nwr tritt hier die Contraction viel häufiger ein, C hat 
im Inlaute ie nur in diet 8, 1; liez 14, 23 \ hiez 136, 25; 
vier 188, 4\ regelmässig schreibt diese Hs. aber ie im Aus- 
laute, und diese Schreibweise wurde im Texte der Consequenz 
wegen beibehalten*, diphthongisch wurde ie wol kaum mshr 
gesprochen, ü fUr ie findet sich nur in trügerinne 104, 4 (C) ; 
trügnem 69, 18 (J5); und ew für ie einmal in dewplich 
48, 4 {B). 

Ein iu kommt nicht vor; dafür steht u (u, ü): vn- 
kuschait 9, 11; sufczen 10, 16 u. Ö, (A); frtintschaft 7, 16; 
fruntlichen 11, 18; frund 19, 22; fruntschaft 116, 3 (die 
Schreibung frund wurde in den Text aufgenommen, da sie 
sich ziemlich oft findet. Auch in u steht fruntlichen); vn- 
kuscheit 34, 26; geczug 138, 26 u: a, (B); suftzzet 18, 
17 (C); femer au (aw): erlawchtet 4, 9; lawchtet 4, 24; 
lawchter 4, 23; erlawchtiget 13, 7; vnkawsch 14, 17; ge- 
trawer 76, 16 (A); laute 212, 15 (B); iyder kw: läwt 12,3; 
l&wte 48, 8 (A); oder ei in vnkeisch^it 36, 19 {B) und 
ie in enbiete 129, 18 (B). Meistens aber ist iu zu eu (e&^ ew) 



— XLvm — 

geworden: euch 30^ 16'^ heut 69, 23] geczewgen 5, 9] few- 
riger 4y 4\ lewt 9, 16 u. a. (-4); leute 4, iO; lewte 7^ i^ 
tt. a. (5); freuntschaft 7, i6; freund 19, 22; vnkeuscheit 
34, 26'^ leute 212, 15, frewnt 182, 12 (C); /l/r iuw schreibt 
B immer ew, welche Schreibung beibehalten wurde^ C euw 
(euw): trewen 2, 9; getrewen 2, 8 u, a, (fi); re&went 20, 2; 
neuwe 24, 1 u. a. (C), 

i^f^r ou steht au (aw): äugen 3, 10', gelauben 4, 4; 
auch 5, 19', werawbet 9, 14; awgen 49, 12 u. a. (A); ge- 
laubigen 16, 15; getraumet 210, 25 u, a. {B); vngelaubigen 
23, 12; haupt 33, 11 u, a. (C); doch kommt öfter der Um- 
laut vor: gel&ubig 71, 20 (Ä); vngelewbigen 23, 12 (B); 
geleubigen 26, 17; geleubet 41, 21; getreumet 210, 25 (C); 
80719t steht für ou noch a in bamgarten 66, 1 und vrlab 186, 
24 (B). Für ouw steht aw: weschawet 5, 10; frawen 10, 

20 u. a, {Ä); frawen 1, 3; schämen 204, 17 (B); dagegen 
frauwen 1, 3; beschauwet 3, 10; tauwes 5, 1 und immer so (€). 

Für öu steht ew: frewd 3, 3 u. a. (Ä); rewber 23, 20 
u, a, (B); eu (eu, eü): freudenreichen 18, 15 u. a, (C); 
ferner steht für öu ga7iz ausnahmsweise ei: vreiden 4, 18 \ 
freidenreichen 18, 15; äw in czäwmen ii4, 11; aw in fraw- 
den 139, 9 und frawde 220, 13 (B). Für öuw steht ew: 
frewet 20, 21; strewn 27, 17 u. a. (Ä); frewent 20, 2; 
drewet 155, 7 u, a. (B); euw, eüw: freuwent 20, 2; freüwe 

86, 20; dreuwen 168, 16 u, a. (C). Als einzelne Formen 
sind hier zu merken: bestrebet {beströv£) 19, 12 {Ä); droen 
168, 16 (B); bestruet 19, 12; dreuet 155, 7 ((7). 

Für uo steht u (ii, ü) : schuler 3, 1 ; versuchet 8, 12 ; 
tun 14, 21; blut 18, 27; mut 24, 5 u. a. (A); grüne 18, 1; 
suchen 27, 22; künheit 18, 9; muter 30, 20 u. a. {B); 
kunheit Jf8, 9; muttir 30, 20; grüne 18, 1; suchen 27, 22 
u, a, (C). Ausnahmsweise steht für uo ein ue (ue): stuel 

87, 26; st&el 84, 19 (A); grueben 160, 17 (B) und o in 
czo 38, 13 (B). 

Für üe steht ü (ik): stunde 3, 20; geblümten 5, 2; prü- 
fen 54, 21 u. a. {A); pücher 6, 25; guten 19, 19 u, a. (jB) ; 
s6zzen 3, 3; betrübet 15, 7; einmütticlich 14, 19; nüchtern 

21 i 22 u. a. (C); femer ue (ue): wuest 10, 12; wuestvng 



— XLIX — 

11, 12 u. a. {Ä)\ suechten 110, 25; huete 201, 17 u. a. (B)i 
gl&endingen 5Ä, 23 (C), u in sozzeF 5, 5; weruren 5, 22 
H. a. (i4); suzzen 3, 3; einmuticlich 14, 19 u,- a. {B), Ein- 
zelm Formen: dimitiklichen 23, 7; wötendinger 96 j 7 (J5): 
demöUger 32, 2i (C^. 

Die liquidae werden hie und da verdoppelt: schoU 6f 
1 (4); vnschullt 68, 26 (5); alleine 15, 11 (C); himmels 
83, H (B)\ volkommenheit 2^ B {C)] wäiia 3, i2; maynne 
22P, P; ewigenn 6i, 21; geredenn 117, 12 (A); czehernn 
/71, 27 (ß); gesannges P2, 20 (C); anderr 5^, lÖ; vnserr 
78y 14 u. a. (4); tarrechten 210, 20 (B). In den Text 
iourden diese seltenen Ausnahmsfälle nicht aufgenommen. Für 
m steht n: turn 72, 11 (i4) ; schinpf 38, 17; kanpfe 61, 1« (C). 
Für mm steht mf (mv): briemvenden 12, 5; briemfender 22, 
1 (-4). n wb'd vor m und p jferw äi* m: ymmuglich 29, 1; 
empfahe 91, 11 und in leichmam 229, 24 (B); es wird zu 1 
in herczellieber 163, 19 (ß) uvd fällt aus in Qouent 176, 10 
und noen 190,, 4 (J5). 

Für b steht namentlich im Anlaute öfter p : pracht 4, 15 ; 
pald 5^ 13; pogen 5, 23 (A); pitterkeit 5, 7 ; furpas 17^ 
17 (B); enpeute 1,3(0). Doch verliert sich diese anlautende 
tenuis gegen die Mitte der Hs, B und kommt in C überhaupt 
äusserst selten vor, so dass dieselbe in den Ttxt nicht auf- 
genommen wurde. Ferner steht w für b: wogen 15, 21; 
wozzen 16, 3; weschäwet 3, tO; weleiben 5, 7 u. a. (A); 
arweit 14, 6 ; erwirwet 43, 14 u, a. (J5). Für b steht t in 
swefels 219, 3 (A); bufen 215, 28 (ß); ff in s^eff^ls 219, 
3 {€); fern)er v in vesicze 73, 4 (B)\ h fällt aus in be- 
kumert 25, 27; knmmer 28, 27; kommer 28, 27; bek6mert 
25, 27 (C). Für nvaib und seine Zusa^imensetzungen finden 
sich in 3 4 Formen: vm, vmm, vme und vmme, während 
C regelmässig vmb schreibt, was beibehalten wurde. 

Für p steht b: lob 5, 22; dyb 84, 1 u. a. (A); lob 
16, 24; grab 7t, 13; haubdes 163, 4 u. a. (B); lob 16, 24 
«. a. {€); es wird verdoppelt in wappeir 18, 13 (B). 

Für ph steht pf: enpfeftdet 3, 20; enpflängöst 63, 11 
u, a.(A); opfer 49, 12; scharpfen 52] 18 it. a. {E); pfaffen 
12y 8; ampfebest Öl,. 6 u. o. (C)/ ferner pff: kempffer 14^ 

P 



— L — 

7 (A); ppf in scheppfet iö, 2; oppfer 45, 12 u, a. (C)j 
pph: achepphenunge 72, 13; tropphen 86, 21 u. a, (<7); f 
(ff): profeten 29, 11; scherfen 71, 12; fiizstaffen 165,6 {B); 
scharffen 52, 18 (C); pfh: enpf bähest 91, 6 (E); endlieh p 
in pliehtig 70, 1 (Ä); geplantzet 66, 2 und schepunge 
146, 4 (C).. 

Für g steht k : kestalt 28, 16; ehkegen 39, 1 ; gelediket 
59, 10; kegenwurtigen 65, 6 (B); enkegen 39, 1 (C). 

Für k steht ck : gedencken 55, 7; stercket öi, 23 u, a. (A) ; 
gestercken 6, 1; gedancken 13, 6 u. a, (C); ferner ch: 
chundige 3, 14; chan 5, 16; chunde 5, 21 ; gewurchet 3, 7 
u. a, (A); chunst 1, 12; chraft 4, 4; chan 5, 16 u. a. (B). 
In C findet »ich diese Schreibung nicht, und wurde dieselbe 
im Texte auch nicht berücksichtigt, da sie sich auch in B 
gegen die Mitte der Hs. verliert. Ferner steht chk für k : 
wurchket 56, 22; vngeluchke i94, 6{Ä); c: clagebem 2,22; 
creften 7, 10 u. a. (B); kh in khunst 1, 12 (J5). Für c 
im Auslaute steht g, k, ck: mag 5, 17 ; honig 9, 6u. a. {A); 
ding 17, 10 u. a. (BC); gank 78, 11 u. a. (BC); sack 
19, 14; perck 86, 3 u. a, (A); danck 15, 11 u, a. (C), Im 
Auslaute wurde im Texte die Schreibung der Hs, B beibehalten, 
ebenso bei den labialen und dentalen Consonanten, 

Für ck steht k: strike 12, 20; wedeket 15, 18 u. a. {A); 
geschiken 5, 16; gesmek^t 8, 19 u. a. {B); kk in sakke 9, 
4 (A); sakke 9, 4 und bedekket 15, 18 (B); ch steht in 
nachten 77, 24 (B), In C bleibt ck unverändert. 

Für d steht t: vorterben 133, 7 u. ö. (Ä); vorterber 
27, 21; triualtikeit 117, 5; vortampten 140, 7 u. a. (B); d 
fällt aus in noturft 199, 18 (B). In C bleibt d unverändert. 

Für t steht d: schild 4, 3; dobendigen 12,12; schaden 
50, 24 u. a.{A); yeczund 17, 19; kind 18, 16; geburd 117 
6 u. a. (B); geliden 15, 9 (C); t unrd verdoppelt: beraittet 
57, 22; crawtte 105, 26; swertt 51, 15 u. a, (Ä); behütter 
15, 25; gottlichen 28, 14 u. a. (B); cinmütticlich 14, 19; 
behütter 15, 25; dritten 161, 16 u. a. (C). Für t steht ferne?- 
th: thafel 58, 13; thobige 107, 10 (A); kethen 228, 8 (C). 
t^ fällt ab: haup 28, 21; nich 67, 1; beigraf 95, 17; nach 



- LI -^ 

133, 2 u» a. (B) ; dagegen wird t angehängt : erschrakt 164, 1 ; 
leipt 166, 26 u, a, (B); t wird eingeschoben: tawbten 95,27 
(B C\; reichtlich 174, 9 (S). Einzeln findet sich waivJt 

19, 15 (B). 

Für 8 steht z: selbez 3, 11; alz 4, 16 u. a. (Ä); alzo 
30, 25 u. a, (B); alz 47, 3; speiz 22, 4 u, a. (C); zz in 
gewezzen 19, 27 (Ä); sz nur in C: speisze 36, 18; der- 
loszer 72, 9 w. a. s tvird verdoppelt: gewachssen 46, 26; 
derlosset 80, 21 u. a. (ß) ; vnweisses 16, 4 ; wachssen 30, 25 ; 
derlösset 68, 26 w. a. (C). seh für s steht nur in geschlechtes 
207, 25 (JS). Besonders hervorzuheben ist war für was (yerb,) 
171, 2; iS2, 23 (ß), während war {waz), 23, 1 (B) blos 
als 0{n Schreibfehler anzusehen sein wird, 

h un7*d vor t zu ch-: icht 20, 14-, nicht 3, 17 u, a. (-4); 
nüchte 21, 22; geschieht 41, 22 m. a, {BC)'j es fällt aus: 
nit 22, 5; hoe 49, 3 u. a. (A)', hoe 22, 4; empfaer 72, 8 
u, a. (JB); hoe 59, 4; pflitig 26, 19 (C) und steht als pi^o- 
thetisches h in her 30, 22 (JB). 

Für j steht g : gamer 170, 25 (Ä) ; gener 189, 26 (B) ; 
i (y) : iener 37, 5 ; voryagen 74, 4 ; yamer 182, 2 (B), In 
C bleibt j unverändert. 

Für w steht b: verborffen 12, 25; erbelten 13,10; bar- 
haftiger 3P, 25 tt. a. (Ä) ; geburket i5, 28 ; allebege 2«, 2o^ ; 
bebaren 172, 24 u. a, (B) und v: verden 33, 24; vorte 129, 
26 (J3) und andere wenige. In C bleibt w unverändert. Die 
Schreibung h für w wurde in den Text nicht aufgenommen, 
da sie nwr ausnahmsweise vorkommt. 

Für V steht f: frawen 10, 20; fride 11, 5; wider&ren 

20, 25 u, a. (A); frawen 1, 3; jfreiden 16, 2 u. a. (J5); wi- 
derfaren 20, 26; hoehfertiges 37, 14; freftntschaft 146, 3 
u. a. (C); im Texte wurde die Hs. B, genau wiedergegeben. 
Für V steht ferner u : geuallen 20, 27 ; puluer 72,. 19 u. a. (A) ; 
geuaren 4, 7; wideruaren 20, 25 u. a. (J8) und w in vor- 
smehent 33, 24; naehwolgen 41, 10; water 75, 1 (J8). 

f wird oft verdoppelt: gestraffet 4, 14 u. a. (A); ge- 
straffet 14, 5; hilffe 30, 10;, ffrewet 154, 14 a. w. (JS); 
schaff 17, 11; gestraffet 14, 5 u. a. (C). 



-- LH — 

FUr ch steht h : crihiseher 31, 7 (B) ; suhen 49, 7 (C). 
In B finden sich vei*$chiedene Sckreihweisen : geharsamichhen 
24, 7; sichherheit 61, 17 ; heimligkeit *5, 7 ; felschlig 157, 26; 
rukes (jgeruch) 91, 27] erweiken 179, 6] einvackt i77, 15; 
snellischen 163, 26, 

Für qu steht qw : qwamen 86, 1 ; qwellendes 99, 11 {B). 

z wird nur in schaz 58, 10 {H) z geschrieben*, sonst 
wird es mit cz bezeichnet: czungeti 5, 15] wiirczen 26, 18 \ 
encz&ndet 3, 20 u. a. Inlautend und auslautend schreibt C 
tz oder tzz: ketzzerey 3, 20; wurtzzen 26, 18; schätz 68, 
10 u. a. Im Texte wurde für cz im In- wid Auslaute tz, 
im Anlaufe z geschrieben. Sonst findet sich vereinzelt anth 
c für z: cellen 92, 9 (A)] cirheit 122, 17; eitern 16b\ 
25 (B). . 

z T/nt dem B-Laute wird oft verdoppelt: grezzeH 9^ 21; 
fleizz 11, 8 u, a. (A)] suzzen 3, 3; hazz 14, 10 u, a, {B); 
s&zzen 3, 3] muzzen 34, 6 u, a. (C); für dieses z steht 
s (ss): vnderlas 109, 10] has 166, 14 w. a, (A); grosser 
17, 25] mus 22, 4] bas 24^ 25; grose 71, 11 u. a. (ß); 
bessern 70, 14] fleisse 213, 12 u. a. {€). Im Texte tüurde 
im allgemeinen die Schreibung der Hs. B beibehalten, nur 
im Auslaute des Pron. und Adj, tßurde s durchgeführt, da 
diese Schreibung hät^gsr ist. Sonst steht noch für dieses z : 
cz in fleicze 213, 12 (B) und verschiedene Bezeichnungen in 
C: wazsern 66, 10] waszer 16, 2] grosze 71, 4] großem 
143, 1] büße 249, 13; boßen 150, 19 u, a. 

Für seh steht s: salkait 16, 18; er»recke 37, 11] siken 
196, 9 u. a, {A)] byaolf 1, 3] vnsuldigem: 60, 13] gesee 84, 
27> u, a. (J3) ; sa : bissolfe 2, 16 ; krichiBser 7, 1 ; vnkeusser 
14, 17 u. a. (B)} ssdi: bisscholfe 1, 7; czwisschen 13, 21] 
fleiBsches 17, 18 u. a, (B). In C bleibt seh unverändert 

Die Vorsilbe er erhält oft Vorschlag eines d in allen 
3 Hss,: dertrftnck 20,16] dertrunken 20,28] derloser 72, 5 ; 
derloset 80, 21 u, a. 

Wenn wir nun einen Rückblick werfen amf die im vor- 
hergehenden dargestellten Lautverhäitnisse, so finden wir, dass 
diese im allgemeinen dieselben sind, wie sie Müäenhof für die 



- Lni - 

Sprache, die^ um diese Zeit in Böhmen heiirschte, mifgeHdti 
hat, ') Ein i ist nicht gnehr vorhanden'^ denn die 7 Fälle, 
in welchem B noch i schreibtj kommen der grossen Zahl der 
ei gegenüber kaum mehr in Betracht, iu ist gar nicht mehr 
vorhanden, ebenso wenig ein ü und ou: dafür erscheinen als 
allgemein giltige Formen eu und au. üe ist nur in ver^ 
schwindend geringer Anzahl vorhanden, ebenso ai für ei (ausser 
In der Hs, A, die aber wegen ihrer bairischen Schreibweise 
weniger in Betracht kommt). Für uo ist durchaus u ein- 
getreten, für 86 finden wir e, und ie ist weitaus in den meistefi 
Fälhn in i zusammengezogen. Dagegen ist ie für kurzes i 
sehr selten, so dass es kaum in Betracht kommt (etwa 10 
ie für i). 

Zum Schlüsse noch einige Bemerkungen über den Catiso* 
nantismus. Das strenge mhd, Auslautgesetz ist in voller Auf- 
lösung begriffen: in bunter Mannigfaltigkeit wechselt die 
tenuis mit der media. Dieser Wechsel hat auch im Anlaute 
Platz g&griffen, namentlich bei den labialen und gutturalen 
Consonanten, indem dort media und tenuis, hier tenuis und 
aspirata mit einander abwechseln. Doch häufiger nur am 
Beginne der Hs, B : seltener schon in der Mitte schwindet 
dieser Wechsel im letzten Drittel dieser Hs, fctst völlig, 

h vor t und s sowie nach r ist durchaus zu eh geworden, 
dagegen findet sich noch kein zw für tw. 

Das Leben des heil, Hieronymus von Johann v, Neumarkt 
Ist kein Originalwerk, sondern eine Übersetzung aus dem 
Lateinischen, . Zu Grunde liegen dem ganzen Werke unechte 
Briefe der heil, Eusebiu^s, Augustinus und Cyrillus, die aber 
erst nach dem XIL Jahrhundert entstanden sind. Der, erste 
Biief wird dem heil, Eusebius zugeschrieben und Enthält 
einen kt^zen Abriss des Lebens des heil. Hieronymus^ hält 
sich dann lajkgß bei dem Tode desselben auf und erzählt 
in weitschweifiger Weise, wie Hieronymus vor seinem Tode 
seine Mönche belehrt und den Eusebius als Nachfolger ein- 
setzt] wie er allerlei Betrachtungen anstellt über das Wesen 



^) Müllenhoff u. Scher er ^ Denkmäler II, Äufl, XXIX. 



— LIV — 

GotteSy als ein Mönch die heil, Hostie brachte u. s. w. Zum 
Schlüsse werden einige Wunder mitgeteilt^ die nach dem Tode 
des heil, Hieronymus geschehen sind. Der zweite Brief, dem 
heil, Augustinus unterschoben^ su^ht im wesentlichen den Be- 
weis zu erbringen, dass Hieronymus dem heil, Johann dem 
Täufer an Würde und Ehre gleichzustellen sei. Der dritte 
Brief endlich, von Cyrillus an Augustintis gerichtet, erzählt 
nur Wunder, die nach dem Tode des heil, Hieronymiis nid 
in dessen Namen geschehen sind. Dieser Wunder ist eim 
grosse Anzahl und sind manche von gar abenteuerlicher Art: 
so namentlich die Geschichte von dem Erzbischof Silvanm 
von Nazareth (Cap. 27 — 39), das Abenteuer zweier junger 
RÖTner in Constantinopel (Cnp, 46 — 50), die Geschichte von 
einem jungen Mönch (Cap, 82 — 93) u, a. Gerade diese son- 
derbaren Wundergeschichten jedoch scheinen diese Briefe schon 
im Original sehr beliebt gemacht zu haben ; und Feifalik zählt 
schon drei lat, Hss, auf, die sich in der k, k, Universitäts- 
bibliothek, zu Olmütz befinden, und spricht auch von solchen 
im' dortigen Metropolitancapitel, *) In den Hss, sind die 
3 Briefe gewöhnlich verbunden ; im Drucke werden sie in dei' 
Regel den Schriften des heil, Hieronymus angeschlossen, Aus- 
gaben dieser Schriften sind mehrere vorhanden, Sie finden 
sich in der Ausgabe der Werke des heil, Hieronymus von 
Valarsius im IL Bande ; ferner bei J. P, Migue, Patrologiaa 
cursns completus, series I, Paris 1846, I, 239 — 326. Die Aiis- 
gäbe, die ich benützen konnte, ist von Johannes Martianay 
besorgt und erschien unter dem Titel ^Sancti Eusebii Hieronymi 
operum Torrms quintus' bei Rigaud, Paris 1706, Die Briefe, 
um die es sich handelt, stehen auf col, 449 — d07. 

Diese Briefe selbst sind in einem recht schlechten Latein 
geschrieben, und der Herausgeber fäUt über dieselben ein sehr 
ungünstiges Urteil in den Censuren, die er den einzelnen 
Briefen vorausschickt. So lautet die Censur des zweiten Briefes : 
*Deum immortalem, sie ineptiret Augustinus ? Vitam impostor 
ille stultissime simul et indoctissime descripsit : hie se ipsum 



^) Feifalik^ Schriften der mähr.-schles. GefelUch, des Ackerbaues ete. 
IX, 197 y Anm. 13. 



— LV — 

ita refert, ut propemodum vincat balbutie. Neque vero solaM 
eloquentiam requiro, hominem desidero. Mutavit personam 
noster hie histrio, sed vocem ac gestum mutare non potuit/ 
Noch abfälliger äussert sich der Herausgeber in der Censur 
des dritten Briefes, nach welcher der Verfasser nur geschrieben 
haty um Papier zu verderben. 

Diese Briefe sind aber nicht nur von einem schlechten 
Lateiner geschrieben : derselbe war auch ein schlechter Theolog. 
Und so fmden wir in dem ersten Briefe den ketzerischen SatZt 
dass ein Priester im Zustande der Ungnade die Gnadenmittet 
nicht mit Erfolg spenden kann; ja derjenige, der weiss, dass 
ein Priester sich im Zustande der Ungnade befindet und den- 
noch seine Messe hört, der wird der Sünden dieses Priesters 
teilhaftig (s, unt. S. 84, Cap, 114), Also ganz im Gegensätze 
zur Lehre der Kirche, nach welcher die Onadenmittel opere 
operato wirken, vnrd behauptet, dass dies der Fall sei opere 
operantis, welche h^lehre, von den Donatisten im TV. Jahr- 
hundert in Äfrica aufgestellt, durch mehrere Jahrhunderte 
hindurch zahlreiche Anhänger fand. Freilich haben wir in 
der ganzen Stelle mehr einen pathetischen Übereifer als die 
Absicht zu suchen, einen falschen Satz hinzustellen. 

Das nun ist das lateinische Original, welches Joliann. 
V, Neumarkt ins Deutsche übertra>gen hat. Bei dieser Über- 
tra^ung aber hat sich Johann keineswegs sklavisch an seine 
Vorlage gebunden, er gibt vielmehr den lateinischen Text mit 
einer recht verständigen Freiheit wieder. Die undeutschen 
Constructionen, wie Participien, Gerundien, Accus, c, Infinitivo 
löst er auf und stellt so dem lateinischen Texte einen erwei- 
terten, in mehrere Sätze zerlegten gegenüber; allerdings ma>cht 
er dadurch zuweilen den Eindruck der Weitschweifigkeit, An 
Stellen, in denen besonders schwierige lateinische Constructionen 
sich finden, steht er auch nicht an ändernd einzugreifen: er 
macht Zusätze, lässt einzelne Sätze aus, so dass blos der 
Sinn des Originales wiedergegeben erscheint, wobei dann 
die Sprache selbst durchaus eigentümlich ist. Ich halte es 
für das zweckmässigste, ein Capitel des deutschen und latei- 
nischen Textes Tieben einander zii setzen, wodurch die Art 
der Übersetzung Johaams viel besser illustrirt wird als dies 



LVI -^ 



$on$l gesehdien kömite^ Ich 
wdtbem sich Johann noch 
ginal hält. 

Patri Reverendisslmo Diunaso 
Portueiui Episcopo: et Christia- 
nissimo Theodosio Romanorum se- 
natori. Eusebius olim Hieronyini 
sanctissimi diBcipulns, nunc vero 
eodem orbatus lumine, pium do- 
lorem et BuaviBsimani gaudiuin. 
Kttltifarium muUisqne modis oUiu 
DeuB loeutus est oninibus nobis 
per snum dilectigsinyum fiUum 
Manctum Hieronymnm, de Scrip- 
turis sanctis in virtutibus et pro- 
digifs mttUis : quae per illum 
fecit ipse DominuB in medio no- 
Atri, sicut vos scitis, de quo et 
testes sumus, qui eum vldimus 
et oculis notttris eius sanctitatem 
perspeximus : et manus nostrae 
contrectavemnt de 'rerbo eius 
scientiae et dootriuae quibus rita 
manifestata est. Quod ergo vidi- 
mns et audivimus, annunciamus 
vobis. Eramus enim tanquam oyes 
errantes, erroneis et superstitio- 
sis fabulis: nou audientes sa- 
uam doctrinamc sed coacervantes 
nobis pseudopropbetas : qui sur- 
gentes in populo magistri men- 
daces iutroducebant sectas variae 
perditionis, donee iste illaeeseeret 
dies, qui tanquam «ol refolgeas, 
quinquaginta annis et sex meu- 
sibus, multis laboribos et aerum- 
nis, in lectionibus et vigiliis: ut 
nobis frangeret panem doctrinae 
desudans, tenebras errorum pro- 
fugaua, et' eunctos a perditione 
Uberans, eflfulsit in Templo Dei; 
incipieusque ab Oriente usque ad 
Occidentem, auferens bella baere- 
ticorum, eorumque arcum conte« 
rens: ftrma et scuta eorum com* 



t^&hle data erste Capitet^ in 
ziendich streng an das . Ori- 



Dem erwirdigen vater Damasius, 
dem bisehodKe, oardinalen und dmn 
Theodonien, dem römisohea fursten, 
enbeut ich Eusebius, etwen de« alier- 
heiligsten sant Jeronimns schaler, der 
itzunt klares lichtes sulches seines var 
ters vorweiset ist, suzseu smertzen 
and auch suzj&er £reude. ManlgfaUik- 
. lieh und in maniger weis hat d^* al- 
mechtige got init uns allen geredet 
durch seinen allerlibisten sun sant Je- 
ronimns von seinen heiligen Schriften 
in vil wundem und auch in vil tagen- 
den, die der almechtige got durch in ge- 
wurket hat und mitten under uns noch 
teglichen wurket, der wir auch gezeu- 
gen sein wir, die in gesehen haben und 
sein heilikeit mit unsem äugen be- 
schawet haben und gegriffen haben 
mit unsem selbes haadeu, beide sein 
wort und sein kunst und auch sein 
heilige götliche lere, wann sein heiliges 
leben offenbar gewesen ist. Devon 
was wir gesehen und gehört haben, 
dasselbe kündige wir ewrer Übe: wann 
wir etwenne als irsame schaf in grozzer 
irrung irre gewesen sein und gekeret 
waren zu unnützen meren und gute 1er 
nicht hören wolten, stinder wir samp- 
ten zu uns falsche und lug^nhaftig 
Propheten, die aufgestanden waren in 
dem Volke als lugenhaftigmeister und 
predigten vil böser irsamer ketzerei 
untz an die zeit das sich enphenget 
und aufstände diser lichte tag, der 
heilig sant Jeronimus, der itzunt fiinf- 
tzig jar und sechs moneld geschinon 
und geleuchtet hat in dem tempel des 
almechtigen gotes mit vil arbeiten, mit 
vil engsten, mit wachen, mit heiligem 
lesen, auf die rede das er uns fürleget 
da« brot seiner warfaaftigen lere, irre- 



Lvn - 



busait igni. Quoniam m ipso 
Deue posuit prodigia super ter^ 
rani, ut nomen suum manifeßtum 
fieret in nationibus. 



HbX von uojb vertribe und uns g^edlget 
von ewiger vorluste : wann er ange- 
hebt hat von der sunnen aufgang^e und 
hat untz an der sunnen nidergank alle 
ketzer uberstriten und hat die bogen 
irer wer zubrochen umd die stdiüde 
irer l^ehendikeit mit fewriger kraft des 
gelauben verbrennet: wann got mit 
im gewundert hat auf dieser erden auf 
die rede das sein heiliger name ge- 
brütet und vorkundet würde alter- 
meniciiclicu. 

Schon aus dieser Probe wird man einen SchluBB ziehen 
können avf die Art d4r Übereeteung Johanns überhaupt Er 
Uberseszt z, B. nicht Hmquam sdl r^ilgene ;' an dessen SteUe 
setzt er sofM^ den synonymen SiMusesatz der Periode ^eÄulsit 
in templo dei,' welcher im lateinischen Texte erst nach einer 
gafizen Reihe von Participien folft. Diese Partidpien selbst 
werden aufgelöst und in Form von Finalsätzen wiedergegeben, 
ivodurch ^n recht hfharer und vollkommen verständliehm' 
deutscher Sc^z entsteht, und in welche/m dennoch nichts un- 
iibers^it bleibt Das Streben fiach möglichster Deutlichkeit 
tHtt überaü zu Tage; vnd die meisten Zusätze des Über* 
Setzers in dem ganzen Werke f>erfolgen denselben Zweck, Wenn 
es 4t» Lateinischen heisst : ^donee iste illuoesceret dies/ so 
übersetzt das Johann getreu ins Deutsche j allein er föhlt das 
Bedürfnis den Leser nicht in Zweifel zu lassen, was dieser 
Ausdruck ^tag' zu bedeuien habe, wnd er setzt als Apposition 
hinzu: ^der heilig sant Jeronimus/ Eine derartige Einschal- 
tung findet sieh ^fter. So ist 16, 9 'des suzzen hertzen sant 
Jeronimus' eingefügt, und oft werden ganze Sätze eingeschaltet, 
welche das vorangefiende entweder mit anderen Worten wieder^ 
holen oder näher erklären, 24, 26 'und vil bas foget im sein 
sweigea dann sulohe unnutze rede^ die «r so gar unnutzlichen 
saget'; 29^ 3 ^Wir mügen nicht gote und dem teufel beider- 
seit gedinen' sind selbständige Zusätze Johanns, und finden 
sich solche an vielen anderen Stellen. Zur Erzielung grösserer 
Deutlichkeit dient ferner die häufige Einschaltung eines Ob- 
jedes, wenn ein solches im Latein auch nicht deht. 'Ad illu- 
minandum' wird 70, 13 übersetzt: 'der leute hertze zu der- 



— Lvm — 

leuchten', 'ad corripiendum' 70, 14 durch 'sunde zu strafen/ 
Auch auf die Quelle, aus der einzelne Sätze genommen sindj 
weist Johann gerne hin, wenn das im Lateinischen auch nicht 
der Fall ist, wie in dem Saize: ^als uns das ewangelium 
sagef 29, 8. 

Wo dem Übersetzer Worte genug zur Verfügung stehen, 
ist er mit denselben keineswegs sparsam, und er übersetzt ein 
lat, Wort gerne durch mehrere synonyme Ausdrücke. So ge- 
braucht er für 'illucesceret' 'enphenget und aufstunde' 5, 20 
M. a. Allein oft kam es vor, dass Johann für ein lat. Wort 
einen entsprechenden deutschen Ausdruck nur mit Mühe finden 
konnte, und so gibt es eine ziemliche Anzahl i?on Fällen, in 
loelchen für das lat. Wort ein nahezu gleichlautendes deutsches 
gebraucht unrd, wenn es auch nicht a/m passendsten gewählt 
ist^ oder die Übersetzung ist hart und unzureichend. 

So wird 3, 19 magister durch meister Versetzt, pulvis 
durch pulver 72, 19, latro durch loter 72, 22 und noch an 
manchen andern Stell^i, claritas durch klarheit 94, 10, wo 
es nur Ruhm heissen kann. Für das Wort religio weiss er 
keinen andern Ausdruck zu finden als geistlichkeit 46, 20. 
Hierher gehört es auch, wenn er 24, 3 f. ^timenti centu- 
rioni' übersetzt mit 'Centurio behielt von got mit demütiger 
vorchte', also aus dem centurio einen Eigennamen macht. 
Zweimal übersetzt Johann das lateinische aperire mit bedecken : 
15, 1: 'Sant Jeronimus gedult, unsers liben vaters, hat des 
himels höhe bedecket (Aperuit autem caelos patientia eius) 
und 16, 12 'die sie bedecket hetten (aperuerunt). Es liegt 
da eine Verwechslung mit operire vor, und es ist sehr wahr- 
scheinlich, dass in der Hs., die Johann benutzte^ statt des a 
ein o geschrieben war, wodurch sich diese Verwechslung leicht 
erklärt. Eine andere Verwechslung von ähnlich lautenden 
Wörtern findet sich auch 12, 4f: 'und trenket ire seien gleich 
den giftigen spinnen' (et tabescere fecit sicut arenas animas 
eorum); allein trotz dieser Verwechslung gibt die Stelle einen 
guten Sinn: *Die Lehre der Ketzer ist für die Seelen der 
Menschen ebenso verderblich wie das Gift der Spinnen für 
den Körper.^ 



— LIX — 

Die ÜberMtzung ist auch nicht in allen Teilen gleich gut 
gelungen. Der erste Brief verursachte die meisten Schwierig- 
keiten in Folge seines abstrakten Inhaltes und des oft geschraubten 
Stiles» Die zwei folgenden Briefe, die t^esentlich in einem 
erzählenden Tone gehalten sind^ waren viel leichter zu über- 
tragen^ und wir finden in denselben auch ein recht fliessendes 
und gefälliges Deutsch^ da^ nur unterbrochen wird am Anfange 
des 3. Briefes in den Capiteln 13 — 24, in welchen abermals 
von den Dingen im Jenseits gehandelt wirdy die sich der 
Verfasser in seiner Phantasie recht lebhaft ausmalen mochte, 
zu deren Schilderung ihm aber oft die nötige Kraft der Sprache 
fehlte. Im allgemeinen jedoch hat Johann die Sprache ziemlich 
sicher gehandhabt und eine für die damalige Zeit bedeutende 
Gewandtheit in derselben bewiesen. Und schon Denis sagt dies- 
bezüglich Cat. //, 1, 1090: 'Si elocutionem illius cum aliis 
Monomentift gvntgovoig compareS; Silesios iam olim patriae 
linguae prae maltis studuisse dicas. ^) 

Allein es ist doch nicht alles Übersetzung in dem ^Leben 
des heil. Hieronymus' ; wir finden auch ^selbständige Zusätze 
in demsdben und zwar als Einleitung eines jeden Briefes 
und ein Schlusswort am Ende des Ganzen (S, 1 — 2; 107 
bis 108; 128—129; 230^-231). Und wie sich in dem 
ganzen Werke als in einer Übersetzung nichts bemerkens- 
wertes für die Zeit- und Sittengeschichte findet^ so ist das 
auch bei den selbständigen Zusätzen der Fall, Ja die- 
selben sind nicht einmal in ihrem ganzen Umfange selbständig: 
was in der Einleitung zum ersten Briefe (& 2) steht^ wo 
Johann von seinem Unvermögen spricht und alles der Ein- 
wirkung der göttlichen Gnade zuschreibt, wenn er etwas gtUes 
geleistet haben sollte, das ist nwr eine Wiederholung aus dem 
Schlusscapitel des pseudocyrillischen Briefes (230, 11 ff)* Sonst 
sind namentlich die Einleitungen zum zweiten und dritten 
Briefe moralische Betrachtungen, die über gewisse Verhältnisse 
und Erscheinungen angestellt werden. 

Von besonderer Wichtigkeit ist nur die Einleitung zum 
ersten Briefe^ weil wir durch dieselbe wichtige Angaben in 



V Feifalik 197, Awm. U. 



- LX - 

Bezug auf das vorliegende Werk seihet erhalten. Abgesehen 
davon, dass sich in diesem Abschnitte der Verfasser selbst 
nennt, erfahren wir atich, dass Johann die Übersetzung über 
Auftrag einer Markgräfin Elisabeth von Mähren angefertigt 
hat, wodwrch zugleich die Zeit der Abfassung der Übersetzung 
mit Sicherheit bestimmt ist, wenn es möglich ist, die Persönr 
lichkeit dieser Elisabeth festzustellen. 

Wer aber unter dieser Elisabeth gemeint sei, lässt sich 
mit voller Oevnssheit feststellen. Es gab in der Zeit, als 
Johann Bischof von Olmiltz toar, zwei Markgräfinen von 
Mähren mit Namen Elisabeth. Die eine war die zweite GemaJilin 
des Markgrafen Jost von Mähren, Elisabeth von Oppeln, mit 
der sich Jost 1372 vermählte; ^) auf diese bezieht sieh auch 
die Urkunde, von welcher oben 8, XLII die Bede ist. Die 
zweite Elisabeth war die vierte Gemcihlin des Markgrafen 
Johann Heinrich von Mähren, Dieser Johann war in erster 
Ehe mit Margaretha Maultasch vermählt (1327 — 1349),^) in 
zioeiter mit Margaretha, Tochter des Fürsten Niclas IL von 
Troppoiu, seit 1364 in dritter Ehe mit Margaretha von 
Osterreich, der Schwester Rudolf IV,, welche aber schon 1366 
sfarb^ und vermählte sich zum vierten Maie 1371 mit der 
Elisabeth^ Gräfin von Ottingen, Im Jahre 1375 starb Johannj 
loährend Elisabeth bis zum Jahre 1409 lebte. Als Gemahlin 
des Markgrafen Johann lernen wir diese Elisabeth kennen 
aus einer Urkunde, die im Original in dem Stiftsarchive ru 
Baigern aufbewahrt toird, ddo, Brunae in die S, Ypoliti 
Martyris 1375, dwxh welche Urkunde der Markgraf mit 
Beistimmung und auf den Bat seiner drei Söhne und wie er 
selbst sagt; *nec non illuBtris Elisabeth oontfaoralis nostre 
carißsitne' das Karthäuserkloster in Königsfeld bei Brunn 
stiftet.^) 

Johann von Neumarkt versteht unter der Elisabeth, der 
er seine Übersetzung widmet, ohne Zweifel die Elisabeth vo>n 
Ottingen, Gemahlin des Markgrafen Johann* Mit dem Mark- 



') Vgl. Chylily Sehr, der mähr.-schlea, Oeaellach. etc. 11., 43, 

2) Vgl. Chytil a. a. O. 41 ff, 

') Vgl, Steyerers Coment, Älberti IL p. 684, 



\ 



— Lxr — 

graf^n Jost »tand er in keinem guten Einvtmekrmnj und es 
ist schon oben (S. IX) ertPähni worden^ dasa er mit diesem 
in mannigfache Händel geraten ieofir. Dagegeu war das Ver- 
hältniss zwischen Johann v, Neumarkt w^ dem Markgrafen 
Johann IL ein überaus freundliches, und der Bisehof hatte 
diesem auek eines seiner Werke zugeeignet {den liber pOtitificuliB 
S. XIT)^ Es ist daher tMtürlich, dass Johanm auch die 
Gemahlin des Markgrafen in gleicher Weise auszuzeichnen 
gedachte, um so mehr wenn diese, wie er in der betreffenden 
Einleitwng selbst sagt, die Übersetzung des heih Hieronymns 
angeregt hat, 

Ist es aber die Elisabeth von Ottingen, der Johann sein 
Werk zueignMe^ so ist damit die Zeit der Abfassung desselben 
genau bestimmt Es kann dieses nicht vor 1371 fallen, denn 
in diesem Jahre uxurde Elisabeth von Ottingen erst Mark- 
gräfin von Mähren. Andererseits aber wird dasselbe auch 
nicht nach i.97^, dem Todesjahre des Markgrafen Johann IL, 
fallen^ wofür verschiedene Gründe sprechen. Es tourde schon 
oben erwähnt, dass die letzten Jahre des Bischofes Johann 
nicht sorgenfrei waren (S. IX), und in einer Zeit, in welcher 
dessen Tätigkeit durch so viele Zwischenfälle vollständig ab- 
sorbirt werden musste, konnte er sich einer so ausgedehnten 
littera/rischen Schöpfung nicht widmen. Auch die Niederlegung 
der Würde eines kaiserlichen Kanzlers, die im Jahre 1374 
erfolgte (8. VIII) und die Johann sehr verbittert zu haben 
scheint, ist hier in Betracht zu ziehen» Da aber Elisabeth 
1375 Witwe wurde, so hätte sie Johann in seiner Widmuing 
als solche gewiss auch aufgeführt, wie es damals üblich war^ 
Elisabeth hez^hnet sich seihst als solche in einer Urkunde 
des k. k. Arehivs zu Wien ddo. Wien an s. Aidhonytage 
1380, ^) deren Anfang lautet: ^Wir Elizabeth von Gots Gnaden 
Grefinne von Ottingen, etwenn Marchgrefinne ze Merhern 
bechennen und tun chunt etcJ^) 

Zwischen 1371 und 1376 also ist das Leben des heil. 
Hieronymus übersetzt, und diese Übersetzung gewann rasch eine 



') Abgedruckt in Suierera Coment Alherti IL p, 6S4 f, 
') VffL Dohners Monumenta IV, p, Sß6, 



— Lxn — 

allseitige Beliebtkeit. Schon die grosse AnzaM van Hand- 
sehrifteny die sich erhalten haben und sich in allen Ge- 
bieten Deutschlands zerstreut vorfinden, ist ein Beweis, dass 
diese Übersetzung oft wnd gern gelesen wun*de. Derselben 
wird aber a/uch die Auszeichnung zu Teil, in dem Ehrenspiegel 
Ja4^ob Püterichs von Reichertshavsen genannt zu werden, ja 
sie wird in demselben dem Servatius Heinrichs von Veldeke 
gegenübergestellt. *) Die 124. Strophe des EhrenspiegeU lautet: 

'Sanndt Seruassius Legenndt, 

Ein Bischof zu Masstricht, 

Hat woll vnnd schan Bekhent 

Hainrich von Veldeckhe Brocht zu Heiligem Ticht. 

Sam hat von Olmuncz Bischof Hannsz erkhennet 

Jheronimusz Heylligs Leben, 
Vnnd wie auch was er hab die khurz gelemnet/*) 

Wir sehen, dass Pilterich von dem heil, Hieronymus eine 
hohe Meinung hegte, wenn er ihn neben Heinrich v. Veldeke stellt. 
Es hat dieser Umstand übrigens auch einige Verwirrung 
hervorgebracht, indem man glaubte, Johann hätte sein Werk 
auch in Versen geschrieben, und Gödeke *) hielt unseren Johann 
fUr den Verfasser des Lebens des heil. Hieronymus, das sich 
im dritten Teile des Passionals befindet.^) 

Und nicht nur in ihrer ursprünglichen Gestalt war diese 
Übersetzung angesehen und wurde sie gern gelesen : es wurden 
eine niederdeutsche und eine holländische Übersetzung an- 
gefertigt, und beide liegen gedruckt vor. ^) Dagegen scheint 
sonderbarer Weise ein hochdeutscher Abdruck nicht ve$xmstaltet 
toorden zu sein. Feifalik ertoähnt zwar einen solchen^ welcher 
in Nürnberg 1514 bei Hieronymus Höltzel erschien^^) allein 



*) Feifalik a. a, 0, 194, ' Vgl. auch Karajan, ZeiUehr. f. d. Altert. 
VI, n2. 

^) Adelung., Jacob Pilterich von Reicherzhauaen S. 23, 

*) K. Gödeke^ Deutsche Dichtung im Mittelalter. Hannover 1854. S 197. 

*) Feifalik 194. 

^) Vgl. über diese Drucke oben S. XXXVIII. 

®) Dieser Druck ist beschrieben bei Panzer^ Annal-en der älteren 
deutschen Litter atur 7, 165 f. A>o, 776. 



— Lxin — 

es bietet dieser nicht die Übersetzung Johanns, sondern eine 
solche vom Nü^mberger Hatsschreiber Lazarus SpengeL ^) 

Von Herrn, Prof, Martin wurde ich darauf aufmerksam 
gemachtf dass der niederdeutsche Druck des heiL Hieronymus 
benutzt erscheint in dem mnd. Werke : 'Des Dodes danz/ *) 
Der Herausgeber desselben sagt S. 3: ^Auch an das Leben 
des heil. Hieronymus, Lilbek 1484, werden wir an einigen 
Stellen erinnert, und S, 82 in der Anmerkung zu v. 1457 : 
'Von hier ab häufen sich die aus dem b6k der profecien 
entnommenen Stellen, Profec, a 29 b 1 : Sunte Iheronymus 
secht: Salich is de minsche^ de de valscheit diaser werlde 
rechte bekennt. He is noch saliger^ de de stucke disser 
werlde nicht en achtet. He is noch vele saliger, de diser 
werlde woel berouet is. Vgl. Hier. lev. 115 a^ c,66: Salich 
is de dine (o valsche levent!) vaJscheyt wol erkennet^ noch 
saligher is, de di nicht achtet, aller selyghest ys.eyn yslik, 
de diner wol bereuet wert./ *) Und in der Anmerkung zu v. 
1675 finden wir : 'Hieron. Uv. 113 b c. 64 : Sint unse here 
Jhesus cristus dod is, szo schole wy ok gerne steruen, 
wente de knecht nicht groter syn schal denne syn herre.'*) 

Dieses Ansehen, dessen sich Johanns Übersetzung erfreute , 
scheint die Ursache gewesen zu sein fM/r mehrere andere 
Übersetzungen^ die später entstanden. Auf eine solche Über- 
setzung hat schon Feifalik hingewiesen.^) Sie entstand spät 
im XV, Jahrhundert und findet sich in der Handschrift 2956 
der k. k, Hofbibliothek in Wien^) auf fol. 7 a — 71b, Diese 
Übersetzung gibt den lateinischen Text in vielfa^ih verkürztem* 
Form wieder. Eine zweite Übersetzung spät aus dem XV, 
Jahrhundert findet sich in der Hs, 12460 (Suppl. 109) der 
k, k, Hofbibliothek zu Wien, Es ist das eine Papierhandschrift 



') Feifalik 196, Anm. 9. 

*) Herausgegeben ah 127, Band des Stuttg. lit. Vereins von Hermann 
Baethcke 1876, 

») Vgl, untm 62^ 3 ff, c, 66. Benützt ist diese Stelle in ^Des Dodes 
dum' V, 1467^1462. 

*) Vgl. unten 60, 6 ff. c, 64, 

^) Feifalik 195, Anm, 6. 
' «) Vgl, Hoffmann Nro, CCCLX, S. 363. 



- LXIV — 

in folio vom Jahre 1464 nach den Schlussworten 'von aitiem 
prueder Karteuser Ordens auf alfer engel perg in Schnals 1464/ 
Nach der Vorrede finden ivir die ^orte: procht zuo ainer 
schlechten gemainen theutsch die man wol versten mag.' 

Atuih eine tschechische Übersetzung des heil. HieronymiiSi 
ist vorhanden. Auf diese hat gleichfalls schon Feifalik hin- 
gewiesen *) und eine Handschrift derselben erwähnt, welche 
sich in der k. k, Universitätsbibliothek zu Olmittz befindet. 
Diese Hs, hat die Signatur L c, i, ist auf Papier in Quart ge- 
schrieben, nicht paginirt ; die Überschriften tmd Initieäem sind 
rot. Zum Schlüsse steht : ^Dies Buch ist vollendet am Sanudage 
vor dem Tage des heil. Vav^inec im Jahre 1410.' *) Eine 
zweite Handschrift dieser tschechischen Übersetzung besitzt dif 
Prager Universitätsbibliothek mit der Signatur XVIL E. 9. 
Es ist eine Papierhandschrift des XV. Jahrhundei^ts mit 192 
Blättern in Quart. Da» Leben des heil. Hieronymtts hat rote 
Capitelüherschriften und gemalte Initialen. Als zweites Stück 
enthält die Hs. da» Buch Tobias (poczyna Bö kniha Tho- 
biassowa); endlich ein drittes: 'Die keil. Kirche nenni den 
heil. Johann einen Adler, weil er wie ein Adler hoch fliegt^ 
(swateho Jana Ci^rkew swata nazyvra orlem N^b yako orel 
wyssoko leta). Die Handschriften dieser Übef^setzung fährt 
Jungmann in seiner LitteraturgescMchte auf *) ohne eine Mut- 
massung bezüglich des 'Verfassers und der Zeit der Abfassung 
aufzustellen. Ich glaube aber doch annehmen zu dilrfen, 
dass Thomas Strtnp, der die Soliloquien übersetzt heity an-ch 
der Urheber dieser Uebersetzung sei; denn es gab in der 
damaligen Zeit keinen tschechischen Prosaiker, der a» diesen 
herangereicht hätte. Und da dieser am Schlüsse des XIV. 
Jahrhundertes noch lebte, so wäre es imm^erkin mögüehf dass 
er im letzten Jahrzehent dieses Jahrhundertes den heil. Hiero- 
nymus übersetzt hat. Höher hinauf darf man die tschechische 



') Feifalik 196. 

'*) Dokonany gau tyto knyhy w aobotu przed avMtym Wawrzpnczem. 
leta tyaycz a cztyrzyata a dessateho. 

3) Jungmann a, a. O. S. 39 6, Nro. 11, 127; Ä liOa, 866; 
S. 114 a, 912. 



— LXV — 

Übersetzung kaum datiren, ^) Allein auch hier wird man von 
einem Einflüsse des deutschen Werkes nur insofern sprechen 
dürfen, dass dieses etwa die Anregung für den tschechischen 
Übersetzer gab. Eine direkte Benützung desselben dagegen 
durch, diesen ist kaum anzunehmen. Die selbständigen Zusätze 
Johanns von Neitmarkt finden sich in dem tschechischen Werke 
'iucht, und auch sonst schliesst sich diese Übersetzung viel 
enger an das lateinische Original an. Und für den T'schechen 
war es viel bequemer aus dem lateinischen zu übersetzen. Die 
grosse Menge von Participien, die sich in diesen lateinischen 
Briefen finden, und die Johann mit grosser Mühe durch 
deutsche Constructionen ersetzen musste, boten dem Tschechen 
keine Schwierigkeit, da er sie durch den Transgressiv wieder- 
geben konnte; ja er hätte manchen derartigen deutschen Satz 
in die Participialconstruction zurückvertcandeln müssen. Und 
xoir finden fast regelmässig für ein lat. Particip einen tsche- 
chischen Transgressiv. Die Einschaltung gleich im ersten Ca- 
pitelj die Apposition zu dies (vgl, oben S, LVII) findet sich 
zwar auch im tschechischen: 'to gest swaty Jeroiiymus' (das 
ist der heil, Hieronymus), allein in einer anderen Form, Und. 
dann sind solche Übereinstimmungen so geringfügig gegenüber 
vielen anderen Besonderheiten^ durch die die beiden Übersetzungen 
von einander abweichen, dass es wenigstens gewagt wäre, eine 
Abhängigkeit der beiden Werke von einander vorauszusetzen. 

Zum Schlüsse möge mir gestattet werden, dem Herrn Prof. 
Dr, Ernst Martin, welcher auch diese Arbeit anregte und zur 
Durchführung derselben wesentlich beitrug, meinen herzlichsten 
Dank auszusprechen. Auch Herrn Dr, Toischer bin ich zu 
Danke verpflichtet. 

Prag, im Februar 1880, 

A, Benedict. 



*) Vgl. auch Feifalik 201, Anm. 28. 



. 



DAS 



Leben des heil. Hieronymus. 







Brief des Eusebius an Damasus und 

Theodonius. 



Der durchleuclitigen furstinnen und vrawen Elizabeth 
margrafinnen zu Merhern, meiner gnediger sunderlichen 
frawen, enbeute ich Johannes^ von gotes gnadn bischof zu 
Olmuntz, des romischen keisers cantzler, mein demutiges 
gebet. In dem heiligen namen des almechtigen gotes! Gene- 5 
dige frawe, sint den hohen lerer sant Augustinus, dorzu die 
wirdigen bischofe und gelerten meister sant Eusebius und 
sant Cirillus dunket das menschen hertzen, menschen zungen 
und alle Vernunft nicht volsagen oder bedenken mugen sant 
Jeronimus grozze wirdikeit, domit in der almechtige gotio 
hat so mildiklich begäbet: mit welcher kunheit schol ich 
denne seines lobes mich underwinden, sint alle meine kunst, 
die ich bei allen meinen tagen gelernet habe, ein un- 
bederbes nezzelkraut ist neben rosenvarber und violschoner 
kunst sulcher grozzen heiligen lerer und fursten ! Ein iglicher 1 5 
weiser mensch mag mir das wol zu grosser torheit keren 
das ich unmuglicher dinge mich so turstiklichen under- 
wunden hab. Doch entschuldigt mich ewer furstichliches 
gebot, dem ich gehorsam sein schol und wil zu allen zeiten. 

Die ganze Einleitung fehlt Ä, 1 durchleuchtigesten N, furstinne C 
frauwen doppelt N, 2 marcgraffin C gnediger B. 3 bysolf B fa^ immer, 
4 olomucz B» dimitiges B. ö gebete C. genedigen C, 6 seint C immer. 
sant fehlt C, Augustino vnd C, 7 Bisscholfe B, BischofF C. Eu- 
sebio C. 8 sant fehlt C. Cirillo C hercze N. czunge B. 9 voUen- 
sagen C. voldenken N. mögen C. 10 mite B. 11 chunhat B, kintheit N, 
12 denne fehlt C lebens B, mich fehlt B, mein khunst B. 13 aUe B, 
gelernt hab C. ye gelemet N, 15 künste C, grozzen fehlt BN, 
16 mensch weiser B, wohl fehlt BN. 17 vnmöglicher C. dingen B, 
turstichlich C. 18 entschuldiget C. eur C, furstenliches C. 19 ^epete B. 
schol sein B. 

1 



— 2 - 

und hab mich dorein auf gnade des almechtigen gotes 
williklich gesetzet in grozzer hoffenunge das meinem ge- 
brechen derfdllen werde des gute und des volkomenheit, 
der mit sein eines kreften aller werlde vinsternusse er- 
5 leuchtet. Dovou; dnrchleuchtige furstitme und gnedige frawe, 
habe ich in diesem buche gearbeit mit rechten trewen und 
mit ernstlichem vleizze zu wirden dem almechtigen got und 
sant Jeronimus zu eren und zu getrewen dinste ewren fiii-st- 
lichen genaden. Was ir dorinne trostliches und gutes vindet, 
10 des danket gotlichen gnaden; was aber gebrechens dorinne 
funden wirdet, das komet alzumale von meines gebrechens 
wegen: wan ich so gelert nicht bin das ich wirdig sei 
sulche grozze dink zu sinnen und zu tichten. 

Das ist der erste hrif, den sant Eusebius Damasio dem 
^^bischof und dem römischen fursten Theodonio gesant ?iaf, 
dorinne er beschreibet sant Jeronimus leben , seine achbere 
lere, die er gesaget hat seinen brudern in den letzten zelten 
seines todeSj seine grozze andacht^ die er^ gehabt hat, do er 
gotes leichnam enphahen icolde, und seine andachtigen gebet, 
20 die er von gotes leichnam gesprochen hat und efzliche grozze 
zeichen, die geschehen sint in den Zeiten seines todes. Dorzn 
klaget er auch seinen tod mit suftzen und, klageberen warten, 

L 

Z>em erwirdigen vater Damasius^ dem bischofe, cardi- 
nalen und dem Theodonien, dem römischen furdten, enbeut 

I vff C fast immer. 2 hofhunge C mein C. 3 derfuUet C. werden C. 
4 allerwelde B, vinstemizze Cinuner, ö derleuchtet C. durchleuchtigestin ^V. 
gnsiäige B, 6 hab B. buch C. gantzzem C. trenwen C so immer. 7 ernst- 
lich B. den B, und feMt B. 8 Jeronimo C, vnd getr. C. 9 farstenlichen C. 
gnaden &, gutes trostlicheß B. 10 das A C, awer B, doryne gebrechens C, 

II vinden werdet B. chumptB. 12 gelerter C. 14 Das ist der bryff den 
ewsebius gesant hat Überschrift rot B. sante C. damasum B, lÖ den re- 
missen B, gesendet C. 16 Jeronimi (7. sein C. achper N. 18 sein C. 
19 empfahenC. sein andechtiges gebet C, 20 etliche C, 21 seint C fast 
immer, 22 vnd mit clagendingen C. Vor I.: Der bryff der laut alz ir 
vnden hören wert was er mit den äugen gesehen vnd mit den henden 
brytfh hat J5. (Die Überschriften sind immer mit roter Tinte geschrieben.) 

23 erberigen C. Damasus B, Damasio C. dem bischofe cardinalen fehlt C. 

24 dem vor Th. fehlt B C. Theodonio C. remissen B, 






— 3 — 

ich Eusebius, etwen des allerheiligsten sant Jeronimus schuler, 

der itzunt klares lichtes sulches seines vaters vorweiset ist, 

suzzen smertzen und auch suzzer freude. Manigfaltiklich 

und in maniger weis hat der almechtige got mit uns allen 

geredet durch seinen allerlibisten sun sant Jeronimus Von 5 

seinen heiligen Schriften in vil wundem und auch in vil 

tugenden, die der almechtige got durch in gewurket hat 

und mitten under uns noch teglichen wurket, der wir auch 

gezeugen sein: wir, die in gesehen haben und sein heilikeit 

mit unsern äugen beschawet haben und gegriffen haben 10 

mit unsern selbes henden, beide sein wort und sein kunst 

und auch sein heilige götliche lere, wann sein heiliges 

leben offenbar gewesen ist. Dovon was wir gesehen und 

gehört haben, dasselbe kündige wir ewrer libe: wann wir 

etwenne als irsame schaf in grozzer irrunge irre gewesen 16 

sein und gekeret waren zu unnutzen meren und gute 1er 

nicht hören wolten, sunder wir sampten zu uns falsche 

und lugenhaftig propheten, die aufgestanden waren in dem 

Volke als lugenhaftig meister und predigten vil böser irsamer 

ketzerei untz an die zeit das sich enphenget und aufstunde 20 

diser lichte tag, der heilig sant Jeronimus, der itzunt funftzig 

jar und sechs moneid gesclnnen und geleuchtet hat in dem 

tempel des almechtigen gotes mit vil arbeiten, mit vil engsten, 

mit wachen, mit heiligem lesen, auf die rede das er uns 

furleget das brot seiner warhaftigen lere, irresal von uns 25 

vertribe und uns gelediget von ewiger Verluste: wann er 

1 etwenne C aHerheiligesten B. sante Jeronimi O. 2 yecz und B, ror 
weyshait A, 3 nach B, noch A, 4 weise B, almechti C. allen] . . . eri B. 
5 allerlibsten sone C Jeronimum (7. von] . . n -B. 6 schreiben A, aUen 
tilgenden B,- 7 geburket B, gewirket C. 9 geczeuge J5 (7. 11 unsers C 
underu A. seine J5. seine B. 12 auch fehlt C. seine B. heilige 
fehlt d, 14 gehöret C dasselbig künde B, ewer B. 15 et wanne B 
irrsam schaf czu A, scheflein B, schoff C irreung A, 16 warn A, gut A, 
lere C. 17 wir fehlt C. zu fehlt A, 18 lugenhefag B. lügenhaftige C. 
19 voUt A. lugonhenheftig B, lugenhaftige C. irresamer B. 20 keczrey B. 
biz C\ enphendet vnd aufstünde A. enphendet vnd enczundet B, enczündet 
vnd enstund C. 21 lichter B. fumfczig A. funftzig] 1. J?. fiintzzig C, 
22 menet B. monden scheinet C. gelauchtet A, 23 angsten A. 24 heiligen B, 
25 brat B, irsal C. 26 vertriben A. vertreibe B. vorlust C. woUuste A. 

i* 









— 4 — 

angehebt hat von der sunnen anfange und hat untz an der 
simiieii nideigank alle ketzer abenstriten und hat die bogen 
irer wer zubrochen and die schilde irer behendikeit mit 
fewriger kraft des gelauben verbrennet: wann got mit im 
5 gewundert hat auf diser erden auf die rede das sein hei- 
liger name gebreitet und verkündet würde allermeniclichen. 

n. 

2>omach ist er gevaren durch alle orter des ertreiches 
und hat geertzenneit alle gotes erwelten^ die mit geschozze 
der falschen ketzrei verwundet üfaren und hat derleuchtet 

10 der leute hertzen domit, das er die heiligen schrift leuter- 
lichen entslossen hat und alle verborgne knoten aufgestricket, 
alle vinstemuzze erleuchtet, allen zweifel zu warhaftiger 
Sicherheit ausgeleget, alle ungerechtikeit und falscheit ge- 
straffet und gebessert und hat auch dorzu aus manigen 

ir> Zungen zusammen bracht alle sulche warheit, die er indert 
finden mochte auf die rede das er als ein tröstlicher vater 
uns, seinen eilenden kinden, offen machet die wege des 
ewigen lebens und das er uns derfiilte freuden und auch 
tröstlicher kurtzweile. Der wirdige unser vater sant Jeronimus 

20 hat auch gesterket den geistlichen tempel des almechtigen 
gotes und hat denselben tempel gleich einer brinnendeo 
lucem nicht verborgen, sunder er hat in auf einen glestigen 
leuchter also gesetzet in dem hause unsers herren das er 
allenthalben leuchtet, und hat denselben tempel mit kreften 

1 angehaben Ä. angehebet C, aufgank A. nns A. bis C 2 ketzzerey C. 
dipogen B, 3 irrwere B. werche A, die bis behendikeit fehlt B. scfaild A. 
4 dez gelauben kraft A C, vürbrennet hat C. wen C so fast immer. 
6 erde A. 6 würd a. manicleich A. wrde B, C fügt bei: in der heyligen 
kristenheyt. Vor II.: wy Jeronymus gefaren ist durch alle orter der 
werld B. 8 erezneyet B, geertzneyt C. 9 ketzzereyen C, erlawchtet A. 
10 mit dem C, lawterleich A. leüterlich C. 11 entsleüzset vnd C. ver- 
porgen knoden B. aufgestricket hat C. 13 ausgelegt A. aufgeleget B. 
vnrechtichait A, falschlieit B, 15 czu sampne C. 16 macht A B, ein 
fehlt A, 17 macht A, wog C, 18 uns derfulte] virs defulte B, vns 
erfult A. vreidon B, 19 kürtzweil C 20 des bis tempel fehlt A C. 
21 und hat doppelt B, geleich A, brünnende latem C. 22 gleistigen B. 
glenstigen C. 23 also fehlt C. czu dem hawse A, haus B. 24 vber alle C. 
lawchtet A, demselben A, tempel fehlt B. kr. vnsirs herren des C. 



f 



des himelischen tawes und geistlicher sussikeit seiner ge- 
blümten Worte also durchfeuchtiget und so fruchtber ge- 
machet das er aller werlde die wege des himels geoffenbaret 
hat über alle ander lerer auf die rede das wir lernen 
mochten die wege, domit wir komen schuUen in die seligen 5 
hochgelobten stat, unser ewigen wonunge, und auf die rede 
das wir nicht beleiben in swacher sündiger biterkeit, dorinne 
unser veter mit leidigem irresal gesezzen haben, die auch 
derselbe hochwirdige unser vater sant Jeronimus geleitet 
und gefuret hat aus sulchem irrsal zu dem weg ewiger 10 
freuden und himelisches trostes. 

in. 

TFann ich Eusebius nu nicht anders bin nur als ein 
halme, der balde verswindet vor angesichte des windes, und 
swacher bin als der unflat, des nimant achtet in den gazzen, 
und bin dorzu lispendiger zungen, also das ich nicht reden 15 
kan noch zu lobe des erwirdigen vaters mein wort ge- 
schicken; wie mag ich denn, allerlibsten veter und herren, 
euch seines lobes ichtz mitgeteilen? Wann in der warheit 
als auch der heilige zweifbot sant Paul gesprochen hat: *Wer 
das sach das ich mit engelischen und auch mit aller meister 20 
Zungen gereden künde, dennoch mocht ich sein höchstes 
lob mit nichte derlangen noch in keiner weis berüren/ 
Dovon meine ich nicht ze hoffen in den bogen meiner na- 
turlichen Vernunft, und das swert gelerter .kunst mag mich 

2 gepluenten B, geblümtem A. durchg^ündet C 3 gemacht C. werld Ä, 
weide B, weg C, 5 mechten B, weg C, mochten C. selige B, seylig C 
immer, 6 hochgelobte BC, wonung A, vonunge B, red A^ fehlt B. 
7 bleyben C. sindiger B. dorinnen A, 8 irsal geseszen C. 9 unser fehlt 
A B, beleitet B C. 10 auzz B, selchem irresale B, Irsale C, in 
den wege B. in dem weg C 11 freiden B. Vor III.: dy dyemutichait 
ewzeby B, 12 nicht nu A, czu B C, pin worden A, 13 vorswintet B. 
14 vnd bin swach C, 16 lisspunder 5. lispendinger C, 16 Nach C, 17 ge- 
sikkeu A, wo B. denne. C. vater A, 18 auch A. ew B. ich B. ichte C. 
inder B, 19 heilige fehlt B, heylig C, 20 wer ez daz ich C enge- 
lischem A. englissen B. mit fehlt A, 21 czunge C. konde C. dennot B. 
mecht B. hohes C. 22 nichten A, belangen C 23 moin B, czu C 
dem B, 24 und fehlt A. gelemeter B C. ich B C, 



— 6 — 

dorzu nicht gesterken, sunder der almechtige got Bchol mein 
licht werden, der vormals geleret hat und noch leren wirdet 
meinen mund die warheit zu reden und zu sprechen, als 
er etwenn mit seiner almechtikeit Balaam des propheten 
öeselinne geleret hat: wann alle kunigreiche sein sint uad 
sein herschaft von einem mere bis auf das ander reichet 
und von den wassern bis auf die orter aller der gantzen 
werlde, in des almechtigem geböte alle dink begriffen sint, 
vor des angesichte sich alle kunige bigen müssen: wann 

lOnimant widersten mag seinem gotlichem willen und er nach 
seinem willen alle dink gemachet hat in himel und auf 
erden. In des kreften und in des gnaden werden alle 
Zungen unsers erwirdigen vater sant Jeronimus lob reden 
und verkünden und wirdet sein wirdiger name in alle die 

löwerlt wirdiklichen gabreitet. 

IV. 

Diser unser vater sant Jeronimus ist der warhaftige 
Israhel, der nach dem hertzen des almechtigen gotes erweit 
ist. Er ist auch derselbe, der ane geverde alles das geredet 
und volbracht hat, das im enpholhen ist von got gegen 

20kunigen, fursten und gegen aller werlt. Er ist auch der 
lerer, den got seiner kristenheit gegeben hat auf die rede 
das er verderben, vernichten, ausroden und vertreiben schuUe 
alle dorn und alle unfletikeit und warhaftige Weisheit bawen, 
phlantzen und sterken suUe. Er hat Hb gehabt sein bruder; 

25er ist derselbe, der so vil bücher von ebraischer und 

2 mich V. A, noch fehlt (?. Temen S( C. wirt C, 3 munt C die warheit 
fMi B, cze A, 5 eseleyn B. EslinBi© C. konigreich C 6 h. reichet v. C, 
wis B, reichet fehlt C, 7 vncz B, 8 abnechtigen B, gebot C. ding C. 
9 konig C. byegen B, 10 gottlichen C 12 genaden A, 13 vatirs C. 
14 wirdet fehlt B C, wirdigen namen C, 15 weide B, wirdicleich A, 
breyten C Vor IV.: da sagt er von jeronimus lob jB. 16 O diser J.. sant 
fehlt B C. 17 almechtige B. 18 Er ist fehlt A, der fehlt A. ongeverde C. 
volbracht vnd geredet C, 19 farbracht A. verpracht B. 20 konigen C. 
weit B. derselbe C. 21 kristenhit B. 22 verderben vernichten und auz- 
roden A. vomichten verterben ausreden und vertreiben B, ausreüten C. 
23 allen den dorn B, allen dorn C. und fehlt B, alle fehlt C. vnfletikit B. 
und] sunder B, 24 schölle C. seine kinder B. seine brüder C. 25 ebri- 
scher JB. vnd von A, 



— 7 - 

kriohischer zungen in lateine bracht hat mit grozzen ar- 
beiten; er ist der, der die heilige ordeijunge der ampt, die 
man in der heiligen kirchen heldet, des ersten fiinden hat; 
er hat auch alle irrikeit der heiligen schrift vornuftiklichen 
geslichtet; in des licht bab wir gewandert und mit dem 5 
brot seiner heiligen lere sei wir also gespeiset und gesterket 
das wir geen mögen untz auf den heiligen berg unsers 
herren. Derselbe unser Über vater sant Jeronimus ist auch 
ein seliger fluz des lebendiges wassers, das gleicher weis 
als ein kristall lauter ist und in kreften gotes mitten durch 10 
die heiligen kirchen fleuzzet^ auf des beiden selten leben- 
diges holtz wechset, das wirdige frucht in seinen zeiten 
bringet, des bleter zu geistlichem gesunt sint allem kristen- 
lichenn volke. 

V. 

Äenfter und suzzer ist er gewesen in allem seinem volke, 15 
gotes und auch der leute fruntschaft hat er wirdichlichen 
behalden, itzunt bittet er für die gemeine kirchen. O wunder- 
haftiges vas, mit allem edlen gesteine so wirdichlich geziret! 
Der obriste meister hat dich so lustichlich gemachet; was 
schol ich furbas mer sagen? Die himel sagen sein lob und 20 
das firmament verbotschaftet die grozzen werk der schrifte 
seiner hende. Auch ist keinerlei rede noch gezunge, das 
nicht- begriffen sei in werten seiner lere: wann seiner lere 
schall und suzzer don sich itzunt hat in alle werlt ergozzen. 
du unsprechliche barmhertzikeit unsers almechtigen gotes ! 25 

1 krichisser B. Ebraischen vnd krichischeu C lateyne czunge A. latiue 
czunge B, lateinisch czungen C, mit grozzen aibeiten fehlt A. 2 erbeiten B, 
ist der die (7. ordenung B. 3 in den A, 4 irrechait A, vomüfticlich C, 
5 gesiechtet B, wege haben C. 6 brote (7. heilsamen B, gespeiset vnd ge- 
leret vnd gest. C, 7 megen B, untz fehlt C. 9 ein fehlt A. fluez A fluzz J5. 
lebendingen C. wazzers 0. 10 distal C. durich B, 11 vfF dez floz beiden 
8. lebendinges 0. 12 wechsset C 13 czu geistlichen geswade sint A, czu 
geistlichen sinne seim J?. czu geistlichem synne seint C, Cristenlichem C, 
Vor V. : hye von seinen ern B, 15 gewest A, 16 freüntschaft C wii- 
dichligen B, wirdiclich C. 17 bitet C. kirch C 18 was B, das mit edlem 
gestein C. wirdiclich C. gecziret ist C. 19 lusticlich C. 21 vorbotsehaft C, 
22 czunge die C, daz daz A, 23 wann seiner lere fMt A» lere fehlt Ä 
24 schölle B. dan B. aller B* aUe die C 25 barmherczikit B. 



— 8 — 

Wie manigerlei heidenischer diet hat deine gute in deinem 
sun Jeroniinus gesampnet^ also das zu sulchen gnaden^ die 
Jeronimus alein hat, nimant gereichen mug in aller werlde! 
Jeronimus ist ein fürst und ein furer unsers gelauben ; seiner 
5 gesprechikeit, seiner geblümten rede, domit er die heiligen 
Schrift aus ebraischem und aus krichischem gezung in latein 
bracht hat, inuzz sich alle dise werld allewege wundern. 
Sein werdes lob ist allermeniclich offenbar verkündet : wann 
er ist mit gotlicher Weisheit erfüllet gleich einem grozzen 

lOwazzer. Und ob ich die warheit reden schol, so ist sein 
Weisheit grozzer denn der kunigin Saba gewesen sei, die 
doch den tewren hochgeborn Salomon in Weisheit hat ver- 
suchet! Ungleiches grozzer sint seine werk denne meine 
wort getragen mugen, die ir von mir höret. Werlich er ist 

15 allewege gut allen den, die gerechtes hertzen sein: wenn 
er bosheit allewege gehazzet hat. Er hat wunders vil ge- 
wurket auf disem ertreich; in dem schatten seiner lere habe 
wir gesezzen imd die frucht seiner tugent hat unser munt 
suzziclichen gesmecket. Unmuglich ist das imant, was wir 

20 von im gehöret und gesehen haben, in keiner weis gereden 
oder gesprochen muge. 

VI. 

H^ann ich Eusebius nicht gerediger bin und mir in 

gesprechikeit nicht zewet, so muzz ich kurtzlichen sagen 

das ich meine: das wizzet das Jeronimus gleich sant Jo- 

25 bansen baptisten ist: wenn sie beide junkfrawen und beide 

1 heidenasser B. heydennisch C, gut C, czu A, 2 deinen sone Jeroni- 
mum C, gesampet A, selchen B, die sant G. 3 allainer A, alleine C. 
gereichent B, möge C, 4 seine B. sein C 6 gebluenten A C, 
6 ebraissem B, krichissem B. ebrayscher vnd krichischer cznngen bracht 
hat yn latein C. 7 dez muz C. sich fehlt C, alle fehlt A, die C, 8 wir 
dez dez A. allermeiniclich C *o immer. 9 mit fehlt B. getlicher B, 10 ob 
fehlt C, 11 den C, kunige A. konigynne C. 12 den trewen A, tewren 
fehlt C. hochboren C, 13 gresser B, 14 mögen C. horte C. werliche A B, 

16 di do A, gerechtens AB, 16 allezeit A» alleweg C. hat gehasset B, 

17 gewircket C. schaden A. schaten C. haben C, 18 tagenden B, unsern 
munt garJ5. 19 suzziclich C. vnmoglich (7. 21 undA mugen B. möge C. 
Vor VI. : hye geleichent er yn gotes tauffer B. 22 Bann A, 23 czemet B. 
czauwet C. kurczliche C, 24 di Weisheit B, wiszet C, sant J. C, 
25 waptisten B, junkfrawen vnd beide fehlt A. 



— 9 — 

einsidel gewe&en sint. Von satit Johansen baptisten stet ge- 
schriben also: Johannes was gekleidet mit kamelnharen. So 
mag Jeronimus von im wol sprechen: meine gelid meines 
leibes waren behaftet mit dem sakke, mein vel was ver- 
bliehen und geleich einem moren überall verswartzet. Von 5 
saut Johansen baptisten spricht man auch das er walthonig 
gessen habe und wurtzen in der wiltnusse. Nu spreche aber 
Jeronimus von im selber: essens und trinkens wil ich 
sweigen; wann ich und mein muniche nicht anders nur 
kaltes Wasser getrunken haben und gesoten speise zu essen 10 
bei uns ein grozze unkeuschheit geachtet were. Sant Jo- 
hannes ist durch die gerech tikeit ein mertrer. Jeronimus, 
wie wol das sei das er mit dem s werte seines lebens nicht 
beraubet sei, doch ist im er und Ion der marter nicht be- 
nomen : wenn zweierlei merter ist : die ein so man stirbet 1 5 
mit böser leut swerten, die ander so man widerzemikeit, 
anfechtunge und widerdrizz mit starkem hertzen geduldic- 
lichen leidet. Werlichen mag ich sprechen: Jeronimus ist 
ein warhaftiger martrer: wenn er durch die heilige gerech- 
tikeit, durch lobliche gedult und durch 1er der gotlichen20 
warheit in diser klagebemden werlde grozzen streit wider 
boze leut menlich enthalden und getragen hat; wann im 
wol kunt was das gotliche Weisheit allen dingen sterker 
ist. Und hat tugentlichen gelebt in dem angesichte gotes 
und in allem seinem trubsal, in aller seiner leidung hat er 25 
sich mit werten nie vergezzen und nicht auf erden torliches 
gesprochen in dem angesichte unsers herren. 

2 har A. 3 wol selber B, selber wol C cheine gelider B, mein glyt C. 
4 behaft C sack C. viel A. ö verbliken B. gleich C. ober B. vor- 
swertzzet C, 6 sant fehlt A, baptisten fehlt A B. wolt A, 7 ezzen A, 
haben B C, wurczzeln C de B, sprehe B. Sprech AC. 8 Jeronimus 
aber J5. ich fehlt B. 9 munich C nurt B. 10 kalt B C. trinken A, 
speiz C. zu essen fehlt C, 11 vnkeuscheit C 12 gerechtikit B, mer- 
tirer C. sant Jer. C, 14 ere O. lone C 16 martir C. eine C. 16 swert C. 
widerczuntet A, widerczemikit B. 17 anfechtung C wyder dris C. ge- 
duldichlichen B, 18 WerUch C. 19 heiligen C. gerechtikit B. 20 lob- 
lich 0. lere C 21 diBer fehlt B. chlagewerender i?. klagberen O. 22 men- 
liehen C. 24 gelebet C angesicht C, 25 allen B. allen seinen leydungen (7. 
26 vorgeszen C tröstleiches A, 27 gesp. hat in C. angesicht C. 



— 10 — 

VII. 

Wer möcht gesweigen der grozzen trübsal, arbeit^ ubel- 
bandlunge; smertzen, siege, banger, durstes biterkeit, des 
leibes brodikeit, wacbung, ungemach, wandemnge in pilge- 
reines weise, magerheit und krankheit des leibes, vasten in 
5 grozzen gebrechen, armut und nicht alein sulche dise leidung, 
sunder ander, die vil grozzer und swerer und auch ane 
zal gewesen sint, die er allzumal in seinem erwirdigen leben 
durch den heiligen namen unsers herren Jhesu Cristi ge- 
liden hat, als der erwirdige unser liber vater sant Jeroni- 

lOmus in etlichen seinen Schriften selber bekeimet und auch 
spricht in sulchen werten : ich stund in der einot der 
grozzen wüstunge, die mit der sunnen hitze also ver- 
brunnen was das sie den munichen ein grausamige wonunge 
ane zweifl machet, und dauchte mich dennoch ich wer in 

15 grozzen lusten dort zu Rome. All tag was ich in grozzem 
suftzen und weinen und ob mich beiweilen wider meinen 
willen ein slaf begriffe, so behingen meine duren beine auf 
der blozzen erden. Und wie wol ich in geselschaft wer der 
wilden tire, dennoch dauchte mich durch anfechtunge des 

20 teufeis das ich bei junkfrawen zu Rome und bei vrawen 
were, und in meinem kalden leibe enphenget sich teglichen 
der unkeuscheit snode und unbederbe hitze. 



Vor VII.: hye sagt er von seinem leyden B. l mecht sweigen B, ar- 
weit B, 2 vbelhandelunge C. smertzen fehlt C. durst C, 3 blodichait A. 
wachen vnd O. pilgereins A, pilgreines B, 4 vnde C. krankhit B. 
Ö grozzem C gr. kreften geb. B, alleine 0. leidigunge B. 6 andere G. 
grozzere AB. auch fehlt C, 7 gewesen fehlt C, alczumole C, wirdigen 
leib A. leybe C. 9 wirdige A* erwirdiger B, vnser liber fehlt C. 
sant fehlt A, 10 seinen dingen vnd sehr. A. 11 sprichet C, 12 wuest 
mügen A. wüstennnge C. hitz C, 13 monchen one czweyfil ein grausa- 
mige wonunge machet C, graw savng A. 14 were C, lö dort bis ich] 
dorzcu waz ich. alle weg C grozzen B, 16 suftzen und fehlt C. sufczeu 
alle tag waz ich in grozzem wainen A. vnder weilen A. beweylen ein 
sloff begreiif wider meinen willen C 17 behingen] wenigen A. mein dürre 
bein vff C. 18 bösen B were C. 19 tyr 0, 20 dewfels B. frawen A. 
21 leyb C. enpfevdet A, enphrenndet Ä enczündet C. teglich C 22 vn- 
kawsch snod A, vnkewscheut friede vnd B, 



— 11 - 

VIII. 

Got sei mir des gezeug, der nicht unwar saget, das ich 
oft den gantzen tag und dorzu die nacht verzeret hab in 
semlichen gedanken und hab von der kestigung meines leibes 
nicht gelazzen untz an die zeit das von den gnaden gotes 
die sele und der leip zu süssem fride widerquamen und 5 
sulche sundige begerunge in mir gentzlich verleschet wurde. 
Ich weinte alle tag und widerstund dem unbederben meinem 
fleische mit vasten, mit wachen und mit allem vleisse; • ich 
schämet mich vor meiner kamer, als ob ir kund weren alle 
meine bösen gedanken. Und beiweilen wart ich erzornet 10 
über mich selben und ging in zome durch gründe, durch 
berge und gelegenheit der wustunge, die sulche wustunge 
was, ein kerker meines durstigen armen fleisches : do seihest 
was die stat meines gebetes. Almechtiger got und warhaf- 
tiger richter aller menschen gedanken, nu bis selber ge- 15 
zeug deiner gotlichen genaden ! Wer ist ie in keinen zeiten 
sich gewesen, dem dein sun sant Jeronimus, unser vater, nicht 
raitleidunge getragen hab in fruntlichen christenlichem hertzen? 
Wer hat sich geergert, umb den dein sun Jeronimus sich 
nicht betrübet habe ? Schol man die heiligen durch ire arbeit, 20 
durch ire leidung loben, so ist ane zweifl Jeronimus wirdig 
alles lobes. 

IX. 

Nn meine ich ze komen auf die grozzen ubelhandlung 
und auf sulchen smertzen, die er geliden hat von bösen und 

Vor VIII.: wy er gelebet hat B, 1. geczeüge C. der auch Ä. sagent A» 
2 die fehlt C. habe C, 3 czu äcmlech A, kestinuge C, 4 lazzcn B. 
biz C. den fehlt AC. o suzzen C. 6 wegii'ung A, 7 meinem fehlt C. 
8 fleisch C vasten wachen C. 9 schömet B. komer B. wer C. 
10 pesen B. bösen fehlt C, gedenken B, erczürenet C. 11 selber C. 
ginge C. vnd gieng in czom durch di wuestung vnd twank mich selb in 
czom durch g. A. 12 vnd perge B, vnd gepirge A. wüstenunge C 
wustunge] wanung A. wüstenuge C 13 selbes A B, 15 menschlichen C. 
geczeüge C, 16 getlichen B. gnaden C, deinen A. kein C. 17 sone 
C 80 immer, mit AB. 18 habe C. freuntlichem C. erstlichem 0. 19Jeron- 
nicht sich A. 21 leidunge C. Vor IX. : wy er vbelhandluug vnd smerczen 
geliden hat B, 23 Nu bin ich komen yff C. vbelhandelung C. 24 auch 
sulchen -4. aui fehlt (7. ' 



— 12 — 

falschen seinen brudern in diser iemrigen werlde. Was ist 
sant Jeronimus leben anders gewesen in diser werld? nur 
alein ein teglicher streit wider böse leute und wider die 
grozzen schar der falschen ketzer! Alle ketzer rasten über 
5 in als die brimmenden leben : wann er strafte sie und trenket ire 
seien gleich den giftigeli spinnen und verderbet alle ire fruchte 
und vertreibet iren bösen saraen von allen menschen kinden. 
Die unzuchtigen phafFen, der leben alles verlassen und un- 
bederbe was, haben aufgetan wider in iren sundigen mund 

10 und haben in versmehet und haben von im gelogen in böser 
argelist und seint im allewege veint gewesen in allem seinem 
leben. Gleich tobendigen hundenund alsveiste ochsen haben 
sie in besezzen beide ketzer und hochfertige phaffen. Wider 
in sint aufgestanden falsche gezeugen und haben gen im ire 

15 Zungen gleich den bösen natern feischlich gewetzet; wann 
böse gift der lugen in irem munde gewesen ist : wann auch 
ire gedanken ze aller bosheit geschicket waren und sie alle- 
wege bereit gewesen sint wider den heiligen (gerechten man 
und wider des gelaubens gerechtikeit zu streiten. So haben 

20 sie stricke geleget seinen fuzzen in meinunge ob sie in in 
ichtes irresales begreifen mochten auf die rede das sulches 
heiligen lerers sant Jeronimus namen nicht blibe in gedecht- 
nusse der leute, und das er versmehet und verworfen wurde 
aus gedanken aller leute. 

X. 

25 O du almechtiger suzzer got! Wie mochte imant den 

verwerfen, den erweit und erkoren hat dein ewige vorbe- 

1 Jamerigen C weide AB, 2 anders hia werld fehlt BC. 3 alleine C. 
böse leute vnd wider boso leute B, und fehlt C. 4 rüsten A, rüsten C, 
6 brinnenden A B. brünenden C krencket C. iren A, vc B. 6 sspinnen B. 
VC frucht A. fruchten B. 7 vertreibet /cAZ^ C. snoden BC, 9 haben 
angefochten vnd a. C 10 gesmehet C, vff in gel. C, 11 sein C. im 
fehlt BC. alleweg C, gewest im in C. 12 tobendingen C. feiyst A. feyst 
axsen B, 13 9\q fehlt AB. hochfertitige C. 14 sein C. valsch geczevg 
AB, gein C. 16 bosze C. 17 czu C. 18 allewog C. berait sint ge- 
wezen A gereit wesen B. gereit C. 19 gelauben B C. cze A so meistens. 
habent A. 20 sie fehlt B. meinugo C. yne C. 21 ichte AB. irresale A. 
irsales mochten begreiffen C mechten B. sulchen C. 22 lere B. namen fehlt C. 
gedechnusse B. 23 das fehlt A B. verborfen A B. 24 der (7. Vor X. : 
jeronimus ein lerer des römischen Volkes B. 25 du fehlt C. 26 erkom A. 



— 13 — 

dechtikeit ; dem du sulche ere gegeben hast das er mit seiner 
lere vorgewesen ist allem romischen volke ; den du so mech- 
tigen gemachet hast in seinen Worten und geheiliget hast in 
allen seinen werken; wann du, almechtiger, hast in also 
gesterket das er in deinen kreften aufgehebet hat die val- 5 
lenden aus sunden, erlediget hat die gefangen in bösen ge- 
danken^ erleuchtet hat die blinden, den verborgen was das 
licht der ewigen warheit; und der in deinem namen in rechte 
meinunge hat alleweg gefiiret die gerechten und der allezeit 
Sterke, tugent und dorzu warheit gegeben hat deinem erweiten 10 
cristenlichem volke; der auch als ein schallende busawue in 
hohem meisterlichen done allen sundem ire simde verkündet 
hat, und hat die phorten der sundQn und ire eisereine rigel 
mit mechtigera swerte seiner meisterlichen lere alzimial zu- 
brochen. Und dornach als die bösen seines gotlichen vleisses 1 5 
gewar wurden, do wurden durchsniten ire hertzen und wetzten 
auf in ire zenen und wurden feischlich gedenken in irem 
mute, in meinunge ze spannen wider in iren bogen der 
valschheit und alles arges, dorinne sie seinen tod nach irer 
meinunge allzumal bereitet hatten. 20 

XL 

Dozwischen und in allen sulchen grozzen leidungen hat 
allewege der heilige unser vater sant Jeronimus mit genaden 
des heiligen geistes vester gestanden in seinem andechtigem 
gebete und in allen tugentlichen werken, und hat zu allen 
stunden alle untugent getötet und alle untugentliche werk 25 
lebendige gemachet, und hat die armen sunder aus asclien 
ires unäates derhebet auf den tron der eren. Sein hoffnunge 

1 geben C. 3 gemacht C, 5 deinem B. 6 sündigen stricken C. 7 ge- 
denken B, danken A, erlawchtiget A, den pUnten A. 8 rechtin C 9 hat 
fehlt C. 10 starck A. sterck C, tilgen AB. erbelten A, 11 des B, 
sallnnde B, busawme A C. 12 meisterlichem doene A B. 13 eysennein A, 
14 alczumole C, lö vleisches A. 16 warden B. 17 czewge A. czungen C, 
iren B, 18 mut C meinuge C. czu C sspannen B. wägen B. 19 falscheyt 
C. argen C. dorynnen A, dorvnnne B. nach bis allzumal fehlt C. 20 bet- 
ten C Vor XI. : wy seiner wyder steung B. 21 allen doppelt B. grozzem vi. 
fehlt B, 22 alleweg C gnaden C. 25 alle ncLch und fehlt B, tugen- 
lichen A, 26 lebendinge C vz C 27 dem B. turen C offenvg A, 



— 14 ~ 

ist nicht gewesen auf seine natürliche kraft und hat sich 
sein selbes nie gesichert und hat auch keinerlei hoffnunge 
in diser werld reichtum gesetzet, sunder in gotes krefte ; und 
in gebot des almechtigen gotes hat er alle seine widersachen 
5 gestrafet und sie mit seiner lere kreften alzumal überwunden : 
wann er mit seiner arbeit allermenichlich geleret hat als 
unsers herren Jhesus Cristus ritter und erweiter kempher 
dorumb das er wol weste das nimant gekronet wirdet, nur 
der ritterlichen und warhaftichlichen streitet. Domach wurden 

10 auf in boze leute so starken haz und so grozzen zom vassen 
und wurden als ein böses gesiechte, dorinne nicht trewe was 
wider in in grozzem smertzen, und allewege waren sie in 
iren reten wider in derbittert imd gaben im zornes Ursache, 
wo sie mochten mit irem unmenschlichen leben, und vorspotten 

1 5 in in weibes gewande, das sie in falschem rat im zugelegt 
hatten an die stat seines geistlichen gewonlichen gewandes 
auf die rede das er dorinne gesehen wurd als ein unkeuscher 
man. Und mit sulcher valscheit vertriben sie in aus der stat 
zu Rome einmutichlich und mit gemeinem rate. 

XIL 

20 WsLB tet aber dorzu unser heiliger vater sant Jeronimus ? 

Was scholt er anders tun denn das er alles sulches unrecht 
geduldichlichen leit in demtitikeit und in suzzem hertzen, 
und vorkart in nicht alle ire sulche sunde und liez sie beleiben 
in sulchen iren unvernuften und für von dannen gen Con- 

25 stantinopel zu dem heiligen vater sant Qregorio Nazazeno. 

du hertzenliber vater sant Jeronime ! O du starker wun- 
derhaftiger man, von dem nimmer volsagen kan menschliche 

1 gewest C. sein AB, 3 werlde vff reicht. C 4 geböte C. 6 kreft C. 
7 kenpfe C\ 8 west B, gekrenet wurdet nur AB, 9 streiterS. wurden 
fehlt B. 10 leut C. hazz B. haz werffen vnd so starcken vnd grozzen 
czorn vnd wurden C, 11 wundern A. werden B, 12 alleweg C. 14 mach- 
ten B. verspättet B. 15 yne C, rate C. zugeleget C 16 hetten C. ge- 
wenlichen B. 17 würde C. 19 einmütticlich C, Vor XII. : wy jeronimus 
geflfaren ist gegen constantinopl B. 20 Wwas B. 21 alles fehlt C. 
22 gedulclichen C. dimitikeit B. 23 verchort A B. sünden C. bleiben C. 
24 irem vemvnftigen A, daune gein C. 25 gegorie nazenzeno A, gregoria 
naczanzenus B, 



- 16 — 

zunge! O du volles vas, derfullet mit allen tagenden! O du 
lichter bilder aller tugendlicher geduld! O du lichte lampe 
suzzes bildes ! O du wirdige kröne aller tugende in gotlichen 
eren, eckestein und vestenunge der heiligen christenlichen kir- 
chen! O du spigel aller Unschuld und aller reinikeit! O du 5 
guideine seul der gemeinen kirchen! So ie vester die bösen 
dich betrübet haben^ so du ie sterker^ ie tugentlicher Tf orden 
bist. O du reines lamp an allew meil, wie gar geduldichlich 
hast du alles unrecht geliden ! Wie suzze waren deine wort 
in so swerem leiden: wann du anders nicht gesprochen hast 10 
nur also aleine : 4ch sage dir dank, meinem herren und meinem 
got, das du mir zu leiden gibest in deinem lobe und in deinen 
gotlichen eren, und das du mich des wirdig gemachet hast das 
mich die werld hazze ; wann allermenichlich zu deinem himel- 
reich komen muz nicht anders nur in deinem lobe und in übel- 1 5 
handlunge der werlde/ 

XIII. 

Sant Jeronimus gedult, unsers liben vaters, hat des 
himels höhe bedecket; wann in rechter gedült ist alleweg 
bestetiget gewesen die kraft aller seiner eren, und in got 
hat er gesetzet alle seine sterke und sein hertz hat sich von 20 
got nie gescheiden. Der bogen seiner feinde ist überwunden, 
und sant Jeronimus hat gesiget in seiner gedult und ist zu 
stark worden allen seinen veinden. Sein rechte haut hat in 
gotes kreften überwunden alle seine widersachen: wann der 
almechtige got sein beschirmer tmd sein behuter gewesen 25 
ist zu seinem ewigen heile. Dovon sülle wir, sein unwirdige 
kint, lop singen dem almechtigen got unserem herren: wann 
er mit unserem vater sant Jeronimus wunderhaftiklich ge- 

2 tugendlicher fehlt AC, 4 ekstein B, kristenlichen C. ö O du spigel 
bis gemeinen kirchen fehlt BC. 8 raine Ä. alles mal B. one alle gallen C, 
dulticleich A, 10 nie anders gesprochen B, 11 also nur a. A, meinem 
liben herren B, 12 gibst C lob A. lebe ß. deinem B, 13 gotlichen 
fehlt C. nich wirdig dez C. 14 werlde C. alle die werlde äu C. zu deinem 
doppelt AB. 15 mit nichte andirs nur C, 16 abelhandelunge C Vor 
Xin. : wy er geduldig ist gewest B. 20 erseczet A, 21 wogen A, vbr- 
wnnden B. 22 ist fehlt B €. 23 sein recht hant ist g^wirdigt sein r. A, 
24 yberkumen AB. 26 huter A. 26 schollen C. 28 Jeronimo (7. 
wunderhaftigen AB. 



— 16 — 

wurket hat. Nu, Üben kint, kundiget sulche gotes ere aller 
werlde, schephet wazzer geistlicher freuden aus dem brunnen 
gotlicher milde: wann unsers liben vaters bozen widersachen 
verbündet sein in iren bozen gedanken, und ir unweises hertz 
5 in irem irresal vorvinstert und vortoret ist. Und wie wol 
das sie dauchte das sie weise weren, dennoch sint sie in 
iren bosheiten gentzlichen vortoret. Wann ire meinunge was 
das sie gotliche warheit in lugen setzen weiten. 

XIV. 

Do aber aus der erdendes suzzen hertzen sant Jeronimus 

10 die recht warheit entsproz und die gerechtikeit wart von 
himel scheinen, do vielen zuhant die argen ketzer und die 
bozen cristen in die gruben, die feie bedecket hetten. Dobei 
wart der gerechte sant Jeronimus nie betrübet, dorumb das 
got seine hant gesterket hatte. Dovon, heiligen veter und 

1 5 allerlibsten herren, merket auf disen gerechten gelaubigen 
man, wie gerechter, wie vleizziger, wie getrewer er gewesen 
sei in dem hause des almechtigen gotes, ims zu leren und 
zu vortreiben die schalkeit aller sunden. Dorzu und auch 
auszurichten andere sein tugent und wirdikeit were grozze 

20 notdurft sulcher meisterlicher rede, der ich Eusebius zu krank 
bin : wann alles mein gebein derschutet sich und vorkranken 
under mir mein Aizze in starken verebten mich anzunemen 
sulcher grozzer dinge: wann die phorte des inganges seines 
lobes mir verslozzen ist und sein lob zu sprechen angehört 

25 nur aleine weise und volkumen leute, die in grozzen ver- 
nuften vormals geubet sein. Dovon so meine ich seine 

1 libem B. kint fehlt C. chundet Ä, 2 weide AB. euch wazzer C 
den C. 3 liben fehlt C, bozen fehlt C, Widersacher C Ö iren B, ir- 
sale C, 6 dauchte das sie fehlt A, da? dauchte sie daz C 7 vortoret 
und vorvinstert C 8 lugen und falscheit C Vor XIV,: dy gerechtichait 
jeronüuujs B, 9 Jeronimi C 10 rechte C. warheit fehlt A. 11 von 
hymel ward seh. A. 12 haben C. 13 gerecht B, 14 hat A. het C 
vater AB, 15 geleübigen gerechten C, 16 wie getrewer fehlt C, 
18 salkhaitA falscheyt O. sunde -B. auch /eA/^ C 19 andre B, wurket -4. 
21 gebeine C vercrachen A. verkrenken B, 22 mey C. 23 einganges C, 
24 angeret B. 25 nur] mir AB, volkomen C, gi-ozzen künsten C 
26 seine] dein A, 



— 17 — 

grozze wunderhaftigen werk nicht alle zu beschreiben ; wann 
nimant so volkumen ist^ der sant Jeronimus wirdikeit ganz 
beschreiben oder betichten muge ; wann er ein brinnendes 
licht ist aller cristenheit. Des wil ich mit hilfe gotes seinen 
erwirdigen tod und etliche mercliche seine werk gar kurtz* 5 
liehen sagen. 

XV. 

Der almechtige got^ des barmhertzikeit immer an ende 
ewichlichen bleibet, der gerechter ist und allewege rechtich- 
lichen richtet, der allen gerechten leuten irer tugenden rech- 
tiklichen lonet und alle ding in barmhertzikeit so geschicket 1 
das er als ein warhaftiger guter hirte seine schaf in seine 
schoz gnediclichen sampnet, der hat nu in disen letzten tagen 
sant Jeronimus, seinen liben sun, nach grozzer seiner arbeit 
und nach starken streiten also genedichlichen betrachtet das 
er in von diser leidigen werlde, dorinne der geist wider 1 5 
den leip und der leip wider den geist allewege vichtet, also 
gelediget und entnumen hat das er fiirbas mer des teufeis, 
der werlde und des fleisches anfechtunge nicht furchten darf: 
wann er itzunt des todlichen gewandes entladen ist. Und 
got hat in mit ewiger wirdikeit in ewigem lichte genedichlich 20 
bekleidet. seliger unser Über vater sant Jeronime, wie 
wol dir gescheen ist! was du vormals auf diser erden in 
einem schatten erkennet hast, das beschawet nu dein wirdige 
sele in lauterem warhaftigem lichte. O du erweites vas ! wie 
hoch ist zu loben deine trewe das in deiner schidung grosser 25 
sichtag dich nicht gehindem mochte das du deiner liben 
kinder nicht vergessen woldest, die mit deiner lere von irer 



1 wanderheftigen AB. 2 volchumpner B, volkomener C. Vor XV. : Jero- 
nimus lob B. 7 one C. 8 ewicleich on end b. A. g«rechticlichen C. 
9 tagende C, 10 sikket A. 12 genedlichlich AB, hat gesammet AB. 
14 starkem C. gnediclichen C. 16 in fehlt C. werft C, 16 leip alleweg 
vichtet wyder den geist yn also C. 17 geleidiget B. entrannen A. ent- 
nomen C. h&i fehlt AB. 19 und 6t* wirdikeit /cä/« A. 20 vnd hat in 
gotB. genedichlich fehlt C. 21 gecleidet C. unser fehlt B C. sant fehlt C. 
22 geschehen C. dir A B. 23 beschaubet C. 24 hiwterm B. 25 hohe C, 
26 sichtage -4 B. machten il B. 27 nicht fehlt in den Hss. 

2 



— 18 — 

jugent als grüne zwei gephlantzet sein ; wann du ire weinenden 
klageberen antlutze angesehen hast in zeiten deines todes 
und hast als ein getrewer vater ir eilende beweinet und hast 
mir Eusebien^ deinem unwirdigen jungen; mit wasserfluzzigen 
5 äugen also gesprochen. « 

XVI. 

'iJusebi, Über sun, worumb vergeussest du sulche unnutze 
zeher? Dir ist wol kunt das es unnutze ist das man der 
leute tod beweine. Welch lebendiger mensche mag dem tod 
entrinnen? Das got gesprochen hat, mit welcher künheit 

lOgetar imant das widersprechen, sint nimant widersten mag 
seinem willen ? Dovon, liber sim, nicht wander furbas mer 
nach begerunge des fleisches ; las von deinen weinen : wanne 
die wapen unser ritterschafte nicht fleischlich sunder geistlich 
sint.' Domach kerte sant Jeronimus sein antlutz vrolichen 

15 zu andern seinen kindem und sprach zu in mit freuden- 
reichen Worten : ^Liben kint , last von eweren weinen ! 
seuftzet nicht durch meines Sterbens willen, seit allesampt 
froliches mutes: wenn mir mein behegliche zeit und derlibe 
tag meiner seiden itzunt komen ist. Auch spreche ich wol: 

20 der allerlibste tag^ den ich ie gelebet hab in allen meinen 
Zeiten ; wann mein got und mein herre, der getrewer in 
seinen werten imd heiliger in seinen werken ist, aufgetan 
hat die hant seiner mildikeit und meinet ei* well mein eilende 
sei, die durch sunden willen meines vaters Adam in gefenk- 

25nusse des todes gelegen hat, mit im zu füren in das ewige 
leben, das er mir eramet hat mit seinem teuren unschuldigen 
blute. Dovon, hertzenliben kint, wann ich allewege euch 

1 jugont jB. czweige C, fehlt B. ir A B. weinde clabere antlicze C. 2 in 
zelten his hast fehlt A, S ia AB, hast fehlt B, 4 deinen B. Jüngern C. 
wasserflnzzugen B. Vor XVI. : Do tröstet jeronimus ewzebium B, 6 Eu- 
sebius B. Eusebii O. unnütze fehlt B. 7 was B, vnnütz C. 8 lebendinge r 
mensch C. tode 0. 10 meinant A, 12 deinem C. 13 Ritterschefte C. 
vlaische A, 14 keret sich A. lö kinden 0, mit] in C. 16 eurem C 
17 durch] von C, sterben AB. allesamt Ä 18 beheglich 0, 19 ynczunt C, 
Sprech C. 20 habe O. 22 getrewer A, 23 hat fehlt A, hat auflfgetan C. 
seiner] der -4. wolle C, 24 sele (7. Adams C. 26 geleget C, 26 erarbait A. 
trewen A, 27 blute gelont A, blut C, alle weg C, 



— 19 — 

allesampt getragen habe in sunderlicher Übe, so hindert nicht 
meine freude; lazzet werden dem ertreich was im zugehoret, 
enblöBset meinen leip und gebt in der erden, doraus er 
gemachet ist, das er wider geleget werde, von dann er 
komen ist.' 6 

XVII. 

t 

Do sulche rede ende hette, zuhant wurden alle bruder 
mit zehern bitterlichen begozzen, und enblösten seinen heiligen 
leip, der durch hertikeit willen seines lebens also enpherbet 
was das gi'ausamig sein angesicht were: wann sein leip so 
mager was das man alles sein gebein und alle sein gelidlO 
mocht gezelt haben, und was durch siege willen mit blute 
also bestrewet das er einem aussetzigen geleich was. Des 
legten sie den nackten leip auf die blozzen erden unddakten 
mit einem leinein sacke. Domach zuhant als der heilige man 
enpfinden wart der erden hertikeit, so keret er sich zu den 1 5 
brudern allen, die mit smertzen, mit engsten und mit bitter- 
lichen zehem in seuftzen und in klagen begriffen waren, und 
sprach also: Q!ch mane und bitte euch, mein allerlibsten 
kint, die ich erzogen hab in guten unsers üben herren Jesu 
Christi, das \r in kreften sulcher Übe als ich euch gemeinet 20 
hab, in gotlichem fride mit einander lebet : wenn gotes diner 
und gotes hofgesinde und gotes frund wol anzimet das sie 
fridlichen sein und nach geistlichen seiden stellen zu guten 
bilden werltlichen leuten. Liben kint, wann ir geistliche leute 
seit, wonimb vorgizzet ir sulche unfinchtige zeher? Nicht 25 
weinet umb mich : beweinet ewer sunde und seit dorumb also 
bereit zu den zehern als ir bereit gewesen seit zu den sunden : 



I habe fehlt A. hab B» suzzlicher B, 2 mein C, daz AC» 3 gebet C, 
4 were B, werd A, von fehlt C, Vor XVII. : do tröstet er all sein bru- 
der B. 6 bat AB, worden C 9 seins A, waz C. 10 seine glyt C 

II meebt B, geczelet hab C. 12 bestrebet A. bestrüet C, enlich B, en- 
Hchen C7. 13 bedakten A, 14 leinen B, sack C. dennach AB» 15 wardt B, 
do kerte sich C. 18 man C, 19 kinder C. liben fehlt C, 20 ir fehlt 
BC. euch fehlt B. 22 freunden O. anczimt 0, die C. 23 fridlich C. 
24 geistliche leüt C, 25 denne sulche C unfruchtbere C, 26 eur C, seit 
fehlt B, 27 also C. seit gewesen B, 

2* 



— 20 — 

wann so einen sunder in Zeiten seines todes seine sunde 
rewenty des frewent sich die himelischen engel ; so aber ein 
guter mensch in sunden stirbet^ des werdent sie betrübet. 
Aber mich sullet ir nicht beweinen als einen^ der do stirbet^ 
5 sunder ir sullet euch mit mir frewen : wann ich Sicherheit 
des ewigen lebens in freuden hab begriffen/ 

xvm. 

Was ist unbederber denn die swachheit dises lebens, 
dorinne wir mit so vil leidunge und so vil smertzen begriffen 
sein also das nimmer einige stund ist^ dorinne ein lebender 

10 mensche leides und smertzen ledig sei. Ein reicher man ist 
allewege in engsten und forchten das er seinen reichtum icht 
verlise; der arme ist allewege in gedanken, wie er reicher 
wurde ; ein guter mensch furchtet allewege das in dise böse 
werlt icht zu valle bringe : wann er allewege in vorchten 

15 ist und besorget teglichendas icht sein schiff seines todlichen 
leibes auf dem mere diser werlde dertrinke mit schaden seiner 
sele. Dovon muget ir wol merken, hertzenliben kint, das 
weder man noch weip, herre oder knecht, alt oder junk ge- 
sichert ist auf erden, die weil er ist in swacheit dises totlichen 

20 lebens. Wisset ir icht gebrechen an mir, den sullet ir be- 
weinen ; sei des nicht, so frewet euch meiner seiden. Waffen 
des leides und des ungeluckes über Adames kinder, die auf 
diesem grozzem mere der leidigen werlde swimmen in so 
gar starker und so gar unseliger anfechtunge der bösen 

25geiste! wann oft das geschieht und manigem widervaren ist 
das er nach langer seliger tugentlicher schiffimge durch an- 
fechtunge des teufeis in sunden gevallen ist und leidiklich 
dertrunken in den zeiten, als er in starker hoffenunge was 

3 stürbet B. 4 schöllet C. ein C stürbet B, 7 swacheit C, diczs A B. 

8 dorvmb B. mit so vil smerzen begriffen sein vnd mit so vil laidvng A. 

9 ein A, stunde C, lebendinger mensch O, 11 alleweg C immer, reich - 
turne AB, nicht BC. 14 nicht AB, 15 tegUch C 16 dertrüncke C, 
17 üben kint A. 19 totlichen fehlt A, 20 leibes B, 22 leidens AB. 
23 grozzen C. 24 anfechtung B. 25 geist C. das fehlt B C, manigen A B, 
26 tugentliche B. 27 sünde C, 28 hofnunge C. was fehlt A, 



— 21 - 

er Bcholt des ewigen lebens selikeit begreifFen. O wie vil 
ist der, die loblich gelebt haben und zu valle komen sint 
nur mit einer sunden!' 

XIX. 

'Dovon, libe kint, die weil ir lebet, so furchtet unsem 
herren. Beginstnusse aller Weisheit ist vorcht unsers herren. 5 
Unser leben ist ein rittersbhaft auf diser erden. Wer hie 
gesiget, der wirt dort gekronet. Alle die weil und wir mit 
diser fleischlichen haut bedecket sein, so muge wir uns einiger 
Sicherheit des siges nicht gerumen, Hette sich Adam, unser 
vater, gevorchtet, so wer er nicht gevallen. Ein beginstnusse 10 
aller böser dingen ist, wer seiner krankheit turstiklichen 
gelaubet, und wer sich nicht furchtet, der gelaubet seiner 
turstikeit. Wie mochte imant mit gold und mit silber und 
mit grossem reichtum under den mordem sicher gesein? 
Was leret uns anders der almechtige got? nur aleine das 15 
wir uns fiirchten sidlen ; wann er also spricht : vorchtet 
euch, sint ir nicht wisset zu welcher zeit der dip komen 
welle! Wann weste der hauswirt zu welcher zeit der dip 
komen wolde, so wurde er ane zweifl wachen auf die rede 
das im sein haus nicht durchgraben wurde.' 20 

XX. 

'TFas sprichet denn der höchste slusseltrager Petrus? 
Seit nüchtern, kinder, und wachet stetiklichen : wann ewer 
widersache, der teufl, allewege umbget und sucht als ein 

I er scholt das über des ewigen lebens seliklichen AB, 3 eyniger C. 
Vor XIX. : hye lernt er sein brüder B, 4 Üben C, 5 weginstu auz aller 
Weisheit .4. begiutnizze (7. alle B. hem vorcht -4. rorehi fehlt B, 6 ritter- 
schafte B. 8 Maischen haut gedeket Ä. fleisschlewchen hewte B, mögen C. 
ewiger -4."«inger B, 10 in beginstnusse A. ein fehlt B. begintnizze C. 

II allen bozen B, boszen dinge C. krenkeit trustlichen A. krenkeit B. 
tursticlich C, 12 und fehlt A B. wer bis der gelaubet fehlt BC. 13 mecht 
AB. golde C. und fehlt beidemal A. odir C. 14 vnder grozzen mor- 
den A, den fehlt C. 15 de -B. 16 sprecht B, spricht durch den Ma- 
theum C. 17 euch] ow B. wen C 18 wirt BC, welche zeit AB, 
diept B. 19 wurder B, czweyfil er wachen (7. 20 icht C. Vor XX. : send 
peters wart B, 21 hoeste B. schulertrager A. 22 nüchte AB, ste- 
ticlich C. 23 widersag A, wydersacher C. und doppelt C, 



>- 22 — 

brimmender lebe, wen er fressen mnge. Nimant wonet sicher 
under giftigen slangen. So iclicber Heiliger und weiser ist, 
so sol er sich dester vaster vorchten: wann iclicher von der 
hohe swerlichen vellet. Des teufeis speis mus erweit sein ; 
5 böser leute achtet er nicht : wann er sicher ist das sie bei 
im beleiben. Der weise Salomon ist zu valle komen; David, 
sein vater, den got erweit hette nach seines selbes hertzen, 
ist auch swerlich gevallen. Dovon, libe kint, furchtet euch 
allewege, furchtet euch allenthalben: wann selig ist der 

10 mensch, der got seinen herren furchtet. Und ob der teufel 
mit heres kraft wider in streite, dennoch beleibet er in steter 
Sicherheit und an alle vorchte sein hertze; imd ob noch 
sterker die anfechtunge wurde, doch mochte sie sein hoffe- 
uunge nicht verkeren : wanne volkomen gotes vorchte alle 

15 ander vorchte vertreibet. Gotliche libe und gotliche vorchte 
sint nur ein dink, das uns der prophete wol beweiset, so er 
spricht: behefte mich, herre, zu deinen vorchten!' 

XXI. 

'Äißrtzenliben kint! ist imant under euch, der begirig 
sei guter tag zu sehen, der volge meiner lere auf die rede 

20 das sein antlutz seiner vernuft also erleuchtet werde das er 
in eren bleibe. Wann wer got furchtet, der tut allewege das 
beste in gotlicher gerechtikeit ; sein sele wirt ervrewet und 
schol ane zweifei das ewige leben erblich besitzen: wann 
got ein festenunge ist allen den, die in vorchten, und offen- 

25bart in sein geheime als seinen üben frunden. Liben kint! 
was ir gutes beginnet, das tut allewege mit Weisheit und in 

1 brimfender A, brinnunder B. levA leb B. wönt A. wandert B, sicher- 
leichen B. sicherlich C. 2 y etlicher B. 3 veßter C. yetlicher B. 4 hoch A. 
hoeB. tevfMAB. 5 leüt der achtet C. er ir sicher 0, 6 bleyben C. der 
doppelt A, David do mit sein A. 7 erwellet hat AB, 8 liben C 
9 allewege furchtet euch fehlt C. 10 ob di t. A. und ob der teufel dop- 
pelt B. 11 wider] mit A. streitet 0. blibe C. bleib B. er fehlt B. 
12 all B, 13 die] sein C. offenvng A, hoffnung 0. 15 forcht C. lib B. 
vorcht sein C. 1 6 wol fehlt B C. weiset B C. prophet 0. 17 beheft C. in C. 
Vor XXL: ein gute 1er' Jeronimus B, 18 begengJ?. 19 czu sehen gute 
tage C. mimer B, 21 wer] er A C. tot A, 22 sei A B, wirdet C. 
23 erblich fehlt A. 24 vestenung B. 2ö sein C. freunden C. 



/ 






— 23 — 

gotes vorchten. Was ir immer gutes getun muget, das ist 
alzumal verloren, sei das sach das ir dorumb der werlde lob 
begeret. Der junkfrawen waren zehen, die zu des himels 
hochzeit geruffet waren, und ward doch dem halben teil des 
himels pforte verslossen nur dorumb aleine das sie in hoch- 5 
fertigem gemüte das öl rechter dimutikeit in den lampen 
ires hertzen nicht fleissichlichen, nicht dimtitiklichen noch 
weislich behütet und behalden hatten. Ach wie vil ist der 
unseligen, die von sunden gereiniget sein in der heiligen 
tauf und nach Cristo tragen cristenlichen namen, den vil weger 10 
were das sie nie geboren weren : wann die hellische pein 
der ungelaubigen beiden vil minner ist denn der bösen cristen. 
Weite got das under den cristen der bösen zal nicht die 
groste were!* 

XXII. 

' Wie gantz und wie veste ein schif allenthalben sei, das 1 5 
mus dertrinken, ob es durch unfleiz der marner einiges hol 
gewinnet. AUermeniklich verirret sich in wustenunge diser 
leidigen werlde : etliche leut sint besweret mit geitikeit, etliche 
mit unkeuscheit, etliche mit unfletigen ungeschaften werten, 
etliche sint reuber, etliche sint dib oder sust in andern 20 
sunden schemlichen gevangen, also das sie mit gleichem 
irresale gleich und enlich worden sint unvemuftigen tiren. 
Und wolde got das sie denselben gleich gewesen mochten 
sein ! sust sint sie vil erger : wann iclich tir seiner naturen 
allewege volget, so der böse simdige mensch sein naturliche 25 
Vernunft, die er von got enphangen hat, zu dem ergsten 

I war AB. waz ir gutes tut daz ist alles vorloren ist daz ir dorumb der 
werlt lop C, 2 lewt lob ^. 4 gerüflft AB, 5 pfortil. neür C hocb- 
fiirtigem B. & dfia fehlt A. olrechteril ole C. demütikeyt C. 7 fleischic- 
leichen A. demüticlich C 8 fleizzig C. 10 Cristus C, cristeleichen A, 

II wer C, hellischen AB. 12 dann A. der hoaen fehlt B. 13 Wolte 
hU cristen fehlt B. pözzen cristen nicht di grözzte czal war A. 14 wer C. 
Vor XXn.: ein peyzbild B. 16 dez mamers C. ains höl-ä. 17 aller- 
meineniklich B. 18 leiden A. werlt C. etliche fehlt nach geitikeit A. 

19 etliche fehlt nach unkeuscheit B. mit fehtl A. ungeschaften] boszen C. 

20 sein rauber C. rawber A, rewbereiliche dyep B. sein C sint fehlt B. 
dibe C. • 22 irsal C. 23 weide A B. 24 sein fehlt C. etleich A. yecliches B. 
tir fehlt B. 26 den B. 



- 24 - 

keret Sulche leute sint nicht auf dem wege in die newe 
stat Jerusalem zu komen^ die sich im himel so wirdiklichen 
machet: wann sundiger leut schar dahin nicht gehöret. Cen- 
turio behilt von got mit demütiger vorchte gotes gegenwer- 
5 tikeit, die versaget wart durch ubermut einem hochfertigen 
kunige. Ach leider wie wenig ist der leut, die des heiligen 
ewangelien warhaftige lere gehorsamichen halden, als der 
heilig z'welfbot gesprochen hat : sulche zeit wirt noch komen 
das die leute rechtvertige lere nicht behalden werden. Vil 
10 ist prediger^^aber die warheit prediget imant selten* Betrogen 
werden vil einveltiger leute : wann in die prediger umb 
kleine dink grozze gewissen machen, und die groste sunde 
bleiben ungestraiFet.' 

XXIII. 

^Ein falscher lerer ist geleich einem swerte, das zu 

1 5 beiden seiten sneidet. Beweilen ergert er die leute mit böser 

valscher lere, beweilen mit bösen werken und mit argem 

bilde. Welch zeit das fewer naturlichen kalt wirt und das 

Wasser zu vewer wirdet, und welche zeit die stein fligen 

werdent, so mag ein unkeuscher man wol mit lobe der 

20 keuschen reinikeit predigen und sagen; und ob ein sulcher 

prediger semliche keusche und reinikeit prediget, das bringet 

kein nutz: wenn ein iclicher, der das höret, mag wol in 

seinem hertzen denken: was prediget der in seinen werten, 

das er nicht heldet mit seines selben werken? Wann wer 

2 5 wol redet und übel tut, der besaget sich selben, und vil bas 

fuget im sein sweigen dann sulche unnutze rede, die er so 

gar unnutzlichen saget. Wie beheglich auch dem alniech- 



2 in den A. InB, 4 vorcht C. gegeuburtikeit B, gegenwortikeit C 5. hoch- 
furtigen AB, 6 konige C. der leut ist BC, 7 geharsamclichen C. be- 
halden B, 8 sülch C. 9 leut C. weren B. 12 grosten C. Vor XXIII.: 
ein peyabild B, 14 Dein A. gleich C. zu fehlt B. 15 bey weillen C. 
16 bey weilen C 17 natürliche C. wirdet C. 18 welch C. sterne B- 
Stern flihen werden C. 19 laub C. 20 sülscher C. 21 prediget A, sem- 
lich B, keusch C, prediget fehlt A B. 22 ein fehlt A, etleicher A. 
23 gedenken A, mit C. 24 seinen selbes 0. 25 selber C. und fehlte ^• 
bas fehlt A, 26 wenn B. wen C. red C, 27 vnnüczlich C. redet A. 



— 25 — 

tigen gote sulche predige sei, da& kundiget uns der Jieilige 
prophete Davit in sulchen werten: dem Sünder saget got: 
worumb redest du mein gerechtikeit und worumb nimestu 
mein heilige wort in deinen sündigen mund? sint dastu 
neidest und hassest alle tugentliche zucht und hast meine 5 
wort versmehet und zurücke geworflfen.* 

xxrv. 

'Gar vil ist sulcher lerer, die grosse dink leren und 
behendiklichen in grossen sinnen disputiren und all ir mei- 
nunge gar zirlichen und auch gesprechiclichen reden nur 
alein umb wertliches lob und auf die rede das sie in gemein- 10 
Schaft der leute meister genennet werden, und dobei haben 
sie keinen vleizz zu tugentlichen werken. Ich Jeronimus hab 
mich des ervaren und ist ein gantze warheit, dovon schullet 
ir mir desselben gentzlich gelauben, das der leute hertze vil 
mer zeuhet und leret des lebens reinikeit denn wolgezirte 15 
Worte. Dovon, liben kint, wurket des ersten lobliche gute 
werk, und domach prediget nach lere des almechtigen gotes, 
der mit genadenreichen werken angehebet hat, nicht mit 
Worten: wann alle predig ist unnutz, die mit werken nicht 
gebildet wirt. Got hat nicht gesprochen: wer meines vater20 
willen prediget, der ist mein wirdig, sunder er hat gespro- 
chen: wer meines vater willen tut, der ist mein wirdig. Liben 
bruder! ich straffe nicht die prediger des gotlichen Wortes, 
ist das Sache d^s sie selber auch das tun, was sie den leuten 
sagen. Ein prediger behender werte, ob er sein predig nicht 25 
bestetiget mit tugentlichen werken, der ist nur als ein wint, 
der die oren bekumert, ein rauch der warheit, der snellik- 

1 got C, 2 prophet C, da mit Ä. 3 nymst du C. 4 meine heiligen C. 5 ney- 
des B, daz du haszest und neydest C. mein C. Vor XXIV. : wy werltleichn 
leren B. 7 seint C lernen B C. 8 behendiclich C dispitim -4. alle Ire C, 
9 cziriich C. gesprochlichen B. gesprechelichen C. 10 alleine C. werlt- 
liches (7. gemeinischaft C. gemeinschofte B. 11 meinent B. meinen C. 
12 sie feMt AB, tugenlichen C. 13 schöllet ir desselben mir C, 
15 czewchet A. wolgeczirt wort C. 16 kint fehlt C, 18 gnadenreichen C. 
angehebt B. 20 wirt] ist C. 21 des mein nicht wirdig B. 24 sache das 
fehlt C. das fehli C, daz sie C, 25 warten AB, predige C, 27 be- 
kömert C, snellich one C. 



— 26 — 

liehen an alle frucht verswindet. Verneinet, liben bruder, 
vernemet rechtiklichen, was ich euch sage, und habet ge- 
duldige oren zu meinen getrewen werten ! Mein meinunge 
ist das vil mer lones habe ein iclicher, der tugentlichen lebet 
5 und dorzu prediget und auch leret denn der do wurket gute 
werke und dorzu sweiget. Wurke ich gute werk und sweig 
dobei, so bin ich mir nur aleine und nimant anders nutze ; 
sei aber sach das ich dorzu predige, so werde ich nütze mir 
und allermeniclichen : wann die heiligen lerer in tugentlichem 
lOglanste ires reines lebens sich wol geleichen mugen den 
ewigen lichten sternen/ 

XXV. 

^Die heiligen prediger sint ein licht zu leuchten aller 
werlde: wann ir heilige lere der lewte hertzen, die vor 
Sunden vorvinstert sein, mit dem warhaftigen lichte des 

löalmechtigen gotes durchscheinen und durchleuchten. Auch 
sint sie ein wolgesmackes saltz, wol zu bereiten das gotes- 
wort zu suzzer speise den gelaubigen seien mit wolrichenden 
wurtzen tugentlicher werk. Ein iclicher gelerter man ist 
phlichtig das heilige goteswort zu predigen, sei das sach 

20 das er tugentlichen lebet. Wer mit seinen kunsten wol tut 
und dobei nimant leret, der ist dem almechtigen got grozzer 
rechnuge schuldig und verbunden. Sant Johans spricht: 
wer seinen bruder hasset, der ist ein manslechtiger morder, 
und wer diser werlt gut hat und sieht seinen bruder not 

25 leiden, wie mag in demselben gotes libe sein, ob er sich 
über seinen bruder nicht erbarmet. Dovon, liben kint, wer 
geleret ist und seinen bruder sihet irre varen und sihet in 
totlichen sunden und hilfet im nicht mit dem werte der heiligen 

2 rechtlich C. 4 hab C. 6 werck C 7 nur fehlt B C, aleine nucze A B. 
nyemancz A, 8 ist es aber das C. wirde C. nücz J5. nur B. 9 aller- 
meiniclich C 10 glast A glanst C gleichen C 11 sternil. Vor XXV.: 
von den guten B. 13 leüt C 14 vorvinstert worden vnd sein B, licht C. 
15 abnechtige B, erleuchten B. 17 speiz C geleubigen C. richenden C. 
18 würtzzen C. werken AB, 19 pflitig C, ist daz er C. 20 tut B. 
21 almechtigen fehlt A, 22 rechnung -4. schuldig und fehlt BC. der 
spricht BC. 23 sein AB. 24 werlte C. sihet C. 25 dem C. sey C. 
27 irrefragen A. in czu totl. A. 



_ 27 - 

lere, der ist michels mer ein manslechtiger morder und an 
alle gotes libe. Vorchtet euch, ir lerer und weiser des volkes, 
den got die heilige predige enpholhen hat, ob ir in das 
goteswort nicht vleizziklichen kündet : wann unser herr aller- 
meniclichen, die ir versäumet habet oder die von wegen 5 
ewers böses bildes in sünden gestorben sint, vordem wil und 
von ewem henden hertiklichen eischen: wan so ir ie wir- 
diger in diser werlt seit, so werdet ir grozzer pein in der 
helle leiden. Ir seit nicht herren, sunder ir seit hirten deS' 
Volkes; ein obrister herre und ein obrister hirte ist der 10 
almechtige got, der sein schaf erkennet und wil sie vordem 
von ewem henden in seines gerichtes zeiten/ 

XXVI. 

^-41mechtiger got, wie vil sint dises heutigen tages pre- 
laten in deiner heiligen kirchen, die nicht hirten sunder 
mitelinge sein, zu den deine libe schaf nicht gehören! Owe, 15 
weit got das sie mitelinge weren ! sust sint sie leider raubig 
wolf, die des almechtigen gotes schaf zucken und zustrewen. 
Nicht ist erger, nicht ist unmenschlicher denn so der raubet 
und stilt, der bewaren und behüten scholt. Almechtiger got, 
welche grozze sunden treibent sie in deiner heiligen kirchen ! 20 
nicht bischofe, nicht hirten, sunder vorderber deines Volkes, 
die nicht anders suchen, nur alein wie sie der leute, die in 
enpholhen sein, gut und arbeit gleich der hellen geitiklichen 
verslinden. Sie trachten nicht mit welchem rate deine schaf 
von sunden gereiniget werden, sunder sie bringen sie zu 25 
arger missetat mit werten und mit werken. Almechtiger 
got, woldestu sulche missetat nicht rechen, so werestu nicht 

1 ndchel B. mere AB. one C. 2 wurchtet A, lere B, 3 den doppelt B. 
er AB/ 4 herre C. ö allermenicleich A. allemeniclichen £. vorseümet C. 
6 boszen C vodem A. 7 heischen C 8 werlde C, werdent B, 10 ober- 
ster A, ein fehlt AB, 11 gote B, schafe C. kennet C, Vor XXVI.: von 
den posen prelaten B» 15 mitling C dein 0. 16 mitlinge C sein B. 
sie fehlt B, leider /cW<X rawbendige J5. raubendinge wolfe C. ITscheffÄ 
18 nicht ist er^er fehlt A, 19 schol C, 20 sie fehlt A, 21 beschon A, 
bisscholue B» dines B. 22 suchen nur alleine suchen C. 23 geitticlich C 
24 scheff AB. 25 weren AB. 26 grozzer C. 27 woldest du (7. 
werst du C. 



— 28 — 

got. Dovon, meiüe üben kint, die weil ir lebet, so dinet got 
in vorchten und frewet euch mit demütigem hertzen; seit 
tugentlichen in züchten das ir mit hilfe gotes auf dem rech- 
ten weg bleibet. Merket, merket, meine Üben kint, merket 
5 und sehet, wie suzze unser herre ist: die reichen sint ver- 
armet, die reichen twinget hunger; wann sie in reichtum 
und in woUusten entslaflfen sint und ist nichtes beliben in 
iren henden. Aber gotes dineren gebrichet nimmer gutes: 
junger was ich, eider bin ich worden und hab nie gesehen 
10 das got den gerechten gelazzen habe oder seiner same 
brotes mangelt oder darbet.' 

xxvn. 

^ffertzenliben kint! seit volger des armutes nach bilde 
des almechtigen gotes, der warhaftiger got ist und alle dink 
vermag in seinen gotlichen kreften, der alles reichtumes und 

1 5 aller eren obrister herre ist, und hat doch sich selber ge- 
nidert und gekrenket und seines knechtes gestalt zu im 
genomen. Er ist armer geboren, hat in kommer und in 
armut gelebt, ist in armut tod und in armut begraben, als 
er bekennet mit seinen gotlichen werten: die fuchse haben 

20 gruben, neste haben des himels vogel; aber des menschen 
kint hat nicht wohin sein haupt zu neigen. Er hat auch 
geboten seinen zweifboten das sie weder secke noch taschen 
tragen selten und hat allen den seinen allewege geraten das 
sie durch seinen willen alles werltliches gut vorsmehen sol- 

25ten. Liben kint, gelaubet ir in got, so schuUet ir des 
gelauben das in nimant betrigen mag. Er wer nicht got, 
mochte man in betrigen, und sint er nicht zu betrigen ist, 

I lieben meinen kind A, übe B. mein 0. 2 mit C dimitigem J?. 3 er 
BQ, 4 weg fMi B, wege O. merket fehlt einmal Ä. übe AB, 5 suz^ 
AB. 7 beliben fehlt BÖ, 10 gelazzen hab C, gelazzen h. aber A. 

II brotez man darbt oder gelt X For XXVII.: ein gute 1er B. 12 der 0. 
13 almechtige AB, got fehlt 0. 15 hat hU gekrenket und fehü A, 
16 sich C. 17 1£ax fehlt AB. gebome er hat C. kummer 0. in fehlt AB. 
18 gelebet C. tod hU armut fehlt A, armute B. 19 füchs C. 21 haup B. 
22 gepotten AB, sak B. 23 schölten tragen C. h^t fehU C. alle AB. 
24 seine AB. wertliches B. ^oMqu fehlt A, 26 m fehlt C. gote AB. 
daz A. 26 in fehlt B. got fehlt A B, 27 fint B. 



— 29 — 

so volget im, üben kinder! Vnmuglich ist in reichtum 
grosser fülle gote nachzufolgen; die natur gehenget nicht 
das widerzemige ding bei einander bleiben. Wir mugen nicht 
gote mid dem teufel beiderseit gedinen: entweder ich bin 
betrogen oder sie werden betrogen. Alle die mir nicht 5 
gelauben, denne werden sie mir gelauben, so ir reichtum in 
grozze armut gewandelt wirt. Ein reicher man azz alle tage 
köstlichen^ als ims das ewangelium saget, und kleidet sich 
teglichen mit purpur imd mit seiden. Do er aber gestarb, 
do wart er gentzlichen gewar in grossen seinen peinen was 10 
im Schadens brechte, das er Moyses und den propheten nicht 
gelaubet hatte. Gotes diner schol unbekumert sein mit 
wertlichen dingen: der kunig wirdet nicht behalden mit 
seinem reichtume noch mit seinen kreften. Grosser reichtum 
trewget allermeniclichen : wann dem reichtume ist hochfartlö 
gesellet und auz der hochfart kumen alle böse dinge als 
auz einer bösen wurtzel.' 

xxvni. 

'So der mensche reich wirdet und sein werltliche ere 
beginnet steigen, zuhant erhebet sich sein hertze in sulche 
hochfart das domitte alle sein wege unfletige werden in 20 
allen seinen Zeiten. So sitzet er mit andern reichen in 
heimelichem rate in sulcher meinunge das »ie trachten, wie 
der unschuldige arme verderbet werde. Der reichen äugen 
sint allewege auf dem armen wie er in vornichte, gleicher 
weis als ob got des armen vorgessen hette und von im sein 35 
antlitz gar gewendet. Ach wie gar sint die reichen doran 
betrogen und zumal vorirret! wanne der almechtige got 
ofte sich entheldet und vortreget den sundern gar zu langen 

1 vninöglich C. 2 schnlle A. got C. die tur A. 3 dem widerz. A, ding 
fehlt A, 4 nnd doppelt AB, 6 denne bis gelauben feJdt A. 7 grozzes B^ 
tag C. 8 kostenliche C. 9 teglich C. purpir 0. mit fehlt C. 10 gentz- 
lich O. 12 hette C, vnbekomert C, 13 sachen C, konig C. 14 reichtum C 
noch bis reichtnm fehlt A, reichtume B, 15 betrübet B C. allermeiniclich C 
der r. A, reichtum C, hochfart hia der fehlt A 16 va C. hoffart A, ko- 
men C. ding C. 17 va C. wurtzzeln C. 18 Do C. mensch 0. 19 hertz C, 
20 domitC. seine C. 21 &\\e AB, t&genA, 22 heimlichen 0. trachte J?, 
25 het C. 27 alczumol C. 28 vortröget B. 



— 30 — 

fristen. Und in sulcher geschieht ist er allermeist zu furch- 
ten: wann ie lenger er geduldig ist, so er domach dester 
zomiclicher und herticlicher richtet. Der almechtige got 
vorhenget in etlichen zeiten das gute leute vil unrechtes 
5 von der hochfertigen bosheit leiden, und domitte werdent 
der hochvertigen sunde zu aller stunde gemeret; und die 
armen bedecket er mit gotlichem tröste und meinet ir nicht 
zu vergejszen in keinen stunden als der profete spricht: dir 
ist enpholhen der arme und der weise ist gelassen deiner 
lOhilfe. Got widersteht allewege den hochfertigen bösen und 
gibt seine genade den armen ; got verderbet der hochvertigen 
Sterke und derhoret der armen demutige gebete; got vor- 
werfet der hochvertigen bosheit das sie nicht teiles behalden 
in dem himelreiche/ 

XXIX. 

15 'Dovon, allerlibisten meine kint, seit arme und demu- 

tiget euch under sulche mechtige hant des almechtigen gotes 
auf die rede das ir ewer dinst und hoffenunge nicht vorliset. 
Armut ist gote nicht anders geneme nur in rechter demu- 
tikeit. Got wolde mensche werden von unser frawen, seiner 

20 muter, und von keiner andern junkfrawen nur aleine umb 
ir grozze demutikeit, als die barmhertzige unser Übe frawe 
selber spricht in irem.magnificat: er hat angesehen demu- 
tikeit seiner dirnen; dorumb sagent mich selig alle leute. 
Gleicher weis als auz hochfart sam aus einer bösen wurtzeln 

2 5 alle böse ding wachsen, also ist die wurtzel warhaftiger 
demutikeit ein grünt aller guten hertzen. Liben kint, der 
almechtige got ist ein bilde aller demutikeit, wan er also 
gesprochen hat: lernet von mir; wann ich bin senfte und 



1 Schicht AB. 8 zomiclicher und fehlt C. 4 czeichen Hss. leüt C. 
ö domit C. wirt BC. 6 stund C. 7 gedeket A, nicht fehlt B. 8 pro- 
phet C, 11 sein gnade C. vorterbt B. 12 dehoret B. demütiges C, 
18 vorwerfert B» vorwurffet C, Vor XXIX.: von der willigen armut B, 
lö allerUbsten C meine fehlt A, 16 wyder C mechtiger B, gotes fehlt A, 
18 got C. 19 mensch C. seine B. 20 ander AB, vm AB. 21 übe 
fehlt C. 23 dirne C, sagen C. 24 vz C. bösen fehlt A B. 26 alles C. 
27 bilder O. 28 senfter C. 



i 



— 31 — 

demutiges hertzen. Merket, liben kint, seine grosse demu- 
tikeit doran sunderlichen das er seinem vater gehorsam ge- 
wesen ist untz an den tod des creutzes, den er geduldiclichen 
geliden hat durch unser aller willen/ 

XXX. 

'-Allerlibsten bruder! wer demutig ist, der sal auch 5 
gehorsam sein. Merket, liben kint, ewem namen ! Das wort 
muniche ist von crichischer zunge zu latein bracht und be- 
deutet einer sele huter. Dovon muget ir keinen eigen willen 
haben nur das ewer meinunge allewege sei nicht zu sunden. 
Seit gehorsam und tut zuhant was euch geboten wirdet: 10 
wanne zu eiüem gebot unsers herren und gotes sant Peter 
und sant Andreas ir schif und gam Hessen und volgeten dem 
almechtigen gote. Warhaftige gehorsam wil das zuhant ge- 
schee was der obriste gebeutet. Sulche gehorsam hat unser 
herre Jesus Cristus uns alle geleret, do er nach seinem 1 5 
abentessen die fuzze wusch seinen jungem, do er auch sprach 
zu sant Peter: bistu nicht gehorsam, so wirdest du keinen 
teil in dem himelreich mit mir behalden. Dovon, liben bruder, 
seit einmutig und eines willen : wann es ummassen gut ist 
und vil geistlicher freuden bringet, wo bruder eintrechticlichen 20 
in gotes dinste leben.' 

XXXI. 

'Ewer einer schol sich nicht grozzer machen den der 
ander sei, sunder wer under euch zu gebiten hat, der sal 
sich geleich einem diner halden. Nimand sal sich herschefte 
annemen über den andern nach wertlicher leute siten; nimant 25 
schol begirig sein wertliches lobes, sunder nach dem bilde 

2 sunderlich C. seinen J5. 3 biz C. her AB, gedüldiclich C. Vor XXX. 
hy sagt er yn was bedewt das wart müch B, 5 dimutiger Ä, schol C. 
S kint fehlt C. 7 Münch C. han ich von A. crihischer B, 8 hüten AB. 
9 sey all weg A, 10 unde J5. 12 Andres C volgten C, 14 oberigste 
pewtet A, 17 keinem AB, 19 wen vnmaszen C. 20 eintrechticlich 
mit einander leben in gotes dinste C, Vor XXXI. : hie lert er sy dy- 
mntichait B. 22 Aber einer schol A. 23 schol C immer, 24 sich geleich 
ainem dyner machen halden A, einen B. diner gleichen C 25 werlt- 
lieber C, leute fehlt AB, 26 sey C. werltliches C, 



„ 32 — 

miHtm harren Jhesu Cristi sal ewer iclicher den andern de- 
mutldichen eren, und der allergroste sal des allerminsten 
gtiMeile sein in demutikeit iinsers herren. Simdet dein bruder, 
Hd Holt du in in got bruderlichen strafen. Hütet euch mit 
fi Hlleni fleizze vor aundett : ewer iclicher sal den andern so 
li|> haben das er gehessig sei den sunden. Ein grosses zeichen 
warhaftiger Hb ist das, so du deinen bruder umb seine sunde 
straJest. Warhaftige demutikeit aal allewege wider die sunde 
schreien als der profete Isaias spricht; rufe und schreie, er- 

11) hebe deine stimme gleich busauaen, vorbotschefte meinem 
volke ire sunde. Wolt got das ein icliche creature wider die 
sunde schrire : wanne so wurde ir dester mer gelaasen ; leider 
itzunt die lente mer geforchtet werden denn dep almechtige 
got, unser aller herre. Zomet nicht, libea bruder! nicht 

1 5 gehenget das eur zome bis auf der sunne nidergank wider 
ewren bruder were. Der gerechte got hat lip die gerechtikeit : 
sein gotliches antlitz sehet allewege auf die gerechten und 
auf das geleich. Wachet allewege, liben bruder, in warhaftiger 
demutikeit: wann etliche demutikeit ist nicht beheglich dem 

20 almechtigen gote, bei namen so der hirte in aulcher mazze 
demutiger ist das durch sein saumnusse der wolfe kraft die 
gotes scliaf zustrewet.' 

XXXII. 

'bleibet allewege in der gerechtikeit und meinet iclicheni 

zu geben, das in angehört, Dovon, liben bruder, nicht eret 

S5den gewaltigen noch den reichen mer denne den armen oder 

den ungewaltigen : wann der almechtige got machet keinen 

1, Jhesu Cristi fehlt C. 4 geholt C. in in got fehlt C. hüt O. 6 allem 
fehU C. fleizz B. ietlicher B. also A. 6 gebäzsig Ä. ^eheUaig S. sei dez 
andim snnden C. 1 joa AB. 8 warhefüg« B. 9 propfot spricht yaaias C, 
orhrny Tud C. 10 boflauinen C, vorbotschaft C. 11 [etliche B, creatnr C. 

■ die sunde fehlt B. die fehlt A. Bünden Ä. 12 strebet A. Bchrejet C. 

le lewte yeezunt A. 16 verhänget A. ewra B, Sonne C. vndergank A. 

if 6m allewege fMt BC. 19 wann etUcho demutikeit /eftJt BC. 

!)t C. 21 dematiger C. Bftvmpniaae Ü. Vor XXXK,; hye lert er sy 

ereehtichait B. 23 Beleihet .4. ger, die warhaftige gerechtilteit meynet 
24 angepnrt B. 26 noch den reichen fehlt C. denne fehlt C. 

1er den ungewaltigen fehlt A B. keine A B. 



underacheit under seinen leuten, stinder wer in furchtet, der 
ist in seinen hulden. Ir schullet gote gehorsam sein, nicht den 
letiten ; wer durch vorchten getvaldes die warheit vorsWeiget, 
der hat sich selber vörtrteilet Seit richter ewer selbes ge- 
danken ; bleibet in warhaftiger nicht in geverbeter gerech- 5 
tikeit; haldet nicht den reichen vor den armen nur aleine 
in sulcher gefechicht, ob der reiche tugentlioher wer denn 
der arme. Ir siület allewege asu den armen g^neiget sein: 
in den armen scheinet gotes bilde, ein reicher man ist ddr 
werldfe bilde. Wir sfein alle gebom von einer wurtael und 1 
sein ällesampt gelider eines leibes, und desselben leibes hainpt 
ist Jhestis Cristus, unser herre. Worumb sal man denn,e den 
reichen ichtes mer deniie den armen eren, er ,were detine 
tugentlicher als ich vor gesprochen hab? Wer den reichen 
über den armen werder heldet, der gibet der werlde grosser 1 5 
lob denne gote; wer ichtes über hat den göt, der ist nicht 
gotes wirdig. Dovon, liben bruder, gebet gote, das gotes ist 
und gebet der werlde, das sie angehöret!' 

xxxni. 

^Tugent sal man allenthalben eren, untugent ist allezeit 
zu strafen. Was sal ich nu von den gewaltigen, mechtigen20 
redeii, die sich ires reichtumes, ires adels, irer maicht und 
irer wirdikeit überheben in hochvertigem mute ? Nicht anders 
mag ich sprechen nur das sie ein Btinkundes fleisch sein^ 
das ane zweifel inuz zu asche werden. Sie vorsmehent ander 
leute und denken das sie domitte der eren bekumen mugen, 25 
die got seinen demütigen dinern hat bereitet! Von sulchen 

1 vorchten C. 2 schöllet got C. 3 vorchten willen C, 4 vorvrteilt O. 
5 nach warhaftiger am Bande czunge A, in fehlt A, geverhter C 6 habet 
BC. vür C, 7 in der geschieht C schicht A. geschichte B. tugentlicher 
wenn B. wer fehlt Cl 8 anne were BC, schöllet C 10 wilde A. 
wurtzzeln Q, 11 seine B. glyder O. haup AB, 12 warum B, denne 
fthXi C, 13 mere eren den den armen C. arme A B.: wer den C. 14 habe 
vor gesprochen B, hab gesprochen C. 16 werdet C, gibt C. 16 den 
got C. 17 don von Ä got daz a was B. 18 was Ä Vor XXXIII.: 
von der tngent B, 19 Vnd tugent A, 21 ädels J3. und' bis wirdikeit 
fehlte, 22 nicht mag ich anders C 23 stinckende« C 24 one C. vörden Ä 
die AB. vorsmehen C. 2ö do mit C. bekomen mögen O. 26 bereit BC, 

3 



— 34 - 

lauten ! mag ich wol sprechen^ nicht meine snndefr gotes wort: 
we eü^h armen reichen: waain nmglicher ist dem grossen 
camel durch ein nadelör fee krichen^ denne das derr^ehe 
komcn muge. in das himelreiche. Dise rede ist nicht zu 
5 strafen: wanne so himel und erde vorgangefu sint, den- 
noch muzzen unsers herren wort ewicHchen beleihen. Ir 
edein, ir /mechtigen, ir reichen beweinet und beklaget ewer 
uiaigeluckel Ir seit itzunt infreuden, in woltagen/ir vorsnaehet 
die armen^ ir seit in hohem mute reichtums und auch wirden. 

lOOwC; wie seit ir armen so vorblendet! Wisset ir nicht das 
ir leichte in diser nacht sterben mnsset und in helllsohen 
peineoi . ewiolichen bleibiMi? . Ir wellet nicht arbeiten' mit 
anderen deuten, sunder ir wellet euch mit armer leute arbeit 
aUi^wege geileren; dorumb werdet ir gepeiniget niit den 

15teufefai in der helle: wann so ie grosser ewer wirde und ere 
gewesen ist auf diser erden, so ie sterker wirt ewer peine 
in der hellen fewer/ 

XXXIV. 

^f/hser herre .Jhesus Criistus hat im z weif jungern erweit 
in diser werlde: in aller sulcher zai ist nur aleine sant 

20Bartholo(meus edeler gewesen nnd sant Matheus stund • nach 
reichtum e denne ier zu gortes dinste gerufet« wurde ; alle die 
andern waren, ai^me vischer oder sust arme leute. Was hat 
mir das reichtum mit dem himelrerch zu schaffen 1 Was ist 
eitt reicher man? Was mag er anders gesein nur ein faules 

85 stinkendes Tas volles aller sunden? Wo grosse hodhfart, wo 
troiikenheit, wo ?ttwreinikeit, wo unkeuscheit, wo nimmer satte 
geitikeit? nur aleine bei den reichen, bei den edeln und 

1 leütdti fshk C. 2 möglicher ist ein C» 3 camein C ozu C, den O, 
dy reichen B,.^ der reich käme in (7. ' > 4 himelreich C* 5 erden ÄBi 
6 mtisen B. ewiclich bleiben C» 7 beklaget vnd beweinet 0. 8 wor- 
smehet -B. • 9 hoen AB. reiohtumee €.> 10 io fehlt B. 11 leicht V. 
12 w^ Ä wolt C, f 13 Wollet C. mit fehlt B C. 14 begen vnd neren' A, 
lö so fehlt 0, eur ere C. 16 pein C. 17 feür O. For XXXIV.; ein 
pdyibid .B: il8 bat fehlt C, junge AB, 19 sant fehlt C. . 20 edler C. 
21 geraeste il. wart 0. 23 der C. 24 vnflct^es stinckendes vas C. 
25 Btinkenczdez A, stinkündes B, 26 wo unkettscheit fihlt C. wo mier 
gdtikeit C. "27 nu AB. ttdien C, - •« . \ - 



~ 36 - 

bei den - mächtigen diser armen werlde. Sint sie nicht morder, 
die da undertane arme, leute Terdorben^ toten und berauben? 
Sie verderben die armen^ den ftie helfen schuUen; sie traben 
grosae hdchvartiin teuren köstlichem gewande^ und get' in 
nicht zUihertzen ob die nackten armen in firoetes not der- 5 
fri&cn; iren bauch füUent. sie mit reicher köstlicher speise 
und. atchten nicht ob die annen durstes und hungers sterben. 
Wla» iflt anders eine» reichen mannes leben nur steticlicher 
sunde? AUei! meister zungen mochten nicht volsagen der 
reichen leutei sünde; in ist nicht anders denne ob in von 10 
gote träumet, und sie dunkent als ich gelaube das sie : nicht 
sterben sullen : wanne der nicht leichticlichen in sunde vellet, 
der seinen tod allewege betrachtet und der sulches liertes 
gerichte des almechtiges gotes vorchticlichen bedenket/ 

' ' ."" ■ . XXXV. 

'Unseliger ist iclichert der sulche suchen nicht zu 15 
hertzen nimet und leset sich der werlde zirheit und des 
teufeis list betrigen. W^* got vor äugen hette und wolde 
seinen toä> betrachten, der wurde mit niohte so ane vorchte 
und so sicherlichen sundeu. Die sulchen reichen, die edeln 
und die meohti^^i gen hochfarticlichen in die heiligen kir-20 
eben, nicht in sulchem vürsatze das sie dorinne meinen gote 
ze dinen, sundeir das sie . der weibe antlutz in unkeuschem 
mute besehen und besohawen. Das ist ir gedanke, das ist 
ir miainunge, das ist ir grosse ere, die sie dem almechtigen 
gote in seiner heiligen kirehen so wirdielich erbiten. Sie 25 
vare^ über laut, sie schiffen über mer, sie wiaehen,< sie denken 

2 äi^] lir €. uncUrtun amien €, 4 hoohwart B. kostenlichem C, geet C, 
5 naken "^ annen nacketen C\ 6 in ires bauch füllen sie reiche kost- 
liche s^is C, 8 steticlichen sunden C, . 9 vollensagen C 10 reicher 
.... ent ist B, leüt gedancken 0. 11 got träumte C, duncket C, gelenbe C 
12 schollen wen 0. leichkleich A. leichticUch C 13 vnd saldies C, 14 ge- 
rechte V. almechtigen G, Vor XXXV. :. ein gute 1er B, lÖ. Unselig A, 
ietUcherAiB. sulcherC. 16 nympt C. 17 weide £1. 18 sein^B. 19 die 
vor edeln /M/^ d edlen C, 20 den A, geen 0. hochfi»1;iclichen C hei- 
ligcii fMt A. 21 fiircsiuge oder försacze A, vorsacze B, TÜrsats C. 
meinten B. got C, 22 >czu. C. de B» antlitz 0. 23 mut C gesehen B^ 
25 got B, wirdiclichen C 26 mere (7. 

3* 



- 36 — 

und sorgen wie das sie iren kinden grossen reicfatam ge- 
äamen mugen^ Ach wie kostenlich; wie mit fremder sinnen 
reicher meisterÄchaft ir gewant gemaehet ist, wie oft rorkeren 
und vorweehscln sie dasselbe ! Ire kürtzweil ist in etlichen 
5 Zeiten das würfelspily zu andern'^ stunden stechen, nu 2u 
tomiren und dornach hochferticlichen tantzen, frawen und 
junkfrawen anzusehen. Qot weiz wol « in welchem reinen 
mute sie pflegen grosser wirtachefte reicher wolgemachter 
speise und varen denne in schalle« Woldan ! wbldan ! vil 
10 üben gesellen, frewe wir uns in trunkenheit, in unkeuscheit 
und in allen sunden auf die rede das uns der teufel also 
vorslinde V 

XXXVI. 

^^ch und we über euch armen, die in sulcher unfletikeit 
leben und in sulchen snoden sinne! Wisset ir nicht das ir 

15domite den leip e denne sein zeit kumet so türsticlichen 
tötet und die sele des ewigen lebens beraubet? Wanne kumen 
die sichtagen? wanne kumet der unzeitliche tod? hur von 
grozzer uberflussikeit trankes und speise und von stetiger 
unkeuscheit, die leib und sele verderbet. Ir denket ir sullet 

20 got betrigen : sicherlich ir betriget nur euch selber ; durch 
des leibes willen vergesset ir der sele und bringet leib und 
sele in die iamerige helle. Do von frewet euch und seit gutes 
mütes in der kurtzen frist, die ir itzunt habt auf diser erden 
auf die rede das ir dornach mit den teufein ewiclichen klaget 

25unde weinet! Reiniget ewer gewant, ziret ewer edel, lasset 
euch nimant geleich sein in hochvartigen leben auf die rede 

2 keBtlich B, fremden C, .^ gemachtet B, olfte B, vorkeren sie und ßO. 
4 »ie fehlt BC, ö czei^hen AB, stände B. md C, 6 tmnirea 0. Üooh- 
ferticlich C. czn tantzzen C, 7 reinen fehlt B C, 9 speiz C* woldan nur 
einmal A, vil fehlt C. 10 freüwen Ö, in imkeuscheit fehlt C. 11 also 
Rat V. ^, IIS Torölint B. Vor XXXVI.: ein stToffang B. 15 domite 
fehlt C, dtn fehft A, sein] die C, kome C. 16 raubet ^J5. 17 wann 
kumet der vnczeitleich tot vnd die sichen tage A, kumen B» ynezelliclie C. 
18 grozzer fehlt BC, 19 vnkausch A, 20 gote B. betrüget B, euch 
nur selber AC, 21 seilen C. sele und 6w sele fehlt A, 22 iemerigen C. 
euch fehlt B, 24 ir fehlt A, 26 vnd C. adel O. 26 gleich a zu A, 
hochfartigem C. 



— 37 — 

das ir in der helle laster und schände vindet! Wo smt 
denne ewer wirtschafte ? wo reicher trank ? wo wolgemaohte 
speise^ die ir so wol mit honige mengen und mit reichen 
wurtzen machen kunnet? Esset reichlichen, trinket wol, 
habet ewer lust in unkeuscheit und sunden : wann ir in jener 5 
werlte in hunger und in durste gepeiniget weMet, so der 
almechtige got und richter sein urteil sprechen \wirdet : get, 
ir vorfluchten, in das ewige fewer, das den teufein imd seinen 
engein bereitet ist in der, t^f<^ hßlle !' 

xxxvn. 

'W^«lch hertz mag so vorsteinet sein, das solches urteiles 10 
nicht bitterlich erschrecke? O sundiger mensche, bedenke 
den Torchtsamen tag, den grausamen tag gotliches zomes: 
wann auf dieselbe zeit mustu rechnünge tun und antwurte 
geben nicht aleine nmb dein hochvartiges gewant und umb 
dein trunkenheit und umb unkeuscheit, sunder er wil rech- 15 
nunge haben aller deiner zeit, die du gelebt hast auf erden, 
und wil antwurte haben umb alle dein unnutze wort und 
umb alle heimlichen gedanken. Sundiger mensche! wes 
beitest du? worumb bekerest du nicht dein hertz in bezze- 
ninge gegen gote? worumb rewet dich nicht dein sunde?20 
Sich, armer mensche, der tod eilet zu dir bei nacht und auch 
bei tage ; der tewfel bereitet sich zu nemen deine sele ; dein 
reichtum mag dir nicht gehelfen : die wurme warten mit 
allem fleizze deines leibes das sie den nagen und irezzen 
untz an die zeit das er mitsampt der sele unzellich pein0 25 

2 wirtscbefto C. ewer relchei- C 3 speiz C. henige B. menget Ä 4 kön- 
net C. reichlich €. 5 habent A. woUnst C. sttndet C. 6 weit AB. oder 
in a 7 got nnd fehlt B C. get O. 8 dem Ä, dem teüfil C. 9 bereit B. 
Vor XXXVII*: von dem gericht vnserz hern B. 10 gesein C. sulches C. 
U erschreck C, mensch C. 12 den sundigen vorchts. C. vorchtsamigen jB. 
den grausamen tag fehlt BC, 13 dieselben C. must du C antworte ü. 
14 im AB. hochfertiges C. Mnd fehlt A. 15 dein /«A?« O. \aA fehlt B. 
trank, und unk.. (7. rechnüg B, 16 gelcbet C. 17 deine rnnützen O, 
und fehlt Bd 18 heimliche C, mensch C 19 bereitest 5. dem hertzen B, 

20 gegen got in besserunge worumb reüwe dich deine sünde nicht C. 

21 mensch C. eylet doppelt C» auch fehlt C. 22 tag C, 23 würbme A. 
24 fleiz C. 25 biz C. vnczelliche pein 0. 



- 38 — 

ewiclichen leide« Armer sulider, du biiöt irre: wann war- 
haftiger reiditum, ere* und wirde und wariiaftige frende sint 
nicht auf diser erden. Sei aber saehe das dein hertze begerig 
sei rechter freuden^ so schicke dich zu dem ewigen leben: 
5do#e)be6t wirdet dein heris rinden sulche fi^euden, sulcbe 
l^urtzweile, die das äuge nie gesehen hat, das ore nie gehöret 
hat und menschen hertze. nie und nimmer mag besinn/en/ 

xxxvin. 

'Was schoi ich von den sagen^ die weder gotes vorchte 
noch werltliche schände noch des todes bitterkeit noch die 

10 grosse ubermessikeit hellischer peine gezihen mag von Sün- 
den? den gar widerzemig were ob sie got also begenaden 
wolde das sie von sunden lizzen ? Ich weiz nicht anders 
denne also zu sprechen: we euch, unseligen sundeml was 
ir hie gelachet, das müsset ir dort beweinen ; so ie grosser 

15ewer freude auf diser werlde ist, so ie swerer ewer peine 
in. der helle wirt. Treibet ewer bosheit auf die rede das ir 
in kuiN^en zeiten in gotes zorn vallet ; treibet ewer schimpf 
in krige, in unkeuscheit; werdet trunkeii, vechtet, streite<^ 
tantsety lazzet euch wol sein zu allen stunden! Wes beitet 

20 ir? seit fleizzig die weil ir lebet eweren kinden reichtum, 
erc; herschafte und mechtikeit zu sammen! Meret und hoet 
ewer edel auf die rede das ewer kinder auch mugen aulche 
sunde getreiben^ also das sie mitsampt euch und ir mit in 
in dem hellischen fewr dester grosser peini ewiclichen leidet.' 

I l^det €. 3 ist aber daa O. herts beging 0. begeriger A^ h\ doselbst 
wirt C\ vrewede A. 6 kurtxweil Cl «las di awgen A. aug B. . 7 und fehlt A* 
mensehen. bis und fehlt B (7. noch nimmer kein mensch besinnen mag C 
mag fehlt A, Vor XXXVIII. : ein stroffung der sunder. B, 8 wedr B, 
furchten AB, 9 werltlicher C todes fekU A. noch fehlt B€, lOi peinO. 

II widerczem AB. begnaden ö, 12 liesen B, anders fehlt BC. 13 also 
fMt C, czQ Bs den daz so czu sprechen C, sunder C. 14 belacket (X 
Ib weit AB, die pein C 17 czome C. euren schimpf C 21 her- 
schefte C sampnen C. 22.adel C» erde B- red A. eyrer fehU A, auf J.« 
muge A B, 24 leyden C« 



XXMX. 

S'^jSprcche imant do «agigen: got derist guügy g^t der 
ist barmherteig; weich eeit den fiohder rewt sein missetAt^ 
so enpfehet er. in und vergibet im sein sunder. Das bekenne 
idi' das es war sei: wann i got ist vil' besser wanti imant 
gelauben mugb und ^roi^bet «inem ieUchem duader/ deirö 
mit rechtem. hertzen wider »u im kerbt. Ist gdt niciht gut? 
wie mochte er aueh bezzer gesein^ so er v<!>n dien sundem 
so ril grossen unreeht geduldiclicfaen leidet^ so er in so lange 
frist gibet und irer besserunge zu allen zeiten wahrtet? Doch 
schoLman wissen das gleidier weis als'uns<«r herre guter ist 10 
in grosser :gedüld zu disen zeiteH, also ist er auch gerechter 
die sunde ze rechen in der hell« peine. Nu mochte imant 
sprechen: ob ein sunder alle seine tage ubel geiebet und 
übel getan hette und ob in seine sunde alein in der 
sseit seines todes rewent, dennoch gewinnet er genade von 15 
dem almechtigen gote. O wie gar unnütze ist sulche hoffe- 
nunge ! ■ o wie voller torheit sein sulche gedanken I Aus 
huuderttausenten findet man nicht einen, dei^* nach ' laster- 
berigcm sundigem leben genade von gote erworben, habe. 
Wie mochte ein böser mensche, der in sunden geboni ist^O 
und rrj sunden geldbet hat, gotes hnlde derwerben? Der got 
nicht derkennen wolde und nicht geleid^n mochte das er 
von im höret reden, der seine sunt nie derkennet Hat und 
nicht wizzen wolte, was bözxötunge oder rewe were und 
allewege in sunden ist vorstricket, wie mochte der >^arhaf- 25 
tigisr rewe teilhaftig werden In des bittem todes zeiten?' 

Vor XXXIX. : von der gut und von dem rechten Jesu Cristi B, 1 Sprech 
A C, gut C. 2 reüwet C. 3 enpfet C sein sunde fehlt B. sund A, des B C- 
4 *«r B.- den'ymaiit (7. 6 keret wydet* czu iüi B. ceu ii« wyder fceret C. 
8 unrechten AB. geduldiclichen /«A^« C 9 ir C. 10 under C. gntig B. 
12'cau C, pein C 13 tag C ubel fehlt BC. 14 getoneB. »ein C, sunde 
mit B, Aunde nur ü. alein fehlt ö. 15 den Zeiten C. rewet B. reüwet C. 
her AB,' gnad 0, 16 almechtige AB, Awe wy B, vnnütz C. hoffhunge C. 
18 hundertawsenten B. lasterbe^**» A. lasterherigen B: 19 kündigen J9. 
gnade C. got C. hab C. 20 geboren C: 21 hsit fehlt AB, 22 wolt a 
mochte 23 redet höret reden A sünde (7. 24 ^olt C' were öder r«we A 
26 teilhaftiger C. • ' ' ' "" 



40 



KL. 

'^0 armer sunder, wo ist denne dein hofFehunge? wo 
ist denne dein rewe ? Auf einer selten twinget. dich angeten 
deiner kinder, von den dich der tod scheidet ; auf die andern 
eeitea twinget dich dein grosser reichtum : wenn du in ftirbas 
5 mtbt magst behalden. wie genem sal sulche rewe sein, 
die in dein hertz nie kumen were, soldest du Jienger leben 
mit gesundem leibe! Wer ane gutes vorcht gelebet hat und 
got erzürnet hat allewege in seinen gesunden tagen, der mag 
in <x>des zeiten mit nichte gotes hulde erwerb^u AUerlibisten 

10 meine kint, wöleherleie ist die rewe, die ein sunder gehaben 
mag so er kunstlichen sihet das er mit nichte furbas mer 
mag bei leben beleiben? dei'vil esrger wurde ob in goit wider 
gesunt iniachet? Ich hab der reichen vil gesehen, die in des 
todes noten sich vormessen haben leidiger grosser rewe und 

15domach in zeiten ires gesundes des leibes und der siten vil 
ergei* wurden sint. Ich halde in dör warheit und habe mich 
des wol erfaren : welches mensches leben alleweg in sunden 
gewesen ist, das sich der nicht vorsehen sohol eines guten 
endes: wan der sunder tot unbederber ist, die an vorcht 

20 gesundet haben wider die gebot des almeehtigen gotes. Aber 
der heiligen seligen leute tod ist wirdiger und ist gar teur 
und grosser schatzunge in dem gotlichen angesicht unsers 
herren/ 

XLL 

'Dovon, meine hertzenliben kint, bleibet allewege stark 

25 in libe gotliches rechten und vorchtet nicht den zorn oder 

ungedult sulcher unseliger leute: wann alle ire machte, ir 

Fbr XL. : de» menschen tod B, 1.0 fehlt A C, denne fehk C. hoffe- 
nange den C. 2 dein fehlt A, eine C. angst 0, 3 den der tod dich sch^ C. 
Q in magst furbazz nicht behalden A. magest B ö. gemeine BC, 6 kor 
men wer Q, gelebet hab C. 8 gesunden iungen A, 10 meinen C. 
weleherley C, 11 konsticUchen <?. mere C. 12 bei lehm fehlt C. wider 
fehU C, 14 und fehlt C. 15 lebens BC. 16 hab C. 17 menschen a 
leben in sündiBn aUeweg A, 20 Aller AB. 21 seüigen heiligen C, vnd 
gar a 22 und fMt (7.. gotlicheni C, Vor XLL: ein gute 1er B. 
24 mein (7. 2ö in libe bis rechten fehlt A. vorrichtet BC, 26 ir itt BC, 



- 4t - 

reichtum^ ix werltlicb«! ere La g^tes aug^n niisbt andera )|ur 
krankh^if;^ armut mid dorzu Bchande ßint Wer durck ere 
gotes und durch übe ^ev gerecbtikeit leidet) dßr i»t -iielig 
und ist vil seliger ob er dpru^b stirbet.: ^fann-iaeligpr bei- 
liger leute tod teuer und girossse^ »oh^iiäien lyeüft'iat in:«ngQ* 5 
siebte de^ almecht^en gote6. Liben briid^r! ist ewer begf- 
runge da^ ir mit unserem herrett Jtesu Qri&to' e^idi^ben 
leben wollet^ sp ß%()let ir durch seinen willen .und durd} ^i^e 
gotliche gerecbtikeit det^ leibes tod nicht' flihen. Got iQt igßr 
mmiiert durdi unsem willen auf die rede das, wir io^.nacb' It) 
volgen und durch seinen >yiUen gerne leiden schollen. £r 
helt sich unbillich. einen ^risten^ der duiroh CristUs willen nicht 
meinet zu leiden { ein getrewer dinejf sal allewege A^ew 
herren volgen. Etliche . leute sint cristen nur* mit wprten^ 
sie gelauben in got und bekennen seinen namen und ge- 15 
lauben, aber keinen fleizz liäbcin' sie zu guten werken; der 
geiaube ane werk ist tot und unnutz, sulche leut bekennen 
got mit den werten und laugen sein mit d^ein werken/ 

XLII. 

'£in grosses Urkunde warhaftiges gelaubent^ ist goted 
vorchte und das der mensche sich der aunde schäme.;: wer 90 
gelaubet und übel tut; der muz grosser pein leiden deU ob 
er nicht gelaubet; welche sunde von eigener bosbeit ge- 
schiebt) die ist vil grosser denn ßh sie ufige:\yis6enUch ge* 
schee. Per engel hat gesundet,. der mensche hat gemundet; 
einer vant genade^ der ander nicht: wann de,r engel hat votiSu 
eigner bosbeit gestandet, aber der menscbe bat missetan durch 

1 in werltUcher BC. 2 der czu A B, stände B. 3 gotes fehlt A. rechti- 
keit AB. 4 ob er 6m seliger fahlt B. 5 leut €, teuer und fehlt 0. grosflers 
scli&c2 ist^. grossers schacz ^. wert Ui fehlt A, 6 angesioht* vfisersherteii 
des C, 7 uilsem B. 8 blcyben C duröh got vnd daroh seinen wiNon' vnd 
auch 8.-4. 12 h«ldet darüber neniiet ^. heiszet 0. vnwilUch B, vnmoglioh O. 
nicbt fiaeh leiden C. 14 sein C, 15' namen lind fehlt 0, 16 gelAtfb A B, 
17 toter vnd Tnnützzer C 18 den-vo/* werten fehlt A^ • laukeniiäii C. 
den vor werken fekll 'A, Vor XLII.: ein gute ler B. 19 gelauben' 61 
20 Torcht C. das sich A. sich ^v fehlt AB, schemet C. "21' geleübdt O. 
22 geleubet 0. wekh 6'. eigner C 23 ob fehlt B. vnwissbnlioh Vi 
24 mensch C, 25 gnade C wann fehlt A. 26 vboi getan A» mussetan B« 



- iü ^ 

Aiifechtutige 'ä«)ft ti(^ufdB. Nu mcxchte imant sprechen i ibb bin 
tthfechtildig def sunden, wähö der tfetifel iriir da* gcrateii hat. 

du ai'mfeir m^riöch, wie' betreuge* dich'delii liertze! was 
lones mochtööt du verditien, sotd^i^t du iricht streiten? schfewe 

5 wte 'eiö wetltKcher ritter seinen' leip waget auf die 'rede^ dä& 
et behaglich 6ei' der gnade seines kuniges! ■ Adam woöte 
deiiiW<ih nicht uhib anfechtunge d»e» töttfel*^ ' auch "konUi er 
Yvklkt das götfe die «unde • so va^ite missfe^tÜen ; aber dir iöt 
wöl 'kuht • gotes willen und Ist d!r auch Wisszenlich, wie Äwer- 
1 Ö lieh ' die sunde gepeinigfet und gerochen wirdet; und des 
gelaube^ku gantzlichen und tüfirt' dennoch 6b inani^ tausent 
sunde! Sttlche cristöÄ habfen got'in dem' münde utod ligen 
im'Aiit der feuögen; aber ir hertste ist weit von iui g^v^ttet 
und haben k^ine treW zu seinen gotlicheri eren/ 

lö ^Ein warheftiger cristen in warheftiger gotes libe, 
beinamen ein pristei* und ein geistlicher man sal nichtes 
anders nur got aleine besit:^en in gedanken und in hertzen: 
wann in dem prister als in einem spigel volkomenes 
leben leuchtet. Er sal anch seih selbes vorlaugen und 

20 alzumal der weirlde sterben : wann der same ni<^ht au%et 
liöch fruchtig wirdet, er sei den des erdtön in dem ertreich 
alzumal gestorben. Wer der werlde lebeft; der ist gote ge- 
ötörben : dörumb sal ein (irißtenücher mehfi^che der werlt 
sterben, daä er keine traclitunge habe zu werltlichei dingen, 

25 das er mit dem heiligen • zw^lfbötien ftpi'ecjhen tiiuge: ünöfer 
gedftnknizze ist in dem himelrelöhe, tmd dörzu döh andern 
Spruch : ich lebe und doch nicht ich selber, sunder in mir 

1 anefechtunge (7. anfeehtigtmg' A. ymant mochte sprechen BC. 2 wyder 

raten C. 3 hertz C -ö seine leib B, 6 sei der fehlt A. der fehlt C 
Wäftte B, 7 umb fehit B. wost B, 8 got 0. wol fehlt BC.^ wiUe C. 
wisBunt B. 10 des fehk BC. 11 gelaubest dez gentzUch C so fehlt B, 
12 Sülch C. ligenen C. 13 den B 0. hertz C. gefuret B. 14 kein O. Vor 
XLIII.: von dem prister B, 15 warhaftiger 0. warhaftiger C» 16 geist- 
liche C. 18 volkomens lebens C ' 20 alozumole C\ vrann bi» gestorben 
fehU a 21 des fehit B. 22 derstarben Ä got C. 23 Als dorVmb C 
menbüh C, werlde (7. 24 hab C. 25 den C. gesprochen möge €. 26 be- 
gauknasse iä^. hymelreich C. anderen C^ 27 ich v^r sdber /eA^e C 



- 48 - 

lebet Cristus« DovoH wer warhafticlichen gereohtcistv d^r sitl 
nicht furchten disas totliche leben, zu voirliBen ^uf.dieiirede 
das er Crifitum/ das warhaftige lieben,' idnde Unä bat h im 
ewiciichen beleihe ; er sal Bioht Airehten die reiohtoy diel do 
macht ihaben den leip isu totea, wann sie: nioht ■ gewaldes 5 
haben über die untotliehe sele; er :sal in disen) leben gerne 
leiden doorumb dai^>:er kome 3u ewigen himeliBcben fremden. 
Hertzenliben brudeJ^ti .daseelbe ist - Mr !deff einige weg, 
domite man das himelreioh ' beheldet; Mochte . .imaüt : mit 
andern wegea dohin keinen, so were got. nicht ,warhj|ftig iülO 
seinen gotlichen werten: wanne sulche niein jiede hab^iieh 
nicht gelernet von eines manschen munde, sunder von oflFen- 
barunge des heiligen ewangöliin unsers warhaftigen lierren.' 

XLIV. 

^/n suloher weise, in trtibsale und in leidunge eywirbet 
man das himelreich. Er ist gar vorirret,, der mit seinem 16 
reiohtum . meinet dohin zu komen. Ein grosseä» zeicheii ewigJBi 
unseiden ist das besunder, so got den sundern iren wiU^ 
leaset und das sie der werlt wol gevallen in allen iren sacken. 
Wen got lip hat, den straft er nn allen stunden. Sal in der 
werlt einige ere sein, so rumet euch nicht' anders ; nur in 90 
trubsale uikd. was das sei das ir durch gotes ere leidet. Der 
aimeehtige got Jhesü$ Cristus, unser , herr, do ier in dem 
testen abenttossen seinen jungem ein grosses Urkunde seiner 
übe wölte bezeigen, do sprach er 5 in der waAeit sagtioU 
euch: ir werdet betrübet und beginnet weinen über die werlt, 25 
aber die werlt beginnet frolich zu sein. Dovon, mein aller- 
libisten kint, frewet euch, so e^eh die werlt haeset» leidet 

■ . I . • .. . . ( >! 

1 Warhafticlich C, ^2 toüicheii lehetii Ä B 4 bleibe C'.'dio' mecihtigenvnd 
die reichen C 5 cza toten den leip C. 6 vntotMch O. 8 6inig B, 9 domit C. 
mit yetnant mit A, 10 wer Q nicht got w, B^ 11. goüichen fehlt C. meine C 
hab <X 12 eiikiges C 18 herren Jhesü Cristi C Vor XLIV.: eioi gnit 
maynung B. 14 ttübsal C, und \fehU AB, leidigunge B» .16 seicJbieA 
fehlt BC. grosze ewige vnselde C. 20 werltelC- nur fehlt A, 21 trnbsal Cl 
was isey da« B» was »ei C dureh] in:C7, 22 unser herr fehlt B: 23 Ibtsr 
tea Gi 24 sage C, • 25 weret B, über die werlt gl be^nnet swerlichdn 
sein B, 26 werlt wirt vröleich sein A^imeia f^t B. 27. allerUbstanfi Ck 



- 44 - 

in gutem mttte alle schände^ alle tmbsale von den leuten ' 
wann «o die leute ench gehezasig werden und euch be- 
ginnen Äuehen und w^den von euch alles argefe reden 
und werden euch beiigen dur<A meinen namen; so freWet 
ö euch und seit froUche« mutes : wann ewer Ion liberfluz- 
aig und • ubergrojj ist in dem himelreich Wie wol euch 
gescheem were, ob gegen euch 'aulstunde alle dise We5rlt 
in argem mute? Weret ir der werlde kinder, so wel*e 
e«eh holt die WeHt als iren kindem; so aber euch die werlt 
'^OhazsKet, so freWet euch und wizzet das ir die sundigen werlt 
niehtes angehöret.' 

XLV. 

^-411erlibisten kint! so^uch jn diser werlt vil trubsales, 
leides und widerzemikeit begegöiiet, so frewet euch und wizzet 
das euch der ailmechtige got dotoite sterket und etich in 

15 gi^ult vorsuchet. Alle ander tugent, wüb gros die sein, werdent 
gleich deui golde in dem fewr der heiligen gedult vorsuchet. 
W<fer ander tugent an gedult heldet, der wartet ir gar in 
s wacher hüte; wann unser her gesprochen hat zu seinen 
juhgern : in ewer gedult wert ir besitzen ewer seien sterke 

20 und auch gedult sein in eweren geselscbeften : wann ein ge- 
duldiger man ist voller starkes mutes. Wer geduldiger unde 
stark ist, der mag auf zukunftige des himels freuden sicher- 
lichen hoffehv Allerlibisten kint, : haldet gedult in ewren 
hertzen! undwenne* es zu schulder^ kumpt^ so übet sie auch 

25 in grozzen lugentlichön werkön : wan die gedult ein so 
stakiker segel ist^das in falsche böse und stiirmige winde 
nibht zureizsien'mugenj und ist ein sulcher= gatttzer segel, 
der euch, liben bruder, zu den ewigen seiden an allen zweifei 

1 guten B, trübBÄl C, Ä so euch di ^. 3 von fehlt BC. argers AB, 
5' lone €f. T geschee B, 8 wert C. Wer O. 9 auch dy werlde holt B. 
auch holt di welt^. ewren B. dye werlt euch BC. Vor XLV.: ein gute 
Hr B. 12 Allerlibsten C. weVlde C 13 vnd leydes A, beginnet B, 
bekömet C. 14 domit C, euch fehlt AB. lösemt werden C. 18 hut C 
herre C. 19 sierck C, ao einör gedelschaft C. 21 man fehlt C. volles C. 
vnd C. 22 stereker A. czuhunft defe hymels freuden wol hoffen C. himls 
AS: ' tJS AlWHbsten C, 24 k(toiet 0. so vber sihe in groszen tugent- 
liehen €. 26 bösze f^alsche ö. ^nü fehlt C. Btrymmige veint A. 



— 45 — 

bringet. Hertaienlib^ kint^ habet Eb eixbandar! • niini^iit ba) 
sich ao dem andern rächen, was im auch gewirret Has^m^i 
neides, böser wort sullet ir durch keine sache pflegen od^ 
halden in hertzen noch in pautej' 

XL VI. 

^^llerlibisten kint! seit barmhertzig als auch barm- 5 
hertzig ist ewer himelischer vater, der auf die gerechten 
seinen regen sendet und lösset auf die "hosen und auf die 
guten seine öunne scheinen. Barmhertzikeit ist bezzer den 
gerechtikeit: wer nicht barmherts^ig ist, den wirt got an 
alle barmhertzikeit Vorurteilen ; vorgebet ir nicht den, die 10 
euch erzürnet haben, so vorgibt euch got nicht ewer sunde. 
Wer nicht barmhertzig ist, der bitet unbillich uinb gotliche 
genade. Ir sullet, liben kint, alle trubsal un^ alle wider- 
zemikeit durch got und in dem namen gotes geduldic- 
lichen leiden : das ist unser ewiges leben, das ist unser 1 5 
himelreiches loil, ob wir unser freunt in got lib haben 
und unseren veinden holt sein durch gotes ere. Der 
unbarmhertzige knecht, do er von gote barmhertzikeit 
enpfangen hatte und die seinen gesellen nicht tun wölte, 
der wart von dem almechtigen gote herticHch gestrafet. 20 
Gerechtikeit ane barmhertzikeit ist allewege zu strafen; 
ewer gerechtikeit sal allewege sein mit barmhertzikeit ge- 
mischet. Gotes recht ist iiji barmhertzikeit: wan sein ge- 
rechtikeit mag uns allewege vorteilen, so sein barmhertzikeit 
uns beheldet. Welch cristenmensche ist so reiner das er der 25 
barmhertzikeit nicht darf? Wer barmhertzig ist und suzzes 



1 an eynander -4 ^. Ä sich fehlt C. 8 ncides vfid b. ^. 4 oder in O. Fo« 
XLVL : von der barmherfczigchait B, 5 AUerlib&ten C, . kint fehl4 C 
barmhertsBSEikeit voller (7. euch A C 6 barmhercziger C. 1 adndei seinen 
regen 0. segen B, auf nach und fehlt C, 8 suh A Bi sehein AB, 9 4eai> B^ 
10 Torteilen AB. 11 vorgibet B C» nicht got AB. 18 barmhercziger. C, 
13 gnade O. 16 lone C. freunde C. 17 vinden B. 18 got 0. lö hatte d 
wolte tun B. 20 der fehlt AB. got G. 23. gemuschet B. 26 Wieich 
mensche criäten mensch A* ctiaten mensch C. det fehlt AB. 26 ist vnd 
suzzes mutes vnd hertzzen C. c 



- 46 - 

liertz6%der voHMinet gotes eorn gar leichdcHch; Wer bftrm- 
hertsug' ist 2U seineüi ebedcristen, der findet barmhertzikeit 
bel'gote/ 

xLvn. 

'JS3n prister und ein geistlicher man ane barmhertzikeit 
5 ist ein schif, das durchlöchert hi, in grossem zweifei mitten 
in dem iiuere swimmet^ Es ist ein unnutze geistlichkeit^ die 
nicht barmhertzikeit beheldet. Was hilft den prister das er 
mit gewande underscheid^n sei von den leien und ,9ei in 
enlich mit werltlichem leben? in reinikeit ist zu derkennen 

1 pristerlicbQ wirde, nicht in dem gewande. Die werft mt voller 
prister, (die werlt ist voller geistlicher leute, .\md findet man 
aus hunderten nicht einen, , der geistlichen , und pristerlichen 
lebe. Welch unyprnuftiges tire mag freidiger sein denne ein 
böser prister und ein geistlicher man^ der seine ordenunge 

15 nicht heldet? Owe, was muz ich itzunt klegelichen reden! 
Ein sulcher lesset sich nicht strafen, er mag der warheit 
nicht gehoreij; er ist in bosheit über alle ander leute, und 
pb^ ich kürtzlichen reden sal : sulche leute sint prister nur 
mit. gewande, mit unnutzer geistlichkeit und mit unnutzem 

20 nainen. Reine und unyormeilte Geistlichkeit bei gote und bei 

dem almechtigei^ unsern vater ist nicht anders nur witwen 

und weisen imd arme leute suzziclichen trösten in irem unge- 

"""'•■" . ' ... 

mache und sich selber reine zu behalden vor unfletikeit diser 

bösen werlt/ 

■ XLvin. 

);■'■». ... 

25 . //n »ulche^ni.des gewandes und des .nojiofudn prister und 
munichen ist so. gar ubermessig geitikeit gewachsen, also 
das sie durch nichte anders nur aleine durch ire geitikeit 

1 vergmeKet A, • 2 gein C. 3. got C. Vor XLVII.t ein peyzbild B. 
7 die nicht barmhertsikeit fehlt B. hilffet C. 8 sei in] sein B, 9 werlt- 
lidien B, 11 prister vnd geübtlivher leute C wolle B, 12 hundert ainen 
nicht der A, hundeh einen der nicht B, 13 tyr O. gesein O. 14 geist- 
Uoh a sein C. lökleglich C. 18 kurtzlich C. leüt sein geistlieh nur C. 
19 Ttmütsklicher C. geietlikeit B* nnd fehlt C. Tnnutzen B. 20 vnr<tfmelte 
geüstUkeit B, got C. 21 ynSerem C, 22 leütt C. irem] rein B, 28 reine] 
. ttieindB- C« zu fehlt A, ' 26 An A, pristem vnd manchen natnen C. 26 vber- 
flussige BC, 27 sie nicht anders BC, ' 



- 47 - 

i^riß\ex .no^rdeprSin ,gwt}ich m<^n «vind ^in pristeir..ftMj,Wirnir 
hertzi^it , seil) in, 8che£?iBefljL gewande raube(n(J^ TSfolfe: ^iß 
sal fiihe^ nll^nneniplichen als natem uud.axich ^langia». Btlich 
leut wenen das! sie got dojinit^ grossen dinst tun, ol^tj^i^ 
kirchen uiul kloster l^pstUchen macbenvon armer leutia gute, 5 
und diesell^en sint besezzen xmt grosser gi^itikieiit. da^ ^\^ 
dimkety ip wielle erdej.waazers, luft, fewers und M^r ek^^ttt 
gebrechen* In disem werklichem gute, ist ir hextzBy ir loiut 
und ir geda^keu alzuuial begrab^u: sie meäuen liiclit tod^tli 
nur iir^n sqhrein zu füllen undand^r leute zu rauben. Schone 10 
kirchfsn und reiehe klpster zu machen ist wolgetan, sei das 
Sache das du armer leute dorunder nicht vorgissef^^;. .Ww 
do wil dem almechtigen gote einen wirdigen tempel bawen, 
der helfe und rate seinen armen leuten. Welch tempel ist 
gote wirdigf^r und> bas genenier denne eines seligen get^echten 15 
menschen hertz, doriniie der almechtig got genedieli^^hen 
wonet^ ab der heilige s^welfbot gesprochen hat : , so du dem 
armen deine haut rej^hest; so du seine notdui^ bedenkeat; 
80 du den. ,sunder . au rechtqnj wege fi^rest : owq, wie gar eiof^n 
wunderlifaftigen, ein^ edeln und wpl ge^pmen tempel hitstiii 20 
denne gfjnacht dem almechtigen gote.' 

' XLiX. 

> . 
^W^ spricjit der prophete? brich denoi hungerigen d^ia 
brpty leite den armen in dein wonunge^ sih6»t du tm^n 
nackten^ so teil im deiii gewant, und • dein, üeiach saltujt^icht 
vorsn^at^e^ Nimant auf. erden mag sich entschuldigfai .! wer?5 
icht. gewande^ hat über 'seiu grossie unvena^eiliche nptdurft 
uud s^het den armen not l,eiden u*ud hilft; im niQht> dat* i^t 



1 



I aus B. 2 scheffem A, scheffeineinem C, raubendige B, raubendinge C. 
3 aUefrmeiniclfch C etliche fi, 4 dqmit C. 5 kostenlich^n C. .l^üt C. 
7 wolle (7. wwü&e C. feiires C elament C. ,8 gut C. hortz C, 10 Jeut C, 

II kloster vnd reiche kircbien C wo) cse tun^. ist daz daz C. 12 Uüt C* 
13 wiUe AB. got C. eine B. tempel czu h. A, 16 got A. wide^^^r A* 
geneme C. gerechten /eÄ2( B(l, 16 mensches B, herczen AB, alineeh^ 
tige C 18 sein CJ. 19 weg B* ein BC, 20 Tud Tvunderh, A, w^lj fehlt B^ 
hi^st 4u C 21, gemac^iet C, Tof- XLIX. : der profett B, 22 prophft C. 
huug4g9D brott leit C. , 24 nackeft Q, ivfi mit C. schoU ^n C. 26 vnno^ei^» 
liehe B. ynmesliche C. 27 sihen AB. hilffet C, 



- 4Ä - • 

eiti <fip tiiid 6in morder an allen zvreifel. ÄllerKbisten kJnt, 
wir dein nicht Herren sunder schÄffer diser werltliehen din- 
gen 1' tra» wir uberiges behalden, des wir selber nötlicheii 
nicht bedtirfen^ Üas stele wir diplich dornen leuten und dtein 
berget denne aast gemeine dibe: wann ander diberi Stelen 
durch- tinAiQt und durch anligunde not, die* sie twinget; so 
beh^ldet und stilt ein reicher an alle not, des hundert arme 
leW gelebön mochten, die sust huYigers sterben. Gemeine 
dIbe die sielen einem oder Zweien; aber ein sulcher geitiger 
10 unseliger nian stilet also manigem menschen als der i^, die 
seines gutes bedürfen unÄ den er nicht hilfet in hunger und 
in üoten/ 



. ( 



*Na mochte imant sprechen : mein gut ist mein, domite 
mag loh tun was ich wil: waan mein eidern haben mir das 

lögelazzen. Unseliger mensche, wie mochten sie dir das ge- 
lassen, das ir nicht was, wann sie in dise werlt nichtes 
bracht haben und mugen mit in doraus nichtes gefuren ? Was 

^ du s<^lehes gutes nicht miteteilest armen leuten, das wirt 
räche über dich schreien an dem jüngsten tage. Wer oren 

20hab zu vornemen, der höre meinp lere! Wer mir nicht ge- 
lauben wil, o wie swerlichen sal er des gewar werden in 
dött Zeiten, so sein reichtuta zu grosHeiii armut worden ist! 
Nalttrlich recht gebeutet und sprichet: was du weidfest dir 
geseheen, diessefben bist du schuldig zu geweren deinen 

25 ebenoriöten. ' Deine begertmge ist das dir got barmhertzig 
sei c 'wie schol er das getun, so du keine barmhertzikeit hast 
zu den armen ? Überlauf die alten und newen Schrift, be- 



1 alkrlibsten 0. 2 werltlicher C. 3 vbriges B. notUch C. 4 bediifffen O. 
Stelen C. 'sint AB. 5 dibe C. 6 und fehlt AB. anligende C. 7 an 
ndt ein reicher dez C. 10 als AB, nianigen S. Vor L. : des menschen 
Yhveruttff B. ' 13 ymancz AB. 14 do mag ich rtiit C elderen C, 
15 gelazzen bis gelassen fehlt A. mensch C, das fehlt B. 16 sie dir 
inO. 17 faren C. 18 mitteylest 0. 19 über dich räche schreyen A, 
orö haben AB, 20 mein C. 21 geleuben C. o we 0. swerlich C. 
2i -ein AB. grosier €, 24 bis B. dein C. 26 kein C. 27 ai*men 
läwten A. die neüwen vnd" die alden ee vnd schrifk C 



— 49 — 

schawe aller meister lere ; so kanstu nicht anders vinden nur 
das es war sei^ was ich gesprochen habe. Was sal ich reden 
von den unweisen leuten^ die grosse palast, hoe mauern und 
kostlieh heuser so gar reichlichen machen? O wie gar un- 
nutze sint sulche tr gedanken ! Wer mag sulche werk anders 5 
ausgerichteu; nur das sie gescheen in hochvertigem mute 
und das sulche leut nicht anders suchen nur wie sie der 
werlde lop behalden?' 

LI. 

^JJtliche leute opfern imserm herren sulches gut, das 
sie geraubet und gestolen haben oder sust zusampne bringen 10 
von grosser arbeit armer leute. O du barmhertziger got, 
wie ungenem ist sulches opfer deinen gotlichen äugen! Nu 
mochte imant sprechen: sal man nicht kloster, kirchen und 
gotesheuser bawen, das got dorinne geeret und gelobet werde? 
Dorzu Sprech ich : es ist wolgetan^ wer sulche ding machet^ 1 5 
sei das sache das arme leute dorumb nicht betrübet werden 
und in nicht gewaldes oder unrechtes widervare, den sie 
bitterlichen klagen muzzen dem almechtigen gote. Wie mag 
imant gote ein behegliche kirche bawen oder eine geneme 
wonunge seinen heiligen von sulchem gute und von sulchem 20 
gelde, dorumb arme leute bitterlichen weinen? Was gerechtikeit 
mag das gesein^ do man die toten begäbet und die lebendigen 
raubet? Wer sulch opfer beheglich dem almechtigen gote^ so wer 
ein gleiche geselleschaft d^ gerechtikeit und des raubes ; wolte 
der almechtige got sulches opfer von uns enpfahen^ so meinet 25 
er auch teilhaftig zu sein unsem sunden ; und mit kurtzen 
Worten : was gote nicht behaget, das missevellet auch allen 
seinen heiligen.' 

1 beehawe S. kanst du C, ^ hab C 3 mauren C. 4 kostenliche C, 
reyleichen A, so gar reichlieken fehlt 0. ö snlche fehlt C. ire 0. anders 
feJUt BC. 7 sahen C. Vor LI. : von dem unrechten opher B, 9 Ete- 
liche S, lente fehlt C. ynserem C. 13 und fehlt B, 14 gotes fehlt C. 
16 ist daz daz C, 17 vnrechtens A. widervar C. 18 got C 19 gote 
begleich kirche A. kirchen C, ein C, geneme fehlt BC. 21 leüt C 
22 lebendingen C, 23 wer ein €. behegenlich A. got C, 24 gleich C, ge- 
selschaft C. mwbers A. 26 vnseren C, 27 got C nich B. auch seinen 
heiligen allen A, 

4 



- 60. - 
LH. 

^JDovon, allerlibisten kint, leget von euch alle bosheit, 
argelist, gleichsenheit^ zorU; has und alle untugent und werdet 
als newgebome kint vornuftiges fiirsatzes; ane geverde be- 
geret der milch geistlicher unschuldikeit das ir dorinne zu 
5 ewigen seiden wachset und smecket, wie suzze und. wie 
senfte unser herre sei. Wo ir nicht gleich den kinden un- 
schuldiges hertzen werdet, so komet ir mit nichte in das 
himelreiche : wan kinder ergem sich nicht, ob sie schone frawen 
sehen ; sie begerent nicht schönes gewandes ; sie bleibent die 

lOlenge nicht in zorn; ob sie von imant geleidiget werden, des 
vorgezzen sie gar in kurtzen fristen. Siehazzen nimant, sievolgen 
iren eldem: dovon schol nimant des himelreiches hoffen, der 
sich nicht in unschuldigem mute vindet gleich denselben 
kinden also das er in rechter keuscheit reiniclichen lebe^ 

15 die werlt vorsmehe, in unschuldiger libe sei und gleich einem 
unschuldigem kinde in der schoz seiner muter, der heiligen 
kirch^n, steticlichen bleibe/ 

LIII. 

^Z>ovon, meia allerlibisten kint, enblosset euch des alden 
sundigen menschen, den Adam auf euch bracht hat, und kleidet 

20 euch in den newen menschen unsers herren Jesu Crist imd 
wapent euch in gote auf die rede das ir widersten muget grosser 
anfechtunge des teufeis« Eublozzet euch, liben kint, alles 
werltUchen gutes und achtet nicht sulches reichtumes, der 
gleich dem schaten kurtzlichen vorswindet, auf die rede das 

25 ir menlichen bereit seit zu vechten mit der werlde. Wer 



Vor LII. : ein gute ler B, 1 aUerlibsten C bosze O. 2 argen A, gleischen- 
hait A, gleissenheit 0. 3 als fehlt BC, neüwe gebome C vürsatz C. 
4 gestlicher B. 5 wedchsset C. 6 gleich fehlt A. hindern V. 7 gleich 
werdet A. 8 hymelreich C, 10 nicht die lenge in czome C. geleidlgt Ä 
11 gttr fehlt BC. nymandes^C 12 so sal ^. do schol C. himelreichs B. 
13 ynsuldigem B. mute fehlt C, 16 mschuldigen C, 17 steticlich C. 
Vor LIII. : ein gute ler B. 18 alleriibsten C. kint fehlt C, emplosset B. 
20 dem B. ynaem AB. Jhesus Cristus C. 21 got C 22 emplossent AB, 
24 kurtzlich C, 25 bereitet C. 



— 51 — 

angetaner und mit gewande bekleidet aal mit einem nackten 
ringen, der vellet dester schirer auf die erden: wenn er 
etwas hat, domit man in begreifet. Wiltu sicjberlichen vechten 
mit dem teufel; so lege vpn dir alles gewant werltliches 
gutes! Liben kint, die wapen ewer geistlichen were suUen 5 
sein keuscheit; gedult, demutikeit und dorzu gotliche übe. 
O in welchen kreften werden denne ewer arme gesterkot, 
so ir also gewapent werdet! Sterke und zire werdent ewer 
wapenkleid und werdet in vreudenreichem mute lachen in 
Zeiten sulches Streites; und dürfet euch nicht furchten vor 10 
des winders kelden : wan gotlicher libe hitze von euch jagen 
wirt allen frost der sundeU; wann ewer wonuuge gegrünt- 
festet wirdet auf den immer bleibenden stein Jhesus Cristus; 
unsem almechtigen herren/ 

LIV. 

^ZJnkeuscheit ist des teufeis swert, domit er freidiclichenlS 
vichtet. Almeohtiger got, wie vil ist derselben, die der böse 
geist mit sulchem s werte mordet! mit keiner andern sunde 
gesiget derteufel als oft als mit der bösen unkeuscheit. Dovon 
ist sie allewege zu flihen: wann gleicher weis als die reine 
keuscheit den menschen gleich gotes engel und auch mer20 
wenn gotes engel machet, also machet unkeuscheit den menschen 
gleich unvomunfdgen tiren ; und ob ich reden sal, so ist ein 
unkeuscher mensch erger den ein tir. Durch derselben sunden 
willen hat got in seinem 2onie gesprochen: mich rewet das 
ich den menschen geschaffen habe. Unkeuscheit swachet und 25 
krenket den leip und schicket in allewege zu dem tbde; sie 
bringet den menschen in böses wört und in werltliche schände, 
lediget die scKrein und machet dorzu dibe und morder, vor- 



I wenn ein angetaner B C, und feklt C, gewant gecleydet 0. 2 rangen C. 
schir C, 3 wil du sicher C, 5 scbol sey C 6 gedolt demutikeit 
fehlt BC, 8 werdent B. 9 werdet fehlt AB, vrewdenreichen B* 

II kelde C. gottliche AB, 12 vnd eür (7. gegurtfestet A. 13 dem Ä 

jeso cristus B* Vor LIV.: von der chayschait vnd vnchayschait B, 

15 freüdiclichen C. 17 ander B, 20 gotes fehlt AB, 21 machet auch 

AB. 22 rede B. 24 sprochen AB. 2& heschaffen A. hab C. 27 in 

ein C. 2.8 dein schreine vnd dorczu B. den schrein vnd machet dibe C, 

4* 



— Ö2 — 

Bwechet das gedechtnizzC; benimpt dem menschen allen guten 
flrsatZ; blendet die äugen des leibes und der sel^ü und 
machet den menschen zoiiiiges und bitterliches mutes und 
ist mit trunkenheit gesellet. Umb kein ander untugent hat 
5got so hertiklichen gerichtet als durch der sunden willen: 
durch unkeuscheit hat got, unser herr^ die werlt alzumal 
dertrenket; durch unkeuscheit hat got Sodomam und Gomorram 
vorbrennet. Er wirdet nicht balde gelediget, wen der teufel 
mit sulchem game bestricket/ 

LV. 

10 <7n sulchem sweren streite mag nimant gesigeu; den der 
do fluchtig Wirt. Wer sein fleisch twinget, der gesiget in 
disem streite; trunkenheit bringet schaden^ als der fewr in 
seiner schoz bilde. Der heilige zwelfbote spricht : nicht werdet 
Weines trunken, wann unkeuscheit dorinne ist. In dem streite 

15 mag nimant besten nur aleine wer seinem leibe abebricht 
und geduldiclichen vastet. Wein reitzet zu unkeuscheit^ und 
mer reitzen die schonen antlutz glantzer frawen. Unnütze 
weip sint geschoz des teufels und sein scharpfen pfeile, domit 
er allermeniclichen in unkeuscheit vorwundet. Nimant scLol 

20 im selber gelauben in disen dingen: wie wol du heilig seist, 
dennoch bist du der sunden nicht gesichert. Wer mag das 
fewr in seiner schoz also vorbergen das sein gewant nicht 
brenne? wer mag auf gluendigen kolen gen also das seine 
fuzze der hitze nicht enpfinden? Man und weip, fewer und 

25stro, dorin der teufel nicht aufhöret zu blasen untz das er 
sie beidenseiten enzunde. Nimant sal mit den weihen ane 
grosse notdurft lange rede halden; nimant sal gäbe nemen 
von den weihen ; nimant lazze sich betrigen mit iren listigen 

1 gedechnuBse B. benimet C. 2 blindet B. 4 ander fehlt BC. 6 her- 
tiklich C. 6 unser herr bis got fehlt B, herre C. alcznmole C. 7 Go- 
morram ynd Sodomam BC, 8 wirt C 9 game stinket stricket A, Vor 
LV.: anfecktang von der trugchenhait B. 10 streit C. gesten B, 11 do 
fehlt Ä, 12 dem streite B. schadem B. 13 czwelfbot C, 14 ist fehlt B. 
streit C. lö abbricht C. 16 reitzzeit 0. 17 antlitz tugentlicher gl. C, 
18 sein C, scharffen B. 19 allermeiniclich C, 22 also in seiner C. also 
fehlt C. 23 glüendingen C. also fehlt A B, 24 ftizz B. 26 aufhört C. 
biz (7. 27 haben B, gaben C. 28 lustigen C. 



— 63 — 

suzzen worten, er welle denne mit der unkeuscheit gam 
bestricket werden. Ein prister und ein geistlicher man suUen 
also seiden bei den weiben sein das ir eines des andern 
namen nicht erkenne.' 

LVI. 

'TTie gar vil heiliger leute sint gevallen mit sulcher 5 
unkeuscheit nur dorumb das sie meinten sicher zu sein! 
Dovon^ Üben kint^ vorchtet euch allewege: wann so man 
grosser verebte darf vor andern sunden^ ungeleiohes mer schol 
ein icliches mensche sich vor unkeuscheit vorohten. Wie vil 
ist der leider, die in varben geistlicher gleizzenheit zu sulchen 10 
sunden gelocket ^ werden! Etwan schampten sich die leute: 
nu frewet sich der sunder, so er gevellet in der sunden 
schänden. Etliche schäme ist noch bei den weiben, wie kleine 
sie auch sei; aber bei den mannen hat sulche bosheit zuge- 
nomen das man sie dorinne an alle schäme vindet. Wer 15 
itzunt in. denselben sunden nicht geleret ist, den helt man 
vür einen toren: in unkeuscheit ist ire freude alzumal, von 
unkeuscheit ist ir rede und von nichte anders. Dorumb besu- 
chen sie die kirchen das sie die weip sehen und mit in 
gereden, nur dorumb das sich die unkeuscheit sterklicher 20 
enzunde. Unseliger man, des frewest du dich zu hundert 
malen! Grozzer ist dein sunde denne der swachen weihe: 
sie ist von naturen krank und du scheidest sterker sein; 
sie bleibet doheim und sitzet in irem hause: so vindest du 
tausent CsJsche list, wie du sie betrigest, tmd twingest sie 25 
beiweilen zu sunden. Nicht gedenke, unseliger man, das du 



1. garen A, 2 geistlich C. 4 names AB, Vor LVI.: ein Tarnung der 
Banden B. Kein neue» Kapitel C, 6 nur fehlt C. darvmme B. czu 
sicher sein A, 7 allewege fehlt €. bo fehlt C. 8 von A. andrer sundrer 
sunden B. anderer sunder «unden C 9 sal man ein yclich mensche B, 
mensch C. 10 varber geistlicher B, varfoe der geistlichen C gleichsenheit B. 
It etwen schämten C, 12 freuwen sie sich der sunden, vnd der sunder C 
13 ist noch schäme C schände Ä, 14 auch feMt C 16 den sunden C. 
17 vor AB. ir C. alceu mole C 19 gesehen (7. 20 die fehlt BC, 
21 ercznnde A, 22 den C. 24 do heime Ü. 25 sey heidemal AB. 
26 beleiben zu A, den sunden C, nich B. 



— 54 — 

gesichert seist, ob göt dorzu so gedulticlichen sweiget : wann 
er wirt dorumb mit deinem ewigen schaden gar hertiklichen 
strafen/ 

Lvn. 

'Z>ovon, mein allerlibisten kint, seit weise und vorsichtig 
5 als die natem nnd einveldig sam die tauben auf die rede 
das ir wid^rsten müget dem alten slangen. Umgurtet ewer 
huffe mit der keuschen reinikeit, traget brinnunde licht in 
ewern henden bildsames lebens, des allermeniclich gebezzert 
werde ; tut meolichen und sterket ewer hertze : wann got 

lOmechtig ist euch krefte zu geben wider alle ewer veinde. 
Seit holt an einander; got hat gesprochen : das ist mein gebot 
das ir an einander Hb habet: wann alle ander tugent be- 
slozzen sint in Übe. Gleicher weis als vil zweie aus einer 
wurtzel wachsen, also ensprizzen alle tugent aus gotÜcher 

15 ibe. Der heilige zwelfbote spricht: ob ich mit englischen 
Zungen gereden mochte; ob mir alle prophecien kunt weren 
und alle heimlikeit der schrift; ob ich alle kunst und allen 
gelauben hette: dennoch were ich nichtes ane gotliche libe. 
Wer warhaftige libe hat, der iöt senfter und geduldiger und 

20 volget nicht der mageschaft fleisches und blutes und ist 
seinem veinde holt gleich dem freunde. Doran ist zu prüfen 
gotlicher übe kraft, ob einer seinem widersachen holt ist. 
Man sal libe vornunfticlichen tragen: ein mensche mochte 
das ander so unordenlichen lib haben das es beraubet wurde 

25 gotlicher libe. Zu allen dingen gehöret ordenliche mazze/ 

1. so fehlt A, genediclichen JB (7. 2 ewigem O. hertigligeu AB, 4 all er - 
libsten C weis C, vürsichtig C. ö die vor tauben fehlt C. 7 keusche C. brün- 
nendeO. 8wiUBamesA bilsamesf. des sich A gepezzer^. 9 werde /e^^< ui. 
und fehlt BC, hertz C wann hU veinde fehlt C, 10 mechtiger B. 11 an 
einander holt X vnder B, wen got gesprochen hat C, 12 an] vnder JB. 
lip habt C 13 gleichweis A, geistlicher weis B, also C. czweyg A. 
czweige C. 14 burczen B, wurtzzeln 0. entsprissen C, 15 cz weif bot C. 
engeliflchen C, 16 profethen B, 17 heimlichkeyt C. dez A, geschrifte ß, 
schrift hU allen fehlt A. 18 wjer C, 19 warhaftig B, »enfte vnde g"©- 
duldig B, senft geduldig C. und fehlt A, 21 brüffen C, 23 vomüftic- 
lichen C, mensch mocht G, 24 ynvomüfticlichen C. haben lieb -4. 



— 65 — 

Lvm. 

'illlerlibisten kint, flihet schedeliche Übe! Uberige Übe 
bringet manigen in unkeuscheit^ in zorn, in hazze und hat 
manigen in gotes dinste gehindert, überige übe betöret den 
menschen das er seine freiint allewege ansehen wolte ; uberige 
törechte libe vorgisset der gerechtikeit und dorzu der warheit. 5 
Sulche lib ist ane vornunft und weis keine mazze und kan 
anders nicht gedenken nur allewege sein fipeunt zu sehen; 
Sulche lib dunket das nichtes unmögelich sei^ das nichtes 
swer sei und tobet in ir selber. Unmuglich ist, wer mit 
sulcher unvernünftiger libe behaftet ist, das er immer dem 10 
almechtigen gote mit warhaftiger andacht gebeten muge. 
Sulche lib ist nicht gotliche Weisheit, sunder sie ist ein un- 
messige torheit. Wir schullen unser bruder lib haben also 
das wir veint sein iren sunden. Grosse rewe der sunden ist 
ein zeichen gotlicher libe. Wer tugentlich ist, der ist wert 15 
sulcher libe. Man schol in gotlicher libe tugent eren und 
untugent vortreiben. Rechtvertige libe wil das wir got lib 
haben sullen mit gantzem hertzen, mit allen gedanken, mit 
allen kreften und dorzu unsem ebencristen als uns selber; 
in den zweien geboten ist beide, aide und newe schrift be- 20 
slozzen. Got selber ist die warhaftige Übe: wer nicht libe 
hat, der ist ane got Wer itzunt in warhaftiger libe ist, der 
hebet an zu wonen in dem himel, do alle heiligen vol sulcher 
libe sein/ 

LIX, 

^PTarhaftige libe vortreibet allen haz, alle geitikeit, alle 25 
spotunge, alle bosheit; in warhaftiger libe sint alle selige 

Vor LVIII. : von vbriger lieb B. 1 Allerlibsten C. schedliche C libe nach 
schedeliche fehlt ABC, 2 mangen O. hat fehlt A. 8 mangen C. 
dinst C, 4 frewent B, alleczeit C. 5 dy warheit B. 6 lib feJdt C, kein C. 
7 nWewege fehlt C. seinen C 8 libe C. vnmoglich C. das bis swer sei fehlt B, 
nihcz A, 9 ir fehlt A. vnmoglich C. 10 sulche vnvomuftigen A B. ge- 
haftet B. nymmer B, 11 got C. mit hts muge] andechticlichen bete C 
12 libe C. sie fehlt C. 13 vnnüczige A, 15 Wer bis libe fehlt A. tugent- 
Hchen C. 18 gedanken vnd AB. 21 ist selber A. worheftige C. 23 dem 
fehlt A B. hymele J?. sulcher libe vol seint C Vor LIX. : von warhaftiger 
lieb B, 25 vnd geitikeit C. 



- de - 

leute eines hertzen. Wizzet, allerlibisten bruder, wer in war- 
haftiger gotlicher libe nicht ist, der ist in gewalt des teufeis, 
imd wer in godicher libe nicfat ist, der ist ane got, und 
domit ist er auch gewisslich in der helle. Dovon, mein aller- 
51ibisten kint, nemet fruchticlichen und zu gutem nutze die 
getiaden unsers herren: wan seine genade allenneniclich 
gegeb^ ist durch den unschuldigen tot seines sunes. Werfet 
reinen samen guter werke, die weil ir lebet in disen kurtzen 
tagen auf die rede das ir in dem hiipelreiche ewige freude 

lOyindet. Kurtz sint die tage des totlichen menschen auf diser 
erden und vorgen und vorbleichen gleich dem schaten. Der 
tot sleichet heimelichen gleich einem dibe. So denne der 
mensche gestirbet, so volget im nicht sein reichtum noch 
sein weritliche ere. Die reichen und die mechtigen leben auf 

15 diser werlde in beheglichen suzzen tagen bei disem snoden 
gute, und bei kurtzen fristen faren sie in die helle und folget 
in weder reichtum, gut noch ere.' 

LX. 

^TTelches mensches leben allewege in sunden gewesen 
ist, der hat nicht ander Sicherheit nur das er übel sterbe. 

20 Was wir auf diser erden tun, es sei bös oder gut, das vinde 
wir nach dem tode an allen zweifei. Nicht vorzihet gute 
werke, nicht vorzihet tugentliches leben ! Liben bruder, wurket 
tugentlichen, die weil dise geneme zeit ist dem almechtigen 
gote; get in dem lichte, die weile euch das warhaftige licht 

25 unsers herren Jhesus Cristus leuchtet! Cristus erleuchtet 
alle vinstemusse, Cristus erleuchtet allermeniclichen in diser 
werlde. Get in demselben lichte, bleibet des lichtes kinder; 



1 allerlibsten fast immer, 2 der ist fehlt A. 4 gewissenlich C 5 frach- 
ticlich 0, 6 gnaden C, sein gnade C gnade ist B C, aller C 8 werck C. 
9 hymelreich C 11 vorgeen C 12 heymlich C, 13 mensch C nach 
noch BC, 14 legen B. 16 so faren C. 17 die ere C. Vor LX.: ein 
gute 1er B, 18 menschen C. 19 er nbel sterbe fehlt BC, 20 das wir 
tun auf diser C 21 worcziet-Aj5. 22 werck C worcziet -4. ^. 23 ge- 
neme fehlt A, almechtige B» 24 den leichten B, lichten G, weil C. 
25 unsers herren fehlt BC. Cristus bis vinsternisse feJdt A, 26 Oristas 
allermeiniclich erleuchtet C» in fehlt A, 27 lichte fehlt A. 



- 67 — 

wanne iclidber wirt in yinBtemusse vorirret. Haldet euch 
an den gruntvestigen lebendigen stein, den got erweit hat, 
des die werlt nie wirdig mochte werden, und bawet dorauf 
als lebendige steine und gebet euch in seinen dinst in gedult, 
in trubsale, in armute, in engsten, in slegeui in gevangnusse, 5 
in arbeiten, in wachen, in vasten, in keuscheit, in vomunfte, 
in stetikeit, in suzzikeit, in dem heiligen geiste, in warhaf- 
tiger übe, in werten der warheit und in des almechtiges 
gotes kreften.' 

LXL 

Wein allerlibsten kint, bleibet in der warheit und hütet 10 
euch vor lugen: wann got die rechte warheit ist, so ist im 
widerzeme ein iclicher lugener. Hütet euch vor unntitzigen 
Worten: wann ir von aller unnutzer rede rechnunge tun müsset 
dem almechtigen gote« Vil rede ist seiden ane lugen; dovon 
sweiget gerne. Die auswendige rede ist ein zeichen der innem 15 
gedanken. In eines icliches pristers oder geistliches mannes 
rede sal allewege Cristus genennet sein. Ewer rede sal alle- 
wege sein von den heiligen geboten unsers herren. Wer tag 
und nacht auf die geböte unsers herren steticlichen gedenket, 
der bleibet mit nichte in dem rate der ungerechten noch in 20 
dem Wege der sunder, dorumb das er sein wirdet als ein 
holtz, das gepflantzet ist bei dem wazzer, des bleter nicht 
dorrent, und bringet sein firucht in rechten Zeiten, und alle 
seine werk beginnen in gotes genade selig werden. Nicht 
schadet den leuten also hefticlichen als böse geselleschaft : der 25 
mensch wirt suleher^ als er sich gesellet. Es ist ein unzimlich 
wonimge des woIfes mit dem lamme; ein reiner keuscher 
man sal eines iclichen unkeuschen mannes geselleschaft zu 

1 wirdet C vorhindert C 2 den fehlt B, lebendingen C, 4 stein C, 
5 tmbsal in armut C» gefencknizze C, 6 yomtiften C 7 geist C, 8 al- 
mechtigen C YoT LXI. : von der warheit B, 12 wyderczemig (7. lüg- 
ner C massigen BC 13 red C tuen B, 14 almechtige B, dovon hit 
gerne fehlt A, 15 ynneren C, 16 iclichen C. geistlichen C 17 red C, 
18 mit den geboten A, 19 gebot C, 20 vnrechten A, 21 dem fehlt C, 
22 am holcz A. 23 ine A, 24 begnmen in gotos gnaden Nicht C 
25 hefticlich also C. geselschaft C. 26 also C, vnczimliche geselschaft C. 
27 lampte einer AB. 28 geselschaft C, 



— 68 — 

allen zeiteü flihen. Es ist unmuglich das ein reiner keuscher 
man lange in guten werken bleibe, der sich böser geselleschaft 
fleiszet, als David gesprochen hat : du wirdest heilig mit den 
heiligen, unschuldig mit den unschuldigen, erweiter mit den 
5erweken und arger mit den bösen.' 

Lxn. 

'6rleicher weis als böse geselleschaft schaden bringet, also 
schaffet gute geselleschaft grossen frumen. Nicht ist geleich 
guter getrewer geselleschaft : wan wer gute geselleschaft vindet, 
der begreifet den weg des ewigen lebens und vindet allen 

10 schätz geistliches reichtumes. Nimant schol doran zweifeln 
das ein iclich mensche böser oder guter wirt, domach er 
sich gesellet. Eines kindes hertz ist einfeldig und siecht als 
ein ungemalte tafel, und was des kindes hertze enpfehet von 
geselleschaft gutes oder böses, das bleibet bei im untz in 

15 sein alder entweder zu schaden oder zu frumen. ünzimlich 
ist es das die jungen bei einander wonen: wan ein fewr 
das ander nicht löschet, sunder bringet grozzer hitze. Allent- 
halben und alle zeit machet die Weisheit lust dem hertzen. 
Etliche leut sint jung der jare und alt mit weiser lere. Weisheit 

20 mag keine geselleschaft haben mit den toren. Mein allerlibsten 
kint, seit vorsichtig! sweret nicht bei himel noch bei erden 
oder sust mit einigem eide: ewer wort schuUen sein io oder 
nein. In welches menschen munde der eide so gerad ist, der 
hat gar kleine bekentnusse oder Übe gen gote. Ist es nicht 

25 war, das einer sweret, so lauget er gotes : dovon nemet nicht 
unnutzlich in ewem munt den heiligen gotes namen.* 



1 einer Ä B, keuscher fehlt AB, 2 geselsehaft fcbst immer C, 3 wirst C. 
4 vnd schnldig Ä. erweit C, 6 erger C, Vor LXII.: von guter vnd 
von peser geselschafft B. 6 geschaft C 7 nichte C, gleich C 9 ewi- 
gens AB, 10 schaz dez ewigen gaistliches Ä. reichtums B, dorau 
nicht A II iclicher mensch C vnd guter C. dorn, vnd er AB, 12 herczen 
AB. enueldig AB, 13 hertz C. U his C. 16 yr&n fehlt BC. 17 al- 
lentalhen J5. 19 leute C. 20 kein O. 22 wordy B. wort die C. 
28 welchs B. eide fehlt A, geringe C, 24 dein AB, den gote B, 
26 laugent A^ laukent BC, 26 manen AB, 



— 59 — 

Lxni. 

*Ir BchuUet allew^e andacfatielichen beten; Wann steti- 
ges und andächtiges gebete grossen finunen bringet : es erhebet 
den menschen von der erden und füret in auf des himels 
hoe. Wer andachticiichen betet, der redet mit gote und der- 
wirbet seine genade. Wer gotliche genade behalten wil also 5 
das sein gebete derhoret werde, der sal bestellen das sein 
gebet andachtiges sei und mit zehern allewege gemenget 
Ezechias behilt von gote mit andachtigen zehern das er sein 
urteil Torkerte und in von dem tod zu dem leben widerbrachte; 
Süsanna wart mit gebete und mit zehem gelediget von falschem 1 
gerichte; Elias erwarb einen seligen regen von demalmeoh- 
tigen gote mit seinen zehem, do es drei jar und sechs maned 
nicht geregent hatte. Bittet unsem herren umb* alle ewer 
notdurft in rechtem gelauben und mit andachtigen zehem, 
so geweret er euch an zweifei, wann er reich ist zu beraten 15 
allermeniclich. Warhaftige hoffenunge sal ewer freude sein, 
alle ewer gedanken, alle ewer begerunge sal nicht and^s 
nur aleine in got sein: wann aus im, in im und durdi in 
sint alle dink ; in demselben lebe wir, in im sei wir und an 
in mag nichtes gesein in himel noch auf erden.' 20 

LXIV. 

'ffertzenliben meine kint, ich mag nicht vil furbas mit 
euch gereden: wann mein zeit kernen ist in sulcher schiebt 
das ich aus der werlt vare als ich dorein komen bin, Solde 
ich nicht sterben, so were ich nie gebom. Got hat nicht 
vortragen seinem einem Üben sim, sunder er hat in für uns 25 

Vor LXni. : von der andacht B, 1. andechticUchen C immer, 2 und 
andachtigfes fehlt C. gebet C, 3 den B, in des liymls hoch A. hymls B. 
4 got O. 5 sem gnade O. gnade C, 6 seine B, wirde AB, 7 andach- 
tige B* 8 got O. 9 verkerät A, tode C. widerbrachte c^u dem leben C. 
10 geheyligt A. 12 got (7. möneindA wochen (7. 13 hette C, 14 not.^. 
15 reich czu beraten ist A, reicher B, 16 Aller menschlich AB, war- 
haftiger B, hofounge C. 18 aleine fehlt C, 19 leben C. Vor LXTV: 
hie hebt sich sein sterben B, 21 meine fehlt C 23 Werlde C 24 ge- 
storben sein AB, so hi» gebom fehlt B C, 25 aygen A. einigem C, 
üben fehlt C. 



— 60 — 

alle an dem fronen kreutz sterben lassen, mit des tode unser 
tot gesterbet ist. Nimant lebet noch stirbet im selber: wann 
wir gote leben und sterben und allewege gotes sein in leben 
und in tode; dovon heizzet Jhesus Cristus ein herre aber 
5 die lebendigen und über die toten. Sint unser herre Jhesus 
Cristus tot ist, so schulle wir auch gerne sterben, wann der 
knecht nicht grosser sein sal denne sein herre. Ist Jhesus 
Cristu» erstanden von dem tode, so habe wir sicher hoffenunge 
das wir auch ersten werden in seinen eren. Do Cristus, unser 

10 herre, starb, do starb auch mit im der alte mensche der 
sunden auf die rede das er der stinden leichnam verderbet 
und das wir ein leib mit im wurden imd mit im au&tunden 
in seinen wirden: wan wir sein gelider sein; und gleicher 
weis als Cristus ftirbas mer nicht stirbet, also werden wir 

lömit im ewiclichen leben.' 

LXV- 

'Jfeine allerlibsten kint, ir sehet das ich sterbe. Doch 
gelaub ich das mein derloser lebe und das ich mit diser 
haut anderweit umbezogen werde und das ich in disem meinem 
eigen fleische meinen schepfer sehen werde, ich, derselbe, 

20 der itzunt mit euch redet und den ir sterben sehet mit disen 
äugen, domite ich euch, liben bruder, sehe. Dovon werbet, 
wie ir vomunfticlichen lebet nicht als toren, sonder als weise 
leute. Nicht volget dem fleische: wann er sterben muz, der 
dem fleische voiget. Geet in dem geiste und sterbet alle 

25b^erunge des fleisches. Frewet euch mit mir, lobet got und 
seit freudenreiches mutes; lasset alle klage, trubsal und 
weinen^ sehntet von euch aller sorgen aschen. Singet dem 

I laszen sterben an dem fronen Creütze C tod B, 2 gestorben A. ge- 
tötet C noch] vnd (7. 3 gote] von gotez A. 4 er Jh. A, 5 die fthU A. 
lebendingen C, die fehlt A, herre fehlt B, 7 den C immer, Jh. C. ist A. 
8 entstanden B, haben C, 9 ersteen C. *10 im fehlt C, mensch C. 

II er der sünder A, 12 mit im ein leip C. im feMt C, erstan- 
den A, 13 gl^^der C. 15 leben amen B. Vor LXV. : auch von seinem 
tod B, 16 Mein t\ 17 gelanbe C. 18 häwt A. vberczogen C. werd A. 
wirt B, in fehlt A, 19 eignen fleisch C wirde C, 21 liben] lebendingen C. 
paytet A. 23 vomüfticlich (7. leben AB, 23 leut G, ir sterben müsset A. 
24 geist C. aller C, 25 lebet B. gote BC, 26 klag C, klage vnd A. 



- 61 — 

almechtigen gote und wirdiget sein gotliche ere ; wann ick 
untz doher durch fewer und durch wazzer bin gegangen und 
mein herre will mich iteunt zu ewigem gemache füren. Ich 
wil gen in das haus meines herren und wil sein lob tege- 
liehen sprechen. O wie gar grossen gewin hab ich dises 5 
Sterbens: wann Cristos, mein herre, furbas mer mein lebe» 
sein wirdet. Mein werltliche wonunge wil na gar zubrechen 
und mir sal ein ander dorumb werden^ die nicht mit der 
leute^ sunder mit gotes henden gemachet ist in dem himel- 
reiche. Totliches gewandes werde ich itzunt beraubet auf die 10 
rede das ich mit himelischer wat gekleidet werde. Untz 
doher bin ich ein pilgrem gewesen auf disem ertreiche, nu 
fare ich seliclichen zu lande.' 

LXVI. 

*3fein herre und mein got meinet mir zu Ionen aller 
meiner arbeit auf erden. Ich begreife itzunt, des ich iebegeretlö 
habe : mein herre füret mich aus vinstemusse in sein lichte, 
von sorgen und von zweifei zu ewiger Sicherheit, von armut 
zu seinem reichtum, von dem kämpf zu sighaftigen wirden 
seiner eren, von trubsale zu freuden, von dinste zu her- 
schaften, von Stanke zu edelm ruche und von disem totlichen 20 
leben zu dem ewigen himelreich. Mein blindikeit wirdet er- 
leuchtet, meine wunden werdent allzumal geheilet, mein trubsal 
schicket sich zu den ewigen freuden, mein sterben sterket 
sich zu leben mit gote ewiclichen. Diser werlde leben ist 
nicht anders denne ein steticliches sterben, trugsames, betrübtes, 25 
swaches, unstetes und lugenhaftiges. Itzunt grünet ditz leben 
und ist domach allzuhaut vordorret. O falsches leben, ie mer 

1 got O. 2 bis €, 3 itzunt fehlt AB. 4 geen C. teglicken C, 6 mein 
herre fehlt C, mere B. 8 der feUt BC, 9 teilte henden O. Itenden 
fehlt C, hymelreich C. 10 gotlichea BC, II werde gecleidet B. Bi» C, 
12 pylgereira C, ertreich C. Vor LXVI.: ein gute red cz» vnsorem 
heren B. 14 Meine B, meine Ä 15 hegreif C. 16 hab C. licht C, 
17 und fehlt AB. 18 kanpfe C. sigehaftigen C. 19 trUbsal C. 20 ber- 
»eheffce C. edelem C. 21 wesen A» ewigem €. 22 mein C. werden C. 
23 dem AB. ewigen ymmer weronden freuden B, ymmern freuden C, 
Sterke stercket A, 24 got €. Ion B. lone C. 26 grünes di B. dls C 
27 allczu mole C. yertoret A. 



— 62 — 

du weohBest, ie vester du abenimst, und eilest allewege zu 
dem tode ! Wie vil hastu unseliger sunder zu der helle bracht 
mit deinen falschen stricken! Selig ist der, der deine Mscheit 
Tol derkennet; noch seliger ist^ wer dein nichtes achtet; 
5 allerseligste ist ein iclicher aber^ der dein wol beraubet wirdet. 
O wie gar reich ist desselben kaufmanschats über golt^ über 
Silber, über edels gesteine und über alles alzumal; das teuer 
gewesen mag auf erden.' 

LXVIL 

*0 du frolicher suzzer tod! o wie er irret, der dich 
lOtod nennet: wann du gibest das ewige leben allen gotes- 
kindem! O suzzer tod^ du gibest ende allen sichtagen^ dem 
hunger, dem durste und altep. andern gebrechen^ die do 
tolüphen leuten anligende sint! O du gerechter tod, du 
bist suzze den guten und ßcharfe den boseu; du entsetzest 
15 den hochvertigen reichen und derhohest den dimutigen armen; 
du vorsmehest den geitigen und tröstest alle armen weisen, 
du gibest den bösen ir ewige peine und ir ewiges Ion 
den guten. Kum, mein übe swester, mein übe freundinne, 
zeige mir meinen herren, zeige mir denselben, den lib hat 
20 meine sele, zeige mir sein himelische wonunge, zeige mir 
sein ewige ere, lass mich nicht lenger in diser werlde von 
im irre werden! Süsser tod, mein einige ere, reich mir dein 
bant, zeuch mich nach dir, mein hertze ist bereit nach dir 
zu laufen in suzzikeit deines ruches untz an die zeit das 



I ib m6r du äbnymst C 3 mensch der BC, dein A, 4 wol C. 6 AUer- 
seliger B. ist doppelt B» der fehlt C. wirt (7. 6 kawf manschaft A. 
7 edelgestein C über fehlt C. czumal C, For.LXVlI.: ein gute red 
czu dem tod -B. 9 fehlt BC. o fehlt 0. er fehlt B, 10 heiszet C. 

II kinden C. gibst AB. 12, do fehlt C. 13 anUgenden O. 14 gut C. 
und fehlt B C, scharff C 15 die- 0. höhest A, enthobest B» den dy B, 
denne die C, demütigen C, 16 trostes C. 17 die ewigen pein C. den 
guten ir ewiges ione C. 18 kome C. mein fehlt B. 19 erczeige B C, 
erczeige B, bat mein leip vnd mein A* 20 mein C. erczeige B, heymliche C. 
21 ere raiebe mir. dein bant vnd czewch mich nach dir lazze^i. 22 ire C 
Werder A, reden Bi. reich bis nach dir fehlt A, 23 der BC. hertz C. 
24 bis C. 



^ 63 - 

du mich zn meinem herren bringest auf die rede das ich 
sein antlutz beschawen muzze und sein gotlicfaes lop in 
freudenreichem mute singen/ 

Lxvm. 

^Wie schone bistu, mein hertzenlibe freundinne! kume 
schire und laz dein beiten: meine tage haben abegenomen^ 5 
mein jare sint vergangen gleich dem schaten. Kere dich zu 
mir^ Übe swester: wan ich dein in freuden habe begert und 
ist mir alle mein lebtage wol mit dir gewesen. Enpfahe 
mich. Über tod: wann du mich geheilet hast und bitacht 
hast von dem tode zu dem leben in den Zeiten, als du 10 
enpfingest meinen herren. Sich auf mich^ suzzer tod, mein 
übe Bwester^ ledige mich aus wazzem diser werlde und von 
henden fremder kinder; ledige mir mein sele aus gefenknusse 
dises leibes und bringe mich zu lande durch genaden meines 
herreo; die er mir getan hat in den zeiten als du in enpfingest. 15 
Laz mich nicht furbas in Adames eilende meines vaters, 
füre mich in den garten meines Üben herren auf die rede 
das ich gesettet werde in seinen suzzen fruchten. Meine tage 
haben abgenomen gleich dem rauche, mein fleisch und meine 
gebeine sint dem zunder gleich verdorret Libe swester^ sein 20 
ist zeit das dein gute sich über mich erbarme : nicht enthalde 
dich; eile und ledige mich; wann ich bin sich worden in 
libe meines herren. Tod; Übe swester, durch deine haut 
enpfahe wir die frucht -unser guten werk und mit deiner 
hilfe derkenne wir den gotlichen Ion, des wir hoffen. Vor 25 
deiner zukunft ist unser derkentnuss blinde, nach deiner 
Zukunft sehe wir die warheit gleich als sie ist gebildet.* 



2 antlitz C immer, beschaen B, 3 freudenreichen B, 4 bist du C. libe A, 
freüdjnne C. kome C, 6 mein C, abgenomen C, 6 gleich dem rauche 
mein fleisch ynd mein gebein sint dem czunden kere . . . C 7 hab ge- 
geret C 8 meine tage C, 10 dem fehlt AB, in den zeiten doppell B, 
du fehlt AB^ 11 enpfengest A, liber tot C. 13 mich B. 14 gnaden C. 
17 üben fehlt C, 18 Meine tage 6»* verdorret fehlt C, 24 werken AB, 
25 lone C. 26 derkentnisse blindes C. 27 sehen C 



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— 64 — 
LXIX. 

'/Suzzer tod, mein Übe swester^ du bist swarts und dobei 
wol gestalt ; du bist schone und grosser zirde ; sam honikseim 
smecket mir dein rede ; du bist zu vorchten und mag nimant 
widersten deinen kreften; dich furchten alle fursten, alle 
ökunig imd alle mechtikeit der werlde. Dein macht ist wol 
bekant den leuten: wann du die farsten ires geistes be- 
raubest. Du brichest den sundem ire hochvertigen hömer, 
du setzest allewege gerechtikeit in eren ; die erde erschricket) 
so sie deinen doner und deines blitzens schauer ansihet oder 

lObeschawet. Nu ofFen mir^ hertzenlibe swester^ suzzer tod^ 
des ewigen lebens pforte, als du, mein libe freundinne, mir 
gelobet hast in den Zeiten, als du gewesen bist bei meinem 
gote und bei meinem herren, auf die rede das ich in ewigem 
fride sei in wonunge des suzzen himelreiches. Enblosse mich 

15 meines totlichen rockes, den ich itzunt trage, und kleide 
mich mit dem gewande ewiclicher freuden. Mein sele vor- 
smiltzet in grosser begerunge, die ich hab zu vinden nteinen 
herren. Ich habe in gesuchet und vinde in nicht in aller 
diser werlt. Die wachter, die ummegeen die stat meines 

20leibeB, meine fleischlichen sinne, haben mich geslagen, haben 
mich gewundet; den mantel meiner vornunfte haben sie mir 
genumen, die huter auf der mauern. Meine veinde haben 
mich gesmehet in zome, in hasse und in falschen zungen: 
hasses umb mein gut, leides umb meine libe hab ich ge- 

25 wartet von allen meinen veinden.* 

LXX. 

'-FVeudenreicher tod, hertzenlibe swester, fiirder dich! 
wes harrest du? mein geist vorswachet durch grosser 

Vor LXIX. : wy er spricht czu dem tod B. 2 honig sann B. honig so C. 
3 vnd dir mag ÄC, 5 diser 0, 7 hochfertige C, 9 deine C an flehtet C. 
10 hertsenüben AB. 12 gelobest C, 13 got C, ewige B, 14 in] czn A, 
Id h«b C, gesüeht (7. 19 werlde C, die nach wachter fehlt A, fmb 
ge«n 0, 20 fleischliche C. vnd haben A. 21 mit AB. Tomüfte C, habe 
A B. sie fehlt A, 22 den B. 24 leides umb fehlt A, vnd B. Vor LXX. : 
hie begert er des todes B, 26 füder A. 27 wartest C, versmechet A. 



- 6a ^ 

smertzen willen. Brich, liber tod, alle swert, schilde, bogeü 
und wapen aller veinde. Dein trost erfrewet mein sele : nicht 
vorstopfe dein oren zu grosser begerunge meiner sinne; hilf 
mir das ich kume zu meinem herren und das ich sein antlitz 
frolich ansehen schuUe in ewiclichen freuden. In disem 5 
gegenwärtigen leben diser armen werlde sint mir zu brote 
und zu speise tag und nacht nicht anders gegeben nur aleine 
arbeit, unselde, schände, beswerunge, schaden, hunger, durst, 
vasten, wachen, anfechtunge, sichtage und vil sulcher ge- 
brechen. Tod, libe swester, las dich sulches suftzens meines 10 
gevangnuBse erbarmen ! nim disen hungerigen vordorben 
sune aus disem eilende und gib in wider seinem himelischen 
vater ! nim disen Lazarus, der voller geswer ist, und setze 
in in die schoz des höchsten patriarchen! hilf im in den 
heilsamen Weingarten seines herren! laz mich nicht mussigenlT) 
aten! nim mich von wegen der ungerechtikeit und füre mich 
in die wege der ewikeit ! füre mich aus vinstemusse und 
schaten des todes in leben des ewigen lichtes! zutrenne 
meine baut! brich meine vessel! erleuchte meine blindikeit! 
enthalt meine kränkelt! Erbarme dich, tod, libe swester, über 20 
mich eilenden weisen, der in lande und in schaten des todes 
sitzet; laz mich furbas mer nicht entslaffen in der Sun- 
den tod !' 

LXXI. 

In den Zeiten, do der heilige sant Jeronimus sulche 
und ander wort mit uns redet, wäre wir alle in suftzen und 25 
in klagen imd nimant mochte sich weinens enthalden und 
sprachen wir alle mit gemeinem munde: Was sulle wir 



1 swert fehlt Ä. Schilden B. 3 verschoppe A. deine C. stymme A, sin- 
nen B, 5 frolich fehlt B C, czu sehen B. 6 annen fehlt B C. broto hit 
zu fehlt C. 7 speiz O. nach A B. gegeben ist ABC, 8 unseld B. hunger 
schaden durst C. 10 stiftzen C, 11 gefenckniszes C. 12 g^be C, hyme- 
lischem C, 13 sweren B, swer C. 14 in vor die fehlt C. schosze C. 
obristen C. 15 lasze O. 16 nim] im^-B. 17 die fehlt BC. mich fehlt C 
18 lichte AB. 19 vester A vesser BC, 20 krankheyt C. 21 armen C 
Vor LXXI. : alhy reden dy bruder mit ym B, 24 der czeit C. 25 woren C 
26 elage B, sich vns weinen derweren vnd wir sprachen C 27 schollen (7, 

5 



— 66 - 

furbas tun, allerlibister vater? Dein Weisheit hat disen Wein- 
garten unser bruderschaft gepflantzet^ gebawet und auch 
bracht zu gotlichen fruchten. Worumb wendest du von uns 
dein antlutz ? In deinem lichte haben w^ir gelebet : du bist 
5 gewesen er und wirde aller unser krefte, Wes suUe wir, 
allerlibister vater, ane dich beginnen ? Du bist gewesen unser 
vater, unser lerer und Zuflucht, der gotlicher reinikeit ein 
bilde. Wolde got, solde wir mit dir alle sterben 1 Wir werden 
zu nichte gleich als schaf, die vorirret sein ane hiHen ; unser 

10 kraft wirt gleich den wazzern, die alzumal zuflissen; uns 
wirt nimant trösten, dein kint sint vorweiset und werdent 
hunger leiden. Ach grosses leides und grosses smertzens 
widerzemikeit ! SuUe wir dich, lichte sunne^ furbas raer nicht 
sehen? Du bist gewesen ein getrewer sampner der gelau- 

1 5 bigen leute, ein zustrewer der ketzer : wann du sie verderbet 
hast mit dem swerte deines mundes. Du bist gewesen ir 
hamer, ir amboz und ir beihel : wann du ir giftige zene 
zubrechen und verderbet hast. O wie fro sint sie deines 
todes 1 Furbas mer werdent sie nideru deine jungern und 

20 angreifen dein heiliges erbe; sie werdent vorderben die ge- 
rechten, unschuldiges blut vergizzen und auch die warheit 
des gelauben alzumal zureizzen.' 

LXXII. 

Äulcher wort wart unser heiliger vater sant Jeronimus 

betrübet und begunde weinen durch warhaftige libe seines 

25suzzes hertzen und gab uns betrübten antwurt in sulchen 

Worten: ^Eia ir guten gotes ritter, gelaubet in gote und in 

1 hat fehlt A bamgarten B. 2 deiner C. geplantzet doppelt C. auch 
fehlt A. 3 anpracht A, gebracht B, 4 deinen B. licht C. 5 ere C. 
wir fiirpaz A. 7 vnd vnsir Zuflucht O. gotlichen C 8 bilder O. werde B. 
10 alle czu mole C, 11 werden C. 12 leides felilt C. smertzen C. 
14 samner (7. 15 czustörer C. verderbest C. 16 dem fehlt A, du bist 
ein hamer vnd Ambos vnd ir beyhel wen du ir giftigen czen czubroche C» 
18 seint die C. ist vnd seint sie A. 19 werden C. deinen AB. 20 wer- 
den C. 21 vnd vnschuldiges C. 22 alzumal fehlt C. Vor LXXII.: hye 
antwort jeronimus den brudem mit wetrubten warten B. 23 werte C 
heiliger fehlt C, sant fehlt C. 25 suszen C. betrübte C. 26 got C. 
in nach und fehlt C. 



— 67 — 

die almechtikeit seiner kreften ! Nicht furchtet euch : ir bekämet 
barmhertzikeit von gote, sei das sache das ir in gantzer 
hoflfenunge bleibt: wan unser herre ist suzzer und barm- 
hertziger und lesset der keinen, die in seine genade hoffen. 
Wen hat er ie gelassen aus den, die in seine genade hoffen? 5 
Ich werde euch lassen, aber got wirt euch enpfahen: er 
wirt euch leren, wie ir wandern sidlet in seinen wegen; er 
wirt euch die grossen Strassen füren und wirt euch vor 
allen ewern veinden genediclichen beschh-men. Tut mennic- 
liehen, sterket ewer hertze und seit gehorsam dem almech- 10 
tigen gote: wann er in tausent wegen wol helfen kan seinen 
getrewen knechten. Nicht betrübet euch, nicht forchtet euch ; 
hoffet in gote und vorgisset vor im ewer zeher, wann er 
ewer helfer wirt ane zweifel. Ir werdet mich anderweit sehen, 
wanne ir in kurtzen zeiten zu mir komen werdet und mit 1 ^ 
mir in ewigen freuden bleiben, in sulchen freuden, die euch 
und mir nimant nimmer mag in keiner weis genemen.' 

Lxxin. 

'Gedenket, allerlibisten kint, wie nach des heiligen sant 
Moyses tode der almechtige got seinen getrewen knecht 
Josue zu richter und schirmer machte seinem volke, und 20 
do er Elias in den himel fürte in einem feurigen wagen, do 
machet er den getrewen Eliseus zu einem propheten in sulchen 
genaden, das im Elias geist zwifeltig gegeben wart. Ist nun 
desselben unsersherren hant vorswachet? oder hat got seiner 
barmunge vergessen? oder meinet er in zome seine barm- 25 
hertzikeit enthalden? Mit nichte schullet ir das gelauben: 
wanne er ist ewer erbeteil, trost ewers leidens, behalder ewer 

1 kreften sterken B. bekennet B. 2 got ist daz daz C. 3 bleibet C. 
her AB. 4 kennen B, sein barmhertzzikey t C, 5 Wen bu hoffen fehlt C, 
6 wir AB, 7 lernen B. 9 alle C. beschirmen genediclichen B C. raenlich C. 
10 vnd sterket A. hertz C. 12 nich AB. 13 vergiezzen A. ergisset B. 
hertze AB. 14 helffer ist vnd wirt C. 17 nimmer mer mag B. be- 
nemeu B. Vor LXXIII. : ein peyzbild B. 18 allerlibisten kint fehlt C. 
noch tode sant Moyses C. 21 helias AB. in das paradeia BC. einem 
fehlt AB. fewrenem A. 23 genaden fehlt A. gnaden C. geiste AB. 
czwifechtig B O. 26 dez C. 27 erbteil C. leides C. behaldet B. 

5* 



— 68 — 

krefte und meinet euch widerzugeben ewer ewicliches erbe. 
Er wirdet aus euch in meine stat einen andern hirten setzen 
und wirt in kreften sein heiliges ewangelie zu leren und zu 
Sterken. Derselbe wirdet bei euch wonen reiniclichen in 
ögotlichem rechte und auch in tugentlichem leben. Des bitte 
ich den almechtigen got, der mich under euch gefuret hat 
nach seinem gotlichem willen : sei das suche das einiger guter 
geist in mir gewesen ist zu behalden die heiligen geböte 
meines herren, das er demselben lerer, den er euch senden 
10 wirdet, sulchen seinen geist euch zu tröste und zu ewigen 
nutze zwifach geben well.' 

LXXIV. 

^-AUerlibisten kint, ir habet bei euch Eusebius, meinen 
Üben sun ; den sullet ir hören gleicher weis als mich selber, 
er schol ewer vater sein und ir sein kinder in warhaftiger 

1 5 libe, in gehorsam, in demutikeit, in senftmutikeit, in geduld, 
in aller tugent und in eren des almechtigen gotes. Allen 
ewern gebrechen schuUet ir im vorkunden. Ich mane euch, 
Üben kint, das ir fleizzig seit einen mut und eine libe zu 
halden in gotlichem fride und das ir ein leip und ein sele 

20 seit, als ir gerufen seit in einer hoffenunge teilhaftig zu 
werden der ewigen freuden. Einen got und einen vater 
habet ir: Jhesum Cristum unsem almechtigen herren. Dovon, 
allerlibisten kint, volget im und bleibet in bruderlichei^ libe, 
als er umb rechte libe die bitter marter geliden hat durch 

25 ewer sunden willen, und hat euch erloset auf die rede das 
ir im volgen sullet in unschult und in heilikeit des lebens: 
wan er sein genade mit euch teilen wil nach gotlicher milde 
und wil mit dem tawe seines heiliges geistes ewer hertze 

1 creften B. ewer fehlt BC. 2 an O. 3 werdet A. 4 der wirt C 
reiniclichen wonen O. ö rechten C. bit C 6 gote B, 7 wille B. ist 
daz daz C immer, 8 gewest O. sey A, heiligen fehlt A, heilige B. gebot C. 
9 denselben B, 10 wirt C. ewigen fehlt C, 11 müsse C, Tor LXXIV. : 
alhie enphilcht er sein bruder seinen liebn sun ewsebTum B, 16 ynd in 
BC. allen tagenden C. 17 brechen B. in AB. man C, 19 frige B. 
22 almechtigen fehlt C, 26 selichait vnd in heilikeit A. 27 gnade C. 
28 heiligen O. hertz C. 



— 69 - 

dersuzzen auf die rede das ir wisset, in welcher weise ir 
sein gütliche wirde eren siillet. Er wil auch entslissen ewer 
hertze zu derkennen seinen willen in allen seinen geboten 
und meinet auch nicht zu lassen alle seine libe kint, die 
teilhaftig worden sint seines himelischen erbes.' 5 

LXXV. 

^i¥ein über sun Eusebius, underwinde dich meiner stät, 
kleide dich mit tugentlicher sterke, volge allewege deinem 
herren: wann domit gewinnest du ewige selikeit, also das 
dein gerechtikeit ewiclichen bleibet. Dein demutikeit sal grosser 
sein denne deiner bruder aller. Sich in den himel und setze 10 
in got deines hertzen äugen : la seine gebot in deinem hertzen 
allewege bleiben. Nicht furchte der werltlichen leute wort, 
ob sie dir übel sprechen. Hoffe in genade deines herren : 
wanne er wirt dich Sterken und dir des edeln adelers flugel 
geben, domite du entrinnest allen deinen widersachen. Du 15 
scholt gotes gebot an alle furchte allermeniclichen sicher- 
liehen leren : wan unser herre bei den predigern der warheit 
zu allen stunden bleibt und sichert sie vor allen trügnern 
und lesset sie nicht in banden und ist ir helfer und ir 
beschirmer in allem trubsale. Wer tugentlichen lebet, der 20 
furchtet disen tod gar unbillichen : wanne er solde zu rechte 
gehessig sein disem kranken leben. AUerlibister sun Eusebius 
ich setze dich heute über dise geselleschaft deiner und meiner 
bruder auf die rede das du aus iren hertzen untugent vor- 
treiben, vorderben und vernichten sullest und dorein reine 25 



l des suzzen B. weiz C. 2 ere wirden B C. entlissen AB. 3 hertz C. 
seinen fehlt C. A^.Vihe fehlt C. 6 erbes amen B. Vor LXXV.: wy er 
geret hat mit seinem lieben sun eusebium B. 6 Eüsebii C 8 wann 
fehlt C. du mit B. dy B. du alle C. 9 ewiclichen bleibet fehlt C. were B. 
Dein] vnd C. 11 laz C. 12 allewege in deinem hertzen B. nich B, 
nichte C. 13 gnade C. 14 edlen adlers C. 15 do mit C. 16 allemenic- 
lichen B. sicherlich C 17 predigeren C. 18 wonet C. sichet B. trüg- 
neren C. 19 losset sich AB. 20 schirmer -4. alle jB. trübsal C, 21 vn- 
pilleich B. scholt czu recht C. 22 sey C, getranken A, 25 treyben A, 
und vor vornichten fehlt C. eine reine B, 



— 70 — 

gotliche tugent pflantzen: wanne du pflichtig bist unstreflich 
zu sein zu allen Zeiten. Wer sich unstreflich weis, der mag 
einen iclichen sunder sicherlichen strafen.' 

LXXVI. 

'Grosser wirt sein dein arbeit und auch domite grozzer 
ö dein Ion in dem himelreiche. Bis allewege nüchter, schamiger, 
weiser, senfter und bereit allermeniclichen zu leren. Nimant 
tu gewalt noch unrecht: bis holt allermeniclichen in güt- 
licher libe und iclichem so vil holder als er tugentlicher ist. 
Bis mezzig, wirbe nimandes schaden, hüt dich vor geitikeit, 

10 predige gotes wort mit, allem fleisse : ein iclich schrift, die 
got in des menschen hertze sendet, ist nutz zu heiliger lere. 
Gewinne dir behegliche wort, domite allermeniclich geleret 
werde: wanne heilige predige ist nutze der leute hertze zu 
dorleuchten, sunde zu strafen, siten zu bessern und gerech- 

lötikeit zu sterken, also das allermeniclich gebessert werde 
sulcher heiligen lere : wann Jhesus Cristus unser herre, unser 
got und unser einiger troster, sitzet zu der rechten seiten 
der kreftigen tugent seines almechtigen vaters und offenbart 
uns alle heimlikeit, alle Weisheit und alle kunst zu trost und 

20 zu besserunge seines gelaubigen cristenlichen Volkes.^ 

LXXVII. 

'J5Jusebiu8, liber sune, bis allewege ein bilde tugentlicher 

werke in aller heilikeit und aller gute: wanne von des 

hauptes wetagen wirt der gantze leip gekrenket. Ein kurtze 

lere gibe ich dir: furchte unsem herren, so wirdet dein hertze 

25 nimmer arges, sunder alles guten zu allen stunden begern. 

1 pflanczet 0. 2 zu sein fehlt A. vnstreflichen C, 3" iclichen fehlt C. 
Vor LXXVI.: wy er lernet B. 4 Gröz/.er A. sein fehlt A. domit C. 
grozzer fehlt G, 6 lone C. hymelreich C. himelreiche ist B. wis B. 
6 weyser Schemiger B. menicleich A. allermeiniclich C. 7 vnrech A B. 
. wis B. allermeiniclich C. 8 so vil er C. 9 wis B. messiger 0. nymans C. 
vor feMt A. 10 allen AB. 11 heyliger gütlicher C, 12 domit C. 
13 nütz C. leüt hertz C. 17 tröst A, 19 heimlichkeit C. 20 geleu- 
bigen C. cristenliches AB. Vor LXXVII: auch sein 1er B. 21 wis B. 
bilder C. 22 werken J. 5. in fehlt BC. 23 wetag C. 24 gib 0. hertz C. 
25 geren BC. 



— 71 — 

So du meinem erwirdigen vater Damasiis, dem cardinale 
schreiben wirdest, so gedenke mein in deinen brifen und 
bite in das er mich in seinem gebete halde und das er mein 
werk meiner bucher, die ich mit so grosser arbeit getichtet 
und beschriben habe, nicht lasse vorderbet werden von den 5 
bösen argen, die mir widerzemig gewesen sein von meinen 
jungen tagen. Bite in auch das er der heiligen kirchen mit 
Weisheit fleizziciichen hüte : wann sich die bösen allewege 
dorzu richten, wie si bestricken mochten sulcher einveldiger 
leut seien, die ich habe mit hilfe gotes in den rechten weg 10 
gefuret. Itzunt reden dieselben böse grosse luge, itzunt 
scherfen sie die swert irer bösen liste, wann ich durch 
krankeit sweigen muz und geworfen bin in das grab meines 
slafes: doch hoffe ich zu der gute des almechtigen gotes 
das er sein cristenheit genediclichen bedenke.' 15 

Lxxvm. 

'Eine grosse freude und einen sunderlichen trost hab 
ich von barmhertzikeit unsers herren das bei euch bleibet 
der gelerte tugeutliche man Augustinus, der bischof, der in 
der warheit mit aller tugent volkumenheit geziret ist, der 
mit hilfe gotes ewern gelauben Sterken wirdet. Do von, wenn 20 
du im schreiben wirdest, so bite in von meinen wegen das 
er als ein getrewer gotes ritter menlichen vechte auf die 
rede das icht leides widerfare unserem cristenlichem volke. 
Du Salt mich auch enpfelhen Theodonio dem romischen 
fursten und dorzu allen unsern cristenlichen brudern, die 25 
gelaubig sint in gote.' 

Do der heilige sant Jeronimus sulche wort geendet hette, 
do keret er sich zu den brudern und sprach mit frolicher 

1 meinen J. 50. Qvher^^en AB. cardionalera A 3 halt C 5 geschriben C 
6 sein gewesen C, 7 Bite auch in C. Bitt auch in von meinentwegen B. 
von meine wegen C. 10 leüt hertzzen vnd seien C. habe fehlt C 11 habe 
gefuret O. böszen C lügen C. 12 ire swert der C. 14 vaters C. 15 gne- 
diclichen bedencken C. 16 Eyn BC, ein A^B. habe C. 17 bleibe C, 
18 gelarte tugentlicher AB, man sant C der hiachof fehlt C, 19 ist ge- 
eziret B C. 20 Do von bU wirdest fehlt B C, 23 leides fehlt A. vnsern 
A B. 24 Theodimo xi. theodonis B, 2ö und fehlt B C. vnseren C. 
26 geleubig C. got C. 27 heilige man C. hette fehlt A, 



-. 72 — 

stimme: 'Geet zu mir, mein üben kint, das ich euch berüre 
e denn das ich von hinne scheide !* Und do sie zu im quamen, 
do halset er ein iclichen besundtor nach seinen kreften, als 
er beste mochte, und küsset auch ir iclichen in gotlichem 
öfride. Und dornach erhub er seine stimme mezziclichen und 
strecket gegen hirael seine hende und sprach mit frolichem 
antlitze sulche wort als hernach geschriben sten. 

LXXIX. 

'Äuzzer Jhesus, mein tugent, mein Zuflucht, mein enpfaher^ 
mein derloser, mein suzzes lob, in den ich gelaubet und 

10 gehoffet habe, den ich in libe gehalden habe, allerhöchster 
suzzer türm aller sterke und mein einige hoffenunge von 
meinen jungen tagen, rufe mir, furste meines lebens, so 
wil ich dir antwurten ; reiche dein haut deiner schepfenunge, 
die du, schepfer aller dinge, aus erden hast gemacht und 

1 5 mit ädern und mit gebeine hast zusampne gefuget und mit 
deinem tode ir leben und barmhertzikeit hast mildiclichen 
geben! Reiche ir, herre, die hant deiner gotlichen gute; 
nim sie zu deinen genaden: wann sein itzunt zeit ist das 
mein pulver meines leibes wider zu pulver werde und der 

20geist wider vare zu dir seinem herren, wann er von dir 
bekumen ist. Offen mir die pforten des lebens: wanne in 
den Zeiten, als du gleich einem loter an dem creutze hingest, 
so hastu mir gelobet das du wollest meinen geist enpfahen. 
Kum, mein allerlibister herre, das ich dich begreife, dich 

^5 behalde untz das du mich in dein wonunge seliclichen fürest. 
Mein herre, mein freude, mein hoffenunge, mein trost, mein 
heil und mein sogen, enpfahe mich, barmhertziger got, nach 

1 das berure euch B, daz ich berüre euch C. 2 denn fehlt C. das 
fehlt B C. von euch C. 3 holsat B. ein fehlt C. 4 beste fehlt A. best B. 
ir auch A. 5 erhübe C. mezzicleichen sein stimme A. menssiclich B. 
6 gen A, gegen dem C. 7 antlitz 0. stet AC, Vor LXXIX.: wy er 
redet mit czu vnserm B. 8 Svuzzer B. empfaer AB. 10 allerhoeste 
»üsze tür in C. 13 wolt AB. reich C. 14 dingen AB, gemacht hast A. 
15 vnd ädern C. cznsampme B. 16 mildiclich C. 17 gegeben C. herre 
fehlt B C. Reiche mir die hant deiner C. gotlichen fehlt A. 18 gnaden C. 
19 pulwer B, 20 seinen B. 24 kome C, 26 herre] ere A. hoffenunge 
vnd a 27 heile C. 



— 73 — 

der macht deiner überflüssigen barmhertzikeit, als du vormals 
hangunder an dem creutze den seligen loter hast so gene- 
diclichen enpfangen!' 

LXXX. 

'-EJwige selikeit schaffe das ich besitze. Ich bin kider 
blinder und sitze schreiender bei dem wege: Jhesu, Davides 5 
sun, erbarm dich über mich, erleuchte mich mit der klarheit 
deines ewigen lichtes ! du unsichtiges, unbegreifliches licht, 
des Tobias mit grossem leide darbet in den Zeiten, do er 
sprach: was freude mochte ich gehaben, sint ich in vinster- 
nusse sitze und nicht mag des himels licht beschawen ! du 1 
erwirdiges licht, in des ewigen scheine begriffen ist alle 
warheit, alle Weisheit, alle bescheidenheit und alle gute, 
erleuchte mein äugen das ich nicht entslaffe in des todes 
bandeii, das sich mein veint, der böse geist, nicht gerumen 
nmge das i<th siglos worden sei durch seine trügesame liste. 1 5 
Ich rede in grosser bitterkeit meiner seien: ich bin sicher, 
mein leben ist in armut verkranket, mein gebeine ist vordorret 
gleicher weis als ob es in einer pfannen gerostet were; des 
habe ich Zuflucht zu dir, himelischer artzte: heile mich, mein 
got und mein herre, so werde ich geheilet; behalde mich, 20 
so werde ich behalden. Ich habe dir allewege getrawet: las 
mich nicht zu schänden werden. Wer bin ich, allerlibister 
herre, das ich mit dir rede so tursticlichen ? Ich bin ein 
sunder, der in sunden geborn und erzogen ist, ich bin ein 
faules fleisch, ein stinkendes vas und der unfletigen wurme 25 
speise. Vorgib mir mein sunde, genediger suzzer herre! Was 
eren betest du des, ob dein gotliche macht mit kreftigem 
streite mich armen uberwunde: wann ich nicht anders bin 
nur als ein leichtvertiger halm der vor des windes kraft 
vorswindet.' 30 

2 hangender C Creütz C. gnediclichen C Vor LXXX.: wy er ruflFt czu 
vnserm herien jB. 4 ich dich besitzze C. ö blinde AB» 6 erbarme t\ 
'' vnbegriftigez A. 8 grossen B. darb ß, 11 erwerdiges AB schein C. 
H de J?. 16 trubsame B, trügsamen C. 16 sich C. 17 vor crankeit B. 
18 pfanne 0. wer A, werde B, 20 meine herre B, geheiliget C\ 
21 hab C. lasze C. 23 got A, dürsticleichen rede A, 24 geboren C. 
geczogen J5 C 25 ein] vnd C. 26 vorgibe B. spude gnediger C 
27 du doppelt C, 29 halme C, 



— 74 — 

LXXXI. 

^J.lmechtiger got, vorgib mir alle meine sunde, nim aus 
diser unfletikeit deinen armen! Ob ich gereden tar und ob 
es dir beheglich ist, so muz ich also sprechen: herre, du 
Salt mich nicht vorjagen, sint ich zu dir flihe: wanne du 
5 bist mein got und mein herre, dein fleisch von meinem fleische 
und dein gebein ist von dem meinem, also das du dorumb 
nie gescheiden werdest von deines vater Seiten. Du bist 
mensche worden und dobei got beliben in einer peraonen: 
worumb hat dein gnade ein sulches getan, das so grosses 

10 ist das es nimant mag betrachten? nur dorumb aleine das 
ich armer sicher Zuflucht zu dir als zu einem bruder hette 
und das du mich deiner gotheit teilhaftig machest. Do von, 
mein genediger herre, stand auf und hilf mir ; stand auf und 
vortreibe mich nicht cwiclichen! Gleicher weis als der hirse 

1 5 begeret des wassers, also durstet mein sele und begeret dein, 
lebendiger brunne, auf die rede das sie in freuden aus dir 
ewigem wasser so vil schepfe das sie furbas mer nicht durste. 
Wenne sal mein arme sele dein antlutz beschawen? wenne 
wil dein barmhertzikeit sie ledigen von diser bösen werlde 

'JO und von anfechtunge der bösen geiste sie erlosen, die allewege 
in ungedult gleicher weis als zornige lewen brimmen?' 

LXXXII. 

'JFolde got das mein sunde, domite ich gotes zorn vor- 

dinet habe, und die grosse pein, die mein got und mein 

herre Jhesus Cristus durch mein willen geliden hat, auf ein 

25 wage geleget wurden, so wer ich gesichert das dein marter 

uberwuge alle meine sunden: wanne dein marter gentzlichen 

Vor LXXXI. : wy er got byt vmb sein simd B. 1 liber got vorgibe C 
2 den BC. gerden B. 5 und fehlt B. fleisch C, 7 wardest C, vnd A. 
vatirs (7. 8 menscli (7. bliben (7. 9 genaden^ii. 11 czu dir czuflucht C 
als du czu A. het C. 13 gnediger C. hilife C. 15 begert C, den B. 
16 lebendinger C^. sie in] seini?. 17 ewigen i?. nit mer durste A, 18 sal 
sie BC. 19 sie ledigen von fehlt BC. 20 geist di die allewege ^4. 
geist B. 21 leben brummen C. Vor LXXXII.: wy er melt sein sunt B. 
22 domit C immer. 24 meinen C. 25 ichs C. 26 vberwude B, meinen 
A B, genczlich C. 



— 75 — 

so vil sterker iat das dein ewiger vater mir dorumb vorgebe 
alle missetat, dcnne daß durch sulches unflates willen meiner 
sunden dein almechtiger vater in zorne sein barmhertzikeit 
enthalde. Dovon, mein allerlibister herre, mein got, mein 
einiger trost, sei das sache das du deine genade furbas vor- 5 
zihen wollest, so vinde ich nicht anders nur trubsal und 
unmessigen smertzen. Erzeige dich, freude meines geistes, 
das mein sele mit dir und in dir erfrewet werde! offenbar 
mir dein gotlichen wege, ewige freude meines seniclichen 
hertzen! Mein arme sele suchet dich: la dich finden, mein 10 
trost, mein barmhertziger herre: wann gleicher weis als ein 
mitling, der sein arbeit zu tage werke vonnitet hat, mit grosser 
begerunge seines Werkes uiid seiner arbeit ende beitet, also 
beite ich dein das dein genade mich ledige von arbeit diser 
werlt. La dir zu hertzen gen mein gebet, almechtiger herre, i f) 
beschaw mein suftzen in deinem angesichte, reiche mir' dein 
hant und bringe mich zu deinen ewigen seiden!^ 

LXXXIII. 

^almechtiger got, schawe deinen knecht Jeronimus, den 
auf dem wege von Jericho sundige raorder gewundet haben, 
also das er halp toter, halp lebendiger Hget auf den Strassen: 20 
du suzzer arzte, underwinde dich des armen! Alle mein 
lebetage hab ich gesundet und übel getan in deinen äugen: 
ich habe dich nicht erkennet; ich bin nicht dankneme gewesen 
gotlicher genaden; ich habe dich nicht gelobet als ich zu 
rechte scheide; ich hab dein warheit ofte vorswigen in meinem 25 
hertzen; ich bin undanknem gewesen in den Zeiten als du 
geklopfet hast an die pforten meines herzen; ich bin zu vil 
holde gewesen meinem faulen leibe, der als ein schate alle- 



5 gnade C immer, 6 und doppelt C 7 tibermessigen C. 8 mit im vnd 
mit dir A. 9 gotliche C. wege fehlt A, seneclichen C. 10 laz C. 
12 mittelinge C. tag werck C. 14 beyt C. 15 werlde laz C. geen O. 
16 beschauwe C. angesicht reich C. Vor LXXXIII.: alhic mant er got B- 
18 knecht fehlt C. 19 iericho verbündet ist also daz A. 20 tot vnd halp 
lebendinger vff der Strassen C, 22 lebtag C. 23 hab O. danknemer C. 
24 deinen gotlichen gnaden C, hab C, nich AB. 25 recht C. hab ofte 
dein A, 26 vndanknemer 0, 28 holt gewest (7, schaten C, 



— 76 — 

w^e vorswindet; ich hab meinen munt geunreiniget mit 
unnutzen werten; mein gedanken haben nicht zu aller zeite 
auf dein gebot gesunnen; ich habe mein äugen underweilen 
eitelkeit lazzen sehen; meine oren haben unnutze ding: ge- 
5 hört; mein hende haben mit almusen die armen nicht getröstet; 
mein fuzze waren snelie zu den sunden. Was schol ich mer 
sagen? Von den versen meiner fuzze untz auf den wirhel 
meines hauptes ist in mir nicht gantzes noch gesundes, und 
wo mir dein genade nicht geholfen hete mit deinem unschul- 
10 digen tode auf dem fronen oreutze^ so was mein sele geschicket 
in der hellen ewiclichen zu bleiben.' 

LXXXIV. 

'Äuzzer Jhesus, ich bin ein teil sulches grosses geldes, 
das du bezalt hast an dem fronen creutze; du hast durch 
meinen willen dein teures blut vergossen. Nicht vorsmehe 

1 5 mich : wann ich bin dasselbe schaf, das irre worden ist auf 
dem wege. Suche dein schaf, suzzer getrewer hirte, bringe 
es wider in den schafstal deiner himelischen freuden auf die 
rede das du gerecht werdest in deinen werten; wanne du 
mir gelobt hast: welche zeit der sunder ersuftze und sich 

20 leidige umb seine sunde, das er danne alzuhant sei selig 
worden. Mich rewet mein sunde, ich derkenne mein missetat, 
und mein ungerechtikeit ist allewege vor mein äugen. Ich 
bin nicht wirdig das ich dein sune genennet werde: wann 
ich hab in dem himel und vor dein äugen swerlichen ge- 

Sösundet. Wende dein antlutz von meinen sunden, vernichte 
alle meine missetat nach genaden deiner barmhertzikeit. Nicht 
vortreibe mich von deinem angesichte, tu mir nicht nach 
meinen sunden^ sunder hilfe mir, mein schepfer und mein 

2 vnnuczigen A, gedauke B. zu fehlt C, alle czeit C. 3 geböte C, hab C. 
4 mein B. gehöret C, ö dy armen mit almusen J5. 7 meines fuzzes -4. 
bis C. 9 dein gnade mir A. 11 helle C. zu feidi A, Vor LXXXIV. ; 
hye stet er pey den sundern B. 12 groszen C 13 dein ß. 14 tewr J.5. 
16 sulche schaf A. 16 Sulches B. deine schafe A, du süszer C. 17 es 
fehlt AB. 18 gerechte B. 19 gelobet C, dersüfcze der sünder C. 
20 sein C. deine A, denne C. 21 reüwen mein sunden C. 22 vernichi 
vor mein A. meinen C. 23 sey B. 24 vor fehlt B. deinen C. schemlich i. 
25 wenn dein A, 27 deinen B. angesicht C, 28 mir schepfer A. 



~ 77 ^ 

herre, durch eren willen deines gotlichen namen! Tu mir 
gutlichen in deinem willen und laz mich wonen in deinem 
hause das ich mit allen heiligen dich ewiclichen loben müsse!' 

LXXXV. 

^illlerlibister herre, mein einiger trost meiner sele, enpfahe 
sie in dein genade! Nicht achte des, ob sie vorblichen sei 5 
oder swartz in sunden; zeige ir dein lipliches antlutz, la 
deine stimme in iren oren klingen: wann dein antlutz schönes 
ist und gar suzz^ ist dein gotliche stimme. Nicht wende dich 
Yon mir und verre dich nicht in diser meiner lösten zeit 
von mir, deinem knechte; gib mich nicht in gewalt meiner 10 
veinde, der bösen geiste! Ich beite (Jein, allerlibister herre, 
ich warte deiner genaden, ich hoffe zu kommen in dein 
iiimelreich. Kum, Über herre, lasse mich das lebendig lant 
beschawen, la mich sehen, ob die Weingarten itzunt sten in 
wirdiger blute, vorwechsel mein suftzen und mein klagen in 1 6 
ewige freude, neige dein ore zu meinem gebete und nim 
mich snellich von gründe diser unselde und zweifeis diser 
werlde !' 

Nachdem als der heilige sant Jeronimus sulches sein 
gebete gesprochen* hatte mit aufgerackten henden und mit 20 
andechtigen zehern, do wendet er sein äugen auf die bruder 
und sprach: ^Ich gebite euch^ mein allerlibisten kinder, in 
dem namen und in tugenden unsers herren JJhesu Cristi, 
wenne ich gesterbe, das ir denne meinen leichnamen nackten 
begrabet bei der krippen unsers herren, das er in den Zeiten, 25 
so er widerkomet, denselben meinen leichnam mit im füre.' 



1 Tuhe C. 2 gutlich C. deinen B. 3 ewig C. geloben B, Vor LXXXV.: 
hie pit er got das er sein sei enphach B. 5 nichte C sein B, 6 laz C, 
7 dein O. ire B, 9 letzten C. 10 deinen B. knecht C. deiner C. 
U böse B. geist C. 12 hoff C. 13 kome C, laz 0. lebende BC, 14 laz C. 
15 vnd klagen C 16 oren C. nyme C. 17 snelle C. 19 Capitel-Anfang A. 
seinez gepetez Ä. 20 het C. aufgereckten C 21 czehoren A B, wender B. 
22 euch fehlt C, brüdem vnd kinden C. 23 in fehlt B. 24 leichnam 
nacketen C. 26 so widerkomet C. 



— 78 - 
LXXXVI. 

^jBin icliches ding begeret allewege seines gleichen. Do von 

schallet ir meinen leichnamen in die erden legen, als ich 

gesprochen habe, bei meines herren krippen auf die rede 

das ein erde mit der andern gesellet werde : wanne die erde 

öunbilHchen geselleschaft haben schol mit den steinen/ 

Domach in kurtzen fristen sprach aber sant Jeronimus: 
^Hertzenliben veter und herren, bringet den leichnam unsers 
herren Jhesu Cristi, das ich erleuchtet werde in seinem lichte 
und das er die äugen seiner barmhertzikeit auf mich armen 

1 also genediclichen wende das er mir vornunft gebe und mich 
lere den rechten gank, wie ich in disen wegen mich halden 
schuUe, dorinne ich itzunt bin aus diser werlt zu faren in 
genaden und in guten meines trostlichen herren/ Des brachte 
unser bruder einer den heiligen leichnam unsers Üben herren 

1 5 und weiset den zu angesicht sant Jeronimo mit allen wirden, 
und als der heilig sant Jeronimus den heiligen leichnam 
begunde sehen, do leget er sich alzuhant mit unser hilf auf 
die blozzen erden und begunde mit andachtigen zehern und 
starker stimme schreien sulche wort als hernach geschriben sten. 

LXXXVII. 

20 ^Äerre Jhesu Criste, wer bin ich das ich dein muge 

wirdig werden? Wie mag ein sundiger mensch umb dein 
genade das vordinen ? Sicherlich ich bin dein unwirdig, mein 
trostlicher herre! Schol ich nu bezzer sein denne alle meine 
heiligen veter? Du woldest dich dem heiligen Moyses nicht 

25 zeigen zu einigem augenblicke: wie grosse ist nu dein de- 

Vor LXXXVI.: hie begert er wo man yn begraben sol B. Kein neufi 
Capitel A. 1 ding fehlt C. begeret seines gleichen allewege ^A, 2 leich- 
nam C erde O. 3 die erde das B. ö vnbillich C. stein AB. 6 domacli 
aber iiC. sprach sant-BC herren fehlt A. mir den ß C. heiligen leich- 
nam a. 12 auf B. werlde C. 14 vnser AB. IG heilige C. 17 hilfe C. 
18 blozzen fehlt B. 19 »tet A. Vor LXXXVII. : wy er sich vnwirdi? 
gemacht hat gotes leichnam B. 20 möge werden wirdig C, 22 die gnade 
vmb dich vordinen C. vordien B, sicherlichen C, 23 mein C. 24 nicht 
dem C Moyses zeigen C. 25 ainen J.. anblicke C. groz C. nu worden BC 
deine C. 



— 79 — 

mutikeit das du dich lassest zu einem sunder tragen nicht 
aleine in sulcher meinunge das du mit im essen woldest, 
sunder das du im ein lebende speise werdest?' Do nu der 
prister nahe bei im was mit dem fronen leichnam unsers 
herren, do richte sich auf der erwirdige man sant Jeronimus 5 
in unser aller angesichte und kniet auf die erden und slug 
auf sein brüste zu manigen stunden und sprach mit andech- 
tigen zehern und mit starkem suftzen: ^Du bist mein got 
du bist mein herre, der durch mich geliden hat, du bist 
derselbe und nimant anders! Du bist der got, der vor der 10 
beginstnusse der zeit an alles anheben in ewiger geburte von 
dem ewigen vater ist ewiclichen geborn, sulcher geburte, die 
nimant gedenken mag noch dovon gereden. Du bist derselbe 
got, der mit dem vater und mit dem heiligen geiste ein 
warhaftiger got ist und dorzu bleibende, als du were^t, bist 15 
du vorslozzen in einem kleinen leibe einer junkfirawen und 
bist dorinne mensch worden warhafticlichen, als ich mensche 
bin und noch bist du warhaftiger mensche/ 

Lxxxvm. 

^Aho hast du in leibe der junkfrawen die menscheit 
enpfangen das du nicht got bist an die menscheit und auch 20 
an die gotheit bist du nicht mensch, wie wol das war sei 
das die menschheit nicht gotheit ist und auch die gotheit 
nicht menscheit ist: wanne die zwo naturen sint zusampne 
nicht gegossen, aleine beide naturen in dir eine persone machen. 
Du bist mein fleisch und mein bruder, dich hat warhafticlichen 25 
gehungert und gedurstet, du hast geweinet und mein sich- 
tagen hast du als ich getragen. Doch ist der sunden krankheit 



1 lesset AB. 2 im fehlt C. wollest C. 3 speiz C. 4 nahant Ä B. vron- 
leichnamen A. frone B. 5 man fehlt C. 6 alle AB, angesicht C. 
kloppfet C. 8 czehoren AB. 10 der vor begintnisse C 12 ewic- 
licher gebomer C. 13 bedenken B. kan A. 14 geist C, 15 bistu 0. 
17 mensche fehlt C. 18 noch pist warhaftiger vnd got vnd auch wai*- 
haftiger menschen A. Vor LXXXVÜI. : wy er gelaubet hat in dy dry- 
faltichait B. 19 Übe C, 20 menschheit 0. 22 menscheit C. ist fehlt C. 
23 mensche A. czwu C, 24 ein C. 25 warhafticlich gedürstet vnd 
gehungert C. 26 meinen AB. 27 öu fehlt B, ht fehlt B. 



— So- 
und gebrechen in dir als in mir nicht gewesen: wen in dir 
ist leiplich gewesen aller eren und aller genaden fülle ; wanne 
die genade dir nicht gegeben wart als andern leuten mit 
der mazze^ wanne zuhant als dein sele zugefuget wart deiner 
ögotheit, do vormochte sie alle ding almechticlichen und west 
alle dink eigenlichen. Die gotliche natur^ die in dir ist, ist 
gleich gote deinem ewigen vater ; aber in der naturen deiner 
menscheit, als du enpfangen hast durch unseren willen, bist 
du minner denn der vater, nicht mit einiger swacheit, sunder 

10 mit deinen grossen eren. Du bist derselbe, den Johannes in 
dem Jordan hat getaufet, und in derselben zeite ist gehöret 
deines vater stimme in semlichen werten: der ist mein liber 
sune, der mir wol gevellet; nu höret in alle und tut nach 
seiner lere. Der heilige geist ist über dir gesehen in sulcher 

15meinunge das er beweisen wolde das der ewige vater und 
derselbe heilige geist mitsampt dir ein ewiges wesen ewicli- 
chen weren.' 

LXXXIX. 

^Äuzzer Jhesus, dein heiliger leichnam, den ich itzunt 
sehe, hat so grosse marter durch mich geliden an dem fronen 

20 creutze, und hast domit den tod getötet, den ich vordinet 
hatte mit grossen meinen sunden und domite auch derloset 
der alten veter seien aus der hellen und aus gewalt des 
teufeis. Auch hastu vorsunet menschliche naturen mit deinem 
üben vater und hast sie zu ewigem leben bracht aus ewigem 

25tode mit deinem tewem blute, das durch uns vergossen ist 
an dem fronen creutze. Du bist derselbe, der aus dem grabe 
erstanden ist an dem driten tage, domite unser gelaube ge- 
sterket ist, und ist auch unser hoffenunge gemeret das wir 
anfersten werden gleicher weis als du untotlicher und erwirdiger 

I und gebrechen fehlt B C, nicht ist gewesen B. wen bis gewesen 
fehlt AB. 4 czugefürt A. 6 almechticUch C. 6 in ir A, 9 einer C. 

II den B. in derselben zeite] in demselben C. 12 vaters C. 16 sampt 
fehlt C. wesen fehlt C. Vor LXXXIX. : hie redt er mit gotes leich- 
nam B. 20 Creütz C. 21 het C, seinen C, 23 hast du C. 24 ewi- 
gen B, ewigen B, 26 Creütz C. derselbe fehlt C. 27 tag C gelauben C, 
29 imf erstehen C. 



— 81 — 

Erstanden bist. Nach deiner auferstendunge woldest du deinen 
heiligen jungern und deinen heiligen zweifboten firtzig tage 
derscheinen, das man derkennen mochte das du almechticlichen 
von dem tode erstanden werest. Domach bist du in ire* aller 
angesichte gen himel gefaren und hast dich zu der rechten ö' 
hant deines vaters wirdiclichen gesetzet, und bist auch von 
gote gewaldiger richter gemachet über die lebenden und die 
toten: wanne gleicher weis als du in demselben tage gen 
himel gefaren bist, also sei wir dein wartunde in dem grau- 
samen tage des vorchtsamen letzten gerichtes, do dein al- 10 
naechtikeit Ionen wirdet iclichem nach seinen werken/ 

xc. 

^So werdent alle kunige fiir deine fusse vallen, so wirdet 
alle herscfiaft under dich gestrewet und wirdet dich ein iclicher 
furchten, der itzunt dich vorsmehet. Was werden denne tun 
sulche unselige leute, die sich itzunt frewent irer sunden, solo 
nichtes vorborgen ist deinen äugen? Was werden sie denne 
sprechen, so nimmer zeit ist die barmhertzikeit anzurufen, 
so iclicher mit sorgen muz deines gerechten gerichtes beiten ? 
Wie werden dieselben gebaren, die alle ir zeite in sunden 
vorzert haben und dorzu der werlde falscheit und nicht deine 20 
warheit gesucht haben, den ir sune und ire tochter und dise 
zurgenkliche werltliche lust liber gewesen ist denne deine 
gütliche genade, wenne sie sehen werden dein zorniges 
antlutz und dein strenges urteil gegen wurticlichen hören? 
wanne sie von iclichem gedanken, sunderlichen ir eigen 25 
gewissen, der teufel schar und dorczu der engel und aller 

I enstanden A. aufstendunge C. 2 heiligen vor jungem fehlt B C. deinem C. 
tag C. 3 mochte der kennen C. almechticlieh C. 4 werst erstanden C, 
5 angesicht C, czu Ä, gein C. 6 auch fehlt B. 7 got C. lebendingen vnd 
vber die C. 8 gein C, 9 wartende C. 10 tode C gerichte AB. so AC. 

II icliche C Vor XC. : von dem leczten gericht B. 12 werden C kö- 
nige C. dein C. 13 gestrebet B, 14 denne fehlt C. 15 freuwen C. 
16 denne fehlt A. 17 ist fehlt C, anzurufen ist C. 18 rechten B, ge- 
rechten fehlt C. 19 geporn A. gevaren B, ire czeit C 20 vorczeret C. 
dein A, deiner B. 21 gesuchet C 22 czergenckleiche A, czu ergenk- 
Hohes C sein B. dein C. 24 angesicht (7. dein fehlt C. gegenwerticHch C. 
25 einige B. ire eigne C* 26 der engel und fehlt AB. 

6 



— «2 -- 

creaturen besagen werdent? wanne sie zuhant nach dem 
urteile zu sulchen peinen kumen und mit leib und sele bei 
den teufein ewiclichen bleiben und furbas mer keiner losunge 
beiten? We und aber we euch unseligen, den do so wol ist 
5 mit disem armen gute das ir dorumb unvomunftig werdet 
gleich den wilden tiren; wee euch armen: wanne obir durch 
gotes libe nicht woldet tugentlichen leben, dennoch schullet 
ir durch seines zomes willen von aulchen sunden lazzenl 

XCI. 

'Äuzzer Jhesus, wann dein almeohtikeit also groz ist 

10 das sie kein creature gesagen noch besinnen mag, die auch 
der himel, das mere, das ertreich und alles, das dorinne ist, 
nicht begreifen mugen ; wanne du allenthalben gantzer und 
gegenwurtiger bist in gantzer freiheit deiner gotlichen maje- 
stat; wann du selber und in dein selbes wesen sitzender in 

1 5 dem himel zu der rechten hende deines vaters ein ewige 
selikeit und immer werunde vreude bist aller himelischen 
burger, die in grossen lusten dein antlutz wirdiclich be- 
schawen, und auch das ertreiche heldest in deiner hant be- 
slozzen mid dorzu des meres abgrunde und alles, das ie 

20 geschaffen wart in seinem wesen heldest und auch dein her- 
schaft in der helle scheinet : wie mag denne ein kleines brot 
in sulcher kurtze dich hoen got behalden also gentzlichen, 
also volkumenlichen und also ungesundert? du wunder- 
haftiges unsprechliches wunder ! o newekeit aller newekeit ! 

2 5 Die äugen sehen in dir ein weizze varbe, der mimt smeeket, 
die nase riebet und die hende greifen, das nimant gesehen, 
gesmecken, geriehen noch gegreifen mag. Aber das ore 



1 werden C. disem AB. 2 vrteil C. domitte AB. mit sele C, 3 teüfeln 
wonen vnd C, 4 wee C. wee A B. do fehlt C. ö vnvornünftig C. seit B- 
werdet fehlt C, 6 tiren seit C. 7 libe] wiUen C, 8 von C, starkeu 
czornes wegen A. smehen A B. Vor XCI. : hie sagt von der almaehtichait 
gotes B. 10 Creatur besagen C, k&nC. 11 meer J5. 13 ist -4. 14 vud 
wann AC. 16 hende fehlt C, 16 werende C, 17 gar di A. wirdic- 
lichen C, 18 ertreich C, du in C. 19 verslozzen A, 20 beschaffen A.. 
22 hohen C. ganczlichen AB, 23 volkomenlich C. gesondert G- 
25 newe varbe A 26 gesehen geriehen vnd gesmecken mag C. 



- 8.^ - 

bringet dem hertzen mit des gelauben kreften sulehe mei- 
nunge das sulehe anfeile in dir nicht bleiben mugen : wanne 
alle sulehe anfeile des gesiebtes, des gesmaekes, des ruches 
und des griffe» in dir nieht sein mugen : wanne du nieht 
ein brot bist als du gesehen wirdest und als mensehliehe 5 
sinne dunket/ 

XCII. 

^ W^as bist du denne, mein herre ? Du bist Jhesus Cristus 
und sitzest zu der rechten seiten deines vater, warhaftiger *^ 
got. Ich grusse dich, lebendiges brot, das uns von himel 
kernen ist und ewiges leben gibt allen den, die in suzzer 1 
andacht dich wirdiclichen enpfahen, nieht als des himels 
manna, das vormals unser veter gessen haben in der wuste- 
nunge und dennoch alle stürben. Wer aber dich, himelisches 
brot, wirdiclichen nutzet, obwohl sein sele in fleischlichem 
tode sich von dem leibe scheidet, dennoch stirbet er nimmer 1 5 
ewielichen : wann sulehe sehidunge nieht ein sterben ist, 
sunder sie ist nur ein suzzer durchgank zu dem ewigen 
leben von diesem werltlichem tode. Wer dich wirdiclichen 
nutzet, der stirbet diser werlde tode auf die rede das er mit 
dir ewielichen lebe. wie gar edel und wie gar teuer ist 20 
sulcher tod, dorinne die leute anheben zu leben e denne sie 
sterben !' 

XClll. 

'Du lebendes brot der liben engel, dein angesichte tröstet 
sie in himelischen wirden ! du bist ein seidenreiche speise 
der seien, nicht des leibes, du speisest reine gedanken, nicht 25 
des bauches fülle. Wer in dir nieht zunimt noch gebezzert 
wirdet in warhaftigen tugenden, der liget sicherlichen in 

1 sulehe meinunge mit dez gelauben kreften C, 3 sulcher anefal AB, 
smackes BC, 4 greiflfes C, gesein mögen C Vor XCII. : von der en • 
phang vnsers hern B. 8 seiten] hant C. 9 lebendinges C. 12 des vormals C. 
14 nützzet wirdiclichen O. in dem C 16 scheidunge 5. nicht ein sterben 
fehlt e. 18 tod C. Wer bis tode fehlt 0. 20 edler C. 21 tode B, 
22 gestorben A C. Vor XCIII. : wy er lobt gotes leichnam B, 23 an- 
gesicht 0. 24 speiz C 25 speiset AB, 26 czunympt B, besser B. 
27 leit sicherlich C. 

6* 



— 84 ~ 

arrniit und in snnden. Wer dich wirdiclichen nutzet, den 
vorwandelst du in dich selber, also das er in deiner teilhaf- 
tikeit auch ein got werde : aber du wirdest nicht vorwandelt 
in demselben, der dich nutzet als ein ander fleischliche speise. 
öWe und aber ewiges we allen den, die dich unwirdiclichen 
nemen: wanne sie dich anderweit creutzigen zu iren sunden 
und zu grossen ewigen peinen ! Nicht also das sulches nemen 
dir einen schaden bringet: wanne du untotlicher bist und 
magest furbas nicht geleiden. Mein hen'e und mein got, was 

lOsal ich nu sagen? Wie vil ist leider sulcher prister in disem 
heutigen tag, die an alle vorchte deinen heiligen leichnam 
auf dem alter gleich dem rintfleisch nutzen, und leider den- 
noch wirser: wann sie des nachtes unfleticlichen bei den 
weihen gelegen haben in stinkenden snoden sunden, so nutzen 

15 sie deune deinen heren leichnam des morgens auf dem alter. 
Wo bist du, suzzer herre? slefest du oder wachest du in 
disen dingen ? ist sulches opfer dir angenem? hastu sulche 
prister zu deinem dinst erweit? w^ilt du in dem himel auf 
dem stul deiner kuniclichen wirde sulches gebete erhören? 

20 Nein du zware: wanne woldest du, warhaftiger got, sulches 
opfer, so wurdest du ein lugner und betest geselle schaft mit 
den Sündern/ 

XCIV. 

^ TFarhaftiger got, haben uns dein propheten die warheit 
gekündet, meinest du andachtiges gebete gerechter leute 
25 genediclichen zn hören und ob dir gerechtikeit behaget: so 
sal ein iclich cristenmensch sulches opfer auf die rede das 
es nicht geschee hindern zu allen zeiten. Und aleine das 
opfer in im selber gutes sei und böse prister das nicht 

3 inne got Ä. 4 fleische AB, 8 einigen A. brenge C, vntotlich B. 
9 herre vnd got A. mein got vnd mein herre C, 10 nu] mer C. die in 
diesen heutigen tagen C. 11 die fehlt C 13 wirser bis sie fehlt C, 
16 herre B. heiigen C. altar A, 16 bistu C. slefstu C, 17 ist bii an- 
genem fehlt B C. hast du AC. 18 dinste C. wil du C deinem €. 
19 stul fehlt B. dem stul fehlt C. 21 werdest AB. 22 sunden B. 
Sünden C. Vor XCIV. : von dem opher der posen bryester B. 24 gebet C. 
26 mensche der ein cristen ist sulches B C. 27 czu allen czeiten hindern A. 
28 gute AB. dez C. 



— 85 - 

geergern oder gefelschen mugen: doch werden! die bösen 
prister dorumb in gotes gerechtikeit ewiclich vorurteilet und 
sulches ir gebete kumet nimande zu frumen noch zu staten. 
Und schol ich die warheit reden: wer eines sulches prister 
leben erkennet und höret über das sein messe, der wirt teil- 5 
haftig seiner sunden und aller der pein, die dorzu gehören. 
O du grosse wirdige und dorzu unsprechliche heimlichkeit, 
wie vorborgen du bist menschlichen äugen! Das brot wirdet 
in stucke geteilt und dennoch bleibet gantzer Jhesus Cristus 
als er vor was in iclichem stucke gantzer. wie kunst- 10 
liehen werden hie betrogen menschliche sinne ! Das brot, 
das wir sehen mit unsers leibes äugen, das wirdet zubrechen 
und dennoch bleibet gantzer Jhesus Cristus, den nimant 
zubrechen mag, unser almechtiger herre. Die zene die kewen 
das sichtig brot, aber du wirdest nicht beniret noch in keiner 15 
weis begriffen/ 

xcv. 

'O edele Wirtschaft und wert alles lobes, dorinne in 
brotes und in weines gestalt Cristus gantzer empfangen wirt, 
gantzer got und gantzer mensch in dem gantzen brote und 
in einem iclichen seines stucke, gantzer in dem weine und 20 
in einem iclichen des weines tropfen, ü du heilige speise, 
wann er got wirdet, der dich wirdiclichen isset, nach des 
Propheten warheit, der also spricht : ich habe gesprochen : 
ir seit gotter imd allesampt des hohes gotes kinder. Wer 
dich wirdiclichen nutzet, der wirt gelediget von dem bösen 25 
und des guten erfüllet und wirt untotlichen an allen zweifeL 

heilige suzze narunge unsers eilendes, domit wir von diser 
sundigen werlt komen in der himelische Jerusalem froliche 
sampnunge ! Unser veter assen manna in der wustenunge, 

1 geergern mugeu B C. So B, do C, werden C 2 ewicliclien C. vorteilet 
B C. 3 komet nymant C. fromen C schaden B C. 4 pristers C. 6 aller 
peinen C 7 heylichait A. heymligkeit B, 9 sulche A, beleibet er A. 
10 wie gar A. 11 sie BC. 14 czende B. die fehlt A. 16 sichtige C, 
ader B. Vor XCV.: von der erphang gotes leich B. 18 vnd weines C. 
wirdet 6'. 22 dich fehlt B, 23 tropfen warheit B. redet ^4. sp riebet C. 
hab C. 24 got Jl. hohen C. 28 der sündigen B, die BC, vrewliche AjB. 



- 86 - 

doch quamen sie nicht in die suzzikeit des gelabten landes: 
wer aber dise speis isset, der kumt in iren kreften auf 
Oreb, den heiligen berg des almechtigen gotes. du lustige 
speise, dorinne behalden ist alle suzzikeit geistliches smackes 
5 und geistliches ruches ! du suzze ertzneie, domit geheilet 
werden alle wunden der sundigen sele I Du bist ein suzzes 
gemach nach arbeit diser werlde: was imant begeren mag, 
das vindet man alzumal in dir, himelische speise!' 

XCVL 

'jDu bist ein lebendiges, suzzes, lipliches und froliches 

10 leben ; du bist ein leben, dorinne und in des kreften leben 
alle creaturen. Die suzzikeit deines ruches tröstet die sieben 
in den sunden, die suzzikeit deines smackes sterket und 
heilet die kranken. Du bist ein unbegreifliches licht, das in 
diser werlt allermeniclichen erleuchtet. Dein ist -alle macht, 

lödein sein alle kunigreich, vor deinem angesichte werdent 
alle knie gebeuget. Was du wilt, das geschieht alles in dem 
himel und auf der erde, in dem mere und in allen abgrunden. 
Nicht ist, das widersten muge deinem willen. In dir, durch 
dich und aus dir sint alle ding und ane dich ist nichtes 

20 nicht. Do von, gelaubige sele, vrewe dich in gote! eile zu 
sulcher heilsamen speise ! eile zu sulcher suzzer wirtschafte, 
dorinne dir nicht ochsen oder bockes fleisch nach alter ge- 
wonheit zu tische getragen wirdet, sunder du wirdest do 
vinden den warhaftigen leichnamen deines gotes und deines 

25herren. O du grosses zeichen starker gotes libe : wann in 
diseto sacrament ein ding sint an alle underscheit der milde 
geber und sein reiche gäbe: wanne got sich selber gibet in 

1 chömen Ä. 2 komet C. irer 6'. 4 speiz C. in behalden C. 5 ertz- 
ney (7. 6 sündegen seien Ö. 8 alczu mole C. hymellischen speisse C. 
Vor XCVI. : wy er lobt gotes leichnam B. 13 greifliches B C, 14 der 
werlt B C, allermeiniclich C. sint BC 15 ist Ä, angesicht C. 16 gc- 
pogen Ä. alls B. 17 den hymeln AB. hymeln auf erde B, hymel auf 
erden C. 18 wille B. dir vnd C. 19 und vor srns/eldt B. 20 nicht fehlt A, 
gelaube B. got C. 21 suzzer fehlt B C, wirtschefte C 22 bockens B. 
23 zu tische fehlt C. vürgetragen C. 24 waren leichnam C. 25 Zei- 
chen groszer vnd C. 26 aine A. 27 sich selber got gibet BC, 



— 87 - 

almechtiger milde! O wie gar ubergrosse ist, herre, sulche 
suzzikeit, die verborgen ist in deinen guten allen, die deinen 
heiligen namen furchten, und die vollenbracht ist allen den, 
die in dein suzze genad hoffen!' 

XCVIl. 

*0 du allerhöchstes gerichte, allersusister smack, erwir- 5 
dige speis, die allermeniclich anbeten, erwirdigen, loben, 
ummegreifen und wirdiclichen derheben sal und mit lobes 
kraft erhoen und in der seien schrein andechticlichen be- 
halden und seinen mut nimmer in keinen Zeiten dovon 
ewiclichen gewenden ! Von speise des verbotenen baumes 10 
ist der mensch unseliclichen gevallen, durch dich ist er wider- 
bracht zu ewigen eren. Dein wonunge ist allewege in ge- 
rechten hertzen und in gelerten gedanken, die von deiner 
meisterschaft gelert werden. Dir vorsmahet der hochvertige 
reiche und lezzest in hungerigen, durstigen und dorzu un- 15 
seligen beleiben, aber den gerechten, suzzen und auch de- 
mutigen armen erfüllest du mit ewigem reichtume deiner 
gütlichen eren und bringest in in die überflüssige grosse 
Wirtschaft deines gotlichen hauses. In dir ist rechtes gerichte, 
in dir ist volkomenheit aller genaden, in dir ist Weisheit, in 20 
dir ist Sterke, in dir ist wirdikeit des siges wider alle böse 
geiste, in deiner sterke bleiben in den himeln dein heiligen 
alle, in deiner Weisheit sagen die lerer alle warheit zu tröste 
allem cristenlichem volke, in deinen kreften vichtet der ge- 
rechte wider alle geistliche und werltliche veinde/ 25 

XCVIII. 

*i)u entsetzest die mechtigen von ires gewaldes stule, 
du erhebest die demutigen in wirden und in eren. In deinen 

1 o wie gröz A. 2 die deinen guten vorborgen ist BC. allen den AC. 
dein BC, 4: gnade C. Vor XCVII. : auch ein lob B. ö O du fehlt C. 
gericht C, allersüster C. 6 speisze C. 8 erhöhen C, 9 seinen bis nimmer 
fthllA. 10 vorbotten AB, bäumen C 12 ewiclichen C. ist ewiclich vnd 
allewegen in den A. 13 rechten BC. 15 reiche fehlt B C. si in hung. A. 
17 armer ^45. erfüllet B, du mit fehlt B. reichtume fehlt C. 18 in fehlt A. 
d\t fehlt BC. 19 reiches B, 22 geist C. 24 allen cristenlichen AB, 
Vor XCVIII. : von gotes gewald B. 



— 88 — 

henden sint reichtum, herschaft, macht und alle wirde. Du 
bist hold deinen freunden: dich vindet iclicher, der dich mit 
fleizze und mit reinem hertzen suchet. Du bist allewege bei 
den allen, die do einfeldig, demutig und gerechtes hertzen 
5 sein. Du bist ein beginstnusse und auch ein ende aller dinge : 
du bist ein beginstnusse, das nie angehebet hat und ende 
nimmer gewinnet ; du bist an alle zeit in der ewikeit ewic- 
lichen geboren von deinem ewigen vater. wie gar selig 
sint sie alle, die dich lip haben, die nicht anders denne dich 

10 aleine, suzze speise, begeren und also steticlichen auf dich 
aleine gedenken, also das sie dich wirdiclichen nutzen und 
in dir bleiben und deines gebotes steticlichen warten! 
O du wunderhaftige, lustige, begerige speise, dorinne so 
grosse newekeit vornewet ist und so grosse wunder teglichen 

lögescheen! In dir ist alle unser vreude, in dir wachsen unser 
seien und bessern sich in allen gotlichen genaden. Wie gar 
ungehort und wie gar wunderhaft ist dein mildikeit, wie gar 
überflüssig ist dein gotliche gute, sint das du nimande von 
dir treibest nur aleine den, dem dein gute hochverticlichen 

20 vorsmahet/ 

XCIX. 

^/st imant kleiner in tugenden, der kume zu dir sicher- 
lichen auf die rede das er in seiden wachse, so wirdet er 
die wege seiner kintheit lassen und wirdet sich an die wege 
deiner Weisheit halden ; wer kranker ist, der kume zu dir, 
25 so wirdet er in aller tugende sicherlichen gesterket ; wer in 
Sunden sich ist, der wirt doselbst genediclichen geheilet; 
wer tod in Untugenden ist, der kume zu dir in warhaftiger 
rewe, so schol er ane zweifei das ewig leben ewiclichen 



1 herschefte C. 2 ein iclicher B, 4 do fehlt C, ö dingen B, 6 an- 
gehaben B. 7 nymmermer Ä. 10 speis C. 13 begerige lustige B. 
14 teglich C. 15 alle fehlt BC. unser fehlt C czu dir A. 16 seien 
fehlt A. 17 ungehort] vngeh . . . t 5. wie fehlt BC. 19 nur den aleine A. 
den fehlt B. 20 vorsmehet 0. Vor XCIX. : von der weyshait gotes B. 
21 nyemant AB. 22 wache A, 23 seine B, 24 seiner A, crank B. 
25 er fehlt A. tugent C. 26 sicher C, wirdet A, doselbst fehlt B C 
27 toter C, 28 ewige C, 



-^ 89 — 

besitzen ; wer auch grosser und starker ist, der sal auch zu dir 
komen, suzze himelische speise : wanne er in dir seine na- 
rung mildiclichen vindet. Nimant mag ein stunde ane deinen 
trost geleben. Du ewiges leben gibest leben allen creaturen; 
dovon swachet mein hertze, mein leib und auch mein sele 5 
in begerunge, die ich ha^ nach dir, got und herre meines 
hertzen. Du bist ein erb teil meiner seien, dornach sie ewic- 
lichen durstet; in dir aleine frewet sich mein hertze, dein 
aleine tröstet sich mein sele, dich aleine und nimant anders 
meinet aller mein gedanke : wanne wer sich von dir verret, 1 
der muz ewiclich vorderben. Dovon bleib bei mir, aller-* 
libister herre, hilf mir und behalde mich steticlichen in 
deinem schirme. Almechtiger herre, neige zu mir die oren 
deiner barmhertzikeit, speise mich armen das ich mit deiner 
genaden suzzikeit gesettet werde, so wirdet dich mein leben- 15 
diges hertze ewiclichen loben.' 

c. 

'0 du sichtiges licht, das nimmer vorlischet und alle 
ding erleuchtet ! O suzzer sun des obristen kuniges David, 
erleuchte disen blinden, gib im sulches licht, domite er dich, 
ewiges licht, gesehe! Erbarme dich über disen armen sunder, 20 
wis im geholfen, bis im beistendig das er unbetrubet und 
one forchte geen muge in des todes schaten ! Derwecke 
mich, mein herre, vom tode meiner sunden, das ich deinen 
heiligen namen muz ewiclichen loben ! Ich bin sicher und 
ist nicht gesundes in allem meinem leib : du kunstreicher 26 
artzt, heile mich ! Ich bin nackender in grossem froste; reicher 
herre, kleide mich ! Ich vorderbe hungers in diser wüste- 
nunge : milder wirt, nu speise mich ! Mich durstet : milder 
himelischer schenke, nu trenke mich ! Ich bin vorhaftet in 
der tife, ich bin in sorgen des tobendes meres, ich hab so 30 

1 sterker AB, 2 sein C, 3 namnge C. 4 du gibest C ö hertz C. 
6 habe C gote C. 7 s&y AB. 8 sioh fehlt A, 10 a^\er fehlt A. 11 vor- 
derbe C. 14 ich fehlt A, 15 lebendinges hertz loben C Vor C. : wy er 
got byt B, 17 vnsichtiges A, 21 beholfFen C bey gestendig C. 22 vorcht C, 
23 vor C 24 leichnamen A, müsse C 25 leibe C. kunstenreicher C« 
26 nacketer C, 27 anders hungers A, 3Q der fehlt A» tobenden C, 






- 90 - 

lang geschriren das heiser worden ist mein stimme : fiire 
mich aus disen stricken, mein schirmer, mein enthalder, mein 
Zuflucht, mein sterk, mein got, mein kunig und mein herrel 
Mein geist enpfilhe ich in dein hende: wanne du in erloset 
5 hast in barmhertziger gute. Herre, sich an mein demutikeit 
und gib mich nicht meinen veinden ; füre mich itzunt dises 
heutigen tages in die frolichen wunderhaftigen wonunge des 
himelreiches das ich dorinne mit allen heiligen ewiclichen 
bleibe !' 

CL 

# 

10 -Do sulche wort der erwirdige herre sant Jeronimus geredet 
hate, do nam er gotes leichnam und leget sich wider auf 
die erde und also ligende keret er sein antlutz gegen dem 
himel und leget seine hende auf sein brüste in creutzes weise 
und sprach des heiligen sant Symeonis gesang, den er ge- 

15 sungen hat in den Zeiten, do er unse'rn herren Jhesum Cristum 
in dem tempel zu Jherusalem in seinen armen bilde. Der- 
selbe gesang ist geschriben in dem heiligen ewangelien in 
semlichen werten : *herre, nu lest du deinen knecht nach 
deinen werten in deinem fride : wanne mein äugen sulches 

20 dein heil beschawet haben, das du bereitet hast vor antlutze 
und vor angesichte alles volkes dein ewiges licht zu offen- 
baren die vinsternusse der beiden deinem volke Israhel zu 
eren.' Do er sulche wort geendet hatte, zuhant in angesichte 
aller leute erschein auf derselben stat ein also klares got- 

25 liebes lichte das sein der leute äugen gleich der brinnenden 
sunnen wol enpfunden, also das sie vor clarheit des lichtes 
den erwirdigen heiligen man in seinem sterben nicht gesehen 






1 lange geschreiet C, 4 entpfcUe B. enpfil 6'. 5 sihe C. 7 frolich 
AB, 8 ewiclich' C. Vor CI. : do nym er gotes leichnam ß. 10 heilig 
ei*werdige sant J. A, herre fehlt C geendet hette C. 12 erden C. Ugen C. 
auf gen hymel A. dem fehlt B. 13 legte sein C. brüst C crewcze B. 
Creütz weiz C. 14 sant fehlt B. den er bis hat fehlt A. 15 vnseren C. 
16 hilt C. 17 Ewangelio C 18 senicleichen A, selichen B. Nu lest« 
herre C. 19 deinem warten B. 20 heile C. das duj vnd B, bereit C. 
21 vnd angesichte B, 22 deinen B. 23 volendet B. hatte fehlt A, hette C. 
angesioht C\ 25 gotliches fehlt A, licht C, der prehcu der sunnen A. 
briinneude sonne C. 26 sie fehlt C. 27 sie den C. seinen B. sterke B. 



— 91 — 

mochten; und in desselben lichtes scheine haben etliche grosse . 
schar der engel gesehen, die umb in hin und her snellic- 
lichen füren gleich den funken in einem grossen fewr- 
Etliche haben der engel nicht gesehen, doch haben sie eiu 
himelische stimme gehöret in sulchen werten : kum, mein 5 
allerlibister, sein ist zeit das du Ion enpfahest sulcher grosser 
arbeit, die du so menlichen getragen hast durch meinen 
willen. Etliche haben weder die engel gesehen noch sulche 
wort gehöret, sunder sie haben sant Jeronimus rede gehöret 
in senalichen werten : 10 

CIL 

'/Sich, suzzer Jhesus, ich kume zu dir! Enpfahe mich, 
deinen knecht, den du erloset hast mit deinem teuern blute !' 
Und also balde vorging dieselbe stimme und in derselben 
stunden wart sein heilige sele von des leibes swerikeit 
enbunden und für gen himel gleich einem lichten sterne 1 5 
mit allen tugenden wunniclich durchziret und leuchtet in 
dem himel in schein der ewigen selikeit gleich der lichten 
sunnen. Auch strewet sich ein licht auf diser erden mit 
wunderhaftigen zeichen, die got in seinem namen so genedic- 
lichen wurket : wanne gleicherweis, als ein stat, die auf einem 20 
berge gebawet ist, nicht mag vorborgen werden, also wolte 
unser herre seines knechtes Jeronimus heilikeit in seinem 
tode also offenbaren, wanne sein leben und auch sein lere 
zu grossen nutzen erleuchtet haben die cristenlichen kirchen. 

Nach dem tode sant Jeronimus bleib ein suzzer ruch et- 25 
liehe tage an der stat, do er vorscheiden was, das nimant geden- 
ken mochte sulches ruches in keinen vorgangen zeiten. Billich 
was das sulches mannes heilikeit bezeiget wurde mit sulchem 



1 lichte A B. 2 snellichen C. 5 mein fehlt B. 6 ez ist C lone C- 
7 menlich C. 8 Etlich C, 10 die do waz in C. seniclichen A, Vor CIL : 
hie enphilcht er got sein sei B, 11 Ich C. 12 trewen J. 14 stunde C 
15 gein C. 16 vmmiclich B, wunniclichen C\ 18 sunne C. werlde C, 19 czeich- 
nen C. 21 grözzen perck A, weren A B, 22 in seinen B, 23 auch 
fehlt B C. 24 cristliche kirche C. 25 dem fehlt C. Jeronimi C, leieb B. 
27 BiUicheu C. 



- 92 — 

suzzen ruch: wanne er manigen sunder, der in ungelauben 
stank, zu einikeit des gelaubens widerbracht hat mit seiner 
wohdchender weiser lere. 

cm. 

Z7nser allerlibister vater sant Jeronimus starb in der 
5 lesten stunde des tages und auf die rede das sulches erwirdigen 
mannes heilikeit aller der werlde geofFenbart wurde, hat der 
almechtige got dem heiligen bischof Cyrillen in sulcher weis 
vorkundet sant Jeronimus vorscheiden. Do sant Cyrillus in 
seinem gebete andachtig was in seiner zellen und sein geist 

10 alzumal gezucket was in got, do erschein im ein wunderhaftige 
schone strazze, die also wol geziret was, das sant Cyrillus 
von sulches Wunders angesicht also vorirret wart, das er hin 
und her laufen begunde als ob er sein selbes vergessen hete. 
Und dieselbe Strasse hub sich an in dem kloster, dorinne 

1 5 sant Jeronimus gestorben was und weret untz in das himelreich. 
In sulchen seinen engsten erhub sant Cyrillus sein äugen 
und sach ein grozze schar der engelischen geselleschaft komen 
von dem kloster, die suzze done in zwein choren sungen, 
also das in dauchte das himel und erde und alles, das dorinne 

20 begriffen ist, von sulches gesanges suzzikeit derklungen. 
Und iclich engel trug ein licht brinnende wechseine kertzen, 
also das mit sulchem glanste vorvinstert wart der klaren 
sunne scheine. Dornach wendet sant Cyrillus sein äugen 
gen den himel und sach ein ander semliche schar der engel, 

25 die gegen disen mit gesange und mit grossen freuden gingen. 

1 ruche C, 2 in seiner C. Vor CIII. : das ist das czaichen geschehen 
an dem tag seines todes B, 4 unser fehlt AB. 6 letzten stunden C. 
des B. sulchen C. 6 heilkeit B. allerwerlt AB. 7 sant Cyrillen A. 
8 CyruUus B, 9 andechtiger C. geist fehlt] B, gemüte C, 10 ge- 
kuczet A, erscheine C, 11 schone wunderhaftige C. die do also C. 
12 was A, 13 laufe B, lauffen begonde bin vnd her C, het C 
15 untz fehlt B. bis C 16 angsten A. engesten B. erhebt A. erhub 
1)18 engelischen fehlt B, 17 der fehlt A, engelischer geselleschefte A, 
18 czweien kören C 19 alles das daz B. alles fehlt A. 20 waz in 
irem begriffe begriffen ist A derklünge C. 21 Xichi fehlt C, 22 glastet, 
vorvinster worden B. waren C. clare B. 23 wendete C, C^^rullus B. 
24 gein dem C. 26 quamen C. 



— 93 — 

Des wartet sant Cyrillus wie sulche dink ir ende nemen 
wolden. Er hette gerne gefraget imanden, der in diser dinge 
entscheiden hette ; nu was er in diesen wundem so gefangen 
das er nicht woste was zu sagen. 

civ. 

Do sant Cyrillus lange gebeitet hatte, do sach er under 5 
allen den e genanten engein, die vor und nach gingen, sant 
Jeronimus sele über allen engein reichlichen geziret, und 
sach dorzu den almechtigen gote zu derselben seien rechten 
Seiten. Auch sach er das dieselbe selige sele in sein zelle 
quam und stund vor im und redet mit im in semlichen 10 
Worten: ^Cyrille, kennest du mich? Do sprach sant Cyrillus: 
*Nein; sage mir, wer du seist, der vor den andern allen in 
so grossen eren scheinet?' Do antwurte sant Jeronimus sele : 
^Also hastu nicht kuntschaft vormals gehabet mit Jeronimus 
auf erden?' Do sprach Cyrillus: 'Salt ich nicht! Nu ist er 15 
gewesen, den ich vor allen leuten gehalden habe in sunderlicher 
libe; nu berichte mich ob du seist derselbe?' Do sprach 
sie : 'Ich bin sein sele und besitze, als ich gehoffet habe, alle 
wirde und ere. Cyrille, gee snellichen zu meinen kinden 
und sage in sulches dein gesiebte auf die rede das sie von 20 
klagen, suftzen und von weinen lassen und sich mit mir 
das ich erweites habe meines wesens frewen.' Domach 
vorswant vor seinen äugen sulches seliges trostliches angesichte. 
Und als Cyrillus wider quam zu im selber, do war sein 
hertze. ersuzzet mit unsprechlichen freuden, also das er die 25 
gantzen nacht vor grossen freuden, nicht mochte weinens 
sich erweren. 



I sulch C, dink fehlt BC. 2 wolde C. 3 bescheiden C. Un B. Vor CIV. : 
wy cyrillus der bischoff sein sei gesehen hat B. 5 hette 0. er fehlt A. 
7 seien B. alle A. reichlich C 8 got C 9 selige fehlt A. 10 rette C. 

II mich nicht C 12 sag C 13 antwort C. 14 yormals mit Jeron. auf 
erden gehabt A. sant Jeron. B. 16 hab C. sunderliche AB. 17 du es 
seist B C, 18 besiezet B, 19 snellich C, 20 sage fehlt C. gesiebt C, 
beschichte A. von doppelt C. 21 sufczen von clagen vnd von BC. 
22 frewde B. 23 vorswant er von 0. sulches bis angesichte fehlt C 
25 hertz gesüsset C, gesuzzet B. 



- 94 - 



cv. 

irif» wunderhaftig ist der almechtige got in seinen 
hoili^on! wie kreftig ist sein gotliehe majestat! was Wunders 
«oluift er in himel und auf erden ! Sein gotliehe hant 
kroftielichen gewirket: sein gotlichen hant hat sant Jeronimus 
U tirholiet und hat sein kraft geoffenbaret aller werlde. O du 
gniKHC suzzikeit gotlicher übe! o du milde gäbe gotlieher 
gute ! Was mochte der barmhertzige got seinem knechte 
«leronimus mer beweisen beide eren und genaden, denne er 
getan habe in leben und in tode in so gar tugentlicher 

10 milde I G-ot hat. im gegeben klarheit des ewigen lebens und 
hat in gewirdiget mit einem ewigem namen und dorzu einen 
erben gemachet seiner ewigen himelischen freuden, dorinne 
er wirdet ewiclichen bleiben. Was wunderhaftiger eren und 
wie sunderliche wirde hat der almechtige got seinem knechte 

j 5 Jeronimus erzeiget ! O wirde über alle wirde : wanne sein 
heilige sele nicht aleine der engel schar, sunder unser herre 
JhesuB Cristus selber mit allen seinen heiligen beleitet haben : 
wanne auch sein sele nicht aleine scheinet in sulchen 
himelischen wirden, sunder auch sein leip teglichen wunder- 

20 hafte zeichen wurket, dovon ich meine etlicher maze zu 
reden, 

cvi. 

^ach tode unsers heiligen vater sant Jeronimus, als er 

zu completen zeit vorscheiden was, bliben wir bei seinem 

heiligen leichnam, der. in denselben zeiten über alle aromat 

25 und über alle wurtzen so suzzen ruch von im gab, das 

allermeniclich getröstet wart. Des wachte wir bei im die 



Vor CV. : also spricht Cyrillus B. 2 wunderschaft B. 3 achafte C, hant 
fehlt B, 4 wirket wen sie hat (7. 8 Jeroninio C mo^Y fehlt x\, 11 ewigen 
name B. ein AB. 13 er fehlt A. wirder C. wimderhaftige B, wunder- 
haftigen C 14 knecht C. 15 Jeronimo C. 16 herre fehlt BC, 
18 dein B. 19 teglichen/«A?< C. wunderhaftige C 21 Incipit de signis am 
Bande B. 22 vaters C. Jeronimi C. 23 Complet C. vorschiden C bei 
im C. 26 würcze C. gab so suzzen . . . JB. smak vnd ruch C, gäbe Ä C, 
26 waz dez wachten C. 



^ 95 - 

gantzen nacht ungeslafen in grossem leide, in suftzon und in 
klagen umb sulchen grossen schaden, den wir in seinem 
tode enpfangen hatten, und auch umb sein ere, domite in» 
got gewirdet hatte, waren wir in sunderlichen freuden. Des 
morgens, do wir in begingen, und alle ding, als zimlich was, 5 
volbracht wurden in gotlichen eren, do legte wir seinen 
heiligen leichnam bedakten mit einem leinen sacke, als er 
gebeten hatte, bei der krippen, dorinne unser herre Jhesus 
Cristus, der keuschen reinen junkfrawen kint, in seiner kint 
heit etwenne geweinet hat. Was grosser wimder desselben 10 
tages und noch allewege der almechtige got in seinem sun 
sant Jeronimus steticlichen wurket und was doselbest ge- 
schahen grosser zeichen, das ist mir und allen menschlichen 
Zungen unmuglich zu sagen ; doch mein ich mit gar kurtzen 
Worten eines teiles dovon zu reden. 15 

OVII. 

JSner was blinder geborn, der quam gen Betlehem 
in dem tage der beigraft sant Jeronimus, unsers vaters, 
und also balde er den heiligen leichnam sant Jero- 
ninms anrurte, zuhant wart er gesehender in angesichte 
alles Volkes. 20 

Ein ander junger tauber und blinder küsset den heili- 
gen leichnam und alzuhant zutrauten sich die baut der oren 
und der zungen und wart reden und hören. Billich hat^ant 
Jeronimus getan sulche zeichen: wanne er vormals etliche, 
die des hertzen blint waren, mit reinem leben und mit hei- 25 
liger lere bracht hat zu unserm herren Jhesum Cristum, dem 
warhaftigen lichte. Auch hat er die täubten und stummen 



1 Jossen B, 4 hat A. hatte fekii B, 6 voUenbracht 0, leget AB, 
7 leinem sack (\ 8 die (/. dorume B. 9 marien kint B. Marie kint C. 
10 hat geweinet B, bette C. 11 seinen B, sone C. 12 sant fekU C. 
Jei'onimo C und fehlt B. da selben B. doselbst O. 14 gar fehlt A B, 
Vor CVII. : ein großes czaichen der peygi-afF Jeronimus ß. 16bUnde^B. 
Betbleem A, gein Bethlehem C\ 17 beigraf B. 18 als AB, sant Jeron. 
fehlt A. 19 Jeronimi an riir<*n begunde C. gesehende C. angesicht C. 
22 leichnam sant Jeronimi C. entranten B, seiner oren C. 23 der fehlt C, 
und V01* wart fehlt B, 



— 96 — 

in der seien mit geinen geistlichen ertzneien dorzu bracht 
das sie gotes worte und auch sein heiliges lob gerne spra- 
chen und auch horten. 

Auf den tag seiner heiligen beigraft quamen sulcher 
5 leute vil; die mit bösen geisten besezzen waren, und als 
dieselben sein heiliges grab ansehen wurden, zuhant schriren 
die teufel mit wütendiger stimmen: heiliger sant Jeronimus, 
worumb bistu uns so swere ? du bist unser vorderber ge- 
wesen vormals lebender und nu toter! Und also wurden die 
loainnen leut gelediget von de^ teufeis banden. 

cvin. 

Ein ketzer schalt den sant Jeronimus und sprach sein 
leichnam wer wirdig des fewers. Der wart alzuhant zu holtze 
und mit himelischem fewer also vorbrennet das er zu aschen 
wart in gegenwurtikeit alles Volkes. Dobei waren vil an- 

15 der ketzer, die durch sulcher grosser zeichen willen den 
heiligen leichnam sant Jeronimi wirdiclichen besuchten und 
wurden bekeret von irem irresale und bilden sich zu der war- 
heit cristenliches gelauben. Was schol ich mer sagen? von 
Zeiten in zeit, von gesiechten in zukunftiges gesiechte mag 

SOnimant volsagen was wunders got mit im gewirket hat und 
wie erwirdigen er seinen namen gemachet und gebreitet hat 
in alle dise werlde. O wie gar gros ist unser vater Jeroni- 
mus, wie vil vormag er wunders ! Nimant ist im geleich nach 
seinen grossen werken : sein lob, sein wirde, sein er, sein 

25 sterk und dorzu sein wunderhaftige zeichen haben sich durch 
alle laut gebreitet, also das der heilige cristenliche gelaube 
domite bestetiget und gesterket ist. Wer mag es gar gesa- 

4 demB. 5 leüt C. 6 wurden wurden die teüffil schreyen mit wütender 
stymme C. 7 wotendinger B, Jeronime C, 8 bist du C. uns fehlt A. 
vortreiber C, 10 leydigen teufeis C, Vor CVIII.: ein ander czaichenJB. 
11 den heiligen leichnam sant Jeronimi C. 12 alczumal B. holcz C. 
13 himelischen B, 14 ander fehlt A. 17 bekert C. Irsale C. 19 kunf- 
tigez A. gesiecht C, 21 erwerdigen AB, gemachet hat vnd -4. gebreitet 
vnd gemachet C 22 aller diser C groszer C, 23 vormage C, gleich 0. 
24 ere vnd sein B C. 26 sterke C wunderhaftigen C. " 26 das fehXi 
AB. domit gelaube domit C 27 gestetiget A. möchte A, 



-- 97 — 

gen wie vil er der sieben bracht hat zu gesunde! Wer alle 
seine zeichen zu rede bringen wil, dem mus gebrechen der 
worter und des sinnes. Wie offenbar sint deine werk, Je- 
ronime, liber vaterl 

cix. 

jFVewe dich, selige cristenheit ! vrewe dich, selige schar 5 
aller gelaubigen leute das aus dir entsprossen ist ein lich- 
ter morgensterne , in des lichte die Strasse des himelreichs 
geoffenbaret ist : wanne sein heiliges leben, sein tugentliche 
siten und sein warhaftige lere ein lebendiges bilde sint aller- 
meniclichen. Hertzenliben kint der heiligen kirchen, ewer 10 
liben muter, weinet und klaget und frewet euch in gote: 
weinet dorumb das ir verloren habet einen sulchen vater; 
frewet euch das er komen ist zu sulchen grossen eren. Bil- 
lich weinet die heilige kirche und vorgeusset muterliche ze- 
her umb das sie vorweiset ist eines sulches sunes, vor\^it-15 
wet ist eines sulchen wirtes, vorloren hat einen sulchen 
kenpfer und beraubet ist des grünen fruchtberigen zweies, 
den sie auf den acker des heiligen gelaubens gepflantzet 
hatte mit so grossem fleisse. Und ob ich eilender sune, der 
seines liben vaters also vorweiset ist, in bitterkeit so gros- 20 
sen meines smertzen ichtes unbescheidenheit reden werde, 
das keret mir nicht zu arge: wenne die leute in grossen 
smertzen und in hertzlichem leide oft unbedechticlichen re- 
den, als mir ane zweifei in diser klage widerfaren wirdet: 
wann ich Jeronimum meinen vater vorloren habe, nach dem 25 
mein sele seniclichen belanget. 

ex. 

TFas sal ich tun ? Mein sele vordreuzzet meines lebens, 
wann sie mit Jeronimus tode vorloren hat it leben. Mein 

1 der fehlt A. 3 vnd wie A, 4 liber vater Jeronime BC, Vor CIX.: 
hie redt ewzebius B. 5 Frewde B. 7 licht G, hymelreiches C, 9 leben- 
dinges bild (7. allermeiniclich C. 11 gotC 12 vorlom C. 14 geusset^. 
16 vorlom 0. 17 czweiges G. 18 dem ackir C des heiligen gelaubens 
Jehlt A. 20 liben fehlt G. 21 vnbehendikeit BC. 22 in grossem leyde 
vnd smertzzen oft vnbehendiclichen reden G, Vor CX. : hye clagt ewze- 
bius B, 27 meinens B. 28 vorlom C. 

7 



— 98 — 

knft ist vordorret, vorloscheo ist das licht meiner äugen. 
Wmk freuden mag ich fiirbas mer gehaben in der werlde, 
nnt ich verloren habe die klarheit meines Kchtea? Mein 
Rtuine ist vorvinstert und der mande ist mir vorirret. Waa aal 
5 ich armes schaf in diser wolfe Bchar furbas mer beginnen, sint 
ich verloren han meinen getrewen hirten? Wie mag der 
bäum meines lebene furbas mer begrünen, sint der bitter 
tod die wurtzel hat vorsniten ? Ach tod deiner bermiciichen 
tat! Wie hastu den vater so genomen und den sun in sul- 

10 eher armut und in so grossem eilende gelassen! vreidi- 
ger tot, mir und der gantzen cristenlichen kirchen! Welchen 
ritterliehen kenpfen, welchen suazen vater hastu uns genu- 
men! Wommb hast du lenger nicht gebeitet? freidiger 
tod! Woldestu nicht merken das du einen sulchen genomen 

15 hast, dem in lügenden, in des lebens heilikeit und in war- 
haftiger lere nicht gleiches lebet auf erden? Er ist gewesen 
ein furste des vrides, ein enthalder der gerechtikeit, lerer 
der warheit, ein kenpfer wider allen ungelauben. Der pfeil 
seines fleisses, der schilt seiner sterke, sein sper vester ate- 

20 tikeit sint nie undergelegen in geistlichen streiten, 

CXI. 

/r erwirdigen ritter, voi'vechter und lerer der cristenli- 
chen eren, weinet, auftzet und klaget: ewer fiirste, ewer 
ineister Ist vergangen. Klage auch du, süsse muter, cristen- 
liche kirche: wanne dich nach tode sulches deines suaes 
2.') tobendige hunde mit falschen reten, mit bösen aufsetzen 
schedlich besitzen werdent : wanne du vorloren hast deinen 
"tTken helfer. Wer schol nu, heilige muter, dich beschir- 
n? Dein trubsal wirdet wachsen; so vindet man denne 

ch AB. 3 vorlom bab C. 4 mona A. inonde C. 5 in derX. 6 vor- 
O. 7 banme O. gegrlineu A. 8 tode ß. wurtielo C, bannlichen (-'. 
kHt da 0. suu in so ^rozzem eilende vnd in aulcher armut A, 13 kem- 
B. hBLSta bU geBoiaea fehlt 0. aus bn h&it äa fehlt B. 19 ^piten ^, 
lit C. H woldeat du 0. 17 vrides enthalder B. 18 keopfe C. 
leUchoa^B. äOnichtBO. Tor CXI.: wy er chlayt B, 21 erbergen X. 
[r^digen C. der /sA/( B. 2.1 chlag AB. 26 tobendinge C. anfsacze 
ilicben AB. aS werden C. 28 wo viudet man denne eben BC. 



— 99 — 

keinen, der dir helfe, sint dein helfer und dein beschirmer 
itzunt begraben ist und wirdet furbas nicht widersten dei- 
nen widersachen. Dovon clage und weine, leidige und be- 
trübe dich, suzze muter! Kleide dich in klageberes gewant 
deines leides, sint du eines sulchen sunes bist so kleglichen 5 
beraubet. Ach, suzze muter, was grosses ungemaches wer> 
dent falsche profeten, lugner, ketzer, trugner und ander böse 
leute treiben nach unsers vaters, deines liben sunes tode! 
Wo ist aber imant sq weiser, so starker und so williger, 
der in allen in also grosser irer zal widersten muge, sint 10 
Jeronimus, des quellenden lebens brunne, vortrunken ist 
und vorblichen ist die ader der lebendigen wasser? 

CXII. 

^Uerlibister vater Damasus ! Wo ist der itzunt, den du 
Über betest den dich selber ? Wo ist Jeronimus, dein ratgebe, 
dein lerer, dein furer, licht deines weges? Wenne wirdestlö 
du im aber schreiben in sulchen werten: Jeronime, ane 
deinen rat bin ich als ein unnutzes glit, das vorsniten ist 
von dem leibe; laz dich nicht vordrizzon mir zu schreiben 
auf die rede, ab ich in verren landen deines liben angesichtes 
enpem muz, das ich dennoch dein angesichte behalde und 20 
getröstet werde mit deinen genadsamen brifen: wanne in 
dir und in nimant anders gegründet hat meines hertzen hof- 
fenunge? Dovon ersuftze und klage, Damasus über vater, 
las tag und nacht dein zeher rinnen : wanne abgenomen hat 
deine sulche hoffenunge; deines liben Schreibers hant ist 25 
gleich dem heu vordorret. Sein suzze stimme, sein firoliche 

1 schirmer A, 2 itzunt fehlt C, ist begi'aben B, wirt C. sten wider dem C, 
3 betrubig« A. 4 clag geberes B. 5 sulchen eines sunes BC. deg- 
Hch a 6 auch B, 8 leüt C. tod C. 10 irrerczal B, Iral C. Sint sant 
Jeron. C. 11 der quellende lebens brunne dertrunken C, 12 und vorblichen 
ist fehlt C, lebendingen C. Vor CXII.: hye schreibt er damasio B, 
13 er 50, 14 den dich selber betest BC. dein ratgebe Jeronimus C 
15 wirdestu 0. 17 rote 0. eines AB. 18 cze J5. 19 leibes liben C. 
20 enperen C muzze AB. angesicht C. 21 betroÄte AB. deinem BC. 
briefe B. 22 vnd nymanden AB. 24 noch B. 26 dein C, libens C, 
hant hat abgenomen vnd ist gleich vordorret dem heu C. 

7* 



— 100 — 

rede ist gesweiget, die vnrmals gleich dem auzzen honige 
der leute hertze erauzzet. Ach leides, welchen getrewen 
ratgeben, raeiBter und helfer hastu verloren! Damasus, Über 
Vater, wer sal dir raten ? wer sal dich speisen ? wer sal dich 
f> fiiren ? sint vorloschen ist das licht der heiligen kirchen und 
turbas mer nicht uns aunder im selber, nicht dem ertreich 
sunder dem htmel scheinen wil. Was sal ich reden? wem 
sal ich klagen? oder von wem sal ich trostes heiten? wanne 
als ich merke, so ist disea ding von gote alzumal gesehen: 
10 des wil ich meinem herren und meinem gote zusprechen m 
semlichen Worten : 

cxin. 

^Imechliger got, worumb hat dein almecbtikeit von 
deiner kirchen einen sulchen schirmer enpfremdet und einen 
80 getrewen kempfen? Ich wen das dein meinunge also sei 
15 das du in selber haben wollest. suzzer herre, du moch- 
test sein wol noch etliche weile enboren haben ! Im ist wol 
gescheen, aber dein kirche ist witwe, und wir weisen be- 
leiben. Genediclichen und rechte hat dorumb getan dein 
gotliche gute: wann er wol vordinet hat das er ende haben 

OsuUe seiner grossen arbeit und bei dir sei in ewigen freu- 
den ; doch ist mir leit das deine kirche so grossen schaden 
seines todes hat enpfangen : gib in uns wider, suzzer got, 
das er deiner kirchen schirmer sei als er vor gewesen ist in 
trewen. Süsser herre, was sulle wir armen kinder furbas 

5raer tun, sint wir verloren haben unsern getrewen vater? 
Wir sein bliben in armut, in hunger, in durste und in allen 
nöten; wir vinden nimanden, der uns tröste, nhnant ist, der 

1 ist fehit A. honig B. 2 herteen C. wie ein (fetreüwen C. 3 hast An C. 
i TAter wer schol dir helfen wer Ü. 6 nit dorn A. mit B. 8 trost B C. bit- 
ten C 9 aUo C. merk C. gescheen C. Vor CXIIl. : auch wy er chlagt B. 
13 ein nulchen kempfen einen sulchen scbirmer entpfremdet B. einen sul- 
chen heujifen genuinen vnd einen nulchen sehirmer enpfremdet ü. 1 4 meinp C. 
16 halden A. 16 noch fehlt B. sein auch wol V. weil C. enpem AB. 
habe C. 17 geschehen C. 18 recht U. 19 gotliche fehlt BC. halden 
achoide C. 20 in doppelt C. 21 dein C. 23 Ao or B. 24 schollen C. 
wir fiirpa^ armen kinder tun A. 25 mer feh/l B. beg^ynnnn C. kenpfen 
vnseren vatir C. 28 hnugcr vnd C. und allen B. 27 vinde nimande B. 



— 101 — 

uns speise in so grossem hunger. Wir sein irre worden als 
die blinden ane leiter, als schuler ane meister und als irre 
schaf in abewesen ires hirten. 

CXIV. 

Ach suzzer vater sant Jeronime, unser troster, wohin 
bistu gefaren? wer sal nu den wagen des heiligen gelau- 5 
ben fiiren? wo ist dein wonunge? worumb heldet dich die 
erde, sint nie irdisch wurden dein gedanken? O Bethlehem, 
du werde stat, welchen grossen fursten der kirchen hast du 
enpfangen: gib uns wider unsern liben vater! Und du erde, 
mit welcher kunheit heldest du einen sulchen menschen, des 10 
gedanken allewege himelisch gewesen sein, und des begerunge 
mit der werlde nichtes zu schaffen hatte ? Suzzer Theodoni, 
getrewer furste, betrüb dich umb den suzzen Jeronimus, 
deinen vater, laz suzze zeher aus suzzem hertzen fleizzen, 
bedenke und betrachte, wen du verloren habest. Ist gros 15 
zu im gewest dein libe, dornach betrübe dich in grossem 
leide; ist der schade gros, des du enpfindest, dornach laz 
dir leides jamer wachsen. Suzzer Theodoni, welches hertze 
mochte betrachten oder welch meisterliche zunge mochte 
gesagen, welchen nutz, welche grosse ere die kirche hatte, 20 
die weile unser vater Jeronimus bei uns lebet? wie grossen 
trost von im hatten alle cristen? mit welchen kunsten er 
ketzerei verderbet? Sein leben was rein und liplich aller- 
meniclich: dovon schuUe wir alle seinen tod beweinen in 
suzzer meinunge und aus gründe gantzes hertzen. 25 

cxv. 

W^oUe wir unsern schaden achten und grosses trubsal, 
das uns widerfaren ist in schedlichem tode unsers liben va- 

1 80 fehlt Ä. als plinde A. 2 au ein leiter B, Vor CXJV. : auch wy er 
chlagt B. 4 sant fehlt A C. 5 bist du C. 7 nv seint C, 8 du fehlt J.. 
wie ein C 9 vnser AB, 11 hymellischen sein gewesen C, begerung C 
12 bette C, 14 hertze B, rynnen C. 17 schad C. den du 5. 18 Theodo- 
nii C. welche A B. 19 czung B, 20 welche AB, grosse fehlt C. 22 lüsten A. 
23 reynes C. Vor CXV.: alhie wil er nymer chlagen B, 26 Solle C. 
vndem A. so groszes C 27 tod B, 



— 102 — 

ters, so müsse wir ewiclichen weinen. So denne das nicht 
gehelfen mag und unnutze ist wider 'gotes willen, so laz 
wir furbas alles leit, alles trubsal und allen smertzen und 
frewen uns in gote der freuden unsers väters, die er itzunt 
5 in himelreiche besitzet. Wer imant lip hat durch seines ei- 
gen nutzes willen, das ist nicht ein warhaftige übe. Devon 
suUe wir uns frewen seiner grossen vreude und durch sei- 
nen willen unsers Ungemaches alzumal vergessen. Nu, hertzen- 
liben kint, lebet in grossen vreuden, singet newen sank und 

10 vrewe dich in suzzer stimme, selige muter, cristenliche kirche! 
Gelaubiges volk, la scheinen deine freude! wann in disem 
heutigen tage alle sein begerunge behalden hat Jeronimus, 
unser vater. Er ist itzunt gesichert und ist sighaftig wor- 
den über alle seine veinde. Er ist nach grosser seiner ar- 

1 5 beit wirdiclichen kumen zu des himels ewigem gemache : 
hunger, durst mag in furbas nicht getwingen; vrost, hitze 
und alles leit mag im nicht geschaden; trubsal, smertze, 
klage, leidige zeher und was widerzemig ist, hat gotliche 
macht von im alzumal vertriben : er hat seiner getrewen ar- 

2 o' beit seines reinen lebens ewigen Ion wirdiclichen enpfangen. 

CXVI. 

TVöste wir uns selber, hertzenlibe kint, und wirdigen 
wir den almechtigen göt: wann volkumen sint alle seine 
werk und in rechter warheit gefunden werden alle seine 
wege. Höret nicht auf, hertzenlibe kint, von seinem lobe ! 
25 bekennet im aller wirden! bekennet im aller eren, dem al- 
mechtigen unsern heiler! wann er seinen knecht, den heili- 
gen sant Jeronimus, unsern liben vater, in seinen trubsalen 

1 müzzen C, 4 vrewden AB, got C, 6 hymelreich C. eignen C. 6 wil- 
les AB, Üb C. 10 vrew B. 11 la dein vrewde scheinen A. wen er 
an disem C. 12 tag C behalden fehlt B, vnser vater sant Jeronimas B, 
13 sighaftiger 0. 14 seiner fehlt C. 15 wirdiclich O. ewigen ß. 16 mag 
fehlt C. 17 smertzzen C. 18 klage fehlt C. vnd laydige A. gotKch C. 
19 getriben B C. 20 lono C. begriffen vnd enpfangen C. Vor CXVI. : hie 
trösten sy sich B. 21 selber fehlt B. hertzzenliben C, 22 alle sein B, 
23 warden fanden B, werden funden C. 24 nich B, hertzzenliben C. 
25 almechtigem vnserem C, 27 seinem trübsal G, 



— 103 — 

nicht gelassen hat und in dorzu aus allem zweifei genomen 
diser bösen werlt als ein getrewer helfer. Er hat in auch 
gelediget von bösen leuten und von bösen zungen und hat 
in gesetzet in die hoen wonunge seines vaters^ do nicht an- 
ders ist nur aleine alle freude^ alle suzzikeit und was 5 
imant begeren mag. Doselbest werdent alle gelaubige seien 
nach grosser arbeit seliclichen gespeiset, doselbst ist tegliche 
suzze hochzeit der heiligen engel, ein übe und ein geselle- 
Schaft alles himelischen heres. Do ist nicht vorchten noch 
keinerlei wetagen ; do ist nicht trubsales, smertzen noch lo 
keine widerzemikeit ; do ist keinerlei sichtag ; doselbst wirt 
ein iclicher .heilige aller seiner begerunge volkumenlich ge- 
weret; der.tod hat doselbest nicht zu schaffen. Sulche bime- 
lische vreude mag nicht abgenemen, sunder sie meret sich 
zu aller stund in ewiclichen seiden. 15 

CXVII. 

A^ach dem jungisten tage, so alle toten in kreften des 
almechtigen gotes aufsten werden, so leib und sele wider 
zusampne komen, so wirdet ein iclicher heiliger sulche grosse 
grundelose und ewige freude besitzen das weder engel noch 
leute bedenken noch gesagen mugen das minniste teil sul-20 
eher eren und auch freuden : wanne keine vomunft das vor- 
nemen mag, das menschen aug nie gesach, menschen ore 
nie gehorte und nie begreif keines menschen hertze. Wer 
sulche freude und sulche wirde fleissiclichen merket, dem 
vorsmahet alle werltliche vrewde und dunket in ein unflat, 25 
was die werlt lobet. Wer diser werlde freude bei den hime- 
lischen freuden achtet, der wolt gerne snellichen sterben auf 

1 vnd hat in A» hat genomen B. 2 hat diser C 3 vnd bösen BC, 
4 hohen C, 5 vnd alle suzzikeit dy B. sussikeit der C 6 do selbis Ä B, 
wirdet allen geleubigen C. 7 gelonet vnd gespeiset C do selbis AB. 
10 siechtage A, trubsals B, 11 wetage A, sichtage B, doselbes B, 
12 heilig AB, 13 Sulche bis abgenemen fehlt BC, 14 sunder sein 
freude meret C, Vor CXVII. : auch ein trostung B, 16 jüngsten tag C. 
17 so sei vnd leib czusampne A. 18 heiliger mensche BC. 19 grund- 
lose C. 20 sagen C. raynste C, 21 kein C, 22 äugen AB» oren C, 
23 gehöret C. 26 bei diesen C. 27 freuden fehlt A, snellichen fehlt C, 



— 104 — 

die rede das er teilhaftig wurde sulcher himelischen freuden. 
Wer ditz swache zurgenkliche leben recht besinnet, der 
merket wol das werltliches leben nicht anders ist nur ein 
tegliehes sterben. Was ist werltliche freude? nur ein trü- 
5 gerinne, ein eitelkeit, ein swere bürde, der itzunt unser hei- 
liger vater sant Jeronirnus entladen ist und hat den besten 
teil begriffen, das sein sele begeret hat, und desselben mag 
in fiirbas mer nimant berauben. 

cxvin. 

Äertzenliben kint, wir suUen alle vrolich sein und mit 

lOsuzem mute newes lob dem almechtigen got singen: wanne 
der erwirdige unser Über vater sant Jeronirnus sein schif 
mit himelischem reichtume und mit ewiger kaufmanschaft 
gefullet hat und ist domite nach aller seiner begerunge zu 
gestad kernen seliclichen und der anker seiner hoffenunge 

15 ist itzunt in Sicherheit geheftet. Er hat itzunt den Ion be- 
halden, dorumb er so gar fleizziclichen gearbeit hat in gros- 
sen gebrechen. Er ist auch mech ticlichen sighaftig worden 
über alle seine veinde, mit den er so menniclichen gestriten 
hat in gotlichen vorchten. Er ist itzunt bezalet des ewigen 

20 Pfenniges, dorumb er in dem reichen Weingarten der heili- 
gen kirchen gearbeit hat mit so grossem fleizze. Sein pfunt 
naturlicher vornunft von genaden gotes hat er zwivachticli- 
chen in sulchen wirden geantwurtet seinem herren das in 
der almechtige got hat in ewige freude genedicHchen ge- 

25 setzet. Dovon sullen wir uns frewen und unsers Üben Va- 
ters lob in allen kirchen singen. Ausderkorner, wolgestal- 
ter, schöner und glantzer ist unser vater über tausent ander 
und speiset sich an meile in dem Weingarten unsers herren 

1 hymelischer freude C, 2 vorgenkliche swache C, 4 teglich C. 7 mage C. 
8 in nymant Airbaz mer A. nimant mer B, Vor CXVJII.: auch ein tro- 
stung B, 9 alleweg frölichen O. 10 in süssem mut neüwen sang vnd 
lop dem almechtigen C. 12 reichtum C. ewige AB, kaufmanschatz C 
14 Stade ^O. encker C. 16 lob AB. 16 ^ky fehlt A. 17 mechticlieh C. 
18 mechticüch C gestrittet AB. 19 bezalet seines B C. 21 gearbeitete, 
pfennig C. 28 geantwort C. seinen B. 24 in ewige freude hat C. 
25 schölle C. 26 lobe B. ausderbelter A. 27 ganczer A, 28 sich fehlt C. 
ein meyl 0. 



— 105 — 

in lilien und in rosen. Die wolrichende veltblume ist genomen 
aus dem grashove der heiligen kirchen und ist in den wurtz- 
garten des himelreichs gepflantzet. Unser cy presse hat sich 
des himels höhe gleichet. Hertzenliben kint, breite wir in 
alle lant seinen heiligen naraen das sein gedechtnizze in ewi- 5 
gen seiden ewiclichen bleibe. 

CXIX. 

JSJrwirdiger vater Damasus, du bischof und Theodonius, 
du grosser forste, seit frolich in dem almechtigen gote, der 
so grosse wunder in seinen heiligen allewege wurket: wanne 
sich mit euch alles cristenliches volk billich frewen schoL 10 
Und dobei schemet euch, ir blinden unseligen ketzer und 
wisset das ir seit gar zu nichte worden : wann der erwirdige 
Jeronimus nicht gestorben ist als ir und ander seine veinde 
wenen: wanne er itzunt gesiget hat und forstlichen lebet in 
des himels lebendigem lande. Itzunt scheinet sein klarheit 15 
in dem palast des ewigen himelischen kuniges, itzunt hat 
er abgeleget die alten s wachen wapen diser werlt und ist 
geziret mit newer ewiclicher sterke. Des frewet sich billich 
alle cristenheit sulcher seiner eren. Vrewe dich auch, hei- 
lige muter, cristenliche kirche : wanne in disem heutigen tage 20 
dein erwirdiger sun, dein starker vechter, dein sighaftiger 
kempfer alle seine not überwunden hat; und gleicher weis als 
er allen unflat aller falscheit der bösen ketzerei vortriben 
und vernichtet hat mit gotlichen kunsten, das der gotliche 
acker der heiligen kirchen gereiniget ist von allem bösen 25 
kraute, also scheinet auch sein heilikeit mit wirdiger zir- 
heit in aller heiligen schar gleich der lichten sunnen. Nu 



1 wolrichenden veltbluinen A B. 2 grasschoue B. dem B, 3 himel- 
reiches C. 4 hoch ^4. hee B. geleihet A B. breiten C. 5 dez gedecht- 
nusse B C. 6 bleibet C. Voi- CXIX: ein schone trostung B. 7 Theo- 
donii 0. 8 frölicheC. got C. 9 so fehlt BC. 10 bülichen C. 11 schä- 
met C. 12 gar fehlt A. 14 wonen C. farstenlichen (J. lö lebendingen //. 
16 ewigen fehlt C. 17 werlte C. 19 heilige fehlt B. 20 an C. heutigen 
fehlt B. tag B C. 22 kenpfe C. sein B. 23 unflate B. alle C, pöz- 
teit der A, ketzzereyen C. 26 herchait A, 27 allen heiligen scharen B, 



— 106 — 

gesegen dich got, erwirdiger vater sant Jeronimus, und halt 
uns allesampt in deinem gedechtnusse bei dem almechtigen 
gote das wir mit deinem gebete und mit deiner tugentlicher 
hilfe vor allem übel also beschirmet werden das wir in ge- 
5 naden gotes mitsampt dir in ewigen freuden ewiclichen' bleiben! 

1 gesegene C. wirdiger Ä, Jeronime C. 2 uns fehlt A. deinem fehlt B C. 
3 deines AB. tugende A. tugentUchen C. 4 werden fehlt C. 5 bey 
dir C bleiben Amen AB. wonen Amen C, 



Brief des Augustinus an Cyrillus. 

Crewonlich ist rittem, knechten und auch kaufleuten 
über mer zu faren. Die ersten faren dorumb das sie nach 
ritterlichem orden bei achtunge der leute bekumen mugen 
werltliches rumes ; die andern faren in sulcher meinunge das 
sie Iren reichtum dises zurgenkliches • gutes iren kinden 5 
gemeren mugen. Und wie wol das sei das sulche leute ir 
arbeit und iren fleiz alzumal vorlisen, wanne sulche vorsetze 
beide hochfart und geitikeit nicht beheglich sein dem al- 
mechtigen gote; doch wenne sie des meres stürm und sein 
tobige unbescheidenheit zu sulchen sorgen bringet das aie 10 
des todes in grossem leide warten: were denne imant, der 
sie mit einiger meisterschaft künde oder mochte aus sulchem 
sorgsamen zweifei bringen, wie grosse und wie unmessi^e wirde 
solden sie demselben mit allem fleizze erbiten! Sie wurden 
in eren, sie wurden im danken gleicher weis als ob er sie 15 
alle wider und von newens lebendig gemachet hette. O du 
barmhertziger suzzer got, in des almechtigen henden alle 
dink vorslozzen sint; wenn werden sulche leute dir danken 
grozzer deiner gnaden, sint du in deiner almechtikeit na- 
turliches leben geben hast aller werlde und dornach den 20 
menschen, der in sunden gestorben was, zu newem leben 
wider bringen woltest mit dein selbes tode? Wo ist nu 

Vor diesem Capitel : auch ein trostung B, Das Bischoffs vorrede N. Die 
folgende Einleitung ist ah 120, Capitel dem ersten Briefe in N bei- 
gefügt. 1 rittern vnd knechten AC. 2 vber mere czu faren vnd auch 
kaufleuten C. 3 ritterlichen B. eren A, ö rcichtume B. czuergenc- 
lichen C, 6 semliche B. leüt C. 7 ire C. vürsetz C. sulcher fursaez N. 
9 got C der stürm N. 10 bescheidenheit B. 11 wer C. 13 ere B. 
wirde fehlt C. 14 solde C. demselben ere C. 16 und fehlt C. newes 
B C. lebending C. Mit 'O du' bricht B ab und fehlt ein Blatt. 19 deiner 
grozzen gnaden C. 20 gegeben C. werld A. dem A. 22 wollest C. dei- 
nem 0. todez A. nu fehlt C. 



— 108 — 

dein wirdiger dank, simdiger mensche? Das mere deines 
sundigen unflates meinet dich zu dertrenken, die teufel waren 
bereit dich zu füren zu ewigen peinen: aus sulches meres 
stürm und aus so grozzen banden und aus sulchen noten 
6 hat dich dein herre und dein schepfer gefuret. Nu danke, 
armer unseliger mensche, seinen gnaden, danke seinen güt- 
lichen guten, danke auch dem erwirdigen sant Jeronimus, 
seinem getrewen knechte: wann er mit heiliger seiner lere 
dir gebrucket hat über den grausamen fluz dieses tobendiges 
10 meres in dem namen des almechtigen gotes, das du iil die 
vertige strazze kumen mugst zu den ewigen vreuden, als 
dich seine wunderhaftige wirdikeit wol underweisen schol, 
sei das sache das du die nach geschriben epistel mit vleizze 
lesen und vornemen wollest. 

15 Nu hebet sich an saut Augustinus epistel, des iiieisterli- 

chen grossen lerers, die er von wirdikeit sant Jeronimus ge- 
schriben hat zu sant Cyrillus, dem hischof zu Jhevusalem, 
dorinne er etliche seine und ander leute gesichte saget, die in 
widerfaren sein von offenbarunge des alniechtigen gotes; da- 

20 rinne er auch des heiligen sant Jeronimus lojj mit grossen 
meistersclieften saget und begreiffet auch dorinne etliche sant 
Jeronimibs wuivlerhaftige zeichen. Und wie wol dise epistel 
begriffen sei mit kurtzen Worten, doch ist sie vol starkem mei- 
sterlichen Sinnes, 

I. 

25 erwirJiger vater, bischof zu Jherusalem, Cyrille ! Dun- 

ket dich das wir von lobe des erwirdigen kempfen des heili- 

1 erwirdiger C. 2 bereit waren ^V. 3 meeres A. 4 stürme C. und 
fehlt A. und] auch A^ fehlt N. 6 mensch C. 7 Jeronimo C. 8 knecht A, 
9 tobindingen A\ dez tobendinges C 10 die fehlt A. 11 komen magest C 
12 sein A. 13 ist daz daz C. 14 wollest Eubrica A. Das folgende bis 
zum ersten Capitel fehlt A ; es ist aber ein Haum von 10 Zeilen frei ge- 
lassen; in B fehlt dMs Blatt. 15 sent immer N. 16 her immer N. 18 ander 
heiligen C. im C. 21 meistirlichen Schriften C, 22 die C. 24 N fügt hinzu : 
als iclicher wol prüfen mag der sie mit vornunftigen awgen fleissiclichen 
beschawwet Nu hebt sich an das erste capitel. 25 O fehlt C. bischofe ^. 
26 von fehlt C. lop C. 



— 109 — 

gen cristenlichen gelanben sant Jeronimus sweigen schulleii; 
semt er ein gruntstein der heiligen kirchen gewesen ist, dorein 
sie gevestet und gebawet ist in eren des almechtigen gotes ? 
Oder danket dich, hertzenliber vater, das ich mit kintlichem 
sinne und mit gebrechsamer zungen sein lob begreifen schuUe : 5 
wann die himel gotliche ere allewege sagen und die werk des 
almechtigen gotes, die er in seinen heiligen steticHchen wur- 
ket, der himel nicht vorsweiget? Schol denne die vornunf- 
tige creatur in disen Sachen sweigen, so die himel an allen 
underlaz sulches lop wirdiclichen schreien? Was sal ich nu 10 
tun, reden oder sweigen? Schemlich ist mir zu sweigen, so 
die steine rufen. Sicherlich ich mein und wil reden und 
Tvil loben Jeronimum, unseren erwirdigen vater, wie wol ich 
seines lobes unwirdig sei und meinen gebrechen wol der- 
kenne, beinamen das kein lop schönes ist in sundigem munde. 1 5 
Sterke dich, mein haut, zu schreiben, schicke dich, mein 
zunge, sant Jeronimum zu loben mit allen deinen kreften : 
wann er warhaft icHchen heiliger^ grosser, wunderhaftiger und 
zu vorchten ist über allermeniclichen, die allenthalben wonen. 
Grosser ist er in heilikeit des lebens, noch grosser in gründe- 20 
loser Weisheit, allergrosist in seinen himelischen eren; wun- 
derhaftig ist er in ungewonlichen zeichen, zu vorchten ist er 
umb grossen gewalt, den er von gote hat so mildiclichen 
enpfangen. 

II. 

Wie grosser er gewesen sei, der erwirdige unser vater 25 
sant Jeronimus, in reinikeit und in heilikeit seines lebens, 
wie mochte meine zunge das wirdiclichen gesprechen ? Dorzu 
gebrechsam sint die zungen aller leute. Jeronimus ist Sa- 
muel, Johannes Baptista und Helias in hertikeit und in hei- 
likeit des lebens : wanne er gleich als sie in der wustenunge 30 

3 gebawet vnd gefestet C. 4 Aber A. dich fehlt C. vater dich C. 5 ge- 
rechsamer C. 9 Sachen fehlt C. mit *die himel' beginnt tcieder B. 
12 stein (7. yvayne A, meine 0. 13 vnser AB. 17 aant fehlt C, 18 war- 
hafticleicher A. warhaftiger C. und fehlt B. 20 noch grosser ist er in B C. 
21 aller grÖster O. 22 in seinen C zeichen fehlt A, 23 hette 0. 
27 mein B. sprechen C. 28 brechsam B, sint sie dy A, Samuhel C 
29 holias J5. Elyas C, 30 wustunge A. 



— 110 — 

einsidel gewesen ist under wilden tiren und hat getwungen 
seinen leip mit gewandes hertikeit, mit hunger und mit 
durste. Dorzu als der erwirdige vater Eusebius mir schrei- 
bet und als dir selber wol kunt ist, Cyrille, so hat er wei- 
5 nes und gemachtes trankes nicht genutzet in funftzig gantzen 
jaren, fleisch und vische waren im so gar widerzeme das 
er sie nicht mochte hören nenneU; gesotene speise hat er 
genutzet in seinen letzten sichtagen nur zu zweien malen. 
Mit dem cilicium hat er sein fleisch gekrenket das er enlich 

10 wart einem swartzen moren, mit ga^: snodem gewande was 
er allewege gekleidet. D^e erde was sein bettegewant; eines 
in dem tage hat er sich gespeiset mit fruchten, wurtzelu 
oder bletern. In vesperzeit hub er an zu beten und dorinne 
beleih er untz in die nacht zwo gantze stunden. Dornach 

1 5 slif er auf der erden in grosser mudikeit untz an die mit- 
ternacht ; so stund er auf zu lesen in den heiligen Schriften^ 
domit die heilige kirche als mit edlem gesteine geziret ist 
allenthalben. Bei denselben buchen bleib er untz das er 
essen solde. Ein ieliches kleines irresal beweinet er so bit- 

20terlich, als ob er einen menschen getötet hette. 

m. 

Zu dreien malen in iclichem tage slug er sein fleisch 
mit so herten stricken das sein blut flussig wart aus allem 
seinem leip. Gleich als vor den suchten hütet er sich mus- 
siger wort. Er was allewege ummussig entweder mit lesen 
25 oder mit schreiben oder mit heiligen seinen leren. Was sal ich 
nu mer sprechen ? Wer das sache das ich aller heiligen leben 
beschawen mochte, einen grossem den sant Jeronimus sei, 
mochte ich under in allen nimmer vinden. Samuel wart zu 
der pristerschaft gerufet mit gotlicher stimme: unsern heili- 

3 sant Eusebius Ä, 5 fufczig C. 6 fisch C. widerczemig BC, 7 speis C. 
9 er vor enlich fehlt AB. 13 oder mit bletern C bleter AB. 14 er 
auch vncz A. biz C. czwu C. 15 bis an die nacht czwu .... wiederholt 
bia an die mittenacht C. mitten nacht A. 17 gestein C. 18 denselben 
kirchen A. bleib fehlt C. biz C. 19 irsal beweinte C. bitterlichen C. 
21 sluge C. 22 wart fehlt B C. 23 leibe wart als vor den C. vor 
müssigen Worten C. 24 vmmüssiger C. 26 wer ez daz C 28 ge- 
rindeu B. an der C. 29 vnseren C 



- ui - 

gen vater Jeronimum hat des engeis hant mit gewalt ge- 
twungen das er lassen rauste von werltlichen buchen und 
muste sich der heiligen schrift gentzlichen underwinden. 
In unsers vaters Jeronimus klarem lichte und in heiliger sei- 
ner arbeit haben wir itzunt mit hilfe des almechtigen gotes 5 
die alten und die newen ee in der heiligen kirchen. In 
Sterke seines armes ist aller ketzer sampnunge vorderljet 
und zustrewet. 

IV. 

Z>er ei'wirdige sant Jeronimus ist ein wirdige kröne 
aller unser eren : wann er die alten und die newen schrift 10 
aus ebraischer zunge in krichisch und in lateine bracht hat 
zu ewigem nutze der cristenlichen kirchen. Dorinne hat 
er auch alle swerikeit, alle vinsternusse und allen zweifei 
geleutert und dorzu entloset alle stricke. Auch hat er orde- 
nunge gegeben den ampten, derpfafheit und den dinemderlö 
heiligen kirchen zu ewiger besserunge. Dovon mag ich 
wol sprechen das er grosser sei mit unsprechlicher Weisheit 
grundeloses sinnes. Alle schulkunste hat er gewost so gar 
volkomenlich das im dorinne nimant geleich gewesen ist auf 
erden, als ich sulche sein Weisheit wol derkennet habe in 20 
den, die er mir ofte gesendet hat, seinen kunstreichen mei- 
sterlichen brifen. Ebraische, krichische, arabische, von Cal- 
dea, von Persien^ von Medien und dorzu aller lande und 
alles Volkes zungen, buchstaben und sprachen künde er so 
gar volkumenlichen, als ob er in iclichem lande und bei 25 
iclichem volke sunderlichen geborn und gezogen were. Und 
kurtzlichen zu sprechen: was der erwirdige Jeronimus nicht 
gekont hat, das ist in der naturen unkunt und unwizzent 
allermenicliehen. 

1 vater sant C. betwungen B, 2 püchem J.. 3 schrifften B, gentzUchen 
fehlt BC. 4 seiner heiliger C. 8 czustoret B, vnd zustrewet fehJt C. 
10 vnd er -4. 11 czungen C in kricIiiBche czunge B. in krichische vnd in 
lateine ozunge A. in krichische vnd lateinischen czungen C 12 nutz 0. 
15 Ammeten C, 16 ewiger fehlt B. 18 grundesomes B. sulche kunst 
^0. gs^r fehlt C. 21 kunstenreichen briffen (7. 23 von Version fehlt C 
24 buchstaben sprach C. 25 gar fehlt 0. also A B. 26 sunderlich der- 
czogen vnd geboren weren C 27 kurtzlich Ö. ei'wirdige sant C, 28 ge- 
koust B, ist fehlt B, vnwissunt B, 29 allermeiniclich C, 



— 112 — 
V. 

JSrwirdiger vater Cyrille, nicht denke das ich von sant 
Jeronimus leben dir schreibe als ob dir unkunt sei umb sein 
wirde und sein grosse selde : wanne ich wol weiz das du in 
bruderlicher geselleschaft mit im gewesen bist gar von lan- 
5 gen Zeiten. Wann ob ich sein erwirdige heilikeit vorswei- 
gen wolte, so wurden sie die hohen himel künden^ in den 
er itzunt mit unsprechlichen eren wirdiclichen lebet und der 
grosten und der wirdigsten stule einen sicherlichen besitzet 
in den seligen wonungen des ewigen vaters. Wenne schol 

lOicIichem menschen gelonet werden nach seinen werken, so 
ist sant Jeronimus leben so volkomen gewesen das er billi- 
chen under allen seligen burgern der heiligsten obristeu Jhe- 
rusalem die wirdigste stat besitzet. Wer das nicht gelauben 
welle, der beschawe und neme zu hertzen die grossen wuii- 

15 der, die er nach seinem tode so mech ticlichen wurket, die 
unzellich und wunderhaftig sint allermeniclichen, der mir 
mein erwirdiger vater Eusebius etwi vil geschribea hat mit 
seinen brifen. Auch wolde ich gerne underweiset sein der 
wunderhaftigen seiner zeichen, die alle tage, als ich under- 

20 weiset bin, gescheen in seinen kreften. Des bitte ich dein 
libe, allerlibster vater, das du mir warhaftige und nutze sein 
wunder in kurtzen Schriften, als es allerschirest gescheen 
mag, beschriben senden wollest. 

VI. 

Doch auf die rede das dieselbe unsers heiligen vaters Jero- 

25 nimus ere nicht vorborgen sei, so meine ich dir zu sagen, was 

mir von genaden gotes widerfaren sei in dem tage seines todes. 

Wanne in demselben tage und auf dieselbe stunde, als der hei- 

2 umb fehlt C. 6 tagen C. erwirdichait A. 7 eren wirdiclichen doppelt C. 
8 vnd wirdigen B. stül C. 10 werde C. 12 vnder ander heiUgen seligen 
bürgern der obrister Jerusalem die wirdige stat B. heiligen O. 13 wir- 
digen C. 14 wolle C, 17 etwann B, 19 der czeichen der wunderhaf- 
tigenil. tag 0. 22 geschehen C. 23 beschriben vnd senden B. Am Ran^^: 
yncipit de signis et sequitur und incipiuntur signa B. 24 sulches vnsers 
AB, 26 wider sei 0. 27 dieselbenC 



lige sant Jeronimus des unreinen unbederben gewandes diser 
totlicheit beraubet wart und mit dem gewande himelischer freu- 
den ewiclicb gekleidet, do sas ich in meiner zellen zu Ypponen 
und wart inniclich betrachten, wie grosse der heiligen seien er- 
wirdikeit und freude weren in gegen wurtikeit des almechtigen 5 
gotes und meinet ich durch bete willen meines liben freun- 
des Severus, der sant Martins, bischofes zu Turon, schuler 
gewesen ist, etwi vil zu schreiben und hatte itzunt zu hande 
genomen papir, hörn und veder in meinunge sant Jeronimo 
zu schreiben auf die rede das er mich underweiset, was er 1 
dovon woste: wanne mir wol kunt was das mich so swe- 
rer frage nimantso leuterlich underweisen mochte aus allen 
den, die lebendig sein auf aller diser erden. 

VII. 

Dornach zuhaut als ich meinen grus sant Jeronimo ge- 
schriben hatte, derschein ein wunderhaftiges licht in meiner 15 
Zellen, das sulches lichtes menschen äugen nie gesehen haben, 
mit so suzzem wunderhaftigem ruche. Do ich sulches licht ge- 
sach als in der completen zeit, do vorlos ich durch wunder 
willen alle kraft der gedanken und des leibes: wanne ich 
woste nicht das der almechtige got seinen knecht Jeronimum 20 
erhebet hette mit gotlichen kreften und sein tugent offenba- 
ren wolte allermeniclichen ; ich woste nicht das der barm«- 
hertzige got seinen getrewen diner Jeronimus von unfletikeit 
des snoden fleisches enbunden hette und im in dem hohen 
himelreiche einen wirdigen stul bereitet hette ; ich woste 25 
nicht die vorborgne wege des almechtigen gotes ; ich woste 
nicht seiner gotlichen Weisheit grundelosen schetze, mir was 
unkunt umb seine gerechten heimelichen gerichte: wanne er 
lesset zu im kumen, wen er wil mit seiner gotlichen weis- 

1 vnreini^en J?C. 2 totlichkeit berauwet C 3 ewiclichen C 4 ynnio- 
lichen C seligen A. sele C. 5 were C 6 frewnde AB. 7 mercins B. 
Merteins C. Tyron C 9 federn C, 10 vndeweiset B, 11 weste C. 
13 lebending C. 14 Domaeh fehlt C. 15 hette BC, 16 hette AB. 
17 wunderhaftigen C. 18 vorlosze 0. 19 des leibes /eÄ// BC, 21 er- 
hebet fthlt C, creften erhebet C. 24 dem hymelreich C 27 hertz C, 
28 sein C. heimlichen C. 29 gotliche B. 

8 



— 114 — 

heit^ die nimant begreifen kan, und wen errufet^ denordent 
er zu dem leben und gerephtiget und seiiget in nach seiner 
Weisheit grundeloser gute. Dovon mein äugen sulches lichtes 
nie gesehen hetten und mir sulches ruches vormals nie be- 
5 geinet was, des muste ich erschrecken sulcher ungehorter 
newer wunder, 

vni. 

In den Zeiten als mein gedanken so bekumert waren, 
horte ich aus dem lichte eine stimme sprechen: ^Augustine; 
Augustin e^ was suches du? Wenest du in ein kleines vas 

10 das gantze mer zu senken und mit einer kleiner hant die 
gantze erde begreifen? Wilt du den himel zäumen und im 
seinen gewonlichen lauf vorbiten? Sal nu dein äuge sehen 
das menschen äugen nie gesehen mochten, sal nu dein ore 
hören das nie gehöret hat eines menschen ore ? Und wenest 

15 du zu vomemen das nie komen ist in eines menschen 
hertzen ? • Wiltu ende vinden dorinne, das nicht endes hat 
und nimmermer gewinnet ? Das masse nicht hat^ wer kan das 
gemessen ? Bas wurde das mer vorslossen in einem kleinen 
vaz und die gantze werlt in einer kleiner hant begriffen, 

20 ee müste der himel enberen seines laufes, denn du der gros- 
sen eren und freuden, domite die seligen seien in himel ge- 
wirdet sint, den allerminsten teil vornemen kündest, du wur- 
dest denn gewar, als ich gewar worden bin, sulcher eren 
und freuden. Laz die zeit ein kurtze frist vorlaufen, nicht 

25 vleizzige dich ummuglicher dinge untz an die zeit das sulcher 
lauf deines lebens gentzlich erfüllet werde. Such nicht auf er- 
den, das nindert zu vinden ist nur alein in des himels trone. 



1 mag A. 2 gerichtiget C, 3 grundloser (7. dovon sint AC, 4 sulcher 
ruch Ch 5 begegenet A. was fehlt AB, 7 bekomert C. 8 Augnstine 
fehlt einmal C. 9 suchest C. eines A B, 10 mere C. kleinen C. 11 erde 
gantze A B, wiltu C. czemen C 12 sein C 13 Iiaben C 14 einiges 
BC. menschen fehlt C, wenstu C. Jö einiges C. 18 was würd des 
meres B. mere C. 19 vasse C. gancz B. kleinen C. 20 müst enpem 
der bymel B. 21 heiligen 0. 22 gewirdiget sein C, wördest C. 
24 kurcz B. 2ö fleizz B, fleisse C, dingen A B, biz C, 26 ganczleich A B. 
verfuUet B, suche C. .27 alein fehlt C, 



— 115 — 

In disen zelten fleisse dich sulcher tugentlicher werke auf 
die rede das du alle ding wol vomemen mugest in dem 
himelreiche und auch dorinne ewiclichen bleibest/ 

IX. 

Zu sulchen werten erschrak ich, das ich vilnach amech- 
tiger wart durch so grosse wunder und wart meiner krefte 5 
vilnach beraubet. Doch wart ich etwi vil kunheit wider 
vassen und wart mit vorchtsamer stimmen also sprechen : 
Wer bistu so seliger und so erwirdiger, der mit sulchen 
eren zeuhet zu des himels freuden? Wie süsse sint meinem 
gumen deine süssen spruche !' 10 

Do sprach er: ^Fragest du umb meinen namen, so 
wisse das ich die sele bin Jeronimi; dem du gemeinet hast 
deine brife zu senden, und bin zu Bethlehem in diser stunden 
von dem leibe gescheiden und vare gegen himel geziret mit 
aller schone in geleite des almechtigen gotes und alles seines 1 5 
himelischen heres. Ich vare erleuchtet mit gotlichem scheine 
und bekleidet mit des ewigen lebens guldeinem gewande in 
uberflussikeit alles guten und aller freuden, wanne ich sig. 
haftig worden bin und habe in gotes kreften alle mein not 
gentzlich überwunden. Kein gebrechen mag mich ftirbas 20 
mer besweren; ich bin in wirden und in eren und mein 
freude wirt zwifechticlich gemeret in den Zeiten, so sich 
leip und sele sampnen werden in dem jungisten tage.' 

X. 

Do wart ich sampnen meiner gedankeü krefte und mochte 
mich vor grossen freuden weinens nicht enthalden und gab 25 

• 

1 Zeiten fehlt C. 3 hymelreich C. 4 Worte O. nach fehlt A. vnmech- 
tiger O. 5 creft B. 6 nachent A. 7 stimme C. 8 o wer. -4. 9 meine 
gumen czn deinem C. 12 die fehlt C. dem du deine briefe meinest c2u 
senden B C. 13 der C. sunden ^.ß. stunde C\ 14 dem fehlt C. bescheiden ß. 
czu scheiden C. varen B, Ib HeAues fehlt BC. 16 hören AB, var B, 
%ineHschem C 17 gecleidetB. guideinen J5. 18 sighaftiger C. 19 wur- 
tlen B. not vbei'wnnden genczleichen A, 20 gencziglich B, 21 eren 
mein B', ' 2% frewd B. czwifachtieUch C. so leip vnd sele gesampnet 
werden B C, 23 jüngsten C. 24 Doch A, 25 von B. 

8* 



- 116 -^ 

im sulcLe antwurte: ^Wolt got, erwirdiger man, das ich 
wirdig were dein knecht zu sein ! Susi bit ich dich, gedenke 
an michy deinen mmutzen diner, als du mich in freunt- 
Schaft gehalden hast auf diser erden, das ich durch dein 
.5gebete gereiniget werde von allen meinen sunden; das ich 
mit deinem schirme in gotlichem wege ungehindert beleihe; 
das du mit deinen kreften vor sulchen meinen veinden^ die 
meines schaden warten, mich genediclich beschirmest und 
das ich in deinem geleite des ewigen heiles seliges über sicher- 

10 lieh begreife. Und ob du mir antwurten wollest wes ich dich 
vragen werde?' Do sprach die sele: ^Ich wil dich williclich 
berichten aller deiner vragen.' Do sprach ich: 'Gerne wolde 
ich vornemen ob die seligen seien, die zu himel sint, bei- 
weilen ichtes erwerben wollen, das sie nicht behalten und 

15 von gote nicht erhöret werden?' Do sprach die sele: 'Ein 
ding saltU; Augustine, wissen das die heiligen seien in ewigen 
eren und in gote also gefestent und gesterket sint^ das sie 
keinen andern nur gotes willen haben: wann sie nicht an- 
ders wellen mugen nur das got wil. Dovon behalden sie 

20 allewege alleS| das sie wollen : wann alles das, das sie wollen, 
das wil auch got und derftdlet auch das ane zweifel. Nimant 
wirt doselbest betrogen seiner begerunge : wenn wir allesampt 
nicht anders nur got aleine wünschen und so wir zu allen 
Zeiten got haben wollen, so habe wir in sicherliehen. Dovon 

25wirdet allewege unser begerunge volkumenlich erfüllet.' 

XL 

^llerlibister vater Cyrille, lang wurde mein rede, scholt 
ich alle antwurte der erwirdigen seien in disem brife be- 
greifen. Meine meinunge ist gegen Bethlehem kurtzlichen 

1 antwort C, 2 wirdige were AB. 6 werde BC. 8 Schadens C. gena- 
diclichen AB, schirmest A, 9 das ich fehU BC, seiliges heiles. C. 
sicherlich muse B C. 10 begreife fehU BC. 11 willicUchen C. 12 frage C. 
18 seligen fehlt A. beleiben B, 14 dez C. 16 got C. 16 scholt du C. 
17 got C und gesterket /«AZI C sein C. 18 keinen willen nur C 19 wol- 
len O. wil fehlt B. 20 alleweg waz sie C, alles das sie O. 23 nur allaine 
got wünschen vnd got haben wollen So haben wir in sicherleichen A, aller 
czeit C 24 hab%n C. 26 lange C, 27 sele C, 28 md wanne meine AB. 
mein 0. kurtzlich C, 



— 117 — 

ZU faren, das ich des heiliges sant Jeronimus heiligtum mit 
hilfe gotes beschawe, und doselbest wil ich dir beschriben 
lazzeu; was ich gehöret hab von der e genanten seien: 
wan dieselbe erwirdige sele etliche stunden bei mir bleib 
und berichte mich von der heiligen drivältikeit einigem 5 
wesen dreier personen, des sunes geburt von dem vater, 
des heiligen geistes entsprisunge von dem vater und von 
dem sune ; domach von engelischen jerarchien und ördenunge 
und dorzu der ampte und dinste aller seligen geiste und 
dorzu der seien alle selikeit und vil ander dinge^ die gar 10 
swer sint menschlichen sinnen und vomunften: und ob ich 
mit aller leute zungen gereden künde, dennoch mochte ich 
sulche wunderhaftige behendikeit mit nichte zu werte 
bringen. 

Domach vorswant die selige sele vor meinen äugen, 15 
doch bleib bei mir ein sulcher ruch in meiner zellen, 
den nimant besinnen mag und noch minner gereden. 

xn. 

Wie gar wunderhaftig ist sant Jöronimus in seinen 
.grossen eren und ungewonlichen zeichen, die fremde sint in 
äugen aller leute! Dovon schulle wir alle in anrufen und in 20 
loben: wann er so erwirdig ist das in nimant kan oder mag 
volkumenlich geloben, sint er gefaren ist schöner und in 
grosser zirheit zu des himels trone, do er an zweifei auf 
einem der wirdigisten und grosten stule ewiclichen sitzet. 
Erwirdiger vater Cyrille, auf die rede das mein warheit mit 25 
mer gezeugen denne mit mir einen geoffenbart werde, so 
sage ich dir in der warheit das der e genante Severus, ein 

1 heiligen C, 2 beschreiben AB, 3 lasze C, 4 wie die selbe etliche 
stand bei mir C* dy B. 5 vorrichtet C. einigen B. S von dem eng. Ä, 
9 der fehlt C. der dinsten Ä, seligen engel C, 10 aUer BC. 11 sint 
fehlt B, sinnen und fehlt A B. 12 mocht B. 13 worten C. 15 selige 
fehlt B. 16 belaib nach ir Jl. 17 nymmer C. 18 wunderhaftiger C. in 
grozzen seinen Ai seinen so grossen C, 19 gewonlichen B, in vngewon- 
Hchen C 20 wir in aUen A, in fehlt C, in fehlt 0. 21 so gar B, er- 
wirdiger C. 24 wirdigsten C besitzzet C. 25 mit mir A C 26 eine ge- 
czeuget vnd ß. eine geczeuget werden vnd geoffenbaret so ich dir C 
•J7 warheit fehlt C, 



— 118 — 

gelerter weiser man, mit cU^eien andern seligen .personen bei 
meinem gesiebte gewesen ist auf denselben tag und in derselben 
stunden, als sant Jeronimu« vorscheiden ist, wie wol sie 
allesampt in denselben zeiten zu Turon weren. Des ist sint 
oder zeit der e genante Severus bei mir gewesen und hat 
mir desselben warhafticlichen bekennet. 

xm. 

Der almechtige got wolte nicht gehengen das sant Jero- 
nimus wirdikeit vorborgen were, und was gar billich das 
sein ere alle werlt wissen und vornemen schölte, wanne 

10 seine heilikeit uberhoet in disem leben allermeniclichen. Auch 
ist es ubergrosse notdurft das sein heilikeit allenthalben 
scheine auf die rede das alle seine diner seinen wegeii dester 
williclicher volgen, so sie seine grosse wirde oflFenbar der- 
kennen und das sie domite in den warhaftigen der ewigen 

lo seiden wegen dester steticlicher bleiben, so sie sehen und gentz- 
lichen beschawen, wie in der almechtig got gewirdet hat 
und 80 mildiclich geeret : wann alle arbeit trostlichen Jeichtet 
und ringet gewisse hoffenunge des lones. Dovon hat der 
almechtige got in dem tage, als der erwirdige Jeronimus' 

20 vorscheiden ist, dem e genanten Severus und mit im andern 
dreien personen geofFenbart, mit welchen wirden uiid mit 
welchen eren der erwirdige sant Jeronimus sei in das himel- 
reich enpfangen. 

XIV. 

In den zeiten der completen desselben tages, als der 
'25 erwirdige saiit Jeronimus vorscheiden was, so waren bei ein- 
ander der e genante Severus und ander drei personen ge- 
laubige und tugentlicher siten. Und in zale derselben wsuren 

I seiliger man C, seligen fehlt Ä. 2 gesiebt C. 4 an B, 6 des B. 
warhaftieUch C. 9 schulle B, 10 sein C. vberhöhet C. allermeiniclich C 

II über fehlt A. 12 sein B. 13 sein C, 14 warhaftigem C. lö stetic- 
lichen AB. gentzUcb 0. 16 almechtige C. gewirdiget C. 17 tröstet BC. 
18 lobez A. 19 tag C, 20 e genante B, im fehlt C. 22 in den hymel C. 
24 In ozeiten J.. der czeitenÄ 25 also vorscbeiden B, 26 gelaubiger C. 



- 119 - 

zwen muniche aus sant Martinus kloster» Und in den zelten 
als sie mit einander in gotliehen wbrten waren, horten sie 
in den himeln und in der lüfte so suzze, so ungehorte, so 
unsprechliche und so ungewonliche stimmen und so trostliche 
done der orgeln, gesanges und alles seitenspiles, domite der 5 
himel und auch die erde und was dorinne begrifFep was 
alzumal erklungen, also das sich durch sulches gesanges 
suzzikeit ire seien Wolden von dem leibe scheiden. 

Des hüben sie auf ire äugen in ubermessigem erschrecken 
und sahen in den himel und in die luft und was dorinne 10 
begriffen ist. Do sahen sie ein licht sibenstunt schöner 
den die lichte sunne wirdiclichen scheinen, doraus suzzer 
ruch allenthalben brechet. Nach sulchem gesiebte baten sie 
den almechtigen got das er sie underweisen wolde, worumb 
die sulchen grossen ding geschehen. Des horten sie von 15 
himel ein stimme in sulchen worten: 

XV. 

^^cht lasset euch wundern, nicht lasset euch fremde 
sein, ob ir sulche dink höret oder sehet: wanne dises heu- 
tigen tages der kunig aller kunige und herre aller herren 
Jhesus Cristus seines erwirdigen knechtes sant Jeronimus 20 
selige sele genomen hat von diser schalkhaftigen werlt und 
ist zu ir gegen Bethlehem erwirdiclich gefaren und hat sie 
so vil herlicher, erwirdiclicher und auch zirlich gen himel 
gefuret, als der erwirdige Jeronimus heiligers lebens gewesen 
ist vor allen andern lebendigen leuten. Heute dises tages 25 
frewen sich alle ordenunge der heiligen engel und tun geselle- 
schaft irem herren mit aller suzzikeit gesanges. Alle pa- 

1 c^wene B. Manche C. merteins B. Martinus fehlt V. 3 an der AB. 
ungehorte vnd B C, 4 und so fehlt C, suzze stymmen AB. stymme C. 
ö der Engel gesanges vnd orgeln vnd alles seitenspiles (7. 7 sulches durch 
gesanges süszikeit C sanges B. 8 den leiben C. 10 und nach himel /«äZ^ A. 
in fehlt B. 11 so sahen B, 12 lichte fehlt AB, wirdiclich schein {/. 
13 brehet A. ging C. vnd nach dem ges. A. noch gesiebte B, 14 gote B, 
19 aller konig C. 21 werlte C, 22 zu mir C, se B, 23 heiliclicher BC, 
gein C, 24 heiligens B. heiliges C. 2ö lebendingen andim lettten C 
1 eute B. 26 frewden B, ordenunge der heiligen fehlt G» 27 irm B, - 



— 120 — 

triarchen, alle propheten, alle zwelfboten, alle jungera des 
almechtigen gotes, alle mertrer, alle bekenner des heiligen 
Gristealichengelaubenundbeinamen die hochwirdige junkfrawe^ 
des almechtigen gotes muter, mit aller junkfrawen schar und 
ddorzu alle seligen seien begeinen dem erwirdigen Jeronimus 
in süssen grossen vreuden und enpfahen iren lantman mit 
wirdicliehen eren/ Domit sweig die stimme, aber das licht, 
der sang und der suzze ruche bliben* domach zu etlichen 
guten fristen. Wer wil nu doran zweifeln das unser hertzen- 
10 über vater sant Jeronimus besitze itzunt einen der größten 
stule und sei der grosten des himels burger einer: Mranne 
er wunderhaftiger, erwirdiger, grosser und zu forchten ist 
umb den gewalt, den er enpfangen hat von dem almech- 
tigen gote. 

XVI. 

15 J[)ovon ist nicht wunder ob er bei gote beheldet alle 

seinen willen, wann dem gotlichen willen seine gedanken 
mit gantzera hertzen volgen, Nimant strafe mich sulcher 
kunheit, das ich sprechen wolle das unser vater sant Jero- 
nimus in gleichen wirden sei mit sant Johansen Baptisten, 

20 von dem unser herre Jhesus Cristus gesprochen hat das 
nimant grosser den er erstanden sei in aller frawen kinden; 
oder das ich sant Jeronimus über die zweifboten erwirdigen 
wolle, wanne unser herre der almechtige got dieselben sein 
zweifboten aus aller der werlt erwelet und erkoren hat zu 

25 tröste seinem cristenlichen volke : doch mit Urlaube erkenne 
ich keine redliche sache, durch der willen unser vater sant 
Jeronimus in allen, von den ich geredet habe, nicht gleichen 

6 aller B, heylige C. begegenen A. sant Jeronimo C, 7 geswayge A. 
stym B, lichte B, 8 gesang A. der fehlt C süszen C 9 das unser 
fehlt AB, 10 \iz\mi fehlt C. 11 stül C. und sei der grosi&si fehlt A, 
12 erwirdiger /cAi« C. 14 got (J. 15 got C. 16 gotlichem 6'. 17 gau- 
czen^. 18 spreche daz^. 20 herr^. 21 den ^r fehlt C. entstanden^, 
sei fehlt B C, czu A, alle B, kinden sey C. 22 vbe JB. 23 wolle feUt C. 
24 werlde erwelet hat vnd erkoren 6'. 26 trost B. cristenlichem (7. vr- 
laub C. 26 thaiu A, deine B, sant fehlt B, willen steh vnser herr vater 
in allen den von dem ich geredet A, 27 gegleichen A* 



— 121 — 

möge, ob man das vindet das er gleich heiliget^ lebcme 
gewesen sei als sie: wanne unser herre^ der almechtige got, 
nicht underlächeides macht zwischen herren und.arinen.leuten^ 
sunder er begäbet iclichen nach dem als er vordinet hat 
auf erden. Dunket aber imant das sant Jeronimus in wirden 5 
und in eren minner sei den sant Johannes Baptista und die 
heiligen zweifboten in gotes angesichte, so bin ich anc 
zweifei: welche zeit derselbe vomunfticlichen betrachten Wil 
sant Jeronimus heilikeit, sein strenges leben^ sein uber- 
messige arbeit, sein steticliches lernen^ seinen grossen fleiz, 10 
domit er die aide und die newe schrift in latein gekeret hat 
aus ebraischer zungen und dorzu seinen unmessigen fleiz, 
domit er der heiligen kirchen ampt geordent hat und weis- 
lich gemachet; das denne denselben seine vomunft dorzu 
leuterlichen weisen schuUe, das er wol erkenne das sant Jero- 1 5 
nimus nicht vil minner sei denne sie alle, sunder das er in wol 
gleicher sei in wirden und in eren. 

xvn. 

j4uf die rede das nimant mich verdenke, ob ich unsern 
vater sant Jeronimus sant Johansen Baptisten und den hei- 
ligen zweifboten gegleichet habe in wirden und in eren, so 20 
muz und wil ich der warheit' zu hilfe eines sagen, das mir 
innewendig vir tagen widerfaren ist. Das auch nimanden 
dunke das ich meines Üben vater sant Jeronimus lob durch 
libe reden wolle (wanne ubermessige Übe die warheit ofte 
hindert) oder das ich unvornunfticlichen und an alle redliche 25 
Sachen mich sulches lobes underwunden habe, so tun ich 
kunt, liber vater Cyrille, deiner sunderlichen libe das mir 
sulche ding, als ich itzunt reden wil, nicht gesaget sein von 

1 maa vindet C. er fehlt B, leben AB, 3 machet C, 4 ielichem B, 
noch seinen vordinen auf erden C. 6 ader B, 8 welch C vomünfdc- 
lieh C. 10 leren C. fleisse B, 11 neüwe vnd aide C 12 fleisse B. 
13 die C. ir ampt C, li seinen vomunft dorczu (der czuA) leuterlichen 
wisseu schuUe-äÄ 16 leuterliche dor cui C erkennet C 16 er. wol^BC 
18 ymant B C, 19 sant vor Jer. fekU A» 20 geleichet A, gleichet C, hab B, 
21 hilffe eines reden vnd sagen C, eins B. 22 jnwendig C pimande B, 
23 vatera C 24 rede B. lieb B. 26 und felilt B C. alle fehlt A, redleich A. 
redelichc B. 26 sachc C\ 



— 122 — 

menschlicher stimme, sunder von offenbarunge des id- 
mechtigen gotes, der sein heiligen allewege wirdiget in 
grossen eren. 

xvin. 

Do ich gesessen was und begunde gedenken auf discn 
5 brif, den ich dir, Über vater^ sende und wart betrachten, mit 
welcher bescheidenheit ich den erwirdigen saut Jeronimus 
geloben mochte, do begreif mich ein slaf zu mitternacht. 
Zuhant begunde ich sehen ein grosse schar himelischer engel 
und sach under in allen zwene man^ die ane alle zal schei- 

lOniger waren denne der glenstigen sunnen brehen, und waren 
dieselben zwen an einander so enlich, so gleiches gestaltes 
und so gleicher formen, das nimant bei den zweien mochte 
icht underscheides gesehen oder merken, nur aleine das ir 
einer drei creutzel trug, reiche von golde und von edelem 

15 teuren gesteine, und der ander trug nur zwei creutzel. Und 
waren beidesampt gekleidet mit so reichem golde und mit 
so feinem edelen gesteine, das sulche zirheit menschliche 
vomunft mit nichte besinnen kan oder mochte Die gingen 
beidesampt zu mir vil nahen und stunden sweigende bei 

20 mir etliche weile. Domach sprach zu mir der eine, auf des 
haupte drei creutzel waren, sulche wort als du, Über vater, 
dornach geschriben vindest. 

XIX. 

'ilugustine, du bist in gedanken, wie du kunnest oder 

mugest Jeronimum wirdiclichen loben. Noch hastu nicht 

25 fanden die wege seines lobes; dorumb sei mir beidesampt 

2U dir komen das du seines lobes underweiset werdest. Der 

3 in 80 grozzen C. 5 trachten A, 7 beygraf B, 9 czwen C alle 
fMt BC 10 gleaten A, sannen schein G. schein ader brehen B. 11 an 
fMt C\ 12 nyemant mochte pey den czwayn iehiA. mochten^. 13 vn- 
derscheidens B. gehaben C. 14 einer trog drey C, edelm B, 16 tewrem C. 
steine B, 16 becleydet C, 17 feinen B. edelem C, stayne A. 18 vor- 
nemen C. kan oder fehlt BC, 19 sampt fehlt C, bey mich B, yür mich Ü. 
vil ftMt A, pey mir etleiche weile swe^nde A, 20 au mir fehlt B C. 
21 über vater fehlt C. 22 hernach C. 24 geloben A, hast du C. 26 den 
weg BC, sein wir C. 



— 128 — 

mit mir stet in deinem angewehte, da» ist Jeroziimus, müHl 
geselle, und gleicher weis als er gleich mir gewesen ist m 
heilikeit des lebens, als sei wir gleich an einander bei goles 
angesichte in wirden und in eren und was iob vormAg^ das 
vormag auch er und was ich wil, das wil auch er und als 5 
ich got sehe, erkenne und vomeme, also sihet und vornimpt 
und erkennet auch er denselben got, in dem unser und aller 
heiligen wirde, vreude und ere begrifen ist: wann ein 
iclicher heilige grosser oder minner wirde nicht hat denn 
der ander, nur domit aleine das einer mer oder minner den 10 
der ander das gotliche wesen erkennet und beschawet. Das 
dritte creutzel, des ich mer trage den Jeronimus, ist der 
mertrer wirdige kröne: wann ich mit der marter geendet 
habe mein leben. Und wie. wol Jeronimus durch grozfee 
seine arbeit, rewe, su&sen, smertzen, leidunge, siege, Tor- 15 
smehunge und umb ander grozze not, die er frolichen, 
demuticlichen und auch geduldiblichen durch got geliden hat, 
ein warhaftiger martrer gewesen sei undder mertrer wirdige 
kröne nicht yorloren habe; doch umb das das er sein leben 
nicht geendet hat mit dem swerte, so enbirt er aureola, der 20 
krönen, die man nimanden gibet nur dem aleine, der sein 
blut in gotes dinste vorgeusset. Die andern zwei creutzel, 
die wir beiderseiten tragen, sint sulche krönen, die nur 
junkfrawen und lerer angehören auf die rede das man sie 
vor andern wol erkennen muge.' 25 

XX. 

Z)omach dauchte mich das ich also sprechen scholt: 
'Wer bistu, mein herre?' Do sprach er: 'Ich bins, Jobannes 

1 czu deinem A. angßnsichte B, Jeronimus vnd als er gleich gewesen ist 
in heylichait des lebens A. 2 gleicher C, 6 got erkenne sehe vnd C. 
vornymet C 7 auch fehlt C, 8 vrewde vnd wirde vnd ere B. ein 
fehlt B, 9 wirde hU ander fehlt B C. 10 minner ist C 12 trag wen C, 
der fehU A. . 13 martirer A, 14 hab B, 15 sein grosse B, suftzen 
vnd BC. siege vnd BG. 16 vorsmeunge (7. ande A, groBze fehlt BC, 
17 demuüclich C und auch geduldiclichen fehlt B. hat fehlt A, 18 wun- 
derhafüger B C* sei gewesen C. 19 krön B, vmb das er Jl, 20 empiret B. 
21 nymande B. gib B. 22 dinst B» Creüczelein C, 28 beiden .selten C^ 
24 angehören vnd lerer A, 26 schölte C\ . 



— 124 — 

Baptiflta^ und bin dorutnb zu dir komen d*s ich dir knnden 
wolde JeronimuB wirdikeit und ere. Augustine, du sali 
wissen das sulche wirde und ere, die ielichem heiligen geschieht 
auf erden, allen heiligen gesehen ist in dem gantzen himelreich. 
5 Nicht gedenk das in dem himel icht hazzes sei als auf dem 
ertreich: wanne gleichei: weis, als ein iclicher mensoh auf 
diser erden das wolle das im alle ander leute undertenig 
weren, also frewet sich ein iclicher heilige in dem himel 
der andern wirde und ere gleicher weis als sein selbes wirde 

lOumb die starke unsprechliche libe, die in dem himel ist 
Und der groste heilige wolte allewege das der minste grosser 
oder im geleich were, und das ist nicht umbsust: wanne 
^er minniste frewet sich des grosten wirde gleicher, weis als 
ob er sie selber hette, und mochte es gesein, so wolte gern 

15 der minniste mit dem grosten und der groste mit dem 
minnisten sein wirde teilen: wann icliches heiligen wirde ist 
aller heiliger wirde und aller heiligen wirde ist icliches 
heiligen ere und wirde besunder.' Sust scheidet sich von 
mir die suzze geselleschaft nach sulchen suzzen werten. 

XXI. 

20 Zuhaut als ich nach sulchem gesiebte von dem slafe 

erwachte, so enpfant ich in mir sulcher hitze warhafdger 
gotlicher libe das ich sulche suzzikeit nie enphunden habe 
bei allen meinen tagen, und zuhant wart von mir enpfremdet 
alle begerunge, hasses, neides, hochverte, Übermutes und 

25 aller andern böser gedanken. Got ist mir des gezeuge, dem 
alle ding offenbar sint e denne sie geschehen, das in denselben 
Zeiten ein sulche libe wart in mir enzundet das ich aller 
leute seiden mer gefrewet bin denne meines heiles, und das 
ich ungeleiches liber undertenig sein wolte allermeniclichen 

30 denne imanden gebiten. Allerlibis ter vater Cyrille, das hab 

1 der B. 3 heiligen fehlt C 4 gesobehen C, 5 gedencke C hymelreich C 
gehasses ^. dem fehlt C, 7 erden der daz ^olte das&imii. 8 heilig i9. 
9 dez andern C. 11 dag er ^. 13 mynste C vroet A. 14 wolt B. 
16 mynste C grosten teilen sein wirde C 16 sein bia teilen fekU C. 
.17 heiligen C. 20 slaf B. 21 snlche hitzze C, 22 Ueb B. 26 ander 
bösen C, geczeug B, 27 Üb B. 29 wolde sein C, 



~ 125 — 

ich tiicht gesprochen in sulcher meinunge das ich in keiner 
weis mich selber loben wolte, sunder auf die rede das nimant 
denke das ich betrogen sei in sulchem meinen träume^ 
wanne etlicher leute gedanken domite oft betrogen werden. 
Doch hat der almechtige got sein heamlichkeit und sein 5 
grosse wunder zu manigen Zeiten geoffenbart in dem träume^ 

XXII. 

öelobt sei der almechtige got in dem erwirdigen Jeronimo, 
seinem getrewen knechte ! Gelobet sei der almechtige got 
in allen seinen werken: wanne alle seine werk volkomen 
sint und wirdet ungerechtikeit dorinne in keinen Zeiten 10 
nimmer funden. Auch suUe wir derheben und loben den 
heiligen unsern herren Jeronimus: wanne er grosse ding 
gewirket hat in zeiten seines lebens und dorumb grosse ding 
enpfangen hat in ende seines todes. Er ist hochwirdiger, 
grosser und heiliger in uns allen durch grosse heilikeit seines 1 5 
reinen lebens; er ist heiliger und wirdiger durch sein gruntlose 
Weisheit, die unmuglich ist zu sagen; er ist grosser und 
ubergrosser wirde in himelischen eren ; er ist wunderhaftiger, 
erwirdiger und lobsamer in ungehorten, ungesehen^ unge- 
wonlichen, wunderhaftigen zeichen; er ist zu wirdigen und 20 
zu eren, zu loben und zu furchten umb den gewalt und. 
grosse macht, die er enpfangen hat von milden genaden des 
almechtigen gotes. 

xxm, 

ulllerlibister vater Cyrille, wir sein schuldig nicht zu 
sweigen, sunder zu loben unsern herren und vater sant25 
Jeronimus : wann nimant volsprechen mag seines lobes ere. 
Wir sullen sein wirde offenbaren allermeniclich : nimant lazze 
sich des wundern, ob wir den loben, den got so wirdiclichen 

2 woUe C, 3 gedenke A, sulchen B, meynem C 4 leut C gedanke B. 
oft do mit C, weren AB, 5 heilikeit C. 6 grossen C in trawmen ii. 
7 got fehlt C. 8 seinen B, 10 sein C, 11 schollen O. 18 sant Jero- 
nimus C. 15 reinikeit seines heiligen C, 16 reinen fehlt A. -seine grund- 
lose C. 19 vng^sehenen C 20 czeichnen C wirden C 21 czu eren vnd 
ezu loben C. 27 ein B C. laz C. 28 got fehlt B. wirdiclich C. 



— 126 — 

erhöhet hat in himelisohen eren; Nicht lasse wir uns vor- 
drisseai den wirdiclichen zu eren^ den got so mildielichen 
eren wolde. Nimant sal gedenken das sant Johansen Baptisten 
und den heiligen zwelfboUn domite unrecht geschee, ob wir 
5 gesprochen haben das in allen sant Jeronimus gleicher sei 
in wirden und in eren: wanne ir aller beg^runge ist das ^e 
gerne sehen das sant Jeronimus in selikeit, in wirden und 
in eren grosser werde den sie alle: wanne sant Jeronimi 
selikeity wirde und ere ist ir aller wirdikeit und ewicliche 

lOselde, und ir aller selikeit und igliches besunder ist sant 
Jeronixnus ewicliche wirde, und dorzu was eren und wirden 
oder lobes sant Jeronimus erboten wirdet, das geschieht in 
allen, und welche ere ir iclichem erboten wirdet, domit ist 
auch sant Jeronimus gleicher weis als sie alle und icUcher 

15 besunder geeret und gelobet und auch gewirdet. 

XXIV. 

Wer nu wolt sant Johansen Baptisten und die heiligen 
zweifboten wirden oder eren, der sal auch unsern herren 
und unsern vater sant Jeronimum wirdiclichen eren, wenn 
er in allen gleich ist in allen dingen. Wie wol der almechtig 

20 got in götlicher warheit gesprochen hat das nimant grosser 
sei entstanden denn sant Johannes Baptista in allen vrawen 
kinden, dennoch mugen und suUe wir wol sprechen das im 
sant Jeronimus gleicher sei in des lebens heilikeit, in wirden 
und in eren. Spricht aber imant das imser vater Jeronimus 

25 minner oder nicht so vil ere habe denne sant Johannes 
Baptista, derselbe tut grosses unrecht und grossen gewalt 
dem heiligen sant Johansen und meinet sein lop zu krenken 
und nicht zu meren. 

1 hat got in ß, lassen vns (7. 2 wirdiclich C. mildiclich C. 3 Baptista A. 
6 allesampt B. allensampt C, sei fehlt C. 6 eren sey C, 7 sant fehlt B C. 
in heilikait vnd in eren grosser BC, 8 were C. 10 und vor ir doppelt B, 
\% v«d lobes C 13 enboten B. wirdet daz geschieht in allen do init C. 
16 Der A* 17 unsern big vater fehlt C. 19 almechtige C. 21 enstanden 
sey B. 22 mugen wir vnd schullen wir A. schollen vnd mögen wir C. 
24 ad^r B. vnser ewiger vater A. 2iS erenhab C 26 und Us gewalt 
fehlt A, 2S und fehlt Aß, 



^ 127 — 

Mein unvernünftige rede, mein unvolkumens lop nimpt 
itzunt ende und wie wol es snode und zu nichte sei, doch 
habe ich gearbeitet in rechter andacht zu wirde unsers vaters 
und sende das mit lauterem hertzen, mit grosser begerunge 
dir, Cyrille, erwirdiger vater. 6 

XXV. 

Domach bite ich dein veterliche libe das du meines 
unbederben tichtes, das ich mit unzimlichen worteü gemachet 
han sant Jeronimus zu eren, nicht spoten wollest, sunder 
das du sulche meine getrewe arbeit freuntlichen enpfahen 
wollest in veterlicher libe, und wo ich zu kurtz geredet 10 
habe das wirdige lop eines sulchen grossen mannes, des 
scholtu beschuldigen mein vomunft und die kurtze dises 
brifes. Auch entschuldiget mich die ubermessige grosse 
wirdikeit des heiligen mannes sant Jeronimus, unsers liben 
vaters : wanne sein lop so ubergrosses und so gar unsprechliches 15 
ist das es nimant volenden kan, ob sich auch des anneme 
aller weiser meister und aller leute zungen. Erwirdiger 
vater Cyrille, gedenke mein, deines sundigen sunes in den 
Zeiten, so du sten wirdest bei dem grabe, dorinne der erwirdige 
leichnam sant Jeronimi unsers liben vaters ist, also das du 20 
mich im enpfelhen wollest in den heiligen deinen gebeten : 
wanne er an allen zweifei so almechtig ist bei den genaden 
des almechtigen gotes, das er in allewege erhöret in allen 
seinen begerungen und das er im nichtes vorsaget in keinen 
stunden, wann er das wol vordinet hat umb die ewige genade 2ö 
unsers herren Jhesu Cristi, der mit seinem ewigen vater in 
einikeit des heiligen geistes ein warhaftiger immer lebender 
got ist ewiclichen. 

1 lop] werk -A. 2 wie fehlt B. 3 gearbeit (7. 4 lauterm B, 6 du fehlt AB, 
9 du fehlt A. mein sulche 5. 10 zu fehlt B. 12 scholt du (7. vnd 
auch B C. kurtz C 14 vnsers liben vaters sant 3, B. 16 so gar CC 
g&r fehlt C. 16 nyemantezX. des fehlt C. 21 empfellen ^ ^. 22 wanne 
er an allen czeiten vnd auch one allen czweifel A, mechtiger C. den 
fehlt C, 23 aller seiner begerunge C. 26 ewigem O. 27 ewikeit BC. 
lebendinger C. ewiclichen amen BC, 



I > 



Brief des Cyrillus an Augustinus. 

Der leute ist genuk auf erdeu; die grossen heiligen in 
iren hochzeiten grosse wirde und grossen dinst beweisen mit 
dem, das sie auf dieselben vrist die kirche fleizziclichen 
suchen und bei gotesdinsten denselben tag williclichen und 
o mit gutem mut bleiben, von des heiligen leben hören predigen 
und loben desselben heiligen wirdikeit mit wolgemachten 
Worten und in freudenreichen sinnen. Aber leider, das ich 
doch mit grossem smertzen reden muz, ist ir gar lutzel, die 

. sulcher heiligen bildesamen leben, iren tugentlichen werken, 

1 irer meisterlicher lere volgen wollen. Geringe ist uns wir<üger 
heiligen namen zu loben mit des leibes zungen, swer dunket 
uns zu tim nach iren werken und auch nach iren werten. 
Almechtiger schepfer, dir ist wizzenlich, wanne dir nichte^ 
vorborgen ist, das weder zweifboten, propheten, martrer oder 

löjunkfrawen icht gutes getun mochten ane hilfe und ane 

stewer deiner himelischen genaden, und dein wirdigen engel 

des himels in cherubin, seraphin und in allen koren aller 

himelischen ordenunge nicht getun mochten an dein gotliche 

. Sterke: was salte den ein armer sundiger mensche tun, der 

20 von snoder materien der erden und der aschen gemachet 
ist? Welcher tugent mochte er sich gerumen, wo er von 
deinen genaden understanden, erleuchtet und gesterket wurde ? 



Das ist des Bischo£fs von Olimutz vorrede N. 1 vff der C. 2 eren Ä. 
3 die selbe C. flessicUchen C, 4 gotes dinst C. 5 guten C. mut fehlt C. 
hören fehlt AB, 6 lohen B, des heiligen C. 7 freudenreichem synne C. 
Adtr B, 8 doch fehlt BC, 9 bilsamem C. bildesam N. 10 meister- 
Uchftn C geringe 11 czu nennen vndzcuC. czunge C 12 auch iren^. 
16 one steür vnd one hilffe C. 16 deines B, wirdigem C engel fekUB C. 
englen N. 19 mensch C, 21 beruraen N» 22 gnaden nicht C. vnder- 
stunden nicht BN, nicht erleuchtet B, 



— 129 -^ 

Dovon, almechtiger und bannhertziger got, dein wille ist 
das man dich in allen deinen heiligen und alle deine heiligen 
in dir hochwirdigen, eren und loben schölle : nu sende uns 
deine gotliche kraft in deinem fronen geiste und mache uns 
alle wirdig deines dinstes, das wir dich und dein heiligen 5 
und beinamen unsem heiligen vater sänt Jeronimus also' 
loben müssen und wissen auf diser erden das wir in deinem 
ewigen reiche ewiclichen bleiben bei dir und in dii* unserm 
Herren Jhesum Cristum; wanne du mit deinem almechtigen 
vater und mit dem heiligen geiste ein warhaftiger ewiger 10 
got bist ewiclichen. Amen ! 

Nu hebt sich an die epistel sant Cyrillus, dorinne er 
beschreibet ^des erwirdigen sant Jeronimus tvunderhaftigen 
zeicheUy das allermeniclich wol prüfen mag, wie erivirdig und 
wie unmessiglichen gros sant Jeronimus sei in angesichte des 1 5 
almechtigen gotes. Alhie hebet sich an das erste capitulum» 

I. 

Dem erwirdigen manne Augustino, under allen bischofen 
dem grosten, enbite ich Cyrillus, bischof zu Jenisalem, der 
minste aus allen pristem, sulchen meinen grus das du, 
Augustine, volgen mugest und volgen wollest den fuztriten 20 
des erwirdigen Jeronimus, des heilikeit in aller werlde 
steticlichen scheinet, ich meine, des gedechtnusse in seiden 
ist und in gotlichem segen ewiclichen. Wie grosser der 
erwirdige sant Jeronimus sei, das ist dir wol kunt, Augustine, 
über vater, wanne du allewege in seiner geheime gewesen 25 
bist beide seiner heiligen lere und seiner worte. Und das 
ich unwirdiger sunder mich underwinde von im zu reden, 

1 und fehlt AB, barmhertzer AB, 2 und bis heiligen fehlt B. und bis 
in dir hoch fehlt C. 3 schullen AB. 6 deine C. 6 heiligen fehlt B. 
7 mugen N. und wissen fehlt C. diser fehlt C 8 ewigen fehlt C. 10 geist C. 
• ll ewiclichen /cÄ/^ C. Nu hebt bis capitnlum fehlt ABC; doch lässt A 7, 
C 10 Zeilen frei, und schiebt B folgende Überschrift ein: hie schreybet 
cyrillus der byschoff czu Jerusalem dem erwirdigen man augustino vnder 
allen byschoffen dem grosten vnd sich den mynsten. 18 groste B. en- 
peüte C\ 2 1 sant Jeronimus C. 22 steticlichen fehlt C, 28 in fehlt Bi 
25 geheym C. 26 worte vnd lere C. 

9 



' «"C»» 



— 130 — 

» »ji.v^ mir :äu torechter kunheit zelen ein iclicher weiser 

,.viu% SuHt twinget mich dein übe das ich dir etwas 

v'uvikiii luua von »einen wunderhaftigen ungewonliehen 

.rtvligoiy Ui« got durch in in unseren tagen hat mildiclichen 

» ^v'vvakut Auf die rede das er in lobesam der werlde machet 

ukiU i^iüueu namen erwirdiget in kuntschaft aller leute. In 

l4^>ilouuJige deines erwirdigen gebetes. Augustine, underwinde 

\\\\\ luicli ditz Werkes und mit kurtzen werten wil ich seiner 

iUUHllicben wunder etliche beschreiben. 

II. 

10 Und bei namen seinen erwirdigen tod, mein gesichte 

und etliche ander wunderhaftige dink, die in denselben Zeiten 
seiner scheidunge gescheen sint, darf ich dir nicht schreiben : 
wanne der erwirdige vater Eusebius von Cremaron, sant 
Jeronimus junger, in dem seines meisters lere und heilikeit 

15 volkumenlich gescheinet hat, als dir selber wol kunt ist sein 
Weisheit und auch sein wirde, der in disen zweien jaren 
vorgangen ist und hat gevolget seinem meister und ist itzunt 
bei seinem meister und seinem vater Jeronimus in des himels 
freuden, als das wol kuntlich ist von grossen wundem, die 

20 von im teglich gescheen : derselbe hat dem erwirdigen 
Damasus dem cardinalen, Theodonio dem romer und seinem 
bruder Severe dem erwirdigen manne, Eustachien der heiligen 
junkfrawen, dir und vil andern leuten, der ich nicht bedarf 
sunderlichen nennen, mit seinen brifen sulche ding volkumenlich 

25 und ordenlich enboten. Dorumb laz ich dasselbe alzumal 
und meine von seinen wundern zu reden, die in gotes kreften 
teglichen scheinen, und meine auch anzuheben von dem 



1 czu torheyt czelen (7. t man C 3 juuzze AB, 4 hat] vnd AB, 
5 lobsame C, 6 kunschaft B C. aUer hia hoffenunge fehlt A^ 8 di. es B. 
diz O. 9 vnczeUich B, Vor IL: hie schreibt er wy ewzebius gevolget 
hat B, 12 seine AB, 14 czu dem A. 16 auch fehlt C, seia fehlt A. 
17 und big meister fehlt C, seinen vater B, 21 dem vor cardinalen fehlt 
BC. 22 erberigen^^. 23 frawen X draf B. 26 wunder £. 27 schein A 
auch fehlt A, 



— 131 — 

erwirdigen EuBebio^ seinem junger, der wirdiclich gevolget 
hat seines wirdigen meister Jeronimus werten und auch 
werken. 

^ach tode des erwirdigen Jeronimus entstand ein grosse 
ketzerei in kricfaischem volke und wart sich zu lateinischer 5 
Zungen breiten, und dieselbe ketzerei wolde mit sundiger 
bewerunge das beweisen wie das alle selige seien untz an 
den letzten tag der gemeinen aufderstendung und auch untz 
das sie den iren leiben wider zugefuget wurden, enberen 
musten des angesichtes und der kantnusse der klaren gotheit, 1 
dorinne alle ir selikeit begriffen ist, und auch das die yorioren 
vorurteilten seien untz auf den jüngsten tag in keinen peinen 
weren. Derselben bösen ketzer bewerunge was in sulchem 
sinne das sie also sprachen : gleicher weis als die sele hat 
uiitsampt dem leibe gesundiget oder wolgewurket, also muz 15 
sie auch mit dem leibe peine in der helle oder wirde in 
dem himel nemen. Auch sprachen dieselben unäetigen ketzer 
das kein fegfewr were, dorinne die seien gereiniget wurden 
sulcher sunden, die sie auf diser werlt nicht gebuzzet hetten. 
Von sulchem unflate wurden wir alle also betrübet das uns 'JO 
vordroz furbas mer zu leben. Dorumb besendet ich alle 
mein bischove und alle ander gelaubige leute und gebot in 
zu fasten und zu beten auf die rede das die gotliche gute 
unsern gelauben nicht vorswachen lizze. Wunderhaftige 
grose dink und den nichtes gleiches gehöret ist in keinen 2ö 
Zeiten I Merke, mein vater Augustine : do sulches vastens 
und gebete drei tage vorgangen waren, do erschein offenbar 



1 erwirdige B, Jungem 0. erwirdiclichen B. 2 meisters O. Jeronimus 
fehlt C. Vor III. : wy jeronimus ewzebium gestryrcht B. 4 enstunt C. 
6 czunge (7. wolt C. 7 begenmge AB, biz C, 8 vfderstendunge C. 
mtz fehlt BC, 9 bleiben A. 10 kentniz C. 11 ire C. vorloraen C. 
12 slen B. 13 begerunge A. 16 leib B. 16 pein haben in C. 17 vn- 
slechtigeu J3. 18 keine C, 19 werlde C 20 alle fehlt AB. 22 meine C. 
bischloue B, geleübige C, geboet B, 25 geleich AB. ist fehlt A. 
27 offenberUch C. 



äant Jeronimus seinem allerlibisten sune Ensebio in zeiten 
seines gebetes und tröstet und sterket in mit gutlichen 
sulchen Worten. 

IV. 

.^JTertzenliber sun EuseU^ nicht furchte dich, nicht betrübe 

^dich umb sulche ketzerei^ die sich enpfendet hat von 

schedenlichen leuten: wann sulcher unflat sal alzuhant ende 

nemen.' Do sant Eusebius in ansach in so grosser klarheit 

sulches starken Scheines, do wart er sich dermuntem als 

ans einem sweren slafe und wart von grossen freuden also 

1 bitterlichen weinen das er mit allen noten gereden künde. 

Domach wart er aus allen seinen kreften mit starker stimme 

schreien : du bist mein vater Jeronimufi ! und begunde dieselben 

wort oft anderweiden : du bist mein vater Jeronimus, worumb 

lessest du mich in so grossen noten, worumb vorsmahet dir 

15 demutige geselleschaft deines armes knechtes? Vorwar ich 

wil dich halden und wil dich mit nichte lassen: du salt 

nindert geen an deinen sun Eusebius, den du so veterlich 

erzogen hast und in so grosser Übe!* 

V. 

Do antwurte sant Jeronimus und sprach: 'AUerlibister 
20 sun, Sterke dich, wanne ich meine dich mit nichte ze lassen: 
in dem zweinzigistem tage saltu mir volgen und schuUen wir 
mit einander in ewigen freuden ewiclichen bleiben. Sust 
saltu Cyrillo und allen andern unsern bmdem von meinen 
wegen sagen, das sie morgen des tages alle komen bei die 
25 krippen unsers herren, do mein leichnam rastet, und schaflfet 
das alle sulche ketzer, die so getane bosheit treiben, allesampt 

2 andechtigen gepetez wegen vnd tröstet A. götlichen A. 3 suzzen A C. Vor 
IV. : hie redt er mit ewzebium in solchen Worten B. 4 Eusebii (7. vörchte A. 
5 poze keczerey A, 6 schedlichen C. leute B. czuhant C, 7 so fehlt 
BC. 8 starkein Ä, 9 swere B, so B, 12 vater fehlt C. die wort C, 
14 lesset B. 16 armen C. 16 halden bis dich fehlt C, 18 vnde «o 
in B, For V. : hie antwort Jeronimus ewzebio B. 20 wil dich C. ze 
fehlt C. 21 czweinczigsten C. tag C, scholt du C. 2S geholt dn <?• 
andern fehlt B C 24 morges A B, 



— 133 — 

dohin komen zu denselben fristen; und du scholt bestellen 
das dreier toten leichnam, die in diser nacht gestorben sint, 
auf dieselben stat, do mein leichnam rastet, getragen werden, 
und auf dieselben salt du legen mein sak, das ist mein 
cilicium, das ich getragen habe bei meinem leben, und 5 
dieselben drei toten domit beruren, so werden sie alzuhant 
mit lebendiger stimme sulchen irresal alzumal vorderben/ 
Domach segent sant Jeronimus seinen Üben sun Eusebius 
und domit verswant er vor seinen äugen. Des morgens 
quam zu mir der erwirdige Eusebius, wann ich zu Bethlehem 10 
was zu denselben fristen, und saget mir alles das er gesehen 
hette. Des saget ich grossen dank dem almechtigen gote 
und dem erwirdigen sant Jeronimus, seinem knechte, und 
sampnet auf dieselben stat, do unser herr Jhesus Cristus von 
der reinen junkfrawen geboren ist und do sant Jeronimus 15 
leichnam rastet, alle die e genanten beide ketzer \ind auch 
cristen und liez dohin der dreier toten leichnam tragen. 

VI. 

Odu wunderhaftige gute und barmhertzikeitdes almechtigen 
gotes, wie hilfet dein gotliche milde deinen knechten in so 
manigfalder sazze! Wie mit ubergrossen eren derhebest20 
du deiner freunde wirde, wann in den zeiten die ketzer 
unser aller spotlichen lachten, recht als ob unsers herren 
almechtige hant zu nichte worden were ! Dovon, allerlibister 
Vater Augustine, sal sich frewen alle selige sampnunge aller 
gelaubigen leute und sal wirdiges lop sagen imd auch singen 25 
dem almechtigen gote : wanne wir grosse sein barmhertzikeit 
enpfangen haben in der mitte des heiligen tempels. Domach 
so ging der erwirdige sant Eusebius zu den e genanten 
dreien toten leichnamen, zu iclichem besunder und mit 

1 quamen C salt du B, 2 daz der C. nach AB. 5 vnd scholt A. 
7 lebendinger C. Irsal C. vortreiben B. 8 gesegent C. 9 und bis Eu- 
sebius fehlt B€. 10 ich fehlt B. 11 in C. als B, 12 got C. 13 Je- 
i-onimo C, 14 samment C. dieselbe G. Vor VI.: wy ewzebius czu den 
drein toten gangen ist B. 19 so gar A, 20 manigfaldiger masse C. 
grozaen C, 24 ich B. selige fehlt C. samuuge C. 26 geleübigen C, 
singnen C 26 got C. 27 seines tempels B C 29 toten dreyen A B. 



— 134 — 

gebeugten demuticlichen seinen knien, und mit g^ßtrakten 
henden gen dem himelreiche sprach er in gegenwartikeit 
allermenicliches sein andechtiges gebete insemlicben Worten: 

vn. 

^Almechtiger got, dem nichtes unmuglicli ist noch nichtes 
5 swer gesein mag ; du got sulcher sterke, sulcher tugent, 
sulcher kraft, die nimant überwinden noch uberkomen mag 
in himel noch auf erden; du got, der aleine und nimant 
anders tut so grosse wunder; du got, der allermeniclichen 
auf dich und in dich hoffende nicht vorsmehest: erhöre aul 

lOdiser frist deiner getrewen cristen andachtiges gebet auf die 
rede da» dein heiliger gelaube, den du gegeben hast deinen 
geiaubigen knechten, unvorruket und in seinen kreften 
bleibe und sulches irresal sulcher ketzer leuterlichen geoffenbart 
und vorkundet werde in angesichte deines gelaubigen Volkes ; 

1 5 so sende durch dinste imd wirdikeit des heiligen sant Jeronimus 
diser dreien toten seien wider zu dem leibe, doraus sie 
gevaren sint nach deinem gotlichen willen.' Dornach als sant 
Eusebius sulches sein gebete andechticliehen geendet hette, 
zuhant als er des erwirdigen sant Jeronimus sak oder cilicium 

20 auf die toljen leget, wurden sie wieder lebende in genaden 
des almechtigen gotes, also das in denselben stunden die e 
genanten leute mit aufgetanen äugen und mit andern des 
lebens zeichen warhafticlich und offenberlich von dem tode 
zu dem leben widerbracht und erwecket wurden, und begunden 

25 dieselben drei manne der seligen seien wirdikeit und der 
sunder leidunge beide in dem fegfewr und in der hellen 
mit lauter offenbaren stimmen bescheidenlichen und vomeme- 
lichen reden und sagen allen den, die aldoselbest gegenwurtig 
Waren. 

1 gepogen ^4. demütigen C. 2 seinen armen gein C. 3 aUermeinidichen C. 
Vor VII. : vTy ewzebius vnseren herren angerufft hat B. 4 vmmuglichen 
AB, ist noch fehlt A, 7 in himel fehlt C. 8 aUermeinieUche C 11 hei- 
Uger fehlt C. 12 knechte C. 13 iraal C. leuterUch C. 16 dreyor C 
17 deinen J5. 18 gebet geendet C. 19 der B, 20 lebending C. 
23 czeichnen C, 25 der heyligen vnd seligen A, sele B, 26 helle C 
27 bescheidenlich vnd vomemelich C. 28 die do gegenw. C 



— 136 — 



VIII. 



TFanne als sie mir domach gesaget haben nach meiner 
frage, so hette sie sant Jeronimus geleitet in das paradis, in 
das fegfewrund in die helle auf die rede das sieallermeniclichen 
künden solden was sie doselbest gesehen hetten; und saget 
in das ir seien wider zu den leiben komen schölten und 5 
auch schölten besserunge und buzze tun umb ire sunden, die 
sie begangen hatten, und das sie auf denselben tag und auf 
dieselbe stunde als sant Eusebius stürbe, auch an allen 
zweifei sterben schelten, und ob sie wol teten, so scheiden 
sie komen zu ewigen immer werenden freuden und erön. 10 
Das geschach alzumal als ich domach sagen werde. Do 
sulche wunder also geschahen in gegenwurtikeit beide cristen- 
licher leute und der snoden ketzer, die allesampt komen 
waren und sich gesampnet hetten zu vremdem aiigesichte 
sulches grossen wunders, un<i do sulcher ketzerlioher irresal 15 
also gar offenberlich erkennet wart und so gentzlichen funden 
wart der gotlichen warheit gantzes gewissenliches Urkunde 
und dorzu des erwirdigen sant Jeronimus ere und selikeit 
so kuntlichen begunde scheinen: do wurden alle gelaubige 
leute dank sagen dem almechtigen gote, der allermeniclichen, 20 
der auf in hoffet, nimmer in keinen zeiten lesset 

IX. 

i4ugustine, allerlibister vater, also imd in sulcher weise 
hilft der almechtige got dem scheflein seines gelaubens, 
das allewege in dem grundelosen sorgsamen mere diser werlde 
8 Wimmet und lezzet es in anfechtung böser leute nicht er- 25 
trinken» Dorumb, liber vater, wis starkes mutes, tu men- 



V(n' Vni.: wy er dy ketczer gefragt hat B, 2 paradeys C, 4 was wie 
sie B. wie sie C, 5 dem leibe C, und hU schölten fehlt B. 6 puzzen 
ire sunde Ä, ir snnde B, 7 hetten 0. demselben B, 10 leben und A. 
12 Cristen und C, 13 kume warden AB. 14 gesampt C vremden B. 
15 irsal O. 16 so gar 50. 18 vnd czu des C. 19 küntlich C\ 20 leüt C. 
Vor IX.: hye redt er mit augustino B, 23 hilffet C, 24 grundlosen C 
25 anfechtunge 0: 20 vaters A B, bis C, tun C, 



— 186 — 

liehen, nicht furchte dich und lazze dich nicht vordrizzen 
wider sulche unser veinde und widersachen des heiligen ge- 
laubens allewege zu streiten under seligen flugein - sant Je- 
ronimus, deines liben vaters, der deines und aller seiner 
5kinder gebete williclich und suzzlich erhöret, sei das sache 
das sulche gebete zu im bracht werden mit rechtem fur- 
satz und mit andachtigem hertzen : wann unser gebete anders 
nicht erhöret wirt nur so wir uns zu gote keren in gantzer 
hofFenunge, wann er im selber vorsaget, der unbetlichen 

10 bittet. Dovon sulle wir nicht aleine mit dem munde sunder 
auch mit dem hertzen rufen und schreien zu genaden des 
almechtigen gotes, der in kreften seiner herschaft uns mit 
seiner gute zu allen stunden genediclichen bedenket^ und 
lesset uns nicht mer anfechten denne unser kraft vormuge. 

]5 Nu, hertzenliber vater Augustine, auf die rede das ich 
bei meines fursatzes meinunge bleibe, so' wil ich anheben 
Von schidunge des erwirdigen Eusebiue und der dreier manne, 
die von dem tode erwecket waren : wanne sie allesampt eines 
tages und auf ein stimde starben imd schiden von diser 

20 iamerig werlde. Auch wil ich dorzu sagen etliche unsers vaters 
Jeronimi gar merkUch wunder. 

X. 

J5o sulcher tag kumen solte als sant Eusebius von dem 
erwirdigen unsern vater Jeronimo vornomen hatte das er 
von diser werlde scheiden wurde in den zeiten, als er im 
25 erschein, als ich vorgesprochen habe; des dritten taiges vor 
begreif sant Eusebien ein grosser sichtum. Do hiez er sich 
die bruder auf die erden legen nach bilde sant Jeronimi, 
seines liben meisters, und küsset ir iclichen besunder und 

I nicht laz dich vordrissen C. 2 sunder AB. 4 libens AB, 6 willic- 
lichen vnd sussiclichen O. ist daz daz C. sache daz sulche sache vnd 
gebette A, 6 zu im fehlt 0. gebracht werden zu im B. gerechtem fur- 
sacz A. rechten B, 7 andachtigen B, 9 vnbillichen B C. 10 dem fehlt B. 

II czu den genaden B« 12 herscheft C 13 genediclich C 14 anfechten 
mer AB. 16 meinunge fehlt A. 19 stürben (7. schaiden B. 20 Jame- 
rigen C. weide AB. 21 merckliche C, Vor X.: wy ewzebius höret von 
jeronimo B, 23 vnserem vater sant 0. hette C 25 vorsprochen AB. 
26 begraif in ain A. 



— 137 — 

tröstet sie mit sozzen veterlichen Worten und msnet sie das 
sie in heiligem fursatze steticlichen bleiben scheiden. Dor- 
nach lies er bringen den sak^ den vormals der erwirdige 
9ant Jeronimus getragen hatte und hiez in auf sich legen 
und bestellet das man in nackten nach seinem tode vor der 5 
kirchen, do sant Jeronimus, sein meister, lag, begraben 
scheide. Dornach berichtet er sich mit dem heiligen leich- 
nam unsers herren und zeichent sich mit dem heiligen creutze 
und enpfalch dem almechtigen gote und dem heiUgen sant 
Jeronimus sein sele. Und also lag er drei tage blinder und 10 
dorzu sprachloser und stunden umb in alle sein bruder und 
lasen vil guter gebete und beinamen den salter, in dem 
sulche salmeu sint, die reden und sprechen von der marter 
unsers almechtigen herren. 

XI. 

An heii;es ding, das allen vornuftigen leuten merklichen 15 
zu furchten ist, geburt mir itzunt zu reden ; wanne des tages, 
als der erwirdige man sant Eusebius vorscheiden scheide, 
bei zweien gantzen stunden, ee denne sein selige sele von 
dem leibe schide, begunde er so grausame geberde haben 
das alle bruder, die umb in stunden, also derschraken das 20 
sie amechtig auf die erden vilen: wann beiweilen so schrei 
er mit grausamigen antlutz, mit vorkarten äugen als ein 
tobendiger und mit starker stimmen : ^Ich tu sein nicht, ich 
tu sein nicht, du leugest, du leugest!* Domach keret er das 
antlutz gen der erden und schrei aber mit allen seinen 25 
kreften : 'Helfet mir, bruder, das ich nicht vorderbe !* Do sein 
bruder sulchen jamer sahen, do wurden sie in mit flissenden 
zehern und in grossen verebten fragen: *Was wirret dir, 
hertzenliber vater?' Do sprach er: 'Sehet ir nicht die 

1 mit bis manet sie fehlt Ä, 2 heiligen B. fursacz BC, bliben AB, 
4 hette €. 5 für die BC. 6 ynne lag C. 8 herren fehlt C. Creutz 
vnsirs herren C. 9 sich dem Ä C, 10 läge B. tag C. 12 in den C. 13 sint 
fehlt A. die da B. Vor XI. : von des ewzebio schiednng B. 19 schei- 
den BC garwsame B, grausamige C. 21 schain B, schein C 22 er mit 
so A, ein fehlt AB, 23 styme C. tun C. 24 tun C. 25 gegen C. alle B, 
•26 icht C. 27 fleissenden A B, 28 gewirt A. 



— 138 — 

grossen schar der teufcl, die mich uberstreiten weflen ?* Do 
fragten in aber die bruder und sprachen: 'Hertzeiiliber 
vater, wes begeiien sie von dir, de du sprachest: ich tun 
sein nicht ?* Do sprach er : ^Sie sprachen und wolten das ich 
5 gotes namen scheiden solde ; do sprach ich das ich des nicht 
tun wolde/ Do fragten sie aber : 'Liber vater, worumb spra- 
chest du: du leugest, du leugest?' Do sprach er: 0[r wort 
Waren das mein sunde so gros weren das sich got über mich 
nicht erbarmen wolde; dorumb 'sprach ich das es gelogen 

lOwere/ Dornach fragten in aber die muniche: ^Wommb, 
Über vater, kerest du dein antlutss gegen der erd^i?* Do 
sprach er: *Nur dorumb das ich sie nicht ansehe: wanne ir 
gestalt so grausam ist das nicht ungeschafriers auf diser 
erden imant erdenken mochte/ Und mitten in sulchen werten 

löwart er sulche geberde anderweiden und bleib dorinne 
untz an die letzten stunden. 

xn. 

Dobei stunden die bruder alle in sulchen vorchten und 
wosten nicht was sie tun scheiden, gleicher weis als ob sie 
tot weren. Seliger vater Augustine, wie gar erwirdig, wunder- 

*iO haftig, gutig und barmhertzig ist der almechtige got in seinen 
heiligen allen : wanne er sie nimmer gelesset in engsten noehin 
noten! Recht als sant Eusebius itzunt kernen was zu der 
letzten stunden, do erschein im sant Jeronimus und kreftiget 
in mit trostlichen worten. In des gegenwurtikeit vorswant 

25 gleiche dem rauche alle sulche schar der leidigen teufel. Des 
sint gezeugen dieselben bruder, die dobei waren und das 
sicherlichen gesehen haben mit iren äugen, auch gezeugen die 
warheit sant Eusebius wort, die er gesprochen hat in den- 



2 aber in B. 3 an dir Ä. ich tun sein nicht doppelt C 4 und wolten 
fehlt A. 6 sprachstu C, 8 weren bis got fehlt A. sich fehlt B. nicht 
vber hiich B. 10 Mtinche C. 13 so fehlt B. grawsamer C. vnschaffers C. 
16 letzte stunde C. Vor XII.: hie trost jeronimus ewzebium an seinen 
todB. 17 &\\e fehlt B. 18 a\^ fehlt AB. 19 erwirdiger wnnderhaftig>er 
barmhercziger guter C. 20 guter A. 21 vnd in C, 25 gleiche hiv 
rauche fehlt C. 26 geczug B. 27 haben fehlt A. auch gentzlichen C 
28 wort geczeügen C\ 



- 1S9 -^ 

selben tristen, do er in gegenwnrtikeit der bruder sprach ssu 
sant Jeronimus: ^Wannen knmest du, vater? worumb histu 
so lange gewesen? Ich bitte dich, laz deinen siin nicht ander- 
wegen !* Do antworte zuhant ein ander stimme : ^Beite, liber 
suii; nicht furchte dich : wanne du mir so lib bist das ich 5 
mit nichte dich underwegen lasse!' Domach in gar kleiner 
frist starb sant Eusebius und mit im die e genanten drei 
man, die von dem tode erwecket waren, und fiiren mit ein- 
ander zu den ewigen himelisohen freuden: wanne diestelben 
drei man die zweintzig tage ires lebens in so grosser busae, 10 
in leide und in rewe irer sunden gewesen sint, das sie zu 
hiniel mit sant Eusebius kumen sint an alle zweifei. 

aJLLI. 

^ugustine, liber vater, übel were zu sweigen das iph 
von denselben drei manen gehöret habe in den Zeiten ires 
lebens: wann ich alle tag bei in was um das ich derfareni5 
mochte die heimlichkeit des künftigen lebens, des wir alle 
wartende sein nach diser werlt unseligen zeiten, und dorumb 
bleib ich bei in alle tag von der terzien zeit untz auf die 
Vesper; und aleine sein vil sei, das ich von in gehöret habe, 
doch wil ich etliche ding sagen und etlicher gesweigen auf 20 
die rede das mein rede dester kurtzer werde. Zu einer stuud 
quam ich zu ir einem und vant in kleglichen weinen, also 
das er auch nicht trostes enpfahen wolde von einigen meinen 
Worten. Denselben fraget ich gar ofte durch welcher Sachen 
willen er so bitterlichen weinet ? Des mochte mir von im 25 
ein antwurt mit nichte werden, doch wart er mir des letzten 
antwurten durch mein grosses überflüssiges gebete und sprach 

1 so er C. 2 wen komst C. bist du C 3 gewest C. 5 du pist mir so 
lieb^. ich fehli AB, 8 worden -B. 9 ewigen. hymelreiche A, frawdenB. 
10 tag C. 11 leyd C. 12 komen seint one czweiffil O. Vor XIII.: wy 
er dy drey toten gefrat hat B, 18 wer C waz C. 14 dreien G, hab 0. 
15 allewegC vmb daz daz C. 16 heymiiikeit il jB 17 werlde C. 18 bei 
in fehlt A, vor terczien czeit A. zeit fehlt C. 19 vnd alle A. hab C. 
20 auf dem sin AB. 21 red dez kurczer sey A. würde C. stunde (7. 
23 einegem 0. 24 offete C. sache 0. 25 so gar C von im ein feMt A. 
26 ein antworte von im mit niehte <7. antwort von im mit nicht A, wer^n 
AB, leczsten B, 27 ^grosse vbcrflussige AB, pete A. 



— 140 — 

abo: Wcre dir kunt, wes idi gewar worden bin des näch- 
sten vordem tages^ du betest wol Sachen allewege zu weinen.' 
Do sprach ich : 'Nu sage, des bit ich dich, was hastu ge- 
sehen und was ist dir widerfaren?' Do sweig er ein weile 
5 und domach wart er sprechen: 'Welche grosse peinige lei- 
dunge dunket dich, Ojrille, nicht aleine der vordampten in 
der helle sunder auch in dem fegfewr?' Do sprach ich : 'Von un- 
künden sachen mag ich nicht gereden; doch dunket mich 
das alier diser werlt peinen sich denselben nicht geleichen 
10 mochten.' 

XIV. 

Do gab mir derselbe man sulche antwort: 'Ob man alle 
peine und smertzen aller diser werlde gen den hellischen und 
des fegfewrs peinen wegen wil, so ist dise werltliöhe leidunge 
nur ein kurtzweile neben denselben grossen peinen: wanne 

15 ein iclicher lebendiger mensche, so im rechtlich kunt were 
umb der hellen smertzen, so wolde er liber an allen nnder- 
laz untz an den jüngsten tag allen den smertzen, den alte 
leute von Adams zeiten untz auf den heutigen tag geliden 
haben, williclichen leiden, denne er nur einen tag der minsten 

20 peine eine in der helle oder in dem fegfewr enpfinden aohie. 
Dovon wisse, Cyrille, das grosse verebt sulcbes smertzen, 
den ich vorsucht habe und den alle sunder billichen leiden 
müssen, mir ursach gibet zu weinen: wanne ich wol und 
gentzlichen derkenne das ich wider meinen herren und 

2 5 wider meinen got gesundiget habe, und dorzu erkenne ich 
wol sein starke gerechtikeit. Dovon laz dich nicht wundern, 
ob ich weine, sint dir ein grosses wunder sein scheide, ob 



i wer C7. dez Ä. ich fehlt B. nehesten C 2 alle tag C 3 bite C. 
hast du C 7 di in ii. 9 werlde peine denselben sich nicht gleichen moch< 
ten in keinerley weiz C. Vor XIV.: wy ym der tod mau antwort geben 
hat B, 11 der selb C, ein sulche A. antworte C. 12 und hU aller fehlt 
BC\ 18 des fehlt B. leidung AB, 14 kurtzweil C 15 mensch C 
16 helle C. 17 smercze B. 18 iidames 0. disen heutigen A. 19 wil- 
lich^ AB, 20 peyn B. 21 vorchte C. 23 vorsache B. gibt C, 
24t gentzlich C. wider got vnd meynen. berren gesundet C, herren bis 
meinen fehlt A. 27 sint ez dir B, suUe A B, 



— 141 - 

ich in snlchen unselden nicht geweinen konde. Dea laz dich, 
Cyrille, hefticlichen wundern das die leute diser werlde wol 
wissen das sie sterben müssen und dennoch nicht trachten, 
wie sie sulcher grosser pein überhaben wurden, und leben in 
sulcher Sicherheit so gar an alle vorchte, die sich gar billichen 5 
nach unserm smertzen, den wir geliden haben, allewege 
richten schölten.* 

XV. 

Fon sulcher rede quam ich und mein hertze in so gar 
unmessigen smertzen das ich sprach: Wafen, was höre ich! 
SuBt bit ich dein freuntschaft das du mich underweisen wol- 1 
lest was underscheid sei zwischen der hellen und des feg- 
fewrs smertzen/ Do sprach er: 'Kein underscheid ist do- 
zwischen: wanne sie gleiche swere und gros sint beiderseit. 
Abeir der helle smertzen hat nicht endes, sunder er wirdet 
noch grosser werden in zeiten des jüngsten tages, so sele 15 
und leip anderweit gesamnet werden und beginnent denne 
mit einander peinigen smertzen leiden; und des fegfewrs 
smertzen ^impt ein ende : wann nach der zeit als der mensche 
seine buze geleistet in dem fegfewr, so wirt er dannen 
genomen und beginnet sich domach ewiclichen frewen/20 
Do fraget ich in also : 'Haben alle leute in dem fegfewr 
gleichen smertzen?' Do antwurt er also: 'Sie haben un- 
gelisichen smertzen; einer mer, der ander minner, dor- 
nach als auf der werlt iclicher hat gesundet : wanne in dem 
obristen himelischen lande beschawen alle erwirdigen seien 25 
das warhaftige wesen unsers herren, dorinne alle unser er- 
berige wirdikeit vorslozzen ist und immer ewiclichen bleibet ; 

4 grosser fehlt AB, 6 vnsicherheit C. allen vorchten A B, si B. 6 vn- 
serem €, alleweg schölten richten C Vor XV.: dy ynderschaid der 
helle vnd des fegffewrz B, 8 ich und fehlt BC. hertz C so gar in jB. 
in sulchen smertzen C. 9 h5r B, 10 bite C, 11 vnderscheiden B, helle C. 
13 gleich swer C 16 leib vnd sele C sampnet AB, beginnet AB, 
17 peinigen smertzzen mit einandir C 18 smertzen /eAft-AjB. ein fehlt A. 
19 leistet B C. wirdet danne C, 20 beginnet fehlt A. domach denne C, 
21 gleichen smertzzen in dem fegfetir C. 22 antworte C. 23 mer denn 
der ander A, '24 als fehlt A, als sie BC, erlde C. 25 allen AB, er*- 
wirdige C, 26 vnsere C, 



— 142 — 

vmA wie wol ir iclioher solche fireude habe, die nimaot be- 
traehten mag auf erden: dennoch ist ein underocheit in 3ul* 
chen fireuden, wanne der eine grosser, der ander minner 
freude hat^ domach als sie gelebet haben in di«er bösen werlt/ 

XVl. 

5 ^Wer aber sache, Cyrille, das du einigen zweifei heteat, 

worumb die heiligen ungleiche freude haben, sint der einige 
got, in dem nicht underscheides ist, Ursache gibet und auch 
Ursache ist aller irer freude : sulchen zweifei wil ich dir sust 
und in sulcher weis eiitslizzen. Wizzen saltu, Cyriüe, das 

10 recht vornunft und beschawunge und derkentnus desalmeoh- 
tigen gutes alle des himels freude bringen, und ist icliches 
heiligen lone und ere so vil dester grosser, und er gotes 
Wesen mer oder minner beschawet, vomimet und erkennet. 
Des vomimpt, beschawet und erkennet einer aus den heiligen 

15 gotes wesen leuterlicher, klerlicher und vomunfkielicher den 
der ander und dovon hat er grozzem Ion und mer eren und 
auch wirden; und ein ander vornimpt, derkennet und be- 
schawet desselben gotlichen wesen minner, dovon hat er auch 
minner freuden. Also mag ich auch sprechen denselben seien 

20 der, sulchen unseligen leute, die vorurteilet sein, das sie 
grosser imd minner pein leident, domach sie mer oder 
minner sunden getan haben in dieser werlt, wie wol das 
sei das sie allesampt in einer stat sulchen iren iinsprechlichen 
grossen smertzen leiden. Domach zwischen cristen und 

26 beiden ist ein sulcher underscheit: wie wol das sei das die 
beiden unsprechlichen und ungeleublichen grossen smertsen 
leiden, dennoch ist ir leidunge allessampt nichtes neben 

3 joajnner der andir grosser C. Vor XVI.: hie vnderweist er yn wy B. 
8 freüden C. 9 entUezzen B, scholt du (7. 11 freüdßn C, 13 myimer 
odir mer C. erkeimet bis erkennet fehlt A. 14 Des vorminft B C, 15 leu- 
torlicheu B, 16 grossen B, 17 erkennet^ vomympt vnd Ä, 18 daz 
gotUchen C. haben hat A, 19 auch wol C. den seien der sulchen vn- 
seligen seien dy vorteUet B. sprechen der sulchen vns^ligen seien die C. 
21 vnd sie A. mynner odir mer C. 22 sunden fehlt BC. werlto C. 
23 aUesant B, unsprechlichen fehlt C. 25 sulche AB, 26 und un- 
geleublichen fehlt C, 27 als bebe A, allessampt fehlt C. 



— 143 — 

grossem unsprechlichen smertzen, den die falschen unge- ' 
rechten cristen leiden. Und da« ist nicht unbillich : wanne 
die hosen cristen haben die gotliche genade unnutzlich 
enpfangen und wolden sich nicht bessern in zeiten ires 
lebens noch von sunden lassen, wie wol das sie von den 5 
lerem und von den heiligen schritten teglichen gestrafet 
^vixrden/ 

XVII. 

Do sprach ich : 'Mir grawet durch sulche freidikeit, die 
ich von dir höre, und wolde got durch seine barmhertzikeit 
das durch verebten sulcher grossen pein allermeniclich von 10 
sunden sich enthilde, ob er des nicht tun wolte umb grosse 
wirdikeit, die got seinen dinern in dem himelreich genedic- 
lichen bereitet, Sust, liber freunt, sage mir, was ist dir 
widerfaren des vordem tages, als du von dem leibe geschei- 
den wärest?' Do sprach er: Do sulche zeit quam das ich 15 
sterben solde, do quam zuhaut also ein grosse schar der 
teufel das sie nimant gezelen mochte. Die waren so übel 
gestalt das nicht grausamigers, nicht ungeschafners imant 
erdenken mochte, in sulcher schiebt das ein iclich mensch 
liber wolde in ewigem fewer brinnen denne das er ire grau- 20 
sämig gestalt zu einem augenblicke schien scheide. Die 
brachten wider in mein gedechtnusse alle meine sunde, die 
ich in keinen zeiten ie getan hatte wider meipen schepfer 
und wider meinen herren und riten mir das ich zu gotes 
barmhertzikeit, den ich so swerlich erzürnet hette, furbas25 
nrcht hoffen sold. Und wisse, Cyrille, ich möchte in mit 
nichte widerstanden haben, hette mir gotliche genade und 
sant Jeronimus gute nicht geholfen.' 



1 grossen AB, vngeleübigen 8mei*tzen C. ungerechten /eÄ/^ C, .2 vnbil- 
lichen C, 6 wol daz sey daz sie C. 6 teglich C Vor XVII.: wa3 ym 
am drytten tag geschehn was B, 8 freikeit B, 9 sein C 10 grosser C. 
12 genediclich C, 13 mir das B, 14 vodem A, 16 cznliant ein so 
grosse schar das B, czu hant ein grosse schar das C« 17. mochte der 
tewfel B C. also C, 20 wold B. brennen V. Iren girausamigen C 21 ei- 
nigem C augeblike B. 22 dechnusse AB. 23 hette O. mein AB, 25 er- 
czomet C, 27 haben] sein 0. 



— 144 - 

xvm. 

^WsLune do ich aller kraft also beraubet was das ich 
nu meinte zu volgen irem willen, do quam der erwirdige 
sant Jeronimus mit vil englischen scharen, schöner siben- 
stunt denn die lichte sunne, und do er sach die vordampten 
» snoden geiste und begunde merken das sie mich anfachten 
so gar herticlichen, des wart er erzürnet und sprach zu in 
mit freidiger stimme: Worumb seit ir bösen geiste, ir mei- 
ster aller schalkeit zu disem menschen kamen? wostet ir 
nicht das er mit meiner hilfe beschirmet schölte werden? 

10 Bälde lasset von im und verret euch von im in sulcher 
weite als der sunnen aufgank ist geverret von irem under- 
gang!* Sulcher stimme derschrak die sulche snode geselle- 
Schaft der bösen geiste und schiden von mir mit grossem 
heulen und mit schreien. Do gebot der erwirdige sant Je- 

15ronimus etlichen engein das sie bei mir bliben und mich 
bewarten untz das er widerqueme, und er selber für von 
mir mit den andern engein gar snellichen. Domach zuhant 
als der erwirdige sant Jeronimus von mir quam, begunden 
die engel alle, die bei mir und mein zu hüten bliben waren, 

20 mich suzziclich trösten und gelobten mir grosse selikeit mit 
gar freuntlichen Worten, were das sache das ich in veste- 
nunge des gelaubens mit starkem mute blibe/ 

XIX. 

^Dornach als in sulcher trostlicher rede zwischen den 

liben engein ein stunde des tages sich vorlaufen hatte, so 

25 quam anderweit sant Jeronimus und stunt auf der swellen 

des gemaches, dorinne ich lag so kranker und sprach zu 

Vor XVIII. : wy er dy tewfl fader hat B. 2 iren B. der fe?dt AB, 3 enge- 
lischen C. schöner subenstunt lyechter den dy sunne B. 5 anfochten C. 
7 freidenreicher C ir fehlt C. 8 schalkheit C. west A. wost C, 9 schol B, 
10 lözzet A. 11 geverret ist B. nydergange A. vndergange C. 12 ^er- 
schracken salche hose geselleschaft der snoden geiste B C. 15 bleiben C. 
19 engel mein czu hüten alle die mir bliben woren und trösten mich 
sUäsicUchen Vnd gelobten C 20 czu trösten J5C. 21 wer C. Vor XIX.: 
do chumpt er nach der seil B. 



— 145 — 

mir: 'Kume snellich T Zuhant liez die sele den leip so bitter- 
lichen und mit bo grossem smertzen das sulchen getwank^ 
sulche engestliche not, als die was, menschlicher sinnen krefte 
nimmer betrachten noch bedenken mochte, er wurde denne 
das gewar als ich des enpfunden habe mit bitterlichen 5 
smertzen : waim ob alle menschliche Weisheit allen des leibes 
und der werlde smertzen wol und vomunfticlichen achten 
künde, so were aller sulcher smertzen als rechte nichtes zu 
achten wider sulche bitterkeit, der man denne enpfindet, so 
sich in grausamer hertikeit leip und sei scheiden.' 10 

Sulche und ander grosse ding, die billich zu furchten 
sint von allen leuten, höret ich von im untz das sich der tag 
gegen abent begunde neigen also das ich ander dinge, beinamen 
was im nach tode widerfaren was, auf dieselben frist in nicht 
gefragen mochte: wanne die simne was undergangen. Und 15 
wann ich desselben allermeist begert, so nam ich des andern 
morgens die andern zwene und fraget sie allesampt ander- 
weit aller solcher dinge auf die rede das mit ir aller ge- 
zeugnusse dieselben ding dester warhaftiger sicher wurden. 

XX. 

Do sprach ich zu in allen: *Wie wol sulche ding, als 20 
ich gehöret habe, nutze ane zweifei sint allermeniclich, doch 
ist mein meinunge das man sie nicht anderweiden sulle. 
Aber mit grosser begerunge bit ich euch das ir mir saget 
was euch sei nach tode widerfaren/ Dorzu antwurt mir der 
erste, mit dem ich des vordem tages geredet hette, und 25 
sprach also : 'Cyrille, wes fragest du mich ? Unmuglich ist 
mir sulche ding zu reden: wanne sulche geistliche dinge 
unsers leibes sinne mugen in keiner weis begreifen. Wir 

2 vnd so mit C, 3 ernstliche C menlicher J. .B C kreften C 4 bedencken 
noch betrachten C. denne gewar dez als C, 6 bitterlichem 0. 6 wann 
hia smertzen fehlt B, 8 wer 0. aber Ä. recht C, 9 sulcher C. 10 grau- 
sämiger C, sele C, scheiden schollen C. 11 grosse fehlt AB, 12 obende C, 
H were C. 16 vndergegangen C\ 16 allermeiste geret C. main-4. name C. 
17 anderweit fehlt C. 18 dingen AB. mit his gezeugnusse fehlt A, 
19 diestAB. würden C. Vor XX.: do frogt er den aynen B, 21 gehört C. 
vntz B, aller meiniclichen C, 24 sey widerfaren B. widerfaren sey C, 
26 vodem A. 27 ding C, 28 synne nicht mugen A, 

10 



— 146 — 

wiftden aUe wol d^s du ein sele habest: dennoch iras die- 
selbe dein sele in irem wesen sei^ mag n>it nichte dein vor- 
nnnft begreifen. Dn erkenne&t wol das got beginstnusse und 
aneh ende ist aller schepfenunge; von dem alle ding flizz^i 
5 und £u dem alle ding widerkumen müssen als zu irem ende : 
dennoch was got sei, magst du mit nichte geiidssen alle die 
weile und dich dises totUchen lebens swerikeit beheldet 
Hur aleine ist dein erkantnuzze als in einem spigel oder in 
gar Bwachem geleiohnuzze in den engeln^ und in allen geist- 

10 liehen dingen sint die äugen imsets erkentnusses vorvinstert 
und vörswachet: wanne so wir swechlichen vornemen auch 
sulche ding, die wol bekant sint in leiplioher naturen, Tvie 
mugen wir deaone wol erkennen uberiiimeUsche und geist- 
liche ding; die unserem natürlichen erkentnusse sint alzumal 

15 enpfremdet? Do sprach ich: ^s ist war^ das du sagest: 
doch bit ich dich das du nach deinem yormugeü mich sul- 
cher sadjen bas underweisen wollest' 

XXI. 



I * 



Do sprach er: 'Ich wil ^fepne dir sulche ding mit Wor- 
ten bedeuten, so ich beste mag: wanne sie nimant mag 

20 ordönliclien gesagen. Doch wil ich eines teiles tun über 
mein vormugen: des schuilen mir gezeugen sein die andern 
zwene, die mitsampt mir sulches smertzen den vordem tage 
wol eiipfuriden haben. Do mein sele des vordem tages mit 
so bitterlichen smertzen von dem leibe gescheiden was, zu- 

25 hant in einem äugenbltcke wart sie für den almechtigen rich- 
ter gefüret ; von wem oder in welcher weise, das mag ich 
nicht erkennen und das ist nicht zu wundern : wanne ttuf 

r 

dieselbe frist was mein sele enbunden, nu ist sie anderweit 

1 Sille fehlt C. 2 dein feMt C. 8 bekennest B. 4 sehepunge C. 
^ magert du nidht gewissen C. 8 derkentnusse B C, als in bis geleich- 
nuzzo fehlt B. 1 10 vnair derkentnisse C. 11 vörswachet sint A B. wann 
wenn wir so Ai wanne wir awechlich auch vomemen O. 12 sint fehlt B. 
lö wore C. redest aber doch C. 16 deinen B. 17 vnderwissen AB, Vor 
XXI.: do antwort er ym B. 20 erd«uckleich A, eines tagez A. 21 ge- 
czenge C. 22 vodem A, 23 wol enpfunden haben den vordem tagen O. 
sei B. 24 bitterlichem C. 



'.^ '-'.VIVEP.cirY ) 

X.. :• ,!^„.v,.^.y' _ 147 — 

beswerei mit dem fleische. Doselbe$t waren auch diser zweien 
seien in »ulehen vorchten, die nimant auf erden mag vol- 
kumenlich betrachten: wanne wir uns wol billichen vorch- 
ten sulden und westen nichts wes der almed:)tige richter mit 
uns beginnen wolte. Ach grosses leides, worumb bedenken 5 
alle laute nicht sulchen groBsen jamer, der in doch gleicher 
weis als uns widerfaren muz an allen zweifei ! Sicherlich 
were in kunt sulcber jamer, sie wufdeh mit nichte als ofte 
und also kunlichen sunden: wanne dem almechtigen richter 
waren offenberlich kunt alle unser sunden, die wij getan 10 
hetten bei allen unsern tagen, und dorzu alle unser sunden 
waren allermeniclichen kunt, die bei dem richter stunden, 
gleicher weis als ob dieselben sunde von newes alle gegen- 
wurtig weren, und auch waren kunt und offenbar kleine 
und grosse ajle unser heimlichen gedanken/ 15 

XXII. 

^N\x merke, Cyrille, in welchen grossen sorgen und grau- 
samen forchten wir in den Zeiten waren. Auf eine selten 
waren grosse scharen der leidigen teufel, die über uns ge- 
zeuge waren aller unser unfletigen sunden, und sagten ei- 
genlich, zu welcher zeit, an welcher stat imd in welcher 20 
weis wir gesundet hatten, und wir mochten das mit nichte 
widersprechen: wanne wir vor einem sulchen unsern richter 
stunden, dem niqhtes vorborgen ist in himel noch auf erde, 
und wir wol erkanten das er gerecht was in allen seinen 
werken. Ach leides, was schol ich sagen? Wir waren bei- 25 
tende eines sulches Urteils, des ich bitterlich erschrecken muz, 
als oft ich doran in keiner weis gedenke: auf ein selten 

1 gesweret AB, 2 worten B. volkumenlich fehlt C. 4 vnd musten wes B C. 
5 wolten 0. 6 sulch yB.mer AB. 7 muzze AB, % wer C. 9 also fehlt B C. 
künÜch C. wanne fehlt 0. almecktigen got vnd A. almechtigen woren 
richter woren O, 11 hei fehlt B, 12 knnt fehlt B C. stunden kunt BC, 
13 ob sie dies. C. dieselben fehlt ß. sunden C. allesampt C, 14 klein C, 
16 heimliehfi C, Vor ZXU. : ein vnderweisung B, 17 wäre B. auf bis 
^axen fehlt ß. 18 schar C. leidigen /eÄZ^ C. .tewfeln AB. geczeügen C 
lö vnfletig^ AB. 21 hetten C. 22 wir fehlt C. vor sulcfeem einem 
richter stunden wir C. 23 erden C. 24 gerechter C, 25 beitenden ein AB. 
26 sulchen vrteiles C, 27 auch C, ein selten fehlt C. 

10* 



- 148 - 

schriren unser sunden und baten räche über uns sunder von 
der almechtigen gerechtikeit unsers herren, und einiges gu- 
tes tugentliches werk wolde nicht derscheinen, domit wir 
einiger barmhertzikeit in keiner weis gehoffen niochten. Auf 
5 die andern seiten ruften über uns allermeniclich, die bei dem 
gericht waren, das wir ewige hellische peine vordinet hetten 
mit sulchen unfletigen unsern sunden. Und in der hertesten 
zeit, als itzunt der richter das bitter ewiges flaches urteil 
über uns sprechen scheide, sulches urteil, das alle sunder an- 
10 gehöret, die gotes zorn vordinet haben mit totlichen sunden :' 

xxm. 

'Zuhant erschein der erwirdige sant Jeronimus noch lich- 
ter denne in klarheit gesein muge alles himelisches gestime, 
den der obriste furste aller z weif boten und sant Johannes 
Baptista zwischen in fürten in gar vil engelischen scharen, und 

1 5 quam für das gerichte des almechtigen gotes und bat in das 
er unser urteil etliche kleine weile genediclichen enthilde 
und das wir im gegeben wurden durch sulcher eren und 
dinstes willen, die wir im getan hetten bei unsern lebtagen 
und auf die rede das sulche irresal grosser ketzereien, die 

20 entstanden was, gestrafet und verderbet wurde. Alzuhant 
behilt der erwirdige sant Jeronimus alle sein begerunge nach 
allem seinem willen. Des fürt er uns mit im und bleip bei 
im alle die e genante selige geselleschaft der heiligen und 
der engel, und bracht uns mit im an die stat, do alle ge- 

25 laubige selige seien in sulchen ewigen freuden sint, die 
menschenhertz nimmer mag besinnen, und berichtet uns sant 
Jeronimus aller dinge, die doselbest geschahen auf die rede das 
wir sulcher dinge gezeuge mochten sein mit wai'heit allent- 

1 schreiten A. schrien (7. räch vber unser sunden B, über uns von der C. 

2 gechtikeit B, 4 mochte AB, 6 gerichte wore C, 7 sulchen vnsem 
vnfletigen A. 8 dez bittern ewigen 0. sulches A. Vor XXTTI. : wy er 
sand Jeronimus ym derschein bat B, 11 erschein fehlt C, Jeron. quam C. 
13 der fehlt B. vnd der C 14 fürten in cz wischen in mit G, 15 bäte C. 
16 genediclichen fehlt C, 21 alle fehlt C. 22 allen seinen B. fürte C. 
23 selige fehlt C. 26 selige gelawbige A, seien woren C. sint fehlt C. 
27 aldo seihest A. 28 ding geczeug AB. mogeten gesein 0. 



— 149 — 

halben. Dornach fürt er uns zu dem fegfewr und in die 
helle und zeiget uns nicht aleine was man do begunde, 
sunder er wolte das wir auch derselben peine bitterkeit vor- 
suchten und enpfunden/ 

XXIV. 

*Do alle die vorgenanten ding also gescheen waren, dor- 5 
nach zuhaut und in derselben stund als sant Eusebius unser 
tote leichnam mit dem sacke oder cilicium des erwirdigen 
sant Jeronimus angeruret hatte, gebot uns sant Jeronimus 
das wir zu denselben unsem leiben wider füren, und gebot 
uns das wir gezeugen scheiden sein allermeniclichen alles 10 
des, das wir gesehen, vorsucht und enpfunden betten, und 
gelobet uns, were das sache das wir warhaftige rewe und 
rechte buze umb unser sunden betten das wir denne an dem 
zweinzigistem tage mit sant Eusebius, der auch in derselben 
Frist sterben wurde, zu ewigen freuden faren scheiden und 15 
zu himelischen wirden. Und dorumb weren unser seien 
widergeben unsern leiben'. 

Augustine, liber vater, vil so getaner grausamer vorch- 
tiger dinge habe ich von in gehöret und gelaube, were 
das Sache das irresamer leute hertzen sulcher dinge gentz- 20 
lieh underweiset wurden, in begunde vorsmahen aller werlde 
zurgenkliches gut und wurden aller werltlichen freuden und 
kurtzweile nichtes achten und aus irem hertzen gentzlichen 
lassen alle begerunge werltlicher dinge. Und scheide ich 
alle dink schreiben, die ich von in gehöret habe, so wurde 25 
alzulang diser brif und mochte dir sant Jeronimus ander 
wunderhaftige zeichen nach deiner begerunge nicht volku- 
menlichen beschreiben. Und wanne ich deiner zukunft war- 
tender bin teglichen, als du meinest sant Jeronimus reli- 

1 fürte C. 2 wez C, began C. 3 er fehlt AB. der pein C, Vor XXIV.: 
da ist er genit mit dem cilicium B, 5 also fehlt C. worden AB. 6 stun- 
den 0. 7 toten C. 8 geboto C, 19 geczeuge C 11 dez wir C. 
12 gelobte C denn vns B, wer C. 13 sünde C bieten B, 14 derselben 
stunden A, 17 widergegeben C. vnseren C, 18 grausamiger dinge hab C, 
19 geboret von in BC. vnd were AC, 20 sache irresamer B, 22 vor- 
genckliches C. allen A B, freude C, und kurtzweile fehlt <J. 23 iren B. 
gentzlich C. 26 dir andir C. 



— 150 — 

quien zu beschawen, als in deinem brife beöchriben was, die 
ich des letzten habe gesehen, so habe ich auf dise frist sulche 
rede bleiben lassen und wil sant Eusebius beigraft und an- 
der wunderhaftige zeichen zu banden nemen, als ich gelobet 
5 habe in beginstnusse meiner rede. 

XXV. 

Äant Eusebius tot und der dreier manne, als dovor be- 
griffen ist, habe ich dir geschriben so ich beste künde und 
so ich das mochte kurtzlicher begreifen. Etwas hab ich 
auch dozwischen geschriben, das dir, als ich hoffe, nicht 

1 missefellet. Nun sal und wil ich ire beigraft begreifen. So 
sant Eusebius starb umb terzien zeit, do wurden grosse wun- 
der gesehen, die wol Urkunde gaben der grossen heilikeit 
seines lebens. Der wil ich auf diso frist nicht denne zwei 
begreifen. 

1 5 Ein munich desselben klosters was durch grosses wachen 

und weinen blint worden, und alzuhant als er des heiligen 
Eusebius leichnam mit seinem antlutz berurte^ wart ey ge- 
sehender in den genaden des almechtigen gotes. Und dor- 
nach einer, der mit dem bösen geist besessen was, der be- 

20gegnet dem heiligen leichnam sant Eusebii, do wir in gegen 
kirchen trugen, und wart des teufeis genediclich enbunden. 
Neben der kirchen, dorinne des erwirdigen sant Jeronimus 
leichnam rastet, haben wir den werden leichnam sant Eusebii 
gleich seinem meister wirdiclich begraben. Doselbest und 

25 auf demselben kirchhove ligen auch die leichnamen der e 
genanten dreier manne, die auf dieselbe frist, als dovor be- 
griffen ist, alle drei vorgingen. Hie wil ich aufhören von 
sant Eusebien zu reden auf die rede das ich furbas mer 

2 Joczsten B. so wil ich A. Vor XXV.: do ©Wzebius gestorben was 
do buoder geschehen sein B» tot fehlt BC. 7 beschriben C. 10 ich 
schreiben vnd ir C 11 czeitn Ä B. 12 gescheen A B. grosse B. 1% sei- 
nens AB. wil fehlt C. 14 besehreiben A, 15 Mönch Öfter C. d^sselbes 
AB. durch gofc grozzes A, wachens AB» 16 blinder C 17 sftnt £ase- 
bius C» war AB, gesehen AB, 18 den feJUt C. 19 geiste C. be- 
gegenat A. begynet den C 20 gen thjrchen A. 21 gekirohen B. 
genediclichen C. 26 leichnam C. 28 sagen AB* 



— 161 — 

nach behaltnutoe meiner gelnbde des erwirdigen sBSxt Jero- 
nimus wunderiiaftige unsprechliche zeichen ordeiilicbe be- 
schreiben. 

XXVI. 

Nn bin ich kumen auf die lustige zirliche wisen der 
lichten wunder sant Jeronimi, unsers Taters; nu meine uiid 5 
wil ich nach meinem vormugen lichte zirliche blumen lesen 
mit andechtigem fleizze, domite ich seines lobes krantz ge- 
breiten muge zu seinen wirdiclichen eren. Deis begegenet 
mir in beginstnusse diser rede ein merkliches wunder, das 
newlichen des vordem tages gescheen ist. Ein lerer ketze- 10 
reien, heresiarcha in latein genennet, den du, liber vat6f Au- 
gustine, wol erkennest, der unfletige böse Sabianus, sprach 
offenberlichen in verfluchtem ketzerlichen mute das in unse- 
rem herren Jhesu Cristo zwene willen weren, die under in- ' 
selber beiweilen zweitrechtig bliben. und zu bewerungc 15 
sulcher falscher ketzereien nam er zu stewr sulche wert, 
als unser herre in dem ewangeliö gesprochen hat: vater, ist 
es muglich,. so erlaz mich diser peinel Aus sulcher rede nam 
im der e genante ketzer Sabianus starke bewerunge das 
unser herre mit einem willen die marter flihen wolde, und 20 
mit dem andern willen muste er dije marter leiden; : und 
domit sprach derselbe ketzer das Cristus un^er herre vil 
dingea gern behalden hette, das im nicht widerfaren mochtft. 
Des und semlicher ergerunge wurden wir alle also betrübet 
das unsern »mertzen nimant gesagen mochte, wanne dieselbe 25 
giftige nater vorderbet und vorirret alles imser volk in 
ßchefFeinem gewande und in wolfes mute. Und auf die rede 
das er sulchen ketzerlichen sin dester bas nach seinem willen 

1 beheltnisse C. 2 ordenlichen C, Vor XXVI. : von den wundern vnd 
lustigen czaichen jerouimas B. Am Raitde t de si^ifi B, 4 ich ehumen 
pin Ä, wegen BC. 6 lichten wisen wunder A. 6 meinen B. licht czu 
licht A, 8 wirden ynd eren O, begytinet BC. 10 gesobehftn C. 11 ber&- 
siarchia C, in latein fefUt C. 13 vorfluchten B* keczerlichem ' C 14 erist 
A B, czwey B, wUle B, vnd in AB, 15 czwey trachtig bleiben C, 16 fal- 
sche C. 17 herr AB öfUr. 18 pein C. 19 im fehtl B C.heg&tunge B, 
21 willen fehlt C, muat AB. er sie die C. 22 dei^selb C. 23 dez C. 
24 vnsemleicher A. 25 vnserefa C. dyslbe Ä -26 vorirret] vorgiftet C. 
28 willen fehU B. 



— 152 — 

zu snodem ende brechte, weiset er ein buchlein, dorinne 
dieselbe ketzerei begriffen was, und sprach es bete gema- 
chet und getichtet der erwirdige sant JeronimuS; der doch 
ein durchleuchtiger spigel gewesen ist aller cristenlicher lere. 
5 Do aber sant Jeronimus dennoch in seinem leben der falscheit 
underweiset wart, do machet er ein schrift wider sulchen 
ketzerlichen irresal nicht lange vor seinem tode. Domach 
ruften wir zu uns denselben obristen ketzer Sabianus, sein 
jungern und allfermeniclich, die teilhaftig waren sulches irre- 

lOsales, eines suntages in die kirchen zu Jemisalem zu dispu- 
tiren und zu reden wider sulche ketzerey : imd auf denselben 
tag quam ich mit allen andern meinen bischoven und mit 
andern gelaubigen leuten, auch quam der unreine ketzer 
Sabianus mit allen seinen jungern in dieselben stat und auf 

15 dieselben stunden, und weret unser disputacio und sulcher 
krig von der nonen untz auf die vesperzeit zu guter lenge. 

XXVIL 

Dornach als der e genante valsche ketzer ein buchlein 
furzoch und fellischlichen ligen und sprechen torste das sant 
Jeronimus dasselbig buchlein gemachet hette, sulches un- 

20 rechten mochte sant Silvanus, ertzbischof zu Nazareth, nicht 
geleiden noch mit nichte mer vortragen: wann er sant Je- 
ronimum in so grosser andacht und in so grossen wirden 
bilde das er den erwirdigen sant Jeronimus nach gotes na- 
men in allen seinen werken allewege nennet, und pflag des 

25 siten mit so stetem fleizze das in Jeronimus hiez und nennet 
allermeniclich. Des stund auf der e genante Silvanus und 
schalt den sundigen ketzer Sabianum umb das das er so 
grosse schalkeit so lang vrist getriben hette. Do sulcher 
krig und Scheltwort etliche weile lange geweret betten, do 

1 snoden^. 2 beschriben odir begriffen B (7. 4 ist gewesen 5(7. 5 den- 
noch in fehlt C, bey seinem C. 7 Irsalle C. 9 alles sulchen Irsales in 
einem suntag C 12 meinen andern A, 16 werät Ä, werot B, dispu- 
tieren B, Vor XXVII.: von dem keczer Sabianum B, 17 Donach als 
der selbe falsche B: 18 feischlich C 19 dasselbe C. 20 nicht geleiden 
noch fehlt Ä, 24 seinem C, 27 Sabianus C vmb daz er so grosse 
bosheit so lange czeit C. 29 etwi vil lange A, 



— 153 — 

liezzen sie den krig bei sulchem gelubde bleiben: were das 
sach das sant Jeronimus des nehesten tages untz auf die 
nonen zeit offenberlich vorkundet das sulches buchel feisch- 
lich gemachet were, das denne derselbig ketzer seines haup- 
tes beraubet yv'urde; geschee aber des nicht, so solde sant 5 
Silvanus dasselbe widerfaren das er beraubet wurde seines 
hauptes. Domit für iclicher zu seinem n heimgemache. Dor- 
nach die gantze nacht lagen wir alle steticlich in unserm 
gebete das uns hiife getan wurde von dem almechtigen gote, 
der allermeniclich, die auf in hoffen, nimmer in keiner weis 10 
vorsmehet. 

XXVIII. 

6rroz ist der almechtige got und allewege zu loben und 
seiner gotlicher Weisheit wart nie und wirdet nimmer ende. 
Dornach auf den vormessen gelobten tag quam der e ge- 
nante ketzer Sabianus mit allen den seinen volgern und 15 
lif hin und her zu manichen stunden, als ob er den heiligen 
gotes knecht Silvanum zuhaut vorslinden wolte mit grozzen 
ungeberden als ein lebe, der in zorne brimmet, gleicher weis 
als ob got so vorgezzig were das er seiner diner gebete 
nicht derhoren wolte. Dornach als den bösen ketzer dauchte 20 
das er an den allersterksten seiner Sicherheit bestünde, do 
muste er dester schemelicher vallen. Sust stunt aller ge- 
laubigen leute sampnunge in der kirchen und iclicher rufte 
an des heiligen sant Jeronimus erwirdigen namen. Des hatte 
der erwirdige sant Jeronimus sein oren etliche frist vorsloz- 25 
zen das er gleicher weis als ob er slife seiner getrewen 
knecht gebete nicht in keiner weis erhöret auf die rede das 
sein name dornach dester wirdiclicher scheinen wurde. Des 

1 liezze B, denselben C. sulchen gelubden C, were sach 0. 3 bachlein C, 
4 derselbe C ö das C. scholt O. 6 Siluano C. 8 lag AB. 9 got (7. 
10 in keiner weis fehlt C. Vor XXVIII. : wy sabianus auff den gemessen 
tag chumen ist B, 12 gote B. 13 gottlichen C, nie ende vnd C, 
14 gelobten fehlt A, vorlobten gemessen B. 15 den fehlt C. volgeren C 
16 vnd Uff her C. manigen C. 17 mit grozzen bis derhoren wolte fehlt B, 
18 czom prinnet A. 21 an der C aller pesten A, 22 «werlicher C. 
24 erwirdigen fehlt B C. hette 0. 26 sliff C, 27 daz dornach sein name 
dester A, 28 eiivirdiclich AB, 



— 154 — 

erachrak ich so gar hefticlich das ich von rechtem leide mit 
zehern wart über alle begossen und wunderte mich worumb 
sant Jeronimus seinen knechten nicht zu hilf queme. Do 
beitet ich, was gescheen wolde, gar mit grossen vorchten. 
5 Dornach als m£ui nichtes wunders sach von sant Jeronimus 
geschehen, do wart der e genante unfletige ketzer mit gros- 
ser Sicherheit als ein tobendiger hunt mit starker stimmen 
schreien das der heilige gotes knecht Silvanus den tot lei- 
den scheide als sein gelubde stunden. 

XXIX. 

10 ^es ging sant Silvanus an die stat, do man in enthaupten 

schulde, vroHchen und an alle vorchte, gleicher weis als ob er 
zu einer hochzeit queme. Und alle wirdige bischofe und alle ge- 
laubige leute, die zu sulchem gesiebte kumen waren, tröstet er 
veterlichen in semlichen worten : 'Frewet euch alle, nicht seit be- 

1 5 trabt in keiner weis, wanne der almechtige got keinen under 
wegen lezzet, der zu im und in sein genade mit gantzen trewen 
hoffet: wanne ob ich itzunt nicht erhöret werde, so wisset 
das ich vil grosser ding denne disen tot vorschuldet habe 
gen dem almechtigen gote mit meinen sunden.^ Des kniet 

20 sant Silvanus auf die erden und sprach : ^Heiliger sant Je- 
ronime, hilf mir, ob es dir wol gevellet! Und aleine ich 
dises todes und noch grosser smacheit wirdig sei durch 
meiner sunden willen, dennoch auf die rede das solche 
falscheit nicht bestendig sei, so kum der warheit trostlich zu 

25hilfe. Ist aber die sache nicht ein falscheit, so wis mir ge- 
nadig in der zeit des todes das ich mit deiner hilfe kome 
zu immer werunden vreuden.' Nach der rede bot er seinen 
hals dem haher zu slage und bat in das er sluge. Des er- 

1 erschrÄkt Äß. gar fehlt B, vor C. 2 vberal AB, wimdert B. 
» knechte O. hilfe C. 4 geschehen C. 6 genant C, 7 tobendinger C. 
stymme O. 8 knechte AB, leide B. 9 stünde C. Vw XXIX.: wy syl- 
uanns czn dem tod ß. 11 fröiich C. und fehlt C. 14 betrübet 0, 
16 hoffet mit ganczen trewen A. 17 hoffen C. 18 dinge Cr tot gen got 
versebnldet habe mit meinen pözen sunden A, 19 gein C got C, 21 ich 
aleine BC. 24 so fshlt Bü. kome C, tb biz ü. gnedig C, 27 we. 
renden C. 27 den hals C. 28 bäte Q. 



— 155 — 

hub der haher das swert in meinunge das er den bischof 
seines hauptes mit einem aiage berauben wolte. Des er^ 
schein akuhant der envirdige Jeronimus a&u angesicfate aller 
leute und hilt das swert mit gestrackien henden und gebot 
Silvano das er zubant aufutnndew Domach schalt er den 5 
argen Sabiannm, den ketzer^ und sprach das bnchel were 
mit Talseheit gemachet und getichtet, und drewet dem unse- 
ligen ketzer und domit vorswant er von äugen aller leute. 
Wolde got, was disem ketzer geschehen ist, das allen sul- 
chen leuten ein semliches widerfiire: wanne alznhant als lo 
sant Jeronimus vorswunden was, do vil dem e genantem 
ketzer sein eigen haupt von dem leibe gleicher weis als ob 
es des hahers hant mit einem slage abgehawen hette. Des 
gesiebtes wundert sich allermeniclich und sagten dank dem 
almechtigem gote und dem erwirdigen sant Jeronimus^ sei- 15 
nem knechte. Und alle des e genanten ketzers junger und 
volger lissen von allem irresal und bilden sich zu der war* 
heit cristenlicher leute. 

XXX. 

Nu. merket allermeniclich, wie grossen frum und was 
grosser seiden Silvano bracht hat sulche stete hofFenunge, die 20 
er getragen hat zu dem almechtigen gote und zu dem erwirdi- 
gen sant Jeronimus, unserem vater. Sant Silvanus ist ein 
bilde worden aller cristenheit : wann er an alle verebte ster- 
ben wolde durch des gelauben wirde, wann er nicht ein cristen 
ist, der sich vorchtet die warheit zu sagen: wann gleicher 25 
weis als unser herre Jhesus Cristus sein leben umb unser 
selde gegeben hat auf die rede das er uns lediget von des 
teufeis dinste, also schulle wir an Vorchte alleweg bereit 

1 in fehlt B, dem Bischoff Siluano C. 2 mit big slage fehlt C, wolte in 
einem slage C. 8 allen Ä, 4 dtarcken C, 5 sant Silnano C, 6 bach- 
lein wer C. 7 valsche B. falsch C. droet A, 9 widerfaren ist C. daz 
ez Ä. semlicheu C. 10 sukhes O. 11 genanten C, 12 hawp AB, 
16 aimechtigeit C JerommoC. 16 Jnngem C 17 von dem B. Irsalle C 
18 Cristenlidies gelauben C» Vor XXX. : dy hoflfanng siluano B. 19 mercke C. 
fmmen 0. 20 siluano im A. sulch B, 21 got C, 22 vnsern B, Sil- 
▼ano B, 23 bilder C. worde B. 25 vorcht (7. 26 leben vnd B, 28 schol- 
len C. alleweg fehlt C, 



— 156 — 

sein, wanne sein zeit ist unser leben au vorlisen durch sein 
gotliche wirde: wanne wer nicht rechticlichen vichtet und 
streitet auf diser erden^ der mag nicht behalden die wirdi- 
gen kröne der himelischen eren. 
ö Augustine, über vater, sint das ich von dem werden 
bischof sant Silvano itzunt angehebet habe zu reden, so 
meine ich ein ander seine geschieht dir zu sagen, die nicht 
minner wimderhaftig ist denne die itzunt vorkundet ist dei- 
ner übe. Des sint so vil gezeuge als leute haben Nazare1»h 
10 und Bethlehem die stete^ die das mit leiphaftiger gegen wur- 
tikeit gesehen haben mit ir selbes äugen. 

Der alte giftige slang, der teufel, der durch sein hoch- 
fart vortriben ist von des himels hoe und geworfen ist in den 
grünt der helle, der trug grossen haz und neid auf den wer- 

15 den bischof sant Silvanum durch sein grosse heilikeit und 
reinikeit seines erwirdigen lebens, und wart in zome auf 
in alle sein list stercHchen üben und meinet in zu valle und 
zu bösen worten bringen auf die rede das allermeniclich, die 
sich seines heiligen bildsamen lebens gebessert betten, mit 

20 seinem valle zu dem ergsten quemen. Und dovon eines nach- 
tes nam er an sich die gestalt desselben heiligen mannes 
und erschein einer achbem, edlen, reichen und heiligen ifra- 
wen in den Zeiten als sie zu gemache lag auf irem bette, 
und gebarte den gleichen als ob er zu ir ginge, und bat sie 

25 das sie im sundiger tat und Unflates gunnen und leiplichen 
gehengen wolte. Des erschrak unmesslich die edel heilige 
frawe und woste nicht was mannes in der kamer bei ir were. 
Und do sie enpfinden wart das sie aleine in dem gadem 

2 reohtverticlichen C, 6 werden fehlt B* 6 sant fehlt C. itzunt fehlt C» 
h.a\i^ fehlt B angehebet jeczund han czu reden A, 7 sein C. 8 minnor 
fMt A, ynczunt C. 9 als vil JB. geczeugen (7. Vor XXXI.: von des 
tewffelz ney auff silnanum B, 12 slange C. hoehfarst C. 14 neyt vnd 
haz vff C. .. 16 erberigen 4* Auf in fehlt C, 17 seine C, 18 bösem 
Worte C. 19 heiligen fehlt C. bildsames AB. 20 ergesten queme jB. 
21 name G, den g»estalt (7. 22 edlen und B, und fehlt C, 23 mache O. 
25 sey AB, 26 vorbeugen C, erschrakt AB, vmesslich ser B, 27 man- 
nes bei ir i. d. k. were (7, 28 und fehlt C, 



— 157 — 

bei einem manne were, do woste sie nicht wes beginiien, 
und begunde zuhant so gar freislichen schreien das von irem 
grossem geschrei allermeniclich von slafe erwecket wurden, 
nicht alein die leute desselben hauses, sunder alle naehge« 
bauren, die dorumb sazzen^ und lifen allesampt zu der 5 
kamer der e genanten heiligen frawen und fragten sie was 
ir widerfaren were. In denselben fristen hette sich der lei* 
dige slange, der ungetrewe vorretige teufel, under das bett 
der frawen geleget, recht als ob er sich vorbergen wolde. 
Des suchten sie alle beide hausgesinde und die nachgebau-10 
ren, ob sie imanden in der kamer vinden mochten. Dor- 
nach als si^ lange allenthalben gesuohet hatten^ quamen sie 
an die stat, do sich der unreinige slange vorborgen hatte^ 
undfiinden in^ als er sich mit gewonlichen listen in fremder 
gestalt vormachet hette. Und do sie in mit klaren kertzen-15 
lichten rechte schawen und ansehen begunden, do dauohte 
sie es wer der ertzbischof von Nazareth Silvanus. 

JvA.X 1.1» 

Des vorwundert sich allermeniclich, die dorzu kumen 
waren und wurden allesampt also irre das sie vor amechti- 
keit nicht wosten was sie beginnen scheiden^ wanne in wolSO 
kunt was des ertzbischofes heiliges leben, und dobei sahen sie 
so grosse uafletige sunde. Des fragten sie in, worumb er so un- 
bederbe sunt tun wolte? Do antworte der teufel in semlichen 
Worten; Was arges hab ich getan, sint mich dises weip 
gebeten hat zu sulchen dingen?' Do schrei die heilige frawe 25 
mit lauter stimme das er felschlich gelogen hette. Des wart 
derselbe unfletige teufel so lesterliche unmenschliche schem- 

1 do fehlt B C. waz C 2 so gar fehlt B, gar fehlt C, 3 wart C. 4 nacht« 
gepawre A. nachbauren C. 6 sey B, 7 were widerfaren C. nach sich Ä B. 
8 bette C. 9 als er A, ab sam er Ä 10 nachbauren C 12 lange als 
sie BC. hetten C. quam AB. 13 slang C. hette C. 16 rechte fehlt AB, 
an begonden sehen A. begunde B, 17 Siluanns von nazareth C. Vor 
XXXII.: von des tewfflz getichte B, 18 erwundert A, wundert C, sich 
fehlt B. allermeiniclicher (7. doczu (7. 19 allesamp AB. 20 We2 sie C, 
21 sagen AB, 23 tun schölte vnd auch wolte A. 24 Worten fehlt A, 
seit O. 25 heylige wirdige A. 26 felschlig AB. 27 vnselige AB. 
schemige AB. 



— 168 — 

lidüe wort sprechen d&s nimant aulches lasier geleidea oder 
gehören mochte. Und das tet er nur auf die rede das aller- 
meniclichen seinen zom und has auf sant Silvanum dester 
herticlicher würfe und das er den erwirdigen man und dor- 
5 zu die edeln heiligen frawen zu bösem werte brechte. Des 
morgens quamen sie gen Bethlehem und sagten alle ding, 
die sie gesehen betten, und bei namen sjaracben sie das der 
ertzbischof Silvanus ein gleizner were und das man in bil- 
lieh als einen unreinen sunder brennen solde. Der jBulchen 

lOnewekeit wart alle die stat zu Nazareth erzürnet auf den 
ertzbischof Silvanus also dAs iclicher schalt, so er den bi- 
schof horte nennen. G-roz was die gedult dises mannes und 
ein grosses zeichen seines heiligen lebens. Der ertzbischof 
erfor die newekeit suldier grossen schänden und in so gros- 

löser widerzemikeit bleib seih hertze stetes und an allen 
zweifei. Kein ungedult, kein unbederbes wort mochte imant 
von im gehören; grossen dank saget er dem almechtigen 
gote und lobet seinen namen und sprach er bette mit seinen 
sunden sulche leidunge wol vordinet. 

xxxin. 

20 was sal ich dir sagen, über vater Augustine! Mein 
ungedult ist leider also groz, das ich ubelhandelunge imd vor- 
smehunge nicht aleine der werk mit nichte geleiden mag^ 
sunder ein icliches kleines wort bringet mich zu ungedult 
in allen stimden. Gotliches lones bin ich begirig, aber der 

2 Ö arbeit wolte ich wol enbem, wie wol mir gentzlichen kunt 
sei das ane smertzen, ane leiden und ane grosse gedult gen 
himel nimant kernen ist noch komen mag in keinen Zeiten. 
Was ijaag ich anders von mir gesprochen? nur das aleine: 

1 oder geboren fehlt C 2 aUermehiicUch C. 3 czoren B, sant fMt A, 
5 heiligen fehlt A. die erwirdigen heiligen Edlen frauwen C. 6 gein O. 
sag eten B, 1 er AB. 8 gleichsner B. billichen C 10 die fehlt A B, 
erczomet C 11 Siluanum C. £rtsbischo6f C. 14 der derfiire C. grqaser O. 
18 lobte Q. name B. Vor XXXIII.: ein gedacbtnus der. dymuticfaai^ B, 
20 Swas A, Was C. Agustine C. 21 gedult A. so A, alczu B. 23 iclicb O. 
24 Ion AB^ %b enperen C. gentzlieh C. 26 gein C. 28 sebol O. mon 
mir fehlt B, sprechen C, 



~ 159 — 

Bint ich den heiligen nieht enlieh bin in guten siten und in 
heilikeit des lebens^ so sal ich nach tode ires fieligen lones 
unbillichen warten. Swerlich geburte mir zu weinen, so ich 
meines und der heiligen leben rechticlich beschawe. Wunder 
ist das mir und zu betrachten gar mit grossen vorchten: 5 
wir lesen, wir schawen und besinnen alle der heiligen leben 
und nimant wil sich zu iren seligen werken schicken. Das 
hab ich alzumal gesprochen nur dorumb das ich dir, hertzen- 
über vater Augustiiie, mein unweisheit vorkunde. Ofte 
habe ich gehöret von des seligen Silvanus munde das er 10 
nimmer seliger were nur in den zeit^i so in die werit aller* 
meiert vorsnodet, vomichtet und vorsmehet, und «einniame 
snoder w^e in achtunge aller leute. 

XXXIV. 

ilugustine, liber yater, breiten wart sich sulches böses 
wort, dorein des teufeis argelist Süvanum hat gesetzet, also 1 5 
das sulche schände nu kumen was gen Alexandrien, gen 
Cyppern, und in allen steten wart allermeniclich sulche schände 
reden also das zu des unschuldigen ertzbischofes hause und 
zu seiner wonunge nimant kumen torste. über uns sitzet 
der almechtige got, der seine heiligen underweilen leiden öO 
lezzet das er ir gedult vorsuche; und domach wenne es 
zu schulden kumet, so hilfet er in genediclichen aus allen 
iren noten. Do nach des teufeis sulchen listen ein jar vor- 
gangen was, do für der unschuldige man von Nazareth auf 
die rede das er den leuten desselben landes etwas entseuften 25 
mochte, und für gleicher weis als zu einer Zuflucht alles 
seines heiles gen Bethlehem zu der kirchen, dorinne sant 
Jeronimi erwirdiger leichnam rastet und leget sich auf sein 
grap. Und do er doselbest gelegen was wol gen zweien 

3 so swerlick A. geburt 0. 6 mir fehlt C. gar fehlt C. 6 wir seh^n wir 
sehen schawen B. beschawen wir besinnen aller 0, 9 Weisheit ABC, 
vorknndet AB. 10 geboret fehlt B 0. munde vomumen BC, 12 haste 
vorsnodet C. vnd vomicht B, vomichtet fehlt A. tS sneder B. Vor 
XXXIV. : hie schfeibt er augustino B. 15 wdrt fehlt B C, hette 0. 16 nu 
kumen -was fehlt B. gein C, 17 alle stet B. 20 seinen AB. leiden 
fehlt B. 25 de selben C. 28 Jeronimus C. 29 gegen C. 



- 160 — 

ßtundeB; do quam in die kirchen ein arger man vol unreiner 
geistO; und do er den heiligen man Silvanum sach ligen auf 
dem grab mit andechtigem gebete, do lif er auf in aU ein 
zorniger slange und wart im sehe m liehen aufheben undvor- 
5 weisen das er erwirdiger frawen gedanken von keuscher mei- 
nunge zu grosser unreinikeit und zu sunden locket« Do 
sprach das unschuldige lamp Silvanus mit gewonlicher de- 
mutikeit als ein demutiges hertze^ das allewege gerne vor- 
smehet wil sein durch gotliche libe, wirde und ere: 'Guter 

10freun<^ ich bite dich, rede dasselbe vil und ofte/ Des zoch 
der unzuchtige loter sein swert aus der scheiden^ dorinne 
es hing an des loters seiten, in meinunge das er es durch 
Silvani kel veintlichen stechen wolte. Und alzuhant als sant 
Silvanus sprach : hilf, erwirdiger sant Jeronime, hilf, do stach 

15 sich zu tode derselbe böse man mit seines selbes swerte: 
wanne sich das swert an seinen da-nk widerkeret zu der 
kele des snoden mannes; und also vil er in die gruben, die 
er sant Silvano aufgesetzet und gemachet hatte. 

XXXV. 

TFimderhaftig ist das wunder, noch wunderlicher ist das, 
20 das ich noch sagen wil. Von geschieht quam ein ander un- 
geslachter man in dieselben kirchen, und do er sulche 
ding sach, die gescheen waren von sunderlicher gotes 
räche, do dauchte in das der heilige gotesdiner Silvanus den 
ersten unseligen man dermordet hette, und zoch sein swert 
25 in meinunge sant Silvanum ze toten. Das ich unnutzer wort 
ze vil icht rede : was dem ersten widerfaren was, das ge- 

1 kirche AB, voller C. 3 grabe andechtigem beten C. er fehlt AB, 
4 vürwerffen C, 5 er fehlt C. erwerigen B. erberigen C. 6 doch A B. 
8 gerne fefilt A. geren C. 9 sey willen B, seinen willen O. libe fehlt B, 
10 ofte vnd vil C. 11 ans sein swert von der Seiten do ez hinge in 
meinunge daz er C. dorinne es bis seiten fehlt A. 12 durch sant 
Siluanua kele veintlich C. 13 drucken A, stechen veintliche stechen wolte C, 
99^t fehlt A, 14 erwirdige AB, s&nt fehlt A, 16 sein C 17 pozen A, 
18'SiluanusC aufgeseczet heiie BC, und bis h&tbe fehlt C, Vor XXX Y.: 
ein wunderhaftiges czaichen B, 19 ist das ich A C 20 ich wil sagen B C. 
vnslechtiger B. 21 sulch AB, 22 geschehen C, gunderliche AB. 
25 czu 0, vnnucze AB, 26 czu 0. 



— 161 — 

Schach gleicher weis dem andern. Dornach in den zeiten 
als diser ander noch nicht zu der erden gevallen was, so 
kumen von geschichte zwen ander man in die kirchen, und 
dorumb das in unkunt was umb die grosse macht gotliches 
gerichtes, dauchte sie das der heilige gotes knecht Silvanus 5 
sulchen mort begangen hette. Des nam im der eine aus 
denselben zwein sulche ding vaste zu hertzen und wart 
gleich als ob er unsinnig wer mit freidiger lauter stimme 
schreien : 'Morder Silvane, wie lang sal dein bosheit weren ? 
Du betreugest und twingest die weip zu unkeuscher unrei- 1 
nikeit und dorzu heimelichen mordest du die leute : sicherli- 
chen heute sal dein bosheit ein ende nemen !' Und domit 
rucket er sein swert imd lif gar snellichen in meinunge sant 
Silvanum zu toten. Und alzuhant als der heilige gotes knecht 
Silvanus schreien begunde : 'Hilf, Jeromine, erwirdiger vater!' 15 
zuhant geschach disem driten gleich den ersten zwein, also das 
er sich selben tötet. Do sein geselle das sach, do erschrak 
er sulches wunderhaftigen gesiebtes und dauchte in das sul- 
cher mort mit zaubemusse geschehen were, imd lif zu der 
kirchentür und begunde rufen : 'Kumet allermeniclichen ! 20 
sehet wie der zaubrer Silvanus im nicht genügen lesset das 
er vormals die weip zu unkeuscheit gereitzet hat, sunder er 
tötet auch mit zaubemusse die leute!' 

XXXVI. 

Des begunde man und weip und allermeniclich dorzu 
laufen. Des hub sich ein grosses unmezziges geschrei das 25 
man Silvanum als einen morder und zaubrer brennen scheide. 
Sulche stimmen quamen auch zu meinen oren. Ich erschrak 
bitterlich sulcher dinge und lif snellichen sulches wunder 

1 demach B, 2 der ander C. 3 vngeschicht BC» 7 czweien C 8 er 
fehlt B, vnsinniger were C 10 betrügest B, reinikeit B, 11 die 
fehlt B. sicherlich C. 12 bosheit nemen ende A. 13 rukt B, snellich (7. 
14 zu hia und fehlt B. czu hant£. 16 czweien C 17 selber 0. gesach (7. 
erschrakt B, 19 czauwemuss B. 21 czawberrer A» 22 vnkeuschheyt C. 
hat gereiczet A. gereisset habe 0. 23 di leute mit czaubemusse A, de C. 
Vor XXXVI. : ein grosses geschrey des Volkes B, 26 unmezziges fehlt B, 
27 stymme quame (7. erschrakt B. 28 bitterlichen C. snellich C 

11 



— 162 — 

zu sehen. Do stunt das unschuldige lamp mitten under frei- 
digen Wolfen, und wie wol sie allesampt in übel handelten 
gleich als tobendige hungerige hunde, dennoch stunt er 
under in sulches senften mutes, als ob im alles geluck wi- 
5 derfaren were, und sprach nicht anders denn also : ^Ich leide 
billichen dise schände, wanne ich wider meinen got swerli- 
chen hab gesundet/ Sie vingen, sie slugen den unschuldi- 
gen menschen; was tete aber Silvanus in disen noten? nicht 
anders nur das er dester frolicher zu der marter ging, so 
10 er brüfet das im ie grosser smacheit und grosser schände 
wart von in derboten. 

xxxvn. 

Domach gebot ich dem volke das sie sweigen scheiden 
auf die rede das ir zom etlicher weise gemessiget wurde. 
Zuhaut wart ir schauriger zom dester hitziclicher brinnen, 

1 5 und recht in den Zeiten als Silvanus aus der kirchen ge- 
vangner gefuret wart, zuhant erstunt der erwirdige sant 
Jeronimus aus dem grabe, dorinne er gelegen was, und er- 
schein allermeniclichen in so grossem lichte das der leute 
äugen sulches licht nicht geleiden mochten, in meinunge das 

20 er seinem liben ertzbischofe Silvano zu hilfe kumen wolte. 
Des nam er Silvanum bei der rechten haut und gebot aller- 
meniclich mit freidiger stimmen das sie in gevangen fiirbas 
mer nicht bilden. So grosse kraft hette sulches sein ange- 
sichte das alzuhant e denne sant Jeronimus sulche wort gar 

25 gesprochen hatte, allermeniciich begriffen wart mit so un- 
messlichen grossen verebten das sie allesampt auf die erden 
vilen. Die weile bracht man ein weip, die besessen was 
mit dem bösen geiste, und was dieselbe unselige mit keten 
und mit vessem besmidet und was gar herticlich gebunden; 

1 schauwen C 3 tobendige hunde di hungerige weren A, hunt C. 
stunde AB. 4 gelücke C, 7 sluge C. 8 tet O. 9 ginge O, 11 wart 
im derboten B. von in fehlt C. Vor XXXVII. : do gepot er dem %'olk 
zu sweygen B, 13 eclicher B, 14 hiczlichdr AB. brtien (7. 15 als 
sant C gefangner auz der kirchen wart gefuret B C, 16 entstunt A. sant 
fehlt A, 18 allermeiniclich C. 21 hende C, 22 stimme C, 23 hat BC, 
sein sulches ii. angesicht C, 24 ee den C, dy sulche AB. 25 so mit B. 
vnmessigen C, 27 weip dy da B. 28 den bösen geisten C 29 fesseren C. 
und was fehlt A, gebunden fehlt A» 



— 163 — 

und als man sie in hoffenunge das sie gelediget wurde ge- 
gen der kirchen ftiret, zuhant als ir fiizze der kirchen swelle 
traten^ begunde der teufel freislichen schreien: ^Erbarme dich, 
erwirdiger Jeronime, über mich, erbarme dich über mich, 
wann ich von dir grossen smertzen leide!' 5 

xxvm. 

Zuhant sprach sant Jeronimus: 'Du unreiner böser 
geist, balde mach dich von der, gotes dimen und oflfenbar 
dein schalkeit, domite du vormals den leuten dich beweiset 
hast in der gestalt Silvanus, meines freundes/ Zuhant nach 
geböte des erwirdigen sant Jeronimus beweiset sich der teu- lo 
fei in der gestalt sant Silvanus in sulcher geschieht das aller- 
meniclich gelaubte das es Silvanus were, und bekante das ^ 
er alle sulche ding und aufsetze getan und aufgeleget hette 
auf die rede das er den heiligen gotes knecht santSilvanum 
und die ersamigen heiligen frawen zu bösen werten brechte. 15 
Dornach vorswant der teufel aus der kirchen mit grossem 
geschrei. Augustine, merk dises wunder : der erwirdige sant 
Jeronimus hilt dennoch seinen Üben ertzbischof mit seiner 
rechten hant und sprach zu im mit suzzer stimme : 'Hertzen- 
liber Silvane, was wiltu das ich durch deinen willen tun 20 
sulle T Do Sprach Silvanus : 'Hertzenliber vater und herre, 
das du mich auf diser erden nimmer lassest bleiben!* Des 
antwurt im der erwirdige sant Jeronimus und sprach also-, 
^Liber sun, was du gebeten hast, das schol alzumal geschehen : 
nu kume nach mir gar snellichen!* Und domit vorswant der 25 
erwirdige sant Jeronimus von äugen aller leute. Dornach in 
kurtzer frist, als sich ein einige stunde vorlaufen mochte, 
vorschiet der ertzbischof Silvanus. Des wart sich allerme- 

1 sey in. AB, geledig AB. 2 s wellen trat C 3 frischlichen AB, 4 über mich 
fehlt beidemal A. Vor XXXVIII. : do gepewt jeronimus dem tewffel B, 
6 sant Jeronimus sproch B. sant feMt A, ynreiniger 0. 7 mache C, 
dime 0. 8 erczaiget A. 9 in dem C 11 in dem C gestat B. 12 es 
sant 0. Silnanus selber A, vnd beschaute A B. 14 knecht gotes B. 16 vnd 
der AB, Ersamen C, bösem worte C. brachte AB. 17 mercke 0. 
18 Uhen fehlt BC. 19 hende €. herczelUeber B. 21 sant Siluanus B, 
vater und fehlt A, 28 sant fehlt A, 24 sone wez C 25 gar fMt B, 
snellischen B. 27 einige fehlt A, stund B. hette O. 

11* 



~ 164 — 

niclich wundern, dorzu begunden beide frawen und man 
und kinder laufen. Do hub sich ein grosses weinen, suftzen 
und klagen das die erde mit zehern wart begossen : aller- 
meniclich gaben sich schuldig das sie den heiligen sant Sil- 
5 vanus in so grossen Unschulden so schemlich gehandelt hat- 
ten und begerten dorumb genade von dem almechtigen gote, 
und bleip das volk alzumal die gantzen nacht bei dersel- 
ben kirchen. 

XXXIX. 

Z>es morgens fru wurden besendet alle bischofe mitsampt 
10 der pfafheit, und dorzu quam allermeniclich aus den zweien 
steten Betlehem und Nazareth und wart der heilige leichnam 
sant Silvani gegen seiner kirchen Nazareth wirdiclich gelei- 
tet, und in derselben kirchen begruben wir in, «als wol zim- 
lich waß, in grossen wirden. Vil rede und lange wort moch- 
löten nicht volbringen des erwirdigen sant Silvani leben und 
sein tugentliche handelunge. Sust hab ich noch vil zu reden 
von des erwirdigen sant Jeronimus wunderhaftigen zeichen; 
das ich von sant Silvanus Sachen meine itzunt aufzehoren 
und wil mich in des erwirdigen sant Jeronimus zeichen mit 
20 ordenlicher werte bescheidenheit in fleisse wider setzen, 

XL. 

Ich meine itzunt zu sagen ein wunderhaftiges zeichen, 
des ich eines teiles underweiset bin von erwirdigen leuten 
und das ich eines teiles gesehen habe mit meines selbes 
äugen. 
25 Zwen edel reiche man von Alexandrien tugentliches 

lebens, wie wol sie beiden waren, begriffen den weg den 

1 beide fehlt C, weip vnd man B, man vnd weip C 2 weinen fehlt B C. 
4 gab C 6 so nach in fehlt B. Vor XXXIX. : ein samnung der prye- 
sterschafft B, Kein neues Gdpitel A. 11 und wart bis Nazareth 
fehlt A. 12 wirdiclicben beleitet C. 13 grub B. 15 volbrengen sant 
Siluanns ei'wirdiges leben C 17 zeichen fehlt C. 18 itzunt fehlt C. 
20 Worten AB, Vor XL.: ein grosses czaichen von czwayn hajdischen 
mauen B. 22 underweiset bis teiles fehlt C, 23 hab C 26 waren 
Auch bin eines teyles vnderweiset von erberigen leüten vnd die vorge- 
nanten czwene begriffen C. 



— 165 — 

erwirdigen sant Jeronimus zu suchen und sein heiligtum zu 
sehen umb snlche grosse wunder, die sie in dem lande von 
im gehöret hatten. Und do sie beidesampt mit grossem 
reichtume auf die Strasse kumen waren, des wurden sie 
eines tages des rechten weges irre und quamen in einen 5 
grossen walt, dorinne sie weder pferde noch leute fuz- 
st^pfen gesehen oder gemerken mochten. Des begunden 
sie sant Jeronimus namen anzurufFen und sich enpfelhen 
seiner gnediger hüte. In demselben walde was ein haupt- 
man der morder, der under im wol fünf hundert mordige 10 
dibe und rauber hette. Die pflag er zu senden auf die 
Strassen das sie allermeniclichen rauben und toten schölten 
und domach den sulchen raup zu im bringen. Und do der- 
selbe hauptman die e genanten zwen man von Alexandrien 
begunde sehen, do gebot er dreien seinen knechten das sie 1 5 
die zwen man zuhant morden und berauben scholden. Die 
erhüben sich snellichen und eilten zu den zweien mit ge- 
wonlichen iren wapen in meinunge ires hauptmannes gebot 
suntlichen zu enden. 

XLI. 

uflugustine, liber vater, nu merke die grosse wirde des er- 20 
wirdigen sant Jeronimi ; merke sein wunderhaftige zeichen, 
die von allen heiligen unser zeit ungehort sein. Die mor- 
der gingen zu den zwen in meinunge sie zu toten; und do 
sie nahen quamen, als sie vormals gedaucht hette das ir nur 
zwen weren, so begunden sie ein unzelliches volk sehen und 25 
einen man für in gen, der mit so klarem lichte scheiniger 
was das sulchen glanst menschliche äugen nicht geleiden 

2 vnd sulche BC, von im gehöret in dem lande AB, 3 hetten C d© 
fehlt B. 4 reichtum C. 5 tages irre A. tages rechten J?. 6 füzstrasse A* 
füzstaflfen B, 7 gesehen mochten oder gemerken C. 8 anruffen B. ent- 
felhen B. 9 genedige C. gute B, 10 hnnder B. 12 allei-meiniclich C, 
15 dreyn mördern seinen^. 16 r&uhen AB, 17 tfnellich C, Vor XLI.: 
do schreibt er Augustino B, Kein neues Capitel A, 20 dise C. 21 sant 
fehlt AB, seine wunderhaftigen czeichene C. grozze czeichen A, 
23 czweyen C. vnd das sy B, 24 nahe 0. gedauchte C. 25 volke B, be- 
sehen AB, 26 vor in geen C, licht C, 27 gesehen B, 



— 166 — 

mochten. Des begriffen die morder solche vorchte und so 
starkes schrecken, das sie nicht anders zu tun wosten nur das 
sie zu iren gesellen wider lifen. Und do sie etlicher masse 
verre von den leuten quamen, die sie gesehen hetten, do 
ödauchte sie aber das ir nur zwen weren. Des dauchte die 
morder das sie ir eigen gesiebte sust betrogen bette, und 
wurden zu den zweien mannen wider eilen. Und do sie an- 
derweit nahen zu in quamen, do begunden sie gleicherweis 
als vor ein unzelliches volk zu sehen. Sulcher geschieht be- 
lOgunden sich die morder merklichen wundem, und als sie 
umb sust gearbeit hetten, so scheiden sie anderweit von 
den zweien und eilten zu irem hauptmanne^ der sie gesendet 
hatte und ir beitunt was, ob sie sein sundiges gebot geen- 
det betten. 

XLH. 

1^ Des schalt der hauptman dieselben drei sein knechte 
umb das, das sie so lange von im gewesen waren. Und als 
er die wunderhaftige geschieht von in b^unde boren, do 
hilt er sie vor toren, umb das das sie unweislich und 
saumlich gevaren betten, und sante mit denselben dreien 

20zwelf ander morder die e genanten zwen man anzugreifen. 
Den allen geschach gleicher weis als den ersten: wanne 
von der verre sahen sie ir nur zwen und do sie neher 
quamen, do sahen sie, gleicher weis als die ersten ir ge- 
sellen vormals gesehen hatten, ein unmessige schar unzelli- 

25 eher leute. Ir hertze wart zitern in so grossen verebten, 
ir leip wart sich erschutten in der masse das sie amechtig 
wiu'den, gleicher weis als ob sie alle ir kraft gentzlichen 

2 erschrecken C. nur wie si A, 3 das bj AB. 4 wider quamen C. 
6 sie fehlt B. sust fehUA, so 0. 7 daz si AB, 8 nahent^. bey si BO. 
sie] so B. 9 vnczeUich AB, gesiebt B, 11 gearbeitet C. schiden C. 12 wi- 
der czu dem hauptmanne C. 13 bette C beitender C, 14 hatten AB. 
Vor XLn. : der hawpman der morder B. 15 seine C, 16 vmb daz sie C. 
18 bilde C, vür 0. vmb* das sie so C. vnd so C, 19 schemlich C. 20 ge- 
nante B. zwen fehlt C, 21 gleich als B. gleich den C, 22 ir fehU A, 
nur ir B. und fehlt BC. nehner B. 23 do fehlt B. 24 bet- 
ten C, vmmesschiche B 26 leipt B. 27 waren A. aller C, irer krefte 
gentzlicb C, 



— 167 — 

beraubet werea. Doroach begunden sie etlicher maBse zu 
kreften komen und volgten heimlichen den zwein in mei- 
nunge das sie erfaren wolden was sulche geschieht bedeutet. 
Des wurden die zwen von Alexandrien die sulchen morder 
sehen und wurden mit grossen vorchten gedenken was leute 5 
sie weren, die in dem wilden walt gingen. Des schicket sich 
die sunne zu dem nidergang also das (iie zwen von Alexan- 
drien nicht wosten was sie in der nacht beginnen scheiden 
und gingen zu den mordem als zu wegfertigen guten leuten 
in meinunge iren rat zu suchen, wes sie sich in der wilt- 10 
nusse betragen scheiden. 

XLin. 

In der frist als die zwene zu den mordern sich begun- 
den neben und keren, wurden die morder aber nur zwen 
sehen und begunden in zimlichen zu begeinen, und als sie 
beiden Seiten zusamen quamen, begunden sie sich an ein- 15 
ander zu grussen. Des fragten die morder die zwen von 
Alexandrien, wer oder wannen sie weren oder wohin sie 
wolten. Des antwurten die zwen und sprachen: 'Wir sein 
von Alexandrien und sein auf dem wege gen Bethlehem des 
erwirdigen sant Jeronimus heiligtum zu schawen.* Do sprach 20 
der hauptman der bösen geselleschafte : 'Was leute waren sie, 
die mit so grosser schar bei euch auf der Strassen gingen?* 
Des wimdert die zwen von Alexandrien und sprachen : 'Sint 
der zeit das wir in disen walt komen sein , so hab wir 
nimand anders nur vormals drei und itzunt euch andern ge- 25 
sehen.' Do sprach der hauptman: *Ein grosses unzelliches 
Volk ist bei euch gewesen. Nu berichtet mich, von welchen 
Sachen das geschehen sei?' Do sprachen die zwen: 'Kein 
ander Sachen mugen wir nicht gewissen nur die aleine das 

2 wider komen C. heymliche B, 3 schicht A, gesiebt B. 5' vorchten 
trachten Ä, 6 in dem walde C 8 wez C. 9 guten fehlt C. 10 rate C. 
wes sie in der w. sich Ä, Vor XLIII. : auch von den czwayn mannen £. 
12 als sy äy B. 14 czimlich C, begegenen A. 16 czu sampne C ko- 
men -4 Ä sich fehlt A C, einder sich czu C. 17 von wem C wo sie bin C, 
19 auf fehlt B, 20 heyltum AB. 21 geselschefte 0. 24 so fehlt C. 
haben Ci 25 nymanden B. nymande C, gesehen anders A. gesehen 
haben C. 28 sey geschehen A, 29 nicht fehlt A. nur aleine B, 



— 168 — 

wir uns des erwirdigen sant Jeronimiis genaden und seiner 
veterlichen hüte enpfolhen hetten/ Zuhant nach sulcher ant- 
wurte wurden die e genanten morder mit genaden des hei- 
ligen geistes also getröstet und ersuzzet, das sie aller freidi- 
ökeit vorgassen und vilen zu der zweien fuzzen und baten 
genade umb ire grosse missetat des mordes, den sie gemei- 
net hatten. Und domite fürten sie die zwen zu andern iren 
gesellen des e genanten waldes. 

XLIV. 

-Augustine, was sal ich sagen? In der ersten stunden 

1 derselben nacht quamen dise zwelfe zu den andern mordern 
allen und wurden sagen alle wunder, die sie gesehen hetten, 
und wurden dorzu die andern ire gesellen bitten das sie von 
Sunden lissen und gegen Bethlehem mit in füren des erwirdi- 
gen sant Jeronimi heiligtum zu sehen, Zuhant begunden die 

15 andern morder sulcher rede als einer torheit spotten. Dornach 
begunden sie droen dem hauptman und den seinen und spre- 
chen, sei das sache das sie von sulcher sache nicht lassen wol- 
len, das sie dorumb ane zweifei sterben musten. Und in der 
geschieht als der hauptman und die seinen durch selige 

20gedanken, die in iren hertzen enzundet waren, von sulcher 
seliger rede und heiligen fursatz nicht lassen wolden, do 
begunden die andern morder gleich tobendigen hunden ire 
swert gegen in veintlichen enblossen. Augustine, nu wisse : 
die swert mochten sie nach böser ires hertzen meinunge zu- 

25cken und aufheben, aber die kraft des erwirdigen sant 
Jeronimus was so stark das sie dieselben swert nicht ge- 
neigen oder gesenken mochten, es were denne das die zwen 

2 enpfulhen A. empfelhen B. betten fehlt A. 3 genades B, 5 vielen czu 
der erden rnd czu der czweien A. 6 vmb sulche grosse A. ir C. 7 betten C 
Vor XLIV. : Wy dy czwelff den andern gesagt B, Kein neues Capiiel A. 
9 stunde C. 11 alle die C. 12 ire fehlt C. 16 dreüwen C. und spre- 
cben fehlt C 18 dorumb fehlt C. dorümb sterben müzzen C. 19 do 
der C, 20 in doppelt B. enczunden C. 21 seiligen C 24 sich nicht 
nach JE?, bösem C, ires hertzen fehlt A, willen C. geczucken C. zucken 
hit aufheben fehlt A. 25 erwirdige B. 26 das sie fehlt C, mit 
nicht C. 



— 169 — 

I 

man von Alex^ndrien, die bei den mordem gevangen stun- 
den, sulche genade zu tröste den bösen mordern von sun- 
derlicher gute des erwirdigen sant Jeronimus behilden. 

LXV. 

^ugustine, nu merke wie unsprechliche und wie uber- 
grozze sei die barmhertzikeit unsers herren, wie sein gute 5 
allermeniclich zu seiden bringet nach gotlichem willen : wanne 
alzuhant als die sundige schar der e genanten morder sulche 
grosse ungewonliche wunder wart ernstlichen besinnen, so 
sageten sie dank, lop und ere dem almechtigen gote und 
dem erwirdigen sant Jeronimus besunder und gelobten in 10 
guten hertzen das sie sant Jeronimi heiligtum besuchen wol- 
ten. Dornach des morgens fru erhüben sich drei hundert 
man derselben morder und lissen* denselben walt und füren 
mit den zweien mannen von Alexandrien zu dem grabe sant 
Jeronimi, des erwirdigen herren, und sageten allermenicli- 15 
chen die ungehorten und ungewonlichen wunder, die sie ge- 
sehen hetten. Doselbest wurden auch getaufet dieselben zwen 
heidenische man von Alexandrien und lissen alle werltliche 
begerunge und begaben sich in ein kloster, dorinne sie geist- 
liches leben untz an iren tod andechticlichen bilden. Und 20 
die andern drei hundert man, die sich vormals rauhes und 
mordes begangen hatten, quamen zu dem licht der warheit 
und rechtvertiges lebens mit b^vmhertzikeit des almechtigen 
gotes und durch des erwirdigen sant Jeronimus sunderliche 
genade. 25 

XLVL 

In der stat zu Constantinopel ist gescheen ein gleiches 
grosses wnnder, als ich mit brifen underweiset bin, die mir 

2 sunderliche B, 3 Jeronimus fehlt C, Vor XLV. : hie loben dy 
morder got vnd jeronimum B. 4 vnsprechlich vnd vber gross die B. wie 
nach und fehlt C. 9 sagte C. 10 erwirdige B. 12 dornach fehlt C, 
14 czweynon B. 16 vngewonleiche vngehorten A. und fehlt C. 18 hei- 
dennischen C, alle fehlt B. werltlich C. 19 gaben A, gaistleich A. gott- 
liches B, 20 vnd an ir ende C, 21 drei fehlt C. 22 der ewigen war- 
heit A. 23 leben AB. Vor XLVI. : ein grosses czaichen von czwayn 
romern B, 



— 170 ^ 

von dannen neulichen sint gesendet: wanne sein nicht lang 
ist daj9 zweien jungen romern semliche geschieht widerfur^ 
also ich dir, Augustine^ schreibe. Dieselben zwen jungen 
romer quamen bei ein dorf, das zwelf meil von Constanti- 
5 nopel gelegen, was und ee denne sie in das dorf quamen, 
bei den stunden ires inganges wurden zwen man auf der 
strazze ermordet. Domach als sulcher mort erschal in dem 
dorf, sampnet sich alle dorfschaft und wurden alle fleizziclichen 
suchen, wer die zwen man ermordet hatte. Des künden sie 

lOnimanden vinden nur aleine dise zwen unschuldige jungen 
romer. Des wurden sie gevangen von aller dorfschaft und 
herticlich gehalden gleicher weis als ob sie die e genanten 
zwen man feischlich ermordet hetten. Des begunden die 
zwene jungen romer gar ernstlichen wundem und begunden 

1 5 mit allen kreften sweren das sie dovon nichtes wosten. Doch 
wurden sie gevangen in das dorf gefuret und von dannen 
gen Constantinopel in das gerichte für die herschaft, die 
sulche Sachen gewonlichen richten schölten : wanne in dem- 
selben dorfe nicht gerichtes was über morder oder semliche 

20 Sachen. Mit in quamen ir besager, die in schult gaben eines 
strazmordes, und mit kurtzen werten: sie musten durch 
grozzen peinigen smertzen das bekennen des sie unschuldig 
waren, und ubergink ein urteile das man sie als morder 
alzuhant enthaupten scheide. 

XLVII. 

25 PTelches hertze mochte so herte sein, das sulchen jamer 

nicht beweinen schölte umb grozze sulche leidunge der edlen 
unschuldigen jungen, die in so bluender jugent also zirlich 
anzusehen waren. Swerlich begunden die edlen jungen wei- 

1 neulich C, 2 semlich B, 6 der stumde C ganges Ä. einganges C. 
mane C 8 wurden alle sampt C, freyslichen AB, 9 hette C. 10 jungen 
feklt BC 12 e genanten fehlt C • 13 czwene feischlich ö, 14 gar fehlt C, 
16 dovon fehlt C, dorumb westen C. 16 gevangen vnd in B C. vnd do 
von gen 0. 18 czu richten B, demselbe B, 22 grosser penignn^ des 
smerczen bekennen B. grosse peinige not vnd smertzen dez bekennen C. 
23 vrteil (7. Vor XLVII.: wy man sy enchoffen wold B, Kein neue* 
Capitel A, 26 TTelche hertz C gesein C. 26 grozze fehlt BO. der- 
selben C 27 czimleich waren an czu sehen A, 



— 171 — 

nen daa in die zeher über ire wangen begunden rinnen; 
gar groz was ir suftzen und ir klagen und sprachen beide- 
sampt aus betrübten hertzen : ^Erwirdiger Jeronime, ist suIt 
eher dein Ion, des von dir deine getrewen diner warten umb 
grosse arbeit sulches langes wegea? O wirdige romische 5 
stat, der wol kunt ist unser geburt, wie gar kleine hattest 
du dich vorsehen sulches unsers schemlichen endes!* Des 
fürte man die edlen unschuldigen jungen an die stat^ do sie 
sterben scholden, und allermeniclich volgte sulchem leidigem 
angesichte. O du grosse unsprechliche barmhertzikeit des 1 
alxnechtigen gotes, domite himel und erde erfoUet sein, die 
aller unschult in noten nicht vorgisset ! Des knieten die un- 
schuldigen jungen auf die erden an derselben stat> do man 
sie meinet zu toten, und strakten in den himel mit andacht 
ir hende und sprachen mit lauten stimmen: 'Erwirdiger saut 1 5 
Jeronime, unser helfer, unser troster, suzze Zuflucht unsers 
heiles, nu wende in disen fristen zu unserm unwirdigen 
gebete dein genedige oren in sulcher weis: sei daa sache 
das wir sulches mordes unschuldig sein, das wir denne dei- 
ner gute und deiner hilfe getröstet werden; sei wir aber 20 
schuldig, so laz uns vorderben in schänden, die wir vordi- 
net haben!' 

xLvni. 

Dornach als sulche wort ende namen, strakten sie ir 
Heise zu des gerichtes swerten ; doch sprachen sie allewege : 
^Hilf, erwirdiger sant Jeronime, hilf!' Nimant sal sich des, 25 
Augustine, wundern, ob der erwirdige sant Jeronimus bei sul- 
chen zehern, bei suftzen und bei klagen der unschuldigen jun- 
gem sich gewonlicher barmhertzikeit nicht enthalden mochte, 
sint allermeniclich sulche ire unschult beklagen und bewei- 
nen musten, und beinamen die haher sulcher tot derbarmet, 30 

1 ire awgen wurden rinnen Ä. 2 grosses C. wor B, 3 mit €. erwirdige B. 
4 trewe AB, 6 langen C 6 bekunt AB, 8 vnschuldigen edlen C, 
9 snlcheim C. leidicligem C. 11 ist sein di -4. 12 sie nyder die C, 
14 mit iren henden C, 15 lauter stymme 0. erwirdige B. 18 gne- 
digen C 20 vnd hilfe B 0. Vor XL VIII. : wy yn dy haher nicz ge- 
schaden B, 23 stracken B, 24 swertes B, 26 erwirdige Jeronime J5, 
sant fehlt A» 26 Augustine dez C, 30 muste (7. 



— 172 — 

Auf hüben die haher ire swerte und slugen auf die unschul- 
digen helse : unschedlichen waren in die siege gleicher weis 
als ob sie steinen weren. Die haher begunden sich wundem 
des das ire siege also wurden betrogen. Anderweit erhüben 
5 sie ire swert und slugen mit allen iren kreften : dennoch 
bliben die jungen sulcher siege gentzlich unbesweret. Aber 
und aber und zu manigen stunden slugen die haher, und 
die unschuldigen jungen enpfunden der swerte nicht anders 
nur als ob sie von stro gemachet weren. AUermeniclich 

10 begunden sich des hefticlichen wundern, und wart ein gros- 
ses zulaufen von allem volke diso newekeit zu sehen. Dorzu 
quam auch gelaufen der richter, von des gewalt und gebot 
die unschuldigen jungen also vorteilet waren, und hiez zu 
seinem angesichte die haher anderweit slahen: dennoch bli- 

1 5 ben unvorseret die unschuldigen jungen. Des wart den 
richter wundern, wanne im unkunt was umb sant Jeronimi 
genade und woste nicht anders zu besinnen nur das in dauchte 
es muste von zaubernuss gescheen. Des gebot er seinen 
dinern das sie die unschuldigen jungen gewandes enblossen 

20 und alzuhant vorbrennen schölten. Ein grosses fewr was 
enzundet, öl und pech wart auf das holtz mildiclichen ge- 
gossen auf die rede das sie snelliclichen verdürben. 

XLIX. 

^ugustino, liber vater, was nu der erwirdige sant Je- 
ronimus raechtig seine diner zu bewaren vor sulchen schai'- 
25fen s werten, wen sal denne wundem ob er sie beschirmet 
hat des fewers ? Aufging das fewr hoe in die luft allenthal- 
ben, aber die jungen waren in suzzem schatten sant Jeronimus 
also behalden gleicher weis als ob sie in einem wunniclichen 

1 swert C, vnschuldige B» 2 vnschedlich 6'. 3 Die hia des fehlt B. 
sich dez ire siege C 4 betrogen weren A, woren betrogen C 5 craftcn B. 
6 iunge B. vnvorseret C. 7 sluge B, 10 bcgunde C. 12 geböte C. 
13 verderbet C. 14 angesicht C anderwaid di baher A, pliben si vnv. A. 
15 wart der B, 16 von sant B, 17 zu besinnen fehlt -4. 18 must B. 
19 enplosten ires gewandes vnd sie alzuhant O. 20 wart C, 21 mildid- 
lich O. 22 snellichen C. wurturben B. Vor XLIX.: auch wy yn das 
ifewr nichcz geschaden macht B. 24 mechtiger C seinen B, sulchen 
Sachen vnd scharffen A, 26 sich AB. 27 snzzen B, 28 einen B, 



— 173 — 

garten sezzen. Dornach wolt der richter des underweiset 
werden, ob sulche dink mit gotlichem wunder oder mit zau- 
bernuss geschehen weren; und schuf mit den seinen: wer 
das Sache das sie acht gantze tage lebten an dem galgen 
das sie domach frei und ledig sein schölten. Als sie der- 5 
hangen wurden, zuhant quam sant Jeronimus und hilt mit 
seinen henden die solen irer fiizze also das sie lebendig 
bliben alle dieselben tage. Dornach an dem achten tage 
quam gelaufen alles volk der stat und auch des landes 
dorzuquam auch der e genante richter und sahen allesamptio 
ditz ungehortes wunder, des sie underweiset wurden von 
den hutem des galgens, die dorzu geschicket waren. Dor- 
nach wart allermeniclich ere, wirde und lob sagen dem al- 
mechtigen got mit geschrei und mit lauter stimme und dor- 
zu sant Jeronimus, seinem erwirdigen knechte. 15 

L. 

Zuhant wurden die unschuldigen jimgen genomen von 
dem galgen wad begunde in allermeniclich zucht und ere 
wirdiclichen erbiten, und gleicher weis als sie in die stat 
Constantinopel schemlichen in schänden und in smertzen 
gefuret waren, also wurden sie doraus erberlich, vrolich, 20 
trostlich und wirdiclich geleitet. Dornach quamen sie gen 
Bethlehem zu des erwirdiges sant Jeronimus heiligtum und 
mit in eine grosse schar der burger von Constantinopel und 
des Volkes von dem lande. Und als sie dem erwirdigen leich- 
nam sant Jeronimus gewonliche wirdikeit erboten hetten, zu- 25 
hant lissen dieselben zwen jungen alle wertliche gedanken 
und füren in das kloster, dorinne sant Jeronimus lange zeit 



2 weren AB. 3 werden AB, vnd wer das A, 4 achte C. 6 wuren B, 
7 sulen C lebendinge C. 8 tag B. tag B, 9 volke B, 10 dornach B, 
11 ditz ungehortes fehlt A, das vngehort C. 12 den fehlt AB. 14 al- 
meehtigem B. 15 Jeronimo C. knecht C. Vor L. : hie werden sy ge- 
numen von dem galgen B. Kein neues Capitel A. 18 wirdiclichen fehlt C. 
stat czu C. 19 semleichil. 20 warden jB. a.uz B C, erwirlichilÄ 22 er- 
wirdigem Jeronimus C. seligen heiligtum A, 23 ein C. 24 sie den B, 
leichname C. 25 gewonlich B. czu Hessen B C, 



— 174 — 

heiliolich gelebet hatte, und bliben dorinne in andechtigem 
gebete in reinikeit des lebens und in heiligem fursatz unte 
an ires leibes ende. 

LI. 

a 

(rroBser andacht und starker freuden ist des erwirdigen 
ösant Jeronimus wunderhaftiges zeichen, das dovor beschri- 
ben ist; das ich aber domach sagen wil, das bringet freis- 
sämige vorchte allermeniciich. 

In der obristen Thebaida ist gewesen vor zwein jaren ein 
grosses reiches frawenkloster, wol gemachet und reichUch ge- 

10 ziret allenthalben. In dem kloster waren beslossen zwei hundert 
frawen erberiger siten, geistliches lebens und inniger andacht 
gegen dem almechtigen gote. Wer mich nu hören welle, der 
nem zu hertzen imd merke, was ich sage und gehenge des nicht 
das es im zu einem oren eingee, und zu dem andern ausgee 

1 5 sulche meine rede : wanne wie wol ein grosses schif allent- 
halben gantzes sei, dennoch ist es in noten, ob nur ein kleines 
loch dorinne bleibet, dovon es vorderben und vortrinken 
muz auf dem grozzen mere. Was ich gemeinet habe mit 
sulchem gleichnusse, das wirt in meinen nachgeschriben wor- 

20ten gentzlich geoffenbaret. In dem e genanten reichen tu- 
gentlichen kloster was übunge einer sunden, die man symo- 
niam nennet: wann von rate des bösen geistes was in dem 
kloster ein sundige gewonheit das sie kein frawn durch 
gotlicher libe, durch barmhertzikeit oder durch ir tugent 

25 willen dorein namen, nur aleine durch geldes willen: wanne 
kein fraw mochte dorein komen, sie brechte den mit ir 
merkliche summen geldes. 



1 hette C 2 biz (7. 3 lebens C Vor LI.: ein grosses czaichen von 
einem frawn chloster B. 6 do BC. geschriben A, 8 cliebaida B. 
9 reicbtlich B, 10 In dem selben A, 12 nu mich C, wolle C. 13 neme C 
14 vndi fehlt C. 15 aus sulche 0. 17 dertrincken A. ertrincken C. 18 grosse 
B, hab B, 20 e genante B. 21 waz ein C. 23 kloster selben ain A. 
frauwe 0. 24 lieb B, 25 willen fehlt A. willen dorein fehlt B. goldez A. 
26 frauwe C. moeht B. den sie brechte C. 27 summe geldes die sie 
gesetzt betten C. 



— 175 - 

Ln. 

In demselben kloster was ein erwirdige frawe heiliges 
lebens, die von iren kintlichen tagen alles ir leben reinicli- 
chen gehalden hatte mit vasten, mit innigem gebete also 
das sie der werlde begerunge nichtes achtet; sonder nur 
aleine dem almechtigen gote steticlichen dinet. Derselben 5 
frawen was unmassen widerzeme sulcher simonien sunden. 
Domach erschein der erwirdige sant Jeronimus derselben 
guten frawen in sulcher zeit, als sie pflag ires gewonliches 
gebetes, also das ir zelle derglenstet wart mit so klarem 
lichte das sulches Wunders sie vormals nicht gesehen hette. 10 
Dornach gebot ir sant Jeronimus das sie die abbatissine und 
den convent desselben klosters des nechsten morgens samp- 
nen schölte und in sagen: wer das sache das sie von sul- 
chen gewonlichen der simonien sunden nicht abeKssen, das 
sie denne an allen zweifei grosser gotlicher räche beitenlö 
sulten. Domit vorswant der heilige sant Jeronimus von der 
ersamen frawen äugen. Dieselbe frawe was sulches gesiebtes 
unmesslich derschrocken und wart so ernstlichen trachten, 
wer sulches gebot ir getan hette das sie die gantze nacht 
nicht geslafen künde. ' 20 

Lin. 

Zuhant des nechsten morgens wurden alle klosterfrawen 
von ir gewecket und in das capitel gesampnet mit dem 
glockenklange. Des wart sie allesampt ummezziclichen wun- 
dern worumb sie zu dem capitel gerufet weren mit grosser 
eile. Des stunt auf die e genante ersame frawe und sprach: 25 
'Ein heilige stimme hat mich underweiset : sei das sache 

Vor LII. : Ton der heyligen chloster frawn B, 1 erberige AC, 2 reinic- 
lich C, 3 hette O. innigen B, 4 begerung C, 6 widerczemig C, Symo- 
neyen sünde C 7 erscheine B, 8 gewonlichen C. 9 cellen AB, 
10 sie fMtB, 11 geböte er der erwirdige sant Jeronimus C, abtissinne C. 
12 des AB. nehesten O, 14 Symoneyen C. 16 grossen gotlichen C. 
19 gantzzen C. 20 slaffen C. Vor Llir. : wy sy dy andern frawen 
gebecht B, Kein neues Capitel A. 21 anderen morgens C. 23 waren 
sich sye B, wurden sie sich C alle A, allesampt fehlt C, ynmes- 
lichen C. 25 Ersamige C. 



— 176 — 

das ir nicht lasset von sulcher simonien als ir untz an dise 
zeit gelebet habt in denselben sunden, so muzzet ir grosser 
gütlicher räche an allen zweifei beiten/ Des wurdea die 
andern frawen ir als einer torinne spotten und wurden sie 
önait honischen Worten also übel handeln, gleicher weis als 
ob ir sulche geschieht in grosser trunkenheit getraumet hette. 
Die ersamige frawe nam sulches unrecht in gar geduldigem 
mute und was ir unmasrsen leid das ir swestern also vorhertet 
waren; doch bat sie den almechtigen got andechticlichen 

10 das sulches leit irem convent mit nichte widerfure. Dor- 
nach als zehen tage sich vorlaufen betten, erschein ander- 
weit der erwirdige sant Jeronimus der e genanten frawen 
in den Zeiten als sie zu mitternacht in irem gebete nach 
gewonheit sich enpfalch dem almechtigen gote und sprach 

15 zu ir das sie den klosterfrawen die erste sein meinunge an- 
derweit sagen schölte. Do sprach die ersamige frawe: ^Herre, 
wer bistu, der mir sulche ding gebeutet?' Do sprach er: 
^Ich bins, Jeronimus!' und domit vorswant er von iren 
äugen. 

LIV. 

20 Z>ie ersamige frawe woste nicht wie sie gebaren schelte, 
wanne ir wol kunt was sulche grosse hertikeit irer 
swestern. Doch wolte sie liber als ein trunkene torinne 
gehandelt werden, denne sie gotlichem geböte widersetzig 
were, und besampnet anderweit in dem capitel alle frawen 

25 und wolte in künden was sie gesehen und gehöret hette. 
Des wurden die andern frawen allesampt erzürnet, wanne 
in leider unkunt was umb sulche gotes räche, und alzumal 
ee denne die ersamige frawe begunde reden, lifen sie aus 
dem capitel mit grossem spotte. Dornach aber inwendig 

30 dreien tagen erschein der erwirdige sant Jeronimus dersel- 

1 Symoneyen C. 2 habt fehlt C. sunden hat O. so grosser C. 3 beiten 
an aUen czweifel Der B, 4 ir fehlt B. 6 sulches gesiebte B, 7 ge- 
duldigen B. 10 loit fehlt B C. couent B, convent nicht C. 11 als 
sich C. tag B. 13 der czeit C. 14 enpfalbe C, 15 ersten C mey- 
nung C. 16 schölten C. eraAmige fehlt C. 17 bist du C, Vor LIV.: 
czu dem andern mal sagt B. 20 wost B. 22 wolt C, 23 widersezzig B. 
24 besampt A B. 25 in fehlt B C. 29 vber Ä B, 30 erschein aber C, 



— 177 — 

ben ersamen frawen zu mittemacht mit der heiligen engelen 
lichten scharen und wecket sie von slafe und gebot ir das 
sie alztthant aus dem kloster ginge^ ob sie grosser gotes rä- 
che nicht erbeiten wolde. Do bat die ersamige frawe den 
almecbtigen got das er sulche ungeschichte irem kloster nicht 5 
wider£u*en lisse. Do sprach sant Jeronimus: 'Balt an al- 
les vorzihen ge zu der abbatissinne und zu den andern frawen 
allen und sage in: sei das sache das sie in diser nacht 
nicht rewe haben umb ire sunden^ das sie denne der gotli- 
che zom besweren werde. Welten sie aber in irer hertikeitlO 
bleiben, so scholtu alzuhant aus dem unseligen kloster faren/ 
Und domit vorswant sant Jeronimus von der frawen äugen. 

LV. 

^ach sulchen werten des erwirdigen sant Jeronimi be- 
gunde die ersamige frawe alle ander klosterfrawen zu dem 
capitel mit der glocken anderweit rufen. Des erwachet die 15 
abbtissinne und als sie des underweiset wart das dieselbe 
frawe die glocken hette anderweit geleutet, eilet sie zu dem 
capitel mit gar grossem zome, und alzuhant als sie die e 
genanten ersamen frawen ersach, begunde sie untugentlichen 
scheiden und wolte einiges wort von ir nicht hören und 20 
drewet ir gar bitterlichen, ob sie von irem sulchem geverte 
nicht lassen wolte das sie ftirbas mer in dem kloster über 
nacht nicht blibe. Des antwurt die ersamige frawe und 
sprach: 'Genedige frawe, volende deinen fursatz als du ge- 
sprochen hast,* wanne ich in disem kloster ftu'bas mer nicht 25 
bleibe dorumb besunder das mich der erwirdige sant Jeroni- 
mus underweiset hat, got der welle alzuhant über dises klo- 
ster gar swerlichen richten. Des begunde die abbatissinne 
gar spotlichen zu lachen, gleicher weis als ob sie sulche 

I mit heilige engelen B. mit heiligen C, 3 gieng B. 6 yngeschicht C. 
6 vnd one alles C. 7 gee C, den fehlt AB, 9 vber ire sünde habe 
daz C. 10 beswern 0. aber sy AB. irr B. torhait vnd hertichait A. 

I I scholt du C. 12 dor mit B, Vor LV. : hie ruflFt ay yn in das capitel 
mit der B. Kein neues Capitel A. 16 czn raffen A. erwackt B, 18 gar 
mit B C, 19 Ersamigen C. 21 dreüet 0. iren sulchen B, 23 antworte C. 
26 mer fehlt B, 27 wol C. 28 gar fehlt BO, swerlichen fehlt 0. 
29 zu fehlt C, 

12 



— 178 — 

rede von torheit und von trunkenheit oder sust von irresal 
gesprochen hette. Und domit gebot sie der pfortnerin das 
sie die eraamen frawen aus dem kloster tribe und sie über 
ein kleine weil wider dorein lisse auf die rede das sie sul- 
^cher unsinnikeit ftirbas mer nicht pfleget. Des ging die er- 
samige iraw aus dem kloster mit grossem smertze und mit 
flissenden äugen umb sulcfaes grosses ungelucke, das irem 
kloster in so kurtzer vrist widervaren schölte. 

LVI. 

-4ugustine, liber vater, vorchtsamer ist der almechtige 

^ögot und starker in seinen kreften also das nimant widersten 
mag seinem willen. Worumb furchten nicht seinen zorn 
alle leute? worumb reitzen sie seinen zorn mit iren grossen 
Sunden, sint in wol kunt ist das nimant enpflihen mag sei- 
nen starken henden und allermeniclich sein grozzes gerichte 

15 leiden muz in den letzten zeiten? Billichen schölten diser 
newekeit erschrecken alle unselige leute, die auf den reich- 
tum diser werlt ir zuvorsicht so sicherlichen setzen und die 
den almechtigen got mit irer geitikeit teglichen derzumen; 
billichen schölten sie merken mit welcher grossen pflage 

20 der almechtige got das kloster hat vorderbet umb das, das 
die klosterfrawen ir antlutz von got gewendet hatten durch 
unseliges geldes willen : wanne die ersamige aide frawe 
mochte nie so balde über die swellen getreten : das kloster 
vil nider und tötet alle klosterfrawen, die dorinne bliben 

25 waren. Und die ersamige frawe für in ein ander kloster, 
das bei der nidersten Thebaida gelegen ist, und bleib ir 
lebtage dorinne in heiligem leben und in gotlichem dinste. 

1 und] oder C geredet oder O. Irsal C. 2 pfortnerinne C. 3 ersamige frauwe C 
trib B. sey jB. 4 ein fehlt B. 6 pfleg C 6 smerczen mit C. 7 vn- 
gelück C 8 so fehlt (7. Vor LVI. : czu augustino B. Kein neues Ca- 
pitel A. 9 Yorchsam B. almechtig B. 10 stercker A. stark B, seinem 
wiUen -widersten mag C. 11 seinen wille B. 12 alle leüte seinen 
ezom C. alle leute bis zorn fehlt A, reissen C. 13 ym B. ist fehlt B. 
14 starkes grozzes A. gericht C 16 dem Ä 17 werlde C czuvor- 
sichte C. 20 vmb das die C. 21 ^ot fehlt B. betten C. 25 fraw C 
26 pey nyderston A. Chebaida B. ire lebtag C. 



— 179 — 

Lvn. 

Mein meinunge ist, Augostine, hertzeuliber vater, das 
ich ein grosses wunder sagen wil, domite alle sunder er- 
schrecken muzzen so gar offenbarer und starker gerichte 
des almechtiges gotes, ob leicht durch sulches wunder die 
steinen hertzen der armer sunder in verebten gotliches zor- 5 
nes sieh senftigen und erweichen wolten und beinamen, wenne 
sie der sunden unfletikeit also erkenten, das sie dorumb zu 
unvornuftigen tiren worden sint, das sie zu dem minsten 
begunden trachten wie sie mit tugentlichem leben wider kumen 
mochten zu menschliches bildes wirden. 10 

Ein ketzer was in krichen, der eines tages zu Jherusalem 
offenberlich disputiret mit einem cristenliahen prister^ und do 
derselbe gute prister einen des erwirdigen sant Jeronimus mei- 
sterlichen Spruch fiirgeleget hette zu bewerunge d^r warheit 
und zu seiner were, do sprach der giftige ketzer mit unvor- 1 ö 
schampten hertzen das sant Jeronimus gelogen hette. und 
dorumb das er mit falscher stimme den erwirdigen sant Je- 
ronimus, das brinnende licht der cristenheit^ also vorhandelt 
hette, verstummet er alzuhant in denselben fristen^ also das 
er furbas mer einiges wort nimmer gesprechen mochte. 20 

Lvm. 

Dornach ein ander unseliger ketzer aus den ungelaubi- 
gen leuten, die man Arrianos nennet, saz in einer disputa- 
cion, dobei vil leute waren. Und als ein cristenlicher man 
einen gelaubigen spruch des erwirdigen sant Jeronimi fiirgeleget 
hette, do sprach derselbige ketzer in sundiger freidikeit, 25 
sant Jeronimus hette gelogen. Als balde und er die sno- 
den wort aus dem unvorschampten seinen munde liez, zuhant 

Vor LVII. : ein grosses czaichen B. 1 Angnstine fthlt Ä. 3 offenwaren 
vnde starken B. vnd so gar starken gerichte sein dez Ä. 4 almech- 
tigen C, 6 armen C. vorchte C, 6 senffcen C. erweiken B. 7 zn fehlt B. 
8 vnnertigen A, dem fehlt C, 11 einiges C. 125 do fehlt C. lö vnvor- 
Rchamten O. 20 eimges wort feMt C. Vor LVin. : von einem andern 
vnseligen ketc^er B. 21 aach der B, 22 leute B, ^5 der selbe C, 
26 pald AC, als er BC. pözen A. 27 seinem C, 

12* 



— 180 — 

quam über in so hefticlich die gotes räche das er an alles 
aufhören jemerliche schrei: 'Erbarme dich, erwirdiger Jero- 
nime, erbarme dich, wanne du mich itzunt peinigest in 
ubermessigen smertzen/ Und do er sulches geschrei mit 
5 allen seinen kreften allen den tag in jamer getriben hatte, 
do starb er umb complet zeit gar unseliclichen in gemeinem 
angesichte allermeniclichen, die do gegenwurtig waren in 
denselben Zeiten. 

LIX. 

Dornach ein unfletiger ketzer aus der bösen sampnunge 

10 des snodes Arrianus, do er quam gen Sion in die kirehen 
und ansichtig wart des erwirdigen sant Jeronimi bilde, zu- 
hant begunde er sprechen: 'Wolde got das ich bei deinem 
leben mit meinen henden dich so gehalden hette, so ist 
nicht zweifeis du werest mit meinem swerte ermordet!' Und 

lödomite zoch er sein swert und stach es durch die kele des 
bildes. Wie gros ist unser vater Jeronimus! wie ungehort 
sein alle sein wunder, das seinen werken nicht gleiches ist 
auf erden! Der unselige ketzer mochte wol sein swert veint- 
lichen stechen durch die kele des bildes, aber das swert 

20 von dem bilde und die hant von dem swerte mochte er mit 
nichte wider zihen. Und alzuhant floz gussiges blut aus 
demselben bilde, gleicher weis als ob es aus eines lebendiges 
menschen leibe flusse, und äeusset noch ditz heutiges ta- 
ges zu warhaftigem Urkunde sulches grosses wunders. Und 

25 in derselben stunden, als sulche unfletikeit was geschehen, 
quam der erwirdige sant Jeronimus für den richter in sulcher 
zeit, als er nach gewonheit zu gerichte was gessezzen, mit- 
sampt dem swerte, das gestochen wart durch des bildes kele, 
und bat gerichtes umb sulches trubsal, das im widerfaren were ; 

1 räch B, 2 jemerlich schrey mit allen seinen kreften erbarme C, 3 dich 
fehlt B. 4 vbermessigem C, 6 alle B. den selben A. bette C. 7 aller- 
meinicliches C. Vor LIX.: ein ketzer auss der sampnnng arrianus B, 
9 ynseliger A. 10 snoden C do der C. 11 erwirdige B, 15 stach C. 
swette B. und bis es fehlt C 16 vater der erwirdige sant J. A. ynge- 
hörig BC, 18 veintliche B, 22 lebendingen C. 23 heutigen C. 
24 grossen C. 25 stunde C. 27 was gesessen czu gerichte C. 



— 181 — 

auch underweiset er den richter aller geschieht, die im wider- 
&renwa.s^ und domit vorswant er von seinen äugen. Swer- 
lichen erschrak der richter und eilte zu der kirchen mit 
allen leuten, die bei im waren zu denselben stunden, und 
vant den ketzer stende mitsampt dem swerte, als es gesto- 5 
chen was durch des bildes kele. Zuhaut nach angesichte 
des richters begunde der ketzer sein haut von dem swerte 
zihen, und wie wol er schemlichen gevangen wurde, dennoch 
bleib er in seiner unreinikeit und hertikeit seines bösen 
hertzen und sprach das er umb nichte anders so gar leidig 10 
were nur aleine dorumb das er Jeronimum in seinem leben 
nicht also morden schölte. Dorzuquam alles volk gelaufen, 
und einer warf auf in mit steinen, der ander slug mit holtz, 
etlicher stach mit swerten, etlicher schos mit speren: also 
muste der unreine ketzer sein leben unseliclichen enden. 15 

LX. 

Mein angeborner mage, meiner swester sun Johannes, 
den du, liber vater Augustine, wol erkennest, wie gar un- 
messig schon er sei, den ich erben gemachet habe alles 
meines gutes, der hat, als ich gelaube, dir gesaget was im 
von genaden des erwirdigen sant Jeronimus widerfaren sei 20 
sunderliches gutes. Doch auf die rede das sulche wunder 
in gedechtnusse der leute ewiclichen bleiben, mein ich dir 
dieselbe geschieht zu schreiben. Vor zwein jaren wart der- 
selbe Johannes, mein angeborner freunt, von etlichen leuten 
des kunigreiches von Persia gevangen und des kuniges von 25 
Persia dinem vorkaufet, und durch sein ubermessige schone 
wart er gebracht in des kuniges dinste. Und do er ein gantzes 
jar in des kuniges dinste bliben was mit alzu grossem smertzen? 

l aUe B. 2 äuge B. swerlich C. 3 erschrakt B. eylet C. der fehlt C. 
5 steunde B. swert C, geschehen B. 6 angesicht C. 8 schemiich C. 
9 und hertikeit fehlt Ä, 10 so leidiger C. 11 Neür dorumb allein C. 
bey seinem C. 13 warf fehlt B. 14 schos mit fehlt C. mit doppelt B. 
swerten C. 15 vnreinige C. Vor LX. : ein grosses czaichen von einem 
schonen jungen B. 16 Dein A. 17 vater fehlt AB, vnmessiger 
schone C. 18 alle C. 22 bliben B, 23 anderweit zu C, der selb C. 
25 und des bis dinern fehlt A, 26 dinern von persia C. 27 gantz C. 
28 kunig B, 



— 182 — 

und als er in dem jarestage vor dem kunig stet in gewonli- 
chem seinem dinste, mochte er vor jamer des hertzen seiner 
äugen flussige zeher nicht enthalden. Das merket der ku- 
nig und vraget ernstlichen^ durch welcher Sachen willen 
5 er Bo bitterlichen weinet. Und do der kunig yomam das 
er Bulches eilende sulches gevangnusse beweinet hatte^ do 
gebot er etlichen rittem das sie desselben Johannes^ meines 
freundes, auf einer festen bürge fieizziclichen hüten scholden, 
als auch dieselben ritter ires kimiges gebot mit allem fleisse 
10 bilden. 

LXI. 

DomsLch in der nechsten nacht, als mein e genanter 
freunt lag in grossen sorgen, also das er durch anligenden 
smertzen steticlichen weinet und von hertzen suftzet, erschein 
im der erwirdige sant Jeronimus in dem träume und begreif 

15 in bei der hant und iurte in gen Jherusalem mit seines sel- 
bes leibe. Do Johannes, mein freunt, des morgens erwachte, 
do dauchte in das sein des kuniges ritter noch hüten schölten 
als eines gevangen menschen; des wart er underweiset das 
er zu Jherusalem in meinem hause were. Sulches wunders be- 

20 gunde er also amechtig werden, das er nicht erkennen mochte, 
ob er in meinem hause oder in des kuniges gevanknizze 
were. Dornach als er zu im selber quam und wart sich 
recht besinnen, do wecket er alles mein hausgesinde. Des 
lifen sie allesampt zu im des ersten und dornach zu mir in 

25 grossen freuden und sagten mir das mein libermag gesunder 
in meinem hause were. Dorzu begunde ich mit grosser 
eile laufen in grossem zweifei das er mit nichte in meinem 
hause were noch in keiner weis gesein mochte, sint er in 



1 jares tag C. konige C. i vraget gar C. 6 hette C. 7 konicUchea 
rittem BC den selben Johansen B. Vor LXI.: von demselben jungen B, 
Kein nettes Capitel Ä. 16 libe C. erwokte B, 17 noch fehlt BC. 
schölte B. 18 gefangnen C. 20 also fehlt BC, weren B, derkennen 
nicht B. 21 oder bis gevanknizze fehlt B, gefencniz 0. 23 vorsynnen B. 
als Ä, mein alles B. 24 in bis freuden fehlt Ä C, 26 sagten mir in 
grossen freuden C. besander B. 26 haws wer B, do czu B, grossen B. 
27 mit nichte fehlt C. 28 haus wer B, hause nicht were C. seyt C. 



— 183 — 

dem künigreiche von Persia lange zeit gevangner gelegen 
hette. Do ich aber ansehender wart meinen Üben freunt 
und begonde hören alle geschieht, die im widerferen were 
do saget ich dank dem almechtigen gote und dem erwirdi- 
gen sant Jeronimus^ unserm Üben vater, das sie in der per- 5 
sonen meiner swester sunes mich betrübten menschen so gar 
mildiclichen getröstet hatten. 

Lxn. 

7n einem frawenkloster was ein junkfrawe, ires gestal- 
tes unmeslichen schone, jung der jare doch wol betaget 
weises reiches sinnes, die zu sant Jeronimus sunderliche an- lo 
dacht steticlichen bilde und lebte heiliclichen in reinem gu- 
tem sinne. Derselben erberigen junkfrawen ist widerfaren, 
das ich nu sagen werde. O wie grosses bilde schölte dise 
erberige junkfrawe allen andern frawen und junkfrawen sein, 
die allewege von gassen zu gassen unstetiges mutes laufen 15 
auf die rede das sie torhafter leute gedanken vahen und 
bestricken mit unkeuschem sundigem gesiebte. Mit keinem 
andern garn vehet und bestricket der teufel mer seien den 
mit böser weibe listen. Die e genante ersamige klosterfrawe 
was so wirdiges und so heiliges lebens das sie aus irer zel- 20 
len mit nichte ging, es were den gros ir notdurft, der sie 
mit nichte enbern mochte : wanne ir leben was nicht anders 
nur lesen in den heiligen buchen oder andechticlichen zu 
beten oder zu sein in gotlichen gedanken, in suzzer bescha- 
wunge gotlicher Übe, oder das sie in irem convente gewon- 25 
liehen sich mit der speise und mit dem tränke labet, oder 
nach grosser arbeit gebetes und gesanges mit slafe sich er- 

1 konigreicfa C. langer B, 3 wye yiii B, 5 Jeronimo vnserem C 7 bet- 
ten C. Vor LXII. : ein grosses czaichen von einer jungchffrawen B, 
9 vmmessiclichen B. Junge C, 10 synne B. 11 irem guten A, 12 der 
seligen junchf. B. seUgeu erwirdigen C. junkfrawen fehlt C. 13 die er- 
samige C. 14 ersamige B. frawen und fehlt C. juncfrawe sein C. 
15 vnstetes C, 16 torechter C, 17 vnkeuschen gedanken vnd sundigem B. 
mit ainigem A, 19 ersamige egenante B 0, egante C. klosterjunckfrawe A. 
20 Celle C. 21 were denne C, grozze notdurft A. 25 couente B, ge- 
wonllche C. 27 grosser fehlt C. sich iv»it slafe C, 



— 184 — 

geizet oder sust etwas gutes tete, doch also das sie sieb alle- 
wege übet in den heiligen Schriften mit ernstlichem fleisse, 
als des gewisse gezeugen sint alle ander desselbes klosters 
frawen. Sulchen reinen werken, solchem unschuldigem leben, 
5 semlichem gotesdinste trug der leidige teufel so veintlichen 
und merklichen haz das er sulche volkumenheit nicht gelei- 
den mochte, und auf die rede das er die ersamige seligen 
junkfrawen von so heiligem erberigem fursatz geleiten mochte 
mit gewonlichen seinen falschen listen, so schuf der arge 
10 teufel, veint und vorreter menschliches geslechtes, das ein 
junger schöner knecht in yalscher unreiniger libe gen der 
heiligen junkfrawen also hefticUchen enzundet und bestricket 
wart, das er beide tag und nacht nicht anders gedenken 
mochte nur aleine wie er zu der junkfrawen komen mochte. 

Lxm. 

15 6rleich als ein unsinniger gink er allewege umb das- 
selbe kloster, gleicher weis als ob er warhaftiges lichtes 
gentzlichen beraubet were. Keinen trost, keinen rat mochte 
er vinden: wanne er was in grossem vinstemuss seiner 
torheit also hefticUchen gedempfet das er durch leidiges 

20 grosses trubsal ofte zu rate wart das er sich ertrenken 
wolde. Torechter libe schedliche rete begunden den jungen 
von tage zu tage ie vester und herticlicher twingen, wanne 
er sein snoden sundigen gedanken der ersamigen junkfrawen 
nicht sagen torste durch grozze heilikeit ires reines lebens. 

25 Domach als der unselige junge knecht aller hilfe enblosset 
wart und dorzu alles trostes, so vant er einen zaubrer, der 
mit unreiniger vordampter kunst die teufel besweren künde. 

1 gutes fehlt BC, sy allewege sich ß. 2 mit den C 3 geczeuge B. 
sein C, desaelbea fehlt C. Closter frauwen 0. 4 Sulche B. 5 semlichen B, 
der tewfel der leidige BC, 6 und fehlt A. 7 seilige C, 8 so von A, 
vnd so heilige erwerigen B. 11 knechte B. 12 bestricket vnd en- 
czundet A, 14 bey dye BC, Vor LXHI.: von dem junglingch der 
der jungchfrawn begerotS. lö vnd gleich (kein neues Capitel) A, 16 er 
gentzliche C. 17 gentzlichen fehlt 0. 19 gedenpfet C. 20 trubsales B. 
21 Torechte C, schedlichen 0. begonde C, 22 hei-tliclichen B. 23 sun- 
digen leichename vnd gedancken A. frawen A. 24 reynen C 25 als 
fehlt B. 26 rawber A, 



- 18Ö ~ 

Dem gelobet er grosses gelt, ob er im zu sulchen seinen 
Sunden künstlichen gehelfen mochte. Des berufet der zaubrer 
einen teufel mit seinen giftigen kunsten und sante denselben 
teufel zu mittemacht zu der junkfrawen in meinunge das er 
sie betrigen scholde. Der teufel quam zu der ersamigen 5 
jmikfrawen zell«n und alzuhant d. er des erwirdigen «mt 
Jeronimus bilde gemalt sach auf der zellen türgerichte, so 
mochte er die swellen derselben zellen mit nichte übertreten. 
Es wurde dich wundem, Augustine, und ist auch ein un- 
massen grosses wunder, das alle teufel den erwirdigen santlO 
Jeronimus also bitterlichen furchten das sie auch sein ge- 
inaltes bilde nicht angesehen mugen noch dobei in keiner 
weis bleiben: wann wo man das erwirdige sein bild weiset 
einem, der mit dem teufel behaftet sei, so muz der teufel 
alzuhant entrinnen. 15 

LXIV. 

^s nu der e genante teufel ^entzlich verzaget was das 
er seines giftigen meisters, des zaubrers, gebot mit nichte 
volenden mochte, do quam er wider zu dem unseligen 
meister, der in gesendet hatte, und sprach das er in der 
junkfrawen zellen nicht kumen mochte umb das das des 20 
erwirdigen sant Jeronimus bilde dorauf gemalt were. Des 
spottet sein der meister und berufet zuhant einen andern 
teufel und gebot im das er snellichen füre tmd endet mit 
allem fleizze das die heilige junkfrawe betrogen wurde. 
Demselben andern teufel widerfor gleich als dem ersten, 25 
nur das derselbe teufel ein gantze stunde bleiben muste vor 
der Zeilen, und wart betwungen das er jemerlichen schreien 
muste in sulcher stimme und in semlichen werten: ^Erwir- 
diger Jeronime, ist es in deinen genaden das du mich von 

1 gelubet B, 2 künstenlichen C. 3 seinen fehlt C, kunsten seinen C. 4 mey- 
nung C. 6 ersamigen B, 7 tor gerichte C7. 8 dy selben swellen J?. der 
swellen C. 9 vnmazzen ain grozzes A. grosser vmmassen B. 11 ange> 
maltes B. 12 bey im in C, 13 bilde C 14 dem pozen A, Vor LXTV. : 
wy der tewffl wolt B, 19 der in hU hatte fehlt B. hette C, 20 das 
fehlt beidemal C. 25 widefur B. als fehlt 0. 26 stund B. 27 der 
Jtmcfrauwen C. scbrein B, 28 stymme mit semieichen A, Erwirdige B* 



— 186 — 

hinnen leBs^eist v«ren^ so gelobe ich dir das ich nicht wider 
kume in keinen feeiteni' Sulcher stimme erschrak die ersa- 
T^ig^ junkfrawe, wanne sie in irem gebet« gelegen was in 
denselben fristen; doch wart sie vorsehen wer solche stimme 
5auslisfte^ mit so vreidigem« schreien. Dozwischen schrei der 
teufel an ' allen underlaz das die ander junkfrawen des 
klosters alzumal erwachten, und mit grossen yorchten liffen 
sie allesampt zu derselben zellen und lissen des heiligen 
creutzes zeichen vor in wirdiclichen tragen. Und also die 
10 vorchtigen junkfrawen underweiset wurden das er ein teufel 
were, zuhant beswuren sie denselben teufel das er unvor- 
zugenlichen sagete worumb und durch welcher Sachen willen 
er dohin kumen were» 

LXV. 

Do saget in der teufel alle sache wie in sein meister 

15 gesendet hette und worumb er kamen were und klaget 

allen den junkfrawen mit suftzen und mit schreien sein 

grosses ungelucke, wie der erwirdige sant Jeronimus mit 

feurigen keten in bestricrket und gebunden hette, und begeret 

von in allen das sie von dem erwirdigen sant Jeronimus im 

20 behalten wolten mit iren gebeten das er von derselben stat 

gesoheiden mochte. Do alle die seligen junkfrawen sulche 

rede horten, zuhant dankten sie dem almechtigen gote und 

dem erwirdigen sant Jeronimo, seinem werden knechte, und 

baten andechticlichen das dem teufel Urlaub gegeben wurde 

25 von dannen zu varen, also das er dohin furbas nimmer queme, 

sunder das er aus dem kloster ewiclichen vortriben und 

vorbannen wurde. Und als ir gebete ende genomen hette, 

zuhant für der teufel von dannen mit grossem geschrei und 



1 lassest C. gelob B. 2 kam B. erschrakt B. 5 vreydigen schreyn B. 
6 vndelaze B. die fehlt B, 7 so mit B. mit so C, 8 sie bis lissen 
fehlt A. 10 dez vnderweyset A. 11 vnvorczogenliche sagte C. Vor 
LXV.: do sagt der tewffl wy er gesantJS. Kein neues CapitelA, 14 der 
meister C. 18 gestricket A, und gebondexi fehlt A, 19 in B. 20 stat 
fehlt B. 21 die fehlt B, alle dieselben C. 22 dankenten B. hyme- 
llschenii. almechtigem B, got O. 23 erwirdige B, 24 vrlab B, 25 von 
fehlt BC, 26 also das er C, 27 vorbannet (7, 



— 18T — 

quam zu dem unseligen zaubrer^ seinem meister, und nam 
in bei seinem halse und slug in swindiclichen mit starken 
grossen knuteln also lange frist und so freislichen das in im 
nicht bliben was einiges lebens zeichen^ und dorzu schrei 
der teufel allewege mit grinuniger stimme : ^Du un&eliger 5 
zaubrer, du bist» ein ursach gewesen des grossen meines 
smertzen! worumb hastu mich äu der unschuldigen junk- 
frawen gesendet? Sicherlich und an allen zweifei ich wil 
mich mit disen siegen an dir herticlichen rechen!' 

LXVI. 

Do nu der unselige zaubrer in so grossem smertzen lo 
sulcher herten siege vorzweifelt was und begunde seinen 
schaden erkennen und merken das er betrogen was mit 
seinen fialschen kunsten und was itzunt alzumal vorhoflFet, 
do begunde er Zuflucht haben zu dem genadenreichen tröste, 
dem erwirdigen sant Jeronimus, und wart sich im enpfelhen 15 
in semlichen Worten: ^Genadesamer erwirdiger sant Jero- 
ninae, kume zu hilfe mir armen, der zu deinen genaden 
fleuhet, und vorsage mir niCiht deine gewonliche gute : wanne 
ich gelobe dir in guten steten trewen: sei das sache das 
du mir aus disen grossen noten hilfest, das ich furbas mer20 
wil in deinem dinste ewiclichen bleiben.' Zuhaut nach sul- 
chen Worten vorswant der böse geist gleich einem vinstem 
rauche und scheid also von dem zaubrer, doch bleib der 
unselige zaubrer durch sulcher siege willen ein gantzes jar 
so gar kranker alles seines leibes das er an der leute hilfe 25 
sich nicht geruren künde. Des nam er grosse rewe sulcher 
seiner sunden und e denne er von dem gebette aufstunt, 
liez er vorbrennen alle seine bucher derselben sundigen 

1 seynen B, 2 pey dem halse A. seyueu B. veintlichen C. 3 im in (7. 
4 bUbeu hU einiges fehlt C, zeichen bliben waa C. 6 vrsache C, alle 
des C. 8 sicherlichen C Vor LXVI. : von dem czauberer B, 11 sie- 
gen B. 12 mercket C. was fekU C, 13 were und C. 16 gnadsamer C 
erwirdige B. 17 kum B. 18 gotliche C 19 steten feTdt A. treweu 
sein sey AB, da du B, 20 helffest (7. 21 wil fehlt A, wil bleiben A- 
23 schide C. bleid J5. 26 so fehlt B C. alles fehlt A. 26 beruren ABC, 
27 seinen B. bette C. 28 er fehlt C. sündiger C. 



— 188 — 

seiner kunst. Domach vorkauft er alles sein gut und gab 
das alzumal armen leuten, und nach einem jar für derselbe 
arme man in die wustenunge in ein gruft, dorinne sant 
JeronimuB vier gantze jar gewonet hette. Dorinne bleip er 
5 in seligem heiligem leben untz an seines leibes ende. 

Lxvn. 

^llermeniclich und beinamen junge unvomunftige leute 
solden bUde nemen bei disem sweren ungelucke, das in nicht 
widerfare semliche und so grosse unselde^ als widerfSeu-en ist 
disem unseligen jungen^ wann sein hertze mit unkeuscheit 

10 so vorstricket, vorvinstert und vorleitet was das er in den 
Zeiten, als er sach das weder zaubernusse oder sust ander 
hilfe im seinen sundigen fursatz zu ende bringen mochte, 
do hink er sich selber an einen strank des nachtes } also 
wart er dises lebens auf diser erden und des ewigen lebens 

15 dort im himelreiche ewiclich beraubet. 

Nu merke, hertzenliber vater Augustine, wie grossen 
ubermessigen unflat der bösen unkeuscheit unreinige siten 
der armen werft bringen. Nichtes ist auf erden, das leib 
und sele so snellichen zu ewigem valle bringet als diselbe 

20imselige sunde: wanne von der unkeuscheit kumen alle un- 
tugent: morde, trunkenheit, neit, haz, lugen, krige und dorzu 
was man böses auf erden mag genennen, als man das offen- 
berlich vindet in der alten und in der newen ee warhafitigen 
Schriften, und sein auch teglichen allermeniclich wol enpfindet. 

26 Domach, Über vater Augustine, auf die rede das grosser 
bilde genemen mugen junge leute, wann nichtes auf erden 

1 künste C, vorkaufiFet C 3 die fehlt B, wüstenung C. 5 an fehU A B. 
an sein ende C Vor LXVn.: wy sich der junglygh gehangen B, Kein 
neues Capitel Ä, 6 vnvomtinfticliche B, 8 widerfüre semlicfa C, 9 vn- 
seligem B. 10 so fehlt C. das er bis sach fehlt BC, 11 ader hülfe B. 
12 in seinem Ä, in disem B, ende nicht C, 13 sust Ä. So C. 14 dl- 
sens B, ewigens B, 16 in C hymebreich B. ewiclichen C, 16 heyliger 
vater Ä, 17 vnkeuschen 0. ynre3rmgen AB, 18 brenget C, leibe C. 
19 sei B. zu fehlt B. ewigen Ä 20 körnet C, 21 neyde B, neit 
vnd haz C 22 offenberlichen C, 23 in nach und fehlt C, ee vindet in C. 
24 allermenicUchon B, 26 bild B. 



— 189 — 

so unsicher ist als jugent^ die mit torheit ist begriffen^ so 
wil ich ein ander bildonge sagen Rnffus, meines freundes^ 
der nur ajchzehen jar alt was in den zeiten seines todes. 

Lxvm. 

TFas ich nu reden werde^ das geet ane czweifel aus gar 
betrübtem hertzen. Do Ruffäs, mein geborner mag^ vor- 5 
weiset was vaters und muter^ do quam er also junger in 
mein pflege; und wolte got das er von muterleibe nie ge- 
bom were, so were im sulche sein unselde mit nichte wi- 
derfaren. Denselben meinen mag hab ich erzogen mit 
Bulchen fireuntlichem fleisse das allermeniciich des bedauchtelO 
das er mein gebomes kint an allen zweifei were. Des be- 
gunde das unselige kint wachsen der jare und des leibes, 
nicht aber in Weisheit, als ich gerne gesehen hette. Über- 
sehen wart er des leibes mit grosser ungestalt der armen 
seiner seien. Doch was er ersamig, gutig, weis und ge-i5 
sprechig nach der werlt laufe, wie wol in das nicht hilfe 
zu tröste seiner seien. Holt was im allermeniciich. Der starb 
unseliclichen in dem achzehenden jare seines alders. Des 
sulches seines todes wart allermeniciich betrübet, und hub 
sich in aller stat zu Jerusalem ein also grosses klagen das 20 
weinen und suftzen umb seinen tot ein gantzes menet nicht 
ende nemen mochte. Doch mochte im leider alle sulche 
klage keinen frumen bringen, und wanne ich so ubergrosse 
übe zu im getragen hatte, mochte ich des mit nichte lassen : 
ich muste bitten den erwirdigen sant Jeronimus, das er mir 25 
offenbaret wie es demselben Huffiis, meinem nefen, in jener 

1 als ungicher B, so fehlt C, Jungent B. 2 Ruffes C, 3 was alt B. 
den fyhlt A, Vor LXVni.: von ruffdm dem burffel spile B, 4 Daz C. 
got B. 6 betrabten B. angebomer C, 6 vatir C. 7 pfleg C. geboren C. 
8 so wer-B. vnseld Ä 10 frewntUchen B, 12 czu wachsen B. 13 vber 
schöner C. 16 ersaaniger gütiger weiser vnd gesprechiger 0. 16 htilffe B. 
17 sele C. allermeinicUchen C. 18 vnseliclich B. 19 hab sich JB. 
21 eineir gantzzen monden nicht endes C. möneide A. 22 mocht B, 
in C. aUe fehlt A B, 23 nicht einen frumen B C, mich vber grosse B, 
mich czu vbergr. C 24 hette C. mocht B, gelassen 0. 25 erwirgiden B, 
26 freunde C. 



— 190 — 

werlt itztmt ergangen were. Des erhörte mich der erwirdige 
sant Jeronimns in sulcher meiner bete^ das ich alle mein 
begerunge behilt von genaden des almechtigen gotes. 

LXIX. 

H^anne eines tages als ich in der nonen zeit in meiner 
5 kamer was in meinem gebete, quam ein also grosser stank 
zu meinem niche das ich des unflates nicht geleiden mochte. 
Und do mich wundem wart und begunde denken wan- 
nen sulcher ungewonlicher stank kernen mochte^ und als 
ich in sulchen gedanken aufheben wart mein augen^ zuhant 

10 wart ich ansichtig Ruffiim; meinen unseligen nefen^ so gar 
ungestalten und grausamiges gesiebtes^ also das mein aogen 
des gestaltes nicht geleiden mochten: wanne er was ge- 
bunden mit feurigen keten und gingen aus im gleicher weis 
als aus einem backoven stinkende flammen. Zu sulchem 

15angesichte ersclirak ich so gar hefticlichen und wart so gar 
unmessiclichen betrübet das ich mit nichte gereden mochte, 
wie wol ich unmassen gerne geredet bette in denselben 
vristen. Domach quam ich zu mir selber und begunde in 
vragen ob er Ruffus were, mein nefe? Do gab er mir ein 

20sulehe antwort: Wolde got das ich dein neve nie worden 
were auf erden : wanne so were ich nicht kumen zu sulchem 
grossen leiden! Wanne wisse das ich ewiclichen vordampt 
bin zu der leidigen hellen immer werenden pein/ Was sal 
ich furbas mer sagen? AugustinC; mich begreif ein sulcher 

25 grosser smertzen und wart leides also yoI das mich noch 
wimdert wie ich mochte bei dem leben bleiben. 



1 werlte C gegattgen B, erhört C erwirdige fehH B, 2 alle meine C, Vor 
LXIX.: wy Bchewczleich er ym vorehumen B, 4 noen B, 7 vnd wart 
mich wundem C. von wannen C 9 anf wart heben B. 10 amechtig A, 
freünt C 11 xmd fehlt B, 18 fewreynA feüreinen C, 14 stynbendigA 
15 angesicht O. so gar fehlt BC. 16 ynmezziclich 6^. nicht C. 17 gern B. 
18 begnnden B, 19 freünt C. 20 ynd wolde got A. freünt C. waren B. 
21 wer B. 22 grossem C, yomrtailt A, 24 furbas fehlt C. 



191 



Domach unter andern worten^ der ich vil mit im hatte^ 
begunde ich in yragen, wommb er gotlicher barmhertoikeit 
also beraubet were^ sint er in der werlde doch so tugent- 
liehen gelebet hette? Und do sprach er: 'Umb kein ander 
Sache bin ich vorlom und ewidichen vorteUel, nur daa mir 5 
so lip gewesen ist zu dem unseligem wurfelspil. Und umb 
das das ich von unweiser unvomunft dorumb nicht rewe 
enpfangen habe und mich des nicht erkennet habe in der 
beichte, muz ich gotlicher barmhertzikeit ewidichen enbera/ 
Domit Torswant er von meinem angesichte, aber ein sulcherlO 
stank bleip in dem gadem, das domach nimant dorinne ge- 
wonen mochte. Nu merke allermeniclich wie das unfletige 
wurfelspil unrein und vorsmechtes ist in gotlichen äugen« 
Augustine, uns geburet allen zu leben in grossen sorgen auf 
die rede das uns der snelle unvorsehen tod icht begreife, 15 
also das wir bloz guter werke mit unserm ewigen schaden 
icht erfunden werden. Itzunt sulle wir uns setzen in grosse 
bitterkeit starker rewe, wanne nach todes Zeiten unnutz 
und vorloren ist alle sulche rewe. 

LXXI. 

^ugustine. Über vater, auf die rede das sich angstliches 20 
Bulches bildes alle cristenheit gebezzer und hüte sich vor 
sulchem grossem ungelucke, so meine ich etliche ander 
semlich geschieht zu disen dingen setzen. Des ersten in 
Samaria, do ein unseliger spiler mit xmseligem wurfelspil 
alles sein gut vorloren hatte, do begunde er des erwirdigen25 

Vor LXX.: wy er ist verdampt durch des bnrffel spilles willen B. Kein 
nette« CapitQl A, 1 hette C. 2 er der Ä, 3 doch fehlt C. 6 ist ge- 
wesen B. ynseligen C, vinb das ich C, 8 enpfange C, hab in (7. 9 peichte- 
nnzae Ä. beicht C mnz fehlt Ä, enpere Ä, 10 angesicht C. 12 aller- 
meiniclichen C vnseilige C 13 ynreiniges C vomichtetBC 14 loben C. 
16 ewigem C, 17 schollen C, 18 ^nnatzze C, 18 rewe fehlt AB, Vor 
LXXI.: YOn einem andern bnrffl spiler B, 20 engstliches C, 21 ge- 
bessern mochte Tnd B C, 22 etlich C. ander czeichen B C, 28 semlicher C 
25 gut genczleich A, hette C. 



- 192 — 

sant JeronimuB heiligen namen zomiclichen scheiden; und 
derselbe wart alzuhant mit des himels schaur vorbrennet 
und vomichtet auch in derselben vrist^ als im dennoch die 
schemigen Scheltwort in dem unreinigen munde waren. Dor- 
6 nach waren drei ander spiler, als ich underweiset bin von 
leuten, die dobei waren ^ das sie ein wurfelspil begunden 
anheben und sprachen also in beginstnusse ires spiles : 'Jero- 
nimc; beweise deine macht nach allem deinem willen und 
tue alles dein vormugen: dennoch welle wir enden unser 

10 wurfelspil wider deinen willen/ Nach sulcher rede begunden 
sie desselben ires spiles. Zuhaut nach sulchem beginstnusse 
in gar kurtzen vristen begunde sich die herte erde aufhin 
und weite sich zu spalten und vorslant dise drei spiler 
lebendige in angesichte aller leute, also das sie auf disem 

15ertreiche furbas mer nicht gesehen wurden. 

Lxxn. 

TTieus die leute sehen, das mugen sie warhafticlichen 
reden. Dovon wie wol ich sulcher geschieht, die ich itzunt 
sagen wil, manigen erberigen man zu gezeugen habe, doch 
meine ich vremdes gezeuges nicht bedürfen umb das das 

20 ich alle sulche geschieht alzumal gesehen habe mit meines 
selbes äugen. 

Bei meinem hause zu Jerusalem, dorinne ich selber 
wone, was gesezzen ein edler ritter, reich dises werltliches 
gutes. Der hette nur einigen sun. In des übe wart er so 

25 gar vorblendet das er im keine unzucht weren wolte, sunder 
das er in lert alle freidikeit und alle unbescheidenheit un- 
tugentliches lebens. Ir torechten veter! ir unweisen eidern! 

1 heiligen fMi C, 2 hymel B. 4 schemlichen C, in seinem vnreinigen A. 
6 wtirffel an befanden C. an begunden heben BO, 8 dein B. alle dei- 
nen B, 9 tun alle deine C. wollen C, 11 des ires 0, sulchen B, 12 vnd so 
gar C in so B, aof czu tun C 13 weite feMt C. 14 angesicht C. 
also fehlt BC, 16 ertreich C. wurde B. Vor LXXII.: von einem 
ritter ynd von seinem dnn B, 16 Daz C, 18 mangen C geczeuge B. 
19 geczeuge B. geczjBUgnisse C, durffen C, vmb das ich C, 21 selben B. 
28 war B. reicher C. werltlichen C, 24 hat B, liep B. 25 keyn B, 
26 das fehlt A, in fehlt A. lert] lewt B, leret O. 



- 193 — 

Zu disen merklichen dingen wendet ewr äugen auf die rede 
das ir gemerken muget^ welche böses ende genomen habe 
sulche unvomunftige Übe des e genanten unseligen mannes : 
wanne durch torheit unvernünftiger veter sein vil der kinder 
kumen zu unvorwintlichem grossem valle. Des e genanten 6 
reichen mannes sune wart teglichen wachsen und wes er 
sich gebessert an dem leibe, des wart er allewege erger in 
tugentlichen siten : wanne er vorzeut alle seine zeit in nichte 
anders nur mit wurfelspile, mit bösen scheltworten, mit un- 
reinikeit^ mit trunkenheit und mit allen bösen dingen mit 10 
vorhengnusse seines vaters, der im sulcher dinge durch 
torechter libe willen mit nichte weren wolde. Domach als 
der junge quam zu seicfes alders zwelf gantzen jareUi do 
begunde er eines abendes mit seinem vater zu einem wurfel- 
spil sitzen^ und do im das spil nicht vallen wolde nach 15 
allem seinem willen, do begunde der unvernünftige junge 
snodiclichen reden in semlichen werten: 

LXXIII. 

'Fbrmag Jeronimus ichtes, das beweise er in disen 
Zeiten: wanne wie wol im alles wurfelspil widerzem sei, 
dennoch wil ich von diser stat nicht scheiden, ich habe 20 
denne dises spil nach meiner lust gewonnen.' Er mochte die 
unseligen wort nicht so balde von dem munde lassen: zu- 
hant quam der böse geist in bilde eines grausamiges men- 
schen und lif in angesichte aller leute auf die stat, do vater 
und sun bei einander unseliclichen sazen, und nam freidic-25 
liehen den unseligen jungen und fürte in weg. Wohin er 
in gefuret habe, das ist unkunt allermeniclichen ; doch gelaube 
ich das er in gefuret habe nach seiner amunge in der 

3 böse libe C 7 bessert C, der B, ergen B, 8 vorczeret G, sein B, 
nicht C, 9 nur in BC. wurfelspil O. 12 torlicher J5.. willen fehlt AB, 
13 ganczeB. 16 gychen AB. Vor LXXIII.: wy der tewffl czu yn chu- 
men ist B. Kein neues Capitel A, 18 er fehlt B. 20 hab C. 22 vn- 
selige Worte B. gelassen C, 23 grausamen C, 2Ö nam fehlt B, 26 jun- 
gen weg fürte ^jB. 27 das ist bis gefuret habe fehlt A, allermeiniclich C. 
28 bab C, seinem vordinstnisse in die leydigen helle ewigen pein C. in 
dy leydigen A. 

13 



- 194 - 

leidigen hellen ewicHche peine. In derselben vrist als sich 
ergink sulches ungeluck, begande ich in meinem hause bei 
einem venster sitzen, das gen derselben stat geschicket was, 
do der ^imselige vater mit seinem unseligen kinde in sun- 
ödigen werken sazen. Dovon mochte ich sulches grosses 
ungelucke wol eigentlichen sehen. Bei diaem bilde lernet, 
alle jungen, ewer junge tage mit ersamigen werken tugent- 
lichen ziren; denne welchen unflat eines jungen menschen 
hertze gewonlichen begreifet, des kan es sich mit nichte 

10 oder gar swerlichen enzihen in dem alder: wanne sulchen 
smak, den ein newes vas begreifet, das muz dorinne stetic- 
lichen bleiben. Lernet auch, ir unweisen, vnvomunftigen 
veter, das ir ewer kint zuclit, ere und gute siten leret mit 
veterlicher strafunge und dorzu mit siegen. Lasset nicht 

15untugent und lasterberige gewonheit gleich bösem kraute 
Schandenwurzeln in ewer kinder hertze wachsen auf die rede 
das ir icht von ewr selbes schulde Ursache gewinnet ewer 
kinder unselikeit hie und in jener werlt ewiclichen zu klagen. 

LXXIV. 

ilugustine, liber vater, mich betrigen denne mein sinne, 
20 so ist gar eng der weg, der zu ewigen seiden füret, und ist 
ir gar lutzel, die sulche Strasse erkennen oder bawen. Do 
engegen ist gar breit der irresame weg, der zu dem ewigen 
tode und zu Verlusten leitet, und ist allewege vol irresamer 
leute, die tag und nacht zu der hellen eilen: wann ein 
25 icliche totliche sunde ist ein teil desselben unseligen weges 
und vorleitet ällermeniclichen, nicht aleine die ungelaubigen 
beiden, sunder auch die cristen, wie wol sie mit der heiligen 

2 an meinom C. 3 gen der B. 4 unseligen fehlt A. 6 vngeluchke Ä. 
7 eure Jungen C. 9 daz B, kan fehlt BC, 10 enczihen mag BC. 
13 veter vnd müttir C gute vnd C, lernet B. 16 vntugent hochfart wider 
bellen ligen vnd ander C. kraut in irem hertzen wurczeln auf 0. 16 auf 
die hU Ursache fehlt B, 17 icht fehlt C, schulde icht C. 18 werlte C. 
Vor LXXIV.: czu augustino B, 19 alle meine C, 20 enger C. 21 ir 
fehlt C. 22 Irsamige C, ewigen fehlt B, 23 tode leitet C. irsamer 0. 
24 alle tag C, nach B, helle eylet denne C. 25 iclich C. teile C. 
unseligen fehlt C, 26 vorteilet B. allermeniclich C. 



— 196 — 

taufe von simden sint gewaschen, wanne alle beiden vorloren 
sint gar an allen zweifei. Und als mich danket, so ist un- 
geleiches mer sunder denne guter leute; und wer es recht 
betrachten wil, so ist wenig imant auf erden, der sich zu 
tagenden und zu dem besten wende oder der immer gedenke 5 
auf besserunge seines kranken lebens, wanne allermenic- 
lichen volget seinen schemigen sundigen woUusten. 

Devon gelaube ich, über vater Augustine, das ir leider 
gar lutzel sein, die sich auf den weg ewiger seiden schicken, 
des auch die heilige schrift uberal bekennet. Des vindetlO 
man auch Urkunde ane zal, so man sulche bewerunge fleis- 
siclichen wil suchen. Doch bei sulcher meinunge sal aller- 
meniclichen ane zweifei bleiben das nimant zu den ewigen 
freuden in keiner weis komen mag, er habe denne von im 
alle sunde vortriben gentzlich und ane gebrechen und bleibe 15 
dorzu steticlichen in gutem tugentlichem wege. Mein werk 
sal ende nemen; doch wil ich noch etliche wunder sagen 
und beinamen zwei des ersten, der ich von dem erwir- 
digen Niclasen, ertzbischofe zu Candien, neulichen bin un- 
derweiset. 20 

LXXV. 

Der erwird ige e genante man quam gen Bethlehem in 
disen tagen in meinunge sant Jeronimi, unsers erwirdigen 
Vaters, heiligtum zu sehen gar mit grosser andacht, als zim- 
lich ist sulches erwirdige heiligtum zu beschawen. Des 
wolde er als ein seliger mensche, der vol ist gotlicher übe, 25 
mit nichte heim zu lande varen, er hette des ersten mich 
besuchet mit seiner wirdigen suzzen libe. Und gleicher weis 
als er in allen genaden begäbet ist von dem almechtigen 

2 sint fehlt C. zweifei seint C. 4 ymant wenig C, 5 wenden oder 
ymmer C. gedenk B. 6 allermeiniclich C, 7 seinen fehlt B C, 9 wege B, 
10 vber leüt C 11 alle czalC begerunge -4 J5 C 12 wil vleizziclichen ^. 
allermeiniclich bleiben das C. 14 komer weis B, hebe B, im an alle B. 
15 vnd gentzlich one gebrechen sey C. bleib C. 16 gutem fehlt A, 
19 erczwischouen B, Vor LXXV.: wy ein guter man von candia ist 
chumen B. 21 egenante erwirdige B. alte man C, 22 vnser B. 23 gar 
fehlt A, 24 erwirdiges czu beschauwen C, 25 mensch C. 26 hin B C. 
27 w-irdigen fehlt C, suzzer B. 28 begebet B. 

13* 



— 196 — 

gote, also bracht er mir sein kleinot mit ubermilder gabe^ 
und Hez im doran nicht genügen das er mich so gar fremit- 

' liehen gesuchet und begäbet hette, sunder er bleip bei mir 
etliche tage und ist noch in meinem hause: und helfe mir 
5 der suzze got das er nur lang bei mir bleibe. O wie ofit hat 
er dich, hertzenliber vater Augustine, in übe des genaden- 
reichen gotes freuntlichen gegrusset! Sust hat er mir ge- 
saget das zu Candia geschehen sei das nachgeschriben wun- 
der. Einer von der sampnunge seiner prister, custos seiner 

lOkirchen, hat schemlich gelebet in unkeuscheit, in trunken- 
heit und in andern untugentlichen siten, und domach ist er 
tot gar unseliclichen. Des leichnam wart bei andern pristem 
gewonlich begraben. Nu merke, Augustine, die grozzen 
gotes wunder auf die rede das desselbes pristers grosse 

1 5 pflage ein bilde were allermeniclichen sich vor sunden fleissic- 
lichen zu hüten. In der andern nacht nach seinem tode 
wart beide in der kirchen und auch auf dem kirchove ein 
so sturmiger grausamiger don, das allermeniclich, die dobei 
wonhaftig waren, durch grosse vorchte und umb so grosses 

20 wunder zu der kirchen liffen. 

LXXVT. 

Do sie nu alle bei der kirchen waren, do meret sich 
der stürm und der grausamige done und wurden sich alle 
glocken selber leuten. Sie sahen aber nichtes, dorumb 
sulche newekeit geschehen mochte. Des baten sie die barm- 
25hertzikeit des almechtigen gotes das er in offenbaret durch 
welcher Sachen willen sulches wunder sich enpfenget hette; 
doch wurden sie so balde nicht derhoret. Des morgens frU; 

1 claynöt A, clejmed B, vber milde B, 2 im nicht doran genügen A. 
begnügen C, früntlichen B. 4 dennoch etleich Ä, helf C, 6 lange C. 
ofte C, 6 lieber B. 7 freuntlichen fehlt G. 9 samnunge C, 10 schem- 
lichen C 12 war A. 13 begraben bey andern pristern gewonlich BC. 
Augustine die grozzen fehlt B C. 14 desselben C. 15 von B. fleissic- 
lichen fehlt C. 16 hüten dester fleissiclicher C. 18 den B. Vor LXXVT.: 
wy sich dy glochen selber leuten B, Kein neues Capitel A. 21 czu der 
kirchen chomen A. 22 den B. 24 gesehen B, 25 dar in C 26 en- 
pfendet ABC. 27 geboret B. 



_ 197 — 

als diser grausamiger stürm aufgehoret bette, funden sie alles 
kirchengerete, ornat, altertucher, pallen, bucher und alle 
ding uberfrevelt mit des fewers flammen. Des gebot dei* 
erwirdige e genante ertzbischof allem seinem volke das sie 
andechticlichen beten schölten und domite beiten was in 5 
der andern nacht geschehen wolte. Des andern males dor- 
nach wart zwifachtig alles sulches ungelucke mit grossem 
vorchten und mit peinigen smerfczen beide der pfafheit und 
alles cristenliches Volkes. Des wart alles volk leides und 
bitterkeit derfuUet, do sie von gote kein hilfe sahen komen, lo 
und was allermeniclich betrübet gleich wunten oder toten 
leuten. Domach des andern tages erschein der erwirdige 
sant Jeronimus sibenstunt scheiniger wenn die lichte sun 
und quam in die kirchen und ging zu dem alter in an- 
gesichte allermenicliches und sweig wol ein gantze stunde. 15 
Dornach sprach er zu dem vorchtigem volke sulche ding 
weren geschehen durch willen des sundigen pristers, der 
neulich vorgangen was, umb das er unwirdig were hei 
andern pristern zu ligen in geweichten steten, und das were 
geschehen zu derschrecken ander sunder auf die rede das 20 
sie dester vorchticlicher in gotes dinste lebten. 

Lxxvn. 

Dornach gebot er in das sie den unseligen leichnam 
des unfletigen pristers ausgraben schölten, wanne derselbe 
vordampte leichnam also vorurteilet were, das er in der ge- 
meinen auferstendunge in Zeiten des letzten vreisamigen ge- 25 
richtes in der leidigen helle fewr scheide ewiclichen brin- 
nen ; und dorumb scheiden sie denselben leichnamen älzuhant 
vorbrennen oder sie mochten des e genanten freidigen stur- 

1 grausamige C 2 kirchen gereit C. 3 geböte O. 4 egenante Erwir- 
dige C. ©rczbißchoue B, 7 sulche B. groszen C. 8 peinigem C. 9 Cri- 
stenlichen C. volke leydes B. 10 do si kein pitterkait hülfe von got A, 
keine hilffe von gote C. 13 schöner den di sonne C, 14 angesicht C. 
15 stund B, 18 neulichen C. 19 geweigten C 20 sundere C. Vor 
LXXVir.: do gepot er den leichnam auss B, Kein neues Capitel A. 
23 pristers wider C. 25 leczsten B, freidsamigen C. 26 helle in fewr A B. 
27 leichnam C. älzuhant fehlt C. 28 freidigen sturmes fehlt B. frei- 
digen fehlt C. 



-~ 198 — 

mes nimmer ledig werden, und domite vorswant der erwir- 
dige sant Jeronimus von irer aller äugen. Des wart alles 
Volk trostlich erfrewet und sageten alle dank, ere, lop und 
wirde dem almechtigen gote und dem erwirdigen sant Jero- 
5 nimus, unserm hertzenliben vater ; und was er sie geheissen 
hatte, das brachten sie gehorsamiclichen zu gantzem ende. 
Domite vorging sulches sturmiges ungelucke, und fiirbas 
mer von demselben tage begunden sie allesampt gemeinic- 
lichen einmuticlichen und mit gantzem hertzen und mit 
lOgantzer andacht suzzes hertzen unsern vater, den erwirdigen 
sant Jeronimus, in eren und in wirden steticlichen behalden. 

Lxxvm. 

In derselben stat was ein uberschoner junger mensche, 
Titus genennet, ^rberiger tugentlicher siten, reich, wol ge- 
bom von edlen leuten, der zu dem erwirdigen sant Jero- 

15 nimus alle sein hofFenunge geleget hette. Derselbe junge 
was reines lebens und hilt seinen leip in junkfraulicher 
wirde und bleib untz auf das zweinzigist jar seines alders 
in tugentlichem leben. Dornach wart im sein bruder ein 
anders raten, das er liez die hoohkostigen edlen steine der 

20 keuschen reinikeit und das uberteuer golt junkfraulicher 
zirde und begunde dornach zu dem stänke und unfletikeit 
des fleisches sein gedanken neigen und nam nach rate seines 
bruders ein edle uberschone junkfrawen derselben stat zu 
weibe. In derselben junkfrawen libe wart er so gar hitzic- 

25 lieh vorstricket, das er auf nichte anders gedenken mochte 
nur auf des weibes libe, und domite wart er gotliches dinstes 
von tage zu tage vorgessen. Und als der unselige junge 
gelassen hette sulche engelische reinikeit und begunde den 
almechtigen got aus der achte lassen, do begunde sein auch 

3 gefrewet B. lop ere C. 4 erwirdige B, 6 vnseren C. 6 hette C vor- 
brachten C. czu ainem Ä. 9 und bis und fehlt A. gantzen C. und 
fehlt C. 10 den erwirdigen fehlt C, Vor LXXVIII. : von dem jungen 
genant Tytus B, 12 mensch C, 13 reicher wol gebomer von gar edlen C. 
15 jung B. 17 Jare C. 18 in B. 19 steyn B. 21 czyre B, stank B, 
22 fleizzes B. 23 Juncfrauwe C. 24 hitzziclichen C, 25 nicht C. 27 tag 
czu tag C. 29 gote B, 



— 199 — 

die gütliche barmhertzikeit vergessen. Do nu ein gantzes 
jar vorgangen was, als er dy junkfrawen zu der ee genomen 
bette nicbt als vil durch beilikeit der keuscheit als durch 
unreinige geiust seines leibes, do begunde sein bruder mit 
rate des leidigen teufeis alle sein gedanke setzen wie er 5 
selben seines bruder weip zu sundiger woUust gehaben 
mochte, als er doch des letzten mit rate des bösen geistes 
alle seine sundige lust volbrachte mit derselben seines bru- 
der frawen. Hie schullen bilde nemen alle junge leute und 
schuUen vor sulchem ungelucke sich mit allem fleisse hüten. 10 

LXXIX. 

Der man der frawen wart gewar suloher grosser sun- 
den, die »ein angebomer bruder getriben hatte und teglichen 
treip mit seinem elichen weibe, und begunde mit allem 
fleisse denken wie er sulcher ungeschicht zu gantzem ende 
komen mochte, und enthilt »ich manigen tag gleicher weis 15 
als ob er dorumb nichtes woste, Domach eines tages trug 
er an mit seiner dinesinne, die in des gewarnet hette, das 
er sich den gleichen stalte als ob er durch sein notdurft 
wolde fremde lant besuchen, und liez sich dieselben dine- 
rinnen in der stat vorbergen. Dornach quam er zu mitter- 20 
nacht in sein haus gelaufen: zuhant wurden im die turen 
von derselben dinerin aufgeslossen, als sie das vormals 
beiden Seiten hatten angetragen. Des ging der junge 
zu der kamer, dorinne sein weip bei seinem bruder lag in 
schemlichen sunden, und vordert das man in zuhant einlazzen 25 
scheide. Des wundert die sundigen beide und teten im nicht 
auf die turen durch grosser verebten willen. Dornach brach 
derselbe junge dieselben tür mit starker manneskrefte und 
was in uberhitzigem zorne also enpflammet, das er mit 
geruktem swerte des ersten sein weip und domach seinen 30 

5 leidige B, gedancken C 6 di selben A. 7 leczsten B, 8 geiust C. 
voUenbrechte B, Vor LXXIX.: von den czwayn brudem B. Kein neues 
Capitel A* 12 hette C, 14 gedencken C. 16 mangen C, 17 einer 
dirne C. 18 stalt C, noturft B. 19 dy selbe B, dirne C. 20 bergen C. 
21 hause B, 22 dirne C, 23 zunge C, 25 semlichen B. 29 vber- 
mezzigem grozzem czorn A, enczündet 0. 30 geruckem B, dornach sein C< 



-. 200 — 

bruder tötet; der sich under dem bette hatte vorchticlichen 
vorborgen. Domach als das gescheen was, für der junge 
aus derselben stat und wart eilender auf der erden und be- 
gunde mit etlichen andern mordem rauben auf den Strassen 
5 und auch die leute durch ires gutes willen morden. Do er 
nu in sulchen sunden gelebet hatte zehen gantze jar, do 
erschein im der erwirdige sant Jeronimus, der alle seine 
diner erwirdiclichen tröstet, und beweiset sich im in gestalte 
eines kaufmannes auf die rede das er seines grossen dinstes, 

10 den er sant Jeronimo getan hatte, genediclichen genusse 
und nicht der erste were, den sant Jeronimus in noten 
hette gelazzen: wanne wie wol der arme unselige mensche 
sundiges lebens pfleget, dennoch liez er das mit nichte, er 
enpfalch sich alle tage dem erwirdigen sant Jeronimus und 

15 wurket alle tag etwas gutes sant Jeronimo zu eren. 

LXXX. 

Dornach als der e genante Titus sant Jeronimum an- 
sichtig wart und in beginnet dünken das er ein kaufinan 
were, zuhant rufet er allen seinen gesellen, die mit im 
sulcher bosheit rauhes und auch mordes teglichen pflagen. 

20 Sie lifen allesampt auf den kaufman snellichen und sehnten 
ire sper. Domit begreif in Titus und gebot seinen gesellen 
das sie in bilden untz das er in mit seinem swerte der- 
steche. Dornach erhub er sein haut mit dem swerte in 
meinunge das er seinen sundigen fursatz zuhant volenden 

25Wolde. Do sprach der kaufman mit senften suzzen Worten: 
'Guter jungeling, durch sant Jeronimus ere, den du in libe 
und in wirde heldest, so gunne mir in freuntlicher laube 
das ich mit dir etwas heimlichen gereden muge; und dor- 

1 hat B, hatte fehlt C 2 vorborgen hette C. 4 ettUche B, starssen B. 
6 hette C, sunde czehen gancze jar gelebet hatte A, 7 alle die seinen C. 
8 gestalt C, 10 hette (7. 12 lazzen B, vnselig iung A, vnseliger B. 
mensch (7. 13 pfleg C, d&s fehlt BC. 14 enpfel O, tag C, dem bis alle 
iskg fehlt B. 15 mercket C Vor LXXX.: wy er sand jeronimum an- 
sichtig B. 17 wirdet C 18 alle B. 19 raubens C, auch fehlt A, 20 sy 
schütten AB. 21 ire swert vnd sper B. 22 der stech B, 23 erhübe C. 
27 wirden C, günne C, 28 gereden könde vnd müge C, 



— 201 ~ 

nach tu we» du zu rate wirdest.* Do antwurt im Titus und 
sprach also: 'Durch übe willen desselben, den du genennet 
hast, wil ich dich leben lazzen und wil dir erlauben zu 
reden was du willest. Nur aleine leg nider die kaufman- 
schafti; die du tregest.' Do sprach der erwirdige sant Jero- 5 
nimus: 'Ich bins, der Jeronimus, den du in eren hast ge- 
halden, und bin zu dir kumen das ich dir aus disen sunden 
helfe auf die rede das sulche äeissige dinste, die du mir 
getan hast, nicht vorloren werden. Nu lasse dich dein grosse 
sunde rewen: nicht furchte dich, mein liber sune, und wisse 10 
das ich untz auf disen heutigen tag got für dich mit fleizze 
gebeten habe in sulcher meinunge das er mit gerechtikeit 
seines gerichtes dich nicht vorderben wolte umb dein so 
grosse Sunden.' 

LXXXI. 

Dornach begunde anderweit der erwirdige sant Jeroni- 15 
mus also sprechen: 'Sun, habe rewe, tu rechte buzze umb 
sulche starke sunde und furbas mer hüte dich vor sunden, 
oder ich meine dein furbas mer nicht zu hüten noch für 
dich bitten oder anrufen die genade des almechtigen gotes.* 
Nach sulchen werten vorswant der erwirdige sant Jero- 20 
nimus vor ir aller äugen. Sulcher geschieht erschrak Titus 
mit gar grossen verebten, also das er zu der erden vil und 
mochte sich dovon lange nicht erheben. Des wart alzuhant 
und also snellichen über Titum und die seinen alle des 
heiligen geistes kraft so genediclichen gegossen und wurden 25 
sie allesampt mit himelischer gute also erleuchtet, das sie 
aus allen sunden genomen wurden. Und dornach lissen sie 
alle unfletikeit und alle böse gedanken und begunden sie 
ir böses leben, das sie so sundiclichen mit raubens und 

1 tun C. antworte C, 3 gib dir vrlaub (7. vrlaub geben B, 4 wollest 0. 
dein C, 8 heilige A. dinst (7. 9 verlorn C. 11 mit fleiz vur dich C 
12 habe fehlt C. 14 grossen B. Vor LXXXI. : wy jeronimus mit geredt 
hat B, Kein neues Capitel A, 16 also fehlt C, vnd tun C, 17 huet B. 
18 meyn B. mer fehlt C, nich B. 19 an czu ruffen C, genaden B, 
des sblmecbiigen fehlt B C. 21 erschrakt B. 22 grosser vorchte O. 23 al- 
czuhant vber Tytum und die seinen alle des 0, 27 nlden B, waren Bx 
29 ire (7. yres bösen B, rauben B, 



— 202 — 

mordes unreinikeit getriben betten, andecticlicben rewen. 
Domacb füren sie gemeiniclicben mit einander in ein wilde 
wustenunge und bliben dorinne alle ir lebtage mit grosser 
bitterkeit seliger langer buzze. 

Lxxxn. 

f> Ein grosses wunderhaftiges zeichen, das von genaden 

des erwirdigen sant Jeronimus gescheen ist in dem obristen 
lande des kunigreiches in Egypten, meine ich itzunt zu 
sagen auf die rede das dorinne allermenicHchen und bei- 
namen junge leute bilde nemen sich vor schänden und sun- 

10 den mit hilfe gotes vomunfticlichen zu hüten. In einem 
kloster was ein geistlicher junger munch, der von genaden 
gotes ersamiger, sitiger und dorzu tugentlicher was: junger 
der jare, alter mit starken sinnen vernünftiger lere, reiner 
keuscheit fleissiger huter und dorzu ordenlicher schäme, 

15 und des erwirdigen sant Jeronimi sunderlicher diner, der 
in andachtikeit sant Jeronimus zwelf gantze jar gewesen 
was in demselben kloster. Auch pflag er nicht anders nur 
das er betet in seiner andacht oder steticlichen las in den 
heiligen Schriften und beinamen durch grosser libe willen, 

20 die er zu reiner keuschheit alleweg hatte, was im grausam 
immer in keiner zeit einiges weip zu sehen, und was weihen 
also veint, das er auch nimmer an sie gedenken mochte. 
Und zu grossem fleisse seiner reiner hüte bleib er in dem 
kloster steticlichen und zu allen stunden, also das in doraus 

2önimant bringen mochte. Den heiligen sulchen ftirsatz und 
sulches reines leben mochte der veint menschlicher wirden, 
der böse geist, durch grosses hasses bitterkeit ftirbas nicht 
geleiden und begunde wider den heiligen jungen, geistlichen 
bruder arglistiglichen trachten mit gewonlicher. schalkeit sei- 

2 mit einander fehlt C. 3 lebtag O. Vor LXXXII. : von dem geystleich 
jungen müch B. 6 geschehen C, 7 cze B. 9 leut C. 10 vomunftic- 
jÜchen mit hllfe gotes BC. zu fehlt C, 12 ersamig sitten B. tugentlich iJ. 
jung B. 13 alt B, starcker synne C. 15 der Ä 16 yar gancze AB. 
IJ anders /eAtt C, 19 lieb B. 20 keuscheit C, hetfce C. 23 reinen C. 
^^ siilchen heiligen C 26 lebens mocht B, wirde C, 28 Jungen hei- 
lige]^ 0, 29 argUstiche» B, pojjbait A, schalkheit seiner falscheit seiner O. 



— 203 — 

ner falschen kunsten. Und alzuhant sendet derselbe böse 
geist, aller schalkeit meister, etliche unreinige gedanken und 
böse bekorunge in das suzze hertze des seligen jungen men- 
sehen beide tag und nacht wol zehen gantze monden, das 
er nicht aufhört anzufechten den unschuldigen jungen. 5 

Lxxxm. 

Äust was so vorsichtig der geistliche junge bruder, das 
er sich alleweg enpfalch der hüte des erwirdigen sant Jero- 
nimi, unsers hertzenliben vaters, und dinte dem in rechter 
libe und mit andachtigem hertzen; und domit auch mit 
steticlichem vasten, mit gebete zu dem almechtigen gote 10 
und mit goüichem äeisse wart er allewege sighaftig in allen 
anfechtungen des uberbosen teufeis. Nu merket, ir un- 
bedechtigen jungen, schawet mit allem fleisse wie der weibe 
zirliche schone und ir glantze varbe so grossen schaden 
bringet icHches menschen hertzen. Dornach wie wol der 15 
teufel vorreter und veint menschliches geslechtes sei, so ist 
zu merken sunderlich das er von des frumikeit so festiclich 
überwunden ist: wanne dornach begunde er als ein zorniger 
ungeduldiger lebe alle argelistige wege mit allem falschen 
aufsatze und mit argem fleisse steticlichen suchen, wie er 20 
den jungen in seinen ewigen fluch vorslinden mochte. Zwi- 
schen disen zweien hub sich ein grosser streit: auf einem 
teile arbeitet der teufel wie er den unschuldigen jungen 
ewiges valles stricke gelegen mochte, auf die andern selten 
sterket sich der tugentlicher junge mit andachtigem fleissi- 25 
gern gebete in sulchem fleisse und in semlicher sterke, das 
er vor nichte hilt alles des teufeis kempfen xmd alleweg 
sighaftig wart in allem sulchem streite. Dozwischen begunde 
des e genanten jungen vater in grossen sichtagen vallen, also 

2 schalkheit C. 4 czwen AC. 5 auf höret 0. Vor LXXXUI. : auch 
von dem munch B, Kein neues Capitel A^ 6 was er so B, fursech- 
tiger A, vürsichtiger C. geistlich 0. 7 enpfal C, gute B, 8 herczen 
libens B. 9 auch mit fehlt AB, 10 steticUchen B. 11 sighaftiger O. 
14 giancz B. 17 vesticlichen C, 18 vorwunden B, 19 alle fehlt B C, 
alles falschen B. 21 vorslinde B, 22 eine teile arbeit C, 25 streyttet 
sich A. tugentliche C. 27 vür C. kempfe K 28 sighaftiger C, 



— 204 — 

das dem jungen Ursache gegeben wart seines vaters gegen- 
wurtikeit zu suchen, und dorzu wart er von seinen obristen 
betwungen das er in seines vaters hause varen muste wider 
allen seinen willen, wanne der vater mit grossem geschrei 
5 allewege klaget das er sterben muste, ob er seinen Üben sun 
nicht kurzlichen sehen scholde, 

LXXXIV. 

/Sulches gebotes betrübte sich der keusche reine bruder 
und was in grossen vorchten das leicht sein reines unschul- 
diges hertze vormeilet wurde von angesichte der weibe, 

10 und hetten in alle brtider seines conventes dorzu mit grosser 
bete nicht geneiget, so wolte er liber missevallen seinem 
vater denne sich in sulchen zweifei setzen oder in keiner 
weis aus dem kloster zu faren: wanne im wol kundig was 
das nichtes geistlichen leuten so vil Schadens bringet, als 

15 mit unstetigen sinnen durch merkte und durch gassen in 
verlassenem mute steticlichen zu laufen und vil der werlde 
unfletikeit zu schawen, sint einigen gemach oder fride das 
hertze mit nichte gewinnen mag, die weile sich der mensche 
vil klafereien und vil mussiger werte underwindet: wanne 

20 welchen gemach das wasser den fischen bringet, dasselbe 
tut tugentliches sweigen geistlichen leuten. 

Des quam der geistliche mensche in seines vaters haus 
und bleib dorinne als mit grosser Verdrossenheit drei gantze 
tage, das in dauchte das er in hertem gevangnusse were. 

25 An dem driten tage geburet sich das der e genante geist- 
liche jungelink mit einer uberschonen junkfrawen, seiner 
swester, des vaters beine begunde krawen auf die rede das 
der vater seines smertzen etlicher mazze vorgezze. Des 

2 besuchen C. er betwungen C. 3 betwungen fehlt C. vatir (7. vber B. 
5 alleweg B. Vor LXXXIV.: wy er nicht wolt auss dem chloster B. 
7 vnd sulchez {kein neues Capitel) Ä. 8 liecht B. 9 angesicht 0. 10 co- 
uentes B. 11 gebette C. lö vnstetigem ßynne C. 16 yrerlde fehlt BC. 
17 beschauwen C. 20 gemache B, 22 vater hause C, 23 so mit B. 
grosser vorcht vnd C, 24 tag O. bedauchte C. gefenknisse C. 26 tag B. 
genant ^eistlic}! münch (7, 2§ vb^r schöner C, 27 begunden C. trawen B. 



— 205 — 

begunde derselbe geistliche jungelink nicht von aufsatze, 
sunder von geschieht der seinen schonen swester hant be- 
ruren: zuhant wart sein hertze mit ubergrosser hitze der 
unkeuschen snodikeit also krefticlichen enzundet und mit 
unreiniger begerunge so hefticlichen verwundet von gewon- 5 
liehen falschen reten des bösen geistes; das er gantzen fur- 
satz gewan, er wolte an derselben tugentlichen junkfrawen, 
seiner swester^ begem unmenschliches lasters und überboser 
schänden, nur das er sich schämet mit seiner rechten swester 
zu reden sulches lasters. 10 

LXXXV. 

-Augustine, liber vater, welcher keuscheit oder welches 
reinigen lebens sal ich in keiner weis mich vorsehen mugen 
zu den munichen und zu sulchen pfafiPen, die allewege bei 
angesichte schöner unzuchtiger weibe wonen, die steticlichen 
mit in unzuchticlichen schimpfen und reden? Also sicher 15 
ist ein iclicher seiner keusche, so er steticlichen mit den 
weihen redet, als das stro in dem fewer sicher ist das es 
nicht vorbrenne. Der weibe schone und ir angesichte ist 
ein gewisser val des leibes und der seien und bringen sul- 
chen schaden, den nimant mag in keiner weis vormeiden 20 
noch volachten. Augustine, liber vater, was sich dieser geist- 
liche jungelink gevorchtet hat, das ist im itzunt leider wider- 
faren zu offenbarem bilde allen jungen leuten, das sie sich 
vor semlichen schänden wissen zu hüten. Billichen schullen 
die jungen gehorsam sein iren vetem, billichen schullen sie 25 
alle ^undertenikeit geduldiclichen leisten, doch allewege un- 
schedelichen der seien und der seiden. Der junge munich 
wart in unreiniger llbe der schonen seiner swester so gar 

I geistlich 0. 2 schonen seiner C, 5 begerung B, 8 ymmesliches B. 
9 rechten fehlt AB. 10 laster C. Vor LXXXV.: ein peyzbild Ä 

II welch C welches reynigen herczen vnd lebens BC, 13 pfaffen fehlt A. 
14 weibe seint vnd (7. 16 unzuchticlichen fehlt C, 17 mit odir in dem 
feüre C, 19 brenget C, 21 geistlich B, 22 daz ynczunt im C. 23 sich 
fehlt BC. 24 wissen sich BC, sulchen B. 25 gehorsam iren vetern 
vnderteinik sein vnd alle vnderteinikeit C 26 leyden B. vnschedlichen C. 
27 den seiden C. 



— 206 — 

uberhitziclich enpflammet, das er nicht anders gedenken 
mochte in keiner weis nur wie er die reinen schonen junk- 
frawen, sein veterliche swester, zu sulchen vordampten sun- 
den brechte. Alsust stunden die äugen des leibes und des 
5 hertzen steticlichen' in brinnender begerunge zu der swester, 
das er an sein kloster nimmer gedenken mochte. Inwendig 
sulchen vristen wart gesunt der vater; sust vant der junge 
munich Ursachen von tag zu tage, wie er in das kloster 
nicht wider fiire, simder in seines vaters hause steticlichen 

lOblibe. Des bleib er in dem hause drei gantze manden, also 
das beide die muniche in dem kloster, den vater und alles sein 
hausgesinde wart sulcher Sachen grosses wunder nemen, wie 
sich diser junge munich hette so gar wunderlichen vorkeret: 
wanne der vater, die swester und alles hausgesinde wosten 

15 nicht seinen untugentlichen fiirsatz, den er so gar sundec- 
lichen meinet. 

LXXXVL 

Dornach quamen nach im zwen ersame desselben klo- 
sters muniche und mit denselben für er wider in das kloster. 
Und wie unmassen leid im vormals gewesen was aus dem 

20 kloster zu komen, also was im nu ungeleiches leider wider 
dorein zu faren. Des wonet der munich mit dem leibe in 
dem kloster, aber sein hertz künde sich von seiner swester 
nicht gescheiden. Sulche böse begerunge des unkeuschen 
Unflates was alles sein lesen in den heiligen Schriften, wie 

25 er nur seinen unreinigen mut mochte zu ende bringen; das 
waren alle seine gedanken, wie er nur wege fimde, donaite 
er sein ersamigen swester sundiclichen vorraten mochte. Der 
teufel hatte sich des menschen so gar underwimden, das ßv 
sich selber nimmer derkennen mochte und das er irre wart 



1 enczündet C, 2 reyne schone B. 6 steticlicher B. begerung B. 6 an 
fehlt B, 8 vrsach B, 9 vatir C. allewege blib A, 10 haus C, 11 payd C, 
Münch C, der vater B, 13 gar fehlt C, wunderlich C. sich vorkoret B. 
14 noch die B. 16 nicht fehlt C. fürsacz nicht C. For LXXXVI.: wy 
man yn wyder in das chloster B, Kein neues Capitel A. 17 qwam AB. 
ersamen B. 22 odir sein C von der C, 28 snode A. begerung B. 
26 seinen sündigen C, 26 sein B. weg B. 27 ersamige B. 29 irer C. 



— 207 — 

aller heiligen guten dinge; und was es nicht unbillich, sint 
er sich des teufeis herschaft mit willen undergeben hette. 
Mit newem geschozze der unreinigen begerunge wart er teg- 
lichen verwundet^ also das sein gebeine älleweg dorret und 
sein leben abnemend was gleich dem rauche. In smertzen 5 
und in leiden waren alle seine tage und begunde unbesinnet 
werden in grosser torheit gleich einem unvernünftigen tire, 
und quam domite in sulche yergezzenheit^ das er furbas 
nicht meinet anzurufen die gotliche genade. Tag und nacht 
waren alle seine gedanken wie er des ewigen todes bitter- lo 
keit snellichen trunke. 

Lxxxvn. 

O wie durfticlichen arm sint alle leute^ die sich von 
des almechtigen gotes genaden verren, o wie gar eilend 
und wie gar imselig sint dieselben alle! Also vil wirdet 
ein iclicher sunder erger allen unvernünftigen tiren, und 15 
sich die sele weiter von deni almechtigen gote verret; und 
also vil ist ein iclicher seliger menschc; der in gotes gena- 
den wirket, hochwirdiger und tewrer über alle tir, als der 
himel hoher ist über alles ertreich und als sich der simnen 
aufgank von irem nidergange verret. Alle die weile als 20 
diser unselige munich was in semlichen gedanken^ wie er 
seinen stinkenden unfletigen fursatz zu lasterberigem sun- 
digem ende brechte und wie er zu sulcher imgehorter bos- 
heit sundige wege funde, so kumpt der fabche gartner alles 
unbederbes böses krautes, menschliches geslechtes veint, 25 
der teufel, und gibt im sulche wege mit seinem falschen 
rate, das er zu mitternachts so allermeniclich entslaffen were, 
sein geistliches klostergewant von im legen schölte und 

1 guten fehlt C, dingen B» 3 newe B. geschoz O. 6 abnem^iden B, 
6 sein B, vnsinnig C. 7 ain vnvomanftigem B, 8 ▼nvergesaenheit B. 
10 seinB, Vor LXXXVII.: ein xmderweysung B, Kein neuea Capitei Ä, 
12 dnrsticlichen B, Wie wanderhafticlichen Yud durfticlichen arm seint 
alle die leute C. 13 elende C. 14 gar fehlt BC, 17 mensch C. 
18 hochwirdig Tnd tewer aber B. alle fehlt C, 20 Terret also ist verr 
der Bunder von dem almechtigen got B. 22 vnflatigen B. lasterwerem B. 
24 komt C. gertner C, 26 vnbederben bösen C. geschlechtes B. 27 als 
allermeniclichen B, 28 seint C. Closterwant O. Im fehlt B, 



— 208 - 

domach heimlichen komen in seines yaters hause in werlt- 
lichem kleide^ und das er den gantzen tag under seiner 
swester bette verborgen lege^ und wenn sie slafen wurde, 
das er denne zu ir queme und also sein sundige unreinikeit 
5 zu unseligem sulchem ende brechte. Sulcher ungetrewer 
rat behaget wol des unseligen menschen torechten sinnen, 
und zuhaut begunde er dorauf mit fieisse trachten, wie 
volbracht wurden sulche unäetige rete. Domach in der 
nechsten nacht recht umb sulche zeit als allermeniclich ent- 
lOslaffen was in demselben kloster, nam er des kloster 
slussel heimlichen und yorswigen und lif allenthalben die 
gantzen nacht von einer stat zu der andern gleicher weis als 
ob er torecht were; doch mochte er des klosters pforten 
mit nichte vinden. 

Lxxxvm. 

15 /Sulches irresales begunde den armen munich grosses 

wunder nemen, wann im unkunt was worumb das geschee. 
Und als die mettenzeit neben begunde, dorinne die selige 
geistliche leute des klosters pflagen den almechtigen got 
andachticlichen zu loben, betwank disen unseligen munichen 

20 grosse verebte, das er wider geen musste in sein cellen. 
Des bleip er den gantzen tag in derselben seiner zellen in 
sulcher meinunge das er in der nechsten andern nacht 
gleich ein semliches vorsuchen wolte. Die amechtige swache 
hant des unvernünftigen muniches meinet über nacht zu 

25 tun, das sie nicht volbringen künde, das unbederbe unweise 
tir meinet wider den starken lewen sant Jeronimus zu 
streiten! Wes beginnestu, unseliger munich? wohin sint ge- 
wendet dein unseligen gedanken? hoffet dein un Weisheit, du 

1 komen fehlt C, hause komen C. 3 vncz wenne B, 4 sein fehlt B C* 
6 sulchem fehlt BC, 6 rate gehaget B, Terichte 0. 7 begvnde czu 
h&ntA. fleiz C. 9 nehesten C. 10 closters 0. 11 heymjlichen B, 12 gancze^. 

14 pforte C, Vor LXXXVIII.: wy er gern auss dem chloster wer B. 

15 armen ynseiligen Münch C. 16 das zweimal B. 17 nehemn A. 
nehenden begunden B, seiligen geistlichen C, 19 Münch C 20 wider 
fehlt BC. 21 Inder czellen den ganczentag^C 22 nehesten (7. 23 an- 
derwaid versuchen A 24 macht B, 25 vorpiingen B. 26 zu fehlt B. 
27 begjnnest du C, 28 poze gedanken A. Weisheit B. nicht du A, 



— 209 — 

wollest das volbringen, das allewege des erwirdigen saut 
Jeronimus gute widersprichet? Bezzer ist, laz ftirbas mer 
von allen tugentlichen werken: nimmer beuge dein knie 
vor sant Jeronimi wirdigem bilde, nicht derbeute im furbas 
gewonliche ere mit keinerlei deinem dinste, so wirdet dir 5 
gantze macht gegeben zu volftiren allen deinen bösen fursatz 
und unreinigen willen auf die rede das du in die gruben 
deiner schänden vallest, die du gegraben hast mit unfletigen 
henden deines bösen willen. Wie wol dein fursatz stetic- 
lichen nach dem ergsten wurket, dennoch wil der erwirdige 10 
sant Jeronimus sulchen deinen dinst, der im gescheen ist, 
nicht zu Verlusten setzen. 

LXXXIX. 

flertzenliber vater Augustine, diser unselige munich, 
der in so grossem irresal sich des teufeis herschaft so gar 
enpfolhen hatte, pflag in seiner zellen ein tafeln zu halden, 15 
dorinne das erwirdige des heiligen sant Jeronimus bilde was 
eigentlichen gemalet, und vor derselben tafeln pflag er nach 
gewonheit alle tage sein knie zu beugen und enpfalch sich 
dem guten sant Jeronimus mit andachtigem hertzen. Dovon 
und auf die rede das des erwirdigen sant Jeronimus gene- 20 
dige gute allermeniclichen verkündet wurde, wie er alle 
sein diner genediclichen beschirmet, enthielt er den un- 
seligen munich das er desselben tages sulche sein sundige 
begerung nicht mochte zu ende bringen. Sulche genedige 
raeinunge des erwirdigen sant Jeronimi was unkunt dem 25 
unseligen menschen. Des. ging er des andern nachtes mit 
den slusseln anderweit zu des klosters pforten: do widerftir 
im gleicher weis als in der vordem nacht das er die pforten 

3 dingen A. Nymme B. bewege C. deine O, 4 wirdige B. 6 gewonliche 
er fnrbaz B C, mer mit O. deynen B. 6 fursatz und fehlt A, 9 stetic- 
Hch C, 12 volustenZ?. Vor LXXXIX.: wy er dy phartu des chlostersS. 
Kein neues Capitel A, 14 der sich in O. Irsale C. sich vor des fehlt (7. 
15 hette C. tafel B. 16 des Ä. 17 eigenlich C. tafel B. 18 gewön- 
lichen O. seine C. zu fehlt BC» pigen -4. enpfal C. 19 Jeronimo C. an- 
dechtigem C. 22 seine C. schirmet B C. 23 seine sandigen C. 24 mocht B. 
27 dem B. 

14 



— 210 — 

mit nichte finden künde. Und das ich mein rede kurtz: 
einen gantzen manden widerfur im alle nacht dasselbig^ und 
wart seiner meinunge mit des erwirdigen sant Jeronimi 
gute alleweg vorhindert und vorirret. Do der mande sulches 
5 seines gevertes ende genomen hette, do erschein der erwir- 
dige sant Jeronimus einem ersamen geistlichen muniche 
desselben klosters eines nachtes in dem träume und offen- 
baret im was disem unseligen jungen zu hertzen were, und 
gebot im das er demselben irresamen muniche sagen schelte : 

10 ob er laster und grosse schände vormeiden weite, das er 
von sulchen unreinigen dingen lazzen schölte. Auch hiez 
er im sagen wie das er angesehen hette seinen andachtigen 
dinst und hette in behütet den gantzen manden vor sulcher 
schemlicher sache. Wolte aber der junge munich nicht 

1 & lazzen von sulcher snodikeit der ungehorten sunden, so ivolt 
er sein mit gewonlicher hüte fiirbas ,mer nicht warten. Und 
domit vorswant der erwirdige sant Jeronimus von seinen 
äugen. 

xc. 

Des morgens £ru quam der alte ersame man zu dem 
20 torechten jungen munich und saget im alle ding, worumb 
und von wem er sulche rede gehöret hette. Des antwurt 
im der junge munich und sprach mit vil grossen eiden das 
im unkunt were umb alle sulchc Sachen, und das im als 
einem alten manne von krankheit seines gehimes sulches un- 
25geferte getraumet hette. Der alte ersame man der sweig 
und scheid von dem jungen. Der junge was freudenreicher 
und wolte beide sant Jeronimus und seinem erwirdigen bilde 

1 konde vinden A, kürtzze C 2 manedden B, -monden C im gleicher weiz alz 
in der vordem nacht daz er dez Closters pforten nicht vinden konde vnd 
wart sein O. 4 gute fehlt A. vorhindert vnd fehlt A, monde C 6 mnniche 
fehlt C, 7 desselbens B, klosters Münche C. 9 irsamen Manch C. salte B, 
schölte daz er von sulchen vnraynigen dingen lazzen schölte ob er ... ^1. 
12 hatte B, andechtigen C, 13 hette in den ganczen monden behntet 
vor A, sulche C. 14 smechleicher A, schemliche Sachen C Vor XC: 
hye sagt er ym warum er B. 21 weme B. 23 alle fehlt C. sache C. 
24 geferte getreümet (7. 26 ersam B. 26 schide C, jungen fehlt B, 



— 211 — 

nimmer ere tun auf die rede das er in seinem sundigen 
fursatz von des erwirdigen sant Jeronimus wegen nicht ge- 
hindert wurde, und was in gantzer meinunge das er in der 
nechsten nacht die pforten seines klosters aufslissen wolde 
sein lasterberige unfletige begerunge zu volbringen. Was 5 
sal ich lange von disen dingen reden: do sant Jeronimus 
sach das er im keinerlei ere furbas erbiten wolde, do gehing 
er dem unseligen muniche das er sein laster und sein 
höchste schände zu unseligem ende unseliclichen brechte. 
Doch meinet des erwirdigen sant Jeronimus gewonliche 10 
gute das er den armen unseligen menschen des letzten 
wolte genediclichen bedenken. 

XCI. 

J)er junge unselige munich scheide aus dem kloster 
vorborgen in werltlichem gewande. Er quam in seines 
Vaters hause und ging vorborgen und gar heimlichen in 15 
die kamer, dorinne die ersamige junkfrawe, sein swester, 
des nachtes pflag zu slafen, und leget sich under das bette 
und bleip aldo sweigender untz an die zeit das in dauchte 
das die junkfrawe entslafen were. Domach richtet er sich 
auf und enblosset sich seines gewandes und leget sich 20 
nacketer imd enbloster aller tugent zu der ersamen junk- 
frawen rechten Seiten. Des begunde die ersamige junkfrawe 
erwachen, wanne sie als ein nüchter wol gezogen mensche 
gar in lindem slafe geruwet hatte; und als sie des enpfant 
das ein man bei ir were, begunde sie bitterlichen erschrecken 25 
und mit lauter stimme schreien das zu ir gelaufen quam 
alles hausgesinde. Vater und muter und dorzu allermeniclich 
begunde erschrecken sulches ungewonlichen Wunders und 
so grosser ungehorter schänden, und alle leute hatten mit- 

1 ere fehlt B. sündigem C, 3 was fehlt AB, 4 nehesten 0. 5 laster- 
were B, vnreinige C 7 wirde B. vorhieug B, 8 Jungen Munch C, 
9 unseliclichen fehlt C, 10 gewonlich B, 11 leczsten B. Vor XCI. : do 
fut er auss dem chloste B, Kein neues Capitel Ä, 13 schide C aus 
seinem Ä, 14 verborgner 0. 16 vatir C. 19 richte C, 21 nacker B. 
22 reichte C. 23 mensch C. 24 slaff C, geruet A. gerureii; B. hette C. 
vncz B. 26 stymmen B. 28 begund Ä 29 Icut hatte B, mitleidung O. 

14* 



— 212 — 

leidunge dem ersamen vater. Domach fraget der vater seinen 
unseligen geschendigen sun was in doch gemutiget hatte zu 
disen lesterlichen schänden? Der arme sun underweiset 
heimelichen den vater aller sulcher Sachen und bekante im 
6 alle sein sundige begerunge und wie sich hetten alle ding 
verlaufen. 

XCII. 

ilugustine, liber vater, der erwirdige sant Jeronimus 
liez den unseligen jungen munich gewar werden zu welchem 
laster in sulche sein torheit bringen mochte auf die rede 

10 das er dornach die wage seines lebens begunde mit grossen 
vornunften und mit fieisse beschawen, und das er dester 
demutiger wurde und lernet wie man gegen des teufeis 
argenlisten mit vornunften scheide streiten; und auch be- 
sunder das nach bildunge dises valles nimant seinen eigen 

lökreften furbas gelauben wurde: wanne ie heiliger die leute 
sint auf dem gruntlosen sorgsamen mere diser weride, das 
vol ist böser geiste und dorzu alles leides, und ie vester 
das schif der hoffenunge ist, dorinne die seligen leute swim- 
men, dester grossem vleiz und sterker hüte sie alle weg in 

2ofleizzigen sorgen haben schölten: wanne grundelos und ane 
zal sint des teufeis bösen argeliste und manigerlei sint seine 
wege, domit er die armen seien treuget, und wer auf sul- 
chem mere ungewarnter schiffet, der mag snellichen betrogen 
werden. Nichtes ist als unsicher denne das ein s wacher 

25 mensche seines selbes vernunften also sicherlich und so 
tursticlich gelaubet, das im anderer erberiger weiser leute 
nutzer rat alleweg vorsmehet: wer sulcher wege pfliget, 
der muz ane zweifei eines bittem sweren endes beiten. In 
dem geverte dises jungen muniches nemen wir sulche leute- 

2 geschendigen fehlt A, hette C, 4 bekant B, ö seine C begernng C. 
6 erlauffen B, vorlaufen in disem seinen» fursatz O. Vor XCII. : hie last 
yn gewar werden B. 9 sein fehlt C, mochten B, t4 eignen C . 15 leüt 
seint C, 16 sorgsamen grundlosen C« 18 die fehlt A, 19 fleisse C, in 
hia sorgen fMt C. 20 grundlos C. 21 bösen fehlt A, argelist C, und 
fehlt A, 22 do C. sulchen C. 24 nichtes mag vnd ist A. 25 mensch C. 
vnvornunften B, 26 trostlich C erwerige B. 27 nucze B, yorsmahet C. 
29 disen B, nennen B, 



— 213 — 

runge beide unser menschlichen krankeit und des teufeis 
erge, das dovon billichen die armen sunder trost enpfahen 
schollen und in die gute des erwirdigen sant Jeronimus 
steticlichen hoffen. 

xcm. 

TFanne do diser irresamer munich ofFenberlifli erkennen 5 
wart wie in des teufeis argelist vorunfletiget und vorraten 
hatte und wie er gevangen was in so schemlichen grossen 
schänden: zuhant begunde er mit hilfe und mit genaden 
des erwirdigen sant Jeronimi sein schult bekennen und 
quam wider zu im selber aus grossem irresal mit steurlO 
sant Jeronimus, dem er allewege gedinet hette in stetem 
fleisse. Und alzuhant für er aus seines vaters hause wider 
in sein kioster und dorinne lebet er zwei gantze jar mit 
sulchem vasten^ wachen, klagen und weinen, rew und 
grosse hertikeit, das nimant das volkumenlichen besinnen 15 
oder betrachten mochte; und nach denselben zweien jaren 
nam der e genante junge mit hilfe des erwirdigen sant 
Jeronimus ein seliges heilsames gutes ende. 

XCIV. 

fiiertzenliber vater Augustine, neulichen in disen tagen 
sint mir brife worden des erwirdigen Damasius, romisches 20 
cardinalen, in den ich funden habe etliche wunderhaftige 
zeichen des erwirdigen sant Jeronimi, unsers liben vater: 
die wil ich mit nichte deiner Übe vorsweigen. 

Zu Rom was ein cardinal, Celestinus genennet, der un- 
serem erwirdigen vater sant Jeronimus gar widerzemig was und 2ö 
sein zu übel allewege gedachte. Und eines tages begunde er des- 
selben unsers vater in gegenwurtikeit der andern cardinalen 

1 kranckheit O* 3 gut ß* 4 ewiclichen B, Vor XCIU. : do derchent 
er des J5. Kein neues Cofitel A. 5 Irsame C. 6 argeliste B. 7 ge- 
fangner C. 10 Irsale C. stürme BC, 11 in so stetem A, 12 flcicze B. 
haus C. 13 und fehlt BC 14 reüwe C. 16 kan oder C 17 Junger Ä 
18 haylsames seliges A. Vor XCIV.: von dem kardenal celestinus ge- 
nant B. 20 damasus Römischen C, 21 dem B, hah C. 22 vaters C 
23 lieb B. 24Romea 2öJeronimoC. 26 zu /eÄ^i-ö. in vbelC. 27 vatirs O. 



— 214 — 

nach böser Beiner gewonheit gar übel zu gedenken mit 
turstigen argen sinnen, und als er in die bösen rede nu kumen 
was, bestunt in zuhant die darmgicht also gar swindiclichen, 
das er auf seinem heimelichen gemache alles sein gederme 
öalzumal vorlos und starb eo denne er von dem heimelichen 
gemache schid. 

xcv. 

^uch was zu Rome ein and^r cardinal, Andreas ge- 
nennet, nicht gleich dem unseligen bösen sunder, unsers 
vater sant Jeronimi andechtiger sunderlicher diner mit 

10 gutes hertzen inniclichem fleisse, der neulichen in vil er- 
samer leute gegenwurtikeit gestorben ist zu Rome. Und in 
den Zeiten, als er begangen wart in der kirchen zu Rome 
in gegenwurtikeit des pabstes, der cardinalen, der pfafheit 
und alles romischen Volkes^ und als man der toten ampt 

15 singen begunde nach cristenlichen siten, so^ richtet sich auf 
der Cardinal Andreas gleicher weis als ob er erwecket were 
von einem senften slafe. Des begunde allermeniclich so 
gar hefticlichen wundern, das sie als wehe allesampt amechtig 
wurden. Des begunde der cardinal Andreas weinen und 

20krefticlichen schreien mit flissendigen zehern und mit star- 
kem suftzen. Do fraget in der pabst in den Zeiten, als die 
kirche zu Rom vorslossen was, in gegenwurtikeit der car- 
dinalen und alles volkes, wie im widerfaren were. Do ant- 
wurt im der e genante cardinal Andreas und sprach also: 

25 'Do ich itzunt vor gotlichem gerichte stunt und do man 
mich itzunt vorteilen wolte durch hochfart, die ich mit 
schönem gewande und mit reicher speise getriben hatte, und 
auch durch ander mein unfletikeit meines irresames lebens, 
und als ich itzunt zu der ewigen hellen schölte geschicket 

2 Türstigem C. armen B C. synne 0, böse B, 4 alle B. 5 alzumal fehlt C. 
6 schide C, Vor XCV.: von dem kardcnal genad andres B, Kein neues 
Cctpitel A, 8 gleicher disem -bösen vnseiligen O. 9 vatirs C, andech- 
tiger fehlt C. 10 samer B. ersamer fehlt C, 11 Und fehlt C, 16 findend. 
17 allermeiniclichen O. I^^slt fehlt B, weh -4. allesampt /«AZ^ jB. onemechtig 
allesamt C. 22 Rome (7. wart C 23 wer B, 26 vorvrteilen C, 27 speis B, 
hette C. 28 Irsamen C. 29 helle (7. hellen geschicket was BC, 



- 215 — 

werden, do quam ein uberschoner man, der sibenstunt 
scheiniger was denne die lichte sunne. Und allermeniclich, 
die dobei waren, sprachen gemeiniclichen es wer sant 
Jeronimus, unser erwirdiger vater. Derselbe beugete sein 
knie vor dem fursten, der zu gerichte was gesezzen, und 5 
behilt von seinen genaden mit fleissigem gebete das mein 
sele wider gefuget wurde zu dem leibe. Und alzuhant nach 
sulchen Worten wart mein sele gesellet wider zu meinem 
leibe, als ir gegenwurticlichen schawet.' Des wundert sich 
der pabst und allermeniclich, die das gehören mochten. 1 
Auf wurden getan die turen aller romischen kirchen, sulches 
wunder wart vorkundet allem romischen volke, allermenic- 
lich drank in die kirchen und saget wirde, ere und lop 
dem almechtigen got und dem heiligen sant Jeronimo, 15 
unserem erwirdigem vater. 

XCVI. 

Grrosses leit betrübet mich beide der gedanken und des 
hertzen dorumb das ich teglichen vomime das unmassen 
vil bischove sint, die got mit Worten loben und laukenen 
sein mit iren schemlichen snoden bösen werken; unsers 
herren Jhesu Cristi *tat halden sie hie auf erden, aber mit 20 
den werken dinen sie dem teufel. Alle ire begerunge ist 
nicht anders nur wie sie werltliches gut gewinnen, wie sie 
allewege reichlichen essen und trinken: umb armer leute 
hunger, durst und frost und ander notikeit haben sie kein 
trachte. Mit andern reichen leuten werden sie vol imd also 25 
trunken, das sie unkeuscher unfletikeit steticlichen lustet; ir 
handelunge ist mit fidelern, pfeifem, harpfem und mit 
andern sulchen lottern und auch buben; schönes gewändes, 

1 einer B. 2 schöner BC. 3 sparchen B, der erwirdig sant (7. 4 er- 
wirdiger fehlt C. beuget C. 7 wider fehlt A C. gefuget wart wyder A. 
würde wyder C, ieihB, Und fehlt C, 8 sei Ä wider fehlt C, 9 sehet C. 
10 der fehlt C. allermeinicUchen C. 11 alle turen der A tür C. 12 vol- 
kunt B, 15 erwirdigen C. Vor XCVI : hyo strofFt er dy prelaten B, 
16 micht C. 17 teglieh B. vorneme 0. 18 Bischöffe C. 19 snoden fehlt A. 
bösen snoden C, 20 stat fehlt B. hie fehlt BC, 21 dem B. 24 durst 
frost (7. 26 vnkeüschlicher C. 27 handelung B, pfeifern bis und fehlt A. 
28 bufen B. 



— 216 — 

reicher kostlicher kleider mugen sie nicht gesettet werden. 
Dozwischen sterben die armen hungere, vrostes und auch 
durstes, den sie das geistliche almusen mit vreidigem ge- 
walde vorhalden gleicher weis als ob sie es rauplichen auf 
5 der Strassen nemen. Sulche unwirdige böse bischove sein 
nicht* in gotes sunder an des teufeis dinsten. Augustine, 
liber vater, bischtumes und der bischove wesen und wir- 
dikeit ist grosses lones bei dem almechtigen gote, wurde 
sulches wesen wirdiclichen und reiniclichen gehalden. Sust 

1 ist eines iclichen bischoves leben in grossem zweifei alleweg 
zu besorgen; denne was gemeinen leuten eine kleine sunde 
ist, das ist einem iclichem bischove eine grosse totliche 
sunde: wanne von sundigem leben des bischoves ergert 
sich allermeniclich und nimt dovon schedeliches arges bilde. 

15 Ein iclicher bischof, so er ie grosser wirde, grosser vor- 
nunft, grossem reichtum enpfangen hat von gote, so er ie 
grosser rechnunge tun muz an seinen letzten zeiten. Er 
wirdet betwungen rechnunge zu tun umb alle sulche seien, 
die von seinem bösen bilde, von seinem saumnuss oder 

20 durch seine böse lere vorirret und verderbet sint in allen 
seinen tagen. Was sal ich. Augustine, sagen, hertzenliber 
vater? Swer ist die bürde, swer ist der last, den wir alle 
tragen, die mit bischoves namen sint gewirdiget und ge- 
ziret: wie mag ich denne mit swachen meinen achseln 

25 sulchen last getragen? 

xcvn. 

Zeh bin in grossen engsten und in merklicher not al- 
lenthalben und wenne ich meinen sweren val mit äugen 
meines hertzen rechticlichen beschawe, so begreifet mich 
leit, rewe, trubsal und grosse verebte, also das ich gevan- 
30 gen bin mit suftzen und mit klage. Vil nutzer were und 

1 kostenlichcr C, weren B. 2 sterben die fehlt Ä. 3 geistlichen B 
freudigem C, 4 raupleich B. 6 Strasse C. böse unwirdige C 6 dinste C. 
7 vnd bischoffes C. 8 got C. 9 reyliclichen C. 11 ein C. 12 ein C. 
14 allermeiniclichen C, schedliches O. lö yclich B. wirde ye C, 18 alle 
fehlt B, 19 bilde] willen B. seinem fehlt BC. 22 dy last B, 23 sein C. 
Vor XCVII.: wy sy leben sollen B, 29 rewe vnd B G. 30 Ciagen C. 
wer B, were mir C. 



— 217 — 

hete grosser Sicherheit bischoffes wirdikeit zu vlihen denne 
sich dorzu vreidiclichen zu halden. Ein bischof ist zu loben 
als ein vicarius und vorweser des almechtigen gotes^ sei 
das Sache das er in sulchen wirden getrewer diner sei 
gotes nicht der werlde, das er gotes ere nicht der werlde 5 
valschen rum zu allen zeiten suche. Denselben rate ich 
das das sie die werlt zu allen zeiten flihen: wanne einem 
iclichem bischove were bezzer das er alle seine tage ein 
werltlicher man an alle pristerliche wirde bliben were denne 
das er in bischoves wirden werltlichen lebet und domit in 10 
die helle kumet und also vil mer jameriger peine leiden 
muz, und er mer wirden auf erden hat enpfangen. Vil ist 
der bischove, die nur aleine den namen tragen und ver- 
säumet sein in allen tugentlichen werken. Sie schölten 
huter sein des cristenliches Volkes, nu sint sie leider zu 15 
raubischen Wolfen worden; vorderber sint sie, nicht Stifter 
der heiligen gotesheuser; als vressige wolfe vorslinden sie 
alles aJmusen, des die armen leben schölten. Sulchen iren 
unflat, sulche unmenschliche snodikeit hab ich dorumb ge- 
saget und verkündet, das sulche böse bischove durch gotes 20 
verebte, durch der leute rede und ergerunge von sulchen 
grossen schänden lissen. Nu höret, ir unseligen bischove, 
was ich nu sagen werde, und bessert euch in gotes verebte 
durch grosse pein, die der nachgeschriben bischof in der 
leidigen hellen ewiclichen leidet. 25 

xcvni. 

In dem obristen lande des kunigreiches zu Egypten in 
einer vorchtsamen wustenunge, die verre gelegen ist von 
den leuten, also das grausamig ist dorinne zu bleiben und 
zu wonen, dorinne wonete ein heiliger gar alder man, Elias 

2 freidicHch C, 6 nicht bis gotes fehlt A, er B. 6 eulche B. suchen C, 
den Rate C. rat B, ich das sie C. 7 werlte C, stunden B C, einen yec- 
lichen B. 8 Bischoff C, 11 mer fehlt C. mer leiden C. 16 Cristen- 
lichen C. 16 stiffder Ä. 17 Also freydige C, 19 vmmenlicheB. 20 bi- 
schoff C. 21 vorcht O. durch ergerunge C. 23 were B. werden C, 24 dar 
nach B, 25 ieident ewiclichen B, leidet Ewiclichen (7. 2? vorchtsamer C 
29 wonte C gar fehlt A, 



— 218 — 

genant^ seliges reinen lebens, der iinsern erwirdigen vater 
sant Jeronimus wol bekante und gar heimelieh was in sei- 
nem leben, also das saut Jeronimus oft gesprochen hat wie 
das derselbig Elias den heiligen ge?st warhaftiger prophecien 
Öhette. Und als ich von manigen ersameu heiligen menschen 
underweiset bin, so entslif eines males der e genante EliaS; 
der heilige einsidel in andachtigem seinem gebete imder 
einem bäume, und alzuhant wart im der almechtige got 
etliche heimelikeit offenbaren in slafes gesiebte, also das den 

10 e genanten Elias dauchte das er in einem kuniglichen sale 
und palast were, das so wunderhafticlichen und so unsprech- 
lichen schon und wol gezirt was, das menschen äugen sul- 
cher klarheit nie gesehen hatten. Do nu derselbe Elias et- 
liche zeit in dem palast hin und her gegangen was zu 

15 merken und zu wundern sulche zirliche uberschone wirde, 
do sach er das etliche uberschone jungein einen gerichtes 
stul satzten, wol gezirten mit guideinen tuchern, und das 
alle wende des sales mit golde und mit kostlichem edlem 
gesteine reichlichen geziret waren, dem nie gleiches gesehen 

20 wart auf erden. Dorauf satzte sich ein mechtiger gewal- 
diger und also schöner kunig, das aller der sal erleuchtet 
wart von des kuniges wunderhaftiger schone, und sas auf 
dem kuniclichen stule in meinunge das er gerichtes pflegen 
wolte. Und bei im was ein unzelliche schar mechtiger, wol 

25 gestalter und übersehener leute, die vor dem kunig und 
seinem gerichte wirdiclichen stunden. 

XCIX. 

In sulchor geschichte quam für gerichte eines sele, den 
man bischof zu Anthonen nennet; und dieselben sele bilden 

1 genent B, seiligen 0, lebos B, 2 heimlicher C, 4 derselbe C. heilige B, 
warhaftige B. 5 ersamen heiligen fehlt B. heiligen fehlt C. 8 einen C. 
almechtig Ä 9 heimlichkeit C. gesicht C. 10 heymelichen B C, 12 schö- 
nes was vnd geczirtes C. 13 hetten C. der selb C. 14 hette B, was 
vnd begunde zu 0. 15 und sich czu C. sulcher schone vnd vber czir- 
licher wirde C. 16 vberschone etliche BC. 18 kostenlichem 0. 21 alle 
der B. 22 wunderhaftiger fehlt A, satzte sich C auf einem B C. 26 und 
fehlt A. konige O, Vor XCIX. ; von des bischoff seil anthonen B. 27 ge. 
scbicjit C, gericht G- 



- 219 -^ 

die böse geiste gevangen mit feureinen keten, und aus der 
seien entsprungen gleich einem hitzigen bakoven feureine 
flammen mit peches und mit swebels stänke. Dieselbe sele 
wart für des grossen kuniges almechtikeit gefuret und al- 
zuhant, ee denne sie ichtes gefraget wurde, begunde die 5 
unselige sele freisliehen schreien das sie der ewigen hellen 
peine vordinet hette dorumb besunder, das sie hochvertiger 
trunkner wirtschafte gepflogen hette mit mancherlei kost- 
lichem gewande und mit semlichen torheiten vorzeret hette 
alle ir werltlichen tage. Nach dem sulchem geschrei, umb 10 
das nimant antwurte gab für die armen sele, do sprach der 
mechtige richter ein urteil das man sie in das ewige fewr 
füren schölte, das sie dorinne were untz an die zeit das sie 
widerqueme zu dem leibe ; und dornach scholt sie zwiiEachen 
smertzen ewiclichen leiden. Zuhant nam sie mit grossem 15 
schauer die freidige schar der bösen geiste und domite 
scheiden sie mit grossem geschrei von demselben gerichte, 

c. 

Dornach wart ein ander sele Theodonius, des romischen 
fursten, vor denselben almechtigen richter gefuret und ein 
grosse schar der bösen geiste besaget dieselben sele umb 20 
vil unreiniger schemiger sunden unflat. Der e genante 
Theodonius ist des erwirdigen bischofes Damasus bruder 
gewesen. Und do der unfletigen teufel besagunge lange ge- 
weret hette und nimant dowider ichtes reden oder ant- 
wurten wolte, dornach quam ein schöner man, der siben- 25 
stunt scheiniger was denne die lichte sunne, und stunt auf 
von des mechtigen kuniges selten und stunt wirdiclichen 
vor dem kunige, Zuhant gebot der kunig und hiez aller- 
meniclichen sweigen. Do satzte sich der übersehene wirdige 

1 bösen geist C. der selbe B, 2 sele C. 6 helle ewigen pein 0. 
7 sie fehlt B, hochuertig trunken B. 8 kostenlichem C 10 ii*e werlt- 
liche C. dam fehlt C. 11 antwort C. do fehlt BC. 12 mechtig B 
13 wer C. 17 schiden C. geschreio B. Vor C. : darnach wart thodonius 
sei geffuret B, 19 für C, demselben B, almeehtigen fehlt C. 20 be- 
sagten C, 21 atihcmigcu B, 23 Und fehlt C vnseligen C, tewfeln B. 
24 ymant ichtes dowider C, oder dornach antwurten A, 29 wirdige 
fehlt BC. 



- 220 — 

man wider alle die bösen geiste, die vor sulchem gerichte 
die armen sele besaget hatten, und sprach: 'Almechtiger 
kunig, ewiger richter, Theodonius ist allewege und alle sein 
lebtage mein andechtiger diner gewesen und ist in meiner 
5 sunderlichen geheime gewesen, die weile mein wonunge ge- 
wesen ist auf erden.' Und domite satzte er die böse geiste 
in semliche vorchte das sie allesampt mit einander vorchtic- 
lichen sweigen musten. 

DomsLch kniete derselbe schone man, der erwirdige 

lOsant Jeronimus, für den kunig und bat den almechtigen 
richter das er seinem andachtigen sune durch seine suzze 
gotliche barmhertzikeit geruchet zu geben die immer we- 
rende himelische freude, doch das er etwi vil lange not 
leiden schölte in dem fegfewr umb etliche seine schulde. 

1 5 Des wart der erwirdige sant Jeronimus genediclichen erhöret 
und domach muste alle die unfletige schar der unreinigen 
geiste sich mit grossem smertzen und geschrei scheiden von 
des almechtigen gerichtes angesichte. 

ci. 

Dornach inwendig einer stunden quam ein lustiger uber- 
20 schöner junger man durch den reichen sal snelliclichen ge- 
laufen, und in gegenwurtikeit des almechtigen richters sprach 
derselbe junge zu dem erwirdigen sant Jeronimus: ^Mich 
hat Petrus Patricius, der romer, dein andechtiger sunder- 
licher diner, zu dir gesendet und begeret demuticlichen das 
25 du im von dem almechtigen gote einen sun erwerbest, 
künftigen erben seines gutes.' Do nu der almechtige got, 
kunig und richter sulche botscHaft vomumen hatte, do sprach 
er: 'Was du von meinem sun Jeronimus begeret hast, das 

I man der Bybenstund scheyniger was denne dy lichte sunne B, 2 bet- 
ten C, 3 der ist B, seine C, 4 tage Ä, lebtag C. 5 snnderlicher C. 
weil C wonutige • B, auf erden ist gewesen BC. 6 bösen geist C. 

II er disen Ä, sein C. 12 gotliche fehlt A, 13 etwe C, vil fehlt BC. 
14 sein C. 17 geist C. Vor CI. : ein botschafft czu jeronimo B, 
20 junge B. man junger -4. msLU. fehlt BC. snellichen C, 21 almechtigen 
fehlt Ä. mechtigen C. 22 Jeronimo C, 23 andachtigen B. 25 got C. 
26 got fehlt B C, 27 gehöret Ä. bette 0. 28 Jeronimus fehlt B. Jero- 
j^imo C. geboret hast B, vnd sal B* 



- 221 — 

schol alzumal geschehen/ Und nach solchem gesichte und 
was sich dorinne vorlaufen hette, erwachet der ersamige 
geistliche einsidel Elias von dem slafe und saget dank dem 
almechtigen got und dem erwirdigen sant Jeronimus, seinem 
getrewen knechte. Des merket derselbe Elias den tag sulches 5 
seines gesichtes und wart domach gentzlich und in der war- 
heit funden das auf dieselben vrist der bischof von Anthonen 
und dorzu Theodonius, der romische furste^ vorscheiden 
waren. Dobei mag ein iclicher vernünftiger mensche wol 
erkennen das Elias in warhaftigem gesichte gewesen sei, 10 
nicht in trugenhaftigen träumen. 

cn. 

^lerlibister vater Augustine, dich hat bedaucht in dei- 
nem sinne das du grosse newekeit gar grosses wunders den 
leuten furgebest und in ungehorte ding zu oren bringen 
wollest, do vormals dein veterliche libe mir geschriben hatte 1 5 
in sunderlichen brifen das der erwirdige sant Jeronimus 
eben gleicher were sant Johansen Baptisten, gotes taufer, 
und den zweifboten allen, als dein heilige meisterschaft das 
mit offenbarer guter bewerunge hat vornunfticlichen be- 
weiset. Es ist war an allen zweifei das der erwirdige sant 20 
Jeronimus in himelischen wirden und eren gleich ist sant 
Johansen Baptisten und allen heiligen zweifboten. Wen 
aber des wundert, dem ist unkunt das reine heilige herte 
leben des erwirdigen sant Jeronimi, das er getriben und 
heiliclichen gehalden hatte auf erden. Auch müssen dem- 25 
selben unkunt sein seine wunderhaftigen ungewonlichen un- 
gehorten zeichen, die er in gotes kreften tegelichen wurket 
der erwirdigen cristenheit zu seiden und zu tröste. Dor- 
nach, allerlibister vater, zu beweisen seine heilikeit ist so 

1 Und fehlt BC. 2 erwachte C. Ersame 0. 4 erwirdige B, Jeronimo C, 
5 sulches fehlt BC, 6 war O. 7 die selbe C. 9 ein fehlt B, mensch 0. 
^U treümen 0. Vor CIL: ein lob czu jeronimo B, 12 gedaucht 0. 
13 grosse fehlt C. 16 lieb B, 17 tauflfere 0. 19 begerunge AB. 
20 sant fehlt A. 22 Wenne B, 23 das düncket vnd wundert €, 24 hat 
vnd B, hatte vnd C. 26 sey O. wunderhaftige vngewonliche czeichen C. 
27 tegUchen C. 



- 222 — 

gar uberstarke deine meisterliche bewerunge, das meine kran- 
ken sinne dorzu nichtes gereden mugen oder wissen denne 
was dein Weisheit eines beweret hat; dorzu Wer mir un- 
zimlich anderweit zu reden. Dovon meine und wil ich von 
ösulcher bewerunge lassen; doch zu grosserm urkunt deiner 
meisterlichen warheit wil ich sagen ein wunderhaftiges ge- 
siebte, das der erwirdige Cyrillus, bischof von Alexandrieü; 
gesehen hat, als ich vornomen habe in seinen brifen, die er 
mir neulichen hat gesendet. 

cm. 

10 Do nach schidunge und erwirdigem tode des erwir- 
digen sant Jeronimus ein gantzes jar vorgangen was, an 
des heiligen sant Johansen Baptisten tage nach der zeit als 
man laudes nach der motten gesungen hatte in derselben 
kirchen, do beuget sein knie der e genante erwirdige Cy- 

lörillus, bischof in Alexandrien, vor dem alter des heiligen 
sant Johansen Baptisten und enpfalch sich im mit gewon- 
licher andacht und mit vil gotlicher suzzikeit andechtiges 
gebetes, und in denselben gedanken wart er mit einem 
slafe snelliclichen begriffen. Und alzuhant dauchte in mit 

20 klarem angesichte das ein ubergrosse schar gar feiniger 
ubeyschoner leute in ordenlicher saze zwen und aber zwen 
mit einer langen procession in dieselben kirchen gingen 
und das ir so vil weren das sie nimant gezelen künde, und 
gingen allesampt zu dem alter sant Johansen Baptisten und 

25 beugten ire knie und erboten im wirdikeit und ere, und 
domach sazzen sie bei dem alter und durch den kor gar 
in zimlicher ordenunge mit sulches gesanges suzzen donen, 
des gleich nimant gehöret hat auf erden. Und do nu sulcher 

1 starck C. begerunge AB, mein kranke B. 3 beweiset C vnczim- 
lichen B, 4 mein B, 6 begerunge B. grossem B, 8 bette (7. Vor 
CHI.: ein gesiebte cirilli B, Kein neues Capitel A, 12 sant fehlt A. 
tag 0. 14 seine C. egante erwirdige sant Jeronimus Cirillus«*C 15 Alle- 
xandria C 18 geistes AB. 19 sneUich 0. daucb B. 20 claren B. 
21 ordenlicbe B. masse C, 22 processien B C. 24 baptisten pngen ire A. 
26 sie fehlt B C. Cbore C. 



— 223 — 

leute die kirche vol was allenthalben also, das die kirche 
erleuchtet wart mit irem durchleuchtigen scheine : 

civ. 

iVach der grossen schar aller quamen zwen, die un- 
gleiches grosser waren, durchleuchtiger denne die lichte 
sunne, in gleichem gestalte mit reichem gewande, wol ge- 5 
kleidet mit golde und mit edlem gesteine reichlich geziret, 
das sulchen klaren schein totlicher leute äugen nicht ge- 
tragen mochten, und gingen beidesampt in dieselben kirchen. 
Zu derselben zweien erwirdigem eingange stunden wider 
auf alle die andern, die in der kirchen gesezzen waren, und JO 
beugten ire knie gar demuticlichen und domit erboten sie 
denselben erwirdigen zweien alle wirdikeit und ere. Dor- 
nach begunden die letzten zwene an einander auch wir- 
dikeit erbiten, und domach alzuhant satzte sich ir iclicher 
auf einen guideinen stul, der mit gesteine und mit grosser 15 
kost geziret was von henden so übersehener jungelinge, das 
nichtes so schönes vormals gesehen was auf erden. Des 
begunden sie und allermeniclich gar stille ein gute weil zu 
sweigen. 

cv. 

Dornach wart ir einer den andern manen das er reden 20 
wolte. Do zwischen in ein langer krig gewesen was, wel- 
cher under in des ersten reden scholtö, do wurden die 
andern allesampt gemeiniclichen sprechen das Jeronimus an- 
heben schölte und sant Johansen Baptisten loben, des hoch- 
zeit imd feierunge was in denselben vristen. Des begunde 25 
der erwirdige sant Jeronimus reden mit so gar ubersuzzen 
Worten, mit so grossen meisterlichen sinnen, mit sulchem 

1 leute die selbe C 2 ifen durchleuchtigem B, For CIV. : desselben ge- 
siebtes B, Kein neues Capitel A. 8 cEwene C. 4 weren C. 6 und 
fehlt B, edelem gestein C. 7 leut B, 9 czweier erwirdigen eingank B» 
13 leczsten czweien B. eyenander B, ein der C. 14 czuhant satzten C. 
15 gestein B. 16 jungelingen B. 17 vormals so schönes gesehen C, 
geschehen B, Vor CV. : wy sy mit einander geredt haben B, 20 manen 
czu reden äo Ä, 23 andern gemeiniclich alle sprechen C 24 Baptisten 
fehlt B, 2ö der selben B, 



- 224 - 

geblumede und so lustiger zirheit^ das sulches nicht ge- 
sprechen mag einiges menschen zunge, und wart die uber- 
grosse wirdikeit sant Johansen Baptisten und sein himelisches 
lop künden und sagen. Nach sulcher rede stunt auf sant 
5 Johannes Baptista und dankte dem erwirdigen sant Jero- 
nimus mit ernstlichem fleisse umb sulche seine tugentliche 
rede, die er so gar ordenlichen getan und vorbracht hatte 
zu seinen eren und auch zu seinen wirden. 

cvi. 

Z>omach zuhant sq stunt auf der grosse freunt des al- 

lOmechtigen gotes sant Johannes Baptista und sprach also: 
'Diser erwirdige Jeronimus, mein geselle, ist mir gleich in 
himelischen wirden, gleich in heilikeit des lebens, und sint 
dem male das er mein lop und mein ere so wirdiclichen 
gesaget hat, so ist gar billich das ich seines lobes und 

15 seiner eren nicht gesweige. Jeronimus ist ein licht der 
heiligen kirchen, wanne er mit heiliger lere doraus vortriben 
hat vinstemusse alles irresales; Jeronimus hat erleuchtet 
alle leute, die aus dem wege der warhaftigen gotlichen klar- 
heit vorblendet waren; Jeronimus ist des heilsames wassers 

20 quellender brunnen, von des mildem flusse alle gebrech- 
samen leute iren durst vorleschen ; Jeronimus ist ein werder 
bäum, des hohe des himels tron beruret. Under seinem grü- 
nen laube nemen des himels vogel und alle tir der erden 
ubersuzze speise: mit des himels vogel meine ich die be- 

25henden weisen leute, mit den tiren des feldes meine ich die 
sulchen, die swacher Vernunft sein: wanne allermeniclich 
getröstet wirdet suzzer fruchte seiner meisterlichen lere. 
Diser Jeronimus, mein geselle, ist mir geleich und mit mir 

• 

1 geblümde C, 2 cznngen B. 3 hymelischen B, 5 Jeronimo C 6 ernst- 
lichen B, 7 ordenlich C. Vor CVI. : wy einer dem andern lob spri«*ht B. 
Am Bande: von Johannes waptista C. Kein neues Capitel Ä» 9 erwir- 
dige grosse C, 11 crwirdiger C 13 wirdiclich C. 15 vorsweige C 
16 seiner lere O. 17 Irales C. 19 warden B. heilsamen C. 20 quell en- 
dinger B, brunne C aller gebrechsamer B» 21 erleschen Ä, 22 hoes B. 
seinen B, 23 hymel B, 24 mein B, di wehen di weysen Ä, 25 waldes B 
26 sulchen die fehlt B C, swache B, 27 1er B. 28 ist mit mir B. 



^ 225 ~r 

ein einsidel gewesen auf der erden und hat sein fleisch mir 
gleich in hunger und in durst alleTi'eg betwungen. Er ist 
mir gleich reiner, keuscher und schemiger gewest in allen 
tugenden, mit mir hat er enpfangen den warhaftigen lichten 
geist gütlicher prophecien, mit mir ist er gewesen ein lerer 5 
der warheit zi^ tröste der cristenlichen kirchen/ 

cvn. 

^/ch Johannes Baptista habe durch gotliche gerecbtikeit 
und warheit mein irdisches leben verloren in gotlicher 
libe. Wie wol aber diser mein geselle Jeronimus durch 
dieselbe warheit und gerecbtikeit seines lebens nicht beraubet 10 
sei mit der ubeltetiger morder swerte, doch hat er alle seine 
lebtage yorzeret mit arbeit, mit sorgen und mit grossem 
smertzen und umb die warheit und umb die gerecbtikeit in 
starken manneskreften wider ketzer und alle ungelaubige 
diet ritterlichen gefochten. Ich bin ein vorlaufer und ein 1 5 
böte gewesen des almechtigen gotes auf die rede das ich 
die heidenschaft zu gotlichem dinste imd die sunder aus 
irresamen unfletigen wegen auf die Strassen der warheit 
und der gerecbtikeit zu gotes hulden brechte. Domach ist 
Jeronimus ein enthalder, beschirmer und ein lerer gewesen 20 
aller sulcher warheit und gerecbtikeit, die ich geprediget 
imd geleret habe, und hat umb sulche gotliche warheit und 
auch gerecbtikeit mit starkes sinnes volkomenheit wider alle 
unselige ketzer in suzzer andechtikeit steticlichen gekempfet. 
Ich habe den almechtigen got, unsem schepfer und der- 25 
loser zu einem male in dem Jordan mit meinen eigen henden 
angeruret: dieser mein geselle Jeronimus hat denselben 
unsern schepfer und aller werlte herren nicht zu einem male, 

1 ein fthli B C. der feMt BC, 2 durste C getwungen C, 6 gewest C, 
Vor CVII.: Johannes baptista B, 7 hab B, 8 Irdisch 0. 10 gech- 
tikeit B» 11 s werten B, sein B, 12 lebtag C, 13 umb ^\e fehlt C, 
15 dyer ritterleich gefochte B. 16 bot O. ich fehlt B» 17 herdenschaft C 
gotlichen B, sundere C, aus vnfletigen irresamen wegen A, aus Irsamen 
vnfletigem wege C. 19 gotes dinst vnd hulden A 21 prediget C 22 und 
hat bis gerechtikeit zweimal O. 23 auch fehlt C, 24 suzzer stetikait 
vnd andacht gekempfet A, steticliches C 25 hab C. gote B, 26 egnen C, 
28 zu fehlt A B. 

15 



- 206 - 

Äunder gar ofte mit seinen henden angeniret und gewandelt 
und in beiliger suzzer andacht auf dem heiligen alter ge- 
nutzet mit dem munde/ 

CVIII. 

^JeronimuB ist mir gleich in aller heilikeit und in allen 
5 des himels wirdiclichen eren : wann wir itzunt beidesampt 
in gleichen freuden sein der himelischen wirden/ 

In den zeiten als der beilige sant Johanne» Baptista 
von sant Jeronimus sulche und auch vil ander tugent sagete, 
der doch Cyrillus, bischof za Alexandrien, der vorgenaate 

10 aller nicht gedenken kunde^ des hatte sich desselben tages 
Vrist untz auf die primenzeit vorlaufen. Do quam der 
custos desselben stiftes in die kirchen und als er den e 
genanten bischof slafenden vant vor dem alter, erwecket er 
in zubaut mit seinen henden. Und alzuhant als der bischof 

15 Cyrillus erwachet von sulchem seinem slafe, begunde er 
durch sulches wunderhafkiges gesiebte und durch semliche 
so ungehorte fremdikeit in geistlichen andachtigen freuden 
so fluzzicliohen weinen, das im die zeher über seine wangen 
runnen. Und domach saget er demselben seinem custos 

20 seiner kirchen allessampt, das er in sulchem seinem gesiebte 
besohawet und geboret hatte. Domach beging der erwir- 
dige bischof Cyrillus die messe und alle ander ampt des- 
selben tages in grosser andacht und mit wirdiclichen eren 
und kündet offenberlichen allem volke sulche grosse wun- 

25 der, die der almechtige got mit seinen heiligen genedic- 
liehen wurket; 

cix. 

i4ugustine^ liber vater, vil und ane zal sein wunder- 
haftige zeichen, die gar nutze zu sagen weren, die ich in 

1 gehandelt C, 2 heiligen fehlt C. Vor CVIII. t von jeronirao B, Kein 
neues Capitel A,' ö mir B. ynczunt C, 8 vnd sant B, auch fehlt C, 
sagte C. 9 allexandria B, 10 mochte C. 11 auf der C preymenezeit A, 
IS slaffende O. den J9, 16 erwachte C. 16 gesichtes C, 17 so fMt A. 
geistlichem B, 18 sein C 20 allesampt B. sulchen seinen B, 21 ge- 
hört C, 22 messen B. 24 offenberlich fJ, Vor CIX. : czu augustino B, 
^7 wunderhaftigen C 



— 227 - 

diser kurtzen schrift nicht begreifen mochte. Dovon und 
auf die rede das lange rede nicht vordrossenheit bringen 
deinen oren und auch andern leuten, die sie hören, wil ich 
nur eines zeichen noch sagen und domit mein rede vol- 
enden. Dasselbig wunderhaftige zeichen ist zu Bethlehem 5 
newlichen gescheen, als du hernach gesohriben vindest» 

ex. 

Des nechsten suntages nach dem achten tage der hei- 
ligen pfingsten quam ich in die kirchen zu Bethlehem mit 
allen bischoven, die zu meinem stule gehören, nnd was bei 
uns ein grosse schar manne und frawen, die sich auf die lo 
«tat, do der heilige leichnam des erwirdigen sant Jeronimi 
begraben was, in grosser anda^cht gesampnet hatten. Dor- 
nach ging ich mitsampt der pfafheit in chorkappen, alben, 
caseln und ander zirheit geistliches gewandes zu sant Jero- 
nimus wirdigem grabe und begunde in das ertreich mit 15 
allem fleisse graben in meinunge das wir den erwirdigen 
leichnam sant Jeronimi doraus nemen und das er geleget 
wurde in einen sark, der dorumb mit kostlichen lichten 
mermelsteinen gemachet was mit grossem fleisse und mit 
reicher zirde. Do wir nu das wirdige grap geoffent hatten, '20 
do sahen wir allesampt den erwirdigen leichnamen sweben 
in der lüfte also das er das ertreich nicht anruret auch in 
keinem orte und was der leichnam gantz und gentzlich un- 
vorseret. Des satzten wir denselben wirdigen leichnam auf 
den alter vollen so ubersuzzes ruches, das menschen gesiechte i?5 
öulches nie enpfunden hatten in keinen vorgangen zeiten. 
Und dornach lizzen wir den erwirdigen leichnam bleiben auf 
dem alter dorumb das im dester grosser wirde und ere von 
allem volke geschee und in gotlicher andacht derboten wurde. 

1 frist O. 2 red^. icht Ä. 5 dasselbe C. 6 neulich C. Vor CX.: von 
dem czaichen cza bethlahem B. 7 wann dez (kein neues öapitel) A. nehe- 
sten C, tag C, 9 stul C. 10 schar frawen vnd manne Ä, 13 allen B, 
15 wirdigen B, begundcn C. 16 graben mit allem fleisse B. mit mey- 
uungo C. 18 seinen sak B. dorumb fehlt (7. köstenlichen C, 21 erwir- 
dige /?. leiclmam sant Jcronimus sweben C. 22 er das fehlt C, anrurät A. 
:23 was fehlt B. ganty/zer C. 24 das B. wirdigen /«Ä?< 5 C gantzzer auf C 
25 gesiecht C. 26 nye sulches A. keiner B, 29 vnd allem C, 

15* 



— 228 - 

CXI. 

Tflrdiger vater Augustine^ wie vil des tages in meiner 
und allermenicliches gegenwurtikeit wunderhaftige zeichen 
geseheen sint^ mocht ich dir nicht gesagen auch mit allen 
meinen kreften : wanne sechzehen blinden wurden gesehende 
Salzuhant, als sie nur den erwirdigen leichnamen mit iren 
antlutzen angeruret hatten. Domach drei man, die mit dem 
boaen geiste behaftet also swerlichen waren, das man sie 
mit eisereinen keten halden muste: die wurden gelediget in 
angesichte und in gegenwurtikeit alles Volkes. Domach 

10 einer armen witewen einiger sun wart in der kirchen durch 
grossen gedrank des volkes zu tote erdrucket, also das er 
durch seine swache kintheit ersticken muste. Do die arme 
nmter ir einiges kint totes begunde sehen, zuhant hub sie 
das kint auf mit suftzen und nait schreien und mit jamerigeni 

1 5 mute und trug das in iren armen untz zu dem grabe unser» 
erwirdigen vaters und leget es dorein mit semelichen werten : 
'Erwirdiger heiliger sant Jeronime, ich wil von disem grabe 
mit nichte scheiden, du gebest mir denne wider meinen 
einigen libeo sun, den ich heute verlorn habe in deinem 

20 dinste.' 

cxn. 

£rwirdiger vater Augustine, wie gar wunderhaftig ist 
der almechtige got in seinen heiligen, was kan er grosser 
wunder in seinen eren wurken! 

Alzuhant als nu der leichnam des kindes die erde sulches 

25 wirdigen grabes anruren begunde, wart des kindes sele wider 

gesellet zu dem leibe. Dornach ein ander betrübter man, dem 

newlich sein Über sun gestorben was, der lif mit sweren ge- 

danken zu seines sunes grabe, dorinne er toter gelegen was 

Vor CXI.: von XVI blyden dy wuni gesen B, 2 wuuderhaftigen C. 
4 gesehenden B, 5 leichnam C, 6 antUtz C 7 geisten B, swerlich B, 
10 witwen C, 12 derkucken^. dersticket JE?. 13 tot 0. 14 jamerigen jB. 
lö an ii'em arme C. an dem B. 17 grab B. 18 gehst B, 19 hob B, 
Vor CXII. : ein grosses czaichen B, Kein neues Capitel Ä. 21 wunder- 
haltiger C. 22 der almechtige fehlt B, 24 der heilige B. 25 do wart J.. 
28 gelegen hatte A. 



~- 229 -- 

drei gantze tage und nam doraus den leichnam seines toten 
kindes und trug den zu dem grabe des e genanten unsers 
erwirdigen vaters und warf in dorein, und domach alzuhant 
wart wider lebendig der junge. 

CXIII. 

^n alle zal sint die grossen wunderhaftigen zeichen, 5 
die desselben tages von dem morgen untz auf die vesperzeit 
geschahen, in derselben zeit als des erwirdigen sant Jero- 
nimuB heiliger leichnam auf dem alter stunt in grossen 
wirden. Doch meine ich ^nde zu geben disen meinen Schrif- 
ten mit einigem zeichen^ das ich noch beschreiben wil zu 10 
eren und zu loben unsem erwirdigen vater. 

In der nechsten nacht dornach legten wir des erwir- 
digen sant Jeronimus leichnam umb vesperzeit in den newen 
sark, der dorzu was reichlich und erberlich bereitet, und 
des andern morgens funden wir den sark ledig : wanne der 1 5 
erwirdige leichnam was wider komen in sein erste gruben, 
doraus wir in genomen hatten. Und do mein hertz und alle 
mein gedanken sich des begunden wundern, worumb dise 
geschieht also ergangen were, do erschein mir der erwirdige 
sant Jeronimus in der andern nacht in meines slafes ge- 20 
sichte und sagete mir vil vorborgner grosser dinge und also 
under den andern Sachen redet er gegen mir in semlichen 
Worten: 'Liber sun Cyrille, ich tun zu wissen. deiner libe 
das mein leichnam aus dem grabe, dorein er des ersten 
geleget ist, mit nichte kumen mag, sunder er muz dorinne25 
bleiben untz an die zeit das Jerusalem die stat von heide- 
nischen ungelaubigen diet gevangen und verderbet wirdet. 

1 tSLg B, 2 genante B. unsers fehll B, 4 lefoending O, Vor CXIII. : von 
grab jeronimi B. 5 gprossen fehlt Ä. 6 die geschehen seint desselben C 
den B. 7 geschahen fehlt 0. der erwirdige AB, 8 dem fehlt C. 
9 xnaynne A, 10 schreiben BC, 11 lobe vnserem C 12 nehesten C. 
leget B, wir den B. 13 sant Jeronimus fehlt A, 14 was fehlt C. und 
erberlich fehlt A, erwirlich B. was bereitet (7. 17 alle fehlt C. 18 sich 
begunden dez A. 19 also fehlt C. geschehen C 21 sagte C. 22 den 
fehlt C, gein 0. 23 wissen fehlt B, 24 leichmam B, 26 heidennisch^r 
vngeleubiger C. 27 wirt C, 



— 230 — 

Domach kum^t derselbig mein leidmam gen Rom nnd do 
wirdet er etliche zeit bleiben und rasten.' 

CXIV. 

Z)omach erwachet ich, liber vater Augustine, und saget 
allen meinen bisehoven und dorzu allermeniclidien^ die do 
5 gelaubtg waren in cristenlichem orden, was ich gesehen hatte. 
Wenne aber und auf welche zeit sulche ding gescheen wer- 
den das Jerusalem anderweit zerstöret wurde und der selige 
leichnam sant Jeronimi, unsers erwirdigen vaters gen Rom 
kome nach der e genanten seiner rede, des kan ich nicht 

lOgewizzen. 

Hertzenliber vater Augustine, habe ich icht gutes ge- 
redet in disen Schriften, das kumet nicht von meinen ta- 
genden sunder von genaden des almechtigen gotes und von 
sunderlicher gute des erwirdigen sant Jeronimi, unsers 

1 5 hertzenliben vaters. Was aber arges und unbederbes dorinne 
funden wirdet, das kumpt von nichte anders nur aleine von 
meiner unweisheit und von meines gebrechens wegen, wanne 
ich leider saumig bin in allen guten dingen. Hertzenliber 
vater Augustine, gedenk mein allewege in deinem gebete bei 

20 genaden des almechtigen gotes! 

cxv. 

6rleicher weis als der erwirdige bischof sant Cyrillus 

umb sulche sein arbeit, domit er des hochwirdigen sant 

Jeronimi leben betichtet und besohriben hat mit andächtigem 

fleisse, von sant Augustinus, dem grossen lerer, nicht anders 

25begeret hat nur das er sein in seinem heiligen gebete ge- 

1 komot derselbe C, gein Rome C. do fehlt B, Vor CXIV. : da sagt er 
was er gesehen B. Kein neues Oapitel A, 4 allermeniclich B. do 
fehlt O. 6 cristenlichen B, 6 oder auf A. 7 vortoret B. czustöret C 
9 genante B. 11 nicht B. 15 herczen libens B. und fehlt B. 16 komet C. 
nicht B. von fehlt AB. 17 gebrechen B. 18 saumiger C. allen meinen 
dingen C. 19 allewege fehlt O. 20 gotes ^men A, Vor CXV. : ein end 
dycz buchs B, 21 ^leicherweis A, 23 getichtet B. beschriben vnd be- 
tichtet C\ 24 Augustino C. den B. 26 nur das Augustinus iu B. Nur 
das saut Augustinus in C beiligem B, gebete sein C. 



-- 231 — 

denken wolte: also stet auch mein begerunge das ich Jo- 
hannes, unwirdiger bischof zu Olumuntz, unnutzer kantzier 
des romischen keisers^ mit grosser demutikeit bite und an- 
rufe euch alle beide man und frawen, die dises gegen- 
wurtiges deutsches buch meines armen getichtes sehen^ lesen 5 
oder hören werden, das ir durch ewer selbes tugent und 
durch mein getrewe arbeit, domite ich der e genanten mei- 
ster schrifte aus latein gebracht habe zu vomemelicher 
deutscher zungen, den almechtigen got und den hochwirdigen 
unsern vater sant Jeronimus mit andechtigem fleizze biten 1 
wollet das meiner sunden aller in angesichte des himelischen 
heiTen also gentzlich vorgessen werde das ich mitsampt euch 
und ir alle mitsampt mir von gotes angesichte und von 
himelischen freuden nimmer gescheiden werden in kreften, 
genaden und eren unsers herren Jhesus Cristus, der mit 15 
dem almechtigen seinem vater und mit dem heiligen geiste 
ein warhaftiger herre und got ist ewiclichen. Amen! 

2 Olomtincz A, olmüntz C. 8 anrufe allewege BC, 4 gegenwuiliges 
fehlt A, Ö deutsch O. 7 trewe A, 8 schrift C vornemlicher C. 9 Er- 
wirdigen C. 10 sant Jeronimus vnsem vater BC, 11 angesichten AB, 
12 vatirs C. heres A^. also fehlt C. werde Also daz ir mit sampt mir vnd 
ich mit euch von C, 13 alle sampt mit mir A, Ton den N, angesicht C 
15 heren C. 16 seinen J5. heilige B, geist C, 17 herr B. 




Inhalt 



Lebeiigfcsclucble Johanng v Nenmarkt 

Die litteransche Tätigkeit Johanna 

Vita Hancti VencesUi 

Iiiber viaticm 

Liber pontificalis 

Cancellann CaroJi quarti 

Schriften junstischeo liihaltea 

Cancellnna officu OlomurcnsiB 

(oulirmatio atatntoTnm capitali ecLleaiae Oluii 

Statateu der Kremaierer Dinceaansj nod? 

LateiniBcho Briet Johanns 

UberBetznng am Johann tranealob 

listeiiiiBche Gedichte Tohanns 

Ausgabe des Pi lic;raticnB 

Johanns Interesse für die deutsche Litteralur 

Deutsche Bnele Johanns 

Vberselaung der Meditationes 

l^benietzuiig der ^oliioquien 

Tschechische Übersetzung der äolilnquien 

IJaa Leben den heit Hieronimas 

'Sprache Johanns > Netunarkt 

Das lateinische OriBinal des Lebens des heil Hieronymmi 

rharaclensirung der Übersetzung Johanns 

Selbständige Tnthtxe lohanns 

Johanns l bersetzung von Piltench arwiibnt 

Benutzung des niederdeutschen Hieronymus 

fsehechische Ihersetiung des ] ebens des heil Hieronjmui 

Hnef des Lusebiua an Damaaua und Theodunins 

Brief des AneuBtinns an Cynllus 

Brief des Cjrillus an AnEDstiuni 



„ XU 

„ xm 

„ XIV 
, XIV 
~ XVII 

, xvni 
, xvm 

, XIX 

„ XIX 

, XIX 

„ XX 

„ XXI 

„ XXII 

„ xxm 
„ xxrv 

„ XXVI 

„ xss 

, XXXI 

„ xun 
, Lin 

LV 
- T'K 
„ LXII 

^ Lxin 

t. LXV 



Drnek fehler. 

S. XXIV Z. 11 lies selUeines für teiUeinei. 

S. 1 in den Lesarten Z. 2 lies genedigen C, für gnediger B. 

8. 1»T> n »»3»» gnedige C. „ genedigen C, 

S. 12^^ „ „3^ briemvenden A. vor brinnenden B, 

S. 15, Z. 18 lies Ao/r« för AöA«. 

S. 40 in den Lesarten Z. 9 lies ir] in B C\ für ir in B C. 

S. V60 f, f, y, ^6„ achein B. „ achein Ä. 

S. 163 Capitelnummer XXXVIII für XXVIII. 

S. 189 in den Lesarten Z. 6 lies M///« C. für Ati;(/e B. 

S. 207 Z. 15 lies ^tren und für hre?», uncZ. 

S. 218 in den Lesarten Z. 7 lies in Übel für tn vbel. 



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