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Iittp://www.archive.org/details/daspapstthuminse01hoen
^^3
^
in feiner
fDäia^fulturellen 2öirlfamfeit
IHMI
@raf t>on ^^oen^broec^
3nqui[itiou, 3(berälaube, Jeufe(^|>uf unb ^ejentra^n
'J? i c 1 1 c "K u f ( a ij c
"JU'hucf bei- bvittcii iHnt'ciTcvtcn uufc iHnme^rten 'Jinflat^e)
^rud unl) 3?erlag oon 33reitfopf unb .^örtel
l!
1901. 11
1
in [einer
[Däial tulturellen 58trtfamtett
t?on
®taf t)on |)oenöbn)e^
3nqui[itton, 5lberglaube, 2eufel^[puf unb §>ejenrt)a^n
f^ -jk mtxtt Slufloge
' (9IbbrucE ber brüten öerbeffcrten unb öerme^rten 3luflage)
UxrM
%x\xd unb Sßerlag üon SSreitfopf unb Partei
1901.
9lIIe 9tc(i^tc, ingbejonbere baä ber Ueberfe^ung, öorbel^alten.
bem ®e^. Ober*3ufttjrat]^ unb ©enatiSpräfibenten am ^. ^ammergerid^t
ju S3er(tn
§enn g^ranj Settgau
mkx be§ 9^ot^en Sltterorbeng ir. klaffe mit (5ic^entau6
in
55erc^rung unb ^rcunt)f(i)aft.
^ortDovt yixx cvftert Auflage.
Saljrjcl^nte lang ^t ber ^ntialt biefe§ 2Ber!e§ mir ouf ber
Seele gebrannt.
SBtele Sa^i-*e ^inburc^ loar e§ ein :^eimüd^e§ geuer, eine ftitt-
gUmmenbe &M^. S[Rit allen 2KitteIn, bie ein ü6 erlief ertcr, üon jar-
tefter ^inb^ieit an gehegter unb gepflegter (SJIaube unb eine biefem
®laul6en Bi§ auf'0 le^te unb !(einfte ^ün!tc^en entfpred^enbe (Sr--
jie^ung unb ©enjöl^nung mir an bie |)anb gaben, fud^te iä) felbft
wäl^renb langer B^it bie§ f^euer rüdfi(^t§Io§ gu erftic!en. SSer--
gebend! S)er immer ftär!er merbenbe Suft§ug ber 2Bal)rf)eit ent-
fad^te bie ©lutf) jur t^Iamme; bie glömme tturbe jum lobernben
Sranbe, unb untüiberftel^üd^ oerje^rte bie f^euerSbrunft ^a§ (Bt--
bäube, in bcm id^ geboren, in bem lä) gro| geworben, in bem id^
öierjig '^a^vt meinet Seben§ gugebrad^t l^atte, beffen ®runb unb
Stufeenmauern, beffen ©inrid^tung unb 9(u§fd^mücfung So^r^unberte
ott waren.
2)0^ uralte ©Qftem be§ lUtramontoni§mu§ fan! um mid^ ^er
in (Sd^utt unb Slfd^e: ein 93ottraer!, ein ?5eftung§t{)urm, ein ^t|or
nnc^ bem anbern würbe üon ber «flamme erfaßt. 9tettung, @r«
Haltung gab e§ nid^t.
3d^ ftanb auf rauc^enbem ^rümmerfclb! ®iefe krümmer Ratten
begraben ^tle§, tt)a§ mir al§ ß^^rift unb 9)Zenfc^ ba§ |)öd^fte unb
§eitigfte gewefcn, für ha^ idf) gerungen unb geftritten ^atte bi§
auf'§ SÖIut unb bi§ jur ©etbftöernid^tung.
5tber auf biefem Xrümmerfelb ftanb id^. Wenn aud^ gebeugt
öon Öeib unb ©d^merj, al§ freier SJJann, lebig ber geiftigen
S3anbe, in bie id^ l^ineingcboren War, unb bie id^ felbft, im '^xx'-
glauben, (SJott gu bleuen, fefter unb fefter um SSerftanb unb Bitte,
VI SSorttJort.
um |)erä unb ©emüt^ mit ben ^ammerfc^Iägen ber 2l§!efe ju*
fommengefd^miebet l^atte.
©in freier 9JJann! 2)a§ SSort: bie SSa^r^eit tüirb eud^ frei
mad^en, ^atte fid^ on mir in fdimerälicEier, aber glänjetiber $B3eife
benjä^rt.
Unb ber SSeg ju biefer SBol^rl^eit lüor bie ©efd^id^te gewefen:
Magistra veritatis historia.
SSunberbore gügung! Sn bo§ abgef(f)Ioffenftc unb bunfclftc
SSerlie^ ultramontaner ®eifte§!nerf)tf(|aft, in meine 3uge{)örig!eit
jum Sefuitenorben, toaren bie (Strahlen be§ Sid^te§ unb ber SSa^r»
I)eit gebrungen. 35er Sefuitenorben, ber jefuitifc^e (Sel^orfam, I)atte
mid^ ouf ben SSeg geftellt, ber gur geiftigen grei^eit führte.
SSo^t ^atte icE) in früher S«9enb, auf ber Uniüerfität, SSIide
get^on in nid^t--uItramontane SBiffenfc^aft, unb biefe SBIide !^atten
mir ®inge entt)üfft, öon benen id^ aU glöubiger ^at^oli! !eine
Stauung ^atte, feine f)aben burfte; fie fiatten ©ebanfen unb (5r*
Tagungen in mir tnad^ gerufen, bie fdf)nurftracE§ entgegen waren
Slttem, mag ic^ in ultramontaner Srgie^ung gelernt unb ju glauben
über!ommen "^atte. Slber biefe 93Iide waren nur ^atbt, nur öer>
ftot)Iene gehjefen; retigiöfe (SJrünbe (f. unten «S. 163), bie f^urd^t
öor (Sünbe unb SSerbommni§, Ratten mid^ abgehalten, mein Sluge
öott unb forfd^cnb auf ber gefd^id^tli(^en SBal^rfieit rul^en gu loffen.
S)ie ßieban!en unb (Srmägungen, bie au§ i^nen entftonbenen ß^^eifel
unb Sebenfen badete id^ nid^t ou§ U§ an'§ @nbe, id^ überbedte fie
mit bem fRiefenleid^enftein be§ Slu!torität§gIauben§ ber römifd^en
^ird^c.
Sa^re tierflrid^en. Sd^einbar unmiberruflid^ l^atte id^ mid^ ab'
getoanbt öon 2luf!Iörung unb Sid^t: iä) mar bem S^fuitenorben
beigetreten. ®icEe SlJiauern, geiftige unb fteinerne, trennten mid^
ein öotte§ ^a^rjefint oon ber SBelt; bie aSfetifc^e unb . miffen»
fd^aftlid^e 21u§bilbung für bie ^Wecfe be§ DrbenS nal^men ©eele
unb Seib gefangen. 31I§ biefe 2tu§bilbung öottenbet mar, reifte
mid^ ber jefuitifd^e ®et)orfam ein in bie „©d^riftfteller" be§ DrbenS
unb beftimmte mid^ jur SOlitarbeiterfd^aft an ben „Stimmen
au§ 9)iario=Saad^". 2)a§ mir §ugemiefene j^elb ber X!§ätig!eit
mar Äirc^en-- unb befonberS ^apftgefd^ic^te. (Sin Stufent^alt in
S3rüffel, im ^aufe ber SSoIIanbiften, foUte biefe ©tubien
aSorwort. VII
förbern. ^ Unb in ber X^t, bort in ber reic^^attigen Sibliot^ef,
bie ju freier S3enu|ung offen ftanb, njurben meine ©tubien ge--
förbert: i(| lernte bie ^a:pftgefc^id^te in i^rer njafiren ©eftalt
fennen.
S33ic longc e§ bauerte, mie öiele ©d^toierigfeiten überlDunben,
tüie üiele ^äm|)fe überftanben werben mußten, bi§ bieje ©rfenntni^
pra!tifd^e SrgeBniffe in mir unb au^er mir geitigte, gefiört nic^t
^ier^er. (Sin langer 5(ufent^alt an ber SSerliner Uniöerfität,
föo^in mirfj gleid^fatt§ ber jefuitifciie ®e()orfam fc^idte (id^ {)örte
bort bie SSorlefungen t)on §arnacf, ^aulffen unb X^reitfd^fe) ,
eine freie, unü6ern)atf)te, eifrige S3enu|ung ber SSerüner wiffen»
f(f)aftlic^en |)ülf§mittel trugen wefentlirf) baju Bei, biefe ©rgebniffe
gu fd^nellerer 9ieife ju bringen. ®a§ ift in Sür^e bie !atl^oItfd§e
©ntfte^ung§gefd^i(i)te biefe§ 2Ber!e§.
©elbftüerftänbüc^ ift e§ föefentlid^ ^otemifii).
2)a§ ^apfttl^um in feinem 3tnf|)ruc|e, eine göttlid^e,
öon ©l^riftuS, bem Stifter be§ ®^riftent^um§, ^errü^renbe
©inric^tung ju fein, au§geftattet mit göttU(j^er ^xx-
t^um§Iofig!eit (Unfel^Ibarfeit) in allen fragen be§
®Iauben§ unb ber Sitte, ift ber größte, ber t)erl^ängni^=
ooUfte, ber erfotgreicEifte Si^ttf)um ber gefammten SBelt«
gefd^id^te. Unb biefer gro^e grrt^um ift umgeben öon taufen--
ben üon ßügen feiner SSert^eibiger, unb biefer S^i^t^uni unb biefe
Sügen ftreiten für ein 3Jiad^t< unb §errfd^aftgft)ftem, für ben Ultra*
raontani§mu0: ta ift aud^ für bie S33a^rl^eit nur ber ^am^f
möglid^.
9Kan fagt öielfac^: bie ®efc|ic§t§fd^reibung — unb mein 33uc^
ift ©efd^id^te — bürfe nid^t ))oIemifd^ fein, fie muffe eine über
allen SSoIfen tl^ronenbe ol^m^ifd^e "Stui^t befi^en. S^ bin nid^t
* ®ie aSoHanbiften — ^efuiten — , fo genannt oom erften Herausgeber,
bem Sejuiten 93ottonbu§, ftnb bie Herausgeber beg großen i)ogiogra:p^ij(^en
SBerfeä Acta Sanctorum. @ie bilben, aUerbingS bIo§ rein äu^erlic^, inner»
t)alb ber belgijc^en ^rotiinj beS ^ejuitenorbenS eine fleine ®ele:^rtenrepubltf,
mit eigenem SSermögen, eigener XageSorbnung unb eigener 93ibIiot:^e!, für
beren 2luSgeftaItung rei(f)e ©elbmittel aufgemanbt »erben. ©amolS ftonb an
berSpi^e ber SBoHanbiften ^ßater be Smet, ein liebenSroürbiger — (BUp^
lifer, mit bem i^ moncfie intereffonte Unterhaltung ijatti.
VIII Vorwort.
biefer 2lnfid^t. Stud^ ber ®efc§ic^t§fcE)reiber, unb gerabe er, tft ein
Wiener ber 2Ba'^"r^eit, ein ©treiter für bie SSa^rl^eit. SBo er bte
gef^id^tlirfie 2Ba!§rt)eit umpllt finbet üon ©ntfiellungen unb ßügen,
ta ^at er breinjafd^Iagen mit bem ©(^njerte be§ 2Borte§. 9Jirgenbtt)o
wirb fo tiiel unb fo ftiftematifc^ gelogen, aU in ber ultramontanen
SBiffenjd^aft, §umal in ber Sird^en-- unb ^apftgefc^id^te, unb
nirgenbföo finb bie Sügen unb (Sntftellungen oerberBIid^er al§ l^ier,
benn fie finb ju 2Sefen§t^eiIen ber fat|oIifd^en 3leIigton
geworben. 5Jiur mit ber @d^ärfe be§ 2JJeffer§, mit wa'^r^aft
fc^neibenber $oIemi!, fönnen unb muffen biefe 2f)ei(e au§ ber
Umgebung, in bie fie nid^t gehören, au§ ber fat^olifc^en 9ieligion,
f)erou§gefi^nitten werben.
^c^ ^abe ha^ ^apftt^um ben größten, ben üer'fiängni^tiollften, ben
erfolgreic^ften 3^rtt)um ber SBeÜgefc^ic^te genannt; aber i(| ^bc
fi^arf unb flar tiinjugefügt, in weld^er 93e§ie^ung e§ biefen
furd^tbaren ^n-t^um barfteüt. 5(I§ gefd^id^tüd^ geworbener religiöfer
SKitteIpun!t bei !at^oIifd^en (J^riftent^uml ift e§ Weber ^rrf^um nod§
Süge. 5tt§ folctier 9JiitteIpun!t ^at e§ ein Stecht auf S)afein, ßcben
unb X^tig!eit, unb nur bie 3eit ^^^ ^^e allmö^tid^ fortfd^reitenbe
religiöS^d^riftlid^e 3(uf!Iörung Werben auä) ^ier SBanbel fd^affen, b. t}.
fie werben ba§ ^apftt^um auc^ aU gefrf)ic^tlid^ geworbenen religiöfen
SDJittetpunÜ be§ fat^olifd^en Sf)riftent^um§ au§ feiner Stellung ent=
fernen. S3i§ ba|in ift ha§ ^apftt^um, wie jebe anbere gefd^icf)tti(^
geworbene gro^e Einrichtung — unb e§ ift bie größte unter atten
— mit ber i^m gebü^renben Std^tung gu be^anbeln.
SBäre ba§ ^apftf^um in ber SBa^r^eit geblieben, b. 'i}. innere
^alb be§ S3ereid^e§ feiner rein menfd^tid^en Sntfte^ung unb ^nU
WicEelung, e» wäre Weber 5U jenem großen ^rrtl^ume geworben, al§
weld^er e# je^t üor un§ ftef)t, noc§ fjötte e§ jene furd^tbaren fo§iaI^
Mtureüen SSerWüftungen erjeugt, beren t^eilweife ©d^itberung ben
Sn^alt meines 33uc^e§ bilbet. 5lber e§ macfite ben ^Riefenfd^ritt au§
ber menfd^üd^'-irbifd^en (Sp^re in bie göttlid^^ überirbifd^e, unb
biefer unerme^Iid^en §ö^e, ju ber e§ feine (^eftatt aufregte, ent=
fpra^ bann bie ©rö^e be§ ©d^attenS unb ber ginfterniB, bie e§
über bie 55ölfer unb bie Sanbe warf.
Sft bie iöe^auptung feinci göttlichen @ein§, feiner göttlichen
gü^rerfd^aft auf bem ©ebiete be§ ©laubenl unb ber (Sitte, ber
SSortrort. IX
menfrfittc^en ^Itur unb be§ menfc^Iid^en gortfd^ritte» nur Un«
tütt'^r^ctt ober tft fie augteid^ belüu^te Süge? (Sinb bie ^äpfte
mit i^rem ^Infpruc^e, „@tattija(ter S^rtfti" ju fein, ^Betrogene ober
93etrüger ?
S)a§ gälfc^ung unb Bett)U§te Süge oietfac^ ba§ ©anblüerf^seug
ber ^äpfte bilbeten gur Stufrid^tung if^rer 9}?ad^t, leljrt bie ©e--
fd^id^te. S)ennod^ glaube id^, ba§ bie ^äp[te in i^rer Gigenfd^aft al§
„Statthalter Stirifti" unb aU „unfef)Ibare Se^rer" Jüeniger gu ben
^Betrügern aU gu ben ^Betrogenen gefiören. Sangfam, aber ftetig
tt)ud^§ ber römifd^e @emeinbeüorfte'^er jum SifdEiof, §um ^rima§,
gum $a|)[te fid^ aul. 2)ie HJJai^t be§ ^a|3ftt^um§ , bie religiöfe
njie bie ttieltlid^e, fd^hjott an gur Ungeheuern %lut^):ütUt, unb biefe
glut^ trug bie jenpeiligen Präger be§ ^at}ftt§um§ , bie ^äp[te,
i^nen felbft faft unbeföu^t, hinüber über bie (Srengen ber 2Jienfd^=
tid^feit, l^inein in bie liefen ber ©ott^eit. @ie fanben fic^ plij^lic^
auf ber (Spi|e be§ S5ergc§, üon bem au§ fie hk SSett gu i^ren
gü^en fa^en, unb in ber (Stimme: „bie§ 5(IIe§ tüiH idf) bir geben,
fo bu nieberfällft unb micE) anbeteft," glaubten fie bie (Stimme
®otte§ gu erfennen. (Sie üerga^en, ta^ berjenige, beffen „(StcII--
bertreter" fie gu fein behaupteten, ®J)riftu0, biefe felbe (Stimme aU
bie Sodung bei S3öfen, aU ben Slnreig gur ®otte§üerIeugnung
gurücfgen^iefen ^atte.
SSon fold^er §ö!^e bann freitt)illig ^inabgufteigen, war allerbing§
ein S)ing ber Unmögüd^feit, um fo me^r, at§ bie Stnfprüd^e auf
(Söttlidifeit jaijr^unbertelang faft unangefochten 2tner!ennung fanben.
®od§ laffen mx bie UnterfucEiung über bie (Sd^ulb ber ^äpfte an
bem großen ^i^rtljum be§ „göttlid^en" ^apftt^umS. 2Bir l)aben e§
mit ber meltgefd^id^tlid^en 2f)atfad£)e, nid^t mit bem 2Bie ti)re§
2Berben§ gu tr}un. 3:a§ „göttlidje" ^apfttl^um ftel^t öor un§; bie
i^üd^te biefeS 9liefenbaume§ , beffen SBurgeln, feiner eigenen S3e-
Iiauptung nadf), au§ ber ®ott!^eit S^afjrung gießen, liegen ausgereift
öor unferen S3Ii(fen; if)rer S3efdE)affen|eit, ob gut ober fd^tect)t, gilt
unfcre Slrbeit.
SDa§ „göttüd^e" ^apftt^um ift bie GJrunblage unb ber ©d^Iu^^
ftein be§ UItramontani§mu§; mit iJ)m fteljt unb fäHt er.
5)en UltramontanigmuS al§ und^riftlicfieS poUtifcf)e§ SKac^t^
f Aftern ^aht id) an anberer (Stelle gefd)i(bert (ögld^. mein S3uc^:
X SSoritJort.
2)er UItramontani§mu§, fein SBefen unb feine S3e =
fäm^fung, 2. Stufig. SBerlin, |). 2öaltf)er); f)ier jeige id^ bic
Ungöttlid;feit be§ „göttlidjen" ^apftt^umS, feine üernjüftenbe Xfiätig--
feit ouf bem ©ebiete ber üteligion unb ber ©itte.
2(uf befonbern ©rfimurf ber SDarfleffung ^abe iä) mit Slbfic^t
üerji(f)tet. ®ie ^^atfadien foHen ju SBorte fommen, nid^t id). Unb
biefe X^atfod^en üerlünben laut: taS^ ^apftt^um ift nichts
Weniger oI§ eine göttlid^e ©inrid^tung; n)ie feine jttjeitc
9}lod)t ber SBelt f)at e§ f^Iud^ unb $8erberben, blutige
@reuel unb ©dEiänbung in ba§ innerfte ^eiligtl^unt ber
9}Jenfd^f)eit, in bie ^Religion hineingetragen.
Saft ha^ einzige, jebenfalls bo§ iüirlfamfte Kampfmittel, "iiaä
mir gegenlüärtig gegen ben in Tladft unb ©influ^ niie faum je
gutior baftefienben UttramontaniSmuS befigen, ift bie Stufflörung
über fein SBefen unb feine ©efc^ic^te. Unb an biefer 2luf»
Üärung, an ed^ter, juöerläffiger Stufftörung fe^It e§ in be»
bäuerlichem ©rabe.
Unenblid^ öiel h)irb über unb gegen ben UItramontani§mu§,
über unb gegen \>a§> ^apftt^um gefd^rieben unb gefproc^en, ober
ha§ SPf^eifte ift t{)eil§ oberffäc^Iic^ unb feid£)t, tf)eil§ — maS toeit
fd^Iimmer ift — unmiffenb unb untva^x. 3fiid)t blo^ bie Sügen,
njeld§e feine SSertl^ eibiger über i^n üerbreiten, f(^ü^en ben Ultro*
montani§mu§ unb bienen i|m, fonbern auc^, unb faft nod^ me^r,
fd^ü^en i^n unb bienen ii)m bie Untt)ot)rt)eiten unb (SntfteHungen,
bie üon feinen ©egnern öerbreitet »erben. «SoIcEie ^alttofe Sln^
griffe geben i^m fort unb fort bie ttiittfommene Gelegenheit, fic^
rein ju föafd^en, ber SSelt §u üerfünben: fe|t, id^ bin nidE)t fo
fd^Iec^t loie mon mid^ fc^ilbert, iä) »erbe öerleumbet.
(£§ ift eine tief be!Iagen§h)ert^e ©rfc^einung, ba| gu einer 3cit
lüo ber ultramontane 9iiefe in äße Gebiete ber ^olitif unb ^Itur
feinen jertretenben 3u§ fe|t — auc^ ba§ in ©t)ina je^t flrömenbe
S3Iut ift mit fein SSerf — , tt)o er mit feiner „SSiffenfd^aft" bie
2Ba:§rt)eit üergemaltigt unb alle Geifte§gebiete burdfifcud^t, ha^ ge--
rabe in einer foI(^en ^eit e§ an gefd)Ioffener, an überlegter unb
überlegenber 2lbn)ef)r i^m gegenüber fo gut rok ganj fe|It. 2lm
fcE)Iimmften in biefer S3eäiet)ung fietit c§ gerobc bort au§, njo ber
Kampf gegen bie ultramontane ®efa:^r pm 93eruf gef)ört, wo er
SSortDort. XI
mit ^öd^fter (Energie unb äugleicf) mit löd^ftem ©ef^icf gefüfirt
tüerben foüte: in ben SSoIfSüertretungen unb befonber§ in ber
preu^ifd^en SSoIfSöertretung. SDie antiultramontanen Sieben,
bie bort jä^rlic^ öon ftet§ ben gteid^en ^erfonen gehalten n^erben,
finb ba§ Rapier unb bie S)ru(ierjd^tt)äräe, womit man fie oerüiel'
fältigt, nic^t wertf). 'an 2(ufflärung über ben ftaatä-- unb !ultur-
feinblic^en ©egner Bieten fie nid^tS. greiüc^ um 2(uf!Iärung Oerbreiten
gu lönnen, mu^ man felbft Senntniffe befi^en, unb an grünbUc^er
^enntni^ be» UltramontoniSmug fefilt e§ ben antiultramontanen
2(bgeorbneten. ®ie „SSiffenfd^aft" be§ ^onoerfationSle^ifon, bie
SSerbreitung sufammengelefener unb 5ufammengetragener(SJefdE)id^tc^en,
S33i|e unb 2Jiä|d^en genügen nid^t, folc^en ©egner ju befämpfen.
^o| man e§ bod^ erfennte, ta'^ ber UItramontani§mu§ ein
©t)ftem ift, tief unb 'i^oä) unb breit, feft gefügt, ausgebaut nad^
aüen (Seiten; ha'^ man boc^ enblii^ biefem (2t)ftem, bem an ©röBc
unb SSerberblid^feit nict)t§ an bie ©eite geflellt njerben fann, ange=
ftrengteg, einbringenbe» 8tubium Ujibmete! Wlit ©d^lagttjorten,
mit ^^rafen ift i^m gegenüber tt)ir!üd^ nic^t§ ju mad^en unb
nod^ njeniger mit SSerbreitung oon ©fanbalgefc^ic^ten unb tprid^ten
2tne!boten. Öiid^t SBIo^fteüung ultramontaner ^erfönlic^!eiten,
fonbern 58Io^Iegung ber ultromontanen ©runblagen ift
gegen ben UItramontani§mu§ ta§ allein ttirffame Kampfmittel.
S)ie antiultramontane nnn)iffenf)eit unferer SSoIf^üertretungen
fe^t fid^ fort in unferen 9legierungen, unb aud^ ^ier fte^t, aüein
fc^on i^rer Sebeutung ujegen, bie preu^ifc^e ^Regierung an
ber ©pi^c. Kein SRinifter unb !ein üortragenber 'Siaii) !ennt ben
UltramontaniSmu^ grünblid^. '^t§i1)alh — aU 9Jliturfac§en finb ju
nennen ®^arafterIofig!eit unb fcEjoaler politifc^er Dpportuni§mu§ —
'Cia^ ungefc^idEte Um^ertappen bei Ergreifung antiultramontaner
SKaa^regeln, ht^i^alh bie öielen Od^Iappen, meldfie ^Regierung unb
SSoIfSöertretung bem UItramontoni§mu§ gegenüber fic^ Idolen.
(Sin n)ic^tige§ 9}ioment fommt ^inju. '^n tt)öric^ter Kurgfid^tig«
!eit öerfäumt e§ bie Slegierung , fid^ im Kompfe gegen ben Ultra*
montani^muä bei genauen Kennern biefe§ gemeingefä^rlid^en @^ftem§
9iatl^ unb Stufflärung über i^n gu oerfd^affen. SSa§ umfic^tige
Scanner fonft überall tt)un, wirb ^ier §u faft unerfe|Iid§em (Sd^aben
unfereS SSoIfgt^um§ ou^er Std^t getaffen.
XII SSorttJort.
Unb tt)ie fte"^t e§ in Sejug auf SSerBrcttmtg antiultramontaner
2(uf!Iärung au§ bei bem größten unb mäd^tigften 5(ufflärung§fo!tor
ber ©egenföart, 6ci ber treffe? (Stellt fie bem großen ®egner
öon SBilbung unb SSiffenf^aft it)ren SiJcann ? 9?ein, anö) bei i^r
ift ber ^amp\ !ein öertiefter, !ein grunbfä|Ii(^er; ouc^ fie befi|t
nid^t genügenbe tenntni^, auä) fie Beljerrfdjt ba§ feinblid^e Softem
nic^t; anä) fie treibt nur gu tiiel @elegen^eit§!ampf unb Slein^
fricg; anä) fie erlennt nic§t ben gangen Umfang ber ultramontanen
(S)efa^r.
gin f(f)Iogenbeö 33eifpiet bofür bietet bie Lex=|)einge--S8e=
h)egung. ?((§ ber UItramontani§mu§ buri^ bie Lex ^einje ber
SSiffenfd^aft unb ^unft bie 5lbern unterbinben tüollte, ta fd^ric bie
treffe auf, unb 33Iätter, bie fonft itht SBarnung tior ber ultra=
montanen ©efa'^r aU „fonfeffionette |)e|e" begeid^nen, ftoffen über
öon Slrtüeln gegen lUtramontani§mu§ unb ^faffen'^errfcfiaft. (Se'^r
gut unb fel^r rid^tig! §ier h)ar in ber Xf)ai UltramontanilmuS
unb ^faffen^errfd^aft, aber bie geplante Lex ^einje wor nur ein
@t)mptom, nur ein üorgeftredter fjangarm be§ ultramontanen
Um!(ammerung§ft)ftem§. SJJit ber 2Ibfrf)tt)äd^ung ber Lex ^jeinge
ift biefe» eine @t)mptom, biefer eine gongorm befeitigt, bo§
©ijftem fetbft mit feinen taufenb anberen gangarmen, bie e§ über--
aU ^'m auyftrccft, ift geblieben. ^
S)iefe Srfenntni^ tjon ber ftiftematifd^en Umüammerungggefa'^r
ift ber treffe abl^anben gefommen; fie ruft gum ©türm, njenn ber
UItromontani§mUö einmal befonber§ anma^üdf) l^erüortritt, Jüenn
i'^re eigenen ^ntereffen — ha^^ tüax bei ber Lex ^einje ber Saß
— befonber§ ftar! bebro|t finb, ober bie ftille, be|arrüc|e, be<
ftänbige, fi)ftematifrf)e SIRinirarbeit be§ UItramontani§mu§ lö^t fie
au^er 3tc^t. ©ie t)at ba» treffenbe SBort eine§ üon i^r mit 9ied^t
^o^gefteüten SDZanneS öergeffen. 2U§ Sßirc^olü im Sa^re 1876
taä SBort „^ulturfampf " prägte, gab er bie Erläuterung: „©§
1 3)ie Lex=§einäe=58eit)egung l^at ben ©oetfie^SSunb geboren, ber, tro^
aller Slnpreifung burc^ bie treffe, tro^ ber bieten berühmten SRamen, bie an
feiner ©pi^e fielen, ein unreife^ eräeugntfe über:{)afteten, unflaren SBoQenä
ift. ©0 tt)ie er ift, wirb er für bie Äultur, für bie ®eiftegfreii)eit, !urj für
ba§, h)ag in bem 9Jamen ©oett}e be{d)Ioffen liegt, fo gut wie nid)tl, tt)enig=
ftenl nirf)tl ®coBe§ unb ®auernbel leiften.
SSortDort. XIII
()anbett fid; nic^t um einen religiöfen, nic^t um einen
tonfeffioneÜen ^ampf, e# ^anbelt fic^ um einen ^ö^crn,
bie ganje Kultur betreffenben ^ompf, ber öon biefem
Stanb^unfte au§ weiter ju füf)ren ift" (2«af)Irebe ju 9)^agbe>
bürg am 16. Dftcber 1876).
9^ur innerhalb ber eigentlichen 2Bij)enf d^aft, in i^ren (Sx--
Seugniffen fei e§ auf gefc^id^tlic^em, juriftifd^em , pf)iIofopf)ifc^em
ober t^eologifc^em Gebiete ift noif) bie ^enntni^ be» Ultromontani»'
mu§ unb feine 93efäm|5fung ju finben. SDoc^ aud^ f)ier giebt eg
ein aber: 2(uc^ l^ier fef)It e§ an ft)ftematifc^er, organifirter,
!on§entrifd^er S3efämpfung. SSo hk moberne SBiffenf^aft
unb Slufflärung auf i^ren SBegen juföUig mit bem Ultramonta-
ni§mu» äufammentrifft, ba r)oIt fte jum ©c^Iage gegen i|n au§,
fe^t bann aber i^ren SEeg fort, oJ)ne htm ©egner weitere 35eact)tung
ju fc^enfen. (Sie unterläßt t§ — unb ha§ ift eine arge Unter*
laffungafünbe — bie ultramontane ©efc^icfite, bie ultramontane
^urigprubenj, bie ultramontane ^^§iIofopf)ie, bie ultramontanc
S^eologie, bie ultramontane ^unft, bie ultramontane Siteratur a(»
fold^e unb ex professo anzugreifen unb fie in i^rer Untoiffenfdiaft'
Ii(f)feit, £ügen!^aftig!eit unb ^utturfeinblic^feit bro§äufteIIen. 9iur
wenn ba» gefc^iefit, nur wenn bie Söiffenf i^aft ben plan--
mäßigen, umfaffenben ^am:pf gegen ben UItramonto =
ni§mu§ aufnimmt, ift 5tu§fi(^t oor^anben, biefen ^ampf
5U einem für?|SoIiti! unb 3ieIigion, für Kultur unb gort*
fc^ritt, für gamilie unb Staat fegenäreic^en Snbe gu
führen.
Stegli^ b. S3erlin, im Stuguft 1900.
XIV SSorWort.
^ortüort yax jtüeiten Auflage.
Snner^alb tüeniger SSoc^en ift eine äfteite Stuflage nöt^ig ge=
trorben. ^n biefem nic^t unftcbeutenben ©rfolgc fel^e td^ ha§
fteigenbe ^ntereffe, iDomit ftc^ bie gefcllbeten Greife in bie loal^re
9fJatur be§ UItramontani§mu§, tüie bie unüerfälfd^te (^efd^id^te fie
oufbedt öertiefen. ©ine erfreuliche ST^atfac^e! ®ie beften golgen
für unfer ftaatlid^e§ unb religiöfeS £e6en njerben fid^ i^r anf(|Iie|en.
Um bie Verausgabe nid^t §u üeräögern — bie S'Jod^frage ift
felir ftarf — laffe id^ biefe stoeite 2tuflagc gänjtid^ unber*
önbert erfd^einen, SSerbefferungen unb Slcnberungen für weitere
Sluflagen mir öorbemtenb.
©tegtil b. SBcrtin, im 9Joüember 1900.
(^rof öon ^oenöbrocd^.
i
^oriDovt lux brttten Auflage.
S)a§ Sntereffe an meinem SBer!e, ba§ fic^ in bem rafcEien 2Ib=
fa^ auc^ ber §tüeiten Stuftage !unb gegeben l^at, ^abt iä) mit ge*
tüiffent)after SDurd^fid^t be§ S3onbe§ gu öergelten gefuctit. (So ift
bie britte Stuf tage eine üerbefferte unb üermet)rte gemorben.
Tlit ber Stufnaf)me, bie mein SSer! bei ber ^riti! gefnnben
t)at, bin ic^ in jeber SBejietiung gufrieben. S^ii^t ot§ ob nur ge^
tobt n)orben föäre; gtürftictier SBeife, nein, aber bie Stu§ftettungen
trafen nur 9^ebenföcE)tid)e§. ®ie §auptfac^c: bie mödt^tige S3e=
tt)ei§!raft meinet S3udf)e§ b. f^. ber in i^m sufammenge-
ftettten gefd^icf)ttid^en Xt)atfac^en gegen "oit ß^ötttid^feit
bc§ ^apfttl^um§, ift überatt anerfannt worben.
35ortrort. XV
ßJattj 6efonber§ gufrieben Bin iä) mit ber ultvamontanen
„^ritif" (üglc^. unten 5rnr)ang 2). STuS i^r fprtcf)t beuttic^ btc
gro^e 25erlegent)cit, in bie mein S8ud^ ben Ultramontani^muS t)er=
fe^t f)at. S)ie[e „Kriti!" fi^itt mid) einen „^ompilator" unb
„Plagiator" unb Be^eicfinet meine 3(rbeit aU „Scfieerenarbett".
SBidjtiger lüäre ber 9fladjiüei§ gclüefen, ta'^ \d) tenbengiög „!om=
:pilirt" unb f alfd) „abgefd^rieBen" f)aBe. tiefer 9^ad)lüeiy ift aber
eine Unmijglidifeit, unb fo ^ilft ftd^ bie ultramontane Äritif
bamit, if)ren SJiaffen ben @ing=@ang üom „Wbfc^reiben" fo lange
üorpfingen, 6i§ in ber ultramontanen SBelt bie Uebersengung feft=
ftet)t, mein 33ud^ „fei ein lüerttjIofeS 93Zad§loerf, \>a§ Ijabc bie ^ritif
ertüiefen".
(gd^t ultramontan tnar bie „^riti!" im gefegneten öanbe
Defterreid^. S)ort fd^loang fie ben ^oU5ei!nüp|)eI unb fd^Iug,
fo üiel an if)r lag, mein 53ud^ tobi, b.t). ber ofterreic^ifi^e (Staat§=
anwalt !onfi§äirte e§. ^ä) ^be barauf folgenben „S3rief" an ben
fonfiä^irenben (Stoatganmalt Dr. üon S3obie§ in ber SBiener
„3eit" (27. ©esember 1900) oeroffentlidit:
,,|>err <Btaat§antvaW.
^n ber ©infprud^äberfianblung üom 20. Seäember 1900 über ha§ SSerbot
meineg S3u(^e§: „®a^ ^apftt:^um in feiner fosial ^fulturelten
SBirffamfeit" :^aben ©ie t)a§ 5Imt be§ öffentUd^en Slnf lagert ausgeübt
unb beantrogt, bie 93ejd^Iagna'^me meine! SSerfe! auf ®ruub öon § 303 bei
öfterretdjif^en ©trafgefe^bucf)el oufredit §u ertjalten.
®ag SKiener Sanbelgerid^t :^at ^^rem 9(ntrage gemäfe erfannt, unb fo
bleibt für Defterreic^ mein Sud^ tierboten. ®ie ©ntfd^eibung bei ©eric^tel
untergieiie tc^ f)ier feiner SBeurtiieifung. ©ie ftnbet D'f)nel)in f{^on tl^re richtige
unb greEe SSeteu^tung burd^ ben 2lrti!el 17 bei öfterreid^ifd^en ©toatlgrunb=
geje^el, ber ia loutet: „®ie Sßiffenf d)aft unb il^re Seigre finb frei."
3[Rein S3uc^ ift burd) bie bebeutenbften ga(i)§eitfi^rtften ©eutfi^fanbl [haä
Siterarifcfie ©entralblatt, ik ^reufeif (f)en ^aijxhü^tx, haS STfieoIogifcfje Stterotur«
blatt) all h)tffenfi^aftlid)e Setftung anerfonnt worben; el befa^ alfo ben
Freibrief ber SSßiffenfc^aft. Deftecreid)ifc^e ©erlebte l^aben ober, entgegen bem
öfterreid)ij(^en ©taatlgrunbfe^, biefen g-reibrief gerriffen. SBöre el möglief),
ha^ öfterrei(^if(f)e JRid^ter i:^r in fd^neibenbem SBiberfprudt) mit bem öfter=
reic^ifc^en ©taatlgrunbgefe^ ftef)enbel SSerbot meinel Söudfiel ftü^en auf bol
SSerbammunglurt^eil, bal $iul IX. im gafire 1868 über baä\tiie öfter=
reid)tfcE)e ©taatlgrunbgeje^ ouljpra^: „SSir berbommen fraft unferer opofto^
lijd^en Slutorität ta§ erJDäf)nte ®efe|;, unb erffäreu, ha'^ el mit oE feinen
folgen gänsfid) nidE)tig ift unb bleiben foü"? ^ft bie ungel^euerlid^e golgc-
XVI SSortDort.
rung rtd)tig: „®er '^ap\t {)at bcrbammt, unb begfjalb üerbamtnen öftere
retcf)tfc^e 9ii.c^ter auc^, mag bte 93erbammung aud) bie ©runblagen — baä
©runbgejeg — i^re§ eigenen iouöerän jic^ nennenben ©taatel treffen"?
2Bäre e§ fo, bann (Sfire biefem „finbli^en" ®ef)orfam (filialis obedientia) !
(£r tft ba§, wag $Rom oon feinen „(Söf)nen" »erlangt.
Sf)re Diebe gegen mid^ unb mein 93ucf), |)err Staatlanttjalt, liegt mir
öor in einem Serii^t ber ,/9?euen freien treffe" öom 21. SiesemBer. ®a
biefer SSeric^t unwiberftjrodjen geblieben ift, fo barf iä) iijxi all autfientifc^
betrachten. Sollten bennoi^ ^rrtpmer in i^m fti^ finben, fo nef)me id) bie
2luifüf)rungen meinet 93riefei, fo weit fte foId)e ^t^^pmer gur SSoraul*
fe^iung pben, surüd.
S()r 5(uftreten am 20. S^esember 1900 fe^te bamit ein, baß fte bie 5ßer=
lefung meinet ^Buc^es t)ert)inberten. (Sine ungered)tere unb bem ®eifte einer
öffentlidien unb unporteiifc^en ®erid)t;gt)erl)anblung me:^r ptjnfprec^enbe
9]iaaBregeI fann e§ !aum geben. @l mar bie S^nebelung be§ Stngeftagten, er
mürbe munbtobt gemad)t. Siefem bejeidinenben ^Beginne S^rer Slmtit^ätig*
feit entfprid)t bie gortfegung.
Sie betonen meine ©igenfc^aft aU „abtrünniger ^rieftet", um
baburi^ ben 3nl)alt meinet Su^e§ Don öorn^erein aU fd)Iimm unb gefö!^r*
Ii(^ Ijinguftellen. Safe el fonberbare 3tnfd}auungen berräti), ben objefticen
3nt)alt eines SSerfeg nad) ben gufälligen unb burd^aul fubjeftiöen @tgen=
fc^aften be» SSerfafferl §u beurt{)eilen, laffe tc^ auf fi^ beruf)en. Sä ift eben
ni^t allen STcenfdjcn, aud^ nid)t aßen Staat»anmälten, gegeben, logifc^ gu
benfen unb unparteiifd) ju t)anbetn. 9(ber bei einem anberen mill ic^
öermeilen.
2)a§ 3Eort öom „abtrünnigen ^riefter" follte nad) ^^ux SlJJeinung unb
2Ibfid)t al§ 58ranbmat mir eingebrannt merben, unb bie urtfieilllofe äJlaffe
ber gutgläubigen iatf)olifen mirb ei fo oerftefjen unb fi(^ fc^aubernb be=
freujen mie oor bem Ieibf)aftigen @ott=fei=bei-unä. Stbtrünniger ^riefter!
3amo^I! 2(ber miffen Sie, §err Staatlanmalt, na§ ein abtrünniger ^riefter
ift, ma§ i(^ bin in meinen 2(ugen unb öor meinem ©emiffen? Gin 3!Jiann,
ber ha§ Sdimerfte, toa§ ein 3}?enfc^ opfern fann, geopfert f)at für feine
Ueberjeugung. ©eben Sie 2Imt unb 58rob, gamilie unb Sippe, f^reunbe
unb SSermanbte auf, laffen Sie ^^xtn guten SJamen üon erbitterten geinben
mit Äof^ bewerfen unb bur^ ben S(^mu|; ber SSerleumbung §iel)en, laffen
®ie Stdei, worauf ^t)r Safein aU SDienfd) unb Beamter rut)t, in Srümmer
finfen, unb §ief)en Sie, öon taufenb Sd)Wierigfeiten umringt, üon gaEftriden
unb SSerfüIgungen umfteüt, allein unb einfam '^f)U§ SBegei, bem aÜ voa^x
erfannten QieU entgegen, einer SBelt bon 35 orurtt) eilen jum %xo^ — bann
ftnb Sie öielleii^t ein „abtrünniger" Staatsanwalt, aber Sie finb ein SJlann,
bem feine Uebergeugung unb fein ©ewiffen f)ij^er ftef)en, oli Slllei. Sefien
Sie, ein folc^er SDtann ift ein „abtrünniger ^^riefter". Schämen Sie fi^
bei erbärmlid)en Sc^Iag= unb §e^wortei, bai, bon STtjoren au»get)enb, nur
bei Sporen feine SBirfung f^ut!
9iad)bem Sie fo, jum genfter bei ©eric^tif aalel f)inaui, Stimmung
gemacht iiaben für 5^re weiteren Stusfü^rungen, gef)en Sie an bie 93egrün'
SSornjort. XVII
bung ^i)xe§ Süntrogel, hie «efdjlagna^me bei «ucf)eä aufrecht gu etfialten
ete werben „§iftorifer", ober ein ^iftorifer, t>a^ ficf, ®ott erbarm!
eä fei „un^iftorijc^", beler^ren Sie bie SBelt, „bafe baä ^aüfttfium
^eyenproäeffe unb Slberglauben beförbert, ta^ eg Unbulbfamfeit jeber 2rrt
beriefen I)abe". ein ©taat^anttjalt braucfit fein @efcf)ic^tlforfc^er ju fein
ober »Denn er öon gefc^ic^tlicfjen Singen f^jric^t, joüte er - jc^on be§
Srmtel npegen, bo0 er beHeibet - nic^t eine gerobeju obgrünblic^e Unttjii"en=
t)nt äur Sc^ou [teüen. Wü S^ren an ijffentlic^er ©eric^tlftelle enttoicfelten
„@efcf)ic^tgfenntniffen" ^oben ©ie nic^t einmal ba§ mgong^äeugniB »om
®t)mnofuim berbient. Scf) glaube, hä Sf)nen in De[terreicf) nennt' man biel
3eugni§ bog 93Zaturität|., bog SReifeseugniB. «Reif finb 3f)re „©cfc^iditÄ^
fenntniffe" geioiß md)t; f)ijc^ftenl finb fie reif für bie oHergrünblicfifte «e=
lefirung. ®ie fteüen fic^ burd) S^re „^iftorifc^en" 33ef)ou))tungen ein testi-
monmm paupertatis in grofturfc^rift au§. Unb bomit biefer ^fjrer 58e=
ftoaungäurfunbe aU „C^iftorifer" mdjtS fe^It, Rängen «Sie i^r, burcf) ^fire
folgenbe Söe^ouptung, noc^ ein ^nfiegel an, groß unb tüuc^tig, auf bem in
ftflärffter ^ßrögung nic^t etoo nur ^^re §albbilbung, fonbern ^bre ööüioe
l^iftorif^e Unbilbung fic^ obf)ebt.
©ie nennen i§ eine „betruBte llnttJo^r^eit", bofe i^ bie pöpftücfie ^n^
quifition al§ unbulbfam unb menfdjenmörberifcf) bejeid^ne. Ueber ben be=
leibigenben 5fulbrucf wiü id) mit Sljnen nid)t recf)ten. SBo^Ionftonb unb
gute Sitte finb nicfit ^eiiermanng ©acfie. 3rber St)re Srufftellung ift eine
berottig unbemuBte Unmotirl^eit, bofe fie für S^ren Slnfpru^ ein ge=
bilbeter 9Jiann ju fein, gerabeäu üernicfjtenb wirft.
aSorum fcfireibe ic^ S^nen bieg? ^i^xtt ^45erfon wegen? Sßon ^^rer
gjifteuä ^otte ic^ bi.« jum 20. Segember feine 5tt)nung, unb binnen Äurjem
»erbe ic^ ^^ren 9iamen wot)I oucf) fc^on wieber üergeffen ^oben. ^^rer
etenung wegen? Stoatlanwälte, fo act)tbar bie SteHung ift, giebt e§ fcfjocf.
unb buienbweife. 9Jein, Sie unb Sf)re Stellung finb mir böHig gleictigiltig,
unb — tiersei^en Sie meine Offent)eit — Sie finb mir nocf) ber perfönlic^en
unb amtlichen Seite ^in biel gu unbebeutenb, ai§ bofe ic^ ourf) nur einen
Sropfen STinte on Sie oerfd)Wenben würbe. 5rber Sie unb ^l-jv Sluftreten
finb ttjpifd). %X)pi\d) für unfere Qeit überljoupt, ti)pifc^ befonberg für Defter-
reic^. Sie gef)ören, imu^t ober unbewußt, gu jener üon Jag ju Jag got)!^
reicf)er, ouggebeljnter werbenben Stoffe üon ^JJJenfc^en, bk in Unwiffenf)eit
unb aSerblenbung ber uttromontonen 2JJoc^t Sctiergenbienfte leiften bei ber
Vergewaltigung üon 2öa^rt)eit unb ©eiftelfreiljeit, bei ber Seugung Don
?Rec^t unb ®erecf)tigfeit; Ue, ftott geiftige SBiberlegung su öerfuc^en, ben
^ßolijeiftocf fcf)Wingen unb mit bem tnüppet bog noc^ echtem Jreifinn
ftrebenbe inteüeftueEe geben bei (Jinäelnen unb ber SBöffer tobtfc^togen. S)ie
SJfoc^t folcfier Schergen ift leiber gro^. Slber trügen nic^t oße ^eicTjen, fo :^ot
fie il)ren §ö^epunft überfdiritten. 9tucf) l^ier gilt: La verite est en marche!
Unouf^oltfom wirb iit äBa^rf)eit, biefe gong göttlicfie 2i3ot)rf)eit, fid) «o^n
kecken, fie wirb ben Sc^mu^ unb Schutt bon ^o^r^unberten Wegfc^wemmen,
fte wirb i^r fforei, befrud)tenbeg Söoffer in bog religiöfe, politifc^e unb
jojiole Seben ber tulturwelt ergießen; i^r ftro^Ienbeg Sic^t wirb bie äu=
XVIII aSortDort.
iammengeboUten 9JebeI jerftreuen; unb bann, |>err Staat^anttjott, werben bic
aJienjc^en, tro^ § 303 bei ö[terreic^ifd)en ©trafgefe§6ucf)ei, ju ifjrem §etle
erfenuen, ba^ ber 5tnfpru^ be§ ^ap[tti)um§, eine göttliche Einrichtung
gu iein, bie größte, bie Der^ängni^öoIIfte, bie erfotgreid)fte 3rtlef)re ber 2BeIt=
gejd^id^te ift.
SBerben auii ©ie bonn gu biejen Grfennenben gehören? 3<^ roünjc^e
el S^nen aufrii^tig.
©teglil beiSäerlin, ben 26. Sesember 1900.
@raf oon ^oen^broci^.
©erügt tourbe im „2;t)eotogifcf)en Siteraturblatt" bie
„8(|oTtung§lDfi9!eit" meiner ^olemif unb „bie SBiebergaBe üieler
elel^after, unflätf)iger STfiatfod^en unb 5lu§füf)rungen", SDarauf er=
wibere ic^: Schonungslos ift mein Eingriff, ober man bebende,
^a% iä) bem ^apfttfjum unb feiner Ungöttlic^feit nic^t in !üt)Ier
DbjeÜiüität gegenüberfte{)e , fonbern , ba§ ic^ im Snnerften
meines SBefenS unb ©eins lange 3eit entfe^Ii^ fd^tüer
unter bem $a^fttf)um unb unter bem ©louben an feine
®öttlid)!eit gelitten 1:^aht, ba§ bie fc^Iiepcf) gemonnene (5r=
!enntni^ üon feiner Ungöttlii^feit n)ie burd) S3Iut unb ST^iränen
öon mir gewonnen würbe. §ier liegt bie Oueüe meiner
„©d^onungSlofigfeit".
Sa, üiel efeler @(^mu^ wirb bem 2efer meines S3ud§eS öor
'saugen geführt, @cf)mu|, auf ben boS ^auünifd^e SSort 5(nwenbung
finbet: aio^pov eo-t xal Asyetv. Slber meiner unerfc^ütterüd^en
Uebergeugung nad^ fonn baS blumigte ©efitbe, als welches bie
ultromontane @efc^ic§tsfälfd^ung baS ^apftt^um unb feine !ultu*
retlen „(Segnungen" fd^ilbert, nur baburc^ WtrÜicf) unb bauernb
jerftijrt werben, ba^ man bie (Si|lammflutf)en , bie öon Siom auS
in baS (I{)riftent:§um unb in bie Kultur geftrömt finb, \iä) in natura
über jene gtei^enbe Slumenbecfe ergießen lä^t. ^ie öerpeftenben
(Sc^Iammquellen muffen aufgebest werben; §u fagen, ha^ fie
ejiftiren, genügt nid^t.
Entgegen bem je^igen fd^riftftetlerif(|en Söraud^ 'i^abt id^ üiel
©iperrbrudf angewanbt. Sd^ finbe, baS 3(uge mu^ beim ßefen
aud^ öu^erlid^ unterftü|t werben. Sperrbrurf erleid^tert wefenttid^
bo§ fiebere, rafdie unb üerftänbni^üolle Sefen eineS SBerfeS.
aSortDort. XIX
2Retn i8ud§ ^at mir öictc S)an![c^rciben für S3erc^rung unb
Stufflärung, oud§ üon ftreng fatfiolifc^er Seite, in'l §au^ gebracht.
@ie finb mir ein neuer Eintrieb, auf bem Betretenen SBege Weiter
p fd^reiten. 2)ie antiultramontane S3etüegung njäd^ft. S)ie 6e=
[c^ämenbe 83erftönbniBIofigfeit unferer fogenannten „leitenbcn ^cife"
— Stegierung unb $ßotf§öertretung — mu^ au§ bem SSoIfe
^erou§ befiegt werben.
@ro| = £id^tcrferbe 6ci ©erlin, im STprit 1901.
1)*
(Einleitung:
©eife
®a§ ^ap[tt!^um unb feine fosiaHulturelle ©tettung . . i— 13
^ap\it1)üm unb ^nquifition 14—206
I. 2tngemeine§ 14— 18
II. Qut ©efc^ii^te unb botn SBe^en ber Inquisition. . 18— 34
III. §anbbüc^er ber ^nquiiitton 34— 67
1. S)ie Practica be§ ©uibonil 34— 40
2. ®ag Directorium Inquisitorum bt§ (Jijmeric . . . 40— 58
3. ®er Tractatns de Officio s. Inquisitionis be§ ßarefia 58— 61
4. Sie Resolutiones morales bei ®iana 61 — 63
5. ©in Snquifitionl^anbbuc^ bei %xanii§tcLmxDxbtn§ . . 63— 65
6. ®al Sacro Arsenale bei Xt)omal 9Jieng^ini. . . . 66 — 67
IV. 2)ie jpanifc^e Inquisition 67—77
V. Sie römif^e Snquifition 77—79
VI. Opfer ber Snquijition 80—156
1. granfreic^ 80— 94
2. 9Jiebertanbe 94— 99
3. ®eutid)Ianb 99—123
a. aSereinselte STngaben über Ke^erüerbrennungen in
öerfc^iebenen Stieiten Seutfcf)tanb§ 99—104
b. Strasburg 104-106
c. S)ie (Stebinger 106—116
d. Sonrab üon 9)iarburg 117—123
4. «Rom 123-131
5. (Spanien 131—156
VII. SnquiSitionlurt^eile 156—163
VIII. ^apfttl^um unb 3;obelftrafe 163—201
IX. SDlorbanfc^Iag «ßiulV. auf ©Hjabet^ öon englanb;
OJregor XIII. unb bie SSort^oIomäulnac^t 201—206
XXn Sn^oltlüberftc^t.
«Seite
^apfttl^um unb 2(berglaube ; 207—379
I. 2ingenteine)g 207—209
II. S)er Seujel 210-252
1. ßinleitenbeg 210—211
2. 5)a§ Rituale Eomanum 212—215
3. 2)ie ^äpfte Oregor IX., ^o^am XXII., (Jugen IV.,
SnnogettS VIII 215—220
4. ZfiomaS üon Slqutn 220—222
5. mpijonä öon Siguori 222—228
6. 5aeioriu§ üon §eifterbacf) 228—231
7. ®er ^ransiifanertl^eologe Srognoli 231—235
8. Soiep^ oon ©örrel 235—245
9. «ßrofeffor Sau^ 245—249
10. Seiuiten 249-250
11. Ser granäigfaner ^gnottuä Getier („®ie jeligc ^el=
jentio $öfe") unb ber 9fiebentptori[t S. (S^möger („S)te
{elige ^at^arina (£mtneric^") 250—252
III. StberglauBe im Stllgemeineit 253—379
1. 5IIIgemeineä unb öerfc^iebene ST^^ati'ai^en 253—264
2. Drbalien ;@ottegurl^eiIe) 264—275
3. SSufebüc^er 275—278
4. StblaBuntoefen 278—290
5. Srbauunglbüc^er unb religiöse Seitfd^riften 291—312
6. S)er Sejuitenorben al§ SJerbreiter be§ SlberglaubenS . 312—343
7. 5)er Xajil-SBaug^on^Sc^roinbel 343—379
!^ritteg ^uc^.
^apfttl^um unb ^ejenunwefen 380—599
I. 2ingemeineS 380—383
IL ^CEenUtteratur 383—469
1. Sie Süllen Vox in Rama (1233) unb Summis desi-
derantes (1484) 383-387
2. ®er „^ejen^antmer" unb baS „3tnteiienbuc^" .... 387—427
3. SInbere Heinere ^ejenjc^rtften 427—441
a. eine §anbjc^rift beg 15. ^a^r^unbert^ 427
b. 58art!^oIomäu^ Spina; 93em!|arbui ©ontenfig;
2lmbrofiug be SSignate; Sllp^onl be Saftro; ^oul
©rillanbi; ^ieronqmuä SKengo; Stnton ©tampa;
$eter SJiamori^; §eintic^ Dan ®or^en .... 427—441
Sn^alt^überficfit. XXIII
©eite
4. ®ie Disquisitiones magicae bei S^iuit^tt Selrio. . 441 — 464
5. 2)er Tractatns de confessionibus maleficorum et
sagarum bei SBei^bifc^ofl aSitilfetb 464—469
III. ®ie Stellung bei ^ejuitenorbenl jum §ejenttJO'^n.
®ie Igeiuiten SSalentia, 3!Jiar)r!)ofer, Sanner,
2at)monn, Seüarmtn, ®rejel, ©euerer, eon|en,
2)lacf)erentiul, Stengel, ®oar, Sanijiul, äJinnb^
brot, Saccf)ini, 9ieiffenBetg, Söper. Sie Drbenl-
generale 2at)nes, SSorgia, Stquaöiüa, SSitelIeld)i,
aticci. Sie aSertt)eibigunglüerjuc^e bei ^eiuiten
S8. Su^r 470—500
IV. Dpfer bi§ §ejenR)o:^nl 500— 551
SSorbemerfung 500—501
1. «Rom 501—503
2. f^ronfreic^ 503—510
3. Sponien 510—514
4. Seutl'c^Ionb 514—551
a. S^rol 514—516
b. ©oI§burg, @lfo§, Vollbringen, SSreilgou .... 516—519
c. 33aiern 520—528
d. Sie a3iltt)ümer:$aberborn,ÜJiünyter,5uIba,93rel=
lau, C(mü|, f öln, Srier, SOtainj, Bamberg, 2Sür§:=
bürg 528—550
e. Ser lefete ^ejenbronb in Seutfc^Ianb 550—551
V. griebric^ oon Spee 551—571
VI. ^ejenttjo^n unb röntifc^e Sird^e 571 — 599
Viertes «ud;,
S)ie ^Beronttüortlic^feit be» ^ap[ttf)i:in§ 600-645
I. ein «Rüdblicf 600—605
IL Sie juriftifdie Stellung bei ^apfttl^uml innerl^alb
ber fat:^oafcf)en ^ircfie 605-608
III. «ßäpftlic^e $ßeranttt)ort(ic^feit für bie ^nquifitio«- 609—610
1. 9Seronttt)ortU^feit für bie Sf)aten ber ^nquifition . . 609—610
2. 3Seranttt3ortIi^feit für bie Se^ren ber ^n^iuifition . . 610
IV. ^öpftlic^e aSerantroortlic^feit für 2rb er glauben unb
^ejenroa^n 611
1. SSeranttt)ortUii)feit für bie Sf)aten bei ^ejenttia'^nl . . 611
2. 3Seronttt)ortIic|!eit für iiit Seigren be§ ^ejenroa^nl . . 611
V. Sulammenfaffung bei ©ansen unb SBiberlegung
uttrontontaner Sügen unb ©inroönbe 611 — 645
XXIV
Snt)altgü6erfic^t.
©eitc
5lnl)ang 1. |]ufammen[tellung päp[tltd)er ^unbgebmigen
für Snquifition unb §ej:entüaf)n 646—665
HinijanQ 2. Ultramontane tritif 666—692
9lnf)ang 3. Snbmig ^a[tor§ „@efcf)ic^te ber ^äp[te" . 693—699
(5ad)0er§eic^ni^ 701—709
^erfonenoerjeidini^ 710—719
■OrtSüeräeic^ni^ 720—724
ßinlettung»
2)o§ ^o^ftt^um unb feine fo5taJ^f«Itureße Stellung (1—13).
Sog ^3apftt£)unt ift bk bebeutenb[te 3BeItma(f)t. SBefen unb 2)^a(^tmittel
bei ^apl'tt^uml tragen rcügiöien (Stempel 1. ©efinnung ber Satf)oUfen bem
$apfttf)um gegenüber 1. SSieie QJefinnung entipricfit nic^t ber (Uejcfiic^te, i^t
aber ielbft eine gei'c^i^tlic^e Xt)atiact)e, mit ber man gu rechnen t)at. Sie ift
ber tieffte Srflärunglgrunb für bie 9Ka(^tau^bet)nung be§ $ap[tt:^uml 2.
Üteligiöfe SSerec^tigung bei ^apftt^uml roie ber fat^olijc^en 9tetigion über-
I)aupt; ^atl^olijilmul unb Ultramontanilmul ; ßbangelijc^ unb fatf)oUf(^;
SBejen bei Gf)rii"tentf)uml 2. 3. Sein ^n^iöii'ualilmul 4.
2)ie unermeßliche iogial^fulturelle 58ebeutung b<i§ ißapftt^uml; feine
SCßirffamfeit auf biefem ®ebiet ift ber 93en)eil feiner Ungöttlic^feit 3. 4. 2)er
bogmatifc^e Sampf gegen iaä $apfttf)um ift aulfic^tllol 4. 5. Sie für ben
Satl^olifen göttlid^e Sluftorität ber Sir(^e in SSejug auf Sc^riftaulfegung 5.
3lux bie ©efc^icf)te bei $apftt:^uml miberlegt feine bogmatifc^en 2Infprücf)c 6.
SBal giittlid^ ift, muß göttlich leben, b. i). muß eine gött(id)e ©efc^icfite
l^aben; biefer @runbfag angeroanbt oufl ^apftt:^um 6. ©erabe bie fosial-
fuItureHe SSirffamfeit i)t§ ^apfttl}uml tüirb üon fat^olifc^er Seite l^erüor=
ge'^oben; bal ^4^apfttf)um t}at ©roßel auf biefem ©ebiete geleiftet; toij feinen
jojialen ®roßtt)aten ftef)en Diele Scfjanbtfjaien gegenüber; fie ttjiberlegen feine
©öttlic^feit 7. 8.
2Kit ber ©öttlic^feit bt§ ^^apftt^uml fäüt bie ©öttüc^feit ber fat^olifc^en
Sir^e 8. 'S^a§ Strümmerfelb ber fatt)oIif(^en ^irc^e ein Si^roinbel erregenber
?(ulblicf; mein 58ui) njirb felbftüerftänblic^ bicfen ßrfolg nic^t ^aben; aber
folc^e $8ü(^er mirfen üorbereitenb; fie fteEen bem blinben ©tauben bie 2Birf=
lic^feit ber @efd)id)te gegenüber 8. 9. Sie Schärfe biefer ©egenüberfteüung
tüirb nur bann gang erfaßt, Wenn ber gan§e ^ritjoit ber fat^olifc^en i3et)re
über bol ^apftt:^um begriffen rcirb 9.
Sie Se:^re ber fat^olijc^en Sirctie über ta^ $apfttt)um: G^riftul ift fein
I ^Segrünber, el bilbet bie örunblage unb bie oberfte Spifee ber Sirctie 9,
l6t)rifti Sircf)e ift bie Set)rmeifterin ber 5ßölfer, i>a§ göttliche Siebt ber 2Beft,
ber Seuc^tt^urm in ber 9Jac^t i)i§ Sebenl, bie imfef)tbare Sdjule ber @e-
ifittung unb Kultur 10, ber 23eruf ber Sirene ift, bie 9Jienfc^f)eit emporäufütjren
XXVI ^n^alt§)onidd^m^.
p ben |)ö^en d|riftUc{)=reIigiö jen (£rf enneng unb d)riftltcf):=et{)if ^en §onbeIng ;
ic§i)alb ift bie Ätrc^e fcf)Iec^tt)in bie ^ulturmad)t 10 f. @ie i[t all jolöje
wnfef)I£)ar unb abfolut ^ouöerän 11, aUe jtaotlic^en unb Bürgerlichen S8er*
:^ältniffe unterftel)en ifjr 12, STräger biejer unge{)euren Stellung unb 3!Jiad)t
ift ber jeweiüge ^apft 12 f. 2;ieg ®ogma üom ^apfttt)um ntu§ burd)
feine ®ejcf)id)te §erfti)rt werben 13.
<ßo))ftt^um unb Snquifitton (14—206).
I. 2tagemeine§ (14—18).
®a§ ei^riftent^um ift wefentlid) eine ^Religion ber f^i^eifieit, ein freier
©icnft 14. ®a§ ift bie 9(nfii)auung beä cf)riftlic^en 2(Itert^umg : XertuIIian,
äaltawfj, Sltlionafiug 15. ©o benfen oui^ erteuct)tete Sott)Dli!en ber ^JJeuäeit:
®id)enborff, 93aumftarf, SJlDntalembert 16. 3njifcf)en biefer Stuffaffung unb
ber ^nquifition flafft ein Stbgrunb 16.
^att)oIifcf)e Unn)iffent)eit über i)k ^nquifition; ber gentrum^obgeorbnete
grf)r. gelij öon 2oe über bie Qnquifition 17. ^n 2Ba^ri)eit ift bie S^qui-
fition ein fi^recflic^el 9fiaub= unb SJiorbf Aftern, on beffen ©|)ige bie ^&p\tt
ftanben 17 f.
IL Snx ©efd^ic^te unb öont SSefen ber ^nquifition (18 — 34).
®ie Snpuifition^9eJd)ict)te jerfällt in fünf gro^e Stbfc^nitte 18 f. ©in=
fe|;ung ber bif^öftidien ^nquifition 19. ©regor IX. erflärt aUe Äe^er für
„infom" 19. ßrftmolige ßrtt)äf)nung firc^Iidier i^nquifitoren 19.
Sinfe^ung ber SlJlöndjIinquifition ; ber ®ontinifonerorben 20. Snno:=
geng IV. unb JRoimunb öon 5ßennaforte 20.
UnoerIe|Iic^feit unb Unobpngigfeit ber ^nquifitionSgeri^te 20 f. ^aupU
oufgabe ber ^nquifition ift 2Iugrottung ber ^e^er; 93ernf)arb ©uiboniS 21.
2)a§ :5"^uifitorontt ift ba§ er:^abenfte; ®ott im ^ßarabieS mar ber erfte|
©rofeinquifitor; $aromo unb 3[JJeng:^ini über iiaä ^nquifitoramt 21.
®er Snquifitor unterftanb unmittelbar bem ^a^jfte; 3Bid)tig!eit biefer j
%i)at\aä:)e. bei 93eurtt)eilung ber SBeranttrortung für bie ©reuel ber $^nquifi*j
tion 22 f.
Sie ^nquifitoren fonnten bie ftaatlic^e Dbrigfeit gum ©efiorfam gttjingen;
bie firi^e ttjor auc^ I)ier bem Staate gegenüber fouöerän 23 f. ®er ©toot
mufete bie Urt^eile ber ^nquifitoren „blinblingä" aulfütiren; ^nnojenS VIII.
unb Seo X. barüber 23 f. ®er Staat mufete 2öa^fam!eit gegen bie Sieger
eiblid) geloben 24. ®ie 93eftimmungen Otto IV. unb griebric^ IL barüber
25. S)ie ©töbteorbnungen öon Souloufe, Slrtel, SRarfeille u. f. w., ber fran^
äöfifc^e trönungleib 25 f. Stngoben ber ^nquifitoren S^meric unb ©uibonil
26. griaffe .f)onDriu§ III., Oregor IX., ^nnosenl VI. 26 f. 2luct) ufurpa=
torifd)e unb eEfornmunigirte Cbrigfeiten mußten hk ^nquifition gegen iie
Sn^oItsDergeic^niB. XXVII
^e^er untetftüfien 26. ®ie ^^äpftlic^en Snquifttion^beftiimnungen mußten in
bte ftaatlicfie ©efetigebung aufgenommen werben 26 f. ®ie ytaotüdie Dbrig=
feit mußte ben SBünjcfien unb 93efe^Ien ber gnquifitoren rofc^ nac^fommen
27. Staatliche ©eleit^tuacfien für bie ^nquifitoren; Seftimmungen ber
Maiestas Karolina ju ®unften ber ^nquifitoren 27. 2)er (Staat ü6ema:^m
für bie Snquifitoren boä foltern 27. 3)ie toeltfic^en ©eri^te mußten SSer»
brecfier an bie ^nquifition ouSliefern, nic^t umgefe:^rt 27. Sßoüftänbige Ober*
fjo^eit ber ^nquifition über ben Staat; 93elege bafür: ^aijer Dtto IV., |>eräog
öeinrid) Don Sot^ringen, Subtoig IL öon 58aiern 28 f.
Slnfönge ber ^nquifition in Seutf (^lanb : Urban V. jenbet ben ®omim=
fanertnquifitor Submig öon Saliga; bie ftaatlicf)en ®efängniffe fotlen ber ^nqui=
fition gur SSerfügung gefteüt tuerben; ©regor XI. ernennt fünf Qnquifitoren für
SÖiain§, Sötn, Utrecf)t, ©alsburg, SWagbeburg, SSremen; SSonifag IX. fefet bie
3af)I ber ^nquifitoren für Seutfdilanb auf fe^g feft unb bel^nt i^ren SBirfung§=
freig bi§ Kamin unb 9fiügen au§ 28 f.
Kaifer Karl IV. all mächtiger görberer ber ^nquifition: bier ßrfaffe
p ®unften ber ^nquifition; für fie raerben „©efenforen" unb „Sonferba*
toren" beftettt 29 f.
Sänge (Sinferferung ber ^nquifitionSgefangenen 31. ©in „©tedbrief"
ber Snquif'-tion 31. ^Seftei^Iid^feit ber ^nquifitoren 31. 2)ie SnQuifitionl-
gefängniffe 32—34.
III. |)anb6ü^er ber Snquifttion (34—67).
1. Sic Practica Inquisitionis bc§ ^nquifitorS Scrtt^orb ©uibonig
;34— 40;.
Sebenllauf bei ©uibonil 34. Sebeutung feiner Practica 35. ©ine
©loubenlprebigt — actus fidel — Auto da fe nac^ ber 58efii)reibung bei
©uibonil 36. gib ber ftaatlic^en Beamten an bie ^nquifitoren 37.
Urtf)eiIlformuIare 37. S)ie (Sr^^abentjeit ber ^nquifition 38. Sie 33futgefe^e
griebrii^ IL gegen bie Keger öerbanfen il)r Safein bem Setreiben bei ^apftel
®regor IX. 37. gallftride, um bie Kefeer in ber Siebe ju fangen 38. Sie
Käufer ber Kefeer muffen jerftört, bie Kefeer felbft öerbrannt ujerben 38. 39.
SSerfa^ren gegen ^artnädige Keger; fie tonnen gefoltert roerben 39.
2. ®tt§ Directorinm Inqnisitorniu bei 2)oininifanertnquifitor§
mtolauS et)meric (40-58).
Sebenllauf t>c§ (St)meric 40. Sebeutung feinel Directorium; fein ."per^
oulgeber, ber :päplic^e X:^eotoge ^xan^ $egna 40. 41.
Sntjalt it§ Directorium: gefeglic^e Beraubung ber Kinber öon Kegern
41. !!Rat:^f(^Iöge für Sn^iuifitoren, um Kefeer in ber 9fiebe ju fangen 41. 42.
Ser 3raecf f)ei{igt ha§ Tlittd 42. SSerfc^ffieigung ber ä^uge" '^2. QtoiU
beutigfeit gegen Keger erlaubt 42. 43. Sie ben $[nge!Iogten geiuä^rte SSer=
tf)eibigung in S^eorie unb $rajil 43. 44. Saugen gegenüber nügt bie 93e»
^auptung ber eigenen Unfc^ulb nicf)tl; ber Stngefdjulbigte foU fict) freuen,
XXVIII ^n^alt§miti6)m%
unfc^ulbig ben 2ob gu erleiben 44. S^eri^toetgen ber Selafhmgläeugen 44.
©ine „fc^öne «Streitfrage" 45. Saftträger unb §uren fte:^en na^ Sluf*
foffung ber ^nquifition auf einer fogialen ©tufe 45. ®er ^nquifitor ift iin=
mittelbarer ©teüöertreter be^ ^opfteS 45. 5)ie Dbrigfeiten muffen öor ben
^nquifttoren ben gib teiften, bie gi^ieberisionif^en 93Iutgefege ansuttjenben
45 f. Staat§gefe|e, bie ber ^nquifition tjinberlicf) ftnb, muffen aufge:^oben
ttjerben 47. Äe^erleicf)en finb au^äugraben unb gu öerbrennen 48. Sefeer»
t)äufer finb §u gerftören 48. 49. ®ie golter 49 f. ms 58elaftung§jeuge
!onn jeber bienen, auc^ 9!Jieineibige, ^aü§Qeno'i\m 51. 2)ie QenQtn !önnen
gefoltert raerbcn 51. DtüdfäHige finb ol^ne SSarm^^ergigfeit gu tobten 52. 53.
SSermögen^befdilagnatime 53. 54. 55. ©trafen für tinber ber te^er 55. 56.
^inber foEen i^ren SSater anzeigen, bann bet)alten fie ifjr ©rbrec^t 56. Untere
fd)ieb ber 33e:^anblung gtüifc^en Äinbern gemeiner unb t)orne:^mer ^e^er 57.
2Bir!ung ber Sfe^erei für bal elielidie Seben 57. Untertf)anen fe^erifc^er
gürften finb öom 3:reueibe gelöft 57. Söiblifc^e S3egrünbung biefer Se^^re
burd^ ben ^efuiten ©uareg 58.
3. 2)er Tractatns de officio s. s. Inqnisitionis be§ Xffoma§ davtna
(58—61).
ßarefta luar 3^i§fal ber römif^en ^nquifition, Vertrauter be^ 1)1. ^arl
33orromäu§ 58. SSorrebe ju feinem 2Ser!e bon gtüei ^efuiten gefc^rieben 58.
J^e^er muffen mit geuer unb ©^raert be§h)ungen trerben 58. ®ie Sn=
quifition befi|;t pd^fte ©etoalt über olle f^ürften 59. Slntrenbung ber geölter
59. 60. 9ieumütl)ige Sieger irerben guerft erbroffelt, bann berbrannt; unbufe=
fertige werben lebenbig berbrannt 60. Äe^erteii^en finb au^gugroben unb §u
üerbrennen 60. 9luc^ 3Jiinberjäf)rige foüen öerbronnt werben 60. SSelaftungä-
jeugen 60. Knebelung bor ber |)inri^tung 60. 3BeItlicf)e 9li(^ter finb ni(J)tg
Weiter al§ bie SSotIftreder ber ^nquifition^urtfjeile 61. ©aleerenftrafe unb
©ei^elung für fegerifc^e j^i^auen 61.
4. ^ic Kesolutiones morales be§ SKittoniug Siana (61—63).
SSefaftunggseugen gegen Se^er 61. Seiditbäter für ^npuifittonlgefangene
62. 2)ie Stutoä ba f^e an gefttagen 62. Sriaubte Qroeibeutigfeiten gegen
Se^er 62. ©träfe gegen SJinber tion Siegern 62. S)ie golter ift am geeig==
netften, bie SSai)rf)eit Jierau^äubefommen 62. ©emalt ber ^nquifition über
Suben 63.
5. Gin ^ttquifttionSljonbbud^ bc§ ^rattst§tanerotben§ (63—65).
Sfntüenbung ber golter 64. 65. 3"^ llnit)irffammad)ung ber gauberei
finb bie Stngeflagten am gansen Seibe gu fd^eeren 65.
6. 2)a§ Sacro Arsenale bc0 SJorninifoncrinquifitotS 2:^omo§ ü)icng^itti
(66—67).
®l ift eine aut:^entif(f)e 2)arftenung beg in 3iom üblicfien ^«quifitionl^
üerfa^renä 66. ^folterung ber 2(ngef tagten: bie Wolter bur^ geuer, bur^
SrufefdEirauben, burd) SRoIjrftücfc^en, bie ©eifeelung unmünbiger Sinber 66. 67.
Sn^oIt§tieräeicf)niB. XXIX
IV. ®ie ©panifc^e Snquifition ;67— 77).
Srnfättge ber jpanijc^en ^nquifition; ber Sominifanerorben 67. Sf)r
groecf: erfioltung ber SReltgionlemtjeit 67. ®ie fpaniicf)e ^nquifttion eine
<3äpft(icf)e, niiJ)t eine ftaotlic^c einrid)tung 68 ff. ©ijtug IV. unb bie ^nquifition
68 ff. 3eu9"iB i'cr ulttamontonen S(f)nftftefler JRobrigo unb ©rifar S. J.
71 ff. ©ijtug V. unb bie fpantid)e Snquif'tion 73. geugniB bei Sefuiten
SlJJariana, bei ^nquifitorl ^aramo; bie ^nf^rift am 3nquifition§ge6äube
öon Setiiüo 74 f. Sin (JrlaB ber „!atf)oIiid)en Könige" 75. ®a§ ultra=
montane ©taatgIej:ifDn ber ©örreggefellic^aft 76. Ultramontane Unn)iffen:^eit
unb UnttJo|r:^aftigfeit (®ami§ unb ^c^tk) 76. gin Qrrtt)um 9tanfeä 76.
V. ®ie 9tömtfcf)e Snquifition (77—79).
ZbtOD^ bie gan§e ^nquifition römifd), b. f). päpftHct) ift, tft el boc^ Be*
rec^tigt, üon einer römif^en 3ntl"if'tion im engeren «Sinn gu fprei)en 77.
^ijxt erften 2{nfänge unter Urban IV. 77. ^aul III. unb ©ij:tul V. orb*
neten fie neu 77 f. 2)al Sanctnm Officium 80. ©runbfäge ber riJmifdien
^nquifition, üom $5efuiten ^etra Santa aufgezeichnet: ©rbroffeln, SSerBrennen
ber Seger; 5(u^fo(^en ber St'efeerei 79.
VI. D^3fer ber Snquifttion ,80—156).
1. 3-rottfrcit^ (80—94).
S)og „©fironifon" bei ©ominifonerinquifitorl 2Bitt)eIm ^eliffo: 3Ser=
Brennung öieler Se^er ^u Souloufe; 5Iu§graBung Don tegerleid)en ; eine
franfe Seherin wirb im 93ette öerbrannt; JJe^erleic^en burcf) iie 6tabt ge=
fc^Ieift 80—84.
SSerBrennung ber erften Äat^rer 84 f. SatfiarertierBrennung in »er=
fc^iebenen ©tobten 84 f. SSif^of SBason üon Süttid) gegen i>a§ SBerBrennen
84. ®ie Ji?often einer Ä'e^erberbrennung 85. 33tutigel Söirfen päpftlidier
Segaten 86 f. ^e^erteic^en unb leBenbige Se^er werben auf bemfelBen
©c^eiterl^aufen üerbrannt 87. S3Iutigel SBirfen ber f^ranjilfaner unb ©omi-
nifaner at§ ^)äpftli(^e ^nquifitoren 87 f. Sßerfolgung ber „93rüber öom
ormen SeBen" 87. 3?eue ^nquifitionlgefängniffe werben gebout 88. 9D'iaffen=
morb öon Kefeern ju SOiont^SBimer 88. ignnojenl III. all ©d)Iäd^ter ber
5(IBigenfer: SIutBab öon Söegierl 90. SÖIutBab öon üaöaur unb Soff er 91.
S^reiBen 3a:^Ireic^er S8tfd)öfe an ^nnogenl III. 91. SSIutBab öon SJiar^
monbe unter §onoriul III. 92. SBüt^en bei ^i^quifitorl ^eter Selloni 92.
33IutBab öon äJZontfegür 92. Sie SBatbenferöerfoIgungen: 3(5f(^{ad)tung ber
SEalbenfer bur(^ ben gransilfanerinquifitor SoreHi in ben 3;^älem öon Soöoijen
unb ber ®aup:^ine 93 f. S3IutBab ju SSaHouife unb GaBrierel 93 f. ©örrel
üBcr biefe Sc^anbttiaten 94.
XXX Sntialtlüeräetc^ni^.
2. Sic 9HcbcrIattbc (94—99;.
Saf)Irei^e Se^erüerbrennungen ju Utrecfit, 2(rra§, Gambrai, 9teiml,
®ouat^, STourna^, Tlontä, Sille, $8rü[fel, Sfiamür 94 ff. ®ie ^nquifition
unter Sari V. unb $f)iUpp IL : bie ^nquifitoren Dan ber §ulft unb Xitel*
man§; tf)re @raufam!eiten 96—98. 2)er ultramontane Stbgeorbnete S)ümortier
über bie Snquifition in 58elgien 99.
3. 2).cutf(^Iottb (99—1231.
a. SSereinselte eingaben über Se^erberbrennungen in berfc^iebenen X^eilen
©eutfc^Ianbg (99—104).
Se^erberbrennung gu ®o§Iar, Srier, ©rfurt, f^^anffurt, 3üric^, Uri,
Sübed, SBi^ntar, SBüräburg 99 f. SSalbenferöerfoIgungen : fte werben ber
Zauberei unb §ejerei befd^ulbigt 100. ßine ©cfirift gegen bie SBalbenfer aul
bem 15. ^otir^unbert: §ejenfa'^rten, 2;eufellbu:^lfc^aften; ^ßrojefsöerfatiren
gegen bie Söolbenfer: bie go^ter, Unterfud)ung ouf Senf el^mole , ©cfjeeren
beg gongen Seibe^, bie golter nic^t anttjenben ift Sife^erbegünftigung 101.
SBalbenferüerfoIgung in Defterreid): SBien, «Saläburg, ©trotten, Jlremg 102.
^äpftli^e SSuüen gegen bie Se^er 102. Äegerbränbe in 58rellau unb ©^tneib-
nig, gtegenöburg unb 3iurnberg 102 f. SBalbenjeroerfoIgung in ^iieberöfterreid),
©teiermati, in ber ^Rcumarf unb Uctermar!, in ©tettin unb Berlin 103 f.
b. (Strafeburg (104—106).
Sie 2)omini!aner in ©trafeburg 104. SlJiaffenöerbrennung bon 3BaI-
benfern 105.
c. 2)ie ©tebinger (106—116).
©treit ber ©tebinger mit bem ©rgbifd^of bon SSremen 106. ©ie werben
ber Äe^erei unb Sou'fjerei befc^ulbigt 107. ©regor IX. forbert gum Äreujjug
gegen fie auf 107—112. ©c^Iac^t am §emmeI§fomper SBalb 112. Surc^*
ftediung ber 2)eid)e burc!^ ben ©rjbifd^of ®erarb bon Söremen, um bie ©te=
binger ju erträn!en 113. ^i^^iter Sreujjug gegen fie; ©(^reiben ©regor IX.
113 f. ®^Ia^t bei Stltenefc^: Untergang ber ©tebinger 115. 5)a§ SÖIutbab
tbirb fir^Iiij^ gefeiert unb beremigt 115. 116.
d. Seonrab bon SÖiarburg (117—123).
Sonrabl erfte SEl^ötigfeit bei einer Se^erberbrennung ju ®o§Iar 117.
®regor IX. muntert il^n auf jur Se|erberfoIgung 117 f. Sie SKitl^elfer
Äonrabg 3ot)onneg unb ber Sominüaner Sorfo, i^^re ©c^anbtl^aten 119 f.
Sionrab^ mafelofe Ungered)tigfeiten 121 f. Sie ©rsbif^öfe bon SKainj unb;
Söln ttenben ficf) gegen i^n, ©regor IX. bleibt feinem ^nQuifitor treu
er forbert jur §inf^Io^tung ber Steuer auf 122 f. SonrabI Srmorbung, fein
£ob burc^ ©regor IX. 123.
4. mom (123—131).
Ultramontane Untt)a'^rI)oftig!eit über Ke^erl^inricfitungen in 9lom 123.
Se^ert)inric^tungen burc^ bie römifc^e Snquifition im 15. unb 16. Sal^rl^unbert
Sn^altgberjeidim^. XXXI
124 f. ©trafen ber rötniic^en ^nquifttion: lebenslänglicher Werfer, ®a(eeve
128 f. goltererlaffe ^aul IV. unb ^in§ V. 129. Untt)at)rf)eiten über bte
römifc^e gnquifition toerbreitet burc^ bie „©ejdii^tllügen", bk Giüitta cattotica,
bie ©ermanio, burc^ ^ifc^of SOiartin t)on 5ßaberborn unb hk ^rofefforen
^i)imp§ unb Tloxoni 130f.
5. Sponicn (131—156,.
®er ^efuit SQiariana über bie 2;t)ätigfeit ber ^nQuifition 131. teger*
öerfolgung buri^ $eter IL öon 2(rogonien 131. Stulgrabung oon ^e§er=
leieren 131. ©rfte 2:f)ättgfeit ber päpftli^en 'Sominifanerinquifitoren 132.
£Iorente ai§ £!,uelleni(f)ri[t[teller über bie ipanifc^e gn^uifition; Vergeblicher
58erfu(^ beS S3ij(f)of ^t\de, lijxi al§ ungtaubroürbig :^inäu[tellen 132 f. ®er
©ro^inquifitor Jorquemaba 135. S)ie ©c^recfen ber ^nquifition treiben
Xaufenbe in'ä StuSlanb 135. Slntraort ©ijtuS IV. auf Klagen über bie
^nquifition 135. ©ijtuS IV. lobt Sorquemaba 135. ©in 9tiejenicf)affot
für SOtaffenöerbrennungen in ©ebilla 136. SButt) gegen üerftorbene Äe|er
136 f. ein SnquifitionSurt^eil in Stbila 137—139. ^ie Snfcf)nft am Sn-
quifitionägebäube gu ©eüilla ntelbet bie SSerbrennung bon 1000 Ke|ern 139.
2)ie ©rofeinquifitoren 2)iego Sega unb Jt'arbinat XinteneS 139 f. XimeneS'
©^reiben an larl V. ^totdä 58erfcf)weigen ber SeuQen 141. Unter i^nt
werben 3000 Äeger üerbrannt 141. 2lmtlic^er Seric^t über eine gotterung
142. ^ejenglaube ber fpanif(^en i^nquifition 143.
33erüf)mte SlutoS ba ge ju SSallobDlib: äa:^Ireic^c Suttjeraner tcerben
tjcrbrannt 143 f. ^f)ilipp II. fdimört in ©egenttiart ber ©c^eiterl^aufen,
ber Snquifition gu gef)orcf)en 145. 2luto bo %e: gu ©ebiüa 145. Ke^er*
öerbrennung gu SlJiurcia 145. 2Iuto ba ^^e gu Solebo aU 2lbici)Iu^ ber
|)0(i)äeitSfeierIic^feiten gu ©f)ren $f)ilipp II. unb ©lijabetf) öon SSatoil 145.
Sptigfeit ber ^nquifition gu Xotebo üon 1575—1610: ©trof arten unb
©trafauSbetinung 145—148. Se^erüerbrennung gu ©ranaba, Sogrogno,
ßorboba, (Suenca, SJiabrib, Xolebo 148 f.
Slllmä^Uc^eS 9io^Iafjen ber SSerf olgungSttjutf) : ber legte ©ro^inquifitor
toeigert fi^, ein S^obeSurt^eil §u untergeic^nen 149 — 152.
gin 9tüdbticE 152. 5)ie fpanifcfien ©rofeinquifitoren finb ntilber, c^rift^
lieber gettjorben, i^r Dber'^err, ber $a:|3ft bleibt in feiner SSerfoIgunglrout^
berfelbe: bie päpftlic^e ^eitfc^rift Analecta ecclesiastica 155 f.
VII. Snquifition§urtf)eiIe (156—163).
©ie förbern bie Senntnift ber ^nquifition 156. Urt:^eile ber päpftlit^en
Snquifitoren Sem'^arb üon Souj, Soi^ann bon ©t. ^eter, fyrang 2lcufto
156 f. Urtl^eile beS päpftlic^en ®omintfanerinquifitorl 33ern^arb ©uiboniä:
ber über sententiarum Inquisitionis Tholosanae ton Simborcf) 158 — 163.
Vm. ^apftt^um unb Xobelftrafe (163—201).
55ie ultramontane iiüge: Ecclesia non sitit sanguinem 163. 2)aS
©^ftem ber uttramontanen ®efcf)ic^tSfätfc^ung : ultramontane 2tbgefc^toffent)eit
öon ber SSiffenfcfiaft unb ultramontane 93finbg(äubig!eit; iie retigiöfen Sucher*
XXXII ^n^aU§ütxidä)ni%
öerbote; bie ultramontanen ©ei'djic^tsic^reiber §efele, Sergenröt^er, &am§,
^anffen, ^oftor, bie ^ejuiten ©rijar, S!JJid)aef, Su^r; ^aftor^ „©ejc^ic^te ber
$ßäpfte" unb i^re Untt)a{)rf)oftigfeit in SSejug ouf bie ^nquifition; bie Un-
jraf)rf)eiten Slaeffen^, be Wlai'\ixe§, 2)iefenbac^5^ §ergenri3t^er0, SßxndS, bei
©tctat§:= unb Sirc^enlejifonl 163—167.
2ie Sc^ulb bei $ap[ttf)uml an ber blutigen 58crfoIgung religiijjer Heber*
jeugungen 167. ®er in'l fanonijc^e Siecht aufgenommene ©runbjal beä
^opftes Urban II. über bie Söbtung öon ^e^ern 167 f. 2{llmä{)li(^e§ 6in=
arbeiten ber ^äpfte auf gejeglic^e Sinfüf)rung ber STobelftrafe für ^egerei:
Snnojeng III. unb ia§ 4. i^ateranf ongil ; italienif^e ©täbteorbnungen beein=
flufet bon ben ^äpften; bie „gebüfjrenbe Strafe" für ^efeerei 169 — 172,
^äpftlic^er (Jinfluß auf bie ©efe^gebung taifer griebric^ II.: ber pöpftü(^e
Segat Sräbifc^of 9übert oon SJiagbeburg unb ber 2)ominifaner ©uala 170 f.
Slutgefege %üebnä)§ gegen bie Kefeer für bie 5Romagno unb für ©isilien;
griebric^ ift babei öon ©regor IX. beeinflußt 170 f.
2:ie berüchtigten faijerlicf)en ^efeergefefee öon 9?ooenna öerban!en®regorIX.
i^r Safein 172 f. SSorttaut biefer 58Iutge)e|e 173 — 175. Sie ftef)en big
pr f)eutigen ©tunbe im fononifc^en üiec^t 175. 58ett)ei§ für bie päpftlid)e
S?ateri(f)aft biefer ®efe§e: Stusfagen ber gnquifitoren Sern^arb ®uibonil
unb lijoma^ 2u5cu§ 176 f. Sie ^äpfte ^nnDjeng IV., STIejanber IV.,
Wxban IV., Älemenl IV. über biefe ©efe^e: fie befe^^Ien unter 2(nbrof|ung ton
fc^roeren Strafen, biefe ©efefee anäumenben 177 f.
etiriftui unb feine „Statthalter" 178.
35?eitere auf blutige Jiefeerberfolgung gerichtete 2'^ätigfeit ber *^äpfte
©regor IX. unb XI. 178. Sie köpfte brängen auf Stnfü^rung ber ^^rie*
berijianif^en ©efefee in gi^anfreic^ unb Seutfc^lanb 179. 33(utige folgen biefer
päpftlic^en SSirffamfeit äunäct)ft für ^tolien, bann für Seutfc^Ianb 179 f.
Ultramontane Sfulpc^te: „bie Sluslieferung ber Se^er on ben roeltlicfien
3(rm" unb „bie Sitte um Schonung beg Sebeng ber S^e^er" 180 f. „2tu§=
lieferung'' unb „Sitte" fugen auf miberlic^er §euc^elei 181. ®er „tt)eltlid)e
2lrm" mußte ben üon ber Kirche „auggelieferten" ^e^er tobten, ber Staat
trar ber firc^Uc^e Süttel, bie Sluslieferung gefcf)a^ nur, um für hk 3nquifi=
toren bk Irregularität ju oermeiben 182. geugenbemeil bafür: S^omag
Don 2(quin, bie Qnquifitoren : Sern^arb ©uibonig, Sprenger, ^nf^itorig,
g^meric, ßareüa, SSern^arb Somenfig, bie ^efuiten $etra Santa, Sanner,
Sot)mann, 5iat)naub, Sellarmin, ©rifar, ein ©rlaß ber „Kongregation ber
I)eiügen römifcf)en ^nquifition", bie Coutumes de Beauvoisis, bie Livres
de jostice et de plet, bie Etablissements de Saint Louis 182 — 191. ©e=
f(f)icf)tHcf)e St)atfa^en alg Seftätigungen biefer 3eugenaugfagen: jttjei^nqui*
fttiongurtf)eiIe ju Souloufe, Sjfommunifation ber Souloufer Stabtobrigfeit
ttjegen SSerraetgerung einer Seger^inric^tung, $apft Siifotaug IV. bebro^t bie
fdumigen Cbrig!eiten, 6ib beg Sogen öon Senebig, Sefret beg ^apfteg ^n-
nojeng VIII. gegen bie Cbrigfeit tion Sregcia, Seo X. gegen bie Signoria
ton Senebig 191 f. ©in gugeftäubniß §efeleg 192. ©efc^ic^tgfälfc^ung beg
„firc^enlejifon" unb beg Sefuiten üourentiul 193. Sie Segertöbtung im
fat^oIijd)en Sogma begrünbet 193,
§euc^elei bcr „Wüte um (Sd)onung be# ÄefeerleBen^" : 58ern^arb ©uibontg,
bie :5nquifitoren S^jrenger, 3i"ftitDri^, ®iana, ber päpftlti^e Srf)eo(oge ^egna,
niebertänbifi^e Sn^iuifitoren 193—199. 3"9ef^än^niB ^^^ ^efuiten ©rifar
199. Unttjif)enf)eit unb Unel^rlic^feit beä 5ßrofeffor§ am bticf)öfticf)en Seminar
gu gic^ftätt, S. ^poütüec! 200. ®ie „Statthalter G^rifti" alg Äegertöbter
gleiten bem Stattl)alter ^ßitatug alg (S^riftultöbter 201.
IX. ajiorbanfd^lag ^lu§ V. auf SlifaBct^ üon ßnglanb; ©regor XIU.
unb bie S3art^otomäu§nac^t (201—206;.
2)er 9!Korbani^Iag unb bit S3artI)oIomäulnac^t entjpringen bem ©eifte
ber Qnquifition: bem blutbürftigen §a^ bei ^api'tt:§um» gegen bie Steuer 201.
Slbfegung glijabetf)! üon ßngtanb burcf) $iul V. 201. ^afob I. Don gng=
lanb bejc^ulbigt ben ^ap\t offen bei StJ^orbanfcfitagel 202. 2)ie SSejc^utbigung
bleibt untt3iberipro(^en 202. SBemeil für bie Xf)atjäi^Iic^!eit heS Woxi^
anfdjlagel: bie 58oEanbiften, SSriefmei^fel §tt)ifc^en ^l^ilipp IL unb ^iba,
SifeunglprotofoU bei fpaniic^en Staatlratl)el, ber Dratorianer Stnoj 202 ff.
®er ^t\uit 93onanni über bie 23artf)DlDmäulna(^t 205. §efebriefe $iul Y.
an Karl IX. ton granfreic^ 204 f. ÄHrc^tid^e fyeftfeier unb Prägung einer
®enfmün§e burtf) ®regor XIII. für bie 33art^oIomäulnac^t 206. 33erid)t
ttä Karbinall öon Somo über bie greube bei ^apftel 206. greuben^
begeugung ©regor XIII. 206.
^?a^ftt^um unb 3(6erg(o«6e (207—379).
I. 2iagemeine§ (207—209).
'^a§ ©:^riftent:^um fdjlieBt ben Stberglauben aul 207. 3Jiacf)t unb Um=
fong bei Stberglaubenl 207. Seine fur(f)tbare ©ejc^ic^te auc^ innerhalb btä
6f)riftentl)uml 208. e^riftul unb ber SIberglaube 208. „S^rifti Steüoer-
treter" muffen bem Stberglauben gegenüber iit gleiche Stellung einnel^men
Wie (S^riftul 208. ^i)t 58ert)ä(tni§ gum 91berglauben ein tßrüfftein für bie
ec^ttieit i^rel Söerufl 208 f. ®er bogmatifdie Slnfprui) i>t§ 5ßapftt^uml
auf ®öttlid)feit unb Unfet)Ibarfeit mu§ fid) öor ?([Iem bem 5(berglauben
gegenüber all begrünbet ermeifen 209. ®ie ©ejc^ic^te erweift gerabe biefe
Slniprüd)e ht§ ^apfttt)uml all fati(^ 209.
n. S!er 2;eufer (210—252;.
1. Gtnlcitenbe§ 210 f.;.
©i^riftul unb baä Safein bei peri'önlic^en Xeufell 210. S)er Jeufel ber
©Oangelien unb ber Xeufel btä $apfttl}uml 210. Sie päpftlicbe ®ämono=
logie öoE öon ©c^euBHcf)feiten 210 f. Ser 2:eufe( ti» ^apfttt)uml ift ein
XXXIV Sn^altlöerseic^nife.
SKoIod), bcm aßenic^en^efatomben geopfert irurben 211. ®te ©c^recfen beä
^)äpj'tIidE)en Stbergtaubenä übersteigen bie S^recfen ber :päpj'tU^en ^nquiji^
iion 211.
2. 2!a§ Rituale ßomanum (212—215).
2)er bogmatifcfje K^arafter be§ Rituale Romanum 212. Seine ©jor»
§ilmen 212 — 215. ®er 2tberglaube bei Rituale i[t noc^ nüd)tern im S8cr=
gleich §u ber päpftlicf)en 2:{)eoIogic 214 f.
3. 2)ie ^äpftc OJrcgor IX,, ^o^onn XXII., eugctt IV., ^nitosettS VIII.
(215—220).
©regori 33ulte Vox in Rama: ber Seufel aU JJröte unb ^ater, ai§
j^tüar§er VRarm, SSere^rung be§ Xeufell bur(^ Äufe auf ben §intern 215.
216. ®er ^apft fteüt biefen 33Iöbfinn aU 2;f)atfad)en ^in, er forbert auf,
biefe Xeufel^üereljrer ju tobten 216 f. ®ie 33uIIe ^o^ann XXII. Super
specula: ber Teufel eingefi^Ioffen in JRinge unb gläjc^i^en 218. ®eä
5ßapfteg ©taube an teufelifcfje Sc^Iangen^örner unb ^anbexbiüin; er t)er=
pfönbet feine ^;^abc, um ein folc^eg Si^Iangen^orn ju ert)alten 218. ©eine
5(ngft, burc^ gauberifc^e 3Batf)§biIber getöbtet ju merben 219. (Sr Iä|t einen
33ifcf)of wegen folc^er SBa^äbilber üerbrennen 219. (Sine SSuHe über 58er-
träge mit bem STeufel 219. 5ßopft (Sugen IV. berbreitet biefelben 2(nfc^au=
ungen 219 f. ^apft ^nnoseng VIII. unb ba§ @ef^led)tlict)e im Seufelifpuf :
bie daemones incubi unb succubi 219 — 220.
4. Stornos »Ott 2lquin (220—222).
©ein Stnfe^en in ber fatt)otijd)en SBelt 220 f. 2eo XIII. über i^n 221.
%^oma§ Iel)rt ben 33eif(^laf jttjifdjen S^eufet unb SD^enfd), an§ foI(^em 93ei*
fd)Iaf entfielen ^inber 221. SSerträge mit bem Seufel 222.
5. SKtp^ottg üon Siguoti (222—228).
©ein Slnfe^en in ber fat^olifc^en 9BeIt 222 f. ^^Jiug IX. mac^t if)n
pm „aircl^enlet)rer" 222. Siguori lel^rt ben 33eifc^laf gmifc^en Jeufel unb
SKenfd^, SSerträge mit bem Seufel, §ejenf[ug burc^ ben Teufel bewirft 223 f.
Siguori oI§ S8ol!^fct)riftfteIIer: feine „§errlic^feiten Slioriä", eineä ber öer*
breitetften 33üc^er ber SBelt, e§ ift toU öon Seufel^gefdii^ten, bie meiftenä
obfcön finb, groben biefer Seufeligefdiic^ten 224—228.
6. 6ocfaritt§ tton ^cifterboe^ (228—231).
ßoeforiug ift ein §ouptOertreter ber mönd^if^en Srbauung^Iitteratur, mie
fie nocf) f)eute in !atf)oIifd)en f reifen gepflegt wirb 228 f. 2)er Seufel
bei Eaefariuä in feiner äußeren ©eftalt unb in feinem SSir!en: fein ge-
fd]Ied£)tlic^er Umgang mit 9Jienfct)en, Jeufel unb @otf)enn)eiber jeugen bie
Hunnen 229 f. S)er Teufel belebt Seichen 231.
Sn^altlöersei^ni^. XXXV
7. ^et ^'vattsi^tancrti^coioqe Srognott 231—235;.
Sein „^anbbüi) für gjoräiften" unb fein „5nejifafon" 231 ©örrel'
Urt^etl über i^n 231. ^a§ aieußere be§ Jeufelä 231. 2iebe^§auber '^S-?
Äennseicfien ber 93eiei)enf,ett 232 f. ^er Seufel fä^rt mit Vorliebe in fcftöne
aßab^en 233. ©efa^ren für ben Sjorsirten 233. Sörperlicf,e Unterjuc^unq
auf Xeufeigmofe 234. f ' a
8. ^ofcpl) »Ott OJörrcS (235—245].
Sein 2Inief)en in ber ultramontanen SSelt; bie „®örreg=®ejeUic^aft" 235
Sein ^auptmü: „Sie c^ri[tlicf)e 9[lfi)itif" : bie ^^oltergeifter unb Sobolbe 235*
2:er do ut des=33ertrag mit bem Jeufel 237; bie bämonijcfje mmt 238
Ter leufel betet i>a§ ^attv unfer 240. S;ie 3at)I ber einttjo^nenben Teufel-
biä 5U 400 taufenb 240 f. Ser bercegliiie 9)JitteIpunft ber 93eieffent)eit
242. Sc^ttiefefgerucf) fic^erel geic^en ber Sejeffentieit 243. ®er Jeufef al§
.t)ormB unb Äöfer 243. ®a^ ^efenäeicfien 244. Xie Sejeniabbat^e: 9Jienfc^en=
fleijcf) al§ Speije, Seicfien ungetaufter Sinber 244. ®eicf)Ietf)tac^e SSermiicbunq
jroii'tfien ^Jitnü) unb leufel 245.
9. *.)Srofcffor Siiu^ (245—249].
Seine Stellung an ber Ä. 3lfabemie ju 2Kün[ter 245. Sein S3uc^: Sie
^öüe": fie ift im ©rbinnern, bit SSutfane finb iftre Schlote, bie (Jrbbeben
ba§ Sronben i^rel ^euermeeres 246. gJaturroiffenjc^aftridje ©rflärung be«
^oßenfeuerä 247. Ifjätigfeit ber Seufel auf grben: bk Sefeffen^eit 247
t^re Sßermifcfiung mit «Olenfcfien 248, fie erregen Sturm, ®ereitter 248, fie
erfcf)einen in ßuftleibern, aber immer fc^mu^ig, ungeftaltet 248 f.
10. ^cfuUcn (249-250; oglc^. auc^ S. 312 ff.).
Sie Sefuiten 33ujenboum, Sacroiy, i?at)mann, Se^mfu^I, ©ür^, «ßerrone
249 f.
11. 2)cr ^tan^mancx ^gttatiuS ^eirer unij ber JRcbcntptorijt
e. Si^mSger (250—252; tjglc^. auc^ S. 291 ff).
Sie i^ebensbefc^reibungen ber 9Jonnen dre^gentia .§öb unb Äatbarina
ßmmeric^ 251 f.
in. Stberglaube im 2tagenieinen 253—379).
1. 9mgcmcinc§ unb ücrf(^icbene Zi^atiadfctt (253—264).
Seine bonftönbige ©ejc^ic^te bc§ STberglauben^, nur Stichproben 253.
Seufelsbünbniffe, SSerträge mit bem Teufel 253.
9teliquienunfug: bie 9?orf)aut ef)rifti, bie ^efuiten Suarej unb eoftetui
barüber, bk S8ort)aut in ber fonjefrirten Softie 254 f. Sie iWobelfc^nur (J^rifti:
aufbewahrt ju 3iom 255. Sine I^räne etirifti 255.
®eid){ed)tli(^e^ Unoermögen öom leufel tjerurfad)t 256. Sie Saufe ton
Ungeheuern 257. Seufelsmeffen 257. (Sine Seufelei aü§ bem 14. ^va^r^
XXXVI Snt)ottlüeraeic^m&.
l^unbert 257 f. ®ebet für (Jfielcute fötber ben Xeufel 259. ©efc^tec^ttidier Unt=
gang mit bem Xeufel 260. Sin «Stüd 2Jianna al^ Steliquie 260. 'See 58arna^
bitengeneral SJlarrano all ©pegialift für ßntjauberung fürftlic^er ^erfonen:
eiifabetf) öon Saiem, Äaifer 9fiuboIpf) IL, Äoifer 9)iattl)ial 260 f. ®ag „Üanb-
gebot" SJiajimilion I. üon 33aiern tt)iber §ejerei unb S^eufelei 261 f. ©c^o^-
gröberei gu Sic^ftätt unb in ber Dber:pfalä; bie ta^jujiner öon SSeiben 263.
6ine ©ntfc^eibung ber aiitenfongregation für ©c^Ieficn 263 f.
2. Drbatictt (®ottelurtf)etIe) (264—275).
S^r t)eibnifc^er et)arafter. SSiberftreit mit bem (S^riftentt)um 264. Ultra*
montane ©ingeftänbniffe über ^45flic^töernad)läffigung ber „Statt:^alter (£f)rifti"
264 f. ®efct)icl)tlic^e 2;i)atfacf)en 265—270. Siirc^Iic^er ef)arafter ber Drbaüen
270f. ®ie SBaffer-, geuer^, 5(benbmat)ll* unb ^reu§elprobe 271—273. @c^tüä(^=^
Iicf)er SBiberftanb ber ^^äpfte; fein grunbfä^Iid)e!5 Stnftfireiten 273—275.
3. S5uptt(^cr (275-278).
(Sie fpiegeln ben burd) bie Äiri^e geftü^ten Slberglauben if)rer ^dt
275—278.
4. mia^nnm^tn (278—290,.
®a§ autt)entifd)e SIblapurf) be§ ^ejuiten SBeringer 278. ®ie SOlebaitte
bei 'i)l SBenebütug 278 ff. 2)er 93enebiftiner>2tbt 2)om SßxoSptx ®uer=
onger 280. S)ie Äreugmeganbad^t 283, Siofenfrangabläffe 283. ©fabuliere:
©toff, ©eftalt, ©röfee, garbe (blau, weife, rot^, braun), Slblöffe 283—285.
Signum ®ei 286. ^ortiunfuta=2lbIafe 286 f. ^riüilegirte 2lttäre 288.
gtofenfrangbruberfc^aften 288. 3!)iic^aell=58ruberi(f)aft, £eo=SSerein unb 9Ser=
ein ber "^l. Kinb^eit: rei(f)e ©elbqueüen für ben ^apft 288. ©räbruberfc^aft
Dom ®ürtel bei t)I. ^rans ü.Stffifi 289. 9Jiaria-2roft-®ürter=er5bruberfiaft:
SlblaB öon 1000 ^at)xtn 289. „miöffe ber ©pinne" 289. ©in Stblopucf)
au§ bem 15. ^a^rfiunbert : Stbläffe üon 12 000, 14 000, 48 000, 555 000
^afiren 290. 3^^" Senffteine bor ©. ^roffebe in 9iom: tägtidier Stb*
lofe üon 12 000 Sa:^ren 290. §eute noc^ 2lblöffe üon 100, 200, 1000
Sauren 290.
5, ©riauuttgSbüd^cr unb reltgiöfc ^cttfc^riftcn (291—312).
^tjtt erftaunlidie SSerbreitung im fat:^oüi(^en SSoIf 291. £eben§befc^rei=
bungen ber Spönnen ^reljentia §öfe unb Siot:^arino ©mmeric^ 291 ff. : 2Bun=
berbore ©elbja^Iungen 292 f. 3tbenbma^Ilreicf)ung burd§ einen ©erap^
293; t)immUf(^e Sträneimittef 293; lüunberbore £affeeüermef)rung 293; Jeufet
Ur jachen be§ S8ief)fterbenl 293; ©rfd^einungen „armer ©eelen au» bem geg=
feuer" 293. ©efaHene ßngel, aber nod) nic^t STeufel, auf ben Planeten 294.
©elfter auf bem SlJionb, 2;eufet auf ben St'ometen 294. ©eifter in ber Wild)--
ftrofee unb auf ber ©onne 294. (Sine ©ct)recEeniggeftoIt über SSerlin 295.
58ij^öfUd^e Gmpfe^Iung biefer „Offenbarungen" 295. „®al gegfeuer" üon
^rofeffor S5ou§: bie „Oueöen" biefeg ^nii)i§; Stuferfte'^ung üon glüei üer=
ftorbenen Sfionnen 295; ©rfc^einungen „ormer ©eelen" aul bem {yegfeuer,
3nt)oIt§öer5eic^ntB. XXXVII
fie :^interfaffen 33ranbipuren, fte jittern oor groft 296; Tauer be§ gegfeuerg
297; Drt beä gegfeuer^: bas grbinncre, neben ber §0116 297. ©in „f)anb=
greiflief) riiitigei 9ie(^enejenipcl" über baä gegfeuer 298. Sebenlbefi^reibung
ber 2Inno SJioria Saigi oon ^rofeffor Sc^eeben: fie wirb öon Teufeln ge:=
fcf)Iagen, ber Seufcl raiE fie »erführen 298; in einer Sonne fie^t fie oUe
93egeben'^eiten ber 3BeIt 298 f. SBic^tige fünfte jur 33eurt^eilung foI(^er
33üc^er: fie finb tt)pif^, fie finb gebittigt üon ben firi^tid)en Dberen, fie finb
maffenf)aft öerbreitet 300.
UItramDntan-reIigiöfe3eitfcf)riften: ber „©enbbotebel göttlichen §erjen§",
baä „St. 2(ntont>©IöcfIein", bie „93enebiftu^*©timmen" 301. gin 93eifpiel
für üiele: ber „^elüan": feine ^ebeutung 301; er gä^Ite 90000 3(6onnenten
301; feine 2tnerfennung burd) ben ^apft unb ben Qefuiten^^arbinal Steine
^uber 301; fein ^n^alt: „33(ide in bie Sufunft" 302; SBeigfagungen über
2rranfreid) 304 ff; SBiebereinfe^ung ber Sourbonen 306; „SBunberbare Sluf-
finbung geraubter §oftien" 306 ff. „®a§ SBunber oon 2Jieerfen in §oßonb"
310. Ter Teufel al§ Jungfrau ajtario 311 f.
6, Ser (Jefuitenorbctt al§ SBcrfircitcr i»e§ StbcrgtauficnS ;312— 343).
®er froffe 3lberglaube ge:^Drt gum ©eifte beg Drbeng 312. '^k^aijxtS--
unb SJiiffionSberic^te be§ Drbenl 312. ^robufte be§ 9lbergfauben§ finb bie
geiftige Sta^rung ber jungen ^efuiten 313. 2Begen ber ftrengen Crben^jenfur
ift ber Drben für bie litterarifc^en ©r^eugniffe feiner SJiitgüeber üerantttJort=
tic^ 313. ein perfönUcf)e§ grtebnife 313.
®ie „Uebung ber c^riftlic^en 33ottfommen^eit" be^ gefugten 9iobrigue5:
it)re SSett^f(^ä8ung innerljolb be» Drbeng 314 f. Ser Jeufet ol^ JRaud),
alg 9ieger, aU Sijttje, ol§ fcf)öneg SBeib, al» ®raii)e 314 f. llnterf)altung
jroifdjen jfflei STeufeln 315. ®er Seufel ai§ @anbmännd)en 315. „Seben ber
SfJiarina öon ß^fobar" be§ ^efui^en ta ^^onte: ©eifeelung buri^ (Jngel unb
Seufef, ber teufet ai§ Wann 316; ber Seufel fpielt 58aU 316. 5)ie ßrbau-
ungsfc^rift Gloria s. Ignatii posthuma: ber 2;eufel als SSerfü^rer 316.
®ie „Stimmen aul SJiaria-Sac^" : „55ifionen unb SBeiSfagungen" 317 f.
Sd)n)inbferinnen unb 93etrügereien al§ „efftatifd)e Jungfrauen" unb „SKutter*
gotte§erfd)einungen" 318; ber 2:eufel ah$ Sf)riftu§ unb al§ 9Jlaria 318.
Sd)riften beg Jefuiten Üiofignoli: ®rfd)einungen öon „armen Seelen" 318,
fie laffen 58ranbmale jurücf 319; ein ©epngter fteigt üom ©algen t)erunter
unb fnüpft fic^ felbft mieber auf 319.
®er jefuitifc^e „Senbbote be§ göttlichen ^erjeni" : ein tobtet S?inb wirb
burcf) SOiaria gum Seben ertoecft 320. SBirfungen beä „.3gnotiul=3Baffer" :
eä f)eilt bie et)olera 321.
Sefuitifcf)e „gntf)üllungen" über bie ^Freimaurerei : ber ^tinit 5|iacf)tler
unb feine Sct)riften: abern^i^ige ®efd)id)ten über bie Freimaurerei 321 ff;
„i)a§ maurerifcfie ^Jottifignat" : in ben S^Iac^ten oon Sirafalgar unb 2Bater=
loo 325 f.
Sie (Srtf)eitung beg ®rabe§ Äobofcf): fc^auerlic^e groben 326. 2!ag
Dbertribunal ber ^i^eimourerei : e» tjerrfc^t über gürften unb Könige 327.
Xob einel Freimaurer^: fein mit 33tut gefi^riebener Sib 328 ff.
XXXYUI ^nt)aܧm^dm%-
®ic Stomane über Freimaurerei beS Sejuiten 23ce§ctam: fie loecben ben
^ejuitenjöglingen gegeben 330, 2eufellmeffen unb S^eufellorgien in 9tont
330 f., ©ibjc^raüre bem Xeufel geleistet 331, i8relciani = §ut)§manng = Süe
333. ®runbiä|e ber ^rreimaurerei: ber Seufelgfult 333. Sag Wlauxtx=
&anpt äu Sonbon 334—338. 2)er „eingefleii(f)te Sämon" ^uno 338 ff.
Sag teufelifi^e ^ferb 2triel 338 ff. Unterirbijc^e Sc^recfen bei Stufna'^me
in bie Freimaurerei 340 ff. SDteuc^elmorb 343.
7. Scr 2ajit=5Bougf|oit=Si^ttJtnbcI 343— 379 .
Sag SSerbienft be« gälfc^erg Xojil 343. Seine „SSefefirung" 344. Sein
§auptR)erf: Sie Srei=^un!te:=58rüber überfefet burc^ ben Qejuiten ©ruber 344.
Sobenbe 2lnerfennung biejeg SBerfel burcf) bie ultramontane treffe 345 — 347.
3ufammenf)ang ber „Srei=^unfte=58rüber" mit ber ^)äpftlic^en gnjt)flifa üom
20. 2(pril 1884 347. XoIIer Sn^olt ber „Srei=^unfte=Srüber" : bie Ser-
fierrlic^ung bes Jeufelg 348, Einleitung jum SOiorb 350, 9lnrufung be»
Seufelg 351, ber „9iitug ber Wöp\t" 352, ber „(£(^(üffel ber getjeimen @t)m=
bole": gröBte Cbfcönität 3.53 ff., ber „^Ritter ftabofi^" 355. Le diable
au XXI. siecle: ber Satangbienft in Qnbien 3.56, ber unterhöhlte gelfen Don
©ibraltar öon Seufeln berooI)nt 356, ein leufelifc^eg ZeUptjon 356, ber S^eufel
otg Schlange, Krofobil 357, ber §oftien=Surii)ftec!§ungg=3(pparat 357. gin
©ebet Seo XIII. .358. Sie SoIIi)eiten Slilargiottag : ber calamus transfigens
358, iit (Satan5^t)mne Garbuccig 3.59.
Sie gjtemoiren ber 93iiB Siana 3?augt)an: fie ift ba§ Äinb bes Seufell
58itru 359, ber Cberteufel 3(§mDbäug mit 14 Segionen Unterteufeln 360. Ser
biaboIifd)e Söroenfc^rcanj, bie %ai)xt nact) bem Wtax» 360, (Bopi)ie. SBalber
unb ber Seufel Sitru: er ift tf)r 3Sater, i^re 2(mme unb ifir ©eliebter 360,
bit ©rofemutter beg 2(nticf)rift 360. La neuvaine eucharistique 361.
Sie Stellung beg Uttramontanigmu» §u biefen S^or^eiten: bie ultra-
montane treffe 361, bie .<gierarc^ie 361. ^$Ian ter Scfiminbler ZaiiU^ads :
fie rennen auf bie Summ:^eit ber ftattjolifen 362, ouf bie 3uftimmung be»
^Japfteg 362. ^^r ^^lan gelingt: Sajit bei Seo XIII. 363. «riefe beg Sar-
binal ^aroc(^i unb eineg ©efieimfefretär beg ^apfteg an Siana 58aug!^an
364 ff. Ser ^$apft f(f)iclt ber nic^teriftirenben Siana 58aug:^an feinen
Segen 365.
Sajit auf bem StnttfreimaurerfongreB ju Srient 367 — 375. ®uta(f)ten
einer rijmifi^en Äommiffion über Siana SSaugf)an 375.
Sie „(Sntlarüung" beg Sajilfdiniinbelg bur^ bie ultramontone treffe,
i^re @efc^icflicf)feit unb SSerlogeni^eit 376 f.
Sag ^apftt^um ift burc^ biefen Sc^rcinbet fd)njer befaftet: feine gläubige
§inna^me buri^ ben $apft bemeift bie ungebrod)ene Äraft btöbeften Stber*
glaubeng innerf)alb ht§ pöpftlii^en Et)riftentf)umg 377 ff.
I
Sn^attltjerseic^niB. XXXIX
^o^ftt^um unb ^cjenutttocfen (380—599).
I. 2iagemeine§ (380—383).
®er ^ejeniüa'^n im £ieibentf)um unb im Gl)rii"tentf)um 380. 3(ugbe:^=
nung unb Wadjt i>k\a§ 28a:^ne» im G^riftent^um: ein religion»p^ilDiop^iid)e§
mti)\d 381. ®er n)irflicf)e Statthalter ©^rifti unb ber falfc^e 381.
Äulturgef(^ic^tlid)e Sebeutung be^ §eEentDot)ne» 382. Seine SBeäiei^uug
gur fat:^oIiic^en Sitteratur unb gum ^ßapftt^um 383.
II. ^ejenlitteratur (383—469).
1. ^ie pöpftliti^en ä3uQen Yox in Bama unb Snmmis desiderautes
(383—387).
2^ie 93uIIe ©regor IX. 383. (gin SSort ber gntjc^ulbigung für bie toI=
genben Obfcömtäten 384. Sie ^ejenbulle ^nnoäeng VIII: Ser $ap[t fpri(f)t
al§ Dber:^irt, al§ §üter te^ ©laubeng 384, bie daemones incubi unb suc-
cnbi 385, bie 2;ptigfeit ber ^eyen: i^r gejc^Iei^tlit^er SSerfel^r mit bem
3;eufel, i^re SSetjefung oon SJJenfc^en unb Jtiieren, üerä(f)tli(f)e 5(eufeerungen
über ba§ SBeib überf)aupt 385, gintreten be§ ^apfte§ für bie Qnquifitoren
Sprenger unb ^nftitorif' oS6.
2, 2)cr „J^ejcn^ommcr" unb iio§ „SKmcifenbuc^'^ 387— 427 .
Ser „^ejeniiammer" ift bk unmittelbare gruc^t ber päpfttic^en SuKe
387. Seine 93ebeutung unb fein ßinftu^ 387 f.
©ein 3"^aft: ßrfter %i)eii: Sc^raarsfunft unb Xeufelei 389;
ber geicf)te(f)tlic^e SSerfefjr ämifc^en Seufel unb 3Dienfc^, Sinber an§ biefem
Jßerfe^r 389 f., roelcfie Seufel biefen 3Serfe:^r ousüben 390. Solche S(n=
fc^auungen entfpred^en ber fat^olifcfien Se{)re 390. ipejen unb SEeufet 391.
58oäf)eit unb SKinberraertfjigteit be» SBeibe^ 391. Si^irarsfunft unb e!^e=
Iid)er 3(ft 392 f. §ejen ali» §ebammen 393. Unget)euerlicf)feit ber Sc^roar§=
fünft 394. STobegftrafe für §ejen 394. gmeiter 2:f)eil: 3Irten ber S3e*
i)ejung 395. ®cf)ugmittel gegen Se^ejung 396. Solfjeit ber |)ejen 397 f.
§ejerei aU 93eruf 398. Bereitung ber ö^i'^nfalbe 398 ff. |)ejenfa:^rten
399. ©efc^te^tUc^e SBermifc^ung ä»ifct)en |)ej:e unb Seufel 400 f. Sc^ttJäcf)^
ung ber 3eugunggfäf)igfeit 402 f. ®er STeufel auf ber S^ansel 404.
3auberiicf)e SBai^lbilber 404. Söbtung neugeborener Kinber 405. Siinber
ttjerben bem Seufel gemeint 405. §erftcllung oon 33utter unb 3Bein burc^ ben
Teufel 406. Srregung üon Unmetter 406. Sc^ttjarsfünftterifc^e $feilj(f)ü^en
407. (Sin öon feiner ©eliebten bel^eyter 58ifc^of 407 f. §afe unb Siebe
burd) Se^ejung 409. Heilmittel gegen 58ef)ejung be^ 58iet)e» 410, gegen
Sauberij^e Unwetter 410. ^öeftes ©c^ugmittel gegen §ejen ift itjre 2(Jbtung
XL :3nf)aItgöerjeid)niB.
411. ©rittet %i)til: Sie ^"Quiüforen all |)eEenrid)ter 411. 3eu9en
beim öejenprojefe 411 f. ©efieim^altung ber 3eu9en 413. S8ertt)eibigung
ber SIngeflagten 413 f. ßrfaubte Sift gegen bie 2(ngeflagten 414 f. 2)ie
golter 415 f. 2;f)ränenIofigfeit ber .'gejen 416 f. 5{bicf)eeren ber Saare 417.
Unterjuc^ung auf öejenmole 418. -öagel burc^ §ejeiei 419. 2{u§Iieferung
ber 5)cjen an ben tüettüc^en 2(rm 420 f.
2(pprobatiDn bei „^ejentjammers" burcf) bie Uniöerfität Äöln 422 ff.
Sol „^meijenbucf)" bei Sominifanerl So^fl^n ?tiber: ®ei(^led)tlid)er
i8erfef)r jroijc^en SJienic^ unb Jeufet 425. S^ein^Sc^roangerfc^aft burc^ ben
Seufel teranla^t 426. 2)ie 3ungfrau oon CrleanI eine ©ej;e 426.
3. Slnbcrc ^ejcnft^tiftcn ;427— 441).
a. eine ^anbicbrift ht§ 15. ^a^rfiunbertl (427).
©leic^er ^n^alt wie „|)ejen:^ammer" unb „Stmeifenbuc^" 427.
b. 93artf)Dl. (Spina, 58ern^. Gontenfil, Slmbrofiul be SSignate, grang £eo,
2IIpf)onl be Gaftro, ^aul ©ritlanbi, öieron. 3[Rengo, ^Inton <S.tampa, $eter
9Jlamori§, |)einric^ öan @or(^en f427— 441).
5f|r ^nf^alt t[t gleic^Iautenb; fie üerbienen 33ea(^tung, weil fie bie M-
gemeinbeit unb g^ftis^ei^ ^^^ öejenglaubenl beweifen 427 f.
Spina: 5;^atjäc^Iii^feit ber .^ejereien unb Teufeleien bewiejen aul bem
3Sirten ber Qnquifitoren unb ber ^uftimmung ber Sirene 428. §ejenritte
429. |)eEen all SSamp^re 429. ^ejenjabbatfie 430. .^ejenjalbe aul ftinber*
leieren 430. Somenjil: S)ie Äircf)e läßt bie öejen üerbrennen, aljo finb
bie §ejereien S^atjac^e 430. SSignate: ®eicf)lecf)tlt)erfel)r §tt)ii(^en Wtn\i}
unb Seufel 431. 2eo: ^ejenritte 431. Saftro: fiejenritte, ber Seufel al^
3iegenbod, Unjuc^t mit bem teufet 431t- ©rillanbi: 3fluberträn!e,
Xeufellmeffe, Setiejung ber (Seeleute 432 f. |)ejenritte 434. Unsudit mit
bem Seufet 434. X^ränenlofigfeit ber öejen 4.34. 3!Jiengo: Gjorjift
unb Seufel 435. SSirfjame ^öejc^ttJörungen 435 f. 2Ieu§erel ber Teufel 438.
5lnjei^en ber 33eieifenf)eit 439. Sler Teufel im grauen^aar 440. SDiamoril:
Unäucf)t mit bem Teufel, Sß?äf)rtt)ölfe 440. Stampo: SSejc^raörungen 441.
9camen ber Seufel 441.
4. Sie Disquisitiones magicae be§ ^efuitcn 2)eIrto '441—464).
©elrio ^rofeffor in &x% unb Sotamanfa 441. Sein 93uc^ üom Drben
gebiüigt 442.
3nt)alt: SSerpItniß üon S:e^erei unb §ejerei, unzertrennlich öerbunben
443 f. Sticfjemie 444. SSerträge mit bem 2:eutet: Saufe burc^ ben Jeufel
unb Seufellmal 444. 2;f)atiäc^Iid)feit ber öejerei burcf) bie ?ßäpfte bezeugt
445. Unju^t gwifdien SJienj^ unb Seufel 445. leufellfinber 446. §ejen-
fahrten auf SSefenftielen unb 3ie9enböcfen 446. SSer fie leugnet, üerfunbigt
fic^ gegen bie Äircf)e 447. öejen al§ Sa^en 447. Unempfinbtic^feit ber
|)ejen 447. Ser Seufel oerrcanbelt 9Jiänner in SSeiber unb umgefe^rt 448.
©efpenfter 448, Souberifc^e ©inf^Iäferung 449. Siebel^auber 449. S)er
Snf)aItgoer3eicf)niB. XLI
leufel ai§ ^ä%ev 449. golter 450 f. Qanbtx ber (5cf)tttetgjamfeit 452. gr^
laubte Unroaf)r{)afttgteit gegen ^ejen 452. Sie Xobe^firafe für ^e^m 452 f.
^]?apft unb S^irc^e al§ Saugen für bie SEaf)rf)eit ber §ejereien 454. @runb=
jäee über go^terung 455 f. ®er §ej;en = 33et(f)tDater 457. X^atfai^en auä
icjuitif^en Cuellen 457 ff. Sic ©egner be^ §ei-enn)af)nä 463. 58ebeutung
imb SSerbreitung be§ Selriofc^en SBerfeg 464.
5. 2)cr Tractatus de confessionibus maleflcoruiu et sagarnm bc§
93Bci^bif(^of§ öon Srier SBinSfclb ;464-469;.
Sinftufe biefer Schrift 464 f. :3:^re graufame ^^enbenj 465.
3nl)alt: SSerträge mit bem Seufel 465f. gin §ejenfabbatf) 466. Sa§
5{euBere beä 2;eufe{ö 466. lln§ui^t sinifi^en leufel unb SDJenjc^ 467. golter
468. SSerfoIgung unb 3;öbtung ber ^ejen 468 f.
III. 2)ie Stellung be§ ^efuitenorbeng jutit §ejenit)af)n: Sie ^efuiten
SSalentio, Wat)x^o\tv, Scanner, Sat)mann, 33etlarmin, Xxt^d, ©d^erer,
Sonden, SJJac^erenttuS, Stengel, &aav, ®anifiu§, SD^unbbrot, @ac=
cf)ini, S^eiffenfierg, Sijper; bie DrbenSgenerale £at)ne§, S3orgia,
3(quaöiüa, SSiteIIe§(f)i, Diicct. 2;ie SSertt)eibigungl[(f)rift be§ ^efuiten
S. ®u^r: „Sie Stellung ber ^efuiten in ben beutfd^en ^t^tw-
proäeffen" (470—500).
2)e(rio§ §ejenbucf) ift tt)pifc^ für ben ^efuitenorben 470. Ser igefuit
5>alentia, ^rofeffor in Qngolftabt, 'E)erborragenber 2;f)eologe be§ Drbeng: fein
unge{)euerUcf)er ©runbfa^ über bie gofterung im Stejenprose^ 470. ®utacf)ten
ber ^efuiten Sßalentia unb 9Kat)rl)Dfer für ^erjog SBil^elm V. öon 33aiern
471. S)er S^iwit Slbam 5:anner: etoag 28orficf)t im ^esenproje^, fonft bem
^ejenttJatin ergeben tok aUe Stnberen 471 ff. ®e§ S^fuiten Sa^mannä |)ejen=
Ie:^re: ßrbroffeln unb Sßerbrennen, golter, Slbfd^eeren ber ^q^xjt^, §eEen=
iai)xtm, Säffigfeit ber 9ti(^ter 473 ff. Ultramontan^jefuitif^e gälfc^ungen
über 2at)mann: ber ^efuit Suf)r 475 f. ®er ^efuit Sellarmin 476. S)er
Sefuit Srejet ai§ ^ofprebiger in 9)iünc£)en: feine 93Iut= unb Sranbprebigten
477 f. S)er ^efuit ©^erer ai§ ^rebiger in SSien: pornograp^ifcf)er SSIöb^
finn al§ „2Bort ©otteg" 478 ff. Ser Sefuit @actf)ini 480 ff. Unaufri^tig=
feit beg Sefuiten ®uf)r 481. Ser ^efuit Stbam eongen cdä 58ei^tüater
?3iQEimiIian I. öon 93aiern: feine .'pejenle^re 482. Unaufri(^tigteit öon
3anffen=$aftor 481. Sie §e|!prebigten unb ber Katec^i^mug be§ ^efuiten
5?MdE)erentiu^ 482. 58et^eiUgung ber SBürjburger ^efuiten an einem ou^ SIber-
glauben gefc^efienen S!Jiorbe 483. Sie §ejenprebigt beä ^efuiten ®aor 484 f.
Ultramontane 5älf(i)ung unb Unroiffenfc^oftlic^feit: Siefenbac^, Kaulen 485 ff.
2tui ben mitget^eitten Sti^proben ertjellt bie Stellung beg Sei"i^enorbeng
486. Ueberalt brid)t bä ifjm ber öejengfaube bur^ : 93riefrced)iel bt§ Sefuiten
Eanifing mit ben Drben^generalen Salines unb 23Drgia 487 f; ber Drbenl*
gcneral eioubiug 3(quaöit)a 489; ber Crbenigenerat S^itelle^c^i verbietet gegen
XLII Sntialt^berseic^niB.
bie ^eEenberfoIgungen aufzutreten 489; bte SSorgänge in ber Sciuttenmeber=
laffung ju Girier 490 ff. '3)er ^einit Dteiffenberg unb ber SBä^rrooIf 3U 93eb=
bürg 492. Qefuiten unb ©efpenfter 493 ff. ®efd)Iecf)tgoertet)r mit bem
Seufel 493. ®er Jeufel^fpu! be^ Sefuiten Sö^er in ^aberborn 494 f.
®er Sefuit ®ul)r aU 5öert^eibiger feinet Drben^: SntfteHung unb Un=
roaljr^^afttgfeit bei biefer 33ert^eibigung 495 ff. ^efuiten unb 2)omini!aner
untereinanber 496.
IV. Dpfer be§ ^i^tnm^n^ (500—551).
SSorbemerfung 500—501,.
Sofe))'^ tion ©örrel unb ber ^nquifitor ^aramo über bie §ejenüerfoI=
gung 500.
1. 5Rom (501—503).
Ultramontane Sügen: SKajunfe, §ergenrötf)er, tauten, (gauter, ^errone
501 f. aSerbrennung ber öeje ginicetia 502. Sin SBeib tobtet at^ ta^e
Sinber unb wirb berbrannt 502 f. Qroei Teufel al§ §unbe, i^r Sefi^er
irirb t)ingeric^tet 503.
2. I^rattlrcij^ (503—510).
§ejen= unb ^aubereröerbrennungen ju Souloufe 503, ©tireuj 503, 2trra^
503, in ber fyrandie Komte 504, ju Si^on 504, üaon 504, ^ari§ 504, Son-
nerre 504, Tlaubtc 505, 9iiont§ 505, 2!ofe 506, S3orbeauj 506, aRarjeille
506, Souloufe 506. ©ine §£££ öon 60 2;eufeln befeffen ju Seauöail: Un=
§uct)t, Seufelimeffen, Sitanei jum S^eufel 507. Sie 2;eufelgau§treibungen Don
Soubun 507, ton Souoier^ 508. ^ejenöerbrennung gu SRouen 509, ©fairoc
509, in ber franäöfifdien ©c^roeis 510.
3. Spotticn (510—514;.
2)a§ feierliche §(uto ba ge üon Sogrogno: bie „®eftänbniffe" ber^ejen:
Seufeläanbetung, Sufe auf ben §intern, Seufelämeffe, Un§uct)t mit bem Jeufel
511; ou§füt)rIi(^er Söeric^t über bie S5erbrennung ber §ejen unb tauberer 512 ff.
4. 2)eutfif|Iattb (514—551;.
a. Sifrol (514—516).
§ej;enüerbrennungen ju Orient 514, Siogarebo 514, hörigen 514, 93leran
514, im 3ißej;tt)ot 514. ^ejenproje^ ju Sienj unb§eimfelg: „©eftänbniffe"
ber §eje: §ejenritt auf bem ^öefenftiel, §ejenfabbatf), brei Seufet mad^en
SO^ufif, JgeEengetage, bei bem S:inber gegeffen toerben 515. Sie §eje roirb
erbroffelt unb öerbrannt 515, i^re Sinber roerben enthauptet 516. 9ieid)e
Ginnaf)men ou§ ben öejenprojeffen für ben gürftbifcfiof üon Orient 516.
5>er'^ältnifema^ig ma^üolleä Senetimen bt§ SSifc^ofä öon 58rijen 516.
Sn^altlöeräeic^nife. XUII
b. ©algburg, 6Ija§, üot^ringen, 33rei^gou (516 — 519,.
§ejenöerbrennungen gu Satjburg 516f., 511 3!Jiüf)Iborf itnb Wo§1^am 517,
im ©unbgau 517, in (Strasburg 517, in £ot:^ringen 518, im 23reilgau 518 f.
c. Satern (520—528).
^ejenterbrennungen 5U SSerbenfeB 520, gn ®armi)c^, -i^artenf treffen
unb SJiittenwalb 520. ©eiftUi^e umgeben bie S^eiterfjaufen 520. §ejen=
Verbrennung 5U Stug^burg unb ^ngolftabt ö20f., (Sdiongau, 3!Jlüncf)en, ^ngol-
[tabt, ^ncf)enI)ofen 521, Tonaunjört^ 522, Stj^affenburg, ©Hingen, ßllmangen
522, gidjftätt, Siüingen 522, 3fleicf)ertl^ofen, Wmberg, a^oo^burg 523. @ro§er
|)ejenprDäe§ gu ©ailling 523 f. ^ejenöerbrennungen ju Singolfing, grei=
fing, §aag, ©rbing 525 f. S3ejonberg graufame golterung 526. §ejenöer=
brennungen gu greifing, Sic^ftätt, 5tuggburg 527 f.
(1. S)ie a3i^tpmer: ^aberborn, 9J?ün[tcr, gulba, Sreälau, Clrnü^, min,
%xie.x, SKaing, 33amberg, SBürgburg 528 — 550,.
55ie 2t)ätigfeit ber ^efiiifen in ^.JJaberborn 528. §ej:enbränbe im 58iö-
tl)um SJiünfter 528 f. Sine graujome golterung in Soe^felb 529. .'PieEen^
bränbe in %n{ba 530. |)ejenbränbe in S3re§tou unb 92eiffe 531 f. @in=
unb §tt)eijät)rige ^inber föerben in ^wcfmantet aU Jcufel^ftnber öerbrannt
531. ^ejcnbränbe in DImü| 532. §ejenbränbc in Äöln 533, Silftein 533,
Olpe 533, SBinterberg 533. ^ejenbränbe am 9iieberrf)ein (9iatingen, 25ierfen,
©tabbac^, Sönigg^ofen; 531. öefenbcrfolgung in Srier unter bem 3efuiten=
jc^üler Siicf)of 58in§felb 531. iöejenbränbe in SRainj 535. ©ine bejcn^
ber§ graujame golterung 535. öejenüerfolgung in Bamberg unter bem
3efuitenfcf)üler Sijcfiof görner 536 f. ^roge^ be^ 58ürgermeifterg ^ofjann
Suniuä öon SBantberg 537 f. Sein Stbfc^iebgbrief an ieine Soditer 538 ff.
„ßigentpmli^feiten" be^ Samberger ^ejenproseffel 541. ®ag Dom S3if(f)Df
görner erbaute ^ejenfiauä 511 f. 33ericf)t einer 9Zonne 512. ^ejenbränbe
in SBürgburg 543 ff. ©in seitgenöffif^er 33rief über bie ^ejenbränbe 549.
Ser SBürgburger gürftbifc^of öon ©^renberg lä^t ben Seiten feinet eigenen
®ei^(ecf)t^ all g'iuberer l^inricfitcn 550 (S^ptigfeit ber ^efui^en iei biefem
a)lorb 483 .
e. ®er lefete ^ejenbranb in S^eutfdjlanb (550 f.
SSerbrennung ber 3lnna 2)iario Sc^ttJägelin in' Äempten 551; it)re SSer=
bred^en waren: ©inget)ung einer gemifd^ten ©{)e unb 2;eufellbuf)lf^aft 551.
V. griebrid^ öon (S^ee (551—571).
®<3eei Cautio criminalis föar eine Stiat 551. ©ein SSerbienft ift nic^t
ein S3erbienft bei 3ei"ite"oi-"'5enl : ®pee mufete feine ©c^rift anoni)m er=
fc^einen laffen, tt)ät)renb bie ja^Ireicfien fiiejenf Triften bei ^^Ü^tenorbenl mit
ben ^Ramen ber 58erfaffer unb mit bem Imprimatur bei Crbenl erfc^ienen
552. UnI)iftorii^e Se^auptung beS: Dr. GarbaunI, ©t)efreba!teurl ber Äöln.
SBoIfgjeitung 553. 3eiuitijd)e {^ei^t^ünfte 553. Ser i^ejuitenorben aU foli^er
Ijaftet für jebeS mit feiner ®utf)ei^ung ßon einem ^efuiten :^erauggegeBene
SÖnä) 554. ®er 2tntt)eil be§ Drben^ on ©peeg ©rjiefiung 554. Sine %'dn=
f(^ung be§ ^efuiten ®u^r 555. (gpee l^at feine fd^recflic^en Erfahrungen im
igefuitenorben gefc^öpft 556.
3nl)alt ber Cautio criminalis: :yei(^tgläubig!eit unb 2(bergIauBe ber
f atf)oIi!en finb bie ^aupturfai^e ber §ejent)erfoIgungen 556 f. §inter*
lift gegen bie ber §ejerei 2tngefcE)uIbigten 557. ©pürl^unbc ber ^nquifitoren
558. 2)ie goWerung 558. ®a§ 9(bf(^eeren ber §aare 558. Dbfcönitäten
babei begangen burc^ ^riefter unb ^rätaten 559. „©utoiHigeä" 58efennen
ber ^ejen 558. SSer^alten öon ©eiftlic^en unb S3eid)töätern 559 ff. Sügen=
:^afte Selbftbegiditigungen unb 2lngeberei 560 f. SBirfung ber fJoWer 561.
SSerfc^uIbungen ber ©eiftlic^en unb Seic^ttiäter 563; i^re ^glift 563 f.
©raufamfeit gegen bie S8efcf)ulbigten 566. 9Wan njill burcf) bie gotter ^ejen
machen 566 f. Sügenf)aftigfeit ber QJeiftli^en 567. ®ie :pöpftti(f)en ^U'
quifitoren (Sprenger unb ^nftitoriS tragen ©^ulb an ben ^ejenbränben 568.
^riefter unb ©eiftüc^e treiben bie raettli^en Obrigfeiten ^u §ejenöerfoIgungen
on 568 f. ^riefter unb ©eiftlidje beförberu bie golter 569. aJiifebrouc^
ber 53eic^te 569. gin ^^riefter an ber golterbon! tf)ätig 569.
®örre§ unb Spee 569 f.
VI. i^egenlDdjn unb römifd^e ^trd§e (ö'Jl — 599).
S)ie SiuSbreitung btä §ejenwo'^ng bebingt burd) bie SteEung ber ^irc^e
i:^m gegenüber 571. ®ie pöpftüc^e Zijtoloqk öert^eibigte ben .^ejennjatin
572. ^eroeife bafür 572 f. 9cur bie ^opft!tr(f)e, nic^t bie b^jantinifc^e
Sircf)e fennt ben fi)ftematifc^en ^ejenföal^n 573. ®ie SSerfaffer ber :^aupt=
fö^Iic^ften ^ejenf^riften Waren faft au^fd^IicBni^ päpfttic^e STI^eoIogen 574.
^nnoseng VIII., ber „§ejenf)ommer", ber ^nquifitor SSeru^arb öon ©omo,
bie ^efuiten ®etrio unb Saijmann 574 ff.
®ag „9lmeifenbuc^" be§ ®omini!aner§ 9tiber ein 33eraei§ für bie ÄircE)=
Uct)feit beg §ei-entt)af)nl 576 f. ®er „^ejenfiammer" liefert benfelben 35e=
roeiS 577. ®er bon ben päpft(id)en ^nquifitoren geforberte ©c^ttjur, an ben
§ejenttja^n glauben ju wollen 577 f.
®ie SBirtung ber ^efenbuHe ^nnojeng VIII. unb beg „|)ejen^ammer5"
578 ff.
®ie toon ber Äir^e ouSgeftreute §ejenf aat in 93aiern: «S^nobe tion
9tegengburg 580; Senglerg 2at)enfptegel 580 f; bie §ejenoerfoIgungen
unter ben fircfjli^en |)er§ögen 35SiIf)eIm V. unb 9JiojimiIian I. 581 ; ein ®ut=
ödsten ber Uniüerfitöt gngolftabt für ben §ejentt)tt{)n 581 f ; bie baierifdjen
©eiftlic^en Subraig SJlüüer unb 33optift gidler 582; bie §ejengefe^e 2JJaji«
milian I. 582 f.
.'pejenprojeffe gegen iitinber 583.
®er ^ejenniafin oerbreitet burd) ^ated)igmen 583 f.
®er §ejengIoube in ber boierifd)en 2tfabemie ber Söiffenfdiaft 584 ff,
S)ic §ejenfc^riften be§ Stuguftiner SlJierä unb beä 33enebiftiner 3Kär§ 584 f.
I
Snl^oItlöcrseic^niB. XLV
ein eingeftänbnife beä 2(uguitiner ^ottan Simon 585 f.
Uxtijdi giieälerg 586 f.
®te §ejenpatre5 in 93aiern 587; i^re S^ätigfeit 587; ftrc^(icf)e aJtittel
gegen §ejerei 588.
®ag Schweigen ber ^irc^e ju folc^cm U^^tg 588.
®er Som^evr eonteliu^ Soog unb jein SBiberruf ein Söettieil für bie
mtiimUit beä §ejennjaf)n§ 588 f.
Urtfieil §tnj(^iuä' über bie Äircfilic^feit bei ^ejennjofinS 590 f. Sojepf)
^lanjen fäüt bol gleiche Urtt)eil 591 f.
2)er Magister sacri Palatii Sort^oIomäuS ©pina aU geuge für bie
Iirc^Iid)feit be^ §ejentt)a^nä 595 f.
eine „Slnireifung ber S^ongregotion ber Iieiligen römifc^en ^nquifition"
bejeugt ben firc^tii^en ©lauben an ben ^ejenttjafin 596 f.
®egenfa§ bkit§ ©laubenä jum altfirc^ücfien ©lauben: ber anctjranifc^e
Canon Episcopi 598. ®ag ^opftt{)um ^t biefen altfird^Iic^en, cf)riftUc^en
©tauben bejeitigt 599.
^ttantmxüiäjhit bcö ^o^ftt^um^ (600—645).
I. (Sin mdbM (600—605).
2)er 2öeg, ben wir gegongen, ift ein furchtbarer: S!Kenfcf)enIeic{)en unb
Ä'ulturtrümmer bebecfen i^n 600 f. Sie Sc^recfenlftraBe fü^rt burc^ oüe
ciüilifirten Sänber 601. $Ric^t tobenbe Seibenfc^aft fjat biefen 2Seg fic^ ge-
baf)nt, fonbern ein Wo^I überlegter «ßlan 'i^at if)n angelegt 601.
S)ie et^ifc^en unb religiöfen SßerttJüftungen, benen man auf biefem Söege
begegnet, finb noc^ furc^tborer aU bie ^f)t)fif(f)en unb materiellen ©reuel;
üHe a3anbe bei? 33Iute§, ber Siebe, ber greunbfc^aft finb jerfdinitten 601;
eitern fluct)en i^ren Äinbern, S?inber t^ren eitern 602. fyolter, Sc^eiter^
Iiaufen unb 9iic^tf^mert finb bie STpoftel geworben ber «Religion ^efu 602.
Unerhörte Dbfcönitäten ^aben i^ren feften $Ia^ eingenommen inner^atb bei
G^riftent^uml 603. Sin oerserrter ©ottelbegriff ift an bie ©teHe bei c^rift=
Iicf)en getreten 603.
Bwei Seiten öon Efiriftenöerfolgungen fennt bie ©ef^ic^te: bie alt^eib«
nifc^^römifc^e unb bie päp\mä)c in ber ^nquifition unb im ^ejenroa^n 603;
bie pä^ftlic^e (Stiriftenoerfolgung ift natf) Umfang unb 9Xrt M weitem bk
fctilimmere: bag f)eibnifc^e 9iom fämpfte gegen ©Triften, bal päpftliiiie $Rom
Wüt^ete gegen bol eigene gteifc^ unb Slut 603 f ; bk päpftlicf)e 2£)eotogie be-
laftete bie et)riftent)eit mit ©c^anbt^aten, bie bie Reiben taum fannten 604;
bie päpftlic^e ^nguifition öerübte fc^Iimmere ©raufamfeiten ai§ ba§ Reiben*
t^um 604. Sag §eibent^um berfolgte unb beftrafte bie ©Triften nac^
^eibnifc^em mecf)t, ba§ ^^apftt^um »erfolgte G^riften nad) „diriftüc^em"
SRec^t 604.
XLVI Snf)alt§öerseitf)nife.
II. 2)ie juriflifc^e Steflung be§ ^ap[ttt)um§ innerf)aI6 bcr fat^o=
üfc^en ^ir^e ,605—608).
®tefe Stellung miiB t^otl erfaßt «erben, um bie gan§e ©rö^e bn SSer»
Qntrcoftli^feit be§ ^api"ttt)umä für bie oerübtcn ©reuet §u erfennen 605.
3uiommenfaffenber SluSjpruc^ beä Qejuiten SiBerotore über taS $opft*
tf)unt 606 f.; ber $apft f)at bie SSottgeinalt ber ®efe|gebung, i^m gebüt)rt un»
bebingter ®e!)orfam, er ift f)öi^fter 9lic^ter, aulgeftattet mit llnte!)Ibarfeit
607 f.
Siel tl^eoIogtid)e ®ogma öom $opftt:^um toirb t)oIBtf)ümltc^ üerloerti^et:
ber ^apft ift ber fleifdjgetDorbene Gf)riftu?, man mu§ an if)n glauben, ©ott
benft im ^ap% bie 2lnbad)t jum $apft gehört jur gteligion 608.
III. ^äpfltic^e SSeranttüortüd^feit für bie Snquifition (609 f.).
1. ^ür bie Sfiaten bcr ^nquifttiott (609 f.).
®ie gnquii'ition mar eine bur^ unb burcf) päpftlicbe (Sinri(^tung ; fie
icor in ben §änben öon Drbenägenoffenfcf)aften/ bie gan§ unter bem ®e*
tjorfam be§ ^apftel ftanben, bie ^äpfte waren bie Urt)eber ber Xobe^»
ftrafe für Sefeerei 610.
2. ^ür bie üe^ren bcr ^nquifttion (610).
®ie ^äpfte felbft öerbreiteten biefe Seigren 610; bie öonbbü^er ber ^w
quifition roaren öon päpftlii^en 2;f)eoIogen »erfaßt 610.
IV. ^äpftlid^e $ßeranttt)ortIicf)fett für Slbcrglauben unb |)e£eniüa^n
(611).
1. gür bie X^otcn bc§ ^egcnwa^ttS (611).
S)ie meiften biefer 2;^oten roaren X^oten ber popftlic^en St^iwifition 611.
2. ^ür bie fic^ren bc§ ^cgcnwa^nS (611).
®iefe Seigren würben üon 5)3äpften unb päpftlid)en 2:t)eoIogen üerfünbet
unb öerbreitet 611.
V. 3ufammenfaffung be» ©anjen unb SBiberlegung ultramontaner
Sügen unb Ginwänbe (611 — 645).
2)ie (Sc^ulbbeweife gegen ta§' ^apfttf)um muffen in ^ufammenl^ang ge
bracht trerben mit feiner bogmatifc^en Stellung einerfeit^, anbererfeit^ mit
ber ultramontanen ®efd)ic^tgfölfc^ung 612. 93Iutige 3SerfoIgung religiöfei
Ueberseugungen ift Unc^riftent^um 612. Sag ^apftt^um war Jräger biefeä
Unäiriftent^umä 612.
Snf)a(täöer5eicf)ni§. XLVII
m§ „SteCöertreter Sf)ri[ti" Ratten bie ^äpfte ioldjiS SSIutöergicBen öer=
f)tnbern muffen; fie beanjprucfien bog 9iecf)t, bürgerüclje ©efeße umänbern unb
nuff)e6en su fömten, tk§ SRec^t mufeten fie gegenüber ben n)tbercf)riftac^en
SBerfoIgungggefe^en gegen „Äeger" gebrauchen 612 f. Sag $apfttl)um ^at
gegen bie 6inic^Iarf)tung anberlbenfenber ß^riften nie feine Stimme ert)oben
613. Saburc^ beireift e§, baß fein Stnf^rucf), göttli^er unfet)tbarcr 2e{)rer
ber 9[«enfcf)f)eit gu fein, nichtig ift 613 f. SBic berebt mar baä ^apftt^um
in anbeten ®ingen 614 f.
S)ie §infc^ta(f)tung üon S^viften burd) ba§ ^apfttl)um ift begleitet öon
einem ganjen SßJuft öon Unmoral: ber „göttliche @eelenf)irte" tobtet Ui
Seelen 615 f., er beförbert bie Ijeute für undiriftlicfi erflärtc fjeuerbeftattung
615, er f)anb{)abt bie Wolter 616 ff., er öeranfafet ft^ftematifctie Seicf)en=
fc^änbung 618. f, er geftattet fQftematifd)e Sügenf)aftig!eit 619. S^er „göttlidje
fie^rer" üerfünbet bi§ ^eute ben blöbeften %m\iU' unb ^ejenglouben 620 f.
2{ucf) ber ^roteftanti^mug r)at ^ejen »erfolgt unb tierbrannt; t)a§ ift
aber feine entfd)ulbigung für ia§ i?apftt^um: bk ^säpfte »oüen göttlicf)e,
unfef)Ibare Se^rer fein, Sut^er u. f. m. nid)t 622 f. ; nur ber ^attjoli^ilmug,
nic^t ber ^roteftanti^mul mill bie maf)re i^el)re ef)riftt entf)alten 623; Jeufelg^
unb ^ejenmafin t)ot ber ^roteftanti^mu^ üom S^at^oliäiämug überfommen:
bie vroteftantifc^e §ei"enlitteratur ftü^t fic^ auf bie fat^olifc^e alä ouf if)r
«orbilb 623 f.
Ultramontone (Jntftellungen : ber ^efuit 2)u§r, Slarbinal |)ergenröt^er,
»ifc^of §efele, ^rofeffor Raulen, iprofeffor D^malb, SKoiunfe, Sr. ©imar,
erjbifdiof Oon S?öln 625 f. Diotf) einmal tk ©ejenbune ^nnosen^ VIII. :
ft)ftematifd)e SnifteHung unb gälfctiung if)rer $8ebeutung unb i^reä ^n^aü§
burc^ ben Ultramontonilmug : Äarbinal |)ergenrötf)er 627 f. ; S^nffen^^aftor
628 ff.; Sauter 630 f. ^ft bie ^ejenbune ex cathedra? 631. ««ein, aber
baburrf) wirb bog ^opftt^um ni^t entlaftet 631 f.
Sag ^apftt^um in feiner SSeranttt3ortIid)feit für bie fdieuBUc^e §ejen=
litterotur 632-637.
Sie ©cfiulb beg Konjilg oon Srient an ben ^ejenmorben 637 f.
Sie Sc^ulb beg^apfteg an ber Slugbreitung unc^riftU(^en Slberglaubenl 638.
Sie mirflicfien SBerbienfte beg $apfttf)umg on tultur unb ®efittung
^eben feine 9J?iBüerbienfte in biefet 9ticf)tung nicf)t auf 638 f.
Sag ^apfttf)um :^at burc^ §eiUg* unb ©eligfprecf)ung blutoergiefienber
Snquifitoren (9Irbueg, SBil^elm 5irnaub, Step^n öon 3Jarbonne) bie ®reue(=
traten ber Qnquifition in bag innerfte |)eiligt^um ber Sieligion aufgenommen
639-645.
Sag aßort e^rifti Dom 93oum unb feinen fjrü^ten ongetoonbt auf bag
^opfttf)um 645.
XLVIII Sttt)altlöersctd)m§.
Bufammcnftcfiuttg ^ä^ftlit^cr ^unbgcöungen für ^nquifttion utib
|)CjcnU)o^n (646—665,.
Sunbgebungen ber $äi)fte $aicf)aU§ H. 646 f. , 2IIejanber III. 647,
Suciug III. 647, eeleltinug III. 647, ^nnoseng III. 648-650, §ononu§ III.
650, ©regor IX. 650-653, Snnojen^ IV. 653—655, Sdejanbet IV. 655 f.
llrban IV. 656 f., memen§ V. 657, Wlaxtin IV. 657, ^onoriuä IV. 657,
SSontfaj VIII. 657 f. ^ofjaxm XXII. 658, 83cnebt!t XII. 658, ^nnosenl VI.
659, ©regor XI. 659, gjiartin V. 659, (Sugen IV. 659, ©ijtu§ IV. 659 f.,
Snnogeni VIII. 660, Sdejanber VI. 660 f., Seo X. 662, §abrian VI. 661 f,
ftlemenl VII. 662, $aul III. 662, S"«"^ HI. 662, ^aut IV. 662-664,
$iu§ IV. 664, ^iu§ V. 664, KlemenS VIII. 664, (Sregor XV. 665, ^""0'
3en§ XI. 665.
^.}l n ^ a n g 2.
Ultramontonc ^rittf (666—692).
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aSattenbad), Uebcv bie Snquifition gegen bie äBdbenjer in Sommern unb ber
Wart 58ranbenbnrg (?tb^. ber !. ^reufe. 3(!obemie ber aBiffenfd)aften,
58erlin 1886).
SBerun^f^, 2)ie Maiestas Carolina (3tfd)rft. ber 6atoignQ=®tiftung für 3ied)tg*
geic^icf)te, 9. 33b. ®erm. 9lbt^.).
^a§ ^apftt^um unb feine fo^ia^fulturcüe ©tettung.
Unter allen 3JJäcf)ten, bie im Saufe ber 3^^*^" entftanben finb,
ift ba§ ^opftt^um ättjeifelloS eine ber bebeutenbften, wo^I bie be=
beutenbfte 2JJacf)t.
2)a0 ^apftt^um ift eine SBeltntadjt im eigentlichen ©inne be»
S23orte§; aber ungleich ben übrigen SSeltmäd^ten ; ungteid^, b. 1). jie
überragenb um S3erge§^ö^e.
2;iefe überragenbe Ungleichheit liegt nict)t in ber längern !J)auer
feines S3eftel)en§ — feit 1400 ^a^ren fte^t e§ im SSorbergrunb
ber SSeItgef(f)e^niffe — , fie liegt in feiner 5JJatur unb in ber 5lrt
feiner 3Kac^tmitte(.
SBefen unb a^ia^tmittel be§ ^apftt^um» tragen ben
Stempel ber Sietigion. @ie treten mit bem 3lnfprud^e auf,
geiftlid^^überirbif;^, göttlii^ ju fein, unb feit anberti)alb ^a^i^taufenben
glauben unge§ä§Ite SJJiüionen — hk Uatt^olikn — an bie (Sc^t^eit
biefe§ StnfprudieS. %üv fie ift ha^ ^apftt^um nad^ Urfprung, nad) 3iel
unb naö) SJiitteln roefentlid^ eine unmittelbar göttliche Ginriifitung.
Sefu§ ®()riftu§, ber menfc^geraorbene ®o^n @otte§, felbft uja^rer
©Ott tiom tt}af)ren ®ott, f)at wäijvtnh feinet irbifd^en ^afein§ in
^etruS bem 2tpofteI ba§ ^apftt^um gegrünbet unb i^m ewige
ßebenibauer öerlieijen.
2)er ^apft ift d^rifti Stettüertreter ; ba§ ^opftt^um ift bie
lebenbige gortfe^ung be§ göttlichen 2Berfe§ ©tirifti.
^n biefen ®eban!en liegt etmaS Ungeljeuere». 2öer i^nen ai§
Sj3af)rl^eit anfängt, loirb einerfeitS niebergeiüorfen öon ber erbrücfenben
SJJajeftöt biefer überiüeltlidEien SJiad^t, bie au§ ben S^iefen ber emigen,
unttjanbelbaren ®ott|eit fjineinragt in bie glüc^tigfeit unb $8er=
gänglid)feit irbifcEien @ein§; er tt)irb anbererfeitä emporgeljoben in
glü^enber Eingabe unb opferfreubiger iSegeifterung für foIc|e ^inter=
ö. §oen8brocd), '^Q^jfttlium. I. 1
2 Einleitung.
Ioffenf(f)aft be§ 3??enfd^ getüorbenen @otte§, in ber bie göttt{(|e
@)üte, bie gijttlidje SOf^ad^t unb bie göttliche ßirö|e üerför^ert burcf)
bie Sa^^l^wnberte frfireiten.
2)a§ ift bie (Stimmung be§ gtäuBigen ^ot^olüen in S3e5ug ouf
ha§ ^a)3fttt)um.
Tlxt ber gef(f)i(f)tlid^en 2öal}rl)eit über ha^ ^a^)fttl)um t)at biefe
Stimmung aüerbingS nicf)t§ gu t£)un, aber fie jelbft, biefe Stirn»
mung, fte{)t ha aU gefdiid^tlid^e Sßal^rljeit, unb iJir mu^ 6ei SSe--
urt^eilung be§ ^a|3fttt)um§ fRedinung getragen Jüerben.
SDiefe 2tuffaffung ift ber innerfte @rflärung§grunb für bie un»
geheuere SOfioc^tauSbe^nung, bie "oaS» ^o^fttljum erlangt lot. Sleu^ere
Umftänbe ^aben \)a^ (Sic^'-^luShJad^fen be§ ^o|3ftt^um§ aU irbifd^-
h)eltlirf)e Waä)t begünftigt, gelüi^, aber bie Sßurjeln, au§ benen
aucti biefe (Seite beg ^a|)fttt)um§ ftetS unb immer n)ieber auf'§
neue Seben unb Sraft gietit, liegen in ber Sleligion, unb §tr)or in
ber 9leIigion im eigentlichen Sinne be§ 2öorte§.
S)enn ber ^at{)on§i§mu§, befreit öom UItramontani§*
mu0, tft aü6) ^Religion, ift anc^ (£f)riftentl)um; tt)enngleic^
getoiB nic^t bie 9?eIigion unb nid^t ba§ ©Iriftent^um^. ^n biefem
1 Sc^ gef)öre alfo ni^t gu benen, bie bem ^atI)olt§ilmu§ Sleligtofität
unb St)viftli(^!eit runbhjeg obfpredien; ict) gehöre olfo anä) ni(f|t ju benen,
bie ben ^att)olx^i§mü§ aU Steligion mit SJia^tmitteln befämpfen toollen.
Stbgefe'^en öon bem ©runbja^e bet ®uIbj[om!eit (XoIeron§), ben iä) in ©ai^en
ber ^Religion für ben oBerften f)oItc, öerbieten mir jolc^en tampf meine
allgemeinen Slnfdiauungen über ^Religion unb ©^riftentl)um. Qebe ^Religion,
olfo ouc^ ba§ etjriftent^um ift mefentlid) fubjeftiü. Seicht ot^ ob e§ bem
(£t)riftentf)um on objeftiüem ®et)alt fehlte, aber biejer objeftite ©el^alt muß,
bamit er gur Steligion werbe, \xä) in ber freien ©ubjeftiöität be§ einzelnen
9!Jtenfc^en, ober ou^ einer SSiel^eit üon Tlen\ä)tn, fall§ fie fic^ äufamment^^un,
ougmirfen. ®er StattjoIijiSmuS ift eine gefc^id)tlid^e gorm biefeS ©ic^=2tu§*
»üirfenS unb oll foId)e f)at er 58ere^tigung. ®er Sat:^oIiäi§mu§ ift nirfjt et)ange=
lijc^, b. t). unenbtid) SSiel in i^m entj:|3ri(^t nid)t bem ©^riftttjort; aber taä ©(^rift-
gemäße giebt nid^t ben einzigen SJlaBftab ab meber für ba§ ^Religiöfe noc^ für baä
6t)riftlic^e. 58ett)eig: i>a§ SIpoftoIüum, bem mon tro^ feiner Unfd)riftgemö^I)eit
meber religiöfen no^ gej'ct)ic^t{id^=c^riftnrf)en ©eljalt abeifennen !onn. (£:^rifti
£et)re, mie fie ung gef(^id)tlid) entgegentritt, ift eben nid)t ein fij unb fertiget
©i)ftem, eine ^ette öon fo unb jo bieten uniDanbetbaren Setjrfä^en — mer boä
6f)riftentt)um fo auffaßt, mag er t§ in !at^oIifd)em ober eoangelifdiem ©inne
t^un, irrt, benn er öertrec^fett taS 3!Jienfc^Ii^e mit bem ®öttU(J)en, unb wenn
er bieg fein e^riftentt)um a\§ i>a§ alleinbered^tigte öerfünbet, üerftöfet er
2;a§ ^apftt()um inib jetne jojtaf^fulturelle Stellung. 3
religiösen Slat^oIijiSmug tüuräett ba§ ^a^ftt()um, e§ getjört ju i^m
feiner eigenen religiösen 8eite na<i).
SDieinc 'äb\\d)t \\t nicfit, biefe SBa'^rfieiten einge^ienb gefdjid^tlic^
ju betüeijen; anSgefprod^en lüerben mußten jie aber, um meine (Stel-
lung unb 3(uffaf|ung gteidj im 5(nfang tiax Ijertiortreten p laffen.
©ine fo geinaltige 9J?ad;t lüie ha^ ^op[tt^um, mit feiner Jüeit
über ein So^i^tawfenb t)inau§reic|enben 2)auer, ift fel6ftt3erftänblid^
üon ungef)euerm ©inffu^ geworben auf bie äuf^ere unb innere @nt--
njirfetung be§ 9J?enfct)engef(i)le^te§; b. ^. bie fojtal'fulturene
SBebeutung be§ ^a^ftt{)um§ ift unerme^Iid^.
2öid)tige, tief greifenbe SBirfungen biefer fojial'-fulturetlen Xf)ätig»
feit be§ ^apftt^umS lüirb mein 33ud) üorfü^ren. ©§ wirb baburd^
obcnbrein gegen ba§ ®nnibgefe^ >tjat)rer Dteligiofitiit unb ßf)riftlic^feit, gegen
bie Xoleranj — fonbern baä G;^ri[tentf)um ei)rifti ift ber ^intueiä
auf ba0 Uebertt)eltlid)e, tä ift bie 2(nregung jur religiöfen @r*
faffung etf)ijd)er 2i>ot)r^eiten, el ift 9Korat, ntc^t ©ogmo. S)ennod^
fann bas ®ogma, haä !atf)olijcf)e fo gut mie bal ortt)oboE = et)angeUjc^e, auf
reUgiöl*d)rift(icf)em ©runbe xutjxi, unb bor StUem, tvev e» gläubig erfajst
wnb religiös in ficf) auflebt, I)at 9teügion unb 'ijat G^riftent^um, mentt
oud) bie äußere gorm, in ber er 33eibeä be[i^t, nur gefc^id)tlic^e unb feine
begriffliche SSerec^ttgung ^at. "änti) Sut^er ift nic^t bem Sfteligiöien im
Äatf)oIisilmul, fonbern bem Unreligiöfen in i^m ^u Seibe gegongen. Qu
bieiem Unreligiojen get)ört an erfter ©teile bal ^apftt^um, infofern el fi^
alg göttlid^e ®inrid)tung binftellt; benn jebe Unn)a:^rbeit ift Unreligion.
'm§ mtniijüäj geworbener 2)iittelpun!t einer cbrift(ii)en ®emetnj(f)aft befi^t
aber aucb bal 5}3apfttt)um d)riftüc^=geic^icbtlicben unb he^'ijalb religioien SBert^.
goangelifcb unb Äattjoliic^ finb i^rem ©ntftebungSgrunb unb i^rer @r*
fct)einuuggform nacb unüberbrücfbare ®egenjäge, aber biefer ©egenfaö fommt
nicbt gu richtigem 2lulbrud in ben lanbläufigen ©egenüberftellungen: Sbriften*
tt)um unb 2ßiber(^riftentl)um; ^Religion unb Unreligion; benn anc^ im ^rote-
ftantiämul, luie er üon menffbtic^en Errungen burdjje^t üor un^ fte^t, finbet
ficb S2Sibercf)riftentl}um unb Unreligion. SSill man ben ©egenfa^ gmifdien
©öangeUfcb unb Katf)o(ijcb butd) einjelne SBorte (©c^tagroorte) begeic^nen;
»a§ immer mifjtic^ ift, \o luären bogu am geeignetften: S^xing unb greibeit,
Sluftorität^glaube unb ©ubjeftiüität. So lange el 5Kenicben giebt, wirb e§
öerfd^iebene ?(uffajfungen üom (lt)x\\Untijnm geben, unb in jeber 5luffaffung
hjirb, tro^ bietem irrigen/ 9?eIigiofität fteden. ©inige biefer 2tuffaffungen gu
©unften anberer gu befompfen, inbem man fie unterbrücft, 'i)aüt iä) für ein
SSerbrecben. ^d) fte^e mit boHer Uebergeugung auf ber ebongeüfcben Seite, unb
icb fömpfe gegen bog S^atboUfdie, aber ber Stam:pf gegen baä ^atbotif^e,
foroeit eg nicbt UÜramontan ift, mufj ein S?ant:pf fein, hti bem
SÖlilbe unb Siebe, Stuftlärung unb SSelebrung bie §eerfübrer finb.
1'
4 ©inleitung.
einen ^Beitrag liefern gur ©Oäial-- itnb ^utturgef d^ic^te ; allein fein
eigentlicfier Q'm^d liegt niif)t auf fojia^fulturetlem, fonbern auf
bogntatif(^=reIigiöfem ©eBiete. (£§ folt bartl)un, ta'i^ ber 2tn<
f^rud) be§ ^a;)fttl^um§, eine göttlid^e ©inric^tung §u fein,
nicE)tig ift.
®egen bo§ ^o^ftt()um ift uitgef)euer üiel gefcEirieben Würben:
birfleibige Folianten unb flatternbe t^Iugblätter. gaft au§no^mgto8
wirb in i^nen ber ^ampf mit bogmatifdjen SBaffen geführt: bic
(Sc^riftwibrigfeit be» ^a^jftt^umS roirb beriefen.
Sd^ glaube mdjt, ha^ biefer SSeg jemals gum Qklt fü^rt.
SttterbingS befielet bie ©(^riftluibrigfeit. S^riftuS !^ot Weber burd^
bie SBorte: S)u bift ^etru§ u. f. tt)., no(^ burc^ bie anberen: SSeibe
meine Sämmer, Weibe meine @c|afe, \)a§ ^apftttjum, ober irgenb
einen anbern leitenben unb ^errfdjenben SRittel^unft für feine 9te=
ligion eingefe^t; fc^on ht^alh nid^t, weil bie ^Religion :3efu ®i)rifti
überf)aupt feine ^irc^e im Sinne ftraffer, gefeüfdEiaftlidfier ©lieberung
fein foüte. SDie 5trt be§ äußern ^uf'iinnienfd^IuffeS ber an i^n
©laubenben unb i^m t^olgenben I)at S^riftuä nid^t beftimmt; fic
ift, entfpredienb ber wefentlid^ fubjeftio4nbiöibuetIen 9Jatur jeber
menfc^enwürbigen ^Religion, aui^ bei ber er^abenften Sieligion, beim
etiriftent^um, in bie freie ©ntfc^Iie^ung ber ©injelnen geftellt. Stbcr
§ugeftanben mu§ werben, ha'i^ bie SSerfed^ter ber göttlichen @infe|ung
einer medjanifd)^organif(^en ©lieberung ber c^riftlid^en Sieligion —
bie Sln^änger unb SSert^eibiger be» ^a^ftti)um§ — an ben eben er=
Wä£)nten SSorten ©{)rifti, erfaßt in il)rem oberf[äd^Iic§en ©inne,
fd^einbar mäcEitige 3tn^alt§pun!te ^aben; befonber» wenn biefe SBorte
in SSerbinbung mit mand^en ^f)atfad)en ber gefd^iditlidjen lieber^
lieferung betrad)tet werben.
@ef)r früt) nämlid^, fpäteften§ in ber erften Raffte be» britten
So'firl^unbertS, begann ber SSorfte^er ber d^riftlid^en ©emeinbe 9iom§
bie ©tetlung eine§ SDiittel« unb §öl}e)3unftel unter ben übrigen
etjriftengemeinben einjunel^men. SSon S^^^fliinöert §u Sat)rt)unbert
erweiterte unb erftorüe biefe Stellung be§ römifd^en 5Sif(^of§, bil
fie enbüc^, nac^ üielen ß'äm)3fen unb Siingen, gum ^apftt^um
würbe.
^iefe entwidelung be§ römifc^en S3ifd^of§ ^nm ^apfte beruht
Weber auf göttlid)em SEitlen, nod) auf ber fogenannten ^Rad^folge^
®al 5ßopfttf)unt unb feine joäial^fulturelle Stellung. 5
fd^aft ^ctri, bie, auä) toenn ^etru§ jemaB in 9tont \mx, 6ib(i[c^
unb gef(i)icf)tü(^ eine iiattlofe Unterftettung ift. Sie Berufit in
i^rem tiefften ©runbe auf ber centralen unb überragenben ©tel'
lung be§ !aiferlid§en 9tont. ®iefe überlieferte, potitifd^e Söelt'
ftettung 9tont§ ift oon ben römifd^en (5)emeinbeüorfte^ern, unterftü^t
burd^ glücftidfie äußere Umftänbe, ä«"^ alImäf)(idE)en 9tu§bau be§
^apfttl^ume§ flug auSgenu^t worben. 2lIIe§ in biefent Söerbegang
ift ntenfcfilic^, nic^t§ in if)m ift göttlic^. Slber bie Xf)atfad}e be§
fet)r frütjen @m|)or!ommen§ be§ ^apfttt)ume§ befielt, unb e§ ift
nid^t alläuftf)tt)er, öon biefer Xl^atfad^e au§ eine SBrüdfe gu fd^Iagen
äu ben ©(firiftföorten: S)u bift ^etrul, unb: SBeibe meine (Sd^afe.
Um fo Ieid)ter ift bie§, al§ öiele angefe'^cne, ben erften d^riftlid^en
Sa'^rl^unberten angef)örige f ird^enfc^riftftetter burd^ ifire ?lu§fprürf)e
©aufteine ju biefer S3rücEe geliefert I)aben. ©o bereinigen ficf) für
ben ^at^olifen „©d^rift unb Ueberlieferung" (scriptura et
traditio) gum bogmotifd^en Setueife ber (SJöttlidEifeit be§ ^apftt^umS.
Siegen biefe Stellung ift ber ^ampf ein mü^eüoller, enb=
unb au§fic^t§Iofer. STuSflucfit über 5tu§ftuc^t, mnhh unb ®egen<
güge finb ba möglid^, unb öor Sttlem: biefem t^rontangriff ftef)t,
faft uneinnehmbar, "Oa^ SSoHmerf ber göttlichen 5lu!torität ber ^ird^e
entgegen.
9JJan l^at in nid^t^lat^tifd^en Greifen feine SSorftetlung öon
ber SD?acf)t unb $8ebeutung biefer „göttlichen 2(uftorität". ©ie ift
bem gläubigen ^att)oIifen bud^ftäblid) 5llle§. ®o§ (Sc^riftnjort: „2Ser
bie ^ircE)e nic^t prt, ber fei bir föie ein §eibe unb öffentlid^er
©ünber", tühit fic^ — im buc^ftäblid^en SJü^üerftanb — innerljalb
ber !atf)otifc^en ^irct)e fort unb fort jur SEJjatfad^e au§>. 2öa§ „bie
unfcl)lbare S?ird)e" Ief)rt, ift SBa'^rtiett; i|r ftef)t unumf(^rän!t
bie 5lu§fegung ber ©c^rift §u; fie !onn in i^rer Se^rtljätigfeit
nid^t irren. ®iefe ©ä^e finb nict)t ettüa nur 2ef)rfä|e, tf)eoretifctie
5ljiome; fie finb SBir!Ii(^feit unb ßeben, fie finb übergegangen in
SIeif(^ unb 93Iut be§ ^atlplüen. Sänge beöor ba§ fatljolifdic
^inb fie in ber ©c^ule, im 9icIigion§unterridf)t lernt, ^at e§ fie in
tjiel einbringüdjerer SBeife im (Sltern^aufe aB 2Bir!Ii(^!eit erlebt.
SSenn irgenblüo ba§ SSort öom (Sinfüugen mit ber SJJuttermild^
2Bal)rt)eit ift, bonn trifft e» in fatf)oUfd^en g-amilien §u in S3eäug
auf ben ©tauben an bie ^ird)e, an ba§ ^aftt£)um.
6 (Einleitung.
©in gättäüd^ auSficEit^IofeS Unternehmen ift e§ alfo, Se^ren ber
^ird^e mit bogmatijc^en ©rünben befämpfen ^n föoKen. ©te^t
einmal feft — unb tüie feft ftc^t ba§ in einem fatt)onfc^en Sopf
unb in einem !att)oIifc^en ^eqen — , ta^ jebe S(i)riftau§Iegung
ber ^irc^e 2!ogma, b. f). nn^tüeifell^afte, abfointe, göttüd^e SBatirleit
ift, bann fte{)t mit ber gleichen Unerf(f)ütterlid)!eit and^ öon üorne»
herein feft, ha^ jeber bogmatifd^e ©egengrunb, jeber bogmotifd^e
2(ngriff gegen ben bogmatifirten @lnn eine» (Scf)riftlDorte§ ^rrt^^nm
ift. Sie ^ird^e Iei)rt, ha'^ ®^riftu§ mit ben befannten S3ibeItt)orten
in ^etru§ bem 2(pofteI ta^ ^a^jftt^um eingefe^t ^at, alfo ift e§
aud§ fo. ^eine (Sgegefe, feine ^^iiologie, feine 5(rd^äoIogie, furj
feine ^itif mirb biefem ©lauBcn bic ?5elfenfeftigfeit nehmen.
S(nber§ üer^It e§ \id) mit ber ©efc^id^te. Sa§ befanntc
SSort: Magistra veritatis historia, bie @efrf)idE)te Iet)rt bte SBol^r-
f)eit, ift mit ba§ tteffte unb gugleic^ mad^töoHfte SSort au§ bem
gefamten 2Baf)r^eit§fc^a|e menfd^Ii^er (Srfenntni^.
2öa§ gijttlid^ ift, mnfi göttlicf) leben, b. f). mu§ eine göttüdfie
®efd^icE)te ^aben. 8tänben au§ bem Seben, au» ber ©efc^id^te
©^rifti fd^iüere intetteftueüe ^i^i^t^ümer unb moraüfd^e SSerge^ungen
feft, feine ©öttlid^feit, tüie immer man fie öerfte^en mag, tt)öre
gerttümmert. ®er ^apft, aU Sj;räger be§ ^apfttl}um§, ift ber
„©teüöertreter ©^rifti", ber gortfe^er feines 2Berfe§, fo glaubt ber
^at^olif. (grmeift nun bie ©efd^ic^te, ha^ ha§ ^apfttf)um
als foId^eS (ntcbt ber einzelne ^a|3ft in feinem ^riüatleben) ben
fd)n)erften intelleftueüen Si^i^tt)ümern mit ben un^etl-
öoUften golgen für bie menfd^Iid^e Kultur unb ©efittung
jo^r^unbertelang angef)angen unb biefe ^i^i^t^ümer mit
bem ganzen ©etüic^te feines ungefieuern Stnfel^enS ge=
förbert :^at, fo ift eS alS göttlid^e (Sinrid^tung gerid^tet.
Xie l^eöe ^larl^eit ber ©efd^id^te ^t baS mt)ftifc§e Sunfel beS
Dogmas enbgültig befiegt. SDer unipat)re 5tnf|)rud) Hegt jerfdilagen
am93oben. Ueber ben felfenfeften, aber blinben ©lauben triump'^irt
ber einfache, gefunbe 9}Jenfd^enöerftanb in bem nüd^ternen SBorte,
ha§ aud^ öon (JfiriftuS ftammt: „3ln ben grüc^ten werbet i^r fie
erfennen; benn ein guter S3aum fann nicEit fcfiled^te grüc^te
Iieröorbringen."
©iner ber beliebteften Stoffe ultramontaner ®efc§ic^tSfc^reiber
Xa§ $ap[tt:^um unb jetne fosial^fulturelle Stellung. 7
unb furialiftififier SoBrebner ift bie fo^iale unb fulturelle Söirf--
famfeit bc§ ^apfttl^um§. S§ tüirb ^ingeftettt aU bie erfte unb
fegen§reid)fte ^ulturmacfit ber 9)^cnjd)^eit. ©e^r fd^öne S3üd^er
ftnb barüBer gefc^rieben lüorben; religtöfe SSegeifterung unb r^e-
torifd^er Sd^mung ^aben bie ^^eber geführt. S)er '^n'^alt biefer
SSüc^er unb ©tfiriften ift ©emeingut ber !atI)oIifc^en SBelt geiuorben;
bie !att)oIifc^en ^erjen erfreuen fid^ an ben fo^iaten unb futtureHen
®ro|tIjaten be§ ^a|3fttf)um§ : an^ i|rer Setroc^tung entftet)t neue
Siebe, neue 3lnt)änglict}feit. SSefonber» bie neuere 3eit f)it in ber
S^erl^errtic^ung be§ ^apftt^um§ nac^ biefer Ülid^tung :§in ®ro§e§
geleiftet. (Stolberg, griebrid^ SSilfielm üon 8d^IegeI,
.^urter, |)ettinger, Singarb, SO^anning, SDonofo Sorten,
S3oIme§, SJ^ontalentbert, be aJJaiftre, Soui§ S5euitIot fioben
mit t^ren glän§enben ©eifteSgaben öiel baju beigetragen, ba§
e]^rfurd^t§üoße Staunen öor ber fojialen unb MtureHen ©rö^e
be§ ^apftt^um^ anä) in nic^t fatf)oIifd^en Reifen ju erregen unb
ju öertiefen.
Unb in ber %^at, ba§ ^apftt^um aU fo^iat^fuItureHe ©rofe--
madE)t öerbient Staunen unb S3ett)unberung. @§ ift bie ältefte alter
je^t beftefienben Kulturmäd^te; atte übrigen fiub if)m gegenüber
^inber; ein gute! StücE i^re§ Scben§ ^oben fie öon il^m. (5§ ^at
in bie S3arbarei unb in bie fittüt^e t^äulni^ be§ §eibentf)um§
diriftlic^e Slufflörung unb c^riftlid^e 9^ein'^eit (jineingetragen; SSiffen--
fc^aft unb ^unft l^aben am ^apfttljum i^ren t^atfräftigen, mäd^tigen
S3efd£)ü^er unb ^örberer gefunben. @ett)i^, unter SSa^rung ge=
fcl)id^tlid§er Streue !ann man auf hav ^opfttI)um aU fo^iolen unb
fuüureüen Segen§fpenber eine Sobrebe fd^reiben. 3(ber ein gijtt =
tid^er (Segen§fpenber ift ba§ ^apfttf)um nid^t. S)te @efdf)irf)te
üeriüeift oud^ ha§' ^apfttfjum unmiberruflid^ in bie 9iei^e rein
menfd^tirfier Einrichtungen. ®enn ha§ ^a^ftt^um f)ot, neben
feiner guten, fegenfpenbenben Seite eine fditec^te unb
flud^bringenbe. ®en üom ^apftt()ume ber SJlenfd^l^eit er=
njiefenen SSoi^Itöaten ftef^en furcfitbare fogiale unb ful-
turelle Sd^äben gegenüber, ttiomit e§ hie 9Jienfd^!§eit ge=
fcf)Iagen l^at. Qum Segen unb jum gtudöe ift e§ getrorben für
bie SBelt. S)iefe jDoppelroirfung wiberftreitet aber unt)erfö{)nlic^
ber öon if)m beanfprud^ten göttlid^en Statur. 2(ud^ nur eine
8 (Einleitung.
öom ^apftt^um begangene unb feftge'Eialtene tüiditrfie Sprung auf
bem ©etiete ber Floxal unb be§ @Iout)en§ ertüeift feinen gött«
ticken ®eburt§fcf)ein al§ gälfc^ung. Sft afier ba§ ^apftt^um
ntrf)t göttlid^, bann tft oud^ bie !at^oItfc^e ©irc^e nid^t göttitrf);
fte xü^t auf bem ^apftt^um fo fet)r, ha^ in gewiffem (Sinne \)a§
^a|)ftt^um bie ^irc^e ift. Sier «Sturj be§ einen tion überirbifc^er
^ö^e bebeutet ben ©tur^ ber anbern.
@in Weiter, foft ©c^iüinbel erregenber SluSblid! ®a§ krümmer»
unb @(^uttfelb ber römifc^en ^trc^e! @ie \oax, fie ift ni(f)t me'^r!
Sd^ njöre ein %i)Ox, lüenn ic^ glaubte, mit meinem S5ud^e biefc
3erftörung gu bett)ir!en.
S)ie römifc^e ^irc^e ift eine SO^ad^t, breit unb gewaltig; nic^t
Sudler unb tfieoretifd^e SSemeife üernid^ten fie. Unb bod^ finb
SSüc^er unb tljeoretifd^e S3emeife im ^am|)fe gegen "oa^ ^a^ftt^um
tjon äu^erfter SBicEitigfeit.
SBer bemiefen ^at, ha^ bie Eroberung eine§ mädbtigen 9tetd^c§
auf Unred^t beruht, ^at baburd^ bie (äroberung felbft noc^ nic^t
rüdgängig gemad^t, I)at boburd^ nictit fd^on ben ungeredf)ten (Sroberer
au§ feiner «Stellung tt)atfäd)Iic^ öerbrängt. SBo'^I aber "^at er burt^
ben üaren (SrföeiS be§ Unred^teS Sitten, bie fefien unb geredf)t fein
Wolfen, bie SD?ögUc^!eit geboten, ftd^ üom begongenen Unred^t
gu überzeugen unb auf ©runb biefer Uebergeugung üom SSer--
über be§ Unred)t§, üom llfurpator, abjurüden.
®a§ ift c§, wa§ anä) iä) Witt. SJiein S3ud^ erbringt ben
gefc^ic^tlidfien 93ewei§ üon ber Ungi3ttUct)!eit be§ ^apft»
t^um§. ^ebem wirb burd^ mein 93ud^ bie 9)113 gticf)feit geboten,
fid^ tion biefer SBo^r^ett gu übergeugen. SfuS biefer Ueberjeugung
entfpringt bie ^fficEit, ben aU irrig erfannten ÖJIauben on W
(S)öttlid^!eit be§ ^opfttf)um§ fatten gu laffen. 9ltte§ übrige finbet
fid^ bonn, wenn audf) langfam, tion felbft. ^ie Uebergeugung wirb
Söoben gewinnen, ber 5(bfatt wirb fic^ mef)ren, unb biefer, junäd^ft
auf geiftlidCj^reltgiöfem ©ebiete fid^ tiottjietienbe SSorgang wirb feine
2Bir!ungen üben anä^ auf bie äußere 9J?adE)tftettung be§ ^apfttt)um§.
®enn, wie fc^on gefagt, aud^ nad^ feiner irbifd^^materietten (Seite
I)in fu^t ba§ ^apftt^um ouf geiftlidtf-religiofen Straften, auf bem
reltgtöfen ©lauben ber ^at^olüen an feine @öttli^!eit.
Sn pd^ttgen (Strtd^en l^abe ic^ bie Umriffe biefeS @tauben§
2)ag ^a^ftt:^itm unb ^eine foäiaWuftureße (SteHuTig. 9
fc^on ge5ei(j^net; aBer 'i^a^ S3ilb mu^ öerüoUftänbigt werben. %üv
ben Stüdfc^Iu^ öon ber fo^ial^fultureüen S{)ätigfeit be§ ^apft^
t^uniS auf bie 9Jiditig!eit [eine§ göttlid)en 9tnj|}ruc[je§ ift e§ notf)=
toenbig, biefe angemaßt göttlid^e ©tellung genau, öon allen Seiten
fennen §u lernen. D^Jur n)enn biefe Stellung in if)rer n}a{)r{)aft
Ungeheuern ©rö^e !Iar erfannt ift, werben bie fulturellen unb
fojialen SSerfel^Iungen bei ^a|3fttf)um§ mit i^rem ü ollen @en)tcE)te
gegen biefe Stellung in bie 2Bagf(i)aIe fatlen.
SSa§ alfo gtauBt ber ^at^olif üom ^apfttf)um, Wag ift über
ha§ 5ßa^ftt|um Se'^re ber !atI)oItfc^en ^ircf)e?i
Sntttjorfen hjurbc ber ^lan junt ^apftt^um an ben ©eftaben
be§ See§ Liberias, aU ber ®ott=9Jienfc^ Sefu§ e:^riftu§ ju
^etru§ bie SBorte f^rac|: „Unb id^ fage bir: bu 6ift ^etru§ unb
auf biefen gelfen will i^ meine Üixä^t bauen" (SJiattf). 16, 18);
§ur S(u§fü^rung fam ber $Ion, al§ ber auferftanbene ®f)riftu§ bie
anberen SBorte an ^etru§ rid^tete: „SSeibe meine Sämmer, Weibe
meine Scfiafe" (^o^. 21, 15).
®f)riftu§ War wefenf)aft ®ott; gi)ttlic^=allwiffenber SSerftanb unb
göttli(^'aümä(f)ttger Söitle ftanben if)m gur SSerfügung. Tlit biefen
beiben ©igenfrfiaften |3lante unb üolIfüt)rte er, aU abfoluter §err
unb Sd^öpfer ber SJJenfc^en, ben Sau feiner immerwäl)renben ^ird^e
unb al§ gunbament biefe§ SBeltgeit unb ©rbenraum überf|3annenben
S8aue§ beftimmte unb fe^te er ein ^etru§ unb beffen 3fJad^fotger,
bie römift^en ^äpfte.
K^rifti ^irc^e follte nic^t fein ein tobter, fonbern ein lebenbiger
©au, wefentli(^ fieftel^enb au§ Unterweifung unb Sef)re einer^, au§
Unterwerfung unb gotgfamfeit anbererfeit§. ^e§f)alb ift ourf) fein
gunbament fein IebIofe§, fonbern wefentlic^ ein lebenbiger ^irte,
ein lebenbiger 2ef)rer: ber 9?ac^foIger ^etri, ber ^a|)ft.
©^rifti ^ircEie ift bie gro^e, göttlicEie, alte SSöIfer, alle Briten,
alle SSer^Üniffe umfaffenbe §eil§anfta(t, mit ber Seftimmung,
ba§ ÜJ?enfc^engefc^Iecf)t in firf) aufjunetimen unb e§ ^inburd^ 3U
führen burd§ biefe ^^it^^^^it P feinem ewigen SitU.
1 ^ä) Betone noäjxnalS, bafe bie 3Iulfü^rungen über 5papfttf|um unb
Äird^e ben ©tanbpunft beä Kat^oüfen wtebergeben. S8on biefem ©tonb»
punfte an§ mufe ha§ ^apftt^um angegriffen unb Deftegt werben.
\() Einleitung.
tiefer Söeftiinmung gemä^ mu^ ba§ Std)t bal in biefer ^ird^c
leud^tet, ein tüafir^aft göttliches fein; e§ ntu^ mit untrügüd^er
^tar{)eit ben irbif(i)en SBeg ber SJ^enjcfi^eit unb be§ (Sin^elnen n-
kuckten, bamit bie aJJenfdien, üon biefem Sitfite geführt, Errungen
bc§ SSerftanbeS unb §eräen§ öermeiben unb nic§t atgeferoc^t toerben
üon ber 9ftic|tung, bie jum jenfeitigen Qidt fü^rt.
©tirifti ^ir^e ift redit eigentüd) ein Seud)ttt)urm, f)ineingeftettt
in ha§^ feranbenbe unb flut^enbe, ftürmenbe unb gefa|rtiotte 9Keer
ber 3eitü(i)kit. 9luf feinen SBogen fd^manfen bie (S(f)ifftein ber
9}Jenfc£)enIeben: fie alle fudien ben ^afen, aöer taufenb gä^rniffe
l^emmen unb gefäf)rben bie go^rt. (Sie ju üBerlüinben, ftra^It ba§
ßic^t ber ^ird^e in unöeränberlid^er ißein^eit; njer feinem @d^eine
folgt, ujirb, tro| SBetter unb ©türm, tro^ ginfterni^ unb ^a<S)t,
gerettet.
©firifti ^ird^e ift bie unfe^Ibore @rf)ule ber ©efittung unb
Kultur. S)a§ gehört wefentlicf) §u i^rer göttlicEien Stufgaie. S)ie
untuanbelboren, göttIic^=ttio^ren Seigren be§ S^t)riftentt)um§, bereu
§ütung unb 2lu§breitung St)riftu§ ber ^ircf)e anvertraut ^at, finb
äugteidE) SSegweifer unb SSafinbrec^er auf fDgiot-fuIturellem (Siebiete
in ber npeiteften S3ebeutung biefe§ 93egriffe§.
2(u§ ber religiöfen unb fittlid^en 9^ad^t be§ §eibentf)um§ unb
ber ißarBarei foH bie ^ird^e bie SKenfc^^eit emporfüt)ren ju ben
§i3f)en d^riftlidf)=religiöfen (SrfennenS unb c^riftüd^=ett)if(^en §anbeln§.
®ie§ @mporfü|ren brau(f)t nid^t auf einmal gu gef(i)el§en; e§ fann
unb toirb bei biefem 2lufftieg ©tiüftänbe unb 9lüdfdE)ritte geben,
ober biefe §emmniffe unb Errungen ge^en nic^t üon ber ^ircEie
au§, fie laben lebiglid^ in ber (Sd^n^örfie, Unjutönglid^feit ober
SSerberbt^eit ber üon i^x gefütirten aJlenfd^en it)ren ©runb. S)enn
bie ^ird^e ift bie götttid^e, unfet)Ibare 2ef)rmeifterin. 25on ber
(Stunbe i^rer ©eburt on, om erften ^fingftfefte gu Se^ufalem,
nturbe fie üon il)rem göttlichen Stifter auSgeftattet mit bem ganzen
@dia|e fittlidfier unb religiöfer 2öa!^r|eiten, mit ber ganzen ©r-
!enntni^ 2lIIe§ beffen , ma§ gur fo^ial = !ulturellen §ebung ber
9}ienfd^f)eit auf dfiriftlid^er ©runbloge not^wenbig unb nü^Iidj ift.
Unb wenn biefer gange @c£)a| unb biefe gange (5r!enntni§ nirf)t
iebcm aSoIfe unb nic^t jebem SJlenfcEien gang gu ®ute fommen,
jo liegt bie§ om (Sm^)fänger ber göttüd^en ©oben, nid^t an ber
®a§ ^ßapj'tt^^um uitb feine fo3to(=fulturelle ©teßung. 11
S^enberin. S^r gijttlicfier (S^rafter fij^Ite^t e§ au§, lüie haS'
Sicfjt bie Sinfterni^ au§fd^Iie^t, ba^ jemals unb irgenbtüo don ber
^ird)e ein reügiöfer, ober ein fittlii^er Si^i"tf)um gelef)rt n)erbe, ha^
jemals don ber ^ird^e 35inge, ße^ren ober 3uftänbe gebulbet, ge-
fd^weige benn geförbert werben , bie bem cöriftUclj^geläuterten i8e=
griffe don ^Religion unb @ittlid)!eit n)iberfprec§en, bie bie 9J?enfc^en
flatt l^inauf, fo^ial^fulturell ^ina6 führen.
5)ie S^irc^e ß^rifti ift nid^t nur eine Slutturmad^t erften 5Range§,
fie ift fc^Ietf)lf)in bie ^ulturmad^t. SBa^re S^ultur, bie iua()r unb
ed)t ift im ©rösten luie im ^leinften, giebt e§ nur inner{)aI6 ber
^rd^e, tt)ie auc^ nur in if)r tdai}xt§ fojioIeS |)ei( für aüe Klaffen
unb Stäube ju finben ift.
®a§ don (£^riftu§ geftiftete „9teic^ ®otte§" finbet feine SSott^
enbung im S^^feitS; bort im „^immelreid^" ttjirb fojial unb
fulturett ein afifolut dottfommener ^iiftötib ^errfc^en, bort tdirb bie
StRenfd^leit auf i^rem §ö^e|3unfte gefetlfc^aftlic^er unb fittlidCier 9SoU^
fommen^eit angelangt fein. ®a§ irbifcfie Söatten ift ^ierju ber 2tuf=
ftieg, unb bie ^irc^e ift baBei bie güJirerin. 9tffe menfd^Iic^en SSer»
l^ältniffe: gamilie, ©emeinbe, ©taot muffen nad§ S^rifti ^lan unb
SQSitten fo eingerid^tet fein, ta'Q fie ber SSoItenbung im ^enfeitS
im S>ie§feit§ bie SSege bereiten. 9ftic£)t§ barf e§ im ®ie§feit§ in
fo^ialer unb Mtureüer ^öejietiung geben, waS ber (ärreic^ung beS
ewigen Qxdt^ f)inberlic^ ift. darüber ju föarfien, unb gegebenen
galleS mit unfehlbarer Sic^er^eit ju erflären, ob Qitoa§ l^inbert
unb tüic e§ {)inbcrt, ift 5Xufgabe ber Kircfie.
S;e§t)atb ^at ®f)riftu§, b. ij. @ott, bie ^ird^e jur alleinigen
abfolut fouderänen 'SRad)t er'^oben; beS^alb giebt e» inner{)alb
ber ©f)riflcnt)eit buc^ftäblicE) fein menfct)üd^e§ Sßer{)ä(tni^, buc^ftäbtic^
feine fojiate ©lieberung, bui^ftäblic^ feine fultureüe Kraft, bie nid£)t ber
Dberouffic^t unb ber Oberleitung ber Kird^e unterfte^en. @Itern{)auS,
@dE)uIe,®emeinbe, (Staat, Kunft,SBiffenfd^aft, treffe, ^anbel, SSerfe^r:
§lC(e§ ift §um minbeften mittelbar ;„inbire!t", potestas Ecclesiae indi-
recta) ber Wahren unb wirflid^en §errfd§oft ber Kir(^e unterworfen.
Sagt bie Kird^e, ha'^ irgenb (Stwal in ben genannten 9Ser=
bänben unb gctftoren ben diriftlid^en ©runbfö^en wiberftreitet, i^r
Si^=2(u§wirfen nad^ aßen 9ticf)tungen f)in t)emmt, fo ift e§ fo, unb
für ben ©ernannten entftefit bie fittlid^^religiö» unabweiSlic^e ^ftid^t.
12 ©inleitung.
bie oon ber Sird^e geiüottte SCenberung ^erBeiäufüfiren, mag bicfc
9(enberung nun betreffen bie ©rgtel^ung ber ^inber ober bie SSer=
faffung be» tnäd^tigften @taate§, ben ^nl^att eine? 2I=93'-K=S3u^e»
ober bie SSorleinngen eine» §0(^fc^unel)rer§, bie 2(norbnungen eine§
t^ramilienober^auptel, ober bie ^aragrapl^en ftaatlid^er ®efe|büd^er,
bie ®efc^äft§|)raftifen eine§ ^(einfrämerä ober bie Üfancen ber
^örfe, bie leltiüitligen Seftimmnngen einel (Sinjelnen ober bie 9^eci^t=
f^re^ung be§ ^öc^ften (55erid^t§^of§, ben 3"^ift jnjifdfien (Sfiegatten
ober ben ^rieg graifc^en 2BeItmäc^ten.
^a§ ift bie Tlaä)t ber ^irij^e, bie ®ott i^r gegeben ^at. SBic
unb burc^ tuen äußert \i6) nun biefe Waä)t?
(SJott, e^riftu§, ^t bie Sirene geftiftet aU eine oottfommene ®c«
fellfdiaft in monarc^ifc^er gönn (societas perfecta in forma mon-
archica], b. §. ®f)riftu§ ()at ber ^irc^e eine oberfte (Spi|e, ein ^öc^fte^
§aupt gegeben, ha§i gugteid^ i^re ©runblage ift. ^n biejem Raupte
öereinigen fic^ alle ©eföalten ber ^irdje, oon if)m hjerben fie au§«
geübt. Unjidjtbar ift ®{)riftu§ felbft ha^ §aupt; fic^tbar ift e§ fein
„(Statthalter" : ^etru§ unb feine S^ai^folger, ber römifc^e S3ifc^of, ber
^apft : „2)u bift ^etru§, unb auf biefen x^d'\m Witt id^ meine ^rd^e
bauen"; „SOeibe meine Sämmer, toeibe meine Schafe."
3(uf biefer fc[;tt)inbelnben ^öf)e ftefjt ol)o i>a§ ^apftt^um, fte^t
aU fein ^Iröger, jeber einzelne ^apft. SSol^I ift ber $apft ein
Tlin\ä) , aber ein SJJenfc^ gan§ göttli(^en 93erufe§, gan§ göttlid^er
©emalt; auf göttlichem ©runbe ru^t fein f^u^, in göttliches Sic^t
ragt fein ^anpt S)enn SItteS, tt)a§ tt)eoretif(^ üon ber ßird^e ge-
fagt ift, gilt fonfret öom ^apft.
®a§ ^apftt^um ift ber unfe^are Se^rer, ha§ '^ap\U
tl)um ift ber flar unb rein ftrat)Ienbe SeudE)ttt)urm, ba§ ^apft«
tt)um ift bie geftjaltige, einzig baftefienbe ^ulturmad^t.
I^n Ia|)ibarer ^ürje brüdt ba§ fanonifd^e Sfiec^t bie Steßung
be§ ^a:pfte§ au§: „Romanus Pontifex, qui non puri hominis, sed
veri Dei vicem gerit in terris: S)er ^Römifd^e ^apft nimmt nid^t
bie (Steüung eine§ Bloßen SÜRenfc^en, fonbern bie be§ n)a^rlj;aftigen
®Dtte§ auf biefer SSelt ein" (c. 3 X, de translat. episc. 1, 7).
5(Ifo ber @ott = $a|3ft, ber ^apft^öott! (oglc^. unten (S. 608).
SSie ber menfc^gett)orbene ®ott au§ fid^ unb n)efent)aft gül)rer
be§ gangen aJJenfd^engef^Iec^teS war, fo f)at, in ®t)rifti Stuftrag
®a§ $Qpfttf)um unb feine ioätaI=fuItureIIe ©teHung. 13
uiib SSertretung, btefe f^ü^rerfc^aft aucf) ber ^a^jft. 2Bic ber mcnf(f)=
gettJorbene ®ott ait§ fidj unb rceieiiliaft Duelle unb Sringer aller
religiöfen unb fittüc^en 25}afjr[)eit i)'t, fo ift and) ber ^ap\t, in
®l)rifli Stuftrag unb SSertretung, §üter unb 9ru»fpenber biefcr
2Bal^r|eit. SSie ber menfd^geftiorbene ®ott au§ \id) unb ttiefenl^aft
UnfeJ)It)arfeit beji|t, fo befi|t, in d^rifti Stuftrag unb SSertretung,
biefe Unfef)Ibarfeit auc^ ber ^a^jft.
To§ ift ber ^nf^alt ber latfioüf^eu Se^re oom ^apfttf)um.
Ste^enb auf biefer 2ef)re fd^reiben in ben öerfd^iebenften SScn--
bungen bie fatf)oIifc^en 2;Dgmati!er atter Reiten unb aller Sänber:
„@§ giebt feine ^nftitution berSBelt, bie and) nur ent=
fernt eine berartige ©ebeutung l^ätte föie ha^ ^a|)ft =
t{)um" (Sc^eeben-- Stöberger, l^anbbuct) ber iat^ot S)ogmatif, grei=
bürg 1898, IV, 398).
SRein tüal^rlidt) nid^t, benn e§ giebt feine ^nftitution, bie, mic
i)a^ ^apftt^unt, ©öttücEifeit oon fic^ au§fagt.
®iefe§ ®ogma üom ^apftt^um ntu^ bur(f) bie ©efd^irfite
bc§ ^a^fttt)um§ ä^rftört Werben.
Sie ®efc^id}te be§ ^apftt|um§ ift ungetjeuer; feit faft jtrei^
taufenb ^a^ren ift fie ouf'y engfte üerbunben mit ber ®efd^irf)te
unb ben ©efc^iden otter SSöIfer unb aller Staaten @uropa§. (Selbft=
öerftänblid^ ^abe ic^ e» nid^t unternommen, bie ^apftgefc^id^te in
biefem i!)rem ganjen Umfange ju befjanbeln. 5Zur einen l^eil,
aber einen Jüefentndjen fü^re ic^ in Ginsetbarftetlungen üor.
SBenn irgenbtüo, bann mu^ fic^ bie göttlic^'-fegenSreic^e S^ätigfeit
bey ^apfttf)um§ auf f ojtat^fulturellem ©ebiete ermeifeu.
Ta§ ^apfttljum ift ja bie göttlid^e ^ulturmac^t, auegeftattet mit
unfeljibarer ^enntni§ ber unmanbetbar ri(^tigen, göttlicf)en ®ninb-
fä^e über Diedjt unb Unrecht, über Sittlid^feit unb Unfittlid)feit,
über et^ifc^e 2öaf}rt)eit unb et^ifc^en Qrrt^um, furj über aß has',
»worauf Kultur unb ©efittung in i^ren teilten ©runblageu berufen.
©in SSilb ber öom ^apfttf)um in 2c§re unb %^ün »erbreiteten
djriftlidjen Kultur unb fojialen 2;t}ätig!eit entlnirft mein Su(^.
9kben biefem Silbe werben bie auf ßJöttlidjfeit geridjteten Stn--
fprüd^e be§ ^apftt^um§ jum ^rrtf)um unb gur Süge.
I. Slügemeineg.
®a§ S{)rij'tentt)um al§ bte üom lüa^ren ÖJott ftammenbe voa^vt
9ieügion f(^Iie^t B^^ng unb ®elüaltma|regeln au§. @§ ift tüefent«
lid^ eine ^Religion ber f^ei^eit; ein freier Siienft, ben ber mit
i^reil^eit Begabte 9Kenf{^ frei feinem ®otte teiftet.
SSo^I fann unb lüirb @ott, lüenn ber 2}Jenfc^ einft üor feinem
Stid^terftu^Ie ftet)t, i^n tregen be» ttiä^renb feiner irbtfc^en Sauf-
6a!)n gemacfiten (Sebrauc^eg ber j^rei^eit jur 9fle(f)enfc§aft ^ie^en;
h)of)t tüirb biefe 9le(fienf(f)aft fic^ aucE) erftreden auf 3tnnai)me unb
^Befolgung ber djriftlictien ^Religion, fatl§ ber 9}ienf(^ fie aU bie
wa^re 9leIigion erfannt l^atte ober bocE) leicht f)ätte erfennen !önnen,
aber I)ter auf Srben, tt)o gerabe burc^ ben ©ebrauc^ ober Wi^'
brauch ber grei^eit bie SSorbebingung für ben göttlichen üitd^ter»
fprucE), fei e§ auf S3eIot)nung ober auf 58eftrafung, erfüllt toerben
foH, f)ier auf (Srben fann tion äu^erm B^Jang bei 2Innat)me ber
9tetigion ganj unb gar feine 5Rebe fein^.
1 ®iefe ©runbfö^e, bie im SBefen ber ^Religion überl^aupt unb im SESejen
be§ S^riftent^umS inSbefonbere begrünbet liegen, jcl)tie|en nt^t an§, baft
jebe ber öielen ^rtftlicl)en ®emeinf(ä)aften, bie fitf) ouf bem Soben beö
©oangeliumä buri^ än^tm ßu^immenf^fuB ©injelner gebilbet traben, für
iijxt SJlitglieber, fo lange fie SKitgtieber bleiben n)oüen, bie SSeobad^tung
geroiffer SSorfcbriften imb ©a|ungen unter Strafe fteüen. ®enn in biejem
^aUt ift ber 3tt^ing, ber in ber ©träfe liegt, ein freiwillig übernommener;
bog SDfiitglieb, eben njeit unb fo lange e^ SKitglieb fein njill, unterwirft fic^
in greil^eit ber ©träfe unb bem 3>üange; fjört e§ an§ freier ©ntf^Iie^ung
auf, aJJitglieb ber ®emeinj(i)aft 5U fein, fo giebt e§ auc^ feinen Strang unb
feine ©träfe met)r.
I. 2{llgemeineg. 15
Stuf bem (Stanb)3un!te ber religiöfen ^^itiglofigfett unb ber
üollen religiöfen gret^eit ftanben bie erften ci)ri[tüci^en Sfl|v=
fiunberte.
„Unretigion ift e§", fd^reibt STertuntan, „bie freie Söa^I ber
®ottt)eit, bie id^ üere^ren mU, mir gu nehmen, fo ha'i^ ic^ nirfit
tneJ)r oerel^ren !ann, wen ic^ mödjte, fonbern, tuen ic^ mu^. (gelbft
ein 3Kenfd^ tüiü nid^t erzwungene SSeref)rung" (Apolog. c. 24).
Unb an einer anbern ©teile: „©§ ift ein ©runbrec^t be§ SCRenfd^en,
ben ©egenftanb feiner religiöfen SSere^rung fic^ frei gu tt)ä^Ien.
S33irb ßttJang ber 9teIigion ttjegen ausgeübt, fo ift \>a^, loal barau§
entfielet, feine ^Religion met)r" (Ad Scapulam c. 2).
„Sßoju", ruft 2a!tantiu§ au§, „bienen 3i^ang unb SDrucf?
@§ {)anbelt fti^ bod^ um ^Religion, unb biefe fann nid^t erjtüungen
toerben. 9Hd§t ^iebe, bie gurd^t einjagen, fonbern SSorte ber Siebe,
bie überzeugen, finb ansuittenben. Blutgier unb Srömmigfeit finb
öerfd^iebene S)inge; üergeblic^ tft'§, SSa^rl^eit unb ^^üang, ®e=
red^tigfeit unb ®raufam!eit mit einanber gu üerfuppeln. SBo^I mu^
man bie ü^eligion üerttieibigen, ober baburc^ tüirb fie nic^t oer=
ttieibigt, 'oa'^ man it)re SBiberfacEier umbringt. SSillft bu mit Slut-
Oergie^en, mit golterföerfjeugen bie 3fleIigion f(^ü^en, fo befubetft
unb öerttjunbeft bu fie, aber bu üertfieibigft fie nid)t. ©iebt eä
@th)a§ bem freien ©rmeffen 3tnt)eimgegebene§, fo ift e§ bie 9ieli=
gion" (Divin. instit. V, 20,.
3n gleid^em (Sinne äußert fic^ auc§ 2(t!§anafiu§: „9Ud^t mit
©äbeln unb beulen, fonbern burc^ Se^re unb (Srmaljnung wirb
bie 2öat)r^eit geprebigt. Sine neue ^rt, ben ©tauben aug^i^breiten,
|at ber 5(riani§mu§ aufgebradEit; "oa er mit ©rünben nid^t der»
tt)eibigt Werben fann, fo greift er §u ©elraltmaBregetn; er wirbt
Stn^nger mit Rieben unb §aftbefe'^Ien unb beweift baburdE) beutlic^,
ba^ er feine 9teIigion ift. (Sigentf)ümüdE)feit ber 9ieIigion ift e§,
3wang §u üerfc^mät)en unb auf Ueberjeugung fid^ aufzubauen. ®ott
übt feinen 3^a^9. fonbern Iä|t bem SBitten bie greitieit" (Ad
solitariam vitam agentes, Opp. Ed. Colon. 1686, I, 852).
StudE) religiöfe ^at^olifen ber ^Reujeit begegnen fid^ in biefer
ec^t c^riftlic^en Sluffaffung mit ben Beugen ber alt=d^rift(id^en SSor*
jeit. f^reilid^ werben fie bafür üom llltramontanigmug „liberal"
gefd^olten.
16 erfteä 58ud). «papftt^um unb SnQuWon.
$50Je^f) öon (Sic^enborff fagt: „^n ber ßeit be§ njanfenben
6JIau6en§ ^at ha$ ©erii^t ber ^nquifition fid^ gefeilbet, jener furc^t--
bare S'^rtfium be§ erfd^ütterten ®Iauben§, ber im ©efü^Ie ber
eigenen D^nmad^t ha§ offene Sic^t fcfieuenb, feine öerlorene Tia^t
über bie öffentliche SJJeinung nicfit meljr mit ben rfiriftlic^en SSaffen
ber Siebe unb Ueberseugung, fonbern burc^ ha^ Slutbeil feftfiatten
ttiitt" ibei 9J?arteng, S:ie SSegietjungen gmifdien ßircfie unb Staat,
Stuttgart 1877, @. 99). 9tetn§oIb Söaumftar! (f 29. Januar
1900), ein öiel gefeierter ^'at^olif, fd^reibt: „2Ba§ bie fpanifc^en
5(utobafe§ anlangt, fo !ann fetbfttjerftänbtid^ nid^t baoon bie Siebe
fein, bie Xöbtung aud^ nur eine§ einzigen 9J?enfd^en um ber reli-
giöfen Ueberjeugung ttiißen audf) nur im (Sntfernteften ^u entfc^ul»
bigen" (^^iüpp II. öon Spanien, S. 239). 5Iuf einer ^at^olifen»
üerfammlung §u DJIei^eln im ^af^vt 1864 erflärte ®raf SJJont*
alembert: „SSor Einrichtungen, SSerbonnungen, Stultreibungen unb
atten in'^umanen ©eroaltti^aten, bie man unter bem SSoriüanbe, ber
SfJeligion gu bienen ober fie ^u üert^eibigen, unternommen l^at,
empfinbe id) einen unüberroinblic^en Sc^auber. S)ie @d^ eitert) auf en,
bie eine fat^olifd^e ^anb ent^ünbet, flöBen mir ebenfoüiel Sntfe^en
ein, aU bie Schaffet», auf benen bie ^roteftanten fo üiele Tlavttjxtt
opferten. S)en Knebel im 9J?unbe eine§ S^ben, ber mit reinem
öergen feinen GJIauben befennt, fü^Ie id§ gtoifc^en meinen eigenen
Sippen, unb ic| erbebe barüber öor S(f)merj. ^er ^nquifitor, ber
bem ^efeer guruft: bie 2öaf)rf)eit ober ber 2:ob, ift mir ebenfo
iierl}a^t, wie ber franjöfifi^e ^afobiner, ber §u meinem ©ro^üater
fagte: bie S3rüberlic§feit ober ber Xob. SS)a§ menfc^IidEie ©etüiffen
^at ha^ Stecht, ba^ man e§ nie öor eine fo fc^eu^üd^e SBal^I ftette"
(bei 9}krten§, a. o. D., @. 100).
2Ber bie ^nquifition rid)tig öerftel^en, b. t). toer fie im rid^tigen
Sicf)te fd^auen iDill, mu^ biefe feIbftoerftänbIid£)en, d^riftli(^cn 2Bal§r*
l^eiten ficfi öor Saugen [jalten.
Si^ie folgenben Slätter tüerben ben Stbgrunb aufbeden, ber
ttafft jiüifcEien biefen religiö§--d§riftlid£)en Set)ren unb ben Se^ren
unb ^t)aten be§ ^apfttfjum§.
SSa§ ift bie ^nquifition?
(£^e ic^ bie ©efd^ic^te antn)orten laffe, fü'^re id^ bie Slntwort
au, bie ber UItramontani§mu§ giebt.
I. Slögemeincg. 17
Um 2. gjJärj 1896 erflärte ber ^entruntgaBgeorbnete i^xti'
^err gelig oon Soe im preu^ifc^en 3lBgcorbnetenf)aufe : „9Keinc
|)erren! ®ie eine, bie f^anifc^e ^nquifition, föar gerirfitet gegen bie
öerfappten SJiauren unb ^iiöen, bie aU ©Triften fic^ gerirten, ober
im |)er§cn no(| tt)eiB Wauvtn, namenttid^ t^eil§ ^uben tvaxtn.
®o§ toav eine ftaatlic^e ^nftitution, melcfie ftaotlic^ ^anbette unb
ftaatlic^e, materielle «Strafen an Seib unb Öiut üerfiängte. 2)iefe
Snquifition, meine Ferren, ift üon ber !at{)Dlifd^en ^ird^e nie ge«
bittigt tüorben, fonbern mi^ittigt tüorben. Sine anbere ^nquifition,
meine §erren, ift biejenige, Welrfie bie ^ä^fte in'§ ßeben gerufen
^aben in fRom. ®er ^irc^e unb üornel^mlid^ bem ^apfte al§
Oberhaupt ber ^rc^e liegt bie Slufgabe ob, ben il^r öon ©firiftuS
antiertrauten 65Iauben§frf)a^ , ben @d§a^ ber SBa^rl^eiten , ben
e^riftu§ i:^r anüertraut ^t, treu p Ritten, unb be§§alb :^aben
^a|3ft unb ^ird}e bie 5lufgabe, bie ©rfd^einungen im Seben nad^
atten Sflid^tungen ^in gu beobachten, unb bamit H§ gefd^el^e,
l^aben bie ^ö^jfte eine S^qu^ttion i^'^ Seben gerufen, tt)el(^e aber
nid^t mit leiblirfien ©trafen, mit ©trafen an ÖJelb unb ®ut Oer<
föfirt, fonbern f)öct)ften§ fird^üd^e, geifttidEie ^enfuren oer^ängt"
(©tenograp^. SSeridEit).
®iefe SSorte entt)alten "oa^, n)a§ in ben ultramontanen Greifen
jeber ©attung öon ber ^nquifition geglaubt tüirb. ^n biefem tok
in anberen fünften ift e§ ber ultramontonen (Sefd^id^tSfälfd^ung ge*
lungen, bie SSa§rt)eit burd^ bieUntoa^r^eit üottftänbig p öerbrängen.
©0 feften gu^ ^at bie Untoa^r^eit gefaxt, ta^ fie don ben ^at^o»
tuen optima fide nad^gef^rod^en unb berttjeibigt, unb felbfl öon
9tid^tfatl^oIifen geglaubt lüirb.
58udf)ftäbticf) nid§t§ in ben SBorten be§ 3ßnti^uwi§rebner§ ent»
fprid^t ber X^atfädf)ticf)!eit.
S)a§ „®Iauben§gerict)t" ber ^nquifition ift bie furd)tbarfte unb
blutigfte (5rfdE)einung, bie jemals al§ ©t)ftem unter bem ^edfmantel
öon Sfleligion innerhalb ber (^riftlid^en SBelt aufgetreten ift. S)a§
öon i^r ftromttieife öergoffene aJJenfd^enblut faßt ganj unb au§=
fcE)Iie^Iic^ bem ^apftt^ume pr Saft, bi§ gu bem ßirabe, ba^ e§
genau ber gefc§id£)tlid^en SBa^r^eit entfpric^t, ju fagen: bie „©tatt=
l^altcr S^rifti" ^aben ^a^xf^unhtxtt lang an ber ©pi^c
eine§ SWorb- unb 9laubft)ftem§ geftanben, bog fd^Iimmer
ö. §oenebroed), *}.fal)ftt^um. I. 2
18 grftel 58uc§. <ßopytt^um unb ^nquifition.
al§ irgenb ein trteg SScrlüüftung unb (SIenb unter ben
blü^enbften SSöHern üerbrcitet unb ben ^rtftlid^en DU--
men unerprt gefc^änbet l^at.
(S0 giebt nur eine ^nquifition, bie päpftücfie. SOZan fprid^t
öon einer bifc^öflic^en unb tion einer mönd^ifc^en, üon einer xö-
mifd^en unb öon einer jpanifci^en S^QW^ition, unb biefe 83enennungen
l^aBen ifjre Sered^tigung, in fo fern man bie unmittelbaren SSer!-
§euge ober ben unmittelbaren @c£)aupla^ i^rer ^'^ätigfeit in'§ Sluge
fa^t. §anbelt e§ \iä) aber um ha§ SBefen ber ^nquifition, um
i^ren Uriieber unb um benjenigen, ber bie SSerantttiortung für
fie trägt, fo fann man ber SBatir'^eit gemö§ nur üon ber ^äpft<
liefen Snquifition fpred^en.
II. ^ux (53ej(^i(^te unb t>cm Sßejen ber ^nquifitton»
®ie ®efd§i(^te ber ^nquifition tö^t fid^ in fünf gro^e Stbfd^nitte
jertegen.
Xie §ütung bei (5)Iaubenlic^a|e§, be§ depositum fidel, bie
Ueberttiac^ung ber 9?ed^tgläubigfeit be§ (Sinjelnen l^atten in ben
erften S^tirl^unberten fein beftimmteg Organ; fie tnaren ber ©c-
fammf^eit anbertraut. 9JJit ber GntttiicEetung unb htm gortfd^reiten
ber t)ierarc^ifd^en ©lieberung rtjurbe ba§ anber§. ßleru§, 93ifd^Dfe
unb $opft l^ei^en bie ©tufen biefeS ^oc^baueS, unb mit bcm Stuf*
unb 5(u§bau biefer «Stufen ging bie ©eftaltung eine§ eigentlichen
„@Iauben§ gerieftes" 5^anb in §anb. 2;ie Sifd^öfe n)urben
„@Iauben§ric^ter", ber ^a)3ft Dberric^ter. 9Jlit Snnojenä m.
(1198 — 1216) l^atte biefe ©nttoidelung ben ^ö^tpuntt erreicht:
„3n ^aft be§ l^eiügen ®e^orfam§, fc^reibt ^nno^enS in ber Xe»
fretale Excommunicamus (c. 13 X. de haer. V, 1], wollen, be«
fehlen unb oerorbnen mir, ba^ bie SBifc^öfe, menn fie ber !ano-
nifd^en ©träfe entge{)en motten, forgfam in i^ren ©prengeln mad^en.
S33er unter ben SSifd^öfen nad^Iäffig ift in Entfernung be§ ©auer--
teige§ ber !e^erif^en S3o§!^eit, fott feinet 2Imte§ entfe|t merben."
®er jmeite 9{bfd^nitt umfaßt bie ^^it öon ©regor IX
(1227—1241) bi§ S3onifa§ Vm. (1294—1300); bie bifc^öf'
lid^e unb bie möncfiifd^e ^i^^wif^tion beginnen i^r blutigel
SSerf.
IL ^uv ®efc^t(i)te unb üom SBejen ber ignquifition. 19
SSon SSonifas VIII. bi§ Söenebift XI. (1303—1304) reicht ber
brltte 5tbf d)nitt: ba§ Snqui[ition§f Aftern tüirb t^coretif(^ unb pxah
t\\(i) auSgeftaltet.
Clemens Y. (1305—1314) bef(^Iie|t ben öicrten mfcfmitt: bie
bi[d^öflic^e Snciuif^tion weidit tne^r unb mt^x ber möncf)ifc^en.
3m fünften 2(6fdjnitt öon Sllemenl V. an ftet^t bie Snquifition
naö) allen Seiten, naä) 3""^« wnb Sinken, üottenbet "oa, ein mad^t»
öotte^ SSerf^eug in ber §anb eine§ ©innigen, be^ römifdfien ^a^jftel.
3d§ fomme ju ©insetnem.
S)ie @infe|ung ber bifd^öflicEien Snquifitton fanb auf ber
großen @t)nobe üon ^louloufe im Qal^rc 1229 ftatt. S)en SSorfi^
führte ber päpftlic^e Segat, ^arbinal 9tomanu§. ®ie ^aupb
beftimmungen lauten: bie S3ifd)öfe foüen in allen Pfarreien einen
^riefter unb me{)rcre Soien eiblic^ üerpflicElten, nad^ ^e|ern gu
forfc^en unb fxe bem SSifcfiof onju^eigen. ®ie tüeltlic^en Ferren
füllen bie SBo^nftätten ber ^e|er gerftören. 2Ber in feinem ®e6iete
tüiffentlid^ lieber betagt, üerliert e§. Käufer, in benen ^e|er auf*
gefunben tnorben finb, foüen öon ©runb ou§ jerftört werben. SBer
bie ^^e|erei aBfd^lDört, foll in eine re(f)tgläu6ige Drtfd^aft über=
fiebeln; auf feiner ©eiüanbung Ijat er gtüei farbige ^reu§e §u
trogen. SSer ou§ gur(|t üon ber ^e^erei jurüdgetreten ift, fott
öom 33if(^of in §aft behalten »erben, bamit er 9^iemanb anftede.
5itte männlid^en ^erfonen üom 12. ^aiire an unb alle föeiblidien
Dom 14. ^a^re an muffen fc^toören, bie ^e^er ber Dbrigfeit angu*
geigen; biefer 6ib ift otte jtoei ^a^re §u erneuern. SSer nic^t brei-
mal jä^rlicf) beichtet, gilt oI§ ber ^e|erei öerböi^tig (Mansi, Sacror,
Concil. Collect., Florent. 1759, XXIII, 192).
3n einer SuIIe tiom ^a^re 1231 belegt ©regor IX. otte ^e^er,
i^re S5ef(|ü^er unb §e^Ier mit bem Söanne; bie l^artnädigen foHen
„infam" unb unfät)ig ju allen 5temtern fein; fie !önnen h)eber
felbft erben, noc^ ©rben einfe^en, noc^ al§ 3£"9en öor ©eric^t
auftreten (Raynald, Contin. annal. Baronii, ad ann. 1231, n. 14. 15).
SSeranla^t burc^ biefe SöuIIe erlief ber römifc^e (Senat unter feinem
SSorfte^er 2(nnibalb eine SSerorbnung gegen bie ^e|er innerhalb
be§ römifdien Stabtgebiete§; in biefer SSerorbnung ift gefd)id^tlid§
ba§ erfte Tlal Oon „^nquifitoren, bie üon ber ^irc^e befteUt finb"
(inquisitores ab ecclesia dati), bie 5Rebe (Raynald, ad ann. 1231,
20 ©rftel 93u^. ?ßop[ttt)um unb ^nquifitton.
n. 18. 20). 93une unb ©enatSerla^ fd^idte ber $apft jur SSefoIgung
on ben (Sr§bif(i)Df üon 3KatIonb unb beffen UnterBifd^öfe (Fre-
dericq, Corpus Documentorum haereticae pravitatis, 1889 — 1896,
I, n. 80).
®er Bifd^öflirfien ^nquifition folgte fef)r 6alb unb überflügelte
fie rafd^ bie 9JiDn(f)§= unb inllbefonbere bie ©ominücnerinqui''
fition.
3tüed be§ S)ominifanerorben§ — gefttftet burd^ ben fpanifd^en
?]Srteftcr Domingo ©ujmon, \>tn fpätern „l^eiligen ®omtnifu§",
— tüax, burd^ ^rebigten ben Glauben auSguBreiten unb ifin gegen
^e^er ^n üert^eibtgen. ©regor IX., ein großer @önner ber „^re=
bigerbrüber", übertrug i^nen im "^a^^xt 1235 ha§ ^nquifitionS«
gefd^äft int ©ebiete öon SlJJailanb. 3Son biefem ^^^tpunft an
bilbete fidf) ber SS^ominitanerorben jum eigentlid^en ^nquifttionS-
orben au§; fein blutige^ SSirfen erftredte fidE) balb über ha^ ganjc
bamal§ c^riftücbe (Suropa. Xie füblic^en Sauber: Spanien, Stolien,
©übfranfreicE) tt^eifen bie furcf)tbarften ©puren feiner ^I)ätig!eit auf,
©ntüölferung unb S^rümmer oon ©tobten unb Drtfd^often.
2)ie förmlidf)e Uebertragung ber ^nquifition an bie ®omini!aner
gefd^al^ burd^ ein an ben SDontinifaner 9taintunb üon ^enna =
forte gerid^teteS Söreüe ^apft SunogenS IV. öom 20. Dftober
1248. „^a bie 2)ominifaner", fagt ber ^apft, .,il)m üon ber SSor»
fef)ung §u ©epifen bei 9iu§rottung ber ^e|erei gegeben feien, unb
er il^re 2J)ätig!eit aU fef)r gtüecfinä^ig fennen gelernt 'i)abt, fo fei
er entfd^Ioffen, iljnen bie§ (5)ef(^äft §u übertragen: ipsis hujusmodi
negotium providimus specialiter committendum" (Mansi, a. a. D.).
'am 15. Tlai 1252 erüe^ bann SnnoaenS IV. in 38 Paragraphen
eine S^quifitionSfa^ung, iöorin bie S)ominifaner für bie Som-
barbci, Stomagna, bie Xreüifaner HJJarl unb für ben §ur
Sfird^enproüing üon 5Jiarbonne gehörigen Xtjeil üon Stragonien
äu Snquifitoren befteHt werben Hardouin, Collect. Concil. VII,
©. 354—360;.
5)ie Sn<luifition§gerid^te galten für unüerle^Iid^; üon
aüem lüeltlidjen ©influ^ waren fie unabpngig. Sie
njaren bie üornel^mften ©erid^tSljöfe ber ©ird^e, i^nen gebührten
bie S3eitüorte: „!^eilig", „Iiod;!^ eilig" (Paramo, De origine et progressu
Officii sanctae inquisitionis. Madrid 1598, 1. 2, tit. 3, c. 1, n. 9.17. 19).
II. S^t ®cic^icf)te imb öom Söejen ber ^nqutfition. 21
®te Hauptaufgabe be» ^i^QuifitorS mar bie geritfitlid^e SSer»
folgung unb Stburt^eilung ber^e^er. SDie päpftüdEien Sutlen,
bcfonberS bie Süßen ®regor IX., ^nnojenö IV., 5(Iejanber IV.,
^(emen§ IV., fagen bieg auSbrüdlic^ fPotthast, Regesta R.
P.P. 10362. 12748. 14406. 14586. 14587. 14635. 15429. 15824.
15958). S)iefen iöullen entfprec^enb fc^reibt ber S)ominifaner^
Snquifitor S3ern^arb ®uiboni§ furj unb bünbig: „®a§ Slmt
be§ Snciuifitor» ift, bie ^e|erei §u gerftören, fie !ann ober ni(^t
^erftört tüerben, of)ne ha^ bie Se|er felbft ausgerottet ti)er=
ben, unb biefe fönnen nid^t üertilgt werben, o!^ne ba^
auc^ i()re SSegünftiger unb S3ert!^eibiger ausgerottet tüer =
ben" (Practica Inquisitionis. Ed. Douais. Paris 1886, p. 217. 218).
S)a§ Snquifitorenamt würbe aU ba§ erfiabenfte ^ingeftettt unb
— ed^t ultramontan — mit biblifc^em ©ewanbe umptlt. (Sott
felbft foH ber erfte „^nquifitor* gemefen fein, aU er 5tbam unb
©oa au§ bem ^arobiefe trieb; in alten ^eröorragenbern biblifdien
©eftalten fanb mon ben ^n^itifitor öorgebitbet; jebe gröfiere S^^'-
ligung, üon ber bie «Scfirift berietet, würbe aU „SSorbiCb" ber
^e^erbeftrafung gebeutet, ^n feinem bem ^apfte ^nnoäenS XII.
gewibmeten SBerfe: Sacro Arsenale [Rom 1693; ügl. unten S. 64
giebt ber S^ominifaner ST^oma» 9Jiengt)ini ben Stammbaum be§
^nquifitorS an: „^nquifitor War @ott felbft, al§ er Stbam unb Güa
im ^arabiefe §üc^tigte, ^i^quifitor war ber ^atriarcf) ^afob, Snqui=
fitor war Stbimeied), ber Sii^em ^erftörte, ^nquifitor war ©aul,
Snqutfitor War S)aoib, ^nquifitor war ^o\na, ^nquifitcr war ^et)U,
^nquifitor war D^abuc^obonofor, Q^quifitor war ßtiruS, Qnquifitor
War Suba§ 9}?a(j^abäu§, ^nquifitor war Sof)anne§ ber jEäufer,
Snquifitor War 3efu§ S^riftu§, ^nquifitor war ber Stpoftel ^etru»,
ber ben %oh öer^ängte über 2{nania§ unb fein 22eib, ^t^quifitor
war ber ^L ®omini!u§, ^^Qi^^ito^ t^ar ^eter 2Irbue», ^nquifitor
war ^iu§ V." (a. a. D., <3. 1). SJteng^ini fotgte Ijier nur bem
S3eifpiele be» frfion erwähnten Subwig üon^aramo, ber §un=^
berte üon Seiten mit biefer Sd^riftauSlegung füllt ,a. a. £).).
2lu(f) amtliche ürc^Iictie ßunbgebungen bet^eiligen fid^ an ber SSer=
l^errlid^ung ber^nquifition; fo ba§ ßonjil üon 9^arbonne im S. 1243
(Haidouin, a. o. D. VII, 255), bie ^äpfte S^no^enS IV. unb
Giemen» IV. in i^ren S3uQen: Ut nihil vobis desit üom 23. äRärj
22 ®ifte§ S3ucf). <ßa:|)ptf)um unb ^nquifttion.
1254 unb Praecunctis nostrae öom 26. ^^etiruar 1266 (Potthast,
0. a. D., 15293. 19559).
®er Snquifitor War päp^iliä)n 99et»orimäd^ttgter, bet
olle feine 65ett)att unmittelBar unb gonj allein öom ^apfte
ert)telt.
S3ei SSeurtfjetlung ber SSerantwortung, bie „ben Statthalter
K^rifti" trifft für bie üon ber ^n^iuifition Begangenen ©renelt^aten,
ift biefer <Ba^ öon äu^erfter 2Bid)tigfeit. S)ie ultramontane ®e»
fcf)id)t§flitterung fn(f)t, tf)eit§ unluiffenb, t^eil§ unaufrichtig, biefe
unmittelbare unb gön^Iic^e 5I6t)ängig!eit ber ^nquifitoren üom je-
Weitigen ^apfte möglid^ft ju öerbergen; allein bie ®efc^id)te rebet
l^ier ju beutlid)!.
S(t§ bie ^nquifition fid) immer n^eiter au§bet)nte, !onntc felbft=
üerftänbüd) ber ^apft nid)t me^r jeben einjelnen ^nquifitor er«
nennen, fonbern bie ©rneunung übertrug er tf)ei(§ 93ifc^öfen,
tf)ei(§ DrbenSoberen ; bie SS o I Im ad) t erl)ielt ber ©mannte aber
nac^ h)ie üor unmittelbar oom ^apft. ^temenglV. fagt bie§
au§brüd(ic^ in feiner S5uIIe öom 15. ^uü 1267 »Catholicae fidei
negotium«: „®enn, h)enn aui^ ber a|)oftoIifd)e Stu^I e§ 3un)eilen
©inigen übertragen Ijat, gehjiffe ^erfonen gu ^nquifitoren gu er=
nennen, fo njirb i^nen baburd^ nic^t eine, euc^ ^nquifitoren, un*
mittelbar üom a^Doftotifc^en 8tut)I öerüefiene ^uri§bi!tion ober
©enjalt übertragen" (Fredericq, Corpus I, n. 141 bis, @. 520;.
Stud^ bie Snquifitoren felbft betonen ftet§ unb überall, in Ita-
lien, ©eutfc^Ionb, Belgien, ?5ton!reic§, Spanien, Portugal, ©ng-
1 .f>enner in feiner aulgeäeid^neten 2Ir6eit über bie ^nquifttion [$8ei*
träge §ur Drganifatton unb ^ompetenj ber :päpftli^en S^e^ergerii^te. Seipäig
1890, <B. 48 ff.) i)ot ben QueIIennoc^tt)ei§ für biefe toii^tige Jtjatfo^e er=
fcf)öpfenb gefül)rt. ®tefer ^aäjtoää liegt in ben ^Bullen ^nno§en§ IV.:
»Odore suavi ordinis« Dom 13. gonuar 1246, »Inter alia desiderabilia«
öom 20. DftoBer 1248, »Cum frati-es praedicatores« üom 1^5. 1252, >Cum
negotium fidei« öom 9. Ttät^ 1254; Sllejonber IV.: Catholicae fidei
negotium« üom S. 1260; ©regor XL: >Ab exordio nascentis« üom
23. ^uü 1373; SBonifoj XI.: »Sanctae inquisitionis officium« üomlS.Quni
1400 (Potthast, a. 0. D. 11993. 13057. 14584. 15268. 17991; Fredericq I,
n. 215, ©. 222; n. 244, ©. 259]. ^n QU biefen (griaffen t)eiBt eg faft gleich-
lautenb: »super hujusmodi negotio vobis [inquisitoribus] imme diäte
a praedicta sede [apostolica] commisso«.
II. Qnt ®ejc^id)te unb oom SBejen ber ^nquifition. 23
lanb, boB if)re SßoHmadit einjig unb allein üom ^a|)fte ftammt.
(SSgIcJ). Practica I, d. 1—6; II, n. 9; III, n. 45: vice et auctori-
tate ssi patris ac domini Johannis divina Providentia papae XXII
nobis in hac parte commissa; Molinier, L'Inquisition, @. 33; Fre-
dericq, I, n. 224; Nouvelle Revue liistorique 1883, @. 669.)
®ie Snquifitoren f)atten al§ ^äpfttic^e S3eöoIImäd)tigte bie
©einalt, i^re SSefel^Ie an bie ftaattic^cn Dbrtg!etten burc^
3Ser!^öngung firdiüc^er ©trafen ju erjtningen. ^ie bafür
am nxeiften angetnenbeten ©trafen inoren bie @j!ommunifation, ba§
Snterbüt unb bie ©us^enfion. (S3utte Tregor IX. : Gaudemus in
Domino üom 19. 2I|)riI 1233, Potthast, 9152; ^nnojenSIV.: Ille
humani generis üom 16. ^iot). 1247, Potthast, a. a. D. 12748;
c. 7 in 6*^ de haer. (V, 2); c. 11 in 6'° de haer. (V, 2); ©regor XL:
Ad apostolatus nostri üom 22. Slpril 1376 bei Fredericq I, n. 224.)
®ie SSerat^ungen be§ Snquifition§gerirf)te§ rourben burc^ eine
„5tnrufung be§ ^eiligen ®eifte§" eröffnet (Limborch, Historia In-
quisitionis IV, 12); aud^ ber Urt^eilSfättung gingen f(f)tüülftige ©e«
Bet§formeIn üorau§ (ügl^. unten ©. 156), bie um fo abfto^enber
toixkn, aU bie 2f)aten ber ^nquifition lehren, tt)ie tüenig eine
SInrufung @otte§ hei ben Urtf)eil§fprücfien ber ^nquifition he=^
recf)tigt ttjar.
Sn ber ^nquifition na:^m bie ^irc^e bem (Staotc gegen-
üher feinen ©onberftanb^iuuft ein; fie Betonte nur aud) l)ier tok
fonft, hal^ fie bie ^errin, unb bn^ ber (Staat mit allen feinen
ÖJefe^en i^r untertljan fei. Xie ftaatlic^en ©eridöte waren ben
päpftlidien 3i^quifttion§gerici§ten gegenüber nirf)t§ anber§, aU
auSfü^renbe SSerljeuge. ?Olan ^at mit 9tüc!fic^t auf biefe§ SSer«
{)ältnif; ben @taot „ben «Sd^arfrid^ter be§ ^opfteS" genonnt; eine
Söe^eid^nung, bie burd^auS ber 2öal)rl)eit entfpricf)t.
®ie üon ben ^nquifition^geric^ten gefäUtcn Uv
t^eile maren jeber 9Jad§^rüfung burd^ bie ftaatlid^en
®ericf)t§f)öfe entzogen. ®er (Staat f)atte fie „hlinbtingS"
(coeca obedientia), „mit gefc^Ioffenen 2tugen" (oculis clausis) ju
ooKftreden. Selbft tüenn begrünbete ^^leifel beftanben, ob bie ^n«
quifitton§urtJ)eiIe geredjt feien, fo burfte bennod^ ber Staat bei
SSermeibung fc^nierfter ^irc^enftrafen fid^ feine ^lar^eit über feine
3tt)eifel üerfd^affen (Capitula Annibaldi senatoris et populi ro-
24 ©rfteä 33u^. ^apftt^um unb ^nquifition.
mani edicta contra Patarenos § Omnes haeretici 1231, Fredericq,
Corpus I, n. 80; ßiloffe ju c. 9 X, de haer. 5. Sß. laicus unb
gu c. 15 X, de haer, 5. SB. puniendi; c. 18 in 6^° de haer. §
prohibemus quoque districtius). ^nno^enS VIII. I)atte im ^al^rc
1486 in fetner ^onftttution : Dilectus filius frater ben (SJrunbfa^
aufgeftellt, ba| bie ftaatlii^en ^el^örben bte Snquifition§urtJ)eife au§»
jufül^ren l^ätten, „sine visione: o^ne Sinftc^tna'^me" [in bic Elften].
Saliei Wieb e§ luä^renb ber ganzen ^i^auer ber ^nquifitionSgeriij^te
(BuUar. Rom. I, 337; tonfütution Seo X. öom 15. gebr. 1521:
Bull. Rom. I, 456, § 3; bgtc^. unten @. 61. 192).
liefen ©tanbpunft be§ Sienftüerl^ältniffeg be§ Staaten
gegenüber ber ^nquifition nel^men aud^ bie berüd^tigten ©e»
fe^e ^aifer griebrid^ II. ein. (M. G. Leges 2, 327; oglc^. unten
6. 173.)
SBöl^renb fo bie Sirene i'^ren ©efe^en gegenüber b Hüben (Se«
l^orfam üom (Staate »erlangte, erf)eifd^te fie gugteid^ feine rva(S)'
famfte STfiätigfeit ben ^e^ern gegenüber.
©d^on bie attererften^jäpftlid^enSnquifitionlfunbgebungenfpred^en
ta§ beutli^ au§. @o bie SuHe ©regorVII. : Jam saepe excel-
lentiae üom ^i^i^e 1083 an Sflobert 11. ©rafen üon glonbern
unb bie S3uIIe $a§c^a(i§ II. Benedictus Dominus öom 21. ^an.
1102 (Fredericq, a. a. D. I, n. 9. 10).
^apft ßuciu§ III. beftimmte im '^af^xt 1184, ta'^ bie ftaat--
lic^e Dbrigfeit, auf SSertangen ber 93ifd^öfe, bie Verfolgung ber
^e^er eiblid^ geloben folle; biefe Seftimmung ging in'§ fanonifd^e
9?ed^t über (c. 9 X, de haer.). ^nnDjen^ III. n)iebert)oIte bic
SSerorbnung in ber S3uIIe His qnae ad ampliandam oom 15. ^uni
1198 (Potthast, a. a. D. 286). ®a§ tonäil üon 5Iöignon im Satire
1209 öerlie!^ fogar ben Söifd^öfen bie ©emalt, biefen @ib burd^
fird^Iid^e Strafmittel gu erjmingen Harduin IV, 2, 1985). 5Iud^
biefe erghiungene @ibe§Ieiftung fanb Stufnal^me in'§ fanonifc^e 9fiec^t
(c. 13 X, de haer. ; c. 11, § 2 vers. statuimus in 6'" de haer.).
ßa^Iteid^e pä|)ftli^e SSuHen fpred^en baSfelbe au§, §. S3. Snno-
jenl IV. Ad extirpanda üom 15. 9}?ai 1252, Ad aures nostras
üom 2. Slpril 1253 (Potthast, a. a. D. 14592. 14934).
Urban IV. beftimmte, ba^ ,jebe Stäbteorbnung, bie mittelbar
ober unmittelbar bie freie unge^inberte 3rt)ätig!eit ber ^nquifition
II. 3wr ©efc^tc^te unb öom SSefen ber S«qutfttion. 25
^inberc, nichtig fei" (nullius existere firmitatis: Bei Eymeric, Di-
rectorium Inquisitorum, Romae 1585, ®. 111).
®ie trertlic^e ©emalt fügte fic^ ben päpftlicfien Sfnfprüc^en mit
»ereitiriaigfeit, ja mit (£iitgegenfommen. ©c^on ^önig Otto IV
öerf^rac^ am 22. aj^ärj 1209: „Sn «ejug auf bie 2lu§rottung be§
Srrt§um§ ber te^erifc^en SoS^eit werben toir «pülfe unb föirffame
Unterftü^ung getüäfiren" (M. G. Leges, 2, 216. 217 promissio regis;
Fredericq, a. a. D. I, n. 64 bis, @. 519).
2rm toeiteften ging ^aifer griebrid^n. ^unäc^ft lt)ieber^oIte
er om 12. ^ult 1213 \im ^apfte SnnoäenS III. unb im ©ep=
tember 1219 bem ?|5apfte ^onoriug III. gegenüber ha§ S^erfpre^en
Ctto§ (M. G. L. L. 2, 224. 231). SSeiter^in gab er ben gorbe=
rungen ber ^ircf)e burc^ feinen ©rla^ Catharos, Patarenos förmliche
©efe^elfroft: „2Bir öerorbnen, ba^ bie 9}?ac|t^a6er, ßonfuln, mh
toren, metc^el STmt auc^ immer fie Befleiben, gur «ert^eibigung be§
®tau6en§ einen öffentliden (Sib reiften foffen, ba^ fie in i^ren
Sanben atte üon ber gir^e k^eic^neten ^e|er nad^ Säften au§=
jurotten 6emü§t finb. Seiften fie ben Sib nic^t, fo follen fie föeber
aU a^ac^t^oBer, noc^ al§ ^onfuln, noc^ al§ ettüa§ 2fe^nric|e§ gelten
unb mir erfrören i^re Urt^eire für nulT unb nichtig. Sßernac^räffigt
aber ein mertric^er ©emart^aber, üon ber ^ird^e aufgeforbert unb
ermahnt, fein Sanb üon ber fe|erifc^en SoS^eit p reinigen, fo
geben mir bk§ fein Sanb, nadj miau] eine§ SaJireS üon' ber
ajJa^nung an gerechnet, ben ^at^orifctien pr »efe|ung pxei§; fie
forren el, nac^ 2tu§rottung ber ^e|er, o^ne arTen Söiberfprucfi be=
fe^t garten unb in ber «Reinheit be§ ®rauben§ bema^ren." (M. G.,
a. a. D.)
5)o§ faiferric^e «eifpier mirfte nac| aEen 9?ic^tungen. ^alir^
reiche ©täbte nahmen t)it eibric^e SJerpfTic^tung gur Unterftü^ung
ber Snqutfition in i^re ©täbteorbnungen ouf; fo Xouroufe,
Slrreg (Layettes du tr^sor des Charles, n. 1072; Havet, L'heresie
et le bras se'culier au moyen-äge, @. 585), SJJarfeirre, 5(üig =
non, Smairanb, Verona, Sergamo, 2JJontua, «regcio.
Stuc^ ber franjöfifde ^rönungSeib ent^iert eine ä^nric^e S3e=
ftimmung (Havet, a. a. D. 585. 586. 590} .
Sn ben ^nquifitionS^anbbüc^ern mirb biefe ©ibeireiftung ber
toertric^en SBerjörben al§ etma§ ©erbftüerftänbric&eg hi^anMt S^ie
26 ®rfte§ 93ud). 513api'ttl^uni utib ^nquifition.
Practica be§ ^in^uifitorS Sern'Eiarb ®uibont» fagt g. 93.:
„3um siueiten, ber (Sib ber StngeftetÜen ber fönigltc^en ^urte, ber
^onfutrt unb 2tnberer, bie tüeltlic^e ©eric^tSBarfeit ^Ben, tntrb ent*
gegengenommen" (III, n. 3); ebenfo bie Sententiae Tholosanae
(Limborcli, Sent. Thol. S. 1. 7. 8. 36. 38. 39. 98. 183. 211.
277. 292. 335) unb ©tjmeric ;a. a. D. III, n. 6— 36, öglc^.
unten ©.37). ^n Spanien legte ber ^önig biefen @ib öor ber
X^ronBefteigung ab unb mieber^olte i^n, fo oft er einem Sluto ha
i5e 6eitt)o^nte (bgid). unten @. 144).
Xiefe allgemeinen @efe|e genügten aber ber ßirc^e nod^ nid^t.
S8ei jeber einzelnen lüic^tigern Gelegenheit fcfjärften bie ^äpfte htn
lüeltUd^en 9JJad^t^abern ein, n)0§u fie ber ^ircf)e gegenüber üerpflic^tet
feien, ©o ermaf)nte §onoriu§ III. in feiner 53ulle: Cum reges et
principes öom 14. Xejember 1223 ben ^önig Subiüig VIII. üon
granfreid^ (Potthast, a. a. D. 7120), ©regor IX. in feiner 93uIIe:
Negotium quod agitur üom 21. Wäx^ 1228 ben ^önig Submig IX,
tion gran!rei(i) (Potthast, o. a. D. 8150), ^nnogen» VI. in feiner
Sutle: Iniuncto nobis üom 15. ^uli 1353 bie beutfd^en Obrigfetten
(Fredericq, a. a. D. I, n. 206; anbere SSutten gleid^en ^rifjoitt^
bei |)enner, a. a. D., <B. 354, 5(nm. 1).
'äud) bie ^nquifitoren felbft tpurben mieber unb mieber tion ttn
köpften aufgeforbert, fic^ „be§ meltüdjen 2lrme§" nad^ iöebarf §u
bebienen unb feine SDienftleiftung, lüenn nöt^ig, mit ben fd^ärfften
firc^Iid^en ©trafmitteln §u ergtoingen (bie 58elege bei Renner, a. a. £).,
@. 354; oglc^. unten <S. 192).
Unb noc^ meiter ging ber :pöpftüdE|e Snquifition^eifer. 5)ie
^ä|3fte forberten bie Unterftü^ung ber ^nquifition auc^ üon foId)en
meltlid^en Dbrigfeiten, bie nur t^atfäd^Iid^, nicfit aber tion rechts«
toegen bie ©emalt befo^en. 5(ud^ ba^ hk Präger ber meltlid^en
©emalt ejfommunijirt maren, fo ha'i^ eigentlidE) jeber 3Serfe^r mit
i^nen unerlaubt mar, ^inberte bie ^irc^e nic^t, bie @emalt ber
Ggfommunisirten gegen bie ß'e^er ju §ülfe ju rufen. (C. 6 in 6*°,
de haer. ; Lea, a. a. D., I, 386; 93uIIe SWejanber IV.: Quaesivistis
üom 28. Tlai 1260: Potthast, a. a. £). 17875.
©ine §auptforberung ber ^äpfte mar ftet§, ha^ t^re bie gn»
quifition betreffenben (Sriaffe in bie meltUd^en ©efe^egfornm--
lungen aufgenommen mürben. SdEion ©regor IX. fpric^t
n. 3ur QJefc^id^te unb üom SBeien ber S«f|uifition. 27
fie au§. (Sicfer, ^te gefe^Iic^e ©infüfir. b. jTobegftrf. für ^e^erei,
@. 204.) ^nno^enS IV. S3ullen: Orthodoxae fidei commissum
unb Ad extirpanda de medio: Pottbast, a. a. D. 14575. 14592),
Slfejanber IV. SSuHe: Felicis recordationis: Potthast, a. a. D.
16764 unb ^(emen§ IV. (Sutle: Ad extirpanda: Potthast, a. a. D.
19433 t^un ba§ ©(eic^e. fügten fic^ bie tneltlirfien ©etüalten bem
Slnfinnen nid^t gutloiflig, fo fatnen ftrd^IicEie 3tt)ang»mittel gegen jie
jur 2tntt)enbung.
Sel^r energtfc§ trurbe auc^ ba§ SSerlangen geftellt, ba^ bie
Dbrigfeiten aden SSünfc^en unb Söefel^ren ber S^Quifitoren rafc§
nac^§u!ommen {)ätten. ®er Staat mu^te ben ^nquifitoren @eleit§=
ftiatfien ftetlen; er mu^te, foBalb er oon einem fe^erifc^en SSer^
ge^en erfai)ren ^atte, ben 3nqui)itoren baüon Stnjeige machen. 5)ie
Maiestas Karolina fc^rieb fogar öor, ba^ bie föniglic^en S3e=
amten üon 5(mt§ lüegen bie ^'e|er anffpüren unb fie ben ^nquifi^
toren ausliefern f oüten (SBerunIft), Tie Maiestas Karolina : 3tf<^i^ft-
ber @aöignt)=@tiftung für Diec§t»ge)d§id^te, 9. S8b. @erm. SIbt.
@. 78). @ine 3^^^ ^^1^9 ^ittc ^^^ ^cr 8taat hav j^oltern für bie
^nquifitoren ju ieforgen (93uIIe ^^^i^ojeng IV. Ad extirpanda de
medio: Potthast, a. a. D. 14575). 2(uf ben SSunfd^ ber ^nquifi^
toren l^in mußten bie ftaatlicfien S3eamten ben feicrlid^en Urt^eiB»
berfünbigungen Beimo^nen, um burc^ i^re ©egenroort ben äußern
®lanj ber @{au6en»geric^te ^u erf)ö§en (Practica II, n. 2; lU,
n. 21; Limboi-ch. Sentent. Tholos. ®. 1. 38. 178. 183. 277. 286;
Eymericus, Directorium III, ©. 567).
©teilte fid^ toä^renb eine§ bor ben iueltüc^en ©erid^ten 6e=
triebenen 5ßerfa^ren§ ^erau», halß ber 2{ngefd^ulbigte fid^ irgenbmie
eines jum 93ereid^e ber ^nquifition gehörigen SSergef^enS fd^ulbig
gemadfit f)atte, ober biefeS SSerge^en» auc^ nur berbärfitig föar, fo
mußten bie UJeltlid^en (^ericE)te haS^ 35erfa^ren fofort einftellen unb
ben Sd^ulbigen mit ben ^rojefeaften bem ^nquifitionägerid^t aul=
liefern. @e!^r be^eid^nenb ift, ba^ bie» SSer^ältniB nicf)t auf ©egen--
feitig!eit beruhte, b. ^. bie Snquifitoren tüaven nicEit berpflid^tet,
einen Äefeer, ber \\ä) gegen bie weltlichen @ei'e|e bergangen §atte,
ben n^ettlid^en ©erid^ten auSjuIiefern (C. 12 in 6*'^; Ludovicus de
Paramo, a. a. D., II, 6. 27).
Sur§ nirgenbtbo {)at ha^ ^apftt^um bie 5(nma^ung, Dber^err
28 ©rftel 93uc^. «ßo^)[tt^um unb Snquifttion.
über hk raeltlic^en 3R&ä)tt ju fein, fo fe|r, fo nad^^aftig betont,
oI§ in Sad^en bei* ^nquifition. Unb leiber mu^ ^insngefügt njerben,
nirgenbh)0 ^at ber Staat fict) bem ^errfc^-- unb üerfoIgung§[üc^tigen
^apftt^um fo h)iüfät)rig ertüiefen, aU gerabe ^ier. ^nxä) 3a]^rl)unbevte
^inburc^ l^aben bie hjeWidfien dürften unb Dbrigfeiten bem „©tatt--
tialter S^rifti" ^enferbienfte geleiftet bei Stbfd^Iac^tung Xaufenber
unb Xaufenbcr üon ©fünften. 2:;ie ganje ®efcf)ic§te ber ^nquift*
tion ift für biefe erfc^üttcrnbe Söa^r^eit ein forttaufenbeä Söeifpief
ogld^. unten @. 173 ff.).
einige X^atfac^en feien jum S3elege ber ftaatlic^en SBiüfä^rig-
feit noc^ angeführt:
%m 25. gjiärs 1210 ergebt ein Sefe^I ^oifer Otto IV. an
ben SSifc^of üon 2:urin, bie ^e|er p »erfolgen (Fredericq,
Corpus I, n. 64 ; in ber Treuga Heinrici regis bom 21. ^uü 1230
^ei^t e§: „^ie ^e^er . . . ., überführt unb ergriffen, f ollen nnc^
©utbünfen be» $Ric^ter§ mit ber gebü^renben Strafe beftraft lüerben"
(2(. a. D., n. 77]; §er§og §einric^ oon Sotljringen befiehlt
am 4. 3JJoi 1232, mit iöerufung auf bie Jöutte Tregor IX. Ille
humani generis, bie Unterftü|ung ber Snquifition (21. o. 0.,
n. 83. 86); ^er^og ßubmig II. üon SSaiern fteüt am 17. 5)e<
§ember 1262 bie S)ominifaner=Snquifitoren unter ben (Sct)u| feiner
^Beamten [^aupt, Söolbenfert^um unb Snquifition, @. 329).
3n Seutfdilanb entfaltet fict) bie SBirffam!eit ber Snpiii[ition
ft}ftematifc^ erft am Gnbe be§ 14. ^al^r^unbertS. 2ltte§ SSor^er*
ge^enbe mar ha^ regellofe 35orfpieI gu bem fpätern feftgefügten
SDrama. 9JJan barf aber nid^t üergeffen, bo^ auä) biefe 33orfpieIe
ben „Statthalter S^rifti" jum Urheber Ratten.
Um 15. Stpril 1368 erlief ^a^jft Ur bau V. eine Suüe,
morin er alle Dbrigfeiten anmeift, ben für ^eutfc^Ianb beftellten
2)omimfoner'-Snquifitor Subtüig üon {SaÜQa bei ®efangenna!§me
ber fefeerifc^en Söeg^arben unb Seguinen §u unterftü^en; unb ha
e§ in S)eutfd^Ianb leiber noc^ feine eigenen ^nquifitionggefängniffe
gäbe, fo foHten, bil ju i^rer gertigftettung , bie bürgerlichen ®e=
f ängniff e ben ^nquifitoren ^ur SSerf ügung geftetit merben. ® r e g o r XI.
ernennt am 23. Siiü 1372 für bie S3i0tpmer 9)Jainj, ^ötn,
Utre(i)t, Salzburg, SJlagbeburg, S3remcn fünf ^nquifttoren
au§ bem ©ominifanerorben: S)ie Sn^wijttoren follen SÜJönner fein,
n. Sur ©eic^tc^te unb Born SBejen bcr Snqutfttion. 29
bie in ben fanonifc^en unb Hrgerlic^en ©efefeeit gegen bte
llt T T"':'' ^"'- ^^" '^"^^^^" ^^'^^*^" ^^^^^etet ber
^apft ben ^nqmfttoren irgenbrneld^e ^inberniffe in ben 2Beg ,u
^gen Mosheim De Beghardis et Beguinabus, @. 335. 380-
s.Trs:.t r,r ""^- '"*^"-- ^^^^^'^ ^^^^^^^^
"Jb HeiSt "^ ^^^' ^'^' '"" " ^"^ ^^^ ^iöaefe\am:n
^ off üb geborte (ajio^^eim a. a. 0., 8. 383. 656)
®a§ päpftlide Söemü^en unterftü|te öor STtten ^atfer ^arl IV
er M H nebft^aifergriebric^IL, am nteiften «m bie Snqui''
fitton tierbient gemacht. ^ '
^ad) einer ^ufammenfunft mit 5).>ft Urban V. in 9?om im
®ejember 1368 erläßt J^arl IV. am 9. unb 10. Suni 1369 oon
^ucca an§ ^lüet $8erorbnungen, bie gerabe^u päpftlic^en m gegen
^e^er at^men: ®en beutfc^en Cbrigfeiten tt,irb unter Strafe ber
«ermögen§befc^fagna^me befofjlen, ^k öegr^arben unb Seguinen aU
bte f^ammften geinbe be§ 9teic^eg, aB fe|er, ei-fonimuniairte
unb ©eac^tete p betrachten unb ju bel)anbeln. ^m 5)ominifaner
SBalt^er Berlin g werben bie uneingefc^ränüeften «oUmacIten
öerhe^en. „Unter ^uftimmung ber dürften be§ 9tei(^§ öerleifit
unb beftätigt^arr IV. ber Snquifition in S)eutfc|ranb alle 5Bridt
legten, Jftec^te unb f^ret^eiten, ^v,^c fie je bnrc^ feine g^orgänger
im 9?etc^, bann burc^ bie Könige oon granfreic^, Sö^men enq=
ranb, ©igilien, Spanien, Ungarn, ^oren, burc^ alle ©eraöge, gnrften
unb ®e»aft^aber ber ganzen ^f,riften^eit je erhalten Ratten. ®er
^aifer gebraucht bie maBIofeften Slu^brücfe, um feine Sere^rung
für bie ^nquifition unb bie Snquifitoren au§äufprec^en" :'2ßilman§
0- 0. 0. @. 197).
Mge 5:age fpäter (17. -,uni 1369) brücft ^arl IV. feine
m^ Sreube aug über bie bi^r^erige S^ätigfeit beg g^ominifaner=
^5nqutfitor§i^erIinginben «ist^mern SJ^agbeburg unb^öremen
lomie in §effen unb ^ipringen. 5)iefe „gefegnete" ^^ätigfeii
¥tU ä- «• barin beftanben, \>a^ »Ferring in 9?orb^aufen fieben
Sfe^er ö erbrennen lieB (9J?o§|eim, 2t. a. C, @. 338ff.\
5)tefer benfroürbige ©rta^ ben merfirürbiger SSeife Söfimer^
30 Srftel 93u^. i'apjtt^um unb Snquifition. •
^uber in i^rem Stegefteniüer! über Äarl IV. nic^t einmal er=
tväijntn, enthält au6) bie Söeftimmung, bo^ bie ^öufer ber ^c^er
ber Snquii'ition p übergeben feien, bamit an§ it)nen ^nquifitiong»
Werfer gemad^t luürben, bie e§ in Seuti^Ianb noi^ nic^t gebe.
©regorXI. beftätigte, üon ^arl IV. gebeten, biefe 33eftintmungen
unb ert^eilte i^m in einer SuIIe üom 9. ^uni 1371 ba§ ]^ö^[te
Sob ;2JJo§^eim, 2t. a. D. S. 364 ffO-
©in üierter grla^ ^arfS öom gleichen Xage (17. ^uni 1369)
gegen bie Äe^er greift tief in ha^ bcutf(^e SSoIfSleben unb in ba§
beutfd^e (S<^rifttf)um ein: „Ser ^aifer beftagt iiit Unmaffe ber
unter ben 2aien unb ^alblaien öerbreiteten in ber SJiutterfpracfie ah--
gejagten S3üc|er, Xraltate, ^rebigten unb füegenben Slätter, lüeli^e
ben ßaien SSeranlaffung föürben, it)re ^rrt^ümer immer weiteren
Greifen mitjut^eilen. tiefer SSerfü^rung ber Seelen fei um fo ener=
gifd^er entgegenjutreten, all e§ nac^ben fanonif(f)en Seftimmungen ben
Saien »erboten fei, bie S3ibet in if)rcr 3D'lutterf|)rac^e gu lefen. Um
fo me^r müßten bla5pl)emifc§e @cf)riften in ber 9J?utterfprad^e ou§--
gerottet tüerben. SeSmegen befehle er atlen ©eiftüdfien bi§ jum
unterften ®rab, fortjie otten tt)eltlicf)en Dbrigfeiten, 5Rid§tern, 'tRat^--
männern unb (Srfiöffen, ben Snquifitoren SSeiftanb §u leiften, wenn
fie biefe (Schriften befd^Iagna'^men , unb mitjuttiirfen , ba^ biefe
@c|riften überall, in toeffen Sefi| fie fic^ auc§ befinben möd^ten,
fei e§ bei 3iti>en, |)eiben ober ©Triften, i:§nen [ben S^ciuifitoren]
§um SSerbrennen überliefert tüürben. SBeld^e (5d§ä|e ber nationalen
Sitteratur S)eut|(^Ianb§ mögen l)ier untergegangen fein" ! (2öit«
man§ a. a. D., S. 200).
Surg bor feinem %obe tritt ^orl IV. noc^ einmal für bie
Snquifition ein. 2tm 17. gebruar 1378 beftettt er üon Syrier au§
für bie Qnquifition unb bie ^nquifitoren „Sonferöatoren" unb
„Sefenforen", bie barüber wad^en foüen, ba^ atte 9iec|te, SSorred^te
unb t^i^ei^eiten ber ^nquifitoren aufrecht erf)alten werben. 'äU
fold^e Snquifitionä^Xutoren Werben genannt: „ber ^erjog üon
©ad^fen in SBittenb erd^, ber ^erjog üon Söraunfd^weig in
@i)mbede, bie ©rafen üon @War§enberg in 2trnftebe, üon
S^iaffau, üon §anftet)n, bie ebelen §erren üon SSiöIe^üen;
bie $er§öge üon ßujemburg, Simburg, S3rabont, Süüc^,
II. yur @eic^id)tc unb Dom SBejen ber ^nquifttton. 31
söerg, ^teöe, 9)Urf, SSic^berg, Spon^eim (Fredericq,
Corpus, D. 211;.
einige Sid^ter mögen bem Silbe, bo§ \iä) au§ biefem Stbfd^nitt
ergiebt, nod^ aufgefegt n^crben.
Sm Sa^re 1308 besagen fi^ ge^n Snciuifitionggefangene bei
^Iemen§V. bitter barüber, ha^ fie fc|on ac^t ^a^re im Werfer
fi^en, otine üerurt^eilt ober freige[|3roc|en ju föerben. Ser ^a|jft
ma^nt ben iöifc^of öon Stlbi nnb bie ^nquifitoren, bie Unterfud^ung
enblic^ öorsune^men (Haur^au, Bernard Delicieux, pieces justifi-
catives, VI, @. 194). (SS finben fic^ Söeifpiere, ha^ SSerbäc^tige
19 Saläre im Werfer fc^mac^teten, e^e i^r (Sc|icffat fi^ entfc^ieb, fo
unter Slnberen ein gen^iffer 2BiI^etm So lauert, ber om
24. ?^ebruar 1300 gum erftenmal öer^ört unb erft am 30. (gep=
tember 1319 üerurt^eitt föurbe. (^arif. 9ktionaI=S8ibr. m\l 11847.)
^er Snquifitor 93ernarb @ui, einer ber getnalttptigften
Snquifitoren @übfranfreic^§, erlief im ^a^re 1309 einen i3ffent=
rid^en |)aftbefe:^I — mon fann it)n Stecfbrief nennen — gegen bie
^e^er ^eter STutier, ^eterSanc^e unb ©anctie «mercabier:
„StÜen e^riftgläubigen ber ^rebigerbruber SSern^arb ®ui ben So^n
be§ ett)igen Seben0 unb bie ^rone! ©ürtet eud^, ©ö^ne @otte§,
er£)ebet euc| mit mir, Streiter S^rifti, gegen bie geinbe feinet
^reuseä unb bie SSerberber ber SBa^r^eit unb gfJein^eit be§ fat^o-^
lijc^en ©laubenS: ^eter STutier, ^eter (Sonc^e, ©onc^e a}Zercabier.
^d) befehle euc| in ber ßroft @otte§, fie, bie fic| in §Dj)Ien der=
bergen unb in ginfterni^ n)anbern, aufäu[uc|en, gu ergreifen unb
mir päufü()ren; ben (grgreifern öerf preisen toir ewigen So^n öon
©Ott unb and) angemeffenen seitli^en ßntgelt. 2Bci(^et alfo, ba^
bie SBöIfe nicbt einbrechen unb bie «Schafe ber §erbe gerrei^en.
©eib ftanb^aft, bamit bie geinbe be§ @Iauben§ nid^t fliegen unb
entfd^Iüpfen. Xoutoufe am gefte be§ ^I. Saurentiu§ 1309" (Prac-
tica, Bibl. de Toul. ms. 121, 1'« sörie).
Ueber bie 93eftec^Iic|feit ber Qnquifitoren finben fic| in einer
^anbfc^rift au§ ber ajJitte be§ 13. Sa^rf)unbert§ (1250—1258) auf
ber ©tabtbibliot^e! öon (Ilermont intereffante iSetege (9Zr. 136a
be§ allgemeinen Katalogs). S)ie ®ominifaner unb granjigfaner,
bie beiben großen 2;räger ber ^nquifition, n^urben reic^ burd^ i^re
Sl^ätigfeit.
32 ®rfte§ 93u^. $apfttt)um unb Sn<?"ifitioTt.
©in Be[onbere§ SSort er^eifc^en bte Snquifition§gefängniffe.
®enn ^unberttaufenbe tion 9}?enf(^en ^atien lange Sa^re, öiele lebend»
länglid^ in i^nen jugebracfit.
(£in j^ranjofe, ber gmei Qafn^e iw ^nquifitionSgefängniB ju ®oa
gefongen gehalten tt)urbe, fd^reibt über biefen Drt: S^er Werfer
beftel^t au§ gtüei ^Räumen, einer im untern @tod für bic SUJänner,
ber anbere im obern 8tocf für bie grauen, ^eber $Raum ift 40 gu^
lang unb 15 gu^ breit, ^n biefem 9taum tuaren n)ir ju 40 ^erfonen.
3ur S3efriebigung unferer natürüctien Sebürfniffe hjar in ber Tlxttt
be§ 9taume§ eine (Senfung angebrarfit, in bie tt)ir unfer SBaffer
liefen; für bie übrigen 2(u§Ieerungen föar ein großer 'S^rog ouf=
geftellt, ber ^raeimal in ber SBoc^e geleert ft)urbe. 2lu§ bem t^rauen-
ferfer, ber über un§ lag, ficferte ber Urin burd^ bie XecEe in unfern
Werfer (Relation de l'Inquisition de Goa, Paris 1688, 8. 59;.
2(m 21. 2}?ai 1696 riditete W „gro^e Sunta" üon Spanien
eine ©ingabe on ^önig Sarf IL, in ber e§ t)eif)t: „®er S^redfen,
ben ber blo^e ©ebanfe an bie Werfer be§ f)ei(tgen Officium einflößt,
ift fo gro^, ha^, aU im ^a^re 1682 bie ^Beamten ber ^nquifition
eine ^^rau in ©ranaba öer^aften njottten, biefe ^^rau fo öon (5nt>
fe^en ergriffen ttjurbe, ha}^ fte fid^, um ber ©inferferung gu ent»
ge^en, au§ bem ^^enfter ftürjte unb babei beibe SSeine brac^. 2;er
■J^ob erfc^ien i!^r weniger frf)recflic^, al§> in bie §änbe ber ^eiligen
Snquifirton gu fallen" Slorente, IV, 1?;.
Wü fRücfi'ic^t auf ba§ Qnquif itionSg ef ängni^ öon (^ax--
caffonne fagt SRoIinier (L'Inquisition dans le Midi de la France,
^ari§ 1880, @. 449): „Sebe§ befd^reibenbe SBort ift leere ^^rafe
gegenüber ber SSirflid^feit, lüie man fie bort fielet. 2Bar bie
fd^werfte (Strafe ber ^nquifition ber Zoh , ober bie ©inferferung
in fo(c^en Drten? 9}ian fann barüber 3lueifeI f)aben. ^ort 0er=
geirrten fid^ bie befangenen langfam, o^ne Suft, o^ne Sid^t, an bie
SO^auer gefettet, bie j^üße mit Letten belaftet. 2)ort fanb njo^I fein
(Snbe S3ern^arb SJelicieuj, alg, auf ben ausbrücflic^en Se^
fe^I be§ ^apfte§ 3oJ)ann XXIL, bie gan§e Strenge be§ Snp^i'
fition§rec^te§ gegen i^n angeiüanbt mürbe, ma§ nic^t einmal feine
erbittertften geinbe, bie ^ominifaner, gemagt Ratten, ©r mar alt,
unb ber Xob erlöfte if)n balb. UebrigenS, ob alt ober jung, mit
bem ©intritt in biefe Werfer mu^te bie Hoffnung auffteigen, balb
IL ^nx ®eid)id)tc itnb üom ^i\cn ber ^nquifition. 33
ju eubigen. 2;ort ju leben luor unmögüc^ ; man ftarb bort tno^I
noci^ fdjnetter, al§ i{)re SrBauer felbft ey al)nten. (Sie tröfteten fic^
oI)ne 3^sifel "lit bem 8cf)tüeigen {()rer Opfer. Slber e§ !am üor,
bo^ felbft biefe» (Schweigen gebrocfien 5üurbe, unb bann entftanb
ein Sfanbal, ben bie ^nquifition ni(f)t üor^ergefeljen ^atte. ^ie
Ungtücflicrjen, bie bort fd)niad^tetcn, fc^rieen fo laut, ha'l^ felbft ha§
$a|)fttf)um fic^ t^u üerftetien muBte, fie ju pren. ^m ^a^re 1306
erf(f)ienen ,^iüei ^arbinäle in dorcaffonne; fie liefen ficE) bie
Werfer öffnen. SBa§ fie bort fa(}en, mu^te fie mit Sntfe|en er*
füHt £]aben. 3)lan fann i>a^ frfjlie^en auy ben QSerorbnnngen, bie
fie fofort erliefen. Stber ha 9?om bie SSefdiüljerin ber SnQuifition
tuar unb blieb , üerantinortlid^ für it)re ^^fjaten , fo Ratten bie
^arbtnäle Stec^nung ju tragen bem IRufe be§ §ofe§, beffen 5)iener
fie ttiaren."
Ser fatf)oIifd)e S(nftalt§geift(idje am Sanbe^gefängni^ ju^^rei»
bürg im S3rei§gau, ^art ilrau^, entwirft unter forgfältiger
ißenu^ung ber Duellen folgenbe (S(i)t(berung ber ürcfilic^en Sn^ui'
fitionSgefängniffe: Seber ©cfangene erhielt jioei SSaff ertrüge, einen
§um SKafdjen, einen §um ^rin!en, einen Sefeu jum ßeljren, eine
3J?otra|e jum ©d^tafen unb ein @efä^ für bie natürlichen S5e-
bürfniffe, ha§ atle oier %ag,t ausgeleert lourbe. '^m Sterfer tvav
ftrengfte§ (Sditüeigen üorgefc^rieben. Söcun Giner jammerte, ober
®ott um §ülfe anf[el)te, fo f(^(ugen it)n bie 3(uffet)er oljne @r=
barmen; felbft ^uftenanfäöe ber ©efangenen n^urben mit ©dalägen
unterbrüdt. gür ben Unterf)alt ber ©efangeneu mürben bem ®e=
föngniBWarter für STag unb ^opf 3. SS. im SnquifitionSterler §u
©arcaf fonne 8 deniers — ettna 8 ^fg. nac^ unferm (Selbe — tier*
gütet. Unb babei moKte felbftoerftänbüd) ber ©efängni^iuärter auc^
noi^ oerbienen. SDie Sf^afiriing mar fo, baj? felbft ein QJregorIX.
fid) üeranla^t fal), bie ^nquifitoren ju ermafinen, bie befangenen
ni(^t üor junger umfommen 311 laffen. S)ie ^nquifitionsferfer in
©übfranfreid) maren meiftenS unterirbifd^ ; burd) eine Ceffnung in
ber 9}iauer mürbe bie 9Za(}rung unb üon ^^it 5« 3eit ein frifc^e^
§emb gereicht. SSenn moglid) mürbe ©injel^aft bnrdjgefü^rt.
Sid)t ju brennen, mar unterfagt, fo baf3 befangene oft "^dju lang
in öollftänbiger SunMiieit jubrac^ten. S3üd)er, oud) bie S5ibet,
tüurben oermeigert, benn, fo ()ie^ e§, „"öa^ wafjxz 93udi ift bie
ü. >P)oen^6rüed), $apfttf)uin. I. 3
34 (Bx\ttä aSu^. ^a^)ftt{)um unb Snpuifition.
SBa'^rl^eit fagen: verum librum esse veritatem dicere" (a. a. D.).
SBafinfittn unb ©elbftmorb traren l^äufige fjolge joltfier ©efängnifi*
f)aft. „Unb ein foI(f)e§ ©efängnt^ trug bie Stuffd^rift Casa santa,
l^eUigcS §au§" (3ur ®efc|ic^te ber ^nquifition in ber Sangueboc
im 13. unb 14. ^atir^unbert: „S^orb unb ©üb" 1890, ©. 238 ff.;
Sm Werfer üor unb nac^ e{)nftu§, greiburg 1895, @. 328 ff.
SSgl^. unten bie $8ef(|reibung be§ ^egengefängniffeS ber 3ütft=
bifd^tjfe öon Somtierg).
Slnberel jur ^enngeic^nung be§ 2Befen§ ber ^nquifition, föie
®üter6efd)Iagna:§me, f^olter, 3eit genoerneiimung ,
gallftricfe beim SSerpr, ©rb-- unb 2(mt§unf äf)igf eit
u. f. lü. , fommt im 2(bf(f)nitt „|)onbbüc]^er ber ^nquifition" jur
©prac^e.
III. ^anbBü(^er ber 3nqutfttton,
Sn großen Umriffen ^aht \ö) ®ef(i)ic^te unb SBefen ber ^nc^m--
fttion üorgefütirt. SDer ©egenftanb ift aber ju toic^tig, aB ba^
ba§ ©ebotene genügen bürfte.
2Ber fic^ einen umfaffenben unb lt)af)ren S3egriff tiont SBefen
ber päpftlic^en ^nquifition machen lüiK, mu§ biefen S3egriff fc^ö^fen
ou§ ben §anb» ober Sefirbüc^ern ber ^nquifttion.
2tu§ ber 9}Jenge, bie über bie Snquifition gefc^rieben ^aben,
greife i(f) fecf)§ {)erau§, bereu Slnfe^en unbeftritten ift: bie ®omi»
nüaner-'^nquifitoren SSernljarb ®uiboni§, S^üoIauS (£^»
meric unb X^oma§ SJieng^ini, ben giSfal ber römif^en Sttqui»
fition ©arena, ben ^onfultor ber ficilif(f)en Sitquifition 9lnto«
niu§ SDiana unb ein ^nquifitiong^aubbuc^ be§ grauäi^»
!ancrorben§.
1. ®ie Practica Inqnisitionis haereticae pravitatis
be§ SttquifitorS S3ernf)arb ©uibottig.
$8ern:^arb ®ui ober ©uiboni^ rturbe im '^a^xt 1261 in
Sfloi)ere§ geboren; mit 18 ^^^^i'en 1279) trat er in ben SDomi»
nifanerorben, in meldiem er noc^ unb nad^ bie pct)ften Stemter
III. ^onböüc^ec ber Snpuifition. 35
beHetbete. 1306 lüirb er gum |3äpftric^en Snquifitor für 2;on"
loufe ernannt. Sn biefer bamal§ ungeheuer mäd^tigen ©tettung
bleibt er 17 ^a^re lang. (Seine X^ätigfeit aU ^nquifitor toirb üer--
anfc^auüc^t burcl bie öon ßimborc^ üeröffentlic|ten „Urt^eile", bie
alle öon ®uiboni§ ftammen (unten @. 158), unb burd§ bie Sflad^rtdit,
ha^ er fed^§^unbert unb fieben unb breifiig ^e|er wöfirenb feiner
Stmt^jeit öerbrennen lie^ (Recueil des Hist. des Gaules XXI,
@. 23). @uiboni§ toar ein Söertrauter ^a^ft ^o^annXXII., ber
i^n (1324) 5um SSifc^of öon SobeOe machte. 5ir§ folcfier ftarb
er am 30. ©esember 1331.
(Seine Practica Inquisitionis haereticae pravitatis ift für bie
^enntni^ unb SSeurt^eiümg ber ^nquifition üon gerabeju unf(^ä|--
barem SBert^. S(t§ 9J?ann langiäljriger @rfaf)rung unb f)öc^ften
2lnfe^en§ giebt er feinen 3tmt§genoffen praftifc^e Slnrteifung für
bie SluSübung ifirer X^tigfeit.
„^ein Slnberer", fagt SDouaiS, ber Herausgeber ber Practica,
„fonntc beffer, nacfibrucfSüoIIer unb genauer über bie Sn^uifition
fclireiben, al§ ßJui. @r tüollte ein §anbbucf) für ben Snquifitor
fd^affen. S)iefe§ ßie^ ^ßt er öoKfommen erreicht; fein 2Ber! l^at
ben getoünfd^ten ©rfolg gehabt, ©ine intereffante 33emer!ung auf
S. 106 ber Xouloufer §anbfc^rift ber Practica au§ bem ^ai)vt
1486 berid^tet, ha'i^ fie tliatföd^Iicf) ein |>anbbud^ für bie SDomini--
!anerinquifitoren öon ^^outoufe getoefen ift, unb ta^ bie Snqui=
fitoren öon SSorbeauj fii^ öon ifir eine Slbfd^rift erbeten ^aben"
(Practica Inquisitionis heretice pravitatis, Ed. ^ouaii, ^ari§ 1886,
(Sinleitung (S. VIII).
®ui ^at fein ^anbbud^ in fünf ^fieite getl^eilt. ®ie brei erften
Slbtl^eilungen bel^anbelu ta§> 3nquifition§öerfaf)ren in brei Slb-
ftufungen: SSorkbung unb SSerIjaftung; greif|3rec£)ung unb ©traf»
änberungen; SSerurtt^eitung. Sür jebe Slbtl^eilung finb 50'^Ireic^e
@d^emata beigegeben — im ©an^en 141 — , in bie für bie öor«
fommenben ?5äIIc nur bie 9iamen u. f. tt). ein^ufelen finb.
SDie öierte Slbtl) eilung entl)ält bie Erörterung über „bie SKactit
ber Snquifition". ®ui bef(|reibt bie (Sr'^aben^eit ber ^nquifition
unb bie 2(u§bet)nung ilirer ©ehalten; unter ^Berufung auf bie
^öpftlid^en (Sriaffe betont er ben ^äpfttid^en S^arafter ber '^n--
quifition.
3*
36 ©rftei 93ud|. ^ap[tt£)iim unb ^nQuifition.
®ie fünfte 5lbtl)etlung gieBt eine Ue&erficfit über ßiefi^idjte unb
SSefen ber banmligen ^e^ereten.
®a ber erfte, stüeite unb bvitte X^t'ü (51. a. D., ©. 3—171)
nur eine (Sammlung üon Formularen gum ©ebraud} für bie öer*
fd)iebenften gälle ift, fo fann ic^ {)ier furj fein.
Sn allen Formularen fommt ba§ ©elbftbeiüu^tfein be§ Si^Qui=
fitor§ unb feine Berufung auf bie :päpftlid)en $ßo(Ima(f)ten ftar!
5um 2(u5brucf. 2)er ^nquifitor „befiehlt" ben trieltli(j^en ©ematten;
er ^^etfc^t üon if)nen „©e^orfam" unter Stnbrot)ung fdiwerfter
©trafen.
SÜßie e» bei einer „®Iauben§prebigt" (sermo fidei — actus
fidel — Auto da Fe) juge^t, tt)irb am 5(nfang be§ brüten %^dh§>
anfdjaulic^ befdirieben (@. 83—86):
„^ad) ®ntgegenna{)me ber ©eftänbniffe über bie ^e^eret unb
t^re Söegünftigung unb nad^ (Sriebigung ber ^rojeffe gegen Sebenbc
unb 2;obte [^e^er] fc^reiten bie S^^^itifito^ßii '"tit ^^^ gebüf)renben
Feierli(|feit jur ®Iauben§prebigt, bei ber 2o§f^)red)ung ober S3e»
ftrafung erfolgen je nac^ SSerbienft ober 9}Ji^üerbienft.
„3nerft finbet eine furje ^rebigt ftatt, unb ber üblid^e Slblo^
tüirb öer!ünbigt. 3*^siten§, bie ^nquifitoren uetimen ben (Sib ber
tt)eMd)en, fönigltdjen ^Beamten entgegen. ^Dritten», biejenigen,
benen e§ geftattet ift, legen if)re S3u|freu5e ab. S3ierten§, 9}länner
unb Frauen toerben au§ bem ©efängni^ l^erauSgefül^rt, unb 33uBen
unb 2öattfaf)rten werben i^nen auferlegt. Fünften^, bie S3ergef)en
ber ©injeluen, über bie ba§ Urttieil gef^jrodjen loerben fotl, tüerben
in ber 9)Jutterfprac|e üorgetefen in folgenber Drbnung: (Srften§
berjenigen, bie tjerurtlieilt finb gum STragen tion SSuBfreujen ober
gu Sßaüfa^rten ober ju einer beftimmten SebenSireife; §tt)eiten§
berjenigen, bie einge!ertert U)erben; brittenS berjenigen, bie al§
falfdie beugen beftraft unb eingeferfert werben; öiertenS ber
^riefter unb £lerifer, bie begrabirt unb eingeferfert tüerben;
fünftens ber üerftorbenen ^e|er, bie, wenn fie nod) lebten, ein--
geferfert würben; fed)§ten§ ber üerftorbenen te^er, bereu Seiber
auszugraben finb; fiebenten§ ber flüchtigen ^e|er; achtens ber
rüdfälligen ^e|er, bie bem weltlidien 2(rm ju übergeben finb.
3ule|t wirb bie ^ei'ftöi^iing ber |)äufer au§gef|)ro(^en, in benen
^e^er geWol)nt ^aben ober oufgefunben Worben finb."
III. §anbbü(f)er ber ^nquifitton. 37
®er Stb, bell bie tüeltlicfjen uub lönigdi^en ^Beamten ben
^nquifitoren leiften mujsten, lautete: „2Bir . . . fc^tüören bei ben
fieiligen ©oangelien (^otte§, baf3 trir beii ©lauben unfere§ ^errn
Sefu d^riftt unb ber f)ei(igen römifd^en ^trdje I)elüa{)ren unb gegen
Slffe nac^ Kräften üert^eibigen nperben; tüir f(i)tüören, ba^ n)ir bie
^e^er unb iE)re Segünftiger verfolgen unb ergreifen tnerben, reo
immer luir fönnen, unb ba^ n^ir fie ber Eircfie unb ben SuQiii-
fitoren anzeigen lüerben, wo immer tüir tt)iffen, ha^ Ke|er jirf) auf=
^(ten; n^ir fc^mören, ha'^ lt)ir fotdjen ^eftiteuätalifdien ^erfonen
fein öffentliches Stmt übertragen merben, au^ allen anberen nidöt,
benen üon ben ^nquifitoren bie güf)rung eine§ 5(mte§ unterfogt
ift; auä) merben tüir ni(f)t geftatten, baf? ©oldie im 2tmte bleiben;
toir fd^tüören, ba§ lüir feine l?e|er in unfere gamilie, in unfern
SSerfe^r ober in unfern ©ienft aufnehmen tuerben; foüte eS o'^ne
unfer Sßiffen gefc^efjen, fo tuerben tnir fie, fobalb bie ^nquifitoren
e§ un» mitgetüieilt l§aben, fofort öerjagen. hierin unb in Sldem,
\va§ jum Slmte ber ^nquifition geljört, nierben tüir gef)orfam fein
©Ott, ber römifdien Kirche unb ben ^nquifitoren. @o tüaljr un§
©Ott ^etfe unb biefe feine ^eiligen ©üangelien" (@. 87).
Sßier t^ormutare (8. 121 — 126) enf^atten bie Urtfieile gegen üer*
ftorbene ®e|er, „bereu ©ebeine auszugraben unb §u üerbrennen finb".
S^ie Formulare 29, 30, 31, 32, 33, 34 iß. 126—136) be=
treffen rüdfäflige unb unbu^fertige S?e^er, bie „bcm tüeltüc^en 3trm
(geuertob) gu übergeben finb".
jj)er üierte ^^Ijeil ber Practica beginnt mit ber Stuf^ä^Iung
ber ben ^nquifitoren öon ben ^äpften gemät)rten SSoIImac^ten unb
SSergünftigungen. ©uiboniS nennt bie ^ä|}fte ©regor IX., ^nno-
Sen§ IV., 5irej:anber IV.', Urban IV., K(emen§ IV., ©regor X.,
9HfoIau§ IV. 2((Ie biefe ©rlaffe feiner $ßorgänger Ijot S3onifa§ VIII.
burcf) feine eigenen üermef)rt unb bem fanonifc^en 3fted)t einöerleibt
(De haereticis libro 6'°).
©leic^ ()ier fc^on madjt ®ui auf bie S3Iutgefe^e Kaifer ^^neb*
rid^ II. aufmerffam unb tfjeilt hk ()öcf)ft bebeutfame 2;tjatfac^e mit,
bo^ biefe S3Iutgefe^e bem Setreiben be§ ^apfteS (©regor IX.)
i^r flu(^tüürbige§ ®afein üerbanfen (unten ©. 172 ff.).
5S)iefe 53(utgefe|e finb bem päpftürfjen ^nquifitor fe{)r an'!§
^erj getüadifen; mieberf^ott fommt er ouf fie äurüd; fd^Iie^irf)
38 ©rftel 93uc^. «ßapftt^um unb ^nquifttion.
empfief)It er feinen 2lmt§genoffen, fie in einem eigenen S5uc^e be--
ftänbig bei ftd^ gu tragen (@. 203).
3)ie ©r^abenl^eit ber ^nquifition ergiebt fid§ ou^ üier fünften:
fie ift erijaben burc^ i^ren Urfprung, ha fie üom apoftolifd^en
Stuhle ^erftammt, fie ift geitlic^ au§gebe£)nt, ha ber apoftolifc^e
©tu'£)I fie bauernb eingerichtet ^at, fie ift tief unb fräftig in t^rer
2Bir!fam!eit, fie ift tüeit auSgebe^nt im 9?aume (S. 175j.
S)iefe üier fünfte fü^rt ß5ui tüeitläufig ou§. Unter Stnberm
bcmerft er §u i^rer !räftigen 2Bir!famfeit [solida operatio seu
actio]: „2)ie ®j!ommuni!ation ber S^quifitoren ift fräftiger aU
bie übrigen ©jfommunüationen: bie Snquifitoren !önnen bie h)elt=
ticken ©ctüalten stningen [cogere], bie öon it)nen eEfommunigirten
^erfoncn in 5I(^t unb 33ann 5U t{)un; aud^ fönnen fie bie melt*
lidien ©etüalten jlüingen, ha^» Vermögen ber (Sffommunijirten p
befd^lagna'^men" (S. 176;.
@ui befürtüortet, ba^ bie ^nquifitoren l^äufig ©nabe tierfpred^en
foüen, tüeil baburd^ bie Segnabigten üeranla§t tüürben, Stnberc
an^useigen, üon benen man noc^ nic|t§ tüiffe; fo locfe man bie
liftigen ©erlangen au§ i^ren Sc^Iupfroinfeln. „SBenn aber ©inigen
biefe ©nabengetüä^rung tf)öri(^t erfc^einen follte, befonberä toeil ha^
burd^ bie i8ef(^IognaI}me ber ©üter ben lt)eltli(f)en §erren entgeht,
fo füllen biefe tüiffen, ba^ baburc^ SSiele üeranla^t toerben, l^eim»
Iid)e ^e|er anjuseigen. ®a§ ift aber nid)t nur ber (Sad^e be§
@Iauben§ bienlid^, fonbern fe^r oft fann barauf^in weit mef)r SSer*
mögen öon ben burd^ bie 33egnobigten hingeneigten befd^Iagna^mt
toerben, aU üon ben Segnabigten felbft befd^tagnat)mt loorben träre.
Unb fo fc^Iägt e§ gum Sflu^en be§ ©inselnen unb ber ©efammt^eit
au§, unb \üa§ bei Ginem tierloren gu getien fd^ien, tüirb mit Qu^
tüac§§ bei Stnberen lüieber eingebracht" (S. 185 ; tjgl. bie öom '^n--
quifitor (£t)meric empfof)Ienen gaüftricfe unten @. 41).
S^odE) einmal betont ß^ui, ba^ bie Snquifitoren ouf bie 2tu§=
fül^rung ber 58Iutgefe|e griebrid^ II. bringen fotlen (@. 193).
S^ie ^nquifitoren !önnen alle weltlid^en ©eroalten äföingen, i^ncn
bienftbar gu fein (©. 200); fie lönnen fie befonberS jtüingeu, bie
®efe|e ^aifer gnebrid^ II. in bie ©täbteorbnungen auf§unel)men
(©. 202); fie !önnen aud^ ejfommunigirte f^ürften unb Cbrigfeiten
^tüingen, bie ^nquifition p unterftü|en (S. 207). SEie ^nquifitorcn
III. §anbbüc^er ber ^nquifttton. 39
fönnen bie |)äufer §erftören laffen, in benen ^e^er getuofint laben
ober aufgefunben tüorben finb (@. 208). S)ie ^nquifitoren finb fo
menig irgenb Seotanb untergeben, ba^ e§ i^nen fogar burd^ päpli'-
liefen S3efe()I üeritoten ift, irgenb ^emanb, au^er bem ^a^[te, gu ge=
l^ori^en (8. 209). ^ebermann f)at \xä) ben Snquifitoren ju ftellen
(©. 212).
„^^i^ed^ßi^Sttquifitioniftbie^erftörungber^elerei;
"oit ^e^erei !ann aber ni(^t gerftört lüerben, au^er burd^
SSernid^tung ber ^e^er; bie ^e^er !önnen aber nic^t öerniifitet
lüerben, au^er e§ tüerben aud^ i§re Segünftiger unb 35ert|eibiger
öernic^tet, tnie e§ auc^ im Ö)efe^ gegen bie 2)iebe ^ei^t : fie fönnen
nid)t oerni(^tet werben, au^er "ok ^djUv n^erben mit bernid^tet.
2luf jtüeierlei 3trt hjerben aber bie ^e|er üernid^tet:
erftenl, inbem fie fii^ bon ber ^e|erei gur fat^oIifdEien 9teIigion
gurücEmenben, jtneitenS inbem fie, bem tüeltlid^en ÖJerid^t
überliefert, för^erlic^ berbrannt iüerben: Finis autem
offlcii Inquisitionis est, ut haeresis destruatur, que destrui non
potest, nisi heretici destruantur .... destruuntur autem heretici
duppliciter alio modo quando relicti seculari judicio cor-
poraliter concremanturc (@. 217. 218).
„@egen bie :^artnäcfigen ^'e|er ift auf fotgenbe Söeife bor§u=
gef)en: fie finb überall, ju allen Reiten, bon iebem ju ergreifen
unb ber ®ewalt ber ^ird^e juäufü^ren, bamit fie in ben §änben
ber ^nquifitoren ober ber Sifcf)öfe finb, unb fo gefangen gehalten
tüerben, ta'^ fie 5Inberen nic^t fc^aben !önnen. Sie finb läufig
p unterrii^ten unb §u ermo|nen, ta'^ fie fic| bon i|rem ^rrt^um
gur Sinf)eit ber ^ircfje jurücfmenben. Tlan morte löngere Qdt
mit i|nen unb fd^iebe ifjre SSerurt^eitung |inau» au§ bernünftigem
©runbe; nämlic|: erften», it)re S3e!e|rung bringt bem ©efdEiöfte
be§ ®Iauben§ bieten S^u^en, njeit fie nac| ifjrer S8efe|rung i|re
9Jiitfd|uIbigen, iü)re @c|tu|3frainfel unb if)re fd|änblicf)en 3ufowmen=
fünfte anzeigen loerben. 3^eiten§, fo lange foldje ^e^er gefangen
gehalten loerben, bermut^en Stnbere, bie burd^ fie angeftedft lüorben
ibaren, ba^ fie fii^ be!e|rt unb 9KitfdE)uIbige angegeigt t)aben; bei
folc^er SSermut[)ung fommen fie leidster baju, über fi(^ unb Stnbere
bor ben Snquifitoren bie SSat)rf)eit ju geftetien. @oId|c |artnäcfige
^e^er fönnen aud| burcE) bie Duolen ber ?5oIterung — jebod^ o|ne
40 Sr[te§ Sud). 5ßa^fttI)Uin unb Snquifttion.
SSerftümmeluttg unb £c6enggefal)r ^, ai§ Ütäuber, ©eetenmörber
unb ©aframentenfdiänber, baju gebracE)t föerben, if)te ^i-'vtljümer
unb anbere ^e|er anjugeBen. SIeiöen \k I)artnäc!ig, fo follen fie,
in ßJegentoart ber lüeltücfien ©eiüalten, aU ^e^er obgeurt^eilt, bcm
tüeltlidjen Slrm überliefert lüerben, um mit ber gebütjreuben ©trofe
Beftraft ^u lüerben" (©. 218. 219). „58e!e^ren fid) ^e^er nad) ber
gättung be§ Urtf)eil§, fo ift anjune^men, bn^ fie fidi au§ 3-urd)t
üor bem SEobe be!el)ren" (©. 219). „Stüdfättige ^e^er finb in
©egenlüart ber mettlid^en ©eiüalten ofejuurt^eilen unb oI)ne irgenb
h)eld)e§ @e^ör bem n^eltlidien 3Irm gu überliefern, darüber Ijei^t
e§ im ®efe|e griebrid) II. Commissi nobis: ber S^obeSftrafe
oerfatten finb" u. f. tu. (@. 220).
SBeltlidie ^^ürften, bie ^e|er ui(^t an^ iljrem Sanbe üerjogen,
finb S3egünftiger ber ^e^erei; ebenfo, iüenn fie bie Snquifitoren
irgenblüie Ijinbern (@. 228).
2. ®a§ Directorium Inqnisitorum be§ ^ontinüaner*
SnquifitorS 9^i!oIau§ (Sanierte.
S^lüoIauS @i)meric, um ba§ Sßtjr 1320 geboren, inurbe mit
37 ^al^reu |3äpftlid)er Ö^eneralinquifitor für S(ragouien. ©eine
:praftifd)e 2;^ätig!eit aU ^nquifitor toav lauge uidCit fo bebeutenb
toie bie feineS Drben§bruber§ ©uiboniS; in ber S5sir!fam!eit aU
©djriftfteüer über bie ^nquifition fte^t Sljmeric aber unübertroffen
ha. ©ein Directorium befielt au§ brei l^dkn. ®er erfte SI)eit
(©. 1—80) enthält bie !atf)oIifc^e ®Iauben§Ie^re (De fide catholica),
bamit „bie ®Iaubeu§rid)ter i(}r 2(mt gut erfüEen fönnen, ba fie
oI)ne ^enutni^ ber ®(auben§Iet)re oud) bie ®lauben§irrle^ren nic^t
ernennen Bnuen". ®er gleite 2;^eil (©. 83 — 415) l^anbett üou
ben ^e^eru; ber britteXfjeil (@. 416 — 744) öom SnquifitiouSproje^.
S)iefer „SBeglueifer für ^nquifitoreu" {)at fel)r üiele Stuflagen
erlebt; bie befte ift bie römifdje au» bem '^aljxt 1585. ©ie ift
bem ^opfte Tregor XIII. geföibmet, ber fie burd) ein ©rebe üor
unbefugtem S'^adjbrud bei ©träfe ber @j:!ommuuifation f($üi^t.
Herausgeber biefer '^in^^abt ift grang ^egna, ein :|}äpftli4ier
2;()eoIoge großen 2(nfef)en§. (Sr i)at gum S^ejt (Sl)meric§ umfang^
reid&e Erläuterungen (Commentarii) gefc^rieben.
III. §anbbüc^er ber ^nquifttioti. 41
2(I§ Stnfiaiig ift biefer römi[c^en 2(u§gat)e be§ Directorium eine
(Sammlung atter „päpftlidjen ©djreiben, 93ut(en itnb S3retien iei»
gefügt, bie ficf) auf bie ^nquifition Begießen, üon ^nnojenS III.
an t)i§ auf ©regor XIII." ; efeenfo ein at|3^betifdje§, 425 9lumniern
umfaffenbeS SSerjeidim^ fe|enfcE)er «Sä^e: „gur S3equemlicf)!eit ber
^odjlpürbigften Ferren ^nquifitoren".
9}?einer ^uljaltSangafie, tviid}^ bie au§fü{)rlid§fte ift, bie e§ bi§ je|t
giebt, liegt bie rijmifdie 2(u§gabe be§ Directorium gu ©runbe; bie
eingedämmerten ^aljlen Bebenten bie ©eiten biefer 5(u§gabe:
Mnä) ben reditgliiubigen ßinbern üon ^e^ern barf üom ^ßermögen
ber (Sltcrn gang unb gar nic^ty üBerlaffen tyerben, nidjt einmol ber
^flidittfjeil, ber i^nen gteidifam naturrec^tlid) ge6üf)rt" (103). tiefer
©runbfai^ ift einer in'§ fanonifdje 9?ed}t übernommenen Söeftimmung
entfprec^enb, bie Snno^enS III. erlaffen I}at. ®er ^apft f)at nod^
bie Söorte l^injugefügt: „^einc fogenannte SSarmtiergigfeit (praetextus
cujusdam miserationis) barf fid) biefer ftrengen 9}?a^regel entgegen^
ftetten, benn oft njerben nad) göttUdier Slnorbnung bie ^inber für
bie ©ünben ber (SItern beftraft" (Decret. Vergeulis c. 10. X. de
haer, V. 7: bei @t)meric, a. a. D., @. 102;.
SSon ben 3^atr)fd){ägen, bie beut ^nquifitor ertfieilt lüerben, um
üom 2Inge!(agten baS ßingeftänbni^ feiner S?e|ereien f)erau§ gu be-
fommen, feien folgenbe ongefü(jrt (465): „SSenn ber ^nquifitor
merft, ha'^ ber befangene feine ^e^erei nid)t eingeftef)en iriill, fo
gebe er if)m mit freunbtidjen SBorten ju üerfteljen, talß er bod^
fdjon Sitte» tüiffe (obfdjon er nidit» tuei^)." „@iet)t ber lyi^qnifitor,
ba^ ber befangene nic^t geftef)en mtl, unb iia^ er nod^ nid^t
burc^ 3eiigeu überfüljrt ift, fdieint e§ i()m aber tüafir §u fein,
h)al gegen ben ©efongenen auSgefagt tt)irb, fo blättere er in ben
2I!ten unb fage: eg ift Har, ta'i^ hn nidjt bie 2öal)r^eit fagft, fo
ba^ ber ©efaugene glaubt, er fei überfüfirt. Dber ber ^n»
quifitor neljmc ein ^a^ier in bie §aub unb f|3red;e mit bem 2lu§'
brud be§ (SrftaunenS jum ©efangeucn: 2öie !annft bn leugnen?
Wiv ift 2((Ie§ !Iar. Unb bann tefe er in bem ^a^ier unb
fage: Sc§ ^abe 5Red)t gef)abt; gefte^e je^t, ba bu fieljft, ha'^ \6)
e§ wei^ (466)." „^öeljarrt ber (befangene auf feiner SSeigerung, fo
ftelle fic§ ber Snquifitor, al§ muffe er üerreifen, unb fpredje: ^6)
l^abe SOZitleib mit bir unb Ijätte bid^ gerne rafc^ loggetaffeu, lüeil
42 ©rj'tel SBucf). ^apfttf)um imb ^nquifitton.
bu leidet ©d^aben an beiner ©efunb^eit neunten !ann[t. ^e|t aber
«lu^ iä) aöreifen unb id^ Joei^ nid^t, h)ann td^ prüdfornme. S)a
bu nun nic^t Befennen h)it(ft, fo ntu^ idE) bicE) leiber bi§ ju meiner
'Stüdk^x gefeffelt im Werfer Belafjen. 5Dann tüixh ber ©efangene föo^t
anfangen gu Bitten, ba^ er nid^t im Werfer belaffen Ujerbe, unb fo
irirb er ütelleid^t anfangen, §u geftef)en (466)." „2BitI ber ^e|er gar
nidE)t Belennen, fo fd^icfe ber S^quifitor einen gum ©lauben ^e=
fe'^rten §u if)m l^inein. S;iefer ftelle fid^, aU ob er nod^ ju feiner
(be§ ^e|erg) ©efte gel^öre. ^ai er be§ gefangenen ^e|erl SSer=
trauen erlangt, fo fomme er eine§ 2tbenb§ fpät in ben Werfer,
äie^e ha§ ©efpröd) f)in unb gebe enblidE) öor, e§ fei ju fpät, um
nad^ |)aufe §u ge^en. (5r bleibe bann mit bem ^e|er bie 9iad^t
über im Werfer unb fe^e bie ©efpräd^e fort. S)er SSefuc^er üer=
anlaffe bann ben ^e^er, ju fagen, lüa§ er getrau |at. SBä^renb
beffen fei el fo eingerid^tet, ba^ Sinige an ber Z^üxt
l^ord^en, unter it)nen an<^ ein 9Zotar, um bie äßorte auf=
auftreiben"! (466).
SDen 9iat|f(i)Iag, htm eingejagten bie gegen il)n auftretenben
3eugen niemal» ju nennen, be^eid^net er aU „fe|r Iieilfam" (salu-
berrima sententia), tueit fic^ fonft fd^ttierlid^ nod^ ^emanb finben
tüürbe, ber ^e|er pr Slnjeige bräd)te (468).
3u bem 9ftat{)fc^Iag, man folle bem Slngeftagten, bamit er ge-
ftelle, @nabe üerfpredfien, erörtert ^egna bie Srage, ob, nad^bem
ouf bie§ SSerfprec^en t)in ber 2(nge!Iagte geftanben Ijalt, ta§ S5er-
fpred^en gu t)alten fei. SSiele ST^eoIogen föerben angefüüirt, bie
1 ©in fefir le^rreic^el SSeijpiel, trie bie ^nquifitoren Unfiiiulbige in ber
SRebe fingen unb fte fo gu Sehern motten, bieten unl oud) bie intereffanten
Lettres des Consuls du bourg de Narbonne ä ceux de Nimes au§ bem
^aiire 1234 (bei Menard, Eist, de la ville de Nimes, I, Preuves ©. 73):
„©ie [bie ^nquifitoren] legen ungebilbeten unb einfältigen SKenfd^en folgenbe
fragen bor: ©loubft bu, bafe, wenn ein SBeib empfängt, bteä burd) ®ott
ober burcf) ben 2)^cnjc^en gejc^ieljt? SBirb geantmortet: burd) ben SJlenft^en,
^0 f)ei^t t§: al\o bi[t bu ein Äe^er, benn bie Äe^er fogen, ia^ ber böfe ®eift
unb ber 9)?enjd), nid)t aber ®ott, ben 3!}?enfi^en ma^en. ©ogt er: burc^
©Ott gejc^etje e§, \d I)eif)t t§: olfo in gtaubft, bo^ Sott ein SBeib geic^tec^t-
lid) erfenne, qIi'o btft bu ein SJe^er." SSglc^. unten bie infomen 9ftat^id)Iäge,
bie ber ^ejuit ©elrio giebt, um bie §ejen gum ©eftefien ber „SSa^rbeit" ju
bringen.
III. |)anbbu(^er ber ^n^iuifition. 43
jebe SSerpfti(|tung ou§ einem folc^en SSerfpredEien beftreiten; ^egna
jelbft giebt stüar bie 93er^ijTi(f)tung gu, rät!) aber, bte§ SSerf^rec^en
fefir aflgemein ju fjolten, tüeil bann burd^ jebe, auä) bie aller'
fleinfte Sßergünftigung, ta^ SSerfprec^en erfüHt erfc^eine: in hac
promissione facienda Inquisitores in genere loquantiir, nam quam-
cunque gratiam postea faciendo, quantumvis minimam, fidem
datam adimplebunt (469).
SSon ber SSerti)eibigung ber 3Inge!tagten fdiretbt @t)meric:
„®al Btt^eite, lt)a§ ha§i Urt^eil be§ SnQwifitor§ unb bett ganzen
^roge^ f)inau§äiel}t, ift bie ®ett)ä|rung ber S3ertl)eibigung. Qw-
toeilen ift fie überflüffig, julneilen ift fie notl)lr)enbig. ©efte^t
nämlic^ ber Stngefd^ulbigte fein SSerbrec^en, fei e§, ba^ er burd; beugen
überführt ift, ober nid^t, fo ift e§ überflüffig, ha^ if)m eine SSer»
tl^eibignng geftattet toerbe. Seugnet er aber "oa^ SSerbredEien unb
fogen Beugen gegen i^n au§, bann ift i^m bie Sßertl^eibigung ju
getüä^ren. (Sin SlnWott fott i^m bann gegeben lüerben; biefer
fei rec^tfc^affen unb ein (Sif erer für ben ©tauben: zelator fidei"
(479). ^egno billigt biefe iSorfd^riften. 3^1 ^f)^*ei^ ^eftätigung fügt
er noc^ eine S8erorbnung be§ 2}labriber ^nquifition^geric^teg öom
Sa^re 1561 an: „S)ie ^nquifitoren füllen bem 5(ngefd^ulbigten ^u
©emütl^e füt)ren, lt)ie tüidCitig e§ für if)n ift, bie 2Baf)rt)eit ju ge»
fte'^en; fie beftellen if)m bann einen Anwalt au§ benen, bie
öon ber l^eiligen Snquifition l^ierju beftimntt n)orben
finb. SDer Slngefd^ulbigte tier!ef)rt mit feinem Slnniolt
nur in ©egenrtart eines ber Snquifitoren [feinet 9ii(^terg!].
S)ie Stufgobe be§ 2(nloaIte§ ift e§, ben Slngefd^utbigten
ju ermaf)nen, bie Söa^rl^eit ju geftetien unb für feine
©cf)ulb ^u^e §u erbitten. S)ie Slntlüorten be§ 5tnge=
flagten f)at er bem t^i^cal ber ^nquifition mitju*
tfieiten" (480).
Seutlidjer nodö at§ biefe SSerorbnung f|)rid^t eine SBeftimmung
SnnojenS III.: jeber Slnföalt, ber feinen Söeiftanb ^e^ern ge-
tüä^rt, tüirb „infam" unb öerliert fein 2(mt (Decretal. de haer.
V, 7, Si adversus). ^egna (104) erÜört auSbrüdlic^, "oa^ biefe
95eftimmung aud^ für bie SSerti)eibigung ber Slngefc^utbigten gilt;
benn fie fei nur fo lange gu fül^ren, al§ bie ^e^erei be§ Stnge»
fc^ulbigten nid^t feftftetje.
44 ©rfteg 93uc^. ^ap[tt:^um unb Qnquifition.
Unb tüte na(i) biej'er X^toxk bie „Sßert^eibigung" burd^ Sttflui-
fitionSantüätte in SBirfIi(f)!ett fieicijaffen tvax, gef)t au§ einem ^nqui»
fition^proje^ öom 9. dJlai 1460 juSouai ^erüor: »Sitot que les
dites femmes ouireut leur sentence, comme femmes desesperees
commencherent ä criev et dire ä maitre Gilles Flameng, advocat,
qui illecq estoit present et qui tonjours avoit assiste ä les interro-
guirer tant par tortures comme aultrement, tel mot: Ha, faulx
traistre, deloyal, tu nous a deceuptes« (Fredericq, Cor-
pus I, D. 304, p. 350).
2fuc§ berjenige, ber fein SSerbredjen 6el)arrlic£) leugnet
unb ben ()eiügen !at^oItf(^en ©lauben be^arrlic^ befennt,
Wirb, toenn öon ^s^S^n ber ^e^erei ü6er[ü()rt, it)ie bie übrigen
^et^er bem toettlicfien SIrm gur Seftrafung übergeben 563). ^egna
fü^rt mehrere ©rünbe gur Siec^tfertigung biefe^ 53erfa{jren§ an unb
jd)IieBt feine 2lu§fü(jrungen mit ben SSorten: „Düemanb fage, ba^ er
auf biefe SSeife ungered^t üerurtljeilt föerbe, nod^ beüage er fid) über bie
fird)Ii($en Sfiic^ter, ober über bie ^irdie felbft ; fonbern wenn er tiiet
Iei(^t burci^ falfc^e^eugen überführt toorben ift, fo trage er e§ gleid)*
mütf)ig unb freue fid), ta^ er für bie SBalir^eit ben S^ob erbulbe" (565).
S^ürfen bemjenigen, ber beljarrlid) beftreitet, ^'e^er ju fein, bie
beugen, auf beren 5(u§fagen feine 3{nflage unb Jßerurt^eiiung
beruf)t, gegenüber geftettt ober genannt toerben? „Siegt eiu fe^r
Jüic^tiger ©runb üor unb ift alle ©efa^r [für bie beugen] au§=
gefd^Ioffen, fo fann bie ©egenüberftettung suiueilen geftattet werben,
©laubt man aber eine ©efaljr für bie ^^wgen öorfianben, fo fott
bie ©egenüberfteüung gur Srforfdiung ber 2Baf)rI)eit !eine§fall§
ftattfinben; fonbern bie ^nquifitoren fönnen ben Stngefdiulbigten
üerurt^ eilen, unb man foÜ nid)t fagen, ba§ fie i^n ungerecht öer=
urtfjeiten, ift er ja burc^ redjtmä^ige Beugen überführt. SSürben
namlic^ berartige ©egenüberfteüungen leicht geftattet,
fo tnürben fie of)ne Stdditl §um 8(^aben be» Ö5Iauben§
au§fc^Iagen. ®enn bie 9Jicnfd;en würben baburcö ab--
gefc^redt, gegen bie ^e|er ^eugni^ abjulegen. S)a§
mufe ober unter allen Umftönben öer^inbert werben,
bamit nicbt ba§ öffentlidie 2Bo^I Schaben ne^me wegen
be§ ^rioatüortiieilö [e§ tjanbelt fid) um Seben ober Sob!]
biefe§ ober jene»."
III. §Qnbbü(f)er ber S^quifttton. 45
9?ac^ einigen tueiteren Erörterungen fäfjrt ^egna fort: „^et
biefer ©elegentjeit ift eine fo^öne (!) «Streitfrage ju &ef|3rec^en, beren
Söfung anä) ben @elel)rten ^opf§erBrecf)cn öerurfaoien fönnte:
„Oft e§ nämlid^ bemienigen, ber burc^ falfc^e Be^sen öerurt^eilt
njorben ift, o'Eine ha'^ er in 2Birf lief) feit be§ SSerBrec^enS ber ^eljerei
fcfiulbig ift, erlaubt, ficf) biefe§ SSerBrerfienS ju be^idiitigen, um bem
Sobe 3U entgetien, inbent er, Sarm^er^igfeit evffe^enb, in ben
©c^ooB ber ^ird^e lüieber eingelaffen wirb?" S)ie „fi^öne Streit»
frage" föirb entfd^ieben: „Dbföof)! e§ bem $8erurt^ eilten felir ^axt
ift, unfd^ulbig §u fterBen, fo barf er fid) boc^ feine-SfattS fälfc^Iicf)
ber Meieret fdiulbig tefennen. 2)e§f)alb fotten bie ^eiditüäter, bie
i^n gur 9?id^tftätte füfjren, iljn jtüar erma'^nen, bie 2ßal}r^eit ju
fagen, aber ilju üerf)inbern, fidj ber ^e^erei §u fiefdiulbtgen, um
bem 2obe ju entgefjeu. ®er SSerurtij eilte möge erlüägen, ba§ er,
tüenn er unfd;ulbig ftirbt, aU 5IRartt)rer gefrönt inirb" (566, 567).
SBejeic^nenb für bie, um mic^ fo au»§ubrüden, fo^iale 2Iuffaffung,
bie in ürdilic^en Greifen t)errfd)te, ift, toaS^egna meiter bon ben
3eugen fdireibt: „©el^ören beugen unb Hngef tagte §u ber öer*
föorfenften klaffe [vilissimi], j. 53. öffentliche §uren ober (!)
ßaftträger unb 2lel^nlittje, fo ift eine ©egenübcrftellung er=
laubt" (566).
„S;cr ^nquifitor l^at feine ©etoalt üon unfernt §errn, bem
^i^p]t" (577).
2(uf ©runb eine§ üon 5(Iej:anber IV. im ^a^xz 1259 üer-
licfjenen ^rioilegS fann ber ^nquifitor, o'^nc ber Gjfommunifation
§u üerfatten, bie ^ülfe ei-fommunijirter t^ürften unb SKagiftrote in
StuSübung feine§ 9lmte» in Stnfprud^ uef)men. Urtan IV. üerlie^
ben SnQuifitoren unb i^ren ®et)ü(fen bie Sefugnif5, fid) gegenfeitig
öon ben Sanben ber ©Efornmunifation ober ber Si-regulorität §u
befreien (596).
SDer SnQuifitor 'i)at @en)alt über alle Könige unb dürften (603),
nid^t aber über bie Segaten be§ ^apfte§ unb bie S3ifd)öfe (599).
S)er Sttfiuifitor l^at ha§' Siecht, non allen melttidjen Cbrig*
feiten ben @ib §u üertangen, bo^ fie ilju in ber 9üi§übung feinet
2lmte§ nad) Gräften unterftü^en.
S^meric t^eilt ben SSortlaut ber {formet mit, tüoburc^ bie
tuelttid^en Dbrigfeiten oon ben päpftlid)en S^quifitoren aufgeforbert
46 ©rftcä 93uc^. ^ap[tt^unt unb ^nquifition.
tourben, bie 58eo6a(i)tung ber blutigen g^ibericianifrfien ©efefec ju
Befd^lüören:
„®er ^rebigeriruber S*^. ^JJ., Snnuifitor ber fefeerifc^en S3o§f)eit
in bem ßanbe 9^. 9^., üom ^apft befonberS Beüoümärfitigt, föünfi^t
ben Dkigfeiten unb ^onjuln ber ©tabt ober Sanbfc^aft 9?. 9^.
§eil, unb bo^ fie unferen, ober beffer ben |)ä|3J'tIic^en Sefe^Ien
bereitoitlig gefjord^en. S^a lein Wahrer ^attjolif üon ben (3a|ungen
ber f)OC^I) eiligen römifdien ^ird§e, befonber§ öon benen, bie ben
©lauben betreffen, auf bem bie tion unferm §errn 3efu§ ß^^riftH§
gelegten unb befeftigten ©runblogen unferer 9JJutter, ber Sirene, bc»
ru^en, abföeicEien barf, fonbern üerpflidEitet ift, biefe ©a^ungen,
feinem Slmtc entfprec^enb, mit ollcn Gräften ju fc^ü^en unb su
förbern, fo ermo'^nen h)ir, ber ^rebigerbruber 9^. 9^., üom apofto»
Uferen @tu{)I befonber§ beauftragt, fraft apoftoIifcf)er SSoHmac^t,
bie tüir für biefe ©egenb befi^en, eud), bie Dbrigleiten ber ©tabt
91. 9t., im allgemeinen unb jeben ©injelnen befonber§, ba^ i§r
üor ben ^eiligen ©öangeüen ®otte§ öffentlid^ ben (Sib leiftet, bie
®efe|e unb (Sriaffe be§ Slaif er§ gi'iebricE) (ügtc^. unten @. 173)
betreffenb ben Glauben unb bie fe|erifif)e $8o§t)eit gu beobaditen.
(Solltet ii)x eu(f) aber Ujeigern — tüa§> fern fein möge — , ben
päpftüc^en unb unferen S3efe^Ien in biefer Sac^e §u ge^ord^en, fo
erllären n^ir, ha'^ i§r burrf) ben Sold^ be§ 33annftra|Ie§ [mucrone
anathematis] üon un§ p burd)bDf)ren feib, \)a^ iijx euere Stemter
auc^ für bie Sw'fui^ft öerlieven follt, gemä^ ben apoftolifc^en unb
lanonifc^en 8a^ungen" (420). ^egna erläutert biefe ^unb»
gebung: „®iefe ©efe^e gab ?5tiebrid^ §u ^abua. 5Da§ erftc
beginnt: Commissi nobis, ha§ gmeite: Inconsutilem, "Daä britte:
Patarenorum, bo§ üierte: Catharos. Sßiele römifc^e ^ä^fte f)aben
üerorbnet, ta^ biefe ßJefe^e unüerbrüc^Iic^ §u beobad^ten feien, fo
Suno^enSIV. burd) fein Schreiben: Cum adversus, Urbon IV.:
Licet ex omnibus, Sllejanber IV. unb anbere. 2lu(^ SSonifag VIII.
gab biefen Sefefjl, mie erbeut anS^ c. ut inquisitionis § l de
haeret 1. 6. Unb nic^t attein ^ur 35eoba(f)tung biefer ©efe^e
griebric^'S fönnen bie meltlidien Obrigfeiten oon ben ^nquifitoren
ge^mungen merben, fonbern auc§ jur i8eobacf)tung alter unb
jeber tird^tii^en ©riaffe [quaelibet alia statuta ecclesiastica] ,
mie ^eröorge{)t au§ bem Sdireiben Snno§en§ IV.: Orthodoxae
ni. ^mtbüijtx ber Sn<?uiÜtion. 47
fidei. S)a§ ©leid^e tjot bo§ ^on§U öon 9?art)onne angeorbnet
im ^a^jitet 31: „„^amit, unter bent Söeiftanb be§ §errn, bie
^e^erei beffer unb rajc^er ouSgerottet unb ber ©fauBe ge|)flan5t
werbe, follt i§r i^nciuifitDren] bafür forgen, ba^ bie ßrlaffe unb
SSerorbnungen be§ a^oftolifd^en (Stuf)fe§ unb feiner Segaten auf'§
genauefte [plenissime: beobachtet werben."" ^i^ biefer Seobad^tung
!önnen bie wettlic^en Cbrigfeiten burcf) !irc§Ii(^e Strafmittel ge«
jttjungen werben" a. a.D.)-
S)ie Dbrig!eiten Ratten ben @ib, bie SSerorbnungen ber ^nqui*
fiteren gu beobadjten, öffentüd^ unb fnieenb abzulegen: „Sßir
öerfprec^en unb fc^wören bei ben üier ©oangelien, 'Qa'Q wir ben
©tauben ber ^. römifc^en ^rc^e l^alten unb iijn öert^eibigen,
ba'^ wir bie ^eßer, ifjre SSegünftiger öerfolgen unb ergreifen , wo
immer wir fönnen, ba^ Wir fie auflagen unb ber £irc^e anzeigen
woffen. 2Bir fdiWören gleichfalls, ha'iß wir !ein 2lmt berlei^en
woflen an irgenb eine fotdje ^eftilensialifc^e ^erfönlicfifeit [per-
sona pestifera]. 2Bir fc^Wören glei(f)fatt§, ba^ wir feinen ^e|er
Bei un§ aufnetimen Wollen, Weber in unfere gamilie, noc^ in unfere
greunbfc^aft, nod^ in unfern SDienft; unb Wenn wir e» unwiffentli^
gettian t)aben fottten, fo fc^Wören wir, i^n fofort auSjutreiben,
nacöbem bie ^nquifitoren i^n al§ ße^er bejeicfinet i)ahin. 2lud^
fc^wören wir, in SCttem ben ^nquifitoren get)orfam ju fein" (421).
^egna bemerft, ha^ je nac^ ben öerfd^iebenen Qdten unb
naij^ bem Sluftaudien neuer ^eöereien ber Söortlaut biefer S3e=
ftimmungen geänbert werben muffe; fo müßten „jefet" — ^egna
fd^rieb im 16. ^a^v^. — bie 2utf)erauer unb Salöiner in
bie 8trafgefe^e namentlid^ aufgenommen werben 422;.
„5((Ie öinberniffe, burd§ weld^e bie ^i^i-iuifitoren gehemmt fein
fönnten, gegen bie ^e|er üorjuge^en, finb öon ben ^äpftcn Be*
feitigt worben. SSeit aber bie bürgerlichen @)efe|e irgenb eineS
®emeinwefen§ ein foldfie» §auptf)inberni^ fein fönnten, fo tjaben bie
römif(f)en ^äpfte befolilen, ha'^ alle ©efe^e, bie mittelbar ober
unmittelbar htn Sw-iuifitoren im Söege fielen, aufgefioben [deleri]
fein fotten. ©olcbe SBefe^Ie erliefen 211 ej;a über IV., ^nno*
jenS IV., Urban IV. (606). S)er in» fanonifc^e 9tec^t oufge-
nommene @rla| Urban IV. lautet: „(Sin DrtSftatut, bal bie
^^ätigfeit ber ^nquifition mittelbar ober unmittelbar ^inbert, ober
48 ®r[te§ Sßud). 5ßQpfttf)unt unb ^nquifition.
irgenblüie tierjögert, foK feine ®ültig!eit ^aben" (Lib. aext. de
haer. V. 2, Statutum .
25?er einen ^e|er in geiueif)ter Grbe Begraben ^at, öerfällt
ber ©jfonimunifation jo lange, bi» er mit eigenen fiänben ben fe^eri-
fd^en Seic^nam luieber ausgegraben ^at. S)er bctreffenbe Drt aber
tDtrb für immer nntauglid; §nr ^egräbniBftätte. Gin ®rla§
Sllejanber lY. bestimmt barüber: „2Ber immer ße|er unb i^re
Segünftiger ürd^Iic^ beerbigt Ijat, berfättt ber Gi'fommunüation
unb tüirb nic^t el^er Io§gef|)ro(^en, at§ bi§ er mit eigenen §änben
ben Seid^nam ausgegraben bot, ber bann nieggeraorfen föerben joll"
(lib. sext., de baer. V. 2, Quicunqiie).
^egna ^612) giebt im ^(nfcfilu^ an hk\t S3eftimmungen ben
5Rotl^, bie Sei(i)name noc^ nactiträgüc^ gu öerbrennen, oorauS--
gefe^t, ba^ man bie ©ebeine ber flei^cr öon benen ber ^attjolifen
noc^ unterfd)eiben fönne. Saun fö^rt er fort: „ßS ift allgemeine
9f{e(^t§regel, baf3 mit "Dtm Xobe beS SSerbrei^erS auc^ bie Straf*
üerfolgung be» SSerbrecbenS aufhört. 2Begen ber Unmenfd)Iid)!eit
[immanitas] beS SSerbred^enS ber ^e|erei f)ört aber bei i^r mit
bem S^obe beS ^e|er§ bie S3e[trafung ni(^t auf. Qmü\a(i) !ann
ber ^nquifitor gegen bie üerftorbenen ^'e^er üorgefien, erftenS, in=
bem er i^re ©üter !onfi§^irt unb fie ber ^nauifition gumenbet,
gmeitenS, inbem er i^ren 9luf fdjäbigt idamnandi memoriam de-
fnnctorum], fie für ^e^er erflärt, i[)rc ©ebeine ausgraben unb öer*
brennen läßt. Sie SSermögenSbefd^Iagnafime ju ©unften ber ^irc^e
!ann nod) nad) 40 ^af)ren ftattfinben. SSa» bie 9{u§grabung unb
SSerbrennung !e|erif(^er Seichen anget)t fo finb fie an feinen ^eit'-
räum gebunben. ©in SSilb beS SSerftorbenen ift öffentlich au§=
aufteilen; üor biefem Söilbe finb bie fe^erifdien 2(nfid)ten be» 83er*
ftorbenen ju beriefen. Sann ift ba§ Silb bem weltlidjen ©eric^t
gu übergeben; ber meltüd^e 9tid)ter Iä§t ba§ 93ilb berbrennen, inie er
ben 31?erftorbenen felbft lebenbig f)ätte berbrennen laffeu" (616. 619).
Sie gormel, ttjoburct) ber ^nquifitor ben Sefeljl erttjeilt, Käufer
5U gerftören, in benen ^e|er aufgefunben lüorben finb, ober il^re
^ufammenfünfte gegolten ^aben, lautet: „Sa an§> glaubmürbiger
.SeugenauSfage, ober au§ bem ^Tugenfi^ein, ober au» bem Sefenntni^
ber Sc^ulbigen uns befannt getborben ift, ha^ in bem unb bem
$aufe ober ©ebäube, mit SSiffen beS Gigent^ümerS, ^e^er it)re
in. §Qnbbücf)er ber ^nquifition. 49
3ufommenfünfte gehalten ^ahtn, \o üerfünbcn, befehlen unb »er»
orbnen wir, ba^ jener Ort, ber ein ©(^lu^ftütnfel ber ^e|er toav,
für ewige Qt'üzn eine (Sammelftätte be§ @(^mu|e§ unb be§ 2lb=
falls, bem Srbboben gteid) gemad^t, gans unb gar jerftört unb
niematä toieber aufgebaut werbe; überbiei üerorbnen wir, bafe aUe
Steine, alle Salfen, aüer 9JJörtel bem Sm^uifitionlfiäfug jufatten
foHcn" (621.
2)iefe Jßerfügung ftü^t fid§ auf öiele 33eftimmungen ber ^irc^e;
fo auf bie 5tu§f^rücf]e be§ ^onäiI§ öon ^ouloufe (1229) unb be=
fonber§ auf einen @rla^ ^nnosenS IV.: „^ebeS §aug, in bem
ein ^e^er ober eine ®e|erin aufgefunben werben ift, fott öon @runb
au§ §erftört werben, au^er, ber ©igentpmer l^abe hk 5luffinbung
ber ^e|er ^erbeigefütirt. 5Iucf) aUe benadjbarten |)äufer be§ näm--
liefen eigentpmer» foffen gleic^erWeife jerftört werben." gaft
wörtlich bie gleirf)e ©trafbeflimmung ^at SnnojenS IV. einige
^al^re fpäter in feine SBulIe »Cum in constitutionibus« (1255) auf-
genommen.
Sft ba§ §au» äerftört, fo fann nad^ einem „lobenSWert^en
SBrauc^" — wie ^egna (621) le^rt — ber $8oben, auf bem e§
ftanb, unter furchtbaren SSerWünfc^ungen unb Sefd^wijrungen [cum
dirorum prolatione ac impvecatione verborum] mit Salj beftreut
werben, um if)n unfrucfitbar §u mad^en. ^ann foH on ber Stelle
eine Steintafel errichtet werben, auf ber in großen 33ud^ftaben ber
5yjame be§ ©igentpmerS, ber ©runb ber ^erftörung unb ber 9?ame
be§ regierenben ^a^fte§ unb ^aifer» angebracht ift. „(Sin foId^eS
®enfmal ift noc^ je^t in SSallaboHb ju feigen, wo im ^a^re 1559
5(uguftin ©ajalla aU ^ti^tv bem weltlichen 2Irm übergeben unb
fein §au§ jerftört werben ift" :621)i.
S)er Snquifitor 1^ai ba§ $Rec^t, gu foltern. 2(nfänglic^ lie^
bie ^ird^e bie Stngeüagten nicEjt burc§ bie Snquifitoren foltern,
fonbern man benu|te aU S3üttel bie weltlid^e Cbrigfeit unter 2(n>
brot)ung ber (Sjfommunifation im SSeigerung§fa(Ie. So öerorbnete
Snno§en§ IV. in ber SuHe ad extirpanda oom ^a^re 1252, bie
1 Unter ben Slitgen ber köpfte »üurbe t)on fanoniftifc^en 2tutoritäten bie
Se^re üorgetragen, ta^ ganje Stäbte, in benen ftdf) Äeger forfinben, nieber =
gebrannt njcrben bütfen ;Conrad Brimus, De haeret. 1.5, c. 16, §14.
ö. >§oen?btoecf), 'J.'niifttfjum. I. 4
50 gr[te§ 93uc§. ^a|)fttf)um unb ^nquifition.
tüeltlid^e Dbrigfeit foHe bte ^e|er al§ „SeelenräuBer unb ©eelen--
niörber" jum S3e!enntni^ gtüingen, ebenfo irie 2)iebe unb 3fläuber
gejitiungen Würben. 93atb aber f)iett man e§ für beffer, ba^ bie
Folterung burc^ ba§ getftlic^e ©eric^t gefc^e^e, tüeil, tüie ?|ßegna
(641) fagt, tt)ä§renb ber goltening pufig geheime ®ingc an ben
%aQ fönten, bte bent ©lauben fd^äblic^ feien.
Sie (^otterarten finb burc^ 'i>a§' fanonif^e 9?ec|t ntd^t feftgefe|t;
fie fte'^en, tt)ie ©enteric unb "i^cgna au§brüdtid§ ^erüor^eben
(642), im S3etieben be§ 9tid^ter§. ©r foll biejenigen 5lrten on*
n^enben, bie i^m am geeignetften erfd^einen, bie SÜßa^r^eit f)erau§--
gubefontmen. (St)tneric fteüt für bie 2(ntt)enbung ber f^olter
folgenbe Siegeln auf: „SBer aU Ke|er üorgefü^rt, in feinen 2Iu§»
fagen unbeftönbig erfd^eint unb ben ^au|3t^un!t, tnegen beffen er
befragt tt)irb, leugnet, foH gefoltert ttierben. SBer im JRufe fte^t,
te^er ju fein, unb au^erbem einen B^iigen gegen fid^ f)at, fott
gefoltert werben" (640). ^eine SBürbe, !ein ©taub, fein ^riöileg
fi^ü^en üor ber golter. ®eiftü(i)e foHen nii^t tion Saien gefoltert
werben, fonbern üon ©eiftlic^en; bie ©ewo^nfieit l^at aUerbingS
anberl entfc^ieben (640 ff.). „SBiU ber befangene nid^t befennen,
fo follen ber ^nquifitor unb ber 93ifd^of befel^Ien, ba^ er ent^
fleibet werbe; bie ®eric^t»biener foIIen ben ©efe^t fofort au§füf)ren,
nii^t frö^üd^en 2(ngefid^t», fonbern gteic^fam traurig. SBeigert er
fic^ nod^, §u befennen, fo follen i^n einige bewäf)rte 3JJänner §u
Überreben fud^en unb il^m öerfpred^en, ba'^ er nid^t getöbtet werbe,
wenn er befenne unb f(^wöre, nid^t me^r jurücf§ufallen. S)ie ®r»
fa^rung l^at mic^ nämlid§ ^äufig belehrt, ha)i SSiele gefte^en würben,
wenn fie nld^t burd^ bie gurd^t üor ber barauf fte^enben Sobeä--
ftrafe abgefc^recft toürben. SSirb i^nen alfo tjerfproc^en, ba§ fie
nid^t l^ingerid^tet werben, fo gefte^en fie. ^ix^t "üa^ Stile» ni(^t§,
fo fott er in gewohnter SBeife gefoltert werben, fd^Wäd^er ober
ftärfer, je nad^ ber Statur be» 95erbred^en§. SBefennt er aud^ bei
mäßiger ?^o(terung nid^t, fo follen i^m anbere golterwerfjeuge ge*
jeigt unb i^m gefagt werben, ta'^ er alle erproben muffe" (517).
©§ War oerboten, ben einmal (Gefolterten norfjmall §u foltern
[iterari tormenta], e§ fei benn wegen l^injutretenber neuer 2(n--
flagepunfte. 2Kan fanb aber ein bequemet SJJittet, bieg SSerbot
ju umgeben, inbem man bie nod^ Unterbred^ung oon ein ober äWci
in. §anbbü^et ber Sn<?uifition. 51
Sagen trieberaufgenommene golterung tpegen ber gleid^en 2ln!Iage=
punfte nid^t eine „erneuerte", fonbern eine „fortgefe|te" t^olte-
rung nannte [coutinuata tormenta, non iterata]. SDion hjanbte
babei bie gormel an: SSir, ber S3ifc^of unb ber ^nquifitor, fe^en
äur Soi^tfe^ung ber golter [ad quaestiones continuaudnm] für
btd^ einen anbern %üq an, tamit bie SBa§r|eit ou§ beinern eigenen
SDZunbe l^erüorgefie (517). i
©elbft ©jfontmunigirte, bie nac^ fird^Iid^er Stnf^auung fonft
gan§ unb gar red^tloS unb aU B^wS^n unfähig jinb, foüen gegen
bie ber ^e^erei S3erbäcf)tigen oI§ Q^UQtn gugelaffen »erben; fo
bejtimmt ein 9leffript Stiejanber IV. (Hb. sext., de haer. V, 2,
in fidel favorem; bei ©Enteric <B. 109, 652). 2Iud^ 9}?etneibige
fönnen aB 3^09^1^ bienen (lib. sext., de haer. V, 2). ®ie |)au§'
g en offen be§ 2(nge!Iagten: grau, S^inb, S)ienftbote, fönnen gegen
it)n, nic^t aber für i^n 3ßi^9i^iB ablegen; „benn [ber ©runb ift
burd^fd^Iagenb] gerabe i^r ^eugni^ gegen ben Slngeflagten ift fe^r
föirfungSöott" (663; lib. sext. de haer. V, 2, Filii), ^a, fie foüen
§utüeilen §unt 3ew9"ife ge9en ben SJJann, SSater, §au§f)errn ge =
än)ungen [compelli] ujerben (664)2. <^^-^ ^nquifitor fann bie
Beugen jur ßrlangung ber SBa^rl^eit foltern laffen (654. 673).
Sie ^Jtanten berer, bie gegen i^n au§gefagt l^aben, fotten bem Stn-
1 ^apft ^nnoäeni IV. ijat bie ?^ofter in ben ^nquifitton^proje^ ein-
geführt (1252); unb §mar ^ot er ben tneltlic^en ©ewalten befohlen, goIter=
!ne(f)te ber Qn^liiifitoren gu fein, ©iejen @rla§ erneuerten bie 5ßäpfte
2tlejanber IV. (1259 unb intern eng IV. (1265,; er fte:^t no(^ I}eute im
fanonif^en JRec^t: Clement 1. 5. tit. 3. de hearet. c. 1. § 1. ^m 2tnfang bei
14. ^af)rt)unbertl ging bie ^olttx aul ixixn firc^Iidien Äe|;erproäeB
in ben njeltlic^en ©trafproje^ über. ®ie 9iec^tlpftege öerbanft al']o
bieje wiberdiriftHi^e Unmcnfct)ttc^!eit bem „S^riftent^um" unb ber „Kultur"
bei ^^apftttjuml. SSgld). unten @. 64 ff. •©. 66.
■- SDer im SSeltlin tf)ätige päpftIicf}eSnquifttor 5Rot)al ftellt ben®runb*
ja§ ouf: „Beugen, bie ©djlei^tel üon einem ^e^er aulfagen, §. 93. bofe er
ein SD^iörber ober ein Sieb fei, finb im oügemeinen ben Sengen üDräUjietien,
bie ®nte§ über it)n ausjagen." ©1 I}ing biefer ®runbja| mit bem onbern
belfelben ^nquifitorl §ujammen, ba§ ^e^er, bie ein gutel Seben füfiren unb
in gutem $Rufe fte:^en, nidjtlttiürbiger finb all S^efeer, bie fd)Ie^t leben unb
übel beleumunbet finb, weil burc^ ein gutel Seben ber S?c§er i)a§ Stnfel^en;
bei fat^olij^en ©loubenl gejc^äbigt roirb (De haereticis, § 349. 351
Tract. illustr. juris Consult. t. 11, p. 2, 216, Venet. 1584).
4*
52 @rfte§ mij. *ßapfttf)um uitb ^nqutfttion.
gesagten ntcmoB imtget|ei(t tüerben (679). 3loä) 93ontfo5 VIII.
geftattete bie 9^omen»nennung au§na{)m§tt)eife ; ^iu§ IV. ^oh oBer
biefe ßrlauBni^ auf (Sreüe Cum sicut ö. 3. 1561). „Sollte ber
Slngeüagte barauf 6efte()en, ba^ if)m jur Beffern SSertfieibigung bie
9?onten ber 3e«gen genannt werben, mie e§ fonft red^tenS ift, fo
tft er ni(i)t anjulören. Sollte er a^petliren tnoKen, fo ift bie Stp=
:petIation gurürfäutneifen, al§ eine friöole unb ungerechte, unb un--
erfc^rocfen [intrepide] foÜ ha^ SSerfa^ren gegen i^n fortgefe|t
lüerben" (680). „®ie SSeröffentlid^ung ber ^amtn ber B^WÖ^n
fcfjeint eine SEobfünbe [mortalis culpa] gu fein, ttieil fie gefdjie'^t
entgegen fo öielen ^ä|)ftlic^en 3Seftimmungen, entgegen bent üom
f). Officium eingeführten $8rau(^e" ,681). 2)er reuntütf)ige ^e|er
ift §u Ie6en§Iängüc£)ent Werfer gu öerurt^eifen (694). S(ud^ ber
reumütf)ige, aber rücffäüige ^e^er ift beut njeltlic^en 5(rin §u über«
geficn (701). „SSarum nimmt bie Söarm^er^igfeit (!) ber ^irc^e
bie reumütt)igen Stücffälligen nicE)t auf? SSiele fe^r I)eiIfome ©rünbe
fprec^en bagegen, am meiften aber, meit, toer rüdfällig gettiorben
ift, auc^ ha^ erftemat fid) nictjt aufrid^tig be!ei)rt ^u ^abtn fdjeint.
@o Beftimmt ba§ ^onjil tion S^lor Bonne: ,'^tm, bie nad^ 2(b>
fc^mörnng if)re§ ^rrtt)um§ rüdfällig getüorben finb, foÜen, o^ne
ha'^ man it)nen irgenbtrelc^eS ©e^ör fc^enft, bem föelttii^en (^erid^te
5U geBüIirenber ©träfe übergeBen merben, benn e§ ift ma^rlic^
genug, bafs fie burc^ falfcEie S3e!e{)rung bie ^t ^irc§e einmal ge=
täufd)t ^aBen'" (701) !i
„DBmof)I ben reumüt^igen 5RüdfälIigen i)a§> {eiBIid^e SeBen
genommen mcrben mu^, fo foH i|nen bod^ ta§ geifttid^e SeBen
ertialten BleiBen", b. f). fie !i3nnen, menn fie bemütl^ig barum Bitten,
bie ©aframente ber S5u^e unb ber ©udiariftie ert)alten (701;.
„®amit i|nen aBer biefe @a!ramente geiüäljrt merben, muffen
3eic§en einer großen 9?eue üortianben fein" (701). „5tIIe ^M--
föHigen, oB reumüttiig ober nidjt, finb bem tüettlidEien Slrm ju
üBerliefern, bamit er fie geBütjrenb ftrafe" (412). „^ft ber rüd»
1 Wan öergletc^e mit biejem „Stjriftentfium" ba§ SBcrt Kfirifti über
t)a§ SSerjeitien öoit grellem: „2)a trat 5ßetrul §u i:^m unb iprod): §err, »wie
oft mu^ i^ benn meinem SSniber, ber an mir jünbigt, bergeBen? 3ft f^
genug jieben 3Ral? ^c\ü§ jproii) ju itjm: ^ä) jage bir, nic^t fieben
Wal, jonbern ficbenäig mal fteben mal" {maülj. 18, 21. 22;.
III. §anb6üi)er bev ^niitifi^ion. 53
fällige ^eljcr antüefenb, fo erüären il)rt ber Sifd^of unb ber ^11=
qutfitor für einen i-ücffälligen ^e|er in ©egenlüart be§ tüeltlidjen
@erid)t§, treiben il}n an§ bem geiftüc^en unb überliefern i^n bent
Weltlidjen (55erid§t§f)Df : expellendo eum de foro ecclesiastico et
lelinquendo eum brachio saeculari« (702^.'
„©ie Snquifitoren fönnen gu ÖJelbftrofen üerurtl)eilen gum
$ßortt)eiI ber t)i. ^nquifition, benn e§ giebt feine ^eilfamere (£in=
rid^tung, ai§ bic ^nquifition, burd^ bereu einzig bafte'^enbe 2Bo|I''
t^at bie ^e^erei ausgerottet tüirb. gür bie fotljolifdie ^aä)t ift
e§ felH" juträgtic^, tüenn bie ^nquifition reic^Iidje ©elbmittel befi^t
[pecnniis abundat]. ©elbftrafen n)crben aber nur über bie 9teu»
mütfjigen üer^ängt; benn bei ben ^rtnädigeu unb rüdfälligen
^e|ern Ujirb ba§ SSerntögen befdjiagnalptt; fie werben o^ne Söarni^
l^er§ig!eit [absque misericordia] bem tüeltlidjen @erid)te über-
antwortet" (703). „5iu§ welchen SJ^itteln foH ber Unterhalt ber
Suquifitoren beftrttten werben? S)ie§ ift ein für SSiele gei)äffiger,
aber für bie ©ac^e be§ (S)Iauben§ unb ber ^trd^e fefir frud^tbrin--
genber ^un!t. Saum @tlüa§ giebt e§, tt)a§ meljr gel^egt, gepftegt
unb ausgebreitet ju Werben berbient, aU bie üon (SJott getroffene
ßinrid^tung ber l^od^l^eiligen ^nqutfition" (708). @§ wirb bann
bie 5Iufid^t be§ ®utbo f^iiIfobiuS angefül^rt bie in mc^r atS
einer 93e§iel^ung bead^tenSWert^ ift: „®ie 93ifc^öfe foHten für bie
Snquifitoren forgen. SBeil aber bie §änbe ber Prälaten
fid^ fd^wer jum ÖJeben öffnen, tro| ber gefüllten 93eutel,
fo rat^e ic§, ba^ üon jenen, benen ©elbftrafen auferlegt Werben,
(StWaS äu biefem ^i^cde genommen werbe, aber efirbar unb oE)ne
5tergcrni^ ber Saien" (708).
SBeittäufig wirb über ben in fogiater |)infic^t feljr wichtigen
^un!t ber ®üterbefd)tagnal)me ber tierurt^eilten Se^er ge--
^nbelt:
„®ie S3efd^Iagna|me ber ©üter ber Se^er erfolgte früher inner»
f)alb be§ päpftlid^en ©ebieteS burc^ ben Hrd^Iic^en, in ben anberen
Säubern burd) ben weltlichen 9lid^ter. @o beftimmt auSbrüdtid^
bie ®e!retale Snnoäeul III. Vevgentis (de haer. V, 7): „„^n
1 ®te „?tu§Iteferung an ben treltüdCien Strm" ift gteti^bebeutenb mit ber
S^obegftrafe; üglc^. unten ©. 163 ff.
54 er[te§ md). 5ßapfttf)um uitb ^nquifition.
ben Sänbern , bie unferer ©etüalt unterworfen finb , follen bie
©üter ber ^e|er Befc^Iagna^mt werben; in ben anberen Sänbern
fott bte§ burc^ bie weltlitfie Dbrigfeit gefc^e^en, bie wir, falls fte
fic^ nac^Iäffig geigen follte, burrf) ürd^Iic^e ©trofen baju swingen.""
2Jiit ber Qi'xt aber ift e§ eingeführt werben, bo^ ba§ Urtf)eil über
bie ®üterbefc^Iagnat)nte überall üom geiftlicEien 9fiic^ter gefaßt werbe,
ebenfo erfolgt bie 83efc^Iagna:§me felbft burc^ ben S3ifif)of ober
Snquifttor; ber weltlid^e 9lid§ter ^at fic^ nid^t einjumifc^en, au^er
ber ürd^Iid^e $Rirf)ter forbere i^n baju auf. ^anbelt e§ fii^ nid^t
um rüdfällige ober unbu^fertige ^e|er, fo üerlieren fie it)re ®üter
nic^t. Söereuen bie ße^er, nad)bem fie burd^ ba§ ^nquifition^'-
urtfieil bem weltlichen ®erirf)te übergeben worben finb, fo üerlieren
fie it)re ßJüter; bereuen fie t)or!)er, fo Werben i^re ®üter nid^t
befd^Iagnal^mt. Xie ©üter ber 2aien^®e|er fallen ben weltlid^en
Ferren gu" (710). Sm ^af)xt 1215 würbe biefe 58eftimmung Hxä)
ta§ ßateranfonjil erneuert.
„5)ie I}auptfärf)Iid^ften S3eftintmungen ber ^äpfte über bie S3e*
fd)Iagna^me ber @üter unb über if)re SSerWenbung finb aufier
ben f(^on angefüfjrten nod^ folgenbe: S^no^eng IV. öerorbnete
int ^a^re 1252, biefe ©üter feien in brei Z^ziU ju t^eilen,
Woöon einer nod^ htm @utbün!en ber ^nquifitoren für bie '^nc\m''
fition gu üerwenben fei; baSfetbe wieber^^otte 5tlejanber IV. im
Sa^re 1259 unb Clemens IV. im ^o^re 1265. Söonif aj VIII.
(1295) geftattete bie ^efd^lagnal)me ben weltlid^en §erren nur,
uad^bem ber fird^Iirfie 9{ic^ter ba§ Urtfieil gefprod^en ^abt. SSene--
bift XI. (1303) fpradf) einen Xf)eil ber @üter ber Slpoftolifc^en
Kammer ju. SBenn bie dürften ber 1)1. ^nquifition ba§ leiften,
Xoa§ öon i^nen geforbert wirb, fo fönnen fie ben brüten S|eil ber
befd^Iagnatimten @üter net)men. SSenn aber bie Sfürften biefe
Seiftungen nidjt erfüllen, bie iljuen burc^ Sllejanber IV., Snno =
§en0 IV., Sternen § IV. auferlegt worben finb, fo fet)e id^ nirfit
ein [^egna fpridjt], mit weld^em 9ted)te fie ben brüten 2;^eU ber
®üter beanfprucfien fönnen. SBeit nun ober, wenn bie weltlid^en
Ferren bie ©üter ber ^e|er erhalten, e§ leicfit gefd^eljen !önnte,
ba^ fie nicf)t reid^Iicf) für bie ^nquifitoren forgen, woburd^ bie
^ad^t be§ ©laubenS fd^wer gefcf)äbigt würbe, fo t)alte id^ e§ für
ta§ 3fiic^tigfte, bafj alle bef d^Iagna'Eimten ®üter ber^e|er
III. .'panbbüd^er ber iS^iQuifitton. 55
jum S'iu^en unb jur SSerbreitung ber ^l. S^Quifit^o"
oerlüenbet tuerben. '3Ran entgegne nic^t, e§ fei nic^t ©ad^e be»
^apfteg, über @üter §u üerfügen, bie nic^t in feinem Sanbe liegen ;
benn \)a§ ift falfif), gott(o§ unb blaSp^emifd^. 5)a nämlid^ bic
^e^erei ein firc^Ii(f|e§ SSerbred^en ift, fo fte^t e§ allein ber ^irdEie
äu, über bie ^e^er unb i^r 93efi^t^um ju urt^eiten. Uebrigen§
gc^t ou§ ben päpfttid^en SSerorbnungen genügenb l^eröor, ha^ bie
^äpfte fteti frei über bie ®üter ber ^e^er öerfügt |aben, tt)a§ fie
nic^t getrau t)ätten, iüenn fie nic^t ha§ Sfted^t ba§u befä^en. 5tud^
ber ©intuanb, e§ !önne leidjt gefcfietien, ba^, n)enn bie ®üter ber
Se|er ber ^ird^e gufallen, aHmä^tic^ alle ©üter ber ^ircfie sufatten
mürben, ttioburcf) bie tüeltlic^en §erren fd^ttjer gefd^öbigt mürben, ift
nid^t fticf)I)oItig. ®enn hjenn bie iDettlid^en Ferren fid^ Tlüi)t geben,
bie ^c^er in i^ren Sanben auszurotten, fo brauchen fie bicfen
«Sd^aben nid^t §u beforgen; menn fie aber täffig finb, fo finb fie
aud^ nid^t mertt), bie ©üter gu betjalten" (718).
jDie ^nquifition ftrafte nid^t nur ben ^e|er fetbft an Seib unb
ßeben, an @ut unb S3Iut; bie Strafen fiatten eine nod^ au§gebef)ntere
fojiale SBirffamfeit, fie trafen aud£) feine 5Rad^!ommenfd^aft,
bie (Söf)ne ber Se^er.
S)ie fojialen SSer^eerungen, bie überl^aupt burd^ bie ^nquifition
in ber gamttie angerichtet tuurben , maren gerabe^u ungel^euer.
^inbeSpflidfjten gegen ben „fetjerifc^en" SSater, gegen bie „fefeerifdEie"
SJiutter giebt e§ nid)t meljr. 9Kit bem 5tugenbücf, ba bie (Sltern
„ben 2öeg ber SBa^rtieit üerlaffen unb fid^ bem Stbmege ber
^e^erei jugetoenbet l^aben," ift bie öäterüc^e (^ctcalt über bie
ßinber erlofd^en. @o beftimmt ba§ fanonifc^e 9ted^t (Cp. Qui-
cunque § lUorum in 6*° cp. 2, de haer. V, 2).
®ie ultramontanen 2;f)eoIogcn finb \ii) mol^I bemüht, ba^ burd^
biefe ©träfe ein natürlid)e§ 9ted^t üerlel^t unb ba§ innerfte ®e*
füge ber gamilie gerftört tüirb, aber biefe noturmibrigen Sotö*^"^
l)aüen fie üon ber (SJut^ci^ung fotd§er ©trafen nid)t ab. ^egna
5. i8. fd)reibt: „SE)ie Selber geljen ber bätertid^en ©ewalt über if)re
©ö^ne üerluftig. S)ie eigenen ^inber fteljen ben ^e^ern öon je|t
ah wie gi^enibe unb 2(u§Iänber gegenüber" (730). ®amit
biefe ©träfe eintrat, mar nid^t einmal nötljig, ba§ „ba§ S5erbred)en
ber ^e^erei" burd; fird)Iid)e§ Urtt)eit feftgeftetlt mar. ^inbern mar
al\o bie ÜJ^ögüd^feit gegeben, ftd^ ber öäterüc^en (Setüalt o^ne treitereS
§u entäie^en, mit ber S3egrünbung, bie ©Itern feien „^e|er" gelüorben.
Sn Sejug auf bie Snteftat = ©rbf olge fanb bie ^ircf)e gtüei
oerfd^iebene tüeltlid^e ©efefegebungen öor: bie römifd^e, enthalten
in ber lex Mauicliaeos (Cod. de haer. I, 5), bie ha§: ben ^e|ern
gehörige @ut für üogelfrei (publicatio] erflärt, aber ben fat^olifc^
gebliebenen Sinbern ha^ ©rbred^t betagt, unb bie beutfc^e, feft«
gefegt burc§ ta§ (Sbüt Catharos be§ ^aifer§ griebrtc^ IL, bo§
nur bann ba§ ^inbe§erbrec^t befteljen lä^t, Jt)enn bie §inber
ben eigenen SSater ber S"puifition anzeigen.
S)er „©tattljalter Kl^rifti" mad^te bieg fd^önbltd^e unb unmora=
üfc^c @efe^ jum ßird)engefe|! S)ie ßinber Werben jur 2tnfd§h)är»
gung i^rer Gltern burc^ ©eloä^rung moterieüer $ßorti)eik bon ber
ßirc^e gerabeju angeftiftet!
Sn feiner S)efretale Vergentis beftinimte ^nno^enS lU.:
„(Scred^ter SBeife föirb ben ??eräd^tern ber irbifdien SJiajeftät ba§
SSermögen entjogen unb i^ren ^inbern iia^ Seben nur ou§
SSarm^erjigleit geloffen, um fo me'^r fott bie§ bei bcnen ein«
treten, bie bom Gilauben abgen)id^en ftnb. S)te Enterbung ber
fat^oüfc^ gebliebenen ßinber bon ^'e^ern foU in feiner
SBeife unter bem SSoriranb be§ 9KitIeib§ [praetextu cujusdam
miserationis] ge^inbert werben, ba oft nac^ götttidfiem Urt{)eil ^inber
für i^re ©Itern geftraft werben" (c. 10 X. de haer. V, 7;.
Qu biefer S)e!retale f(^reibt ein fef)r gefd^ä^ter römifd^er ßanonift,
^aul ®^irlanbu§, ber 83eirot§ bei päpftlid^en @eneroIbifar§ ju
9iom: „^ie ßinber, aucE) wenn fie gut fat^olifd^ finb unb nid§t§
Wiffen bom SSerbrec^en i^rel SSaterl, finb burdf) i>a§ @efe| fo un-
fäf)ig gemacht, bie SSöter ju beerben, bo^ fic nid^t einmal einen
5)enar erben !önnen, fonbern fie follen beftänbig in 5Irmut| unb
STürftigfeit fümmerlic^ ba^inleben [debent semper iu miseria et
egestate sordescere]; nid^t§ foll il)nen bleiben, aU ba§ nacfte Seben,
\>a^ il^nen au§ ^öarm^ergigfeit gelaffen wirb ; fie foHen fid^ in biefer
SSelt in einer foIcf)en Sage befinben, ba'fi i^nen ba§ Seben jur
^ein unb ber Xob gum Strofte wirb." (De haereticis. Tract.
ill. Jurisconsult. t. 11, ©. 25. Ed. Venet. 1584).
^egna finbet in biefen S3eftimmungen burd^au§ feine Un--
gered^tigfeit.
III. öanbbüd^er ber ^nQuifitioit. 57
5)ie ©orge für bie auf biefe 2Seife if}re» öäterlid^en $ßermögen§
beraubten ßinber beftanb barin, ba§ bie Knaben bei |)anbtüerfern,
bie 9J?äbc^en bei anftänbigen ^yrauen untergebrai^t tpurben, benen
fie S)ien[te leiften fottten. ^u§ „reiner SSarmfierjigfeit" [ex sola
misericordia] luurbe ben ^inbern, bie föegen ju großer ^ugenb
ober föegen ^ranf^eit nidjt arbeiten fonnten, au§ bem Sßermögen
i^re§ S3ater» ein fpärlic^er Unterhalt 'tenuia alimenta] getuö^rt;
unb „jutüeilen" fotiten bie n^eltlid^en ober geiftlid^en dürften er=
fuc^t werben, „etwa» greigebtgfeit" [aliquam liberalitatem] gegen
biefe Sinber ou§3Uüben (103).
(So war ha^ S^erfa^ren ber ^irc^e bem 2SoIfe gegenüber; für bie
3Jläd^tigen biefer SSelt l^atte fie anbere @runbfä^e: „(Sinb wegen
^e^eret bie @üter eine§ mächtigen dürften bef c^Iagna^ntt
werben, fo foüen feine Xöc^ter, wenn fie ^eiratl^en,
öon bem, ber hit befd^Iagna^mten ©üter erhalten :^at,
reid^Iid^ auSgeftattet Werben" (103).
2Iud) ba§ SSer^ältni^ gWifcEien 9JJann unb ?^rau, ta§:
e^elic^e Seben, wirb in feinen SJBurjeln getroffen. S)ie Seiftung
ber e^eüd^en ^ftid^t |ört für bie f^rau bem fe^ertfdien Tlannt unb
für ben Wann ber fe|erif(f)en grau gegenüber ouf (733). ^e^erifd^e
grouen fönnen öon i^ren SD^ännern o^ne weitere Unterhaltung^'
|}füd^t entlaffen Werben (Royas, de haeret. II, ass. 40. Tract.
illust. Jurisconsult. 11, ©. 230. Ed. Venet. 1584).
„•©erben Untergebene burd^ bie Se^erei i^rer SSorgefe^ten ober
Ferren üon ber 55erpflid)tung gur Streue entbunben?" ©ine
Wtd^tige ?5rage, bereu ©ntfdieib tief eingreift in hk fojialen unb
ftaatüc^en SSer^öttniffe. Gi^meric beantwortet fie fel^r furj unb
fanonifd) fet)r richtig mit bem ^inweiS auf bie j£;efretale Absolutos
©regor IX.: „SBer immer in einem 'Xreueüerüiältni^ 5U einem
offenbar in ^e|eret gefallenen ^errn geftanben f)at, foH wiffen, baB
er üon biefem SSerl^ältni^, mit fo üiel geftigfeit e§ auc^ umgeben
war, befreit ift" :de haer. V, 7). ^egna giebt baju bie (Bx--
läuterung : „2)te erfte SBirfung biefer Söeftimmung ift, ba^ 5y?iemanb
ba§ SDepofitum eine§ ^et^er§ äurücfgugeben braucht. Xie S8efe^Ig=
t)aber öon 33urgen ober gelbtagern unb Stäbten finb itjrer Jßer^
^)f(i(^tung gegen ben fe|erif(f)en §errn lebig. S)ie SSafallen finb
t)on aKen, onc^ öon ben burrf) Gib befräftigten SSer^flirfjtungen
58 ®rfte§ SBud). «ßapftt^um unb ^nquifitton.
i{)ren fe^erifc^en |)erren gegenüber Befreit. 3(ud^ 2)tencr unb Sin«
gefteüte tücrben burcf) bic 2;^tfa(^c ber ^e^ereien t^rer Ferren frei
»Ott jeber SSer^pflic^tung" ^732;.!
3. S)er Tractatus de Officio sanctissimae Inquisi-
tionis be§ Xf)oma§ ßareno.^
S^arefto, ein SSertrauter be§ 1^1. ^axi 93orrontäu§, föar
unter Ur bau VIII. gi§fal ber römifc^en ^nquifition. ©ein
^aulptnjer!: Tractatus de officio sanctissimae Inquisitionis {)at
ntetirere 3luflagen erle'6t. S)ic ßt)oner 2tu§ga6e üom ^a^re 1659
ift in einer über iebe§ 2Jla^ fcä^wülftigen unb lob^ubetnben SBib--
mung bem ©eneral be§ ®omini!anerorben§, %^om.a§ STurco,
gemibmet.
Bttiei Sefuiten, §oratiu§ 9JJartiniu§ unb Seonorbu^
SSelliug, t)a6en SSorreben gu bem SSerfe ©arena'S gefd^rieben. 2lu§
biefen SSorreben get)t fierüor, ba^ bie römifcfie ^nquifition felbft bie
S)rucE!often be§ SBer!e§ tiiettweife getragen I;at, bantit e§ um fo
f(|nener erfc^eine.
(Sd)on im „SSorfpiel" (antelndia, § 4) ftellt Sarena ben ÖJrunb=
fa^ auf: „S)ie ^e^ereien finb auSjurotten, unb bie ^e^er ntüffen
mit geuer unb @c^njert be^hjungen n}erben, benn leichter werben
fie überiüunben, al§ überrebet. ^Jiirgenbmo ftierben bie ^e^er fo
l}eing unb geredit beftraft lüie üor bem $Rid)terftut)l ber ^nquifition;
1 S)er igefuit ©uare§, btt Bebeutenbfte Sfieologe be§ Qefuitenorbettl,
I)at bie (SibBrüdiigfeit ber Untertljanen gegen !e^eriid)e dürften „biblifd)" be=
grünbet: „Ohvo'iji ^aulug gejagt tjat, jegüi^e ®ee(e fei ben ©etualten unter-
ti)an, \o f)at er bod^ nirgenbl Ijinäugefugt: auä) ben eEfommunistrten ober
öom Zapfte obgeje^ten f^ürften" (De fide VI, c. 4). Söir :^abeit fjier eine
ber öielen le^rreidien ultramontanen (Scfirtftau^Iegungen. §ier ttiirb aul bem
©c^toeigen ber ©cfirift für ben UltramontaniSmuS &tma§ benjiejen; fc^tt)eigt
^anlu§ on ber nämlichen ©teile nic^t aber aui} baüon, i>a^, wie ber UItra=
montanilmuS leljrt, ber^a^ft ber h)eltticf)en Dbrigteit n i ^ t untertDorfen fei?
|)ätte er bai ni(^t auc^ „t)inäufügen" muffen, ©o begrünbet ber UItramonta=
ni^mul feine Stnfprüc^e ou§ ber ©djrift: balb fo, balb fo.
2 5ßei ber ^nl)alt^angabe ber 3nQuifitionl=§anbbüd)er fommen mancf)e
3Bteber{)oIungen öor. Qd) öermeibe fie be^tjalb mdjt, weil mir baran liegt,
gu geigen, tote gleii^ artig bie pä|)ftUd)e ^nquifition in allen Sänbern
öorgtng.
III. §anbbüd)er ber ^nquifttion. 59
fic f^at bie SWbigenfer unterbrüdt nnh Spanien üor ber Iut^erif(f)en
Srrlet)re Beiuatjrt."
®er ßJrunbfa^, ha^ ein brennenber (Srf)eiterf)Qufen unb ein
frfiarfeg ©c^loert rafd^er §um ^iele führen, al§ religiöfe SBe*
kt)rungen, jiefit fic^ burd^ ba§ ganje Söerf ©arefia'l.
5)er ^ap[t f)at geiftlic^e unb föeltlic^e ©eiüalt über alle ^e^er;
jebeS ®efe|, baS S?e^ereien Begünftigt, !ann er aufi)eben; er fann
bie föeltlid^en dürften zwingen, mit -njeltlid^en ^ejelen gegen ®e|er
öorjuge^en (©. 9). ®ie römifcfie ^nquifition befi^t nnbejc^ränfte
®ericf)t§bar!eit [suprema jurisdictio] über alk Weltüd^en Surften
(S. 10). 9^adE) bem SSorbilbe Ö5otte§, ber im ?|Sarabiefe ber erfte
Snquifitor tvav, f^at ^nno^enS UI. bie ^nquifition eingeführt
(@. 15). jS)a^ bie ^e|er gefoltert njerben bürfen, um bie 2Baf)r*
]§eit üon i()nen ju erfai)ren, ift aügemein gugegeben; unb ba bie
^e|erei f)äufig ein im Innern üerborgeneS SSerbred^en ift, fo ift bie
§anb^abung ber t^olter für ben Snquifition§rid)ter befonber§ ge-
eignet ((g. 55). ^m S3crfaf)ren ber römifd^en ^nquifition ift e§
gebräud^Iidf}, aud^ biejenigen §u foltern, bie fe^erifd^e SSorte ge-
fprod^en Ijaben, aber leugnen, e§ in fe|erifd[jer 2IbfidC)t getrau §u
t)aben; benn über bie innere ©efinnung fann firf) bie
^irc^e nur burd^ bie ^^olter öergewiffern ((S. 55). Sie S3e=
fd^affenf)eit ber Folterung in biefcn %äUtn ift bem (SJutbünfen ber
Stic^ter ju überlaffen; für getoöl^nlid^ foll fie nicf)t lönger al§ eine
l)albe ©tunbe bauern (©. 56). ©in Sefret $iu§ V. üom 28. ^vuü
1569 beftimmt, ha'^ bie überfüfirten ober geftänbigen ^e^er n)eiter
5U foltern finb, um i£)re 9)Htfd^nIbigen f)erau§5ube!ommen (8. 57).
Slad^bem ber Sieger bem tüeltlicEien 5trm übergeben werben ift,
fott feine 9ieue nur in feltenen ^äüm angenommen tuerben; benn
bie S8e!ef)rung gefd^ic^t bonn geiuöfjntid^ nid^t mefir öon ^erjen,
fonbern toegen ber ©d^merjen beg brennenben f^euerS
unb au§ 2;obe§furdCjt (©. 66). Sie unbu^fertigen ^e^er finb
bem trettlic^icn ©erid^t ju übergeben, bamit fie lebenbig üer*
brannt tüerben: impoenitentes tradendi sunt curiae saeculari,
ut vivi comburantur (©. 67). Ser rüdEfödige ®e|er ift o^ne
jebe Sarmfjerjigleit [absque ulla misericordia] bem lüeltüd^en
5trm ju übergeben; benn e§ genügt, ha'^ er burdf) eine falfdEie S3e^
fetjrung bie ^'irc^e einmal getäufc^t ^ot. Sa§ ^at ju gefd^el^en.
60 Srftel 93uc^. ^ßapftt^um unb ^nquifition.
gieic^öiel 06 ber JRücffällige bereut ober nid)t; jeboc^ mit bem
Unter jd^ieb , ha^ ber reumüt^ige 5Rücffär(ige guerft erbroffett
unb bann er[t üerbrannt, ber unbu^fertige aber leben«
big öerbrannt tt)irb: ita tarnen, ut si poeniteat, prius stran-
guletur et postea comburatur, si vero sit impoenitens, vivus com-
buratur (©. 70; ügld^. unten ©. 79). Qu bemerfen ift nod^, i>a^
bie Weltlichen 9ti(i)ter, nat^bem i^nen ber rücffättige unb unbu^=
fertige ^e|er übergeben tnorben ift, üerpftid^tet finb, i^n ot)ne jeben
Sluffc^ub unb oline jebe Ginfictit in ben ^roje^ 5U beftrafen, aud^
inenn fie loiffen, ha'^ bo§ Urt^eil ber SnqwUitoren ungerecht ift
(@. 70). ®er (So^n ntu§ ben SSater, ber SBoter ben ©otjn, bie
©ottin ben ©atten, ber ©atte bie ©attin anzeigen (@. 147).
Siüie Xt)eoIogen Ie!)ren, ba^, luer an Seiertagen ober ?^afttagen
gleifc^ i^t, ber ^e|erei ftarf üerbäd^tig fei, unb um bie 2öaf)rl^eit
über feine !e|erifdje ©efinnung gu erfahren, gefoltert toerben !onn
(S. 226. 227). Dbtt)oi)I atle anberen SSerbred^er mit i^rem Stöbe
bem irbif(f)en 9ti(^ter entrücft finb, bauert bei bem ^e|er bie
Unterfuctjung ouc| nad^ bem S^obc nod^ fort, unb §tt)or giebt e§
f)ier feine SSeriä^rung (@. 250). ®a§ 95itb eine§ öerftorbenen
^e^er§ ift ju öerbrennen, feine ©ebeine finb auszugraben, fein
§au§ ift bem ©rbboben gleich ju machen unb bie Stelle, wo e§
ftanb, mit ©atg gu beftreuen. S)ie§ SSerfa^ren gilt aud^ für 9Jlinber*
jährige über 14 ^a^re; benn in biefem Sllter foöen SJiinber-
jölirige, bie nid^t bereuen ttioHen, bem tceltlid^en ©erict)t
§um SSerbrennen übergeben Werben (©. 252). ©egen ^e|er
werben aud^ |3erfönli(^e geinbe, SSerWanbte, ^inber, G^rlofe, SKein-
eibtgc u. f. W. aU B^iigc" S^gelaffen (@. 267 ff). (SpricE)t ^entanb
im Xraum ^e|ereien au§, fo fotlen bie ^nquifitoren barau§ 5(n*
la^ nel^men, feine Seben§fü:^rung p unterfuc^en, benn im Sd^tafe
pflegt ^a§ wiebergu!ommen, toa§' unter STagg Sentanb bef^äftigt
f)at (@. 322). 58ei ber ^inridjtung 3ftü(f fälliger ober Unbu^fertiger
ift §u beai^ten, ta'Q man if)nen einen Knebel in ben SJJunb
ftecfe [lingua cum duobus lignis alligata], bamit fie nid)t bei ben
Umfteljenben burc^ ifire SBorte Stergerni^ erregen !önnen (S. 348).
^a Meierei unter aÜen SSerbredien ha§ größte ift, fo ift e§ nic^t
§u üerwunbern, ba^ burc^ {)od^:^eiIige ©efe|c [leges sacrosanctae]
bie STobesftrafe burd^ geuer für bie ^e^er feftgefe^t ift. (^äht
III. $anb6üd)er ber ^nquifition. 61
c» eine nod; graufamere ©trofe, al» ben geuertob, fo
Jüäre fie gegen ben ßefeer ansiitnenben, bamtt er unb
fein SSerbrecfien um fo fdjneller au§ bem ©ebäc^tni^ ber
9}ienfd^eu üerfd^tüänbe. S)er tüeftlicfie Siic^ter ^at ni(^t§
9(nbere» ju t^un, aU bag Urt^etl ber ^nquifition fofort
511 üoUftreden.i SDer weltlicfie 3fti(f)ter fann alfo niiit, nac^bent
ber S3erurtf)eUte if)m üou ber ^ni-juifition übergeben n;orben ift,
ben SSerurt^eilten über feine ©efinnung Befragen unb if)n je naä)
ber 2(ntn)ort öor bem SSerbrennen erbroffefn laffen, "lia er burcf)
ba§ Urt^eil ber Qnquifitoren für unbuBfertig erflärt tüorben ift
unb als folc^er lebenbig öerbrannt Werben foU. ^e|ern, bie fidi
nadf) ber UrtljeiBfäHung belehren, foll nur feiten ber S^ob erlaffen
n^erben (®. 357), (getjr ^äufig loerben ^e|er jur ©aleerenftrafe
üerurt^eilt (@. 358). grauen werben ^äufig gur ©eißelung üer=
urt^eilt; in «Spanien erleiben biefe Strafe aud^ DrbenSleute oon
i^ren Drben§brübern, in ©egentüart be» 9iDtar§ ber i)l ^nqüi--
fition (S. 359).
4. ®ie Resolutiones morales be§ §(ntoniu§ 2)tana.
S)iana war ^onfuftor ber Snquifition be§ ^önigreid§§ Sicilien.
Sd) !ann mid^ l^ier, nad) ben auSfü^rli^en 2(ngaben über bie
SBerfe ber brei üor[)ergef)enben Sc^riftfteüer, fur§ faffen. SBefentlid^
9Jeue§ bieten bie Resolutiones (Edit. Lugdun. 1667, Tom. V)
otine^in nic^t; (SinjetneS ift aber üou S)iona befonberS fc^arf
^eroorge^oben worben.
„Sn ©laubenäfadien !ann jeber all ^^uge öernommen werben:
(Syfommuni^irte, S^erbred^er, infame, üJJeineibige, ^uben, §au§=
genoffen, ?5anxilienglieber, SfutSüerWanbte, (S^egatten, Äinber, aud^
' Sd)Dn ^apft $8onifa5VIII. öerbot ben roeltUc^en ©etcalten, (Sinfic^t
in bie Qnquifition^aften ju ne:^men; ber Staat i)dbt nidit^ itieiter ju tl)un,
aU- ba» Urt^eil ber ^npuifitoren fdinell (prompte gu boUftreden 'Cap. ut
Inquisitionis 18 in 6to de haer. V. 2;. SJiit SSerufung auf ein öon
Snno§eng IV. toerliel^enes ^riüileg fc^reiBt ber ^nQuifitor Sernl^orb
eomeniig: S(u(^ ttJenn bie Dbrigfeit ttjeife, ba§ bag ^npuifitionsurt^eil un»
gerecht ift, fo ijat fie e§ boc^ gU oollftreden (Lucerna Inquisitorum s. v.
Executio; .
62 <5rfte§ SButf). «ßop[ttt)utn unb Snquifition.
unter 14 S^'^'^cn; nur Xobfeinbe finb tion ber ßeugenfc^aft au§=
genommen. S)a§ er'^eöt au§: in 6'° de haer., c. in fidei favorem.
2:ieie B^WQ^" tonnen abtt nic^t ju fünften be§ Stngellagten öer--
nommen njerben" (@. 431). geinbe, tnenn e§ nur nic^t S^obfeinbe
finb, fönnen gegen ben Stngeltagten aU Beugen auftreten (@. 433).
„^d^ glaube fogar, ha^ im ^nquifitionSproje^ aud^ ^obfeinbe al§
Beugen gugeloffen tnerben fönnen, aber mit SSorfirf)t" ((S. 435),
„«Sollen bie S^qi^if^toi^e^ ^em 5tnge!Iagten, tnenn er barum bittet,
einen S3eic§töater gemä^ren?" 2(uf ©runb einer Stniüeifung an
ha§> Snquifition§geri(j^t öon ^olebo an§ bem '^a^xt 1561 ant>
tnortet ®iana: „@§ ift beffer, bem 3tnge!Iagten ben SSeic^töater ju
tertneigern, bi» er ein ri(^terli(^e§ ©eftänbni^ abgelegt {)at, au|er
er fei in ^obeSgefa^r" (S. 437). „'^k 2tuto§ ^a %t fotten für
geiüö^nlid^ an gefttagen ftattfinben, an benen eine gro^e aJienfd^en-
menge gegentnärtig ift, bamit fie bic dualen ber SS erurt^ eilten
fe^en unb barau§ lernen, ju fürd^ten" (©. 441). „S)ie ^nqui--
fitoren fönnen, um üom 3tngeftagten bie 2öaf)r^eit ^erau§ §u be--
fommen, if)m (SrIaB ber Strafe üerfpred^en, o^ne bo§ fie fid§ ha--
burcf) öer|5fU(^ten, bie§ SSerfpred^en ju ^^alten" (<S. 443). 2(ud^ bie
ßinber, hk üor ber Ke^erei ber (Sttern geboren finb, füllen mit
ben Strafen ber ®üterbefd)Iagna:^me, Siifö^iie u. f. to. beftraft
n.ierben. S)iana giebt bafür einen feljr d^arafteriftifc^en ®runb an:
e§ fönnte ja fein, ta^ ber betreff enbe SSater nac^ feinem Stbfall
feine ^inber mel^r befäme, bann blieben ja feine ^inber überl^aupt
ftraffrei (8. 458). „$ßon ben bret SJiitteln, bie bem ^nquifitionä-
ric^ter jur SSerfügung fteiien, bie SBafir^eit !§erau§äubefommen,
inenn ber 2(ngeflagte noc§ ni(i)t überfüi)rt, fonbern nur öerbäd^tig
ift: ^Reinigung, 2(bfd)tt)örung unb golter, ift bie golter ba§ ge=
eignetfte. SBeil bie £e|erei fc^tüer ju betüeifen ift, foll ber S^qui--
fitiongric^ter geneigt fein gur Slntnenbung ber flotter: ad torturam
judex debet esse promptior" (S. 477). ©in Slnjeid^en, öon einem
Beugen beftätigt, genügt, um §ur f$oIter ju fdjreiten (@. 480).
SDiana berid^tet, in feiner jEf)ätigfeit aB ^onfultor be§ 1^1. Officium
föme ey täglich üor, ha'Q Beugen, bie fonft gurüdgelniefen Würben,
tüie infame, SJJeineibige u. f. to., §ugelaffen tnerben (@. 483). 2luc§
bei S)iana finben fid^ feine fo^iaie UnteifcEieibungen: „SSornel^me
finb lueniger unb gelinber ju foltern, aU ©emeine" (@. 494). 2tud^
III. ^anbbü^er bcr ^niuifition. 63
trenn bcr Öiefotterte ftanb^aft geBUeben ift im Seftreiten ber
t()in öorgetrorfenen ^e^erei, fann er bod^ njegen fd^Ujertüiegenber
2tn5ei(i)en gu jc^njeren ©trafen, 3. 33. gur ©aleere, üerurt^eilt ttierben.
S)a§ fommt fe^r ^ufig öor {B. 496). S)ie ^nquifition !ann ouc^
(Solche, ouf bcnen nur leidster Sßerbad^t Jiaftet, jur ©aleere, (Stäupung,
u. f. lü. öerurt^eifen (@. 499). ^lud) über Suben unb Ungläubige
er[trecEt fic^ in einzelnen Satten bie ©erid^tSbarJeit ber ^nquifition,
fo bei Seugnung be» SafeinS ©otte§. ^n einer Söutte öom ^al^re
1581 ftettte ©regor XIII. biefe ©runbfä|e auf; er beftimmte an
©trafen für fie: ®üterbef(f)Iagna^me, ©elbftrafen, Werfer, ©daläge;
guiüeilen fogar bie Xobeäftrafe (@. 501). ^ „^m Slnfc^Iuffe an bie
betrete ^ouIIV. l^at unfer ^eiügfter §err ^iu§ V. am 28. ^uli
1569 üerorbnet, ba§ Sitte, bie ber ^e^erei überführt finb, um
bie loeitere 2Bo{)rt)eit unb bie 9J?itfdjuIbigen gu ermittetn, nac§
bem ©utbünten ber Ferren ^nquifition^ric^ter gefoltert werben
fönnen" (8. 574).2
5. ©in Sttqutfttion§^anbbud^ be§ ^^^oi^Si^'^ßi^^^o^'^^it^-
3um ©ebroud^e für bie Snquifitoren au§> ttm ^xan^i^tamv'-
orben erfd^ien im 16. ^afirtjunbert: „©trafridCjterlic^e Einleitung
für ben Drben ber minberen Srüber be§ l^eiligen granji§!u0, um
in l^citiger SSeife bie ©ered^tigfeit onjutnenben : Practica criminalis
ad sancte administrandam justitiam in Ordine Fratrum Minorum
8. Franc! sei. « ^
1 SUiit biefer gef(f)ic^tltc^en %^ai\a6:)i öergletc^e man bie SBiffcnfd)aftIic^=
fett beg uttramontanen ^iftorüerl ^aftor, ber f^veibt: „Ungetoitfte unter=
lagen niemals bem ©taubenSgertcfite" (©fc^c^t. ber p^jfte, 2. 5tuffg., II, 580,
greiburg 1894). Ueber bie SBtffenfc^aftuifeit wnb SBaf)rt)aftigfeit ^oftorS
tjglc^. unten ©. 164. 481. 628 ff. u. 2ln:^ang 3.
- 3)er uUramontane @efd)id)tgfc!^eiber ©tefenboc^ fd^reibt bon^iona
(®er §ejemüal)n, ^Jlainj 1885, ©.149): „9Benn biefe gemäßigten ®runb=
iä^e ®iono'g, beS §oftf)eotogen SnnosenS IX., überall bti ber
Wolter gur 2(ntDenbung gefommen tüftren, würben t)unbert S^aufenben taä
Seben unb gefunbe ©lieber bewaljrt geblieben fein. S^rer ©ettung in Italien,
(Spanten unb ^ortugol ift e§ jitäufc^reiben, baß bort bie ©reuel ber ^cEen»
pro§effe weniger ©tngang unb SSerbreitung gewannen."
3 S)a auf ber S'. ^ötbltotljef gu $ßerlin biefe Sdirift nid^t bort}onben
ift, benu|c td) bie wörtlichen 3lnfü!^rungen bei Bernou, La chasse aux
Sorcieres dans le Labour 1609, Agen 1897, ©. 180 ff.
64 ©rfteä 93ud). «Popftttjum unb ^nquifttton.
„Snt golterraum, wo alle goltertüerf^euge aufbeföa'^rt föerben,
foH bie 2tngeflagte, bie §anb auf ben ^eiligen (Süangelien, ben
Gib leiften, bie 2öa§rf)eit gu fagen. SSor etilem fagt it)r ber :^o(^=
lüürbige ^ater mitleibstjott : S)o toir burc^ Sinjeic^en unb Beugen»
aufjagen über betne ©c^ulb gelt)i§ finb, ^aben mx un§ ent--
fdjloffen, bie 2Ba^r£)eit auc^ au» beinern eigenen SD^unbe gu üer^
nehmen, ©o frage id^ birf) benn: @efte^e freitöittig, fonft
gtt)ingen tüir birf; burd) bie ©tride, bie bid^ eriüarten. @ie ant*
n)ortet: 3<^ ^a^^ ^ie 2Baf)r^eit gefagt. S(tte§ mu§ aufgefcEirieBen
werben: njaS fie fagt, lüoS fie tljut i£)re (Seufjer, i{)re %f)ränen,
tt)re Etagen, if)re (Scfireie. ®a bu ^artnädig bleibft, fäf)rt ber
f)0(^n)ürbige SSater fort, ift e§ unnü|, bic^ gu bemitleiben. 3c§
forbere bic^ noc^ einmal auf, ou§5ufagen Sie antttjortet:
id^ t)abe nic^t§ gu fagen.
„^e|t f)efief)It ber e^rtüürbige ^ater, fie gu entfteiben unb fie
mit ©triefen ju binben. 2Säf)renb beffen fagt er if)r: '^ä) mac^e
bi(f) barauf aufmerffam, ba| beine golterung nid^t§ ju t|un ^at
mit ben frf)on gemachten ©eftänbniffen, für fie wirft bu bie öor-
gefcEiriebene ©träfe erleiben, fonbem toir Wollen, ba^ bu un§ fagft
.... SEire Stntwort foH aufgefdfirieben werben.
„®arouf giebt ber e^rwürbige SSater ben Sefe^I, bie StngeÜagte,
bie nacEt an ben ©triden befeftigt ift, in bie ^öf)e ju jiefien.
2Bä|renb fie f)ängt, forbert er fie auf, it)r SSerge^en einjugeftel^en.
Slber entWeber f(i)reit fie: D mein (Sott; e§ ift fd^redücf) ; id§ fterbe;
ober fie fc^weigt. ©ewiffenfiaft mu^ SlüeS, tva§ fie wö^renb ber
Folterung fagt ober tl^ut, aufgefc^rieben Werben.'^
„Sn 9tnbetrad)t be§ ©c^weigen§ Iäf;t ber elirwürbige SSater bie
©tride in S3ewegung fe|en. ©ie fc^reit auf'§ neue: D mein ®ott;
f)eilige Jungfrau, fomm mir ju §ülfe; ^eiliger granjisful, Sarm-
l^erjigfeit SSarml^erjigfeit. Sft i'ie Slngef tagte einige Sdt (bie
2)auer ift anzugeben) in ber §öt)e {)ängen geblieben, fo giebt ber
f)oc§Würbige SSater ben S3efef)I, fie herunter ju laffen. 3e nad^bem
!ann man ii)x fagen, man {)abe fie herunter geloffen, um fpöter
bie gotter fortgufelen. Wie e§ bem i)ocf)Würbigen ^ater gut er«
fdieint. SJlan rente bann ber Slngeftagten bie ©lieber wieber ein
unb füf)re fie in'§ ®efängni§ gurüd.
III. §nnbl)üc^ev bev ^'^^Mi^ion. 65
„?(m folgenbeu Züq tutrb fie lüieber in bie golterfammer ge^
füf)rt. ®er fjodjlüürbige ^ater fagt i§r: ba lüir mit beinen 2(nt-
luorten nirfit jufrieben finb, unb ba tuir feljen, ba^ bu, tro| fo
öieter ^dijeii^en unb ^eugenauSfagen, uic^t gefteljen \v\li\i, fo ^ahtn
tüir un§ entfd;Ioffen, bid; auf§ neue ju foltern, bieSniat aber
fdjmcrjtjnfter. ^e»^aI6 ratfje id; bir, un§ ju fagcn S3Iei6t
bie 5Inge!Iagte bei i£)ren 5(u§fagen, fo lä^t fie ber e^^riüürbige
^ater tüieber nadt an bie ©tride binben unb fragt fie nod; ein-
mal: SBiüft bu bie 2Sat)rl)eit fagen? §at fie geanttnortet: idj
^abt fie gefagt, fo tuirb fie Ijod; gebogen unb toteberum befragt.
Slber fie fd^reit forttt)ä{)renb : D mein @ott, i[)r tijbtet mic^.
„©iel^t ber {)od)tüürbige ^ater, ha^ bie StngeUagte beim 2eug=
neu befiarrt, fo lä^t er fie herunter, ißerliert fie bay $8eiüu^tfein,
fo fott e§ im ^rotololl ()ei|en: bie Slngeüagte in ben ©triden
t)ängenb, Ua'i^ unb mit faltem ©d|h)ei^ bebedt, fdirie fortlüäljrenb:
D mein ®ott u. f. h).; ber Ijoc^iüürbige ^ater lie^ fie auf eine
S3an! legen unb ©ffig-- ober ©diiDefelbämpfe einattimen. bleibt ber
^uftanb ber 3(nge!Iagten ber gleid)e, fo n)irb ein Strjt geljolt, ber
unterfudjen foll, ob fie luirflidj ofjumädjttg ift. ßrflärt ber Strjt,
fie fei loirflidj o()umnd^ttg, fo fott fie in'§ ©efängni^ jurüdgcfüfirt
unb bort gepflegt toerben. Sft e§ nur eine ©dieinoljumodjt, unb
!ann begt)alb bie golter fortgefe^t toerben, fo foII e§ im ^rotofoll
"^ei^en: barauft)in tie| ber ^oc^iuürbige SSater fie iDieber in bie
§öf)e jietien.
„(äö fommt üor, bafs bie 5(ngeftagte it)ä()renb ber t^oÜer ein^
fd)täft, ober \)a^ fie unem|3finbtic^ bleibt; bann foff e§ im ^rotofoll
tiei^eu: ba bie 2(nge!Iagte fid; für bie ©c^merjen unem^jfinblid)
jeigte, unb ba ber eljrtüürbige 33ater eine 3(rglift be§ Seufetä üer-
mntl^ete, fo gab er ben S3efet)t, bie Stngeftagte ganj ju entblößen
unb unter it)ren 2(rmen, in i{)rem Tlutih, ^tüifc^en ben paaren unb
an anberen Xfjeilen it)re§ Seibeg uac^jufuc^en, ob nic^t bort irgenb
ein Wütd tierborgen ift, ha§ folc^e SSirlungen tjerüorrufeu fann.
2(ud§ tüerben if)r bie §aare am ganjen ^ör|3er abgefd)oren. ©o,
öoUftänbig nodt unb gefdjoren, luirb fie auf's neue in bie §ö^e
gesogen."
ö. §oen§6voec(), ^^apfttljum. I.
l
G6 Gi^tcl 93ud). ^^apyttfjum imb ^iiqiitfition.
6. 2)o§ Sacro Arsenale be§ S^ominüanevinquifitorS
X^omog SJiengljini.
Snx ^a^xt 1693 erfc^ien gu Slont, gebrucft in ber Siucferei
„bei* !^o^lrürbigen 2(poftolijrf)en Kammer", bie Prattica dell' Officio
della S. luquisizione ober ba§ Sacro Arsenale. ®a§ Suc^ lann
al» eine amtlicfie, n)enig]"teny aU eine aut^entifoEie S^arftelluug be§
römijd^en Snquifition§oerfa|ren§ betrachtet tuerben: 6» ij't oon
einem pä^jftlii^en ^nquifitor üerfa^t, el ift bem ^ap\U 3nno =
§eng XII. gen^ibmet, unb e» trägt bie Srucfertaubni§ be» Ma-
gister s. Palatii %i)om.a§ ^axia gerrori.
®er jed^Ste X^eil be§ „Strfenate" I^anbelt auf 26 Seiten oon
ber golter:
§at ber Stngefdiutbigte fein SSerge^en geleugnet, unb ift e§ ntd^t
gelungen, i^n ganj ju überführen, fo entfte^t bie 9iotf)tDenbig!eit,
jur golter gu fd^reiten, um bie SSaf)rt)eit gu erfat)ren. S)ie ^^olter
ift in feiner SBeife ber firc^tic^en S>iilbe unb (Sanftmutt) entgegen,
lüenn bie 5(näeid)en für bie (S^ulb bei Slngefd^ulbigten !Iar unb
lüiberfprucf)§Io§ finb. 2)er S(ngefcf)ulbigte tüirb aü§ bem Werfer
in bie golterfammer geführt unb bort bor bem ertouc^ten unb
l^od^npürbigften S3if(f)of 9J. 9i unb bem f)oc§tt)ürbigen ^ater Snqui=
fitor nod^ einmal befragt. ®eftef)t er nid^t, fo föirb er aulgejogen
unb auf bie golterbanf gebunben. dlo^ einmal ermaf)nen itju bie
(SJenannten Oäterüc^ unb gütig i^paterne et benigne", frei [libere!]
bie 2Baf)rl^eit gu geftef)en. Solgt er biefer Grmaf)nung nic^t, fo
tüirb ber 83efet)I gegeben, if)n in bie §D^e gu gietien. jDie golter
fott gegen ben Stngefctiulbigten angettienbet tüerben, um üon i|m
iia^l^ (^eftänbuiß feiner eigenen ulfjateu, feiner inneren 5(bftrf)ten (!)
unb bie 9iamen feiner 93Zitfdt)u(bigen gu erlangen.
SSier Strten üon Folterungen fü£)rt haS' „SCrfenale" an:
1. 2)ie golter burd; ^tutv [il tormento del fuoco]. ^ie
nacften gü^e be§ 5(ngefcE)utbigtcn inevben mit ©djlneinefett beftridfien;
bann ioerben fie ber 5tu§ftrafjlung eine§ ftarf gcfd^ürten geuery
ausgefegt; fd^reit ber ©efolterte fel}r ftar!, fo n)irb gmifdfien feine
Sü^e unb ha§ treuer ein S3rett gefd^oben, unb man fragt if)U, ob
er belcnnen lüotle, n^enn ja, ift el gut, föcun nein, inirb ha^ SSrett
tüieber nieggegogen, unb bie i^olterung beginnt auf'l neue.
IV. ^ic Spanifdie Snquifittoii. 67
2. 2)ie golter burcf; i^ü^'\(i)vau.^tn [il tormenlo della
stanghetta]. ®em Sfngefdjulbigten lüerben ©ifenfd^utje angelegt,
bie burdE) Schrauben enger unb enger gemad^t werben.
3. S)ie j^otter burc^ 9?D^r[tüdd) en [W. tormento delle
cannete]. '^tm Stngefc^ulbigten lüerben bie §änbe 3nfamnien=
gebunben nnb 5tt)if(f)en bie Ringer werben 9toi)r[tüd(i)en einge-
flemmt nnb bann |3re^t ber genier bie §änbc äufamnien.
4. S)ie ©ei^elnng unmünbiger ^inber.
gjia^t ber SIngefcfinIbigte geltenb, bo^ fein Körper bie x^olkx
nic^t üertrage, fo fott ein Slrjt gerufen werben, ber ifin unterfudjt.
ginbet ber 2tr§t fein ^inberni^ für bie golterung, fo fann o^ne
®eh)iffen§unruf)e [seaza ansietä] ber Sefe^t §ur goüerung gegeben
werben.
SSirb ber Gefolterte ol^nmäd^tig, fo fott man i^n mit SBaffer
befpri^en ober ©c^wefel unter feiner 9iafe üerbrennen, unb bann
fann er auf's neue gefoltert werben (©. 208 — 234).
IV. ^te (S^Hinifd;e 3nquifittou.
5)ie SInfänge ber Snquifition in®|)anien finb, wa» ^^'t i'n^
?(rt i^rer (Sinfü^rung angetjt, nid)t genau feftjnftetten.
5(ud) l^ier ift ber 2)ominif anerorben ber Präger be» 33Iut'-
ft)ftem§. ÜJiit SSoUmad^ten ber ^ö|3fte Gregor IX., SnnojcnS IV.,
Urban IV., ßlemenS IV. unb V. u. f. w. au§gerüftet, übten
bie ^rebigerbrüber üon ber erften §älfte be§ 13. 3a^rf)unbert§
an ba§ 3(mt päftlic^er ^nquifitoren in ben Königreichen Kaftilien,
Seon unb 5(ragonien. ©puren einer felbftänbigen bifd^öflid^en
Snquifition, Wie fie in anberen Säubern auftrat, laffen fid^ für
(Spanien !aum nac^weifen.
„®ie ^nquifttion würbe". Wie ber ultramontane SRobrigo fagt,
„au§fd^Iie|Iic| in ber 5tbfi(^t eingefüJirt, bie bogmatifc^e unb fittlid^e
9leinl§eit ber 9leIigion ju fd^ü^en. 2;ie gläubigen 5tn()änger ber
Kird^e begrüben "Da^ f)I. Officium, inbem fie in ii)m bie einjige
Stb^ülfe gegen ben aügemeinen SSerfatt ber 9leIigion erbliden"
(Historia verdadera de la Inquisicion, Madrid 1876, I, 192).
5*
ßine ber lüicfitigj'ten grogen in SSejug auf bie f^janifcfie ^nqui»
fition ift: lüar fie ein ©taatSinftitut, ober War oui^ jie niditS
anbereS, aly ein %i)di ber großen päpfttid^en ^nquifition?
„®ie fatl^Dlifdjen fiönige" (Los reyes catolicos) gerbinanb
unb SfaBeUa erfüllten ben ^a^[t ©ijtuS IV. um (äinfü^rung
ber ^nquifition in ba§ Slönigreid) S^aftilien. S)er ^apft ent-
'{pxaä) bicfer S3itte burc^ ein $öreöe üom 1. 'Btpttm'bn 1478, er
gab ber f|)ani)c^cn ^rone „bie (Sr(au'6ni|" (facultatem coucessimus),
^nquifitoren ^u ernennen (ut inquisitores nominare possent). Stuf
biefe |)äp|'tlic^e „Grlaubni^" tjin luurben am 17. ©el^tember 1480
bie S)ominifaner SDZic^ael be SQ?orino unb So^onne^ be (St.
SRartino gu ^nquifitoren ernannt, gunädift nur für \)k ©tabt unb
S^iögefe ©eüilla. (Sdjon am 27. SJJärg 1481 fpracä^en biefe
„a)3oftoIifd)en ^nquifitoren" ba§ erfte Urt^eit über fünf Sieger, bie
oHe „bem tueltlid^en 9lrm" überliefert, b. I). ü erbrannt njurben.
©ef)r haVi) !amen Silagen on ben ^a|3ft über bie ßJraufamfeit nnb
Hngcreditigfeit biefer ^nqnifitoren. ©ij;tu§ IV. richtete be§^aI6
ein Sßreüe an bie fpanifd;en Slönige, aiiSi bem tuieberum !tar er=
fjeHt, ba{3 ber |3ä|)fttid)c @tuf)I fid^ felbft ai§ itav oberfte ^anpt
ber fpanifd)en Qnqnifition betrad)tete. (S§> tiei^t in biefem ©d^reiben
öom 29. ^finuar 1482: „Cbn)o(}I Juegen ber öorgebraditen Etagen
eigentlich anbere Snquifitoren eingcfet^t luerben foHten, fo luolle er,
ber ^apft, bodj ben S3orftclInngett ber Könige nachgeben (acquies-
centes relationi) unb bie beiben ®cnannten in it)rem 5lmte be-
laffcn" (inquisitores esse voluimus). (Sollten bie klagen fid) aber
toieberl)olen, fo ioürben fie abgefeilt. 3)ie „Sitte" aber, bie ^w-
quifition auc^ je^t fd;on in anberen Xljcilen beS fpauifdien 9teid^eg
cinjufü^ren, tonne er, ber ^apft, „nid)t geioäfircn" (petitioui
vestrae non annuimus: Llorente, Histoire critique de l'Inquisitiou
d'Espagne, Paris 1817, IV, 394 ff.).
SDer ®runb für biefe Steigerung ift fet)r begeidjnenb für bie
obert)errIid)e Stellung be» ^apfteS gegenüber ber ^nquifition unb
gegenüber ben ^i3nigen gerbinanb unb Sfa^öcUa: „S£)e§t)oIb ge=
iüöl^ren tt)ir nid) bie ^ßitte nid)t, aud) in anberen Stjeiten cureS
Slönigreid)e§ ^nquifitoren ju ernennen, weil itjr bort fd^on S«=
qnifitoren ^abt, bie nad^ ber ®etuoi)nI)eit ber römifdien ^ird^e,
burd) bie $ßorftet)er be§ ^rebigerorbeng eingefe^t finb; fo bo| bie
IV. S)ic (Hpantidie ^'^i'ifition. 69
Ginfeintitg anbcrev nidjt otjiic ©djiiiipf itnb Slränfmtg unb $8er=
Ic^ung ber S8orrc(i)te beS 'i|?rebigerorben§ gefcfje()en löniite." „Wiv
erntal)nen eurf)," fo fcfilie^t ba§ 93reöe, „bicfen un[eren $8efe{)Icn
(ordinationibus nostris) nacf)§u!oinmen unb ben ^nquifitoren in
5(u§ü13ung i()re§ 3Imtc§ §ülfe gu leiften, lüie e§ jid) für fatljolifd^e
Könige geziemt" (Llorente, a. a. 0. IV, 348. '^k Urfd^rift bicfe§
Söreöe befinbet fid) in bem ^nqnifitton§ard)iö ju $IRabvib).
^n einem Sreüe üoni 23. ?5et^i^it<^i'" 1483 an bie Slönigin
Sfabelta ge[tel)t berfetbe @ij;tn», 'Qa'^ bie (Sinfüfjrung ber ^n--
qnijition il)m fef)r am ^erjen liege. ?(uf bie ^nguifition be§ ber
fpanifdien ^rone gcI;Drigen ©icilien ülicrgefjenb, Be!(agt er ben
2Biberftanb, ben er bort mit feinen 33erorbnungen bei ben fönig=
lidien S3eamten fänbe; er ermafint bie Königin, feine ©emütjungen
bort ju unterftü^en, tpoburc^ fie ®ott tüo^Igefätligcr lüerbe, „aU
bitrc^ affe§ 5(nbere". ^n SSejiig auf einige onbere „S3itten", hk
bie Königin iregen ber ^nquifition an il)n geridjtet fjatte (quod
vero de inquisitoribus petis), öerfprid^t ber ^ap^i, barüBer mit ben
^arbinälen ju 6eratl)en, unb tnenn möglich, „it)ren SBunfd) 5U ge-
hJä^ren" (vohmtati tnae amiuere). 3"'" ©djiuffe tabett (Sijtu§
fdiorf bo§ 5ierf)a(ten einiger 9tegierung§beamten, bie fid) nid^t
fdieuten, SSerfütjungen ju ertaffen, bie ben pä|3ft(idjen 93efcI}Ien
lüibcrfprädien (Llorente IV, 352—355) '.
^aih barauf, om 17. Dftober 1483, betonte ©ijtuS IV. bie
©etüatt ber ^nquifitoren über gan^ ©aftilien unb Öeon au§:
„traft apoftolifdier SSofhuadjt 6eftef(en inir 9JJic^ ael unb ^o^anneS
ju Snquifitoren in biefen Sänbern" : Michaelem et Joannem
1 SBemt •pefele (Sarbtnat Xinicne^, ©. 28ß) iat3t, SijtuI (obe in bicfcm
93ret)e SfabcHe iiid)t tregeu ber fpaiiijdien, foiibern iüogeit ber ficiüanifrfjen
Snqutfition, fo ift ha^i eine um fo fd)ümmere llimaljrljeit, aiS^ bie ganje
2lbftd}t ^efele'g barauf gcrid)tet ift, feiue Guttaftung ber fpanifdjeu ^nquift»
tion a\§ unbefangeue fad)= uub uiaf}rf}eit'3gcmnf5e ®efd)icf}t§forid)uug erfd^eiuen
ju laffeu, wäfjrenb baS 9Ser! bc3 uac^maligcn 9^oltcnt)urger Sif^ofiS in ^-öcjug
ouf Uult}a!)rt)aftigfeit unb gntftellung ein föürbiger SSortäufer ber 3onffen='
fdjen uub ^aftor'fdjen „®cfdjicI)t§"-SBerfe ift. Sijtuä lobt bie SJönigin
ftjegen ber fpauifc^en ^nquifitiou uub njegen ber ficiUauifd)eu, bie, roie er
I)offt, uiit „gteidjem (Sifcr" (simili studio) bou if)r ineitcr gefijrbert tuerbeu
tüirb. 9(uf ben Kirdieuljiftorifer Riefele fomme ic^ rociter unten S. 133) nod)
§u fpredjen.
70 6rfte§ SSud). ^apfttf)um unb Sttquifitton.
Castellae et Legionia regnis .... inquisitores apostolica auctori-
tate ad nostrum et apostolicae sedis beneplacitum deputavimus
(33uHe Etsi romani pontificis, iei Llorente a. a. D., IV, 357).
2;iefe ganje S3utte ift in if)rem Söortlaut abermals ein fd^Iagenber
Seiüeil bafür, ha^ ber ^al^ft mit ber fi^anifd^en ^nquifition fc^aüete
nnb tüaltete, tt)ie e r n^ollte, ba^ er fie al§ f i cf) aüein unterfteüt
betrachtete. „Slraft apcftolifd^er SSoürnad^t unb nad; unferm ©ut--
bün!en ernennen tüir ben Sr^bifdiof S^igo üon (Seüilla jum
^jäpftüdien Slp^eHationSriditer ber SnqiiifitDi^" (judicem delegatum
iu Omnibus et singulis liujusmodi appellationum caiisis anctoritate
apostolica fecimus, constituimus et etiam deputavimus). „3tu§
freiem eintrieb unb au§ eigenem SBillen" (motu proprio, de
mera nostra vohmtate) unterfteEt ber ^apft oüe in (Spanien
gegen bie bortigen ^nquifitoren ani)ängig gemad^ten S3efd)h)erben
fid^ felbft unb ben öon i^m beftetlten römifdjen ^Ric^tern. Me
ben SBeftimmungen biefer S3utte entgegenftel^enben Urtijeile jpanifd^er
Snqui|ition§gerid)te erflärt er für null unb nid^tig (cancellamus,
cassamus et anuUamus ac pro nuUis et infectis haberi volumus).
„deinem 2)?enfc^en ift e§ geftattet", fd^Iie^t ha§> (Sd^riftftüd, „biefer
unferer SBiüenSnteinung entgegen ju £)anbetn; tner e§ freöel^aft
iDagt, lt)iffe, ha'^ er ben S^xn be§ aflmädjtigen ©ottel unb ber
'äpoiWl ^etru§ unb ^aulu§ auf fid) I;erat)äier)t." G§ ift ta^,
nebenbei bemerft, eine auä) f)eute nod^ üblicEie ©djlu^formel
pä|)ftlic^er ©rlaffe (ber SBortlaut ber Surte bei Llorente IV, 357
—367).
Sm Sat}rc 1483 fc^uf ©igtuS IV. bie SEürbe eine§ ©rofe»
inquifitorS für Spanien unb übertrug fie bem S)ominifanerprior
öon @t. ©ruä in ©egoüia, Sr^oma§ Xorquemaba. „tiefer
fottte bie Seitung be§ ganzen Snquifition§gefc§äfte§ fül^ren, feine
apoftolifc^e SJJiffion ouf anbere übertragen bürfen unb inibefonbere
bie an ben "§1. Stuf)I geridfiteten SIppellationen al§ Vertreter
be§ ^apfte§ annehmen. Sijtug IV. unterftellte bem ^Jeu--
nannten auc^ ta§> ^önigreid^ 2tragonien (am 17. D!tober 1483),
inbem er ben bofetbft bisher lüirffomen S^quifitoren bie eigene
Surigbütion entäog" (®rifar S. J. in ber ^fitf^^^ift für fat^ot.
X^eologie 1879, ©. 563). 2)iefe SSerfügung ©ijtuS IV. er--
neucrte SnnojenS VIII. in einer Söutte üom 11. gebruar 1485
IV. Sie ©panijcfie 3"<1itifi'ion. 71
(Rodrigo a. a. €. II, 101 ff). Sine gan^e 9f?eif)e öon ^äpften ht--
ftätigt fobanu bie ©teffung unb ha^ 2{mt be§ ©ro^inquifitor»; fo
Sllejanber VI. (1494), 3uliu§ II. (1507), 2eo X. (1518),
tremens VIT. (1529 unb 1532), ''ßani III. (1539) u. f. tu.
9J?it einer lüegen i^rer Seltenheit ßefonberS onerfennen§it>ertt)en
(5f)rticf)feit fc^reibt ber ^efuit ®ri|ar Über ben tirc^Iidjen dfjarafter
ber fpanifd^en ^nquifition: „5(ffe ©ro^inquifitoren ^fkgten beim
Stntritt il)re§ 5(mte§ mit ben bcjügtic^en geiftlic^en SSoKmadE)ten
öom f)t. (Stut){e neu befleibet ju löerben, eine X^atfac^e, bie 5Jiie'-
monb in 5tbrebe ftetlen fann. ^n %xaa^t borf f)öc^ften§ bie $öe=
beutung ber üom .^önig ausgegangenen ©rnenming btefer @ro^=
inquifitoren lommen, unb ba giebt bie ^araHefe mit ber SZominatton
ber 33ij(f)ijfe burd) bie Surften ben ertoünfc^ten 5(uff(f)Iu^. S^idjt
burc^ biefe mettlic^e 3lomination erhalten hk SSifdjöfe 2Sürbe unb
SSottmadit i^re§ 2tmte§, fonbern burc^ bie nac^ ber D^omination
erfolgenbe ^^räfonifation burdj ben ^apft. So föaren auc^ bie
Seiterber^nquifition ntd^tfraft föniglidier Ernennung
©ro^inquifitoren , fonbern fraft ber an fie geridjteten
|)ä^ftlidjen Nullen. Sion ben ^;|5apften ge^en genaue S3orfc^riften
über ben ®ang be§ S8erfaf)ren» au»; fie entfdieiben in ftreitigen %älkn
über bie S3efugniffe ber inquifitoren; fie fc^ränfen biefe Sefugniffe
ein, unb gmar fomofir in 9?üdfid)t auf ^erfonen, bie fie ber ^uri»--
biftion ber Ö5Iauben»gerid)te entgietjen, aU in 5Rüdfid)t ber üor
i>a§ t^orum ber le^teren ge()örigen ©egenftänbe; aber je nad) Se-
barf üerme'^ren fie aud) biefe ©egenftänbe, ebenfo \vk fie ge--
legentlid) ba§ ^Territorium ber SSirffamfeit be» QnftitutS ertüeitern.
Sie beh'äftigen bur^ freuen unb S3uIIen 5(norbnungen, bie burd)
inquifitoren, ben diat^ ober ben Slönig getroffen tnerben; fie ertfieilen
ben inquifitoren üerfdjiebene 93ergünftigungen; fie treffen S3e=
ftimmungen für ben Unterfjalt ber $Hid)ter an^ ürdjtidjen 93ene=
fijien. ^aö) 'iRom menben fid§ Beamte ber ^nquifition, bie fid^
oon übergeorbneten ^nquifitiongric^tcrn befd)tuert glauben; bort
fud^en unb finben immer noc^ nrnndje inquijitorifd) S3elangte ®(^u^,
ba tro^ ber Uebertragung be§ ^ä^ftlid^en 2(ppeKation§gerid)te§
an ben ®ro§inquifitor in 21u§na^mefällen bem $Refur§ an ben
^L ©tu'^I ?^oIge gegeben tüirb; öon bort merben au(^ burd^
f|)Dntaneu @ntfcE)(u^ ber ^ä^fte ^nquifitionSprojeffe bem fpa=
72 ®rytc§ 33ucf). ^apfttf)um imb ^nquifttioti.
nifd^en S3oben entzogen, um bur(i) römifcfie gtid)ter entj'd^ieben
äu tüerben. ^ie üon jTorquemaba üeröffentüdjten ^nftruftionen
Beftimmten, ba^ bie ^nquifition Beftänbig einen 2{genten aU 3Ser=
treter Beim ^apftfi^e untertjalten foKte, nnb fam fie fo freiimttig
bcm fceftänbigen ©inftuffe ber ^äpfte entgegen, jo fef)Ite e§
anbererfeitS nid)t an i^ällen, it>o fie unfreiluitlig unb unter Sin--
brotjung fdjlüerer geiftüdjer ©trafen jur Slnna^me biefe§ (äin =
fluffe§ ober 2eitung§redjte§ gejUiiungen tourbe" (^tfc^rft.
für !atr)ot ^(jeologie 1879, ©. 565) i.
fRobrigo (a. a. D., III, 16) üeröffentlirfit einen SBefd^eib
^arl V. an bie @tänbe S(ragonien§, iuorin er erflärt, „e§ fei
fein SBitle, ha^ tjinficEitlicE) ber üorgelegten ©egenftänbe bie I)eiligen
^anone§ unb bie Stnorbnungen unb ©efrete be§ apoftotifd^en
(Stu"^Ie§ D^ne Söiberfprud) befolgt trürben; träten 8cE|föierigfeiten,
^tueifel ober SSerföidelungen ein, fo möcE)te man fic^ an ben
^apft um 2(uffc|Iu| unb ©ntf (Reibung trenben; bi§ gum Sin=
treffen ber ^äpftlic^en 5lntft)Drt folle bie (Sa(|e in ber ©ci^tüebe
Bleiben." ^a, ber ^önig fetbft unb ber föniglid^e §of ftanben
unter ber ^nquifition unb i^rer firc^Iid^en ©elrolt. ©arefta,
ein 9}JitgIieb ber fpanifd§en ^nquifition unb einer ber angefet)enften
©djriftftetler über fie, beriditet: „^er ^önig üon ^aftttien untere
tüirft fid) unb fein 9leii^, ef)e er ^önig ftirb, burd§ einen befonbern
(Sd)trur bem ^I. 2;ribuna( ber ^nquifition" (Tract. de Offic. s. s.
Inquis. I, tit. 3, @. 11).
5tuc^ üon ^t)iti^p II. befifet bie 9}^abribcr 9lationat6ibIiot^e!
ein SBerbot üom 2. SJ^ejember 1568 (bei 9?obrigo, a. a. D., II,
171 ff.) „ba^ feine lüeltlidien ©eric^t^ftellen fid^ birelt ober in*
bire!t in (Srfenntniffe über bie ber ^nquifition guftefienben @egen^
ftänbe mifdien bürfen, ba feitenS ©einer §eitigfeit unb ©einer
1 9Dctt SSejiig an] bie 2(ppc[Iattonat nad) $Rom niacf}t ber fpanifi^e 3"=
quifitor ©Qmeric in feinem Directorium Inqnisitorum (Ed. Rom. 1585)
in fjarmtojer Unliefangcn'^eit eine fcl)r Iie5eid)nenbe 5Bcmer!ung: „3^, ^nibcr
^i'üoianS (Eijnunc, ^s'i^c\m\itDX ton 5(ragonien, rntl)e allen Qnquifitoren, bie
3(ppeIIation5iad]en in $Hom nid)t fetbft ju führen, außer fie öerfügen über
einen boUen 33eiitel (plenum marsupium) unb über gro|e®unft bei
ber Äurie" (III, 493].
IV. 5)ie ®paniid)c ^iiquifition. 73
93?aje[tät 9iicf)tev beputirt feien, bie in allen ^nftan^en über jene
ßiegenftänbe a6nrt^eUen."
®iefe ©tetütng tti ^apfte§ 5ur fpanifd^en ^nquifition entfprcd^
genau ber ÖJefammlfteHnng, bie bem ^apfte naclj fpani)djer SIuf=
faffung überljaupt jufam. Siobrigo fütirt ein fpanifd)e§ StaatS--
gcfe^ an, ba§ ieftimmt: „®er ^apft ijat bie ©eiüalt, Ginrid^tungen
unb ©efvete feftjufet^en jur ©t)re ber ^irdie unb gum 9lu^en ber
et)ri[tenl)eit, unb biefe muffen üou allen ö:i)rifteu beobad^tet
luerbeu" (a. a. D., II, 176).
®anj unb gar nnmifiberftänbüd^ fprid^t fid) (Stj;tu§ V. über
ben papftndjen ©|ora!ter ber fpanifdjen Snquifitton in feiner SBuIte
Immensa aeterni Dei üom 22. Januar 1588 an§. ^n if)r luerben
bie römifdien ^arbinat=.^ongregationen neu georbnet; nac^ gcft=
fe^ung ber Seftimmungen für bie Kongregation ber rijmifc^en
Snquifition {„ha^ i)I- Officium": sancüssimum Officium Inquisltionis)
fagt ber ^apft: „|)ierBei ift e§ unfere 5lbfidjt, ha^ in ber ^eiligen
^nquifition ber fpanifd)en Sauber unb §errfdjaften, bie burc^ bie
S3onmo(^t be§ ^äpftlidjen (StuI}Ie§ eingefe^t lüorben ift
unb burd) bie tuir auf beut ?Xder be§ §errn täglidi reidi'
Iid)e Si'üdjte geitigen fe{)en, of)neunfer ober unferer SZac^--
folger SBiffeu nichts geäubert loerbe": in bis autem omnibns
nostra est intentio, ne in officio sanctae Inquisitionis in regnis
et dominus Hispaniarum sedis apostolicae auctoritate superioribns
temporibus instituto, ex quo uberes in agro Domini fructus in
dies prodire conspicimus, nobis aut successoribus nostris incon-
sultis, aliqiiid innovetur (Magn. Bnllar. Rom. Ed. Cherubini
II, 668).
®er uttramontane 9lobrigo ftet)t be^tjalb aud^ nic^t an ju
erflären, bie fpanifc^e ^nquifition fei ein geiftlidjer (5)erid)t§f)of,
mit !önigtid)en SBoffen auSgerüftet: „5)ie Sribunate be§ 1)1. Dffi'
cium§ loaren uid^t, \vk man betjau^tet I)at, ioettüdien ©f)ara!ter§.
(S§ Uiaren firdilid^e Tribunale ifjrer .«pauptfeite nad), in
Siüdfidjt ber ©adjeu uämlic|, über bie fie er!annten, unb ber
SluÜorität, bie fie fd)uf " (a. a. O. I, @. 275, 276; III, @. 326).
2Bie faun auc^ eine Stnftalt „njeltlidj" fein, in bereu Urtl)eil§=
fpvüc§en ber ftelienbe 5(u§brud ioieberleljrt: „ber ©d^ulbige U)irb
bem itieMidjen 5trm übergeben" (relsjar al brazo seglar)?
74 Grfteg 93urf). ^ßa^jfKfium unb ^nquifition.
S)iefe Uebergabe |atte ben legten SÜtt be§ ®rama§, ba§ $8er--
Brennen, jur Solge. 5Iöe§, toa§ \iä) üor biefer Uebergabe ah
fpielte, b. {). ber gange ^^roje^, tüax al\o au^erljalb be§ tüelt--
Itd^en, irar innerf)nlb be§ fircfilicfien 902ad)tbereirf)e§.
Sin biefer Schlußfolgerung fcEieitert jebe SSortftauberei.
5lucE) bie Stble'^nung ber S^oIIgiel^ung t3on SiobeSurt^eilen burd^
bie Snquifition belueift if)ren !ird)Ii(f)en S^rafter. ^f)re 9li(i)ter,
ftieil einen !ircf)ücf)en Sfjaralter tragenb, füllten buri^ Slutüergießen
nic^t „irregutär'' tüerben. '^z§f)al^ bie leere f^ormalität ber Sitte
on ben „lüetttic^en 9lrm", 9)?ilbe mit ben SSerurt^ eilten föalten gu
laffen. ^nv au§ bem ürdilicCien (Xfiarafter ber ^nquifttion
:^erau§ finben biefe „S(blef)nung" unb biefe „58itte" if)re ©rflärung,
toie ic^ ireiter unten im Slbfc^nitt „^apftt^um unb jlobe§ftrafe"
§eigen werbe.
3n ber Stüttiegeit ber fpanifc^en ^nquifition, aU fie nod) feft
im Sattel faß, unb aU noc^ feine „fd)tüäd)Ii(^en" ober ,,unc^rift-
lirfjen" ©eifter gegen if)re St[)aten ©infprud; ertjoben bom Stanb-
punlt ber SO^enfc^Iidjfeit unb bc§ Sü)riftentt}um§ au», würbe au§
i^rem fird)tid)=|)äpfttidjen (T^araÜer nidit ba§ minbefte §et)I ge=
mod^t. „SSon wem auc^ immer", fc^reibt ber ^nquifitor S üb w ig
üon ^aramo, „bie Snquifitoren erwätift werben: it)re SSottmac^t
er{)alten fie immer unmittelbar üom ^apfte ^er ^o^ft
gewährt bem ©enerolinquifitor bie ©rtoubniß, onbere ^nquifitoren ju
ernennen" (De origine et progressu Officii s. Inquisitionis. Matriti
1598, lib. 3, qn. 2, nr. 22, 40, S. 522. 525). daefar (Sarefia
erÜärt: „S)aß bie ^nquifitoren üon unferm l^eiügften ^errn, bem
^a)3fte, belegirt finb, ift offenbar; benn, um öom ©eneralinquifitor
im fpanifdien ^önigreid^ gu fprec^en, ha biefer auf 9lomination
unfereS föniglic^en §errn f)in burd) apoftoüfd^eg Söreüe angeflefft
wirb, fo fdjeint e0 mir gweifeltog, baß bie ©eneralinquifitoren biefe§
ß'önigretd^§ befonberS üom ^papfte beftettte fRii^ter finb ®ic
©enerolinquifitoren beS fpanifc^en ^önigreid)» finb auf benSBinf
beg ^apfteS [ad nutum Summi Pontificis] abfe^bar" (Tract. de
Off. s. Inquis. Lugd. 1669, S. 372) \
1 2)te ^iiquifitoren ©panietil ncntten fi^ in t^ren SSerorbnungen unb
Urtticilen „appftolifcfie", ntd)t löniglid^e ^nQuifitoren. 2)er öolle Xitel beä
ipantf(f)en ©eneradnqutfitorä lautet: „(Sctieralitiquifitor ber fe^ertfc^en ^n-
IV. ®te ©ponijc^e ^nquifition. 75
S&üd) ein fo unöerbäd^tiger unb gugteic^ fenntni^reic^er B^uge,
iüie ber Sejuit 9Jiariana, Befennt ftd^ ot)ne ©cötüanfen gum
:päpftüd)en ©fiarafter ber f^anifc^en ^nquifition: „©laubenSriciiter,
Snqutfitoren genannt, fönrben jn biefer ^^it in ^aftilien ein-
geführt, üerfetjen mit ber SSonmac^t be§ ri3mifcf)en ^a]3[te§ (Ro-
mani Pontificis auctoritate) nnb geftü^t burci^ bie Ounft
(favore) ber ^^ürften" (De rebus Hispaniae, Mogunt. 1605, IIb. 24,
c. 17, @. 394).
Unb lüeldEie $5nf(f)rift trng 'oaS' erfte f^anifd;e S^Quifition^'
tribunal in (Seöilta? „®ie I)(. ^nquifition gegen bie !e|erifd^e
Sßerberbt^eit im fpanifdjen ^önigreirf) iüurbe ju ©eöitta erricfitet
im ^a^re 1481, aU an'l bem a)3oftoIifc|cn ^^rone @ijtn§ IV. fa§,
ber fie getuäl)rt f)at, unb aU in Spanien gerbinanb unb Sfa--
betia regierten, bon benen fie erbeten morben hjar. (Srfter
©eneralinquifitor föar S3ruber Slt)oma§ 2;orquemaba au» bem
?]Srebigerorben. ©ebe ®ott, ba^ fie ^um @c^u|e unb gur SSer=
me^rung be§ @Iauben§ S3eftanb £)abe bi§ jum @nbe ber SBett."
(Ortiz de Zugniga, Annal. Sevill., 1. 12).
3^ fd)Iie^e ben S3eloei§ für ben |}äpftlic^en S{)ara!ter ber f^a»
nifc^en ^nquifition mit ben SBorten ber beiben „!at§oIifd^en Könige",
i5crbtnonb unb SfnbeUa. ^n einem (Srla^ tiom 21. W^ 1487,
ber bie Unterfc^riften trägt: „S<^ ber ^önig. ^d) bie ^iinigin",
l^ei^t e§: „S^r lüi^t, lüie unfer fieitiger SSater bem allgemeinen
SSerberben, haä in unferen Steic^en n^egen ber ^e^erei f)errfd|te,
äu fteuern hjünfc^te unb S3ullen unb S3reben gegeben f)at jur ©in«
fe^ung einer ßJeneralinquifition in biefen unferen 9tei(|en
^raft biefer ^Bullen fiat man angefangen, in unferen SReid^en
bie Snquifition gegen bie ^e^erei einjuriditen " (9leu^*
©pittler, Sammlung ber ^nftrultionen be§ fpan. Snquifition§=
geric^t§. ^annouv 1788, @. 134).
2Bo bie S^^atfad^en fo beutlid^ reben, mufj auc^ ber SSerfaffer
be0 im übrigen ma§to§ oberftäditid) unb parteüfd^'-untüafirtjaftig jU'
fammengefd^riebenen 2(uffa^e§ „^nquifition" im ultramontanen
tpmer unb bei 2l6faII§ bom ®tauben in allen JReidien unb §errfc^aften
itjrer §o^eiten, butc^ bie apoftottfc^e ©clüalt ctngefe^t unb Beftetlt"
(JRobrigo, a. a. D., II, 513).
76 ®rftc§ SBud^. ^apftt^um mh ^nquifitton.
„@taot§Iejifon" ber ® örre§ = ©eiellfc^aft, ber Sefuit
fSlö^tx, eingefte^en: „^er üorfjerric^enb firc^Iicfje (StjoraÜer ber
fpanifc^en ^nquifition lä^t [itf) f)eitte !aum mer)r in Streifet gietien"
(III, 434.
Unlüiffen^eit unb Unlt)at)rf)aftig!eit fa'^ren aüerbingä audf) l^eutc
noc§ in ber uüramontanen SBelt fort, bie fpauifdie ^nquifition at§
„@taat«inftitut" IjinsufteKen , um bie ^ird^e unb ben ^apft ber
burd^ bie fpanifc^e ^nqutjition Begangenen ©reuet gu entlasten.
9^ur jtüci Seuc^ten ber !att)oIi|(^en 2Bif[enfcf)aft, bie, tüenn
irgenblüD, firf) gerabe f)ier rüdftänbtg erföeift, feien [}ier genannt.
2)cr Senebütiner ^in§ Ö5am§ fd^reiBt: „^ie fpanifrf)e ^nquifi-
tion npurbe öom Staate eingefüfjrt, üom Staate regiert unb birigirt,
fic trar ein SBerfjeug in ben §änben be§ Staate^, fie lüurbe üom
Staate tüteber abgefc^afft" S^v @efc§id)te ber fpanifc^en Staat§-
inquifition. 9?egen§burg 1878, S. 96). 5^iefe gefdjicEitlid^e Un--
lüa^rtjeit ^at er nad^gcfprodjen bem telonnten ^ird^engefd^icE)t§»
frfjreiber S3ifcE)of öefele öon 9RottenBurg, ber bem Haren
SBorttaut ber päpftüc^en Suffen unb 93retien jum 2;ro^ erflärt:
„®ie fpanifc^e Staatginquifition ift üon bem gleichnamigen !ird§»
IidE)en ^nftitut fcfion begfjatb prinjipietl öerfc^ieben, föeil i^re
2(ngeftettten bie Seftallung nicf)t öom ^apfte, fonbern tion bem
dürften erl^ielten 9JJan er!(ärt gerne bie fpanifdje ^nquifi^
tion für ein $robu!t ber römifc^en ©laufiensbefpotie, atier be=
benft nid^t, ba^ gerabe bie ^äpfte biefem ^nftitut am iüenigften
geneigt tüaren unb faft §u alten 3eiten feine 93efc^ränfung t)er=
fugten" (ßarbinal 3eimene§, S. 282. 312). ^erBer !ann ben %^aU
fachen nid^t in'§ ®efic§t gefdE)Iagen lüerben.
S)a^ aber Unn:)iffent}eit über biefen ©egenftanb nidEit nur in
uttramontanen Greifen bortjanben ift, mu^ ^ier auc^ einem ber
größten beutfdf)cn @efcf)id^t§fd^reiber gegenüber teiber t)eröorge§oben
Serben. Seopotb öon S^anfe fc^reibt: „^i^re id^ nidt)t ganj,
fo ergiebt fic^ auS ben St)atfac^en, '!>a'!^ bie ^nquifition ein fönig--
tiefer, nur mit geifitid^en SBoffen auggerüfteter ®erid§t§t)of war"
(^ie Domänen unb bie fpanifdEie SJJonard^ie, IV. Sluflage öon:
{dürften unb SSöIfer öon Sübeuropa, Seipjig 1877, S. 195). S)er
5tltmeifter tjat fid^ gan^ geirrt unb ^trar in tüic^tiger Sad^c §um
großen Sd^aben ber gefd)ic^ttic^en 2Bat)rf)eit unb bamit ber 2(uf^
V. ®ic atömijdje Smiitiiition. 77
fiävung. ^enu bie§ Üianfe'fcfie SSort ift öon bcr ultratnontaneu
®efd)id)t§!ütterung aufgegriffen iuorben, uub feit Sal)räe^nten fpielt
e» eine öerfiängnif^üoUe 9tolIe in S3ürfjern unb gtugfc^riften. @e-
ftü^t auf bie§ SBort toivb ber uttramontanen SSelt glauben ge--
marf)t, bic ^ä|3fte, bie ^ircfje feien unf(^ulbig an ben ©reuetn ber
„fpanifd)en @taat»infiuifition" : „felbft 9\an!e giebt bie§ ^u!"
V. ^ie 9?ömtf(i)e 3nquifitiou.
S)ie ganjc ^nquifition itiar, tuie fdjon fjevüorgefjoben, rijmifd},
b. f). 9tom, bcr ^o|)ft, bilbete für bie ^nquifition unb für bie Sn--
quifitoren, tüo immer fie auftraten, ben 9)UtteI^un!t, üon bem an§
if)r gefammteg 2;t)un Stnregung, ^raft unb 2Bir!fam!eit erljielt.
Sie bif(f)öfncC)e, bie mönc|if(fie, bie fpanifctie ^nquifition finb nur
t)erf(i)iebene Spanten für ein unb biefelOe ©ad^e: bie römifrfje, b. l).
bie päpftlid^e S^tiuifitio»-
2)ennoc^ ift eg berecfitigt, üon einer römifc^en ^nquifition im
engern Sinne ju fprec^en.
®er 3iiefenumfang, htn bie S^quifition genommen I)atte, it)re
StuSbreitung burd; bie ganje ©{)riften{jeit bi§ in bic entlegenften
2Bin!eI ber neu entbedten ©olblänber: ©übamcrifa unb gubien,
mufste in if)rem ^^aupt unb ^erjen, bem ^apfte, ben (^eban!en
äcitigen, i()r eine Dberbeprbc öorgufe^en. ©in 3 antrat)) un!t, ber
ieluciligc „@tatt§ottcr Siirifti", luar \a üorl^anben, unb er fottte
gcmi^ nid)t au§ feiner bcljerrfdienben Sage üerrüdt toerben; nur
entlaftet toerben mu^te bcr tiaragefrönte ®ro^--5nquifitor.
(Sc|on Urban IV. fc^uf burd) bie S3utle Cupientes nt negotium
üom 2. 9?oöember 1262 (Potthast 18422) einen ©enerolinqufttor,
ben ^orbinal Soljcinn ^ajetan Drfini; an it)n follten fid^ bie
Snquifitoren ioenben; jebod) niar er nid)t Ü^idjter — ba§ blieb
naä) tt)ie öor ber ^apft — fonbern fein 5lmt föar ba§ eine§ ^äpft'
lidjen $8eratf)er§. Sei biefem |)äpftlid^en ©teUüertreter blieb e§ bi§
5ur Qdt ber Steformation.
S)ie ©efal^r ber „!e^erifd)en S3o§t)eit" (haereticae pravitatis)
Voax bebrotjlid^ getoadjfen; ftraffere ©üeberung toar erforberlidj.
^aul III., ber bem Sefwitenorben bie rcd)t(idje Stellung innere
78 ©iftcy 33iicf). ^apftt()um iiiib ^nqiiifiticn.
i)aih bei- ^ird^e gab, fe^te in ber ^onftitutlon Licet ab initio üom
21. Suli 1542 (Bullav. Rom. I, 762) ein CoUegium üon fec^§
^arbinäfen ein, bem er feine eigene SnquifitionSgered^tfame aU
jurisdictio quasi ordinaria übertrug. S)ie§ Collegium tvav bie $8e»
rufungSinftanä in ^nquifitionSfac^en. ^iug IV. in ber ^onfti--
tution Romanus pontifex üom 7. 'äpx'ii 1563 (BuUar. Rom. II, 103)
erweiterte nod^ feine S3efugnifje. S)er „f)eilige" ^a^ft ^iu§ V.
f(^ärfte bann burc^ fein SDefret Sanctissimus D. N. D. Plus üom
Saf)re 1566 ben ®ef)orfam gegen ha§ Collegium ein; Ungel^orfam
fotte mit ber excommunicatio latae sententiae beftraft tuerben;
alle toeltlidien Dbrigfeiten l^ötten fic^ nad^ feinen 93efel)len §u rid^ten
unb jeben ber S^e^erei S^erbäc^tigen i^m anäugeigen. ^mmer aber
behielt fic^ ber ^apft bie t^äUung ber (Snburtf)eile üor.
StlSSigtuS V. ;1585— 1590) bie ganje päpftlicEie ^urie neu
orbnetc, legte er bie geftaltenbe, allmäcf)tige §anb aud^ an bie§
Snquifition§foIlegium. (5r erI)ob e§ buri^ bie ^onftitution Im-
mensa aeterni üom 22. Januar 1587 (BuUar. Rom. II, 667)
gur „Kongregation" unb gab i^r ben Spanien: Sacra Congre-
gatio Romanae et universalis Inq uisitionis seu Sancti
Officii.
„hiermit tüax bie Drganifation ber Ke|ergeric^t§bar!eit beenbet;
beQ)tbet bamit anä) eine @ntn)idelung üon mel)r al§ üier ^al^r*
l^unberten; begrünbet ein ^nftitut, ba§, üon fRom au§ mit ben
größten SJJai^tbefiigniffen ouSgeftottet, e§ fd)ü|en fottte üor allen
einbringenben ©türmen unb ®efal)ren. 9iod^ |eute fte{)t biefer
iöau" (Renner, a. a. D., ©. 371).
SDätglieber biefer Kongregation, bie unter allen römifd^en
Kongregationen bie erfte (Stelle einnimmt, finb üom ^apft gu S3ei=
fi^ern ernannte Karbinöle; i|r SSorfi^enber ift ber ^apft. Qu
il^ren ftänbtgen 2lu§plf§beamten gehören: 1. ber Commissarius
generalis Sancti Officii, regelmäßig ein ®ominifaner; 2. ber
Assessor s. Officii, meiftenS ein SSeltgeiftlic^er; 3. ber Promotor
fiscalis, ber öffentlirfie 5tnftäger; 4. bie Consultores, Xl^eotogen unb
Kanoniften ou§ bem SBelt-- unb Drben§fleru§; fie werben üom
^a^ft ernannt, minbeftenS bret biefer „Konfultoren" finb avL§ bem
^ominüanerorben; 5. bie Qualificatores, eine Slnja^t üon ^^eo»
logen unb Kanoniften, bie über beftimmte fünfte gur 93egutad^tung
V. '^k 9iömiid)C Siiqiiiiilicn. 79
aufgeforbert Jüerben. ^^re §au^tQufgabe ift, Sä^e, tüegen beren
^emanb angeflagt ift, p „qualifisircn", b. (). ju kurtfieilen, ob
unb in tüie ttjeit hk @ä|e „unfatfjolif^" finb.
2)ie ^arbiiiäle ber Qnqiiifitionl'-Slongregatioit fialten i^re
©i^ungen geiDöfjiüii^ om 3Jiittlt)od§ in bem SDominifanerflofter Santa
Maria sopra Minerva. SIm ®onner§tag üerfammeln fie \id) im
SSatifan unter bem S3orfi^ be§ ^jSa^fte», ber feine Gntfdfieibiingen
giebt. ®iefe (Sntfc^eibungen n^erben regelmäßig eingeleitet mit ben
Sorten: „j[)er ^eiligfte t)at angeorbnet, befdiloffen, befof)(en : Sanc-
tissimus ordinavit, decrevit, mandavit."
2)ie ©runbfä^e ber römifd^en ^nquifition föaren natürUd) bie
gleichen, ttJte bie aller übrigen ^nquifitionen. ®ie ^nquifitoren in
ben übrigen Sänbern öerbreiteten ja nur bie ©runbfä^e ber TlnütV'-
Snquifition. ^n ben ^nquifitionsfianbbüc^ern (©uiboni^, (5t)meric,
©arena, ®iana u. f. tti.), unb in ber Sljätigfeit ber ri3mifdjen
^nquifition (oben ©. 34 ff.) ftel^en bie ©runbfö^e öerförpert üor
un§. 2:ennorf) toirb e§ toon ^ntercffe fein, fie üon einer unanfecfit-
baren 2tu!torität turg unb bünbig auSgefprodjen ju §ören; ifjre
i^affung läßt an „(S[)rift(id)!eit" unb „9}Jenfc|Iid)!eit" nidit» ju
Jüünfd^en, übrig.
S)er Sefuit ^etra Santa fdireibt: „Qu 9Um toirb ioegen
ber erften ^e^erei S^iiemanb mit bem 2!obe beftraft, lüenn er nidjt
ein §ärefiard^ ift; er tüirb üielmefir, nadibem er bie Sleljerei ob-
gefc^woren f)at, nur gejüditigt unb bann entlaffen. 9^ur bie-
jenigen, »eld^e in biefelbe ^e^erei jurüdgefaüen finb,
luerben jum SEobe üerurtfieilt ; aber fie toerben n\6)t
lebenbig öerbrannt, fonbern juerft erbroffelt unb bann
öerbraunt, falB fie fic^ öor bem S;obe befefjren unb
i£)ren ^rrtl^um aufgeben. SKenn fie !§artnädig bleiben,
merben fie allerbingy tebenbig üerbrannt; aber ha^ ge =
fd^ie^^t ni(^t ou§ ^örte, fonbern in ber Hoffnung, il^nen
bie §artnädig!eit augjufod^en (spe excoqueudae ipsorum
pertinaciae) unb fie burd) bie ©röße ber ©träfe jum ^efenntniß
bed red)ten ©laubenS ju bemegen" (Notae in epistolam Petrl
Molinaei ad Balzacum, Antwerp. 1634, (3. 230).
80 erfteä ^öucT). <ßa})fttf]imt iinb ^nquifitton.
VI. iDipfer ber 3nqutfitton,
Um bie Scfireden ber ^nquifition 511 jc^ilbern, ift e» nid^t
nöt^ig, bie ^i)antafie 511 §ülfe 511 rufen; bie uüd£)terne Sfneinanber«
reifjung ber XI)atfac^en genügt.
(Setbftoerftänbli^ ift e§ meine 9(6[ic^t nid^t, alle Dp\tx ber
^nciuifition üor^nfütjren ; bie[e 9^ie[enarbeit iüirb wolji dlitman'o ht--
tüältigen fönnen. SSer fönnte bie lobten be§ SSeltmeere^ aiif-
jäfjlen? 2Bir lüiffen, bafs e§ Unjäfjlige üerfdjlungen Ijot; atjer bie
9fomen ber ©inäelnen, i^rc ßeiben^= unb (Sd^reden^gefd^i^te beden
bie ftummen {^Iutf)en. ®a» ®teid;e ift über ha^j ))raffelnbe geuer»
meer ber ^nquifition ju fagen.
Sd) tüitt nur eine auf 2;()atfac^en fic^ aufbauenbe allgemeine
Jöorfteffung geben üon ber ungefjeuern Qa^ üon SJienfc^en, beren
®ut unb 53(ut ber „tjeiligen Sn^linfition" jum £|)f2^ gefattenfinb;
nur eine allgemeine S^orftctfung üon htn foäialen unb futturetten
golgen, bie bo§ SBirfen be§ ^aftt^umS burd^ feine Snquifition
na(^ fid) gejogen f)ot. ©in 3^unbgang burd) bie (inuptfäcEiIidjftcn
Sauber ber dfjriftenljeit foH biefem ^^i^cde bicuen.
1. gn-aufveidj.
5tu§ jtüei ©rüuben beginne ic^ mit t^ronfreid^. ®§ ift neben Italien
ha§ ältefte (^riftlidie S?ulturlanb be§ 2lbenblanbe§, am ungef)inbertften
f)at fi(^ in i^m bie Tladjt be§ ^apfttf)ume§ entfaltet, e^ ift „bie
ältefte Xodt)ter ber Slirdje" ; unb äiueiteu», ey I)at am furdjtbarften
bur^ bie ^nquifition gelitten. S)ie „^reussüge" gegen bie 2(Ibi =
genfer unter ^nno^enS III. fteiien an ©raufamfeit unb SIut=
toergie^eu feinem fürten-- unb SSanbalenfriege nad§.
2tu§ ber erften *pä(fte beS 13. 3af)r()unbert» ^ot fid) ha^
„Sf^ronifon", \>a§ S^agebudj eine§ sraifc^en ben Qa^ren 1220 unb
1240 im 93ejir!e öon Xouluufc tfjätigen ®ominifanerinquifitor§,
^ilf)elm ^eliffo, ertjalten. Seine 5(uf§eid)nungen finb eine
n)a^rf)aft unfd^äpare Cuette für bie ^enntni^ beffen, tt)a§ bie S"'-
quifition ttjar unb Ujie fie tüirfte. ^n fd^Iid^t=noioen SSorten er--
3ät)It biefer Tlönd) unb ^äpftlicEie Söeöorimäd^tigte oon ben ©reuel--
VI. Cpfcr bct 5"(1uil'itton. 81
traten, bie im 9Jamen (Sf)rijti, feiner |)eitigeii uiib feine» „@tett=
üertreter§" gelüirft inurben.
ßine öanbfc^rift ber Sibliot^e! üon ©arcaffonne (n. 6449)
entl}ä(t ben ^t^t be» „(S^ronifon»"; SJ^oIinier i)at öon i§r eine
aHen Slnforberungen entf|)red§enbe 2(u§ga6e üeranftattet (De Guil-
lelmo Pelisso, Paris 1880); meinen Einführungen au» bem ^^age-
bud^ liegt biefe Sluggabe ju (SJrunbe:
„3um 9iu^me unb Sofie (SJotteä unb ber feligften Jungfrau
9}?aria unb be5 fjeiligen ^ominifu», unfere» 33ater§, unb ber gangen
I)immlif(j^en ^eerfd^ar mU i<i) Sinige» aufzeichnen, ha§ ber öerr
in ber ©egenb üon 2;oufoufe geloirft |at burrf) bie 33rüber be»
^rebigerorbenS [S)ominifaner] unb auf bie Sitten l§in be» t)(.
jTominüuS . . . '^amaU ftarb ein fe^erifd^er ßlerifer, ber im ^reuj^
gang ber ^irrfie beerbigt trurbe. 'ä[§ bie§ 9J?agifter gioIIanbuS
^örte, ging er mit ben 33rübern [^ominifanern] bortt)in, fie
gruben i^n au§, fdjleiften if)n burcE) bie (Strafen unb ü erb rannten
if)n. Qn gleidfier Qdt ftarb ein ^e|er 5)Zamen§ ©aloannu».
S)al entging bem iOlagifter $RotIanbu§ nic£)t; er rief bie Vorüber
[S)ominifaner], ben ^teruä unb ba§ SSoIf jufammen; fie gingen
in ha§ §au§, ioo ber ^e^er geftorben trar, fie gerftörten e^ üon
®runb au§ unb motzten el ju einer ©ungftätte [fecerunt eam in
locnm sterquilinii]; ben ©alöannul gruben fie au§. ©einen Seic^^
nam fc§Ie]3pten fie in unge^euerm Quo^i burd^ bie (Stabt [^ouloufe]
unb öerbronnten i^n au^er^alb ber Stabt. jDa§ ift gefd^e^en im
So^re 1231 §ur @f)re unfereg §errn ^efu S^rifti unb be» ^t.
S;ominifu§, unb jur ®!§re ber römifd^en unb fatf)oIifcE)en ^ird^e,
unferer aJJutter. . . 3(rnoIbu§ Katalanu§, bamat» ^nquifitor öom
|3äpftli(^en Segaten ernannt, üerurt^eilte gumlebenbig berbrannt
trerben äluei ^e^er, ^eter öon ^ued^^3erbut unb ?|Seter S3o--
maffipio; beibe tüurben ju üerfcfiiebenen Reiten üerbrannt. Slud^
einige SSerftorbene Oerurtf)ci(te er, lie^ fie ausgraben unb üer=
brennen, ^er ^nquifitor trüber ^erroriu^ [^ominüaner] Iie§
üiele ^e^er ergreifen, Ue| fie einmauern (immurare) ; einige lie^ er
anä) üerbrennen, unter S5eiftanb be§ gerecE)ten ®erict)t» ®otte§ . . .
®er ^e^er ^o^anne§ 2ej:tor tourbe mit 5tnberen üerbrannt.
Qm felben 3c^t liefen bie ^nquifitoren S3ruber ^etru§ Getlant
unb Sruber SSil^elm EIrnalbi [SDominüaner] einige SSerftorbene
ü. .^oeniSbtoecf), '^'npftif)um. I. 6
ouSgratJen, burd) bie Strafen fdjieifen uub üerBrennen'. Sn
SUJontcmfcgurum [t)eute SD^ontfegürJ liefen fie ben 3of)anue§
ta Ö^arba mit 210 onbereit ^el^erit ücrbrennen. Unb ein großer
©c^rerfen entftanb unter ben Siegern ber ganzen ©egenb. ^n--
jiüifd^en lie^ ber Vorüber ^ontiu§ be @. Ggibio, ^rior [bc§
SDominifanerlonüentg] gu üoulonfe, ben ^anbföerfer 5trnoIb (Son^
ceriug öorforbern unb naijm gegen t^n üiete eiblid^e ß^us^iffc
entgegen. (Sr felbjl aber leugnete 2ltte§. S)er ^rior unb bie
S3rüber aber üerurtfjeilten iCju. C^r iDurbe jum ©djeiterfiaufen ge=
fü^rt, rief aber forttüä^renb : man tfjut mir Unrecht, icE) bin ein
guter ©|rift unb glaube an bie römifdic ^ircfie. ©ennod^ n)urbe
er ü erbrannt. 2)a§ SSoIf iuurbe entfe^t unb erfdjüttert, unb bie
©tabt SEontoufe lüeljüagte. ^m ^a^re 1234 n^urbe bie §eiüg=
fprediung unfere§ f)t. SSaterg ^ominifuS in 2;ouIoufc ücrfünbet.
®er 33ifd§of 9laimunbu§ öon ^Öliromonte feierte bie aJJeffe im
®ominifaner!(oftcr, unb nad)bem ber ®otte§bienft fromm unb
feierlid) beenbet mar, mufc^en fie fic^ bie §änbe, um im ©peife=
faal gu fpeifen. Ta fam, burc^ göttlidje Sügung unb megcn ber
^erbicnfte be§ t)I. 2)ominifu!?, beffen ^^eft man feierte, ßiner au§
ber ©tabt unb melbete, bo^ einige ^e^er ju einer tranfen Siegerin
gegangen feien. Sogleid^ gingen fie [ber S3ifd)of unb bie ©omi'-
nifaner] bort^in. S)er 33ifc^of fe^te fid) an \>a§> S3ett ber Traufen
unb fprac^ il)r öiel öon ber S^erad^tung ber 2BeIt. Unb meil bie
Traufe im ©tauben mar, e§ fei ber SSorftetjer ber ^el^er, fo ant--
mortete fie frei auf alle fragen. ®er S3if(^of entlodte it)r mit
tiieler Siorfidjt ein $ße!enntni§ beffen, tDa§ fie glaubte (cum cautela
magna extraxit ab ea in miiltis arliculis qiiod credebat], ®ann
fügte er ^inju: S)u borfft nidjt lügen unb uidjt an biefem elenben
ßeben "Rängen. ®e§t)alb fage iä) bir, bu follft ftanb^aft fein in
beinem ßilauben unb nic^t an^ Slobe^furd^t anber§ aulfagen, aU
bn in beinem ^erjen benfft. @ie antwortete: §err, mie id^ fage,
fo glaube id), unb megen biefe§ elenben Seben§ änbere ic^ meinen
1 ®tefer Sßil^elm 5(rnaub, on befjcn ^fi^^cn 3DJenf(J}enbIut Hebt,
tüurbe, unb gtrar tregen feiner 58erbtenfte ai§ blutöergiejienber ^nquifttor,
cm 1. ©eptember 1866 ton ^ius IX. „feiig" gefproi^en, b. f). er föurbe
auf bie ?(Itäre bec fatt)oItfcf}en ftirdjen erijoben unb bem SSoIfe sur S8cret)rung
unb Jiadia^mung tilngefteHt.
VI. Cpfei- bcr Siiqutiition. 83
$8orfa^ uidjt. '^a fagtc ber S3i[d^of: ®u bift eine ^eijenn, Jua§
bu befannt tjaft, i[t fet^evifd). ^dj Hu bcr 93ifd)of üon S^ouloufe
unb tierüinbe beit rDmifo§'fat^oIifd)en &iauhtn, htn id^ bid; er=
inaT^ite aii5iinef)nteii. 2[t)cr er rld^tete ntd)t§ au§. 2"a öerurtfjeitte
fie ber Sifd^of in iitraft Scfu dfjrifti aly ^e^erin. Gr lie^ fie
mit bem 93ett, in bem fie (ag, jum @d)eiterl)aufen tragen
unb fofort üerBreunen. 9Jad)bem bic§ gefdjeljen, gingen ber
58ifd)of unb bie trüber [Sominifanerj jurüd in beu @peife[aal,
unb \va§ bort tierettet !nar, af3en fie mit großer Srijf)lid)feit, S^an!
fagenb ®ott unb bem fji. ®ominifu§. S)ie§ ^t ber |)err ge-
lüirft am erften gefttage be§ ^I. ®omini!u§, gur (5()re unb jum
Stu^^me feine§ 9?amen§ unb feine» ®iener§, be§ f)!. S)ominifu§,
jur @rpt)ung be§ 65Iau6eng unb §ur Slieberföerfung ber ^e|er . . .
^n jenen ^agen föurben einige öcrftorBene ^e^er ausgegraben unb
burc^ bie ©labt gefd)Ieift unb ü er bräunt. SDamalS würbe enttjüttt,
ba^ öiele reiche §erren unb SSürger öor i()rem ^^obe ^e|er ge=
morben föaren; fie njurben berurttjeilt, unb üon beu S3rübern
[jJ)ominifaner] ttiurben fie ausgegraben unb fdjim|3flic^ an§ ben gi'ieb*
l^öfen fierauSgeiüorfen; itjre ©ebeine unb it)re ftinfenben ^ör^cr
würben burd) bie ©tabt gefd)teift, unb ein ^ofaunenbtöfer üerfünbete
in ben ©trafen: SBer ©leid^eS t^ut, mirb ouf bie gteidje Sßeife ,5u
®runbe gel}en (Qui aytal fara, aytal perira), unb fd)Iie^(id) Würben
fie üerbrannt jur (S§re Ö5otte§ unb ber feligften Sit^öf^-'^U/
feiner SJlutter, unb be§ 1)1. Somini!u§, feines Wieners,
damals würben als ^e|er öerurtl^eitt bie SSerftorbenen : ber öltere
@mbrinuS unb ^eter SmbrinuS unb Dlitia, i()re 3}?utter, unb
Stiefto, bie '^xan beS ©mbrinuS, unb fRamunbuS ^farni unb
jwei feiner ©diweftern, unb if)re ©ebeine würben burd^ hk ©tabt
gefdjleift unb üerbrannt. SSiele Sebenbe würben berbrannt. @ie
[bie ^nguifitoren] öerurt^eilten aud) ben fRamunbuS ^unalbi;
er würbe gu ^outoufe öerbronnt; ebenfo erging eS bem SlrnalbuS
©iffri. SSiele Stnbere würben burd^ bie S3rüber ^nquifitoren
t)erurtl)ei(t. ^^re [ber ^erurtfjeilten] Dramen finb nic^t aufgejeid^net
im S3ud)e beS SebenS; fonbern if)re Seiber finb üerbrannt, if)re
©eelen werben ge|3einigt in ber |)üffe. §ier enbigt, waS aufge=
fc^rieben ftat mit feiner |)anb ber 93ruber SSiltielm ^el^iffo, ber
OTeS felbft gefeljen Ijat unb babei war. ©r ftarb im Sa^re 1268.
6*
84 ©r[teg Surf), ^opfttfium unb ^UQuifitio"-
SSag nod) folgt, :§at ^emanb gefd^rieben, ber e§ gej'el)en f)at. ^m
Sat)re 1234 am SDonnerltag itad^ ^fingfien öerorbnete ber ^rebtger=
bruber 2(rnalbu§ Gat^alani, bamaly auf 58efel)t unferel §errn,
be§ ^a^fte§, ^nquifitor, tra§ folgt: er befof)!, ba^ eine ße^erin
9kmen§ Seiffeira au§gegraBen inerbe. 5Iber ba bte ^Beauftragten
fic^ fürchteten, an"g ©rat) gu geljen, fo ging Vorüber 5trnalbu§ felbft
mit einigen ©eiftlid^en gur ßird^e be§ 1)1. (Ste|3l§anu§, ino bie
Seherin fcegroben lag; er ergriff einen Spaten unb tt)at einige
(Stiege in bie 6rbe; bann Befatjl er ben bifcf)öflid)en ^Dienern fort=
gufat^ren unb ging ^urüd in bie ^irc^e, um ber 8t)nobe beijunjo^nen.
93alb famen bie S)iener unb üerfünbcten, bo^ fie öom ©raBe
fd^impflid) tüeggetrieben morben feien. jS)a ging S3ruber SIrnalbuS
mieber tyn jum ®rabe mit einigen ®eiftli(f)en unb üielen 2(nberen.
Unb aU fie angefommen ttjaren an ben Drt, ta ftritten föiber fie
bie @öt)ne be§ S3elial, bie ©efö^e ber S3o§()eit, föie ifjr SSater,
ber STeufel, e§ fie leierte."
2)ie erften ^at^arer — barunter jelju S)om^erren — mürben
im ^ai)xt 1022 gu CrleanS üerfirannt (Gesta synodi Aurel.:
Rec. des bist, de Fr. X, 537). ®er Seii^nam eineg feit brei
Sa{)ren üerftorbenen S)om!^errn, ber ber ^e^erei befc^utbigt war,
ft)urbe ouSgegraben unb auf S3efe^( be» S3ifd)of§ ouf ben So^inb'
oder geworfen (Ademar. Cabauens. III, 59). ^m. ^afjre 1077
Würbe ein ^otI)arer in dambrai öon SSifd^öfen, Siebten unb ^le^
rifern jum ^obe üerurt^eilt unb üerbrannt (Cbronica S. Andreae
Camaerac, III, 3; Monum. Germ. Scrpt., 7, 540).
2BaI)r^ft religiöfe ©emüt^er, auc^ inner'^alb ber ^ierard^ie,
wenn oud) fe{)r nereinjett, fc^redten bamalS noc^ jurüd öor ber
blutigen SSerfoIgung. 9toger, ©ifc^of öon ®I)aIon§, fragte ben
Jöifc^of üon ßüttid^, SBagon (1042—1048), um Stat^, ob er bie
Uati)avtx öerbrennen laffen bürfe. SBajon antwortete, 93Iutüergie^en
fei gegen ben Q^eift unb bie 2(u§fprüd)e K^rifti, ber ta^ Unfraut
mit bem SBeijen fielen laffen will, bi§ jum ^age feinet 6Je«
ric^teg; nur geiftlic^e 3u<$t"iittel feien gegen ße^er geftattet (An-
selmi Gesta Epp. Leod.: M. G. S. S. 7, 226). ©c^on ber un«
mittelbare $Rad)foIger Söajon^, Xfjeobuin, öerleugnete biefe c^rift=
lic^e ©efinnung. @r fd^rieb an ben ^önig üon gran!reic^ im
Sa^re 1050: „S^id^t an ein ^on^ii gegen bie ^e^er, fonbern an
VI. Dpiex ber ^nquifition. 85
i^re |)inrid^tung l^abe man ju ben!en" Ree. des List, de France
XI, 498).
Sm ^ai)vt 1167 iourben mehrere ^atl^arer ju S^ejelat) t»om
©rjbifcEiof öon St)on unb ben Sifd^öfen öon SfJeüerS unb Saon
jum STobe üerurtfjeilt unb ü erbrannt, ^m ^a^re 1172 lüurbe
ein ©eiftlicfier gu 2(rra3 öom Sifd^of ber Stabt unb öom ©rj^
btfd^of üom 5Reimä aU ^e^er gum geuertob üerurtf)eitt, na(^=
beni er burdf) bie ^roBe mit bem glütjenben Gifen ber ^e^erei über»
füfirt iüorben toar (Annales Coloniens. maximi; Monum. Germ.
Scrpt. 17, 784). S^« Sa^^^e 1180 lüurben ju 3fteim§ öom bortigen
©rjbifd^of jUDei grauen gum geuertob üerurt^eilt (Rec. des Hist.
de Fr. XVIII, 92;. 9^ic^t unbet^eiligt lüirb l)ierbei ber S3efc^(u^
eine§ ^on^ilg gett)e[en fein, ha§ fnrj üor^er (1157) in 3fteimg
ftattgefunben, unb ba§ graufame unb blutige ©trafen gegen bie
^e^er, 5. 33. brennen mit gtü^enbem Gifen, feftgefe^t t)atte (Mar-
lene, Ampliss. collect. VII, 74, bei Havet, Lherösie et le bras
söculier, @. 22). Stu§ bem ^ai)xt 1183 n)irb berichtet: „SSiele,
barunter 9(belige, 93ütgerüc^e, ®ei[tlid^e, Söauern, Jungfrauen,
grauen unb Sßitwen, njurben üom (Srjbifd^of (oon 9teim§j unb
öom ©rafen (üon g(anbern) burc^ Ütid^terfpruc^ bem geuertobe
überliefert; i()r SSermögen tüurbe t|eiB bem S3ifc^of, tfieil^ bem
©rafen übermiefen" (Sigiberti continuatio Aquicinct. ; Fredericq,
Corpus @. 48)'.
SSom S3ifdE)of $ugue§ öon Slujerre löirb au§ bem Ja^re 1166
berid^tet, ha'^ er bie ^e|er ^eftig öerfolgte, ha'<^ auf fein Setreiben
I
1 ©ine ^Rec^imng avL§ bem ^aijx 1323 giebt unl einen %t^alt»punft für
bie Äoften einer SJefeerüerbvennung. SSier ^efeev würben im genannten '^atjT:
gu Sarcaffonne am 24. Slpril üerbronnt; bie öom .'genfer aufgefteüte 9tcct)=
nung lautet:
gür §ofä 55 sols 6 deniers
gür Söeinronfen 21 = 3
pr Stro^ 2^6 -
gür toter ^fat)le 10 ^ 9 =
gür Strtcfe 4^7
gür ben genfer . . . . . . . 80 -
8 livres 14 sols 7 deniers
Slljo jeber Se^et fam auf ctma§ me^r 0(0 jroei livres ju fte^^en (Coli. Doat,
XXXIV, 189;.
86 ©rftel "idnä). ^apfttfiinn nitb Suquifttion.
biete i^rer ®üter berau'6t unb üerB rannt lüurben (Rec. des bist,
de Fr. XVIII, 273).
Snt ^al)xt 1201 lieB ber ^äpftltdje öegat, tarbinat ^eter
üom l)i. 9)JarcetIu§, ben ^el^er (Stierarb üon (Jt)ateauneuf
§n ^fletierS tierbrennen (Ex cbronolog. Roberti Altissiodor. ; Rec.
des Hist. de Fr., XVIII, 262). ®er Seid}nam 3tmaur^'§ be
S3et)ne§ lünrbe im Qa^ive 1209 ausgegraben, üerBrannt unb feine
Slfc^e auf ben @c§inbader gelporfen. ©uillaume le S3reton er--
3äf)It, ba|3 ein gerabe bamal§ ju ^ari§ üerfammelteS ^ongil
biefeS SSorgeljen billigte mit bem 5(u§ruf: ©epriefen fei ®ott! S)ie
?ütf)änger 5lmaurt)'§ n)urben in großer 3^1^^ 0 erbrannt (Rec, des
bist, de Fr. XVII, 83). te^er (Söalbenfer?), bie um ha§ ^at^r 1222
in S3efancon jafilrei*^ loaren, tüurben anfänglich üom SSoIfe be-
fdjü^t, allein burcf) bie ^rebigten be» S3ifd)ofy unb ber ©eiftüc^en
erregt, lt)enbcte ]i6) ber SSoIfSljafs gegen fie: „?(tte lüurben a(§
^Diener be§ Teufels, um mit htm 2;eufe( in ewigem treuer ge=
peinigt jn lüerben, üerbrannt" (Caesar Heisterb., bist. V, c. 18).
S)ie Segaten SnnojenS III. iüaren befonberS tptig in @üb =
franireid), um bie Dbrigfeiten gu Ijarten SJia^regetn gegen bie
©e^er gu üeranlaffen. '^m ^a1^xt 1209 mufiten bie ^onfuln oon
ä)lont|3enier bem ^jäpftüd^en Segaten eiblid^ geloben: Sitte bie--
jenigcn, bie if)nen tiom SSifdjof ober üon anberen @eiftlid)en aU
S?e|er bejeidinet n)ürben, gu üerfolgen unb it)re ©üter ju befc^Iog-'
na{)men (D'Acbery. Spicilegium, 1723, I, 706). ©in Sonji! üon
SCüignon unter ber Seitung ber päpfttid^en Segaten befc^Iof;, biefen
Gib atten ©tabtobrigfeiten ber ^roüence aufzufegen (D'Acbery,
a. a. D., ©. 704). ^alb barauf gelobt bie Dbrigfeit üon StrIeS
bem $8ifc^of bie 2(u»rottung ber ^e^er, luie er fie iüünfdit unb be--
fief)It (Papon, Histoire generale de Provence, II, preuves LXXVIII,
III, preuves XII).
Sie 58erfoIgung§tt3ut| erreid)te einen foldien ®rab, ha^ felbft
fatl^olifd^e (Stimmen ben SBaI)rtjeit»mut() fanben, ju erflären, aud;
bie 5(|)ofteI ^etru§ unb ^autuS, toenn fie nod) auf (Srben tüären,
lüurben htn @djeiterl)aufen ber päpftlid^en ^nquifitoren nid^t ent--
gangen fein (Lib. sentent. inquisit. Tolos., 269). S(m 3. Wäv^
1308 tüurben ju -Touloufe eine gro^e Stuäafjl üon 9,1iännern unb
Svauen unb mehrere ausgegrabene ^e^erleio^en üerbrannt. Ter
VI. Opfer bei- ^iiquifitiüii. 87
^ominifauer-'^nquifitor S5erul)arb ®ut füfirte ben S3or[i^ bei
btefem Stuto ha ge (Lib. seutent. inqnisit. Tolos., 2. 42. 51. 80.
102). SSiev ^a^re fpäter ü erbrannte bie ^nquifition ju Xou=
loufe 34 ^e^erleid^eu ^nfanimen mit brei 9?Mnnern unb brei
grauen (a. a. D., 98. 178).
^m Sai)re 1236 lüirften bie granjiöfaner unb Siominifaner
äufammen aU :päpj'tlidje ^nquifitoren im ©renjgebict gtoifc^en
{^rnnfrcicf) unb glanbevn. „©efjr üiete ^etjer fieiberlei ®efd)tec^t§,
fo erjä^It ein alter 33eric^t, imirben o erbrannt; innerhalb üon
sn^ei SD'ionaten ungefähr fünfzig; einige luurben lebenbig begraben"
(Mattbaei Parisiensis Chronica major, lil, 361). 5(m 7. ^ai 1318
tDurben üor bem S^quifitor üon 9)iarfei(Ie, bem granjiSfaner
9)?icfjael, üier „33rüber öom armen ßeben" öerbrannt, „tueit
fic be^iaupteten, bie 9iegel be§ ^. granjiSfu^ [telje auf gleicl^er
(Stufe mit bem (äöangelium Sf)rifti" (Histor. sept. tribulat. : SIrdjiü
für Siterat. unb ^ircTjengefd^t. be« 9J^itteIaIter§, l^erSg. üon S)enif(e
unb (St)rte, 1886, @. 146). ®iefe üierfoc^e Einrichtung bilbete
\}a§ SSorfpiel einer langen unb blutigen 33erfoIgung. ^n 9Zarbonne,
Sünel, Sebeüe, Sejierg, Sapeftang, ^ejeno», Sarcaffonne,
S^outoufe tüurben eine gro^e Slnjaf)! biefer ^e^er burd^ bie
5)omiuifanerinquifitoren üerbrannt (Practica <B. 264).
5Den 5Infto^ 5U biefen ^Verfolgungen I)atte ein gegen bie „33rüber
üom armen Seben" gerichteter örla^ be§ ^apfteg So^^ö"" XXII.
gegeben (Extravag. Joann. XXII, tit. 14, de verbor. signif., c. 1).
giad) SSabbing (ann. 1317, n. 44, t. VI, 290) tüurben im
Sal)ie 1323 114 £e|er burd» bie f^ranjigfanerinquifitoren
üerbrannt. 2tu§ einer Sifte be§ 3"Qiiilitiou§tribunaI§ in Kar*
coffonne au» bem ^djxt 1454 ergiebt fid^, ha^ ätüifd;en 1318
unb 1358 eint)unbertbrei5eljn „S3rüber be§ armen Seben§" üer=
brannt n)urbeu (Mosheim, De Begard. et Beguin. comment.
Lips. 1790). ®ine fe^r intereffante unb fidlere 2:^atfac^e toiffen
tüir au§ bem Saf)re 1382: ber päpftlic^e j^^-ansiäfaner-'Snquifitor
üerbinbet fid) mit einer ÜMuberbanbe üon 22 9JJann, um ^e^er ju
ergreifen unb fie ju tobten: „S:em ©irarbo ^urgarone, einem
Hauptmann üon 22 ^Räubern, tüirb ein ^rei§ gejafilt gut @r»
greifung einiger SBalbenfer, um fie fiinjuricEiten, auf Söefel)! be§
granji^fu?, be§ St'i1»ifitor^ au§ bem €rben ber minbcren ^rü-
88 ®r[te§ 93ud). 5ßcipfttt)um inib ^nquifition.
ber" (Lombard, (g. 27). ^u§ ber rtämlicfien Ouette erfahren
tüir üom „SSerlauf bon ^olj für bie SSerftrennung bott brei SSaI=
benfern, bie üerbrannt iporben finb unter bent j^elfen bon
(gfirebun. Stern, für ben Unterhalt einiger SSalbenfer, bie nad)^er
berBrannt tburben. Stent, 9tIpJ)anba, Soljatine^ 2)ragoneti
unb So^anna, hu grau be§ (Ste^fian; alle brei iburben ber=
bronnt in S5arte|)ute." (ST. a. D.).
©regor IX. fanbte in bie S)iöäefen bon Slrte§, 2(ij unb
©niBrun ben S3ifc^of bon 3}Jaffa aU Segaten. ®ie 2Bir!fomIeit
biefe§ @tetlbertreter§ be§ „(Statt^Iter§ Sfirifti" loar berartig, baf;
bie ©eföngniffe balb gu flein njurben, unb ba^ e§ on SJol^rungä«
ntitteln für bie Singeferferten geljrad). ®e»^aI6 Befallt ber ^a^ft
ben iBau neuer Werfer unb berliel^ ben ©laubigen, bie baju Bei»
fteuerten, reid^Iid^e SlHäffe (Wadding, Annal. Minorum, ann. 1375,
n. 26;.
SDerS)ominifanerinquifitor $Raimuub ©abaffa lie^ im Dftober
1417 eine grau mit 5Ramen ^at^arina 'Ban'ba aU Ä>|erin
b erbrennen (Parvus Thalamus de Montpellier, pnblie par la
Socidte archöologique, 1841, ©. 464). ^er S^ominüanerinquifitor
Stöbert, ber bon ©regor IX. ernannt luar, liefs in ben S'i'f)i^en
1223—1240 eine gro^e Stnjar)! ^e|er berbrennen, fo in Kam=
brat, S)ouai, Siüe. ©in förntlidieö S3(utbab beranftaltete er
am 29. dJlai 1239 p a)iont»2Btmer (je^t aJtont'-Slime) in ber
e^am|jagne: 183 ^e^er rturben bort berbronnt. ®er Söeridjt
lautet: „^n ber 2öoc|e bor ^fingften int ^a^xt 1239 irurbe ein
gro^e» unb bem §errn tuoIjIgefätligeS S3ranbo|5fer (maximum holo-
caustum et placabile Domino) in SKont-'SSimer bargebracfit burd^
bie SSerbrennung bon 183 te^ern" (Monum. germ. Scrpt. 23, 944).
Unter biefeu ^Verbrannten lüar auc^ eine grau, bie auf ta^ drängen
be» SnciuifitorS Stöbert (ad instantiam fratris Roberli) be!annte,
fie fei 9tac|t§ bom 2;eufel mä) aJtailanb entfüf)rt tüorben. ^^xtn
^ia^ an ber Seite i^re» ©atten i)aht unterbeffen ein il^r gleicf)'-
fe^enber Xeufel eingenommen (Chron. Albr. Monaclii Trium-Fontum :
M. G. S. S. 23, 945).
ein alter SSeric^t au§ biefer ^eit er§ät)It: „©ef)r SSiete beibertei
©efcf)ted;t§, bie fid^ ni(f)t befel)ren luottten, Iie| er l^ber päpftUc^e
®ominifanerinquifitor Stöbert] im geuer berbrennen, fo ha'j^ in
VI. Opfer bec ^nquifition. 89
weniger aU jluei ober brei 9}ionoten ungefäf^r 50 burd^ t^n öer =
Brannt lüurben" (Rer. Brit. med. aev. scrpt. UI, 361: Matth.
Paris, chronica major), ^m ^atire 1310 inurbe gu ^ari§ 9)iar=
garet^e la ^orete aB ^e^erin öerb rannt (Chronique de G.
de Nangis, Soc. de l'Hist. de Fr. I, 379).
Snt Satire 1373 würbe bie S^e^erin ^ol^anna ^aub enton ju
^ari§ üerörannt. 9Kit it)r sngleic^, auf bemfelBen @d^eiter=
tiaufen, würbe bie Seiche eine§ ^e|er§ üerbrannt, ber einige
Xaqc üor bem Urt^eit^fprud) im Werfer geftoröen war. ©ein Seic^=
nam war fünf 2;age lang in ungetöfdjtem ^alt aufbewafirt worben,
um if)n noc^ möglidjft unücrfetjrt üerbrennen ju fönnen (Gaguin,
Hist. Franc. VIII, c. 2. Ed. Francof. 1577). ^m ^a^xt 1421
würben ju 5trra§ unb ®ouai mehrere ^e|er üerbrannt (Heune-
bert, Hist. generale de l'Artois, III, 348).
W\t haS' (Sntfe^Iic^fte an Sluttfiaten Weifen bie SSerfotgungen
ber Stibigenfer auf.
^a^ft 2llej:anber III. fdiiclte 1180 ben ^arbinat |)einrid),
S3if(|of üon 5ttbano, aU feinen Segaten nad^ (Sübfranfreic^, um
gegen bie 3U6igenfer öorjugefieu. §einrid) prebigte einen ^reujjug
gegen bie ^e|er, ben erften, ber üon ©firiften gegen dtjriften unter*
nommen würbe. ®er ^reujäug, ber mit ber ©rftürmung üon
Saüaur burd^ ben ^3Ö|)ftIic§en Segaten enbigte, t)interlie§, nac^ ber
58ef(j§rei6ung eine§ Stugengeugen, ber — wot)It)emer!t — auf
|)ä^ftnd^er Seite ftd§ befanb, „ein Weit unb breit üerwüftete§
Sanb, gerftörte Dörfer unb ©täbte, ein S3ilb be§ Xobe§". @§ ift
ber Sötfd^of ©te^fian üon Xournat), ber biefe 93efd^reibung
einem {^reunbe mac^t (Schmidt, Histoire des Albigeois. Paris 1849,
(S. 83. 84). 5tuf SSeranlaffung be§ 5tbte§ üon SSegcIa^ würben
im Satire 1167 in Gegenwart ber Sifc^öfe üon Stjon, $Rarbonne,
Saon unb ^fieüerS eine gro^e 3^^^ 3übigenfer im 2;^ate üon
©couan lebenbig üerbrannt, unb jwar am Dfterfeft (Histor.
Vizel. IV, 560).
^er eigentliche @d)Iäc^ter ber ^llbigenfer ift aber ^o))ft Snno--
genl III.
9^ac^ ber ©rmorbung beg :|)ä|)ftlid)en Segaten ^eter üon
Saft ein au im '^a^vt 1208 begann Snnoäen» gegen fie ben
SSernid)tung§h-ieg. S5)ic |)äpfttic^en Segaten Waren bie 5(nfüi)rer
90 ©rfte^ 93iirf). 5pap[ttf)um imb Sitqutitttoit.
bei „SceuäljeereS", ba§ fic^ au§ Üüttern uiib 3tet[igen oüer ^a--
tionen sufamiiienfe^te. ^n ben glü()eubften SBorten forbert ber
„@tottt)atter ©Ijriftt" auf jur SSertilgung ber „©ottlojen". Slu^er
äur ©eiüalt rät^ er anä) jur Sift im ^ami^fe gegen fie. ^n einem
©c^reiben an feine Segaten ma'£)nt ^nnojenS III., ben trafen
üon ^^outoufe, bie ^anptftü^e ber ^ei^er, fcf)Ian ju täufifien, a(§ ob
man e§ nicfjt fo fe^r auf i()n alJgefeTjen |aBe. S)aburc§ werbe öer-
l^iubert, ba| ber (Sraf fic^ mit ben @treit!räften ber übrigen ^et^er
tiereinige. (So fei c§ leidster, i|n bann f^äter, nadj 9lieberlt)erfung
ber UeBrigen, ottein p fiefiegen. »Eo [gemeint ift ber ß5raf tion
S^onloufe] primitus arte pvudentis dissimulationis eluso« louten
bie SSorte be§ ^a^fteS. Se^eid^nenb ift, ita^^ ber „9k(f)foIger
efjrifti" fid) für biefe trieggüft auf ben 3(pofteI ^antu§ feeruft.
Sind) ^aulu§ I)abe tion fid) gefagt: „SDieiüeil ic^ tüdifc§ rtJar, l)abt
id) iiid) mit §inter(ift gefongen" (2. ^ox. 12, 16) K
„2Bot)Ian, ©treiter S^rifti" , ruft ber ^a^jft au§, „la^t tu6) 6e»
lüegen burd) bie klagen ber ^ird)C (St)rifti, e§ entflamme eud) ber
(gifer ®otte§ jur 9?ac^e" (Epp. XI, 26—29).
®en §öf)epun!t be§ S3Iutüergte^en§ unb ber ©raufamfeit er=
reid)te ber tiom „©tattl^olter dtjrtfti" geführte ^renjäug mit ber
(SroBerung tion SejierS unb ©arcaffonne im ^uü unb 2(uguft
1209. jöa man nid)t föufste, lüeldie tion ben $8eh)oI)nern SejierS'
!e^erifc^, n^eldie redjtgläuBig tüaren, fo lie^ ber |3äpftlid)e Segat
mit bem c^nif^en 2Borte : „lobtet fie 9((Ie, @ott lüirb bie ©einen
5U er!ennen n)iffen", "äüt f}infd)Iacf)ten. 3*u«"oi9t'-iiifett^ 3JJenfdien:
9Jiänner, grauen, ^inber lourben bie Dpfcr be§ religiöfen g-ana«
ti§mu§. 3n ber einen ^irc^e 9}Jaria SKagbatena morbete man
7000, bie fic§ bort^in gepd)tet Ijatteu (Clironicon Simonis 764;
1 Spfian tueiB iüct)t, über tva§ man bicr meljr ftounen foll: über bie uii=
beilboüe ultramontane @e))fIogenf)eit, oud) ha§ itjeItUd)fte %i}un unb taä
ßraufamfte Xreiben mit ©d)nftoorten su uml}üllen unb it)m. fo für bie
9)ienge einen beiHgen, religiöfen (Schein gn Verleiben; ober über bie Unt)er=
fcbämtbeit, mit ber i)kt burcb ben „Stottbalter ©brifti" ein SKort ber ©djrift
gefälfdjt föirb. ®enn bie Slpoftetoorte: „bietoeil icb tüdifd) war, t)ahe iä)
euc^ mit |)interlift gefangen", auf bie ber ^a^ft fid) beruft jur 3fied)tfertigung
feiner Xücfe gegen ben ©rafen üon 2:Dulouje, finb eine Unterftellung ber
©egner bei ^'oulul, bie biefer aU eine gegnerijcbe Söejicbtigung anfübrt
unb mit e-ntrüftung gurüdioeift.
VI. Dpiix bcr ^nquifition. 91
Petr. Vall. Gern., 570). ^n einem ©rfireiben üott trtuin|)^irenber
SSorte geigten bie Segaten bein ^n^fte biefe unmenfd^Iicfie %^at
an: bie göttlidje D^ac^e I)aBe bie ^e|er njunberfiar üerni(f)tet (Epp.
Innoc. in., ep. 108; Baluz. II, 374). ^n ©orcoffonne tuurben
400 ^e^er öerBrannt unb 50 erfjängt (n. a. D.).
Xer S^reuäjug nal)m feinen gortgang ; e» folgte im ^a^re 1211
ta^» SÖIutbab üon Saöaur, tvo über 100 ^e^er hnxä) ©i^iüert
unb Treuer um'§ SeBen tarnen. SDie Serid;te ergöfyten, \)a^ bie
^ä^jftlic^en ScEiaaven bie 9lieberme^elungen üornal^men „mit unge--
fieuerer Si'eube" : cum ingenti gaudio (Petr. Vall. Ceru. , 599).
Su S^affer Jüurben 84 ^e|er üerfiranut. (Scf)r einfach tvax "oaS
„©eridjtSüerfaljren", ha^» bie S^reujfatirer gegen Sieger anföanbten.
Unterfud^ungen iraren gu geitraubenb; fo t^ot man SoIgenbeS : bie
SSerbäc^tigen iüurben anfgeforbert, irgenb ein Xt)ier, 3. S. ein |)n^n,
ju tobten; tneigerten fie fid), fo gölten fie al§ ^e^er unb luurben
öerbraunt. Söeil uämtid^ bie Satljarer an SectentDonberung glaubten,
fo f)iett man eine folcfie SBeigerung für einen au§reid)enben Se=
iüei§ ber !e|erifcf)en Ö^efinnung (Stcpli. de Bellavilla, 90, bei
©d^mibt, a. a. D., ©. 249;.
©in entfe|Iid)eg SSeluei^ftüd „d)rifttid)en" §affe» unb „d^rift--
lidier" SSerfo(gung§tt)ut^ bilbet ein ©djreiben §al)lreid)er ju 2a -
öour öerfammetter Sifc^öfe an Snnoäen^ III. üont 20. gebruar
1213: „SSir bitten (Suere ©ütigfeit mit gebü^renber Gf)rfurd)t,
fuieenb unb unter Sfiränen, ba^ ^i)v, geniä§ bem öifer bei ^I)inea§,
ben S^r Befi^t, biefe fdilec^tefte Stabt ['J^ouloufe] mit ott il^ren
SSerbrediern, ntit all if)rer Unrein!)eit unb ifjrent (S(^mu|, ber fid^
angefammelt Ijat in bem aufgefd^n)olIenen Seibe biefer giftigen
©erlange, bie in i()rer 93o§^eit nid^t geringer ift al§ Soboma unb
©omorr^a, öon @runb au» ber gebü()renben 35ernic^tung an^eim
fallen laffet" (Epp. Innoc. III., ep. 40. 41; ßaluz. II, 763. 764
bei ©d^mibt, a. a. D., @. 256). $apft Snnojenl entf^jrad^
biefen frommen ^Bitten. 2)er fanatifc^e §a^ ging fo weit, „baf3
nid^t nur offenbare ^e^er, fonbern tuer immer üerbäd^tig erfd^iien,
bem @d^eiter[)aufen überliefert föurbe" (Petr. Vall. Gern., 635. 648).
^apft §onoriu§ III. jeigte bie gteii^e ßiraufam!eit gegen bie
Sdbigenfer ioie fein iöorgänger ^nnojenS III. ®eifttidf)e unb
JueMcEie SJortfieite, bie ber ^nipft ticrtiie^ — fo öcrfprac^ er
92 eryte§ 93ud^. ^opftt^um unb Snquifition.
^f)ili|3^=51uguft üon %vanixnä) ben stuanäigften S^eit ber
lirc^üciien ©infünfte — brarf)ten ein neue§ Sreujl^eer äujammen.
9}?ormanbe tourbe ge[türnit; bie SBifd^öfe öon SScjierS unb
(Sainte§ rietiien, fänimtlid)e ©inWofiner tobten ju Ia[fen; über
fünftaufenb: SJiänner, f^t^auen unb Äinber fielen biefem 9?at^e
sunt D^fer (Guill. de Pod. Laur., 685; Guill. de Tudele, 604.
621 ff.).
ajie^rere taufenb ^riefter, bie ba§ §eer begleiteten, eiferten bie
©cfiaaren ju immer erneutem f5anati§mu§ an. ^er ^arbinal
SSertranb tr)ieberf)oIte in feinen ^rebigten beftänbig, „ha^ Xob
unb @d^iüert bie ftänbigen 33egteiter be§ ^reuj^eereS fein müßten;
aUt§ Seben mü^te üertifgt werben" (Guill. de Tudele, 628. 642).
^m '^a^xt 1232 tie^ ber SDominifaner 9taimunb be t?at=
guario 19 5llbigenfer, barunter ntel^rere grauen, ju Xouloufe
öerbrennen (Percin 11, 73). ©ine größere 3a^I öon Sllbigenfern
tDurbe burd^ ben ©ominifanerinquifitor ^eter Sellani im "^af^xt
1234 ju jtouloufe bem ©d^eiterljaufeu überanttüortet (Percin II,
199. 201). StuSgrabungen öon ^e^ern unb SSerbrennen if)rer
Seid^en waren an ber ^^ageSorbnung. Qu Sf^arbonne üerbreitete
ber jS)ominifaner = ^nquifitor Svan^ ?5erier Zoh unb ©c^reden
(©d^mibt, a. a. D., @. 306). 3"f'in^i^e" ^^i* aulgegrabenen
^e^erleic^en würben am 19. ?5ebruar 1237 eine gro^e ^tn^a'^I
Stibigenfer §u ^ouloufe auf ein unb bemfelben @c^ eiterig auf en burc^
bie Snquifition ü erb rannt (Vaisette III, 385). ^opft ©regor IX.
gab ben ^efeljl, atte Käufer ber 5llbigenfer in S^ouloufe „jum
ewigen ©ebenfen" ju jerftören (Raynald, XIII, 441 no 44).
3tudf) nad^ ber (Sinnaf)me öon 9}?ontfegur am 14. SRärj 1244,
wo 200 ^e|er tebenbig üerbrannt würben, bauert ber ^äpfttid^e
SSeruicE)tung§!rieg gegen bie Sfibigenfer nod^ ein f)albe§ Saf)rf)unbert
fort. Smmer unb immer wieber toberten bie ©d^eiter^aufen ouf
(Doat XXV, 291). Um bie SSerfoIgung ber Stibigenfer wirffamer
p mad^en, |ob ^a^ft SKartin IV. ha^ tirc^Iid^e 2tft)Ired^t ouf,
b. f). bie |)äpftüd;en Snquifitoren burften bie ße|er bi§ in bie
Äirc^en unb bi0 an bie Stltäre »erfolgen (Raynald. XIV, 327).
Stuf Einbringung üon S^e^ern würben gro^e ©elbfummen au0ge=
fe^t, um fo bie fc^nöbe ioabgier in ben ^ienft ber ilird^e ju ftetlen
(Doat XXV, 297 ff.).
VI. Dpfer ber ^nquiiition. 93
9k'6eu bell 3llbigenferii I^atten bie SBatbenfer am furdCitbarftcn
üon ber SSerfotgungltüut^ ber „©tattfialter S()rifti" ju leiben.
©d^on SnnDjeng IV. forberte burd^ eine S3utle au§ bem ^al^re
1248 jur 33erfoIgung ber Söalbenfer in ber Söourgogne auf; biefe
5lufforberung i)atte blutigen ©rfolg: „2)ie ^nquifitoren berfülgten
bie SSalbenfer unb üerbrannten, tnen fie auffinben fonnten"
(Sent. Bern. Gui, bei Sinibord), 352). Sernarb Ö)ui Iie§ 1321
unb 1322 fecb§ SSalbenfer tierbrennen (3(. a. D., ©. 254, 262,
289, 379); 1339 föurben üerftorbene 253albenfer in ber Sau--
\>i)im ausgegraben unb öerbrannt (J. Chevalier, Mem. hist.
sur les höres. en Daupbine, ©, 18, 19). ©in 2öalben[er rturbe
im ^ofire 1351 in Ouirieu tierbronnt (51. a. £)., @. 18).
1348 lie^ ber ©räbifcfiof be @arrat§ 12 SSalbenfer öor ber
S)om!ird^e öon ©mbrun üerbrennen (Mouston, Hist. des
Vaud. Paris 1851, I, 52).
2)er tion ^a^jft Tregor XL entfonbte {^vangiSfanerinquifitor
SorelU fd)tad)tete in hzn Stt^ent^Iern (Saöot)en§ unb ber
2)au^^inc bie SBalbenfer ju ^unberten. 5Im 22. Mai 1393
üoUjog fid) in ben ^irc^en tion (Smbrun ein bejeidinenbeä ©c^au--
fpiel. S)ie ©tabt ^atte i^x geftgelüanb angelegt, bie Altäre ber
Sird)en Ujaren gefdimüdt, bie ^riefter, in !oftbare ©ettiänber ge-
pttt, umftanben fie. SSeldieS geft galt e§ ju feiern? 5t(^tjig
SBalbenfer au§ ben St)älern tion S"i'et)ffiniere» unb Strgen-
tiere unb einJiunbertunbfünfjig SBatbenfer tion SSaUouife hjurben
jum f^eiiertobe tierurtljeilt. S)ie ^älfte ber ©efammtbetiöüeruiig
biefer X^äler üerfc^manb, ganje gamilien: Später, SD^utter, ^inber
I)örten auf gu fein (Muston, a. a. D., I, 58 ff.).
^unbert ^afire fpäter fanb ein nod) fdiredtidiereS S3Iutbab ftatt.
®er ^arbinal'-Segat be§ ^^a^fteS ^nnoäenS VIII., Gilbert tion
©remona, brang in "Oa^ Zijal ^ßallouife ein; bie Sßalbenfer
tjatten fid) in eine gro|e ^öt)te be§ 83erge§ ^eltiouj; gurüdge'
jogen. ®er SSertreter be§ „©tattt)atter§ ©Ijrifti" lie^ am (Sin--
gang ber ^öljle geuer anjünben. günfse^nliunbert 9)Jenf(^en, ta--
runter ?5tauen unb ^inber, famen tf)eit§ burc^ g-euer unb Sflaud),
tl^eitö burd) ta§ ©diföert um (Mustjon, a. a. D., ©. 65; Chorier,
Hist, ^6ü6r. du Danpliine). 5(m 29. SO^ärj 1539 lüurben gu
KatiaiUon in ber ^rotience brei^elin SBalbenfer tierbrannt. 5(n
94 ®i-fte5 93iid). 5ßap[ttl)itm itnb ^n^itifition.
biefem SÖIutgeric^t Bef^eiügteu fi(f) bie Sifd)öfe öon Sifteron,
9(^t unb ©aöatnon (Muston, a. a. D., ©. 89). S3i§ jum Sa^^i^c
1550 jd^ätjt Titan bie in ber ^rotten ce gemorbeteu SBalbenj'er :
9Jiänncr, grauen, ßinber, auf üBer breitaufenb (St. a. D., @. 91 ff.).
SefonberS heftig toütfjcte bie SSerfoIgung in gn^ei Drtfcfioften, bie
^nm :päpftli(fien ©ebiete tion Slüignon getjörten, SWerinboI unb
dabriereS. ^n ber ßircfie bon CTaBricveS lüurben jinifc^en tiier--
unb fünf^unbert 93lenfd)cn, meiften« grauen, bie \i6) bortf)in ge^
pÄtet Tjatten, niebergeme|elt (21. a. D., ©. 118). günfunb--
älranjig SSalbenfcr Ijattcn fii^ in einer ^öl)le üerborgen. S)er
päpftli(^e 33icelegat SRormoiron, tüoljl fic^ crinnernb ber ®e=
fcf)idli(f|!eit feinet SSorgänger§ am Söerge ^etoouj, Iie§ am Sin--
gang ber |)D^Ie geuer anjünben, unb Sitte fanben ben Stob {%.
0. D., @. 119)'.
2. Sie 9flieberlanbe2.
SSot)t bie frü^efte ^e|erüerBrennung in biefen Sanbftrid^en
fanb im '^a^xt 1164 ju lltredjt ftatt (Fredericq, Corpus I, 44).
S)ann folgen fie fid) in rafd^er unb langer $Reif)enfoIge.
Stuf S3efeI)I (ex mandato) be» S3ifd)of§ üon S(rra§ luirb ber
?]ßriefter 9toBert im S^fjre 1172 oI§ ^e^er öerbrannt (Annal.
Colouien. max., M. G. S. S. 17, 784; Fredericq, I, 45). ^m ^a'^re
1183 Iie§ Wii^dm ersiifc^of bon 5Reim§ unb ^ä^jftlid^er Segat
1 (Gegenüber biefen furd)tbaren öon ber .^nquifttion unb ben ^äpften
berübten SIutt{)oten flingen bie SBorte Qoiep:^ öon ®örrei', beä großen
SSorbilbeg ber I}eutigen ultramontanen SSiffenjc^aft, raa^r^aft ctjniic^ (3KQfttt
IV% ©. 512; ögid). über ®örre§ nttten S. 235;: „®ie SJorfe^ung (!j ttjecfte
in Snnoäen^ III. unb ben beiben großen Drben^fttftern granj unb
®omini!ug bie SiRänner, bie ben ©efa^^ren ber Qdt gu fteljen bie fraft
bei'afeen. Sie ^rrlefire iDurbe in ben Sllbigenferfriegen in i{)rem großen
SBaffenpIafee angegriffen unb befiegt, unb bie beiben Drben beftimmt, ba§ tf)r
abgeinounene gelb §u bebauen unb gu ben)a:^ren. Sag Stecht beä ^rteftersi,
5Ri(f)ter gu fein in ©lanbensiacEien, ein $Red}t, ba^ fi^ on jenen großen ®e=
rid)tsaft fnüpft, ben nac^ bem Sünbenfall ©ott felbft mit ben S^ulbigen
abge:^alten, würbe nun auf eigene ^nquifitionlgeric^te belegirt, unb ben
beiben Drbcn, §umeift bem, ben ber t)I. Sominifu!? geftiftet, übergeben.
Surc^ fie rourbe bie furchtbare |)ärefie tollenbg auggerottet."
2 Slußer ^ollonb unb Belgien rechne id) auc^ bie 9Zorbftrict)e be^
l^eutigen gran!rci(^ ju ben „^Jiiebertanben".
VT. D^-ifor bei* ^iifliiifitioi'- 95
Diele ^e^er (multi heretici) in Slanbern üerbreunen (Fredericcj,
Corpus I, 49 ; Monum. Genn. S. S. 26, 288). S^re ®üter fielen
tfieilg bent ©r^btfc^of, tljeies bem Saube^rierrn jn.
Unter biefen SSerbrcnnungcn tft bie eine§ jungen 9}Jäbcf)en§
f)eröor5n(}e'6cn. (Sr^tiij'c^of SSilfielnt ritt eine§ Sagc§ mit feinem
geiftti(f)en befolge in ber 9?ä^e öon 9teimg fpasieren. @ie be-
gegnen einem fdjönen jungen SOMbdjen; ein junger ^terifer, 9JJn*
gifter ®erüafiu§, mill fie gu feiner Sßntjte mncfien. Sie lueigert
fid), ineil fie bann ber ^ijlle verfiele, darauf (jin rt)irb fie üon
©eröafiug aU ^e^erin angeffagt unb auf S3efe^t be§ ßrjbifdjDf^
üer bräunt (Fredericq, I, 61).
2(uf S3cfef)I bc§ S3ifc^of§ öon ©anibrni lücrbeu int Sat)re 1217
me{)rere ^e^er ü erbrannt (Fredericq, I, 69). ^n ©ambrat
unb SDouaiS lucrben im S^Ijre 1235 fel)r öiele 2}?änner unb
{grauen burd^ ben ®omini!anerinquifitor ^Robert üerbrannt (Fre-
dericq, I, 95).
5lm 2. Tlai 1236 folgen biefen Opfern ^e^n anbere ^e^er ,^n
®Duai§; fie tüerben in (S^egennmrt ber $8ifd|i3fe öon 9leim§,
Slrrag unb SEonrnat) bem geuer übergeben (Fredericq, I, 98).
®a§ gleiche ©efdjid trifft im Sa^re 1238 eine STuäatjI ^c^er in
Sörabant (Fredericq, I, 112). Sin ©efc^id^tfc^reiber be§ 2)0--
minüanerorbeng, ber SDominifaner ^ija^intf) ©fjoguet, üertjerr*
lidit nod) im ^aljre 1618 biefe SStuttfjaten feines DrbenSgenoffen
^Robert, ©r )3reift fie rül)menb al§ SSeiueiS bafür, ba^ ber S)o=
minüanerorben ftet§ „in a|)oftoltfc^em ©ifer" ben ©tauben üert^eibigt
f)obe (Fredericq, I, 104 ff.). Stuf S3efetjl flanbrifdier Sifc^öfe mirb
im Saf)re 1329 ein ^e|er üerbrannt (Fredericq, I, 181).
2tm 29. aRärj 1414 Jncrben gu 9}?ont§ in ©egenlnart be§
S3ifc^of§ üon ©ambroi unb öieler ®eifttid)cr metjrere ^e^er tier=
brannt (Fredericq, I, 280). 5tm 3. gebruar 1416 laffen ber
93ifd)of öon Xournot) unb ber Sominifanerinquifitor ^eter
gloure einen ^e|er ju 2^ournat) öerbrennen (Fredericq, I,
281). ©erfelbe ^eter gloure tiefs im ^a^xt 1417 ju ßiUe brei
Äe^er öerbrennen, obtüot)! bie ©tabtobrigfeit it)n unb ben 93ifd)of
öon 2;ournat) gebeten l^atte, milbe mit il^nen §n öerfafiren (Fre-
dericq, I, 281). Qu 2)ouai§ unb 2trra§ töerben im S^^^re 1421
mcfirere ^e|er burdj ben S3ifd)of unb ben ^nquifitor öerbrannt
96 ®r[teg 93ud). ^o^jftt^um uiib ^nqiüfition.
(Fredericq, I, 301). ^n ©egentüort be§ SSifd^ofS üon Xonxnat),
öon äföei onberen SSifc^öfen unb brei Siebten hiirb auf bent Tlaxlt
üon SEournat) im S^^i^e l^^^S ein ^e|er üerbrannt (Fredericq,
I, 304). ^m ^af)xt 1429 n^irb ouf Sefeljl be§ ^nquifitorS unb
be§ S3ifd)of§ ein Keiner in Siournat) tierbrannt. ^nt gleichen
Sa^re werben ju ßiUe üier ^e|er ö erbrannt (Fredericq, I, 311).
3tüei ^e|er hjerben int ^a'^re 1430 ju STournai^ üerbrannt
(Fredericq, I, 312). Qu aRont§ mirb im ^al)xt 1447 ein te^er
ü erbrannt (Fredericq, I, 325). 2tm 26. Tläx^ 1459 tüirb ju
Sille ein ^e^er üerbronnt (Fredericq, I, 341). 2}?ef)rere ^e|er
lüerben gu Utrecht im ^al)xt 1460 üerbronnt. ^m gleid^en
^a^r wirb gu ©ambrai ein ^e|er üerbrannt (Fredericq, I, 350.
356). @ec^§ ^e^er Werben am 22. ^uni 1460 gu Slrra§ üer»
brannt (Fredericq, I, 370). ^m @e|3tcmber 1645 rt)irb ju Sillc
ein ^e|er üerbrannt (Fredericq, I, 410). ^n ben ^afiren 1500
unb 1502 tüirb gu Srüffel je ein ^e|er üerbrannt (Fredericq,
I, 493. 495). 2tm 14. ©egember 1512 tuirb im ^ang ber ^e^er
^ermann 9tii§h)ij! „jn ^ulüer unb Stfd^e üerbrannt" (Fredericq,
I, 501). Sm Saf)re 1517 lüirb ju S3ouüignc§ bei 3flamür eine
^e|erin üerbrannt (Fredericq, I, 512).
SlUe biefe Einrichtungen tt)aren gleid^fam nur SSorf^iel. 21I§
^orl V. ber ^nquifition feine mächtige §anb reid^te, begann i^r
eigentUd^eS Sißerf.
2lm 23. 3t))ril 1522 ernannte ber ß'oifer ben Saien Stanj
üan ber |)ulft ju feinem (Sonberbeüottmäi^tigten, „um bie an^'-
finbig §u mad^en, ttielc^e üom ©ifte ber ^e|erei ergriffen finb"
(Srüffeler @taat§ard^iü : Sur les faicts des Heresies et Inquisition,
fol. 645).
S)ie SSefugniffe biefeS „®rofiinquifitor§" Waren toeitreid^enb;
Berufung üon feinem Urtl)eil gab e§ nid^t. ^apft §abrian VI.
beftätigte in einer ^ulle üom 1. ^uni 1523 bie Ernennung tKin
ber ^ulft'g unb ertJjeilte i^m, obwohl er Saie föar, alle SSotl--
mac^ten etne§ päpftlidEien Snquifitor§ (21. a. D., fol. 612).
SSan ber |)ulft Iiatte e§ eilig; fcC)on om 1. SuH 1523 Iie| er
bie erften tut^erifcfien Äe^er ju S3rüffel f)tnrid)ten, unb ^arl V.
fdirieb am 22. 5tuguft bem ^apft: „@r fuc|e bn§ nieberlänbifc^e
5ßoIf üom ^rrttium gu befreien, inbem er bie ber ®ottIofig!eit
VI. Cpfer ber ^nquifttion. 97
Ueberfü^rten IjinricEiten lie^" (Gacliard, Correspond. de Charles-
Qiiint et d'Adiien VI, 8. 275).
S)ie |)crrfd^aft be§ Saien'-^nquijitor» bouerte jeboc^ nicEit lange.
2tn feiner 3Ii)ie|ung n^ar tijtüQ bie übergroße ®raufam!eit be^
9)?anne§ Sd^ulb, tf)eir§ unb ^auptfäd^Iicf) ber Söuni'c^ "Storni, bie
9Kac|t ber ^"'^wifition nid^t einem Saien gu überlaffen. ^apft
^Iemen§ VII. ernannte am 19. dJläx^ 1525 bie @ei[tlid^en S3ue»
ben§, öouijeau unb dop^in gu ^nquifitoren, mit bem SfJec^te,
i^re ©eiralten ouf ^itnbere ju übertragen. Gin ganger ©rfitüarm
öon 3n<^u^1^toren, Unterinquifitoren u. f. vo. überfcfittJemmte nun
Söelgien; bie meiften waren jDominifaner.
'äud) hk nieberlänbijd^e ^nquifition trug, njie 0U5 bem fouüeränen
eingreifen ber ^^ä^fte l^erüorge^t, njefentlic^ firc^lid^=|}äpftlic^en,
nic^t ftaatlic^en dfjarafter. SeI6ft ber gut fatljolif^e, aber efirlic^e
^oullet gefte^t bie§ unumnjunben ju: „SDie nieberlänbifd^en ^n--
quifitoren erljietten tfire SInföeifungen au^fd^Iie^Itdl üom :päpftlic^en
@tuf)I; feine Seftimmung beg meltlic^en §errfc^er§ begrenzte toeber
bie gorm noc^ ben 3nt)alt i^rer @erii$tsbarteit" (Histoire du droit
penal dans le Buche de Brabant: Memoires couronnes et me-
moires des savants etrangers, publies par l'Academie loyale,
Bruxelles 1870, t. 35, n. 2, @. 88).
3n ben Sertd^ten über bie SSirffomfeit ber ^nquifition lüieber--
!^oIt fid^ beftänbig: »condempne pour le feu comme hereticque
obstine; paye pour cincquante fagotz pour brusler ledit ;
^xecutez par le feu; a este bruslet tout vif; consummez par le
feu« (Coussemaecker, Troubles religieux de la Flandre maritime
I, 281; IV, 361; Henue, a. a. 0. IX, 42).
^a^ft unb ßaifer metteiferten in ber SSerfolgungSmutt); §a*
brian VI. fdEirieb an Slarl V., bafs fein [be§ ßaifer»] irbifc^eS
®Iüd bon ber ^nquifition abhänge, unb ta^ er bie SSelt erfennen
laffen fotle, ba| er ein geinb ber geinbe S^rifti fei. StemenS VII.
ermaJinte i§n, mit ©tfen unb {^euer bie unreine Se^erei §u üer=
tilgen. Karl V. felbft er!(ärte, biefe ^eft mit ber SSurgel au§=
rotten ju iroüen (bie S3e(ege bei Gachard, a. o. D. <S. 54. 245;
Duverger, L'Inquisition en Belgique, <B. 67).
6in faifertic^er örla^ au^ ^DZaeftrid^t öom 28. gebruar 1546
fc^ärfte auf§ neue ein, ha^ bie meltlid^en 9tic§ter bie üon ber
0. $oen36roed), *l?Q))i'it(;mii. I. 7
98 SrfteS 93u^. ^apftt^um unb ^nquifition.
^ird^e SSerurt^eilten fofort l^inrid^ten laffen füllen lörüffeler 8taat§^
orc^iö: Sur les faicts des H^resies et Inquisition fol. 547).
SBie etfolgreid^ unb öon iüelc^er 5(rt bie ST^ätigfeit ber |3ä^ft*
liefen ^nquifitoren wav, erf)ettt am Beften au§ ben SBorten eine»
faiferlic^en $Rat^§, ber on ^arl V. fc^rieb: „9)?öc^ten Gtü. 9J?a=
jeftöt 6etüir!en, ta'^ bie Stngeftettten ber ^nquifition \i6) nicfit oom
S3Iute ber SlZenfi^en nähren" (Henne, Histoire du regne de Charles-
Quint, IV, 302).
©rbroffeln unb SSerbrennen — „5(u§!od)en" — bie§ römifc^e
gtejept (o6en (S. 77) öerorbnete aucf) Sari V. in einem ©riefe üom
29. SJJai 1558 für bie Se^er ber 92ieberlanbe. 9tom§ SBünfc^e
toaren eben überalt bie gleichen, unb überall würben fie erfüllt
(Poullet, Histoire du droit pt^nal dans le Buche de Brabant,
a. a. D., @. 83).
5lm meiften gefürd^tet luurbe ^eter 2^itelman§, S)ec^ant üon
Ütenaij;, „a|3oftoIifdjer ^nquifitor bei l^eitigen @Iauben§, 5Scüoü=
mäc^tigter be» ^I. (Stut)Ie» unb burd^ ben SBitten (Sr. 9[)'?ajeftät
Unter^^nquifitor öon j^Ianbern" (Cannaert, Bydragon tot de kennis
van het oude Strafrecht in Viaenderen, @. 248), S)a§ ^3(uf treten
biefeS „päpftlic^en Söeöottmäc^tigten" geigt, tüeld^e Stuffaffung bie
^nquifitoren üon if)rem S3er^ättni^ jur ftaatlic^en ©etcalt ^tten.
2;itelman» £)atte am 4. Dftober 1550 ben 9iat^ üon glanbern
benad^rid^tigt, er ^abt ben |)enfer öon (Sent bereit ju galten, um
einen Sefeer in @ottegf)em fiinjuric^ten. S^er ftanbrifc^e üiatf)
öerlangte auf ©runb faiferlic^er ^ßerfügungen bie SUiittfjeilung ber
?|5roje^aften. XitelmanS ertoiberte, aU SSeooHmäi^tigter beä
^apfte§ f^abt er 9^iemanb fotc^e SlJJittf) eilung ju maifien, er
öerlualte fein S(mt nur nac^ ben ®runbfö|en bei Sirc^enrec£)tl
unb gemä^ ber päpftlid^en ^ßoümac^t (Altmeyer, a. a. D., IV,
c. 19, @. 1980).
®ie 33erfoIgung§tüutI) ber ^nquifitoren ftieg fo, 'oa% fetbft ein
^^ilip|3 II. fie für noc^ unbarmherziger erÜärte, all bie fpanifd^e
Snquifition : »mas sin misericordia« Coleccion de documentos
ineditos para la Historia de Espana. Madrid IV, 281).
Sin alter SSerid^t fc^üe^t bie «Scfiilberung ber STfiätigfeit ber
niebcrlönbifd^en ^nquifitoren mit ben SSorten: Les perse'cutions
se continuoyent ä toute rigueur, bruslant, noiant et nectant
VI. Cpfcr ber Snquifttion. 99
ä mort ä force, ä quoy s'employoient de bonne sorte lesdicts
inquisiteurs« ^Vraye narration et apologie des choses pass^es aux
Pays-Bas. 1567, (g. 15).
Slber aü6) Ijier, tüie Bei un^o in S;eutj'(j§(anb, Ijat bie uttra-
montane „2öiffenfrf)aft" e§ fertig gebracht, ba^ ber üerifale 2t6^
gcorbnete SDütnortier am 20. 2;e5em6er 1876 in ber Belgifc^en
Sammer, Df)tie SSiberfprud) gu finben, erfrören fonnte: „9ZiemaI§
1)at bie 3nc|uil"ition in Belgien ejiftirt" (Annales parlementaires,
S. 90; öglc|. oben ©. 17^!
3. ©eutfdjlanb.
a. SSerein§eIte 2lngoben über Ä'e^eröerbrennungen in Derjcfitebenen Zi^dkn
Seuti'diranb^.
^unäc^ft reifje i(i) einige 2(ngaBen über t)erf(f)i ebene Se|er*
öerbrennungen in unferm 5?aterlanbe lofe an einanber; havan
!nüpfe ic^ bie soljlreic^en S^adfiric^ten über SSatbenferüer =
folgnngen auf beutfc|em $8oben. S;en 8(^IuB ber ap^oriftifd^en
S)arfteUung bilben brei meljr abgerunbete ®ef(f)ic^t§bilber, au§
beten S3etrad^tung man Ieirf)t auf bie üBrige S^ptigfeit ber ^nqui»
fttion in Seutfd^Ianb fd^Iie^en fann.
SurdE) eine S3if(f)of§öerfamntIung in @o§Iar im ^a^re 1051
lourben Wti)xtxt aU Se^er jum ^^obe üerurt^eilt, lüeil fie fic|
geweigert Ratten, §üf)ner ju tobten: benn e» entfpräd^e ben Sin*
fc^auungen ber Palliarer, leine ^fjiere ju tobten, ^a felbft ta^
2tu§ief)en ber SCngefdjuIbigten genüge, fie aU Se|er ju üerurt^etten,
toeil ii)re ^Bläffe gurüdsufüfiren fei auf ben ber SebenSfü^rung
ber Satfiarer entf:pre(f)enben auSfd^üe^Iid^en ©enu^ üon ^ftonjen*
nat)rung (Gesta Episc. Leod., c. 64: M. G. S. S. S. 7, 228).
Grjbifcfiof S3runo üon Syrier lä^t im ^a^xt 1112 ginei ^riefter
aU £e|er I)inrid^ten (Fredericq, I. 22). Unter bem ©rgbif^of
Stein olb lüurben am 2. Sfuguft 1163 ^u So In aä)t Se|er, fedEi»
9J?änner unb jtuei grauen, ti erb rannt (Fredericq, I, 40). S)er
SD^önd^ ®aeforiu§ üon ^eifterbat^ erjä^It biefe SSerbrennung
mit großem ©ef)agen (Dialogus miraculorum, Ed. Strange I, 298,
299). ^m Safire 1164 lüurben öiele Se|er ^u Syrier oerbrannt
(Fredericq I, 44).
7*
100 (Srfteg S3ud). ^ap[ttf)um unb S"^uifttton.
^m Sal)re 1392 üe^ ber )3äp|"tüc^c ^nquifttor SWartinuS
mehrere ^e^er 5U @rfurt ü erbrennen (Moslieim, De Begbardis
et Beguinabus, (S. 408). ^m ^dj^e 1402 tüurben burcf) ben
Snquifitor ©Qlarb ©diönefelb 5tt)ci ße^er gu Süberf unb 2Bt§'
mar öffentüifi oerbronnt (Mosbeim o. a. D., ©. 224).
3u Bürid) unb Uri tüerben im "^a^xt 1438 jatitreic^e ^e^cr
üerbrannt. jDer ^nquifttor ^o^ann öon granffurt berirfitet
felbft, ba^ er am 4. Quni 1429 ^u SBüräburg ben ße|er ^ofiann
gut)ger öffentlid^ üerbrannt ^ah^: „Unter großer ?^eierIidE)!ett,
on öffentlichem Drt bor einer großen S3ot!§menge nacE) einer l^err-
licfien ^rebigt [post sermonem gloriosum] übergab ber ^nquifitor
it)n bem n)eltü(f)en @erirf)t, bamit er öerbrannt inerbe: ignibus
comburendum (Mosbeim, a. a. D., 8. 451 ff. ; Freher, De secretis
judieiis; 2>ie ©^roni! öon Corner, ap. Eccard 2, 1185).
(SJro^en Umfang naf)men aud) in ^eutfc^Ianb bie SBalbenfer^
toerfolgungen an. Gfje id) fie in i^ren ^au^tjügen üorfü^re,
erfd)eint eB nid^t unangebradit, ©tföag üon ben 5(n!tagen mit*
§ut^eilen, auf ®runb bereu bie SBoIbenfer burdj bie ^^äpftlic^en
Snquifitoren ben fjlommen überliefert tüurben. Stud^ "üa^ in ben
SBalbenferprojeffen beobadjtete Snquifition§geri(^t§üerfa^ren öerbient
eine, lüenn auc^ nur flüd^tige Seleudtung.
9Zeben ^e|erei U^urben bie SSotbenfer aud) ber |)e£erei be>
fd^ulbigt. 55ie „aJiemotren" bei ^aqueS bü ©lerq unb bie öon
f^rebericq gefammelten Sitten (Corpus documentorum inquisitionis
baereticae pravitatis Neerlaudicae I, 345 ff.) erbringen bafür ben
S3etr)ei§. <So lüirb bort (@. 348. 355) ber in S)ouoi öerbrannten
SSalbenferin ©enifette ©reniere if)r ^^eufelsbünbni^ öorgeiuorfen.
$8ei metjreren 2öaIbenfer|3ro5effen au§ bem ^a\)xt 1460 in SIrra»
lautet bie 2(n!Iage auf ^eufet»but)Ifd)aft: ber Teufel Ijahi in ©eftatt
einel 2Jienfd)en, ©tierl, 2ißoIf§, §iifen mit ben angeftagten ?^rauen
gefc^Iec^tlid^ tier!el)rt (@. 369). Gin 2:omljerr üon ® ortred) t,
SS^oftor ber S^fieotogie, ^o^ann XinftoriS, befd^ulbigte in einer
^rebigt bie Söatbenfer: ou§ ermorbeten ^Inbern bereiteten fie eine
(Salbe, bie fie fäf)ig mad^t, mit bem S^eufel burd^ bie Suft ju
fliegen.
9lie5ler (®efd)i^te ber ^ejen^rojeffe in S3aiern, <B. 322 ff.)
mac^t intereffante 9}iitt|eilungen über eine ^anbfdirift ber ^arifer
VI. Dpfer ber Siiqiitfition. 101
9?attonaI6iMiotf)ef, bereu ^n^att f)iert)er ge'^ört (Catalog. cod. Mspt.
bibl. reg. III, @. 420; Cod. lat. 3446).
S)ie §anbfcJ)nft ift au§ bem 15. ^a^rfiunbert; jie entl^äÜ:
1. eine quaestio de strigis (Unterfud^ung über §ej;en) öom ®otninü
!aner^ater unb SKagifter ber 2;t)eoIogie ^orban öon ^Bergamo;
2. ein S3uc^ gegen ntagi[d)e fünfte üon ^otjann S5incentiu§,
^rior ber ^rd§e de Monasteriis super Lednm; 3. „eine Ueberftd^t
über bcn Buftanb unb bie SSerljältniffe ber göleubieuerijc^en
SSalbeufer, gefrfjöpft au§ ber ^ragig unb ben ©etefirungen öieter
Snquifttoren unb anberer @ac£)!euner, jo vok au§ ben ©eftäubniffen
unb ^roäe^aüen ber Sßalbenfer felbft au§ bem ^afire be§ §erru
1460 ju 5(rra§" : Recollectio casus, Status et conditionis Val-
densium Idolatrarum ex practica et tractatibus plurium in-
quisitorum et aliorum expertorum atque etiam ex confessionibus
et processibus eoiumdem Valdensium in Atrebato facta anno
Domini 1460.
S)iefe brüte 51bf)anblung ift bie njert^^boUfte. S^r SSerfaffer,
ein ^nquifttor, wirft ben Söalbenjern bor: §ej:enfal)rteu unb 2;eufel§»
bu^If(i)aften; bie Sieufel^anrufung liege int SBefen (ex sua profes-
sione essentiali et formali) ber SBalbenjerei. ^n ben SSerfomnt*
tungen ber SBalbenfer fül)re ber S^eufel ficf)tbar ben SSor[i|; e§
fänben bort 5^eufel§anbetung unb, bei au^gelöfc^ten 2irf)tern, bie
greuti(f)fte Uuäuc^t ftatt. Sttte» genau fo, tnie ^a|)ft ©regor IX.
e§ fc^DU 200 ^a^re früher (1233) in feiner S3uIIe Vox in Rama
gefdiilbert 'i)ai (ögl. unten ©. 215 ff.).
Seljrreid) in biefer Slb^anblung finb auc^ bie S)?ittf)eilungen
über ba§ gegen bie SBalbenfer öon ben |3ä)3ftti(f)en ^nquifitoreu
beobaditete ^roge^öerfafiren. S)a fiei^t e§: bie 3eugen bürfen
bem 2(nge!Iagten nirfjt genannt werben; auf ben Sßiberruf bor ber
§inric£)tung fei nichts ju geben; ferner: „SSor ber t^otter fott ber
Stngefc^ulbigte ganj entfleibet, gefc^oren unb an allen ^fieilen
unterfucEit werben; feine Sf^ägel muffen abgefdjuitten Werben, bamit
jic^ unter ifjuen fein §ei-enmal, fein ©efc^enf be§ %tvi\tU in Ö^eftalt
einc§ ^orn§ ober einer ^itle berberge. Worin fte il^r SSertrauen
auf ben teufet fe|en." §at ber Gefolterte fein ®eftänbni| Wiber*
rufen, fo fott er alSbalb, folangc ber ©c^merj no(j§ frifc^ in ber
Erinnerung ift, auf'ö neue gefoltert werben; aud; folle man i^n
102 (St^ti§ 93u^. $a^3fttf)um unb Snquifttion.
in einen fürcEiterlicfien Ser!er fperren unb bort jc^Iedjt ernähren,
benn §unger nnb ein finftere§ ©efängni^ feien fel^r lx)ir!fom.
f^erner: „SDie %oitn nic^t aniüenben, bur(^ bie aüein man für
gett3Dl)nIi(^ @ttt>a§ !^erau§be!ommt, I)ei^t nicEjtS 2tnbere§, al§ offen
ben teufet Begünftigen, unter SSerad^tung be§ lebenbigen unb toatir»
l^aftigen ®otte§. ®iefe 5Irt Teufel !ann nur aufgetrieben hjerben
burcE) — i^otter unb Dual." ©ine ^eräerrung be§ befannten SßorteS
©iirifti üom 2(u§treiben ber ^^eufel burc^ föebet unb %a\kn. ®a§
fedi^te ^a^jitel enthält bie $8ef(i)u(bigung, bie SBalbenfer erregten
burcE) ein in bie 2uft geftreute§ ^ulüer Unlüetter unb Ä'ran!§eiten.
3um ©c^Iuffe irerben bie föettliifien 9lid^ter ermal^nt, ben ^n--
quifitoren „blinben ©efiorfam" ju leiften.
S)ie SBalbenferüerfoIgungen in S)eutfcf)Ianb iüütt)eten üorjug^^
lueife im «Süboften.
S)ie Slofterneuburger 5tnnalen äum ^a^xt 1210 berid^ten, ba^
„üiete ^cftilenjialifc^e ^atarer getöbtet ft)urben" (Monum. Germ.
S. S. 9, 621. 635;. $ßielleid)t besteht fid) biefe 9bc^rid^t auf bie
überaus graufame ^et^erüerfolgung burd) ^ergog Seo|3oIb VI.
öon Defterreid) (1198—1230), ber bie ^e|er fieben lie^
(2:f)omafin üon Birüäre: „'^tx »eifere ®aft", ^tx§ 12683, f)erau§g.
ü. §. 9fiüdert). ^m ©aläburgifdjen fanb eine ^e^erüerbrennung
im ^al^re 1285 ftatt; turj bavauf erlitten in ßrem§ 16, in
(St. gölten 11, in SBien 102 ^e|er ben geuertob (Amial.
St. RudbertiSalisb., Annal. Matseeuses: Monum. Germ. 9, 810. 825).
„@ine ipo^re glut| üon ^äpftlic^en 58uUen erging om 1. Tlai
1318 an bie i8ifd)öfe üon OImü|, SJJeiffen unb ^rotau, an
ben ^önig üon Söö^men, ben 9)Zar!grafen üon SJieiffen, bie
§er§öge üon ^rafau unb SSreSlau, bie bö^mifdien Sanbiierren
unb bie ajJogiftrate ber böljmifdien unb ntäl)rifd)en ©täbte, lüeld^c
ben Slbreffaten bie gefdietjene ©rnennung üon :pöpftü(^en ^nquift*
toren für bie bejeid^neten ©ebiete antunbigten unb bereu eifrige
llnterftü^ung in bringli(^fter Söeife forberten" (§aupt, 2öotbenfertt)um
unb SttQwifition im füböftüdien S)eutfd)Ianb, ?^reiburg 1890, «S. 25).
5ltte bort ernannten ^n^iüfitoren lüaren jE^ominifaner unb
SranjiSfaner, bie ü6rigen§ fd)on üor biefer ^lä^ftlid^en (Srmatjuung
ifjreS 2lmte» aU geborene Se^erüerbrenner nadjbrüdlii^ gen^oltet
unb in einigen „9la(|foIgern ber Stpoftel" fe^r fröftige görberer
VI. Dpfer ber ^nquifitioti. 103
it)rer „tfiriftlic^en" X^ätigfeit gefunben Ijatten. (So üe^ Sifdfiof
^einric^ I. üon S3re§Iau hnvä) bte 2;omiiüfaner unb i^ranjii»
faner im ^afirc 1315 ju Sd^lüeibni^ 50 ^e^er auf einmal üer-
{irennen (®rün!^agen, ©efd^io^te Sc^Iefien§ I, 162 unb Slnfjang 63,
6ei |)aupt, a. a. D., @. 26).
jDer Sombedjant ö einrieb öon 9^egen§6urg lie^ at§ ^äpft»
lid^er ^nciuifitor in ben ^a^^c« 1378 unb 138-4 eine 5In§a^I öon
grauen al§ lüalbenfifdie Äe^erinnen berbrennen (Sang, Regesta
boica 10, 15). Qu gleidjer Q^xt föüt^ete eine SSalbenferberfoIgung
in ^Jürnberg. Qaijlxiii^t ^erfonen, ouc| au0 ben ^atrijier»
familien, luurben öerliannt; 15 Sieger rturben in ben ^a^ren 1378
unb 1379 üerbrannt; fec^§ f^tauen unb ein 9JJann tfjeilten im
^a^re 1399 ba§ gteidCie Sdjidfal '93^üffner, STnnate» ber löblichen
9teid^§üeften unb Statt 9Ktrnberg (DMrnberger ßreiäarc^iö) fol.
749^ 750^; G^ronif ber beut]d)en Staebte, S^ürnberg I, 362; III,
297; IV, 136—137,.
Qu SSoIf ern in S^ieberöfterreic^ inurben burc^ ben ®omini=
fanerinquifitor ^etruS im ^a^re 1393 mehrere Söalbenfer ber«
b rannt 'öau|3t, a. a. D., @. 84). 5tn§ bem 3a:§re 1397 be=
ri(j^ten bie Slofterannalen bon ©arften, 'oa'i^ im nafiegelegenen
(Stei)er mef)r al§: taujenb ^^erfonen tbegen ße^erei einge!er!ert unb
ad^tjig bi§ Ijunbert unter i^nen b erbrannt Sorben feien (^^reben-
l^uber, Annales Styrenses, (S. 72; ^ej, Script, rer. Austriac. I,
1244). SSier ^e^er — brei j^r'^uen, ein 9}?ann — n^erben im
Sahire 1398 §n ©arften burd) ben ^nt^itifitoi-* ^etrul bem
©c^eiterl^aufen übergeben (2)öllinger, Beiträge jur Se!tengefd^ic§te
be§ 9)?ittelalter§, 9^?ünc|en 1890, II, 346 ff.).
Gin Urt§eil be§ eben genannten 3nquifitor§ bom 27. gebruar
1401 überliefert eine Stn^af)! grauen ju ^artberg in @teier=
mar! al§ ^e^erinnen bem (Scheiterhaufen (§anbfd)riften ber
SBürjburger Uniberfität§bibIiotbef: M. cb. m. fol. 51, abgebrudt
bei ^anpt a. a. £)., S. 90. 117).
Sn 2Sien hjerben in ben Qal^ren 1411 unb 1467 jroei ße^er
öerbrannt (^ej, Script, rer. Austriac. 11, 549.
SSattenbad) ^ot in ben „^b^anblungen ber ßöniglid^en 2(!a«
bemie ber 23iffenf^aften 5U ^Berlin" (1886) au§ einer SBoIfen--
bütteler |)anbfc^rift be§ 14. ^aljrf^unbertl (^elmft. 403) au§--
104 ©rfteS 93u^. ?lSa^)ftt^um unb ^nquifition.
fül^rüd^e 9}Jittf)eiIungen gentad^t über bie 2ßolben[erüerfolgungen im
S^lorbcn S)eutfd§Ionb§, 6efonber§ in ber S^euntar! unb Uder»
marf. 2;ie §anbfd^rift enthält bie Sluf^eic^nungen be§ ^äpftlid^en
^nquifitor» ^etru§ über feine 2:^ätigfeit in ben 3al)ren 1393—1395.
Snquifttiongproäeffe unb SSerl^öre finben ftatt in Söärföalbe (11),
SSellin (4), ©ro^'-SBubifer (13), ^Iein=2öubtfer (13), galfen-
h)albe (6), ©rüneberg (1), ßrein-^SKantel (1), SOJotirin (6),
©eldjotü (7), SSoigtSborf (3), 2öretf)oiü (4), 3ePen(l), ^reuä*
tau (4), 5tngermünbe (1), (SerSwatbe (3).
S)a§ STribunat be§ ^nquifitor» für biefe norbifd&en ©egenben
tüor in Stettin. 2(u§ bem S'i^i'e 1458 erhalten njir 9kcf)rid§t
über Se^erüerfolgungen in S3erliu. jDort föaren gu Reiten ^c§
^urfürften griebric^ II. ber SSifd^of 8tep{)an üon SSranben»
bürg unb ber Si^an3i§!oner ^o^ann ßannemann Qnquifitoren.
2Int 28. Stpril 1458 üerurtf) eilten fie 9)Zat^äu§ §agen al» ^e|er
gum feuert ob unb übergaben it)n in feierlicfier gönn ben fur^
fürftlidEien SSeamten (51. a. £., @. 82).
2(uc^ an anberen Crten ber dJlaü föurben ^e|er üerbrannt.
„^n ^öuig^berg [Wlaxt] f)ei|t nod^ je^t eine Stelle an ber Stabt»
tnauer, föenn mon jum SSernifoftier %i)ov f)inein!ommt, rechter §anb,
ber ßötterberg (ße^erberg , ba mögen tnof)! einft bie (S(^eiter=
l^aufen geflammt ^aben" (23attenba(f), a. a. £)., <&. 14).
b. Strasburg.
Sm Satjre 1209 fam im befolge Saifer Dtto IV. ber Sifd^of
öon Strasburg, ^einric^ IL öon SSel^ringen, nad^ 9^om.
@r föurbe bort mit einigen ©enoffen be§ S)ominifu§, be§ «Stifter^
be§ S;;ominifanerorben§, befannt unb naf)m fie mit nacCj (Stra^*
bürg, Ujo fie „bei ber |)eiImann§fo|)elte im ginrferoitter" il)re SSo^»
uung auffd^Iugen. „Sie fiengen af)n, etlid)e jungen in i^ren Drben
injune^men, bamit ber Drben ausgebreit n)urbe unb bie ^e|er
ollentfjalben gebempt mürben. 9}?an gab i£)nen biet ftüren
unb grofie f)itff, ta^ fic| faft uff |unbert erhalten funnten, ban
35. §einrid) öon Strapurg foIc^§ bem ^apft aud^ @t. ®ominif
l^atte jugefagt, it)ren Drben gu pflanjen" (Specklin, CoUectanea
in usum chronici Argentinensis, bei Saliner, ßonrab üon Max-
bürg, ^rag 1882, S. 41).
VI. Dp\tt bcr :3nquifition. 105
®{e 25?alben[cr=2e()re fdjtug audEi in ©tropurg 2Bur§et, unb
Sifd^of ^einrii^ Beftetlte ben Sefd^Iüffen ber @t)nobe bon SSerona
(1184) entfprecfienb bie 2)ominifaner §u ^nquijitoren gegen bie
„fe|erifc^e S3o§f)eit". „(£§ waren ater fo üil ^^etmüdEier üerferer
unb unglanbiger lüte, ha^ man in nad^ftellet attenttjalb, nnb tüeld^en
man erWupe, ben brannt man" ($Ruffad^er ©f^ronif in S^gen'S
Btfc^rft. für t)iftDr. ^t^eologie 1840, I, 124;. günffjunbert ^e^er
würben allein in ber (Stabt ©tra^nrg einge!er!ert. „®ie ^e|er
nal^men über^anb", fagt eine elfaffer K^roiiü, „atier bie ^rebiger^
brüber üerttigten fie (exstirpabant) unter mächtigem Seiftanb ber
Ferren" (M. G. 17, 232 n. 16).
3unä(i)ft würben ®i§|5utotionen mit btn ^e^ern öeranftaltet,
um fie ifire» Si;i^tl)um§ ju ü6erfüf)ren. „Stber e§ warbt niemanbt§
unber atlen geiftlid^en Befunben, ber iijxun !unte gufomen, alfo wot
würgten ft) i^r fadien mit ®otte§ Wort ju üerantworten" (Sögen,
a. a. D.).
©0 fd§ritt man benn gu anberen 9}Za§regeIn. Söeweife für ober
gegen würben fallen gelaffen; bie Seigre ber Sird^e würbe at§ aj^a^--
ftoB genommen, WaS' nicE)t mit i()r übereinftimmte , war fe^erifdf),
unb „wer barinnen begriffen würbe, würbe o^n' aü urtel üer--
brannt" (^ttgen, a. a. D.). 33on ben fünfljunbert befangenen
blieben ad^tjig, barunter 12 ^riefter, 23 grauen unb biete 2(belige,
ifirem ©tauben treu. ^i)v geifttic^e» §au^t, ber ^riefter ^o--
l^anneg, ftär!te fie. ^otianneS berief fid^ auf bie Schrift, bie
2)omini!aner=Snquifitoren beriefen ficf) ouf t)a§> 2e:^ramt ber ^irc|e,
b. ^. auf ben ')ßap\t: „ba^ e§ niemanbS gebür, aud^ i^nen fetb§
nit, au^ göttlid^er ©efc^rifft oI)ne @rtaubnü§5 ^^^ ^«Pft ä« reben"
(Specklin, 1. c, bei ^altner, a. a. £)., <B. 43). ^ie Snquifitoren
forberten bie Stngeftagten auf, ha§ ®otte§urt^eiI be§ gtü^enben
@ifeu§ über fic^ erget)en ju taffen; bie ^e|er wiefen bie§ Stnfinnen
aU eine SSerfuc^ung ®otte§ gurüd; nur einige fc^einen fid^ bem
®otte§urtI)eit unterzogen gu t)aben (Annal. Marbac. , M. G. S.
S. XVII, 174).
^m Slnblicf ber ©d^eiterl^anfen la§ man ben ^e|ern in 17
Slrtifetn it)re Sle^erei bor. 3(rtifet 16 tautet: „B^m anbern l^aben
ft) f)eimIidE)e famlungen getiatten bt; uadEit, bamit fQ it)re buterel)
mit ben wcljbern tunten bollbringen." S)er ^riefter ^otianneg
106 ®rfte§ ^ud). $o)3[ltf)um unb ^npifttion.
totc§ btefe 93ef(^ulbtgung aU SSerleumbung jurüd; nicfit ber Un=
§ud^t, fonbern be§ @otte§bicnfte§ tüegen feien fie 9^a(f)t§ gufammen--
gefoiumen, tüeil jie unter Xüq^ üor SSerfoIgungen nic^t fidjer ge=
irefen feien, ^ni übrigen geftänben fie gerne, ba^ fie 2(tte ©ünber
feien; aber ©ünben lüiber ben djrifttidjen ©lanben, unb 2after=
{)aftig!eit luerfe man i^nen gn Unrecht üor. SSon ber Sarml)er§ig»
feit @otte§ erluarteten fie S5er^eif)ung if)rer geljler.
darauf lüurbe ber äHrc^enbann gegen fie erneuert; ben ^rieftern
unter i|nen lüufd) nian ft^mbolifc^ bie §änbe, um ha§> gelüeii)te
©firifam abgulüafdicn. „3ln einer lüeiten ©rube, bie <Bptäi'm no(j§
fal), lüar ber ©cEieitcrljaufen erri(f)tet, auf bem bie Unglüdüc^en
gemeinfam ü er bräunt lüurben" (Sl'altner, a. a. D., ©. 45).
c. 2)tc ©tebinger.
©in ©eitenftüd §u ben S^teu^jügen gegen bie 2(Ibi genfer im
©üben bilbet bie blutige 2(u§rottung ber ©tebinger im 3^orben
(£uro^a§.
S)a§ (Stebingerlanb ift eine ber ?5Iu^marfd)en be§ ©ro^lerjog^
tf)uni§ DIbenburg. S)ie ^elüol^ner tüaren gi-'iefen. ®ie getftlid)e
unb Jneltlidie ©elüalt übten bie (Sr§bifc^öfe üon S3remen unb bie
©rafen öon DIbenburg a\i§; aber "oa^ fräftige S3ouernüoIf tüu^te
fid; ein gut 2^t)eil (Selbftönbigfeit unb greifieit gu luofiren.
S)ie erfte Ur!unbe über ben ©treit ber ©tebinger mit iljrem
S3renier ©rjbifdiof @erf)arb II. ift ein ou§ bem ^abjXi 1230
ftammenbe§ @d)reiben biefe§ S3ifd)of§: „©erwarb üon ßJotte» ßJnaben
ber tjeitigen Sremifc^en ^irc^e (Srgbifd^of, StKen, bie biefe ©d^rift
lefen iüerben, ^eil in ß^rifto! Gelaunt fei fämmtlidien S^rift*
gläubigen, ba§ unter unfcrm SSorfi^ ouf ber @l)nobe ber ^Bremifd^en
^irdie öffentlid) unb feierlid) in folgenber Söeife ba§ Urtfieit er=
gangen ift. SBeil e§ offentunbig ift, ba^ bie ©tebinger bie ©c^lüffel=
gelüalt ber ^ird^e unb bie @a!ramente üeractiten, ba^ fie bie Sebre
unferer f)eiligen 9Jlutter ber ^irdje für 2;anb I)alten, ba^ fie ©eift»
lidje jeber Sieget unb jeben Drben§ anfallen unb tobten, ha^ fie
^löfter unb S^irdien burd^ $8ranb unb Staub üerirüften, ha'^ fie o^ne
®djtu fid^ erlauben, ©c^lüüre ju brechen, bo| fie mit be§ §errn
Seib abfdieuüd^er üerfatjren, aU ber 9JJunb au§fpred)en barf, ba§
fie üon bi3fen ©eiftern 2(u§!unft begetiren, üon i^nen lüädiferne
VI. Cpfer ber ^nquifition. 107
SöiCber Bereiten, Bei tüal^rfagerifdien ?^rauen ficfi 9?at{)g erboten unb
anbere öerabfdfieuungStüürbige 2Ber!e ber ?5infterni^ tierüben, föeil
foIcf)e§ offenfunbig, finb fie beattjegen für ^e|er ^u erad)ten unb ju
üerdrennen? hierauf erging ha^ Urt()ei(: SBeit §tt)eifeUo§ feftflel^t,
ba^ ha§> tüiber bie Stebinger S3orget)ra(f)te wa^r ift, fo finb fie für
Sieger ju eraifiten unb ju üerbrennen. ®a bie§ Urt^eil üon allen
Prälaten, öon aßen ©eiftlid^en, njeltlic^en föie fBfterlid^en ©tanbel,
gebilligt Würben, fo f)aben tt>ir befc^Ioffen, bie (Stebinger für .Sle|er
§u erflären. ©o gefctieljen gu S3remen auf ber (Sijnobe am 8onn=
tage Laetare." (5(bgebrudt bei @d§umo(fier, S)ie ©tebinger, Bremen
1865, @. 81.)
„So föurbe atfo gegen ha§ Sauernöol! ber SBeferflu^marfdjen
bie $8ef(i)ulbigung n^egen ^e^erei erlauben. 2)ie el§rtt)ürbigen SSäter,
bie in ber ^etergfird^e ju Bremen üerfammelt waren, Wußten,
weldfie 33ebeutung fotdje 51nflage f)abe. SSiber ^e|er waren bie
furc^tbarften SSaffen ju ergreifen" (8djuma^er, a. a. D., ©. 82).
SSorin bie „^e|erei" ber ©tebinger eigentlid) beftanben t)aben
foll, ift nirgenb§ mit Seftimmttieit angegeben. S!ie l^äpftlicEien unb
bif(f)i3f(ic^en ^unbgebungen gegen fie enthalten nur allgemeine 5(u§=
brüde. @§ wirb if)nen ergangen fein Wie fo bieten Stnberen bor
unb nad) it)nen: i^r berechtigter SBiberftanb gegen firc^Iidje Se=
brürfung (3et)nten u. f. W.) Würbe, um mit weltlid^en S^^^^Q^'-
mittetn gegen fie öorge^en ju üjnnen, jur ^e^erei ge=
ftem|)e(t. '
W\t örjbifdiof ÖJertjarb §anb in i^anh ging ber päpftlic^e
^i3nitentiar unb Segat ^oljann üon Siincenja, ein 2;ominifaner,
ber Wenige Satire f|3äter bie ©(^eilertiaufen in ber Sombarbei ent--
§ünbete. Seinem Ginflu^ ift wot)I ta^ Sd^reiben be§ ^ajjftel
(SJregor IX. bom 26. ^uni 1231 ju üerbanfen. ©§ ift geridjtet
an ben S3if(^of SoI)ann üon äühtä, an ben ©ominifaner^rior
in Bremen unb an ^o^onu üon SSincenja: „ßnttjalten bie $8eric^te
SBa^rf)eit, bie un§ über bie Stebinger angegangen finb, fo tiabcn
fie fid^ üöttig @ott jum geinbe gemai^t unb fid) ju geinben @otte§.
1 D6cn (©. 95; tjoben roir geje:^en, bajs ein unBefc^oIteneg SRäb^en, »eil
fie bem geid)led)tlid)eu SSertangen eine^ ®eiftlid)en ntd)t nachgeben ttjollte, jur
„Se|?erin" erüärt imb — oevbrannt ttjurbe. „Ie|5crei" war eben ein \tijx
be{)nbarer, für SJiele^ §u gebrauc^enbcr begriff.
108 ©rfteg 5Bu^. *ßai)ftt^um unb Snpuifition.
fSon (Seiten unfere§ ef)rtt)ürbigen 33niber§, bei ©rjbifc^ofl, unferer
tl^eueren @öf)ne im Kapitel unb ber gei'ammten ©eiftüc^feit ift un§
üor Jurjem gemelbet — unb nidjt oJine Gntfe|en unb (Sd^aubern
^aBen tt)ir e§ üernommen — , ba^ jene SJlenfifien, ßirc^enfc^änbung
nidjt jc^euenb, bie ß5otte§f)äufer mit $Rau6 unb Söranb üertüüfien
unb nic^t blo^ !eine§ Sl(ter§, !eine§ ©efcEiIecfiteS fc^onen, fonbern
felbft ©eiftlicfie anfatten; ba^ fie fogar Bei ber ^lünberung ber
^ird^en bei §errn Seib au§ ben t)eiligen ©efä^en üerfc^ütten unb
mit gü^en treten, ha^ fie, aller ©ottelfurd^t fid^ entlebigenb, abfallen
pr SSere^rung Böfer ©eifter. Sa nun foI(fie SSert)ö|nung ©ottel
nic^t mit ®IeicE)mut(j ju ertragen ift, fo geben föir euc§ ben Stuftrag,
ha^ ii)x ©orge traget, an unferer ©tatt jene üon tfiren S^errud^tfieiten
abäubringen, in UjelcEier SBeife e§ eud^ angemeffen erfcf)eint, inbem
if)r bie SCRäd^tigen ber ^Jiacfibarfc^aft aufruft, if)re Ungläubigfeit
aulgurotten." (S3remif(f)e§ Urfunbenbucf) I, n. 166, @. 196.;
„@o geftattete ber ,a^Dftoüfc^e 33ater' bie Eröffnung bei 9te-
ügiongfrtegel. ßr legte i()n in §änbe, bie voo^ befähigt hjaren,
ben Stuftrag §u erfüllen" (Sc^umad^er, a. a. D., ©. 91^.
ji^iefem :pä|)ftlic£)en «Schreiben folgte balb ein gmeitel bom
29. Dftober 1232: „Sinnenb auf 2;rug, ^ot ©atanl ^ücfe, bie nie*
mal§ mü^ig erfunben mirb, bie (Stebinger, lüte föir mit ©d^merj
üernommen unb mit ©d^aubern metben, fo fef)r üon ber (Srfenntni^
bei ^öd^ften entfrembet, fo ber SSernunft beraubt, fo mit SSal^n*
tüi^ erfüllt, ba^ fie bie ^fabe ber SSa{)ri)eit üerlaffen l^aben unb
auf Slbföege gelodt ttiorben finb, fo ba^ fie, nidf)t (Sott, nii^t SJ^en-
fc^en fdjeuenb, bie Sef)ren unferer ^I. 9}^utter ber ßircfie für 2;anb
ad^ten, ber ^irdfie f^rei^eit antaften unb, i^rer iölutgier frö^nenb,
h}ie an milber 2;()iere Prüften genäfirt, feine! ©efc^Ied^tl fdEionen
unb feine! Stiterl. 93Zef)r nod)! ^lut föie SBaffer üergie^enb, jer^
reiben fie glei(^ 9iauBtf)ieren ^rtefter mie 3Könd^e; fie begel^ren
üon böfen ©eiftern 2(ulfunft, bereiten üon if)nen mäd^ferne S3itb'
niffe, erf)oten fidE) 9?at§§ üon mai)rfagenben f^i^auen in fcEiänblicfien
,8ufammenfünften unb treiben anbere SSerfe ber SSerrucfitfieit, lueli^e
p benfen unl mit (Sntfe|en erfüllt nnb mef)r §ur Söeplage treibt,
all pr Stnffage." (Rayuald., ad anu. 1232 § 8, 8. 388.)
SJlit biefen ^mei @d)reiben bei „©tatt:§ alter I e:f)rifti" föar ber
„^eu3§ug" gegen bie ©tebinger eingeleitet unb i^r ©d^idfal befiegett.
VI. Dpfer ber ^nquiittion. 109
Sttteiu ber erfte ^reujjug wax ein gef)If(i)Iag; bie ©tebinger
S3auern blieben fiegreic^ gegen bie geiftlidjen unb lüeltlic^en Ferren.
®od§ mit unbeugfamer Gnergie üerfolgte ber greife ® reg or IX.
feinen ^lan.
3lm 19. ^sanuar 1233 fd;rieb er: „Tregor, SSifdjof, Sneditber
ßnec^te ®otte§, feinen ei^rwürbigen Sörübern, ben Söifc^öfen üon
^aberborn, §ilbe§l}eim, Sterben, 9J?ünfter, CSnabrücf, §ei(
unb apoftolifd^en (Segen! '^a frfjon lange bie S3remifd)e £ird)e §u
nn» fdireiet luegen bei Unglauben^ jener Se|er, ber ©tebinger,
bie ba§ SSoIf ber ©laubigen tüilben %^kxm gleid) gerrei^en, f)oben
toix unferen efiriuiirbigen 58rübern, ben Sifc^öfen öon 3fla|eburg,
SJJtnben unb öübed, ben Sluftrag gegeben, ba| fie, ben ©laubigen
SSergebung ber (Sünben üerl^ei^enb, aüe ©etreuen tuiber jene
^e^er aufrufen, auf ha^ biefelben mit bereu §ülfe burc^ ©otte§
^roft enttüeber rafd^ ber 33e!el)rung gewonnen, ober in bie ©rube
ber SSerbammni^ geftürjt luerben" (Heineccius, Antiquitates Goslar.,
©. 244). 3it9tetd) rid^tete er eine 5lufforberung an bie S3remer
93ürger, bie Sac^e ber ^ird^e gegen bie ©tebinger fröftig §u untcr=
ftü|en (Sorem. Urfunbenbuc^ I, u. 172. 174. 175).
2tu§ gang SJiorbbeutfc^lanb ftrömten bie @d)aaren in S3remen
§um £reuääuge äufammen. „5tm 26. S«ni 1233 brac^ hü§ ßreuj^^
{(eer in ha§ Dft=®tebinger Sanb ein. 9taub unb ^(ünberung
irüt^eten loeit unb breit; aud) SSeiber unb ^inber n^urben erf (plagen;
SBie \)k @rbe blutig fic^ färbte, fo and) ber ^immel; aber nid)t
blo^ ber S3ranb ber Drtfc^aften geigte bie SSutl) ber ©ieger; aud)
bie Sofie ber ©dieiterljaufen, auf benen bie ©efangenen üerbrannt
Würben, öerÜinbete bie ©raufamfeit, bie im 9?amen ber c^riftltc^en
^rd)e üerübt luarb" (©i^umadier, a. o. D., 'S. 107).
Sie @ ad) fendjronif melbet: „^t ^elegrime üoren mit groteme
l^ere unbe tiolfe, bel)be mit fce|3en to ttjatere unbe aoer lanb, unbe
lüunnen Dfterftabe be§ negeften bage§ ^o^nniS et ^auli to
mt)bbenfommer unbe ron)eben alte bat Sanb unbe branben it; man
unbe lüif unbe tinber fiD(^ men bot mcr ben oerl^unbert, unbe be
men leüenbe üeng, bc branbe men" (9)?a^mann, S)a§ ^^it^ii^J ©tfe'0
öon $Re|3goiu, 8. 480).
3u gteidier 3^^^ erlief ©regor IX. feine britte ©tebinger=S3ul[Ie,
morin er Sitten, bie gegen fie gu gelbe gietjen, bie gleidjen Slbläffe
110 ©rftel a3u^. <ßapj'ttt}um unb Snciuifttion.
oerlei'^t, tüte ben ^reugfa'^rern in'§ l^eiüge Sanb. ©§ war bem „Statt*
l^atter Sfirifti" ©ruft mit ber 5lu§rottung be§ beutf c^en S8auerttftamme§ ;
be§^alö öffnete er tüeit bie 8cl)a|!ammern feiner geiftlid^en ©naben.
Sie beniroürbige SuUe — erlaffen am 17. ^ui^i 1233 — ,
bie ba§ S3Iut öon Staufenben fliegen mad)te, lautet:
„Sure un§ ju ^änben gefommenen 93riefe lEjaben gemelbet,
tuaS lüir fd^on lange burcö hk (Stimme öielfacfien Unlt)itten§ üer«
nommen, ha^ nämlid^ geiüaMjätige unb gotttofe SRenf^en, bie
©tebinger fjei^en, in ber S3remen'fd)en ^irc^en^roöing üom 2;eufet
finb aufgefta(^elt tüorben, fo ha^ fie ben ©lanj be§ elüigen 8ic§te§
öertaffen fjaien unb bebecft finb üon ber ginfterni^ fcf)mad)öotter
S8Iinbf)eit, ba^ fie, nidjt @ott, nid^t SJienfcfien fc^euenb, bie Sefire
unferer ^I. DJiutter, ber ßirc^e, für 2^anb arfiten, ber ßirc^e gret*
l^eit antafteu, unb, ii)rer Blutgier frö^nenb, h)ie on tüilber Siliere
Prüften genährt, !eine§ @ef(i)Ie(^te§ fcf)onen unb feine§ Stiter»;
ta'^ fie Slut föie SSaffer oergie^enb, ^riefter tüie Tlönä)t, gleid^
9?aubt^ieren, in (Stüde jerrei^en, in ber SS?eife ber ^reujigung fie
an bie SSanb nage(n §um §otjn be§ ©efreujigten, unb ba^ fie,
um alle t^feöelt^aten, bie bi§f)er t3on öinjelnen gefc^e^en, burc^
i^re greüeltfiaten gu üBerbieten unb um oüe ungläubigen SSerädjter
göttlicher ©arm'^erjigfeit burd} i'firen Unglauben gu übertreffen, mit
bem öeibe be» §errn, bem 253eggelbe ju unferer (Seligleit, ab--
fc^euüd^er, aU ber 9Jiunb e§ auSfpred^en !onn, üerfaf)ren, üon
böfen ©eiftern 2(u»!unft begehren, üon itjuen tt)äc^ferne
SBilbniffe bereiten, fid) 9tatf)g erholen üon tt)a^rfagerifd^en
i^rauen in fd^änbtic^en ^iifai^t^ei^^iii^ft^i^' unb onbere Serie
ber S5errud^ll§eit treiben, föeld^e ben ©rgätiler, »ic ben §örer mit
Sdiauber unb ©raufen erfüllen. S^a ft)ir eraditeten, ha^ mit mäd)=
tiger §anb fo rud^Iofem ^Beginnen fdjieunig begegnet föerben mü^te,
fo l^atten ttiir eud^ burc^ unfere SSriefe, bei $ßergebung eurer ©ünben,
eingefc^ärft, ta^ i^r, ha auf euc^ ha§ 2tmt ber ^I. ^rebigt
rut)t, bie S^riftgläubigen in ben @:prengeln üon ^aber»
Born, ^ilbeS^eim, 9)Jünfter, Sterben, D^nabrüd, SJiinben,
Bremen §ur SSertilgung be§ gottlofen SöoIteS eifrig unb
nad)brüdtid§ aufzubieten tn^ bemühen foUtet, unter S5e'
h)ittigung foldjen 51blaffey für bie ©laubigen, föie tüiv in jenen
83riefen angegeben f)aben. 9b(^bem aber üon eud^ unfere ©riefe
VI. Dpfer bei- ^nquifttion. 111
e:§rfurd^t§tioff empfangen itnb bie frommen 9}?änner bom ^rebiger==
orben, jolüie ®et[tüdje unb üertrauen»tt)ürbige Saien aufgerufen
tuaren, I)abt il)r, mit allen Gräften an ber 3lu§fü^rung
unfereg 9(uftrage§ arbeitenb, burd^ (jäufige SKa^nungen
unb burcf) 55er^eif3ungen öon SSetol^nungen, nämUä) üon
5tli)Iäffen unb ©ünbenüergeBungen, bie ©laubigen gegen
jene ©ottlofen eifrig aufgeboten. 9tber aU nun, nad^bem
bie Stimmen ber ^rebigerbrüber gegen ifjren Unglauben erfd)orien,
Stiele, öon f^immlifdjer S3egeifterung erfüllt, fo macf)t= unb fraft^
üoft für ben fat^olifdjen ©lauben eingetreten n^aren, ba^ Sene,
üon gittern unb S<^Q^^ burc^fc^auert, ifjre getüoljnten Statten öer=
tiefen, in ber gtuc^t i^r §eit fuc^ten unb, obgleid^ fie in einem
äu^erft feften unb faft uneinnetjmbaren Sanbe ^ouften, gefd§ü|t
burci§ gro^e ^^lüffe unb SSafferläufe, nicfit hofften, fotc^er SRenge
oon ^reu5fat)rern lüiberfte^en p fönnen; "Da Ijaben biefe [bie ^reuj-
fairer], ai§ fie ^lö^Iid^ entbecften, ha'iß fie nid)t fo reichen ?lblaffe§
fid^ erfreuten, tüie ben ^eerfal)rern gum ^. Sanbe öerlietien tüirb,
fid^ umgemaubt unb finb gar lau gertjorben in ber ßrfüttung i^rer
ßJetöbniffe. ^n Sofge bation Ijaben jene ©ottlofen, bie nun, in
it)rer g^redjfieit atteS Tlaa'^ überfc^reitenb, mit fteigenber S3erftodtf|eit
®ott al» ifjren f^einb erachteten unb fid^ aU i^einbe ©otteS, nodj
luilber t^re Söaffeu ertjoben gegen ben fat|oIifc^en ©tauben. S)arau§
entftanb ein fo großer Slbfatl in beutfdien Sanben, ta'^i je^t nidjt
nur jene, fonbern auc^ bie ^e^er anberer @e!ten, bie fid^ bi§ ha--
i)in in it^ren SBinfetn üerborgen tjietten, öffentüd^ ftofj eint)er=
fc^reiten, prat)(enb gegen bie Slirc^e ©otteS. ^a, mit it)rer f[uc^>
lüürbigen ^e|erei, bie tüeit unb breit fid^ ergoffen l^ot, öergiften
fie fd£)on — o be§ Jammers unb be§ @ntfe^en§ — 'i^a§' dEirifttic^e
SSotf; fie legen |)anb an bie ©eiftlic^en, reiben fie in «Stüde unb
|)einigen fie mit jeglidjer SJJarter. S)arob erging an un§ ba§
bemütf)ige gtetien, ha'iß lüir bie 2Bid)tigfeit ber <Bad)^ in ©rwögung
ne'^men unb für fo fditcere ©efat^rcn ein n)ir!fame§ Heilmittel an*
gnnetimen un§ entfdEiüe^en möchten, greilid) muf? ba§ ©emelbete
feinem ^nf)alt na«^ un§ mit <Sd^mer§ unb Summer erfüllen, freilid)
bietet e§ mel^r 5tnla^ jum Sefammern aU jum 53erid^ten. ®a e§
ober bem apoftolifdfien ©tutjte eigentt)ümtic^ ift, ba, wo bie ©r«
grünbung ber tiotten 2BaI)rt)eit mit größerer ©dilüierigfeit üerbunben
112 er[te§ 33it(f). ^apfttf)um unb S"1uifttion.
ift, mit Befonberent ©rnfte ju üerfafjren, um nic^t burc^ fd)tm*
mernben Sn;t[}um jici^ täufifien ju Ia[[en, fo ertl)eilen lüir an euere
brüberlic^e Siefie ben folgenben, mit unbebiugtem ©e^orfam an^--
3u[üt)reubeu S5efef)I: ©obalb e§ feftgeftellt fein trirb, "oa^ jene
ftucl)6elabenen 9J?enfd)en Beim 3lbenbmaf)I, burc^ Befragung böfer
ßieifter burdf) tüäc^feriie ^t^u^e^^^i^^er unb bur(f) abf(|eulid;en Um-
gang mit U)al)rfagerifct)en gi-'ciuen fo fc^tner, tüie erjäfiit wirb, fid^
üerjünbigt ^aben, unb ba^ fie tro^ eurer eifrigen (Srma^nungen
in tljrer flui^ipürbigen SSerj'todtljeit ffuditüürbig fid) üertjärten, in
feiner SSeife no(|geben unb nidjt an ben 58ufen unferer SOiutter,
ber ^ird^e, §urüd!et)ren n^ollen, üietmeiir einen fo ftarfen 58etüei§
it)re§ StbfaHeg liefern, 'oa'^ an i^rem Stüdfall in bie Sle^erei in
feiner Sßeife ju giüeifeln ift: bann fottt it)r — föeil man in fo
fd^merer unb f)eftiger £ran!I)eit, bei ber teidjte Strjeneien nid)t§
nü^en, fräftigere Heilmittel ontnenben unb für bie SBunben, bie
©alben niij^t feilen, geuer unb (Sifen gebraudjen mu^, um
ta^ faule gleif^ auSgufc^neiben — gegen fie, Wie gegen
if)re @d)ü|er, §elfer unb (5)önner bie ©eiüalt be§ geiftlid^en unb
Upettüc^en @c^merte§ ju §ülfe rufen, alle (St)riftgläubigen auf ba§
eifrigfte ermafinen unb auf ba§ nad)brüdlid)fte antreiben, für i^ren
®|rtftu§ fid) p ertjeben unb mannt]oft ifjre Senben gegen jene ju
gürten, diejenigen ^atf)oIi!en aber, bie ba§ ^reujeSjeid^en fic§
anheften unb gur SluSrottung ber ^e^er ftc^ aufmodien, fotten fic^
be^felben 2lbtaffe§ erfreuen unb mit benfelben ©unftbeseugungen
auSgeftattet fein, bie ben gum ^I. Sanbe sie^enben ^reuäfaljrern
öerliel^en lüerben." (Ripoll, I, n. 83, @. 54. 9tipoI( fügt beim
SSorte „Stebinger" geletirt t)in5u: „®iefe ^e|er fiei^en ©tebinger
Oom SBorte a/c-txdc, midjt^ „üermifd)t" t)ei^t; fo Jpurben fie nämüd^
genannt föegen ber unge^euerlidien Unjuditgöerbredien, mit benen
fie fic^ befubelten"!! Sa§ 2öerf diipoW^ ift erfdiienen: Sub au-
spiciis Sanctissimi Domini nostri Benedict! XIII.)
S)iefe 33uIIe erf)ö{)te bie 33euteluft unb ^Blutgier ber S^reujfatirer.
Slttein fie l^olten fic^ in SBeftftebingen am §emmelgfam|)er SBalbe
noc^ einmal eine fdjttiere S^ieberlage. ®raf Surd^arb öon DIben =
bürg, ber 5(nfü^rer, unb mit i^m gmeifjunbert Splitter, bie ba§
^reuä genommen I^atten, iourben erfd)Iagen (Annales Stadenses,
anctore Alberto: M. G. S. S. 16, 354—362).
VI. Cpfei- bei- ^uquifition. 113
®a erfanu bei* Sremer (Srjbijdjof (S^erl^arb einen föafir^aft
teufeüfc^en 'ißian. ®er „8tattf)alter e()ri[ti" ^atk i^m „geuer
uitb (Sifen" at§ „Heilmittel" angeratt)en; fie roaxzn üergeblii^ an--
geiüanbt tuorben. Se|t foUte e§ mit SBaffer üerfudjt tüerben:
05 erwarb lüottte bie ®eid^e jerftören, um burdj §od£)iüaffer unb
Slutt) baS Stebingerlanb ju überfdiiüemmen unb [o feine fe|erifd)eu
S3etüo^ner 5U üernic^ten. 'änä) bieSmal eriniefen jid^ bie 93auern
al§ bie ftärfern: bie SJJannen it)re§ „(Seelenf)irten", bie er mit ber
5lbfi(^t, bie Stebinger ju ertränfen, auSgefc^icft ^tte, mußten un=
öerrid)teter S)inge nad) ^Bremen jurüdf elften ((Sadifend^ronif, 13ei
9)?a^mann, 2)0» ^^it^"^ ©ife'g üon S^epgotü, ©. 432; ©d^öne, S)ie
gtepgauifd^e e^ronif, ba§ S3ud) ber Könige. (älSerfelb 1859, @. 88).
^a§ loar im @pätt)erb[t 1233. 2)o§ grü()ja^r üon 1234 faf)
ben legten Stufjug be§ fc^aurigen S)rama§, in bem ein l^elben*
mütt)iger beutfc^er S8auern[tamm ben ©emaltmittetn be§ üom „Statt'
^alter d^rifti" gefd)ürten religiöfen ganati§mu§ erlag.
5tn ^tufreijung §ur QSernid^tung ber ©tebinger würbe ha^
9)?en|dienmöglic^e geleiftet. „2ßie (^ettiittertüolfen (quasi nubes)",
fdireibt ber Sliit Smo üon SBitt'-SSerum, „jogen bie ^rebiger*
mönc^e burc^ bie Sitieingegenb, burc^ 2öe[tp§aten, ^ollanb,
i^Ianbern, Trabant unb riefen (dürften unb SSoIf auf gegen
bie ©tebinger" (Emonis Chron., bei Aut. Matthäus, veteris aevi
analecta II. Hagaecomitum 1738, ©. 97). ^a, felbft bi» nac^
©ngtanb l^in erging ber fanatifi^e $Ruf ber ajiönc^e unb erhielte
in ben S3enebi!tiner!Iöftern öon @t. Stlbanö unb 2;etüfe§burt)
feine SSirfung. 2)en englifi^en Senebiftinern !onnte ba§ (Sd^idfal
ber 33enebiftiner'-9ZieberIaffungen auf ben ^abebünen bon 9iaftebe
unb auf ber Sßeferpf)e üor ^Bremen nid^t gteid^gültig fein (Mat-
tliaei Paris., Monacbi Albanensis Angli, historia major. London
1684. Edit. Wats, ©. 333; Ann. de Theokesberia, bei Luard,
Ann. monastici. London 1664, I, 93).
S)ie SSorbereitungen n)aren fo gewaltig unb bie Erbitterung fo
^od) geftiegen, ba^ fetbft ©regorIX., ber burdfi feine S3uIIen ta§
meifte ju bem hi^ ba^in angerichteten UnJieit beigetragen |atte, etroag
tt)ie fReue ergriff. Slm 18. SJJärj 1234 fanbte er feinem Segaten
für S) eutf erlaub , $8ifc§of Bil^elm öon ajJobena, foIgenbe§
©(^reiben: „®er fd^were unb fc^redlicEie Streit, ber oorbem auäge»
t). §onö6roec^, 5|Jat)flt^um. I. b
114 (Sx\k§ 33ud). ^apfttfiuni inib ^iipnifition.
broiiien i[t äloifdjen unferiii eljrtüürbigen $8ruber, ttm @rjbifcf)ofe,
foiüie ber ®eiftlic^!eit unb ben ^Bürgern üon 58remen auf ber einen
Seite unb benen, fo Stebinger ^ei^en, auf ber anbern Seite, ift,
tüie unferm apoftoüfdjcn 2(mtc gefcfirieben, burd) bie 9tän!e be»
(5rjfeinbe§ ber 9JJenfci^^eit fo fe^r geioadifen, ha^ in ^^olge baüon
S[Rorben unb ^Brennen unb 9?ertt)üftungen ber Drtfc^aften unb onbere,
ben ßrjä^Ier n)ie ben §örer entfe^enbe S^^aten begangen finb, bie
©Ott milfaüen, beut dürften ber j^infterni^ aber gefallen. Db fo
großer S3ebrängni^ unferer @Df)ne nic|t o^ne ©runb tief beioegt,
ft)erben ftiir burc^ unfer feelforgerlidje» 3Imt unb 2JiitgefüI)I ge=
trieben, für it)r ^eil gu forgen. S)e§f)alb geben h)ir bir, ha bu
nad^ göttüd^er ©d^icfung beinen SBeg burd) jene ©egenb nimmft,
ben 5(uftrag, eifrig ha§i beinige ju tf)un, um, tdtnn e§ möglid^ ift,
toegen jener 2tngelegentjeit unter ben ©enannten einen SSergleic^ gu
ftanbe ^n bringen, fie fiie^u anleitenb mit I^eilfamen Ermahnungen,
©oüten fie beinen (5rma|nungen nidöt folgen, fo mögeft bu bafür
forgen, ha'^ bie Umftänbe ber ganjen Stngelegenl^eit un§ mitgetf)eilt
ioerben, auf ta'^ mir, burc^ beine 9J?eIbung unterrid^tet, beffer
biefer 2tngelegen^eit un§ angunefimen üermögen" ^93remer Urfunben--
buc^ I, $Kr. 179, <B. 215).
S)en @ang ber üon ii)m felbft getriebenen (Sreigniffe hielten
biefe SSortc ßiregor'g ntd^t me^r auf. ^m 5(pril 1234 famnielte
fid) ba» ^teuäljeer. Qm (Sd^madf) fei e» gejagt, bie S3tüt{)e be§
beutfdjen $tbel§ unb feiner gürftengefc^Iei^ter I^atte fic^ eingefunben,
um im S^amen bey ©t)riftentl)um§ eine» ber graufamften unb
blutigften SÖßerfe gu üerrid^ten, H^ bie beutf^e @efd^i(j^te fennt.
©raf ßubiüig öon $Rat)en§berg, ®raf glorentin üon
^oUanb, ©raf Dtto III. üon ©eibern, ^ergog ^einri(^
ber jüngere üon ^Brabant, 5lboIf VII. üon 5öerg, 23311=
:§elm IV. üon Sülid^, ©ietric^ üon Slteüe finb einige ber
I)erüorragenbften S^eilne^mer. Bremen n)ar ber ©ammelpunÜ
ber morb'- unb beutegierigen Sreujfo^rer. S^er 25. 2J?ai, ba§ geft
be§ t)t Urban, be§ erften ^apfte§, ber ta^ ^reuj :prebigen lie^,
warb nod^ mit befonberm ©lanj gefeiert, bann, am 27., rüdte
ba§ ßreu§t)eer au§. „(befolgt üon ber Sierifei mit i|ren gähnen
unb t)od^ragenben ^reujen, jogen bie ©d^aaren üon Sebenfe au§
norbnjört^" (Sc^umoc^er, a. o. D., <B. 118).
VI. £p^cv hex 3;nqiiifitton. 115
iöei beni £)rte Stlteuefcfj, bcm äuf;er[ten fünfte ber lüed^tev'
inj et, jtüifdjen ben brei ?5'tüffen Dllen, Sintoiü imb Dd^tum
fiel bie ©ntjc^eibung. S)ort Ratten fid) bie $8auern öon SSeft--
ftebingen, nur betüaffnet mit ©d^lüert, U'notenfpie^ uub 2eberfd;ilb,
aufgeftellt.
^erjog ^etnrtd) üon Sraöaut leitete ben Eingriff. 5t uf
einer ?tn^i)f)e ftanb bie jatitreid^e @eiftlid)feit mit Slreuj
unb Saline unb fang ba§ befonnte mittetottertic^e Sieb:
Media vita in morte sumus: 9J?itten im Setien finb öom Xoh
tuir umgeben. ®urc^ bie Uebermad^t tüurbeu bie ©tebinger, bie lüie
bie Söwen fäm|3ften, erbrüdt. 9^ur lüenige tüanbten jid^ 5ur gtudit;
ü6cr jed^ltaufenb würben geti3btet. 2)ie ^e^er, b. t). ein frei^eit§»
tiebenber, ferniger beutfi^er SSoIf§ftamm, lüaren üernid^tet.
gür ^Bremen tuurbe bie ©djladjt üon 2(Itenefc^ ein firdilic^er
geiertag. „5tm ©onnabenb öor §immelfat)rt erfd^olten jö^rtid^
im t)o^en St)ore ber ^^eterSürdEie ju ^Bremen ^ubellieber unb be»
fonbere ^i)mnen §ur freier be§ (Siege» über bie S!e^er unb ber
9tettung ber greitieit ber S^ird^e; burd^ bie Strafen ber ©tabt
sogen ©eiftlidie unb Saien in feierlid)fter ^rojeffion gu ß^ren ber
2)?utter 9Jfaria; ^rebigten üerfünbigten bie f^tuc^lüürbigfeit ber
ße^erei unb bie ©eligfeit ber unter bem ^eic^en be» SlreujeS ©c--
fattenen; jiüanäigtägiger 2tbta§ loarb atten üerliet)en, bie an biefem
3;age ber ©ebenffeier be§ Stltenefd^ener Sl'ampfe§ 3tImofen f^enbeten.
9Jodj \)a§ 1511 erjc^ienene Missale ber bremifdfien Slird)e füf)rt ha§
feierlid^e §od)amt an, ba§ aiv ©ebentfeier an ben @ieg über bie
©tebinger ju (S^ren ber t)eUigen Jungfrau an jebem ©onnabenb
t)or §immelfat)rt get)atten toerben fotl" («Sd^umacfier, a. a. D., <S. 122).
SBenige ajionate nad) ber ©d)tac^t, am. 28. SZoüember 1234,
fc^rieb (Tregor IX., an beffen Rauben ba§ ftromweife üergoffene
$8Iut flebte, an ta§> ®om!apitet üon S3remen: „2)urd^ euere
bcmüt^igen S3itten betnogcn, geftatten ioir tnä), ha'^ it)r, weit auf
ben ^öeerbigunggplä^en ber ^'irdjen im Sanbe ber Stebinger oiele
Seiber öon S^e^ern unb a5erftucf)ten, bie üon ben Seicfien ber
©täubigen nid^t getrennt werben fönnen, begraben tuorben finb,
öon neuem jene ^ird^en unb ^öeerbigunggptä^e Weitien laffet"
(Lindenbrog, Scriptores rerum germanic. septentr. Hamb. 1706,
nr. 67, (S. 172; (5ta|)^orft, Hamburger ^irc^engefd)id§te, I, 20).
116 ©ifte^ Sud}. 5ßap[ttl)um mib ^nquifition.
Unb nod^ einmal lie^ \x<i) bie ©timnie be§ „(Statt{)alter§ (Xfirifti"
in bicfer Slngelegen^eit üernel^nien. ^ie Juenigen Ue6erle6enben
an§ bem Ijingefc^Iarfjteten Stebingeröolf fjattcn \id) loegen Stuf^
Ijebung be§ S3anne§ unb SnterbifteS an ben ''^ap\t geföanbt. Slm
21. 9(uguft 1235 fcf)riet) ©regorlX. öon Perugia au§: „Tregor,
SSifrfiof, Änec^t ber Äned^te öotte», feinem eljriüürbigen trüber,
bem Gr^bifcfiof, unb feinen geliebten ©ö^nen, ben SJlitgliebern be§
S3remifcJ)en ^apitelä, |)eil unb a|)oftoIifc^en Segen! S5on Seiten
be§ S5oIfe» ber Stebingcr, bie im @|)rengel üon SBremen too^nen,
finb tDir bcmütfjig angeflel)t luorben, ba^ föir, treil fie lange 3eit
f)inbur(^ gegen eu^ unbotmäßig unb auffäffig, je^t euren S3efe^Ien
äu gef)orc|en tnünfcEien, bo§ Urt^eil ber SSerfluc^ung, mit bem fie
belaftet finb, an^j (Erbarmen öon if)nen neljmen möd)ten. Unb ta
benen, fo an bie Pforte ber ^irc^e fIo|)fen, bie ®nabe be§ 9)iitleib§
nid^t §u weigern ift, fo geben wir eucf) ben 2tuftrag, ta^ i^r, wenn
oon if)nen öolle @id^er{)eit geboten toirb, baß für ba§ SSergangene
euc^ unb ber ßircfie üolle ©enugt^uung gegeben unb für bie Qu'
fünft euren SBefe^Ien unweigerlid^ Solge geleiftet tnerben n)irb,
unter Stuferlegung ber S3ebingungen, bie bem 3fied}te naä) aufzuerlegen
finb, jene§ Urtt)cil nad) ber fird)Iid) feftfteljienben gorm aufgebet"
(Lindenbrog, a. a. D., nr. 65, (S. 172; ©tapljorft, a. a. D.,
©. 20).
S)iefe Söorte ®regor IX. finb bie ^nfc^rift auf bem ©rabftein
ber religiöfen unb bürgerlichen Sreit)eit be§ ©tebingeroolfeg. S)aä
^apfttf)um, feinen geiüaltigen S(rm bi§ in bie äußerfte 9iorbmarf
unfereS ^aterlanbeS ^inaufredenb, {)atte bort „mit geuer unb
eifen" eine „Kulturarbeit" geleiftet. Xa^ ^-eu^ be§ ^apfteS unb
be§ ©rgbifc^ofg eri^ob fic^ fiegreid) über bem Weiten Xobtenader
ber 233eferflußmarfd)en. „S(lbu§ namen be Stebinge eren enbe"
fagt mit ergreifenber Kürje eine alte ö;^ronif.
^i)x Stnbenfen wirb erhalten burc^ einen ef)ernen DbeliSfen,
ber üou (Sid^en umgeben auf einfamem §ügel am Ufer ber Unter»
Wefer fi(^ ergebt. S)er SSeltoerfe^r flutfiet an biefem 3ei(^en üor»
über. SJiiüionen, bie e§ fe£)en, at)nen nidjt, ha^ e» eine fojial*
fulturette 2^at ber „Statthalter G;£)rifti" fünbet.
VI. Dt)fer ber gjnqitifition. 117
d. ^onrab bon OTarBurg.
^onrnb öon SlRarburg ift unjertrennM) mit ber :päpfttic^en
^nquifition in Xeut[(^Ianb öerbunben. ^afj ^onrab ^riefter tüar,
ift sltJeifelloö, 06 er bem ^i'^inji^fancr- ober SDominifanerorben an--
gef)örte, i^t nidjt fo getüi^. Sefir tüaf)rf(^etntid^ ift a'6er feine
3itgef)Drigfeit jum ^S^ominifanerorben. j^aS ®ominifaner--S3urfarium
üon 3flipon bejeidfinet i^n al§ S^ominifaner, ebenfo jErit^emiu§ im
Chronicon Hirsaugiense (ad ann. 1214. 1215. 1232. 1233). (Seine
erfte %^at aU ^nquifitor f(f)eint bie SSerBrennung ber 80 SBal--
benfer in ©tra^lnirg im '^a^xc 1212 geföefen gu fein (@. 103).
@o berid^tet it)enigften§ ber ^(bt 2^ritf)emiu§ Chron. Hirsaug. ad
aun. 1215 . ©id^er ift, ba^ ^onrab im ^a^re 1214 päpftlid^er
I^nquifitor lüar Chron. Sampetrinnm Erfartense: Mencken, Ss. rer.
Germ. III, 242) unb eine fef)r rührige ^^ätigfeit gegen bie ^e^er
entfaltete. @o beriditen bie Annales Wormatienses: „^m I^a^re
1214 fing Vorüber ^onrab öon 9)?arbnrg an ju ^rebigen, unb
Jneldje ^e|er er immer luollte, lie^ er in ganj jS)eutfd)Ianb , o^ne
SBiberfpruc^ ju finben, verbrennen. Unb fo prebigte er ^efjn ^at)re
long" (M. G. 17, 75). Merbingg eine einbrudgöotle ^rebigtart!
5(u§ bem 3a^t'e 1216 metben bie Annales Thnvingici: „^n biefem
3al)re verbrannte g-rater KonrabuS .^e|er" (M. G. 24, 41). ^m
Saläre 1224 na^m l^onrab an bem Csttquifition§üerfat;ren gegen ben
?}Sropft be§ ^tofter§ 9J?arien garten gu @o§tor t^eil, ber ber
Meieret befc^ulbigt luar. ®a§ SSerfal^ren, in ßJegenrtjart bc§ päpft--
lid^en ßegaten, S^onrab öon ^orto, enbete mit SSerbrennung
be§ ^ropftc§ (Chron. Sampetr. Erfurt.: Mencken, a. a. D.,
III, 250).
'am 12. ^vuni 1227 forberte ^^apft ® regor IX, ber in ©esng
auf ^e|eröerfoIgung bie gleichen Slnfic^ten t^eilte, tüie ^onrab,
biefen auf: „ba§ Un!raut [bie ^e^er] öom 5Xder be§ Ferren an^--
gurotten" (RipoU. Bullar., I, 20). ®a§ (Slfa^ unb ber S3rei§--
gau lüaren öon 1229 — 1231 ber @d)auplat^ 5a[)Ireic^er ^eler--
öerbrennungen. SÜU Sol^n feiner ^(jätigfeit ert)ielt ^onrab ein
gh)eite§ ©d^reiben be§ ^apfteg. (S§ lautet in feinen tüefentlidien
©teilen: „Tregor, Sifc^of, ^ned^t ber ^ned^te ®Dtte§, bem geliebten
©o^ne 2J?agifter ©onrab öon 9}?arburg, ^rebiger be§ 2Borte§
®otte§, ,^ eil unb apoftotifd^en ©egen! SDa e§ eine gro^e (Sinaben«
118 Grfte§ 5Burf). ^aijfttfium unb ^nquififton.
gäbe d^rtfti ift, ba^ i^m üon feinen ©läiiBigen auf eine toürbige
unb n3of)IgcfätIige SBeife gebient n)erbe, fo loBpreifen n)ir nac^
.Prüften ben (5d}ö|3fer, ber feine ©nabengefc^enfe an bir ga'^Ireicfi
gemacht unb bidj ju feinem au§erlefenen ßinbe erloren I)at! @r
gob bir ©etegcnl^eit, beinen frommen SSillen in SBerlen §u
bet^ätigen, bie il)m gefallen, auf ba'^ fo ber 9J?enge ber
©aben einmal audj bie @rö^e be§ ßotjueS entf^jred^e! jJüenn öon
Gifer für ben maljren ©lauBen entbrannt, fiaft bu bid^ bereits
boran gemacht, bie ^e^er au§ ben beutfc^en 93Zarfen §u bertreiben,
unb öon Slbfd^eu gegen fie erfüllt, tjörft bu nid^t auf, fie auS
üoller ©eele gu beMmpfen. ®Iorreid)e§ föirb t>on bir er-
5ät)It, unb mir freuen un§ beiner t^ottfdjritte jJ^u
fämpfeft mit att beiner firaft gegen bie [!e|erifc^e] (Sd)Iec^tig!eit fo
erfolgreid), bafe ga'filreic^e ^e|er bur^ bic^ üom Stder be§ ^errn
ausgerottet morben finb. ^amit tu aber biefe güd^fe, bie auf
atlerf)anb Sd^Ieidimegen ben SBeinber.g be§ §errn üermüften, um
fo fc^ranlenlofer befämpfcn tannft, fo motten mir, baß bu bic^ mit
ber Unterfuc^ung ber Sflec^tSfätte nic^t abgebeft (te a cognitionibus
cansarum habere volumus excusatum^ unb bitten unb ma'^nen
bic^ unter ßrla^ beiner Sünben, boH bu bi(^ jur 2(u§rottung ber
üerberbüc^en ^e|er [nid^t ^e^erei] um tauglidje SJ^it^elfer umfe^eft,
lT)oi)er immer fie feien, unb ha'\i bu, fo oft eS notfimenbig ift, ben
lüeltlic^en 9{rm §u ^ül\t rufeft unb fo in jenen ©egenben "Da^
SSerberben ber ßel^erei eifrig unb tfjatfräftig auSgurotten fud^eft ....
SBir evttjeiten Sitten, bie beine ^rebigtcn befud^en, ättjanjig 2;age
2lblaf5; jenen aber, bie bic^ in S3e!äm|Dfung ber ^e|er unterftü^en,
üerleitjen mir, auf bc§ 5lttmäd)tigen Grbarmen unb bie 2(u!torität
ber feiigen 5IpofteI ^etruS unb ^auIuS üertrauenb, brei ^aljre
©rla^ ber über fie etma öerl^ängten ßirdienftrafen. (Sottte öon
i^nen in ber ße^eröerfotgung einer fterben, fo öerlei^en mir x^m
für atte Sünben, bie er ^erglic^ bereut l^at, öotttommenen 2lblaf3
[b. I|. bie ©trafen be§ gegefeuer» finb if)m erlaffen, fo ba§ er fo=
fort in ben ^immel eingetjen fann]. ©egeben ju 3f{eate am
11. Dftober 1231 im fünften Safl^'c unfereS ^ontififateS" (ßuc^cn^
bedEer, Analeeta III, 73).
Sßeldie ,3itt)elfer" ßonrab fid^ auf bie :|3äftlid}e Slufforberung
l^in jugefettte, unb mie fie öorgingen, erljettt am beften au§ §eit'
VI. Opfer ber ^nquifition. 119
genöffifd^eii Stimmen : „®urc^ (3oüt§ Qnta\\ün^ tarn im ^a^x^
be§ ^errn 1231 eine txbävmU^t ^(agc unb ein feijr f)arte§ Soo§.
Sin t^rater ^onrab ©orfo au§ bem ^rebigerorben [ber ftänbigc
Segletter !^onrob§ t)on 9}?ar6urg] trat anf unb Brad^te einen Saien
91amen§ ^ol^anne§ mit fid^, ber einäugig, berftümmelt unb ein
ganzer 2;augentdE)t§ (totus neqiiam) war. S)ie fingen gunäc^ft an
am oBern 9t^ein gegen bie ^e^er niebcrn ©tanbeS boräugefien,
!6eljau:ptenb, ir)nen inäre e» gegeben, bie .^e^er §u erfennen. ^a
nun einige fidE) tüeigerten, ifire @efte ju öerlaffen, fingen fie on,
fie §u üerfircnnen. Sie liefen in ben ©täbten unb ^ijrfern
öerfiaften, föen fie nur tnoKten, unb überga'ben biefe Seute ben
91i(|tern ol^ne atle tneiteren Setüeifc mit ben SBorten: "ba^
finb ^e|er, h)ir giefien unfere §anb üon ifinen gurücf. (So maren
bie Ülid^ter genöt^igt, btefetöen gu öerbrennen. SStele
üerurtfjeilten fie, bie in ber ^obe§ftunbe an§> gangem ^erjcn unfern
;perrn Sefu§ Gl^riftu§, bie §ülfe ber ®otte§get)ärerin unb aller
Zeitigen laut anriefen, felBft in ber SDZitte be§ (S(f)eiter^ufen§ nod).
(5}ro§ tüax 'i)a§i (SIenb! ^nbeffen fafien biefe 9li(i)ter of)ne (SrBarmen
ein, ta^ fie otjue S3eif)ülfe ber |)erren nirf)t bie Ueberijanb ge=
njtnnen fonnten. S)a()er iuanbten fie fidi an ben ^öntg §etnrid)
unb anbere Ferren unb gewannen fie, inbem fie fagteu: SBir öer*
Brennen biele reidje ^e|er, unb ifire ©üter foHt if)r l)abzn. !3n
ben Bif^öflid^en @täbten fott bie eine ^älftc berS3ifd)of, bie anbere
ober ber ^önig ober ein anberer 9ii(|ter Befommen. S)arü6er freuten
fid^ nun biefe Ferren, leifteten ben ^nquifitoren SSorfc^uB, Beriefen
fie in i§re ©täbte unb Dörfer. 3luf biefe SBeife gingen öiete Un*
fd^ulbige gu ©runbe, Btof; um ber (acuter Witten, loeld^e je^t bie
Ferren er{)ielten, ®a§ SSoIf fat) bie§, unb öon ^uxä^t unb (Sr*
Barmen gugleid) Betoegt frug e§: SBarum gef)t it)r alfo üor? ^ene
aBer gaBen bie entfe|Iic^e ^Inttüort: ^uubert Unfdiulbige ber*
Brennen wir, Wenn nur ein ©d^ulbiger barunter ift. ®o
gitterte ha§ öanb bor i^nen, unb an6) 9JJäc^tige waren ^ier mad)tIo§"
(Annal. Wormatenses, Boehraer, Fontes II, 175). „^n biefen
2;agen gaB e§ in S)eutfd)Ianb biete ^e|er. 9JJe()r aU taufenb
SJiänner unb gi^auen würben üon ^onrab ®orfo unb Slnberen
teBenbig berBrannt" (Anonymus Saxo, Bei Mencken, a. a. D.,
III, 125). „^m Sa()re 1231 entftanb burd; gang S)eutfd)Ianb
eine ^e|eröerfotgung, unb ununterBrod^en ga'6 e§ bret '^a^xt l^tn»
burd) biete Sßertrennungen. SDa» öaupt unb ber gü^rer ber
gangen SSerfoIgung tttnr SJJagifter ^onrab üon S[Rarburg mit
feinen ^enoffen SDorjo unb ^o'^annel. ^^m unb feinen ®e=
noffen l^alfen aui^ in einjelnen Stäbten bie ^rebigermöncEie; öon
foldjem ©ifer roaren %üc Befeelt, 'C'a^ 9iicmanbe§ ©ntfcöulbigung
ober Sinf^rad^e, S^ec^tStiertoa^rung ober ^eug^iB PÖ^I^^ffen h)urbe;
S^iemanb ttjurbe ©etegentieit gegeben, fi(f) ju üertf)eibigen, ober
an^ nur bie 3eit, fid) bie <Ba<i)^ gu überlegen, fonbern fofort ntu^te
nmn fic^ enttüeber al§ fd)ulbig befennen unb inurbe bann ot§
^ü^er gefd)oren, ober man läugnete ba§ SSerbred^en, unb bann
h)urbe man oerbrannt. SBar man aber gefdjoren, fo mu|te man bie
SDZitfdjuIbigen ongeben, lüibrigenfallS man üerbrannt tnurbe. datier
glaubt man, ha^ au6) Unfd^ulbige üerbrannt mürben. S)enn SSiele
be!annten au§ Siebe §um eigenen Seben unb um i^rer @rben miflen,
fic feien gemefen, ma§ fie nie maren. darauf mürben fie ge--
jmungen, 9[Rit)d)uIbige anzugeben; fie öerffagten Seute, o^ne fie
DerHagen §u motten; Tinge au^fagenb, üon benen fie nidjtS mußten.
'ilnä) magte e§ SItemanb, für ^ew^nb, ber üerflagt mar, gürfprad^e
gu ergeben ober auc^ nur ^ilberung§grünbe öorjubringen, benn
bann mürbe er aU S3ert^eibiger ber ^efeer betrachtet, unb für biefe
unb bie §ef)Ier ber ^e^er maren tiom ^apfte bie gleidien ©trafen
mie für bie £e|er felbft beftimmt. §atte Semanb ber <Sefte a^--
gefd^moren unb mürbe er rüdfäüig, fo mürbe er, oljue no(^ einmal
miberrufen §u fönnen, üerbrannt" (Gesta Trev., M. G, 24, 400).
„j^arnac^ in beme erftin ^^^^e (1232 ba ma§ in butfc^en Sanben
üil ^ecgerie, bie morben ha uffinbar; barumme marb an beme Sftine
üon 3)?eifter Sonrabe üon 9[Rar|3urg be§ ^rebigere§ megen üil
teuere gebraut" (@äc^f. SBelt^ronü, M. G. 2, 292 j. „2öegen
mir!Iid£)er ober angeblicher ^e^erei mürben üiele Stbelige unb nidjt--
2lbelige, ©eiftüc^e, SRöndie, ^Bürger, dauern üon Vorüber ^onrab
in üerfi^iebenen 2;i^eiten S)eutfd)Ianb§ in überftürjter (Sile — menn
e§ erlaubt ift, fo §u fagen — bem geucr überliefert" (Annal.
Colon, max., M. G. 17, 843). 5:ie „überftürjte ©ile" f)atte in
einer :|3ä)3ftlid^en S5erorbnung i£)ren ©runb. Tregor IX., ber
grojse ^e|eröerfoIger unb ®önner SonrabS, ^atte 1231 bie 9Ser=
fügung erlaffen: „^Berufungen berlei ^crfonen [ber ße^erj finb
VI. Dpfer ber ^nquifitioii. 121
nid^t jujutaffen; fein Stnlüalt, fein 9?otar barf i^nen feine ©ienftc
leiten, fonft üeiiieren fie für immer i^r 5tmt" (Mansi XXIII, 75).
9h(^t nur am $Rf)ein tüüt^ete unter ?(nfüt)rung ^onrabg bie
^e|eröerfoIgung, aucE) nadE) 9JiitteIbeutfdjtanb erftrecfte fid^ feine
Snquifitor^^^ätigfeit. 3(m 5. 9JJai 1228 n)urben öier ^e|er ju
(Srfurt öerbrannt (Chron. Erfort. , Boehmer, Fontes II, 389).
„SSiete S^'e^er hjurben gefrfioren nnb üerBrannt burd) 9Jiagifter
tonrab öon 9J?arburg, auf S3efef)( be§ §errn, be» ^apfte§ ®re^
gor IX.", fd)rei6t ©iegfrieb öon Sßalntjnfin (M. G. 25, 703).
„9J?eifter ©onrab lij ju (Srfurte, ba Tjc gegenloärtig lüa», üirc
^ec§ere bornen" (@ö(|f. SSeMjr., M. G. 2, 292).
3(nd) fein |)eimatI)§ort S[J?arburg blieb nidE)t öerfd^ont. ^ie
©erftenberger'fc^e „§effifd;e ßfjroni!" mclbet, bo^ Ijinter h^m
©d^Io^ 5u SDJavburg etlidje ^etjer üerbrannt ttjurben; „barumb
fiei^t e§ nod) in ber ^e^erbad^" (bei Saliner, S?onrab üon Ttax--
bürg, @. 143). 5(ud^ bie SSerbrennung eines alten 2Beibe§ in
äJkrburg, ba§ fid^ nicE)t belehren ttotlte, lüirb erlüälnt (Chronicon
Riedeselianum, bei Kuchenbecker, Coli. III, 5).
93efonber§ ftar! toütfiete "iiaS üon ^onrab ent^ünbete ?^euer am
SJJitteMjein. „(ärftaunlicf) ift e§, ta^ in biefen Reiten ba§ i^euer
fo fet)r gegen ba§ 9)?enfd;engefd^Ied)t erftarlte. (Sine ungegä^Ite
3af)I üon 9Jienfd§en ging in ®eutfd)Ianb auf bem (5c^eiterf)oufen
5U ®runbe" (Annal. Colon, max., M. G. 17, 843).
^ebem Denunzianten fdienfte ^onrab unbebingten ©tauben.
„®ie folgen eine§ foldien $ßerfa|ren§", fagt Saliner, „tonnten
natürlid^ nic^t anSbteiben. S)a ieber S)enunäirte, aud§ Wenn er
unfdintbig mar, tioit üornefierein öerurttjeitt mar, fo blieb il)m nidjt»
übrig, aU entmeber jn befennen, er fei ein ^e|er nnb bereue feinen
^rrt^um; in biefem gälte mürbe er al§ ^e^er gefdioren uub ftanb
öffentlid) entet)rt ba, ober er betl^euerte feine Unfc^ulb unb mnrbe
al§ üerftodt betradjtet nnb jum @d)eitevl)aufen gefütjrt" (a. a. D.,
@. 149). ®a§ Urt^eit tourbe fofort öoHftredt. „2tn bemfelben %a^^,
an bem Sewaub geredeter ober ungerechter SSeife angeftagt mürbe,
mürbe er auc^, otjne jebe 93?öglid)feit ber $ßert(}eibigung ober S3e=
rufung, üerurt^eilt unb ben graufamen (flammen übergeben" (Annal.
Colon, max., M. G. 17, 843 ff.). SSer oor 9}?agifter ^onrab ein«
mal angeftagt mar, Ijatte entmeber ju befennen, er fei ein ^e^er
122 (Sx'\te§ 58it(^. ^at)ftt^um itnb ^tiquifitton.
unb fiabc bcn 'ileufel in ©ej'talt einer ^röte ober eine§ Bloffcn
SD'lanneS getilgt, ober er rourbc aU "^ortnäcEiger ^e|er berttrannt.
S)ie Gesta Trevirorum (M. G. 24, 402) fprec^en öon einer „un^
get)euern SOienge öon Wtn\ä)tn fieiberlei ®ef(f)Iec[)t§", bie in ben
Stammen umgefommen jinb.
(S(f)üe§ü(f) errei(f)te bie SSerfoIgung§it)ut() Sonrob» einen fold^en
§öl}e)3unft, baf3 felfift bie ßrjbifdEiDfe üon Köln unb SDiaing, feine
frütieren greunbe, fid^ gegen i!^n tüanbten. S)od^ Tregor IX. bliefi
feinem ^nquifitor treu, ^n einem ©d^rei^en üom 10. ^uni 1233
ftad^elte ber „(Stattl) alter ß^l^rifti" ben ©ifer Konrab§ auf'g neue an:
„Umgürte beine §üfte mit bem iSc|merte be§ ®eifte§, h)e(d^eg ift ba§
2öort ®otte§. S3emüf)e bicf), bie ^e|er burc^ emfige ©orge unb forg*
fame (£m[ig!eit auf beffere SSege ju bringen. %aU§> jebocEi trotj beiner
^vebigt bie Seui^te be§ ^errn biefe üerpefteten Seute nid^t met)r er--
Ieud)tet, fonbern fie ber^ärtet, fo muffen, hjenn leidste SJJittel nid^t
met^r nüfeen, ftar!e gebrauefit, tüenn linbernbe 5(ränei nid^t l^ilft,
iia^ faulenbe S^eifd^ mit Seuer unb (Sifen entfernt föerben. ^n
biefem ?^otte alfo Biete gegen bie ^e^er bie ©eföatt be§ geiftlid^en
unb lüelttic^en ©dC)ft)erte§ ouf unb matjue eifrig bie ©t)riftglöu6igen,
ha'^ fie £{)riftum gegen biefe geinbe männlich bert^eibigen" (Ripoll,
Bnllar. I, 51). Qu gleicCjer 3^^* fdfirieb ©regor IX. an König
^einridf) unb an ben (Srjbifc^of üon Tlain^, um fie §u energifdjem
Jßorge'^en gegen bie Keller ju öeranlaffen. ^n bem Briefe an
König §einrirf) !ommt bie ©teile öor: „SBo ift ber (äifer eine§
SÜJlofeS, ber an einem ^age 23,000 ©ö^enbiener üerniditete? 23o
ift ber (Sifer eine§ ^f)inee§, ber ben ^u^en unb bie ajJabia^
niterin mit einem ©to^e burd^bolirte? SBo ift ber ©ifer eine§
Gliag, ber bie 450 $BaaI§^rop^eten mit bem ©cfilrerte töbtete?
SBo ift ber ©ifer eineg 9}?atf)atia§, ber entffammt für \)a§
ßJefe^ ®otte§ am 2lltare ben ^uben töbtete, ber ben ©öttern
o^3ferte" (Martene, Thes. anecd. II, 950; Hartzheim, Conc. Germ.
III, 544).
Unb ha^' fd^rieb ber ^apft, obmol)! ©rjbifc^of ©iegfrieb bon
SOflainj über ha^ treiben Konrab'S f^olgenbe» nac^ 9tom berichtet
I)atte: „@in getoiffer Stmfrieb befennt, ha'^ auf fein ^eugttife ^in
biete Unfd^utbige berbrannt tüorben feien, auf 95efel^I be§ SD^agifter
Konrab. SJJagifter Konrab erlaubte Keinem, fid^ ju bertt)eibigen
VI. Cpfer ber Qnquifttion. 123
ober feinem eigenen Pfarrer gu 6eicC)ten. ^eber mu§te iefennen:
er fei ein Se|er, fiaBe eine ^röte 6erüf)rt unb gefügt. Wan6)t
wollten lieber fterben, aU fo (Sd^recflic^e§ üon fidE) angfagen; Stn-
bere er!anften bn§ Seben burd^ Süge unb foCttcn nun angeben, tüo
fie fold^e jßinge gelernt tjätten. ®a fie 9ticmanb ju nennen Wußten,
baten fie um Sejeicfinung ber SSerbädjtigen, unb aU man il}nen
bie ÖJrafen üon @al)n unb 2Irn§berg unb bie Gräfin üon öoo§
nannte, fagten fie : ^a, biefe finb frfiulbig. ©o tnurbe bcr S3ruber
üom S3ruber angesagt, '^sdj [ber (Srjbifdiof üon 9}?ainä] t)abe beu
SD'Jeiftcr Slonrab guerft unter oier Stugen, bann in @emeinfcJ)aft mit
ben ©räbifctjöfen tion ^öln unb 2;rier erfudE)t, er möge mit me{)r
3}Jäßigung oerfatjren, aber er gab nidjt $Ru|e" (.viefete, ßonjilicU'
gefd^id^te V, 1205. ^a§ ganje ©cCireibeu ift abgebrudt in ber
Chronica Alberici trium fönt., M. G. 23, 931).
^m 3uü ober 5(uguft 1233 luurbe .^onrab üom §affe be§ bon
it)m fo f)art bebrängten S5oI!e§ erfcbfagcn. ©regor IX. loibmete
if)m in einem (Sdjreiben an bie Sifdiöfe ®eutfd)Ianb§ öom 21. Dh
tober 1233 einen begeifterten S^adjruf: 2Bie ein ©onnerfdjiag Ijabe
bie 9^ad^ric§t Oon ^onrab'§ S^obe bie ß'irdje getroffen, bie fid) feiner
kämpfe unb Siege gefreut Ijatte. „3i)r ^ird^enfürften bon 2)eutfd§'
lanb, h)o§ ift benn bo§, ba| i^r über bie graufame, bon Sienern
ber i^infterni^ berübte Srmorbung <^onrab'§ bon 9)?arburg, beS
2;iener§ be§ SicE)t§ unb giifn'er§ ber 93raut ^efu Sfjrifti, nidfit tüeinct
unb trauert?" $Jiiemanb ^be bie ^e|er meljr erfdjredt unb bie
©ird^e me'^r bert^eibigt, aU 9J?agifter tonrab, ber tüie Sofua gegen
ScridEio, )x>k Tlavhoä)äii§' gegen 5(man, gegen bie Sieher auf*
getreten fei. (Sin SSerbrec^en tok bie (Srmorbung ^onrab'y, „eine§
9JJonne§ bon bottenbeter Sugenb unb eines ^eroIbeS be§ c^riftlictien
®(auben§", fönne überl^aupt nid^t nad^ ©ebüt^r gejüditigt tucrben
(Ripoll, Bullar. I, 63).
4. ^om.
Qu ben fiergebrad^ten unb fi)ftematifc^ bcvbreitcten Untoa^r-
I)eiten ultramontaner 2Ba^rf)aftigfeit getiört ber @a^: ^n 9tom ift
niemals ein ^e^er l^ingerid^tet lüorben.
2ltterbing§, ein fotdfier ©rcuel, bie STobtung eine§ SJJenfc^en
feines Ö^IaubenS hjegen, ^ätte am (Si^e be§ „©tattl^alterS S^rifti"
124 ®r[te§ 5Bucfi. ^apftt^itm unb ^nquifition.
unb unter feinen 2tugen niemals öor ftd^ gef)en bürfen. 5I6cr er
ift öor fid^ gegangen, ni(i)t nur einmal, fonbern öiele Tlak.
^m Sa^re 1432 ujurbe ber bretonifdje ^armeütermönc^ Xf)o-
ma§ ©onecte ju 9?om al§ ^e|cr öerbrannt. ^n bcm $8eri(f)t
barüber fiei^t e§: bic tiom Sßaplt @ugen IV. beftettten Untere
fud^ung§ri(^ter, bie S^arbinäle üon Sflouen unb S^laüarra, fanbcn
i^n oI§ ^e|er be§ 2:obe§ fd)ulbig; er mürbe öor bem SSotfe üer =
B rannt (Fredericq, I, 309).
^m So"^^e 1533 lüurben ber SfJlinorit ®iot»anni 9}?Dnio unb
ein ^eruginer gelängt unb bann öerbrannt; 1558 würbe ber in
^alabrien tiert)oftete SSalbenfer^rebiger ©ianloboöico ?|5a§quoU
leBenbig öerbrannt (Cantn, Heretici II, 338; 9f{eujc^, ©elbft'
biograp^ie be§ ^orbinaB 53effarmin, Sonn 1887, ©. 235 ff.). Unter
bem 29. ^uni 1566 bert(^tet ber 9Senetianif(f)e ©efanbte: „5tm
legten ©onntag ttjurben in ber \ßixä)t] SJiineröa in Gegenwart
aller ."^arbinäle bie Urt^eile ber ^nquifttion gegen 15 2Intt)efenbe
unb einen 9tblr)efenben öerfünbigt: fieben würben aU falfd^e B^ug^n
§u ©aleerenftrafen öerurtlieilt, fieben, bie ^e^er gewefen, fd)n)oren
öffentlid) ah', einer, ber früher öor bem je^igen ^apfte [^iu§ V.],
oI§ er Kommiffar ber Q^guifition war, abgefdjttioren Ijatte, Würbe
aU rücEfätlig bem Weltüc^en 3Irm übergeben [b. ^. er würbe öer =
bräunt]. @§ ift ®on ^ompeo bi 9Jionti, ein 58ruber be§
9[Rarc§efe bi darrigliano, ein nal)er SSerwonbter be§ ^ar=
binalS ß^otonna." 1567 würbe ber frühere ^rotonotar ^ietro
Karnefecd^i l^iugeric^tet. ^er SSenetianifdie ^efanbte erjä^It:
„27. September 1567. 2tm (Sonntag fanb ber feierlid^e SHt ber
Snquifition in ber 2Jiineröa ftatt in ©egenWart aller ^arbinäle,
bie ©eine §eiligfeit im legten ß'onfiftorium ermahnt
l^atte, §u fommen. SSon ben 17 (Sc^utbigen fd^Woren 15 ah
unb würben t§ei(§ jur (Sinmauerung [ewiger ^er!er: serrati in
perpetno fra due muri], t^eil§ p Ieben§länglidjem ©efängni^ öer=
urt{)eilt. S)ie beiben anberen würben bem Weltlidjen Slrm über-
geben. S)er eine ift ein «^ranji^faner^^onöentuale au§ Kiöibol
bi 58eIIuno; ber anbere ift Sarnefecciji. S3eibe Würben mit
einem mit t^Iammen bematten ©ewanbe anget^an unb in bie ©acriftei
geführt, um begrabirt ju werben. 4. D!tober 1567. Karnefecc^i
unb ber f^i^anjisfaner finb enf^auptet unb bann öerbrannt
VI. Dp\a bcr Siiquifition. 125
lüorben. SBenn ßarnefecct)i 3ieiie gezeigt Ijätte, lüäreu bev S^ap\t
unb bie Si'arbtnäle geneigt gctue[en, if)n 511 begnabigcn. 28. 9J?ai
1569. 2(in ©ointtag luurbcn in ber äRinertia in ©egenttjart öon
22 ^arbinälen üier llnbufjfertige sunt ^^euertobe üernrtf)eilt;
einem öon biefen Junrbe, ha er fiii) unniitteliiar üor ber ^inrid)-
tung befeljrte, baä Seben gefcfjenft" (Mutiaelli, Storia arcana I,
48 ff.).
2(ul bem Sa{)re 1567 (31. SRai iinb 21. (September) liegen
nod^ folgenbe 2:obe»urt^eiIe ber römifdjen ^nquifition üor: „Unter
2(nrufung beg 9^amen§ @otte§ üerfünben unb erüären luir, bafe
hü ©regor ^erini ein rücffätliger unb unbu^^ertiger ^e^ier bift;
toir erHären beine belüeglicEien unb unbeiueglidien ©üter gemä^ ben
I)eiligen ^anoneS für befcf)lagnal)mt, unb iuir fto^en bid) an^ unferm
ürd^üdien gorum unb auS unferer Ijeiligen unb unbefledten ^ird;e,
unb tt)ir übergeben bid^ bem lüeltüd^en ©eridit, b. {). ©ud^, bem
|)errn ©ouöerneur üon 9lom, ber lfm antüefenb ift. SBir bitten,
ha'^ S^r ®uer Urt£)eil mäßigen möi^tet, ha^ e§ nid)t laute auf SIut=
öergie^en unb 2eibe§gefal)r." ^
„Unter Stnrufung be§ 9^amen§ unfereS §errn ^efu ©t)rifti unb ber
glorreichen Jungfrau 2JJaria üerfünben lüir, ba^ bu ^uliuS SKarefio
aU rüdfättiger unb unbu^fertigcr S^e|er au§ bem fird^üdien gorum
unb au§ unferer Ijeiligen unb unbefledten ^irc^e entlaffen feieft,
h)ir übergeben bid) bem lüettlidien ®erid)t, b. I). Sud), |)err ©ou--
üerneur üon 3fiom, ber 3I)i^ gegenloärtig feib; tDir bitten (Sud), Sfn-"
njottet @uer Urtt)eit mäßigen, ba^ e§ nid^t ^um S3Iut0ergie^eu unb
2eben§gefa£)r fommt."^
S3eibe $8tuturtt)eile tragen bie Unterfdjriftcn ber „Ferren Slar--
bina(=^nquifitoren".
2tm 3. ^uti 1570 tourbe Stonio ^^aleario, obfc^on er fic|
5U einem SSiberruf üerftanb, get)ängt unb bann üerbrannt. (5r
multe bor feinem Xobe bie fd)riftUc^e ©rflärung abgeben, ha^
nic^t nur bie tirc^e im allgemeinen ha^ 9ted|t ^be, ^e|er ^u
1
Ueber bie Untoaf)rt)aftigfett unb ben ^Ijarijäi^mul biejer Ijei-gcbroc^ten
„Sitte" um (Schonung bt§ fiebenl f. ben Stbfdinitt: „^apftt^um unb Xobe^*
ftrafe" (unten S. 163 ff.). |)ier in Otom, ido ber „(5tattt)alter e^rifti"
felbft „ber ttjeltlic^e 2frm" luav, tüirb ber ^IjarijäiiSmug biefer „SBitte"
äum brutalen Stjnilmug.
12Ö Gi1tc§ 93itrf). ^a^jftttjiim inib ^nquifttioii.
tobten, foubcrn ba^ in geluiffcn g-äüen ber ^apft felBft mit
eigener ^anb ®e|er tobten bürfe (Potter, Lettres de Saint
Pie V, Introduction XX, Bruxelles 1827).
S(n§ ber 3cit Tregor XIII., au§ bem ^aljre 1581, 16erid)tet
ber SSenetianifd^e ßJefanbte: „5In einem «Sonntag fl^rang ein (Sng'
länber auf einen bie SJJeffe (efenben ^riefter gu, ber eben bie fon=
fefrirte §oftie ertjeben luollte, unb fud)te fie i^m ju entreißen; ba
x^m bie§ nidjt gelang, ergriff er ben ^eld) unb go^ ben SSein ouf
bie (Srbe. ^m 3nquifition§gefängni| geftanb er, er fei mit einigen
Stuberen au^^ ©ngtanb I)erü6erge!ommen, um etwaS ber 2trt ju
tf)un unb für feinen ©lauBeu gu fterben. ©r lüurbe lebenbig
üerbrannt, nadibem er auf bem SSege jum 3fli(f)tpla|e fort=
lüä^renb mit fcrennenben Sadelu gebrannt föorben lüar. 20. j^eBruar
1583. Slm legten ©onntag Jüurben in ber SD'Jinerüa bie Urtljeite
ber Snquifition gegen 17 ^erfonen üerfünbigt: brei tüurben aB
^Rückfällige gum ^^obe üerurtfieilt. Unter benjenigen, bie leben«
big üerbrannt iüerben fottten, voav einer au§ bem §aufe ber
^aläologen, gebürtig au§<Scio. 5l(§ er jur §inrid)tuug abgefüt)rt
lüurbe, bot er um B^it fic^ ä" befel^ren. @r tüurbe in ba§ ®e»
fängni^ jurüdgefüfjrt; man glaubt, er werbe bort Eingerichtet,
aber nidjt lebenbig üerbrannt iüerben. SSon ben beiben auberen
ftarb einer aU rüdföttiger, aber reumütf)iger ^e|er am ©algen,
ber oubere iuurbe aU {)artnädiger ^e^er in ©egentöart eine§
großen S^l^eite^ ber ^öeüölferung langfam öerbrannt: mori nel
fuoco a poco a poco con una continua fermezza" (Mutinelli,
a. 0. D.)'.
Unter ©ijtuS V. mürbe SSartoIomeo SBartoccio öerbrannt.
Unter ÄlemenS VIII. iyirb 1594 ober 1595 lüieber Don einem
1 ©in Iet)rretc^eg ©egenftüd gu bieder S3efjanblung Don fte^ern burc^
ben „©tatt{)alter ®f)rtftt", ©regor XIII., liefert fein SSer^atten einem ge=
meinen SlJiörber gegenüber: (£tn berni^tigter 58anbit, ©uercino, f)otte
44 gjtorbe begangen; benno^ Jriltigte ©regor XIII. ouf 93itten beg Kor=
btnal^ Dbe^cald)! in feine 58egnabigung ein. SSieIIetcf)t weil ber morbenbe
58anbtt — 5ßrtefter \vat, unb roeil e§ bem „©tattljolter ©I)rifti" gur ®r-
fenntnife tarn, er fönne für bo§, K)a§ er, ber „<pof)e^3riefter", fefbft tf)ue,
namU(^ morben, nic^t jdo^I einen, rcenn oni^ untergeorbncten Sfmtssgenoffen
mit bem Sobe ftrofen (äJiutineEi I, 1Ö4).
VI. Dpfcr bcr Siiquifition. 127
fanatifd^en (Snglänber beridjtet: er fu(f)te tüä^renb einer ^rojeffion
bem ^riefter bie SJJonj'trans [ha§> golbene ®efä^, in bein bie fon»
fefrirte ^o[tie aufklualjrt nnb bem SSoIfe jur Slntietung gezeigt
h)irb] ju entreißen, ^yiadibem er jum Xohi üerurtfieilt werben,
lourben i^m öor ber Äird^c, lüo er ben Sfngriff gemacEit tiatte,
bie §änbe abgehauen nnb ein 'SRanÜoxh angelegt, nac^
einem anbern ^^erid^t and) bie 3««9ß afigefdjnitten; bann
hjurbe er jnm ®am|)o bigiore geführt, unterwegs mit brennenben
fjadeln gebrannt nnb tebenbig oerbrannt. Sn ben S3erid)ten
über biefen SSorfaH njirb beigefügt: in bemfelben ^afjre fei ein
alter flämifd^er Snt^eraner mit langem $8arte aU ^artnödiger
^e^er lebenbig üerbrannt njorben; anf bem SBege gnr $Rid^t=
ftötte ^ah^ er mit jtoei ^apujinern beftänbig über @(auben§Ie§rcn
geftritten (Cantn, a. a. D. II, 345; Nuova Antologia 1877. 34,
298; Lettres du Cardinal D'Ossat, Amst. 1714, I. 545).
2tm 17. gebrnar 1600 tünrbe ©iorbano Srnno lebenbig
üerbrannt.
S9ei ben legten üon ber Sn<luifition gn 'Stom angeorbneten
^inrid^tnngen, über bie un§ gleichzeitige S3erid)te üorliegen, fianbelt
e§ \iä) nic^t nm ^e|er im eigentlichen «Sinne, fonbern nmSut'cn.
Sm Satire 1635 tt)nrbe ein portugiefifc^er ^nbe (ebenbig öer--
b rannt, lüeil er fid) met)rere SJiale f)atte tanfen laffen. (£r ftarb
im S3efenntni^ feine§ jübifciien ©lanbenS; feine Slfc^e lunrbe mit
^ot^ öermifc^t nnb in bie 2;iber gemorfen. 3m ^a^re 1643
fdiworen i^erbinanb 5Itoare§ nnb feine gran Seofabia bo§
Subent()nm ab. Sdüarej iyurbe in $ifa rüdfäüig. SDie bortige
Snqnifition machte if)m ben ^roje^, luurbe aber üon ber römifc^en
Snquifition angemiefen, i^n i()r gn^nfdiiden. ^n 3tom njurbe bann
Stlüarej üon ber ^nquifition üernrt^eilt, lebenbig üerbrannt jn
hjerben; nnb ber ©oüernatore üon 9tom, 3)?onfignore <Spaha,
hjurbe angemiefen, ba§ Urt^eit ju üoUftreden. 21I§ nun bem 311=
öarcj ber ©trid um ben ^al§ gelegt lüurbe, ftie| er felbft t>a§
iSrett, tt)orauf er erf)ö^t ftanb, mit bem %u'^t fort unb enbetc fo
nid^t burdE) ^^euer, fonbern bnrdf) ben ©trid (Nuova Antologia, a.
a.D.; S9ritif^e§ ajJufeum: egerton=2Jianuffripte 1094, 87).
SBeitere Xiiätigfeit ber römifcfien ^nquifition unb ber „Stott-
^altcr ©Jirifti" ücranfc{)aulid)t \>a§ golgenbe:
128 Gvfte5 93iicf). ^opftttjunt lutb ^nquifitioii.
©in UrtJieU tiom 16. ©e^ember 15641; ^<j)y^ ^ol)ann 9Jiicro,
6ift üf)erfüf)rt ber ^e^eret. 3l6er tueit bu um Sarmlierjigleit ge--
t)eten unb bic^ at§ reumütf)igen ©ünbev befannt f)aft, fo tootten
lüir bid^ loSf^rec^en unb in bie ^iri^e iüieber aufnehmen. Stber
ba e§ untüürbig hJäre, feine ©träfe §u öeiijängen, unb ba bu jum
58eif^iel S(nberer bienen ntu^t, fo öerurtfieilen fötr bid§ ju elöigem
Slerfer; ferner: njä^renb eine§ ^al^reS foHft bu jeben Si^eitag
fnieenb üor einem S3ilbe be§ ©elreujigten unb ber feligften ^ung^
frau bie fielen Su^pfatmen mit ber Sitanei Beten unb bei 2S äff er
unb S3rob faften; ferner: fünf ^at)re lang foüft bu jeben DJiontag
ha§ Xobtenofficium beten; ferner: bu foUft bie§ Urt^eil füffen
unb beine Slbfifimörung öffentlid^ tor bem Sßolfe öerlefen in ber
l^irifie Maria sopra Minerva, in ber S)om!irc6e gu 9ZeapeI unb
überall fonft unb fo oft e§ nötl)ig erf(j^eint; ferner: menigften^
üiermal im ^a^xt foflft bu beichten."
2Xm 16. ©e|)tember 1565 rturbe dolella ^Damiano hcTlal--
luni föegen ^e|erei gn fünf ^a^ren ßJateere öerurt^eilt; am
gleichen SEage §annibal S)amiano p ewigem Werfer.
©in Urt^eil üom 4. Dftober 1565: „Unter 5tnrufung unfere§
§errn ^efu (SI)rifti unb ©ott üor 5(ugen £)abenb, toic jeber gotteS--
fürd^tige Stifter if)n öor 5{ugen laben foH, fallen tüir gegen ben
ni(^t erf(f)ienenen 9fureUu§ beUa SSifta "üa^ Urt^eil: SBeit biefer
9luretiu§ fo lange Qtit {jinburcEi tjartnäcfig geblieben ift, Ujirb er
aU üerftodter ^e^er üerurtfjeilt. 2Bir befeljlen: fein treuer ®f)rift
barf i^nt 9lat:^ ober §ülfe gelüä^ren. 5ltter S3efi^ be§ 2tureliu§,
benjegtic^ ober unbeineglid;, n)irb, aU einem öerftocften ^e^er ge-
hörig, bef(i)tagnaf)mt unb toir befi^Iagna^men i^n gemä^ ben SSe-
ftimmungen ber ^eiligen ^anone§. Unb bamit StureliuS junt
S3eifpiel biene für 5Inbere, bef etilen wir, ha^ feine SJJatur ober
fein S3ilb bem tüettlid^en ©eric^t übergeben Werbe, bomit
e§ bamit tierfa^re noc^ 2Sernunft unb @eWof)nt)eit [bie§
SSerfal^ren beftanb in ber SSerbrennung]. S)enn fotc^e ©tfiulbige
1 ®iefc Urt^eile ftnb öon $rof. 33enrat^ (tönig^berg) beröffentlidit in
ber Rivista cristiana (1879, S. 457ff., unb 1880, @. lOff., 55ff., 94ff.,
137 ff.). Sic Driginalaften, qu§ benen ^enratf) geftfiöpft {)ot, befinben ftc^ in
ber t. 93ibIiot|ef au 2)ubUn. Tlan bgtc^. auc^ „Stllgemeine Bettung"
1877, 93ettoge, Wax^ u. f. W.).
VI. Dpfcr bei- SiKiitifttton. 129
jotten nic^t nur nid^t ertragen, fonbern bie Erinnerung an jie mu^
bei ben S^atf)oIi!en öernic^tet tuerben. (So üerütnbige ic^, ber
^arbinal SSitelliuS, ^amertengo ber fieiligen ri)niifd)en ^ird)e."
Sdn 8. t^efiruar 1567 h)erben „ju ewigem Werfer" üerur«
t^eilt bie Ke^er: §ieront)mu§ 9lrtefio, JRainero SD^ansella,
Söafilio bon ©remona, §eftor be Sten^iy, SamiHo 9)^eruta.
Stm 8. Februar 1569 toerben ®aten50 ©ortona unb Selig
^ergola p ^t^n unb fieben Sauren ©aleere, ^Iemen§ 3fioc*
Ghetto „ju etüigem ^er!er" üerurtJjeilt.
Slm 31. SJiai 1567 iüerben ©ottfrieb üon SugemBurg,
Sluguftin ©eraccio, Sodann 3er6ino, ^onnibal ©alato,
2lIfon§ aJJo^a, Sotj^nn gantiuelli, gabrigiuS 9(rmaroIi,
Sa!ob ßocateUi ju 10 ^afiren ©aleere unb ^oI)aun 33a^Dtifta,
(S(fiulte{)rer üon S3oIogna, ju lebenglänglid^er ©aleere
üerurtfjeitt.
Slm 21. (Se|5tember 1567 luerben Dftaüio ?^ioraöanti, Sin--
toniu§ be Subotiifi, §ieronl)mug ©uaftaüillano (ein natür=
lirfier ©o^n SCRic^etangelo'g) „ju elüigem ^er!er" öernrtljeilt.
2(m 21. (2et)tentber 1567 wirb ber Sud^^änbler Stntonio
Söonfioli, ireil er „!e^erifd^e S3üc^er" (unter anbereu aud; S3ü(f)er
üon (Sra§mu§) üerlauft t)at, üerurt()eilt, feinen $8uc^I)anbeI auf-
jugeben unb eine 9^eil)e üon S3u|iüerfen 5U üerrid^ten.
Slm glei(f)en ^age werben §ieront)mug be ^0530, Sof)^««
S3a^3tifta, «Sebaftian unb t^ranj be KatinariS „ju eiuigem
^er!er" unb ^mmatnone be STfinna gu fünf Satiren ©ateere
üerurtl}eilt.
„5tm 30. Stprit 1565: ^n ber Kongregation unb in StnWefentjeit
unfere§ t)eiligften §errn [be§ ^apfteS] unb ber Ferren Karbinal=
©eneraünquifitoren f^at unfer !^eiligfter §err, ^apft ^aut IV., be=
folgten : ^ft feftgeftetit, ba^ ^ortngiefen in Italien na^ ^uben 5(rt
gelebt ^aben, fo follen fie aB 3(btrünuige üom c^rifttid^eu (3iauhtn
[jum 2;obe] üerurtt^eilt werben, obwohl fie ouf ber golter geleugnet
^ben, i>a^ fie jemals bie STaufe ent|)faugen {)aben. S(m 28. ^uli
1569: §altenb an ben S!efreten, bie el^ebem üon ^apft ^iu§ IV.
glüdfeligen S(nben!en§ erlaffen Würben, üerfügte unfer fieiligfter
§err, ^apft ^iu§ V., 'Cia'^ alte überführten 9tngef(fiulbtgten,
bie ber Ke|erei geftänbig finb, um bie SBafirl^eit unb bie Flamen
». §oen8br oecf), ^opfttl^um. I. 9
130 (Si1te§ 93uc^. $a|Dfttf)um itnb :^nquifittPii.
i^rer ßienoffen ju erfntiven, nad] bem S3etiet)en ber getreu 9]ic|ter
gefoltert luerben foHen" (Thomas clel Bene, De Officio Inquisi-
tionis, Lngdun. 1666, II, 645, 647).
liefen STljatfac^en gecienüBer neunten ficf) bie üom UItrainon=
taniSmug ü6er bie römifcfie ^nqitifition üerBreiteten Sügen nö^t
Begeidjiienb au§. (Sinige biefer Sügen mi)gen ^ier ^la^ finben.
^n einem in iittramontanen Steifen üiet gelefenen S3ud)e —
fein gutreffenber Sitel ift: „@efcf)ic^t§Iügen" unb fein SSerfaffer
ift ber früfjere 9teba!teur ber „©ermania" nnb S^ntxmnSah
georbnete SJJajunfe — Iiei^t e§:
„Sine neue Drganifirung erfjielt ber [römifcl)e] ^nquifitionS-
proge^ im 16. ^a^rliunbert bnrc^ bie ßrrictitung be§ fjeiligcn Dffi--
cium§ bon ^arbinälen [fo!] unter ben ^äpften ^aul III., ^iu§ IV.
unb V. unb ©ijL'tuS V. ©eitbeni giebt e§ uirgenb in ber
SSelt einen beffer unb lueifer unb milber orgonifirtcn
(5Jeri(^t§I)of, unb man mufs auSbrücflid) lügen tuollen,
tüenn man jet^t nod) bie ©ntfdjeibungen ber römif^en
Snquifition öerunglimpft" (@efd)id)t§Iügen, ^aberborn 1895,
12. u. 13. ^uflg., ©. 159).
Xie ^efuitenjeitfcfirift ©iüilta cattolico berfteigt fid)
ju bem ©a^: bie ^nquifition fei »un sublime spettacolo della
perfezione sociale« (1853, I, 555). Ter uttramontane ^ird)en=
re(j^t§Ie^rer ^f)inip§ fagt, man mad^e ber ^i^quifition fel^r un=
berbienter SBeife ben SSoriPurf ber ©trenge; fie fei im @egentf)eil
fefir milbe geföefen (^ird^enred§t VI, 597). S3ifdf)Df SRartin
bon ^ ab erb orn erjö^It feinen Sefern, bie ^nquifition in 3lom
^abt niemals ein 2:obe§urtf)eiI bolljogen ((5in bifcE)öfIic^e§
SSort, 4. Stufig., @. 87).
S)a§ gro^e 5)iad)f4lIageJt)er! öon SJJoroni, on bem ^apft ©re--
gor XVI. aJJitarbeiter toar, unb ha^ auf Sloften „ber |jäpftlid}en
Sommer" tjerau^gegeben lüurbe, nennt bie römifrfje Snquifition
„eine I^eilfame unb gütige (Sinrid)tung . . . Ueberau§ fü§ unb
bäterlid) (dolcissima e paterna) Ibar ftet§ ha§t Sluftreten ber
römifc^en ^nquifition" (Dizionavio storico-ecclesiastico, Venezia
1845—1878, 103 Vol., Vol. 36, ©. 46).
S)ie „©ermania", "iia^j „gentralorgan ber 3eutrum§'
^3artei", berbreitete am 15. Spf^ai 1897 in iljrem Seferlrei^ bie
VI. D^jfer ber ^nquifitiott. 131
Süge, „ha^ innerhalb ac^t^e^n Safir^unberten, öon ^etru§ biy
Seo XIII., nur üier ^e|er bte SEobeSftrafe in Stont erbulbet f)ätten,
unb jlüar nicfjt naä) fird)Iic^em, fonbern nad) ftaatlicfiem Sfted^t.
®a§ fei burcf) Spe^ialftubieu üon fatl^oüfdicr, a(tfatf)oIijrfjer unb
proteftantiic^er ©eite fe[tgeftefft" K
5. (Spanien.
„^uerft gingen bie ^nquifitoren in ©eöiUa gegen bie Sleljer
mit ber flotter üor. SJacC) langen Werfer- unb gotterqualen rturben
fie burc| ?5euer getöbtet; i()ren gamilien Jüurbe bauernbe In-
famie eingeprägt, if)re @üter tüurben 6efcI)Iagnal)mt" (De re-
bus Hispaniae, lib. 24, c. 17, Ed. Mogunt. 1605, @. 394).
j^iefe 2Borte be§ ^efuiten 9Jiariana fc^ilbern in Slaciteijc^er
^ürje bo§ 2Bir!en ber päpftlic^'-fpanifc^en :3"1wif^tion. ^c^ üer^
tioUftänbige bie gebrängte ^arfteHung be§ ^efuiten.
Söann bie erfte ^e^erüerbrennung in ©ponien ftattfanb, ift
unjidier; fidler ift, ba^ biefe ^obeSftrafe mit bem ^tuftreten be§
® ominifanerorbeng eingeführt würbe. Slber fd§on et)e bie ^nqui=
jition mit bem 2(uftreten ber Sominüaner fi(f) amtlich , aU
Bleibenbe ©inrid^tung in (Spanien feftfe^te, loberten bort bie
(S(^eiterf)aufen.
„'^m ©efjorfam gegen bie ^anone§ ber fieitigen römifc^en
^ird^c" (sacrosanctae Romanae ecclesiae canonibus obtemperantes)
tierorbnete im ^afire 1197 ^eter IL, ^önig öon 3(rngonien, bie
^e^er foüen fein Sanb öerlaffen; mer nad^ einem beftimmten 3eit=
räum uodE) angetroffen föirb, üerliert fein SSermögen unb Wirb
tierbrannt (bei Ilavet, L'her^sie et le bras seculier, S. 53).
5tm 11. ^a^wai^ 1257 liefen bie ^ominifaner ^eter be ^o =
nene§ unb ^eter be S^abireta bie „te^erifdjen ©ebeine" be§
®rafen 9laimunb be Urget ausgraben unb ju ^Barcelona oer-
1 SSie uniraf}rf)aftig bie uttramontane treffe ift, ge'^t barau§ l^etüor,
bo§ bie „©ctmania" gttieimal üon mir offentücf) aufgeforbert, biefe öon
'üjx verbreitete Untnaljrljeit itcf}tig ju fteHen, biefer $fücf)t ber 2Baf)rI)aftigfeit
ntc^t noififam. ®ie u(tromontane treffe tritl i:^re Sefer in ber Unroiffen*
'^eit fjolten.
9*
firennen (Diago, Chronique des Dominicains, 1. 1, cb. 3, bei Llo-
rente, I, 72). (Sin glei(^e§ Urtf)ei( burc^ bie ttötntic^en Snpui--
fitoren erging am 2. SZoöember 1269 gegen ben Öirafen üon
©oftelbon nnb feine Zod^ttx (Srmefinba; beibe toaren fd^on feit
28 Sa'^ren tobt (Diago, a. a. D., eh. 5).
5luf ta^ SSerbrennen ber lobten folgte fe^r hal"!) bo§ ber
Sebenben.
Sttt ^a^xt 1302 übergab ber ©ontinifaner-'^ngnifitor SSernarb
mehrere ^e^er „bem iüeltlirfien 'äxm", b. t). er lie^ fie öerbrennen.
Slm 12. Suü 1325 tDurbe ^eter Suranb be S3aIbacE) burd) ben
2)omini!aner ^trnolb S3urgnete junt genertob öernrt|eilt; ba§
Urt^eil h)urbe in ©egenlüart be§ ^iJnigS Sa!ob öon Slrogonien
nnb ntel^rerer SSifdjöfe üollftrecft (Fontana, Documenta Dominicana
@. 2, e. 1). Snt Sal)re 1334 lie^ ber S^ominifaner-'^nquifitor
SBil'^elnt be dofta ben Tlönä) S3onatD öerbrennen. S)er
berühmte ;3nquifitoi-' 9^ifotan§ @t)merifu§, ber SSerfaffer be§
Directorium Inquisitoriim (oglc^. @. 39 ff.), begann feine 5^nqnifitor=
tptigfeit bamit, ha'i^ er am 30. Tlax 13.57 einen ^riefter 9^amen§
Sflitoian^ öerbrennen lie^. SDer S)omintfaner Sern^arb 6r*
ntengol, ^nquifitor üon $ßalencia, Iie§ im ^a'^re 1360 mefirere
^e^er öerbrennen (Fontaua, a. a. D., c. 8). ©ine grofse 'an-
iai)l öon ^e|ern n^urbe im ^aljre 1441 burd^ ben S)ominifaner
ajii(f)ael gerrij, ^nquifitor öon 5lrogonien, öerbrannt (Fer-
nandez, Coneertationes Praedicat., ad. ann. 1441. ^ic auSfü'^r»
lid^e ©arfteHnng biefer SSorgänge bei Llorente, Histoire eritique
de rinquisition d'Espagne, I, 78 ff.) i.
1 Slorente tt)trb öon iiltromontancn ©cfjriftftcüern al§ faft jeber ®Iaub-
jDürbtgfett baar tjingeftellt; fein großes SBert über bie fpanifc^e ^nQuifition
tljun fie mit einigen ttjegwerfenben 58emerfungen ah. So tüirb bei ber S8Iinb=
gläubigfeit ber itltramontanen Sejeirelt bie SBorftelInng geiüedt unb ertjolten,
Slorente \d ein ©ammler Don Sügen unb ®ejd)i(i)t(^en ; ber 33en)eggruub
jeineg 6d)reiben^ fei SSerIeumbuugsjud)t gegen ia§ 5Po:|)fttf)um unb bie rö^
mij^e S:irdt)e.
®ie 3Sat)rl^eit ift, ta^ Sforente bi§ tjtntt ber flaiftfd)e ©c^riftfteller
über bie fpanijc^e ^nquifition ift. ©ein öierbänbigeg SBer! ift ein Duetten^
raerf ersten $Range§; tt)ibertegt — unbebeutenbe Unri^tigfeiten finben fidf)
aud) bei i^m — ift Slorente ii§ je^t nid)t. (£r tonn nii^t miberlegt werben,
benu ©eite für ©eite ftü^t er jeine 93et)auptungen mit Dkdmjeijen oul ben
VI. Dpfet ber ^nquifition. 133
®a§ SSerbrennen int großen 9JJaB[ta6 fieginut aber erft unmittet-
bor üor, bei uttb ttad^ ber otntlid^en Segrünbung ber j|)anifd^en
Snqui[ition burc^ '^ap\t ©igtuS IV. (ügt @. 67ff.).
2(rcf)tDen ber ipantic^en ^ntluMitton jelbft, bie if)m al§ fangjäfjrigem @e^eim=
j^reiber ber Si^QuiÜ^ion .yigängUdi maren, roie feinem 5rnbern.
3cf} nenne Storente nic^t flaiftjc^ wegen jetne» Stile» ober tuegen ber
9lrt, tt)ie er feinen Stoff befjanbelt: fein Stil ift fd)tüerfällig, feiner 58el}anb=
lunglart fe^It e^ fe^r an ÄIarf)eit, 2)urc^ficf)tigfeit; aber yiorente ift ftafftfc^
tuegen be^ Cuellenftoffel, ben er üorlegt. Sa^ feine Qo^fenangaben über
bie Dpfer ber fpanifc^en Qnquifition f)ie unb "öa öielleic^t ju :^oc^ gegriffen
finb, ift bebeutungiglo^, benn bei Biffem, bie in bie öunbcrttanfenbe gel)en,
ift t§ o^ne ^^elang, ob einige öitnberte jn öiet gerechnet finb.
Um gu seigen, ttiie au^ oon Ijcrüorragenb ultramontaner Seite ber unbe=
queme Storente betämpft roirb, muft id) anf ben ^(nfc^roärjung^^üerfnc^ eingeljen,
ben Sifc^of öon §efele Äarbinaf Xtmene§ S. 257ff.; gegen if)n unternimmt,
SJian mog barau§ entnehmen, toag in ben ?Jicberungen ultramontaner „Söi[fen=
fc^aft" gefc^ief)t, wenn Solc^el auf it^ren 㤚t)en" fic^ ereignet.
$efe(e fuc^t Storente 3unäd)ft baburd) ju üerbäd}tigen, ha'fi er if)u a\§
„oufgeftärten ^riefter" unb al^ SlJtitgtieb einer 5lfabemie Ijinftellt, „bie tion
Stnfang an bcm ^at'l'ei'^ntit-' get}u(bigt (jabe" S. 659 ; e» fei fein ^n^eifef,
ba^ er mit Freimaurern in 35erbinbuug geftanben tjahe: S. 359 ; §efete
tt3ieberf)oIt hie. o^ne jeben iöeroeiä in Umlauf gefegte 53efd)ulbigung, Storente
i)ahc ai§ „©eneralbireftor ber 9cationo(güter" eilf SDiillionen 9{ea(en unter-
fc^Iagen (S. 361 . §efete wirft IHorente eine 9teif)e bon 5(euBerungen gegen
tas ^apftt^um üor, fo 5. 93., ha\i er gefagt ijahc, $Rom fei »le centre des
intrigues« unb, „bk ©efc^ic^te luerbe ben 9)ionar(^en bie 3Bieberf)erftellung
beä ^irc^enftaateiS nie oerjeüjen" (S. 366;. SBeil Slorente in einer fteinen
Schrift: „S}ie Sirdjenüerfaffung", beut bamaligen Staube ber 5orfd)ung ent=
fprcc^enb, haä fogenannte apoftolifdje ©laubensbefenntniB all bon ten 3(po=
fteln üerfaßt :^inftellt, nennt i^n §efele „hd genug, ta§, ma§ er nur bom
^örenfagen ^aben fonnte, ol» ou^gemac^t unb unbeftreitbar :^in5uftellen"
(©. 367,! Sic wunberfame Sogif, bie ^ier ßu 2;age tritt, laffe id) bei Seite;
aber wie öiele fol^er „Eecfen" finben fid) nid)t big auf ben :^eutigen Jag
unter ben uttramontanen Sd)riftfteIIern! Siefete fc^reibt weiter ;3. 368;:
„SBerfen wir nac^ biefcn groben [bie eben aufgefüljrten unb einige ebenfo
unbebeutenbe anbere] nod) einen ^tid in Slorente'ä 3"'^i»Üti'^"^92i^i'^f^-
©regorVII. läßt er mit ipeinric^III. in ilampf geratfjen, bie pfeuboifibo^
rianif d)en ®efreta(en fc^on im 8. ga^r^unbert üerfafet werben, ftatt 9Hcäa
unb gbeffa muffen bei ifjm bie gieu3fat)rer juerft 2(ntioc^ien einnet)men,
bie ^ßroteftanten foUen lion if)rer ^roteftation gegen eine päpft(id}e (Jntfi^eibung
i(}ren 9tamen befommen [}aben, ien Wöni) ^^cter t)on Gafteinnu beförbert er
eigenmächtig sunt §(bte üon Giteauf, läßt i[)n aber bafür, waljrfc^einlic^ jur
9{ecompenfe, üier ^a^re ju frü^ umgebrad)t werben." 5((fo wegen biefer
(5ef)Ier, bie gang gut Trudfef)(er fein fönnen, foü Sforente'g 3Berf über bie
fpanifdie ^nquifition ungfaubwürbig fein! SBie waf)rf)eit»Iiebenb §efele
134 ®rfte§ 93ud^. «ßQ^3fttf)iim unb .^nquifition.
S)a§ erfte Snqutfition§gerid^t, ba§ gu SeöiUo (ögt. ©. 137),
He^ am 6. Sinuar 1481 fed^§ ^'e|er öerfirennen; fiebjclln
tüurben am 26. SJiärj unb mef)r aU stüanjig im 2t|3ril be§ gletrfien
bei ber SBtberlegung Slorente'io imb Dei ber @nt(oftimg ber ^nquifition berfäfirt,
geigt \iä) bei folgenbem S3eijpiet: §efele triü bie SJorftelliing befämpfen, „ein
?(uto ba g-e fei nichtig anbere^, al» eine itngefjeuere Sdjmorpfamte, um tt)eld)c
bie ©ipanier loic ^oiinibolen fi^cn, inn firf) etwa alle Quartale am 5Röften unb
93raten einiger §uubert Ungtücf(id)en gu ergoßen". Sag fei grunbfaljcti: „6§
I)at gar öiele §(utog ia ge flcgeben, bei benen nicf)t§ brannte, at§ bie ^erge,
bie ber ^önitent jum Seichen be§ i()m mieber aufgegangenen @Iauben§Iid)teg
in ber |)anb trug." Um biefen einbrud^ootlen ©a^ ju beioeifen, beruft fic^
§efele auf — ben unglaubftürbigen Storentc: „ülorente erääl)lt gum S3ett)eife
te§ großen Sifer^ ber ^nquifition öon einem 2(uto ba ge gu Xolebo am
12. gebruor 1486, bei bem ni(i)t weniger aiä 750 ©djulbige gefiraft »norben
feien. Unter ollen biefen mürbe jcbo^ nid^t ©iner fjingcric^tet. ©in §meite'3
grofeeg §(uto ba fye ffi"b am 2. 2{)3ril besfetben ^a^i-'e^ mieber gu Solebo
„mit 900 (Sd)Iad)topfern" ftatt, imb öon biefen 900 mürbe — fein ©ingiger
mit bem Sobe beftraft. ©in britte§ am 1. 9Jiai be^felben 3öt)i'e^ umfo^te
micber 750 ^erfonen, ein bierteiS am 10. 2)e3ember fogar 950, unb gum S^obe
mürbe — Keiner gefüfjrt" (©. 340). 'Siefe Sorte |)efele'5 finb bie foft roört-
üdjc Ueberfe^ung Slorente'g ;l, 238), nur mit bem f leinen llnterf djieb, ha'^
§efele einen ©o^ i^torente'ä, ber fic^ smifc^cn ben angcfüljrten ©ä^en be=
finbet, o'^ne 5(u§Iaffnng§äeidjen an^getaffen ^at. 2:iefer ©og lautet: „?tm
SOlittrooc^ ben 16. 5[uguft liefen bie^nqnifitoren 25 SBcrnrtfjeitte b erbrennen,
unb om folgenben STage erlitten gwei ^riefter ba§ gleid)e ©diidfal"
(I, 238). Siefer üon §cfe[e au §gela ff ene ©aji — benn baf5 er ouf ©. 341
in anberen ^ufammenfjang bie 27 58crbrannten nennt, t)ebt bie 3(u^4affung
an ber rii^tigen ©teile nidjt auf — läfst ba§ Ijarmlofe „Cic^t ber brennenben
Sierge" bod) etinal eigentpmlid) auftend^ten, unb bie toerfpottete „©(^morpfanne"
fommt mieber gu ß^ren. |)efele t)erfd)meigt and) bei bem rüf)renben 33ilbe
ton ber Kerge, ta'Q iijtt STräger, aui^ menn fie nid)t ben ©c^eiter^aufen be=
fteigen mufften, förpcrüd) unb feelifd) gebrochene SDlenfdjen maren. SJörperIi(^
gebrod)en burc^ bie lange §aft in ben entfeglid)en iynciuifition^ferfern, bie
furchtbaren g-oltern unb bie fd)>üeren fonftigen ©trafen iöaleere, $8ermijgen^-
entgiefjung, ©ei^elnng), feelifc^ gebro^en burd) bie mit ben förperli^en Seiben
notf)menbig öerbunbenen ©eelenquolen.
Uebrigen^ tjat bie Ungtaubiüürbigfeit^erffärung Storente'l burd) ."pefele anc^
i'^re fomifd)e ©eite. §efele beruft fic^ nämli^ in feinem S3ud)e: „2)er Karbinat
Ximeneä" gum Setoeife feiner Slngoben nid)t meniger all 286 Wal auf ben
„unglaubmürbigen" Slorente; auf gluei Seiten (316, 317) ni^t meniger ai§
B5TtaV. — Ueber ^efele unb bie ^nquifition ögid). man aud) unten ©. 152.
Sinei) $aftor, in bent nnbefc^reiblic^ obcrfläc^lid)en Slbf^nitt über
„©ijtui IV. unb bie fpanifd)e ^nquifition" (®efd}id)te ber ^.päpfte im ^tit'-
alter ber 9ienaiffance II, 581—586; ftü^t fid) bei feinen 5luöfül;rungen fieben=
mal ouf ben fo „unglaubmürbigen" ;^lorente.
VI. Dpfer ber ^nquifition. 135
Sa^veS ü erbrannt, ^m SZobetuber biefcS Snt)re§ überftieg bie
3a^I ber in ber ©tabt ©eüiffa lebenbig SSerBronnten fd^on 298.
Unter bem erften |3äp[tlidjen ©ro^tnquifitor ber fpantfrfjen ^nqni--
fition, bem ®omini!anerprior SEorquemaba, würben, n^ie bie un--
öerbäcEitigften Beugen berid^ten, §n:)eitan[enb ©Triften at§ ^e^er
ö erbrannt (xMariana S. J., De reb. Hispan. XXIV, 17; Pulgar,
Cronica äe los reges catolicos, Valencia 1780, <B. 137; §efete,
Slarbinal 3eimene§, ©. 284).
®er ©c^recfen über bie? SSorge^en trieb ungejätjüc ^aufenbe
jur 5rn§luanberung nacfj ^^i'anfreidj nnb 9Zorbafrifa. ?5errcra§
(©efdjic^te üon ©l^anien %i]l XI, 33b. 8, @. 140) beridjtet, 30,000
tJantilien, meiften§ iübij($e, feien bamal» üor ber Sni1«ijition ge--
ftotjen. @ie tüaren gejluungen, it}r (5igcntf)uni gu ben niebrigften
greifen gu öeräuBern, 5. ^. §änfer für ein 9}ZnuttI)ier ({^errera§,
a. a. D.; Soft, ©efcfjic^te ber ^^raeliten, S3erlin 1825, VII, 86).
S)ie Etagen tüurben fo Innt, fo Ijeftig, aud) in üiom, ha^
(Sii'tuS IV. fid) genötljigt fafj, baS S5orgef)en ber Don i^m be-
fteUten Qnqnifitoren, in einem $8veue üom Samtnr 1481, ^n tabeln.
^Ittein ftatt ba§ einzig ®urd)greifenbe ju tljun, nämlid) biefe S3tut-
nienfc^en ab^nfe^en, beftätigt er fie auf'§ neue, wegen be» guten
Seuniunb§5engniffe§, ba§ gerbinanb unb ^fabelln ifjnen nnSgefteUt
Ijatten, nnb begnügt fic^ mit ber 3(nbrofjnng fünftiger 9(bfe|nng,
Wenn fid^ 5(e|nlid^e§ Wieberf)ofen foHte. 2Bie biefe pä^ftlid^en ^n--
qnifitoren ge^uft Ijoben, geljt ou§ ben Söorten be§ SSreöe Wenig--
fteng in etWaS I^eröor: „Ot)ne ^nnetjaltung irgenbweldien 9tec^t§:=
üerfa^ren§ {)aben fie SSiele ungeredit eingeferfert, fc^redüc^en goltef
quälen (diris tormentis) unterworfen, ungerecht aU ^e^er ausgegeben
unb if)re§ SSermögen» beraubt, bie bann bie S^obeSftrafe erlitten
^aben" (SSortlaut be§ Söreoe bei Slorente, a. a. D., IV, 346).
2ltfo obwol^I ber «Statttjalter SI)rifti feine S3eüottmäc^tigten
gafilreidier ^uftijmorbe unb anberer fdjWerer SSerbrec^en für
fd)ulbig erflärt, betäfit er fie bod) in i()rem 2(mte!
S3om „©tatttjalter S^rifti" (SigtuS IV. wiffen wir übrigens
aud^ nodf) 5(nbere§. 51I§ er öon ben jafilreic^en |)inrid;tungen
l^örte, bie ber ©ro^inquifitor ^orquemaba üornet)men üe^,
fd^rieb er i^nt: feine ^{)aten erfüllten if)n — ben ^apft — mit
ÖVö|ter greube, wenn er fo fortfafjre, werbe er bie Ijödifte ^^äp^i--
136 Si-fte§ 93uc^. ?(kpfttf)um unb ^«quifttion.
üd^e ®unft erlnerBen Lopez, Teiceia parte de la liistoria general
de S. Domingo, III, 75).
Solche SiJiafjenBränbe er£)eijcE)ten befonbere SSorfe|rungen. Stu^er--
Ijaib ber ©tabt (Sebilla, auf einem ^la^e 9Zamen§ %ahia^a,
lüurbe au§ feuerfeften (Steinen ein Siiefenfifjaffot erbaut, ba§ bie
$8eäei(^nung Duemobero erhielt. STuf i§m Jnurben au§ Bisset'
fteinen tjier ungefüge, fioljle SSilbfäuIen erriditet, bie man „bie
öter ^ro:p'^eten" nannte. ^nnerljalB biefer S3ilbfäulen tüurben bie
^e|ei' Iang[am 5U Stöbe geröftet! Ueberrefte biejeS Duemabero
laben fic| bi§ ju Stnfang bicfe§ ^afjr^unbert» ermatten (2Iorente,
a. a. D., I, 160).
^ann man fic^ bei biefen SdjrecfenSbilbern, bie an bie brennen--
ben (Il)ri[ten [eiber erinnern, mit benen SZero feine 2iiftgärten er--
Ieu(i)ten Iie§, be§ 35ergleic|e§ mit "btm SBortlaut unb bem Reifte
ber Se'lre ©f)rifti entfjalten?
Studj bie 2Sut§ gegen bie lobten blieb an i^rer „c^rift(icf)en"
Strbeit. ^m 5Iuguft unb September be§ 5(i^)i"e» 1484 lyurbcn
in (Xiubab fUtal üierjig SSerftorbene (e» h)arcn reiche jum ß^riften»
t^um übergetretene ^uben) tüegen ^e|erei üerurt^eilt. 9tirf)ter in
biefem ^rojep tüaren bie |)äpftli(^en ^nquifitoren ^ebro be la
©oftana, Som{)crr in $8urgD§, unb Si^anj ©anc^eg, S)omfierr
in 3flJitoi^fl-
^m SfJamen ^Jefu dfirifti erging an bie ßrben unb S^erluanbten
ber SSerftorbenen bie 2lufforberung, üor ben Qnquifitoren gu er-
fd^einen, um bie Stnflage gu :|ören „unb, tüenu e§ euere 5(bfi^t ift,
bie S5ertf)eibigung be» ©ebäd^tniffeS, be» S3ermögen» unb ber ®e»
beine ber Singeflagten gu übernef)men". Ser Sc^reden üor ber
Snquifitiou tuax ]d)on fo gro^, ha'^ 9Hemanb erf(^ien, unb fo er=
ging ba§ Urt^ieil, bie Seichen au^pgraben unb fie ben flammen
5U übergeben: „'^a mx tüiffen, lautet ber ScfituB be§ Urtl^eil»,
ha^ bie genannten S^obten in getüei()ter (Srbe liegen, unb ba fein
ße^er, !ein Slpoftat, fein Sjfommuuiäirter bort liegen barf, ha ioir
h;ifj[en, ha% man fie fortfc^affen fann, oljne bo^ bie ©ebeine ber
treuen §:üt^oV\hn berührt n)erben, fo befe{)Ien iuir, ba^ Sitte unb
jeber (äinjefne Don ifinen ausgegraben tüerbe, unb "oa^ i^re Ueber>
refte unb Gebeine in ben glfl'innen umfommeu fotten, luie oud^
bie Erinnerung an fie." 5tm 15. 93cär5 1485 iuurbe ha^:^ Urt^eit
VI. Opfer ber ^nquifttion. 137
oonftrecft. SSierjig Seic^name tüurben „im 9?amen S^f« S^rifti"
aii\ 8rf)eiter^oufen üerfirannt!
9J?oIene§, ber ha^ Urt()eil au§ ben 5l!ten nntt()eUt (Documents
inedits. Torqiiemada et rinquisitiou. Paris 1897, <B. 227 ff.)
fd^reibt baju: „SBenben lt)ir unfcre 5Iugen ineg öon biefem 3(uto ba %e,
tiei bem man @fe(ette unb fautenbe Seichen an 40 ^fä^Ien ben
gtt)eiten Sob, ben genertob, erleiben madfien tuill. Sc^recflic^er
noc§, aU bie§ graufige 33t(b, erfcJieint un§ ba» ©c^icEfal ber leben«
ben Sßerraanbten unb (Srfien, bie ba§ grauent)afte Urtt^eil üernetimen,
bie, au§ i^ren 2ßo()nungen uertricben, if)re§ Vermögen» Beraubt,
re(|tIo§ umfjerirren unb 3"pu<^t i" "^e^' Srembe fud^en. ©inb
"DaSi etiua bie a}?ilberungen, bie burcE) bie S^quifition
bei ben n)eltlid)en ßJeric^ten eingefüf)rt fein foüen??"
3tm 16. D^oüember 1491 üerÜinbet bie ^nquifition §u 5lüila
^a§' STobe^urt^eil gegen ^uce granco. 2(uf bem großen 9J?arft
finb jiüei Sc^ougerüfte aufgefcf)fagen; ouf bem einen fifeen bie Sn=
quifitoren^ebro be ^i Haba, Sc i" na nbobe Sa ntoS)om in go,
2t longo be (Sjueöara (aide brei 2;ominifaner;; auf ber anbern
ftef)t ber Sfngeltogte. S^a» Urtt)eil füllt 10 STrucffeitcn ; bie eigent-
Ii(^e Urti)eil§formeI lautet: „@ott oor 2(ugen Ijabenb unb ß^riftu§
onrufenb, erftären unb üerfünben tüir, ha'^ ^uce granco ber
^e^erei fd^ulbig ift. SBir übergeben if)n bem toelttidjen 2{rm, bem
ebeln §errn SUoaro be ©entifteoan, bem ©ouüerncur corre-
gidor) biefer Stabt, in SScrtretung ber ertaudjten Könige, unferer
^ei-ren, unb ben Stlfalben, bamit fie mit bem 33 er urtl§ eilten t^un,
toie fie öon red)t§n)egen t^un muffen, bamit fie feine ©üter, bie
toir für befc^tagnaljuit erflären, bem föniglidjen gi§fu§ überftjeifen.
Sie ^oc^mürbigen §erren ^nquifitoren erfud^en ben ebeln §errn
be ©entiftetan, ba^ er barmf)eräig öerfaljre mit ^uce granco, unb
ba^ er it)n nic^t tobte ober burd^ 35erftümmetung fein $8Iut tier--
gie§e; fie ciliaren, ha^, föenn biel bod) gefd)iei)t, fie nid^t baran
@(^ulb feien, unb fie oerlangen l^ierüber eine notarielle S5efc^eini=
gung." S:er ©ouüerneur antwortet, ba^ er ben genannten 3"ce
granco in feine ©einalt neljme, aU einen 33erf[ndf)ten, ©i-fümmuni-
jirten unb bon ber \)l. SJJutter ber ßird^e Getrennten, unb bafs er
bereit h)äre, mit i()m ju tljun, Jüa§ 5U t^un i^ni öon red^t^toegen
obliege.
138 ©iftcs Sucf). ^ap]"tt()um unb ^tiquifttion.
„Unb bann, am 9)eitt\üodf), ben 16. 9loüem6er 1491, in ber
genannten Stabt Slöifa, lieferten bie fjod^mürbigen Ferren ^nqui-
jitoren, mir, bem 9iotor Stnton ©onjalej, 'oa'^ iä) an bem Orte
gegenwärtig fei, roo ber Gorregibor biefer Stabt, 5tlDaro be ©an--
tifteöan, bie ^inricEitung ber ^e^er üornimmt, bie i^re ^ocfimürben
bem lüeltlidjen 5(rm übergeben Ijaben. ^cf). 5)er 92otar, begab mid)
an biefen Drt, unb x<^ fa^, luie ber genannte ^svict granco an
einen '^'{a^ gebnnben imirbe, an bem man i^n öerbrannte. Unter=
jeicfinet: El senor Corregidov Älvaro de Santistevan. Anton Gon-
zalez" (Molfenes, Documents inedits. Torquemada et l'inquisition.
Paris 1897, <B. 146. 162]. 5lm gteid)en ^^age tnurben nod^
$8enito ©arcia, ^nan be Dcana unb SoI)flnn j^ranco öer=
bräunt. 2)ie ^rotofoKe barüber jinb gleici^tantenb mit bem eben
mitgetf)eilten (a. a. D).
S3ei ben 5(fteu biefer ^ro^effe finbet fid) and; ein Srief be»
9iotar», SInton (^on^aleä, ben er am 2age na^ ber ip^nric^tung
an bie Stifatben ber (Stabt be la ©uarbia fd^rieb: „^üila, ben
17. 9ioüember 1491. ^ugeubfame unb eble §erren. S<^ fd)ide
Gtt). ©naben bie Serid)te über bie !^erbred}en be§ Senito ©arcia,
unb id) tüerbe cnd) and) nod) bie über ben granco jufi^iden. ®ott
fei S)an! !ann id) niä) mitt^eilen, "üa^ SSenito ©arcia, ^uan Dcana
unb ^o^ann Svanco, bie id) üor bem 33erbreunen erbroffelt
werben fa:^, aU gute Ä'atf)oIi!en mit Üteue ftarben. 2)ie 3tn =
beren [e§ tnaren alfo nod^ meljrere, aU bie benannten] Würben
lebenbig bei fc^wadjem gen er betbrannt; fie ftarben aiS
gute ^uben 'bueno3 Judios), Df)ne ©Ott ober bie ^iii^gfi'ou 9Jbria
angurufen ober aud) nur haSi Jftreujjeidien ju madjen."
(5ine t)ertraulidje 92ad)fd)rift ju biefem Briefe lautet: „Xie
§erren ^atre» Sn^iuifitoreu l^aben bem Sllonäo ©ominguej
bem Ueberbringer be§ SSriefeS] bei Strafe ber ©jfommunifation
befohlen, ha'^ ba§ beiUegenbe Urt^eil an einem gefttage, öffentlid),
in ßa ©uarbia üerlefen werbe, ebenfo wie biefer mein S3rief, ba=
mit Sebermann feinen dJlnn'ö t)alte. Qi^ fage «^aä euc^,
ebete Ferren, au§ 3(ntl)eilna[jme für eure Stabt" (Molenes, 1. c, <B.
171 ff.; br S3rief ift jum erften $DZaI »eröffenttic^t worben burd^
ben S;ominifaner 9tobrigo be 3epe§ in feiner: Historia de la
muerte del Santo innocente que Uaman de la Guardia. Madrid
VI. Dpfer ber ^nquifition. 139
1583, fol. 42. S)ie üerbranuten Rubelt Waxtn tefcliulbigt tuorbeii,
ein ^inb au§ Sa ®itarbia getreujigt 511 ^aben).
(Sine Snfd^rift am Snquifitionygebäube üon Seüitla öom ^a()re
1524 Befagt: „^m ^al)vt beg .^evrn 1481 unter beni ^ontififat
@ij;tu» IV. unb unter ber ^errfrfjaft i?rerbinanb§ unb ^fa =
iellaS na^in t)ier bie Ijt. ^nquifition iJiren 2(nfang. Si§ gum
^a^re 1524 tiaben ^ier mel^r aU 20 000 ^e|er ii)v fc^eu^üd^eS
35erBrec^en abgefdjlüoren: faft eintaufenb Ijartnäcfige Sl'e^er finb beni
Sener überliefert tüorben, unter 93it(igung unb ©uttiei^ung (annuen-
tibns et faventibus) ber Rupfte ^nnogenS VIII., Sdei-anber VI.,
^iu§ III., Suliu§ II., Sco X., Slbrian VI. unb Clemens VII.
2)er Sicenciot be la (Jueüa tjat, an^ S3efet)t unb auf J^often bcy
Si'aiferS unfere» §errn, biefe ^nfdjrift anbringen laffcn, bie üerfa^t
ift üon S)iego üon ©ortegano im Saläre 1524" (ßlorente, I, 274).
^utreffenb finb t)ier bie SSorte be§ alten «Spittler: „5üfo in
33 Qaljren bei taufenb öerbrannt! Hub \)a§' nur in beut ^nqui--
fitiongfprengel öon ©eöilfa! ^n einem Sprengel 5^at)r für
Sat)r ungefähr brei^ig üerbrannt! Unb fo metjr at§ ein 9}?en=
frfjenatter jäljrlidj fortgefaf)ren! (Sammlung ber ^nftruttionen be§
f|)anifdjen ^nquifition§gerid)ty üon 9ieu§; nebft einem (Sntipurf
ber ®efd)idjte ber fpanifdjcn .^nquifition üon ©pittler. §annoüer
1788, @. LIV.)
Unb n^ie üiele Dpfer 5äI)Ite man in Korboüa, ^aen, Xo--
lebo, SJallaboUb, Ealaborra, 9)hircia, (iuti\<;a, ©ara--
goffa, Santiago, 9JJdbrib, SSalencia? ^enn in all bicfen
©tobten iüar bie ^nquifition gur felben 3eit and) eifrig on ber
3(rbeit. SBenn man mit ölorente (a. a. D., I, 229) bie Sai)t
ber burd^ bie ^nquifition bi» sunt ^al^re 1499 ben j^tammen
Uebergebenen auf äefintaufenb fdjiiljt, fo ift bag nic^t §u tjod^ ge=
griffen, ©aju !ommt, ha'^ üon 94,400 ^;|?erfonen tüäf)renb biefe§
3eitraum§ bie S^ermögen befdjlagnatimt unb ba^ fedi^taufenb ad)t=
Ijunbert unb fed^S^ig bilbücE) üerbronnt mürben.
Söeld) ein 93ilb fo^iater SSirtfamteit!
®er §mette fpanifdje ©ro^inquifitor 2)iego ^e^a belüie» feinen
©ifer gunädEift baburc^, \)a^ er bie ^nquifitiou aud^ in Sicilien
einfüi)rte. SDie ©raufamfeit ber ^nquifitoreu üeranlo^te bort im
^a^re 1516 einen 83olt»aufftanb. StucE) ha^ neu eroberte ^5nig-
140 Svfte§ mä). «ßapfttf)um itnb ^ttquifition.
xciä) ©ranaba erf)ielt unter Seja bie jogtale SSof)ttf)at ber ^n--
quifition, inbem für ©ranoba bie ^nquifitoren bon ^orboöo Be-
üoümä(i)tigt tüurben. Ser bortige ^nquifitor 2ucero, SDom^err
tion 3llmeria, beging fo unmenfcfiücEie unb fo üiete ©roujamfeiten,
ba^ auf bie S^acfirid^t feiner 5l'6fe|ung {)in felBft ^eter SD^ortt)r,
ein burc^ Stugenb auSgegeic^neter SUJann, einem greunbe fi^rieb:
„Sür bie Qualen, bie er fo öielen Seibern unb fo t)ielen Seelen
gugefügt tjat, für bie ©cEianbe, mit ber er öiete gamitten beberft
f)at, irirb er eingeferfert. UngUicflid^eS @|)onien, ba§ bu entmeiljt
luirft burclj eine foId)e ®eif5el! Sßie fann ber ©opf biefe§ einen
^!^erfite§ genugt^un für bie liebet bie er fo öielen §e!tor§ p--
gefügt :^at!" (Epistolae, Ed. Amstelod. 1670, Ep. 393).
Stm 22. gebruar 1501 njurben gu 2:Dlebo 38 ß'e|er üer-
bronnt. ^m gangen lie^ ©eja luä^renb feiner ad^tjö^rigen SlmtS^
geit über 2500 ^erfonen lebenbig üerbrennen (Slorente, a. a. £).,
I, 341).
Stuf SDejo folgte aU britter (Sro^inquifitor f5ran§ Ximenes
be Si0nero0, ^arbinal^örgbifd^of üon 2^otebo. SBie üerrufen
bie ^nquifition fij^on bamat§ tuar, ft)elc^e @c^anbtf)aten fie beging,
beioeift ein Sörief be§ 9titter§ ©ongalo be SCljora an ben ®e=
Ijeimfc^reiber be§ ^önig§ i^erbinanb: „2)ie ^nquifitoren ©eja,
2ucero unb 3oI)ann be la guente Ijoben haS' Sanb entehrt;
bie meiften i^rer Beamten !ennen ioeber ®ott noc§ ®erec^tig!eit.
3ur ©djanbe unb gum ©c^aben ber ^Religion morben unb fte^ten
fie unb nott)5Üc^tigen S'i^auen unb 2Jiäbc^en" (ölorente, a. o. D., I,
349; |)efete, ^'arbinol Ximeneg, @. 381. jj)er Driginolbrief tft
in ber ^öniglidien SSibIiotI)e! üon 9J?abrib). jJ)ie S^ergetoaltigung
ioeiblidier SnquifitionSgefangener burc^ bie 5lngefteIIten ber „tjeiligen
Snquifition" |attc fo ü6er^nb genommen, ta'^ Ximene§ bie 2^obe§'-
ftrafe für biefeg iöerge^en feftfe^te (Slorente, I, 359; §efete, ©.381)'.
%xo^ feiner großen (Sigenfc^aften unb feiner in oieler §infi(^t
1 ®abei tft 311 beachten, bafi bie 5(uffel)er in ben ^uquifittonlgefängniffen,
bie foId)e @d)anbtf)aten begingen, faft biii-d)iDeg getftlidjen ©tanbe» waren:
Qni registnim Ganfridi de Ablusiis ttjerben aU ®efongenauffe^er aufge=
füt)it: Magister Bartholomaeus de Arlato et magister Jacobus de
Poloüiacho, parochus ecclesiae in Caurettes-en-Val in bei* 2)töäefe
Gavcaffonne (tg^. Molinler, a. a. D., Q. 133: £>enner, a. a. C, 3. 182).
VI. D^jfer bcv ^itquifttiott. 141
unleugbaren SSerbienfte aU Staatsmann unb 3SaterIanb§freunb
Jüar XimeneS all ©ro^inquifttor tiom gleichen ©eii'te ber Unbulb=
famfcit unb be§ ^^anattSmu» Bcfeelt, \vk feine SSorgänger unb
9?ad^foIger. ©in berebte§ ^^ufini^ bafür liefert eine ©ingabe, bie
er an Slaifer Sl'arl V. richtete.
©ine ber fcEiIimntften Seiten ber ^nquifition tüar bie |)eimli(^ =
feit i^re§ 33erfaf)ren§, bie fid^ befonberl oerberBIid) barin
äußerte, ba^ ben 3(ngefcf)ntbigten bie Deinen ber gegen fic au§=
fagenben Saugen üorentfialten mürben, ^ie f(^änblic|[te, teic|t=
fertigste ^tngeberei tüurbe baburci) begünftigt.
3ur 3ett be§ ^Regierungsantrittes ^arl V. ttiar nun eine grof3e
Selüegung jur Slbjc^affung biefer §eintüc§!eit in gluB gcfommen.
2)0 war e§ XimeneS, ber burd; fein 2{nfe()en bie fo fefjr beredj=
tigte f^o^berung abnjeifen lie^. ®r fi^rieb: „5[Rit ber fdjulbigen
Untert^nentreue unb mit bem ©ifer, ben ic^ für bie SSürbe fiabcn
mu^, in bie mic^ (Btv. SJ^ajeftät gefegt tjot, bitte id], bie 9(ugen
äu öffnen unb feine 5?eränberung in ber 33erfa^rung§n3etfe ber 3n=
quifition äujugeben, lüobei id) bemerfe, ta^ jcbcr Sinttjurf, ben bie
©egner öorbringen, frfjon unter ben fatI)oIifd^cn Slönigen (gerbtnanb
unb Sfabetta) luiberlegt n^orben ift, unb ba^ eine 3(bänberung aurf;
nur be§ geringften ®efe|eS ber ^nquifition nicf)t o^ne 95erle|ung
ber göttltdien (Sfjre unb ^erabtnürbigung Surer erlauditen 2lf)nen
gefc^e()en fann .... ^er §of3 gegen bie 5(ngeber (b. f). gegen
biejenigen, bie Stnbere njegen S?e|erei bei ber ^nquifition anzeigen)
ift fo gro^, bo^, luenn ber Sefanntu^erbung i^rer DZanien nid^t
üorgebeugt UJtrb, fie uidjt blo^ in§gef)eim, fonbern an iiffentlidieii
^-|?Iä^en unb felbft in ber ^irdie umgebrad)t inerben, unb 9hemanb
UJÜrbe in Bi^^unft burc^ foId)e 9(ngaben fein Seben in ßiefa^r
bringen ttjotten. ®ann ift ober ouc^ bieS ^eilige ©erii^t gu ©runbe
geriditet unb bie ©adie ®otte§ ift ol^ne SSert^eibtger. ^ä) üertroue,
ha^ (SU). 9J?ajeftät, mein ^önig unb |)err, ^[jrem fatt)oIifd)en Slute
nidjt untreu n^erben unb ftd§ überjeugen h)irb, bo^ bie ^nquifition
ein Tribunal ®otte§ unb eine ouSgejeidinete (Einrichtung ber S3or=
fahren (ShJ. 9J?ojeftät ift" (Caruicero, La Inquisicion justamente
restablecida. Madrid 1816, II, 289).
Ueber breitaufenb ^e^er beftiegen unter XinteneS ben ©d^eiter^
f)aufen (Slorente, o. a. D., I, 360].
142 ®r[te5 95uc{). <Papfttf)um unb ^nquifttton.
2)er öierte ©roBinquifitor toar bei* ßarbinat ^abrian, ein
$TtteberIanber, ber im '^a^xt 1522 al§ öabrian VI. §um ^apft
erroä^It irurbe. Ungefähr 1620 ^erfonen tüurben unter if)m ben
i^Ummen übergeben.
^m ^a^re 1527 üerijiaftete bie ^ii'-iuifition öon SSallaboIib
ben Strjt ^o^nnn be ©aln§ au[ bie Stn^eige eine§ 9JJanne§ l^in,
ber felbft öon ber ^i^uifition üerfolgt luorben war. @ata§ follte
jum ®eftänbni§ feiner ^e^erei gebraut werben, unb fo öerorbnete
ber ^nQuifitor SOZori^ bie ^oiitv. „2öir üerorbnen, ba^ bie Wolter
fo fange unb in ber SSeife angetuanbt föerbe, Wie Wir el für gut
f)alten; wir erflären aber, ba^, Wenn burij^ bie golter fc^were
3SerIe^ungen ober ber Xob erfolgen, bie§ nur bem (Sala§ felbft
SUjufc^reiben ift!" ®er amtlicfie 93erid§t über biefe f^olterung lautet:
„5(m 21. 3uni 1527 lie^ ber ^nquifitor 'SRox'i-if ben ^o^iann be
(Baia^ üorfü^ren. @ala§ erflärte, nid}t§ üon bem, beffen er be--
fcf)ulbigt War, getfjan gu ^aben. jj^arauf lie^ i^n SDJorij in bie
j^oltertammer führen. S:ort würbe er entfleibet. S;er goIter!ne(f)t
^etru§ ^orra§ banb i^n mit ©triden üon §anf an bie golter--
banf, inbem er 9Irme unb S3eine je elfmat mit ben «Striden um»
wicfelte. 6ala§ würbe aufgeforbert , bie 2Sat)r^eit ju fagen, aber
er blieb bei ber S3etf)euerung feiner Unfc^ulb. S^arauf Würbe i^m, ber
in ber angegebenen SBeife gefeffelt blieb, ein burc^nä^te§, feines
Sinnentuc^ auf 'oa§i ®eficf)t gelegt, ha§i mit 2?affer übergoffen würbe, fo
ba§ "üa^ Söaffer i^m in bie 9ZafenIöcE)er unb in ben 9Jiunb lief.
jTennoc^ bet^euerte ©alaS feine Unfc^ulb. 2)arauf würbe fein
re^te» S3ein mittels einer Kurbel einmol gebre^t unb ju gleid^er
3eit wieber ba§ SBaffer eingegoffen. ®onn würbe ha^^ Sein not^
einmal gebret)t. SIber SalaS geftaub ni(^t. 92ad^bem fobann ber
^nquifitor 3Jfori§ erflärt ^atte, ha^ bie j^olterung begonnen t)abe,
aber nod) nidEit beenbigt fei, würbe SalaS öon ber gotterban! Io§»
gebunben. SSä^renb ber ganzen Sauer ber golterung war ic^,
i^einrid^ ^a^, 9Jotar, anwefenb" ötorente, II, 21).
(galaä würbe üerurtf)eitt, öffentlid), nur mit einem §embe befleibet,
eine ^erje in ber §anb, bie ßefeerei ab^ufc^wören unb — an bie ^n-
quifition ^efin ©olbbufaten ^u ^a^Ien für bie Soften be» SSerfaf)ren§.
Xie ^nquifition öon Sala^orra lieB im ^a^xt 1507 brei^ig
grauen aU Zauberinnen üerbrennen [Storente, II, 13).
VI. Dpfei- ber ^nquifttioit. 143
2BeIcf)em 5(berglau6en aud) bie fpanifc^e Si^uifition in ^öejug
auf ^an^ei^ei f)utbtgte, ge^t an§> einem S3eri(f)t bc» 33if(f)of§
©anboüal üon ^ampeluna ^erüor. ^^^ei 9J?äbdjen üon 9 unb
11 ^a^ren gaBen ficf) felb[t Bei ber ^nquifition bon S'Jaöarra aU
Zauberinnen an; rtenn man fie Begnabigte, luürben fie bem @e=
ric^t atte übrigen Zauberinnen jur Slnjeige bringen; benn fie
fönnten bie Zauberinnen am linfen 5(uge er!ennen! ®ie 9ii(^ter
gingen barauf ein. ©in SSeamter ber Qnquifition burd^jog mit ben
Sinbern, begleitet Don 50 Semaffneten, bie ©egenb. ^n jebem Ort
luurben ben Slinbern bie grauen üorgefü^rt, unb — n)ie Sifc^of
Sanboöal bemerft — e» ergob fic^, bafe aüe üon ben Slinbern
^öejeid^neten toirflid^ Zauberinnen njoren! (Sie legten foIgenbcS
©eftänbniB a^: Seber ^^vau, bie \i<^ it)nen anfd^Iie^en Jucttte,
tourbe ein 9JJann angemiefen, mit bem fie gefrfifecEitlid^ öerfefjren
mu^te. 5{n einem beftimmten S^age mußte fie K^riftu^ üerleugnen.
jj^ann erfrf)ien ein fc^inarger Söocf, ben bie aniüefenben f^tauen auf
ben ^intern fügten. 9?acf) einer 9J?aI)l5eit au§ $8rob, S5?ein unb
f äfe fanb ein gefd^tedjtüc^e S^ermifc^ung ftatt. SDarauf rieben fiel)
bie 2f)eitne()mer mit ben Slbfonberungen öon ^'iiten ober $Raben
ein unb flogen burc§ bie ßuft baüon, bortf)in, tt)o fie ©dEiaben an»
rillten föoKten. ^n ber 9^adjt öor Dftern unb anberen großen
geften fanben i^re §au|)tüerfammlungen ftatt (Sandoval, Histoire
de Charles V, I. 16, § 16).
Unter bem fiebenten ©roBinquifitor, ßarbinatSoaifa, mürben
im Sa{)re 1546 eint)unbert unb ^tran^ig ^e|er üerbrannt (Slorente,
II, 133). ©ein 9?ac^foIger, ber S^arbinal^ßrjbifc^of gerbin anb
SSatbe§, ^tte e§ befonber» auf bie llnterbrürfung ber (ut^e=
rifdien S3eh3egung abgefeljen. (Sr ermirfte am 4. Januar 1559
Dom ^o|3ft ein 58retie, ba§ „bie Slu^Iieferung an ben meltlic^en
5trm", b. ^. bog SSerbrennen audi ©oldjer geftattete, bie be» 2utf)er=
t:^um§ öerbäd^tig, bie aber meber rüdfäßig nod^ iiartnädig maren.
©onft ftanb nämtid^ hk S^obegftrafe nur auf 9?üdfät(ig!eit unb
§ortnädig!eit (Storente, II, 215).
Sm Stutobafe öon SSaUab olib bom 21. 9J?ai 1559 mürben
14 ^erfonen lebenbig b erbrannt. 5)ie ^inrid^tung fanb ftatt
am ®reifaltig!eit§ -' (Sonntag in ©egenmart be§ ^ringen jDou
^arlog, ber ^rinjeffin ^o^ianna unb einer großen SO^euge
144 ®J-f e§ 93u^. ^a^jftttjittn imb ^nquifition.
S3tfc^öfe, 2tbeltgcr unb Bürger. S)ic D^fer hjaren: Stugu^tin
©ajallo, 2)oinf)err öon @ataman!a unb ^of^rebiger ^arl V.,
t5ran§ öon SSibero, Pfarrer üon §Drmigo§, ©eatrii* tion
SSiBero, ©d^lüefter be§ obengenannten, ber ^rtefter 5(I^t)on§
^ereä, ©l^rtftobal be Dcampo, ©l^riftobol be ^abilla,
ber STntralt Stnton ^errejuelo, ber ©olbfd^mib So'fiann
©orcia, ber 9ticf)ter ^erej be ^errera, ©onjaleä S3aeS,
^ot^arina be Drtega, ^atl^arina be ^ebrofa, Sfabella
bc ©ftraba, ^ofianna SBIaSquej. S^a§ SSerbrerfjen SIKer, mit
2Iu§naf)me be§ ^ortugiejen ©onjateg 33ae§, Beftanb in if)rer ^in^
ncigung pm 2ut(jertt)unT.
Slu^erbem tnurben in bemfelben 9(utobafe bie ©ebeinc unb ta§
SBilbni^ ber Gleonora be S^ibero üerbranni gteict)fat[§ treit fie
bie Iutf)erifcE)e Sefire angenommen {)atte. ©ed^jel^n anbere be§
Sut^ert^um^ SIngeffagte föurben ju üerfc^iebenen ©trafen üerur*
tl)eilt; meiften§ gur ertigen (Sinferfernng unb §um 'fragen ber Qa-
mavca, be§ S3uf;f(eibe§. Unter il^nen befanb ficE) eine ^alaftbame
ber Slönigin, ®ona 3)?encia be gigueroa.
a}leI(f)ior (Sanu§, einer ber berüfjmteften STfieoIogen be§
S^ominifanerorbenS, Ijielt im 2(ngefi(^t ber Dpfer unb ber fie er-
luartenben Sd^eiterf)anfen bie übliche „®tauben§prebigt" (ölorente,
II, 222—233).
(Sc^on am 8, Dftober beffelben Sof)re§ fanb ein jttieitey Stuto-
bafe 5U SSaUabotib ftatt, nocE) feterlitfier al§ ha^ erfte, ba ^önig
^lili^p II. if)m antüoljnte. 2)ie§mal tuurben breijetin 9)Zenfc6en
ücrbronnt. S^^re S^lamen ftnb: Darios be @efo; ^etru§ be
da^alla, Pfarrer öon ^ebrofa; 2)omint!u§ ©anc^ej, ^riefter
au§ S^illamebiano; S^ominifug be 9f{oja§, S)omim!aner»
mönc^; ^ol^ann ©and^e^; ©up^rofina SRioS, Spönne; SJJarina
be ©ueöora, 9fJonne; £at|arino be 5Reinofo, Spönne; 3JJor-
garet^e be ©an ©tefano, 9^onne; ^eter be ©oteto; "^van^
b'S(Imar§a; SlJJaria be S)Hranba, Spönne; S^anj SSIanco;
Sol^anna ©and^ej. Sitte, mit 3lu§naf)me be§ Tlanxtn Slanco,
befannten fid§ gum Sut^ert^um.
S)ie „®(auben§prebigt" Ijielt ber S3ifcI)of öon duen^o. 'äU \>k
©d^eitertiaufen erlofcfien tuaren, trat ber ©ro^inquifitor, ber ^arbinal'
©rgbifcliof SSalbeg, öor ^'^ili^Dp IL I)in unb forberte i^n nad)
VI. Dpfci- ber ^nQuifition. 145
öfter Sitte auf ju fdEiiüören, ftet§ bie fieiligc ^nquifttion fdfiüfeen ^n
tüoßen unb 3(tte§, lt)o§ gegen ben ©lauBen gefcf)et)e ober gefagt tüerbc
unb gu feiner, be» ^önig§, S^enntni^ gelange, ifpt, bem ©ro^inquifitor,
onjuäeigen. S)er Slönig leiftete ben @ib (ßlorente, II, 234 — 244).
Ungefäfir jur glei(fien Qtit fanben aud^ in ©eoilta jloei 6c*
fonber§ feierlid^e 5tuto§ ta fe ftatt; ba§ erftc am 24. (Se)3tem6er
1559. 93ier Söifd^öfe, ber gefammte (Seüittanifd^e Slbel, an feiner
«S^i^e bie fcfiöne |)eräogin üon SSejar, umgeben üon jafilreic^en
S)amen, unb eine gro^e $ßoI!§menge hjotjnten bem Hutigen @c^au=
fpiele Bei. ©inunb^n^anjig 9)?enfc^en föurben lebenbig öer =
brannt; arf)t§ig ju tierfdjiebenen f(f)lüeren ©trafen üerurtf)ei(t. S)ie
meiften erlitten ben SEob unb bie Seftrafung, toeil fie Öutl)er'g Se^re
anfingen. 5tm 22. ©ejember be» fofgenben 3at)re§, jiüei ^age üor
bem SBei^nadjt^feft, tuurbe ba§ §tueite „58ranbo|3fer" bargebrac^t
(ögld^. oben @. 88): öter^etin 9Kenfc^en tüoren bie Dpfert^iere
(Slorente, II, 255 ff.; 273 ff.^.
Qu SKurcia niaren bie ^ßerbrennungen befonber§ jafilreid^:
Slm 7. ^uni 1557 würben elf ^e|er lebenbig öerbrannt, unb
am 12. gebruar 1559 fogar bret^ig. ®er üierte gebruar 1560
fof) üier§e{)n @d^eiterf)aufen, unb am 8. (Se|)tember 1560 fanben
noc^mal^ 16 ^e^er ben ^oh in ben glammen. SIm 15. 9JJärj
1562 tüurben 23 mzxi\ä)tn üerbrannt; am 20. Tlai 1563 fieb-
§et)n. ^m. ^a^re 1564 njurbe nur (!) ein ^e|er öerbrannt. 2lm
9. ^ejember 1565 tierbrannte man üier SJJenfcfien; am 8. Quni
1567 fed)§. 5lm 7. ^uni 1568 beftiegen üier unb ätDanjig ^e^er
bie (Sc^eiterf)aufen (Storente, II, 371—376).
(Sin befonberS bcrüc£)tigte§ Stutobafe fanb am 25. gebruar 1560
gu Xolebo ftatt. SBenige Xoge oor^er tvav bort bie ^oä)^dt
^l)ilipp II. mit ©tifabetf) üon SSaloig gefeiert Sorben. S)ie
3ftei()e ber gtänsenben tiefte bei biefer @elegent)eit n)urbe befc^Ioffen
burcE) bie ißerbrennung einer großem 'än^a^l üon S^e^ern! ^m
folgenben ^at)r Jüurben bort üier Sutt^eraner üerbrannt. 2Im
17. Sunt 1565, njieberum am ^reifaItigfeit§=(Sonntag, würben elf
SRenfd^en in SEotebo üerbrannt. 2lm läge nac^ ^fingften 1571
tüurben jwei Süfenfd^en üerbrannt (Slorente, II, 384. 389).
I Ueber bie X^tigfeit ber ^nquifition ju Xolebo, üon 1575 bi§
1610, giebt ein ©ammelbanb ber ^. Sibliot^e! üon ^alle ge«
ö. §oenöbroed), 'i^apfttr)utn. I. 10
146 Srftel Sud). ^apfttt)um unb Snquifition.
naue ßunbe (S3b. ?), c. 20, 2:^.1). (Sv enthält einen 2;f)eU ber
2tbf(f)riftenfammlungen, bte @ottf)oIb §eine üor 50 '^a^xzn au§
Spanien mitgebracht f)at. §enrt) S^arlel Sea f)at in S3rieger§
„3eitf(|rift für ßirc^engefdjic^te" ha§ SBitf)tigfte au§ biefen Soften
mitget^eilt (14. 93b., @. 193 ff.).
2Sir er^^alten ^ier ein anf(fiQuIic§e» 93ilb ber ungef)euer an§ge=
be^nten SSir!jam!eit ber ^nquifition unb i^rer öielföltigen Strafmittel,
©trafmittel:
Ueberlieferung an ben lüeMidien 2(rm in ^erfon
(SSerbrennung) 15
UeBerliefernng an ben n^elttid^en 2lrm in effigie
(SSerbrennung) 18
©üterbefc^Iagna'^me 209
Strogen be» SSu^facfe^ (Sanbenito; 186
SebenSlänglid^e (5in!er!erung 66
35erbannung 167
2lu§peitfcf)ung 133
©aleerenftrafe 91
SSerbot, in'§ 5{u§Ianb ju ge'^en 6
Deffentlictie S^emütf^igung 26
(Sinfperrung in ein ßlofter 87
Knebelung 20
©eiftlic^e 93uBen 17
©elbbu^en 141
Sinfac^er SSern^eiS 40
Stbfc^föörung de levi 19
SßertDarnung 1
Sßermei» unb 2(b]d^mörung de levi 27
93 erweis unb SSerföarnung 15
Slbf^loörung de veliemeuti 21
SSerbot be§ 93eic^t^ören§ 42
jDigjipIinarftrafen 11
2tu§fö|nungen . 208
^ud] bie „9(u§iöljnungen" lüaren jd^on eine fd^n)ere ©träfe, ha bal
üor^erge^enbe 93erfa(}ren neben ben fc^n^eren ^örper= unb ©eelenleiben
bleibenbe ScEionbe unb bleibenben 93erbacf)t für ben „?Iulgeföt)nten"
unb feine gantilie gur not^menbigen SSorau§fe|ung unb ^olge ^otte.
VI. Dpfer ber S^^uifition. 147
®o§ fd^ier unbegrenjtc gelb ber Snquifition§tf)ötig!eit üeran»
f(f)auli($t folgenbe Stufftettung:
manxtn 190 Satte
Subcn 174 =
Sutfieraner 47 >
S3eidE)tüäter, bte xi)xt S3eic^tfinber gur Un^
jittücöfeit oerfud^en 52 =
S3igamiften 53 «
©otteSlöfterung 46 -
Räuberei 18 *
galfd^e 3e«9en 8 --
Sßergefien toiber bic ^nquifition .... 22 »
©ried^ifc^e ©Iiriften 3 --
2Iuäfuf)r üon ^ferben (!) 1 .
2t6trünnige äRöncfie 2 »
^arteinal)me für §einrid§ IV. üon gron!=
reid^ (!) 1 «
SrrM)ren 434 =
5)te geringfügigen gätte, bie mit greifprec^ung ober leidsten
©trafen enbeten, finb eigentlich) für bie Seurt^eilnng ber Snqnifition
bie leljrreid^ften , toie Sea ridjtig bemerü. ®ie feierlid^en Stutoä
ha %t, bei benen bie @d^eiter:§anfen loberten nnb bie @c^nieräen§»
fd^reie ber D|3fer bnrd^ bie lautlofe ©title tönten, finb bie brutalen
SJtadfiterrtieife ber ^nquifition, bie üon ben 2tuto§ au§gefd^toffenen
„leidsten gälle" jeigen i^r ftitteg, Iä^menbe§, attumfaffenbe» SBirfen,
ha^ auf bie ©eftaltung be§ fpanifd^en 9^ationatc^ora!ter§ unb be§
nationalen ßeben§ einen gewaltigen (Sinffu^ ausübte. „Sebe§ un»
bebad^te, jorntge ober im ©cEierje geäußerte SBort, \)a§ \iä) aU
SD'Zi^adfitung ber Sirdje ober be§ ®(auben§ beuten lie^, fonnte ber
^nquifttion gcmelbet toerben unb atte Slnfed^tungen unb ©orgen
eineä langen ^ro§effe» im befolge l^aben. Sin berartiger goU
!onnte mit einer geringen ©träfe enbigen, ober er fonnte fuSpen«
birt ober eingeftellt loerben, unb bod^ war ber Stngeftagte ber
©c^anbe einel SSerfiör» üor bem fieiligen Officium mit ber bamit
üerbunbenen langen, bangen Ungertipeit au§gefe|t. SS^enn n)ie ge»
ring aud§ ba§ SSergel^en fein mod^te, fo tourben gIeid§n)of)t bie um«
ftänblid^en f^ormen ber SSorunterfudCiung, ber llJJa^nungen , ber
10*
148 ßr[te§ 33u(^. ^ßapytt^um unb ^ttquifition.
SInflage, bei Beugenaufgefeotel ftreng beoBaiiitet. 80 fü()Üe fid^
jeber ©injetne einer beftänbigen ©efa'^r auSgefe^t. SDie 31^)^ ber
j^äHe, in benen grauen ober Etnber, hatten ober (Sttern ober
^ienftBoten ber 3(nge!(agten aU Kläger auftraten, geigt, ba^ bie
l^eiligften i5fan:tlienbanbe nic^t gegen S)enunäiation fd^ü|ten, unb
bo^ S^iemanb fid^ im @(f)Doi3e feiner f^amilie ficEier füllen fonnte."i
Sie ^olebaner 2l!ten enttjatten aud^ 9)Htt^eiIungen über bie
^öl^e ber ©elbftrafen unb über bie Slnroenbung ber ?^oIter.
jE;ie ©elbftrafen würben ouferlegt para los gastos extraordi-
narios del Santo Officio. S)ie ©efammtfumme ber 141 ©elbftrafen
Beträgt 2,586,625 $maraöebi§. S)ie pc^fte ©elbftrafe im ^Betrage
t)on 3000 S)ufaten traf einen in 2}Zabrib lebenben S)eutfc§en, ber
^Hd^imie betrieben {)aben fotite.
■Sa ber ßeitraum, ben bie Xolebaner Elften umfaffen, 35 ^a^re
beträgt (1576 — 1610), fo na^m bie Sn<luifition üon S^olebo burd^=
fd^nittlid^ im '^ai)xt 75,000 2}Zaraüebi§ ein.
3W§ gölte rungSarten tnerben nur ber cordel unb ber garrote
ouf bem potro erraä^nt. SS^ie golter begann ftet» mit bem cordel ;
blieb ber Slngeftagte ^artnäcfig, fo folgte ber garrote.
2lm 27. 3}?ai 1593 mürben fünf a}ienfc^en in ©ranaba üer»
brannt (Slorente, II, 401 .
Sn ßogrogno mürbe im ^a^xt 1565 eine grau burc^ bie
^nquifition t3 erbrannt; il^r folgten im ^a^re 1593 am 14. 5Ro'
t)ember nod^ fünf ^erfonen Slorente, II, 407). ^m ^a'^re 1610
mürben in Sogrogno fed^l Se|er öerbrannt. 2(m 30. 9^o»
1 Sin ©c^riftftüd be§ 13. 3a^r:^unbertg giebt un§ ein anici)ouIi(^e§ 93ilb
ber „letzteren «strafen", bie bamolä bie Qrquifition öerpngte: ©in
gettjiffer ^once SRoger tt)irb üom Qnqmfitor S)ominifu§ b'Dima Der*
urt^eilt, „on bret auf etnanber folgenben Sonntagen nadt öom @tobttt)or biä
prÄircf)e gu get)en unb ftdj n)ä{)renb biejeS @onge§ üon einem ^rieftet mit
Stutzen ftäupen ,^u laffen". gerner ttJirb if)m ber ©enufe üon gleifcf)fpeiien
für Sebenljeit »erboten; an brei Sagen be 2BDd)e mufe er faften. 2(uf feinem
©eroanb, i)a§ einem 3[)Wn^gge»ranb üf)n(ic^ fein foQ, mu§ er ouf ber Sruft
groei eingenähte gelbe i^reuje tragen. '2)al SSoter unfer mu§ er täglid) fteben
Wal be§ SKorgeng, ^tijxi 9}ioI beä 2(benbg unb smangig 2KaI um SÖiitternac^t
beten (Paramo, De origine et progressu Oflf. Inquisitionis, 1. 1, t. 2. c. 2).
9Jac^ einer 33eftimmung beä fonjilS üon Segierg im ^ai^xt 1233 mußten
biefe üon befel^rten S^e^ern gu tragenben Äreuje 21/2 §onbbreiten lang unb
2 §anbbreiten breit fein (bei Slorente, a. a. C, I, 131).
VI. D|3fer ber ^nquifition. 149
öemlber 1630 tüurben ju <Stt)iiia aä)t SJ^enfc^en öerfirannt; su
^orboöa im ^a^re 1627 öier. ^n ©egentüart beg ^ömg§,
^^ili^l) IV., tüurben im Sa^re 1632 gu ^^abrib fielen ^e|er
berbrannt. 2tm 29. :i5uni 1654 tmtrben p Kuenca je^n aJien»
fd^en öerBrannt. 9Im 13. STpril 1660 tourben ju ©eüiUa brei
aJienfc^en öerfcrannt (Storente, III, 431 ff.).
^m Saläre 1680 toieber^olte fid^ gu 3)iabrib ha§i fd§änblirf)c
©d^aufpiel, bog 120 ^a^xt früher 2;oIebo gegeben ^atte: gur
t^eier einer föniglidjen ^od^jeit — ^arl II. ^eiratfiete 9D^arie =
ßuife üon SourBon — n^urbe ein 2tuto ha ge beranftaltet, 6ei
bem 19 ^e|er üerBrannt würben (Storente, IV, 3).
2öäl)renb ber ^afjre 1700—1746 njurben 1564 3J?enfc^en burt^
bie ^nquifition berbrannt unb 14,076 ^erfoncn bon i^r beftraft
(ölorente, IV, 31).
UeBer biefe Ie|te blutige Qdt ber f|)amfc|en Snquifition unter*
rid^tet un§ in trocfener, aber einbringlid^er (B'pxad)t ein ©ammel*
banb ber Ä\ Söibliot^e! ju ©erlin (Qt. 9548), ber bie ^rotofoüe
fpanif^er STutog ha ge ou§ htn Solaren 1721—1745 entl)ält.
©inige biefer 2(uto§ laffe t^ folgen:
Stuto ba ge ju ^am^eluna bom 18. Tlai 1721: 1 SO^ann unb
brei grauen föurben lebenbig, 2 SOJänner unb 3 grauen lüurben ia
effigie aU unaufrid^tige 3uben-©|riften berbronnt. 5luto ha ge gu
©ranabo bom 30. S'ZDbember 1721: ein Tlann unb 5e[)n grauen
tt)urben aU unaufrichtige Suben=®f|riften berbrannt. SSeitere 37
9}^enfc§en iburben ju ÖJaleeren-- unb ^er!erftrafen berurt^eitt. Sluto
ha ge gu ©ebiUa bom 14. SDegember 1721: 1 Tlann unb 1 grau
tüurben in effigie berbrannt; bon fünf berftorbenen Subeu'-Sfirtften
Würben bie ©ebeine ausgegraben unb fie felbft in effigie ber«
brannt. @§ l^ei^t bort gteid^Iautenb : »fueron exhumados sus
huessos y relaxados con sua Estatua«. 2(uto ha ge ju ^am-
:|3eluna bom 22. gebruar 1722: ^a^^reid^e Werben ju ewigem
Werfer berurtl^eilt, i()re SSermögen werben befd^Iagna^mt. Sluto
ba ge 5U ©ebiüa bom 4. gebruar 1722: breiäefin ^erfonen
Werben ju berfd^iebenen ©trafen (ewiger Werfer, ©aleere) berurt^eilt.
Sluto ba ge 5U ^otebo bom 15. 9}Järä 1722: (Sine 75 jährige
grau, aJJaria bc ^Ribera, wirb lebenbig berbrannt: »fue re-
laxada ä la Justicia y brazo seglar«. Qtf)n SSerftorbene (3 9)Mnner,
150 ®rfte§ $8u^. 5ßa|)fttf)um unb Snquifition.
7 i^xamn] werben in effigie ü erbrannt, i|re ©ebeine werben
ausgegraben. Sluto "oa ge p S!orboüa öom 2. 5(prU 1722:
2 9Jlänner unb 2 grauen werben lebenbtg üerbrannt, §ur
großen ©rbauung ber SSoI!»menge: con gran edificacion de todo
el Pueblo. 5tuto ha ge gu aJlurcia üom 7. Tlai 1722: 38 SßtX'-
fönen werben ju üerfcEiiebenen (Strafen öerurf^eitt. 5(uto ba ge ju
©uengo unb aJiaUorfa öom 31. 9J?at unb 29. ^uni: 23 ^erfonen
werben gu üerfd^iebenen ©trafen üerurt^eilt. Stuto ha 2fe äu (Se=
üitla öont 5. ^uli 1722: 4 9}?änner Werben lebenbig, 2 in effigie
üerbrannt; eine SSerftorBene wirb au§gegroben. Huto^ ba %z ju
SJJurcia bom 18. Dftober 1722: 27 ^erfonen werben p ber»
fd)iebenen ©trofen berurtfieilt. 2tuto ba ge §u ©antiago bom
21. September 1722: 4 ^erfonen werben §u berf(f)i ebenen ©trafen
bernrt^eilt. 2(uto ba ge ^u ©uenga bom 22. ^Jiobember 1722:
I 33knn unb 2 grauen werben in effigie berbrannt. 2tuto bo
gc äu ©ebilta bom 30. 9Zobember 1722: 2 2JJänner unb 2 grauen
werben guerft erbroffelt, bann berbronnt: 43 ^erfonen werben
§u berfc^iebenen ©trafen berurtl^eilt. Sluto ba ge gu ölereiia
bom 30. ^yiobember 1722: 19 ^erfonen werben p berfc^iebenen
©trafen berurt^eilt. Sluto ha ge §u ©ranaba bom 31. Januar
1723: 4 Scanner unb 8 grauen werben lebenbig berbrannt;
48 ^erfonen werben gu berfci)iebenen ©trafen berurt^eilt. S)en
©d^Iu^ be§ ißrotofoHS bilbet ein ad^t ©eiten langes Soblieb auf
bieS 3Iuto, bei bem 12 9JJenfcl^en gemorbet würben. ®ie erfte
©trop^^e lautet: Canto la exaltacion, el triunfo canto / De la
firme Catholica Fe nuestra / Que contra ingratos perfidos Hereges/
Consigniö victoriosa en Lliberia. Qu ber 21. ©tropl^e Wirb be»
fungen, wie „ha^ fidjtbare irbifd)e geuer bie Seiber ber ^e^er in
3If(f)e auflöft" : el incendio temporal visibile, que resuelve sus
cuerpos en pavesas. 2(uto ba ge gu S3arceIona bom 31. Januar,
§u ©uenga bom 21. gebruar, gu 2;otebo bom 24. gebruar 1723:
II ^erfonen Werben ju berfd^iebenen ©trafen berurtt)etlt. Sluto ha ge
5U SSalencia bom 24. gebruar 1723: ein 9JJann unb eine grau
werben lebenbig berbrannt. 2(uto ba ge ju 9J?urcia bom
13. Tlai 1723: ein SD^ann Wirb lebenbig berbrannt. S(uto
ba ge ju ©ebillo am 6. S«ni 1723: ein 9JJann unb eine grau
werben lebenbig berbronnt. Sluto ha ge ^u ^orboba bom
VI. Dpfer ber ^nt^uifitton. 151
13. ^uni 1723: 6 9}^änner toerben le&enbig öerfirannt; glnei
Sßerftorfiene treiben ausgegraben. 5(uto ba ^^e ju SIerna üom
26. ^ult 1723: eine grau tüirb leBenbig üerBronnt. 2(uto ba
%t äu SToIebo üom 28. Oftober 1723: ein ÜJJann tuirb tebenbig
öerbrannt. 2(uto i^a i^t ju 9)labrib üom 12. Tläx^ 1724:
§h)ei 9}Hnner unb jtüei Si^auen werben tebenbig üerbrannt.
Sluto \)a ge 5U Äorbooa üom 23. 5(pril 1724: brei 9)Mnner unb
eine grau lt)erben lebenbig üerbronnt. Sluto "oa ge §u @e-
üilla üom 11. S"ni 1724: ein aj?ann föirb tebenbig üerbrannt.
5(uto ba ge ju ©eüitta üom 25. ^uni 1724: ein SOiann unb
üier grauen n^erben tebenbig, 15 ^erfonen werben in effigie
üerbrannt. 2(uto ba ge ^u Suenga üom 23. S«K 1724: brei
Scanner unb brei grauen werben tebenbig üerbronnt. 2(uto
ta ge ju SJiurcia üom 30. 9?oüember 1724: ein SO^ann unb eine
grau werben tebenbig üerbrannt. Sluto ba ge ju ©uen^a
üom 14. Januar 1725: jwei grouen werben tebenbig üerbrannt.
Stuto "Da ge äU 2:otebo üom 4. ^uli 1725: ein 9JJann Wirb
tebenbig üerbrannt. 2tuto ha ge ju ©eüilta üom 30. ^o--
üember 1725: ein 9)?ann unb jwei grauen werben tebenbig üer»
brannt. 5luto ba ge §u ©ranaba üom 16. S^ejember 1725:
eine grau wirb tebenbig üerbrannt. Sluto ha ge ju SSotta-
botib üom 13. ^uni 1745: ein 'SJlann Würbe tebenbig üer»
brannt.
(Sin 2lugen§euge fd^itbert ein Stuto ba ge §u @oa üom 16. Ja-
nuar 1676: ©in 'SRann unb eine grau würben at§ rücffätlige ^e^er
bem wettlid^en 3trm übergeben; bie 93itber üon üier $8er[torbenen
würben mit i^ren ausgegrabenen ©ebeinen, bie in ^oljüften ge>
fammett waren, üerbrannt. Sei ber 2tu»tieferung ber 'tRüd'-
fötligen würbe üom ^äpfttic^en ^nquifitor üertünbet: ha bie ^n»
quifition feine ®nobe Watten taffen fonne Wegen ber ©rö^e be§
SSerbrei^en», fo würben fie bem Wettticfien 5(rm überliefert, mit
ber 93itte, ©arm^er^igfeit an it)nen ju üben unb if)r $8tut nid^t ju
üergie^en. SDonn Würbe bo§ auf bem f(f)War§ üert)ängten Stitar
aufgeftettte ^rujifij: mit bem JRücfen gegen bie 2(u§getieferten gebre^t,
5um ^eic^en, ha^ bie ßird^e niifitS me^r mit itjuen ju tf)un l^abe.
S)er Snquifitor gab i^nen — ha§ S^mbot ber 2Iu§tieferung —
einen teic^ten 8toJ3 auf bie S3ruft, unb bie Wetttic^en ^Beamten
152 ©rftel S3uc^. ^apfttf)um unb S"quifition.
legten ©anb an fic. ^n furjer Entfernung öom Drte bcr Slu§=
lieferung lüarcn bie Sc|eiter(}aufen errii^tet. S)er Weltüi^e 3fli(^ter
ftettt an bie llnglücf liefen bie i^roge, in lüelcficr Steligion fie fterben
motten; antttiorten fie: in ber fat^olifc^en, fo toerben fie guerft
erbroffelt unb bann auf bie @(i)eiter^aufen getüorfen: antworten
fie: in ber fe|erifd^en, fo lüerben fie lebenbig ben i^Iammen üt)er=
geben. SIbbilbungen ber ^Verbrannten ft)erben om Xage nac| bem
2tuto ta ge in ber jiliDminifanerfirc^e aufgefangen mit bcr Unter»
fd)rift: üerbrannt at§ fjartnädiger ober rüdfätliger ^e|er (Relation
de rinquisition de Goa, Paris 1688, S. 165 ff.).
SSon ?5ranfreid^ au§ brang ber ©eift ber STufflärung unb SJfenfc^*
lic^feit — haSf ^apftt^um nannte t()n ben ©eift ber ®ottIofig!eit
— auc^ in Spanien ein unb übte naä) unb nad^ feine 3Birfung.
SSom 3itji-"e I^-IB bi§ §um ^aljre 1759 tt)urben nur .!) je^n
9}Jenfd)en öon ber ^nquifition öerbrannt; äföift^en 1760 unb
1774 »urben nur (!) äföei 2}?enfd)en üerbrannt; jttjifc^en 1775
unb 1783 ipurben gteidjfatl» nur (!) giüei 9)ienfct)en öerbrannt.
2)a§ le^te jTobeSurt^eit föurbe üon ber ^nquifition öon (Sara=
goffa int ^aijx^ 1802 über ben Pfarrer üon G§co gefäüt, aber
nid^t üoßftredt, "Da ber ©ro^inquifitor, ^on 3^amon Sofep^ be
Strce, Grjbifc^of üon S8urgo§ unb ^atriarc^ üon ^nbien, menfc^--
üd^ unb (|riftIidE) genug war, bie S3eftätigung gu üerfagen (ßlorente,
IV, 51. 27i;j
SSierl^unbert ^a^re tiatte bie 93?enf(f)ücE)feit gebrauct)t, um ba§
„S^riftent^um" be§ „apoftolifd^en ©ro^inquifitor" Xorquemaba,
ber innerfialb 17 ^aljren gtüeitaufenb ^e|er üerbrennen lie^, um-
gugeftalten in ba§ G^riftent^um be§ Sofep^ be SIrce, ber bie
Seftätigung eine» 2;obe»urt{)eiI§ üermeigerte.
Snnerfjalb biefer üier^unbert ^a^xt finb üon ber f|}anifd^en
^nquifition im 9Zamen ©otte§ unb be§ (II)riftentt)um§ einunb»
1 Unb biefen 2;f)atiocf)en gegenüber fc^reibt §efele: „2:er römifc^e Stu^l
ftef)t in ber @efcf)ic^te ber fpanijdjen Qnquifitton ftirflic^ ef)renf)aft unb all
ein 93eid)üßer ber 33erfoIgten ba, waä er gu allen Qtikn gewefen ift" (Sar=
binal SimeneS, ©.318:1 Slllerbtngg nai^bem berfelbe öefele biefen „Sc^uB"
an ber eigenen ^erfon fennen gelernt Ijatte, icf)rieb er am 3. ^ejember 1870:
„Q§ fel^It föa'^rlid) nic^t am SSillen ber §ierarcf)ie, menn nidit
im 19. 3al)r^unbert «lieber <2cE)eiterf;aufen erricf)tet ttierben."
(Schulte, 5(Itfatf)oaäiämug, ©. 225;.
VI. Opfer ber ^nquifition. 153
brei^igtaufenb neunl^unbertunbjtüölf 9}ienfc|en lebenbig unb fieb-
je^ntaufenb [ec^yfjunbert neununbfünfjig bitblid) üerbrannt tüorben.
^lüeifjunberteinunbneunjigtaufenb üierf^unbertunbfünfjtg aJZenjc^en
tDurben tpäfjrenb biefe§ Zeitraumes üon ber .^nquijition mit t)er=
fc^iebenen Strafen, tote lebenSlänglid^e ober jafirelange (Sinferferung,
©ateerenbienft, ©ei^elimg, $8ermögenlbefc^Iagnat)me u. f. tu. belegt.
5^ie Qa^i ber Opfer ber fpanifdjen ^nquifition beläuft fid^ alfo
auf brei^unberteinunbüterjigtaufenb unb einunb§tüan§ig!
2Ba§ biefe ^^^I^ei^ entfialten an Seibe§= unb ©eelenqualen, an
SJernidjtiing menfc{)li(i)en ©lücfe», an ^ei^^eißi^iiS tion t^amilien^
banben, an ^^^^[törung üaterlänbif(f)eu 2So:^Iftanbe§, ift unauS«
benfbar. S)a§ menfd^Iid^e ©lenb, bic menfcfilii^e SSer§it)eifeIung,
ber menfd^Iid^e Jammer, bie ^ier üor un§ fielen, finb riefengro^.
Saffe man bie stammen aller in biefen öier^unbert ^a^ren ent--
günbeten ©d^eiterl^aufen jufammenfc^Iagen, laffe mon ta§ Slut ber
l^ingemorbeten Sfiriftenmenf^en jufammenffie^en: ein 9^eer üon
geuer, ein 2}?eer üon Slut h)ürbe entfte^en. Unb au0 biefem
ajleere Jüürben auffteigen, fcfiredlid^er aU ba§ Reuten be§ gewat*
tigften @tnrmtt)inbe§, bie (Sd^merjengfc^reie ber Gefolterten, ba§
!Iobe§rö(^eIn ber ©emorbeten, haS SBe^flagen bor SBlttüen unb
Söaifen!
S33o ift bie ®tnbilbung§!raft, bie ba§ Silb fol^er ©direcfniffe,
autf) nur annäf)ernb ber S£)atfäd}Iid)!eit entfpred^enb, §u fd^ilbern
ober SU seidenen üermödite!
2Ber e§ aber üermag, mu^ unter bie§ 83ilb hk SBorte be§
„(Stattl)a(ter§ S^rifti", be§ ^apfte» ©igtuS V. fe^en, bie er au§=
^pvad) in feiner SSuKe Immensa Dei üom 22. Januar 1588: „®§
ift unfere 2(bfic^t, ba^ in ber t)eitigen ^nquifition ber fpa»
jiifdien Sönber, bie burd) bie SSolImadit be§ päpftlic^en @tu^Ie§
eingefe^t njorben ift, unb burc^ bie toir auf bem 5Ider be§
^errn täglid) reic^Iid^e grüc^te jeitigen fe^en, ol^ne unfer
ober unferer S^adifolger SBiffen nic§t§ geänbert föerbe" (Magn. Bnllar.
Rom. Ed. Cherubini II, 668; ügid). oben @. 73).
Slber neben ben SBorten feine§ „©tatt^ alters" muffen S^riftt
SSorte fielen: „3tn if)ren f^i^üditen »erbet il)r fie erfennen."
2)er apoftolifcbe ©ro^inquifitor ber fpantfc^en S^'^iiifition l^ot
fk^, tt)ie njir gefeJien fjaben, innerl^alb 400 S^^^en gelüanbett,
154 ^^\i^^ S3uci). 5ßa<3[tt^um unb Snquifition.
feine ^anb tnurbe naä) unb nad^ rein öom SBIute ermorbeter
ß^^riften. §at jici) aber 9tom, bal 9lom, üon bem ber ®ro^»
inquifttor feine SSoUmac^ten erhielt, gettanbelt?
©§ ift ber 28. ^^ebruar 1484. ^m ^nquifitionggebäube üon
^orboüa ift foeben ein Urtl^eil öerÜinbet lüorben: „S3ruber Ttav--
tin dafo öom Drben be§ 1)1. gran^iSfug unb ber f)I. S^^eologie
SJJagifter; Dr. ^eter SOJartincä be Sarrio; ber S3accalaureu0
Stnton 9lut5 be 9KoraIe§, :^ieftger ^ird^e ^anont!u§; ber Sicen«
tiat Sodann ©uttierej be Ia§ SanaS; ber ^err So^ej be
©antoüat; ber §err i^xan^ be SSalenjueta, ©r^biafon bon
^orboüa; ber §err ^eter ©onjales be ^oge», Santor; Simon
Soi^eg be SSalcnäuelo unb SlIo^fiu§ aJienbej be SJ^oraleä,
Som^err mit üielen onberen ^lerifern unb SSeneficiaten ber ®om=
ftrrf)e üon ßorboca
unb
ber ^err ©arcia f^ernanbeg be SD^anrique, fHaif^ be§ S'önigg unb
ber Königin, unferer §erren, unb Dberrid^ter biefer ©tabt, mit
öieten anberen Siittern
unb
ber S3accaIoureu§ ^etru§ be la (^uha, $ßorfte{)er be§ @eric§t§'
f)ofe§, unb ber f)0(f)iDürbigfte §err 9toberic£) be ©oria, S3if(f)of
öon 9)Jataga.
Sitte biefe n)aren bereinigt, um ju erflären, ha'iß ber @c^a|--
meifter f)ie|'iger Xonitirrfie, ber ^riefter ^eter f^ernonbeä be
Sticaubete, !e|erif(i) bem 3iibenti)ume juneige (haereticus judai-
zans), unb gu üeranlaffen, ta^ ber ©enannte öom SSifd^of ber
Ürd^Iic^en 2Bei|en entfleibet inerbe. S)arauf festen fid^ hk genannten
Ferren ^atre» Snquifitoren jum Urt^eilSfprucf) . . . unb öerfünbeten,
ba^ ber genannte ^eter be Sllcaubete aU rücEföttiger ^e^er
überführt fei, unb fie übergaben unb überliefen i^n bem Weltlicfien
2Irm, unb ber anföefenbe Dberrid^ter na^m tt)n in (Smpfang, um
i^n nad^ ben göttlidEien unb menfd^Iic^en ©efefeen bie S^obeSftrafe
erleiben 5U laffen. 2)er Dberrid^ter ertlärte: ^d^ nef)men i|n in
meine ©eföalt . . . unb idf) bernrtf)eile i^n gum Stöbe burd^ ba§
Seuer; er fott ju Slfd^e öerbrannt unb feine @üter befc^Iag-
nal^mt Serben. Unb id^ befef)Ie htm 2Inbrea§ ^aIacio§, bem Süttel
biefer ©tabt, ba'<^ er biefen Urt|eit§fprudE) ou§füI)re : ber SBerurtI) eilte
VI. Dpfer ber Snciutfition. 155
fott auf einem @fel reiten mit einem ©trief um ben ^aU, unb mit
getiunbenen ^änben foü er leBenbig öerbrannt werben on bem
%i)OXt, ta^ ta§ untere ^ei^t" (Boletin de la Real Academia de
la Historia, Madrid, t. V, fasc. 6).
®ie§ 93Iuturt^eiI, gefaßt üor bierl^unbert Sauren, finbet fic^
im Januar 1895 aBgebrucft in einer ultramontanen, in $Rom er^
fd^einenben t^eotogifd^=^oIitifd^en 9Konot§f(^rift, bie geleitet loirb
üon einem „§au§|3rälaten ©einer §eiligfeit be§ ^a^fteS Seo XIIL",
bem ^riefter gelii-Sabene; beren 2:itelblatt ha^^ SSap^en 2eo XIII.
trägt mit ber Umfc^rift: „Tibi Petrus ibi Ecclesia, rvo ^etru§, ha
ift bie ^irc^e." 2)ie ^eitfc^rift tiei^t: Analecta ecclesiastica,
Revue Romaine.
Unb ift etn)a bie§ Urt^eil, ba§ bem (firiftlicfien Spanten §ur
©ctianbe gereicfit, in ber :|3ä|)ftli(^en Revue Romaine mipiUigt,
ober nur aU gef(f)id^tlic^e§ ©d^riftftüd üeröffentlid)t?
Stil SInttrort laffe icE) bie @ä|e folgen, bie bem SBortlaut bei
abgebrucften Urt^eiB unmittelbar ongefügt finb: „©emi^ h)irb t§
unter ben ©ö^nen ber ginfterni^ manche geben, bie, menn fie bie§
Urtl^eit lefen, mit rottenben Slugen, aufgebläf)ten S3aden unb er»
loeiterten S'^afenlöc^ern (torvis ociilis, crepantibus buccis, dilatatisque
naribus) gegen bie fogenannte Unbutbfom!eit be§ 3JlitteIoIter§ Iog=
gießen. S)en Untüertf) fold^ bummen ®efc^tt)ä^e§ brauchen tüir
unferen öefern nic|t flar ju machen . . . Wlit bollem S^tec^t Tjaben
bal fir(f)Iid)e unb ba§ bürgerüd^e ®efe^ üereint gegen berartige
@t)!o|3'^anten [gemeint ift ber üerbrannte Se^er] gefäm^ft, bamit
bie ©d^af^eerbe nic^t bermüftct merbe burc^ SBöIfe im ©d^aflfett.
SBöIfe f ollen bei ben SBöIfen bleiben; !ommen fie aber, angetan
mit ©c^aflfellen, um bie Sämmer gu §errei^en, bann fotlen fie
mit Seuer unb ©d^lüert ou§ bem ©d^afsftatt üertrieben merben . . .
gern fei e§ be§t)alb öon un§, bo^ mir, nnf(ar gemocht burrf) bie
S)un!eIE)eit bei Siberaülmul, ber firf) in ha^i ©eiüanb ber ^lug«
i)eit Üeibet, fc^njädjlic^e ©rünbe auffucfien, um bie f)eiüge ^nqui»
fition 5U üertl^ eibigen, gort mit ben SRebenlarten bon ber bamaligen
3eit, üon ber §ärte ber ©itte, bon übertriebenem Eifer, all ob
unfere Ijeilige SO^utter, bie ^ircfie, fei el in ©panien, fei el an=
berimo, eiitfd^utbigt inerben mü^te megen ber S^^aten ber l^eiligen
^nquifition! ^er gfüdüdjen SSadifamfeit ber Iieiligen ^nquifition
156 (Sx'\tt§ Sud). ^ap[ttf)um unb Snquifitioit.
tft ber religtöfe griebe unb bie @Iauben§fefttgfeit juäufd^reifien, bie
bo§ fpanif(|e 35oI! siert. D i^r gesegneten flammen ber
Scheiterhaufen! Surc^ tnd) mürben, nac^ 35erti(gung
n^entger unb gang unb gar üerberbter 2)ienf(i)en, taufenbc
unb taufenbe öon ©eclen au§> 'bim<B<i)lntt'bt\>t^^xx^nm^
unb ber etoigen SSerbammnif? gerettet; burd^ euc^ tft ouc^
bie bürgerlid^e ©efeüfc^aft, gefiltert gegen 3^^2trad^t
unb Sürgerfrieg, burc^ ^afir^unberte l^inburd^ glüdlic^
unb unüerfe^rt er'^alten luorben! D erlaud^te§ unb e^r»
tüürbigeg 2(nben!en X!)Dma§Xorquemaba'§ [biefer erfte (Sro^=
inquifitor f)at 2000 ^e|er oerbrennen laffen":, ber burc^ fingen
©ifer unb unerfd^ütterlid^e ©tanbl^aftigfcit, lt)äl)renb er
bie Suben unb Ungläubigen nic^t jur S^aufe jlüang, bie
(Getauften burc^ fieilfanten Sc^recfen, unter 9J?ittt)irfung
Beiber ©en^alten, üom Stbfaüe rui)mrei(| jurücflielt unb
fo feinem SSaterlonbe großem unb eblern 2Bof)Iftanb üer»
fi^affte, al§ burd) bie 5Ingtieberung ber inbifrfien Üteid^e
i^m föurbe" [a. a. D., 1895, S. 30—32;.
211] 0 ha§^ gioni be§ 15. unb ba§ 9lom be§ 19. Sa^r^unbert§
bienen bem gleidEien „(SI)riftentf)um". 2Sa§ früher innerhalb bei
9}?ad^tbereicE)e» be§ i^äpftlidien 9lom blutige SBirtlic^feit war, ift
je^t blutiger SBunfd^ belfelben 9lom».
VII. 3ttqittfttton§urt:^etIe.
SSerfcf)iebene UrtJieife ber römifcfien unb fpanifcfien ^nquifttion
finb fc^on im SSortlaut angefü{)rt luorben. ^d) loffe nod^ eine
größere 9^eif)e üon Urti)cilen folgen, bo ®eift unb SBefen ber ^n--
quifition au§ 9H(^t§ SInberm fo unüerfälfd^t ^eröorleud^ten n^ie
au§ il!)ren Urtf)eil§fprüd^en.
^ie Xominifanerinquifitoren Sern^arb üon dauj unb ^o*
I)ann öon <Bt ^eter fättten am 24. 3uni 1246 gu 2;ouIoufe
foIgenbeS Urtfjeil (^arif. 9?ationaIbib(. mscrpt. lat. 9992, bei Mo-
linier, L'inquisition dans le Midi de la France, Paris 1880,
@. 61): „^o^anna üon £e§pinaffe ^t mit ^e|ern üerfelirt,
l^at i^re ^rebigten angef)ört, l^at ^e^er aufgenommen, i^nen Sllmofen
VII. Snquifitioniurt^eile. 157
gegeben unb geglaubt, ha'^ fie gute 9)Jenfc^eu feien, be^^alb
foH fie eingefd^Ioffen lüerben in bem Sllofter Se§pinaffe in ein obge«
fonberte§ (5Jema(i), bamit nic^t SInbere ju i(jr fönnen. S)ie Seben^mittel
fotten it)r üon au^en gereicht lüerben" (a. a. D.). '^w einem Urt^eil
öom 28. Januar 1300 l^ei^t e§: „@ic [e§ ^anbelt fid^ um ad^t
^erfonen] roerben berurtl}eilt gu enjigem Werfer ftrengfter §aft,
tüo i^nen aU ©peife bal örob be» ©d^meräcS unb aB Iran! bal
SSaffer ber %xüh\al, in eifernen Sanben unb Letten, gereicht lüerben
foH: ad perpetuum carcerem stricti muri, ubi panis doloris in
cibum, et aqua tribulationis in potum, in vinculis et cathenis
ferreis, solummodo ministrentur" (Collect. Doat, t. 35, f'-^ 70 B — 73).
„SBir Vorüber §kcufio, ^^i^onjiSfaner, burdE) apoftolifd^e SSotl'
mad^t Snquifitor ber ^e^erei in ^o§fana, mad^en aüen guten
©firiften funb, ha^ wir mit bem SImt eineä Snquifitor§ beauftragt
finb: burc^ bo§ ijffentlic^e ©erüd^t (fama) ober beffer burc^ bie
öffentliche ©c^anbe (infamia) fam ju unferen D^ren, ba^ SD^eifter
©eccD üon 2i§foU in ber @tabt gloreng üiele ^e^ereien üer<
breitet §at . . . Unter 5lnrufung ber @nabe be§ % ®eifte§ . . .
üer!ünben loir, ba^ ber genannte ©ecco in bie ^e|erei gefallen ift,
obn)o^I er gefd^nioren Iiatte, nic^t in fie ju fallen, unb be§l)atb fott
er übergeben unb überliefert loerben bem föeltlic^en ©eric^t, toie
mir i^n übergeben bem ebelu §errn Safobo ba S3relcia, ^erjog^
lid^em S^ifar öon glorenj, um ben genannten ßecco mit ber ge*
bül^renben Strafe gu beftrafen. ®iefe§ Urt^eit würbe gefällt burc^
ben genannten ^nquifitor, ber ju ©erid^t fa^ im S^ore ber ^^ran--
giSfanerfird^e ju f^Iorenj, in @egentt)art be§ ^errn ^afobo, ber
ben genannten Secco in ©m^fang naf)m üor üielem tierfammeltem
SSoItc im Satire ber 9J?enfd^tt)erbung unfereS |)errn 1327 am
15. September. Unb am gleictien 2^age brad^te ber genannte |)err
SSüar ofjue jebe ^ögerung ben genannten ©ecco §um Drte ber
@ered£)tig!eit unb Iie§ it)n bort langfam ü er brennen (abbruciare)
öor üielem SSoIf, luie el feine ©ünben oerbient l^atten, unb jum
abfd^recEenben $8eifpiel für aße 5Inberen . . . ®ie ^ird^e tianbett
nid^t blinblingg, fonbern üerfügt gerecE)t" (Biblioth. Ma-
gliabech. cod. 459: SDöttinger, Beiträge gur ©eftengefd^id^te be§
2KitteIaIter§. SJJündjen 1890. II, 585 ff.; Lea, A history of the
Inquisition III, 655).
158 ©rfteä 58uc^. ^ap[tt^unt unb ^nquifition.
©ine öefonbere S3ebeutung Beanfpruc^en bie unter bem 9^amen
Liber sententiarum luquisitionis Tholosanae gefammelten
Urt^eile be§ Berühmten Snquifitorg 93ernf)arb ®uibont§, beg
SSerfafferS ber Practica iß. 33 ff.). ^i)xz S3ebeutung liegt nic^t fo
fe^r im ^n\)alt — ber jid^ mit bem Sn§alt anberer Urt£)eile mef)r
ober tüeniger bedt — , o(§ barin, bo^ au§ i^nen ein nat)e§u öoll^
ftänbigeg 93i(b ber regelmäßigen SI)ätigfeit eine§ ^ä^ftlic^en
3nquifitor§ gewonnen n)irb. ©in ^nquifitor f)at »ö^renb 20
Soi)ren in einem Sanbftrid; fo getoirft! Tlan fc^Iiefie barou§ auf
bie SBirffamfeit ber üielen I)unbert ^nquifitoren toö^renb mehrerer
Sa^r{)unberte in atten Säubern. ®ie Urtfieite umfaffen bie ^al^re
1307—1327. Simbor^ ^t fie aU Sln^ang ju feiner „®efc^ict)te
ber ^nquifition" (Historia Inquisitionis, Amstelod. 1702) erft-
malig herausgegeben; i^m lagen bie Urfc^rifteu öor. Ueier i^re
(S(i)t^eit befte[)t fein Bt^eifel; fie füllen uief)rere fjunbert goliofeiten.
9^ur upenige üon i^nen !önnen l^ier ^la^ finben.
„^m ^a^re be§ §errn 1307 am 2. 9JJär§, am erften (Sonntag
ber i^aftengeit föurbe in ber ®omfirc^e be§ ^I. ©tepJian gu Stou=
loufe bie erfte ®Iauben§|)rebigt geljatten burtf) ben 93ruber 93ern-
l^arb ©uiboniS, ^nquifitor öon Xouloufe, in @egentt)art ber
©onfuln, üon benen er fid^ ben (Sib leiften ließ:
„SBir §ugo ©erotbi, ©oftor ber 9ied)te unb Krieger unfere§
|)errn, be§ ^önig§ bon granfreid^, ©tatttialter öon S^ouloufe; unb
Söo, 9tic^ter unfereS ^önig§ ju ^outoufe . . . fd^föören Bei biefen
f)eiligen ©oangelien ®otte§, ba§ tuir ben ©lauBen unfereS §errn
Sefu ©^rifti unb ber l^eiligen römifd^en ^iro^e f)alten unb I)alten
laffen ioerben unb ha^ ujir i[)n nadE) Gräften gegen 5(C(e öert^ei*
bigen werben; ferner, i}a^ tüir bie ^e|er unb i{)re 58egünftiger,
tro immer h)ir fönnen, üerfolgen unb ergreifen unb ergreifen laffen
Werben unb ba^ h)ir fie ber ^ird^e unb ben ^nquifitoren anseigen
werben, wenn wir erfahren l^aBen, wo fie finb; ha'^ wir foli^en
peftiten^iaüfdEien (pestiferis) SJJenfd^en feine öffentlichen Slemter
übertragen werben, oud^ nicfit ben ber ^e^erei SSerbäd^tigen ; einen
@oId)en werben wir anä) nid^t in unfere gamitie ober in unfern
SDienft aufnehmen; fotlte bie§ bennod^ auy Unwiffenfieit gefcfie^en
fein, fo werben wir einen (Solchen, foBalb wir e§ erfal)ren f)aBen,
öerjagen. Unb in biefem bitten unb in 2(nberm, Wa§ jur Snqui=
VII. 3nquifition§urtt)eiIe. 159
fition geljört, roerben tuir ge^orfam fein 65ott, ber römifc^en ^irc^e
unb ben ^nquifitoren. ©o tüat)r un§ @ott ^elfe unb feine fieiligen
©üangelien."
Urtljeil gegen bie rücffäüigen ^e^er ^ontiu§ Stmeliul be
©arba unb ^f)ilippa be Siunicio, {S[)efrau be§ 9loimunb
SD^aureüi: „Sßir S3ruber Sern^arb (Suiboni§ au§ bem ^rebiger=
orben, Snquifitor ber fel^erifd^en S3o§:^eit burd§ apoftolifc^e 35DtIma(^t
für ha§ ^önigreidö granfreid^ . . . ferner ^aben bie 5{ngef(agten
geglaubt, ba^ bie S^e^er gute unb föafirfiafttge 9}?enfc^en
feien, ba^ fie in gutem ©lauben leben, unb ha'^ ber ^enfd) in
il^rer Sefte gerettet inerben fönne . . . SSir, ©ott, bie D^ein^eit
be» Glaubens unb bie ^eiligen ©oangelien ®otte§ öor 2(ugen i^a-
benb . . . erflären bie genannten ^ontiuS SlmeliuS unb ^^ilippa
be Xunicio für rüdfäHige lieber unb mx überlaffen fie bem lüett--
li^en 5(rm."
Urt^eit gegen jnjei üerftorbene ^e^er: „2Bir, ber oben
genannte ^nquifitor . . ., bie ^eiligen Güangelien ®otte§ bor Stugen
fiabenb erflören: 9ii!arba, ©^efrau be§ 2BiI|eIm S^ominici be
83orno, fei at§ 2(nl}ängerin ber ^e|er geftorben, ebenfo Sßil^elm
Sfarni, unb mix fprec^en ba§ Urt^eit: §um ^eii^ien be§ SSer«
berbenS follen bie ©ebeine Beiber, wenn fie üon ben ©ebeinen
ber ©laubigen nod^ unterfct)ieben Werben !önnen, aulgegraben
unb au^er{)alb bei griebf)ofe0 ü erbrannt werben, ©benfo foIIen
bie Käufer ber 3^i!arba unb be§ SBilfielm üon ©runb aul jer-
ftört werben; wie fie ein ©djiupfwinfel für "Ireulofe waren, fo
follen fie werben ein Drt be§ @c^mu|e§ unb ein Crt bei ^oii)t§
unb ®eftan!e§: sie fiat locus sordium et cedat in locum sterquilinii
et fetoris" [®a§ ift bie in allen ^nquifitionäurt^eilen wieberfe^renbe
iJormei für ^öuferjerftörungen; ügld^. oben S. 48 ff.].
Urttieil gegen ©tcpl^ana be 5ßroaubo "Dit ^e^erin,
bie fid) nicEit be!ef)ren Wollte: „2Bir, ber oben genannte ^nqui--
fitor. SSeit e§ un§ burd) beine eigenen fd^änblidjen Sefjauptungen
offenbar geworben ift, ba§ bu, ©tepfiana be ^roaubo, bie un--
erträglichen unb fd^änbtic^en ^ntpmer ber ^e|er feft^ättft . . . .,
ht^^aib . . . bamit iiu nid)t aU reubigel @d)af bie gefunben
(Sd^afe ber beerbe be» |)errn anftedft, @ott üor 5(ugen ^benb
unb feine tieiligen ©öangelien, erflären wir bid^ für eine ^e|erin
160 ®r[teg 58ucf). $ap[tt^um unb ^nquifttion.
unb überliefern bic^ al§ folcfie beut treltüdien Strm. 5Il!§ bie ge=
nannte ©tepfjano fol§, ha^ bie ^obe§ftrafe burcE) ba§ geuer
tf)r beüorftanb, fagte fie am folgenben Xage, einem 9)^ontag,
ftc wolle äum !at^oIij(f)en ©lauben unb jur ürcfilidien ©intieit
3urürf!et)ren .... ®§ njurbe befi^toffen, ba^ fie in ben Werfer
§urücfgebrad^t n^erbe, um ju ergrünben, ob if)re S3e!e^rung ed^t
ober t)orgebIi(^ fei ... . ©aS 9Serbammung§urt^eiI fottte in nirf)t§
geänbert werben, fonbern follte in ^raft bleiben, au^er e§ ergebe
fic^ burd^ flarc Stnseicfien, ta^ iJirc ^efe^rung ecf)t fei." ['äuä)
in biefem Urt^eil ^aben Wir ben S3ewei§ bofür, ba^ „bie 5Iu§=
lieferung an ben weÜIicEien 2lrm" burd) bie ^nquifitoren t^atföd^ =
lief) ein STobeSurttieil war. SDer ^nquifitor erfennt {)ier felbft
an, ha'^ burd) fein Urt^cil ber (S>ttpl)ana „bie SEobe^ftrafe burd^
ba^ f^euer beüorftanb"; unten @. 182ff.l
2lm 25. SDJai 1309 würbe mit öielen 5Inberen a)?attpu§
21 1) carbi üerurtljeilt: je jWei armlangc unb brei Singer breite
^reu^e aii^^ rot^em %vid), aufgenäht auf allen feinen Kleibern,
au^er bem |)embe, fowol)! innerlialb Wie au^erfiatb bei §aufe§ ju
tragen. S)iefe ^reuje mußten, wenn fie jerriffen ober üerfd&üffen
Waren, erneuert werben, fo lange e§ ben ^nquifitoren gefiel. ®ie
SSerge^en be§ 2tt)carbi I)otten barin beftanben: Öfter f)atte er ben
^e^er^eter 3f{aimonbi gefe^en; jweimal i)atte er mit einem @egen§'
f|»ruc§ ^e^er gegrüßt unb babei feine ^opfbebecfung, fic^ öerbeugenb,
abgenommen; einmal Ijotte er einem S?e|er ^wölf unb ein jWeiteS
Wal fe^§ ©elbftüde gegeben; and) t)atte er geglaubt, ha'fi te^er
gute SJJenfd^en fein unb in gutem ©tauben leben fonnten.
2lm gleidien ^^age würben 71 9Jiänner unb grauen aU ^e^er
öerurtlieilt „gu ewigem ^er!er, um bort beim S3robe be§
©dimerjeS unb beim SBaffer ber Xrübfal fieilfame ^u^e ju tt)un:
ad perpetuum carcerem muri ad peragendum ibidem in pane
doloris et aqua tribulationis poenitentiam salutarem".
Sei 5Wei $8 erurt^ eilten wirb ba§ Urt^eil bal)in berfdiörft, 'oa'i^
fie „Letten unb 33anbe" tragen muffen.
2tm glei(^en 2;age ergetjt gegen öier üerftorbenc Streuen "oa^
Urtt)eil, i^re ©ebeine auszugraben unb ju üerbrennen.
(Sin gleiches Urtljeil gegen $8ern^arb be bella ©arba
lautet: „^a au§> ben Snquifition§alten erfiditlid^ ift, ba^ 83ernt)arb
VII. Sitfiuifition^urt^eile. 161
be betta ©arba ju feinen SeBseiten üom 3"R"iUtor ^eter be
aJJuIceone guten 2(nbenfen§ all rücffättiger ^e|er üerurt^eilt unb
bem hjeltlid^en 2(rm üBergeBen föorben ift, bie 2Cuyiü()rung be§
Urt^eil» aber bamaB auä befonberen ©rünben berfrf)oben njurbe,
toel^e ©rünbe je^t toeggefaüen finb, fo Befel^Ie iä), ber ^nquifitor
Sern^arb ®uiboni§, allen ®erid§t§beamten unfereS |)errn be§ S^önigS
tion granfreid^, benen bie 2tu»füf)rung eine» folrfien Urtl)eil§ oh
liegt, unter ben üom ^ircEjenredjte feftgefefeten ©trafen, baJ3 fie an
ben @eö einen be» genannten üerftorbenen S3ern{)arb \)a§' Urt^eil
öoHgie^en."
'am gleichen 2;age tnerben bie^e^er^eter Sernerii be 2Serbu =
neto unb StmeliuS be ^erliä „bem hjeltlid^en Sinn übergeben".
2(m ^affionafonntag 1310 njerben 89 SD^änner unb j^rauen
„gu eföigem Werfer" üerurtl^eilt, brei baüon muffen Letten
unb SSanben tragen.
Stm gleichen 2;age ergebt ta^ Urtfieit gegen fünf SSerftorbene,
ba^ i^re ©ebeine ausgegraben unb oerbrannt unb i^re 2Bof)n-
Ijäufer gerftört hjerbcn.
2(m gleid^en Slage werben 19 ^eöer, 2Jiänner unb grauen,
„bem ttjeltüd^en Strm übergeben", b. ^. üerbrannt.
2tm 22. 9(pril 1312 njerben 95 9JJänner unb grauen „ju
elüigem Werfer" üerurt^eilt, barunter fect)§ jum fragen üon
„Seiten unb Söanben"; öon 37 Scannern unb grauen fotten
bie ©ebeine ouSgegraben unb tierbrannt unb i|re SBol^n'
tjäufer gerftört njerben.
2(m gleid^en Sage werben fünf Sefeer, 9)länuer unb grauen,
„bem weltlichen Uxm" übergeben, b. ^. oerbrannt.
2(m 30. Stpril beffetben ^ai)x^§ wirb üon einem 3Serftorbenen
nod^ nad^träglid^ erüärt, ha'^ er, wenn er nod^ lebte, bem Welt=
lid^en 5lrm gu übergeben, b. ^. ju berbrennen fei.
2(m gteid^en Xage wirb ber Se^er 9taimunb be §ugonibu§
„bem weltlit^en 2trm" übergeben.
2tm 5. ajJärj 1315 werben 21 Tlänntv unb grauen „ju
ewigem Werfer" tierurtfieilt ; brei barunter §um Siragcn öon
„Letten unb Sanben".
5(m gleid^en 2;age ergebt ta§ Urt^eil gegen gwei SBegünftiger
ber Se|erei, \)a^ i^re ©ebeine ausgegraben, aber nid^t t)er=
ö. $oen8broecfi, *4?appt^um. I. 11
162 ®r^te§ S3uc^. ^apfttl^unt unb ^nquifttiort.
firannt werben. SSon fieben Slnberen aU ^e|er SSerftorknen fotten
bie ÖJeBeine üerbronnt toerben.
2tm 30. (Se^3tem'6er 1319 tuurben 29 ^e|er, HJ^önner unb
grouen, „ju ewigem Werfer" öerurttieilt. ©in $8erftorBener tnirb
noc^ nad)trögli(f) „bem Weltlitfien ?Irm" übergeben; gegen brei
SSerftorbene erget)t ba§ Urtl^eil ber 9tn§grabung unb SS er»
brennung.
5lni gleichen ^^age Werben ein fe^erifc^er ^rie[ter unb gtoei
anbere ^e|er bem wcltlid^en 2lrm übergeben, b. f). tierbrannt.
Stm gteid^en Slage ergebt ein Urt()eil gegen ben SJiagifter
©uiUermum ©arrici, ®oitor ber Steckte gu ©arcajfonne.
3unä(i)ft ntu^te ©erriet folgenben (Sib leiften: „^d^ SJJagifter ÖJar»
rici üon Sarcaffonne int ©erid^te fte^enb öor eud^ ben ^nquifttoren au§
bent^rebigerorben, Sernl)arb 6)uiboni§ unb ^ol^anneS be S3elna,
fi^wöre gänglic^ ab aUe ^e^erei, bie \iä) erfiebt gegen ben lat^o--
lifd^en ©louben be§ §errn ^efu ©l^rifti unb ber l^eiligen römifc^en
^ircfie (extollentem se adversus fidem catolicam Domini Jesu
Christi et sanctae Romanae ecclesiae). 5luc^ fc^Wöre unb tier*
f|)red§e iä), bie ^e|cr, i^re S3egünftiger unb SSert^eibiger nac^
Gräften jn »erfolgen, ju i'^rer Ergreifung ntitäuwirfen unb fie nad^
meinen Gräften ben ^nquifitoren aug§utiefern." Sann f)ei^t e§:
„Söir, S3ruber S8ernt)orb ®uibont§ unb ^ol^anneS be S3elna, legen
bir aU S3u^e für beine SSergefien ouf: bei ber erften Ueberfal§rt§=
gelegenlieit follft bu in'§ l^eilige Sanb fahren unb bort bleiben,
fo lange e§ uuy gefaßt, ober wenn bu felbft rec^tmä^ig üerfiinbert
bift, foüft hü einen taugltd^en Krieger jum ©d^u^e be§ ^eiligen
2anbe0 fteHen auf beine Soften. SSor ber Ueberfal)rt aber fottft
bu bag ßönigreic^ granfreic^ öerlaffen unb ou^erl^olb be§felben at§
grembling üerweilen .... ©ollteft bu aber (Stwa§ öon ber Su^e
nid^t erfüllen, fo üerurtfieilen wir bicE) fc^on fieute ju ewigem
Werfer."
2lm gleichen 2!age würben ficben ^e|er „ju ewigem Werfer"
tjerurtfieilt, brei unter if)nen gum Xragen öon „SBanben unb Letten".
®rei rüdfäßige ^e|er würben bem „weltlid^en Slrm" über'
geben, b. ^. berbrannt.
Stm 4. ^uU 1322 werben 32 ^e|er „gu ewigem ^er!er"
üerurt^eilt.
VIII. «ßopftt^um unb XobeSftrofe. 163
2Im gteid^en Sage ergebt ba§ UrtfieU gegen acfit üerftorBene
^e|er auf 2Iu§gra6ung unb $8erbrennung i^rer Gebeine.
2(m gleichen Sage lüerben fed^§ rüdfällige unb unbu^fertige
^e^er bem „tt)eltlid)en Strm" übergeben, b. ^. öerbronnt.
VIII. ^a^ftt^um unb 2:obegftrafe,
Ecclesia non sitit sanguinem! ®te ^rd^e bürftet ntd^t nod^
93tut, bie Kirche öergie^t fein S3Iut!
Siefer ©a^ ift in ber !atü)oIif(i)^uItramontanen SSelt faft pm
5S)ogma, b. !§. jur jföeifeltofen, cjöttücCjen SBafirl^eit getrorben. S«
SBirflid^feit enthält er eine ber berbften Ö5ejtf)ic§tylügen.
283ie ift e§ aber niöglid^, \)a'^ angefic^t§ ber gef(f)i(^tlid§ feft--
fte^enben Sf)ätigfeit ber päpftlidfien ^nquifition biefe Süge fort'
bcftel^t unb geglaubt h)irb? %ixx eine au^reic^enbe STntnjort mu§
ic^ ttieiter au§^oIen.
@§ giebt fein öotIenbetere§ ©tjftem, aU bie ultromontanc
®efcl^ic|t§fälfc^ung. Tlit !§öc^ftem ©efc^id irirb fie betrieben.
5)0^ bie ©efd^irflic^feit allein Würbe ber @efd^ic§t§fälfc§ung ben ßrfolg
in ultramontanen Greifen ni^t fiebern; ein SBeitereä fommt l^inju,
"ta^ fid^ in bieiem SDkfee nur in ber ultramontanen SKelt finbet:
bie 2lbgef(f)Ioffent)eit üon ber übrigen SSiffenfd^aft, unb
bie Stinbgläubigfeit ber ultramontanen Seferföelt, ta§
finb bie jtoei ^Riefenmauern, bie ber UItramontani§mu§ ring§ um
fein ©ebict errichtet l^at, fie befi^en faft ungerftörbare Stärfe, Weil
fie aufgebaut finb auf religiöfem ©runbe.
S)arin beftef)t ja überhaupt bie TlaÖ^t be§ UItramontoni§mu§:
er umgiebt unb burcf)fe|t alle§ mit Sletigion. So t)ebt er für feine
5tn]^änger 31tle§, anä) fein h)elttid^e§ unb rein poIitif(^e§ S^un unb
treiben l^inauS au§ bem Söereid^e be§ ^rbifc^en in bie ^Region bc§
Ueberirbifd^en, be§ @ötttid)en; er entrüdt fo feine 5Ra^na^men
unb 93erorbnungen ttm Greife berjenigen Singe, bie ber freien SSe*
urtfieilung be§ 3}?enf(f)en an'^eimgegeben finb, unb mad§t fie für feine
©löubigen gu religiöfen ^füd;ten, ju Sebingungen ewigen ^eilel.
Sanf ber religiöfen Süd^erüerbote, banf ber religiöfen
©trafbefiimmungen über ha§ Sefen wibcr-fat^olifd^er SSüd^er wäc^ft
11*
164 ®rftel 93uc^. $ap[ttt)um unb Snqutfition.
ber ^atljoli! üon feinen ^inbertagen in ta^ SünglingS* unb ajJonneg«
alter l^inein mit ber gur ^njeüen Statur getuorbenen religiöfen
UeBergeugung, ha^ jebe§ nicfit fattjolifrfie ^re^erjeugni^ — S3uc^,
(Schrift ober Be^tu^S — ^i" 3Ber! ber Süge ober boc^ ntinbeftenS
gröbften Si^rtt)um§ ift, beffen Sefung eine ^obfünbe unb fowit bie
®efaf)r etüiger SSerbommni^ Birgt. ®ie[e SSorfteüung ift fo über»
gegangen in ^Ux\6) unb 33Iut be§ !att)oIif(f)en ^inbe§, ^üngling§
unb Ttannt^, ba^ fie fein ganjeS, auf geiftige Sortbilbung unb
^enntni^erweiterung gericEiteteS Seben faft unumfrfiränit beljerrfcfit.
|)inter jebeni nic^t fatI)oIifd)en S3uc§e, unb befonber^ hinter jebem,
bo§, rtenn anä) noc§ fo ruf)ig unb it>iffenf(^aftlid^ , gegen ben
^atf)oIi5i§mu§ auftritt, ftef)t für ben ^at^otüen ber %lnä) feiner
Sirene, b. f). ©ünbe unb SSerbammnifs. ®er ^atl^oüf erfennt nur
ha^ im S)ienfte ber ^irc^e fte^enbe ©cEiriftt^um ai§ gefunbeä geiftige^
9'Ja^rung§mitteI an.
S)ie§ SllleS mu^ man im 2Iuge bet)alten, um bie ganje SRacfit
unb bie üotfe 2Bir!fam!eit ber ultramontanen ©efd^id^t^fälfd^ung ju
üerfte^en. @ie !ann fic^ ungeftraft, b. t). unentbedt, fo ju fagen
2tae§ erlauben.^
1 SBenn anij nur in einer Slnmerfung — e§ Ite^e fic^ ein fet)r nü^Iid)e§
$8udf) borüber jdireiben — ntujä td) auf bie ultramontane ®eiif)id)tgfölfd)ung
nai^n eingei)eu. SI)re gefi^icfteften nnb bebeutenbften SSertreter au§ neuerer
unb neuefter Qeit finb: 33ifc^of $efele, ^arbinat |)ergenrötl)er,
®am§, Sonffen, ^aftor, SSeuillot, be SDUiftre, eioefjeng, bie
^efuiten ©rifar, SJlidiael unb eine longe 9fieif)e 5(nberer. 2)ie %äl=
fd^ungen biefer „®roBen" hJerben bonn öon ben kleinen njeitetöerbceitet;
unter bicfen Meinen feien genannt: SUlajunfe, ©iefenbai^, ©auter,
bie ^efuiten 33Iö^et, ®ut)t:, ^antnterftein, %. unb §• ^efd) u. f. W.
®er ärgfte f^ä^c^er in ^Bepg auf haS SBirfen ber ^n^uifition ift $ro =
feffor ^aftor in feinem bretbänbigen SBerfe: „©efc^id)te ber ^ä:pfte im
3eitalter ber 9ftenaiffance" (f^retburg 1891—1899). Qbtvo^l fein 2Berf
bie köpfte öon 1305—1513 (Jemens V. U§ Quliu^ IL) umfofet, alfo ^a^r^
f)unberte, au§ benen unenblid) SSiel über ba^ 2Bir!en ber :pöpftUcf)en ^n^ui*
fttion öom |)iftori!er gefagt merben mu^, atfo ^ä^jfte, bie für bie ©efdjii^te
ber Snciuifition gerabeju epod)emad)enb maren, fo entl)alten bod) üon
ben 2522 ©citen ber ^aftor'fd^en föefd)id)te fage unb fd)reibe nur fünf
unb eine t)albe ©ette (StmaS über bie fpanij(^e ^nquifitton. SIIIe§
Uebrige oon ber ^nquifttion in ^tafien, f^ronfreid), 2)eutfd)Ianb, SBelgien
berfc^tt)eigt ^aftor tooEftänbig. Unb tva§ beridjtet $aftor toon ber fpanif(^en
^nquifition? SSon i^ren furditbaren $8luttt)aten, bie gerabe wäl^renb ber
VIII. «ßapftt^um itnb Xobelftrafe. 165
5D{e SBfl^r^eit biefer allgemeinen 2lu§fü^rungen Iä§t fic^ an
fiunbert unb aber l^unbert SSeif^jicIen bartf)un; idf) erhärte fte ^ier
burd^ ben S3ertei§ ber Untüa^rfieit be§ gertJtfferma^en bogmatifd^en
@a|e§: Sie ^irc^e tiergie^t fein S3tnt.
SRegientng^Sett ber öon 5ßaytor Bef)anbelten ^pä^jfte i:^ren .^öl}cpun!t cr=
reidjten, finbct fic^ Bei ifjm ni<ijt§. 2)afür giebt er ftc^ ober ben Schein
großer (5ad)Iid^fett unb 58orurtI)eiIgIoftgfeit, inbem er eine gange (Seite bem
^Beroeife ber abfolut fe[t[telienben %^at\aäji njibmet, ba^ bie jpaniic^e 3nqui=
fition ein firc^Iic^=päpftHcf)e§ S^^fithit ^Jar. ®ie ultramontane l'üge öon ber
©toatli^feit ber ipanijc^en ^nquifition prei^gebenb unb i^re Untjaftborfeit
mit großem „tt)ii"fenjd)aftlid)en Sipporot" erfjärtenb, erföedt er M feinen Sefern
notliföenbig ben <Sä)tin ber üollfommenen (3ad)Iid}!eit unb 3Sorurtt)eiBlDfigfeit,
jo ba^ fie if)m für ba§ llcbrige um \o blinber gtauben; um jo met)r, ba
^aftor am ©c^Iuffe feinet 58ett)eife§ bon ber Kirc^Iii^feit ber fpanijcben g^n^
quifition pom^D^aft fc^reibt: „®er |)iftorifer barf fic^ nie butä) apotogetifc^e
3wecfe leiten laffen; fein einjige^ giel foll bie Srgrünbung ber SSa^rljeit
fein" (II, 585). ®aB ^aftor in ben 9(ugfüf)rungen über bie ^nquifition anii}
gro^e llnniiffenl)eit funb giebt: „Ungetaufte unterlagen niemali» bem ©lauben^*
gerid)t" (bgid). bagegen oben @. 63), fommt gegenüber feiner llnet)rlid)feit gar
nic^t in 58etroc^t. (2{u§füf)rlic^eg über bie $aftor'fd|e ©efc^irfit^f^reiberei f.
9Inl^ong 3.)
®er 23elgier Elaeffen^, „©el^eimfämmerer ©r. §eitigfeit bei ^at)fte§",
fi^reibt: „2)ie fpanif(f)e Qnquifition h)or ein aulfd^tiefili^ !öniglid)er
®erid)tl^Df, sufammengefe^t an§ StIIem, tüa§ e§ ®ele:^rtel unb §erborragen==
bei in ber ©eiftüc^feit gab; er urtljeitte mit einer 5föeilf)eit of)ne ©leieren
unb fpraif) nie ein Sobelurt^eil. 2;ie S^quifi^ion mar eine f)eilfame
(Sinric^tung, bie Spanien bie größten 2)ienfte erliefen t)at, bie aber läc^erlic^
unb fc^mac^öoll öerfeumbet morben ift burc^ fanatifi^e ©eftirer unb fogenannte
^^ilofopfien" (L'Inquisition daus les Pays-Bas du Passe. Tarnhont 1886,
©. 2. 3). Sßon ben 33Iuttf)aten ber ®ominifaner=3nquifitoren in ©übfranfreic^
lefen tt)ir bort: „@ie festen ber Ke^erei niemall oubere SESaffen entgegen, all
©ebet, ©ebulb unb Sele^rung" (a. a. D., ©. 10). „2Sät}renb brei Sat)rf)un=
berten :^at bie römifcl^e^nquifition niemall föeber ein 2;Dbelurt:^eiI, no^
fonft ein Urt^eil gefällt, ba§ jum SSfutüergiefsen fütjrte. ©I ift bemcrfenlföert:^,
wie $8a[mel fagt, ba^ bie <)3äpfte feinen 2;ropfen SKenfcfjenbhit oergoffen
f)aben" (©. 14). „9J?an fagt, ba§ ©iorbano S3runo, ben bie beutfd^en
^ant^eiften ju if)ren 2tf)nen rechnen, im gebruar 1600 §u 9^Dm berbrannt
Würben fei. (Sä ift unäWeifefJjaft feftgefteHt worben, ba§ biefe §inrict)tung
eine ©age ift, bie ficf) ouf eine gölfcfiung ftü^t" (©. 14). 2)te ^ronie bt§
©c^idfall IcL^t ©loeffenl wenige ©eiten weiter fc^reiben: „6l ift bie erfte
^flic^t bei ®ef(i)ic^tlfcf)reiberl, bie 2Ba^rf)eit §u fagen unb fie gn fagen sine
ira et studio" (©. 43). „Sie unabänberlid^e ©anftmut:^ ber Sirdie beru:^t
auf bem ©eifte i^rel ©tifterl; für fie ift ber ©i^ulbige nur ein unglücEIid^er
©ünber. 58ereut er, fo fprict)t fie i{)n lol unb brüdt i()n an i^ren 58ufen,
166 ©rfteg 93u(^. 5]3a^)fttt)um ünb Snquifition.
©egen ©nbc be§ 12. unb ju Stnfang be§ 13. 3a^»^unbert§ mef)rett
fid^ bie Stngeidjen, \)a'^ bie (Sinfüf)rung ber 2:obe§ftrafe at§ gefe^*
Ii(^er (Strafe für bie ^e^erei nur me^r eine Silage fe^r furjer ^eit fei.
ei)t fte if)n bcn SJienfc^en ausliefert, bie i'^n bonn giim |)eile unb SBeijpiel
SInberer beftrafen" (©.272). „^ft ^e^erblut öergoffen tüorbeu, fo ift uic^t
bie ^ixd)t, nid^t 9lom, nirf)t bie päpftlid)e ^nquifition bafür üerantiDortlic^.
5)0^ öergoffene 33Iut, bie gfolter, bie 3Sermögen§6ef(i)(agnat)me, SdleS fäüt
unmittelbar ber treltlictien ©emalt ^ur Saft" (©. 251).
„Jiiemafs", erflärt be SD'iaiftre, „:^at ber ^riefter ein ©c^affot er=
richtet, er befteigt eS nur alä SJiarttjrer ober al§ 5Eröfter, er :prebigt nur
S3arm^eräigfeit unb @ütc, unb auf bem gonjen ©rbfreiS t)ot er nie anbereg
SBIut toergoffen, ai§ fein eigenes JiiemalS '^ot eS in ben geiftlic^en
fjürftentpmern ®eutfi^IanbS Sßerfolgungen gegeben, niemals ift bort ein
2;obeSurtf)eiI gefällt morben. [®iefe Unwo^r^eit finbet unten im §tt)eiten
33ud)e i()re 58cleucf)tung.] Unb \va§ foll id) öon 3lom fagen? 9?irgenblt)o
gab eS ehte mel)r üätcrlid)e ^errfcfiaft, eine üolltommenere Sulbfamfeit
Stile §ärte in ber Snpuifition fällt ben 9tegierungen gur Soft, alle SHitbe,
bie eine fo gro^e 9?oße im QnquifitionSberfa^ren fpielt, ift eine Xfiat ber
^ird^e, bie liä) in bie SSerurtf)eitungen nur mifct)t, um fie ju unterbrücfen
ober hoä) §u milbern. ®oS mar immer fo, unb eS ift nicf)t met)r ein ^xxf
t^um, fonbern ein Sßerbrei^en, ju behaupten, ^riefter tonnten ein 2:obeSurtf)eiI
fällen (De Maistre, Lettres sur rinquisition espagnole, ©. 18. 21. 27).
2)er ^ejuit SSIö^er fctireibt in bem „©taatsIeEÜon, :^erauSgegcben
im Stuftrage ber ©i^rreS^öefeüfc^aft gur Pflege ber 3Biffen)d)aft im fat^^oli»
f(f)en ^eutfcf)tanb" (III, 423 ff.), einen 15 ©palten langen Stuffag über ^n»
quifition, ober bon ber mötberif(^en Strbeit beS päpftlidjen ®IaubenSgerid}teg
mciB ani) er nichts. 3Son ber f^)anifd)en ^n^iuifition fogt er fogar: „Ql)x
berbanft ©panien unftreitig bie grö|5ten ©iHer: @rt)altung ber !atf)oIifc^en
9teUgion unb ©rfämpfung ber nationalen (Sint)eit" (434). ®a^ biefe „größten
®üter" erfouft mürben burd) ©tröme öon 9Jienfd)enbIut burc^ §eröorrufung
eines mot)rf)Qft unenblidjen ^otttinerS; ba^ ©:ponien an biegen „größten
®ü^ern" :poIitif(^ unb mirtl)fd)aftli(^ gu ©runbe gegangen ift, baS oerjc^meigt
bie „SBiffenfdiaft" beS „©taatSiejifon". Sie Stuffoffung beS ^efuiten
SBIiJ^er bon ber fpanifd)en ^nquifition ität fid) mit ber beS oben (©. 155)
ermäl^nten §e^- unb ^ßranbortifelS ber römiid)=)3äpftUc^en 3eitjd)rift Analecta
ecclesiastica. ©d)obe, bofj baS „©toatSleEÜon", ber Inbegriff ultramontaner
SBiffenfi^aftüc^feit, nidjt bas Urt^eil ®örreS' felbft über bie ^nquifition, mit
beffen ?Jamen eS fi(^ fdimüdt, oufgenommex f)ot: „®ie $äpfte l^oben boS
©ignal gegeben, unb bie ignquifition ift nun ausgegangen mie eine
I)ei^t)ungrige Sömin, fui^enb, men fie berf (^linge" (5KQftif IV^ 650).
58on ben im 3iamen ber „©tattt)atter G:^rifti" gegen bie Sllbigenfer unb
S^at^orer in ©übfronfreic^ begongcnen ©reuein mei^ ©iefenbac^ {®er |)ejen^
mal)n, SRoins 1886) nur ju fagen: „2)er bomolS regierenbe gro§e ^opft
SnnoäenS III. moEte bie ©eftirer auf gutem SBege burd} 83elet)rung unb
5ßrebigt surüdbringen, er mar berfelben Uebergengung, bo§ ber Wtn\6) §um
VIII. ^o^ftt^um unb Sobeg^trofe. 167
®ie ftrafgefe^üc^e ©nttoicfelung in biefe 9ttd^tung ge«
brängt unb Slutüergie^en al§ 2(f)nbung für religiöfe
Ueberäeugungen jum ®efe^ innerhalb ber Sfiriften^eit
erl^oBen ju ^aben, ift bieXl^at ber römif(^en ^ird^e, b. t).
if)re§ §aupte§, be§ „(Statt£)alter§ Sf)rtfti".
^Religiös, fultureö unb fojial ift biefe gefd^id^tlic^e SSaf)r!^eit
fo föii^tig, bo^ wir bei i^r, tro^ 2tttem, hja§ über ba§ 2Sütt)en
ber ^ä^[te gegen hit ^e^er jd^on üorgebrac^t iDorben ift, üerföeilen
muffen. ©» ntu^ geseigt Werben, ba§ bie 2^1)aten ^äpftlirfjer ®raufam=
!eit ii)re SBurjet ^aben in einer päpftlicEien Xfieorie ber @raufam!eit.
S33a§ ha§ ^apftt^um überl^au^t {)ielt üon STöbtung ber mit i^m
BerfaUencn, gel^t au§ einem üon ^apft Urban II. (1088—1099)
(Stauben nur ermal^nt, aber uic^t gejtrungen tüerben fßtnte. <Bo id)idte benn
SunDjen^ beöollmätfitigte Segaten, Siftergienfer unb SKttgtieber öou bem üom
f)I. ®ominifu§ geftifteten Sominifanerorben naäj bem fübUd)en ?^ranfretc^.
®er geiüaltiome Söiberftanb, auf Jüeldjen fie ftie^en, bie Srmorbung be§
Segaten ^eter ton Softelnau, juiaug fott)oI)I hcn ^apft »uie ben Äönig üon
granfmc^ ju einer bemaffneten ^nterbention, njeli^e mit ber Untetiüerfung
ber §auptftü^e biefer Weberei, be» ©rofen 9iaimunb üon Xoulouje, enbtgte"
(©.212). 2)ie Slutt^aten ber „Stottljolter G^rtfti" gegen bie SBalbenfcr
mact)t ©iefenba^ mit bem einen 8ag ab: „^laä-) i:^rer ^Beitreibung au§ S^on
unb Umgegenb gogen fie fic^ in bie einjamen %ljakx @aöoi}en§ imb bey
norbmeftüc^en ^iemontiS gurüd" (©. 212:. SSon ben Sßerf)eerungen ber ®omini=
foner-^nquifition beri(^tet®iefenbac^ feinen a^nungslofen Sehern: „®regor IX.
glaubte, mit einer burd) bie 58ifd)öfe geübten ^nquifition ni(^t an'l ^kl
lommen ju !önnen. @r bejc^Io^ belf)a(b, bie ^nqiiifition ben S)ominifanern
äu übertragen, meiere i:^re §aupttbätig!eit in bem ^rebigtamt fongentrirt
I)otten, baf)er au(^ ^rebigerorben genannt. ^i}x ©tifter, ber 1)1. ®ominifu§,
mar felbft ju ben Sllbigenfern gebogen unb ^atte i:^nen bas ^reuj geprebigt,
nid)t ben Sreuj^ug. ^^m ttjar e§ gelungen, mit §ülfc be§ bon il)m einge=
füi)vteu 9lofenfran3el unääljlige irrgläubige §ur ^irdje gurüdäufüiiren. ®ieie
©rfa^rung mag njefentlid) baju beigetragen !^aben, gerabe biefen Crben mit
ber Suquifition ju betrauen. S)ie günftige Slufnal^me erfietjt man aul ber
rafd^en *:)(ugbe:§nung, bie fie gewann in Spanien unb g-ranfreid)" (©. 211).
Um biefe 3Borte in iljrer ganzen gefd)id)tlic^en „Söal)rt)eit" 5U mürbigen,
leje mon g. 58. nac^, mag ic^ oben au^ bem Sagebud) be^ S)ominifanerinqui=
fitorä SBiffjelm ^elijfo mitgetfjeilt tiabc (©. 80ff.). Sort fpielt ber „3f{ofen-
frang" gar feine, ber ©djeitertiaufen eine fel^r gro|e 3loIIe.
5)al „Äiri^enleEifon", f)eroulgegeben bon ^arbinal §ergenrött}er
unb ^rofeffor Raulen (58onn), fteüt bie ^nquifition aU eine milbe Gin=
ric^tung bar, bereu 58eftreben geraefen fei, bie ^e^er ju befeljren. 9hir bie
ttjeltUc^e ©eraatt i^aht „in eiuselnen (!) ^äUen" bie S^obe^ftrafe öertjängt.
I
168 ®r[te§ 93uc^. ^a^jftt^um unb Snciiiifitton.
ganj allgemein ou§ge|prod;enen ©runbfo^e I)erüor, ber 2(ufnaf)me ge^
funben £)at tn'§ !anonifc§e Sfiedjt unb ber bi§ ^ur I)eutigen Stunbe oB
!irc^Iic|er ©runbfa^ bort fielet. „2Bir f)alten jene", f^reibt Urban II.,
„nid^t fürSJJörber (homicidas non arbitramur), bie, brennenb gegen
©jlcmmunigirte, üoü (Sifer für bie fat{|oIif(^e SJJutter, bie ^ivö)t, einige
üon i^nen tobtgefdjiagen l^aben (trucidasse). Xamit jebod) bie 3"c^t
berfelben SJiutter nidit üerlaffen toerbe, fo lege ii)nen eine :})affenbe
Su^c auf, tüoburd) fie bie 2tugen ber göttlid^en (Sinfalt gegen fid^
tüol^tgefällig ju mad)en üermögen, föenn fie bielleic^t au§ ntenfi^Iic^er
(Sd^tr)ä(^e bei biefem ge{)Itritt (flagitium) fic^ ettt)a§ @ünb^fte§ ju
©diulben fontmen liefen" (Decret. Gratian. c. 47, C. XXIII, qu. 5).^
„®te ftr^Iid)en Oberen eni^jfa'fjlen bie 5In»renbung milberer SO^ittel. . . . ®tc
SSortüürfe gegen bie ^nQuifition finb tt)zil§ nnbegrünbet, Ü]cii§ übertrieben."
SSon ben 58tuttf)aten ber Qn^nifttoren, t)on ber ^itufreijung burd) bie $äpfte,
bie ^eger gu öertilgen, bie 58Iutgefe^e griebrid) IL ansuroenben, finbet fic^
in bem 18 (Spalten langen 5(ufjat5, ber öon bem je^tgen 58i)c^of öonSKoins,
Dr. aSrüd, gefd)neben i\t, fein SBort (mrcbenlejÜDn VI, 765 ff.). Unb boc^
betont bal „^irc^enlejtfon" in feinem Programm: „ftrenge 3Bifien)d^aftIi^=
feit" unb „ttjifjenfc^oftlic^e Siefe". 33ef)er ift iljm bie 9tuifü:^rung beä brüten
fünftel feinet ^rcgommä geglüdt: „fird)Iid}e S?orreft^eit". greilic^, „firi^*
üd)e £orreftf)eit" fonn nur ouf Soften ber 3Baf)rI)eit beftefjen.
Karbinal §ergcnröt:^er fagt in feiner „^irc^engefd)td)te": „®ie
2;obe§ftrafe föorb nur bmä) bie tt)eltlid)e Dbrigfeit öongogen" (I, 946). ®ag
tft 2IIIe^, tüa§ „ber gröfste tird)ent)iftorifer beä faf^olijc^en ©eutid^Ianb"
barüber wei^, ober tiielmef)r, toa§ er jeinen Sefern mitäuttjeilen für gut t)ält.
58on ber fnrc^tbaren STtjätigfeit ^nnoäen^ III., ©regor IX. u. f. ttJ. unb
i^rer Qnquifitoren wei^ ^ergenrotfier nic^tl.
9htr einige wenige groben ou§ ber glutf) ultrantontaner ®ef(^id)t^Iügen
'ifabe: iij borgelegt. Unten ©. 625 fontme idj nod) einmal auf bieje 2(rt üon
©efc^ic^täfäljc^ung §urüd; üglc^. ouc^ oben S. 130 ff., 132 Stnm.
1 ®iefe pä|jftUd)e ©rftärung ift be^t)alb toon befonberer 58ebeutung, meil
fie bie omtli^e Stntmort Urban IL barfteEt auf eine öom 58iid)of ©obc^
frebul üon Succa an ben ^apft gerichtete Stnfroge. ©ie auf 58efe'^l
©regor XIII. üeranftaltete 5tuggabe be§ Corpus juris can. (STurin 1620)
ma^t äum SBorte „flagitium" (ge^Itritt) bie ©loffe: „quod alias esset
flagitium: m§ fonft ein g-efjltritt wäre" (a. a. D. I, e. 1354). Sllfo auc^
©regor XIIL, ber gro^e S^fuitenfreunb, f)ält bie ©rmorbung üon ©j*
fomnmniäirten nic^t für einen „geljitritt".
Sn einigen SBiebergaben be§ Urban'f^en Sejteä fielet ftatt: „bomit jeboc^
bie 3ui^t berjelben SUJutter nic^t üerlaffen (deseratnr) föerbe" bie 2e§ort:
„bamit bie 3ud)t berfelbcn 9Jtutter nii^t gu fel^r mutige" (ne desaeviat), fo
j. 58. im Decretum beati Ivonis, Ed. Joa. Molinaeus, Lovan. 1561, ©. 331.
VIII. ^o)3ftt^um unb Xobeg^lrafe. 169
^ier ift tuilbe, regellofc „Stbf c^Iarfitung" (trucidai-e) üon
©Elomniuniäirteti, b. t). öon bem ^a|3fte Unge^or[amen, burrf) ben
erften $8eften aB feine 9J?orbtI)at erHärt. 2)ie Se^re, ba^ bie
gefe^mä^ige §inrid)tung üon ^el^ern üerbienftlid^ fei, war ha--
burdE) öorbereitet.
®a§ SBirfen ber ^^Stattljatter (S^irifti" öon UrBan IL an IJi§
auf Tregor IX. war eine fortgefe^te tf)atfäc^Iic^e SSerfünbigung
unb S3efoIgung biefer Se^re.
©d^on SnnojenS III. föar in ber SSerfoIgung ber S^e^er 6i§
an bie ©renje be§ 3leu^erften gegangen. 5)a§ SSerf]3red)en, ba§
taifer Dtto IV. i§m am 22. 9JJärä 1209 ablegen ntuf3te, unb bie
S3eftimmungen be§ 4. SateranfonjilS öont Mrc 1215 (C. 13.
X. 5, 7) enthalten olle hörten gegen bie ^e^er, mit 2tu§na^me
ber SiobeSftrafe: 2ld)t unb Sann, ®üter'6efc^Iagnot)me, ©Ijrlofigfeit
ber S'inber, B^^ftöi^itng !e|erifc^er SSo^nungen u. f. m. (ögtd^.
oben @. 49 ff.).
SSom päpftliij^en @tut)(e ou§ brang biefer SSerfoIgungSgeift ^n-
nä(f)ft in bie Stöbteorbnungen öieler italienifd^en ©tobtgemeinben.
„Qu $robo tüurben 1206 bie ^e|er tieröannt; S^iemanb, beffcn
5RecE)tgIäuBig!eit üerbäd;tig tüar, burfte ^onful toerben. Sn bent=
felben Sa£)re lüurbe ju glorens ein Statut gegen bie ^e|er tt^
fc^Ioffen, beffen |)au|3tintjatt h)ir baraug erfe'Eien, ha^ ber ^apft
ber ©tabt %atn^a empfahl, fic^ baSfelbe anzueignen unb barauf
bebad^t ju fein, „atle ^e|er an§> ber Stabt ju üerjagen" (Innoc, III.
Epp. 9, 8. 204). ^n ben Statuten üon SSerona, i()rer ^au^jt--
maffe nad^ üor 1218, ^at (Ed. Campagnola, @. 116) ber ^obefta
gu fc^föören: „®ie ^e|er Werbe ic^ au§ ber ©tabt unb ifirem ®e=
Biete ücrtreiben, wenn fie fid) nid)t bem SBiffen be§ S3ifc^of§ fügen.
^6) laffe fie nid^t t)ier üerweilen; ha§ gefc^ie{)t nad^ bem SSiffen
be§ |)errn S3ifc^of§. SDie §öufer, in benen ^e|er wohnen, laffe
id^ jerftören" (?5ider, ®ie gefe^IicEie ©infüfirung ber ^obeSftrafe für
^e^erei : SJJitt^eilungen be§ ^nftitut§ für öfterr. @efc£|icE)t§forfd^ung,
1880, I, 179 ff.).
D6 fdion in ber (Sa^ung be§ ^ongiB üon SSerona (1184),
bie bem fanonifc^en 9ied^t eingefügt Würbe (C. 9. X, de liaer. 5, 7):
„ber ^e^er fotl bem weltUdien ©eric^t jur gebütirenben ©träfe
ü6er(affen werben", bie 2;obe§ftrofe üer^ütlt ouSgefproc^en ift, bleibe
170 ©rfteS md]. ^a\)\\tt]\mi unb Snqmfttion.
bat)inge[tettt.^ Se^enfallg liegt aBer ein §intüei§ auf bie SiobeS»
ftrafe in ber Stnfforberung ^nnogenS III. (Epp. I, 94) an ben
erjBijdjof i3on Slij, bie iDeltlidjen ©ro^en anju^alten, bie te^er
mit S?erBannung gu Bestrafen, unb trenn jie tro^bem im Sanbe
blieben, mit ©dilimmerm gegen fie üorjugetien (gravius ani-
madvertant in eos). SDiefe 3(nna^me i[t um fo bered^tigter, aU
gur gleidien 3eit (1198) ^önig ^eter üon Siragonien ben
i^euertob über ^e|er üer^ängte, bie tro^ be§ SSerbannung§==
befef)te§ noc^ im Sanbe betroffen njürben (öglc^. oben @. 131). 'ifloä)
beutlic^er ift bie Qpxaä)t be§ ^apfte§ in ber Slntneifung an feine
Segaten in ber ^roöence (Epp. 7, 14): fie foüen bie ^e^er
gum Untergong be§ gleifd^eä ttm ©atan übergeben.
5DenS3ifd)öfenüonSSiterbo unb Dröieto befiet)ItSnno§en§ III.
im ^a^xt 1205 (Epp. 8, 105), bie ©inlüoljner jur 5tu§treibung
ber ^e^er 5U üertjalten. ®a iia§ feinen ©rfolg ^atte, Um ber
^apft 1207 felbft nac| SSiterbo (Gesta Innoc, c. 123;; er Iie|
einige Käufer, wo ^e^er geföo'^nt l^atten, gerftören unb gab ein
für ben ganjen ^ir^enftaat gültiges ®efe^ (Epp. 10, 130, : „Seber
^ei^er fott ergriffen unb bem h)eltlid)en (^txi6)t [^ier ber ^apft
felbft aU Sanbe§{)err!] jur Seftrofung übergeben hjerben" (Sider,
a. a. D., ©. 191). ®abei ift ju bead)ten, bajs Snnojen^ III.
nic^t feiten bie ^e|er ben 9JJanic^äern gleic^ftetlt (Epp. 10, 54);
für bie 9JJanid)äer toar aber burdi ba§ tüeltlid^e Stecht (L. 8 § 2. 5,
Cod. 1, 5) bie 2;obe§ftrofe feftgefet^t.
®§ lag alfo, burd) ^äpftlidje ©inn^irlung beranta^t, ha§ SBort:
SlobeSftrafe ben ©efe^gebern biefe§ 3eita(ter§, fo ju fagen, auf
ber ^unge. ^aifer griebrii^ II. \\)xad) e§ im ^a^xt 1224 in
feiner ^onftitution für bie Sombarbeierftmatigau§(M. G. L. L. 2, 252),
unb ber SSeranlaffer biefer ßonftitution toax Sräbifc^of Silbe rt
üon 9}iagbeburg. @r töar faiferlic^er Segat für DberitaUen unb
1 ^aäj ben 2tu^füf)rungen be^ allerbingg mei^rere So!)rf)unberte fpäter
lebenben ^RqutfttorS 58ern:^orb ßomenft^ (Lucerna Inquisitorum, Ed.
Venet. 1596, S. 38) ift e^ ätreifellog, baJ3 ber in ben firdjti^en (Strof=
Beftimnmngen gegen bie Se^er ftettg roieberfeljrenbe Stu^brud: „geBü:^vcnbc
Strafe, animadversio debita", bie STobegftrafe bebeutet. 2lBer e§ mag,
tt)ie gejagt, bal)tngeftent bleiben, ob ber stilus Cnriae bei 16. ^jafirljunbert!»
fid) mit bem be§ 12. infialtlid^ boüfornmen beät (bgM). unten 6. 185).
VIII. $a^)[tt^Nm unb Sobelftrafe. 171
inüeftirt mit ber Öraffd^aft 9iomagna. Um bie ^el^er feinet
2anbe§ mit bem ^lobe Beftrafen ju fömten, föanbte er fid^ an
griebricE) IL, unb biejer geftattete i^m, fie ju ü er brennen, ober,
tüenn man na(f)fid)tig fein tüotle, itjnen bie QnriQt angjurei^en
(Raynald. ad. a. 1231, n. 18; Huillard-Bröholles, Histor. diplom.
Frider. II, (S. 421; Havet, L'beresie et le bras seculier, ©. 61).
<2d)on 1230 lüirb bieg griebericianifc^e ©efe^ in bie Stabt--
orbnung öon S3re§cia aufgenommen (Monum. patriae 16, 1584):
ber ^obefta fdimört, alle ^e^er in bie 5lc^t ju tf)un unb bie üom
Sifd^of üerurtfjeilten S?e|3er aU 9Jionic§äer nac^ bem taiferlidöen
6)efe^ — alfo mit ber 2;obe§ftrafe — §u beflrafen. ®ann folgt
ber SBortlaut be§ !aiferlic^en @efe^e§ mit ber ©träfe
be§ 23erbrennen§.
S)a^ SreScia unter allen itatienifd^en (Stäbten mit bem 9?er=
Brennen ber £e^er ben Stnfang mad^te, ^atte einen ouc^ lieber
auf ba§ ^apftt^um ^inlneifenben ©runb. Sifd^of öon S3re§cia
hjar bamal§ ber ®ominifaner @uala. ^^v S)ominifanerorben,
bem bie päpftlidje ^nquifition fcefonberg antiertraut tvax, Ijatte aber,
njie föir tniffen, eine im SSerBrennen ber ^e|er fe^r reiche (ärfalj-
rung. UeBerbieS tüat &üala ber Iangjöf)rige 33ertraute
(SJregor IX., er fannte föie !aum ein Slnberer bie ©efinnungen
be§ bamaligen „®tattl)alter§ S^rifti".
SDem 58Iutgefe| gegen bie^e|er ber 9iomagnaIä^t ?$riebrid; IL
im ^aijrt 1231 ein ä^nlic^eS für ba§ ^önigreic^ @icilien folgen:
bie f)artnädigen ^eger fotten in Stnlyefen^eit be§ SSoI!e§ leBenbig
öerBrannt werben: ut vivi in conspectu popiili comburantur
fiammarum commissi judicio. 3(u§ einem ©d^reiBen be» ^aiferS
an ben ^apft öom 28. geBruar 1231 ift erfic^tlic^, ha^ ©regor IX.
i^n äU bicfem SSorge'^en aufgeforbert l^atte (Huillard-BrehoUes,
0. a. D., 3, 268). ©elBft ber ^at|oüf gider fdjrei&t: „®ie
größere (Strenge, mit ber feit 1231 überall gegen bie ^e|er öor=
gegangen tüirb, ha§ SSerBrennen berfelBen oudj in Italien,
gef)en aUerbingS äunöctift auf üom ^apfte erlaffene SBei»
fungen jurüd" (o. a. D., @. 201).
9Zic^t nur :|3äpftlidjer ©inftu^, fonbern pä|3ftlid^e§ $8orBilb Be--
ftimmte enblid^ ben (ärla^ ber Berüchtigten !aiferlid§en ^e^ergefe^e
üon Ütaüenna au§ bem geBruar unb SDlnrä 1232 (M. G. L. L.
172 ®rfte§ 33uc^. ^apftt{)um unb Snquifition.
2, 228). S)er |3äpftltd^e ©influß ^atte ftc| ^ierBei gcitcnb gemad^t
burcl bie 3Intt)e[en!^eit be§ SDominifanerBifd^ofS unb ipäpftlic^en $8e«
ratfier» ®uala nm faiferlio^en §of(ager öon Ülaüenna; ta§
^äpftlid^e SSorBilb toar ein ©rla^ ©regor IX. an atte ©rgbifc^öfe
au§ bem Sa'^re 1231.
tiefer ^ä|3[tltcf)e ®rta^ ift gum größten 2;f)etl eine SSieber-
!§oIung ber SBeftimmungen be§ 4. SateranfonjiB '1215) unter
Snno,^en§ III. : 9iec^ttDiigf eit, @üter&efcf)Iagnal)me, §äuf erjerftörung,
STuöIieferung an ben tt)e(tücf)en 3trm; neu ift ber ^ufi^: ^e|er,
bie fic^ befefiren, f ollen Ieben»längli(^ einge!er!ert hierben: in per-
petuo carcere detrudantur. „^amit ift atlerbing§ ber (S^tu§
no^e gelegt, ha^ ber ^apft, n)enu er fc^on bie Söiberrufenben mit
fo l^arter Strafe Belegt h)iffen tüitt, für hk hartnäckigen ^e|er
faum etVDaS 2(nbere§ im Stuge geljabt ^aBen !ann, aU bie |)in«
ri(f)tung (gider, a. a. D., @. 204).
3ur ®ett)i§{)eit tüirb biefe ^äpftlic^e Stbfic^t burc^ bie SSorgänge
in $Rom felbft. Sie Vita Gregorii IX. (Mnratori Scrpt. 3, 578)
Berichtet, ba^ ber ^apft im ^tbxuax 1231 in ©egentoart tion
(Senator unb SSoIf t)iele ^riefter, ^lerifer unb Saien beiberlei
&t]ä)kä)t§> auf 5Iu§fagen öon Beugen ober auf eigene! ©eftänbui^
f)in aU ße^er üerurtf)eitte. 2Sa§ mit i^nen bann weiter gefc^a^,
erfahren wir burc^ $RicC)arb öon San ©ermano: „Qnv felben
3eit würben einige ^e|er in 9iom entbeÄ, öon benen einige ö er-
brannt würben, ta fie l^artnädig blieben: anbere Würben nad^
Eafino unb Sa (^aüa pr 35u^e gefifiicft." Sie 9^euigen würben
a(fo einge!er!ert, bie |)ortnäcfigen würben ö erb rannt. Stber —
unb ^ier tritt ber ^{)arifäi§mu§ Uav ju S^age — ber „Stottfarter
e^rifti" ^t \)a§ SB ort „2obe§ftrafe" nidEit auSgefprod^en. „®ie
milbe 3}?utter, bie ^ird^e: pia mater ecclesia", begnügte fic^ mit
ber 2:^at (M. G. S. S. 19, 363; i.
1 „gn ber fir^Iii^en ©efc^gebung", fogt ber ?ßräftbent be§ ^affation^'^ofe^
üon ^ari§, Sanon, „ift bie Jobe^ftrafe ntd)t ausbrücfütf) aufgefüfjrt, fie
ttjirb ftilljc^ttjeigenb öorauggeiefet Qn allgemeinen 2Benbutigen ift fie ent=
fialten, bie fie Bejeic^nen, of)ne fie 511 nennen, unb bie oft nur Beftefien in
einem fi^ bejiefien auf n)eltlic^e ©ejege, ober in ber Srföäfinung, ber Seger
jei bem Weltlichen S(rm überliefert morben, um bie gejegli^e ©träfe ju em=
pfangen" (Histoire des tribunaux de l'inquisition en France. Paris
1893, ©. 448).
VIII. ^ap[ttf)um unb Sobcgftrafe. 173
SRid^tig [agt gicfer: „95ei S3eurt^eilung ber faiferlid^en ^onfti»
tutionen üon 1232 fc^eint mir ju tüenig Beachtet gu fein, ba§
biejelBen fid§ auf'§ engfte an üorl^ergel^enbe päpftlid^e
SSerfügungen anfd)IieBen, unb ba| biefe e» äunäc^ft
njoren, tt)elrfje bie 1231 beginnenbe, in§6efonbere in
©eutfd^Ianb alleS 2)?a§ überfcfireitenbe ^e^eröcrfolgung
öeranlafeten" (a. a. D., ©. 203).
S)ie[c 2f)atfac^e ift burrfi bie gef(f)ic§tlid^en Duetten fo offenbar
gentacE)t morben, ba^ felbft ein fo ultrantontan^fdfiönfärBerifc^er
©d^riftftetter njie gelten geftelien mu^: „D:^ne ^l^eifel tarn ber
^aifer mit feinen fet^erbeftimmungen ben SBünfifien ber ^äpfte
[^onoriug III. unb ®regor IX.] üielfac| entgegen" (^o|)ft
©regor IX., f^reiburg 1886, @. 208). ®aB bie „SSünfc^e" ber
„(Stattf) alter S^rifti" auf jEöbtung ber te^er gerid^tet h)aren,
öerfi^tüeigt aber «gelten feinen Sefern.
S)ie ^ouptftetten ber me^rfarf) ertoä^nten ®efe|e Slaifer grieb^
rid^§ lauten:
„S)ie (Sorge für bie un» öom §immel übertragene ^errfd^aft
unb faiferlid^e ©elcalt, benen h)ir burd^ bie @nabe bei |)errn üor--
fte^en, gebietet un§, jur 5{u§rottung ber ^e|erei gegen bie geinbe
be§ @(ouben§ ha^ irbifd^e ©c^föert gu ^ie^en, ha§ rvix, gefonbert
öom ^rieftert^unt, fül^ren, bamit tt>ir jene, bie fid§ tuie Ijeimtüdfifd^e
<5ö!^ne gegen @ott unb bie ^irc^e ergeben unb ben mütterlid^en
(Sd^oo§ Serfteifc^en, burdE) Urtl§eil§fprud^ unb ©ered^tigfeit üerfolgen,
biefe Uebeltf)äter nicfit leben laffen, burdf) beren üerfü^rerifd^e
2BiffenfcE)oft ber SSelt unb ber beerbe ber ©laubigen Unheil gu^
gefügt tt)irb. 2Bir befehlen ba^er, ha^ bie ^e^er, h)ie fie aud^
f)ei^en mögen, föo immer fie burrf) ben 3Jiac^tbefe^I (Imperium) ber
Äirtfie öerurt^eilt unb ber treltlid^en ©eraalt übergeben iporben finb,
mit ber gebüfirenben Strafe beftraft merben. «Sottten ©inige üon
itinen, burd§ ben ©dfirecEen be§ Xobe§ getrieben, gur (£int)eit
beg ©tauben§ unb jur S3u^e prüdle^ren tuollen, fo follen fie für
immer eingeferfert merben. Sitte ^e|er, bie in ben ©tobten
unb Drtf^aften be§ gieic^el burd^ bie |3ä^ftlic§en ^nquifi--
toren aufgefunben Würben finb, fotten auf hk Stn^eige ber ^n*
quifitoren ober anberer fat^olifd^er SJJänner l^in ergriffen unb fo
lange in engem ©eföatirfam geiiattcn Werben, bi§ fie, burd^ fird^ =
174 ©rpel SSud). «ßapftttjum unb Snquifition.
\iä)t§ Urt^eil üerurtl^eitt, eine§ elenbeit 2:obe§ gu ©runbe
ge|en. (Sine gleiche ©träfe follen erleiben, bie ber iöfe
tfeinb anreijt, bie ^elurei ju begünftigen. 5Die ^obe§ftrafe
füllen auc^ erleiben, bie au§ X ob eSfurc^t bie te|erei a'bgefd^lüoren
l^aben, ober bann rüdffötlig gehjorben finb .... S)ie (Sö|ne unb
Srben ber ^e|er, il)rer S3egünftiger unb SSertt)eibiger werben Bi§
in§ gmeite ©lieb burc^ unfer !aiferlid^e§ 2(nfe!^en aüer öffent=
lid^eu SIemter unb (Stiren entüeibet, bamit fie, eingeben! be§ öater=
lid^en SSerbred^enS, in beftänbiger S^rauer ba^in fd^rtinben; benn
mir föiffen, ha^ @ott ein (Siferer ift unb ha'^ er bie ©ünben ber
SSäter an ben ^inbern mac^töott ftraft. SSarmljerjigfeit foll
aber benen gegenüber geübt werben, bie, bem üäterüd^en SSer--
bred^en nic^t folgenb, bie Ijeimlirfje Xreutofigfeit il)rer SSöter
jur Slngeige bringen. S)ie ^e^er, bie üon ben ^rebiger*
brübern eud^ §ur Slnjeige gebracht werben, foUt i^r ergreifen
unb forgfam feftfjalten, bi§ fie nod^ ber ürc^Iic^en SSerurt:^ eilung
bie öerbiente ©träfe erleiben; unb i^r foHt Wiffen, ba^ i^r baburd^
ein Öiott wof)Igefänige§ unb üor un§ lobtnürbigeS SBer!
öerrid^tet". (Commissi nobis.)
„®a§ ungenä^te (SJewanb unfere§ |)errn trad^ten bie ^e^er ju
jerrei^en, inbem fie in bie @inf)eit be§ unt^eilbaren Öilauben§
@|)altung gu bringen unb bie ©d^afe au§ ber |)ut beS ^etru§ ju
entfernen fudEien 2Bir befehlen, ta^ ta^ SSerbred^en ber
^e^erei, wie fie aud^ l^eifie, unter bie öffentüd^en SSerbred^en §u
jagten ift 2Ber erfunben wirb aU üont !at^oIifd^en Glauben,
Wenn aud§ nur in einem fünfte, abgewicfien unb ermal^nt, bie
teufeüfd^e ?5inftcrni^ p üertaffen, ben ßJott be§ Sid^te» nid^t aner»
!ennen will, ben, wie aud^ alle onberen ^e|er, üerurt^cilen wir
burcf) bie§ ©efetj gunt 2;obe; er foll if)n erleiben, inbem er,
ben f^tammen überliefert, öffenttid^ bei lebenbigem Seibe
öerbronnt wirb." (Inconsutilem tuuicam.)
„S)ie S3egünftiger unb 9}iitfdE)uIbigen ber ^atarener fotlen it)r
SSermögen öerlieren. S^re ©öfine füllen gu feiner @I)renftette ge^
langen. SBenn aber ^emanb üon i^nen einen ^atarencr angeigt,
fü füU er au§ !oiferIicf)er ©unft in 9(IIe§ wieber eingefe^t werben".
(Patarenorum.)
„2)ie ^atl^arer unb alle ^e^er, wie immer fie ^ei^en, beiberlei
VIII. <PoprttI)itm uiib ^Dbc§[trafe. 175
®ef(f)Ied^t§, öerurt^eilen njir ju elü ig er Infamie, tüir erüären jie
für re(f)tto§ unb gcäcfitet, if)r SScrmögen foH befd^Iagna'^mt
lüerben, il)re ©ö'^ne foüen erbunfätjig fein, diejenigen, bie
ber Meierei üerbäcf)tig finb, follen, ftienn fie it)re Unfcf)ulb
nid^t erlueifen fönnen, e|rIo§ unb geächtet fein; finb fie ein
Sal^r long in biefem Sufti^^i^ üerBIieben, fo fotlen fie aU ^e|er
berurt^eitt Werben SE)ie ^e|er finb erfiunfä^ig, fie !önnen
!ein Xeftament mad£)en, fie !önnen S^liemanb öor ©erid^t forbern,
\oo^ aber !önnen fie üor ©eric^t geforbert irerben. S)a§ Urt^eit
eine§ 9lid)ter§, ber für fie 5Red)t gefprocfien Ijat, ift ungültig. (Sin
^e^er fann aber ben onbern überfüf)ren. S)ie Käufer ber ^atarener,
bie if)rer S3egünftiger unb S3ertf)eibiger foKen jerftört unb niemals
njieber aufgebaut werben". (Catharos; M. G. L. L. II, 287 ff.;
326 ff.)
S)iefe ©efe^e fielen bi§ §ur gegenwärtigen ©tunbe im @5efelj=
bu(f) ber „©tatt^atter ©iirifti", int fanonifcfien ^Red^t (C. 18 in
6*° de haer. 5, 2; lib. sept. de baer. et schism. V, 3)! SlHer»
bing§, bort ftel^en fie am rid^tigen ^laij, benn bie „(Statthalter
S^rifti" finb ifire geiftigcn Url^eber, unb alle§ in golge biefer ®e»
fe^e öcrgoffene ß^^riftenblut fällt nicfit nur wegen biefer Urf)eber=
fcEiaft auf ha^ ^apfttfjum jurürf, fonbern aud^ be§l^alb. Weil bie
^ipäpfte, unb nid)t bie ^aifer, bie eifrigften SSerbreiter biefer @5efe|e
Waren unb i^re unnac^fid[)tli(f)e Befolgung unter 2(nbro:^ung ber
f)ärteften firc^üi^en ©trafen erzwangen.
SBenn biefe unmoraüfd^en unb wiberd^riftlid[}en ®efe|e eine
©dfimad^ finb für ben beutfcfien Scamen unb ein ©tfianbffed auf
bem 3Inben!en eine§ beutfrfien ^aifer§, \oa§ finb fie bonn für ba§
^a^jfttljum?
2Ba§ bie ^)ä^ftlidf)e Ur:^eberfct}aft betrifft, fo ift, au^er bem fd^on
SSorgebrad^ten, ha^ Srum unb S)ran be» laiferlidjen S3Iutgefet^e§
öom Sa^re 1232 befonber§ beadE)ten§Wertr).
@§ war in feiner SSeife eine proprio motu entftanbenc ^unb*
gebung beg ^aifer§ griebric^ IL, fonbern e§ War beredjuete§
9ladf)geben an päpftlidie 2öünfdE)c. Xie Erfüllung biefer blutigen
SSünfdje war üieler Ort» auf ©c|wierig!eiten gefto^en; jur Söred^ung
biefeg 2öiberftanbe§ t)atte fid) bie ^Berufung auf ben „(Statthalter
S^rifti" unau§reid)enb erwiefen; fo foßten benn bie Snquifition§=
176 ®rl'te§ aSucE). «popftt{)um «nb ^nquifition.
ric^ter i^re gorberungen auf 2:öbtung ber ße^er !raft foiferltc|en
2lnfe^en§ burdife^en.
tiefer ^fiatBeftanb ergiebt fid^ junöd^j't ou§ ber 5(rt ber SSer=
Üinbigung be§ ^ßlutgefe^eS.
S)ie Slbreffaten tüaren jtüar bie gürften unb Beamten be§
tatferreic6e§, aber tieäetdjnenber Sßetfe hJurbe e§ nid^t i^nen ju--
gefteüt, fonbern ben üom ^a^ftc mit ber ^nquifitton beauf»
tragten S)omtni!anerfIöftern.i S)te :|3ä^j'tli(ä)en ^nquifitoren
foüten alfo ba§ S3Iutge[e^ bei ben tt)eltlic§en ©erid^ten gur Sin-
ttjenbung bringen laffen.
STu^ ber Sn^alt be§ ©rlaffeS beftätigt biefe STuffaffung. 2)er
^aifer nimmt bie ^nquifitoren bei 2tu§übung if)re§ 2tmte§ in feinen
befonbern ©c^u^, unb er befiet)It, an ben üon ifinen SSerurtt)eiIten
bie gefe|Iid£ie (Strafe, b. ^. bie SobeSftrafe 5U üottäie^en. S)ie be=
beutfame ^fjatfac^e ferner, ba^ 5ur 3^^^. ß^^^ ^ie§ ®efe| erging,
ber SSertraute 65regor IX., ber S)omini!aner ®uana, am faifer»
lid^en §ofIager in 9tat)enna als ^erot^er anhjefenb war, ift fd^on
l^eröorge'^oben föorben.
Snblicl befi^en h)ir unüerböd^tige unb gerabep üafftfdfie 3^119^1^
bafür, ba^ ©regor IX. biefe (SJefe^e üeranla^t f)at.
Sn unbefangenfter Offenheit beridjtet ber :päpftlid)e ^nquifitor
unb ®omini!anermönc^ S3ernt)arb @uiboni§ im üierten %i)t\l
feiner Practica Inquisitionis (Ed. Douais, Paris 1886, (S. 173;
üglc^. oben ©. 34 ff.) 2; ,,Qu üerfdiiebenen Reiten ^at ber apoftolifd^e
<Btüi)l SSerorbnungen erlaffen gegen bie !e|erifc^e 58o§t)eit; aud^ bie
faiferlictien ®efe^e würben ^u biefem 3wed üom ^aifer griebrid^
auf Setreiben be§ apoftolifctien ©tu^Ieg (procurante eadem
sede) nerfünbet."
S)er j^i^auäigfanermönd^ %^oma§ 21u§cu§ fagt au§brüdlic^:
S)ie SSerfünbigung biefer (SJefe^e fei nur erfolgt, weil ber ^aifer,
bem ^ap\tt gu Gefallen, fic^ aU red^tgläubig unb !atl)oUfc^ erWeifen
1 2)ie einjig erf)oIten geblieBenen Ausfertigungen be§ ®eje^e§ finb für
beutf(J)e 2)omimfaner!Iöfter beftimtnt: SSremen, SOSürgburg, 9ftegenlburg,
Strasburg, i^xit\aä) (gtder, a. 0. D., 0.221).
2 SDtejcr aSetoeiä für bie ^öpftüc^e Ur^eberjcfioft ber friebericiani=
j^en aSIutgefe^e ift biS^eran noc^ öon Jiicmanb — fo weit meine Kenntni§
ber betreffenben Siterotur reict)t — geltenb gemad)t toorben.
VIIT. ^a^jftt^um unb Sobe^ftrafe. 177
unb i'o ber tl^m bamatS brofienben ^äpftlic^en (Sgtommunüation ent»
gefjen looate (M. G. S. S. 22, 513).
®er ^jäpftlicEien S^aterjcfiaft entf|3ric^t bie weitere Sürjorgc ber
^äpfte für biefe ^inber i^re§ ®eifte§.
Snnojenä IV., Sdeganber IV., Urban IV., ^lemenS IV.
f)a6en bie ßJefe^e f^riebrid^ II. imebertjolt beftätigt unb eingefc^ärft
(bie betretfenben Butten Bei Potthast, Reg. R. P. P., 14607.
15378. 15448. 17383. 19423). S3efonber§ eifrig tüar ^nno--
jenS IV. (1243—1254); nicJ)t iüeuiger al§ öier Tlat (Potthast,
0. a. D.) bringt er in ben ftärfften 3(u§brüden auf Befolgung ber
®efc^e. ®er SBortlaut einer folc^en (gm|3fei)Iung burd^ ben „Statt--
l^olter e^rifti" mag un§ einen S3egriff geben üon ber „diriftlid^en"
?Iuffaffung i^re§ §irtenamte§ unb öon i(}rcm „Slbfd^eu" gegen
©lutoergie^en. ^n feiner S3utte Cum adversus haereticam üoni
28. aj?ai 1252 fagt SnnojenS: „®a ber römifc^e ^aifer grieb=
ric^ gegen bie fe^erifdje 93o§t)eit getüiffe ©efe^e erloffen ^at, burd^
tt)eld)e bie SluSbreitung biefer ^eft üerf)inbert inerben fann, unb
ha mir lüollen, ha'i^ biefe Öiefe^e §ur ©tärfung be§
®Iauben§ unb jum §eile ber ©laubigen beobadE)tet föer*
ben, fo befe:§ten tüir ben geliebten Söhnen, bie bie Dbrig»
!eit bilben, ba^ fie biefe ©efe^e, beren SBortlaut wir
ntitfc^icfen, in if)re (Statuten aufne'^men unb ba^ fie
mit großer ®mfig!eit gegen bie ^e^er üorgeiien. ®e§-
I)alb befel)len wir eu(f) [^nquifitoren], ha'^, Wenn biefe
Dbrig!eiten unfere 95efet)Ie nad)Iäffig erfüUen, i'^v fie
burd^ (Sjfommunüation unb ^nterbift baju jwingt ....
®ie üom fattjoHfc^en ©tauben 5lbfaUenben
öerflud^en wir ganj unb gar, wir üerfolgen fie mit
(Strafen, wir berauben fie if)rer SSermögen; i^re @rb*
folge 'tieben wir auf, alte S^edfjte erfennen wir itinen ab."
2Bie gleid^artig nacf) Sinn unb 2(u§brud§weife finb boc^ foldfie
^unbgebungen ber „Stettüertreter Sf)rifti" mit htn 5(eu^erungen
ßfirifti felbft: „Unb bie Samaritaner naf)men i^n nid^t auf. S)a
aber haSi feine jünger fallen, fprad^en fie: §err, willft bu, fo
Wollen Wir fagen, ba^ geuer öom ^immel faUe, unb öer*
jefire fie, wie @Iia§ tljat. ^efuS aber wanbte \i<S), fd^alt fie
unb fpradC): SSiffet if)r nidE)t, Weffen ©eifte§ ©inber il^r
0. ^oenSfiroed), ^a^jfitljum. I. 12
178 (Jrfteä Söud). $o^3fttf)um unb ^nfiuifition.
feib? ^e§ SJJenfc^en Sol^n ift ntcfjt gefommen, ber SJ'ien-'
fc^en SeBen gu üerberben, fonbern ju erhalten" (£uf. 9,
53—56).
®^riftu§ föeift e§ entrüftet üon ficf), SJienicEien, bie if)m nid^t
freilüillig folgen ttjollen, burcf) geuer ju tobten: feine „@tattl§atter"
rul^en unb raften nid^t, Bil aller Drten bie (Sc|eiter^ufen flammen,
um biejemgen, föeld^e if)nen nid^t antjangen niotlen, ju üerjefjren.
^ann e§ einen beffern S3ett>ei§ bafür geben, ba^ bie ^äpfte tütr!*
üd^ öon S^rifti ßJeift erfüllt, ba| fie toirlüif) bie gortfe^er feine§
2Ber!e§ finb??
Uebrigen§ ift bie§ nid^t ba§ einzige SSeifpiel, ba^ bie „Statt»
l^alter ®f)rifti" S3Iutgefe|e weltlii^er Dbrigfeiten, bie gegen Se|er
geridf)tet ttjaren, beftätigten. ßiregorIX. beftätigte burc^ bie SSuHe
Solent haeretici üom^ 25. ^uni 1231 bie capitula Annibaldi se-
natoris üom ^aljre 1231, unb (Tregor XL beftätigte burdf) bie
58utte Sedes apostolica üom 7. ^uni 1371 ben @rla^ ßaifer
^arl IV.: Praecunctis mentis (Potthast 8754; Fredericq I, n. 80.
213. 214).
Slu^erbem ftel^t feft, ha'^ bie ®efe|e f^i^iebricE) II. auf drängen
ber ^ä^fte aud£) für ^vantxtiä) beftätigt würben. ©leicEifatl^ auf
SSerlangen ber ^äpfte fü{)rte fie ^einrid^VII. im 3al)re 1312
in 5Deutfd)Ianb ein (Böhmer, Regesta imperii 1246 — 1313,
@. 302).
SSon 1232 an f)ielt mit ber Söeiterüerbreitung be§ ©rIaffeS
Tregor IX. ba§ ^Tufftammen ber 8d)eiterl)aufen gleichen ©d^ritt.
^n S^ercelli lie^ ber Si'öngiöfanerinquifitor SSruber ^einrid^
üon 9Jlaitanb bie Strafe be§ geuertobeS in bie ©tabtorbnung
aufne!)men (Stat. Verc. c. 370 K, Moniim. patriae 16,1231). S)er
SDominüanerinquifitor ^o'^ann Iie§ im ^uü 1233 fecEigig an»
gefe^ene i^rauen unb SJiänner ju glorens all ^efeer üerbrennen
(Muratori, Scrpt. 8, 38). SSon SJioilanb berii^ten au§ bem
Sat)re 1233 bie Memoriae Mediolanenses (M. G. 18, 402): „man
fing an bie ^e|er §u tierbrennen," unb eine {)eute nodt; am Palazzo
della Raggione gu 3RaiIonb üor^anbene Snf(^^ift w^ter bem Staub»
bilb be§ bamatigen ^obefta ber Stabt, DIbrabo bi 3;reffeno,
rüt)mt üon il)m: „S)ie ^e^er üerbrannte er, lüie e§ feine ^flid^t
Jüar." UeberbieS erhielten bie 9}JaiIänber ^e^erbränbe bie au§»
VIII. «ßapfttl^um unb Xobeg^trafe. 179
brücflid^e ©ut^ei^ung be§ ^al^fte^. ^n einem ©dfireiben öoni
1. SDejember 1233 beglücftüünfcfit (Tregor IX. ben SrjbifdEiof
unb ben Meru§ üon 3)?ai(anb ju i^rem (Sifer in SSertilgung ber
^e^er (Potthast, Reg. Pontif. n. 9334).
„'^flcid} allem ©efagten !ann e§ nid^t mel^r ätt)eifel{)aft fein, tt)te
in Italien bie bort 6i§f)er unfiefannte «Strafe be§ @c£)eiterr)oufen§
©ingang fanb. ®en 2hi§gang§|3unft bilbete aücrbingg bie faifer»
lid^e 95erorbnung öon 1224. Slber fic fc^eint o^ne alle unmittet*
I6are 2öir!ung geblieben. @te getnann erft baburd^ S3ebeutnng, ta^
bie fird^Iic^en ©elüalten fie ju üertDert^en hJU^ten; ba^ juerft
bcr ^rcbigerbruber ®uala aU S3ifd§of üon S3re§cia fie i)erüor»
jog; bo^ bann feit 1231 aucE) ber ^apft üerlangte, ba^ bie in
feinen neuen Statuten öorgefefiene S3eftrafung fiartuäcfiger ^efeer
burc^ ben Uieltlirfien üiid^ter nad^ jener ^onftitution be§ ^aiferS 5U
gefc^e^en f)abe." ®ie bamaligen ^nquifitoren maren auf ©runb
^äpftlicEier SBiüeuSfunbgebungen „burc^aug §u bem SSerlangen
berechtigt, ha'^ bie tüeltlidjen Üiid^ter bie enbgültig üerurt^eiüen Se|er
bem Sd^eiterl^aufen übergeben fottten". @o lautet ba§ Urt^eil
be§ !atf)oItfd^en @Jefd^i^t§forfc^er§ ^idn (a. 0. D., @. 211. 214).
3u gteid^em (£rgebni| fommt ein anberer ^ox'idjtx, § ermann
§au^t, ber mit ^Sejug auf bie friebericianifc^en S3Iutgefe|e fc^reibt:
„@§ tft befannt, ha^ feine [^aifer t5i"iebrid§§] auf bem 9?eic^§tage
5U 9?at)euna erlaffenen ^onftitutionen üom 9}Järg 1232 jum erften
dJiaU bie |)inrid^tung ber Sl'e^er reic^»gefe^Ii(^ forberten unb ba§
jebem |)er!ommen, aber aucE) ben einfadEiften gorberungen
ber ©ererf) tigfeit toiberf^rec^enbe ÖJeritfitSüerfa^ren ber
pä|)ftlicf)en ^nquifitoren burc^ bie rüc!i)aItIofe $8eftä=
tigung ber üorau^gegangenen päpftUc^en (Sriaffe für
immer fanftionirten" (SSaIbenferti)um unb ^nquifition im füb=
öfttic^en ®eutfrf)tanb, ^reiburg 1890, @. 7).
|)ier mag aud^ eine Stelle angefüfirt trerben 5um S5etege, mie
unmittelbar bie§ fojiole unb fulturette SSirfen Ütomä fid^ in
©eutfc^Ianb äußerte. 3wm ^aijvt 1233, b. 'ij. ein ^a^r nad)
SSerfünbigung ber S3Iutgefe|e griebrid^S, berid^tet ber ö^fironift
Sllberic üon 2;rot§ gontaineS: „^n Teutfc^tanb entftanb ein
fo gro^e§ SSerbrennen ber ®e^er, iia^ i^re Qa^l unfaPar iff'
(Monum. Germ. S. S. 23, 878).
12*
180 <Sxiti§ 93ud). ^ap[ttf)um unb Snqui'ition.
^ft e§ erftaunlic^, ha^ biefe „gürforge" ber „Stattf)alter ß^'^rtfti"-
für unfer Saterlanb üon gleic^äeitigen S^ronifen in grimmem §umor
6efc^rie6en tüurbe? @o l^ei^t e§ in einer SBiener S^ronif be§
13. ^a£)r^unbertl: ber ^apft ft)ünf(|e bie S)eutid)en in f^röfd^e
öerföonbelt, um i^nen aU 3tord^ ben ©orouS machen §u !önnen
(Monnm. Germ. S. S. 9, 712).
S)ie ^Begriffe ^a^ftt^um unb SEobeSftrafe für ^e^erei fte£)en
alfo nac^ bem ^^ugniffe ber ®ef(f)ic^te ju einanber im 3Serf)äItni^
üon Urfac^e unb SSirfung. S)aran lä^t fic^ nic^t rütteln; hjo^l
aber iä^t ficf) biefe SBa^rt)eit burcf) tüeitere ©efd^id^tSt^atfac^en be»
fcftigen. S)iefe Sltiatfacfien werfen ^ugleicf) iieüeS Sic^t auf ben
njatirl^aft lt)iberli(|en ^(jarifäi§mu§, mit bem bie „Statt^olter
e^rifti" i^re 9JiorbIuft um^jütlten.i
SSenn man nämlicf) bem UItramontani§mu§ bie ©reuel ber
Snquifition aU ©ünben be§ ^opftt^um§ bortoirft, fo giebt er jebeä»
mal bie 5Intn)ort: gerabe bie SnQiiifition§gefc^i(f)te bemeift, ha^ bie
ßirc^e, b. 1§. ba§ ^a|3ftt^um unf(f)ulbig ift on bem öergoffenen
S3Iute; benn ber SnquifitionSridjter ^at nid^t nur niemals ein Sobe§-
urtl^eit gefönt, er ^t nic^t nur ftet§ ben üon i^m aU ^e|er ®r--
üärten „bem weltlichen 5Irm übergeben", ber i^n bann
nad^ feinen ©efet^en beftrafte, fonbern — unb ha^ ift ent=
fc^eibenb — ber 3nfluifition§ri($ter f)at bei jeber „'iJfuSlieferung on
ben weltlichen 2Irm" ber weltlichen Dbrig!ett bie bringenbe
S3itte au§gef|)ro^en, Seib unb Seben be§ Stulgelief erten
§u fdionen.
SBer bie Urheber ber weltlii^en @efe|e waren, nac^ benen bie
^e|er getöbtet würben, {)aben wir gefe^en; mit ber Ur^eberfi^aft
ber S3Iutgefe|e ift aber aucEi bie SSerantwortüc^feit für i^re S33ir-
!ungen bewiefen. 2; od) laffen wir ha^i einmal bei ©eite; rid^ten
wir un§ nad^ bem napoleonifc^en 9iect)t§grunbf a^e : La recherche
de la paternitö est interdite; netjmen Wir fogar on, ba§ ^o^ft»
tl^um ftönbe Wirüid^ nidit :§inter ben weltlicf)en SSIutgefe^en al§
1 ^ä) niü nic^t Beftreiten, ha^ bie „(5tattf)alter S^rifti" Bei Serfolgung
unb jtöbtuttg ber Sle|er bona fide l^anbeltcn, ba^ fte glaubten, im 9te(^te
ju jein. Sie tnaven ai)o niäjt SRörber ber ©efinnung tiad). SIbet biefe
bona fides bemeift eben fd)Iagenb, wie weit ha§ 5ßat)fttf)um abgeirrt mar
bon ber Se^re ef)rtftt.
VIII. ^ap[ttf)um imb Sobe^ftrofe. 181
xf^v SSoter. SBnre e§ unter biefer günftigften, aber nid)t gefc^id^t-
liefen 2Sorau§fe|ung ber StutfcJiuIb lebig? D^ein, bie 5Iut^ öon
X'i^xämn utib $8Iut, bie ba§ Zeitalter ber ^nquifition burcJiftrönit,
jcElIägt bod^ über bent ^auptt be« ^a^fttf)um§ §ufammen, unb bie
fo je^r betonte „2(u§Iieferung an ben weltlichen 2Irm" unb bie
norf) ntefir betonte „S3itte um Si^onung be§ ^e|erleben§" öermögen
oucf) nict)t einen einzigen tropfen be§ äRenfdjenbluteS ab§un;afc^en,
ha§ Sö^t^unberte lang bie ©ewänber ber „(Statt:^alter Kl^rifti" burc^--
tränft unb burc^färbt ^at. ^m ©egent^eil; bie SStutj^uIb ber
„(Statthalter (J^rifti" tt)irb burcJ) bie „Slu§Iieferung" unb burc^
bie „Sitte" um'§ |)unbertfa(^e fc^toerer. ®enn „3(ullieferung"
unb „33itte" waren ein freüel^afte? <Spxd mit SSorten, fie Waren
eine ber f(i)änblid)[ten Unaufri(^tig!eiten, weld^e bie lange ®efct)i(^le
menfc^Iic^en 2ug§ unb menjcfilicfien ^rug§ fennt. ^nner|alb ber
c^riftlic^en ©efc^icfite ftel^t folcf) ein ftiftematif^er aJäpraud) ber
©pradie gerabeju beif|)ieIIo§ ba.
„5)ie StuSlieferung be§ ^e|er§ an ben weltlichen
2trm" unb bie an bie weltlidie Dbrig!eit gerichtete
„S3itte um (Schonung bei ^e^ertebenS" Ratten nid^t ben
@inn, ben bie SBorte au^subrüden fc^einen, nämlic^
S3Iutüergie^en gu üer(}inbern, fonbern if)r «Sinn war
nur ber, bie |)äp[tUd)en ^nquif itoren üor ber !anonifc^en
Irregularität ju bewafjren, bie fic^ ©eifttic^e, ^riefter
baburd) gu^ieljen, ba^ fie in irgenbweldier SBeife (au^er
in SfJot^we^r) an ber Xöbtung ober SSerWunbung cineS
2}ienfdf)en fid^ bet^eiligenJ
1 Unter Irregularität tierl'tef)t mon im fanornjcfien iRec^t einen, jei t§
burc^ 58erge:^en (irregnlaritas ex delicto), fei ei burd) 9JiaitgeI genjiffer
©igenjc^aften (irregularitas ex defectu) eingetretenen Quftanb, in bcm ber
93etreffenbe unfähig ift §um ©mpfang einer fir^üd)en 35>eif)e, gur 2(it§üBung
einer fd)on empfangenen SSeifje, jiir 23efDrberung in fir^Iic^e SBürben, Slemter
ober ^frünben. §BIutöergief5cn öcriefet bie für einen „^riefter ®ottei unb
Wiener ©tjrifti" nöt^ige „Sanftmutt)" jenitas) unb belüirft bie „Irregularität
Wegen mangeinber <2anftmutt)" (irregularitas ex defectu lenitatis). 5(uc^
gerec^teg 33Iutoergie^en, j, 58. in einem gered)ten S?riege ober in (Jo^S^ eine§
gerechten Urtf)eif^ipruc!^e§ , jie'^t biefe „Irregularität" nac^ fic^; nur iia§ im
3uftanb ber Siot^toe^r jur 3?ertf)eibigung bei eigenen Sebenä oergoffene Slut
mac^t ni^t „irregu(är"; oDer fe(6ft hd ber 5Rotf)roe:^r muß 'oa§ „moderamen
182 6i-"[tel $8u^. $ap[ttf)um unb önquifition.
SSe^e bem „weltlichen 2(rm", ber bie „S3itte um (Sd^D =
nung be§ 2e6en§" ernft genommen, ber jie erfüllt, b. §.
ber bem ^e^er ha^ Seben gefd^enÜ l^ätte! S3annfluc§
nnb Snterbift toären auf i^n niebergefallen.
Sd^ laffe bie Duetten unb bie gefdE)icf)tIic^en X^atfac^en fprec^en.
BunädEift, wag jagen CueHen unb Sfjati'oc^en über bie S3e=
beutung „ber 5(u§Iieferung be§ ^e|er§ burd) bie ^nqui»
jitoren on ben weltlid^en 2lrm"?
Stil erfter !Iajfifc§er Stuart fei 2;^oma§ üon 5tquin ange«
fü{)rt. (Heber fein 5(nfe^en in ber uItramontan=!atf)oIifd^en SSelt
f. unten ©. 220.)
„SSenn bie ^irifie !eine Hoffnung nie^r l^at, ben ^efeer ju be=
teuren, fo trennt fie i^n, in gürforge für ba§ SBol^I ber Ruberen,
burd^ bie ©gfommunüation üon i^rer ©emeinfc^aft, unb überbieS
überlädt fie il^n htm Welttidien ßJericbt, bamit e§ i^n
burc^ ben S^ob au§ ber Söelt fdjaffe: ulterius relinquit eum
judicio saeculari a mundo ex terminandum per mortem, ^efeer,
bie bereuen, werben gWar üon ber ^rcEie gur S3u^e gugelaffen, e§
toixh i^nen aber barum nid)t ba§ Seben gefd§en!t" (Summ. Theol.,
2. 2^^, qu. 11. a. 3. 4). 2(Ifo bie 2lu«Iieferung gefc^a^ in ber
Stb fid^t, ta^ ber ©taat, aU ^tnkx ber Snquifition, ben SIul*
gelieferten tobte.
S)er fd)on oft erwäfinte :päpftlid^e ^nquifitor SSern^orb ©ui--
boni§, in S3e§ug auf SBefen unb @e|)f(ogen^eiten ber Snquifition
gleid^ gut erfahren, fd^reibt in feinem „^onbbuc^ ber ^nqui«
fition" (Practica Inquisitionis, Ed. Douais, Paris 1886, ©. 218.
219): „B^ecf ber ^nquifition ift bie ^erftörung ber
^e^erei; bie ße^erei !ann ober nid^t gerftört Werben,
au^er burd^ SSernid^tung ber ^e^er; 2Iuf zweierlei
inculpatae tutelae", b. f). bie aJlä^igung in ber 5ßert()etbtgung, beobacf)tet
ircrben. %üx fein ^eilige§ 2tmt, beffen 2lu?übung roejentlicf) auf Sanftmütig
unb SOiilbe Berufen foü, mu^ „ber ^rtefter ©ottei unb Wiener S^rifti" ganj
unb gar frei fein öon SlHem, toas ouf .'parte ober ©rauiamteit fc^Iie^en
laffen fönnte.
(S§ ift gut, bteje i'c^önen ©runbfäge im 3tuge §u bel^alten, um ben
^P^arijöilmul unb bie 4^eu(f)elei ber :päpftU(^en Su^inifition bei i^rer Sptig-
feit gan§ gu erf äffen.
VIII. «ßopftt^um unb %obt§\txa^t 183
2trt werben aber bie^e^er üernid^tet; erften§, inbem fie fid^ üon
ber ^et3erei 5ur fatfioüfd^en 9teIigion gurüdluenben, jtüeitenS, inbem
jie, bent lyeltlii^en @erid}t überliefert, töxptvliä) üer =
fcrannt werben: finis autem officii Inquisitionis est, ut heresis
destruatur, que destrui non potest, nisi heretici destruantur ....
Destruuntur autem heretici duppliciter, uno modo, cum ab heresi
ad veram catholicam fidem convertuntur ; alio modo, quando re-
licti seculari judicio corporaliter eoncremantur". „S5Iei6en bie
ße^er f)artnäcftg, fo foHen fie, in ©egenwart ber föettlicfien ®e=
walten abgeurtfieiÜ, bem Weltücf)en Slrm überliefert Werben, um
mit ber gebü^renben ©träfe [SSerbrennen] beftroft ju werben. S3e»
fetiren fitf) ^e^er nac^ ber gätfung be§ ^nqutfition§urt{)eit§, fo
ift anjunefimen, ba^ fie fid) au§ ?5ui'iflt öor bem Xobe be^
fe^ren. ^RüdfäÜige ^c^er finb in (S)egenWart ber weltlidjen @e=
walten abäunrt^eilen unb o^ne irgenbweldie» ©e^ör bem weit»
lidien 5Irm 5U überliefern, darüber t)eif;t e§ im ©efel^e j^neb*
ric^ II. Commissi nobis: ber ^obeSftrafe öerfallen finb u. f. W."
(a. a. D., @. 220;.
2t(§ britten ^eiigei^ i'ufs i«^ "^^^ berühmten „§ejenl)ammer ",
b. ^. feine S8erfaffer, bie pö^fttidien ®omini!anerinquifitoren ^ofob
(Sprenger unb |)einrid) ^nftitoriS auf: „®em rüdfälligen,
aber reumütfjigen ^e|er finb, wenn er bemüt^ig borum bittet, bie
©alramente ber S3u^e unb be§ 2tttar§ nid)t ju öerWeigern, aber,
er mag nod) fo fe^r bereuen, bennod; ift er bem weit»
lidien 5trm gu übergeben, um t)ingerid^tet ^u werben. S3e=
Währte Scanner foÜen ifim, im auftrage be§ Sifc^ofö ober ^nqui=
fitor§, mitttieilen, ba^ er bem irbifdien ^obe ni(|t me{)r ent--
gel^en fann unb ba§ er beMjalb für fein (Seelen'^eil forgen mu^.
SSeil bie Stuelieferungen au ben weltüc^en 2trm gum 5^obe führen,
foUen fie nidjt in ber ^ird)e gefc^eljen. Sei ber 5tu§Iieferung be§
rüdfälligen, unbu^fertigen ^efeer§ f|3rid)t ber ^nquifitor: bu l^aft,
»erwartet, öorgeäogen, f)ier burc^ irbifd)e§ geuer öerbronnt
ju werben" (Malleus Maleficarum, Ed. Lugd. 1669, @. 278
bi0 282).
SSierter 3euge ift ber ^ä|)ftlic§e (Seneralinquifitor 9U!oIou§
©Qmeric, beffen berüljmten „SBegweifer für ^nquifitoren" (Direc-
torium Inquisitorum) id^ fd)on einge^enb befprod^en Ijalit (oben
184 Qx\te§ 93uc{). ^a|3[ttf)um unb ^nquijttion.
@. 40 ff.). (Sr unb fem Griöuterer ^egna genügen aüein, um bie
S3ebeutung ber „2(u§üeferung an ben lüeltlicfien 2(rin" enbgüttig fef^
aufteilen: „S)er reuige, ober rüdföllige ^e^er, mag feine 9fteue
auä) nocJ) fo gro^ fein, ift al§ SiücffäHiger bem tüeMcfjen 5(rm jur
^inri(f)tung ju übergeben. SDer ^ifdjof unb ber ^nquifitor follen
§u bem 9xüctfälligen einige ii)m befannte unb befreunbete ^^erfonen
fcf)tden, bie it)m fprec^en foHen öon ber SSeroc^tung ber 2öe(t, öon
ben Seiben biefeS £eben§ unb ben ^reuben be§ ^arabiefe§. ®ie§
üDrau§gef(i)idt, foIIen fie it)m im Stuftrage be§ S^fluifitor§
unb be§S3ifd)of§ mittl^eilen, ba^ er bem seitlichen SEobe
uid)t mel^r entgef)en !ann. Ser S3if(f)of unb ber SnqitifitDi^
befel)len bann bem h)eltlic§en ®en)altf)aber, er folle fid^ an einenx
beftimmten Slage, nic^t aber on einem ?5efttage, on einem be-
ftimmten Drt, aber au^erfjolb ber ßirifie einfinben, um öom Sifc^of
unb ^nquifitor einen iRüdfälligen entgegenzunehmen." S)a§ Urt^eil
lautete: „SBir ber Sifc^of unb ber Si^puifitoi-'/ öom ^. apoftoIifd)en
©tul)le baju belegirt .... Italien bid^ itad^ ben fanonifc^en (S)c*
fe^en für einen rücffätUgen ^e^er, n)a§ h)ir mit ©cfimerj öerfünben,
unb üerfünbigenb fcfimergüij^ beflagen. SBeit bu ober reumütf)ig in
ben @d)oo^ ber Sirene §urücEgefe£)rt bift, geftotten h)ir bir ben
©mpfong ber Saframente, ber S3u^e unb ber ©udfiariftie. SDo ober
bie ^irdie ©otte», nac^bem fie fo barm{)er§ig an bir ge'^onbelt iiot,
nid^t» me^r mit bir gu tt)un ^ot, beS^alb fto^en Wir, ber ^ifcE)of
unb ^nquifitor, bie f)eiligen (Soongelien üor un§ l^abenb, bamit
unfer Urtfjeil öom SlngeficEite ®otte§ ouSge^e unb unfere 3(ugen
bie @ered)tig!eit fc^auen, ©ott ottein öor Slugen fjobenb, bie "tRüä-
fäUigen, obnjot)! 9leumütt)igen öon unferer @eri(i)t§barfeit ou§ unb
übergeben bi^ bem trelt(id)en21rm." „®er 93ifd^of unb Snqui»
fitor foUen gum 9lüdfänigen einige erprobte Scanner
fdiiden, bie i^m haS^ beüorfte^enbe XobeSurt^eil on«
!ünbigen unb il)n jur (SJebutb ermol^nen, unb bie naä) bem Ur-
tljeit bei if)m bleiben, bi§ er feinen ©eift aufgegeben l^ot. ®iefe
foüen ober fei)r öorfit^tig fein, bo^ fie nicf)t§ ti)un ober fogen, tt)a§
ttn %oh be§ SSerurtl) eilten befdileunigeu fann, bamit fie nidjt
irregulär h)erben unb fo eine ©djulb auf fidf) loben bort, tüo fie
ein 55erbienft ernten follten. 2(ud) ift IudIjI §u bead^ten, boß ein
fol^e» Urtl)ei(, bog ben Stüdfälligen bem lueltlidjen 2lrm
VIII. «ßapftt^um uttb Xobesftrafe. 185
üfiergieBt, nic|t gefällt tüerbe an einem Sefttage iinb aud^ nic^t
innerf)aI6 einer ^irdie; benn, ha ein foId^eS Urtf)eit junt
STobe fütjrt, fo i)"t e§ ge^iemenber, ba^ e§ an einem SSerftage
unb au^erfjalB ber ^ird^e gefällt tüerbe, ha bie i^efttage unb hk
^rd^en bem §errn gen^ei^t finb" (III, 548—550).
„9lücffäIIige Sleljer", f)ei^t e» an einer anberen (Stelle 11, 353),
„füllen, nac£)bem i^r ^Rüdfatt unjlüeibeutig feftgeftetit tüorben ift,
ül^ne jebeS Sßer^ör, aud^ wenn fie bereuen unb ben fat^olifd^en
ß5Iauben fcefennen, bem lüeltlid^en 5lrm ü6erge6en unb mit
ber gebü()renben Strafe beftraft Werben. ^ Sinige fagen,
e§ fäme nid£)t§ barouf an, ob fie burd^ ©c^trert, geuer, ober auf
eine anbere 2(rt umgebradEit lüürben, ridjtiger aber ift, ba^ fie ge»
mä^ ben ©efe^en griebric^ IL burd) ha^ treuer umfommen.
Söerben fie aber lebenbig üerbrannt, fo ift burd^aul üor=
jufd^reiben, ba^ i^re 3ii"Se feftgebunben unb il^r gott»
lofer 9}Junb gefnebelt lüerbe, bamit fie nicfit burd^ freies
S^iredjen ben 2(ntüefenben gotteSläfterlidf) 3(ergerni§
geben." §äufig !ommt ber 2tu§brud üor: „®er Sd^ulbige ift bem
hjeltlid^en 2(rm ju übergeben, bamit er mit bem Xobe beftraft
tüerbe: tradendus est curiae saeculari, ultimo judicio feriendus"
in, 691. 700). „®er unbu^fertige unb rüdfätlige te^er ent--
gel)t, aud^ tüenn er bereut, bem ^obe niemals. 2)a§ fott
tt)m, el}e er bem tüettlic^en 2(rm übergeben lüirb, burd^
erprobte 9J?änner im 2(uftrage be§ 58ifd§Df§ unb be§ ^nquifitorS
mitgetfieilt tüerben" (III, 558).
ßt)meric felbft t)atte, njie tüiv eben ge'^ört l^aben, angeratf)en,
bie §inrid)tungen ber ^e|er nidjt an firdblid^en gefttagen ju üott'
gießen; fein (Sriäuterer ^egna ift anberer 2lnfid^t:
„3d^ tüei§, ha^ biefe SSorfdEiriften beS G^mericuS in üielen
©täbten SuropaS befolgt tüerben, unb iä) lüiü biefe (SJertoIjnljeiten
nid)t äubern. %htx xä) geftelje offen, ha^ mir bie Sitte einiger
SnquifitionStribunale gut gefättt, biefe Urtfjeile gerabe an gefttagen
ju faden. 5)enn e§ ift fe^r nülilic^, ha^ bie S^oIfSmenge
bie dualen ber Sc^ulbigen fiel)t, bamit fie fid^ fürchte,
1 §ier bebeutet „gebü'^renbe ©tcofe, animadversio debita" gtüeifelto^
bie XobeSftrafe; tigtd^. oben ©. 170.
186 ®rfteg ^«cl)- ^Qp[tt^um unb Snquintton.
an i^efttagen üerfammelt fiel) aber Iei(f)ter eine grofie 9!Jiengc. <So
roirb bie ©ac^e meiftenS in Spanien getjanbl^abt, nnb ba§ bidige
id^ burd)au§. S)enn bieä jd^redücfie unb erfc£)ütternbe @d)aufpiel
ift gleic^fam ein 5tbbilb be§ legten ®ericf)t§, unb nitf)t§ !ann ge-
eigneter fein, (Sdireden einzujagen, tuorauS gro^e 33ortt}eite er*
inadjfen. ®ie 2el)re be§ @t)mericu§, ba^ bie er|)robten SJiänner,
bie bem 5Rü(f fälligen auf S8efef)l be§ ^nquifitor§ bo§ beüor=
ftetjenbe 2;obe§urtI)eiI bei tüeltlicfien (Seri(i)t§ anfünbigen
foHen, nid)t§ tf)un bürfen, 'oa^ feinen Siob befcEiteunige, bamit fie
ni(^t irregulär werben, ift burc^auS richtig; fie n^irb fc^on öom f)I.
Slntonin, (£rjbif(f)of üon glorenj, gelehrt. 2ßer ben SSerurt^ eilten
erma'fint, ba^ er haS» §aupt bem §en!er borbiete, ober bie (Stufen
be§ Sc^affotS l£)erauffteige, ober ftier ben genfer ermahnt, ba^ er
mit einem ©tfilage ben SS erurtl^ eilten tobte, berfättt ber ^rregu»
larität" (III, 551. 552).
„Me, bie rücEfäUig finb, fie mögen bereuen ober nici^t, füllen
ol^ne jebel toeitere SSerpr bem njeltlic^en SIrm ausgeliefert werben,
bomit fie bie gebüt)renbe Strafe erleiben . . . Sffiarum ober bie
^ircfie bie ^RüdfäHigen, aud^ Wenn fie fid^ befef)ren Wollen, nid§t
mef)r aufnimmt, letjrt ha^ ^ongil üon ^fjarbonne im 11. ^anpt>
ftüd: „Sene, bie nad) gefd)et)ener StbfdiWörung wieber in bie db-
gefd^worene ^e^erei jurüdgef allen finb, fodt i^r, of)ne i^'Dt^ @ef)ör,
bem weltlid)en Öieridfit ausliefern, bamit fie mit ber gebü^renben
Strafe beftraft werben, benn e§ genügt, ha'i^ fie burc^ fal*
fd^e 83c!e|rung bie ^ircfie einmal getöufcf)t ]§aben" (III,
412, 413).
„®er unbu^fertige ^e|cr foH in einem ficEiern Werfer, gut ge*
feffelt aufbewahrt werben. 9^ü|en alte S3efe^rung§oerfud^e nid§t§,
fo foK er nic^t fogteid) bem weltücfien 5trm überliefert werben,
weit er fid) fonft aU S!J?artt)rer üortommen fönnte, fonbern er fott
tauge, minbeften§ ein ^atbeS ober ein gan§e§ '^a^x in einem finftern
unb fctiredlic^en ^er!er (in carcere duro et obscuro) gut gefeffelt
aufbewahrt werben. 9tuc^ foßen feine £inber unb ©attin ju i^m
getoffen Werben, um i^n ju erWeidjen. ^ft bann 3lt(e§ üergeben§,
fo fott er bem welttid^en 2trm übergeben werben. Sottte el fic^
ereignen, iia^ er auf htm Söege gum Sd^eiterl^aufen, ober wät)renb
er an ben ^fatjt gebunben wirb, bereuen Witt, fo gtaube \dj, 'oa'^
i
VIII. <ßa^fttf)um unb 2:obel[trafe. 187
bie SSarmfieräigfeit e§ erlaubt, {f)n aU reumüt£)igen ^e|er §u be--
l^anbeln unb zeitlebens einjumauern, oBiuo^I über einen folcfien
gall int fanonifi^en 9tec|t nichts öorgefetien ift unb einer folc^en
83efe[)rung nidfit att^uöiel ©tauben gu fc^enfen ift. Unb in ber
%^at ^at ey fic§ einmal in Slatalonien ereignet, ba^ öon brei un»
bußfertigen ^e^ern einer, lüäfirenb ber ©d^eiter^aufen fc^on brannte,
abfc^ttJören ttioöte. (Sr n)urbe befreit, ob §u Sterfit ober Unrecht,
toiH id§ nic^t entfcE)eiben. Sflaä) öier^el^n Sfl^^en toav er lieber
rücffätlig unb luurbe bann üerbrannt" (III, 554). ^egna bemerlt
ju bem S3orfd)Iag, üieHeiifit Sarmfjerjigfeit gu üben: „@id§erer
ift, hal^ ein foldjer nid^t gefct)ont iüerbe, aud^ Wenn er toufenbmal
feine 95efe£)rung oerfi^rid^t" (III, 557). „^artnädige unb rüdfättige
^eöer follen of)ne Sarmfiergigfeit (absque misericordia) bem
inettlic^en ®eridE)t überantwortet lüerben" (@. 703).
Karena, f^i^fat ber römifd^en ^nquifition unter Urban VIII.,
ift öierter Stn^t. Seine „5Ib(janbtung über bie t)t. ^nquifition"
(ügtcE). oben S. 58 ff.) eröpet er mit bem ©runbfa^: „^e^er muffen
mit geuer unb ©d^toert besfönngen werben, benn leidster toerben
fie übertüunben, aU überrebet" a. a. D., Anteludia § 4). „^a^-
bem ber ^efeer bem weltlidien 9Irm übergeben worben ift, foH
feine Sfieue nur in feltenen gälten angenommen werben, benn bie
ißete^rung gefc^iet)t bann gewötinlid^ nicE)t üon ^erjen, fonbern
an§> gurd^t öor ben ©d^merjen beg brennenben j^euerä
unb oor bem Stöbe" (©. 66). „S^ie unbußfertigen ^e^er finb
bem tocttlid^en ©erid^t ju übergeben, bamit fie lebenbig »er»
brennt werben: impoenitentes tradendi sunt cariae saeculari,
ut vivi comburantur" (8. 67). „®er rüdfäHige ^e|er ift o^ne
jebe S3arml^er§ig!eit (absque ulla misericordia) bem Wettlid^en
5trm §u übergeben; benn e» genügt, "öa^ er burd^ eine falfd^e S3e*
!e{)rung bie ^ircEie einmal getäuf(^t Ijat Sie Uebergabe Ijat gu
gefc^e^en, gleid^üiet ob ber fRüdfällige bereut ober nic§t; jebod^ mit
bem Unterfd^ieb, boß ber reumüt^ige 9lüdfätlige guerft erbroffelt
unb bann erft berbronnt, ber unbußfertige aber lebenbig
üerbrannt Wirb" (S. 70; üg(d). oben S. 79. 150). „Stud) SnJinber=
jährige über 14 ^a^re, bie nic^t bereuen wollen, fottcn bem Welt*
ticken @crid)t jum SSerbrennen übergeben werben (©. 252).
S)a ^e^erei unter allen SSerbred^en ba» größte ift, fo ift e» nid^t gu
188 ©rfteä 5Bu^. $apfttf)um unb ^nquifition.
öertüunbern, ba§ burc^ 'fiod^l^eilige ©efe^e (leges sacrosanctae) bie
S;obe§ftrafe burdj geuer für ^e^er feftgefe^t ift. ßJäbe e§
eine nodj graufamere Strafe, al§ ben t^euertob, fo luäre
fie gegen ben Eel^er anjntnenben. 2;er iüelütrfie ^Riditer t)at
nic^t§ anbere§ §u t^un, aU iia^ Urt^eil ber ^nquifition fofort §u
üonftreden" [<B. 357).
5t(§ fünften ^ews^« fül)te ic^ ben Qnqutfitor Sernarb ©0=^
nienfi§ an, ber in fetner Lucei-na luquisitorum (Venetiis 1596,
<B. 38) fd^reibt: „®ie S^otlftrecfung be§ Urt^etl§ ber ^nquifitoren
gef(i)ier}t burd^ bie lueltlid^en ©eiüalten. ®iefe SßoUftredung
f)at ot)ne3ögern ju gefc^ef)en; bie gebü^renbe ©träfe (animad-
versio debita) ift ju öoHgie^en. ^ögern bie ttjeltlic^en ®e =
njalten mit ber SSoIIftredung ober oerfnc^en fie ben ^n^
quifitionS^roje^ ntittelbor ober unmittelbar §u öer=
^inbern, fo oerfoUen fie ber Sgfommunüation. 2)ie ge*
büt)renbe ©träfe (animadversio debita) ift bie ©träfe, bie
2ei6 unb©eele trennt: poena quae avellit animam a corpore."
9tn fec^fter ©tette fiub bie STCjeoIogen bc§ ^efuitenorbenS
gu nennen. S)ie ci)nifd)en SBorte be§ ^efuiten ^etra ©anta 'i)abt
id] fd)on mitgett)eilt o6en @. 79). ^nfialtlic^ ha§t @(ei(^e lehren —
i^ begnüge mid^ mit einigen fierüorragenben 9Jamen — bie ^efuiten
2tbam Scanner, ^aul 2at)mann, 2;f)eD)3{)iI 9iat)naub, ^et=
lormin unb, um einen noc^ Sebenben anjufü^ren, ber fef)r be»
fannte Sefuit ©rifar.
„jDie 2^obe§ftrafe gegen bie ^e^er lüirb üon ben ttieltlicfien
©etoalten üoltftredt, aber im Stuftrage unb auf SSefe^I ber
fird)Iid^en ©eiualt. S)e§()atb !ann bie n)eltli(^e Dbrigfeit einen
bem ireltticf)en 2(rm überlieferten ®e|er tion biefer ©träfe nid)t
au§neE)men. ®iefe ©träfe gilt nidjt nur gegen bie ßet^er, bie frütier
fat^olifd) waren unb aU (äru^adfifene abgefallen finb, fonbern aui^
gegen bie ^e^er, bie bie ^e^erei mit ber 9}iuttermilc^ eingefogen
§aben unb bie ^e|erei ^artnödig tiert^eibigen. S)a§ ift allgemeine
Se^re" (Tanner S. J., De fide, disp. 1., qu. 8, dub. 6, 128:
Theolog. schol. tom 3., Ingolstad 1627, ©. 474, 475).
„®ie Snquifitoren ber fe|erifc^en Soyfjeit werben nic^t irre-
gulär, wenn fie ben unüerbefferüdien ©dfiulbigeu ber weltlichen Ge-
walt übergeben; benn fie felbft fpredjen ja ba§ ^^obelurtfjeit nic^t.
VIII. ^apftt^um unb Jobelftrafe. 189
noc^ führen fie e§ au§, fonbern fie ü6erlaffen bie Slugfü^rung bem
raeltitifien Uvm, ben fie baju noc^ oufmuntern fönnen, o^ne irre-
gulär §u trerben" (Laymann S. J., Tbeol. mor., Edit. Moiiach.
1625, 3. 224).
„^ie 2;obe§ftrafe ij't feine ju fi^tnere Strafe für bie ßeger,
tüeld^e bie abfd^eulicfiftett unb für ba§ öemcinftiefen t3erber6fi(i)ften
SSerbre(f)er finb. 5^ie ^irdje Bcftraft jwar nac^ il}rer Wdht bie
nic|t rürffälligen ^c^er, bie öor ber ?}ättung be§ Urt^eil^ ficE) fie«
fe()ren, nicf)t mit bem 2obe. 5^ie 3d^u(b ber Se^erei fönnte aber
D^ne Ungered^tigfeit oud) bann mit bem 2obe gea£)nbet tüerben.
2:a^ ba§ Sebenbig-SSerbrennen (vivicomburium), ba§ n3eicfili(f)en
ß^riften all ©raufamfeit erfifieint, eine gerechte SSeftrafung für
^e|erei ift, geigt bie alte '^raji§, bereu Kaftro gebenft" Raynaud
S. J., Opp. 12, 535b^.
„®em ^e^er gefc^ie^t fein Unrecht, menn er öon ber ßirdje
jum ^obe üerurt^eilt, ober aui^ burd^ eine geiftüc^e §anb getöbtet
Ujirb. ^enn ba^ bie Sirene bie Xöbtuug nic^t felbft ooruimmt,
f)at feinen ©runb nic^t, ha^ fie baburd^ Unrecht üerübte, fonbern
barin, ba^ e§ für fie uidEit ^affeub ift. SDenn ^a^ bie Se|er bie
^obelftrafe öerbienen, ergiebt fid^ au» ber Sd^riftftelle: S)a» Söfe
foüft bu au§ beiner SJ^itte f)inraegtilgen (5. SD^of. 13, 6 . 93?an
loirb alfo fagen muffen: bie ^e|er fönnen oon ber ßird^e bem
h)elt(ic£)en 5(rm übergeben unb fönnen unb muffen öon bem d^rift^
liefen rae(tli(^en S(rm jum 2obe oerurtljeitt unb oon htm (^riftlid^en
genfer getöbtet werben" Schulkenius, Apologia bei Rocaberti,
Bibl. maxima pontif. 11, 100. SSerfaffer biefer Apologia ift 58el=
larmin, bie Sefteife bafür bei S^öüinger-Steufi^, gelbftbiograp^ie
S3ellarmin§, @. 219; 2d)uIfeniu!o, ein Kölner ©eiftlidjer, ^at nur
feinen 9^omen geliehen).
„jj;;ur(^ Starrfinnigfeit ifirel eigenen SSitlenl jogen fid£) bie Un»
glücEüd^en bie ^e^er^ bie XobeSftrafe §u" ©rifar S. J., ^tf^Ji^ft-
für fat^. Xfieologie 1879, @. 552).
©nblid^ fü^re id§ al§ Ie|te§ unb amtli(^e§ ^^ugnife an einen
©rto^ (lustructio) ber „Kongregation ber f)eiligen römif d^en
Snquifition" au§ bem ^a^xt 1657 an bie ^äpftlid^en 3nqui=
fitoren. S:ort wirb „bie Stullieferung an ben weltlidien SIrm"
oulbrüdüc^ a(§ gleii^bebeutenb mit ber ^^obesftrafe bejeid^net; e§
190 er[teä S3u^. ^ßapfttlium unb ^nquifition.
l^ei^t: „^ai Slobe§urtf)eiI ober bie 2tu§Iieferung an ben lüeltlid^en
2trm: sententia Ultimi snplicii sive traditio brachio saeculari" {W)-
gebrurft in Orationes et solemnitates in Universitate Regiomontana,
Königsberg 1814—1823, Fase. 33, @. 6 ff., ü. Sibliot^. S3ertin
Ah. 12995).
SBie bie allgemeine Sluffaffung tüar über ben (ginn ber gorntel
„be§ Uebertaffen§ ber Se^er an ben tüeltücfien 5Irm" burdf) bie
Kirche, ergiebt fic^ aug öerf^iebenen ©teilen aüer $Rec^t§bü(^er.
^n ben Coutumes du Beauvoisis au§ bem '^a^vt 1280
(Ed. Beugnot, I, 157) {)ei|t e§: „@taubt ein Saie falfc^, fo muB er
§um Wahren ©lauben bur(j§ Unterföeifung gurüdgefü^rt Werben.
SSin er aber nic^t glauben, fonbern iüitt er fi(^ in feinem S^rt^utn
fialten, fo foll er al§ ße|er gerichtet unb üerbrannt ttjer»
ben. ^n biefem gaüe aber foII bie ftielttidje ®erid^t§=
barfeit bie i)eiUge ßirdje unterftü^en, benn njenn Sei^ßnb
burd^ bie Ijeilige ^ird)e aU Ke^er üerurtfieilt ift, fo überliefert
i^n bie ^eilige ^ird)e bem weltlichen (^txiä)t, unb ba§
Weltliche ®erid)t mu| if)n tierbrennen, benn ba§ geiftlic^e
©erid^t foU feinen tijbten: et le justice laie le doit ardoir,
porce que le justice espirituel ne doit nului metre ä mort."
S)ie „Livres de jostice et de plet" (1260) fd^reiben: „^\t ein
SO^enfi^ ber Ke|erei üerbäc^tig, fo üeranlaffen bie orbentlidien S^ii^ter
[bie Snquifitoren], ta'i^ ber König unb fein ßJericfit ii)n ergreifen.
S)onn füllen bie 93ifd)öfe unb bie ^rälaten be§ Drte§, b. ^. lixä)-
lic^e ^erfonen, bie ^nquifition über i^n eröffnen unb i^n über
feinen Glauben befragen; ift er bann burc^ i^r Urtl^eil ber«
urtt^eilt, fo übernimmt il^n ber König unb überantwortet
if)n bem Xobe: et s'il est dampnez por lor jugement. li rois
prent le cors et fet livrer a mort" (bei Fredericq, Corpus I, 131).
j^aft gleidjlautenb Oerorbnen bie „Etablissemens de Saint
Louis" (1270): „Sft jemanb Wegen be§ @Iauben§ in SSerbac^t
gerat^en, fo foU ha^ weltlicEie ©eridjt it)n ergreifen unb ben ge--
Wö^nlic^en 5Rid)tern [ben ^nquifitoren] übergeben; wenn bann bie
f)eilige Kird)e nichts me^r machen fann, fo foII fie bie weltlid;e
©ewalt §u §ülfe rufen. §aben bie Slic^ter [bie ^nquif^torenj i^n
unterfudit, unb ift er al§ Ke^er befunben worben, fo foH er bem
Weltlid^en (Seric^t überliefert werben, unb ba§ weltlidie ©erid^t mufe
VIII. «ßopftttium unb Xobelftrafe. 191
ifjit berbrennen laffen: et quand li juges l'auroit examine, se il
trouvait que il feust bougres, si le devioit fere envoier a la
jostice laie, et la jostice laie le doit faire ardoir (bei Fredericq,
I, 135).
Sie gefd^ic§tli(f)en %i)at\ad)tn Beftätigen biefe Stuffaffungen.
|)einricf) üon 2(I6ano, päpftlic|er Slarbinal'Segat, berichtet im
^ai)xt 1178 über bie SSerurt^eilung eineg reicEien $8ürger§ bon
2;ouIou[e, ^eter 9Jtauranb: „Snätrifd^en befann betrug fid^ auf
fi(^ felbft, er eni^fanb 9?eue, unb ha er fid^ bemSTobe getüett)t
fal) [nod) ber 2(u§Iieferung an ben ttieltlic^en SIrm burcE) ben £e=
gaten], f urfite er burd^ SSermittler ben 2Beg jur 33u^e unb 'otx'ipxaä)
S3efe^rung, bamit er üor bem broI)enben S^obe betna'^rt bliebe"
(Rerum britan. med. aevi Script., Gest. Henrici II, t. 1, (S. 218).
^n einem ber oben mitgetfieilten Urt^eite be0 ^ä|3ftlid^en ^n--
quifitor§ 93ern:^arb ®uibont§ (oben @. 155) f)ei^t c§: „S(t§ bie
^efeerin (Ste^t)ana imd) if)rer ^tuSlieferung on ben föeltüc^en
2lrm fa^, ha"^ bie Xobe^ftrafe bur(^ ha§ ?^euer iljr beüor-
ftanb, jagte jfe, fie Wolle §um fatfiolifd^en ©lauben jurücHe^ren."
2tt§ im ^a{)re 1237 bie Xouloufer @tabtobrig!eit [id^ Weigerte,
fed^§ ^e^er, bie i^r öon ben ^nquifitoren übergeben tt)orben Waren,
gu öerbrennen, f|)rac^en bie Snquifitoren mit bem SSifdjof feierlich
bie ©gfommunüation gegen fie au§ (Vaisette, Ed. Privat, III, 410).
^a^ft 9H!oIau§ IV. beflagte im ^at^re 1288 bie 5)^acE)täffig!eit
fo üieler Dbrigfeiten, bie ficE) weigerten, bie Urt^eife ber ^nqui«
fition ju üoüftreden; er brot)t ben ©öumigen mit Kirchenbann
(Wadding, Annal. ann. 1288, u. 19).
2)er 5)oge üon Sßenebig, SJJarini SJlauroceno, leiftete im
^a^re 1249 folgenben (Sib: „^m Dkmen be§ ewigen ®otte§. ^men
Qnx (S^re ®otte§ unb ber ^od^tieiligen SJiutter ber Kird^e unb gur
Sßertl^eibigung be§ !atf)oHfc^en (SJIauben» werben wir eifrig fein,
ha'^ für b-ie ^nquifition in SSenebig tüdEitige fattjolifd^e Tlänmx
aufgeftettt werben. Unb Stile, bie un» burd^ ben ^atriard^en
unb bie 33ifd^Dfe 53enebig§ at§ Ke^er überliefert werben,
Werben wir üerbrennen laffen. ^d^, 9}?arini aJJauroceno, burcf)
®otte§ ®nabe SDoge" (Arcliivio di Venezia. Codice ex Brera
nr. 277, bei Lea, History of the Inquisition II, Appendix,
@. 587, XIII).
192 ®r[te§ S3ucf|. «)Sa:t)fttf)um unb ^nquifttion.
^n S3relcta fträuBte fi(^ bie tt)eltlic^e Dt)rig!eit, "öa^ ii)x buri^
bte „Auflieferung" gufaKenbe §en!eranit bei einigen te|ern auggu»
üBen. ^ie ^nquijitoren Befi^loerten \xd] barüber beim ^apft ^n«
nogeng VIII., ber foIgenbeS ®e!ret erlief: „Unjer geliebter ©oI)n
2lntoniuy, ^nquifitor ber Somborbei, unb ber e^rtüürbige S8if(i)of
üon S3re§cia l^aben jüngft, h}ie un§ beri(^tet föorben ift, einige
rücffäHige ^e^er beiberlei ®efcf)ted^t§ §ur gefe^mä^igen ©träfe
üerurtt)eilt unb ber ©tabtobrigfeit aufgetragen, bie Einrichtung
Qu§äufü{)ren. Qu ni^t geringem 5tergerni^ l^at bie ©tabtobrigfeit
fi(^ getüeigert, haS' Urtt)ei( auggufütiren, e|e fie nirfit bie ^roje^-
o!ten eingefefien I)ätte. '^a aber ta^i SSerbred^en ber Se|erei au§=
fd^Iiefilic^ ber Sirene unterftet)t unb unter leinen Umftänben ftrafIo§
bleiben barf, fo tragen tt)tr euc^ auf, ber ©tabtobrigfeit ^u be=
fehlen, ba^ fie innerhalb fecf)§ SJ^agen, na(i)bem i^r fie
oufgeforbert f)abt, euer Urtljeil gegen biefe ^e^er üoll»
ftrerfe, unb jtt)ar o^ne irgenblüie in bie ^roje^aften ©in»
fid^t §u nehmen (sine aliqua dictorum processuum per vos agita-
torum visione). ©oHte fie biefem S3efef)Ie nicfjt nad^fommen,
fo üerfällt fie ber ©ffommunifation. ©egeben gu fftom
unter bem gifi^erring am 30. ©e|3tember 1486 im britten ^ai^xt
unfere§ ^ontififate§" (bei Eymericus-Pegna, Directorium Inqni-
sitorum, ©. 609).
(Sin lebhafter ©treit cntftanb im ^al^re 1521 5n)ifc^en SSenebig
unb Seo X. ®ie Snquifitoren unb ber 93ifcf)of öon Suftino^oIi§
l^atten einige ^e^er bem iüeftli(^en SIrm übergeben, um fie üer»
brennen p laffen. Sltlein bie ©ignoria üerbot bie ^iuSfü^rung be§
Urt^eil§ unb forberte bie ^roje^aften ein. 9JZit ©ntrüftung erfiob
fic^ gegen biefen „freöel^ften Unge'^orfam" ber „©tattljalter
e^rifti", Seo X., in ber Suite Honestis (Mag. Bull. Rom. I, 617).
©ine lange ^ette üon ^^ugniffen unb ^tjatfarfien! ©ie ift fo
ftar!, fo unjerreipar, ba^ fetbft ein ^efele, ber fdionfärberifrfie
SSertfieibiger ber Sn<1iiifition (oben ©. 132), bei ©elegenljeit beS
58eric^te§ über bie SSerbrennung be§ ^ropfte§ SUiinnide öon
®o§tor am 22. Dftober 1224, geftet)t, t)a^ „bie natürliche
f5oIge" ber 2tu§Iieferung an ben föeltlic^en ?trm ber ^^euertob
geföefen fei (^efete-tnöpffer, tonjiliengefc^icEite, t^reiburg 1886, V,
936). %xüli(i) anbere uttramontane ®efcf)ic^t§fälfd^er fahren aud^
VIII. ^api'ttfjum unb Jobe^ftrafe. 193
()eutc nod^ fort, bie ultramontane Sefetoelt über biefen tüid^tigen
^$unft 511 betrügen. (So ber ^efuit öaiirentiuS in bem üon
$rofe[for Raulen in Sonn herausgegebenen „ßird^enIej:ifon":
„jDie ßird;e ^at fic^ bamit begnügt, ben 8cf)u(bigen bem tt}eltli(^en
Strm §u überliefern mit ber Sitte, baS Seben be§ SSerurttieilten
5u fij^onen. S)er tüeltlidfie 9ii(i)ter »erlangte bann, ber Sitte
ungead^tet (!;, naä) ber gonjen (Strenge be§ föeltlicEien @efe^e§
bie (Strafe" (^irc|enIej:ifon XI, @. 1827 . Tafe biefe „Sitte"
l^eud^Ierifc^er ^f)arifäilmu§ föar, föirb ben ol^nungllofen Sefern
natürti(^ nic|t mitgetJieilt ^oben S. 181 ff.).
@» ift burd^aui ber uItramontan--fat^oIif(fien Stuffaffung ent=
fprec^enb, hienn 3JJarten§ in i8cring'§ „5(r(j§io für !at^o{ifd§e§
mrcfienrec^t" (VIII, 205) fc^reibt: ,3Bir muffen un§ aU ßat^olüen
pten, jene 5|5raj;il [ber Se^ertöbtung] mit bem falfd^en SiberaliS--
mu§ für bie (Sruption einer fanatifc^en Sornirttieit ober eine» un=
erföttlid^en SlutburfteS ju l^alten, " unb 9}iarteng bann berteift, ha^
bie ße^ertöbtung im fat^oliftfien Sogma begrünbet fei.
(Selbftüerftänblid) l^abe iä) an 3^«9^i[fcn itnb Sl^atfac^en nid^t
Sitte» angefüfirt, tt)a§ bie ©efrfiic^te bietet. S)a» Sorgebrai^te ge=
nügt aber nac^ ^n'^alt unb Sebeutung öottftänbig jum Setüeife,
ba^ bie 5(u§Iieferung be» ^e^er» an ben melttic^en 2(rm burc^ bie
^irc^e in ber Stbfic^t gefcfia^, ben ßefeer tobten (erbroffeln,
enthaupten, tterbrennen) gu laffen.
darauf ^in ift aber ber Scfiluß gerechtfertigt : alfo fonnte bie
on bie 5(u§tieferung gefnüpfte „Sitte, ha§ Seben be§ ^eöer§
^VL fc^onen", aud) nidEit ernft gemeint fein.^
jDocE) n)ir brou(^en un» für biefen jur Seurt^eitung bei SBefenl
ber päpftlic^en ^nquifition ^erüorragenb hjic^tigen $unft nic^t mit
mittelbaren, burc^ Sd^lu^folgerungen erlangten Semeifen §u be»
gnügen; bie ©efc^ic^te bietet un§ unmittelbaren Selüeilftoff.
2Ba» !ann e» Üiü^renberel geben, aU biefe „innige Sitte" ber
1 2)a^ 9(u§iprec^en biei'er „58itte" irar guerft öon S^nogens III. im
Sa'^re 1208 btn ftri^Iic^eu SRii^tern befohlen roorben, fo oft ein ©eiftli^er
ben rcefttic^en 58e^örben jur tueitern Seftrafung übergeben würbe c. 27 X,
de verb. signif. 5,40;. ^nnosenl IV., 3(fejanbev IV. unb f temeng IV.
übertrugen bieje ^{norbnung auf Ui ^nquifttion^riditev ^Suüe: Ad extir-
panda de medio üom 15. 53iai 1252: Potthast 14592.
u. $oen86roecl), >pQpfttf)um. I. 13
194 ®ryteg 93uc^. $a^fttf)unt unb Snquifition.
pia mater Ecclesia? 2BeiI ber ßeger nld)t me^r in i^rem mütter=
liefen ©d^ooBe öerlüeilen to\U , mu^ fie t^n au§ i^rer ©emein'
fd^aft entlaffen: aber järtlic^ flef)t fie ben Staat an, ^a§> öetien
unb bte ©üebma^eu bes tierirrten Sc^äf{ein§ §u f(^onen.
@o tüirb t^atjäd^Iic^ in uttramontanen Xarj'tetlungen, münb--
Itd^en toie fd^riftüd^en, ha§ $8er£)alten ber milben SJlutter ber
^ird^e l^ingefteKt. ^ ^ie ©efifiic^te jerftört bie§ fdjiJne 33ilb mütter=
Itd^er gürforge mit ranker §anb: fie becft unBarm^erjig bie unter
bem glei^nerifc^en @(f)ein öerBorgene brutale unb anefeinbe 2Bir!<
lic^leit ouf.
San! fct)u(ben wir f)ier ben S^quifitoren felbft; fie fannten im
ftrogenben SSoflgefü^I if)rer 9}Jad^t, f)eröorgerufen burc^ ba§ 5Be--
n^u^tfein ber bamaligen 5(ttgetüalt be§ ^apfttfiumS, nid^t^ oon ben
3Sertufdf)ung§öerfuc^en be§ I)eutigen UItramontani§mu§, ber, tem-
porum ratione habita, feine früheren 9^of)eiten fjinn^eg ju glätten
öerfud^t. S)ie (5JroB^®rof;inquifitoren, bie „Statthalter Sfirifti",
fo gut mt i^re ^anblanger, bie W6r\(i)e, fteßen felbft in robufter
^reiftigfeit i§re „innige Sitte" a(§ ha^ f)in, lUaS fie tüar:
^eui^Ierifc^er Sd^ttiinbel.
Söeginnen tüir mit @uiboni§, ber hit rüfjrenbe „33itte" in
nic^t njeniger aU fec^l auf einanber folgenben Urtf)eiI§formuIaren
tüieber^olt:
„®e§^Ib übergeben tüir biefen ^e|er bem lüeltlic^en Uvm unb
©eric^t mit ber innigen Sitte (affectuose rogantes), toie bie
^anoneS öorfc^reiben, ha^ ha^ Urtljeil über iijn nictit gum Sobe
unb nid^t §ur SerftümmCung fü()re."
2Ba§ fd^reibt aber biefer „innig bittenbe" päpftüd^e ^nquifitor
unmittelbar barauf?
„SBitt ber ^e|er fid) aber belehren unb gur fircfilidien ©in^eit
jurücffe^ren, fo foU er amSeben er()alten toerben conser-
vetur ad vitam); für biefen ^ail behalten h)ir Qnqii^f^toren un§
öolle grei^eit üor, if)m eine entf)3redjenbe Su^e aufjuertegen"
1 ^lij I)abe ^ter ten §iem(id) genauen SGBortfaut beffen roiebergcgeben,
ma§ ben Schluß einer (ängern Slusfaffung be§ ^efuiten 58riirf)ar über
bie ^tiQuifilion bilbete, bie er im Saufe feinet ©ef^tcf)t§unterrid)tl im ^ai)xc
1881 im ^efuitenfolleg SBt)nanb^rabe in ^ollanb ben „Scf)o(afti!ern"
ber beutfc^en Sefuitenprooinj, gu benen ouc^ trf) bamols ge^^orte, öorlegte.
VIII. «ßopftt^uni unb Xobegftrofe. 195
(Practica Inquisitionis heretice pravitatis, ©. 131; Ed. Douais,
Paris 1886).
5((fo: tro| „inniger S3itte" trat bie §inrirf|tung regelmäßig
ein, außer, ber ^e^er belehrte fic^ nod^ üor^er. ®ie „innige
33tttc" war bem Sinne i^re§ 2BortIaute§ noc^ leere 3orm; fie
hjurbe geftellt einzig unb attein, um bie ^nquijitoren öor ber
fanonifc^en Stregularität ju fietüa^ren, ba fie aU ßieiftlid^e fein
33Iut öergießen unb eine §inricE)tung uicE)t unmittelbar (divecte)
oeranlaffen burften. S)er |)tnmei§ auf bie „ftrc^Iid^en ^anonc§"
bei biefer „innigen Sitte" bebeutet nur, 'i>a'iß, tüeil bie „ßanonee"
megen Sßlutöergießen ^i^^egu^o^ität au§f|}re^en, bie „Sitte" geftettt
roerben mußte, um bie Irregularität ^u bermeiben.
6Juibont§ beftätigt biefe einzig rid^tige 5(uffaffung be§ @inne§
ber „Sitte" an öielen Stetfen feiner Praclica, 5. S. : „Sollte e§
fic^ ereignen, ma§ fc^on öorgefommen ift, ha% ein ^e^er, na et) bem
er bem meltüc^en 5(rm übergeben morben ift unb fdf)on jur
9?id^tftätte gefül^rt mirb, fii^ be!ef)ren will, fo ift er ben ^n«
quifitoren mieber au§äuliefern" (@. 144).
2öie fann audEi „bie innige Sitte um ©rfionung be§ Se6en§"
tüa^rf)aft unb ernftf)aft gemeint fein, Wenn @uiboni§ felbft, ber
fie al§ ftänbige «Formel üorfd^rcibt, wenige «Seiten Weiter ben ^n--
quifitoren einfd^ärft, bie oon fterfdjiebenen ^äpflen beftätigten
Slutgefe^e ^aifer griebrid) II. gegen bie ^e^er ftet§ bei \i<i) ju
fü'^ren?: „Sef)r nüfelic^ ift e» ben ^nquifitoren, i)a§> Sdireiben
Clemens IV., worin bie ©efe^e g riebrief) IL aufgenommen finb,
in einem befonbern Suc^e bei fidj ju führen, weil fie bafür
forgen muffen, hal^ biefe ©efe^e beobad^tet werben, wie
eg 5ur Stnrfung be§ @(auben§ gut ift" (S. 203).
Stud) Witt ®uiboni§ tro^ ber „innigen Sitte", baß bie rücf=
fättigen Weiser „o^ne jebeS ®epr (absque ulla penitus audientia)
bem weltlid^en 2(rm gu übergeben finb" (S. 220). „Df)ne jebeg
@e^ör" t)eißt ()ier nid)t§ 3(nbere§, aU o^ne jebe Sarm{)er5ig!eit ;
benn o^ne Unterbrechung fäf)rt ®uiboni§ fort: „55arüber ]§eißt
e§ im ©efefee t^riebrie^ II. Commissi nobis: ber S^obeSftrafe
oerfatten finb u. f. w." S. 220; ögtc^. oben S. 173. 177). gerner
fagt ®ui üon ben SBalbenfern, ha^ fie lieber fterben wotten, al§
fid^ befet)ren (S. 150).
13*
196 Si-fteg 33ud). ^apfltfjum unb ^nquifitioit.
(£ubü(f) eilüäf)nt @uiboni§, ha'\i bte ^n^uifitoren in <Süb=
franh-eid^ eine ©nabengeit (tempus gratiae) feftjufe^en ^^flegcn: tüer
innertjalb biefer ^eit bie ^e|erei öerlä^t, bleibt öon ber Xott^-
ftrafe befreit: „mit ©old^en jott man S8armf)eräig!eit üben, fie foHen
nid^t jum ^obe üerurtlieilt Werben" (@. 182. 183); olfo ben 5Xnberen
i[t biefe ^öarml^erjigfeit tro| „inniger Sitte" nio^t §u genjä^ren.
®ie pä|3ftlic^en ^nquifitoren Sa!ob (Sprenger unb §einric^
Snftitori§, benen bie ßulturnjelt ben nnftäf^igen unb bluttriefenben
„§ej:en^mmer" unb bie greulidie „^ejenbuüe" St^noäeng VIII.
üerbanft, fifireiben: „^n feierli(f)fter gorm, unter 2lnrufung @otte§,
lüirb ber SSerurt{)eitte bem föeltlid^en 2trm übergeben, mit ber
S3ittc: bie £)brigfeit möge ha§i lUt!)eiI milbern, fo tal^ fein S3Iut=
üergie^en ftattfinbe. ®§ ift aber 5U bead^ten, bo^ lüeber ber
Sifdiof nod^ ber ^nquifitor bem §um ^obe üerurti) eilten ^e^er
biefe unttermeiblic|e Strafe anzeigen f ollen, bomit ba§ ®emüt^
be§ SSerurt^eilten nic^t etföa gegen fie eingenommen h)erbc, it)a§ in
Slnbetradfit be§ beborftel^enben 2;obe§ forgfältig gu üermeiben
ift, fonbern e» foüen fromme 9Jiänner ju it)m gef(^idt lüerben, bie
i^m ben beüorftefienben Xob (mortem infligendam) anzeigen"
(Malleus maleficarum, Ed. Lugd. 1669. (S. 280). @§ tüirft gerabeju
öerblüffenb, wie f)armIo§=ct)nifc^ bie ^Öpfttirfien ^nquifitoreu bie
„93itte" um ©d^onung be§ Ste^erleben» gtüifc^en i^re fel)r beutlidfien
2(u§fü^rungen über „ben unüermeibüi^ beüorftet)enben S^ob" be§
ße^erS ftetten.
5(ntoniu§ S^iana, tonfuttor ber ^nquifition für ha^ ^önigreic^
Sicilien (Ogld^. oben @. 61 ff.), übertrum^jft nod^ biefen St)ni§mu§:
„Können bie ^nquifitoren gegen bie mettlidEien 9fiid§ter üorge^en,
luenn biefe mit ben Ke^ern mitbe öerfa'^ren unb i:^uen bie Xobe§=
ftrafe burd^ f^euer nid^t ouflegen? Sa, benn bie »elt ticken
9iid)ter finb in be^ug auf bie Ke^er nur bie SSoUftrecfer,
unb fie finb öer^flitfitet, ben Ke^er fofort jum Xobe ju
üerurtl^eilen. S" S3eaug auf bie SSoIIftrecfung be§ ^n--
quifition0urtl)eil§ ift ben föeltlirfien 9?id^tern jeber ßigen^
tüiHe entzogen. S)em fielet nidf)t entgegen bie bekannte
58efd)n)örung, bie üon ben ^nquifitoren üorauSgef d^icft
gu tüerben ^jflegt, hJenn fie ben fd^ulbigen Ke^er bem
roeltlid^en 5(rm überliefern, inbem fie uömlidEi bitten.
VIII. $apfttf)um unb 2:obe5ftrQfe. 197
man möge fiarmfieräig mit it)m tjerfa^ren. Xeiin tiefe
33ef(j^ioörung ift nur eingefül)rt, bomit bie ürc^Iic^en
9tid^ter ber ®efaf)r entgegen, irregulär ju tüerben
^ie Sn^liiifitoren tonnen bie n)eltücE)en 3fiic^ter jiüingen, ba^ fie
ben ^e^er bem geuer übergeben, o^ne "^üvdjt, irregulär gu föerben.
®ag gef)t (jertior oul ben SuUen Urban IV., ^(emenSlV. unb
^nnogen^ IV." (ßesolutioues morales, Lngdun. 1667, V, 423),
S3Iiebe nod^ ein fRt'it öon ^^cif^^ über bie Sebeutung ber öon
uniüiffenben ober une{)rli(^en uÜramontanen Sd^rififteltern fo fefir
betonten „58itte um SJiilbe", jo üerjdiroinbet er oor ben SBorten
be§ Herausgebers unb ©rläutererS beS Directorinm Inquisito-
rum, be§ in ber uÜramontanen SBelt tjoc^gefd^ä^ten römifc^en
STfieoIogen ':pegna. ©r jdfireibt §ur 2;e!retate ^nnogenS III.
„Novimus": „Söenn bie ^nquifitoren bie <S(f)uIbigen bem ineltlidien
9iic§ter ausliefern, fprec^en fie biefe iöitte au§, bamit fie nicfit
ben ©cJiein ertoecfen, bem $8Iutüergie^en äuäuftimmen,
unb baburd) irregulär lu erben. KoüarruöiaS ^ä(t eS jur
SSermeibung ber Irregularität für fidjerer, ha^ bie ^nquifitoren
ben Sßerurt{)eilten bem weltlichen 2Irm nicfit ausliefern, fonbern
er rät^, ha^ fie if)n in @egenn)art beS Weltlichen Stic^terS tier«
urt^eilen unb ha'^ ber fo 9}erurti)eiÜe ouS i§rer ©erid^tSbarfeit
entlaffen, fogleid^ öom meltlidjen üiic^ter übernommen werbe,
um il^n fiinjuric^ten. S<^ wi^B W^ mittJieiten, tuaS bie
wad^fame S'ürforge ber römifdien ^ä;)fte öeranftaltet (jat,
um öon ben ^nquifitoren unb Slonfultoren bie ^i-'i^egu^
lorität obsuwcnben. ®a in ben ©ifeungen bei römifctien ^n--
quifitionSfongregation, bereu 9Jiitgtieber ©eiftlidie, ^räloten, S3ifc|öfe,
^arbinäle finb, eS t)äufig öorfommt, ba^ llrttieife gefäüt werben,
ans benen eine ®lieberüerftümmlung ober bie §inrid)tung beS
ißerurt^eilten erfolgt, fo ^at unfer Ijeiligfter |)err ^au( IV. am
29. Stpril 1557 beftimmt, um bie @ewiffenSbeben!en ber SJJitgfieber
ber ^nquifition gu berul^igen, iia^ Me, bie ii)n (ben '^apft) im
9iicf)teramte unterftü^ten (qui in judicando sibi assisterent), o^ne
einer B^nfur ober ber Irregularität ju verfallen, ein Urt^eit fätten
fönnen, baS bie golter ober ben 2;ob beS S3erurt^eilten jur golge
^at. tiefes ®efret ^anl IV. Iiat ^iuS V. erneuert. 9lac|
biefen ©efreten erfdieint alfo biefe :^ergebrac^te S3itte
198 ©rfteä S3ud). ^^opftt{)um unb S"q"if'tioti.
übertlüfiig geworben, ha bie Se|er bem lüeüüc^en 5(rm
nur überlaffen lüerben, bamit bie Snqutfitoreu ber ^rregu--
larität entgeljen; ad hoc, ut Inquisitores evitent irregularitateiu.
®enno^ foll biefe Sitte nidfit unterlaffen Werben, benn
metjrere SO^ittel gur ßrrei(i)ung bei gleicfien ßkU^ [S^ermeibung
ber Si^regutarität] finb üorjusiefien. Sft e§ aber nic^t »erboten,
für bie ße^er ^Bitten einzulegen? ©ine SBitte ift oerboten, Wenn
fie eine ®uuftbe§eugung für ben ^e^er ober bie ^inberung ber
gegen i^n gu l^anb^abenben ®e]e|elftrenge pm 3wccEe l^ot, nic^t
aber wenn fie bie SSermeibung ber ^t^i-'egularitöt [be§ Sn-
guifitorg] begWecft" (Direct. II, 131—132).
Sin einer onbern ©teile erläutert ^egn o ba§ oben mitgetl^eiüe
5)e!ret SnnoäenS VIII., ha^ bie weltlidjen ütic^ter unter Sin--
brot)ung ber fd^Werften ^irc^enftrafen zwingt, bie 2;obe§[trafe an
ben ifjnen üon ben ^nquifitoren oulgeUeferten ^e|ern §u öottäie^en.
3unä(f)ft erüärt er bie SBeigerung ber tüeltlic^en Cbrigfeit, tav
Snguifition§urt|eiI gu öoüftrecEen, für „ein fc^werel unb unmenfct)--
ü^el S^erbredjen": gvave et immane scelus, bo§ ju beftrafen fei,
Wie bie Segünftigung ber ^e^erei. ®ann fä|rt er fort: „2Ba§ fofi
nun ober ber Snquifitor ti)nn, Wenn er fie^t, ba^ bie wettüdje
Dbrigfeit bie i^r übergebenen ^e|er nid^t innertjolb üon fed^l Sagen
I)inri(f)tet? ßin fe()r erfahrener 9J?ann fagte mir, bann lönne
ber Snquifitor ber weItücE)en Dbrigfeit befet)Ien, ha^ fie bie ^e^er
öerbrenne, weil biefe ©träfe für biel SSerbred^en bie gewöfinlidEie
fei, tw^alh er [ber ^nquifitor] auc§ nid^t irregulär werbe. 5ltlein
ganj ungefätjrlid; fd)eint e§ [mit 9lüdfi(^t auf bie baroul üielleic^t
entftel^enbe ^i^^egularität] bod^ nid^t gu fein, bie Strafe be§ Ser^
brennen! mit Siamen §u nennen (poenam combustionis nomi-
natim expvimere]; benn t)ielteid)t üerfäüt er baburd^ bod^ ber
Irregularität, §u beren SSermeibung er ja bie ^crgebrod^te
@r!Iärung[überba§9'lic^t''Stutüergie^en] abgiebt. ©id^erer
ift e» bel^alb, ba^ ber ^nquifitor nur im atlgcmeinen
bem weltlii^en 9^id§ter unter 5lnbroI)ung ber (Si'fommuni'
Ution befiel^It, feinen Urtfieitlfpruc^ aug^ufül^ren. 3)al
wirb aud^ in ben beiben Steffripten 5(tej:anber IV. (Ad audieutiam
unb Seo X. (Honestis petentinm; angeratl)en; unb e§ genügt,
um bie Srregurarität ju üermeiben" (IIL 609).
VIII. ^ap[ttt)itm unb Xobeiftrafe. 199
©ine fe^r iutereffante Söeftätigung biefer ©ingeftönbniffe über ben
Sinn ber 6erül)mten „S3itte" liefert un§ ha§ Sßer^alten ber ^)ä^jft»
liefen ^nquifitoren in ben 92ieberlanben. Sie fürditeten, föegen
ber mit i^ren Slui^üeferungen an ben lüeltlidien Strm not^tüenbig
üerbunbenen SLobe§urtt)eiIe irregulär ju werben unb baburd^ —
eine fe^r triftige S3egrünbung biefer „gur^t" — if)re ^frünben
§U üerlieren („craindant encourrir irregularitd ; ilz estaient vexös
en proces siir leurs benefices, pour raison de la dicte irr^gu-
laritö"). mit biefem „Sfrupel" (scrnpule) iDanbten fie \i^ an
Slaifer ^axl V. unb an bie Unitierfitöt öon Söwen. 3)ie
Uniüerfität gab feinen (gntfc^eib, aber ^axl beruhigte bie ängftliä)en
(^emüt^er burd^ bie SSerfidjerung, er ^aU ein „pöpftüc^e§ Söreüe"
(bref pontifical) ermirft, ba§ bie (SJefaiir ber Irregularität üon
i()nen abwenbe; nicf)t tuegen ber ^obe§urtt)eiIe I)ätten fie fanonif(f)e
Strafen p fürd)ten, fonbern öiet e^er für bie ©aumfeligfeit, ntit
ber fie bie Stu^rottung ber ^e^erei betrieben (PouUet, Histoire du
droit penal dans le Duche de Brabant: Mömoires couronnes et
memoires des savants etrangers publies par rAcademie royale,
Bruxelles 1870, t. 35, uo. 2, (S. 96. 97).
2Bie bei ber Erläuterung be§ 9(u§brude§ „bem toeltlidien Strm
übergeben" fcfilie^e iä) and) I)ier bie $8en)eitf!ette über ben @inn
ber „innigen $8itte" für ba§ Seben be§ ^e|er§ mit bem burcf) bie
Stoingenbe 9}iactit ber 2f)atfadjen abgerungenen Ö5eftänbni^ eine§
uttramontanen @c^riftfteaer§, be§ ^efuiten ©rifar: „(S§ war
gerabe ber ürc^tirfie K^aratter ber ^nquifition, ber e§ mit firf)
brachte, baB i^re 9lict)ter bie SSoUsiel^ung üon ■£obe§urt^eiten
oble^nten. Unb biefer e^ara!ter nerantaüte oud) jene gormali^
tat ber Sitte an ben (Staat, ba| mit bem Sc^ulbigen milbe üer»
fahren werben möd^te, eine Formalität, bie überall bei ben
firc^Iic^en ©laubenlgeric^ten in ©ebrauc^ War unb mit ben !a =
nonifdjen S3eftimmungen über bie Irregularität im Qu--
fammen^ange ftanb" (3tfd)rft. für tat^olifdie %l)tol 1879,
@. 572).i SBenn aud) t)erfd)Ieiert unb nur für ben Kenner ber
^inge erfid|tlid§, ift ^ier bod^ bie SSa^rfieit auSgefproc^en.
1 tiefem immerijin anci:fennen§tüert()cn giitgeftänbniB fteüe ic^ gegenüber,
ttjol bie aüerneuefte ultramontane „gorf^ung" über unfern ®egenftanb auf=
fteüt; Unmtffen^ett unb Unaufrid)tigfeit ftreiten ftc^ in ben 2(u^füt)rungen
200 ©rfteg 93u(^. ^^opftt{)unt unb Snquifttion.
2Ba§ \ä) am 9(nfange biefeS Stbfc^nitteS fagte, ift burrf) bie ge^
fdjid)tlid^en 2:{)atfac^en üotlauf gered^tfertigt tüorben: ber (Sa|, bie
^ird^e öergie^t !ein iölut, ift eine Untt)al)r{)eit. ©ein ®egent^eil
ift SBal^r^eit. SO^eine Darlegungen fjaben bie gleifinerifc^e %d)i{
öon ber „WxVot" ber £ir(f)e enbgültig Befeitigt.
be§ §crrn ^DHioecf, ^uofeffor am biic^öfti(^en ©emtnor in @i(f)i"täbt, :tm
bie ^olme: „^ft aud) iporobiid) '!; bie §(nfic^t öertreten morben, ba^ bie ^ixd]t
iogar bie Jobe^ftrofe üer^^ängen ober beren 58oIIftrec!img öoin Staate tier=
longen !önne, \o ift bod) in S^oftrin unb ^rajil ftet§ baran feftge'^alten
Würben, ta'^ bie Strebe 58erftümntelung^= ober 2;obe§ftrafe iebenfolls ni^t
ielbft berl)ängen unb oudf) nid)t öom Staate üerlongen fönne: Ecclesia non
sitit sanguinem. ®ieje§ SfEiom liegt int ©eifte ^eju ßf)rifti, ber ein ©eift
ber 9Kitbe ift unb öor bem 3teu|erften jurüdidirecft. &§ ift geforbert burc^
bie Senbung be§ .^erru, meldie auc^ jene ber Stird)e ift. 3Jid)t jur 3(ua'
tilgung ber SSiJjen, fonbern gu i(}rer 33efet)rung ift er gejenbet. 9JJit bem
STobe öerliert bie Sir^e bie Hoffnung, weiter an jeinem Seelenfjeilc gu
arbeiten. (Sie fann ja bem Staate nic^t bos SRed)t bestreiten, bie STobegftrafe
ju t)ert)ängen; fie füf)It \iä) wegen ber großen 58ebeutung eineg georbneten
unb feften ©taatswefenS tierpf(id)tet, bem weltlichen 2(rm SSerbrecf)er au^gu»
liefern, bon weld^en fie weif;, ba^ fie bie S^obeSftrofe werben ju bulben
:^oben; aber fie bebauert biefe Ijarte 9?otf)Wenbig!eit unb brüdt it)re ©efinnung
au§ in ber S3itte, man mijge, fofern t§ t^unli^, Sdjonnng walten laffen.
Dberfläc^tid^feit unb ©eljäffigfeit tjat in biefer 93itte nur §eucE)eIei gefunben,
im beften gälte eine leere gormalitöt. Si fprid^t \i<ii aber in ber Uebergabe
an ben weltlid^en §(rm ba§ Sefenntni^ ber ^ird)e au§, ba§ fie ficf) für t)er=
:pftid^tet eracf)te, ben Staat gn unterftü^en, felbft ta, wo e§ ii)r fdjwer fallen
mu^. ^n ber 58itte bagegen, weld)e an bk Uebergobe getnüpft wirb, fpric^t
fi^ ber ®eift ber SRilbe an§, ber il)r biefe Uebergabe al§ :^orte ^flid^t er=
fc!^einen läfet @§ ift S:^otfoc^e (!), ba^ bie Kirche bie ©efe^e, wel^e
S^obe^ftrofe über ^e|er ber^^ängten, ni^t geforbert, ober öeranlo^t f^ai. ©ie
©taot^gewolt ift an§ eigener (!) Qnitiotibe Vorgegangen. SBo bie fird)e
burd) bireften S3efeI;I bie ©taatgregiernngen aufforberte, weltli^e Strafen gu
bert)ängen, fianbelte t§ \\ä) nie (!) um Sobe^ftrafe ober SSerftümmelung.
3nngenburc^fte^ung l^interlie| feinen bleibenben 9?ad)t^eil. SJion wollte
baburd^ nur i)a§ ©lieb empfinblid) ftrafen, mit bem gefünbigt würbe, o^ne
e^ §u öerftümmeln. S)er 33Iutt)ertuft wor ein minimaler." (®ie fird)=
liefen Strofgefet;e, SKainj 1899, 3[)iit bifc^öftidier 3Ipprobation, S. XXVII
—XXIX.) ®ie Unwa^rtjeit, ba^ bie Siirdje „nie" ben Stoat ju einem
Sobcgnrtljeit oufgeforbert t)abe, ift ftel}enb geworben. SSeod^ten^wert^ ift
bie 5Infic^t eine^ „^riefterg ©otteg" unb Sef)rer§ junger beutfd)er S^eologen
über bie Snngenbnrdjfted^ung qI§ (Strafe für ^eger. „®er 93Iutt)er(uft ift ja
nur ein minimaler"; warum alfo ni^t bem Setser bie Söfteräunge burd^=
ftec^en?! Ecclesia non sitit sangninem!
IX. SKorbanjc^Iag auf (güfabet^ bon englanb. ®ie SBart^oIontäu^nodit. 201
Um fo abfc^recfenber wirft afcer biefer ^ßlutburft, wzii er be«
förbert hjurbe unb tnirb üon ben „@tatti) altern d^rifti", unb tücil er
firf) TjüHt in ba§ ©etoanb ber ^Religion unter ^eud)Ierif^en ^^rafen
unb tuiberlid^cm ^f)arifäi§mu§.
^n ber Sd^rift giefct e§ eine ©tette, n^elc^e bie Stellung ber
„(Stottljalter Sfirifti" jum S3Iutüergie^en gleic^fam |)ro|3f)etifc!^ tlav
legt. SJ)ic ©tette betrifft auä) einen „Statthalter": „®a nat)nt
^ilatu§ Söaffer unb lüufd^ bie |)änbe üor bem SSoIfe unb f^srad^:
ic^ bin unfd^ulbig an bcm iölute, feilet i^r ju, nehmet
i^r if)n unb richtet i^n nacf) euerm ®efe^e" (9)?attf). 27, 24;
So^. 18, 31).
IX. iO^orbanjd^Iag fin^ V. auf ^HfaSet^ i^on (gnalanb;
(SJregot XIII. unb bte ^art^olomäugnad^t.
3u ben §anblungen ber ^äpfte aU fold^er, b. f). a(§ Siröger
be§ ^apftttjum», gef)ören unjtüeifelfiaft ber ^Rorbonfc^Iag be§ ^apfte§
^iu§ V. auf bie Königin ©lifobetl) üon ©nglanb unb bo§
33ert}atten beS ^ap[te§ ©regorXIII. gegenüber ber 3(6frf)Ia(fitung
ber Hugenotten.
93eibe§ f(f)Iie^t |3offenb bie 3tu§fül)rungen über bie ^ä^ftlicfie
Snquijition; benn obtüoJ)! ber SJlorbanfcfilag unb bie Slut^od^jett
nid^t unmittelbar unb formell SBerfe ber ^nquifition finb, fo tritt
in i[)nen bocE) ba§ SBefen ber ;)äpftlic£|en ^nquifition fdjarf fierüor:
ber S^urft nac^ ^e^erblut unb bie j^^'eube om ©trömen biefe§
«luteg.
^iu§ V. ift ein fanonifirter ^eiliger ber römifc^en ^irdie, unb
©regorXIII. war ein großer ^efuitenfreunb; pr S3eurt^ei(ung
i^rer §anblung§njeife finb biefe ©igenfdiaften nid^t uniüefentlid^.
2(m 25. i^ebruar 1570 feMe ^iu§ V. burcfj bie S3uffe Regnans
in excelsis bic ^e|erin ßlifabet^ a(§ Königin ab: „©eftü^t auf bie
3Xuftorität ®otte§ unb au» apoftolifc^er 9JJac^tOottfommenf)eit erllären
wir, ba^ bie genannte ^el3erin ©liiabetl) be§ angemo^ten 9?edf)te§
über jeneg 9tcid) [Sngtanb], iegtid;en (Sigent{)um§, jeglidjer SBürbe,
jeglidien $8orred)te§ beraubt fei. Stile ifire Untertl^ouen, unb wer
immer if)r ^reue gefd^woren, ift üon biefem (Sibe, öon jeber ^flid^t
202 Grftes S3u(i. ^apftt^um unb ^nquifttion.
ber 2ef)n§h:eue unb bes @e§orfam§ für immer entbunben" (Magnum
BuUar. Ed. Luxemb. 1727, II, 824\
Slbfeßung unb Söiung be§ ^^reueibe» genügten ober bem „Statte
^alter dfirtfti" nic£)t. lieber weitere Scfiritte bei ^a))fte§ erfialteu
mir bie erfte SJhtt^eilung burii) ben 9^act)f olger @Iiiabet^§, Qafob I.
üon ßnglanb: „2Bie üiele Söiad^inationen unb 9hd^fteIIungen finb
gegen "öa^ Sebcn ber üerftorbenen Königin [Güjabet^' gemacht
morben, unb ^mar t)on S[Reu(i)elmörbern, mel(^e baju üon i^ren
SSeid^toätern im Stuftrage be§ ^a|3fte§ (ipso Papa authore
neranla^t mürben. 3um Seraeife bafür genügt e§, barauf l^injU'
meifen, talß üon jener ^^it bi§ auf biejen 2;ag feinem @eiftli(j^en
megen ber 2;()eilna^me an folc^en 33erfc^mörungen ber ^roje^ ge=
mac^t morben ift" (Opp. Ed. Francf. 1689, 3. 124 . S)iefe
offenen 2tnfc^ulbigungen blieben nic^t nur unmiber^egt, fonbern un=
miberfproc^en; felbft 93 eil ar min, ber bie offizielle Gntgegnung
auf bie 2(n!Iagefc^rift bei englifc^en Äönig» übernaf)m, fi^meigt fid]
über biefen ^unft au§ (Opp. VII, 670). „(gr l^at offenbar ge=
mu^t, baB ber tjon ^(emenS X. feiig, öon ^lemenl XI. l^eilig
gefprocfiene ^^apft ^iu§ V. in biefem fünfte nid^t rein mar"
(®öllinger--9teuf(f), Selbftbiograp^ie be§ ^arbinal ©ettarmin, S3onn
1887, 3. 307).
2Bie menig rein ^iul V. mar, bemeifen feine eigenen Sobrebner,
©irolamo Gatena unb ©abutiul. ^^vt Vita del gloriosissimo
Papa Pio quinto (Roma 1586;, (SiftuI V. gemibmet, beric!^tet:
„9Kit allem Gifer forgte er (^iuS V.) bafür, ha^ g^obert Stibolfi,
ein florentiner Gbelmann, ber fid) unter bem ^ormanb be» ^onbel--
treiben! in Gnglanb auffielt, bie ©emüt^er ber Ginmo^ner errege,
um Glifabetf) nad^ Grregung eine» 3Iufftanbe§ ^u oernid^ten: omni
studio faciendum curavit, ut Robertus Rodulfus, nobilis Floren-
tinas, qui per mercaturae speciem illo commorabatur in regno.
incolarnm animos ad Elisabethae perditionem rebellione facta
commoveret" (Acta S. S. Maii, t. I, 661 .
S)er päpftüc^e 5Igent 9^iboIfi mürbe mit „Sluftrögen" be§ ^apftel
an ^l^ilipp II. üon Spanien gefanbt. ®ie ^Jiatur biefer 2(ufträge
enthüllt ber §erjog 9llba in einem Sd^reiben an ^I)ilipp II. öont
7. 9J?ai 1571. S)reimal fprii^t er öon bem SaHe, "oa^i Glifabetti
„eines natürlid^en ober anbern "Zobel fterbe: buviesse muerta o
IX. aJZorbanfi^fag auf (Sfifabet^ üon ßngtanb. 2)ie 93art^oIomäugnac^t. 203
de muerte natural o de otra" (Mignet, Histoire de Marie Stuart,
1871, II, 409. 410). Sn feiner Untmxt an 2Itba üom 14. ^uü
1571 erttjöfint ^^ilipp ben geplanten 9JJeucfjeImorb mit nadtcn
SBorten: 9tiboIfi IjaU i^ni Briefe unb ^nftruftionen be§ ^apfteö
übergeben unb SJJitt^eihtngen gemacfit über eingel^eiten ber S3er=
fc|tt)ijrung: ber günftigfte 3eitpun!t jur 2tu§fü^rung bc§ planes
feien bie 9)Zonate Stuguft ober September, ^ie ^ijnigin öerlajfe
bann Sonbon, um auf§ Sanb ju ge^en; biefe ÖJelegen^eit fönnc
man benu^en, fic^ i^rer ^erfon gu bemächtigen unb fie gu tobten
(de saisir de sa personne et de la tuer . 2)er 1)1. ^ater, bem
fRibotfi über mt§ berichte, Ijabe i^m [hm tönig] gefd)rieben unb
if)m burc^ feinen 9^untiul, ben (5r§bifc^of üon 9toffano, fagen
laffen, ha^ er bie @ac|e aU fe^r toic^tig für ben 5)ienft ©Dtteg
unb "ba^ 2iBot)( feiner ^trd)e anfelje, unb i:^n ermatint, fie ju unter=
ftü^en. S)a§ 3iel, um beffen (Srreid^ung e§ fid) I)anble, fei, ba^
ber |)eräog t)on S^orfot! unb feine Stn^nger öerfud)en fottten,
bie Königin Gtifabetf) jn tobten ober gefangen ju nef)men. S)er
^apft \)aU bem Könige t>orgefd)Iagen, ha§> Unternefimen fotte in
feinem [be§ ^apftel] $Ramen unb aU 2(u§fü£)rung ber ©entenj [Slb--
fe^ung§bntte], bie er gegen bie Königin auSgefprodjen, ou§gefüt)rt
merben (Gachard, Correspondance de Philipp II, 1851, II, 185).
^agfelbe befagt ha§ ©i^ngSprotofoH be» fpanifd^en Staat^^
rat^e§ öom 7. Quii 1571, on bem ber ©ro^inquifitor üon Spanien,
ber ^arbina{--®r5bifd)of öon ©eüilla, t^eilnaljm: „Siibolfi »er--
fixierte, bie engüfdien ^att)oli!en feien entfc^toffen, fic| ber Königin
§u bemöditigen unb fie ju tobten (matarla). ©iner oou benjenigen,
bie fic^ erboten f)ätten, ben Sdilag ju führen (ji dar el golpe) fei
©^apin SSiteüi" (Memorias de la R. Academia de la historia,
Madlid 1832, VII, 361; Mignet, a. a. D., ©. 411).
Sie fc^lagenbften 3d)ulbbetüeife für ben Stnt^eit be§ „Stott--
]^atter§ S^rifti" an bem 2JJorbpIan liefert aber ber S3rieftüec|fel
ätüifd^en bem päpftlic^en 5)Untiu§ in ^ari§, ©aftelü, unb
bem SarbinaiftaatSfefretär, ^arbtnal ©omo. eofteUi fc^reibt
am 2. gjJai 1583 an domo: „Ser Öe^'S^S ^O" ®^^\^ ""^ "^^^
«perjog Don 9Jkt}ene traben mir mitget^eilt, ba^ fie ben $Ian gefafjt
:^aben, bie Königin üon ©ngtanb burd^ bie §anb eineS Kot^olifen,
ber aber äu^erlid) nt(^t aU fotc^er erfd^eint, ermorben jn laffen.
204 (£r[tel 93ucf}. ^ap[ttf)um unb ^nquifition.
.... Sie finb übereingefommen, iü)m ober feinen 2öl)nen 100,000
granfen bafür §u jaulen .... Sßal bie ©rmorbung biefe§ Böfen
3ößei6e§ (quella mala donna) angebt, fo ^aie id) i^m [bem §er§og
üon ®ni[ej gefagt, ba§ id^ unjerm ^errn 'bem ^opft] nicfit
barüber fdireiben, nod) @tü. §errli(^feit erfudien tonht, i^m barüier
äu fpreifien. S^enn oBwol^I icf) glaube, "oa^ unjer §err ber ^Q|)ft
fro^ fein toirb, njenn ®ott in irgenb einer 2Beife (per quäl si
voglia modo) biefe feine geinbin ftraft, fo luäre e§ bod) un^affenb,
ta'^ fein ©teHöertreter biefe Strafe burd^ foWje STcittel fierbeifü^rt ..."
'^tv ^arbinatftaatefefretör tljeilte bie „garten Sfru^jel" be§ 9?untiu§
nid^t. (Sr ontinortet out 23. Wa'x: „^d) £)abe unferm §errn bem
^apft Serid)t erftattet über ha^», lüa§ (Stv. §errlid)feit mir unter
St)tffre über bie cngüfdien 2(ngelegen^eiten gefd^rieben ^aben, unb
ba Seine ^eiügfeit e§ nur billigen !ann, ha^ bie§ Sönig-
reic^ auf irgenb eine SSeife (in quäl si sia modo) oon ber
Unterbrücfung befreit unb ®ott unb feiner ^eiligen 9^eIigion jurücE^
gegeben luirb, fo erflärt Seine ^eiligfeit, ha'^, n^enn bie Sad^e gur
3(u§füfirung !ommt, bie 80,000 S?tonen of)ne B^^eifei fe|^ 9"t
angetoanbt ftaranuo molto bene impiegati) finb (Arcbivio Vaticano,
Gallica Nuntiatura, Vol. 17, pag. 141; Vol. 16: bei Knox. The
letters and memorials of William Cardinal Allen, London 1882,
S. 412. 413).i
lieber bie Sd^ulb be§ ^a|)ftt^um§ an ben blutigen ®reueln ber
93art^oIomäu§nad)t ju ^ari§ (24. 2tuguft 1572) ift öiel ge=
fc^rieben unb öiel Stoff gefammelt Sorben. ^ ^c^ werbe mi(^ auf
1 Knoj ift fatf)DÜicf)er ^rieftei' unb SDiitglieb ber üom ^eiligen ^^tlipp
9Zevi geftifteten Cratorianerfongregation. Sr öert^eibigt biefen SDIorbanfcf)Iag
unb bringt tf)n in ßinflang mit ben ®runbiä^en ber diriftü^en Woxal {a. o. D.
®. XLIX ff.)! — Söir fiaSen ^ter ein braftifcfieä 33eifpiel für bie §anbf)obung
beg ©runbfafeeg: ber Stoed tjeiligt bie SKittel. — Sßgtc^. mein 33uc^:
„S)er Ultramontantlmus" (33erlin, .'5. SBalt^^er).
2 8cf)Dn $iu§ V., ber ben SWeuifielmorb unter bie .'pülf^mittet beä
■$apftt(}um§ aufgenommen tjat, ift an ber SSorbereitung be§ ^arifer ©emegelä
ftarf bet^eiligt. Seine 93riefe at^men SQlorbluft gegen bie Hugenotten. 2Im
6. Tl&xi 1569 fc^reibt «ßiug V. an torl IX. Bon ^ronfreic^: „ Seine
"•^flicf)t ift ei, bie lefeer unb ifjre güfjrer mit ber äufeerften Strenge ju be=
ftrafen" (De Potter, Lettres de Pie V, S. 34). %m 13. Stpril 1569 fdireibt
er on ^atfjarina öon SKebici: „%a trir gef)ört I)aben, ba% man fi^ Wiii)t
giebt, einige Se|er §u befreien, fo erma^^nen wir bi^, 5(llee oufjubieten, baB
IX. SUorbanjc^faLj auf ©üfabctf) üon ©nglanb. ®ie S3artl)oIomäulnac^t. 205
bie tüenig befannten, üon ultramontaner Seite gefliffentüd^ tax-
tui'(|ten SCRitt^eilungen etne§ fe^r unöerbäcE)tigen 3^119^"' ^c» Se =
juiten ^onanni, befrf)ränfen. ®ie bejeicfinenbe 8tetle finbet
fic| in bem SBerfe SSonanni'l : Numismata Pontificum Romanorura
(Romae 1699, I, 336 ff.). S)a§ Söer! ift bem ^apfte Snno*
5en§ XII. geioibmet; au^er bem gelüö^ntid^en ^ßermer!: „mit (5r--
lauBni^ ber DrbenSoberen", trägt e» bie SDrucfertaubni^ be§ Crben§=
generaty 2t)rfu§ ©onjaleg unb be§ Magister sacri Palatii.
„'^md) ein gro^e§ Slutbab tüurben bie Hugenotten im <Bip''
tember 1572 faft üernic^tet, aU fie fid^ jur §orf)5eit§feier Heinri(^§
öon 9laöarra mit ber @djrt)efter be» ^önig§, 9!Rargaretf)e, in
1|Sari§ üerfammett t)ütten. ®er I)oc^f)er^ige ^önig ^arl entfdilofe
ftd^ jur STöbtung ber ße^er. 2)0» 58Iutbab begann am 24. 5luguft
1572, auf ein üom fönigtid^en ^alaft au§ mit ber ÖJIocfe gegebene^
^eid^en. S)rei STage unb brei 9^ädf)te lang würben bie S3öfel fin=
nenben ^e^er getöbtet; 4000 üon t^nen fielen burd^ bag (Sd^lnert.
S?on ^ori§ an§ üerbreitete fid) ba§ Sfutbab in anbere (Stäbte;
über 25,000 9JZenfc^en gingen in if)m unter. S)iefe» unertjoffte
ßreigni^ erfüllte ben ^apft (Tregor XIII. mit um fo größerer
^xtüht, je größer frütier bie gurdit getüefen tüar, bie fransöfifd^en
^e^er mödjten aud) Stauen überfd^rtemmen. ©obalb er bie '^ad)--
rid^t erl)alten ^tte, begab er fid) jur ^ird^e be§ f)I. Subföig in
feicrüdEiem Sittgang; er fd^rieb für ben d^riftlid^en (Srbfrei» ein
Jubiläum an^ unb forberte bie S5öl!er auf, ben Äönig üon ^xant--
reid^ ®ott §u empfet)Ien. SSon bem SSIutbab (caedes) bei Slbmirall
©olign^ unb feiner ^enoffen lie^ er burc^ Qieorgio SSafaro ein
©emälbe für ben 35atifan anfertigen, all ein 2)entmal ber ge--
rodeten D^eligion unb all ein ©iegeljeid^en über bie gu Soben ge=
f(^(agene Äe^erei; feiner Hoffnung gab er Stulbrud, ta^ biefer
ta§ liiert gei'c^iefit, fonbern ba^ bieie f(uc^it)ürbtgen aJZenfc^en ifiren üerbtenten
Untergang finben" (De Potter, a. a. 0., ®. 46;. 3Im 20. Dftober 1569 fc^reibt
er on §taxl IX. üon grranfreic^: „Sie gruc^t beine» «Siegel gegen bie ^efeer
njtrb jein, baf, nad) ifjrer 58ertitgitng (nefariis haereticis de medio sub-
latisj griebe unb 9iu^e Ijerrfcfjen Saffe bid) ni^t ju faljd^em 9)iitleib
bewegen, benn feine 'JDiitbe unb $8armf)ev§igf3it ift graujamer, all jene, i)k
gegen ©oId)e geübt roirb, bie ben %oh öerbient ^aben" (De Potter, a. a. £).,
©. 86. 87 .
206 er[te§ 93ud). ^ap[ttf)um unb Snquifttion.
reidjlic^e 21berla§ f(f)Iec^ten S8Iute§ ber ©efunb^eit be§ erfranften
^önigreid§e§ iieilfam fein rterbe (sollicitus inde quam salubris
aegro regni covpoii tarn copiosa depravati sanguinis emissio esset
profutura). deinen ^arbinoI'-Segaten ?5Ifiüiu§ Urfinu§ fd^idte
er äum ^önig ^arl,. um i|n gu ermahnen, ha'!^ er ftarfmüt^^ig baS
^Begonnene fortfe^e unb i)a§ mit häftigen SKittetn Begonnene §eit
oerfaiiren nid)t ftöre burd) Setmifd)ung milberer 2)?ittel UeberbieS
Beleiirte '^ap'\t ©regor bie Sßelt, ba^ bte§ S3tut6ab (stragesj nid^t
o()ne ®otte§ Uati-) unb @otte§ |)ülfe üor fid) gegangen fei; benn
er Iie§ eine SJienfmünje ^)rägen, auf ber Ö)otte§ (Sngel, mit (gdiinert
unb ^reu§ gerüftet, gegen bie ^ufrüJjrer anfäm^ft."
S;ie Sf^ac^ridit üon ber Süitlpd^jeit erreidite 9?om am 5. Sep^
temöer in ber ?}rül)e. S)er ^arbinal üon domo beriditet fclb|t,
ba§ er fofort ben ^a^ft lüeden lie^ — e§ tüar nod) oor ^age§«
anbrud} — „bamit er \id) an ber fo tüunberbaren ©nabe erfiebe,
bie unter feinem ^ontififat @ott ber ßtjriftenfieit gelnö^rte. ©eine
5)eiligfeit tpor {)ö^ft befriebigt unb t3Dn greube bei SSerlefung ber
ükc^rid^t. ©eine §eilig!eit unterläßt nid)t, ®ott gu bitten, ba^
er ben aüerc^riftlic^ften ßönig gan^ ba^in ftimme, ouf bem üon
ber göttlidien 9)?aieftät eröffneten SBege tDeiter p lüanbeln unb
i)a§> ßönigreid^ granheid) gänjiid) üon ber fjugenottifc^en ^;ßeft ju
fäubern" (5Rom, Vatic. Francia nr. 283, 1572, bei ^^ilippfon,
Sie römifc^e ^urie unb bie SartboIomäu§na(|t: S;eutfd^e 3tf<^i^ft-
für @efd§id|t§tüiffenfd^aft 1892, I, 134 ff.), ©regor XUI. felbft
brüdte bie Hoffnung au§: „ba| ie|t ha^ geuertüerf (la girandola!)
üon felbft an atten Drten um fic^ greifen tnirb, tnie tnir benn fd)on
einige Slnbeutung üon bem ^ben, iraS in 9?ouen unb St)on ge-
fc^efien ift" (a. a. D.).
9ioc^ Slnfang Sejember 1572 lie^ ©regor XIII. ben ßönig
öon granfrei(^ burc^ feinen Segaten mahnen, ha^ er oerfproc^en
i^aht, binnen furjer 3eit toerbe e» feinen einzigen Hugenotten me^r
in granlreid^ geben (Sepefc^e be§ ^arbinal§ £rfini oom 7. Se§.,
Vatic. Nunz. Francia, 5).
I. ^(Clgemetne^.
Si^t unb Sinfterni^ fdjlie^en ]id) au§.
2)ie gteligion Sefu S^rifti ift göttliches Sic^t, jie ift iuafjrl^aft
göttliche Slufflärung. 25of)in jie in ifirer toatiren unb eckten (3^--
ftatt bringt, ba tüeid^en bie ©ij^atten be§ ^rrt^umS.
„SDie SBa'^rtjeit tnirb eudj frei nmdjen", lautet eine§ ber der--
^et|ung§t)olIften unb tieffinnigften SSJorte ©^ri[ti. grei fott feine
2So:^rf)eit un§ nmdjen bon ben ^^effeln ber Seibenfd^aften : frei foK
feine 2Baf)r^eit nn§ madien öon unöoHfommenen ober öerjerrten,
öon !inbif(j^en ober unlnürbigen ©otteSBegriffen; frei fotl feine
SBa^rtjeit un§ machen öon bem ®rude 6rutal=f)eibnifc^er @t{)i!; frei
fott feine 2Baf)rt)eit un§ mai^en — unb biefe Befreiung ift ein
tt)at)rl)aft göttüdjeS ©efc^en! — öon ber ^ne^tfd^oft toüften, btöben
StbergtauBenS, öon finfterm, menfc^ennntuürbigem ®{auben an
^eufet§' unb ©ef^enfterfpuf.
©ine ber Befdiämenbften Xf)atfac§en ift bie gewaltige 9Kad^t be§
5lBergtaut)en§ ü6er ben 9}?enfc^engeift.
SfJeBen ber glorreid^en, in l^ettem Sic^t unb Ieud)tenben gotben
ftra^Icnben (S5efd)id)te ntenfd^Iid^er (^eifte§tl)aten fte^t bie büftere,
unt)eimlid)e, S<it)rtaufenbe alte ©efdjid^te menfc^Iid^en 5(bertüi|e§.
Sebeg S3oIf, jebeS ©efc^tedit, jebe§ Sanb, jebe ^Religion ijahtn S5ei=
tröge ju biefer ®efd)i(^te ber SSerirrnngen be§ SSerftanbe§ unb be§
®emüt^e§ geliefert, ©erabcju furditbar, unglaublid), erfc^ütternb
i; t^ür t)a§ i^olQtni^ ügld). au&) meine ©dirift: „Üteügiou ober
mexQlaubt" Serün 1896, §. 233oItt)er).
208 BwetteS 58ud). ^apfttf)um imb «(bergtauBe.
finb bie ©injeU^eiten, finb ganje Stbfdinitte biefer ©efd^idite.
©c^redenerregenbe 2(u§geburten einer lüa^nfinnigen ^f)anta[ie ftel)en
üerlörpert üor un§, unb nicEit ettna an ben umfriebigten, öon ber
geiftig gefunben aJienfc^J)eit at)gef(f)Ioffenen «Stötten !ranf^after
@eifte§ftörnng finben lüir fie; nein, fie jinb ®emein6efi| — ©e--
mein gut !ann man ni(f)t [agen — be§ ®eifte§IeBen§ gonjer SSöIfer.
5(ucC) inner'£)al& be» (S^riftentl^uml, ober jagen tt)ir beffer, inner=
f^atb bev d)n[tUc§en ^eitred^nung, benn ha^ ß;£)riftent{)um aU foId^eS
tüirb nic^t baüon htxü^xt, f)aben biefe näd^tUc^en ©(Ratten unb
biefe giftigen fünfte fid) au§get)reitet. ^a, au§gej':prod)en mu^ e§
werben: noä) nirgenblüo, in feinem Zeitalter unb bei feinem SSotfe,
i[t el ber djriftficijen Üietigion gelungen, ber 5Rod)t beg S(6er=
glaubend mit i^ren ^^antaftifdien @d)reden unb entel^renben Greueln
ha§ hereinbrechen gu it)et)ren. @§ liegt bie§ nic|t an ber Öetire
®{)rifti felbft, an if)rem SSefen, fonbern e§ liegt au§fd^Ue|tid§ am
SRenfc^en. %'i)üi§ erfaßt er bie 2ef)re ©l^rifti falfc^, er öergerrt fie:
t^eil§ ift bei i|m bie geiftige ©c^mäc^e, bie Hinneigung jur
ginfterni^ ftärfer afö bie geiftige ^raft, a(§ bie greube am Sid^t.
SBa§ un» bie ©dirift über ©i)riftuä berid)tet, ift ein flare§,
fc^attenlofeS S3ilb geiftig-religiöfer ©efunbljeit. ^n (£f)riftu§ fpiegelt
fid) mieber ein geläuterter @otte§begriff, eine menfc^entoürbige unb
menfd)enoerebetnbe grömmigfeit, eine üoltfommene Sittenlehre. S)a
ift nic^tg SSerserrte§, nid)t§ gto^e§; Me§ ift ebenma^, 5ibgefmrt=
^eit. ©Ott ift ber SSater, ber aJienfc| ift ha^ ^inb. S)a§ ift ber
Snbegriff be§ 3fieid)e§ ®f)rifti, unb fein ßJrunbgefe| ift bie Siebe;
bie Siebe gu @ott, bem SSater, unb §u ben 9?ienf(^en, ben 93rübern.
^n biefem einfachen, lichten unb Üaren 3lufbou ift fein ^laä
für abenteuerlidie, nebet-- unb gef|)enftert)afte SSorfteffungeu; in biefer
ließen unb lautern 9leügion giebt e§ feine Unreügion, feinen Stber--
glauben.
SSer^ätt e§ fid) fo mit ©t)riftu0 unb feiner Set)re, fo mu^ ta^
©leid^e gelten bei bem, ber mit bem göttüc^en 5lnfpruc^e auftritt,
St)rifti „(Stellüertreter ", ber irrtI)umIofe g ortfe| er feine §
SBerfe§, ber uufefilbare |)üter feiner Se^re ju fein.
3tud) im ^apfttt)um, in ber ©efc^idite feine§ SBirfenS mu^ —
ift e§ mirflic^ göttlid) unb diriftlic^ — nur Sic^t, nur ^lor^eit fic^
finben. SDa§ Unfieittge, ha^ S^rübe, i)a§ SSertüorrene barf nic^t
I. MqemtineS. 209
i^m anf)aften, nirf)t üon i^m ^errü^ren, fonbern e§ mu§ jid^ al§
au§ ber Strmi'eltgfeit unb SSerirrung bei 90^enf(^en f)erau§ geboren
eriüeifen. ®a§ göttlid^e 2idE)t be§ ^a|)[tt^uin§ felbft mu^ in fteter,
ungetrübter 5Reint)ett über ben bunfeln i^Iuttjen toecEifelnber Er-
rungen unb abergläubifd^er 9J?einungen leuditenb l^inmegftra^Ien ;
bie (Stimme be§ „StattEjotterl Sljrifti" mu^ in feinem 33eruf al§
|)irt ber §erbe (S^rifti nur SBa^r^eit unb nid^tl all 2Sat)r^eit
oerfünben.
^ier in ber Stettung bei ^a^fttfiuml jum Slberglauben, in ber
umfaffenbften S^ebeutung biefel SBortel, liegt meJ)r aU irgenbföo
anberl ber ^rüfftein für feine ©öttlid^feit.
2(bergtaube ift ©(aube, ober falfd^er, gottentfrembenber, jum
Sßerberben fü^renber ©taube. Unfet)Ibarer S33äd§ter bei wahren,
feligmac^enben ©tau beul ift aber — fo le^rt el üon fi^ felbft —
bal ^opftt^um. 5lberg(aube, aud^ in feiner teid^teften gorm, ift
Xrübung ber Tloxai, Trübung htv richtigen, fittlic^en ©efü^Iel unb
$onbetnl. Unfehlbarer §üter ber ed^ten iKRorat ift aber — fo
le^rt el tion fic| felbft — ha§ ^apfttfium. 2(berglaube ift Un»
fultur unb ein fojialer Scfiaben, S3eibel nid^t feiten in ungefieuerm
SD^a^ab. ^fteger ber tüa^ren Kultur, güf)rer auf ber 93a^n
fojiaten gortfrf)rittel ift aber -r- fo le^rt el üon fid^ felbft —
bal ^apfttf)um.
©taube unb SJiorat finb bal ureigenfte ©ebiet bei „Statt»
I)alterl ef)rifti"; ^ier ift für i^n ai§> „^anpt ber ^rc^e e^rifti"
jeber Srrtfjum ttieoretifd^ wie ^rattifc^ aulgefc^Ioffen. Sßal er all
biefel ^aupt Ief)rt, ober n)al mit feinem 2Biffen öon ber Sird^e
unb in ber ^irc^e gelehrt ober ge{)anb^abt toirb, fann nicf)t gegen
ben göttli^en ©lauben unb gegen bie (firiftlic^e SJJoral öerftofsen.
Unb tt)ei( ©taube unb SJioral bie ©runbtagen unb (Stufen jcber
ttja^rcn ^uttur unb jebel n)a:^ren f Opiaten t5ortfd£)rittel finb, fo ift
el aulgefct)Ioffen, ba^ bal ^apfttfjum jemati (ättoal öeranta^te ober
beförberte, tnal ein fojialfutturetter ^rrtl^um wäre, wa^ fo§iatä
futtureüel SSerb erben erzeugte.
So bie fat^otifrfie 2el)re! Ex ore tuo te judico!
S3Sir fd^tagen bie bänbereidie ©efd^ic^te bei Stberglaubenl auf,
unb tüir finben, ba^ i^re furd^tbarften 58Iätter befcfiricben finb öon
ber ^anb ber „Stattfjalter S^rifti".
ö. ^oenSbtoetf), *^'opfttf)um. 1. 14
210 Swi'ütä 33uc^. ^apftt^um unb StberglauBe.
IT. ^er STeufeL
1. ©tnleit enbeg.
Sluc^ in ba§ Sidfit be§ ®|rtftcnt^um§, tnie e§ in ben (Schriften
bc§ 9^cucn 2;eftoment§ \i(i) ausbreitet, ragen bic Xiefenfräfte ber
Unterhjelt t)inein. ®iefe %^üt\a^t i[t nid^t ju leugnen.
SBie immer fic^ ®^riftu§ unb feine jünger bie ^erfon be§
SEeufeI§ gebockt l^aben, ta§ ® afein eines )3erfönlirf)en Teufels
ftanb für fie feft.
greilid^ ift babei (£ine§ ni(f)t §u überfeinen. S^rifti Slnfd^au'-
ungen fennen wir nur auS Stuf^eid^nungen Stnberer. 3BaS unb
h)ie öiel ba ou§ bem Innern biefer Slnberen in bie Slnfc^auungen
©l^riftt gemifc^t hjorben ift, entjietit fict) ber genauen ^enntni^.
S)te ett)ifd)'religiöfe öe^re ß^firifti, föie bie ©üangelien fie mieber-
geben, ift ollerbingS fo überirbifd^ rein unb ergaben, ha^ bei i^r
üon einer trübenben SSeimifc^ung frembartiger S3eftonbt^ette faum
bie fRebe fein !ann. Stber bie äußere ®ef(^i(i)te ©^rifti, feine
Staaten? §ier fonn ber biblifd^e ©rjöfiler mond^eS SBunberfame
im 2;t)un ^efu naif) feiner eigenen, be§ ©rjö^IerS, Sluffaffung
wiebergegeben unb fo nid^t unwefentlic^ entftettt l^aben.
'^oä) laffen wir biefe mel^r tei'ttritifcEien Etagen au^er @^iet;
nef)men wir bie Schrift wie fie bor un§ liegt. S)er Xeufel unb fein
SBirten geigt fid^ in ifir; iä) erinnere nur an ben „SSerfuifier" unb
an bie ^a'^treid^en „Sefeffenen". Stber tro^ aUebem, Wie fd^üd^t,
wie biSfret unb befonberS wie feufc^ wirb ba§ 2)iabotifdne be^
(lanbelt! ®ie ©eftfiic^te be§ neuteftamentlicfien S^eufelS
läp ficf) auf bie ^anbflöd^e fcfireiben, unb jebe§ un-
fd^ulbige ^inb barf fie lefen. ®er Xeufel be§ ^ä^ftlidfien
©"nriftent^umS ftel^t ba al§ fRtefe, nid§t gotiobänbe faffen
feine ®efc§idE)te, unb wer fie tieft, bem Wirb bie @d£)am=
rötl^e in'S ©eftd^t getrieben ob ber ma^tofen Unflätl^ig'
feiten, bie fie enthält, üerbrieft unb befiegclt burd^
Unterfd^rift unb Siegel be§ „@tatt|atter§ ©firifti".
S)a§ bogmatifd^e, moraltfieologifrfie unb a§!etifdf)e «Sd^riftt^um
beS UltramontaniSmuä bietet in SSejug auf bie XeufeMel^re
(„Sämonologie") ba§ Ungefieuerlic^fte , ba§ 2(bf d^redenbfte , wa§
II. ®er 2:eufel. 211
nienfrf)li(f)e ^^antafie ju erjinnen tiermag. ®a§ ^a^ftt^um ^t bie
2eufeBIe^re 5U einer eigenen „Sßiffenfdiaft" au§ge[taltet. Unb
biefe „SBiffenfd^aft" [te'^t nic^t auf ben luftigen ^öt)en bogmatifd^er
ST^corie; fie f)at ficf) nicf)t bamit begnügt, ganje Xfieite ber 9?eIigion
be§ ®{)riftent^unt§ jur 2:eufeföfra^e ju tierunftalten. S^ein, gefüt)rt
tion ber §anb be§ „@tattf)alter§ S^rifti", ift bie ^eufel§lef)re
t)inabgeftiegen tn'§ 5(f(tag§Ieben ; fie f)at bort SSer^eerungen ange=
rid^tet in reügiöfer, fogialer unb fultureller ©egiefiung, tuie man
fie äf)nlid^ nur im rotjeften §eibentl)um finbet. S)er Xeufel be§
^aftt^umg ift jum 9)Jotod^ geiüorben, bem §e!atom6en tion 6Iüt)en*
ben SCRenfcEienleibern gefd^tad^tet tüurben, ber ©{)riftenBIut in Strömen
getrunfen ^at.
(5§ ift ein fd^auerlid^e§ ÖJebiet, in ta§ iä) ben Sefer fü^re; e§
birgt @ct)recfniffe, öor benen felbft bie @d)reden ber ^nquifition
lüenigftenS in ettt)a§ tierblaffen, ©ort tüax e§ bie re(igiö§=fanatifd^e
SJJorbluft in ifirer, id^ mödE)te fagen, nadften ©eftalt, ot)ne SBei-
tüerf; t)ier toerben tüir aud^ ©c^eiterl^aufen aufffammen fe^en —
ot)ne S^^^ — f ^^^^ i^^ büfter=rotf)er «Sd^ein beIeucE)tet nic^t nur
bie jucfenben ©lieber be» ^e|er§, fonbern er fällt gugkic^ auf
greuliche Xeufet^geftatten, auf fabeI^fte Unge'^euer, mit benen bie
uüramontane, üom „«Statthalter ©£)rifti" übertuad^te ^^eologie bie
SBelt betiölfert iiat. SJ^ie „^e|er" ber Snpuifition§äeit l^ingen §u
allermeift tf)eoretifc^en Se^ren on, tvd^t bie ©enjiffenSttjrannei beg
^a)3fttt)um§ für tobe^würbige ^rrtpmer erflärte; ben in @cE)aren
tiom ^apftt^um gemorbeten ©ctjnparjfünftlern unb ^eren ujurbe
neben tt)eoretifct)en ^rrt^mern jugleid^ bie SSerübung fo furd^t=
barer gefc^IedEitlic^er ©reuel, fo föatinföi^iger ofterreligiöfer |)anb=
lungen aufgebürbet, ba^ beim Sefen biefer ®inge ber 3ltl)em ftocft.
Unb biefe Unflaten, i^r ©rfinnen, ber ©laube an itjr tf)atfäcf|Ii(^e§
SSorlommen ift bie grud^t ber |)irtent^ötigfeit ber „(Statthalter
e^rifti" !
2lud^ bei Sdt)ilberung biefer Seite ber f03ial=fultureüen STtiätig»
feit be§ ^opftt^umS ftü^e id) mid^ lebiglid^ auf ijöpfttid^'-uttra«
montane Duetten.
Sd^ beginne mit ber ma^gebenbften.
14*
212 S^eittä «uc^. ^apfttf)um unb 5(6erglaube.
2, Sa§ Kituale Romanum.
Rituale Romanum nennt man ein S3ud§, ba§ bie amtürf)e Qu'-
fammenftetlung be§ 9litu!§ ber römtfiiien ^irc^e, b. f). ber ©ebräuc^e,
Segnungen, ^ei'entonten ent()ält, bie bei ben lüic^tigften ßuItuS^anb*
lungen ((Saframentefpenbung u. f. lo.) ansutnenben finb.
2(lle§ in i^m trögt bie auSbrücEIiifie 93iKigung ber pc^ften unb
in biefem ^unft unfel^Ibaren 5(uftorität be§ ^apfte§. 5)er ultra-
monton-tfieDlogifcfie ©runbfaö: modus orandi, lex credendi, b. ^.
bie 2lrt h)ie hk ^irrfie in i()ren mntlii^en ^ultuS^anblungen betet
unb il^re religiöjen ^etemonien oornimmt, ift, lüeil au§ bem un-
fef)Ibaren (Stauben prüorgef)enb, felbft tüieber ein ®efe^ bie[e§
®Iauben§, b. (j. e» !ann in biefe ®ebet§= unb 9litu§art jd^Ied^ter'
bingg nid^t§ Srrtl)ümlic£iel fic^ einmengen, biefer ®runbfa| finbet
feine üollfte 5tntt)enbung auf ben ^n^olt be§ ülituale.
^ufammengefteßt unb gebrudt ift "oa^ Rituale Romanum unter
ber unmittelbaren 5(uffi(f)t ber ^ä^fte. SSerf(f)tebene 93uIIen ber
„8tattJ)alter Spifti" (^iu§ V., ^Iemen§ VIII., ^ouIV., SBe=
nebüt XIV., ^iu§ VII., ©regor XVI., ^iu§ IX.) bitben fein
Imprimatur.
@^on in ber 2(nttieifung für bie 3penbung ber 8aframente
fe^rt bie SeufelauStretbung (exorcismus) pufig lüieber. S3ei ber ^aufe
fpric^t ber ©eiftlid^e ju lüieberptten Scalen: „'^ä) treibe bid; auv,
unreiner ©eift"; „Srfenne beine SSerurt^eitung an, berflud^ter
Teufel, unb lt)etc|e"; „§i3re, üerf[u(f)ter ©atan, unb tneic^e gitternb
unb feufäenb." Sag jur Saufe benu^te Sal^ unb SSaffer tüirb
„ejorgifirt", um e» beut püifd)en (Sinflu^ ju ent^ieiien. „^d^ be=
fe£)Ie bir, unreiner Sieufet, ireicEie au§ biefem SBaffer." „2Bo immer
bie§ SBaffer au^gefprengt iüirb, foll ber bijfe ©eift unb jebe§ Sc^red»
gefpenft (omnis phantasia) flief)en."
9{u^er btefen nur gelegentüd^ tt)ieber!epenben „ejor^i^men"
entfjätt ba§ Stituale aber einen eigenen SlbfcEinitt über „Seufelbe=
fdjtüörungen", beffen §auptftellen ic§ lüörtlic^ toiebergebe.
„®er ©eiftlic^e foH nid)t leichtfertig ^emonb für befeffen fialten,
fonbern er \oU bie 3ei<^c" ^^^ fennen, rooburc^ ein üom Xeufel
Sefeffener unterfd^teben wirb üon einem, ber an fc^worjer ©alle
ober einer anbern ^an!§eit leibet. Sold^e B^i^e" ^^^ bämonifd^en
II. Ser teufet. 213
SSefeffenfieit finb: eine \xtmbt (Sprad^e fpred^en ober fte üerftel^en;
Gntfernteä unb ®ef)eiine§ funbt^un; ^örperfräfte, bie ha^ 2(Iter
unb bie ^onftitiition übertrejten, unb bergteic^en nie^r. SDamit er
aber bie§ beutficfier erfenne, fo frage er nai) bem einen ober anbern
(5jor§t§mu§ ben Sefeffenen, wa3 er an ber Seele ober am Seibe
oerfpüre, aucf) furfie er 5U erfafiren, bei tuelc^en SBorten bie Xeufel
am meiften er[(^recfen, um bann biefe S5?orte ftärfer anjuföenben
unb ju tüieber^olen. (Sr gebe ad^t, n)el(i)er fünfte unb ^äufc^ungcn
bie Sieufel fic^ bebienen, um ben ßjorsiften gu !^intergel)en; fie
{)aben nämlid^ bie ®eh)o(inf)eit, fatfd^ ju antworten unb fid^ nur
jdimer äu offenbaren, bamit ber Gi-or^ift ermübet aufhöre, ober
bamit e§ ben 5Infc^ein gen)inne, ber ^ranfe fei gar nid^t üom
Xeufet ge|)Iagt. 3utrei(en aucfi oerbergen fie ftc^ föieber, nacfibem
fie fid^ f(^on gezeigt Ratten, unb laffen ben Seib frei üon atter
S3efd^merbe, bamit ber ®ron!e glaube, er fei befreit. 216er ber
©jorjift barf nidjt nad^Iaffen, bi§ er bie B^^'^^" lüirftirfier Befreiung
fie^t. 3iitt)eiten auc^ fuc^en bie teufet auf aße möglid^e SBeife ^u
tier^inbern, ba^ ber Seibenbe fidij ben (fj:orji§men unterwirft, ober
fud^en bie Ueber^eugung beizubringen, bie Ktanf^eit fei eine natür-
liche; auc^ öerfefeen fie mitten im Gjorjigmug ben Seibenben in
©d^Iaf, gaufein it)m ein ^rugbilb öor, gietien \i<^ felbft jurüct, um
ben (Schein l^eröorjurufen, ber Seibenbe fei befreit. Surj bie ^unft^
griffe unb Siften be§ 2;eufel§ finb ja^Ito», unb ber (Sgor^ift gebe
Sld^t, iia'Q er if)nen ni(f)t §um Opfer falle. SDer ©jor5i§mu§ Werbe
am S3efeffenen üorgenommen in ber ^ird^e ober an einem religiöfen,
et)rbaren Ort; ift ober ber Seibenbe trän!, ober eine öornel^me
^erfönlid^feit, fo fann er aucE) in ber ^ribatwo^nung e^orjifirt
werben. Xer Sjor^ift ergebe fid^ nid^t in lange Unterl^attungen,
aud^ ftelle er feine überftüffige unb neugierige ?^ragen, befonberg-
nid^t über jutünftige unb öerborgene Tinge, bie feinet 2(mte§ nicf)t
finb; fonbern er befehle bem unreinen @eift, ba^ er fd^weige unb
nur auf bie gefteüten j^ragen antworte. StudEi fd^enfe er bem leufel
feinen ©tauben, wenn er borgiebt, er fei bie ©eele eine§ ^eiligen,
eine§ SSerftorbenen, ober ein guter (Sngel. D^of^wenbige f^ragen
ober finb: über bie S^¥ ""^ ^ie Spanien ber böfen ©eifter, über
bie 3eit, Wann fie eingebrungen finb, über bie Urfod^e unb ö^nlid^e.
©d^erje, ©eläc^ter unb Stlbern^eiten be§ S;eufel§ l^inbere ber ejorgift
214 Qmdtt§ 58ud). 5ßapfttt)um unb SIbergtaube.
ober üerac^te fie unb ermaf)ne bie Umfte^enben, beren Qai)l gering
fein folf, iia^ fie auf fold^e ®inge nic^t achten."
„®ie ©i-orjiSnten felbft ne{)me er bor unb lefe fie ah mit Tlad^t
unb StuÜorität, in großem ©lauben, ®emut§ unb @ifer. 2Benn
er Bemerft, ha^ ber böfe ©eift gequält h)irb, fo nperbe er nocf)
eifriger unb bringenber. (So oft er fie^t, ba^ ber Sefeffene an
irgenb einem ^örperti)eile erregt ober öerle^t toirb, ober ta'^ \xä)
irgenbtno eine Stnfc^niettung geigt, fo madie er bort ba§ ^eif^c«
be§ SreugeS unb befprenge bie Stelle mit SBei^iooffer. 9tu(f) mer!e
er fid^, bei ioeld^en SBorten bie Xeufel am meiften gittern, biefe
mieber^ole er bann l^öufiger: bei ber Slnbro^ung angelangt f|)red^e
er fie irieber unb loieber ou§ unb erf)ö^e bie angebrofjte Strafe.
@iel)t er, ha^ er ooran !ommt, fo f)arre er au§, glüei, brei, öier
8tunben unb nod§ me^r, fo lange er fann, Bi§ er gefiegt I)at.
SBirb eine {^rau ejorgifirt, fo foüen immer ehrbare ^erfonen an=
njefenb fein, bie fie l^alten, tt)enn fie öom Xeufel ^erumgegerrt wirb.
®er ©jorgift befe'^Ie bem Seufel, gu fagcn, ob er in bem betreff
fenben Körper fei au§ SSeranlaffung einer mogifd^en ^unft,
magifc^er 3eic^en ober ^nftrumente; l^at ber S3efeffene
biefe mit bem SD^unbe erfaßt, fo foU er fie auSfpucfen,
ober befinben fie fic^ au^er^alb be§ Körpers, fo foü er angeben
h)o, unb bonn oerbrenne man fie."
?flaä) biefen SSorbemerfungen, bie für ben ©gorgiften al§ Unter=
Weifung bienen, folgt bann im Rituale Romanum ber @j;orgi§mu§
felbft, befteüienb au§ Öiebeten unb 5lnbro^ungen, g. 83. : „S<^ befel^Ie
bir, loer hu and) immer bift, unreiner @eift, unb aßen beinen
©enoffen, ha^ hu mir beinen 9^amen nenneft, ben ^ag unb bie
©tunbe beine§ 3tu§tritt§ angebeft mit einem äußern ^ei^ien"
u. f. h). S)iefe unb ä{)nli(^e S3efc|mörungen füllen im Rituale mefir
aU 20 Duartfeiten.
SBenn man ha§ no(i) golgenbe au§ ber uttramontanen Ztu^tU--
literatur gum SSergleid^e l§erangief)t, fo fann man bei S3etrad^tung
be§ ^n^alte§ be§ Rituale nocE) üon einer üerf)ältni^mä|igen 9fJüc^=
ternf)eit f)3recf)en. 3tt5if(f)en i^m unb ber Schrift galant aüerbingg
fd^on eine unüberbrücEbare ^luft. ^m. Rituale ift nid^t nur ha^
® afein unb 2Bir!en be§ ^erfönlicfien STeufetS ertüäf)nt; feine ^f)ätig»
!eit wirb fc^on aU eine regelmäßige, ^äufig tt)ieber!ef)renbe f)in=
i
II. Ter Jeur'ef. 215
gefteUt. ^k oon ®ott gefd^affene leblofe 9Zatur, „ba§ S3uc^ ®ottel",
erfdjeint gunäc^ft al§ com Xeufel be()errfc^t. 9kturbinge, unb jirar
bie bem täglidien @ebrau(|e ber SRenfc^en bienenben: SSaffer, 'Bai^,
£d muffen au§ ber ©eiüalt bes XeufeB befreit toerben. Unb
wie abenteuerlich tritt ba^ Söirfen be§ Teufels auf! SDie teuf*
lifd^e 33efi6ergreifung eine» 9}Jenf^en, bie „Sefeffen^eit", ift eine
SBirfung jauberifc^er fünfte anberer 9}Jenf(i)en; ber S3efeffene ^at
bie ©egenftänbe, an bie fid^ ber pttifd^e Qavibix fnüpft, f^cill in
feinem eigenen ^ör|3er, t§eil» an oerborgenen Crten; nur ttjenn
biefe ©egenftänbe — nix »erben fef)en, ba^ e§ meiftenö Steine,
|)aare, 9tägel, Seic^ent^eile u. f. w. finb — oerbrannt loerben,
tt)eid^t ber Seufel.
S)ie Seime für bie tüuc^ernben ©iftpflanjen ber gefammten
ultramontanen ^leufelKiteratur finben fic§ alfo fctjon im Rituale,
unb junäctift finb e§ bie „Statthalter S^rifti" felbft, trelc^e bie
Seime gur Gntfaltung gebracht ^aben.
3. ®ie ^äpfte Tregor IX., Sodann XXIL, ©ugett IV.
unb Snnogeng YIIL
©regor IX. t)aben lüir fennen gelernt ai§> einen ber eifrigften
Se^erüerf olger, al» ben Urheber ber gribericianifc^en SSlutgefe^e
^oben S. 172 ff. . Gr ^at auc^ i>a§' 5}erbienft, mächtiger 33eförberer
be§ blöbeften 2(berg(auben§ in ©eftalt unflot^igen 3:eufe(»fpu!e§
gewefen ju fein.
2lm 13. Suni 1233 erlief er in feiner öigenfc^aft a(§ ^apft
bie 93utte: Vox in Rama. Sie 33uIIe ift gerichtet an bie 33if(f)öfe
oon ajJainj unb öilbelf)eim unb be^anbett ben 3:eufel§fult in
Seutf(|(anb. SWs Sr^atfac^en fü^rt ber „Stattl^alter ß^rifti" an:
„SBenn ein 9JeuIing aufgenommen mirb unb juerft in bie 55er*
fammlung ber ©enannten eintritt, fo erfc^eint il)m guerft ein i^rofc^,
ben (Sinige eine Sröte nennen. S^iefem geben fie einen f(^ma(^=
njürbigen Suß auf ben ^intern, anbere auf ta§> 9JJauI unb jiefien
babei bie 3unge unb ben Speichel be§ 5^t)iere§ in ben 9J?unb.
S)agfelbe erfcfieint jumeilen in natürlicher ©rö^e, manchmal oud^
fo groB Wie eine (gute ober eine &an§'; meifteng jebocfi nimmt e§
bie @röBe eine§ Sacfofen» an. SBenn ber 9ZeuIing weiter ge^t,
216 3hJette§ S3uc^. «]So<)[ttl)um unb 3t6ergtauBe.
fo begegnet i|m ein Wann üon n)unberf)arer SSIäffe, mit fd^wargen
Slugen, fo abge^e'^rt unb mager, iia'^ alle§ %ki\iS) gefc^tounben unb
nur nod^ bie §aut um bie ^nodien ju Rängen fdieint. S)tefen
!ü^t ber 9Zeuting unb fü^It, ha'i^ er fatt tvk (Si§ ift, unb nad^ bem
^uffe öerfc^ttJtnbet alte (Srinnerung an ben !atI)oüfd^en ßJIauben au§
feinem ^erjen. hierauf fe|t man fidi §um äJJa'^te, unb föenn man
fic^ nad§ bemfelben n)ieber ergebt, fo fteigt ou§ einer Söilbfäule,
bie in fotd^en SSerfammlungen ju fein pflegt, ein fc^marger ^ater
öon ber ©rö^e eine§ mittelgroßen |>unbe0 rü(fn)ärt§ mit empor=
gehobenem ©c^ttJanje tieröor. ®er S^euling Üißt i^n ouf ben |>in'
tern, bann ber aJieiftcr ber SSerfammtung unb nac^ i^m atte
Uebrigen ber 9?eif)e natf), b. ^. nur ©olc^e, bie loürbig unb öoll'
!ommen finb. ®ie UnöotÜommenen, bie fi(^ nid^t für mürbig
I)alten, erhalten öon bem SJJeifter ben gnebenifuß. SBenn nun
Sttte i^re ^lä^e hjieber eingenommen |aben, fagen fie gemiffe
(S^3rüd§e, neigen i^x §aupt gegen ben ^ater, unb ber SJieifter fprid^t
guerft für fic^, bann §u feinem ^JJadlbar: Sßer befiel^It un§ bieg?
S)er 9ftac£)bar anth)ortet: Unfer |öcf)fter -Uieifter; ein SInberer fügt
liinäu: 2Bir muffen getjorc^en. ®ann tüerben bie Sid^ter au§getöfd)t,
unb man ergiebt fic^ o^ne 9ftürffict)t auf SSertt)anbtf(f)aft ber greu^
lidfiften Unsud^t. ©inb me^r 9Jfänner di§ SBeiber ba, fo befriebigen
bie 9)lönner unter fid^ bie fd^änblidEie SSegierbe; ba§ (Steid^e t^un
bie SBeiber unter fidC). S)ann werben bie öid^ter mieber angejünbet,
unb au§i ber bun!elften (ScEe be§ (BaaU§> tritt ein ajlann l^eröor,
oberhalb ber Ruften glängenber unb ftral^Ienber aU bie (Sonne,
unteriialb rau^ h)ie ein ^ater; fein &lan^ erleud^tet ben ganzen
9?aum. Se|t reißt ber SJieifter bem 9?euling etmaS üom bleibe
unb fagt gu bem ©täuäenben: |)err, bieg ift mir gegeben, id^ gebe
eg bir tt)ieber, hjorauf ber (SJIänsenbe antiuortet: jDu ^ft mir gut
gebienet, bu tt)irft mir nod^ mef)r unb beffer bienen, id£i öertraue
beiner Sorge an, tt)a§ bu mir gegeben (jaft, unb nad^ biefen SBorten
ift er öerfd^munben."
Sier UItramontani§mu§ fudE)t ben „@tattt) alter SI)rifti" ber
$8erantn)ortIicE)!eit für biefen „religiöfen" Slöbfinn baburrf) gu ent=
laften, baß er feine 5Inf)änger glauben matf)t, Tregor felbft ()obe
nid^t an bie 3:t)atfäd^Iic^!eit biefeS %tu^tU\pnh§' geglaubt, fonbern
nur angeführt, wag i^m beridfitet hjorben fei. ©ine unmögtid^e
II. ®er Teufel. 217
2(u§rebe, bie QJregor IX. fetbft burdE) bie (S(i)Iu|fä|e ber S3u(Ie
gerftört: „2öer follte nidjt in 3o^n gerat^en über fotc^e S3o§()eit?
2Ber foHte nid^t in 2But^ entbrennen gegen fold^e fc^Iecfite SJienjd^en
(filios nequitiaei? SSo i[t ber Sifer be§ 9JJofe§, ber an einem
^age 20,000 ©ö^enbiener töbtete? 2öo i[t ber ßifer be§ gineeS,
ber ben S«ben unb ben SDJabianiten mit einem 5)oI(f)e burc^-
botirte? SSo ift ber (Sifer be§ (Slia§, ber 450 SSaallpriefter mit
bem ©d^lüerte erftfilug? 2Bo ift ber ©ifer be§ SJiatl^atiag, ber
ben gö^enbienerifc^en ^uben erf(i)Iug? 2Baf)rtid^, wenn bie @rbe,
bie ®eftirne, bie (SIemente fic£) gegen @Dl(^e erpben unb fie, ofine
9tücffi(jE)t auf Sllter unb @efd)Ie(i)t, üernid^teten, fo toöre e§ nocE)
!eine gebütirenbe ©träfe! ©oKten fie euern ©rma'^nungen nid^t
folgen unb ficEi nic^t befe^ren, fo mu^ man ju fräftlgern 9}?itteln
greifen, unb, Jüo Strjneien nicEit Iielfen, muffen (Sifen unb ?^euer
angemanbt unb "öa^ faulenbe %Ui\ä) mu^ auSgefd^nitten werben.
9ftufet alfo gegen fie unb if)re ©egünftiger auf bie |)ülfe be§ welt^
liefen @c^ttJerte§ unb ermahnet bie S^riftgläubigen, fid^ gegen fie
§u ruften. SBir aber, im S3ertrauen ouf ®otte§ S3arm^erjig!eit unb
auf bie SlJJad^t ber SIpoftel ^etru§ unb ^aulug, »erleiden mit un--
ferer l^od^ften S3inbe= unb Söfegetoalt 5tt(en, bie fidE) jur 5lu§rottung
biefer ^e|er ruften unb gegen fie ba§ ^reu^ nehmen, bie gleicEien
5lbläffe unb S^orred^te mie ben ^reujfa^rern in ba§ l^eilige Sanb"
(RipoU, BuUar. Ordinis Praedicatorum, Romae 1729, I, n. 81,
(S. 52; Potthast, Reg. R. P. P. I, 9230, ©. 790,.
S)er ^apft forbert atfo in erregten Sßorten ben X ob berer, bie
fid^ mit bem „Srofdö= unb ^ater=XeufeI fo gro^ n^ie ein SBadofen"
eingelaffen t)at»en. Sft e§ aber möglich, bie 2;öbtung eine§ SO^en--
fd^en aU Strafe ju forbern für 58erget)en, bie man nid^t für tt)at=
fädilic^ ^ält?
©in Sa'^r^unbert fpäter erging burd^ ^apft Sodann XXII.
(1316—1334) bie S3uIIe: Super specula. ^n feierUd^fter <Bpxaä^i
üer!ünbet ber „@tattt)atter S^rifti" tollen 5tbertüi^:
„Stuf ber erhabenen Sßarte bcffen ftefienb — otine unfer
SSerbienft, nur burd^ feine ®üte — , ber ben erften 9)cenfdE)en,
ba» Urbitb be§ menfd^tic^en @efd)Iec^te§, jum §errn ber (Srbe
mad^te, it)n, mit gottüdien Stugenben gefc^müdt, ju feinem ©teid^--
bilb er^ob, ber ben befangenen erlöfte unb Io§faufte burc^ fein
218 Biueitel S3uc^. 5ßa^)fttfium unb SlSerglaube.
Seiben, f^abm tüir fd^mergüd^ bemerÜ unb emägen e§ mit innerfter
©rregung, ba^ SSiete nur bem SJianten nad^ ©tiriften finb, ba^ fie
fo fe^r üerirrt finb, ha^ fie mit ber §öEe ein S3ünbni^ eingeljen.
Sie opfern ben ^^eufeln, fie Beten fie an; fie madien fi(^ SSil^
ber, «Spiegel, Ü^inge ober gläf(|(fien unb fd^tie^en gau-
Berifd^ bie ^Teufel barin ein: fie befragen fie; fie begehren i§re
§ülfe, unb biefe fd^eu^Iidie $eft üerlüüftet ftfinjer bie beerbe (S^rifti.
®a tüir nun !roft unfere§ §irtenamteä bie irrenben Sd^afe §um
©c^offtaüe S^rifti jurüdfü^ren muffen, fo ermaf)nen föir, naif) SSe»
rat^ung mit unferen Srübern, ben ^arbinälen, burc^ biefen für
emige Reiten geltenben (£rla§, alle burc^ bie Xaufe SSieber«
geborenen in ^raft be§ fjeiligen ©e^^orfamä unb unter 3tnbrof)ung be§
S3anne§, ha'^ 9Ziemanb irgenb GtföoS üon ben genannten Sc^euBüd^-
feiten teljren ober lernen foH. Unb "oa el bittig ift, ha'^ bie, bie bnvä)
i^re 2Ber!e ben Sltter'^öc^ften öeracfiten, für i^re SSerge^en geftraft
Werben, fo oer^ngen n)ir über atte, bie entgegen unferen ^eitfamen
©rmofinungen unb Sefeijfen ©tiüaS üon bem (benannten tfjun, bie
©jfommunifation, bie ipso facto eintritt. 2Bir fe^en feft, bo^ gegen
bie, bie nidE)t innerl^atb ad^t ^agen, üom Xage ber Tldf)nnnQ an
gerei^net, fid^ gebeffert fiaben, au^er ber 5ßermijgen§befdf)lagna:§me
bie übrigen für ^'e|er beftimmten Strafen üon it)ren guftönbigen
Sfiic^tern üerfiöngt werben fotten ©egeben gu 5lüignon"
(abgebrucft bei Eymericus, Directoriam Inquisitorum, S. 364 .
2Ba§ immer UnfinnigeS auSgebad^t werben !ann, Sot)ann XXII.
glaubte e§. 9}?an t)atte it)m ergäiilt, e§ gäbe ein Sd^Iangent)orn
(cornti serpentinum), mittels beffen ©ift entbedt Werben fönne;
fofort lä^t er e§ tommen unb üerpfänbet ber bisherigen S3efi^erin
atte feine bewegliche unb unbeWeglicEie ^aht, weit ba§ §orn ein
©egenftanb üon pc^ftem SBertf)e fei. ^ugleic^ bebro£)t er geben
mit bem S3anne, ber ba§ Sdjlangenijorn wiberrec^tlic^ fic^ an=
eignen Witt (Raynald, Annal. ad. ann. 1317. 1320. 1327)!
„@otte§ S3armt)er5tg!eit", fo fd^reibt er, „^abe in feine §änbe brei
3auberbitber gelangen laffen, burc^ beren S)ur(^fte(f)ung biejenigen
^erfonen, auf beren Flamen biefe S3ilber getauft feien, getijbtet
Würben" (Raynald, ad. ann. 1317)!
gür fic^ fetbft lebte Sodann XXII. in beftönbiger 3Ingft üor
fotd^er „5)urc§fte^ung üon Söac^Sbitbern, bie fein $8ilbni| trügen".
IL 5:er Teufel. 219
benn baburi^ tüürbe er getöbtet. „®ie tauberer ^afob oon Trabant
unb Sof)ann üon 'ämanto", fo fc|reibt ber ^apft, „Ratten ®ift ht--
reitet, um un§ gu üerberBen; ba fie aber feine Gelegenheit fanben,
e» un§ trin!en §u machen, I)aben fie 2Bacf)§biIber angefertigt
mit unferm DJamen unb SiTbniB, um mittels '^nvä)--
ftec^ung biefer S3ilber unfer Seben anjugreifen. Stber
©Ott t)at un§ betüa^rt unb biefe teufeüfc^en 33ilber in
unfere §änbe geliefert" (Falgairolle, Un Envoutement en
Tannöe 1347. Nimes 1892, (S. 26. »Envoutement«, öom Sa«
teinif(j^en invultuare, bebeutet bie B^uberei burcf) foldfie SSac^l^
bilber; ügtc|. Du Gange, Glossar. IV, 420; Reynaldi Annal.
eccles. ad. a. 1317).
3Iud^ ber S3if(f)of oon ®af)or§, SKagifter ^ugo ©erarbi,
foltte auf biefe SSeife bem ^a|)fte narf) bem 2eben getrachtet ^aben.
Sodann XXII. läßt i^n nac^ 2(oignon fommen; er loirb für
fd^ulbig befunben, begrabirt unb üerbrannt (Gallia christiana I,
140).
^n einer S3u[(e üom 4. SJooember 1330 fpric^t er oon fc^rift^
lid^en SSerträgen mit bem Xeufel, oon ^ieufetganbetung, oon Saubti--
bilbern, raoburd^ ber 2;eufet ^herbeigerufen n)erben fönne (Collect.
Doat, XXXIV, fol. 181: Arcbives des Freres-precheurs de
Toulouse).
@ugen IV. erläßt im ^o^re 1437 ein S^unbfctireiben an bie
Snquifitoren, ba§ fic^ mit ben ^unbgebungen Qotjann XXII. in=
^altlic^ fo jiemlicf) becft. ßr be^anbelt SSerträge mit bem Xeufel
unb Seufelaanbetung al» Ü^atfac^e; e§ ift für if)n ausgemacht, ha^
unter 5(nrufung ber Xeufel burc^ Beiden unb Silber ßtanffieiten
tjeroorgerufen unb ©emitter Oerurfac^t n^erben (Raynald, ad ann.
1437. 1445).
Tlan fottte glauben, oon folc^er Stelle au§, oom „Stuhle
^etri" , ^ätte bie abergläubifc^e $8erirrung nid^t mebr gefteigert
werben föunen. 5Iber ba» UnglaublicEie gefc^ief)t. ^apft Suno =
§en§ VIII., felbft SSater üon 16 une^eüdien ßinbern,i bringt in
1 SRaruHug fc^rieb auf ^nnojen» VIII. baä öotfst^ümlic^ geiDorbene
(Epigramm: Octo nocens pueros genuit, totidemque puellas;
Hunc merito potuit dicere Roma patrem.
220 Stveiteg 93uc^. ^apftt^um unb Stbergtoube.
ben „religtöfen" Xeufellfpu! auc^ nod^ ba§ gefdjled^tüdic aJJonient
f)inein. ®te Daemones incubi unb succubi, üiel e!elf)afterc Oot-
bilbe al§ ber Scfitüatt ber Seba unb ber Stier ber Guro|3a, ne'^men
i^ren ^la^ ein in einer amtüdjen ^unbgeBung be§ „Statthalter^
e^rifti".
S;ie fatf)oIifd^e Sljeologie fannte biefe 9)lann=-teufel unb SBeib-
■Seufel allerbingS fc^on üor ^nnojenS VIII. Sie in bie „(^ri[t=
lic^e @otte§geIet)rfam!eit" eingefüfirt ju l^aben, ift \)a^ SSerbienft
ber f(^oIaftijcf)en 2[)eoIogie, inabefonbere i^re§ Raupte», bei
2;f)oma§ üon 9(quin, unb ba auf bem Selbe ber fat^olifd^en
X^eologie nirf)t§ üon bauernbem $8e)'tanbe f)eröorfpro§t o^ne S3iIIi'
gung bei ^apftel, ]o trifft bie SSerantwortung für ha§ Sluftreten
folc^er Sd^euBÜc^feiten ha^ ^apfttüium fd^on lange, Beöor ®to =
üanni Sattifta Sibo at§ „Statthalter S^rifti" feine S3u[(e erlief.
®ennoc^ ift ^nnojenl VIII. mit feiner ^unbgebung ein ge^
fttaltiger 93hr!ftein in ber ©efd^ic^te bei :|)äpftlic§en SBiberd^riften-
t^uml. SC3ie fein sujeitel 2I!tenftücf ber cfiriftlic^en B^^trec^nung
!§at feine Sutte Spuren im 9)Zenfd)engefc^Iecf)t §urücfgelaffen, Spuren
tion SStut unb S^firönen: bie graufamen £)e£enöerfoIgungen. SDa
bie S3ulle fräftigfle 2ßir!urfarf)e für biefe SSerirrungen getüefen ift,
fo t^eile id^ ben 2Bort(aut bei benfraürbigen Slftenftücfel unten bei
SSe^anblung ht§ ^egenunföefenl mit {S. 384).
4. X^oma§ tjon 2(quin.
®l giebt feinen t^eologifd^en Sc^riftfteüer, ber grij^erel 2JCn=
fe^en inner^Ib bei Uftramontanilmul befi^t, oll Stfiomal üon
5tquin. @r ift „^ird^enle^rer" unb „ßirc^enöater", er ift ber
„englifd^e Se^rer" (doctor angelicus), ber „Surft ber S^^eotogen"
(princepa theologorum). ^äpfte unb ßonäilien ^aben gewetteifert,
fein Slnfe^en ju erp^en. Gine ber erften S()aten 2eo XIII. trar
Snnoäeng t)atte übrigen^ ben ^ut% feine §a|Irei(^en Siinber öffentlt(^ anju^
erfennen. ®a^ ^Berliner SJiufeunt Befi^t eine üBerteben^groBe 93ufte ber
S^eoborina ßibo, einer Xod^ter bes ^apftel, mit ber ^nfc^rift: Theodo-
rina Cibo Innoc. VIII. P. M. filia singul. exempli matrona formaeque
dignitate conspicua ;33obe*2;fc^ubi, Söilbroerte ber cfjriftüc^en ©po^e, 93erlin
1888, ©.68;.
II. '^ex Zen\d. 221
bie 2tu§fenbung eineg Stunbfd^reiben» (Sn^i^üifa „an ade ^atvi^
ordnen, Primaten, (Sr^üfdEiöfe unb Söifd^öfe ber fatf)oItfc^en SBelt"
(Aeterni Patris, öom 4. Sluguft 1879), tüorin er Sfiomal oon
5Iquin aU ben Se^rer für bie gefammte ^f)ilDi'opf)ie unb XI)eoIogie
f)infte(It. 1 3" biefem 5Runbfc£)reiben f)et^t e§ u. 2(. : „Unter ben
Settern ber vSd)oIaftif ragt n^ett ^eröor ber fjürft unb 9JJeifter
alter (princeps et inagister omnium;, 2^oma§ üon 5lquin. ^er
Sonne gteirf) ^at er ben ©rbfrei» mit bem ©tanje feiner Seigre
erfüllt. ajJan fann fagen, \)a^ in ben ^onjilien öon 2i}on,
5ßienne, Storenj, SSatifan ber tjeitige l^omo» zugegen tüar
unb bie Srrtl^ümer ber ©rierfien, ber ^eger unb SfJationoIiften mit
unn)iberfte^Iic|er ^roft Befämpfte. 216er ein t)öd^fte§ 2ob, ba§ fein
onberer ^tieologe mit i^m tfjeilt, ift i^m baburdf) ju ^t)eit gelnorben,
bafe bie S5öter beg SonsitS üon Orient mitten im SSerfammlungä^
faale jugteicf) mit ben 33ü(f)ern ber tjeiligen 3(^rift unb ben (Sriaffen
ber ^ö^fte bie „Summa" be§ ()eitigen %^oma^ [Da§ |)aupttDer! be§
%^oma§ üon Slquin] auf bem 5(Itare aufjutegen geboten, um au»
i^r gtatt), 33ett)eife unb 9(uffd^Iüffe ju fctiö|)fen." Seo XIII. mad^te
fid^ bie SBorte feine» SSorgönger^ Snno§en§ VI. gu eigen: „2)ie
Se^re be§ i)eiügen %^oma§ üon 9Xquin ^eid^net fic^ anS' üor otten
anberen, nur ausgenommen bie ber !anonif(f)en S3ü(f)er [bie 93it)el],
burc^ 2öa^rt)eit ber Se^rfäße, fo baf], bie ifjuen folgen, niemals
ouf einem Srrt£)um betroffen irerben" 'Sömmtlid^e fRunbfd^reiben
Seo XIII. 5lmtlid)e 2tuggabe. greiburg 1881—1894, grfte
Sammlung).
^n biefer „Summa" nun be§ Slquinaten, bie toürbig ift, mit ben
93ü(|ern ber ^I. Schrift auf bem Stttar ju liegen, lefen tüir:
„SBenn au§ bem ^eifd^Iaf ber Xeufel mit 9}?enfcf)en ^'inber ge=
boren werben, fo finb fie nict)t entftanben au§ bem Samen be§
Teufel» ober be§ üon il)m angenommenen menfdilicEien Seibe§,
1 3U(f)t unintereffoTit wirb i§ fein, luenn ict) bie bi^fter no^ nie in bie
CeffentUc^feit gebrungene X^atiadje mittf)ei(e, ba^ ber 25>ortfoiit biejer @njt)*
f(ifo bei „Statthalter! (£t)rifti" bal S®erf bes „beutjöien" ^^fuiten
Sofep^ ßleutgen ift. ^c^ t)abi biefe iülitt^eilung aus bem SKunbe beä
jegtgen Slffiftenten bei ^efuitengenerall 9}Jauritiul 9Jiefcf)(er, ber, all er
mir biefe SJiittfieifung machte, ^roüinsialoberer ber beutf^en Crbeniproöinj
bei ^jefuitenorbenl roor.
222 Smite§ 93ucf). ^ap[tt:^um unb StbergtauBe.
fonbern au§ betn ©amen, ben ber Teufel fid^ ba^n üon einem
onbern S!}lenj(^en üerfd^afft ^at. ©erfelBe Xeufel, ber jic^ aU
SSeib mit einem SOianne gefdjIedEitlic^ bergest, fann \iä) auä) oB
Tlann mit einem SBeibe gefd^Ied^tlid^ öerge^en" (S. Th. p. I qu.
51, a. 3, ad. sext).^
Sei biefer Se^re i[t gu Beachten, ba^ jie fid^ unüeränbert in
ber „auf Soften unb auf $8efe^r ^a^ft Seo XIII." (jussu im-
pensaque Leonis XIII. P. M.) im Sat)re 1889 ju $Rom üeran^
ftalteten 9^euau§gabe ber SBerfe be§ X^oma§ ü. Slquin finbet (V, 19).
SSom S3ertrage mit bem SeufeL bem ftittf(|tt)eigenben unb bem
ou§brücEIi(^en, I)anbelt ber „englifd^e Set)rer" (doctor angelicus) im
gtoeiten ^^eil feiner Summa (2. 2^« qu. 122, a 2, ad 3).
^n feiner Summa contra gentes (Edit. Ucelli, Romae 1878)
f|5ri(f)t %fjoma§ ausführlich üon ben fünften ber Bouberer, bic fte
mit ^ütfe be§ Teufels ausführen, bem fie S^rfurd^t crmeifen unb
Dpfer barbringen (c. 103—108).
„^er fatl^otifc^e ©laube miU", fagt 2;^oma§ an einer
anberen (Stelle, „ba^ bie SDömonen etmaS finb, ba§ fie burd§ i^r
SBirfen fd^äbigen unb bie fleifd^ücfie SSermifdEiung üer'^inbern !önnen"
(Quodlibet. XI, qu. 8, art. 1. Opp. Ed. Paris, 1660, XI, 153).
5. 5lIpI)ong öon Siguori.
® er (Stifter be§ 9tebemptoriftenorben§, ^tp'i)on^ SJlaria bon
ßiguori, reid^t mit feinem t^eologifc^en 2(nfet)en na'^e an ben
Stquinaten fieran. Qtvti SDefrete ^iu§ IX. üom 11. 9)iärj unb
7. ^uni 1871 jeugen bafur: „'^n biefen unfern 2;ogen rühmen
bie SSöÜer fo fetjr feine 2Bei§t)eit unb ift bie ^'ird^e fo üott feinet
Sobe§, ha^ bie meiften ^arbtnäle ber 1§. rijmif d^en ^irc^e,
faft alle $8ifc^öfe ber ganjen SBelt, bie ©eneraloberen
ber religiöfen Drben, bie Sj;t)eoIogen berüfimter Sel^r-
onftalten, ^od^gead^tete ^ollegiatftifte unb geleierte
1 ®ie Summa ift and) in§ ©eutfd^e überfe^t ttjorben. ®er ultramontane
Ueberfe^er, ber ®omim!atier Qt§lavi§ Waxia (Sctinetber, 'i)at aber biefe
efell^afte ©teüe au^geloffen. 2:ro^bem t)erftd)ert er mit ed)t ultramontaner
SBaI)r:^aftigfcit: „©er gonje üollftänbige 2;ejt ber „©immio" liegt in
möglidEift fliefeenbem 2)eutfcf) üor" (SSorrebe LXXIII).
II. ®er Seufel. 223
3)^ an 11 er au^ oUen Greifen S3ittf(|riften eingereid^t l^aben, in
benen fie gemeinfam ben einen Söunfd; ou§fprocf)en , ba§ ber ^.
9lIpJ)on§ üon Siguori burc^ ben Site! unb bie Sfire eine§ Se^rer§
ber ^irc!^e auggejeiclnet werbe." „SSir lüoffen unb befetjlen, ha^
alle S3ü(^er, Kommentare, 2Ber!e unb Schriften biefe§
Kird^cnlef)rer§ (Stguori), fur§ 2lIIe§, tüa§ üon it)m ftammt,
gerabefo ttiie bie 2Ber!e ber anbcren Klrd^enleJirer (^tugujtin,
e()r^foftomu§ u. f. tt).) nid^t 6Io§ priöattm, fonbern öffentli(f)
auf @t)mnafien, Stfabemien, Schulen, Kollegien, in $8or=
lefungen, 2)i§|3utationen, ^rebigtcn jitirt, öorgelefen unb
benu^t n}erben."
Sn feinem |)au)3ttücr!e fe'^rt biefer „Kirchenlehrer": „Suv
S3eftialitöt rechnet mon aud^ "oa^ gefc^tec^tlic^e SSergetien mit bem
2^eufel. S)tefe Sünbe tvivb §um SSergetien gegen bie Sleligion, gur
©obomie, jum Snceft, ^um ©fiebrud^, npenn ber Betreffenbe 9J?ann
ober ba§ Betreffenbe SSeib mit fobomitifd^er, e'^ebrec^erifdfier ober
blutfd^änberifd^er Regier fi(f) mit bem 'Seufet üermifcf)t. 9lic^tig
Bemerft Sufemiiaum (Sefuit), \)a'iß ber gefd^Ied^tlid^e $8er!c|r mit
bem 2;eufel jur S3eftialität gehöre, tt)ie aud^ ^amfturini unb
(Slbel annefimen. S3ege^t berjentge, ber fic^ mit htm Xeufel üer»
mifd^t, ber x^m unter ber ©eftatt einer 95erf)eir atmeten, einer 9Jonne (!),
einer SÖIutäüermanbten erfd^eint, auä) sugteid^ ha§> SSerBred^en be§
6^et)rucf)§, be§ @o!riIeg§, ber 58Iutfc^anbe? $8ufent)aum fd^eint
bie§ im atigemeinen gu 6ejaf)en, aBer fe^r njaf)rfrf)einltd^ ift bie
gegenttieilige 5Infid^t ric£)tig, wenn nämlid^ ber S3etreffeubc fid^ an
bem teufet in SBeiBergeftalt nid^t ergoßt, infofern fie öert^eirat^et,
9lonne, ober S3(ut§üern)anbte, fonbern nur infofern fie fd^ön ift;
fo lefiren oud^ Sugo unb SSaSqueg" [beibeS ^eröorragenbe Sefui»
ten; Theol. mor., 1. 4, n. 475, Ed. Haringer, 3, 42, 9{egen§l6urg
1846]. ^a§ $matefi5 (Malefieium) ift bie ou§ einem 93unb mit
bem 5;eufel ^eröorgefienbe Kraft, Slnberen gu fdiaben. @y unter»
fdieibet fid^ bon ber ©d^wargfunft (Magia) baburc^, bo^ festere
nur Söunberbare^, erftere§ @c^äblid§e§ l^erüorbringen Will. @§ ift
bie allgemeine 3Jteinung, wie ©uare^, Seffiu§, ^ßa^quej,
Metrie [Scfuiten] teuren, baf3 e§ §ejen giebt, bie mit
§ülfe be§ jTeufetS üon Ort §u Drt getragen toerben.
S)eIrio [Sefuit] üerfic^ert, bie gegentl)eilige a)leinung, bie 2üt^tx,
224 Q\vdk§ 58ui). ^Qpftt!)um unb Slberglaube.
Tltlanäjt^on unb aud^ einige ^at^olifen öert^eibigt fiaben, närnlid^,
beriet ®inge feien ^üufionen unb ^fjantaftereien, fei ber ^irc^c
fet)r fd^äbli(^; "ita fie ba^in füt)rt, fotdje Un^olbinnen Df)ne Strafe
ju laffen, lüoburc^ bem (f)riftli(i)en QJemeinföefen fetir gefifiabet wirb"
(Theologia moralis, 1. 4, n. 23. 26). „^ft ein SSertrag mit bem
Teufel afegefc^Ioffen toorben unter ber ^Bebingung, bafj ber Sßertrag=
fd^Iie^enbe fid^ niemoI§ mel)r mit bem ^reujgeid^en öejeid^ne, ober
fi(i| niematy mef)r n)af(i)e (!), fo ift e§ i{)m pr 3tuflöfung be§
$8ertrage§ erlaubt, fid) mit bem ^reuje ju beäeid^nen ober ficf) ju
hjafd^en" (Theol. mor. Ed. Monza, 1827, III, 37). „2)er Seicht--
öoter foH bie SSetreffenben ermaf)nen, ifiren SSertrag mit bem Xeufet
aufäulöfen, i^re 3^"^ermittel ^u üerbrennen, auc^ bie Urfd^rift
(chirographum) i§re§ SSertrageS mit bem S^eufel ju Oerbrennen,
wenn fie biefe Urfd^rift befi^en ; t)at bie Urfd^rift aber ber Xeufel,
fo ift e§ nic£)t nötf)ig, ba^ er gu i^rer §erau§gabe ge^mungen werbe,
ba bie S3ufee be§ 33eid§tenben genügt, um ben Sßertrag aufjulöfen"
(a. a. D., I. 4, n. 28, Ed. Har. 2, 257).
Siguori ift aber nid^t blo^ „^ird^enlel^rer" unb Süfirer ber ge«
fammten „moberu"=uItramontanen ^^eologie, er ift anä) $8oI!§*
f cfiriftftetler. ©eine erbaulirfien @df)riften fjaben bu(^ftäblid^ bie
fat^oUfc^e 2BeIt erobert, ^n äffe @:|)rad^en finb fie überfe^t, in
ftet§ fid^ erneuernben Sluflagen bringen fie in faft jebeS !atf)oIifcf)e
§au§. Unter feinen jatilreidEien @rbauung§fd^riften nimmt ha§
Sud§: „S)ie §errUdf)!eiten SJJariö" (Le Glorie di Maria) bie
erfte ©teffe ein. SSon il)m fagt 5. 95. bie angefe^enfte uttramontane
3eitfc^rift ®eutfd^Ianb§ „^er ^at^oltf" (Dftober 1896): „®ic
§errli(^!eiten SJIariä ^aben fo üiete Sünber be!etjrt, aU bal 95uc^
93uct)ftaben gä^jlt." 5Iu§ biefen „§errlid§!eiten" (5lad£)ener 3(u§gabe)
finb nad)foIgenbe Steffen:
„@in Süngüng in Perugia üerf^jrad) htm ^^eufel, ha^, Wenn
er i^m bie Tlittd üerfdfiaffe, eine Sünbe, bie er üor^atte, gu be^
ge'^en, er i^m feine @eelc übergeben woffe, er gab il^m bie§ SSer--
fpred^en fogar f(^riftlid^ unb mit feinem eigenen 58Iute unterfc^rieben.
Sf^adjbem ber Jüngling bie Sünbe begangen l^atte, »erlangte ber
S^eufel bie ©rfüffung unb fütirte ben armen ©ünber in bie 9^ä()e
eine§ 33runnen§, wo er i^n bebrof)te, ta^, wenn er fid^ nidfit felbft
tlinabftürsen Woffe, er i£)n mit Seib unb ©eele in bie §öffe ftürjen
II. ^er 2;eufel. 225
werbe. 2)a ber unglücfüd^e Jüngling glaubte, ba§ e§ für i^n
ganj unmöglid^ geworben fei, ben |)änben be§ Seufel§ §u entgegen,
ftieg er auf ben 33runnen, um ficf) ^inabjuftürjen. Xn ©ebanfe
be§ na^en Sobel aber üerurfac^te bem Unglücflid^en fo grofee
2(ngft, bo§ er bem böfen ?5einbe eingeftanb, er ^abe ntd^t ben
2Jiut^, \iä) felbft fjinabäuftürjen, er möge, Wenn er feinen jTob
öerlonge, felbft §anb an i£)n legen. Mein weit ber Jüngling ba§
©capulier ber fc§mer5t)aften 2JJutter ®otte§ trug, fprad^ ber Xeufel
§u i!§m: SBirf juerft ba§ @ca^utier ^inweg, bann Witt id^ bid^
l^inabftürsen. 5)a ber unglücflidfie Sünber je|t erfannte, ba^ bie
göttlicEie SJJutter i^m, um be§ @copuIier§ Witten, nod^ nid^t otten
Seiftanb üerfagt ^ah^, wottte er e§ fi(^ nic^t felbft abnehmen.
5ßad^bem fid^ beibe eine 3eitting geftritten, öerlie^ i^n ber SEeufet
ganj befc^ämt" (n, 168—170).
„3I(§ ber ^eilige Xominicu^ in Sarcaffone in ?5ran!reic^ pre»
bigte, luurbe ein 3(Ibigenfer ju if)m geführt, wel(^er tiom STeufel be»
feffen war, weit er öffenttict) bie $Rofen!ranjanbad)t üerfpottet tjotie.
S)a befo^I ber ^eilige bem böfen geinbe im S^lamen ®otte§, er fotte
crftären, ob 'Oa§', wa§ er üom Stofenfranj geprebigt I)abe, wa^r fei.
^eutenb antwortete ber Xeufet : §ört it)r ©Triften, 3ttte§, iDa^ biefer
mein geinb üon SUJaria unb bem ^eiligen 9tofenfranä gefagt t)at,
ift Wa^r. |)ierauf befat)t ber f)eitige XominicuS bem oerfammelten
58ot!e, e§ fotte ben gtofenfranj beten, unb, o Sunber! bei jebem
2tüe SDZaria ftiegen au§ bem Seibe be§ UngtücflidEien eine üJJenge
Xeufet, in gorm gtütienber ^ot)ten em^or, fo ha'i^ berfelbe am
@nbe be§ 9lofenfran§e§ gänjlic^ baüon befreit war. S8ei biefer
©etegenfieit befet)rten fic^ biete ^e|er" (8. 475. 476). „(£in
ipau^jtmann, wetcCier einen fetjr gotttofen Seben§wanbet füt)rte, be-
fanb fid^ eine§ 2age§ in feinem ®(^toffe. 3ufättiger SBeife begab
fic^ ein frommer Crben§geifttid^er ju bemfetben, Wetd^er, öon ®ott
erteucf)tet, ben Hauptmann bat, er wotte bo(^ atte feine ^ned^te
jufammenrufen. 2(tte erfd^ienen, nur ber ^ammerbiener fehlte.
3tl§ man auc^ biefen enblirf) mit ©ewalt !^erbeigefüt)rt tjatte, f|)ro^
ber OrbenSgeifttid^e ju i^m: ^d) befet)te bir im 9?amen 3efu S^rifti,
ba§ bu mir fageft, wer bu bift. ^ener antwortete: ^c^ bin ber
teufet unb biene fc^on feit oier^e^n ^a^ren biefem gotttofen 9JJanne,
id^ warte nur, bil ba§ er einmal jene fieben Stüe SJJaria, weld^e
». ^oenSbroed), ^>apfltt)um. I. 15
226 StüetteS 58uc^. $apjttt)um unb 2lberglaube.
er tägü^ su fielen ^pflegt, unterlaffe, um t^n oI§bann ju erfticfen
unb mit mir in bie ^öUe gu jie^en. ®a befat)t ber DrbenSgeiftlid^e
bem Xeufel, jogteid^ biefen Drt ju öerlaffen, lüorauf ouc^ ber Teufel
plD|üd^ tierfcEitüonb. ®er Hauptmann fiel auf feine ^nie nieber,
be!et)rte ficf) unb füf)rte I)ierauf ein t)eilige§ Sefien" (@. 486, 487).
„@in ©olbat führte einmal feine grau in ben SÜSatb, tüo er fie
bem Xeufel übergeben mollte, meld^em er biefelbe in einem SSer«
trage, ben er mit i^m gefc^Ioffen, für eine getniffe ©umme ®elbe§
öerfprodien I)atte. ^a gefcEiai) e§, ha^ beibe an einer äJlntter«
®otte§==ß'irc§e öorbeüamen, wo bie arme 'Qxau i^ren SKann bat,
er tootte if)r bod^ erlauben, bie göttliche SJlutter in biefer
^ircfie begrüben gu bürfen. ®er 9J?ann iüittigte ein, unb bie
grau begab fi^ in bie ^irdEie; allein balb barauf fam ftatt jener
grau bie atlerfeügfte Jungfrau, lüelcEie i^re ßjeftaü angenommen
f)atte, au§ ber Stirere I)erau§ unb beftieg ha^ ^ferb, metd^eS fie in
ben SBalb füfiren foKte. 5tl§ beibe nun in ben SBalb ge!ommen
iraren, ha erfc^ien ber S^eufel unb fprad^ ju bem a}ianne: ®u
(Sdfielm, n)a§ Ijaft ®u gemorf)t, ha^ S)u mir ftatt ©einer grau
meine größte geinbin, bie 9J?utter ®otte§, I)erbeibringft? hierauf |
anttoortete DJlaria: 2öie f)aft S)u el magen !önnen, meiner SSer* ^
el)rerin f^aben ju motlen? Scf) befet)le ©ir, ha^ 2)u fogleid^ in
bie ^ölle jurüdfe^reft. |)ierauf lüanbte 9JJaria fid^ on ben gott«
lofen SD^ann unb fpracf) ju bemfelben: SBenn S)u ®id^ beffern
tüillft, fo merbe i^ ®ir beiftefjen. '>Raä) biefen SBorten üerfcf)tt)anb
bie göttlidje SJiutter, ber ©ünber ging inbe^ in fid^ unb änberte
in ber golge fein Seben." „2tB ein ®om^err gu @f)ren ber gött-
lirfjen 9JJutter gelüiffe @ebete üerricfitete, fiel er in bie ©eine
unb ertran!. 2ßeil berfelbe fid^ aber im ©taube ber S^obfünbe
befanb, fo !amen bie Xeufel unb führten i£)n in bie |)ö(Ie.
^lö^li^ erfdf)ien bie 9}Jutter ®otte§ unb rief i{)nen ju: 2öie "^obt
it)r e§ iDagen können, benjenigen megjufüfiren, ber, üjä^renb er
mein Sob öerlünbigte, geftorben ift? hierauf toanbte SWaria fic^
an ttn ©ünber unb f|}rad^: 2öof)Ian, beffere S)ic^ unb ^ab^ eine
gro|e 5(nbac^t ju meiner unbeffecEten ©mpfängni^. ^tntx !el)rte
njieber in§ Seben jurücf, mürbe Drben§geiftlid)er unb !onnte nie
mübe werben, feiner Befreierin gu ban!en unb it)re unbeftecfte Sm«
:pfängni^ 5U üerfünbigen" (II, ©. 503, 505).
IL ®er Teufel. 227
„Sin Jüngling, trelcfier ber 3)Jutter=®ottel=33ruberjc§aft an--
gef)örte, üerlie^ biei'elbe unb fing an, ein au§f^lDeifenbe§ Setien ju
führen. S)a erfdiien i{)m einmal trä^renb ber ^ladjt ber Steufel in
einer erfd^rerflicfien ©eftalt, ber arme Jüngling rief alfogleid^ bie
göttlicfie SJJutter um §ülfe. Umfonft, fprad^ ber Böfe Seinb, rufeft
S)u je^t jene an, bie S)u üerlaffen ^aft; um deiner Sünbcn
SBitten gefjörft S)u mir an. 3itternb fniete ber Jüngling nieber
unb fing on ha§ ®ebet ber S5ruberfc^aft: §ei(igfte Jungfrau, meine
9}?utter 2c. gu üerri(f)ten. Sa erf(f)ien i^m bie göttliche 9}?utter,
unb ber Xeufet öerfi^n^anb, einen fc^redlid^en ©eftan! unb ein Sod^
in ber 9}?auer juriicflaffenb" (©. 493). „^n einem gelüiffen Orte
in 2)eutfd§Ianb gefc^o^ e§, ha^ ein junget SKäbd^en, tt)clc^e§ 5(gne§
!^ie§, eine fc^recflid^e Sünbe mit i£)rem eigenen SSater Beging.
|)ierauf fto| fie in eine Söüfte unb brachte bafelbft ein ^inb gur
SBelt. ®arouf erf(^ien i^r ber Xeufel in ©eftalt eine§ Drben§*
geiftlid^en unb Brad^te fie ba^in, ha^ fie i^r ^inb in'§ SBaffer toarf ;
{)ierauf ermof)nte er fie, fie follte felbft in'§ SSaffer fpringen. 2(I§
bie Jungfrau haS: i)örte, fo rief fie an^: Tlaxia ^ilf mir, unb fo-
gleic^ üerfdiroanb ber 2;eufer' (@. 502). „S}er ^ater 9i§o er§ä()It
in bem S3udf|e: 5^er Sabbatf), ta'iß ein iunge§ ajlöbd^en mit 9Zamen
Tlavia üon i^xtx Spante beauftragt tuurbe, ficE) auf ben 9JJar!t üon
S^imtüegen gu begeben, bort einige ©infäufe §u machen unb bie
9Zad^t bei einer anbern 2;ante, bie bort njo^nte, gu bleiben. S)a§
S[Robc§en ge^orc^te; al§ e§ fid^ aber am 5Ibenb ju ber 2;ante ht--
gab, ba h)ie§ biefelbe e§ mit rau'^en SSorten ob ; lue^^alb e§ fic^
entfd^Iie^en mu^te, föiebec nacf) §aufe gurücfäufe^ren. "äU e» nun
aber auf bem Sßege bunfel marb, UJurbe ha§ arme 9Jiäbc^en un=
gebulbig unb jornig unb rief mit lauter Stimme ben STeufet um
93eiftanb an. S)a erfcEiien i§m berfelbe in ^eftalt eine§ 9JJanne§
unb oerf^^rad^ i^m beijuftefien, föenn e§ nur eine» t!^un npoüte.
Sd^ tt)ue alles, tva§ S)u öerlangft, anttrorte bie Unglücffelige. ^d^
öertongc iüeiter nid^tä bon bir, anttüortete ber böfe geinb, aU ha^,
üon l^eute an, ®u nidE)t mef)r ba§ ^eu55eid^en mad^eft, unb ba§
SDu einen anbern 9?amen annefimeft. S)a§ SJMbdjen antwortete,
fie tüiHige ein unb föollte in ber golge nid^t meljr ha^ ^reujjeid^en
mad^en, aber, fe^te fie tiinju, mein Diame Tlaxia ift mir gar §u
lieb, ben mü idE) nid^t anbern. SDann ^elfe id^ S)ir nic^t, ant«
15*
228 Sweite^ 33uc^. ^apftt^um unb SIberglaube.
lüortete ber teufet, ©nbltc^, nad^bem \iä) Bcibe lange ntiteinanber
geftrttten, !amen fie überein, ta'i^ t>a^ ^ä.'i>ä)tn bie 2Infanglbuc^=
ftaben be§ Spaniens SJiaria in i^rem S^amen Be'^alten unb fid§
©mnia nennen füllte, hierauf begab fid^ biefelbe nad) ^Inttuerpen,
n)o fie fteben '^atjvt lang ein fo gotttofe§ Seben führte, ba^ fie aller
Sßelt gunt Sirgerni^ gereichte. ©ine§ 2;age§ fagte fie bem 2;eufet,
fie wünfc^e i^r SSaterlanb npieberjufe^en. S^er böfe ?^einb luiber»
fe|te ficf) i^rem $ßor{)aben, aber enblid^ mu^te er einroittigen. 2(f§
nun beibe in S'Jinittjegen anfamen, fanben fie, ha^ man gerabe
einige 33egeben^eiten au§ bem Seben ber aUerfeligften Jungfrau
öffentlid) barfteüte. S)a fing bie arme @mma, bie noc^ immer
ein toenig Slnbac^t jur göttüd^en äRutter betoa^rt l^ottc, on gu
tt)einen. 2Ba§ bleiben wir länger f)ier, fagte i^r ©efö^rte, ttjoöen
n^ir etwa and) ber SBelt §um @c^auf:piel bienen? hierauf ergriff
er ba§ 2Jiäbc^en, um e§ tt3eg5ufüf)ren, aber baffelbe ttiiberftanb. Sllä
ber 2;eufel erfannte, ha^ er im S3egriffe fei, feine S3eute toieber §u
üerlieren, ta nai)m er fie jornig mit in bie Suft em^or unb Iie§
fie mitten auf bie ©(iiaubü^ne nieberfaffen. 2)0 erjätjite bie
Unglüdlid^e i^re ©efc^ic^te. 2tl§ fie bei bem Pfarrer be§ Drte§
beichten ftollte, fdjidte fie biefer an ben ©rjbifd^of öon ^öln, ber
S3if(^of fdiirfte fie aber §u bem ^a^ft, meld^er, narfibem er if)re
S3eic^te ge{)ört !§atte, i^r §ur 58u^e auferlegte, fie folle i^r gon§e§
Seben ^inburd^ brei eiferne $Ringe tragen, einen am §alfe unb §mei
anbere an ben Strmen. Xie 33ü|erin ge^orc^te, unb al§ fie in
SJiaeftrid^t anfam, fo begab fie fid^ bafelbft in ein ilofter üon
SBü^erinnen, in inelcEiem fie üiergel^n ^a^xe, unter heftigen 95u^-
übungen, gubrad^te. 2II§ fie eine§ SJJorgen» aufftanb, ha fanb fie,
ba^ bie eifernen 9tinge, bie fie am Seibe trug, öon felbft jerbrodfien
njaren, worauf fie ^mei ^a1^xt fpäter im 9lufe ber |)eilig!eit ftarb."
(I, (S. 360, 361.)
6. ßaefariuS üon §eifterba(^.
„Wiü man fid^ bie $ßerfcf)robcnf)eit in ben köpfen ber aJJönc^e
[unb SBeltgeiftlic^en] begreifüd^ mad^en, fo barf man nid§t über=
fe^en, ba^ bie üon ben olbernften 2Bunber= unb ^^eufel^gefc^id^ten
ftro^enbe Siteratur ber Heiligenleben ha§ tägliche S3rob i^re§ Öieifte§
IL ®er Seufel. 229
bilbete" (giiejter, ©efc^tc^te ber ^ejenprojeffe in SSaiern, (Stuttgart
1896, ©. 57).
2)tefe Söorte be§ fieröorragenben ?5orjd^er§ Berühren einen Uebel=
ftanb innert)a{b ber römifcf)en ^rc^e, ber bem öer^ängni^üolten
Umfid^greifen be§ ®Iauben§ an ^öüifc^en SeufelSfpuf Wefentlic^
SSorfdiub geleistet {)at. gür bal gortbefte^en biefeS hjeit unb tief
ficf) au^bel^nenben Uebel» ift ta^ ^apfttfium bolf üerantiüortlid^,
benn, ttjenn irgenb (5th)a§, fo unterftefit i^nt bie jogenannte ®r»
bauungSliteratur.
93on ben ^töftern, üon ben 9Köndjen au§, in beren ^ö^fen ber
aberiui^ige SeufeBföafin ficf) feftgefe^t ^atte unb bort genährt föurbe
burc| bie ununterbrocfien gerei(i)te üerborbene geistige (Speije, breitete
fic^ ba§ Unheil an§ unter ben breiten @c^i(^ten be» SSoIfeS nad^
oben unb nai^ unten. Ueberbiel tnaren e§ ja faft nu§f(f)Iie^Iic^
SO^öndje, b. ^. üom Xeufelggtauben rofjefter gönn erfüllte ganatifer,
bie aU päp\tüd)t ^nquifitoren bie Sänber burc^^ogen unb nac^
^e^en unb ^^eufelSanbetern fpürten, unb fo i^ren eigenen SBafin in
bie 9}?enge trugen.
©c^riftftetterifd^ in biefer 3?i^tung am einffu^reid^ften ttiar ber
3ifterjienfermönd^ ®aefariu§ üon §eifterbac^. ©eine §a^t=
reid^en ©dfiriften, Gemeingut aller ^löfter, fönnen ai§ ©tid^probe
gelten für bie bamatige Erbauungsliteratur mit bem Ujid^tigen
3ufa^, \)a^ biefe ©d^riften au^ f)eute nod§ für öiele ^löfter einen
großen Söeftanbttieil ber „geiftUdfien Sefung" itirer S^foffen bilben.
S3ei daefariuS erfd^eint ber Xeufel unter 3öinbget)eul unb
ßratfien ber Säume al§ ^ferb, §unb, ^afee, S3är, Slffe, ^röte,
9iabe, ®eier; ober audf), luenu e§ barauf anfommt, eine t^rau ju
»erführen, aU fdEiöner Solbat. ©ine (Sigentpmüc^feit be§ XeufelS
ift, 'oa'i^ er feinen 3fiüdfen, fonbcrn nur eine SSorberfeite l^at (Dia-
logus miraciüorum I, 56; III, 6; V, 2. 5. 7. 51. 55. 56). Wxüd
gegen ben 2:eufet finb ; 2Iu§fpeien, ©id^befreujen, gen)eit)te§ 2Bodfi§,
SBeifinjoffer (Dial. III, 6. 7. 13. 14; V, 47). SOJit einer grau
trieb ber Xeufcl fieben Satire lang Unjudjt, tt)äf)renb i^r Tlann
neben i^r im S3ette lag. S3ernf)arb t»on ©tairöaui' befreite fie
fdjlie^lid^ öon biefem unterUJeltlidien Siebl)aber (Dial. III, 7). 5Der
Teufel ge^t jur Seid^te, unb obnjol)! ber ^riefter il^n al§ 2;eufet
erfennt, f)ört er feine S8eid)te unb legt il^m eine Su^e auf (Dial.
230 Stioütt§ 93uc^. ^apfttf)um unb 31berglaube.
III, 26; V, 5). (Stnem ©tubenten erfc^eint ber teufet unb üer<
]^ei|t i^m für t)a^ SSerfprec^en ber ©efolgfd^oft lenntniffe unb
SBtffen. 5^er ©tubent giebt jtrar ha^ SSerjprecfien ni(^t, ober er
erhält iioä) öom Seufel einen Stein, beffen Straft i{)m SSiffen ter--
Ieif)t. (5r tütrb Balb barouf !ran!, beid^tet unb ftirbt. ®ie Teufel
n:)erfen feine ©eete lüie einen ^aU über ha§ %^al ©e'^enna ^in
unb ^er. ®ott erbarmt ftc^ ber Seele; fie fe^rt in ben Körper
äurücf, unb ber irieberauferftanbene ©tubent toirb ^^f^ergienfer
(Dial. I, 32). 3iüei junge Seute ftubieren bie ©d^tüarsfunft. ®er
eine ftirbt unb erfcfieint bent anbern, tuäfirenb biefer üor einem
SJiarienbilbe für bie ©eele be§ SSerftorbenen betet. @r gefte^t bem
Ueberlebenben, tüegen ber ©d^föaräfunft üerbammt gu fein, unb er«
ma^nt if)n §ur Söefe^rung. ®ie 9D^o:^nung ^at ©rfolg (Dial. I, 33).
Sanbgraf S üb tu ig III. tion Xf)üringen Witt über "oa^ (Sc^icEfal
feinet üerftorbenen SSaterS SZadiricEit l^aben. ©in fd^ttiarjfünftlerifctier
^riefter ruft ben Seufet S)iefer trägt ben ^riefter an eine ©rube,
au§ ber l^öüifd^e %lamrmn fc^Iagen. SS)ie Seele be§ Sanbgrafen
erfd^eint im geuer unb befiehlt gu ifirer Srleid)terung bie $Rücfgabe
entwenbeter ^irtfiengüter (Dial. III, 34). S)er jEeufel erfcfieint
einer frommen Jungfrau unb tnill fie jur Ungud^t »erführen. Sie
h}iberfte§t unb fragt i^n: SBarum n^illft bu bie fleifd^Iic^e SSer»
binbung, bie bod^ beiner 9Jatur rtiberf priest? SJJer 2;eufel ant*
ttjortet: id^ ttjiH nur beine Bitftint^^^wng. tiefer S^eufel t)atte feinen
9tücEen unb betete ba§ SSaterunfer, aber mit i^el^Iern (III, 6). ©er
Seufel üerfüfirt ein SJläbd^en in ^öonn. Sie gefte^t bem SSoter
i^rc Sünbe. S)er SSater öerbirgt fie. SDer S^eufel erfc^eint bem
SSater: ftjorum ^aft tu mir meine S3u^Ie genommen? @r ftö|t ben
Tlann auf bie S3ruft, fo "oa^ er nac^ brei 2;agen ftirbt (Dial. III, 8).
Qu ^rüm befteüt ein üeberlid^er ^riefter ein fd^Ied^teS 2Beib gu
fic^. Statt il^rer !ommt ber 2^eufel unb öerbringt oI§ SSeib mit
bem ^ßriefter bie ma<S)t (Dial. III, 10). 3u Soeft h)in ber 5;eufel
al§ Söeib mit einem 3JJann buhlen. S)a biefer fic^ ft)eigert, ^tU
er i^n f)od§ in bie Suft unb Iä|t il§n bann fallen (Dial. III, 12).
2Bie bie ^eiiQitttg gtüifc^en S^eufel unb 37?enfcE) möglid^ fei,
befcEireibt ©aefariug auSfü^rlid^ (Dial. V, 12). 2)ie |)unncn ttjoren
bie %xn6)t beS gefcE)Iedf)tIidE)en Umgang^ jwifdEien S^eufeln (incubi)
unb :^ä§Itc§en ©ot^eniüeibern, bie öon i^ren Stammgenoffen ttiegen
IL ^er Teufel. 231
i^rer |)ä§ü(f)!eit öertriefcen trorben tuaren. Sie SSertriebenen irrten
in einem S5?alb umfjer unb sengten bort mit 2;eufeln ha§ tapfere
SSoIf ber Hunnen a. a. £.]. SBenn ber Teufel üon einem SOZen*
jd)en S3e[i^ ergreift, fo mo^nt er im 9J?aftbarm be§ Setreffenben
(Dial. V, 15). ^in öierjä^rigeS ^inb tranf einft ben S^eufel mit
ber SJJilc^ in firf) J)inein: ber STenfel blieb über 30 ^a^re in i^m
(Dial. V, 26). 3^^^^^^^" belebt ber Teufel jo^relang bie Seid^en
fd^on SSerftorbener, fo ba^ ^eber glaubt, e§ mit einem lebenbigen
SOf^eufd^en ^u tf)un ju ^aben (Dial. XII, 4).
7. ®er ^ranjiSfanerttjeDlDge S5rogitoIi.
2)al SBer! be» gransi^fanert^eologen Srognoli: Manuale
Exorcistarum: |)onbbuc^ für ©jorsiften (2t)on 1668) ift bem
©eneralüifar ber St)oner Gräbiöjeje getoibmet. (£§ trägt bie (S)ut<
l^ei^ung be§ Drben§general§, ^oniele a ®ongo, unb oerfd^ie«
bener ^^eologen au» bem Siominifaner-- unb gi^atiji^fanerorben.
S)ie ultramontane ®rö^e, ^ofep^ ö. ©örreS, fagt üon S3rog»
noii: „93rognoIi tnar ajiinorit unb Seftor ber Xtieologie. 6r l^atte
Gelegenheit, in $Rom, SSenebig, SD'Jaitanb öiele 33efeffene ju fe^en.
(gr fc^rieb über fie fein „3Uei-ifafon" [ein S3ud^ gleid^en S^^altä
tüie fein „^anbbucE)"]. S^a§ 93uc^ ift mit Umfirfit unb SJ^äfiigung
gefc^rieben; er berichtet in ben fräßen, bie er felbft gefe^en, nid^tl
aU bie X^atfad^e, trie er fie gefunben ^at" ;@örre§, SDll^ftif, IV^ 33).
(Sinige§ au§ 't)tm ^n^alt be» „§anbbud§§" : ^efeer njerben
feltener öom Xeufel befeffen aU ^atf)oIifen, toeil hit ^e|er oI)ne=
:^in fc^on bem Teufel get)ören. Bo |at ein ^^eufel in Soubun ge=
ftanben, ber in ein fat^oIifc^e§ SJJäbc^en gefahren mar @. 34).
S)er Teufel erfrfieint al§ Sörae, 33är, Sd^tange, 2)rad§e, Stier,
|)unb, SCSoIf, ^a^c, §a^n, tfia^t, ©eier, ?^Iiege, (Spinne, ober aud^
aU fc^redEüd^er SJJenfi^ ; ha^^ I)aben mir üiele ©efeffene erjä^tt.
S)er S^eufel giebt einen fc^eu^Iid^en ©eftan! öon fid^, ber fid^ allen
ntittl^eilt, bie mit i^m gu tf)un !§aben, trie ^egen unb B^uberer
(@. 36). Um in bie SJJenfd^en einjugefien, benu|t ber Teufel
^äufig (Speifen unb ©etrönfe, in benen er fid^ öerbirgt. 2tm
31. Stuguft 1648 föurbe mir in 33enebig ein 9JJäbc§en üon 14
Sauren gugefü^rt, in bie ber 2;eufel, in einem 5lpfel oerftedft, ein=
232 groeiteg 93uc^. ^^opfttf)um unh Stbergtaube.
gefaf)ren toax. ^d^ trieb i^n au§, unb beim StuSfa^ren erfüttte er
ben 9JZunb be§ SKäbc^eiil mit (Sd^lDefelgefdimarf S. 37,. 2)er S^eufel
§ie{)t bie S3ejeffenen an ben C^ren, an ben paaren, er ^ie^^t fie au§
bem S3ett, ober legt \iä) ju ii)nen in'§ S3ett '(5. 38; . 'am 4. @ep»
tentber 1648 geftanb mir ein Seufel in SSenebig, ba^ er üon ben
anberen Teufeln in ber §ötte Ijäufig üerfpottet worben fei, ireil
ey i^m nic^t gelungen fei, ben S[Renf(f)en, ben er befeffen i)atte, gu
SSöfem äu üerfü'^ren (S. 43 . (Se()r f)äufig njirb bie S3efeffen^eit
burcö S3e:^ej;ung tterurfod^t; ber Teufel fefet ficE) bann feft entmeber
im TlaQtn, ober im ^opf, ober im ^erjen, ober im S3Iut (S. 44).
Saß ber -leufel tion fleinen ^inbern Sefife nimmt, ift bie ©d^utb
ber (altern, bie e» unterlaffen, if)re ^inber unter ben 8^u^ (5Jotte§
ju fteüen, ober fie mit bem ßreuj p bejeic^nen (3. 45). Qw-
tüeilen ift e§ ein 2^eufel, jutneilen 3:aufenbe üon ^^eufeln, bie im
SD^enfd^en wohnen (@. 46). ^m ^al^xt 1649 ergö^Itc mir eine
SSitwe, ba^ fie fi^on 20 ^a^re lang mit einem Teufel Unjud^t
treibe; and^ gu Sebjeiten i^re§ 9Kanne§ tjobt biefer fic^ §u i§r in'g
S3ett gelegt, nacf)bem er §uöor ben (Seemann eingefc^Iäfert ^aht
((S. 52). jDie 2^atfäc^Ii(f)!eit be§ SiebeSjauberS , ipoburc^ ^emanb
äu fünb^fter Siebe angereiht ttjirb, geben aüe 2:^eoIogen ju (8. 53).
t^euer§brünfte njerben ^ufig üon ^e^en erregt: fie laffen in bem
betreffenben §aufe ein %ü6)hm jurücf, in ba§ ge^arfteg §eu ein»
geiüicfelt ift. 5{u§ biefem §eu entftef)en bann ^Dlöfeüd^ bie
flammen, bie nic^t gelöfct)t lüerben tonnen; auc^ Unföetter unb
§agelf(f)läge toerben burcf) bie ^ejen erregt. S)ie Unt{)oten ber
^e^en unb B^uberer befd^reibt ^a^ft 3n"0§en§ VIII. in feiner
53utle, bie ^ier eine Stelle finben foll, bamit bie Ungläubigen über=
geugt Werben. [(5§ folgt bie 33ulle Summis desiderantes, ügld^. ©.384.]
2luf getin Seiten {<3. 80 — 90) giebt Sörognoli bie ÄenuäeicEien
ber Sefeffen^eit an; g. 93.: heftige ßo)jf^ ober ^ersfc^mergen, bie
beim ^eicEien be§ ^reujeS aufhören; SSerbauung§ftörungen unb ©r--
brechen, bie auft)ören, trenn bie Steifen gefegnet iperben; 9kd^t«
fdimei^e bei falter ^a^veSseit; 3^^tei^n ^^i 9(nmefent)eit frommer
ober geiftlictier ^erfonen; beftänbige Unrutie; trotfener Ruften o^ne
Stugtrurf, ber fic^ üerftärtt bei 5(nlt)enbung religiöfer SJJittel; Sluf*
fperren be» 2JJunbe§, tuäfirenb 9leügiöfe» üorgelefen tüirb; ^älte*
gefügt, ba§ toie eine Sdjiange ober nne eine Tlan§ im Körper
II. 55et Jeufel. 233
^in unb (jer läuft. Sennjeicöen ber 58efeffen^eit bei ßtnbern:
ipenn fie o^ne ©runb fid^ fürchten, ober ineinen; tnenn fie furdfitfame
Slugen ija^tn unb nicEit lüagen, ben ©Eorgiften ober Crben§(eute
ausuferen; lüenn fie nirfjt niel^r trinfen inotten, obiro^I fie ben
9}?unb aufmachen; njenn ßinber ®reifengefidE)ter ^at»en, fo liegt bie
SSermut^ung üor, ha'iii fie üom STeufel unterfd^obcn ftnb; fold^e
ßinber fterben nid^t feiten, tüenn fie üom ©jor^iften gefegnet tüerben,
tüie id) felbft im ^atjre 1646 erlebt l^abe; lüenn ficf) \6)Voav^z
Sieden auf ber Sruft §eigen; ft)enn fie nic|t gu ftitten finb, aiiä)
nic^t huxdcj mef)rere 3(mmen. ®en S^eufel nad^ feinem 9Zamen ju
fragen, ift unnötl)ig unb gefä^rlid^ ; benn ba bic 2;eufel lügen,
fönnen fie leidet einen falfdEien 9kmen angeben, ober einen 9lomen,
ber etlüa§ Säd§erIidE)e§ ober iSc§änbIic^e§ bebeutet (@. 149;. 5tud^
ift e§ unnü^, nadf) ber 3^^! ber Teufel ^u fragen; benn oud^ I)ier
fann ber S^eufel täufc^en, inbem er üerfd^iebene (Stimmen nad^=
almt (@. 150). ©in glaubtnürbiger ^rälat l^at mir erjä^tt, ta^
in feiner SSoterftabt ein junger SlferÜer ben Teufel einer 58e=
feffenen in bereu gu^je^en gebannt 'i^aht; fpäter ift biefer steriler
mit biefem SCRäbc^en in Uu^u^t^fünben gefallen (@. 153). S)ie
(5)emof)nt)eit t)at fic^ eingebürgert, baf; bie ©jorjiften befeffene junge
9}?öbc^en an ben befeffenen 2()eilen (öal§, 2lrm, S3ruft) berühren,
um ben 2^eufel oon bort mit ben priefterltdEien §änben ju öer-
treiben. ^a ber Xeufel gerne öon fc^önen jungen 9JJöbd^en S3e-
fiö nimmt, fo finb bie ®efal)ren für ben (Sjorjiften fel^r gro^.
^uerft quält ber S^eufel bie befeffene am §alfe unb er Iä|t nid^t
nad^, bi§ ber @Eor§ift mit feinen geheiligten §änben ben §al§ be»
rüfirt unb gefatbt I)at; bann fpringt ber Teufel wie ein S3tit^ üom
§alfe auf bie S3ruft über, fdo er fidC) in ben S3rüften üerbirgt, bie
ber ©i'oräift bann aud^ berühren unb falben mu^, aber in grömmig-
feit unb (Sfirborfeit. SSon bort ge^t ber S^eufel in bie @efcf)Iecf)t§'
t^eite unb erregt bort gro^e @d)mer§en. 5)a§ junge 9)Jäbd§en
bittet ben Gi-orgift, fie üon biefen ©d^meräen gu befreien, nur er
mit feinen ^jriefterlic^en Rauben fönne e§. 2[u§ d^riftlid^er Siebe
unb grömmigfeit (cbaritate et pietate) giebt ber ©pr^ift nac^ unb
falbt aud§ biefe 2f)eile, aber mit großer (Sittfamfeit nnb (Sd^eu
(cum maxima tarnen verecnnclia). 2tber fie^e , au§ biefer 33e-
rü^rung burd^ ben (Sjorjift lä^t ber STeufel für "oa^ SOJäbd^en
234 Qtotittä 9Sud). ^apfttf)um unb 2lberglaube.
|)Iö|üd^ ein gro^e§ Suftgefü^I entftef)en, lüorau» bann f)äuftg SSer*
gel^ungen folgen (@. 176). Sine mäßige ©ei^etnng Bei ben S3e«
feffenen anlüenben, ift erlangt, ^n biefem ^unft fontmen afier
fet)r öiele Ue^ertreibungen üor, inbem bie ©jorsiften bie ^ßefeffenen
I)eftig |)rügeln, fie ohrfeigen, mit ber Surn^t ben SSoben lecEen lajfen
u. f. h). (©. 178). (Sanc^e§ (Sefuit) erflärt e§ für erlanbt, bem
Seufel ju geftatten, beim 2(u§fa^ren an§ bem Söefeffenen in einen
anbern SDlenfdjcn einzufahren, n^enn biefer SJJenfc^ fe^r fc^Ied^t ift
unb bie S8efeffenf)eit üerbient (©. 189). S)te S3efel)(e, bie ber
@j;or§ift bem S^enfel giebt, fann er in ber 9Jiutterf|3rad§e be§ S3c*
feffenen ober and) auf lateinifc^ erttjeilen (S. 199). ®ie öom
^o^jfte gemeii)ten SBadiSbilber (Agnus Dei) finb befonberS geeignet,
bie SEeufel ju üertreiben (@. 308). S)er ©Eoräift foH ben 836--
feffenen genau ausfragen über bie 3(rt feine§ Seiben: ob e§ i^n
am 2^age ober in ber S^ac^t befällt, ju melcler ©tunbe ber 9Jad^t,
ob ä^ifc^en brei unb fünf ober gegen fed)§ Uf)r; benn gu biefen
©tunben |3flegen bie §ej:en am I)äufigften i^re Uebelt^aten gu öott=
bringen (@. 315). ^at fid^ ber ©i-orjift üon ber 83efeffen^eit über»
geugt, fo foll er ben S3efeffenen üor fii^ nieberfnieen laffen; er
felbft fi|t, unb mit fcfirecflic^er Stimme (voce horribili) unb ernfter
Tlim f^ri(f)t er: „3m SJamen Sefu S^rifti befe{)Ie idE) bir STeufel,
ober aud^ Teufeln, ta'i^ i§r fofort ein 3e^<^^i^ ^i^^^^ 2(nttjefenf)eit
gebet, inbem if)r biefen SJJenfc^en f)ier auf gemol^nte SBeife quält" ;
ber 2;eufet ioirb bann fogleid^ ben SJJenfc^en ouf bie gewol^nte
SSeife quälen (8. 316). S)er %oräift befeiite bem Teufel, ta^ er
ben SSefeffenen p gü|en be§ ©jor^iften fnieen mad^e (@. 333).
^egen unb QaüUxtx foßen üor ber ?5oIterung am ganzen Körper,
audEi an ben getieimften ^^eiten gefc^oren merben, bamit fie nicEit
in ben Ceffnungen be§ ^ör^3er§ (corporis foraminibus!) ober unter
ben |)aaren ^oubermittel üerbergen !önnen; bamit fie !etne ^ttuber-
falbe anmenben fönnen, ift e§ gut, fie in ^ei^em Sßaffer ju baben
(3. 343). diejenigen, bie fid^ gefc^lerf)tlic^ mit bem ^^eufel ob'
geben, merben fe£)r fd^ujer üon ifim befreit (©. 361). S)er 2^eufel
fä^rt aud^ in ^f)iere, fo in ^ferbe, ta^ fie nidE)t üormärt^ gelten,
in ^unbe, ba§ fie nic^t bellen, in Dd^fen, ba§ fie nicfit ^ftügen
lönnen (S. 401). ©olcfie %^kxi finb mit SBeil^maffer ^u befprengen,
ebenfo i^re Stätte, i[)r gutter u. f. lu. (8. 404). 2(udf) |)äufer
II. Ser Jeufef. 235
toerben bom Teufel in f^orm öon ©eipenftern (jelmgefuc^t (S. 405 .
®ie Xeufel Bringen SEürmer, $IRäu)e, öeufc^recfen ^eroor, um ben
gelbern ju fc^aben (@. 411).
8. Sojepl^ tjon ®örre§.
Sofep^ öon ®örre§ Bilbet einen ^ö^cpnnit beutf(^= ultra»
montaner SBiffenfd^aft. Sein 2ob ift in aller DJJunb. 2:te ange=
fe^enfte fat^olifcfie ©elefirten-SSereinigung 2)eutfc^{anb§, an beren
(Spi|e ber 2Ründ^ener ^rofeffor unb 3cntrumga6georbnete ^^rei*
^err öon ^ertling fte^t, trägt ben Spanien: „ö5örre§''(SefeII*
jc^oft äur Pflege ber SBiffenfc^aft im fatf)oIifcf)en ©euti'd^Ianb".
®örre§ tüar orbentüdier ^rofeffor ber ®efii)ic^te an ber ^oä)-
fc^ule oon SD^ünd^en. Sein ^aupttuerf ift „S;ie c^riftüd}e
Tlt)]t\t" in üier ftarfen S3änben.
SBo|no§ greife id^ einige ©teilen l^erauS:
„2^ie ^oitergeifter unb ^oBoIbe. Ta bie 5(eu|erungen biefer
©eifter etroa^ UnbeftimmteS, (Seltfameä, Gigenfinntge§ unb Sär»
menbe§ an fic| t)atten, fo ^t man bie» i^r Xtjun mit bem
S^amen be§ Stufen», fie felbft aber mit bem 9lamen ber (Spuf=
unb ^oltergeifter bejeic^net .... Um audE) t)ier ber Unterfucf)ung
eine fi(^ere ©runblage 5U unterftelten, auf bie fic^ mit
SSerla^ fortbauen läßt, tt)eilen mir eine golge üon @r*
fctieinungen ber 5(rt mit, bie bor nic^t langer Qdt ficf) ereignet
l^aben, unb bie glücflic^ertneife einen unbefangenen, aufmerffamen,
!^inreid§enb unterri^teten SSeobad^ter gefunben, beffen 3£i^9^^B ^^^
bur^au§ glaubmürbig unb unoermerflid^ erfc^einen mu^. ®er
©c^aupla^ biefer ©reigniffe mar ber fogenannte 9)?üncE)f)of , eine
©tunbe bon SSoit§berg, brei Stunben bon ©raj. ®er Seobac^ter,
S- bon 2Ifc^auer, ift ein in ber ^f)t)fif unb SJiatljematif bor^ügüd^ er«
fa^rener SDknn, unb ba{)er aucf) a(5 2et)rer ber tecfmifc^en SKatfie-
matif am ^o^nnäum in ©raj angefteüt" (III, 355. 359).
(Sorre§ erjä^It bann, auf ac^t Seiten, mie in bem genannten
SJiünc^^of bon ©eiftern Steine, 2;ifc^e, Stühle, Sd^üffeln, furg ber
gefammte öauSrat^ um^ergefcE)Ieubert mürben unb jmar „in ganj
uncrflärlid^er SBeife aufmärt«, in äurücfgefc^Iagener frummer Sinie"
(lU, 361). jJ^iefe „jurüdgefd^Iagene frumme Sinie" beranfcf)aulid§t
236 3wetteg 58u(^. ^apftf^um unb Stberglaube.
@örre§ an einer ntat^ematifd^en 3eicE)i^iing (!). „©§ war alfo
eine geiftig aufmerfenbe unb oerneI)menbe 5t£)ätig!eit, bie ^icr h)ir!»
fam getrefen. G§ ift a6er aucf) eine folc^e, bie moralifcfier S[Rotiöe
fällig ift; felbft reügiöfe S3ett>eggrünbe jinb nid^t of)ne (5influ§ auf
i^r S^reiben geblieben; benn n)ä{)renb [ie otIe§ S3etüegüd^e im
§ouje gum ©piele i^re§ 9Jiut{)n)iIIen§ gemacht, I)at fic fid^ bocE) ge«
■^ütet, on ia^ aufgeftettte ^rujifig gu rühren, ob fie gleid^ bie
Seuc^ter gu beiben Seiten weggetüorfen. Sft i>cnt aber alfo, bann
finb entföeber unfi(f)tbare, unkibüc^e ©eifter, ober hjenn leiblid^e
9}?enf(f)en, bann foI(^e, bie fid^ unfic^tbar machen !önnen, babei
tüirffam geföefen, waS beibe§ ben ntagifc^en Gebieten ange!§ört.
SDa§ 5Itte§ ift unabraei§ti(f)e Folgerung au§ unleugbaren SSorber-
fä^en, unb fo mit einem grünblicf) |)!§iIofop^ifd]en SSerfaf)ren hio^I-
gemä^" (III, 369. 370). „@ro^ föar gleic^eriüeife ba§ Getümmel,
ba§ ber ©pufgeift gegen (£nbe be» ^a^xt§i 1746 in ber Sabi)arti=
fdE)en S5ud^brucferei in Sonftonj angerichtet. S)ie ^ad)^ t)at mit
einem (Seufzen in einer (Sc!e ber ©e^erei begonnen. SJian bat bie
^ajjuginer, ben ®ei[t jn befd)tt)ören, ha^^ gefc^af), unb e§ ftiurbc
nun brei Stage lang nic^t» meljr öernommen" u. f. tu. (III, 402).
„Sn anberen f^öllen ift e§ ouf Hemmung unb |)inberung im gort-
fc^ritte gum 33 efferlü erben abgefel)en; unb im 58er:§ältniffe, tt)ie
biefer Stvid nntierfennbarer jic^ offenbart, tritt ha§ ^ämonif(^e
nactter unb entfd^iebener ^erüor. 2Bir fteden t)ier eine 5(n§at)t ber auf=
faüenbften biefer S^orfommniffe sufammen. 'äU DIit)eriu§ SJiana-
räu§ ^eg ift berfelbe ^efuit, ber ^a^ S9udE) SS^elrio'S mit ber Crben»»
genfur üerfetjen ()at üergl. S. 442] 9teftor be§ §aufe§ ber ©efeü-
fi^aft Sßfu ii^ Soretto )xiax, würbe ba§felbe üielfältig üon (£r= 1
fcfieinungen angef ödsten, über bie er gofgenbe» beponirte: ^uerft fei
einem ÜioOisen ein dJloijx in grünem ©ewanbe erfc^ienen unb ^aht
i|n §ur 5lbtrünnigteit jn öerteiten gefud^t. Sismeilen t)abe e§ ton
ber ®ccfe ttjie bo§ Spinnen eine§ fcEilafenben .^ater§ gefd^nurrt"
(III, 420). „2öir föät)Ien al§ S3eifpief einen gatt, ber has, ^eugni^
eine» Drben§ für fidj t)at, ben fein ©rünber, nadibem er felbft
ben m^ftifd^en 2Beg burc^fdiritten, in'§ tl^ätige Seben gurüdfel^renb,
{)auptfäd)Itd^ für ba^felbe beftimmt, unb ber nun, eingel^enb in ben
©eift unb bie ßJefinnung be§ Stifters, jenen ßiebieten immer mit
tiorfic^tiger Sdieu genagt [SDelrio!] unb nid)t leidet trügerifc^em
IL Ter Seufel. 237
(Scheine itad^gebenb, nur burd) bie Goibenj ber Sfiatfac^en fid^ bc=
ftimmen laffen: ber Sefuiten nämlid^. SRatt^ia§ Banner, biefem
£)rben angefiörig, berichtet, tna» fic^ mit ^o^ann bei Saftillo
3«getragen: er getDa^rte, irie ganje ^Rotten bö[er ©elfter in fein
3tmmer einbradien, bie gewaltigen 2ärm unb Xumult öoüfüfirten,
unter großem grofjlocfen ifin umringten unb i^n auf'§ aüerfiärtefte
tiebrängten" KI, 435). „Sft I)ier 2l[Ie§ ernften tragifc^en @c^rttte§
feinen ®ang !^ingefd^ritten, bann ftnb aud^ anbere gäüe aufgetaudit,
njo e§ leichter zugegangen unb bamit anä) toieber ber- loBoIbartige
e()arafter burcfigefcfilagen ift" (UI, 460).
„jDer 5ßertrag mit bem Seufel ift ber i^ertrag, ben bie
9tec§t§funbigen ben unbenannten nennen : do ut des, facio nt facias.
^ur Slbfd^Iie^ung ift !eine§tt)eg§ nöt^ig, ba^ Beibe 2;^ei(e in Sid^t»
Barfeit fid^ einanber gegenüberfte^en; bie Stngelegenl^eit fann aud§
fdirifttic^ öerf)anbe(t Werben " III, 704", 5tu§ ben S3eric§ten be»
SefuitenfoUegiumS in SJJoISfieim (Gloria posthuma S. Ignatii
Loyolae VU, 274) fü^rt @5örre§ folgenbe „1f)atfad^en" an:
2Jiic£)aeI ©d^rantm ftubiert in SBürgburg: er öerfc^reibt fic^ mit
feinem eigenen 93tut bem Xeufet, ber if)m in ©eftalt eine» Süng«
Iing§ erfc^eint. SD er Seufet giebt i^m eine SBur^el, mit ber er alle
©d^Iijffer aufmad^en unb alle (Sd^ä^e in ber ©rbe entberfen fann.
®c|(ie^Iid^ getjt dJlidjazi in fidE) unb miß fic^ bei ttn ^efuiten
in SDJolS^eim befef)ren; üor allem tüiü er feinen SSertrag mit bem
2;eufel jurücf ^aben. 2(m 13. Januar 1613 lieft ber Sefuiten*
9teftor bie SJieffe für if)n. S^a faß 2Jtic^ae( an ber redeten Seite
be§ 2(Itar§ ben 2;eufel, toie biefer if)m bie 35erfd^reibung geigte, fie
^inhjorf unb bann öerfc^manb. 9kd§ ber HJJeffe fanb man ben
mit 58Iut gefd^riebenen SSertrag unter bem obern Slltartucö (III, 719).
ÜJiidEiael Sublüig biente am |)ofe be§ ^erjogS öon Sot^ringen.
Um ®elb gum (Spielen gu erfjalten, üerfc^rieb er fid^ in ghjei SSer*
fi^reibungen mit feinem Shite bem Teufel. Sieben ^a^n lang
fottte er int Ueberflu^ leben ftjnnen, bann foHte er bem S^eufel
gan§ anf)eimfatten. ©egen @nbe be§ ^^it^^""^^ überfiel il)n bie
Slngft. ®r ging gleid^fallS ju ben ^efuiten nad^ 9JJoI§t)eim, um
fic^ 5U befef)ren. S)ort f)otte er üom Teufel, ber i()m in ©eftalt
eine§ fcfiwarjen ßöwenS erfc^ien, gurd)tbare» auögufte^en. 2(m 12.
Dftober 1612 wä^renb ber 9)?effe bei Sefuiten-SteftorS fo^
238 3roeite§ 33uc^. ^apftt{)um iinb 2tbergtaube.
9}iic§ael ^u Reiben (Seiten be§ Slltarä jlüei ßi^g^nBörfe auf ben
|)tnterbeinen aufgeridötet ; gtüifi^en ben S^orberbeinen f)ielten fte bic
SSerfdireibungen. 9kd) ber 9}?effe fanb man bie eine SSerfctireibung
am 93Dben liegen. G§ galt je^t, aud^ bie jireite bem Sieufel ab*
annehmen, ©ebete unb SSupübungen iDurben öerbo^|)eIt. S)a er*
fd^ien :plö|li^ luäiirenb folc^er 2(nbaif)t§übungen ein jc^rtarjer ©tord^,
ber bie SSerfc^reibung im 3c§nabel t)iett unb jie, aU hk ©ebetc
mit Snbrunft fortgefe^t würben, glei(f)fam lüiber SBiUen fallen Iie§
(III, 723ff.;.
S)er üierte ^anb, in smel 51bt^eilungen, ^ufammen 1075 ©eiten
ftarf, ift ganj ber „bämonifcEien 2}?t)ftif" geh)ibmet. (Sinige§ au§
bem Sn^altgberjeid^ni^: „S)ie Sefeffenf)eit. Sie Sejie^ungen ber bämo*
nifd^en SSelt im allgemeinen gu ben gemifd^ten Staturen. ®ie Um»
feffen^eit aU ia§ erfte ©tabium ber S3efeffen^eit. S;ie Umfeffen'Eieit
burd) bie ßobolbe. ^äufige§ Sßor!ommen fold^er ©rfd^einungen in
ßlöftern. ©etbft ganje S5öl!er n:)erben üon fold^en Slnfätten ergriffen.
SSeranlaffenbe Urfad^en §um Slu^bruc^e ber Sefeffenl^eit üon (Seite
beä Sefeffenen. S;ie Temperamente. S)a§ melantfiolifd^e unb
döolerifc^e Semperoment befonberS günftig für bämonifc^e Sefeffen«
l^eit. 9^ein |3l}t)fifd^e äußere ^otenjen fönnen, Wie fie (Sfftofctt bc«
rtirfen, ebenfo bämonifct^e ßTgriffenI)eiten ^erüorrufen. beifüge
ß-inttiirfungen al§ ßöfer unb Qtvit^tv. 5(ucE) ein Sd^erj fann S3e*
feffenl^eit l^erborrufen. S;ie Qaf)l ber einrao^nenben S)ämonen.
25erönberungen in ber Gnergie be§ 33elüegung»ft)ftem§ burd^ bie
93efeffenl^eit. Oualitotitje SSeränberungen in ben S3en)egung§ft)ftemen.
Umfe^^r ber @runbüeri)äüni[fe ber 31idf)tungen üon Dben nnc^
Unten hnxd) bie Sßeränberung im Sd^merpunÜ üeranla^t. 2tuc^
an ben 33erl}ältniffen üon 9^ec^t§ unb 2'mU, bon $8orn unb öinten
Jüirb burc^ bie 58e|effent)eit eine SSeränberung bemerlbar. SDa§
bämonifd^e fliegen. SDic (Gegenprobe für bie Teilung üon ber
S3eieffen^eit. ^(eu^erlid^ üernel^mlid^e ^ei^en ber 2(u§fa!^rt ber
Xeufel: SBinbe, 33Ii^e, ©etöfe, 21uglöf(f)en ber Sid)ter, äuweilen ber
Schall eine§ ®Iödd^en§. Biift^i^^ ^^^^ S3efreiten im 3(ugenblide
nad§ ber ^Befreiung. 9b(^fron!^eiten treten auf. SDie SJ^al^eid^en
ber ^e^-en unb $ej:enmänner : üeine unempfinblic^e Stellen an ber
Dberftädfie be§ Äörper§. SDer (Sabbatf) aU Drgie unb ©elag ber
Sauberer unb ^e^en. S)ie ^ejenmai^Ijeiten unb S3ef^affent)eit ber
II. Ser leufel. 239
©^jeifen unb ©ctränfe ouf bem |)ejenfab6at^. SDer ®efc^Ie^t§trieb
unb beffenSöefriebigung auf bem^egcnfabbat^. S)ie ^egeulJltjfiognoniie
unb ber ^ej-engeftanf. Sie ^ejenau^fatirt. öeerben auf beut
©abbat^ öon Kröten gebitbet. 2lu§fagen über bie üerfd^iebenen
©eftalten be§ @atan§. 2)ie ^ulbigung bem Steufel bargebracöt
unb ber Steigen um i§n fier. Xer 3eu9it5^9^ti'*^e6 alg 2(n!nüpfung
bämonifd^er ^Rapporte. ®er ^ncubu§ unb ber Succubu§. 2)a»
Hebel befonberS in 9JonnenfIöftern. Sie ^atingeuefie be§ bämoni-
firten Seben§ naä) Stufen ^in. S)ie 2BoIf»menfd^eu."
S)iefer Sti^attlangabe entfpricEit ber 2;e£t: „®l ge^t eine ftetige
Kontinuität burd^ aße 9ieid§e beg ©ef^affenen. Sebe§ ftef)t mit
Sebem in SSerbinbung unb einigt fic^ mit it)m, ift ein S5anb bor«
f)anben, ha^ fie unter fid^ üerbinbet. Sft ba'^er ber 3J?enfd^ in
fetner au§ Sltlcm ^ufammengefe^ten ^erfönlidfifeit and) not^iuenbig
mit 2lIIem in SSerfe^r, bann ift ein fold^er i§m aud^ mit ber
bämonifc^en Söelt aufget^an, unb t>a§ 33öfe, ha^ in i§m ift, bilbet
at§bann hav $8anb, ba» mit berfetben if)n üerfnüpft. '^k 3Ser^
binbung !ann aber in §tt)iefac§er 5(rt gebunben Werben: entlueber
bie ^nitiatioe ge^t üom 2)Jenfc^en au§, er fuc^t bie 9}^ä(^te jener
SBelt an fid^ ju giel^en, unb gebraud^t fid^ (!) be» iJ)m angeftammten
SBöfen, um fie ficEi bamit 5U gewinnen; er nimmt alfo freiraillig
it)re ßnecf)tfc^aft auf fid^, unb bamit bereitet fid) ba§ gan^e Qanhtv-'
wefen. Ober umge!ef)rt, bie ^nitiatiüe nimmt i^ren Urfprung üon
jenen SKäc^ten ; fie erfe^en fid^ ben iOJenfcEien oI§ i^re S3eute. S5?ic
ber $8Ii^ einfc^Iägt in ben Seiter, fo fc^Iagen fie ein in bie i^nen
geöffnete 9Jatur. 2tIfo begiebt e§ fid^ in ber «efeff en^eit" (IVi, 3).
„%i§ ein DrbenSbruber in Bologna üor bem 21^Itar bie Komplet
betete, würbe er beim gu^ gefaxt unb in bie Tlith ber Kird^e ge-
bogen. 2(I§ er fd^rie, liefen me^r aU brei^ig Vorüber jufammen.
©ie befprengten it)n mit SBeiljWaffer, aber \)a§ ^alf nidf)t. Tlit
üieler Tlnf)t Würbe er enblid^ üor ben Stltar be§ 'i). 9^ifoIau§ ge-
brad^t, bort beicf)tete er eine üerfc^wiegene Sünbe unb würbe nun
befreit" (IV a, 15). Unmittelbar barauf wirb er§ä^It, wie ein
Seufel, unter ber Öieftalt eine§ ^ünglingS, ein ehrbare» SJJäbd^en
»erführen wollte. S^ou i^r erfannt unb abgewiefen, fing er an,
ben greulid^ften Unfug ju üerüben: „Kot^ unb jerbrodfiene ^opfc
öott SJJift go§ er über bie ^iifawntenraufenben au§. ßinige fagten
240 gn^ettel a3ud^. 5pat)ftt^um unb 2{berglaube.
5U t^m: ^ennft S)u tüo^l au6) ba§ ©eBet be§ |)errn? ^U er er=
tülberte, er fenne e§ toof)!, forberte man i^n auf, e§ l^erjufagen,
unb er begann nun: Pater noster. qui es in coelis, nomen tuum,
fiat voluntas et in terra. 9kc^bem er fo öiele Ueberfpringungen
unb Sarbarilmen gemacht, fagte er lod^enb (!): fo ^jflegt S^r
Saien @uer öebet ju üerrtcfiten. S3efragt, tüaium er eine fo
fieifere Stimme f)abe, erloiberte er: föeil i^ immer brenne. 2)a§
SD^äbc^en fagte aud^ : fo oft er gu mir fommt, trägt er Sorge, \ia^
id) feinen S^tücfen nidfit fe^e. Um bie Urfacfie befragt, erföiberte er :
fo oft wir ©elfter iOJenfc^enförper anneijmen, J)aBen wir bod^ feinen
üxücfen." @örre§ niacEit boju bie geteerte Slnmerfung: „8onberbar
ift ber Umftanb, ba^ bie böfen ©eifter nur eine SSorberfeite unb
feine f)intere I^aben fotten, ujie 9Jiofe§ @ott umgefel)rt nur oon ber
9tücffeite gefe^en. ©^ fi^eint mit ber eigentpmiicfien Dptif eine§
getüiffen @rabe§ ber untern SSifion jufammen gu Rängen, ba bie
2)inge fid^ nur materifc^ projigiren" (IVa, 16 — 18 ! 2Iu§ einem,
äur S^er^errlic^ung be§ Stifter^ be§ 3efuitenorben§ gefd^riebenen
93u(^: Gloria s. Ignatii posthuma, entnimmt @örre§ folgenbe
„^fjatfad^e" : „Sn SJlutina in ber Öombarbei lebten öier Sc^tüeftern,
iung, ebet, ehrbar unb fd^on gur ajJannbarfeit erraadifen. 5itte
maren eine gan^e 9teif)e oon S^^^en Ijinburc^ auf» erbärmlidfiftc
oon ben unreinen ©eiftern ongefod£)ten. ^ie Kleiber würben t^nen
jerfd^nitten, bie §aare auSeinanbergeriffen, ber Seib oerrtjunbet.
CbgleidE) tiz Mti^x^aijl oon if)nen ©ott ^ungfraufcfiaft gelobt, ent-
brannten fie bod^ immer in unbänbiger Suft. (Sie fuc^ten |)ülfe
bei ber Sircfie, ©ebete, 0|)fer, SBeil^njoff er, ^Reliquien,
®£or§i§men, 2lHe§ lourbe ongewenbet, unb StlleS umfonft.
©nblid^ erhielten fie burc^ 33ermittlung be§ "ij. ^gnatiuS
33efreiung" (IV a, 69. 70).
lieber „bie Sa^t ber einnjoljnenben SDämonen" fc^reibt
©örre§: „Sieben ber etnfad^en SSerbinbung fommt aucC) bie 9Jief)rjat)t
nid^t feiten öor. Sntmeber e§ gefeilt fic^ jum intenfioen giapporte
bie numerifd^e Sinl^eit bc§ bämonifd^en 9teic^e§ mit ber gleicfien
©in'^eit be§ gemif^ten, ein 9Jlenfc^ wirb üon einer bämonifc^en
SJJad^t befeffen; ober e§ gattet unb oerbinbet fic§ eine geiftige ©e^
noff enf cl)aft üieler ^nbioibuen au§ jenen bämontfdlien Sfieic^en
einem Sttbioibuum be» gemifcf)ten, "i^a^ innere ober äußere SlffO'
II. SJer Teufel. 241
nanjen in bie ©p^rc t^rer Stnjiel^ungen unb Si^mpat^ten l^inein^
geführt. STonn tft ber 3J?enfd§ üon einer Segion fcefeffen, unb bic
3a^I nti^t fi^ bann nad) ber ©runbformel be§ ®efe|e§, ba» in
btefer @enoffenfd)oft ^errfd^enb i[t. Cber eine fol^e @enoffen=
jdiaft ber ^öfiereti @pf)äre, ober and) ein ^nbiötbuum binbet fic^
an eine ® enoffenfd^aft ber tieferen, an eine fold^e, bie in trgenb
einem ^rinjipe gejett[c|aftlic^er SSerbinbung ju einem GJanjen öer=
bunben ift" (IV=*, 125). 3Iu§ ber ©efd^ic^te einer ^^efeffenen:
„®a§ SOßeib mit aufgeriffenem 9J?unbe, mit aufgeblafenen DMftern,
feurigen Slugen f^}ie eine ^aiht SSiertelftunbe aneinanber jCämonen
au§. 5)0^ fie eine SSiertelftnnbe lang '!IeufeI au§gef|)ieen, mu^ f^m*
bolifc^ genommen werben. S:enn bie Befreiung ift in einem anbern
9ieid&e Oor fid^ gegangen, unb ber Körper l^at nur bie leibliche
©eberbe ju "Otm unfid^tbaren SSorgang gemad^t. ®a§ oftmalige
Stnfc^en biefer Pantomime foH jur 33eftätigung ber 5(ngabe oon
ber SSiel^eit ber unmittelbar anwefenben ©eifter bienen. (Sin Sßkib
in ben Sf^ieberlanben njurbe öon gftjei Teufeln befreit. S3ertga
S^latona in ®enua tüax oon brei S^ämonen befeffen. ^at^arina
©omnoata mar üon fie ben böfen ©eiftern befeffen. ^n einer
SSefeffenen in ^^ranfreic^ moJ)nen acfit Dämonen; oier ge|en jum
3eic^en it)rer 5(u§fa^rt in eine ©rgmünje, einer fäl^rt in einen
Knäuel $aare, "s^cn bie Sefeffene oon fic^ gegeben; ber fed^ste ge£)t
»Die ein Xam^)f mit ,§eftig!eit an§' i^rem 9J?unbe au§, mie au§
einem Dfen; bie beiben Ie|ten fuliren au§, aU fie jur (Srbe
ftürjte. (Sin 9J?ann in ^erufin mirb oon gioölf Tämonen befreit,
©in SKann au§ Saftro mar oon fiebenje^n Dämonen befeffen.
S3art^olomäu§ oon SSoHotta ift oon od^tunbjwanäig ©eiftcrn
befeffen. ©ine Srau oon Striminium mar oon brei^ig STämonen
befeffen. ^etruS Sominici mar üon fiebenunboierjig Tämonen
befeffen. ^aula oon Kart^iano ift üon breitauf enb Dämonen
befeffen. SSiele 2aufenb merben oft angegeben. 400,000 in runber
3alilbeiber ßlifabet^ 2tnbreä. ©eiber 5tnna 8c^ulterbäuerin
in SSien foöen e§ 12,652 gemefen fein, bie rottenmeife ausfuhren,
©rlüägt man ade Umftänbe, bann ergiebt fid^, ba^ fein fit^erer
SSerlafe ift auf alle biefe Slngaben, meti fie oom 9J?unbe ber 2üge
i^ren SIu§gang neJimen. S;ie (55eifterftimmen nennen ^amtn ^er
ganj nad^ SBo^Igefatten. ^ie oerfd^iebenen ^^öne, Saute, bie au§
0. §oenö6roecf), '4?apftf)um. I. 16
242 SiTeite^ S3uc^. ^apfttfjum unb 5t5erg(aube.
berfelben ße^te fommen, unb ha^ innere ©etümmel, ttiie öon einem
großen §eere, mögen gleid^fattl nic|t ju einem entfc^eibenben ©e*
tüeijc bienen. S)al rucftt)eife SSoranjc^reiten in ber ^Befreiung ift
gleicf)fall§ nid^t ent|(^eibenb, benn e» fann allerbingS in einer
quantitatioen 9}^ef)r^eit ber ^(uggetriebenen feinen Urfprung nehmen;
e§ fann aber and) non einem quatitatiöen atlmä£)ligen t^ortfc^rittc
ber ^rife {)errüf)ren. (5tma§ triftiger erfd^einen bie öetoeife, bie
fid^ auf ben (S£oräi§mu§ grünben, föenn barin nämlid^ ben Sd^ei»
benben aufgelegt toirb, jebeSmal ein ^eic^ci^ ^^^^^ Slusfal^rt an^u^
geben" (IV^ 124—132).
„5Bir tiaben "oa^ Slügemeinfte über bie $8efeffen^eit unb über
bie SDZobalität if)re» Eintritt» big^er üer^anbelt; je|t, mo mx jur
©^mptomatif übergeben, muffen toir berfelben eine nähere Unter»
fuc^ung über bie beftimmtere grage üorauSfenben: rto unb in
n}eld^e ^Regionen ber ^erfönlid^teit unb in meiere @t)fteme be§
2eben§ gefdjiefit ber Sinfd)lag ber böfen SJtac^t, unb mit unb
burrf) wellte Prüfte fc^Iie^t fic^ bie SSerbinbung?" (IV% 138.)
„5(naftafta öom Sd^toffe Bologna ift in fteter ©efa'^r, erföürgt
gu »erben, "Qa ber Xämon fie immer bei ber ß'eiile fa^t. 2)er
2lbt lä^t i^r ben ^aU mit ber ©tola 'priefterlid^eS Stbjeid^en) um=
tüinben. (So oft bie§ gefcfiie^t, gei)t ber 2)ämon in bie unteren
X^eile ober in bie ©ingenjeibe, biSföeilen in bie Sjtremitäten
l^inunter; fotüie fie 'bie 8toIaj tuegget^an n)trb, aber in bie ße^te
^urücf. ®er betoegüc^e SKittetpunft ber ^efeffen£)eit — fo lautet
bie „tt)iffenfd^aftlid)e" ©rflärung öon ®örre§ — mirb :^ier burc^
bie S3ef(^tt)örung üerrücft. Urf|)rünglic^ f)at er um bie 2Jiitte be§
ft)mpatt)ifc^en 8t)ftem§, in jenen knoten erfter Drbnung, am Sin»
fange beffelben, einen @i| geljabt. 9Zun in ?5oIge ber $8e^anblung
läuft er an ber S^erüenleitung, bie mit biefem ^unft in Sßerbinbung
fte^t, nai^ abttiärti; balb burdE) ben ©timmnerüen in bie Gin^
gemeibe gu ben cöliafifd^en ©anglien f)in; bann an ber StuSbreitung
be0 f^m^iat^ifc^en Sterben bi§ ju ben ©jtremitäten hinunter" u. f. tt).
(IV*, 204). „2)er SDämon fann eingegeffen werben ober einge--
trunfen, ober aucf) eingeat^met, unb bie ber SSerrii^tung angef)örigen
9cert3en, bie Gingetreibe unb Sungengeffec^te, ^aben atSbann bie
Zuleitung gebilbet" (IV% 205).
„Gine pofitiüe 2;i^otfac^e über üulfanifd^e ^eftigfeit be3
II. S)er Teufel. 243
Seufel^ finben lüir aufgejelc^net : %l§> ber Reuige 2(per in ®!^a=
Ion§ für ©aone wax, \a^ er einen befeffenen ^üngüng, au§ beffen
SRunbe, n)ie au» einem ©lü^ofen S^njefelftanxmen ^eröorgingen.
21I§ ber 83efe[fene ben S3ifcf)of ^erbeifommen fai), begann er §u
ttjüt^en unb n)a§ if)nx na§c !am, mit ben ^ä^nen anjufatten.
2)ieier marf fid6 furc^tlo» i^m mit bcm ^reuj entgegen unb gebot
mit gehobener 3Rec^te, il)m ju fielen. Stber al§ ber Seuerbam^f
ba§ 3{ntli| be§ ^eiligen berührte unb ber SSüt^enbe mit n^eit aut=
geriffenem TtanU gu beiden bro^te, bezeichnete er ben ^RacEien mit
bem ßreujel^eirfien. 2)er ®ämon, bem baburd^ auf biefem SBegc
au»5uge^en ntd^t geftattet toax, ging nun in einem Saud^fluffe
baöon. Sctinjefelgeruc!^ ift ein fo bleibenbe» SJJerfmal be§ Qu--
ftanbe§ ber Söefeffen^eit, bo^, n:)enn anbere 3^^^^^ üerfagen, bie
^unbigen oft nac^ i^m bie gortbauer be§ Srgriffenfein» ioa^x-
nehmen" ^IV^ 219. 220). „SBenn ber 2;eufet erfctieint, ift er ent--
föeber fd^njorj, unfauber, ftinfenb, furd^tbor, ober botf) njenigften§
erbunfelnb; babei ^ä^Iicfien 5tngefi(^t§, mit fctinabelartig gebogener
platter S^iafe, flammenben SCugen, fraüenben ^änben unb gü^en,
bie Steine ^arig, oft eine§ ober ba§ anbere taf)m" (IV^, 27 1;.
„2IC§ ber ^eilige |)ugo einft bie Söfung einer 33efeffenl^eit eriüirfte,
»Durben brei JJte^jtitien tuie ^öfer auSgelüorfen. (Sin SBeib giebt
unter bem ©ebete be§ ^eiligen §ugo ein 9ieptil, njie eine
^orni^ geftaltet, oon fid^. §ugo (äfet ba§ 2|ier öor fid^ bringen
unb ing 3euer merfen; bal SSeib aber ift gef)eilt. ©in anbereä
SBeib gab brei Safer mit grüner @5atte in ein Srjgefä^ öon fid^,
fo ha'^ man ben gall ber S^ieberftürjenben beutlid§ prte. 9Jian pflegt
folc^e (Srf^einungen mit berufen auf W ^t)antafie ber 2tniDefen=
ben unb bie Seid^tgläubigfeit ber Qtittn absutüeifen. Sfber bie be*
gleitenben Itmftönbe finb ^ier folc^er 2trt, ba^ man mit biefem
S3erufe §u i^rer ©rflärung nid^t ganj au§reid^t: ber ^eilige lä^t
ta^ auögett)ürgte ^ornifeartige ^Reptil oor fid^ bringen unb bann
in» geuer werfen; bie auggelnorfenen Safer im anbern f5aü
fd^Iagen beutlid^ berne^mbar im (Srggefä^e auf, mie ber Pfennig
am Sd^ilbe ber Srfiafeung ja^Ienben i^riefen. ®a§ finb plaftifd^e
3eic^en, bie fid^ ni^t megp^antafiren laffen, fonbcrn
auf einen fontreten 33eftanb be» 2tu§gemorf enen beuten"
(IV^ 388). „(Sin 9tec^tggele£)rter in 33 er g am o I)atte firf) bem
244 ^weites 93u^. 5ßo^3ftt^um unb Stberglaube.
2;eufel üerfd^rieben; ber 2l!t fanb in einer §ö{)Ie be§ genuefijcEien
©ebirgeS ftatt, tüo^in er mit neun anberen Sauhixtxn gereift njar.
S^ort fanben fie ben SJämon in meni'd^Iic^er ®eftalt auf einem
Stein fi|enb , mit einem 93ocf§bart, |)örnern, flauen^änbig, ftier=
füfiig, mit l^eiferer, bünner ober furd^tbarer Stimme. Sie ermiefen
i^^m i^re (Sf)rerbietung, inbem fie i^m ben ^intern fügten" (IV^ 37).
„5^a§ ^ejenj eilten befielt in Üeinen, nie mef)r oI§ erbfen^
großen Stellen ber Cberflätfie be» ^ijr^er§, bie unempfinblid^ finb,
o^ne Seben unb Slut. Sie finb mand^mal an einem rot{)en ober
fdimarjen '^itä^, ober einer SSertiefung be§ gleifc^e» §u erlennen.
SSo^rt man fie mit einer 9^abel on, bann folgt raeber Sc^mer^
noc| ein Siropfen Slutel, ft)a§ beibeg runbumf)er fogleid^ eintritt,
^n Sot^ringen Ratten ßinige biefe Signatur auf ber Stirne, Stnbere
leinten am ^o|3fe, an ber ^ruft, auf htm Üiüden, an ben Ruften,
an ben Slugenlibern unb an ben geJjeimften Stf)eilen be§ £eibe§.
Sm S ab our ^tte man mel^r al§ 3000 alfo S3eäeid^nete gefunben,
worunter eine gro^e Slnjall ^inber, bie auf bem 'Bahhat^) gemefen.
SSielen fc^ien e§, all Ratten biefe 3ei<^ci^ ai^«^ eine beftimmte äußere
f5orm: ^rötenfu^, §afenfufe, Spinne, §unb, ^ferbe^uf. ®a§
3ei(f)en, ba§ be SSauIj in Stablo auf bem "Stiidtn ^otte, war
nac^ bem ^ewgniffe be§ Unterfuc^ungsrictiterä in gorm einer
ftfltoarsen ^a|e. ©aufrebt) berii^tet, ein eigener 2; ämon fei bamit
beauftragt, mit ber ^alle be§ fleinen 3inger§ ha^^ 3ei<^en awfäU"
brüden; man üerfpüre babei eine Üeine SSärme" (IV'', 209].
„S3ernei)men wir bie ^e^^S^iffe ^e^ (Singemei^ten über bie
§cjenfabbatf)e ai§> Crgie unb ©elage, fo |ören Wir fo oiel
erjö^Ien bon reidjen ©elagen, bie fie bort auSgerid^tet finben.
Slber e§ ift üerbä(f)tig, 'oa'i^ in biefen (Belagen fein Salg unb auc^
burd^fjin fein S3rob §u finben ift. ^a§ Salj ift ha^ aller gäulniß
unb SSerwefung geinblid^e, barf mitf)in an ben Speifetifc^en be§
^erftörenben nicfit gefunben werben. 5{nbere S3ericf)te ge^en bal^in,
bie ^ejenfpeifen feien üon 2obtenaa§ zugerichtet, ^loä) beffer
Werben fold^e Subftanäen fidi jum Srozdt eignen, bie irgenb ein
SSerbrec^en in biefen giiftai^b gebracht, ober beren gra| nur in
einer wiber bie 5Ratur ge^enben SSeife gefc^e^en fann. 3}2enfd^en =
fleifc^ wirb alfo <im taugüd^ften gu folc^en Belagen fein. So^
ein fold^er Kannibalismus bie 33Iüt^e biefer ®elage gebilbet, bafür
II. ^er teufet. 245
jeugen öiele 2lu§fagen foldjcr, bie bergleic^en beigeiro^nt §u ^aben
fi(f) gerüf)mt. SSor§ügIid^ finb e§ au§ leidet Begreiflichen ®rünben
bie Seid^en ungetauft geftorfiener ^inber, unb in i^rer (Srmanglung
anä) folc^er, bie bie Xaufe erlangt bie aU bie gri3§te Sederfpeife
gegolten, ^o^anna b'SlBabie fagte au§, jie tfobt bie Seichen
ntefirerer ßinber üerjel)ren fe^en. SBa§ bie ^nod^en Betreffe, fo
lege man fie in Zöp^t bi» gnr folgenben 9k(f)t, loo man fie mit
einem fiefonberen braute foc^e, ba§ fie fo iüeid^ tüle ÜtüBen mac^e"
(IV=^, 213 ff.). „Sol^anno b'SCbabie fagte au§, mie fie 9J?änner unb
f^rauen ol^ne Unterfd^ieb auf bem ©aBBatf) fii^ öermifc^en gefef)en.
S)er Teufel ^abe babei bo§ Sofung^tnort gegeben, jebe ^erfon an
bie onltieifenb, bie ber DZatur unb Sitte am meiften miberftrebte:
bie ^odEiter on ben SSater, ben @oI)n an bie 9??utter, i)a§ S3ei(j^t'
finb an ben Söeic^toater. ®a§ fei if)r felbft unsc^Iige 9}?ale be=
gegnet. ®a ber 2lft in einer ber ^J^aturorbnung h)iberfpredf)enben
Söeife ftd^ begiebt, fo fann feine natürlid^e f^i^urfit au§ i^m ^eroor--
ge§en" (IV^, 223). „S^Jid^t blo^ ber ganje Körper ift bei ben ^e^en
mit ©eftanf infijirt, jebe einzelne 2tu§fonberung ou§ ben @c^teim=
fönten, ben Spieren u. f. n?. ift burc^ bie gleidEie Snfeftion bejeic^net.
2)em ®eru(^e ber ^eiligfeit auf ber guten ©eite ftet)t fo^in in üoller
SSa^r^eit ber ©eftanf ber Un^eiligfeit gegenüber" (IV^ 227).
„'^n Sergamo tüurbc ein iunger Kaufmann öon einem (Suc*
cubu§ in ©eftalt eine§ überaus fc&önen 9}?äbd^en§, haB er liebte,
geplagt. @r raupte recE)t n)of)I, ta^ e§ feine ^^^erefe nid^t fei,
fonbern irgenb ein §au§bämon; nid^tl beftotoeniger nal^m er i|n
in fein Sett ouf. (Sine grau erää^Ite, jebe 9ladE)t liege ber ^n--
cubu§ bei if)r unb übe mit i^r allerlei Unffät^ereien" (IV^, 429).
Me oier Sänbe ber „3JJ^ftif" finb ä(}nli(^en Sn^aWS; unter
ben mcl^r aU 1000 (Seiten be§ 2Berfe§ »werben fid^ feine gcbn
©citen gefunben ^tt^attS unb feine ^unbert finben, bie nid^t SleufeB»
unb ®pufgefd^idE)ten a(§ „'Jtiatfad^en" enttialten.
9. ^profeffor S8au|.
Dr. S3au|, gegenloärtig ^rofcffor an ber Stfabemie öon
SWünfter, ^at „mit (SJene^migung be§ bifd^öf[icfjen DrbinariatS öon
fSJlain^" §n)ei Südfjer über „bie ^ölle" unb „ta^^ t^egfeuer"
246 3toeite§ 33ucf). ^a<jfttf)um unb Slbergloube.
gefd^riefien. - ®er Sn^It biefer 93üd^er bilbet anä) ben ^n^alt
feiner ^olbjal^r für ^alh\a^v get)oItenen SSorlefungen an ber gc*
nonnten §0(fifc^ule:
„®a§ S3ert)u^tf ein , ha'^ bie §ölle un§ fo nal^, ba^ i^re grau=
figen f^Iatnmen ^art unter unfern ?5ü|en bro^enb lobern; tal^ ein
näherer ober entfernterer 3ufammen^ang Befte^t jtüifd^en bcm, toaS
tt)ir an ber DberflödEie Beobachten, unb bem, tt)a§ bie entfe^Iid^e
2^iefe birgt, ba| e§ ber §öUe @d)Ioten finb, bie öor unferen 5Iugen
giftig qualmen [bie SSuIfane]; halß bie Sfüefenlüogen i^re§ elüigen
t^euermeereg au§ ber ^iefe herauf bie (Srbe, bie un§ trögt, in
banger 2lngft erbittern madjen [bie ®rbbeben], ha^ 2IIIe§ bürfte
tao^i geeignet fein, jenen erfdiütternben ©inbrucE ni(i)t hjenig gu
üerfd^ärfen. S)ie ^öüe, fo loutet näntlic^ unfere Xi)efe,
bcfinbet fid^ nic^t in tt)eitentlegener f^erne, fie befinbet
fid^ im Innern unferer @rbe, lüie im 5(nf(f)IuB ^n bie ^.
(Sd^rift SSöter unb ST^eoIogen in großer Uebereinftimmung
tel^ren" (3)ie ^öffe, 9}Jainä 1882, @. 22). „Ueber^au^t ift e§
allgemeine Se^ire ber 2;f)eoIogen, bemerft ber ^efuit ©uareg [ber
größte X^eologe be§ ^efuitenorbeng ■ , ta'^ e§ üier unterirbifd^e
fRäume gebe, bie jur 5(ufna^mc ber ©eelen nad§ bem Xobe be=
ftimmt finb; fie l^ei^en: ©d^oofe 3lbra{)am§, ber je^t leer fte^t
(sinus Abrahae nunc vacuus), ba§ ^^egfeuer, ber 2tufentl§alt§*
ort für bie mit ber ©rbfünbe geftorbenen ^inbcr (limbus
puerorum), unb bie ^olle. 2(ud^ üom @tonbpun!te be§ öernünftigen
S)en!en§ empfiehlt fid^ unfere 2ei)re. f^ür ben i)od^müt^igen ©ünber
geziemt fid^ aucE) ein tiefer r^aU in bie enttegenfte, bunfele SEiefe.
(S§ !ommt l^inju, ha'^ ber Sünber gerabe bie (£rbe, bie i^n trug,
entmeil^te. Sft e§ nii^t billig, hal^ anä) bie (Srbe an jenem Städte
netimc, ber fie fd£)önbete? Unb fo ift fie eg felbft, bie it)n oer»
fd^Iingt: mit i^ren etoigen ?5elfenmauern fd^Iießt fie i'^n ein; mit
i^rer glanimenglut^ ^ält fie auf etoig it)n umfc^Iungen. ®ie 3^age,
n)ie fic^ biefe tiier unterirbifd^en S3el^ältniffe ber Sage nod^ §u eim
anber tier^alten, wirb öon ben Sl^eologen in öerfd^iebener S33etfe
beanttüortet. ®a| bie eigentliche ^ölle am tiefften, bem 3entrum
ber Srbe am näd^ften liege, ober mit biefem ibentifd^ fei, tüirb
üon allen 2;^eoIogen eingeröumt; nid^t minber, ba§ „ber @dE)oo§
5lbra^am§" ficE) in ^ö^erer unb njürbigerer ßage befinbe. SOkn
II. ®er Teufel. 247
!önnte geneigt fein, ben „$Raum für bie ungetauften ßinber" in
bie unmittelbare ^J^ä^e ber §öUe gu oerlegen. Xennod^ öerlegen
i^n Oiele X^eologen in einiger Entfernung öon ber |)ölle. 2)a§
gegfeuer befinbet fid^ aber tvo^t in unmittelbarer 9M^e üon ber
^öüe. ^ad) ber 5{uferfteljung freili(fi föirb ba§ {^egfeuer feine S3e*
tüol^ner me()r ^aben, tüie fd^on je^t „ber Sd^oo^ 5lbra:^am§"; beibe
Drte lüerben bann woijl gur eigentlichen |)DlIe gejogen. ®egen
bie 2lnnaf)me, ha^ in einem ^l^eile be§ ©rbinnern geuer fei, fann
bie moberne Söiffenfc^aft feinen SBiberfpruc^ erl^eben, unb fie tf)ut
e§ aud) t^atfäc^Iid; nic^t" (6. 25 ff.). „SSom Stanb^Dunft ber
9^aturtt)iffenfd6aft au» lä^t fic^ annehmen, ba^ "oa^ |)öt[enfeuer
burd^ ett)igen Kreislauf gen)iffer d^emifc^er ^rojeffe oerurfad^t tt)irb,
inbem fraft göttlicher ßinridjtung d^emifd^e Sßerbinbungen gettiiffer
unterirbifd^er SJJaterien mit bem Sauerftoff unb anberen Olafen
entfte^en unb lüieberum tiergeJien. Slud^ bürfte nid§t§ im SBegc
fielen, bo§ ^öUenfeuer einfad^ al§ ein ®a§, öietteidfit aU ein ®e=
menge üerfctiiebener @afe un§ oorgufteüen, bie o^ne begleitenben
d^emifd^en ^ro^e^, burd^ @otte» 9JJacf)t in ben 3uftanb ewiger
®Iut£) Oerfe^t finb. SSie bem aucE) fei, bo§ geuer ber §ö(Ie ift
ein materielle^ fjeuer, burd) ©otte» §auc^ entjünbet. Xiefe Se^re
erflärt ber ^efuit ^errone für fo geiüi^, ba^ fie nid)t o^ne
Sßern)egen^eit be5tt)eifelt tcerben fann" (@. 107 ff.). „SDie 2tn=
na^me ift burd^au§ nic|t uniüa^rfd^einlii^, ba^ einzelnen Ijerüor«
ragenben S^eufeln ein U)eitere» 5(rbeit§felb gegeben ift. ^^mn üegt
c§ ob, ^eröorragenbe, ^eiligmä^ige ^erfonen burd^ ftärfere unb
liftigere SSerfuc^ungen ju beunruhigen, ^^nen liegt e§ ob, gegen
eine größere Kommunität ben Kampf ju leiten, unb ju bem (Snbe
toerben it)nen %tn\ü nieberer Drbnung gur ^ülfeleiftung unterftellt;
fie unterrid^ten unb ermuntern biefelben, fd^icfen fie fiierl^in unb
bort^in, eilen aud^ tüo\)l felbft ^inju, um I^üIfreicE) einzugreifen.
S)ie S3efeffen^eit fommt baburc^ ju Staube, ha'i^ ber Teufel feiner
©ubftanj nad^ innerlid^ im Sl^enfd^en Sßo^^nung nimmt. 3)ie
9fiealität fold^er S3efeffen{)eit unb gttjar bi§ in bie ©egennpart hinein
muB gugegeben ttierben. S)er 2^eufel ift im Staube, bie einfad^en
©lemente in mannigfacfier SBeife gufammenäubringen, bamit fie fid^
d^emifd^ unter ben gemij^nüd^en ©rfd^einungen (öid^t, Söärme,
Seuer, 8cf)att, (SIeftri§ität) oerbinben. @r ift ferner im Staube,
248 3roeiteg 33uc^. ^apftt^um unb StberglauBe.
bie (Samenzellen organifc^er SBefen an bie geeignete ©teile §u
Bringen, bamit fie bort nac^ Umftänben äuüor, burc| männlicfien
Samen befrucfitet, ju lebenbigen SBejen fid^ enttüidetn [|)ier trägt
aljo ein föniglic^ ^reu^ifi^er ^rofeffor am ©nbe be» 19. '^a^X'-
]^unbert§ bie Se^re be§ „§ejen^ammer§" üon ber gejd^Ied^tlid^cn
SSermifd^ung gtüifd^en leufel unb SD^enfci^ öorj. ®r öermag burd^
Slnlüenbung ber entf^jreiiienben Heilmittel ober auc^ burdE) birefte
(Jintüirfung auf ben Drgani^mu» fieilbore Schaben unb ^ranf^eiten
ju befeitigen. Sr !ann burd^ S3ettiegung ber Suft unb be§ ?(et^er§
mannigf ad£)e Grf (Meinungen t)erbeifü6reu: (Schall, SidE)t, SBdrme,
©leftrijität. 2)urc^ ßonbenfirung be§ SBafferbampfeS erjcugt er
Stegenwolfen unb Siegen; burd^ geiüaltigen ^mpulS ber Suft er^
jeugt er oer^eerenbe @turmtt)inbe, entjünbet geuer burd^ eleftrif(^e
$8ett)egungen unb lö^t e§ tjom §immel fallen, (är Bilbet au§ ge»
eigneten (Stoffen für fidf) felbft ober für anbere Qtütdt ^öxptx, bie
menf(^Iic^en ober f^ierifc^en Seibern nad^gebilbet finb, unb giebt
if)nen burd^ med^anif(^e ^raftanmenbungen bie entfpred^enben äußeren
Cualitäten : Sd^mere, geftigfeit, 2öärme, garbe. (Sr Iä|t in ra|)iber
SBemegung folc^e Körper plö^Iid^ erfc^einen ober üerfc^loinben; 0er*
fe|t fie ober anbere ©egenftänbe burc^ unfid^tbare ©etoalt üon Drt
ju Crt, lä^t fie in SBirflid^feit ober §um Sd^ein burdf) anbere
Körper l^inburd^ gelten. 2Ba§ bie teuflifcfie ober fd&wav^e 9Jiagic
betrifft, fo ift fie üon ber n^ei^en ober natürlidEien forgfältig ju
unterfd^eiben. Sßir üerfte^en unter i^r ba» gotttofe SSeftreben eine§
50ienfcE)en, auf ®runb eine§ ausbrücf(i(^en ober ftitlfd^meigenben
^a!te§ mit bem Satan SSirfuugen ju fe^en, bie über bie ^raft be§
SOtenfd^en f)inau§get)en. S£;a| berartige SDinge t^atfäd^Iid^ öor--
fommen, fann ot)ne 3rr.tt)um im ©lauben nid^t geleugnet
toerben" (S. 136 — 142). „S)a^ ber SEeufel t)ier unb ba in einem
hiirfüc^ organifirten Seibe erfd^eine, inbem er fid^ eine§ menfc^Iid^en
SeicE)nam§ bemächtigt, tüirb öon ben 2;^eoIogen gugegeben. S)em
2:eufet ift nid)t geftattet, bem Seibe, ben er fid^ bereitet, ba§ 93i(b
eines üoHfommenen ajJenfd^enleibe» aufjubrücf en ; er ift genötl^igt,
i^m t^eilmeifc eine t^ierifd^e Silbung ober eine onbere üerjerrte ober
fra|en'^afte j^orm 5U geben; unb tüäf)renb ber gute ©ngel feinen
Seib au§ eblen, ätf)erifc§en Stoffen bilbet, ift ber STeufel für biefen
Stotd ber 9tegel noi^ auf unreine, f^mu^ige SWaterien angeioiefen.
IL ®er Seufet. 249
Unter ben benfbar öerfdEitebenften ©eftalten ift ©atan fc^on tx--
f(f)ienen: aU SBoIf, Sär, ©tier, S3o(f, Biege, 5urf)§, Sater, ^unb,
SpfJaug, gleberntau», S^ogel, §al)n, Gute, 5)ra(j^e, Sröte, ©ibed^fe,
©formten, Spinne, f^Iiege, ^üär, ober er erfdjeint in ?[l^enjd^en-
geftalt aU ^Jloijx, 33auer, @cf)iffer, Öieiftlid^er, (SfelStreiber, ge»
pu^te§ 2Beib" (S. 145. 146).
10. Sefutten.
(58gl. unten (5. 312.)
®em Sefuitenorben ift e§ gelungen, bie 2(nfid^t gu üerbreiten,
er fte^e ben 2Bunber= unb ^eufet^gejcfiic^ten , bem Stberglauben in
allen gormen gen^ifferma^en ffeptifd) gegenüber. ®a§ @egentt)eil
ift Söa^r^eit.
|)ier an biefer Stetle lennjeid^ne ic^ nur feine (Stellung pm
2;eufet§fpuf. Sf^ur 2Senige§ fül^re irf) an, ttjeit irf) ntic^ ja über«
f)aupt mit @ti(^proben begnügen mu^; ber ©toff liegt ju ntaffen-
!^aft öor. 2lber üon bem SBenigen ift ber ©d^Iu^ auf ba» ©angc
gerc(|tfertigt, b. ^. e§ giebt feinen 2;|eoIogen on§ bem Sefuiten«
orben, ber, wenn er üon fold^en SDingen überhaupt Rubelt, nid^t
ha§ ®Ieic^e gelehrt ^tte, tnie bie ^ier angeführten.
S3ufenbaum = Sacroiy, gtt)ei aJiDratf^eoIogen allergrößten
Slnfe^enl: „^ie ©d^lDarjfünftler finb §u ermafinen, i^ren S5ertrag
mit bem Xeufel abjulöfen unb ben öon ifirer eigenen §anb ge--
fc^riebenen ^ßertrag ju üerbrennen; befi^t aber biefen f)anb =
fctiriftlid^en SSertrag nur ber 2:eufel, fo ift el ni(fit nDt!^=
ft)enbig, baß er gelungen föerbe, i^n §urücEpgeben, ba ber SSertrag
genügenb aufgelöft tttirb burd^ 9ieue unb S3uße. ^n SSejug auf
©c^n^arjfünftelei finb üon ben ^forrern unb S3eicE)töätern befonberä
§u ermahnen unb auSjuforfd^en : ©d^afl^trten, ^uffd^miebe, alte
SSeiber, ©otbaten" (Theol. mor. IIb. 3, p. 1. dub. 5. Ed. Colon.
1710. Tom. 2, p. 42, 43). ^Tuf ©eite 545 folgt bann tt}örtrid^
bie ©tcÜe über ben gefd^Ied^ttid^en SSerfel^r mit bem Seufel, bie
idf) oben au§ ber „9)?oraIt[)eoIogie" öon 5(Ip!^on§ öon Siguori
fd^on angeführt ^abt (©. 218;.
Sa^mann, wo'i)i ber bebeutenbfte SOfiorattfieoIoge be§ Drben§:
„3«w Qtotdt ber 3ö"^erei giebt e§ einen boppelten SSertrog
250 S^eitel 93ucf). ^opfttI)um unb SIberglaube.
mit bem Xeufel: einen augbrücfli^en unb einen ftittfditüeigenbcn.
|>ejen njerben üom S^eufel burc^ bie Süfte geführt, Unwetter hjerben
öon i^nen erregt" (Theologia moralis II, 405 ff.'.
S^er in ber mobern^ultramontanen „SBiffenfd^aft" al» 5Iutorität
erften 9?onge§ geltenbe „beutfd^e" Sefuit £e^m!ul)l f(f)reibt in feiner
Theologia moralis, bie gegenhJärtig in faft aUtn ^riefterfeminaren
all |)anbBud^ 6enu|t mirb: „Siegt ein ouSbrücfli^eS S3ünb-
nif; mit bem Seufel üor, beffen SSorfommen mir nii^t leugnen
fönnen, ohtoo^ olljugro^e Seid^tgläuBigfeit öermieben tüerben mu|,
fo finb bamit anbere Sünben gelüöl^nlic^ öerBunben, §. S3. 9ln-
ietung be§ 2;eufeB; ber mit bem 2:eufel afigefc^Ioffene SSertrag,
ber oon Beiben ©eiten (!) burd^ ein äußeres ^ßi'J^^i^ ^^''
fräftigt Sorben ift, mu^ aufgelöft, oerBrannt, gerftört werben.
SKit bem SEeufel h)äf)renb be§ (Sjorgilmul Sc^erj treiben (!),
ift f(j§ft>er fünb^aft. Quv Seftialität ift ouc^ ber gefdilec^tlid^e
SScr!e!^r mit bem Sleufel ju red^nen, wenn er unter menf(|Iid§er
ober tt)ierifc^er gorm erf($eint. Dbgleid^ bie§ fetten gefd^ie^t, fo
ift e§ bod) nic^t unmögüii), baß e§ äuweilen gefc^tet)t" ;I, n. 355.
427. 879, 6. Stuftg., greiburg 1890. ^ie Sogi! be§ legten @a|e§
ift @igentt)um Se^mfu^Ii;.
2(uc^ bal weit oerbreitete SSuc^ be§ ^efuiten ®ürt) Casus
conscientiae (8. 2(uftg. 1892, I, 8. 115 ff.) oert^eibigt leb^oft bie
Sßirfüd^feit unb 2Bir!famfeit ber S3ünbniffe mit bem
2;eufel; befonberg l^äufig Würben fie eingegangen, um e'^elid^c SSer»
^ältniffe ju ftören.
^erronc, einer ber berü^mteften Sefuiten'-S)ogmatifer bc§
19. Sa^ri^unbert», bejeid^net ben ©lauben an au§brücEIid^e unb
ftittfc^weigenbe SSerträge mit bem 2^eufel al§ einen in ber tat^o--
Iif(^en ßir^e allgemeinen unb wol^Ibegrünbeten; fold^e SSerträge gu
leugnen, fei oerwegen (Praelectiones dogmaticae, Romae 1841,
IV, 60).
11. ®er ^rangiSfaner 3gnatiu§ Seiler unb ber
3ftebemptorift ©. ©d^möger.
Sin fe^r angefei)ener, öiel gelefener tl^eologifd^'-aSfetifd^er ©d^rift'
ftetter ber Seltgeit ift ber beutfc^e grangiSfaner^oter Sg^otiuS
II. ®er Xeufel. 251
Seiler, Seftor ber Xf)eoIogie^ S" »^em tion i§m öerfaBten
„ßeBen ber el^rtoürbigen ^lofterfrau ®re§centia |)ö§"
(Dülmen 1885, 3. Stufig.), "^a^, tüie Reiter öerfirfiert, auf ben
„Slften be§ Seligfprerfiuugg^rojeffeg" ber §ö^ Berul)t, er§ä§It er
folgenbe „^f)Qtfaci^en" : „©inel 2(6enb§ bemerft bie ©d^tcefter
SBeatrtj auf bem @ange be§ ,@d)Iaff)aufe§' eine fcfiauerlidje ©eftalt,
bie in ber SeÜeibung eine» Säger§, aber o^ne ^o^f, in bie ßeße
ber ©rcöcentia trat" @. 53). „5Im fd^Iimmften trurbe fie be§
9^adE)t§ in itirer 3eöe seplogt- Sm Sinfang prte fie einen fc^auer«
lid^en Särm öor ber Zf^üxt berfelben, balb aber in ber QtUt felbft.
®abei fa!^ fie fic^ umgeben üon ©d^redbilbern alter 5trt. ©iftige
ober efet^afte ST^iere, wie «Seetangen, Kröten, ©Irinnen, ^rebfe
fd^ienen in grofier Stnjat)! if)r ^i^i^n^ei^ 3" erfütten. 9Hd^t feiten
hjurbe fie mit ©eujalt au§ bem 33ette geriffen unb gef(|Iagen. (Sine§
9k(|t§ brang au§ i^rer Stlk ein ^ötlentärm bon pfeifen, Letten»
geraffel unb ^eitfc^enfnatl. 9^un tüurbe bie Slrmc üon unfid^tbaren
©etüalten au§ bem 3ii"i^er ^erau§geriffen, ttpie im i^Iuge bie
%xtppt hinunter unb burc^ glcei Spren au§ bem §aufe gefc^Ie^|)t
bi§ ju bem S3ad^e. 3"erft würbe fie bort in'» SBaffer getaucht,
bann »urbe über fie ein |)aufen ^olj ge|)acEt. ©inft Ijatte fie ge-
rabe ein ©efä^ in ben |)änben, in melc^em focCienbe 9}iilc^ mit
S^ubeln föar. 2)a fat) bie ©d^ioefter Sotianna, ba^ eine unficl)tbare
9Jiarf)t i^r ba§ ©efä^ entriß unb ben Sntialt i^r über ben ^opf
goB- (Sin onbere§ Tlal moütc dreScentia eine Söeinfuppe auf=
geben. SE;a !am eine ©eftalt, fctiföarj tuie ein Sieger, unb be--
gann ba§ @efä^ fortzutragen, ^od^ bie unerfrf)rocfene Jungfrau
eilte, mit i^rem ^orfjlöffet beiroffuet, bem 9löuber nnd), f(^tug Ijerj«
I)aft ouf it)n ein unb entriß il^m ha» ®efä^; alSbalb t)erf(^manb er"
(8. 55—57).
SSon ä'^ntic^en „Itiatfad^en" ift baS 384 Seiten ftarfe 53ud;,
bo§ fcEion in britter Stuflage im fat^olifd^en SSoIfe öerbreitet ift,
angefüllt. ^eroorgutieBen ift noc^, ba§ (£rel§entia $ö^ öon ben
Sefuiten Dtt, 9)iat)r unb Sieb al§ 93eic^toötern geleitet tnurbe,
1 2)ie ultramontane „®ermania", i)a§ 3entraIorgan ber Qmtuxmä'
Partei, tt)ie fie ftcf) felbft am liebften nennt, redjnet feiler unter bie bebeu=
tenbften S^eotogen ber 2. §ä(fte beg 19. 3at)r:^unbert^ ■ „©ermania" öom
9. gebruar 1900).
252 Qtt'citeä 93ui). ?ßopftt^um unb Stbergtaube.
unb \ia^ „bic 2BaI)r^eit ber tüunberbarcn %^at'\a6)en" jumeift auf
bent BeugniB ^^efer Sefuiteu 6eruf)t.
Sm Sa^re 1873 erfif)ieu in ätüeiter Siuflage: („bie erfte
3000 ©yemplare ftar!e Sluftagc war vergriffen") „®a§
Seben ber gottfeltgeit Slnna ^atl^arina ©mmcrirfi" üon bem
g^ebemptoriften (£. <S(|möger:
„2)er Teufel fudjte fie buvc| Gepolter, burc^ (Sdiredgeftatten,
ja burc^ (Stfitäge unb S!)ii^^anblungen üom ©ebet aB^utialten. Sie
füfllte fid) mandjmnt mit ei§!alten ^önben an ben ^^ü^en geparft,
gu ©oben gefdjieubert ober in bie §öf)e geworfen .... SRand^mal
öerrid^tete Snt^rina if)r ©eBet üor einem gelbfreuj, ba§ mitten
im treibe ftanb. S)er SBeg ba^in führte fie über einen fd§malen
Steg, auf bem i^r ein gräuIidjeS Xt)ier, wie ein großer §unb mit
bidem ^opl fid^ entgegensufteüen pflegte, um fie gur Umfel^r ju
jwingen. S)a§ 2:^ier lief neben i^r ^cr unb ftie^ fie in bie ©cite"
(I, @. 58, 59). „%l§ id)", erjä^tt tat^arina, „einmal frö^ üor
SiageaanbrucI mit einer greunbin ^u beten über IJetb ging, trat
un§ ber ©atan in (Sefta(t eine§ bunfeln §unbe§ in ben 2Beg unb
woüte un§ nic^t üorübcriaffen" (I, ©. 103).
5tuf bie SebenSbefc^reibungen ber ©re^centia ^ö^ unb ber
^atf)arina (Smmerid^ fomme ic^ unten (@. 291) §urüd. S^re
„Seben" fönnen al§ StipuS biencn für bic im fat^olifd^en S)eutf(^'-
lanb tierbreiteten ©rbauungSfd^riften überfiaupt. 5Ibgefe^en öon bem
Stnfel^en, ba§ bie SSerfaffer aU S3ertreter üon jwei einftu^reid^en
fat^oüfd^en Orben genießen, üerbienen gerabc biefe 2eben§befd^rei'
bungen augenblidüd^ befonbere 5tufmer!fam!eit, Weit beibc S^lonnen
noc^ in biefem Sß^re üon Seo XIII. „feüg gefprod^en" Werben
foüen. S3ei ber „(Seligfpred^ung", bie ouf ber „Unfe:§Ibar!ett"
be§ „©tatt^alter§ d^rifti" berufit, fpielen bie üon Seiner unb
Sd^möger mitget^eilten „'Stiatfad^en" eine bebeutenbe 9lone; fie
bilben mit bie ©runblage ber „Seligfpred^ung".
III. 3tberglaube im Stügcmeinen. 253
III. 2(Bergtaut>e im 5((Igemeinen.
1. 2lUgemeine§ unb oerfd^iebene Xf)Qtfarf)en.
SSicber mu^ tc^ barauf aufmerffam mad)tn, ba^ id^ feine öoH^
flänbige ©efcfiidjte be§ 5tbcrglauben§ fd^reibe, luie er fid^ unter bem
^opfttI)um QuSgeload^fen f)at.
Salb I)ier, balb bort, balb auä biefem, 6alb an^ jenem Salji^*
f)unbert greife id^ X^atjac^en f)erau§; balb laffe id^ biefen, halb
jenen ©(^rifti"teller reben. 2(6er — n)ie fcfion oft betont — , 5tIIe§
finb (Stichproben. 2Sie ein ein--, 5rt3eimalige§ ©intaud^eu be§
6ted^]^eber§ genügt, um an§> ben baburd^ gewonnenen groben auf
bie ®üte ober (2(i)(ec§tigfeit ber ganzen SSeinmoffe, fo gro^ fie
auc^ fei, fd^Iießen ju fönnen, fo auc^ l^ier.
9ticf)t rodi e§ nur wenig 2iberglauben innerljalb ber ^apfttirc^e
giebt, füJire id) üerf)oItni^mä^ig wenig an, fonbern Weil ba§ SSenige
ein getreue? 58ilb be§ ©anjen ift. 9tuc^ mu§ id^ ber 33efdE)ränft=
t)eit be§ Üiaumeö 9tedjnung tragen, ^ie üoüftänbigen Mouumenta
superstitionis papalia Würben me^r Soliobänbe füllen aU bie Mo-
nnmenta Germaniae historica. •
8(i)Dn ein ^on§iI öou ^ari» im Saläre 829 befc^äftigt \id)
eingef)enb mit ben XeufciSbünbniffen; e§ fei „aufeer ßweifel", ha^
e§ ^ouberer gebe, bie mit §ülfe be» %tn\tU bie 9}ienfc§en beilegen
unb ^oget unb Ungewitler erregen fönnen. Sold^e 9}lenf(f)en mü^ttn
fcEiWer beftraft werben. Qm ^afire 1357 erliefe SrjbifdEiof SBil*
{)elm oon ^öln eine SSerorbnung, monadi Q^uhtva ju egforn»
munijiren finb; sweimal im ^a'^r foü biefe S^erorbnung öon ben
^anjeln Oerlefen werben (Statuta ecclesiae Coloniens. (g. 177, bei
Thiers, Trait^ des Superstitions, Avignon 1777, I, 19). 51m
19. September 1398 fpric^t fid^ bie tf)eologifd)e ga^ultät ber be=
rüi)mten ^arifer §od)fd)uIe über Sanhmi unb Teufelei au§: al§
„2f)atfad)en" werben ^ingefteüt bie 35erträge mit bem Teufel, SRinge
ober Steine, in bie man Seufel einfd)Iiefeen fann, um fid§ if)rer
.^ülfe ju bebienen (Thiers, I, 19 ff.), ^u mehreren ^(öftern
granfreid^ö würben „©ürtel ber ^eiligen ajiargarett)e" an
fd^wangere grauen oerfauft, um iljuen bie 9^ieber!unft ^u er*
leichtern.
254 Broettel 93uc[). ^ßapfttfjum unb Aberglaube.
3u Ütont, im Sotcran, würbe bie SSor^aut S^rii'ü aU
„foftbare ^Reliquie" öere^rt, tüie bcr ^efuit granj Suare§ be=
rirf)tet ;Opp. omn. Ed. Paris 1877, 19, 817. 818,.
S)iefer größte 3:|eotoge be§ Sejuitenorben§ ftettt ausführliche
„bogmatifdie" Unterfuc^ungen über bie 5ßorf)aut Sfirifti an. Um
einen Segriff ju geben, ml6) ttjiberttJörttgen Guar! unb aber*
g[äubifcf)e§ Qtu<^ bie ultramontane X^eologie — benn tva^ @uare§
tf)ut, t£)uu auc^ bie übrigen S^eologen — mit fid^ fü^rt, laffe id)
einige (Stellen au§ Suare^ folgen:
„Sie SSor^Qut S^rifti ttjurbe nac| ber SSefd^neibung mit größter
Sorgfalt imb (5t)rfurd)t oon ber feligften Jungfrau 3JJaria oufbc=
tra^rt." STuf Seite 817 unb 818 te§ 19. $8anbe§ a. a. D. be^anbelt
©uare^ au§füt)rlic^ bie grage, ob Si)riftu§ je|t im ^immel an feinem
üerflärtcn Seibe eine S3or:§aut ^abz; e§ fc^eine nid^t, ba ja bei ber
93efd£)neibung bie S^or^ut abgefc^nitten n)Drben fei unb bie ah'
gefdinittene an ö£rf(f)iebenen Drten a(§ Steliquie t)eret)rt föerbe.
(Suare§ entfc^eibet fid^ aber für ha§i S^ortianbeiifein ber SSor^aut
am üerflärten ^eibe S^rifti. S)a§ laffe fid^ ganj gut bereinigen
ntit ber (Sd^t^eit ber 33or^aut=9te{iquien; benn e» fei anjunel^men,
ba^ bie SSor^aut be§ tierüärten Seibe§ au» einem jur Subftanj
ß^rifti gehörigen X^eile feine» SeibeS neu gebilbet trorben fei; fo
erfläre fid§, ta^ jugleid^ mit biefer neugebilbeten 33or§aut bie bei
ber S3efd^neibuKg abgefd^nittcne SSor^aut nod^ al§ Sleliquie öor=
:§anben fei. '^m 21. S3anb, @. 196 unterfui^t Suarej bie S^age, ob
bie SSor^aut ©I)rifti fi^ je^t audEi in ber lonfefrirten ^oftie
befinbe? ^Dagegen f^recEie, ha'^, aU S^riftug ba§ Soframent be§
Slltare» einfette, er, tüeii befcEinitten, feine SSorIjaut getjabt l^abt.
S)ennoc^ entf'f;eibet fic^ Suarej bafür, bafi au6) in ber ßud^ariftie
(5^riftu§ mit ber SSor^ut üon ben ©laubigen genoffen trerbc, benn
eine SSorf;aut gef)öre ^ur SSolIfommen(ieit be§ menfd^Ii(f)cn Seibe§.
@in DrbenSgeiioffe be§ ©uare^, ber Sefuit granj Softem §,
üertüert^et bie SSor^out S^rifti fogar gu „religiöfer ©rbauung".
Sn einem ber ftubierenben ^ugcnb (!) geUjibmeten „S3etrac^tung§=
bu^ über "öa^ Seben ber feligften Jungfrau 2JJaria" (^ngolftabt,
1597, ©. 166) ersö^It er in ber „14. SSetradjtung" über „ben
erften <Bä)mtx^ ber feligften Jungfrau", 'i^a'iß Maria bei ber iöe«
fd^neibung „bie SSor'tiaut ©firifti mit großer Sorgfalt an fic^ ge*
III. Stbevgtaube im Stilgemeinen. '255
nommen unb bann aufbelüa'^rt ^abe". 93i§ jutn ^a^vi 1566 fei
biefe 95orf)aut in SIntloerpen fromm üere'^rt morben, bann lüäre
fie burd^ bie SSut^ ber ^e|er öerloren gegangen.
Slud^ oon ber Dlabelfcfjnur K^rifti tuerben an t)erf(f)iebenen
Drten cinjelne ©tücfe öere^rt, fo in (I{)aIon§ in ber ^irc^e tion
m. ®. en S^auli*. ^ater ©partes 9ta^ine, DBerer ber «Refoüeften
in ^ari§, Beireift in feinen Annales ecclesiastiqnes bie ©dfit^eit
biefer 5«abelfcf)nur (Thiers, n, 366).
Unter ben 5(ugen' ber „(3tattf)alter S^rifti" h)urben ^a^v--
l^unberte lang in ber Berü'^mten Sateran = ^a|)ene Sancta Sanc-
torum bie S8or{)aut nnb hk SZabelfc^nur S^rifti ber S^erel^rung
ber ©laubigen auSgefe^t unb burd^ folgenbe ^nfd^riften ber'^errlicEit:
Circumcisa caro Christi, sandalia clara,
Atque Umbilici viget heic praecisio cara
unb: Vera caro Domini nostri Jesu Christi, scilicet Umbilicus et
Praeputium ejus (Thiers, II, 369).
Sn 33enbome irurbe eine „X^räne ß^firifti", bie er über
ben STob be§ Sajarug geroeint |atte, aU „^od)t)ei(ige 9leüquie"
aufbelüa^rt. SDa§ ^lofter, ba§ biefen ©d^a^ bcfa§ — e§ war für
bie WörK^i tüirüid^ ein (Siä)a^, ba er i^nen an frommen ®aben
jäfirlic^ 4000 ßiüreS einbradE)te — , üeröffentüc^te über biefe „X^räne
©^rtfti" ein S3u(f), bo§ bie ©efcfiid^te ber „jt^räne" erjöllt: ©in
($ngel ^atte fie üon ber SBonge ©Jirifti aufgefangen, in ein foft«
bare§ ®efä^ eingefd^Ioffen unb ber ^(. SJtaria 9}iagbalena §ur
2tufbetüat)rung übergeben; SJiagbatena brachte bie ST^räne nac^ granf=
reid^, aU fie fid^ mit i£)rem 93ruber ßajaruS in ber 9M£)e üon
Slig nieberlie^; bei ifirem 2obe fdfienfte fie bie 9teliquie bem Sifd^of
üon Stij. S5on 5tij: !am fie nac^ ^onftantinopel. S^^ B^it ^er
^reujäüge erf)ielt fie ®raf ©eofrot) üon SSenbome aU ©efd^enf
üom griedf)ifdE)en ^aifer unb übergab fie bem üon i^m gegrünbeten
ßlofter 5ur ^. Treifaltigfeit in SSenbome (Thiers, I, 99). ®a§
S8ud^, ba» biefen ^Iberrüi^ üerbreitet, trägt „hk ©ut^ei^ung ber
ftrc^üd^en Oberen"!
Slnbere „Zi)vänm ®t)rifti" luerben aufbeiüa'^rt in 5Imien§ unb
unb in ^ierre-te-'^ueüier. 5(ud^ über it)re @d§t^eit unb 2Bunber=
!raft finb „mit (Srtaubni^ ber ürc^Iid^cn Oberen" (Schriften üer«
öff entließt tüorben (Thiers, I, 100; II, 398).
256* Bweiteg 93uc^. ^apftt^um unb Aberglaube.
2;:^ier§ gtebt eine ^wf^^i^ntenftettung beffen, tüa§ mä) ürd^«
Iid)er 5tnf(|auung „ätüeifeltoS" ^ouberei ift: $8ef)inberung ber (S^e»
leute in ber Öeiftung it)rer e^elid)en ^flid^t; ©enbung öon SSöIfen,
Statten, SKäufen, gröfdien, §eufct)reden, 223ürmern, 2KauIh)ürfen gut
©c^äbigung bei $8efi|ti)um§ Stnberer; SSerl^inberung ber (5rnät)rung
burd^ einbringen einer 5yJabeI unter bem ©fitif«^/ mit ber ein S^obter
eingenätjt worben ift; Erregung tion anftedenben ©eueren; 5tu§'
trodnen bei ^ufieuterl; ^erüorrufen öon Sfiegen burcf) Sd^mingen
eine! naffen Sefenl; Be^fi^iasc" ^°^ (Sierfrfialen, mit ber 2t6[ic^t,
baburc^ Senianb ju frfiäbigen; ^Anfertigung tion 2Bacf)lbi(bcrn, bie
man burci)fti^t, um baburc^ Beftimmte ^erfonen gu tobten; burd^
gewiffe 9Jiittet üertitnbern, \)a'^ Semanb fein SBaffer laffen fann, fo
ba^ er elenb ju ©runbe gef)en muß (Thiers I, 133 ff.).
gür alle biefe 2(rten don ^^uberei beruft fid) X^ierl auf bie
Ä'unbgebungen ber „(Statthalter ßfirifti" Sunogenl VIIL, Seo X.,
§obrianVI., ©i^tul V., ©regorXV.
Slüei lange ^a|3itel toibmet X^ierl (IV, 503—527) bem ^Iber-
glauben, ba^ @t)eleute burc^ S3et)e£ung üer^inbert hjerben fönnen,
fid^ bie e^elic^e $f(id^t ju leiften. „®ie fogenannten ftarfen ßJeiftcr",
fagt er, „wollen nic^t zugeben, ha'iß fold^e S3e^epngen üorfommen
aber bicfel ^egentüer! ift feine (äinbilbung, fonbern ^^fiat-
fac^e unb SBirflid^feit; benn tit ^eilige ^ird^c, btc geleitet
wirb burdC) ben tieiligen ©eift, bie atfo nid^t irren !ann,
erfennt focf)e S3el)egungen an; fie beftraft i^re Urt)eber unb
rät| ben ^Betroffenen |)eitmittel an. ®er ß'anon Si per sortiariaa
fe^t öoraul, ha^ bie SSoHsie^ung ber (S^e burd§ ben STeufel ge^
I)inbert werben fann: Sä^t ®ottel unergrünblid^el, aber gerecfitel
Urtf)eil ju, bafj §ej;en mit §ülfe bei 2;eufell 9^euöermäf)Ite am
e^elidien 5(ft oer^inbern, fo finb fie §u ermahnen, bem ^riefter
i^re ©ünben ju beic£)ten, ^Imofen gu geben unb ju faften." '^Rtun-'
unb§tt)anjig ^roüinsialfonsilien unb Siöjefanftatuten, üom '^a^xt
1208 — 1677, jä^lt X^ierl auf, bie foIdCie ^e^epng unter ben
fdf)h)erften ©trafen öerbieten.
®ie ^iösefonftatuten tion St)on (1577), üon 3Ingerl (1626),
öon $Rouen (1640), üon ^aril (1646), oon iBoIogna (1647),
öon SJied^eln (1649), öon 93ourgel (1666), öon Smainj (1671),
öon SBürsburg (1671), öon SSorml (1672), öon «R^eiml (1677)
III. 2t6crgfau6c im 31tlgemeiiten. 257
oerbieten bie laufe oon „Ungel^euern, bie nac^ SBtmmern unb (Seftalt
me^r einem 2:^ier, al§ einem aJJenfd^en ä^nlic^ fe{)en: portentosum
ac monstruosum partum, qui magis vagitu et figura ad alind
animal, quam hominem accedat, baptizari prohibemus" (Thiers,
II, 57 .
5l6gefe^en baüon, baß bie 93eftimmung über foIc§e „Ungeheuer"
auf ben blijben Stberglauben ^urücfmeift, biefe „9}?onftra" feien bie
%xvi6)t be§ gefc^(ecf)tli(^en Umgänge! mit bem Teufel, jeigt fi(^
l^ier, ba§ ber 2tberglaube felbft ba§ ^ogma übermuc^ert ^at. 5^enn
bie Xaufe, ha^ für ben S^riften §ur Griangung feine! emigen
^eile! unerlä^Iid^e Saframent — notfimenbig necessitate medii,
mie bie ultramontane jS^ogmatif fii^ augbrücft — mirb au§ Stber--
glauben einem oou menfc^Iic^en Gltern geborenen, alfo jebenfallS
mit einer (Seele begabten ©efc^öpfe bermeigert!
2;er ©laube an bie 2:eufelgmeffen, b. f). 3)?effen, bie öom
Xeufel bei ben ^ejenjufammenfünften gelefen mürben, ftanb in
fat^iolifd^en Greifen fo feft, ha'Q üiek HJJenfd^en, benen man auf ber
golter erpreßt f)atte, folc^en S^eufellmeffen beigemo^nt ju ^oben,
biefe! SlbergCauben! megen öerbrannt mürben (Thiers II, 321 ff.).
galgairolle, gtaat!anmalt gu SDZenbe in ber alten ^roöinj
bon Sangueboc, tf)eilt au§ ben 2(ften be! S)e|3artement''2(rc^iö§
öon 2o§cre einen ^ro§e^ au§ bem ^a^rt 1347 mit, in bem ein
^riefter ber ^iöjefe Stermont, (Stephan ^^e|3in, megen ge=
fä'^rlid^er Qauhtxii öerurtf)ei(t mirb (Archives ecclesiastiques de la
Lozere. Serie G. n. 936. Un Envoutement en Gevaudan en
l'annee 1347. Nimes 1892). Seim Sefifiauen ber barbarifc^en
Umriffe be! iöilbe», "oaS^ ^ier entrollt mirb, ift ju beachten, ba$
e! ha^ miebergiebt, ma§ menige ^a^xz öor^er ^apft So^ö"" XXII.
öom Stu{)Ie be» „©tott^alter! S^rifti" au! öerfünbet {)atte (oben
S. 217 ff.).
SSor bem Sifd^of Sllbert üon SD^enbe unb feinen ©eiftlic^en
erfd^eint ber ^riefter (Bttp'i^an ^epin. S)a! erfte SSer^or om
15. 5?oöember enbet mit bem S3efd^Iufe: „Um bie 2Ba^r§eit ju
erhalten, motten mir, ba^, o{)ne Se6en!gefa^r unb o^ne QtX'-
bredien ber ^nod)en, bie Wolter angemanbt toerbe."
5)iefe burd^ bie golter erlangte „SSal^rl^eit" geftanb bann
^cpin im SSer^öre üom 24. 9^ooember: SSor oier ^a^ren |at
0. §ocn«btoec^, iJJal'Pt^uni. I. 17
258 3weiteä 93ucl^. ^ßapftf^um unb 51berglaube.
er ben Sntfc^Iu^ gefaxt, ben S8ifcf)of bon 9J?enbe, feinen Üli^ter,
burd^ ein oerjauBerteS 2Bac^§BiIb ju tobten. @r tierfdiaffte ftc^
jtrei ^funb 2Ba(f)§ unb formte ein 83ilb be§ i8ifc^of§. 2Säf)renb
ber Strbeit Ia§ er au§ einem ßauberbuc^ bie 3ttuberf^rü(i)e. ®e=
tauft '^obe er ba§ 93ilb nicC)t. Sin einem Freitag üoüenbete er ba§
Söilb. ®ie 9?amen üon fed^S ©eiftern, mit benen er im $8erfe[)r
ftanb, fd^rieb er in ba§ S3ilb ein. ®anu ritt er nad) bem ©c^Ioffe
t3on 5lrjenc unb verbarg bort ba§ Silb in einem Socf) ber Sj;^urm=
maucr. 5)ie bofe SBirlung be§ 58ilbe§ ouf \)a§ Seben be§ S3if(f)of§
toerbe im näc^ften Januar beginnen. Stur bie grage, ob bic
©eifter, bereu 9^amen auf bem 2öad^§bi(be ftönben, im iBitbc ein=
gefd^Ioffen inären, antiüortet er unbeftimmt. SBeiter „geftel^t" er:
ein großer Sauhtxtv, (Suaneüi, ^abt i§n geleiert gro^e unb ficine
S^ämonen fo ju bannen, "Qa^ fie get)ord^en müßten; nur ber oberfte
S)ämcn, Sujifer, !önne nid^t öon einem 9}Jenfc^en gebonnt tnerben,
ba er fd^on oon @ott im ^^lorbn^inb (!) gefeffelt fei (excepto Luci-
fero qui per humanam naturam ligari non potest quia ligatus
est per potentiam divinam iu aquilone). 2(u(^ f)aht er burd^ einen
anbern Qanbtx'ix ^enntni^ erhalten tion einem üerborgencn ©i^o^,
ber behütet tt)erbe öon einem ®ömon in ber angenommenen ©eftatt
eine§ Si^anjigfanerS (qui thesaurus custodiebatur per quendam
spiritum in habitu fratrum minorum); biefer^ämon fei ein Suftgeift.
2(m 18. ^ejember lüirb ^epin nocf) einmal befragt unb aufgeforbert,
feine Slu§fagen über ba§ üerjauberte SBad^Sbilb be§ $8ifd^of§ ju be*
fc^mören. ^ie§ gef(i)ie^t; „unb ^e^3in bittet fniefättig mit erhobenen
Rauben um bie ^arm^^er^igfeit be§ §errn S3ifc^of§". Stm 19. Se»
jember, „in ©egenföart öieter §erren ^anonifer unb Drben§teute"
n)erben bem Slngefrfiulbigten n)ieberum atle feine Slu§fagen öorgelefen.
^a^ ifirer $8ertefung gefte^t ^epin, „frei üon $8anben unb Serler",
ha'^ er feine SluSfogen „ungejtoungen unb frei" (gratis et libera-
liter! unb bie üort)erge(]angene golter!) gemocht !§abe. ©nbtid^ am
22. S)e5ember föirb ta§' Urt^eil gefproctien: „Sf^ad^ reiftid^er lleber--
legung mit frommen SiJiännern, öor un§ ^abenb bie l^eitigen
Goangetien @otte§, öon bem unfer gercdEiter Stid^terfpruc^ auSgel^en
möge, unter SSeseid^nung mit bem ^eiligen .^euje, im Flamen be§
SSater§ unb be§ So^neS unb be§ ^I. ®eifte§. SImen! @§ ift für
un§ eriüiefen, ha'^ bu ber genannten SSergel^en fd^ulbtg bift unb
III. 9(berg{aube im 51tlgemeinen. 259
bie (Strenge be§ ®efe|e§ oerbient i)a\t. 2)cnnoc^ lüoKett tüir
barml)cr§ig fein. SBegen ber QavLhtxtkn öerurt^eilen tüir bidö §u
fünfäe^njäfiriger S3u^e beim S3robe ber (Sd^merjen unb beim
SSaffer ber Xrübjal im 2;^urme bon ©t)anac ober in einem anbern
^nUv unfere§ öerrn be§ S3if(^of§, Wo bu eingejc^Ioffen bleibft
burd^ biefe§ barmtier^ige unb enbgiiftige Urtöeil. SBäf)renb gnjei
©tunben luirft hn auf öffentlicf)em ^Ia| biefer ©tabt auf I)ot)em
©erüft an ben oranger geftellt, befleibet mit einem ßielüanbe, auf
bem bie Uebeltt)aten, bie bu begangen ^aft, abgemalt finb."
Sn feiner Practica Inquisitionis au§ ber erften §älfte be§ 14.
3a^r^unbert§ ^ä^It ber pöpftlid^e ^nquifitor Söern^arb ®uiboni§
folgenbe gi^agen auf, bie man an ßauberer unb S^eufeBbefdEitDörer
rt(^ten foü: tuaS fie mit ben Weinen 0nbern machen, ttiie fie mit
ben (Seelen ber S3erbammten t>erfe£)ren, warum fie §aare, 9^ägel
u. f. ft). 5um Sffen geben, tüa» für eine 83ett)anbni§ e§ mit ben
SSeibern |abc, bie 9Zac^t§ ^erumgefien, tnie fie Sle^fet, ^röuter u. f. tt).
tierjaubern (Practica Inquisitionis, Ed. Douais, Paris 1886, (S. 292).
Sm ^a^n 1329 üerurt^eilten bie Sttquifitoren üon Sarcaf^
f oEne unb ^oulouf c gemeinfd^aftlic^ mit bem S3ifd^of öon ^amier §
ben Karmeliter ^etru§ 9tecorbi ju Ieben§Iäng(id§em ©efängni^,
weil er unter Xeufet^befi^Wörung SBad^abitber angefertigt l^abe,
um burc§ fie bie Siebe üon brei i^rauen ju gewinnen (Lea, o. o. D.,
III, 657).
^apft SnnojenS III. fc^rieb an bie Königin ^ngeburge,
i^r ©ema^I ^^iltpp Sluguft öon 3ran!reid^ fei tnxd) Sieufelei
ge^inbert, ftd^ i^r e^elid^ §u naiven. 2l(§ ^^ilipl? 2luguft öerf:prad^,
ben SSerfud^ ju mad^en, mit feiner ©attin etjelicE) p leben, war
ber ^apft bamit einöerftanben unb erflörte feinerfeit^, bajg, wenn
ber SSerfud^ mißlinge, er in ben (Sc^eibunglproje^ einwilligen wolle
(Innocentii Epp. lib. VI, 85. 86. 182; VUI, 113; ^efele-^Knöpfler
V, 863).
Sm Slrc^iö ber ^farrfirc|e üon ©teremont'SeffouS finbet
fid^ ein ©yorjiSmu^ für bie, welche ber Xeufel unfähig gemacht
l^at, bie S^e §u gebrauchen: „£> |>err," lautet ha§ ©ebet, „würbige
bid^ ju fegnen, bie bu in ber @^e üerbunben I)aft, befreie fie üon
aller Räuberei unb (Sd^warjfunft be§ ^eufel^; gieb i^nen gruc^t«
barfeit unb erweife ifinen bie ®unft, ol^ne öinberni^ üon ber (S^c
17*
260 3tt»eiteä 33ud|. ?ßa)3Jtt^um unb 3Iberglaube.
©ebraud^ ntoc^en ju fönrten, ©inber ju empfangen unb ju ge=
Bären, bie bir unb ben 9J?enfc§en angenef)m finb" (Registres des
baptemes 1618 ä 1622 aux archives G. G. 3, bei Bernou, La
chasse aux sorcieres. Agen 1897, <B. 250).
Stt einem Urf^eil be§ S3ifc^Df§ tjon 2lrra§ unb mehrerer
^(leologieprofefforen üom 7. ^uli 1460 gegen ^e^er unb ^e^erinnen
n)irb al§ ertüiefen erflärt, 'aa'i^ bie angeflagten j^rouen fid§ mit bem
2;eufel, ber iljnen aU SOIenfc^, «Stier, guc^S unb öafe erfd^ien,
fleifd^üc^ »ergangen fiaben (Fredericq, Corpus I, 369).
^m ^yJoöember 1472 ergel)t üom ®om!apiteI üon ©ambroi
ein feierliche» UrtE)eiI gegen einen ^rieftcr §u 2lrra§, ber gering^
jdlä^ig öon einem bort in golbenem ©darein al§ Ijeiliger 9?eli''
quie aufbetüaiirtem ©tüd SRanna gef|)rod^en f)otte; feine
Sleu^erungen feien !e^erifcE) unb gottc§IäfterIid§ (Fredericq, Corpus
I, 431).
©in S)iöäefanftatut üon ^ö tu au§ bem Sa|re 1662 fagt: „2tm
nteiften ju t»erabf(^euen finb bie Qaub^x^x unb ^ejen, bie burd^
Räuberei hjunberbare Umgeftaltungen ber $yiotur!örper ben)ir!en,
burdE) QanhtxixänU bie SJtenfc^en §um ©ö^enbienft unb anberen
Saftern anregen, fie bei)ej;en, üerrücft machen, tobten; bie mit |)ülfe
be§ Xeufel§ ^an!f}eiten, ^agelfd^täge, ©turmföinbe, Unfrudfitbarfeit
bei 3)Jenfc^en unb $ßie^ beluirfen; bie Mann unb SBeib unfäf)ig
macfien jur @!^e unb burd^ it)re SSerträge mit bem STeufet auf aüe
SEeife bem 9J?enfc^engefdf)Iecf)t ©c^aben jufügen" (Beeret, et stat.
Dioeces. synod. Colon. 1, 5, 2:.
^m 5(nfange be§ 17. Sot)rf)unbert§ mar ber Söarnabitengcneral
5D?id)aeI 9}Jarrano (Murazamis) ber ©pe^ialift für ©ntjauberung
fürftlidEier ^erfönlid^feiten. 5)iefer "fioc^ftefienbe römifc^e ©eiftlic^c,
ber Dbere einer weitöerbreiteten ultramontonen DrbenSgenoffenfd^oft,
t)atte unter SInberm „feftgeftellt", ba^ bie Unfrud^tbar!eit ber
^erjogin ßlifabetl) bon $8aiern, ©emal^Iin 3Jia£imiIian I.,
auf 93e^e£ung beruf)e. 3)Joi-imilion lie^ be§t)alb im ^ot)re 1604
bie „©ntgauberung" feiner (SJottin burc^ ÜJiarrano öorne^men.
Slüein tro^ „(Sntjauberung" blieb (Slifabetl) !inberIo§ ((Stieöe, Söriefe
unb 2l!ten IV, 431, 5tnmerf. 5; V, 765. 766; VI, 92; (gtieöe,
2öittet§bad)er «riefe, 2tbtl> VI, 371. 481: Slb^tbg. b. ^ift. m.
ber Slfab., XX, 2. 3Ibt^.).
III. Stbcrglaube im Mgemeitien. 261
Sßon SDJünd^eu au§ iegab fic^ SJJarrano auf Söunj'd^ be§
^ap[te§, ^temen§ VIII., im ^o^i^e 1605 nac^ ^vag, um oud^
ben ^aifer JRuboIpf) IL ju entzaubern, ber oon feinem Kammer-
biener, ^^ili|)|3 Sang, „bel^ejt" tüorben tvav ((Stteöe, SBittelö*
bac^er Briefe VII, 682). lieber ba# ßrgebnip ber Sntjauberung
njiffen mx ni^t§.
2Iuc| 9iuboIp^l 9?ac^foIger, ^aifer Ttatt^ia^, galt alg „öer-
jaubert". Ueber i^n fc^rieb bie ©rj^erjogin 5IJJaria 2(nna an
i^ren SSater SSil^elni V. oon Saiern: 93Zatt^ia§ fei oon feiner
„i^reunbin", ©ufanna SBad^ter, mit ber er sufammen lebte,
„bel^cjt"; fo lange ein in einem beftimmten ^lofter brennenbeS
ßic^t nic|t auggelöfc^t loerbe, bleibe ÜJJatt^ia§ „burd^ 3öuber" an
biefe „SSettel" gefettet. |)er5og 2SiI§etm fd^irfte gur Slufflärung
feinen §ofrat^ SSieped na^ ®ra§, ber bort „folc^e specialissima
oerna^m, bie ber gebern nict)t ^u oertrauen", bie if)n in ber lieber^
jeugung beftärften, mit ber „ißerjauberung" l^abe e§ feine 9lid§tig=
feit (©tieoe, a. a. D.). „SBeitere 9Zact)forf(^ungen in $rog führten
i^n bann freiließ ju ber 2Infic§t, ba§ ba§ ^^^w^ertoerf ©rfinbung
fei" («Rieäler, a. a. D., @. 197).
2II§ am 4. S)e§ember 1619 bie SBttloe be§ §er§og§ gerbin anb
oon SSaiern ftarb, ttjurbe ii)v ^ob ber Regere: §ugefc§rieben.
SRajimilian I. oon Saiern ioanbte fic^ be§^oIb burd^ einen
SSertrauengmann an ben S3ifc^of oon 5tuglburg, um oon it)m
iHat^ ju erbitten (ber unbatirte SSerid^t biefe§ SSertrauen§manne§
im StRünd^ener 9teid^§ard^iü, §ejenaften 5Wr. 1).
S5on biefen fingen fagt treffenb S^iejter ^©efd^id^te ber
§ejenpro§effe in S3aiern, Stuttgart 1896, @. 197): „2)iit biefer
beftänbigen Stngft oor SSer^ejung unb ben borauS entfpringenben
^rojeffen toar man auf jener @tufe angelangt, auf ber n3ir üiete
:^eibnif(^e 9{egerftämme treffen, nur ba^ bei biefen bie ^Verfolgungen
o|ne Eingreifen ber ^riefterfc^aft bireft au§ bem 'i8olUtoai)n ent»
f^ringen."
©cad^ten^toerf^ ift, ha^ bie aberglöubifdien unb l^ejenoerfolgenben
Saiern^erjöge, 2Bil:^eImV. unb 9JJajimitian I., ^efuiten §u
93eidE)toätern fiatten unb bcmSefuitenorben fe|r ergeben loaren.
SOiafimilian I. üon 95aiern erlief am 12. gebruar 1611
ein „Sanb gebot" toiber Qüühtnx, ^egerei unb Xeufel^fünfte.
262 3weite» 5öu^. ^apftt{)um unb 2lberglaube.
„2)a§ feien feine fo geringen ©ünben, trie man tüo^ gloube,
fintemalen alle superstitiones üom tierflu(^ten 2;eufel erfunben
feien." 3iüeimal im "^a^x, gu Söei^nad^ten unb gu ^fingften, fotle
ba§ „Sanbgebot" üon ben ^anjeln üerlefen irerben.
3loei unb fünfzig formen ber |)ejerei fü^rt SJJojimilian, ber
felBft bem gröBften ^Iberglauben f)utbigte, in feinem „SanbgeBot"
auf; 15 mit 2(nrufung be§ 2eufel§ unb cum pacto expresso, 37
oiine au§brüdlid^e 2(nrufung unb sine pacto expresso. „^a§
2Bol§rfagen burcE) @|3iegel, ®(a§, ^ijflatl, Dringe, «Sieb ober $8ecfen
!ann nidit mo^I anber§ al§ per spiritus familiäres unb ^eimlic^
öermeintlic^ gefangene ober befc^morene böfe ©eifter gugel^en."
Unter ©träfe üerboten mirb bie SSannung ber böfen ®eifter ol^ne
c^riftlic^e geiftlic^e 3JiitteI, j. 93. burc^ Greife, bie an Sreujlnegen
gebogen merben, bur^ garnfamen, burc^ 2tu§grabung ber äRanbra--
gora, be§ 3tlraun§ ober tobter Körper; ba§ 5Infertigen üon 93ilbern
oon SSac§§, 93Iei ober 9J?etaII §ur SSejauberung ber ßeute, befonberg
menn folc^e 93ilber öerle^t ober burcEiftoc^en merben. S)er oon
^efuiten geleitete S3aiern^er§og öerbietet ^ier ben gteidien Slöbfinn,
ben fc^on SOO^atire früher ber „8tatt:^atter Sf)rifti", So^annXXlL,
all einen mirffam^gefä^rüÄen Eingriff auf fein eigenes Seben mit
ben fd^tüerften firc^Iic^en Strafen belegt |atte (oben 8. 217 ff.),
S)ie @traffa|ungen be§ „SanbgeboteS" finb fe^r l^art: wer ben
Xeufel anruft ober anbetet, Wirb lebenbig öerbrannt; wer bie§
mittelbar tl^ut, wirb üor^er enthauptet unb bann öerbrannt.
©c^war^fünftler, Gingeber oon Siebe§trän!en Werben mit bem
Schwerte gerid^tet. „Sßenn wiber jemanb gtaubwürbig fürfommt
ober fonft reblic^e, er^eblic^e unb in Sftec^ten guläffige 9Sermut^un=
gen oor^anben finb, ha'^ er einen 58unb ober eine 33u^Ifd^aft mit
ttm. Teufel gehabt ^aht ober ^obe, gegen ben foll nac^ ben Sn==
bijien mit ber S^ortur fc^ärfer ober gelinber oerfa^ren Werben
,3)?ünc|ener StaotSbibüot^e!, Bavar. 960 in 2 0).
tiefem „Sanbgebot" folgte im ^a^xz 1622 eine „®enerat=
unb ©pejialinftruftion für ben ^ejenpro^efe", bie für baä
SSer^ör ber ^ejen folgenbe t^tagen oorfc^reibt: €)h fie fid^ nic^t
bem leibigen 8atan ergeben, (Sott unb feine |)eiligen, auä) bie
l^eiligen ©aframente oerleugnet i)aben ; ob fie nic^t burc^ ^au^^rei
Brautzeiten unb anbereS Uebel ben 2euten unb bem SSiet) jugefügt
III. Stberglaube im Stagemeinen. 263
^aben; ob fie nic|t Stnberen jum ©cfiabcn ettoaS eingegraben
^aben; h)0 fie i^re Salben unb ^^u^ermittel aufbeh)af)ren ; Wie
oft fie gum ^egenfabbat^ ausgefahren feien, unb mit tt}em; ob fie
nic^t Ungenjitter, 9?egen, 3fieif, Bonner, S3Ii^, ^ogel gemad)t l^oben;
wie i|r Xeufet§bu{)Ie l^ei^e, Welche 5(rt Umgang fie mit i^m ge=
t)abt unb in wdä)tv ®eftalt er mit il^nen öerfe^rt ^aU\ ob fie
nic^t in X^iergeftalt anbere Seute erf c^recEt £)aben ; ob fie nic|t Heine
ßinber getöbtet ober ausgegraben ^aben; n3a§ fie mit ben Seichen
ber ausgegrabenen ^inber gemacht, gu meieren ^aubermitteln fie
beren Seichen benu|t t)aben; ob fie nic^t teuf elif^e, unäüci)tige Siebe
erregt ^aben; ob fie mit teufelifd;em, gauberifc^em (Segen Seuten
gefcfiabet tiaben; m fie i^ren ^ejenfabbat^ gefeiert ^aben unb mer
mit i^nen babei geioefen fei. Xer Fragebogen fc^Iie^t mit ben
Söorten: „bie übrigen gragftuc! wirb ein jeber ^nquifitor, biemeitt
bie gäü unterfc^iebti^ , felbften feiner S)iS!retion mit allen Umb=
ftenbten barjue gu t|un miffen" (9)Jünc^ener 9tei^§ardt)io, §e£en=
aften ^x. 11/2^ 6ei gtiegler, a. a. D., @. 338 ff.].
Wan wirb nic£)t fe^I ge^en, wenn man ben S^^alt biefe§
„ÖanbgeboteS" jefuitifc^em ©influffe sufc^reibt, "oa S!JtajimiIian
aUe wichtigeren ^anblungen mit feinem ^efwiten-'SSeid^töater Sonden
berieti).
Stt ber erften ^älfte be§ 18. Sai)ri)unbert§ war ha^ ©c^a|'-
graben befonberS ^ufig im S3i§tf)um ©idöftätt unb in ber Dber =
pfal§. Sn 9tupprec|t§reut tierfrfirieb fic^ ber Säger ^o^ann
^eter, ber im S)ienfte einer abeligen Same ftanb. Dem Sleufel,
bamit biefer feiner ^errin t)elfe, einen @(j^a| §u i)eben. SSor'^er f)attc
bie ®ame aber bem Säger üorforglic^ öerfprei^en muffen, i^n nad^
2luffinbung beS Sc^a^eS burct) bie ^apuginer öon SSeiben wieber
üom Xeufet loSgumao^en (9)iün(^en, SteidiSarc^io, |)eEenaften —
pfalj^neuburgfc^e — ^x. 41).
3um Sd^Iuffe biefeö Slbfd^nitteS eine Xiiatfad^e au0 ber jüngften
SSergangen^eit, bie ben gefammtcn frühem Slberglauben amtlid^
beftötigt :
Sm So^re 1888 entfd^ieb bie 9iitenfongregation, ba^ fol'
genbe „S3efd§wörungen" (Conjurationes), bie in Dber^Sc^Iefien
bei gelb'-^rojeffionen öom ^Sriefter laut oorgebetet werben, erlaubt
feien: „'^ä) befd^wöre euc^, it)r Suftgeifter, beim lebenbigen @ott,
264 Sweiteg 93uc^. ^ap[ttf)um unb Stberglaube.
Beim n)af)rf)aftigen ®ott, beim J)etltgen ©ott, ba§ t^r feinen §age(
auf unfere ?5elber unb (Sorten fc^Ieubert. ^6), ber ^riefter ®otte§,
befehle eud§ unb allen ^Teufeln im $)Zomen ber ^eiligften S^reifaltig--
feit, ba^ i§r unferm S3e]i^t^um nid^t fc^abet, fonbern i^r foßt ben
§agel in bie SBüfie ober in ha^ 9Weer fcf)Ieubern, ttjo er Tltn\ä)
unb SSiel^ nic^t fd)äbigt." 9tn brei oerfdjiebenen «Stellen ber ju
fegnenben f^elber icirb biefe „33efdin)örung" mit geringen Stfeänbe-'
rungen toieberijolt. i^ürftbifcfiof gijrfter öon S3re§Iau l^atte um
©utl^ei^ung biefer „S3ef{^n)t)rungen" gebeten, mit ber S3egrünbung,
ba§ Sanbüol! fei fo an fie geföö^nt, ta'^ e§ fie nicf)t me'^r ent«
Beeren fönne (Analecta Juris Pontificii 1888, <B. 749).
2. Drbalien (®otte§urt^eiIe).
Unter ben gefc^id^tlic^en ^^tfad^en be§ n}ibcrd^riftlic^en 2tber=
unb SBunbergIauben§ gebührt ben Drbolien ein befonberer ^lo^.
2)ie SSorfteCIung , ta^ bie @ott|eit jum 83ett)eife ber S33a:^rf)eit
einer 2lu§foge ober ber Unfc^ulb eine§ S3ef(^ulbigten burcE) fic^tbare
3eid^en unb SBunber eingreife, ift olt^eibnifd^ ; fie l^at in einem
ro^en, unenttüidelten ®otte§begriff i^re SBurjeln. S;iefe SSorfteHung
]§at fid^ bei üerf(j^iebenen SSöIfern fo auSgeftaltet unb feftgefe|t, ba§
fie in "OaS gertij^tli^e SSeföeiSöerfa^ren überging. SIuc^ bie ger*
manifc^en $ßöl!er fannten bie§ S3ett)ei§mittet
SSie fel^r e§ bem d^riftlid^en @otte§begriff ftiiberftreitet, tnbem
e§ eine freüel^afte SSerfud^ung ©otte» barftellt, braudjt nid^t oul-
gefü^rt ju werben. 2Ba§ t^at biefem t)eibnifd§en Unfug gegenüber
bie rijmif^e ßird^e?
2)er uttramontan geftnnte |)ilbenbranb, ein Si^üter ber ultra^
montanen ©röfeen ^^itlip^ unb @örre§, fd^reibtbarüber: „konnte
nun aber bie ffird^e bie [I)eibnifd^en] Crbale nic^t au» ben germanifd^en
©endeten üerbrängen, fo burfte fie au(^ nictit babei fte^en bleiben,
fie nur ju bulben. jDie ^eibnifcfie 58ebeutung mußten fie auf jeben
gall oerlieren, unb fie Ijätten bann be§ (5inne§ gan§ entbehrt,
wäre i^nen ni(^t ein d§riftlid§er untergelegt worben.
S28ir fe^en, ha'^ bie norbifc^e ßird^e nic^t bIo| e§ überna'^m, bie
©fiftenj ber Drbale auc^ im S^riftentljum ju friften, fonbern felbe
anfangt fogar begüuftigte , 5. S8. bei ben ©laoen SBaren
bie ©ottelgerid^te auf biefe SSBeife üon ber ^irctie umgebitbet, fo
i
III. SIbergtauBe im 2(IIgemeinen. 265
trugen fie fortf)in ein !irc^Iid^e§ (Gepräge. «So ift e§ ge-
fommen, ba^ if}r fieibnifi^er Urj|3vung fc^on frül^e au§
bem S3elüu^tfetn öerf(f)rt)anb unb fie al§ d^riftltd^e ©in--
rid^tung galten. Sie» erfc^eint ganj beutlic^ Bei ben beiben
|)auptfc^rift[tellern über biefelben im 9. S^ör^unbert, ben ©rj»
bif(|öfen |)incmar öon 9leim§ unb 5lgobarb öon 2t)on ....
(Singepfropft ber jungen gernianifc^en Äirc^e, raie e§ nun wax, trieb
ba§ alte S3ettjei§ft)ftem balb neue 3^etge. S)ie au§ bem Reiben»
ttjume tierübergefommenen @otte§urtt)eiIe erhielten nämlid^ einen
3un)acf)§ burd^ iiaä Drbat be§ ^reujeS. ©benfo je|en ttiir ein
gIeid^ortige§ ^Reinigungsmittel Ürd^Iic^er 5Ratur entftet)en, nämlic^
ben ©mpfang ber ©uc^ariftie: ber ^Betreuerung ber Unfdjulb beim
(SJenuffe bei §1. 5tbenbmaf)Ie§ bie Sraft ber eiblic^en Sfteinigung bei=
gelegt" (S)ic purgatio canonica et vulgaris, (S. 24 — 28).
Stud^ bo§ öon ^arbinal ^ergenriJt^ er unb ^rofeffor
Raulen in 93onn ^eraulgegebene ultramontane „^ird^enlcEifon"
fd^reibt (V, 924): „SDie ^ird^e £)at bie Drbalien, obn^o^I fie bie=
felben nic^t billigte unb UJo^I einfa^, ba^ fie mit bem geläu--
terten ©otteSbegriff be§ (S^riftent^umS unöer einbar feien, auf=
genommen unb beibehalten, npeil i^re fofortige SSefeitigung at§
unmöglid^ fic^ erföieS."
2Bir ^abcn ^ier üon SSert^eibigern be§ ^a|)fttJ)uml ein gettjun«
benel Bus^ftäubni^ ber ^ffid^toerfäumnifj ber „Statthalter S^rifti",
über bie 9^eint)eit be§ @Iauben§ ju njac^en unb fc^toere fojiat^fultu«
rette 9JIi§ftänbe ju befeitigen, obmo^I fie mit bem S^riftent^um
„unoereinbar" föaren. SDie ®ef(^icf)te beftätigt biefe $f(id^töernad^-
läffigung; me^r noc^, fie erföeift aucE) ^ier ^apftt^um unb ß'ird^e
oI§ ©eförberer ber abergläubifc^en ©ottelurt^eile.
^a^ft ^elagiuä „reinigte" fid^ im '^a'i^xe. 555 öor 33oI! unb
^lerug 9lom§ üon bem SSerbai^te, ben ^ob feines SSorgöngerS
SSigiliuS oerurfac^t gu '^aben. ^n großem Qu^t sog man jur
alten ?ßeter§fird)e, „bort ftettte fid^ ber ^apft auf bie ^rebigtbü^ne
(ambo), !^ielt ha§ Sreuj be» ^errn unb bie (Söangelien über fein
^anpt unb reinigte fic^" (Liber pontificalis;.
^apft ©regor ber ®ro§e ^t minbeften» oiermal biefe
Üieinigung angesagten S3ifdrijfen unb ©eiftlid^en aufgelegt. @o im
Sa^re 592 bem Sifd^of ßeo Don Satania; batb nacEirer "ötm
266 Sioeite§ S8u(f). 5po^fttf)unt unb Stberglaube.
Sötfc^of aJioginiug öon (Salona; im ^a^re 603 bem Sif(^of
3Jienna§ in ^am^anien; enblicf) einem ^ia!on SUiartin. ^n
otten brei i^aUtn mn^te bie Steinigung am ©rabe eine§ Berüf)mten
^eiligen gefdje^en: man erwartete, ba^ biefer ^eilige im 'r^aüt ber
©d^ulb be§ Stngeflagten bie Steinigung n^unberBarer 2öeife burd^»
freuten »erbe (Gregor. M. Opp. Ed. Paris. 1705, t. 2 col. 596.
864. 991. 1219).
Sn bem SSu^ud^ be§ ©rjöifc^ofä X^eobor üon Kanter*
burt) (t 690) finb SSeftimmungen enthalten über bie Steinigung
tnxä) glü'^enbe ^ffugfc^aren unb burcf) {)ei^e§ (Sifen (Theodori
Poenitentiale. Ed. Jac. Petit, Paris 1679, I, 32. 36). S)iefe
33eftimmungen liegen erfic^tlic^ ben Söefc^Iüffen ber ^onjilien öon
SJtoinj unb 2^ribur im 9. ^a^i^^unt'ei^t ju ©runbe (Rabani
Mauri Opp. Colon. VI, 119). §ilbenbranb (a. a. D., @. 102)
füf)rt au§ bem ^a^x 799 folgenben S3eftf)IuB einer Äirc^enoer-
fammlung ju Stei^ad^ in Stieberbaiern on: „^ouberer, (Senger
unb SBa^rfager foHen ficf) entfd^ulbigen mit einem glül^enben
et)fen unb brenntiaifen SSaffer, fo jie ha§ mit bloßen
^änben anrüeren unb borinn greifen, inennS it)nen unfcEiuIbig ift,
f ollen ft) entjd^ulbigt fein." S)er Slbt S)efiberiu§ üon aJtonte
(Jaffino, ber f:j)ätere ^apft SSiftor III., fie^t bie Feuerprobe aB
etwo§ burd^aug 3i^Iäffige§ an (Migne, P. L., 149, 1011).
S)o§ ^ongil üon Xribur (895) fc^rieb bie Feuerprobe bei
fd^tüeren SSefc^uIbigungen öor (Hard. VI, 446). 2)a§ ^on§il üon
2Sorm§ (865) beftimmte: „SSenn ein S3if(i)of ober ^riefter eine§
9)lorbe§, ©£)ebruc^§ ober 5S)iebfta{)I§ befd^ulbigt ift, fo foH er für
jebeä einzelne SSerbred^en bie SDteffe lefen unb bie Kommunion em«
pfangen, um ficf) unfd^ulbig ju geigen." S)iefe SSeftimmung ift in'§
!anonifc^e Stecht aufgenommen Sorben: Decr. Grat. II p., C. 2,
c. 26, qu. 4. S)ie Stonnen be§ ^lofterS 83ifd^of§^eim mußten
burd^ bie ^reujeSprobe if)re Unfd^ulb betüeifen, oI§ im ^lofterteic^
ein neugeborenes Mnb aufgefunben föorben tnar (Rudolph Fuldens.,
in vita S. Lobiae c. 15).
2lm be!annteften ift bie Slbenbma^lSprobe 2otf)ar§ üonSot^'
ringen üor bem ^apfte |)abrian IL in SJtonte S^affino im
Sa^re 869. ©§ l^anbelte fid) barum „nad^gutüeifen", ba| Sott)ar
mit SBalbrabe feinen ®efd^le(^t§üerfel)r gehabt ^aht (Regino,
III. StBerglaube im Mgemeinen. 267
Chronic, ann. 869; Hincmar Rem. Annal. ann. 869; Du Gange
s. V. Eucharistia).
S8ei 9}?ön(f)en unb ©eiftlid^en tüurbe bie SlBettbma'^IS^robe an»
gewanbt, um i§nen ben (Sib gu erfroren (Conc. Tribur. ann. 895,
c. 21; Hard. VI, 445). (Sine SBormfer S^nobe öom ^a^xt 868
berid^tet: e§ fommt oft tor, ba^ in ^löftern gefto^Ien tnirb; bie
Ttöndjt fotten bann, „um fid^ öom SSerbac^te ju reinigen, ben
Seib unb ba§ S3Iut unfere§ ^txvn Sefu ßtirifti empfangen" (Hard.
V, 740). ^a§ ^ouäil üon ©^alonS (894) legte bem mönä) unb
©ubbiofon ®erf)arb üon t^Iaoignt), ber befc^ulbigt njar, ben
SSifd^of Slbelgar oon^tutun ermorbet ju f)aben, bie 2(benbma^I§=
probe auf (Hard. VI, 433). ^n berfelben Söeife mu^te fid^ Söifc^of
©ibid^o üon Spei er üom 9?erbac^te be§ (S§ebruc^e§ reinigen
(Adam Brem. bei Hard. VI, 1009).
3lud^ ^äpfte l^aben üon ber 2tbenbmat)I§probe ©ebrauc^ gemacht,
fo ©regor VII. §u ßonoffa, um fic^ gegen ^einricf) IV. üon
ber Söefc^ulbigung ber ©imonie gu reinigen. 2)er ^apft fprad^
babei bie SBorte: „2)er §err foü micE) mit p(ö|Iid^em jTobe be-
ftrafen, tt)enn tcE) frf)ulbig bin." S)ann t^eiüe er bie |)oftie, na^m
einen S^eil felbft unb reichte ben anbern ^einrid^ mit ben SSorten:
„%^nt, 0 Soi)n, baffelbe! SBenn bu bii^ unfc^ulbig toei^t, fo nimm
biefen §meiten X^eil be§ üühtä ßfirifti unb beioeife bamit beine
Unfrf)ulb" (Lambert Hersfeld. ad. ann. 1077: M. G. S. S. 5,
259; ^efele, ^onjiliengefc^ic^te V, 97, 2. Sluflg.). 9fcaiü bemerft
Ijiergu bas ultramontane „^irc^enlefüon" (V, 923]: ,.Uebrigen§
!om biefeg Drbate balb au^er ©ebraud^, ftieil man anfing (!), e§
für eine Sßerune^rung be§ @a!rament§ ju galten. "^
3flid^arba (®ema{)Iin ^arl§ be§ S)icfen), be§ S^ebruc^g
angesagt mit Suitmarb, Söifc^of üon SSercelü, reinigte fid^
üon biefem SSerbac^te burcE) bie SBafferprobe (Herm. contract.
1 SJianci^e neuere gorfc^er erüören ben 93erid^t über biea Crbale üon
ßanoffa für eine ^^aM. (Stengel, ©fröre r?, ©(^ubart fjalten bie STtjat*
fäd^Iic^feit bt§ SSorgongeä für öerbürgt; SRanfe unb ©iefebrei^t äußern
fid^ gttjeifelnb, innere, au§ ber religiöfen Stnfdjauung ©regor VII. ent=
nomniene ©rünbe fprecfien jebenfaE^ nic^t gegen ben Vorgang. Selbft ber
Sat:^o{if 9}lorten§, berba-? „.^liftDr^en" üerroirft, mu§ geftef)en: „©regor VII.
aU ^inb feiner Qett tuirb bie i^bee ber ®otte^urtf)eiIe nic^t üerttjorfen fjaben"
(®regor VII., Seipjig 1894, I, 129).
268 B»etteg 58ui^. «ßapftt^unt unb StDerglaube.
ad an. 887, Bei SDlajer, ®fc|t. ber Drbalien, @. 33). ^aioh
öon ^önigS^ofen, in ber „GtjäffifcEien S^ronif", Berid^tet audE)
oon einer ?5ener:probe ber 3flid^arba: „ba§ [i^re llnf(^utb] be=
werte 9lic^arba bamit, ba§ fie ein getoäc^fet §embe [ein ttiäd^fern
|)emb: anbat unb bamit in ein %im ging, unb Bliebe unoerfel^rt
üon bem f^üer" (Bei SRajer, n. o. £., (S. 34). 2(uc^ bie ^aiferin
^unigunbe, bie @emat)Iin ^einrid^ IL, foll, um i^re Unfc^ulb
ju bett)eifen, mit Bloßen gü|en üBer ättjölf gtüf)enbe ^flugfd^aren
hinweggegangen fein (S. Pistorius, S. S. rer. germ. I, 1091, Bei
SJ^ajer, o. a. £>., @. 35). 3" l^ie ^o^em Stnfeiien fird^Iic^er (Seit§
bie ®otte§urt:^eiIe ftanben. Beweif en tierfct)iebene Stetten Bei ©regor
oon Sour§ unb S^imoin, j. $8. „Subioig, ber Sol^n Sonig Subwigl,
ließ 10 ^IJJänner bie SBaffer-- unb 10 äJlänner bie geuer^roBe
Befielen" (Greg. Tur. II, de mir. c. 19; Aimoinus, V, c. 34).
S3ifc^of Söurd^arb oon SBorm§ oerorbnete, wenn jemanb BefcEiuIbigt
fei, fülle er fid^ nidEit burd^ ben gib, fonbern burd^ ben 3tüeifampf,
ober burd^ bal glü^enbe ßifen, ober ha^ fiebenbe SiSaffer reinigen:
non se expurget juramento, sed aut duello aut ferro ferventi
aut aqua bullienti (Sd^onnat, ©fd^t. ber Äird^e Oon 2Borm§, ©. 48).
S)er 2IBt Sefiberiug öon 9JJonte Saffino, ber fpätere ^apft
SSiftorlU. (1086— 1087i, ber unmittelbare 9^act)foIger Tregor VII.,
Berid^tet, ta^ Bei einem Streit gwifd^en bem SSoIf unb bem Sifd^of
oon glorenj ber 2tbt ^o^anneS oon SSallumbrofo gur @d^Ii(^^
tung be§ Streitet ein ©otte^urt^eil angeorbnet ^abt: Qmd 8d^eiter<
Raufen oon 12 gu§ |)i3^e unb Sänge, im Stbftanb üon !aum 2 gufe
werben errid^tet, angejünbet, unb ber ^riefter ^etru§, nad^ ©ar*
bringung be§ SO^e§opfer§, mit bem 9J?e^geWanbe befteibet, tritt
jwifd^en bie brennenben @d§eiter|aufen mit bem @ebet: Stllmäd^tiger
©Ott, id^ bitte bid^, la^ mid§ unöerfel^ii: bleiben, wenn ber $8ifd§of
biefer Stabt fimoniftifd^ ju feiner SSürbe gelangt ift, la^ mid^ oon
ben Slantmen üeräel)rt werben, wenn wir iljn fäifd^Ii(^ bejidEitigt
l^aben. „£)^ne hal^ i^m ein |)oar oerIe|t würbe, ift er burd^ bie
glammen gefd^ritten" (Migue, P. P. L. 149, 1010 ff.). ^ap\i SSiftor
leitet biefen ©erid^t mit ben SBorten ein: STäglid^ fe^e man bie
SBunber ©otte» fid^ erneuern; fein B^i^eifsi olfo, ha'^ er felbft öon
ber ©^riftlid^feit ber ®otte§urtt)ei(e burd^brungen war.
Gin ^riefter, Suitpranb, ber ben S3if(^of oon 9}JaiIanb eben=
III. 2(6ergtaube im 2lIIgem einen. 269
falls bcr (Simome Beftf)ulbigte, „6eh)ie§" feine S5ef)au)3tung, tnbem
er am SJJittiüoc^ in ber (I[)orittocf)e 1103 nnter bem @ebete: §err,
in beinern Spanien la^ mir |)eit tt)iberfaf)ren, hnxä)'§> ?5euer ging
(9J?uratori, ©fd^t. üon Stauen, Sei^jig 1747, VI, 521 ff.). 95ifc^of
S3ricciu§ tion Xour§ reinigte fid) üom SSerbad^t be§ (5!^ebrud^e#,
inbem er untierle^t glüljenbe ^ot)Ien bi§ 5um ®raBe be§ ^t SJ^artin
trug (Greg. Tur. Hist. I, c. 1).
Sn ben ^a^ren 1172 unb 1183 läfet ber (gr§t)ifc^Df öon gieimg
an öielen ^e^ern bie ^ßroBe be§ glüf)enben Sifen§ oornel^men
(Annal. Colon, max., M. G. 17, 784; Fredericq, Corpus I,
45. 50].
Qu ©ambrai Werben im ^a^xt 1217 biele ^e^er auf Se--
feM be§ Sifc^ofä ber ^robe mit bem glül^enben ©ifen unterworfen;
lüer fie nid)t beftanb, b. (}. men hax' ©ifen brannte, mar überführt
unb öerfiel bem ©d^eiterliaufen (Caesarius Heisterbac, Dialogus
miraculorum I, 132'' .
21I§ im Satire 1212 ad^t§tg ^e|er (SBalbenfer) in Strafeburg
burd^ ben 93ifc^of unb SDominüaner^Snquifitoren öerbrannt mürben,
boten bie Snpuiiitoren ben 2lngefc§ulbigten üor^er §um S3emeife
ber Unfc^ulb ba§ ©otteSurt^eil be§ glüf)cnben (gifen§ an. 2>a§
^aupt ber ^e|er, ber ^riefter !3o£)anne§, gab bie fd^öne ^Intmort:
er fei tuol)! bereit, für feinen ©tauben nic^t nur feine ^anb, fonbern
aucf) feinen Seib üerbrennen ^u laffen; aber er merbe nie burd^ ein
®otte»urt^eiI ®ott tierfudtien (Annal. Marbac. M. G. 17, 174,
tattner, ^onrab üon SJiarburg, (g. 43). Stifo ber „^e|er" öertritt
ber „atteinfeügmac^enben Sirdje" gegenüber ben rii^tigen d^riftlid^en
©tanbpunft unb mirb bafür oerbronut! S8gtd§. oben S. 105.)
SSon biefem ©tra^urger ®otte§urtf)eiI erjä^It S^aefariu§ üon
^eifterbad): einer ber ^e|er ^aht fic^ auf bem SBege jum ©d^eiter«
l^oufen be!et)rt; barauf fei bie burd^ bie ^robe mit bem Iiei^en
(Jifen entftanbene S5ranbmunbe an feiner ^anh ^lö^tic^ gef)eilt;
burd^ feine %xau fei er lieber §um Sftüdffatt öerleitet morben, barauf
fei bie SBunbe mieber oufgebrod^en, unb er unb feine 5rau feien
in bie nod) glimmenben @d)eitert)aufen gemorfen (Dial. Mirac. III,
16. 17).
2;ritl^emiu§ bertd^tet, ha% ber 3Ibt 9lurart oon Simburg
im Solare 1224, um fid^ öon einem SSerbad^te ber Slutfdianbe ju
270 Qwtitt§ 93u(^. ^op^tt^um unb 2l5ergIauBe.
reinigen, Beim ©enuffe „be§ SetöeS S^rifti" folgenbe SBorte ge--
fpro(^en ^abe: „Unb menn e§ anber§ i[t, aU ic^ gefagt unb ge--
fc^ttjoren ^abe, bann fotl biefer öeib unfereS §errn ^eju (Sl^rifti
ni^t bur^ meine ^ef)te ge^en, er jott in i|r 'Rängen bleiben, er
foH micf) ertüürgen, er foll mic^ erftiden, er foH mic^ tobten, je|t
in biejem Slugenblirfe" (Chronic. Hirsang. ad. ann. 1224).
2luf bem Sonjil bon SSerona(1184 beftimmte^apft Suciu§ III.,
ba§ bie ber ^e^crei SSerbäd^tigen ben ©otteSurt^eilen ju unter»
werfen feien, „gemä^ ben Sitten i^re§ 2anbe§" juxta consue-
tudinem patriae^. 333a» unter „ßanbeSfitten" §u üerfte^en fei, fagt
fe^r beutlid^ bo§ ^onjil öon 9teim§ (1157): „2öer fid^ [öon ber
ße|erei] reinigen Witt, \oU ]id) reinigen burtf) ha^ gtü^enbe Sifen"
(Mansi 21, 84.3i. Qm ^a^re 1167 „reinigten" fid^ §wet ber
Meieret SSerbäd^tigte §u SSejela^ burd^ bie SBaff erprobe (Rec. des
hi3t. de France XI, 343—344). (Sin ©eiftücfier su 3trra§ muBte
fic^ öor bem SBifc^of ber Feuerprobe unterwerfen; er beftanb fie
ntd^t unb mürbe al§ ^e|er öerbrannt (Frederick, Corpus, p. 45).
93alb barauf (1183) würbe eine gro^e ^tnjaf)! 2(ngef(^ulbigter ber
SSaffer-' unb {Feuerprobe unterworfen; fie beftanben — wie natürlich
— nic^t unb würben öerbrannt (Rec. des bist, de Fr. XVIU,
555). ^m ^a^xt 1114 mußten fic^ tierfc^iebene ^erfonen üor bem
Sifd^of üon @oiffott§ burd^ bie SS?offerproBc reinigen. S)er Sifdjof
Ia§ bie SDJeffe, bie 5tngeflagten empfingen bie Kommunion, bann
würben fie in'g SBaffer geworfen.
2)er ftrd^tid^e S^arafter ber Drbalien, i^re Singlieberung
in ben fird^Iic^en 9^itu§ fte^t unbegweifelbar feft. greunb unb geinb
finb barüber einig. So fc^reibt ber ^rafibent be§ Saffation§f)ofe§
ju ^ari§, 2onon (Histoire des Tribunaux de Tlnquisition en
France, Paris 1893, S. 296): „®ie ^ird^e ^at einen großen 2tn-
t^eil an ben Drbalien. Sie ^at fid^ nid^t bamit begnügt, fie
at» eine „®ewo^nf)eit" mit in ben Sauf ju nehmen; fie ^at fie
geheiligt, fie l^at fie mit i^rem 5Ritu§ umgeben, fie l^at Bei il^rer
Slnwenbung ben ^riefter neben ben 9?id^ter gefteüt. ®ie päpftlid^e
@efe|gebung fetbft ^at fie au»brüc!Iic^ gebilligt §um Qtotdt ber
llnterbrücfung ber Äefeerei. Sd^on in bem (S^eftreit §wifc^en
Sot^ar II. unb 2;eutbergo beruft ftd^ ber ©rjbifd^of |)incmar
bon 9t ei ml auf ba§ @otte§urtf)eiI be§ falten Sßafferl (Judicium
III. Slberglaube im Sttlgemeinen. 271
aquae frigidae unb begrünbet bie 83ere(f)ttgung biefe§ ®otte§urt^eif§
burc^ einen S^ergteid^ mit ber ^aufe!"^
Saä ®Ieid^e geftcfit ber ultramontane §ilbenbranb:
„S)ie Drbate ftanben in einer nähern unb innertic^ern Se--
gietiung §ur ^rc^e burrf) bie Siturgic. ©er regelmö^ige Drt
ber SSoüjtel^ung lüar Bei bem Sifen^ unb Iiei^en Sßafferorbal n)ie
bem geweiften S3ij'fen bie S^ird^c. SSor^er ging eine SSorbereitung
burd§ Soften unb ®e6et. [^n faft allen alten 3ftitualen finben fic^
jogar eigene j^ormutare für aJZeffen, bie nur üor @otte§gerid^ten
gelefen würben. 9J?an Bebenfe babei, h)elc|e überragenbe unb ganj
einzigartige Stellung bie SO^ieffe im fat^olijd^en K^riftent^um ein=
nimmt.] ^n ©egenwart üon Bingen [unb öor allem in Ö5egenh)art
beä ^rtefterg] !am e§ bann jur tüirüicfien ©jefution. ^§ tuurbe
bie Snüofatio öorgenommen burd^ ba§ ^i. ^benbmal^t, ha^ ber ju
^rüfenbe, toenn ber ^riefter §ur Kommunion in ber 9JJe[fe ge=
fommen tüar, empfing. S)ann Warb über ba§ ©ifen, SSaffer u. f. ft).
ber ©jorjiämuS gef^rod^en. ?iun folgte bie ^Ibjuration be§ (5tfen§,
2Baffer§ u. f. Jü. unb be§ 93efd)ulbigten. @ebete, Ermahnungen,
nid^t fdE)uIbig jum Drbal gu fc^reiten, enblid^ SSorftc^t§maBregeIn
gegen @intüir!ungen be§ @atan§ ju ÖJunften berer, bie fid§ t^m
burc^ ba§ 35erbred§en ergeben Ratten, woju befonberS iia^ 2Bei^=
tüaffer biente, bilbeten bie übrigen S3eftanbt^eile biefe§ feierltd^en
SSorgange§" (a. o. D., O. 105—109).
9Jiartene fDe antiqu. eccl. rit. III, <S. 462 ff.) !^at bie ürd^Iid^en
©cbräud^e unb ®ebete bei ben üerfd^iebenen @otte§urt^ eilen gefammett.
6inige§ fei angefüf)rt [Sei ber SSafferprobe]: „@ebet: Gr'^öre,
§err, ba§ (Seufzen beine§ fletienben SSoÜel, bamit Wir SSarm^erjigfeit
erlangen burd^ unfern §errn Sefnm ß^firiftum. 5tmen." 2)ann wenbet
fic^ ber ^riefter, mit ben :priefterlicf)cn ©ewänbern angett)an, an
ben S3efcf)ulbigten, ber bie ^robe befte^en foll, mit folgenber „Söe--
fc^tüörung" : „^d^ befd^Wöre birf), o SDienfd^, burc^ ben 1^1. ®eift,
burd^ bie unget^eilte S)reieinig!eit, burd^ ben legten ©erid^tltag,
burd^ bie i)eiügen ^rop'^eten, burc^ i>k ^eiligen Slpoftel, burd^ bie
1 2)te SBorte beg 93if^of§ ^incmot (outen: „Sei bem Urt^eil bei SBafferä
fann ber Sügner nid^t unterfinfen, treil bie burc^ bie S^aufe gereinigte 3latux
bei SBafferl ik öon ber 2üge befledte ?iotur bei 9Jienfc^en nic^t aufnimmt,
jonbcrn üon ftcf) ftöfet."
272 3tüeite§ 93ucf). ^a<jfttf)mn unb 2(bergIouBe.
24 Stelteften, bie ®ott (obfingen, burd^ bie 144,000 unf(f)ulbigen
Sinber, bie für ®^riftu§ geftorBen finb, unb burdE) alle f)eiligen Tlax-
t^rer unb burc^ alle fieiligen S3e!enner unb burc^ atle '^eiligen Sung=
frauen unb burd^ bie ^I. Slaufc, burc^ bie bu n^iebergeBoren fcift, unb
burd^ bie f). f). 9teliquien, bie in biefer ^%^e finb, unb burc^ bie
t}l. SD'Jaria, bie SJ^utter be§ ^errn, unb burd^ atle '^immlifd^en
^eerfd^aaren." ®ann giebt ber ^riefter bent 9lnge!Iagten einen
Sd^Iucf SC3eit)n)affer: „9Jimm biefen ©d^Iud Sßei^waffer, bamit e§
bir nü|Iic^ fei bei ber Iieutigen ^robe." ®ann ge^t er mit i^m
sunt SBaffer, h)o bie ^robe ftattfinben fotl: ber ^riefter befprenge
bie§ SBaffer reidtilid^ mit SBei^föaffer unb beräud^ere e§ mit SSei^»
raud^. ®ann er{)ebe er 5tugen unb §änbe gum ^immel unb f|5red^e:
„|)err 3efu§ ®t)riftu§, gieb ein Sd6)tn, ba^ tt)ir er!ennen, ba^ hu.
gebenebeit bift öon (Sn)ig!eit ju ©föigfeit. 2tmen." „^c^ befcE)tt)öre
bid^, !alte§ SBoffer, bei SSater, So^n unb ^l @eift, unb bei oHen
©ngeln unb ©rjengeln, bei 9}laria, ber SJiutter be§ ^errn, bei ben
üier (gtiangeliften, bei ben 12 St^ofteln unb ben 12 ^ro^p^eten: n)enn
biefer 9}?enfrf) fd^ulbig ift, nimm if)n nid^t auf, fonbern ber |)err
ntocfie, ha'i^ er auf beiner Dberftödtie fdf)n)imme. ^c^ bitte bid^, §err
^efu E^rift, la^ fein S8Ienbtt)erf, feinen ^^eufel^fpuf oorf)errfd^en.
ߧ ergeige fid^ beine Straft! SBenn biefer SDJenfd^ fcEiuIbig ift, fo
ne[}me i^n ba§ SBaffer nic^t ouf; ift er unfdf)ulbig, bann |)err
Sefu ©firift, madEie, ba^ er untergehe."
[SBei ber ^^euer^robe]: „^err, gerecfiter 3fiic^ter, ber bu bift
ein Urf)eber be§ ^rieben unb ber bu mit ©ered^tigfeit rid^teft, \üix
bitten bid^ bemüt^ig, ba^ bu biefeS ßifen fegnen + unb + t)eiligen
rooüeft, bamit, menn er [ber 21ngeflagte] unfd^ulbig ift, er e§ un=
üerfe^rt in feine §änbe nehmen fann, burd^ (J^riftum unfern |)errn,
2tmen!"
[83ei ber ^robe be§ geloei^ten 93iffen§]: „§err ^^\n
ßfjrtft, ber bu ba§ lebenbige Sorot bift, ba§ üom |)immel geftiegen
ift, ber bu mit fünf SSroten fünftaufenb 9)JenfdE)en gefättigt t)aft,
fegne, to'ix bitten bidE), biefe§ Sorot unb biefen ^öfe, bamit er [ber 5tn»
geftagte], n)enn er fc^ulbig ift, ta§> SSrot unb ben ^öfe nirfit ^erunter-
f(i)Iuden fann, fonbern auf bein @e:§ei| feine ^ef)Ie jufammen--
gefd^nürt rterbe, ta'iß er ben Söiffen fofort n)ieber üon fid^ geben mu^."
3lIIe biefe Zeremonien unb ©ebete be§ ^riefterS fanben in ber
III. StBcrgtoube im 3IIIgemetnen. 273
^rd^c ftatt h)ät)renb ber geier be§ SQleBopferS. ®er ^rieftet reicht
benen, bie eine ^robe beftefien fotten „ben Seib be§ ^errn" unb
f;)rid^t babei: „ber Seib unb ba§ S3(ut unfere§ £)errn 3efu S^irifti
fei eurf) ^eute ^um SöeireiSmittel". ©in anbetet SSei^egebet bei ber
^robe be» geh)ei£)ten S5i[fen§, ta^ ber ^riefter fprad^, lautete: „Segne,
0 (Sott, biefe§ S3rot unb biefen Safe mit beinern göttlictien Segen,
bamit burd) beine St^oftel fein [be§ Slngeflagten"! @rf)Iunb unb feine
Se^Ie fo jufanimengebrücft merbe, ba^ er, tt)a§ er oon biefem
S9rot unb Safe in fic^ aufnimmt, beüor e§ in ben 9J?agen tommt,
mit blutigem 5(u§tt)urf wieber üon fi(^ giebt, fo ba^ er, burdf) bein
l^eiüge» Urt^eil überfüf)rt, gittere unb feine Smutje ^ahe., b'il er befennt."
[Sreu§e§probe]: 2)te ftreitenben ^arteten ober ii)re BUH-
öertreter mußten on einem Sreujc ftetien; hjer juerft bie 3lrme
finfen Iie§, ^atte oerloren. S)iefe ^robe ftanb in großem ^n--
fef)en. '^m 8. Safli^f^unbert war ein ©treit au§gebrocf)en jroifc^en
®eiftUd)feit unb 33ürgerf(i)aft SSerona'§. ^ebe Partei fteüte
einen iungen ©eiftlii^en für bie Sreuje^i^robe. Seibe ftanben tüä^=
renb eineä |)oc^amte§ (feierlirfie SJfeffej am Sreuje, bi§ ber (Sine
^albtobt äur (ärbc fan! (üghelli, Italia sacra V, 610). 3Iuf bie
gteid^e Steife würbe 775 ein Streit jwifc^en bem S3ifct)of oon
^ori§ unb bem Übt üon St. S)eni§ entfc^ieben (Mabillon, de re
diplom. 6, n. 51).
STro^ öieler SSerfuc^e, bie ^äpfte öon i^rem 2(nt^eile an hm
Drbalien ju befreien, bleibt biefer 2{ntf)ei( eine gefcEitc^tfiiic ^bat^
fad^e. Srftenl bulbeten fie ^a^r^unberte lang bie (55otte§urtbeiIe,
unb gloor umfletbet mit ©ebeten, ürc^Iid^en Zeremonien unb felbft
iin gewollten ^uf^ntmenl^ang mit ber SJJeffe; fie bulbeten babei
Sa^rf)unberte lang ben un(f)riftli(^ften 9}äPraud) ber für ba§
fatl^olifc^e ©f)riftent^um, beffen „gottbeftetlte" |)üter fie waren,
'^eiügften 2)inge: (5)ebete, Zeremonien, Sreuj, Sird)e, Stltor, 9}ie^=
Opfer, 5(benbma^(§feier. 3^eiten§ bulbeten fie ^a^x^imttxU lang,
baf; Sonjilien, 33ifd^öfe unb fieroorragenbe Sirctienfd^riftftefler für
bie Beibehaltung ber (5}otte§urt!^eiIe mit i^rem 2Infe^en eintroten,
ja fie gerabeju oorfd^rieben. ® ritteng unterzogen bie ^äp)k fid^
fclbft biefen @otte§urtf)eiIen; fo ^elagiuS, Seo III., |)abrian II.,
©regor VII. SSierten§ finb minbeften§ jwei ^äpfte, Sco III.
unb (Sugen U., bie Urf)eber oon ®otte§urt^eiIen, i^re (Sinfü^rer
0. ^oenSbroec^, '^Japflt^um. I. is
274 BttJ^it^^ ^"^- ^apfttf)um unb ^Iberglaube.
in einzelne ßänber gelüefen. ®ie 2lu§fagen ältefter Slituale barüBer,
bie 9J?artene gefammelt ^ot, laffen ftc^ burtf) feine 2Iu§Iege!unft
l^iniüegbeuten: „®iefe§ @otte§urt§eU", l^ei^t e§ ba, „fc^ictte ber
?tpoftoIif(f)e §err ; Dominus Apostolicns ftel^enber 9lu§bru(f gur
SBe^eic^nung be§ $apfte§] narf) granfretc^, bamit burd) bieje S3e=
fditüörung unb burtfi biefe§ @otte§urt^eiI be§ folten SBafferö bie
SBa^rlieit er'^etle." „^iefe§ ®otte§urtf)ei( fe^te auf Sitten öubtoigS
ber ^eilige ©ugeniuS [ber ^apft] ein" (a. a. D., II, 933; Baluzius
Capit. reg. Franc. II, 646 .
©ewifi f)aBen jic^ oucf) ^äpfte gegen bie ®otte§urt{)eiIe oug=
gej^ro^en. Mein bie§ gefc^a^ ni(f)t nur nac^ ^a^r^unberte langem
ürd^ücEien S3ejte^en biefer hjiberc^riftlid^en Unfitte, jonbern bte§
päpftü(^e Gingreifen föar nur ein me^r gelegentliche^, fein eigent--
lic^ grunbfäp^eg. <So jagt ^apft 9HfoIau§ I. in einem SSriefe
an ^arl bcn ^a'^Ien öom ßJotteSurtfieil be§ 3iüetfam^3fe§ nur:
nirgenb§ fei bie§ @otte§urt|eiI „aU ©efe^ (lex) oorgef (^rieben";
bieienigen, bie e0 übten, „fcöienen" ®ott ju t>erfu(f)en (Hardnin, II,
326). Sn gleichem (Sinne Beamnortete $apft Stephan V. eine
SInfrage be§ 58ifd§of§ öuttbert üon ajlainj (Bevardi, Grat,
can. III, 364). So§ ^on^il tjon SBorm§ (868 ^tte feftgefe^t,
ha^ ©Itern, bereu ^inber bei iJinen im 95ett erbrürft gefunben
Ujürben, fid^ burc^ ha§ @otte§urtt)eiI be§ glü^enben @ifen§ reinigen
foHten. 93ifc§of Suitbert üon SD'iainj I)atte $8ebenfen ; er toanbtc
ftc^ nac^ 9tom, unb ^apft Stephan V. nal)m nidit etttja biefe ®e*
legen'^eit Ujal^r, \xä) aU „l^öc^fter Se'^rer ber SSa!^r!^eit" gegen biefen
Unfug grunbfä^Itd^ au§sufpre(fien, fonbern, UJte felbft |)tlben'
branb gefte^t, „er mipilligte biefe SSorfc^rift au§ einem etn3a§
fc^iefen ®efi(^t§punft, ba er bie Drbate al§ eine 5trt Xortur be--
tra(i)tete" a. a. D., @. 116). ©d^örfer fpred^en fi(^ aUerbingS bie
^äpfte Sdesanber II. unb III. unb Suciu§ III. au§'; allein bei
feinem tion il^nen finbet man bie grunbfäfeftd^e SSerwerfung biefel
eingerofteten 9JliPrau(^§ (Ivo, decr. X. 15. c. 7. c. 11. q. 5; Lab-
bens, Conc. XIII, 132. 472. 631).
9}?it föie Wenig ^RacEibruc! bie ^äpfte i^re§ 3(mteg Ujolteten in
biefer ^0(f)n)ic^ttgen 5{ngelegen^eit, ergiebt ficE) au§ bem ungemtn*
berten gortbefte^en ber @otte§urt^eite. ^ur§e ^eit nad^ ber üon
Sltejanber 11. au§gef^jroc^enen 9[<^ipiIIigung oerorbnet ein
III. ^Ibergloubc im Stttgemeinen. 275
^on^xi in ^öln (1083) bie ^roBe mit bem ^ti^tn SBaffer (Sta-
tuta synod. conc. Colon, de pac. publ., bei (SJrimm, jD. 9t. 21.,
©. 924). 'äU Stiejanber III. erflärte, „bie fat^olifcfie ^ird^e
er!enne bie ^ro&e be§ tjeifien 2öaffer§ unb glütjenben @ifen§
nic^t an", üerorbnete ba§ fpanifi^e ^irc^enrecEit bie ^roBe mit
bem l^ci^en ©ifeit (1161), unb ber ©r^bifcfiof üon (Salzburg be*
ftätigte (1171) bem tlofter ©t. SSeit ju gjeumarü in Ober«
baiern ta^ „9iett)t", bie ^robe be§ SSaffer§ unb (Sifen§ innerhalb
feiner ^irc^e üorjune^men (SJ^ünter, SSermifcE)te S3eiträge, ^open=
{)agen 1789, (5. 323; Monum. Boic. V, 238).
moä) im Sß^re 1597 Iie§ ber ©eiftlicfie Safob SticfinS üon
2(I)rlü eiler bei ^ötn eine „Defensio probae aquae frigidae",
SSert^eibigung ber ^aItttjaffer)}robe bruden, ttjorin er bie Sinluänbe
gegen bie SBafferprobe befämpft unb bie ©ntfd^eibung bem '^ap\k
anf)eimftent (Slie^Ier, ©efcEiic^te ber ^egen^rojeffe in SSaiern, @tutt=
gart 1896, <B. 80).
SBie ganj anberl, unb mit tt)elc§er SSirfung fc^ritten bie ^ä^fte
ein beim fc^wöc^ften SSerfudö ber geringfügigften 5lbbrö(felung irgenb
cine§ pä^ftlirfjen gtec^teS?! 2)a fannteu „bie ©tott^alter S^rifti"
feine ©d^onung, ha tourben rücEfic£|t§Io§ bie fdötüerften ^ird^enftrafen
»errängt. Unb f)ier, bei einem ha§ innerfte SBejen be§ ©Triften*
t^um§ anfreffenben ^reb§fc§aben, gefc^iel^t fo gut wie ^lidEitS.
©rft ba§ 4. Sateran-'^onsil (1215) unterfagte bie Umpüung
ber @otte§urt^eite mit ©ebeten, (Segnungen unb fird|Iirf)en ßere--
monien. (Segen bie ©ottelurt^eile felbft fiel aber auc^ {)ier fein
SBort (Labb., 1. c, 955).
3. 93uPüd§er.
®ie atten SBu^buc^er ber römifc^en ^ird^e (libri poenitentiales)
ftnb tiott üon Slbergtauben. ®a§ ^oenitentiale üon @t. ©oUen
au§ bem 8. ^a^r^unbert beftimmt: „@in Qanbtxtx unb Sßetter»
mad^er (inmissor tempestatis) foll fünf '^atjxt Su^e t|un, baüon
brei bei SBaffer unb 93rot. SBer am erften Januar mit einem
Södtein ober einem alten S33eibe fpajieren gegangen ift, fott brei
Sa^re Söu^e t^un" (Cod. Sangall. 150, ©. 323). ®a§ fogenannte
Poenitentiale capitula ludiciorum au§ bem 9. Saf)rf)unbert:
„SQ3er burc| 3auberei bie S^ieberfunft eine§ SSeibeS üereitett (dece-
is*
276 3weite§ Sud). ^ap[ttf)um itnb §lberglaubc.
perit) f)at, foÜ brei Sa^re S3u^e tf)un" (Cod. Vat. fol. 208). ^a§
Poenitentiale Burgundense ou§ bem 8. Sa^rf)unbert : „SSer
tnxä) ßauberei bie S'iieberfunft eine§ SBeibeg üerettelt {)at, fofl fünf
Sa^re Söu^e t^un" (Cod. Buvgund. 8780—8793, Bibl. reg. BruxelL).
S)a§ Poenitentiale Bobiense avL§> bem 7. ^a^rf)unbert ent=
^ölt bie gteid)e S3eftiinmung (Mabillon, Museum ital. I, 2. 393).
®ie tüörtlic^e Übereinftitnntung biefer brei 93uPüc^er ift oI§ 936-
lt)ei§ ber Slügemeintieit biefe§ StberglaubenS bemer!en§h)ert6.
©a§ Poenitentiale Hubertense an§> bem 8. unb 9. ^ai^x-
l^unbert: „Sßer burd) ^^uberei ^emanb gelobtet §at, foü fteben
^a^re SSu^e t^un unb öiele Sltmofen geben. 2Ber Räuberei ge=
trieben l^ot, um SSerliebtfjeit p erregen, foll ein ^a^v bei SEBaffer
unb 93rot 33ufie t{)un, ift er Wönd}, fünf Sat)re, befonber§ wenn
er baburc^ bie 9lieberfunft einer grau öereitelt 1^at" (Martene,
Veterum Script, et monum. amplissima collect., VII, 28).
®a§ Poenitentiale Floriacense ou§ bem 8. ^a^r^unbert:
„SBer burd) 3<iw^c^e^ SSerüebt^eit erregt ^at, foII, toenn er Saie
ober ^lerüer ift, ein ^a^v, wenn er SDiafon ift, brei ^al^re, wenn
er ^riefter ift, fünf '^ai)xt, baoon jwei bei SBaffer unb S3rot, ©ufee
tf)un, befonberS wenn er bie 5Jiieber!unft einer %xavi üerl^inbert 'i^at
(Sin Biiitberer ober SSettermadier foU fieben ^a^re S3u§e t^un,
baüon brei bei SSaffer unb S3rot. SBeiffager ober SSogelbeuter
foHen brei ^a'^re bei SBaffer unb 58rot 93u^e tt)un, tneil @oIcl^e§
teufelifc^ ift" (©c^mit;, 3)ie ^ßupüdier, ©üffelborf 1898, @. 343).
2)a§ Poenitentiale Vindobonense aii^ bem 9. '^a^x»
tjunbert: „SSer burd^ Qanhtxd ^emanb gelobtet ^at, fotl fieben
Sai)re 93u|e t^un; wer burc^ 3flii^e^ci ^erliebtl)eil erregt f)al, fofl,
tnenn er Klerifer, ein Snf)r, trenn er ^ia!on, brei ^a^re, lüenn er
^riefter ift, fünf ^al)xt Su^e tl)un, baö on ein Saf)r bei SBaffer
unb S3rot. 2Ber SBa^rfager ober SSogelbeuter ift, fofl brei ober
fünf Saf)re «u^e tl)un" (Sc^mil, a. a. D., @. 352).
®a§ Poenitentiale Merseburgense auä bem 9. ^ai^x--
l^unberl: „2Ber burd) Qaubtxd '^tmanh gelobtet |at, fofl fieben
^a^re ^u^e t^un, babei brei bei SSaffer unb Sorot. 2öer burc^
3auberei SSerüebt^eit erregt i^at u. f. m. SBa^rfager unb SSogel'
beuter foflen u. f. w. (SRerfeburger ®ombibIiotf)e!, Cod. 103).
®Q§ Poenitentiale ecclesiarum Germaniae au§ bem
III. 9(6ergtaube im allgemeinen. 277
11. ^afir^unbert: „6a[t bu ^^uberer um 9lat^ gefragt? 2)ann
jollft bu §tüet ^sa^xt 93u^e t^un. öaft bu 3^"^^^' o^^i^ Xeufet§=
lieber über ^rot unb Kräuter gefprod)en? Sann foüft bu jtüei
3af)re 93u§e tf)un" (Sc^mit a. a. 0., @. 422). i
S)ie Summa de judiciis omni um peccatornm au§ bem
13. Satir'^unbert: „SßSer bem Xeufet opfert im kleinen, foü ein
^a^r, wer im ®ro^en, foll ge^n ^a^re Sufee tt)un. Qan'bzxtx,
^ejenmcifter unb SBettermad^er, bie mit §ülfe be» Seufetg ben
«Sinn ber 9}?enfd^en berücten, feien tierftud^t."^
®ie fogenannten Canones Gregorii au§ bem 9. ^a^v^üntzvt:
„Sßenn ein 2Bei6 ben ©amen i^re§ SWanne§ in bie 8peife mifc^t,
um feine größere Siebe §u gewinnen, fo foII fie brei "^a^vt S3u^e
t^un" (@c|mi^, a. a. D., @. 541).
2(u§ bem fogenannten Excarpsus Cnmmeani (Summean,
S(bt auf ber 3nfel ^ona) au§ bem 8. ^a^r^unbert: „5Ser un»
rcinc§ ober öon wilben 2;^ieren gerriffeneS gleifc^ ißt, foü 40 ^age
S3uBe t^un. 33}enn S5öge( i^ren Unrat^ in eine glüffigfeit fallen
laffcn, fo folt ber Unrat^ t|erau§ genommen trerben, bie f^Iüffigfeit
foH mit gettjet^tem SBaffer gef)eiligt werben, unb bie (S|3eifc ift
wieber rein, gällt ein S3ogeI [(Spi^mauS ? : sorix ober sorex?]
in eine ?^Iüffig!eit, fo foH, Wenn ber SSogcI lebenbig war, ber
5;runf mit geweifitem SSaffer befprengt werben, war er tobt, fo foII
ber Xran! auggegoffen unb "Da^ @efä^ gereinigt werben. S5ögel,
bie in 9Je|en gefangen unb erbroffelt werben finb, fotten nid^t oon
SDiZenfc^en gcgeffen werben, weit ba§ 4. Kapitel ber 2(pofteIgefd^id^te
e§ öerbietet. 93ienen, bie einen SD'Jenfd^en tobtgeftoctien ^ben,
f ollen f(^nett getöbtet werben; i^r |)onig barf aber gegeffen Werben.
2öer ?^Iüffigfeiten nimmt, in ber ein SBiefel gefunben worben ift,
foß 93uBe t^un" (Sct)mi|, a. a. D., @. 604 ff.).
' Sie S5>ieberf)ofungen fotlen bie allgemeine 93 er brei tun g be§ gleichen
Slberglaubenä öeranjc^auliciien.
- ^nterefjant ift, ha^ in biefer Summa bie 9ienjat)rgfeier afg ®ott=
lofigfeit unb ?tberglaube beftraft wirb, unb ^toax mit Berufung auf ba§
SabelttJort be^ ^aulu§: ^i)x beobachtet Seiten unb 9Jtonate unb ^ai)u:
„SSer bcf)auptet, am 1. Januar beginne ein neuel ^al}x, als ob nic^t tägtic^ fic^
ein Sa[)r boöenbe, beobachtet ^afjre; biefer Stberglaube foII meit fein oon ben
Wienern ©ottel. 2Ser biefe ©ottlofigfeit treibt, fotl, wenn er SIerifer ift, ein
So^r, roenn er Saie ift, ein l^albea ^a^x Sufse t^un" (®(^mi|3, a.a.D., ©. 495).
278 Qtodtt§ a3uc^. $a^ftt:^uin unb Stberglaube.
®a§ „iöeba-'^gfierffi^e 2)o^^eI|3 oenitential" au§ bem
9. ^al^rliunbert: „$ßogeIbeuter ober 2Sa^rjager joüen 5 ^ol^re,
SBettermac^er 7 ^o'^re SSu^e tljiin. Sl't eine 3Rau§ in einen Siran!
gefallen, fo foH er mit SSeifiiroffer tüieber gereinigt trerben. Sßer
oon feinem eigenen Slute untniffentlid^ ^erunterfc^Iucft, niirb un=
rein; föer e§ wiffentlid) tf)ut, fott 33uBe f^un" (8d;mi|, a. a. D.,
(S. 608 ff.).
4. 5t6Ia^untDefen.
Sn ber öefire üoiu %Ua^ unb in feiner Slu^t^cilung burd^ bie
„(Stattl^ alter ©Eirifti" fterft Bi§ jur l^eutigen Stunbe ein gerabeju
ungel^euerlic^er SSuft be§ toUften StberglaubenS unb be§ fcEiIimmften
2öiberd^rtftentl§um§.
»mit §ülfe be§ 2{6Iaffe§ öerfireiten bie ^äpfte eine „Kultur", bie
e'^er an alle§ 2(nbere, aU an einemenfcfientoürbige 5(uf!Iärung erinnert.
SinigeS öon biefem „®räuel ber SSerlüüftung an ^eiligem Drte"
mu^ iä) mittfjeilen. S<^ benu|e bagu bie befte Duette, ha^^ Söerf
be§SefuitenS5eringer: „®ie 2(bläffe, ii)r SBefen unb @e6rauc|"
(^aberborn 1893, 10. STuflg.). (Sin ^efret ber römifc^en 2I6Ia^^
fongregation üom 31. Januar 1893, beren donfultor S3eringer ift,
t)at bie§ S3u(j^ für „out^^entifd)" erüärt.
„Sie aJiebaille bc§ 1^1. S3enebi!tu§. $ugo üon ©ginS--
fietm im Glfa^, föeld^er fpäter ^apft tt)urbe unb unter bem Dramen
Seo IX. üon 1049 — 1054 bie ^ird^e regierte unb oB ^eiliger
üeref)rt trirb, n^urbe al§ Jüngling üon einem giftigen X^int ge=
biffen unb f)atte in golge baüon bereits gttiei SJionate ba§ 93ett
gehütet. S)a fal^ er auf einmal üon feinem S3ette eine ©tra'^Ien^
leiter bi§ jum |)immel reid^en unb auf i^r einen ef)rtt)ürbigen
®rei§ im SJ^önd^Sgetnanb nieberfteigen, ber mit einem Sreu§e fein
giftgefd^raotteneS Stngefid^t berül^rte unb wieber üerfd^manb. 2;er
pli)^lic^ lüunberbar ©enefene erfannte in bem et)rn)ürbigen ©reife
ben ^eiligen S3enebi!t Sturer bem SSilbe be§ f)eiligen
Senebüt enthält bie 9JJebaitte eine Slnja^I gef)eimni^üotter 'iSnä^'-
ftaben, beren S3ebeutung ein anbere§ aupClige§ Sreigni^ un§
erflärt. ^m Sof)re 1647 würben in 93aiern einige ^ejen ge*
fänglid^ eingebogen, ^m SSerl^öre erflärten fie, ha^ i^r aber=
gtäubifc^eS SSerfa^ren an Crten, Wo ba§ S5ilb be» fieil. ^reujeä
III. 5(5erglaubc im Mgemetnen. 279
fic^ Befunbcn, ftet§ erfolglos geblieben, unb ba^ fie nomentüc^
über ba§ Senebiftinerflofter ajJetten nie ©eiüalt erlangen fonnten;
baraug fei it)nen tiav geworben, ba^ biefer Drt auf befonbere
SBeife öom ^I. ^reuje befc^ü^t werbe. Diadjforfc^ungen im ^lofter
geigten, iia'ji mehrere Stbbilbungen be§ Ijl. ^eugeg mit gewiffen
S3ud^ftaben fc^on feit langem ouf bie 9}iouer gemalt waren. 2)en
©inn jener SSud^ftaben tonnte man aber erft entröt^fetn, ai§> man
in bcr ^lofterbibliot^ef eine au§ bem ^a^xt 1415 ftammenbe
^anbfc^rift fanb, worin ber ^t. Senebüt bargefteßt war, wie er
in ber redeten ^anb einen Btah l)ält, ber oben in ein ^reuj au§*
läuft. Stuf biefem Stab ftanb folgenber $8ev§ gefc^rieben: Crux
Sacra Sit M Lux N Draco Sit Micbi Dux. ^n ber linfen §onb
t)ielt ber |)eilige eine ^opierrotte, ouf Wetdier man bie beiben
folgenben S^erfe lefen fonnte: Vade Retro Satliana Nuq Suade M
Vana Sunt Mala Que Libas Ipse Venena Bibas. S)aburc^ erfannte
man fofort ben Urfprung unb bie Sebeutung jener S5ucf)ftaben auf
ben SJiauern; el waren nämlicf) bie Stnfangabuififtaben ber in ber
|)anbfc^rift gefunbenen SBorte. (£§ ift natürlid^, ha^ in gotge
baöon bie 35eret)rung 5um 1)1. Senebift neu gewecft werben mufete.
Um fie ju ^eben unb bauerlEiaft ^n machen, vereinigte man feitbem
auf einer aKebaiöe mit bem Bcidjen be» 1)1. ^reujeS ha§ Silb be§
^1. S3enebi!t unb bie erwähnten SSud^ftaben. ®iefe SQJebaitte üer-
breitete fid) oon ®eutf(i)tanb f(f)neü burcf) ba§ gan^e fatfiolifd^e
©uropa unb Würbe üon ben ©laubigen aU fi(^ere§ i3c^u|mittel
gegen bie f)öüifdC)en ©eifter öere^rt. 2(uf ber einen Seite ber
aRebaitte fte^t um ha§ 53ilb be§ ^I. S3enebi!t bie Snfc^rift Crux
S. P. Benedict!. 5(uf ben öier getbern, in Welche bie anbere Seite
ber 9)?ebaitte burd^ ben Stamm unb ben Cuerbalfen be§ ^reujeä
get()eilt ift, fte^en bie S3udiftaben C P S B. 2luf bem Stamme
be§ ^reujeä Heft man üon oben nadf) unten: C S S M L. 3Iuf
bem Ouerbalfen fielet: N D S M D. 9ling§ um bal iftreuj fteljt
bie Umfc^rift: VRSNSMVSMQLJVB;fie bebeutet:
Vade retro Satana, nunquam suade mihi vana, sunt mala quae
libas, ipse venena bibas: 2Bei(f)e jurücf Satan, nie öerlocfe mic^
in (Sitelm, Uebel finb e§, bie bu bieteft, trinfe felbft U^^ ßJift
l^inein. 9luf mand^en älteren 2}iebaiIIen fte^t bie Umfdirift: + Z
-fD + JA + BJZ + SAB + Z + HHF + BFRS.
280 Sroeiteg S3ui^. ^apftt^um iinb 5tberglaube.
„@§ ift nic^t nötl^ig, bie Slraft btefer 58efd^tüörung§tt)orte lüeiter
§u erflären, bie ben teuflifc^en Äunftgriffen gerabe ha^^ entgegen»
fc|en, was ber Satan am meiften fürditet. Unsäl^Iige STtiatfac^en
bestätigen, ba| burci) frommen ©eBrauc^ btefer SJiebaiHe ben ©län«
bigen aüer 3^iten ou^erorbentlid^e ®nabenertt)eifungen an Sei6 unb
©eele ju 2;i)eil geworben finb, §umal ©d^u^ gegen ^ran!^eiten,
@ift, ©efa^ren. Um foId)er Knaben tt)eil^aftig ju werben, genügt
e§, biefe SJJiebaitte anbäd)tig ju tragen, beftimmte ©ebete finb
ni(i)t erforberlid). ^a^ft S3enebi!t XIV. ^at burd^ SSreöe öom
12. 9)Jär5 1742 bie SSJiebaille in ber oben bef(f)riebenen gorm gut»
ge^eifeen. SDer ^opft bejeid^net bie oben angegebenen SSefc^wörungS»
Worte al§ üon ®ott felbft ^errüf)renb („Characteribus a Te,
Dens, designatis"^ . Qüv ©ewinnung ber 5tbläffe mu§ bie SKebaitte
öon ®oIb, (Silber, SSronje, Tupfer ober fonft einem feften SJietaü
fein. Sinb bie S3efd^wörung§worte nid^t beutlid^ ausgeprägt, fo ift
bie 3tbla^weit)e §weifelt)aft. 9Jiit ber SCRebaitte finb üerbunben
mefirere üottlommene 5Ibläffe unb Slbläffe auffteigenb üon 40 2;agen
bis 5U 20 Sauren" (@. 350 ff.).
Geringer beruft ficE) l^öufig auf ta^ Suc^ beS berühmten
S8enebittiner=3tbteS ©ueranger: „S3ebeutung, Urfprung unb ^ritti»
legien ber ^mebaitte beS ^I. 83enebift" (SKünfter 1876). ©ueronger
berict)tet über bie SBirfungen ber SlJlebaitle:
„®S ift SEl^atfad^e, ha'^ biefe 9!}iebaitte wirffam angewenbet
würbe: 1. um 3ttubereien unb alle anberen teufelifd)en (äinwirtungen
§u gerftören; 2. um bie 3au'&et:ei öom Drte abäu^alten; 3. um bie
'Illiere, bie öon ber ^eft ober Seud^e angeftecEt ober öon Räuberei
befallen finb, gu l)eilen; 4. um jebem SDienfd^en, ber öom böfen
geinb öerfud^t, getäufdjt ober geplagt wirb, ben notl^wenbigen
Sc^u^ ju gewähren; 5. um bie Sefel)rung irgenb eines SünberS
p erlangen. S)er öertrauenSöolle (Sebraud^ biefer SJ^ebaitte ift
überbieS witffam: 1. jur B^i^ftörung beS ÖüfteS, 2. jur SSertreibung
ber ^eft, 3. jur 2Bieber|erftettung ber @efunbl|eit für S)ieienigen,
WelcEie öon Steinfranff)eiten, Seitenfted^en, fattenber ©ud^t, Slut-
Überfüllung ober 331utfpeien befallen finb, 4. für SKütter, bamit
burd^ ben göttlichen S3eiftanb bie ^inber pr redeten Qdt unb ge»
funb geboren werben, 5. jum Sdiu^e ber 9)?enfd)en öor bem S31i^,
6. jum ©c^u|e ^Derjenigen, weldie öon Ungewitter l)art bebrängt
ni. 5l6erg{aube im Slügemeinen. 281
finb" lt. f. tu. '8. 132). „Qn einer ©egenb oon ^Burgunb fierrfd^te
eine fonberbare ^an!^eit unter bem SSte^. ®a§ Uebet ttjurbe fo
f)eftig, btiB bie ^üf)e beim äRelfen anftatt $DJi(c^ S3üit gaben.
3)iefe ^f)iere ttjurben Jüieber gefunb, nad^bem man tf}nen SS^afjer
ju trinten gegeben, in ha§> man bie 9Jiebaitte be» ^. SSenebift ge=
legt ^atte" @. 58;. „Gine t^rau in einem Spital ber Unheilbaren
n^ar eine tierftocfte <2ünberin unb ftie^ o^ne Unterlaß abfd^euüc^e
hieben, foraie bie öertoegenften ©otte^Iäj'teningen au§, fo ta^ SSiele
fie für oom 2^eufet befeffen l^ielten. SJ:ie barmherzigen Sc^njeftern
fanben, al§ fie bie Äran!e einmal au§ bem S3ett genommen, unter
ibrer SDJatra^e einen mit ief)r oerbäd^tigen ©egenftänben angefüllten
(Bad unb legten an beffen «Stelle eine 2)?ebaitte be§ f). Söenebift.
D^nc 3ttJeifeI offenbarte bie» ber böfe ©eift ber hänfen, benn fie
fu^r bie Sd^hjefter ^eftig an unb beflagte ficf) über ba§ SSegne^men
be§ Sacfel. SJian legte fie ju 33ett; plij^tic^ folgte auf i§r @e^eul
eine auffattenbe 9?u^e, unb fie oerlangte nac^ einem ^^riefter."
„Sine t^rau berührte mit einer 9JJebaitte bie Söeinflafd^e i^re§
bem STrunfe ergebenen 9Jlanne§; biefer fanb ben SSein abfcf)eu=
Ii(^ unb ging in eine Sc^enfe, fam aber nac§ einer Sßiertelftunbe
5urücE unb fagte, ber SBein fei bort nod^ fc^tec^ter. ^n ben
näc^ften "Jagen tranf er nur SSaffer, unb bie ^xaii benu|te bie§,
um bie 3"itt9C öon t^m ju erlangen, ba^ er f)infort feine retigiöfen
^fti^ten erfüllen ttjolle" (S. 76ff.). „^n einem §aufe in 9tenne§
trieben böfe ©eifter i^r SBefen. S)ie ^auSberoo^ner ließen üiele
Steffen für bie S8erftorbenen lefen, für ben j^all, ta'^ eine öer*
ftorbene ^erfon burd^ fold^e B^id^en t^ren SSunfcb um S3efreiung
öon ben Scbmerjen be§ ^^egfeueri ^ötte funbgeben ftioHen. Slllein
bie un^eimlid^e ^lage njollte ni(^t meid^en. ^a begann man, an
ben Ibüren eine 2J?ebaitte be§ ^. ©enebüt auf^upngen, unb al§balb
erfolgte bie gän^lic^e Befreiung. 51ber man I)atte ttergeffen, eine
9Jiebaitte an bie Siiür be§ Setler§ §u befeftigen: bie gan^e S3ol^eit
ber ^öüifc^en ©eifter fcE)ien fid^ nun bort tiereinigt ju ^aben, fo
gro§ war bort ber Särm. 9?un befeftigte man auä) bort eine
3J?ebailIe unb fie^e, bie teuflifd^e 58o§:^eit oerlieB enblid^ iia§ £>au§"
(@. 90). „^m ^a^re 1863 jerbracben täglid^ in einem ßlofter
mehrere Sampen unb Jrin!gläfer auf gan^ unerflärlid^e 25eife.
3Jic§rere SGBoc^en ^atte bie» gebauert, ba tierfielen bie Scfimeftern
282 3*üeitel 93uc^. ^opfttf)um uub Slberglaube.
ouf ben ©ebaitfen, bie SenebiftuS-SOZebaitte an^unjenben, unb fortan
Blieb Me§ in befter Drbnung" ^(g. 63). „Sn einer Stabt rtoüte
ber ©emeinberati) eine Strafe breiter macEien unb ju biefeni Smd
einen %^dl einer üon SSaUfa^rern ftar! befuc^ten ^irc^e ber l^eil.
Jungfrau abbred^en laffen. Tlan befestigte bie SJJebaiHe be§ |ei(.
Söenebüt am 3u|e be» (Stanbbilbe» ber f). Jungfrau, unb wenige
2;age nac^f)er n)urbe ber S3aumeifter, ber ben unglücfüc^en ®e-
banfen gel^abt I)atte, ba§ §au§ @otte§ ju oerftümmeln, ptö|Iic|
!ranf unb ftarb. Seinem 9Jacf)fo(ger leuchtete e§ gleich ein, n)ie
unnü| bie 33erftümmeüing ber Sird^e fei, unb auf feinen Slntrag
njurbe ber ^lan ber ^Verbreiterung ber Strafe geänbert" [<B. 93;.
„(Sine franfe üu^ luurbe baburd) geseilt, bo^ eine S8enebi!tu§mebaiIIe
in "DaS: mit ßleie üermif(f)te Sßaffer getaud^t unb bie§ ber ^u^
gu trinlen gegeben, au^erbem im (Stalle eine SJJebaitte aufgef)ängt
würbe, ©ine mit einer ^autfranf^eit befallene Sa^e würbe babur(j^
geseilt, bo| tägli(^ bie SJlebaiüe in ba§ ®efä^ mit SBaffer getaud}t
würbe, woraus ba§ %l}m tvant." „(Sin ^err @. wollte fein
§au§ einem Slad^barn nic^t öer!aufen, weil biefer fe^r fd^ted^te
^üd^er ^atte unb haS^ ®erücE)t ging, er Ijätte fid^ unb feine f^-rau
bem Teufel oerfdirieben. Xer '^ad^har: broljte, i^n jum SSerfauf
§u jwingen. ®ie ^rol^ung ging fc^neÜ in CirfüUung. Unter bem
SViet) be» §errn &. hvad) eine gro^e Sterblidjfeit au§. 2)ie 3)iilc§
ber ^'ü^e wollte fidl) nic^t in S3utter üerwanbeln taffen, obgleid^
man fie einige SQlale einen ganjen Sag rührte; ©d^aaren üon
3ftatten oerje^rten S(lle§ im §aufe. ^aä) S3erlauf öon 10 Satiren
üer!aufte &. fein ijaug unb begog ein anbereS; aber fein Unglück
fc^ien fid^ nod) öerf(^Iimmert ju i)aben. Qmax tjatte bie fd^recEIic^e
|)auöplage ouf furge 3eit nactigelaffen, weit er in Solge einer (Srb«
fcCiaft in feinem ^aufe ein 3teliquienf öfteren aufbewaljrte, ba» eine
^artüel be§ ^. 9Jiebarbu§, beg |. 2tIot)fiug, be§ ^. ajiammo*
Iinu§ unb ber t). (SJobebertl^a entl^telt. 2lber bie 9?uf)e bauerte
nur furje Qdt . . . ^iad^bem er eine Senebi!tuy=9JZebaitte in§ SBaffer
getaucht unb §u (SJott eifrigft gebetet ^atte, Wufd^ er mit biefem
SBaffer bie 'SRamxn feine§ |)aufe» unb bie 2^ürfc^weüen unb gab
baöon bem SSiel^ §u trinfen. (Sr go^ auc^ einige 2;ro:pfen in ba§
$8utterfa^, unb 20 3}iinuten fpäter befam er bie fdiönfte Sutter.
Sll§ eine feiner ^üf^e bem S^obe na^e war, t)ing er eine SJJebaiöe
III. Stberglaube im 9lIIgemeinen. 283
um i^ren ^aU, unb nic^t lange nadi^er lünr fie tüieber l^ergeftetlt.
^n furjer 3cit tüaxm atte bie fcE) au erlief) en plagen, bie i£)n feit
jo üielen S^^i^en umlagert Ijatten, üerfd^tnuuben" ,B. 120 ff.).
33ei ben Stbläffen ber fogenannten „^'reu§lr)eganbacf)t" f)ei^t e§:
„Xie Sreuje muffen öon ^olj fein, fötc baS Rituale Romanum
[eine „unfehlbare" DueHe] au§brüdli(^ beftimmt, unter ©träfe ber
llngiltigfeit, fo \>a'^ §. 33. ^reuje öon (Sifen, in bereu t)Dt)Ien ütürf--
feiten Iiöljerne ^reuje angebrad^t fiub, bie aber öon ben 33efud)ern
bei ^eujtüegeg nicf)t gefe^en werben, feine§meg§ genügen" (Beeret,
autb. n. 442. S3eringer, a. a. £)., @. 251).
„(Sin unb berfelbe ©egenftaub fann öerfcfiiebene 2tblaf;tt)eit)en
erljalten; fo fann 5. S8. ber nämliche 9tDfenfrau§ bie 3tbläffe ber
^äpfte, ber SDominifaner, ber ^reuj^erren unb bie Sörigittenabläffe
ert)alten. S)ie ©egenftänbe, bie mit Stbläffen öerfet^en lüerben,
muffen au§ bauert)aftem ©toff fein. 9(u§gefci^Ioffen finb be§t)aI6
©egenftänbe öon ^a|3ier, ^ap^jenbecfel, 2einU)anb, Ip^Igebla^
feuern &ia§, @t)p§ unb bergt. 9iact) einer SIntiöort ber t)L Stbla^*
fongregation öom 1. Stprit 1887 tonnen S3ilber au§ Karton»
SJJabera, einer SD^laffe, bie prter al§ ^olj ift, mit 3tbläffen öer>
fef)en merben. Sei ben ^ftofenfränjen finb bie Stbläffe mit ben
hörnern öerbunbeu; barum Ijebt ba§ ^^i'^e^Be« ber Schnur ober
ß'ette bie Stbläffe be§ 9tofenfran§e§ nirf)t auf. ßbenfo öertjält e§
fid^, luenn einige tüenige Körner öerloren gegangen lüören. 9}?an
fann alfo otjue SSebenfen bie J^öruer in eine neue ©c^nur faffen
unb bie oerlorenen Körner burd) anbere erfe^en. 80 ^t bie 1)1.
Stbla^fongregation entfrf)ieben am 10. Januar 1839. dagegen
I)ören bie Stbläffe ficCier auf, wenn 5. 33. bie ^älftc bes 9iofen»
fran§e§ auf einmal öerloren ginge, ober menn eine 9JlebaiIIe fo
fei)r äerbro(^en würbe, ba^ ba§ Silb be» |)eiligeu nic^t mel)r ju
erfennen träre. 5(m 16. ^uli 1887 I}at bie t)I. 2(bIafefougregation
entfd)ieben, ha'^ bie geiDeit)ten ©egeuftönbe, beüor fie öon einer
beftimmten ^erfon in (Sebraurf) genommen finb, o^ne SJerluft ber
5(bläffe burcE) brei, öier ober met)r ^änbe gef)en fönucn" (Geringer,
2 301. 302. 304. 306).
SJ^it au^erorbentlidE) jatilreictien 5tbläffen ift ha^ Siragen be§
SfapuIierS öerbunben. S" ber gefammten fat^oüfdjen Soweit
gebort ha§ ©fabulier ju ben gebräud)Ii(f)ften S)ingen. (?5 bürfte
284 3«eitc§ 93uc^. 5ßapftt:^um unb Stberglaube.
feinen „guten" 6atJ)oüfen geben, ber nicfit ein Sfapulier trüge;
unb sraar Xog unb S^iarfit, ha§ ganje 2e6en t)inburc^. (Selbft
n)ä^renb be§ ^aben§ bet)ält ber „gute" ^att)oIif ha§> Sfapulier an.
93eringer fc^reibt über ba^ ©fapuüer: „(S§ beftet)t au§ jtoei
(Stü(f(^en tüollenen %üä)t^, föelcfie burc^ §n»ei @(i)nüre ober SSänber
fo mit einanber öerbunben finb, ba'^ ber eine ^ud)ftreifen oorn
auf ber ©ruft, ber anbere t)inten stt)ifrf)en ben (Sdiultern ^erob*
i)ängt, lüä^renb bie beiben Sänber über beibc @(f)u(tern ju üegen
fommen. S)er (Stoff ber 8faputiere mu^ SBoüenjeug fein, ntifit
aber ^Baumiüoüe , Seintoanb ober ©eibe, unb ^toax ift gewebter
SSoüenftoff erforberlicf), nicfit geftricEte, geftirfte ober in ä^nüd^er
SBeife gefertigte Stoffe. ®ie j^arbe ift für bie üerfc^iebenen @fapu=
liere cerfc^ieben [e§ giebt braune, fij^mar^e, bloue, rot^e unb n)ei§e
©tapuliere]. 93e5ügüc^ ber ©eftalt mufe ha^ ©fapulier au§ jtüei
öierecftgen <gtücfct)en n)otIenen 2urf)e§ befielen. 5U§ man bei ber
^i. Sfbla^fongregation anfragte, ob and) runbe, oöale ober üief^
ecfige ©fabuliere gütig getüeifjt toerben fönnten, lautete bie Stnt«
tDort: nihil esse innovandum, e§ fei feine 9ieuerung einzuführen,
(Decret. autb. n. 423). SDie @d)nüre ober S5änber, wetcfie bie
beiben S^uiiiftreifen ber Stapuliere oerbinben, machen nid^t einen
tüefentlic^en S3eftanbtl)eil berfelben au§. S)iefe Schnüre fönuen be§«
f)alb Don S3aumn)oIIe, ^^^irn, ©eibe, föie auc^ oon beliebiger ?^arbe
fein, ^ierüon bilbet nur ba§ rot^e ^affion§ffapuIier eine 5(u§«
nat)mc, beffen 53änber gteicfifall^ öon rot^em SBoüftoff fein muffen.
S^rägt man mel)rere Sfapuliere, fo fann man alle an einer einzigen
STop^jelfcbnur befeftigen; befinbet fid§ aber ba§ ^affionSffapuIier
barunter, fo mu^ biefe ©rfinur, bie bann auc^ für alle anberen
©fabuliere bienen fann, üon rotf)em SBottftoff fein. Man mufe bci^
©fabulier immer tragen, bei Xag unb bei 9iac^t. S5^äre man 5. $8.
einen ganjen 2;ag ol}ne balfelbe, fo würbe man für biefen STag
bie Slbläffe ni(i)t gewinnen. Man mu§ bie ©fabuliere in ber
SSeife tragen, ta^ ber eine Wottene S:u(f)ftreifen öorne über ber
iBruft, ber anbere fiinten über bem 9tüc!en :^erabf)ängt. 2öenn alfo
beibe ^uc^ftreifen be§felben Sfapuüer» jufammen oorn ober hinten
an ben 8(|nüren angebrarfit wären, fo ginge man ber Slbläffe ttv
@fapulier§ Oerluftig (Decret. auth. n. 277. 279. 394. 408). Man
fann bie Stapuliere nact) belieben über ober unter ben Kleibern
III. 5(beri5lau5c im 3(ügcmeirien. 285
tragen" (Sermger, ©. 357. 358. 367. 368). „Xa§ rot^c
^affion§jfapuIier fanb unter ben ©laubigen (Singang in «^olge
einer (Srfdieinung, föelc^e ber göttlidie öeitanb im Satire 1846 einer
barm^erjigen Sdjiiiefter §u Xt)eit werben lie^. ''^iu§ IX. genehmigte
am 25. ^uni 1847 "Da^i ^affionöffapulier unb Derfaf) e§ mit ootl-
fommenen unb unt)oIIfommenen 2{blä[fen. 5)a§ blaue Sfapulier
ber unbeflecften (Sntpfängnife ttpurbe am SInfang be» 17. Qa^r»
bunbertg ber e^rföürbigen Urfula S3ertncafa in 5feapel ge-
offenbart. ''^apit ftlemen§ X. genehmigte am 30. ^^anuar 1671
bie» ©fabulier, unb er mie Sl lernend XL, ^iuö IX. unb 2eo XIII.
oerfa^en e§ mit 2lb (äffen" (S3eringer, @. 372. 374). „^aS^erä-
Sef U'®!a|)ulier wnxht huxä) bie feiige 9JZargarett)a SO^oria
Stiacoque unter ben ©laubigen befannt. 58enebi!t XIV. ge»
nef)migte e§, unb ^iu§ IX. ftattete e§ mit 2tbläffen au§. ^n
neuefter 3ett ^at bie Slnbad^t jum (fo!)' §cr3''3efu=@!apulier n)ieber
ftar! zugenommen, jumal in f^ranfretc^, feitbem man im Kriege
üon 187 0 bei oielen 8oIbaten bie munberbaren SBirfungen be»«
felben erfahren ^at" (8. 379). „®ie 2(nbad^t pm (fo!)i braunen
^ armeIiter=j@Ea^uIier, bem öerbreitetften ader 6fapuliere, üer-
banft itiren Urfprung einer berühmten (Srfdjeinung ber SJfutter
@)otte§, tüeld^e am Sonntag ben 16. ^uli 1251 ju Sambribge
in ©nglanb bem f)t. ©tmon @tod, ©eneralobern ber ^^anneliten,
§u '!Il^eiI n)urbe. ^ie atlert)eiligfte Jungfrau geigte bem ^eiligen
ein (Btapülkx unb fpra(f): „2Ber mit biefem ftirbt, lüirb ba§ endige
i^euer nirf)t erleiben." 3:;er getefirte ^a|)ft ^öenebift XIV. er*
flärt in feinem SEerfe: de lestis D. N. Jesu Christi et B. M. Vir-
ginis, ba^ er biefe Srfd)einung fef)r gerne at§ niafir annet)me, unb
ouc^ glaube, ta^ Sebermann fie für ttja^r bauen muffe."
„SKaria f)at auc^ noc^ ein 5n}eite§ ^riüilegium benjenigen ju*
gebadet, meiere ha^ ©fapulier ber iarmeliten anbäc^tig tragen,
nämlid^ ba§ ber balbigen S3efreiung au§ bem gegfeuer. ^icfc
3ufid^erung njurbe bem ^a)3fte Soi)ann XXII. 9JJaria er*
fc^ien biefem ^a^jfte unb üerfprad), bie <SeeIen ber a)>itglieber be§
Sarmeliterorbens fobalb al§ möglich, namentlich am 8am»tage nad^
» Stifo eineStnbac^t ju (!) woHenen ZndftijeHin, b. ^. gu leblofen
Oegenftänben, bie nid)! einmal „Üieüqnien" finb!
286 Qwtik§ S3iic^. ^apfttf)um unb Wbergtoiibe.
i^rem |)tnfc^eiben ou§ beni ^^egfeuer gu befreien, ^a^ft ^O'-
l^ann XXII. ticröffentticfjte biefe Qf>■na'o^, ba§ fogcnannte Privi-
legium Sabbatinum, mittelft ^lük öom 3. SöJär^ 1322. i8ene =
büt XIV. überna'^m bie SSert^eibigung beSfelben gegen tiermeffene
^ritüer unb 2;obIer. Qai)iv^^ä:)^ anhtv^'^äp'iit, wie £(emen§ VII.,
^ani III., $iu§ V., ©regor XIII., tlemenS X., ^nnoseng XL,
Ijaben feinen 3(nftonb genommen, biefe ausgezeichneten SSergünfti«
gungen laut ju öerÜinben unb fic^ aU bie eifrigsten SSertf)eibiger
berfelben ju erflären. ©urif) ein S)e!ret ber 1)1. ^Iblo^ongregation
üom 27. 3()3ril 1887 ift beftimmt n)orben, ba^, mit 9?ücEfi(f)t ouf
bie befonbere SSere'^rung unb SInbact)t, Welche biefem älteften
©fapulier gebüfjrt, e§ nic^t jufammen mit ben anberen ©fopulieren,
fonbern gefonbert üon i^nen gett^ei^t unb getragen merben foü.
®ie mit biefem (Sfapulier t3erbunbenen Stbtäffe finb fe^r jatilreid}"
(Geringer, ©. 630—643).
„3tm 28. Januar 1198 erfi^ien bem ^opfte SnnojenS III. ein
(Sngel in ftjei^em ©eiüanbe mit einem ^reuje tion rotier unb blauer
garbe. ^uf @runb biefer ©rfd^einung beftimmte er für ben eben
beftetienben „Drben ber allerg eiügften ®reifaltig!eit" biefe
@ngel§trac£)t. %n biefen £rben fd^(o| fic^ haih eine „Söruber--
fcE)aft", bie aU befonbereS ^Ibgeid^en ein tt)eif;e§ «Sfa^ulier ert)ielt,
auf bem ein ^reu§ abgebilbet ift, beffen Songbalten rot^, beffen
Duerbalfen btau ift. ^aul V., ^Iemen§ X., ^nnogenS XL,
©regor XVL, ^iu§ IX., Seo XIII. üerbanben mit biefem
@!apuüer jatilreic^e ?lbläffe, üotlfommene unb untioHfommene."
„®ie Söei^e ber 5(gnu§ 2; ei finbet im erften Sa!)re ber $Re=
gierung jebeS $a|3fte§, unb bann in ber 9tegel alte fieben ^a1)xt
ftatt. (Sie werben au§ meinem, reinem, öon S3ienen gefammelteni
Sß3a(i)§ gemacht, ^iefe» SBac^S mu^ juerft ju einer Cfterferje ge»
brau(f)t Sorben fein, bie §uöor in einer ^irc^e gebrannt l^at. @§
tt)irb ha§ S3ilb eine§ öamme§ barauf geprögt. S3ei i^rer ©egnung
bebient ftc| ber ^o:|3ft be§ 2öaffer§; ba§felbe mirb mit S3alfam unb
:^t. Kf)rifam üermifd^t, unb in biefe glüffigfeit werben bie 5lgnu§
Xei eingetau(f)t" (Söeringer, ©. 381).
„Sm Dftober 1221 t)atte ber ^I. gran§ ö. 3(ffifi in ber
^ortiunfula^^irc^e eine ©rfcfieinung Sefit ©^rifti, ber atter»
feligften ^ungfrou unb einer großen «Sc^ar t)immlifc^er (SJeifter; er
III. 9(6erglaui6e im SlUgentemen. 287
ricfitete tnä^renb beri'etben an ben §eilanb bte Sitte, Men, bie
nac^ reumüf^iger 33eic^te bie ^orttunMa^^ircfie befucfien trürben,
einen öoHfommenen Stbla^ ju benjilligen. SDer @oI)n ®otte§ er»
{)örte bie S3itte unter ber S3ebingung, \)a^ berfelbe öon bem bamal§
regierenben ^apfte öonoriu§ III. bie Söeftätigung biej'eS ifim be*
tüitligten 5(6Iaffe§ narfifudje. §onoriu§ gab in ber %^at nod^ in
bemfelben Sa^re biefe SBeftätigung , aber erft im ^ol^re 1223 be--
toiffigte er ben W)la% auf eiüige Reiten. ®a§ ift ber Urf^rung be§
^ortiunfuIa^^^blaffeS, beffen (5cE)tt)eit ^u Bejtüeifeln, tüieSSene*
büt XIV. fid^ auSbrücft, fe^r öerföegen fein lüürbe (De synod.
dioeces., C. 13, c. 18, n. 4. 5). 2)iefer 5lMa^ l^at ben l^ofien
SSorjug, ba^ man i^n toties qnoties gettjinnen fann, b. f). fo oft
an bemfelben 2;age, al§ man üon ber $ße§per be§ erften 16i§ guni
3l6enb be§ gtreiten 5(uguft, in ber 5l6fid§t, ben Stbla^ gu gewinnen,
bie ?portiunfuta=^r(^e, ober jebe anbere, ttjel(|e it)n befi^t, befudE)t.
©§ ift baburd^ ßJelegen'^eit geboten, tiiele 5lb(äffe ben armen ©eelen
im gegfeuer gujulrenben. S5)ie ^üc^en, bie biefen ^ortiun!uIa*
Slbla^ befi|en, muffen nad^ einem S)ehet ber ^I. Slbla^fongregation
bom 15. 9flobember 1878 föenigften§ eine italienifc^e 9J?eiIe (1000
; (gc^ritte) üon einanber entfernt fein" (83eringer, @. 390 ff.).
I 2tm 17. 5tuguft 1892 entfd^ieb bie f)I. mia^fongregation,
baB jeber ©laubige biefen öottfommenen 2tbta^ für fid§
I felbft fo oft gett)innen fönne, aU er am 2. 5tuguft eine mit bem
I 9lbla| bef(i)en!te ^irdie befuc^e. ©in öollfommener 5lbta^ 10,
! 20, öietleid^t 100 mal an einem Xage für bie gleid^e ^erfon?
j Sa, antwortet 9iDm; benn 9?iemanb f)at (SJelüifitieit, ha'^ er ben
j 2lbla^ beim erften, jföeiten, britten u. f. tu. .^ird^enbefucfie aud^
) wirlüdE) öollfommen, b. 'i). ganj gelronnen, ober ob er nid^t
' 5tt)ifd£)en ben einjelnen Sefud^en n)ieber eine tä^tidfie ©ünbe begangen
^at, für bie ein neuer ©traf'-^lbla^ unb fomit ein neuer ^irdEienbefuc^
erforberlicf) ift. 2)iefe Ungeiuipeit macf)t bie ttiieberliolten SSerfucfie,
b n Stbla^ 5u getüinnen, gerecfitfertigt ^ (Geringer, <B. 798).
> 3(£^ ttJeiB au§ meiner früf)ern feel^orgli^en STptigfeit, oul bem 33eid^t*
ftut)I, tretet eine Unfumme üon Oual unb SSeängftigung bie ©eroinnung bei
^ortiutifula = 3tblaffeä in ben ©emüt^ern erjeugt; mit tt)el(^ fieberljafter
§aft ber ©eroinnunglmec^oniämul biefel 9(bIoffe§ 10, 20, 30 mal ttjieberi^olt
Wirb, um nur ja fidler gu fein.
288
Qtodte§ Su(5. $op[ttf)um unb SlBcrglaube.
Sn ber (SregorSürd^e auf ttm SQJonte ©elio in 9floin fte^t
ein Slltar, ber in fo fern üon befonberer 2Birffam!eit ift, als bic
auf i^m bargebracf)ten SD^effen ben armen (Seelen im t^egfeuer me^r
unb fidlerer gu gute !ommen, aU anbere 9Jieffen auf anberen 2lltören.
S)ag ^aben bie ^äpfte Suliu§ IH., tlemeng VIII., ^enebift XIV.,
unb am 15. 3Jiär§ 1884 aud^ Seo XIII. beftätigt (Geringer,
@. 397 ff.).
Stlejanber VI., biefer befonber§ UJÜrbige „(Statthalter S^rifti",
führte bie „priöilegirten Altäre" ein. „(5§ finb foI(^e, mit benen
ber ^ap\t burc| eine befonbere SSegünftigung bie ©nabe oerbunben
^at, ba^, menn ber ^riefter an bemfelben für bie Seele eine! S^rift*
gläubigen, n)e(c^er in ber ©nabe ®otte§ aug biefem Seben gef(|ieben
ift, bie t)eilige SJJeffe lieft, biefe (Seele au§ bem Sd^aöe ber Si'ird^e
einen oollfommenen 'äbia^ fürbittweife ertjält, fo ta^ fie um ber
53erbienfte ^t\u (£^rifti, ber atterfeligften Sungfi^au unb aller |)eiligen
willen au§ ben feinen be§ gegfeuerl erlöft mxh" (Geringer, S. 406).
So l)aben bie^äpfteSenebütXIV., ^iuSVI. unb ©regor XVI.
beftimmt (Beeret auth, n. 154. 235; Analecta Jur. Pontif. VIII,
2065). ein ^e!ret ber ^1. 2lbIo^!ongregatiDn öom 18. ^uli 1840
nmc^t atlerbingg bie ^erablaffenbe ©infi^rönfung: bie Söirffamfeit be§
StblaffeS f)änge öom SBo^lgefaUen ®otte§ ab (Beeret, auth. n. 283)!
S3efonber§ umfangreid^ finb bie päpftlid^en 2IblaPett)itligungen
für bie „ Sfiofenfran^bruberfc^aften" . Sieben öielen öoUfcm-
menen Stbläffen giebt e§ ba untiollfommene 2{btäffe öon 60 Stagen
aufwärts bi§ gu 100 ^a^ren. |)erOor5U^eben ift folgenber 9tbla§.
Xie SWitglieber ber S3ruberfd^aft gewinnen hü jebem „Slüe 9JJaria"
5 Saljre unb 5 Cuabragenen Slbla^, roenn fie ^inter^er ben 9iamen
^efu§ liinjufügen. Um aber biefen Slbla^ gu gewinnen, mu^ ber
9Jame „Sef«^" auggefproc^en werben unmittelbar am S^luffe be§
51tie SJiaria nod^ oor bem Srf)lu^-2(men; wirb er nac§ bem
„^men" auSgefproc^en, fo wirb ber Slbla^ nicbt gewonnen. So
:^at am 29. 9JJör§ 1886 bie 1)1. Slbla^fongregation entfcl)ieben
(Acta S. Sedis XIX, 510').
1 Sine fel^r intereffante „33ruber)^aft" ^oc^politii^en 33etgejc^macfeg ift
bie üon ^iul IX. am 7. Wiäxi 1860 beftätigte in Deft erreich, in'ä Seben
gerufene <Bt. 3!)Uii)ae{tg = 33ruberjc^oft, um bem feiner weltlichen
9Jla^t beraubten Zapfte gu öülfe §u fommen. ®er aulbrüdlic^e
III. 2l6ergIoubc im ungemeinen. 289
(Stjtu§ V. errichtete am 19. gfjoüember 1585 burd^ bie SSutte :
Ex supernae „bie ßrsbruberf d^aft üom ©ürtel be§ i)eil.
granä üon 3Iffifi". Xk aJittgüeber ber 33ruberfcf)aft ^aben
feine Sßer^jflic^tung, aU ben ©ürtel Beftänbig um bie Senben ju
tragen. SBenn unb fo lange man i^n ablegt, üerliert man bie
miäffe. £eo XIU. beftätigte am 26. mai 1883 biefe ©ürtel--
bruberf^oft unb ftattete fie mit neuen Stbläffen au§.
e§ bcfte^en aud^ nod^ anbere ©ürtelbruberjd^aften; bie ablafe«
reid^fte ift bie „SJtariä'-Siroft^QJürtel^Srjbruberfdiaft" , bie
einen W)la^ üon 1000 Sauren befi^t (Geringer, @. 694ff.).
%\)hx§ cräöl)lt üon einer „S3ruberjd^aft öom 1^1. ©afroment"
in S^^anfreid^, ber burd^ ein Sreöe ^aul V. öom 13. Tläx^ 1610
^af)ixti6)t W)lä\]t betoiüigt tourben, unter bem 3^amen „2(blöffe
ber Spinne" . 3t(§ nämtid^ ein grangigfaner^ater bie 2Jie[fe
Ia§, fiel eine giftige (Spinne in ben !onfe!rirten ^etc^. (5r über*
loanb au§ @^rfurd§t üor bem S3Iute ©firifti ben (S!et unb bie
i5urcf)t tior Sßergiftung unb fdifucfte bie »Spinne mit bem fonfefrirten
SBein herunter. @§ gefd^a!^ ein 2Bunber, bie ©pinne !am lebenb
au§ feinem ©d^enfet (cuisse!) ^erau§. 2)ie§ SBunber tieranla^te
SQSunfc^ beg $apfteä ift, boft bk Söruberfd^aft ttoräugltüeife ßon fioien geleitet
werbe, ©egenroärtig ftef)en an ber ©pi^e: ®raf ^arl öon ©lar^ utib
gfürft Äorf ju ^aar. ®te ©inno^men biefer 93ruberfd)aft, bie alle btm
^opfte aufliefen, finb bebeutenb, in einzelnen Qa^ren treit über 100000 Matt.
®ie gleichen S'^idt Derfolgt in 9Jotbamerifa ber Seo^SSerein; feine
SDiitglieber üerfpre^en, ben :^unbertften S^l^eil itjxtx ©infünfte al^ „^eter^ =
Pfennig" §u geben. 2)afür erf)alten fie oon 9lom oerfc^iebene soüfornmene
unb unüollfomntene 2lbläffe (Geringer, @. 678 ff.).
2Bel(^ ungelieuere ©ummen bie „Sruberf^aften" 9iom gufüliren, erljeüt
oug einer ^ufanimenfteKung, bie 33eringer (a. a. D. ©. 732) über ben „S?er=
ein ber f)eiligen Slinb^eit" mittl)eitt. 5ßiu^ IX. erl)ob biefen SSerein am
18. Suli 1858 „5um «Range einer fanonifdien ^nftitution" ; Seo XIII. em=
pfa^t i^n in feiner ©ns^flifa üom 3. ©ejember 1880: Sancta Dei Civitas.
®ieje „fanonif^e Snftitution" ^at feit if)rem Sefteben btl jum 3o^re 1891
a^t unb ai^täigSKiüionengranfensufammengebrad^t! MeininSeuti'c^^
tanb ttjurben im ^a^re 1891 für biejen SSerein, beffen ©eneraloorftonb in
granfreic^ feinen ©ig ^at, 1055814 f^ranten gefammelt! Solche 3al)ten,
bie fi4 mutatis mutandis, faft Bei jeber 93ruberfcf)aft, bei jeber SIbloBöer*
leiljung, bei jeber e^ebilpenä anfüliren laffen, bienen au^ jur Ä'ennäeidinung
ber foaiolen SE^ötigfeit be§ $apfttf)umä. Qm gweiten S3anb werbe icf) ein*
ge^enb biefe „tt)irtt)fcf)aftticf)e" ©eite ber josialen J^ätigfett beä ^apftt^umä
be^onbeln.
290 S^dtiS 93uc^. ^apftt^um unb 2(berglaube.
einige fromme Bürger, bte firc^Iirfie ©rrtc^tung einer Sömberjd^aft
§n G^ren be§ ^. (5aframent§ nad^5ufuc|en. Wt^xtu ^äpfte, U--
fonberS ^aut V., ftatteten biefe 83ruberfc^aft mit bielen Stbläjfen
au§ (a. a. £)., IV, 14).
Sm Sa^re 1491 würbe in 91 om, alfo unter bcn klugen be§
„@tatt^olter§ S^rifti" unb Bei ber ftrengen ^anb^abung ber bor»
tigen Söüc^erjenjur ein „miapu^" (Liber indulgentiarnm) üer-
öffentli^t, bal folgenbe kläffe aufführt: 3)ic ^Ibläffe, bie in ber
Sateran^^ir^e gu gen^innen finb, finb fo aa^Ireirf), ba^ nur ®ott
i^re 3af)I mei^; an ben Xogen, an benen bie ^äu^^tcr ber SIpoftel
^etru§ unb ^aulu§ im öateran gezeigt werben, gewinnen bie
aiömer 3000 Satire, bie Sewol^ner ber Umgegenb oon 'Stom. 6000
Sa^re unb bie übrigen mikx 12 000 ^a^xt %Ua^; aB ^ap\i
Tregor I. bie 2ateran=^rcf)e weit)te, bewilligte er fo üiele 5lbläffe,
üU 9?egentropfen bei einem brei Xage unb brei 9Md)te an^altenben
mcgen fallen; wer in frommer ©ejinnung bie ©tufen üon «St. ^eter
tlinauffteigt, gewinnt auf jeber Stufe 1000 Sa^re miofe; in ber
gleid^en Sirene gewinnt man 4000 Satire SHUa^ am mtax, unter
bem bie öeiber ber 5tpofteI ru^en, unb 14 000 Satire am ^o^altar
be» e^oreS, ä"9teict) fann man bort eine «Seele au§ bem ?5egfeuer
befreien; in aJJaria maggiore gewinnt man 12 000 Sa'^re 2lbta|
an allen 9)Jarienf eften ; 48 000 Sa^re 5lbla^ gewinnt man in ber
^rc|e St. Sebaftian; 6000 ^a^xt in 3lra coeli; in ber Sir(^c
(Santa 2Jiaria bei ^opolo fteigt ber ^Iblafe fogar auf 555 293
Sa^re unb 285 %age (Thiers IV, 170ff.).
ßrft imSa^i^el775 lie^^iugVI. jwei ®en!fteine om ßingang
ber ^ircJie ber 1)1. ^rajebiS in 9fiom entfernen, ouf benen einge*
meißelt war, ba^ für ben 93efuc| bicfer Sirene ein „täglid^er" Stblafe
öon 12 000 ^a'i)xtv. gewonnen werben fönne (^geringer S. J., ^ie Stb«
läffe, ^aberborn 1893, 10. 3Iufr., S. 105). SSer alfo einen 5monat
lang bie Sirene befucfite, l)atte 360 000 Sa^i^e ^t)Ia^ gewonnen.
«Tioc^ tieute werben Slbtöffe oon 100, 150 unb 200 ^a'i^xtn
öerüe^en für ba§ 5(bbeten be§ „gfiofen^ranjeS öon ben fieben S^merjen
Tlaxiä", unb 1000 ^al^xt Slbla^ ertialten, Wie fc^on erwähnt, bie
2Kitgtieber ber „9D^ario'-Xroft'^S3ruberf^aft" (Söeringer, a.a.O.,
S. 338; Schneider S. J., Rescripta authentica S. Congregationia i
Indulg., Ratisb. 1885, S. 508. 509).
III. Slterglaube im 5(IIgemeinen. 291
5. (Srbauung§6üc^er unb religiöfe 3c^M^J^^ft^^i-
i^Qlil. oben ©. 224 ff.; 250.)
Sn gerabeju erftaunli(f)en SJlaffen tüirb ta§ fatüiolifd^e SSoIf
mit @rbauung§i)üc^ern ü6erftf)lreinmt. ^n jeber @rö^e, in jeber
Stulftattung, 511 jebem greife jinb fie gu l^aBen; für aUe ©tänbe
unb 2tlter§ftufen jinb fie gefdjrieben. St)re SSerfaffer finb faft au§=
na^m§Io§ fat^olifc^e ©eiftlic^e: ^äpfte, ^arbinäle, SSifd^öfe, Drbeng»
unb SSeltgeiftlic^e.
Stile biefe Schriften, bie auf ba§ ®enfen unb ©mpfinben be§
!atl)0lif(j^en SSoIfe§ öon ungef)euerni (äinflu^ finb unb fomit eine
gewaltige fulturelle Wadjt bilben, tragen einen gemeinfamen Süq:
bie ftarfe Hinneigung jum 21benteuerli(f)=9leligiöfen, §um ©roteSf-
SSunberbaren.
SQiog ^a^ft ©regor ber ®ro^e feine Dialogi unb feine
Libri Moralium, ^ap\t ^nnogenS III. fein S3ud^ De sacrificio
Missae, Sorbin al S3ona bie ©d^rift „üon ber Unterfc^eibung
ber ©eifter" fd^reiben, ot)ne 2:eufel§gefrf)id§ten in ben un§ fc^on
befannten wiberwärtigen formen gef)t e§ nun einmal nid^t. SSenn
irgenb (Sttra§ „eiferner $8eftanb" genannt merben fann, ber bie
Sa^r^unberte unb ben SBec^fel üon Reiten unb Slnfc^auungen
überbauert, fo ift e§ ber Stberglaube in ber „erbaulid^en" ßiteratur
be§ UltramontanilmuS.
2ßo§ l^aben mir oben on üerjerrter ^Religion nid^t fennen ge--
lernt ou§ ben „^errlirf) feiten 3}?ariä" bc§ „Mrd^ente^rer»" 2tI^:^on§
löon Siguori (oben @. 224 ff.)?
i @§ fann au^ gar nid^t anberS fein. S)ie Xf)eoIogie be§ Ultra--
I montani§mu§, b. 'i). bie bogmatifc^e ©runblage ber fat^olifc^en 2Jli)ftif
Unb Släfefe „bemeift" ben Slberglauben al§ „rf)riftIicE)"; ta fann
;c§ nic^t ausbleiben, ba^ er in ben „d^riftlid^en @rbauung§fd^riften"
1 ausgiebig fein Unmefen treibt,
^unäd^ft fommc id^ auf äluci fd^on ermähnte ®rbauung§büd^er
jurücf, auf bie „ßeben" ber D^onnen ßreSgentia §ö§ unb
Äat^arina ßmmerid), »erfaßt burcf; bie Sll^eologen Sgnatiug
Seiter unb @. ©d^möger (oben S. 250).
StuI bem „Seben" ber dreSjentia ^öfe:
„©ine ©räfin au§ SBien fiatte ber §ö^ ein fe^r pbfd^eS
292 Stoeitel 58uc^. $apfttf)um unb SlberglauBe.
^efufinb au§ SSad^§ §um ©ejc^en! gentad^t. 8te tüünfc^te ba§
iöitb in ber Sird^e auSjufteHen unb barum es mit einem fd^önen
bleibe äu jcfimüden. Sie ^tte nid^tl, ha^ ßleib gu Beja^Ien, boc^
faufte fie e§, inbem fie fagte, ^a§ göttlid^e Sinb njtrb fd^on felbft
i)a§ ^leib be§a{)Ien. 2II§ ba§ foftbare ^leib ber gigur angelegt
toax, bracf)te fie "üaSi 93ilb in ben ©peifefaal, um e§ ben (Sd^tocftern
§u jeigen. Xa läutete ba§ ©löcEIein an ber ^Iofter|)forte. ^ie
Pförtnerin !ommt toieber mit einem S3riefe an S^reggentia, ben eine
unbefannte, fpäter nie n)iebergefe'^ene ^erfon abgegeben l^atte.
5)iefe erbricE)t ben S3rief; t§ \vax nic^t§ barin, aU @elb, unb
jttjar nid^t me'^r unb nid^t weniger, aU bie (Summe, bie ba§ ^leib j
gefoftet t)atte. ©inftimmig brad^en 5tIIe in ben 9tuf au§: ta^]
mnb felbft ^at ha§ ®elb gefd^icft!" ;S. 85). „STm 15. Suli 1721,
aU ber ^riefter n)ät)renb ber 9Jieffe bie SSorte f|3rad^: Domine non
sum dignus, fa^ ©reSjentia üiele fid^tbar erfd^einenbe ©ngel pro^
§effion§tt)eife öom 2tltare ju if)r fommen. @iner öon i!)nen, ein
Serapf), trug ta§> t)eilige Saframent [ba§ Slbenbmal^I] unb reid^te
eg il^r, gang nac^ bem 9litu§ ber ^irdfie. 3*oei '^a^xt tt)ieber§oIte
ftc^ bo^felbe" (S. 157).
2lu§ bem „Seben" ber ^att)arina ©mmerid^: „5lIIe Strjnei,
bie mic^ l^eilte, mar übernatürlid^. S)ie SD^ebigin be§ 2(r§te§ brachte
mic^ fc^ier um'ä Seben; bennod^ mu^te id) fie einnet)men unb fe^r
tf)euer bejahten, aber ®ott gab mir ha§ ®elb unb meierte
e§ mir. S)ie Heilmittel em^jfing icl) öon ®^riftu§, öon äJ^aria unb
ben lieben ^eiligen, ^cf) erhielt fie balb in I)ellglän§enben gläfc^--
c^en, balb aU SlütCjen, ^no§:pen, Kräuter, au^ aU üeine SBiffen.
3u i^äupten meiner Settftelle mar ein fteineg ©eftefl, auf bem i^
bie munberbaren Slrpeien fonb. Sn einer fpätern ^ran!^eit em^jfing
id^ öon meinem ^immlifd^en 33räutigam [S^riftuS] einen ^ergfijrmigen,
flaren, burc^fid£)tigen Stein, grij^er al§ ein X^alerftücE, in meld^em
ba§ 33ilb ber 9}?uttergotte§ mit bem ^inbe in rott)er, blauer unb
golbener garbe geföac^fen mar. ^n einer fpötern Qüi empfing ic^
öon e;f)riftu§ einen $Ring, ben er mir an ben ^'m^tx ftedte. @§
mar in it)m ein ©belftein mit bem 93ilbni^ feiner ^eiligften SJiutter;
id^ burfte it)n lange bet)alten, bi§ er mir mieber öon i^m felbft
öom Singer gejogen mürbe. S)er Iieilige 9tuguftinu§ gob mir
einen burc^fid^tigen glänäenben Stein in ©eftalt einer So^ne, ou§
III. 9(6erglaube im Stdgenteinen. 293
ber tüte avL§ einem Meinte ein rotf)c§ ^erj mit einem fleinen ^reuj
über fid^ tmpoxwu^^. ^ä) legte it)n in mein SBafferglaS unb
trän! längere 3eit barüfier, föoburd^ id) geseilt tüurbe. ©arnac^
ift mir bog ©teind^en lieber entzogen hjorben. S)nrdE) bie 9J?utter'
gottc§ l^atte id^ eine (Steife ertiatten, bie idCj beim ©rtoad^en in
meiner §anb fanb. Sie mar ät^nlic^ einer gtänjenb treiben, großen
^oftie, bod) t3iel bid^ter unb njeidEier, unb trug haä Söilb ber fetigen
Jungfrau unb Sud^ftaben an fic^; fie mar überaus mo^Iried^enb,
unb bei 9^ad^t fa^ iä) fie Ieudf)ten. '^ä) f)ielt fie bei mir im S3ettc
»erborgen unb a^ öon i^r burd^ fieben SJJonate täglid^ einige
©plitterd^cn, bie mid^ fel^r erquickten" (I, (S. 149 — 151). „(Später
erhielt fie öon einer 2Bof)It^äterin gmei ^funb Toffee. @ie be»
reitete fid^ ein üoHe§ ^a^r baöon ein ?5rüt)ftüd, o^ne bo^ ber 9Sor=
rat^ fid§ minberte. (Sinmol brang mir, erjä^It ^at^arina, ber
olte ®raf ©alen (©ro^öater be§ gegenmärtigen ^entrum^abgeorb»
neten für ^Reid^S-- unb Sanbtag) ^mei ©olbftüdfe auf. '^ä) Iie§ fie
in SCRünäe med^feln unb lie^ Kleiber unb @d£)u^e bafür mad^en unb
t^eitte fie au§; fo oft id^ bie§ 6)elb in SJZünje ausgab, fiatte id^
1 aud§ bie gmei ©olbftüde mieber in ber Xafd^e, obmo'^I id^ fie fe'^r
I oft med^feln Iie§" (I, @. 160). „SDa einmal ein gro^e§ SSiel^fterben
i im ©täbtc^en ['3)ülmen] iDor, fa'^ idE) bei bem SSie^ bunfete, un-
j ^eimlid^e (SJeftoIten ^erumf^Ieid^en. ®ie ^ül^e, bie id^ burd^ ®ebet
[I öerfd^ont faf), erblidfte id^ mie burd^ etma§ Seud^tenbeS; öon fold^en,
! bie geseilt mürben, fa^ iä) einen fd^mar^en ®ampf fid^ lieben"
j (I, @. 163. 164).
' S)ic (Srfd^einung einer „armen (Seele au§ htm geg*
fjfeuer", bie fie am 9. Dftober 1819 ^tte, befd^reibt ^at^arina
jßmmerid^: „@§ mar eine fetige SSittme, fie mar eine ©alen;
\ bie ^xavL [b. t). bie ,arme Seele'] trug ein oorne quer gcfoItetcS,
i offenes, auf bem fftnätn in ftiegenben galten nieberfattenbeS Ueber=
!teib mit einer SdEiteppe. 2)ie Slermel maren eng, mit fteifen
Traufen um bie ^änbe, unter benen ein meiter Stermetfortfa^
nieber^ing" (I, (S. 516). „^d^ mar bie 55erantaffung einer großen
^rojeffion öon tauter armen Seeten an§> bem {^egfeuer; e§ maren
tauter S3e!annte bon mir; id^ mar attein bie Sebenbe babei. S)ie
Seeten maren otte öerfc|ieben gefteibet. 5ltte gingen barfuß, ^ä)
ging mit ber ^rojeffion öor ha§ ^fjor unb ^atte ba noc| biet mit
294 Qtvtikä 93uc^. ^opftt^um unb SIberglaube.
armen «Seelen ju fc^affen" (I, <S. 524). „^ä) iam. in einen ©eclen*
Ibeplter (!), einen finftern Ort. ®ie (Seelen fa^ id^ t^eilmeife h)ic
gur ^älfte, tf)eil§ Bi§ an ben §oI§, üBer^an^t nte^r ober h)eniger
in ginfterni^ getaucht. (Smporfd)tt)eBenb in großer Qa^l in einer
blo^ grauen feelifc^en ©eftalt er{)ielten fie hjö^renb bc§ furjcn
UeBergangeS nad^ einem t)öf)eren Ort auf Meine Qdt bie Kleiber
unb Snfignien ii)re§ Stonbe§, ben fie auf ©rben befleibet l^atten.
S)er Drt, in toeld^em fie fii^ fammelten, tüor ein großer S^taum
üBer bem f^egfeuer, njetc^er tote mit einem ^ßwne öon dornen um=
geBen hjar" (II, S. 375).
„®§ ift eine föeit größere Drbnung felBft ber Böfen ©eifter
unb ber S^eufel, aU auf (Srben. SelBft unter ben ©eiftern
in ben Planeten ift eine gro^e Drbnung. Sie finb an^ ge»
fattene ©eifter, aBer noc^ !eine Teufel; fie finb fel^r oerfc^ieben;
fie fteigen ouf unb nieber nac^ ber @rbe. ^n einem öon ben
Körpern (Planeten) finb fie gans trüB unb traurig, im anberen
t)i|ig unb ^eftig, im anberen genau unb tiorfici^tig. Sie tünttn
auf 5tne§, toa§ auf ßrben leBt, unb auf bie 9Jlenf(|en in ber
Stunbe ber ©eBurt. Sie ÖJeifter leBen in getoiffen Drbnungen,
(Semeinfd^aften. S^ fe^e auf i|ren Planeten ©eftalten lt)ie ©e--
ttiäd^fe unb Säume, boc^ ift aÜeS leidet unb njie Sd^womm. S)er
SRonb ift fü'^t unb fteinig. ®r l^at einen ^ie^enben unb brücfenben
33e5ug auf bie (Srbe. @§ finb bie Söäffer borin fel)r fteigenb unb
fattenb, Balb §ief)en fie SOfaffen öon SDünften öon ber (Srbe, unb e§
ift bann, aU oB gro&e SBoIfen in bie §ö|Ien :^ineinfd^Iu|ifen; unb
bann ift e§ ttiieber, aU oB oüeg üBerfföffe, unb bann brüdEt er fo
fd^wer gegen bie ©rbe, ba§ bie SJlenfdCien meland^olifd^ h)erben.
Sd^ fe|e üiele menfd^enartige ßieftatten barin, ttjeldfie öor bem Sid^t
immer in ben Sd^atten fliegen; fie finb ücrftedEt, aU fd^ämten fie
fid^; t§ ift oud^, al§ f)ätten fie ein Böfe§ ÖJetoiffen. S)iefe fe^e id^
me'^r auf ber 9Kitte be§ 9)lonbe§. Oft fe^e id^ öom SJZonbe tt)ie
(SJift gro^e SBoIfen nieberfommen; fie legen fid^ geloöfinlid^ auf ba§
9Jieer. ^d^ felCie aBer h)ieber gute ©eifter unb (Sngel, h)eld^e e§
öert^eilen unb unfcfiäblid^ mad^en. Sie Kometen finb öoll ®ift.
@§ tüo^nen 3orngeifter barin. Sie 9)lild^ftra|e finb öiele fteine
SBöffer. @§ ift aU Baben gute ©cifter barin. Sie Sonne ift
ein öon fieiligen ©eiftern BeleBter, tüot)Itt)ättger ^ör|)er. 21 uf
I
III. 2(6er9laube int SlUgemeinen. 295
bcr (Sonne felbft ift e§ nid^t ^ei§; ta§ Sid^t unb bie SQSärme
entfielt erft um fte :§er S<^ fa^ Snjtfc^en 9J?itternad)t unb
äJlorgen bie ®e[talt eine§ 9)?anne§ auf[teigen, mit langem, bleid^em
Slngefi(^t. ©ein ^o|3f fd^ien mit einer f^i^en 9}?üt3e bebest. @r
»or mit S3onbern umtoirfelt. (5r bett)cgte fein S^raert ^in unb
]^cr unb irarf bie Sänber auf fd^Iafenbe Stäbte. 9(ud^ fielen ^iaU
tcrn unb ^Beulen öon i^m nieber in Dtu^Ianb, Stauen unb Spanien.
Um Serlin lag eine rot§e ©i^Iinge, oon ba fam e§ ju un§" (II,
@. 380—383).
2)iefe „mt)ftifc^en" SKitt^ eilungen finb f)erau§gegeben „mit ©r»
laubniB ber CrbenSobern unb mit Stpprobation be§ {)Oc§m.
93ifd^of§ öon Simburg"; le^terer f)ölt fie „§ur görberung
be§ religiöfen @inne§ unb SebenS fe^r geeignet".
S)en !önigli^ -Preu^ifd^en 5Ifabemieprofeffor Lic 33 au^ ^ben
toir aU „h)iffenfc§aftlid§en" SSertreter ber 2lnftd§t, ta'B bie SSuIfane
(Sd^Iote ber §ötte finb, ba^ bie (Srbbeben oon ber SSranbung be§
feurigen §öttenmeere§ l^errüEiren unb anbern XeufeläfputS fennen
gelernt (oben @. 245).
Slel^nliÄ abergläubifc^e 2(nfic^ten unb abergläubifd^e „Stiat--
fad§en" (egt ^rofeffor S3au^ htm fatf)oIif(i)en 33oIfe üor in feiner
©c^rift über „ha§> gegfeuer" (9?iainä 1883, 9Wit btfc|öflic^er 2lp^
:probation) :
„2)ie SSifionen unb Offenbarungen, bie in unferm S3uc^e öer*
wert^et finb, ttiurben aufgenommen, tt)eil mv oernünftiger SSeifc
urt|eilen bürfen, ha^ fie ec^t finb, unb treil fie aufeerbem rec^t
n)o!§I geeignet finb, bie t^eologifc^e Se^re über ha^) ^^egfeuer in er*
baulicher SSeife öielfac^ ju oeranfc^aulid^en" (a. a. £)., ®. XI).
2lt§ „Ouettenfc^riften, öon beren SSerfaffern man annehmen
barf, ba^ fie bei ber 2(u§ma^{ bie nöt^ige SSorftd^t unb Umficfit
ongemenbet l^aben", nennt ^rofeffor S3au|: bie libri dialogorum
(Tregor I., bie angelfäd^fifc^e ®efc§i(^te öon S3eba ;„Seba"§ ge=
fd^id^tlid^e 5tu!torität ift belannt; über feine fritifd^e Sorgfalt
äußert er fid§ felbft einge^enber in ber SSorrebe"), ha^ Corpus
revelationum ber ^I. S3rigitta, bie Offenbarungen ber ^eiligen
©ertrub, 9JJecf)tiIbi§, ^at^arina öon ®enuo, bo§ 2eben
ber gottfeligen SJiutter 9JJaria Stnno ^ofepl^a a ^efu Sinb*
mat)r, ßeben ber el^riöürbigen 9Jiaria SreSgentia §ö|, Seben
296 Smdtt§ 93u^. ^opftt^uin unb 3Iberglau6e.
ber SUJaria f^ranjiSfa üon ben tieiligen fünf SSunben unb
ber ßat^arina ©ntmertcf), ©örreS' 9JJ^[ti!, ^Briefe über
ba§ iJegfeuer öon einem alten Senebiftiner, St. S3enebi!tu§-'
(Stimmen, (Srfd^einungen einer armen ©eele im Qal^re
1870.
©d^on biefe „Clueaen"=9(nga6e lä^t ben „tüiffenfrfiaftlic^en"
(2tanbpun!t be§ ^rofeffor§ i8au| erfennen. 5Iu§ btefen „Duetten"
\<i)öp\t er folgenbe „burcf)au§ glauiwürbige" ^Begebenheiten:
„®er f)I. 5(bt 93enebift l^atte jtüei Spönnen h)egen fortgcfe|ter
©pottreben gegen einen bienftleiftenben Drbenibruber in ben S3ann
getrau. ®ie Spönnen ftarben unb würben innerhalb ber ^ird)e be-
graben. 5JJun bemerfte bie otte 5tmme ber SSerftorbenen, wie SBeibe
ttä^renb ber 'i). SJieffe jebegmal i^re ©räber unb bie ßird^e ber=
liefen, trenn ber ^iafon bie üblid^e 5(ufforberung an bie @j'
!ommuni§irten erlief. 5IB bem 2tbte ber SSorfall mitgetfieilt mürbe,
befahl er mitleibig, bei ber näd^ften 9)Jeffe für Seibe eine Dblation
§u ma^en, bann fotlten S3eibe üom Söanne lolgefproc^en fein. S)ie§
gefc^a'^, unb üon ha an tüurben fie burd^ ben 3f{uf be§ S)iafon§ in
i^rer @rabe§ruf)e nic^t me'^r geftört" [a. a. D., @. 96).
„Saut (fo!) ber ^I. ^xan^iS^ta fRomana befielt ta^ gegfeucr
ou§ brci übereinanber liegenben ©todtuerfen. S)a§ ganje ©ebäube
lobert bon einem geuer, ba§ im ©egenfa^ jum ^öllenfeuer lii^t
unb ^ett ift. SDie 'i)t ®ertr üb erbücfte ein§etne arme Seelen in
©eftatt :^ä^Iic|er Kröten unb üon geuer glü^enb. SJied^tilb öon
3J?agbeburg erblidte fie in einem gtü^enben S3abe, ha^ au§ geuer
unb ^ed^ gemifd^t ttiar. S)er gottfeügen SInna SDtaria Sinb«
mat)r erfd^ienen i^re greunbin SWaria 58ec£|er unb bereu SJiutter
unb liefen an i^nm i^n^t Sranbfpuren gurücE, bie njod^enlang
fid^tbar unb fühlbar blieben, ©inmat erfc^ien i^r bol Sregfeuer
oI§ ein ©turgbadE) mit feurigem Söaffer, ein anbereS SJJal otl ein
feuriger ^er!er; bie ©eelen felbft al§ geuerfunfen, bie i^r gleid^
einem S3ienenfc^tt3arm auf'§ Sett, auf bie §änbe unb auf'§ ©d^reib-
§eug fielen. Sei ber 5(nfunft anberer ©eeten hingegen empfanb
fie ©c^auber unb Kälte, unb bie ©eelen felbft erfd^ienen i^r öor
groft ättternb. 2tm 16. SfJoöember 1859 SSormittags 10 U^r er»
fcf)ien im ßtofter ber Sloriffen §u goHgno, üon bid^tem fRauc^
umgeben, eine turj juüor geftorbene ©d^tüefter unb bat flehentlich
III. Slberglaube im 9(IIgemcinen. 297
um gürBitte. ^um 3eicf)en if)rer Srntrefen^eit Ite^ bie (Srfc^einung
einen Stbbruc! i{)rer §anb in ber Sf)üre eingebrannt aurücf. Xie
feiige 9JJorgarett)e Stiacoque [bie erfinberin ber öerj'-SefU'-Sfn^
bac^t] erbtiefte bie (Seele einer jüngft üerftorbenen ßfofterfrau auf
glü^enbem Sager auggeftrecft. ®er feiigen 9!Jiaria granjigfa
öon ben ^eiligen fünf SBunben erfc^ien ein SSerftorbener, fc^ilberte
feine Duaten, ri^ fid^ gunt $8elx)eife beffen ein §aar au§ unb legte
c§ ber ©d^lriefter auf bie |)onb, in golge beffen ein langer, Sitten
fic^tbarer (Streif äurüdblieb. Slud^ bie erf(^einung öom ^aftrc
1870 liefert Belege, ©inmal erblirfte bie Sclitoefter (Serap^ine
ifiren SSater [„e§ ^anbelt fid^", mie S3au^ bemerft, „um bie Sd^tüefter
SJJaria Serap^ine in einem ^lofter ber Sräbiöjefe ÜJJed^etn, njelc^e
jal^Ireic^e ©rfd^einungen il)re§ im ^a^re 1870 tierftorbenen SSater§
l^atte, bi§ fie beffen (Seele burd^ ®ebet unb Seiben gegen (Snbe be§
Sal^reS, unb gtüar in ber $Rac§t be§ 2öei^nac^t§fefte§ erlöft ^atte"],
in il^rem (Schlafzimmer ganj üon ^^lammen eingefüllt; ein anbereg
2)?al fd^aute fie ilin in einer geuerzifterne, ou§ tüeld^er bicEiter Stouc^
emporftieg" ((S. 143. 144). „®ion^fiu§ ber tartl^äufer er*
^ä^U, bie ©eelen im gegfcuer lüürben üon ben 2^eufeln jerfägt,
jerriffen, gernagt unb in'§ geuer getoorfen" (©. 150). „SDie Ijeilige
^Brigitte fie^t bie (Seele eineä SSerftorbenen in folgenbem ^iiftinb:
ba§ §aupt ift getnaltfom eingefc^nürt, bie 5tugen Rängen föeit au§
i^ren |)ö^Ien, bie |)are glülien, ha§ aufgelöfte ©e^irn ftie^t ou§
««afe unb D^ren" (@. 163). „2öa§ hk tüirftic^e Sauer be§
gegfeuerä anbetrifft, fo beläuft biefelbe fid^ laut ber 9)?arina
üon (S^fobar auf 20, 40, 50 ^a^re unb nod^ länger. ^at|a=
rina (SmmeridE) f)3ric^t üon (Seelen, bie S^Iirtjunberte im ?^eg-
feuer jubringen mußten" (@. 180). „S)a ha^ ?5egfeuer im
Innern unferer @rbe unb in nädfifter $JJä|e ber §ölle ift, fo
erfd^eint e§ inalirfdEieinlid^, ta'^ ba§ geuer ber §ölle unb ha§ be§
gegfeuer§ ein unb bafelbe geuer feien. 9^ac^ ben Offenbarungen
ber 9)?arina üon (5§fobar bü^en mand^e 9lbgeftorbene au^er^alb
be§ gegfeuer» auf ber Srbe, in ber Suft, bei i^ren Gräbern, ober
aud^ in ben 3^nxmern berjenigen, bie für fie beten, ober an ben
©tätten i^rer frülieren Sünben" ((S. 185. 186). „2)er feiigen
SD^Jaria üon ben ©ngeln erfd^ien eine i^rer SJlitfd^lüeftern unb
Iie| auf ber Sßange ber Setigen einen Sitten fid^tbaren branbigen
298 3roeitel SSuc^. $a^fttf)um unb SIBerglaube.
glecf äurücE. Sei granäi§!a üom fieiligcn ©oframente tüor
ein beftänbigeS @ef)en unb kommen oon armen (Seelen. STäglid^,
ja [tünblid^ brängten fie \iä) an fic f)eran. (Sie erfc^ienen i|r oft
feurig, manchmal !ot)Ifd^tt)ar§ unb gun!en merfenb, bigtoeilen in
fc^recfüd^er ©eftalt unb aU fd^webenbe (Sd^atten. 2Bar t^an§i§fa
im Sf)or, bann »arteten fie am Söei^njofferfeffel. ganben fie fie
fc^Iafenb, bann blieben fie an if)rem fSttk ftel^en" (@. 189]. „®in
Sefuit, P. aJiunforb, giebt in feinem S3ud§e über "öa^ f^egfeuer ein
fRec^eneEem^el, melc^eS, fo nal^eliegenb unb |anbgreiflid^
richtig e§ ift, bennod^ überrafd^en !önnte. SBenn ber ©erec^te
fiebenmal am S^age fällt, fagt SJJunforb, bann ttierben tt)ir an=
nehmen bürfen, ha^ ber gettiöj)nlic^e S^rift burc^fc^nittlic^ minbeften§
10 geiler täglich begel^t; mat^t im '^a^xt 3650, in ge^n ^a^xtn
36,500, in alüanjig Sauren 73,000 f^e^Ier. SCßelc^ ein gegfeuer
toirb ba§ fein!" (@. 250.)
©iner ber bebeutenbften fat^olifc^en S^^eologen be§ 19. ^a.'i^X'-
^unbertg tüar ber ^rofeffor am ^riefterfeminar gu ^öln, 2Ji. S-
(Sc^eeben. ^n bem öon i§m üeröffentlid^ten „ßeben ber e^r»
mürbigen Wienerin ©otteS Stnna SJJaria Xaigi" (Stadien 1867)
lefen wir: „2Benn 5(nno 9)?aria in ber 9^ac§t aüein mar, i^r 9J?ann
lehrte gemö^nlid^ erft gegen SJlorgen au§ feinem Xienfte jurürf,
\a^ fie i^r ^i^nter oftmals mit fdEirccflic^en 2)ämonen angefüllt,
bie fic^ berat^fd^Iagten unb laut äußerten, e§ fei Qüt, fie gu er-
mürgen. ^ann fielen fie über fie |er unb fuc^ten fie in ben üer=
fc^iebenften SBeifen §u martern. 5(uf biefc groufame 93e^anblung
folgten bie lorfenbften SSerfuc^ungen. 5)er Satan nal^m bie ©eftalt
eines fc^önen jungen 3JJanne§ an unb fuc^te fie ju unlauteren
^anbtungen ju üerleiten" ;'S. 106). „^^xt Kammer füllte fic^
mit 2;eufeln, bie i^r in ben fd^euBlid^ften ©eftalten erfd^ienen unb
unter (Se^eul unb @ef(^rei fie mit f^Iüd^en unb SSermünfc^ungen
überf)äuften" [<B. 125). „@ott geigte i^r ben Bitf^^"^ eineS jungen
ÜJianneS im ?5egfeuer unb fogtc i^r, er ^abt biefen ©ünber oon
ber ^ölle befreit, meil (!) fie fid^ für i^n öerbürgt ^aht; fie muffe
fi^ olfo barauf öorbereiten, bie üon i^m üerfd^ulbeten [Rotten--]
Strafen (!) tiieitoeife felbft au§gufte|en" (S. 131).
„2)a§ 9}iitte( ber übernatürlid^en (Srleud^tung SInna 3Jlaria§
mar bie ©rfc^einung einer Sonne. Sieben unb öiergig ^afire blieb
III. 9(5erg(aube im SlHgememen. 299
biefe (Sonne Beftänbig üor if)ren 2fugen. ^m STnfange f^atte ta^
ü\ä)t ber (Sonne bie %axht einer gert)ö^nlic|en gramme, fpäter
tüurbe bie (Sonne immer glänjenber unb ftroEjIte in einem Sichte,
bo§ ben (5JIan§ öon fieben irbifc^en ©onnen übertraf; i^re ©rö^e
tarn ber unferer natürlid^en Sonne gteic^. Xk Sonne befanb fic^
§e^n gufe öor i§r unb etttja gtoei %n^ l^ö^er all if)r ^o:pf unb be=
l^ielt biefe (Stellung fortföä^renb inne. 2(n ben äu^erften ©nbcn
i^rer @trat}Ien, gleid^fam aU ©infaffung, befanb fid^ eine birfe,
öon Spornen geftod^tene ^one, bie ben ganzen Umfang ber Scheibe
umfaßte unb fte ttiie ein ^iabem überragte. SSon §n)ei ©eiten ber
^rone gingen jttJet fe^r lange ©ornen bi§ unter bie Sd^eibc ^erab,
öereinigten fid^ bort unb fc^ienen fid§ ju freugen unb gu um--
fc^tingen; if)re gebogenen (S:pi|en gingen nad^ beiben ©eiten öon
ber SJJitte ber ©tra'^Ien au§. ^m SRittelpunft fa^ in erhabener
SKajeftät eine grau; auf if)rer Stirn trug fie gmei Straf)Ien, i^xt
Sü^e ruf)ten auf bem innern 9ianbe ber Sonnenfd^eibe. ^n ber
©d^cibe sogen unauft)i3rlid^ S3ilber öorüber, ä^nlic^ icie in einer
Zauberlaterne. 3n biefer ge^eimni^öotten ©onne fa!^ Stnna 9JJoria
nirf)t allein bie p^t)ftfd^en unb moralifd^en Greigniffe biefer SSelt,
fie burd^brang anä) bie 5tbgrünbe unb bie §ö£)en ber §immel.
©ie !annte ta^ Soo§ ber 3(bgeftorbenen mit öoller @id^er{)eit; fie
fa^ bie in ber größten Entfernung befinblidfien ÖJegenftänbe, bie
®eftd^t§§üge öon ^ßerfonen, bie fie nid^t fannte, unb bie fid^ an
ben äu^erften Guben ber 2öelt befonben. ©§ genügte ein 93IidE auf
bie Sonne, unb in bemfelben StugenblidE jeigte fidfi ber ©egenftanb,
ber if)re ©ebanfen befcfjäftigte, in ber ©c^eibe unb stüar mit öoII=
ftönbiger ^lartjeit. ©ie faf) bie gange S5?ett, wie iüir bie gagabe
eines ©eböubeg feigen. S)iefe ©onne ift burd^ taufenbe öon
2;:§atfac^en ermiefen. ^n ber ©onne l^errfd^ie ein unauft)örlid^er
S33ed^fe( öon ©eftalten unb Qt\ä)tn: ©ilboten, ©cfilac^ten, fronen,
golbene |)at§bänber, foftbare ©teine, 2)oId^e, ©ei^etn, ^t^t, kugeln,
iBranbgefd^offe. ®ie ©trat)Ien ber ©onne i3ffneten fic^ juttjeilen, um
93tut p öergie^en, balb erfc^ienen bide Diebel, balb ein ©olbregen.
Slnna SRaria fa§ in i^rer ©onne bie 9}ie^eleien in Spanien , ben
©rieg in ©ried^enlanb , bie Suü^^teöolution in ^ari§ unb ben
^3oInifc|en ^rieg" (©. 144. 147. 150. 154. 164).
S3ei $8eurtl§eilung fold^er ^üd^er unb i^re§ @inf(uffe§ ouf äffe
300 gwetteg SBuc^. $apftt{)um unb 3(bergIauBe.
©c^id^ten ber fatf)oIifd^en 33ebötferung ift ntd^t ^u überfeinen:
©rftenS, baß jie nic^t etroa ©in^ererf Meinungen, 2tu§na^men
bilben; bie gefammte „©rbauung»Iiteratur" ift biefer 2{rt, unb jtüar
in otten ßänbern: ^eutfd^Ianb, ^vantttiä), Stauen, Spanien, @ng-
lanb, Slmerüa. 3^eiten§, biefe S3üc§er tragen faft au§nat)m§Io§
bie auSbrüdlic^e — nid^t blo^ ftiüfd^tüeigenbe — S3ittigung ber !irc&=
ürfien Oberen. S)ritten§, biefe 33üi)er burc^gie^en bie fat^olifc^e
SBelt in ungeheueren SJJaffen in l^unberttaufenben üon ßjentplaren;
eine 2(uffage folgt ber anbern. @o fagt g. 33. ber 9lebentptorift
©d^ntöger üon feinem Seben ber ^at^arina Smmeric^, ha^
„bie erfte breitaufenb Sjemplare ftarfe 5tuflage bei Srfcfieinen ber
^Weiten öoüftänbig »ergriffen tuar". ©rabe biefeS Suc^ über
ßat^arina ©mnterid^ ift in htn 3lbeB= unb SSürgerf reifen ber
^at£)oIi!en 9^f)einlanb§ unb SCBeftpl^alenS faft ein ^auSbucf) geworben.
S;er §au§öater ober bie §au§mutter lefen x^xtn ßinbern unb i^rem
©efinbe au§ ben „@rf(f)einungen unb (Sefi(i)ten" ber ^at^arina
©mmericf) anbäc^tig t)or, weit metjr unb n^eit fiäufiger aU au§
ber (Schrift. ^
©elbftoerftänblid^ bleibt bie ^Verbreitung unb SSefeftigung be§
2(berglauben§ unb '3;eufel§fpu!e§ nicf)t befcfirönft auf SSüc^er, bie,
fo öicl fie auc^ gelefen »erben, boc^ nid^t bal täglid^e ^Jlat)-
rung§mittel ber breiten SJiaffen be§ SSoIfeS bilben. ^
Sür biefe giebt e§ ^ablreid^e SSoc^eu'- unb SJJonatSfd^riften, bie
für einen billigen ^rei§ ba§ ultramontane 2öiberc|riftent^um in bie
^ütten unb ^eimftätten ber 83auern unb Strbeiter tragen.
2)er „©enbbote be§ göttti^en |)eräen§", ha§ „@t. 5ln»
1 ^ä) ^abt bie Sebenibefi^reibungen ber ßre^jentio ^ö^ unb ber
Satf)orina ©mmeric^ begf)alb oll ©ti^probe gewählt, lüeil 33etbe auf
®runb ber in if)rem Seben öorfommenben Jüunberbaren „X^atfa^en" bon
Seo XIII. noi^ in biefem ^a^re feüggeiproc^en toerben foCen. 5)iefe „%\)aU
fachen" er'^alten bamit i:^re „unfef)Ibare" Seftötigung buri^ ben „©tattfiaUer
©fjrifti". Sre^äentia §0^ würbe am 20. Cftober 1682 ju S^aufbeuren
geboren unb ftarb am 5. 3(pril 1744 otl Spönne be§ flofterl SJia^r'^of
bei Staufbeuren. Satl^arina Gmmericf) würbe om 8. September 1774 in
ber 93auerf^aft glamäfe bei Äoeäfelb geboren; fie ftarb am 9. fjebruar
1823 äu Sülmen.
2 gür bo» gofgenbe ögl(^. meine ©d)rtft: 9ietigion ober 3tber*
glaube iaSerlin, 1896, §. 2BaIt^er:.
III. 3(berglQube im Stllgemeinen. 301
toni-'®IödIein", bie „S3enebiftuy = Stimmen" u. f. \d. u. f. tu.,
fie alle wetteifern barin, ba§ Stbenteuerüdjftc unb Sl^unberbarfte
il^rcn Sefern aufgutifc^en. ®ott unb ba§ Sfiriftent^um be§ ©Oan--
geliumS jinb au§ if)ren «Spalten fo gut mie oerirfiiüunben, an i^rer
©teile machen ftc^ ber fitöbe 51berglaube, bie fritiftofe SSunberjud^t
be§ U(tramDntant§mu§ Breit.
9Jur ein 93ei|>iel — bie au§füt)rlic§e 33ef)anblung njürbe ein
S8ud§ erf orbern — greife ic^ I)erau§; e§ ift nac^ mef)r aU einer
S3eäte!^ung ^in Befonbery le^rreid^.
93i§ äum ^a^xt 1898 beftanb in ©eutfd^Ianb eine ajtonatl=
fc^rift: ber „^ßelifon". ®a fie auf§ engfte mit bem Berüchtigten
2;ajiI''SSaug^an = @c^it)inbet oerfnüpft ttjar, fiel auc^ fie feiner
„(gntlaröung" jum D:t)fer Oglc^. unten S. 343 ff.).
SSor^er, tüäl^renb ber gangen 3eit feinet S3eftef|en§, fpielte ber
„^clifon" in ben ultramontanen SSoIf»freifen Defterreii^»,
S;eutfc^Ianb§ unb berSo^tüeij eine fefjr bebeutenbe 3ftotte; nad^
unten unb nad^ oben geno^ er ba§ größte 2lnfe^en.
S)er „^elifan" irar ^a§ Drgan ber „(Sräbruberfd^aft ber etnigen
Stnbetung", bie 1928 Pfarreien in Seutfcf)(anb, Defterreic§ unb ber
@d^toet§ umfaßt; feine Stbonnentenja^t betrug 90,000! S33enn man
ertüögt, ba^ in ben Sanbgemeinben, in benen bie 2lbonnenten be§
„^elifan" §unieift roo^nten, ein ©jemptar üon Stielen gelefen
tt)irb, fo repräfentirten bie 90,000 Stbonnenten mehrere :§unbert'
taufcnb Sefer.
®a§ mar ber @inf[u^ unb bie Sebeutung be§ „^ctifan'' nac^
unten, für bie ^Raffen. (Seine SSebeutung nad^ oben, ober beffcr
feine 2Sertf)fc^ä|ung üon oben, ergiebt fid^ au§ smei Sd^reiben, bie
in ber ^uli-- unb Stuguft'-D'Jummer 1896 üeröffentlid^t Würben.
S^a§ erfte (Schreiben ift oom '^ap\t felbft d. d. 20. STpril
1896). @g ift für feinen $Reba!teur, ben röntifc^en QJeiftlid^en
föünjie, in ben fd^meic^el^afteften 2tu§brücEen abgefaßt, ^al
jiocite iScfireiben (d. d. 23. ^uni 1896) ift öon bem einflufe^
reid^en S'arbinal ©teinfiuber. ^n feinem |)auptfoß lautet e»:
„@h). ^od£)hJürben bonfe id^ ^erglic^ für bie mir freunblid^ über=
fanbten ^a^rgänge ber S. S. Eucharistia unb be» '^elifan. S^^
l^ege bie Ueberjeugung, ta'^ beibe ^eitfd^riften 0iel®ute§ ftiften
. . . werben." ©tein^uber ift Sefuit unb War lange ^a^xt JReltor
302
groeiteg S3uc^. 'i|}api"tt()um unb 5I6erg(aube.
be§ CoUegium Germanicum. Saburc^ geirinnt fein uneingefc^rän!te§
SoB be§ „^elifan", bag er auf ©runb be§ Snfialtg ber öor»
gelegten S^^i^sänge fpenbet, an öebeutung.
2tu§ biefem S^^alt, ber narf) bem Urt^eit be§ 3efuiten-'^arbtnat§
„öiel ®ute§ ftiftet", greife ic^ @inige§ f)erau§, unb jttjar nur au»
bem ^n^It eine§ ^ai)VQanQt§, be§ 3a^i^e§ 1896.
Sine lange 2{rtife^9^eiü)e ift fietitelt: „S3Itde in bie Qu--
fünft" m 1, 2, 3, 10):
„SSor un§ liegt „SDie gro^e ^J^euigfeit ober ha^ ©e^eimni^ t3ün
£a @atettc", üeröffentlirf)t tjon 3oIa, Sifd^of t3on Secce unb
Ugento. S5e!anntüct) empfingen bie gföei Sinber üon Sa ©alette,
2JJeIania unb SJJajimin, jebe» ein @e^eimni§, ha§ fie uiemanbem
al§ bem ^apfte anöertrauen foüten. Xa§ @e^eimni§ ber SJJelonia
ift nun burd^ SrlauBnif; be§ ^apfteS eri)ffnet, unb föerben tt)ir e§
im „^eüfon" 9iummer für ^J^ummer mittfjeilen, ba§ ©e'^eimni^ be§
aJJajimin aber f)at fic^ ber ^apft nodE) borfie^Iten, l^at jeboc!^
beffen ^auptinl^alt furj be^eic^net. 2öir bemerlen jum öoraug,
ba| niemanb unter einer Sünbe jum ©lauBen an biefe £)ffen=
Barungen Oerpfüd^tet ift, ba§ aber für bereu SBa^r^eit fo gewichtige
3eugniffe "ba finb, ba^ ein üernünftiger 9)lenfd) fie glauben mu^.
35icfc Offenbarungen beftätigen burc^meg aüel, waS föir int ^al^r*
gang 1893 unb 1894 unb 1895 in unfern „53IicEen in bie S^'-
fünft" f Gerieben; fie fagen aber aüe» nod^ üiel beutüc^er unb —
entfe|Iic^er; fie be^anbetn ©reigniffe, bie un§ unmittelbar bebor=
fielen unb t3or bem ^a^re 1900 eintreten. S)ie 2Bat)r§eit biefer
Offenbarungen bejeugt:
@rften§ bie feligfte Jungfrau felbft, toeld^c i^re (Srfd^einung
mit auffaüenben SBunbern begleitete, ga^Ireid^en pli3|ltc^en ^ilungen
unb SSefe^rungen, bie bi§ f)eute in Sa (Salette fortbauern. 3^^^"
ten§ hk ftrenge firc^üd^e Unterfuc^ung, bie bur(^tt)eg bie ©laub-
föürbigfeit ber ßinber ergab. S)ritten§ bie fcierlicfie Tönung be§
ÖJnabenbilbeS in Sa Salette burd§ einen ©efanbtett be§ ^apfte§.
Sßierteng bie beiben ^äpfte ^iu§ IX. unb Seo XIII., welche
beibe bie ©c^t^eit biefer Offenbarungen glaubten unb bie barin für
fie enthaltenen SBinfe befolgten, fünfte n§ ber Umftanb, ba|
Söifd^of S^la feine Schrift öor bereu Verausgabe burc^ eine ^om=
miffion römifo^er Sarbinäle prüfen lie^ unb i^re ©enel^migung er*
III. Stberglaube im ?(IIgemetnen. 303
l^ielt. @e duften 0 ber Umftanb, ha'!^ ein angefe^ener 58if(^of biefe
Schrift §eraulgab, treuer ber i8eic|töater ber Tltlania bi§ ju
ifirem ^^obe war. (Siebentens ber Umftanb, ba| t)iele§ jd^on ge--
nau eingetroffen ift. S33ir bitten biefe fieben ^engniffe ftet§ üor
Stugen 5U Iialten bi§ §um (Si)Iuffe ber ^rop'^ejeiung; benn bie
bortn ou§gefprocE)enen 2)inge finb fo auffatlenb unb erfd^einen man^
d^em fo unglaublid^, ba^ ofine biefe getoaltigen 2Bat)rt)eit§=93eit)eife
tüenige glauben ttiürben.
SSorerft tootten mx bie ©rfc^einung ber fetigften Jungfrau bc--
^anbeln, jebodf) nur furj, njeil fie hjol^l ben meiften Sefern befannt
fein bürfte. 2(m 19. (Se|3tember 1846 9?ad^mittag§ pteten 'SRaTcb
min unb ^tlania, §h)ei arme, unfd^utbige ^irtenfinber, bie jtoei
öerfd^iebenen gamilien ange!^örten, bie ^ü^e auf ber 5tlp Sa «Sa*
lette. (5§ erfd^ien ifinen nun bie feligfte Jungfrau überaus fd§ön
unb l^otbfelig unb fprac^ freunblid^ mit i^nen; juerft t^eitte fie
i^neit ©reigniffe mit, njeld^c ifire näc^fte Umgebung betrafen ; bann
aber ttieilte fie jebem ein ©el^eimni^ mit, o^ne ba^ ha^ anbere
einen ßaut ^ijrte; tt)a§ man immer antoanbte, bie ^inber tvaxtn
nid^t baju §u bewegen, einem SKenfc^en bie ©e^eimniffe anjuöer^
trauen. ®od^ brad^te man fie bagu, ba^ fie fd^reiben lernten unb
bann unter 9(uffid§t mehrerer geiftüdEier Ferren felbe nieberfd^rieben
an ben ^a^ft; föä^renb be§ ©d^reibenS tiefen fie niemanben auf
ba§ ^a^ier blicfen; in il^rer ©egcntoart würben bie ^Briefe ber*
fiegett unb burd^ einen ^riefter fofort bem ^ap\t ^iuS IX. über*
brad^t; biefer Ia§ bie Scfireiben, begann §u gittern nnb fprac^ bann
mit X^ränen im 9(uge: „Xa§ finb ©ei^eln." 9kd^ bem SSillen
ber feligften Jungfrau füllten ober biefe ©e'^eimniffe nid§t immer
»erborgen bleiben, fonbern feiner 3eit «ttem SSoIfe befonnt werben.
SJaS ©el^eimni^ be§ SDia^-imin ift bem SÜßortlaute nac^ nod^ nid^t
befannt, ba§ ©etieimni^ ber 9J?etania aber werben wir wörtlid^
bringen" (@. 8. 9)'.
(S§ folgen bann „bie oon ber ©ottcSmutter geftJrod^enen SSorte",
1 ®tefer ©^lu^fa^ öeranjdE)auIi(^t ben ®ef(^äftlfinn be§ ultramontonen
Slberglaubeng; bie „etoige Slnbetung", beren Slu^breitung empfo^^Ien wirb,
ift nämlic^ ba^ Unternel^men , bem ber „^etifan" biente unb öon bem
er lebte.
304 Smiteä 93uc^. ^apfttf)um unb SIberglaube.
tion benen iifi einzelne, mit ben baron gefnü^ften Semerfungcn bc§
„^elifan" mitt^eile:
„gei^ner fprad^ bie feügfte ^ungfrou: S)ie fd^Ied^ten SSüd^er
tüerbcn ga^Ireid^ fein auf ber (Srbe, unb bie ©eifter ber ?5infterni§
loerben aßent^alben eine gro^e ©rfc^Iaffung üerBreiten für allel,
tt)a§ ben 2)ienft @otte§ betrifft: fie werben gro|e SKad^t über
bie Slotur l^aben; e» irirb ^ird^en geben, um biefen ©eiftern ju
bienen. (äinjelne ^erfonen Werben burc^ bie böfen ©eifter üon einem
Ort gum anbern getragen werben; fie werben Xobte unb barunter
felbft ©erec^te Wieber auferwecfen, b. ^. biefe Xobten werben bie
©eftalt ©ered^ter annel^men, bie auf ©rben lebten, um bie Seute
beffer »erführen §u !önnen. Xiefe fogenannten 2tuferftanbenen wer*
ben aber nichts anbere§ fein, al§ Xeufel in menfd^Iid^en Schein*
geftalten; fie werben ein anbere§ (Söangelium ^rebigen, ha^ bem
be§ Wahren Sefu§ (IJ)riftu§ entgegen ift, unb ba§ S)afein be§ ^immelS
leugnen; aud^ bie ©eelen SSerbammter finb bei biefen ©rfd^einungen"
(©. 21).
„^ie SBeiffagungen einer frommen (Seherin öon S^on, 9J?arie
be§ Srotteauf, bie im ^a'^re 1843 mit 70 ^a^ren im $Rufe ber
|)eiligfeit ftarb, finb ebenfo flar unb §ufammenftimmenb al§ bie
öortierge^enben. @ie f:|}rid£|t öorab öon granfreid^."
„Sie fagte unter Stnberem: So Wie man ben beginn ber
9ieöoIution faf), fo wirb man auc^ ba§ ©nbe fef)en, jebod^ rafd^er,
unb gwar wie burd^ ein SBunber, ba^ bie 3[öelt in Stounen fe^en
wirb unb burc^ weld^eS bie SSöfen auf entfe^Iid^e SSeife beftraft
werben $ari§ wirb gerftört Werben, wie einft ©oboma
unb (Somorrfia; toa§ öon feinen (SinWo^nern nod^ übrig bleibt,
wirb fid^ nac§ St)on pd^tcn ... Sei il^rer glud^t wirb ba§ gro^e
(Sreigni^ nat)e fein. . . . @ro§er ^amp^ bei 2t)on im ST^ale bon
(Saint=gon§ . . . ®ie gremben werben §urüctgefc^Iagen. ^m 2tugen-
blicE, wo (^Dtt feine ®erec§tig!eit wollte walten laffen, l^örte id^
einen fo entfe^IicEien S^onnerfrfilag, ta'^ bie ganje ©rbe baöon er--
fd)üttert würbe. 5^a§ wirb ba§ ^^idEien fein, an weld^em bie ®uten
erfennen werben, ta'!^ bie ©tunbe für ba» gro^e (Sreigni^ ge!ommen
ift. . . . Saffelbe wirb hit 9leooIution beenben, aber in ?^ran!reic^
fo erfc^recflid^ fein, ba| man glauben wirb, ba§ ©nbe ber SSelt
fei gefommen. . . . 2)ie Söfen werben ade @uten, bereu ^Jamen
III. Slberglaube im 2{IIgemeinen. 305
auf eilt SSerjeic^ni^ gefc^rieben fielen, tobten tüotlen, fie Werben
ober burc^ göttliche ^raft mit Sünb^eit gefc^Iagen, geftürät, unb
werben fi^ einanber tobten. 9[Rarie be§ jj:erreauf, gleid^faHS au§
S^on; fie war eine bemüt^ige Jungfrau, mit pro|3f)etifcf)em ®eiftc
begabt, unb j^arb im ^al)xt 1832, mit 21 Sauren. Sie ^ro^jtjeseite
biefelben Greiguiffe über granfreirf) unb mancfimal fogar in ganj
gleirf)en StuSbrürfen. 5)ie ©cene, bie fie ju ©efic^te befam, trug
fi(^ in einer ©bene, na^e bei ber @tabt p."
„2)er ^ampf war fc^recflidf)", fagte fie, „unb enbete am ein=
gang be§ ^Ia^e§ SeKecour. gaft olle S3öfen gingen babei ju
®runbe. S^iad^bem ic^ bor S3eginn be§ Kampfes eine «Stimme ge=
i)ört ^atte, welche rief: 2tIIel ift üerloren, ()örte irf) plö^üc^ nac^tier
eine anbere fanft unb lieblid^ fpredien: 9(IIe» ift gerettet!"
„^cE) fa^ StRänner, welche au§ bem großen ^ompfe ^eimfamen
unb fprac^en: SSie ^aben wir biefem fürcfiterlic^en ©eme^el ent«
gef)en fönnen? — 3)ie einen griffen auf bie S3ruft, anbere an bie
«Seiten unb fanben mit ©rftaunen ^reuje, 9J?ebaiIIen, ^Reliquien ;
ba riefen fie au§: 2(^, mein 3Seib, meine jtoc^ter, meine Sc^wefter
^aben bie§ in meine Kleiber genoßt, unb ba§ ^at un§ befc^ü^t,
unb fie befefirten fic^. ^m ^tugenbücf, wo ^^i^anfreic^ auf fo fc^rerf^
lxä)e SBeife ge5ü(^tigt wirb, wirb eine «Strafe über bie ganje SCßelt
fommen. S§ würbe mir jeboc^ nic^t gefagt wie."
„@§ würben mir über i^ranfreidö fo erfrfiredlic^e ©reigniffe öer^
fünbet, ta'^ jene, bie baOon nic^t in ^enntni§ gefegt werben, glau--
ben werben, ba§ (Snbe ber äßelt fei gekommen. ^Iö|Ii(j^ aber
wirb bie 3fleöolution wie burc^ ein großes SSunber it)r ©nbe er»
reid^en, fo 'Da'Q bie ganje SBelt barüber in Staunen gerät^; bie
fCeine 3i^t "^^^ 93öfen, bie nocE) übrig bleibt, wirb fi^ be--
festen. ..."
„®er befannte Sanbmann SWartin, fortwö^renb gebrängt buri^
bie Slufforberung feinet I)eil. (Sngel§, ging im ^a^xt 1817 ju
Subwig XVIII. unb fagte i^m, ha% bie Entheiligung be§ Sonntog§,
ber 9)langel an (S^rfurc^t oor fieiligen fingen, bie Unorbnung be§
^arneoalä unb ber Slbgang be§ 33uBgeiftel Wö^renb ber ^I. gaften=
jeit ben 3orn ®otte» entflammt l^ätte, unb bafe über granfreid^
öiel Unglüd l)ereinbred^en Werbe, wenn äße biefe 2(u§fc^reitungcn
nic^t aufhörten. ,2Benn man ba§ ni(f)t t^ut, toa^ \6) fage',
ö. ^oenSbroccf), *^apfttfmnt, I. 20
306 Sweitel 93u(f). ?ßapfttt|um unb Slberglaube.
lüieber^olte §u öerfd^iebenen 'SJlaUn ber Sngel, ,tt)irb ber größte
Xfieil be§ 9SoIfe§ au ©runbe gelten.'"
„®ie efirlüürbige SUiutter üon Söourg I)örte ou§ bem SJiunbe
be§ §eilanb§ biefelben flogen unb biefetben 3tnbr Ölungen"
(©. 102—104).
„©d^tüefter 9tofa ^l^bente, ou§ bem ^lofter SEaggia bei S^iä^a,
berütintt burcE) if)re SBeifjagungen über ^tu§ IX., $RopoIeon III.
unb ©aribalbi, ^at aÜeS in Den üorou§gef)enben ^ropljejeiungen
©nt^Itene in ber ^auptfa(^e gleichfalls üorauSgefagt, nämlic^:
größte Kriege unb größte UnglüdSfätte in gang ©uropa, befonberg
in Stttl^ctt' in ^^^ ^^^ 9tuffen unb bie ^reu^en einfallen werben ;
fobann größte SSerfoIgung gegen bie f)ei(ige ^irdEie. (Sie fagt in
eigenen 5tu§brücEen, ha'^ mehrere ^tofterfrauen i^reä ^lofterS ge^
gelreusigt würben, unb fie bejeid^net fogar bie ©teile be§ ®arten§,
bie mit Düüenbäumen be^flanjt ift, mo fie i^r 9}lartt)rium erbutben
n)erben. ®ann fügt fie bei: ,jDer ?^riebe mirb erft bann tüieber=
M)ren, inenn bie föei^e iötume ber 92arf)!ommen be§ t)t
Subiüig wieber auf ben ^{)ron fji^anfreic^g !ommt"'
(s. 153;.
9lr. 7 enthält fotgenbe „inatire ®efc|icfjte" :
„SBunberbare 2tuffinbung geraubter ^oftien.
(®iefe überaus mer!tt)ürbige ®ef(f)i(i)te ift öon öielen tiunbert Beugen
eiblic^ beftätigt unb ben ^roseBaÜen be§ erjbifcfiöfl. ^rd^iüeS üon
3fiea^el entnommen.)
„2>a§ S)orf @. ^eter ü. ^aterno, ungefähr §tüei SJleiten öon
S^eapet, mürbe ber ©cEiaupIa^ eines fcbrecfüc^en «SaMIegiumS.
9läuber entmenbeten auS bem Xabernafel ätüei mit gemeinten |)oftien
gefüllte ©iborien; fie führten i[)r 3Serbre(f)en mit fold^er Sc^Iau'^eit
ouS, ba^ man and} nidjt bie geringfte <Bpnx ber Urheber beffelben,
tro| ber eifrigften S^ai^forfc^ungen, finben fonnte. 5tud^ bie l^eiligen
§oftien fanb man tro| eifrigen ©ud^enS nic^t. S^tun trat ber liebe
©Ott fetbft in'S ^mittel. STm Slbenb beS 19. SanuarS !e^rte ein
Süngling öon 17 ^a^x^n, Sofef DrefiU, öon 'Sltaptl nad^
^oterno f)eim. Sr ging auf ber Sanbftra^e, bo bemerüe er auf
einek ber gelber beS S3auern()ofeS (S.apo^^i ein Sid§terfun!eln. @r
fagte aber Weiter nid^tS baöon. %U er am 5tbenb beS anbern
^ageS baSfetbe mieber fa^, ergriff i{)n SIngft, unb er fe|te feine
III. 3(berglau6e im 3ttlgemeinen. 307
©Item in Senntnife baüon. Sie ladeten \^n aber au§. S33a§
träumft bu benn, ^ofef? jS^a§ finb Seute, bie mit Saternen burdf)
bo§ gelb ge^en.
„D, fpred^et bocf) nicf)t fo, ertuiberte ber Jüngling, e§ Jüaren
jo eine fo gro^e 'än^ai)i Sidfiter, ba^ ber ^cfer gonj beteuertet
f^ien. ®e§ SJlorgenS frü^ am anbern 2;age begab fic^ ^ofef mit
feinem SSater unb feinem faum äe^nj;ä^rigen S3ruber nad^ 5)leape(.
'äU fic beim §anfe ©apojsi öorbeüamen, tüarb föieber ta^ Seuc^ten
fiditbar. 2)a§ ^inb bemerfte e§ unb fd^rie. ^ofef bemerfte e§
aud^, ber SSater jeboc^ fa^ nicf)t§. Qwü ^riefter tion yi^apd be--
famen ^enntnt^ üon ber @acE)e unb wollten fid^ fetbft baöon
überjeugen. (Sie begaben fid^ am 24. ^^ebruar mit bem Pfarrer
be§ benannten ®orfel unb noc^ einigen ^erfonen an ben Ort
ber ©rfd^einung , ju üorgerücEter 9^ad§tftunbe. SIu(^ ^ofef Drefitt
unb fein 33ruber !amen bat)in, mit nod^ einem Sinbe, genannt
%'i)oma§ ^iccini. 92ac^ einigen 5lugenbliden erfc^ien njirfüd^
\)a§ ßid^t unb bie brei Mnber riefen: <Bt^t, fe^t ha§ £i^t! SDa
bie onberen nic^tg bemerften, riefen fie tt>ieberI)oIt: 2Bie feilet i^r
jenen ©lan^ nidf)t, ber bolb fd^eint unb balb njieber üerfd^föinbet?
SJ^an forberte ofäbaun bie ^inber auf, ben Drt ber ©rfd^einung
nä^cr äu be§eidf)nen, unb man folgte i^nen bi» §u jener Stelle,
unterfucEjte forgfättigft ben 93oben, notierte fid^ jebem @rbt)aufen
mit ber Saterne, aber man fanb nid^tg. 5(m 3tbenb be§ folgenben
Xagc§ nahmen fie nod^ einen ^riefter, 9Zamenl Sofe|)^ öinbi«
nier, mit fid^. ®a fie matirgenommen, ba^ @ott bie ^'inber au§=^
ernjä^lt "^atte, um ifjuen feine Sßunber ju offenbaren, nahmen fic
noc^ üier anbere ^inber be§ 2)orfe§ mit. Tlan fragte eine§ au§
i^nen, ben üeinen S)ominif, !aum fünf ^afire alt, ob er feine
§elle fät)e? ®ar !eine, antwortete er, e§ ift ganj bunfel. Qu--
gleich tief Drejiü mit nod^ äWei Begleitern, Sitlini unb
aJiarotta, l^erbei. „SSor einigen 2tugenblicfen", fprad^en fie,
„fragten un§ jujei SSorübergefienbe, roa§ biefe gro^e 3ot)I öon
Sid^tern am gn^e einer Rappel ju bebeuten tiätte." Wan ging
an ben begeid^neten Drt, unb beüor man nod^ baf)in gelangte,
rief ber Heine SDominü: „^a§ Std^t, ha^ Sid^t, bort auf jener
©eite be§ SöaumeS!" 2ttte ^inber bctiaupteten baffelbe. 2(Bbann
i)örte man haä oerroorrene ©efd^rei einer ajJenge, weldEie öon bem
20*
308 3weücä 93uc^. ^^apftt^um unb Slberglaube.
SBunber gehört unb fic^ l^tnter ber (Scheune be§ S8auer§ Sapo^äi
öerborgen f)atte. SSon biefem S3eobacötung§poften aul fiatten fie
eine ^(amme bemerft, bie fid6 oon ber Grbe er^ob unb bann
ttiieber üerfd^toanb. Man forfdjte oon neuem, ofine jeboc^ ettoaä
^u entberfen, toa§ auf bie ©pur biefer eigent^ümlidien Grfi^einung
füf)ren fonnte. SDie ^riefter gingen nun fort, glauBenb, ba^ ha§
SSoI! i^nen folgen föürbe. S^em toar aber nid^t fo, fonbern e§
!amen immer nacfi mefir Seute fjinju. 9'iur bie beiben Srüber
Crfelli, fott)ie ©ißini unb SJlarotta entfd^Ioffen fid^ pm SBeggel^en.
SDiefe üier woüten nun gerabe au§ bem 2lcfer ^inau§ auf bie
2anbftra^e, aU bie 9Kenge öon neuem auffc^rie, unb toie burc^
3aubergett)alt gebogen, fe{)rten fie lieber um. ©iefelbe ©etoalt
jeboc^ U)arf fie gu 33oben; a(§ fie fic^ irieber er:^oben, blenbete
{)ette§ Sic^t ibre fingen, ganj nal^e bei bem ^appelbaume. Ueber
bie Strahlen biefe§ ^immlifd^en ©lanjeS er^ob fidf) ^art eine Xaube,
tt)e(d^e jebod^ balb entffog unb öerfcfinjanb. 9ü§balb liefen fie jur
Rappel unb riefen au§ aüen Gräften: „kommet, fommet!" Unb
nun beginnen fie um ben S3aum ^erum p graben. ^lö^Iirf) be=
merft Sillini auf bem SSie^boben einen fleinen, runben, blenbenb
n^ei^en ©egenftonb. 3Iuf fein JRufen eilt ein getüiffer 2(ntonio
bei ©uibiü f)erbei, ber fogleic^ eine ^oftie erfennt; er befiehlt,
boB man fofort bie ^riefter t)oIe. (51 tüax ^ttpei U^r morgen».
STag SSoIf tvax öolf gteube, aU e§ erfufir, bafe ha^ Mert)eiligfte
auf fo tt)unberbare SSeife tüiebergefunben iüorben fei. ߧ umringt
Safob ©uarino unb folgt ängftlic^ allen SSetüegungen be§ efir--
tüürbigen 5]ßriefter§. Xiefer grub nun ben ©oben mit größter
Sorgfalt auf unb ^tte »irflic^ ben großen 2;roft, oierjig fieilige
|)oftien aufjufinben. ^ie gettieil^ten ^eiligen |)oftien waren un--
gefäl^r einen Monat lang unter ber @rbe öerborgen getoefen, unb
tro^ eine» ftrengen 2ßinter§ unb ftrömenben $Regen0 fanb man fie
üottfommen er^Iten, n:)ei| unb unnerfe^rt, nur ber $Ranb ttjar
etrt}o§ leidet com ^ot^ beffecEt. ^a noc^ me'^r; au§ ber @rbe,
tüelcfie in 58erü^rung mit bem Seibe ®f)rifti gefommen npar unb
njelc^e man ganj troden in ein reine§ Sinnen gefammelt ^atte,
fing an ein !tare§ SSaffer ^erauSjuträufeln.
„Snbeffen mar bie fromme S3eoöIferung üon ^aterno noc^ nid^t
gufrieben. 9JJan f)atte burcf) mehrere Sengen erfafiren, bafe bie
III. ^(bcrgtaube im ^tügemeinen. 309
Beiben Siborien etloa ^unbert gemetf)te §oftien eiit{)ielten, al§ bie
-Siebe fte au§ bem Xahtximtd raubten. SSierjig tnaren nun gc=
funben morben, too aber waren bie anbern ^ingetommen ? 2tm
S(benb be§ 26. gebruar !am bemnad^ föieber eine gro^e 9!Jienge
SjotfeS an ben Drt ber munberbaren Stuffinbung. Tlan betete
eine 3eit ^^"9- 9)ief)rere Seute erbücften auf bem S3oben ber
©d^eune be§ S8auer§ ß^opojji ein Sid^tcEien. Qux fetben ^eit
fallen au6) ber ^riefter Öinbinier, ©armen ©uarino unb ^ojef
Orcfitt eine f^euergarbe \i<i) am gu^e cine§ $8aume§ ergeben, bie
an i^rer ©^i|e föie eine 9tofe bilbete unb balb mieber tierfc^manb.
Wan unterfuc^te f)ierouf ben S3oben ber ©i^eune ringsum, iebod^
bie forgfältigften 9Zac^forfc^ungen blieben erfolglos.
„2lm 2lbenb be§ folgenben Xageg liefen bie brei jungen Seute,
beren @ott firf) bei ben S^adiforfdjungen bebient tiatte, um fie ju
glücftid^em @nbc ju fütjren, ju |)ieronimu§ ©uarino. ^ater, fagten
fte ju il^m, wir l^aben fd^reien gel) ort öom Drte t)er, wo bie ^eiligen
^oftien aufgefunben würben. SBir erfunbigten un§ be§^alb unb er^
ful^ren, ba^ taSi Sii^t wieber erfdöienen fei. Unb ic^, fügte Drefitt
bei, fing an, 5l!te be§ ®Iauben§, ber Hoffnung unb Siebe ju
erweden, unb im 5tugenblide, oI§ \<i) hk SBorte ber Siebe ®otte§
augf^rad^, fa^ man neuerbing§ ein SicE)t fic^ öon ber (Srbe er--
!§eben. ©uarino ging mit i{)nen fort. 2U§ fie an ber bejetd^neten
©teile angelangt waren, ftimmte er bie lauretanifd^e ßitanei on.
^a ^)Iö|Iic^ t)örte man öon allen Seiten ben 9luf: „Xa§ Sid^t!"
— ®er ^riefter be^au^3tet, er fc^e nid^t§, unb bie Ungebulb be§
SSoIfe» beru^igenb, fät)rt er fort, mit ^nbrunft gu beten. S3atb
barauf jebo^ blenbet mit ber ©d^neüigfeit be§ S8ti|e§ eine lange
geuergarbe feine fingen. (5r gittert am gonjen Seibe, üon getieim^
niBOoHer gurd)t ergriffen, fällt ju Soben, mac^t mit bem ginger
ba§ Sreuäe§5eid)en auf jene ©teile, üon wo au§ ber blenbenbe
©trat)! t)erüorgebrungen war, unb giebt ben 9iatl), bie ®rbe aufju=
graben. Man t^at bie§ lange 3eit ot)ne ßrfolg, aU ^ofef Drefitt
beliau^tete, man muffe anber^wo graben unb jwar gerabe an ber
©teile, wo ta^i Sid^t erfd)ienen war. SDa, fprad^ er, nieberfnieeub,
um bie ©teile nä^er ju be^eicEinen, ba mü^t i^r forgfältigft fud^en !
f5ugtei(^ legte er bie §anb auf ben Söoben, ergriff ein 9JJeffer
unb fing an felbft §u graben. ^lö^Iic^ borte er ein ©eräufd^.
310 QtüdUi Sucf). $at)[ttf)um unb SIberglaube.
ö^nltd^ einer öoftie, bie man bricht, unb er ^ält tior 2(ufregung
ein. @r fa§ jic^ üor einer Sßertiefung, jugebedt burc^ einen großen
Raufen ©rbe; me^r äi§ fünfsig ^oftien lagen barin, norf) ganj
tt)ei§ unb üollfommen unöerfeljrt, gerabe \o tük jene, bie man
§uerft aufgefunben f)atte.
„SBä^renb be§ 3ettraume§ ä^^ifc^en bem fofrilegifc^en diauh unb
ber ©rfd^einung ber Sii^ter fa| oft ein ÜJJauIefeltreiiier, weldier
abenb§ noc^ D^ea^el jurücElel^rte, in bem Sfder, in föelcfiem bie
ijdt |)Dftien tiergraben lagen, eine ^xau, an einen Söaum geftü^t,
ftel^en. @ine§ 2tbenb§ erfül^nte er fiel), fte ju fragen, wa§ fie fo
QÖein in biefem Slcfer t^ue. ^c^ fte^e i)ier, fpraii) fie, meinen Soljn
äu Bewachen. 'äU man bie fonfefrirten ^eiligen |)oftien miebergefunben
l^atte, erfannte man flar, ta^ biefe S^^au bie i)I. Jungfrau geroeien
fein muffe. S33a§ nun biefe gen)eif)ten ^eiligen |)oftien felbft betrifft,
um beretföegen bie göttticfie 2(IImac§t fo tiiele SGSunber gemirft f)atte,
erfannte biefelben ber ©eneralüüar tion Jleapel narf) öorauSgegangener
ürc^üd^er Unterfuc^ung an, unb tierfd^Io^ fie in gmei friftallene
S3ef)älter mit ©überreifen umgeben, um fie fo ber S8ere|rung ber
©laubigen ougäuftetlen" (S. 98—101).
3n einer „S3eilage für bie Sugenb" finben fic§ in ber <Se)3tember=
unb Oftober^S^lummer 1896 be§ „^elifan" unter tiielen ä^nlidjen
oud^ folgenbe Gr^ä^Iungen:
„^ie anbetenben ©ngel ober ba§ SBunber tion SOfieerfen
in ^oüanb.
Gtne§ ^age§ f(f)Iug ber 93Ii| in bie ^trc^e öon SD'Jeerfen ein
unb günbete. Xa§ ganje 3^orf eilte berbei, aber bie giantmen
unb ein btct)ter S^auc^ üer^inberten ben ^i^SQ^S ä^m |)eiligt^um.
S[Ran mu^te mit ©eiüalt ben e^rmürbigen Pfarrer §urücfi)alten,
h)et^er ba§ Merlieiligfte retten moüte, jeboc^ einem unoermeiblic^en
^obe entgegengegangen lüäre. '^n bemfelben StugenblicE bemerft ein
Jüngling, ber auf bem gelbe arbeitete, bie glammen, meldte ta§ ^ad^
ber ^irdie einpöten. Sogleich öerlä^t er feine ^ferbe unb eilt an
ben Ort ber UngtürfSftätte. Sein erfter ©ebanfe ift, ta§ 2(llerf)eitigftc
5U retten. SSergeben§ jeigt man i^m bie Unmöglid^feit feine? Untere
nehmen?; er prt nur mef)r auf feinen Tlut^ unb feine grömmig'
!eit unb ftürjt burdö bie flammen l^inburd^ gerabe auf ben Slltar
äu. $Iö^Ii(f) 'i^äit x^n eine ^immlifc^e ©rfc^einung auf; jmei Gngel
I
III. SIBerglaube im Mgemeinen. 311
fnieten in 5(nbetung üor bcm 2ttterf)eiügften. „'^üxä)tt nic|t§",
fagte einer biefer ^immlifdien föeifter ju i{)m, „f)ier i[t ein ©ij^Ieier,
plle bamtt bie aKonftranj ein. ^ie (SJefa^r njirb fidE) bir nicEit
na{)en, unb gro| it)irb bein Sof)n fein." Xer (Sngel öffnet f)ierauf
ben %abnnahi, nimmt bie ^eiligen Gefäße ^erau§, legt fie in bie
^änbe be§ ^ünglingS, ber fie auf ben ^nien empfängt. ®cr
junge 9}Jann fdjiägt hierauf ben StücfttJeg mit feiner !oftbaren 33eute ein.
2)ie glommen weidien tjor t{)m jurüd, unb gefunb unb mo'^Ibefiatten
fommt er au§ ber brennenben ^irtfie t)erau§. 58ei feinem SCnbücE
fniet bie SOienge nieber, unb ber ^riefter nimmt i^m 'öa§' Sltter=
^eiligfte au§ ben §änben. 2ttle§ 2?otf jubelt if)m ju, aber er in feiner
©infalt unb SSefcIjeibentieit feierte tt:)ieber ju feiner 5(rbeit jurüd unb
fud^te ängftüd^ nod^ ben ^ferben feine§ ^errn. Stber o SBunber!
feine ganje f^elbarbeit ift fc£)on getJian. ©in fierrlic^er Jüngling,
umfloffen öon l^immüfc^em Sichte, Ijotte bie ^ferbe gefüljrt; bei
ber 3Infunft be§ jungen gelben ücrfd^ftianb er."
„®ie ©efdjicEite be§ t)I. ^etru§ öon SSerona liefert un§ ein
fel)r intereffante§ S3eif^5iel. (Sin reicher fatt^olifd^er ®runbbeft|er au§
bem SKaiiänbifc^en l^ftegte bem ^eiligen ©aftfreunbfc^oft ju bieten,
njonn er burd^reifte. (5ine§ 2lbenb§ !am ber ^eilige gang ermübet
an; fein ÖJaftlüirt^, ber getoö^nlid^ fo et)rerbtetig unb bienfteifrig
tüar, ^ätte i^m jeboc| bieSmal balb bie ^pr öerfc^Ioffen , menn
er e§ gen^agt f)ätte. SBofier biefe SSeränberung? — ^m Saufe be§
©efpräd^e» gefte^t er bem ^eiligen enblic^ fein ©e'^eimni^. ©in
manic^äifd^er ^e^er war gu i^m gefommen unb l^atte i^u ber ©oft»
freunbfc^aft liegen getabelt, bie er bem „l^einbe ber SBal^r^eit"
biete, unb fügte nod) bei: ,tomme, ic| werbe bir bie ^l Sung*
frau zeigen, bie bir noc^ met)r barüber fagen wirb.' ®er leicht»
gläubige ©runbbefi^er begleitete nun wirüid) feinen SUJann in bie
S5erfamm(ung ber Seftirer. Unb fiei)e, eine leu^tenbe ^^rau er=
fdiien auf bem 2IItar, ifiren @op in ben Slrmen, tragenb unb
fprad^ : ,9JJein ©otin, bu bift im Srrtpm, bu fiet)ft, bie 2öai)r^eit
ift I)ier unb nic|t bei ben ^at^olifen. Sc^, i>ie SJiutter ^t^n, fage
e§ bir.' Ueberjeugt burd^ biefc SBortc Würbe ber Ungtücfüc^e ein
5Wanid^äer. ,(5Jet)en Sie', f^rac^ barauf ber ^. ^etru§, ,unb
fagen @ie btefem Spf^ann, ba^ ouc^ ict) Tlamdjätv werbe, wenn er
mir bie SJiutter ®otte§ ^d^V ®er ©runbbefi^er beeilte fid^, feinen
312 'Smdte§ Suc^. «ßapjttljum iinb 5l6ergtoube.
neuen 3"i-*eunb baöon in ^enntnt§ ju fe^en, ber mit greuben auf
ben ^orfc^Iag einging, ^er 1)1. ^etru§ üeröradjte bie ^aä)t im
©ebete. ®e§ 5)J^orgen§ 6ei ber |t. 9)?effe behielt er eine fonfe^
!rirte ^oftie jurücf, bie er in eine $8ü^fe fc^to^ unb e|rfurc^t§öoaft
auf feine 53ruft legte. <So bewaffnet, begab er fii^ pr mani--
c^äifd^en SSerfammlung. derjenige, föeldier ben ^riefterbienft ©atanS
»errichtete, lä^t hjieber ouf bem Slltare bie glänjenbe grau erfc^etnen,
bie bem S^Jeuanförnmling feine Unh)iffent)eit bejügücb ber magren
g^eUgion öortoirft. hierauf ergebt ber i)l ^etru§ bie i)t. |)oftie
unb fagt pr ©rfc^einung: ,2öenn bu mirflic^ bie aRuttergottel
bift, bete beinen ©o^n an!' 93ei biefen SBorten üerfc^minbet "Da^
®ef^3enft unb löfte fid^ in fd^n)ar§em fRaud^ auf, ben ®aal mit
einem öerpeftenben ©erud^ prüdtaffenb. — ^er STeufel ttiar
e§ getoefen, tnelc^er bie (SJeftalt ber feligften Jungfrau
ongenommen ^atte. ßr t)atte bie fieilige ^oftie erfannt, mu^te
feine Saröe ablegen unb f(o^."
6. S)er Sefuitenorben oI§ Sßerbreiter be§ StberglaubenS.
(SSglc^. oben ©. 249.)
Soffen tüir einige m^ftifd^e „Slomantifer" beg 3KitteIaIter§, tt)ie
©regor ben ©ro^en, ®aefariu§ üon §eifterbac^ u. f. tu., bei Seite,
fo mu^ man ben ^efuitenorben al» ben ^auptbeförberer be§ niiber-
religiöfen 3lberglauben§ bejeic^nen. S)ie faft pt)üofen njiffen-
fcf)aftIi(^'-tf)eoIogifc^en, mt)ftifd^^a§fetifdE)en unb belletriftifd^en ©cEirift'
fteller biefe§ Drben§ fte^en unerreid^t in SSern^erlljung unb (Bx-
finbung fenfotioneller Sßunbergefd^ic^ten. 2lu§ iljuen f|3rid^t ber
@eift be§ DrbenS.
SD^an fönnte einiuenben, bie Sefuiten fctireiben für bie Stu^entoelt,
unb in ber Söiebergabe foIoEier „2;^atfadf)en" rechnen fie mit ber
Seii^tgläubigfeit ber 9Jienge; für bie Slnfd^auungen be§ Drben§ felbft
ift "{)&§> nirf)t beföeifenb. tiefem 9ted)tfertigung§oerfuc^ fte'^en fd^roff
jene ©cfiriften gegenüber, bie nur für bie DrbenSmitglieber gefd^rieben
finb, njoju in erfter Sinie bie „3a^re§= unb 9}iiffion§beridöte"
gehören.
3ebe§ „^an§" unb jebe „9}Jiffion" ber ©efellfc^aft ^efu ^at
jä^rlid^ einen S3ericf)t (liistoria domus, litterae annuae) bem ^ro-
III. SlOergfaube im 3(ttgemeinen. 313
binsial' unb ®eneraIo6ern etnjuretd^en. SJ:iefe SSeric^te bienen ben
©efc^ic^tgfc^reibern be§ OrbenS al§ t)auptiäc^Iid)e Oueae, unb fie
genießen ein foIdieS Stnfe^en, ba^ fie tüäf)renb ber ÜKatitseiten ben
£)rben§mitgliebern üorgelefen Serben.
3n biefen '^a^xtS^hmd^ttn nun )>ielen ba§ SBunberbare, er--
fc^einungen u. f. fö. eine gro^e "Stoüt. ®a bie neueintretenben
jungen ^ioöi^en mit fold^en ©rjä^Iungen au§ ber Orben§gefrf)id)te
üom erften läge an oertraut gemad^t Werben, fo njirb i^re ^fiantafie
mit ben abenteuerliiiften SSorfteKungen erfüllt, unb in ben ©r>
t)oIung§ftunben breiten ftc^ bie ©efpräc^e üorjugSföeife um „bie
SSunber ber übernatürlictien SSelt". ©aju fommt, bofe bie „^v-
bauungSbüc^er", bie ben ^Zoüijen unb ©d^olaftüern aU tägli(^e
Sefung gegeben luerben, unb bie aulfc^Iie^Iio^ ^efuiten 5U S3erfaffern
l^aben, ben gleirfien ^aben fortfpinnen: fRobriguej, tta ^onte,
2ttoare§, ©ürin, ®rou, (St. ^üre, 9^ieremberg u. f. w.
mit i^ren a§feti)d§en Schriften unb „ßeben ber ^eiligen" bitben
ba§ tägliche Srot be^ jungen ^efuiten, unb bie» Srot ift burcf)
unb burrf) burc^fäuert tiom (Sauerteig be§ 2(berglauben§. @o mu^
ollmä^ticl eine Senfart im J^efuiten entfte^en, bie auf bem Gebiete
be§ SBunberbaren ha§ Unglaublid^fte für SBa^r^eit, Unge^euerli(^e§
für aütäglic^ ^äÜK
Um bie 55eranttDorttid)feit be§ £>rben§ für bie St^ätigfeit feiner
SüRitglieber auf biefem Gebiete ju t)erfte£)en, mu^ man fic^ an bie
ftrenge 3enfut: erinnern, bie ber Drben an Srfiriften unb 93ü(^ern
feiner ©lieber übt. ^lic^t», buiiiftäblic^ nid^tS, barf ein ^efuit bem
2)rurf übergeben, o^ne e§ Dörfer ben omtlii^ befteüten Söüd^erjen^
foren :censore3 libronim öorgelegt unb ot)ne oorf)er bie S)rucf<
ertaubni^ ber Oberen (®eneral ober ^roüinjiat ober 9te!tor) ein*
1 9ll§ i(f) in ba§ Seiuiten=?JDbi3tat ju ©jaeten in ^ollanb eintrat,
trat unter meinen jungen StRitnoüigen baö Xage^gejpräc^ eine jc^recfüc^e
2;eufel!?ericf)einung, bie ftc^ im 3af)re 1873, ai§ gjaeten Don ben ^^fuiten
be§ogen würbe, bort gejeigt :^a6en foßte. Sie nmrbe mit aüen ein5etf)citen
erjä^It, unb eine Stelle in bem gemeinsamen Sct)IafiaoI, wo ber Spuf feinen
S25ecf)iet f)aben foüte, war fo »errufen, ta^ feiner ber S^oüi^en bort fi^Iafen
ttJoüte. 2Bie üon Sjaeten, fo liefen au(^ üon anberen Scii"^^"^)«"!^^-""^ i"
benen icfi gelebt t)obe, ä^nlic^e ©ef^ic^ten um, balb Xeufel^^, batb 3trme=
feelen=(5rf^einungen.
314 Qvoiiteä 33uc^. ^apfttf)um unb 9(berglaube.
geholt ju ^aBeii. '^t'öt Drben§prot)in§ Befi^t eine 5Rei^e üon ^en-
foren, bie jä^rlid§ neu ernannt njerben. S)a ioEi felbft mehrere
Saläre SSüc^erjenfor ttiar unb anä) bie 3enfur an meinen eigenen
(Schriften ftar! erfahren f)aBe, fo h)ei^ icE) genau, mit toelc^er ^etnüc^-
feit bie ^^i^fi^^ ^tübt h)irb. 3ebe§ literarische ©rjeugnife mu§
minbeftenS üon gttjei ^^nforen begutacfitet fein; oHe ©d^riften bog--
matif(f)en, a§!etifd^en ober moralt^eologifc^en ^n^^alteg ge{)en burd^
bie ^änbe tjon öier B^^foi^ß^-
Gin ©rBauunggtiuc^, i>a^ in ber !atf)oIifd^en SSelt, Bei 2oien,
föie Bei DrbenMeuten, ta§ pdifte 5(nfet)en geniest, ift „bie UeBung
ber (^riftlic^en SSoIHommen^eit" oon bem ^ejuiten saip'i)on^
9?obriguej. SMc^ft bem „%^oma§ üon ätmpm", ben Schriften
2iguori'» unb einigen anberen ift 9^obrigueä' „Hebung" bie am
nieiften gelefene ©(firift ber alten wie neuen a§feti)d^en Sitcratur
be§ UItramontani»mug. 2;äglicf) muffen bie ^efuiten = S'ioüi^en
roä^renb zweier '^a^xt eine f)al6e Stunbe in bem 33uc^e lefen, unb
iäf)rli(^ jlDeimal föirb e§ üierjel^n 2;oge lang in faft allen ^efuiten«
Käufern Bei ben SOZaEjIjeiten üorgelefen.
?(uf bie Set)ren bei S3uc^e5 laffe id) micf) nid^t ein; nur wenige
^roBen ber „^öeifpiele", tt)oburc§ ber S^erfaffer bie üon i^m ge*
geBencn 9(nlüeifungen ^u Bekräftigen unb ben Sefern §u em|3fef)Ien
fud^t, foKen ^ier folgen: „^n ber (Sifter^icnferd^roni! wirb Berid^tet,
ba^ ber ^. 33ernarb unb feine SJJönc^e faf)en, wie wä^renb be»
(£f)orgeBete§ Gngel auffcfirieBen, tDa§> bie DrbenlBrüber tljaten.
©inige§ würbe mit ®oIb, anbereS mit SilBer, wieber anbereS mit
Sinte, enblid^ einiget mit SBaffer gefcfirieben , je nad^ bem Sifer
unb ber 2(nbac§t, mit ber ber ©injelne Betete unb fang" (2. 2IB^.
^ap. 1). (Sin SD^öncE), ber üon ber S^Iuft üerfud^t würbe unb fie
nadf) langem ^ampf üBerWanb, „fa£) au» bem ^orB, in bem ba§
S3rot aufbewahrt würbe, 3iaud^ auffteigen unb burc^ ba§ genfter
jieiien. Sa§ war ber S^eufel, ber i^n üerfuc^t {)atte" (a. a. D.
^0^. 6). ©in ^eiliger Betete §u ®ott, ha'^ ein iUlönä) , ber bie
SSerfud^ungen gu gleifc^eSfünben nic^t fannte unb I)art War gegen
5Inbere, bie barunter litten, felBft üon biefen SSerfu^ungen geklagt
würbe, „^aum f)otte er fein ®eBet Beenbet, aU er einen Keinen
^ä^Iid^en ^Reger fa^, ber einen geuer^jfeil in bie gtUt bei SJ^öndiel
aBfc^o^" (a. a. D. ^ap. 9]. „3III bie Teufel bem |. 2(ntoniul
III. SIberglaube im Sltlgemeinen. 315
in öerfd^iebenen fd^recflid^en ©eftalten erfcfiienen : al§ ööraen, Siger,
Schlangen, ©tiere, Sforpioneii, al§ fie i{)n bebro^ten mit if)ren
Tratten, 3ä^nen, 5ßrüIIen, §eulen, Bif^en. fpottete ber ^eilige
über fie" (a. a. D. ^. 11). „3ni Seben ber 3Ittöäter irirb er=
jä^It, ba^ ber 2:eufel einft bem f). ^ad^omiug erfcE)ien in (Seftalt
eine§ je^r fc^önen 2öeibe§" [a. a. D. t. 18). „5(I§ ein 9}?önc^
fein Älofter tiertoffen unb in bie Sßelt jurücEfe^ren tüoffte, fa!^ er
einen fd^recflic^en Trocken an\ \iä) loSfaljren, mit offenem SRacben,
um it)n äu berfd^Iingen" (a. a. D. ^. 19). „2!er ^. ©maragbug
I)örte eineg Xageg, tüie §tDei Teufel fid^ unterhielten: 9^un, fagte
ber eine, tüa§ macEit benn bein Wönä)? ^c^ bin fef)r jufrieben
mit i^m, antraortete ber onbere. 3<^ '^tn nic|t gufrieben mit
meinem, fagte ber erftere" u. f. tx). {a.a.O. ^ap. 20. „®er ^ater
5Rib ab eneiro (Sefuit) er§ät)It, ba^ ein Sefuit in ©iciüen einem
^riefter 'Reifen tüollte, einen STeufel au§ einer f^i^au auszutreiben.
@r begann bie ©i'orjiSmen, otlein ber 'S^eufet antwortete nichts
anbere§, aU nur: 3Jiama, 3Jiama. 2)abur(f) gab ber Xeufel ju
oerftetjen, ha'^ ber Sefuit (megen feiner ju großen ^In^nglirfifeit
an bie $8eriüanbten) gleictjfam norf) ein fleine» Sinb fei an ber
9)iutterbruft. ^ie Umfte^enben fanben hk Slntroort be» XeufetS
fe^r unter^altenb" ['äh1). öon ber ungeorbneten ^ßertoanbtenliebe,
üap. 3). Qu ber 2{b^anb(ung über ba§ ®ebet njirb erjätjlt, bafe
ein ^eiliger fal^, loie fleine leufel fid) an bie 2(ugenliber ber
SJlönd^e fingen, um fie jum Schlafen ioä^renb be§ ®ebet§ ju Oer=
anlaffen. ©in anberer ^eiliger fal^, »ie in einer Statt bie Xeufel
rutjig unb mü^ig auf ber ©tabtmauer fa^en, ha e» nid)t§ für fie
äu t^un gab, tt)eil bie Stabtieute ot)ne^in 2(tte§ nad) Söunfd^ ber
jEeufel tl^aten; tüät)renb in einem Slofter bie leufel gefd)äftig bie
2:rep^en {)erauf unb herunter liefen, lüeit fie fet)r tiiel ju t^un
I)atten.
S)ic§ $8uc^ em^fie£)It ber ^efuit ^urter, ^rofeffor an ber
f. !. Uniüerfität ^nnlbrurf, aud) ^eute nod^: „Unter ben 5l§feten
ragt befonber§ ^eroor 2(. gtobrigue^, berühmt al§ ^rofeffor ber
aJJoroI, aber berül^mter aU ©eelenfüt)rer jur S5oII!ommen]^eit.
2)iefe lel^rt er grünblid^ in bem SQBerf ,Uebung ber d^riftlid^en
SSoßfommenf)eit'. 5)ie§ SBerl würbe fef)r oft oufgelegt unb in
unjöfjlige 8pra(j§en überfe|t" (Nomenclatoi- literarius, III, 244^.
316 Biüeiteä 93uc^. ^apftt^um unb Slberglaube.
®Ieic^fatt§ ju ben ersten 'ä^dtn be§ ^efuitenorben^ gehört
Subiüig ta ^onte. 5lu§ feinem „ßeBen ber e()riü. 9)?artna
öon @§!o6ar" finb bic folgenben Stellen:
„®er (Sngel führte mid) in einem ofd^enforfcenen ^leib öor ben
^errn, U'o ic^ nacf) einem auf ben $Rüc!en empfangenen Streid^ §u
SBoben fiel . . . . S;er öerr fprac^: ,t^ü^re fie in bie Söftengrube',
unb iä) üerftonb, ba| 16) einigen Xeufeln jur ^ücfitigung übergeben
werben fottte .... ®er ^err fprac^ jum (Sngel: ,@§ ift genug,
ba§ i^r brei ©treidle auf ben 9iücfen gegeben ttierben.' Unb ber
6ngel gab mir brei Streiche, bie mid^ nicf)t ttienig fc^meräten unb
mir ^age lang h)e^e tliaten. Xann trat mein ßngel §u mir, unb
ber öerr fprad^: ,?5ü^ret fie ju S3ett, bamit fie ru^e'; unb fie legten
tnic^ in ein fc^ön geziertes unb beblümte§ 93ett .... 5^er STeufel
erfcf)ien mir in ©eftatt eine§ fcfinjarjen 9}?anne§; er ^otte 2füfee
h)ie ein Silier, f(^tan!e Strme, öiele ffeine |)Drner auf bem ^o^jf
unb einen langen, bie ®rbe berüf)renben ©ditoeif . . . ©in anbermol
fa!^ id^, roie er ben Seib äufommenäog unb mit bem be^örnten
^o^fc burd^ bie S3ruft bringenb, i^n §um 'Stüätn f)erau§ftrecEte . . .
©in anbere§ SO^al, al§ idE) in ber ^irc^e bie ^rebigt {)örte, trat ber
2;eufel 5U mir, bre{)te mic^ um unb bog ben falben Seib gurürf,
boB mid^ bünfte, er l^ätte mid^ jerbrod^en . . . 3^^ anberen Reiten
erfc^ien er mir gleid^ einem mit n}eiBen unb fd^ujarjen gießen an
^opf unb Römern gef|3renfelten ©tier, fa^te mict) auf bie öörner
unb ttjarf mid^ ttjeit au§ bem S3ett .... ©in anbere§ SJial er=
griffen mid^ jnjei STeufel in ber WitU unb ber eine ft)arf mic^ bem
onbern gu" (21. a. D. I, 44. 61. 63. 64).
®ie jefuitif(^e ©rbauung^fc^rift Gloria s. Ignatii posthuma
beriditet: „^n SEJ^utina in ber Sombarbei lebten öier ©d^toeftern,
jung, ebel, eiirbar unb fd)on gut SJJannbarfeit erloac^fen. Sitte
toaren eine gan§e Sflei^e öon ^a'^^'^n fiinburd^ auf'§ erbarm^
lid^fte üon ben unreinen ©eiftern angefod^ten. jJ)ic Kleiber würben
i^nen jerfifinitten , bie §aare auSeinanbergeriffen, ber Seib oer^
tt)unbet. Dbgteid^ fie ®ott ^ui^gfraufd^aft gelobt, entbrannten fie
bod^ in unbänbiger 2uft. @ie fucE)ten |)ülfe bei ber ^irc^e,
©ebete, Dpfer, SBeil^maffer, 9teliguien, ©jDr§i§men, 3(tte§
würbe angewenbet, unb SllleS umfonft. ©nblidE) ert)ielten fie
III. Stbergloube im Sdlgemeinen. 317
burc^ SSermittlung be§ f). 3gnatiu§ 93efreiung" (bei ®örrc§,
mt)\m Iv^ 69. 70;.i
®etreu ben Ueberlieferungen be§ Orben§ öerbreitet bie befannte
jei'uttiyc^e ^eitjc^rift „©timmen au§ Ttaxia-Qaad) " feit 3a^r=
sehnten ben Slbergloukn unter ben gebilbeten Satt)oIifen 2)eutf(^=
Ianb§. @ine 2lrtife(=9teif)e auy bem Satire 1878 ^anbelt aus--
fü^rlic^ oon „SSifionen unb Söeif fagungen". 2)er SSerfaffer
ber 2(uffä^e, Tl. 9}?efd}Ier, bef leibet bie einflufereic^ften unb
f)öc^ften (Stetlen im ^efuitenorben; lange ^ai)xt trar er 9lot)ijen=
meifter, Dieftor unb ^rooin§iaIo6erer ber „beutfc^en" Crbenl^roöin§
unb ift je^t 5tfi"iftent be§ S^fuitengeneralg.
SJJefc^Ier tt)anbelt bie S3a{)nen ber ®örre§'fd^en „9JJt)ftif";
®örre§ wirb fortrcäfirenb ^itirt; felbft bie aberwigigen „Untere
jud^ungen" ^elrio'ä gelten feinem Drben§bruber am ßnbe be§
19. Sa^t^unbert§ aU Srutorität (über Selrio unten @. 441 ff.).
Ueber bie „®eiftern)elt" ift 9}Je fehler auf ba§ genauefte untere
ri(i)tet: „SSermöge il^rer natürlicEien Semegfraft bemäi^tigen bie
©eifter fid) ber SUJaterie unb toirfen buri^ S5ert)egung unb SSer»
änberung auf fie, unb jtüar in 93?ad^t= unb ßraftüerl^iiftniffen, bie
für unfere Sf)emie, '"^^t)fif unb SOkc^anif ganj unberect)enbar finb.
'äud) mit bem SJienfc^en fielen fie in mannigfachem natürlid^em
SSejug: fie !önnen burc^ angeborene ^aft tjorüberge^enb 2uft =
leib er annehmen unb fo ober auä) unmittelbar fi(^ bem SJienfd^en
toa^metjmbar macfien" (XIV, <S. 529). Um feine SSifionät^eorie ju
erlöutern, bringt 9JJefct)Ier „pra!tifc^e S3eifpiele" au§ ber „@elbft =
biograpi)ie ber f)ei[igen 5;^erefia", einem S3uc^, ha§> ttiegen feine»
Sn^alte» beffer „Selbfttäufc^ung" fliege: „2ÜI id) micf) eine» läge»
im ®ebet befanb, gefiel e§ bem ^errn (S^riftu^), mir feine |)änbe
ju geigen; fie waren fo au^nefimenb fd^ön, ha% ic| e§ nicbt ge=
nugfam befc^reiben fann. SBenige 2age barauf fd^aute ic^ auct) ba»
Slntli^ (S^rifti), weirfieg mic^ oöHig aufeer mir braute" ^XIV,
©. 543).
aJJefd^Ier f treibt: „®er efftatifctie unb prop^etifd^e ©eift [inner=
1 Se^r bejeidinenb für ben jejuitiicfien .'pod)mutf) ift t§, roie ^ier bie
^ejuiten öerfünben, bie Sirene felbft unb aöe i^re offisieEen .'peilmittel gegen
S3efeffent)eit f)ätten nic^t^ öermocfit, nur bem Stifter be§ igejuitenorben^ fei
bie 5tu§treibung be§ %en\d§ gelungen.
318 Breites 95uc^. ^opftf^um unb SIBerglaube.
f^alh ber fatfioüfc^en ^rc^e] rei^t öon ^a^x^un'ötxt §u 3a^i"'^unbert,
unb tüenn er in einem 'Präger erlifc^t, fo blt^t er in einem anbern
auf» neue auf" XV, 8. 64). Unb tt^ag fü^rt ber 3efuit aU
„33eraei§" für biefe ftol^en SSorte auf? 90kn fottte e§ nic^t für
möglich fialten: „Cffenbarungen" f)t)fterifc^er t5rauen§|)erfonen, bie
tt)ei(tt)eife al§ Sc^iüinblerinnen [Souife Soteou] entfarot, unb
„9}^uttergotte§erf(f)einungen", bie fogar Don ber ürd^üd^en S3e^örbe
oI§ 33etrug erfliirt tnurben 'SJlettenbudE) Bei 9tegen§burg unb
2*ietri(^»rt)albe in ber ^iöjefe ^Im]! „^aum fiatte Katharina
(Smmerii^ 1824 i^r Seben geenbet, fo erneuten fi^ i^re ©aben in
ber efftatifc^en Jungfrau 9Jiaria üon dJtövi 1834, unb beim ^obc
biefer (1868 begannen ganj ä§nticE)e ©rfcEieinungen bie allgemeine
2(nfmer!fam!eit auf Souife Sateou in Belgien ^injutenfen" (XV,
(g. 64). „ajian erinnere fic^ nur an SJJarpingen, an9Jiettcn =
buc^ unb ^ietric^Sföalbe" XV, @. 411).
Sm Kapitel öon ben „bämonififien SSifionen" erjä^It 9Jiefc^Ier:
„^ie Zeitige ^atf)arina üon Bologna äffte ber böfe f^einb
fünf ganje ^af^xi mit fatfc^en (Srfc^einungen bei ^eilanbel unb ber
SDZuttergottel. 2^'5(d)ert) beri(^tet üon einem 9JJäbc^en bei dRtid,
Welche» ba§ ganje Öanb täufi^te burc^ i^ren üorgeblic^en Umgang
mit feUgen ©eiftern, burc^ bie |immlifd^en SSo^tgerüd^e, bie i^re
SBo^nung burc^bufteten Gine öauptbetrügerin toax aud^
ein franjöfifd^e» DJiäb^en, 9UcoIe ^'löernier. 5)er böfe t^einb
pfalmobirte angeblicf) aU öeilanb ganje Stunben mit i()r unb entjücfte
fie burc^ melobifcfien Oefang; er fümmuni^irte fte §um ©d^ein, er«
l^iett i^r Seben o^ne 9^a^rung unb üermef)rte in if)rer |)anb ha%
58rot, ba» fie unter bie 5(rmen au»t^eilte; er belefirte fte über bie
fd^ttiierigften Stellen ber {)eiligen ©d^rift, mad^te i£)r bk ©ünben
Sterbenber funb, rettete fie gweimal mie buri^ ein SBunber aul
töbtiicber Sran!{)eit unb macf)te fie öfter unfid)tbar" (XV, <B. 251).
©benbürtig ftef)t bem „beutfc^en" Qei'iiitet^ ein italienifd^er
DrbcnSgenoffe sur (Seite. ^
®ie befannte !at:^oIifc^e „S3Dnifatiu5 = Slruderei" in ^aberborn
ücrbreitete im ^a^re 1878 ein 93ucC) be» ^efuiten 3flofignoIi:
1 gür ta§ golgenbe ügicf). aud^ 9fieujc^, Sie beutjc^en 58ifc^öfe
unb Der 2tberglaube, 93onn 1879, ©. 29 ff.
III. 9(6erglaube im Slögemeinen. 319
„SBunberbare (Sreignifje au§ bem ^enfeits! ©rtiarmet
euc^ ber armen (Seelen im gegf euer!" JRojignoü tritt au§brücf=
lic^ für bie „verbürgte ©laubnjürbigfeit" feiner aJJittf^eilungen ein:
„(Sine Xante be» ^aifer§ Dtto IV. iiörte an bie X()üre Hopfen, unb
fogleid^ öffnete fid^ biefelbe ijon felbft unb ber S^aifer — ber fe'^r
fromm geftorben toav, fo ba^ jeber glaubte, er fei im |)immel —
trat al§ Sittenber ein: ,^(i) fcEimadEite in ben gtflntmen be§ f^eg^
feuerS ; f orbere bie ^löfter auf, für mic^ §u beten unb fi(^ tnä^renb
be§ de profundis ju gei|eln"' (©. 185). „®ie Seele ^apft ^nno =
5en§ III. erf(f)ien, üon glantmen umgeben, einer frommen Sungfi^«"
unb fagte: ,Sd) leibe bie ©träfe für brei i^t1)Uv. ^d) t)ätte burc^
biefe beina'^e mein §eil üerfdierjt'" (S. 244). „^n ^^errara ftiurbe
ein ^alaft in Solge näc§tlid)en Särmg, ber fic^ regelmäßig n)ieber=
f)oIte unb bcffen Urfod^e tro^ oüer ^Rac^forfc^ungen nid)t entbedt
werben fonnte, unbett)o{)nbar. @in ©tubent erbot fid), in bem
^aufe 5U iüoljuen, raenn man it)m für je^n ^a'^re ein 3intmer
ol^ne SJiiet^e einräumen woüe. 91ad)t§ !am ein grauen()afte§, an
|)änben unb ?5ü|en gefeffelteS ©efpenft. S3eim erften 2age§grauen
ging e§ ^inaug. ®er Stubent folgte il)m mit einer gemeitjten
Äerje bi§ in einen Heller, tt)o e§ üerfdiiüanb. SJJan grub bort bie
©rbe auf unb fanb einen Seic^nam. SDerfelbe würbe unter ben
gebräudilid^en ^ei^^monien begraben unb mc{)rere 9}leffen für ben
SSerftorbenen gelefen. Seitbem {)örte man in bem ^alafte nid)t§
mel^r"" (S. 68). „@in granäi§!aner erfd^ien nac^ bem ^lobe einem
Sominüaner unb ließ if)n, um i^n §um ©ifer unb 9Jiit(eib ju be--
wegen, bie graufamen ^^larnmen fetten, bie il^n |)einigten. @r legte
feine redete ^anb auf ben Xifd), unb fie brüdte fic^ fo tief
ein, aU ^a'bt man biegorm mit einem glül)enben (Sifen
eingebrannt" (@. 95). 5tuf @. 159 wirb eine ©efdCiid^te tion
einem fpanifd^en ©betmann er§ä^It, ber tro^ feine§ fdEiIed^ten Seben»
auf bem 2Bege ju einem galanten Slbenteuer ben 9tofenfran§ betet
für bie Seelen ber SSerbred;er, bereu Seiber an bem ©algen l^ängen,
on bem er öorbeigel^t. ©iner ber ®ef)ängten fteigt üom ®algen
I)erab, befd^ü^t if)n gegen ben S^vn be§ beleibigten (£^emann§ unb
fnü^ft fid^ borouf felbft Wieber anbcn^atgen, unter ber
©rflärung, „®ott f)abe i'^n Wunberbarer SSeife gefanbt, bem Stitter
ju t)etfen".
320 S^tiUS 93ucft. $apfttt)um unb 2(BergfauBe.
$ßor ben Slugen eine§ (eicEitferttgen Wähö^tn^ erftecfien fid^ jttJet
t{)rer ßteb^aber gegenfeitig, bag 9J?äbc^en felbft wirb üon ben 2(n»
gehörigen ber beiben ertnorbet. ®er {)etUge S;oTninifu§ ertcerft
fie tüieber üom Xobe; fte legte eine ÖJeneralbeic^te ab unb „lebte noc^
§n)et 2oge, um eine bestimmte ^n3a^I 9tofenfränse ju beten, bie
i^r jur S3u^e auferlegt n)aren". S^onn ftarb fie §um ^weiten
fOiaU (@. 122).
^n bem oon ^efuiten f)erau§gegebenen „©enbboten be§
göttlichen §er§en§" finbet fidE) im Sa^i^gimg 1871 (©. 184
unb 268) folgenbe ©efd^td^te: „'^m ®e!anat JBojen mürbe ein
tobtet SJiäbd^en geboren, in beffen mi^geftaltetem @efid)t toeber
Singen \w<S) 9?ofe gu feigen inaren. 3tüei ^erfonen trugen ta^
tobte Ä'inb §ur lüunbertfjätigen ^UJuttergotteS nod^ Üiiffian mit ber
feften Hoffnung, in ber bortigen 2Ballfa{)rt§fird^e Seben^seic^en ju
erbitten, um baffelbe mtnbeften§ bebingungSnieife taufen ju !önnen.
©ie famen am 13. Januar fpät 5(benb§ in 9tiffian an unb trugen
am folgenben 2;ag ba§ ^inb in bie ^rc^e. (5§ geigten fid^ Sebcng«
geic^en; fie trugen ba§ ^inb jum Pfarrer, um e§ taufen §u laffen,
fonnten aber nun fein Seben§äeic^en mef)r wal^rne^men. 2)a§
ßinb lüurbe alfo begraben. 2lber am 18. liefen fie ba§ ^inb
hjieber ausgraben, unb niä^renb it)re§ @ebete§ normen fte 2ebcn§«
geic^en voa^x unb liefien "i^a^ ^inb burc^ ben gerabe gegenwärtigen
Spfie^ner taufen, bie SebenggeicEien irurben nacE) ber Xaufe immer
nod) f(f)öner unb t3erfd)tt)anben erft attmäf)Ii^ wieber." „Qn (Sttlf§
ertranf am 3. Suli eine fc^wangere grau. ®ie Sei(j^e mürbe erft
om 5. ^uU unterfud^t unb geöffnet, unb ba§ ßinb al§ tobt gc^
funben. 5(benb§ famcn oiele Seute bei ber Seid^e sufammen, um
burdf) bie gürbitte Tlaxia'^ bie 2:aufgnabe gu erbitten. 2öie fie
beteten, fat)en fie, ba^ ba§ ©efictit be§ ^inbe§ 2eben§farbe ertiielt,
ba^ Sippen unb SBangen fid^ röttjeten unb ber SJ^unb fi^ öffnete;
einige SBeiber moUten auc^ ben ^ul§fc^lag be§ ^ergenS gefef)en
Ijaben. ^a§ ^inb mürbe bebingungSmeife getauft; balb na^
bem Xaufaft fd^Io^ e§ ben ^cnnh unb mürbe bleirf) mie
2öad^§."
®er belgifdie Sefuit @. Xermeforen berichtet über bie
munberbaren Söirfungen be§ „Sgnatiu§=2Baffer§": „3m ^a^re
1859 mürbe gu SIntmerpen eine grau, meldie beinahe blinb ge»
III. 3lberglaube im Mgemeiiien. 321
tüorben Joar, geseilt. '^i)x S5ertrauen tüurbe gtücflic^ermeife an-
ftedenb: nocf) an bemfelben S5ormittag polten 5 ober 6 ^erfonen
bie§ SBaffer, um fic^ gegen bie (J^olera ju fcfiü^en. STm ^ad)--
iitittag jäfilte man Bereits einige 30 Sege^rer, unb wenige Xage
fpdter tüüx ein foldier 5(nbrang um ba§ Sgnatiu§ = 2Baffer, bo§ 4
big 5 ^erfonen faum f)inreicf)ten, e0 ju öert^eiCen. 5II§ im ^atjre
1839 in S3rügge bie (Sijokxa ^errfc^te, gab ein ^ater einem
SQJanne ba§ 23affer be» I)eiligen ^gnatiu» unb flößte i^m SSertrauen
in ben ®e6raud^ be[felben ein. Unb nic^t Dergebenä ; benn pli3|üci^
^örte bie (gpibemie in jener Strafe auf. SSon biejem Stugenblirfe
an tarn man üon alten Seiten, um bie§ ^eilfame SBaffer ju ^olen.
^aä) einigen Sagen reirfite man nii)t mefjr bamit au^', tta^ $ffiaffer
bIo| in glaf(f)en ju tüei()en, man mu§te e§ in ganzen S3otti(^en
meiüien unb biefelben an Drte ftellen, too 2([Ie bequem ^ufammen--
fommen fonnten. ^n einer SBod^e Würben me^r aU 50 Sottid^e
geweift, ©in fünf 2JJonate alteS 9}Jäbd^en ftfiien in ?5oIge eines
E^oIeraanfalleS tobt. Tlan flij^te it)m ein ^aar Sro^fen bei
lebenbigmadjenben (!) 2öaffer§ ein, unb baS ^inb fam in jwei
SOiinuten ju fic^ unb tüurbe gefunb. Tlan ^at gejagt, unb toir
njieberf)oIen e§ mit größter Üteferüe, eS fei fein S^oIera=^ranfer
geftorben, ber ha§ Sguattug-SBaffer genommen i)at. ^n @ent
üertangte man im SSerlaufe öon jloei äJJonaten me^r als 100 000
glafd)en" (®aS SBeiijiüaffer beS ^I. SgnatiuS, 2ßien 1867, 8. B.
29. 30. 54. 55j.
3um Stberglauben, ben bie ^efuiten öerbreiten, muffen auc^
i(}re „Enthüllungen" über bie ^Freimaurerei ge^äljü werben.
XotteS Beug, aurf) SeufelSfpu!, wirb I)ier üon literarifcfien
©rö^en beS DrbenS in wiffcnfdjaftlid^er unb unter^altenber gönn
bcr !atf)oIifc^en Sefewelt aufgetifc^t.
®er bekannte beutfc^e ^efuit (3. Tl. ^adfitler, langjähriger
Sliitarbeitcr an ber Sefuitei^'^citf'j^'^ift • „Stimmen auS SD^aria-
Saad)" unb an ben Monumeuta paedagogica Germaniae. !§ot
gegen bie Freimaurerei haS) SSer! öerfa^t: „®er ftiüe ^rieg
gegen Xfjron unb Elitär ober baS 92egotioc ber '^^vi-u
in aurerei" 2. 2(uflg. Stmberg 1876;. ^n ber S5orrebe fagt
^ad)t(er:
„2Ber bie ©rjc^einungen ber neueren unb neueften ©efc^ii^te
0. §oen«6roecf). ^5Qi)fit()Uiu. 1. 21
322 Swetteä S3iicf). ?lSa:p^tt^um unb Sfbergtaube.
ntdit D'berftäc^üc^ Betrachtet, fonbern nac^ it)rem tieferen ©runbe
bur(^for[d)t, totrb immer auf (Sin g^i^trum fommcn, au§ iüeld^em
ber un^eimlicfie ®eift unferer Qtxt feine gälfiiiungen ber SBa'tirtieit,
ber (S5ef(f)id)te unb be§ 9f{ed)te§ au§ftrat)It. (ä§ ift ein fur(i)tt)are§
@t)ftem in ber oBgrünblid^en Irreleitung ber ÖJeifter unb ber
^erjen. "ifflan ftubire bie fosiale, bie :|3oIitifc§e, bie religiöfe @trö=
mung, unb mon lüirb finben, ba^ alle brei au^ einer unb berfetben
DueHe it)r @ift belogen ^aben. SBo^t finb and) felunböre D-uellen,
hjeldie it)re fd^mu^igen ßJemöffer in ben ^au^tarm ergießen; aber
ftc finb eben nur 3^ebenfad)e. ®iefe ^auptmac^t be§ llnf)eile§ ift
bie Drganifation menfd)üd)er S^-rungen unb Seibenfd)aften in bem
©e^eimbunbe ber ^Freimaurerei" (©. V).
3unö(^ft ift bie Freimaurerei an etilem (Sc^ulb:
„^er Sefu^tenfturm in S)eutfd)tanb irar ein 2Ber! ber Soge,
ia§ SBeitere, fo Ijoffte bie odierontifc^e ©d^aar, tüirb fid) üon felbft
ergeben" (@. 43). „®a§ (Safritegium üom 20. (September 1870
(bie (Sinnafime 9?om§) "mar, tvk ba§ gange ^önigreic^ ber fRt-
öolution im ©üben, ein SSerf ber Soge unb tt)r anberSmo für ge«
leiftete ^ienfte nebft SBeiterem fc^on fünft£)alb ^al^r borl)er jugefagt
loorben" (@. 49). 3""^ „S3eioeife" bafür mirb erjätilt: „^aä) ber
©d^Iad)t bei ©eban waren bie SERiniftcr (oon Stalten) immer nod^
in S3etreff ber ?5tage ber Sefe^ung 9tom§ fe^r unentfc^ieben. §öd^ft
matirfdieintid) t)ätte fie gar nid^t ftattgefunben, menn nidit öor bem
SJfinifter Sanja eine Deputation üon ^Freimaurern erfd)ienen wäre.
2)iefe überreichte i^m einen fleinen «Streifen Rapier, Worauf in
fe^r tafonifdjen SBorten ftanb: wenn bie S^egierung nid)t untierjügtid^
gegen Sftom nmrfc^iren laffe, fo bred^e in allen itaüenifd^en ©tobten
eine fReüoIution au§. — Sanja Ia§ ben ^apierftreifen unb unter-
fud)te bie 9iamen§unterfd)riften ; er fat), ba^ fie hnxd^an^ öon Sogen^
Häuptern waren, unb gab bem ©enerat S^aborna SJJarfc^befel)!"
(6. 422).
„lieber bie testen ^läne ber §od§grabe in Setreff eine§ fünf--
tigen ßonüaöe geben wir eine§ ber wicl)tigften ©ofumente, ba§
jum großen 3(erger ber @el)eimbünbe in flerüale |)änbe !am unb
fetbft um t)of)e ©ummen ni(|t gurüderobert Werben !onnte. @§
batirt au§ bem ^a'^re 1818, alfo aug ber 3cit ^in^^* fd^einbaren
^{eftauration nadE) htm ©türme ber 9icüoIution, unb trögt ben %itd:
III. S{berg(aube im 5(((gemetnen. 32H
,gortlaufenbe Snftvuftion', ober aucf): ,(3t\t^hu(i) unb ^anbtüeifer
ber DBeren in ber ^o^en greimnurerei'." e§ folgt bann bie 5ÜZit=
tf)eilung einer unL3lauMirf) albernen, aBer „cc£)ten" ^nireifung bar-
über, h)ie man beim nädEiften Slonftaüe einen Freimaurer jum '^ap'\t
machen tt)iff. SBaljrfdjeinüii) ift atfo 2eo XIII., tüenn nid)t gar fc^on
^iu§ IX. ober ©regor XVI., 9)?ourer. ®ie§ tljöric^te „^ften--
ftürf" ^at bie offijiette ^efuiten^^eitfi^nft „Sioilta cattoüca" im
^a^re 1875 aU furchtbare ©ntbedung erftmalig t3eröffentlic^t,
unb ber beutfdie ^efuit "jpactitler mac^t ernft gemeinte ©(offen
baju!
®a§ 8. Kapitel (©. 185—214) „^ie Freimaurerei unb bie
2Irmee" mü^te ganj abgebrüht njerben. SSolIenbetere Xf)ort)eiten
laffen fidj nidjt au§benfen. S)a§ Äa^jitel beginnt mit ben SSorten:
„Sebermann n^ei^, mit lueldiem .§ei^C}unger ber näd)tli(^e S3unb
nad^ bem Eintritte tion Offizieren berlangt. ^e mef)r ein ©taat
bem Siberalilmuö öerfällt, befto mäditiger tnirb bie Soge in feinem
§eere, ja e§ fonnen Umftänbe eintreten, in Welchen ber ongc^cnbe
S^'iener be§ 9JJar§ in bem ©c^urjferte, ha§ er fic^ umgürtet, \)a§
atlerfidierfte SJüttel in bem SSorrüden in ber langen ©af)n ber
militärifdien §ierard)ie erblidt. Slaju fommt ber 9tei5 öermeintlic^
brüberlid^er gefte, eine§ Greife» üon Freunben in ber fonft fo öer=
fd)Ioffenen ®arnifon§ftabt, natjer S3e5ief)ungen ju mandiem biet--
öermögenben Dberoffijier, felbft pf)t)fifdier §ülfe bei Sobeggefal^r;
obenbrein lodt ba§ ®e{)eimni§ mit feinem obenteuerIic|en unb ro-
mantifd)en ^^ii'^cr, bie Hoffnung auf §ülfe unb Gnipfeljlung in ben
irbifdien 8(^tr)ierigfeiten, nieldien gerabe ber junge Offizier faft nod^
meiir all anbere ßöalfinber aulgefe^t ift. Unter folc^en Umftänben
legt fic^ un§ bie ernfte Frage na()e: 3ft bie Soge eine fiebere S3ürg=
fdjaft für bie militärifc^e "Streue? ijn föetd^er SSegieljung ftefit fie
gur 5(rmee? 2Bir antworten barauf: 2)ie Soge miU feine
Slrmee; fie mi^braud}t bie 5(rmee; fie t^inbert im ent^
fdieibenben Stugenblide ben Slrieger an feiner ^f(id)t=
erfüüung" (8. 185).
3um SeltJeife biefer ^Behauptungen föcrben „^Iftenftüde" auf=
geführt: „Sft i>er ^anbibat [für ben ©rab eine§ S^abofdi] in ba§
öierte ©cmad^ eingetreten, lüo bie ©inttieitjung üoffgogen mth, fo
fiet)t er oor fid) ein ßreuj unb eine breiföpfige ©d^Iange. S)iefc
21*
324 S^veite§ 58ud). ivot)fttf)um unb §{6erglaube.
©(f)Iange mm fieäciofiuet ia^ Böfe ^rin^il), if)rc brei ßö^fe tragen
\)a§ ©innBilb ber 9}?iB6röud)e ober be§ in bcn l^olien ®efett[c^aft§'
freifeu etngefnf)rten Ucbcle: ber @cI)Iangen!o|3f mit ber ^rone hc-
§eid^net bie ©ouoeränc, jener mit bem ©c^tüffel ober ber Xiara
bie ^äpfte, jener mit bem S(^iuerte bie SIrmee. S^er Eingeweihte,
lüetcfier eine I)öf}ere bürgerlidje «Stellung einnimmt, mu^ im ^n-
tereffe feine§ $ßaterlanbe§ unb ber ^fiilofopl^ie eifrig für 2tu§rottung
biefer 9}Ji§ftänbe lüirfen. 3^"^ ^fanbe für feine übernommenen
SSer|)f(ic^tnngen fd^tägt er mit bem S)oId}e bie brei ^ö^fe ber Schlange
ab." (8. 189.)
„2Bir übergefien bie 53eifpiele öon mi(itärif(f)er Untreue burdö
Sd^ulb ber Soge, irie fie au§ ben Kriegen DIapoIeon'ä I. befonber§
gegen ®eutfc^Ianb I)äufig in neueren Schriften angeführt loerben.
Seben einjelnen %aU f^Je^iett noc^jutoeifen, würbe ia gu Weit
füfiren; blo^e 58e{)au|3tungen aber aufftellen, tiilft nic^t». SSiet
fdjlagenber fönnen wir unferen Sa^ beweifen, wenn e§ nn§ ge^
lingt, irijenb ein vollgültiges maurerifdieS 3ew9"iB fü^ benfelben
aufzubringen. Ein Wa^rl)aft üernic^tenbel B^iignife finben Wir bei
einem ber t^ätigften unb einftu^reidjften f^reimaurer be§ öorigen ^ai^v-
IjunbertS, bem nur attjubefannten SJJirabeou. (Sin^al^r öorStuebrud^
ber franjöfifdien Üieüolution, 1788, gab berfelbe ju ^ari§ feine „©e--
fd)id)te ber :preu^ifc^en 5IRonard^ie" i)erau», in bereu brittem 93anbe
er oon griebrii^ II. fagt: ,ö§ ift fc^abe, ha'!^ griebrid) II. feinen
(Sifer [für bie 2oge] uid)t fo weit trieb, um ©ro^meifter atler beut=
fdien, ober wenigften§ aller preu^ifc^en Sogen gu werben; feine
SJJadit Ijätte f)ierburd) einen beträd^tlidien 3iih)ß<^§ gewonnen . . .:
unb öiele militärifd^e Unternefimungen Ijätten einen gan,^ anberen
Öiang genommen, wenn er fic^ niemals mit ben §öuptern biefer
S^erbinbung überworfen t)ätte.'
„Sn biefem ©eflänbniffe eine§ tief eingeweit)ten Sogen^aupte§,
rva§ aJJirabeau war, tritt uns ein ganzes SJJeer be» fd^auerlid)ften
SSerratf)§ entgegen. 9iun wirb e§ un§ flar, warum man fo (üftern
nad) ber Slnfnoljme üon Offizieren ift, unb tva^ burc^ bie 9J?oni=
:|3uIationen be§ @el)eimbunbe§ au§ ber militärifd§en 2;reue wirb.
9(Ifo um fiegreic^e Kriege gu führen, mu^ man ber Soge
günftig, ober, )[oa§ nod) erfolgreid^er ift, ©rofimeifter
fein! S)ann fettet fiij^ ber Sieg an bie eigenen Sahnen, unb ha^
1
III. 3(0erglauDe im 3f[fgemeinen. 325
gegenü6erj'tef)enbe ^eer trirb gef^Iageti, ober oielmeljr lüirb jur
9?teberlage angeführt" (@. 196-197).
„3lber irir ^abeu an biefem Drte üon einem anbern 9)iiprauc^e
ber Freimaurerei gu ^nbeln, toeldjer ben ,eingeiüei^ten' Offizier
mitten in einer friegerifc^en 5l!tion an feiner Pflichterfüllung t)inbert
unb if^n auf öerfcreciierifdje Sßeife jur SiücEfidjtna^me für htn geinb
öerpflic^tet. ®ie§ gefc^ie^t burc^ ha^ maurerifc^e Sfiottjfignal,
n)eld)e§ ben .iSrübern' nur im gattc ber öu^erften Sebenägefal^r
ertaubt ift unb jeben in ber 9Mf)e befinblic^en Tlanxzv jur augen=
blidüc^en unb aufopfernbften §ülfeleiftung öerpflic^tet. SBie aber,
wenn ein ®e{)eimer auf geinbeS Seite \ia^ (Signal mad^t? ®aun
|ört er noc^ ben 65runbfä^en be§ S^ur^feHeS auf, ein ^yeinb ju
fein, bann lüirb er ein ,S3ruber', iüetd^er um jeben ^reil gerettet
njerben mu^, obgleid^ biefc ungerechte ^ßerfc^onung eine§ fämpfenben
geinbeS frieg^rec^ttic^ ein tobe§tt)ürbige§ '-Serbred^en ift. So alfo
loirb ber Krieger mijglirfjer SSeife im entfc^eibenben 2(ugenblicfe ju
öerbred^erifd^er ^flic^toerfäumung gerabe^u t3er|)flid^tet. 9JZan unter*
fi^eibe tuo^I; e§ ^anbett fid^ ]§ter nii^t um jene attgemein aner=
t'annte menfd^Iic^e Kriegführung, föeldje ben tnefirlog unb fd^abIo§
gemad^ten geinb ober ben S3ertüunbet=®aliegenben am Seben er-
t)ält, fonbern um ^arteiüdjfeit gegenüber bem fäm^jfenben Seinbe,
»eld^er im entfd)eibenbften fünfte nur barum üerfc^ont n^irb, Weit
man in iljm burd) ha^ gemadjte 9Jot^(^eid^en \>tn greimaurer=58ruber
erfennt. 2)a§ baburdj "ök militärifd^e 9(!tion ber eigenen Stamera=
ben paroltjfirt, ba§ üom Sd)Iad£)tpfane geforberte ,3iel be§ treffen»
ganj öerfel)tt luerben fonn, liegt auf ber §anb" (S. 202).
„S)a§ 9iotf)fignat jur See lourbe auf eine militärifc^ nid^t ju
reditfertigenbe SSeife in ber Seefd^Iad^t bei Xrafalgar am
21. Oftober 1805 benü|t. SDie fran^öfifdic glotte mu^te öor ber
©eniatität 9leIfon'§ bie Seget ftreidjen unb fämpfte mit unerijörter
(Srbitierung. 9?eIfon ^atte befolgten, !ein Quartier su geben, ^ie
beiberfeitigen Sd)tffe luaren einanber fo naü)e gerüdt, ba§ bie See*
fläche nur mcfir ein fefte§ Sd^tac^tfelb für ben fdjauerlidiften .^ampf
tnar. ^eber gu^ breit mii^te mit §unberten üon )öerlüunbeten
unb SEobten erfämpft tcerben. 5IRitten im ©erneuet oerfud^ten
mehrere t^i'^ujofen, bie eben in bie See gefto^en inerben foHten,
ifjr &iiid mit bem 9iot()fignate. Q§ gelang. §unbert unb fec^gjig
326 3>"eitf^ 33u^. ^^apfttfium unb SIbergtaube.
gran^ofen entrannen fo bem fieberen Xobe. ^ebod^ läßt fid^ nid^t
üerlennen, ta'^ bie plfreic^en engüfd^en , Vorüber' in offener Sc^Iad^t
bie gegebene Drbre freöel^aft au^er 5((f)t liefen, ha^ ^ntereffe ber
Soge über ben ©efiorfam, lrelrf)en fie i^rem Stbmirat fc^ulbeten, ftetiten,
'ba'^ alfo i^teimourerei ^ö'^er fte'^t al§ ©olbatenpflic^t unb SSaterlanb.
3luf fold^en ^anbtungen fte'^t frteg§recJ)tIi(f) ber Xob" (S. 206).
„^n ber <Bd)laä)t üon SBaterloo am 18. ^uni 1815 erfennt
mitten in einem lt)üt|enben Saüallerie-'^ngriffe ein Belgifc^er Offizier
in ber gegenüberfte^enben feinbüc^en Sinie einen ,S3ruber', mit
ftelc^em er e^emolS in ber Soge jufammengetroffen loar. @r ift
gufrieben, ba^ er äiemlid) ferne oon il)m ftel)t, if)n alfo nid^t an--
greifen mu^. Slber ptö^tid^ fiel)t er it)n umzingelt unb üernjunbet.
S)a öergißt er SlöeS, ftürjt in feine ^ä^t unb J)aut it)n Io§, auf
bie ©efa^r ^in, felbft aU SSerrätfier gu gelten. 5Im nämlichen
Xage fommanbirten gmei englifd^e Offiziere eine ©§!orte, föelc^e
mehrere |>unberte fran§öfif(^er befangener, bereu Cffi§iere fi^ al§
Freimaurer ju erfennen gaben, ju führen {)atte. Um itjrem maureri<
fcEien SBorte getreu ^u bleiben, fd^icften ficf) tk englifc^en Dfftäierc
an, bie friegSgefangenen Sogenbrüber gegen bie ^reu^cn gu öer*
t^eibigen; unb fo unglaubtid^ e§ fcEieinen mag, fo ift e§ boc^ baare
2öo^rf)eit, ha'ifi bereite ein ^amp'\ stuifc^en ben ©iegern ((Snglänbern
unb ^reu^en) brol^te, o(» il)m bie Stimme eine§ ^reu^ifdEien ©ene*
ralg ©in^ort gebot" i®. 207—209, .
„Sc^auerlid^ finb bie SSorbereitungen gur (Srt^eilung be§ erften
@rabe§ [^abofcfi], fie machen ben ©inbrurf eines 3Joüi§iat§ für hü^
©c^affot. Wan ttnk \iä) einen tiefen unterirbifctjen S3au, einen
loa^ren Stbgrunb, an§ welchem eine 5lrt fe^r engen ^f)urme§ bt§
äu ben Sogen em|)orragt. ^n bie SEiefe biefe§ SlbgrunbeS loirb ber
^anbibat geführt burcE) aüe möglichen Siäume, föo alle§ Sd^reden
at^met. ®a unten irirb er eingefc^Ioffen, gebunben, gcbroffelt.
Sn folcfiem ^uft^^^öe allein gelaffen, fü{)It er fic^ enblic^ burd^
90^af(f)inen, loelc^e ein fcE)auberf}afte§ ©eräufcE) madfien, aufmört»
ge()oben. (Sr fteigt in bem finftern (Sc^ac^te langfam f(^tt)ebenb,
biStoeiten mef)rere ©tunben laug, fäftt ^lö^IidC) tuieber J)inunter,
ai§ tüäre 2lIIe§ gebrochen. Dft mu| er lieber aufraärt§ f^toeben,
tüieber £)inabfin!en, loieber aüe ©dl^recfcn burdE)macf)en, of)ne einen
(Sc[)rei auS^ufto^en ober ein 3^ic[)en üon ^^ngft ju geben. ®ie
III. ^(berglaube im ^(Ilgemeinen. 327
®ingetüeit)ten fagten mir, ba^ fie uninijglicf) eine genaue 93efcf)rei6ung
ber Prüfungen mad^cn tonnten, lueil it)nen ber ^opf nod) fdjwinble;
ha'^ fie oft ftärfenbe Öietrönfe nöttjig f)atten unb er[)ielten, um nur
toenigftenS i(}re leibliche ^raft tüieber aufjuriditen, wenn anä) ber
©eift befangen geblieben fei. — Sturer biefem ,9tefIei-ion§raume',
einem ttjatiren Drte ber @d)reden, finb üier ©emiidier jur SBei^e
etne§ ^abofd) nijtt)ig. ®a§ erfte ift fditüarj auggefd)Iagcn, eine
Sampe im S)reiede ^ängt über einer ^^aütfiüre unb lä^t eine treppe
I)inab in einen Keffer iüa^rnel)men, tüo l)inein ber Stufjune^menbe
geftürjt tüirb. S)a finbet er einen @arg 2C. Wan lieft bie ^n-
fdirift: 2Ber bie ©diredcn be§ ^obe§ übern)inben fann, Wirb au§
bem ©d^oo^e ber @rbe fteigen unb ba§ Siedet ermatten, in bie
großen ©e^eimniffe eingeweif)t ju Werben. — S)a§ ätueite @emad^
ift toeil au§gef(^Iagen. 5luf bem SSorbergrunbe finb gtüei Urnen,
bie eine üotl brennenben SBeif)raud)§ , bie anbere üott qualmenben
2Beingeift§, ber aüein ba§ 3ii«n^e^ erbeut, wo fid^ nur ber ®rofe=
opferpriefter befinben barf. SDaö brüte ©emac^ ift blau au§'
gef dalagen, mit geftirntcm ©ewölbe, öon bret gelben SBad)§!er§en
er{)CÜt. 2)al üierte ift mit weisen unb rotljen ©öuten gegiert; im
Dften fte§t ein %^xon, über if)m ein gefrönter SDo^petabler mit
einem S)oIc^e in feinen gangen, on feinem |)alfe mit einem
fd^Warjen S3anbe, on Weld^em ein breif^i|ige§ ^reug nieber|öngt;
auf feiner S3ruft ift ein ®reiec£ unb barum bie Sßorte: Nee pro-
ditor, nee proditur, iunoceus fovet (Weber SSerrät^er nod^ 3?er=
rat^ener, fc^utbloä l^egt er — Wo^I: feinen ^lan). ©ine Draperie
üon fd^war^'-wei^em ©ammt, ber mit rot()eu Sreujen überfäet ift,
I)ängt jwifd^en ben gtügeln be§ 2lbler§ nadi unten unb bilbet ein
3elt. hinter bem ^I^rone freuten fid| ^tod ©tanbarten: bie eine
wei^ mit grünem ^reuje unb ben SSBorten: ®ott will e§; bie
anbere f(^war§, mit einem rottiem Slreuje auf ber 23orberfeite, auf
ber fRüdfeite mit einem S)o|ipeIabIer, ber einen S)oI(^ f)ält, nebft
ben in Silber geftidten SBorten: Siegen ober fterben.
„9^ur bie gemütl)IidE)fte (Sinfalt !ann in biefen SSor»
bereitungen ein Spiel um 9Hd;t§, eine eitle SOlummerci
erbUden" (8. 217, 218, 219).
„2Bid)tiger für un§ ift bie öon 9licmanbem onjujweifernbe
^^atfadfie: 1. S>ie i5i"eimaurcrei ()at ein ^^ribunnl, üor weldjem
828 3weiteg S3ucf). «Papftt^um unb 2(berg(aube.
au(^ Könige unb ^rottpringen all ,33rüber' ju erjc^einen f)a6en.
2. 5IIfo tüirb ber (Souöerän Untertfian ber ,!önigli^en Sunft'.
3. ©r !ann möglicher SSetfe ju jeber «Strafe, anä) gitm STobe, bor
jenem ^^ribunat öerurt|eitt tüerben. 2)ie d^efution überlädt man
einem S3r.: ^ianori oberDrfint, unb beja^It if)m ba§ Honorar
in einer Üingenben SOlittion" (S. 245). i
3m 12. Kapitel tt)irb „beriefen", ba^ ©o§iaIi§mu§, ^ommu--
nilmu», 2Inard^i§mu§ unb f^i^eimaurerei ein unb baffelbe finb.
S)en ©dilu^ be§ $8u(^e§ bilbet ein „5tn^ang" mit „?(!tenftüden".
2)a0 le^te btefer „5t!ten[tücfe" lautet: „(Sin gib au§ ben §odi=
graben: „^m 2(uguft 1865", f(i)reibt ber 9^elü=^or!er ^orrej^jonbent
be§ „Monde'- 2, „machte icf) bie S3efanntf(fiaft eine§ a(|tung§niürbigften
^affioniftenpater? au§ §obofen, gegenüber öon S^efö^^orf,
meloier mir ba§ folgenbe SSorfommni^ au§ feiner feeIforgerIid;en
2aufbat)n mitfreute.
„SSor einigen Sagen rturbe id^ erfuc^t, in S3roo!t^n einem
©terbenben bei^ufte^en. G§ war ein ®eutf(^er, bem iä) öfter ju
begegnen @elegenf)eit gefjabt f)atte. Seine einzige Sod^ter, eine
^at:^oüfin, fagte mir, bo^ i^r SSater j^eimaurer fei, bo^ td§ barum
üor etilem auf feine S3e!ef)rung lüirfen muffe. 9lad)bem \6) feine
Seichte abgenommen Ijatte, fragte ic^ i{)n, ob er nid^t ju ber einen
ober anberen geheimen ©efeüf^aft gel)ört ^be. ,'^atoo^, f)od)=
mürbiger ^ater', antwortete er, ,id) bin f^i^eimaurer; aber Sie
miffen, ba§ biefeS in 5(merifa nid^tS $8öfe§ ift.' — ,Sie täufd^en
fid§", eriüiberte icf); ,bie Freimaurerei ift übcratt üerurt^eilt, föo fie
fic^ geigt; Sie muffen ba^er S^re @ibe unb Sßerbinblic^leiten njiber*
rufen unb mir ^^re (maurerifdjen) ^nfignien ou§Iiefern.' — SBot)I
mad^te ber ^anfe einige Sdtjföierigfeiten; aber er fiatte feinen
©lauben ben^a^rt unb untergeidfinete ben 2(ft be§ SBiberrufel, ttn
1 Sie ultramontane „JR^einifc^e Solf^ftimme", ba§ Drgan be§
„9i£)einifc^en Sauernüereins", nennt biefe 2(Ibernt)etten „©ntpüungen, beren
Sebeutung ntc()t genug betont toerbeu fann" (2. ©ept. 1896)! 3)ian erfennt
boraul, ttJte Dom Uttramontanisiuu^ ber ungereimtefte SBiberftnn üertt)ertf)et
wirb. 3(ui^ ha^ Drgan ber „®eutid}en Slbelggenoffcnfc^aft", ba§ „©eutjc^e
Stbellblatt", gtebt fi^ baju I)er, fol^e jefuitifc^e ^ttbern^eiten gu ber*
Breiten.
- Gine ultromontane ^arifer ßcitung.
III. 9lberglau6e im ^lllgcmeinen. 329
t^ i^m niebergefc^riebcn t^atte. (£§ foftete mir einige Tlüijt, um
aü6) feine 8rf)ävpe, 2Bin!etmaaf3 , filberne ^ette, feberneä Sc^urjfea
unb WituaU 5U befommen; ^inge, bie jufammen in einem S^often
neben feinem SSette oerfc^Ioffen lagen, ^ä) mu§te ilnn baricgen,
ba'^ er aüe biefe ©egenftänbe anSliefern muffe, lüenn er menigftenä
einen S3emei§ aufrichtiger SfJeue geben rvoü^. ^<S) entfernte mic|
mit meiner S3eute, unb frof), bem Seufet eine ©eele entriffen ju
^aben. — ^ie junge ^od;ter ftonb unten in ber S8orf)atIe unb
wartete auf mid). ,5So!^Ian', fragte fie, ,^at ber SSater ^finen
Stttel übergeben ? SJic^t tvaljx, 5iae§ ? §at er ben 2Biberrufung§=
2lft untergeid^net?" — ,§ier, meine 2;orf)ter*, anttoortete ic^, .fel}eu
©ie 3([Ie§.- dJtit biefen SBorten jeigte id) if)r bie maurerifd^en
©egenftänbe. ©te befa'^ biefelben unb fagte alsbalb trourig: ,5Jein,
t)a§ ift nid^t Sttte»; mein SSater trug aH boy in feiner Soge unb
bei befonberen @elegenf)eiten; e§ abäuüefern f)at if)m gor feine
äRü^e gefoftet. Se^oc^ ba§ S3ud^ feine» ©rabe? njeg^ugeben ^ätte
tf)m o^ne B^üeifet met)r Stampf üerurfac^t. 5(ber e§ ift noc^ Stma§
übrig.' — ,2Ba§ benn?' — ,S-ine ©c^rift, bereu ^ntialt ic^ ni(|t
!enne; ber SSoter Ijat mir aufgetragen, fie nad^ feinem 2obe forg*
faltig öer^jodt bem 3?orftet)er feiner Soge einjufenben. ^a§ muß
fi^er ein gro|e§ ®e!^eimniB fein.'
„^d) feiere jum Traufen jurüd unb fage: ,2öarum betrügen
©ie mid)? ©ie muffen in fur^er Süt cor ®otte§ 9tic§terftut)I er^
fdieinen; glauben ©ie, feiner ®ered)tigfeit entmifd^en gu tonnen?
©ie §aben mir nod^ @tft)a§ üerborgen.' — S)er Traufe erfd^rat
fi(^tlid^; fein ®efid)t erblaßte, feine Stugen beiDegten fic^ unruhig,
©nbtid) fagte er betroffen: ,9Jein, ©ie Ijaben Sdle» betommen, ic^
^be S^nen 9tidf)t§ mel^r abzuliefern.' — ,9^eiu, e§ erübrigt nod^
eine ©c^rift, mie alle {Freimaurer I^aben.' — ,©ie irren fi(|, Ijodiir.
^ater, e§ ift 9iid§t§ me^r übrig.' — ^d) üerboppette meine ^Sitten;
StIIe§ öergeben§, ber Teufel follte obfiegen. ^d^ gebraudjte alle
SJiittel, bie in foldien Säöeu angezeigt finb; !einel üerfing, ber
Traufe leugnete ober fd^iüieg. ®a brang i^Io^tid) feine 2:od^ter
burd^ bie S§üre, njarf fidE) dor bem S3ette be§ SSaterS auf bie ^niee
unb rief fdjfud^jenb: ,Tldn lieber Später, rettet um ®otte§n)ifIen
©uere ©eele; Guere 'Xodjter märe fonft ju unglüdlidE). ^{)r faget
immer, 'oa'^ ^f)r mid) liebet. 9lun bemeifet e§!' — Xiefer 9ln-
330 3roeiteä SBu^. ^^apftt^um unb Stberglaube
griff finblt(i)er SieBe fam izm ^ranfen unerinartet: bie Umarmungen
unb 2;i)ränen feiner Xoc^ter rührten i^n. Sie üfiertub i^n mit ben
§ärtü(^ften SieBfofungen unb fprad^ if)m üom §immel, ber i^m
fonft oerloren ginge. ®a anttüortete ber kraule: ,^u roei^t, ha^
id^ 9li(^t§ üerborgen f)aBe.' 9^un richtete fir^ ta^ 9)Jäbc^en auf
unb fprac^ in gefü^IöoHem 2onc: ,2üget nidjt, lieber 33ater, ^^x
feib immer aufrichtig geroefen; fteüet (Sueren guten SHamen nicf)t
b(o|. ®ebet biefem ^riefter ita^ Rapier, ba§ '^i)V mir Befol^Ien
I)abt, bem ©^rtüürbigen ©uerer Soge §u frf)irfen.' — SSei biefen
SBorten fc^rie ber ^ran!e laut auf, ftröuBte fic^ nod^mal gelüaltig,
fagte aber enblid^ fd^IucEiäenb : ,'>Rt\n, meine 2;oc^ter, SDu follft S^id)
über deinen Später nic^t fd^ämen muffen, ^omm, nimm biefen
©c|(üffel tion meinem §atfe, öffne bie ©c^ubtabe unb gieb bem
^riefter ta§ barin liegenbe Rapier.' — S)ann fiel er in D{)n-
mac^t. — ©d^neü lüie ber Sßti| fiatte bie 2;od^ter beu 93efe!)l au§*
gefül^rt unb reid^te mir ba§ üerftegelte ^a:pier mit ben SCßorten:
,^iftoria! 2J?ein 35ater ift gerettet, er ^at ba§ ®ift au§gef^3uc!t.'
„SDiefeS @(i)aufpiel macE)te tiefen ©inbrud auf mic§. STer 9Wut^
biefeS 3Jiäb(f)en§ erinnerte mic^ an bie ©tiriften ber erften Reiten.
S)er Traufe lebte nod^ einige Stunben, unb feine festen Sßorte
maren Slu^brüde ber tiefften 9teue unb be§ lebenbigften S5ertrauen§.
3n ©egentoart feiner %oä)Ux öffnete ic^ ta^ üerfiegette ^adet.
@ä föar ein mit 93tut gefd^riebencr ©ib. 2Bof)I i)atte ic^ einft
üon berortigen Schriften fprec^en l^ören, unb ita'^ bie ?5reimaurer
biefen ß^ebrauc^ beobad^ten. Slber aU i6) "oa^ ©d^riftftüd burd^Ia§,
fonnte iä) meinen 2tugen nid^t me^r trauen. S)er @ib enthielt
einen unauft^örüd^en ^rieg auf Seben unb Xob gegen bie ^ird^e,
bo§ ^a^fttt)um unb bie Könige , nebft ben abfc^eulid^ften ©elbft«
üertt)ünf(^ungen, im ^aUt man fein SBort bred^e.
„^c^ übergab ha^ Rapier bem (5r5bif(^ofe, bamit er ebenfo,
wie iä), \xä) üon ber I)öüifdEien S3o§{)eit ber Freimaurerei überzeuge"
(8. 433—437).
^oä) toeit abgefc^madter finb hk „Gcnttjüttungen", bie ein
italienif^er S^fuit öon größtem titerarif(^en 9tuf, Stntonio
33re§ciani, über bie Freimaurerei mad)t. (Sr ^t §irei „t)iftorifd^e"
3?omane üeröffentlid^t, bie fic^ faft au§fd)IieBti^ mit ben „©el^eim^
uiffen" unb „(Sc^redniffen" ber gel^eimen ÖJefelljc^aften befaffen :
III. Stbergtaube im Stagemetiien. 331
„^er Sube üoii $8erona" itnb „m'xdt in bie römifd)e
mtpüUit ober bie freiiuinig «erbannten nnb Sionello".
S3eibe 9^omane erfc^ienen juerft in ber offijieaen 3efuiten-'3eitfrf)rift
„Siöilta cattoHca", beren rangjä()riger SJJitarBeiter Srelciani
wax. ytid)t nnernja^nt barf bleiben, ba^ biefe 9tomane5ßre§ciani'§ jnm
SBeftanb ber ©djülerbibüot^efen jefuitifc^er 2e()ranftalten gefjören.
2tug meiner (Stubienjeit in ber ^efuitenanftatt ju gelbfird) in
Defterreid^ erinnere id^ ntid) fe^r Iüo^I, wie biefe S3re§cianif(i)en
giomane öon un§ ^inbern öerj'rfjlungen lourbcn. ^d^ ^itire nac^
ben in 3flegenlburg nnb @d)aff()auf en erfd^ienenen beutfd^en
Ueberfe^ungen in 5. unb 2. StnjTage:
„Um ben ?Jad^for[d^ungen ber ^oligei ju entgegen, Tratten bie
©elieimbünbler [in $Rom] feinen feften 2tufent|aIt§ort. ®ie wa^re
Safterl^ö^Ie befanb jid^ \iho6) t)inter ber Sungura. ^n biefem
©dEitupftod) tüar ta§ 9^eft jeber ©c^änblid^teit unb ?5retidf)aftig!eit;
bort er^ob jic^ ber 2(Itar ©atan§, bort h^urbe berfelbe aU oberfte
©ott^eit angebetet; bort mürbe it)m SSei^rauc^ ongejünbet, jd^red-
lid^e ©elübbe, obfcöne ©e^eimniffe gefeiert unb rud^Io[e ©aben
bargebradit. Um biefen 3lltar tanjten jebe 9^ad|t jtüölf fd^omlofe
S)irnen unb brad^ten, ju ^riefterinnen getüei()t, it)r fdiauberöotteg
Dpfer bar. (Sott id^ e§ jagen? fott \ä) e§ nieberfdfireiben? ®iefe
S)irnen gingen be§ SJiorgenS f^einbar oott 2(nbacE)t unb grömmig*
feit an ben Zi^ä) be§ unbejTedten 2amme§ unb, nod^bem fie bie
atterf)eiligfte ^oftic in ifireu fd^mu^igen 9}?unb empfangen, ^^ielten
fie bai 2:afc£)entu^ üor ba§ ©efi(^t unb fpieen biefelbe tt)ieber au»,
um fie 9^ac^t§ barauf in bie flud§lt)ürbige SSerfammlung mitju»
nehmen.
„SBenn ber 2lttar §ugerüftet, bn§ geuer angejünbet unb SSeit)-
rauc^ barauf geftreut war, tüurben bie f)eiligen ^oftien in ben ^eld^
genjorfen, bie genfer troten mit gejüdten jDoI(|en ^eran; if)r Dber=^
^riefter rief ben 2;ämon an, gab ifjm atte göttlid)e 5Ramen unb
fprad): ,®u, unfer ©ott unb §err, em|3fange bie ^ulbigung be»
Seibeä unb $8Iute» ®eine§ größten geinbeS. §ier liegt St)riftu§
äu 3)einen güfien, tf)ue mit ifjm, \va§ Xir genef)m ift. SDu Ijaft
i^n fd)on einmal burd^ bie S^ben an'§ ^reuj gefdfilagen, unb S)u
t^teft n)oI){ baran; ber ©lenbe loottte 2)ir ®ein 9leic^ entreißen;
S)u t)aft i^n nad) S?erbienft U'^jüI^Ü. ©ebraudje nun un» St^riften,
332 ^mik§ Solid), ^apftttjum imb 9(6ergtouBe.
um if)it mit nocE) gr5f3erer (Scf)mac^ ju fiebeden; tüir fogen un§
non if)m Io§, lüir fdjluören if)n nti, tüir betrachten il^n al§ unfern
©tfanen. @r bro{)t demjenigen bie §ölle an, ber nidjt an i(jn
gtauBt: iüir glauBen nic^t an i^u unb fürrf)ten feine §ölle boc^ nidit;
\a, Xülx fd)Iie^en un§ allen Säfterungen an, föeltfie bie Sßerbommten
gegen i^n ausfto^en unb mit un§ in aUt @tt)igfeit auSfto^en tt)er=
ben. tiefer furdfitfame unb niebrige ®ott ift in bie ^ö^e ber
l^immel bauon gegangen, aber tviv reiben if)n burd^ feine ^riefter
lüieber auf bie ßrbe (jerab unb befommen if)n in unfere §änbe.
9^un mag er bafür bü^en , ba^ er @el)orfam unb 5trmut^
geprebigt, hal^ er geIeJirt t)at, ben f^feinben gu üerjeiljen.' —
Unb bann natjmen fie bie geh)eit)ten §oftien, burc^ftac^en bie»
felben um bie SBette mit ben S)oId)en, jerftüdelten unb ger^
brodelten fie unb luarfen fie aU Sranbopfer für ben S)ömon in
ba§ %tmv.
„S)iefe grauenüoKen 8a!rilegien föurben in 5Rom faft jebe S^iad^t
üerübt, bort auf bem '^amtuiu^, wo ^etru§ gum 3eu9"iffe feiner
Siebe unb feinet ®tauben§ an ^efum (£^riftum, unferen götttidjen
§erru unb |)eiIonb, gelreujigt tüorben ift, auf jener (Srbe, weldie
ba§ $8Iut fo üieler Segionen 9JJärtt)rer getränft I^at; neben bem er=
^abenen Se£)rftu[)Ie ber 2öat)rf)eit unter ben Stugen bc§ Ijeiligen
©irc^enfürften, »etiler, lüä£)renb ^ene ©f)riftum fd)Iad)teten, öor
bemfelben auf ben S^nieen lag unb lange 9Mc^te im @ebete üer»
bradjte, bamit (Sr Grbarmen unb SD^itleib mit 9lom I)aben möge,
bie ©eifter erleuchte unb bie ^er^en fo öieler 9^ud)lDfen rü^re,
meldie bie §auptftabt ber c^riftlii^cn Söelt befubelten" (S)er ^ubc
oon a^erona, 1. a3b., @. 134—138). «8re§ciani lä^t ein «mäbc^en
folgeiibe 2(u§fage madien: „@§ lüaren in 9iom gWei Käufer, wo
bie S^arbonari i^re geljeimften 3ufl^u(^t§ftötten Ratten, unb bort toav
xä) mitten unter ben fc^redlidiften Säfterungen, unter ben obfd)eu=^
lic^ften §eiligt{)um§fc^änbern: id) tjaht bie {)eitige §oftie mit gü^en
getueten, I)abe Qefu abgefogt unb bem S^eufel p ewiger Streue mid^
oerfc^Jüoren. 9Xcit einer Sanjette entjog id) mir einige ^ro)3fen
SBIut, ttjomit id) midj bem SSöfen üerfc^rieb, unb :proteftirte, ba^
id^ auä) in bem Stugenblide be§ Xobe§ gu S()rifto nict)t gurüdfel^ren
njotlte; habd beabfiditigte unb lüoHte unb befcEilror id^, ha'^ meine
III. 2(ticrg(aube im 2([Igeineincn. 333
Seele im S3ei'il3e bei leitfcfS etüig bleiben fottte" a. a. C 33b. 2,
lg. 539)'.
UeBer biefeii „S3ertrag mit bem SSiJfen" irirb bann Jueiter be^
richtet: „'^ad) einer red)t langen 3eit trat ber "^iaxxtx au§ bem
3immer, trug ein S3riefdjen in ber §anb unb fprai^: ,i2ef)et, Ur-
fula f^idt Gudi biefeS 33Iatt unb fagt, bajj el (Suc^ ge|Dre.' 2(Iifa
öffnete e§, fat) bie blutige Unterfdirift unb fdE)Io^ e§ tuieber ganj
erfdiroden. S^ac^^er, auf xijxtm Summt, jünbete fie ein Sic^t an
unb üerbrannte biefe 8d)rift" (a. a. D., @. 541).
SSieber^oIt öerfidiert S3re§ciani, 2ftte§, iüa§ er mitt^eile, feien
„X^atfadjen", unb am Gnbe be§ „^uben" f^reibt er: „5lbcr ber
Sube üon SSerona ift \a ein Ütoman! SSoIIte ÖJott, ba^ er e»
lüöre, ttJtr lüottten el bann gerne f)innef)men, Sügner genannt ju
werben" (©. 603).
„®er le^te, getjeimfte, üitalfte 3>üed be» Sarbouari§mu§ f)ei^t:
1) 23crnic^ten auf ber ganjen (Irbc 2efu§ ß(}riftu§ unb feine
Sird^e, bann ben 5Ramen @otte§ felbft, unb bagegen ben 9J?enfd)cn
unter ber ©efammtibee bey ii?oIte§ jur (^ottJieit erijcben.
2) SSernid^teu iebmeber 3(u!torität unter roa§ immer für einem
9camen; Siaifer, ^önig, Senat, ®efe^, S^onftitution.
3] SSernic^ten jebeS S3anb üon S^ationalität, SJoterlanb, gamilie,
©igcnt^um.
4) (SnbücQ jeben 9)?enfc^en auf (ärben ba^in bringen, ha^ er
fid^ felbft äum @ott, jum §errn ber Si^öpfung fe|t, — looburcft
er aber in 2öa()r{)eit ein lüilbel, blutbürftigeS 2;i)ier o^ne Drbnung
unb ©efet^ wirb.
„Sn ber %i)at ift bieg nad^ ben legten Äonfeguensen ber Sar--
bonarie ta^ toaijvt SSefen menf(^Iid^er ©lüdfeügfeit. SJ^er gefeilt
fc§aftü(^e SWenfd) ift ein entartetes Ungef)euer; er mu^ ju feiner
iuilben Statur surüdgefüfjrt tuerben, um itjm ju jener ©lüdfeligteit
ttjieber ju öer[)e(fei:, nac^ ber er bürftet. Stber weit bie Sbee eine§
1 S}er Qe)uit Sresciani begegnet fid) ^icu mit bem ii-anjöfiii^en ^^poriio-
grap'^eu .f)ui)^mann5. 2)teici- idjilbert in jetnem berüchtigten S^oman ,.Lä-
Bas" (©. 371 ff.) eine „oatan^meffe", bie mit ber 33re§ciani')cl)en ®arftellung
üiele 2(e^nlirf)feit i)at. 9tuc^ Sugen Süe (äßt fid) mit Sreeciani gut üer=
gleidien; ber Unterfc^ieb ift nur ber, ba^ ber eine bie fabel^afteften Unge=
!^euerlid)feiten ben ^ejuiten, ber anbere ben gi^eimourern 5uv Soft tegt.
334 Smitt^ 23ucf). ^apftttiinn unb SltierglauBe.
@otte§, ber int ^-)immel ift, i^n erfdjredt, fo muf; er ben ^imm--
lifc^en ®ott öerleugnen unb fid) felbft ücrgöttern. S2BiC( er feine
göttliche 9latur üeriioHfommncn, fo muJ3 er fi(^ mit ber Sßeltfeele
perfonifijiren, bie bie gemeinen Seilte S:ämon ober (Sngel bes 216»
grnnbe§ nennen, g-olglid^ ift ber 'leufelöbienft bie 'f)öd^fte
Spi^e ber menfd^Iidien ^crfeftibilität. Sie§ ift ha^^ letüe
unb '^öd^fte ©e^eimni^, nad^ bent ber ®orbonari§mu§, ^ungitalien
unb äf)nlid^e ©e'^eimbünbe (Suropay ftreben. 5(f[e fommen jur
SSerteugnung @otte§ unb jnr Sbentifijirung ber menfd)Iid^en mit
ber bämonifcöen Statur" (Slide in bie Diömifd^e JRepublif,
(S. 336. 337).
„3u Sonbon voax eine ber großen ,(Sonnen' biefeS carBonarifdjen
Sttuminati^muÄ. gdj mu^te i()m ein überaus lüii^tige» Söillet über»
bringen, ba§ in eine Stange Siegeriad geijüttt, ober beffer gefagt, ba§
über ber 9?oIIe, in bie e§ gefaltet tt»ar, eine Um'^üttung üon fo njoI)t
geformtem unb geglättetem (5iegelfadl)attc,ba^ aud^ ta§ geübtefte Singe
nicCittf an bemfelben getoittert I)aben föürbe. (S§ tt»ar notürlid^ in
Ziffern gefd&rieben. ©eine 5Ibreffe I)atte iä) ber SSorfidfit rt)egen unter
ber (SoI)Ie eine§ meiner Scliu'^e aufgezeichnet unb bann auf einen j^efeen
gelben Rapier» fopirt. So lieB id^ mid) bom ^utfc^er in Sonbon^
ältefte» 3£^^ti^"i" fal}ren. S3ei einem ^reujföege flieg id^ au§ bem
Söagen, inanb midi burd^ ctlidfie fc^mutüge, ungepffafterte ©ä^dien,
bi» id) 5U einem bunflen ©ingange gelangte. 2II§ id) biefen Ijintcr
mir l^otte, befanb idj mid^ in einem engen, fd^muüigen, rauchigen
§ofe, in bem ba§ Iiol^e ^au§, bo§ il)n einfd)Io^, nur ein flein
luenig üom §immel fefien Itefs. Unter einem üeinen $ortifu§ jeigte
fid) eine treppe, unb am g-u§e berfelben ein ©diul)flider al»
^aue'^ofmeifter, ben idj in englifdlier SpradjC fragte, in h)eld^em
Stode Tlv. ©biiiarb moline.
„SDer ft'ünftler jie'^t erft feinen ^ed)bral)t biird^, Üopft bann
mit bem Jammer barauf, unb oljne e» auc^ nur ber 9J^üI)e mert^
gu finben, bie 5Iugen ju erl^eben, antwortete er lafonifc^: .dritter
Stod, 9h'. 2, ©lüde linfl." ,'3^anf', fagte id^ unb ftieg nun üiele
abgetretene Stufen unb adjt SBenbungen ber S^reppe empor, bi§ ic^
§u einer grünen S;^üre !am, auf ber ein Sd^ilb üon glängenbem
SJteffing angebrad^t mar, ha^ bie 5Iuffd^rift füljrte: Mr. Edward.
„3d^ Üingle, pre ein fernem (Slodcngefdiclt, bann ein Sd^Ieifen
III. 3t6ergtaube im Slllgemeineti. 335
üon (Sc[jleppf($u^en, ein bum^fel §üfteln, unter bem fic^ eine tier=
gitterte Deffnung an ber Sf)üre auftaut, burd^ \vtld)t ein ^aar
matte Slugen eine gute SBeite f|3äf)enb f^erüorglo^en, bi§ fid^ eine
freifc|enbc Stimme {)ören lä^t:
jSBer ift'§? 3i^a§ luoHen @ie?'
,93i§ äum 2;obe', antn^ortete id) mit unjerer gelüot)nten ^orole.
S)ie ST^üre gel)t auf. ©ine einge[(^rumpfte fatjle, safinlofe Stite
fte^t üor mir unb fagt: .Seien Sie njtttfommen; fu(i)en Sie ben
§errn?' — ,^a, 9J?r. (Sbtüarb.' — ,9?ur immer fierein; folgen Sie
mir.' SDamit üerriegelt fie bie Z^ixv loieber unb ge^t fc^Ieppenb
üoran, mit bem ^opfe beftänbig nidenb unb i^r rt)eitfattige§ ßleib,
ba§ offenbar an bie ^rarfit ber ^Bäuerinnen üon 2SaIe§ mahnte,
bei jebem Schritt in eine freifenbe 93en)egung fe^enb. S)er @ang
führte in einen Saal mit einem ^ifd^e üon S^u^baum^olj in ber
SJiitte, od^t bi§ §el§n alten mit rotfiem Sammt überzogenen Sefin*
ftü^Ien an ben SBänben unb einem alten ^rebenätifc^e gnjifc^en
ben beiben i^enftern.
„^d) machte mir allerlei ß5eban!en, aU bie 5Itte tüieber :^erau§=
!am unb mit guderfü^em Säd^eln mir bebeutete, baf3 ii^ eintreten
fottte.
„®iefe§ britte 3^^^ii^e^ "jl^tte feine beffern EReubel, aU bie
beiben anbern. S"^ fpäfje naä) bem SSeföofiner unb fel^e enblid^
im §intergrunbe, tjinter Papierrollen unb alten Sd^arte!en förmlid;
üerfdianjt ein alte§ 23^änn(^en in einem rot§Iebernen 2e^nftuf|Ie
fi$;en, 'oa§' langfam feinen ^a^ttop^ an beffcn Scbläfen nur nod^
tüenige graue §aare bie eljematige ^opf^ier anbeuten, gegen mi^
öcrnetgt. Gg war in SSatirljeit ein rac^itifc^er budliger 2t(ter, mit
einem langen, fdimaten ©ro^fopf, gn^ei enblofen SCrmen unb ein
^aar ^änben baran, bie au§faf)en tüie jrtjei 9^uberfc^aufe(n. ^i)
trete nät)er, melbe t^m meine Diunbreife für bie italienifd^e Sen^
bita unb überreiche i^m meine Stange SiegeKad. @r fief)t mi(^ an,
löd^elt fo ein SßiSdien jmifd^en §iüei bünnen meinen Sippen, §ünbet
eine ßer^e an, fc^meljt mit au^erorbentlid^er t^ev'tigfeit eine ganje
Seifte beä Sodg, er{)i|t bie anbere unb h)idelt in einem Stugenblid
bie Papierrolle unüerfel^rt f)erau§.
„j^er SOlann fprad^ ben größten St)ei( ber europäifd^en Sprachen
mit üoüfommener Seidjtigfeit, namentlid^ beutfd^, itaüenifdEi, fpanifd^,
336 Sweite^ 93uc^. ^5apfttl)um unb 9lberg(au6e.
fi-anjöfifd) unb bie flaüifc^en SJ^unbarten. ^n ein ^aar SJünuten
Ijatte er bie ©eljeimjc^rift gelefen unb fie öor meinen Stugen lieber
ücrljrannt, iüorauf er fid) an mid^ lüanbte, mid) an feiner Seite
^^iai^ nefimen lie^ unb mir in gutem Stalienifc^ fagte: ,3uliu§,
@ie [inb, olnüoljl nod^ jung, bod^ fc^on ein lüaderer unb braud^»
barer $8ruber, id^ freue mid), baJ3 bie SSenbita ©ie ju einer fo
eblen unb sarten Senbung gen)äf)It :^at. Sie SSrüber öon bort
fragen mid^, mie fie fi^ in ber neuen l^rife, bie über Italien
Ijereinbridjt, ju »erhalten Ratten. Sagen Sie ifjuen, fie foKen fid^
nid^t att^ufefir beeilen; eure füblidien ^f)antafien unb euer ^ei^e§
Slut laffen ^nd) nur ju leidet bie Sadfien überftürjen. ^^x mü^t
uorerft ben Un^hvnd) in Si^anfreid^ abtoarten, bann aber benfelben
mit ^raft unb @efd)id unterftül3en. ^arlX. mit aH feiner bem
Sc^iffbrud^ie üon 89 entgangenen :|)omp^aften Slriftofratic ttjirb in
luenigen 9J?onaten rt)ie ein elaftifd^er $8at( ou§ %xantxd<a^ gefc^Ieubcrt
fein.'
„,2Bie ^a^j ?' fagte idj. ,(äben je^t bebrängt, erobert unb
crftürmt ber SJ^arfd^aü öon ^öeaumont Stigier; biefer Sieg tüirb
STarl X. auf bem 2;^rone befeftigen.'
„,9JJad£)t euc^ teine Sorgen, £arl ift üon ben Sörübern met)r
bebrängt unb überliftet, al» Sttgier öon 33eaumont'§ Strmee. @r
luirb in Salbe fallen; 2oui§ ^^ilt|)p öon Orleans toirb i^n er*
fe|cn unb regieren.'
„,^ber ber öon Drlean» ift ein öerfc^mi^ter Sd^taufopf; Jüenn
er §ran!reid^§ ^one erljält, fo n)irb er fie fraftöoH auf» §aupt
brüden.'
„,S3at)', öerfe^te ber Suditge, ,l)aben 9lapoIeon bie ^ronc
genommen, ber bod^ um fein foiferIid^e§ S)iabem gefd^rieben ^attc:
SG3eI)e bem, ber e§ anrüfjrt!'
„Qnbeffen, um auf unferen ©egenftanb gurüdjufommen, fie^t
man barau§, mie bie @ro|meifter ber 58ünbe unfid^tbar finb."
„9}Jein budliger Stiter föar ein fo mäd^tiger, fd^arffef)enber, au^
bie entfernteften S)inge überblidenber unb orbnenber ®eift, ba§ er
feinem tjoI)en Soften gettji^ atte S^re mad£)te. (Sin 2Jiann, ber
ben Satan fetbft in feinen 9tbern glüfjen füi}Ite unb bie §ötte in
feinem §erjen brüllen l^örte — ^atte er bei feinen eifigen Qü^tn
boc^ bie @utmütf)ig!eit auf ber Stirne, bie Sn^otens auf ben
III. 2t6erglaube im Sdigemeinen. 337
Sippen unb faft ettüaS 2tffen^afte» in Slicf unb ^tusbrucf. ®er
2J?anu Jiatte alle S3enbite Italiens, ?5ranfreic|§ unb ^eutjc^IanbS
bei'ui^t, ben §äuptern berfelben bie fcftauerlicfiften Schwüre ah--
genommen unb enbtid) in feinem @d^(upfminfel ju Sonbon bie
gäben aller ^rojefte, aller Umtriebe, Unter^anblungen unb ade
geheimen ©Triften unb Urfunben be§ S3unbe§ sufammengejogen.
@^e er mic^ narf) ßrlebigung meiner ©efd^öfte narf) SBarjt^au ent*
lie^, gab er mir fo bestimmte, fo rao^Iburd^bac^te, fo flar gefönte
2lufträge, ba^ icf) be§ Stu^gange» fidier fein fonnte, fofern id) nur
feinen S5?eifungen in StUem folgte."
„S(m rü^rigften ertteift fid^ unfere ©trategif gegen bie ^efuiten,
biefe unfere etüigen geinbe, bie ftir niemals unb unter feiner SSor-
auSfe^ung in unfere ©efetlfd^aft aufjunetimen fd^mören. ^tnt
italienift^en Staaten, bie feine ^efuiten f)aben, rüfimen mir al§
blüf)enb, aU gebilbet, aU tioll öon ^ioilifft^ion unb 2eben§t£)ätig^
feit. Sm ^a^re 1833 mar in einem berfelben bo§ @erüd§t im
Umlauf, ha^ ber ajionarc^ bie SSäter ber ®efellf(^aft ^efn motte
fommen (äffen. jDüS mar genug, um un§ oeranla^t p finben,
baf; mir einen tüchtigen 9}?ann an atten |)auptftra|en ber ©tabt in
großen S3u(^ftaben unb mit ^o!^Ie bie SBorte auffd^reiben liefen:
,^eine S^fuiten; ober !' SS)a§ mirfte; man fürd^tete
eine gef)eime SSerfc^mörung, 2:eufel§fpuf unb bergleid^en; fprad^
aber nid^t mef)r öon ben SSätern." „Sßon ben ©toaten bagegen,
mo biefelben aufgenommen finb unb mo fie ©deuten unb ^nftitutc
befi^en, fagen unb fc^reiben mir munberbare 2)inge über Unmiffen«
l^eit, Stberglauben, ^ntriguenmefen, nationale SSerfommenf)eit, Stb-
neigung gegen alle Söilbung, ba^ man üon Sübanefen unb ^*oaten
nid^t fd)Iimmer fprec^en fönnte. jJ^ennod^ fürd^ten mir biefe {^rei=
^eitSfeinbe in fo l^o^em ®robe, ba^ mir in ben ©tobten, mo fic
ein ^oHeg eröffnen, alfogleic^ aud) ein ,gel)eime§ ^omite' bilben,
ba§ mit '^unbert 3(ugen über fie mad^t unb bem ^entralfomite bie
genoueften Serid^te über i[)re Sf)ätigfeit liefert. 35or atten fingen
muffen unfere Seute burc^ jeglid^e^ Tlittd bie Qlttxn abju^alten
fudjen, ba^ fie ben ^efuiten i^re ^inber nidEit jur (5rjie£)ung an=
ücrtrauen. ©elingt bie§ nid^t, fo muffen fie menigften§ beftrebt
fein, jene jungen Seute um ben ©d^a^ ber ©ittlid^feit ober be§
®Iauben§ ju bringen, fobalb fie einmal Dom ^ottegium nad^ ber
t). ^oenebtoed), *i3apflt^um. I. 22
338 StDz\ti§ ^üä). ^apyttf)um unb Stberglaube.
Uniüerfität abgeben ober in ben @c^oo| ber gamilie äurücEfe^ren
(a. a. D. (3. 339 bt§ 348).
S)ie folgenben @efc^tcl)ten finb ber ®ipfe( ber ^benteuerü(^!eit :
„2öir an ber Unioerjität nannten fie ^uno. SSiele öon ben
©tubenten öerliefiten fic^ in fie, ic£) afier am aUertoIIften, fo \>a^
tc^ fie förmüd^ anbetete. ®iefe§ Sßeib nun, bie id^ für ein ^irnnt'-
Iifc|e§ SBefen t)ieÜ, toav ein eingefleifd^ter S)ämon unb ber @e=
fettfd^aft ber ^öttifc^ften @ei)eimniffe be§ ^HuminatiSmuä fo eng tier--
bunben, ha^ e§ in berfelben \ia^ 3tmt einer SBerberin unb SIReifterin
^atte. 3Sie fie fic^ nun üon mir fo grenjentoS angebetet fa^, fon--
birte fie, ob ic^ einen filtern ®runb abgebe, um weiter gu fd^iffen
unb erfannte balb mein finftereS, Iafter:^afte§, ungläubige^ unb
jeber Seibenfd^aft jugängtid^eS ßiemüt^. Ttt^t braucEite fie nic^t
unb War alfo fieser, bie S3urg meine» ^erjenS fc^on gemonnen ju
l^aben. 5lbfoIute Herrin über mic^, begann fie nun, m\ä) in bie
erften SSor^öfe ber gotttofen 9Ji^fterien 2Bei§§aupt"0 eingufül^ren.
Sd^ beftanb berma^en jebe ^robe unb bewies mic^ it)r fo treu unb
ergeben, ba^ fie enblidi ba§ ^ößifcfie Siegel be§ legten ©e^eimniffe»
brac^ unb mid§ in ben tiefften Srf)tunb be§ %^kxt§ be§ 3)?^fterium§
fd^Ieuberte. ^eter, bie SJad^t fei üerflud^t in @mig!eit! 9^ad^bem
mir ^oratice ben fatanifdEien ^ult üoüftänbig entfc^teiert £)otte,
na^m fie micf) bei ber ^anb, ergriff mit it^rer Sinlen eine Saterne,
burd^fc^ritt alle Biwmcr i^rer SBo^nung, bie fid^ im erften (Stode
befanb, unb ftieg eine S^reppe hinunter. S3eim SSiber^lIe eine§
jeben Schrittes Ijörte idE) üon unten {)erauf etwa§ wie ba§ ©dfinauben
eines 5RoffeS, unb al§ mir unten angefommen Waren, ein l^eftigeS
SSie^ern unb (Scharren im ^intergebäube. S)oraIice öffnete eine
2;J)üre, unb Wir ftetjen im ©talle.
„§ier fat) id^ nun einen §engft angebunben, fdiwar^ wie bie
Dkc^t, mit einem weisen @tern auf ber ©tirne, ber faum feine
§errin erblirfte, aU er gu wie'^ern aufhörte, ober bafür fd^ wollen
t^m alle SJiUöfetn am Seibe; er fd^Iug mit feinem mächtigen
(Schweife üon oben nadE) unten, fd^üttelte feine 3JJä^ne unb fpi^te
feine D^ren wie jwei iSafiliSfensungen. SDoralicc fe^te bie Sampe
auf ben 9tanb eines na^ien 33runnen§, ber, öon bem matten £id§te
berfelben erIeucE)tet, einen un^eimlidEien 3(nblid gewäl^rte.
„Se^t fagte 3)oraIice: ,5lriftobemo, ^a§ ift Slriel, mein guter
III. 2l6erglnube im StUgemetnen. 339
S^ämon; lege Seine redete §anb auf 2IrieI§ §aarbüfcf)el §njifc|en
bie D^ren.' ^d) jitterte; ftrecfte aber bte §anb au§, unb ba§
«Pferb j(^noubt unb rei^t untoirfd) ben ^opf in bie §ö§e. ®ic
3;eufell^e£e jc^aut mic| au bitterböfe unb ^errfc^t mir ju: , feiger,
3)u §itterft? Stifo ®u glaub[t noc^ on ®ott?' ^c^ füpe mir
ba§ S3Iut in ben Slbern gerinnen; fie \pxa6) ein beutf(^eg SBort
au§ unb 5triel, ber bi» je^t gan§ tt)ilb bageftanben, bog bemüt^ig
feinen Ko^f ntcber unb id^ legte meine ^anb barauf. ^e^t f^öpft
^ia^' SBeib eine ^anböotl SBaffer an§ bem Srunnen, ' f^ri^t e§ mir
in'§ ©efic^t, fäf)rt mit bem ^ciö^finger nad6 SlrieB weitem ©tern
unb fagt: ,Sd§ taufe S)i(^ im 3^amen 5(riel§. SSon je^t an ttjirft
2)u Spencer fiei^en; StrielS Weimer ©tern fei ®ir günftig unb fieil--
bringenb.'
„3lün banb fie ba§ ^ferb Io§ unb trat mit mir mitten in ben
•Statt. ®er §engft näfierte fic^ nicEit. ®a§ SBeib legte mir j;e|t
bie linfe §anb auf bie red)te Schulter unb fu^r mir mit ber
Siedeten nad^ ber ©egenb be§ ^erjenS, ba§ angftüon fc^Iug. ®a=
rauf luanbte fie ben ^o^jf bem ^ferbe gu unb t^at mit ben Sip^Den:
,^app.' Sag ^ferb brer)te fid^ bli^fc^nett, !am 5U un§, fc^nob
mit ben SfJüftern an bie §anb, bie fie auf meinem ^erjen l^atte,
unb n)ie§erte unb fcEiarrte l^eftig!
„Soralice trat ein wenig äurücf, fdCiaute ba§ 5|Sferb an, rief i^m
einige SBorte in beutfcEier ©prad^e gu, tüorauf ha§ 5ßferb in bie
|)ö]^e fu^r unb auf ben Hinterbeinen ftefienb mit bem ^opfe faft
an bie Sedfe reid£)te. ^e^t fdjtug fie bie §önbe jufammen, 5lriet
Iie§ fid§ nieber unb ftanb ta ^al^m tuie ein Samm.
„SfJun na^m Soralice ben B^atvl üon ben «Schultern unb
breitete i^n Striel auf ben 9lücfen. Sag 5|5ferb bog bie ^niee jur
(£rbe unb legte fic^ nieber. S^ai^bem bag SBeib fic^ barauf gefegt
l^atte, ftredte eg erft ben einen bann ben anbern %u'^ augnjärtg,
fd^üttelte fid^ unb ftanb tuieber auf ben S3einen. Sie ^eje, bie
augfa^ lüie Sejanira auf bem S^entauren, rief mid^ unb fagte:
jStriftobemo, t)alte beinen ^opf unter meinen f^u^' ^c^ bog
mid) unb tf)at fo; fie trat feft barauf unb rief: ,®efc|ttJorner
2lrielg, tüirft bu bem @ngel öom niei^en Sterne treu fein?' S^
ontnjortete: ^a. ^Uä) biefen SBorten fc^Iug ftc bem ^ferbe mit
ber offenen §anb auf ben 9tüden; bog ^ferb gitterte, fc^naubte,
22*
340 Stoeitt§ SSud). ^ap[ttf)um unb Stberglaube.
fd^äuntte unb ftatnpfte auf ben ©oben, bann f(^fng e§ au§, 6i§
i^m ®oraIicc ntit ber §anb in bie 3Jiä^ne fu^r unb mit bumpfer
Stimme fagte: ,5(riel, Xeucer gel^ört STir frf)on, beruhige S)ic^-,
unb ba§ Xf)ier toarb rul^ig. 9J?it einem ©a^e h)ar ^oralice mieber
auf ber @rbe. Sie na^m 2(riel ben @f)ah)( af), marf i^n mir um
ben §al§, 50g mid^ ju i^m unb jagte: ,^üffe feinen ©tern!'; i^
!ü^te i^n; ,gieb i^m bie §anb, aU ^fanb ber Xreue!' unb ba§
^5ferb, njunberbar! ^ob ben rechten i^uf; auf, bot i^n mir unb id)
brücEte i^n.
„^eter! mie fönntc irf) ^ir bie ©mpfinbung befdireiben, bie
ba§ fatte (Sifen auf micE) madjte? ^eter, "oa^ @ifen fü^Ie i(| nod^
immer in meiner §anb, ber |)uf loftet mir no(j^ immer barauf.
Slriel fa"^ mic^ an, er üerftanb mic^, BIie§ bie SZüftern ouf, f läpperte
bie Sippen auf einanber, fprifete mir ben (Sd^aum in'§ ©efid^t; f)ier
))ab iä) i§n, :§ier, er brennt mid^ fürc^terlic^. 2(riel I)at meine
©eele; ®oraIice ri^ i!^m ein ^aar ou§, ffod^t e§ in einen ^rei§
unb fd^rieb baju: Gage d' Ariel. S)a fiefi, ic^ trage e§ om §alfe
mit ben paaren jener SSerflud^ten. 5(riel War Satan, 2(riel mie^ert
je|t, f(i)naubt, fdjarrt, beugt bie ^niee, nimmt mii^ auf feinen
Sauden, h)ie Xoralice, unb üerfentt mic^ in bie ^öUe" (a. a. £).,
@. 378—381)1.
„3tüei ^age barauf erf)ä(t er ein anont)me§ iBillet, tuorin ilim
bebeutet würbe, er folle fid) um jmei Uf)r 9^ad^mittag§ in einem
bezeichneten ^offee^ufe am §afen einfinben. ^m (Sintreten foüe
er bem Lettner fagen: ,(£ine ^iQa^^e'V J^it ^en gingern fi^naljen
unb fid^ fogteid) bie 91afe mit einem getbfeibenen Sadtuc^ pu|en.
Um jrtiei Uf)r war Sioneüo om |)afen, machte bie oerabrebeten
^eid^en. Worauf ein elegant geüeibeter |)err fi^ tion einem
^olfter erl^ebt unb mit bem SBorte ju i^m tritt: ,Sionef(o?-
,®a§ bin id)', antwortete er. Sie entfernen fic^ mit einanber
unb fteigen im §afen in eine Ieic£)te ^artane, bie in ber SWitte
1 ®tefe ©efc^ic^te bon bem SEeufet in $ferb§geftalt ift fo grotes!, i)a%
58re§ctant felbft für gut pit, fie obsujcfittiäiien burif) bie 3Serntut^ung, ba^
$ferb fei tüoi)I nur \o „breffirt" getoefen, äf)nliif) roie „Äunftreiterpferbe".
Slber in ber ^fiantafte ber Ieid)tgläubigen unb jugenbltc^en Sefer, für bie
SSregciani'g Sflomane beftimmt ftnb, bleibt i>a§ S3ilb bes „öom Xeufel befeffe*
neu" ^ferbel.
III. 5tberglaube im Sttlgemeinen. 341
einen weiplauen ^^^^iöon ^attc. SioneHo mu^te fid^ fe|en, bie
3^orf)änge luurben ^iige^ogen, unb bie S8arfe bewegte \id) nun buri^
ba§ Sabtjrint^ üon ®(i)iffen, bie üor SInfer lagen, oline ba^ Sionetio
gettja^r föurbe, nad§ tüel^er 9tid)tung man fal^re. 9Zad^ brei SSiertet
ftunben lanbet bie Sarfe unter einem ^tjürbogen, ber ein wenig
in"^ SJieer üorftanb. §ier Wartete bereit» ein eleganter SBagen mit
einem englif(f)en ^utfdjer, ber an feinem linfen 5trme ein jierlid^ei
(5)olbgefIecf)t l)ängen I)atte unb gwei ^errüc^e anbatufifd^e ^engfte
lenlte. B^^ei 92eger in reid^fter Sitjre öffnen ben @cE)(ag; Sionello
wirb bebeutet, einjufteigen ; ber Unbekannte folgt if)m. 5lBer aud^
im SBagen tonnte er nid^t feljen, Wof)in man fu|r; benn faum
^atte er fic^ gefegt, fo gewahrte er, ba^ bie feibenen SSor^änge
über bie genfter gebogen waren. 5lIIe§ war ©e'^eimnil, ber Un=
be!annte t)atte nie ben 2)^unb geöffnet; erft beim ©infa^ren in
einen rafigen Seitenweg, wie e§ nad§ ber fdfiwellenben Bewegung
bei S33agen§ fd^ien, fagte ber 93?ann: .SioneHo, bie groben finb
fürd^terlid^ ; befte^ft jDu fie, fo werben wirSicE) aU 33ruber begrüben.'
„$8alb barauf f)ört er ben SBagen auf einen großen S^^orweg
raffeln. @r f^ält: bie @d^ Warjen öffnen ben @d()Iag, bie S3eiben
fteigen au.^, worauf ber SBagen fidE) rafd^ nadE) ber entgegengefe|ten
9lic^tung entfernt unb burd^ haSf @d)üe^en eineg mäd^tigen Xi^oxt^
ben SlicEen ber Bw^^w'^^t^i^en^en entzogen wirb. @ie ftanben je^t
ganj allein am ^^u^e einer SJJlarmortreppe. '^cx Unbefannte fagte:
,SE)e S)u nur eine einzige ©tufe {)inanfteigft, mu^ man feigen, ob
5)einc ^niee feft finb; !omm!' Sr öffnet unter ber Sirep^e eine
eiferne 'Sf)üre, unb Sioneüo fief)t ftd) in bem SlugenbüdEe oon einer
großen glamme umfdE)Ioffen unb übergoffen, weidet aber feinen
Od^ritt; ber Unbefonnte gie^t iE)n fogteid^ jurücE, bie Z^üxt faßt
fnarrcnb §u, unb bie flamme ift oerfc^wunben.
„9Jun ge^en fie Weiter burd^ bie |)otte, biegen Iin!l in einen
©ang, ber in eine fanft abfteigenbe Xxtppt enbet, fteigen biefe
hinunter unb treten balb barauf burd^ eine anbere Zt)üxt burd^
jwei öon oben beIeudE)tete ^ellergewölbe. §ier war eine ganje
9}?enagerie öon wilben 2;f)iercn: S3ären, ^t)änen, Söwen, Stiger,
^antt)er unb Seoparben, fömmtlid^ in eiferne Käfige gefperrt, bie
ein fürc^terlid^e§ unb f)aarfträubenbe§ knurren unb Srütten l^ören
liefen. ,3um 2;iger!' ruft ber Unbefannte, unb eS erfd^eint ein
342 3wette§ 33u(^. ^apfttljum unb 2f6erglaube.
2Bä(|ter, ber ausfielet tüie ein Sieufet. @r fd^aut ÖioneHo tro|ig
an unb fogt mit fpöttifcfjem ©rinfen: ,<Sie!^' mir in'§ ®efi(f)t.'
ßionello t^at fo; l^ierauf öerfelt ber SJJonn: ,(Sie^ft ®u ben ^ömg§=
tiger bort, bem bie ÖJier au§ ben 2(ugen leuchtet? ^6) ttjerbe S)ir
feinen ^öfig öffnen, S)u trittft ein, blicfft if)m unbetoeglid^ in bie
Stugen, ertjebft biefe ^eitfiiie über feinem ^'o^f, brof)ft i^m unb
ftei^ft ftitt. Söenn er S)id^ befd^nüffelt, fnirfc^t unb fd^naubt, bann
n^etie S)ir, fo S)u jitterft unb §urüdn)eicf)ft, — ®u bift jerriffen.'
S)er SBärtcr nöl^ert fid^ unb tjeult: , Serenice'. S)em X|iere bli^t
e§ au§ ben Stugen, e§ ^^el^t fid^ in ben ^intergrunb be§ ^äfig0
gurücf. S)er SJiann öffnet unb ftö^t ßionello l^inein ..."
„9^ac^ biefer ^robe üon Unerfd^rodfen^eit !u^te ber Unbe!annte
Sionetto auf bie Stirne. S^iad^bem fie hk ^ö^h öerlaffen f)atten,
folgten nod^ anbere entfe|Iic^ere groben, bie ic^ ®ir nidf)t ergäfite,
benn S)u toürbeft bei 5yiad^t nur bie gurd)t beS^alb I}aben. SioneUo
beftanb fie olle."
„Snbeffen rt)ar bie§ alle§ nod^ ni(f)t§ gegen bie te|te ^robe.
SSeil ßionello ein fefteS unb entfd§Ioffene§ ^erj gezeigt l^atte, lüarb
er je^t bie gro^e %xt)ppt l^inoufgefü^rt, an bereu (Bnht fid^ ein
prad^töotter ©aal, gan§ mit flanbrifdien Xe^^jicfien bebedt unb mit
©Riegeln, ^anbelabern unb 9JJeubIe§ üon gauberifd^er ©c^öntieit
öerfe^en, öffnete; a]i§> bem ©aale trat man in (SJemödier, in benen
ein orientalifd^er 2uju§ fic^ entfaltete. 5yjod^bem SioneHo in ein
!Ieine§ ^abinet geführt tüorben, warb er üon feinem ©eleitSmanne,
ber fid^ buri^ eine 9^ebentl)üre entfernte, aüein getoffen. SSö^renb
ßionetto nun fo bafi^t unb bie feenl^afte ^rod^t unb |)errlidf)!eit
beÄ tieinen, aber reisenben @emacf)e§ bemunbert, i)ört er ^jIö^IidE)
gu^tritte, unb einen 2(ugenblid barauf fiet)t er ein SSefen üor fidEi
erfdfieinen, ba§ i^m bem ganzen 2(u§fef)en, ber |)altung, ben ©e--
bärben unb ben leud^tenben 2(ugen nad^ nicE)t§ 2lnbere§ benn eine
Königin gu fein fd£)ien. ©ie mar in ber Xrac^t einer Kreolin üon
^üba in fd^marjem ©ammtüeibe mit ©olbtreffen; unter einem
©ürtel, beffen ©d§Iie|e orientalifc^e 9lubinen bilbeten, erfc^ien ein
furjer "iRod ebenfalls üon rotf)em ©ammt, ber fid^ unten in Weiten
i^atten fd^Io^; bagu bann feibene ©trüm^jfe unb ©d^u^e üon rotf)em
^armoifin.
„SioneÜo mar üon bem StnblicEe mie geblenbet. @r üerneigte
III. 2iberglaubc im 3lügcnteincn. 343
ftc^ e^rfur^t§ooa, unb ha fic \iä) freunbü^ neben i^n feöte, jo
begann er fidE) in f)öfli(fie Komplimente au§,^n(affen unb fagte, er
fü^Ie \iä) fiefeligt burcf) folc^e ß^ire, ja überglücflic^ burc| i^re
göttliche ©egenraart! ^ber ha§> SCßeib iüarb je^t mit einem SKale
troöig unb ftreng. ,Zi}oxV fagte fie, ,meinft ®u mit grauen gu
fpielen? ^c^ nefjme feine anberc a(§ blutige SSeret)rung an.' S3ei
biefen SBorten 50g fie einen ®oId) au§ bem S3ufen unb reichte i^m
benfelben. ,@el^' mit biefem', flüfterte fie, ,geV unb fto^ if)n einem
Jßerrätfjer, ber 2;einer ^arrt, burd^'§ ^erj, bring' ifin blutig toieber
äurüd unb erft bann tüirft jTu meiner würbig fein unb werben wir
®id^ oB ©ruber aufnehmen, ^aft ®u nic^t fo oiel ^erj, fo gieb
it)n mir; ici) n}itt bie ?^eig(inge üertreten, unb bieg fott ber elfte fein,
ben ic^ abf(^Iac£)te, — ein efirlofe» Dpfer feinel gebrodjenen (£ibe§.'
„Xk gurie fte^t auf, fa^t Sionetto am Slrme, reißt eine X^üre
ouf, ftö^t ben S3etäubten ^inau§, fd^Iiefet unb üerfifitüinbet. ^rau^en
ftef)t ein riefenljafter iJleger, ber ßionetto tüinft, if)m ju folgen.
9iac^bem er ben ©injunjeifjenben mehrere bunfle treppen ^inab--
gcfüJirt, gie^t er if)n in ein frfitüarj au§gefc^Iagene§ 3intuter, ujo
Sionetto im ^intergrunbe einen SRann in betenber Stellung, ba§
®efi(^t §tüifc§en ben Rauben, getuaf)rt. S)a§ Sid^t tt3ar matt unb
fd^wacf). Ser 9Zeger §eigt it)m, of)ne ein SBort ju fagen, taä
Dpfer unb bebeutet i|m, inbem er ben 2(rm er^ob unb bie gauft
ballte, bem Unbefannten ben S)oIc^ in ben §al§ ju fto^en. Sionello
näf)ert fic^ auf ben Sti)tn, beugt fic^, füf)rt einen 2to^ nac^ ber
^u(§aber unb gie^t ben S)oIc^ jurücf. S)er Ungliidlidfie menbet fid^
um, fät)rt mit ber $anb narf) ber SBunbe, erfiebt bie Stugen unb
fagt: ,öioneIIo! Xu? . . . @5Dtt üer^eilie S)ir . . . id) öerjei . . .', fan!
rücfwärtä unb oerfc^ieb" (a. a. D., 8. 405—411).
7. S)er Xa?:iI=SSoug^an=®(^iüinbet
©in befonbereg ©inge^en erforbert ber fd^on ermähnte %aiciU
SSaug^an=(Sdf)tt)inbeI, weil feine ©ntlaröung gugleidö bie äu^erfte
SÖIolftettung be§ $apftt^um§ ift.
S)ie (Sc^tüinblerfirma Siajil^SSaug^an I}ot fid^ ha^ grofee SSer»
bienft erttjorben, ber SSelt l^anbgreiflirf) ben)iefen ju l^aben, ha^
lüüfte ^^antafien unb pornograpI)ifd^e Sluggeburten auc& ^eute nod^
344 Stodtiä S3u^. ^ap[tt^um unb Slbergtaube.
einen ttjefentlid^en Seftanbt^eit be§ römifcfien 2Biberc^riftent^um§
BUben; hal^ auc§ ber gegenttjärtige „«Statthalter ®£)rtfti", Seo XIII.,
tuie feine SSorgänger, Tregor IX., 3ot)ann XXII., ^nno^enS VIII.
u. f. ID., bem ilöbfinnigften 2lberglauben, ben jc^änblidiften ©nt-
ftettungen jeber üteligion f^reibrief unb @egen ert^eilen; ba^ biefer
„tion ©Ott gefegte Sel)rer ber 2Ba!^rf)eit", biefeg „tion ®ott gefegte
§au^t be§ tt)at)ren ©^riftent^umS" burc^ fein üBerragenbe§ Sln=
feigen in ber !atf)oIifd§en Sßelt in unge^euerm 9J?aa^e ^a^u beiträgt
unb unmittetbor öeranla^t, "oa^ unbefd^reiblicler (Sc^mu| unb
^ornograp:^ifc^er 93Iöbfinn ^opf unb ^erj berjenigen anfüllen, bie
öon i§in, bem „Stattl^alter Gl^rifti", gefüt)rt werben foHen „auf
erleud^teten Söegen göttüd^er SBa^r^eit unb ©efittung".
2lm 19. ^^ril 1897 erflärte Seon %aiii im @i|ung§foaIc
ber „©efeüfc^aft für @rb!unbe" §u ^art§, unter ungef)euerer 9(uf»
regung feiner Qu^öxtv, fein ganjeS 6i§t)ertge§ S^^un unb S^reiben,
feine Sudler unb @d)riften, fei ein einziger, großer, mit üoÜem
S3ett)U§tfein öon i^m begonnener unb fortgefe^ter (3(|ft)inbel.
la^ii fd^Io^ feine über alle aj?aa^en 5t)nifd)e Siebe mit ben an bie
ga^Ireic^ üerfommelten fat^olifd^en ©eiftlid^en unb Sournaliften ge=
rid^teten SBorten: „3J?eine l)oc^tt)ürbigen SSäter, ic^ banfe aufrichtig
meinen ^oüegen ber fatJioIifdien treffe unb unferen Ferren SSifd^öfen
bafür, ba^ fie mir fo trefflid^ ge{)oIfen t)aben, meine fd^iJnftc unb
größte 9Jft)ftifi!ation gu organifiren."
SSer tüar ^ajil, unb welches tüar feine „SW^ftififation"?
3m Sttl^re 1885 „befe^irte" fic^ ber in f^ranfreid^ fel^r belannte
Sd^riftfteller unb greiben!er Seon ^ajil. (Sofort na|m i^n ber
pä|)ftUd^e$yiuntiu^in ^ari§, SKonfignore bi Sfienbi, unter feine
befonbere Dbi)ut unb forberte iiin auf, tüie er früf)er burd^ feine
Sd^riften gegen „bie ^irdie ®otte§" gefämpft ^abt, |e^t mit feiner
geber für fie §u tt)irfen.
©ifrig fam ^ajit biefer 5tufforberung nad^. S3uc^ folgte auf
S3uc£); alle würben üon ber fati)oIif(i)en Söelt nid^t nur getefen,
fonbern üerfd^tungen. Sein be!anntefte§ SSer!: „Les Freres
Trois-Points, bie ©rei-^^unfte^Srüber" (^ari§1886, 2S3be.)
tüar in tüeniger aB fünf 9[Ronaten fc^on in 22,000 ©jemplaren
abgefegt. ®er „beutfdie" ^efuit ^. ©ruber üe^ bo§ S3ud^ in
ber S8onifatiu§'-S)rudEerei ju ^aberborn in beutfd^er lieber«
III. SlberglauBe im Stilgemeinen. 345
fe^ung erf(fieinen. ^n ber S^orrebe jagt ©ruber: „SDa§ Sßerf,
ia^ mv I)iermit ber beutfd)en ßefeiüelt übergeben, lourbe gleirf) bei
feinem ßrfcfieinen öon ber fat^olifrfien treffe allenthalben je§r
günftig aufgenommen. Unb mit 9te(i)t! .... SJiöge bie§ SSer!
auc^ in ber beutfd^en Ueberfe^ung 5U 9Zu| unb S^ommen be§
beutfrfien SSoIfeS eine weite SSerbreitung finben."
S)ie ultramontane treffe S)eutfd^tanb§ tf)at eifrig "oa^ if)re, ben
Söunfd^ be§ ^efuiten jur Erfüllung gu bringen.
©c^on am 25. ^Zoöember 1886 fc^rieb bie „@cJ)Iefifd)e ^olU'
jeitung": „öeo Xa^ii, felbft längere 3eit Freimaurer unb in
maurerifd^en Greifen megen ber |)erau§gabe einer gangen 9tei(je
gottlofer unb fircf)enfeinbti(f)er (Sd^riften gefeiert, ^at bor gut einem
So^re :plö^lic^ feine ^rrtpmer unb j^e^ler öor ber firc^Iiiiien $8e=
l^örbe abgefc^tüoren unb bann in einem auffe^enerregenben 2ßer!e
„Les Freres Trois-Points" Snt^üIIungen über bic Freimaurerei
gemad^t. SJ^ie franjöfifc^en ßogenblötter f)aben ni(f)t einmal ben
SSerfuc^ gemacht, bie Stngaben ^oj;ir§ gu beftreiten. S)ie§ ift h)o^I
ber befte S3emei§ für i^re 3iiöerläffig!eit. "
2lm 28. ^egember 1886 folgte bie „(SJermanio " : „SBenn
oud^ 9Jland§e§, n)a§ über bie franjöfifc^e Freimaurerei gefagt mirb,
für anbere Sauber nic^t gutreffen mag, fo ift bie Freimaurerei ber
gangen SSelt bod^ einig in i^ren d^riften-- unb üor Mem fat^olifen*
feinbüc^en ^Beftrebungen. (5§ ^ben ba^er auc^ für un^ bie ©nt-
püungen 1aiiV§ i^ren großen SBertJ). S)ie oorliegenbe Heber*
fe|ung, meiere an FrifdC^e unb ©leganj be§ @t^Ie§ mit bem fran»
äöfifrfien Original tttetteifert, ift baburd^ nod^ befonberS n)ertf)öoff,
ba^ fie fl^ejiell bem beutfcf)en SogentI)um gebüiirenb 9ted^nung trägt
unb ftettenrceife anftatt einer bloßen Ueberfe^ung eine neue S3e»
arbeitung bietet . . . Qu ben befannten n^ert^öollen 2öer!en
^ad£)tler'§ über bie Fi^eimaurerei, tüeld^e üormiegenb über bie QkU
unb Sßirffamfeit ber Freimaurerei ^anbeln, bitbet bie Ueberfe|ung beä
SrajÜ'fc^en Sß3erfe§, lüeld^eS un§ ha§' innere ber Sogen, ben gangen
FormaIi§mu§ ber @efte öorfü^rt, eine tt)ittfommene (Srgängung."
^m Februar 1888 nimmt bie Sefuitengeitfctjrift „Stimmen
au§ 9J?aria=Saac|" ha^ 2Bort:i ^^®a§ S33erf ^a^iV§ liegt in
SBenn mein ©ebäd)tni^ mi(^ ntc^t gans täujd^t, glaube id) mit S3e*
346 Qrnik^ S3uc^. ^apfttl)um unb 2(6crglaube.
einer im ©anjen b ortreff liefen beutfo^en S3ear6eituitg üor. ®er
beutfc^e SSearbeiter lie^ e§ fic^ angelegen fein, ben Sefer nad^
9}Jögtid)!eit ouif) über bie au^erfran§öftf(|e; namentlich über bie
bentfd^e Freimaurerei gu unterri(f)ten unb felbft bie eingaben über
bie fronjöftfc^e burcfi S3enu|ung anberer Duetten ou§ ber neueften
3eit gu üerüoUftänbigen. @o entljält bie beutfd^e 2(u§gabe ber
,, Freies Trois-Points" ein überaus rei(i){)altige§, öielfac^ gan§ neue§
Stftenmateriat §ur Söeurt^ eilung be§ greimaurerbunbef^. ^a§ ©cfilu^-
toort forbert in ferniger ©proc^e jur SSefampfung ber Soge auf
otten ©ebieten auf, befonberS ouf bem ber (Schule. SDiefe 2(uf*
forberung, folüie ba§ entroHte Programm §ur S3e!äm|)fung be§
®e^eimbunbe§ öerbient aUe S3ead^tung. @§ ift bie§ ba§ üom
^a^ft Seo XIII. felbft gut gel}ei§ene ^rogromm. 3wm
©d^Iuffe noc^ ein SBort über bie ^uöerläffigfeit biefer ©nt«
l^üttungen. ^agit luar, tüie bereits bemerft, felbft ^yreimaurer unb
ftü^t fic^ bei feinen (Sntpüungen auf bie offigiellen Sogen=SJ:;ofu»
mente. @o !om^romittirenb feine 3tngoben für bie Soge aud^ finb,
fo tüar ben ?5reimaurer''S3Iöttern eine SSiberlegung berfelben nicEit
mögtiif). (Sie jammerten nur barüber, ha^ i£)re 3ei<i)en nun ben
^ßrofonen begannt unb fie ba^er in iljren eigenen Sogen öor Sin*
bringlingen nid^t mel^r fi(f)er feien. ®a§ of)nmä(i)tige ®ebaf)ren
ber Sogen^SIätter ift um fo berebter, al§ bie §mei 93önbe ber
„Freres Trois-Points" bereite in tfma 100,000 (Sgemplaren db-
gefegt lüurben. ^ubem finben bie @nt£)üüungen %a^\V§ in anberen
SBerlen i^re SBeftätigung. Slud^ li)a§ tt)ir |3erftJnH(f) über ba§ 2(uf=
ua'^mejeremoniell in beutfd^en unb fc^njeijerifclen Sogen gelegentlich
erfut)ren, ift nur geeignet, bie 9}?itt{)eilungen S^ojir^ gu beftätigen.
®a§ SSer! „2)ie 3)rei"^un!te=93rüber" fc^eint un§ auf ®runb be§
ftimmt:^eit 6ef|ou^3ten gu föniien, ba^ ber Qefuit ©ruber biefe S3e-
fpred^ung jeineg eigenen 323er!eg felbft geji^rieBen f)at. ^ä} tvax jlDei ^at)re
lang in ber Sefmten=9lieberlaffutig üon (Jjaeten in ^ollanb ©ruber'g
Btmmerna^bar. @§ freut micf) nod^ 1:)tüte, i>a'^ id) ii)n ttjiebert)oIt auf bol
Unfinnige ber „2)rei-$unfte=33rüber" oufmerfjom gemalt unb if)n gebeten
Ijabe, ein fo tt)öric!^tel unb j(^änblid)e§ 93u(f| bo<i) nid)t buri^ Ueberjegung
ber beutfd^en Sejewelt gugänglid) gu ma(fien. SSergeben§! ®er ^orno*
gra:p!) unb %äl]<i)ix Seon S^ajil würbe burc^ ben ^ejuiten
©ruber mit @ene:^mtgung be§ ^ejuttenorbenl in®eutjc^tanb
e i n g e f ü !^ r t.
III. 2l6erg(aube im Slügemeinen. 347
©ejagten in üorjügl^er SSeife geeignet, ben fo oft unb bringenb
auägefpro(^enen SSunfc^ be§ §ei(. SSaterl, e§ möd^te bie grei--
niaurerei entlarüt luerben, ju üertüirflic^en."
Unb am 11. 9Jiai 1888 Befc^üe^t ben ^Reigen ber füf)renben
3cntrum§blättev bie „^ölnifd^e SSoIfggeitung": „SSenn irgenb
jemanb bie franjöfifcfie greimauerei fennt, fo ift e§ Xojil, tüeld^er
berfelfien 6i§ ju feiner fo großes 2tuffe()en erregenben S3efe^rung
oI§ eifrigfteg 9J^itgIieb angeljört ^at. Zaicil §ot feitbem bie @nt=
pHungen über ben ®e§eimbunb aU eine feiner Hauptaufgaben be=
trarf)tet. ^n bem öortiegenben Sanbe finbet man bi§ in'§ üeinfte
S)etatl 3Jiittf)eiIungen über 2(u§breitung unb SSerstüeigung, Crgant*
fation unb $8erfaffung, üiitual, gel^eime ^eic^en unb X^ätigfeit
ber Freimaurerei. S)a Seo ^a^il nur bie fransöfiftfien 9f{ttuale be»
rüdEfic^tigt, fo fügt ber ungenannte ^Bearbeiter fef)r einget)enbe ^Be^
merfungcn über @eift unb gorm ber greimoucrei im Stilgemeinen
bei . . . Uebcr bie gefäl^rlii^en ^ielc i'er Soge fprictit bie Schrift
in ber rüc!t)aWofeften Söeife fi(i) au^, babei betonenb, ha'iß namentlich
in Säubern, lüelc^e für bie unöerfd^Ieierte (Sntpttung i^re§ (Se--
^eimniffe§ nod) nic^t reif finb, gerabe bie SJiaffe ber gutmüt^igen
SDJaurer in ben niebern ©raben, tüelc^e felbft bie eigentItdEien Qklt
ber t?rreimauerei faum al^nen, üon befonberm SBertiie feien, nieit
baburd^ ber 33unb felbft oor ber |)rofanen SBelt ein ^armIofe§
2Iu§fe^en erljalte" . . .
'Iriump^irenb !onnte belfialb bie unter bifc^öfüd^er Seitung
fte^enbe „^uc^bruderei unb 33uc^t)anblung be§ SSerfeS üom
^i. ^aulu§", bie fic^ mit ber „S3onifatiu§'-®rucferei" in ^aber«
born in ben SSerlag beö XogiCfd^en 2Berte§ getf)ei(t tjatte, öerfünben:
„SBenn üon irgenb einem 2öer!e, fo !ann mon oon bem SSerfe %ai\t§
jagen, ba§ e§ öon ber gefammten !att)otifd^en treffe 2)eutfc§=
Ianb§, Defterrei(^§ unb ber «Sc^iüeij auf'§ raärmfte in jeber §infic^t
empfohlen ift."
%a:ciV^ §au)jtlt)erf, „Xie ®rei=^^un!te'-33rüber", ift ge>
fd^rieben im engften 9(nfrf)Iuffe an bie (Snjt)!Iifa Seo XIII. oom
20. 2lpri( 1884: Humanum genus. ^n biefem „9iunbfd^reiben an
alte Primaten, ^atriard^en, ßr^bifd^öfe unb 33ifcE)öfe ber fat^oIifdEien
Söelt" forbert ber „@tatt()alter Slirifti" auf, „bie Sart)e herunter
ju reiben ber ^Freimaurerei, in ber bie böfen ©eifter, bie fidf) gegen
348 Srceitel $Buc^. *ßapfttf)um unb 9(bcrgIoube.
@ott empört f)aben [bie STeufel", in i^rer ungebänbigten XreuIofig=
feit unb §euc^elei tüieber aufleben." S:iefer erf)t :päj3ftüc^e (ocrgld).
©regor IX., Sodann XXII., Sttnogenä VIU. u. f. tu.) ^intt)et§ auf
bie 2öir!famfeit be» 2:eufel§ in biefer SSelt ift 'ba§' Seitmotio aüer
%aiil'\ä)tn Sd^riften geroorben. Za^ii rouBte, tt)a§ in ultramon^
tonen Greifen am leic^teften ©(auBen finben, er ttju^te, tüa§ i^m bie
@unft eine» „(Stattf)alter§ ®f)rifti" am fefteften fiebern werbe.
'äu§> ben „^rei--^un!te=S3rübern" finb bie folgenben Steffen :
„jDie atejipienben [in bie Freimaurerei; bleiben in Begleitung
be§ ©roß-'Sjperten allein im ©aale. 2)iefer legt i^nen einen
fc^tüarjen gcf)Ieier über ben ßopf unb fü^rt fie in bie ^nfernate
Kammer."
„2)ie ^n'ittnait Kammer ift", tt)ie bie 9iituale fagen, „ha^
©innbilb be§ Drte§ ber S3erbammung." — „(S§ ift ein fteiner
(Saat, welcher nur burc^ ha§> üidjt ber transparente ert)eüt tt)irb,
mit »eichen bie SBänbe budjftäblic^ bebecft finb. 2)iefc 5^ran§»
:parente ftellen bie ^ölle üor. Sebo^ mürbe man fe^r irren,
menn man glauben moüte, bie§ fei bie ^öüe im firc^Iit^en Sinne.
9kin, bie SEeufel unb S^erbammten, bie ^ier finb, fef)en, obgleich
üon glammen umgeben, gar ni^t banac^ au§, aU ob fie fid^ übel
befänben. Sie fcfieinen im ©egent^eile cor greube §u ftra^Ien:
fie leben unb tummeln fic^ im {^euer, mie in i^rem ©lemente.
2(fle bie SSerfluc^ten ber 33ibel: ^ain, {£t)anaan, 9J?oab unb Slnbere
nef)men fiij^ mie ^atriard^en auS unb glängen in §errlid)feit.
STubalfain fd^miebet in einer Scfimiebe, in weld^er Xeufeti^en or^
beiten, S3Ii|e. ^ixam, erfenntüc^ an feinen maurerifc^en ^Ibjeid^en
unb am Slfajiengmeige, meli^en er mie eine 9Jiart^rerpaIme trägt,
erhält eine golbene ßrone, n>elcf)e (5bli§, ber Sid^t'-Sugel (Sotan),
i^m mit 3ärtlict)!eit auf's ^au|3t fe|t. S)iefe Xarfteüung ift nic^t»
onbereS, aU eine SSerljerrlid^ung Su^ifer'S, feiner ©efä^rten
in ber Ü^ebeUion unb ber Seelen, meldte fid§ üon @ott abmenben.
5Rec^tS unb (inf§ befinben fic^ in biefer Kammer jmei Sfetette;
jebeö berfelben fd^ießt, einen gefpannten Sogen in ber §anb, einen
^feil ah. %n ®ang, meld^er jur ^nfei^t^alc" Kammer fü^rt, ift
mit fleinen ©räben, Söc^ern unb ©rb^ügeln bebedft. 2;er ©ro^^
Sgperte nimmt ben Sle^ipienben, tüenn fie in ber infernalen Kammer
finb, i^ren fd^marjen Scfileier ab unb fagt il^nen: , Selben Sie
III. 9I6cvg(Qubc im 3(ögcmemen. 349
unb benfen Sie imcf)!' S^ann entfernt er fid), bleibt aber in ber
m^t ber 2f)üre" (11, 220).
„®ie SIreopage unb Kapitel [ber Freimaurerei] i^rerjeit§ ftel^en
unter bem ©inftu^ be§ ®eifte§ be§ Söfen, Su^ifer» unb @bü§\
be§ angeblichen Siciitengelg, mit föeldiem bie 3iitter ^abofd^ burc|
tf)re jTeuf el§ ' S3efc§it)örungeu unb ©c^njarjüinfte in birefter ®e=
meinfi^aft ftel^en. 3<^ ^ei^ tüo^i, ba^ mond^e meiner ßefer über
eine fold^e 93e^au^tung ungläubig tk 9td^fel ^udeu n)erben. 9?un,
id^ mu^ jagen, ba^ ic^ mict) felbft lange gegen eine foli^e Stnna^me
gefträubt unb barüber geIacE)t ^dbi. ^nbe^ änberte id) nadt) ein^
ge^enbem, aftenmö^igem ©tubien meine 5(nfi(^t; ic^ fam sur feften
Ueberseugung, ha^ ber ^ößijdje (5}ei[t bei ber gef)eimni^t3oIIen Seitung
ber Freimaurerei burc^ bie unnat)baren 5Ireo^age ber ^aboft^
tüirfücC) feine §anb im (Spiele 1^ahe. STie Drganifation unb Führung
ber gebeimen Sefte ift ju fatanifdE), aU "Oa^ fie fid^ rein menf^Ii^
erüären lie^e" (II, 260). Qu biefen Söorten mad^t ber ^efuit
©ruber bie 5Inmer!ung: „SJJgr. %a\}a, ^ifc^of üon ©renoble,
gleid^ auggejeid^net burd) SBiffenfd^aft unb 'Xugenb, macE)t in feinen
SBerfen gegen bie Freimaurerei mef)rere beglaubigte Fßße öon teuf=
lifi^er Sinttiirtung in ben p^ern Sogen naml^oft."
„SDer (Sinfü^renbe geleitet ben JReji^ienben in bie 2Bei^e .Kammer,
tiefer 9iaum ^ei^t fo tregen feiner tüei^en Se^ängung. 6r rcirb
nur öon einer breiten bläuüd^en 2Beingeift=FIiimme er^eßt, roetdie
au§ einem großen, in ber 9Jlitte be§ @oaIe§ beftnblid^cn ©efä^e
^eroorfc^Iägt. ^m Dften bcfinbet fic§ ein öierediger Stltar, U^elcber
ein anbere«, mit tt)of)Iried)enben Stoffen angefüttte» ®efä^ trägt.
Ueber biefem TOare fc^tt^ebt in einem ©lorienfc^eine ein unge'^eureS
umgefe^rteS S^reted mit ber Spi^ie nacb unten, ha§ ©mblem
Sujifer'S; an biefer nad) unten gelehrten Spi^e ift ein bo)3pe(=
föpftger 5tbler befeftigt. S^erfelbe ift f)alb loei^ unb Ijalb fd^lüorj
unb !§at natürliche ©röfee ; er :^at bie Flügel au^gefpannt unb t)ält
in feinen uralten ein SdEimert. 2)ie Foc^tüänbe biefe§ Saoleg f)aben
mef)rere Söd^er, burc^ n^eldie bie 3ittter Sabofdfi, o^ne felbft bemerft
§u n^erben, ben ^anbibaten beobadfiteu !önnen. '^n ber SBei^en
Kammer befinbet fidf) allein ber ®ro^=Dbfer|3riefter: berfelbe fi|t
üor bem 2tltare" (II, S. 288). „9iun fpielt fidb eine im fiöd^flen
©rabe miberlic^e ^omöbie ah. '^n Slejipienb tt)irb, immer mit
350 S«eite» Surf). $apfttf)um utib Stberglaube.
öerfeunbenen 2(ugen, in bie ©(fitüarje Kammer gefüf)rt. ®ort ift
auf einem ®erü[t ein Iebenbige§ ©djaf aufgefd^nürt. 2)a§feI6e ift
an ber linfen Seite glatt rafirt. 2)em armen Stfiiere ift überbieS
bo§ "Sflaul feft üerbunben, fo ba^ e§ nicCit ben geringften Saut üon
fid^ geben !ann. hieben bem ©erüfte ftef)t ein S3ruber, welcher
\)a§ (Stöhnen eines gefnebelten 9}?enfd}en na^a^mt S)er (5)roB»
meifter unb bie @ro§ri(^ter Ijaben fic^ ebenfalls in bie ©d^marje
Kammer üerfügt. 5)er ©ro^meifter junt gtejipienben : S3ruber!
2tt§ ®u in ben ®rab ,3tu§ern)ät)Iter' angenommen murbeft, röd^teft
S)u ben Xob ^iram'S ftimbolifdb. §eute fianbelt e§ fid^ nid^t me^r
barum, blo^e ^u^pen gu erftec^en ober beS Seben§ beraubte @d^öbe(
mit ^Deinem SDoId^e §u burc^bo^ren. — ®u n)ei6t, e§ giebt feine
Snftitution, fo üortrefflic^ fic ou^ fein möge, welcEie nic^t il^re Sßer-
rät^er t)ätte. ©in (Slenber nun ou§ einer SSerfftätte unferer Dbe--
bienj t)at öor Sl'urjem unfere f)eilige @ac^e öerrat^en, unb e§ ift
un§ gelungen, feiner f)abf)aft ju merben. ^ier liegt er; feine le^te
©tunbe l^at gef(^Iagen. £)örft S)u bie Saute ber SButt), weld^e er
auSftö^t? ®r tüei^, ha^ bie (Strafe il)n nun ereilen tüirb, unb
ha^ er nid^t mel)r entfommen faun. geft gebunben unb gefnebelt,
möd^te er üieffei(f)t, ebe er unter ben Streii^en unferer gerechten
9tac|e fein Seben auSl^auc^t, unS einen legten Schimpf ant^un.
Stber biefer 3}?unb, tüel(f)er unfere ®el)eimniffe üerratf)en, foü ftd^
nid^t me^r aufttiun, biefe meineibige 3ii"9e foü nidit met)r reben!
— Sruber! ^eine l^eutige ?(ufnat)me bringt Xir bie @f)re, ©e»
red^tigfeit an i^m ju üben. 93etafte juerft mit ©einer ^anb bie
Stelle, an meld^er Siein S)old^ treffen mu^, bamit SDein röcfienber
2(rm nicljt gittere! S3ei biefen SSorten ergreift man bie Iin!e
§anb be§ Ü^egipienben unb legt fie an ber rafirten Steüe auf "Oa^
ga^pelnbe Sd^af. SDer Sabofd^=^anbibat ^at bie ©m^finbung, al§
ob er bie §aut eineS 9JJenfc^en berül)re; er fü^lt ha§ |)er§ :pod^en.
®er Sefelyt ertönt; er fül)rt einen ©olctiftid^, in ber SJf einung,
einen lebenben 9J?enfc£)en ju morben. Sobalb bie§ gefc^e^en ift,
fd)le)3|)t man il)n in einen anbern Saal. S[)ort nimmt man i^m
ben bid)ten fc^margen Sdjleier üon ben 5tugen unb bringt i^m auf
einer platte ba§ blutenbe §erj be» Dpfer§. Unb biefe§ ^erg mu§
er an ber Spi|e feinet ®olc^e§ ^nm @ro|meifter l)introgen. ^aä)--
bem ber Sfteji^ienb biefe ^robe feinet 9}?utl)e§ abgelegt, !ann feine
III. 5(bcrglaubc im Stifgemeinen. 351
Stufna^me nid^t me^r länger beanftanbet tüerben" (@. 292. 293).
„Ser |)eit{ge, Weld^en ber ^abofdEi öere^rt, ift 93r.-. ^.ßroub^on, unb
ba§ ,®el)et', iüeld^e§ [eine Sippen au§fprecf)en, ift bie grauenbotte
jTeufelSanvnfung biefe§ lüerüd^tigten SfteüoluttonärS: ,^omm Sugifer,
bu ÖJefegneter iinfereS ^erjenS! ^omm, bamit ft)ir Xld) an unfere
93ru[t brücfen! . . .'" (@. 311). „SDer Sefer föirb fic| noc^ be§
ge^^eimni^üotten 2öorte§ erinnern, "i^a^ o6en am fnbijd^en Stein
figurirt: ,@c^ein = §amm = P)orafd^'. SDiejel S5?ort befc^Iie^t bie
2;eufet§=S3efd^tt)örnngen, njeld^e in ber fatialiftifd^en SJJaurerei in
Hebung finb. '^ä) toerbe mid^ tvo^l fjüten, bie S3ebingungen im
(äinjelnen ju fcEiilbern, h3eWie ber Unglüdüifie erfüllen mn§, ber
\iä) fo 5U grö^Iic^en fingen ^ergiebt. '^ä) tüitl ben SBortlaut ber
großen unb legten 2(nrnfung be§ ®eifte§ ber ginfterni^ njieber»
geben :
,H^men-Etan! Hemen-Etan! Hömen-Etan! ... El Ati! . . .
Titeip! . . . Azia! . . . Hin! Teu! Minosel! . . . Achadon! . . .
Vau vaa! Eye! . . . Aaa! Eye! Exe! . . . A! . . . El! . . . El! . . .
El! . . . A! . . . Hy! . . . Hau! . . . Hau! . . . Hau! . . . Hau! . . .
Va! va! va! va! Chavajotli! . . . Aie Saraye! Ai'e Saraye! Aie
Saraye! . . . Per Elohim, Archima, Rabur! . . . Bathas super
Abrac! . . . Ruens superveniens Abeor! . . . Super Aberer! . . .
Chavajotli! Chavajotli! Chavajoth! . . . Impero tibi per clavem
Salomonis es nomen magnum! . . . Schein - Hamm- Phorasch!' ^
SOZan fiel)t f)ierau§, mit h)ie öiet S^ed^t 2J?gr. %atia fS3ifd^of öon
©renoble) behauptet, iia^ man in ben ^od^grab^Sogen ber f^rei'
maurerei tt)ir!(i(^ ^enfelSbefdEitüörungen öornimmt. SDenn fd^on bie
Sjiftenä folc^er ^^o^nteln in ben Sreimanrer=9iitualen ift ein SetneiS
bafür, ha^ man fid^ berfelben anä) bebient. SDiefe gormein finb
in einer fremben @dE)rift gefc^rieben. Tlan übergiebt fie bem S^ieu«
aufgenommenen nai^ feiner 2tufnol^me jugteid^ mit bem erllärenben
'^llptiobet. ,SGBir Iiaben audE)', fo fagt ber ^räfibent jum S'^euge-
mi^ttn, ,|)ierogIt)p^en, tuelc^e nur un§ befannt finb; man tüirb
Sfinen biefelben mitt^eilen, ober pten (Sie fid^, 2)fiPraud; bamit
1 SDtan ögfc^. bicfe S3ejd^H)örung^formeI STojir^ mit ber unten ©. 436
mitgetl)etlten be§ t^ranjti^faneriS 9}fengo, unb man erfennt, bofe Sraj-il )etnen
58Iöbfinn nidjt erfunben, fonbern iljn edjt ultramontanen 55orIagen getreultd^
noc^gebilbet Ijat.
352 Qrveiteä 93ucf). $apfttf)um unb 2{berglau5e.
§u treifien.' — 9J?an iüenbe ni(f)t ein, bie§ feien BIo^ Spielereien,
benn mit folc^en ffu^ttiürbigen Xingen fott man aii(^ nic^t einmal
fpielen." „S5ei bem auf bie Üiofenfreujer -- 2tufnat)me folgenben
5(6enbmaf)Ie, biefer gotte§Iäfter(irf)en Sf^at^äffung be§ ^eiligen Slltar»
faframent§, fegnet, trie tüxv oben gefef)en ^aben, ber @et)r SSeife
ha^ S3rot mit einem Befonbern ^eic^^"' ^^^ 3eic§en ^e^ Beige»
fingcr§ ober bem ©egen mit einem einzigen aufgef)obenen ^finget.
S3ei ben ^obof(^''2{gapen t)ebt ber CBermeifter girei ginger jum
©egen auf unb f)ält feine §anb in einer fold^en 2(rt unb SBeife,
ba^ biefelbe bei ber grellen S3eleuc^tung burd^ einen üor i^m be«
finblicf)en Seudjter einen Srfiatten auf bie SBanb wirft, welcher
Sugifer finnbilbet. 2)ie §ierar(i)ie ber SBerfftätten befte^t barin, talß
bie irreligiöfe Soge unbeiru^t unter ber Seitung be§ pant^eiftifc^en
^apitel§, unb biefe§ felbft lieber unter bem ©influffc be§ fatanifd^en
Slreopagg flei)t" iß. 315—317;.
Ueber bie „graueuloge" berid^tct ^ajil:
„^er 9fiitu§ ber aJlijpfe. 9^acb biefem ^Ritual tritt bie ^an«
bibatin aU ^ünbin, welcfie jebo^ noc^ nid)t 9J?op§ ift, in ben öon
einem S3r. unb einer ©c^föefter präfibirten ^rei§ männlicher unb
h)eiblict)er 9)?öpfe. ^ein SSunber, boB biefe in 5(ufregung gerat^en
unb ba§ frembc ^unb§mefen beiden n)oüen. Unfere |)ünbin erüärt
iebod^, felbft SJJöpfin merben gu njoüen, lüorauf bie gegen fie auf*
gefperrten Slacfien ber SJ^öpfe fid^ irieber fc^Iie^en. Tlan frögt fie
I)ierauf, ob fie 5-urtf)t oor bem 2:eufel ^abt. hierauf muB fie bie
3unge {)erau§ftrecfen , toeld^e ber infpijirenbe 'SJlopQ mit feinen
gingern fa^t unb treiblid) betaftet, um bann aU 8ad§tierftänbiger
bie Srflärung abzugeben, biefe |)ünbin ^a^t bie nöt^igen (äigen*
fd^aften, um aj^ijpfin gu toerben. %tx prüfenbe ^Dp§ fragt borauf
barfrf) bie ^anbibatin, ob fie bereit fei, ben Wintern eine§ '3Jlop']t^
md) i^rer SBal^I ju füffen. 9krf)bem fid) bie ^erfammlung einige
ßeit an ber SSerlegen^eit ber ^ünbin ergoßt, reid^t man i^r ha^
fammetne ober feibene §intertt)eif einer 9}lo|3spuppe sum ^ffc
bar. Sft bie ^anbibatin jur 9}?eifterin getuorben, fo beginnt bie
unfittüc^e unb gottlofe Partie ber Slufna^me. 9J?an fü^rt bie neue
SJJeifterin in einen au§ fpanifc^en Söänben innerhalb ber Soge ge*
bilbeten SSerfi^Iag, giebt i^r einen Jammer in bie |)anb unb be=
fie^It i^r, bamit bie ,3}Jeifterarbeit' au§jufüf)ren. S)iefe befielt
III. Aberglaube im ^Ißgemeinen. 353
barin, bo^ fie auf ben Stein, b. ^. auf eine fteinfarbige, öierccfigc
Boite ä surprise fünf ©daläge tf)ut, öier auf bie üier ©rfnägel ber
SBüd^fe, ben fünften auf einen 9^agel in ber äJtitte berfelben. 2(uf
biefen festen Schlag ^in fpringt bie S3ü(|fe auf, unb el erfd^eint,
— tüa§ man unter SJJourern ,ba§ (3t)mBoI ber maurerifd^en SKoral'
nennt. 2)er profanen SBelt gegenüber giebt man bie§ St)mboI aU
^er§ au§. 5:;iel ift jeboii) bIo§ ein eu^j^emiftifc^er StuSbruc! für
einen anbem ©egenftanb, wie er ben laScioen franjöfifdien @d^rift=
fteUern be§ 18. Sa^r^unbert§ geläufig n^ar. Sa§ 3art9efü^I öer*
bietet un§, nod^ beutlic^er §u reben. Unb biefe§ ©^mbol, iüelc^e§
man fonft pcEiftenä nod^ in ben auSgetaffenen 2}?Qfterien be§ alten
^eibentf)um§ ober in ben im SDunfel ber S^^ad^t abgefialtenen Qv.'-
fammenfünften ber ©noftifer finbet, fteHt man ber neuen SJJeifterin
aU ,^^robu!t i^rer 5(rbeit' oor. ©affelbe entfc^Ieiere baä ®e^etm'
ni^ ber S^Jatur, üor weld^em lafter^afte Seelen Slbfd^eu empfinben,
h)etd^e§ aber für bie Xugenb^aften ein ^eiliges 9}?Qfterium fei.
9^idE)t umfonft ^at man für biefe (Snti)üttung bie neue SJJeifterin
ätt)ifc§en f|3anifd^e ^äube geftettt. @ie mu^, fo au§gefd^ämt fie
aud^ fein mag, hod) fc^amrotf) tnerben. 5Ingefid^t§ fold^er 9J?t)fterien
begreift man freiließ bie satjlreic^en 5Serfd§tt)iegent)eitleibe" II,
564—572).
S)ie Sronc ber ^a^il'fdfien „(SntpIIungen" bilbet ber „8d^IüffeI
ber gef)eimen @t)mboIe"; er ift aU „S3eilage" bem .'pouptmerf
angefügt. Xer 3efuit ©ruber leitet biefen „@d)Iüffe(" mit ben
SBorten ein:
„%aixi öerfic^ert be§ 93eftimmteften, 'ba'^ bie» in SSirflid^feit
ber nja^re 3c{)IüffeI ber f5i^eimaurer--@QmboIe fei, unb forbert aße
t^reimaurer, ujeld^e lüentgftenä ben 18. ®rab befi^en, — benn bie
Freimaurer nieberer ®rabe finb nicf)t in biefe 2(bfc^eu(id^feiten ein»
gett)eif)t — auf, if)m eine Unrid^tigfeit, n)enn auc^ nur in un»
bebeutenben fingen, nadf)5Utt)eifen. ^n ber ^^at ^aben bie grei:=
maurer=93Iätter e§ nid^t gesagt, bie treue SBiebergabe be§ ,@ct)lüffel§*
bur^ 2eo Za^il in Stbrebe 5U fteHen. ©§ bleibt ba^er fein
3weifel baron übrig: Ter t)ier mitgetbeilte 8d^IüffeI ift ber
nja^re ©rfilüffel ju ben geheimen (St)mbo(en ber Freimaurerei."
tiefer „(Sd^Iüffel" fprid^t für fid^ felbft, unb tro6 feinet ob»
fcöncn 3n|alte0 mufe id^ ©teilen au§ i^m anführen: „Tie ©in=
0. ^oenebroedi, *Papflt^um. I. 23
354 Zweite! 58ud). 5ßapftt^um unb 2(berglaube.
tuei^ung in ben gtueiten ßirab leitet ben Sinjutüeitienben auf bal
©tubium be» menfc^Iic^en Körper» f)in. S^er ,flammenbe Stern'
n^irb bem 9^eop(jt)ten gejeigt. tiefer Stern f^at fünf Spieen unb
ift jugleid^ SSa'^rjeicfien be» menfd^ürfien ^örper§ unb be§ 3e"9wng§=
^rinji^§. S)ie obere Spi|e bebeutet ben ^opf, bie jtüei mittleren
bie 5trme, bie unteren bie gefpreigten S3eine. SDer 33uci^ftabe &.,
iretd^er 3cu9U^9 (generatio) bebeutet, ift mit Slbfic^t bort an-
gebrad^t, wo bie Si^enlel au§einanberge[)en, um bie ®efd)Ied^t§»
t^eile an§ubeuten. ^er $8ud§ftabe ®. !ann aud^ ,®eometrie' be*
beuten, weit ber ,flammenbe Stern' ben Stft ber Begattung geo=
metrifct) öeranfcf)auticf)t. Unb jföar auf folgenbe StBeife: S)er auf--
liegenbe 9}iann ridjtet bal öorfte'^enbe ®üeb ouf bie 9}titte be§
ßörperl; ta§> unterliegenbe SBeib öffnet ben gef)ö^Iten Sc^oo^; fo
ftettt bie§ bie SSegattung, burd^ SSermifd^ung ber männlid^en unb
tüeibtic^en @efcE)Ie(f)t§tf)eiIe, ben fünfjocügen Stern bar. ®er SKann:
A, bie grau: V."
%a§> ift obfcön genug, allein e§ folgen Sä|e, bie berartig efel=
iiaft finb, ha^ fte nur im „Urtejt" tüiebergegeben ft)erben fönnen:
>Fulgens columna, aliter columna J, virum indicat, genera-
tivum principium ; Obscura columna, aliter columna B, feminam,
exitiosum principium. IJ est: Feminae semen sterile manet, nisi
viri accipiat semen, cui miscetur copnlativa actione. Est ergo
femina obscuritas, mas autem lumen, quod vivificat. Opus ipsum
creationis tantum in tertio gradu evolvetur. Attamen le Com-
pagnon jam noscit vocabula Booz et Jakin, dum l'Apprenti unum
solum ex bis noscit. Jakin, id est phallus; Boz, id est uterus.
Significatur femina nigra columna, appellaturqne causa exitiosa,
eo quod hominis semen in utero exceptum, ut ita dicam, feminae
semine destruitur. Significant etiam hanc duplicem causam,
virilem et femineam, genitivam et exitiosam, lucidam et tene-
brosam, le Pave Mosaique, al'ois et nigris scutulis compositus, le
Compas, Coeli, Solls virique Signum, et l'Equerre, Terrae, Isis,
feminaeque Signum. Initiatio ad gradum Maitre Signum est co-
pnlationis ipsius ejusque operis et effectuum. La Magonne, in
secundo gradu, cognoscit l'Arbre du Milieu, — et le Ma§on, in
teitio gradu, cognoscit la Chambre du Milieu, et ex hoc dicitur
la Loge. Secundus gradus tertio junctus copulationem explicat;
III. 2(bevglaube im 3lIIgemeinen. 355
nam l'Arbre du Milieu est phallus, et la Chambre du Milieu est
Uterus.«
»In tertio gradu triangulus perficitur. Ambae columnae virilis
et muliebris inter se coeunt. Virile Semen et muliebre mixta
putrescunt. Ex qua coiruptione fit fecundatio:
Ex morte nascitur vita. Nihil facilius demonstrari potest.
Phallo in uterum ingresso utrumque semen y.
corrumpitur; at corruptio nihil aliud est /twx^
mac-benac \
vita; sie mors generat vitam. Ex qua germinum corruptione
nascitur infans.« (II, Söeilage.)
®ie anberen SBerfe S^ajil'g: „®er SJJeud^elmorb in ber
Freimaurerei" (erfd)ienen in (Salzburg Bei W. SCRitterniüIIer, Söud^*
l^änbter be§ ^eiligen Sl^oftolifc^en ©tu^IeS) unb „S3e!ennt-'
niffe eine§ eljemaligen {Freimaurern" (^aberfiorn, SSonifatiuS--
®ruderei), gteic^faHS üom ^efuiten ©ruber beutfdj fiearfieitet
unb gteid)fall§ üon ber ultramontanen treffe mit ^ofaunenftö^en
begleitet, beljanbeln ben gleichen Stoff: UnäU(i)t, ©atanSanbetung.
9lur eine ©teile au§ bem „SOJeudjelmorb" lüitt \d) anführen:
„mit 3fiiefenfc^ritten ge^t'g bem ,3fiitter ^obo[c|' ^u.
„3luf biefer «Stufe inirb er [ber ^anbibat] ju neuen Sc^müren
ongeleitet, ben fretmaurerifdien ©jelution^befetilen niemals ben ®e=
i)orfam ju tierfagen; ^ier beginnt ber ^ult unb bie bireÜe Sin«
betung be§ Teufels, bie progreffioe 5ßertt)ierung buri) bie fditüarje
Sunft, enblid) bie (Sljrenbeäeugung an ben Satan in ©eftalt
einer Sd)Iange. 2)er Stbept jpieberI)oIt bie Sd)JDÜre be§ unbe«
bingten (5)ei)orfam§ für bie Sogenbefeljle — tt)a§ unb mann immer
aud^ befotilen luirb. @r ruft Satan al§ feinen ®ott l^iegu
an, er ruft iljn an nad) bem Stitual ber fd^lüar^en ^unft,
entiüorfen tion einem a^joftafirten ^ricfter, er betet i^n
an in ber ßJeftalt üon S3a|3^omet, einem infamen ®ö|en»
bilb mit 93od§fü§en, grauenbrüften unb {^lebermauS-
flügetn" (S. 39. 40).
Sajil genügte e§ aber fd^on fel)r balb nidit me^r, bie fatl^olifd^e
SSett nur mit feinen eigenen Sd)riften gu überft^memmen ; burd§
2}?itarbeiter mottte er ben |)ornograp^ifd§en %eufel§fpuf ju einer
2o*
356 Sweiteä 93ucf). ^:pap[ttf)um unb 5I6ergIaube.
tüa^ren glutfitüelle anfc^treHen ntad^en. (So fcegrünbete er bie
(gc^rift[tetler» unb @d^n)inbelfirma: 2;ogtI=§ad§-'9J2argiotta=
SSaug^^an.
Dr. ^arl ^ad§, ein Üt^etnlänber unb Schwager be§ $ßerteger§
ber ultramontanen „^ölntjcfien SSon^jeitung", fd^rteb unter
bem ®ecfnamen Dr. Söataiüe ha§ 93uc^ „Le Diable au 19. siede".
SDie 2teferung§ou§gat)e biefe§ S3u(|e§ begann am 29. ©eptemtier
1892. @§ i[t ein in 9tomanform gefd^rie6ene§ 3f?eifen)erf, tüorin
Dr. ^aä^ (93atatIIe) bie öerfd^iebenen Sauber, bie er bereift |at,
befc^reibt unter bem ®e[t(i)t§punft be§ ^eufel§futtu§, ber in ifinen
getrieben tt)irb:
„®a§ Seben ber 9}?enfrf)en in ©ingapore ^at ettt)a§ mer!=
njürbig . . 3nfernale§. 2)te englifc^e grau, ha^ Tlatä^tn nidit
ausgenommen, ift ber 2lu§bunb be§ SafterS unb ber ©ottlojigfeit.
Sn ©ingapore ftetit bie junge ©nglänberin ifire SReije, i^re
Sugenb, i^re intelligent, aüeS in ben 2;ienft @atan§, beffen
Stpoftelin unb (Steüöertreterin fie ift. 8ie ift in 2Bir!Ii(i)feit üon
©Ott t3erffud^t, bie SSietgeliebte be§ t^ürften ber ^^infterni^. SBeib
nur bem Spanten nad), ift fie in SBa^r^eit abfolut infernal unb
eine SEeufelin." ^n einer ;)re§bt)terianif(^en ^ir(|e äu Singapore
entbecfte §acE§ einen (S(f)Iupfmin!et be§ @atan§fu(t§. 3)er ^oftor
öffnete it)m benfelben. (5in 33apf)omet mit allem paüabiftif^en
3ubef)ör, Mcf), |)oftie unb ®oIc^ ftanben oor i^m (I, 178 ff.).
S3ei ©ibroltar finbet|)acE§ ge^eimnifsDoIIe |)ö^Ien, in benen
bie 2^eufet an ber Strbeit finb, um Stoffe für ©pibemien ju be-
reiten. S)er SEiireftor lubaüain, ein 2;eufel, begrübt i^n in
auSgejeirfinetem grauäöfifd) unb überreicht i^m beim 2tbfcE)iebe ein
!Ieine§ ^iä'\ä)(i)tn, burrf) beffen ^n^alt er in ^ari§ eine mörberifc^e
©[)oIeraepibemie I)ätte Ijeröorrufen fönnen.
Söeim @atan§|3apft ^i!e fie^t ®r. |)acf§ ein teuflifc^eS lele--
pt)on, burc^ tt)el(f)e§ er ben fteben großen 2)ire!toricn, ©l^arlefton,
IRom, 33erlin, 2Baf()ingtDn, 9JJonteoibeo, 9ieapel unb ®al--
cutta, feine SBeifungen übermittelt.
3Jiit §ü(fe eines magifd^en 5(rmbanbe» fonn ^ife ben ßujifer
jebcn Stugenblid herbeirufen. (SineS^age» naf)m Satan ^ife fanft auf
feine Strme unb mad^te mit i^m eine Sfieife auf ben @iriu§. ^n wenigen
9)iinuten waren über 50 3)iiüionen a^ieiten jurüdgelegt. 3laä) S3e=
III. Stbetglaube im 9(IIgemeinen. 357
fic^tigung bc§ @terne§ langte ?ßife in ben 2trmen ßujiferä n)oi)t*
behalten trieber in feinem Strbeitgjimmer in 223 aj^ in gton an.
S)er ©o^^ia SSatber legt fi^ eine Seetange um ben ^aU
unb fü|te fie auf bie Si^^en. (Sop\)ia§ 9?Junb f^äumt, i^re |)aare
rid^ten fid^ ju Serge, mit l^eiferer Stimme ftö|t fie Säfterungen
ou§. ^urj barauf ftel^t fie ftarr tt)ie eine S3o^nenftange, bie |)änbe
j^oriäontol nad^ üorn geftrec!t. Man legt i^r fd^tuere ©ewic^te auf
bie Slrme, biefe bleiben ober unbeföeglid^. S)ie ©d^Iange §ifc^t unb
!ü§t fie gum ^njeiten aJtale. 2)arauf fenfen fiij^ bie 5trme. ®cr
©(^hjanj ber @df)Iange bewegt fid^ mie ein fd^reibenber S3Ieiftift
über ben Slüdfen unb giebt 5(nttt)ort ouf eine t^rage, bie öor^er
burd^ einen ^^i^berring in leud^tenben S3ud^ftaben ouf bie SSruft
gejeid^net wax.
Sn ßonbon luirb burd^ biobolifd^e fünfte ein %i\d) gum
^lofonb gebrad^t unb in ein ^rofobit üerttjonbelt, bo§ fid6 an'§
flottier fe|t, frembartige SKelobien fpielt unb bie §ou§frou
burd^ au§brucf§ooIIe S3Iicfe in SSerIegen|eit bringt. S)r. §ad§ bc»
fc^reibt aud^ auSfü^rlid^ bie SBerfjeuge, mit benen, ju S^ren be§
2;cufel§, bie getüei^ten §oftien burd^bo^rt werben: „5)er Stpparat
befielet au§ einer runben, !upfernen, üergolbeten S3üd^fe, bie bem
©e^äufe einer g?emontoir'-U^r ä^nlic^ ift. «Sie ^at on ber Seite,
gerabc lüie eine Ufir, eine 2trt ©d^raube, h)el(^e man mit §tt)ei
gingern leidet bre^en !ann. ®iefe ©diroube fe|t ben 9JJed^anilmu§
in ber i8ü(f)fe in Söeföegung. $JJur ift bag feine SBehjegung eine§
U^rtt)er!l, fonbern eine§ ®etriebe§ üon Üeinen in einanber greifen«
ben S33al§en, njeld^e mit aufftet)enben ©^iteen unb fleinen ^äfd^en
nul ©ta^I öerfe^en finb. 9iIIe§ ba§ lüirft jufammen, um bie fonfe*
frirte ^oftie, n^eld^e auf ben öoben ber S3üd^fe gelegt föirb, gu
quetfd^en, gu fted^en, p gerJ^aden unb gu gerrei^en. S)iefe Slp^arate
ei'iftiren tt)ir!tic^; id^ h)ieberf)oIe e§. 2ßo fie oerfertigt n^erben, ift
mir nid^t befannt. S" Gibraltar ^obe idg bergleid^en nid^t gefeiten.
SIber fie ej-iftiren unb bienen gu ben grä^Iid^en l^reöeln, üon benen
ic^ eben fprad^."
„5)od§ galten trir einen 9tugenbIidE inne! S)iefe SSerbred^en
füllen nid^t blo^ unferen Unh)it(en l^erüorrufen, e§ ift nid^t genug,
gu fnirfd^en. 3Kan mu^ beten; bie ©laubigen muffen eifriger aU
je ba§ allerg eiligfte Sdtor^faframent üeretjren unb fo hk fd^redE--
358 3weite§ 33ucft. <ßapftt:^um imb Srberglaube.
liefen Unbilben, bte unerl^örten SSerunel^rungen fü{)nen, todä)t bic
^öttifc^e SButf) tägUd^ üietfältig i^m ^ufügt. SDBenn tutr Sfiriften an
®otte§ Satigmut!^ benfen, fo muffen toir befcfiämt tüerben. ^iefe(6c
ü6erfteigt unfercn menfd)Ii(^en SSerftanb. SSir finb 3^U9£i^ ^^^
SSerBred^en, bie fo grä^Iicf) finb, ba§ Wir nid^t Begreifen, ttiarunt
i^nen bic (Strafe ©otteg nicE)t ouf bem %n^t nad^folgt. SSer=
bemüt^igen w'n un§ alfo, hjeinen, beten, fül)nen h)ir" I, 349).
§ad§'-i8atoine Befd^Iie^t feinen Diable au 19. siecle mit
ben SBorten: „Sc| Ijabe mein 2Berf am 29, September 1892, am
f^efte bei ^. ajZidjael, iuelc^er öon ber Iu§iferianifc^en ©efte 6efonber§
üerabfd^eut inirb, Begonnen, "^ä) voiÜ c§ mit bem ^errlid^en ©ebete
2eo XIII. jum ru^mreid^en ^^ürften ber §immlifc^en ^eerfd^aaren
fctilie^en, welches ber ^eilige SSater, ber ^apft, fürjtic^ ben ©jor«
filmen be§ 9{ituoI§ beigefügt ^at, unb h)elcf)e§ bie ganje Situation
auf beh)unberung§tt)ürbige SSeife ^ufammmenfa^t unb gleid^jeitig
aud^ ba§ Heilmittel für biefelbe angiebt."
jj^iefel ®ebet 2eo XIII. , ba§ auf feinen S3efe'§I jeber ^riefter
nad^ jeber SJJeffe an ben «Stufen be§ Stftarl laut beten mu^, lautet:
„^eiliger @r§engel SOlid^ael, ftürje ben Satan unb olle anberen
l^ötlifd^en ©eifter, bie jum SSerberben ber 9}Jenfd§en in ber SSett
uml^erfcfinjeifen, in bie §ötte jurücE."
3tt)eiter üKitarbeiter ^ajil'l inar ber Italiener S!J?argiotta.
@r fd^rieb im S^tjre 1894 bag iöud^: Adriano Lemmi, chef supreme
des Franc- Ma§on3. '^tx uüramontane SSerlag Don Sd^öning^
in ^aberborn beeilte fid^, ba§ toHe ©rgeugni^ ben beutfd^en
^atl^olifen jugänglid^ ju mad§en.
ajJargiotta'S SBer!, ba§ iljm in »wenigen 9}Jonaten 50,000 ^^ranfen
einbrad^te, ift öon ber gteid^en Unge^euertic^feit iuie §od'§ Diable.
So ergät^Ü 9)Jargiotta: ber ^eufellpapft Semmi ^a^t im ^atojjo
95orgt)efe ^u 9iom einen förmli(^en Satan§bienft eingerid^tet. (5r
lie^ ein ^rugifij mit nac^ unten geengtem S^riftuSfopf unter bem
Stufe „(£^re bem Satan" befreien, burcf)bo^rte bei jebem S3riefe,
ben er an feinem Sd^reibtifc^e fd^rieb, §oftien, bie au§ fat^olifc^en
^ird^en entwenbet toaren, mit einer Sotjrfeber (calamus transfigens),
lie^ bei allen 33an!etten ber gi'einiaurer Satan§l^t)mnen fingen unb
befonbere Stäume für 9)iop§f(i)n)eftern einrid^ten, mit benen bie
33rüber Orgien feierten, ^üe fatanifdfien 5^ic^ter ber 2BeIt lourben,
III. 3(6erglau6e im OTgemeinen. 359
um ben großen Sj^tc^ter Seo XIII., ber eine Sammrung üon @e*
bid^ten herausgegeben f)at, in Sdjatten ju [teilen, aufgeforbert, bie
Satan§i)t)mne ®arbucci'§ in i|re 9Jiutterf|3rad)c ju übei[e|en unb
ju öerBreiten. 3Inftatt be§ Ave Maria föurbe ein Eva gebetet, in
welchem ba§ erfte SBeib rtiegen feiner ©ünbc gelobt tüirb. ®ent
Salve regina fe^te man ein Salve Cain, ben 7 S3u^pfa(men 7
SKoIod^pfalmen, ber Sitanei 9JJarien§ eine folc^e 3(ftarott)'§ unb
2tftarte'§, bcm Gloria patri ein Gloria Lucifero Victori entgegen.
2)ie obfcönften ^inge, bie S3ataitle bereite angebeutet l^atte, trerben
mit SBo^Ibe^agen breitgetreten, unb bann ergebt 3JJargiotta bie
Stugen gegen §immel, faltet bie ^änbe unb fprid^t: „^ir gef)ord§en
o^ne |)intergebanfen ben Sefe^Ien be§ ^eiligen SSater§, ber tviü,
ba^ ttjir ber ^Freimaurerei bie 2}Ja§fe abreißen, mit ber fie jic^ ocr*
pttt, unb fie fo geigen, irte fic ift" (JRitU, Seo XIII. unb ber
©atangfult, Berlin 1897, ©. 116).
5)urd^ ben beifpiellofen ©rfotg, ben er in alten Greifen ber
fat^oüfd^en ^ird^e gefunben ^atte, füt)Itc ftc^ %a^\l fo fieser ge-
«lad^t, ha^ er gloubte, 2Itte§ tüagen ju fönnen, unb fo fe^te er
feinen ©d^tüinbeleien bie ^rone auf, inbem er TIi'q ®ianaSSaug{)an
auf ben @d§aupla| treten lie^.
SSom Suti 1895 big jum Suni 1897 erfc|ien in ^arig ba#
SieferungSWerf: Miss Diana Vaughan. Memoires d'une
Expalladiste. Publication mensuelle. SSerfaffer biefe§
©d^oucr-- unb XeufeI§roman§, ber bie ©riebniffe eine§ früher bem
Xeufel öcrfd^riebenen, je^t belel^rten SOJäbc^enS mit t^ren eigenen
SBorten fdiilbert, föaren — bie Ferren lofil-- §ad§. S^iana
SSaug^an mit if)ren (Sriebniffen unb SJJemoiren war öollftänbig
ha^ ^^antafieerjeugni^ ber beiben großen ®c^tuinbler.
Sn furjer Qtit föor bie nic|t ejiftirenbe 2)iana 3Saugf)an eine
berühmte ^erfönli(^!eit in ber fatl^olifd^en 2Bett. ^^xt „9JZemoireu"
fanben rei^enben Slbfa^ unb begeifterte Sobrebner.
35iana Iä§t fid^ geboren werben am 29. f^ebruar 1874; fie ift,
n:iie fie jart anbeutet, bie Srud^t be§ Umgang^ i^rer SJJutter mit
bem 2;eufel Sitru. "äU fteine» Sinb tüurbe fie in feierlidier
SG?etfe, rtobei ein ^ec^fd^marjer ^a^n eine ^anptxoti^ fpielte, bem
jTeufel gemeint. «Sd^on mit 10 S^^^en loar fie „9}?eifter" ber
^allabiftenfc^ufe 5U SouiSöille in 5tmerifa. S3ei biefer ©e-
360 QtDtikä 93u^. $ap[tt^um unb Stbergloube.
legen^eit erfd^ten ber D6erteufet S(§mobeu§ mit 14 Segtonen Unter*
teufcin. @r Bracfite einen £ön)enfc^n)anä mit, ben er bem Söwen^
©ngel be§ ©üangeliften 9}lar!u§ a6gef(f)nitten !§atte! SDiefen Sötoen-
jcCiroanä legte jid^ S)iana um ben §al§ unb gab i^m einen ^u^!
3Kit i{)rem STeufel 2I§mobeu§ unternimmt bann S)iana üiele Steifen
burd^ bie Suft; in tüenig 5(ugent)Iirfen gelangt fie an bic ent*
fernteften Drte ; oud^ einzelne Sterne, j. 95. ber Tlax§', njerben tion
i^r befud^t. 9l§mobeu§ unterrichtet fie im Kampfe gegen ben
©firiftengott. ?ll§ im ^a^re 1885 in einer ^allabiften^SSerfammtung
gu ^ari§ mel^rere ^^eilne'^mer fid^ ®iana feinblid^ geigten, er=
fd^ien ^jlö^Iid^ ber Sötreufd^tüang, :prügelte if)re ©egner unb legte
fid^ bann ii)r um ben §al§. ®ie wic^tigften (äntpUungen mac^t
SDiana über eine getoiffe (3o^i)ie SSalber. ©op^ie niar am 23.
(September 1863 üom STeufel 93itru mit einer ®änin gezeugt
njorben. Sitru übernal^m bei Sophie aud^ bog 3tmt einer 5tmme
unb f äugte fie; al§ Sop:^ie ^erongeload^fen war, lief; er fid^ mit
Sophie in gefdiled^tücfien 9Ser!el§r ein, fo ba§ ber Xeufel 93itru
3Sater, Stmme unb ©atte ber Sophie SSalber tourbe.
2lm 18. Dftober 1883 erHärte „ber mächtige unb ^eilige 93itru
in SJJtitte be§ üollfommenen XriangetS in ber Strafe bella SSalle
in ÖJegentoart ber unterjeid^neten Srüber, bafe unfer göttürfier
SJJeifter unb foutjeräner §err Sugifer, ber fet)r gute unb fe^r grofee,
ber fe^r l§o^e unb f)ö(^fte ®ott mic^, bie @op^ia=@apf)o, in Söa'^r'-
f)eit al§ bie Urgroßmutter be§ menfc^getüorbenen 9tntidf)rift§ be=
geic^net. ®enn üon mir h)irb om 8. Slage be§ SDZonat^ ^aop^i
im "^a^xt 000896 be§ mal)ren Sid^te§ eine ^od^ter geboren Werben,
tüttö)t bie (Großmutter beg 2(ntict)riften fein wirb. So ^t 93itru
fiel ouSgebrücEt, unb er l^ot ha^ mit mir untergeidEinet unb er ^at
»erlangt, ha^ bie bort anWefenben erwäf)tten S[Ragier bie Stützen»
ticität feiner Unterfd^rift beglaubigen, inbem aud§ fie mit if)rer
eigenen befannteften Unterfd^rift untergeidEinen, bamit biefe§ ®ofu=
ment im Strc^ioe ber großf)errIid)en aJiutterloge üerbleibe unb
niemals geleugnet Werben !önne. SImen. geg. ®er 'Zeitige ®ämon,
erfter ^röfibent S3itru, Slbriano Semmi, Sibia 9iemo, Sophia
Sapf)o, ©iufeppe ^etroni .... ©ttore gerrori, Suigi ©aftellagsi,
granceSco ®ri§pi .... ©ioüanni Söoöio, 93enebetto ©oiroli ic."
®ie Unterf^rift be§ Xeufel§ ift mit Pfeilen, S^wert, Stricfen,
III. Slberglaube im SlUgemeinen. 361
3311^, ^ieg§trompeten unb ®orfeI§a^n umrahmt" {'SikU, a. o. ■£).,
@. 152).
9Ze6en i^ren „9)iemoiren" gab 5)iana 85aug^an auc^ ein „©ebet«
hnä)" ^erau§: La neuvaine eucharistique; \)a f)ei^t e§ u. St.:
„^cr lujiferianifd^e Freimaurer i^t nid^t bie ^oftie, bie er em*
^fangen ^at, fonbern er trägt fie in bie pattabiftifd^cn Xriangel,
tüo (Soton angebetet wirb . . SDie Freimaurer |inb mel^r SBerfjeuge
aU ©ingeber . ., benn ber n)ir!Iid^e (Singeber i^rer ^om^tottc ift
ber Seufet, ber Xeufel in ^erjon. «Satan ift il^r ^önig, au» bem
fie i^ren ®ott mad^en . . . ^d^ njerbe @ott bitten, ganj befonberä
ben ^apft gegen bie fc^njarjen Komplotte ber fanatifd^en grei--
maurerei ju fc§ü|en" (ügld^. füitU, o. a. D., <B. 152).
2;ottere§ unb gugleid^ unf[öt^igcre§ Q^u^ il^ i>iefc „^ajiI'|)adE§»
2)largiotta'Sßaug^an'-(5ntpttungen" finb feiten gefcfirieben tüorben.
@ie tefen unb fie empört ö er urtt) eilen, ^ätte ein unb ba§fe(be
fein muffen.
SSic fteüten fic^ nun aber gu biefen „@ntl)üttungen" biejenigen,
für bie fie beftimmt tüaren: bie ©at^olifen, 9tom, ber „@tatti)alter
e^rifti" ?
2obe§er^ebungen ber !atJ)oIifd^en treffe ®eutfc§tanb§ f)dbz id^
fc^on angegeben; bie ultramontanen Tageszeitungen F^an!reid^§,
StatienS, Defterreid^§, ©nglanb§, (Spaniens, StmerifaS blieben nid^t
§urücE. 'üloä) im ®e§ember 1895 legte bie „©ermania" in
mehreren Sonntagsbeilagen ben 2:ajil=$8augf)an'Sd^tt>inbeI i^ren
Sefern als 2Sa!^rt)eit üor. 5tudf) bie angefefienften fat^olifc^en Qdt'
fdirtften beS ^n- unb 5(uSlanbeS (Stimmen auS S3tario=Saad^,
^iftorifc§=poIitifd^e SÖIätter, La semaine religieuse, The
Catholic Times, The Tablet u. f. to.) bet^eiligten fi(^ lebhaft
on ber SSerbreitung beS STajirfc^en 5(bertt)i|eS.
So njid^tig bie allgemeine 3uftimmung ber uttramontanen treffe
für 2;ajiI=§adS''9JJargiotta in bud^^änblerifrf)=gefc§äftlirf)er ^infid^t
aud^ war: baS würbige Kleeblatt ^otte £)ö^er hinauf gegielt: bie
ultramontane §ierarc^ie öom Kaplan bis §um ^apft
foüte baS Opfer werben.
SJiit einer StuSgefd^ömt^eit of)nc ©leieren, aber §u gteid^er 3eit
mit genauefter ^enntni^ ber ®inge t)at |)adfS = S3otaine nad^ ber
föntlarüung fid) einem ^eitungSberid^terftatter gegenüber über feine
362 S^oeiteg 93u(]^. ^ap[ttf)um unb 3I6ergIaube.
unb fetner |) elf er §:^ elf er 5(bfid^ten geäußert: „%U bie Enthüllungen
woren ber reine Sc^tüinbel. %U bie gegen bie Freimaurer all SSer»
fiünbete be§ Teufels gerichtete päpftlid^e ©nj^llifa: Humanum genus
(20. STpril 1884) erfc^ien, tarn ic^ auf ben ®eban!en, ha^ bie§ ein
rid^tiger ©toff fei, um au§ ber befannten Seic^tgläubig!eit unb
uncrgrünbli(|en ®ummf)eit ber ©at^olüen ®elb ^u f^Iagcn.
@§ beburfte nur eine§ '^uU^ SSerne, ber biefen 9täubergefc§i(f)tett
einen öerlorfenben Stnftric^ gab. S<^ tt)^^: biefer '^uü^ SSerne.
SlJJcrtnjürbigerWeife . . maren anbere auf gan^ biefelben ®eban!en
üerfaHen. S<^ öerftänbigte mic^ alfo mit Seo %a]cii unb einigen
^reunben, njorauf h)ir jufammen ben Diable au XIX siecle grün»
beten, toelc^er ben befannten ©rfolg l^atte. S)ie ^at^olifen üer»
fd^Iangen ha^i ®onge o()ne jebe Sd^wierigfeit. S)ie Sinfatt biefer
Seute ift fo gro^, ia'^, föenn \^ i^nen ^eute fagte, ii^ l^ätte fic
nur jum SSeften getialten, fie fid^ hjeigern würben, mir bie§ ju
glauben. @ie würben öielmel^r in ber Ueberjeugung berl^orren,
ba| alle meine ©rfinbungen nur bie lautere 2Bal)r^eit enthalten.
3c§ fannte meine Pappenheimer. SKand^mal, menn id^ eine un-
glaubhafte ®efrf)id^te auf'§ %apä brad^te, wie §. 33. bie ©ef^ic^te
Don ber ©cfilange, bie mit i|rem Sd^wauäe ^ropi^eseiungen auf
ben 9tütfen ber Sophie SBalber fd^rieb, ober bie ©efd^ic^te beä
5;eufel§, ber, um einen t^reimaurer ju fieirat^en, \i6) in eine junge
'^amt üertüanbelte unb am 5Ibenbe aU ^ofobil flottier fpielte,
— fagten mir meine 9)Jitarbeiter, benen üor Sactjen bie X^ränen
in ben Stugen ftanben: 2^f)euerfter, @ie getjen gu weit! Sie öer«
berben ben gangen <Bpa^\ ^cf) antwortete if}nen: 95o^! Saffen (Sie
mirf) nur geworren! ®a§ wirb fd^on get)en. Unb e§ ging in ber
Z'ifat Tlh fiel im SlUgemeinen bie Slufgabe ju, bie ©efd^ic^tc ju»
äuridCjten. Seo Xaicit ober ein onberer gab mir irgenb einen ©toff,
ber im ©runbe auf 2Ba^rf)eit beru'^en mod^te. ^d^ übernal^m e§,
bie <Baä)t md) bem 9??ufter be§ ^ük§ SSerne aufjupu^en. Sd§
fage: id^ ^abt ben IRautilug gefe^en, unb bie ^ot^olifen wieber=
■^olen im @f)ore: @r ^t ben SfJautiluS gefeiten! ^ 2:{)atfädE)Iid^ war
ha§ bie benfbar öerwegenfte §craugforberung ber menfc^üd^en
1 ein fabelf)afte§ Unterjeebot, ia§ in ben $Romonen beg ^üU§ SBerne
eine grofee SioIIe fpielt.
III. 3lBergIaube im ^IQgemeitien. 363
^umm^eit. Sie feigen afier, \)a^ id^ tiic^t unridjtig gcred^net ^abe"
{mt% a. a. D., @. 79ff.).
2Bof)t fetten tft ein toHer ^lan fo öottftänbig mit (Srfolg gc«
frönt njorben.
3m Sa^re 1887, al§ bie |)aupthjer!e ^ajil'g fc^on in Umlauf
tooren, würbe 2^ajil tion Seo XIII. in ^riöataubienj empfangen.
®iana SSaug^on (b. ^. Xa^il felbft) berichtet barüber in i^ren
„aj?emoiren" ß. 521. 522; : „9J?ein @o|n, fragte i^n ber , Statt--
l^alter (J^rifti', lua^ tt)ünf(^eft ®u? |)eiüger SSater, ^tcr in biefem
5IugenbIidEe ju ©einen Sü^en fterben, wäre mein gröBte§ ®IücE,
fagte ber auf ben ^nieen liegenbe ^oenitent. S^ic^t bod^, ertuibertc
Seo XIII. mit tüofillooHenbem SädEjeln, 5)ein ßeben ift für bie kämpfe
be§ ®fauben§ nod^ fetir nü^Iic^. jDer ^apft ft)ie^ babet auf feine
S3ibnot^ef, in ber aitt ©nt^üirungSfc^riften %a^\V^
ftanben, unb bie er alte getefen ^atte. SBieber^oIt betonte ber
^apft, ba§ er bie fatanifdEie 9?id^tung ber Sefte ridjtig begriffen ^abt."
tiefem erften 58egegnen jmifd^en bem „Statt^tter S^rifti" unb
Seen %a]c\t entfprad^ it)r f|)ätere§ 9Ser(jättni§. So burfte Stagit
noc^ im 5tprit 1895 fein to[te§ S3ud^: Le Diable et la Revolution
mit fotgenben Sßorten bem „Stattl^atter S^rifti" tüibmen: „®er
l^eutige lag ift ber 10. 3at)re§tag be§ auffattenben götttid^en
ÖJnabenertüeifeS, ber mict) erteuc^tet, ber götttid^en ©rbarmung, bie
mid^ an§ bem Stbgrunbe errettet ^at. ^eitigfter SSater, wenn id^
feit jenem gefegneten ^age, bem 23. 'ülpni 1885, irgenb einen
Srrt()um in ber 5tu§tegung ber 9?att)fc|täge Gtü. |)eitigfeit at§ be§
l^öd^ften ßirc^en^ Oberhauptes mir ^abt §u Sdfiulben fommen taffen,
föenn iä] in irgenb einer ?Irt gefe'^tt ^obe, fo öer^ei^en Sie mir
nod^mat§. SBenn ^tjre üätertic^e ®üte aber bafür t)ätt, bafe biefe
je'^n ^a^re n)ir!tid^ je'^n l^o^re ber SBiebergutmad^ung unb Sütjne
h)aren, fo bitte id^ Sic, |)eitigfter SSater, §u Sf)ren gü^en t)in-
geftredt, taffen Sie mir ein SBort be» ^rofteS gufommen, bamit
baffelbe bie oieten S3itterfeiten au§ meinem ^erjen öerfd^eud^e, mit
benen baSfetbe getränft wirb, ^c^ werbe ^^mn jeittebenS bafür
erfennttid§ bteiben."
2)urd§ bie Parteinahme beg^apfte§ würben %aTcii-'^ad§-'>ßlaxQ\otta'
SSaugt)an gemad^te Seilte. ®ie uttramontane ©eiftüd^feit in atl i^ren
Stufen trat mit SBort unb Schrift für fie unb itjre (Snt^üffungen ein.
364 BttJeitel Su^. ^apftt^utn unb ?(bergtauBe.
@§ tüürbe SU Jt)eit führen, bie §af)tfDfen ^unbgebungen für
Zaicii au§ ben leitenben Greifen be§ UItromontani§mu§ einzeln
aufzuführen: ^arbinäte, Sr^bifc^öfe, SSifd^öfe, Prälaten, ^rofefforen
ber Xl^eologie, Spieen be§ SBelt» unb Drbcn§fleru§ , ^efuiten,
Xomintfaner, 9tebem^toriften finb batet öertreteu.i
^nv auf ätüei ^unbgebungen be§ offiäietlen 3fiom§ mufe id^ auf=
nier!fam machen: auf ben Sriefwed^fel be§ ^arbtnaI=SSifar§
öon 9?om, ^arbinat ^arocd^i, unb eine§ pä|3ftli(^en ®e-
f)etmfe!retärg mit ®iana 3Saugf)an, unb auf ben ^nti^
greimaurerfongrel gu 2^rient im ^al^rc 1896.
Sei SSeurt^eitung be§ Sriefföed^feB ift im 5Iuge ju bellten,
erftcng, ba^ ^iana SSaug^n überljoupt nic^t eyiftirt 'i^at, unb
graeitenS, n)e(c^e§ ber <sn^alt i^rer SSeröffentüd^ungen tüor.
2tm 29. 3^oüember 1895 fd^rieb 5)iana an @e. (£m. ^arbinat
^arocd^i in 9?om:
„Sminen^! ^c^ bitte Sie, ein ©Ecm^tar ber „(Su^ariftifd^en
D^ooene" anzunehmen, 'öa§> iä) S^nen §ugleid^ mit einem ©d^reiben
überreid^e. (Stt). (5minen§ werben bemerfen, ha'^ gtoei 'Soge biefer
9^ooene mit Dpfergaben fctilie^en: ber fiebente Xag bie &abt eine§
5Umofen§ für ein antifreimaurerifc^e§ SBerf unb ber neunte Xag
mit einer ®aU für ben ^eter§pfennig. ^n ©rfüttung biefer beiben
©e(übbe ^abe id^ nun bie ®£)re, Gfö. ©minenj bie (Summe üon
500 granfiS ju überreid^en. Xf)atfä(^Iic^ erfahre id^ burc^ bie
treffe, ta^ dtv. ßminenj ben SSorfife ber in 9lom !onftituirten
eentraI=ßommiffion ^oben, meldte für näc^fte§ ^^rü^ja^r einen
internationalen ßongre^ üorbereitet.^ 2!ur^ '^^xt Vermittlung
1 Um eine SSorftellung öon btefen Kunbgebungen ju geben, tl^eile ic^
einige Sä^e aus ber offiäiellen Seific^rift beg Sefui^ettorbeng, ber „6t»
cilta cottoüca" September 1896; mit: „2)te ©ng^füfa Humanum genus
2eo XIII. labet bie ©täubigen ein, bie fyreimaurerei su entfarüen. Seen
Sajil unb bie ebele S!Ki§ Siana SSaugI)an ^aben um bie SGSette
Ströme öon Sic^t über bie in unjeren Sagen fo öerbreitete lu^i*
ferianifc^e Freimaurerei auSgegofjen. 2)tana SSaug^^an, au§ ber
Siefe ber ginfterniß jum Sichte ®otte§ gerufen, öorbereitet burd^ bie göttliche
SSorfetjung, menbet \i6) ^ur Sirene, um if)r gu bienen, unb erf^eint uner»
Ic^öpflic^ in i^ren »ert^öollen (Jnt^üIIungen, bie l^infic^tüc^
ber ©enouigfeit unb 9?ü§lic^feit nid)t i^reä ©teilten l^aben."
- ©emeint ift ber Slnti^greimaurertongre^ ju Orient.
III. Stbcrglaube im Slßgemeinen. 365
fpenbe iä) für "oaä Crganifation^tuerf biefeS Si)ongreffe§ 250 gran!§
unb bitte @tü. ®m. adEitungSOon, bie onbere §älfte meiner (Senbung
ber ^affe be§ ^eter§pfennig§ ju überreid^en. ©rgebenft em|}fef)Ie id^
mid^ ben guten ®ebeten (Sto. (£minen§. ©obalb ic| au|er ®efaf)r
bin unb meinen 3"fIiicf)t^ort auf einige 3eit üerlaffen fann, f)offe
id^ incognito naä) 9tom 5U fommen unb dw. ©minenj um Stubienj
5U bitten, ©inmal in 9lom, werbe idf) S^nen an biefem läge
einen 58rief überreid^en, ber (Sie im größten ©e^eimniffe unb unter
einem angenommenen 5JJamen meiner ©id^er^eit {)alber um eine
^riöatoubieuä bittet; bie S8ergleicf)ung ber ©d^riftftücfe wirb Seinen
ben 83eh)ei§ meiner S^'^ntität geben, abgefe^en öon allen (Srllärungen,
weld^e (£ro. (Sminenj üon mir bei biefer Stubienj forbern fönnen.
©eru'fieu @tü. ©minenj, ba§ fleine Söüd^Iein, lüelc^e» be^uf§ ber
©ül^ne fo üieler SSerbred^en gefdfirieben ift, f;uIbüott anjunel^men
unb in ^l^ren ©ebeten ber Unföürbigften ber Unmürbigen nid^t ju
öergeffen, meldte fid^ (SU). ©minenj ergebenfte Wienerin in Sefu§,
SJJaria, Sofe|3f) nennt. SDiana ^Saug^an." darauf antwortete ber
Harbin atüüar ^arocd^i:
„9iom, ben 16. ^ejember 1895.
„SD^ein gräulein unb liebe 'locfiter in Unferem iperrn!
9J?it lebhafter unb fü^er 9?ü^rung ^a^t ic^ S^r (Sd^reiben öom
29. 5Roöember äugleic^ mit bem @yemptar ber „(äud^ariftifctien
S^otiene" erfialten. 3«ttäc£)ft bef^einige icE) ben ©m^fang ber mir
gefanbten 8umme öon 500 ?5^anf§, öon benen 250 nad^ '^^rtx
Söeftimmung für ha^ DrganifationSUjer! be§ nödfiften Stntifreimourer--
!ongreffe§ öertoanbt werben, ^ie anbere ^älfte in bie §önbe
©einer $eiüg!eit für ben ^eter§pfennig §u legen, ift mir eine
IJfteube gewefen. Sie (Seine §eilig!eit) ^at mid^ beauftragt,
S^nen ju bonfen unb S^nen feiner @eit§ einen gans be^
fonberen Segen ju fd^iden. Sie maiiien mir Hoffnung auf
einen 99efud^ in 9tom, wenn bie Umftänbe 3f)nen ba§ SSerlaffen
^i)xt^ Qvi'\ivid)t§:Oxtt§> geftatten. ^d^ tt)ünfd§e, tal^ biefe Umftänbe
nid^t ju lauge auf fid) märten loffen. Tlxt ber größten ©lüdEfelig»
feit werbe id^ Sie empfangen. Seit langer S^xt getjören ^^nen meine
St)mpatt|ien. S^^e S3e!e|rung ift einer ber fierrlic^ften
2;rtump^e ber (S)nabe, bie id^ fenne. S<^ lefe in biefem
Stugenblide ^f)re 93Jemoiren, bie oon einem brennenben
366 Qmüe^ 33ud}. ^apftt^um unb 3lberglau6e.
^ntereffe finb. ^d) tüerbe bal)er fef)r getröftet iein, Sie fegnen
unb ermutljigen ju fönnen auf bem Söege ber 2gBaf)r^eit, auf ben
©ie getreten finb. Snjnjiftfien glauben 8te, ba§ id^ @ie in meinen
©ebeten, Befonber» beim l^eiügen 9[Re^o|3fer nt(^t öergeffen toerbe.
S£)rerfeit§ ^ören ©ie nidit auf, unferem ^ertn SefuS (S^riftug für
bie gro^e ©rbarmung gu bonfen, bie er gegen (Sie angehjanbt, unb
für "iia^ augenfc^einli(f)e Siebe^jeugni^, bo§ er ^(}nen gegeben "^ot.
9]un genehmigen Sie meinen Segen unb ^Iten Sie mic^ ganj
für ben 3f)ngen im ^erjen Sefu S. 9)?. Sarb. SSifar."
%m 27. mai 1896 fc^rieb ber päpftlic^e ©e^eimfefretär 3{ob.
SSerjici^i: „9)?ein {^räulein! SO^onfignore Sarbi, melc^er einer
ber ^riüatfefretäre be» i). S3ater§ ift, fjat mid§ auf Sefe^I Seiner
|)eiligfeit felber beauftragt, an Sie gu fd^reiben . . . ^d^ fott
Sf)nen aud^ fagen, ba^ Seine §eiligfeit mit großem SSer«
gnügen '^{}xt @ucf)ariftifc^e DZoüene gelefen ^at. Somman=
batore 5I(Itata ^at mit bem ^arbinalüifar über bie S5?a'^r^aftigfeit
Stirer 33efet)rung eine Unterrebung gehabt, ©eine (Sminenj ift
überzeugt, aber fie f)at unferm ^räfibenten eröffnet, b.i^ fie bafür
ni(^t öffentlid) jeugen fann: „3<^ ^«"n bie ©efjeimniffe be§
^eiligen Dffiäiumg nid^t öerrottjen" ; ta^ ift e§, ma§ ©eine ©minens
bem ©ommanbatore ?(tliata geantwortet {)at. ©anj ber S^rige,
fe[)r ergebener in Unferm |)errn 9^ob. S^erjid^i."
2Im 11. Suü 1896 erhielt ^iana üom ©eljeimfdireiber be§ ^apfte§
folgenben Srief: „SKein gi^äulein! ^ä) beeile mi^ S^ncn ben
fdjulbigen ^anf für bie ^ufenbung 3^i^e§ testen S3anbe§ über
®ri»|3i au»äubrücfen. galjren Sie fort, t^räulein, fat)ren Sie
fort ju fd^reiben unb bie gottlofe ©efte ju entlaröen. 2)ie
$ßorfef)ung ^at gerabe Ijierfür gugelaffen, ba^ Sie jener mä^renb
fo langer 3eit angehört l^aben. S3on öielen liegt eine $ßer(eumbung
über 3f)i^e Sjiuenä unb ^^re ^beiitität öor. '^d) glaube, ha"^ ha ein
S'unftgriff ber ©efte üorliegt, um ^tjren Sd^riften bo§ ©emid^t ju
ne'^men. ^d^ tuage e§ bafier, ^f)nen meine ^(nfidfit §u unterbreiten, iia^
Sie im ^ntereffe üieler ©eelen auf bie nad) ^ijvtm Si:afür^alten befte
2lrt jeben ©chatten baoon entfernen, ©obalb ha§ gefd^efjen, merbe
ic^ ba§ SSergnügen t)aben, ^Ijntn üon 92euem ju fd^reiben, um
S^nen eine 3}?itt()eilung 'Ejöd^ften Drtel §u mod)en, bie S^nen gemi^
fe^r angenehm fein n)irb. S?on ganzem ^er^en em^jfe^Ie id^ mid^
III. SIbecgtaube im Mgemeinen. 367
S^ren Gebeten unb erfläre mtc^ mit öoüfomtnener .^od^ad^tung für
gtjren fe^r ergebenen SJionfignore SSincenjo Sarbi."
2)er üom 26. ©e^tember bi§ 1. Dftober 1896 in Orient
tagenbe ?tntifreimaurerfongre^ toar im (Stoßen unb ©anjen
eine öffentliche ^unbgebung für bie (Sntt)ünungen Xajil'g
unb ber 9Ri^ SSaugt)an. ©d^on bie ^Vorbereitungen bei ^entrat--
fomitel äu 'Siom unb ber 9^atiouaI!omite§ in STurin, Söien, ^eft,
93erlin, Siffabon, ^ari», S3rüffe(, fomie ber ©eneraloerfammlung
ber ^atf)oIifen jDeutfd)tanbl ju SDortmunb ftanben uuter bem Gin=
ffuffe Xa^\V§. 22 ^arbinäle, 23 er^bifc^öfe unb 116 S8ifcf)öfe
munterten bie ^ongre^mitglieber in längeren ober fürjeren ^u--
fd)riften auf, ber «Seite, gemä^ SBeifung be§ päpftlid^en Stunb--
fc^reibenS üom 20. Upx'ü 1884, bie TlaMt obäurei|en. Seo XIII.
fpenbete bem ^ongreffe in einem befonbern ^reüe feinen Segen
unb brücfte bie Hoffnung au§, ba^ bie ^at^olifen bem ^rrt^ume
ber Freimaurer feine ©d^onung angebeifien laffen möd^ten.
S)al an ben ^räfibenten (Sugtieimo 5l(Iiata gerichtete Sreüe
lautet: „2Bir jweifeln nict)t, ba^ biefe $8erfammlung ben ©rfolg
\)aht, h)etc^en bie 93ebeutung ber bort be'^anbelten gragen unb
ber 5Rut)en, ben man baöon erijoffen barf, a^nen lä^t. S)amit
aber jebenfall§ bie getttünfc^ten (Srgebniffe ben erregten |)offnungen
entfpred^en, fommt e§ barauf an, ba^ bie, föelc^e an biefer SSei--
fammlung tf)eiIneJ)men, bie ^anb an bie SBurjet be§ UebeB legen,
um e§ auszurotten, ba^ fie forgfältig nad^ ben 2}JitteIn fud^en,
mit benen man ben toadfifenben 2(nftrengungen ber ©c!te h)ir!fam
begegnen !ann. ^n unferem $Runbfrf)reiben .... ^aben mir au§=
fü^rlidE) bie 9JJitteI angezeigt, tüetdje man in ein§ jufammenfaffen
fann: üerbinbet unb öereiniget eure Stnftrengungen auf bem ©ebiete,
auf Welchem ber ^am))f burdf) bie {Freimaurer gang entf^onnen ift.
e§ ift üon f)öd§fter ^ringlid^feit, ba^ bie ))ä^ftIidC)en SDofumente
unb bie Einleitung, toeld^e fie gegeben tjaben, beftatjrt unb begatten
töerben oI§ fotd^e, wetd^e bie 9tegeln unb formellen SSorfc^riften
anorbnen. liefen mu^ man fid) ehrerbietig fügen, @ie §uerft unb
bann auct) bie, hj^Idfie in ber golge i^ren (Sifer unb iljre WiU
wirfung ber Seratlnmg biefer 9)littet loibmen. ©eioi^, loie toir
anber§tt)o üerfünbet l^aben, bie üerföegenen unb gottlofen SDottrinen
biefer ©efte unb bie un^eiloollen SJiittet, rtelctie fie annjenbet, um
368 ^mnk§ 33ud). ?|5apftt^um unb 21berglaube.
©rfolg SU l^aben, irürben geringeres Uebel üerurfod^en unb fid^
attmä^Iid^ fogar obfc^n)äcE)en, trenn bie ^at^olüen fi(^ barum be--
flimmerten, beu greimanrern einen feftern SEiberftanb unb eine
gef(f)icEtere Strategie entgegenjuftellen. ®iefe fe^en in ber Xf)ot
U)x SSertrauen auf bie Süge unb hit finfteren SRanöüer; bo^er,
iüenn man e§ ba^in bringt, "öa^ man i^nen bie 9Jla§fe abreißt, mit
ber fie fic^ bebecfen, fo ift.eS au^er ^h^eifel, ha'^ alle anftänbigen
fieute fiel weigern tt)erben, an x^nv öerabfd^euungSlüürbigen SSer=
berbt^eit t^ieiljune'^men, unb fie öertterfen ft)erben."
®cr ©eneralfommiffar ber 43. ©eneralöerfammlung ber ^at^o*
lifen S)eutf(f)lanb0, gürft ^art ju Söwenftein, i)atte om 18. @ep»
tember 1896 folgenben Stufruf üeröff entlictit :
„^'ot^oüfen, tt)el(|e nid^t in ber Sage finb, nad^ !Jricnt ^u
reifen, lönnen fic^ bennodE) an biefem n}i(^tigen, üom fieiligen SSater
empfohlenen Unterneljmen bet|eiligen, inbem fie fid) al§ HKitglieber
eintragen laffen. S5>er fid^ mir burdE) :pfarramtlid^e§ 3^119^^^ ^^^
aufri^tiger ^atl^olif aultt)eift unb ben 93eitrag öon 8 SJJarf ein«
fenbet, erhält eine SJJitgliebgfarte, unb ttiirb fein 9^ame in ha^ Wit--
güeberüer§eict)ni^ bei ^ongreffe§ eingetragen. @§ ift bie§ eine offene,
mut^ige Sunbgebung ber 3uftimmung ju ben ^^erfe« ^c§ ßongreffe§,
ber Sid^t bringen folt über bie SitU unb bo§ ^Treiben
ber gefä^rlid^en lic^tfc^euen (Seite, unb ift ber ^Beitrag eine
banfenSwert^e materielle §ülfe. 2)a§ 9JJitgüeb ert)ält auc^ r\aä)
Sfblauf be§ ^'ongreffel ben Söerid^t ber SSer^anblungen gratis ju»
gefanbt. (Se'^r Jüünfd^enSirert^ ift e§, ha^ aud^ fat^olifd^e $ßereine,
!at|oIif(^e ^re^unterne^mungen, geiftüi^e SBe^örben unb anbere
Korporationen in gleicher S33eife ficE) bet^eiligen."
SSon bem großen ^ntereffe, n)eIdEie§ ber SSatifan an bem
S^rienter Kongreffe naf)m, jeugt bie befonbere Stubienj, hjetd^e ber
«Papft SWitte 2{uguft 1896 ben gpigen be§ 3entrat=@£e!utiü«Komite§
beS StntifreimaurerbunbeS, hjelrfjen %a^il gegrünbet I)atte, gelüä^rte.
S^iefeS ß'omite erlief am 28. Sluguft 1896 folgenben Stufruf an bie
Katt)oIi!en :
„Katf)oüfen! (äinft a(§ ha^ grüne S3anner ber 9J?o§Iem§ im
fiegrei(^en Stnfturm bie d^riftlid^e Söelt bebröngte, laute ein SRuf
öom SSatifan au§ öon Strafe ju Strafe: „^aä^ SSenebig!" 3^a§
tt)ar ber 9tuf. Unb nad^ SSenebig eilten in ©c^aaren bie Kat|oIi!en
III. 3Iberg(au5e im 9Iügemeinen. 369
ber öerfc^tebenen 9Jationen, unb ju Sßenebig — je^t ftnb'§ gerabe
ac^t 5al)rf)unberte £)er — jogen ^inau§ über'§ 9}?eer gegen bte
%üxUn bie tapferen !^reu5fa{)rer. ^eut^utage oerfcfiföört jii^ ein
neuer j^einb gegen unferen ©tauben, fuc^t if)n ju oertilgen au»
ber SBelt, fuc^t bo§ gan§e d^rtftlid^e ©ebäube §u ftürjen, um tk
aKenid^ljeit loieber in bie alte ^Barbarei ju oerie|en. ®iefer t^einb ift
bie Freimaurerei — bie im beftänbigen Slampf ber |)ö(Ie gegen
bie ^rc^e atle ^rrtpmer in \id) Befaßt unb alle ^e^ereien ber
früheren Zeitalter unb bamit tücfifc^e SBilbl^eit üerbinbet — , ift ba§
unterirbifdie ßentrum, ber ^5 euer!) erb fatanifc^en treiben».
Sßie ber Xürfe f^at aucf) biefe Sefte ein grüne» Scanner unter idren
Slbjeid^en, unb biefeä Sanner flattert je^t fecf nal^e am ®rabe be§
Stpoftelfürften! ^at^olüen, gegen biefe Sefte, wie einft gegen ben
S^Iom ift ein ^riegSruf 00m S5atifan ausgegangen, ^er unfterblic^e
Seo XIII. ^at bie ^at^olüen eingelaben, fid^ gegen fie ju ergeben, unb
bie Sintifreimaurer-'Union f)at ber 5(ufforberung be§ ^apftcs entfprodien,
inbem fie für ben Sauf be» September» nac§ ber Stobt Xrient
einen internationalen '^Intifreimaurer^^ongrefe ^ufammenrief, in
bem bie 33ertreter ber ganzen fatbolifc^en SSelt bie (5)runblage
bei Söiberftanbe» gegen bie 5(nftürme ber Sefte legen n^erben,
einen neuen allgemeinen ^-euj^ug gegen bie 8e!te organifiren, um
§u fämpfen mit ben :^eiligen SBaffen be§ (5Jebet§ unb ber bireften
5tttion. ßat^olifen! „9iac^ SSenebig!" riefen bie ebetmütt)igen Sreuj--
fal)rer bei 11. ga^rtjunbert«. „9kc^ Orient!" ruft deute ber, bem
ber Iriump'^ be» Glauben» über bie Stnftürme ber feftiererifd^en
©ottlofigfeit am |)er3en liegt. .M^ Orient!" ^n bie Stobt,
meiere ba§ Ijod^l^eilige ton^il in fic^ aufnat)m, ha§ ben ^roteftan--
tilmu» tterbammte, ben ber mobernen t^reimaurerei mürbtgen ^ßor--
täufer im Kampfe gegen bie Slirc^e, unb nac^ Orient eilen wir,
um auf bie unbulbfamen ^rooofationen ber Sefte ju antworten,
beginnen ben neuen S^reu^pg, ben ontifreimaurerifcben ßreu^jug,
ben ber unfterbüd^e Seo XIII. aufruft!
3flom, 28. 5luguft 1896, am geft be§ ^. 5Iuguftin, Special-
protcftorS be» ^ongreffeg.
Xa^ 3entraI=ejefutiü--Somite.
ßuigi SajsareSc^i, ^itularbifcfiof öon 9teo=Saefarea, ®eputirter
ber ^ird^e. ©ommenbatore ©uglieimo Stttiata, ©eneratpröfibent.
D. ^oenSbroed), ^i'apftt^um. 1. 24
370 S^t'üc§ 'iSüdj. ^ap\itt)um unb 3tCergIouBc.
S:ommenbatore ^tetro ^aceÜi; Dr. ^io ^Tiegri, Sßice^3röftbenten.
Sftäte: üJZonfignore SStncenso ©arbi; P. ©man. f&aiU\) begli 9tgo*
ftiniani bett' Slffuncione; P. Suigt gjJebbi begli (gcoIo))i; D. srttiüo
«ßeci; Theol. D. ©tujeppc ^oäcani; ^omm. Sit). gUippo ^acetti;
©aü. 3Iug. @rDfji=®onbt; (2:aü. ^aufto 9)larucd^i; dati. 5tti. Petto
^ierantoni. Sd^a^nteifter: ^acifico 53rattim. — ®eneratfe!retär:
SSersic^t 9loboIfo. SSicegeneraIfe!retär : D. ®tufe^|3e ©ioüanneUi.
— Scfiriftfüfirer: ^rof. D. SSinccngo Soitgo; P. (5)tuj'e^3|De SR.
©irarb bell' Drbine bella SCRercebe; 5tugufto Tlax'xa ?5ornari."
®er mit ber SSertretung be§ ^apfte§ in biefem ^entral-Sjecutiti'
^omite Betraute Sifd^of ßaä§are§ci)i fc^rieb für ha§ in fran§öfif(^er
unb italienifc^er (Spra(f)e l^erauSgegetene SSIatt „2)er neue ^reus»
gug" einen Strtüel, h)elrf)er bie SBerfe Xagil'g, 9Jiargiotta'§ unb
ber S)iona SSaug'^an em^fal^I.
3)ie ultramontanen „^iftorifdf) - l^olitifc^en SStätter" in
SJZünd^en nennen ben ^ongre^ ü6erau§ glän§enb unb üergleic^en
tt)n mit einer ber alten großen S^irdEienoerfammlungen. ®er i^ürft--
Bifd^of Dr. SSaluffi öon Orient eröffnete ben ^ongre^, ftellte i^n
unter ben „@c^u^ S^f" wnb ber fieitigen StRuttergotteS, ber (Siegerin
über bte fjöHifrfie Solange", unb fpracj^ bie ©rftiartung au§, ba^
„bie $8erat^ungen be§ ^ongreffe§ ebenfo fegen§reid^ unb fieitbringenb
für bie ^irdje unb ta§ ©f)rtftent^um ficE) geftalten möd^ten, wk
bie be§ ^on^tlS in ber gleichen ©tabt, ba§ Sut!)er unb ben '^xo--
teftantiSmu» oerbammte." S)en 95orfi| auf bem ^ongreffe füf)rten
gürft ^orl äu Sötüenftein unb ber Sarbinat»gürft6ifd^of
^aller öon (Satgburg. Se^terer blieb auf befonbern SBunfd^ be§
?]ßa^fte§ bi§ p @nbe in Orient.
2iie Qa^ ber SRitglieber be§ ^ongreffeS itjar eine fe'^r grofee.
36 Sötf^öfe Ujaren erfcEiienen, 50 Sifdiöfe Ratten i^re SSertreter
unb 61 ßeitungen if)re SSerid^terftatter gefanbt. 5tu§ ©eutfd^Ianb
lüaren au^er bem dürften ^arl gu Sött)enftein auc^ bie ©rafen
^ompefd^, ©olen unb Stnbere {)erbeige!ommen.
®ie §au|3trone auf biefem glönjenben ^ongreffe,
bem auc^ ber römifd^e ^atriarc^ üon ^onftantino^et anlüo'^nte,
f^iette ber ^arifer ?5i^eiben!er unb ?tuffd^neiber Seo
Xajil. ®r njar ber |)etb be§ Xage§. ©ein S3ilb ^ing unter
^eiügenbilbern. SBo er fid^ in STrient geigte, irurbe er ent^uftaftifc^
III. StBevgtaube im Stllgemeinen. 371
Begrübt. (Sr ergriff anä) in ber ©i|ung om 27. September ba§
SSort. 5II§ er tiortrat, iüurbe er t3on Italienern unb gransofen
begeiftert beWatfd^t.
^Jlad^ einem 83erid^te ber „©crmania" in Söerlin üom 29. (Sep=
tember 1896 naf)m in einer anberen @i|nng tüä^renb ber 2)i§fuffton
über 2J?affenoerbreitung ontifreimaurerif(^er glugfc^riften ber Iang=
jährige Ubitore unb ©etretär be§ ^arbinalS ajJeI(f)er§, Dr. ®ra^«
felb, ba§ SBort, um üorSd^riften, tuie berf^elbürd^er ^elüanbrofd^üre,
„®ef)eimniffe ber §ötte", ^n toarnen. @r griff bann bie ©jiftenj ber
3Ri^ SSaugtjan an unb bejeicf)nete ben l^inter il^r fte[)enben ©d^rift«
ftetter aU einen Mann, ber bie ^at^olifen auf ben Seim tocfen tüotte
unb fi(^ f)intennac^ gur ^Blamage ber ^atfjolifen unb 5tntifreimaurer
barüber öffentlich luftig machen tüürbe, n)enn i^m feine geplante
Söufd^ung gelänge. 3*uar fud^te Ö5ra|felb bie allgemeine Erregung,
wcld^e ft(^ ouf allen ©efid^tern malte, baburd^ ju befd^toic^tigen, ba§
er gern 3ugab, neun ^s^^tel ber SSaug^an=@ntI)ünungen be-
ruhten auf 2Ba^r{)eit, aber bie offen!unbige f^alfc^^eit beweinen
3el^ntel§ fennjeic^ne bie böfe 2(bfic§t be§ S5erfaffer§. 33oII ©nt--
rüftung erf)oben fid; ein älterer itolienifc^er ©eifttic^er unb ein
^arifer ®^ort)err unb entgegneten, ha'^ fie in |3erfönlid^er, enger
SSejie^ung ju 9JJi^ SSaug^an ftänben, unb ha^ fie nid^t einen,
fonbern f)unbert Söeftieife für bie ©giftenj ber 9J?t^ fjätten, toetd^e
eine §eilige fei. Um weiteren unangenehmen Debatten gu ent=
ge^en, t)ob ber Sßorfi|enbe (Surft Sömenftein) bie Si^ung, metc^er
2;ajil nirf)t anmofinte, auf unb üerinie» bie meitere (Erörterung in
bie §meite 5tbtl)eilung, tuo 'äh'bt be ©effoniel, ^räfibent be§ fran--
jöfifc^en ?lational-'^omitc§, on ber §anb unumftö|Iid^er ©ofumentc
bie SSaug^an^grage erörtern toerbe.
Sn einer anbern ©i^ung fteHte f^ürft ^arl §u Sötüenftein
ben Eintrag, ein befonbere§ ^omite jur „(Sntgegenno'^me ber @nt»
l^üllungen aüer be!e|rten Freimaurer §u ernennen, jumal in
SDeutfd^Ianb bie Freimaurer ifire ©efieimniffe nod^ beffer ju maleren
tüü^ten, aU in anberen Säubern". ®er gürft erflärte noc^ am
21. Oftober 1896 im „Soten für Stabt unb Sanb" in 3eanten:
„2Bir ^aben niemati baran gegtüeifelt, ba| ha^ Sogentl^um in
feiner legten ßntmidEIung jum @atani§mu§ fommen lüirb unb
ta unb bort fd^on ge!ommen ift, unb ba§ man in Söa^r^eit
24*
372 ^todttä 93udf). ^a^ftt^um unb SIberglaubc.
öon ber j^i^eimaurerei al§ öon einer ,@l)nagDge be§ ©atang'
reben fattn."
(Sin italienifc^er ©eiftüd^er Jüarf bann noc^mafö bie SSaug^on-
grage auf unb tuanbte ftd) gegen Dr. ©ra^felb, wetrfier afeermal»
bie @(^t|eit ber Sntpüungen beftritt. (Sin franjöfifd^er SDlönd)
antwortete mit folc^er §eftig!cit, ta^ it)n ber ^röfibent jur Mä^i=
gung aufforbern mu^te.
Slm 28. September führte ber ©aljburger ^arbinal ^ aller
ben SSorfi^ ber SSerfammlung. S)er ^arbinol öertaS junöd^ft ein
Telegramm be§ I)eiligen $ßoter§, melc^er bem ^ongreffe
feinen Segen ert{)eile unb ben föifer ttiac^rufe, mit ben SBaffen
ju !äm:|3fen, bie er in feiner ©ngJ^üifa gur 2tu§rottung ber
freimourerifrfien ^eft angejeigt {)obe.
©obann fpracf) gang im @eifte ber ®iana 9Saugf)an 2lbbe
iörugion über bie §oftienfd)änbungen in ber Freimaurerloge ju
S^tom, im ^ataft SSorgtjefe. ^forrer ScEitoarg au§ Dttenboct),
Slbgeorbneter be§ SBürttemberger Sanbtag§, führte au§, ha'^ öom
3tt^eigmu§ gum ©atanigmug eine logifd^e 3ieif)enfoIge fei. 3t(§ ber
yianu Xa^il genannt tt)urbe, ertönten, lüie bie „^iftorifc^*poütif(f)en
$8Iätter" 1896, II, 719ff. melben, laute S3eifat(§rufe ou§ ber SSer-
fammlung, unb Xaj:it ertiebt fid^, §iet)t fein ^avL§läppä)tn ab unb
üerneigt fic^ banfenb nadf) aüen Seiten.
9Im 29. Se:ptember fanb bie gro^e SSaug{)an''@i|ung ftatt, an
loeld^er 6 S8ifd)öfe unb fämmtlid)e ^ongre^mitglieber tlieilna^men.
5lbbe be ^effonie§ Ijielt feine angefünbigte 3fiebe. @r erflärte
mit ganj befonberer ^Betonung, ba^ ba§ antifreimaurerifd^e granf=
reid^ alle§ ba§ feft glaube unb für tüa'^r fialte, toa^ er über bie
©dlttjeit ber SSaugt)an=ßntptfungen üortrage. ^ebe 5(njit)eifelung
ber ©inftenj ber Tli^ 3]aug()an ober ber (Slaubioürbigfeit i^rer
©ntpttungen fei eine ^erfünbigung an ber antifreimaurerifd^en
<Saä)t. 2tm <Scf)Iuffe feiner 9tebe h)urbe it)m allgemeiner raufd^enber
S3eifaa sutljeil.
®er ®eiftlid;)e Dr. SSaum garten erI)ob fid^ unb oerlangte
3(ntn)ort auf bie brei fragen: 1. bei meld^em ^riefter bie 9J?i6
!ontiertirt fei, 2. an tüetd^em Xage unb 3. toie bie ©Itern
I)ei^en. ®ie SIntiüort, n^elrfie '^hU be S8effonie§ gab, genügte
III. 5(bergtaube im 5(IIgemeinen. B73
Dr. Jöaumgarten ni(f)t. 9Jun er^ob fid^ ^ajil. S3eim ©rfo^einen
auf ber 9tebnerbü()ne tnurbe er mit frenetifcfiem Söeifatle begrübt.
@r Begann: „^c^ ejiftire nid^t! Sie ejiftiren nicE)t! SD^i^ ^aw-
g^an ei'iftirt nid^t! . . ©ie tl)un t^reimaurerarbeit mit bem, h)a§
©ic f)ier leisten." (5r üerfc^tüor fid) bann, bie 9)ii^ mit eigenen
5(ugen gefe^en ju ^aben, aber er bürfe i^ren !Ii3[terIid}en 3lufent=
fialt ni(f)t nennen. @r erjäfilte bann foIgenbe§ al§ öerbürgtc
ST^atfac^e: „?tl§ S)iana an einem gronIeid^nam§tage §um erften
SKale bie i)eitige 9}?effe befud^te, ba fei biefe§ ®reigni§ i^ren ^arifer
greunben telegra|3^ifc^ mitgetfieift lüorben mit bem Sü\a^, ba^ ®iana
nod^ bi» Sonnabenb SIbenb im S^lofter bleiben werbe. ^Jiun h)or
ha ein @ud^ ariftenpater Selaporte, föeld^er oftmals fc^on erÜärt
|atte, ba§ er gerne fein 2eben für bie 93e!el)rung ber Ttilß $ßau*
gl^an jum D^fer bringen föürbe. 2tm Sonnabenb 2{benb öerlie|
fffli^ SSaugl)an ba§ ^lofter, nnb um biefelbe 8tunbe ftarb ^ater
S)eIaporte. Unb ba giebt e§ nod^ immer Seute, loeld^e bie Sgiften^
einer Wi^ SSaugl^an anju^ttieifetn tragen. S^ fönnte Sf)nen aU
ha^ betüeifen, tr>a§ @ie, §err Dr. Söaumgarten, gefragt ^aben.
S)a§ 9}?aterial Ijabt iä) in ber %a\dj^, ober «Sie bürfen eg nid^t
toiffen, (Sie finb p neugierig, mein §err! Sie toiffen gar nid^t,
U)eld^e§ Untjeil ©ie anrid^ten, menn @ie öffentlich fold) I)ei!Ie S)inge
be^anbeln. SDer 2)oId} ber Freimaurer bebro^t ®iano 55augt)an
ftünblid^. Stifo fc§tt)eigen tüir über folo^e Singe, um bie ^eilige
nid^t ju gefäl^rben. (Siner ^ommiffion öon SSertrauenSmönnern
tüerbe id^ bie S3enjeife üorlegen, aber Seinen nii^t."
SSie bie üiertc 5(btt)eilung, fo ftanb oud§ bie erfte (?$reimaurer^
le^re; ganj unter %aic[V§ ©influffe. 5)iefelbe erflärte, ba§ ein
:p^t)fifd§ ober finnlid^ waf)rnel^mbarer S5erfel)r mit bem Satan bei
ber genjöl)ntic^en gveimaurerei strar nid^t befiele, ta hk gro^e
9}?ef)r^eit ber Freimaurer bie hiirflid^e ^öebeutung i§rer ©tjmbole
nid^t !enne, njogegen e§ aber aU jmeifenoS erfd^eine, ha'^ bie Frei=
maurerei in moralifdier unb intelleftueller Sejiel^ung jum SataniS^
mu§ ftef)e. ®ie Freimaurer erfännten al§ ©ott^eit Su^ifer an.
SDie aJJeifter ber Freimaurerei befaßten fidf) mit 93lagie ober fdEimarjer
ßunft. 9Jtit anberen SBorten: ber ß'ongre| Ijätt „in öotter lieber--
einftimmung" bie Freimaurerei für eine St)nagoge Satan§ unb er=
Üiirt augbrüdtid^, ha'^ „er in ben angenommenen S3efd^Iüffen bie
374 ^totiteä 93u(^. ^Qp[ttt)um unb Slbergloube.
JRunbfrfjreiben be§ ^apfte§ aU 9ttc£)tf(^nur genommen {|at, inbem
er t>on allen ©d^riften unb 83ü(^ern prioaten (S^^arofterg abfa|".
Unter juBelnbem SSeifall be§ ß'ongreffe§ unb auä) bem ber
„|)ij'tDrifd)=^oIitif(^en S3Iätter" in SJJünc^en fagte ber frül^ere tut''
gierungSpräfibent 9fiefpini üon Sleffin: „Sßie fd^Iec^t man aud^ öon
ber Freimaurerei fpred^en mag, fo fann man bo(^ niemals fo fc^Iec^t
beulen unb fprecEien, aU fie in SBirfüd^feit f)anbelt."
©inen größeren ©rfolg aU %ai\i in SErient ^at wol^I feiten
ein 9J?enfd& ge^bt. 9tm 30. ©e^jtember abenbS mar er öom
gürPifc£)Df Dr. SSaluffi in'§ bifc^öflid)e ^otai§ gelaben, mo er
ben 93ifd^of So^sareSd^i, dürften Äarl gu Sömenftein,
Sl^orl^errn SD'Juftel u. anbere trof. ©raf ^oganuägi an§ Italien,
ein ^erjog öon Sliabrib, ber S^fuit ©anno Solaro üon
2^urin unb eine gro^e Steige anberer öerfe^rten in freunbfd^aftlid)fter
SBeife mit i^m. (Sinige SBoc^en fpäter, aU manchen bie SCugen
über bie SJJ^ftififation bereits aufgegangen maren unb üiele ©runb
Ratten, bie Slrienter SSorgänge ju leugnen, flagte ber ©efretär ber
IV. mtöeilung be§ tongreffeS, SSilliet au§ S^on, im „Uniüer§"
üom 30. D!tober 1896: „80 ^ ber meift itaüeniftf)en X^eilnefimer
am. ^ongreffe fjielten bie öon 5 (SJeifttidien für bie @Eiften§ ber
S(Ri^ üorgebrac^ten Setüeife für überjeugenb." Um biefe bref)te
ficE) ha§ ^auptintereffe be§ ^ongreffe§. ^^re SIKemoiren prie§ ber
2;§eoIogie=?]ßrofeffor ^egue§ au§ betn ©ominifaner-'Drben an. ®ie
„Revue Bönedictine'" , 9JJonat§organ ber Seuronermönd^e üon
9JJarebfou§ in ^Belgien, fa^ in i§nen ein au§ge§eid^nete§ SO^aterial
für SSoIBbetel^rung. ^n einem ^(ofter ber 9tffum|)tioniften geigte
be la 9f{iüe in einer SSerfammtung üon 300 ^rieftern, benen ein
^arbinat unter ^Iffiftenj mehrerer 93ifd^öfe :präfibirte, ein ^orträt
5nii^ SSaugf)an'§ unb rü()mte fi(f), mit i^r in lebl^aftem Sriefmed^fel
§u fteiien. (Verite üom 9. 3^oüember 1896.) S)on (JarloS mar
nad^ Orient geeilt, um fid^ üon Xaidl bie ^^otograpl)ie ber 9J?i^
§eigen §u laffen. Xaj:i( fonnte fid^ rüfjmen, bafs S3ifcf)of 9iegino
SDi artin e§, ©etretör be§ ^arbinal^ßräbifd^ofS üon SSoIIaboIib,
bie SJlemoiren in'§ ©^anifc^e unb Dr. ©eorg Drtig ju 3^^^^
in'§ S)eutfd^e überfe^ten. Sie ^aberborner S3onifatiu§--S)rucferei,
Slntonio ©ourabo in ^orto, ©ioüonni t^officomo in
©enua unb 'i)a§> $ßertag§f)au§ be§ ^. granj üon (Sale§ in
III. SäbetQianhc im 9(ügemeitien. 375
93Zabrib beforgten mit beut SSerleger ^ierret in ^ari§ ben
Sßerfauf ber (£ntf)üllung§f(f)riften ber 2J?i^ (9tie!§, a. a. D.,
@. 165 — 184).
S)er ^rienter ^ongre^ fc^tc eine ^ommiffion ein, tüelcfier bic
weitere Prüfung ber ^ßang^an-^Ingelegenfieit übertragen njurbe.
S)ie SOtitglieber berfelben iraren 9}?onfignore SasjareSc^i,
S3ifcf)of üon Ö^eO'Saeforea, ©ommenbatore ®ng(ieInto
2tniato, ^ietro ^^acetli, 3iub. SSer^ic^i, SJlonfignorc
SJicengo ©arbi, ©e^eimfefretör be§^a|)fte§, SJionfignore
9fiabini= Xebe§d)t, ber ^efuit granco, $Rebafteur ber »Civiltä
cattolica«, nnb ^rofeffor SSicengo Songo üon Palermo. ®ie
^omntiffion erflärte nun am 22. Januar 1897: „^n ©emä^^eit be§
i^r üom leitenben ©eneralratf) ber ^ntifreimaurerifc^en SSereinigung
ert^eilten, üom erften internationalen Sinti '-Sreimaurerfongreffe in
2;rient ju -^enntni^ genommenen 2luftrag§ . . . erflört bie römifd^e
^ommiffion:
bo| fie big je^t auf feinen burd^fc^Iagenben SSewei^grunb,
fei e§ für, fei e§ gegen bie ©jifteng, bie S3efe^rung unb
2lutf)enticität ber ©cfiriften ber angeblichen ®iano SSaug^an
gefto^en ift.
hierauf erneuert bie ^ommiffion it)re öoüe unb unbebingte Qu--
ftimmung §u ben |3ä|)ftlic£)en @njt)!Iifen unb ju allem, tt)a§ in ben-
felben über bie Freimaurer gefagt ift. (Sie giebt gleichzeitig i^rem
SSunfcEie 2(u§brucf, ha^ bie ^at^oüfen unter S3eifeitefe^ung atler
nebenfäcEiIic^en gragen üon untergeorbneter Sebeutung i^re gan§e
Stufmer!fam!eit ber S3e!ämpfung ber üerberbüc^en @e!te jutnenben
mijgen. «Sie Ie£)nt f(f)Iie^U(f) jebe weitere ^olemi! ab unb erMärt
hiermit i^ren Sluftrag für ertebigt" (9iie!§, ©. 186).^
®amit !önnen Wir ben SSort)ang fallen laffen über bo§ ©attir--
1 Sänge öor btefer (£ntfcf)eibuTig ber römtfc^en Kommijfion fcf)neB i^:
„Df)ne $ropI)et 511 fein erlaube icfi mir au§ genauer Kenntnis be^
Ultramontani^mug fotgenbe „^rop^^ejeiung": 9f{om mirb biefe „fönt*
j(^eibung" nie treffen, ober ttjenn fie erfolgt, »irb fie \o auffallen, bofe ®iana
SSaugI)an unb i^re ®egner ficf) in gleicf)er SBeije auf fie berufen fönnen.
9{om ift eben flug unb toeife, föic ttjertfjüoll bic Siefenfräfte be§
religiöfen 9lberroi^e§ iljm finb" (IReligion ober 5lberglaube, ©. 6.
SSerlin, §. 5BoIt{)er).
376 gtüeitel 33ud). ^a^ftttjum unb StbcrgtouBc.
fpiet Xa£iI'|)acf§-'9Jtargiotta'-35augt)an. S)ie enbüd£)e ©ntlaröung ber
©d^tüinblerbanbe bietet !ein toeitereS ^ntereffe.i
SBorin liegt bie SSebeutung ber 2;ajiI=SSaug^an=Ö)ef(i)i(f)te ? 2öe§'
:§atb ^t fie ^la^ gefunben in einer S)orftenung ber fuItureUen
unb fojialen 2ßir!fam!eit be§ ^a|3ftt^um§ ?
S)te S3ebeutung biefe§ ©diaufpieleS om (£nbe be§
19. Sa^i^t)unbert§ ift eine jet)r gro^e; üiel ju lüenig ift
jie ^eröorget)oben lüorben.
5tt§ bie Söombe geplagt toar, al§ if)re ©plitter jeben ^rei§ ber
!at^oUfd)ntItr amontanen |)ierard^ie unb foft jebe 9tebaftion jeber
ultramontanen Bettung fctimer^enb getroffen Ratten, ba üerftanb e§
bie ultramontane ®efd)icflic^fett mit gerabeju 6ert)nnbern§tt)ertt)er
©eifteSgegentoart, au§ bem SSöfen ®ute§ ju geminnen. ^rren ift
menfc^ü(i), ^ie^ e§; auc^ ^apft, ^arbinöte, Stfdjöfe u. f. w. tonnen
öon einem ©cfitrinbler getäufctit merben, ha^» !ommt töglic^ im
Seben öor; je f)öl)er man ftef)t, um fo mel)r ©o^minbler brängen
fic^ on einen f)eran. 2Bie üiele dürften f)aben nic£)t fd)on an Un-
tüürbige Drben üerlie^en; fo ettoa§ fann alfo auä) bem ^apfte §U'
fto^en.
1 ®a§ @eba'f)ren ber ultramontanen treffe bei ber „(Sntlaröung" ter=
biente aüerbingä eine oulfü^rli^e ©arftetlung. ©^ liegt ta§ aber au^er'^atb
bei 9iat)men§ meinet SSud^el. ©elten finb UnH)of)rt)aftigfeit unb 58erlDgcnt)eit
eifriger an ber Strbeit geirejen, aU bei ber SojiI*„@ntIarbung", unb feiten
:^aben Untt)a'^rl)aftig!eit unb SSerlogen'^eit großem ©rfolg gu öerseid^nen ge-
I)abt, aB t)ier. Um 2Irbeit unb Srfolg gu fenngeic^nen, genüge es, bie %^aU
fac^e t)ert)or5ut)eben, bo^ berfelbe Sefuit — §. ©ruber — , ber %aTciV§
gefdiöftigfter Stpoftet toax, im |)anbumbrel)en öon ber nltramontanen treffe
alä Sojiri „(Jntlaröer" t)ingeftetlt ttjurbe, unb ba'^ biefe Säge binnen furgem
bie SSaf)r:^eit öerbtängt l^atte. S)a§ bie „Sntlaröung" ni(^t§ mit bem toüen
igntjalt ber Sajirjd^en ©d^riften p t^un f)at, b. I). ta'^ biejer ^nf)alt nidjt
Stnla^ gu 3iüeifeln unb boburi^ gu 9'?ad^forfd)ungen mürbe, ftei^t feft. ®ie
©c^riften ber 3;ajiI=SSaugI}an=t5irma mürben, mie mir gejel}en t)aben, öon ber
ultramontanen treffe aller Sänber unb aller ©robe gelobt unb empfof)len.
®er mirtlic^e ©ntlaröer fafe nii^t im ultramontanen, fonbern im %aiciV\äiin
Sager. Dr. ^aä§, ber SSerfaffer be§ Le Diable au 19. siecle mor, au§
bi^tier nod^ ni^t aufgeflärten Urjo^en, §um aSerrättier gemorben. ©eine
nal)en öermanbtfc^^aftlidien 58eäiel)ungen gum SSerlcger ber ^öl^
nifc^en SSolflseitung ermöglichten bann biejem ultramontanen
93latte, bie SSerrät^erei beä ©d)magerg gum eigenen SSerbienft
im ®ienfte ber „2(uf!lörung" unb „3Ba^rl)eit" um§uftempeln.
III. 5tbergtaube im 2(ügemeinen. 377
2;iefe unb ä^nlidje SluSrebcn ergoffen fid^ lüie eine glut^ burdf)
bie geöffneten ©ifileufen ber gefammtcn ultramontanen treffe.
Unb ba» Ungtaublidje gefdial^! ^ie 2BeIt, unb gnjar nid)t nur bie
fat^olifdie, üe^ fid) burd) fold^e oberflächliche 9?eben tiintpegtäufdien
über bie tiefe iöebeutung be§ S^aEil'-Sc^iDinbell. ^fJlan (od^te über
ben ^ereinfatt, unb bamit roar bie Sac^e abgetfjan.
SBäre nid^t§ tt)eiter gefd)ef)en, aU ba^ ^apft, 33ifd)öfe u. f. ft).
Sa^re lang über bie ^erfon ^ajÜ'» getäufd)t tüorben tt)ären, t)ätten
fte il^n ein '^a^x'Qt^nt lang für einen guten ^at^olüen gel^alten,
tüäl^renb er in SBirftid^feit ein (Gottesleugner toar, bie ganje ^Baä^t
hJöre be» Umfe^en» nid)t loertt).
liberum bte^ er fonXajil'S, §ad§', 9}Jargiotta% 'S)iana'§ ^anbelt
e§ fid^ nid^t; c§ ^anbett fid^ um bie (Sad^e, bie fie üertraten.
©in öoIIe§ Sa^^äe()nt ift öon ber %aiii'%ixma in bidleibigen
SSüd^ern unb bünnleibigen SdEiriften ber n)iberd^riftli(^fte, blöb=
finnigfte unb unf(ätf)igfte STeufelSfpuf in ber fatJ)oIifdf)en SSelt üer*
breitet lüorben, unb ber „(Statthalter ©^rifti" unb bie „Slad^folger
ber Stpoftet" ^aben jur iöerbreitung biefer (Sc^anb= unb ScEimuö»
literatur i|r feierlid6e§ ^a unb 5(men gefprod^en.
§ier ift ber 5lngelpunft ber Xajilabe; üon l^ier au§ fällt ber
richtige, grelle Sid^tftra^I auf 'ba§' „St)riftentl^um" unb bie „Kultur"
bc§ ^apftt^um§.
2Ba§ ba§ einfad)fte Stuge auf ben erften S3Iid fe^en mu^te,
"oa^ l^ier 2BiberdE)riftent^um unb ftinfenber Unrat^ angepuft ttjaren,
um ^erj unb ^^ntafie ber 9J?enfc^en gu entcE)riftüc|en unb ^u
öergiften, ba§ fa^ ber „(2tattl)alter Eljrifti", ber „2et)rer unb |)irte
ber SSöt!er" nid)t. Sm^jörenbfte 3!^er§errung ber Sef)rc Kf)rifti,
fdf)impftid^fter ^ot)n auf jebe menfc^enlüürbige 9?e(igion galten bem
„'Stattl)atter 6:()rifti" unb ben „^^adifolgern ber Slpoftel" al§
ttjert^oolle öülfe bei ©rfüüung il)rcr „erl^abenen Slufgabe, bo§
Sid^t unb bie 2Bat)rl)eit bei St)riftentt)um§ unter ben SKenfd^en gu
üerbreiten"!
Xa£it'-$8augf)an'§|)ornogra^(}ifd^=antiretigiöfe SdEitüinbeleien rtaren
ben §(iifc^auungen „be» Don @ott beftetiten §aupte§ ber (St)riften=
^eit" — entfprecEienb!
^n biefer S^iiatfad^e liegt ein $8ernic|tung§urtf)eil über ba^
378 Bweitel 93u(^. 5]Sapyttf)uni imb 3(berglaube.
rcügiöfc unb bamit äugleid^ ütier "ba^ fogial'-JuItureKe SBirfen be§
«ßaftt^umS.
Xie§ $8ernid^tung§urt()eil tüirb um fo erbrürfenber, wenn tüir
un§ ben gefc^i(f)t(ic^''Urfäd^Iid^en ^itfammen^ang üergegenttiärtigen,
ber jtüifd^en ben 2;ajiI--(SntptIungen unb ben ©runbanfd^auungen
be§ ^a^3fttf)um§ überhaupt Befielt.
yt\(^t be§^Ib nämlidf) ift e§ Xaicii gelungen, jep öolte S^^i^ß
lang ben Seifall be§ UItramontani§mu§ ju finben, weil Seo XIII.
oI§ ^erfon ein leic^tgläuBiger , bem %tVL\tU\pnt §ugängüd^er
Ttam ift, fonbern nur U§^alh, mit Seo XIII. aU ^apft bei
SBeurtl^eilung ber XajiI'(5nti)üIIungen getreu blieb ben
Ueberlieferungen be§ ^aftt§unt§.
SDJon üergegentüärttge fid^, moS feit ©regor IX. — aucf) er
ift nur ein 9}?arfftein, nic^t ber 3tu§gang§:pun!t be§ ttjiberd^riftüd^en
ultramontanen 3Ibergfauben§ — üon ben „«Statthaltern d^rifti"
mittelbar unb unmittelbor an SluSbreitung unb SSertiefung be§
tüüfteften 9(berglauben§ geleiftet njorben ift; man üergegenwärtige
fic^ bie ^ornograp^ifiiien 2;oII^eiten ber ^ejenprojeffe, gegen tk
ber „(Statt!^ alter S^i)rifti" nic^t nur niemals auc^ nur ein SSort
gefügt, fonbern bie er burc^ SBort unb X|at beförbert !§at; man
lefe bie üon Seud^ten ber fatf)oIifd^cn ^^eologie unter ben Slugen
ber „(Statt^olter ©l^rifti" tierfo^ten SBerfe über §ej;en^ unb Sleufeli«
toefen (unten @. 383 ff.), bann njirb man erfennen, ha^ Seon Xojil
nur n3eitergef|3onnen f)at an bem großen ©eloebe abergläubifd^en
2Biberd^riftent|um§ , "üa^ feit einem üotten ^afjrtaufenb bie „Statte
l^alter ©firifti" üom SBebftul^Ie be§ $ßatifan§ au^ weben unb au§»
breiten über bie fatptifd^e SSelt.
@§ ift burc^au§ irrig, nienn man bie SrajiCfcfien ©d^riften
al§ 3Iu§geburten feiner ^^antafie beseic^net. Xaicxl ^at ni(|t er--
funben, fonbern na (f) geahmt, ©eine SSorlagen Waren Skullen
unb ^unbgcbungen ber „Statthalter S^fjrifti" unb Set)r»
büd^er ber fatrjolifcfien X^eologie. %aiiV§^ teufet aU ^otobil
ober Sd^Iange i)at fein SSorbilb unb ©egenftüd in ©regor IX.
Teufel al§ ^ater ober Sorf (oben @. 215). %aziV§ teufelifc^c
®c|n)einereien finb nidEit eigene (Srfinbung, fonbern bie abgefd^wäc^te
Sßiebergabe pä|3ftlid^er unb ultramontan -- tt)eoIogifrf)er Sc^ilbe^
ni. SCbergtaube int ^tngemeinen. 379
rungen ütier ha§> treiben ber daemones incubi unb succubi (unten
@. 385. 389).
2eo Xin. toäre fein ^apft geh)e[en, wenn er bie %aicih
SSaugfjan-'föntpffungen nic^t gebilligt f)ätte. 5II§ :pau|3t be» Ultra-
ntontanilmu§, aU «^ortfe^er be§ SSerfe§ feiner SSorgänger mu|te
er bem 2;ajiI = SSaug^an-'<Sc^tt)inbeI gegenüber befennen: ba§ ift
gleifc^ öon meinem SIeifrfie unb S3ein üon meinem $8eine.
drittes ^vl6).
^^avftt^um unb §ejcnuntt)c|cn.
I. Slllgememeg.
SJüt bem §ejenunlüefen Betreten tt)ir ein ©ebiet, ba§ @(^recf=
niffe entt)ält, benen in ber gefammten ßultur= unb @o§iaIgefd^ic^te
ber 9Jienf(j^t)eit nichts an bie Seite gu ftellen ift.
3(uc^ wenn tüir ben 33ereic^ beffen , tuaS man Kultur nennt,
öerlaffen, wenn lüir bie ©reuel föilber SSöIfer gum SSergleic^e
(leranjiefien, ber §ejengreuel überfteigt fie.
SJ}er ©laube an |)e£en, Sanhtvtx u. f. tu. ift fo alt h)ie ber
9}?enfd^; bie öeibenüöHer früt)erer Briten fannten i|n fo gut, h)ie
bie ^eibenüölfer ber ©egennjart i^n fennen. SIBer, tüa§ Weber
ba§ alte nod^ ba§ neue §etbentl^unt fannte unb !ennt, ba§ er-
füllt ja'^rfiunbertelang bie ©efc^ic^te ber cfiriftlic^en ^utturöölfer.
SJlaffenmorbe unfc^ulbiger SJienfd^en, §arter ^inber, blü^enber ^^rauen,
ftarfcr 93?änner, weifer ©reife, unau^fpred^Iid^er Jammer, Qn-
rüttung ^u§Iicf)er Wie ftaatlii^er SSer^ältniffe, 3fiuin jeglid^en ©lürfeS:
ha^ Sitte», in ein gro^e§, fc^eu^Iic^e§ ©Aftern geiradEit, um^üüt
mit ben SBaljnüorftettungen einer entarteten, toa^r^aft teufetifi^en
^lantafie, ift unjertrennlic^ öerbunben mit ber ©efd^id^te bei
SJ)riftent^um§!
SBer an bie SBa^rl^eit ber ^riftücfien 9leIigion, an i^ren gott--
lidöen Urfprung unb an i^r göttliches 3^^^/ <^^ ^^^^ füt ha§
9Jienfct)engej(^Iec£)t er^iefierifd^e 83eftimmung glauit, ber ftetjt bei
$8etrad^tung biefer Xtjatfad^e üor einem unergrünblic^en 9flät£)fel.
©in üoIIeS ^Q^i^taufenb ift ba§ S^riftentt)um unbeftritten bie
Ü^eligion innerl^alb ber Äulturüölfer (Suropal, unbeftritten mirft e§
in biefem ^fiti^^um nad^ allen 9lid^tungen fid^ au§: unb bod^
I. mqmem§. 381
ftef)en üon biefen gel^n ^o^rf)unberten öotte arf)t S«^^f)iinberte unter
bcm ftu(i)trürbigen 33anne be§ §ejeng(au6en§; üolle ac^t So^i^''
^unberte f(|tüingt biefe „religtöfe" @eucf)e ungef)tTtbert i^re fcfirecflicfic
©eiBel, tüatet biefe au§ ben Xiefeii ber menfc^Iid^en ^Serberbni^
loögelaffene ^^urie in 9JJenfc^en6Iut!
@§ ift ^icr nid^t ber Ort, üfcer biefc jugtetcf) furcfjtbare unb
getjeimni^ooHe ©rfcfieinung Betrachtungen anjuftellen. ^a§ muß
bem 9?eügion§p^iIofop[)en ober St^eologen üBerlaffen bleiben. SSiet--
lei^t ift ober überhaupt ta§ Gin^ige, ioaS ber ntenfd^Uc^e Sßerftanb,
ber ben göttlid^en 58eruf be§ (Sf)ri[tenti)um§ nic^t |}rei!Sgeben toitt,
biefer oieIf)unbertjä^rigen , entje^üd^en (^riftlic^en 5ßerirrung ent*
gegen^alten fann, ba§> tieffinnige Söort, ha§> bie aÜteftamentlicfie
^{)iIofopl^ie öom ewigen @otte fpridEit: 2:aufenb '^a^xt finb üor bir
n)ie ein Za^; b. (). im göttlicfien SrjieljungSptanc be§ 9)?enf^en=
gefd^Ied^teg, in ber tion ®ott üorau§gefd)auten @ef(i)icf)te be§ S^riften»
tt)um§ finb gi^^^utt'^ei^ie "ui" ein 51ugenblicf.
Wa§ ^ätte mäl^renb biefer @c^recfengiar)r^unberte ein öon ®ott
beftellter §üter be§ S^riftentf)um§, ein Se^rer ber SBa^rfjeit, ein
n}ir!Iic^er ©teüüertreter ®f)rifti, ber jugleii^ üon allen 33ölfern aB
folc^er anerfannt würbe, beffen 3Bort fomit unBejtüeifelbare» 2tn>
fe^en unb unerme^Iid^en Sinflu^ befa|, tt)a§ f)ätte ein folc^er
SSöIfer'^irte, au§gerüftet mit bem @rf)a^e ber 2Ba^rt)ett unb ^lar--
l^eit be§ e^riftent^um» unb mit bem gottgegebenen iöerufe,
biefe SBa{)rt)eit unb ^lartieit jn üerbreiten, tüal ptte er get^an?
(Seine mächtige Stimme wäre burc^ bie S^riftenfieit erfciiattt, be-
le^renb, oufHärenb; "oa^ öon it)m augge^enbe Öii^t tiätte bie l)öüifc^e
Stadit be§ büftern ^a^n§ üerfc^euc^t; bem mörberifd^en 33Iutöcr'
giefeen ^ätte er ein ®nbe bereitet.
Sn 9?om thronte ein Tlam\, ber fi^ ben „«Statthalter S^rifti"
unb „ta^ ^anpt ber S^riften^eit" nannte, ber al§ folc^er nidjt
nur Unfef)Ibar!eit beanfpruc^te, fonbern beffen 2Infprud) oon ben
SSöttern geglaubt würbe, ber moralifcfie unb religiöfe SKacbt befaß,
wie fein ^weiter. Unb biefer 9}Zann, ber nidöt fterbenbe Iräger
be§ ^apftt^um§, ber ^apft, ift wä^renb all biefer Qdt ber |)ort,
bo§ SSoüwerf, ber SSerbreiter unb SSertiefer be§ §ejenglauben§ ge-
Wefen, fein eigenfteS 3Ser! finb bie in biefer fc^recflid^en SSer--
382 ©rittet 93u^. ^op[tt:^um unb ^ejenunirefen.
ftnfterung tneni^Iid^en S3erftanbe§ unb menfc^Iid^en ©efül^IeS üer*
übten (Sd^anbtt)aten.
®ie 2lu§füt)rUd)feit, mit ber ic^ ba§ ^ejenunn^efen be^anbte,
tüirb fid^ au§ jid^ fetbjt rechtfertigen.
@§ ift ein ©egenftanb, ber unbegreifüiiier SBeife nod^ längft
n\ä)t bie öea^tung gefunben ijat, bie er üerbient.
3tt)ei ^eroorragenbe beutfd^e gorfc^er, ein Sunft unb ein ^ifto--
rüer, üaxl ©eorg öon SSäc^ter unb «Sigmunb iRtegler,
mögen mit i^ren SSorten bie (äinleitung ju meiner S)arj'tettung
jc^reiben :
„SKan ift in unferer Stit üerfu(^t gu Iö(^eln, toenn öon |)ejen
unb Qaubtxtxn bie Sftebe ift. Tlan<^t glauben faum, ba^ §ejen
unb S<^nhtxtx ba§ X^ema einer ernften Ujiffenfd^aftlid^en Untere
fuc^ung fein fönnen. Slber bie§ STtjema inar ein furchtbar ernfte§
für unfere SSoreltern. @§ mar in ©eutfc^Ianb '^a^x^unhtxk lang
ein unenblic^ lütdjtige» für S^re unb SebenSglürf öon S^aufenben;
e§ mar ein X^ema, ha§ lange Qdt bie 9tebti(f)ften, SSeften, Sluf»
geüärteften für fic^ unb bie S^i^igen gittern mad^te; e§ bitbet einen
mid^tigen, nid^t immer genug beatfiteten ^un!t ber inneren ©efd^id^te
unfere§ SSoIfeS. Unb fo ift e§ ma'^rlic^ auc^ eine ?tufgabe ber
SSiffenfd^oft, biefeS X^ema nä^er ju ergrünben" (Sööd^ter, S3ei«
träge gur beutfd^en QJefc^ic^te, Tübingen 1845, @. 83).
„2ßer ^eyen^rojeffe ftubiert, glaubt fid^ unter ein ©efc^Iec^t
berfe^t, ba§ alle eblen menfc^Iic^en Einlagen : $ßernunft unb ®e*
red^tig!eit, (Sc^am, SSol^Iraonen unb ajJitgefü^I erftidt l^at, um ha>
für aÜe teufüfd^en in fic£) gro^ ju §ie{)en. 2(u§ ber <Bp'i)äxi, bie
ben 9J?enfc^en bie tl)euerfte unb ert)abenfte be§ £eben§ bebeutet,
au§i bem §eiligtt)um ber ^Religion, grinft bem SSefctiauer ein TU»
bufen!^au|3t entgegen unb ^emmt i^m ha§ SStut in ben 2lbern.
Unter c^riftlic^en SSöIfern, im ©d^oo^e einer taufenb '^af^xt alten
Kultur ift ber ^uftigmorb jur fte^enben (Sinric^tung erhoben,
§unberttaufenbe üon Unf(^utbigen merben naä) au§gefud)ten 2J?artertt
be§ 2eibe§ unb unnennbaren Seelenqualen auf bie graufamftc
233eife I)ingerid)tet. S)iefe SE^atfac^e ift fo unge^euerlid^, ta'i^ alte
anberen SSerirrungen be§ SD^enfct)engefd&Iec^te§ baneben gurücEtreten"
(Ü^icjler, ©fd^t. ber |)ejen)3ro5effe in S3aiern, Stuttgart 1896,
@. 1).
II. ^ejenliterotur. 383
?ru§ bem Umfong ber Siteratur über einen Öiegenftanb !ann
man auf feine S3ebeutung fd^üe^en. Unb nic^t nur ia§. ^ft ber
®egenftanb ber Siteratur eine gefc^ic^tli(^e Z[)at\aä)t ober ein ge=
f(f)ic§tüd)er 3ufia^b, fo füfirt un§ bie über fie !§anbelnbe Siterotur,
aucf) wenn fie e§ nic^t unmittelbar beabficfitigt, ju ben @ntftef)ung§ =
grünben üon X^atfacfie unb 3#at^b.
2)er Umfang ber §egenliteratur ift ungetieuer, unb für ha^
(Sid§--i5eftfe|en be§ §eEenuntt)efen§, für bie in gotttofem ^ai)n fid^
baran !nüpfenbe ^immelfd^reienb blutige SSerfoIgung unfc£)ulbiger
ajJenfd^en ttjeift fie !§in auf bie Ifieologie ber römifc^en
^ird^e, b. {). auf ta^^ ^apfttl)um.
S)a§ ?|5a^ftt{)um ift, wie ber @cf)öpfer ber furchtbaren ^ejen^
literatur, bie an SBa^ntüi^, an Unptf)ig!eit, an 2öiberd)riftent^um
i^re§ ©teilten nic^t l^at, fo au^ ber Ur:§eber unb SSerüber ber
cntfe|tirf)en §ej:enmorbe.
^egenliteratur unb |)e£enöevfoIgung finb auf's engfte mit
einanber oer!nüpft; bie eine gebiert ftetS auf's neue bie anbere unb
umgefefirt. SBie sWei in einanber fc^tagenbe glammen fteigern fie
fic^ gegenfeitig. ©ranbftifter biefer rafenben geuerSbrunft ift ber
^apft; ber mäd^tige Dbem be§ ^apfttbumS entfalte ftet§ auf's
neue bie menfd^enoerjefirenbe Q^lntt).
5)iefe wenigen SSorte mögen t)ier genügen. 2luf tk S31utfd^ulb
beS ^a^ftt^umS, auf fein ^ulturtierbrec^en an ber 9JJenfd^f)eit, auf
bie üon i^m angeridtitete fojiale SSertt)üftung, furj, uuf feine SSer-
antnjortung für bie ®reuel ber Snquifition unb ^egentierfolgungen
fomme id) eingef)enb §urüd (unten @. 588 ff.).
IL §e^'enltteratiu\
(SSgtc^. unten: „SSebeiitung ber §ej:enliteratur" ©.561 ff.)
1. ®ie päpftlic^en ^Bullen Vox in Kama unb Summis
desiderantes (1233 unb 1484).
2)er SBortlaut ber SöuHe ©regor IX. Vox in Rama öom
13. Sunt 1233 ift fc^on mitget^eilt luorben (@. 215).
S)ie fc^recftid^e S3uIIe be§ „(Statthalters (Jfirifti" ^anbelt nic^t
384 Sritteä $8uc^. 5ßopfttf)um unb |)ejenuntDeieit.
oom ^ey et! glauben, fonbern üom Xeufe{§fpuf unb ber bamtt
öerbunbenen Unflät^erei, aber gerabe be§f)alb gehört fie ^ieri)er.
S)er oom ^opftt^um ge§ürf)tete ^ejenglauben ift Wefentlid^
2^eufcl§fpuf unb Unjuc^t in ben greulichsten gormen.
^ä) ntu^ ^ier ein SSort ber Gntfd^ulbigung au§fprec^en für
\)a§, tr}a§ icf) au§ ber ^ejen(iteratur mitt{)eilen werbe. @(^on
toa§ ©regor IX. in feiner 33utte oorbringt, ift fo toll oberh)i|ig
unb babei fo gemein obfcön, ha^ e§ ba§ Sage§Iicf)t §u f dienen
^ätte. 5tuf bie ^äpfte mit ii)ren tro| 2tüem nod) öer£)ältni^mäfeig
fnappen 2;arfteIIungen finb aber unge§ä!)Ite X^eologen gefolgt, bie
in breitefter 2lu§fü^rung haä päpftlid^e Seitmotiü aufgearbeitet
!§aben. Unb öon biefen „c^riftüc^en @otte»geIe^rten" ift ein Unflat^
jufammengetragen toorben, ber jeber S8ef(f)reibung fpottet unb nur
burd^ ben 2lugenf(f)ein richtig beurt^eilt werben fann. 2Ba§ "Qa
'äüt§ ^a§> Imprimatur ber Drben§oberen, ber $8ifc^öfe unb be§
^apfteg felbft (Magister sacri Palatii) ert)alten £)at, ift fo porno-
grap^if(^, wie e§ Wo^I nur Wenig 2tnbere§ in ber gefammten
©d^mu^Iiteratur giebt. 5^iefen @c§mu| weiten Greifen oorjulegen,
!§at mi(f) Ueberwinbung gefoftet; aber e§ mu^te fein, benn ^ier
^anbelt e» fic^ um gef(f)i(^tlid)e Sarfteüung unb um Sßerbreitung
ber Sßafir^eit, e§ l^anbelt fii^ um tief einfc^neibenbe, ^a^r^unberte
be^errfifienbe fcäiaMuIturette ^f)aten.
3unäc|ft ift alfo f)ier a(§ ^robe ber römifc^^päpftlidien öeEcn--
literatur bie oben mitget^eilte SSuüe ©regor IX. einzufügen
(@. 215).
lieber gwei ^a^rfjunberte {)atte biefe ^unbgebung "öa^ c^rifttic^e
Xenfen oergiftet unb gafifreictie ScEiriften ä^nlicf) obfcönen ^n^altS
erzeugt, oB ^nnogeng Vm. feine „^ejenbuUe" erlief.
S)a§ ewig benfwürbige Stftenftücf lautet:
„ajJit glüf)enbem SSertangen, Wie e§ bie ober^irtlicöe Sorge er--
forbert, wünfcfien wir, ha^ ber !atf)oIifc§e Glaube Wai^fe unb bie
fe^erifdie S3o§^eit ausgerottet werbe, '^t^^alb oerorbnen wir gerne
unb auf's neue, voa^ biefe unfere 23ünfc^e pm erfe^nten 3iele bringt.
5^ic^t ol)ne Ungeheuern Sd)mer§ ift jüngft gu unferer ^euntnif; ge=
fommen, ba^ in einigen 2;f)eiten S!eutfd§Ianb§, befonberS in ber
SJiainjer, ^ijlner, 2:rierer, ©algburger unb Söremer
©egenb fe^r oiele ^erfonen beibertei ©efc^Iec^ts, uneingeben! i^rel
II. §ejenliteratur. 385
eigenen ^eit§ unb abirrenb öom fatf)oIifc^en ©lauten, fid^ mit
Xcufeln in Wann^-- ober 2Bei6§geftaIt (cum daemonibus
incubis et succiibis) gejc^Ied^tlid^ öerfünbigen unb mit
itiren Söejauberungen, Siebern, S3efct)n)örungen unb an*
berm abf d^eulid^cn Slberglaufien unb jauberifc^en 3Iu§'
fd^reitungen, ßaftern unb SSerbrec^en bie 9iieberfünftc
ber SBeiber, bie SeibeSfrud^t ber ^t^iere, bie grüd^te
ber @rbe, bie SBeintrauben unb bie 93aumf rückte, tt)ic
aud^ bie SDZänner, bie grauen, bie |>au§t^iere unb an*
bere 5(rten öon Xl^ieren, aud) bie SBeinberge, bie Db[t--
gärten, bie Söiefen, bie SBeiben, ba§ ©etreibe unb an»
bere ©rbfrüd^tc üerberben unb umfommen mad^en, aud^
peinigen fie bie ^änntx, bie Söeiber, bie 3«9''/ öaft*
unb ^augtf)iere mit fürd^terlid^en inneren unb äußeren
©d^merjen unb üer^inbern bie 9}Jänner, ha^ fie §eu»
gen, unb bieSBeiber, ha^ fie gebären, unb bie SJiänner,
ba^ fie ben SSeibern, unb bie 223eiber, ^a'^ fieben9J?än»
nern bie ttjtüäjt ^ftic^t leiften fönnen. 2tuc^ öerleugnen
fie ben ©louben, ben fie in ber STaufe em|3fangen l^aben, mit mein«
eibigem $IRunbe. t^erner begef)en fie überaus öiefe f^änblid^e SSer»
bred^en, «Sünben unb ßafter auf Stnftiften be§ ^änh^^ be§ 3}?enfc^en«
gefd^Ied^tS, jum SdEiaben i^rer ©eelen, pr S3e(eibigung ber gött*
lid^en 9Kajeftät, jum 3Iergcrni^ Sßieler. Unb \)a§ gefc^iefit, obrao|t
unfere geliebten 6ö^ne, ^einric^ ^nftitoris für bie oben*
genannten X^eife ®eutfd§tanbö unb ^afob (Sprenger für ge=
miffe ©trid^e am 5R{)ein, beibe SJJitglieber be§ ^rebigerorben§ unb
^rofefforen ber X^eologie, burd^ opoftolifdfie ^Briefe gu ^nquifi«
toren beftetlt Sorben finb unb nod^ finb. SDennod^ fd^euen
fid^ einige ©eiftlic^e unb Saien jener ßänber nidE)t, ba fie me^r
oerfte^en iuoüen, al§ nöt{)ig ift, ^atSftarrig ju bef)aupten, rotii in
ben ©eftattungäbriefen (biefer ^nquifitoren) einige SDiöjefen, Stäbtc
unb Orte, aud^ einige ^erfonen unb i§re 2Iu§fcf)h)eifungen unb
Safter nic§t namentüd^ genannt finb, biefe audf) nic^t einbegriffen
feien, fo ha^ biefe ©tobte unb Drte ben genannten ^nquifitoren
aud^ nic^t unterftänben, fo ta'Q fie bort if)r 9(mt nid^t ausüben
unb bort i{)re ©trafen nid^t üerpngen fönnten. ©o bleiben benn jum
ougenfäfligen ©d^aben ber ©eelen unb jur ©efal^r be§ ctoigen
0. $oen«broec^, ~;<Q^)Ptt)um. I. 25
386 ®ritte§ 58uc^. ^apftt^^um unb §ejenuntuejen.
@eelcnf|eil§ in biefen ©egenben folcfie SSerbrec^en ftraflog. SBir
aBer, tnbem iüir alle unb febe ^inberniffe, burc^ tnelc^e bie 2lu§=
Übung be§ Snqut[itorenamte§ auf irgenb eine SBeife öerjögert tt)er»
ben fönnte, ou§ bem 2Bege raunten, bantit bie ©eucEie ber Se|eret
unb anberer fold^er SSerbred^en i^r ®ift jum SSerberben ber Un»
fc^ulbigen nid^t ausbreiten !önne, lüollen, h)ie e§ unfer 2tmt erforbert,
taugticf)e §ülflmittel annjenben, ba ber @tauben§eifer un§ baju
antreibt. 5)amit ftrf) nun nid^t ereigne, ba^ bie obengenannten
Sauber ofine ba§ nottiwenbige ^nquifitionSamt feien, fo fe^en tt)ir
au§ a^joftolifc^er S^oHmadjt feft, ba^ ben genannten ^nquifitoren
geftattet fei, if)r 3lmt bort auszuüben, unb ta'!^ fie bie ©eftrafung
biefer SSerbred^er öorne'^men !önnen, oI§ ob btefe Sänber, Stäbte,
Drte namenttidE) aufgefüfirt wären. Unb inbem iüiv au§ größerer
Sorgfalt biefe ^öeftaUung auf bie genannten Sauber au§bet)nen,
geftatten toir ben genannten Si^puifitoren, i>a^ fie unb ieber üon
i()nen, unter ^itsie^ung unfereS geliebten (So{)ne§ Qo^ann ©rem*
pcx, SJJagifter au§ ber ^onftonjer ©iö^efe, in ben genannten Sänber-
ftrid^en 5(üe, bie fie ber genannten SSerbrecEien f(^ulbig befunben
l^aben, nacE) i^ren SSerbrei^en äüd^tigen, einferfern unb am Seib
unb am SSermögen ftrafen tonnen; aud) geujö^reu ioir biefen '^n-
quifitoren freie SSolIma(i)t in aßen ß'ir(^en, fo oft e§ il)nen gut
f Geeint, ba§ SB ort ©otte§ gu :prebigen unb Stffeg unb Sebe§, h)a§ baju
nüp(^ erfc^eint, §u tf)un. Sßir befe^ten burd^ apoftoIifcEie ©d^reiben
bem iÖifc^of üon Strasburg, ba^ er, fo oft er üon biefen
Snquifitoren erfucf)t wirb, e§ öffentlich !unb t^un foü, i>a'^ fie in
nid^t§ unb üon SfJiemanb beeintröc^tigt unb get)inbert Werben. Sitte
aber, bie fie Ijinbern, ft»e^ 5(mte§ fie aud^ feien, fotten üon i^m
burdE) ©gfornmunifation, ©uSpenfion unb S^terbüt unb anbere nod§
f(^redlid^ere Strafen, ol^ne jebe S3erufung, gebänbigt werben, unb,
wenn nötl^ig, fott gegen fie ber weltlicEie 2(rm angerufen werben:
Seinem 9}?enf(f)en fott e§ erlaubt fein, bie§ unfer (Sd^riftftücf gu
üerle|en ober in freüel^aftem SBagniß if)m entgegen gu l^anbeln.
SBenn aber ^emanb bie§ üerfuc^en fottte, fo Wiffe er, ha^ er ben
3orn be§ attmäc^tigen ®otte§ unb ber SIpoftel ^etru§ unb ^autul
auf fid) gelaben t)at. ©egeben ju $Rom bei @t. ^eter, im ^af^xt
ber 93?enfdf)Werbung be§ |)erm 1484, im erften unfere§ ^ontififat§
om 5. ^ejember" (Bnllar. V, 296 ff.).
II. ^ejenliterotur. 387
3m Sa'^re 1484 „ber aJlenfc^roerbung be§ §errn"! ©§
i[t gut, ha'^ ber Sßap'it 6ei ®elegenf)eit biefe§ ®rguffe§ bie SBelt an
bie l^atfad^e erinnert, ba^ e§ einen gefd^i(^tli(^=bit)lif(i)en S^riftuS
giebt; benn ba§ in ber S3utle öerfünbete „ßfiriftent^um" be§ „@tatt=
i)alter§ ©firifti" liefse nur auf bo§ SDajein eine§ niebrigftem Reiben»
t§um unb obfcönem t^etifcf)i§mu§ ergebenen S^riftuS fd^Iie^en.
2. ®er „§ejent)ammer" unb ba§ „^Imeijenbud)".
®ie unmittelbare ?5rudE)t ber |3ä^ftlici§en 83uIIe ift ba§ nac| Sn=
f)alt unb 2Bir!ungen furcf)tbarfte Surf) ber Söeltliteratur: ber öon
ben :päpftlic^en ^nquifitoren, ben ©ominüanermönd^en Sa!ob
Sprenger unb |)einri(^ ^nftitoriS (nic^t ^nftitor) »erfaßte
„|)e£enl§ammer".
„@o üiel über biefe§ S3ud^ frf)on gefc^rieben tüurbe, feine 233ir'
Jungen h)erben narf) 2tu§bef)nung, SSielfeitigfeit unb 9Zad^f)aItig!eit
meiftenS nic^t üottauf genjürbigt. 2ßa§ fortan über ^ejerei ge--
äu^ert n)irb, ift gum loeitaug größten 2:^eit bire!t ober inbirelt
ouf ben |)e£en^ammer surücfjufü^ren. Sn Stadien fpri(f)t S^afael'S
greunb, ber platonifc^e SE^eofopI) ^ico bi 9JiiranbuIa, üon bem
Malleus ber beutfrfien Xtieologen ^einri^ unb ^afob mit ^tner»
!ennung. ^n ®eutf(^Ianb folgt eine Stuflage auf bie anbere; nod6
ein 3at)r'^unbert nad) bem erften ©rfc^einen be§ S3ucf)e§ lüirb öon
proteftantifc^er Seite in ?^ran!furt a. SSJJain eine $Reif)e neuer
StuSgaben öeranftattet; al§ Herausgeber treffen tüir l^ier ben Siebter
unb Suriften i^ifc^art. ^ünftler lüie Sllbred^t S)ürer unb
§an§ Söalbung ©rien mibmen i^re ^unft bem neuen, bie
^tiantafie mächtig aufregenben $ßorfteItung§freife. S" 9ftect)tggut=
a(^ten öon gafultäten tt)ie einzelnen ©ele^rten, Xtieologen unb
Suriften, finb bie Berufungen auf ben Malleus faft fte^enb. ®em
fieipäiger ^rofeffor (5ar|)§otü, einem orttiobogen Sutfieraner, gilt
er al§ Slutorität. @r ift für bie ^ejereibeftimmungen be§ baieri--
f^en Codex Maximilianeus öon 1751 bie unerläßliche SSoraug*
fe^ung. 2^ie '^öc^fte ^oefie, (St)a!ef^3eare unb ®oett)e, wie bie öer=
f(^robenfte SuriSprubenj weifen auf it^n al» Duette jurüd . . . SDic
SBirfung be§ $8ud^e§ auf ta§: ^ublifum föarb um fo leidfiter er*
§iett, aU e0 mit breifod^er Slutoritöt gemap^3net ^eröortrat. 9tn
25*
388 S)ritte§ 33u^. ^opfttf)um unb |)ejenunjüejen.
ber (S|)i|e :prangte bie päpftlid^e SBuIIe [Summis desiderantes],
bie Söerufung auf bie föniglid^c Urfunbe üont 6. ^ot>tm'bzx
1486 [9JlajimiIion I.] unb eine 5l^proBation ber t^eoIo =
gifc^en f^afultät ^öln com Wai 1487. „^auf unb Iie§
e§, ^a^ ®elb tüirb bic^ nic^t gereuen", fielet auf bem 2^itel ber
5(u§gat)e üon 1519 — eine ©inlabung, ber bie ©ebilbeten
bereits in erfcfiredenbem Umfange äuüorgefommen ftjaren. S8i§
1496 waren Bereite neun StuSgaben erfc^ienen: aber nod^ lange
nic^t wav bamit ber SBebarf gebectt. 1511, 1519, 1520, 1580,
1582, 1588, 1598, 1615, 1669 erfc£)ienen neue 5luftagen. 2)ie
grü^periobe be§ beutfdien §umani§mu§ ttiar befeeü öon einem
leibenjc^aftli^en 2!range, i^re geiftigen Stnfc^auungen ju ertreitern,
unb fie öerbanb mit biefem orange no(^ bie faum burd^brot^ene
ßritiflofigfeit be§ 2JJitteta(ter§. So erflärt fid^ für bie ^lüei erften
%i)üU be§ SBerfe», welche Segriff unb 2(eufeerungen ber |>e£erei be=
Rubeln, 'ba'i^ fie auf empfänglid^en SSoben fielen, ^nv ben britten
2^eil, ber bie Unteritieifung jur j^üfirung ber ^ejenprojeffe ent-
hielt, fam in S3etrorf)t, ba^ ein fo bi§ in bie fleinften Sinjel^eiten
hinein, in fdiarffinnigen ®iftin!tionen au§gebilbete§ (St)ftem eine§
Srimina(pro§effe§ nod^ nirgenbS ^erborgetreten ttjar, ben 9tid^tern
alfo mä(f)tig im^onirte. SSerfügten bie SSerfaffer boc^ über bie
©ebanfenarbeit i^rer Drben§= unb S3eruf§genoffen feit §tt)ei ^afir*
l^unberten, bie §um S^^eil burdE) ©i^riften tt)ie ßt)meric'§ Seitfaben
Lügld^. oben 8. 40], jum ^l^eit burcE) bie S^rabition fortge^jffanst
»orben toaren. So warb ber „§ej:en!^ammer" für öiele Generationen
§um 2et)rbud^e be§ abern)i|igften 2Ba^ne§, gur Siüftfammer ber
ungerecEiteften unb graufamften SSerfoIgungen. ^er §ejen§ammer
at^met ben ®eift ber 8(f)oIaftif, tnie er i§re barbarifd^e 8prarf)e
fpri(^t unb i^r ganjeS öu^ere» Gepräge jeigt. ^ier finbet man bie
ber 8dE)oIafti! eigent{)ümti(i)e 9JJifc^ung öon @pi|finbigfeit, Sd^arf-
finn unb $8Iöbfinn, bie Selbftoerbtenbung, bie Slbfurbitäten, ba§
enblofe 3^tii^^J^ i^»^ ^ic blinbe SSere^rung üon Stutoritäten, bie
§aarfpalterei ber ^Begriffe, bie Srugfc^Iüffe unb baneben ftreng
logifcEie 2;ebuftionen ou§ einem unfinnigen SSorberfa^" (9lie§Ier,
@efc§i(^te ber ^ejenprojeffe in Söaiern, gtuttgort 1896, 8. 104 ff.;
107 ff.).
®er öoüftänbige Xitel lautet: Malleus Maleficarum Maleficas
IL §esenltteratur. 389
et earum haeresin framea conterens (Ed. Lugdun. 1669). ^ie
!^ier tion mir üorgelegtc Snf)alt§angabe ift bie oottftänbigfte unb
üor Stüem bie genauefte, bie e§ bi» je|t gieBt.i
Srfter S^eit:
(5r I)anbelt Don bret 2}ingen, bie 6ei ber Sd^tüarsfunft mitiüirfen:
ber 2;eufel, ber ScEittiarsÜinftler unb bie göttlidie ^utöffung. ©rftc
Sfrage: (Stiebt e§ eine ©d^Juargfunft? (@. 1—9;. (5§ ift
faf^olifc^e unb njatir^aftige Se^re, ^a% e§ ©c^föarjÜinftler giebt,
bie unter 9}litn)ir!ung bei STeufell, mit bem fie ein Sünbni^ ge--
fditoffen l^aben, fi^iüarjÜinftlerifdie SBirfungen, unter @otte§ S^'-
laffung fierüorrufen (©. 5). 3ttJeite grage: Ob ber Xeufel
mit bem ©d^loorjfünftler jufammeniDirfe? 8. 9 — 18).
^at^olifd^e 2öa^rt)eit ift, ba'^ hd fdEiftiarsüinftlerifc^en SBirfungen
ber Sleufel ftetä mit bem Sc^marjfünftler §ufammentt)irft (@. 12).
^ie ^e|erei ber ©(^loarjfunft fte^t auf ber l^öc^ften Stufe fe|erifd§er
S3o§:^eit, n)e§^Ib fie aud) i^ren 9^amen er^Iten ^at: fc^tec^t über
ben ßJIouben benfenb: maleficium i. e. male de fide sentiens
(©. 17) ! SKiJd^te bie ©dömarjfunft boc^ eine Ginbilbung fein, aber
bem ftel^t entgegen bie Kare Spracbe ber S3utte be§ opoftolifi^en
(2tu!^Ie§ [bie Sude ^nnojenS VIII. Summis desiderantes,
ftielc^e bie beiben 35erfaffer bei |)e£en'^ammerl 5U t^rem blutigen
83orget)en ermächtigte]. Unb Weil unter etilem, mal jur $Ber=
me^rung ber 3c^h)ar§!unft bient, am meiften beitragen bie S^^'^ii^i
unb @u!fubi unb bie gottelläftertic^e Stbfi^tad^tung oon f inbern,
fo loerben loir baöon befonberl fianbeln (@. 18). dritte gragc:
können burd^ 3nfii't)i unb Suüubi 9JJenf($en erjeugt
tu erben? (S. 18—24). ^ie S3e£)auptung, burd) ^nfubi unb @u!fubi
!önncn aJlenfrfien gezeugt merben, ift fo fatl^olifdl, i)a^ i^re
Seugnung ben 2(ulfprüdf)en ber ^eiligen, ber Ueberliefe=
rung unb ber 'i)l. ScEirift miberftreitet (3. 20). 2 2)er ©runb.
1 2Iud^ bie öon9?Dl!off in feinem treff tilgen 3Serfe : „®ejcf)icE)tebe^
Jeufelg" II, 227—292; gegebene Sn^att^angabe ift, tro^ i^rer 9(u§fü^r^
lüfeit, feine gonj genaue.
- Daemones incubi unb succubi nennt bie ultramontane 3;f)eorogie biä
jur heutigen Stunbe jene teufet, bie fic^ in 9)ienfd)engeftalt mit an=
beren 9!Keni(^en fleifi^Iic^ öermii'c^en. Incubi (Srouflieger; :^eifeen bie S^eufel,
390 drittel 93ud^. 5)Sa^ftt:^um unb ^ejenunnjefen.
treS^alb bie S^eufel fid^ ^u Sn^ut)en unb (Suffuben machen, tft nid^t
bie jTeifc^Iic^e (Srgö^ung, ba ein ©eift Weber gleifc^ nocf) ^norfien
f)at; fonbern bie Xeufel tüollen burc§ ba§ Safter ber Unjuc^t bie
menfd^Itd^e yiatnx in i^ren öeiben 58eftanbtf)eilen, 9J?ann unb SSeib,
am fd^werften fc£)äbigen. 2Senn gefragt tüirb, warum tzm Steufel
^auptfäc^Iicf) beim S3egattung§a!t ©emalt gegeben ift, fo Jönnen
bafür öiele ©rünbe angefüf)rt Werben. §ier genügt e§, §u fagen,
ta^ ber Teufel über bie Senben ber 9)ienfd^en ©ewalt l^at. (£§
ift jWar wa^r, ha^ "oa^» S^^Q^^ ^^^ ^^t eine§ lebenbigen ntenfd^*
üd^en 2eibe§ ift; aber ber Steufel in 9Jiann§geftaIt [incubus] !ann,
unter ®otte§ 3ulßff"ttg, ben nötl^igen ©amen üon einem Stnbern
entnehmen unb i^n im Seifc^Iaf übertragen, wie ber f)I. X£)oma§
üon 2Iquin le^rt. 5(ud^ !ann ber Xeufel, ber für ben gefd^Iei^t--
üd^en 5ßerfe£)r mit einem SJiann SSeib§geftaIt [succubus] angenommen
i)at, für ein Söeib 9Jlanne§geftaIt onne:£)men [incubu8\ S)er fo ge=
jeugte SJienfc^ ift bann nic^t ha§i ^inb be§ Xeufel§, fonbern iia§
^inb be§ 9}Jenfcf)en, beffen «Samen ber Seufel genommen unb be=
nu^t l^ot (©. 22). @ewiffe Teufel fc^recfen wegen ber SSorne'^m^eit
i{)rer ^JJatur öor gewiffen unjüd^tigen §anblungen gurüdf: certi
daemones ex nobilitate nalurae certos actus et spurcitias facere
abhorrent {@. 23). SSierte gr age: SSeld^e Xeufel üben biefe
gefc^Ied^tlic^en Söerfe oui? (8. 25—28). ^att)oIifc^ ift bie
S3e^auptung (catbolicum est asserere), ha^ gelüiffe ungültige
^anblungen üon ben unterften Xeufeln ausgeübt werben; jene
Xeufel, bie früher ju ben unterften ©ngeln geprten, werben für
biefe ©ad^en üerwenbet (©. 26. 27). SDer oberfte ber Teufel, bie
folc^e unsücE)tige SDinge treiben, ^ei§t 2l§mobeu§ (@. 27). günfte
f^rage: SBo^erftammt bie SSerüielf öltigung fd^war^fünft^
lerifc^er SBer!c? (@. 28—40). (£§ finb junöclft nict)t bie Teufel,
Welche bie 3'i^^c^ci üerurfad^en unb üerbreiten, fonbern bie nöd^fte
Urfac^e ift ber böfe SSitte be§ SDienfd^en, ber üon ben «Sternen
bie aiä Sülänner mit %xantn, succubi ;2)runterlieger, I}eiBen bie STeufel, bie
al§ grauen mit SJ^ännern Un§uc|t treiben. 2)er miberlic^e ©egenftanb mufe
rücfftii)t§Io§ be^anbelt, b. 1]. überfe^t werben, bomit mon einen ^Begriff
baöon befommt, ttjeli^ eine f^^ut^ öon ®(^mu^ unb (5(^Iamm bec Ultra-
montaniämui unter bem SJedrcort „Sfteligion" in bie St|riftent)eit ergoffen
l^at unb no^ ergießt.
II. Itejenliteratur. 391
ou§ fieeinflu^t trirb. Senn fjätten bie Sterne nid^t inirflicfieu
©inffuB auf bie 9J?en[(i)en, fo fönnten bie 5tftroIogen au§ ben
©lernen bie 3"^""!* ^"cf)t richtig öorauäfagen. UeberbieS toirfen
bie ©eftirne auf bie Xeufel ein, alfo gen)i^ auc^ auf bie
SJJenfd^en (@. 29). SQSenn aber gefagt lüirb, bie ©inlrir*
!ung ber ©eftirne üerurfac^e bei ben 9}ienfd)en bie 'Bö^toax^'-
fünft, fo mu§ man unterfcfieiben. (5nth)eber öerfte{)t man unter
biefer ©intüirtung eine not^wenbige unb allein ^inreid^enbe —
unb ba§ ju fagen rtäre fe|erif(^ — ober man oerfte'^t bar*
unter eine jufänige unb öorbereitenbe, unb ha§ tt)iberftreitct
h)eber ber SSernunft, nod^ bem ©lauben (<ö. 30). S5eim ^ii^ß'^tt^ett
be§ 9Konbe§ pta^tn bie STeufel ben 9}?enfc§en me^r aU fonft
(@. 38). @ed^§te Srage: 3Son ben §ej;en, bie fic^ ben
Steufetn ergeben (@. 40 — 47). Sßarum ift bie ©(^trar^funft
bei ben f^i^auen mel^r öerbreitet aU bei ben 9J?ännern? tiefer
®egenftanb eignet fid^ gut für ^rebigten an bie ^^i^nuen,
er mu| nur mit Umfielt (discrete) üorgetragen merben (@. 40).
SSon ber S3o§{)eit ber ?^rau \pn^i frfion ber ^rebiger
2Ba§ ift benn auct) ba§ SSeib anber§ al§ eine SSernic^tung
ber {^reunbfciiaft, eine unentftiepare <Strofe, ein not^ =
roenbigeS Übel, eine natürti^e SSerfud^uug, ein begel^renS«
UJcrt^eS Unzeit, eine |äu§üc£)e ©efal^r, ein reijootler
©d^äbling (delectabile detrimentum) , ein 9laturübel mit
fd)öner x^axht beftric^en (malum naturae bono colore depictum)?
3ft cS olfo ©ünbe, fie ju entlaffen, fo ift e§ eine Dual, fie ju
behalten; enttüeber begefien ioir @t)ebruc^, lüenn rtir fie entlaffen,
ober lüir I)aben tägtid^en ^ampf (©. 41). 2Ba§ if)ren SSerftanb
betrifft, fd^einen bie grauen einer anbern Slrt (species) an=
jugetiören tvk bie 9}^änner, ber ©runb ift ein natürlicher: bo§
SÖSeib ift me^r auf ta§ gteifdE)tid)e geridfitet aU ber 9J?ann; ha§
ge'^t au§ oielen [weiblid^en] Unsud^tä^anbüingen tierüor. tiefer
^tf)Uv geigt fid^ fd^on bei ber S3ilbung be§ erften 2Beibe§, bie au§
einer trummen 9fii|)^e gebilbet lüurbe. ®a fie alfo in ifirem
tt)ierif(^en ©ein unoollfommen ift, fo enttäufd^t fie immer. ®a§ lüirb
aud^ burdf) bie 2(bftammung be§ 2Sorte§ femina (grau) beh)iefen;
\>a§ 2Bort ift nämlid) jufammengefe^t an^ fe unb minus (fides:
®Iaube, 2;reue; unb minus: loeniger); benn "oa^ SSeib ^ot fteti
392 ®ritteg S3ud^. $apftt:^um unb ^ejenuntöejen.
tüentger ©tauben unb waijvt h)eniger bie %xtm {<B. 43)! puffen
lüir jufammen: Me Uebel !onimen beim SSeibe burc^ bie fteifc^Uc^e
Jßegierbe, bie in t{)m unerfättlicE) ift. [S3ei biefer em^örenben SSer--
unglimpfung be§ SBeibei ift gu beachten: fie gefc^iet)t burd^ gtoei
:päpfttic^e ^ttpifitoren, gwei ^riefter ber römifd^en ßircfie, jiüei
SJiitgtieber be§ 2)omini!anerorben§; fie gef(f)iet)t in einem SSerfe,
ta^ in S)eutf(|Ianb unb in atten anbeten Sönbern ber bamatigen
(Stiriftentieit gerabeju ungetreuem (Sinftu^ auf tk ©en!-- unb ^anb--
Iung§tt)eife ber SJJenfd^en ausgeübt f^at] in einem SBerte, "Da^ bie
t^eotogifd)e ?^afuttöt ber Uniüerfitöt ^ötn mit i^rer Stpprobation
öerfe'^en t)at. Uebrigen§ ift biefe SBerttiung be§ 2Beibe§ met)r ober
weniger ©emeingut ber uttramontan»a§!etifc^en ©(^riftftetter bi§
auf unfereXage.] (Siebente grage: können @dt)n)ar§tünftler
bie aJlenfd^en ^ur Siebe ober jum ^a§ belegen? (@. 47
bi§ 54). ®ie grage tt)irb bejatit; bann fat)ren bie :päpftlicf)en ^n^
quifttoren fort: 2öir ^aben ein alte§ SBeib gefannt, "ba^ brei Siebte
burd) 3iit5ß^^^ P unreiner Siebe gu it)r gebrad^t unb fie bann
getöbtet ^at. (3ie felbft ^at e§ eingeftanben unb gefagt: fie fonnten
oon mir nicEit laffen, njeil fie foüiel üon meinem ^ot!^ gegeffen
l^aben, unb babei ^at fie mit ou§gebreiteten Strmen bie 9Kenge be--
geic^net. 2Bir muffen geftetien, bamal§ l^atten h)ir nod^ nii^t bie
Söefugni^, fie au beftrafen; be§^atb lebt fie noc^ (@. 51). e§ folgt
eine lange 9tnh:)eifung, njie ba§ Sßolf öon ber Mangel f)erab über
bie angezauberte Siebe unb ben angezauberten §a^ p belel^ren fei
(@. 51—53). Stct)te j^rage: tann bie ©d^warglunft, n)ie
bie ^3äpfttid^e 33une befagt, ben et)elic^en 2(!t üerl^inbern?
((g. 54 — 59). Sitte SEtjeoIogen unb Sl'anoniften ftimmen barin
überein, ta^ bie§ gef(^iet)t. j^ünf unflät^ige (iJrünbe ttierben bafür
ongefül^rt; bie beiben legten tauten: üiertenS !ann ber STeufel bie
(Steifheit be§ männlid^en ßJIiebeg, lüie fie für ben Slft nöt^ig ift,
öert)inbern; fünftens tann er ben 2tu§flu| be§ @amen§ tiinbern
(<ö. 55. 56). SBie wirb erfannt, ob i)a§ gef dfjlec^tlid^e Un*
öermögen burc^ ©d^tüaräfunft ober burd^ einen natür^
lid^en SO^angel entfte^t? Sßenn ba§ männlidie ®tieb firf) nie
aufrict)tet, fo ift bo§ ein 3eidE)en eine§ natürtic^en SOJongelg; rid^tet
e§ fid^ auf, fann e§ aber ben 2t!t nic^t öottjie^en, fo ift ta^^ ein
3eic^en öon S3et)epng. SSorfid^tig fügen bie pä|3ftlicf)en Senblingc
IL §CEenI{terotur. 393
lingu: borüficr foll man nicEit öffentlid^ ^rebigen (@. 56). ^ieunte
grage: können §ejcn ba§ mann Itd^e ©lieb burd^ Qanhtvti
fo be^anbetn, al§ fei e§ üom Seibc getrennt? (S. 59 — 63).
%k |)eEen fönnen in 2öirfli(f)!eit nnb SBaI)rl)eit (vere et realiter)
ha§ ntännlic^e ©lieb öom ^ör)5er trennen, ©in SSemei» bafür
lautet: bie S^ertuanblung ber %xaü be§ 2ot^ in eine Saljfäule ift
me^r al§ bie 2;rennung be§ männlichen ©liebel t3om Körper. 9^un
aber ift jene tüirüid) gefdie^en, atfo !ann aud^ biefe gefd^etien.
Stber biefe iüirflic^e S^rennung ift bo^ nur tüirflic^ fubjeftiü, nid^t
wirflid^ objeftiü, b. ^. ba§ ÖJlieb bleibt am ^ör^er, aber für bie Sinne
(2tuge, §änbe) ift e§ nid^t me{)r tiorl^anben. S)urd§ ^ßuberei !ann
ein flad^er, fteifd^ färb euer ^ör|)er üorgefc^oben werben, ber für §anb
unb Sluge nur me^r eine i^läd^t barftellt, o^ne Unterbred^ung burd|
bo§ männlid^e ©tieb (@. 60). ©in offenbarer gall biefer Strt ift
un§ Snquifitoren mitget^eilt ttjorben, ben toir fpäter erjäfilen
nierben (unten (S. 403). 3^^^*^ Stage: können ^ejen bie
9)Zenfc^en in 'Xt)ierleiber üeriüanbeln? (@. 63—68). a^it
öielen fcEioIaftifd^en SSeloeifen iüirb bargetl)an, ta'^ biefe SSer=
tnanblung fo gefd^iel^t, ba^ bie betreff enben 9J?enfd§en fid£i unb
SInberen aU Xl)iere üorfommen, oblüo^I fie if)re 2J?enfc^en'
geftatt bel^alten Ijaben. „©ine tüa£)rt)aftige ©r§ä§Iung" öon einem
jungen 9)?äbc^en, ha§, auf biefe SSeife in eine ©tute oertüanbelt,
burd^ ben t)eiügen aJiaforiuS toieber entjaubert föurbe, üeran»
fc^aulid^t bie „^etoeife" (@. 65). S)te ^egen beloirfen audE), ba§
©otten il^re Gattinnen unb umge!et)rt nic^t fefien fönnen (©. 65).
SBä^rlüöIfe uerbanfen ber |)ejerei i{)ren Urf^ruug ; e§ finb tt)af)rc
Söölfe, bie tjom Xeufel befeffen finb (@. 67). (gifte grage:
@d£)tt)ar§fünftlerifd^e Hebammen tobten ^öufig bie ^inber
im SCRutterleib, berurfad^eu Fehlgeburten unb o|3fern
neugeborene ^inber bem Xenfel (8. 68). ©in päpftlicEier
Snquifitor öon domo I)at un§ erjä^It, ba^ in feinem SBegirf bei
einer närf)tlid^en ^egenüerfommlung ein ^inb aufgegeffen lüorben
fei. ^e§t)atb (ideo) t)at er im ti erfloff enen Sa£)r !l487)
cinunböier§ig ^ejen üerbrenneu laffen; einige onbere
entfamen. ^^i^ölfte Frage: SBirft @otte§ 3"iöffung bei
ber ©d^tüar^funft mit? (@. 68 — 74). S)ie Slntföort mit langer
fd^olaftifd^er 33egrünbung ttiirb Derneiiit, infofern bie äRittoirfung
394 ®ritte§ Saud), ^opftt^utn unb .^ejenunwefen.
etn)o§ ^ofitioeS entt)ält. ®reiäet)ttte grage: Swti göttliche
3ulaffungen werben erflört, nämüd^ ber galt Su^ifer'S
unb ber erften 50ienfc^en (@. 74 — 77). 2)te (Sünben ber
^ejen jtnb fc^lüerer, al§ bie ©ünben ber gefallenen ©nget unb ber
erften 9Jienj(|en (@. 76). S^terje^nte ?5tage: 83etracl)tung
über bie Ungef)euerlic^fett ber ©c^njarsfunft; biefer
©egenftanb eignet firf) ganj für bie Äanjel (©. 77—81).
2)ie UeBet, bie gegenwärtig burd^ bie ©d^Warjfunft ^eröorgerufen
loerben, finb größer aU alle UeBet bie j;emat§ üon ®ott jugelaffen
hjorben finb. Sanb^xti ift bie fc^werfte ^e|erei, bie e§ giebt.
S)ie ^e|er finb mit ben fcfutjerften ©trafen §u beftrafen; wenn fie
ni(|t jurücHe^ren woüen, foHen fie öerbrannt werben; bete'^ren
fie fic^, fo foüen fie ju lebenSlänglicfiem ^erler üerurtfieitt werben.
S)iefe ©trafen genügen aber eigenttidC) für bie ^ejen nod^
nic^t; fie mögen noc§ fo fef)r bereuen unb jum ßilauben jurücf»
fe^ren, ju ^erferftrafe finb fie nicE)t ju begnabigen, fonbern fie
muffen "^ingerirfitet werben (©. 81). günfjetinte grogc:
SSegen Unt|aten öon §e£en geratl^en auc§ Unfc^ulbige
l^äufig in3öu6erei; oft anä) wegen if)rer eigenen ©ünben
(©.81 — 84). ©ec^Sjel^nte grage: SDiefe 2Ba{)r{)eit Wirb er*
täutert burd^ einen SSergleid^ ber SBerfe ber §ejen mit
anberen abergläubifc^en SSerfen (©. 84 — 87). S)ie ^egen
übergeben fi(^ in einem eigenen SSertrage mit Seib unb ©eele bem
2;eufet unb opfern if)m babei itire eigenen ober frembe ^inber
(©. 86). ©iebengel^nte grage: SDie ©ünbe ber ^ejen wirb
oerglic^en mit ben ©ünben ber Xeufel (©. 87—89). Sie
©ünbe ber §ejen ift fo gro|, ba^ fie bie ©ünbe ber gefallenen
Snget überfteigt. Slc^tjel^nte grage: Einleitung, um in
^rebigten gewiffe Saien §u wiberlegen, bie beweifen
wollen, 'oa'^ Ö5ott ben ^Teufeln unb ben ^egen fo gro^e
©ewalt nic^t gewäfire (©. 89—93). S)o^ ®ott ber ©(f)War5'
fünft in SSejug auf ben 3eiiS"n9§ßW «iet)r ®ewoIt überlädt, al§
in $8e§ug auf anbere menfdilic^e Elfte, gefd§tef)t erftenS wegen ber
©c^eu|üc^feit biefeS Elftes (propter foeditatem illius actus) i, unb
1 ©ine e(^t möndiijd^e ^eseic^nung für ben bom @(f)ö^)fer ber 5Rotur,
öon ©Ott fetbft, fo unb ni(f)t anberä eingefe^ten 3eu9W"9^att. gäöt ba bie
„S^eufiUi^feit" m<i)t auf ®ott jurüd?
n. ,'neEettItteratur. 395
jtüettenS voüt bie ©rbfünbe burc^ biei'en 5lft üerBreitet tüirb (8. 91).
(Stnem öon un§ S3eiben [ber ^ejen^animer ^t ^tüei SSerfofferj ift
golgenbe» befannt: 2(I§ ein angefeljener ^Bürger in ©^eier einmal
bie |)anb gegen feine grau er^iob, fiel er ^)Iö|üd^ BertiufitloS ju
SBoben unb er!ran!te fd^trer für biete SBorfien. S)iefe ^ranf^eit
l^atte i^m fein 2Beit) angef)ejt. S)en ^nquifitoren fönnen bie
^ejen nid^t fd;aben, weil bie ^nquifitoren ber öffentüd^en Steigt»'
|)flege bienen (®. 93).
^weiter X^tit:
2öie Sel^efungen oor fid^ ge^en unb toie man öon
itinen befreit tüirb. @rfte grage: 2ßem fann ber^ouber--
fünftter nic^t fc^aben? (@. 93—169). S)urc^ biete Xt)atfac^en
tft ertüiefen, ha'^ bie böfe ©etüalt ber @c^n)ar§fünftter aufhört, fo
bolb fie öon ber öffenttic^en 9}?ad^t ergriffen loerben. '$ii§ ein
SRid^ter burd^ feine Wiener einen @cf)tt)orä!ünftIer Spanien» Statbin
ergreifen laffen tüotite, fingen it)re §änbe fo an ju gittern unb i^re
9lafen ft)urben mit foltfiem ©eftan! erfüllt, ba^ fie fd^on bersmeifelten,
ben Uebetttiäter faffen gu tonnen. 2lt§ ber ^QW^erer aber enblid^
im Werfer fa§, t)atte 2(tle§ aufget)ört. 2(ud^ mv fetbft tonnten
SSieIe§ er^ötilen, \)a^ un§ 6ei 2lu§übung be§ ^nquifitorenamte§ be»
gegnet ift unb ta^ bie 33ett)unberung be§ SeferS erregen tüürbe.
Slber föeil ©igentob ftintt, tüotlen toir nur ba§ erjätiten, \va§ nic^t
öerl^eimlic^t »erben !ann. Stt§ in $Raöen§burg einige ^ejen,
bie eingeäf ct)ert (incinerandae) ttjerben fottten, befragt njurben,
tnarum fie ni(^t auc^ un§ ^nquifttoren, rt)ie fo öiele anbere äRen=
fd^en, bet)e£t Ratten, anttt)orteten fie: oft I)ätten fie e§ üerfucf)t, ober
niemals gefonnt. SSie oft fie fic^ aber om 2oge unb in ber S^Jad^t
un§ feinblicE) jeigten, fönnen n)ir gar nid^t fagen. SSenn mv be§
9^arf}t§ §um ©ebete aufftonben, ^aben fie un§ mit @eftöt)n unb
®efct)rei batb at§ Riffen, balb al§ §unbe, balb at§ Biege" erfd^redt;
©daläge erbrö^nten gegen ba§ genfter, 9tabetn ^ejten fie in unfere
^opffiffen. SDem ^öd^ften fei ji^anf, ber un§ in feiner ©üte, ot)ne
unfer SSerbienft, al§ ®Iauben§ricf)ter belDatirt ^at (@. 95' ! ©in
gutel 9J?ittet gegen ^ejerei bilben, abgefe^en öon 2Sei^rt)affer unb
gemeinten ^erjen, getöeif)te lauter, bie man oerbrennt. ©ine
fromme grau in Speier ^atte mit einer aU |)eEe öerrufenen 9k^»
396 drittes 58ucf). 5ßa^)i'tt^um unb ^eTctnuntoe!\m.
haxin einen ©treit. 'äU fie bei SI6enb§ i|r ^tnblein fäugte, fiel
i^r ein, bie ^eje !önne bem ß'inbe fc^aben tüollen; fie beberfte
bel^alb ben kleinen mit geroeiJiten Kräutern, bef^rengte ii)n mit
Sßeit)tüaffer unb gob if)m getüei()te§ ©alj in ben $IRunb. Um
9]^itternac^t prt fie ba§ ^'inb fc^reien, fie mad^t Sitfit, finbet e§
ni(i)t mel)r in ber 2öiege, fonbern ha^» ^tnb liegt in einer ®cfe unter
ber iöettftette, aber o^ne S5erle|ung. ^ieraug erfiet)t man, \uie
gro^e ^raft ben firdjlic^en (gjorjilmen innett)of)nt. 2tt§ ^emanb
in 9laben§burg öon einem 2;eufel in SBeibSgeftaÜ gur Unjuctit
angereijt n^urbe, fiel i^m ein, in ber ^rebigt geprt ju ^ben,
ba§ gett)eit)te§ ©alj ein gute§ 9)iittel bagegen fei. @o na'^m er
benn beim Eintritt in bie Kammer üon bem ©alj; ha§ öermeint'
Ii(^e SBeib öerjerrte 'i)a§ ©efidöt unb üerfc^hjanb ^tö|tid^. <Bt^x
wirffam jum @c^u|e für Orte, 9J?enfc^en unb SSiet) finb aud^ bie
SBorte ber ^eu§e§aufftf)rift unfereS §eiIonbe§, itienn fie an ben
üier SBänben in '^oxm eine§ ß'reujeS angebracht hjerben. SBunber»
baren @cf)u^ gett)ä()rt e§ aud^, fonftige ^eilige SBorte, aufgefij^rieben,
an bem ^ör|3er ju befeftigen; iebod^ muffen babei fieben Sebin^
gungcn erfüllt n^erben, üon benen f|)äter gefprod^en njirb (unten
@. 404). ©ine britte 5(rt üon @cf)u|mitteln, bie gegen bie ©c^föarj'-
!unft feit, ift einzig bafte^enb, ba e§ mit ^ülfe ber @ngel innerlicfi
unb öu^erlidE) fc^ü^t. ^nnerlid^ burcE) ©ingiefiung ber ®nabe,
äu^erlid^ burc^ ben @c^u^ ber Ijimmlifd)en ©eifter, bie
ben ©eftirnen bie 93en)egung üerleit)en. [jSi^iefer SIber=
glaube t)ängt mit ber p^iIofo^t)if(^4I)eDlogifd^en Se{)re ber ©d^olaftif
(X^omaS ü. Slquin, S3onaüentura, ©uarej ü. f. tu.) ju-
fammen, ha'^ bie ©terne be§ $immel§ üon ©ngeln in ißemegung
erf^alten toerben.] Siiefel @df)U^mittet beföä^rt fic^ enttoeber bei
allen Se^epngen ober nur bei Söe'^epngen ber ^ewgungSfä^igfeit
(generativa potentia). 21I§ S3eif^iel tt)irb er^ö^tt, bo^ ein (Sngel
§um ^t @erenu0 ge!ommen fei, it)m ben Seib geöffnet unb au§
feinen ©ingeföeiben ein feurige§ ©tücE ?5Ieifd^ entfernt f)abt, mo«
burc^ ber |)eilige eine folctie ^eufd^tjeit erlongte, ta^ er niemall
me'^r irgenbmeli^e finnlidje 9?egungen, föie fie felbft bei Zubern
unb ©äuglingen üorlommen, üerf|)ürte. (51 folgen noc^ eine 3fiei()e
ä^nlic^er SSeifpiele (@. 97. 98. 99). |)au|)tftüd I: SSon ben
üerfd^iebenen Wirten, buri^ toeld^e bie STeufel Unüor--
II. ^ejenliteratur. 397
fic^tige mittell S3e^C£ungeit jur ©ottlofigfeit oerleiten
(@. 101 — 104). ®aburd^, ba'^ bie leufel guten Seuten großen
©d^aben aufügen, gtüingen fie hk guten Seute, bei (Sc^worjfünftlern
^ütfc äu fuc^en. SSie oft Ijaben un§ §cjen ge[tanben, ba^ fie
bamit angefangen f)aben, n:egen i^rer be^ejten ^ü^e, ©d^iüeine,
^ü^ner u. f. tu. Bei Sc^iüarjÜinftferu §ülfe §u fucfien. Ter 2;eufe(
fängt mit biefen Seuten bei kleinem an. 3Bir fennen eine §eje,
bie itod^ lebt, ba bie tneltlic^e Dbrigfeit fie öefc^ü^t, bie n)äf)renb
ber 9)Jeffe, n^enn ber ^riefter fpri(^t: Dominus vobiscum, auf
beutf(^ für fic^ ^injufügt: ^et)r mir bie S^^'i'^ ^^ Alfter um. ^n
9taoen§burg ^aben jtoei ^egen, bie injmifc^en eingeäfc^ert
(incineratae) ftnb, geftanben, ba^ fie bie ^^oc^ter eine§ reichen
Tlanvit§ 5ur Unjud^t mit bem 2;eufel f)atten tjerfü^ren follen, ha'^
bie Jungfrau fid^ aber ftet§, föenn ber Xeufel ju i^r fam, mit
bem 3ei<^en be§ ^euje^ gefc^ü^t l^obe {<B. 102). Sine Jungfrau
in Strasburg l^at einem üon un§ erjäfilt: ha^ fie einmal üon
einem alten Söeibe aufgeforbert toorben fei, fie in ein |)au§ ^u
begleiten, n^o frembe Jünglinge feien; fie bürfe aber nid^t bo§
Sreujjeiifien mad^en. @ie fei mitgegangen, 1^abt aber auf ber Xreppe
tjeimlid^ ba§ ^reujjeid^en gemad^t; ba ^aht fic^ bie Sllte n)üt^enb
umgebre^t unb fie in 2;eufel§ Dramen fortgejagt. Sine anbere ein =
geäfc^erte ^eje geftanb, ba^ fie 18 ^af)re lang mit einem Seufet
Unjucfit getrieben ^aht. ^n ber ©iöjefe Srijen [ober SöreScia;
bo§ lateinifd^e SSort Brisia gilt für beibe ©täbte] fennen niir
einen Ort, ttjo fo öiel ^ejerei üorgefommen ift, ba^ bie 2luf5äf)(ung
einen gangen 58anb füffen lüürbe; e§ befinbet fid^ aber 2(IIe§ in
ben mun bei bem »ifc^of üon 33rij;en (@. 102. 103. 104). (Sine
fd)recflic|e ®efc^id)te bürfen mir aber nid^t üerfd^ttieigen. @in @raf
in ber ©egenb öon Strasburg ^eirat^ete ein f(^öne§ (äbeffröulein,
allein brei '^a^xt lang fonnte er tnegen 33e^epng bie G^e mit i^r
nict)t üoHgielien. 2tt§ ber ®raf einmal nad^ Tlt^ fam, begegnete
er bort feiner frühem beliebten, bie fid^ fe^r eifrig nad| feinem
unb feiner j^rau S3efinben erfunbigte. '^zx @raf t^at fo, aU ob
3t(Ie§ gut ging, unb erjä^Ite, er t)abe brei ßinber. S)a tjobt feine
früf)ere ©eliebte niüt^enb gefagt: alfo i)at mid^ ta^ alte SBeib be«
trogen; fie f)atte fid^ mir angeboten, beinen öeib ju besiegen, ba§
bu bie @{)e mit beiner t^rau nic^t ooüjiefien fönnteft. Stuf bem
398 2)rittel 58uc^. ^apfttfium unb §ejenuniüeien.
SBoben be§ S8runnen§ in beinern (Sc^Io^ ift ein So|3f mit üer--
ganBerten S)ingen, fo lange biefer %op\ ba ftänbe, foüteft bu un=
fä[)ig fein, ben S3eijc^Iaf gu tJoKjie^en. SDer &va\ eilte nac^ |)aufe,
fanb ben S£o|)f, üerbronnte i^n, unb ber Sauhtv {)örte auf (©. 104).
§auptftüc! II: SSon ber ^t^mi at§ S3eruf (@. 104—111).
(S§ giebt brei 2(rten öon ^egen: einige erregen §agel, ©etoitter,
©türme; benjirfen Unfru(f)tbar!eit Bei 2JJenf(f)en unb ^liieren; öer--
äe{)ren ^nber unb opfern fie bem S^eufel; machen ^ferbe f(|eu;
fliegen för|)erlic^ burc^ bte Suft; tobten burc^ bloßen SÖIicE. bitten
brei 5(rten öon ^ejen ift gemeinfam, ha^ fie mit ben ^^eufeln Un=
§uc^t treiben ^S. 105). Solcher 2(rt tt)aren bte einunböierjig
^ejen, bie ber Snquifitor üon ©omo tierbrennen lie^. S)ie
2(rt, toie fid^ ^ejen bem leufel iDei^en, ift gtüeifac^: t^eil§ feier=
üd^, nad) Söeife ber feierlid^en religiöfen ©elübbe, t^eil§ nic^t=
feierlich- Sei ber feierlid^en 5Irt erfd^eint ber Xeufel in 9Jienfd^en=
geftalt, unb bie 51otiiäin gelobt if)m in bie £)anb i^re Xreue. 2(ud^
muB fie iljm üerfpret^en, ©atben gu bereiten au§ ^nocEien unb
gteifc^ getaufter ^inber. ®iefe ®inge l^aben wir ^nquifitoren au^
bem 2J?unbe einer jungen §eje in SreifacE) erfa'^ren, bereu Stief-
mutter, bie fie üerfüljrt t)atte, in ©traPurg eingeäfd)ert mor^
ben ift. [(5§ ift eine bemer!en§n)ert{)e @igentpmlid^!eit ber beiben
:pä|3ftlid^en Qnquifitoren , ha'iß fie ftatt be§ geföö^nli^en 25Borte§
comburere: tierbrennen, burd^tueg ba§ !räftigere incinerare: ein=
äfc^ern gebrauchen.] Söiefe Stiefmutter Ijobe fie oft in einer 5JiacE)t
in toeit entfernte Drte geführt, fo öon StraPurg nac^ ^öln
unb gurücf. Sie ^ot bie» 5(tte» unter i^rem Sibe auSgefagt
(@. 106). lieber bav 2;öbten unb SSerge^ren tion fleinen Zubern
finb tt)ir öon einem au§ge§eict)neten 3JJanne, htm S)Dmini!aner=
aJiagifter ^otiann Sliber, unterrtd^tet. 33efonber§ in ber Saufi^
finb fotcfie ©reuet tierübt morben. S3efonber§ ift e§ auf ungetaufte
^inber abgefe^en. 5(u§ ben ^noi^en unb bem gleifi^e ber ^inber
tuirb eine Salbe bereitet, au§ ben flüffigeren Seftanbtl^ eilen ein
(Seträn!; tüer e§ trinft, ift fogleic^ ein 2}ieifter in unferer ^unft.
©in junger '>fflann in S3ern befannte feine S5erbre(f)en mit bem
2^eufel unb ftarb reumütf)tg auf bem @d)eiter^aufen; feine
grau, obh)o:^I gefoltert unb burc^ Seuge" überführt, leugnete l^art--
näcEig, fc^ulbig §u fein; unbu^fertig njurbe fie eingeäfd^ert
II. «pejenitteratur. 399
(@. 107). Unfere eigene ©rfal^rung f)at un§ gelehrt, ba^ 2ttle,
bie toir l^aBen einäfi^ern lajfen, in SSejug auf bie (5c^trar§funft
unfreilüittig n^aven. SSiete ^ejen, bie tüir üerf)ört unb gefoltert
l^atien, würben, nac^bent fie unl bie SSal^rl^eit geftanben, im Werfer
erl)ängt aufgefunben. ^a§ Ijat ber teufet Bewirft. 5(u§ ben
^rojelaflen einiger eingeäfc^erten |)ejen in ßonftang, @tra$^
bürg, §agenau, S^iaüenlburg ge^t iierüor, bafi bie S3e!^epng
§ur (Sc^tDeigfamfeit auf ber golter mittely einel auf bem beerbe
gefod^ten männlichen, erftgeborenen ^inbe» öerurfad^t tüirb (<S. 109'.
Sn UeberUJeiler in ber dlä^t öon Safel lebte ein fonft guter
(5)eiftli(^er, ber an |)ei*erei nid^t glaubte; i^n iDoUte ®ott öon
feinem ^i-'^t^unt tjeilen. 31I§ er einft fc^nell eine ^Srücfe über-
fc^reiten mu§te, fam i^m ein atte§ Sßeib entgegen, \)a§ er beim
fd^ncllcn Sßorübereilen jufätlig in ben ©d^mu^ ftie^. Sie rief i^m
erboft nad) : ^faff, bu lüirft nid^t ungefd^oren baüon fommen. ^n ber
folgenben 9Jarf)t ft)urbe er fo beilegt, ba| er brei 2<^\)xt lang nirf)t
allein gef)en fonnte. ^a lüurbe hk 2(tte franf unb fcf)icfte ju it)m,
um ju beid^ten. @r lie^ fic^ t)infü§ren, fie beid^tete, ftarb, unb
brei^ig 2;age na^ i^rem 2;obe tuurbe ber Saubtv öon iljm ge--
nommeu. ®er ©eiftlicEie fiei^t §ae§Iin. ^m Orte S3ucE)et bei
S3afel geftanb eine ^ege, bie bonn eiugeöfd^ert lüurbe, ba^ fie
fec^§ ^a^xt lang mit bem 2:eufet Unjudit getrieben ^aht unb ^roav
im S3ett unb an ber Seite if)re» SOZannel. ®ott !^at fid^ aber
i^rer erbarmt, fie ift, nad^ offenen (55eftänbni^, reumüt^ig geftorben
(@. 110). ^auptftücf III: Ueber bie 5trt, njie bie |)efen
öon Drt §u Drt gefüf)rt Jüerben (@. 111 — 116\ ©iner öon
uny, ber bie§ fcEireibt, t)at f)äufig gefe^en, ta'^ (Sd^loar^fünftler
üom 2;eufel in ^ferbggeftatt burd^ bie ßuft getragen tüerben. Sn
greifing t)at ein noc^ lebenber ^riefter bieiS öon fid^ felbft erjä^It.
©in anberer ©eiftlidfier inßanb§§ut |at gotgenbe» ergä^It: ©inft
war er mit mel^reren Stnberen bei einem Siergelage (in potagiis
cerevisiae) öerfammelt; all einer, um frifd^el 83ier ju Idolen, jur
2f)üre l^inau§get)en lüoHte, lagerte öor ber Stl^üre ein bid^ter 9^ebel.
(Srfd^recEt feierte er um. ^a fagte ber ©eiftli^e: unb wenn e§ ber
Teufel felbft wäre, icE) ^ole Sier. Sr ging l^inoul, unb öor ben
2tugen 5(tter würbe er burc^ bie Suft entführt («S 112;. Um burd^
bie Suft 5U fliegen, wirb ein Btixd ^olj mit ber ou§ getöbteten
400 ©rittet 93n(^. 5ßa))ftt{)um unb |)eyenunit)ejen.
ßinbern getüonnenen (Balht beftrtrfien.' gn 2BaIb§{)ut am 9if)ein
tüurbe ein SSeib erbittert, toeil fte nid^t ju einer ^oc^seit ein»
getaben iüar; fie n^oHte fic^ rächen unb rief ben Seufel an. (5r
tarn unb trug fie burrf) bie Suft, tüte Wirten gefe^en ^Ben, auf
einen 93erg. 2)a§ 2Beib hioKte über bie tanjenben ^oc^seitggäfte
^agel herabfallen laffen. Sie grub ein Qoä) — ba§ ift nöt^ig
beim erregen öon §aget — unb ba e§ i^r an 2Baffer fehlte, Iie§
fie öon i|rem Urin Ijinein unb rührte i§n mit bem ginger um,
njö^renb ber Xeufel babeiftanb. ^ann na^m er biefe 2J?ifc^ung
unb Iie§ fc^weren §agel auf bie STanjenben f)ernieberfallen. (g§
!am fierauä, ba§ ha^ Söeib bie UrfadEie getoefen; fie lüurbe ergriffen
unb eingeäf(^ert (@. 115;. ®a§ genüge für bie, bie fold^e
Räuberei jum großen Schoben be§ Glaubens für Sin»
bilbungen Italien, ^n Sreifac^ ^aben un§ einige ^ejen i^oh
genbe0 geftanben: menn fie ni(^t för^erü(f) an ben ^ejenberfamm'
lungen t^eilne^men toDÜen, fonbern nur 3tIIe§ toiffen wollen, waS
bort gef(f)ie:^t, fo legen fie fid; unter SInrufung aller Xeufel auf
bie linfe (Seite; bann fteigt ein fc^itternber S)ampf au§ i§rem
SJJunb, unb burc^ i^n fe^en fie Sltteä, tt)0§ üorget)t.2 ^anpU
ftüd IV: 9Son ber 2(rt, mie bie §ejen fict) ben Xeufetn in
SJJannggeftatt Eingeben (8. 116—123). ®ie 'leufel bebienen
fic^ baju eine§ SeibeS au§ Suft, ben fte burc^ 5:;äm^)fe öerbid^ten.
SJlit biefem Körper tonnen fie f|)rec^en, fe|en, ^ören, effen unb
§eugen. @§ rvixh bann lüeitläufig erüärt, h)ie ba§ ©injelne mög*
lic^ fei. 2!ie 2(ugen fold^er Seufel finb aber nur gemalt. Stile
§eEen, bie tüir bem ttjettlic^en 5trm gur S3eftrafung übergeben
{)aben, befonber§ in Stonftanj unb 9fiaden§burg, l^aben jat)relang
Unjudit mit ben Seufeln getrieben; in fünf Satiren ^aben luir bort
1 S)ie für bie 9Iulfaf)rten ber |)ejen not^iuetibige §ejenjalbe würbe,
nac^ Untertreiiung be§ Seufet^, bereitet an§ Siljenfrout (hyoscyamus
niger), 9'Jod)tj^ atten (Solanum Bomniferum) unb Stechapfel (datura
stramonium) ; mit Del, bem 93Iute etneä SSiebef)opfg unb einer {5teber=
mauä unb mit bemgett ermorbeter ungetaufter ^inber würben bteje
33eftanbtf)eile untereinanber gemifcfit. (Sine SRei^e l^erüorragenber fat^olijc^er
S^eologen geben bieje 93ereitung^art ber §ejenjaI6e an.
- 93ei ben öon ben päpftlic^en ^nquifitoren erwähnten „©eftänbnijfen"
ber |)ejen ift ju beacf)ten, ha'^ folc^e „©eftänbniffe" bur^ bie furc^tbarften
golterquatcn erpreßt würben (oben <B. 49. 64. 66; unten 416).
n. öejenliteralur. 401
48 ^e^en bcm fjeuer übergeben. Unfer ©enoffe in Somo ^at
in einem ^a^xt 41 öerbrcnnen laffen. 5tttc biefe ^ben fic^,
ti)eil§ oom 12., t^eifl bom 20., tf)eil§ üom 30. Sa^re an, mit bem
Seufel fleii(^li(^ abgegeben. Stllel, toa^ wir berii^ten, tft
erliefen, enttceber burd^ Slugen» unb Dfirenjeugen ober
biirc^ glaubtt)ürbige S^ac^rid^ten (8. 119). S)ie burc^ ben
S3eifc|Iaf mit bem Zeufel ©egeugten finb jef)r ftarf unb hräftig.
2)ie (Sac^e ge^t atfo fo oor fid): Gin STeufel in SBeibägeftalt (suc-
cubus), ber fic^ mit einem SJionn abgegeben I)at, nimmt ben ©amen
oon biefem 9J?anne auf, er mac^t fii^ bann mit biefem 8amen
einem SCSeibe gegenüber §u einem Xeufel in 2Kanne§geftaIt (incubus).
S)ie §eje, mit ber fi^ ber Xeufel abgiebt, ift entmeber att unb
unfrud^tbar ober ni^t. ^m erften '^aU giebt \\d) ber leufel mit
i^r ab o^ne männlichen Samen; benn auc^ ber Teufel öermeibet
Ueberflüffigfeiten (daemon in suis operibus superfluitatem snbter-
fugit). Sft fie aber ber ©d^ttjangerfc^aft fä^ig, bann oermif(^t er
fic^ mit i^r, ttienn er irgenbroo^er männlii^en ©amen erfialten
fann, §um 3^^*^^ "^^^ ^tnberergeugung. Ch für biefen S''^^^ "^e^^
au§ einer unfreilüittigen nächtlichen ©amenergie^ung gett)onnene
2amen auSreid^t, ober ob e§ aug bem S3eifc^Iaf gewonnener (Samen
fein mu^, ift ftreitig. ©elrifi ift aber, ^a'^, ttjenn eine ß^efrau
^ei'e ift unb burc^ i^ren 9)Jann fd^raanger Wirb, fie i^re Scfimanger»
frf)aft oerftärfen fann burcf) anbern ©amen, ben fie im Seifc^laf
mit bem Xeufel erholt ©. 121 . 2(I§ ßfitett für bie 3tu§übung
be§ S3eifd^Iafe§ tt)ät)It fic| ber Xeufel bie fieiligften be§ ^a^xtv:
2i3eif)nac^ten, Cftern, ^fingften unb anbere gefttage. Unfere ®r--
fa^rung t)at un§ be(e^rt, bofe bei fotd^en SHten bie ^ejen stoar
immer ficJitbar finb, nid^t immer aber bie Xeufel. Cft finb ^ejen
gefe^en worben, wie fie mit entblößtem Unterleib auf bem gelbe
lagen unb i^re ©rfienfel unb SSeine, Wie e» für biefen Stft an=
gemeffen ift, bewegten, ber Sieufel, ber fie mifebraucfite, Würbe aber
nict)t gefe^en; am ©cf)Iuffe be» 5tfte§ erf)ob fic^, aüerbingg fet)r
feiten, ein fdbwarjer 5^am;)f in ber ^itugbe^nung einer SJJenfc^en'
geftatt in bie 2uft (@. 122j. öinigc ^e^-en, bie in 9?atien§burg
ö erbrannt würben, ^aben befannt, bo| bie leufel i^nen befonberä
oufgetragen Ratten, ^eilige Jungfrauen unb SBitwen §u oerfü^ren.
3n S3e5ug auf bie fteifc^üc^e ©rgö|ung bei foIcf)en 2tften mit bem
D. §oen8btoect), '^'apfttftum I. 26
402 ©rittet 93ucf). ^apftt^um unb ^eECuuntüefen.
2;cufel tft 5U jagen, ha^ fte unter Umftänben größer fein !ann,
al§ Beim iöcifd^Iafe mit einem toirHic^en SJianne. (darüber ober
fpäter me^r.) ^aiipt^tüd V: SSon ber Slrt, wie bic
^ejen tl^rc fünfte burd^ bie @a!ramente ber ^irdie au§*
üben (123 — 126). '^n einer ©tobt, bie ^u nennen bie d^riftüc^e
Siebe tierbietet, geno^ eine ^eje ben Seib be§ §errn, fpucfte i^n
in ein %nä) an^ unb t^at i^n, ouf ®ei)ei^ be§ ^eufel§, mit an*
beren «Sachen in einen Xopf, ben fie im Statt öergrub. @in
SSorübergefienber l)örte ^lD|üd^ au§ bem «Statt bo§ ©efd^rei eine§
^inbe§. SJJan grub na(^ unb ber Xo^f Ujurbe gefunben. Ssie
^eje geftanb i^re SE'^at 124). S)a e§ (SJett)o§n!^eit ber §ejen ift,
ba§ 2tbenbma'£)t nic^t auf ber 3it"9C' fonbern unter ber ^itnge ju
empfangen, fo fotten bie ©eiftlic^en beim 5tu§t^eilen ber ^om=
munion fe'^r barauf arf)ten; je me^r fie barauf adelten, um fo
leichter werben fie §egen entbecfen. |)au:ptftücE VI: SSonberSlrt,
wie bic ^ejen bie 3cugung§fäl^ig!eit l^inbern (©. 126 bi§
127). @§ wirb wieber^olt, wo§ fc^on oben gefagt Worben ift.
(5in (Sd^Warjfünftter be!annte auf ber golter, ba^ er 9JJenfd^en
unb ST^iere in einem §aufe unfruchtbar gemadf)t l^dbt baburd^, ha^
er unter ber ©d^wette be§ §aufe§ eine ©d^Iange öergraben ^atte.
2tl§ fie entfernt War, ftettte fid^ hk {^ruc^tborfeit bei ajienfc^en unb
SSiel^ wieber ein. SSor üier ^a^ren ereignete fic^ goIgenbe§: bie
f^rau eine§ angefe'^enen 3JJanne§ war fc^wanger; fie würbe t)or
einer fefir berüchtigten ^^^ct gewarnt. ©§ gefdfiat) aber bennod^,
\)a'Q bie ^ege ben Seib biefer ?^rau berüt)rte. ©ogleidE) bewegte
fic^ ha§ ^inb fd^merjtjaft im 9)?utterleib ; ftüdweife !am c§ bann
tobt gum SSorfd^ein. ®a§ lie^ ßiott §u gur (Strafe be§ ®at'
ten, ber bie §ei*en |ätte jüc^tigen follen.^ ^n 9J?er§burg
am S3obenfee War ein ^üngting fo bel^ejt, ta^ er ben S3eif(^Iaf
nur mit (Siner, fonft mit feiner ?tnbern üott^ie^en fonnte (S. 127).
§auptftücE VII: SBie bie §ejen ^ia^^ mönnlic^e @tieb ent--
fernen (@. 117 — 131). Sn 9laüen§burg ^otte ein SünS^ing
1 Siejer ®atte f(f)eint al\o ein $Rt(^tcr gemefen ju ^ein, ber, naä} Stnftc^t
ber blutbürftigen 2)ominifaner, bie |)ej:en nii^t genügenb üerfolgte. ©olc^e
|)intüeiie ber päpftü^en ^nquifttoren mußten bie geroollte golge fjoben, i>a^
bie Dbrigfeit „eifriger" ttjurbe. 3Jlan fielet, tuie ber blutige ^ejeniuatin burc^
bie Sl^eologen ben ^^uriften eingeim^jft ttJurbe.
II. |)cjenKtcrotur. 403
burd^ SBe^ejung fein ©Heb üertoren, fo ta^ fein Körper an ber
betreffenben Stelle gan§ flad^ trar. Gr lauerte ber §eje auf, bie
if)m ba§ anget^an ^atte, lüürgte fte unb erijielt oon i^r fein ©lieb
jurücf. ©ine äf)nlid^e (5)efdöi(|te ^jflegte ein e^rmürbiger ^riefter
in (Speier ju erjätilen: Gin Jüngling erjäJitt mir im Seid^tftul^I,
er ijaht fein mönnlid^eg Olieb burdb 3aw'^e^ei »erloren; bo i^
e» ntd^t glauben njollte, entblößte erficf), fo ba^ic^bie
SSa^r^eit feiner SluSfage fa^. @r ^ttc eine |)e£e in 2Sorm§
in SSerbac^t. ^ä) trug i^m auf, §u if)r §u ge^en. 9^ac^ einigen
Sagen fam er ttiieber gurücf, unb ic^ überzeugte mid^ burd^
bcn Slugenfc^ein, ba^ er fein ©lieb lieber !^atte (S. 127).
SJian mu^ aber nirfjt glauben, ta^ bie ©lieber au§geriffen tuet*
ben; fie werben nur »erborgen, föie oben au§einanbergefe|t ift.
SBa§ ift aber barüber §u fagen, 't)a'^ einige ^ejen folc^c
männlid^e ©lieber in großer Qa^l, bi§ ju ättJonjig unb
brei^ig, in einem ©d^ranfe aufbetoa^ren, unb ha% bie
©lieber bort tebenbig ^u fein fc^einen, toie bieg SSiele
gefe^en ^aben? Gl ift gu fagen, hal^ bie§ burd^ teufelifc^e SSor^
fpiegelungen gef(^ief)t. G§ l^at un§ ^emanb erjä^It, ha'^ er, um
fein Oerlorenel ©lieb toieberjugetoinnen, fid^ an eine ^eje gertanbt
]§abc. @ie ^ie^ iJin einen S3aum befteigen, auf bem er ein 9left
fanb, in bem mehrere männlid^e ©lieber »aren. 5tl§ er ein gro^e»
nehmen tooüte, rief bie §eje: nein, nid^t ta^; benn ha§> geprt
einem ©eiftlic^en (®. 130). §auptftücf VIII: 2öie bie aJJen-
fc^en in -liiere oerroanbelt werben (@. 131 — 134. 2Iul
ben ©d^riften be§ ®ominifaner§ 5tlbert be§ ©ro^en, Se^rerg
be§ Z^oma^ tjon^lquin, wirb hierüber ein Weitläufiger Unfinn
toorgebrad^t. öauptftücE IX: ?(uf weld^e SBeife bie 2;eufel
in ben menfi^Iid^en Seibern unb köpfen fid^ auffialten
lönnen (@. 134 — 138). Gl ift nü|üd^, eine S^atfac^e ju er»
jagten: 3n einer ©tabt ber SS^iöjefe Strasburg, beren Dkmen §u
nennen bie d^riftlic^e Siebe »erbietet, war ein Tlann om ^olgl^acEen,
aU ptö^Iid^ ein großer Sater, bann ein ^Weiter, bann ein britter
i^n ongriffen unb biffen. Gr Oert^eibigte fic^ unb fc^Iug fie mit
|)ol5ftü(!en. 9^ad^ einer ©tunbe Wirb er ergriffen, öor ben S^iid^ter
geführt unb angesagt, brei angefeliene grauen ber (Stabt fo ge*
f^Iagen ju ^aben, bofi fie bettlägerig geworben feien, ^a er§ä^It
2(i*
404 ©rittet 93u(i). ^apflt^um unb ^ejenutitoejen.
er, tüa§ i^m begegnet ift. 9?un erfennt man, ba^ ba§ ©ange ein
SSerf be» XeufetS toai 'ß. 137). ^ie pä^ftlic^en ^nquifttoren be»
föeifen bann lang unb fcreit, ba^ bie brei ^a|en jene 2S3eiber ge-
wefen feien, ©in ^eiliger 9J?ann erfanntc etnft burd^ ben
©eift ®otte§, ba^ ein in einer ^ird^e fe^r gut unb fromm
iprebigenber ^riefter ber Xeufel fei. 9tad^ ber ^rebigt
frug er i|n, rtarum er ^rebige, unb erhielt §ur SIntluort:
n)eil ic§ föeif;, ha^ bie Seute bie 'i]Srebigt nur f)ören, aber
nic^t befolgen, fo wirb ®ott nur noc^ mefir beTeibigt
(@. 138j. ^auptftücf X: 2Bie bie Teufel mit |)ülfe ber
§ejen in ben SDJenfc^en wol^nen (@. 138—144). Gine lange
®ef(|ic^te wirb erjä^It, bie einer ber beiben pä|)ftli(f)en Snfluifitoren
mit einem befeffenen ^riefter in Stom erlebt f)at. 3n aJiarburg
lüo^nte ber 2;eufel fieben ^a^vt lang tfjeil» im ßo|3fe, t^eilg unter
ber QuuQt eine# ^riefter§ @. 143). ^ouptftürf XI: SSie bie
S^eufel ßran!f)eiten, befonber§ firmere, tierurfac^en Von-
nen <ß. 144—148). Sine öeje, bie fic^ mit bem Steufel »er-
bunben ^t, !ann Stegen öerurfac^cn, wenn fie einen S3efen in
SBaffer taucht unb bann in ber ßuft §erumfc^tt)enft. 'S^nxä) oer=
§auberte 2Sac^g= ober Sleibilber fönnen ^erfonen fron! gemacht
ober beft^äbigt nierben [bie päpftlid^en ^nquifitoren ern^eifen fic^
^ier aU gelehrige @(^üler be§ ^apfteS Sodann XXII.; üglc|.
(S. 212]. ^n ber 5Rä^e üon SSafel I)at eine |)eje einem SD^anne
ben 2(u§fa| mit (Srfolg angertjünfc^t. Sie geftanb el auf ber
golter unb mürbe beS^alb eingeäfc^ert (©. 147). ^n ^ren^
bürg bei Sreifacf) n:)urbe eine Srau, bie oor i^rer ^au§t^üre
befc^öftigt mar, plö^Iic^ üon einem f)ei^en SBinbe, ber öon bem
gegenüberliegenben §aufe fam, in bem eine ^eje wohnte, angelreiit
unb baburd) ausfä^ig gemacht. 5tl§ im (3d^h)ar§malb eine ^eje
üom genfer auf ben Scheiterhaufen gebrai^t rourbe, fiaud^te fie
i§n an, moburc^ er au5fä|ig mürbe, öäufig ift tion un§ in Qx--
fal^rung gebracht morben, ba^ ^ejen bie fallenbe Äranf^eit öer=
urfacEit {)aben burc^ @ier, bie in ©räbern eingegraben mürben.
|>auptftü(i XII: SBie meiter^in bie ^ejen noc^ anbere
S^ranf^eiten §erüorbringen (ß. 148 — 151 . SBer fijnnte aüe
üon §ejen öerurfad^ten ^ranf£)eitöfä(Ie aufjä^Ien? ©inige^ öon
bem, ma§ mir mit eigenen fingen gefe^en ^aben, moHen mir er=
J
IL öejenitteratur. 405
njöl^ncn. ^I§ in Sfenburg bie §ejen öerfolgt würben, ereignete
fid^ folgenber %a\i. (Sin jnngeS S[Räbc^en, hav eine |)eje Beteibigt
^atte, ttjurbe don if)r burc^ bie für(f)terlicf)ften ©c^mer^en beftraft.
©iner %xan ging el ebenfo. ^n Beiben hätten Würbe ein einge^
grabener 30"^^^* entberft, nai^ beffen SSerbrennung Teilung ein*
trat. 3""^ gto^en %^til beftanb ber ßauber in be:^ej:ten 2öac^§=
bilbern [^apft Sofiann XXII.]. §auptftüc! XIII: 333ie bie
Hebammen aU §ejen fd^weren (Schaben jufügen, inbem
jie ^inber tobten ober beni leufel opfern (@. 151—156).
S)ie SSirt^in toom „tSrfiwarjen 5lbkr" in 3 aber n, eine fe^r fromme
unb ber ^nngfran 3)Jaria fei)r ergebene grau, erjä^It: @§ bot fic^
il)r aU §ebamme ein SBeib an, ba§ fie aber, weil in frfiled^tem
9f{uf fte^enb, obwie§. @rbo§t l^ejte iljr ba§ SSeib aüe möglichen
S^inge in ben Seib, bie furd)tbare ©c^mergen üerurfac^ten. Sie
würbe aber burd) bie feligfte ^wngfrau befreit. 5tl§ fie ein natür=
lic^e» 93ebürfni^ bcfriebigen mu^te, famen bie t)ineinge{)ejten ^inge
gum SSorfd^ein: ^olj, ^noc^en unb l^anbgro^e dornen, ©inige
|)ebammen, bie eingeäfc^ert würben, ^aben noc^ fi^Iimmere ©ad^en
geftanben (©. 152). ^m gleden 2)ann bei S5ofet t)at eine ^eye,
bie eingeöfcf)ert Würbe, befannt, \>a'^ fie über 40 ^inber mit
9^abelftid^en in ben ^opf getöbtet ^be. ©ine fold^e ^ebammen--
§eje würbe baburc^ entbedt, "öa^ i^x ein 5lrm eine§ getöbteten
ßinbe§ au§ ber Safere fiel ®er trjeologifdie @runb, weS«
I^alb bie |)ej:en auf Stnftiften be§ XeufetI fo öiele un =
getaufte ^inber tobten, ift: ber Xeufel wei^, ba^ bie un--
getauften ^inber nirf)t in ben §immel eingelaffen werben.
^a§ ateic^ @otte§ aber, nac| beffen 5Inbruc^ er, ber
Xeufcl, mit noi) größerer ^ein geftraft wirb, bricht erft
on, wenn eine gang beftimmte Qa^ üon 2JJenfd^en in ben
|)immet eingelaffen worben ift. ®ie ©rreic^ung biefer
3at)I wirb nun burd^ bie 'löbtung üon ungetauften ^in =
bcrn l^inauSgefd^oben. 5)e§f)alb werben fie befonberg
auf's ^orn genommen @. 152). Gin SSater fa{), 'oa'^ feine
eigene Xod^ter, bie §ebamme War, ein neugeborene^ Sörüberd^en
unter 3«ftimmung ber SJiutter in ber Süd^e an bem ^effel^a!en
auf()ing unb bem ^Teufel aufopferte. @r geigte @attin unb Xoctiter
on, unb S3eibe würben eingeäfc^ert (©. 153). ^inber, bie bem
406 drittel Suc^. $apfttt)um unb ^ejenunraeyen.
2;eufcl gco|3fert toorben finb, fönnen fpäter nur fe^r fcf)tt)er ber
„^uri§bi!tion" be§ XeufciS tuieber entzogen Werben, ^inber üon
arfit '^a^vtn, bie bem Sieufcl gemeint Sorben finb, fönnen f(|on
(Gewitter unb ^agelfc^Iog erzeugen. 31I§ in @c^tt)oben ein Söauer
mit feinem od^tjä^rigen S^öc^terc^en über feinen Slder ging unb
über bie lange Xrodenlieit üagte, fagte ha^ ^inb : SSoter, id^ !ann
gtegen mad^en, bie HRutter §at e§ mid^ gelehrt. Unb rid^tig, \)a§
^inb lie^ über ben StdEer i'^rcS SSaterS 9?egen fotten. ®er SSauer
jeigte feine grau aU $eje an; fie mürbe eingeäfd^ert. ®ie
S^oc^ter würbe jur S^ionne gemad^t, fo ba| fie i^re «Sd^tooräfunft
nic^t mel^r ausüben fonnte (©. 156). §au|)tftücE XIV: Sßie bie
§ejen ben S^l^ieren fc^oben lönncn (<3. 156 — 159). Stm
l^öufigften werben bie Sül^e burc^ bie §ejen ber 3D^iIc^ beraubt,
©g gefc^ie^t fo: bie |)eje ftö|t ein 3Jieffer in bie Sßanb, ruft i^ren
Xeufel unb trägt il^m auf, biefe ober jene ^ui) trocEen ju mad^en.
S)ann fängt fie an, an bem SKeffer ju melfen, unb bie 9JiiId^ ber
betreff enben ^u^ fliegt au§ i^m l^erüor. SBenn man bie§ bem
SSoIfe :prebigt, fo fd^abet e0 be§t)atb nii^tl, weil nur ber biefe
©ad^cn fann, ber öorl^er ben ÖJIauben oerleugnet f)at. @oIct)e§
fotl ge^rebigt werben, um Slbfd^eu ju erregen (©. 157).
SSir fennen ^emanb, ber auf folgenbe SCßeife Oorgüglid^e 9)?aibutter
(Optimum butyrum Maicum) gemad^t i)Ot. (Sr ftieg in einen S3ac^,
bewegte mit ben §änben ba§ SSaffer t)inter feinem 9tücEen, f;3rad^
gewiffe ^öuberworte unb brad^te in furger 3eit eine gro^e SJZengc
fd^önfter 9Jlaibutter iieröor (@. 157). ®ie§ SSuttermac^en Wirb
bann nod^ auSfü^rlid^ auSeinanbergefe^t. SBein wirb auf ö^nlit^e
SBeife ^ergefteltt: teere glafd^en füllen fid^ üon fetbft. B^^ei ^ejen,
mit ^iamen 2Igne§ unb 5(nna, bie in 9laöen§burg eingeäf d^ert
würben, l^aben geftanben, halß fie eine gro^e Qaf^l üon ^ül^en unb
^ferben burc^ Qanhtxtx getobtet t)aben. .^irten f)aben beobad^tet,
ba| mefirere (StücE SSie^ nad§ einigen Suftf:prüngen ^lö^Iic^ tobt
umfielen: ein SBer! be§ STeufelS. Unter bem Stli^enüiel^ ift biefe
2(rt üon S3e^epng befonberS l^äufig. ^auptftüct XV: SGBie ®e=
Witter unb §ogeI erregt werben (8. 159 — 162). ^n einem
Drte ber ©iögefe ^onftang ging ein furchtbarer |)agelfd^lag nieber.
S)a feftgeftettt würbe, ha^ i>a§> Unglüd burc^ Qaubtxii entftanben
War, übernal^meu wir al§ Snquifitoren bie Unterfud^ung. Qwd
11. ^ejenliterotur. 407
befannte §efen hjerben oon unl gefoltert, unb nacfibem fie mit
§ülfe be§ Sauhtx§ ber ©c^iüeigfamfeit ben erften @rab überftanben
l^aben, gefte^en fie beim §n)eiten: fd^on über 18 ^a^re trieben fie
mit bem 'leufel Unjuclt; fie f)ätten auf S8efet)I be§ Seufelä unter
einem 33aume, ben fie genau be^eid^neten, ein £o(^ gegraben, SSaffer
l^ineingeg offen, e§ mit bem Singer bett)egt. SDann fei ba§ 233affer
a\i§ bem ßod^ üerfij^wunben unb ha^ Untüetter entftanben. SBä^renb
ber ganzen 3eit ftanb ber ^^eufet babei. SBunberbar fei getoefen,
ba^ fie am folgenben Xage, al§ fie wieberum gefoltert föurben, ge»
nau boöfelbe, ol^ne 2tbn)eicf)ung, befannten. 93eibe ujurben ein»
geäfc^ert (@. 162). ^ouptftücf XVI: SBie auf brei 2(rten
HJUnner (Sc^n)ar§funft treiben (S. 162—169). S8efonber§
f(^Iimm finb bie fd^n)ar§!ünftlerifc|en ^feilfc^ü^en, bie am S^ar--
freitag t)a§ S3ilb be§ ®elreu§igten mit Pfeilen burd^bo^ren. Sie
finb fo fidler im ©d^iefien, ta^ fie einen Pfennig üom ^opf eineä
ajJenfd^en I)erunterfc^ie^en fönnen, o^ne ben ^opf ju »erleben. S)a§
!önnen fie nur mit §ülfe bc§ %m\d§. SBir bringen einige Zl^aU
fachen: (Sin foli^er ^feilfc^ü|e War in ber ^Begleitung be§ ^erjogS
ebcr^orb mit bem ©arte üon SBürttemberg. Säglid^ fonnte
er breimal mit unfeljibarer ©id^er^eit ^en^i^b tobten, unb jföar,
weil er täglich brei Pfeile in ein ^rujifig \6)o% 5tu§ §a^ gegen
bie i^t 2)reifaltig!eit liebt ber teufet bie ®rei§af)f. 2tud^ ber
^eü^Sc^uB auf ben Stfifel gefc^a^ burc^ ^^^ii^ei'ei (®- 163). ^m
SJonnentlofter §o^en§orn bei ^onftonj ift ein öon einem ^feil
burd^boi)rte§ ^eu^ §u fef)en, au§ beffen Söunbe S3Iut fliegt, ©in
©c^waräfünftler l^at bie Unt^at ooHbrad^t, wofür er getöbtet worben
ift. Surften, bie fid^ fold^e '45feilfd^ü|en fialten, finb aU ^e^er ^u
be^anbeln. 3^^^*^ Srage: SSerfd^iebene SIrten, "oe-n Qauhiv
§u befeitigen («S. 160 — 210). ©inen teuftif(^en Qanhtx burd^
einen anbern §u öertreiben, ift unerlaubt. ®§ giebt aber boc§
Sluinafimen. S^^ -B^it be§ ^opfte§ 9iifoIau§ V. fam ein beut=
fcf)er Sifc^of nac^ 9ftom, ber eine ©eliebte bei fidf) ^atte. 2)iefe
wollte ben S3ifc^of feiner 8c[)ä^e wegen tobten unb betiejte i^n mit
einer fd)Weren ^ranf^eit. ©ine anbere ^i]ct offenbarte i|m, bafe
er getjeilt werben fönne, wenn feine beliebte, bie i^n be^ejt ^atte,
ftürbe. ®a ber Sifc^of nid^t unüberlegt ^anbeln woßte, Iie| er
ben ^apft um 9iatt) fragen. Ser ^apft Hebte ii^n ©ifc^of
408 2)ritte§ 58u(^. ^apfttf)um unb ^eEettunireien.
fefir unb geftattete, baf[ üon §tt)et Uebeln ba§ üeinere,
nämlid^ ber 2;ob ber §ej:e, geiüäf)It tüerben fönne. 2)ie
§eje ftarfe burd^ ^^n^crei, ber 93ifc^of 50g mit t^reube (cum gaudio)
nac^ §aufe. ^u biefem ^aUt i)'t §u bemer!en, ba^ eine ©rlaubni^
(dispensatio) fein allgemeine^ ®efe^ ift; baraug, ta'^ ber ^apft
:^ier biäpenjirt f)at, folgt nic^t, ba^ oud^ 2Inbere fo ^anbelu bürfen,
tuie ber SSifc^of ge^anbelt f)at (@. 173). 1 |)auptftüc! I: ^irc^«
lid^eg Heilmittel gegen bie S^eufel in 9)Jann§> unb 2Bei6§«
geftatt. ^n ^obleng lebt ein unglüdtidier 9Jfeuf(^, ber jo be»
l^ejt ift, ha^ er in 65egeutuart feiner grau 5Itte§, iüa§ §um cl^c»
liefen 3l!t ge'^ört, tf)ut unb baüon nid)t abgehalten werben fann,
obfd^on S^liemanb ein SBeib fielet, mit bem er ben ?lft üollgie^t.
©ine beftimmte §eje ift fel)r üerbäc^tig, i!^n fo be^ejt ju ^aben.
Slbcr bie iöe^örben finb bort ju läffig, bie§ SSeib föegen fd^luerer
Stnäeic^en gu »erfolgen (S. 178). Gine Sf^onne geftanb, ba^ fie
fid^ lange mit bem 'Xeufel abgegeben fiabe, unb obtüo^I fie beid^tete
unb fommuni^irte, !onnte fie tion ben |)eimfu(^ungen biefeg 2;eufel§
nid^t befreit merben. Gin ^riefter §atte fid^ er^öngt, feine ©e»
liebte ging in'§ ^lofter, tüurbe aber üon einem Xeufet in 9}Jann§<
geftolt üerfud^t. Slreu^jeid^en unb Söei^föaffer l^alfen nid^t öiel;
ba§ 2(öe 9Jiaria f)alf am meiftcn (@. 179). fjrauen unb SKäb^en
mit fd^önen paaren merben ftörfer üon ben Teufeln beläftigt
(<S. 180). Sin SBeib, bie lange 3af)re mit einem Teufel Un^uc^t
getrieben ^at, loirb üom f)I. SSernavb belehrt. 3unt @c^u| gegen
if)ren {)öllifd^en Siebijaber giebt er i^r einen ©torf, ben folle fie
in t^r S3ett legen. S;er @c^u^ ertoieg fic^ at§ tüirffam: ber Xeufet
fonnte nur me^r an ber "X^uxt be§ ^^i^^e^"^ £ärm mad^en.
(Sold^e Xeufel fird^Iid^ §u ejfommuniäiren, ift auc^ ein gute§ SDtittel;
felbft §eufd^redEenf^lüärme merben burd^ bie Ggfommunifation üer-
fc^eud^t (@. 180). 2Kan folt ben SSeibern in S5e§ug auf i^ren ge-
fd^Ied^tüd^en Umgang mit bem SEeufel nic^t leitet glauben, fonbern
nur jenen, bie ©oldfiey in itiren eigenen Letten erfahren l)aben
(@. 181)! |)auptftücf II: Heilmittel für bie, tüetd^e in
1 SSelcf) eine „Tlotai" offenbart ftd^ in biefer ®efc^irf)te! 5t6er un=
befangen wirb fie üon ben betben päpftUc^en %i)eoloQtn unb ^nquifttoren
üerbreitet, unb bie firc^Iic^e Qenfurbetjörbe l^at nid)ti§ an iljr auääufe|en.
II. ^ejenliteratur. 409
tfirer 3eugung§fäf)tgfeit be^ejt luerben S. 181 — 184). 'an
Unflätf)igfeit leiftet biejer Slbfrfinitt ta^ Unglaublidöfte. ^aupt--
ftücf III: Heilmittel gegen angef)et*tc Siebe ober ange =
l^eyten öaB (©• 184 — 187). ^n Sinbau tuurbe ein fc^öneä
SDJäbcfien Don einem ^riefter jur Siebe ju i£)m bejaubert. SItlein
fie blieb tugenb^aft, pilgerte nac§ Sinfiebeln unb fam befreit
jurücf. §auptftürflV: Heilmittel für bie, benen ba» männ-
liche ©lieb burd) 3iuberei genommen n)irb, unb für bie,
meldte in 5^f)iere üermanbelt merben S. 187— 189 . ©egen
|)ejen, hk fic^ felbft in ^I^iere oeriranbeln, ift aU befte» |)eilmittel
"Da^ anjumenben, toa^ mx im britten 2^eile fagen toerben öon ber
Stuörottung ber §ejen burdi ben mettlic^en Uxm. öauptftücfV:
Heilmittel gegen bie Sefeffen^eit [2. 189 — 193,. 3itnöcf)it
iüerben ©eichte unb Kommunion empfol^Ien; meitläufig wirb bie
grage erörtert, ob nic^t bem Gmpfang biefer Saframente bie burc^
bie Sefeffen^eit ^eroorgerufene Unjurec^nungSfä^igfeit be§ Sefeffenen
entgegenftef)t. 2;en (5jor§iften tt^irb eingefct)ärft, in ber 3lu§übung
i^re§ 2(mte» nic^t mit ben auSjutreibenben Xeufetn ungejiemenbe
©c^erje ju machen ^Sjorjift ift ein SIerifer, bem burd^ eine tirc^*
Iid§c 2Bei§e — eine bon ben fogenannten oier nieberen SSei^en:
ordines minores — ba§ 21 mt übertragen nnrb, Xeufel augjutreiben].
®ie beiben pä^^ftlic^en ^nquifitoren erjä^Ien ju biefer ©rma^nung
folgenbe ®efd)ic^te: ^m ^ominüanerflofter ju Üöin mar ein §u
©d^erjen aufgelegter, aber aU !leufelau»treiber berühmter (famosus)
^lofterbruber. 'äU er einft innerhalb feinet ßlofterg einen leufel
auftreiben tüotlte, fragte i^n ber Xeufel, mol^in, burd) meldten Drt
er ausfahren fotle. ©c^erjenb antraortete ber ^^ater : Sa^re burd^
unfern Stbort aug. ^n ber folgenben 5Jtad§t mußte ber ^ater ben
2tbort auffud^en, bo |)einigte ber Xeufel if)n bort fo, baß er faft
geftorben märe (8. 191). ©emiffe Kräuter, mie ba» fogenannte
Sieufelefraut, ober gemiffe Steine barf ber Sjorjift jum 2(u§treiben
ber 2;eufel benu^en. ©r mufe nur nid^t glauben, baB biefe lauter
unb Steine bie 2(u§treibung unmittelbar bemir!en. H'^"P^f*^<^ ^'I-
S)ie ßi-orjismen ber ßircbe aU Heilmittel (S. 193 — 203).
©ine lange Slb^anblung ood ber 2^or^eiten: gefdjriebene ©jorji^men
unb Sprüdie fönnen um ben ö^i^^ getragen werben. S5efonber§
fräftig tuirtt, ben Stnfang be» So^önne^eoangeliuml, aufgefcbrieben,
410 %titttä 93uc^. ?ßo^)fttf)um unb ^ejenuntuejen.
um ben ^ai§ gu tragen (8. 199). Slucf) fönnen bie S3e^ejten Be»
bingungStoeife toiebergetauf t loerben, tüeil tiielleid^t bei i^rer
erften Xoufe ber ©joräiSmuS gar nid^t, ober ungenügenb ongetüanbt
lüurbe (©. 200). Zuweilen nimmt ber S^eufel öon Senianb S3efi^
nid^t h)egen ber eigenen SSerfd^uIbung be§ 83etreffenben, fonbern
wegen einer leichten (Sd^ulb eine§ 2(nbern (pro levi alieno). §ou:pt»
ftürf VII: Heilmittel gegen ^agclfd^log unb gegen bie S3e=
feffenfieit be§ SSie^S ((S. 203—204). Xa§ Sßie^ ju fegnen unb
ba§ SSaterunfer über e§ ju fpred^en, :^ilft häufig gegen SSe^epng.
Um bie ^üf)e ju üerjaubern, fud^en fidö bie ^ejen äRild^ ober
Sutter §u üerfd^affen. |)au§frauen fotlen ht^^atb umfic^tig fein,
ftiem fie S3utter ober 3J?iId^ geben (@. 205). (SJelingt e§ tro^ aller
aiiü^en nic^t, ben 'tüa^m ju 33utter §u machen, fo werfen manche
9)^ägbe, um ben S^^vibtx gu breiten, unter SInrufung ber §1. 2)rei«
faltigfeit unb Stbbetung be§ SSaterunfer brei fleine SutterftücEc^en
in iia§' S3utterfa^. 2)iefer ©ebraud^ ift nid^t ju tabeln, wenn er
im SSertrauen auf ©ott üorgenommen wirb (@. 205). ©tirbt ha^
SSie^ burd^ SSe^epng, fo fott man unter ber ©d^wette be§ (Staüeg
bie @rbe umgraben unb fie mit SCßei£)Woffer befeuchten. SDenn bie
|)ejen l^aben oft geftanben, ba^ fie be()ejte SDinge unter ben %t}üx''
fc^Wetlen anbringen, wie «Steine, §0(5, SJJäufe, Schlangen. ®egen
§agelfd^lag ift ba§ folgenbe |)eilmittel auf§ fic^erfte erprobt worben
(verissima experimenta) : man Werfe brei ^agelförner unter Stn--
rufung ber ^I. S^reifaltigfeit unb S(bbetung be§ SSaterunfer unb
be§ ©egrü^et feift bu 2Jfaria in'§ geuer. Sft ^(^^ |)agetwetter
burd^ S3e'^epng entftanben, fo ^ört e§ barauf^in fofort auf (8. 206).
Sine §eje geftanb, Hagelwetter fönnten burc^ folgenbe SSorte be«
fi^woren werben: ic^ befc^wöre euc^, i[)r Hf^ge^^örner, burd^ bie fünf
SSunben (£t)rifti unb burd^ bie brei 9ZägeI, bie feine ^änbe unb
§ü§e burcC)boI;)rt l^aben, unb burc^ bie oter ^eiligen (äüangeliften,
ta'^ i^r euc^ in SBaffer auflöfet. Hau|3tftücf VIU: ^titmitttl
gegen einige gel^eime Stnfed^tungen be§ S^eufelS (@. 208 bi§
210). ®egen (Srbwürmer unb ^tn'idjxtätn ift bie ©jfommunüation
erfolgreid^. Sine anbere fd^redliclje Bu^^ffung ®otte§ befielt in
ber Unterfd^iebung öon ^inbern burdC) bie SEeufel. ®rei SIrten
fol^er SSec^felfinber giebt e§: einige finb nie gu befriebigen, ob=
wo^t öier Slmmen if)nen it)re Tlxid) geben, anbere finb mit H^^e
II. öejenitteratur. 411
oon Xeufeln in 9JJanne§geftaIt gejeugt. @nbli(^ britten§ nehmen
äumeilen Xeufel bie ©eftalt oon fteinen ^inbern an (@. 208).
S;a§ le^te |)eilmittel ber ^ird^e gegen bte ^e^en ift i^re
5:öbtung; ba§u ift jie naä) göttlichem 9lec^t öerpfüd^tet;
benn e§ ftef)t geschrieben: bie tauberer foltft bu ni^t
leben laffen. 5)iefe Uxt tann nur burrf) ben tt)eltlic^en
SIrm ticrnid^tet toerben (@. 209). ©inige oerfi^reiben fic^ bent
2:eufet, um (5JeIb §u erlangen, gür fie ift ba§ befle Heilmittel bie
Söeid^te. S)a§ 3e^<^e" ^^''^^^ Söefreiung üom Teufel befte^t barin,
\>a% ba§ ®elb in i§rer Sörfe nad^ ber $8eic§te üerf(^n)unben njar.
S)afür fönnten tüir tiiefe Slfjatfat^en anführen.
dritter 2;^eil:
2)tc rid^terltd^c 2;^ätig!eit gegen bie |)ej:en unb ^e^er.
(Srfte i^rage: SBer ift ber red^tmäfeige §egenric^ter? (@.210
bis 225). (5igentlic|e ^efenrid^ter finb bie |3äpftlic|en
Snquifitoren. %k W)\i<ijt ber S5erfoffer ift ben geiftüc^en unb
hjettli^en 9lic^tern genaue Einleitung ju geben, tt)ie fie gegen ^ejen
unb ^e^er üorjuge^en f)aben. Sier $roje^ tüirb eingeleitet ent=
njeber burcE) bie eiblii^e Stu§fage eineis Xenunjianten ober auf ben
Übeln Stuf ^in, in bem eine ^Serfon fte^t. 3^cite 3rage: SSon
ber Sa^i ber ^eitS^i^ (®- 225 — 226). 2(n unb für fic^ genügen
§tt)ei Belesen') attein wegen ber llnge{)euerlic|!eit be» SSerbrec^enS
follen e§ bocf) mef)rere f ein ; au^er ber Stngeüagte ftel^e in fc^Ied^tem
9?uf. ©ritte grage: $ßom 3wange gegen bie 3s"9en
(@. 226). 2)ie Beugen fönnen ^ur eiblicEien 5(u»fage ge^njungen
toerben. Sßierte t^rage: $8on ber 33efdjaffent)eit ber3eugen
(©. 227). 93ei biefem ^roje^ merben aU ^^"gei^ guge^fen:
©jfommuniäirte, ^efeer, 2Jiitfc^uIbige, Wiener, ^nfonte, ßinber, @t)e-
gatten, le^tere begfialb, lüeit gerabe it)r 3eugniß fe^r wert^öoH ift.
@ie werben aber nur gegen ben 3(ngefcE)uIbigten, nid)t für i^n
§ugelaffen. 5(ud^ SKeineibige !önnen B^i^gen fein, i^enn ange=
nommen werben fann, baß fie §u ©unften be§ ®Iauben§. b. ^. al§
5Inf läger ber |)ej:erei jeugen wollen, {fünfte gi^age: können
Xobfetnbe oB Beugen gugelaffen werben? (©.227—228).
^^obfeinbe b. ^. foIdEie, bie bem Slngefd^ulbigten wirflid^ nac^ bem
Seben getrachtet l^aben, finb nic^t jujulaffen. Stnbere geinbfc^aften.
412 ©rittet 93ucf). ^a^[ttt)um unb ^ejcnuninejen.
befonber§ fold^e tion SBeibern, machen gur ^eitgenfc^aft nid^t un*
fä^ig, tuenn auc^ bie 2tu§fagen fotifier ?5einbe nt(|t ganj üolltüerttjtg
finb. SJiit 5tnberen jufammen !önnen jie aber einen tiolten 33eh)ei§
bilben, befonberS ttjenn bcr Stngeflagte auf bie Srage be§ 3fti(^ter§:
ob er einen ^einb ^abe, antwortet: nein, ober njenn er einen
onbern aU ^^einb begeid^net, al§ ben, ber gegen i^n §eugt. S)ann
ift ein jolt^er QtüQ^ nidjt äurütfjuttieifen, auc§ ttjenn 2lnbere fagen,
ta^ er nur au§ geinbfd^aft 3cugni^ ablegt (@. 228). @§ finben
fic^ oiele Unüuge, bie ta^ ^ei^S^i^ foId)er Seinbe, befonber»
wenn e§ grauen finb, ni^t gelten laffen hjollen; aber biefe Un»
Hugcn urt^eilen tüie ber SSIinbe öon ben färben. (Sechste r^xaqt:
SBte ber ^roje^ weiter gu führen ift? 2Bie bie ^^ugen
unb h)ie bie 2lngefci)ulbigtegu befragen finb? (@. 228 — 231).
5E)a§ SSerfa^ren foll abgetürgt unb of}ne geri(^tli(f)en Särm fein.
SJJit ben Beugen ift ein ^rotofott aufjunel^men. ©enügen bem
Slic^ter bie Stugfagen, fo fott er bie 2tngef(^ulbigte üorlaben ober
fi(^ fofort if)rer ^erfon bemächtigen. $ßor£)er fott untiermut^et i^re
Söo^nung burij^fuc^t unb atte§ SSerbäd^tige bort befd^Iagnat)mt
hjerben. SDer 9(ngefd§ulbigten njerben folgenbe gragen geftettt: Db
i^re ©Item nod^ (eben; ob fie eine§ natürlichen Xobe§ geftorben
ober eingeäfd^ert loorben finb ; tüo fie auferjogen ift, ttiobei ber
9iid^ter barauf §u ai^ten t)at, ob e§ ein Drt ift, an bem e§ üiele
^ejen giebt; warum fie it)ren 2öot)nort gewe(i)felt l^a'bt; ob fie öon
^e^ereien gefiört tjabe? |)ierbei ift §u beadf)ten, ba^ bie ^egen
juerft meiften§ leugnen; rooraug ein fd^wererer SScrbad^t ju
entnel)men ift, al§ Wenn fie mit ja antworteten. SBetter ift
gu fragen : Warum bie Seute fie fürchten ; warum fie bie§ ober jene§
feinblictie Söort gefpro(^en '^aht; wie e§ gefommen fei, ba^ jeneSSinb
ober iene§ SSie§ beljejt würbe; warum fie ta ober bort im «Statt
gefe'^en Worben fei; warum iljre ^üije, obwohl weniger an B^^t ^oc§
me^r 3Jiitct) geben, al§ bie it)rer 9^ad)barn. «Siebente grage: SSer«
ft^iebene SSebenfen werben befeitigt (S. 231— 233). 2Ba§
fott gefd^etien, wenn. Wie e§ meiftenS gefc^ief)t, bie 3tngefd^utbigte
leugnet? ®er Stid^ter ^at auf brei SDinge gu acfiten: auf i^ren
fct)IedE)ten 9tuf, auf bie öortjanbenen ^ngeidEien unb auf bie B^US^"'
auSfagen. 2(uf ®runb biefer brei S)inge, wenn fie aud^ nid^t atte
gufammentreffen, !ann ber Stid^ter bie 5(ngefd^ulbigte aU ber fe^e--
II. .tieEcnliterotur. 413
rifc^en ^ejerei ergeben Betrad^ten. S)ie bei i^r gefunbenen gaubC'
rifd^en ®inge gelten aU tf)at[äd)Iic^e Slngeid^en (indicia facti). SSer
tro^bem leugnet, fann ieftraft toerben, benn: irer burd^ bie l^at
ober bnr(^ Beugen überfül^rt h)urbe, gefte{)t enttueber ober er
leugnet. ®eftef)t er unb bleibt er babei unbu^fertig, ']o ift er bem
)üeltli(f)en %vm ju übergeben, um J)ingerid^tet ju werben; bereut
er, fo ift er einsuferfern. Seugnet er, fo ift er gleidEifaüS al§ Un--
bulfertiger bem ttjeltüc^en 5lrm gu überliefern. SBenn ein 9lic^ter
eine ^ngef(f)ulbigte für mehrere ^afire im ä'erler beläßt, unb tt)enn
fic bann, burc^ bie Dualen be§ ^er!er§ gebrochen (depressa), i^re
SSerbrec^en belennt, fo f)anbelt biefer 3fiic§ter nid^t ungered^t, fou'
bern gererf)t. Std^te Srage: Cb bie 2(ngefdE)uIbigte einju--
fcrfern fei? (@. 233—234). 5)ie üernünftigfte STnfidit fdieint ju
fein, iia^ Urt^eil über bie ©inferferung bem Srmeffen be§ ütic^terS
ju überlaffen. 33ei ber SSert)aftung f)at gotgenbeS ju gefc^e^en:
eine fef)r genaue ^au§burc£)fud^ung na^ B^ii^^'^^^tteln ; e§ barf
ber ^ege feine B^it getüä^rt toerben, in i^r B^^i^nter ^u get)en, ireit
fie fonft Bawbermittel mit ficf) nimmt, um fid^ mit bem B^uber ber
@rf)rt)eigfamfeit gu ruften. Um biefen Qaubtx ber Sd^rteigfamfeit
nic^t gur ©eltung fommen ju laffen, ift e§ ertaubt, bie p öer»
l^aftenbe §eje ptö^tidE), unüerfeiienS üon ber @rbe in bie ^öt)e 5U
tieben unb, bamit fie bie örbe nic^t met)r berühre, fie auf einer
Xragba^re ju tragen. S)urct) bie @rfaf)rung unb burc^ eigenes
©eftänbni^ üieler eingeöfdöerter |)e£en ftefit nämlid^ feft, ba^,
h)enn fie nur einmal mit bem gu^e bie @rbe berül^ren, fie fic^ be=
freien unb jugleicE) üiele ber Umftefienben buri^ 93Ii§e tobten fijnnen
(@. 233). 3fJeunte grage: Dh ber 5lnge!Iagteu bie^fiamen
ber S3elaftung§5eugen ^u nennen finb? (@. 234 — 236). 55er
Sfiid^ter ift in feiner SBeife OerpfIicE)tet, bie B^i^öen ju nennen; er
!onn e§, hjenn bie B^i^S^n fetbft e§ njünf(^en. 3)er ®runb für
ba§ SSerfd^ttieigen ber S^amcn liegt in ber großen ®efa(jr für bie
Beugen. 2Ber bie Singeber unb Beugen nennt, öerfäKt ber ©gforn*
munifation. B^tinte t^rage: SSon ber 58ert!^eibigung unb
ben Stnnjälten (©. 236—237;. ^ie Stngef tagten fönnen fid^
nic^t nacf) S3elieben einen 2tnn)att nef)men, fonbcrn ber 9(nttia(t
wirb bom JRid^ter beftimmt: aud^ bem 5(nrt)alt foßen bie ^^iamen
ber Bc"9C" nic^t genonnt werben, fonbern nur ber Snt)alt i^rer
414 ®ntte§ 93uc^. ^a^ytt^utn unb ^ejenuntüejen.
9tu§fagc. 2tud^ fott ber 9li(i)ter bem Slntüolt bor^alten, ba^ er
fi^ nic^t burd^ bie SSert^eibigung jum SBegünftiger ber ^e|erei unb
baburd^ ber ©jlommunifation frfiulbig ma6)t. Sft a^ei^ ber Slnlüott
nac^ bem Urt^eil be§ 3ftt(f)ter§ ein eifriger Tlann, ber bie ©ered^»
tigfeit liefet, fo fönnen i^m aud^ bie 'Slamm ber 3^U9f" genannt
roerben, aber er mu^ fd^trören, fie ge'^eim §u {)alten. (Slfte
grage: 2Bo§ t^ut ber Slntüolt, wenn i^m bie S'iamen ber
Beugen uid^t genannt werben? (@. 237—239). (gr foll \i<^
üom S^iid^ter ben ^n^fllt ber B^ugenau^fagen geben laffen unb ben
SlngeÜagten jur ©ebulb ermal^nen. SSer!§orrt ber SIngeHagtc auf
bem SSerlangen ber 9^amen§nennung, fo foll ber Stntnalt il^m fagen:
au§ ben ?(u§fagen !onnft bu ja erratf)cn, tüer bie Beugen finb;
benn bu foltft bie§ ober jeneS ©inb, biefe ober jene ^u"^ be^ejt,
bie§ ober jeneg SDroJitüort gef^rod^en l^aben. 2)obur(^ bringt er
bie Slngeflagten bot)in, entttJeber §u fagcn, bie Slugfogen ftammten
üon geinben, ober ju gefte^en, bo^ fie folc^e 2)ro£)tt)orte gefproc^en
^aben. S)ie ^Ric^ter foHen bann gunäd^ft unterfud^en, ob bie geinb=
fd^oft eine tüirflid^ töbtlic^e ift, b. I). eine fol^e, bie ben %o\> be-
obfid^tigte. S)er 9tidE)ter beadite, ha^ er bem Slntoalt nid^t
leid^tfiin glaube, ha^ geinbfdEiaft üorliegt (©.238). 3tt)ölfte
f^rage: Genauere Unterfu(^ung über bie Xobfeinbfd^aften
(©.239—241). ®er iRirf)ter foU ^ur ©rforfc^ung, ob 2;obfeinb>
fd^aft borliegt, einige liftige unb bered^nete Slrten (modi
cautelosi et dolosi) gur §anb §aben, bie er im §inbli(f auf
ba§ SBort be§ StpofteU: mit Sift !^abe id^ eutf) gefongen,
anlüenben barf. ©rfte 3lrt: ber 9ftid^ter überlaffe bem Stnge-
Üagten eine 5(bfd^rift ber B^ugenouSfagen unb ouf einem anbern
Sogen bie S^amen ber B^uQ^n- 2)ie 9lei£)enfoIge ber 2tu§fagen
foH ober nid^t mit ber 9?eif)enfoIge ber SHamen ber Beugen über»
einftimmen, fo ba^ ber 3tnge!Iagte fd^tüer ober gar nic^t ernennt,
ttiag 5lu§fage biefeS ober jene§ Beugen unb tüetd^e 5tu§fage au§
geinbfd^aft fei. @r mu^ bann aUe aU ou§ geinbfd^aft eingegeben
bejeii^nen, biefe attgemeine S3e§id^tigung hjirb bann ber Slid^ter
leidster al§ Süge erlüeifen !önnen. B^^eite 5trt: föie bie erfte,
nur ha'^ ber Sfiid^ter bem SSerjeidfini^ ber Stugfagen unb bem 35er=
geid^nil ber ^iamen 5lu§fagen unb 9'Jamen beifügt, bie fid^ gar
nid^t auf bie ©ad^e bei 5tngeftagtcn begießen. 2)ritte
II. §eEenItteratur. 415
5trt: ber Stngcflagtc tüirb gefrogt, ob er gtoube, ^iobfeinbe gu
^dbtn, bie entgegen aßcr ©otte^furdCit i^n be§ SSerbrec^enS ber
Räuberet anflagten. ®ann anttrortct er öteHeid^t unbebaut nnb
unüberlegt (impraemeditatus et improviaus), ol§nc ben S^^W ber
2lu§fagen ju fennen, nein, SSterte 2(rt: S)er 5tngeflagte wirb
gefragt: ^ennft tn ben unb ben? @r ntuf; antworten: ^a ober
nein; fagt er: nein, fo fann er nac£)^er, Wenn i^m ber S^iialt ber
2(u§fage be§ 93etreffenben befannt geworben ift, biefen ni^t mel^r
al§ ^obfeinb begeic^nen. (Sagt er: ja, fo foll er weiter gefragt
werben, ob er weijs, hal^ ber S3etreffenbe fid^ mit §ejerei abgegeben
l^abe. 5lntwortet er: ia, fo fott er gefragt werben, ob ber S3e=
treffenbc fein i^teunb ober fein f^einb ift. @r wirb gewi^ ant=
Worten: fein gi^eunb, um fid^ auf if)n berufen ju lönnen; bann
aber !ann er t{)n f|3äter nid^t mefir aU feinen f^einb beseic^nen.
5Intwortet er aber, er wiffe nid^t§ S3öfe§ oon i!^m, fo fott er aud^
gefragt werben, ob e§ fein g^eunb ober ?^einb fei, unb er wirb
fidler antworten: fein greunb, benn einen 2J?enfd^en, öon bem er
nic§t§ 93öfe§ wei^, wirb er nicEit aU geinb bejeid^nen. 'änä) bonn
fann er i^n f|)äter nid^t me'£)r feinen ?^einb nennen. Sreijel^nte
%vaQt: 2Ba§ ber Stid^ter üor ber (Sin!er!erung unb ber
Wolter SU beachten f)at (@. 241—243)? 3ur großem mar^eit
fott eine X^atfac^e angefüf)rt werben, bie fid§ in (Bptitv ereignet
l^at. Sin ajlann Wirb öon einem SSeibe, bem er nidE)t§ ablaufen
Witt, befc^im|3ft unb bebrof)t. 5((§ er fidf) umbret)t. Wirb ^lö^tid^
fein 9}?unb bi§ jum Dt)r t)inaufge§ogen unb bleibt fo ftefien.
9fJef)men wir an, ein fotd^er gatt wirb bem 5Rid^ter üorgelegt. Sft
ein foI(^e» SSeib aU offenbare §eje gu betianbeln? Unfere Srage
ift, toa^ t)at ber 9lid^ter gu t^un , um gur golterung fd^rciten gu
fönnen, bamit bie 2Bat)rf)eit ^erauSfomme, um bie Xobe§ftrafe
(punitio sanguinis) oerf)ängen §u tonnen? ®er 9^id^ter I)abc e§
nid^t eilig mit ber j^o^terung; unb jwar be^l^alb: wenn
®ott nid^t §wang§weife burcf) einen guten ©nget bie
teufetifd^e @d^Weigfam!eit brid^t, fo wirb bie SlngeÜagte
auf ber ^^olter fo em^finbung§Io§ bleiben, ha'^ fie fid^
e^er in (Stüdfe reiben tö^t, al§ bie2öa|r^ett §u gcfte^en.
S)e§^alb ift ober bie t^olter bod) nic^t ^u unterlaffen, benn uidEit
«tte §ej:en finb gleid^mäfeig mit biefer ©d^weigfamfeit behaftet;
416 ©rittet S3u^. $apfttf)um unb ^ejenuntoefen.
au^ erlaubt ber STeufel äulüeilen D()ne göttlichen B^^^fli^g ein ^^''
ftänbnil. SSiergeiinte f^tage: SSon ber 9(rt, toie bie 5ln»
geflagte gur Folterung ju öerurtt)eilen i[t; lüie fie am
erften Xoge ju foltern ift (@. 243—245). 2)er gtict)ter üer»
tünbet: SBeil bu fc^ftjanfenb bift in beinen 2Iu§jagen, üerurtfieite
iä) hiä), um bie SSa^r{)ett gu erfaljren, jur golter. 5Iudj lang«
lüierige ^erler^aft ift ein gute» SJlittel, ©eftänbniffe ju erlangen.
®ie golter foll juerft mä^ig oI)ne S3Iuttiergie^en angetüanbt lt)erben;
benn if)re 2öir!ung ift jtneifelfiaft, unb, wie eben ausgeführt n)orben
ift, oft ttiirb bie SSirfung burd^ Sauhtxti über^au^t bert)inbert.
[lUtramontane (Sc£)riftfteIIer, bie über ben „§ejenf)ammer" fctireiben,
^eben mit Betonung ^erüor, ba| bie SSerfajfer fogen, man fülle
nic^t gu fe^r geneigt fein, bie golter anjumenben. (Sie öerfc^ttJ eigen
aber ben @runb, ber für biefe „milbe ©efinnung" angegeben Wirb.]
SSirb gur golterung gefc^ritten, fo ift bie Slngeüagte ju entMeiben
unb tjon i^rauen ju unterfui^en, ob fie feinen ^anber bei fi(f) füJirt.
SEiann ermafint fie ber Stii^ter nocE) einmal gu geftetien, unb wenn
fie fi(^ weigert, beginnt bie {Folterung, ^ier ergebt fic^ bie grage,
ob ber 9fii(^ter burd^ bie j^olterung ba§ 2eben ber 51ngeflagten ge«
föl)rben barf ; ha fie \a boc^, wenn fie gefte{)t, getöbtet wirb? Xie
(gocEie ift bem fingen ©rmeffen be§ 9lic^ter§ ju übertaffen. S)ie
golter fott fd^wäc^er ober ftärfer angewanbt werben, je nac^ bem
einzelnen galle. ©efte^t bie 9(ngeIIagte ouf ber ^^olter, fo
foll fie an einen anbern Drt geführt werben, bamit e§
nid^t erfc^eine, ta'^ fie wegen ber ©c^mergen befannt
^aht. 2lm gweiten unb britten 5;age fann bie t^olterung fort«
gefe|t, aber ni(i)t erneuert Werben; benn erneuert barf fie nid^t
werben o'tine neue Stngeiifien. günfge^nte f^rage: SSon ber
gortfe^ung ber golter; öon ben 3ei^en, Woron eine
§ej;e er!annt wirb; üom ©c^eeren ber ^e^en (@. 245— 249).
®ie ©rfal^rung ^at ung auf "oa^ gewiffefte belebrt, t)a^ e§
ein fi(^ere§ 3^^«^^" ^f*' ob bie 5(ngeflagte eine |)eje fei, wenn fie
wäijrenb ber f^olter, obwohl bagu oufgeforbert, ntdE)t weinen
!ann. Um fie ju wafiren XI)ränen p bringen, fott ber 3fiidE)ter
ober ein ^riefter it)r bie §anb auf ben ^o|)f legen unb fpred^en:
Sd^ befd^Wöre bici) bei ben bitteren X^ränen ®t)rifti unb bei ben
"^ei^en X^xamn feiner glorreid^en SJJutter unb bei atten 2:^ränen
II. §cjcnIitcrotur. 417
aßer ^eiligen, H^ bu, toenn bu unfc^ulbig 6ift, 2;f)räncn Oergte^eft,
joenn bu aber jcfiulbig bi[t, nti^t. ^m S^amen be§ SSater§ unb
beg @o^ne§ unb be§ f)t ®eifte§, 5tmen. 2)te ©rfa^rung |at un§
geleiert, ha^ je l^eftiger mon bie 3(nge!Iagten befd^tuor, um fo
weniger fonnten fie deinen, obwohl fie fid^ anftrengten. 2Bic
ober, njenn unter @otte§ ^ulaffung burd) bie S3o§^eit be§ XeufelS
eine ^ege toeinen fann? ^a bie Sflatfifi^Iüffe ©ottel tierborgen
finb, fo mü^te fie, wenn feine anberen SSetüeife öor^anben finb,
unter Slbfc^lüörung ber ^ejerei entlaffen föerben. 3f{ic§ter unb
Seifiger fotten njo^I ad^t geben, fic§ unter feinen Umftänben öon
bcr Slngeftagten berühren ju laffen, befonber§ nid^t an ben ^anb»
unb 3lrmgelenf en ; fie fotten geweiftes ©0(5 unb getueifite Kräuter
eingett)icfelt um ben |)a(» tragen al§ Heilmittel gegen SBe^epng.
2Iu§ unferer ßrfafirung Ujiffen n)ir, ba^ uiele §ejen if)re Werfer«
meifter gebeten l^aben, i^nen ju ermöglichen, ha^ fie ben Slid^ter
juerft fe^en. 2)urrf) bie§ erfte 2(nf(f)auen t)aben fie bie ©efinnung
be§ 9tict)ter§ fo geänbert, 'i)a'^ er fie frei Iie§ (<S. 247). SBenn e§
leicht ge^t, fott bie ^ejc xMtoäxt^ bem Slit^ter üorgefü^rt werben.
S)ie §aare ber ^ejen foüen am ganzen ^öxpn gefd^oren
werben; oft ^aben fie ifire 3oubermitteI on ben geiieim«
ften ©teilen, bie man nic^t nennen foll, unter ben paaren
öerborgen.i ^n ^agenau ^at eine ^eje au§ einem getöbteten
1 S)iana in jeinen Resolutiones morales, ridjtiger f)iefeen fie immorales
(ögicf). oben ©. 61 ff.), giebt btefe jcfieufeli^e Sßorfc^nft au^ unb belegt i^re
333irfjamfeit burc^ 93eijpiele: „gft ®runb jur Slntia^me, bafe iia§ Seugnen
ber ©efolterten burd) ein Qaubertnittel ^eröorgerufen ift, fo jotlen ben Stn-
geflogten bie §aare am Slörper abgeschnitten roerben, »eil bie Qanbn^eiijin,
rooburc^ fie unempfinblid) geniacf)t rcerben, §roijc^en ben paaren üerborgen
werben, f^otgenbe gäöe l'eien in Sourgeg unb 9ieapel Dorgefommen:
groei |)ejen waren jc^on me^rmalä gefoltert worben, of)ne bofe fie befannt
t)atten. ®a fiel einem ber 9Ric^ter ein, ia^ bie §oare an ben ®efc^Iect)t^=
t^eilen nocfi nicfjt abgefc^nitten feien (eam non esse tonsam in pudendis
tarn retro et ante)!! ®iefe §aare würben abgefc^nitten, unb fogteid) wirfte
bie golter: bie ®eftänbniffe würben abgelegt. 3*^^!^^" biefen .'gooren be=
fanben ficf) nämlic^ auf einem Sottet SBorte öom Xeufet gefcf)rieben!" ^m
3(nfcf)lu§ an biefe „wahrhaftige" ST^atfacfie ermahnt 2)iona feine ÄoHgen,
bie ^npuifitoren , mit Umfielt Oorjuge^en. 58or ber ^^o^ter feien bie 2ln=
gefc^ulbigten mit SBeif)Waffer ju befprengen; ober man loffe wä^renb ber
golter einige Söac^^tropfen öon einer geweiften ^er§e auf fie tropfen; ba§
t). .V)oen8btoccf), *lJapftt^um. I. 27
418 ®ritte§ S3u(^. ^a:pfttf)um unb ^CEenuntüejen.
ungetauften ^inbc, bo§ öerfirannt unb im SJlörfer jerfto^en hjurbc,
ein ^flitbermittel ber Sc^ttieigfantteit bereitet. @§ ift flar, ba^ ein
folc^eg SDiittet auf natürliche SBeife nid^t ^ergeftettt toerben fann,
auc^ wenn man t)unberttaufenb ^nber töbtete. 3tl§ in 9fiegett§=
bürg einige ®e|er üerbrannt werben füllten, blieben fie im
geuer unüerte^t; auä) !onnte mon fie nid^t ertrönfen. @(^on
wollten ©inige glauben, fie feien feine ^e|er, aU ber für feine
^erbe beforgte S3if(^of ein breitägige§ gaften anfagte. ®a enbüd^
bradEite man in (Srfa^rung, ha^ biefe ^e^er unter bem Strm, ätoifd^en
§aut unb Steifd^, ein ^^w^ermittet eingenöl^t l^atten. 3)lan ent»
fernte e§, unb ba§ ?5euer üer^e^rte fie (@. 248). ^n ^eutfc^^
lonb gilt bie§ «Scfieeren ber |>ejen an ben gel^eimen ^örperttieiten
für unanftänbig; beS^alb '^aben mir e§ bort nic^t getrau. SSir
l^aben ben Qau'btx be§ (Sc^toeigeng gebrochen, inbem mir, nacf) 3lb=
fcEineiben ber ^opffiaare, bie |)e£en nüd^tern SBei^maffer, mit ge--
fegnetem 2Ba(^§ üermifc^t, trinfen liefen. Sn anberen ©egenben
laffen bie Snquifitoren ta^ ©d^eeren üornefimen; fo ^at un§ ber
Snquifitor tion ©omo mitgett)eilt, ba§ er im berftoffenen ^a^r
(1485) ein unb öierjig §ejen eingeäfc^ert ^at, nacEibem fie
om ganzen ^ör^jer gefc^oren morben waren. S)a§ ift im Ort
SBormbferbab gefd^etien (@. 249). (Sed^Sge^nte Silage: SSon
ber jWeiten 2(rt be§ SSer^örS (©.249—252). S)ie ^tTctn
füllen an Sefttagen unb wä^renb ber j^eier ber SDleffe üerfiört
werben. @e^r wir!fam ift, ber §ege ein ©^jrud^banb um ben
|)aB ju fcf)Iingen, ba§ bie fieben SÜßorte S^rifti am ^reu§ trögt
unb fo long ift, wie @:^riftu§ gro^ War. SDa§ jwingt fie jum
(SJeftänbni^. SSorl^er gebe man i^r nod^ einen ©d^Iud 2Seit)Waffer
unb beginne bann bie j^olter auf'§ neue, 'änii^ Ie|rt bie (Sr«
fa^rung, hal^ bie §ejen am f^reitag beffer benennen, aU an anberen
S^agen. SSIeibt fie tro| aEer ^^ülterung l^artnöcEig, fo foU fie in
ben Werfer gurüdfgefütjrt werben, ©ort füllen angefefiene Seute i^v
§ureben ; jute^t füH ber 9tidE)ter ju i^r kommen ; er fütl ifir ®nabe
üerf^red^en, wenn fie geftet)t, inbem er babei ben!t, entweber il^r.
breite ben ^anbtt (@. 498). 58ei SBeurt^eilung biefer fd^eu^Iic^en 2tnorb*
nungen barf nidit au^er SJd^t gelaffen werben, ba'^ fie, mit $8ett)inigung
ber t)ö(^[ten !ir(^Ud)en Dberen, tion ©eifttid^en, tion „geiuei^ten
5ßrieftern ®ottel", erlaffen trerben.
II. Iiesenliteratur. 419
ober bem ©emeinnjo^I, ju beffen ßr^altung ja 5tIIe5, h)a§ gefd^iel^t,
I)eUfam ift [ba§ SBortf^jiel, bal bei biefem öerlogenen 5Rat^fc^Iag
ber päpftlic^en ^nquifitoren mit ben lateinifc^en 2öorten gratia unb
gi-atiosus getrieben trirb, lä^t fic^ im ®eutfc|en ni(|t tüiebergeben].
SB3enn fte gar nic^t befennen tüill, fo foll ber ^erfermeifter fid^
ftellen, aU ob er tierreifen muffe; bann fotten einige i^i^eunbe fte
befuc^en unb i^r üerfprerfien, fie würben fie freitaffen, n^enn fie
if^nen einige t^rer fünfte Ief)rte. ^r§Iic^ l^at ftd^ in ©d^tettftabt
t^olgenbeg ereignet : SRaä) langen Sitten erlangten bie gi^eunbinnen,
ba§ bie eingefcrferte ^ege tierfpracE), i^nen ju geigen, lüie man
^agel mad^e. @ie lic^ fid^ eine ©c^üffel mit SBaffer bringen,
rührte barin mit bem Singer, unb über einen nahegelegenen SBalb
ging ein foId^eS Unwetter nieber, njie man e§ feit S^^i^en nid^t
gefeiten l^atte. Siebenäe^nte grage: SSon ben groben unb
BefonberS oon ber ^robe be§ glü^enben (£tfen§ (@. 252
Bi§ 254). S)ie groben werben üerworfen. SSor ber SCßirlung be§
glü^enben @ifen§ !ann ber Teufel t)k §ejen leidet bewal^ren.
8ld^t§e^nte grage: SSon bem (Snburt^eil (©.254—255).
Steuuäe^nte {5 rage: Sluf Wie üiel 5lrten bie nötf)ige Unterlage
für ba§ Urt^eil gefctiaffen wirb? (©. 255—260). %nv ha§ SSer-
brecfien ber £e|erei giebt e§ einen breifad^en 55erbadf|t: ben mäßigen,
großen unb fel^r großen. S^age 20, 21 unb 22 ^anbetn üon ber
2rreilaffung ober ber gelinben 58eftrafung «Söldner, bie Wegen
^e^eret unb |)ejerei öerf)aftet finb ((g. 260 — 265). SDreiunb*
jwanjigfte grage: ®er unter leidstem SSerbad^t SSer^aftete fott
abfd^wören unb bann freigelaffen werben. SSierunbjWanjigfte
grage: ®a§ Urt£)eil über einen unter f d^werem SSerbad^te
S8ert)afteten (@. 266 — 269). ©in Söldner mu§ fc£)Wören, bo§
er glaubt, ha'^ Stile, bie fid^ mit i>tm. Teufel burd^ SSerträge unb
Unjud^t einlaffen, bie ^öllenftrafen erleiben werben; ha'i^ §ejen
SDtenfc^en unb SSie^ fdfiäbigen fönnen. günfunbjwanjigfte
eJrage: 5)a§ Urtl^cil über einen unter fe^r fdjWerem SSer=
backte SSer^afteten (S. 269—712). ©ine äljulic^e S(bfc|wörung.
©ed^^unbjwanjigfte grage: Urtl^eil über einen S5erböd^*
tigen, ber in fc^tecf)tem 9?uf fteljt (@. 272—275). (£inc
ä!t)nlid;e 2tbfd)WDrung mit 5(uferlegung üon S3u|en. ©iebenunb«
äWan§igfte grage: Urt^eil über ben befennenben, aber
420 2)ritteä 93u(f). ^o^3[ttf)um unb §eEenuntt)ejen.
Bußfertigen ^e^er (@. 275—277). ©r »irb §u etoigem Werfer
öerurtJjeilt. Slc^tunbjtüanäigfte grage: Urt^eil über bcn
befennenben, rüdfälligen, reutnüt^tgen ^e^er (S. 277 bU
280). S^itt finb, tüenn er bemüt^ig barum bittet, bie (Saframente
ber S3ußc unb be§ 2lItore§ ni(|t ju tieriüeigern ; aber, er mag
nod^ fo fef)r bereuen, bennod^ ift er bem föeltlidien 'äxm
§u übergeben, um ^ingericfitet §u ttierben. ^er S3ifcf)of ober
ber 9li(^ter fotten ju i^m in ben ^erler belüä'^rte Scanner jc|t(!en;
biefe jotlen mit i^m fprecfien öon bem ©lenb biefer SBelt, üon ben
Seiben be§ gegenipörtigen unb üon ben greuben be§ emigen Seben§.
$Rad^ biefer (Sinleitung joUen fie i{)m, im 5iuftrage be§
93ifc^of§ ober 9flid^ter§, mitt^eilen, ha^ er bem irbifd^en
^obe nic^t me'^r entgegen !ann unb be§§alb für fein
@eelenf)eil forgen foll [ügl. @. 179]. ^ad) ^toei ober brei
Slagen foH ber SBifd^of ober an feiner «Statt ber Slic^ter ber Dbrig»
feit befel^Ien, fic§ an einem beftimmten jTage an einem beftimmten
Drte, außerl)alb ber ^irc^e, eingufinben, um ben SSerurt^eilten in
©m^fang ju net)men. Xiefer S3efef)I unb, \>a^ p gleicher ^eit
eine ©laubenlprebigt ftattfinbet, foü burc^ ^erolbe öffentlich be=
!annt gemacEit tuerben, ^ft ber SSerurtljeilte ©eiftlic^er, fo muß er
§uöor begrabirt tuerben. 3}ann übergiebt mon i^n bem toeltlii^en
2Irm gur Einrichtung (@. 278). ^n feierüd^fter Sorm, unter 2ln'
rufung ®otte§, mirb ber $8erurt{) eilte bann bem meltü(|en 5lrm
übergeben, mit ber „S3itte": bie Dbrigfeit mi3ge ba§ Urt^eil milbern,
fo baß fein Slutoergießen ftattfinbe. @§ ift aber ju beaij^ten, baß
meber ber 33ifcf)of nod£) ber ^nquifitor bem aU rücffäüigen ^e^er
§um Xobe 9Serurtf)eiIten biefe untiermeibliifie Strafe anzeigen follen,
bamit ba§ ©emüt^ be§ 33erurt^ eilten nic^t etma gegen fie ein--
genommen ft)irb, toa^ in Slnbetrad^t be§ beoorfte^enben SiobeS
forgföltig ju Oermeiben ift: quod in casu tali mortis diligentins
cavendum est. ©onbern e§ fotten, tüie frf)on gefagt morben,
fromme Mänmx §um SSerurt^ eilten gefcf)idt merben, bie i§m ben
beöorfte^enben %oh (mortem infligendam) anzeigen, i^n §ur Oiebulb
ermahnen unb bei i^m bleiben, bi§ er feinen ®eift feinem S^öpfer
jurüdgegeben ^at. Ser @c|Iuß biefeS ^auptftüdeg lautet: 5(uc^
ift §u bead^ten, ^a^ fold^e StuSlieferungen an ben melt =
liefen 2lrm nid^t in ber ^irc§e gefc^e^en foHen, benn fie
II. §ejenliteratur. 421
fü'^rett äum Xoht, unb e§ ift bc^^aU angemeffencr, ha^
fie nid^t tnber^ird^e öor jtc^ gelten (@. 280). ^leunje'^ntc
%xaqt: ®aä Urtl^etl über ben unbu^fertigen, aber ntd^t
rücffälltgen Se^er (@. 280 — 281). {g§ enthält bie gleiche
$8erurtf)eilung jum Xobe burd^ Sluelieferung an ben iüettlid^en 2(rm.
^ret|igfte grage: Urt^eit über ben rüdfälligen unb un =
bußfertigen ^e^er (©.281— 283). ®ie9}erurt^eUung ift wieberum
bie gteid^e; nur enttiält ber Urt^eiläfpmd^ be§ 58ifd^of§ ober '^n--
quifitor§ noc^ folgenben bejeidjnenben @a|: ^u ^ft, öerijärtet,
üorgejogen: f)ier burd^ irbifd^eS f^euer üerbronnt ju ttierben
(©. 282); unb nad^ biefem «Sa^ folgt gon§ unbefangen bie
„Söitte": 2Bir bitten bie wettlid^e Dbrig!eit, i^r Urt^eil über bid^
ju mäßigen, baß e§ nic^t jum Slutöergießen fü^re!! ©inunb-
breißigfte gi^oge- ®<i§ Urt^eil über ben ber ^c^erei lieber»
fül^rten, ober fie Seugnenben ;@. 283 — 286). 2Ber burc^
3eugen überführt ift, aber nid^t gefte'^en toill, ift auf folgenbe
SBeife §u be^anbeln: er ift in einem fd^Ummen Werter mit
gußeifen unb Letten gefeffelt §u galten (duro carcere est
tenendus in compedibua et catena). 9J?an ermo^ne if)n jum ®e=
ftänbniß. SSert)arrt er im Seugnen, fo foll er bem tt)eltli(^en
9(rm übergeben werben; unb bem förperlid^en S^ob !ann
er bann nid^t entfliegen (©.283). 2(ud^ l^ier irirb, tt)ie oben,
ba§ üblid^e Urt^eil mit ber üblid^en „58itte" gefprod^en. ^iüei--
unbbrcißigfte S^age: Urtfieil über ben überfüi^rten, aber
flüd^tigen ^e^er (©.286— 289). 2Bie oben. ®reiunbbreißigfte
^rage: Urtt)eil über ^emanb, ber öon einer fd^on einge^
öfd^erten ober noc^ einjuäf d^ernben §ej:e angezeigt morbcn
ift (©. 289 — 293). S)ie 3tu§füi;)rungen bieten nid§t§ wef entließ
9?eue§. ^erüorju^eben ift nur, baß bie ^nquifitoren ganj un=
befangen öon ben auf Sefe^I be§ ^ifd^of§ einjuäfd^ernben
^e^en f^red^en (©. 290). Sierunbbreißigfte ^i^age: Urt^eil
über §ejen, loeld^e S8el)ej;ungen, burd^ SCnbere ^eroor-
gerufen, l^eilen; über ^ebammen-'^ejen unb fditüarjfünft*
lerifc^e ^feilfc|ü^en (©. 293—297;. SSor Mem foH ber Diic^ter
genau unterfu(^en, ob bie angeujanbten TlitUl §ur 5Iuff)ebung einer
83et)ejung erlaubte ober unerlaubte finb. @§ tnerben bie unfinnigften
fjäße öon einigen nod^ tebenben ^ejen in ©peier aufgeführt.
422 S;rttteä S3ud). $Qpftt:^um unb |)ejenunttjejen.
günfunbbrei^tgfte grage: Urtl)eil über ^ejen, bie friool
ober berechtigt ^Berufung einlegen [<B. 297 — 301). SBar
bie ^Berufung gerechtfertigt, fo foH ber 9f{ict)ter, b. f). ber nöm=
lid^e Ütic^ter, gegen ben bie ^Berufung ftattfinbet, feine %i:^Uv,
berentlDegen Sernfung eingelegt tvax, öerbeffern unb ben ^roje^
an bem ^unft irieber beginnen, tt)o ber ^^el^Ier begangen tourbe.
SBirb nämlid^ ber j^e^Ier befeitigt, fo oertiert bie Berufung, bie
tüegen be§ Se-^Ier§ berechtigt ttiar, i^re 93ere(f)tigung (@. 298).
©inb aber bie geiler nid^t me^r gut ^u ntoc^en, §. 33. ftjenn ber
Slngefc^ulbigte ungerechter SBeife gefoltert ttjorben ift, ober tüenn
bie SBerfjeuge ber 93ef)eEung unüorfid^tiger Söeife fdion oernic|tet
finb, fo bleibt bie Berufung.
2)ag ift ber Snl)alt be§ „^egen^antmerS". Sr trägt folgenbe
6)utl^ei§ung ber tl^eologifd^en gafultät üon ^öln.i
„Snt S^amen unfere§ §errn ^efu (£t)rifti. ^men. Sitte, bie
biefc öffentliche Urfunbe lefen ober fe^cn, fotten tniffen: ^m '^at^u
1487, an einem ©amStage, am 19. 9JJai, um fünf U^r $JJa(f)mittog§,
lüätirenb ber Stegierung unfere§ §errn, be§ ^a|)fte§ Sn^o^enS VIII.,
1 2)er öerbienfttjotte Slr^iüar ber Stabt ^öln, ^ofep:^ §anfen, l^at
ben 93eiDei§ berfu^t, bie Sipprobotton bei „|)eEen'^ammerg" bur^ bie Kölner
t^eDlogii(^e gafuttät fei eine „{^äljdiung'' (SEeftbeutfcfie S^itii^'^ift für &t-
fiic^te unb Äunft, 1898, 2. §eft, ©. 119—168). ®er aSeweig ift m. e. in-
fofern mi§glüdt, aU e§ öanfen nur gelungen ift, S^ieifel barüber ju erregen,
ob bie bem „^ejentjammer" beigefügte „Slpprobation ber ^rofefforen an ber
Kölner §ocf)icf)ule" eine Kunbgebung ber ttjeologifc^en gafultät als foli^er
ift. 2)a§ berufene SSertreter ber rtieinij^en Unioerfität — ber erften 2)eutjc^=
lanbS — bem „§ejenf)ammer" it)r guftimmenbel aSotum mit auf ben SCßeg
gegeben l^aben, ift burd) öanfenl 3Iu§fü^rungen nur nod) fidierer geluorben.
^c^ neige baju, in ber »approbatio et subscriptio doctorum alme uni-
versitatis Coloniensis« ein feierli^el Imprimatur ju ief)en, beffen Sr-
tf)eilung ber Unioerfität ^öln „all approbirenbe a3el)örbe für ©rudtoerfe"
befonberl guftanb. 'S^iefe Stellung ber Kölner |)oc^icf)uIe aU ^enfurbe^rbe
fuBt tDO^I auf griafjen ber köpfte ^iug II. unb Sijtu§ IV. (9leufc^,
Qnbej ber berbotenen a3üd)er I, 40;. Q§ liegt nic^t im 9to:^men meinet
aSerfel, ouf bie intereffanten Darlegungen §anjen§ näf)er einjugetjen. ®elbft=
öerftänblicf) ftef)t |)anfen im Uebrigen, tuie alle getriffen^aften gorfc^er, auf
bem Stanbpunft ber abfoluten 2Serurt{)eiIung be§ „|)ejenf)ammerg" unb ber
3(nerfennung feiner Ungeheuern unb fludilüürbigen 2Birffam!eit. ®elegentü^
löfet er bem ultramontanen ©iefenba^ unb in if)m bem ultramontanen
„Kirc^enteEifon" unb ber ultramontanen SBiffenfdiaft überhaupt eine
f^neibenbe Slbfertigung gu Xtieil ttjerben (a. a. £., ©. 119. 120 2Inmfg.).
II. §ejenlitevQtur. 423
in meiner, eine§ öffentlid^en ÜJotarg, unb ber anberen unten ju
nennenben beugen ©egentüart erüärten ber e^rtüürbige 33ruber ^ein»
rid^ Snftitorig au§ bem ^rebigerorben, burd^ apoftolifc^e SSott-
ma6)t Snquifitor ber !e|erifc^en 58o§t)ett, unb ber el^rttjürbige S3ruber
Sa!ob Sprenger, ^rior be§ S)omiuifaner!ont3entg in ^öln, ba^
ber genannte gegentoörtige ^a^ft ^nnogenS VIII. burc§ eine mäd^*
tige 83uIIe if)nen, ben Snquifitoren |)einrid| unb Sa^^oö au§ bem
?Prebigerorben, bie SSoHmac^t ert^eilt l^aBe, gegen alle ^e^ereien §u
inquiriren, befonberl aber gegen bie ^e|erei be» ^ejentoejenS, bie
gegentDörtig fe^r blü^t. ®ie[e opoftoUfd^e SSoümad^t ^aben bie
genannten für bie 2)iö§efen: SJ^aing, ^öln, Xrier, <3aI§Burg,
SBremen, mit ber S8efugnif[, gegen (Sold^e üor^uge^en, bi§ ^ur
SSernid^tung (usque ad ultimum exterminium) , gemä^ bem
SSortlaut ber |3öpftlid^en SSuIIe, bie fie in i^ren ^önben
l^ielten. S)iefe SuHe beginnt: ^nnoäenS, Sifd^of: Summis desi-
derantes; fie fc£)Iie^t: begeben §u 9tom, bei @t. ^eter, im ^o^re
1484, om 7. ©ejember.
„®o e§ nun aber einige ©eiftlicfie giebt, bie fid^ nid)t fc^euen,
ju betiau^ten unb §u :prebigen, halß e§ feine ^ejen gäbe, unb ha^
fie Slnberen nicf)t fc^aben fönnten, unb ha burcE) folc^e unbe=
backte ^rebigten bem toeltüd^en 5trm bie (S)elegen|eit ge=
nommen tt)irb, bie |>ei-en gebü^renb 5U beftrafen, tt)a§ gur
©tärfung ber ^ejen fe^r beiträgt, fo f)aben bie genannten §tt}et
Snquifitoren, ungeachtet aller ©efa^ren, benen fie entgegengehen,
eine ©rfirift oerfa^t, in ber fie nic^t nur bie Untüiffentjeit fold^er
^rebiger jurücfweifen , fonbern auc^ angeben, toie, gemä^ ber ge^
nannten S3ulle unb ber übrigen fanonifc^en S3eftimmungen, bie
^ejen burd^ Urt^eit unb ©träfe gebü{)renb ou^äurotten finb. ®a
e§ aber oernünftig ift, ba^, rt)a§ ju gemeinfamem 9^u|en gefd^ie^t,
ou(^ eine allgemeine Billigung trägt, unb bamit bie genannten
©eelforger unb untüiffenben ^rebiger nid^t glauben, ta'^ biefe
©d^rift auf loeniger fidlere 2e^rmeinungen geftü^t fei, fo I)aben bie
SSerfaffer i^re @d)rift ber Uniüerfität gu ^ö(n unterbreitet, bamit,
ft)a§ öon ber fatt)oIifc§en 2e()re abn^eicEit, getabelt, iüo§ mit if)r
übereinftimmt, gebilligt njerbe. S)a§ ift auf folgenbe Sßeife ge^
fd^e§en:
„^d^, Sombert be ajionte, ^rofeffor ber ()eitigen S^eologie
424 drittel S3u(^. ^ßapftt^unt unb ^ejenuntoeien.
unb ®elan ber t^eologifd^en %atültät, be!ennc, ta% bie ftetreffenbc
brett^eilige Schrift öon mir genau geprüft tuorben tft, unb ba^
i^re sroei erften Stfieile nicf)t§ enthalten, tuag ber gefunben ^^Uo-
fopl^te ber fat^olifij^en SBo^r^eit unb bem apoftoltf^en ©lauBcn
entgegen ift. 3{u(^ ber britte %f^til, ber öon ben (Strafen ber
Se^er {)anbelt, ift ju bitligen, in fo tt)eit er ben ^eiligen ^anoneS
nid^t tt)iberftreitet. 5(uc§ bie 93eifpiele, bie erjä^It werben, finb
wegen be§ 5(nfe[)en§, ba§ if)re (Sr§ä^ier, bie ^nquifitoren, genießen,
für föa'^r ju iialten. ©§ ift anjurat^en, ha^ biefe ©d^rift fieiligen
unb eifrigen 3Jiännern in bie §anb gegeben n)erbe, bie ou§ i^r
gefunbe unb reiftid^ überlegte Urtfieile entnehmen fönnen pr 2tu§»
rottung (iu exterminium ber ^egen. %üä) foH fie gotteSfürd^tigen
^^farrem gegeben werben, bie an i^rer Seigre bie ^jer^en i^rer
Untergebenen §unt §affe biefer |)efti(en§iaüfc^en ^e^erei anregen
fönnen, ^ur $8eft)a^rung ber ®uten unb jur Unentfd^uIbbar=9D^ad^ung
unb Seftrafung ber Söfen; fo ba^ bie ©arml^erjigfeit an ben
(5)uten unb bie ©erec^tigfeit an ben Söfen offenbar werbe, jur
SSer^errlic^ung ®otte§, bem (S^re unb 9lu^m fei.
„^d^, ^afob üon ©traelen, ^rofeffor ber X^eologie, ftimme
über bie oortiegenbe (Schrift in Slßem mit bem ef)rtt)ürbigen SJia-
giftcr Sambert be 9J?onte überein.
„Sn gteicfier SBeife unter^eid^nete ber SOiagifter 5lnbrea§ üon
Dc^fenfurt^.
„^d^, %^oma^ üon Sd^ottlanb, 55oftor ber X^eotogie, fd^üc^c
mid^ in 5tttem meinen Sßorgängern an.
„(Segen bie oben erh)äf)nten unbebadfiten ^rebiger Würbe %oi'
genbe^ feftgefe|t:
„Srften», bie untergeid^neten Se^rer ber X^eologie empfehlen
bie t3om apoftolifc^en Stuhle gefc^idten ^nquifitoren unb bitten fie,
"^a^ fie fid^ würbigen, i^r 5Imt mit (Sifer augjuüben.
„3toeiten§, ba^ e§, unter S3ei^ülfe bes ^eufeB, ^'^^'^ci^^^
bur^ ^ejen üerurfad^t gäbe, ift nid^t entgegen bem fat^olifd^en
Glauben, fonbern e» ftimmt mit ben 2(u§fprüd^en ber ^I. (Sd^rift
üb er ein.
„drittens, e§ ift irrig, §u prebigen, bie Sd^warjfunft fei un-
mögtid^. ®ie fo prebigen, öer^inbern, fo t)iel an i^nen liegt, ba§
fromme SBerf (opus piumj ber ^nquifitoren, ^nm Sd^aben ber
II. §ejenliteratur. 425
©eelen. SDte geheimen ®inge, bie öon ben ^nquifttorcn gutDeilen
in (Srfal^rung gebracht tüerben, finb nid^t Stilen mitjut^eilen.
„(Snblid^, alle dürften unb atte guten ^ot^olifen finb 5U er--
tnal^ncn, ha^ fie bie frommen SSeftrebungcn (pia vota) ber ^nqui»
fitoren unterftü^en, sur SSert^eibtgung be§ l^eiligen fat()oüfd^en
®Iauben§.
„®ie unter§ei($neten S)o!toreu ber t^eologifd^en ?5afultät l^aben
mit il^rer eigenen §anb unterfc^rieben, wie mir, bem mitunterjeid^»
neten 9?otar 2(rnoIb, ber ^ebel ber Uniöerfität, So^onn öon
SD^ed^eln, eiblid^ üerfid^ert t)at, unb wie au§ ben folgenben Unter--
fd^riften ^erüorgef)t:
„S^ ßambert be 9)?onte; S«^ Utrid^ öon ©klingen; ^d^
^onrab oon Slam^); ^d) Cornelius öon 93reba; S<j§ Z'^to--
bor öon S3ommeI; S^ Slnbreal öon Drfifenfurt^.
„©nblicE) §eigte ber genannte Snquifitor ^tinxid) ^nftitori^
einen @rla^ be§ römifd^en ^önig§ [9}iajimilian I.], tüoburd^ er
bie ertüäfinte a|)oftoIifd^e ©uüe unb bie ^nquifitoren ju fd^ü^en
öerfprid^t.
„Über an biefe^ |oben bie beiben ^nquifitoren öon mir, bem
öffentüd^en S^otar, eine Ur!unbe öerlangt.
„®etl^ätigt ift bie§ ju ^öln im ^aufe be§ efirtüürbigen Wa»
gifter§ Sambcrt be 9Jionte, gelegen an ber ^ird^e be§ t)I. 3tn=
brea§. Beugen waren 9Zi!oIau§ öon SSenra^, 9lotar ber Kölner
^urie, unb K^riftian öon (Su§!ird^en, ^lerifer.
„Unb id^ Slrnolb ^o(id[), 9lotor, ^aht biefe Urfunbe mit
meiner eigenen §anb gef^rieben."
©in Stnl^ang, b. !§. ein ftänbig mieberfel^renber STnl^ang be§
„|)ejenf)ammer§", fo ba§ er aU ein 2;^eil öon i^m betrad^tet
werben !ann, war ba§ fünfte Sud^ be§ berül^mten Formicarins
(2tmeifenbuc^) bei S)ominifaner§ ^ofianneS -Jüber, ber in ber
erften |>älfte be§ 15. S'i^i^luni'ert» eine gro^e Siotle in S)eutfd^^
lanb fpielte.'
1 S)o& S'Ziber ^nquifttor raar, läfet fid) ni^t mit ©i(f)ert)eit berceijen;
9Jlanc^e§ fpric^t bafür, 2lnbere§ bagegen. SJgld^. ©d^ieler, SDJogtfter $Jo=
f)anneä iRiber, 9Jlaiii§ 1885, ©. 243.
426 S)ntteä 33uc£). ^Popftt^um unb §ejenuntt)efen.
$yjtber war ^rofeffor ber ^|eoIogte in 2öien, bann ^rtor bcr
^ominüanerüöfter in ?lürnberg unb Safel; er roax einer ber
gefeiertften ^rebiger feiner Qdt unb ber einftu^reic^fte SSerBreiter
be§ Blöbeften Sllberglou'beng. ©ein Formicarius erfd^ien fed^§mal
(1441, 1474, 1517, 1519, 1602, 1692).
S)a§ 93u(f) ftet)t, h)a§ unfinnigen 2l6erglau6en angebt, auf
gleicher §ö^e mit bem „§ejenl^antmer", beffen SSerfaffer fid^ mit
SSorliebe ouf i^ren Drben§genoffen S'Jiber berufen.^
S)ie Stagc, ob ber S^eufet burc^ gefd)lec^tlid§en SSerfe^r mit
9}?enf(^en ^inber ^erüorbringen !önne, nimmt bei $yiiber breiten
9^aum ein. (är bejat)t fie felbftüerftönbli(f) unb bringt bafür üiele
„X^atfad^en". ^Reu ift bei i^m bie 93e{)ouptung, bie 2;eufel (incubi),
bie fid^ mit jungen Söläbc^en abgeben, !önnten biefe fd^toanger
machen, ol§ne bo^ fie if)re ^ungferfc^aft üerlören {<B. 340). |)äufig
öeranlaffen bie Xeufel nur eine ©d^ein-Sc^wangerfc^aft. 2)er Seib
fd^föittt an, gur beftimmten B^it entlabet fid^ jebotf) nur SSinb.
S)o§ ben)ir!en bie %tn\d, inbem fie Slmeifeneier ober oud^ ©amen
ber @d^n)ar§fid^te in ben Seib ber betreffenben SSeiber hineinbringen,
tüa§ if)nen fetir leicht ift (@. 343)! SSon einer „^eiligen ?5rau"
wei^ S^iber gu erjä^Ien, ha'^ ber Slcufel fie üergeiüaltigte unb fie
babei fo mit toirüid^em mönnlid^en ©omen übergoß, mie taufenb
SlJJänner e§ nidC)t üermodfit l^ätten: tanto fluxu seminis inquinavit
eam realiter, ut mille homines non tantum emitterent (©. 343).
2tl§ 9^iber in ^öln ftubierte, fannte er ein SJJöbd^en üon 16 Satiren,
ber ein S^eufet al§ t^Iiege in ben 9Jiunb geflogen war; fie beging
bie Unüorfid^tig!eit, bie fliege l^inunter gu fd^Iucfen, unb war öon
ber 3eit an befeffen (@. 346).
Sßon ben Untaten be§ Qanbtxtx^ @caöiu§ berichtet Sliber:
@r berwanbeüe fid^ oftmals in eine WanS', um feinen SSerfoIgern
ju entgegen. 5tl§ aber bie göttlictie (SJerec^tigfeit feiner S3o§^eit
ein Sul fe^en wollte, würbe er untiermut^et überrafd^t unb mit
1 S3emerfen^raert!) ift, ba^ SJiber (©. 333) bie igungfrau üon Or*
leani, bie !ur§ üor feiner 3 eit öerbrannt werben War, aU üom S^eufel
befeffen be§eic^net. ^eutjutage foH fie, wie befannt, „tietitg" gefpcod)en
werben. @o änbern fid^ bie ?Inft(i)ten!
S)te eingedämmerten ©eitenjatjten begleiten fid^ ouf bie S^oner SluSgobe
be§ Formicarius öom Qß^re 1669.
II. |)ejenliteratur. 427
ßon§en unb (S(|tüertern burd^bo^rt. (Sin junger SJZann, ber al§
^ouberer üerbrannt Würbe, ge[tanb reumüt^ig, tt)ie er fid^ bem
jTeufel ergeben ^aBe: an einem (Sonntag, öor ber SJJej'fe, fei er mit
bem 3!eufet in eine ^ird^e gegangen, f)abe bort ben &ianhtn ah
gefc^moren, bem ^^eufel ben ^intern gefügt unb au§ einem @rf)Iaud^
einen B^u'bertranf getrunfen. %n\ biefe SSeife fei auc^ feine grau
öerfüt)rt morben, bie aber „unbu^fertig" üerbrannt mürbe (V, c. 3).
UU @emöt)rlmänner für feine ©rjä^Iungen fü^rt S^iiber an:
bie SDoltoren „unferer gafultät" — gemeint ift bie tf)eoIogifc^e
Safultät 2Bien§ — , einen Sominüaner-^nquifitor gran!reid§§ unb
einen 83enebiftinermöncf) üom ©(^ottenftofler in SBien, „ber nod^
öor jefin Satiren al§ (S^a^marfier (joculator) unb «Sd^auf^ieler fid^
bei ben 5lbetigen großen S3eifatt§ erfreute" (V, c. 3).
3. Slnbere §ejenfd()riften.
a. Sine §anbf(^rift be^ 15. ^at)rf)unbert§.
Söeber bie pä^ftlic^en ^nquifitoren (S:t)renger unb Snftitori§
nod^ ber SDominüaner 9iiber ^aben übrigens mit it)rem „§e£en-
l^ammer" unb „5tmeifenbudf)" etma§ 9leue§, Unert)örte§ aufgebrad^t.
SSor i|nen unb mit i^nen mürbe öon rijmifctien X^eologen unb
Qnquifitoren burdf) @dE)rift, SBort unb X^at ber müftefte §e£en=
unb XeufelSglaube unter ben c^riftlicfien SSöIfern mit geuer unb
©d^mert geleiert. Siiber, (Sprenger unb ^nftitoriS maren nur bie
einflu^reicEiften SSerbreiter unb bie gefd^idteften SSieberbeleber eine§
fc^on feit Sßt)i^§unberten bon ben „©tatti) altern ©firifti" gro^«
gesogenen blutigen 2Biberd^riftent!^um§. ^d^ erinnere nur an bie
oben befd^riebene (@. 101), in ber ^arifer 5yiationaIbibtiot^e! (Cod.
lat. 3446, cf. Catalogus cod. mspt. bibl. reg. III, p. 420) auf*
bemat)rte §anbfdf)rift be§ 15. Sat)rf)unbert§.
b. aSart^oI. (Spina, 93ernt). Sometiftl, 5(mbrofiug be SStgnote, x^tm^ fieo,
9lIp!^on§ be ©aftro, $aut ©ritlattbi, ^ieron. Mengo, Stnton Qtampa, $eter
TlamoxiS, ^einrii^ öon ©orc^en.
®en meiften 2(u§gaben bei „^ejentiammerS" nad^ bem
Solare 1590 finb eine Oteifie öon Heineren (Sd^riften berütimtcr
Snquifitoren, SE^eoIogen unb ^ononiften angef)ängt, bie fid^ mit
ber ^ejerei unb ©d^marsfunft befc^äftigen.
428 S)ritteg 93uc^. $opyttf)um unb §eEenuntreien.
5(IIe biefe Sd^riften ftnb ber gleichen trü6en Quelle entftoffen:
bem unc^rift liefen, tüaf)nlüi|igen ^ejen= unb ^eufel§glauben. S^td^t
tüegen it)re§ ^n^altel an fic^ tjerbtenen fie Seac^tung — er bietet ntd)t§
tüejentlic^ 9^eue§ — ; :^öd)fte 93eacf)tung öerbienen fie aber al§ Verebte,
unnjiberleglicEie B^wgen einer öiele Sßf)rf)unberte (ang {)errfd^enben
furd^tbaren SSerirrung, welche bie gan^e bamalige S^riften^eit wie
eine ©euc^e burd^je^te, unb beren D))fer §af)Ireid^er finb, aU ^it
be§ fd^hjarjen ^obe§ ; einer SSerirrung, bie ba§ §aupt ber d^riften»
^eit, bcn „Stattfialter S^rifti", gunt ft)ftematijc^en Urheber unb
mäd^tigen Seförberer fiatte.
^u§ biefent @efid^t§))un!t ^erau§ muffen einige biefer ©d^riften
näfier bef^rocEien werben, ^d^ tt)ä^te biejenigen, beren SSerfoffer in
befonberm 5(nfel^en unb bem ^apftt^um befonber§ na^e ftanben.
^m^a^re 1522 üeröffentlid^te ber m'^ai}Xtlb4:2 jumMagister sacri
Palatiicrnannte®omini!anerS3art^oIomäu§ (Spina eine„^b^anb»
lung über bie ^ejen" (Quaestio de strigibus; Ed. Lugd. 1669):
®ie unjätiligen ^nquifitionSpro^effe unb bie Söeftrofungcn ber
|)e£en bereifen, ha'^i bie ^ejereien unb ^Teufeleien wa^r finb; benn
tt)äre bo§ aüeä nid^t wa^x, fo h)ären bie ^nquifitoren, bie bie
|)ei'en gum j^obe oerurtf)eiIen (damnando tales extremo sup-
plicio), bie ungered^teften 9iic^ter. Unb ba bie ^ird^e biefe Ur^
t^eile nicfit nur fennt unb butbet, fonbern fie begünftigt, fo ift
flar, bo| biefe 5)inge njirÜidE) unb ec^t finb (8. 70). Gebern mu^
e§ offenbar fein, ba| faft ber gange @rb!rei§ angefüllt ift mit ben
SSerbred^en ber §ejerei («S. 71). S)ie 2;eufet fü£)ren bie SJ^eufd^en
burc^ bie Süfte; ta^ ift in unjäfiligen ^nquifitiongprogeffen ht--
tüiefen n)orben (@. 81). S)a^ bie STeufel in SE^iergeftalt er«
fi^einen, le^rt bie tägtid^e ©rfatirung {<B. 83). S)er gefd^Ied^tlid^e
SSerfetir ber STeufel mit ben SD^enfc^en ift erliefen (S. 83). 93ei
ben ^ejengufommenfünften tüerben Dd^fen unb anbere ^^iere ge-
braten unb öerge'^rt. 2)iefe Z^kxi werben, wie bie §ejen au§'
fagen, au§ beftimmten ©täüen üon ben ^^eufeln geftot)ten, o^ne ba^
am folgenben 9JJorgen ein %t)m in ben (Stätten fe^It. jDa§ fönnen
bie SEeufet burc^ ^äufd^ungen, inbem fie gett unb ^nod^en irgenb
eineg !repirten DcE)fen oon anber^tüo^er ^ erb eifd^ äffen, ber mit
bem betreff enben lebenbigen Dc^fen 5(e'^nlic^!eit ^at; ober an(S^ fie
gaubern au§ Suft einen 6d^ein-Dd§fen ^erüor ((S. 85)! S)a^ bie
II. .pejentiterotur. 429
|>cycn ficine Kinber tobten, inbem fie i^nen bal S8Iut au§f äugen,
lann fein üernünftiger SD^enfd^ leugnen: nuUus sanae mentis negare
debet 'S. 87^. 2)e§l)alb foüen ©Itern ad)t geBen, ta'i^ nid^t ber
^eyerei üerbäc^tige ^erfonen t^re ^nber füffen. ®§ ftef)t feft,
ha^ man ^äufig 6ei ^inbern S3Iut§tropfen bemerft ijat, nad^bem
öor^er eine oerbä^tige ß'a|e, b. l}. eine £)e?e in ^a^engeftalt im
3immer tcar (@. 88). ^ie 3"^afiui^9 ^^ tiefer ®inge ift aber
burc^au§ mit ®otte§ SBeisJieit unb @ute oereinbar ^@. 88)! ®ie
9lu§fage ber §ejen, "oa^i fie öon bem Teufel burd^ bie Suft
entführt nperben, ift burd^au* gu glauben, ^enn tro|bem
§u gfeid^er 3eit bie betreffenbe §ej:e üon Stnberen fc^tafenb gefe^en
njirb, fo erÜärt ftd^ ba§ baburd^, ta'^ ein Seufel il^re ©eftalt an=
genommen l§at (@. 93).
Sfud^ bie allgemeine SSerbreitung be^ ^ejenglauben» fprid^t für
feine 2ßaf)r^eit; benn, toa§ öon Sitten für ma^r ge()alten wirb,
fann nid^t falfc^ fein. ®ie allgemeine SSerbreitung be§ ^ejen^
glaubend ge^t frfion au§ ber großen 9}?enge ^ejen ^erüor, bie auf
ber ganjen Söelt üon ben S^quifitoren abgeurtf)eilt werben. Sldein
im iöesirle be§ ^nquifitorS üon domo werben jä^rlic^
über taufenb |)ej:en gefongen, üon benen jäfirli^ me^r
al§ ^unbert üerbrannt werben (S. 97). ^m üorigen '^a^xt
(1521) {)at mir — eg ift <Bpina, ber f|3rid§t — mein
Drben§genoffe ^aulu§ be (Jafpano ergö^It, ta'^ ein frommer
^ßriefter, wenn er in ber 9kd^t gum ©ebet aufftanb unb in'» f^reie
ging, ^ufig ^ejen^ufammenfünfte iml^ale üonXellina beobachtet
\)abt. ©in berühmter Strgt in gerrara ^t mir neuücEi erjä^It,
ba§ auf einem feiner Sanbgüter ein SSauer eine ^eyenjufammen^
hinft gefe^en ^abt, bei ber mef)r at§ 6000 SBeiber unb 5IRänner
tankten unb Unju^t trieben i@. 107. 108). ^m. legten SBintcr
f)at mir 3(nbrea§ SJ^agnani ou» Sergamo erjä^It: Gin junget
SRäbd^en, hav mit i^rer DJiutter in Söergamo wot)nt, fei plö^Iid^
in einer 9lad§t nadt im 58ette eine» SSerwanbten in SSenebig ge«
funben worben. Söeinenb l^aht fie goigenbeä erjä^Ü: 21I§ id^ biefc
9Joc^t toad) würbe, faf) icE) meine 93?utter, bie mic^ fd^Iafenb gloubte,
auffte^en, i§r §emb auggie^en unb ftc§ mit einer Salbe falben;
bann ergriff fie einen Stocf, fe|te fic^ rittüngS barauf unb fuf)r
burd^ ba§ genfter ^inau§. ^c^ ftanb auf, beftric^ mid^ aud^ mit
430 ©rittel 93u(^. ^apftt:^um unb ^leEenuntoe^en.
ber (Salbe unb fui)r bann aud^ f)inau§ unb tarn ^ier in bie»
3tmmer, föo ii^ fa^, ba^ meine SKutter ein ßinb tobten tuoflte.
2{I» meine 9}lutter mi^ faf) unb ic§ ben Spanien ^efu unb 2Jiaria
ouSfprac^, oerfc^Wanb fie unb id^ blieb nacft jurücf. 2)ie aJJutter ^t
bann auf ber f^olter bem ^nquifitor üon 93ergamo 2ttte§ geftanben
(S. 108. 109). ^n gerrara erjä^Ite mir 2tntontu§ Seo: er
:^abe feine i^rau eine§ 9lac^t§, nac^bem fie fid^ mit ©albe beftrid^en
^atte, burd^ ben ©d^ornftein fa'^ren fe^en; er 'i^aht fid^ aud^ mit
ber (Salbe beftrii^en unb fei i§r nad^gefa'^ren. S)ie Sa'^rt fei in
ben SBeinfetler einel naiven (Sd^Ioffe§ gegangen. S)ort feien
fd^on öiele ^t^tn üerfammelt getüefen; al§ fie i^n fallen, rtären
alle üerfd^munben. (£r fetbft fei öon ben Wienern be§ Sä^io^--
l^errn aU S)ieb ergriffen tüov'btn, er i^alt fid^ aber gerecE)tfertigt ;
feine %xau fei al§ ^e^e öerbrannt Sorben (S. 109). 2)erfelbe
2tntoniu§ Seo f)at mir aud^ unter feinem @ibe üerfid^ert, ba^
9^acf)t§ jUjei gro^e fd§rt}ar5'-n)eiBe ^a^en feine beiben ^nber im
$8ett angegriffen Ratten; üergeben§ ^aht er mit einer Gifenftange
t)erfu(f)t, bie 2i)iere ju tobten; fie feien ^lö^Iid^ burd^'§ genfter fort
getüefen ; feine Sinber feien balb barauf geftorben ((S. 110). Un=
ää^Iige folcfier S3eifpiete, hjo ^ejen in ^a|en tierftanbelt n)erben,
fönnte ic^ noct) anfüf)ren (S. 111). 5^ie §ejen tobten ungä^Iige
ßinber unb bereiten aug i^ren Seichen eine ^^uber^Satbe. ®ott
lä^t bie§ jur Strafe ber ßltern 5U, tüeil biefe e« öielleid^t einige
Tlak untertaffen, bie Sinber 9)^orgen» unb 2(benb§ mit bem ^reuj^^
geid^en §u bejeid^nen (S. 142)!
Sin anberer SDominifaner^^nquifitor, Söern^arb GomenfiS,
fc^reibt über bie §ejen: „Sie öerfammeln fid^ an getoiffen Drten,
tDO ber 2;eufet in ^erfon gugegen ift; finb biefe Drte ttjeit ent-
fernt, fo njerben fie üom STeufel t)ingetragen. 2)ort treiben fie mit
ben Teufeln frfirecflidEie Unjuc^t. SDas 2(tte§ ift beriefen burc^ i^re
eigenen ©eftänbniffe öor ben i^nquifitoreu (S. 111). SBenn 2(tle§
nid^t ttia^r märe, fo hjürben bie Qnquifitoren nid^t, mit @r«
laubni^ ber ^äpfte, fo oiele §ejen üerbronnt !§aben. 2)enn
bie ^ird^e beftraft nur mirÜi^e SSerbred^en ^S. 114). S)ie ^ejen
t)erf)inbern ben e^elic^en 'ätt, inbem fie mit §ütfe be§ XeufelS bie
Steifheit be§ männlid^en @Iiebe§ unmi3glid§ mad^en (S. 124: Trac-
tatus de Strigibus. Ed. Lugd. 1669).
IL |)e£enliteratur. 431
©ine „5tb{)anblung ü6er bie ^egen" be§ 2^^eoIogen Stm--
BrofiuS be SSignate ^anbelt tüeitläufig über bie Srage, ob bie
teufet ben e^eüd^en 3(!t öotljiel^en fönnen. ^ie Srage h)irb 6e=
jai)t, benn ber 5j;eufel tann \iä) au§ Suft ober aitberen (Stoffen
einen Körper, mit ©efdited^tgt^eiten üerfel^en, mad^en, bie fo be--
luegt h)erben !önnen, tnie e§ pm efietic^en 5t!t gtuifc^en Tlann unb
SBeib nöt^ig ift. ®en (Samen mu^ aber ber Xeufel üon einem
onbern 9)Jann nefimen ((S. 145: Quaestio de strigibus. Ed.
Lugd. 1669).
S)er ST^eoIoge unb S3ifc^of i^i^anä Seo erflärt, e§ fei atlge=
meine 2(nfid§t ber j£§eoIogen, ha'^ bie ^ejen, bie tt)ie bie ^eft in
ber Sird^e ®otte§ öertitgt werben müßten, tion ben 2;eufetn burd^
bie Süfte gefül^rt ttJÜrben (Libellus de Sortilegiis. Ed. Lugdun.
1669, @. 182).
3)er granjigfaner S(tp^on§ be ©aftro befd^reibt „nad^ ben
äuöerlöffigften Duetten", h)ie bie |)ejen mit bem Steufel in SSer=
binbung treten (Opusculum de impia Lamiarum haeresi. Ed.
Lugdun. 1669, (S. 210 ff.): „S)er 2;eufel fi^t auf einem 2^rou,
toie ein ^önig. S)ie Stufjune^menbe wirb i^m üorgefü^rt unb
muB sunäd^ft ®ott, bie Sird^e, bie Jungfrau Tlavia unb atte
^eiligen abfd^UJören. SBie bie DrbenSleute i^reu Oberen, fo muffen
bie §ejen bem Sieufel ein ©elübbe ablegen, darauf mirb jeber
einzelnen ein befonberer teufet beigegeben, ber fie überatt begleitet
unb fie ju ben nöd^tlirfien ßi^fanintenÜinften trägt, tuag in fot=
genber SBeife gefc^ie^t: ber STeufel wecft bie §eje burc^ Buruf;
barauf beftreid^t fie ficb mit be^ejter Salbe unb befteigt ben StücEen
be§ XeufelS, ber ficE) instrifd^en in einen ^iegenbodf öerujaubett !^at;
lüeit ber 9titt burd^ bie Suft fe^r fd^nett ge'^t, mu^ fie fic^ fe^r
feft an ben paaren bei 3iegenbodE§ fialten. 'an bem Drt ber
3ufammeu!unft angefommeu, ertueifen bie ^ejen bem Dber^jTeufel
junädift i^re (£f)rfurd)t; aber uicE)t tt)ie luir 9Jienfd^en 'öaS' tl^un,
fonbern fie beugen bie ^ö:|3fe nad^ hinten über ben SfJürfen unb
ftrerfen bie 33eine in bie Suft. S)ann beginnt ber Zan^; jeber
Seufel nimmt bie i^m anöertraute §eje bei ber §anb. ^a<i) bem
^anj beginnt ba§ üppige geftmal^l. darauf Werben atte Siebter
Qulgelöfdit, unb bie Steufet üermifd^en fic| in 9J?ann§geftaIt mit ben
SSeibern; finb Scanner ha, fo ftetten fic^ il^nen Xeufel in SSeiber«
432 ®ritte§ Sucf). ^opfttt)um unb ^ejenuntoe^en.
geftalt §ur Sßerfügung. ®ie fleifc^lidie Suft tüirb 6i§ pr dt-
fd^ö^fung unter großem Suftgefü^I befriebtgt: et sie invicem mis-
centur et carnis libidines usque ad satietatem suscipiunt, cum
maxima, ut dieunt, voluptate. ®ann reiten bie ^ejen ouf ben
^iegenböcEen toieöer naö) |)aufe: Quibus completis revertuntur
omnes ad domos suas equitantes in hircis. Unter ben |>ejen
giebt e§ üiel mc^r '^xamn aU 9J?änner, tt)ett \)a§ SBeib me^r aU
ber SJJann jur Unjudit neigt."
(Siner ber berü^mteften ^anoniften be§ 16. Sa^rl^unbert§,
^aulug (SJrilanbi, 5tubitor be§ pä^ftlicfien ®eneroIöifar§ für bic
©tabtfRom, tiat eine üiel benu|te, oft ouf gelegte (Sd^rtft üerfa|t :
Tractatus de sortilegiis (Ed. Lugd. 1669). 2(u§ bem jWeiten
f8n(i) biefer ©c^rift fei (5inige§ angeführt: S)ie ^oubertränfe ber
^egen betüirfen gefc^Ied^tlid^e Unfä{)ig!eit ber Ttänntx unb VLn-
fruc^tbarfeit ber thronen; ©rittanbi felbft ^abt folc^ einen %aU er=
lebt. (Sinige Sanbtxtv unb ^egen fönnen burc^ ein SBort 9JJenf(f)en
unb 2;^iere tobten, ^cfi ^aht oft gefeiten, ha^ Säefiegtc nad^ i§rer
Befreiung öom S^viba bie merfwürbigften 2)inge au0fpieen ober
beim ©tu'^Igong (interius per secessum) üon fi(^ gaben: ^aare,
$RägeI, ©c^föefet, Steine. @§ ift unmögtirf), tal^ fie fold^e ®inge
öerfc^Iucft Ratten; e§ toaxtn ou(| ntd^t tuirWid^ biefe 5)inge, fonbern
ber Seufel lie^ öon bem ^ot^ ober üon bem @rbro(^enen (£inige§
fo erfcfieinen. SBürbe man biefe ®inge, tük idE) getrau "fiabe, auf*
benjo^ren, fo n)ürbe fic^ fc^on nad§ jnpei ober bret klagen i)erau§'
fteHen, ha^ e§ nid^t 9^ägel, Steine u. f. to. finb (@. 237)! Dft
friec^en |)efen be§ ^aä)t§ in ^a§ iöett ber ^erfönlid^teit, bie be«
^egt werben foH, unb falben bie (Sd^Iafenben mit einer QaühtX'
©albe, bie in ba§ ^unere be§ ©örperS einbringt unb bie furcht'
barften (Sd^merjen öerurfac^t. 3Iud^ werben fold^e böfe 3ttii^er=
mittel unter 2;f)ürfd^n)eIIen ober unter ^a§ ^opfenbe be§ 58ette§
gelegt (@. 238). S3ei ber SSere^rung be§ Xeufelä burcf) bie ^ejen
get)t e§ im allgemeinen gerabe fo ju, wie bei un§ bei ber Seier
ber aJieffe (@. 240). 3tüei ^egen in 9f{om "^aben, wie id^ gefefien
'i^aht, eine ganje ^u^^eerbe unfruchtbar unb mild^Ieer gemad^t
(@. 252). Sluc^ bei SJiännern unb grouen bewirten bie |)ejen
Unfrud^tbarleit; bei 9Jiännern, inbem fie ha§ männliche ©lieb fd^Iaff
ertialtcn, bei grauen, inbem fie bie (Scheibe fo eng mod^en, bo§
II. §ejen(tteratur. 433
bei- 93eif(f)Iaf unmöglich ift. 2)eg|alb geftattet bie ^irc^e,
ba| eine folc^e beJiejte ef)e gclöft loirb unb ba^ bie SSe--
treffenben eine anbere @^e eingel^en fönnen (@. 252).
ÜJiir I)at ein gearf)teter unb gebilbeter 2)lann erjä^It: furj üor
feiner |)eirat^ würbe er öon einer befannten §eje fo beilegt, ha^
er in ber S3rautnac§t unb noc^ lange r\aä)i)tr bie (5f)e nic§t oott-
jietien tonnte, oblDof)! er ben fteifc^Iic^en 'ätt früi)er fe^r gut unb
mit größter Su[t (maxima delectatio) öoUjogen trotte. (Snblic^ (ie§
er einen berüJimten ©c^toarjÜinftler aul bem ©abinergebirge
fommen, ber gab i^m unb feiner grau einen Xranf gu trinfen.
Sturf) befat)! er if)nen, fi^ in ber nädiften SxadEit mit bem ^eic^en
be§ ^reujeg ju fd^ü^en, bonn braurf)ten fie nitfit ju fürchten, föaS
aud^ gefc^et)e. ©egen 10 lTf)r SfJac^tS entftcnb um ha§ ^au§ l^erum
ein geit)altige§ Unwetter mit Bonner, SSIi^ unb ©rbbeben; bann
brang eine gange @d)aar bon ^egen, barunter ta^ Sßeib eine§
9Za(^barn, in ba§ ©djlafjimmer unb bottfü^rte einen ^öttenlärm.
SDer Bräutigam faf) aüeg, feine 33raut becfte er aber mit ben 33ett-'
beden ju. (Sine t)albe Stunbe ungefäfjr bauerte ber Särm, bann
trat ^Jlö^lid^ ber ©d^tüarsfünftter ein, unb bie ^eyen öerfd^wanben.
SE)er @c^tt)ar§!ünftler rieb ben Bräutigam an ber Schulter unb ging
bann auc^. Xa füllte ber Bräutigam attmä^Iid^ eine SSärme
feinen Körper burc^ftrömen , fein ©lieb ri(f)tete fid^ auf, er wor
oon ber 33et)epng befreit unb öonjog ben e^etidfien 'ätt mit großer
2(nne^mli(f)feit unbßuft: et ipse apprehensa uxore reddidit debitum
satis pingue cum maxima dulcedine et delectatione. [9'Jid)t genug
!ann barauf ^ingewiefen Werben, ba^ fotd^e XoHfjeiten unb ©d^meine-'
reien t3on ben angefeljenften X^eologen unb ^anoniften Sat)r^unberte
lang in oiel gelefenen unb oft aufgelegten SSerftn berbreitet mürben.
5)icfe SSerbreitung gefd)a^ unter ben ?Xugen unb mit ®utf)ei§ung
ber „Statthalter ©tirifti"; aße ©d^riften, au§ benen irf) Sluägüge
bringe, I)aben bie ®rucferlaubni^ be§ Magister sacri apostolici
Palatii, b. t). be§ unmittelbar unter bem ^apfte fte^enben 93üd^er=
jenfor^. 2)ie ^äpfte, „bie 2el)rer ber SSaf^r^eit", unb fie allein
trifft alfo bie öolle SSerantwortung für bie furdEitbaren religiöfen
unb fogialen SSer^eerungen, bie foldje SSeröffentlic^ungen not^--
mcnbiger S33eife im Qiefolge fiaben mußten, unb bcren blutige unb
ftammenbe (Spuren an Xaufenben öon ^ingemorbeten 3)?enfc^en in
0. .s,;oenebroecf), '■^Jnpfttfjum. I. 2>
434 2)ritte§ 58uc^. ^opfttt)um unb §ejenunnjefen.
aüen Sönbcrn ber (I^riften^eit jal^r^unbertelang iiad^tüeiSbar finb.]
SSiele anbere S3eifpiete glei(f)er 3lrt fönnte ic| noc^ anfü^iren
(@. 253). S)ie grage über bag för|)erlid§e -iDurc^^bicSuft^ga^ren
ber |>ei'en ift fef)r f(^it>ierig. Stile großen ST^eoIogen, oor Sitten
ber f^i. %l)oma§> oon St quin bejahen fie. ^ct) felöft »ar frü{)er
ber Stnfidjt bie§ Steilen ber ^ejen berutje auf teuftifc^er SEäufct)ung ;
unjtüeifettiafte Srfatjrungen ^aben inicE) aber eine§ Stnbern belel^rt.
Ueber 15 Ouartfeiteu föibmet ©ritlonbi beut „^öemeife", ba^ bie
2;eufet jid) mit ben SJJenjc^en gefd^tecfittic^ üermifdjen, ta'^ bie
2;eufet SEtiierleiber annel^nten !önnen. (£r erjötilt bann mehrere
„too^re" ©efdiid^ten öon |)ejen au§ bem ©abinergebirge, tt)o bieje
?ßeft jef)r tierbreitet fei. ^m September 1524 trurbe ict) öon bem
Stbte be§ ^(ofter§ üon @t. ^aul gebeten, brei ^egen auszufragen,
bie in jenem ^lofter eingeferfert Waren. ^6) erfuf)r öon biefen
^ejen: fie müßten bem teufet, ber i^nen erfd^eint, einen @ib teiften;
er öerfprii^t ifinen §ülfe unb beftimmt für jebe einen befonbcrn
teufet, ber i^r 33efct)ü|er ift. SDiefer Xeufel lebt et)elic| mit i^r,
wie i^r Wann, ^n ©eftalt eines SkQtnboät^ (hircus) trägt er
fie auf feinem SlücEen gu ben närfittid^en ^i^f^mwenfünften, wo e§
fierge^t, wie f(^on oft befc^rieben Worben. Sinmal, alS ber Xeufel
fie burdt) bie Suft trug, ertönte plö^Iic^ üon einem ßirc^t^urm ha^
Stüe 9}laria'-Säuten; ba mu^te er fie fallen laffen. 3)ie brei §ejen
würben üerbrannt (@. 272—274). ^ä) felbft ^be in Slom bie
SSer^nblungen geführt gegen einen (Sc^warjÜinftler, ber mit einem
SBorte einen wüt^enben ©tier jä^men !onnte, wie me^r ot§ 200
9J?enf(^en bezeugt t)aben. (£r würbe im lapitolinifd^en Werfer ein»
ge!er!ert, entging aber burc^ bie SSei^üIfe gewiffer S^orne^men feiner
©träfe (@. 283). (Sin fid^ereS 3ei(iien, \)a'i^ bie 9teue ber ^ejen
nic^t erf)t ift, ift i^re Unfä^igleit, wirltid^e 2;i)rönen gu »ergießen.
Tlan foll i^nen alfo fdtiarf in bie Stugen fe^en, ob itire 2;^ränen
aud^ au§ ben Stugen fliegen. Stt§ idt) felbft in 9t om eine aitt |)e£e
äwei ©tunben lang inquirirte, unb aU fie feuf^enb unb flagenb
IReue unb 93efferung tierfprad^, fal) id^ fe^r beuttid^, "Dal^ feine
einzige wirÜic^e ^^räne f(o^ (@. 285). Sie ©trafen für ^ejereien
finb üerfcf)ieben: ©flauen unb gemeine Seute fotten gegeißelt, an
ben oranger geftettt unb auf anbere SBeife entehrt Werben; Seute
guter ©tänbe fotten jeitlebenS eingeferfert werben (©. 295).
II. ^ejenUteratur. 435
3m ^ai)xt 1669 erfd^ienen 5U £t)on, in ber berühmten
SDruderei Oon 93ourgeat, mit föniglidjem ^riöiteg, brei ftarfe Cuart=
bänbe, beren ^n^alt aulfdjlie^lid^ fid; mit ^e^erei unb Xeufelei
bejcfiäftigt. (5§ ift ein (Sammelmerl t)erf(^iebener ^bfianblungen,
bie of)ne 3tu§naf)me oon bebeutenben Xf)eoIogen unb ^anoniften
»erfaßt finb. S)er ©efammttitel be§ SSerfe§ lautet: Daemonasti-ix
seu adversus Daemones et Maleficos universi operis ad usum
praesertim Exorcistarum. ®er britte S3anb ift gang für bie !ird^=
liefen ©jorjiften (ügtd). <B. 213) beftimmt, um i^nen in i^rem
fc^tt)ierigen 3tmte 9lati) unb §ülfe ju ert^eilen. ®ie 35erfaffer ber
bort tiereinigten 2(b()anblungen finb: ber j^ranjisfanert^eologe
^ater§ieront)mu§9Kengo; ber ^riefter 2(ntoniu§ «Stam^a;
ber jEt)eoIogie*'iprDfef for an ber Unitierfität üon ^oitier§,
^etru§ 9)?amori§, unb ber X^eotogie^^rofeff or on ber
Uniüerfität ^öln, ^einrid^ üon ©ordnen. (Selbftoerftänbüd^
finb alle 3tbf)anblungen mit fird^Iic^er ©ut^ei^ung erfd^ienen.
Sie erfte 5tbt)anblung nennt fidf): „@ei^el ber STeufet"
(Flagellum Daemonum); fie enti)ält „eine fefjr fdEjöne unb ben ©jor^
giften fe^r not^tuenbige 2ef)re" : ber ©jorjift !ann bie Teufel in ben S3e-
feffenen angreifen mit Söei^waffer, SBei^raud), (Sd^toefet unb Xrönfen,
bie felbft gut egorjifirt unb gefegnet fein muffen (@. 3). Sluc^ ge»
ftei^tc lauter leiften bei fd^lüacfier ^efeffen^eit gute 2)ienfte (@. 4).
SEäglid^ mad^en njir bie (Srfoi)rung, 'oa'<^ getoeiiiteS 'Xeufel§« unb
5JJiünä!raut üon 33efeffenen nic^t ertragen tt)irb. 3)er ©Eorjift mu^
burd^ S3eleibigungen unb $8efc^im)3fungen ben Seufel im 93efeffenen
reiben! Xa§ barf er bem Xeufel gegenüber, obnjot)! fonft S3e^
leibigungen nii^t erlaubt finb (©. 5. 6). SDie 'üeufet fotten nad^
i^rer Stnja^I, i()rem 9Jomen befragt werben; in ber Stnmenbung
üon 9letiquien bei 93efeffenen fotl man fe{)r üorfid^tig fein; id^ f)abe
in biefer Söejiel^ung 2Bunberbare§ erlebt (8. 7). 2)er ©gorjift mu§
gro^e ©ebulb ^aben, benn oft üDitt ber Seufel nid^t weicEien [<B. 7).
S)er ©jorjift !ann ficE) auf Qtttd gefd^riebener ^I. SBorte bebienen
(@. 13). ®egen bie üerfct)mi|ten 2{ntroorten be§ 2;eufel§ foll fid^
ber ©jorjift ruften. 2)ie 5^eufel üerbergen fidf) gerne im Innern
be^ ^örper§ ber 33efeffenen, be§f)atb fott ber ^riefter fid^ SJJiü^e
geben, fie an ber Dberftädie ju Ijalten (@. 16). SSenn bie Xeufel
i^re S^amen funb gegeben t)aben, fo foü ber @Eor§ift bie 9kmen
2S*
436 2)rttte§ iBud). ^opftt^um unb !Qeitnmmt\t\x.
auf einen 3ettef f(f)reiben unb ben Qtttd in getoeiijtem ^^euer oer'
brennen, tt)a§ ben Xeufeln fe()r unangenehm ift '.ß. 17 . j^ür ge^
hJö^nlicE) foll ber (Sicox^i§mn§ in ber ^ird^e öorgenommen toerben,
unb 5tt)ar, luenn mi3glid§, an j^efttagen nod) ber 3)?effe (@. 18).
S3ei einigen ^efeffenen lä^t @ott ju, ba| fie niemal» öom Teufel
befreit werben (8. 19). @§ folgen bann oon S. 21 — 96 fieben
oerfc|iebene, fe{)r tpir!ung§oolIe Sgor^iSmen. Sie befleißen in ®e=
beten, SlbfcJinitten au» ben (Süangelien unb ge^eimni|öotten 2(n»
rufungen ©otteS. 3- ^•- ^e^* Gl'orjift be^eidinet ben S3efeffenen
mit bem ^^^c^e" ^^^ Sreu§e§: @ef)et ba§ ß'reuj unfereS |)errn ^efu
S^rifti, flieget feinblirf;e ©en^alten, e§ fiegt ber 2ijtt)e au§ ^uba
unb bie SBursel ®at3ib§. 5IC(e(uia! Xann loirb ber SInfang be»
Soi)anne§'(Soangeüum» lout gelefen unb ber ©Eor^ift fpricE)t: Hei -f-
Ilelojm + Heloa + Heye + Tetragrammaton + Adonay +
Saday + Sabaoth + Sother + Emmanuel -)- Alpha +
Omega + Primus + Novissimus + Principium + Finis +
Agios + Ischyros + Otheos + Athanatos + Agla + Jehova +
Homousion + Ya + Messias + Esereheye + Christus vincit -p
Christus regnat + Christus imperat + Increatus Pater + In-
creatus Filius + Increatus Spiritus + Per signum crucis libera
DOS de inimicis nostris Dens noster.i ®en @(f|Iu^ bilbet bie
Stbbetung ber 2ltterf)eiligen=2itanei. S)ie übrigen fec^S Si-orjiSmen
finb ö{)nüdj. Sft ber 35efeffene auf bieje SBeife befreit lüorben, fo
wirb ta§i Te Deum gebetet.
2(uf bie (SjorjiSmen folgen tton @. 96—129 „wirffame §eil'
mittel, um bie Xeufel ju oerjagen". 3iiiiä<i)ft eine Delwei^e,
bie üom 1)1. S^prian !) ftammt, unb woburc^ jeber Qauhtr: §er»
ftört wirb (©. 98 ff.). S;ie Sefeffenen muffen bie§ £d trinfen.
j£ann eine S3robmei^e. ^a§ 93rob mu^ ungefäuert fein; bie
S3efeffenen muffen e§ noc^ oor bem @enu^ bes CeleS effen. £ti
unb ^rob wirb nad) folgenbem ^^e^ept bem S3efeffenen gereicht:
„Tlan nel^me gwei ^funb ^albfleifd^ unb laffe e§ ungefaljen lange
in S33affer foc^en; bann nefjme man swei Unjen be§ geweiften
1 SUiau üevgleid)e oben 3. 351 bie oortreff üd)e 9tac^o^mung jolc^er
33eicf)tt)örungen burd) ben ©c^rcinbler Seo Jojil. Zaiil fannte eben, roie
er fid) berb au^brücfte, „jeine ^pappenljeimer". Scr blöbe 2lberglaube beg
UItramontoni»mui bleibt fid) in jebem ga^'^^unbert gleic^.
II. 5>eEenItteratitr. 437
93robe§ imb jltiei Unjen bei gelüei^tcn £tU. Tlan tnifd^c atte§
gut burd^einanber itnb gebe e§ ntc|t ju tnarm früfi morgend bem
SSefeffenen. 9}?an fe|e ba§ ungefäf)r oc^t Xage lang fort. S[Ran
fprid^t baju: 9hmm ba» geweifte 33rob §ur ^erftörung aller
Bauberet be§ ItnitU. ^m Dornen be§ SSater§ + be§ (So^ne§ +
unb 4- be§ f)(. ®eifte§. 3tmen" S. 104;. ^rt, bie S3e^ejung
irgenb eine§ Äörpert^etle§ gu 6e)eitigen: ber Sjoräift üer--
geiüiffcre fid^, weiter ^örpert^eit beljejt ift; gettjöf)nli($ ift el ber
93auci^, ber 9J?agen ober ha§ öerj. ^ft bie 83ef)epng im 93aud),
fo foü ber Sefeffene hav getrei^te Cel nefimen, unb ber ©jorgift
mu^ ben S3efeffenen jtüei bil brei ©tunben lang egorjijiren; fi^t
bie S3ejeffen^eit aber int 50?agen ober im ^erjen, fo bient ta§
folgenbe öeifmittel: Sc^föargnjurjef, S^'^^^' 2^eif)rau(^ unb ©infter
trcrbcn in gutem SSeifeföein gefod^t; bie SBrü^e luirb unter ®ebet
unb Segnungen bem S3efeffenen brei 2age lang eingegeben, unb
tägtid^ fott er, nacfibem er getieid^tet l^at, tro| be§ (ärbred^enS brei
bis üierStunben lang ejorjifirt »werben. 3^ann ipirb er mit ber ®nabe
®otte§ erlöft. Sie Segnung für biefe 5tr§nei lautet: Unfere ^ütfe
ift im 5Ramen be§ |)errn, ber ^immel unb @rbe gemad^t £)at.
Ter öerr fei mit eu(^; unb mit beinem ©eifte. 9(IImäc^tiger,
eroiger (Sott, ber bu öinimel, (Srbe unb 9JJeer unb 5lIIe§, roa§ in
i^nen ift, gemacht ^aft, roürbige bic^, biefe 9)Jebi§in gu fegnen unb
beine Segnung über fie au§jugie§en, bamit fie, burd^ beine ^eitigfte
ßraft unb beinen reid^Iid^ften Segen, ben ^^eufel, ber biefen beinen
5)icner Sfl. '')l. betäftigt, quäle, ermübe, vertreibe (S. 106). 2Iud^
eine SSein--, SBaffer-- unb Saljroei^e ift üorgefe^en (S. 108
bi§ 119 . S8ei ber 2öei^raud^roei^e (S. 121) hjirb roieber ein
9lejept angegeben, um ben "leufel burd^ ß5erüd;.e (profumigationes)
ju Oertreiben: Sd^roefel mit 2eufel§fraut unb einigen anberen
Kräutern luirb geroei^t unb bann öerbrannt; ber Sefeffene, er mag
rooüen ober nicf)t ,velit nolit) mu^ ben Cualm lange einat^men. 33et
ber S3efrf)roörung eine§ jauberifd^en §agetunroetter§ foH bie 2lIIer=
l^eiligen^Sitanei mit folgenben 3"lä^en gebetet roerben: Ta^ \>n,
0 (Sott, bicf) roürbigen mögeft, bie öom Xeufel erregten §agel=
förner in SSaffer aufjutöfen, tt)ir bitten bid^, erhöre un§! Xa^ bu,
0 ®ott, bid^ njürbigen mögeft, biefe §age{!örner ju oernid^ten,
tüir bitten bid6, erhöre un§! (S. 129).
438 5^rittel 93uii). ^apfttfiutn unb ^ejenuntuefen.
2ruf hk\t „®eif;et ber Xeufet" folgt üon ©. 133—184 „bic
©ei^el ber ©cfiiparjfunft" üom ^rofeffor ber X^eologie on ber
Unioerfität ju ^oitier§, ^eter 9)?amort§.
©ro^en 9iaum nimmt bei i^m, tüie in aßen t^eologifdien Xraf--
taten biefer 2Irt, bie Erörterung über bie unflät|igften Xinge ein.
5^a§ burd^ Söe^epng ^eroorgerufene gef(i)le(i)tli^e Untiermögen üon
9[Rännern ober grauen n3irb auf ba§ einge^enbfte befpro^en unb
burc^ 1f)atfac^en beraiefen:
(S§ ift ertriefen, ba^ ber Xeufel in ©eftalt cine§ @tiere§,
2SoIf§, §irfrf)§, ^unbeg, felbft in ®eftalt eine§ Drben§manne§ ficft
mit Söeib^rn abgiebt (S. 135). (5§ ift erliefen, bo^ ^irten burd^
Räuberei im Staube finb, Suf){)eerben §u melfen, bie ftunbenrtjeit
öon i^nen entfernt unb burd^ S3erge unb X^Ier tion i^nen ge--
trennt finb (S. 136). (£§ ift erliefen, ba§ burd§ S^eufelei SBinb
in üeinen Süd^fen eingefd^toffen nierben fann ; bie 8d^iffer ne'^men
fold^e S3ü(f)fen mit unb laffen bur^ eine üeine Deffnung günftigen
2Binb in it)re Segel faljren @. 138). 2(uc^ ba§ Sßorfommen tion
SBä^rmöIfen ift tierbürgt S. 138;. (Sin ftärferer Xeufel !ann
einen fc§n)ä(^eren Xeufel binben unb in einen 9ting ober in ein
22ac^§ftü(f einfd^Iiefeen. Gin tiornetjmer 9J?ann ^at geftanben, ba^
er einen in einem 3f{tng eingef^Ioffenen teufet aU Wiener befaf;,
ber 2)ragon l^ie^ (©• 142). ^d^ fannte in ^oitierg eine %van,
bie, obtt)oI)I fie fd^on je^n ^a^re üerl)ciratf)et tvax, noc^ niemals
bie 6^e mit it)rem SJJanne öottjogen Ijatte, weil t()r burd) ^luberei
ber (Seemann tier^a^t gemad^t tt}orben njar (@. 153). 2lu§ ^nb=
gebungen ber ^ircfie unb au§ fidEierer ßrfa^rung fteljt feft, ba^ bie
Seufet nidjt feiten bie @t)egatten im Slugenblid be» e^eüd^en 2tfte§
ftören. ^ie auf biefe SSeife S3e()eEten foHen fid^, um ©rlöfung §u
erlangen, an bie ^ird^e tt)enben (S. 155). Solide Seeleute fotlen
beten: Teufel, bu ?5einb ber ©Triften, bu njillft un§ in ber @^e
ftören, bamit wir feine Sinber ^aben, aber mit SSerac^tung tier=
leugne i6) bid^ unb folge bem ©efe^e S^rifti, ber bie ß^e ein=
gefegt f}at jur Sinbererjeugung, unb id^ merbe im et)elid^en 2t!t
meinem aJJanne ge^ordE)en. Ser SSeic^toater füll auc^ bie grau
ermat)nen, ba^ fie ben SD^ann tüffe unb umarme; bann wirb ber
Räuber gebroi^en (@. 157). S)ie $Ri(^ter, welche ^ejen unb
©(^tt)ar§!ünftler mit ber gebü^renben Strafe beftrafen,
II. .»pejenliteratur. 439
crlocifen ®ott unb bem ^atfioIi^iSmug einen großen
®tenft (8. 159). ©in SSeib in ©nglanb n;urbe bnrc^ einen Teufel,
ber i^r aU f(^öner Jüngling erjd^ien, fd^tüanger unb gebar, of)ne
if)re Sungfernfd^aft ju üerHeren, ein ^inb (S. 162).
S)er granjiSfaner '- X{)eoIoge ^ater $ieront)mu§ 2)^engo
fd^reibt in feinem „(StridE für bie Xeufel" Fustis Daemonum' :
9lu(^ rtienn ber Xeufel aU K^rtftu», ober 9Karia, ober aU irgenb
ein §eiliger erfd^eint, fo ift er bod^ boran gu erfennen, ba^ feine
®eftalt immer eine SQJi^geftaltung aufttjeift, entmeber Sd^tnanj
ober |)örner ober etiua§ 2te^nIidE)e§ (©. 219). 2;eufel, bie au§
einem Sefeffenen aulgetrieben werben, öerloffen biefen 9}?enfcE|en
oft in ©eftatt fc^recflic^cr ^^iere 'S. 216). ®er (Sjoräift miiB
bie S^eufel beleibigen unb bef(^im|)fen, i>a§' fönnen fie nic^t »er-
tragen (®. 220). '^a^ fic^erfte Qtxä)tn, ba^ ^emanb befeffen ift,
ift, toenn er unruhig njirb, n)ät}renb bie Sefd^wörungen über iJ|n
gefprod^en Werben; "Dav öerrät^ bie 5Intt)efen^eit eine§ ^eufe(§
(S. 227). 'üilk 3ttubermittel, Wie ^nodEien, gebern, Steine,
§aare u. f. w., bie mon in ben 93etten ober an anberen Orten
finbet, finb in gelneitjtem ^^euer §u üerbrennen. SBeitere ^cic^en
ber S8efeffent)cit finb: eine gelblid^e ©efid^tSfarbe (color cedrinus
in facie), ftarre 3(ugen, 9J?agen= unb ^erjfrämpfe unb ha§ (55efü[](,
aU ob man eine ^ugel im SUJagen fiabe, Srbred^en. SBä^renb ber
S^efi^wörung be§ S3efeffenen bnrdE) ben ^riefter finb folgenbc Beic^en
^ü bead)ten: ob ber ^riefter, wenn er bie §anb auf ben ^opf be§
Söefeffenen legt, ein ftarfeS Kältegefühl empfinbet; ob ber Seib be§
SBefeffenen anfdEiWiHt; ob ber Sefeffene ba§ ©efü^I^at, alSob 2(meifen
5Wifc^en feiner ^aut unb feinem gleifd^ f)in unb ^er tiefen; haSi
finb nämlid) bie leufet. ^ie Teufel üerlaffen ben iüZenfd^en t^eill
burd^ ben 9Jlunb al§ Stamme ober al§ falter SBinb, t^eil§ burd^
bie D^ren al§ 5{meifen, tf)eily burdb ben 3tfter al§ Kot^ ober aU
gröfd^e ober (Sd)Iangen, t^ei(§ a(§ S3Iut§tropfen au§ ber 9^afe.
3luf all biefel mu§ ber ©Eorjift achten, unb bie Srfa^rung Wirb
i[in barüber befe{)ren (S. 229). 2(t§ id^ im ^afjre 1575 in
9?eim§ war, gefi^a^ t^olgenbel: eine SBittwe war mit einer
fd)Weren Slranf^cit befje^t worben. ^d^ ging mit i^rem 2lrjt ju
.it)r, unb wir fanben in i|rem 58ett ein ou§ Gebern gefertigte^ SSilb
in 9)2enfdf)engeftatt; al§ bo§ 95ilb oerbrannt war, war bie f^tau
440 dritte« aSud^. 5ßot»[tt:^itm unb ^ejenuntrelen.
geseilt (@. 230). (£ine 5(rglift ber Teufel Befielt barin, bo^,
tüenn fie bem fiefc^tüörenben ^riefter ni(f)t mel^r luiberftefien fönnen
unb ben Körper be§ S3efeffenen üerlaffen muffen, fie fid^ jh)ifd}en
ben §aaren be§ SBefeffenen üerfteden, füo fie lange tierfcorgen Bleiben,
^{f) felbft l^abe bei einem jungen SJläbcEien einen folc^en gall er--
lebt; erft alä iii) mit meinen getüeif)ten ^änben ba§ §aar be§
9)?äbc^en§ preßte, ttjirf) ber Teufel unb rief mir öoH 333ut^ bie
SBorte gu: 3d^ fe^e, ba^ bu ein teufet bift; id) f)ätte mid^ in ben
paaren biefe§ S[Räbc^en§ üerBorgen fjalten fönnen, föenn beine ©d^Iau--
l^eit mid^ nic^t entbecEt l^ötte. 58ei biefen SSorten brachen aÜe Sln^
toefenben in Sachen ou§ (©. 231. 232). ®o^ bie teufet i^ren
geid)Icc^tlic^en 58crfel)r mit 9J?enfd)en gerabe an "^ofien ^^efttagen,
trie SBei^nad^ten, Oftern, ^fingften, ausüben, gefd^iel^t in ber 2tb=
fic^t, @ott fd^tüerer gu beleibigen. 35er 2;eufel miPraud^t SBeiber,
aud^ Spönnen, iüiber i^ren SCCntlen (@. 233). 2)ie teufelifc^en
^aubermittel werben meiften§ in ben SBetten öerftecft. ^nt ^a^re
1582 f)ahi id§ mid^ inS3oIogna über einen fotd^en j^all mit bem
ßarbinal'-SrjbifcEiof biefer ©tabt bef^rod)en. (Sin gute§ SJJittel ba^
gegen ift: in ben üier (SdEen be§ S8ette§ SBei^raud^, 9}?t)rrl^e, ge^
n)eif)te§ ©alj, geföei^te Dliöen unb gett)ei{)te§ 2Bod^§ nieberjulegen
{©. 234). Sßon (S. 235—346 giebt au^ biefer 2:^eoIoge ac|t
fet)r tt)ir!fame 58efd^lüörungen an, bie in|attlid^ fid^ bedfen mit ben
oben (@. 436) ern}äl^nten.
2lm ©d^Iuffe be§ 93ud^e§ finbet ftd^ bie ^Beglaubigung: „^ä),
S3ruber Ximot^eu§ ^ennonu§, ou§ bem f5tan§i§fanerorben,
Seftor ber f)eiligen Sitieologie unb ^efinitor ber j^ranjisfaner«
:prot)in3 ^^^ ^Bologna, bejeuge in SBaljr^eit, ba^ id^ auf S3efe{)I
be§ fe^r efirtüürbigen Snquifitor§ bon ^Bologna, §elifau§ ®opt)§,
au§ bem Sominifanerorben , biefe§ S8uc§ aufmerffam gelefen 'i^a'bt,
in tüeld^em icf) ni(^t§ gefunben "^alt, tt)o§ ber fieitigen fat^olifd^en
f ird^e unb it)rem ©tauben entgegen ift. 9}leinem Urt^eile nac^
ift e§ ein !att)oIifd^e§ SBerf, ba^ nü^Iid) ift für bie S3e^ejten.
(5)egeben ju SSoIogna, om 14. Januar 1583."
Um bie S3ebeutung fold^er ©utad^ten rid^tig ju ttjürbigen, mu§
man im 3luge begatten, 1. mt einl^eitlid^ unb ftreng in ben Drben
bie SSüc^erjenfur geübt ttiurbe unb Ijeute nod^ geübt tüirb. ©old^e
©utad^ten unb bie begutad^teten 93üd^er faflen ben betreffenben
II. ©ejenUterotur. 441
Crbcn öott unb ganj jur ßaft; 2. tüie burc^au^ abhängig 6efonber§
in bamaliger ^eit bie ^öüd^eräenfur öon ben i8if(f)öfen unb üoni
^ap[te war; tüte Ieirf)t e§ biefen Reiben (Steffen, b. ^. „ber ^ird)e"
gewefen tt)äre, folc^e Sürfier ntcf)t erfc^einen ju taffen, ober fie naä)
bem Srfd^einen §u unterbrücf en , tüenn fie if)ren Snf)alt mißbilligt
ptte.
Unter bem litel: „©aton'S j^Iuc^t" (Fuga Daemonis; öer=
Dffentücf)te ber ^^eologe Antonius <Btampa eine 3it^öniitt^"''
fteffung t)on S3efrf)h) orangen. <Sie beftetien ou§ ©ebeten unb ^falmen.
S3ei ber SBefd^tDörung be§ Xeufet§ burcö (5Jerü(^e (tigIdE). @. 435),
bie aber nur fetten gefc^e^en fofl, ^eißt e§: „9^ac^ ber (Segnung
be§ {5euer§ fteffe man ben Söefeffenen fo, baf? ber ©eruif) ber tjer--
brennten Kräuter i^m in bie 9^afe fteigt" (S. 378). Senn ber
leufet feinen Dramen nic^t nennen Witt, fo foff ber befc^tüörenbc
^riefter irgenb einen Xeufel^namen — (Stampa ftefft 26 fotd^er
9iamen gur 5(u§tüa^t — auf einen fettet fd^reiben unb ben Bettel
unter (Siebet öerbrennen (@. 278 . J^ft bie S3ef)epng burcf) 58ilber
erfolgt, fo fotl ber bef(f)tt)örenbe ^riefter jttjei Sitbniffe |erfteffen
laffen: ba§ eine ben S^eufel, ba§ anbere bie befeffene ^erfon bar--
fteffenb. S3eibe tüerben in getrei^tem treuer unter ©ebeten tier--
brannt (@. 379).
4. SDie Disquisitiones magicae be§ Sefutten SDelrio.*
StJer ^efuit jöelrio, STbeotogieprofeffor an ben UnitJerfitäten
t>on ®ra§ unb ©atamanfa, bat einen über 1200 «Seiten ftarfen
Cuartbanb tjeröffentlid^t: ..Disquisitionum magicarum libri sex,
1 S)ie ultramontatten ®efc^tc^täfätirf)er ^anfien^^aftor lagen öon
2)eIrio, ia'Q er „jientlic^ öollftänbig ben .peEenglauben feiner Qdt t:^eilte"
mi\t. bei beutfc^en a>D{fe5, VIII, BIß). Wtan laffe bieg „^iemtic^" beim
g-olgenben nii)t aufeer acf)t lieber 3anffen»^aftor ögld). ©. 164. 481. 628).
6^rlid)ec Hingt e#, menn ber ^ejuitS. S)ut)r öon ben „traurig berühmten
Disquisitiones" jeineS Drbenlgenoffen unb tion i^ren „unfjeitüollen" Sßirfungen
fpric^t !2)ie ©teKung ber QeU'iten in ben beutf(^en ^cjenprojeffen, SSereinS*
id)rift ber „©örreggefetljc^aft jur Pflege ber 3Biffenfd)aft im fatf)oIifc^en
^^cutfc^Ianb", Sö(n 1900, (5. 39). Stber auc^ biefe „G^rlicf)fett" 2)ut)r§ tft,
in 9lnbetrac^t bei @efammtinf)atte§ feiner ©d)rift, nicf)tl all Stplomatte;
fie jotl ben Schein ftrenger ©acf)Iic{)feit enuecfen, bie aber t^otjäc^tic^ boQ»
ftänbig fe^It (t)grct). unten ©. 495 ff. 625).
442 2)ritteä Sxtii). ^o^ftt^um utib ."pejenunföejen.
quibus continetur accurata curiosarum artium et vanarum super-
stitionum confnlatio, utilis Theologis, Jurisconsultis, Medicis,
Philologis. Superiorum permissu et licentia. Ed. Colon. 1679:
@ed^§ 93üc^er jauBerifc^er Unterfuc^ungen, bie eine gertaue SSiber-
legung ber lüunberBaren fünfte unb ber gottlojen &tbxäuä)t ent»
f)a(ten, ttü^Iic^ für bie ^^eologen , 9tecE)t§geIe§rten , SlRebijiner,
^fjilologen. 9Jlit (SdauBniB unb 33iaigung ber Oberen."
S)a§ S3ud^ trägt ba§ Imprimatur be§ ^efuitenorben^, je eineä
^äpftüdien unb eineS bifd)öflic^en 3c"for§. ®ie örbenSjenfur ift
auSgeftettt tion DIiöeriu§ SD^Janaräug, einem ber bebeutenbften
Sefuiten be§ 16. unb 17. Saf)rl)unbert§, ber bie tjöcfiften ©teilen
(^roöinjial, SSifitator) im Drben befleibete: „'^ä) DliüertuS
DJlanaräuS, SSiäeproüin^ial ber belgifcEien ^rotjinj ber ©efeüfc^aft
^efu, gebe, in Straft ber mir öon bem fe'fir e'^rlüürbigen ^ater
KIaubiu§ Stquaüitia, (S5eneroI=SSorfteI)er berfelben (S^ejeüfc^aft,
öertie^enen ©etüalt, bem ^ater 9Jfartin ©elrio, ^riefter unferer
©efellfcfiaft, bie SBefugni^ gu öeröffentlidjen: „jed|§ SSüc^er jaube-'
rifc^er Unterfudjungen", bie burrf) "Da^ Urtfieil getütd^tiger unb
getetjrter X^eo logen [be§ ^ejuitenorbenS] gutget)ei^en Würben
finb. Qüv ^Beglaubigung biefer Sefugni^ füge \ä) biefem (£rla^
meinen ^J^amen bei. begeben ju S 13 tuen, am 6. ^uli 1598.
DIiüeriu§ 9Kanaräu§."
®ie Urtfieile ber übrigen, niciit jefuitifd)en Benforen tauten:
„2)ie jtüei erften 93ü(^er ber jouberifdien Unterfud^ungen, üerfa^t
öon ^ater SKartin 2)eIrio, Ideologen ber ©efeßfcfiaft ^efu, ^alte
id), ba fie üielfeitige ÖJele'^rfamfeit unb ^flic^tä bem Iatt)oIifd§en
©tauben 2ßiberfpred)enbe§ enthalten, für tüert^, ia^ fie öeröffent»
Iid)t werben, ©egeben gu Sömen, am 8. gebruar 1599. 2Bitt)etm
gabriciuS, Stpoftotifc^er unb ^öntgtid)er SSüdierjenfor."
„SDie brei testen 33üd)er ber jauberifc^en Unterfudiungen, berfa^t
üom gcletirten ^ater SDJartin Setrio, ^riefter ber ©efeÜfc^aft ^t\n,
tjoltt id) wegen i^rer öietfeitigen ®etet)rfamteit unb wegen ber
@ebiegent)eit i^rer 2et)re für fe^r nü^tic^, befonberS in unferen
Beiten. ^d) ^tte bofür, ha^ fie jum großen SSort^eit ber tird^e
üeröffenttid)t werben fotten. ©egeben ju Stntwer^en, am 1. 5tpri(
1599. (Silüefter ^arbo, Sicentiat ber ^l X^eotogie, ®om^err
ber ^atl^ebratfird^e unb S3üd|eräenfor."
II. §ejenliteratur. 448
5)cIrio§ Sud^ bilbet mit bent ein ^a^r^unbert früher erfc^iene--
nen „^ejen'^ammer" ber ^äpftlirfjcu ^ominifanerinquifitoren
(Sprenger unb ^nftitoril ben $ö§epunft uncE)ri[tIicf)en Xeufel=
unb |)e£enlüaf)n§. SCie 2)ominifaner'- unb Sefuitenorben trogen
fomit bQ§ untilgbare Söranbmal, ein ^o^i^^unberte Ijinburc^ tuä§renbe§
2[6fd^Ia(i|ten öon 2J?enf(^en im 9^amen Sfirifti unb im 3(uftrage
feine§ „8tatt£) altera" „n)iffenftf)aftlid^" unb „tljeologifcf)" gered)t<
fertigt unb befürwortet ju ^aben.
®er Sn^alt ber einzelnen S3üd^er ift: I. S3uc§: 35on ber Qan-'
berei im Slllgemeinen (8. 1—92; iä) jitire nad) ber Kölner Stue-
gabe öom S^l^e 1679'; IL Sud^: SSon ber teufelifd^en ^ouberei
unb i^rer 2Birffam!eit (S. 92—358); III. SBud^: SSon ber ©c^tuarj^
!unft (©.358—495); IV. 5Buc^: SSon ber 2Ba{)rfagerei (5. 496
bi§ 707); V. $8uc^: SSom Slmt be§ Wter§ bei biefein S^erbred^en
(@. 708—940); VI. Sucf): S3on bem ^Tmt be§ S3eic|tüater§ unb
öon ben erlaubten unb unerlaubten Heilmitteln :ß. 941— 1221^
^öe^eid^nenb für bie ©efammtauffaffung Xelrio'S, bie übrigen^
bie ©efommtauffaffung be§ ^efuitenorbenS lüiebergiebt, finb einige
©teilen au§ ber SSorrebe, h)o er bie @c^tt)arä!unft aU ftönbigen
^Begleiter unb notfimenbige 3oIge ber „^e^erei" f)inftellt: „^öf)men
ipurbe öon ben §uffiten, S)eutfcE)Ianb üon ben Sut^eranern
überfd^föemmt; tt)ie gro^e ©ewatt bie 3flii^e^"ei i'oi^t erlangt ^at,
f)at un§ Sprenger [SSerfaffer be§ „§ej:en^ammer5"] beridjtet, mit
lueld^en $8ä(^en bon ^ejen (torrentes sagarum) "üa^) 2ut()ertl^um
ba§ nörblid^e S^eutfc^Ianb überftutl^et f)at, wiffen bie, bie in ^älte,
gurd^t unb 3^ttc^n i'o^t njol^nen. Xk meiften, bie 3. 33. im
^rierifdjen Sanb üor ben 9lid^tern auf ber i^olter geftanben |aben,
ba^ fie üon ber ^eft ber |)e£erei ergriffen feien, Ijaben befannt,
ba^ biefe (Seuche fie juerft ergriffen \)ahi, al§ iene§ fd^eu^Iid^e unb
tartarifdfie S3oÜtt3er! be§ 2utl)ertbum§, 5tlbred^t üon ©ranben--
bürg, ber felbft aU Sd^njarjfünftler berüchtigt ift, mit geuer unb
©d^ttjert jene Sanbflridie plünbernb oertrüftete. ^n ber ©d}tt)ci§,
tro noc^ bie gotttofen ÜSatbenfcr finb, giebt e§ nur loenige ^i^auen,
bie feine ^ejen finb. ^n ©nglanb, ©d^ottlanb, ?5i^cinfreid),
^Belgien ift bie §ej:erei burd^ ben ^alöinismuS rafd; ou§'
gebreitet ttjorben."
®ie ©rünbe für bie enge 95erbinbung jrtJifdfien ^e^erei unb
444 5)ritte§ 58ucl). ^Papftt^um iinb §fFn""tt^fien.
^ejeret ftnb nad) Xelrio: „^te 'üeufel '^aBen in ben ^e|ern, tüie
einft in ben ©ö^enbilbern, i^re SSotjnftätten; au§ ben ®ö|ent)ilbern
finb fie üertrieBen tüorben, fo {)alien fie fid) in ben ^e^ern neue
2Bo^nungen gefugt; oucf) bie Teufel, bie Sljriftug auftrieb, fuhren
in bie (Sdjtüeine. SBie bie ^eft ber §unger§notf) folgt, fo folgt
bie ^ejerei ber ße^erei. Tie Teufel bebienen fid^ ber ^e^er aij\u
lid^ tüie fc^oncr |)uren, um bie 9D?enfd)en §u betrügen" (SSorrebe).
3ur ^ennseic^nung be§ erften Söud^eä genügt e§, auf bie über
33 Seiten fic^ erftrecfenbe 51b:^anblung öon ber ©olbmad^efunft
(Stld^imie) ^injuweifen, bie mit unb ani) o'^ne §ülfe be§ STeufel^
für niöglid) erfliirt njirb.
^m ^föeiten $8ud) toirb aU (Srunbtage aüer teufeüfc^en
Räuberei ber S3ertrag mit bem Teufel Ijingeftetit (@. 112 ff. .
2)ie SBirflid^feit folo^er SSerträge bemeift ®eIrio a«§ ber Ueber=
einftimmung aller 'S^fieologen alter unb neuer Qdt unb anS^ bem
Sßefenntni^ aller |)e£en (@. 113. Xie SSerträge finb gttjeierlei 9lrt,
ftillfd)lüeigenbc unb auSbrüdlic^e: bie au§brüdü(^en ttjerben unter
t)erf(^iebenen ^eiertid^ feiten abgefd}toffen: bem '2;eufel, ber in ^erfon
erfdieint, lüirb oor B^ug^" ^reue unb @efoIgfd^aft gelobt (fidelitas
et homagium): ober man lä^t bem Xeufel burc^ berühmte tauberer
eine S3ittfc^rift (libellus supplex) üben^eidien. ®eIrio erjö^^It einen
^aU, ber \xdi) ju 9?ante§ in ber Spornt anbie zugetragen !^at.
STort tt)urben mel)rere folc^er $8ittf(^riften entbedt; bie Sittfteüer
mit ben S5ittfd)riften erlitten ju ^art§ ben gcuertob. @inige§
ift allen Sßerträgen mit bem Teufel gemein: bie ^Verleugnung be§
®Iauben§ unb ber Jungfrau 2J?aria; ber leufel berührt bie Stirne
ber 33ertragfc^Iie^er mit feiner Äraüe unb tauft fie auf feine 2trt;
fie erl)alten einen neuen S^lamen; innert)alb etne§ auf bie @rbe ge*
jeid^neten ^reife§ inirb ein furd)tbarer Gib gefd^moren; man tier=
fprid)t bem Teufel, monatlid) burd) 5^Iutau§faugen ein ^inb ju
tijbten ; irgenb einer ©teile be§ ^örper§, gemö^nlic^ einer gei^eimcn,
brüdt ber Teufel ein ^^i^^^ Q^f- t)iefer ^ijrpertfieil mirb baburd^
unempfinbtic^ (8. 112 ff.). ®ie §ejen unb ^^^uberer fönnen Un»
lüetter unb jvtnfterniffe erregen, fie fönnen bemirfen, "öa^ geuer
nic^t brennt ; fie fönnen üer^inbern, ba§ ^emanb im SBaffer unter--
finft „mie mir täglid) bei ber SBafferprobe fe'^en"; fie fönnen
glufeläufe Ijemmen, Ouetlen öerfiegen ober neue ijerttorfpringen
II. öcEenüteratur. 445
moc^en (S. 155 . 3ie fönnen SSie{)§eerben üernic^ten unb auf bem
^aim fte^enbe§ ©etreibe auf lueitentlegene anbere SIecfer oerfe^en.
„'^U id) in SDZainj war, n)urbe ju Girier eine berühmte öcj;e
I}ingeric^tet, bie in einen S3e[jälter in ber SSanb if)re§ |)aufe»
bie 9}iil(f) fvember tülje fiinüberjog, b. t). itir Xeufef ntelfte mit
großer @efd)n)inbig!eit Vit Slü^e unb bradjte if)r bie Tliiä)" ß. 156).
2:er SEeufel giebt ben i)ejen ein -pulüer; ba§ ftreuen fie in bie
Suft, unb fofort erfc^einen |)eufc§recfenf(i)iüärnie (©. 156). „8oIc^c
©ef(f)e^niffe finb aütägüd^; i[)re SSaiir^eit tüirb bezeugt
burc^ ba» 2(nfei)en ber ^äpfte unb i()re 33uüen barüber;
io bie Suüen ^nnoäeng VIII., ^uliuS III., §abrtan VI."
®urc^ i(}re Slunft fönnen bie Qaühmx bie f)i3c^ften SBürben t)er=
frfiaffen. So joden felbft bie ^äpfte 9J? ortin 11., Siloefter IL,
Sodann XXI. unb XXII. unb Tregor VII. bu rd^ 3^11 =
berei köpfte geworben fein (8. 162). S)er ^efuit weift bie§
allerbingg surücf, giebt aber ju, ba^ bie Teufel ju weltlichen
Sßürben ert)eben fönnen. gür ©riangung öon ©elb, (5(^ä|en,
®oIb finb bie Xeufel fe^r nüllicf) (@. 163—168). 3)ie Xeufel
bringen Ungel}euer ^erüor, \vk fürjücf) ein furd^tbareS Ungeheuer
in SSrafilien ficf) gejeigt ^at. 3J?ögIic^ ift aber oud), ha'^ biefe
Ungef)euer aus ber SSermifc^ung ^wifc^en 9JJenfc^ unb 2^ier ^erODr=
ge^en; fo ^t im ^af^re 1571 ein SSeiB ju hörigen einen ipunb,
ein anbere» 2Beib in 5Iug§burg einen 9JJenfc|enfopf, eine ^wd--
fü^ige !5(f)(ange unb ein Sd)wein geboren (S. 172 . ®efrio er=
5äf)(t bonn weitläufig eine ©efd^idjte, wie ein Seib ouf einer .^nfel
ausgefegt würbe, wo nur Stffen lebten; bort ^abe fie mit einem
Slffen ^inber erjeugt. Sdilie^Iid) Ijabe ein Sd^iff fie wieber ouf=
genommen; ber 5tffen'-3Sater, ber jurüdgelaffen würbe, ()abe fid) unb
bie Sinber au» SSerjweifetung über bie Xrennung öon feiner ©attin
in'» 9Dteer geftürjt. ©anj Portugal fei ^tnqt für bie 2Baf)rf)eit
biefer Xijatfac^e (S. 172;. 2(uf se^n Seiten (S. 175—185) be=
^anbelt 2)eIrto bie grage, ob bie SEeufel ftd^ mit 93ienfc^en f(eifc^^
lid) öermifdien. S:ie Stiatföc^Iic^feit folc^er Sßorgänge fte^t für
ben Sefuiten feft: „(J§ ift bie» bie gemeinfame 5(nfi(^t ber t).f). SSäter,
ber 2:i)eoIogen unb ^^iIofopl)en, burd) bie (£rfaf)rung oieler Sa^r=
f)unberte beftätigt. SSon biefer Stnfid^t abjuweidien ift ein 3eid)en
öon (Starrföpfigfeit unb $8erwegen^eit."
446 ©rittet 58ud). $apfttl)um unb §ejenuntüefen.
2{u§ bent gef (^Iecf)tlid)en Umgang ^lüifd^en SKenfcf)
unb Xeufel fann 9Zod)!ommenfc^aft entfielen. S)ie (Sr*
flärung biefer SE^at)a(|e fitetet jhjar @(^n)ierig!eiten, bie aber üer=
frfltüinben, wenn man bie «Sacfie gut unb !Iar au§einanberfe^t: ber
Teufel !ann \iä) mmli^ öon irgenb einem SJJanne iDöfirenb be§
@c^Iafe§ ©amen üerfcEiaffen , unb ttjeil er [ber STeufel] fe^r rafc§
unb gefd^idt ift, fo lonn er bem ©amen bie nöt^ige SBärmc er»
^tten unb it)n im geeigneten Slugenbüd einem SBeibe eingießen.
SSater be0 entftetienben S^inbe§ ift bann aber nic^t ber Sleufel, fon*
bern ber ajienfc^, befjen «Samen benu^t n)urbe (@. 176. 177). S)ie
|)eEen gefte^en, ha^ ber männliche ©amen, ben ber Xeufel i^nen
eingießt, !att fei unb lein Suftgefüf)! ^erüorrufe (©. 177). SBiH
ber leufet bei ber ^Begattung ni(|t al§ 'Ztü'\d erlannt fein, fo
al)mt er 5tIIe§ ouf§ genoueftc nod^, toie e§ gtüifc^en Wann unb
S5?eib 5U gefd^el^en ^jftegt; bann ücrfifiafft er fid^ an(i^ tüirlüd^en
männücfien (Samen, ben er felbft nid)t l)at. 2tu§ folc^er SSer--
mifcEiung entfielen ^inber, bereu tt)ir!lic^er Sßater aber nid^t ber
Steufel ift, fonbern ber betreffenbe 9Jiann, üon bem ber Sleufel fid^
ben ©amen öerfc^afft t)at. Stu§ ben ©eftänbniffen italienifd^er
§e£en ge^t ^erüor, ba^ ^ejen mit bem Xeufet auc^ unnatürüc^e
Unjud^t treiben; be§^alb !ann ber Sfiic^ter über biefe Singe fragen,
b. I). 5U i()rer (Srforf^ung bie gotter antrenben. 5Iud^ foüen bie
S3ei^tüäter roiffen, ba^ ein foIc^eS SSergeI)en eine boppelte Xob=
fünbe ift (@. 180. 181). ^e|er, tüie Suttjer unb SUtelan^t^on,
behaupten, ha^ bie |)ej:enfaf)rten nid}t lüirüic^, fonbern nur ein»
gebilbet feien. S)ie h)al}re ^nficfit ift aber, ba^ bie |)ejen
auf S'itQtnhödtn ober S3efenftielen ju t^ren Qu\ammtn''
fünften reiten (©. 183. 186). Qn biefem Ütitt falben fie fic^
unb bie SSefenftiete mit einer au§ getöbteten ^inbern bereiteten
©albe (@. 189). S3ei ben |)ejenäufammen!ünften tanjt ieber ^^eufel
mit bem iJim anbertrauten 2Beibe, unb ^tüar Iel)nen bie Xan--
genben it)re 9tücfen gegeneinanber; nad) bem Zan^ wirb lluäuc^t
getrieben {<B. 190). gür il)re 3ufa''"i"ei^^ünfte t)aben bie ^ejen
in öerfd^iebenen ©egenben üerfcE)iebene Xage: in Italien ben
Sonner»tag, in Sot^ringen ben SD^JittttJod) ober Sonntag u. f. lo.
(©. 191). Selrio füf)rt bann (S. 193—200) eine 9iei^e üon
„^i)atfad)en" jum S3elpeife foId)er §ejenritte an. 2)iefe „X^atfadien"
II. §ejenliteratur. 447
finb bie tf)örirf)t[ten Slnimenmärc^en, untüürbig eine§ S!)ienf(i)en unb
©Triften, aber ber '^t'\ü\t fd^reibt: (Solche ^Seif^iele erbringen ben
ftärfften S3ett)ei§ (fortissima probatio) für bie 2öir!Ii(^!eit ber
^cjenritte unb ^ei-enjufammenfünfte. Senjeifenb ift ferner, ba^
bie |)ejen biefe SDinge geftet)en unb glüar in üoller Uebereinflintntung.
„Ueberbie§, toer behauptet, biefe ^inge feien träume unb ^£)an=
tafien, üerfel^It fidj §tDeifeIIo§ gegen bie (S^rfurtf)t, bie wir
unferer Tlnitn ber ^ird^e fd)ulben. S)enn bie !atf)oIifd)e
S'irdie beftraft feine S3erbrec§en, au^er fie feien getui^ unb offenbar,
nod) aud) erüärt fie S^nianb für einen ©e|er, ber ni(^t hiirflic^
in ^e^erei üerftridt ift. ©eit Dielen ^a^ren ^ält ober bie ^irdje
bie |)ejen für ^etjer unb befiel)It, fie burd^ bie ^nquifitoren ju
beflrafen unb bem ttjeltlidien 3(rm §u übergeben. 2lIfo entnieber
irrt bie ^irdie, ober il)re ®egner. SBer aber be^ou^ten
luoUte, bie ^ir^e irre in einer ^um Glauben gel^örigen
@a(^e, ber fei üerflud)t (S. 200).
^ejen öertDanbcIn fid) mit §ülfe be§ 2^eufeB in ^a^en. (Sin
eljrlnürbiger 6)eiftlic^cr ^at mir erjötjü: SSor fünf Salären fei ein
Wann mit einer SBirt^in in Siijmube in glonbern in (Streit
gerat^en; er ^ahe. i^r ^an§' oerlaffen unb ttJoHte mit feinem 9?ac|en
über ben na'^en glu^ fe^en. @§ fei it)m tro| atter Stnftrengung,
ou(^ mit f)ülfe anberer SJJänner unmöglich geroefen, ben ^a^n oom
Ufer abjufto^en. "^a^ langen Söemü^ungen unterfuc^ten fie ben
ßaf)n unb fanben einen fe^r großen ©ater mit gtütjenben 2Iugen.
©ie burc^bo{)rten it)n mit einem 9}Jeffer unb brad^ten i^m töbtIidEie
SBunben bei; ber ^ater fiet in'§ SBaffer unb üerfc^njanb. ®er
9?ad)en (ie^ fidj je^t leicht bewegen. SDer Tlann ging in ha^
2Birt^gf)au§ §urüd unb fanb bort bie SBirf^in mit gan§ ben gleid^en
SBunben töbtiid) berieft, mie fie ber ^ater ^atte (@. 208). S)er
Seufel raad)t bie §ej;en unempfinblid^ gegen ^Folterqualen. W\x
erjä^Ite ber ^roöinjiat ber betgifc^en ^roöinj unfere» Drben»,
^ater 33ernarb DliüeriuS, ha^ im ^al]xt 1599 eine ^eye
Weber ba§ ^Brennen an ben Sü^en, nod^ bie fieftigften ©i^Iäge
gefpürt ^aU, bil ein ^^riefter il)r ein 2lgnu§ ®ei (ein getüei^teö
SBadi^bilb) in ben 9?aden gel^alten l^abe. ®a ^aht bie teufelifdEie
SBeiiepng aufgehört, unb bie §eje f^aht begonnen, ben ©d^merj §u
fütjlen. ^orau§ ge^t fieroor, ba^ biefe Unem|)finbtid)!eit ein SBerf
448 S;i-itte!i 33uc^. ^opfttf)um unb ^ejenunitiejen.
ber Teufels ift @. 217). SCie (Erörterung ber 5rage, ob bcr
%tü\d au§ einem 3Jlann ein SBeib unb au» einem SSeib einen
ajtann machen fönne, nimmt oier Cuartfeiten ein (S. 221 — 225).
Sn Saieta ^at fict) eine Sii<^er»frau na(^ 14jäf)riger (5f)e in einen
2Kann üernjanbelt; eine anbere würbe naä) 12jä[)riger ®^e Wann,
ließ fid^ fd^eiben unb fieirat^ete ein anbere§ SBeib (S. 221). ^m
gegenloärtigen 'i^a^xt (1600) rourben ju 2;oIebo burc^ Urt^eil ber
Snquifition bie ©ebeine eineS geföiffen 9iamirej oerbrannt, ber,
tt)ie folc^er 5Iu§rourf ber 9}?enfc^()eit ju tf)un pflegt, gu bem 2(u§'
geipieenen, b. i). jur ^e^erei, bie er abgef(^n)oren l^atte, äurücf»
gefe^rt wav. ^u§ feinen ^roje^aften überfe|e ic^ wörtlich : ©r
^atte mit bem Xeufet ein Söünbniß gefct)Ioffen, iroburif) er bem
S^eufel feine ®eele üerfcfirieb unb bafür üom S^eufel bie ^enntniß
ge{)eimer Singe ert)ielt unb ein au|erorbentIi(i)e§ ®ebäc|tni§. Sll§
er einmal mit einem anberen Sanh^vtx nad) 8aragoffa reifte,
fei i^nen )3lö|Iic^, nac^ 2(u§fpred^en eine» Qauhtxrooxtt^ ein ^ferb
erfi^ienen, ba§ fie im 9^u nai^ ©oragoffa gebrad^t ^abt; fie er=
lebigten bort i^re ©efd^äfte, beftiegen n^ieber ba§ ^ferb unb njaren
in einem 51ugenblicf ^u §aufe. 2II§ in Xe^a einem ©fiemann
bie (S^efrou plö^Iic^ au§ bem SBette uerfi^roanb, ^aht SRamirej
ben Tlann beruhigt: er lüerbe il)m feine ?^rau f(^on lüieber t)er»
fc^affen; er foKe in einen beftimmten SBeinberg ge^en, bort auf
bie Srbe einen ^rei» jiefien, fict) in bie SD'Jitte ftetten unb warten,
bi§ er ha§ ©eräufcf) öorüberge^enber 9)?enfc^en I)i3re. S)ann foQe
er lout fragen, wo ber ßönig fei, unb einen 3ette^ Quf ^^^ ®rbe
werfen. Xer (Seemann t^at fo, unb feine ß^efrau erfc^ien, man
wei^ nic^t moI)er, plö^Iic^ wieber ©. 234).
5Iuf 50 Seiten ;247— 297) be^anbelt Xerrio bie grage, ob
bie Xeufel bewirken fönnen, ba^ bie Seelen Stbgeftorbener
ben ßebenben erfcfieinen? Xann folgen jwei lange fta^jitel :@. 297
big 338) über ©efpenfter (de spectris). §ier ^ufen fid^ bie
toüften ®efc^ict)ten, bie a(§ „wa^re 1^at]ai)tn" beridf)tet werben.
Sld^tje^n üerf(^iebene SIrten oon ©efpenftern werben aufgeführt.
3wei öon ^efuiten »erfaßte fc^wülftige Sobgebi^te — bie Sßer^
faffer I)ei^en ^ater SIaubiu§ Xau»queiu§ unb ^ater ^arl
©rofinuS — auf Xelrio befc^üefeen ba§ jweite S3uc|.
2)0 6 b ritte Sud) beginnt mit ber Stb^anblung über jaube*
II. §eEcnIitetatuv. 449
rifc^e ßinfc^täferung, bie Befonber» öon SDieBen Bei ben §u Se=
ftef)lenben angetüanbt tuirb. ^iefe @infcf)Iaferung loirb betoirft
burc^ Sßerbrennen eigentf)ümlic£)er Sler^en: bie ^epn öerfc^affeii ficJ)
§änbe unb Sü^e ^on Seiifien, falben fie mit einem Dti, haä ber
!XeufeI i^nen giebt, unb ^ünben bann bie Singer unb 3e|en an.
®ie ©infc^Iäferung bauert fo lange, aU bie 5üBe unb ^änbe
brennen :©. 371). 2(ud) gel^Igeburten irerben §u biefer (Sin*
fcflläferung benu^t; ba§ ^aben öerfd^iebene ^ejen eingeftanben
(8. 375).
(Sin eigenes Kapitel üon 15 Seiten 375—390) ift bem
Stebe§äauber (Maleficium amatorium) unb feinen (Siegenmitteln
gett)ibmet. 9)?it Söerufung auf bie Söerid^te ber ;)äpftlid^en ^n=
quifitoren (Sprenger unb Snftitori§ unb auf bie ©eftänbniffe
ber §e£en üerfid^ert ber ^efuit SS)eIrio, ha^ gur Bereitung
fotd^er SiebeSjauber Slut öon ber monatlidjen Steinigung ber %xau
ober männtid^er Samen ober menfc^Iii^er ®ot^ benu^t loerbe
(S. 377). Sn unferer Stit, fagt 2)eIrio, üerföenben bie ^ejen
mit SSorliebe Pergament, ^a§ au§ ber ^ant eine§ neugeborenen,
ungetauften Knaben bereitet ttiirb S. 379'. Sel^r gefäfirlid^ unb
gebräud^üd) finb bie ^^uberfünfte, bie 2üh unb Seben angreifen;
befonber§ bie gegen !(eine ^inber gerichteten. §ejen foc^en unb
t)er§ef)ren fteine ^inber mit SSorliebe (S. 408 . ^egen fönnen
burd^ bloßen S3Iid bie Srüfte ftillenber «grauen auStrodnen (S. 416).
3auberifc|e SBac^§= unb 931eibilber, bie jur ^öbtung mißliebiger
Seute bienen, fpielen, nac^ bem Sorbilbe be§ ^apfte» ^o^annXXII.
(öglc^. S. 217;, and) bei 2;eIrio eine große 9totte (S. 418. StuI»
fü^rli^ fe^t SDetrio auSeinanber, marum (5Jott juläßt, baß ber
Teufel foldie 9J?ad)t über bie 3Jienfd)en befi^t (S. 446—463). Sn
glaub ern t)at fid^ ganj fürjlid^ golgenbe» §ugetragen: brei
9J?önc^e eine» ^lofterS — id) weiß ben Drt unb ben Orben,
bem fie angef)örten, aber S3eibe§ üerfc^tueige id) — lebten
fef)r au§fcf)iüeifenb. ßine» 2lbenb§ §edjten fie lange. (Jnbüdö Ratten
fie genug, unb ber eine fagte: ©Ott fei gebanft! ®er anbere aber
fagte: bem STeufel fei gebanft! Sann legten fie fid^, jeber mit
I einem 9JJäbc^en, ju Söett. ^(ö^Iic^ ge^t bie X^üre auf, unb ein
leufet in (5)eftalt eine§ Sägerl üon fc^redlic|er ©eftalt fommt
berein, begleitet tion gtpei anberen Xeufeln in (5)eftalt üon ^öd^en!
b. §ioen«btoc(I), $a^)itt^um. I. 29
450 ®ritte§ S3ucf). ^a^jftt^um unb ^ejenuntrefen.
9)lit furd^tftarer (Stimme fragte er, tüo ift ber, ber mir gcbanft
f)at? @r 5iel)t ben ju SEobe ©rfc^rodenen ou§ bem S3ett unb be-
ftef)Ü feinen Begleitern, il)n am i^tntx §u röften. S)a§ gef(|iel^t,
unb ba§ Binimer tüirb erfüllt mit bem ©eftanf be§ tjerBranntcn
imenfc|enfreif^e§ (©. 451).
®a§ tiierte Söud^ t)anbelt öon ber 2Bo!^rfagerei unb ben
©otteggeric^ten.
Sm fünften SBud^ erörtert 2)etrio bie Dbliegenfieiten
be§ 9lic^tcr§ unb 'öaS' ^roje^tjerfafiren ben |)ej:en gegenüber.
Um eine ollgemeinc Unterfuc^ung öor^uue'^men, finb gor feine 2tn«
geic^en erforberlii^. Seicftte Stnseic^en genügen ju einer befonbern
lInterfucE)ung über bie ©^ulb. Um aber ben 3lngeflagten ber ^w-
quifition gu übergeben, finb fd^roere Slnseitfien erforberlid^. ^ur
golterung finb fe£)r fc^tüere Stnjeic^en erforberlic^. 58eim SSer«
brecEien ber ^ejerei genügt gur befonbern Unterfu^ung ein QtUQt
unb fei e§ auc^ ein fonft unfähiger Be"9c; ^ft "^er S^üQt aber ein
üollgültiger, fo genügt ein QtUQt gur gotterung (@. 724). (£in
:pro5effuaIe§ Slngeicfien ift bie SSejid^tigung burc^ einen ^enoffen be§
$ßerbre(^en§. Snx (Sriangung ber S^Jamen öon 9JJitfd^uIbigen fann
ber 5tnge!Iagte gefoltert tnerben. Stud^ finb bie $8eic|tööter üer-
:pftid^tet, gur Stngabe ber 9)iitfd^ulbigen ju ermaiinen unb im
SBeigerungSfaü bie So§fpre(|ung gu üerfagen (@. 724).
®ie SCnjeige fonft Sf)rIofer gilt; bei i^nen mu^ ober bie Slnjeige
auf ber ^^olter gefc^e'^en, benn lüeil fie et)rIo§ finb, ift ifinen ou^er
ouf ber 5-oIter lüenig ©louben ju fc^enfen [B. 724)! S)er 9?i(j^ter
!ann gur fc^föeren Folterung ftfireiten: 1. toenn ein üollgültiger
^lugenjeuge, 2. trenn stoei nic^t-Stugenäeugen üorl^anben finb;
3. tüenn äft)if(f)en bem föegen ^egerei ^(ngejeigten unb bem burd^
§ejerei ©etöbteten ober ©efd^äbigten f^einbfd^aft üorliegt; 4. rtenn
ber Stugegeigte in übelm 9iufe ftel)t; 5. lüenn ber Slngegeigte ffüc^tig
gemorben ift; 6. toenn Stn^eiger unb hingeneigter eng befreunbet
finb; 7. irenn eine ge'^eime 33efprecf)ung jn^ifdien ^Injeiger unb Stn=
gezeigtem t)or S3egetjung ber §ej:erei na(f)ttjei§bar ift; 8. mnn im
^aufe be§ Stngejeigten ßaubermittel unb 3auberbüc^er aufgefunben
h)orben finb (©. 728). ^at ^emonb ein ^I)ier öcrn)unbet unb
finbet fic^ batb borouf ein SBeib, bo§ an ber gteict^en ©teile mic
ba§ XI)ier eine SBunbe ^t, fo !ann bie§ SBeib aU ber |)ejerei
II. §ejenüteratur. 451
fd)ft)er i3erbäd^tig, b. (). ba^ fie ba§ %^kx geiüefen jei, gefoltert
werben. 2)er 2)e(f)ant ber ^omfird^e in 9J?ed^eIn ^at mir er=
§äf)It, baö er neuticf) eine ^rö^e gefc^offen l^abe; al§ er fie ouf=
iieben rtottte, I)at)e er nic^tl gefunben, ol^ einen ©c^Iüffet, h)ic
i^n grauen am ©ürtel ju tragen pflegen. @in i^^eunb t)a6e ben
(gc^Iüffet aU einer 9^a(f)bar§frau gehörig erfannt. (Sie gingen in
ba§ §au§, unb rid;tig, bort fetjlte ber ©c^Iüffel, unb bie |)aulfrau
f)atte eine Suget in ber (Seite (<S. 728). ©in §ur Folterung ge^
nügenbeg Stn^eicfien ift anä), toenn ein glaufiujürbiger Beuge ge^
fct)en t)at, tüie ein Söeib einem ^ferbe ju trinlen gegeben Ijat, bog
6alb barauf frepirt ift, ober wenn jwei 3eugett gefefien fjaben, wie
furj öDr einem Unwetter ein SBeib mit einem <StaB auf einen
Stein gefc^fagen ^at, ober S3tumen unb Kräuter in einen Zop^
geworfen l)at. ^a§ StIIe§ finb fo bringlid)e Stnjeigen ber ^egerei,
ba^ j;ebe§ einzelne für fid§ genommen gur golterung genügt
(@. 731). ®amit ber übele 9luf einer ^erfon gu i^rer Folterung
genüge, ift erforberüti), ha^ ber fc|(e(f)te 9^uf üon Tlänntxn, nxdjt
öon {grauen ^errü^re, ou^er e§ t)anble fic| um ®inge, bie Stauen
beffer fennen, aU Wänntv; aud^ mu^ ber böfe 3f{uf allgemein
fein (S. 733). S^Jacf) ber (Gefangennahme einer ^ege ift i'^re
SEot)nung nac^ ^ttuBermitteln gu burcEifuc^en (S. 756). Selbft im
Werfer öer!e^ren bie |)ejen nod^ mit bem S^eufel gefd^Iec^tlic^, er*
regen mit feiner §ülfe Unwetter u. f. w. ((S. 757). fragen, bie
ber Stic^ter on bie ^egen ri(f)ten foü: ju \va§ fie fid^ bem Xeufel
tjerpflic^tet I)aben; "ma^ fie öon if)m t)offen; worauf fie ifire Räuber*
falben bereiten? (@. 759). ©emeinfame Wnfici^t ber ^^eologen ift,
ba^ bie golter §ur ©rforfd^ung ber 2Bat)rl)eit angewanbt werben
fod (S. 759). ®ie j^olter fott fo angewenbet werben, ha^ ber
Seib bc§ ©efolterten untierle^t bleibt ober nur mä|ig öerte|t Wirb.
Unüerle^t nenne iä) ben Seib, Wenn ba§ gleifd^ nid^t
äerriffen unb bie ^nod^en ni(f)t jerbroc^en finb; bcnn
9tu0renfung ber ©etenfe ift hti ber golterung faum ju
oermeiben (<5. 760). SOie^r aU breimat fott bie golter nidjt
Wieber^olt Werben.^
1 S)er Sefuit Suf)r mad)t feilte Sefer glauBeu: „®erabe beim Kapitel
über biefJoWer merle man beutlic^, ba^ 5)etrio feine Ungerei^tigfett föiü. .
29*
452 Srtttcä 33ud}. ^;pa)3fttl)uin unb ^t^tinintüqtn.
®{e ^^atfäc^Iidjfeit be§ Saiihtv^ ber 8(^iüeigfamfeit ift
bitrd^ bie täglid)e ©rfalirung betüiefen. ®te§ 5aut)ermitte( toirb
an§ ungetauften ^inbcrleicfien bereitet (©. 762). 2)^an fotl alle
§aare aBfd^neiben, bamit itidjt unter i^nen fid^ ein fotc^e§ ^^w^er^
mittel oeröergen !önne; and) ift e§ gut, ben ganzen SeiB ber |)eje
mit ioarmem SBofter ju tüafdjcn, um eine ettüa aufgeftrid^ene ^aubzx-
fatbe ju entfernen (©. 765).
®urc^ lügnerifd^e Siften bie |)ejen jum ®eftet)en ju bringen, ift
unerlaubt. Tlan beacE)te aber \oo^i, fäljrt ®eIrio fort, ba^ ^tou
fd^en einer Süge unb einer ®o:ppeIfinnig!eit ein großer
Unterfd^ieb beftel)t; erftere ift öerboten, le^tere erlaubt.
©er 9tidE)ter !ann alfo, um ein ©eftänbni^ ju erlangen, ber 2)op^3eI=
finnigfeit unb lifliger SSorte fic^ bebienen, unb er fann gu biefem
3tt)edf ghjeibeutig bent befangenen bie ?^rei^cit tierfpred^en. ©o roar
e§ erlaubt, baB ein 9?id)ter in Süttid^ einer ^ege üerfprad):
wenn fie bie 2Ba^rt)eit geftänbe, mürbe er, fo lange fie lebe, für
itjren Untertjalt forgen unb iljr ein neue§ §au§ bauen; inbem
er unter bem SSort „^au§" ba§ ©erüft öerftanb, auf bem
fie ü erbrannt werben foUte (S. 769) i. 3elbft Juenn bor
9tid)ter burd^ tierlüerflii^en betrug eine §eje gum @efte{)en bringt
unb fie barauff)in üerurttjeilt, fo begeljt er feine S^obfünbc (@. 770).
®eIrio'§ @runbfa^ über bie ^öbtung ber §e^en lautet: ®ie
§ejen finb gu tobten, aud^ Uienn fie feinen SD^feufd^en
burd^ ßiift getöbtet f)aben, auc^ tüenn fie meber ben '^il--
bern, noc^ bem SSieb gefdfiabet l^aben; fie finb ^u tobten,
tneil fie mit bem ^^eufel im 58unbe ftel)en unb lueti fie
an ben §ej;enäufammenfünften tf)ei(ne{)men @. 803).
Qm @egenja0 gu öieten ^rotcftanten üert^eibige ®eIrio DJJäfeigung im
©ebrouc^ ber golter." 3"'" „Setreife" bicfer tlntt)a{)rt)ett fü:^rt ®u:^r bie
oben mitgetf)etlten SBorte Selrio'S an: „Unberle^t u.f.tt).", unterbrücft ober
ben legten %^tii ber bie „SJta^igung" ent{)attenben SBorte: „9Iu§renfung ber
©efenfe ift bei ber golterung taum s« üermeiben" (Sufir, a. a. D. @. 42. 44).
1 ©ol^en jc^änbltd^en 9?atl)jd)tägen gegenüber toagt e§ ber ^efuit
®u'^r ju jc^reiben: „Selrio roenbet fi^ ici)arf gegen bie Siidjter, bie burd^
\ai\ijt SSorfpiegelungen unb i3ügen bie ^ejen jum ©eftänbnife bringen
tpoden" (a. a. D., ©. 44). greilid) ®eIriog 3Borte an§ufü:^ren, föagt ®u^r
itidjt. ^ufir fäljc^t aljo f)ier bemußt. ®r fann el unbesorgt, benn feiner
toon jeincn Sejeru tüirb 3>i'eifel in feine 23?ovte fe^en unb 2)eIrio nad^f^Iagcn.
II. .^ejenliteratur. 453
S)iefe furchtbare %i)t\t Bettjeift ber Sejiiit 1. au» ber $8ibcl:
Sm Söuc^e ejobu§, ^ap. 22, SSerg 19 fte^t: „Sauberer foUft bu
nic^t leben laffen"; 2. au§ bem lanonifd^en 9ted^t: cp. per-
venit C. contra idolorum 26 qu. 5. ; Extrav. var. : Joann. XXII.
super specula; Innoc. VIII. summis desid.; Alexand. VI. cum
accepimus; Leo X. honestis petent. ; Hadrian. VI. dudum uti
nobis;' 3.au§ ber aUgemeinen ©etüol^n'^eitin ganj (Suropa,
bie fid^ !unb giebt burd^ bie Urtf)eitgfprüd^e ber ^nquifitoren, tneld^e
bie §ejen bem lueltlic^en 2(rm übergeben, unb burc^ bie UrtfietB^
fprüc^e ber h)eltlic^en (Bni^k, toie aü^ ben «Sd^riften ber 9led^t§-
gele^rten aller Sänber ^eröorge^t. „Unb biefe ^unbgcbungen ber
römifd^en ^äpfte", fo ruft 2)eIrio au§, „biefer atlgemetne ©ebraud^
fottte auf falfd^en, lügnerifd^en SSorauSfe^ungen berul^en? SSeld^e
©träfe t>erbient ber, n)elc§er fo ©tU)ai bel^auptet?" 4. au § ber 55er-
nunft: bie Strafe ift ju bemcffen nod^ ber ßirö^e be§ SSerbre(^en§,
bie ftc^ rtd)tet naä) ber ^erfon be§ $8eleibigten. S)urc^ bie ^eyen
werben aber ßjott, bie gottgleicEie ^ungfi^au, alle S3en)of)ner be§
^mmtU, bie ganje ^irC^e, ba§ ganje 9)?enfd^engefcE)Ied^t, bie be--
lebte unb unbelebte Statur beleibigt. ®ie §ejen tierüben (S5ö|en=
bienft fc^Iimmer al§ bie Suben, bie "oa^ golbene ^alh anbeteten;
benn bie |)ejen geloben fidj bem Seufel, fie effen unb trin!en mit
if)m, fic tanjen unb fingen üor i^m, fie »ergeben fid^ gefc^IecEitlid^
mit it)m. SBer fo f^auber'^ofte Sßerbrec^en, wie fie bie
^ejen begeben, nid)t mit geuer unb (Schwert ftrafen will,
entbefirt be§ gefunben 9Jtenf^enüerftanbe§. Slud§ wenn
bie §ejen ^liemanb gefc^abet unb 9Ziemanb getöbtet
^aben, finb fie hod) §u tijbten, bamit fie nid^t, bei
längerm 2eben, burd^ Slnrjäufung oon SSerbrec^en, fic^
fd^wererc [ewige] ©trafgerid^te äu^ieljen. SSer bie ^eyen
jeitig [burd^ ^inrid^tung] it)ren (Sd^anbtfiaten entreißt,
forgt am beften für if)r ewige§ ^eif (optime Ulis ad salutem
consulit aeternam; . 2)ic ©rfal^rung te^rt, ta'lß fie fic^ o^ne Werfer
unb @d^eiterl)aufen faum jemals ju @ott belehren. ®ott fann fie
freiließ aud^ auf anbere SSeife befe^ren, aber e§ gefc^ie^t faft nie.
1 'SRan beachte, bafe ®eIrio l^ier ou^jc^IieBIid) püpftlicf)e SBerfügungen
3um 93etDeife jeiner mörbenjc^en Ztjti^ onfüt)rt.
454 drittes S3ucf). 5ßapftt^um unb ^eEenunmejen.
unb barin offenBart ft(^ ble Befonbere ®üte ®otte§, bcr ifire ©c^anb'
traten burd^ einen öeri)ältnifeinö^ig furjen unb fanften Xob ^ier
fü^nen mU (@. 803—805).
S)er Xob burcE) f^euer ift für §ej:en unb ßauberer angemeffen,
unb jtüar finb bie Unbu^fertigen leBenb ju üerbrennen, bie
Söu^ertigen follen guüor erbroffelt merben (8. 813).
Söer bie @c^anbtl)aten ber ^ejen, Befonber§ if)re näc^tüdfien
3ufammen!ünfte leugnet, ^ulbigt htm 5(tI)ei§mUö unb tDiberjefet
fid) ber ^irdie. 2)enn ba§ ^aupt ber ^ird^e, i^re 3""gc
unb i^r 9}^unb ift ber $o^ft. SSiele römtf^e $ö:pfte ^aben
aber bie ^nquifitoren ermal^nt, eifrig unb ftreng gegen
bie §ejen üorsuge^en unb biefe ^eft augjurotten. Offen
befennen bie ^ä^fte, ha'i^ fie bie 5Serbrec^en ber ^ejen
ni(|t für SCßa^nüorfteUungen, fonbern für t^atfäc^Iid)e
©c^anbf^aten t)alten. S)a§ gei)t I)eroor au§ ben 33utten 3nno =
jen^Vm. an bie Snquijitoren in 5)eutfc^Ianb, Swüu» ni.i an
bie Snquifitoren tion Srentona, ^abrton VI. an bie ^nquifitoren
ber Sombarbei. ^a§ ift aucE) bie allgemeine 2tnfi(f)t aller lirc^'-
ticken ©eridjtöfjöfe in S]3anien, Italien, granfreid), 5)eutf(^Ianb;
nad^ biejer Stnjid^t ^aben bie 2I|3oftoIifd)en ^nquifitoren ge^anbelt.
®a§ olfo ift bie 9)leinung unb ha^ ift bo§ Urtfjeil ber ^irdje
(©. 839). ®a bie ^irc^e befinirt ^t i'definit), ^ejen feien aU
ttirflii^e ^ßerbrec^erinnen ju beftrafen, fo fonn gelüi^ tein weltUdier
9itd§ter biefe§ Urt^eil auff)eben, inbem er fagt, biefe unb biefe
^erfon, bie fid) felbft aU §eje befannt ^at, MU \iä) getäufc^t;
fonbern er £)at fie einfad^ §u oerurt^eilen. S)ie tirc^e, weldje
bie ©äule ber 2Baf)rr)eit ift, unb ber 9lömifd)e ^a^ft,
ber bie Bunge unb ber 2J?unb ber ^irdie ift, unb auf
bem 'oa^' SSerfprei^en ruf)t: bein ©loube iüirb nid^t
manfen, erÜären fi^ für bie 2:^atf äc^üc§feit ber oon
ben §ejen Begangenen Sßerbred^en {©.840. ^icßauBer«
Büdner finb ju üerBrennen, wieburc^ ^iu§ IV. unb ßlemen§ VIII.
Beftimmt njorben ift. 9Jur ber $apft !ann bie erlauBni^ geBen,
foldie SSüd^er gu tefen (@. 844). Sßerben bie ^egen gleich nac^
1 |)ier liegt ein 3rrt{)um ^elrio'g öor, benn nit^t Suliug III., fonbern
SuUug II. f)at bie betreffenbe 33uIIe erloffen.
II. ^ejenlitcratur. 455
bent Urt^eiBfprudö f)ingeric^tet, fo ift i^nen bie Kommunion
nic^t äu geben, finbet bie Einrichtung fpäter ftatt, fo fott if)nen bie
Kommunion getDä()rt werben (@. 844). ^n SSejug auf \)a^ Se--
gräbniB ift bei ben üom genier Eingerichteten bie Ianbe§übüü^e
(Sitte ju Befolgen. ®ie Seiber ber fd^on üor bem Urti)ei(»fprud^
©eftorbenen fönnen ausgegraben unb öerbrannt werben (©. 845).
Sn einem „2tn:§ang" ^u biefem fünften Sud), ben ©elrio
betitelt: „5tnttüort auf einige gragen eine§ erlaud^ten dürften" *,
be^anbett er in 41 Dueftionen oerfi^iebene ©injel^unlte be§ SSer«
fahren» gegen bie §ej;en: Sie ^tn^eige mefirerer SD^itfd^uIbiger ge--
nügt, ben 2tnge!Iagten foltern ju laffen (@. 868). ®iefe 5(nseige
giebt bem 9ti^ter alterbingS !einc ©id^er^eit über bie 2öaf)r[)eit
ber Slnfd^ulbigung, aber e» ift auc^ für ben Stngeüagten beffer,
ba^ ber 9?icf)ter annimmt, bie Stnjeige fei toa^r. ®enn, Wirb
ber 5(ngeWagte gefoltert, fo ift Hoffnung üorf)anben, ta'^ er geftet)t
unb wenigftenS feine (Seele rettet; wirb er nic^t gefoltert, fo mu^
man fürd)ten, ta^ er oI)ne ©eftänbni^ fttrbt unb ewig öerbammt
wirb, gerner le^rt bie ©rfa^rung, ba^ bie ^ejen beim Slnjeigen
i()rer a)?itfcf)ulbigen bie SBa^r^eit fagen (S. 869). Slucf) für "litn
3fli(i^ter felbft ift e§ beffer, an5unef)men, ber 5Inge!Iagte fei
fdiulbig, unb i^n auf biefe ^Inna^me f)in foltern 5U laffen. SS)enn
im ®ericJ)te ©otte» wirb e§ i^m einft fctjled)t ge^en. Wenn er fic^
gegen bie ipegen läffig gezeigt |at (S. 871). Sa§ Beugni^ rec^tüc^
(Sf)r(ofer (infamer) genügt, um einen 5tnge!Iagten, aud^ Wenn er
fic^ eines gefiederten guten 9^ufeS erfreut, foltern ju laffen (S. 888).
©enügt jur golterung, ha'^ ^emanb üon einem 5tnbern anzeigt,
er 1)aht i^n bei einer Eegenjufaminenfunft gefefien, auc^ wenn ber
Stugegeigte fonft 9^iemanb @cf)aben sugefügt ^at? ^n langer 5tu§'
fü^rung bejafit ®etrio bie grage (@. 891—900), Wobei er bie
blöbfinnigen SSefiauptungen über Eegensufammenfünfte, Sauhn--
falben u. f. w. Wieber()oIt. ©in folc^e ^Injeige fann ganj allgemein
fein; unnött)ig ift, anzugeben, wann ober wo bie betreffenbe Eei-en--
üerfammtung ftattgefunben f)at (@. 900). 5)ie Eej:enfa^rten unb
1 ^ie 58ermut^ung liegt na^e, ba^ biefer „ertaubte gürft" ber gattj
öon Sejuiten geleitete Qix^oQ 9JtajimiIion I. Don latent ift, ber fic^
jttjetmat, 9tat^ fragenb, nn ®eIrio geiuenbet i)at (unten @. 464).
456 ®ritte§ SBucf]. 1ßapfttf)um unb §ejenuntt)e^cn.
^egenäufamnienfünfte |3flegen be§ 9^ad^t§ gu gefd^el^en, trenn bie
gange ^yamiüe unb BefonberS bie Seemänner im S5ette liegen, ein»
gefd^Iäfert burc^ teufeUfdEie fünfte. SBie fönnen fie olfo ütier biefe
®inge genou auSfagen? ^a, bie §ejen taffen Bei il^ren 2tu§fa'^rten
einen ftettöertretenben teufet im S3ette if)re§ Tlanntä on t^rer
(Statt gurüd (solent lamiae cum exeunt ad conventus vicarium
daemonem in mariti thalamo supponere loco suo) ; ha§ fte'^t burd^
öiele X^atfad^en feft (@. 904). SD^cine Stuftest ift, ha^ hjenn bei
ber 3(nseige bie genaue Eingabe üon Drt unb 3eit ber ^ejen--
äujammenfünfte erforberüd^ n)äre, e§ ben Teufeln faft immer ge=
lingen würbe, bie ^ejen §um größten ^aä)t^txi be§ SWenfc^en^
gefc§Ied^t§ unb gur fc^merften Söeleibigung ®otte§ ber f^olter gu
entgie^en iß. 905). 'äü6) leichte Stngeidjen genügen jur f^olterung
(@. 920). 93eim SSerfa^ren gegen |)e£en mu| ber 9lic^ter
geneigter fein, foltern gu laffen, at§ in anberen %äUtn
(@. 924). ^m allgemeinen ift gu fagen, ba§ |)ej:en am f(|it)erften
ju foltern finb; beftimmte ^Regeln fönnen aber nic^t aufgeftellt
werben, STUeS ift ber ^ug^eit be§ 5Ric|ter§ gu überlaffen (@. 925).
S)a bie ^egen gegen bie {Folterqualen ß^ubermittel anwenben, fo
ift e§ gut, mit ber Wolter firc^Iid^e aJiittet gu üerbinben. 9^ü|Ii^
ift e§, i^nen wäfirenb ber f^olterung 9tetiquien ober geh)eif)te 2Bad^§*
bilber (Agnus Del) ump^ängen, ober i^nen SBeifjUjafjer einzugießen
unb glü^enbe» ^a^§^ üon gett)eif)ten bergen aufjutropfen {<B. 926).
^oul III. l)at fe^r tneife beftimmt, ha'i^ bie ^Folterung nic^t über
eine (Stunbe au§gebe!^nt werben foll (@. 927). S3ei Unterbrechung
ber {Folterung foüen brei XaQt bagwifd^en liegen. Sft ber gu
fFoIternbe fräftig, fo fann bie golterung üerfc^örft werben burd)
®ei§elf)iebe , ®ewic^te=5tn^öngen unb ^n'-bie^^öl^e^äielien (@. 927).
Sft Weber Slbergtaube üon Seiten be§ 9ii(^ter§, nod^ XobeSgefa^r
für ben 2(nge!fagten bamit üerbunben, fonbern gefc^ie'^t e§ nur,
um bie {Folterqual gu er{)ö!)en, fo !ann ber 9lic^ter wäfirenb ber
{Folterung bem ©efolterten !alte§ Söaffer auf ben Sauden troffen
laffen (@. 929). S;ie {Folter fann auf ®runb ber gleichen Slnjeiclcn
brei 2}ial wieber^olt werben (@. 930). 5)iefe brei Walt finb üon
brei üerfc^iebenen Xagen gu üerfte^en, bamit ber üorI)ergef)enbe
©d^mer§ unb ©direden fid^ l^at legen fönnen unb neuer ©d^reden
unb neue ©dimerjen "ficrüorgerufen werben (8. 932). Siegen fo
II. |)efentiteratur. 457
üiele 93ergef)en be§ 5(ngefd^ulbigten üor, ha^ bte Folterung für bie
einzelnen an einem SEage ntd^t becnbet njerben fann, fo eiforbert
bie SSernunft, unb bte 9iot^tüenbigfeit, bie S5?a^rf)eit ju erforfd^en,
er^eifrfit, ha^ bie golter an anberen ^agen fortgefe|t njerbe
(S. 932).
^a§ fec^§te iöuc^ ^anbelt öon bem Stmte unb ben ^flic^ten
bei S3ei(f)toater§ bei ben |)ejen|3ro3e[fen.
SDer 93eic^toater ^at jtüei 9toIIen: bie be§ gtic^ter» unb bie be§
2trjteä. ®a§ 0iic^teramt übt er nur in ber S3eidE)te; ^trjt ift er
in ber S3eid^te unb au^er ber Jöeid^te. @e^r fd)tt)er ift e§, bie |)ejen
jur SReue §u bewegen, tueii; ber Xeufe( fie beftimmt, auf i^rent
®tanb^3un!te gu tierl^arren; er fpiett il^nen bor, bei ber golterung
unb felbft auf bem ©cfieitertiaufen würben fie feinen Sd^merj tm--
pfinben, fie Würben naä) bem Xobe in großen (SJenüffen fd^Welgen
((g. 957). S>ie ßoSfpred^ung ift ber ^ejre ju öerweigern, fo lange
fie nid^t gewillt ift, ben gegen Slnbere angewenbeten 3««^er rü6
gängig gu ma^en (@. 959). SDer S3eid^töater foü fid^ genau über
ben SSertrag mit bem Xeufel erfuubigen, toa§^ er enthält, unter
Weld^en geierüd^feiten er abgefc^toffen worben ift. (£in junge!
aWöbi^en f)at im S^^re 1594 in (Sübfranfreid^ auSgefagt: fie
fei frü^ öon einem Italiener öerfü^rt worben; i^r $8erfüf)rer fiabe
fie am ^öorabenb be§ 5efte§ SoI)anne§ be§ Käufers gur 9JJitternad^t§=
jeit auf ba§ %d\> geführt; bort ^abe er mit einem ©tabe einen
^ei§ gebogen unb gewiffe Sßorte aul einem fc^warjen ^u<^t ge=
lefen, unb ^)Iö^Iid) fei ein großer fc^warjer ßi^genboc! erfcfiienen,
ber gefragt l^abe, wa§ fie ^ier wolle. S^r SSerfü^rer ^aht geant«
Wortet, fie wolle fid^ feinen QJetreuen anfdfine^en. SDarauf mu^te
fie ben 3iegenbocE unter ben ©diwanj füffen. (Später führte fie ber
S3od in ein benadfibarte! ©ebüfd) unb öermifd^te fid£) mit i^r ge«
fct)ledf)tlidf). 33ei biefem 3Ift ^aht fie fein Suftgefü^I, fonbern nur
©cfiredfen empfunben; bie ©amenergie^ung be§ Sodei 'i^abt i^r ein
eifigel ©efü^I erregt. 5(ud) eine 9J?effe fei in Gegenwart be§
Sorfe» getefen Worben. lieber folc^e ©injel^eiten be§ i8er«
fe^rg mit bem teufet finb bie ^egen öom Söeid^töater ju befragen
(@. 959. 960). ®ie SSerfjeuge ber Qaübtxti, Wie ^aare, j^ebern,
©teine follen aufgefud^t unb gerftört Werben. 9(I§ unfer ^arbinol
Söeltarmin in Söwen ^rofeffor War, f)at er in feinen SSor-
458 Sritteä 93uc^. ^a|»i'tt^um unb ^ejenunroeien.
lefungen er§ä^It: aU Ünabz ^aht er einen S^ominifaner gefannt,
ber mehrere SJJale, foBalb er bie ^anjel Beftieg, bie Stimme üerlor.
©r Ijdbt erfannt, hal^ bie§ eine SSirfung be» Teufel» fei, unb ^abt
ein @elü6be jur f)eiligen 2(gne§ genmdfit, um bation befreit ju
ttjerben. S)arauf l^abe er auf ber Mangel ben QanUx in ©eftalt
oon jufammengebunbenen paaren gefunben. ©r l^abe fie öerbrannt
unb !ounte oon ha an tüieber ^rebigen. '^n ben S^iireSberic^ten
(litterae annuae) ber ^efuiten üon @enua toirb au§ bem Saf)re
1589 goIgenbe§ evääf)It: ©in Jüngling erlag einer fünb^aften
Sieöe. (Sr irirb franf. S8or ben Stugen ber Umfte^enben fpeit er
bie ungIauBIicf)ften ^inge au§: ^^i'flnen^aare, ^oarnobeln, «Steine,
^nod^en. ©in ^efuit ermafint i^n, angugeben, mo ber Siebe§§auber
fei. Tlan erbricfit feinen Scfiranf unb finbet in i^m girei Söri.efe
feiner (beliebten. Sie toerben üerbrannt, unb bie Seibenfd^aft üer--
lä^t ben Jüngling (S. 993. 994). 3ei"fien ber S3efeffen^eit ftnb:
eine fcgnjarje unb gefrfjiüoüene 3""9^' c'« jugefd^nürter §al§;
3ä^nefnirfc§en ; Qtxvei'^en ber Kleiber; üerbretjte 2(ugen; ta^ ®e=
fü^I üon (£ife§fälte ober @iebef)t^e; ba§ ®efüt)I lüie ttienn 2{meifen
am Körper um'^er liefen; §a^ gegen atle§ ^eilige unb gegen fird^-
lic^e ^erfonen S. 1013 . 9tuc^ ift bie Srage ju fteHen, ob ber
Steufel fic^ in irgenb einer ©eftalt gegeigt f)at. ©r geigt ]id)
nämlic^ in ©eftolt üon ^Jienfc^en ober X^ieren. ^ei (Sinigen
bringt ber 2!eufel aU Söinb burcf) ben DJiunb ober bie 9^afe ein
(@. 1017). 2(u§ bem ^Briefe eine§ 3Jtanne§, „ber öippofratel,
|)omcr, ^inbar unb Crp^eu» in feiner ^erfon üereinigt,"
giebt 2)eIrio einige natürliche 3Jiittet aU 8d§u^ gegen getoiffe
Räubereien an; fe^r n)ir!fam finb: ba» üierblätterige Kleeblatt, ha§
Slut einel fc^tüargen §unbe§, bo» redete 5(uge eine§ 2BoIfe§, ba§
§er§ eine» §afen; ber SRagnetftein üerföl)nt $IRonn unb Söeib
u. f. ». u. f. tu. (S. 1020). Selrio fügt noc^ ein 2)ltttel I)ingu
gegen ha^ f)äufig üorfommenbe, burd^ Qauhtxd ben)ir!te gefdfilei^t»
lid^e Unüermögen üon ©Regatten: Sie follen beichten, fommunigiren,
fid^ üom ^riefter fegnen laffen unb fitf) ben ^§ be§ grieben»
geben. S)ann foIIen fie nacf) bem Seifpiel be§ Xobia§ brei Xage
lang ent^altfam fein, dauert tro^bem bo» Unüermögen an, fo
foden fie faften, beten, bie 9}ieffe pren, h) auf alerten, Beid^ten
u. f. U). 2(I§ natürlichem 3JJitteI gegen biefe 93e^ej;ung n^irb unter
II. §ejenliteratur. 459
2(nberm angerat^eu: bie (Sfiegatten follen öor bem @d§IafengeE)en
im Sd^Iafäimmer bie ©alle eine§ %i\6)t§ auf g(üf)enben ßo^Ien
tierbrennen (©. 1022).
Sn ber 2(b^nblung „üon ben fird^tid^en Heilmitteln
gegen 95e()ej;ung" (@. 1022—1075) überbietet ®eIrio Me§,
lr)a§ er bisher f(i)on an XoII^eiten unb un(f)ri[tlic^em 3tberhji^ öor*
gebra(i)t I)at: SDie[e Heilmittel finb üon ©l)riftu§, ben 2(pofteIn unb
i[)ren 9Zad)f olgern einge[e§t; burd^ fie wirb ber Xeufel ge))einigt
unb l^äufig gejhjungen, bie SSa^r()eit ju fagen: ^n ber SJüibjeie
Sioüara ftiar ein SJiäbdEien, \>a§ i^re äJJutter wegen fifiwerer Seiben
5U einer be!annten Hej:e führte, um fie l^eilen gu laffen. Slber bie
Hege gab §ur Antwort: bringe beine 3;oc^ter §u ben ^efuiten
unb erbitte öon iljuen burc^ fird^Iicfie H^it^tittef ^ül\c. (S§ ge=
fc^iet)t, unb bie %o<i)ttv wirb geseilt. ®ie§ Ijat fic^ im '^ai)vt 1561
ereignet, wie bie Sa!^re§beri(^te ber S^fuiten gu SDIailanb berichten.
S«n ber ^efuitenmiffion öon ^eru WoHte ein ^nbianer fic^ taufen
laffen. S^eufel in ©eftalt üon SSögeln unb nieberfallenben Steinen
l^inberten i^n baran; noc^ in ber ßir^e geigten fid; 'Seufel auf
bem ^opfe ftet)enb, bie S3eine in ber öuft unb fcfiredlidfie ^u^w-
3^ufe au§fto^enb. 2(I§ aber bie SWeffe onfing, prten bie «ScCirec!«
niffe auf, unb nacE) ber ^aufe War ber Snbianer öon ben teufelifc^en
Slnfed^tungen gan§ befreit (©. 1022. 1026). Qu ber Sefuiten--
miffion öon Sal^an wollte eine grau, bie lange mit einem teufet
Umgang ge^bt Ijatte, ßtjriftin werben. S)er 2;eufel furfite fie baran
ju {)inbern, inbem er i£)r, wäf)renb fie fd)üef, bie Haare abf(^nitt
unb nur einen fleinen Sd^opf ftefien lie^. Slllein fie üerl^orrte auf
if)rem $ßorfa| unb Würbe üon bem Xeufel befreit, ©inem Jüngling
erfd^ien ^ufig ein rotfibrauner Hunb, ber i^n aufforberte, fid^ i^m
§u weisen. 2)er ^ü^Ö^ing würbe S^rift unb ber Hunb^^eufel tarn.
ni^t wieber. ^m ^al}xt 1549 !am gu SSungi in ^apan näd^t=
lidier 2öei(e ein 2:eufet in ©eftalt eincS t5ucE)fe§ ju einem SJiäbc^en;
fie belehrte fid^ bei ben ^efuiten, unb ber 5«c^y'-^eufet !am nid^t
wieber. '^m '^a^xt 1583 würbe ein ^farrf)au§ in ber 9Zä{|e üon
SBürjburg üon Teufeln l^eimgefud^t. 5([Ie§ im H^itfe würbe unu
l^ergeworfen, ^opffiffen flogen burd^ bie Suft, fcfirecflidje ©eftalten
crfd^ienen. S)er Pfarrer Wanbte fid^ Hülfe fud^enb an bie ^efuiten
in SBür§burg. @§ würbe i^m ein ^ater mitgegeben, ber bie Sjor'
460 Sritteg 93u^. ^apftt^um unb Sejenunwejcn.
§t§men ber ^irc^e anföanbte unb "oaSi ^au§ üon ben ^^eufeln Be--
freitc (@. 1027). 2;ie Sn'^i^e^&ei'^te ber Sefuiten in Defter=
xeiä) au§ bem ^a^re 1591 tx^ä^hn: ©in t»ornet)mer 9}Jann ^egtc
eine fünb^afte Siebe. ©ine§ Sfladji^ erjc^eint i^m ein in f^euer
ge^ütlter S33agen mit einem feuerfc^nauBenben ^ferb unb einem
%tüid al§ ^utirfiev, ber if)n aufforbert, ben SBagen ju be[teigen.
3roei ^ejuiten werben gerufen, bie mit Söeifiroaffer unb gemeinten
2öa^§bi(bern (Agnus Del) ben Xeufet mit feinem SBagen üertreiben.
S)er Wann beicf)tet unb befe^rt fid) 'S. 1032). ^ur gleid^en 3eit
njurbe eine grau in Saiern burc^ ge^eimniBöoüe ©tocff daläge,
beren Urheber Ötiemanb \a^, üom S3efud^e ber Qefuitenfird^e ah
gehalten, ©in S^fuit befreite fie üon biefer Xeufelei burc^ Um»
:§ängen etne§ gemeinten 2Bad^§bitbe§ (©. 1032). Ser Stfd^of oon
S3re§cia, ©uibo öon 2aä)a, mar im 9?ufc ber ^eiligfeit ge»
ftorben. S)ie ^äpftlid^cn ^nquifitoren erfannten aber ou§ gemiffen
?(näeii)en, ha'<ß er ein ^efeer gewefen fei; fie liefen feinen Seib
ausgraben, um i^n ju üerbrennen. 216er öom Scfieiter^aufen meg
l^oben bie Seufel — bie aber D^^iemanb fe^en fonnte — ben Scid^*
nam in bie Suft, fo ha'^i ba§ SSoIf bie» aU ein B^^en ber ^eilig*
!eit be§ 33erftorbenen auffaßte. SIber bie S^quifitoren liefen fic^
nic^t beirren. G§ mirb bie 2Jieffe gu ß^ren ber ^I. Jungfrau ge--
lefen. Sil gur SBanblung fd^mebt ber Seic^nam noc^ immer in
ber öuft. 2:a rufen plöfetid^ bie Xeufel: D ®uibo üon Sacfia,
fo lange Ijaben mir bi^ üert^eibigen fönncn; jc^t ift ein Stärferer
aU mir ha. Unb foglei^ fiel ber Seid^nam auf ben Scheiterhaufen
§urücE unb üerbrannte o^ne meitere Si^mierigfeit f@. 1035). Sm
Sefuitenfoüegium ju &va^ l^at fic^ t^oIgenbeS zugetragen: 5(m
22. SD^örj 1600 !ommt bort§in ein Jüngling üon gmei unb gmanjig
Sauren. Sinem ^ater geftet)t er: er ^abc fic^ bem S^eufel ergeben,
ber eine» 9kc^t§ ^u i^m gefommen fei unb mit bem er einen SSer«
trag gef^Ioffen ^a^t. ®r l^abe ben SSertrag aber nic6t gel^atten,
unb e§ fei t^m be§^Ib fel^r fd^Ied^t gegangen. 3n SSrellau fei
x^m ber Xeufet no(^ma(» in furchtbarer ©eftalt erfd^ienen unb ^ahe:
i'^m 12 Sa{)re bei größten ©enuffel üerfpro^en, menn er na(^
Slblauf biefer ^e^t f^^ ^^'^^ Seib unb ®eele bem Teufel ergeben
motte. 5^er Jüngling frfirieb biefen SSertrag mit feinem eigenen
Slute, ba§ ber 2;eufet i^m ciu» ben ??ringerfpi|en i^re^te. Ueber
II. .t'^Eenliteratur. 461
Dlmü^, SSten, ßJraj fei er r\ad) 9D^arburg [in ^ärntf)en] ge*
fommen, tro er ben SSertrag mit bem Teufel erneuert IjaBc. Xer
Seufel ^aBe if)m Befonber» eingefdEiärft, nie 311 ben ^efuiten ^^u
gelten; für ben 30. SQZär^ |at)e er ^ier in ©raj eine neue Qu--
fammenfunft mit bem 2;eufel. %xo^ be§ 2(16rat[}en§ ber ^efuiten
begiebt er fic§ ju ber 3uf'Jti^n^ei^^iJi^ft. Ter Seufel fd^ilt i^n, t>a'^
er fid^ bennod^ mit S^fuiten eingelaffen IjaBe; er t)crfpri(f)t i!§m ein
S3ud^, föoriu bie 9kmen aller Teufel aufgefc^rieben finb unb bie
2(rt, ieben einzelnen fierbei 5U rufen. SSom Slpril bi§ 9)Zitte ^uni
fäm)3fen bie Sefuiten mit bem Xeufel um biefen Jüngling. SDie
fürd^terIidE)ften S)inge ereignen fid) bei biefem ^am^fe; ©rfrfiei'
nungen, greulid^e Unmetter. 5{ber fdilie^ücE) fiegen bie ^efuiten
bod^. Stuf Sefefjt bei (Sr^tjeräogl gerbinanb [^aifer gerbinanb IL]
unb bei Söifc^ofl öon Sefou wirb am 18. ^uni über bie ganjc
©efd^id^te eine ^rebigt getjalten, unb ber mit 93Iut gefd^riebene Sßer«
trag mit bem Seufel lüirb öffentlirf) in ber ^efuitenfiri^e öer-
bronnt (8. 1042—1048). Sin Seic^tfinb geftanb einem ^efutten,
bo^ plö^Iidf) fein 3^^"'^^ ^^^ Teufeln in ©eftalt tjon fRatten unb
3)Jäufen angefüllt geluefen fei; burd) ©ebet feien fie unter großem
©etöfe tiertrieben tüorben (S. 1049). (Sin reirfjer Jüngling tion
Koimbra reift nac^ ^ari§. 2)er Seufet gefeilt fid) ju if)m unb
öerf^rid^t it)m, bie ^unft ju lehren, fid^ alle ®enüffe ju üerfd^affen.
S}er Teufel fü!)rt ben Jüngling in eine ^ö^k bei Xclebo, njo
biete anbere Xeufel in 9Jienfc^engeftaIt maren. ©ort unterfd^reibt
ber Jüngling mit feinem 58(ute einen 93ertrag mit bem ^^eufel.
Salirelang füJirt ber Süngting ein fc^Ied^tel Seben. 5)a erfdC)eint
itim tt)ieberI)Dlt auf gepanzertem 9?o^ ein ^Reiter mit 2an§e unb
©d^föert unb forbert feine S3e!el)rung. 5)er güngling befefirt fi^,
tritt in ben STominüanerorben. 9hir ©ine» ängfligt i^n, ba^ näm--
lic^ ber teufet ben mit 33rut gefd^riebenen 2?ertrag nodf) befit^t.
Tlxt üielen ©ebeten n^enbet ficf) ber ißefefirte an ^laxxa. Unb
fie{)e, eine! ^age§ !ommt ber Teufel in fcbredflid^er ©eftalt ju i^m
unb liefert unter Reuten unb gUid^en ben 25ertrag aul. S^er
Süngling ftirbt im ^ai^xt 1625 im 9luf ber ^eiügfeit (@. 1057).
eine ätinli^e ©efc^ic^te tüirb auf @. 1059 erjä^It. ©inen ©eift-
liefen, ber ^efuit tuerben luotite, fud^t ber 2^eufet burd^ bie
frfinjerften Stnfed^tungen oon feinem SSor[)aben abzubringen unb ju
462 ©rittel 93u^. ^a^jftt^um unb §eEenunh)eien.
(günben ju üerfü^ren. 2BieberI)oIt legt \x6) ber Xeufel in fdiöner
SSeib§ge[taIt in'l Sett be§ ©eiftlidien. 3II§ er einft ausging, fommt
tf)m ein foftbar gefleibeter 9ieiter mit rotf)em Sart auf frfilüarjem
5}Sierb entgegen, ber ftd) in ein lange» ©eipräd) mit it)m einlädt.
(gdllieBÜd) forbert ber Sieiter ben ©eiftüdien auf, mit i^m einen
Saf)n 5U befteigen — fie befinben fiif) am Ufer be§ Sogo mag--
giore — unb nac| 'i^aliania überjufafiren. ®em ^rieftet !ommt
bie ©ac^e öerbäc^tig bor, er mac|t ba§ ^euj^eic^en unb gto^,
SReiter unb ^a|n öerfc^föinben (8. 1063).
Xie SBirfungen bes SöeiljtoafferS, getüci^ter $8ilber unb
geweiften SaljeS gegen Xeufel erhärtet Selrio an üielen
„%i^atia<i)tn" , bie ben Saf)re§beri(^ten berfc^iebener ^efuiten^
foüegien entnommen jinb. i^n 2:rier fauft ein 9)knn bon einem
SSeibe ©er, bie er in feinem §ut trägt. 51I§ er ben ^ut auffebt,
f^ürt er rafenbe ^o^ff(^mer5en; er rennt in eine ßird^e, taucht ben
^o^jf in iba§ Sßei^tt^afferbecfen unb ift gel^eilt. Xie (5ierber!äuferin
tüirb ergriffen, fie geftetjt auf ber gofter, hal^ fie bie (Sier be^ej;t
l^obe (@. 1067). @letc^fatt§ in Xrier, hai bamalS bon §ejen
erfünt ibar, Benu^ten einige ber §ejen einen S^naben gum 2luf=
f|3ielen bei ifjren Iafterf)aften näd)tUd^en fangen. 3^er ^urfürft bon
Syrier lä^t ben Knaben in feinen ^alaft bringen unb it)n im ^ate*
d)i»mu§ unterri(f)ten. Gin ^efuit l^ängt tf)m ein gemeintes 2Baħ=
bilb um. 9Zac^t§ erf(^eint i^m ber 2:eufel, befiehlt i^m, "öaSi S3ilb
fortzuwerfen, fe^t il)n auf einen fct)tt)oräen ^^ege^bod unb reitet mit
i^m äu einer ^egen^ufammenfunft. S)er ^nabe wirb lieber auf-
gefunben unb in ia§^ l^efuitenfotleg gebraut, um be!e^rt §u
tüerben. 2)ie Srfieinbefe^rung I)ä(t aber nidit ftanb, er irirb fpäter
aU Qau^txtx |ingerid)tet ((S. 1069). ©in 15jäf)riger Jüngling,
ber an §ej:en3ufammenfünften, bei benen ^a^engef)irne berje^rt
tburben, t^eil genommen ^atte, tbirb auf S3efet)I be§ ^urfürften
bon Xrier in ba§ bortige ^^fiiitcnfolteg gebracht, bamit i^m
ber "Seufel aufgetrieben tüerbe. ©r bekannte unter STnberin: ©ine§
9^ac^t§, als ber ^urfürft bergeffen I)atte, ein gett)ei^te§ 2Bad^§bi(b
(Agnus Dei), ba§ er fonft immer trug, umgu^ängen, föäre e§ ben
^egen beinaf)e gegtücft, itjn mit bem gen)i)t)nlic£)en ©cfitaftrunl gu
bergiften; ber S3cc&er fei aber für eine genügenbe 2Kenge ©ift nid)t
gro^ genug getbefen. ST^atfad^e hjar, tbie SDelrio I)inäufügt, ba^
IL §ei-enIiterotur. 463
bei- ^urfürft in jener 9iad^t fe^r unföo^t geh)e[en war. 5tuci^ ben
S3iirgermei[ter üon Slrter fiatten bie ^ejen üergtften n)oIIen, fie
fonnten c§ aber nidit tüeil er in einer Weinen ^a:(3fel öeftönbig
mel^rere Agnus Del (geföeitjte 2Bac^§6iIber) Bei \i<i) trug (©. 1070).
2tn§ üerfd^iebenen ^efuitenfoüegien Werben biele ä{)nli(i)e „Xf)at=
fachen" angefül)rt (@. 1071 — 1073). 2;äglidj geftetien bie §ej:en,
ba§, wenn bie SEeufel fie gu ii)ren ^wfoinwenfünften burtf) bie
Snft führen, ber <B^aU öon ^ircfiengtoden bie ga()rt nnter=
brechen nioffie. „XfjatfadEien" borüfier enthalten bie ^rotofotfe ber
^ejenproseffe ((S. 1074).
ein langet üapM (©. 1078—1092) loibntet Selrio ben ®eg =
nern be§ ^t^tn-- unb ^eufel§glauben§, bie baburd^ äugleicf)
®egner ber ^ir(f)e unb ^e^er werben. B^tneift finb e§ anma^enbe
Sterjte, ^f)itoIogen unb ftreitfüd^tige 9ierf)t§üerbre^er (litigiosi legu-
leii), bie öon 2;§eologie feine M)nung laben. S)e§ Sefuiten 'B\)xad]t
wirb f)ier !räftig: ©ie lügen. Wenn fie fagen, e§ gebe feine ^eufel§«
auätreibung ine^r; benn täglidj finben in ganj ©uropo unb in
ben neuentbedten aufiereuropäifdEien ßänbern folc^c 5lu§treibungen
ftatt. 9^id)t§ ift pufiger, at§ bie pöerläffigften iöerid^te über
fold^e 9Sor!ommniffe. greilid) bei ben ^e^ern fomntt fo @twa§
ni(f)t öor, ba fie öon ber S^irdje abgefallen finb. (Sie lügen, wenn
fie ben (Sifer ber fatI)oIifc^en ^irdje in biefer 9tid)tung fd)tedE)ten
©ifer nennen. S)er (Sifer flü^t fid) auf ©otteS @ebot unb auf
bo§ SSort ber 5tpofte(. (Sie lügen, wenn fie bie ürd^Iidien ©gor^
§i§men oberglöubifd^ nennen (S. 1077).
S5on (S. 1093—1122 fa^t ®eIrio in gwölf „@rmo|nungcn"
(monita) ben Snt)alt feinet 2Ser!e§ jufammen: @g giebt 2;eufet.
SSerträge mit ben ^^enfeln fd|lief3en, ift unerlaubt. ®ie Sliditer
foHen gegen ^egen ftreng fein: S3emer!en bie 93eic|töäter, ta'^
güfften ober 9iid)ter naditäffig finb int $8eftrafen ber ^egen, fo
folten fie fie erma'Einen, ha'i^ i^nen öon ®ott i>a§ (Schwert ber
9tad)c übergeben ift, unb ba^ "oa^ @efe^ be§ alten S3unbe§: bie
tauberer foüft bu ni(|t leben laffen, nid§t aufgehoben fei burd)
ba§ Söangelium. SDie 5Rid)ter foHen eingeben! fein, ta^ ®ott
?Re(^enf^aft öon i^nen forbern Wirb Wegen be§ (Sd^aben§, ben bie
^t^tn on Seib unb fieben ben ei)riften §ufügen. 2öer öon S^eufeln
geplagt wirb, foü üor 5(tlem feinen Sßeidjtöater fragen. |)äufer.
464 Xritte^ 93ucf). 5ßa))ftt^um unb ^ejenuntDejett.
in benen fid^ ©ejpenfter geigen, füllen öom ^riefter auSgefegnet
werben.
®o§ ganje SBer! fc^Iie^t mit ber gro^gebrucften ©rHärung:
„S33a§ id^ f)ier gefd^rieBen fiaBe, unterwerfe id) bem Urtleile ber
l^eiügen, opoftolifc^en, fot^oüfi^en unb römifc^en ^irc|e. 2Benn
mir (5th)a§ entfd^Iü|)ft ift, tüa§ ber ^ird^e weniger gefällt, fo mi§-
Bittige id^ e§, tjerwerfe e§ unb fef)e e§ aU nirfit gefdörteben an.
9Kartin ®eIrio, ^riefter ber ©efettfd^oft Sefu" (©. 1122;.
®rei üotte ^at)r|unberte finb feit bem erften Srfd^einen biefe§
93uct)e§ unb biefer ©rflärung üerffoffen. 5)a§ 83ud^ l^at in ollen
Säubern ber (5^riftenf)eit großen ©influ^ ausgeübt; e§ f^ielt Bi§ in
bie gegenwärtige Sdt in ber ultramoutaneu ^^eologie eine aner»
fannte 9totte: aBer nod^ nie ^t „bie l^eilige, apoftolifd^e, faf^oIifdEie
unb römifc^e ^rd^e" gegen feinen oBfc^euIic^en '^n^alt, ben id^
nur in furjem SluSjug wiebergegeBeu t)aBe, aü6) nur ein SSörtc^en
bei Xabel§ gefunben. ^
5. S)er Tractatus de confessiouibus maleficoriim et
sagarum be§ 2Bei^bifd§of§ t3on ^rier, SinSfelb.^
SfJeBen bem „^eyenl^ammer" ber :|jäpftlic^en ^ni^uifitoren
©prenger unb StiftitoriS unb ben Disquisitiones magicae
bei Sefuiten S)eIrio ift 93inlfelb'l Tractatus de confessio-
1 ®a§ SÖBer! ®eIno'§ f)at innerhalb bon 1.50 ^a'^i^en ätüan§tg 2(uflagen
erlebt. SEie ber S^fuit ^errone mit ©enugtfjiiung I)ert)orf)ebt, übten bie
Disquisitiones grofien ©tnflufj auf bie proteftanti)ä)e §ejenüteratur
(Praelect. theol., De Deo creat. p. 1, c. ö, annot. ad n. 122. 5)er
Öefuit ^urter, ^rofeffor an ber S. ^. Uniöerfität ^nn^brucf, lobt
Selrio über bie lOiaafeen. Sßon bem ungef)eureii 3Buft :pornograpt)iid}er
S;^ort)eiten unb unc§riftU(i)en S(berglauben§, ber fi^ bei Selrio breit mat^t,
hjeife er nur gu fagen: „©rötere Sritif träre ongegetgt gewefen" (Nomen-
clator literarius 1892, 1, 193). 2;er Sefuitenorben felbft, in feinen offiziellen
QJefc^ic^tgnjerfen, läfet ®eIrto unb feinem Sc^anbraerfe bie größte ?tnerfennung
gu X^eil tt)erbcn, §. 58.: „52t^t gufrieben bie Sefcer §u »erfolgen, '^at Selrio
auct) if)re fd)änbnd)e Stusgeburt, bie ^anbnd, bie bamal^ in ©eutfc^Ianb
weit öerbrettet lüor, in einem arbeit^öollen 32?erfe (operoso volumine) be=
!äm|)ft. liefen in fic^ bunMn imb ftjte mit ^^öllifi^en 9kbetn umgebenen
©egenftanb t)at er in ji^önfter Crbnung erläutert unb mit »unberborer @e*
Ie[)rfamfeit, '^eiliger mie föeltUc^er 2lrt, au§geici)mücft" (Juvencius S. J.,
Hist ria Societatis Jesu, Romae 1710, ©. 851).
Heber ben ^efuitenfdiüler 33in§felb ögl. unten S. 534.
II. §ej:enlitei-atuv. 465
nibu3 maleficorum et sagarum: „?IM)anbIung üBer bie $8e»
fenntniffe bcr ©djlDarjÜinftler unb §ej;en," bie bebeutenbfte, Wtii
einfluBteidjfte ©c^rift in bcr furd^tBoren ^ejenliteratur.
3n ber SSorvebe gut giüeiten Stuftage ';^iier 1591) f)eBt 93in§*
felb l^eröor, ha^ fein 83ud^, Befonber» in Saiern, öiel getefen
njerbe; in ajlünc^en fei eine bcutfd^e StuggaBe erfct)ienen.
2tl§ Seitf^irudt) ift bem ^üd)t, loie atten |)e£ent)üct)ern, "da^ Be--
äci(|ncnbe SSort be§ atten S^eftanienteS üorgebrudt: „^en ^oubcrer
fotlft bu nic^t leBen taffen" (©job. 22). liefen attteftament=
ticken S3tutfpruc^, ber mit d§riftlid^er Sleligion jebenfatt^ nid^t§
ju f^un ^at, fteibet S3in§fetb an jmei ©telten in feine eigenen
SBorte: „Sine ©raufamfeit ift e§, ber §e£en ju fc^onen"
(@. 5), unb: „?5ür®ott SSerbre(|en ftrafen, ift nic^t (SJrau»
fom!eit, fonbern l^römmigfeit" (@. 513). S)er Söifd^of —
„ber $Jiadt)fotger ber Stpoftet" — föieber^ott t)ier ta^ SSort be§
^opfteS ^iu§ V. — be§ „@tattt)atter§ S^rifti" — an ben ^önig
Don ^xanlxiid), ^art IX.: „Saffe bid^ nid;t ju falfd^em 2)litleib
beloegen, benn feine $8arm'^eräig!eit ift graufamer, at§ jene, bie
gegen ©otd^e geübt lüirb [bie te|er], bie ben Sob üerbient
f^a'bin" (ögt. oöen <S. 205).
93in§fetb'ö $8ud) befte^t in ber SSeanttüortung öon jhjei f^ragen:
(SrftenS: Db ben S3efenntniffen ber ^egen (Stauben beiäumeffen
fei (©. 1—238); ^lüeitenS: ob biefe S3e!enntniffe gegen ^iU
fd)ulbige unb jur Stntnenbung ber golter öeriüenbbar feien ((&. 238
bi§ 364).
5)a ber iüüfte ^ntjatt be§ S8uc^e§ fic^ bedt mit ben 2(u§'
fü^rungen be§ „§ejent)ammerl" unb ber Disquisitiones, fo !ann
id) l^ier etma§ üirjer fein.
SBingfetb te^rt: ©§ ift tt)a|rt)aftige fattjotifc^e Se^re, 'öa^ eä
S3ünbniffe mit bem S^eufet giebt. ®a^ luiffen lüir nic^t nur au^
ben S3efenntniffen atter SBeiber, fonbern au§ ben SluSfagen ge--
le^rter 9)?änner in ^irc^e unb Staat (S. 23).
5lu§ ben ^rose^aften ber §eje Stnna äJleifenbein au§ 9ioüer
bei Sri er: i^r eigener (Sot)n, ber fid^ erhängte, ^atte fie angezeigt
unb bie Üiid^ter gebeten, feine SJ^utter burd^ ben üorübergei^enben §eit-
lid^en 2ob üor bem emigen Sob ju betna^ren. 5(m 5. Dftober 1590
tüurbe Stnna in bem ^tofter gum t). ajJajimu^ in 2;rier eingelerfert.
0. .^oenäbvoed), *pa^fttt)uni. I. 30
466 2)rittei S3ud). ?)Sapptf)utn unb §ejenunttje^cn.
§lm 8. D!to6er öerl^ört, leugnete fie guerft lE)artnädig; bann ge=
foltert, geftanb fie aHmä^üd^ bie ganje fc^redlid^e 2Bat)r'^eit: ber
Xeufel fei i^v eine§ $yJa(j§t§ in ©eftalt eine§ fditüargen 9J?anne§
erfd^ienen; fie f)a6e fid^ i{)m ergeBen unb (Sott unb ollen ^eiligen
a'6gef(^n)oren. S^r 2;eufel f)ie^e gebberf)an§ unb ^ätte @fet§fü^e.
^(nna ftjurbe am 20. DftoBer lefienbig tierBrannt (8. 32).
93in§felb fommt auf biefe §eje 2(nna 2}JeifenBein häufig §urüd.
S)ie 5l6^nblung üBer bie SSerträge mit bem S^eufel füllt Bei
S3in§felb ^Wan^ii (Seiten (@. 22—42). SSon @. 45—60 to'nh
üon ber 3<i^t unb ben 9Zamen ber Teufel getjanbelt. 2)ie S<'-^^
lüirb motljematifc^ genau nad^ Segionen — bie Segion ju 6666
2;eufetn — berechnet; ber 'So'^n ber ^eje SJ^eifenbein ^at barüber
3(uffd^Iu| gegeben. 2lul biefen 58ef enntniff en , bie 93in§felb öor
fic^ f)atte, ift aud^ bag golgenbe: SoI}anne§, fo ^ie§ ber Sunge,
l^attc ein SSert)äItni^ mit einem 3Jiäbc£)en feinet 5)orfe§ ; in ©eftalt
biefe§ 9J?äbc^en§ erfc^ien it)m ber SJ^eufel unb fcf)en!te if)m 14
©olbftücfe, bie aber fef)r balb §u ftinfenbem ©taub tpurben. @ine§
5Jtad§t§ fe^te tf)n feine 9JJutter, bie |)eje 3J?eifenbein , auf einen
S3efenftiel unb fut)r mit i^m burcEi ben ©d^ornftein. Söolb trafen
fie einen ^i^gen^ocf, ber fie jur §e^enroberi)eibe trug, n^o gro^e
§ej;ent)erfammlung war. @§ würbe i^m nun ein Seufel in 2öeib§-
geftalt (daemon succubus) jugefetlt, öon bem er eine ^^uberfalbc
erl^ielt, bereu ^raft er an einem Sd^wein feiner 9J?utter erprobte:
er beftrid^ i^m bomit ben S^ürfen, unb eg !repirte. 2(u§ biefem
Sefenntni§ getjt beutüc^ l^erüor (ex his clarissimum est) , mit
ineld^er SSoSiieit ber Xeufel bie HJJenfc^en üerfü^rt (©. 59). SIm
J)äufigfteu erfd^eint ber S^eufel al§ ^i^g^^^ocE, lüa§ feinem Q^a--
rofter om meiften entfpric£)t (3. 63). ?5ü^e unb 58eine ma^en ben
teufet leidet !enntUd§ (@. 68). Sin frommer SJJönc^, ben id^ gut
fenne, l^at mir erjäJiIt: einft fei er einem SJJenfdfien mit fd^warjem
S3art begegnet; al§ fie an einen $8ad^ famen unb ^inburd^maten
wollten, ^abe er gefe^en, t)a'^ biefer 2)ienfd§ fc^redliifie %n^t l^abe;
er Ijobe ÖJott angerufen , unb unter fd^recfüdEiem (Setöfe fei ber
Teufel, benn ber Sd^waräbärtige war ein Seufel, öerfd^wunben
(6. 69). Oben ift ber Teufel gewöljnüc^ 2Tienfd§, unten Dc|§,
^ferb, efet; ha^ ^at eine ^e^e geftanben, bie am 14. ^uli 1589
f)ier in Syrier öerbronnt worben ift. Unb bamit 9^iemanb glaube.
II. §ejenliteratur. 467
ta^ ba0 ni(|t ira'^r jei, erinnere i(^ baran, ba^ in ber ©c^rift ber
Xeufel ©entaur genannt mxh (@. 70j. 2:ie ©ef^jenftererfcfieinungen
rühren öom Teufel tjer (@. 85). 2(u§fü(jrtid^ erflärt S3in§fetb,
tt)ie bte Xeufel mit Steinen toerfen nnb genfter unb Z^üxcn auf=
mad^en fönnen («S. 94—99). ©efpenfter werben burc^ 9J?effeIejen
unb 3f{eliquientieref)rung üertrieBen (@. 101). 3}Jufit geweifte
lauter unb ©teine fönnen stüor ben 2;eufel nid^t üertreiben, aber
fie fönnen i!)n befönftigen (S. 111). S)a§ ij"t bie allgemeine 2tn«
fid^t ber X^eologen. 3"^eiten bleiBen bie Seid^en fcölecfiter
9}?enfc^en burd^ bie ©inföirfung ber ^^eufel unöerfefjrt, bamit ^^a^
SSoIf glaube, bie SSerftorbenen feien fieilig geWefen ((S. 115). ^^eft«
geftefft ift, ba^ bie §ej:cn Seid^en fleiner ^inber ausgraben unb
©d^eu^Iid^feiten mit if)nen begeben («S. 116). Xie Säffigfeit ber
9^id§ter ift ©c^ulb, ha^ ha§ ^egenmefen ftd§ immer me^r au§*
breitet (@. 136). SDie ^ejen fönnen mit §ülfe ber S^eufel t^röfc^e,
(Sd^Iongen, §eufd^redfen unb anbere fleinere 2:J)iere ^eröorbringen
(@. 190). ®er gefdfiled^tlid^e Umgang mit bem S^eufel ift ermiefen
(©. 191) ; biefem ©egenftanb lüibmet S3in§felb 27 (Seiten, ©iefer
®efd^ted^tlberfe!^r ift eine unjhieifel^afte 2ßaf)rl)eit (indubitata veritas:
©. 192); aHc IJieoIogen finb barüber einig; feit me^r al§ taufenb
Salären let^rt bie§ bie @rfaf)rung. SS)a aber ber Seufel feinen
männlidfien Samen f)at, fo fann er nicfit eigentlich geugen; fonbern
er mu^ fic^ fremben ©amen öerfdfiaffen. SDie §ej:en gejtefien benn
aucf), ha'^ beim $8eifc^Iaf mit bem Xeufel ber Samen iljuen falt
erfc^eine unb unangenel^m fei (S. 198). Sie§ ^at aud^ bie |)eje
SKeifenbein geftanben. ®tne§ ^aä)i§, föä^rcnb fie mit i^rem teufet
i5ebberf)an§ an ber Seite if)re§ 9)?annel gefcfjlec^ttic^en Umgang
l^atte, fei i|r 3Jiann burc^ ba§ ©eräufc^ ertragt unb t)a^t gefragt,
ma§ ba§ fei. Um "oa^ ©rtrad^en be» ÜJZanneä gu öer:§inbern, f)abe
ber Sieufel i^r eine fd^marje Salbe gegeben, bie foffe fie il^rem
SDiJonne in bie D^ren fd^mieren; fie ^aU e§ mit ©rfolg getl^an
{<B. 210). 5tm 15. ^uü 1589 würbe l^ier in 5:rier eine
|)efe ö erbrannt, bie geftanben f)atte, ber Teufel fiabe einmal
mit il)r öerfef)ren mollen, aU er aber fa^, baf; fie in i()rer monat=
tidtien Steinigung mar, fei er mit bem 9(u§rufe ^fui! mieber meg«
gegangen (S. 214). Stile biefe Xfiatfodfien finb beglaubigt; id^
l^abe fie au§ ben Stften felbft abgefd^rieben (S. 214). 2)ie ^ejcn-
30*
468 drittes 58uc^. ^ap^tt!)uin unb .«pejenmitüe^cn.
fafirten 311 ben ^ejensujammenüinften gejdie^en in SBirfüc^feit
(©. 221). 5(m 13. Sluguft 1586 iüurbe l^icr in Zxin eine
§e£e ücrBrannt, bie geftanben t)atte, auf einem ^iegenbocf ju
ben 3ufantmen!ünften geritten 3U fein (©. 231). 5)ie eitern muffen
i()re ^inber unb bie ^inber muffen i^vt ©Itern njegen ^ejerei unb
3auberei anzeigen (©. 245). ®ie 5Iu§fage einer ^eje gegen eine
anbere genügt gur Slnttenbung ber f^olter (©. 260). S3ei fc^föan^
!enbem Beugni^ gilt baSjenige Beugni^, ha§ bie ^e^erei ober
^e^erei Bejatit, auc^ menn ba§ gegent^eilige Beugnife unter einem
(äibe abgegeben ift (@. 278). ^at ^e^^^b auf ber golter fid^
unb Slnbere ber §e?erei fd)ulbig angegeben, fo ift ber 3fitc^ter üer=
pf(id)tet, biefe 5(nberen einjuäiC^en unb äu foltern (@. 280).
SBegen ber Ungcl)euerlic^!eit be§ SSerbredienl ber ^ejerei ift e§ ge-
ftattet, i^m gegenüber ©efe^e unb SScrorbnungen au|er Stc^t ju
laffen (©. 289). Sßer ift fo ttjöric^t, bo^ er in ®efe|e§fd)ran!en ein--
fdilie^en toxU, ma§ alTe ®efe|e an 33o§{)eit überfteigt? ®iebt e§
einen ^anon, ein @cfe|, eine S^erorbnung, bie ben Teufel mit
feinem 5tnt)ong einf^Ite^en !ann? Sc^ befrf)lüöre bieülid^ter
unb bie ©etoalt^aber, bo^ fie bie ^Tugen öffnen unb er»
fennen, ujie fe^r ©ott t)urc^ bie furi^tborften SSerbrec^cn
ersürnt Wirb! 3um SBol^Ie ber ©efammt^eit fott auc^ an 2:agcn,
bie ©Ott befonber§ gen^ei^t finb, gegen biefe 33erbred^en üorgegangen
n^erbcn. ^urc^ 2Iu§übung ber ®erecf)tigfeit foÜ ©ott öerfö^nt werben
(©. 291). SEenn bie ^Tuäeigen ber SOiitf^uIbigen nic^t gugelaffen
werben, fo giebt e§ !ein 9KitteI, bie §ejen auljurotten (@. 293).
Siegen nicf)t befonbere Umftänbe üor, fo finb bie ^ejen
nic^t lebenbig gu üerbrennen, fonbern guerft gu erbroffeln
unb bann gu üerbrennen. Sßenn fie 9teue geigen, ift i^nen
ber Gm^fang ber Kommunion §u geftatten, jebod^, au§ e^rfurc^t
öor bem ©alrament, nt(f)t am Xagc ber Einrichtung felbft (@. 334.
335. 336). Xa§ ©todengetäute üerftfieud^t bie 2:eufel (<S. 339 ff).
ein ©cfimaräfünftler, ber im Sa^re 1586 l^ier in 2:rier öer--
bräunt worben ift, ^at geftanben: aU er einmal öon einer
^CEenäufammenfunft ouf feinem 3iegenborf burd^ bie Suft nad^
i^oufe ritt unb eine ^irc^englocfe gu läuten begann, Iiabe i^n fein
35od unfanft auf bie (Srbe fotlen taffen. S)iefe Q:t)atfad^e finbet
fic^ nic^t nur in ben ^roge^ahen, fonbern ein glaubwürbiger
n. ^ejentitcratur. 469
SWann, bcr Dffiaiat unfereg fiod^iüürbigften ©räbifc^ofg, ^at fie mir
fieftätigt (@. 345. 346).
Sn einem ber smeiten StuSgabe be§ „^raftate§" angehängten
„Kommentar" füljrt S3in§f elb feine S(n[id§ten in manchen ^unüen
nod^ »eiter an§: ®§ ift geiüi^ nnb feinem ^^^eifel nnterworfen,
ta^ bie ^t^tn mit ^ülfc bc» SenfeB Ungeiüitter nnb ^agelfifiläge
erregen fönnen {<B. 489). 3"'« S3eh)ei[c ber 2öaf;r^eit bieje§
©o|e§ beruft fic^ 93in§felb t3Dr Mtm auf bie feefannte SSuffc
^nno^enS VIII. Summis desiderantes (ögl(j^. ©. 384). S^ie
"§ejen fönnen in tierfc^Ioffene §äufer unb ^i^^i^e^ einbringen, um
bort ©(fiaben ju^ufügen (@. 521). ®er Seufel ge'^t üorau§ unb
mad^t genfter unb ^^iiren auf, hk §eje folgt, ridjtet bo§ IieaB--
fi(|tigte Unheil on, bann get)t fie tüieber fort, unb ber Teufel
fc|Iie|t bie Xf)üren unb genfter (S. 522). §ejen unb Sauhtv^x
finb mit bem STobc ju Beftrafen (@. 530); fie muffen ge*
tobtet ttjcrben, auc^ wenn fie ÜJiemanb ©c^aben jugefügt
'Mafien (@. 537). ®ie geredete Sobeäftrafe für ^egen unb
BauBerer ift ber geuertob («S. 553). SSier unb stnanjig Seiten
finb mit „S3en)eifen" für biefe @ä|e gefüllt. 5(uc^ bie SJJenge
ber §ejen unb ^öuberer barf üon biefer äu^erften ©träfe
nid^t abfialten; in ©oboma unb ©omorr^a föurben mt^x
als 30,000 2«enf(^en getöbtet (©. 581). ®ie ^egen tobten
Keine ^nber unb üerje^reu if)re ^erjen (©. 586). ^
1 ®er f^on oben befproc^ene Tractatus de officio s. Inquisitionis
be^ ^nquifitorS Sareüa (i3. 58ff.) entljält folgenbe t}ierl)er gehörige ©teilen:
®te 3;eufel erregen Untretter, ©rbbeben, Sronf^eiten; fie tragen ^ejen burcf)
bie Süfte fort; fie tierf)inbern bie f^rucfitbarfeit bei 9Jienid)en unb Zijknn;
fie üerfef)ren gefd)Iec^tUc^ mit ben 9Jienf(^en. 9?oc^ bor mentgcn ^^t^Ji^en ^at
in Gremona ein SKetb ouf biefe SBeife mit bem Seufet öerfetjrt, im ©tauben,
fie öerfe^re mit ifjrem üerftorbenen (!) Siebtjaber. Sie Xcnfet beicirfen bit
©m^jfängni^ riefengrofeer SOZenfcfien, ba fie jum 33cif(^{af mit SSeibern ben
ttjirffamften männlichen ©amen auiofud)en fönnen; fie fönnen 2;{)iere fprec^en
mad^en (©. 171). (S§ giebt swcierlci Slrten üon SSerträgen mit bem Scnfet,
ouäbrücfüdie unb ftitlfc^meigenbe ;©. 172). SBegen gauberei fann Q^manb
gefoltert njerben, njenn in if)m 3'i"^ei^6üc^er ober QauUx^cid^m gefunben
ttjerben; fo beftimmt eine (Sntf (Reibung ber römif c^cn ^nquifition
öom Sofjre 1599 (©. 189. Stnseic^en, bafj ^emanb ein ^ouberer ift unb
mit bem Xeufel in 58erbinbung ftef)t, finb : ^äufigc^ 3tugfprec^en bt§ 2;eufel§»
namens, 3. 93. f)ot bi^ ber Teufel; fc^recflicf)e ©efi^t^bilbuug; bcnn wer
470 drittel 93u(^. ^apfttf)um unb ^ejenuntoeicn.
in. ^te (Stetotg be§ 3efuttenovbeu^ ^um ße^-entra^n:
^ie Sefutten 35alentta, 9}^al;r^üfer, Banner, ^a^manit,
ißetlarmtn, 2)re^el, ©euerer, Sonden, SiJZac^erenttug,
(Stengel, (^aax, ^anifiu^, SD^uubBrot, (2acc[;ini, S^etffen^
Berg, ^öiper; bte Orben^generale ^a^neg, ißorgta, 5(qua^
i)ii?a, ^iteüegc^i, 9^tcct. ^ie ^ert^etbtgungSfc^rift beg
3efutten ^> ^u^r: „^ie (Stellung ber 3e]ntten in ben
bentfd;en ^e^^en^roseffen''*
2)a§ fd^rerfltc^e Suc^ be§ Sefuiten ©etrio (oBen @. 441 ff.) tft
t^pifc^ für bie (Stellung be§ ^efuitenorbeng gum |)efentt)o:^n.
S)ic 2;f)eoIogen be§ Drben§ folgen burc^tneg btefem pornogrQpIjifc^en
unb blutbürftigen XoU^än^Ux.
SSor 5lffem in 33 a lern geprcn bie Sefuiten ju ben ^aupt--
förberern be0 §ej:enlraf)n§. ®te ^erjöge 2BiIf)eInt V. unb 9)ia£i=
ntilion I., unter beren ^errfcEiaft bte |)ejenüerfoIgungen furd^tbar
Jüüt^eten (unten @. 520 ff.), ftanben gan^ unter jefuitiftfiem ©influ^.^
ÖJregor be SSalentia, einer ber bebeutenbften X^eologen be§
SefuitenorbenS, Befa^ bamaB auf ber baierifc^en Uniöerfität ^ngol»
ftabt ben größten einflu^. S)urd^ fein bort (1591—1597) üer*
fa^te§ ^aupttoer!: Commentaiü theologici, ha§ bem ^erjoge
2ßili)elm V. geiribmet \vax, unb ba§ ben |)e£enrt)af)n eine§ S8in§*
felb leJirt, trug er jur SSerbreitung be§ blutigen Söiberc^riftent^umg
fe|r üiel bei. @r ftetlte bie unge^euerliiiie Siegel für ben ^ejenproge^
ouf: äur g-olterung einer ^erfon, bie üon einer anbern auf ber
Wolter aU ^eje angezeigt tüorben ift, genügt biefe auf ber golter
erpreßte Stuäeige, fo balb irgenb ein anbere§ Slnjeic^en ober bie
^räfunttion ^injutritt (a. a. D., III, 2007).
S)iefe Söeifung be§ einflu^reidien Sefuiten tft, toie bie golgeseit
fjäufig ben S^eufel fie{)t, lüirb im Sleu^ern iijm ä^tiltd); |)eEen= ober jre«fell=
ntale; 3lbftamniung bon einer ^t^cc ober einem Qauhcuv; unftäteS Ccben,
bietet Umf)eräie:^en (S. 190;.
1 SJiojimilian I. luanbte ficf) jogar äWeimat an ben Älajfifer beä
^eicn'mai)n§ nnb ben Sannerträger ber ."pejenberbrennung, on benSefuiten
5)eIrio, einmal (1602) mit 40 f^ragen über ^ejenja^en (S^iegler, a. o. D.,
©. 213). aJJaEimilion'ä ^öeii^tbater unb §Dfprebiger ttjaren ätnei |)au:pt^ejen=
fanatifer, bie Sefniten eon^en unb S)rei-el (bgW). unten ©. 477.482;.
III. ®ie ©teCung be§ :3ef"ifenoi-ben§ 5um .?)eEenh)aI)n. 471
bettjeift, für bie |)ei-enproäeffe in SDeutfd)Ianb um^gebenb getüorben;
fie l^at ^aufenbe üou 9J?enf(f)en ben flammen unb beni ©triefe
überliefert. «Selbft einige Drben^genoffen ^alentia'jg fc^reiben bie
beginnenbe ©ntoölferung 58aiernl biefer „$Rec^t§"-'9iege( be§ ein=
fhi^reid^en ^efuiten ju (9^iesler, a. a. D., @. 189).
SSalentia'l 9kme unb Ginflu^, pfammen mit bem feinet Drben§=
genoffen 2Jiatt^ia§ 9JiaQr:^ofer, begegnet un§ auä) in einem
©utad^ten, ba§ ^erjog 2BiI{)eIm V. üon S3aiern im Slprit 1590
üon ber Uniüerfität ^ngolftabt über bie 2tu§rottung ber ^ejerei
einforberte. S;a§ ©utac^ten, bem bie beiben fjeröorragenben ^efuiten
i^re 92amen liefen unb if)m baburd; gro|e Sebeutung üerf^afften,
fte^t ganj auf bem ©tanbpuntt be§ „^e^enl^ammere" unb 93in»*
felb'§; fetbft Xelrio ^ätte ta^^ ©utadjten nid^t Ijegengläubiger unb
l^eyenfeinblidier abfaffen !önnen (öglc^. unten <3. 581).
Ultramontan^jefuitifdie Uniüa!^rf)Qftig!eit ftellt ben Sefuiten
2(bam Scanner aB aufgegärten unb eifrigen ^e!äm|3fer be§
|)ei-enlüa:^ne§ I)in.
2^anner, ^rofeffor ber S;^eoIogie in ^ngolft ab t unb 9JHnc^en
(1596—1603), gehört mit ju ben Sendeten be§ ^efuitenorben§ in
2)eutfd^tanb. SöitI man i^m in Söe^ug ouf ha§> ^ejenunföefen ein
SSerbienft ^ufi^red^en, fo ift e§, ba^ er ju weniger häufiger 2ln»
n)enbung ber golter unb jur SSorfidfjt im $e£en|)roäe| ma'^nte. ^m
Uebrigen ift Sanner in ben abergläubifd^en Se^ren feinet OrbenS
unb ber römifc^en 2;^eoIogie überf)aupt fo gut befangen ttiie bie
SSerfaffer be§ „^egenfiammerS", njie S3in§fetb unb S)eIrio e§
tüaren. 2^n mit @^ee §u tiergleid)en , tüie 3ttnffen = ^aftor
t^un, ift ein |>o£)n auf bie 2Ba^r£)eit.
Slanner'S ße^re über ^ejerei unb 3öuberei ift niebergelegt in
feinem ^aifer i^erbinanb II. geföibmeten ^aupttrerfe: Theologia
scholastica, ^ngolftabt (1626 unb 1627):
„®te geri(^tlicf)e (Strenge gegen ^ejerei ift nötfiig, einerfcitS
um Stergerni^ '^n öermeiben, bamit nicfit bie Ginfältigen
tüä^nen, ein foId^e§ ^ßerbrec^en gäbe e§ nid^t, anbererfeiti
um bie 6t)re ®otte§ §u räd^en unb bie fd^ttiere, ßiott anget^ane
Unbitt burd) bie fd^utbige ©träfe ^u füi^nen" (m, c. 1019, § 126).
SDie §ejenfaf)rten unb ^egenpfammenfünfte finb für Sanner
tt)irf(idje S^atfac^en: „jDa» ift je^t unter ben ^at§oIifen bie a(I=
472 ©rittet 53u^. ^o^jflt^um imb §ejenunroeien.
gemeine 2tnfic^t ber 2;f)eoIogen unb fünften" (I, d. 5, qu. 5,
dub. 2, c. 1495 ff.).
„®§ ift offenbar", fc^reibt er an einer anb er n ©teile, „ba^
^ejenmeifter unb §ej:en, al§ bie fd^Iimmften unb gefätir--
Ii(i)fteu geinbe be§ 2J?enfc^engefc§Iec^tg, ber gerechten
XobeSftrafe üerfatlen finb. '^a§> Sßerbrec^en ber ^ejerei ift
fo onftedenb lüie bie ^e^erei. ©rfihjer oerfünbigen fic^ bie Dbrig^
feiten, bie bie» SSerbred^en ber ^ejerei, obiDO^I e§ fi(^ beutüd^
funbgicbt, unbead^tet laffen; biejenigen, iDeldie bie SSerbred^en ber
^ejen unb befonber§ i^re f ör:|3erHc^en f^a^rten burrf) hit
Suft unb ii)ren gefc^Iec§tti(^en SSerfel^r mit bem S^eufet
beftreiten, finb nid^t ju bulben" (De justitia, di8p. 4, qu. 5,
n. 5: Theolog. scholast. tom. 3, p. 983, Ingolstad. 1627).
Slllerbing» l^ebt er bie ©d^wierigfeiten ^eröor, bie biefcr Stnfic^t
gegenüber fielen: „®ie (äfjemänner tierl)eirat{)eter ^ejen bemer!en bie
5tbtt)efen^eit i^rer grauen ni(^t; fromme unb erfahrene 9!Ränuer
jmeifeln an ber S33ir!Iid§!eit ber §ei-enfat)rten. ^äufig hjerben
fold^e i^al^rten otfo h)o^I nur ^Träume unb SSorftettungen fein, an
i^rem n)ir!Iicf)en S3Dr!ommen ift aber nid^t ju jnieifeln" (c. 994,
§ 41). „©reiten bie §egen tiom Teufel eine ©iftfalbe, fo !önnen
fte SJienfd^en unb SSie^ fc^aben. Unmetter erregen lonnen fic ober
mol§I nic^t, auc^ n?enn fie unter SlnWenbung i^rer S3efen unb 3(u§-'
leerung i^rer^aubertöpfe beu Xeufel anrufen, njietool)! ®ott in biefem
gatle e§ leidet sulaffen tonnte" (d. 5, qu. 6, dub. 7, c. 1583 ff.).
S)a^ bie 5tu§fül)rungen Xanner'§ über "oa^ ^roje^oerfatiren
gegen bie §ejen ettt)a§ üon aJJilbe, Umfielt unb Ueberlegung er=
tennen laffen (III, disp. 4. 5), folt nicfit geleugnet ioerben. Stber
oud^ an fotrf)en ©teilen bricht ber felfenfefte ©loube be§ Sefuit*^n
an ben gefammten 2(bern)i| ber Steufelei unb §ej:erei burd^. Qu--
gleirf) laffen bie „mitben" Slu^fü^ruugeu Xanner'§ S3Iide t^un in
bie gurd^tbarfeit be§ bamaligen Sßerfal)ren§ gegen bie |)ejen. ®ie
9)?enge ber ^egen, fagt Scanner, bie Sag für Sag üor ßJeric^t
bur^ bie golter jum 5(näeigen anberer ^erfonen gestüungcn Serben,
fei fo gro|, ba§ not^n)enbig me'^rere Slnjeigen auf ein unb biefelbe
^erfon jufammentreffen müßten; befonber§ an Drten, wo nur
menige SBeiber mef)r übrig loären, ba fie fd^on oüe l^intueggerafft
(absorptae) feien (a. a. D., lU, c. 993, § 38. 39).
III. 2)te ©tetluiig be§ ^ejuitenorbenä §um §exentra!)n. 473
2)a§ 93e5eid^nenbfte für ben „erleud^teten" Xanner finb bie
SSorte, mit benen er feine 31b§anblung über bie ^ejen fc^Iie^t:
„5ltte§ Uebrige über "Da^ 95orgefjen gegen bie ^ejen fann man bei
ben ©c^riftftetlern nac^fe^en, bie au§fü^rli(^er barüber gefc^rieben
fiaben, befonber§ bei ®eIrio, bei 93inäfelb unb im „§ejen=
l^ammer" (Theol. scholast, m, 1021). SHfo gerabe bie blinb^
gläubigften unb lDütf)enbften §ejenö erfolg er finb für Sanner bie
größten 2lutoritäten !
Dkben Xanner gitt aU ber bebeutenbfte 2:f|eotoge unter ben
beutfd^en ^efuiten ^aul Sa ^ mann. 9Zod^ :§eute finb feine Sin--
fi(f)ten in ber uItramontan--fat^Dlifcf)en S^eologie ma^gebenb [Lehm-
kuhl, Theolog. mor. 1892, II, 808).
2tud^ ifjn nennt bie fat^olifd^e ®ef(f)id^t§fälf(^ung (SDiefenbad^,
Sanffen, ^aftor, 2;u^r) einen aufgeftärten iÖJann , ber ben
^ejentt)a|n be!äm|}fte. 5)iefer Untüo^r^eit gegenüber voixh el ge=
nügen, einige Stellen au5 feinen 2Ser!en angufü^ren: „SBeiber finb
ber ^ei'erei häufiger ergeben aU 93Zänner, »eit fie leidster getaufc^t
tüerben unb mel^r ber Unsuc^t guneigen aU SJiänner. 2)er SSeic^t--
öoter fott bie 83ei(f)te einer §eje nirfit el^er entgegenneljmen, aB
bi§ fie aU fc^ulbig üerurtljeilt Sorben ift; er ^üte fid^, in il)rer
@egenn}art ba§ geri(f)tlic^e SSerfaljren gegen fie ju tabeln. (£» ift
gut, ha^ ber S3eid§töater über ben gongen SSerlauf be» ^rojeffeS
gut unterrid^tet fei, bamit, n)enn nad)^er hk |)eje i^m gegenüber
i^re ©c^ulb leugnet, er fie tribeilegen fann. 23ei§ ber 33eid^tüater
au§ ber JBeid^te, bo§ ba§ 253eib unfrf)ulbig ift, fo fott er bod^ nidit
berfud^cn, Beim Üiic^ter für fie §u üermitteln. Sin S^e^er fann,
aud^ Wenn er felbft feine 8djulb leugnet, auf ha^ ^ei^S^iB mel)rerer
redjtlofer [infamer] ^^UQ^" ^i" h^^ ^obc oerurt^eilt luerben.
§cjen unb Qanhtxtv finb lebenbig ju üerbrennen. ^ie
® elDO^n'^eit l^at e» aber mit fic^ gebracht, baf] fie üor
bem SSerbrennen erbroffelt njerben, ober ta^ i^nen ein
Sädd^en mit ^ulöer umgef)ängt merbe, bomit ber Xob
rafd^er eintrete. Xa§ foK aber nid)t gef(^et)cn, lüenn fie
rüdfätlig ober unbu^fertig finb, bann follen fie üer=
bienterma^en (non iinmerito) lebenbig berbrannt werben"
(Theol. mor., U, p. 514 sqq.).^
' ^n ber britten 9(uftage ber „iD?oraItt)eoIogie", bie 1630 erfc^ieit, 'ijat
474 ©rittet 58ucf). ^apftt[)inii mib ^ejenmiltiejcn.
'am auyfü^rlic^ften, flavften unb oBfc^redenbften fontmen Sat)=
mann'S Slnfic^ten in feiner oft aufgelegten (1629, 1639, 1700,
1710) ©dirift: >Processus juridicus contra sagas et vene-
ficos« §u 2;age. ®a§ einffu^reid^e S3uc^ ift mt^xmaU (S'öln,
5(fd^offenburg, Dettingen, 2(ug§burg) in'§ 2)eutf(^e üBerfe^t iuorben
unt-er bem Xitel: „©iu redjtlic^ ^toje^ gegen bie Unl^olben unb
jauberifd^en ^erfonen, in lateinifd^er @:praci)e gefd^riefien, abtx
jum S3eften ber ®erid^t§() alter unb guter Swftitien Sefreunbeten
üerbeutfdit."
S)er getreue GJott, !^ci^t e§ in biefem „^roje^", ^at bie§ fd^icr
einzige 2J?ttteI — bie Wolter — burd^ bie liebe Dbrigfeit h)o!^(
üerorbnet, ha'<ß bie ^ejen alfo burc^ bie Oual ber ©efängni^ unb
2^ortur einen 2lnfang i^rer S3e!ef)rung machen (@. 19). @§ fei
je^t Bei faft ollen d^riftüc^en (!) ©erid^ten ber 93raud^, bie äum
geuertob üerurt^eilten ^egen öorl^er gu erbroffetn ober §u ent--
l^aupten, weit bie £)6rigfeit ju Beforgen f)at, bo^ bie SSerurtf)eiIten
fonft auö SSerbitterung ober großer ^teinmütl^igfeit in groBe <Sünben
ober SSer^ttieifelung gerat^en unb öon einem ?5euer (@c^eiter!^aufen)
in ha§ anbere (^ötte) luanbern (©. 78). D^ne bie SDenunäiation
(burd§ testes infames) fann bie (Bai^^ feinen Fortgang ^aben, benn
tüo man testes infames üeriuerfen inollte, tüo !önnte ein 9lid^ter
öon einem frommen unb aufrid^tigen SJienfd^en ^^uQ^iB l^aben?
(£§ !ann ia !ein t^i^ommer üon fold^en S;§aten geugen (@. 11).
S3ei ber golterung folle man aüerbing^ 5(c§t geben, bo^ nidfit bem
©efolterten bie $8eine unb ßilieber berma^en jerriffen toerben, ba^
er nad^l^er, falls er unfd^ulbig erllärt n?irb, ineber il^m felbft nodC)
Stnberen im Seben meljr ettnaS nu^, fonbern üielmeiir fd^äblid^
unb überlöftig tüäre («S. 15). ®ie §aare follen ben §ejen ob--
gefc^nitten h)erben (@. 21). $eftig eifert Satjmann gegen Sitte,
loeld^e bie |)ei*erei unb Sieufelei nur für S^räume f)alten: „2(ud^
bei etlichen fat^olifd^en, fonft nid^t fd^ted^ten Seuten ift biefe irrige
9JJeinung eingetouräelt. (Stücke Ülid^ter werben leiber gefunben, bie
Sa^ntann allerbtngl einige ber 93ebenfen unb SKilbetung^öorfd^Iäge feinet
£)rben^= unb 3ettgenoffen Scanner oufgenommen. @ef)r gut fagt JRiesIer,
0. 0.D., ©.263: „Sa^mann föürbe fic^ im ©rabe umfe^ren, tüenn er mü^te,
ba'^ iijxn jegt, noc^ baju öon fircfiUdjer Seite, ba§ Sob eineä S3efämpferg bei
§ejentt)al)nl gejpenbet n)irb, taS er nur a\§ fcf)impfU(^en Xabel empfiinbe."
III. ®ie Stellung be§ ^ejuitcnorbcng jum ^ejcntoa^n. 475
mit ben |)ejen nur jpielen luie bie ^a^e mit ber 2J?au0; fie gur
^roBe ber Sefcfiutbigurtgen auf bem 53efen fahren ober Ungettiitter
machen I)ei^en unb fie, Juenn fie biefe ^ro6e niii)t leiften föntten,
lieber laufen laffen, ober boc^ nur bie eine ober onbere bem
genfer gum SSerbrennen übergetien (©. 31).^
1 Sai)mann'^ Processus juridicus iror unb ift felbftüerftäubUcf) bem
Sefuitenorben feljt unbequem. Se^^alb f)aben fd^on ;3anifen=^aftor, bie
öon jal^Ireic^en Qefuiten bei Sui^mmenfdjreibung i^rer „®eic^id)te beä
beutfdjen SSoIfeS" unterftüj5t ttjurben — ic^ nenne nur bie ^efuiten ^Saum-
gortner, SSraun^bergev, 9Hemöner, ®u^r — , ba§ ®afein biefer
tütc^tigen ©c^rift öetf c^raiegen, obrool)! fie fic^ eingef)enb mit £ai)mann
befd)äftigen (VIII, 655 ff.). Sa fie I)aben fogac bie tü^nljeit, mit 58eäug auf
Scanner unb £at)mann ju fdjreiben: „3lii)t§ ift bejei^nenber für bie burc^-
ouä ef)renbone ©teltung ber beutfc^en Seiui^cn ber |)ej:enöerfDlgung
gegenüber, als bie Sel)re ber beiben bebeutenbften beutfd)en 3efuitent:^eoIogen
bamoliger 3eit/ ber ^atre§ $aul 2at)mann unb Stbam Scanner" (®fd)t.
beä beutfd)en 93oIfe§ VIII, 655). ©inen fräftigen ©^ritt weiter oI§ ^anff en«
^aftor ift i{)r a)iitorbciter, ber gefuit Sulir, gegongen. ®uljr leugnet
runbweg, ba^ ber »Processus juridicus contra sagas et veneticos« über=
:^aupt bon iiai)monn fei (gtfc^rft. für !at^oIifd)e Sljeologie 1899, IV, 738).
SWIerbingg ein burc^fd^Iagenbe^ SO^ittef, 2oi)mann gu entlaften!
gaft brei^unbert ^aijxt lang trug bie Schrift auf bem Titelblatt ben
9'iamen Sat)mann'§ al^ i^reg SSerfafferg. E'ein 3[Biberf:pru^, feine Slnsweifc^
lung — aud) nid)t im ^efuitenorben — würben laut. <Btä)§ 3ot)re lang,
bi§ gu feinem STobe, t)ot Sa^mann felbft biefe Schrift in me'^reren Sluggaben
mit feinem eigenen S^amen alä SSerfaffer burc^ bie SBelt ge^en fe^en. 9lie
I}ot er gegen bie „gäljd)ung" ©infpradie ert)oben. 2Ba§ tf)ut'ä? ©ie ift bo^
nid)t tion it)m!
2)u:^r bringt für feine S3e:^auptung aud) „58eit)eife". Sein |)ouptbett)eig
ift, baf( im gleichen ^a^xc (1629) §u S(fd)affenburg eine ©d)rift mit bem
Xitel erfd)ien: Tractatus novus de processu juridico contra sagas et
veneficos, bie ganj genau „nad) Xitel unb 3"^^^^" ^^"^ Kölner ©i^rift ent=
fprid)t, bie mit bem 9iamen Saijmann'iS ücrfelien ift. 9cun war aber ber
Slfd^affenburger ©rüder, Duirin 58 o 0er, \o argumentirt ®ul)r, ein fetjr
finbiger ®efd)äft§mann, alfo ift aud) bie 5?ölner ©d^rift ni^tl Weiter aU
„eine 93ud^pnbler = ©pefulation, onf beren Titelblatt ber bamall fc^on be*
rüt)mte ^Jiame £at)mann'§ al§ 3ie!lame prangt"!! (a. a. D., ©. 740;. SBenn,
Wie ®ul)r felbft eingefte^en muf3, olle Drbengbibliogra)3l)en üou 1643 an
bil ^eute bie ©d)rift Saijmonn sufc^reiben, wenn bie Dettinger 2lu^gobe ber
©d)rift üom ^oljre 1710 fogar bie Siüigung ber (Drbeni=) Dberen trögt, fo
Beweift baä 3llleg nid)t§; benn, „eine lateinifd^e Slu^gabe ber @d)rift ift
Biä{)cron nirgenbä gefunben worben", unb: „au§ ben 58riefen ber Drbenl»
generale, bie noc^ Dberbeutfdjlanb gcridjtct würben, gel)t Ijerüor, ba^ woljt
476 ®ritte§ 93uc^. ^opftt^um unb §ejenuntt)c^en.
®en 2(berglau6en bc§ berüf^mten Se[uiten=^arbinat§ SöeUarmin
lennseidEinet genügenb bie üon feinem DrbenSgcnoffen S)eIrio über
i|n mitgetl)eilte %l)at\aä)t (oben <S. 457).
fotrefponbirt föurbe über anbete Sßerfc Soi^mann'l, tion einem processus
juridiciis contra sagas ift aber nirgenb^ bie 9lebe."
®iejen äußeren „SettJeijen" fd)Iie^en fic^ innere gleidier ©tär!e on. ©ie
gipfeln barin, iafi ber Processus juridicus bie ftrengere 5(n[tc^t vertritt,
n)äl}renb Sa^monn in feiner Theologia moralis ni(i)t immer ber ftrengern
9(nfic^t f)utbigt! ®ut)r föieberljolt feine 33en)ei§fül)rung in ber oben er=
föäljnten ©i^rift: „®ie Stellung ber ^efuiten in ben beutfcf)en ^ejenproseffen"
(©.56 ff.). «Rcuerbingä ^at SSinj (^iftorifc^e Stfc^tft. 1900, ©. 290 ff.) eine
©ntbedung gemaifit, ik ben Ueberfe^er ber urfprünglii^ loteinifc^ ge=
jc^riebenen 2oi)mann'jc^en ©d)rift befonnt giebt. 33tn§ f)ot nämlic^ bei bem
^efuiten $ar|t)eim (Bibliotheca Colonienäis 1747, ©. 182) bie SJotiä
gefunben: „Joannes Jordanaeus 1610. 1. Novembr. in Tricoronato
Gymnasio admittitur ad examen Baccalaureatus, postmodum sacro-
eanctae Theologiae Doctor, CoUegiatarum Ecclesiarum s. s. Cassii et
Florentii Bonnensis, et B. M. Ressensis ac parocliialis s. Remigii
Bonnae Canonicus et Pastor. Edidit: . . . . Processus juridicus contra
sagas et veneficas, baä ift, ein reciitUi^er ^roje^ gegen bie unfjolben unb
äaubrifcf)e ^erfonen. 3ft toit gutem f^Iei^ unb grünbli^er $ro-
bation unb SSeroeife burd) P. ^aul £at)mann S. J. Theol. et
J. C. Doctorem in lateinij^er ©proc^e jgef (^rieben, je^t öon
®eri^t^I}äfteren unb guter Sufti^ SSefreunbeten gum S3eften üerteutfc^et,
mit beiüötjrten ^iftorien üermefiret, tacito nomine a.D. Doctore Jor-
danaeo Canonico et Parocho Bonnensi, jussu Serenissimi Principis
Archiepiscopi in 4° gebrudt §u (JöHen beQ 5ßeter SlJietterniif) 1629."
®er Ueberfe^er be§ Processus mor olfo Jordanaeus; jein 93er =
fa jfer ift unb bleibt ber ^efuit Satimann; bog tvixb "buxäj biefe Eintragung
beä ^efuiten §at0f)eim auf§ neue erprtet. SJJir fdjeint bk§ auä bem SBort*
laute ber Eintragung gwingenb '^eröorjugefien. gei^enfanä fte'^t feft: ein
t)on ben^efuiten gum 33accalaureu§ unb ®oftor ber Sifieologie gemacf)tcr
^riefter lä^t in S?öln [wo bie Sefuiten bamolä allmächtig luaren) unb §u
Sebäeiten be§ ^efuiten So^mann ein 93ucf) erfc^einen, alä bejfeu
SSerfafjer er ben ^efuiten Sat)mann nennt unb baä er oB Ueberfe^ung
einer lateinifc^en Urfdjrift bie|e§ Qefuiten begeic^net, SSie märe ba§,
üfjue Söiberfprud) bei ben Qefuiten unb bei 2at)mann felbft ju finben, mögti^
gemefen, mcnn biefe eingaben nicf}t ben Xijat]ad}tn entjprodjen tjätten? Koum
irgenb ^emf^nb mad)t mit folc^en 3lrgu§augen über feinen literorifdien 9iuf,
a(§ ber ^cfuitenorben unb ber ^efuit.
SBenn alfo Earbaung mit S3erufung auf 33inj f^reibt: ber Processus
rüfire tton bem SBonner tanonifuä Qorbanäug :^er !§iftorifd)=poIitifc^e 93Iätter
1900, 10. §eft, ©. 699), fo ift iaä eine jener unef)rlid)en Säufc^ungen feinet
fiefepublifum?, in benen er gro^ ift (ögldj. unten 9ln^ang 2).
III. ®ie ©tettung bei ^ejuitenorbcitS 5um ^ejentuoliit. 477
2(c|tunbbrei|ig ^a^re lang toirüe im prf)ffen 9(nfef)en unter
2JJoj:imtIian I. ber ^efuit 3eremta§ ^rcEel (t 1638) al§ ^of=
^rebiger auf ber 93^ ün ebener §offanäeI.
S33elc^er @eift biefen 3)?ann Bei SSertünbiguug bei 2Eorte§ ÖJotteS
Befeelte, crtieHt au§ folgcnben ©teilen:
„S)ie 3a»t)erer unb ^ejen, bie firf) in großer Qa^l in ber
diiriften^cit finben, Silben ein fo gro^e§ Uebel, ba^ e§ Wanä)cm
faft unglaublich erf(|eint. 5tber bie 2;§atfad§en fpred^en. Unjö^tige,
ben gelbfrüd^ten, ben STtjieren unb ben 93?enfc^en gugefügte @d)äben
üerfünben e§. Unb wer ipifl fo unüerfd^ämt fein, ha'^ er fo üiele
®eric§te, an fo tjieten Drten, bie mit ©rf)tt)ert unb geuer gegen
biefe ^eft üorge^en, be§ ^rrf^umS anüagen tüottte? ©o öiele
^^aufenb biefer l^öUifc^en S3rut (tot millia bujus orcinianae
plebis) i^ahtn ben ©c^eiterf^aufen beftiegen, unb tüir roottten
i^re 9lic§ter ber Ungerec^tigfeit anftagen? Slber e§ giebt fo !attc
9?0(^ unetirUd^er al§ ©arbaunl ift, in SSertwert^ung ber bon Sötnj mit*
get^eilten f)Qr^I)eim'jd^en Eintragung, ber S^fuit 2)uf)r (3tfd)rft. für !atl).
S^eologie 1901, I, 166 ff.). Um feine „Sditufefolgerungen", ba^ Sa^mann
ntc^t ber SBerfaffer be§ Processus fei, unb bo^ t§ üBerf)aupt nie eine
lateinifc^e ©(^rift bie§ XitetI gegeben :^o&e, für feine Sefer unumftö&licf)
ju mod)eu, tt)eitt er bie §ar^t)eim'fd)e ©introgung in üerftümmelter,
if)ren ©inn fälfcf)enber gorm mit: Ed. ... Processns juridicus contra
sagas . . . tacito nomine a D. Doctore Jordanaeo Canonico etc. Sllfo
bie aSorte, bie £ai)mann alä 3Serfaffer beä lateinifd^en Driginall unb
Sorbonäuä nur oll Ueberfe^er beseidinen, unterbrücft 2)u{)r. SSor*
forgli^ t)at er aber, um bem au§ biefer SSerftümmelung berechtigten SSor*
njurfe ber ben)ufeten f^ölfc^ung entgegentreten ju fönnen, 5tt)ifcf)en bie
SBorte sagas unb tacito ben Älammerjufa^ gemacht: „CXitet ber erften
Stu^gabe mit bem 9iamen Sat)mann'§)". — SJebenbei fei ertt3öt)nt, bafe ®n^r,
ber bie 9Jio^rentt)öfd)e fo grünbli^ tierftetjt, SSerfoffer ber in ultramontanen
Greifen öiet üerbreiteten „^efuitenfabeln" ift. 5)ort mie f)ier fc^reibt er
no^ bem ®runbfa|: Si fecisti nega. ©egtaubt njirb in ultramontanen
Reifen ja boc^ 2IIIe§, ttJal ein i^efuit fc^reibt, unb auf biefen blinben
©lauben ber ßefer, nid^t ouf iie gefc^i(^tH^e 3öa't)r^eit fommt
tä eingig unb ollein on.
Stul ber öar^'^eim'fc^en Eintragung ge!)t übrigen§ ©ineg hjieberum
beutli^ l^eroor: bie enge S3crbinbung bei ^ejenttjafinl unb ber
blutigen .^ejenöerfolgungen mit ber römifi^en Eird^e: Ein @r§ =
bif^of läfet öon einem ^oml^errn unb ^.pfarrer bie Jjejenbranbfdjrift
einel igefuiten jur großem $ßerbreitung in'ig ®eutfd)e überfe^en! (bglc^.
unten ©. 571).
478 drittel S9«^. $at)fttf)um utib §ejcnunttje|en.
G^riften, — fie [inb bie[e§ 9lomett§ nid^t itiürbtg — , bie mit
^änben unb güBen fi^ fträuBen, bo^ man hk\t§> üertüorfetie ®e<
fd^Ied^t ausrotte, bamit nid^t ötetleic^t, tüie fie fagen, gegen Un^
fd^ulbige geföüti)et tüerbe. D i^r geinbe ber göttlirfien ®^rc!
$8efie^rt ba§ göttliche ®efe^ nic^t auSbrüdüd^: Saffe nid)t leben
bie ^(^übtxtv? §ier nun befc£)tt)öre ic^ mit kuter (Stimme unb
auf göttlichen S3efei)I bie Ferren, bie fjürften, bie Könige: S äffet
bie Sauhmv ni(f)t am Seben! Sfiottet fie au§ mit ©djtüert
unb geuer! SSertilgt föerbe bie§ öertüorfene ©efd^Ied^t, ba^ e§
ficö ntd)t ausbreite, lüaS mir leiber gegenmärtig fef)en. ^Brennen
mögen biefe l^einbe ßJotteS, bamit nidjt be§ S^eufetl Üleid^ öon
biefer SBelt Söefit^ neljme. (Siiä), i^r dürften, ift ba§ ©d^mert ge--
geben, bamit if)r t§ auf bie ^äupkx ber geinbe ©otteS nieber--
faHen laffet! D Surft, o ^önig : Saffet bie ^lubcrer nid^t
am Seben!" (Gazophylacium, p. 1, cp. 8, § 1. Opp. omn.,
Ed. Mogunt. 1651, II, 221). i
©in anberer fe§r einflu^reid^er ^efuitcn^jrebiger bamaliger
3eit ift ßJeorg ©d^erer. S)er S^fuit gurtet nennt i!§n „einen
9J?ann großen ^^nfefienS, ©iferS, STugenb unb ®eIel^rfom!eit" (Nomen-
clator I, 164, ^nnSbrud 1892).2
@d§erer l^ielt im '^aljvt 1583 am 13. (Sonntag nad^ ?Pfingften
ju Söien eine ^rebigt über „bie jüngft befd^el^ene Sriebigung
einer Jungfrauen, bie mit 12,652 S^euffeln befeffen gemefen ift".
Jn biefer ^rebigt l^ei^t e§ u. 2t.: „SDer Jammer be§ erlebigten
1 ®ie ^ßrebigten SrejeCl muffen einen gerabeju unge'^euern Stnflu§ an§=
geübt f)aben, nii^t nur oll gefprocljenel, Jonbern ani) all gejrf)riebenel „SSort
©ottel"; benn ber Jefuit §urter berid)tet, ta'\i bie gebrudten SBer!e®rejeri
in 170700 ßj;enipIoren üerbreitet tüaren (Nomenclator literarius, I, 372,
Jnnlbrucf 1892;!
2 STitc^ ®uf)r S. J. (a. o. D., (5. 28) ert^eilt (gc^erer ba§ :^öd)fte SoB:
„(2(f)erer ift einet ber Beften ^rebiger i)i§ 16. Jal^rfjunbertl. Jn einem Briefe
tom 26. 2Iuguft 1580 fpncf}t ber Drbenlgenerat P. SJiercurian bem ^ro*
üin§ial ber öfterreicf)ifrf)en Drbenlprobinä, P. 58lQJ3em, feine f^reube über
bie ©rfolge bei P. Scfierer an§, unb boft bie 58emü{)ungen ber ^^einbe, i^n
oul 2öien gu entfernen, gefdjeitert feien." ßine öon 2)ul)r l^erüorge^obene
„9Ka'^nung" bei ©enerall on Sc^erer {)ot ni^tl mit Sc^erer'l ^ejenprebigt
ju t^un, fonbern entf)ält nur ben DiatI), feine St^ätigfeit oll ^rebiger fo ein=
äurictiten, bo| bie fott}olif^e ©a(^e geförbert ttjürbe ol^ne unnötf)ige ateijung
ber ©egnet.
III. S)ie ©tellitng bcä ^efuitenorbcnS jum ^ejcnwa'^ti. 479
3J?ägb(ein§ ift atigeridjt unb geftifftet toorben burd^ ^i^w^erei unb
frfltüar^e ^uitft, näntlic^ burcf) eine alte unjTätige 3^"^erin unb
SSettermad^erinn biefe§ 9}?ägblein§ Stnbl ober ©ro^mutter mit
Spanten @Ija ^lainacfierin, bie fid^ nnterftanben, bie[e§ i()r ^inbe§»
ünb bem STeuffel mit Seib unb @eel ju üerfu|3petn unb tier^eu--
raten. §at bertregen ein ^rei^ gemacE)t, fid^ fammt bem S[Rägb»
lein barein geftetit, au§ einem (5)Ia^ ein {^liegen gefaffen, bie ju
einem gottenben 9J?ann njorben, unb atlbann jum S)iernl ge[agt:
©ie|e, ba§ ift bein Bräutigam. ®a bem ^irnlein barüber ein
©raufen an!am unb 9^ein baju faget, fc^ilt ber Seuffel bie 3llt
an^, lüarumb fic i^m ba§ SJJenfd^ jugefagt, toeil e§ x^n nit f)aben
wolle, barauf bie 2(It geanttrortet, e§ mu^ bic^ fiaben, unb onge--
fangen ba§ Sinb ju fdfilagen unb enblid^ gejtüungener 2Bei| ber
5(nbl tk ^anb gegeben. @o ^at bie ^e^-e bem jDirnlein üer-
jouBerte Slepfet §u freffen geben unb trar ber 2^euffet in bem testen
SIpfel, lüeld^en e§ ungefcEielt mit famt^t bem STeuffel {)inob fdC)licfen
muffen. Ueberbe§ !^aben bie 2(It unb ber ^euffet bie Stnnam in
ein ^rei^ angefpet)et unb ongef:pürt^et burd^ ben gangen Scib unb
foIcEien <Bptx<S)d be§ Seuffel§ unb ber alten ©I^ ^t Slnna mit
©etüolt trinfen muffen, ^tem l^at bie alte §ejin fie am ^opf be*
fdf)oren unb an ber linfen @et)ten im $J?amen alter STeuffet ge*
falbet, tüei^ nit mit tnaS @d^mal|." S)iefe „tt)at)rf)aftige ^öegeben--
l^eit" tüirb bann mit ben unfCättjigften (Sinjeltieiten „in 10 fünften"
aU „®otte§tuort" öon ©euerer be^anbelt. ^wnt ©d^Iuffe biefer
^rcbigt toenbet fid^ ber Sefuit an ben SBiener SJJagiftrat: „bamit
6tt). ^errlid^feit aU föeltlid^er 9J?agiftrat au§ biefer ^^^rebigt befto
me^r Urfadfie nehmen, über bie E)od^fcE)äbIic£)en Qaubtvtx unb Saiibt--
rinnen ^nquifition §u fialten unb mit gebüt)renber «Straf gegen
i^nen ju üerfaf)ren; benn e§ ift annet)mlic^ bei unferm .f)errn
[@ott], mit ber ^uftitia gegen fold^e Seute ju ^rogebiren" (Opera,
ajJünd^cn 1613, I, 179 ff.j.i
1 3u btejem, üon ber Sanset einer d)riftttd)cn Kirche tjerab all „SBort
©ottei" berfüubeten fd^änbli^eit SÖIobftnn tuei^ ®u^r, um if)m gegenüber
feine Drbenibrüber ju entlaften, ni^tl Slnberel 5U fagen, all: „Mit biejcr
^Prebigt ©(^erer'l hjaren ni^t alle (!) ^efuiten einberftanben" (a. a. D.,
©. 28). — S)iefe SBtener Xeufetlaultreibung muB bamall gro^el Stufj^efien
erregt l^aben. ©elbft ber 3lgent 93aiernl in SBien, Dr. ^egenmüHer, be*
480 ®rttte§ Sßnä). ^a^ytt^um wiib |)ejenuntoeien.
Sejeid^neiib für bte Stellung be§ SeJuitenorben§ 511m $efen==
lüaf)n unb gur |)e£cnüerfoIgung ift bte ©c^ilberung, bte iit ber üom
Drben§general fetbft, ©ogluitt Surfet (beitt einjtgen 5)eutfd^eu
uttter bcn ©eneralen be§ ^efuitenorbeitS), a^^^robirten „©efd^trfite
ber ®c[etlf(fiaft S^fii" i'er S^fuit ©accd^ini üon biefer SSiener
2:eufelau§treibmtg entlüirft:
„®amaB gereitfite bem fof^oUfc^ett &laubcn ju großer ^ierbe
unb ©tärfung ber ju Söien unternommene ^am^f gegen ben Xeufel
unb beffen SBefiegung. ©ine gelütffe Stnno au§ Tland Bei <Bt
Rotten lt»ar üon ifirer ©ro^mutter (SIi[a£et^, einer fc^eu^tic^en
^eje (venefica teterrima), mit einem Teufel tiert)eiratl^ct unb mit
einer Segion böfer ©eifter angefüllt tuorben. 9^ac^bem man juerft
in ©t. gölten, bann in Waxia-^^^^ üergeben§ bie 93efreiung be§
9Jiäbd^en§ öerfuc^t ^atte, würbe %nna naä) SBien gebracht, unb
burd) ben SöunfcE) be§ Saifer§ unb be§ S3i)d^of§ hjurbe ^ater
9HfoIau§ SoI)anne§ ®oniu§, $Re!tor unfereS ^'oIIeg§, faft
gejluungen, bie 3JJitttjir!ung ber Unferigen gu gelüäl^ren. Dbtt)Dl)I
ber 3fle!tor bafür f)iett, bo^ bie ST^tigfeit ber ©efeüfd^aft ^efu
me'^r auf bie 5tu§treibung ber leufet ou§ ben Seelen aU au§ ben
Seibern ju ri(f)ten fei, fo ging er bodf), bamit nid^t ethja bie ^oä)--
mütl)igen teufeüfiiien S3eftien (snperbissimae belluae) unb bie
^e^er praljtenb üerbreiten fönnten, ber ^ampl tt^erbc au§ gurd^t
ücrmieben, üertrauen^üoll (fidenter) an'g SCßer! unb üerorbnete ju
biefem Smtdi ©ebete, 9?ie|o|}fer, gaften, ©ei^etungen unb anbere
fromme 2Ser!e, bie @ott angenetjm, bem %tn\d aber oer^a|t finb.
5(IImäl)Ii(^ n)urben bann 12 600 S^eufet au§ ttm Wlä'oä)tn au§'
getrieben. 3Im SSorabenb be§ gefte§ S[Rariä=|)imtneIfal^rt entmid;
bann ber le^te unb l^artnädigfte Teufel, ber äugleid^ ber Slnfü'^rer
rietet über fie am 26. Sdtguft 1583 nac^ SJtünd^en: „(Ja f:)ai ficf) newlic^
ol^ie ain tDunberbarlic^ fac!^ unb gro^e^ (Sitmpcl gur beftätttgung unjereg
olteit tvaijxcn catijoü\<ijtn djriftlii^en ®IauBen§ mit einem befeffenen ®ienbt
öon 15 ^afjren §ugetvagen. Sabon ttiere bil gu fc^reiben, bieföeit ober ber
ganj :^onbI .... lüie \t) [i>k%tn\e^ üon bem QKjieigen S3ij(i)of unb :^errn
Sejuiten aufgetrieben njorben, alberait bon njolgemelten I)errn Sefuiten
nac^ lengg be?c^riben unb in lüenigen jTagcn in offentlt^ brucf au^geen foll,
jo 'ijob ic^ gleid) bie^mat metter baüon ni(i)t§ fc^reiben roölln" (bei iJeift, Qux
®efd^icf)te ber au§n)ärtigen SSertretung 5ßaierng im 16. Qaljrljunbert, 93am=
betg 1889, S. 48).
III. ®ie (Steüung be§ Sejuitenorbeng sunt ^ejentro^n. 481
geiüefen toax" (Sacchini , Histor. Soc. Jesu , Romae 1661,
(S. 125). 1
3)em gleichen tüilben ^ejentoa^^n unb ber gleid^en Blutigen
SSerfoIgungötüut^ Begegnen tpir nocf) in einer anbern ^rebigt
(S(fierer§, toorin er „eine d^riftlic^c SSerma^nung t^ut totber bie
Zauberei, SeufetSÜinftfer, 2Bat)rfager unb SBa^rfagerin, bie je^t
mit ©ettjalt einreiben unb üBer^anb nel^men Wollen . . . 9iiemanb
barf ein SSerBünbni^ mit bem Xeufel madien, i^n nid^t rat^fragen,
nichts 3it^ünftige§ üon i^m §u wiffen Begehren, i^n nid^t in
ein @Ia§ ober ^rt)ftatt ober ein Sfiing einfperren Wollen [^apft
Sofiann XXII., oBen <B. 217] @iet)e, 65ott ^It bie ^auBerer
nid)t wert^, ba^ fie ber (SrbBoben tragen fottt; Befief)It beS^alB,
ha^ man fie aI§BaIb, [ie feien nun Tlann^'- ober 2BeiB§BiIber,
l^inric^ten unb üerfteinigen foHt. 2)a £)ijreft hu, wenn bie
DBrigfeit nirfit baju t|ut unb alleBfluBerei ou^reutct,
fo !ommt ©ott in ha§ SOZittel unb öertilget Sonb unb
Seute. (So will anä) ber DBrigfeit amt§i)aIBer geBütiren, alle
^auBerer, 2BaI)rfager unb (3(f)Warä!ünftIer, wo fie Betreten werben,
gefängüd^ einjugiel^en unb nad^ aller 9iot^burft §u ftrafen" (9t. ^.
©eorgii (Sd^erer, ^oftill ber fonntägl. ©üangelien, 3. 5Iulg. 2Kün*
d^en 1608, @. 430 ff.).^
öeid^töater SOtagimilian I. öon Söaiern War lange ^^it l^ius
1 ^n'ijx ia. a. C S. 25) mac^t feine Sefer glauben, ber ^efuitenobeve
tjobt nur „fel^r ungern" unb „nur gegmungen" bie Seufelau^treibung geftattet.
®r beruft fid) bafür auf ©acc^ini, unterbrüdt ober beffen SSorte über
bie bom ^ater 9ieftor angeorbneten ®ebete u. f. n». unb über ben Qnnadj^
an „S^vcit unb ©tärfung", ben ber fat^olijdie ©laube burc^ biefe 2;eufel^-
ou^tretbung erfaf)ren tjaht.
2 SHüd} f)ier Ieud)tet tii 2Baf)rf)afttgfeit ber uttramontanen ®efd)icf)t^=
jdireiber San^en^^^aftor f)eE auf. Qunäc^ft pten fie ficf) too^t, t>it oben
mitget^eitte §auptftelle ou^ ber ^rebigt ©cf)erer'ä if)ren £eiern öor§uIegen;
ferner fd)rctben fie mit ftair!er 58etonuug: „®er eingige beutjc^e ^c\mt,
toelc^er nac^ttjeiälid) iit tt)eItUct)e Cbrigfeit gur SSerfotgung ber .'pei'en auf^
forberte, ift ®eorg ©ct)erer" (®ic^t. beä beuti^en 58oIfe§, VHI, 653]. Stifo
boä ®afetn ber $OiDrb= unb 33ronbprebigten beS ^ejuiten ©rejel unb tk
Se^ren bei ^efuiten Sonden werben Don ^anjjen^^aftor runbroeg ge*
leugnet. Unb bobei berfidjert ^rofeffor $o[tor, jein SBa^Ifprui^ fei: vitam
impendere vero (@jd)t. ber ^.ßäpfte II, 782;! SBenn folc^e „SBa^r()eit" in
ber ultramontonen SBelt Verbreitet tt)irb, ift el aüerbingl nicf)t erftaunlic^,
bo^ bie Unn)at)r{)eit biefe SSelt mit S3linbl)eit gefcf)tagen pit.
ö. 4ioena*roecf), «|Ja>)fttöum. I. 31
482 ©ritteg S8itc^. $o^^tt!)um unb .|)ejenunn)ejcn.
burd^ ber ^efuit SIbam (Jon|en. (Sr üerfa^te einen feinem
Seic^tfinbe, bem öerjog aJZagimilian, getüibmeten ^olitifd^enfftomon:
„2^^eorie einer S3ürgerle:^re, ober@efd^id^tebe§^önig§
üon Stbt)fftnien" (föln 1628). ^n i^nt n)irb bem SSaiern^erjog
§ur 9ia(i§a^mung ta^ SSorbilb eine§ dEiriftlic^en dürften aufgefteüt.
3u ben gürftentugenben ge^^ört nun anä) ber Sifer in ber |)e£en=
öerfolgung. ^ater (£on|en tä^t feinen afiljffinift^en Stomanfönig
bie S^iilgegenb Bereifen. ®ort I6Iü()t Sanbtxtx unb |)ejerci: SBeifier
fliegen auf gefatbten StöcEen burd^ bie Suft, |)e£enfaBlJat'^e n)erben
gefeiert, Unn)etter merben erregt, SJJenfc^cn, 2;^ieren unb gelbern
iüirb ©droben jugefügt, !urj ber gange ^egenma^nfinn ber ^äpft»
liefen SSuIIen, be§ §egen{)ammcr§ u. f. tt). marfd^irt auf. ©ine
gro^e Unterfu(fiung tt)irb angefteüt. S)ie 9Jieinungen ber 9ti(^ter
finb get^eilt; einige galten ba§ @anje für Xäufc^ung unb SelBft^
Betrug; Söelel^rung unb ©^Dott, nicf)t ©trafen feien |icr am ^la^e.
S)od^ ber ^ftid^ttreue ^önig UjiH nichts bation iniffen; i|m fei üon
@)ott Befohlen morben, bie ^egen unb Qanbtxtx nid^t am SeBen
gu kffen, mit ©dEitüert unb ^^euer feien fie §u üertitgen (a. a.
D., (S. 194 ff.; bie ©d^rift ©on|en'§ trägt bie 2)rucEerIauBni| be§
Sefuiten^^roüingiaB SBaltl^er 2J?unbBrot).
Sn Syrier, n)o bie §ejenüerfoIgungen BefonberS ^eftig tt)ut^eten,
ioax e§ aud^ ein S^fuit, So^anneS 3JJad^ erentiuS, ber burd^
feine ^rebigten bie unmenfcf)Iid§e fRaferei noc^ fteigerte. ßn
^fingften 1590 flagte er tion ber S^angel l^eraB üBer gu milbe§
SSerfa^ren gegen bie 3<iuBerer unb §ejen unb erreid^te burd^ feine
^rebigt, ha^ bie 3ünfte ^^^ ©tabt fid^ Beim ^urfürften Befd^merten,
bie @)ered^tig!eit ber ^auBerei gegenüBer merbe üernac^Iäffigt (S)u^r,
a. a. D., ©. 33 ; üBer bie ^ejenüerfotgungen gu Xrier unten ©. 534).
9Jlad^erentiu§ ^at aud^ eine „(Srflärung be§ ^ated^i§mu§"
l^erauSgegeBen (Catechismi Catholici explanatio. Augustae Tre-
virorum 1601). Unter ben „fieilfamen f?früd^ten au§ bem ^ate*
d^i§mu§" füi)rt er bort (©. 544 ff.), Bei Sefpred^ung ber ©ünben
tüiber bie 2^ugenb ber Hoffnung, bie S^eufel^Bünbniffe auf unb
rechnet SSeiBer, bie au^ ben j^olten eine§ ©c§feier§ er!ran!ten ^er>
fönen angeBen, h)e(d§er ^eilige angerufen tt)erben muffe, um bie
©enefung l^erBei gu füf)ren, unter bie ^ejen, gegen n)eld^e bie
DBrigfeit mit ©trafen torgugeiicn ^aBe.
III. S)ic «Stellung bt§ ScfuitenorbenS jum Ißapfttfium. 483
Unter ^^ilipl) Stbolf öon ß^renberg (1623— 1631), gür[t^
bifd^of üon Söürjburg, ereignete fid^ einer ber fc^auerlic^ften
SSorgänge biefer an (Sreuel fo reirf)en ^eit. S)er „^iadifolger ber
5tpofteI" lie^ einen jungen SSerföanbten, ben testen feinet eigenen
5Jianten§, n^egen 3aitberei ^tnrid^ten (lieber bie übrigen S3(uttl)aten
biefeä 93if^of§ unten ©. 543. 550).
SSelc^e dioUt bei biefem SJJorbe bie hamaU in SBürjburg fel^r
mäditigen ^efiiiten fpielten, erje^en n)ir au§ einem Seric^t be§
Sefuiten ®eorg (Stengel:
(Sin S^eufel in ßJeftalt einer SSerttanbten öerfüfirte förnft öon
(S:§renberg gur Unjud^t; ta§ h)urbe burd^ bie golter feftgeftettt.
5Den SSätern ber Ö)efeH[c§aft Sefu tüurbe öom S3ifd^of öon SBurj'-
bürg aufgetragen, ben Jüngling p befe^ren. @r föurbe in unfer
^aug gebrad^t; nicE)t§ ^oben föir unterlagen: f)etlige Slmulette,
2lgnu§ S)ei, 2Beii)h)affer, ^Reliquien l^aben wir angen)anbt. Slber
5Jioc^t§ legte er biefe fieitigen SDinge ab unb begleitete ben Teufel
tt)ieber ju ben §ejenäufammen!ünften. SO^Jorgen^ um üier U^r, 5U
nieldEier Stunbe föir auffte^en, war er toieber in feinem Sett. 2Bir-
mußten alle |)opung auf SSefferung aufgeben. ®r njurbe bem
©erid^t übergeben unb iia§ Urt^eil mürbe über i^n gefprod^en:
er follte geföpft merben. Stuf Söunfd^ be§ $8ifdf)of§ foHten mir
(Sefuiten) if)n üorbereiten. SJJel^rere SSöter, barunter fein ße:^rer,
ber bie§ nieberfd^reibt, !amen morgend frü^ um 7 ll^r p i^m-
er lag noc| im S3ett. 2Bie get)t e§, grnft? (SJut, ma§ mottt iE)r
fo frül§? Unter Söeinen antmorteten fie: ba§ gegenwärtige Seben
ift clenb, richte beinen @eift auf ein beffere§; ta^ ledige mu^t bu
üerlaffen, um ba§ emige ^u erlangen. (Sr ging mit gur Surg.
S)ort mar im |)ofe ein ©d^affot aufgerid^tet. 51I§ er e§ fal^, fing
er on gu gittern: S^ fotl je^t fd^on fterben, fd^onet meiner Sugenb;
xä) bin ber Se|te meine§ Flamen»! ©r mirb gurücfgefüfjrt unb
bem S3if(^of §ur 93arm^er§igfeit empfohlen, ©in ernfter SÖ^ann
fud§t i^n 5U bereben, feinen S5er!eJir mit ttm %tn^d aufgugeben.
2lt(e§ üergeben§. ©erabe ben fcE)on SSerurtf) eilten fpiegelt ber Seufel
ben §immel öor, fo ha'^ fie ftanb'^aft bleiben. Ser Jüngling
tt)irb mieber §ur 9lid^tftätte geführt. Sie ^efwit^« begleiten i^n,
fie bitten, er möge befennen. (Sr weigert ftd^. ©ein ^aüpi föllt.
„SRiJge er nicE)t aud^ in iia§ ^öttifd^e "i^iMtx gefallen fein!" @o
31*
484 drittes SBucf). ^a^[ttf)um unb ^eEenuntrejen.
fc^IieBt ber ^efuit feinen Söeric^t (Gropp, Collect. S. S. Wirce-
burg., II, 287 ff.).
Sier Sefuit ©eorg ©aar ^ielt am 21. ^unt 1749 „eine
c^riftlic^e Slnreb näd^ft bem ©d^eiter^aufen, tüorauf ber Seid^nam
SJiariä 3fienatä, einer burc§'§ ©d^föert l^ingertc^teten ^^uberin,
au|er ber «Stabt SBirpurg t3erbrennet föorben": „2)ie Qaübtxtx,
l^ei^t e» in biefer „c^riftlid^en 2Inreb", foUft \>ü nid^t leben laffen;
biefeS ®efe^, oB weld^eS im natürlichen @efe^ fic^ grünbet, ift im
neuen ^eftament !eine»tt)eg§ aufgehoben, fonbern auf ha^ genauefte
gu beobachten. Sin (Sjem|3el, über ttielc^eS bie gan|e SBelt ftaunen
mu§, toirb un§ ^eute üor Singen gefteüt. SBeffen (StanbS, 2(mt§
Äub @efcf)Ied^t§ Tlaxia ^Renata, gettiefen, unb ou§ it)a§ Urfad^ all'
^iefiger (Sd^eiterf)aufen für felbe fet) aufgeridEitet, ift feinem au§
un§ unbefannt. 9J?aria ^Renata, ou§ 3Ründ§en gebürtig, lüurbe aU
ein ^nb üon 6 bi§ 7 ^ö'Eiren in ber @egenb Sin| in Dbcr^Defter-
reid^ burd^ einen Dfficier, in föelc^en fic^ ber böfe (Seift üerfteHt
]§atte, 5ur 3^itberei angefüi)rt, unb tüeilen bie ^ijlt ben 9^amen
SÖfiaria nid^t erbulben !ann, mürbe i|r anftatt beffen gugelegt (Sma
9tenata, fo burc^ S3erfe|ung be§ S3uc^ftaben§ 3JJ. :^ei|et: mea
^Renata, meine SBiebergeborene. ^^ölfjä^rig ift fie fc^on fo tvtit
gefommen, ba^ i^r bei benen gauberifd^en ^iifantmenfünften ber
i^ürft ber ginfterni^ ben erften 9fiang jugeftanben. Um ba§ 19 te
Sa|r ift fie, n^ietüol^I niiber il^ren SSiKen, in ha§> jungfräulid^e, un=
h}eit ber ©tabt SBir^burg gelegene Softer Unter '3etl, ben »efe^I
i^rer ©Item gu erfüllen, eingetretten, aUföo bie reiffenbe Söölfin
bergeftattt mit Sd^aap = SiSoII fid^ BebecEtc, ha^ man, burc^ einen
fatfc^en S^ugenbfd^ein betrogen, felbe nic^t er!ennte, ja lüegen öer*
meinten SSerbienften enblic^ anberen aU eine ©ub-'^riorin t3oräufe^en
lein S8eben!en §atte. SBo^in ha§ Stbfe^en be§ allgemeinen ©eelen*
feinbe§ babei gejielet, ift leidet ^u ergrünben: er fu(^te nämlid^
burc^ fein taugliches 2Ber!äeug ha§ Un!raut auSjufäen. Sltlein
hjeilen e0 ®ott öerl^inberte unb SRaria 3ienata burc^ 50 ^al^re,
lüelcfie fie im Slofter jugebraiit, nad^ i^rer eigenen 2lu§fage feiner
einzigen Slofter»©eel fd^aben fonnte, fo tüoKte ber ©atan burd^
biefe feine ©flaöin ben 2öut^ an benen Seibern ouigie|en. @§
berurfac^te bero^alben 2Raria 9lenata öier ^lofter^grouen t^eill
bur^ äauberifd^eg Sln^auc^en, t^eil§ burd§ §auberifc6e SBur^eln unb
III. ®ie ©tcllung iii§ ^e\mttnotiitn§ äum §ejenh)of)n. 485
.Kräuter, toelc^e jie oI)ntiermerft erttlüeber ben ©peifen eingemengt,
ober ottf eine anbete 2Bei§ Beigebrad^t, fe^r befc^rterliifie unb
fc^mer^Iic^e ^ranf^eiten; fünf anberen janberte fie hnvd) emä^nte
3J?itteI meljrere pHifd^e ©cifter in ben Seib {)inein. SfJad^bem nun
üielfättige Umftänb 3J?ariam Stenatam al§ eine (Stifterin fold^er
Uebetn fattfam öerratfien, fo iüurbe fie über SlIIe§, toorin fie be-
sagt morben, anfänglid^ öon einer J)o^en geiftlidEien DBrigfeit
benen geiftlic^en 9led)ten geinä^ egaminirt (b. ^. gefoltert), Ijernac^
bem brad^io fäfulari naä) Stnweifung befagter geiftlic^en 9te(f)ten
übergeben, unb befunbenen fingen nac^ üom Seben jum %oh üer=
bamntt." ^
1 Sine gett)ii)tigc ©rgänjung gu btefer §ej:en:|)rcbigt be§ Scfnitcn PJaar
liefert ber SBiener ®etftltd)e ?liati) ^^rans öon ft^aug. Surg nod) ber |)in=
rtc^tung ber Tlatia ^Renato Bejudite er bo§ Klofter Untcv^tU, in bem
3tenata öO^a^re lang alg Spönne gelebt l^atte. 3Son bem Dbern beä ^lofterg
l^örte er, 3\enata fei eine olte, einfältige, t)alb ünbifcfie ^erfon gemcjen, „ber
mon eä f)aBe beibringen unb einreben muffen, ba^ jie einegau*
ber in fei" (De cultibus magicis, eorumque perpetuo ad ecclesiam et
rempublicam habitu, libri duo. Vindob. 1767, ©. 192 ff.). 3'Jic^t nur
am (5d^eiter:^aufen biefeg unglüdtidjen 2Beibe§ maren ^efuiten tf)ätig, Jonbern
i'f)rc 5rt}ätigfeit 'f)at 5Renota aud) auf ben (Sc^eiterf)oufen gebraut. ®ie Quellen
berid)ten, bafs bie gur Unterfuc^ung ber SSerbred)en ber ^Renata „tion t)öd)fter
Dbrigfeit berorbnete tommijfton au§ ätt)et) geiftUd)en 9tätf)en unb gwei)
P.P. ex Societate Jesu beftanb" (§orft, 3auberbibIiott)ef, Wahxi 1821
bil 1825, 1,209).
Stuf ©d^ritt unb Sritt lä^t fi^ ber uWramontaren ®ef(^id)täjd)reibung
Süge imb ©ntftellung nad)tt)eijen; l^ier Wieber ein red)t anfd)auUd)c§ Seij^jiel.
®er tatI)oIifd)e (S)ei[tlid)e Siefenboc^ (®er§eEenma^n, gKoinj 1886, ©. 229 ff . ;
über 3)tefenbad) ögid). an6) ©. 63. 166) nennt al§ „ernftlid)e" 33e!äm)5fer
be§ §ej;enn)at)n§ bie ÄatI)oIifen: ^icul ii 2Jiiranbuta, ben ®omint!aner
%l-joma§ Samponella, ben grongi^faner ZljomaS 9Jlurner, Ulric^
aKoIitorig, Stnbreag SHciatug, 2:ritt)emiu§. ®urd) bieje ^JJamen
Jtitt ®iefenbac^ ben (ginbrud bei feinen fiejern Ijeroorrufen, ia^ ouf fatfjo*
lij^er ©eite feine^tüegg btinber 9tbecgtaube tjerrfc^te, fonbern ha'^ blinber
Stberglaube bort fräftig be!äm|)ft mürbe, ©etten ift bk ©utgläubigfeit öon
£ejcrn gemiffenlofer betrogen morben, ai§ t)ier. SDlironbula f)at in feinen
Schriften Dialogus strix sive de ludificationc daemonum (Bononiae 152.3)
unb Libro detto Strega (Bononiae 1524) unter 33erufung auf ben „|)ej:eu=
t}ammer" ber bciben „geteljrten beutfc^en SE^eoIogen" ben gefommten ^;)iienUöt3'
fiwn fic^ ju eigen gemad)t; er '^at „aU waijx ermiefen, mal bie meiften für Mt*
meibermärc^enunb2;ont)eitt)ieUcn". Z'ijomaS © ampon eil at)at freiließ gegen
ben .^ejenmatin gefäm^jft; bafür t)at it|n aber bie pö^)ftUi^e ^nquifition öon
486 ®ritteg 58ud^. ^appt^um unb .feEenunioejen.
Sei 58eurt^eilung biefer (gtid^^rolben au§ Sefuitenfc^riften unb
3efuiten|)rebtgten barf man nid^t au^er Sld^t laffen, bo| i^ncn öon
SZeojjel all Äe^er jed^lunbbretBig ©tunben lang, 2ag unb ?la^t, unnienf(^=
Ii(^ gefoltert unb jein f)albe§ Seben lang eingeferfert geI)oIten (Luigi Ama-
bile, Tommaso Campanella, II, 220 ff.). SSon %i)oma§ Tlnxmx muffen
felbft Sanffen^^aftor geftet)en, ba^ er ben Slusfpruc^ gett)an tjaU: wenn
man feinen genfer fänbe, um eine |)eje äu üerbrennen, fo ttolle er felbft
ben Scheiterhaufen anäünben (®eicf)i(ite bei beutfcf)en SBoIfel, VIII, 513).
ajlolitoril ftel^t in feiner ©c^rift: De laniis (sie) et phytonicis (sie)
mulieribus gan§ auf bem ©tanbpunft ber 93uIIe ^nnoseng VIII. 511=
ciatui öerti^eibigt, bofe e§ ^ejen gäbe, bie (Sott abfc^ttjören, Sinber ber=
giften unb bei 9Zacf)tg bei üerfcfiloffenen 2:pren ©^aben ftiften. Xritfje*
miuä ift ein fanatifc^er 2tnf)änger be§ ^ejenttia^nei, mie feine ©cf)rift Anti=
palus maleficiorum Seite für Seite beweift. 2:reffenb fagt Sfliesler über
Siefenba^'l Untt3a:^rt)eiten: „Sie 2)inge werben alfo in 2^iefenba^'§ <gc^ilbe=
rung gcrabegu auf ben topf geftellt. eine ©efc^id^tlfcfireibung, bie
mit ber SBa^r^eit fo umfpringt, erinnert unwillfurlid) on i)a§ ©ebaren ber
.f»ejenri(^ter : wie e§ biefen nicf)t galt, ben X^atbeftanb in forgfältiger, ge=
wiffenl)after Unterfucfjung fcftsufteüen, fonbern nur ©eftänbniffe §u erpreffen,
bereu Sn^alt tf)nen im 3?oraul feftftanb, fo redt unb ftredt biefe ©c^ein=
miffenf^aft bie Sfjatfac^en ouf ber gotterbanf, biä fie it)ren SBünfiien bienen"
(®efi^icf)te ber ^ejenprojeffe in SSaiern, Stuttgart 1896, S. 121). gur gnt=
laftung S)iefenba^'g läfet fi(^ aüerbingg anfüt)ren, baB er wo:^! faum eineä
ber 93üc^er, bie er anfüf)rt, fetbft eingefeljen f^at. Sein „^efenmalin" ift in
einer gerabeju unglaublich oberfIä(J)(icf)en unb unwiffenfc^oftlic^en SD3eife äu=
fammengefcfirieben.
„5{uf ben Stopf geftellt", ober ricfitiger gefagt, unwahr finb ouc^ bie
folgenben 2Iu§fü^rungen 5)iefenbacf)'ä (§ejenwa^n, SOtainj 1886): „(Sin
JRücfblicf ouf bie ^rojeffe gegen ^ejen in ®eutfcf)Ianb ergeben ;fo!; ein 5tt)ei=
fai^el Siefuttat begüglic^ ber ^onfeffionen. gucrft bemerft man, ba% in
fat^oUfiien 2;erritorien biefe ^ßroceburen beginnen in f^olge ber Si^wäd^e
ober ber ^nbifferenj einel ^Regenten, wesl)alb fie auc^ mit bem 9tbgang bel=
felben Süannei erlöfi^en. 9(uf proteftantifc^en ©ebieten finb biefe ^rojeffe
mef)r ^robuft eine§ S^fteml, ober eine§ ^rin§tpe. Sie »ergeben ni^t nac^
fursem Seftanb, fonbern fie ermatten fi^ fort, oft fünfzig, fjunbert unb
Ijunbertfünfjig ^a^re lang. Ser jmeite in bie Singen fallenbe Unterf^ieb
beftel)t barin, ba§ bie fatt)Dlifcf)e (S)eiftlid)feit im großen ©anjen ber $ßer=
folgung feinbtic^ (!; gegenüber ftanb, t^eilroeife paffiö, nur ein geringer
S^eil aftiö. Sal unigefel)rte SSer^ältni^ finbet man bei ber proteftantifcf)en
©eiftlic^feit" ;S. 138;. „2Benn man üon gegnerifcf)er Seite üon ber 'ärmaljme.
ausgegangen ift, baf3 burd) bie päpftlicf)en iBuIIen ber Sabnglaube an 3auber==
fünfte beftätigt morben fei, fo ift biel eine willfürlii^e Interpretation ....
Sen ^äpften borf man ni(^t ben öon i^nen cenfurirten 3auberglauben unter^
fteHen" (S. 227. 229). „Sie Satfiolifen fönnen mit einem befriebigenben
III. S)ie ©teaung be§ SejuitenorbenS jum |)ejenh)a{)n. 487
SSeriüerfung be§ ^t^tnwai^n^ au§ bcm @(^oo|e bc§ Drben§ !^erau§
^fJicIt^ entgegenfte^t. 2Ba§ ber Drbcn al§ Crben, b. ^. tnit feiner
amtlidien Beglaubigung unb @utf)ei^ung (Imprimatur, Superiorum
permissu), über ,§eEentt)at)n unb ipejenöerfolgung an 33üc§ern unb
Schriften in bie SBett ^at geben laffen, bient ber SSerbreitung unb
Seförberung biefe§ unmenfc^Iic^en unb föiberc^rifttid^en @reuel§
(Ucber ben Sefuiten ©|)ee unten ©. 551 ff.).
S)icfe ber S^ultur unb bem ®^riftentt)um {)ot)nf^red^enbe Stellung
be§ mäd^tigen Drben§ maii)t ficE), auc^ abgefe^en t)on feinen Iite=^
rarifc^en SSertretern, fojufagen an allen ©den unb (Snben feiner
ausgebreiteten 2;^ätig!eit geltenb.
©c^on ber erfte beutfcfic Sefuit, ^eter ©onifiuS, fcfireibt
unter bem 20. ^J^oüetnber 1563 an ben DrbenSgeneral ^afob
So^nej: „Ueberall beftraft man bie §ejen, bie fidj auffatlenb üer=
meieren. ^i)xt greoelt^aten finb entfei5li(|. ©ie beneiben bie ^inber
um bie ©nabe ber 2:aufe unb berauben fie berfelben. SSon einigen
^inbern ^abm fie ha§ Steife^ aufge^e^rt, wie fie eingeftefien [auf
ber j^oltei^']- ^"^^ 'i^^ frütjer in SDeutfd^tanb niemals bie Seute
fo fe!§r bem Seufel ergeben unb üerfc^rieben. Unglaublich ift bie
@ottIofig!eit, Un!eufcf)t)eit, @raufam!eit, bie unter ©atan'S Einleitung
biefc öerttjorfenen SBeiber offen unb insgeheim getrieben ^aben.
S)aS finb bie (Srf)anbt^aten, meldte hk Dbrig!eit au§ il)ren ®e»
ftänbniffen [goüer!] öeröffentli(f)t. 2ln tiielen Drten 0 erb rennt
mon bicfe öerberblid^en Un^olbinnen beS 9JJenf(^engef(i)Ied^t§ unb
biefe ganj befonberen geinbinnen be§ cfiriftlid^en S'ZamenS. @ie
93ewu§tfein auf biefel öorgefü!)rte traurige ®efcf)irf)tlbilb [ber ^ejenöerfolgung]
5urücfbli(fen. 6inäe(ne :^aben jic^ beftecft mit bem Srrtt)al)ne i^^rer ßeit. ®ie
S^ird)e bagegen 'ijat fid} mafellol ertjalten. ^m eigentlichen SOfittelatter fom
\ol<i) ein ©reuel ind)t ouf" (©.273). Sefäfee Siefenbad) bod) bie @^rlic^=
feit beg 5profeffor§ ber foti^oIifd)en 5l:^eoIogie an ber Uniöerfität 33onn,
|). 3. Kauten, ber im ultramontanen „Äirc^enlejÜDu" (greiburg 1888,
V, 1992), „bem monumentalen ^öemeife fat^olijdjer 3!Bifienfc^oft", jd)reibt:
„Sie SUJögtic^feit ber aU §ejerei §ufammengefaf3ten !i5or!ommniffe fann ntd)t
geleugnet ttjerben. 9(uä inneren ©rünben ^at biei ^ofep"^ öon ®örrel
in jeiner W\)\iit mit großartiger ©pefulation bargett)an (ögtd). oben ©. 235).
9II§ äußere ©rünbe tonnen ttjo^^l bie Unterfud)ungen ber großen 5J?oraliften beä
gjjittctalter» unb fpäter bi^ jum üorigen :3at)r^unbert [richtiger bi» jur ^e^t-
geitj gelten, tniofern fie itjre ^'afuifti! lebigli^ an bie ttjirfüdjen (Jrfat)runQen
ber 93eid)tt)äter anfnüpfen" (Heber ha^j Stiri^enleEÜon ügtd). oben © 167).
488 S)ritteg 33ud). 5ßa^)[tt:^um imb §ejenunitiefcn.
fd^offen SSiele buri^ i^re ^eufel§!ünfte au§ ber SSelt, erregen Un--
geloitter unb Bringen fnrc^tbare§ Unheil über Sanbleute unb anbere
©Triften; nict|t§ fc^eint gefiebert jn fein gegen it)re entfe|Iic^en
fünfte unb Gräfte. S)er gerechte ®ott Iä|t ba§ §u tüegen ber
fc^lreren SSerge^en be§ SSoIfeg, bie man burd^ !eine 93u|e füfint"
(Sanffen-'^aftor, ®fcf)t. beg beutfciien SSoIfeS, Vm, 652. ®u^r,
a. 0. D., @. 23). 1 Öatineg antwortet üon Orient au§ (29. 9loö.
1563), unb äU)or ni(f)t etfta tabelnb, jur Sßorfic^t nta'^nenb, fon=
bern ber Drbenggeneral beljanbelt biefe „fc^redlic^e ©ad§e" aU etlüaS
(5eIbftoerftänbIid^e§ mit bent Söunfc^e, (SJott möge fie, h)te bie
übrigen §eimfu(f)ungen , jum 93eften S)eutjcf)Ianb§ tüenben (|)anb--
fc^rift im Drben§befi|, bei ®u'^r, a. a. D., ©. 24). 2
2(u(^ mit bem britten Drben^generol, Srong bon Söorgto,
tueclfelte ©anifiu§ S3riefe über ^^eufeBf^Ju! unb Sejeffenl^eit,
@runbfä|Iid^e S5eben!en I)atte 83orgio über biefe ®inge fo n)enig
lüie Saljneg; er macfite ©anifiug nur baranf aufmer!fom, e§
gebe „beffere unb nü|Ii(^ere 2Ber!e" al§ Xeufetäaultreibungen (2)uf)r,
0. a. 0., <B. 25).
Sln§ einem ^Briefe be§ ^ater ^olanco, ©etieimfifireiber be§
Drben§general§ Sa^ne§, an ben 9le!tor ber ^efuiten in SJJündjen
(3. Sluguft 1563) ge^t fierüor, ha'i^ bamaB einem SefuitennDöigen
ber STeufel in ©eftalt be§ gefreujigten ®^riftu§ unb ber Jungfrau
SJJaria erfc^ien (2)u'^r, 0. 0. D., @. 24).
i Unb ein Mann mit foldien „diriftlii^en" 3lnfc^auungen ift öom ^a|)ft
^iuä IX. „^eltg" gejprodjen, b. l). er ift bem fat^olifc^en aSoIfc olä SSorbilb
l^ingefteHt trorben. 5)er Igefuitenorben betreibt au(^ eifrig bie „|)eiHg =
fpred^ung" beg ßaniftug; bantit :^ätte er bann bie f)öcE)fte ©tufe fat^oIifc^=
firc^Iii^er d^xcn erreicf)t (ugld). oben ®. 82, unten ©. 640).
- gür biefe unb anbere aKitrt}eiIungen au§ bem §onbfc^rtftcnbefi^ be§
Sejuitenorbeng mu^ man bent Qefuiten ®uf)r (S)ie (Stellung ber ^eiuiten
in ben beutfd)en |)ejen:prD§e[fen , ^öln 1900) ®an! miffen. ©eine im
Uebrigen bi§ jur Unmal^rtjoftigleit :partcUfd^e ©c^rift ift baburct) föertl^boll
gertjorben. SKöc^te er ben 2BaI}rt)eit§mutf) ftnben, an§ ben DrbenSarc^ibcn
me^r unb SSonftänbigereä gn üeröffentü^en. 2)ie §offnung bafür ift
oHerbingg gering, bcnn toenn man fte^jt, mic ®uf)r bie gebrudten, auc^ ung
5(nberen jugänglidjen Quellen be:^onbeIt, fo brängt fid) bie Smpfinbung auf,
ba§ jeinc 93ef)anblung ber ungebrudten, un^ 3(nberen nid)t 5ugänglid)en
Buetlen nod) ^Jarteiifc^er unb noi^ mangel:^after ift. Uebrigen^ auii) ®ut)r
!omntt an bie get)eimften ©^tiftftüde, on bie eigentti^e partie honteuse
ber ®efc^id)te be§ S^fuitenorbenä, ni d)t I)eran.
III. S)ie ©teHung be^ ^efuitenorbetiS pm §ejenn)at)n. 489
®er üierte Drben§general, ber Berühmte ©laubiug Stquatitöa,
erlief am 16. Wäx^ 1589 eine SSerfügung an bte r^einifc^e DrbenS'
^jrooinj: (£§ mag erlaubt fein, jc^reiBt er, im allgemeinen ben
dürften ju ratzen, ba^ fie Heilmittel ann)enben gegen bie Qanbt'
reien, bie in jener ©egenb fo f)äufig fein füllen, unb gegebenen
%aUt§ bie §e£en gu ermahnen, ha^ fie im ©eiüiffen öer^ftid^tet
finb, menn fie öor ®erid§t gefragt werben [burd^ bie golter!], bie
3)Jitf(f)uIbigen anjugeBen. ^m übrigen foll man fid^ in'§ forum ex-
tevniim nid^t einmifd^en, ferner foH man nic^t barauf bringen, iia^
irgenb tüeld^e beftraft merben. ©nblic^ fotlen bie ^egcn nidEit
ejor^ifirt merben ^u bem B^ecfe, ba^ fie ifir bereite abgelegte^
©eftänbni^ nic^t ttJiberrufen, benn hk^ 2tIIe§ ift nidit unfere ©ad^c
(2)u^r, a. a. D., @. 32).
UnmiHfürlic^ mirb man an bie burc^ 6|3ee gebranbmarüen
|)ej:enbeic^tbäter erinnert (unten©. 559 ff.), Iüennmant)ier91quaüiüa
bie Stnmeifung geben tjört, bie ^ejen feien gu ermol^nen, alfo bod^
tt)o]§t burd^ bie Seidf)tüäter, il^re SKitfcCjuIbigen anzugeben. SSeld^
blutige unb auggebe^nte golgen iüirb nic^t biefe Stniüeifung be§
^efuitengenerafö gel^abt fiaben!
Stl§ in ber erften ^ätfte be§ 17. ^alirljunbertS bie ^egenöer*
folgung im gürftbiSt^um ©id^ftätt unter bem Sifd^of ^o^ann
e^rifto^^ üon SBefterftetten (1611—1637) auf i^rem §ö^e^
:pun!te ftaab, fefjen mir ben ^efuitengeneral 9J?utiu§ SSitelleSd^i
für bie blutige SEfiätigfeit biefe§ „5^ad^foIger§ ber 2(|)oftet" ein«
treten, ©in S^faffc be§ (SicEiftätter ^efuitenfoIIegS, ?ßater ^afpar
^ell, ()atte fid^ gegen bie graufame Slbfd^Iad^tung ber armen
SBeiber au§gefprod^en. 2)er $8ifc^of geriet!) barüber in 3orn unb
manbte fi^ nad^ 3flom an ben DrbenSgeneral. tiefer rid^tete am
7. Sl^jrtt 1629 eine 90'Ja'^nung an ben ^roüinsial SBalt^er SDiunb»
brot: @m. §od^mürben möge fid^ bemühen, ta'^ bie Unferigen
(Nostri, e§ ift bie§ bie ftel^enbe SSegeid^nung, momit bie ^efuiten
fid^ untereinanber benennen) in allen ©ienftleiftungen ben 33ifc(jof
3ufriebenftetlen. S)ie§ empfehle id; (5m. §od^mürben ie|t in be*
fouberer SBeife, meil ic^ üerne'£)me, ^a^ ber f^ürft fürjlid^ nic^t
menig beteibigt morben fei burrfj ben unHugen ©ifer be§ P. ^afpar
^elt, ber mit gu großer ?5rei:^eit baSjenige tabeln foII, ma§ auf
Söefel^I be§ erlauchten dürften bei ber Unterfuc^ung unb SSeftrofung
490 drittel 58uc^. ^^Japftt^um itnb ^ejenuntüejen.
ber §ejen, Saubtx^x u. f. h». gefcfiie^t. Unb i(^ ^öre, ber ^ater
fei fo feft üon feiner Slnfid^t überzeugt, ha'^ er tro| ber öon Gtt).
|)Dd^raürben erfolgten ernften 9Jia^nung bennorf) üon feinem Stabel
ber SWaa^regeln be§ Surften unb feinen S3emü^ungen, au6) 2lnbere
für feine SJleinung gu gewinnen, in feiner SBeife abläßt. (Sollte
bie§ ttal^r fein, fo möge (Sfö. §oc^tt)ürben i^m Stillfd^toeigen
auferlegen, wenn nötl^ig, unter bem ©e^orfam [»in virtute
sanctae obedientiae« lautet bie t^ormel; i^re Stnloenbung fc^üe^t
bie @e^orfam§^fIici)t unter einer ©ünbe ein], unb mid^ über bie
5lu§fül^rung benac^ritfitigen. 2BeiI übrigens Sinige §utt)eiten
nacf) bem anbern ©gtrem ju neigen fd^einen, ba fie fic^ in |)ejen»
^rojeffe §u fe^r einmifc^en, unb biei fogar mit ®e^öffig!eit unb
2;obeI für bie ©efellfc^aft [Sefu], fo foü i^nen, fall§ e§ noc^ ber^
gleid^en giebt, befohlen Werben, biefe ganje (Baä^c, mit 2Iu§na!^me
beffen, föa§ jum S3eic^tftu|Ie ge'^ört, ttm Surften unb feinen 83e=
amten ganj unb gar ju überlaffen (®u^r, o. a. D., @. 71).
2(Ifo, mä{)renb mit Billigung unb ©uf^ei^ung be§ ^efuiteu'
orbenä feine l^erüorragenben ©lieber {S)eIrio, SSalentia, ^rejel,
©d^crer, Sonden, Xanner, Sa^mann u. f. m.) gu ben greulid^ften
^epnmorben burd^ SSort unb ©c^rift aufforberten, »erbietet ju
gleid^er ^^it ^^^ (5JeneraIobere be§ DrbenS in fctiörffter gorm —
in virtute sanctae obedientiae — , ha'iß anä) nur eine ©timme
fid^ erl^ebe für 9J?enfd§Itc^!eit unb (J{)riftent{)um.
Set)rreid^ finb aud^ bie SSorgänge, todä)^ fid^ om @nbe be§ 16.
Sa]^r£)unbert§ in ber ^efuitennieberlaffung gu Xrier obfpielen.
®er Sefuit üteiffenberg in feiner im 5tuftrage be§ Drben»=
generale 9ticci üom ^roöingial X^oma§ 9luting gutgef)ei|enen
Historia Societatis Jesu ad Rhenum inferiorem, Coloniae 1764
(©. 238 ff.) t)at eine autljentifc^e 2;arftellung biefer ®inge gegeben.
©ie lä^t burd^ Snijß'^t unb gorm bie ©tellung ber ^efuiten gum
^e^enmefen beutlid^ fieroortreten.
9lac^ einer meitfd^ weifigen Einleitung, in ber Steiffenberg auf
bie ^ege ©irce jurüdgetit, l^ei^t e§: „(S§ !ann nicE)t geleugnet
werben, ha'^ e§ ju jener Qüt nid^t nur im 2rierifd^en, fonbern
auc^ in ben 3Zacl)barIanbftridE)en biete ^ejren gegeben l^at, bie mit
bem Teufel ein Söünbni^ gefc^Ioffen l^atten. Unjä^Iige ^^otfarfjcn
au§ ben ^a^rbüdfiern ber Unfrigen [b. t). ber ^efuitenj beftätigen
III. ®ie Stellung bei Sejuitenorbeng jum §eEen»a^n. 491
btej5. 9?ur 2Benige§ baöon njerbe ic^ ^ier anfüfiren, unb atoar
nur ba§, roaS bic Unfrigen [bie ^efuitcn] mit i^ren eigenen
Singen gefe^en ^aben ober tüorüber fie auf anbere SBeifc
gang fieser n^aren. ©in in 2rier fef)r ongejef)ener unb mit unS
[3e[uiten] fe^r befreunbeter 2Jiann l^atte tiiele ^ejen gebüJirenb ge=
ftraft. Um fid^ an i^m ju rächen, ftfiicfen bie ^ejen ein SBeib
au§ i^rer ©c^aar 5U if)m, bie i^m in einem ßorb ©ier anbietet.
(Sin Wiener nimmt bie Gier in (Smpfang, unb ha gerabe nid^tS
5(nbere§ jur |)anb ift, t^ut er bie (Sier in feinen §ut. Slber
fiet)e! S?aum ^at er ben §ut lieber aufgefegt, aU fein ^o|3f f(^recE=
lid^ anf(^ipillt unb ju fd^merjen beginnt. S)er Ungtüdüd^e fd^reit
auf, läuft in bie ^ird^e unb ftecEt feinen ^opf in ta§> SEei^tüaffer--
becfen. ©d^ttjellung unb ©dCjmerj ^ören fofort auf. ©in SSeib be-
Ilagt fid^ bei einem anbern über i^ren rotjen 2Rann. ^ie Slnbere
giebt i^r ein ©tücEdien Srob unb l^ei^t fie guten Tlut^t^ fein,
balb merbe fie einen angenefimen 9Jiann erljalten, worunter fie
einen ^^eufel in 9JJanne§geftaIt (daemon incubus) öerftanb. ^aum
l^at ha§ SBeib ha^ ©tücfd^en Srob gegeffen, aU fie üon folrfier
©eifteSnad^t, bon fold^en inneren ©türmen erfaßt tnirb, ba^ fie \id)
ju jebem (Stridf, ju jebem SIbgrunb, ju jebem SSaffer t)ingeriffen
füljlt, um i{)r Seben furjer §anb §u jerftören. SSerjlüeifett fommt
fie in unfer Kollegium; bort rät^ man il)r, ein Stgnu» S)ei [ein
Dom ^apftc geiüeil^te§ Söad^^bilb] um ben ^aU 5U I)ängen, ^u
beichten unb auf bie '^immüfd^e ^ülfe ju oertrauen. Sie folgt
bem 9iat(}e unb ift in menig Sagen öon bem 3aubcr befreit. ^06)
ftaunenSroertler ift, ma§ bie ^auSannalen be§ STrierer Scfuitcn»
I)aufe§ üon einem 15jäf)rigen Knaben er§ä{)Ien. §äufig begab fid^
biefer Jüngling an einen trüben Drt, mo 3Jiänner, grauen unb
^inber mit bem 'Üeufel fpeiften unb bann im näd^tüc^en 2)un!e(
jebe (SdEiam oor einanber ablegten. (Sr felbft ^atte aber noc^ nid^t
(SJott unb ber t}I. Sut^Sf^'QU abgefcEitnoren, nur al§ er einmal bei
abne^menbem 9)?onb ein ßa^enf)irn gegeffen f)atte, füllte er, ha^
fein ©inn fid§ änberte. @r wirb in ben ^alaft be§ 93ifc^of§ [üon
2:rier] gebrad^t, um bort, getrennt öon Stnberen, burd^ bie Unfrigen
[Sefuiten] 00m 3:eufel befreit ju lüerben. SSeit er aber jebe 9^ad^t
üom S^eufct unb öon ben |)eEen burdigeprügelt lourbe, unb ba§
5tgnu§ 2)ei, bal er am |)alfe trug, it)m entriffen tnurbe, fo fc^idfte
492 S)ritte§ 58u(^. ^a^fttl^um unb §ejenunh)ejen.
i:§n ber ©rgbifd^of in unfer ^oKegium; aud^ bort fanb bcr Ungtüd^
Itd^e erft Shi^e, tüenn öorl^er fein ßimmer burcf) feierlid^en 9titu§
au§gefegnet tüar. 5}ent Grg'bij'd^of jagte er: S3ei unferen (Belagen
ergäfilte ©iner au§ ber Umgebung be§ S3ifd^of§, er l^abe bent S3if(f)of
hjftl^renb be§ (Schlafe» einmal einen ©ifttran! eingeflößt; bies fei
il)nt bes^alb gelungen, ttieil ber Sifd^of oor bent (Schlafengehen fein
5(gnu§ 2^ei abgelegt f^abt; nur h)egen ber ^lein^eit be§ ®efäße§,
tnorin ber ©ifttranf hjor, fei ber S3ifd§of bem Slobe entgangen.
Stud^ gegen ben S3ürgermeiftcr öon ^rier l^ätten bie §ejen ^tod
äfinlid^e Eingriffe gemad^t, bie aber mißlungen feien, h)eil ber
SBürgermeifter fein Slgnu§ 5)ei beftänbig trage. 31I§ biefer Jüngling
ejor^ifirt irurbe, fc^aute er ^lö^Iic^ ftarren S3Itrfe§, mit rüdnjärtS
gebogenem ^opfe (obstipo capite) burc§ ein neben bem Sittare be*
finbüct)e§ genfter. Gefragt, toa§ er bort fe^e, anth)ortete er: id^
fe'^e meinen §errn, ben S^eufel; fet)et, er fte'^t auf jenem ^olunber--
boum unb brol^t mir fd^redlidE) mit §anb unb 5(ugen."
9teiffcnberg berichtet bann, nad^ ben eingaben feinet Orben§»
genoffen iörotner (Annal. Trev. II, 425), bie ^inrid^tung be§
ber ^e^erei angesagten 2)o!tor glabe. (Sr fiebt t)erüor, ha^ ein
^efuit ben Unglüdlid^en al§ S3eicl)tüater jur ütic^tftätte begleitet
l^abe. Sludö föenbet er fid^ fc^arf gegen ben ^roteftonten Räuber,
ber ^iaht at§ ungered^t üerurttieitt l^infteHt; auf bie SSertl^eibigung
^auber'g fei ba§ (Jiceronifcfie SBort auäUhJenben: (5§ giebt nid^t§ fo
S^tjöric^te», tt)a§ nic^t öon irgenb ^emanb be!)auptet ttiirb.
S)a§ (Sd^redEIid^fte l^at fReiffenberg für äule|t oufgef|3art: bie
3)?itt^eilung über bie ©cfianbt^aten unb bie graufame |)inric^tung
eine§ Sßärtoolfeg; er ftü^t fid^ babei auf bie ©rjältung be§ ^efuiten
5^ürcE: „^u Sebburg [ein üeiner Drt jtoifc^en SfJeuß unb 2)üren;
je|t befinbet fid^ bort eine !at^oIifd^e Stitterafabemie mit ben Steckten
eine§ öffentlid^en ®l)mnafium§] föurbe ein SSärrtJoIf ergriffen, ber
unter ben dualen ber ^yolter freiwillig belannt l^at (quaestionilius
ac cruciatibus subjectus, nitro fassus est, man beachte, n)a§ man
bei ben ^ejeniDrojeffen ,freitt)ittige§ ©eftänbniß' nannte": er ^abc
25 '^äi)r:t lang mit einem Sleufel in 2öeib§geftalt (daemon suc-
cubus) gefd^Iecfitlid^ üerfef)rt; fein S^eufet 'i^aht il^m einen ©ürtel
gefd^cnft, bur^ ben er fid^ in einen SBoIf öernjanbeln fonntc. 21B
SBoIf I)abe er 13 ^inber, barunter feinen eigenen Sol^n, aufgefreffen.
III. ^ie ©teüung be§ ^efuitenorbenä sunt ^ejentra'^Tt. 493
auä) ^abe er ätüei Tlänntx unb eine grau tobtgefiijfen. S(u§
l^eiterm ^immel ^abt er 93Ii|e unb f^euer f)eraBfaIIen laffen; er
l^abe Unloetter erregt, ©etreibefelber äerftört, 9)?ännern bie 3eu9un9^=
!raft genommen, tiefer S5er6rec^en tnegen tt)urbe er ju einem
fd^redli^en ^obe öerurt^eilt: an sraölf empfinbfamen ©teilen feinet
Seifieg ttjurbe er mit glü£)enben 3'i"9en gefniffen, bann geräbert
unb cnblicf) enthauptet, ©ein Körper unb bie ^i3rper üon ^mei
thronen, bie feine S[Ritic^uIbigen toaren, ftjurben auf bem «Scheiter«
l^aufen öerbrannt. (Sein ^opf njurbe jum abfd^redenben S3eifpiel
einem ou§ ^olj gefc^ni^ten SBoIf aufgefegt unb lange ^a^re fo auf*
Betra^rt."
(Sin eigenes Kapitel tüibmet ^Reiffenberg (a. a. D., @. 242 ff.)
ben „bamalS fe^r häufigen ©efpenftererfd^einungen" (noc-
turni lemures); er entnimmt bie barauf Begüglic^en X^atfatiien ben
^au§(^ronifen (commentarii domestici) feinet Drben§: „^n einem
bei ^rier belegenen Drte Wav bie ©efpenfterplage befonber§ ftar!.
Slm gelten, lichten 2;age flogen @tüf)Ie, Xöpfe, Saifisiegel burd^ bie
Suft; nachts tourben ben ©cEjIafenben bie Söettbecfen unb Riffen
toeggejogen, unb bie §au§bemol)ner hjurben üon unfic^tbaren |)änben
geprügelt, ^t^et ^efuiten ttjerben in ben Drt gefdtjidt, um i^n
burcf) f)eitige 33efc^n)örungen bon ben ßiefpenftern gu befreien; bie
Sefuiten ermahnen ta§ SSoI!, bie ^lage al§ (Strofe ®otte§ auf=
pfaffen. ®ann befprengen fie bie Käufer mit SBei^föaffer. 2;er
Xeufel fc^ien ha^ öerfpürt §u ^aben, benn er gab etwag 9iu§e.
S)ie Sefuiten nöd^tigen in einem burd^ bie ©efpenfter befonberS
!^eimgefu(|ten ^in^i^er; ein großer X:§eil ber 9^od^t öerlöuft ruf)ig,
bann mad^t Satan einen legten SSerfuij^, er üopft gegen bie SBanb
unb bewegt bie 39ettfteIIe. S)ie Unfrigen [bie ^efuiten] galten
tapfer bi§ ^ogeSanbrud^ au§. (Sie prebigen bann über bie ©c^ttiäd^e
ber ^öüifd^en ©eifter, unb in feierlidEifter SBeife CEorjifiren fie bie
Käufer.
„(Sine reid^e grau in ^oblenj i)atte fid^ ganj bem Sleufel
übergeben unb fieben '^a^xt mit i^m gefd^IccE)tüd^ tierfel^rt [bie
2;^atfäd^Iid|feit be§ gefd^Iec^tIidE)en SSer!ef)r§ jwifc^en S^eufel unb
9}?enfc^ l^atte ^apft StinosenS VIII. burd^ feine S3uIIe Summis
desiderantes ber ß^riften^eit geleiert; ögld^. oben (S. 384). ©nbtid^
toirb fie ergriffen unb in ben Werfer geltjorfen. @ie gel^t in fid^
494 ®ritte§ SSucf). ^a^)ftt^um unb |)ejenuith)ejen.
uitb nimmt ben %ot bereittüillig ol^ Strafe entgegen. SScreittütttig
Bietet fic bem §en!er i^ren ^aU gum ©rbroffeln, unb auf ben
©d^eitertiaufen geloorfen, faum nod^ at^menb, ftöfit fie fromme
©eufser au§, bo§ (Sij^rifttrort Behjal^r^eitenb: ber (Strid ift jerriffen
unb n)ir finb Befreit" (a. a. D., ©. 245).
gjiit bie fci^Iimmften ßJreuel be§ Xeufelfpu!e§ in bem on fold^em
<BpuU fo reid^en 17. ^i^i^^unbert tiaBen bie Sefuiten unb Bc«
fonber§ ber ^efuit Sernl^arb 2D:per im S3i§t^ume ^aberBorn
i)erborgerufen.
(Seit SJiai 1656 trat im ^aberBorner Sanbe bie „2;eufel§=
Befeffen^eit" epibemifd^ auf. (S§ toaren jur |)t)fterie üeranlogte
^erfonen, bie fic^ einBilbeten, „Befeffen" äufein; i^r S3eif|)iel h)ir!te
anftedenb, unb Binnen bürgern tüar ba§ ganje Sanb üon biefer
^lage infijirt, bie tjon ben gröBften 9tu§fc^n)eifungen Begleitet toax.
S)er öer'^ältni^mäfiig vernünftige gürftBifd^of Xl^eobor SIbolf
tion ber 9iecE fuc^te burd^ geeignete ftrenge 2J?aaferegeIn bem UeBelju
fteuern. S^nt lüiberfe^en fid^ mit ^eftigfeit bie ^efuiten;
in ifiren Stugen tüaren bie ber §t)fterie unb bem SSeitStan^ SSerfatlenen
tüirHic^ tiom Sleufel Befeffen unb mußten ürd^Iid^ nac6 bem ^Rituale
(oBen (3. 212 ff.) ejorjifirt tnerben. Sitten öoran ging S3ernf)arb
Söper. Söitter Bellagt ficE) ber gürftBifcE)of üBer bie Sefuiten unb itire
2eid^tgIäuBig!eit: „S)a§ inerbeicf) nid^t leidet benjenigen [ben ^efuiten]
üergeffen, bie in biefer Slngelegen^eit nic^t ber (Stimme i^re§
|)irten, fonbern ben in i^rem ^opfe allju reid^üd^ üor^anbenen
unb mit ^ö^ig'fßit feftge^Itenen teufelifc^en SJZeinungen gefolgt
finb" (|)anbfd^rift ber XfieoborianifdEien 93iBIiotf)e! gu ^aberBorn,
aBgebrucEt Bei 9licf)ter, Sie „öom Seufel S3efeffenen" im $aber=
Bomer Sanbe: Btfd^rft. für üoterlänbifd^e ©efd^ic^te unb 2lltertt|um§=
!unbe 2Seftfaten§, 1893, 2. SIBt^l, @. 37 ff.), Söper'S 2öir!fam!eit,
unterftü^t burtf) feine Drben§Brüber, tt)urbe allmä^Iid^ fo un^eitüoll,
ha^ ber Drben§generat, ©oSttiin 9iirfel, il^n üerfe^te. S3e§eid§nenb
l^ierBei ift, iial^ bie SIBBerufung nid^t gefd^a^ feiner bem 2:eufel§=
föafin SSorfd^uB leiftenben X^ätigfeit h)egen, fonbern, meil er bem
gürftBifc^of unangenet^m föar unb fein SSerBIeiBen fo bem Drben
(Schaben geBrac^t ^ätte. 2)a§ ur!unblict)e 3)?aterio(, ba§ Siic^ter
(a. a. D.) au§ ben Sißliot^efen ^oberBornS üBer ba§ XreiBen be§
Sefuiten 2ö|)er mitttieilt, ift für biefen unb feinen Drben f^tüer
III. S)ie ©teüung be§ Sejuitenorben§ jum |)ejcnh)o^n. 495
belaftenb; bie totlften Öiefd^ic^ten be§ „§ejen^ammer§" unb S)eIrio'§
loerben faft überboten (ögld^. auä) §auf)er, Biblioth. mag., ßemgo,
1739, 2, 712 ff.).
@d;on lüieber^olt Bin iä) ber (Sd^rift be§ S^fiiitett 33. ®ul^r:
„®ie ©tellung ber S^fuiten in ben beutfc^en ^ejen--
^rojeffen" (^öln 1900) entgegengetreten. §ier, am Sd^tuffe biefel
Slbfc^nitteg, ntu^ i(f) nod^malä auf fie gurücEfommen.
(Seinem eigenen „aufrichtigen SßunfdEie", bie ©d^rift möge „ber
SSal^rl^eit bienen" (SSorn^ort), ift, lüie id^ gezeigt t)obe, S)u^r felbft
hjenig geredet geworben, ©eine 3lrbeit ift öot( öon Unföa^r^eiten.
S)iefe Unlüa{)r|eiten bereifen, ta^ e§, toenn man ber gefd^id^tlid^en
SSa^r^eit treu bleiben luitt, unmögtid^ ift, „bie (Stellung ber ^efuiten
gu ben ^e^enproäeffen" in (£in!Iang gu bringen mit ben ©runb--
fä|en be§ (£t)riftent^um§ unb feiner Kultur, gür ben Kenner ber
2)inge f)at S)uf)r gerabe burd^ fein SSertufd^en, gärben, SSer--
fd^föeigen biefe tt)id^tige X^atfad^e untoiberleglid^ barget^n.
SSie alle ultramontanen «Sd^riftftetter fuc^t aud^ S)u^r bie
fd^tüere @d§ulb ber ^äpfte unb ber |)ä|)ftlid^en 2;f)eoIogen baburd§
5u tilgen, ha'i^ er auf proteftantifc^e Xfjeologen unb Sänften {)in'
toeift, bie ä^nlid^e Xott^eiten über Qanbtxn unb ^t^m gelebrt
l^ötten. S3efonber§ tt)irb auf ben berühmten Seipgiger ^uriften
Senebift ©arpjoh) (f 1666) öern)iefen, ber atterbing§ ein §ejen*
brenner großen (Stiles war. S)a^ aber d^arpjott) unb bie übrigen
^roteftanten gang unb gar auf ben (Sd^ultern i^rer fatfjolifi^en
SSorgänger ftanben, ha'^ fie i^ren ^ejenglauben üon bicfen über-
fommen Ratten, ha'Q fie in ifiren (Schriften fic^ fort unb fort auf bie
fatt)oIifdf)en ^laffifer be§ |)ejentt)at)n§, befonberg auf ben „^e^en--
^ommer", S)eIrio unb öinSfelb, berufen, üerfcEimeigt S)u^r
feinen a:§nung§Iofen 2efern (über biefen njid^tigen ^un!t unb über-
l^aupt über ba§ SSer^Itni^ be§ ^roteftantifd^en §ej;englauben§ gum
fot^oüfd^en ögld§. unten (S. 622).
Defter erlüäl^nt S)u:§r ben „^egen^mmer" (oben @. 387 — 425),
ober über ben ©influ^, ben bie§ föa^r^aft unfelige SSerf ^al^r^un»
berte ^inburd^ auf religiöfem unb ujettüc^-redfitlid^em ©ebiete geübt
l^at, über bie Ströme öon 3JJenfc^enb(ut, bie e§ i)at fliegen mad^en,
toci^ ber Sefuit nichts ju fagen. ^a, feine 2Ba§r:^eit§(iebe ge^t
fo ujeit, ha^ er ni(|t einmal mitt^eilt, ber „§ei'enJ)ammer"
496 S)ritteä 33ud). ^Q^[tt()um unb ^iienmim\in.
fei üon päpftlicfien 2)ümini!anerinquijitoren üerfo^t Würben —
nur eine qu§ (Spee'§ Cautio miebergegebene ©teile Iä§t bie§ tier-
mutzen — ; S)ul^r ermähnt aud^ nid^t, ha'i^ bie§ 93Iutbud^ got)!--
reid^e Stuflagen erlebt t)at unb ba§ e§ in feierlicher Sorm üon ber
erften Mtiolifc^'-t^eologifc^en gafultöt S)eutf(i)Ianb§, ber Kölner,
gutgeheißen morben ift.
Unaufrichtig unb irrefü^renb im l^ijd^ften ®rab ift auc^ t)a^
golgenbe. S)u^r toitt ben ^efuitenorben in möglic^ft großen
®egenfa| gum nieberträdjtigen „^ejenl^antnter" bringen. (So fc^reibt
er benn: „SBeber in ben großen ©rudereien ber S^fu^cn noc^ bei
i()ren großen Sßerlegern ift aud^ nur eine einzige 2lu§gabe be§
§ejenf)amnter§ erfd^ienen" (a. a. D., ©. 75).
S)aß ber auf biefe SBeife üon S)u^r bei (Seite gefrfiobene „|)e£en«
l^ommer" für bie S^fniten SSalentio, Scanner, ©elrio, ßat)»
mann u. f. h). erfte Sluftorität war, foH !§ier nii^t weiter betont
Werben. Slber, wer waren benn bie S5erfaffer be§ „|>e£en^ammer§"?
SDie Sominüaner Sprenger unb Snftitori§. 9}?it ben „Söhnen
be§ '^t S)ominifu§" lagen aber bie „@ö^ne be§ f)I. ^gnatiuS" ge*
rabe bamal§ — übrigeng aud^ l^eute noc^ — in fet)r erbitterter
unb fef)r wenig d^riftlid^er t^einbfc^aft. ©egenfeitige S3efd^im|)fungen,
Slnfd§Wör§ungen, 9^eib, SDZißgunft füHen bie Öiefd^id^te be§ Sefwtten*
unb S)omini!anerorben§. Sßie Ratten ha bie ^efuiten ba§u iom--
men follen, ein §auptwer! be§ grünblid§ gefaßten ©ominüaner-
orbcng in ii)ren „großen S)rudereien" ju brucfen unb bei i£)ren
„großen SSertegern" ju üerlegen?! 2)a§ war fc^Ied^terbingS ein
S)ing ber UnmögüdEifeit. 9(ber ba üon biefer innern Unmögtid^feit
ber ultramontane Sefer ber S)uf)r'fc^en ©d^rift natürlid^ nic^t§
toeiß, fo ift e§ gefat)rlo0 unb §wedfbienlid^ äugteicE), bie Unmöglid^»
!eit 3ur Bewußten X^at be§ ^efuitenorbeng umsuftempeln, i^n burd^
fie gu entlaften ober gar §u üer^ er rücken.
S)u^r fd^reibt: „SESenn Wir bie 9teil)en berjenigen muftern, wcld^e
gegen bie Ungered^tigfeiten in ben §ejen|3ro§effen oufgetreten finb,
fo l^aben bie S;f)eoIogen f)ier ein größeres Kontingent gefteüt, aU
bie gunöd^ft baju berufenen ^uriften. (S§ fei nur erinnert an £oo§,
2:onner, Satimann, <S>ptt u. f. W." (o. a. D., (S. 15). ^ ®iefe
1 2tn berfelben ©teile mod)t ftd^ Sufir noc^ einer anbern gä(jd§ung
j(^ulbig: er nennt unter benjenigen 2;^eoIogen, „tDeIö)e gegen bie Ungered)ttg==
ni. 2)ie ©teQung beä ^efuitenoibeng jum §ejentriof)n. 497
SBorte finb abermals beregnet für bie Unluiffen^eit unb Slinb«
gtäubig!eit ber S)u^r'fd^en Sefer. ®ie ^efuiten Xanner unb Sa^mann
in einem 2lt^em mit @pee aU ©egner ber ^ejenprojeffe gu nennen,
fann nur belüu^te Untt)a^rt)aftigfeit fertig bringen. Unb erft 2do§!
5)a§ ©d^idfal biefe§ unglücflic^en Mannte ^aht ic^ unten (@. 588)
bargefteßt. 2)ie (5)efcf)id^te geigt un§. ha'i^ ni(|t nur „X^eologen",
fonbern ber päpftlic^e S^iuntiuS felbft Soo§ unter 2tnbroI)ung ber
Xobe^ftrafe gnjangen, feine „un!att)oUfd^e" Slnfid^t öon ber ^Jid^tig^
feit be§ §eEenttia^n§ aufzugeben. Unb biefer 2;^atfad^e gegen»
über fü^rt ®u^r Soo§ jur SSert^eibigung ber fatl^olifd^en X^eo-
logie auf!
2Iud^ ift e§ burc^ou§ unnjol^r gu fagen, gur SSefämpfung be§
§eEentt)a^n§ feien t>or ben jT^eoIogen „junäd^ft bie ^uriften be«
rufen geiüefen". 2)a§ @egentt)eil ift 2Bo§r§eit unb jföar beS^alb,
weil bie „X^eologen": ^apft, S8ifc§öfe, ^riefter, Drben§Ieute bie
ft)ftematifd^en Stnftifter unb bie ft)ftematifd§en görberer be§ |)ejen=
tt)a^n§ getoefen finb; öon i^nen l^aben bie Suriften ben religiös»
^)ornogra^{)ifd^en 2öa^n gelernt. Stifo ttjoren bie Itieologen „ju»
näc^ft berufen", bem Greuel entgegenzutreten.
SSon ber S3utte Summis desiderantes (oben @. 384) behauptet
SDul^r, fie enthielte „im »efentlidien nid^ts 5lnbere§ al§ eine Sßer»
toaltungSma^regel, b. I). bie 33eftätigung unb 2(u§be^nung ber
©cwalt ber ^nquifitoren" (a. a. D. @. 16. 2öer bie SSuHe lieft,
erfiel)t fofort, bo^ biefe 93e£)au^tung untrafir ift unten <B. 627;,
ober fie gel^ört jum eifernen S3eftanb ber ultramontonen Ö5efd^id^t§'
lügen. 5)u|r ^at bamit bie abfic^tlic^ irreleitenben SSege feiner
SSorgönger unb Set)rmeifter ^anffen, ^aftor, |)ergenröt^er,
feiten in ben ^ejenproäeffen aufgetreten finb", ben ^o^öttneg igorbonäuä!
Unb bobet ift i^DcbanäuS ber Ueberfe^er unb SSerbreiter einer ber fc^Iimmften
§ejenfd^rtften, be§ Processus juridicus contra sagas be^ ^efuiten Sat)*
monn! 2luf ©.44 ber ©u^r'fc^en ©d^ttft finbe ic^ eine meitere gälfc^ung.
%üi)x ftellt eg fo bar, al§ ob ber ^roteftant ®eorg Q5öbelmann, ^ro*
feffor ju $Roftorf, ben ^efuiten ®eIrio im ^ejenglauben nocf) übertrumpft
unb olä ob ®elrio bie „%ijo\:i)iiten" ©öbelmann'ä gebranbmarft ptte. '2;ie
SBal^r^eit ift, ia^ ©öbelmann ju ben aufgeflätteften 3Jiännem beg 16. ^a^r»
I)unbertä gehörte, unbboB®eIrio if)n megen feiner freiem Slnjic^ten
über ben §ejenmof)n „ein unt)erjcf)ömteg ^Diaul" (impudens os)
nennt (Disquisit. mag., Ed. Colon. 1679, ®.199, 1. 2. qu.16]. SSglc^. aSinj,
Dr. 3oi)onn SBeijer, 93erlin 1896, 2. 2(ufl. S. 96 ff.
0. ^oenäbroecf), «Pafftt^um I. 32
498 S)ritte§ 93ud^. 5ßapytt!)um unb ^efenunttje^en.
Raulen u. f. tu. Betreten, gormett SRec^t f)at 2)u^r, toentt er
f (greifet, „btefe SBuÜe enthält in feiner SBeife eine un^e'^Ibare
^at^ebratentfd^eibung" (@. 16). aj^aterieü ift bamit aber für
bic ©ntlaftung be§ ^o:pjlt^um§ ni(^t§ gewonnen, wie id§ unten
geigen tüerbe (@. 632). Unb ba§ t)ätte 5)u^r, h)onte er etirlic^
fein, ^eröor^eben muffen. 2)ie S3uttc ift — toenn auci) nict)t ex
cathedra — tiom ^a^ft aU '^öd^ftem §irten unb 2et)rer ber ^irc|e
erlaffen, jeber ^at^oü! war unb ift i^r gegenüber gum silentium
obsequiosum im @ett)iffen üerpflid^tet. ma6)t ®u^r ober ein
anberer ultramontaner Schreiber nur einmal bie ^robe ouf'§
ejempel, inbem fic öffentlich erflören: ^nnosenS VIII. '^at, in*
bem er öon ber XeufeI§bu^Ifc^aft u. f. m. aU öon X^atfad^en
fprid^t unb ben ^nquifitoren gegen bie S8erüber folc^er ®ingc
SSoUmaditen »erteilt, geirrt unb unrecht ge'^onbelt. 5)ie Slnt--
hjort, bie Stom i^nen gu ^^eil werben lie^e. Würbe fie über bic
33ebeutung ber „^ejenbuüe" eine§ »effern belehren. Uebrigen§,
unb ba§ ift \)a§ ©^limmfte, ®u^r bebarf biefer 93ele^rung nic^t;
aU gefc^ulter X^eologe wei^ er ganj genau, ba^ feine W)"
fc^wä^ung be§ ^n^IteS unb ber Tragweite ber ^äpfttid^en S5ullc
in fc^neibenbem ®egenfa| sur Söa^r^eit fte^t.
®ie efel^aften Xeufet§but)Ifc^aften, bic in ben ^äpftlic^en ^unb*
gebungen unb in ber gefammten ultramontanen X^eotogie eine fo
gro^e Slotte fpielen, fuct)t ®uf)r für ba§ t^eologifc^e ©i^riftt^um
be§ heutigen UItramontani§mu§ unb Sefuiti§mu§ at§ überwunbenen
©tanbpunft^insuftetlen: „Sfleuere^efuitenbogmatifer, 5. 33. S^riftian
^efc^, berüf)ren biefe grage mit feinem SS orte" (a. a. D., @. 16).
2Ba^r^eit§Iiebenber Wäre e§ gewefen, wenn ®u^r, ftatt ben unbe--
beutenbcn unb einfluBIofen „®ogmatifer" ^efc^ anjufü^ren, ein«
geftanben l^ätte, 'oa^ ber gegenwärtig bebeutenbfte unb einfru|reid|ftc
SDiJoralt^eoIogcbe^SefuitenorbenS, ber nocf) lebenbe ^efuit 21. 2ef)m =
fu^I, fic^ ungefcfieut ju ben XeufeI§bu'§Iidjaften (congressus cum
diabolo) befennt (Theologia moralis, Freiburg 1890, 6. Stufig. I,
n. 879; üglc^. oben 6. 250).^
1 ®uf)r !ann ftd) nicfit mit Un!etintnife über bie Se^mfu'^rfc^en S(nficf)ten
entj(^urbigen; benn abgefe^en bation, bofe 2et)mfu^I t^atfä(^Uc^ bie erfte
lebenbe 2(u!torität auf bem ®ebtete ber „SOioralt^eoIogie" innerhalb be§
gejuitenorbeng ift, tiat ^ut)r felbft stüei ^a^re lang bie „gjloralt^eotogie"
III. 2)ie ©teüung be§ Sefuiteno'^i'en^ äum ^ejentoa^n. 499
„®er ^ejuitenorben aU folrfier, fd^reibt 2)u^r (a. o. D.,
©. 22), ^at nie ju ben ^ejen^rojeffen Stellung genommen. SBeber
in ben eigentlicfien ^onftitutionen im ftrengern Sinne, nod^ in ben
S)e!reten ber ©eneral'-^ongregationen, nod^ in ben allgemeinen
SSerfügungen ber ©eneräle fommt an<^ nur ta§ SSort „^eje" ober
„ßawberer" üor. ^\ä)t einmal 33efeffen§eit ober ßjor§igmu§ loirb
genannt."
Oft @efagte§ tt)iebert)oten muffen, ift nid^t angenel^m, ober ber
ultramontanen ®efc^ic§t§fälf(f)ung gegenüber bleibt nichts 5lnbere§
übrig, aU n)ieber unb wieber {leröorguJieben: fie red^net in i^rer
breiften Unn:)a^rf)aftig!eit auf bie Slinbgläubigfeit unb Unföiffen^eit
ber ultramontanen Sefett)elt.
„S)er ^efuitenorben aU foIdCier ^t nie ju ben ^egenprojeffen
(Stellung genommen!" Wxt bemfelben Siedet unb mit ber gleichen
SG3a^r^aftig!eit fann man fd^reiben: ber ^efuitenorben al§ foldf)er
!§at nie ju ber päpftlid^en Unfe^lbarfeit ober §u irgenb einem
anbern uttramontonen SDogma Stellung genommen; Weber in ben
^onftitutionen, nod^ in ben betreten ber ©eneral-'^ongregationen,
nod^ in ben SSerfügungen ber ©eneräle fommt aud^ nur ba§ SBort
„päpftlic^e Unfe^lbarfeit" üor. S)a^ ba§ SBort „|)eEe" nid^t in
ben DrbenSfa^ungen oorfommt, ift boc^ tüo^l fetbftöerftänbtid^, ba
bie Sa|ungen nur bie innere unb äußere (SJeftaltung be§ Drben§
betreffen. Qn biefer gehören atterbing§ „^ejen" unb „^^uberer"
nirf)t. „Stellung genommen" jum ^ejenwal^n l^ot ber
Sefuitenorben in ben §a^llofen Schriften unb SBüd^ern,
bie, öerfeljen mit ber amtlichen OrbenSgenfur, üon feinen
l^eröorragenbften ©liebern in bie SSelt gefd^icEt würben
unb ben unfeligen 2öat)n unb bie und^riftlid^e ©raufam*
feit befürworteten.
„S^iid^t einmal Sßefeffen^eit ober ©jorjiSmuS wirb in ben
^onftitutionen genannt!" S)er 3itfamment)ang biefe§ Sa^e§ mit
bem SSor^ergef)enben fann if)m nur ben Sinn geben, ba§ ber
Sefuitenorben aud§ S3efeffent)eit unb (SforgiSmuS üon fid^ weift.
Unb bod^ ift S3eibe§ Söeftanbtlieil ber fattjolifdC) = ultromontanen
nad^ bem oben jitirten 2et)rbuc^e 2t^mt\xi)V§ im Sefuitenf)au^e gu 2)itton
§all in ©nglonb ftubirt. ^c^ felbft fafe ttJäl^renb biefer jnjei ^äijxt mit
S)ut)r auf ber gleichen (Sc^ulbanf.
500 drittel 33nc^. *ßap[tt()um unb §ejenuntt)cien.
©laub enSle^re. Ta alfo ®u^r für \i6) felBft biefen ©inn
feines ©a^e§ nid^t auffteüen fonnte unb burfte, fo l^at er, burd^
©leid^ftellung oon Sefeffen^eit unb (JforjiSmuS mit ^ejenttjal^n
in Sejug auf bie (Stellung be§ Sefuitenorben§ ju allen breien,
auf bie oberftäcf(Itc^e ©utgläubigfeit feiner Sefer gered^net. (Solche
SIrt ber ©c^riftfteüerei Bei fo ernftem unb fd^h)ertt)iegenbem ©egen--
ftanb ttiie ber üorliegenbe ift ein SSerbred^en.
IV. O^fer beg ,g)e^enn)a:^ng*
33orbemer!ung.
@ine eigent^ümlid^e S^^onie — ober ift c§ bie stoingenbe Tla6)t
ber SBa^r^eit? — liegt barin, ta^ ber fd^auerlid^e Slbfd^nitt öon
ben D^fern be» ^t^tnwa^n^ eingeleitet werben fann mit ben §u-
treffenben SBorten eine§ Tlannt^, ber felbft h)ie faum ein anberer
für SSerBreitung be§ ^e£en= unb 1eufel§n)af)n§ gewirft ^at unb
ben bie ultramontane @efc^ic^t§fc§reibung aU li^xtn SJJeiftcr feiert.
Sofepf) üon ®örre§ fagt in feiner „Spf^tiftif": „SSorne^mlio^
ift e§ bie Steligion genjefen, bie ben ganzen «Sfanbal ber ^ejen=
oerfolgung angerid^tet !§ot. 2)ie ^äpfte, befonberS Snno§en§ Vni.,
^aben ta§ (Signal gegeben, unb bie Snquifition ift nun auSge--
gangen, rt)ie eine ^ei|^ungrige Söloin, fud^enb, totn fie
üerfc|Iinge" (IV^ 650).
Unb Unjöl^Iige |ot biefe „^eife^ungrige Sötoin", ber ©d^ooft^unb
be§ ^a|)ftt^um§, oerfc^Iungen.
2)er S)om^er ^oramo, ^nquifitor öon ©icilien, flafftfc^er
(Sd^riftftetler über bie S^quifttion, rü{)mt oon i^r:
„(5§ borf nid^t mit (StiUfc^n^eigen übergangen Werben, wie
öerbient fid^ bie ^I. S^Quifition um ha^ SDtenfd^engefd^Ied^t ha^
burc^ gemacht t)at, ba| fie eine ungeheuere SJJenge oon ^eyen
(ingentem multitudinem lamiarum) üerbrannt ^at. Snner^alb
öon 150 So^ren finb Wenigften§ 30,000 |)ejen öon ber
Snquifition in Spanien, Italien unb ©eutfd^Ianb öer =
brannt werben. SSären biefe ^ejen ftrafloä geblieben, fo Rotten
fie ber Söelt großen Schaben gugefügt" (Paramo, De origine et
progreasu Officii sanctae Inquisitionis, Matriti 1597, (S. 296).
IV. Dpfer be§ ^ejennja^ni. 501
^ie (Sd^ilberung ber blutigen ^ejenöerfolgungen iann füglic^
bort i^ren Slnfang nel^men, tüo bie „Statthalter S^rifti" i^ren
©t^ ^aben.
1. 3?om.i
2Bie ber lUtramontanismuS feinen 9Jfaffen borlüqt, in ^om
fei niemall ein ^e|er üerbrannt föorben, fo oerbreitet er aud^ bie
Untoa^r^eit: in 9Rom ift niemals eine ^eje oerbrannt föorben
f5D?aiun!c, ®ef^ic^t§Iügen, 14. u. 15. 2lufl., @. 84; §ergenröt^er=
Raulen, mrc^enle^ifon V, 1996; (gauter, 3ur |)eEenbuIIe, ©. 69;
Perrone S. J., Praelectiones dogmat. IV, 66 annot. 1, Romae
1841 u. f. h).). ©0 gut ift i^m biefe @efc^ic^t§fölfc^ung gelungen,
1 5)0 ic^ nur taS 2;^un ber ^äpfte in i^rer amtlichen eigenjdiaft aU
Präger beä 5ßa4)fttf)umg, nii^t if)r 2;f)un aU ginselperfon befjanble, fo gef)e
icf) auf foäiale unb fulturelle @cf)anbtt)aten auä bem ^rtöatleben fo bteler
^äpfte nic^t ein. §Iuc^ borüber roäre allerbing^ oiel me^r unb tJtel ©mftereg
gu fagen, al§ gelrö^nlicfi barüber gefagt wirb; benn ei giebt fein ^riftlid)el
grürftengefc^tecftt, t)aS fo tafter^afte SWeni^en, oft nia^re Unge:^euer, auf5u=
weifen tjat, wie bie lange Steige ber „®tattf)alter ©firifti". SIber eg gehört
nic^t in ben Sia^men biefeä SBerfeg. ©ine 2tu§na{)me fei mir aber :^ier ge=
ftattet. Sie foH öeranf^aulic^en, Welchen Srgö^ungen fic^ ein „Stattfialter
S^rifti" 'Eingab, wätjrenb mit feinem SQBiffen unb feinem Sffiiüen gu gteicfjer
3eit ^unberte öon ß^riften auf golterbänfen gerfleifcfit, auf ©(Weiterlaufen
oerbrannt würben. Sie ©efc^ic^te i)at vm§ ba§ „^^agebui^" eineg pöpftlic^en
3eremoniarg aufbewahrt, ber bieig wichtige Stmt, baä i^n in engfte, tägliche
S3erüt)rung mit bem jeweiligen ^apfre bracf)te, 23 Satire lang, tion 1483 bii
1506, ausübte, ^otjann Sur^arb oon Strafeburg ift ber ^amt bei
geremoniari. ©ein umfangreiche^, für tie^ QtiU unb ^ulturgefc^ic^te un=
fc^ä^barel >Diarium« I)at S3. SE^uaine in brei ftarfen Guortbänben mufter-
gültig öeröff entließt (Paris 1883—1885;. ^n ben Slufgeicfinungen über bie
SIKonate Dftober unb iJJoüember 1501 t)eifet ei ta: „3lm SSorabenb bei geftei
SIQcr^eiligen [1. SZotember] öeranftalteten bk Sarbinäle mit bem l^ergog üon
SSalentia [natürlicher ©o'^n te§ ^apftei Stlejanber VI.] ein ®elage im
apoftolifdien ^afaft; fünfjig greubenmäbc^en fütirten babei mit ben ®ienem
unb Slnberen Xänje auf, juerft befleibet, bann nadt. 9Jac^ bem ©elage wur=
ben Slrmleuc^ter aufgefteüt unb Saftanien ^erumgeftreut, welcf)e bie greuben»
mäbc^en nacft, auf aßen 3Sieren friecfienb, auffammelten, wätirenb ber ^apft
[Stlejanber VI.], ber Serjog unb feine ©^wefter fiufrejia jufc^auten.
3)ann würben feibene 2JiänteI, ©c^u^^e unb 83arette ati greife auigefefit für
biejenigen, \>k am öfteften mit ben f^reubenmäbc^en ben 33eif(WIaf tjolljiel^en
fönnten. "^aS gef^a^ öffentlich in ber gefttiaHe, unb ben ©iegem würben,
502 drittel 95ucf). ^at)fttf)um unb ^ejenunnje^en.
ha% fogor antiultramontatte ©d^rtftfteHer tüie <Bol't>an-'^tppt {(3t>
f(^td§te ber ^egen^roäeffe II, 207) fie fid^ ju eigen macficn.
Xer römifc^c S^ronift Stefano ^nfeffura Berichtet, baß am
8. Sunt 1424 in 9iom bie ^eje ginicella üerBrannt würbe,
njeil fie teuflifi^er SBeife otele Kreaturen getöbtct ^aht. (Sanj
gtont ging l^in, bie 9?er6rennung ju fet)en (Diarium Urbis Romae;
Eccard, Corpus bist. (1743) II, c. 1874; ö. 3fteumont, ®fcJ|t.
ber @tabt $Rom m, 70, Bei giiejier a. a. D., @. 68). „^nt
Chronicon generale be§ 5lnbrea§ üon $Regen§Burg, S^orl^errn
oon (St. 9}?ang, lefen mir (Eccard, Corp. bist. I, c. 2159): Qux
3eit be§ 5|Sap)'le§ 9}iartin V. töbtete gu 9fiom eine ^a|c öiele
^nber in ben Söiegen. ©in Üuger SSJcann üernjunbete ba§ X^ier,
nnb aB man ber SSIutfpur nachging, merfte man, ha'!^ bie ^a^c
ein in ber ^ä^t n)ol)nenbe§ alte§ 22Seib fei, bie ft(^ in eine ^a|e
öerttjanbcin fonnte unb, um i^r Sebcn ju öcriängcrn, ^nbern
"öa^ SBIut auSfaugte. Sie würbe oI§ £)eje oerbrannt" {'Süt^Ux,
a. a. C, S. 68).
@in 3tugen§euge, ^oljann ^axtlith au§ ^J^euburg an ber
2)onau, Seiborjt be§ ^erjogi 3llbrec|t III. öon SSaiern, be»
rid^tet barüber (93uc^ aüer üerbotenen ^nft, Unglaubens unb ber
nad^ bem llrtl^etl:§)^)ruc^ ber ©^ieb^rt(^ter, bie greife übergeben" (Joannis
BuTchardi Diarium, Edit. Thuasne, Paris 1885. III, 167).
'ärnij ber florentiner ©efanbte, i^xanct§co $epi, berietet am 4. 9?o-
öember 1501 an bie Signoria über bie^ ©elage, »obei er noij f)in§uje|t,
ber ^apft fei burc^ biel ©elagc üerfjinbert getrefen, ber Sßelper in St. ^eter
beijuttJD^nen; er ijaht fic^ mit feinem So^ne bie gan§e S'Jac^t an (Sc^er§ unb
Xanj mit ben greubenmäbdien üergnügt (Archiv. Fiorent. Glas. X. Dist. II,
filza 51, a. c. 102, bei Thuasne a. a. D., (S. 168 .
Unb am SlJlorgen noc^ biei'er fo Verlebten '^aä^i erttieilte ber „Statthalter
E^rifti" folgenben ®nabenerla^: „Motu proprio! 3IIIen S^riftgläubigen, bie
om I)eutigen geft öon Sltler^eiligen ber feierücf)en 9[Jieffe beitt)oi)nen, bie unfer
geliebter So^n, 2(ntoniu^, Sorbinal^jriefter öon Sonta ^rajebe, am |)0i^altar
ber SBofilifa be§ Stpoftelfürften feiert, t)erleif)en wir in ber gen)öf)nlicften fjorm
fieben ^aijxt unb fieben Ouabragenen S(bfaB" (Burchardi Diarium, III,
167—169).
aSom 11. Siobember 1501 berichtet Surc^arb, \)a^ ber „Stattf)alter S^rifti"
mit feiner jEoc^ter äufrejia an§ einem genfter, unter großem SSergnügen unb
großer ^eiterfeit (cum magno risu et delectationei jufa^^en, wie jwei
©tuten öon jroei |)engften begattet ttmrben [a. a. £)■].
IV. Dpfer beä §ejenn)af)ng. 503
Zauberei, ^ap. 33; ^eibetberger ^anbfc^rift Cod. Palat. Germ.
478): „@§ rvav im fei^lten So^i^ i'ei^ Siegierung be§ ^apfte»
3W artin, ba ftanb ju 3f{om ein Unglauben auf, ba§ SSeiber unb
SJlönner fic^ oeriüanbelten in ^a^en unb töbteten gar öiele ^nber.
©in 5Jia(^bar, ber oon einer i^xau in biefer SBeife gefdjöbigt ttjurbe,
brachte ba§ an ben Senat, bie grau warb gefangen unb ji^rie
auf bem Sapitol überlaut: ^ätte fie i^re ßauberfalbe, fo wollte fie
^infa^ren. D wie gern i)ätte ic^ geje^en, ba^ man i^r bie ©alb'
geben l^ätt'! Slber ein S)oftor ftanb auf unb fprad), ha^ man i^r
bie SaW nt(|t geben fottt', ba ber Xeufel mit ®otte§ SSer^ängnife
grofee Si^ung madien fönnte. Sie grau warb oerbrannt, bo§ l^ah'
id) gefehen. Qu 3tom fagte man auc^, wie alte Sßeiber auf 83öcEen
fahren fönnten. Sft i)eni alfo, fo jweifle nid^t, ba^ e§ ber Seufel
tl)ut" (gtiesler, a. a. D., @. 69).
Sm Saf)re 1617 würbe ju 9tom ein laljmer S3ettler, ber \id)
auf einem Darren oon jwei ^unben §ief)en tie^, al§ Qanhtxa ^in^
geri(^tet, weil „bie ^eilige ^Kongregation ber ^nquifition", bereu
SJlitgüeb bamalS unter Stnberen ber ^efuiten-'^orbinal SSellarmin
war, erflärt {)atte: bie beiben §unbe feien 2)ämonen! (Nuova
Antologia 1877, 34, 298; bei SöIIinger -- 3fieufc^, SeIbftbiograpf)ie
S3eaarmin'§, @. 233. 5tnm. 1).
SSegcn 93u^If(^aft mit bem Xeufel würbe im ^abre 1275 ju
Xouloufe unter bem ^nquifitor §ugo oon 2enioI§ 5tngela
oon 2abartl^e oerbrannt (Lamothe-Langong, Hist. derinquisit.
en France. Paris 1829, II, 614; Hist. de Languedoc, IV, 17).
Sie ^atte „geftanben", mit bem Xeufel gefd^Iec^tlid^en Umgang ge^
f)abt äu ^aben, beffen grud)t ein Ungeheuer war mit 2BoIf§fopf
unb ©rac^enfc^wanj. ^nt Sa^^e 1453 wirb ein ©eiftlid^er, SBil«
{)elm föbeün, in ber bifc^ijflic^en Kapelle üon ©oreuj oom
3nquifition§gerid)t ju lebenslänglichem Serfer oerurt^eilt. ©r {)atte
ben jEeufef in SodSgeftalt oere^rt (@oIban=^eppe, a. a. D., @. 247).
3u 3lrra§ würben im ^a^xi. 1460 oon ber ^nquifition fec^§
SJJänner unb grauen aU tauberer bem weltlid^en 5trm übergeben
unb oerbronnt. 2)ie 5tnflage fagt oon i^nen, ba| fie auf ge=
504 S)rtttei S5ucf). ^apftt^um unb ^ejenuntüefen.
falbten ©töcfen burd^ bie 2u[t ritten unb ben Seufel aU iBocf,
Slffe ober §unb anbeteten. Salb barauf würben nod§ fünf ^ejen
üerbrannt (Buchon, CoUection des Chroniques nation. franQ., t. 39).
S3efonber§ öiele Opfer forberte ber ^ejen^ unb Xeufel§n)a^n
im 16. unb 17. ^otirl^unbert.
Sn ber %vanä)t Somte Würben im ^a^xt 1521 brei SWänner
aU 2Bä^rtt)öIfe üerbrannt. 5)ie brei SBäl^rtüöIfe geftanben auf
ber goltcr, üier junge SUJäbc^en gegeffen ju §aben. ^n ber ^irc^e
üon ^olign^ würbe ein Sßilb aufgehängt, ha^ ben ^euertob ber
Unglüdlid^en barfteöte. Qu gleicher 3eit würbe ein 5Ibt)ofat ber»
b rannt, ber fi(^ bem Xeufel öerf einrieben l^atte, um Sc^ä^e ju
finben (Garinet, Histoire de la Magie en France, Paris 1818,
(5. 118; auc^ bie bi§ 8. 509 folgenben 3:^atfa(^en finb au§
@arinet). günf ^a^xt fpäter würbe ju S^on ein S^eufel au^--
getrieben, ber fic§ im ftlofter öon St. ^eter feftgefe^t ^atte. 3«!«
3ei(^en, ba^ er wirftic^ weiche, löfc^te ber SEeufel bie ^er§en avL§
unb läutete bie Sird^englocfen (a. a. £)., 'S. 119,. ^m ^a^xt 1539
tourbe ju ^ori§ ^o^ann Scrquin üerbrannt, weil er ben
Xeufel angebetet ^tte (S. 120;. Qu 93ieöre§ bei Saon würbe
im '^a^xt 1556 eine grau wegen gef(i)lec^tlic^en Umganges mit bem
Xeufel lebenbig üerbrannt (@. 123,. Qvl ^oitier§ würben
im ^a^xt 1564 gwei SCRänner unb eine grau ö erbrannt, weil
fie ben Xeufel aU 2kQtrü}od angebetet Ratten ((S. 124 . (Segen
ben SQ3ä^rwotf ©illeä ®arnier, ber Heine ^nber fra§, erging
am 15. Sönuflr 15'73 foIgenbeS Urti^eil: Vu le proces criminel
du procureur g^nera!, meme les reponses et confessions reit^r^es
et spontanement faites par le defendeur, ladite Cour (de Dole),
par arret, le condamne ä etre ce jourd'hui eondnit et traine ä
revera sur une claie par le maitre executeur de la haute justice,
depuis ladite conciergerie, jusque sur le tertre de ce lieu et
illec par ledit executeur etre brüle tout vif et son corps
reduit en cendres (@. 130). ^n ^ari§ Würbe im ^a^re 1574
ein ©beimann entl^auptet, weil man bei if)m ein jauberifc^eS
Sßad^Sbilb gefunben ^atte. SKargaret^e ^ajot würbe im S^^re
1576 ju ^onnerre hingerietet, weil fie an ben ^jeEengufammen'-
lünften t^eilna^m unb 2J?enfd)en unb X^iere mit einem S^uhn--
ftabe töbtete (@. 131). S3arbara unb ^at^arina 2) oree würben
IV. D:pfer be§ |)ejentt)a'^n§. 505
im ^a^rc 1577 ju ©reuoreg aU |)ejen öerBrannt. 51I§ gu
Tlauhtc bie |)eje $8eranbe öerfcrannt tourbe, bejeid^nctc fie
auf bem 9lid)t|)Ia| ein junges SJJäbdfien al§ 9}?ttfd^ulbtge, bie bann
auc^ Eingerichtet tüurbe (©. 133). 2tm 30. 9I|)rit 1578 hiurbe ju
gtibemont bie |)eje ^oftanna ^aröilüerg teBenbig oer^
brannt; fie ^atte geftanben, gefdE)Ied^tIi(^en Umgang mit SSeljebuB
§u ^aben, ber i^v aU fc^marjer Sflitter erfd^ien. 5tm 2. Dftober
bcüfelben 3af)re§ njurbe raegen ber gleid^en Teufelei 9Jiaria
d^orropique erbroffelt unb bann öerbrannt (@. 134). ^m
^a^re 1582 würbe ju ^art§ bie |)eje ßiantiere n)egen gefc§Ied^t=
liefen Umganges mit bem Xeufel öerbrannt. ®er 2:eufel !am
ju i^r befleibet mit einer gelben ^arfe, unten föar er nacft (@. 139).
2(m 23. Suli 1582 tourbe gu ©ouIommierS 2(bel be la ffiüt
aU tauberer leben big öerbrannt. (5r tuar granjiSfanernoöisc
getuefen unb ^atte fid^ at§ fold^er mit bem Xeufet eingelaffen, ber
i^m eines ^age§ in ber ^Iofterfa!riftei erf^ienen rvav al§ großer,
bleid^er SJiann, fc^tüarj gefleibet, mit ^u^fü^en. Tlit biefem Teufel
!Dar er auf einem mit gett beftrid^enen Sefenftiel ju einer §ejcn=
äufammenlunft gefahren, ^ort öerloanbette fic§ ber Xeufel in
einen fc^njargen ^iegenboc!; um i£)n ^erum mürben ^änje auf=
geführt, bann fniete ftd| ber iöod, ftredte fein ^intert^eil in bie
^ö^e, baS öon ben 3tnn)efenben gefügt Würbe (@. 142). ^m
Januar 1582 würben §u Söoifft) jWei ^i^auen alS §ejen öer*
brannt; bie eine War öon i^rer Xoc^ter angezeigt Worben (@. 145).
2tm 25. Suü 1586 mürbe 5u9?euföine'4e'^gioi Ttavie maxtin
aU §eje öerbrannt. @ie ^atte fid^ einem Teufel ^RamenS
ßerberuS ergeben, ber i§r als 9Kann mit fc§mar§em 33art, fd^marjer
Äleibung unb fd^marjem ^ot^em |)ut erfd^ien (@. 147). ^m ^di)xt
1588 mürbe ju 9iiomS bie gi^au eineS GbelnianneS als SBä^rmoIf
öerbrannt. (Sie mar entbedt morben, als ein ^i^eunb t^reS
9}?anneS fie auf einer SßJotfSjagb öerwunbet l^atte; bie gleiche
SBunbe fanb am 5Ibenb i^r Tlann an i^r ((5. 150). S^n Saläre
1589 mürben ju ^ariS 14 ^erfonen atS B^ubercr jum Xobe
öerurt^eilt; fie legten Söerufung beim ^orlament ein. Sine Untere
fuc^ung ftetite feft, ba§ fid§ an i^ren S'ör|)ern !cine XeufelSjeid^en
fanben, unb fo mürben fie frei gelaffen f@. 152). SSibal bc la
^orte mürbe erbroffelt unb öerbrannt, toeil er SJienfc^en,
506 drittel 93ud^. $apftt:^um unb §eEenuniDejen.
§unbe unb ^a|en gef(|Iec^tIicE) unüermögenb gemacht l^attc. 2lm
25. Tlai 1598 tüurbe ber ^riefter ^eter STupetit ju S^alü al§
3auBerer üerö rannt (<S. 158). ^m SßerEiöre würbe er unter
Slnberm gefragt, ob er nid^t ju ben ^eEenjufamntenfünften ritte,
ob nid^t juweilen eine §eerbe <Sc|h)eine ju i^nt fönte unb t^n an«
fd^rieen: »Tiran, Tiran, ramassien, ramassien, nous demandons
Ceriles et Cerdes pour faire l'assemblee que nous Tavons promise.«
©r onttüortetc: nein. 2)ann tourbe er gefoltert unb „geftanb":
er befud^e bie §eEen§ufammenfünfte, er füffe bent Xeufcl ben
^intern, er ^aht einen eigenen Xeufel, 5yiamen§ SSel^ebub, ber
i^m feinen Üeinen f^inger gefc^enft I)abe; er !önne bie grauen be=
gaubern, ba^ fie it)nt ju SBitten feien; ber STeufel fprec^e ^otoi§
mit i^m, unb loenn er ^emanb fd^aben tt)olIc, fo braud^e er nur
SU fagen: SSac^, SSect), (Steft, ©tt), ©tu [<B. 160). Qm ^a^re 1599
würbe bie §eje (Jolag be S3etoncourt gu ®oIe oerbronnt.
©ie :§atte geftanben: ber Xeufet üermifcEie fic^ mit i^r, aber auf
eine anbere SBeife aB i§r SJJann (bie SBorte be§ ^rogePerid^teä
finb fo fc^eu^Iid^, baf[ fie nid^t tuiebergegeben werben fönnen). 2lm
19. Suli 1598 würben in ber ^d)e üon <St. 58aume brei Teufel
au^ ber fleinen Suife SJ^aillat oertrieben. S)ie STeufet biegen:
Loup, Chat, Chien, Joli, GrifFon fie fut)ren au§ bem SJlunbe aii§
in ©eftalt fauftbider, rotier Knäuel (@. 161). 2tm 17. ©e^jtember
1600 würbe bie §eje 9toIanbe be SSernoiS tebenbig öer*
bräunt. SSor ber Einrichtung würben i^r gwei Xeufel ouSgetrieben.
8ie geftanb, ben SEeufel al§ fc^warjen ^ater auf ben ^intern ge«
fü|t gu ^aben u. f. w. (©. 165). ^n ®ouai würben im S^^re
1603 fünfgig |)eyen ö erbrannt (©. 175). ^m Sa^rc 1610
würben gu Sorbeauj üier tauberer oerbrannt (@. 177). 2Im
30. Slprtl 1611 würbe ber ^riefter ©oufribi gu a^arfeiUe al§
3auberer üerbronnt. 6ein ^roje^ erregte feiner Qdt ba^ größte
5{uffe^en. ©aufribi, ein rul^iger, tabellofer ®eiftli(^er, Würbe an=
geHagt auf ©runb ber SluSfage eine§ „üon mehreren ^icufeln be=
feffenen SBeibeg", SD^Jagbalena be la ^alub. S)omimfaner unb
^a^Duginer bemüf)ten fid^ üergebenS, fie üon i^ren 2:eufetn gu be>
freien. SRonate lang boten bie ^irc^en üon 3JJarfeine, 2(ij unb
Xouloufe bie wiberwärtigften Sc^auf^iete: S3iftf|öfe9]'?ön c^e,^riefter
mad^en fid^, in blöbeftem Stberglauben befangen, mit einem SSeib gu
IV. Dpfer be§ |)ejentt)of)n§. 507
jc^affen, ba§ „unter bem (Sinftu^ be§ XeufelS" bie läi^erlidiften unb
jugleic^ ftflänbliiiiften SDinge fagte unb tljiat. ®a§ ®efii)te(i)ttt(^e in
feiner aBfc^redenbften gorm fpielte bei biefer jj;eufellau§treibung
eine gro^e 9toIIe (@. 175ff.). Stm 16. gebruar 1612 njurben ju
SSefouI ähJei Sülenfc^en di§ Sauhmx üerftrannt (@. 190). ^n
S3eouöai§ tüurben im ^afire 1612 mef)r aU 60 Xeufel au§ einer
93efeffenen aufgetrieben; bie Xeufel fingen mä^renb ber ©EorjiSmen
jum (Spotte ^ird^enlieber (@. 191). ^m SOZai 1614 würben brei
Spönnen in Stanbern ftegen ^ejerei ju lebenslänglichem Werfer
Derurtf)eilt. @ie Ratten geftanben: 3" ben |)e£en5ufammen!ünften
t)atten fie bie 9Jiitra be§ 33ifc^Df§ öon Xournat) unb ben SJJantel
eines ®omini!aner§ entttjenbet unb bamit ben Teufel gef(^mürft;
im ^al^re 1613 bauerte eine ^ejengufammenfunft eine öoüe Sßorfje:
am SQJontog unb Sienftag gefd^lerf)tlicf)e SSermifcfiung mit bem
Xeufel auf gefööl^nlid^e 5(rt; am Donnerstag auf fobomitifcfie, am
©onnabenb auf beftialifc£)e 9(rt, b. ^. bie Xeufet erfc^ienen baju in
®eftalt öon ^unben, ^a|en, Schweinen, S3öden, Sßölfen, geflügelten
@d)Iangen; ajlittirod^ unb Sreitag Joar ^eufelSgotteSbienft, bei bem
unter Stnberm fotgenbe Sitanei gebetet »üurbe: ßu§tfer, — er=
barme bic^ unfer; Selsebub, — erbarme bic^ unf er; 2eüiat|an,
— erbarme bic^ unfer; S3alberit^, — bitte für unS; 2lftarot,
— bitte für unS; SSeliaS, ^ bitte für unS; 95eI)emotf), — bitte
für unS; S5eIp!^egor — bitte für unS; ©abatl^an, — bitte für
unS; 'ä^apijot, — bitte für unS. 2)er Xeufel 5t§mobeuS |)rebigte
[@. 194 ff.). Sn 5lii- würbe am 18. 9?oöember 1616 ein ^rieftcr
als Qanbzxtv erbroffelt unb üerbronnt (@. 199). 2tm 8. ^uü
1617 würbe bie ©belbame ßeonora ©aligai als §eje ju ^ariS
enthauptet unb bann oerbrannt («S. 201). '^m ^a^re 1628
mürbe ein ^ammerbiener beS ^er^ogS tion £ott)ringcn alS San-
berer üerbrannt, weit er mit §ütfe beS Teufels auf einer Qagb
aus einer üeinen ^oljfcfiad^tel ein öoUftönbigeS SJJittageffen ^ertior=
gezaubert ^atte unb Weit brei ©e^ngte auf feinen Söefe^I öom
®algen ^erabgeftiegen waren unb fii^ bann felbft wieber aufgefnüpft
Rotten (@. 204). Ungeheueres 5tuffef)en erregten in ben ^a^ren
1629 — 1634 bie SEeufelauStreibungen im 5yionnen!Iofter öon Soubun.
5ns Opfer biefeS öon fird^Iid^en ^erfönlid^feiten otter ®rabe burc|=
geführten 2:eufeIfpufeS fiel nai^ furditbaren Folterungen ber ^riefter
508 ®ttttel 95uc^. 5ßap[tt^um unb §ejenutiirc?en,
UrBan Garnier. ®a feine ©eine burd^ bte Wolter serquetfcEit
tuorben tüaren, mu|te er auf ben ©d^etter^aufen getragen
njerben. ^apujiner, bte i^n Begreiteten, befprengten i^n unb ben
Scheiterhaufen mit SSeiiiroaffer, bamit ni(i)t noc^ im legten Slugen=
blic! ber STeufel i^n ber gerec£)ten ©träfe entreiße. 2II§ ein fliegen»
f(^tt)arm ben Scheiterhaufen umf(f)ftiärmte, riefen bie ^ön^t: ©e'^et,
bie Xeufel, bie feine ©eele ^olen wollen! @arnier'§ Ie|te SBorte
ttiaren: D (5)ott, auf bid^ l^arre ic^, erbarme bic^ meiner! (©. 206
big 235). 2)ie S5efeffent)eiten ber S'^Dnnen, beren Urheber Öiarnier
getoefen fein füllte unb bie i^n auf ben ©ifieiterl^aufen bracEiten,
entrollen ein $8ilb furc^tbarften religiöfen SEaf)nfinne§. 91I§ njö^renb
eine§ ©jorsiSmuS äufäüig eine ^a|e gefef)en ttiurbe, bie ber 2ärm
au§ einem SBinfel aufgefc§eud[)t l^atte, njurbe fie oI§ S^eufel er=
griffen unb mit 2Beit)maffer unb ^reuäegjeic^en bearbeitet. 2ln ber
2lngelegen^eit bet^eitigten fid^ ber föniglid^e |)of, mcl^rere Sifd^öfc
unb DrbenSleute (a. a. £).). S)ie (Sreigniffe üon Soubun hjirften
anftedenb. '^m '^ai^u 1643 füt)Iten fid§ einige 9Jonnen in 2du-
üier§ burd^ bie S^eufel ^r^iiajat unb 5lufitif befeffen. 2)er
Sifd^of üon ©oreuf erffärte bie 'Bad)t für ed^t, tt)eil eine ber be=
feffenen Spönnen beim B^^ci^ ^^^ ^reujeS mit ben Singen gerollt
t)atte. SDie Pförtnerin be§ ^lofterS njurbe befc^ulbigt, bie Sefeffen*
f)eit üerurfod^t §u I)aben. Sie geftanb, Umgang mit bem Xeufet
p ^aben, unb man fanb an i^rem Seibe üier gro^e Xenfel^^eid^en,
(Sine§ üon itinen war einen ginger lang; e§ war i§r, Wie fie er»
jä^Ite, üom teufet mit einem SJieffer beigebracht Worben, ha§ er
oier ©tunben lang in ber Söunbe ftecEen getaffen !^atte. ^iefe§
3eid^en befanb fid^ am Unterleib; ein anbereS §eigte fid^ in ber
®rö|e eineä ©tecEnabelfo^feS an i^ren S3rüften, bie im übrigen
Wei^, feft unb runb Waren, wie bie eine§ 15 jährigen SDtäbd^enS.
S)er Xeufel, mit bem fie fic^ ah^ah, i)ie^S)agon. 2)er öerftorbcne
geiftUc^e Setter be§ ^Iofter§, Tlat^üvin ^iccarb, ^abt fie jur
Teufelei öerfü^rt. Tarauf^in lä^t ber Sifd^of ben Seid^nam be§
^riefterS ausgraben unb auf ben ©d^inbacfer Werfen. 3Re{)rerc
Teufel feien i^r in ®eftalt üon f^war^en ^a^en erfd^ienen, be=
fonberS an SEagen, an benen fie ben Seib be§ §errn em|)fangen
t)abc; biefc Xeufel''^a|en üerfuc^ten, mit i^ren ©c^Wönjen bie |)oftie
ou§ ifirem 3J?unbe ju t)oIen. 5luf i^re eingaben t)in würbe ber
IV. Cpfer be§ ^iienmaijn^. 509
^riefter %i)oma§ SouUe ai§> S<^ühtxtx oer^aftet, gefoltert unb
am 21. Stuguft 1647 jufammen mit bem ausgegrabenen Seid^nom
be§ SKatprin $iccarb ju Sfiouen öerbrannt. 3)ie Pförtnerin,
SKabeIcine Saöan, würbe öom 95ifd^of oerurt^eilt, lebenslang
cingeferfert ju werben, toeil fie mit bem Xeufel gefc^led)tlid^ öer-
!e^rt ^atte unb bon i^m jc^Wanger geworben war (<B. 237 — 246).
Um bie gleiche ^eit wüt^ete eine .gjejenöerfolgung in ber SSour*
gogne. ©ine 972if;ernte würbe üom SSoIfe ben ^e^en gur Saft
gelegt, unb biele unglüdflic^e 2Beiber würben bie D^fer be§ Sana'
tiSmuS (@. 247).
ein |)eEenproje| aul bem ^af^xt 1680, in ben fe^r ^oc^gefteütc
^erfonen, wie jwei 9^id^ten be§ ^orbinaI§ 2Jla§arin unb ber
SJJarfci^an oon Sujemburg, öerwicfelt Waren, enbete mitberSSer«
brennung öon öier ^erfonen (@. 248 — 251). Qu S3rie würben
im '^sa.^xt 1691 öier ^erfonen al§ ^owberer öerbrannt (@. 454).
Sm ^a^xt 1718 würbe ju 35orbeauj ein Qau^txtx öerbrannt
(©. 256).
Sm '^a^xz 1609 wirb gu Sorbeauf ^\aat be Dueiran oI§
3ouberer öerbrannt; er ^atte „geftanben", on ben ^e^enfabbaten
t^cilgenommen unb ein ^inb burc^ ^^iit^erei ftumm gemai^t ju
^aben. Ter Säerid^t fügt offen^ergig tjinju: „UeberbieS War ^)aal
^roteftant" (Bemou, La chasse anx sorcieres dans Le Labourd,
Agen 1897, @. 49).
Xie Slrd^iüe öon ßot=et<®aronne berid^ten: „^m ^a^rc 1611
würben ^o^anna SO^ont^illet unb ^o^anna Suppere aU
Zauberinnen öerurt^eitt, öor ben 2^üren ber S)omfirc^e öon Stgen
ju fte^en: nur mit einem ^embe bef leibet, brennenbe ßerjen in
ber ^onb; bann follen fie auf öffentlichem ^Ia| erbroffelt unb oer>
b rannt werben. Sßor^er finb fie su foltern, um i|re SD'Jitfd^uIbigen
l^erauS ju befommen (Bemou, 50^. ^n ©lairac würben am
26. 3uni 1620 fec^l Qanbtxtx, bie fid^ bem Teufel öerfd^rieben
^tten, erbroffelt unb öerbrannt (Bemou, 51). ^m. Sa^re
1599 werben mefjrere 3ouberer, barunter gwei ^riefter, ju Simons
morillon öerbrannt (Bemou, 52). Qu ©aint ^^lour wirb pr
gleid^en 3eit ein 93Zbnd^ gum Srbroffeltwerben oerurt^eilt, weil
er fic^ mit bem Xeufel eingelaffen ^at. ^er SSertreter beS S3ifc^of§
unb ber 2(bt oon Sibrac übergeben i^n bem weltlichen %xm (Bernou,
510 drittel S3uc^. ^Sap[ttl)um unb ^tiinvm\r>t\tn.
52). ^m Sa^re 1577 tnerben ju Stouloufe me^r aU 400 §ejen
ücrurt^etlt, ein großer SE^eil jum geuertobe (Vulcano sacratae!);
„an ben Seibern Sitter fanb man ein bom Xeufet eingebronntel
3aubermal: omnes a Diabolo notam inustam certo loco habebant"
(Petrus Gregorius Tolosanus, Syntag. juris univers., c. 21, n. 10,
Bei Thiers, Traite des Superstitions, I, 119).
5Iud^ in ben Sanbftrid^en ber l^eutigen fran§öjifc§en ©d^meig
n^üt^ete bie SSerfoIgung gegen „3au'6erer unb ^ejen" l^eftig.
2Iu§ bem ^al-jvt 1430 liegen au§ bortiger @egenb bie erjten
beglaubigten SfJac^ric^ten über ^ejenprojeffe unb ^ejenüerbrennungen
öor. 2)ie ^nquifition, bie biefe ^rojeffe fül)rte, lag in ben §änben
be§ bifc^öflic^en DffisialateS tion 2ouf anne. 2Im 27. ^loöember 1481
ftiurbe in Saufanne ein gelriffer 9ioIet Sro(^et öon ber ^nqui-
fition lebenbtg oerbrannt. @r „geftanb" nac^ üor^ergegangener
golterung, einer Sefte anzugehören, bie ben Xeufel öeret)re. 93ei
ber erften SSerfammlung , ber er bein)o:§nte, fei ber Xeufel al§
ein großer l^'max^tv ÜJ^ann jugegen geföefen, ber ficE) bann in
einen S3od üern)anbelt f^abt, bem öon ben 2lnn)efenben ha§ |>inter«
t[)cil gefügt tt}orben fei. ®ie SSerfammlungen fänben immer am
greitag ftatt, tüä^renb i{)rer ^auer brenne ein grünet, öon ge=
tüö^nlicfiem gan^ öerfd^iebenc» '^zmx. S)er Xeufel l^abe eine Reifere
Stimme. fD^an üerje^re auf biefen SSerfammlungen ha§ %lti\d)
öon Zubern; nad^ ber SJJa^Ijeit fänbe bie tüilbefte fleifc^Iic^e SSer=
mifd^ung ftatt. 2)er 2;eufel ^be i^m eine au§ Sinber^erjen be*
reitete ©albe gegeben; mit i^r beftreid^e er einen S3efenftiel unb
fönne bann auf i^m burcE) bie Suft fahren ^Les sorciers dans le
pays de Neuchatel au 15. 16. et 17. siecle, Locle 1862, bei
©olban^^eppc, a. a. £). <B. 264).
3. (Spanien.^
5tu§ ber großen SD'Jenge fpanifd^er ^ejenüerfolgungen toä^Ie i6)
5U augfü^rlid^er S)arfteIIung nur eine au§. ®a§ fd^auerlic^e Silb,
ba§ fid^ un§ f)ier jeigt, ift ein tt)|3ifc^el.
1 Heber bie |)ejent)erfoIgungen in ©panien f. Raufen, Saubtxtoaijn,
^nquifition unb |)ejenprosefe im SJJittelalter, 9Jlünc^en 1900, <B. 502.
IV. Dpfer beg ^ejenlual^nl. 511
2tm 7. unb 8. SloüemBer 1610 fanb ju Sogrogno ein 2luto=
bafe ftatt, auf tüeld^em fec^g ajienfcfien inegen 3ttitt'e^ei unb Xeufetei
leBenbig berBrannt würben. ^§re „ßJeftänbniffe" noc^ üor--
l^ergegangener golter njaren: @ie gehörten einer ©efetlfd^aft on,
bie fic^ „Socfäföiefe" nannte, todl i^xt SSerfammlungen auf einer
SBiefe abgef)a(ten n)urben in (Segenioart be§ aU 93odE erfdjeinenben
Xeufet§. SKontag, SJüttmocE) unb Sreitag toaren bie SSerfammIung§=
tage, ^finbet 3lufnaf)nie neuer SJiitglieber ftatt, fo jeigt fic^ ber
Sieufet aU großer, fc^n^arjer ^JJiann. @r fi^t auf einem 2t)ron mit
einer ^one üon !(einen |)örnern ; auf bem ^interfopf t)at er jmei
größere ferner unb auf ber Stirn ein gonj großes. SSon biefem
©tirnl^orn ge'^t Sid^t aul, i)a§ "geller ift luie ba§ SSJionb=, aber
fd^roäc^er al§ ba§ ©onnenlid^t. Seine 5tugen finb gro§ unb
fd^redtid^; fein S3art gleicht einem 3iegenbart. 2)ie ©pi^en feiner
ginger finb wie Sftauböogelfänge, feine ^^ü^e ähneln (5)änfefü§en.
3u beginn ber SSerfammlung werfen ficf) 2ttCe nieber unb beten
ben Xeufel on. Seber fü^t il^m ben '^u^, bie ^anb, bie linfe
(Seite, ben Alfter unb bo§ männüd^e ®tieb! SDie SSerfammlungen
bauern öon 9 Uf^v 5lbenb§ bi§ jum streiten §ot)nenf(^rei. Stn
einjetnen ^^efttagen beid^ten bie S3erfammelten bem teufet i^re
Sünben: nämüd^, i^a'^ fie gebetet ^ben ober ha'^ fie in bie 9J?effe
gegangen feien. 9(n foti^en Xagen — e§ finb befonber§ hk geft=
tage ber Jungfrau ÜJJaria — lieft ber Steufel aud^ bie 9JJeffe.
S[Re^rere Unterteufel ricEiten ben 3lltar ouf unb bringen bie nötfiigen
©erätl^fd^aften: ^d6), SD^Je^gewanb u. f. w., fie beüeiben i^n mit
ben ^rieftergewänbern , bie fc^warj finb, wie aud^ ber Slltor.
SÜBäl^renb ber D^3ferung wirb ber STeufel nod^ einmal angebetet; bie
Stnwefenben füffen i'^m wieber ben ^intern, Wä^renb ein Unterteufel
i^m ben Schwang l^oc^^ebt. ®ie SBanbelung fprid^t ber Xeufel
über einen runben fdiwarjen ©egenftanb unb über eine fd^warje,
ftinfenbe glüffigfeit. 9iad) ber SUieffe Oermifc^t fid^ juerft ber Teufel
f{eifd|Ii^ mit allen 5tnwefenben unb bann biefe unter fic^. ^um
ScE)Iu§ trägt ber 2;eufel Stilen ouf, fo oiel Schoben wie möglidj
onjuric^ten, unb giebt Gebern bie ©ewolt, fict) in §unbe, ^o^en
ober onbere X^iere ju üerwonbetn (Llorente, Histoire de l'Inqui-
sition d" Espagne, III, 431 sqq.). Sed^§ 9}?enfd^en Würben, wie
gefagt. Wegen biefer Wofinwi^igen Se(bftbe§id^tigung oerbronnt!
512 drittel SBuc^. ^papftt^um unb |)ejenunh)ejen.
SSon biefem Slutobafe 6efi|en tt)ir bie auSfü^rlidie (Sd^itbcrung
einc§ 3J?anne§, ber jahrelang an ber <Bpi^t etne§ üon ^önig
§ einrieb IV. üon granfreid^ eingefe|ten toanbernben ®end^t§^ofe§
ftanb, ber ben fübtüeftlicEien St^eil granfretc^S (le pays de Labourd)
öon §ejen unb 3ttu6erern reinigen joüte, unb ber biefe Steinigung
mit golter unb @(|eiter^aufen grünblic^ öoUjog.
^ierrc be SlofteguQ, Sieur be Sancre, ber ^räfibent
biejeS fliegenben Slutgerid^teg, war ein ©d^üler unb greunb ber
„guten SSäter S^fiiiteii"' ^^^ er öon fic^ jeftft rü^mcnb erhJÖ^nt.
S^re erjie^ung Iiatte i|n ju einem tauglid^en SBerfjeug für bie
^ejenöerfolgung gemad^t. ©eine 2;^ätigfeit aU ^eEenöerfoIger
fd^ilbert er felbft in einem Suc^e, bo§ eine§ ber un^eimli^ften (5r«
jeugniffe uItTamcinton=!atf)oIijd)er ©c^riftfteHerei bilbet: „Tableau
de 1' inconstance des mauvais anges".
^ie (Srunbfö|e, bie er in feinem 9tid^teramte befolgt, fprid^t er
fe^r offen au§: „2Bir finb öon ®ott aU oberfte Siid^ter beftellt,
um bie 2reinbe feine» 9iu^me§ unb bie 3(n^önger @atan'§ ju ger»
ftörcn S3erbienen nic^t alle ^e^en, bie fic^ oon ®ott ah--
ttjenben, um fid^ mit einem ftinfenben S5o(f [bem ^leufel] ju öer=
binben, taufenbfac^ ben lob? Sft e§ öernünftig, ba^ oüe biefe
bog^often, oerteufelten (endiablees) X^iere ^bie ^ejen] biefelbe fiuft
mit un§ atfimen? 9tein, biefe üerberblic^e ^eft, biefe Saat be§
S^eufel§ mu^ mit %tmx unb ©c^ftert öernic^tet merben" (@. 621,
644).
Tiefer SOtann ^at un§ bie S3ef(^reibung ber Greuel üon So*
grogno aufbetoal^rt. Scf) laffe fie in bem urf^rünglid^en Sfranjöfifd^
folgen :
,,Cette executioD de la foy est des cboses plus notables qui
se soyent vues long temps y a, parce qu'il s'y assembla de
toutes parts, seit d'Espagne ou autre royaumes grande quantite
de gens. Elle fut commencöe le samedy, sixiesme du mois de
novembre 1610, deux heures apres midy, par une tres solen-
neile et devote procession, oü premierement marchait nn riebe
estendart de la Confrerie du Saint-Office, accompagne de mille
officiers tant Commissaires, Notaires, que familiers, tous bien
couverts et en bei ordre , chacun avec son öcusson d'or et la
croix sur l'^stomac; et les suivait un grand nombre de religieux,
IV. Opfer bei §ejen»a^nl. 513
tant de l'Ordre Saint-Dominique, St.-Francois, La Mercy, La
Sainte Trinite, que Jesuist es desquels ordres il y a couvents
dans la dicte ville. Et pour voir la dicte execution, de tous
les couvents des environs y estaient accourus un grand nombre
de religieux, qui causa que la procession fut aussy devote qu'on
en ayt encore vue.
Au bout d'icelle allait la croix verte qui est la marque de
rinquisition, portee par le gardien de St. Francois, lequel est
conseilier du St. Office. Les musiciens et joueurs de hault bois
marchaient devant la dicte croix et finissaient la procession par
deux des principaux de l'Eglise collegiale, apres laquelle mar-
chait l'huissier du dict St. Office, pour estre plantee sur le plus
haut d'un theätre qui avait 6t6 dresse pour cette execution,
lequel avait quatre vingt pieds de long et tout autant de large.
Et demeura la dicte croix toute la nuict environee de grands
flambeaux et de plusieurs familiers du dict St. Office, jusques
au lendemain a l'aube du jour, que l'execution commenca en
cette fa9on.
Premierement , cinquante trois personnes furent tir^es de
rinquisition en cette forme. Sgavoir, vingt-une tant hommes
que femmes qui allaient en forme et avec marques de penitens,
testes nues, sans ceinture, une chandelle de cire aux mains; six
d'iceux des cordes au col, qui estait signe qu'ils devayent estre
fouettez.
Apres iceux marchait un pareil nombre de vingt-une per-
sonnes chacune ayant un habit de S. Benoist, une grosse mitre
de carte peinte ä la teste, qui est signe qu'ils sont reconcilies,
une chandelle ä la main, quelques-uns d'iceux avoyent la corde
au col. Apres ceux lä on portait cinq effigies de personnes
mortes avec l'habit de St. Benoist, et cinq caisses oü les os des
personnes qui estayent represent^es par les dicts effigies es-
tayent. Et les autres six personnes qui restayent marchaient
avec des habits de St. Benoist et une mitre ä la teste, laquelle
signifiait qu'ils avoyent ete relaxez de l'Inquisition.
Chacune des susdictes cinquante trois personnes marchaient
entre deux huissiers de l'Inquisition, avec un bei ordre ; et apres
marchayent quatre secretaires montes sur de beanx ehevaux, et
D. »f'oenäfctof*, "^Jaöfttüum. I. 33
514 ®ritteg S3ud). 5ßoi}ytt^um unb §ejenumt)ejen.
apres Messieurs les Inquisiteurs allayent ä cheval, et estayent
accompagnez des öcclesiastiques qui marchayent au costö droict
et de la justice seculiere qui allait au costö gauche, et un peu
avant, au milieu de la procession, marchait le docteur Isidore
de St. Vincent, qui portait l'estendart de la foy avec une tres
döcente gravit^.
Estant arrivez au theätre , tous les penitens furent mis en
leur siege par ordre, qui estayent soubs la croix; onze desquels
qui devayent estre relaxez S9avoir cinq hommes et six femmes,
furent assis sur le plus haut degre, consöcutivement les recon-
ciliez, et au plus bas ceux qui devoyent estre punis.
Et vis ä vis de lautre coste du theätre, oü Ton montait par
onze degres, estayent assis Messieurs les Inquisiteurs, et ä leur
main droicte Messieurs les Ecclesiastiques et ä gauche les Jurats
et Chevaliers. Avant que venir ä l'execution, on commenca par
un sermon que fit le Prieur de St. Dominique. Les dictes per-
sonnes furent livrees ä la justice seculiere qui s'en saisit pour
les faire brusler. S9avoir six personnes et les cinq effigies avec
leurs OS (a. o. D. liv. V.).
4. ^eutjd^Ianb.
a. 2;QroI.
Sm getftlid^en gürftent^um Xrtent würben strifd^en 1501 unb
1505 nie'^rere |)ejen unb Qaubzxtx üerBronnt. Qn S^logarebD
hjurben fünf SößeiBer auf einmat öerbronnt. ^m |)od^ftift
S3rt£en fanben befonber§ in ben ^a^i^en 1617 — 1644 |)ejen=
^rojeffe ftott. Qu. öiens im ^uftert^al tüurben int ^a^re 1680
eine SJiutter mit i^ren ätt)ei Knaben üon 12 unb 14 ^a'^ren Wegen
^egerei ()ingeri(|tet. Qu 'SR ^ van würben um bie gleid^e 3eit
13 ^erfonen at§ §e£en unb Banalerer l^tngeric^tet. 5lm 13. ©e»
gember 1679 würbe ein armer §irten!nabe be§ BiUert^alS ju
SD^eran ent^au|3tet unb bann öerbrannt, „weil er Ungewitter ge«
mac^t ^tte". ©eine 3lfd^e Würbe in bie Raffer geworfen. SD^it
if)m §ufammen Würben Wegen be§ gleichen SßerBred^enS nod^ bret
junge Seute im 5IIter öon 18—25 Satiren Eingerichtet {mapp,
®te ^eyenprogeffe in ^^rol, Sörijen 1891, 2. STuflg., @. 61).
IV. Opfer bei §ejenroaf)ng. 515
^faunbCer (lieber bie ^efenprojeffe be§ 9}?ittelatter§, ^nnSbrucf
1843, @. 32 ff.) t^eilt au§ ben Driginalaften ©injel^eiten eine§
|)eEenpro5effe§ oon Siens unb §cintfel§ (Xijrol) mit: 2(m 7. SJlärj
1679 tüurbe (Smerenä ^id^Ier tuegen ^eyerei öerprt; bei (Sott
unb ber ^l Jungfrau gelobte fie if)re Unfi^ulb. 33ebrof)t mit ber
golter geftanb fie aber: fie f)aht Seute unb X^iere frumm gemad^t
unb Untüetter erregt; auf einem ©torfe fei fie über bie S3erge ge«
fahren; bei ben ^eyenma^Iäeiten Ratten ^a^en bebient unb brei
2;eufel: ein Sa^geiger, ein ®i§fant unb ein Seirer, J)ätten auf«
gefpielt; bie Untoetter errege fie burd§ ein grauet ^ulüer, ba§ fie
unter htm Stufe: 9tIIe§ Sd^auer, 5lIIe§ (Sd^auer, in bie Suft ftreue.
21I§ fie in einem f^ätern SSer^ör (29. 9JJai) miberrief, erging ber Se--
fe^I, i^r ^aare unb flöget abgufd^neiben unb fie on ben gel^eimen
©teilen be§ SeibeS auf ^ejenmale ju unterfud^en, tueil ber Seufet
bort mit feinen Mauen unb 3^^"^^ feine B^ic^en einjubrüdfen
pflege; auc^ f Otiten bie ^inber ber ©merenj unter ber B^nS^ <inf
^ejenmale unterfud^t tuerben. SDa biefe 3JJitteI frud^tlo» blieben,
fcfiritt man am 5. ^nii §ur golterung, bie §tüei Xage lang fort--
gefe|t mürbe unb ben ©rfolg f)atte, ba§ bie ^ic^Ier 24 SKitfc^uIbige
angab. SBä^renb ber ^^olterung tüurbe bie (Gefolterte reid^Iid^ mit
Söei^maffer bef|3rengt. ®ie ^^olter jeitigte folgenbe (Seftönbniffe:
2;er Xeufet !am §u i^r befleibet mit rotten ©trumpfen, meiner
SBefte unb blauer ^acfe; mit i'^r gemeinfam beftieg er eine mit
<S>aiht befd^mierte Dfenfd^aufel, unb nun ging bie r^a^xt unter
bem 9iuf: Dbenau§ unb nirgenb§ an, burc^ bie Suft; traf el fid^,
ha^ ^ird^engloden läuteten, fo ftocfte bie ^ai)xt bi§ gum (änbe be§
(Geläutet; mit i^rem eigenen S3Iute l^attc fie fid^ bem Xeufel üer»
f(^rteben; bei ben ^e^enma^tjeiten mürben Heine ^inber öerje^rt,
au§ ben Ueberbleibfetn mürbe ^onberfalbe bereitet. Sie SSer^örc
enbeten om 5. Siooember. S)a§ Urtl^eil lautete: „<SeIbe fei im i^aUt
ilirer erfolgenben S3efef)rung erft ju erbroffeln, fobann ju cnt=
flausten unb ju ^fc^e ju üerbrennen; im i^aUt ber nid^t er*
folgenben 93e!e^rung aber lebenbig §u üerbrennen; jebenfall^
aber lüä^renb be§ §inful^ren§ jur 3flid^tftätte fünfmal mit Bongen
ju jiüidEen." Sieben SJJonate mufete bie Unglüdlid^e nod^ märten
auf bie SSotIftrecfung beä Urt^eitä; erft om 16. ^nü 1680 finbet
if)re ^inrid^tung ftatt.
33*
516 drittes a3u(^. ^apfttf)um unb ^eEenunftejen.
S)et furd^tbarftc X()eU bc§ 2)raTna§ folgt aber noc^. 5)a§
maa^Io§ gepeinigte SBeib ^tte i^re eigenen ^inber: 3JJt(|aeI 14,
5tnna 12, ©ebaftian 9 unb SpfJaria 6 ^a^xi alt, oI§ 3yiitj(^ulbige
angegeben. 3)arauf^in werben am 29. gu^i 1679 9Jlitf)aet unb
Stnna junt 2;obe — ®nt^ou|)tung unb SSerbrennung — öer*
urtf)eilt; Sebaftian unb 9Karia — ^inber öon 9 unb 6 Satiren!
— mußten, gur ^Ibfc^recfung, biefem furditbaren @(i)auf|)iel bei-
Jüo^nen, nad^bem fie öori)er oom ®eric^t§biener ge^eitfc^t njorben
waren.
©in noc^ öorf)anbene§ SKanuffript eine§ S)r. Öorenj ^or--
rejani üom Satire 1630 berichtet, ta'^ bie fürftbifd^öflic^en Su'
quijitoren ^otiann öon Siamponi, Pfarrer öon @t. S^^^-
unb ber Sanbrirfiter ®r. © abriet S5arbi in ben ^o'^ren 1614
unb 1615 fieben ^ejen unb brei |)ejenmeifter öerbrennen liefen
wegen 2Bettermactien§ unb gef(|lec^tlid^en Umgangs mit bem Teufel. ^
®a^ %t)xoi unter bem ^ejengtauben unb feinen blutigen golgen
nici^t no(i) fc^werer gelitten f)at, üerbanft e§ bem energifrfien unb
öer^ältnifimä^ig unbefangenen gürftbifd)of bon SSrijen ®eorg
©olfer. Sit» im ©ommer 1485 ber pä|)ftli(^e Snquifitor ^tiu'
xiä) SnftitoriS, ber SSerfaff er be§ berüci^tigten„^ejenl^ammer§",
mit ber betannten |)e£enbulle SnnojenS VIII. (Summis desi-
derantes) naä) X^rol !am, um bort feine @d^recfenit)errfc^aft auf-
rundeten, fanb er in SSifc^of (SJoIfer einen entfd^iebenen ©egner,
ber i{)n tro| ^3äpftlideer SSottmacj^ten unb SSuHen nött)igte, bo§ öanb
balb äu oertaffen.
b. ©aläburg, @Iio§, Sotl^ringen, SBrei^gau.
©in 9f{iefcn^ejen:prD5e^ befd^äftigt gWifc^en 1677 unb 1681
©aljburg. lieber 100 ^erfonen finb angeflogt; barunter ^inber
bi§ äu fünf Salären. Sie golter arbeitet ^ag unb S^iod^t, man
§Wingt bie (SItern, gegen ifire ^inber, bie ^inber, gegen i!|re (Sltern
1 @tne „(5igentpmUd)!eit" ber Xrienter ^nquifition war, bo^ fie, b. %
ber SJarbinoI=i^ür[tbifd^of ©manuel SJlabruägo, boä SSermögen Silier bcr=
jenigen bejd)Iagna^mte, bie i:^re „llnfd)ulb" ni^t l)inretcf)enb betoeifen fonnten ;
baburc^ floffen noc^ bem Beugntfe be§ 2)r. 2:orrefani bem fürftbifc^öfli^en
<Bd)a\} innerfialb weniger ^a'^re 100,000 3tagnefi (= 90,000 ®lb.) ju
(^faunbler, a. a. D., ©. 26:. SSgld^. unten ©. 531.
IV. Dpfer beg §ejcnnja^n5. 517
au§5ufagen. ©leben biefer Unglücflicfien tüerben am 22. ?5ebruar 1679
tlingericfitet (IReic^Sard^io, SJiünd^en, öejenaften 9ir. 10a — c unb 11).
2(u§ ben ©algburger Stften öon 1678—1679 ergeben ficf) allein
für bie (gtabt ©aljburg 76 STobeSurt^eile burd^ 8c^lüert, Stricf
unb geuer, barunter ein je^njä^riger ßttabe unb eine 80 jährige
©reifin. 5tm 9. gebruar 1678 föurbcn fieben „Settelbuben" wegen
i^fjctxd jum SSerbrennen öerurt^eilt. Siner üon i^nen, jT^omaS
S'ogter, ftiurbe, njeiC er ficf) nidit betel^rt, b. ^. ni^t geftonben
^atte, tebenbtg üerbrannt; W übrigen borl^er erbroffelt (9Jiit=
t^cilungen ber ©efettfi^aft für ©aläburger 2anbe§funbe XII, 413;
XXV, Uff.).
1716 f^ielt äu 9}iü^Iborf im (Satjburgifd^cn ein ^je^enproje^
gegen bie ganje 9Kü^Iborffd^e (Sd^uljugenb! 5)er 3tu§gang be§ ^ro=
SeffeS ift unbefannt (HRünclen, 9letc^§arc^iü yix. 12).
Sm '^ai)xt 1720 ttiurbe ^u SKoS^am an ber fteierifd^en ©renje
ber 24jä^rige Simon SBinbt aU SBä^rtuoIf enthauptet unb bann
öerbrannt. 2Bie ber 9Jic^ter nac^ (Salzburg berichtet, Iö|t fi^
ber SSerurt^eitte beim ©rjbifd^of „für ba§ gnäbigft gemilbertc Ur>
tf)eil [köpfen cor bem SSerbrennen!] in aller Untert{)änigfeit ge=
t)orfamft bebanfen" (9tei(^§ar^it3 [SSJiünt^en] 9Zr. 12; bei üiiejier,
@. 293).
^m ©unbgou, bomat§ unter öfterreicfiifd^er §errf(^aft, njurbcn
gegen (Snbe be§ 16. Sa^rt)unbert§ über 800, im 83i§t^um ©tra^»
bürg in bem furjen 3eiti^flunt öon gmonjig ^al^ren 1515 — 1535
über 5000 (fünftaufenb) §ejen öerbrannt. 9lttein in htm ©tobt»
d^en @o§ba(^, bo§ ju Strasburg gef)örte, würben in einem ^a^xt
(1522) 122 ^ejen öerbrannt Theiler, Notice sur les proc^dures
criminelles dans l'Evechö de Strasbourg, «S. 77, bei @töber,
2)te |)eEenpro3cffe im Slfafe, @. 43).
Sn Xtiann (@Ifa^) begannen bie §egenbränbe im ^af^xt 1572,
„^cn neunten SBintermonat", fagt bie „Steine ST^anner ©l^ronü",
„^at man atC^ier angefangen öicr §cjen ju öerb rennen, unb
!^at bergleid^en Sje!ution gemährt bi§ auf anno 1620. 5tIfo ha^
innert)alb 48 S^^i^en nur allein ^icr bei 152 öerbrennt morbcn
finb, meil fie an SKenf^en unb SSie^, an (Setraib, 3f{eben, grüd^ten
mit SeufeB!ünften, SEetter, Stegen, Sälte, S3Ii^, 2)onner, |)agel
518 ©rtttel 93ud). ^apfttt)um unb ^ejenuntüeien.
unb graufam üiel UebeleS gu tüege gebrad^t :^aben" (bei ©tober,
Q. a. D., ©• 45). 3m Sol^i^e 1572 luurben in ben elfäffifd^en
©tobten |>attftabt, ^errliS^eim, 2(mmer§weil)er unb SoI=
mar, 2:ür!^eim, ©ul^bad^, ©igoBl^eim, SBin^en^eim
42 |)e£en üerbronnt (Album alsacien, 1838, ©. 56 ff.), ^n
©nfiS^eim irurben üom ^a^xt 1551 bi§ 1622 ac^t unb ac^t§ig
^ejen ti erbrannt (Merklen, Histoire de la ville d'Ensisheim, II,
132). Snner^olb 13 Sauren (1629—1642) tuurben §u ©^Iett=
ftabt 91 §ejen „ju Sulfer ^^ulöer) unb ©fcfien (Stfd^e) ber-
brennt" (Dorlan, Notices historiques sur Schlettstadt, II, 195 ff.).
Sn ^f^öern njurben innerl^alb oon fec^§ 2Jionaten ;SuIi 1614 bi§
Sonuar 1615) 15 §eyen öerbrannt; bi§ gum '^a^vz 1650 mürben
bann nod^ 12 §ejen bort öerbrannt (©töber, a. a. D., @. 58 ff.).
Sn tim Keinen gleden SDiemeringen bei S^^^^t^ würben öom
29. Sl^ril 1671 bi§ pm 16. Dftober 1673 stoölf SSeiber unb fünf
SJJänner aU §ejen unb ^^uberer öerbrannt (^irc^enbuc^ ber
^Pfarrei S)iemeringen, bei ©töber, a. a. D., 3'lac^träge, ©. 57;.
9{emigiu§, Dberric^ter in 2ot{)ringen, giebt an, ha^ toä^renb
ber 15 Sa^re feiner X£)ötig!eit ;1578— 1593) über 900 |)efen unb
^ejenmeifter öerbrannt tüurben ;^ottarf, SJJitt^eilungen über ben
^tictnpxo^t^ in ©eutfc^Ianb, »erlin 1886, ©. 15).
Ueber bie ©reuel im $8rei§gau berid^tet guöerläffig, ou§ ben
@tabtard^iöa!ten öon greiburg, ©i^reiber (®ie ^egenprogeffe §u
greiburg, Dffenburg unb S8räunfingen, greiburg 1837):
„Sine Srou 9Inna Schweiger, bie iöefenmac^erin, rturbe om
©am§tag nad^ ajiargaret^a 2lnnD 1546 aU ^eje öerbrannt. Dft
npurbe bie S^ortur oiermal bi§ fed^Smal angetoenbet, unb baburd^
beina^^e immer ein (S)eftänbni| er^re^t. SBiberrief S^manb, fo be--
gann bie Xortur auf'§ S^eue, unb geiftlid^e unb »eltlid^e S3eomte
gaben fitf) aUe 9Jlü^e, jur 3urücEna^me be§ Sßiberrufg §u belegen"
(6. 15. 17).
„^en 1. ^e^cmber 1627 tt)urben gu Dffenburg ^atliarina
^oljmann, ^leo^^o ^t^ln unb 21. 9K. ©pengler'§ et)efrau
njcgen Zauberei gum lebenbig Sßerbrennen oerurt^eilt, aber au^
©nabe pöor ent^au^tet. S)en 20. 2)eäember Würbe Sucia
©atorie, ©tettmeifterg SSittWe, Wax'xa ^af^or, Sl^riftian
rv. D^jfer be§ §ejentDa^n§. 519
^aufer'g Srau unb Simon |)aller, lüeil fie ÖJott öerleugnet,
auc^ ^ejen^oc^Seit geilten, üerbrannt. 2)en 12. Januar 1628
em|)fingen trieber fünf, gum X()eil angef eigene grauen bal glei(^e
Urttieil" (©. 17). 2(nt 14. ^uni 1628 njurben brei, unb am
7. Suli öier §ejen "^ingerid^tet, troüon eine if)r ©eftänbni^ gu--
rüdna^m, e§ oBer nad^ erneuerter golter Beftätigte. Xen 29. ^o--
OemBer hjurben be§ @tettmeifter§ 93auer 2;oc^ter, bann be§ ©tett-
meifter^ 2;^oma|)au§frau, SJZidfiael 2JJaier'§ |)au§frau unb Slnna
f)oufer nac^ gett)of)nter SBeife l^ingerid^tet. ®a§ gleid^e Urt^eil
erging ben 13, ©ejemfier über öier anbere SSeiBer. ®en 22. ^a--
nuar 1629 mürben lieber brei ^xautn unb am 14. gebruar §n)ei
^ejenmeifter Iiingeric^tet. ®en 4. Tlai tüurbe ba§ Xobe§urt^eiI
über brei SBeiber gefprod^en, hjoöon eine, eine |)ebamme, auf bem
SBege §ur 9li(j^tftätte mit glüf)enben ©ifen gejtüidt würbe. 5)en
25. 9Jiai tüurben fünf ^ejen l^ingerid^tet; ben 8. ^uni gftiei
§ejen unb jföei ^ejenmeifter ; ben 4. S^Ii fünf ^egen unb ein
^ejenmeifter. S33egen ber öielen 9Küf)eit)aItung mit biefen „Un=
l^olben" baten bie (^eift(i(^en (!) um eine befonbere „3lcfompen§",
bie il^nen jeboc^ obgef(^Iagen tourbe. 5tm 27. Sluguft njurbe im
„offenen Statine einhellig befd^Ioffen: toeil SKartin SSe^er, be§
SKäber'g @o^n S^^ob, 9Jlartf)a, §ernT ©tettmeifterg ^t)tli^i^
S5ed ^au§frau, Dtilie ^an§ Sang unb 93arbara, ^ol^ann
StJageTg ^au§frau, 65ott unb alle ^eiligen üerlüugnet, ta'^ fie alle
fünf erftlid^ mit bem @d^tt)erte üom ßeben §um ^^obe gerict)tet, unb
nad^ge^enb§ bie Häupter unb Körper gu ^ulüer unb ^Ifdje öer»
bronnt h)erben f ollen; be§ 9Jager§ grau fotte jeboc^ nod^ guüor
ein (Sriff mit ber glü^^enben B^nge auf bie rechte S3ruft gegeben
tperben." 3lm 29. 5tuguft Würbe bie§ Urtl^eil öongogen. 2tm
23. 9?oöember würben SJlargaret^a ^utöer, granj ©opfert,
So|onn ©eorg Söauer unb SJiaria SSalter gerid^tet (®. 17
bi§ 22).
Qu Bräunungen würben am 9. ^uni 1632 SSerena ^ox--
nung unb SJiagbateno ©c^wen! gertd^tet; beibe nad^ wieber«
^olter fc^Werer golterung. %m 26. September 1635 würben öier
^ejen unb ein |)ei*enmeifter gerichtet (©. 33).
520 2)rittel SBut^. ^apftt^um unb ^eEenunJoefcn.
c. 93aicrn. '
Sit bcr bifd^öflid^ freifingifd^en ^txx\d:,a\t SSerbenfcIS h)ütf)ctc
btc SSerfoIgung befonber§ ftarf. S)rei @d^ar frid^ter , ber öon
©c^ongau, ber öonSiberad^ unb ber öon §alt in X^rol, Ratten
l^ier mit ?^DÜern unb ^inric^ten oollauf ju tl^un. ®ie brei
„SOieifter" untersuchten hk SSerbäd^tigen förperlid^ auf ^ejenmale.
2ln fieben „TOalefi^red^tStagen", öom 5. gebruar 1590 bi§ in ben
SfZoDcmber 1591, finb ein unb fünfzig SBeiber al§|)ejen l^ingerid^tet
ttjorben: 33 au§ bem (Serid^t (Sarmifc^, 11 au§ bent (Sericf)t
^artenfird^en unb 7 au§ bent ©erid^t SJlittennjalb. ©in X^ eil
hjurbe lebenbig öerbrannt, bie übrigen ^mvlt erbrojfelt unb
bann 0 erbrannt. 'äU im SD^ai 1590 neun SBeiber au\ einmal
öerbrannt tt)erben fottten, ujurben fie nurbeS^albguoor erbroffelt,
weil ber S^ad^rii^ter erftörte, wegen be§ ®ett)itterrcgen§, ber |)oIj
unb ©tro^ burd^nä^t ^abt, fei ha^ Sebenbigöerbrennen unmöglid).
2)er SSogt tjon S33erbenfel§, ^a^pav ^oi^t, entfc^ulbigte fic^ be§*
l^alb bei ber bifd^öflid^en Sfiegierung, bie Sebenbigöerbrennen
angeorbnet l^atte; er bat „untert^önig, ht^^aib feine Ungnabe auf
i^n §u werfen", ©ieben geleierte ^riefter, f)ob er !§erüor, l^ätten bie
SBcib^^erfonen ju einem Äriftlid^en (5nbe gebrad^t. Sei ben 2Ber»
benfe(§'fc^en 2tuto§bofe war überhaupt bie ©eiftlid^feit ftet§ ^d}!'
reid^ t)ertreten, wol^t um ba§ SBo^Igefaüen i^reS bifd^öflid^en
Sanbeg^errn gu erlangen. @o Waren om 5. gebruar 1590 um
ben (Scheiterhaufen oerfammelt bie ^röbfte öon 9ftaitenbud£) unb
©d^te^borf, bie Pfarrer öon ©armifd^, üKittenWalb unb
©fd^enlol^e (Sammlungen be§ l^iftor. SSerctnS für Dberbaicrn,
Slrc^iö 3lx. 183; ^rec^tl, K^ronif ber (Sraffd^aft 2BerbenfeI§,
©. 60ff.: giiesler a. a. £., @. 175ff.).
Sm Si^tl^um Stugäburg würben öom 1. 2(uguft 1590 bi§
13. 9Kai 1592 ad^t unb fed^jig |)ejen öerbrannt Wegen S5u'^I»
^ ^äj folge l^ier ber au^gejeic^neten Sarfteöung 9iieäler'ä: „®e«
jd)ic^te ber §ejenpro§effe in Satern" (©tuttgart, 1896). SSon i^m
'i^abt ic^ auii bie jal^Irei^en SBelege auä bairifc^en Strd^iöen übernommen.
@ä fommt mir barauf an, bem Sefer einjuprägen, ba^ bie berichteten (SreucI
oltenmäfeig begtaubigte Xl^atfa^en finb, i>a% unb wo bieje Slften
auc^ ^eute noc^ eingufe'^en finb. 3Riij mit „fremben gebern" fd^mücfen ju
iDoUen, tote bie ultramontane „^itit" mir nac^lügt, liegt mir gönsUc^ fern.
I
IV. Dp\ex be^ ^ejeniüa^n^. 521
ftfjoft mit bent STeufel. (2)te Selcge für bteje ^ejenbränbe bei
fRicjIer, a. a. 0., @. 141 ff.) '^m ^a^xt 1590 lüuvben mehrere
Un^olben ju ^ngotftabt, ba§ bamat§ ganj unter bem Sinflufe
ber S^fititcn ftanb, öerbrannt.
1589 tüurben allein in ©c^ongau unb Sfiad^barorten 63 grauen
al§ §ejen t3 erb rannt tuegen SSettermad^en§ unb gefd^led^tli(^en
Umgang^ mit bem Teufel (Dberbaier. Slrd^io XI, 128 ff.). 2)a
bei fold^en ^roäeffen niemals ein toirfüt^er X^atbeftanb öor^anben
toax, fo !am Sltte§ auf ha§ @eftänbni^ an; bie» aber tüurbe er--
langt burc^ bie f^olter. „^n einem ber (Sc^ongauer gätle lautete
ber S3efc^eib be§ 9Jiünc§ener |)ofratf)§ au^brüd tid^ : ba§ SSeib fei
njeiter §u torquiren unb i'^m nid^t 9lu!§c gu laffen, bi§ man ha^
©eftänbni^ ^aht" (9?ieäler, a. a. D., @. 167). i
3Im 2. 3uli 1590 njurben oier §efcn in SJiünd^en öer^
b rannt, aber „au§ befonberer ©nabe" wegen i^re§ l^o^en 2Wter§
öor^er erbroffelt. <Bk l^atten, toie „ba§ (£r!enntnife" befagt,
^inber getöbtet unb barou§ eine n)äfferige, gäl^e ©albe bereitet
(Dbcrboier. 2lrc|io XIII, 68—72). ^m gleichen ^a^re tüurben
äluei ^ejen p ^ngolftabt ocrbrannt; im ^a^re 1591 jtoci ju
SBeitl^eim (^rei§orc^iö DJJünc^en, Crimiu. 323/16; SBeftenrieber,
^Beiträge III, 107). ^n %öi^ luurben 1599 „mehrere ^ejenn^eiber"
0 erbrannt (@. SSefterma^er, K^ronif ber S3urg unb be» 9Jiarftel
%'6l^, @. 101). ©ine §eje 3Jiargaret^e föurbe 1605 in ^mS^tn--
^of en mit fluten ge)3eitfd^t unb berbrannt (©cEimetter-'^frommann I,
1090), Snt Sa^re 1600 luurben ju 9Jiünd^en ad^t 93?änner unb
brei j5ri;auen, „oon bencn einige, n)ie Sftiejter fagt (a. a. D.,
@. 198), gemeine SSerbred^er gettjefen §u fein fd^einen", megen
1 9iur ein 9!JlttgUeb beg ^ofratl^g, mit 3lamtn2aQn§, etflärte fi^ gegen
bie (Seiüaltt^ätigfeit. Sagug machte bei biefer ®elegenl)ett bie bemei-fen^tuert^e
SRitf^eilung, ha'^ fc^on an 3000 §cjen in ©eutfc^Ianb oerbrannt luorben
feien (Dberbaier. 2Irtf)io XI, 356 ff.). 2tuö einem ©utac^ten beö berühmten
Qngolftäbter ^uriften ®eorg ©oerarb über einen ^eyenproje^ öerbient
eine ©teßc ^ier mitget:^eilt ju werben, ^n ber 'üä^e beg ©efängniffe^, in
bem bie „|>eje" fafe, war ein fc^iüarjer ^aijn ge?ef)en irorben. „SBer biel ge=
tücjen," jagt ©Detat, „ift fo tfar, "oa^ t§ nic^t erläutert ju rcerben braucht;
e§ wat ber teufetifcbe Su^te ber SSer^afteten" aüiejter a. a. D., <B. 168).
2)amalä ^errfc^ten auf ber Uniterfität ^ngolftabt bie i^ejuiten (oben
©. 471).
522 2)ritteä 93uc^. 1)Sapfttf)um unb ^ejenuntoejen.
^eferei, nad^ unerhörten ©raufamfeiten, tierbrottnt: fed^§ SSer=
urt^eilte ttiurben je fecf)§inal mit glü^enben Borgen ge§n)tcft;
einer grau würben bie Prüfte abgefc^nitten, ben SIKännem »urbcn
auf bem 9tabe bie ©lieber ^erbrocfien , einer lüurbe ge^fä^It,
unb äule^t tourben Slfle noi^ lebenb öerbronnt (9leic^§ard^io,
^ejenaften ^x. 2). 2;er äftansigjäfirigen 2tgne§ ^lofterntüüerin
n)irb nac^ neunmaliger golter ba§ ®eftänbni| erpreßt: \k tiabc
brei^ig |)erjlein öon ^inbern gegeffen, ber Teufel ^dbt mit i^r
getanst, balb al§ SJienfcl, balb aB Schlange. 9J?it i^rer SUintter
tüirb fie am 27. Dftober 1600 ö erbrannt (9lei(^§arc^io , §ejen--
aften, 9^r. 3). 3n ©onauwört^ würben 1608 unb 1609,
Joä^renb ber fat^olijcöen ©egenref ormation , me:§rere |)ejen l^in*
gerid^tet, weil fie mit bem Sieufel gebut)It unb Unwetter gemacht
^tten (Stiewe, Urf^rung be§ 30 jährigen ^iege§ I, 334 unb Stn--
merfungen ©. 113. 453). ^efutten geleiteten bie Unglüdlic^en
gum ©d^citerliaufen.
SSon 2Ifc^affenburg melben bie Sit)re§beri^te ber ^efuiten
jum So^re 1612 : „ jDie fur(|tbaren (Sd^aaren ber §ejen erfüllen l^ier
5IIIe§ mit ©d^reden: mehrere berfelben f)aben wir burd^ eifrigen
geiftlid^en S3eiftanb gur 3fteue [oor bem ^lobe] bewogen" (Litterae
annuae Societatis Jesu ad. a. 1612, Duaci 1618, p. 348).
Sn ber S)eutfd^orben§ftabt (ällingen würben im ^a^xt 1590
ein unb fiebjig ^ejen öerbrannt; im Sahire 1612 §u Sllwongen
167. Xie unglüdli^en Cpfer würben burd^ 3 ef listen §um 5;obe
„üorbereitet". ^n SBefterftetten bei Sllwangen !amen innerhalb
brei Sofien brei^unbert 9JJenfdf)en auf bem @d^ eiterig auf en um
(Journal öon unb für gi^anfen 1, 194; Kropf, Historia provinciae
Societatis Jesu Germaniae Superioris, Monachii 1746, 1, 65).
Sn ©id^ftätt würben öon 1603 — 1627 ein^unbert gweiunb--
gwanjig §ejen öerbrannt (JRiejIer a. a. D., 8. 222). @in (Sid^-
ftötter Stid^ter um 1628 erwäf)nt, er ^äbz 274 |)ejen rid^ten laffen
(Ärei^arc^iö 9J?ün^en, Cod. mspt. 214, f. 84). ©iUingen, ber
©i^ ber 9lug§burgifcf)en Sefuitenuniöerfität, wirb al§ (Sd^au--
pla^ §al^Ireid^er ^ejen^inrid^tungen genonnt. (Se^te§ SHtenftücE in
bem Fase. I be§ gieic^garc|iö§ , ^ejenwefen.) 9lra 30. ^uli 1629
Würbe Wegen gefc^tec^tlid^en Umgangs mit bem 5!eufel bie alte
^offd^neiberin ^at^arina 3fJidEI auf bem 6d§eiter:^aufen ju
IV. Dpfer be§ ^eienroa^nä. 523
Sngolftabt erbroffelt unb bann 5U Slfd^e öerBrannt (9teid|§'
ard^io, ^ej-enaften 9Jr. 3). (Sie ^atte eine SSorgängerin an ber ou§
gleid^er Urfad^e am 12. ©ejember 1622 l^ingerid^teten §eje 2Inna
©(^al^in. 31t 9^euburg tnurbe am 20. (September 1629 bic
Stnna ^äjerin nad) grnujamer golter enthauptet (Sidiftätter
Urfe^bbud^ öon 1603 ; STnäeiger be§ germ. Wul XXIII, 259).
Unter SBotfgang 2ßilf)elm, bem fat^olifcfi getüorbenen ^falj--
grafen öon ^fal^'-^ieuburg, ber mit §ülfe ber ^efuiten bie
Gegenreformation eifrig Betrieb, blühte auc^ bie |)e£enöerfoIgung.
SBefonber? öiele ^ro^effe gegen ^inber finb {)ier ju öerjeirfinen. 2)ie
Unterfud^ung auf §ejenmale am Seibe ber 5tngef(^ulbigten Joar
burd^ 9ftegierung§manbat befof)Ien. Sn bem Crt 9ieic^ert§f)ofen
iDurben 50 ^ejen 0 erb rannt (SfJeuburger ^ei§ard)iö, ^ejenoften
^x. 34—40 unb 53 b).
3lm 23. ©ejember 1556 tüurbe in Stmberg bie 40 ^a^xt alte
Urfula 3onnerin lebenbig öerbrannt, nacj^bem fie jutior mit
glü()enben Bingen „einen Swid" erhalten I)atte. @ie njor folgenber
SSerbred^en fd^ulbig befunben Sorben: „2(nmac§ung ^öc^ft fd^öb=
tili) er (Setüitter, (ScEiicfung gauberifd^er SBötfe, 9JJad§ung ber SIRäufe,
SSerfrümmung unterfc^ieblii^er ^erfonen, ^uf'^'inbenbringung öieler
^'ül)e, Drf)fen, ^ferbe, nä^tlid^er 2(u§fal)rung auf bie ^ejentänäe,
S:reibung ber ©obomiteret mit bem Sieufel" (^Teigarc^io 3Imberg,
Dberpföt§ifd^e 5tbminiftratiöaften 5Rr. 2682, ad ^^robuft 120). 5lm
9. Januar 1666 toirb in 9J?ün^cn ein TOjägriger ®rei§ lebenbig
öerbrannt, weil er ein Unnjetter gemad^t, 40 Qa^re lang bem
!leufel gebient unb ha§ ^eiligfte (Saframent öerune^rt l^at (Theat.
Europ. X, 447).
3m ^al^re 1722 toirb Georg ^röl§ in Sf^ooSburg njegen
^e^-erei abgeurt^eilt. (5r tüirb auf ^ejenmalc unterfuc^t; in ©peife
unb "Iranf mirb i^m (St. ^o^anm^'- unb @t. Sgnaji^SSSaffer ein=
gegeben. ^röB erÜört fid§ für unfd^ulbig, „aud^ wenn man il)n
in taufenb ©türfe jerreifee". 5)ie gefteigerte graufame Tortur ent-
reißt it)m allmä{)lidf) bod^ ©eftänbniffe. @r wirb am 2. ajJörj auf
bem ©d^ eiterig auf en erbroffelt unb bann öerbrannt (9teid^§ar(^iö,
^ejenfad^en ^Jir. 8).
©in aud) unter ben ^ejenprojeffen abfc^redfenbeS 83ilb bietet
bie „|)eyenepibemie" öon ©aisling im 3ai)re 1690. ^n bem
524 Srttteä Suc^. iJJapfttljum unb ^ejenunrueien.
|)aufe be§ 2)re(^§Ier§ ©rueber fpuft „eine fromme, arme @eele
au§ bem gegfeuer, gupft unb fd^Iägt bie Seute, wirft öon ber Söanf
au§ |)ol5fd^eiter gegen fie" u. f. to. S)a§ Baierifd^e ©eric^t ^ai--
bau leitet gegen ^manjig ^erfonen bie Unterfuifsung n)egen §ejerei
ein. 5tnge!Iagt finb bie gamilien ©rueber unb Sgger, bann
Söoifgang SBeinäierl, beffen grau SOJargaret^e, bie im Werfer
©etbftmorb begel^t, unb %d^ttr: K^riftine; bie |)ebamme Sc^neiber*
bäuerin. 2)ie 3(n!Iage lautet auf ^eufelSbünbni^, Unguc^t mit bem
Xcufel, ;^e£enfaf)rten unb §oftienüerune^rung. 93ei ber jungen
S^riftine '^at ber Scharfrichter bei ber förperli(f)en Unterfud^ung
brei §ejenmate gefunben. ®ie golter mit ben „SSeinfd^rauben"
überfielt S^riftine fo, ta^, je fd^drfer ha§ ©d^rauben, um fo größer
i^re „SSerftocftiieit" hjirb: „^at fein einziges ^äc^erlein oergoffen
unb fo oeränberte 5tugen geI)obt, ba^ bie Stichler claro clarius
(florer aU Uax) annel^men muffen , ba§ fie mit bem ^aw^^rmittel
ber Sc^iüeigfamfeit unb Unem|3finblid)feit befiaftet fei." ®ie meiften
Slngeftagten tt)crben ^ingeri(^tet; 2Bein§ierI unb feine %xan tut'
t)au^)tet, bann üerbrannt; bie (Seeleute §an§ unb ©ertrub
®rueber, S3enebi!t unb (Slifabet^ ©gger erbroffelt unb bann öer=
b rannt; bie ©rueber'fd^en ^inber, ^at^arina unb S3att^afar, erft
tnt^avLpttt, bann üerbrannt. $8on biefen ^inbern tiei^t e§ in
ben 5tften, "öa^ i^r gefc^led)tlid^er SSerfef)r mit bem ^Teufel aud^ im
©cfängni^ noc^ fortbauere. 2)a§ ©rueber'fd^e §au§ mürbe ab^
gebrod^en unb fein ^joljnjerf auf bem ©d^eiter^ufen öerbrannt.
SfJoc^ im ^afire 1770 »erlangt ta§ ttofter SSinbberg, \)a^ ber
lifd^, auf bem bie §ingeridöteten bie ^oftien oerunel^rt ^aben,
aufgefuc^t n)erbe, unb 1803 fud^t hk ^lofterfommiffion nod^
immer naq biefem ^eyentifrf) in SSinbberg (22 Slftenfa§jifel im
^reilard^iü Sanb§f)ut; auc^ im 9teid)§ard^iö ^SJ^ünd^en), |)ejenaften
3'ir. 7;.
2tm 5. Sanuor 1715 erläßt ber §ofrat^ §u 9Jiänc^en eine
SSerorbnung über bie Untnirffammac^ung be§ maleficium taci-
turnitatis: „SBenn man üermut^et, ba^ bergleid^en ©öfemid^t be§
maleficium taciturnitatis funbig finb [b. ^. menn fie tro^ Wolter
fein ®eftänbni| ablegen], fo Pflegen mir fie am ^opf, unter ben
5ld^feln unb an ben ©d^amtf) eilen ju fd^eeren unb i^nen oor ber
5;ortur 8t. So^anni§^@egen, SBei^brunnen, Sgnatiu§=233offer unb
I
IV. D^jfer be§ §ejentt)a!)n2. 525
Terpentinöl, atteä untereinanber bermifd^t, ju trinfen ju geben"
ü. .§Drmat)r'§ ^afc^enbuc^, 92. g., 1831, S. 332).
Kämmerer unb 9iat^ ber ©tabt ^ingolfing fpredien am
7. Sunt 1715 ha^: Urt^eif gegen bie 46iäf)nge Sagelöfinerin
SBal^urga ^inertn unb t^re ^ftei 6öf)ne. jDte Wlntttx l^otte
nod^ ber golterung „geftanben", mithülfe be§ 2:eufel§ junt ^ejen^
fabbat!^ au§gefa{)ren ju fein, mit bem Xeufel ein S3ünbni^ gefciiloffen
unb i^m i^re Äinber gefd^enft ^u §aben. 8ie wirb enthauptet
unb bann ö erbrannt; i^re beiben 9 unb 12iäi)rigen Sö^ne, bie
fid^ öom leufel in ha^ S8uc^ tiatten einf(^reiben lajfen, lüerben
burd)gepeitf(f)t unb muffen ber Einrichtung i()rer 9Kutter beitüo^nen;
bann foüen fie eine ^^it lang in tolerabili custodia gehalten unb
in ber (iriftlid^en £e{)r grünblid) unterrichtet inerben: loffen fic
feine Sefferung Oerfpüren, fo finb fie ju neuem $ro§e^ einjusie^en
(ftteilord^iö SanbS^ut, gaSg. 168, 9?r. 405 c 8, bei 9iieäler, a. a.
£)., <B. 289).
9tm 5. SfJooember 1717 n^erben ju greifing bie 8 unb
9jiö^rigen ©c^ulfinber Sorenj ^Riberberger, 9Kicf)aeI Qt\i
unb Söalt^afar SRiefenpäcf mit bem (Sd^merte {)ingerid^tet
iin'i) bann öerbrannt; bie ©eftänbniffe biefer ^inber lauteten auf:
9Käufemad^en, ^jeEentänje, gefc^led^tlid^en Umgang (!) mit bem
Teufel. 5)ie gleid^alterigen , mitangeflagten ^inber SSeit 5tbcl»
wart unb %van^ SBeingartner fotten ber §inrid£|tung jufel^en,
bann mit SfJut^en geftri^en unb ii)ren (SItern n)ieber jugefütirt
werben (9D?üncE)en, 9leid^§ard§io, ^e^enaften ^x. 8).
1715 finbet in |)aag bei SJJünd^en ein ^roje^ gegen ben
©d^ulmeifter ^a§|(ar gd^waiger unb jwei feiner Schulbuben
ftatt. Schwaiger mirb „mit fonberbar fd^arfem ^u^eben" gefoltert
unb geftef)t: er fiabe im SSeifein ber ^inber jweimal Unwetter er=
regt, SJJäufe, %txM. ^a|en unb §unbe gemad^t, bie fammt bem
Xeufel au§ einem 2oc^ f)erau§!amen, bann wieber oerfd^wanbcn.
©inmol fei er mit ben beiben iöuben in einer mit fetf)§ Wappen
befpannten ^utfdie burdf) bie Suft in bie 2(u nac^ Tlimd^m ge=
fahren, wo fie an unfittlid^en Eejentänjen t^eilnat)men unb nad^
bem %an^ mit ^eyen unb Teufeln Unjurfit trieben. Stilen feinen
©c^uWinbern l^abe er an ber §anb bie |)aut geöffnet, ein 2:^eUd^en
einer geweiften .»poftie ^ineingeftecft, bann bie SSunbe wieber ju^
526 2)rttte§ 58u(^. 5)Sapyttf)um unb ^CEenuntriejen.
j^eilcn laffen {'ätttn be§ ^iftorifc^en SSereinS öon Dberbaiern,
3?r. 6210, Bei 'Sii^Ux a. a. D., @. 290 ff.). ®er SluSgang be§
^ro^effeS ift aus ben erhaltenen 5tften nic^t erfid^ttid^.
2Int 12. Dftober 1716 luirb ber 9Jiefener unb ©c^Io^gärtner
Sodann ©nbigrueber gu Srbing njegen |)ejeret erbroffelt
unb bonn 0 erb rannt. S)er Unglücflid^e, oon ©c^utfinbern be=
gic^tigt, bet^euert feine Unfdiulb. 5)o ergel^t t)ont ^ofrat:^ in
9JJünd^en ber Sefe^I, ©. foHe üom ßanbS^uter ©c^arfric^ter ouf
§ejenmale förperUd) unterfud^t, gefd^oren, mit einem Seibgürtel
gefc^Ioffen, na^ einigen 2;agen gur n)ir!Ii(j^en Xortur geführt, auf
ben 93ocf gefpannt unb mit ©pi^rutl^en, bie in SBei^Waffer einju»
föeic^en finb, gepettfd^t werben. 'äü6) in bie ©peifen foöen i!^m
gemeinte (Sachen gemengt werben. 5Die ^folterung wirb auf ta§
groufamfte öoüsogen, „alfo "öa^ bei jebem (Streif eine nit gemeine
S3Iutrunften ^u öerfpüren; auf bem S3od ift ba§ ^tUt 93Iut ju
fe^en. S)0(^ (£. öertjarrt unter !ontinuirIid)em ©d^reien unb
SSorroenbung feiner Unfd^ulb immobiliter auf bem Seugnen, §at
Weber eine einzige Xtiräne öergoffen , nod^ ^t i^n, wie fonft bei
biefer Xortur üblic^ ift, eine D^nmac^t ober (Sd^Wäd^en über=
fommen. Sei feinem SJialefüanten t)at man nod^ eine fold^e §art--
nädigfeit öerfpüret, ift woi)! p pröfumiren, ba^ er {)eimlid^ mit
bem beneficium taciturnitatis belauftet fein Wirb". S)er 3Jiünd)ener
§ofrat^ befie'^It, ba^ bie Torturen per dies intercalatos iterato
unb abget^eilt üorgenommen werben f ollen. S)a legte (S. ein ©e--
ftänbnt^ ob : an ber ^utfdEie, in ber er mit SSeibern, beren Flamen
er nennt, jum |)ejentanä nacf) ber Stu gefahren fei. Wären @ei§=
börfe gefpannt gewefen; beim ^an^en Ratten Xeufel auf ^adhutt,
jDubelfad unb ©d^olmei aufgefpielt. SBenige ^age barauf wiber^
ruft @. fein ©eftänbni^, er ^abt e§ nur au§ gurd^t öor ber golter
abgelegt. Xag unb 5Jlad^t wirb er bewacht; bie 2Bäd^ter mclben:
im ©efängni^ ^eige fic^ eine folc^e SOienge üon fliegen (wo^I in Solge
ber eiternben SBunben be§ Ungtücflic^en), ^a^ fie juweilen ba§ Sid^t
auSlöfd^en; bi§ ein neue§ Sid^t geholt werbe, treibe ber ©efangene feine
3aubcrei. SDer §ofratI) befiehlt nun, @. fei ernftli^ ju ejaminiren,
bie „^eud^en" fei mit benebi^irten ©adfien au^äuräud^ern unb @.
fotte, wenn er ben ijßiberruf nid^t gurüdnä^me, auf'g neue gefoltert
werben. ®. nimmt ben Söiberruf jurüd, unb nun erge'^t "oa?»
rV. Opfer be§ §eEenroa^nl. 527
Urt^eil, er fei au§ befonberer ©nabe an einer ©äute ju erbroffeln
unb bann §u ©taub unb 2lf(|e ju üerbrennen ;3trd^it)a!ten be§
^iftor. SScrein§ Oon Dberbaiern, 9tr. 6210, bei Slie^Ier, a. a. D.,
@. 292).
JRac^ SSeredinungen, bie allerbingS loegen S8erfd)Ieuberung üielcr
2lften fe^r ungenau finb, bürfte hit Qa^l ber im ganjen §er§og'
t§um öoiern wegen ^ejerei gerid^tlid^ (Siemorbeten 2 — 3000
erreichen, ^n ben ju Saiern get)örigen 93i§t^ümern greifing,
SlugSburg, ©id^ftätt, bcren ®ebiet§umfang öiel geringer war,
aU ber be§ ^erjogtl^umg Söaiern, tuirb bie 3^^^ taum Keiner
fein (Siiesler, a. a. D., <S. 242).
9^ur einige tüenige Xtiatfac^en au§ biefen öon „S^iad^f olgern
ber Slpoftel" be^errfc^ten (Gebieten.
Sn gt:eifing werben im ^al^re 1722 brei unb ättjan^tg ^er=
fönen wegen |)eEerei üer^aftet. @ie gefielen: bei ben ^ejentönjen
fei ber Xeufel erfc^ienen „wie ein red^ter ®ott, mit einer ^rone,
ouf einem 2;^rone fi^cnb, neben ii)m jwei rot^ unb gwei grün
©eHeibete". @If au§ i^nen werben Eingerichtet, barunter brei
Knaben öon 13, 14 unb 16 Satiren (9leic^§arc£)iü, |)ejena!ten
9tr. 9 a— f).
5tm 15. 9loöember 1723 würbe in ©ic^ftätt bie 22jäl)rige
SBalburgo Sflung enthauptet unb bonn tjerbrannt. ^tire SSer<
bred^en waren : ^ejenfa^rt unb S^euf e(§bu'^Ifrf)aft, bie nod^ im Werfer
getrieben würbe. S)a ber ©d^arfridfjter untertaffen ^atte, bei ber §in«
rid^tung Söretter auf ben JRic^tpIa^ gu tegen, fo fanben öor ber
Einrichtung nod^ „fromme unb gekörte Erörterungen" ftatt, ob e§
juläffig fei, eine §eje auf bloßem ©oben §u. richten. (Siner er--
ftärte e§ für fefir bebenflid^ ; ein ?Inberer erinnert aber baran, \ia'^
öor furjer 3eit ciui^ ber ^ejenfnabe 33aItEafar ®or! auf bloßer
(Srbe „ol^ne Sd^wierigfeit" geföpft worben fei. Unb in ber %^at,
anä) SBalburga 9lung würbe „o^ne ©d^wierigfeit" geföpft (5Reu=
burger ^oüeftaneenblatt, 1880, S3b. 44, @. 59— 78).i
1 liefen „frommen unb gelet)rten Erörterungen" lag ber in öielen §ejen*
projeffen l^eröortretenbe unfinnige 3lbergIauBe gu ©runbe, buri^ 93erü^rung
mit ber btofeen (£rbe erlangten bie |)ejen öom Teufel, „bem |)errn ber
©rbe", übermenf^tidie Straft.
528 S)ritte§ 93uc^. ipopyttf)um unb ^ejenunroe^cti.
3m |)0(f)ftift ?tug§burg töerben üon 1650—1694 jtttölf
SEßeiber qB |)efen getöbtet, unb noc^ im '^a^xt 1728 tuerben elf
^erfonen toegen ^ejerei abgeurt^eilt. Stile Stngeflagten tüurben ge=
fc^oren, auf ^ejenmale unterfuc^t unb mit @^i|rut^en graufam
gefd^Iagen. ^te S^efrau S3rigitta 9JiieIerin ttjiberfte^t lange
bet fdjärfften ^Tortur: „aüer angetnanbten menfi^enmoglic^en Se--
mü^ung", tüie bie Elften fagen, bi§ auc^ i^xt ^aft brid^t. Sie
fud^t fi(f) bann im ©efängni^ ju entleiben; lüiberruft il^r ®e»
ftänbni^, tt)Drouf ber bifdiöflic^e $Ric^ter, ^afob 5ofe^{) be Saüii,
üorft^Iägt: „nad^ ben beftiä^rteften ajioraliften wie Satjmann,
5)cIrio, (Suarej (alle brei Sef^iten) fotte man t^r ba§ ^ejen«
mal (stigma diabolicum) au§f(f)neiben".^ ^ad) fünf "^a^xt-n, im
^a^re 1734, merben bie meiften ber SCngeflagten ^ingerid^tet.
^er ^roje^ foftete 4439 (Bulben (g?eic^§arc^iö, ^ejenfac^en 9^r.
14 a — d; ^oa§, bie §eEen|)ro3effe, Tübingen 1865, ®. 102 ff.).
d. ®ie i8i5tf)ümer: ^aberborn, 5Dflünfter, gulba (gürftabtet), S3re§Iau, Clmü^,
Köln, Syrier, 2Jiainj, SBamberg, SBürsburg.
3m Stifte ^aberborn toaren bie Scheiterhaufen unter ber
Üiegierung be§ ^^ürftbifd^of» X^eobor tion gürftenberg feit 1585
aufgerid^tet morben; in oolle X^ätigfeit traten fie bort aber erft
burc^ ha^ SBirfcn be§ 3efuitcn Söper, ber bie 2lu»treibung ber
leufel au§ „S3efeffenen" im ©rofeen betrieb (Solbon-^eppe a. a. D.,
8. 85; oben (5. 494^
^ie (Sd^recEniffe ber |)eEenOerfoIgung im 5ürftbi»tf)um 9J?ünfter
begannen mit ber X^ronbefteigung ber beiben baierif^en ^rinä«
gürftbifc^öfe (grnft ,1585—1611) unb gerbinanb (1612—1650).
Scibe waren Sefuitenjöglinge unb eifrige görberer ber religiöfen
Orben: bie Sefuiten (1588), bie ^apu^iner (1612), bie ^franäiS'-
faner (1613), bie SD^inoriten (1642), bie ^ominifaner 1642,
würben naÄ äJfünfter berufen. Sser ^ejenwa^n unb "öa^ ^ejen--
t3erbrennen, bie big jum lobe be§ gürftbifd^of§ S3ern^arb oon
9iac§felb (1585) im 9Künfter'fc^en Sanbe faft unbefannt waren,
!amen je^t, too jefuitifc^e Unbulbfomfeit unb SSerfoIgungSWut^
' Wan fie^^t, wie ber t^eotogijt^e SBIöbfinn ber ^ejenüerfolgenben
^efuiten praftijc^ mirffam rourbe für bie roeltltc^en Quriften.
IV. D^jfer be§ ^ejentDa^nl. 529
i^rcn @in§ug l^ielten, fef)r in Uebung (öglc§. 9^ie^ue§, 3iii^ ®e=
fd)ic|te be§ §ejenglauben§ unb ber §ejen^)ro5effe im t5ürpi§t|um
ajJünfter, 3Jlünfter 1875).
®a§ ^ejenbrcnnen bauerte im SJiünfter'fc^en U§> tief in'§ 18. ^a^v-
^unbert l^inein.
2tm 31. Dftokr 1724 tDurbe bie |)eje 2lenne!e gürftenerä
äu ^oeSfelb bei SKünfter gefoltert. 3)a§ üom Unterfuc^ung^rid^ter
S)r. ®ograüiu§ aufgefegte ^rotofoll t^eilt mit: „SDie Slngetlagte
tüurbe in bie ?^o(ter!ammer geführt, entblößt, angebunben unb über
bie 2tnfIogepun!te befragt. Sie blieb beim Seugnen. ©§ tourben i^r
bie 2)oumenfd^rauben angelegt, unb weil fie beftänbig gefd^rieen
^at, ift i§r ber Knebel in ben 2Runb geftcdt tnorben. Dbgleic^
bie ©(f)rauben fünfzig 9Winuten angefc^raubt waren, fo l^at fie bo(^
nid^t befannt, fonbern nur gerufen: ^d^ bin unfdE)uIbig! D 3efu§,
ge^e mit mir in mein £eiben unb fte^e mir bei! S)ann würben
i^r bie fpanifd^en Stiefel angelegt; aber fie I)at fie breifeig
SlJtinuten ouSgel^atten, obwol)! fie fd^arf angefd^roben waren, unb
i)at nid^t befannt. S)a nun S)r. ®ograoiu§ beforgte, fie möd^te
burd^ bag maleficium taciturnitatis unem^jfinblid^ gemact)t fein, fo
:^at er bem Sd^arfrid^ter 9)Jatt:§io§ ©c^neiber befoJjten, fie ju
entblößen unb §u unterfud^en, ob nid^t an geheimen ©teilen i^reS
^örper§ fid^ etwa§ SSerbädf)tige§ üorfinbe. ®er ©d^arfrid^ter untere
fud^te 3tlle§ auf'g genauefte, aber fanb nid§t§. darauf Würben i^r
wieber bie fpanifc^en ©tiefet angelegt; aber fie leugnete beftänbig
unb rief: D ^t\u§, ic^ ^dbt e§ nid^t getrau! §err 9ti(^ter, laffet
mid§ nur rid^ten, aber ic^ bin unfd^ulbig! S)onn würbe bie 2tn=
geWogte in bie §D^e gejogen unb mit 9iut^en bil ju breifeig
©treicfien gefc^Iagen. @ie beget)rte, man möge fie boc^ nictit ferner
:peimgen; fie wolle gefte{)en, ha^ fie e§ getfian, wenn e§ nur feine
©ünbe fei. 3tl§ man i^r aber bie 2ln!Iage;)un!te üorlag, leugnete
fie. 2)0 würbe fie rücfwört§ aufgesogen, fo bafe bie 3lrme gerabe
über bem ^opf ftanben unb beibe ©d^ulterfnod^en üerbref)t würben.
©ed^§ 2Kinuten l^ing fie fo unb Würbe wäi^renb biefer 3eit gegeifeelt.
?tbcr fie geftanb nic^t" (9flie^ue§, o. a. D., ©. 40 ff.).
3n Sanbgemeinben, wie in Meinen ©tobten be§ Sürftbi§tf)um§
9Jlünfter fielen bem §ejenwa^nfinn nic^t feiten in einem S^^re
fünf bi0 je^n StReufd^enleben jum Dpfer. Ser ©d^arfri^ter oon
». .ipoenäbro ed), "ISapftt^um. I. 34
530 SDritteg S3uc^. 5)Sapyttf)um unb §ejenunn)ejen.
ßoeifelb reichte am ©nbe be§ Sa'^reS 1631 eine fRed^nung im
SSetrage öon 169 SE^alern für neun §inrt(f)tungen ein, bie er in
ber legten ^älfte biefe§ ^af)xt§^ auf Sefe^I be§ ^o^en 9flat^e§ öon
SoeSfelb an Segen unb ^egenmeiftern üoHäogen :§atte (9^ie:§ue§,
a. a. D., @. V).
®ie fürftbifd^öfüd^ S[flünfter'fd)en Sd^arfrid^ter l^atten bie ©igen--
tfiümlicEifeit, Beim legten ©rabe ber golter ber Slngeüagten bie
2trme unb Sd^ulterfnoc^en au§ htm ©eleu! gu bre'^en 9Zie^ue§,
a. a. £)., ©.43). (ginem 5tnge!Iagten , griebrid^ 3a!obg,
föaren fd^on im üorle^ten @rabe bie ^Trme gerBrodöen föorben; ber
©d^arfridfiter erllärte, er !önne ben legten @rob ber golter nic^t
me§r ann)enben. Stuf bie 2lnfrage be§ Unterfud§ung§ric^ter§, h)a§
gu t^un fei, erläßt „ber bifd^öftid^ 9JJünfter'fd^e D6er» unb 2anb-
figfui" am 9. (September 1725 ben S5efd§eib: „ha'^ Snquifit öon
tjinten auf mit ?5üBen unb 2Irmen aufgewogen, fobann mit 3f{ut§en
genauen, mit Brennenbem (Sc^ttjefel bettiorfen unb bei weiter fic6
ergebenber Dbftination annod^ 5n)ifd^en ben gingern jeber §anb
mit einer Sunte burd^gebrannt werbe" (9^iel^ue§, a. a. 0., @. 44).
S)er gürftabt öon Sulba, S3altt)afar öon S)ernbod^, lie^
on 250 ^erfonen oerbrennen. (Sein „B^^tgi^ttf unb aj^alefi^'
meifter" SSalt^afar 91u^ Raufte in gerabeju fürc^terlid^er SBeife.
©0 mürben im ^a^re 1604 am 22. 3uni neun, am 14. ^uü
neun, am 11. 5luguft neun, am 9. (September elf, am 12. S)e*
gember ad^t; im Satire 1605 om 21. 9JJai breije'Ein, am 27. ^uni
gföölf, am 25. Dftober je^n, am 14. D^oüember elf unb im
^a^re 1606 am 13. SJJärj fieben ^erfonen üerbrannt, oft
mehrere auf einem Sd^eiter^aufen. 3^u| felbft giebt 205 ^erfonen
an, bie er glDifd^en 1603 unb 1605 gerid^tet ifobt. 9Kit einer
Unmenfct)IicE)feit unb ©elbgier fonbergleid^en mürbe öorgegangen.
©ine grau gu 3fieu^of, „beg Steub §ennc§ (S^efrau", hiurbe
au§ bem SBod^enbett meg nacE) gulba gebracht, gefoltert unb üer-
brannt, 3)er 2ob ber 9JJutter :^atte audf) ben %oh be§ neu--
geborenen ^inbe» jur golge. gür jebe 5>erurtt)eilung mie für jebe
i^reifpred^ung Würbe (Selb geforbert. „Sebaftian Drt^ gu gulba
mußte für fein S33eib 31 @ulben, öan§ öerget gu gulba für fein
SSeib 42 ©utben, ^an» 2)öler gu |)ammelburg für feine
©c^miegermutter 80 Bulben galten" (ajial!mu§, Sulbaer 2tne!boten=
IV. Cpfer be§ ^ejenwo^nä. 531
Büchlein 1875, 2. 101—151, bei SolDan-'^eppe, II, 8. 55 ff.).
m^ bent a:obe be§ 2(6tc§ Salt^afar oon SernBac^ (1606; ^örte
bie öe^enüerfolgung ettüal auf. Sein ^J^ac^folger lie^ ben SSüt^e=
riefe 9^u^ entlaubten.
©cferedlic^ tttüt^eten auc| bie öejenüerfolgungen im gürften--
l^um ?ieifie, ha^ jum S8i»t|um 23reÄlau gehörte. 2tul ben
barüber erhaltenen 9(ften tritt beutlicfi '^eroor, mt oort^eil^aft bie
.^ejenbränbe für bie ^ai'c^en ber betreffenben Sanbe^^erren raaren.
Stl§ am 20. Cftober 1639 elf §ejcn §u 9Mffe o erbrannt würben,
betrug, laut Crigtnalrerfinung, ber (Seföinn „Seiner öoc^fürftüc^en
S)urc|Iauc^t be» §errn 33iic|of§" 351 2|aler unb 23 ©rofd^en
(Sal §ejentt)efen im gürftent^um 9^eiffe nad^ Driginalquellen bar--
geftettt öon ö... b. '3t . . . t , Seipjig 1836, S. 14). 2(m
18. Sinuar 1637 ert^eitte ber gürftbifc^of öon ©reSlau (ein
,,3^ac^foIger ber 3Ipofter'!; bem SanbeSfiauptmann .^oac^im grci=
l^errn oon SSe^ ben S3efe{)I, ba^ öon ben „öejengelbem", b. |.
öon bem SSermögen ber unfAuIbig gemorbeten SSeiber, jtüei Steife
an iJ)n, ben gürftbifcf;of, abjufü^ren feien' [a. a. £., 2. 13,. 2Ran
bebenle, "ba^ biefeö ©lutgelb eingetrieben tourbe öon ben „9tad§-
folgern ber Sfpoftel", ha'^ bie SSermanbten ber 55erbrannten el auf-
bringen mußten unb jn^ar mitten im Glenb be^ brctBigjä^rigen
^riegeg!
^m Sa^re 1640 werben 16 öejen ju SUiffe öerbrannt;
bie ©inna^me barau» für ben Sift^of betrug 336 X^aler. 9Som
6nbe be» 16. 3a|i^'^unbert§ bi§ jum 5af)re 1651 würben in ben
gu 9Jeiffe gehörigen ©tobten greimalbau unb S*^dmanttl
160 §ejen öerbrannt. Unter biefen Sc^Iac^topfem maren ^nber
tion 1 — 6 3a|ren, beren SOiütter geftanben Ratten, ber 33ater i^rer
^inber fei ber leufel (a. a. C, 3. 21).
„"^m S^eiffcr gürftentl^um unb in ben baju ge^örenben 3ucE*
mantler unb ^yreiwälber ©ebieten, Wo ber ^roteftanti»mu§
gar feinen Gingang gefunben, unb bie Crtfc^aften al» alte
(Stäbte be» Sif^of» öon S3re§Iau bei ber fat^olifc^en ^ird^e
* Saut eine» am 27. SCuguft 1640 abgefc^Ioffenen SSertrageg ätoiji^en ber
(Etabt Üieijje unb bem §enfer (Seorg §iHebranb erl^ielt biei'er „öon
einet \ebtn ^erjon [b. t). für jebe „luftifisirte" ^iit] 6 2|aler; nad) eoü-
fcrac^ter 3"ftififation einen Sopf 3Sein" ,a. a. D., S. 15,.
34*
532 dritte» 'öud). 5ßapfttt)um unb ^ejenuntDejen.
oerbüeben, toaxtix naä) bem SSortkut bamaüger 58erirf)terftatter,
ber |)ejen unb Unfiolbe ]o öiel, bo^ man fte überall in ben Süften
fc^wirren prte. <So §. 33. erjäl^It Sucä in feinen jc^Iefifc^en 2)en!=
mürbigf eiten : Um biefe 3cit fd^märmten bie |)ejen unb llnf)oIben
in 6d^Iefien, unb fonberlic^ im 9ieijjif(f)en mit gangen Sd^aaren
auf§ fc^rerflid^l'te, n)iett)D^I bie DBrigfeit fd^arfe ©jefutionen gegen
fie uerüBte, alfo ha^ oHein gu 3iitJi«ante( 8 |)en!er beftetit
lüaren, n)e(d)e mit SSerbrennen unb köpfen gro|e 5lrbeit Ratten,
unb wegen ber SOienge biefe§ UngegieferS ftecEten bie 3Jieifter [bie
genfer] 6 bi§ 8 Stücf berfelben in bie geueröfen, befto beffer i^re
Strbeit ju befc^Ieunigen" (5)a§ ^egenmefen im gürftentf)um S^ieiffe, nad)
Driginalquellen borgeftetlt oon § . . . b. $R . . . t., Seipjig 1836,
@. 12. 13).
5(m 18. gebruar 1684 lii^t ber Sanbe§^au:|)tmann öon $8re§Iau,
©raf SJiaj üon §obi^, auf S3efe^I be§ gürftbifc^ofS, granj
SubttJig ^faljgraf bei 3f{^ein unb in S3aiern, bie 3ftofa
SBenjelinn ju f^tetitüalbau föpfen unb bann oerbrennen, Weit
fie „auf ben S^ian gu ber t^eufelifc^en 3ufa"^n^cJ^^unft auf ber
Dfengabel burc^ bie f^euermauer auf bie SSie^weibe gefahren"
(a. a. D., @. 23).
3u 3^icEIa§borf würben im Sa^re 1651 16, §u SitQtn^ai^
22 ^erfonen al§ |)e£en oerbrannt (a. a. D., ®. 24).
2tm 5. Slprii 1680 würben in beut jur 2)iö§efe DImü| ge»
l^örigen Crte SJiügli^ 7 ^egen oerbrannt. Sie i^ejen l^atten
ben Pfarrer unb ©ec^ant ju ©c^önberg, 2tlDQ§ Sautner, ber
Zauberei be§id^tigt. 2)er SSejic^tigung wirb öom DImü|er Sifc^of,
^arbinal Sari üon ßid^tenftein, golge gegeben, unb ber Pfarrer
wirb oerl^aftet. 9?ac^ langem ^roje^ wirb er §um geuertob oer^
urtt)eilt. 2;a ber gatt großes 2tuffet)en erregt ^at, wirb bo§ Urt|ei(
mit ben Stften bem ^apft ^nnosen^XI. oorgelegt. 2)er „(Statt*
I)alter ©^rifti" beftötigt e«, unb Sautner wirb am 18. September
1685 in SKügti^ lebenbig oerbrannt (S)a§ ^eyenwefen im
gürftent^um 9ieiffe unb im ®efen!e 9Jiäf|ren§, natf) Driginalqueüen
bargeftetit oon ;p . . . b. 3fl . . . t., Seip^ig 1836, @. 44 ff.).
9Iu(^ ba» ©rjbiSt^um So In war ber @(^aupla| Wüfter
©reuel. Sinber unb ©reife, ©eiftlid^e unb Saien, ?5rauen unb
SD^iäbc^en fc^Iac^tete man ^in. ©in ^i^Jfarrcr Suren ju 2llfter
IV. Opfer bei ©ejenttjal^ng. 533
fd^rctbt an ben ©rafen öon <Balm: „Wan fängt ju S3onn je|t
ftarf ju brennen an; etltd^e Sicfföpfe [b. ^. lut^erifd^ ©efinnte]
muffen nöd^ folgen. G5 ge^t gelüt^ bic ^albe Stabt brauf, benn
alliier finb fc^on ^rofeffore§, ^onbibatt juris eingelegt unb öer*
b rannt, ^tnber tion brei bi§ öier ^a^ren ^ben il^ren ^u^h
teufel (!). (Stubenten üon neun unb jel)n S^^i^en finb ^ier öer^
brannt" (SSalbbrül^I, 9laturforfci^ung unb |)eEengtaube, bei Solban*
^ep^e, 0. a. D., II, (5. 81).
93efonbere§ Sluffe^en erregte im ^ai^xt 1627 bie Verbrennung
ber Katharina tion |)enot^, STod^ter eine§ faiferlic^en ^oft*
meifter§ gu ^öln. @ie war wegen i^rer Sd^ön^eit unb 2eutfelig=
feit ftattbe!annt. Qtoti ^-]ßfarrer unb §tt)ei ^rofe^fcEiWeftcrn be§
^lofterl oon @t. £Iara geigten fie aU §eje an. SDie Pfarrer
gaben an, burcö fie mit einer ®efc^Iec^t§!ran!^eit „betieft" worben
gu fein, dreimal würbe ^attiarina fd^redlid^ gefoltert. ?tl§ fie
mit ber ünfen |)anb ein ^rotofoH unterfc^rieb, weil bie redete i^r
auf ber golter gerquetfd^t worben war, rebeten bie anwefenben
Sefuiten bem SSoIfe ein, ba^ fie eine §eje fei, weil fie Iinf§=
l^änbig f(^reiben fönne (üglc^. ©olban^^eppe, o. a. D., II, <B. 83 ff .
Qu S3ilftein, ba§ bem ^urfürften üon ^öln unterftanb.
Würben am 2. Switi 1629 ad^t SKenfd^en aU ^ejen unb ^cjem
meifter ticrbrannt, „gteid^wot)I aber — wie e§ in bem Urt^eil
I)eiBt — au§ S^ter El^urfürftlidien ®urd^Ioud^t unfere§ allerfeit§
gnäbigften |)errn befonberer graci üorerft mit bem ©i^wert üom
Seben jum Xob t)ingerid^tet unb aI§bonn öolIenb§ incinerirt".
SIm 11. Suni werben wieberum fed^§, am 23. ^uni öier, om 27.
5tuguft elf unb am 3. September brei ^ejen üerbrannt, fo ba^
gwifd^en bem 2. ^uni unb 3. ©eptember 1629 §wei unb brei^ig
SJJenfd^en in Silftein aU §ejen getöbtet worben finb (^olladf,
SO^itt^cilungen über ben §e£enpro§e^ in 2)eutfd§Ianb, S3er(in 1886,
©. 20.
2tm 10. Wai 1644 werben gu DIpe jwei grauen aU |)efcn
üerbrannt. 5lm 10. Tlai 1728 wirb 5U SBinterberg — an6)
furföInifc^eS 2anb — bie ^t^t Stnna 9J?oria fJtofent^al ent»
\)aüpUt unb bann üerbrannt; ifir einjige§ SSerbrcd^en beftanb
barin, ba^ fie — wie 'iia^ furfürftlid^e Urtfieit fagt — »f)öd§ft
fünb^afte teufelifcCie Umgängni^ mit bem Xeufel gehabt ^abe".
534 Tritteä 93uc^. ^apfttf)um unb |)ejenuntDefen.
^ic Slftcn bie[e§ im SfJamen eine§ „9^ad^foIger§ ber Sl^oftel" ge=^
führten ^rojeffeS entfialten ben ganjen SBuft triberc^riftlic^en Stber»
gfaubenl, tüie iijn bie päljftlid^en ^nquifitoren Sprenger unb ^n*
ftitoriy in i^rem „§ejen^ammer" unb ber ^efuit S)eIrio in feinen
Disquisitiones jui'ammengefd^Ie^pt t)at)en (^otlacf, a. o. D., @. 24ff.).
^m 9lieberr^ein in ben Crtfc^often 2(ngermünb, 3f{atingen,
SSierfen, ©labbad^, ^önigS^ofen raurben um bo§ S^t^r 1504
mehrere ^ejen oerBrannt ;^effel, ©fcfjt. ber Stabt 9^atingen,
^öln 1877, II, 167; 9^orrenberg, ®fc|t. ber Pfarreien be§ Te«
fanot§ @Iabba4 ^öln 1889, 8. 146).
Sm ^urfürftentf)um Xrier war e§ :^auptjä(f)Iic^ ber Sßei^bifdEiof
^eter S3in§felb, ber bie @ci^eiterl§aufen auflobern lie^.
S3in§felb, ber S3erfaffer be§ berüchtigten $8u(f)e§: tractatus de
confessionibus maleficorum et sagarum (ügt. oben S. 464), wav, "mit
ber öejenüerfolger S3if(f)of görner in S3amberg, ^cfuiten»
jc^üler; fed^§ ^a^re lang, öon 1570 — 1576, f)otte er ju 3?om
im Collegium germanicum gelebt. 5tuc^ i^m, mie bem SEei^-
bifd^of görner, fpenbct ber ^efuitenfarbinal Stein^uber ba§
^öd^fte 2ob ©feilt. be§ (Joüegium ©ermanicum, greiburg 1895,
n, 211ff.), ba§ barin gipfelt, SinSfelb fei bem ^efuitenorben ftet§
fe^r jugetfian gettjefen.
Unter biefem Sefuitenjögling njurbcn innerhalb fcd^S S^^i^e«
il587 — 1593) auy etitia ätüanjig DrtfcEiaften in ber Umgebung oon
^rier 380 SJJenfcfien öerbrannt ißRüUtv, Kleiner ^Beitrag gur ®e*
f(^id^te be» ^ejentrefenS im 16. 3a{)r|unbcrt, ^ricr 1830, @. 7).
So furd^tbar ft)üt{)ete bie S3erfoIgung, baß bie Gesta Trevironim
berichten, im ^a^re 1588 ^abt e§ in jmei Crtfc^aften be§ SSiS--
t()um§ 2rier nur me^r gttjei grauen gegeben, alte übrigen feien
aU |)ejen üom geuer l^inföeggerafft morben. S^ie gleid^e ®ef(^i(|t§=
quelle jeid^net ben allgemeinen Bi^ft^nb be§ furtrierifc^en Sanbe»
in erfc^redenb büftern Umriffen: „Kaum einer, ber angesagt tt)urbe,
entging bem Sobe; bie Kinber ber |)ingeri(^teten ttjurben üerbannt,
if)re ©üter befc{)Iagnaf)mt. S§ gab feine Söauern, feine 2Bin§er
me^r. Keine n^üt^enbe $eft, fein iüilber geinb £)at bie 2^rierer
Sanbc fo öertnüftet, n^ie bie unbänbige ^nquifitiön unb öejenöer'
folgung. SSiele Sfiid^ter rühmten fid^ ber 3)lenge öon ^fä^Ien, an
benen menfd^Iid^e Seiber bem geuer überliefert würben" ;o. a. £).,
IV. D^jfei- bei ^e^enwal^nä. 535
III, 53ff.). 3)er Sefuit (SUen^ berichtet feinem Drbensofcern im
Qaiir 1607 ou§ Zrier, ba^ er allein minbeftenS 200 ^ejen jum
Xobe geleitet l^atie (Litterae annuae Societatis Jesu ad. a. 1607,
Duaci 1618, @. 681).
93Zainä war j(i)on im ^o^re 1587 ber (Srfiau^Ia^ eine§ furd^t»
Baren &vmtU. 3h)et Söeifier lüurben aU §ejen eingebogen unb
üerurt^eilt; bie eine würbe lebenb in einen <Sacf eingenäht, bie
anbere in ein ga^ gejföängt; fo würben 9Seibe üerbrannt ^^onffen*
^aftor, ®fc^t. be§ beutfc^en 3SoI!e§, VIII, 635).
3tu(^ ^ier war e§ ein ^efuitenfreunb, ber ^urfürft ^o^ann
©d^wcüort (1604 — 1626), ber ben abergtäubifd^en Blutigen SBa^n
burd^ Wolter unb ©c^eiterl^aufen ju red^ter ©ntfoltung Brachte.
ein golterprotofotl öom 2. DftoBer 1627 Befagt: „SBeil ^k
S^erfiaftete nid^t§ gefte^en wollte, ift fie ouf htm einen ©c^enfel
mit bem ^reB§ Befd^rauBt worben; fie "^at aBer immerbar gerufen,
e§ gefc^e^e i|r Unrecht, unb fid^ erseigt, gleid^fam aU oB fie einigen
@d^merj nic^t em|3finbe, unb oB ber SJJeifter auf ein |)oIä fd^rauBte,
aud^ mit aufgefperrtem 9J?auI in einen «Sd^taf gerat^en, unb al§
man i^r 2Beif)Waffer in ben SJJunb gef deutlet, ^at fie e§ Wieber
auwgefpieen unb boBei aBfdjeuIid^e ©eBerben im ©efid^t üon fid^
gegeBen. ©eretwegen, nad^bem fie Wieber gu fid^ felBft gefommen,
biefelBige ausgesogen, gefd^oren, mit bem goWer^emb angelegt unb
auf bem anbern @d§en!et aud^ BefdfirauBt Worben, woBei fie fid^
mit S^lufen, Sd^reien, ©c^tafen wieber Wie guöor geBerbet, ouc^
"oa^ SSeifiwaffer aBermaI§ auggefpieen. Stuf weldEie Be^^arrlidEie
$oI§ftarrig!eit fie ungefäf)r ein jwei SSaterunfer taug aufgejogen,
unb mit if)r ein großer ©tein an Beibe gro^e 3e^en gemengt
worben" (Steiner, ©fd^t. ber Stabt unb Slbtei (Seligenftabt, 8. 94,
Bei (Solbau'^eppe II, 79).
Unter bem 9^ad)f olger @rf)Weifart'§, bem ^urfürften ©eorg
Sriebrid^ üon ©reiffenÜau, erreid^te bie §ej;enOerfoIgung i^ren
Öö^e^junft. ^m ^weiten '^a^v feiner gtegierung (1627) würben
allein in 2)icBurg fed^Sunbbrei^ig ^eyen ^ingerid^tet; ganje
Samilien fielen in "Otm fleinen Crt bem j^euer unb bem <Sd§wert
5um Opfer. 5tuf S3etreiBen be§ fanatifdCjen ®ed^anten öon @t. ^eter
in SJiainj Würben in Söürgel unb ®ro^h-o|enBurg breil^unbert
3Jienfrf)en wegen ^ejerei gemorbet. S)ie ^apitularpriifenäfammer
536 ®rttte§ 93ui^. 5]8apftt^uTn unb |)ejenutitDcfcn.
ju aJiatnj getüann baburc^ taufenb SKorgen guten Sanbe§ («Steiner,
&\ä)t ber ©tabt Dieburg, ©. 68—100).
;3n SöantBerg tnaren e§ gürftBifcEiof 65eorg II. gud^§ Oon
®orn^eim unb fein SBeipifd^of %xit'oxiä) f^örner, bie bo§
blutige SBerf ber §ejenerntorbung mit befonberm Sifer betrieben,
görner War ^ejuitenfc^üler, erjogen im Collegium germanicum
ju 3Som. 2ier ^efuitenfarbinol ©teintiuber f^enbet i^m in
feiner „®efcf)id^tc be§ S^ottegium ©ermanicum" (greiburg 1895,
I, 252ff.) ^o^e§ Öob: „Sn Sßerein mit feinem SQlitfd^üter im ®er--
manicum, ®r. äJiurmann, bem ÖJeneroIöüar, regelte f^örner mit
tüeifer unb fefter §anb alle religiöfen unb firc^Iid^en SSer^Itniffe
ber 2iiö§efe unb barf in SBaf)r^eit aU ber ^auptbegrünber einer
bcffern Drbnung ber ®inge in berfelben bejeid^net hjerben. ^nnig
fromm, ein au§ge§ei(^neter ^rebiger, !annte er feinen anbern (5^r=
geig, aU bic görberung ber (S^re (S5otte§ unb bic SBicberl^erftetlung
ber alten (^riftüd^en ^uc^t unb f^t^ömmigfeit in feiner ^eimatf).
©ein SSermögen '^interlie^ er §ur ^ätfte fammt feiner 93ibIiot^ef
bem Sefuitcnloßegium, in beffen Slnnalen ha§ inl^alt§reid§e 2ob
t)cr^ei(!^net ift: »Sub infula vitam duxit religiosam. « "
2ßie biefer ©iferer „bie t^örberung ber S^re ©otteg unb bie
SBiebertierftettung ber alten c^riftlid^en 3u<^t ^^^ ?5römmigfeit"
auffaßte, ben^eifen bie Stftcn ber Samberger ©erirfite. SSon 1625
bi§ 1630, alfo in fünf ^al^ren, tt)urben in 95amberg fec^§^unbert
^ejen tierbrannt (Samberg, ^riminalt>erfai)ren bei ^ejenprojeffen
im ehemaligen SBiSf^um ^Bamberg tt)ät)renb ber ^afire 1624—1630.
2Iu0 a!tenmäf;igen Ur!unben. S'iürnberg 1838). Um bie Ungel^euer--
lid^feit biefer Qa^l ^u öerfte'^en, mu^ man ertnögen, \)a^ ba§
t5ürftbi§t^um ^Bamberg :^öd^ften§ 100000 ©inttjol^ner gä^tte.
Sine „mit ^Bewilligung be§ 33ifd^op unb be§ ganzen ST^um-
^apitet§ öon Bamberg" erfd^ienene ©d^rift erjä^It unter SInberm:
„SJ)arauf ber £an|Ier unb S)o!tor §orn, be§ ^an|Ier§ ©o^n,
fein SBeib unb jtüo Xöc^ter, auc^ üiele üornetime Ferren unb S^Jatl^S--
^erfonen, bie mit htm Sifd^off über ber S^afet gefeffen, finb alle
gerichtet unb ju Slfc^e öerbranbt worben. Unb {)aben be=
fennet [nad^ ber golter!], wenn i^re XeuffeBfunft unb S^^übtxti
nic^t an ben ^iag !ommen, woüen fie gemad^t l^aben, tal^ in öier
Sauren fein SBein noc^ ©etre^big im ganzen Sonb gerat:§cn wäre.
IV. O^jfer bei ^ejentüafing. 537
S)er eine Söürgermeiftcr in ber fangen ©äffen unb ber anber Söürger^
meiftcr (Stefan üatotv, bte ^aben befannt, ba^ fie biet fc^recflid^e
SSetter unb gro^e SBunber gemad^t, öiel ijäufer unb @ebäu ein^
geworfen, unb üie( 33öum in gelb unb SBalb au^ ber Srben ge=
riffen, unb ni^t anber§ öermeint, fie foüten ba§ SBetter unb ben
SBinb fo org marf)en, ba^ e§ ben X^urm §u Bamberg übern
^auffen werffen fotlt. 5)ie SSecfer auf bem Tlaxtt £)aben belannt,
toie fie üiel SWenfc^en ^aben gefterbet, bie SBerfc mit i^rer teuffe=
üfd^en (Salbe gefd^mieret, bafe öiele ßeute l^aben muffen öerborren. ^ie
S3ürgermeifterin Sambred^t unb bie bicfe STJe^gerin ^aben bcfannt,
bafe fie ben 3^1^66'^^ 5)ie (Salbe gemad^t {)aben, unb öon einer
jeben §ejen möc^entlidö stüet) Pfennige be!ommen, l^at ein ^ol^r
600 ®ülben gemad^t. (S§ finb ettidfie 3JiägbIein bon fieben, a^t,
neun unb §e^n S^l^en unter biefen 3owberin gehjefen, bereu §tt)eJ}
unb jluanjig finb |ingerid^t unb berbrannt morben, unb fe^nb in
bem ©tifft ©amberg über hk 600 3<iu^erin berbrannt morben,
beren nod^ täglid^ biel eingelegt unb berbronnt tüerben."
Samberg (a. a. O., 33ei(age Sit. S) t^eilt ou§ einem Original
^jrototott mit: „So bepalb atle§ nad^ laut be§ Ijod^ttJürbigen unffer§
gnebigen dürften unnbt öerrng bon S3amberg red^tme^igen refor»
mation gef^e^en, ift enbtlidö gu red^t erf^annbt, ba| nactifolgenbe
od^t ^erfonen, beren ejtra'^irte Sluffag mit 9^ri§ 1, 2, 3, 4, 5, 6,
7, 8 ange'^öret hjorben, wegen mit ber £)e£ere^ berübten Uebel=
tl^aten mit feuer tebenbig jum tobt ^ingerid^t werben foHen.
Actum ^Bamberg ben 12 Oetobris anno 1629."
©inen QinUid in ba§ SSerfa'^ren bei öe^enprogeffen, wie t§> in
ganj Seutfd^Ianb üblid^ mar, giebt ber gegen ben Sürgermeifter
Sodann ^uniu§ bon Bamberg im ^afire 1628 gefüi)rte ^roje^.
@ed§§ Sm^tn ^atttn i^n ber ^ejerei befd^ulbigt; er erWärt
ftcf) für unfd^utbig. ®ie golter wirb angemanbt: SDaumenftodE unb
SSeinfd^rauben ertrögt er o^ne ju „befennen"; man fteigert bie
Reinigung, ha „gefte^t" ber gebrod^ene SKann. Sr Wirb entl^auptet
unb bann berbrannt.
55ic Elften berid^ten barüber: „f^retitag ben 30. Sunt) Ao 1628
tft borgebad^ter 3uniu§ in ber guete mieberumb §ur Sefanbtnu§
»ermahnt morben. SSeiüen er nun nid^t§ benennen motte ift mit
i^mc ^einlic^ projebirt unb bemfetben erftli^ ber 5)aumenftod^
538 Siitteg 93ucf). ^opftt:^um unb ^ejenuniucien.
anget^an tüorben: fagt, er ^aBe niemals @ott feinen ©rlöfer üer*
leugnet. SSainfc^rauöen: n)ill gan| nic^t» gefte^en, fönnc unb
miffe nid^t§. Sft ouSgejogen unb fiefic^tigt worben; befinbet ficf)
in ber rechten jeitf)en ein 3ei(^en [^ejenmal], n)ie ein ßleeblat^,
ift borein breimal geftoo^en, aber fein fc^mer^en empfunben unb !ein
Huet| ^eraufer gangen. Smq: er f^abe niemals @ott tjerleugnet.
„Xen 5. ^nltj ift Suniu§ in ber guete mit ern)eglic|en umb»
ftenbten juer ^onfeffion tiermaljut toorben, ber fengt enblid^ an
unb befennet: 'äU anno 1624 i^ne bie ^ommiffion wegen feiner
ftrittigen (Sad^cn gue Ü^ot^n^eil uff bie 600 ©ulben gefoftet, »e^rc
er im 5(uguft SUionat ^inauS gum ^^riebric^äbronnen in fein 33aumb»
felb gegangen unb aU er fid^ aübo niebergefe^t, tnel^re ein SBeibS»
bilb, tüie ein ©ra^magb ju i|me fommen, njelc^e i§nc gefraget,
marumb er alfo traurig albta fä^e; er i^r geonttüorttet, "öa^ er
nid^t melanfolifcf) Wel^re, fie aber i§me mit aüer^anbt freunblic^c
©efpräd^e urfacE) geben, \)a^ er fie me^r angefonnen, welche fic^
fobalben mit i^m gefi^Ied^tlirf) eingetaffen. Ueber biefeg I)ätte fic^
biefe 2;irn anbterft nit aU n)ie ein ©aiPodt) erjaigt, bie barbeg
gebrüttet unb gefagt, nunmefjro fie^eftu, mit tüel^me bu ju t^un
gef)abt, bu mu§t mein fein, ober foH bir oon ftunb an burc^ mic^
bein ^aU umgebrodjen tt^erben, nad^ biefem ^ette biefer tjertuanbeüc
(Seift il^me an ben ^aU gegriffen" u. f. tu. u. f. tu.
2^er ganje ^oinmer, ben biefer Unglücflic^e erbulbet :^at, ge^t
au§ einem ^Briefe ^erüor, ben er am 24. Quii 1628, alfo nai^ ber
golterung, an feine Xoi^ter SSeronüa richtete, um Stbfc^ieb üon i^r
p nefimen unb bem eigenen ßinbe gegenüber feinen guten Spornen
ju öert^eibigen. Ser S3rief, ber unterfd^Iagen gu fein fd^eint, be*
finbet \xä) bei ben Stften:
„3u oiel ^unbert taufenb guter S^tac^t ^eräliebe bod^ter SSeronifa.
Unfc^ulbig bin ict) in bo§ gefengnu^ !ommen, unfd^ulbig bin id^
gemarttert Sorben, unf(f)ulbig mu^ iä) fterben. Xenn mer in ha§
£)oug fompt, ber mu^ ein 2;rubner ^auUxtx, n)erben ober ft)irb
fo lange gemarttert, bi^ ha^ er etmaS ou| feinem ^opff erbaute
roei^, unb fic^ erft, ha'^ got erbarme, uf etwas bebenfe. 2BiI bir
erje^Ien, mie e§ mir ergangen ift. 2II§ i^ ha^ erfte mal ^in uf
bie tJrag bin geftemt morben, war Xoftor 35raun, Xoftor l^ö^en«
börffcr unb bie §ween frembbe S;o!tor ba. Xa fragt mic^ ®o!tor
IV. Dpfer beg §e£enttJQt)nl. 539
33raun: tüie fompt if)r baljer? ^d^ antlrortt: burd^ bie üaläfjeit,
ungtücf. §ört i{)r, fagt er, i()r feibt ein S^rutner, lüoüt i^r gut»
tüittig gefielen, föo nit, fo trirb man euc^ Qtnq i)er[tetten unb beit
genfer an bie fetjten. ^c^ fagt, id) bin fein S)rutner, ic^ f)ab ein
reines ©etoiffen, toann gleicJ) toufenb S'^uq n)eren, fo beforg ic^
mirf) ni(^t, boc^ föil id^ gern bie 3ew9 ^ören. 9inn tnurbt mir
®r. §aan üorgeftettt, fo fragt ic^, §eir ^i^oftor, \va^ tuifiet i^r
üon mir? ®arnac^ bie f)Dpffen (äl§; fie l^ette mirf) im !§aupt§'
mol^r banden fef)n. ^arnac^ t)at man mic^ ausgesogen, bie l^enbt
uf ben Sauden gebunben unb uf bie |)ö^e in ber fulter gebogen.
®a badE)t i(f), |)immel unb (Srben ging unber, ^aben mid; a(^tma(
ufgejogen unb n3ieber fallen laffen, ha^ iä) ein unfelig fd)mer|en
empfan. 5I(§ mir nun unfer ^ergot getjolfen, ()ab id^ gefagt: 9Ser»
jei^ euc^ got, bo^ i^r ein efjrlic^ 3}?an fo unfd^ulbig angreift,
wetjlc e§ alfo guge^t, fo niirb fein el^rlid^er 9JJan in ^Bamberg
fidler fein, ir fo menig at» i(^ ober ein anber. Sagt ber ^oftor,
er wer nit oom teuffei; idC) fagt: id) aud^ nit, aber eure falfd^en
Beugen, baS fen bie teuffei, eure fdiarfe martter. Unb bie» ift ben
gre^tag, ben 30. ^unt) gefd)e|n, ^ab id) mit got bie SJJarter auS«
ftel^n mü^. ^ah micfi alfo bie ganl3e 3e^t i^^t anjiefin nod^ bie
Iienbt brauchen fönnen, o^ne bie anbern fd^mer|en, bie \d) ganj
unfcEiuIbig leiben mu^. 2(I§ ber genfer mid) toieber I)inrt)eg»
geführt in 'Da§' gefengnu^, fagt er ju mir: §err iä) bit
euc^ unib gotteSwillen, befennt ettüaS, e§ fet) gleid^ tüat
ober nit. Srbenft etnjaS, benn i^r fijnnt bie martter
nit auSfte^n, bie man enc^ antf)ut, unb mann i^r fic
glcid) alle auSfte^t, fo fommt it)r bod) nit IjinauS,
lüann ir gleid^ ein graff roeret, fonbern fangt ein martter
lüieber auf bie anbre an, bi^ i^r fagt, il)r fet)bt ein
2)rutner.
„darauf bann id^ ben ^ater ^rior im ^jrebiger l^lofter begert
!^ab, il)n aber nic^t befomen fijnnen. Unb bann ift bieS mein
5Iu§fag, aber alle erlogen. 5Run folgt, :^er|Iiebe§ Äinb, toaS id^
1)ab aufegefagt, ba^ icE) ber großen martter unb garten tortur bin
entgangen, njetcEie mir unmijgtidi länger au§5uftel)n gemefen iüäre.
Sd^ fe^ uf mein Selbt beQ bem gribrid^Sprunnen gangen, gan|
befummert, bo fei) ein gro^meblein ju mir fommen unb gfagt:
540 Srttte? ^-öu^. $a))[ttf)um unb öejenuntDejen.
^crr n)a§ mac^t ir, wie fel^bt ir fo traurig, ^d^ barauf: iä) tütete
c§ nid^t alfo ^at fic fid^ ne'^er ju mir gemalt, ©obalb foId^eS
gefd^al^, ift jte ju einem geiBborf tüorben unb ju mir gesagt: fte'^e
je|unber fie^ftu, mit roem bu §u t^un ^aft, ^at mir an bie gurgel
gegriffen unb gejagt: bu mu^t mein fet)n ober id^ h)il bic^ umb^
bring, ^o ^ob id^ gfagt: bept bid^ got bafür; alfo ift er üer=
fc^tounben unb batb lieber !omen unb jtüei^ hieiber unb breij
menner bracht, ^df) foße got öerleugnen, fo :^ett id^ t§ getrau,
got unb bo§ ^immlifd^e ^er üertcugnet, barauf l^ette er mid^ ge=
tauft unb waren bie §h)e^ tueiber bie tauf botten, l^etten mir ein
^ufaten eingebunben, were aber ein fd^erben gewefen. Sflnn üer=
meint idj, Wer gar öorüber, ba ftellt man mir erft ben genfer an
bie fet)ten, wo i6) uf ben|e getnefen, ha wu^t id^ nit, wo au^
ober ein, befann mid^, ha^ ber ^an|Ier unb fein fop unb bie
^ot)ffen (St^ !^aupt§mot)r genennet tietten, nennet ic^ fold^e ort aud).
STarnad^ foll id^ fag, Tja^ ict) für leut alba gefep f)ett. ^ä) fag,
id^ ^ettc fie nic^t ge!ennet. ,^u alter ©d^elm, id^ mu| bir ben
genfer übern öaB fd^iden. Sag, ift ber ^an|Ier nic^t ha geweft?'
fo fag ic§: ja. ,2Ber mer?' ^d) l^ette niemanbt fennet. @o fagt
er: nef)me ein ga^ nad^ ber anbern, fa^r erftlid^ ben mar!t l§erou§
unb wieber ^inein. ^a ^ab id^ etlii^e ^erfon muffen nennen;
barnac^ bie lange ga^; id^ wufte niemanb; pb ad)t ^erfon ha--
felbften muffen nennen, barnacE) ben ^inlenwert, aucf) ein ^erfon;
barnac^ uf bie ober prüden bi^ gum ©eorgtpr uf beben festen;
Wu^te auc^ niemanb. Db id^ nid^t§ in ber SBurg wü^t, e§ fet)
wer e» wotte, folle e§ ope fc^eu fag. Unb fo fortan ^aben fie
mi^ uf atte gaffen gefragt, fo ^ah \6) nichts me^ir fag tonnen.
(So ^aben fie mic^ bem genfer geben, foII mic^ auSjie^, bie l^aar
abfc^neib unb uf bie tortur jiep. ,S)er ©d^elm wei§ ein ufm
9}?arft, ge^t täglid} mit ipt umb unb wit ip nid£)t nennen.' (So
t)aben fie ben ^ietme^er genennet, alfo pb id^ ip aud^ nennen
muffen. S)arna(^ follt id§ fag, )xia§> id) für übel geftifft ^ab; id^
fagt nic^t». Ter Söfe ^ett mid^ wo^l angefonnen, allein we^Ie
ic^ e§ nic^t tpn Woün, pt er mic§ gefc^Iagn. ,3iet)et ben Schelm
auf!' So pb id^ gefagt, id^ t)ett meine ^inber umbbring foHn,
fo ^ett i(^ ein pferbt bagegen umbbra^t. ©§ pt nid^t :^elffen
wollen. Sc§ fiette auc^ ein pftien genommen unb bie eingegraben.
rv. Cpfer be§ ^ejenroa^nl. 541
333te biefe§ gerebt fo f)aben fie mid^ aufrieben gelaffen. S^lun, ^erl'-
üe6e§ ^inb, ba f)aft bu all meine Slu^fag unb oerlouf, barouf icf)
fterben mu§ unb fe^nt lautter lüg unb erbidit focfien, fo tt)ar mir
got ^elff. ®enn bie^e§ t)db xd) alle§ au§ fordet ber ferner an--
getrogenen martter über bie fc^on juöor aufigeftanbene SWartter
fagen mü^. @uter ^a^t benn, bein satter So§anne§ fie^t bid^
nimmermehr. 24. ^ult) ao. 1628." STuf bem 9f{anbe fte^t: „gJann
fein ^riefter ^ah." (Seitfd^u^, Beiträge ^ur @efd^ict)te be§
§eyenn)efen§ in granfen, <&. 49 ff.)
2)ie Samberger Stften reben eine fo furc^tbore 6prad^e —
fie ift übrigeng bie Sprache aller |>ejenaften — , ba| felbft ber
ultramontane ©iefenbac^ (S)er |)ejenn)a^n, SKainj 1886,
©. 132; über bie§ gänjlid^ untt)iffenfd^aft(ic^e unb unn^afir^aftige
SöudE) ögld^. <B. 166. 485; fc^reiben mufe: „^er Sinbticf in einen
2;^eil ber ^rojefiaften lief; folgenbe (Sigent^ümlid^feiten (!)
be§ SSamberger SSerfa^ren§ erfennen: bie eingesogenen ^erfonen
mürben in ber Siegel 13 mal ejaminirt unb bie peinlid^e Srage in
folgenben ©tufen üottjogen: juerft gebunben, bann 2(nlegung tion
2Jaumfc§rauben, britten§ S3einfcC)rauben, üierteng ber Qnq auf bie
Sciter, fünftens ©ei^etung mit Ütut^en. £)ftmal§ ermirtten bie
SSerurt^eitten fogenannte ,(5)nabenäettel' b. ^. SSertüanblung ber
geuerftrafe in Einrichtung mit bem ©d^wert. @o erhielten unter
bem 10. Sebruar 1628 (alfo an einem S^age!) fieben ^erfonen ben
©nabensettel."
2Beipifd^of j^örner lie^ ein eigene^ „^efenfiauS" für Bamberg
bauen; e§ ftanb in ber t)eutigen ^xan^ 2ubtt)ig--8tra^e. lieber bem
©ingang mar eine SBilbfäuIe ber ®ered^tig!eit angebrad)t, mit ber
Unterfd^rift: „Sernet, gema{)nt, red)ttt)un unb nid^t mi^ad^ten bie
©Otter." daneben ftanben bie SBorte au§ bem 3. S3u(^e ber
Könige: „S)a§ ^auS wirbt ein ©jempel merben, ha^ olle bie für
über get)en, werben fid) entfe^en unb 58Ia^en unb ^feiffen unb
fogen: SSarumb ^att ber öerr biefem Sanbt, biefem ^au^ alfo
getrau? (So wirbt man antwortten: 2)arumb, bof; fie ben ^errn
ifiren @5ott oerlaffen l^aben unb l^aben angenommen anbere @ötter
unb fie angebettet unb it)nen gebient, barumb 'i)at ber §err aü.
bieg Uebel über fie gebrad^t" (ßeitfd^u!^, S5eitröge gur ©efd^id^te
beg §eEentüefen§ in granfen, S3amberg 1883, ®. 44). S)ie <2d^rift-
^42 ©rttteä 93uc^. ^apfttfium unb §ejenuniüefen.
loortc rid^ten fid^ unmittelBar gegen ben ^roteftanti§mu§, ben ber
Sefuiten^djüler görner letbenfc^aftlirf) »erfolgte.
SQSeWje SSorgänge jid^ in biejem „§e£ent)au§" abfpielten, get)t
au§ einem Stftenftürf au§ bent ^a^i^e 1631 l^erüor, ha^ Seitfd^u!^
(a. a. D., @. 55 ff.) ntittl^eilt: „Designatio föeld^e ^erfonen im ab--
f(i)euü(f)en ^e^en'^anS gu Bamberg ftejicfitigter Veneficii (3aufterei)
{)alben, au^er etlic^ ^unberbt ^ingerid^ten , noc| jämmerlid^ ent=
galten unbt unfd^ulbig eHenbttic^ gequellt werben." @§ Werben
bann brei unb brei^ig ^erfonen genannt, bie noc^ im „§ejen=
l)au§" — einige fd^on über öier ^atire — fi|en. ®ann l^ci^t e§
weiter: „9^ad^foIgenbte ^erfonen feinbt burtf) unerl^örte @pei§ aU
fiering mit lauter ©al| unb Pfeffer gum ^re^ gefotten, fo fie o'Eine
ainic^en ^run!^ effen müeffen, ^tem mit einem SBannen S3aabt
bon fieb^ei^en Söaffer mit ^ald^, ©aü^, Pfeffer unbt anberer
fc^ar|)fen 9JJat^erie gugeridEit neben anberen neuerfunbenen ^Torturen
au^ §unger§ S^otli of)ne ainic^en c^riftlic^en Xroft, UrtI ober Sftat^
ellenbtiid) umb iiir Seben fommen. [(&§> folgen bie 9Jamen üon
breige^n grauen.] S33a§ bann fold^en noc^ ligenben SSerl^afften an
i^ren ^aah unb ^üettern !onfi§§irt Sorben fid^ in ©umma befinbten
Würben über bie 500,000 ©ulben."
S)ie ©(^ilberung wirb tierüoUftänbigt burdE) bie Sfironi! einer
^fJonne gum f)i. @rabe, 9(nna SDlarie S«niu§, Xoc^ter be§ fd§on
oben erwät)nten $8ürgermeifterä üon ^Bamberg, ^o^anne^ Suniu§:
„^n biefem 3at)r !§at man auf ein neue§ angefangen 2;ruben
[|)e5enj ju brennen. ®enn fie l^aben befennt, ha'^ fie ta§ öorige
Sa'^r alle§ erfrört ^ben, beSwegen unfer gürft=58ifc^of gar er=
gürnt gewefen, ^t allt)ie auc§ einfangen laffen, benn er f)at gar
fürnel^mc ßcut aü'^ier nad^ ^eit führen laffen, aüba finb fie üer=
brennt worben. Unterbeffen !^at er all^ie ein ^an^ bauen laffen,
ha^ man ha^^ Xrubent)au§ ^ei^t. Stl§ nun foId^e§ ausgebaut ge--
Wefen, ^at man allf)ier am 'Xage ber unfc^ulbigen Sinblein [gefttag
ber tot^olifc^en £ird^e] bie ^anglerin, i^re Xorf)ter, auc§ jwei
Sürgermeifterweiber gum erften in'§ Xruben!^au§ geführt, nac^ biefen
finb faft bie aßerftattlic^ften unb fürnel^mften öeut attt)ie im 2;ruben=
I)au§ gefül^rt worben, enblid^ jum fd^warjen ^reu^ geführt, allba
finb etlid^ f)unbert gerichtet unb öerbrennt worben. Db nun allen
rec^t gefd^etien, ift allein ®ott bewußt. ®iefe§ brennen Ijat ge=
lY. Dpfer be§ §ejen»T)a^iti. 543
Währet 6i§ in» ^a^r 1631, aU ber geinb [bie (Sc^lDcbcnl l§at
nad^ Bamberg fommen trollen, ha finb noc^ 10 ^erfonen im
STruben^au» gelegen, beren jum ^[}eil länger a(§ ein ^o^r unb
2ag borinnen gelegen feinb. 2)iefe ^at man alte luieber ^erau§=
gelaffen, aber fte l^aben einen ®ib fd^hJören muffen, ha^ fie nic^t
fagen fotten, h)ie mon mit i^nen umgegangen ift" (Seitfd^u^, a. a. D.,
©. 61).
S33o:^t nirgenbnjo in Seutfdilanb ijat ber |)eEeng(auben fo oiele
Dpfcr geforbert, aU im f^ürftbiStfium SBür^burg unb jmar, wie
in ^oberborn, 9}Jünfter, ßötn, 2rier, SD^ainj, SSamberg, jur 3eit,
aU bie Sefuiten hti ben gürftbifc^öfen öon Söürjburg oHmäd^tig
toaren.
^ä) laffe junöd^ft ein fc^auerlic|e§ „S^ergei^niB" üon §ejen-
bränbcn folgen:
„SSerjei^nife ber §ejenleut, fo ju SBürjburg anno 1627, 1628
unb Stnfang 1629 mit bem ©diföert gerichtet nnb ^ernat^^er öer^
brannt ttjorben:
Sm erften Sranbt oier ^erfonen:
®ie Sieblerin,
Sie atte 2tn!er§ SSittwe,
Sie ©ubtbrobtin,
Sie bide ^öcferin.
^m anbern Sranbt üier ^erfonen:
Sie alte Seutlerin,
3rt)eQ frembe SBeiber,
Sie olte Sc^encfin.
Sm britten SSranbt fünf ^erfonen:
Scr Sunger§(eber, ein (Spielmann,
Sie ^ulerin,
Sie Stierin, eine ^rofuratorin,
Sie Sürftenbinberin,
Sie ©olbfc^miebtin.
544 ®ritte» 93uc^. ^apftt^um unb ^ejenunttjejcn.
Sm oierbten ^ranbt fünf ^erfonen:
2)ie Siegmunb ©laferin, eine S3urgemeifterin,
Xie Sricfmannin,
S)ie ©c^idelte 2lmfrau (|)e6amme),
2)ie alte SfJumie,
Sin frember 3Jiann.
Sm fünften $8ranbt ac^t ^erfonen:
Xer £u^, ein üorne^nter Gramer,
S)er 9iutf(^er, ein Gramer,
5)e§ §errn S)ont''^ro^ft SSögtin,
2)ie alte |)of=©eiIerin,
®e§ ®teini)0(^§ SSögtin,
Xie $8aunact)in, eine§ Statp^errn grou,
S)ie ^nicfel^Sokl,
(Sin alt Sßeib.
Sm fec^Sten S3ranbt fec^g ^erfonen:
®er SRat^-'SSogt, Gering genannt,
SDie alte ^anjlerin,
2)ie birfe ©c^neiberin,
2)e§ §errn SD'JengerbörferS ^öd^in,
@in frember 3JJann,
©in fremb SBeib.
^m fiebenben Sranbt fieben ^erfonen:
©in fremb SJJägblein oon gwölf '^a^xtn,
©in frember ü)Jonn,
©in fremb SQ3eib,
©in frember 8d§ult^ei^,
S)ret) frembe SBeiber.
Snt achten 33ronbt fieben ^erfonen:
®er S3aunad^, ein 3fiot^§^err,
3)e§ ^errn ^om'-^robfi SSogt,
©in frember 9Jiann,
Xer ©(^leigner,
IV. Cpfer bi§ §ejenftja^nl. 545
3)ie SSifirerin,
3ft)ei frembe SSeiber.
Snt neunbten 35ranbt fünf ^crfoncn:
3)er SBagner SSunbt,
ein frember 9Jfann,
S)er Senden Xoc^ter,
Xie Sen|in felbft,
S)ie ®t)eringin.
Snt äe()nten Söranbt bret) ^erfonen:
S)er ©teiitacfier, ein gar reicher 2Uann,
@in fremb 2Beib,
Sin frember Tlann.
3m eilften Sranbt oier ^^perfonen:
®cr ©c^merbt, SSifariu§ am Som,
®ie SSögtin oon 9tengacfer,
®ie Stiec^erin,
®er ®ilber^an», ein 3pielmann.
Sm jföölften S3ranbt sme^ ^ßerfonen:
3tüeQ frembe SBeiber.
Sm bretiae^enben S3ranbt oier ^erfonen:
S)er alte |)of^(Sci§miebt,
ein alt 2Beib,
ein ffein SDcägblein üon neun ober je^n Sauren,
ein geringeres, i^r 8c|tDefter(etn.
Sm oierge^enben Sranbt §tüe^ ^erfonen:
^er erftgemelbeten gmet) 2>?ägbrein 9}Jutter,
S)er Siebterin Xoc^ter oon 24 ^a^ren.
Sm fünfjetjenben 53ranbt ätoe^ ^ßerfonen:
ein ^nab oon 12 Sauren, in ber erften Schule,
eine aJZe^gerin.
V. ^oenSbroed), 'i'aDftffiiin. I. 35
546 ®"ttel 58uc^. «ßapftt^um unb ^ejenunraejen.
gm fec^§se^enbett Söranbt fec^S ^erfonen:
ein ©betfnai) öon 9ia|enftein,
ein ^nab tion 5e{)n Sa^i-*en.
®e§ obgebad^ten ^Ratp-'^ogt ätüo Xöc^ter unb feine
5)ie ©eiterin. [3RaS^,
Sm fiebenje^enben S3ranbt üier ^erfonen.
S)er SSirtl^ junt 33aumgarbten,
Gin ^nob tion eilf Sahiren,
Sine Upot^tUxin jum §irfd^ unb i^rc Xod^ter,
eine ^arfnerin ^at fic^ felbft er:§en!et.
3m ac^tjel^enben Sranbt fec|§ ^erjonen.
S)er SSatjc^, ein fRot^gerber,
ein ^ab oon jtriölf Sauren,
gfjoi) ein fnab tion jföötf Sß^^^cn,
S;e§ S. junge ^od^ter,
ein SRägblein öon fünf^e^n ^a^ttn,
ein fremb SSeib.
Sm neun§e{)enben 93ranbt fed^§ ^erfonen:
ein ebellnab tion 9loten'^an,
S)ie @e!retärin (Scfiell^ann,
9Zoc^ ein SBeib,
ein ^ab tion je^n Sß'^^en,
9^oc^ ein ^nab tion jtDöIf S^^i^en,
®ie S3rüglerin.
Sm gttiansigften S3ranbt fec^§ ^erfonen:
®a§ ©öbel^SSabelin, bie f^önfte Jungfrau in SBirpurg,
ein ©tubent in ber fünften 8cf)ule,
3wet) Knaben tion sttiölf Sa'^ren,
®er ©tepperS 93abel Xoc^ter,
Slie §üterin auf ber Srüdfen.
Sm einunbjtoansigften Söranbt fed^§ ^erfonen:
Xer ©pitalmeifter im 2;ietri(^er ©pital,
IV. Opfer bei §ejenroa^nl. 547
2)cr Stoffel |)oläntonn,
@tn ^nab üon 14 ^a^ren,
S)e§ ©toI^eiiBergerS 9tatp^errn @ö^nlein,
ßtüeen 2(Iumnt.
3m ätoeiunbätuanätgften Söranbt fed^§ ^erfonen:
jDer Stürmer, ein reicher Söüttner,
©in frember ^na6,
Se§ @toI|enberger§ 9?atp^errn große Xoc^ter,
S)ie StoIlenBergerin felbft,
jDie SBäfdierin im neuen 83au,
Sin fiemb Sßeib.
Sm breiunbjiuan^igften Sranbt neun ^erfonen:
®e§ 2)at3ib Broten Änab öon 12 S^^ren,
®e§ dürften ^od^ §it)et) Sö^nlein,
S)er 3DteIc^ior §ammelmann,
S)er 91tfobemu§ §irfc^,
S)er S^rifto|3^ S3erger,
6in 5tlumnu§,
S)er 35ogt im S3rennerbad6cr §of,
©in SllumnuS.
Sm öierunbjttjanjigften SBranbt fieben ^erfonen:
3ttieen Knaben im (Spital,
©in reid^er ^Bürger,
®er Soren^ Stüber,
®er S5e^,
®er Sorenj 5Rot^,
®er 9loBtein§ Waxtin.
3m fünfunbjnianäigften Sranbt fecf)§ ^erfonen:
®er f^riebrid^ Saffer,
S)cr (Stab,
S)er Sambred^t,
2>e§ ®at(u§ Raufen SSeib,
35
548 drittel 95ucf). ^a^jftt^um unb §ejenuntt)ejen.
(gilt frember ^na6,
S)te @rf)elntere^ Römerin.
Sm fcd^Sunbjtüansigjtcn Söranbt jieBen ^erfonen:
S)cr S)aötb |)aa§,
®er SBe^benBuf^,
S;ie SBirt^iu 5um S3aumgarten,
ein Ott aSeib,
®e§ SSalfenbergerS 'löd^terlem,
®e§ 5Ratl)§''33o9t flein ©ö^nlein,
®er |)err SSagner.
^m fiebenunbjtraiiätgften 35ranbt fieben ^erfoncn:
ein ÜJielger,
®er ^üter auf ber ^Brüden,
©in frember ^ab,
©in fremb SBeib,
^er öflfnerin So^n,
S)er aJJidiel SBagner,
5)er ^norr.
Sm ad^tunbälüanjigften SBranbt nac^ Sic^tmeB anno 1629:
®te ^ner^ing,
®er <Sc^üöen=S3aBeI,
Sin blinb SDJägbtein,
SDer Sd^töar^,
Xer etiling,
^er 33ernl)arb EOiar!.
Snt neununbätoanjigften Söranbt neun ^Jerfonen:
®er SSierter Secf,
2)er klingen Sßirt^,
^er SSogt ju 9J?ergeI§^eim,
Sßie SBedin Bei bem D^fent^or,
(Sine ©belfrau,
(5in geiftitcfier ^oftor,
IV. Opfer be§ ^cjenwal^nl. 549
Sin G^or^err,
dm guter öom 9tbe(,
©in S^or^§err.
©eitler finb nod^ siuei $8ränbte getf)an tüorben.
Saturn, bcn 16. gebr. 1629" (Hauber, Biblioth. mag., Semgo
1743, m, 808).
S03a§ üer!ünbet biefe§ trocfene SZomenloerjeicfinife uic|t üon
3Jlenf(^eniammer, 9)ienid^ent^ränen, öon (Seelen^ unb ßeibelqualen
o^ne ©leid^en, tton 2Biberd)riftent^um unb Unreligion!
Sn bem bei SSür^burg gelegenen ©erolä^ofen ttjurben im
^al^rc 1616 neun unb neunjig unb int ^ai^ve 1617 ad^t unb
ad^tjig äRänner unb grouen aU ^ejen unb Qanbtvtv t) er bräunt.
®er gürftbifc^of tion 2Bür§burg — ein „SZac^f olger ber ^poftet" —
oerorbnete: „^infüro joKen bie Beamten aUe SSodjen auf S)ien§tag,
au|er tüenn ^o^e gefte einfallen, einen S3ranb ti)un; iebe^mal
25 ober 20 junt atterujenigften unb ipeniger nicf)t aU 15 auf ein=
mal einfe|en unb tterbrennen. Unb ©old^eS ujotlen ^^ro gürft*
ticken ©naben buri^ ba» ganje S8i§t|um continuiren unb fort»
treiben" (Säger, @efd§irf)te be§ §ei-enbrennen§ in granfen: 5tr^iö
be§ f)iftor. SSereing für ben Untermainheig, Sb. 2, |)ft. 3, 1—72,
SSürjburg 1834, @. 5, 6).
©in iörief au§ bem ^a^re 1629 giebt ein 93itb üom bamatigen
3uftanb im S3i§t^um SBürjburg: „Ex literis D. Cancellarii Wirtz-
burgensis ad amiciim Westplialae M. Augusto 1629: „®o§ ^egen^
ttjefen betreffen!, fo S^re ©naben (ber S3ifd^of) öor biefem SSermeint
äum enbt gebracht ^aben, fteljet e» luiber ouf ein nett}e§ atfo, ba^
eä nit mog auggefproctien ttjerben, aä) be§ elenbtg unb ^amerg, e§
fein no(^ 400 in ber Statt, SSorneme unbt geringe fo ftor!^ benun--
§irt, ba^ man fie ade ftunbt angriffen mag, e» i[t getoi^, ba§ au§
meines ©näbig t^ürftenS Ieutf)en attt)ie au§ allen Stem^tern unbt
facaltabius f)iugerid)t lüerben muffen, ut unico verbo dicam, e§
ge^et ber britte ^^eil ber (Statt getoi^ barauf. SSor orfjt Xagen
ift ein Jungfrau öon 19 ^afiren Ijingerictit n)orben, üon Ujelc^er
meniglid^ fagt, ba^ fie bie fi^önfte in ber gan^ Statt gettjcfen ift,
öon jebermann aU fet)r befc^eiben unb feufd^ gel^atten morben.
Scf) ^ab ^inber oon 7 ^a^ren feigen I)inrict)ten , mad^ern Stu*
550 Sritteä 93uc^. 5ßapyttl)um unb ^ejenunwefeit.
benten öon 10, 12, 14 unb 15 ^at)ren, tcf) mag bon biefem
©lenbt ntt tne'^r fd^reiben. ®a§ ift getüi^ unb tvaljx, bo^ au einem
Drt, fo ber i^van rengtierg genanbt, bei* lebenbige teufet mit 8000
feiner gefeiten ein ^ouöent geilten unb fidjtbarlic^er SBei^ me^
getefen" (3JJünc^euer ^of-- unb ©taat^bibliot^ef, Cod. germ. 1254
fol. 144).
Unter ber ^Regierung be§ gürftt)ifc^of§ ^:^ili^p 2tb olf öon
ß'^reuberg (1623 — 1631) fiub neunt)unbert ^erfonen in adöt
^atjren üerBrannt rtjorben!
®iefe unget)euere Qa{]i ift fidler Bezeugt; ber fet)r berebte SEitet
einer ju ^Bamberg erfdjieneneu ©dirift lautet: „^ur^er unb tval^X'
I}affttger 93eri(^t unb erfcEiredlic^e B^iti^ns öon fec^S^unbert
|)ejen, 3<iiiberern unb Xeufel§^$8anneru , lüel(|e ber S3ifc^of öon
35amberg I)at üerbrennen (äffen, nja§ fie in gütürfier unb |iein=
lidEier t^rage be!annt. 5tu(f) ^at ber 58ifd)of im Stift Söürgburg
über bie neun^unbert ücrbrennen laffen. Unb I)aben etliche
^^unbert SJienfd^en burcf) il)re XeufelS-^unft um ba§ Seben gebradit,
aud^ bie lieben Srü(f)te auf bem gelbe burcEi Steiffen unb groft
ttcrberbt, barunter nid^t atleine gemeine ^erfonen, fonbern etüi^e
ber t)ornei)men Ferren, ®oftor unb ®ottorä=2öeiber, auc^ etlid)e
9iatf)§perfonen, atte f)ingerid^t unb üerbrannt njorben; ireldie fd^re6
lid^e Xt)ateu befannt, ba§ nt(^t atteä ju befd^reibcn ift, bie fie mit
ifjrer ^ouberet) getrieben Ijaben, juerbet if)r §ierinuen allen S8eri(^t
finben. Tlit SSeföiUiguug be§ 33if(f)of§ unb gonjen XI}um=
ßa|)itel§ in ®rud gegeben, ©ebrucft ^u SSamberg bei 5tuguftin
(^j^indiium, im Sal)re 1659" iStbgebrudt bei Hauber, Biblioth.
mag. III, @. 441 ff.).
2(ud^ bie eigenen S3Iut§öernjanbten fd^onte gürftbifd^of (Siiren*
berg, ber „9iad^foIger ber ^tpoftel", nid^t. ©einen SSetter, ben
Seiten be§ ©efdjlei^ts öon (S^renberg, einen Knaben üon breijetiu
^a^ren, üe^ er ttjegen Zauberei unb 'Seufet§bu{)If(^aft entt)au^ten
(oben @. 483 ff.),
e. ®er le^te §ejenbranb in ®eutjd^Ianb.
SfJur 126 Sat)re trennen unfere 3eit öon bem legten SKeufdieu'-
o|)fer, ba§ föiberd^riftlid^er ?tberiüi^ unb fanotifdtie SSerfoIgungStrutt)
auf beutfdiem $8oben gefcf)Iad^tet f)aben.
V. grtebric^ üon Spec. 551
2tnt 11. 3(|3ril 1775 würbe im geiftUclen Stift ^em^jten bie
^eje 2lnna SJiarie Sc^tüägelin hingerietet.
®a§ S3Iuturt[)eU trägt bie Unterfc^rift: „^onoriul, gürftbifct)of.
Fiat jnstitia." S)ie Ungtüdüdje ^otte — tüa§ fidler i^re 2:obe§=
tüürbigfeit öerme^rte — eine gemif(f)te d^t gefd^Ioffen unb tüar
bann felbft jum ^roteftanti»mu§ übergetreten, ^n brei S5er=
pren werben ifir 287 gragen öorgelegt, bie fid^ meiftcnS auf i^r
S3ünbni^ unb auf i^ren gefc^Iecfitlic^en S3er!e^r mit bem Teufel be=
gießen. „Facta publicatione — fjeifet e» in ben Driginalaften —
^at bie ^nquifitin fe^r ^eftig geweint, inswifc^en aber fein SSort
gefagt" {^aa§>, 2)ie ^ejenprojeffe, @. lO&ff.; 'Süt^kx, a. a. £).,
@. 282).
V. grtebrtd; i?on (S^^ee.^
(58glcf). oben: ®ie ©tetlung be§ ^efuitenotbenS gunt §ejeniua^n, @. 470.)
5J)er 3tbfd)nitt über bie .'pei-enüerfolgung würbe ber SSoüftänbig:^
feit entbet)ren o{)ne bo§ ^^^^gni^ eine§ 50^anne§, ber wie fein an--
berer ju einem Urt^eil in biefer ©od^e berufen ift.
®er Sefuit f5riebric| üon @pee (1591 — 1635) war lange
3eit f)inburcf) aU S3eid^töater ber unglüdüd^en Opfer bei ^eyen^
wat)n§ tl)ätig. Seine (5rfaf)rungen in unb au^er bem S3eid^tftut)t
m er in bem ©üd^tein Cautio criminalis üeröffentüd^t.
tiefer Sd^rift, bie ba§ größte Stuffe'^en erregte, ge=
bül^rt ein (5f)renpla^ in ber üatertänbifd^en Siteratur.
(Sic l^at baju beigetragen, ber Sd^mad^ S:)eutfd^Ianb§, bem 2)kffen=
1 ®ut)r (Sie ©tettung ber ^efuiten in ben beutid)en |)ei-en^jro5effen,
Söln 1900, @. 60) giebt anä ungebrudten Drbengfatalogeu fotgenbe Sebenlbaten
©pee'ä: <Sx würbe geboren am 25. gebruar 1591 gu ^aifer^wertb unb trat
in haä 9?Dütäiat ber @efeüid)oft ^efu am 22. Sept. 1610 juXrier; 1613 big
1615 [tubiert er ^bi^ofob^ie juSSürsburg; 1616 ift er Se^rer ber ©rommatif
in ©pe^er; 1617—1618 Sef)rer ber §umonität in äBormä; 1619 Sebrer ber
9ibetori! in aKaing; 1620—1623 ftubiect er Sbeotogie in gjJoins; 1621 bil
1626 ift er ^:profeffor ber ^:ßbilDfot)bie in ^aberborn; 1627 ma^t er fein
britteg Jiobiäiatgjabr (Sertiat) in ©peijer; 1618—1629 ift er in SSefel, Köln
unb ^$eine feelforgerijcb tf)ätig ; 1630—1635 ift er ^rofeffor ber 2)loraItbeoIogie
unb 33eicbtüater in i|3aberbom, Ä^ötn, Srier; er ftirbt dm 7. 2lug. 1635,
552 ®ritte§ 33u(±). ^av[tt:^um um |)ejenuntt)efen.
ntorbe Unfcfiulbtger, oIImö£|Iig ©Inhalt ju tf)un. Sptt'§ Xf^at, bcnn
ba§ war fein S3u(^, ift um fo aner!ennen§lDert^er, aU fie jum Ur--
lieber f)at ein Sl^Jitgüeb be§jenigen Drben§, ber burd^ SSort unb
©d^rift, burrf) feinen geifttic^en wie tüettlid^en ©influ^ jur S3e=
förberung be§ ^ejenföa^nS unb feiner blutigen f^olgen unenbti^
oiel beigetrogen ^at (oben ©. 441 ff. 470 ff.).
5Iber ba§ gro^e SSerbienft ?5nebri(^§ bon @pee bem ^efuiten
©pee unb bamit bem ^efuitenorben jujufd^reiben, ift eine jener
öielen bemühten f^älft^ungen, tt)oburd^ ultramontane unb befonberg
iefuittf(i)e ®efc^ic§t§fcf)reiber bie SSa^rljeit öergeföaltigen unb i^re
Sefer betrügen.
(Sdjon bie oberfIäc§Iid^e ©rttJögung offenfid^tlicfier 2:t)atfad§en fü^rt
ju einem ganj anbern ßrgebni^, aU p einer $ßerf)errlic^ung be§
^efuitenorbenä in griebrid^ öon @pee unb feiner Cautio crimi-
nalis.
^n 9Jtoin§, SBüräburg, Syrier, ^oln, ^oberborn, ben
|)ou^torten ber @:pee'fc£)en Xtiötigleit, iüaren faft ou§fci)IieBti(^ Sc'-
fuiten aU S3ei(j£)tt»äter ber ^egen angeftellt. 2:aufenbe ber unglürf=
liefen SBeiber finb öon it)nen gum Xobe geleitet tt)orben, aber nur
ein einziger an§> it)nen ^t gegen ben unc^rifttic^en unb blutigen
©reuet feine ©timme öffenttid^ erljoben: ^^riebric^ üon ©pce.
Unb aucy biefer ©ine ift gegen ta^ ^äpftüc^e 2Biberd)riftent{)um
nid^t aU Sejuit aufgetreten; it)m unb feiner ©c^rift ftanb nid^t ha§
5lnfe^en be§ ^efuitenorbenS jur ©eite. ©^ee l^ot feinen $8er =
faffernamen öerfd^njiegen; fetner Cautio criminalis fel^tt bo§
t)od§mütt)ige S. J. = societatis Jesu, e§ fe^tt i'^r „bie SBittigung
unb ©ut^ei^ung ber Oberen". S8eibe§ :prangt aber auf htm fd^önb--
lid^en |)ejenbud)e S)eIrio'§ unb auf aU ben anberen jefuitifd^en
^ejenfcEiriften, bie, n)ie bie SBerfe ber ^efwiten SSalentia, SaQ--
mann, SDregel, ©euerer u. f. \v., gerabeju ffanbalöfen 3n=
^alte§ finb (oben ©.441 ff. 470ff.).
2(u§ biefer unanfed)tbaren ©egenüberfteüung ergiebt fid^ hk
I)anbgreiflid^e Unmöglid^fcit, ta'i^ ber ^ntjaü öon ©pee'S Cautio je»
mal§ ba§ Placet unb Imprimatur ber Orbenlgenfur erlangt ptte.
<Bptt mu^te fein 83ucE) o!§ne unb gegen ben Söiüen feiner Drben§=
oberen erfcEieinen laffen. 'än<i) ber fonft bi§ gum Uebermaa^ un»
mal^r'^aftige Sefuit $8. SDu^r gefte^t: „SSor attem mu^ jugegeben
V. griebrid) öon <Bpet. 553
lüerben, ba^ bie Cautio criminalis o^ne SSorlüiffen feiner [@pee'§]
Oberen erfd^ien." ^
©änslic^ un^iftortfi^ i)'t e§, toenn ®r. ©arbaung, ber S^ef--
reba!teur bcr „^ölnifdöen $8oIf§5eitung", in feiner überf{äcf)IidE)en
©c^rift über <Spee fc^reibt: „SS)te ^Ipprobatton ber DrbenSoberen
trögt \ia§ S8ud^ nic^t, inbe^ ftel)t ju üermutfjen (!), ba^ bie
Cautio bei i^nen »ofilnjoUenb aufgenommen tourbe"
(f^ranffurter jeitgemö^e Srofd^üren, 1884, V, 9^r. 4, ®. 125).
'^a§ fann nur frfireibcn, wer ficf) ben Slfiatfac^en abfid^tlid^ üer--
frf)Iie|en, ober fie abfic^tücE) fälfd^en tüitC. S)ie Crbengoberen:
1 ©oHtc fid) t)ett)at)rt)eiten, wa§ ®ut)r gleicftfaHä fcf)reibt — er öerfpri(^t
barüber 3)litt^eifungen auS bem Drben^arc^tt) — , "öa^ ©pee'g Cantio and)
of)ne jein eigene^ S^orreiffen öon tnbi^freten ^Jreunben üeröffentltcfit morben
ift, \o tüürbe bamit and) Spee'g perfönUc^eg SSerbtenft erl)eblic^e @inbuJ3e
erleiben. ߧ ttJÜrbe folgen, ba^ ®pee nic^t ben aJiutf) l^otte, ben 3e"fui;=
üorjrf)riften feines Drbenl entgegen, ber SBafjrl^eit bie G^re gu geben.
@ine ©c^rift erfc^einen gu (offen „oI}ne 58ortüiffen ber Oberen", ift für
einen Qefuiten Dom formalen ©tanb|3unft ber DrbenSbigjipIin an§ ein
fc^ttjereä SSergetien. ©o tourbe and) bie ol)ne S3iIIigung ber DrbenSoberen
erfolgte SBeroffentüc^ung ber Cautio innerl)alb beS ^^fuitenorbenS angefe^en.
Sn^r ^at im „§iftorif c^en ^al)xbnd)" 11900, 2. u. 3. §eft, ©. 344 ff.)
einen 33riefwe(^fel äWifd^en bem DrbenSgenerat 9!Jtutiu§ SJitcIIelc^i unb
bem ^roöinäiat ber nieberrt)einifc^en $rot)in§ beg Sefuitenorbenl, ©oStti in
9t i (fei, üeröff entfielt (oollftänbig? ?), ber barüber feinen Streifet läßt. 5)er
©enerat befiehlt bem ^roßinjiat, „ben P. ©pce ernfttic^ gu erma^^nen, ba§
er in ber ^-olge feine ©djriften beffer öerlDa^re unb jeben bergletc^en 3?er=
bo^t [ber Sßeröffentlic^ung öon ©djriften o^ne CSrlaubniB ber Oberen] öer-
meibe". ®er ^roüinsial möge ermägen, ob nic^t, toegen SBeroffentlidjung ber
Cautio, bie ^uloffung jun: ©rabe ber ^rofeffen für ©pee :^inau^äufd)ieben
fei (eä ift i>a§ wo^t bie fdjrterfte ©träfe, tk ber DrbenSgenerat ber=
fjängen fann); au^ foüe ber ^roöinäial Sorge tragen, ba^ ber ®ruder unb
SSerleger ber Cautio beftraft merbe. (Jine 9ieu aufläge bei 58uc^eä
Wiberrätt) ber ^rot)in§iaI. (£l ift alfo gröbfte ©ntfteüung, bie Cautio
für ein 9tut)me#blatt in ber ©efc^ic^te bei ^efuitenorbenl auljugeben.
2tuc^ in biefer feiner neueften SSeroffentUdiung leiftet ®u^r in 93e§ug
auf 58erbrel)ung §erüorragenbe». kaltblütig fc^reibt er: „S)ie Cautio ift
aui bem ©eifte ber Siebe unb Srbarmung, ber t^eologifc^en Klugfieit unb
Sßorfic^t Ijeraulgeirac^fen, ben ©pee bei ben Sefuiten unb all S^fuit fid) an=
geeignet :^atte" (a. a. O., ©. 345). SBarum foHte S)ut)r bal auc^ nid)t
fc^reiben? 5Bon feinen Sefern lieft ja bod) 9tiemanb bie öom Drben gut*
ge^eifeenen SBerfe ber S^fuiten Sa^mann, ®elrio, Srejel, Janner,
©euerer u. f. tt>. u. f. m.
554 ®ritte3 93u^. ^ap[tt^um unb ^ejcnunnjefett.
(generale, ^roöiitäiale, 9{e!toren, tüaren tiottftönbig im iöanne be§
§e£eniraf)n» ; in anerfennenben Sßorten ert^eilten fie fort unb fort
ben fdjeu^üdjen ©r^eugniffen biefe§ SBa^ne» au§ bem @dE)Oo§e
i(}re§ Drben» t)erau§ bie ©rurferlaubni^ ; Stimmen, bie ficf) bagegen
erfieBen, iä) erinnere nur an ben Sefuiten ^ell in ßid^ftätt (oben
(S. 489), werben burc^ Strafen gum ©c^Ujeigen gebracht, unb ^a
füllte (Spee'g Suc^ oon biefen felben Drben»oberen „njoljirooüenb"
aufgenommen lüorben fein!
©pee fdirieb feine menfc^enfreunblic^e unb c^rifttic^e Cautio, ob«
fc^on er S^fnit tüar unb entgegen bem ©eifte feines Drben§, bie
S)eIrio§ u. f. to. f^abtn i{)re S3üd)er gefdirieben, weil fie ^efuiten
waren unb au§ bem (Reifte be§ SefuitenorbenS ^erau§.
®§ ift eine beliebte S(rt jefuitifcE)er ged^tfunft, unangenetimc
öon Sefuiten gefd;riebene Südier ab^ufcEiütteln mit ber S3emerfung,
ber Drben al§ foldier Ijat mit bem iBu^c nid^tS ju t^un. S^tur
®en!oberf(äc^Iid^!eit unb Unwiffen'^eit über bie ^^nfu^öorfc^riften
be§ ^efuitenorbenS wirb fic^ mit biefer 5(u§rebe gufrieben geben.
Ser ^efuitenorben al§ folc^er ^at nod) nie ein Sud^ gefc^rieben
unb wirb nie eine§ fc^reiben, ba§ fann nur ber einzelne Sefnit,
aber inbem ba§ SJJanuffrIpt be» einzelnen ^efuiten bie Crben§=
jenfur ^jaffirt f)at unb bon ii)x gutgeheißen worben ift, ^aftet
ber Drben für feinen S^^ott, e§ ift fein geiftige§ ©igent^um ge=
worben , e§ trägt im amttid^en Imprimatur ben Stempel feine§
®eifte§ oben @. 313. 499).
$yjur be§t)alb !ann ber ^efuitenorben ftolg fein — üon feinem
Stanb|3unft au§ — auf bie 2Ber!e eine§ Suarej, 35 eil ar min,
9}2oIina, Sand^ej u. f. w., weil bie (Srjeugniffe biefer einzelnen
^efuiten burd) bie 33ittigung ber CrbenS^enfur ©igent{)um be§
CrbenS geworben finb.
ßiilt biefe felbftoerftänbüc^e SBal^r'^eit für jebe§ einzelne 53ud^,
wetd^eS ba§: „Tlxt Grlaubniß ber Cberen" an ber Stirne trägt, um
Wie üiel me^r gilt fie für eine mit biefem jefuitifcfien Imprimatur
üerfef)ene ßiteratur, bie in gteidEiartiger 33et)anblung beffelben
diegenftanbeS me^r al§ jwei S^^^'^iittberte lang au§ bem Sd^ooße
be§ ^efuitenorben§ tieroorgegangen ift. ©ine folc^e Siteratur
bilben aber bie jefuitifdien |)ejenfd)riften. SlUe S^fuiten, bie fid^
mit bem ^ejenwat)n befd^äftigt f)aben, fielen auf bem Stanbpunft
V. griebric^ öon ©pee. 555
be§ blöben ©laitben» an ben alt^ergebrad^ten Sßuft t^örid^ter, un*
rf)riftlic^er 95orfteUungen. 2;a§ 5eftf)alten, bie SSert^eibigung folrfier
SorfteÜungen ift iejuitiidier ®eift, Spee'l gcfirift ftef)t in icfineiben--
bem ©egenfa^ 511 biefent ©elfte.
2)u|r f einreibt: „^ebenfatlä gebührt bem Drben ber 2(nt^eU,
ba^ er (Spee üon früher 3"genb an gebilbet, beoor er noc^ S^iuit
luar, ta^ bann Spec feine ganje asfetifrfie, p§i(ofopf)if(^e, ti)eo^
logifd^e Stu^bilöung bem Crben oerbanü" a. a. D., ®. 60 .
5Sal für fcbale SSettieife genügen boc^ für bie ultramontanc
Sefetüelt! 3(uc^ ic^ bin — man erlaube mir biefe perfönlicf)e
S(u§fü^rung — „öon früher ^ua^t^i^ an, beoor ic^ noc^ ^efuit
tüar", öom ^efuitenorben gebilbet njorben, auc^ ic^ fjabe meine „ganje
a§fetifcf)e, p'^ilofopfiifc^e unb tfieologifcbe Silbung" bur(^ ben Crben
erfialten. 5lIfo ^at ber ^^fii'tenoi^t'eit ouc^ an meinen, üon feinen
fe^r abtueic^enben 5Infic§ten „^nt^eil". 3^ ö'in, tro^ jefuitifdier
2tu§bilbung öon ber gefammten jefuitifc^en 2ef)re abgefallen, Spee
ift, tro^ jefuitifc^er 2(uÄbilbnng, öon einem 'i|?unfte biefer Sefjre,
öon ber §e£enlel)re, abgefatten.
95iel jutreffenber würbe Suf)r feinen fi^önen 8a| antöenben
auf 2)etrio, Sdjerer, ^^re^el, Söper, SSalentia, öatimann, -Xanner,
©aar, D^eiff enberg , gacc^ini, furj auf bie §ejenfc^riftfteüer beä
Crben» ; an iJinen unb i^ren Srjeugniffen f)at ber ^efuitenorben
h)irflid^ großen „'ütntbeü", auf Spee'» Cautio I)at er aud^ nicf)t ben
Schein eineö Slnfpruc^es.
deinem ^^^if^J^ unterliegt c» anä), ba^ bie 93eic^töäter, bie
©pee in feiner Cautio fo furchtbar anüagt ;öglcb. <S. 559 ff.), feine
eigenen Crben»brüber b. b. S^fiiiten loaren. Saft an allen Orten, töo
bamal» im fattjolifc^en ©eutfrfjlanb ber ^ejeniüafin feine 9Jienfd^en*
Opfer forberte, n^aren e» ^efuiten, meiere bie UnglücEüi^en gum
(gdieiter^aufen geleiteten, fo in 58raun§berg, Gicbftätt, gulba,
Bamberg, SSürgburg, ÜJiainj, Xrier, Söln, SKünfter,
^aberborn. ^ie „'^a^xtvlttxid^tt" be§ Trierer Sefuiten^oufe»
3. 83. rühmen, "Da^ ein einziger 3efuit, 2u!a§ ©üen^, 200 ^ejen
jum Sdfieiter^aufen begleitet ^abe '^uüir, a. a. £., 8. 73;. ^n
SSürjburg, Xrier, ^öln, ^aberborn ^atte aber @pce feine Sr=
fa^rungen gefammelt; fie fonnten nic^t anber», ai§ au§ bem Greife
feiner CrbenSbrüber gefc^öpft fein.
556 S}vttteg S3u^. ^apftt{)um unb ^ejenuniuejen.
S^em fte^t in feiner SBeife entgegen, ha^ Spee an einer ©tette
(Cautio, Dub. 51) flogt, bie Ütic^ter unb ^nquifitoren I)ielten fie--
fonnene unb geleljrte ilRänner, benen bie ganje Söelt if)re S'inber
unb bie Surften ifjre ©eiüifjen anoertrauen, üon ben ©efängniffen
fern. 2)afe unter ben „befonnenen unb gelehrten SJlönnern" ^efui--
ten gemeint finb, ift fixier, ebenfo fieser ift aber anä), ^a'^ ©pee
in biefen StuSbrücfen nur üon einzelnen ^efuiten ai§> öon 5lu§=
na lernen f priest. 2)enn fonft l^ätte er fid^ mit feinen SBorten boc^
ju fe^r in SSiberfprutf) mit ber allgemein unb if)m befonberg be--
fannten 2t)atfad^e gefegt: bo^ nämlt(^ bie ^efuiten aU SBeidjtOäter
ber i^ejen ni^t blo^ ni^t ferngcf)alten n^urben, fonbern hal^ gerabe
fie on aßen Drten, mo bie SSerfotgung am wütl^enbften tobte (SBam=
berg, SBürjburg, ^rier , faft au§](^Iie§ti(^ öejenbeic^tüäter tüaren.
@pee jie^t im Dubium 51 feiner Cautio criminalis bie Summe
feiner 2tu§fü^rungen über bie ^ejenöerfolgung: „Sage mir bie
©ummc unb ben furzen ^nfialt be§ ^ro§effe§ föiber bie Räuberei,
jüie er in unferer Qdt geführt tt)irb. '^a§> toUl iä) t^un. %u
mu^t aber tton üorn^erein beachten, ha'^ bei un§ 2)eutfcf)en unb
in«befonbere — beffen man fid^ fct)ämen mu§ — bei unl ^at^o =
lifen ber 5(berglaube, bie 9JJi^gunft, ba» Säftern, ©d^änben,
©c^mä^en, ha^" t)interliftige Ctirenblafen unglaublich tief eingen)ur§e(t
ift. Söeber mirb e» üon ber Cbrigfeit gebüf)renb geftraft no^ öon
ber ^anjel gerügt, unb eben baffer entfielt ber erfte SSerbad^t ber
Räuberei, ba^er fommt e§, 'oa'^ aKe Strafen ®otte§, bie er in
feinem ^f. SBorte ben Ungefjorfamen anbrof)et, buri^ ^^^uberer unb
§ejcn fommen follen; bie ^ejen muffen 2lKe§ getrau ^aben.
S)a^er fommt e§, ba| ^eber tf)öric^ter SIBeife ruft unb ftfireit, bie
Cbrigfeit foKe nac^ 3aii'^ei"ent unb ^e^-en fucEien, nämlid^ nad^
§ejen, bie bie ©(freier mit i^ren böfen 3ui^9en gemacht f)aben.
hierauf befiehlt bie Cbrigfeit if)ren D^id^tern, ha^ fie gegen biefe
öerrufenen, Iafter£)aften ^erfouen öorge^eu foden. Xie 9lid^ter
iüiffen nun nid^t, tro unb mit wem fie anfangen foIIen, ta e§ i^nen
an Stnjeic^en unb $8en)eifen fef)It. 2Bäf)renb beffen fommt ber
jrtjeite unb britte Sefet)! ber Dbrigfeit. 3^el)et aber ber SJJagiftrat
bie (Sad^e aU ein fd^raerel unb gefä^rlid^e» 2Berf in Srn:)ägung,
fo fd^icft bie Dbrigfeit ^nquifitoren ober ^ommiffarien. S)eren
Unüerftanb unb §eftigfeit nennt man bann gottfeligen (Sifer für
V. griebric^ öon Spcc. 557
bic ®ered§tigfeit, uitb biefcr gottfelige Sifer loirb burd^ bie ^off*
nung auf einen guten Soljn noc^ mef)r unterhalten unb entjünbet,
befonbery toenn bem ^nquifitor für jeben ^lopf eine geiüiffe Summe
öon X^alern gugefagt tuirb unb e§ if)m au^crbem frei[tef)t, öon ben
Sßauern nocf) anberc (Steuern einjutrciben. Xrifft e§ fic^ bann,
ba§ irgenb ein SOJenfd) über eine arme &a\a (fo tüollen tvix ba»
orme SBeib einmal nennen) ein üerbäd^tigeS SßJort fallen Iä§t, fo
ift ber 2(nfang gemalt, fie muf; I^erfjalten. ^amit c§ aber nid)t
ben 5(nfdjein ^ahe, aU ob man auf blo^e» ©erebe ^in öorgefie
unb ofjue anbere Sln^eic^en, fo I)at man fefjr balb ein unfehlbare»
9tn§eid§en jur ^anb, unb stuar folgenben gatlftricf: enttoeber {)at
bie ©aja ein böfe§, leichtfertige?, ober ein fromme», gottfeüge»
Seben gefüfirt. ^m erften gati ift ein ftarfe» STnjeic^en üort)anben,
benn tuer fdjon böfe ift, fann fel^r leidet gu nod^ Sijferm öerfüt)rt
werben. Stuc^ ber gleite %aU ift fein Ujeniger fidiere» Sfnseic^en,
benn, fo fagt man, i^ejen ttjun gerne fdjön unb tooffen für fromm
gef)a(ten toerben. So ergebt benn ber SefeJ)!, bie ©aja in'§ ®e=
fängnifj ju werfen, unb fofort ift ein neue§ Sln^eidien ha: ent=
ioeber giebt ©aja burcg SBorte ober ©ebätirben ju erlennen, ba§
fic fid^ fürdite, ober fie jeigt fid) furd^tlog. 3eigt fie ?^urd^t —
unb wer wollte fic^ uidE)t fürchten, ber wei^, wie fc^rcdltd^ man
bort gefoltert wirb — , fo ift ba§ ein $8ewei§ if)re§ böfen @e^
wiffen§; fürchtet fie fid) nidjt, fonbern baut fie auf ifjre Unfd^ulb,
fo ift e§ aud) ein 58eWei§ gegen fie, benn ber Xenfel ntac^t bie
^ejen mut^ig. ^amit e» aber nid)t fet)(e an ja^treidjen ^Injeidjen,
fo ^at ber ^nguifitor feine S^ürl^unbe bereit: gottlofe, Ific^tfertige,
»errufene Seute, bie muffen ba§ gange Seben ber armen (S>a\a
burd^forf^en, um etwa§ ju finben, ba§^ argwöljnifdjc Seute böfe ou^--
legen unb alv i^egerei beuten fönnen. @iebt e§ benn nod^ Ginige, bie
ber (3a\a fc^on früher nid)t Wot){ gefinnt Waren, fo treten fie auf,
madEien ein x für ein u unb jeber ruft: bie (^a'ia t)at fd^were Sn=
bijien gegen fid^. '^t^^aib muf? bie ®aja ouf bie Wolter. ®enn
bei biefem ^roje^ Wirb fein ^tnwalt unb feine SSert^eibigung
gewö()rt. §ejerei, fo fagen fie, ift jo ein crimen exceptum, ein
Safter, ba§ bem gerichtlichen -^roge^ nid)t unterworfen ift. ^a
foüte fid) 3'ei"rtub aly 5tnwalt finben, ober bie Cbrigfeit baran
erinnern, "Qa^ fie üorfid^tig ferfa'^ren foHe, ber fommt in ben 9?er=
558 ©rittet S5uc^. $opfttf)um unb ^ejenunttiejcn.
boc^t ber 3aut)erei. @o üerftummt jeber 9Kunb, unb otle gebern
trerben ftumpf; man wagt treber ju reben, noc^ §u fd^reiben.
^amit man aber ben ^nqutfitoren nid)t nacfifagen fönne, fie ptten
ber ßJajo bie Sßert^eibigung üerhjeigert, fo ift eg ©itte, bo^ fie bie
®aja über bie ^(njeid^en ausfragen, tüenn man e§ fragen nennen
!ann. 33eftreitet nämlic^ bie ©aja bie öorgebro^ten ^ttbigien, fo
achtet man nidjt barauf, fonbern bie ^nbijien betialten if)ren Sßert^,
unb bie :^artnädige ®aja mu^ mieber in'§ 2o(i); benn ireil fie \iä)
t3ert^eibigt, ift fie ^artnäcfig, unb trenn fie fid^ gut tiert^eibigt, fo
ift bieg ein neue§ ^nbijium gegen fie, benn, fo ^ei^t e§, tt)öre fie
feine |)eje, fo fönnte fie fic^ ni^t fo gut öerti)eibigen. ^Bleibt fie
bei i^rer ^ßert^eibigung , fo lieft man if)r ben S3efef)I §ur t^olter
öor, aU oh fie fic^ über{)au^t uid)t üertljeibigt unb bie ^nbijien
nid^t ttjiberlegt l^ätte. ©()e fie aber gefoltert toirb, befief)t ber
genier fie überall an if)rem nadten Seibe, ob fie fic^ ni(i)t burc^
Räuberei unempfinblidE) gemacht ^be, unb bamit ia nicE)ty »er*
borgen bleibe, fc^neiben unb fengen fie i()r bie §aare überall,
aud^ on ben ^örperftellen, bie man öor jücfitigen Dl^ren
ni(j^t nennen foU. Unb bie ^nquifitoren ber S3if(j^öfe
unb Prälaten finb in biefem ^un!t bie beften SJieifter.
Sft nun bie arme @aja üerfengt unb enthaart, fo h)irb fie ge*
foltert, bamit fie bie SBaI)rf)eit befenne, b. f). bamit fie fid^ aU
|)eje angebe; ma§ fie fonft fagt, ift nicC^t ma^r unb barf nid^t
toaijx fein. 3uerft mirb fie auf bie leic^tefte Strt gefoltert; b. !^.
bie 3trt mirb, obttiot)! fie fel^r fd^merj^aft unb t)art ift, leicht ge*
nanut int $ßerf)ältni^ gu ben folgenben t^oltern. 58efennt ©aja
f(^on bei biefer goWer fid^ a(§ |)e£e, fo {)ei^t e§, fie babe gut-
h)inig unb of)ne Wolter befannt. ' Tlan mocf)t fid^ barüber
feine ©ebanten, fonbern man fü^rt fie §um %ott, mie man
übrigen^ auc^ getfjon ^tte, wenn fie nichts befannt t)ätte, benn
ift einmal ber Anfang gemacht, fo ift ha^ Spiet fc^on aü§, fie
mu^ be!ennen, fie mufe fterben. @ie mag befennen ober nic^t; e§
1 3Bal man unter „gutföitltgem" @eftet)en üerftanb, jeigt broftifc^ ba§
^rotofoU über „bie S^rouentrirtfiin §oE" in ©troubing. Dbfdjon fie me'^r
aU breifeig 9)tat gefoltert würbe, et)e fie geftanb, ift boc^ öon il^rem „unge*
äwungenen 58efennen" bie «Rebe (SDlünc^cner öanbfc^riften, Clm. 4795, f. 21).
SSglc^. oben @. 64 ff.
V. tJriebri^ t»on ©pee. 559
tft gtetd^. S3efennt fie, fo ift bie ©ad^e tlax, unb fic trirb gelobtet,
benn einen SSiberruf giebt e§ 'E)ier nid)t; befennt fic nid^t, fo
foltert man fie jum gn^eiten, britten unb öierten Tlal. SS)enn bei
biefem ^roje^ gefc^ie^t, roa§ immer bem Snquifitor beliebt; bei
biefem crimen exceptum braucfit man ni(f)t borauf ju ac£)ten, tüie
lange, wie fd^arf, tüie oft gefoltert wirb; ()ier glaubt S^iemanb, ha'Q
man eine ©d^ulb auf fic^ laben fönne. SSerbre^t nun etwa wä^renb ber
i^olter bie ©aja tior ©djmerjen bie 5(ugen, ober ftarrt fie mit offenen
5tugen, fo finb bie§ neue Snbijien gegen fie. SSerbrel^t fie bie Singen, fo
l^ei^t e§ : fef)t, fie fc^aut fid^ nact) i^rem 33ut)ten, bem Xcufet, um; ftarrt
fie üor fid^ I)in, fo ^ei^t e§: fie fef)e i^n fi^on. SBirb fie bannfd^ärfer
gefoltert unb will bod^ nidfit be!ennen, macfit fie wegen ber großen
©d^merjen Bewegungen, ober fäüt fie in Di)nmadt)t, fo '§ei^t c§:
fie lad^t unb fd^Iäft auf ber f^olter, fie l^at ctwo§ gebraucht, um
nid^t reben ju muffen, fie foH lebenbig öerbrannt werben. Unb
bann fagen felbft ©eifttid^e unb Söeid^töäter, fie ^abe feine 5Reue
gezeigt unb i^abt üon i^rem S3ul)Ien, bem Teufel, nidE)t taffen Wollen,
ßrcignet e§ fic^, 'oa'!^ bie eine unb bie anbere auf ber golterbanf
ftirbt, fo fogt mon, ber %tn\d ^ah<i. i^v ben ^aU gebrod^en.
S)ann fommt 9Jleifter §an§ ^üpfauf §er, fct)Ie|)pt ha^ 2ta§ t)inau§
unb oerfd^arrt e§ unter bem ßJalgen. ^ommt ober bie ßJaja auf
ber golter mit bem öeben babon, unb ift etwa ber SRid^ter fo be--
fonnen, ba^ er fie otine neue ^nbi^ien nid^t Weiter foltern unb
o^ne ®eftänbni^ nid^t ^inrid^ten laffen Witt, fo lä^t man fie ben--
nodt) nidf)t to§, fonbern legt fie in ein f(f)Iimmere§ ©efängni^, worin
fie oft ein ganjeS Sat)r, gleid^fam einge|)öfelt gehalten wirb, bi§
fie mürbe geworben. ®enn i)ier giebt e§ feine 9teinigung burdE)
bie ou§geftanbene Softer, wie bie anberen 9tedf|te geftatten, fonbern
bie 5(ngefdf)ulbigte mu^ ber ^^uberei fd^ulbig werben. ®enn für
bie Snquifitoren Ware e§ eine ©d^anbe, wenn fie ^emanb, ben fie
üer^aftet fiaben , wieber Io§Iaffen müßten. 2Ber einmal im (3Je=
föngni^ ift, mu^ fifiulbig fein, e§ gef d^et)e ju 5Rect)t ober gu Un-
rcdE)t. Unterbeffen fctiicft man ungeftüme ^riefter ju ber armen
(befangenen, bie itjr Ijäufig läftiger fotlen, ot§ fetbft ber genfer.
@ie plagen \)a§ arme SSeib fo lange, big fie befennen
mu^, fie fei eine ^ej;e; fie tiegen i'^r in ben D^ren,
wenn fie nid^t befenne, fo fönne fie nid^t feiig werben
560 'S^xitteS 93uc^. ^opftt^um unb ^eEenunireieit.
uub bic t)eiligen Saframente nt(f)t empfangen. Unb
barum i)ütcn fid) bie ^erren Snquiiitoren m^l bei biefen ©ac^en
unb ^^ro^effen feine ^riefter ju öerraenben, bie aufrid^tigen @inne§,
bie SScrftanb im ^er^en unb 3ä[)ne im $munbe f)aben; auc^ tt)acf)en
jie barüber, baB 9^iemanb in ba§ ©efängniB fommt, ber ben ©e-
fangenen guten $Rat^ ertf)eilt. Söäfjrenb fo bie ©aja im finftem
2oc|c fifet unb tion benen, bie fie tröften fottten, gequält toirb, er-
greifen bie giicf)ter fc^öne 9JJaaBregeIn, wie fic neue '^n^'v^kn auS-
finbig machen !önnen, womit fie bie &aia \o überführen, bafe auc^
juriftif^e gafultäten fie fc^ulbig er!ennen. Stnbere wieber laffen
bie (^a\a mit fc^weren Letten belaften, bringen fie in ein anbereä
©efängniB unb foltern fie weiter, um burc^ DrtStjeranberung ben
ftummen Xeufel, wie fie e§ nennen, au§ il)r l)erau§ ju treiben,
^^efennt fie bann nod§ nic^t, fo muB fie lebenbig oerbrannt werben,
««un möd)te ic^, weife @ott, gern wiffen, wie ein SDJenf^, er fei ,
noc^ fo unf^ulbig, fic| ^ier retten foll, benn bie, weld)e befennen,
unb bie, weldie nid)t befennen, finb ia ^t^tn unb muffen fterben.
„D bu t^örid)te§ SSeib, warum wiüft bu fo oft fterben, ba bu
anfangt mit einem ^obe ^ätteft baüon fommen fönnen? golge
meinem 9ftat^ unb fage, bu feieft eine ^e^e, unb ftirb, benn »er-
gebend ^offft bu ro§äu!ommen; ba§ läfet ber (Sifer für bie ®e-
rcc^tigfeit bei un§ ®eutfd)en nic^t §u.
„§at aber (Sine au§ Unerträglid^feit ber ^ein fälfc^üc^ über
fict) au§gefagt, fo fängt \)a^ Stenb erft recf)t an. Sefet mufe fie
aud^ 3Inbere, obfcf)on fie nichts 33öfe§ tjon i^nen Weife, anzeigen,
unb oft biejenigen, bie i^r öon ben ^nquifitoren öorgefagt werben.
S:!iefe werben bann aud) gefoltert unb muffen wieber Rubere an-
zeigen unb bicfc wieber STnbere, unb fo ift fein ßnbe unb 5Iuf-
l)ören. ^a fommen benn SSiele mit in'§ ©piel, bie anfangt laut ge-
rufen ^ben, ta^ man brennen unb brüf)en muffe. Xie Ferren
fiaben ni^t bebac^t, bafe bie g^eitje auc^ an fie fommen würbe.
So f)abcn fie i^ren gerechten Öo^n öon ®ott, ta fie mit ifiren
niftigen 3ungen fo biet Bauberer gemad)t unb fo üiel unf^ulbige
gjJenfdjen bcm f^euer überliefert I)aben" (Cautio criminalis, Dubium
51, Ed. 1549, @. 307 ff.).
?5aft nod) fur^tbarer finb bie folgcnben ©teilen: „SSenn ic^ bar-
über nadjbenfe, wa^ i^ in Se^ug auf bie golterung gefc^cn, ge-
V. griebricf) »on Spee. 561
lefen, gel^ört Ijabe, fo fanit ic^ nii^t anberg ai§ jagen, ba^ bobei
oft unb faft immer Unfd^ulbige leiben. 'S)uv6) bie ?^oIter njer-
bcn ^eutfd^Ianb unb bie anberen Sänber angefüllt mit
3auberern unb unerf)örten SSerbred^en. ^ Sldju fd^merj^afte
3trten ber Wolter n)erben angett)anbt. Um gro^e Si^merjen p
oetmeiben, raä^It man lieber ben Zoh. 80 ift ju beforgen, bafe
5ßiele, um ber golter gu entgelten, fid^ beffen fcEiuIbig befennen,
tDa§ fie niemoB get^an fjaben; fie befennen, \va§ il^nen öon benen,
bie fie ausfragen, an bie §anb gegeben n)irb. Sinige ftarfe
SJJänner l^aben mir geftanben, bafe e§ fein SSerbrecfien gäbe, ba§
fie nicEit jeben Stugenbüc! gefte^en mürben, nur um fo ber Wolter,
roenn aud^ nur tf)eilmeife, ^u entgegen; jo fie loottten je^nmal
lieber in ben 2;ob f^jringen, al§ bie f^o^ter erleiben.
„®amit e§ offenbar toerbe, mie gro^ bie Dualen ber golter finb,
ergäiile id^ ha^ t^olgenbe : Dljue ^^^ifel ift e§ ben SSeic^töätern be=
fannt, ba^ Jßiete auf ber golter biefen ober jenen a(§ SJJitfd^uIbigen
angeben, nur um öon ber j^olter lo» 5U !ommen. ^ält man i^nen
bieg nad^^^er in ber Seichte t3or unb fogt i^nen, fie fonnten nic^t Io§'
gef^sroc^en werben, menn fie i^re S3efd)ulbigungen uidEit mib erriefen,
fo toeigern fie fid^, lueil, tt^enn fie mieberriefen, fie auf'§ neue gc»
foltert iüürben. 2)rot)t bann ber Sßeid^töater, fie üerfielen ber
emigen ^öerbammni^, menn fie nidE)t »iberriefen, fo erl^ält er jur
Stntmort: mir moüen lieber unfere Seligfeit t»erf(^erjen, al§> auf's
neue gefoltert merben. SSa§ mic^ felbft angefjt, fo Befenne id^ frei,
ba^ ic^ lieber alle S3ubenftücEe befennen, aU gefoltert merben
möd^te. SD^eineS @rac^ten§ mirb ou§ nid^tigen Urfad^en bie golter
angeraanbt, fo, menn ^emanb übel beleumunbet ift, ober öon
Slnberen bejic^tigt toirb. ^jierju fommt, ha^ man bei 3<iuöerei gemö^n*
lic^ fdfjärfer foltert, aU bei anberen SSerbred^en. Siber man foltert
bie Stngefdjulbigten nic^t nur fcf)ärfer, fonbern mon mad^t fid) aucf)
gar fein ©emiffen barau§, ob man nid^t oiel ju öiel barin t^ut.
1 Xrummer fagt öon ^ximburg (58orträge über Tortur, i^ejenoerfol*
öuncien unb anbete nterfraürbtge @rfcf)einungen in ber |)Qmburgifc!)en 9ied)t^*
gcid)td)te, Hamburg 1844, I, 111:: „Sobalb bie Xortur fid) bei iinl [in
.viamburg] Singong ju bcrfc^affen anfing, finbet fic^ gleic^geitig bie bi§ bal)in
bei un§ but^aug unerhörte Grfcfieinimg öonl^ejen, bie bi»t)ernic^t ein=
mal bem 9'iamen nac^ Dorgefommen ^u fein fdjeinen."
u. .^loenSbvoccf), ^a>)flttnim. I. 36
562 ©rittet S3u(^. ^ap[ttf)um unb §ejetiunh)efen.
SSicIe finb burd^ übermäßiges goltern unt'§ Seien ge!ommen, anbere
finb gu untü(f)tigen ^rüp|3etn gemai^t lüorben; 2lnbere tüurben jo
ge[rf)unben unb äerriffen, haf,, tüenn jie enblid) t)ingerid^tet luerben
follten, ber genfer nirf)t tnagte, fie ju entblößen, hjeil er bejorgte,
ba^, tüenn bte Seute fät)en, föie jäntmerlid^ unb und^riftlid^ bie
Stermften jugeridjtet feien, fie fid) an i^m üergreifen n)ürben. ^a
einige mußten unterwegs t)ingeri(^tet hjerben, Weil fie nid^t met)r
bi§ jur 9fiic§tftätte gefo^Ieppt n^crben tonnten, ^ft e§ nid^t jum
Sntfe|en, ha'!^ man bei fotcEien fingen ruf)igen ®etüiffen§ ift?!
SBa§ foH ic^ aber öon ber ®auer ber golter fagen? SDer @c£)merä
ber f^oWer ift fo groß, ha^ man if)n faum eine l^atbe öiertet
©tunbe, ja nicC)t einmal bie ^älfte biefer Qtit auSl^atten tann.
2Ba§ füll man baju fagen, baß eine SSiertelftunbe, eine t)albe
©tunbe, eine ganje ©tunbe bamit f ortgefaljren h)irb ? ^ 2Ser moHte
aber ni(f)t lieber taufenb Sügen fagen, al§ fold^e Dualen auSfte^eu?
einige aber Ijalten biefe ©djutersen bennod) au§, unb sföar beSl^alb,
tüeil fie e§ für eine greutidE)e ^obfünbe t)alten, mit ber fie i^re
©ecle nid^t befleden trollen, fid) unfc^ulbiger SBeife ber ^ßwberei
anjuflagen. SBenn fie aber enblid) trol} alter 2Biffen§ftär!e ber Oual
unterliegen unb fid) fd^ulbig betennen, fo öerfallen fie einer neuen SSer^
jmeifelung, "oa^ e§ nämlicf) wegen be§ ®eftönbniffe§ um if)re ©eligfeit
gefd)et)en fei. SDu lieber ®ott, wie tiiel Slümmerniß unb SSerjweifelung
fie^t mon nid^t bei foIdEien Seuten im ©efängniß! 2Ber aber bie
Dualen nid^t erträgt, ber lügt auf fidf) unb 5Inbere, mo§ immer
t^nt einfällt. ^dE) weiß gar woI)I, \üa§ \6) fage. Söenn bie Söeid^t*
bäter fanftmütljig wären naä) bem ^öeif^iel if|re§ §errn
unb 9JJeifter§, ©f)riftu§, unb Wenn fie i^re Seibenfd^aftlidj'
!ett ablegen wollten, fo würben fie balb jur einfielt !om*
mcn, \)a'^ üiel unf(^ulbige§ 35(ut in ©eutfdjlanb öergoffen
wirb. Dft 'ifait iä) mit eigenen D^ren gehört, 'oa'^ 9f{id)ter unb auä)
©eiftüdfie fagten, biefe unb jene Ratten gutwillig unb unge|3einigt
befannt. Slber Welc^ ein 9}?ißbrauc^ ber @|}rad^e! S)enn aU idj
weiter fragte, wie e§ benn um iia§ „gutwillige" Söefenntniß be«
fc^affen fei, würbe mir eingeftanben, baß bie $8etreffenben jwar ge--
1 e§ finb bie „©tattfialter a;i}riftt", bie ^äjjfte, welche bte Sauer ber
gelter big ju einer Stunbe feftgefc|;t I)aben; ögti^. oben ©. 63; unten 597.
V. g^ebricf) üon ©pec. 563
foltert tüorben feien, aber nur mit au§ge^öf)tten unb geja'^nten
S3einfc£)rau6en an ben ©c^ienbeinen. W\t biefen Sd^rauben wirb
ba^ ^Ui']ä) unb ha§> @d}icnbein Jüie ein ftuct)en ober glaben ju--
fammengefd^raubt. Unb ba§ nennt man „gutmittig unb o^ne golter
befennen". G§ bebünft micf), baf; toir, bic njir Sf)riften fein
tüotten, graufamer unb unbarmljerjiger gegen einanber finb, aU
felbft bie |)eiben. Sei ben Reiben iDurben nur bie ©flauen gc--
foltert, bie öielfad^ ber Slbfd^aum alter @d£)urferei waren. 2Bir
aber, bie h)ir bod^ burcl) hav CSöangelium mitleibiger geworben fein
follten, fc^onen 9ciemanb. ®ie genfer überbieten fic^ an ©rau--
famfeit; einige rühmen fic^, baß fie nod^ deinen unter ben §änben
gehabt "Ratten, ber nic^t fc^üepc^ befannt t)ätte. ©olc^e §en!er
tüerben begefirt, lüenn e§ anberen nidjt gelungen ift, ©eftänbniffe
!^erau§5U)3reffen. 2tu(^ trirb bie (Wolter angemanbt, um bie 9?amen
oon 9}?itfcJ)utbigen ju erfaf)ren, obttjof)! bieg burd^ n)eltlid£)e§ 9tect)t
tierboten ift. SSor einigen ^a^ren !am icf) on einen Drt in
Seutfdjlanb, n)0 man ftreng gegen bie |)ejen üorging. Sin ef)r*
ttiürbiger 9)iann er^ö^Ite mir, "üa^ er e§ mit feinem ©etüiffen nid^t
me^r t)ätte tiereinigen fönnen, an ^rojeffen tt)eil gu nel^men, bei
benen bie Ütiditer fo graufam folterten. 2111 ic^ bann fragte, toorin
bie (Strenge beftänbe, fagte er: SBenn eine Slngefdfiulbigte fid^
fi^ulbig befennt unb auf bie grage nac^ 2J?itfcf)uIbigen biefe üer»
neint, fo fagt ber 5Rid^ter: (Si, !ennft hn benn bie ^äte nic^t, bift
bu nidt)t mit i^r jum ^^anj gegangen? ©agt fie nein, fo fiei^t
e§ aBbalb: SKeifter, §ief)e auf, \pannt beffer an! 5)ann ruft bic
©efotterte fogleid^ : ^a, \a, id^ !enne fie, id^ n)itt nic^t§ üerfcEinjeigen.
Unb bieg ©eftänbni^ Wirb bann gu ^roto!ott genommen! 2)ann
fuf)r ber 9lict)ter fort, ob fie nic^t aud^ bie Slrine fenne unb an
fold^em Drt gefe^cn 'ijobt. Seugnete fie bann anfangt, fo toirb
ber ä)?eifter föieberum an fein 3tmt gemat)nt, ber bann fo lange
mit foltern anfielt, big anä) bie ^^rine fc^ulbig gemacht tuar, unb
fo fort, big jum itienigften brei ober tiier DZamen tion SJiitfd^uIbigen
aug ber gemarterten ^erfon ^erauggepre^t maren. ^a eg nun fo
^ergef)t in unferm lieben beutfd^en SSaterlanb, fo liegt auf ber
6anb, tueg^atb wir bei ung fo üiele §ejen ü)aben. @o weit ift eg
ge!ommen, 'oa'i^ untängft ein üornef)mer ^rölot biefe 5lrt, nad^
ben 2Jiitfd^uIbigen ju fragen, billigte; er l^ielt eg für red^t,
36*
564 23ritteä S3ucf). ^^Japftt^um unb ^cEenuntDcjen.
baB bie Snquifitoren bie grauen auf ber goüer fragen, ob bei i^ren
3ufammen!ünften nid)t aud) ein Pfarrer ober ©eiftüdier geluefen fei.
Gin Suquifitor ftug bie ©efolterten ftets juerft, ob nic£)t bie 3flatt)§=
I)erren uub gSoruef)ineu be§ Drte§ auf ben öeEentänsen gettjefen feien.
S)a§ tt)at er tt^^ai^, bamit, wenn er Solche au§ bem SSege ge-
räumt ^ätte, er ta^ übrige 3SoIf um fo uugef)inberter äur 8^Ia(^t'^
haut treiben fönnte. Stuf biefe Sßeife gefd)iei)t el, baf?- tüenn aud) nur
eine (Sinnige fid) fc^ulbig be!ennt unb t)ingerid)tet lüirb, SSiele, ja
Unjä^tige it)r folgen muffen. ^^ geftef)e, bafe, wenn ic^ I)ierüber
na^gebad)t {)abe, id) oft gegittert t)abc beim ©ebanfen an ba§
übergroße (SIenb, ba§ unferm lieben ®eutf(^Ianb barau§ entftanben
ift. (£§ bleibt babei: e§ ift unglaublid), m§ für Sügen unb Un--
wotir^eiten burd) bie Folterqualen tterauSgepre^t merben, unb iüeil
bie armen gefolterten auö gur^t neuer golter nic^t raiberrufen,
fo werben biefe Sügen unb Uniüa^rt^eiten burc^ it)ren Xob be=
ficgelt. e§ tommt tjin^u, bai wer fid) einmal burd) bie golter
fd)utbig befannt i)at, alle mittd unb Söege, ja aüe §opung üer-^
loren I}at, miebcr Id§ ju fommen. ®enn lüDÜte man na^ ber
?5oIter fagen, ba^ man nur be§ ©dimer^eS wegen geftanben t)abe,
fo würbe man nid)t§ weiter aulric^ten, al§ baß man jur ^weiten
gotter gefüt)rt würbe. 5Bc!ennt man nun abermals, fo ift auc^
bie britte gotter fidjer. gntweber bin ic^ gum gfJarren geworben,
ober e§ ift fo, ha^ auf biefe 5trt öiete Unf(^ulbige umgebra^t
worbeu finb unb nod) umgebradit werben."
„erft für^tid) t)at ein üerftänbiger SJ^ann Stnberen bie grage
vorgelegt, wie ^emanb, ber unfd)uibig fei, e§ anfteüen foüe, um,
einmat tjertjaftet, wieber to§ gu lommen. 2lt§ i^m nun tauge
!cine Antwort gegeben würbe, er aber auf ber ^Beantwortung bc-
ftanb, fagte man itjm enbli^: man motte eine 5Jla^t ®eben!äcit
^aben. Sft bal aber nic^t eine merfwürbige Stntwort üon ©otc^en,
bie f^on üiele (It)riftenmenfd)en oerbrannt f)aben, "oa^ fie no^ tein
gjjittet !ennen, wie fid) ein Unf^utbiger au§ i^ren §anben befreien
fann. Xarum fo fditieße id): SSarum bemühen wir un§ fo fet)r,
§ejen unb Sauberer ju überfüfiren? §ört, id) wiü euc^ fagen,
mo i^r fie lei^t finbet. 9iur frifc^ I)eran, greift ieben ßapusiner
ober Sefuiten, jeben SrbenSmann, fottert i^n ein^, gwei^ brei=,
üiermat, wa§ gitfl fie werben benennen. SBotIt it)r nod) met)r
V. griebrirf) öon ©pee. 565
^auBerer ^a6en, greift bie ^räfaten, bie ©omfierren, fic fcefennen
getut^Iidf). SBolIt ir)r noc^ met)r B^u^ei-'er, laßt mid^ eii(^ foltent,
unb bann i^r mtd§: tüir S(He werben QauUxtv fein" ;Dub. 20) J
„60II meJir al§ einmal gefoltert toerben?" DZac^bem Spee bie
genjö^nliifie Beja^enbe 5(nfid)t angefüt)rt, fic^ felbft aber für bie
Verneinung au^gefproc^en I)at, fä£)rt er fort: „(Sott foll und), ber
ic6 n)ei§, ttjag foltern t)ei^t, benjat)ren, baf3 io^ anberS te^re. ^c^
bcforge, ba& Hlle biejenigen einft on i|rem ßnbe ein unbarnt^eräigeS
Urtf)eil üBer fi(^ ergefien laffen muffen, bie fo unbarmtierjig,
grimmig unb graufam finb, ha^ fie einem SJJenfc^en eine folc^e
^ein ant^un laffen, bie fie feinem unöernünftigen 2^iere jufügen
tuürben, föenn fie fie fennten. 3)a§ it)ei§ icf), fein Sbelmann in
^eutfc^Ianb raürbe e§ jugeben, ha'^ man feinen S^gb^unb fo §er^
1 Ser befannte ^urift öon SSäd)ter jdjeint btcfe SBorte ©:pee'ä üor 3lugen
ge{;abt ju Ijabtn, aU er fc^rieb:
„SEir trürben inunfererQeit noc^ ebenfo Diele ^^i^tn finbcn unb üerbrennen
fönnen, al§ in jenen ^dttn, menn man baöfelbe SJJittel, fie 511 finben, bei unä
noc^ anwenben rcollte. Sag gjiittel ttor fieser, einfad^ unb f^nell §um Qiele
fü^renb. Sl ttar bie unftnnigfte Stu^geburt mcui^ticf)er SSerirruug : b ie göltet.
SSeim feften §ejenglauben ber Äirc^e, ber in jeber auffatlenben (£ric{)einung eine
^ejerei njitterte, auf ber einen Seite, hd beut Sinfc^reiten üon Stmt^wegen
unb ber roillfürUdiften 5tntt)enbung ber abj^euticf)ften poltet auf ber anbern
©ette mufete man überaC §ejen finben, wo man fie fu(f)te. D{)ne bie Softer
I)ätte man oergebenl nac^ üielen ^eien gefud)!, unb gcrabe ber 3!J?angeI ber
golter, überfiaupt t)a§ ööllig anbere ^Bemeilf^ftem unb proseffuaIifd)e SSer=
fahren erflört eg allein, wie in ber ftüt)eren geit big gum 15. 3at)r:^unbert
nur wenig .^ejen öeturtfieitt Würben, obgleich in jenen Qdttn ber öejen^
glauben nirfjt minber feft wor. ®egen bog ßnbe be5 3Kitteta(terg, im 15. '^afjt'-
t)unbert trat in Seutfc^Ianb eine weieutUc^e Stenberung im 58crfat}ren unb
SBeweiöfi^ftem ein. Sie ©eric^te fingen an, nacf) bem 58organge ber
geiftlid)en ®eri(f)te, öon 5(mtgwegen gu öerfatjren unb Stlleg öom ®e=
ftänbniffe ber 3(ngeic^ulbigten ab:^ängig ju machen unb biefel auf aEe SBeije
I)erbei3ufüf)ren ju fuifien. Stig 3!Kittet '^ierju würbe Wieber nacf) bem 5ßor =
gange ber geift liefen @erid)tc jur goltcr gegriffen. Sie '^•oltcx führte
beim ^»ejenproäeffe beina'^ unfef)tbar auf ha§ iuxd) ben 5lbergfauben ber
SRic^ter gewünfd^te 9f{efultat. Sag ginfcfireiten öon 5tmtlWegen bewirfte hti
bem Srängen ber ©eiftlic^feit unb ber Ueberseugung öon ber t)eiligen
^flic^t, bie öejen §u öerfolgen, baf3 man häufig nacf) §ejen fuifite; bie
gotter machte, bafe man fie in ajienge fanb. Seibe SIKittet wufete fc^on ber
„Öejentjammer" wof)I ju benu^sen unb i^ren ©ebraucfi au\'§ abfcfieulit^fte
einjufctiärfen" :iE3äc^ter, iöeiträge gur beutfd^cn ©efd^id^te, Sübingen 1845,
©. 96 ff.).
566 drittel 93uc^. ^apftf^um unb Sejenunmeien.
fleifd^en bürfte. 2Ber tüottte bann fo etwa» einem (If)riftenmen)d§en
ant^nn?" (Dab. 21).
„SSo^er fommt e§, ba^ öiele Stic^ter bie Seflagten nic^t Io§»
laffen, oBfc^on fte \xö) in ber ?^oIterung gereinigt l^aben? STcan
ttjiü unb niu^ Seute l^aben, bie öerbrannt lüerben. Stuc^
beS^alb, lüeil bie Slic^ter e§ nl§ einen Schimpf anfetjen, ^emanb
lieber loljulaffen: man fönnte bann fagen, fie l^ätten \iä) bei ber
SSerl^aftung ober golterung übereilt. §ier mu^ i(| ergä^Ien, voa§>
xä) üor jttiei Sauren erlebt ^abt. ^n einem Crt, wo id) mirf) ha--
maU auffielt, mar eine SBeibSperfon, 92amen§ ^rine, nur be§§alb
aufgegriffen unb gefoltert trorben, toeil fie in if)rem S)orfe in
fc^Iec^tem gtufe ftanb. Sie ^atte ouf ber golter bie ^äte al§ ^ib
fc^ulbige angegeben, fo ha^ aucf) bie §äte üer^aftet unb gefoltert
n)urbe, bie aber bie golter überftanb unb ni(i)t§ befannte. Srine
tüurbe pm ^^euertobe öerurt^eilt; al§ fie ^erau§gefü^rt tt)urbe, ht-
!ennt fie i^rem SSeit^toater, ba^ fie nur tuegen ber ^folterqualen
bie ^'äte angegeben ^abt, bie gang fd^uIbIo§ fei. S:a itiäre e§ nun
bod^ biHig gen^efen, ba^ man bie Säte loSgelaffen f)ätte, aber fie
tnurbe nic^t entlaffen, toeil bie 3fiid§ter beforgten, bie plij|ltc^e @nt=
{)aftung ber Säte fönnte auf eine Seicfitfertigfeit in i^rer SSer^aftung
fdilie^en laffen. ^]t ha% aber nic^t eine Scbanbe unter ©Triften?"
(Dub. 22), „S)ie päpftlic^en Snquifitoren ^i^o^ ©Sprenger unb
§ einrieb ^nftitor, bie man nad^ SDeutfc^Ianb gef(i)icft f)at, lefiren
auöbrücfücE), ha'^ man bie armen ©ünber, bie nic^t befennen motten,
öfter§ foltern barf, nidjt jtoar, toie fie e§ nennen, per modum re-
petitionis, sed continuationis, ba^ ift, nidE)t um bie Wolter gu „irieber»
^olen", fonbern um fie „fort^ufelen" 'ogid). oben @. 50. 416. 456).
Sft bie§ nid^t eine fonberbare 9!Reinung? @ie fagen, mir motten
bie golter nic^t miebertjolen ; e§ fei ferne oon un§, ba§ mir. ba§=
fetbe o^ne neue unb mic^tige Urfad^en tf)un fottten, fonbern mir
motten baSfelbe auf einen anbern 2ag tf)un. 2Sir miffen gut, ba§
e§ miber Siedet unb SSernunft märe, bie golter gu mieber^olen.
©Ott bel^üte un§, ba^ mir fo unmenfd^Iidö unb grnufam fein fottten.
2Ba§ fott id^ baju fagen? ^ft e§ mijglid^, "öa^ geiftlirfie
2)länner unb ^riefter @oIrf)e§ fagen unb in einer fo
crnften (Baä)t mit SEorten fpielen? S« 2Ba{)r^eit, meine»
©rad^tens ift bie§ eine ungeiftlicEje ©raufamfeit, unb ic^ beforge.
V. griebricf) öon Spce. 567
unb jtüar nic^t erft Ijeute, boB bie genannten päpftlid)en
^nquifitoren bie gro^c SRenge Don Qaubtx^xn unb §ejen
in 2)eutf(i)Ianb öerurfacljt l^aben burcf) i£)r übermäßige»
Woltern" (Dub. 23). „SSenn ßine ätt)ei= ober breimal ge»
foltert morben ift unb nict)t§ befannt f)at, fo ^ei^t e^ fofort: jic
ift be^ejt, ber Xeufel i)ält i^r ta^ SJJauI 5U, e» liegt am -Tage,
ba| jie eine |)eje i[t, jie muß noc^ einmal gefoltert lüerben"
(Dub. 25). „SSenn ein (Gefolterter bie Säijm auf einanber beifet,
fo ruf eil bie 3flid^ter unb |)en!er : fel)t, er fü^tt nid)t§, er la^t unb
fpottet" (Dub. 21).
Uebcr bie X^tigfeit üon ©eiftlic^en unb ^rieftern bei ben
golterungen f^reibt @^ee: „3Ber treibt benu bie Dbrigfeit ju ben
^-lejenprojeffen? 3iin^<^ft f^"^ e§ ©eiftlid^e unb ^rälatcn, bie in
i()ren Betten unb ©tubirftuben it)re Seben^äeit mit Spintijierereien
gubringen; bie nic^t ttiffen, lüie e§ in ber SBelt pgel^t; bie fic^
fc^ämen, Werfer unb ©efängniffe ju befuc^en, mit armen S3ettlern
ju reben. SDaju fommt, bafe, lüenn fie etwa eine gabel ober ein
2}?är(^en üon 3aii6erei I)ören, ba§ ^emanb auf ber golter au§»
gefagt ^at, fie bie§ aU ein ©oangelium glauben" (Dub. 15). ,Xsi^
flage §tt)ar ^Jüemanb an, aber ha§i fann id) gIeic^tt)ot)I öon ber
Uugefcf)idlid^!eit ber l^nquifitoren fageu, baß fie fdjlerf)te Folgerungen
gießen, ba^ fie oftmals leichtfertig nidjtige ©rünbe gu 3Jiar!te
bringen. S)a:^er fömmt el, ba^, Wenn man i^nen aud) nur ha^
©eringfte mit guter S^ernunft einrebet, fie entmeber oerftummen,
ober fid) barüber luftig mad^en; fie fönnen e» nic^t leiben, ha'^
man biefe 5(ngelegenl)eit ber SSernunft gemä^ unterfu(^e. ^d) !onn
e§ nid^t rat^fam finben, ha'^, wenn man bei biefen ^rojeffen einen
©eiftlic^en beiorbnet, man einen großen 2;oftor ober ^rötaten ba,3U
tnä^It, ber einen großen 9lamen unb Sitel fü^rt, jumal wenn er
leibenfc^aftlicfi unb ftoI§ ift. Senn, weil man fic^ oor folc^en Seuten
fürct)tct, fo machen fie, wa§ fie woüen; niemanb wagt, fid) ifinen
äu wiberfe^en, au§ gurd^t, fic| bie Prälaten auf ben |)al§
äu äief)en. S3ei foIcEien Seuten ift oftmall (5)efd)id unb SSerftanb
bei weitem nid)t fo groß, aU i^re ©raöität, SBürbe unb Xitel,
©inb aber ©inige unter i()nen baju geeigenfdiaftet, fo bemütjen fie
fi^ bodf) nid^t, (grfafirungen 5U fammeln; fie befud^en bie Werfer
unb (äefängniffe nidE)t, fie reben bie armen Sjerl^afteten nid^t freunb--
568 ©rittet S3ud}. $a|)[ttf)um unb §ejenuntt)efen.
tiä) on, fie tröften fie nicfit in i^irem Unrat^ unb ®efton!, mit
beriet üeräd^tlid^en 2)tngen befaffen fie ficf) nic^t, fonbern fie er»
fahren 2lIIe§ burd^ frembe D^ren" (Dub. 16). „@ott man oon
benjenigen, bie ber ^Qit'^e'^ei toegen eingejogen ftnb, leidet an-
nehmen, ha^ fie fd^ulbig finb ? ©§ fd^cint bie§ eine tt)örid^te grage
gu fein, unb fie Wäre t§ ani) in 2Bal^rf)eit, rtenn fie nirfit ber Un«
üerftanb unb bie Unföiffenfieit einiger ©eiftlid^en nöt^ig
mad^te. 2)enn ©inige üon i^nen fafircn bie ormen gefangenen Sßeiber
bermo^en an, treiben unb quälen fie, ta'^ man glauben mu^, fie
l^ielten öon üorn^erein alle für fc^ulbig. SDie armen, elenben
SSeiber mögen üagen unb fagen tt)a§ fie wollen; fie mögen fid^ er-
bieten, i^re Unfd^ulb ju bettjeifen; fie mögen biefe ©eifttid^en bitten,
ba^ fie fie bod^ nur an£)ören, "öa^ fie, aU if)re ©eelforger, i^nen
h)enigften§ geftattcn föotten, i^re§ ^ergenS ©runb i^nen gu offen--
barcn, fie um guten 9?ot^ anjufpred^en, unb i^nen in i^rer fo
großen SSetrübni^ eth)a§ Xroft §u fpenben, bie§ 9(tte§, unb ma§ an
Slnliegen unb ^ümmerniffen biefe armfeligen 2Jtenfrf)en fonft nod^
I)aben, ift umfonft ; fie rid^ten nid^t mef)r bamtt au§, oI§ menn fie
il^re 9Jot^ einem ftummen 93ilbe üagten; fie ^ben nic^tg 2lnbere§
baüon, at§ ha^ fie ^ejen finb unb bleiben, ©olc^e ©eiftlidöe
!önnen nic^t genug auSfinbig mad^en, um biefe Unglürf=
lid^en angufcEinjärgen: man ^ei^t fie !^at§ftarrige , üer^rtete,
miberfpenftige ©c^anbtoeiber, öom ^ieufel Ieibl)aftig befeffene ftummc
Kröten, leibeigene 2eufel§birnen. ^aju !ommt, "oa^ bie ^riefter
bei ben 9tid^tern unb ^ommiffaren, bei ben SSäcfitern,
SSütteln unb ©cfiergen nichts 2lnbcre§ tl^un, alg ba^ fie
fie o'^ne Unterlaß anreihen unb treiben, frifc^ fortju«
fatiren, bie befangenen gu foltern, mit bem Semerfen, ta^
bieje ober jene gan§ üerftocEt erfdfieine, ber '^ieufel f^aht it)r ba§
Tlanl üerfto|3ft, fie ^be ein teufelifd^eS ßJefid£)t, fie fei fid^erlid^
eine ^eje, unb n)a§ bergleic^en gef)äffige Sieben mel^r finb. <Bo be«
!ömmt man benn oft bon ben befangenen §u "^ören, ha^ fie lieber
mit bem §en!er 5U ti)un !§aben, aU mit einem falcfien ©eifttid^en unb
©eelforger. 2öa§ foIc^e§ SEfiun ber ©eiftlic^en üielen ©efangcnen für
S()ränen unb ^er^eleib öerurfatf)t l)at, ift mir ntcf)t unbe!annt. Öiott
mirb einft gied^enfd^aft f orbern, nict)t allein üon biefen ^rieftern
fetbft, fonbern oüc^ öon benjenigen, bie fie ju biefem 3tmt unb
V. griebrtd) öon @pee. 569
%i)un beorbert t)a6en. ^c^ mu§ f)ier erjö^Ien, tpa§ mir öon
einem ^riefter befannt i[t, ber faft jluei^unbert ^erfonen jum
©d^eiterCjaufen geführt f)at. SCBenn er in ben ^er!cr tarn, um bie
armen ©üuber Seicht 311 ^ören, fo fragte er fie ^uerft, ob fie if)m
aucf) baSjelbe befcnnen njollten, ma§ fie bem 9tic^ter auf ber Wolter
be!annt Ratten, benn er tooUte fd^ted^t^in oon S^iemanb bie
S3eid^te ^ören, ber ficf) nic|t fc^ulbig befennen tuollte.
SBarcn nun (Sinige, bie nicfit fofort ficf) fd^ulbig befennen föoflten
unb i^m fagten, fie lüotiten if)m in ber SSeid^te bie SSa'^rljett be»
lennen, fo tnieS er fie ah mit ben Söorten: fie möcfiten o^ne 33eid^te
unb S^ommunion h)ie bie §unbe baljinfterben. S^a bie SIrmen nun
nid^t öon neuem gefoltert tüerben, unb nic^t trie bie §unbe ba^in*
fterben moüten, fo gaben fie fic^ für fc^ulbig an, ob fie e§ toaxen
ober nidE)t. Sc^ ^abe mir öon einem ^riefter erjä^Ien laffen, ber
fid^ öiel §u fein bün!te, ta'^ er ber Cbrigfeit anlag, fie foüte bie
unb bie aufgreifen unb foltern. (5r föar aud^ fef)r gefdfiäftig, nad^
2JJitfc^uIbigen ju forfrfien, bie er bann auffdirieb. ßr fteüte \iä)
neben bie golterban!, unterrid^tete nnb gab Einleitung, mt man
am beften an bie armen ©ünber f)eran!äme" (Dnb. 19). „@in
^riefter, ber bei ber ^^olterung babei ju fein pflegte, faf) einft, ita^
ein Gefolterter, al§ er gefragt tüurbe, nic^tg anttrortete, fonbern bie
5tugen gefcEitoffen l^ielt; er njottte nun ben ^n^iitifitoren ben S5e=
meig liefern, ha'iß ber (Gefolterte au§ 3^116^1'^^ fc^tüeige; er gab alfo
folgenben 9lat^: bie 9tic^ter foßten einmal mit bem S'oltern nadv-
laffen unb über etttjaS anbere§ f|)rcd^en. 2II§ fie nun biefem Statte
folgten, unb aU ber arme 9)Jenfc^ merfte, ba^ bie Sc^mersen auf=
leerten unb bie Sfiid^ter öon eth)a§ 5tnberm fprarfien. tt}at er bie
9(ugen föieber auf; ha rief ber ^riefter: @e^t, i^r Ferren, ba föir
öon anberen 2>ingen reben, ertt)adE)t er öomSd^Iaf; öor!§in, al§ er
befennen follte, ba^ er ein ^Quberer fei, fd^Iief er. ^^^^f^It ^^)^
no(^, 'oa'iß er bezaubert mar? 2a^t unl iJ)n ftärfer foltern unb
noc^ ein Sänjiein mit if)m tüagen" (Dub. 26). „SDarum mei^ ict),
bafe S!Jiancf)c, aU fie fälfd^IidE) ber 3auberei megen angesagt mürben,
mei( fie mußten, ha^ fie megen ber SeibenfdE)aftIicf)!eit ber ^riefter
bod) nidfit entfommen mürben, fic^ für fcEiuIbig ouggaben unb ju
5(ttem ^a fagten, bamit nur bie Sragöbie 5U @nbc föme. §at
boc^ jüngft ein @eiftticE)er auf ber ^anjel aufgerufen, ber SJJagiftrat
570 ©rittel 93u(^. ^apftt^um unb ^ejenunttjejen.
möge in ber ^ejenüerfolgung nur !ü^n fortfahren, benn er tüiffe
beftimmt, ba^ nod^ S^iiemanb an bem Drte hingerietet fei, ber ntc^t
n)ir!Iid^ f(^ulbig gemefen fei. ' SBie ein folrfier ©eiftlicfier mit ben
ormen ©cfangenen im ©efieimen Oerfaf)ren ift, mag ber Sefer, nac^
biefer ^robe feine§ öffentlichen 2(uftreten§, fid^ felbft au§ben!en"
(Dub. 30).
härter fann ber gefammte §ejeniüaf)n unb ber burc^ i^n gc'
boreneentfe|Iic^e§e£en|3ro5e&, ber ein regelred)ter ^nquifition^»
pro^e^ lüar, ni(f)t üerurtf^eilt tt)erben, aB ^ier burd^ @pee gef(^ie^t.
Ue6rigen§ brauchen mir @pee'§ ^ei^gnife mdjt, um §u biefem $8er=
h)erfung§urt^eil gu !ommen; bie 2lu»füf)rungen ber ^nquifitoren
unb ^ejenöerfoCger: @uiboni§, @t)meric, 2;iana, Sprenger,
SnftttoriS, SDelrio, Xanner, ®in§felb, 2at)mann, ©areno,
SSalentia, Sregel, 8c^erer, ^Sellarmin, Santa u. f. to.
finb in if)rer g^nifdien Offenljerjigfeit, jebe einzelne unb oÜc ^vl-
fammen, ein eingigeS gro^e§ Sßern)erfung§urtf}eil. 3J?an fann beS^
I)aI6 nur ftounen, tt^enn man lieft, tt?a§ ^ofep^ üon ®örre§
oben @. 235 ff,), meld)er ber ultramontanen SSiffenfc^aft in Seutfc^»
lanb nod^ ^eute burc^ bie „®örre§-®efenf(f)aft" (SSorfi|enber:
ber 3entrumla'6georbnete unb ^rofeffor i^t'i)x. öon ^ertling) ha^
©epräge giebt, jur 9^ect)tfertigung be§ ^nquifitionS' unb §ejen«
projeffeS fcEireibt:
„<56 fel^It ni(f)t an Seifpiclen ber unbefd^oltenften |)anbf)abung
ber ©erei^tigfeit bei folc^en ^rojeffen. 2öir mäfjlen au§ i^nen nur
eine, ben gad be§ bei SSauIj in (Stablo, feiner runben ®e=
f(^Ioffen()eit n^egen, unb meil ber 3ftict)ter if)n felbft ou§ ben Stften
erjäfilt." Stuf neun Seiten h)irb bann biefer „2rcitt", ber ftc^ im
^sat)re 1597 in Süttic^ ereignete, „na(f) ben §(ften" erjöf)It. (£»
ift ein §e£en= unb 3flii6ereiprD5e^, n)ie taufenb anbere, mit 2!eufel§-
erfcfieinungen, |)ejenf abbat^ , bann golterung be§ SlngefÄuIbigten
unb fc^IieBliif) feine Einrichtung. „9J?an mu^ fagen, fä^rt (5)örre§
fort, ein fo forgfame§, Iangmütf)ige§, grünblic^eS, um-
ficf)tige§, eifriges unb bod^ barmf)er§igc§ (!) 33erfo()ren mu§
1 6pee f)at :^ter o{)ne S^eif^f feine Drben§brüber, bie ^efuiten
Srejel, Si^erer, Tlad^extntiuä u. f. tu. »or 2(ugen, bie i^re ^e^ereien
gegen bie ^t^en öon ben .^aiijeln :§erab betrieben; ögicfi. oben 6. 477 ff.
VI. ^eienmaijn unb vömijcf)e Sird)e. 571
jeben 3weife( an bie burd^ Siebe gemäBtgte ©erec^tigfeit feine»
ganzen $ßorfcf)reiten§ unb feine§ befinitioen Urt^eif^ gan§ unb gar
entwaffnen" d}lt)itii IV b, 560).
SSelc^e begriffe üon f[Renjc^Iic{)!eit unb (J^riftentfium ijat boc^
biefe „Sendete fat^oIijd;er 25>i[fenic^aft" ! 9^ur mit foId)en S3e=
griffen fann man e§ üerftefien, bafe berfelbe öörre», of)ne jebe»
SSort ber SJJipilligung, beriditet: ber ßifer ber Qnquifitoren in ber
^iÖ5efe domo fei fo groß gemefen, ba§ eine B^itlang bort jäfirüd)
l)unbert ^c]ctn oerbrannt tüurben (a. a. O., @. 110; oben (3. 429).
VI. ^s^'^i^^^"^^!^ intb romtjc^e ^ix6)c,
i^Qld).: „Sie SSerantluortlt^feit beg «ßopftt^umS", unten S. 600,
„%üx bie f^ragen, ob unb in trie weit ^leufel burd^ 9J?enfc§en
unb SD'ienfcEien burcb Teufel wirlen fönnen, toar entfc^eibenb, mie
fid^ bie firc^üc^e 5(utDrität baju ftedte. SSerbammte fie biefen
©tauben, fo mochte er öieHeic^t tro^bem in niebrigen S3oIf§fcbi^ten
ein bunfeleS 2)afein friften, mochte fogar ^ie unb ba ju einem
tüilben Stfte barbarifcf)er ^Sotfyjnftij fü{)rcn, wie folc^e au§ ftalb'
jiöilifirten Säubern no(f) ^eute juweilen beridfitet werben. 2{ber oon
einer großen öffentürfien ©efa^r biefe§ 2Ba^n§, oon maffen^aften
unb epibemifcEien |)e£enpro5effen fonnte bann nic^t bie 9tebe fein.
S^aB Surften, ^obe unb niebere ©erii^te, juriftifi^e unb tt)eoIogifc^e
2(utoritüten unb ?}afultäten bie Se^ren be§ ^ejenglaubeng öertraten,
Wäre in fat^olifd^en Säubern unmöglich gewefen, wenn er nid^t
ber Set)re ber römifd^en ^irc^e entfproc^en f)ätte. 2ie öäpft^
lid^en Snquifitoren, in erfter Diei^e^^ominifaner, banebenauc^ granjias
faner, öerwenbeten in i^rem Kampfe gegen öerfc^iebene ^e|er al§ wirf=
famfte 2]Baffe and) bie Sefc^ulbigung ber ^ai^berei. 2{u§ ber 33ibel,
ben Slirdienüätern unb (SdE)oIaftifern griffen fie auf, tüas fic^ für biefen
©tauben unb feine 2(u»geftaltung im einzelnen oerwertfjen tiefe; fie er^
f)oben Steufeerungen be§ 2tbergtauben§, bie auc^ bie fird^Iid^en Greife
tjorber at§ Söa^n oerbammt t)atten, ju fd^auerlic^en Stealitäten unb
bracE)ten ba§ ©anje atlmät)lic^ in ein jufammen^ängenbeg Snftem.
S^ofe bie t)ert)ängnifet)ü(Ie SSenbung in ber fir(^ti^en 9(uffaffung ber
^ejerei nur im eigenen Sc^oofee ber ßir(^e fid^ ooll^ietien, ha^ fie it)r
572 ^^rttteä Surf). $ap[ttr}um unb Sejenunroejen.
nic^t öon ber Saicnttielt aufgebrungen tüerben fonnte, ift felbfioerftönb'-
Itc^. Unb ba bte §ejerei all ße^eret betraditet trurbe, mu^ ber für
SSerfoIgung ber ^e^erei fontpetenten S3e{)örbe, ben gi^Qu^fito^en,
l^iebei bie entfc^eibenbe 9ioIIe gugeiatten fein. Seit SnnojenSIV.
tüarb bie Wolter jur ©rpreffung öon ©eftänbniffen angeorbnet unb
q{§ Strafe ber ü6erfüf)rten §efeer ber (Sd^eitert)aufen gefe|Iic^ ein=
geführt. Seitbem begann jener entfe|Iicf)e Srei§Iauf öon Urfacf)e
unb SSirfung: burd^ bie golter ä^ang man bie Stngeflagte, ba§
burc^ bie Si'agen be§ 9titf)ter§ iJ)r fuggerirte §e£enn)al)nft)ftem an--
§uerfennen, unb bie fo er|}reBten ©eftänbniffe öern)ert{)ete man ^in^
tt)ieberum in SBort unb Sdirift gur 93e!räftigung unb SSert£)eibigung
be§ ©l^ftemS unb gur 3^ed§tfertigung neuer SSerfoIgungen. 2)ie
autoritatiöe Stnerlennung ber öejerei aU ^Realität unb jener er=
meiterte Segriff ber öe;rerei, ber ben fur^tbaren SSerfoIgungen ju
©runbe lag, entfprangen bem ©djoo^e jener firc^Iid^en Korporation
[bie ^nquifition], bie befugt unb beauftragt mar, au§5uf|)üren
unb f eftjufteflen , in meti^er SSeife fid^ ße^erei äußere, unb bie
Präger biefer Se|erei auSjurotten. 3^a§ Dbfiegen be§ ma^n«
mi^igen (St)ftem§ märe nid^t §u erüären, menn e§ nic^t
öon autoritatiöer, ^ier alfo öon ber firc^Iirfien (Seite ge*
^egt unb gepflegt roorben märe Sßenn bie öejen--
progeffe feit bem 16. ^a^rtiunbert öon ben geiftlic^en an bie
meltlic^en ©eric^te übergingen , barf man fic^ nic^t barüber
täufd^en, ha'^ fie im ©runbe immer blieben, ma§ fie unter ben
^nquifitoren maren: ein ©laubenSgefc^äft: negotium fidei
ober Processus fidei, mie bie amtliche Sprache ber ^nquifitoren
fie getauft Ijatte. 2ie§ öerrätf) ficb jum 2^eil frfion in äu^erüd^en
SSeranftaltungen. S)ie Baierifc^e „©eneral-- unb Spejialinftruftion
für ben ^ejenproje^" öon 1622 öerorbnete: fo lange gauberifcbe
^erfonen öer^aftet finb, finb geiftlic^e Sadfien, al§ SBei^maffer,
Krujifije, geiftlid^e Silber, Agnus Dei unb bergleidfien bereit ju
balten, bamit be§ Sieufell ©emalt öer^inbert merbe. S^iie ^nftru!--
tion folgte bamit ben öom „öejenl^ammer" gegebenen S^iat^frfilägen,
mie ':>as, maleficium taciturnitatis ju üBerminben fei [oben S. 415].
Sei i^ejenproäeffen, bie 1721 unb 1722 in 3Jioo§burg unb
Sret)fing fpielten, mürbe bie golterfammer mit SBeifiraud^ an^-
geräuchert; bie jur Reinigung ber Slngeflagten gebraud^ten Spife'
VI. §ej;entDaf)n unb römi)d)e Kirtf)C. 573
rutfien iDurben gertei^t, bei jebem ©jamen Würben geiüei^te Siebter
gebrannt, unb oermitteli't be§ «St. Soi}anniylüein» würben ben 2(n-
geflagten „iieiüge 9ieliquien" eingegeben, aÜe» bie», um bie Sraft
ber SSerjaiiBerung ju bredöen. ^loä) ßreittmat)er'§ Strafgefe^buc^
Oon 1751 rät^ gegen ha^ maleficium taciturnitatis u.a. StnWenbung
geiftüc^er Tlittd .... SBenn e§ nod^ eine§ SSeweifel für ben fird^»
lid^en ©l^arofter be§ §ejenn:)af)n§ bebürfte, fo liegt er in feiner
Snternationalität. ^n aßen Sänbern, wo bie römifdie Sird^c
l^errfd^te, ob fie uon Sftonmnen, Gelten ober ©erntanen bewohnt
woren, tritt feit bem 13. ^a^rl^unbert allmätjlict) ha§ umfoffenbe
§ejenwaf)nf^ftem l^eroor. (S§ ift !tar, ta'^ e§ nic^t au§fd^Iie^Iic§
ouf attem $ßoI!§gIauben beruljen !ann, fo üiel 5(ef)nlicf)!eiten in
SSejug auf ^ejerei biefer and) bei ben üerfcEiiebenen Aktionen auf*
lüieS. 9Zur bie S^iener ber römifc^en ßirdie {)atten bie
SWod^t, alle (firiftlic^en SSöüer be§ 3tbenblanbe§ mit einem
gemeinfamen 9Ze^e übernatürlicher S^orftellungen ju um=
fpannen. SSon ber Mangel ()erab üerbreiteten bie 3"<1iii=
fitoren überall i^ren Sß3al)n al» „SBort @otte§" [oben
@. 391. 392] unb entfalteten eine benmgogifdie 3Bir!famteit, inbem
fie on bie f(|(e(f)teften Snftinfte ber SIRaffe, an 9ieib, §a^, 3(ber=
glauben unb ^Tumml^eit a|)|)eüirten. Unter ben romanifdjen Sla--
tionen: granfreic^, Italien, Spanien fto^en wir bat)er auf ben
nämlid^en §ej:enwa^n wie in S!eutf(f)Ianb unb ben germanif(^en
Säubern."
„^n ben ber bt)§antinifd^en ^ir^c angegörigen flaoifc^en
Stationen ift alt^eibnif (^er 35oIf§aberg(aube minbeften» ebenfo 5U ^aufe
wie bei ben germanif(f)en unb romonifc^en S5ölfern. ©leid^woljl
I)aben fie feine ipe^^enproäeffe, bie man nur entfernt mit ben abenb-
länbifc^en oergteicfien tonnte. SDer ©runb liegt barin, ha^ ber
firdilidfie ;pefenwa£)n erft entftanben war, nad)bem bie
morgenlönbifdie Slirc^e fict) oon 3tom Io§geIöft Ijatte, unb
ba§ bie |)ä|3ftli^en ^nquifitoren in beren S3ereicf) nid^t§
ju fagen fiatten. (S§ fet)Ite alfo l^ier bie geiftlirfie Stutorität,
bie ben 23af)n be» SSoIfe» 5um fird}Iid§en ©tauben ftempette unb
i^m t)iemit erft bie üotle ®efät)rticE)feit für ba§ @emeinwot)I »erlief. "
„(Snbtid^ Werfe man einen Solid auf bie Siterot ur be§ §ejen-
Wa^n» unb ber .pejenproäeffe. SDlit oerfd^winbenben Stu§na^men
574 dritte» S8uc^. 1ßap[tt^um unb §ejenuntt)e^en.
gehören fämmtüd^e ßtajfüer be§ §ejentt)at)n§, bte £e^rer unb 93e=
ratf)er, bie für biefen SSa'^n folrie für bic SSerfoIgungen ber §ejcn
aucß in ©utac^ten üon Suriften über einzelne ^rojeffe immer unb
immer föteber angerufen werben, beut geiftlic^en ©taube an."
[So ber fpanif(^e S)ominifaner 9nfolou§ S^mericuS, @roB=
tnquifitor öon Sfragonien; fo ber 2)ominifaner unb ^nquifitor
9JifoIau§ Sacquier; fo bie S^erfaffer be§ „§ejen^ammer", bie
Snquifitoren unb Siominifaner Si^ftitoriS unb ©^renger; ber
Snquifttor unb SDominüaner S3ern^arb öon Somo; ber ^rofeffor
ber X^eologie unb Magister sacri Palatii, fpäter ^ominüaner^
general, Silöefter SO^Ja^joIino ^rteria»; ber SSerfaffer be§
„neuen £)e?:enl^ammer§", ber SDominüaner S3art^oIomäu§ be
Spina; ber Trierer 2Bei[)bifc§of $eter S3in§felb; ber ^efuit
SUlartin 2)eIrio; ber ^efuit $aul Sat)monn; bie granäi§!aner=
t^eologen Sllp^onS be ©aftro unb Srognoü; oben®. 387 — 500.]
„S" i>ei^ fatl)0üfc§en ^irrfie betrachteten befonber» bie ^omini»
!aner bie t^eoretifdie Erörterung über ^e^er unb §ejen wie bereu
Stuffpürung unb S^erfolgung aiv xljxt eigenfte S)omäne."
„^apft SnnoäenS VIII. f)at an jenen ^erifern unb Säten,
bie fic^ bem öe:renn)a[}n unb ben SSerfoIgungen ber öon if|m au§=
gefonbten ^nquifitoren wiberfe|ten [befonber» Sijrenger unb Sn=
ftitoriö], gerügt, ha^ fte „mz^x toiffen woüen, aU ifinen gufte^e"
[oben @. 385]. 2Ba§ f)et§t bie§ anber§, al§ baB über biefe ?5rage
nur bie fom|3etenten fird^Iicfien Slutoritäten, an erfter Stelle bie öom
^apfte betegirten ^nquifitoren ju befinben f)aben? 3Senn ie|t üon
Slnwälten ber ßir^e bie ürd^Iic^e SSerantwortung für bie ^ejen-
projeffe abge(e[)nt, ja biefe Stuffaffung al^ „obfurb unb läc^erlid)"
erflärt wirb, fo ift barauf fjinjuweifen, ha^ bie alten firc^ücEien
Öejenftfiriftftetler im ©egent^eil ben ©tauben an öejerei aU fird^--
liefen (Stauben unb bie SSerfoIgung ber Jpegen aU ürc^tic^e Snfti=
tution in 5(nfpruc^ genommen tiaben. Z^n ber Slbfc^lüörungSformel,
bie im „öej;enl)ammer" für bie nii^t an §ejerei ©laubenben
aufgeftellt föirb Pars III, qu. 24), l^eifet e§: ber Unglaube an
•Öejerei t3erftö6t au§brücfli6 gegen bie gntfc^eibungen ber tieittgen
9[Rutter, ber Älrdie, aller fat^oliftfien 2el)rer unb ber faiferüd^en
©cfe^e. 51e^nli(f) folgert ber ^nquifitor 33ern^arb üon Gomo:
o^ne 3"ftiwmung bc§ ^apfte§ f)ätten nic^t fo öiele |>e£en oerbrannt
VI. ,f ei"enrt)a^n unb römifcf)e Äird}e. 575
werben fönnen; alfo ift bte ^egeret eine S^eaütät, benn bie Kirche
ftraft nur älüeifelloje SSerbrec^en (De strigiis c. 3—6). „SBer bie
|)eEenfo'^rten aU Xräumc unb Säufrf^ungen erüärt — jagt ber
Sefuit ©elrio — öerfünbigt jic| on ber ^irdje; benn bie tatf)0''
lifd^e ^irdEie bestraft nur jid^ere S3erbrecf)en. Gntföeber irrt bie
^irrfie, ober jene 3>^eifler irren; irer aber fogt, baj3 bie S^ird^e in
einer ben (55tauben berü^renben grage irren fönne, ber fei üerflu(|t"
(Disquisitiones magicae II, 441; Ed. 1606; ögid). oben @. 447.
454). „2)a§ etlid^e 9Jienfc|en", ruft ber Sefuit Sa^mann aul, „in
i^rem judicio fo singulaves unb eigenfinnig fein, 'Oa'i^ fie ber ganzen
e^riftenl^eit, gemeiner ^ra£i§, geiftM;en unb n)eltnd)en ß5erid)t§=
pro^effen if)ren ^o^f h)iberfe|en bürfen [inbem fie bie ^Realität ber
^ejerei leugnen], n)a§ ift ba§ anber», al§ oüe decreta Patrum,
Concilia Pontificum. Academias, Tribunalia unb bie ^ird^e ® otte§
felbft ber Unrtiffentieit, Ungerec^tigfeit ober Xt)rannei bejiditigen unb
bem Slntid^riften ba§: X^ov auff^erren" (Processus juridicus, ©. 53).
9^ur h)enn mon fic^ ber Sinfidjt nid^t üerfi^Iie^t, "öa^ ber
^eyenglaube üon ber getnaltigen 5lutorität ber ^ird^e ge=
tragen föurbe, öerliert bie Itiatfad^e, ba^ ein fold^er
2Bat)nn)ifo Sat)rt)unberte f)inburc^ aud) bie ©ebilbeten be^
iierrfc^en !onnte, i^ren rät^felt)aften Sl^arafter. S)ie mo =
bernen S3eftrebungen, bie Sl'trdie in biefent fünfte rein
ju wafd^cn, ge^en geh)i^ üon tt)ol)Inieinenbem (Sifer für
ba§3tnfe]^en unb bie(£t)reber^ird^eau§, aber mit^ ift o =
rifd^cr 2öiffenfd)nft unb unbefted^Iidjer (Srforf df)ung ber
2Ba^r{)eit I)aben fie nid)t§ gemein" (^Rie^Ier, a. a. £)., ©. 8.
37. 38. 47—56).
„®er |)eEengIaube befeftigte fi^ üom 13. Sal)rf)unbert an unb
^roar l^auptfäc^Iid^ burd^ bie ^irc^e. 2(IImäI)Iid^ nal)m fie bie
SRöglid^feit unb 2Bir!IicC)!eit eine§ S3unbe§ unb einer gefd)led)tlid^en
SSermifdjung mit l^öllifd^en ©eiftern an, lehrte fie, unb fo finben
toir im 15. ^a^r^nnbert biefen ©lauben atigemein tierbreitet. 3"
njeit ge^t mon, föenn man ber 93utte be§ ^apfte§ SnnojenS VIII.
unb bem „§ejen^ammer" bie Ginfül^rung be§ C">e?enp^-oäeffe§
in ®eutfdE)Ianb jufd^reibt; ober eine gro^e unb toid^tige 9loIIe f^icten
fie in ber ®efcE)id)te ber beutfc^en ^ejenprojeffe. ®ie ouf ben
S3unb unb eine SSermifd^ung mit bem Teufel begrünbeten ^ejen«
576 drittel 93uc^. ^apfttl)um unb ^ejenunlDejen.
projefje tüurben erft ie|t in ©eutfi^Ianb f)eimifcf). ^ene S3uIIe unb
jenes ^nd) gaben Befonberen 2(nfto|, barauf auSjugefien, folc^e
^eyen ju fuc^en" (2Bäc|ter, a. a. D., 3. 90).
SBäcfiter unb 9licäler fjaBen l^ier alle für bie Sc^utb ber
ßirc^e, b. ^. be§ ^ap[ttt)um§, entfc^eibenben fünfte berührt.
2öte jefjr ber ^ejenttja^n unb bie if)m folgenben ©reuel ben
^rieftern unb CrbenSleuten, alfo ber ^irc^e gur Saft fallen, er^
giebt ftd^ fd^on öor ©rfcfieinen be§ „§ejen^ammer§" au§ ber be*
rühmten Schrift Formicarius (2(meifenbu(^) be§ fc^ttJäbifc^en ®omini»
fonerS ^o^anmä ^fJiber (ögirf). oben @. 425).
S)afe Selber einer ber bebeutenbften ^riefter unb DrbenSmänner
feiner 3^^^ ^o^- ^"B ^i^ ©eroä^rSmänner für bie „^^atfad^en"
feines Formicarius au§f(^Iie^Iic^ l^eröorragenbe ©eiftlic^e h}aren,
ijaht id) fc^on l^erOorge^oben ; I)ier mac^e idi no(^ auf goIgenbeS
aufmerffam :
3^iber berichtet üorgugSmeife öon ^ejerei unb §ejenberfoIgungen
im äu^erften (Sübttjeften jDeutfc^fanbS, im SSerner ©ebiet unb in
ber i)eutigen franjöfifc^en Sc^meij. S)iefe ©ebiete njoren aber ta^
©infallSt^or ber ben §ejentt)a{)n tierbreitenben ^ä^3ft=
ücEien ^nquifitoren OberitalienS unb Sübfranfreid^S ; mit if)rem
^ßorbringen f)ielt bie 35erbreilung bei SteufelSipufeS gleichen Sd^ritt,
lüie ein 9JJenfcf)en alter fpäter hav SBirfen ber ^ä^fttic^en Snqui»
fitoren «Sprenger unb ^»ftitoriS auf i^rer 9}?arfc^Iinie ©übt^rol —
Dber — Siieberbeutfc^Ianb beföeift
3^iber fc^reibt fein S3uc^ in f^orm eines ^ti^iegefl'^äc^eS jiDifc^en
einem „X^eologen" unb einem Saien mit 9Jamen „^iger" = ber
Säffige, flaute. Seine Säffigfeit beftet)t aber barin, ba| er an
^ejen- unb Seufelfpuf nidjt rei^t glauben föitt; ber „X^eologe"
mu^ it)n erft be!ef)ren ju biefem Glauben. „2)er SE^eoIoge, fagt
ri(i)tig Sfüe^Ier a. a. £., S. 57), entfpridöt genau bem pä^jft*
licfien ^nquifitor, ber „Iräge" ber 3)let)rt)eit beS beutfd^en
S3oI!S. £)()ne eS ju beabfict)tigen, f)at unS S^iber beftötigl, raaS
lüir aud^ Df)ne fein ^ei^S^iB tüu^ten, "oa^ biefer ^ejenlüafin
bemSSoIIe burd§ bie ©eiftlii^feit eingeimpft lüorben ift." ^
1 Sng paarten fic^ in firc^Iid)en Greifen 21berglaube unb ®raufamfett;
ba§ tritt befonbers Ijäfelid) I)etODr in einer Sd)rtft beg§offapIanl i^xitbtidi)
VI. ^ejcnnjal^n unb römifc^e Äirc^e. 577
fOlit ben [c^Iagenbften 33etüei§ für bie alleintge ©c^ulb ber
rSatifc^en ^irc^e an ber STugbreitung be§ |)efentüo^n§ liefert aber
ber „<peEen^omnter" (oben @. 387 ff.).
©eine «erfaffer gefielen, ha^ tüdtan§ bie 3Keiften, bie bamalg
ber Zauberei angefc^ulbigt mürben, o^ne 9lücffic§t auf bie fc^föere
Oefa^r, bie fie liefen, i^ren Unglauben an ^ejerei unb Teufelei
erHärten (pars lU, qu. 6). 2Bir §aben alfo ^ier ein unanfec^t-^
bare§ ^eugni^ bafür, ha% biefer unc^riftlid^e ^ertüi^ toeber feften
dn^ gefaxt ^atU in ^^eutfc^Ianb, nocf) bort öerbreitet njar. 2Ba§
gfJiber oor 40 Sauren üagenb eingeftanb, beftätigen feine gjoc^--
folger Sprenger unb Snftttortg: U§ beutfc^e Sßolf toar läffig
(piger) in ber STnna^me be§ <pefenglauben§.
Se^t öerfc^tranb bie Säffig!eit. Sie ^eyenbulle Snno5en§ VIII.
unb ber „^ejen^antmer" feiner Snquifitoren trieben bem beut=
fc^en SSoIfe tief, unaustilgbar tief ben ^ejentoa^n in ©inn unb
®emüt^.
„Scfl fc^tüöregu glauben, ba^ oHe ®e^er unb tauberer mit emigem
geuer gepeinigt merbcn, unb tnfolgebeffen fc^möre ic^ biefe teuere:
ober öielme^r biefen Unglauben ah, melc^er falfd^ unb lügnerif^ be-
hauptet, e§ gebe feine ^ejen unb fie fönnten feinen Schaben an--
ricfiten, ba biefer Unglaube, mie ic^ je^t anerfenne, auSbrücflic^
gegen bie (Sntfc^eibung ber ^eiligen 3Kutter, ber^irc^e, aller
fatf)oIif(^en Softoren unb aucfi gegen bk faiferlic^en ©efe^e oerftöfet,
bie folc^e ipejen 5U öerbrennen befehlen" (Malleus malef. III,
qu. 24). liefen (£ib mußten alle biejenigen leiften, bie ber |)ejerei
smar angefc^ulbtgt, aber nic^t überführt morben maren. konnte bk
SBirfung folc^er (Sibe, hinter benen golterbanf unb Scheiterhaufen
ftanben, eine anbere fein, aU bk öer^eerenbe STuSbreitung be§ |)ejert*
ma^ng unb mit i^m bie ^infc^Iad^tung ungejä^Iter Unglücflic^er?
S)a§ ftrommeife öergoffene mnt, ta§ oom (Snbe beS 15. bi§
sunt enbe be§ 18. ^aljr^unbertg Seutfc^knb burc^flo^, baä
beg (Siegreichen üon ber Ißfals, ^attl^iaS bon Semnat: „9?un fomme
i(f) auf bie aüergröfete Äefeerei unb ©efte unb I)ei§t ein ^rrfal unb Se!t Gaza-
riorum, b. i. ber Un^olben, bie Bei ber 5«acf)t fahren auf Sefen, Dfengobeln,
Sa^en, S3öcfen ober anberen bo§u bienenben Spieren, ^ft bk aüerüerflu^»
tefte ©eft unb Qciföxt üiel ^euerg of)ne (Srbarmen su" (3[»ünc^ener
6taatgarcf)it), Cffm. 1642 f. 133 f., obgebrucft bei SRiesIer, a. a. 0., S. 73).
B. §oen86roec^, ^Papflt^um. I. 37
578 5)rttte§ 93ucf). ^apftt^um unb ^ejenuntocfen.
glammenmeer bcr ©rfieiter^aufen, bo§ tüä^rcnb biefel 3ßiti^flwme§
bic beutfd^e Kultur- unb 9?eügion§gefc§td^tc fieteud^tetc, ^tten
!irc^Iicl§''t)ä^fttic^en Ursprung.
2)ic 9{e(^t§über5eugung öon ber X^atföd^Iid^!ett ber
Räuberei unb öon i^rer alU§ Stnbere überrogcnbcn @e =
meingefä^rUd^fett tft burc^ ben „^ejenl^amntet" in SScr*
btnbungmttber35ullebe§ „(StattfjalterSS^rtfti" fiefeftigt
tüorben. ®a§ ift eine mit allen fünften unb aßen ßügen ber
ultramontanen ©efc^ic^tSflitterung nic^t ttjegsubringenbe gcfc^id^ttid^e
2^§atjad^c.
„Söenn e§ erft nod^ etne§ 93ehJeife§ für bie 2Bir!famfeit ber
:|)äpftüc^en S3utte Bebürfte, fo liegt berfelöe in ben l^iftorifd^en
^^^atfad^en. SBäfirenb bie Sutte unb ber „^ejenl^ammer'' nod^
üon ^lerüern unb Saien fpred^en, bie nid^t an §ejerei glouBen
unb ben ^nquifitorcn \)a§ ^anbtüer! legen föDlIen, l^ot fid^ nad§
bem ©rfd^einen ber Sutte in bem !at^oIifc§en ©eutfd^Ianb 6i§ in
ba§ 18. Sa^r'^unbert in ber Siteratur tt)ie in ber ^raji§ ein
:)3rinäipiener SBibcrfprud^ gegen ben |>e£englaul6en nid^t ^eröor«
gemagt, ober ift burd^ I)arte S3eftrafung berer, bie miberfprad^en,
fogleic^ gum ©d^meigen gebrarfit Sorben (unten @. 588). ^ie
Suriften ?tlciatu§ unb ^onsinibiug erflärten nur i^ren Un^
glauben gegenüber ben leiblid^cn Stu§fal^rten ber |>ejen — ein
^unft, ber in ber :päpftlirf)en Sutte nid^t berül^rt n)irb. S)er
toadere |)on§ (Sod^§ ^atte fic^ t3om ^apfttf)um bereite loSgefagt,
oI§ er in einem (Sebic^te e^rentoertt) bie filtere Stnfd^auung öer--
trot, "öal^ be§ SE;eufeB (5^e nur ©efpenft unb ^^antafie, ba^
S5o(f fahren, ha^ au§ SRi^glauben !ommc, ^eibnifd^ unb ein ©e^
fpött fei. Wogegen werben bie üterarifd^en 93e!enner unb SSer»
tl^eibiger be§ §ejenglauben§ nun immer gal^Ireid^er. ®ie öer»
einigte Slftion be§ ^apfteS unb feiner S^Qu^fitoren üerfolgte
einen bop|3eIten Qtütd. @inerfeit§ follte ber (Staube an ^ejerei
befeftigt unb ausgebreitet, beffen ©egner füllten eingefd^üd^tert
unb SSoIf ujie Söe^örben gu eifriger Unterftü^ung ber ^eyen-
tierfolgungen angefeuert tüerben. 2(nbererfeit§ foHtc biefe SSer»
folgung bei weltlid^en tt)ie geiftlidEicn (SJerid^ten nacf) ben ©runb--
fä^en bcr ^nquifitionSgeric^te geregelt h)erbcn. 2)a§ ©elingen ber
^äpftticben Stftion in SSerbrettung unb Söefeftigung be§ §cjenn)o^n§
VI. .^cjennjatin unb römijc^e ^irt^e. 579
war öottftänbig unb f^auerlid^. SSon ha an ift biejcr SBa^n unb
jwar in feinem üoHen t^eologifd^en Umfang in Sleifd^ unb
SBIut bc§ beutfd^en S3oIfe§, in§befonbere aber ber ma^gebenben
Greife, ber Surften, 2;^eoIogen unb ^uriften übergegangen, ©er
„^egen^mmer" üerbreitete feine ©runbfä^e junäd^ft unter ben
ÖJebilbcten, öor ollen ben ©eiftlid^en unb Su^iften. ^n lateinifc^er
(Sprad^c gefc^rieben, fd^tucr üerbauüd^, !onnte biefe§ S3ud^ mit
feiner ftu^)enben unb ftu^piben (SJele^rfamfeit nic^t bireft ouf bic
Sßott^maffen tt)ir!en. Slber üon ben gebilbcten Reifen au§ brang
nun ber neue ürd^üd^e ^ejennja^n in ben gal^IIofen Monaten,
burdE) bie ber (Strom neuer 5lnfd)ouungen fid^ üon oben nad§ unten
ergießt, burd^ ^rebigten, ©efpräd^e, S3ilber, populäxt ©rfiriften in
bie gro^e SJienge, njo er mit ben Uebericbfeln be§ alten SSoIfS»
glaubend ^ufammentraf unb biefen neue Seben§!raft ein^audEite.
233ie ber attf)eibnifd§e |)ejentüai)n öorl^er nur met)r ein !ümmer=
Iid^e§ 3)afein friftete, ttjaren aud^ bie ^egenprojeffe öor ben ttjelt*
lid^en ©erid^ten nid^t ga^treid^, ja man wirb fagen bürfen im
3(u§ge;^en, al§ ha§ (Singreifen ber Snpwifitoren fie auf's neue
entflammte. @§ ift irrig, bie ^eriobe ber gerid^tlid^en ^ticm-
t3erfoIgungen erft tjon bem ©rfd^einen ber S3ulle SnnojcnS VIII. in
S3erbinbung mit i^rem :pra!tifd§en Kommentar, bem ^ejen^ammer, gu
batiren. SfJid^t minber irrig ift e§ ober, wenn mon bie ^eriobe
ber ouggebe^nten unb moffen^aften gerid^tlicEien §ejentierfoIgungen
auf einen onbern Urfprung aU biefen gurütfleitet. S)ag amtlid^e
©ud^en nod^ §ejen t}at erft öon bo on begonnen. 5)er Bi^fammen«
l^ong ber (Sreigniffe 1484 — 1488 [^opftbuHe unb „^ejen^ommer"]
mit ben furchtbar wüt^enben §ejen|3ro§effen be§ 16. unb 17. Sa|r=
f)unbert§ unb ber im ©runbe firrf)Ii(^e ©l^orofter ber Ie|teren wirb
guttjeüen beftritten, Weil biefe nur öon weltlidEicn Slid^tern gefül^rt
würben, ©ine oberflädEiIid^e unb burd^ouS unt)iftorifd^e Sluffoffung!
S)obci wirb bie Xl^otfad^e überfct)en, bo^ ja bie Sncjuifitoren ben
britten Xl^cil il^re§ „^ej enl^ammer§" ougbrüdEIic^ gur S3e=
lel^rung für bie Weltüd^en 9tid^ter öerfo^t unb biefe
gur SOfütwirfung oufgeforbert l^otten. ©inb bod^ bic ^ejen*
fc^riftftetter unb 9ledöt§gutad§ten ber fotgenben ^eriobe öoll öon SSer=
weifungen auf ben „^ejeniiommer" ! S)a§ im (Sorten ber ^uriften
ü^pig ouffd^ie^enbe (SJiftfraut wor bo^in öerpflongt au§ bem @rb*
37*
580 Srittcg 93ud). ^o^fttf)um unb |)efenuntt)efen.
reid^ ber ^|eologen, bte e§ gejäet unb großgezogen Ratten, unb
ol^ne beren fortltiäl^renbe Pflege e§ aud§ je|t nic^t fo fräftig gc=
bleiben toäxt. S)ie tüeltürfien ^eyen^rogeff e bee 16. unb
ber folgenben '^a^^v^un'ozxtt öer^alten fid^ ju benen
ber :pä|)ftlic^en ^nquifitoren hjtc bic gortfe^ung jum
Slnfong, bic (grnte jur 2lu§faat" (iRteäler, o. a. D.,
©.120 ff.; 125 ff.; 129 ff.).
©erabep üp\>iQ fc^oß bic üon ber ^ird^e au^geftrcute Saat in
bie ^alnte. 95efonber§ beutlid^ ift \)a§ für iöoicrn ju ticrfolgen.
SSor ber SSutte ^nnojeng VIII. mar ba§ ^ejcnunhjefen in
ißaiern nid)t nur faft ganj unbekannt, fonbern 93ifc^öfe unb ©eiftüd^e
üerhjiefen e§ in ba§ 9fieic^ ber %a^zl ($Regcn§burger (3t)nobc öon
1377; ©algburger ©tinobe üon 1420; 2lug§burger (St)nobe öon
1452, ügtc^. Mon. Boica XV, 569, 611; XVI, 605. 6124). Slbcr
Balb nad^ ©rfc^einen ber ^egenbuüe ge^t eine 9legen§burger S^nobc
üon 1512 ouf „bte ^e|er unb Qanbtxtx" ein (Schannat-Hartz-
heim, Conc. German. VI, 105).
©d^on im ^a'^re 1509, olfo swanjig ^a^xt nad^ ©rfc^cinen
be§ „|)cjen^ammer§" gaB ber ^falj = neuburg'fd^e Sanböogt
Ulrid^ 2;englcr feinen „Sa^enf^ieger' , ein juriftifd^e^
^anbfiud^, |erau§, ha^ in rafdEier Solge ad^tje^n Sluf lagen er«
lebte. Sa§ ®a^)itel: „SSon Se^erei, SSa^rfagen, (Sd^njarjer
©unft, 3ttuberei, Un'^otben" beruht gan§ unb gar auf beut „|)ejcen=
■Jammer". „S)oß bie §ejen", fagt Neugier, „§agel tjcrurfad^en,
SDfJenfd^en unb X^ieren ^ran!^eiten gufügen, üon einem @nbe gum
anbcrn fahren, aud^ Un!eufd)^cit mit ben böfen ©eiftern treiben
unb anbcre undEiriftlic^e ©ad^en, ift in menfcf)Iid^er Jßernunft nit
Iieberlid§ [b. ^. leicht] gu begreifen, ju wiffen ober ju glauben.
S)arum finb bei ben ütec^tSgele^rten mand^erlei B^^if^I unb S)i§'
:putotionen entftanben, aU ob nid^t§ baran fei. ®c§^alb fotc^e§
Hebel an me^r fönben ungeftraft geblieben , bi§ biefe ^e^erei
merüic^ über^anb genommen unb jüngft ^öpftlid^e^nquifitoreS
[bic SSerfaffer be§ „^ejenl^ammerS"] fold^e ©efc^id^ten in i^ren
©rfo^rungen fo fünbtlid^ erfunben unb geurfac^t, etüd^e befonberc
lateinifd^c unb beutfd^e SBüd^Iein unb befonber§ ben Malleus male-
ficaram gemalt, ber burc^ ^odfigele^rte 3JJönner [bie tl^cologifd^e
galultöt üon ^ötn] approbiert, aud^ üon ber faiferlid^en SJiojeftät
VI. ^ejennja^n unb römijt^e SJirc^c. 581
jugctaffen tüorben feQ". S)a§ gange gerit^tlid^e SSerfal^ren gegen bie
^ejen im „ßa^enfptegel" i[t genau bem „|)ejenf)ammer" entnommen.
SegeicEinenb ift aud^, ba^ 'iia§> epibemifd)e SBüt^en ber §ejen»
^rojeffe in SSaiern gerabe in bie 9tegierung§äeit ber ürc^Iic^ften
§er§öge fällt : 2BiII)eIm V. unb SSRajimilian I. 93eibe ftanben
gan§ unter iefuitifclem Sinflu^.
5(m 2. Stpril 1590 forberte |)eräog SSil^elm V. öon ber t^eo--
logifi^en unb juriftifc^en i^atultät üon Sngolftabt @utacf)ten über bie
3(u§rottung ber ^ejerei. ®a bie (Srfaiirung leiber mit fid) bringe,
ba^ bie ^ejerei oud^ Söaiern ergreifen Ujotte, erüärt ber ^erjog feinen
@ntfcl^tu§, jur atettung ber (5£)re ®otte§, feiner lieben |)eingen unb
ber l^eiligften ©aframente, oucf) pr SCbn^etir seitlichen Uebe(§, 3(tte§
in'§ SBer! gu fe|en, tt)a§ gur Stulrottung biefe§ SafterS bienen fönne.
5)a§ ou§fü!^rIid^e ©uta^ten ber beiben «^afultäten üom 28. 'äpxil
1590 ift fo gehalten, njie e§ ber eifrigfte ^ejrenüerf olger nur
iDünfi^en fonnte. SDa ben baierif^en 9lic§tern bie ©arfie nod^ neu
fei, follen fie angettiiefen rotxhtn, bie ^ejenprogeff e in ben
S8i§tl)ümern 2lug§burg unb ©id^ftätt, üon ber ßiteratur
öor ollcm ben §ejent)ammmer unb ha^ Suc^ S5in§felb'§
§u ftubiren. Unter ^Berufung auf ben ^ejentiammer forbern
bie ^rofefforen, mit ©ifer unb Strenge jur S3erfoIgung ber ^e^en
gu fc^reiten. SBie bie §ejerei erfannt tt)erbe, barüber gäben be>
fonber§ $8art^oIomäu§ <Bpina unb 93in§felb 5Iuff(|tuB.
Unter ben @rfennung§5eid^en ber |)ejen »erben angefüf)rt bie
^e^enmale (SJiale om ^öxpa), mit benen fie geujöbnlid^ gejeid^net
feien. 9}?it ber golter bürfe man bei biefen ^rojcffen rafc^er bei
ber ^anb fein, aU bei anberen; ©c^njanfen unb SBiberfprüd)e in
ber Stuöfoge genügten, um bie ^^olter anjuttjenben. 5)a» ©utadEiten
ift untergeid^net üon ben 2;f)eoIogen : Sllbert |)unger, Tlatt^ia^
aJioirl^ofer, ©regor üon SSoIentia, $etru§ @teüartiu§
unb üon ben fünften: SSitu^ ©d^ober, ^afpar 2agu§, 2In»
breag f^ad^ineug, Seonl^arb 3^^'5ß<^cr (Süejlcr, o. a. D.,
@. 187: 9leic^§ar(^iü, ^Cfenmcfen 92r. 1. 2. 3; ^reiSarc^iü SJtünc^en,
Criminalia, Fase, 323/16 .i
1 SSaletitia, ©teoartiug unb 5!)lair:^ofer geprten bem ^efutten^
orben an, beffen (Sinflufe auf bie igngolftäbter UniDerfität gerabe bamalö
ma^gebenb toat (oben 6. 471).
582 ©ritteg 93u^. ^apfttf)um unb §ejenuntDefen.
Unter bcm ©o^ne 'Bit^tlm V., bem |)eräogc SRajintilton I.,
nal^men btc ^eEenüerfoIgungen nod^ erl^efiücl gu. 21I§ (Srjie^er
l^atte er ben ergfitjc^öflid^ faljBurgifc^en ^rotonotar Sol^ann
Söaptift %\dUx, ber fiif) in einem ouf ber SJiünc^ener @taot§=
bifiliot^e! aufbett)at)rten Judicium generale de poenis maleficarum
au§ bem ^ai)xt 1582 gu ben ftrengften @runbfä|en ber päpftlid^en
Snquifitoren unb be§ ^eEenf)ommcr§ betonnte (Libri impressi c.
not. mspt. in 8« nr. 26). S)ie ÖJcjinnung SKoEimilianS fc^on öor
fetner X^ronbeftetgung get)t au§ einem (Streiften an feinen SSater
l^eröor üom 12. 5(uguft 1590: „SKit ben leibigen Unf)ulben fäl^rt
man f(ug§ fort unb, tt)ie id^ öerftel^e, finb fc^on fünf ^um geuer
bereit" (®e^eime§ §au§ard§iO, 5l!t. ^x. 618).
3^ac^ ber @efe|gebung aJiajimiüon I. üom Sa^re 1616
gepren ^e^erei unb §ejerei §u ben SSerbrec^en, bei bencn bie
fRerfitSregel , "tta^ !ein SSerbäd^tiger Dt)ne üorliegenbeä corpus de-
licti gefängüd^ eingebogen unb :peinüd^, b. ^. burc^ bie Softer ge=
fragt werben bürfe, nicEit gilt. 2tud^ !ann man bei biefen SSer-
breÄen nad^ SJJitfd^uIbigen bur(^ bie Softer fragen. SGSer auf bie
erfte Folterung t)in be!ennt, bann aber mit ber iöegrünbung, er
f^a^bt nur au§ ©d^merg befannt, tüiberruft, foü 5um äioeitcnmale,
unb toenn ftar!e Stngeid^en öorliegen, pm brittenmale gefoltert
njerben. SBerben neue 2ln§eid§en gefunben, fo !ann, tro| fc^on ge»
fd^ctiener breimoliger ^^olterung, weiter gefoltert toerben (2;itel III,
12. 13. 17; V, 4, bei 9iiesler, a. a. D., @. 212).
Sm Sfl^rc 1622 erlief EJJajimilion eine „(SJeneral^ unb
@pC5taIinftru!tion" über ben ^egenpro^e^ (fReic^Sard^iti, ^ejen--
aften ^x. 172)- <Sie ^ulbigt gan^ ben Slnfd^auungen be§ ^ejcn»
]^ammer§. S)er Unfinn üom ©rfd^einen be§ jTeufcIg „in oiclerlei
fd^recEIidfien ßJeftalten üon X^ieren" wirb ernfttiaft wieberJioIt. 'äU
„^öeloeife" für ba§ Sßoriianbenfein öon §e?erei gelten „^anb«
fc^riften", worin ber SSunb mit htm Teufel niebergelegt ift, „ober
Wenn fonft bei einer ein B^id^en om ßeib gefunben wirb, weldt)e§
ber böfe geinb bem 9Kenfd^en gur SSetfiötigung be§ 85unbe§ jugcfügt
^ötte".
®a§ baierifdtie (StrafgefepudE) üon 1751 (Codex juris bavarici
criminalis de anno 1751, I, cp. 7, § 7 et 8) beftimmt: SÖünbni^
ober fleifd^Iic^c $ßermifc^ung mit bem Xeufel Wirb mit SSerbrennen
VI. §ejentt)of)n utib römi^c^e Sirt^c. 583
beftraft; @nt:^au|)tung fte^t auf ©emeinjd^aft mit bem leufel
unb auf S3efd^iüörungen unb 3aubereien aller 2(rt.
3n biefer ©efe^gebung, bic bem fianbe, roo fie I)errfd^te, unb
befonberg i^rem §auptur!§eber, bem baierifd^en Sanjier Sreittmo^r,
jur bletbenben (Sd^anbe gercid^t, ift ber ßinffu^ ber ^rc^e unöer»
fennbor. SSon if)r flammen bie tf)öric^ten SSegriffe oon Xeufelei
unb §ejerei, oon i^r bie furchtbaren (Strofen für biefc ©ebilbe
reügiöfen SSaf)ne§. ®er ßird^e nac^gebenb, f)at ^reittmaQr
S'c|erei unb ^^^uberei unter einen §ut gebradjt. ©eine Straf*
beftimmungen gegen bie ^e^er finb — gegen (änbe be§ 18. ^a^r*
]^unbcrt§! — ganj unb gar ben 2lnfci^auungen ber ^ä^ftlic^en ^n--
qutfitoren nadigebilbet: ber ^e^er unb Qanbtxtv, befonberS tt)enn
er Stnbere oerfü^rt ^at, fott mit bem (Sc^n^erte gerid^tet unb fein
Körper auf bem @c^eiterf)aufen Oerbrannt hierben.
Tlit ha^ gurc^tbarfte, tt)a§ ber n)iberrf)riftlic^e |)ejenn)af)n gejeitigt
:^at finb bie |)e£enpro5effe gegen ^inber bi§ ^erob in'§ ^artefte
^inbeSoIter. 3tt|Ireici^e SJläbcfien unb Knaben finb nact) graufamen
?|5einigungen ber fanatifi^en 2But| einer entarteten „®t)riftlid^feit"
ouf bem ©rfieiter^aufen jum D^fer gefallen (oben <B. 514. 516. 527.
531). Unb gerabe an biefem ®reuel euer (Sreuel trägt bie ^rc^e
fc^toerfte unb unmittelbare ©d^ulb. „^m 9?eIigion§unterrid^t ber
©d^ule n)urbe ba§ ®ift be§ ^ejenttja^ne§ ben finblic^en ©emütl^ern
eingepflanzt unb bie finblictie ^£)antafie burc^ biefe ©d^redbilber auf
ta§ ^öc^fte aufgeregt" (giieäler, a a. D., ©. 271).
@ine baierifc^e ^inberle^re Oom ^a^xt 1700 erlöutert bei 'än^-
legung ber jefjn @5ebote bie ^ejerei unb füfirt SBcifpiele üon S3e=
^epng unb Räuberei an (Cod. Germ. Monac. 4608, p. 113 — 115).
„®ie ^Begriffe üon ja^jlreid^em Räuber- unb ^ejengefc^mei^, ^ei^t
e§ in einer ©dfirift au§ bem ^a^xt 1767, merben oon Stiter ju
2llter fortgepflanzt, ja ben ßinbem faft in ber SBiege mit fürc^ter*
liefen ©efc^i^ten unb SJZärlein eingeprägt" (5(npreifung ber SanbeS*
oerorbnung ber Saiferin 9Koria SEtierefia, @. 141; oglc^. oben ©. 482
ben ^ate{^i§mu§ be§ Sefuiten 9J?ad^erentiu§).
@§ fonnte aud) gar nict)t anber§ fein. S)a man ben ^ejen«
toa^n auf ben Sonjeln ai§ „SBort ®otte§" prcbigte (oben
@. 477 ff.), mußte er burc§ ©d^ule unb ©firiftenlefire weiter
oerbreitet merben.
584 2)rttte§ 93uc^. ^apftt:^um unb |)ejenunltjejen.
©c^arf tritt anä) hk Strc^(id^!eit be§ ^ejentoa^ng in einem ©treit
innerVIb ber Baierifd^en 2l!obentie ber 2Bi[fenfd^often ^eröor.
2)er Stuguftiner-eremit P. StgneUuä aKerj, 2)litglieb ber
Slfabemie ber Sßiffenfd^aften ju SJJünd^en unb SOlitglieb i!^re§
3enfurau§yc|uffe§, üeröffentlic^te im Sa^re 1766 „mit erlauftnife
ber Oberen" eine gelehrte ©rfirift, morin er ben gangen ftr^Iid^en
^efenma'^n gegen ^meifler unb Seugner üert^eibigt. SJierj fte^t
auf bem tä)t ürd^Iid^en (Stanb^unft, inbem er fid^ für ben |)ejen-
gtauben auf bie SSutten unb ^unbgebungen ber ^äpfte unb bie
cinflu^reic^ften 2:^eoIogen (^^oma§ ö. Slquin) beruft. Seugnung
ber ^ejcrei, einfd^liellid^ ber ^ejenfa^rten, be§ SBettermac^en§ unb
ber ^eufel^bu^tfc^aft, fei ein offenbarer Singriff auf ben ©louben
ber ^irc^e (Urt^eit ol^ne SSorurt^eil über bie tt)ir!enbe unb t^ätige
^ejerei, (Stergingen 1766).
Sn einer jmeiten (Sd^rift jur SSert^eibigung be§ |>eEengIauben§
(„SSert^eibigung miber bie gefd^tüulftige SSertt)eibigung ber be=
trügenben 3flut)er!unft") erWärt ber X^eologe unb OrbenSmann
SKerj: „SBenn man ben Söal^rgläubigen bie gurc^t öor ben ^aö^'-
ftettungen be§ (Satan§ benimmt, i^nen üorträgt, ba^ feine SD^ad^t
gänälic^ gehemmt, ^ial^ er in ber |)ötte mie ein ^etten'^unb ange*
bunben unb feinem me^r fc^aben !ann, fo öereitetn mir bie ^eiligen
©ebröud^e ber ^irrfje, mir ermecfen in ben ^er^en ber ©l^riften
eine SSerai^tung ber geifttid^en SJüttet, meiere un§ bie ^irc^e on
bie |)anb giebt, meil fie auf biefe Strt unnü^ merben".i
Sie ©d^riften SRerj' maren gerichtet gegen ^^erbinanb Ster--
Singer au§ bem 2;^eatinerorben, ber am 13. D!tober 1766 in
ber aJiünc^ener Stfabemie aU 9KitgIieb i^rer ^iftorifc^en klaffe eine
Üftebe „öon bem gemeinen SSorurt^eit ber mirfenben unb t^ätigen
§ejerei" gehalten ^atte, bie in gemäßigter äöeife fid^ gegen ben
^ejenglauben manbte.
1 Seutli^er fann faum au§gef)3rod)en toerben, ta^ bie (£ri)oltung be§
SeufelumtJefeng unb ^ejenroo'^neg ein ^auptmittel ift gur ©tü^ung ber
SUtac^t ber ^irc^e, bie in if)ren „^eiligen ®ebtöuci)en" unb „geiftlic^en
SWittetn" treffliche klammern unb geffeln befi^t, bie SÄenfc^en in i:^rer 2tb-
I)ängigfeit feftp^aften. Db aKerj fic^ bieje§ ©inneg feiner SBorte hmu^t
toax, mag ba^in gefteEt bleiben, biejer ©inn Hegt tt)atfä^li^ aEen ürc^U^en
Äunbgebungen für ben §ejen» unb S^eufetsroa'^n gu ©runbe.
VI. ^CEenma'^n unb röntifcfie Äiri^e. 585
aSiel gröberes ®ejc|ü^ noc^ aU ber Stuguftiner aKer§ fu^r fein
gftamenSöetter ber Söenebiftiner 9}Järä au§ ber berühmten Sene-
biftinerabtet ©(feiern, au^ SWitglieb ber 2l!abemie, gegen ben
„ungläubigen" «Sterjinger auf.
S3ei feiner „furjen SSert^eibigung ber tt}ätigen |)ep unb Räuberei"
»erfolgte 9}Jär§ ein i^m fe^r na^eliegenbeS ^ntereffe: „SSor anberen
®otte§]^äufern 2)eutfd^Ianb§ ^at ©dj eiern aEein bie (S^re, fid^ be§
größten unb mit S8Iut befprengten ^artüeli oom »a^ren ftreuje
e^rifti äu rühmen. 5tnbaci^t unb SSertrauen ju biefem ftiegen fo
weit, "oa^ man enblid^, um ben SSeref)rern ein (Senüge §u leiften,
ficine, tfieitS oon Silber, t^eil§ öon SDfJeffing gegoffene ^reujl ^er--
ftellen, on ben ^artüel anrüfiren unb ben SSere^rern übertaffen
mufete. ®iefe ^reujl bienen befonberS njiber ©onner- unb Schauer-
Wetter, ^^it^ei^ei unb ^ejerei, machen bezauberte» Ssie^ lieber ge=
funb. ^od^ttjürbiger §err 3tfabemifu§ [@ter§inger] ! ^ft bie ^egerei
ein t^cibeltoert ein SSorurtl^eil, fo finb wir fctieirifd^e 3Säter fc|änb^
lic^e SSetrüger, SBort- unb ÖJaufelmad^er. ^Jiic^t nur in S3aiem,
©d^Waben, Sii^men, Defterreid^, 9)iä^ren, Ungarn, fonbern auc^ in
©ac^fen unb ^olen werben bie fd^eirif(^en ^reujeln gebraui^t, alfo
ba^ man nic^t feiten in einem ^a^v bei 40000 au§get^eilt l^at."
9Ker§ berid^tet aud^ „X^atfad^en" für bie 2ßir!]'am!eit ber
^euä^artüel bei 58el^ejung: ©in ^armeliterpater erfranfte im
Sa^re 1719 „unter fe^r heftigen Saud^grimmen, aud^ mit SSerluft
feinet gänälic^en SSerftanbeS". ©ein S3eidytüoter er!annte aU Urfad^e
Zauberei; er legte bem ^ronfen „ein alle ^^it 'Eiei fid^ l^abenbeS
unb an bem wahren ^artifel berüf)rte§ ©d^eirer^^reuj" auf ben
S^o^f unb gab i^m geweiftes Det ju trinfen. ®arauf erfolgte ein
brei STage wä^renbeS (Srbred^en folgenber genau üerjeiifineter
„Bouberftüde": Seber, ^a^jier, glintenftein, ein I^alber ^ec^täfopf,
3wirn, ©d^weingborften, Diofenfranj^jerlen. $Rac^ biefer grünblic^en
„5(u§teerung ber Sauhtxti" war ber ^an!e geseilt.
^rj unb bünbig weift „ein namhafter fanoniftifcfier ©d^rift=
fteücr" (9liesler, a. a. O., ©. 302), ber Stuguftiner Sorban
©imon (bell' Dfa), auf bie ©c^ulb ber ^irc^e an ben |)eEen--
|3ro5effen ^in: „2öo§ war bie Urfad^e, ba| bie ^ejenprojeffe
fo häufig, fo graufam unb fo unglücEIidE) geführt würben? ^rf)
Witt fie äum ©ntfe^en ber jenigen, bie fid) für bie SSert^eibigung
586 drittes S3u(^. $apftt{)um unb §ejenuntt)ejen.
btefer t^örid^tcn ^ejenfunft nod) aufäuhjerfen getrauen, mit auf--
rid^tigen SBorten '^erje^en. äJJan ga6 geiüiffen ^iegu fieöoU»
inäc^tigten ß^eiftlic^en bie ©etüaU, bie üernteinten |)e5en»
|)ro§effe ju füllten, tüeil fie al§ ^e^eret angefe^en iDurbe.
Unb btefe geifttid^en SKonner f)ottcn bie njcltlic^en ©eric^te
al§ untergeorbnete an ^önben. 2)a§ Uebrige tt)irfte bie
®raufam!eit ber Wolter. S)ie welttid^en ©eric^te em=
:|3fingen au§ ben|)änben bcr ^nquifitoren ben gejc^Ioffenen
9f{ed^t§]^ anbei unb füllten nur jur @je!ution §u" (Stnprei*
fuitg ber oüergnäbigften SonbeSüerorbnung S- ^- «• ^- SJiajeftät
[SKaria 2:^erefia], tt)ie e§ mit bem ^ticinpxo^t^ ju galten fei,
gjlünc^en 1767, @. 237).
iBei biefen SBorten fällt fd^föer in'§ ©ewid^t, bo^ fie ouSge»
fprod^en werben om (£nbe ber ^a^i^fiunberte lang bouernbcn §ejen=
öerfolgungen , alfo "ba^ SBerben unb bie (Sntttjiifelung biefer reli^
giöfcn, fogiaten unb tultureüen ©d^mad^ bem ©dEireiber abgefd^Ioffen
oor Singen logen. S^rlic^er (Sinn fonn fidfi efien ber ^DfJad^t ber
gefd^i^tlic^en 2Ba:^r|eit nid^t entgiel^en, aud^ Wenn barüBer feine
bisherigen SSorftettungen unb ^htaU in Sirümmcr finfen.
9JJit S3e§ug auf 33aiern fogt Slie^ler beSl^olb fe^r rid^tig :
„|)ier fanb ber ®reuel ber |)ei'enöerfolgungen einen feiner legten
@d^lu))ftt)in!el. SBar bod^ bie Ttaä)t be§ tlerus nirgcnb größer
unb lag boä) ta§ ßanb feit ®urc^fül)rung ber (SJegenreformation
[burd§ bie Sefuiten] unter einem geiftigen S)rucfe, ber jeben freien
Ö)eban!en erfticEte, jeben inteHeftueüen Stuffc^wung lähmte. SSon
htm bamaligen iöaiern oor allem gilt tia§ SBort ^ant'§, ha^ ber
^erifer ben Seien ftrenge unb beftänbig in feiner Unmünbigfeit
erl)ält. ®a§ SBort: „@§ fte^t gefd^rieben" l)atte l^ier nod^ benfelben
magif(^en tlang. Wie im ajJittelolter" (a. a. D., ©. 297).
©ine S3eftätigung be§ (Sefagten unb sugleid^ einen erfc^recEenben
SinblicE in baierifi^- religiös »Mtureüe SSer^ältniffe am ©nbe beS
18. Sal)rl^unbertS er^lten wir bur^ mel^rere um biefe 3eit er»
fc^iencne Schriften. S)a l)ei|t e§: „^aben wir nid^t in jebem
Slofter einen eigenen §ejenpater? Unter welc^ anberm 9^amen
finb bie P. Slfteri, ein S)armeliter gu Stroubing, ein P. |)ugo
5U 5lbenSberg befannt ol§ |)e?enpater? ^cE) felbft l^abe öon
erfterem einen ^^ttel gefeiten, worauf er ou§ eigener ^aft bem
VI. §ejenn)af)n unb römijc^e Sird^e. 587
©Qtan, ben ^e^en unb allein Unfieil Befiehlt, biefee |)ou§ nie
gu betreten. Sn unb um Straubing befinben fic| n^enige |)äu|er,
tt)0 nic^t ein folc^er fettet on ber Xpr angebrad)t ift. Unb
bafür wirb bejafilt ttjenigften^ ein $funb Sutter. 2;er ^fran--
jigfaner P. Söenno f (^anbete eine Säuerin öon 3fieuberg unter bem
SSorgeben, jie baburc^ »on SSer^epng gu befreien. ®r riet^ it)r
bann, i^re !S(^tt)iegermutter, welche bie M\)t öer^ejt t)obe, mit
einem ^rügel fo tonge ju fc^Iagen, bi§ S3Iut flicke. 3Jiit biefem
iölut feien bann bie ßü^e gu beftreiifien. S)ie 3tu§fü^rung be§
l^efentäterlid^en ffiat^t^ foftete ber Sd^iriegermutter unb (jätte auc^
ber ajiörberin ha^ Seben gefoftet, I)ätte nid^t ein oerftänbiger
atid^ter ben |)ouptfd§uIbigen in P. S3enno entbedt. Xurc^ mili=
tärif(|e ©jefution toarb ben n)iberftrebenben geiftlii^en (Setoalten
bie SSer^aftung be§ §ejen^ater§ abgerungen unb biefer ju ge^n
So^ren flöfterlid^er §aft bei SOSaffer unb SBrob t3erurt^eilt" (bei
gfjiesler, a. a. D., @. 317).
„^ie aJienbifanten", l^eißt e§ in einer anbern Sd^rift, „oer=
tf)eilen bei i^rem SoIIeftiren gan§e SäcEe ooü ^ejenraurf)" (9lie§Ier,
@. 319).
Stu§ einem t^eil§ beutfd^, t^eil§ kteinifd^ gefc^riebenen §anb-
Buc^ eine§ boierifi^en „|)e£enpater§" t^eilt Üliegler (a. a. D.,
<B. 317 ff.) goIgenbeS mit: „§ier finbet man ©jorgiSmen, 33ene-
biftionen, Stnlüeifungen gur ^Bereitung ber ^reuje gegen bie ^ejen,
be§ Cel§, tt)Dmit biefe ^euje gejalbt werben, be§ fogenannten
flagellum Daemonum (§ejenn)ad^§), be§ Agnus Del, be§ |)efenrauc^§.
3u le^term finb nic^t n^eniger aU 73 lauter unb ^flanjen nöt|ig,
hk im Sluguft, jtoifcfien 2Kariä Himmelfahrt unb SJiariä (Se=
burt, gefammelt werben muffen, gerner ütesepte für ^ejenpiflen,
für einen S3alfam für üerjauberte ©lieber, geuerSbrunftsettel
bie jum Sd^u^e gegen f^euer an ben öier ©den eine§ |)aufe§ ^u
befeftigen ftnb, ^Reje^jte für einen ©piritu» für bie oerfrümmten
©Heber ber SSer§auberten, für üerfc^iebene ^flafter gegen ^ejen^
fd^äben, für ^urgirlatwerg, für ^ulüer unb Iränfe wiber bie
3auberei, für So^onni§!rauttin!tur. Db ein SRenfc^ oerjaubert fei,
erfenne man, Wenn man reine Stf^e in ein Xöpflein legt, ben
Patienten barauf feinen Urin ge^en unb bie Slfd^e bann an ber
Sonne eintrocEnen Iä|t ; warfen bann §aare barouä, fo ift ba§ ein
588 drittel 93ucf). ^(Hjftt^um unb ^ejenuntuejen.
fid^cre§ Beteten, ba§ Qauhtxd öorüegt. 2tud^ 9)iittel, um ^ou^crer
§u erfennen, tüerben mitget^eilt, unter anberm ba§ 9ieäept jur Se»
reitung eine§ 2Bad^je§; ^It man biefe§ SBoc^g in ber^anb, muffen
3aubcrer unb |)ejen, bie jugegen finb, fogleic^ i^r SCßaffer laffcn.
SSeiter h)irb gelehrt, h»ie bie 83efeffenen gu troftiren, h)ie bie
^nber üor 3<iuberbefd^reiungen unb ^egenbefc^tDörungen fottiol^t gu
behüten, al§ üon benfelben ju befreien, wie bie üon S^^nhtui
rü^renbe S^oüfinnigteit unb 9laferei p öertreiben fei. 2tud^ finben
fid^ Strjneimittel tüiber bie bur(^ ^fiw^ei^ei beigebrachten ^^iltren
ober ßiebe^gifte, fowie gegen ben ^iifto^^b, ba^ einer in Solge
SSer^ejung, ol^ne eine beftimmte ^erfon, e§ fei SJlanng- ober Sßeibä*
bilb, burd^au^ nid^t leben !ann" (bieg „§anbbud^" ift auf ber
9Wünc^ener 58ibIiot^e!: Cod. Germ. Monac. 3731).
Unb äu fold^ Oerruc^tem, gemeinfd^äblic^em 2Baf)nn)i^ fd^tüieg
bie Sird^e, „bie Se^rerin ber SBa^r^eit" ! ©d^on i^r ©d^toeigen
toar l^ier, tt)o e§ fic^ um fo gurd^tbareS l^anbelte, ein on ^Religion
unb ^uttur begangenel SSerbred^en. ©ine Ungetjeuerlid^feit aber,
für njelc^e bie Segeit^nung fe^It, ift bie Xtiatfac^e, ba^ ^atir^unbcrte
■^inburd^ gerabe bie (Sinric^tung , bie für fic^ ben Slnfprud^ erl^ebt,
2röger be§ S^riftent^um§ unb ber d^riftüd^en (Sefittung unb gött^
liefen Urfprungl gu fein, ha^ bie römifd^e ^ird^e unb ba§ ^a|)ft<
tl^um burc^ Seigre unb §anb^abung biefen gemeingefä^rltd^en SSol^n»
n)i| meiter unb Weiter oerbreitete unb tiefer unb tiefer befeftigten.
S3enjei§; ber „^ejen^ammer" unb bie übrigen ga^IIofen ©d^riften,
bie öon ©eiftlid^en gefd^rieben, unter bem mächtigen ©c^u^e ber
^rd^e, mit i^rer SSilligung üerfefien, bi§ in "oit ©egentoart l^inein
in ber ®f)riften^eit üerbreitet unb immer unb immer wieber neu
aufgelegt würben unb Werben.
Sluc^ ber berül^mt geworbene SBiberruf be§ dornetiu^ 2oo§
Weift auf ben urfäcf)Iid^en 3ufamment)ang gwifd^en ^irc|e unb §e£en=
Wa^n beutlid^ ^in.
2>er Som^err ®orneIiu§ Sod§ üon (Souba in |)ottanb
War, obwohl ein heftiger @egner ber ^roteftanten , bod^ fo üor*
urt^eil§frei unb üerftänbig, baft er gegen ben Wa^nwi|igen §e£en=
glauben auftrat, ^n ben 9^ieberlanben üon ben ^rotcftanten an»
gefeinbet, pd^tete er nad^ Xrier. ißon bort ou§ gab er im ^al^re
1591 gn ^öln feine ©d^rift De vera et falsa Magia l^erauä,
VI. §ejentDot)n unb römifc^e Äirrfie. 539
mxm er gegen bie ^efenbertolgungen (Stellung nimmt. ^a§
mann\hxpt biefer Sd^rift tourbe befc^Iagnalimt. 2oo§ felbft njurbe
auf »efe^I be§ pä|)ftltd^en 9?untiu§ im ßlofter be§ ^I ar?arimin
3U ^rter etngeferfert. ®ort untergetclnete er am 15. Tläv^ 1592
tn ©egentüart be§ Trierer SBeiptfc^cfg unb fanatifc^en |)efen.
öerfo gen ^eter Sin^felb (oben @. 534) unb meler anberer
S^eologen folgenben Sötberruf: „^c^ (Jorneliug Soo§ n^iberrufe
üerbamme, öermerfe, miBbittige, n,ag id^ oft f^riftlid^ unb münbltcfi
öor ötelen ^erfonen be^au^tet unb aU ben ^au^tgrunbfa^ meiner
©c^rtft aufgeftent ^ah,, i^a^ e§ nämlid nur einBilbung teerer
2tbergraube unb ©rbic^tung fei, m^ man üon ben för^erlicben
^efenfa^rten fc^reibt: fott-o^t todi W§ ganj unb gar nac^ fe|e.
nfc^er S8o§^eit riecht, aU an^, treil biefe SUnfid^t ben STufru^r be=
gunftigt. Senn ic^ ^alt burc^ ^eimlid^ an geniiffe ^erfonen ah
gefanbte ^Briefe gegen bie Dbrigfeit ^artnäcfig o^ne triftige ©rünbe
oerbrettet, ha^ tk ^.ejenfa^rten nic|t t^atfäcfitic^, fonbern eingebilbet
feien, tnbem i^ obenbrein be^au^tete, bie elenben SSeiber mürben
burc^ bte golterquaten gestnungen, p gefte^en, m§ fie nie getrau
Iiaben, unb ha^ huxd) ^artfier^ige Schlächterei unfc^uIbigeS Slut
unb burc^ etne neue Slrt öon Sltd^imie au§ menfc^Iic^em «lute
®otb unb ©ilber gen^onnen n^erbe. ®urc^ biefe§ unb STe^nlic^eä
Vbe t^ bte Oberen unb $Ric^ter bei ben Untergebenen ber 5:^rannei
befc^utbtgt. Unb folglich, ^a ber ^o(^n,ürbigfte unb burt^Iauc^tigfie
(Sräbtfc^of unb ^urfürft bon ^rier nic^t nur geftattet, \>a^ in feiner
S)ioäefe bie ^efen unb tauberer gur öerbienten ©träfe gegogen
roerben, fonbern oud^ eine «erorbnung tcegen be§ $ßerfaf)ren§ unb
ber ©ericfitgfoften in ^e^enfacfien erlaffen ^at, ^ahe id) in unüber^
legter 5?ern)egen^eit ben genonnten turfurften öon Girier ftiff-^
fc^meigenb ber ^^rannei befd^ulbigt. ^ä) tüiberrufe unb öerbamme
folgenbe meiner @ä^e: ba^ e§ feine tauberer gebe, bie ®ott ah-^
fogen, bem Xeufel (£t)rfurct)t ermeifen, mit feiner ^ülfe Ungeh)itter
erregen unb anbere 2;eufer§ttjerfe öoübringen, fonbern ha^ bie§
Stae§ nur Sröume feien, ^c^ triberrufe, ha^ e§ feine «ertrage
äWtfd^en mm\ä) unb Teufel gebe, ha^ bie Teufel feine Seiber an-^
nehmen fönnen, ha^ ber Teufel fic^ nic^t mit bem STJenfc^en
fleifc^ric^ öermifcle, baB hk Teufel unb bie tauberer feine Un.
getmtter, SJegen unb ^agel erregen fönnen. ^c^ loiberrufe ba%
590 ©rittet 93uc§. ^a^)ftt:^um unb ^ejenuntoefcn.
bic ^äpfte in i^ren iBttlten nic^t fagen, ha^ bie Sauberer
unb ©d^warjfünftler bie eben genannten SBer!e nic^t öoU^
bringen; t(j^ föiberrufe, ba^ bie römifc^en ^äpfte beS'^alb
bie Sefugni^ üerliel^en ^aben, gegen bic Qau'btxtx oor =
guge^en, bamit fie nic^t aU ber Räuberei ergeben er*
fi^ienen, niie einige if)rer SSorgdnger föal^r^oft i^r ergeben
waren." (Hauber, Bibl. mag. I, 74 ff. ; Gesta Trevir. III, 58;
Bayle, Reponse aux questions d'un provincial eh. 3 ; Delrio S. J.,
Disquisit. mag. 1. V, Append. 1, Ed. Colon. 1679, @. 858 ff.).i
3ufotttntenfaftenb fagt §infc^iu§: (Stiftern be§ fat^oüfd^en
ftir^enred)t§ VI, 398 ff., iöerün 1899):
„@cit bem 13. ^a'^r^unbert, bi§ ju njetd^em bie ^irc^e bie
Räuberei unb ^egerei nur mit i^ren ürd^Iid^en (Strafen belegt, bie-
fclbe aber noc^ nic^t aU ^e|erei be^anbelt unb bie ttjeltlic^e Söe*
ftrafung berfetben geforbert l^atte, tritt eine SSenbung ein. 3n
biefer 3^it erlangt bon ben beiben 2lnfic^ten, treidle öon Slnfang
an in ber ^ird^e neben einanber l^ergegangen finb, ber einen, rtelc^e
ba§ |)ejentt)efen aU einen au§ bem §eibentl§um ftammenben föiber»
(^rifttid^en ^i^^t^unt betrachtete, unb ber anbern, ft)elc^e bie ^Realität
ber S)ämonentt)eIt üorau§fe|t, bie Ie|tere bie Dber^anb, unb §mar
wefentlidE) burc§ bie 2;^ätig!eit ber bamat§ neu errid^teten
:päpftlid^en ^e^ergerid^te unb ber ^nqutfitoren, toeld^e balb
na^ ber 9JJitte be§ 13. ^ai)x1)UX[htxt§ für biefe bie Slutoritöt be§
tüie bie meiften öon it)nen ebenfalls bem 2)omini!anerorben an*
gehörigen %^om.a§ öon Stquino in 'i>a^ %zlh fül^ren !onnten
[ögld^. oben @. 220]. 5(u§ bem allgemeinen 93egriff ber ^anhtxd
» ^Zic^tl ift beäeidinenber für bie 2(rt, ttiie ^anffen^^aftor „@efi^i(^te"
f^reiben, aU ba'^ fte Bei 93efprec^ung beä £oo§'f(f)en SBiberrufe^ feinen SBort^
laut j(^einbor mitt:§eUen, aber bk bog ^a:|)fttf)um unb bie Äirc^e am
f ^werften beloftenben (5ä|e unterbtüden (©fäit. beä beutfc^. SSoIfe^ VIII,
582ff.). Sie ultromontanen „QJejc^ic^tllügen" — eine treffenbere Selbft=
^arafteriftif giebt e§ nti^t — njagen e§ über Soo^ gu fc^reiben: „Qm
fot{)olij^en Seutf^lanb erfd^ien in Syrier ein mulmiger SSorfämpf er [gegen
ben öejentt)of)n] auf bem ^lan, ber üon ben ^roteftanten üertriebene ^riefter
^orneliuä £oo§" (o. a. D., lO.SIuflg., ©. 227). ®oB „ber mut^ige S5or=
!ämpfer" öon ber Äirc^e, in ber ^ßerfon bei päpftUcfien Siuntiuä, üer=
gewattigt unb unter Sobe^bro^^ung gum SQSiberruf feiner üerminftigen 3[n=
fixten gegroungen ttjurbe, üerrött) ber tt)af)rl)eitgliebenbe ©ef^ic^tälügen*
fjabrüont natürlic!^ nic^t.
VI. ^ejentoa^n unb tömijc^c Kiri^c. 591
fonbert \i^ in biefer 3eit ein eigener SSerbrc(|en§begriff, bie ^ejeret,
maleficium, au§, b. ^. ta^ SBünbni^ mit bem 2eufel, mit iDcId^em
gemö^nlic^ bie Unjud^t mit bem Xeufel, fomie bie X^eilna^me on
|)ejenfal^rten unb am ^ejenfabbat^ üerbunben ^u fein pflegt. S)ie
^ejerei tüurbe aU eine ber fd^ttierften 5Irten ber ^e^erei betrad^tet.
S)ie ^e|erinquifitoren gogen fie t>or i^r gorum unb öerlangten für
biefelbe bie gleiche S3eftrofung ttjie für bie ^e|erei, b. t). bie SSoü*
ftrecfung be§ geuertobe§. ©o war e§ bie fat^olifd^e ^ird^e,
inSbefonbere bie ^e^erinquifition, toelij^e ben ^ejen»
lüal^n neu belebt ^at, unb bi§ gum 15. Sa^i^^unbert traten
^ejenöerfolgungen nur, aber ourf) überall ba auf, lüo
i>it Snquifition ^Jufe Ö^fa^t unb i^re SEl^ätigfeit geübt
l§at. Stt ben ad^tjiger So^ren be§ 15. Safl^^uttbertS tritt
an ©teile be§ bi^^ertgen S5oI!§abergtauben§ ber t^eo»
logifc^e ^ejenglaube, tt)el(^er fi(f) auf bie Sluftoritöt ber
^ird^e ftü^t, unb bamit njirb bie ^eriobe ber |)e£enpro5effe, i|rer
©reuel unb Unmenfc^lic^feiten eingeleitet. SBeiter fam ^inju, ba^
bie ^äpfte an ber Stellung, n^elc^e i^re SSorgänger, in§befonbere
^nnDjenS VIII., bem öejengkuben gegenüber eingenommen tiatten,
feft^ielten. @o STIejanber VI. (1494), Suliu§ IL [1507),
§abrianVI. (1523), Seo X. (1521), ^Icmeng VH. (1524). Sn
gofge biefer ©ntraidelung gingen bie ^nquifitoren, gebetft burd^
bie ^äpftlii^e 5tu!torität unb bie be§ „^ejenfiammer^", mit ber
SSerfoIgung ber §ejen öor unb fanben bei einem ettüaigen
SSiberftanb bie Unterftü|ung ber ^öpfte".
5tud^ Sofe^^ §anfen, Slrd^iöar ber Stabt ^öln, fommt su
bem gleichen (Srgebnif;. (Sr bemeift, ba'^ ber furd^tbare §ejenma^n „ein
gemeinfame§ (Sr§eugni^ ber burd^ bie fird^Iid^e ^nquifition öom
13. Sö^i^^ui^bert ah eröffneten 95erfoIgung angeblicher ^ejen, fotoie
ber mit biefer SSerfoIgung §anb in §anb ge^enben unb buri^ fie öer*
anlasten t^eologifc^en (Srörterung ber, menn man fo fagen barf,
toiffenfd^aftlic^en SSeftimmung be§ S3egriffe§ ber §ejerei anjufe^en ift.
@ert)i^ l^at bie fati)oIif(^e ^iroEie ftet§ gegen biefen „2lberglauben"
[SSerbinbung ber 9)?enf(^en mit bem STeufel] ange!äm|}ft, aber nid^t
in ber ^^orm, ba^ fie bie ifim §u ©runbe liegenbe 95orfteIIung in
ba^ 9leic^ ber ^£)antafie öernjieg, fonbern umgefetirt, inbem fie ftet§
baöon ausging, ha'i^ bie jauberifd^en §anblungen eine reale SSirfung
592 5)ritte§ SBu^. ^apfttl^um utib ^ejenuntBejen.
^crbctsufü^rcn im ftonbc feien. Tlti^t aU al[(e§ Stnberc ^t
jtüeifelloS biefe burd^ bie Si^^^wnberte ununterBro(f)en öerbreitctc
firrfilic^e Slnfc^auung baju beigetragen, ben @Iou6en ber SBelt an
bie fReaütät be§ ^ouberrtjefenS unb feiner SEßirfung lefienbig ju er»
'^alten. Stud^ ^eute nod^ njirb in Solge beffen biefer (Staubt einem
großen 2^^eil ber 3Jlenfc^{)eit [bem fat^olifd^en] autoritatio unb
fd^ulmä^ig übermittelt. @§ ift nic^t etma nur ba§ niebere SSoIf,
\)a§ in geifttger S3efd§ränft^eit aud^ in unferen ^ogen fid^ gelegent*
lid^ an ein in feiner SSorftellung ejiftirenbe§ bämonifd6e§ SEefen
toenbet unb öon ber t^tfäc^Iic^en SBirfung üon 95efd^föDrung§»
t)erfu(f)en, bie e§ unternimmt, überjeugt ift; bie t!^eoIogifd)c
SOSiffenfd^aft unferer Sdt, fottjeit fie oon ber fot^olifd^en
©ird^e gepflegt rtirb, l^ält an bem realen, inneren 3uf<immen'
^ang jtüifc^en einer al§ jaubcrif^ angefe{)enen ^anblung unb bem
©intreffen eine§ Unglücks feft. 5S}ie SSerfaffer ber in SRebe fte^enben
SBerfe [§ejen'^ammer u. f. \ü.\ bie burc^ il^re t^eologifd^e Silbnng
unb burd^ i^re inquifitorifcEie ^rofig o'^ne ^tt'ßifeJ^ ^^^ fac^tierftän-
bige§ Urt^eil abzugeben in ber Soge hiaren, ertüeifen fic^ fämmtlic^
aU üon ber Ueberjeugung burc^brungen, ba^ e§ fid^ beim öejen»
mefen um eine früher nic^t öorf)anbene §aerefie, eine insolita
haeresis ber jüngften ^eit, l^anble, unb ta^ biefe ^ejenfefte bie
üerabfd^euung^tüürbigfte öon atten ^e^ereien fei, mit ber bie SBelt
erft bamal§ geflraft korben fei, bie fie unter allen Umftänben mit
ben fc^ärfften 9)?itteln auszurotten beftrebt fein muffen, ©benfo
einig mt in biefer Ueberjeugung finb fie in ber SBa'^rne'^mung,
ba^ if)re SJ^itftielt jum großen 2;^eil an ba§ SSor^anbenfein biefer
fc^eu^Iicöen ©efte nid^t glaubt; fie erfennen ficf) bie befonbere Stuf'
gäbe ju, i^re 2}?itmenf(^en über biefen bebenflid^en ^rrt^um auf»
§uflären, üor allem bie Pfarrer, tteld^e bie gro^e ©efa'^r für bie
i^nen anöertraute §eerbe S^^rifti nid^t erfennten, ju h)eden, ben
meltlid^en 2trm an feine ^f(i(^t ju matinen unb allen SBiberfprud^
aU einen Oerföegenen Uebergriff Unberufener in ba§ ©cbiet t^eo«
logifd^er Sßiffenfd^aft §u branbmarlen ^ie ^äpftc
^aben bie ©ntmicfelung ber SSorftellungen über i)a§
§ejcntt)efen mit i^rem Söeifall begleitet. SBie ber (Staube
an §ejen nun einmal ber fird^tid^en Se^re entfprad^, fo l^oben
^äpfte feit bem Slnfang be§ 14. ^a^rl^unbertS eine größere Slnja'^t
VI. §ejentt)af)n utib romiicfie Äirc^e. 593
Don Suffen erlaffen, in benen fie bie feierifc^en Dualitäten
ber |)eEen aU ©runbloge Don ^Verfügungen benu^ten, bie ben
Snquijitoren ta§ gerichtliche 9Sorgef)en erleid^tern jottten. Xie
wic^tigften biefer SSutten ftammen oon ben ^:ßäpften öonifas VIII.,
Sodann XXII., Senebift XII., ©regor XI., Sllefonber V.,
ajiortin V., (äugen IV., «Rifolaug V., galiftuS III.,
^:|Viu§ IL, @ijtu§ IV., Snnoäen§ VIII., Stlejanber VI.,
ßeo X., 2(brion VI., ^Iemen§ VII., ©regor XV." (3ojep^
^onjen, ^nquifition unb ^eyenöerfolgung im SJJittelalter, ^iftorifc^c
Beitfc^rift 1898, III, S. 386 ff.) „^ie ©ei^el ber'öejen-
öerfolgung", fc^reibt berfelbe gorfc^er an anberem Drte (3auber=
wo^n, Snquifttion unb ^t]ctnpvoit^ im 9JJitteIaIter, 3J?ün(|en 1900,
@. 535),' „ift oon ber Stjeologie ber c^riftlid^en ^b. ^.
fatt)oIifcJ)en] ^irc^e geflochten loorben. 9Jiemar§ lüürbe
tro^ alle§ alten $8olf»toa^n§ unb tro| aller in 2Sirffic^!eit ttor--
^anbenen unb mi^euteten |3atf)Dlogif(^en örfcfieinungen in ben
©trafproäeffen ber tüeltlic^en ©etüalten bie abfurbe 3?orftetIung Don
ber ^leufelsbu^Ifcfiaft pta^gegriffen ^aben, wenn nic^t bie ben ®eift
ber 3eit betjormunbenbe ß'irc^e fie tüiffenfc^aftüd^ ern)iefen unb mit
i^rer 33ermertt)ung gegenüber ben Cpfern ber ^e|erinquifition t)or=
aufgegangen tt)äre. 9HemaI§ tüürbe auc^ bie SSorftellung oom
^ejenfabbatf) unb üom |)eEenftug im ireftüc^en Strafre^t i^re üer=
berblict)e 9totIe ^abtn fpielen fönnen, trenn nidit ber ^e^erprojefe
ber ^ircfie biefe 2(u»geburt religiofen 3Ba^ne§ burd^ mefir^unbert--
jährige ^rajiS ben üerföirrten köpfen ber üon i^r abhängigen
SOlenfcfien glaubhaft gemad^t ptte."
®erabe für einen ber unfinnigften 33eftanbtt)eire be§ ^ejen^
lua^nS, für bie ^cjenritte auf ©efenftielen ober Stegen«
böcfen, trifft bie ^äpftlic^e X^eologie fd^lrerfte 3d§ulD. 2tbgefe|en
oon ben oben angeführten ^ejenflaffifern (DHber, Sprenger, ^elrio,
93in§felb u. f. w.), bie ben S3Iöbfinn ber |)eEen^ Suftritte oer=
t^eibigen, unb bie fömmtli(^ ^^eotogen finb, laffen fict) noc§ eine
• O^ne Sroeifel ift bieg SSerf |)anjen'§ bie bebeutfomfte fac^mönmfc^=
miffenfc^afttic^e Setftung über uniern ©egenftanb, bie Bill^er erfd^tenen ift.
D^ne aulge?procf)enen ^ampfc^arafter gegen ben IHtramontani^mul, cetfegt
§anfen mit feinen gorjc^uttgen i^m einen ©c^tag, rote er wuchtiger nic^t
fein fann.
ö. §ocnößroec(), i'apfttljitm. I. 38
594 drittes 58uc^. ^ap[tt^um unb öejenuniuefen.
ganje 9ietf)e t£)eoIogifc^er ©djriftfteKer aufäöf)Ien, bie bie[e§ totle
SSiberc^riftent{)um geleiert unb baburd) ben ©lauten an bie ^eyen^
ritte Befeftigt unb üerBreitet Ijaben. Sefonber§ ift e§ ber 5^omini''
!anerorben, ber, tüie in ber ^nquifitionS' unb ^e^enliteratur
über^au|)t, fo oud^ f)ier bie t^ül^rung übernommen ^at. ^n ber
§tüeiten §ä(fte be§ 15. Sat)r^unbert§ finb e§ brei fierüorragenbe
2)ominifaner, bie ben ^jejenflug miffenfcfiaftüd^ üertreten. ^o--
:^anne§ SSineti, |)äpj'tlid)er ^nquifitor unb ^rofeffor ber %\)qo'
logie §u ^ari§, 3^i!oIau§ S^cquier, :päp[tlid)er ^nquifitor für
Sfiorbfranfrei^ unb fpöter für ©d^Iefien, unb §ieront)mu§ $8i§'
conti, jDominifanerproüinäial ber Som6arbci. Um ben §ejenf(ug
Biblif^ gu begrünben, beriefen fie fid^ auf §aba!uf'§ glug na6)
93abt)Ion unb auf ©^rifti SSerfurf)ung, al§ i|n ber Steufel auf einen
t)D^en $8erg unb auf bie 3^nne be§ 'ZtmptU ftettte. Siefen
S)omtni!anert^eoIogen folgten fe^r balb ber fpanifc^e S3ifc^of
2(t|3^on§ Xoftatu§, ber Kölner Xt^eologe 3 olianneS STinctori^
unb ber ßanoni!u§ Söernljarb S3afin ju ©aragoffa. 3n 5Deutfc|>
lanb fd^cint ber §ejenritt juerft üom ^offaplan be§ ^urfürften
üon ber ^falj, 9KattJ)ia§ öon ^emnat, tfjeologifd) öerfod^ten
hjorben gu fein.
m^ im Sa^re 1453 ber ^rior SBil^elm 2lbeline (ebelin)
üon @t. ©ermain en Sal^e erÜärte, bie üon ben ^nquifitoren be«
^aupteten §egenritte feien unmöglid), ft)urbe er öon ber Snquifition
üertjaftet. Gr rettete fein Seben boburcf), ba^ er fid) felbft aU
SEeufelSanbeter berichtigte unb feine greulid^c ©ünbe abfd^wor, tüorauf
er SU lebenälänglid^em Werfer begnabigt njurbe (oben <S. 503).
Sünfäig Satire fpäter (1505) regte fid) abermaB SSiberfprud^ gegen
bie 5:^atfäc^Ii(|feit be§ ^jCfenritte^. S)er SD^inorit Samuel be
©affinig au§ bem Softer ©anti Stngeli gu 9JiaiIanb fc^rieb
feine Quaestio lamiarum (Argelati, Biblioth. Mediolan. 1^, 339;
2-, 1971), ttjorin er ben §ejenflug üern)irft, im übrigen aber bem
XeufeB= unb ^^t^m\vai)n ^ulbigt. ©ofort erl^ob fid^ gegen it)n
ber jS)ominifaner SSincenj ®obo (Apologia pro Inquisitoribus
hereticorum et lamiarum bei Quetif-Echard, Script. Ord. Praed.
2, 11), unterftü^t üon feinen Drben§genoffen Sern^arb üon
©omo unb ©ilüefter ^rieria§. Sturer biefen finb noc^ ^a1)h
reid)e 2;t)eoIogen Italiens, granfreic^§ unb ^eutfc^tanbS ju nen=
VI. öejenroa^n unb römijc^e Äirc^c. 595
nen, bie für ben ^ejenritt eintraten. Um ha§ ^a^r 1520 ift ber
ipejenritt ein allgemein ancrfannter 93e[tanbt^eii: ber t^eologifd^en
SBiffeni'c^aft; öon if)r ging er üBer in bie mertlic^e SuriS^ruben,^
^anfen, ber hk au§fü^r(irf)en Selege für biefc hk päpftüc^e
21)eologie fc^föer belaftenbe SSafjr^eit bringt, f)at olfo üoUftänbig .
Stecht, föenn er fagt: „5:ie getei)rte 2;f)eoIogie ^otte alfo, jum
2^eit auf ®runb öon SBa^noorftetlungen, föelc^e bie Sirene felbft
eine 3eit ^a^g befämpft ^atte [Canon episcopi, unten @. 598],
atte ©inföenbungen be» gefunben 9J?enf(fienüerftanbe§ fiegreid^ üBer=
tt)unben" (^nquifition unb ^ejenüerfolgung im 9)iittelalter : |)iftorifc^e
Seitfc^rift 1898, III, @. 414 ff.).
S)o(j^ \6) lüiff nic^t nur fogenannte ©egner ber ^ird^e ju SSorte
fommen laffen, üiel mirffamer ift ha§^ Beugniß i^rer 2(nf)änger.
SBa§ (Spee über bie ben ^t^znwat^n unb bie |)ej:enmorbc
förbernbe Xt)ätigfeit ber ©etftli^en unb 2;f)eoIogen feiner 3eit ge=
fagt f)at, ift fc^on angeführt niorben (oben S. 558 ff.).
2;ie SBerantn)ortung ber ^ir^e für ben |)e£ennja()n mit att ben
SSer'^eerungen, bie er nad^ moterietter n)ie ibeeller 9tic^tung im @e=
folge ^atte, I^at aber Sfiiemanb beffer ^eröorge^oben — feine 5lb'-
ficf)t war jwar eine anbere — , ai§ ein aJJonn, bem wegen feiner
amtlid^cn Stettung inner'^alb ber römifd^en ^irc^e unb wegen
feiner amtlid^en engen Se^ie^ungen ^um ^apftt^um ba§ größte
5tnfef)en sufommt. Seine SBorte, bie eine SSert^eibigung ber @ött^
Iid)feit öon ^irc^e unb ^apftt^um fein fottten, finb bie öernicfitenbfte
3ermo(mung biefer „©öttlid^feit" geworben: ein Söileam, ber, im
©egenfa^ jum biblifdfien, fegnen woüte, aber ben ^jluc^ au§fprac^.
3)er Sominifaner S3artf)o(omäu§ Spina, ber fpätere Ma-
gister sacri Palatii, fdf)reibt in feiner „5tbl^anbtung öon ben
^ejen" (oben @. 428 ff.): „®a^ fid^ mit ben §ejen Sitte» fo
ereignet, Wie bie Ferren ^nquifitoren beriditen, !önnen nur 93ö§»
wittige leugnen. 2:enn bie ^atre§ ^nquifitoren finb erprobte unb
erfaf)rene SDJänner, wot)I bewanbert in ber Xfieologie unb im tano--
nifdien 9iecE)t, unb nur Xf)eoIogen unb ^anoniften I)aben über fold^e
2)inge ju befinben. 3(I§ DrbenSleute finb bie ^nquifitoren öon
öorne'^erein jur SDZilbe geneigt, wenn fie alfo bennod^ gegen bie
^ejen mit äu^erfter Strenge öorgefjen unb fie jum SSerbrennen
öerurtJieilen, fo ift ha^^ i)a§i offenbarfte 3eid^en evidentissimnm
596 ®ritte§ 93uc^. *Papj'tt:^um unb ^ejenumreien.
indicium), ba^ bie 2)inge ficf) lüirfüd) fo oer^alten. 5)ag $8or=
gelten gegen bie ^ejen tuirb öon ber ^irc^e gebilligt.
SSo§ aber üon 93eamten be§ apoftolifcfien (2tuf)Ie§ ge^
tDo^n^eit§mä§ig unb in rid^terlic^er ^^ornt gefd^ie^t, be-
fonberS loo e§ fid^ um ben SSertuft be§ 2ebcn§ in grau--
famfter SBeife l^anbeÜ, fann ni(^t ungereij^t fein. 5)enn
fonft müBte bie römijc^e ^ir^e ber ^öc^ften ^i^ad^Iäffigfeit,
©raufomfeit unb Ungered^tigfeit befd^ulbigt »werben. S)enn
bie Snpuifitoren finb bie 5)elegaten be§ ^a^fte§; h)a»
fie tl^un, ®ererf)te§ ober Ungerechtem, gef)t auf if)n jurüd,
befonberS ha er if)re ^anblungSweife fennt. SSäre olfo
ha^ SSorgciien ber Sncjuifitorcn ungered^t, fo fiele e§ bem
^opfte jur Saft, lücnn er fd^h)iege unb e§ nid^t !^inberte.
gur bie 2;f)atfäd^lic^feit be§ förperlid^en gliegenS burdf) bie Suft,
ha^ bei ben |)ejen beobacf)tet mxt, unb für bie Xf)atfäd^Iic^!eit ber
übrigen §ejereien fpred^en aui^ nod^ folgenbe ®rünbe: tüer tüiti
n^ogen, über ba§ SSorfommen folc^er S)inge anbers ju benfen, aU
unfere l^eilige 9}iutter bie ^irc^e? ^^re 5Xnfid^t gel^t aber
fdjon barau§ ^erüor, baft fie i^r Stnfe^en unb i^re Unterftü^ung
ben ^nquifitoren gen)äf)rt. %üd) ift bie ^iift^ii^niung ber ßirc^e
jum SSorge^en ber Qnquifitoren nid)t nur eine mittelbare, inbem
fie im allgemeinen bie Urtt)ei(e ber ^nquifitoren nic^t tabelt ober
fogar billigt, fonbern ii)re 3uftimmung ift eine unmittelbare
unb befonbere (directe et specialiter), inbem fie ben Snqui=
fitoren befonbere SSorrec^te geioö^rt, bamit fie bie ^eyen
bi§ gur üölligen 9Iu§rottung unb bi§ jum OöIIigen Unter»
gang üerfolgen. ^n biefem Sinne finb aud^ bie Süllen
ber ^ä^3fte Snno5en§ VIII., 3uliu§ IL, ^abrian VI., ^Ie=
men§ VII. an bie Snquifitoren gu erüären" (Questio de
Strigibns, Ed. Lugdun. 1669, S. 95—103).
Sine unmi|öerftänb(id)e S|3ra(^e! 3Iber fie fc^eint bem 2;^eo=
logen noo^ nid^t genügt ju l^aben. (S§ bietet fic§ i^m eine ®e=
tcgentieit, noc^ beutlic^er gu werben, unb er ergreift fie mit greuben.
©in Surift, ^onjinibiu^, f)atte gegen (Spina'§ Slb^anbtung
eine ©d^rift üeröffentIicE)t, nporin er SBebenfen über bie SBirflid^feit
ber ^ejcreien unb Teufeleien äußert. @^jtno bleibt bie Stntioort
nid^t fdEiuIbig. S" iirei „5Ipotogien" tritt er „für ben bebro^tcn
\l. öejenttja^n unb römijc^c Kirche. 597
GilauScn ber ^irc^e" ein. Sefonberä beac^teniroert^ ift bie
folgenbe SteKe, wt'xl fie bie ?5eftigfeit be§ fircf)üc|en ®Iauben§ an
bie §ejen, ben Bufammen^ang gtuif^en 9lom unb beni 2öiber(^riften=
t^um liax jum 5(u»brucf bringt. ^on§iniBiu§ f)atte ben ^n--
quifttoren gerat^en, ben 5(6erg(auben ab^ufc^ioören. darauf Spina:
„D öerabjrf)euung»n)ert()er 23af)nfinn! SSor ben 3n<iui'
fitoren werben nur fte^ereien abgei(f)tt)oren, unb nur Äe^er
fc^tüören oor i^nen ab. 2(ffo eine ^e|erei foll e§ ^ein,
h)a§ bie Ferren Snciuijitoren bi§^eran öert^eibigt ^aben,
tt)a§ X^eologen unb Äanoniften aU ed^te Jatfiolifc^e öe^re
bcioicjen ^aben! C Stumpffinn be§ 9)ianne§! S5on föem
ft biefe 3(nfiAt oernjorfen tnorben? SSon einem irrfinnigen
Suriften (ab uno delirante Juiista . Stile X^eologen, atlc
Snquifitoren '^taütn^, Spaniens, granfreic^§, S)eutfc^ =
lanbS, bie biefe 5(nfic^t befolgen unb i^r gemö^ bie ^einbe
S^rifti üernid^ten, follen fie abfd^lüören? SSer folt benn
3fiid§ter im ©lauben fein, tt)enn bie ©laubenlric^ter fetbft
abgeurt^eilt werben? SBa^rlid^ c§ wäre gut, wenn "oie
Jsnquifitoren biefen 5}^enf(^en, ber eine 9{nfic^t üerwirft,
bie i^re Stär!e fc^öpft au§ ben '^eiligen ßunbgebungen
ber ^äpfte, al» S3egünftiger ber ^e^erei berurt^eilten
unb, wenn er ^artnädig bleibt, it)n bem weltlid^en Slrm
überlieferten. 293enu jener Glenbe Üiec^t f}'ätU, bonn müßten
ber ^^opft mib bie S^ifc^öfc abftfiwörcn" ^Apologia tertia, c. UI,
S. 180, Ed. Liigd. 1669).
Sft nocf) ein ß^^eifei möglid^ an ben Sejie'^ungen jwifc^en
^^apftt^um unb fitei^enwa^n, jwifc^en ^apfttf}um unb öejenmorb?
®ai amtliche (Siegel ouf biefe ©ejie^ungen brüdt eine „S(n =
weifung ber Kongregation ber ^eiligen römifd^en ^n-
quifition" öom '^a^ve 1657. (5§ fotl nicfit öerfannt werben,
bnß biefe „Stnweifung" milbernb ein^uwirfen fuc^te, aber, unb
barauf fommt e§ an, auc^ fie fte^t auf bem blutigen ©runbe be»
§erenwat)n§. GJegen Softer unb Sd)eiter^aufen für bie §ej:en t)at
fie nid^tl einjuWenben; nur fott bie golter angewenbet werben nad^
einget)oIter ßrtaubni§ „ber J)eiligen Kongregotion", unb für ge«
Wö^nlicb fofi nid^t länger a(§ eine Stunbe ^intereinanber gefoltert
werben.
598 drittes 93uc^. «ßapfttf)um unb ^cjenuttttjefen.
©el^r Bc^eid^nenb tft, t)a^ „bie I)eiltge Kongregation" i^re Stn«
lueifung mit bein ©eftänbni^ Beginnt, fc^on lange longo tempore)
fei öon i^r bentertt luorben, ba^ faum jemals (vix unquam!)
ein ^ejen^^roje^ öon ben päpftlic^en Snqnifitoren ber ®ered)tig!eit
gemä^ geführt luorben fei; bie ?^oIter föerbe übermö^ig angeföanbt,
unb öiele SEobesurt^eile würben ungerecht gefaßt. 2Bäre e§ ha nidit
„fc^on lange" ^fUd^t „ber Ijeiligen Slongregation" gewefen, bie int
2tuftrage be§ „Statthalters ®f)rifti" anttirte, gegen biefe grenlidien
9)?iPräu(j^e, bie ^^aufenbe oon 9Kenfd}enIe6en gefoftet f)atten, ein=
jufc^reiten? Statt beffen erläßt bie päpftlid^e Kongregation aüer»
bingS, wie fc|on gefagt, einige milbernbe Sßerorbnungen, beftätigt
aber in S3aufd^ nnb S3ogen ben gefammten öejenwa^n auf's neue.
5Da l^eißt e§ j. 33: „Urtt)eilen erfaf)rene Stergte, ta^ ber Kranfe
burcf) $8e^e£ung fran! geworben ift, fo fann ber Snquifitor mit
Si^erl^eit gegen bie 5(nge!Iagte oorgeI)en. S)ie SBo^nung ber Stn*
gefragten ift genau gu unterfudjen, unb ba§ Del, 3ett ober ber
©(^mu^, bie fi^ bort finben, foüen üon erfahrenen Scannern unter--
fud^t werben, ob fie aU SefiejungSmittel bienlic^ finb. SBerben
9labeln unb ä^nlidie Singe in ben S3etten ber SIngeüagten gefunben,
fo ift ta§ nictit immer ein Beit^en, ha^ fie öe^en finb, fonbern e§
fann aui^ fein, ba^ ber 2;eufel, um bie aSetreffenbe in SSerbad^t ju
bringen, biefe S:inge in'S S5ett geftecft t)at. @o etwaS beobad^tet
man f)äufig bei 2;eufel§au§treibungen, wenn bie S3efeffenen ©teine,
Dkbeln u. f. w. auSf^uden, bie ber Xeufet i^nen in ben SJJunb ge«
ftedt l^at" (Stbgebrudt in: Orationes et solemnitates in Universitate
Regiomontaua (Königsberg) 1814—1823, Fase. 23, K. S3ibIiotf).
Serün A h 12995).'
2BeI(^ furchtbarer 2{berglaube ift bod^ unter bem Sinfluffe 9iomS
allmät)tid) in ber dEiriftlic^en Kird^e em^3orgewudf)ert!
2)er fogenannte Canon Episcopi ouS bem 6. (9.?) ^a^x-
bunbert (Deeret. Grat. C. XXVI, qu.Y, c. 12), ber lange Stit ^im
burd^ maa^gebenbeS 2{nfe^en befa^, {)at baS $8erWerfung§urtf)eiI ge^
1 ®er ^efuit S)uf)r erjäfilt feinen Seiern: „S^ie ^nftruftion atf)me ben
©eift ber SSernunft, ber 5ötilbe unb @erecf)tigfeit" (3)ie SteHung ber
Sejuiten in ben beutfc^en §ejenpro§effen, ^öln 1900, <B. 18).
VI. §eEentraI)n unb römijc^e Sirene. 599
f^jrod^en über bie fpäter eiiaffenen tuüi'ten S3utten unb .^unbgeBungen
bcr „Statthalter ©(jriftt", über bie im Schatten bei „Stuhles
^etri" entporfci)ieBenbe Xeufel§= unb |)ejenliteratur.
Jln6) jei^t noc^", fagt ber Sanon, „gicbt e§ geiüiffc lafterf^afte
SBetber, n:)el(fie, burrf) bie läufdjungen unb ÖJaufeteien be§ Xeufet§
»erführt, glauben unb auöfagen, ha'^ fie in näc^tliifien ©tunben
mit ber ^eibnifdjen ©öttin 2)iano, mit §erobia§ unb in 58e=
gleitung öieter onberer SSeiber auf genjiffen X^ieren reitenb tiiele
Sänber burc^eilen. (Sine unjä^Iige 9Kenge f)at fid^ öon biefem
falfd^en SBo^ne öerleiten laffen unb l^ält biefe Xinge für föal^r.
$)arum muffen bie ^riefter in ben i[)nen anbertrauten
^ird^en bem SSoIfe ®otte§ mit ollem (gifer ^rebigen unb
e§ belel)ren, ba^ alle biefe Singe nirf)tig feien. SDa^er
tft SlUen ijffentlid^ ju öerfünben, ha^ berjenige, ber
©old^eg al§ SSir!Iid^!eit glaubt, ben ©tauben tierloren
^at."i
S5a§ goÜ im 6., 7., 8., 9.^ 10. Saljrbyunbert. (Srünblic^ fcöuf
l^ierin ta§ ^apftttjum SBanbel. S)er „SBa^n" würbe tion i^m ot§
2ßir!Iid^!eit ^ingeftedt, feine ^;j5riefter unb ^^^eologen „^rebigten mit
allem (£ifer biefe nicf)tigen S)inge". ®ie „Stellüertreter (ä^^rifti"
übernahmen auf bem SBege be§ ®Iouben§ unb ber (S^efittung bie
f^ü^rung ber S^riften^eit, unb fie führten mit i^rem „göttlid6en
^nfe^en" ben d^riftlid^en (5JIauben unb bie d^riftlic^e (55efittung
l^inob in ben Sum^f f)eibnifcf)er SSorftettungen, greutid^en SBiber-
d^riftentl^umä unb brubermörberifd^er ÖJeiüaltt^aten.
' aSie jel^r biejer Canon Episcopi im SBibevftrett ftefjt mit bem fpäteven
öon ben köpften gebilligten ^ejenttia^n, Betoeift bie X^atfac^e, bofe bie tf)eo»
logtfc^en .f)eEenf^nftfte(Ier ©eiten unb Seiten barauf oerttienben, nac^jumeiicn,
bap ifjr blöbfinnigei SBtberc^riftent^um titelt oom Canon Episcopi ge=
troffen wirb.
(SJgt^. bie ©inlettung: „'SJa^ ^a^3[tt^um unb jeine J03iaI=!ultureIIe SBebeutung"
S. 1-13.)
I. (gin 9^ü(l6H(f.
©in furchtbarer SBeg ift e§, ben ititr gegangen finb; ein 8Q3eg
be§ @rauen§ unb be§ (5ntfe|en§.
9fle(^t§ unb ünf§ ift er eingefäuint üon Xaufenben öon «Sd^eiter-
{)aufen, üon Xaujenben öon 93tutgerü|'ten. ^raffelnb f erlagen bie
glammen gum §immel; unfer gu^ überfcfireitet rinnenbe S3äcf)e
t)on SWenfrfienblut; 9)lenfd^enleiber frümmen fic^ in ber rotiien
®tutf), 9]'Jenfc£)en!ö)3fe roHen über ben 2Bcg. 5tn un§ borüber=
gefc^Ieppt werben ^ammergeftalten ; i^re 2(ugen finb erlofc^en im
langen ®un!el be§ ^erfer§; if)re ©lieber finb üerrenft unb jer-
fleifc^t üon ber Wolter; i|re Seelen finb gelnicEt, entehrt, ge--
f(f)änbet.
2)a njanfen fie ^in, biefe @Ienben. Sinft tvaxtn e§ Mftige,
ftattüd)e SDJanner, ber ©tolj unb bie (Stü|e itjrer f^omilie, järtlic^e
©atten, liebenbe SSäter; einft toaxzn e§ jugenbfrtfcfie, anmut^ige
grauen unb Jungfrauen, liebenb unb geliebt, unfc^ulbige, ünbeä*
fro^e 6)emütljer. Unb je^t? ©eiftig unb leibüd^ 5erbrod^ene
©giftenjen; belaben mit bem glurf)e ber ©ottlofigfeit, mit bem an»
gebic^teten Unflatt) einer entarteten ^{)antafie; bie @tuni|3f^eit be§
{Sntfe|en§ unb ber SSer^tüeifelung im S3Iicf, aU ^eufel§bui)ten, ot§
üom Satan ©efcfiänbete, aU unbu^fertige ^e^er, b. 'i). al§ SSer
lorenc in jeber S8e§iet)ung, aU ber StuSwurf be§ SJienfcfiengefd^Iedite»,
fo fc^reiten fie ber ©d^Iac^tban! entgegen. ®er STob, auc^ ber
furrf)tbarfte, ift i^nen ©rlöfung. Jft'g möglid^? Jn biefem grauen»
I. ein mdbüä. 601
öotten QüQZ, ber naä) ^^öntaufenben §ä§It, fe^en lüir anä) garte
Sinber, faft 6tl jum ©äugling^alter ^inab; bie Steblinge i^rcr
SUiütter, bie Hoffnung i^rer $8äter. Unb neben i^nen a(ter§fd^tt)ad^e
©reife ; bcm Sterbebette, ba§ if)re helfen ©lieber fd^on aufgenommen
fiatte, n)erben fie entriffen, um nod^ in le^ter 8tunbe bem geuer,
bem Sd^merte, bem ©triefe überliefert ju lüerben.
5(n unfer Dijv bringen furchtbare Saute: SSef)!fagen, jammern,
Stngft- unb SSergroeiftunglfc^reie, Sludge, Hilferufe, Xobe§röd^eIn.
S)ie ßuft ift erfüllt tion qualmenbem 9tau(^, öon fd^eu^Iid^em ®e=
ftan!e öerbronnten 9}ienfd^enf[eifc^e§, öon föiberlic^em SÖIutbunft.
SBelc^ ein 2Beg! Unb biefer SGSeg nimmt fein @nbe. ^n enb--
lofen SBinbungen jietjt er fid^ ^in burdE) alte Sauber be§ 5tbenb=
Ianbe§. (Sr fü^rt burc^ Stalten, burd^ ©panien, burrf) {^rant--
reid^, burc^ SDeutfc^Ianb; er fü^rt t)orüber an SJJittelpunlten ber
J^uttur unb ber S3ilbung, an 93rennpunften ctiriftlic^en Sebenl, d^rift--
lic^er i5tömmig!eit.
(£§ ift nidjt ein SSeg, ben tobenbe Seibenf(^aft fid^ ba^nt, bereu
©puren eben fo rafc| njieber öerfd^ftiinben, lüie fie entftanben finb ;
ni(^t ein SBeg, tok i^n ettra ^egSfurien unb ©eucfien getjen. 5Rein,
e§ ift ein planmäßig ongelegter 2Beg, ber beftimmt toax,
Sa^r:^unberte §u Überbauern, unb ber 3af)r^unberte überbauert f)at.
Sein ©t)riftent{)um unb feine Kultur l^aben ben 2tu§bau biefeä
Sobe§h)ege§ üerf)inbern fönnen. SSeld^ furchtbare Tlaä)t mu^ ber
SBegebauer geljabt I^aben!
Unb wenn tt)ir unfern S3Iid abtüenben öon ber fo^üal-fultureüen
SSernjüftung, bie auf bem SBege felbft, in ben auf i^m einher*
jie^enben, bem Stöbe geiueifjten 9Jlenicf)enfcE)aaren fict) ausbreitet;
lüenn lüir über bie SSeggrenjen l^inüber fcEiauen, redf)t» unb linfS,
^ört ba§ eienb tjüben unb brüben be§ 2Bege§ etma auf? 2öie
fönnte e§?! @§ ttjirb üerboppelt, e§ berjet^nfacfit, e§ tier^unbcrt'-
fac|t fic^. ©inb bocf) bie Unglücf(id)en, bie be§ S3ege§ getrieben
werben, ?5antiüenglieber; jiel^t bod^ i()r eigener S^uin ben 9?uin
i^rer 2lnge[)örigen narf) fi(f).
S)ie S3anbe bei S3tute§, ber Siebe, ber greunbfc^oft finb ger--
fdinitten; ba§ ©lud Xaufenber öon gamilien liegt zertrümmert.
Sßo SSo^I^aben{)eit unb 9ieicf)t^um ^errf^te, machen ?Jot^ unb
2trmut£) fic| breit; über ©tobten unb Drtf haften lagert ber S)rucf
602 9?ierte§ 58i:c^. 2)ie 58eranttt)ortIid)feit be§ ^apftt^umä.
be§ ©d^recfenS , be§ $8angen§ öor ber 3u^unft- 3Jli^trauen imb
"äxQtdo^n finb an ©teile be§ SSertrauen§ unb ber Siebe getreten.
SSerarmte @öl)ne unb Zödjtn fludjen bem SCnbenten ifjrer ge-
morbeten SItern, bte au^er bem (S(i)im^)fe eine§ bemafeltcn 9tamen§
i()nen ni(^t§ f)interIoffen I)a6en, ha ®elb unb ®ut oon „§egen"
unb „^e|ern" üerfatten finb, ©Itern, aii§ ben Werfern unb üon
bcn 9ftid)tftätten au§, üerttiünfc^en it)re entarteten Mnber, bereu ent=
uKufc^te Slnjeige fie bort{)tn gebracht f)at. SBittnen unb S3aifen
niefiren fi^; i^re§ ®rnä{)rer§ beraubt, erliegen fie ber 5Rot^.
laufenbe üon {^amilien üerlaffen §au» unb |)Df, ©d)otte unb
|)eintatf); fie flü(f)ten üor ber entfeffelten ©raufamfeit über bie
©renken be§ SSaterlanbe», ja über bie ©renjen — e§ ift furrfitbar,
e§ augjufprec^en — be§ (I^rtftentf)um§, um in fieibnifd^-barbarifcfien
Sönbern grei^eit ber Ueberjeugung unb Sc^u^ üor c^riftlic^=
religiöfem 2Ba^nftnn unb d^rift{i(f)''religiöfer 9Jiorbfuft §u fu(^en unb
ju finben. SBunben werben bem üaterlänbifc^en 23o^Iftanb ge^
fc^iagen, bie 3a'^rf)unberte nii^t ju feilen öermögen.
Unb welche 2tu§bücEe erijffnen fic^ erft, wenn h)ir ba§ geiftige,
ha^ religiijf e ßlenb in ©rloägung jiefien! 2;[)ei(n3etfe {)aben ttiir e§
f(f)on berüf)rt; ergreif enb ift el auc^ in ben SSBorten be§ eblen (S^ee
§um 2{u§brucf gefommen. 5lber ha§ gange (glenb, feine ganje 2Bir!Iicf)=
feit?? @te finb unauSfpre^Iid^. S)ie burd^ ben §ej;entt)a^n unb
feine ©ifirecfen gejeitigten intelleftuellen unb moralifc^en SSer^ee-
rungeii überfteigen bie nienfc^Iic|e gaffungg-- unb S^arftettungSfraft
ebenfo, h)ie biefe Gräfte überftiegen Werben burcf) bie $8tuttf)aten
ber ^nquifition.
i^olter, ©(Weiterlaufen unb Schwert finb bie Stpoftet ber
9?eIigion ^efu ©iirifti geworben! 2Bo§ wirb bo, unter bem
Ginftuffe üon geuer unb Gifen, auö biefer Üteligion geworben fein!
S)ie jerfcEiunbenen, §erquetfc^ten, jerfelten SKenfcJieuIeiber geben
nur eine fcE)Wacf)e S^orftettung üon ber SSerwüftung, bie in ben
Seelen angerichtet worben ift. 2BeIc^ ein ©otte^begriff mu^ fid^
nid^t au§gebilbet (jaben bei ben Unglürfüdjen, bie im Sf^amen
®otte§ burd^ ben Werfer unb über bie golterban! weg gum 3c^eiter=
tiaufen gefc^Ie^j^t würben; bie im 9?amen ©otte» fo lange un=
menfc^Iid^ gequält Würben, bi§ fie ©otttoftgfeiten unb Dbfcöni'
täten üon fic^ aulfagten, bie man in bcn üerrufenften (Sd^riften
I. (Sin Diücfblicf. 603
bei ^eibcnt^untg ntd^t finbet?! SSelcEie SSorftettuiigen üon einer
überirbifrf^eii SCBelt mußten nid^t ^(a^ greifen in ben ^ö|5fen ber
S??enge, bie faft täglich ]a1), tüie 93?enfci^en — oft i[}re näcf)ften
SSertünnbteii — qualüolt beS^alO gerirf)tet tüurben, tüeil fie fi(^
fleifc^Iid^ mit bem STeufel üermifctit, föeil fie buri^ bie unfinnigftcn
unb läppifd^ften „^e^ejungeu" ©eud^en, Unföetter unb Unglürfüfälte
l^erüorgerufen I)atten, tüeil fie auf 33efen unb Stcicfen gum öc£en=
fabbati) ausgefahren tt)aren.
SSo blieb bie reine, abgeüärte Öe^re Sefu in SIRitten be§ ^e^en*
unb 2;eufe(§f|3ufe§? 93hifete nidjt für bie ungebilbete SD^cnge jebc
religiöfe §anblung gum „Qoubermittel" icerben? SSo blieb in
93'dtten ber blutigen, tüat)r:^aft fiaarfträubenben ©rcuel ber ©laube
on einen geredeten, n^eifen, gütigen ®ott? Qux %xa^z, fc^eu^ücfier
ai§ bie inbifc^en unb afrifanifctien @ö|en, würbe ha§ S3ilb be§
Sf)riftengotte§ in ben ^erjen ber SSöIfer.
Qtüti Reiten öon ©[jriftenberfolgungen !ennt bie 2BeItgefct)id^te:
bie be» att()eibnif(^en 9ftom§ unb bie ber ^nquifition unb be§ ^t^tn-
\vdi^n§. SSelc^e üon biefen beiben SSerfolgungen bie furdjtbarere
luar, barüber ift ein ßiüeifel unnii3gIicE): nad^ Sauer, 5(rt unb
2Bir!ung übertrifft ba§ Sf)un ber S^Quifition bie 2f)aten 9Zero'§
unb S)tofIetian'§.
S)a^ bie oon ber Si^tjuifition tiergoffene SJienge be§ äRenfc^cu=
bluteS größer ift, aU bie Slutmenge, bie ber Sanb römifdier
^Irenen trau!, ba^ bie furcgtbaren ^Folterqualen üor beut enblidicn
fiebern 2;obe au§fd)üeBlid) ber ^nquifition jur iüaft fallen, will
üer^ältni^mä^ig inenig befagen; ein quantitatioeS ^M)x ober Söeniger
an ©raufamfeit änbert ifjre 21rt nidf)t. 2tber bie ^nquifition War
^riftlid^, Wäljrenb ber 9iuf ad leones üon Reiben erl)oben Würbe.
Unb barin liegt bie ungeheuere, unauäbenfbore @d)ulb ber ^nquifition
unb be§ .^ejenwaling. @ie wüttjete gegen bo§ eigene gleifd) unb
Sßlut; fie üer!el}rte ®l)rifti gro|e§ ©ebot ber Siebe in ein furdit--
bare§ ®efe^ be§ |)affe§. @ie lehrte ben §a^, fie fd)ürte ii)n, wie
fie bal j^euer ber Sc^eiterfjaufen f(^ürte. SDa^ §eiben au§ ber
9?ac^t i'^reS §eibcntt)um§ l)erau§ ben S^riften greulidie Sserbredicn
unb wüften Stberglouben anbid)teten, lä^t fid) üerfteljen: ha^ aber
(i;^riften, in ber Sllarljeit be§ St)riftentf)um§ lebenb, mit ber 9{ein=
I)eit be§ SoangeliumS üor Slugen anberen Sliriften iBerbredfien a\§
604 SSiertel 93u^. 2)te i8eraitt«ortüd)fett be§ ^apfttt)umg.
S^atfad^en nad^fagten, bie an blöbfinniger ©emeinl^eit unb an
n)ibernatürlid^er Unflätfiigfeit if|re§ ©leieren nid^t l^aben, unb \>a^
für foId)e erlogene S5erbre^en Stiriftenblut in «Strömen bergoffen
ttjurbe, bafe biefer unge^euerlid)e 3w[tfin^ ja^rtjunbertelang beftonb
— ütel länger aU bie I)eibnij'd)en S^riftenüerfolgungen — : biefe
gefd)id)tltdje 2;{)atfac^e ift üon einer fo erfd)ütternben Zxag,\t, lüie
fie fein onbere» ©efc^e^ni^ ber SJienfdiengefd^ic^te Iierüorjurufen
öermag.
2öenn luir un§ SSorgänge üergegeniüärtigen — unb fie finb
lüa^rlic^ nid)t üereinjett — iüle ber Snpuifitor 2BiIf)eIm ^eliff o
in ^rmlofer Unbefangenf)eit fie erjä^It (oben @. 80 ff.), bann ftodt
unfer S3Iut. Ki)riftcn, 3Jiänner, bie fic^ ber Äriftli^en SSoIIfoinmen=
Ijeit gett)ei{)t fjaben, bie fid) 9fadt)foIger ber 5t|)ofteI nennen, der--
üben unter Sobpreifungen @otte§ unb S^rifti SSerbredien, bcnen
man au^erf)alb be§ Sf)riftentl)um§ nur bei ben am tiefften fte^en--
ben SSöIfern begegnet! Unb biefe i^erbred^en ge!)ören ju einem
@t)ftem, bal bie gan^e c^riftlid^e ^ulturlüelt umf|3annt, ta^ in
5iorb unb ©üb, in Dft unb Söeft materiellen 2ißoi)Iftanb unb geiftig=
reügiöfe» 2eben gteidiniä^ig üernid^tet!
®o§ ^eibent^um in feiner SSutI) gegen ha^ Kt)riftent^um fämpfte
für fein ^afein, unb fo lange e§ felbft ^a§i Unbered)tigte feine§
®afein§ nidit ertannte, Wax ber ^am^f ein ^am^jf fcE)einbar be=
redEitigter 9^ott)ft>e^r.
5tber für tt)a§ Mmpfte bie 3"qiii[ition, aU fie ^^aufenbe tion
^e^ern unb Slaufenbe üon ^ejen morbete? SBer bebroI)te ba§
©I)riftent(jum, aU bie ^nquifitoren at§ amttid^ begtoubigte SJiörber
burd) bie Sanbe gogen? (Btroa bie armen SBeiber, benen auf ber
golter bie watinn^i^igen (Selbftbe§ic^tigungen ouage^re^t tt)urben?
2l(§ bie I)eibnifd^en ?Rid)ter ba§ SSermögen ber E^riften be*
fc^tagnaljmten unb ben diriftlic^en 2BoI)Iftanb üerniditeten , ha
urtl)eiüen fie wad) fieibnifc^em 9tedit. 21I§ aber Saf)rljunberte Ijin--
burcE) S:t)riften öon ßi)riften ft)ftematifd^ unb gefe^mä^ig beraubt,
aU bie materielle ©jiftenj ganger Generationen öernid^tet, aU
blül^enbe ©tobte unb Sanbftridje öertoüftet würben, ha beftanb bod^
c[)riftlid)e§ 9led^t unb ^riftli^e ©efittung?!
SBa^rüdC), ber 2Beg, ben wir gegangen finb, füf)rt un§ an
^ulturtrümmcrn ber menfc^üdien 5Iu^en= unb Innenwelt öorüber.
II. 3)ie jurtfttid)c ©teaung bei «^apftt^uml. 605
luie fie in biefer 2(u§bef)nuiig fein ^tüeite» Wai in ber S33elt=
gefd^ic^te firfitbar ttjerben.
SSer ift ber S3arbar, unter beffcn Iritten bie§ Srümmerfelb,
beföet mit Seid^en, üfcergoffen oon 33Iut, entftanb? 2Ber i[t e§,
ber biefe ^utturftra^e gebaut Ijat, auf ber SSerfoIgunggiuut^, reli=
giöfer SSa^nfinn unb Unftät^igfeit ütier SJJenfrfjenglücf unb 9)?enfd§en<
leiber tiinineg mitten burd) ba§ ©^riftent()um if)re t^af)rt mad^ten
bur(^ bie SSöIfer unb bie 3af)i^^unberte?
II. T)k jitvtftifd;e (Stellung be0 ^a^^ftt^um^ tnner^alS
ber !at^oHf(i)en ^irc^e*
SJJit ber ®efammtüberfd)rift biefe§ Stbfc^nitte§: „^ßerantluort--
lid^feit bei ^o^3ftt^um§" ift bie 2(nttt3ort auf bie eBen gefteüten
t^ragen gegeben.
Sßielel öon biefem ©rgebni^ enthält fc^on ber üorige 9(6fd^nitt:
„^ejenuntrefen unb römifd^e ^irdEie"; SSieIe§ Stnbere finbet fic^ in
allen öor^ergefienben SCbfd^nitten.
UeberatI, mitten in ben fo^ialen unb fuItureHen SSertoüftungen,
bie Wir gefd^out l^aben, begegnet un§ bo§ ^a^jftt^um; überall
treten "^eröor ^yiamen unb ^unbgebungen ber „@tattf)alter S^rifti"
unb Spornen unb ^unbgebungen i()rer t)ierarc§ifc£)en ^d\iv: ber
©ifd^öfe, ber ^riefter, ber Drbenlleute. 2(uf bem gongen langen
Söcge f)at un§ ftänbig begleitet eine unmittelbar ^ä|)ftlic^e ©inric^»
tung: bie ^ä|)ftlid^e ;3nquifitiou. «Sie n)ar am SBert in Italien,
in S^janien, in g^anfreid^, in 2)eutfc£)Ianb. 2)ie geber ^öpftlid^er
Snquifitoren fa^en toir §a^ gegen ^e|er unb ^ejen öerbreiten;
in ber |)onb päpftüdEjer ^nquifitoren loberte ber j^euerbranb, ber
bie ©d^eiter Raufen entsünbete.
So ift eigentlid^ fd^on 2lIIe§ gefd^e^en, bem $apfttt)um "oa^
„©d^ulbig" 3U fprecfien.
©etüi^; oÜein bie» „©d^ulbig" ift für bie 35eurt^eilung be§
päpfttid^en 5Infprud^e§, gottgefanbter 2;röger d^riftüd^er ^uttur
unb ^ort religiö§<göttlic^er SSa^r^eit ju fein, oon fo ungeheuerer
SBic^tigfeit, ta^, al§ Sd^Iu^ be» ©anjen, eine sufammenfaffenbe
606 SBiertel 33u^. 2)ie SSeranttDortIid)!eit be§ ^ßopytt^umä.
S)ar[tettung über bie Sc^ulb be§ ^ap[tt^um§ gerechtfertigt, ja ge--
boten eridjeirtt.
tetiren lüir gurücf §ur „Ginteitung". !5}ort I)aBen lüir bn§
^apftt^um in fat^oüfdier Stuffaffung fennen gelernt, aU n)efentli(f)
göttlid£)e 9}?ac^t: göttüd^ nad^ Urfprung, göttlich nad^ SJJittcIn,
göttlich nac^ ßki unb B^^^^- ^^"^ biefer 5{uffaffung ergab ficf)
ber unanfeditbare @a^: ^at ba§ ^apftt^um göttlid)e» Sein, fo
mufe e» aud^ göttli(^e§ Scben, b. t). eine göttliche ©efc^id^te
Iinben, imb umge!ef)rt, i]"t fein Seben, ift feine ^Jefd^id^te ungöttlid^,
fo ift auc^ ungöttüd^ fein Sein.
(Siner gülle nngöttlic^er, ia gerabeju teuflifi)er, fludfituürbiger
^[)aten finb tnir begegnet, darüber fann !eine ^UieinungSOcr--
fcf)iebent)eit befte^en. S)ie Silage ift nur bie: trägt für biefe ja'^r--
f)iinberte(angen ©reuel, für biefe fojial^fuüuretlen SSerföüftungen
ba§ ^apftt^um bie SJerontloortung?
9(uc^ t)ier unb gerabe f)ier gef)e id) ft)ftematifc^ tior. G§ fomnit
mir nic|t auf blenbenbe ^arftcüung, fonbern auf ^lar^eit unb
SBucfit ber Setrei^fü^rung an. Sd^ritt für «Schritt tüill id^ ben
(Sd^ulbbetneil gegen "öa^ ^apftt^um fü£)ren; 2(ugf(ud^t unb Snt=
rinnen foßen unmijglic^ geniadit töerben. ©§ fann ntc^t ouS^
bleiben, ha''^ bei biefem S]erfaf)ren früher ©efagteg jufammenfaffenb
lüieberijolt tüirb. ^eber §ammerfc^Iag , moburd^ ba§ ©efüge
ber $8alfen fefter in einanber getrieben tüirb, ift eben aud^ eine
SBteber^oIung.
Sn ber Einleitung l^abc id^ ben fat^olifc^en ©louben an bie
@Jöttticf)feit be§ ^apfttt)um§, an feine gi3ttUc^e Stellung inner*
I)alb ber Äircfie bargelegt. §ier muffen bie golgen gejogen lüerben,
bie fic^ an^ ber ©öttlid^teit be§ ^apfttljumg für feine, nennen irir
e§ einmal juriftifd^e Stellung innerlialb be§ firt^Iid^en Drganig'-
mu», ja innerhalb ber 2BeIt, ergeben. 2:ie fatfjolifc^en Sogmatifer
bel)anbeln biefen ©egenftanb unter bem 'Sitel: De vi ac ratione
Primatus: S3on ber S3ebeutung unb bem 2Befen be§ päpftüd^en
^rimate§.
2Ba§ ber ^apft in ber ^irdie unb für bie ^irdfie ift, l§at,
fu^enb auf ben Gntfc^eibungen ber Son^iüen üon glorenj (1438)
unb üom Sßatüan (1871), ber ^efwit Siberatore auf ben
fürjeften 2(u§brudE gebrad^t: „®ie tc^ramtlii^e unb juriSbütio-
II. 3)ie juriftijc^e Steßung beg $a))[ttt)ttmg. 607
rtcUc 2tu!torität ber ^irdCie tüirb äufammengefo^t unb !ou =
jcntrirt im röntifcf)en ^ontifeg. SSon feinem Stuf)Ie l^rüliet
au§ ba§ Sic^t, ba» jid^ serftreut unb üerireitet, um ba§ Unioerjum
äu erleu^ten. (Sein 2;t)ron erf)et)t fid) über olle S^rone ber unter*
georbneteu Prälaten, unb Hon ber Siara, mit ber feine ©djiäfen
umgeben finb, geljen bie <Strat)Ien an§, burd^ i^etcfie bie ^nfuln
a[fer 58ifd)öfe ber SBelt funfeln" (La chiesa e lo Stato, Napoli
1871, <B. 401—403).
3n biefen Jüenigen SBorten liegt SSiel; id^ faffe e§ in folgenbe
fünfte äufammen:
1. (Setner innerften 9?atur nad^ ift im ^a:pfttf)um uid^t ettna
ein blofter (S^renüorrang, ober ein bIo^e§ 5Imt ber Sluffic^t ober
Seitung (potestas directiva) enthalten, fonbern eine, ober beffer
bie SSongenjatt ber ©efel^gebung, ber 9legierung unb ©e*
rid^t§bor!eit, loetd^e eine für bie ganje ^irctie binbenbe, nöt^igen*
fatig burc^ (Strafen geltenb ju mac^enbe £raft (vis coactiva) befiM,
unb fid^ nic^t bIo§ ouf (Sadjen be§ ®tauben§ unb ber (Sitten
erftredt, fonbern aud^ auf 3t(Ie§, ttia§ bie SDi^ji^iIin unb fUt-
gierung ber ^ird^e betrifft. 2. 2)ie @eredf)tfame be§ ^a^fte§ ift
eine orbentlid^e, burc^ fein i^m üou ®ott öerüef)ene§ SImt ge=
gebene ©elüalt; fie ift nid^t eine blo^ üorüberge^enbe, unb am
föenigften eine blo^ üon ber ^irc^e übertragene SSoIImad)t, tüoburdi
ber ^apft nur in au^erorbentlic^en gäHen eingreifen !önnte. 3. S^ie
Öjeiüalt be» ^a|3fte§ ift eine unmittelbare; nic^t nur bem Urfprunge
nad^, toüi fie i^m unmittelbor üon K^riftuS öerliel^en hjorben ift,
fonbern auä) ber 91 uy Übung nad), infofern er fie allen ©Uebern
ber ^rdie gegenüber unmittelbar betl)ätigen fann, o^ne baju irgenb=
einer SSermittetung, einer Seüoltmäditigung ober einer Grlaubni^
üon Seiten einer onbern t)ierard)ifd^en (Stufe ju bebürfen. ^ebe
S3efcf)rän!ung ber 58ett)ätigung ber ^3äpftlid)en 9}Jac§t ift au»gefc^Ioffen.
4. ^ie päpftlidie ©eföalt ift nac^ 5(u§bel)nung unb Snljalt
eine UjirüidEie SSoIIgetüalt: niemanb !ann fic^ if)r ent§ie!^en, unb
fie entt)ält ^ße§, nja§ gur Seitung unb S^egierung ber ©efammt--
lird^e unb iebe? ifjrer '2^(}eile nöttjig ift. 5. ®e§l)alb, njeil fie
feiner örtüdjen ober perfönlid^en S3efc^ränfung unterliegt, ift bie
päpfttidie ©ettjalt im eigentlichen Sinne eine allgemeine; fomit
finb afte ©lieber ber ^irc^e: Sifdjöfe, ^viefter, Saien, bem ^apfte
608 SSiertel 93ud). 5^te SBerantwortlic^feit bt§ ^ap^ii'i)nm§.
SU toa^xtm ©c^orfam, ju toirf lieber Unterwerfung öer|j[Iid^tet.
6. ®er ^apft fte^t über jebem ^irc^engeie^ unb ift felbfi an feine§
gebunben. 7. 2)em ^ap[te fommt bie oberfte ricf)terltc^e ©e«
lualt ju; tüte er für alle ©ad^en unb Urt^eile bie fiöc^fte, abfolut
unabhängige Serufunggftelle ift, fo giebt e§ üon i^m ou§ feine
^Berufung mef)r. 8. @e!rönt mirb bie Stellung be§ ^apfte^ burd^
feine Unf eljlbar!eit. Spri(f)t er ai§ ^öc^fter §irte unb Se^rer
ber ^ir^e in Sachen be§ ©laubeng unb ber ©itten, fo bewahrt
it)n ©Ott t3or ^rrt^um, fein 8pruc§ ift unfehlbar. 9. SSa§ immer
alfo in ber ßird^e an @inrirf)tungen beftef)t, t)at Seben unb '^n^cdt
nur burd) bcn ^apft unb nur fo longe ber 5]ßa|jft fic i^m belögt;
o^ne feine ftillfd^raeigenbe ober au§brürflid^e Sittigung befi|t ^Jlid^tS
innerhalb ber !ati)Dlifd)cn Sird^e ©ültigfeit unb 9te^t§beftanb.
S)iefe, oom fat()oüfct)en Stanbpunfte au§ unanfecf)tbaren Sä^c
bilben bie ©runblage für bie Seurt^eilung ber SScranttnortlic^feit
be§ ^apftt^um» für 2t(Ie§, ma§ inner^olb ber ^irc^e, b. f). inner-
^Ib be§ päpftlid)en SJ^ac^tbereic^eS gef^iefjt. '
1 SBie biefe bogmatijdien gä^e über bie Stellung bes $a:pfte§ glei^jam
g'lcijd) unb 93Iut erhalten im 2(IItag§Ieben ber fot^olijc^en SI)riften^eit, rcie
l'ie bort üertrert^et werben, mag man aus gofgenbem erfe^en: ber Sarbinal»
grjbijc^of Sonnet con Sorbeauj nennt im Qa^re 1866 in einem §irten=
brief ben ^$apft: „bie lebenbige gfeii'c^roerbung ber 2tuftorität (£t)rifti: l'in-
camation vivante de Taiitorite du Christ" »griebrid), @fc^t. beö Batifan.
Stonsil^ I, 499). S. aSeuillot fc^reibt über ben $opft: „®er ^apft ift burc^
g^riftug gemacf)t roorben jum abjoluten .»pei-'J^ic^cr ber ®ett)iffen unb ber
Sjepter; er ift ber tönig ber Könige; feine ®r(offe finb göttlicf), untcanbelbar,
eiüig. StuBer bem 58ereicf)e ber ©riaffe bes ^apfteg giebt eg nic^tg ®ute^."
SSeuiüot rebet ben $apft an wie (Sott: „^c^ glaube an biet), id) bete bic^
an: je te crois, je t'adore" Illusion liberale, (3. 36—38;. Sie „(Sitilta
cattolica" erflärt: „SSenn ber ^apft benft, ift e§ ©ott, ber in ii)m
benft: qnando egli medita, e Dio que pensa in lui" (1868, III, 259).
23. gaber, einer ber einflufereic^ften 5Jat^oIifen ©ngtonbä im 19. ^aijx^
t)unbert, befürwortet bie ginfütjrung einer „3(nba^t gum ^apft": „Ser
$apft ift bie britte ficf)tbare ©egenwart ^c}u G^rifti unter un^. @r ift
für unfer ©efammtüer^alten, was ba§ fj. 3Utarfaframent für unfere 2tn«
betung ift. Sie Stnbac^t jum ^apft ift ein wefentlic^er %i)äi ber cf)riftlid)en
grömmigfeit, ein notf)tt)enbige§ (Slement aller cfiriftlic^en ^eiligfeit" bei
griebrii^, a. a. D. I, 503). Siefer Stnregung folgenb »erbreitete ber „päpft=
lid)e SBerleger" Setaille ju ^axiä Silber, bie ben ^apft auf einem Slltar
jtüif^en brennenben Sterjen barftellen, mit ber Unterfci^rift: „2Sir beten SefuS
im i). «Saframent an. Ser ^apft ift bie füf)Ibare ©egenmort G^rifti unter
III. 5ßöpftltcf)e Sßeraiitn3ortIid)feit für bie ^nquifition. 609
III. ^ä^>flttd;e 35eranttr)üvtltd;!eit für bte ^nqiüfition.'
1. '^nx bie XI)Oten ber Snquifition.
S)ie l^aten ber ^nquifition l^aöen mir geiuigenb !ennen gelernt
(o6en @. 80 — 156); i(f) erinnere befonber» an bie ^Sefd^reiöung ber
inquifitorifcI)en 2£)ätig!eit in ©übfronfreicf) burc^ ben ^nquifitor
Söill^elm ^etiffo (oben @. 80 ff.), an bie ©ranfantfeiten gegen
bie Sllbigenfer nnb 2öalbenfer (oben <B. 89 ff.; 100 ff.), an \)a§
un§; toie fein gßttlid^er SDieifter ift aud) er S'önici, $rieftcr unb §oflie."
©ieä 58i(b fanb inaffenf)aften %h\aii (griebrid), a. a. £).]. ^iug IX. beftätigte
jü(d)e 2(uffaffungen unb überbot fte no^, inbem er bei feierlidjer ®elegenl}eit
ba§ SBort Ktjriftt : „^d) bin ber SBeg, bie 3Bo^r:^eit unb baä geben" oon fid)
felbft au^jogte (Observatenr catholique 1866, <B. 357; j. oben ®. 12).
1 @ä ift angebrad)t, f)ier mitäutljeilen, tt)Q§ einer ber bebeutenbften nU
tramontanen X^toloQen ber @egentt)art, ber S^fuit Set)nifuf)I, über bie
SSerbinbung leiert, bie jn^ifd^eu pöpftlidjer Unf e'^Ibarfeit unb ^nnutfition,
b. fj. „ber Ijeiligen Snquijition»*Äongregatiou beftefjt. ®er 9Sorfif;er
ber „^eiligen Kongregation ber ^i^uifttion" ift nid)t ein S'arbinal, mie bei
ben übrigen ^Kongregationen, jonbern ber ^apft jetbft. ®at)er ift bag,
maä oon biejer S!ongregation ouäge:^t, e^er mit bem ©f)aroftcr
ber Unfe^Ibarfeit be!(e;ibet, alä bal, tt)a§ üon anberen Äon*
gregationen au§gef)t. ®ie blofie 2lnn)ejenf)eit ober bie einfalle 33i(Iigung
beä $apfte§ füf)rt aber bie UnfeI}Ibarfeit no^ nidjt mit \i<i) ; fie ift nur bann
üorf)anben, menn ber ^apft einen ^ejd)lu^ biefer Kongregation in befonberer
SBeife (in forma specifica) gutljei^t unb befief)lt, biegen SSefc^lu^ in feinem
Flamen ber Kird)e ju öerfünben (Sel^rbud) ber SOioraltfieoIogie, greiburg 1890,
6. ^ufl. I, 131. 132).
3u metc^ intereffanten (Erörterungen e§ im ©djoofee biefer ber päpft=
lid^en Unfet)Ibarfeit fo na^e gerüdten „t)eiligen ^nquifition^-Kongregotion"
fommt, üeranfd)auüc^en folgenbe Stnfrogen: ©in 93ij(^of !) bittet „bie Ijeiüge
Kongregotion" um ©rtaubni|, einige 5lonnen, bie fid) beut 2;eufel ergeben
unb mit i^iu gei(^led)tlid) oerfe{)rt f)atten, burd) ®ift ju tobten. „Ser
I)eiügfte §err" (ber ^ap\t) befietjlt am 1. ^nü 1621, ha'Q if)m geontföortet
werbe, er möge ben ^iZonnen einen guten 58eic^toater tjcrjdjaffen, ber fie immer
unb immer mieber (toties quoties) abjotöire unb onbere nü^tidje Heilmittel
bei it)nen anhienbe (Analecta juris Poutificii, Ser. 26 [1887] <B. 681). Sl^on
einer 3Serurtt)eiIung be§ fd)änblic^en unb b(utbürftigen 93Iöbfinn§ fein SBörtlein!
(Sine Slnfrage oom 7. 5(uguft 1603 an bie f)I. ^nguifition lautet: „Db
ein obgefaUener ^riefter mit gutem ©emiffen tobt gejc^ lagen werben
tonne? Sie 5(ntmort ber ^l Kongregation ift leiber öerfc^miegen (Analecta
juris Pontificii 1887, ©. 677). 90?an üergeffe ni^t, ba^ ben SBorfi^ in biefer
„t)ei(igen" Sfongregation „ber ©tatt^olter ßt)rifti" füf)rt.
». .^oeiiSbrocd), 'J.^ajifttfjiim. I. 39
610 SSiertel 95uc^. Sie SSeranttoortlii^feit be§ ^ap^tt^umä.
SBir!en ^onrab'S tion 9J?ar6urg (oben @. 117 ff.), on bie un=
gäpgen ^nquifitionSo^fer in ©ganten (oben (S. 131 — 156),
u. f. tu. n. f. tt).
SHtit biefe ©reuet faüen unmittelbar imb au§f(^üeBIid^ bem
^opfttf)um jur 2aft; benn 1. bie Sn^«ifition h)ar eine burd^ unb
burd^ ^äpftlic^e (Sinrid^tung, in i'^rem ©ein unb in i'^rer SSirf=
famleit ganj unb gar ab^ngig üom jeweiligen „(Statthalter
e^rifti" (oben ©. 20. 22. 23. 24. 26. 45. 46); 2. biefe 2tb^ängig=
!eit ber ^nquifition üom ^a|3fte unb fomit feine SSeranttüortung
für i^r 2f)un fteigert fic^, »eil bie ^nquifition ausgeübt ttjurbe
öon rcligiöfen Drben — ^ominifanern unb granjilfanern — ,
b. f). üon ©emeinfcfiaften, bie in ganj befonberer 5S3eife bem ^apfte
untcrftetien, bereu unmittelbarer unb olImäc§tiger SSorgefe^ter er
ift; 3. Urljeber ber Xobe^ftrafe für ^e^erei h)aren bie ^äpfte
(©. 163—201); bie „3lu§Iieferung on ben tüeltlid^en SIrm" unb
„bie SBitte um Sd^onung be§ 2eben§" ujaren nichts aU leere,
:^euc^Ierifcf)e formen (S. 181 ff).
2. %üx bie ßefiren ber Stiquifition.
S&nä) für bie Se^ren ber Snquifition, bie itiren S^^aten gu
@runbc liegen, trägt au§fc^Iie^Iid^ unb unmittelbar ha§ ^opftt^um
bie SSerantJü Ortung; benn 1. bie ^äpfte fetbft ^abtn firf) in i^rer
©igenfc^aft al§ §au^3t ber ^ird^e burc^ Söutten, S3reüen u. f. m.
eifrig unb ausgiebig an SSerbreitung unb (Sinfdf)ärfung biefer blutigen
Se^ren betr^eiligt; fo finb bie S3Iutgefe^e Sriebric^ II. (©. 173 ff.)
nid^t nur öon ben ^äpften üeranla^t toorben, fonbern bie ^öpfte
l^aben mit (Sinfe^ung i^re§ ganjen religiöfen 2tnfel^en§ unb unter
S{nbro:§ung ber fd^werften religiöfen (Strafen bie Befolgung biefer
SBIutgefe^e geforbert unb burdE)gefe|t (oben <S. 177 ff.); 2. bie
üerbreitetften unb einftu^reid^ften „^anbbüc^er ber Snquifition"
(@. 34 — 67), in benen bie tüiberdfiriftlidtien unb graufamen Se^ren
vorgetragen tt)erben, finb ou§fc^Iie|IidE) öon ©eiftlicEien unb Drben§»
leuten öerfa^t; aüe biefe „|)anbbüd^er" tragen bie !irdE)üd^e SSilligung;
bie meiften finb in 9tom unter ben 5(ugen be§ ^a|3fte§ unb mit
ßJutl^eifeung feinet oberften ^^«foi^^ — "^^^ Magister s. Palatii —
erfd^ienen.
IV. ^äpftlic^c SSerantttJortlic^teit für ^^(beiglauben unb §ejenJt)a^n. 611
IV. ^vi^ftttd^e 33erantn)ortItd;feit für 5IScvcjIauku
unb §e^-enn)a^n«
1. ^ür bie X^aten be§ ^ejentoal^nS öglc^- <S. 501—551).
2)a üiele S3Iuttf)aten be§ §ejentüat)n§ SBerfe bcr ^nquifition finb,
fo Betueifen bie ®rünbe, bie i(| für bic SßerantiüortIicE)feit be§
$apftt^um§ gegenüber ben X^aten ber ^nquifition angeführt ^be,
aud) feine SSerantmortüc^feit für bie X^aten tt^ |)e£enft)of)n§.
2. gür bie 2el)ren be§ ^ejentüalinS.
l.«Päpfte — ©regor IX. (@. 215 ff.), Sodann XXII. ((S.217ff.),
Snno§cn§ VIII. Iß. 384; — f)aben in feierlichen ^unbgebungen
bem ©lauben an ben fc^eu^Iidiften unb obfcönften XeufelSfpu! unb
|)ejenn)a§n SSorfc^ub geleiftet; fie !)aben in biefen ^unbgebungen
bie 2Baf)ngebiIbe einer ganj unb gar entarteten ^^antafie fo fe^r
für X^atfaiiien erflärt, ha^ fie gur SSertilgung ber Xeufel»anbeter,
ber XeufelSbu'^Ien, ber öejen unb Sc^tüarjlünftler '^tutv unb
©cfinjert aufgerufen ^aben. Xer ©laube an bie in S3od§-, ^ater=
ober ^rötengeftalt erfcEieinenben Xeufel, an bie unftät^igcn daemones
incubi unb succubi ift burc^ bie ^äpfte in ha^ (I^riftentf)um ein*
geführt unb burrf) fie in i^m erl^alten ttjorben. 2. Xie furd^tbare
Siteratur über ben §ejenn)at)n ift fo gut h)ie auSfc^tie^Iict) ba§ SBerf
fatfjolifd^er ©eiftlid^er unb Drben^Ieute; bie betreffenben (Sd)riften
finb erfd^ienen unter au§brücflic§er ober ftiUfd^weigenber Billigung
ber ^äpftlid^en Benfur (@. 387—469].
V. 3u^'tinmenfaffitng be^ ©vin^en unb ^Btbevlecjung
ultrautcntviner ?ügen unb (^intüänbe»
Xie einfädle 5(neiuanberreif)ung ber iSdjuIbbenjeife be§ ^apft«
t^um§ genügt nidjt. ®rft i^r 3ufammenl)ang mit ber t^atfäd^«
lidien unb bogmatifd^en (Stellung be§ ^a:pftt^um» einerfeitS, an»
bererfeit§ mit ben 5(u§flüd^ten, Sügen unb Gntftetlungen, bie ber
31**
612 S?iertel 93ucf). S;ie SBerantraortUc^feit be» ^a^ftt^um».
Uttramontani§niu§ jur entfaftuiig ber ^äpfte öerBrcitet, läBt bie
ganje SSud^t biefer ©^ulbbeiüeiie jur öollen SBirfung !ontmcn.
(S8 fann ttjo'^l fein 3*^^^^^ barüBer fjerrfdjcn, haf^ blutige SSer^
folgung religiijfer Ueberäeugungcn, ba^ 2;öbtung SinberSgläubiger
unreligiös, unc^ri[tlid^ finb (ofien <S. 14 ff.). (2oIcf)e§ Unc^riftent^um
unb folcfie Unreügion treten um fo fc^örfer ^eröor, tücnn blutige
SSerfotgung unb ^öbtung fidj nicfjt etiüa aU unüberlegte 2;^aten
au§brec£)enber 2eibenfd)aft, blinber, üorübergef)enber 2But^ barfteüen,
fonbern wenn fie ba§ üorbebacEite Biet ""'' ^^r gewollte ©nbäloed
eines oon ber gefe^mä^igen ©ewalt eingericfjteten ®t)ftemS
finb. S)er Urt)eber eineS folcfien 2t)ftem» fielet, er mag fic^ nennen
Wie er Witt unb fein wer er Witt, au^er:^ alb ber c^riftlic^en g?e=
ligion, au|erl)alb einer menfcEienWürbigen Kultur.
(SoI($ ein unc^riftlic^c§, unreligii)fe» Stiftern nun war bie ^i^'-
quifition, unb if)r Urtjeber unb i^r Präger ift ber ^^a:t3ft.
®iefer S?a'^r()eit gegenüber finb otte 5(u§p(^te l^infättig. 2}ir
f)aben — um jwei |)aupteinWänbe gleich jurücfäuweifen — in bem
Slbfc^nitt: „^apfttf)um unb 2;obe§ftrafe" (@. 163—201) gefeiten, bafe
e§ nid)t angebt, 'i>a§' üergoffene DlJJenfdjenblut bem ©taate unb feinen
©efe^en §ur Saft gu legen, ^ie ultramontanen @efd^id^t§fälf(i)er,
bie bie§ tf)un, rechnen mit ber gefcJ)ic^tIic^en Unfenntni^ i^rer
Sefer. Sie rechnen aber aii^ mit ber ®eban!enIofigfeit ber öefer.
5^urfte benn ba§ ^apfttf)um, beffen Wefentlidfier Seruf e§ ift.
bie unwanbelbaren ®runbfä|e ec^t (firiftlidier ^efittung unb Kultur
p öerbreiten, burfte e§ ben Staat unb bie weltlid^e ©efe^gebung
^at)rl)unberte lang einem unreligiofen unb uncEiriftlidfien Sn;tl^um
anklangen laffen, einem ^rrt^um, ber üon fo furi^tbaren fojial^
fultureüen folgen begleitet War, wie bie §inmorbung ^aufcnber
öon 9?ienf{f)en um i|re§ ©tauben» (^e^er) unb um eine» wibcr=
c^riftli(f)en 2ßat)neS (|>ei-en) Witten?
83i§ 5ur I)eutigen Stunbe erftärt ba§ ^apftt^um e» für feine
^f(i(f)t unb fein 9ied)t, in bie bürgerlii^e ©efe^gebuug einsugreifeu,
wonn immer unb wo immer biefe ©efe^gebung gegen bie d^rift*
licfien ®runbfä|e tjevftö^t. 2öie t)at e» biefe ^flid^t unb biefeS Stecht
gegenüber ben $8Iutgefe|en gegen ^e^er unb ^ejen ausgeübt?
3ur ewigen Sdianbe be» „Statthalters (J^rifti" fte^en jwei
Sljatfac^en unerfctjütterlid) feft: unermüblid^ Waren bie ^ä^3fte, bie
V. 3iiiii'"'"cnfafjung b. ©anjen u. ^i^iberlcgung iilti-amcntaner Sügen. 613
lueltlicfien ©etualtcn aufjuforbern, ^e^er mit ^euer iinb Scfeiuert
,5U üertifgcn; gevabesu jatiltol jinb bie betreftenben ßuubgefiungen
ber tiaragefrönten „9?ad^foIgev ^etri". ^^a» ift bie eine ^Sfiatjacfie.
\l\\h bie anbere? 5[ucfi nicf)t ein cinjigel Wal in ben
langen ^afti'^unberten, ipäOrenb n'elcfien biiv dfiriften«
bfut, üon Sfiriften oergoffen, ftrommetfe floB. ^at ber
„ itattfiarter Glirifti" feine Stimme erhoben, bem
©reuet biefe^ S5(utoergieBen§ Ginbalt 3U tftun.
9hin jagt man, bie ^^i^en luarcn bamal§ ro^ unb barbarifd^;
au§ bem Sbarafter ber 3sit tieraud muß bie ^nquifition erflärt
unb entfcfiulbigt tucrbeu. S5}ieberum eine große ©ebanfenlofigfeit.
^a^ 'i|?ap|'tt^um aU ^üter unb ^ru^jpenber religiöser :mb fitt=
lidier ©alirfieit ift — nacf) fcitfiolifcfier ^^tuffaffung, uad^
feiner eigenen '^efiauprung — unabhängig üon ber 3^^^,
oon ibren Strömungen unb 5lnicbauungen. Cr-3 ijt jein göttlicher
93eruf, oerebelnb, t)ebenb, jittücbenb auf bie D^ZenfAbeit ein5U*
iuirfen; §ur ©rfüllung gerabe biefel 53erufe» ftebt ibm in allen
^Tragen be» @Iauben§ unb ber Sitte bie Unfeblbar!eit jur
Seite. (Siebt e>3 aber Stnia^, bal enger mit bem ©tauben unb
ber Sitte üerbunben ift, b. b- ba>:' ^anbgrei'ticber gegen ©tauben
unb gegen Sitte uerftö^t, alv bie löbtung einel 9?^eni(^en feine»
©tauben§ ober eine-:- unrcligiöfen 'Statine-? tregen? Unb ju biefem
furchtbaren 5?eritof3 gegen 9leIigton unb ©efittung, ber ficb aU
©tjftcm burd) bie ^va^r^unberte 50g, fcbroieg ber '$apft, ber göttlich
beitetite öüter non ©taube unb Sitte, ber gottbeftellte 'Jü^rer auf
bem SSege Jüabrer c^uttur unb fojiaten gorrfcbrittel!
Sc^on allein ba-5 Sditreigen ber 'Rupfte gegenüber ben Un=
traten i^rer ^npuifition unb gegenüber ber Slo^^eit ber »eltlic^en
©efc^gebung täßt ben 9tnfprudi be§ ^apfttbumc- auf göttticbe§ Sein
unb göttlichen 33eruf ju Soben finfen. i^ergegenjuärtige man fic^
boc^ nur, tüo» ber ^apft in jenen 3^^*^" *üar; tt)clc^ crbrüdenbe»
©emicbt feine Stimme bamalc- befaß, meldien &inbrud 33annf[uc^
unb ^ircbenftrafen im S)^ittetalter hervorriefen! .»oätte er 5lnfe^en,
Stimme unb 9}?ad)tmittet angcn)anbt ju ©unften ber 9}?enf(^ti(i^!eit
unb bc§ Sbriftentt)umli, bie ©efd^icftte würbe feine f^ftemotifc^en
Se|er-' unb feepenbinricbtungen !ennen. Ter Sa^ qui tacet. con-
sentire videtur ift in 'i^e^ug auf hav 'ißapftt^um unb bie S3tutt^aten
614 SBiertes 33u(^. ®ie 3SerontitortIid}feit bei ^apftf^wml.
ber Snciuifition eine unmrtftö^tidje 2BaI)rf)eit, 6efonber§, ba auc^
ber ätüeite 2;^eU biefeS 9te(i)t§grunbfa^e§ {)ter §utrifft : quando loqui
potuit ac debuit. ®enn ba§ ^opftt^um fonnte '\pxtä)tr\, unb
tool^rüc^, e§ ^ätte j^redien muffen.
Slu§ ber ®efd^id)te ber ^nqnifition I^aBe trfj grauenhafte (Sinjel'
fieiten mitgettieilt; bie „(£^roni!" be§ pä^ftlidjen ^nquifitorS SBil*
:§elnt ^eltffo 6erid)tet ©d^redniffe, benen bie l^eibmfd^en Sfiriften--
üerfolgungen faum ettüaS 5te^nlid)e§ an bie ©eite ju ftetlen l^atien
(oben @. 80 ff.)- Unb §u aU folc^en SSerBredien, bie im S^amen (S)otte§,
im 5yjamen ©f)rifti unb im 9^amen be§ ^apfte§ üerübt ttiurben,
fc^tüieg ber ^apft. §atte er feine ^enntni^ öon biefen fingen?
Säd^erlic^e ^ulfludit! ©erabe bie Snquifition§-@d)anbtf)aten ©üb--
franfreic^S gefd^a^en burc^ DrbenSleute, ©ominifaner, bie in fteter
engfter gül^tung ftanben mit bem Duett it)re§ ®afein§ unb Seben§,
bem ^a|)fte; gerabe bie 3nquifition§-8cj^anbt|aten (Sübfran!rcid)§
gefd)ot)en unter ben 2tugen :päpfttic^er Segaten.
S33ie berebt inaren nic^t §ur gteic^en ß^it "^^^ „Statthalter
g{)rifti" anberen gragen gegenüber! SBenn mon bie biden S3änbc
be§ Bullarium, ber ©ammtung päpfttidier (Sriaffe, burd^btättert,
fo erfaßt einen (Staunen über bie Xt)ätig!eit 3flDm§. 9^adE) ©ng--
tanb, Sdiweben, ^^ortoegen, fRu^tanb, ©änemarf, ^oten, Ungarn
get)en bie ^^äpftüc^en Senbfdjreiben ; nid)t» entgeljt bem wad^famen
SStide be§ obcrften §irten, überatt greift er belefjrenb, mat)nenb,
ftrafenb ein; tein $un!t, befonber» wenn e§ ficE) um bie ?tner=
fennung feinet eigenen 2tnfe^en§ tjanbett, ift i^m ju geringfügig.
Stber bem SSeptagen graufam üerfotgter, fd)mät)tic^ l^ingemorbetcr
SJtenfdienmaffen gegenüber ift ba§ Dt)r beg „StettüertreterS S^rifti"
taub unb fein SD^unb bleibt ftumm. Unb lüäre er nur ftumm getücfen!
5Iber, um e§ noc^mat§ ju n)ieberf)oten, bie Stimme be§ ^apfte§,
„be§ unfet)(baren Se'^rerg ber 2öa(}rt)eit unb ber d)rifttic^en ©efittung",
Ujar bie tautefte unb gett)ic^tigfte unter aüen, bie ben Sl^riftenmorb
üertt)eibigt unb befürwortet ^ben.
SSenn man bie geridjttictien ©reuet, b. t). bie in geri^ttic£)C
gönnen gefteibeten ©reuet jener 3eiten an fid^ üorüber §iet)en tä^t
mit bem gefc^id^tlidien SSettJU^tfein, ba§ ha^ ^ap\tt^um nid)t nur
nid^tg ju i^rer S3efeitigung gettjan ^at, fonbern bafe e§ i^r Urfieber,
it)r ^ufrcd^ttiatter unb $8eförbercr war, bann wirb bie fo^iat»
V. Sniainmenfaffung b. QJanjen u. 33>iberfegung ultramontoner Sügen. 615
fulturette SSirffamfeit ber '^äp\tt in ein fur(^t6are§ Std^t gerüdt.
SSor biefem gefc|i(^tli(i)en Sichte tüetc^t ber ©lortenfc^ein ber ^ä^fte
aU Präger göttlicher Sßal^r^eit unb d^riftüd^er 6)efittung, tnie ta^
Üinftlic^e 2icf)t üor bcm @onnenftra{)Ie meidet.
(gd^on etien l^aBe id^ I)erborgef)oBen, ba^ bie ftiftematifd^e
Xöbtitng t3on 2Jienfd^en if)rel religiöfen S3efenntniffe§ ,ß'e|er; unb
untüa^rer, fd^eu^tictjer ©elbpeäid^tigungen iregen (^egen) ein 8d^tag
in'y 3tngefid^t be§ @Iauben§ unb ber d^riftlid^en 9}?oraI ift. Unb
in S3ejug auf @(auben unb "SRoxai ift ber ^apft boc^ unfehlbar?
Tiefe üom ^apfttf)unt geptete unb ber SJienfd^^eit vermittelte un=
fef)Ibare göttlirfie ®IauBen§= unb 8ittenle'^re nimmt fi^ im «Scheine
ber brennenben ©d^eiterfiaufen, angeftcfit» ber unjöl^Ibaren öom
^a^ftt^um beranla^ten unb gebilligten ^uftigmorbe rec^t eigen=
t^ümlicE) au§.
Stu^erbem fnüpft fid^ an biefe S!}?orbt^aten nod^ ein ganzer SSuft
üon Und^riftentt)um unb Unmoralität, SItleg getragen öon ber „giJtt^
Iicf)en Unfe^Ibarfeit" , üon ber „maa^geknben 5(u!torität" beä
^apfteS. §e6cn tüir @inige§ Iiertior.
Ter '^apit ift ber „Stettoertreter K^rifti", ber gortfe^er bei
2Berfe§ Gtjrifti. K^rifti 2öer! trar aber üorjugltüeife bie Slettung
ber Seelen öor ewiger SSerbammnife: „Sd^ tüiti nid^t ben Tob
be§ (Sünberg, fonbem, ha^ er fic^ befe^re unb lebe." Unb fein
„(Stettoertreter"? Gr überliefert erbarmungslos (absque miseri-
eordia, oben @. 41. 52. 53. 185. 187) gerabe bie „unbu^ferttgen"
^e^er bem geuer unb bem ©d^ttjerte; er ftö^t alfo, fo tiiel an ii)m
liegt, bie Seelen biefer Unglücflid^en mit eigener .^anb in bie einige
SSerbammni^; er gtoingt burd^ fird^Iic^e Strafen bie roettlic^e Dbrig»
feit, mit^uföirlen an biefem Jöiberc^riftlic^en, blutigen SSerfe.
Oegentpärtig ift bie fatfiolifd^e Sird^e, b. Ij. 'i)a§ ^a|3fttf)um, ber
f(f)ärfftc ©egner ber geuerbeftattung: fattpIifc^eS Togma unb
cfiriftUdie SJioral verbieten fie. Unb ber ^apft mu^ e§ tuiffen,
benn er ift ber „unfefitbare" §üter üon Togma unb 9JJora(. 2U§
aber ^e|er unb §ejen üerfolgt tourben, tüo war iia ber Ginfprud^
ber ^äpfte üom @tanb|)un!t be§ d^riftlicfien @Iauben§ unb ber
d^riftlic^en SJJorat ge^en bie „und^riftlid^e" ?5euerbeftattung? Tie
päpftlirfien ^nquifitoren fjaben G^riften ^u Taufenben in ben j^Iam«
mcn ber S^eiterfjaufen „beftattet"; fo fef)r war bamaB biefe 33e=
616 SSierteg 58u(^. ®ie SSerantroovtüdjfett be§ 5ßa^)fttt)um5.
ftattunggart d)ri[tli(f)'^äpftüc^, ba^ felbft 2eid}en, bie fc^on Sal)i:e
lang im ®raBe rutjten, üon ben pä^jftlidien ^nquifitoren lüieber
ausgegraben unb auf bie (Sc^eiterljaufen geftiorfen tüutben (oben
@. 81. 83. 84. 86. 87. 89. 131. 136).
Sluf unfcrm ®ange burd) bie ©efdjidjte ber ^nquifition unb
ber ^ejenöerfolgungen finb toir einer flänbigen, jeber SfieUgion unb
©efittung |)o!^n fpredienben (5inrid)tung begegnet: ber golter.
©pee unb 3(nbere ^aben un§ grauenüoüe @d)ilberungen tion ber
Stniüenbung ber ^^olter fiintertaffen; (£t)meric unb bie übrigen
Sdjriftfteöer ber ^nquijition üerbreiteten unmenjd)Ii(^e ©runbfä^e
über bie golter (@. 49 ff. 59. 62. 64 ff. 451. 468. 470.'
1 @in genauer tenner ber 3SerI}ä(tniffe icl)ilbert un^ biefe§ „SeroeiSmittel":
®em SSerbrennen ging regelmäßig bie ^^oUerung oorau§. ®ie f^olterung
f)otte mrf)rere ©rabe. 3!Jian begann bie :>5einUd^e ^^rage mit bem Säumen^
ftocf, tnbem man bie 9(nge!(agten entblößte, anbanb unb bie Säumen in
©c^rouben brachte, bie langsam angeirfjraubt würben. |)alf bieg nic^t, fo
nal)m man bie 58 e in jc^r au ben ober fpanifd)en ©tiefet, burc^ tt)eld)e
©cf)ienbein unb SSaben gepreßt tt)urben, nid)t jelten fo, baß bie S^noct)en 5er»
fpHtterten. Qnx Gr'^ö^ung ber Guat tt)urbe babei §njii(i)enbur(^ mit einem
öammer auf bie ©(^rauben gefd^Iogen. Um m(^t burc^ bag ^flJnn'ergef^rei
ber ©efotterten moleftirt 5U irerben, ftedte ber ©^arfric^ter i^nen einen
Slnebel in ben 9Jiunb. Ser folgenbe ©rab war bie Sjpanfion ober ©leüation.
S)en 5(ngefd)ulbigten Würben bobei bie §änbe auf im Sxüden gebunben unb
an if)nen ein ©eil befeftigt. ?(n biefem ©eil würben nun bie Unglüdlic^en
batb frei in ber Suft fc^webenb bur(^ einen an ber ®ede befinblid)en Globen,
balb on einer aufgerichteten Seiter, bei ber oft in ber aKitte eine ©proffe
mit furjen f:pi^en §öl§ern — bem gefpidteu §afen — angebracht war,
gemäd)li^ in bie §D:^e gebogen, bi§ bie ?(rme ganj öerbretit über bem ^opfe
ftanben, worauf mon fie me^rmatg rafi^ f)inabjcbnellen ließ unb bann wieber
f)inauf§og. Grfolgte auc^ je^t nod) fein ©eftänbuiß, io I)ing man bem ®e=
folterten, um bie ©lieber nod) orger unb qualooller au^einanberäurenfen,
fd)were @ewid)te an bie güße unb ließ i^n jo eine {)albe, oft eine ganje
©tunbe unb nod) länger I)ängen, legte i£)m oft an<i) noc^ bie fpanifct)en
©tiefet an. 9tuc^ würbe ben ©efotterten brennenber ©djwefel, gtül^enbeS
$e^ ober gewei^teS 2Bai^§ auf ben nadten Seib geträufelt, ober mon !^ielt
if)nen godeln unter bie §(rme unb gußfo^leu (SBäi^ter, o. o. D., ©. 120).
£el)rreid) ift, \va§ ber ^ntenbont ber gro^nteii^nomSproäeffion Lic.
Dr. Subwig SJiüHer bem ^erjog ?nbred)t üon 93aiern über bie
golter berichtet: „©obil bie beJeff en gottlojen SSeiber im galtentfjurm be*
langt, f ollen d. f. ®. wiffen, ha'ii wir nod) mit feiner met)r 2Rüt)e ge^bt,
alg mit bijer, welche man 2)üel nennt unb weld^e laut Sluffog — ®ott be=
pet un» — ben Sucifer bei ir f)oben foü. S)en erften Sog ^ot ft) gar Dil
V. 3ufammenfaffung b. (Scnjcn u. SBiberlegung ulttamontaner Sügen. 617
®ie[e ©reuel ber golter gefdE)af)en unter ben Stugen unb mit
SBiffen ber „@tattl)alter Sf)ri[ti" ; fie tüurben tierübt üon Sanbe§^
Ferren, bie S3ifct)öfe, b. i). „9Zac^f olger ber St^oftet", unmittelbare
Untergebene be§ ^apfte» waren; fie gefc^atjen nicfit tiereinjelt, fon=
bern 2ag für ^ag, in gefe|mä^ig tion ber ^irc^e üorgef(f)riebenen
formen !
9)ie()r noc^! Seb()afte Silagen ujurben gegen bie Sniuifitoren
geführt über bie tjäufige 5(niüenbung ber ?5oIter; fie iDurben be--
fdiutbigt, neue, ou^gefudjte golterarten einjufütjren (tormeuta de
novo exqnisita: Collect. Doat XXXII, 266). ©elbft ein ^apft,
Clemens V., fiet)t fi(^ gu bem ÖJeftänbni^ gcni3tt)igt, ha'^ biejenigen,
bie ben ^nguifitoreu in bie §änbe fallen, „n^egen ber (Sd^recfniffe
ber Werfer unb ber dualen ber S'olter (sevitia tormentorum) i()ren
©eift aufzugeben gezwungen finb" Doat XXXIV, 4). Slber tro^
SIttem ift bem ^apftt()um bie (gr!enntni^ nid^t aufgegangen, ba^
bie golter unmenfdilic^ unb und^riftlid) fei! SSiele innerl)alb ber
(St)riftenl)eit, ®eiftlid)e tüie Saien — id; erinnere nur an @pee —
finb 5U biefer (Sr!enntni^ gelangt, bie gottbefteHten §üter tion
©taube unb Sitte, bie ^ä^fte, nic^t. ©ie ^aben bie j^olter tior=
gefd^rieben, fie Ijoben ^norbnungen über it)re SInnpenbung feftgefe^t!
9}tan bente ftd^, S^riftug, beffen „©teaüertreter" bie ^äpfte finb,
ol§ Urljeber einer {^otterorbnung !
Unb noc^ me^r! 2JJit ber golterung tt3ar faft regelmäßig —
bei golterung tion |)ejen immer — bie gröbfte SSerle^ung ber
©diaml)aftig!eit tierbunben. ^ie armen 9Jienfd)en »urben am ganjen
Körper, aud^ an ben ®efd^tedjt§t()eilen gefdf)oren; man fu^te na^
^ejenmalen, uad) öerborgenen B^ubermitteln. ®ie „Statttjalter
e^rifti", bie ^ad^folger ber ^Tpoftel", bie götttid) beftettten §üter
unb 233äd)ter ber djriftlidjen SUJoral fanben nic£)t» 2;abeln§tuertl)c§
an foIcEien Dbfcönitäten (oben @. 64. 65. 417. 558).
unb treuli^e ftud Be!ennt, aber geftevn unb I}eunt f)at fie e§ über afle con-
frontationes unb grofee fettere matter aüe wiber getäugnet. ©od^ ttjeint
ft), unangefe:^n, ia^ ft) {)eult unb fc^reit, fatn ainige Qai}t; trag forg, nix
tüerbeu nod) üit mit ir je^iibüi t)aben, bi§ njir bie lüal^r^^eit be*
lommcn mögen. Sie 9[Rargret ift geftern üon ber 5)üet wegen breimal
on unb mit ®en)icf)t graufam gemartert ttjorben; ®ott ttjell, bafe fie bie
njo'^rf)eit 'herausbringen" ^bei Seift, @efcf|i(^te ber ait^märtigen SSer»
tretung Saierng im 16. 3at)r^., SSamberg 1889, ©. 48;.
618 aSierteä 93ucf). ®ie SSerantttiortli^feit beä «ßo^ftt^umg.
Man tüitt t)te ^äxk be§ SSerfa^ren§ gegen ^e|er unb ^ejen
mit bem ^intüei» entfd^ulbigen, ba^ bie trettlid^en @eridjte nod^
prter oerfaljren feien unb ha'^ bie ©raufanileit be§ tüeltlic^en ^ro»
jeffel für ben fircEiIid^en SSorbilb getuefen fei. Saffen h)ir biefe
SBe^auptung einmal gelten. Sft e§ benn aber nidEit 2(ufgo6e be§
^a)3fttt)um§ unb ber ^ircEie, bie »errötete SD^Jeufd^fieit auf eine ^ö|ere
^ulturftufe 5U führen? bleiben bie „©tatttjalter S^rifti" felbft in
ber 9io^l)eit if)rer 3^^^ fteden, folgen fie fogar biefer fRoti^eit al§
einem SSorbilbe, bann ift e§ mit ber @öttlicf)!eit be§ ^apftt{)um§
bodE) toof)! enbgültig au§.
Dbenbrein ift e§ aber eine Unn)al)rf)eit, jur ©ntlaftung be§
^apfttt)um§ unb ber ^ird^e ben lüeltli^en ®ericf)ten bie fc^föere
©c^ulbenlaft ber golter auf^ubürben. ytxä^t bie ^ird^e ^t bie
©raufamfeit üon ben meltlirfien ©eriditen, fonbern bie meltüdEien
©ericEite Ijaben bie (55raufamfeit üon ber ^irc^e gelernt. ^Darüber
finb ernfte gorfdier einig; id) tüitt nur jtüeien, fRiejIer unb ^Tanon,
^räfibent be§ ^arifer ^affation§£)ofe§, ha^ Söort geben: „S^em
alten beutfi^en 9fied)t toar bie§ 33emei§mittet fremb. ^urd^ bie ^n^
quifitoren aber trurben bie föeltlid^en Sfiid^ter angemiefen, bie ^^olter
5U gebraucf)en, unb nad^bem fid) bie 9ticf)ter in ben Se^er- unb
§ejen)3ro3effen an biefe§ S3eiüei§mittet geroöijnt ^tten, log e§ naije,
ha'^ fie ba§feI6e aud) bei anberen, rein meltlic^en ^rojeffen an*
lüanbten. SDie 9}JögIid)!eit, bo^ baneben noc^ ein anberer, birelt
üon ber ^enntni^ be§ römifctien 9^ec^t§ f)erfül)renber SBeg betreten
mürbe, foll nid)t beftritten merben. S^urc^ ^öpft ^nnosenSIV.
ift bie ?5otter bei ^jejenprojeffen gefefelic^ eingefüljrt hjorben" (@e»
fc^i^te ber ^ejenprojeffe in S3aiern, Stuttgart 1896, ©. 60). „®a§
Snquifition§tierfaf)ren ^t tiefe ©puren Ijintertaffen im ^riminalred^t
?5ran!reicf)§ unb ber meiften übrigen S3ö(fer (Suropa§. S)ie t)ärteften
3üge ber ^riminaljuftiä be§ 9[RitteIaIter§ finben in i[)m, menn
nidE)t if)re erfte unb fd)ärffte 2tu§prögung, fo bod) i()re ft)ftematifd^e
Slntoenbung" (Tanon, Histoire des tribuneaux de llnquisition en
France, Paris 1893, SSorrebe, «S. II. Sie gleid^e 5(nfid^t öertritt
®l§arle§ Sea, Histoiy of the Inquisition I, 559).
2Ö0 t)at in c^riftIicE)en Staaten jemals ein ®efe^ beftanben, ha^
fo barbarifc^ gegen Xobte müt^ete, mie bie ^nguifition ber „Statt«
Ijalter S(}rifti"? SDie )3ö)3ftlid)en ^nquifitoren liefen ^e^erleidfien
V. Qufammenfaffuug b. ©anjen u. SBibecIcgung ultramontaner iiügeit. 619
au^graBen; in empörenber Steife njurben bie öeirf)name burd^
bie ©trafen gefi^Ieift auf ben (2d)inbacfer geiüorfen ober öerBrannt.
2(u(^ bei biefer äu^erften 9to{)f)eit l^abtn toir e§ nid^t ettoa Uo^ mit
öorüberge^enben ^luSbrüd^en ju tfjun, fonbern biefe Unmenfd^Iic^^^
feiten n}aren eine ftefienbe ©inrid^tung, fie traren päpftlid^eS ®efe^;
unter SInrufung @otte§ tüurben in feierlid^er @ericf)t§fi|ung bie
SSer[tor6enen p biefer (Sd)änbung üerurt()eilt (@. 36. 48. 60. 159).
STöbtung unb f^o^terung ber ^e|er, Scid^enfcfiänbung nnb ©nt-
e^rung, jal)rf)unbertelang oon ber Sirctie üerübt, finb für ben 2(n=
fprud^ i^re§ |)aupte§, j^ü^rer auf bem SSege einer erleud)teten
d^riftlid^en Kultur unb SJJoral ju fein, üernic^tenb. SDie üom
^apfttl)uni üertretene Kultur unb 9JioraI ift untilgbar bemafelt mit
©raufamfeit unb Unreligion; aber bie |3äpftlid^e ^oxal ift aud^
nod^ beffecEt mit Sug unb 2^rug.^
SWan lefe bie 3Rat()fdE)Iäge nad), bie ber |)äpftlic§e ©eneral^
inquifitor (St)meric unb anbere berufene ©diriftfteller über bie
Snquifition geben, um einen ber ^e|erei ober |)e£erei 5(ngefd^u(bigten
in ber Ütebe gu fangen unb fo feine SSerurtl^eifung {jerbeijufüfiren
(oben @. 41 ff. 414 ff. 452). '^k S^erlogent^eit unb Unwa^rf)aftig!eit
finb ^ier (Stiftern getoorben, unb bie§ abfc^eulid^e Sl^ftem ift nid^t
etttja bie 3Iu§geburt eine§ ©injelnen, e§ ift ba§ @t)ftem ber päp^i--
lid^en ^nquifition fetbft. ®ie in ben ^nquifitionS^aubbüdiern auf=
gef)aufte Unmoral fällt bei bem bamal§ ollmäcfitigen ^äpftliaien
3enfurmefen ganj unb gar bem apoftolifdien Stutjfe jur Saft. Unb
biefe öom ^apftt^ume gebilligte Unmoral öerfolgte ben Biued, "i^a^
öergeffe man nid^t, SDienfd^en, ©Triften, auf ben Sd§eiterf)oufen ju
bringen !
3ufammcnfaffenb fdjreibt äJloIinier mit üoffem 9ted)t (a. a.
D., @. 462).
„%k ^rd^e fd^manfte in Se§ug auf i§re ©egner eine Zeitlang
jtotfd^en 5tt)ei ©tjftemen: bem ber ©anftmutf) unb bem ber milben
©emalt. S)a§ ©üangelium rietf) if)r ba§ erftere an; ba§ jtüeite
tonnte fie nur ben fcf)Iimmften römifdjen ©äfaren enttefjnen, bie
gebranbmarft maren üon ben d^riftlicfien Stpologeten. ®ennod§
1 ®ie jc^änbUc^en ©runbjä^e ber ultramontonen SJioral über SSäa^c-
Ijaftigfeit unb Streue im 5lttgemeinen betjanbele id) au^fü^rlicf) im äWeiten
S3anbe biefe^i SBerfeä.
620 58ierte§ 5ßucf). 2}ie 5ßcrantroort(icf)feit be§ $ap[tt^umi=.
irä^Ite fie bie§ gtoeite, üon bem bie Erinnerung an bie a)?ärt^rer
fie i^ätte fern I}alten muffen: fo trat bie Snquifition in'§ Seben.
2{tl bie Snfl«ifition üerfc^njanb, iPar ba§ ^apftt^um fiegreid^, aUx
e§ toar bemaMt, e§ iüar Beraubt eines X^eileS feiner
größten Äraft: feine§ moralifc^en 3flufe§.''
^ft e§ 5U üiel, trenn ein bclgifd)er gorfc^er bie grage fteüt:
„SBer ^at ben «Seelen bcn §o| gegen bie ^e|erei eingeflößt, ta^
©amenforn für bie 9?eligion§friege? S)ie ^trc^e, bie ^on--
jilien, bie ^äpfte. 2öer (jat ben Schlachtruf gegen bie ^e^er
ertioben? S)ie „^eiligen" S3äter, bie „t)eiügen" ^on =
gilien, bie 5ßö^fte, „bie Statthalter ®otte§". SSer I)at
bie gürften aufge§e|t, icer I)at it)nen, unter ©trofc ber (Sjlont'
munifation unb Slbfe^ung, befot)Ien, bie Sieger auszurotten? ®ie
„fettigen" ^onäiUen unb „bie Statthalter (J^rifti". 5tB
bie Scfieiter^ufen nidjt me^r au§retcf)ten, Wer f)at ha bie ©laubigen
^u ben Söaffen gerufen, tt)er f)at an§^ bem 2;obtfc^tag feiner Srüber
ein 3D?itteI gemacf}t, fic^ üon Sünben gu reinigen? ®ic ^ird^e"
(Revue de Belgique 1877, 8.343). Sft bie§ etföa Uebertreibung?
S^ein, föa^rüc^ nic^t! ^enn, h)ie Soffuet, ein getriß unüerbäc^tiger
^euge, f(f)reibt: „®ie ^ird)e ^t uic^t nur bie ®efe|e [gegen bie
S?e|er] befolgt, fonbern fie l)at fie üon ben dürften geforbert. Sie
i)at fic^ niemals über bie §ärte folc^er ©efe^e befct)lüert, im
@egent(}ei(, bie meiften finb üon ^onjitien unb ^äpften gebilligt
unb üeranlaßt Ujorben (Oeuvres XVII, S. 412. 455).
2luS ber ®ef^i(^te ber ^äpftlidien ^nquifition treten un§
befonberS abfrf)rec!enb roI)e ®raufam!eit unb bünbtüütl)iger
|)aB entgegnen; h)enben iuir un§ gum §ejenn)al)n unb feinen
golgen, fo bleiben biefe 3üge in bem S3ilbe ^äpftlic^er foäial--
lultureöer SBirffamfeit, aber eS gefetlen fi^ nod^ p i^nen h)üftefter
5(b er glaube, üerbunben mit einer SttleS überfteigenben Uw-
flätt)ig!eit.
Sd) erinnere an bie SBuIIe ©regor IX.: Vox in Kama
(S. 215 ff.). ®er ©laube an einen perfönli^en teufet — id|
laffe feine biblifd^e ^eredjtigung ba{)ingeftetlt — ift I)ier bur(^
ben „Statthalter Stjrifti" jum wiberUJÖrtigften pornograp()if^en
SBa^nfinn geworben, ©regor IX. foll, fo fagt man, nur ertttä^nt
t)aben, njaS i^m berid)tet loorben ift. ©elüiB, aber er ftettt ha^
\
V. 3uJöi"i"Cttfoffun9 ^- ®anäeti u. SEBiberfegung ultramontaner Sügen. 621
©crid^tetc aU ^^atfac^e f)in, er forbert aii] ®runb ber 95ericf)te
§um blutigen ßinfcireitcn gegen bie 2{n6eter be^ ^aitx-- unb S8ccf'
2;eufel§ auf, unb er wu^te, ba^ feine 2(ufforberung üon furdbt»
Borftcr, Blutiger 2Bir!ung fein werbe. (Sin h)irfli^er „Stettoertreter
©l^rifti" l^fttte fotc^e S3erirf)te aU 5(6ergIauBe djarafterifirt, er f)ätte
mit bent Sidfit be§ wahren S{)riftentf)um§ in biefe 5(bgrünbe
menfd^üc^er ?5infterni§ aufftärenb f)ineingeteucf)tet.
Unb ift cttoa ber SeufelSaberglaube ber „(Statthalter Ktjrifti"
nur eine gefd^i($tIicE)e (Erinnerung, eine 95erfteinerung, bie, fo
üerni(|tenb fie auc^ gegen bie (^Jijttlic^feit be§ ^apftt^umg
§eugt, boc^ tt)enigften§ ^eute nici^t me^r gum SSeftanbe pöpft»
lieber 5tnfd§auungen gefjört? 9^ein, auc^ gegenwärtig noc^ »er--
tritt ber ^apft, \va§ feine SSorgänger ©regor IX. u. f. to. im
9Jiitte(aIter oertreten f)aben. Xie päpftlid^e ^oenitentiarie in
9Jom — haSi ^öc^fte |5äpftlic^e 5ßu§tribunal , ba§ für bie ganje
fatf)oIifcf)e Stjriften^eit bie I)ö(f)fte Serufung^inftanj in C^ewiffen»'
facfien bilbet — ertfjeitt norf) ^eute ben ©eid^töätern „bie 'iQolU
mad)t, ju abfolüiren oon ben ürc^It^en Strafen, bie ficf) ^Jiänner
ober {grauen jugejogen f)aben buri^ ß^uberei, burct) 2(nrufung be-3
XeufeB unter ^ilbfd/Ue^ung eine» 35ertrage§, wobur^ if)nt
bie Seele übertaffen wirb. ®ie Urfdirift biefe» 9Ser=
tragen mu^ jugleid^ mit ben ^ßw^ermitteln üerbrannt
Werben" (Avanzini, Commentarii de Constitutione Apostolicae
Sedis, beutfc^ öon ^ömftebt, ^räfe« be§ bifdjöff. ^nabenfeminor»
äu SWünfter, SWünfter 1873, S. 10).
Unter bent (Sinftuß ber ^eufetS-'SSutle ©regor'g in $ßerbinbung
mit ö()nüc^en ^unbgebungen feiner 9cad^foIger hiS^ l^erab auf bie
Gegenwart ^at fid) in ber fat^olifdien ^ogmatif unb öon bort
ou§ in ber !at{)OÜfd)en (£rbauung§üteratur jener blöbe leufel^^
aberglaube feftgefe^t, ber faft au§ jebem Suc^e biefer ©attung
fra^en()aft un§ entgegengrinft f. bie ^Belege oben S. 291 ff.).
©äbe e§ aud^ feine blutigen ^ei-enoerfolgungen, bie ßulaffung
unb SSiHigung biefer 2euf elStiteratur, bie meiften§ in'» obfcön
©efd^Iec^tlid^e au§artet, genügte allein, um ben Stab ju bredien
über 'ba^^ ^a|3fttf)um al» »ort unb Sd^u^ üon (J^riftent^um unb
©cfittung.
Unb nun erft bie blutigen 3?erirrungen ber öe^-engreuet!
622 SSierteä SSucf). ®ie SSerantroortUc^feit be§ 5]Sapfttf)umg.
ߧ ift öon SBidjtigfeit, l^ier gleid^ üon üorn^erein einem Sin=
föanbe gu begegnen, ber mt ein ^öollroerf um "üa^ ^apftt|um auf=
geworfen wirb, um e§ f(^ü|enb gu trennen üon ben grauenl^ajten
SSernjüftungen , bie ber ^t^ctn'ma^n auf religiöfem, fojialem unb
fultureüem ©ebiete angerichtet ^at.
3D^an fagt: ®er 'ißroteftanti§mu§ !ennt ben ^ejen^
föa^n auc^; in proteftantifd^en ©ebieten finb aud^ öiele
|)unberte üon §ejen gefoltert unb gemorbet lüorbcn;
proteftantifc^e ^Ijeologen l^aben aud^ burc^ Sßort unb
(Schrift 5ur ?(u§breitung be§ blutigen 2Bal^nfinn§ bei-
getragen.
jDa^ biefer Sinwanb in fat^olififien föie in |3roftantifc^en Greifen
(Sinbrucf madit, ba^ mit feiner ftänbigen 2öieberf)oIung bie @e=
mutier \i<i) beruhigen, ift ein trauriges ^eii^ien für bie Sen!ober=
fläd^üc^feit ber SJJenfc^en.
Sa, e§ ift leiber tvaijv, ttia§ l^ier üom ^roteftonti§mu§ gefogt
tüirb. 5(uc§ feine ®efc^icf)te ift öon S^riftenblut befledt, aucf) bei
i^m finbet fic^ biefer greuliche, un(^riftlid^e 21berglaube. Slber
ft)irb burc§ biefe Stl^atfacEie bie ©c^ulb ber fat^olifctien ^ird^e unb
be» $a|3fttt)um§ ttjeggemifc^t ober aud^ nur üerminbert? SBerben
Unc^riftlic^feit unb Unmenfd^Iic^feit be§ ^apfttt)um§ baburc^ jur
(J^riftlid^feit unb 9}^enfc§IicE)!eit, ta'^ fte fid^ au^ auf md^t'-lat^o--
lifd^er Seite finben?
"^iüä) abgefe^en üon biefer fe^r nai)eüegenben (Srnjögung, bietet
ber ^intoeiä auf bie 33erfe^Iungen be§ ^roteftanti§mu§ nic^t nur
feinen Gntftfiulbigungggrunb für bie „Statthalter S^rifti", fonbern
er lä^t i^re fd^lüere Scfiulb nur um fo flarer tierüortreten.
3m ^roteftanti5mu§ giebt e§ feine Stelle, bie fid^ göttlid§e§,
entf(^eibenbe§ 2lnfe|en gufc^reibt, bie \iä) jum unfehlbaren j^ü^rer
auf bem ©ebiete be§ ©laubenS, ber 5IRoraI, ber Sluttur u. f. tu.
aufmirft. SSerirrungen innerhalb be§ ^roteftantiSmu^ fallen ben
ßinjelnen, bie fie bege^^en, jur Saft, mögen bieje ©injelnen
Sutl^er ober tüie immer Ijei^en. 2Ba§ aber ber ^apft al§ ^apft
tbut, ift — nad) fat^oIif(^er 2el)re — bie Zijat berjenigen dm--
rid)tung, bie ©Ott ^um untrüglichen Sd^u^e be§ d^riftliclien
®Iauben§ unb ber d^riftlic^en ©efittung, befleibet mit
^öd^fter 5iuftorität, ber alle 9}?enfc^en gum @et)orfam üer*
V. 3"iflni"icnf'iff""S ^- ®anjen u. SBiberlegung ultramontaner Sügen. 623
pflichtet ftnb, in bie Söelt gefegt Ijat Sutt)er unb bte
übrigen 9ieformatoren {)ätten e§ tüeit üon fic§ gen)iefen, fotd^ eine
öon ©Ott gefehte „(Sinridjtung" ju fein. (Sine parallele siüifc^en
^apfttt)nm unb irgenb einer anbern religiöfen ©emeinfd^aft giefct
eg nic^t; ta^ ^apfttl)um ift göttüc^, oKeg 5tnbere i[t menfc^Iicf).
^a§ ift ber ©tanb^unft, üon bem au§ jeber SSergleic^ än)ijd§en
^apftt^um unb Sutt)ertl}um, äiuifcfien ben 2;^aten be» einen unb
benen be§ anbern jur Unmöglidjleit lüirb.
lleberbieS, feit tvann mifet benn bie !att)otifd§e ÄHrd^e i^rc
e()riftlic|feit unb ©ittlidifeit an ber dfiriftlid^fcit unb ©ittlicfifeit
be§ ^roteftanti^muS ? 2)ün!t fid^ Stom mit feinem e^riftenti)um
unb feiner SJioral, e'ben megen feiner Unfe^Ibarfeit unb (5JöttIi(f)!eit,
nid)t unenbli^ erfioben über \)a§ proteftantifc^e S^riftent^um unb
bie proteftantifd^e Tloval? ''Md) römifd^er Stuffoffung nennt fic^
ber ^roteftanti^mu» nur gu Unred^t d^riftlid^. 2Bie fönnen alfo
bie l'^aten biefe§ @c§eind^riftentt)um§ iierangejogen lüerben, um
bie 2^()aten be§ aßein ed)ten S()riftentf)um§ ber fat^olifd^en ^ird^e
ju entfc^ulbigen?
Unb enblii^, üon Wem l^at ber ^roteftantilmuS ben ^ieufetS»
unb |)egeniüa{)n unb ba§ @t)ftem ber ^ei'enüerfolgungen benn üBer*
!ommen? Gben weit ßutl^er u. f. w. SJJenfd^en toaren, finb fie
in SSietem au§ bem it)nen eingeborenen unb Slnerjogenen
nid^t {)erauggefommcn; fie blieben Sl'inber it)rer 3eit, fie ot^meten
bie Suft itjrer B^it, unb biefe Suft toai fattjolif^e Suft, ge =
fc^njängert mit bem müften XeufeU* unb ^egenmalin.
Sa'^r^unberte, elje e§ ^roteftanti§mu§ gob, ioud^erte in
ber tat^olifd^en ^ird^e biefer entfe|Iid)e Aberglaube;
fein gortbefte^en innertialb be§ ^roteftanti§mu§ ift
crOIii^e Scioftuttg burd^ ben ^at^oIiji^muS.i
' Xreffenb jc^retbt §anfen (Saubcvttja^n, ^nquifitton unb |)ei-enpi-oäe6
im SJitttelalter, Ttmi^tn 1900, ©.535): „(5o erftärt fic^ benn auc^ ot)ne
ttjeitere^ bie ötet erörterte Xfiatjac^e, ta'^ bk Steformation feinen un =
mittelbar befreienben ©influfe ou^ bie Ungefjeuerüi^feit be§ ^ejentuatinä
geübt t)at. Um bie 9Benbe he§ 16. Qafir^unberty, atfo öor bem 9Iuftreten
£ut^er§, mor biefer 3Ba^n bereite fein ougid^liefelic^ tI)eoIogifc^er me:^r, fon^
beru er war jcf)on §um GJemeiugut ber gebilbeten SBelt, oI§ 3;^ei[ ber all*
gemeinen SBeltanficftt geworben, melcf)en bie bem SBirflic^fettäf inne
f^ftematifct) entfrembete 9}tcnfcf)^eit au^ ben §änben berjenigen
624 SSicrtes 93u(^. 2^te SSerantraortüdifeit be» ^apftt^uml.
5:a§ finb SBa^rfjeiten gtei(f)fam a priori; fie tüerben fceftätigt
burc^ bie ©efd^id^te.
S)ie fat^olifc^e §ejenüteratur i[t SSorBilb getücfen
für bie :proteftantifc^e. 9J?an mag bie 233er!e ^roteftantifd^er
j^fieologen ober |3roteftantifd}er fünften auffctilogen, i^re 2ei)ren
über Xeufell= unb ^ejenJüa^n, ifire Slufforberungen, ^ejen ju tobten,
ftü^en fid) auf fatl^olifc^e SSorgänger. gorttt)ä[)renb luerben auf
proteftantifc^er Seite ber öejenljammer, S^elrio, Sin^felb
u. f. tu., u. f. tö. al§ 5(utoritäten aufgeführt.
@in Befonber§ fc^Iagenbe§ Söeif^iel für biefe 5Ib{)ängigfeit be§
;)roteftantifc^en ^eyetiglauBeug öom fat^olifc^en §ejenglauben bietet
ber berütjuite proteftantifdie Surift ßariD^ott) ^^1595 — 1666). (§x
war ein ^ejeuüerf olger unb |)eEenmörber im ©ro^en; feine Sd^riften
^aben üiel beigetragen gur t^eftfe^ung be§ blutigen SBaf)ne§, aber
er ftanb auf ben Sdjultern ber päpftüdjen ^nquifitoren Sprenger
unb S^ftitorig; i()r SBerf, ber „^egen^ammer", ift bem prote=
ftantif(|en fünften unanfechtbare ^^{utorität. f5orttüä|renb füfirt
er jum S3elege feiner 5(nftd)ten bie 2(u§fprüd)e ber fatf)oIifd)en
Slaffifer be§ §ejenma()n§ an: SSingfelb, SDelrio, S^ina,
©riüanbi, 9fiemigiu§. §Iuf gwei (Seiten beruft er fid^ nic^t
weniger aU fec^Smal auf ben „§ejen^ammer". 2lud) ©arpjott)
tiert^eibigt ben greulid^en 5S^obn, ha^ bie 2^eufel mit ben SJJenfc^en
ben S3eif(^Iaf oottgiefien, aber er ftü^t fid^ bafür „auf ta^^ 2(n«
fe^en ber gewid^tigften 2)?änner" auctoritate gravissimorum
virorum;, nämlic^: bie SSerfaffer be§ §ejent)ammer§, ^elrio,
S3in§felb, ©rillanbi (Practica nova rerum criminalium, Witten-
berg. 1635, I, 404—436, befonber§ 415, 416). Unb wie daip-
§ow, fo erWeifen ftcE) au(^ bie übrigen proteftantifc^en Srf)eoIogen
Slutorität (bei ^a:pftt§umä) entgegen genommen i)atte, öon ber fie
gen)of)nf)ett§mäBig ©loubenloorfteüungen überfam unb all
unerflärlic^e @ett)i§!)eiten acce^jtirte."
9(n ber 3(uffaffung öon ber erbücf)en Setaftung bei ^roleftantilmul
burc^ ben ^atfjoliäilmul in SSejug auf Seufell^ unb §ejenttia^n mufe ic^
feftt)oIten tvofe ben Sluefü^ruiigen öon Dr. Dtto ^ellmutf) §o^3fen
(SJiünc^ener Mq. 3tg., Seilage üom 20. Februar 1901). (Seirife bietet bie
33ibel 2(nl]attl:pun!te, bie, »enn oerjerrt, biejen SBa^^n äeitigen fönnen. SRic
märe er ober öon ben ^Reformatoren gejeittgt lüorben, wenn fie in biefer
§initd)t nic^t in fat^olij^er Scf)riftaullegung befangen gettiefen roären.
V. B"ii»"'"enfaffuttg b. ©anseu u. Sßibcrfegung iiltratiiontaner Sügeti. 625
unb Surften ai§ bie gelehrigen <Bd)i\kx i^rer fatfiolifcfien 2d)X'
meifter. ^
1 ®§ ift alfü entoeber grobe ®cn!fouIf)ett ober betüufete ©ntfteHung,
föemt ber ^ejuit ©uljr jd)rei6t: „®mi\] trifft manrfjc [fatr)oIifc^e] 2;t)eo=
logen 6(i)utb, ober I)aben bteSui^iften iiictit ebeujoüiel ober no(^ mef)r Sc^ulb
ju berantnjorten? SBie nel^men fid) §. S3. bie ^jroteftontifdien Xfjeologcn
®ö:^aujen unb (Sarpgofö gegen bie f atl^oüfcljen Sfjeologen Scanner
unb Spee an§" (3tfd)rft. für tattjot Sfjeotogie 1899, IV, 734)? ®ie einjig
iDoI}re 2(nttt)ort ouf biefe breifte t5^age ift: ©ie neljinen fid} oul, njie (Sd)üler
fid) gum Seljrmeifter ausnehmen. 5(uc^ ^anffen^^aftor fd)reiben
rutjig ben <Ba^ : „3iir 9(u^breitung ht§ ®Iau6enä an bie ungemeffene Wad)t
bc§ ©atang f)atte ber Stifter ber neuen :j)roteftantifd)en ®ird)e [i!utt)er] oufeer=
orbentlid) biet beigetragen" (®fc^t. beg bentfd)en S8oIfe§ VIII, 491). ®a§
aber fd^on Sa'^t^un^ei''te bor Sut^er bie „Statthalter (£t)rtfti" unb i^re
^nquifitoren fid) „bie 9(u5breitung" biefeg ®Iauben§ fe^r angelegen fein liefen,
baf3 it)re 3luäbreitung^mittel geuet unb Schwert, Äangel unb 33e{d}tftu'^I
föaren, ia^ „ber ®Iaube an bie ungemeffene 9Jlad)t be^ jEeufeli?" öon ben
^jöpftli^en 2I)eoIogen oB Äennjeidjen eckten ©f)riftentt)um^ tlingeftetlt inurbe:
iia§ t)erf(^tt)eigen biefe ßJefc^idjt^fälfc^er. — 3" einem lüatiren §aufen finben
fid) Untt5a^rt)eiten unb ©ntftellungen aufgefd)icl^tet in bem ultramontanen
„Kir(^enIejtfon", l^erau^gegeben bon JEarbinat .^ergenrötl^er unb
5[5rofeffor Jiauleu tu Sonn (greiburg 1888, V, 1988 ff.): „®er ^ampf gegen
ben §ejengtauben ift öon Seiten ber Uixdft niemals oufgegeBen Sorben
®ie gro^e 5tu§breitung be§ .'gejenglaubenS ift föefentlid) ben furdjtbaren
retigiöä=:poUtifd)en unb fojialen SBirren beg 16. So'f)rf)uubert)3 juäufd^reiben ;
Sum X^eit aud^ bem Sinflu^ berjenigen |)umoniftcn, bie bon einer förmlichen
Sc^ttjärmerei für bie flaffifc^cn ^tutoren erfüüt waren. 2III eine weitere ge*
mistige Urfac^e für bie 5tu§bet)nung jeneg ®fauben§ ift bie :(Droteftantifc^e
2ct)re bon ber 91tlgeitialt Satans über jegliche Kreatur, bei öoUer Df)nma(^t
beg fünbigen S[fJenf(^en, gu betrai^ten. . . . ü)'lod)bem ber |)ejenma:^n unter
ben beutfd^en ^roteftanten epibemifd) geworben war, bro^ er fid^ aud^ in
fatt)otifc^en Territorien 93a'^n. Unter ben SJot^oIiten ging bie 9tufforberung
gu peinlichem S'infcE)reiten gegen bie .^ejen meift bora SSoÜe au§. üßei bin
^roteftanten bagegen Waren c§ Siii^ifte« u"b 2;t)eoIogen, weld^e bie §ejen=
progeffe aii§ rein bogmatifd}em ®runbe wegen 93ünbniJ3 unb 58ul)lfd}aft mit
bem S^eufel eingeleitet wiffen wollten ^n 9Jom felbft ift nie eine
§eje berbrannt worben. Sie SSuüe ^nnoäcuä VIII. berbanft it)r @nt=
ftet)en einem SJompeteuäftreite, ber in Dber=2)eutfc^Ianb gegen bie ^nquifi^
toren er!)oben würbe, aU get)öre bie Qauberfa^e nid)t bor it)r f^orum; eä
War eine iuri^biftionelle SUJaafereget jum Sd)u^e be§ fanonifd)en 9iec^te^ . . .
®er S"^flW be§ §ejent)ammer§ ift bielfod) fc{)eu^Iicf), ober bod) nid^t fo fc^Iedjt
aU fein Stuf" (o. o. D., 1994 ff.) — ®ie bon Korbinal |)ergeurött)er
fortgefe^te „Sonjiüengefdjic^te" §efele'^ (VIII, 297 ff.,greiburg 1887) unter-
brüdt bei ber Sdjitberuug ber „Xptigfeit ^nnoaenl VIII." (o. o. D. 297 ff.)
u. §1 0 e n ö 6 V 0 e d) , i)3avfttl^um. I. 40
626 SSierte§ 33u^. '2;te aSerantn)ortürf)feit be§ ^aiDfttf)um§.
jTic ipejengreuel iiiuerljalb bes ^roteftantiSinuS entlaften alfo
ba§ ^aljfttfjum nic^t, fie Belasten e» üielmeljr auf» neue; benn e§
finb SBudEiecungen, @rf)öJ3tinge au§ ber einen gemeinjamen SEurjel:
au§ bem 2Biberc^riftentI)um 9tom§.
ßinen ber §ö^e^un!te biefeS SBiber(^riftent(}um§ unb jugteid^
einen SJiarfftein in ber ®ef(^id^te be§ %tn\d§' unb ^ejenunlDejenS
fcilbet bie ^ei'eniulle ^nnogenS VIII: Summis desiderantes
öont Satire 1484 ^üglc^. @. 384). Sie in iljrem SBortlaut 5U
lei'en genügt, ba§ ^apfttf)um, beffen (5r5eugni|3 fie ift, gu öerur^
ll)eilen; fo I)at benn aucE) Bi§I)er fein !at{)oIifrf)er (Sc^riftftetter ge=
wagt, hm öollftänbigen SSortlaut biefeS fdjmac^öolten (Sd}rifl=
ftüdeS, in iüe((f)em SIberglaube unb Unfliitljigfeit fid) paaren, ber
fatf)oIifc^en Sefelnelt nütjut^eilen. ^i^ie gefeierteften ultramontanen
@efc!^i(i)t§f(^reiber Ijelfen fic^ bei biefer Suüe loie bei ben üielen
bie SSulle Summis desiderantes, unb ^t, obtüof)! fie Dont „öejen*
I)ommer" fprid)t, fein tabelnbes SSort für bteä fc^euBücf)e Sud^ ia. a. D.
298;. — ^rofeffor Clroalb, Se^rer an ber bifcf)öf liefen 2(nftott ju
58raun^berg, f^reibt: „5;te fat£)oU)(^e Äivc^e ftel)t in Segug auf bie §ejen=
öerfolgungen ma feilog ba. S3en)ei§: bie fpesififc^ fat:^Dliic^en Safir^unberte
bei SKittcIalterä I}aben ben greulii^en Unfug nicf)t gefonnt, unb in SRom ift
fein Seijpiel einer §ejenejefutton fonftatirt «orben" (Slngelologie, ^aberbotn
1883, S. 211 . — 2)ie ton bem Qentrumlabgeorbneten unb iRebafteur ber
„©crmania", ^aul Tlajunlt, t)eraulgegebenen „®efc^i^t§Iügen"
f(f)reiben: „33i§ jur Qät ber eigentlid)en ^ejenproäefje begnügte fic^ bie Äirc^e
immer mit ben genannten gtrafmitteln [^Ji^äiplinarftrafen unb Stulfc^lu^
aü§ ber Äirc^engemeinjc^aft; unb rief niemals ben 3(rm ber tt)eltlid)en ®e=
red)tigfeit jur blutigen Seftrofung ber 3auberei p §ülfe ©§ ift ab furb
unb läc^erli^, ber Siri^e eine SSerantwortung für bie ^»ejenprojeffe bei=
§umeffen" 10. 2tuflg., 3. 219. 232). — 3(ucf) ber gegenwärtige Srjbifc^of
öon So In, ®r. 8imor, ber ouf ultramontancr Seite aiä großer @elet)rter
gefeiert wirb, f treibt in Unmiffenfjeit ober Unoufric^tigteit: „diejenigen,
tvddjt ouä ben ^ejenprojeffen einen SSortuurf gegen bie Sircf)e l^erleiten
möd)ten, fotiten bebenfen, ta'Q bie Sircf)e bas Sejenmefen allegeit üerbammt
l^at. SSenn xt)U SSorjc^riften allgemein befolgt irorben rcären, fo ttJürbe el
nie ^ei-enprojeffe gegeben fjaben. 'S:k legteren tjat nid)t bie Sirene, fonbern
bie roeltlic^e Sufti§ in'» Safein gerufen; i^r fäüt bie 33eranttt)ortUc^feit ju
für bie fc^mac^üoüen Ungerec^tigfeiten unb ©raufamfciten, nielc^e babei berübt
njorben finb. %ii Äir^e t)at bieiem Hebel burc^ $8ele^rung unb ©efe^=
gebung äu fteuern gefugt" (Ser Slberglaube, 3. Stufig., S?öln 1894, 6. 69).
|)ier am Sc^luffe meines 23u^eg erübrigt el fic^, biefe ßntftellungen unb
Sügen einjelu ju roiberlegen.
V. 3»ifii""ic"f°ff""9 i'- ©aiij^en u. Söiberleguiig ultvamontaner Sügen. 627
anberen ijt'ddn fünften be^ Uttromontaui^mu» mit einem [tet§ er=
folgreic^en 3JlitteI: im SSertrauen auf bie ^ölinbgläubigfeit unb lln=
tuiffenljeit iljrcr Sefer fälfi^en fie.
9iur einige SSeifpiele bie[er ultramontonen Sßafjiijoftigfeit neben
ben bieten üou mir jdjon aufgefüljrten feien I)ier no(f) bef^rodjen (oben
©.69.76. 131 132. 163. 164 ff. 199 ff. 376. 441. 451. 475 ff.
481. 485 ff. 495 ff. 553. 590. 598).
äßoljl ber berüljmtefte u(tramontane S^ird£)engefd)idjt§f(^reit)er bc§
19. 3a()rf)unbert§ ift ber im Satire 1890 aU Sarbinat^^räfett be§
üatifanifc^en 5(rd^iüö üerftorbene^arbinat Sofep^ C)e^"92"^"ötf)er.
Sn feiner bidbänbigen Slird^engefc^idjte fi^reibt er über bie ^e^en-
butle: „SiinDjenS VIII beüodmäc^tigte 1484 metirere ^n^uifitoren
in 5)eutfd^tanb jum (5infd}reiten , inbem er übertjaupt bie (Saäjt
an bie geiftüdien öJerid^te ju bringen fuc^tc, nm fo milbernb
unb betet)renb ju lüirfen. Xarauf entftanb ber öietf ad) mi^=^
braud^te |)egent)ammer" (§onbbuc^ ber attgem. Slird^engef(^id)te,
1877, II, 185).
Sn tüeniger SSorten laffen fic^ nid^t leidet me^r Unrt)a()rt)eiteu
au^fpred^en.
„$8etetjrenb" tjätte ber „©tatttjatter Sfjrifti" getüirlt, tüenn er
ben ^ei'enlüatjn at§ ba§ bejeidjnet tjätte, tcag er tdax: und^riftlic^cr
Stberloi^; fo aber beftanb feine „$8elet)rung" in ber feiertic^en 58e=
ftätigung biefe§ 2öiberc^riftentt)um§. ®er „@tattt)alter d^rifti" „be=
tet)rte" bie St)riftent)eit über \ia» ®afein unb "ok Xtjätigfeit ber
9e)d)tec^tüd;en ^irngefpinnfte, über bie daemones succubi unb
incubi !
Unb „mitbernb" ^aht ber ^o^ft eingegriffen?! Seit bie Söett
ftetjt, finb nic^t fo graufige Unttjaten unb jiüar ft)ftematifd^ üerübt
loorben, iüie bie „a)^itberung" be§ ^a^fteS fie beförberte unb ^a^x--
t)unberte lang lebenbig ert)iett. ®ie 9Jienfd)eno^3fer rof)er SJotB^
ftämmc öerfdE)U)inben öor ben 9iiefent)aufen üer!ot)tter a}?enfd^enleiber,
bie fic^ frümmten in ber @tutt) 5:aufenber öon Sd^eiter^aufen,
toelc^e bie ^anb ber päpfttid^en ^nquifitoren im 9^amen Stjrifti
entjünbet f)atte.
©ine berbe gefd^idjtlid^e Untt)oI)rt)eit ift e§ aud^, iüenn§ergen=
rötl)er fagt, Snnoäen§ VIII. tjabe burd^ feine SSuüe „bie (Baö^t
on bie geifttid^en (Serid^te ju bringen gefud^t". 5Die ^äpftUc^en ^n*
40*
628 SSterteg 58itd). ^ie SSernntuiortüdjfeit be!§ ^^i0pfttl)itnt§.
quifitomt ©l^renger uitb S"ftitort§, geiüiffermaa^en bie 3tbreffaten
ber S3utte, ftrofen beu S'arbinal Sügen. @ie er!(ären aiiSbrücEM):
tf^re §au|)tabfid§t fei, burd^ Slbfaffung be§ „|)eEen^mmer§" ficEi
üon ber |)ei-enüerfoIgung gu entlaften, be§^aI6 lüottten fie bie
lueltlid^en Sfiidjter über ben §eEenpro§e^ beteijren. ®enn fie fäfien,
ba^ fie felbft nur einen !(einen ST^eit ber ifinen jugeiüiefenen ober--
beutfd)en Sanbe bereifen unb üiel gu lüenig ^egen bem ©(fieiter--
tiaufen überliefern fönnten. 'Sie Unttjätigfeit ber ttieltli(j^en ©ericä^te
fei gu be!äm)3fen. 2)ie ^eferei fei in Ijofiem ßJrabe ein \vtltliä)t^
SSerbredjen, unb lueil bie tücItlicEien @eri(f)te 'oaS' $8IuturtI}eiI au§»
5ufpred)en unb gu üoIIftrecEen Ijätten, fo fönnten fie am nteiften §ur
5(u§rottung ber |)e£en beitragen (Pars III, qu. 1, Ed. Lugd. 1669,
(S. 212).i
Sanffen-^aftor, jtDei anbere ©rö^en ultrantontaner Ö^e--
fc^i^tgfdjreibung, (©efd)ic^te be§ beutfdien S3oIfe§, VIII, 507) fudien
ber SuUe i^ren bogmatifc^en ®^ara!ter gu nefimen.
Sin unmi3gli(^e§ S3egiunen, nur ber großen SSerIegenf)cit ent=
f|)ringenb, in bie ber lUtramontaniömu» burd) bie SSutte üerfe^t tüirb.
|)ej:erei, STeufelei, ^^w^ei-'ei/ ©dliüarjfunft finb nod) ultramon»
taner ©ogmati! SSerfe^tungen gegen bie SEugenb bei tI)eoIogifd)en
©laubeng; (äntfdieibungen über fie faüen olfo §tt)eifeIIo§ in ba§
(SJebiet be§ ®ogma§. SBie iiätte aud) ber unglüdlidie Sod§ (@. 588)
bie ^(ngtüeifelung ber tiäijftlic^en ©ntfcbeibung aU ^e|erei njiber*
rufen fönnen, lüenn if)r ®f)aro!ter nid)t bogmotifd; getüefen lüäre?
Ueberbiel fte^t feft, 'i)a'^ Sprenger unb Snftitori§, auf bereu
SSitte bie berüd)tigte SuHe erlaffen tüurbe, eine bogmatifi^e Snt*
fdjeibung f)aben loottten. @§ fam i^nen barauf an, ha'^ 9tont
genou feftfe|te, tnetdieS bie Sierbrec^en tttären, gegen bie fie ai§
„^nquifitoren ber !e|erifc^en S3o§^eit" (haereticae pravitatis) ein»
fc^reiten fonnten unb foüten. '^^xt grage, i^r ^^oeifel tüaren bog»
matifc^er ^JJatur, alfo aud^ bie Stnttoort.
@d)on in ben erften @ä|en ber SSutte tritt i^r bogmatifc^er
®e|alt !Iar t)erüor. 3nno§en§ VIII. lüünfd^t, hal^ burd) bie S3e»
1 SSon ben furd)tbaren ^ejenproäeffen, bie eine fjolge ber ^ejenbutle
njareit, beriditet §ergenröt^er auf 12 (!) geilen (II, 653) unb ätoar fo,
ba§ bie ganae ©diulb boran ben '^roteftonten äur Soft fällt.
V. 3«f'J'tt'"^"f'iff""9 ^- ®flnäcn it. SBiberlegnng ultramontancr Sügen. 629
ftimmungen feiner 93iitle „ber !atf]oIii'(f)C ßJIaube mad^fe"; um
„bo§ 2Ba(i)gt()um be§ @IauBen§ ju fceförbern", giefit er 9JJitteI
an. @(^ii^ unb 2öad^§t^um be§ ©laubenS betreffen aber bo(^ föo^I
ba§ ®ogma. 2tu§brücEüd^ fagt oud^ ber ^o^3ft, er lüolle „bcnt
Schaben ber Seelen" unb „ber ©efa^r be§ eföigen @eeIen'£)eU§"
öorfieugen.
^anffen-^aftor loibmen bem ^egeniüefen eine Stb^anblung
üon 200 ©eiten (a. a. D. @. 494—694). Slaum loar alfo reid^Iid^
üor^anben, bie berüfimte S3uHe einge^enb ju erörtern. 5Iud^ njar
W eingeljenbe Sel^anbtung ^f(ic^t; benn ntan mag ftefien ouf
meld^em (Stanb|3unfte man tritt: bo^ bie päpftlic^e ^unbgebung
hjeitauS ta§ hjio^tigfte 2(ftenftücf in ber gefammten Siteratur be§
^ejenföefen§ barfteltt, ift gef c^ic^tlid^e 2SaI)r{)eit. SSiele (Seiten
fütten 3<inffen=':Paftor mit SfuSsügen an§ atten möglichen «Sd^riften
unb ©d^riftdjen ; brei^ig ^^^^en genügen tl^nen für ben Sn^fllt "^^^
Söutte !
Saju fommt, ba^ fie ben ^nl^alt ber ^nnbgebung be§ „«Statt«
Wolters Stjrifti" entftetten. 2tt§ to örtliche SBiebergabe ber SSorte
be§ ?|Sa)3fte§ — fie gebraud^en 2lnfül)rung§äeid^ett — tifd^en fie
i()ren Sefern goIgenbe§ auf: „^^lid^t o^ne fctiWere S3e!ümmerHif3
Ipbe ber ^apft öernommen, baJ3 in einigen %f)dkn Dberbeutfc^^
lanb» fetjr i3iele ^erfonen beiberlei @efc£)Ied^t§ , abfattenb tiom.
fat^olifd^en (S5Iauben, mit ben ^Teufeln fteifdili^e SSünbniffe ein--
gegongen unb burd^ i^re ßau^terfprüciie unb ^^i^^erlieber, burdEi
i^re S5efdE)tüörungen, 3?erlüünfd[}ungen unb anbere nicEitSJoürbige
^aubermittel 9}ienfd)en unb Xf)ieren gro§e§ Unt}eil jugefügt unb
aud^ fonft argen ©djabcn tjerurfac^t l^ätten." 9)?an üergleid^e nun
bie Ujirflic^en 2Borte be» ^apfte§ mit biefen üon ^anffen^^aftor
aU „5Borte" be§ ^opfte» ausgegebenen (Säfeen (ber wirüid^e Sn*
^alt ber ^öutte ift oben @. 384 ff. mitgettieirt).
Gine ®ef(^i^t§fä(frf)ung ift c§ aud), wenn Sanffen^^^aftor
fd)reiben: „2(m tüenigften fann man bie $8utte aU Urfad^e ber
Greuel bejeic^nen, tt)el(^e in ben folgenben ^atirfiunberten in ^ro*
teftantifdien Säubern bei ber SSerfoIgung unb Seftrafung ber .•pegen
üerübt tourben; benn üon bem „SIntidjrift in 9lom" liefen fid^ bie
^roteftanten feine SBeifung ertl)eilen" (a. a. D. ©. 507) .
W\t biefem ©a^e ift bie gefd^id^tlid^e X^atfac^e befeitigt, ha^
630 SSterteg Sudf). S)tc Sßeranttt)ortrid)feit be§ ^a^jftt^umg.
bcr ^roteftantifdEic .fjegenglauBe mit feinen ©reuetn ganj unb gar
in ber fatljolifrfien SSorjeit mtrgeÜ, ba^ ber ^roteftanti§mu§ üom
„5lntic§rift in diom" ^tror feine „SBeijnngen" entpfing, aber öon
i^m erblich bclaftet war.
^rofeffor ^aftor fe|t bie mit^anffen begonnene SSerbrcitung
ent^teßenber 9tnfirf)ten über bie §egenbuKe in feinem breibnnbigen
SBerfe: „®efd)ic^te ber ^äpfte" f^reiburg 1891—1899) fort. (Sr
fagt bort öon ber Schrift eine§ ultramontanen ^farre§ (Saut er
(3ur §ejenbutte 1484, Ulm 1884), ba^ nadf) beffen Darlegungen
„!ein ernfter gorfdier bie Stnüagen gegen bie ^egenbutle Snno =
3en§ VIII. lüieberf)oIen barf" (a. a. D., III, 266).
©e^en tüir un§ alfo ben „ernften gorfcEier" ©auter an, um
öon it)m ben ©djluf) macEien gu fönnen auf ben „ernften f^orfdjer"
^aftor.
@auter'§ ©cfirift trägt bie 2luffrf)rift : „3ur ^e^enbuÜe 1484";
fic min fid) atfo auSgefprod^ener ü)?aa^cn in ber ^auptfodie —
eigentlich au§fc^üe|Iid) — mit ber ^ejenbulle befd^äftigen. SBa§
finben mir aber? S)ie ©d^rift gä^It 82 ©eiten; üon biefen 82
Seiten ^anbeln nur 5 Seiten unb fieben Qükw Don ber „^egen--
bulle". S)en ^ni)alt ber Söuüc mad^t Saut er in fieben QtxUw
ab, unb biefe fieben Bebten, bie er burd^ S(nfüt)rung§jeidC)en a(§
lüörtlidie SBiebergobe au§ ber ©utte tjinftetlt, entf)alten mieberum
eine ?5älfdf)ung i|re§ ^n^(iU§', inbem Sanier ben $apft nur
öon „gottlofen 93ünbniffen mit bem SJ^eufel" fpred^en lö^t, mö^renb
ber „@tattl)altcr ©^rifti" in SSirfIidE)!eit ben müften Unftatl^ ber
daemones succubi unb incubi al§ 2t)atfac^e öerfünbet ^at.
Slu^er biefer gefälfdjten Söiebergabe be§ ^nf)alte§ ber S3ulle
bringt Souter auf feinen fünf Seiten nidf)t§ 5)Cnbere§ at§ (Steßen
ou§ ben ultromontanen Sc^rif tftellern : S^lobt), ^anffen, D§-
matb, ®i3rre§, um gu betoeifen, ha'^i bie SSuÜe nidf)t „unfet)Ibar"
fei. @r fc£)Iie^t feine Unterfucf)ung über bie „^ejenbuHe", bie er
al§ „ernfter gorfd^er" gefü'^rt l^at, mit ber breiften, gcfd^ii^tlid^
längft at§ unma^r ermiefenen S3ef)au|3tung: „^n 3tom ift nie Scii^a^i^
megen ^cgerei öerbronnt morben" (oben (S. 501 ff.).
Süic^ ma§ ber „ernfte gorfdier" Sauter über ben „^ejen--
"Jammer" bringt, ift bejeid^nenb. @r mibmet biefem bebeutungS--
öotfen SG?evfe 43 Sdkn, moöon über bie ^ölfte 3(nfüf)rungen an^
V. 3u?"'"'"^"föff""9 ^- ©onjcn u- SBiberlegnng ultromontancr Sügett. 631
einer @d§rift be§ Sefuiten S)iel, au§ ber aJJ^ftif üon ®örre§
unb au0 ©olban^^eppe entf)aften. (Sauter erjä^It feinen Sefern,
„ba^ ber „^ejenfiantmer" »erfaßt fei öon einem gettiiffen A) '^atoh
Sprenger unb feinem Kollegen ^leinric^ ^nftitor" (©. 20). 2)aB
biefer „geiüiffe" .^afob Sprenger unb fein Äottege päpftütfie ^n»
quifitoren lüaren, "oa^ if)r furchtbares S3uc§ bie ©ut^ei^ung ber
crften tfjeologifcijen 2[utorität Si^eutfc^IanbS, ber Kölner Uniöerfität,
erhielt, ba^ e» öiele 5{uflagcn erlebte unb unge£)euern ©influ^ auf
bie 3(u§geftaltung ber |)ej:ent)erfofgungen übte, ta^ fein ^ntialt ein
gerabe^u ftuc^tüürbigcr, njibcrc^riftlid^er unb pDrnDgrapt)if(^er ift,
üerfc^ftteigt ber „ernfte f^orfcfier" Sauter.
Sn ber X^at, hk „ernftcn gorf(^er" Sauter unb ^oftor
finb par nobile fratrum.^
5ft bie „|)ei'enbutte" ex cathedra, b. f). „unfehlbar"? ^uitäc^ft
ift 5U anrtorten, ba^ auf ein ^a ober 9Mn tuenig anfommt. Xie
83utte t)at öiele 3rtf)i^i)U"berte in ber ganjen Süiriften^eit unkftritteneS
9tnfel)en genoffen, fie ift bi§ ^eute nidEit jurüdgenommen toorben;
auf fie unb ben „^ejenf^ammer" geftüM Ijaben bie päpftlid^en 3n=
quifitoren aller Sänber i^re§ blutigen 2{mte§ gemattet; fie ift Xobe5=
urtfieil unb (SrabfdEirift gctrorben für 2;aufenbc unb aber STaufenbe
bon ßf)riftcn: ?}Zänner, i^vauen, ^inber, ©reife. SE^a» genügt ^um
Grföeife i^rer Und^tiftüd^feit, mag nun biefe Uni^riftlidjfeit nod^
obenbrein mit bem amtlichen Stempel: ,,es cathedra" üerfe^en fein
ober ni^t.
3cf) perfönlic^ glaube, \>a^ ber 95uffe Snuo§en§ VIII., ebenfo
n)ie ber Xeuf einbüße ©regor IX. ber formale G^rafter einer
1 9)lit bal ©törffte an Untt)a^rf)aftigfeit leiftet ber fcf)on fattfam gefenn=
(^eidjnete ultramontane Sc^rtftftellcr 'Sief enbacf) (oben©. 166. 485; in feiner
Schrift: „53efefienVit/ Qanhixei unb öejenfabeln" (granffurt 1893).
3unäcfift giebt er eineentftetlteQnliaU^angalie ber „©ej:enbuIIc"3nno5en5VIII.
für ifircn „SBorttaut" au§; bann folgert er au§ ber SuIIe, ha^ bicöcn Stielen
get^eilte 3(nfic^t über ben gejc^kcbtUclien i^crfe^r mit bem Jeufel, über i:^re
Waijt, Unwetter 311 erregen u. ']. tu., boni ^apfte aU „ji^änbli^er 2(berglaube",
b. I). ot^ etiDOil Unföirflicf)e^ d)arafteril'irt würbe. ®icfenba(^ ertaubt fid)
aljo ba§ Jajc^enjpteterfmiftftücf, ben t^eologifc^en S3egriff „9lbcrglaube,
snperstitio", ber at^ joldjer b«rd)au5 nid)t» Unn)irflid)e^, Jonbern etmaä
fcljr 5ß?irfItd)C§ bebeutct, ju öertaiijcben mit bcm SSorte „9(berglauben",
»üic man bici' 3S?Drt jc^t für unlüirflidic, religiö^^ocnno rrcnc
^^^antaftercicn unb ©cfpcnfterfef)crctcn nniucnbct.
632 SSiertel 33ud}. '^k 58ei-ttntwort(td)fett be^ ^4-^opftt^uml.
ex cathedra'-ßntfd^eibung nid^täii^omiiit. 2Ba§ beiben ^unbgeBungen
aber äu!ommt, i[t t)i3cf)fte§ reUgiöfeS 5tnf e^en. ©ie finb erlaffen
tüorben öom ^apfte al§ ^apft, aB bem „©tetlüertreter ®|ri[tt",
bem unbcbingter religiöfer ©el^orfam gebührt. S^ber ^at^oli!
ift ben (Sä^en biefer pä^ftlic^en ^unbgebungen gegenüber
gu einem, mt ber t^eologijc^e Stu^brud lautet, silentium ob-
sequiosum üerpflid^tet. S)er ^atf)oIi! üerftte^e gegen ben bem
^a|3fte fd^ulbigen ®ef)or[am, tüenn er einen ber in ben Süllen ent--
I)altencn <Sä|e öffentticf) ober priüatim beftritte, ober auc^ nur
einen Bh^eifel barüber laut toerben lie^e. ^ein ^atf)oIi! barf ben
üon ©regor IX. üerÜinbeten ^ater-Xeufel ober bie üon ^nno-
jen§ VIII. üerfünbeten daemones incubi unb succubi leugnen
ober beätoeifeln unb bie ^öpfte f)ierin be§ Si^i-'t'i)um§ be^icfitigen
(oben (5. 315. 384).
§ier, h)ie beim gerammten SSer'^alten ber ^äp'ik in 58ejug ciuf
^nquifition, §ejenh)efen unb Stberglouben i[t unüerrüdEt im Stuge
gu be'^aüen, ta^ jie in ifirer ©igenjc^aft at§ §oupt ber ^irdje,
al§ ^öd^fter 2el)rer ber SBa^rfieit, furj aU „©tetlüertreter ©f)rifti"
Sa^rf)unberte f)inburc^ SJiaffenmorbe unb greutid;)en Stbergtauben
t^eilS burc^ Söort unb X^at beförbert, tljeil» ttiiffentüi^ gebulbet
{)aben. (So finb fie ex cathedra, b. ^. üon i^rem §tmt§ft^e ou3
5(u§gang§= unb 9}?ittetpunft getüorben für ein blutiges ^orno=
gra}3^ifd^e§ Söiberc^riftentljum, für eine „^uttur", tneld^e bie btü^enb-
ften Sänber (Suro^aS fojial, etf)if(^ unb religiös öeriüüftet ^at.
Sieben ber „§ej:enbulle" fte|en al§ bleibenbe S)enfmäler ^ä^jft^
licfien 3Ifterd§riftent{)um§ ba§ „5tmeifenbud)" , ber „§e£en =
l^animer", bie Disquisitiones magicae be§ S^fi^itett S)eIrio,
ber Tractatus de confessionibus sagarum be§ $8if(f)of§ S3in§felb
unb übert)an|3t bie gefammte ^ejenliteratur be§ 15., 16. unb 17,
Sat]r!^unbert§. ^k fe^r ausführliche Inhaltsangabe, bie id) oben
t)on Dielen biefer ©djriften gemad)t i)abt (@. 387—469), entfiebt
mid) ber e!elf)aften ?(ufgabe, Ijier nodimalS in biefen iniberd^riftlid^en
©d^mul^ Ijinabjufteigen.
^oä) im 3al)re 1693 lefirt i>a§ gleidifam amtliche Sacro Ar-
senale beS |)äpftlid)en ^nquifitorS SJ^eng^ini — eS ift gebrudt
in ber a^oftoIifd)en Kammer, geföibmet ^nnogenS XII. unb mit
bem Imprimatur beS oberften ^^äpftlicfien 33üfl)er5enfor§ üerfetjen:
V. 3"ffl'"inß"fflff""n i'- ®f t'^en «• 2BiberIei]utt(i iittromotttaner Sügen. 633
„®ic ^nquifition get)t öor gegen 3awt)erer unb |)ejen; e§ gtcBt
bereit üerfdji ebene 5(rten : ©old^e, bie einen $8ertrag mit bem STeufet
fdfilielen, entföeber fttttjd^tüeigenb , ober augbnicnic^; ©oI(J)e, btc
einen STenfel mit fic^ tierumtragen, eingefd^toffen (costretto) in fRinge,
©pieget, SJÜinjen, gtafc^en; ©oldfie, bie [ic^ mit 2ei6 unb (Seele bem
Steufet üerfifirieBen fiaben, unb jmar mit ifirem eigenen 93Iute.
S3eim befragen be§ STeufelg, auf melcfie SBeife er in einen äJJenfcfien
eingebrungen fei, ober, lüie er ^emanb be'^ej.'t l)abt, foQ ber ^nquifitor
ober ©forgift ben 2(ntlt)orten be§ Teufels menig Glauben f(|en!en,
bo ber 2:eufel gerne lügt (demonio bugiardo). §ejen, bie burc^
i|rc ^ttuBereien, SJIenfc^en ober S^^iere getöbtet ober jum 3eugung§=
oft unfähig gemad^t l^aben (impotenza al generare), füllen nad)
ber 33uüe Tregor XV. Omnipotentis Dei entmeber bem melt^
liefen 5trm überliefert, b. 'i). öerbranut, ober lebenslänglich ein=
geferfert werben (Menghini, Sacro Arsenale, Dedicato alla Santitä
di Nostro Signore Innocenzo XII, Roma, nella Stamperia della
Reverenda Camera Apoatolica 1693, <B. 9. 240 ff.; oben
(S. 66).
^eine unter allen ^ReligionSgemeinfdjaften ftot aud^ nur an-
nöl)ernb eine äl)nlic^ fc^eu^Ii(^e, gang unb gar öerb erbte Stteratur
aufäutoeifen, mie fie ha^ ©^riftenttjum in ben unjä^Ibaren §e£en=
fd^riften oufmeift. Unreligion unb Unftat^ bilben ^ier einen SJioraft,
in bem d)riftlid^er Qf>lanhQ unb d^riftlid^e Floxal faft rettung§Io§
öerfunlen finb.
Unb biefer 9}Joraft banft fein beri3eftenbe§ Safein ber t^ätigen
äRitmirfung ber ^ä|3fte. ^ä) mitt nid^t nod)mnI§ jurüdfommen
auf bie S3uIIen Tregor IX., ^nnosenS VIII., ^o^ann XXII.
Stber jeber, bem e§ um bie Sßa^rljeit über bie „götttidjc" ©tettung
bc§ ^o|3fttf}um» gu tf)un ift, fann fid^ ben Sn'^att unb bie SSe^
beutung biefer ^äpftlid)en Slftenftücfe nidfit genug einprägen, ©ic
bilben ben Untergrnnb für atteS Uebrige. 3)ie gefammte \in'
ge{)euerc §eEenIiteratur ift ntd^tS 3tnbere§, aU bie Sort--
entmicEelung, bie 2(u§geftaltung ber üon ben „©tatt--
flattern ©f)rifti" in i^ren Süllen aufgeftellten ©ä^e.
©ine ber üornel^mften unb mid^tigften Slufgaben be§ göttlid^en
S3erufe§ be§ ^apftt|um§ — ic^ fpred^e öom !at()oIifc|en @tanb=
fünfte au§ — ift bie llebermad^ung ber j£()eotogie. Siefe lieber«
634 SSiertcg S3itd). Sie 9Serauüüoi1Ii(i)!ett bc§ ^opftf^umä.
h)od)ung ift mit ber g?einerf)attung ber c^riftücfien Seigre über
&ianhtn unb 'SRoxal unjertrennüd; üerfnüpft.
2Bie {[t ba§ ^afttfium biefer für jeine Stellung tüefent»
lid^en ?tufgaBc natfigefommen ? (Sine (SJefd^idEite be§ '^nht]c
iinb ber ipäpftlic^en 3snf"i^en iüäre bie erf(i)ö|)fenbe S(ntlt>Drt
an] biefe grage. ©erabeju ungetieuer ift btefe übertüa^enbc
Slptigfeit bey ^a|3fttf)unil. ^eine ©rfrfjeinung, flein ober gro^,
auf beut unifangreid^en ßJebiete ber Xf)eoIogie entget)t feiner S3e»
obndCitung; üBeratt greift e§ ein, üerBeffert, tabelt, öerrtirft.
Ttan iaim fagen, nichts ben ÖJIauben ober bie Sitten S3erü{)renbe§
föirb auf fatljolifc^er «Seite gefc^rieBen, ia§ nidjt, tnittelfear ober
unntittelfiar, ber Uetierlüodjung burd^ ben ^a^ft unterftel^t. S)cr
5)Sa^ft ift im tueiten ÖJarten ber !at|oIifd]eu Sd^rtftftellerei ber
©ärtner, er jätet bn§ Uniraitt au§, er Iief^neibet bie Sdiö^Iinge;
bort tüä(|ft fein ^ftän^Iein nnb fein Saum o^ne feinen SBiüen.
Unb biefer ©örtner läfjt bie luud^crnben ßJiftjjftanjen ber blutigen
85erfotgung§fuc^t be§ Unglaubens unb be§ §ei*enlüal)n§ ruf)ig in'S
^raut fc^ie^en!
jDie gefammte Sdiotoftif mit i^rem „f^ürften", %f)oma§ bon
Slquin, an ber S^i^e letjrt bi§ t)eute bie f(cifd)lid)e SSermifd)ung
gföifd^en %zvi\d unb SJienfd^; ber ^a^ft fd^ttjeigt! Ueber biefen
unf[ät{)igen ©egenftanb entftef)t eine auSgebe^nte Siterotur, on
ber fid^ oHe ÖJrabe ber firc^Ii(^en ^ierardjie, aUe religiöfen
Drben betljeiügen ; ber ^apft fd)iüeigt! 2)ie fc|mad)t)otten ©r--
jeugniffe biefer Siteratur tragen bie @ut()ei^ung ber fird^tid^en
Dberen bi§ f)inauf jum oberften ^enfurbeamten be§ ^apfte§ felbft,
bem Magister sacri Palatii; ber ^apft fdimeigt! Sluflage über
Stuffage erleben btefe Sd^riften, j;al)rf)unbertetang fte^en fie im
SSorbergrunb be§ jeitgenöffifd^en Sd}riftt[}um§; ber ^apft fd^tneigt |
(oben S. 220 ff. 9J?an ügtdE). aucE) Lelimknhl, Theolog. mor. I, '
n. 351; Marc. Instit. mor. Alphonsianae I, 396; grüner, Sel)r»
bud) ber fotl). 9}?oraItl)eologie, S. 267; ®ö)}fert, SKoraltl^eotogie I,
467 ff., 482). greilid^, tüa§ fonnte er anbere§ tljun, aU f^tüeigen, j
er, ber felbft Url)eber unb 93eförberer biefer „religiöfen" ^orno= ■
gro^'^ie toar (oben ©. 384) ?
SSelrf) eine SKcngc öon S3üd^ern unb Sd^riften finb nid^t
iuäljrcnb ber ^ölüt^c^cit beS §ejenn)at)n» in 9tom jenfurirt unb
V. 3uyoJn"te"f''ff«"9 ^- ©ansen u. SBiberfegung ultramontonct Sügeti. 635
ouf bcn Snbej gefegt tüorben! ®oci^ bie ^(affifer be§ blutigen
unb obfcönen ^ejen-- unb XeufelfpuB, bie 9?ertl)eibiger unb Se^
fd^reiber ber 2eufel§ef|en unb ber S3efenfaf)rten burd) ben @c^orn=
ftein, bie ©prengcr, bie 2)eIrio, bie S3in§felb, bie (Spina
u. f. nj., u. f. tu. treiben i^r Untoefen üöüig unbehelligt, fie cr=
l^iclten für i^re greulid^en Grjeugniffe ?5reibrief unb amtlid^e ^tncr*
fennung. 2;iefelbe |3ä)3ftlid^e B^i^fiti^' meldte bie 5(uft(ärung eineS
©alilei unb bie Stömmigfeit fo manrfier ^anfeniften mit 5trf)t unb
Sann belegte, brücftc ju gleirfjer 3eit bem Unflat^ unb bcm SBiber^
djriftenttjum eines „.5ej:en'E)ammei;§" unb ber ^a^IIofen ätjulic^cn
<Sd|riften if)r gntf]ei^enbc§ Imprimatur auf.
Turd) ba§ pä)3ftlid)e Stnje^en füllten fid^ bie SSerfaffer ber 5aljl=
lofen ^ejcnfd^riftcn gebecft. f^ort unb fort berufen fie fid^ für
it)ren ?lbertr)itj auf bie „@tattl)alter d^rifti"; fie f|3red§en c§ gerabeju
au§: toenn fie irrten, bann irrten auc^ bie ^äpftc, bie baffelbe
Iet)rten. 9J?an lefe bie oben niitgetl^eitten 3tu§fprüd)e nac§ (@. 430.
434. 445. 447. 454. 589. 596. 597), unb man wirb erfennen,
iüic fct)r ^ejengtaubc unb 2^eufet§fpu! fid^ ber ^läpftlic^en SSoter=
frfjaft betüu^t waren unb biefe I)oI)e Slbftammung für i^re SSer=
breitung au§nu|ten.
33ei 53eurtf)eitung ber Stellung ber ^äpfte ^u ben §ejen=
fd)riften madf)t man fid^ üiet ju menig flar, wetdEje SBirfungen,
unb jmar non ben köpften ge!annte unb gettJoUte SBif
fungen, biefe Sdjriften f)atten.
S)urd^ fie ift bn§ religiöS^d^riftlid^e ®en!en unb (impfinben mit
ben fd^euf}Iid^ften 93orfteltungcn bcfubelt morben; in il)r fanb bie
barbarifd^e ^infd^Iad^tung ber unglüdüc^en „|)ej;en" unb „Qiij'mavy-
fünftler" ftet§ neue 5(nregung unb ©tü^e. STaS roufsten bie „Statt»
fjatter ®{)rifti", unb fie fdjwiegen!
??et)mcn tüir nur ein SSeifpiel au§ Ijunberten: ben „öejen»
Jammer". S(n jeber ©eite biefeS S3udE)e§ flebt UnfTatf) unb
SO'Jenfcfienblut; wiebertjolt rühmen fid^ feine SSerfaffer i^rer blutigen
5lrbeit gegen bie ^ejen: „trir üefjen fie einäfd^ern: incinerari
fecimns" (oben @. 395. 397. 398. 399. 401. 404. 405. 407.
418. 420. 421); ber „§ej:enf}ammcr" ift S?orbi(b geworben für
eine 9lci()e ätjnlidjer ©d^riften; er ^at tiefgef)enben ©inftu^ geübt
auf bie tueltlidfie ©efelgebung; aU unbeftreitbare 5tu!torität galt
636 Jiertcg 93u^. ®te 58craittn)Drtttd)feit be§ $opfttt)um§.
er Bei ^atfjolifen unb ^roteftanten; er ift ein 58u(^, bem ttad^
Urfpruitg unb SSirfung lüenige an bie ©eite gestellt lüerben fönnen.
Unb tt)er finb feine SSerfaffer? ^ä^ftUc^e S"n«tfitDren, bie
S)omini!anermönc^c ©^renger nnb ^nftitoriS. Unb n)a§ ift
fein ©d^ilb nnb ÖJeleitfcEiein? 2)ie S3nEe ^nnogenS VIII. nnb
ta'5 loöenbe (^ntad^ten angefetjenfter bcntfc^er 3:^eoIogen (oben
(S. 422).
S)ie SBud^t biefe§ „§ontmcr§", ber Stanfenbe üon „^cjen" ger*
fc^mettert ^at, !etjrt fic^ fd^nnrftrad§ gegen 'ba^ „göttliche" ^a^Dfi--
tijmn. ^
®a^ bie |)ei*enliteratnr fo gut mie anSfc^IieBüc^ bon ©eift--
lidfien nnb glnar üorängSlneife üon DrbenSlenten gezeitigt tüorben
ifl, f)nbe iä) fd^on öfter tjerborge^oBen. S)iefe ST^atfactie ift bon
l^erborragenber $8ebentnng. Solchen SSerfaffern, faft noc^ me'^r n)ie
fat^olifc^en Saien gegenüber, ift ha§ ^a^fttf)unt nbfolut fouberän;
©eiftliij^e nnb Drben§Ieute nnterftefien einer fe^r gefcf)ärften ^enfur;
inaS nad) biefer 3eJ^f"^ ^^ bie Deff entHc^!eit tritt nnb
nnbe'^elligt in i!)r berbteiBt, ift „ürd^Uc^" im eigent=
liij^en Sinne be§ SöorteS.
Sll§ bie ^egenliteratnr fo äiemtidj anf Ü^rem ^öt)e^nn!te ftonb,
aU ber „§ejenf)ammer" S(nf(age über 51nflage erlebte, 2 erlief
Seo X. in Uebereinftimmnng mit bem bamal§ im Sateran tagen«
ben ^on^it am 4. SOki 1515 bie $8ul(Ie Inter sollicitudines. Qn
1 S8om „§ejen'^ammer" unb feinen SSerfaffern fcfireibt nod^ im Satire 1899
ber ^efuit §urter, ^rofeffor on ber K. 5?. Uniberfttöt ^nn^^rud:
„©tue bejonbere (Jrtt)äf)nung üerbienen gioei 2)omint!anert^eoIogen, ^atoh
©pvcnger unb §einvic^ ^nftitori». SSerleumberijc^ toirb if)rem „^ejen-
I}ommer" §ärte unb öraujaui!eit gegen bie §ejen öorgetoorfen; bielme^r ift
er gejrf)rteben tcorben, um bie ®raufam!eiten §u „milbern" (Nomenciator
literariüs IV, 902). — ®er „gro^e" ultramontane ®eji^ic^t§f(^reiber i^of ep^
tion ®örre§ (oben ©. 235 ff.) nennt ben „^ejentiammer" „ein 93u(i) in feinen
Intentionen rein unb untabel^aft" (5IR^ftif IV», 585), wenn oud) „auf ungu*
rctct)cnber (£rfaf)rnng beru^enb unb nic^t immer mit gefdjärfter Urt^^eiBfraft
bnrcfigefnijrt".
2 93i§ 1520 lüaren breije'^n StuSgabcn be§ „^ejentiammerS" erf(^ienen;
biä 1669 erjcf)ien er noc^ jed)§§e:^nmat, olfo im ganzen neununbänjan^igmal !
(Sed)g§e'^n Sluflogen bei „^ejentjamerg" erfdjienen in ®eutfd)lanb ((Stras-
burg, 93ofeI, S^ürnberg, S?ötn, f^ranffurt), elf in granfreic^ (^ari§, Stjon),
gtuet in Stallen (S?enebig).
V. Si'faiimicufnj'jimfl b. &a^v^cn u. SBibcrIegung ultramontatier Sügen- 637
biefer oBer[tri^terIic^cn tuubgetiuiig beftimmt ber ^apft für ben
ganzen djriftüdjen Srbfreiä: Südjer unb Schriften muffen bie ©ut-
:^ei§ung be§ päpftlidjcn SteHücrtreter» in 9?ont (be§ Magister sacri
Palatii) ober be§ S^iö^cfaneubifdjofiS ober be» Drt§=Snquifitor§ tragen;
o§ne biefe ©uttjei^ung barf fein S3uc^ erfc^einen. SSer bart)iber
^anbelt, verfällt ber (SjCommnnifation nnb mu^ eine fe^r f)of)e
©elbbufje an bie ^eterSfirc^e äal)Ien; au^erbem üerliert er, tüenn
er Bruder ober SSerleger ift, für ein ^a^x lang ha§ 9ted^t, fein
©efc^äft weiter gu fül}ren. ^artnädige foden bon ben Söifd^öfen
fo geftraft lüerben, ha^ 2(nberen bie 2uft üerge^t, Sle^nlidie» gu
öerfudien. S^ie SSutte ift „für eföige Reiten" (ad perpetuam
rei memoriam) gültig (Magnum Bullar. Ed. Luxemburg 1727,
I, 554).
3fiic|t§ öeranfc§aulic|t Keffer ha§ SSerl^ältni^ ber ^ö^fte jur
Ijegenliteratur at§ ba§ (£rfc§einen unb in ^raftbleiben biefer 58uIIe
jugleid^ mit bem unge^inberten gorthjudiern ber ^ej;enfd^riften.
®egen fie fiatte ba§ bie Süc^ererjeugung bef^errfd^enbe ^apfttfium
nic^t§ ein§utDenben !
©inföanbfrei lüaren ^egentüaljn unb |)ej:engreuel, ^jegenliteratur
unb |)eEentierbrennung, ^e^ermorb unb 2:eufel§f|)uf aud^ für ba§
^onsil üon 2;rtent. SD^eine» SSiffenS i)ot auf biefe 2;§atfad§e
noc^ S^iiemanb aufmerffam gemad^t; unb bod^ entl^ält fic für bo§
^apfttljum bie furd^tbarfte SlnHage.
S)a§ berühmte Srienter ^onjil, ber Inbegriff 2tIIe§ beffen,
Uja» 9(iom an „grijmmigfeit" unb „®eleljrfam!eit" Befa^, tagte ju
einer ^^it/ o^^ ringsum in ©uropa bie ^e^en^Sc^eiterl^aufen p
S;aufenben auf(obcrten. 9}?it Mem {)at fid§ „bie ^oc^^eilige ^irdjen»
tierfammtung" befd;äftigt; jaf)relang t)at fie über SDogma, äJJorat
unb 2)i§5iplin öer|anbe(t, ober nic^t ein SBort be§ Säbeln Ijatten
bie üerfammelten „Dkdifolger ber Stpoftel" für bie unert)örten
©raufamfeiten, bie faft unter i^ren Stugen an Unfc^ulbigen üerübt
würben.
Sßäfirenb bie c^riftli^e 9leIigion unb ber (^riftticEie S^Jame burd§
gefe^mö|igen aJZaffenmorb unb religiös üerbrämte Dbfcönitäten bi§
in'ö äRarf i)inein befubelt würben, wä()renb gan§e ^efatomben üon
SKenfc^en — ®ott wohlgefällige „^ranbopfer" (holocausta} nannten
c§ bie päpfttidien $5nquifitoren (oben @. 88) — einem fc|eu^ü(|en,
638 58tertel Siic^. 5)te SSeranttoortlic^fett be§ ^apftt^um§.
lüibevd^rii'tlidjeu unb loibermcnfi^tici^en, epibemifd^ geworbenen SBal^ne
im Dramen bc§ (I[)riftentl)uni§ gefc{)Iad)tet njurben, Ijatten bie „üom
©elfte ®Dtte§ geleiteten ßonjiI»öäter", ber ^apft, bie ßarbinäle,
bie S8i[(^ö[e, bie ^riefter, für biefe jum §imnicl fd;reienbe ©ott^
lofigfeit lueber 5(uge nodj Dt)r. SJ^oc^te bie ©rbe ringsum bam|)fen
üon S3ruberblut: „bas Ijodifjeilige Slonjil" achtete beffcn nii^t, e»
f)atte 2Bid)tigere§ ju tl)un: bie ©diablonifirung üon S)ogmen, bie
Sefeftigung ber erfdjütterten 2J?ad)tftctIung be» ^a^ftt^umS.
Sieben ber SSerfd)uIbung be§ „StattljalterS Sf)rifti" an ber ^n--
quifition unb bem ^ej:enn}al)n t)erfd;tt)inbet faft feine Slnt^eilnafjme
an ber 2lu§breitung fonftigen 2(BergIouben§ (oben (3. 253 bi§
290), unb bod) iüäre biefe 2;f|ätigfeit für fid) allein l^inreic^enb, bie
angemaa^te ©öttüdifeit be§ ^apftt^umg al§ Süge erfennen gu laffen.
3m Sdjatten be§ ^o^jftt^um» unb unter feinem <S(^u|e finb
©ebräud^e, Se^ren unb S^tnge emporgeföud^ert, bie für ta^ ©firiften*
t^um G^rifti ein @d)Iag in'g Öefic^t finb. ^n ben 3fiitu§ ber
römifd^en ßirc^e, b. i). in iljre amtlid^en ©ebet»- unb Segensformen
^at ein frauenhafter SeufeBtoa^n feinen ©injug gegolten (Rituale
Romanum, oben (S. 212 ff.); bie !atf)oIifd^e S)ogmati! in ifiren
berü^mteften SSertreteru l^at biefe rellgiöfe SSerirrung mit obfcöncm
Unflat^ umgeben (oben (S. 220—235); au§ ben ttjeologifc^en i^üx--
fälen unb (Sd)ulen ergo^ fid) bie§ SBiberc^riftent^um bur(^ äa^üofe
ilanäle — ©rbauungSbüdier unb religiöfe ^e^tfd^riften — in ^a^
SSoI!, feine ^fiantafie üergiftenb, feinen ©lauben üer^errenb (oben
3. 291 — 391); im 3IbIa|untoefen, mit feinen äJJebaitten, ^reujen
unb Sfapulieren hiudjerte ein echter unb rechter Setifd^iämui auf (oben
©. 278— 390(; unb biefe S3ertt)üftung am f)eiligen £)rte ift ha^
SBer! ber „(Statthalter S|rifti"! S)ur(^ bie ^efeer^ unb §ej:en>
üerbrennung l^aben bie „Statthalter G^rifti" ba§ leibüdje Üibtn
Saufenber üon G^riften gemorbet, burc^ ben 2(berglauben |aben fie
ben Seelenmorb im ©ro^en betrieben.
SBel^ eine fo^iole, toeld^ eine fulturette SKjätigfeit! SSor i^r
öerfdjminbet, unb gtoar gonj unb gar, ft)a§ ba§ ^a^jftt^um fonfl
foäial-fulturetl geleiftet f)at. 'iSiü§> finb feine SSerbienfle für ^unft
unb 2öiffenf(^aft im SSergleid^e ju ben mit 93(ut unb Unftatf) um
l^üttten aSerbrec^en ber Snquifition unb be§ ^ejenloal^nS !
Sft e§ etnja bie „göttliche" 2(ufgabe ber „Statthalter e;|rifti";i
I
V. 3wfß'"in£"f'^ff»"9 ^- ®anäcn it. SBiberlecjung ultramontaiiet fiügen. 639
ßuuftmäcene 511 fein, ^radjtbauten unb 9Jiufeen ju erridjteu, an--
gefußt mit ben ^un[tfd)äl^eii bei? griedjifc^en unb röniifd^en 2lltev=
t^um0? Sf)r „göttlid)er" Seruf i[t, bie d^riftlic^e Seljve in if)rcr
5(bge!Iärt()eit unb 9iein()eit ju bcloaljven, bie c^riftlidje ©efittung in
il)rer ^euji^Cieit, 9Kilbe unb Söarmfieräigfeit ju erhalten unb ä«
üerljreiten. SCa§ jinb bie cigentlid^en, bie lücfentlid^en jovialen unb
fulturetten Stufgoben bc§ „üou ©ott eingefe^ten" ^a:p[tt^uni§.
2(ffe§ 5tnbere, e§ mag noc§ fo glänjenb fein, finb für ben „@tatt=
l^attcr Stjrifti" — um einen 3tu§brud 9(ugufttn'§ ju gebraud^en —
grandes passus, sed extra viam: gro^e @d)ritte, aber au^cr»
l^atb feinet 2Bege§.
S)er 2öeg, ben \ia^ ^o^jftt^um aU foIdjeS, b. l). in feiner reü»
giöfen Sigenfd^aft feit bem ^al^re 1000 — um eine runbe Qd}l
ju nennen — bi§ in bie ©egenluart bur(^ bie Sal)rfjunberte unb
bie SSöIfer gegangen ift, ift ein SBeg mit SJ^enfc^enleii^en beföet,
mit bem 2)unfel finftern 2lberglauben§ umpttt. 9^id)t Seben unb
Sid)t f))ro^te unter feinen (Schritten auf, fonbern ber Xoh in feiner
groufigften ©eftalt pftete an feinen gerfen.
SSaS füge \ä): an feinen gerfen? 9?ein, "Da^ ^apftttjum £)at
ben 9)ienfd^enmorb in fein innerfte? i^eiligtljum aufgenommen,
e§ I)at 5Diänner — feine i^i^tt^J^onger, bie Snquifitoren — , beren
§änbc troffen üon SOknfd^enblut, auf bie 9lltäre erijoben unb fie
oI§ „^eilige" ber SSere^rung bei $ßoIfe§ auSgeftetIt. ^
®iefe %i)at be§ ^apfttf)um§, in ber 9Migion§gefc^id)te ber c^rift^
lidien ^eiti^ef^nung tt)oI)I einzig bafte^enb, barf bei Erörterung feiner
1 Sebe „|)ettigfpre(f)ung" (canonisatio) ift ein 5Ift beä unfef)Ibaren
^a^fteä, b. I}. ber ^apft, ber einen SKenfc^en „tieiüg" f|)nc^t unb i^n ha^
bütä) alä gürfprecfier unb 5ßorbiIb auf bie 9lltäre er:^ebt, fann bei biejem
Slfte nid)t irren: ber betreffenbe „^eilige" ift wirflid) im ^immel unb fein
Seben War ttjirfli^ ein f)eiUge§ unb ber 9?atf)a!)mung würbtgel. ®a§ ift in
ber uttramontonen jT'^eoIogie feftftel)enbe Sel)re.
Ob aut^ bie „(Seligfpred)ung" (beatificatio) — bie ^ßorftufe jur „heilig-
fprecf)ung" — mit Unfe:^lbar!eit gefc^tel)t, barüber ^^errf^t unter ben Xf)co^
logen feine ©inftimmtgfeit; einige bejafien, anbere Verneinen c§. Qebenfall^
ift ober auc^ bie „@eligjpred)ung" ein 2lft :^ö^fter ^jäpftli(^er SKai^tüoHfom*
men'^ett, ber tief in bo§ religiö§=fittlic^e Seben ber ^atf)oIi!en eingreift; benn
ouc^ ber „©eliggeipro^ene" mirb auf hit 5(Uäre jur SBereljrung, 9iad)a(;muug
«nb Slnru^ung crtjoben.
640 S?ierteä SSu^. ®ic 58eroiilltJoitli^fett beg 5]8apj"ttf)um§.
SSerantiüortlid^feit für hav tirubermörberi[c|e Sfutöergie^en nic^t über-
gangen tüerben.
2Im 1. ©eptemBer 1866 erlief ber fiarbinal 5J5atrtäi, ^räfeft
ber 3fiiten!ongregation, ein üom ^apfte ^tu§ IX. beftätigteg ®e!ret
ta§ bie ^nquifitoren SSilfjetm 2(rnaub unb (Stepl^an üou
Sorbonne für „feltg" unb ber bffentlii^en SSere^rung auf ben
5ntären für lüürbig erflärt (Analecta juris Pontificii, 9, 389^.
SÖBag berichtet bie ©efdjidjte üon biefen „(Seligen" ? ^^r eigener
£rben§genoffe, ber S)ominifaner ^ er ein, ^at unä Sinige§ auf--
beiral^rt.
Sm ^a^vt 1241 liefen fie p 2)Joiffac in @übfran!reic^
200 ^e^er ben @c§eitert)aufen befteigen; eine ganje Familie:
©ro^eltern, (SItern unb üier ^inber tourben auf einem §oIjfto§
üerbrannt. ^n S:ouIoufe lie^ Strnaub eine !ran!e Srau in
i^rem S3ette auf ben ©rfieiter^aufen bringen unb ü erb reu neu
(oben <B. 82. 83); ein anbere§ 9}M luurben brei^ig SDJenfc^en üon
biefen äöüt^eriifien bem f^euer überliefert (Monumenta conveutus
Tolosani, ©. 49). 2tl§ fie t|r blutige» §anblt)er! in Stöignonet
fortfe|en n^oHten, fielen fie am 28. 9JJai 1242 ber SBut^ be§ SSoIfeS,
ba§ fie erf(^Iug, jum £p]tx, unb je^t ftetjen fie al§ „SJMrtl^rer"
auf ben Siltären fat^olijdier Slirdjeu!
Sm Sßni 1867 fprac^ ^iu§ IX., geftü^t auf feine Unfe^I=
barleit, ben fpanifd^en Qnquifitor ^ebro 2trbue§ be ^piia
„^eilig". 2trbue§ tüar om 4. Wai 1484 üom ©ro^inquifitor 2;or'-
quem ab a (oben ©. 135) jum ^nquifitor für @aragoffa ernannt
tüorben. 9^ur 16 9Jfonate, bi§ jum 15. September 1485, be--
Üeibete er biefe» Slmt. lieber feine 2t)ätigfeit tt)ä()renb biefer furjen
3eit berieten bie Cuellen: @r ging fo Ijeftig üor, ha'^ bie ^e^er
unb bie gum Scheine (^riftlid^ getüorbenen Suben %aQ unb 9lad^t
in großer 5(ngft tüaren. ^ägüc§ Ijielt er ©erii^t, unb jnjar mit
Slei^, ßlug^eit unb Stufmerffamfeit. Gntfprei^enb bem Slmte eine»
SnquifitorS jüc^tigte er hk «Sd^ulbigen; er üerfolgte bie ^e^er unb
SSerbäc^tigen mit großem ßifer, entfc^Ioffen, ©tabt unb Sanb üon
allem Unfraut unb aller $8o»t)eit §u reinigen (Biancas, Aragonensium
rerum Commentarii: Hispaniae S. S. III, 706 — 707, Francof. 1606;
Mariana S. J., Hist. gen. de Esp., Val. 1795, XXV C. 8, (S. 275;
Lauuza, Ilibt. de Aragon, ©. 170).
V. Sufawmenfaffung b. ©aiisen u. SEibertegung ultramotttoner Sügen. 641
SSenn man bie ^^ätigfeit ber fpanifc^en ^nquifition jener 3eit
fennt, fo taffen fcf)on biefc atigemeinen eingaben auf bie Blutigen
SSerbienfte be§ ^nquifitory 5(rbue§, be§ je^igen „^eiligen", mit
@id^erf)eit fcf)IieBen. Httein mir befi^en genauere 9!J?itt|eitungen,
unb jn^ar au§ einer ^enffc^rift unb au§ einem £e6en§abri|, bie
in fRom öorgelegt mürben, um feine „Seligfpred^ung" ju ermirfen.
93eibe 2(ftenftücEe finb in iia§ befannte 2Ber! ber Sefuiten, bie
Acta Sanctorum SßoHanbiften), aufgenommen morben. 2(u§ biefen
Acta finb bie folgenben eingaben (Acta S. S. Sept. V, 728 ff.).
„Unerfrfiroden biente 2trbue§ aU ^nquifitor ber ©ered^tigfeit ;
meber burc^ ^f)ränen nod^ burc^ Sitten mar er ju ermeid^en,
fonbern unerfct)ütterlid^ t()eilte er jebem fein 9?ed^t ju. Sa, fo
munberbar mar aU ^nquifitor feine Unbeitgfamfeit, "oa^ er ficf) aU
fctiärffter ^e|eröerfDlger ermieS unb H'q burc§ feinen Sifer unb
feine «Sorgfalt üiele ^e^er, 2(poftaten unb 9iücffäßige innerljolb
furjer ^eit bie öerbiente ©träfe [bie 'lobeSftrafe] für i^re Sßerbred}en
erlitten. Söeil er nun fo unerbittlid^ fein 5lmt üermaltete unb fi(^
ber 5(uffinbung ber ^e|er unb i^rer Seftrafung ganj {)ingab, fo
erregte er ben bitterften ^a^ biefer ber 25?a^r^eit feinblid^en unb
mit beut 9JJafe( ber ^e^erei beljofteten SJJenfcJien."
SSiele S(uto§ ba ge Ijat Slrbue» megen ber ^ürge feiner 2Imt§=
füfirung nid)t abge^tten. S)ie feine „|)eiügfeit" behmbenbe ®enf=
fd^rift entf)ält aber ben gemi(^tigen @a|: „^urd^ bie ^inrid^»
tung SBeniger erfüllte er SSiele mit Sd^recEen" 'a. a. 0.,
@. 753). SSon biefen „Söenigen", bie öon ifim üerbrannt mürben,
ift ein 9lame auf un§ ge!ommen, ber für 2{rbue§ felbft jum SSer*
■^ängni^ mürbe. 'äU er bie ^e^erin öababia ben 3d^eiter()aufen
befteigen lie^, fdimor ii)X iöruber ^uan be Sababia, ben 9Korb
feiner ©c^mefter mit ©leid^em ju öergelten. @r fül^rte biefen Sd^mur
in ber S^iai^t üom 15. auf ben 16. September 1484 au§, inbem
er 5trbue§ mit bem ^otd^e burd^bofirte.i
S(rbue§, ber „Sd^reifen üerbreitenbe" ^nquifitor mar tobt; aber
\)a§ „menige" 93(ut, 'i)a§' er ju Sebjeiten öergoffen I)atte, fottte
1 ®er$5eiuit 9?. 93 au er „fteHt feft", bofe unter 3(rbues überI)OUpt feine
Einrichtung ftattgefunbcn :^at (Stimmen aii§ 9!)ioria = :0oa^ 1882, ©.208)
unb bie ultromontanen „@ei(^ic£)t Flügen" üerbreiten biefe „gei(^ii)tlic^e
SBa]^rI)eit" (15. 9(uf[g. 1898, ®. 167;.
». ^ oenSferoed), ^^Jajjpt^um. I. 41
642 Sßiertel 93ud). Sic SScranttt)ortIt^!ett beg ^apfttf)um§.
naä) feinem ^Üob gu einem ©trome anjd^lüellen, unb — ic^ folge
bev ertt)äf)nten STentfd^rift — ^r6ue§ felbft 16ett)eiügte fid) üon j[enfeit§
beS &xahc§ an biefem SSIutbabe. (£r „erfc^ien" bem ^riefter S(a§co
(SJaIüe§ unb trug itjm auf, ben ^nquifitoren tion «Saragoffa,
feinen 9lac^foIgern, {^olgenbeS mit^utfjeilen : er genieße je^t im
^immet gro^e ©eligfeit, aucE) it)nen tt)erbe biefe ©eligfeit ju %^tU
itterben, wenn fie eifrig i^re§ 5tmte§ halteten; fie foHten nid^t
gtueifeln, ba^ fie fe'^r h)oI)tgett)an i)ätten, eine grof;e 'ün^a^l üon
9J?enf(f)en ben Stf^nimen ju üliergeben, benn ade 6i§ auf Ginen
feien je^t in ber ^ölle [ein eigentpmlitfier ©runb ber i^eube für
einen „^eiligen"]; aud^ follten fie bie ouf ber Sanbftra^e au§-
geftetlten ©lieber feiner l^ingeric^teten aJlörber föegnetjmen, fie üer-
brennen unb bie 3Ifd^e in ben ©bro Werfen, bann würben bie
§agelfc£)läge in Stragonien aufhören. ^
©alüej empfing balb barauf nocf) einen näc^tüdien 83efuc^
be0 ermorbeten 3lrbue§; bie 5(uf tröge be§ „in ber (Selig!eit be»
^immely" nod) eifrigen SnquifitorS lauteten bie§mal: gerbinanb
unb Sfabella unb ber (Srsbifc^of 5((fon§ öon ©aragoffa
igerbinanb» unei)elic^er ®of)n) würben wegen i^rer großen SSer-
bienfte um bie Suquifition tauge leben [eingetroffen ift bie SSer--
Ijei^ung bei „^eiligen" aüerbing» nid^t, benn Sf^bella würbe
nur 53 ^al^re unb f^erbinanb nur 65 ^af)tt olt]; fie fottten in
i^rem Gifer fortfahren unb atle SJioriScoS fcEiteunigft avi§ Spanien
üertreiben. ^wgleid) mu^te (^alüej im 9Zameu be§ 3(rbue§ noc^
einmal ben Snquifitoren öon ©aragoffo fagen, er empfehle i^nen,
it)r 2(mt aU ^e^erric^ter fräftig §u fü{)ren, benn burd^ folc^e 9(rbeiten
'i^aht er einen ^ta| unter beu 9Jiärtt)rern in ber ewigen §errtidE|=
feit erlangt.- S)ie Sf)atfäd)üdE)feit ber ©rfc^einungen be» 2trbue§
1 ©e'^r be^eic^nenb für bie (Jt}rli^feit ber ^efutten ift e§, ta% fie in
i^rem gco^en @efc^id)tgit)er! ;Acta S. S.) biefe Iet}rrei(i)e Stelle über bie
Sfiätigfeit eine^ ^iiquifitorg d'outre tombe unterbrüdt f)aben; fie finbet
fic^ 6ei Slorente ,a. a. D. I, 199 .
- 2ööt}renb biefer Unterhaltungen nannte ©aloej einmal ben 3trbue3
„t)eilig". S)iefe§ Kompliment lehnte Strbue^, ot)ne Streifet mit Diücffic^t auf
bie 9iiteufongregation in 5iom, hk feine §eifigfprec^ung erft im S^^'^e 1867
Qugfpred^en follte, f)öftic^ ab mit ben Söovten: „er I;offe erft t)ei(ig ju
Werben".
V. 3ufflntmenfaffung b. ©anjen it. SBtberlegung uttramontoner Sügen. 643
unb ber batet geführten Ö5e[präcfie Befrfjtüor @atüej üor bem erj*
bifd^öflic^en ©eneralöifar Dropefa, unb ber Snqutfitor ^raSmiero
legte ben amtlid^en SericE)t über bie ©eiftererfifieinung in 9?om üor.
S)ic l§imnilifc|en Slufreijungen be§ Sd-Bueä gur giac^e an feinen
gjJörbern unb gur ^e^erüerfolgung ü6erl)0upt fanben tüittigeS
@e^ör. ßlorente giebt an, me()r aU 200 9)Jenfc|cn feien bem
2{nben!en beg 5IrBue§ jum €p\n gefatten. 9kc^ (J^arleä 2ea
(Martyrdom of Sau Pedro Arbues, New- York 1889, (S. 193 ff.)
föäre bie Qä^i nid^t fo gro^, aber noc^ immer bebeutenb genug,
unb n)a§ an ber Stnja^t ber iD|3fer fehlte, würbe buri^ bie t^rem
S;obe üor^ergefienben Dualen reirf)Ii(i) erfe|t. 3lu§ einem SBerid^t
be§ ^uan be 3(nc^ia§, ©efretärg ber ^nquifition, ttjeilt Sea mit,
ha^ jföölf DJZenfdjen öerfirannt luurben, bereu ^roje^ jur ßnt'
bedung anberer ^e|er füfirte, bie bann aud^ öerbrannt würben ;
einigen Würben üor^er bie |)önbe abgehauen.
SWan muB geftetien, ber §eiligenfc^ein be§ 5trbue§ ift fattfam
rotf) gefärbt burrf) SD'ienfrfienblut.
®a| 2(rbue§ „frfig" «nb „^eilig" gefprod^en Würbe wegen feinet
2öir!en§ aU Snquifitor, ha^ alfo ber „©tattfialter S^rifti"
im „^eiligen" 2(rbue§ ba§ blutige SBirfen ber Snquifition
mit ber ^ä:pftlid^en Unfe^lbarfeit becft unb e§ !raft biefer
Unfe^Ibarfeit mit „ber (S^re be§ 2tltare§" lol^nt, unterliegt
feinem B^fcifet; ber SBortlaut be§ @elig= unb §eitigfprec^ung§be!rete»
ift barüber 5U !Iar.
Sm @etigf^)rec§ung§breöe ^Uejanber VII. üom 17. 2lpril 1664
(Acta S. S. a. a. D., ©. 749) '§ei|t e»: 3lrbue§ £)abe „treu mit bem
l^ö duften (Sifer (summo cum zelo) "oa^ 5tmt eine§ ^i^qi^ifitorS für
ben fat^oüfd^en ©tauben gefül)rt". ^iu§ IX. brüdt bie§ noc§
beutlic^er au§> in ber 5(IIo!ution gur ^eiligfpred^ung am 26. ^uni
1867 : „(S§ l^anbelt fid^ I)ier barum, einen Reiben ber ^ird^e fieilig
gu fpred^en, ber mit rüt)mtid^em ßifer pr ^Rettung ber ®(auben§=
einl)eit ober um bie ber ^irdje ©ntriffenen wieber jurücfjufüliren,
gefämpft unb ben ^ob erlitten f)at." günft^unbert Sifd^ofe, mit
bem „Statttialter Sl^rifti" an ber @|3i^e, wohnten am 29. ^uni 1867
ber „^eiligfpred)ung" be§ ^nquifitorS bei, fie erl^oben einen Tlann
auf bie 5tttäre, an beffen §änben 9J?enfd^enbIut üebte unb ber einem
41*
644 ?Sterte§ Sitc^. 5)te 9SerantnjortIid)feit be§ ^opyttf)um§.
(Softem gebient Ijatte, ba§ bie ungerechte SSergie^ung üon
50?enfcf)eiiI)Iut jum @ritnb|afe cr^otieu fjatteJ
Tic ungeheuere 33httfd^ulb, bie unaustilgbar an ber Snguijition
unb an ben Snguifitoren f)oftet, ift burcf) bie 8elig= unb §etlig=
jprerfiung ber fübfranjöfifiiien unb jpanifrfien ^nqutfitoren, bie
ber „nnfet)(6are" ^apft im 9?amen ®otte§ öottjog, unliJ^Bar
mit bem ^apfttlium öerbunbcn lüorben; fie möge ben Sc^tu^ring
Iniben in ber (ongen 33cn)ei§fette für bie $ßerantn)ortürf)feit ber
„Stattf) alter dfjrifti" an ben furd)tbaren burc^ bie ^nquifition öer*
übten foäialen unb futtureüen Untfjaten.
„@§ h)irb nn§ üerfic^ert," fagt 2)13 Hing er, ber biefe eingaben
über 3(rnaub unb ^trBue» sufammengeftettt I)at, „ber Si^puifttor
3(rbne§ fei ein frommer, tugcnbf^after Tlann geraefen. 2Bir be=
ftreiten nicfit, ba^ e§ unter ben ^nquifitoren mehrere gab, bie narf)
bem banmtigen SO'Jaa^ftabe fromm maren. 2iorquem aba felbft,
auf beffen ©elüiffen ^aufenbe üon Cpfern loften, ttjar nac^ ber SSer^
fidjerung feiner geitgenoffen ein frommer SJiann oben S. 135). ^iefe
©attung öon 9}?enfd)en beotiac^tete atCe ^un!te ifjrer Drben»regel,
betete regelmäßig il)r S3reöier, oerri(^tete anftänbig bie fird^Iicfien
i^unftionen, trug große ^fJofenfränje, t)atte ^Reliquien im 8(i)(af''
1 SJas amtüd)e ^efuitenorgatt, bk (£iütlta cattolico, fc^rieb
über bie „öeifigipvec^ung" be§ 3(rbueä bie intereffanten SBorte: „'3}ei;
Xtiump^ bcs 5(rbues ift eine 5tieberlage für bie Quben unb Qui^en---
genojfen; ja, e» mar, wie in bem .*pei(tgjpred)ung5befret üom 23. gebruar
1865 ]^ert)orgeI)oben lüirb, eine bejonbere Fügung ber göttli^en 3Bei§t)eit,
ben legten 2(ft ber SBerl^errli^ung be^ Seifigen 9)Järti)rerä gerabe unjerer
Seit öor§ubef)a(ten, in welcher baä gnbentfjum ntef)r ol^ je barauf bebac^t
ift, burc^ bie treffe unb burd) ba§ ©etb ben Stieg gegen bie .^trdie gu för=
bern. SSie feilten olfo bie ^nhm nic^t auffdjreien, lüenn fie je{)en, wie in
ber d)riftUd)en S:ir^e ein ^ann gu ber f)öd)ften S^re^ ber Stitöre beförbert
ttjirb, ben fie al§ einen SBerfotger l^affen" (6, 11, 227 . Qunt 35erftänbni6
biefer 3Borte fei fjtnjugefügt, ha^ 5(rbuel, wie bie ipanijc^e ^nquifition über=
l^oupt, üorsug^toeiie gegen iit fdjeinbar c^riftlid) geworbenen Qn^^n wütt)ete.
©erabe in unferer Qdt, in ber bie unroifjenbe unb oerlogene antijemitifcf)e,
fonieröatioe unb ultramontane ^^reffe, jum Qwerfe ber §e|;e, bie oer=
Ieumberiid)e gabel öom jübijc^en Siitualmorb wieber in bie leichtgläubige
SKaffe wirft, ift e§ gut, an ben d)riftlid)en „3\ituaImorb" ber Snqui^
fition §u erinnern. SSg(d). meine Stuffäfee in ber 2Biener „Seit"
(25. Sluguft unb 15. (September 1900,: „SRitualmorb unb ^nfluifition" unb
„?(nttiemiti§mu^ im Sichte bec' Gfjriftentfiums".
V. Swioitti^eiMfung i>' ©anjen u. SSiberfegung uftromontaner Sügen. 645
gema(^; baneben aBer öebodjten jie ficfj nid^t im geriugften, 9??änner,
grauen unb Sinber jucrft auf bie Wolter unb bann auf ben
(5(^eiterl)aufen ju bringen ; if)r Sittücfifeitsgefüf)! ^ielt fie nic^t ob,
jid§ SU Sßerfjeugen eine» ^nftituts ju machen, ba§ bie fc^ulblofen
Sö^ne unb @n!el tüegen angeblidjer SdEiuIb ber S3äter beraubte,
ba§ '3:aufenbc Don föo^Ifiabenben ?^amiüen in 9?ot^ unb Glenb öer=
fe^te; unb babei üerfufiren fie nadj [üon ben ^äpften gegebenen]
9tegetn unb Sakmgen, bie allen in bie menfc^Iic^e S3ruft gegrabenen
Sbeen öon ®eredjtig!eit unb S3inigfeit §oI)n fprac^en unb Un^
gäf)Iigen bie ©inftenj auf (Srben jur §öl(e niaditen" ^^kine Sd)riften,
(Stuttgart 1890, @. 355).
^d) bin am Snbe ber @d)ilberung biefe§ %^z\U^ ber fojia^
fulturetten SBirffamfeit be^ ^apfttf)um§.
9Jiu^ nic^t bei ^Betrachtung ber ^nquifition, be» 5lberglauben§,
be§ Xeufelefpu!» unb $ej;enwa()n§ bie S3ebeutung unb bie aBat}r-
Ijeit be§ SSorte» un§ pm ^etüu^tfein fommen, 'Qa^ ber Stifter
be» ß^riftent^um§, GJ)riftu§, gefprod^en i)Cii, unb bag aud^ gilt für
bie „Stattfjalter S^rifti" : „Stn iijren grüd^ten merbet i^r fie er^
fennen; benn ein guter Söaum fann nid^t fd^Ied^te gi'üd^te l^er--
öorbringen" ?
|)ätte ber Saum be§ ^apfttf)um§, menn er „gut", b. ^. rtenn
er göttlid^ tüäre, biefe ftudjluürbigen, blutüberftrömten j^rüd^te
geitigen fönnen?
®§ ift eine unbeftreitbare, gefd)icf)tlid)e 2;§atfad^e: ^ie ^äpfte
Öaben jal^rl)unbertelang an ber Spi^e eine» 9Jlorb= unb
S3tutfl)fteni§ geftanben, ba§ metir 9}ienfd^enleben ge=
f(^Iad)tet, mel)r fulturelle unb fojiale SSerwüftungen an=
gerichtet l^at aly irgenb ein ^rieg, al§ irgeub eine ^t\x6)t.
„^m 9Jamen ®otte§" unb „im Spanien ©tirifti"!
2!a§ ^a^jftt^um mar bona fide bei biefer Kulturarbeit, e§ glaubte
mir!(i(^, burd^ fie @ott, Sf)riftu§, bem ©^riftenttium gu bienen.
®ett)i^, bie Ke^er unb §ej:en morbenben ^äpfte maren nicf)t 9JJörber
ber ©efinnung unb ber ©rfenntni^ nad^. 5lbev uid)t» jeiigt t>er=
nid^tenber miber bie „®öttlid)feit" bc» ^apfttfjums al§ gerabe
biefe bona fides JDät)renb feiner fed^§^unbertjäf)rigen iölutarbeit.
^ u I; a n c\ 1.
3ufammcnftcKmin Vii^f^l^^^r ÄunbgeBungcn
für 3n<|itifittott uub §ejcnttJa|n.
Sni ganäen SSerlauf meiner ^arfteßung finb päpftlid^e ^unb--
geBungen für Snpuifition unb ^ejenlratin fierangejogen morben.
Um aber einen gebrängten Ueberbücf über bie 2;|ätigfeit ber
„@tattf)alter Sljrifti" nad) biefer 9lic§tung ^in ju geirinnen, ftelle
icE) bie ^au^tfäctiüd^ften biefer ^unbgebungen i()rer gefcfiic^tliiiien
9teif)enfoIge nacfi §ufammen.
3ur 33ebeutung ber ^unbgebungen fei no(^ bemerft: 1. 25ic
meiften finb formeU in'§ fanonifc^e 9te(i)t übergegangen, fie bilben
einen bi§ ^ur Ijeutigen ©tunbc in ^aft befte^enben S3eftanbt^eil
biefe§ 9ted^te§. 2. ^ie nicE)t formell in'§ fanonifc^e Siedet über=
gegangenen (Jrlaffe finb au(f) oI)ne biefe {Formalität, in i(}rer Gigen«
fd^aft al§ ^öpftlid^e ^uubgebungen, firc^Iidjeg 9tec^t. 3. ^eine
biefer Sunbgebungen ift jemals n^eber lüiberrufen noi^ auc^ nur ah--
gefd^Wäd^t toorben. 4. 9hd)t lüenige ber ^unbgebungen finb jn^eifel--
Io§ ex cathedra, b. I> mit bem ßljarafter ber „Unfe§Ibarfeit" üer-
fe^en.
SSenn bei ben ©rlaffen leine befonbere Duetle angegeben ift,
fo finb fie entnommen bem öon ^egna bem Directorium Inquisi-
torum be§ (S^meric (oben (S. 40 ff.) beigefügten Appendix, ^egna
t^eilt mit, er l^abe biefe :|3äpftlid^en ^unbgebungen öeröffentüc^t
„auf 93efet)I ber f)0(i)tüürbigften Ferren ßarbinalinquifitoren"
(a. a. D., @. 193).
^a§c§ali§ IL (1099-1118).
2tm 21. Januar 1102: (gr ermahnt Stöbert IL, ©rafen üon
iJIanbern, bie ße^er in Süttic^ auszurotten, unb oerfpric^t if)m
SujammenfteHung ^)äpftIic^er Sunbgebungeii. 647
unb feineu Kriegern bafür bie SSergebung ber ©ünben unb bie päp\t''
licElc greunbfdjaft Jaflfe, I, nr. 5889 ; Fredericq, Corpus I, nr. 10 .
3rrej:auber III. (1159— 118i;.
19. SKai 1163: er öerorbnet üon 9teim§ au§, bei Strafe ber
Gjfomntunifatiou, iia'i^ 9liemanb ^e|er befjer'berge ober irgenblüeldje§
©efc^äft mit itjueu abjdilie^e; bie ©üter ber ^e^er füllen befd^Iag«
no^mt werben (Fredericq, Corpus I, nr. 39).
Wit bem ^onjil üon 9leim§ im S^^re 1179 oerorbnet er
bie S3ef(^(agna^me beg 33ermi3gen§ ber ^e^er; äugleic^ ertljeilt er
ben n)eltlid^en |)erren bie SSo(Imad)t, ^e^er gu Sftaöen ^u
mnd^en (Mansi XXII, 231—233; Jaffe I, 341).
2tuf bem britten Sateran-^onsil im ^a^re 1179: S3ei
©träfe beS S3anne§ ttjirb tierboten, mit ^eöern ^anbel ju treiben
unb fic §u beherbergen. 2Ber fic^ bagegen üerfet)tt, erf)ält fein
d^riftlid^e» Segräbni^. Slfle ©laubigen foHeu gegen bie ^eft ber
^e|erei bie SB äffen ergreifen; n^er bie§ tf)ut, erhält jluei ^o^re
58ufenac^Io^ unb fte!^t iuie ein ßxeujfaljrer unter bem 8d^u^e ber
^rc^e (Mansi XXII, (g. 234; Jaffe, Ftegesta, 783).
2uciu§ lU. (1181—1185).
3Iuf bem ^onjil üon Söerouo im ^a()re 1184: „@ine «Stabt,
bie auf SJJa^nung be§ 83i|c^of§ t)in bie ^e|er uid^t beftrafe, folle
Oom S5erfe^re mit allen onberen ©labten auSgefditoffen ujerben;
alle ©önner ber ^e^erei finb für immer infam, niemolg bürfen fie
oI§ ©a(j^n)alter ober Beugen auftreten unb ein öffentliche^ SImt be»
tleiben. '3)ie ©rafen, SBarone unb Ujeltlic^en Dbrigfeiten muffen
ouf SSerlangen ber S8ijd)öfe eiblidj geloben, bie ^ird^e gegen bie
^e|er ju unterftü^en unb biefe SSerorbnung, bie fon:)ol)I faiferlid^
wie lirc^Iid) fei, au§äufü|ren, bei Strafe be# ^erlufteS itjrer SBürben,
ber (5j;fommunifation über il)re ^erfonen unb be§ ^nterbift§ über
i^r ©ebiet" (c. 9. X. de haer. V, 7; ^efele^Snöpfler t.-®. V, 727).
©oeleftinuö III. (1191 — 1198).
2luf bem ^ou§iI oon 2JJontpenier im ^a^xt 1195 üerorbnet
er, ba^ bie ©üter ber ^el^er befd^lagna^mt unb fie felbft ju
©flauen gemad)t werben (Mansi XXII. 668).
648 Srnljang 1.
Snnoäeng III. (1198—1216).
Spfilt ber |)evrfc^aft Snno§en§ III. beginnt ein neuer Stbfc^nitt
im SSertjalten be§ ^apftt^umS gegen bie ^e^erei, inbem bie ^'»ärte,
bie bi§ ba^in met)r oereinselt nnb fprungmeife auftrat, Softem
njurbe. SnnojenS III. war unermüblid^, bie dürften unb Stabt--
obrigfeiten gegen bie Se^er ansueifern.
3m Januar 1198 jum ^apfte er»Dä{)It, forbert er frfion im
Slpril ben ^ifc^of öon 3(u(^ auf, gegen bie ^c^er „mit §ülfe be§
tüeltlirfien (5c^n}erte§ öorjuge'^en" (Innoc. III., Epp. I, 81). ©einem
Legaten in ber ^roöence giebt er eine ^tntüeifung an ben S3ifc^of
öon 2t ij: mit, in ber e§ ^ei^t: „SBir befef)Ien ben gürften unb
|)erren, bie ©üter ber ^e|er, bie unfer Segat ejfommuniäirt, ju
befd^Iagnat)men unb fte au§ iljren S3efit^ungen ju üertreiben. S3er=
ijarren fie f)artnäcfig, fo follen fie öon ben lüeltlic^en 3JJac^tf)abern,
tüie e§ d)rift(id)en gürften giemt, nod^ fct)iöerer geftraft werben"
(Epp. I, 94: 21. 2(prir 1198). 2(uf feine SSeranloffung muffen
bie Dbrigfeiten in 9KontpeIIier, 21rle», SJJarfeiÜe, 2(üignon
fc^Wören, bie ße|er nad) Gräften ju öerfolgen unb auSjurotten.
2lm 15. Suni 1198 befiehlt er bem ©räbiafon öon SJJailanb, ben
lombarbifc^en Dbrigfeiten einen gteid^Iautenben @ib aufzulegen
(Epp. II, 298). 2lm 5. Sanuor 1199 ergebt fein S3efe^I an ben
(grjbif(f)of öon (St)ra!u§, bie ^e|er eifrig ^u öerfolgen unb i^re
^abt burc^ bie Dbrigfeiten befd^tagnaf)men ju loffen (Epp. I,
509). Sroti gfei^Iautenbe ©rlaffe be§ Sa^^'e^ 1199 — einer an
bie @tabt SSiterbo, ber gleite an ben ^önig öon Ungorn —
erftören bie ^e^er für rechtlos, erbunfät)ig, i^re ©üter für be--
f^Iagnaf)mt (Epp. II, 1; Fejer, Codex dipl. II, 378).
Gin Grta^ an^ bem Sßfire 1200 beftimmt, i>a'i^ ^efeer ju
feinen SBürben unb Stemtern §u5uIoffen finb, unb H^ bie töeltlicEien
©eiöalten einen Gib ju leiften l^aben, biefe Seftimmung au§äufül§ren.
2Ber ben Gib nid^t leiftet, foH ei'fommuniäirt unb fein Sanb mit
bem ^nterbift belegt werben.
Gin Grla^ für ben ^ird^enftaat öom 23. September 1207
beftimmte: jeber ^e^er fotl fof ort ergriffen unb bem weltlid^en 2Irm
gur gebül^rcnben Söeftrafung übergeben Werben; feine ©üter foHen
befrf)Iagna^mt werben: einen ^fieil erfiält berjenige, ber. i^n ge»
fangen f)at, ben jweiten ber ®eri(j^t§I)of , ber i^n beftraft, ben
3ujammen[teÜun9 pöpj'tlic^er Sunbgebungen. 649
brüten %1)iii foll man für bie ^u»befferung ber SO^auern be§ DrteS
Deriüenben, tno er gefangen tüorben ift. ®a§ §au§, in bem ber
ße|ier )x>oi)nk, foH jerftört njerben, nieinanb barf e§ iüieber ouf=
bauen, fonbern ber (Sc|Im)fminfeI be» Öiotttofen foll jum Stblage--
rungöort be§ (5df)mu^e§ werben (Epp. X, 130;.
^m ^a^vt 1208 ri(f)tete ber ^apft an bie ©tabt t^aenja bie
gleid^e 2Iufforberung §ur ^öernid^tung ber ^el^er tt)ie an bie übrigen
gtäbte (Epp. IX, 204).
SSon ^aifer Dtto IV. (ie^ er fic^ im ^afjre 1209 „njirffame
^ütfe gur 3(uyrottung ber ßegerei" üerfpredien M. G. L. L. II, 217).
2(uf bem öierten Sateran^ßongil im ^a^re 1215: 2((Ie
üon ben ^nquifitoren üerurt^eilten ^efeer finb üon ben tneltli^en
Dbrigfeiten mit ber gebü^renben (Strafe (animadversione debita)
ju beftrafen, i^re ®üter finb ju befc^tagna^men. SBenn bie ber
^e^erei S5erbäd^tigen fid; nid^t üom SSerbod)te reinigen fönnen, fo
finb fie ju ejfommunijiren, unb fatl§ fie ein Sat)r fang im S3anne
bleiben, a(§ ^efeer ju be^anbeln. 5{tle lueltlidien Dbrigfeiten fotten
eiblid^ geloben, aüe üon ber ^ird^e iljnen beseidineten ße|er (hae-
reticos ab ecclesia denotatos) nac^ Gräften ou^äurotten (extermi-
nare). SBer ba^j nid^t tf)ut, foll eglommuni^irt Werben; bleibt er
ein ^a\-)v lang im S3anne, fo ift er bem ^apfte anjujeigen, bamit
biefer bie Untert^anen üom Xreueibe entbinbe unb ha^ Sanb jur
Sefefeung ben fiat^olifc^en überlaffe. 2öer gegen bie Se^er bie
Söaffen ergreift, um fie 'qü üertilgen ^ad haereticorum exterminium
se accinxerint), geniest bie Slbläffe unb ^riüilegien ber ßreujfal^rer.
SSer bie Sefeerei begünftigt, foU ejfommunijirt Werben, bleibt er
ein 3a()r lang im S3anne, fo ift er infam unb für alle 5lemter
unfat}ig: er fann Weber ein Seftament machen, noc^ erben; er !ann
9Jiemanb wegen irgenbweldjer @ad)e öor ®eric|t f orbern, wobi
aber !ann er felbft üon jebem üorgeforbert werben; ift er 9?ic^ter,
fo finb feine Urt^eile, ift er 5(nwalt ober 9^otar, fo finb feine
9ted^t§()anblungen nichtig. Bweimal im ^aijre fotten bie Sifc^öfe
9?ac^forfd)ung nad) ^e^ern l)alten unb einige üerläffige Seute jwingen,
ju f^Wören, ob fie üon ^et3ern etwa» Wiffen Mansi, Conc. Coli.
XXII, 988).
„dnä) Slbüofaten unb 9^otaren üerbicten Wir ftreng, ben ^etjern
unb i^ren S3egünftigern irgenb wel^e .^ülfe, 9^atb ober ©unft ju
650 3tnf)an9 1.
geiDäf)ren ober bei ^rojeffen §ur Seite ju ftel^en ober Urfunben
für fie au§5ufteßen. SSer baiuiber {)anbelt, ift feine» 2tmte§ ent«
laffen unb für immer infam" (c. 11 Si adversus X de haeret. V, 7).
„^n ben Sänbern, bie unferer |)errfc^aft unterworfen finb,
foflen bie S3efi^t()ümer ber ^e|er tierfteigert werben, unb in ben
anberen Säubern fotl bie§ burrfi bie weltücfien ©elüalten unb Sür*
ften 9cf(i)el)en: füllten biefe barin fäumig fein, fo wollen unb Be-
fehlen wir, ta'Q fie burd^ firc^Iic^e ©trafmittel baju gezwungen
werben." 5(uc^ bie rec^tgläufcigen ^inber ber ^e|er fallen unter
biefe (Strafe: „^eine fogenannte Söarm^ersigfcit fpraetextus
cujusdam miserationis) foll biefe Enterbung ber ßinber l^in--
bern, benn oft werben naä) göttlichem ®eric^t bie @ö§nc für bie
Später beftraft, unb gemöB ben fanonifc^en @a|ungen trifft bie
9(f)nbung ber SSerbrecfien ni(i)t nur if)re Urf)eber, fonbern aurf) bie
9tad^!ommenf(^aft" (c. 10 Vergentis X de haeret. V, 7 . S)er
päpftli(f)e X^eologe ^egna mad)t in feiner 2(u§gabe be§ Directorium
Inquisitorum üom '^ai)xt 1585 Ijierju bie 2(nmerfung: „2(u(f) l^eute
befolgen wir bieg päpftlic^e ®efe^, benn ben 8öl)nen oou ^e^ern,
auc^ wenn fie fat^olifc^ finb, ift nid^tS ju {)interlaffen, nid^t einmal
ber ^fli^tttieit, ber if)nen bod^ gewiffeumaa^en naturred^tlid^ ^n ge=
bü^reu fcfieint" (a. a. D., 3. 103).
^onoriuS m. (1216 — 1227;.
„(Sin Surft, ber über ein ^al^r ejfommunijirt bleibt, gilt oI§
^e^er, feine Unterttjanen finb be» !Ireueibe§ gegen i§n lebig" (Ex
decretal. titul. de poenis, e. 13 Gravem).
©regor IX. (1227—1241).
12. Suni 1227: ®r ermal^nt ^onrab öon 2JJarburg, bie Welt»
licfjen ©ewatteu §u öülfe ju net)men, um bie ^e|er auSjurotten
(RipoU, Bullar. Oid. Praedic, Romae 1729, I, 20:.
13. September 1230: ©r ermatint bie SDominifaner, bie ^att|o=
lifen jum Kriege gegen bie ^rut^enen burc^ ^rebigten ouf^uforbern
(RipoU I, 32).
25. Suni 1231: Sin (Srla^ on ben (är^bifi^of oon Xrier:
SJ}ie üon ber ^ird^e öerurt^eilten ^e^er fotten bem weltlid^en 2trm
(^obelftrafe) überliefert Werben; bie ^e^er finb erbunfät)ig, fie
SujammenfteHung ^}äpftltci^ei- Slunbgebungen. 651
fönnen feine Slemter befleiben: irer fie auf cfiriftlic^en ^irc^fiöfen
begräbt, öerfättt ber ©j:!omntunifation, bi» er bie Seidfien btefer
SSerbamtnten mit eigenen Rauben ttjieber ausgegraben (jat; auc^ bie
@ö§ne ber ^e|er finb für jebe» 3(nit nnfäfjig 'Fredericq, Cor-
pus I, 77).
26. 9JJai 1232: (Sr felpt bie ^ominifaner ju ^n^uifitoren für
bo§ ^önigreic^ 5iragonien ein unb befiehlt i()nen, gegen bie un=
bußfertigen ^e^er o^ne ©rbarnien üorjuge^en (RipoU I, 38).
19. 2(pril 1233: @r ermafjnt ben ^nquifitor ^Robert üon glan«
bern, bie ^e|er beut tueltlii^en 5trni ju übergeben RipoU I, 45,.
20. Stpril 1233: Xiefelbe (Srma^nung an ben gefammten ^o--
minifanerorben (RipoU I, 47).
10. ^uni 1233: (Sr ermahnt ben ^nquifitor ^onrab tion Tlax'
bürg, gegen bie ^e|er in SDeutfc^Ianb ba§ ujelttii^e Sd^roert auf--
äurufen: „SBo leicfite 2J?itte( nid;t {)elfen, ntüffen geuer unb ©c^wert
angeraanbt, unb bie faulenben ©lieber ntüffen abgefc^nitten tt)erben"
(RipoU I, 52).
13. Suni 1233: ®ie 33uIIe Vox in Rama an bie ^ifc^öfe
öon ajJaiuä unb §ilbe§£)eim über ben Xeufel§fult in 2:eutf(j^(anb
(Ripoll I, n. 81).
17. Suni 1233: 58uIIe an bie S8ifd^i3fe tion Sübecf unb 3^a^e=
bürg: bie Stebinger (oben®. HO ff.) n)erben ber S^eufelSanbetung
unb be§ ®ebraudE)e§ üergauberter SBarf)§biIber angesagt unb „geuer
unb @(f)n)ert" gegen fie em|3fo§Ien (RipoU I, 54 . 17. ^uni 1233:
2Ber ^e^er aufgenommen unb nicE)t angezeigt |at, foü ju lebend*
länglichem Werfer üerurt()ei(t Ujerben (RipoU I, 55). 6. unb
7. Dftober 1233: S)ie SDominifaner füllen gum Kriege gegen bie
{)eibnifd^en ^reußen aufforbern (RipoU I, 61. 62 .
31. DItober 1233: ®ie 33ifc^öfe üon ajiainj unb §ilbe§"
^eim werben ermafjnt, bie S^e^er any^urotten (RipoU I, 65),
1. ^ejember 1233: äliailanb mirb gelobt, föeil t§ bie ^e^er
üertilgt {)at (oben 8. 179; RipoU I, 65).
1. Sebruar 1234: @r befietjlt bem ©rjbifc^of üon 9ieim§,
eifrig in ber ^e^eröerfolgung gu fein unb §ur 2tu§rDttung ber
^e^er bie Sominifaner ^erbeiprufen. Qn bem @rlaß fommt, nac^
einer ©ifiilberung früf)erer ^e^erüerfolgungen, bie bejeirfinenbe
©teile üor: „@§ gejiemte fid) in unferen 9(ugen für ben
652 Srnl)ang 1.
apofto(i)(i)en <Stu:^I nic^t, bie |)änbe üom SSIutüergiefeen
rein ju galten, toeil er fonft ha§> S?ol! S^rael nic^t ge=
f)ütet tiätte" (Ripoll I, 66; Fiedericq, Corpus I, 94).
17. DftolJer 1234: Xm ßat[)oIifen Ungaru§ tüirb ber ^reu^--
jugSabla^ üer^eiBen, luenn fie bie ^e^er öertilgen (Ripoll I, 10).
21. 5tuguft 1235: Xer S^ominifanerproüin^ial bon ^vanV-
reic^ lüirb aufgeforbert, bem Gif er ber ©ominifanerinquijitoren bie
Sügcl fd^ie^en ju laffen (laxare habenas: EipoU I, 80).
23. Stuguft 1235: ®er SDominifanerinquifitor für Sran!reic|,
S^oBert, tüirb ermädfitigt, bie goUer gegen bie ^e|er einzuführen
(Ripoll I, 81;.
7. SpfJärä 1236: 5:ie bon ber ^ird^e üerurtfieittcn ^e^er finb
bem wcltlirfien 5(rm §u übergeben, bamit fie mit ber gebüf)renben
Strafe beftraft lueröen (Ripoll I, 85).
„üöir ejfommunijiren unb üerftudjen alle ^et^er, bie ©at^arer,
^atarer unb alle onberen unter toeld^en Flamen aud^ immer, ©ie
I)aben öerfd^iebene ©efic^ter, aber mit ben ©d^föänjen finb fie an=
einanber gebunben. ^on ber ^irc^e üerbammt, foüen fie
bem toeltlid^en @ericf)t überlaffen nperben, bamit fie mit
ber gebüt)renben Strafe beftraft loerben (^obeSftrafe).
Söenn einige oon ifjnen fic£) befef)ren iDoHen, fo foüen fie gum
3tüerfe entfprecfienber S3u^e ju lebenSlänglid^em §er!er öer=^
urt^eitt werben. 'Hluä) bie ^öegünftiger ber ße^er ejlommunigiren
tvix unb beftimmen, ba^, lüer nac| ber Gjfommunüation uidEit ah
gelaffen i)at bon feinem grebelmut^, ber Infamie berfäHt; er fott
unfähig iberben für öffentlid^e 5lemter unb gur ^ei^genauSfage; er
foH ibeber ein ^eftament mad^en, nod^ erben fönnen. SBar er
fRid&ter, fo finb feine Urtt)eil§f|3rüd^e nid^tig. 2Ber ein ^a^x lang
in ber @j!ommunifation bleibt, fott bon ta an aU ^'e^er berurtJieilt
werben. SSon SoIcEien fotten feine 5lppetIationen angenommen
Iberben; fein D^id^ter, fein 5lbbofat, fein 9?otar fott i|nen ju 5)ienften
fein. 20er folc^e ©gfommunijirte unb ^e|er beerbigt, ift fefbft ej«
fornmunigirt, unb er foü nid^t e'^er Io§gefprodf)cn merben, bi§ er
mit eigenen ^änben bie Seidfjen ijffentüc^ lieber ausgegraben unb
bie ^ör)3er biefer S5erbammten ibeggertjorfen I)at. 5lud^ berbieten
ibir, bofi irgenb ein Saie i3ffentlic^ ober pribatim über ben fat^o--
lifd^en ©tauben biSputire; tber e§ t[}ut, wirb in bie ©d^Iinge ber
SujammenfteHung pöpfKic^er Sunbgebungen. 653
ögfommunifation oerftricft. 2Ber tioii ber ©Eiftenj üon ^e^ern tüci^,
foff fie, unter ©träfe ber ßgfoinnuinifation, anzeigen. ®te Söf)iie
oon ^e^ern ober if)ren Söegünftigern follen 511 feiner %xt tion 3tmt
ober SSenefij jugetaffen werben, begeben ju 5>itert)o am 9. 9^0-
üember 1236."
Snno^en^ IV. 1243 — 1254).
9(in 31. Dftober 1243: „SBir lootten, ha^ biefe ©efe^c [bic
SBlutgefe^e griebrid^ II., oben S. 173 ff.] jur ©tärfung be§ ®fauben§
unb jum $eile ber ©laubigen beobadjtet tüerben, lüir fcf)irfen fie
cud) burd) bie§ a:poftoIi|d)e Sdireiben, bamit if)r fie in euere ®e=
fe|e§fanimüingen aufnefimt unb i()nen entfpredienb mit ge=
nauer Sorgfalt [exacta diligentia' gegen bie ^e|er üorgeI)t.
Ueberbie§ ^aben lüir ben ^nquifitoren befot)Ien, ha^ fie
eud^ burd) S3ann unb ^nterbift ^ur S3eobad§tung biefer
©efe^e atüingen" Ripoll, Bullar. I, 125 ff.). ^TJoüember 1247:
@r befief)It ben S)ominifanern üon S3efancon, ©inige ber S^li^igen
nad) 2otf)ringen unb $8urgunb ju fenben gur 33erfoIgung ber
^e^er; bie ^äpftüc^en ©trafgefe^e gegen bie ^e^er finb auf§ ge>
nauefte ju befolgen (Fredericq, Corpus I, 117). 27. Sept. 1251:
(£r ermahnt bie S^quifitoren ber Sombarbei, ben n)etttid)en 3(rm
gegen bie ^e^er anzurufen (Ripoll I, 199). 15. HKärg 1252: ®inc
9fteit)e ber fcbärfften 58efef)Ie ergebt an bie lüeüüdien ©etüalten, mit
ben fc^ärfften SDk^regeln gegen bie ^e|er üorjuge^en: ®üterbefd)tag=
nat)me, ^äuferjerftörung u. f. m. (Ripoll I, 209 ff.).
2(m 15. SJlai 1252 erläßt er ein ®e!ret, n:)Drin auf ha^ ge=
nauefte ben niettlidien Cbrig!eiten üorgefc^rieben föirb, \va§ fie jur
Unterflü^ung ber ^nquifitoren gegen bie £e^er unb i()re S3egünftiger
5U t^un ^aben: „2Ber immer e§ wagt, einen ^e|er ober eine
Ste^erin auy ben Rauben bei ©rgreifer» ju befreien, ober, bamit
fie nid;t ergriffen lüerben, gu üertfieibigen; tüer üer^inbert, ba^ bei
ber Sßerfolgung öon ^e|ern ein ^aul ober irgenb ein Drt betreten
luerbc, beffen (SJüter foIIen, gemä^ bem ©efe^e be§ ^aifer
griebrid) l^errenloi fein, er felbft foU auf ewige Reiten üerbannt
fein, "üa^ ^aul, beffen ®urdjfudiung üert)inbert luurbe, fotl, o^ne
;poffnung, el jemall wieber aufzubauen, jerftört Werben, wa» in
il)m öorgefunben Wirb, fofl benen gel)ören, bie e§ in Sefi^ neiimen,
654 2Inf)ong 1.
gerabefo, al§ ob bort ^e|er aufgefunbeu tüorben tüären. §äufer,
in benen ein ^e|er ober eine Seherin aufgefunben toorben finb,
foflen Don ©runb an§' jerftört tüerben, tüenn nicfit il)r (Sigentpnier
baju gef)oIfen ijat, bie Se|er aufjufinben. S3efi^t ber ©igentpmer
biefer §äu[er nod^ anbere benad)t)arte Käufer, fo foEen and) biefe
üon @runb au» ger^tört tüerben, ba§ in i^nen öorgefunbene §ab
unb &nt ift I]errenIo§. ®er ©igent^ümer biejer §äufer tDirb für
elüige QtiUn infam unb foll aufierbem 50 ^funb jafilen; !ann er
ia^ nid^t, fo folt er febenglänglitf) eingeferfert löerben. SSer im=
mer einem ^c^er, ober einer ^e^erin 9?at§ ert^eilt, ober §ülfe
ober ©unft getüäljrt {)at, foH für immer infam fein, er ift unfö^ig
für öffentüd^c Stemter, für gerid^tlic^eS 3cugni§; er fann tu eb er ein
^eftament errid^ten, nocf) erben; tüar er fRic^ter, 5(bt)ofat ober
S'Jotar, fo tierüert er fein 5tmt. 2(fle entgegenftel)enben tüeltlid^en
©efe^e folleu ausgemerzt unb tjernic^tet tüerben."
5(m 28. Ttai 1252 fc^örft er nochmals bie $8eobad^tung ber
®efe|e ^aifer griebric^ II. ein: „^a ber römif(^e ^aifer grieb-
ricf) gegen bie fe|erif(^e 93o§t)eit einft getüiffe ®efe|e erlaffen t)at,
burd^ bie jene ^eft jerftört tüerben foü, fo tjerorbnen lüir, bo^ biefe
©efe^e §ur Stärfung be§ ©laubenS unb jum §eile ber
©laubigen beobad^tet tüerben. S)e§f)alb ermäd^tigen tüir euc^
{tk S^quifitoren), bie Dbrigfeiten, bie biefen a^oftolifd^en Söefe^t
ou^er 5(d§t taffen, ju feiner Erfüllung burd^ ©jfommunüation
unb Snterbüt ju giüingen".
Stuguft 1252: Sie tüettlidfien ©etüolten f ollen ben S^quifitoren
beiftel)en, bie ^e|er ju üertilgen (RipoU I, 214),
Oftober 1252: Unter ©träfe ber ©i'fommunüation foHen alle
tüeltli^en Cbrigfeiten ben 33efe^Ien ber ^nquifitoren ge^orc^en.
i^ebruar 1253: S)ie Snquifitoren fönnen bie tüeltlid^en Obrig^
leiten anfingen, itjren S3efef)Ien gu gel^ord^en. S^beS entgegenfte^enbe
$rit)ileg ift aufge()oben.
Slpril 1253: Sie ^nquifitoren fönnen t)on ben SJJitfc^uIbigen
ber ^e^er eine ©elb^^aution tjerlangen, sur ©id^er^eit, ba^ fie nic§t
me^r rüdfäüig tüerben.
9. 9)Jär5 1254: Q3ulle an alle ^nquifitoren be§ Sominifaner»
orben§, tüorin ber ^opft if)nen auf's neue ben Stuftrag ert^eilt,
alle gegen bie ^eber, i^re ^inber, S(nf)änger unb S3egünftiger er*
3ujamnien[teIIung ^jöp^tUc^cr Kunbgebungen. 655
laffcnen Öiefe^e jur 2(u§fü()rung ju bringen; bie Spanten ber 2(n=
fläger unb 3c"S2n in Sle^er^)roäefi'en finb get)eim ju ^tten (Fre-
dericq, Corpus I, 121).
15. Suni 1254: ®r tüieber^olt in einer 93utlc atle öon Tregor IX.
gegen W ^e^er geridfiteten ©rfaffe (RipoU I, 248).
^uti 1254: „?ttte foßen nji)fen, ha^ toir aße ^e^er ei-fornmuni--
§iren unb üerflucfien. 2)ie öon ber Sirrfie SSerflud^ten joHen
bent tüeltlidjen ©eridite überlaffen lücrben, bamit fie mit
ber gebü^renben Strafe bestraft luerben': damnati per
ecclesiam saecnlari judicio relinquantur, animadversione debita
puniendi."
^uti 1255: ytofi) einmal töerben bie gnebericianifc^en ©efe^c
eingef(f)örft.
^uli 1255: (Sine 55orfd^rift über bie B^rftörung ber Käufer
öon ^e|ern unb bie S3ertl!) eilung be§ S(bbrud)material§.
Sllejonber IV. (1254—1261).
2lIcjonber IV.: „2öer immer ^e^er, i^re Söegünftiger, SSer^
tt)cibiger, 58e^erberger fird^Iic^ beerbigt, jott bi§ jur entf|3red§en=
ben @enugtt)uung e£!ommuni§irt fein, ßr luirb nid)t loSgefproc^en,
bis er mit eigenen §änben ben $8eerbigten ausgegraben ^at. S)ie
Seicf)en foldjer 3}erbammten fotten ujeggetrorfen werben. S?e|er,
i^re 83egünftiger, SSertljeibiger, ^el^erberger, ebenfo iJire 9Ja($fommen
bi§ jum älüeiten ®rab fotlen ju feinem !trd)Ii(^eti Senefijium unb
gu feinem öffentlid^en Stmte jugetaffen n:)erben. SSer burc^ ben
(Sinflu^ ober burc^ bie Sitten foId^er peftilenjialifdien ^erfonen
(pestilentes personae) ju einer Sßürbe gelangt ift, fott fie öerlieren"
(c. 2 Quicunque, in 6'").
„®ie rüdfälligen ^eher, obtüof)! fie i^ren StüdfaH bereuen, finb
1 SSon jetier finb bie ghic^formen ber „©tattljaltet S^rifti" jef)r nad^brucfg*
tiott gewefen. 2t)pifd) für fte ift eine ^c^on im 10. ^a^r'^unbert torfommenbe
Sßerfluc^ung. ^n einem ©(^reiben be§ ^apfteä ^(gapitug IL üom ^aljre
954 an ben Srsbtf^of ©erarb üon ©aljburg :^ei^t e^: „S)ie un§ SBiber=
ftatib leiften, bur^bo^ren ttjir mit bem SSannflud) „Tlatanatl^a", mx t)er=
bammen fie mit bem apoftolij^en Urtf)ei(§fprui^e, bitrd) ben 9(namai unb
<Bap^ta getöbtet würben, unb mir beftimmen fie mit ben 2äfterern Kiber ben
t). ®eift für bie ewigen ööHenqualen" (Bullarium Korn. I, 406. Ed.
Taiirin.).
656 ?(n^ang 1.
o^ne jebeS weitere Sßer^ör bem njeltüd^en ©erteilt ju übergeben.
2Benn fie bemütl)tg barum bitten, fönnen if)nen bie Saframente ber
S3u^e unb bei 3IItare§ gereicEit n^erben" c. 4 Super eo, in 6''^').
„Seim 3nquifition§üerfat)ren getüäf)ren tuir, ba§ Sjfommunisirte
unb ©enoffen bei SSerbrec^enl aU S^viQtn gegen S'e|er unb i{)rc
$8egün[tiger jugelaffen irerben" (c. 5 lu fidei favorem, in 6*"\
„Surften unb Dbrigfeiten, bie ejfommunisirt finb, ober unre(^t==
mii^ig im S3efi|e ber ®etüoIt fic^ befinben (Ufurpatoren), foßen
bennod) auf C^rfud^en tion ^n^uifitoren i^r 5(mt gegen bie ^e^er
aulüben; nid)t aber in anberen Sachen" (c. 6 Praesidentes, in 6^').
„Cbiüol)! für getüD^nlid^ SJiein eibige !ein ^cugni^ ablegen
fönnen, fo füllen fie im ^itguifitionsoerfa^ren, tttenn fie §u ©unften
bei ©laubenl aulfagen, all BeuQC^ gelten" (c. 8 Accusatns, in 6*°;.
13. Xejember 1255: 2tuf @rfud)en ßönig Subluig IX, er=
nennt ber ^$a|)ft bie 2)ominifaner unb Sranjilfaner ju ^nquifitoren
ür granfreic^ unb ermaf^nt fie, bei S3erfoIgung ber Se^er ben
trelttid^en 2{rm gu §ü(fe ju rufen (Fredericq, Corpus I, 125).
Sejember 1258: S)ie befannten ©efe^e griebrid^ II. werben
pr ^Beobachtung eingefc^ärft; ber ^apft nimmt i|ren SBortlaut in
feinen (Srla^ auf (oben S. 177).
30. 2{pril 1260: 2{uf eine 3lnfrage ber Siominifanerinquifitoren
erwibert ber ^apft: „Obwof)I bie rürffäüigen ^c^er o^ne jebe^
Weitere @e^ör bem weltlichen ®erid)t ju überlaffen finb, foflen
if)nen bocfi, wenn fie 3fieue geigen, bie «Saframente ber S3u|e unb
bei 5lltarl gefpenbet werben" (Fredericq, Corpus I, 132).
günfjetin Weitere Srlaffe wieber^olen bie fc§on befannten früheren
päpftlic^en SSerorbnungen.
Urban IV. (1261—1264).
1261: „SSir wotten, ha'^ bie gegen bie fe|crifd§e SSol^eit ge--
richteten ^äpftlic^en SSerorbnungen unb bie ®efe|e ^aifer fjrieb»
ric§ II. unüerle|lic^ beobadjtet werben."
„^ebel Statut einer Stabt, woburdj bie ^^ätigfeit ber Sngui»
fition mittelbar ober unmittelbar get)inbert wirb, i)at feine Geltung.
Xie SSorfte'^er ober ^onfuln ber (Stäbte foßen ben ^nquifitoren ober
bem SSifc^of bie Statute jur Prüfung übergeben, bamit, wenn etwal
Sufammenfteüung pä^jftHd^er Äunbgebungen. 657
ber Snquifition ^inberlid^eS gefunben toirb, el entfernt njerbe"
(c. 9 Statutum, in 6*'').
^lenteng IV. il265— 1268).
9?oüem6er 1265: SCie bctannten ©efe^e gricbrid^ II.
werben jur ^Beobachtung eingefd^ärft, ber ^apft nimmt
i^ren SBorttaut in feinen Srla^ auf (oben @. 173).
„S)a§ Slmt eine§ ^nquifitorS erlifc^t nid^t burd^ ben Xot bc§
^a^fte§, ber t§ öerlie^en ^at" (c. 10 Ne aliqui, in 6*").
„2ßir njoflen unb befef)Ien, ta'iß alle Dbrigfeiten, aufgeforbert
öon ben ^nquifitoren, fc^ttjören, alle SSerorbnungen ju befolgen,
bic jemals öon ben ^ä^ften gegen Se|er, il^re S3egünftiger, i^re
(Söfine unb ßnfel erlaffen Sorben finb. SSer biefen «Schwur nic^t
leiften tüiü, wirb infam, feine 2tmt§f)anbtungen ^aben feine ©ültig-
feit me^r" (c. 11 Ut officium, in 6**^).
SD^artin IV. (1281—1285).
21. Dftober 1281: ®er ^apft ^ebt in SBesug auf ^e^er ha^
5lft|Ired^t auf; bie Snquifitoren !önnen bie ^e^er aucf) in ben ^irdien
ergreifen (Fredevicq, Corpus I, 145).
|)onoriu§ IV. (1285—1287).
ajJai 1285: (5in (grla^ an bie ©tabt^armo, öor hm p&p^U
lid^en iRid^terftu:^! ju erfd^einen, weil taS' i8oIf in ^arma fid^ gegen
bie Sttquifitoren gewanbt f)attc, aU biefc eine %vau wegen ^e|erei
bem weltlid^en ©ericCjt übergeben {|atten unb fie in i^olge beffen
0 erb rannt werben war.
93onifo5 VIII. (1294—1303).
„55ie Enterbung ber Sflaiiifommenfc^aft Oon ^e^ern umfofet
üäterli(f)erfeit§ ben erften unb ^weiten ®rab, mütterlid^erfeitS ben
erften ®rab" (c. 15 Statutum, in 6*°).
„S)amit bie Snquifition jur @f)re ©otteS nnh jur Stärfung be§
®Iauben§ blüf)e, t)at ber ^aifer ?5riebric^ einft einige ©efe^e er=
laffen jur 2tu§rottung ber ®e^er (oergld^. 8. 173), bie Wir gebilligt
^aben. SBir ermahnen bie weltlidEien Gewalthaber, bafe fie ben
3(norbnungen ber ^nquifitoren golge leiften bei Stuffpürung unb
B. §oene6roecf), ^appt^um. I. 42
658 Stn'^ang 1.
Ergreifung ber Sieger; fie füllen btefe ^eftilenstalifc^en ^ßerfonen
(personae pestiferae) in bie ©efängniffe ber S3ifc£)öfe unb ^snqui--
fitoren Bringen, wo fie in fd^arfem 6Jctt»al)rfam geilten Werben
fotten. 3tucf) füllen bie tüeltlicfien ©eföattfiaBer atle üün ber ^nc^nv-
fttion öerurtl^eilten ^'e|er o^ne SH^^^ i"^t ^e*^ ge6üt)renben (Strafe
Beftrafen, üiine giüdfic^t auf ^Berufung ober ©inreben biefer «Sö^ne
ber SBoS^eit. 2Ber immer öon ben föettlic^en ®ert)aIt^Bern gegen
biefe SSerorbnungen fic| üerfe^It, toer ben ^nquifitoren fid^ tt)iber=
fe^t, fie tjinbert, ber wiffe, ha'i^ er üom ^olc^e ber @j;fommuni'-
!ation (mucro excommunicationis) burcEiBo^rt ift, unb ha^ er, h)enn
er ein ^a'^r tang in ber ©gtommunifation öerBIeiBt, aU ^c|er
üerurtt)eilt tnirb" (c. 18 Ut inquisitionis, in 6*°).
„SDie ®üter ber ^e|er finb oline weiteres (eo ipso) gu Befd^tag-
na^men. 2)ie ^öefc^fagna'^me foll aBer nirf)t früher ftattfinben, aU
Bi§ \>a§ ürc^Iid^e Urttieit üBcr ben ^e|er au§gefprocficn ift" (c. 19
Cum secundum, in 6*").
„SS:)a§ ^nquifitiünSöerfal^ren gefrf)ie^t fummarifc^, o'^ne Särm ber
moofaten" (c. 20 Statuta, in 6*«).
Sol^onn XXII. (1316—1334).
Wai 1328: S)ie SSuüe Super specula, morin bie 2ef)re üon
ber (Sinfc^Iie^ung be§ 2:eufel§ in 9fiinge, gläfc^d^en u. f. m. öor*
getragen toirb (oBen <S. 217 ff.).
4.9J0Ü. 1330: 93uIteüBeräauBerifc^e2öa^§Bitber(üBen@.219ff.).
SSenebüt XII. (1334—1342).
13. (SeptemBer 1341: ®er ^apft forbcrt ben greiJierrn UI--
rid^ bon S^Jeu^oug jur StuSrottung ber ^e^er auf; ta e§ ben
Snquifitoren an ©efängniffen für bie ^e|er fe|Ie, fo t)aBe er ben
SBifc^üf üon ^rag Beauftragt, feine ©efängniffe ben ^nquifttoren
5ur SSerfügung §u ftellen (Roma, Archiv. Vatic, Registr. n. 136,
Benedicti XII. secreta ann. 7, Fol. 115=^-116% n. 290).
2(m gleid^en SToge: ®er ^o^ft forbert ben 9}?ar!grafen ^ort
öon 9JJö]^ren auf, bie ^e^er ganj unb gar ju üertilgen; er üer»
fpric^t i^m bafür l^immlifc^en So^n unb ben Segen bc§ ^I. ©tul^IcS
(o. a. D.).
3u?ammcnfteIIung ^läpftUc^et Sunbgcbungen. 659
Snnosenl VI. (1352—1362).
15. Suli 1353: ^er ^apft befiehlt allen gciftlic^en unb tüelt--
tid)en Dbrigfeitcn, i^re Werfer ben ^nqutfitoren jur Sßerfügung ju
ftetten, bi§ bie Sitquifition eigene Werfer ^abe (Fredericq, Corpus I,
204).
©regor XL (1370—1378).
3um ^a^xt 1373 berid^tet 9?at)natbu§, "oa^ ber ^ap[t gegen
bie ^e^er in ?^ran!reic^ bie @id)el ber apoflolifc^en (Strenge fifilTjang;
mit frommem Sifer regte er an, bafe fie i^re Gräfte §ur 3lu§rottung
biefe§ Unt)ei(§ gebroucfiten (Annal. eccl.).
gpfJartin V. (1417—1431).
22. gebruar 1418: SöuIIe gegen bie ^uffiten; fie werben bem
tüettlid^en Slrm übergeben (Fredericq, Corpus I, 282).
gugen IV. (1431—1447).
Sn einem 9tunbfd§reiben an bie Snquifitoren forbert er p
ftrengfter SSerfoIgung unb Seftrafung ber Räuberei auf. (5r nennt
oI§ „Zauberei": ^eufeBanbetung, SSerträge mit bem 2;eufel; bie
SJJad^t, unter SInrufung be§ 2;eufelg burd^ SSorte, Berührungen,
3ei(^en ober Silber Frontseiten Seroorjurufen ober ju l^citen, Un»
tnetter ju erregen unb ju watirfagen (Raynald. ad ann. 1437, n.
27; ad a. 1445, n. 26; üglc^. oben @. 219).
(Sijtu§ IV. (1471—1484).!
1. 9^oöember 1478: Sretje an gerbinanb unb Sfa^etlfi
üon (Spanien, Ujorin i^nen „bie ©riaubniß" (Facultatem con-
1 2icf)t auf bie foäiat=fuItureIIe SBirffamfeit ber „@tattf)atter ©^rtfti"
ttjirft auä) eine ?!Kttt{)etIung über ben päpstlichen ©^ag, mt ©ijtui IV.
iijxi öorfanb: @inen ganzen Sog brauchten bie Karbinäle unb ber ^apft jur
SBeftc^tigung ber Softbatfeiten ; e§ »aren üor^anben: 54 filbeme ©c^alen,
angefüllt mit perlen im SBert^e öon 300000 Sufaten; ®oIb unb (Jbelfteinc
für 5«ei Staren gleid)fani im SBert^e öon 300000 Tufoten; ein Siamant
im SIBert^e bon 7000 2)uf aten ; (Jbelftetne unb ©d^mudfac^en im SBertl^e tion
einer ^Jiiüton S)u!aten; giften mit 100 000, 60 000, 80000 unb 30 000 ®u=
faten gefüllt '93eric^t be§ ^ e t e r be aKobegnano apost. protonot. an ben
^erjog ©aleojäo Sliaria oon 9Jiaitanb, bat. 9iom 14. Stug. 1471, bei
^oftor, ©jc^t. ber «JSäpfte II, 437;.
42*
660 2In^ang 1.
cedimus) gur ©rrid^tung ber fpanifc^en ^nquifition ert^eilt
tüirb (Slorente, a. a. D. I, 167 ff.; IV, 410).
29. Januar 1482: (Sin S3reOe Beftätigt bie beibeit jDominü
fanerinquifitoren SHiguel SJioriüo unb ^uan be 8an SJJartin,
tro| ber öon i^nen begangenen ^a^Ireid^en Suftijmorbe,
in ijrem SImte fßlorente IV, 394—397).
23. gebruar 1483: ®er ^Q^ft erÜärt fic^ mit ber fpanifc^en
Snquifition einöerftanben (Slorente IV, 402—406).
2Jiai 1483: 2)er (Sräbifc^of öon (geüitto n^irb üom $apft a(§
päpftlic^er 5IppeIIation§rirf)ter für ben S3ereic^ ber f^anifd^en S"'-
quifition eingefe|t (Slorente I, 192; IV, 411—412).
2. Sluguft 1483: ®er ^apft oerorbnet, ba^ bie in 'Siom er--
lebigten Stppetlationen aud^ für ben 33erei(^ ber fpanijd^en ^nqui-
fition rei^tlfräftig fein fotten (Storente IV, 408 ff.).
^crbft 1483: S)er ^a^ft fe|t „traft apoftolifc^er ^oUma^t"
ben erften fpanif(^en ©roBinquifitor, %l}oma§ be Xorquemaba
ein (Barthelemy, Erreurs historiques, Paris 1875, IV, 170).
17. Dttober 1483: 2)er ^apft be^nt bie ©erec^tfame be§
®ro^inquifitor§ auf ba§ Sönigreic^ Stragonien au§ (ßlorente IV,
357).
Snnojenö VIII. (1484—1492).
5. ©ejember 1484: S)ie berüd^tigte ^ejenbuöe: Summis desi-
derantes (oben @. 384 ff.).
30. September 1486: Straferloß gegen bie 8tabtobrigfeit oon
93re§cia, weil fte, oor SSoüftrecfung einc§ 93Iuturt!)eiI§ ber ^nqui-
fitoren, (Sinficfit in bie ^roje^aften öerlangt ^atte 'oben S. 192).
Sllejanber VI. (1492—1503).
„Xa tt)ir erfahren Ijaben, ha'^ in ber Sombarbei ^erfonen
beiberlei ®efc^Ie(f)t§ firf) ber Qaubtxt'i unb 2:eufelei ergeben unb
burcf) if)re 3au^er!ünfte öiele SBerbrec^en begeben: 9J?enf(^en, 2f|ieren
unb getbern Sd^aben jufügen, fo f)aben tvix traft unfereä un§ öon
Dben üerlie|enen 2(mte§ befc^Ioffen, biefen SSerbret^en ©inl^alt ju
t^un. Xeät)alb befef)Ien rviv bir [ber Srla^ ift an ben Xomini--
fanerinquifitor Sfngelo öon Sßerona gerid^tetl gegen biefe Seute
Bujammen^tellung päpftUc^er ^unbgebungen. 661
üorjuge^en unb fie burd; bie ^ufüj tieftrafen ju laffen" (Lib.
septim, de malefici.s et iueant. V, 12).
2eo X. (1513 — 1521).
„SSir fiaBen gel^ört, \)a'i^ in «Spanien, föo bn üom a|)ofto =
rifc^en Stu^t ala ©roBinqnifitor beftellt bift (ber düa^
ift an ^arbinal ^abrian, ©roBinquifitor öon ©l^anien, gerichtet),
SSiele im ^nquifitionäüerfal^ren falfc^eS 3e"9niB ablegen, ober Slnbere
§um folfd^en B^ugni^ üerleiten. (SJegen biefe 9Kenfd^en foüft bu
oorgel)en unb fie bem meltlid^en 5(rm überliefern o^ne SBeforgni^,
baburd^ inregutär ju loerben. ©egeben ju 9t om am 13. ^ejem»
ber 1518."
5(u§ ber ©uffe be§fetben ^apftc§ Exurge Domine Dom '^a^n
1520 gegen Sut[)er geprt t)ier£)er bie SSerurt^eilung be§ Sut^er^^
fdien @a^e§: „S)ie ^e^er ju öerbrennen, ift gegen ben 1^1. @eift".
SDer «Statthalter S^rifti erftärt alfo ex cathedra, b. ^. unfehlbar,
^e^er ^u oerbrennen fei nid^t gegen ben 'i)i. ©eift.
„^n ber SS^iögefe S8re§cio ift ein fo öermorfeneS ®ef(^Ied^t
üon aj?enfc^en, bie fid^ nid)t fd^euen, @ott gu oerleugnen unb fid^
bem 'Jeufet mit 2eib unb Seete ju übergeben unb, um i^m fid^
angenef)m ju machen, tleine ^inber ju tobten unb ^iit^^i'ei ju
treiben. 2Bir ertl^eilen eud^ (^nquifitoren) bie SSoHmad^t, biefe
9[RenfdE)en ju beftrafen unb bie unüerbefferlidien bem njettlid^en
2trm auszuliefern. ®a nun fd^on ©inige üon i^nen in ber 5Jiä^e
öon S3re§cia öerurtfieitt unb bem n)eltlid)en 5Irm übergeben ujorben
finb, fo fd^eint el, i>a% ber Senat oon SScnebig befohlen ^at, ba^
biefe Urtt)eile nid^t üoUftrcdt tuerben unb bie ^roje^alten i^m
ausgeliefert n^erben fotten. SBir befefjlen eud^ be§t)alb, ha^ i^x
ben Senat öon SSenebig ermal^nt, fid^ nid^t in fold^e Sad^en ju
mifd^en, fonbern bie öon eud) angeorbneten ^inrid^tungen o!§ne
©infid^t in bie ^roje^aften ju öollftreden. SBenn fie fid) weigern,
follt i^r fie burd^ fird)Iid§e ^ud^tmittel baju jiüingen. ©egeben gu
fJiom am 15. gebruar 1521."
§abrian VI. (1522—1523).
„^n ©remona finben fid^ Seute beiberlei @efd^Ied§t§, bie, öom
fat^olifd^en ©lauben obirrenb, ben Teufel aU i'^ren ^errn unb
662 ?[nt)ang 1.
Patron annehmen, if)m @ef)Drfam unb (äf)rfurc^t erweifen unb
burc^ feine Räubereien X^iere unb gelbfrüc^te frf)äbigen unb anbete
fd^rerfüc^e SSerBrec^en auf fein 5tnftiften tyn begeben. ®egen biefe
fotten bie Snquifitoren in ber gen)o!^nten Sßeife oorge^en. ©egeben
au 9fiom am 29. ^uli 1523."
Clemens VII. (1523-1534).
^er ^a^ft ermahnt ben SSifd^of unb Snquifitor üon i8re§cio,
gegen bie ^e|er, befonberS gegen bie Sutijeraner öorjuge^en: „SSenn
fie fid^ nid^t belehren, finb fie al§ faule ©lieber üont Seibe ber
ßird^e abjufd^neiben unb beut (Satan p übergeben; für ertige
Reiten foHen fie red^tIo§ unb erbunfä£)ig fein, i^re @üter fönnen
oon iebent befc^Iogna^init toerbcn, fie felbft fotten gefongen unb in
beftänbige 8!Iat)erei gebracht ftierben (perpetua servitus). ®c=
geben ju SSiterbo am 13. Suli 1528."
^aul III. (1534— 1549).
S)ie ©eneralinquifitoren, bie ^arbinäle ^o^anneg ^ctru§, So'-
l^onneS unb %^oma§, erlaffen am 12. ^uli 1543 im 2tuftrage be§
?)Sa^3fte§ ein S)efret, föorin e§ tiei^t: „2öir ermahnen im §errn
ben ^aifer, bie Röntge, bie ?5ürften unb §erren, an^ i^ren Säubern
aÜe ße|er unb jeben einzelnen tüie röubige ©c^afe, bie bie §eerbe
be§ §errn anfteden, ju »erjagen, folange fie nic^t üon unferm
l^eiligften §errn bem ^opfte anbere Sßefet)Ie empfangen; fie f ollen
nic^t bulben, ba| bie ^e|er in i^ren Säubern h)o|uen, SSerträge
fd^Iie^en, ^anbel treiben ober menfd^ü^en Siroft öon ben ©Triften
empfangen."
SuUu§ m. (1550—1555).
®er ^apft befiehlt in ber 33une Licet a diversis üom Tläx^
1550 allen njeltlid^en ®etDaItf)abern , bie ^nquifitoren in i^rem
5tmte nic^t ju t)inbern. 2Ber batüiber ^anbelt, ift CEfornmuniäirt.
^aul IV. (1555—1559).
3m Februar 1555 erlief ber ^apft feine üon 31 ^arbinälen
mitunterjeid^nete ©uUe Cum ex Apostolatus officio: „2)a un§ an§
Sujommeitj'tenung päpftlic^er Sunbgebungen. 663
ber SScrpflic^tung bc§ apoftolifc^en SImtel, ha§ un§ oon ©ott an--
öertraut njorben ift, bie Sorge für bie §eerbe bes |)erm obliegt,
unb wir geilten finb, al§> ein trac^lamer §irte bie Sintieit ber
fat^olifc^en Sirene ju j(^ü|en, fo erneuern mx, ber mv bie Stelle
®otte» unb S^rifti auf Srben oertreten unb ber mx bie Sütte ber
&mait über SSöIfer unb ßönigrei(^e befi^en, nacf) reiflid^er Ueber--
legung mit unfern e^rmürbigen Srübern, ben ßarbinälen ber
römifd^en Äird^e, atte ßjfommunifationen unb ürc^Iic^en Strafe
mittel, bie jemale öon ben ^äpften gegen bie ße|er erlaffen morben
finb. S)urc^ biefe unfere au» ber %üüt ber apoftolifd^en DJZac^t
erlaffene Slonftitution fe^en ttir feft, oerorbnen njir, beflimmen unb
befiniren lüir (sancimus, statuimus, decernimus, definimus), ba^
aüe trafen, Sarone, ^erjoge, Könige unb Äaifer, bie Se^er ober
gd^i»matifer geworben finb ober in ^u^ii^ft werben, oon biefen
Sird^enftrafen betroffen werben unb überbieS unfähig werben 5U
jeglicher öerrfc^aft unb niemals wieber ,^ur §errfd^aft gelangen
fönnen. Sie follen öielme^r burd^ bie weltlid^en ©eric^te nac^
@utbün!en mit ber gebü^renben Strafe beflraft werben, außer fie
t^un würbige SSuße. S)ann foIIen fie burd§ bie @üte unb ^laä)--
\xd)t biefe§ (jeiligen Stu^Ieä in einem Slofter eingefpent retradere)
werben unb bort geitlebenS beim 33robe ber Sc^merjen unb beim
2öaffer ber ^rübfal ©uße tljun; jebeS menfi^Iic^en Srofte» hnma-
nitatis solatium füllen fie beraubt fein. ^i)xtx Sänber fotten fie
öcriuftig ge^en, üon jebem, ber unter unferm unb unferer ^la^--
folger @et)orfam leben will, !önnen fie in S3efig genommen werben.
^ie§ unfer Schreiben foll an ber S3afilifa öon St. ^?etcr, an ber
apoftclifc^en ^an^elei unb in acie Campi Florae angefcblagen
werben, deinem 9)?enfd^en foü e§ erlaubt fein, biefe unfere fc^rift=
Iid)e SSiClenöäuBerung 5U übertreten. Sollte ^emanb bie» oerfuc^en,
fo wiffc er, ba^ er ben Qdxn be§ allmächtigen @otte» unb ber
t)eiligen SIpoftel ^etru§ unb ^aulu» auf fic^ gie^t. ©egeben 5U
9lom bei St. ^$eter am 17. ^^ebruar 1555."
„Um 30. Slprii 1556 befahl unfer ^eiligfter ;perr ^aul IV.
in ©egenwart ber ßarbinal^^nquifitoren, "i^a^ alte ^ortugiefen, bie
in Stadien al§ Suben leben, aB 51poftaten gu beftrafen finb, auc§
wenn fie auf ber ?5olter erflärt l)aben, ba^ fie niemals S^riften
gewefen unb niemal» getauft worben feien; benn für ben 1)1. Stul)l
664 Sinljattg 1.
fte^t e§ feft, ba^ fd^on feit 60 ^a'^ren fein ungetaufter Subc in
Portugal nte'^r gebulbet irirb" ;Decretum s. Officii ultima Aprilis
1566 bei Menghini, Sacro Arsenale, Roma 1693, <B. 389).
^iug IV. (1560—1565).
SDer ^ap[t fc^ärft bem S^quifitor üon Slüignon ein, bie yiamtn
ber Sinfläger unb 3^"9ß" i"^ Snquijition§proäe| geheim ^u polten,
1. 9ioüember 1561.
^iu§ V. (1566—1572).
S)er '^ap\t beftätigt unb erneuert im ©ejember 1566 bie
iButte $aut IV. Cum ex Apostolatus officio gegen bie fe^erifd^en
^aifer, ^ijnige unb f^ürften.
„SBer immer öon ben tyeltlid^en SOZad^t^abern bie ^nquifition
unb i^re SSeamten fcf)äbigt ober l^inbert, ift im Saune unb öerliert
feine SBürbe, fein 5lmt unb feine ^errfd^aft, feine ^inber toerben
erbunfä^ig." S)iefer (grla^ öom 1. 5I^riI 1569 ift üon 36 ^or--
binälen mitunteräeic^net ; er tüurbe angef dalagen on bie STpren
ber 93ofiüfa üon @t. ^eter, ber a|3oftoIifd^en ^anjelei unb in acie
Campi Florae.
„(Sutf^ired^enb ben®e!reten ^aul IV. |at unfer ^eiligfter |)err
^iu§ V. üerorbnet, ha^ hk überfütjrten ^e|er, um üon it)nen bie
gan§e SSa^rl^eit ju erlangen, nad^ @utbün!en ber 9lid^ter gefoltert
werben foHen" (Decretum s. Officii 28. Julii 1569, bei Menghini,
Sacro Arsenale, Roma 1693, @. 303).
^lemeng Vm. (1592—1605).
9(m 4. Tlai 1604 gab er bem tropfte Unf. 2. grau unb bem
2:ed^ont üon ©t. ^eter in SOMnd^en folüie ben kröpften gu
Sanb§]^ut unb Straubing auf brei ^afjre bie SSoHmad^t, Unter-
fui^ungen unb ^rojeffe gegen tauberer unb §ej:en ju führen unb
Urt|eile über fie ju fällen, auclj wenn biefe Singe ha^ Slmt ber
1)1. ^nquifition berül^ren: »facultatem inquirendi et procedendi
contra maleficos et striges et eorum causas cognoscendi« (Da^
Original bc§ |3ä^3ftlid&en Sreüe ift in 9Jiünd^en: ®e^. §au§orc^iü
VI, m, n. 1569).
Sujammenfteüung päpftftc^er Sunbgebuttgen. 665
©regor XV. (1621—1623).
2tm 20. Wäx^ 1623 erlief er ba§ 93reüc: Omnipotentis Dei,
tüonad) S^^ubmx nur bann bem lüettüd^en ©eric^t pr Xobe^ftrafe
gu übergeben finb, ttjenn fie mit ^ülfe be§ 2eufel§ :burd^ SSer^
träge!) ben Xob öon 9)?enfdE)en tjerurfod^t traben; f)aben fie aber
nur 2;i)ieren unb j^etbfrürfiten ©d^aben jugefügt ober ben e^elid^en
2lft öerljinbert, fo finb fie mit lebenSlänglid^er ©inferferung gu
bcftrafen. SlBo noc^ feine SnquifitionSgefängniffe üorfianben finb,
füllen foldje gebaut werben (BuUar. Rom. 17, 796, Muriner StuS--
gäbe 1867).
Snnoäen§ XI. (1676—1689).
?tm 22. Sluguft 1681 erläßt er ein 33reüe (»Romanus Pontifex«),
moburcf) bie ^nquifition in Portugal geregelt mirb (bei Menghini,
Sacro Arsenale, Roma 1693, (S. 413 ff.).
^ n ^ a n g 2,
Ultramontanc Bxxtit
(SIbbrud au§ ben ^reufeifc^en Qo^rbücfiern 1901, Sanuarf)ett.)
SSor ^urjem erjifiien ber erfte S3anb meinet SSerfe§: „^a§
^apftt^um in feiner joäial'-fnlturellen 2Bir!fam!eit" (Seipsig,
SreiÜopf nnb gärtet). Sd^on I6ei 2tn!ünbigung be§ SB3er!e§ tüurbe
öon ber „Germania", "ötm „^entratorgan ber 3entrum§partei",
njie fie fid^ gern nennt, eine „SSorfriti!" an i^m geübt: „SBir ttjarten
ha^ ßrjc^einen be» nenen CpuS öon ^auldien (mein SSorname ift
mml\6) ^aui) ru^ig ab, um ju feigen, föaS feine SBeiä^eit ju 2:age
geförbert t)at. SS)a§ aber borf f)eute fcEion gefagt werben, ba^ fcE)on
größere ©eifter, al§ ber ßnirpS §oen§broec^, fid^ oergeben§ bemüht
l^aben, ben nic^t^göttli^en Urfprung be§ ^apfttf)uni§ ^u erweifen.
(2o lange ®raf §oen§broec^ bie (Stellen: „2)u bift ^etru§ unb
auf biefen gelfen Witt ic^ meine ^ircfie bouen" unb: „SBeibe meine
(Sd^afe, Weibe meine Sommer", nic^t umftofeen !ann, glauben wir
Sat^olüen an bie göttliche (5infe|ung be§ ^apftt:^um§, mag er ou§
ber ^ulturgefd^id^te fo üiel öorbringen aU er Witt" (©ermania,
26. STuguft 1900, 3. Statt).
S)te Slebewenbungen über meine ^erfon barf id^ auf fid^ be--
ru^en laffen; lel^rreid^ aber ift fd^on |ier ber ©tanb^unft, weldien
bie ultramontane ^itif üerfünbet. S)ie ©efd^id^te ejiftirt für
bie S8ertf)eibiger be§ UItramontani§mu§ nid^t. S" ber
(Schrift ftef)en §wei ©tetten, bie 'oa?» ^apftt^um auf fid^ anwenbet;
ba§ genügt, ^nn mag bie ©efc^i^te mit itiren unwiberleglid^en
X^atfad^en fommen. ^iefe 1f)atfacE)en mögen fd^Iagenb beweifen,
ba^ bie ©tetten auf ein „göttIidE)e§" 'ißapftttium gar nic^t belogen
werben !önnen, e§ t^ut nid^tS: bie ®efdf)ic^te „mog fo üiel öor^
bringen, wie fie Witt"!
Uttramontane Ärttif. 667
9J?ein 93ud^ erfc^ten. 9?a(f) ber Stnfünbigung ber „©ermania"
^atte id^ erwartet, al§ „^nirp§" tiom ultromontanen 5Riefen fofort
tritifd^ tobtgef dalagen ju tcerben. Statt beffen öerlegte fic^ ber
Diiefe auf's ^lobtfcfimeigcn! @r mu§ n)o|I feine ©rünbe gehabt
fiaben. SSod^en »ergingen; ba§ $8urf) ttjurbe fe^r öiel gefauft unb
gelefen, eine gleite 3tuf(age mu^te ausgegeben lüerben. Xa broc|
man ha^ altum silentium, ob propter hoc ober post hoc, lafje ic^
ununterfurfit, unb hk ultramontane „^riti!" fe^te ein in Öieftalt
be§ — ^PoIijeiftodfeS! ®er UttramontaniSmu» im gefegneten
öfterreid^ ertnirfte üom Sanbeggericfit in Söien baS SSerbot
meines S3ud^eS für bie öfterreidf)ifd^=ungarifd^e SKonard^ie. (3mi^
eine einbrucfsoolle unb üor StIIem hjirffame „^ritif" ! ©in gut ge^
fd^tüungener ^nüppet frf)tägt bie §iftorie noc^ beffer tobt als ein
JBibelfprudE). ©o n)eit finb ft)ir nun allerbingS im S)eutfd^en 9?eid|
nod^ nid^t (ift erft ber „2;oIeran5"''2(ntrag beS Zentrums angenommen,
toerben loir \a lüo^I aud^ ba{)in fommen), unb fo mu^te ber lUtra=
montaniSmuS in XeutfdEiIanb fe^r contre coeur fidE) jur „toiffen*
fd^aftlid^en" ^iti! auffdEitoingen.
2(m 30. S'Joüember erf(^ien in ber „Germania" folgenbe
„Srflärung" beS §errn Dr. ^oUwed, ^rofeffor am bifc^öftii^eu
«Seminar in (Sid^ftött:
„Sn feinem 58uc^ ,2^05 ^opfttf)um in i'einer jo^ial^fulturellen SSirffamfeit'
Bringt (@. 195) .fioensbroed) aucf) ein 3itat aul meinem SBerfe „Sie ftrc^«
ürfien Strafgejefee" (5DJain5 1899). ^c^ erfläre fiiermit öffentücf): 1. S)oä
3ttat ift abfid^tfic^ Oetftümmelt. 2. 2In ben ©ägen meine! 93u^e§ l^alte idf)
al» ben ^Rejuftaten einer me^rjäf)rigen ausf^Uefetic^en ^cfc^äftigung mit ben
Cuellen unb ber Siteratur be§ firi^Iic^en (gtrafrec^t! feft. Sal bagegcn oon
^oen^broed^ beigebrachte unb in feiner SIrt be^anbelte 53JateriaI, ba§ mir
übrigen! längft tt)oi)( beEannt ift, beroeij't bagegen ntc^t!. 3. '3^ie ^nfinuation,
ai§ tjalte id) bie ßnngenburc^ftec^ung für eine entfprec^enbe Strafe für J^e^er,
roeife ic^ entjc^teben gurücf. .^c^ will annehmen, baß e! fid) t)ier nur um un=
öeräeif)U(i)e miffenfc^aftlic^e 2eid)tfertigfett l^onble, benn anbernfatl! müfete ii)
t§ al§ fred^e SSerleumbung besei^nen. ^ungenburc^ftec^ung ift befanntlid)
für ben Äird)enftaat öcn ^^iu! V. alä weltü^e Strafe bei befonber! fraffer
S3Ia§pt)emie im SSieber^^oIunggfalle oerijängt niorben, fanb olfo lebiglic^ für
Sat^olifen Slnwenbung. ^oenlbroecf) tonnte ba! @. 193 f. meine! 93uc^e!
finben. SBer je Italiener I)at bla!p^emiren tjören, wirb tk Strafe
nic^t ejorbitant finben in einer 3ett, wo anberraärt! für ®iebftat)l Jobe!^
ftrafe üert)ängt roorben ift. Q^benfatl! fann au! jener Strafe, bie mit einer
9?obeI üonjogen rourbe, nic^t ein ©egenbereei! genommen »erben gegen \>a§
Stjiom: Ecclesia non sitit sanguinem, benn biefe! ttjurbe öon ber Jobe!*
668 5Xnf)Qng 2.
[träfe unb aSerftümntelung öerftaiiben. S)o§ tiebe ii^ in ber §uiammmen=
faffenben Ü(ulfüf)rung in ber Einleitung meinet 93u(^e§ I)ert)or. Gin 9J?iß=
üerftänbnife ift gar md)t möglic^. ©egen ben S8ortt)urf ber „Unn^iffentieit
unb Unwafjrfjaftigfeit" brauche i^ mtt^ tt)oI)( nic^t ju öert^eibigen gegenüber
einem ^amp^fetiften, ber gerobe in biejem jeinem 58uc^e tüieber beraeijt, \>a^
er jeglid^en it)if)enfcI)aftUc^en 2lnftanbe§ bar ift."
^erfönlic^e SIntüürfe tüieberum bei (Seite laffenb, beantworte
\d) bie brei fünfte ber Grflärutig ber 9iei§e nac^:
Ad 1. ^ie 83e^uptung, meit: Sitat au» bem |>DtIrt)erf'fd)eu
SBucE) fei „abficfitlid^ üerftümmelt", ift unlt)a()r. 3(u§ brei (Seiten
(XXVII, XXVIII, XXIX; be§ ^oUmid']ä)tn ^uc^e§ §itire ic^
(Steüen, um bie StnficEit be§ $ßerfaffer§ öorjulegen; ha^ iä) nic^t
bie gangen brei (Seiten — nebenbei bemertt Ouartfeitcn! — ju
gitiren, b. ^. obgufd^reiben braudEie, ift ho6) ttiolil felbftüerftänbüd).
3«^ ^abe in extenso unb oI)ne jebe SSerftümmelung \)a^ gitirt,
n)a§ bie Stnfid^t ^oüttJed'S über bie genannten fünfte entl)ält.
(Seine übrigen @j:pe!torationen abjubruden, log für mid^ gar fein
@runb üor.
Sd^ laffe mein ^itat au§ bem ^otttt)ecf'ftf)en SSud^e folgen,
bamit ber Sefer felbft urt^eikn fann:
„Sft au^ fporobifcf) bie 9(nficf)t öertreten Sorben, ba^ bie ^rc^e fogar
bie Sobelftrafe öertjängen ober bereu SSoIIftrecfuug öom (Staate »erlangen
fönne, fo ift boc^ in Softriu unb ^rajiä fteti baran feftgeljalten werben, ba^
bie Stircfie 3Serftümme[ungg= ober Sobe^ftrafe jebenfallä nic^t felbft ber^öngen
unb auc^ nid^t öom (Btaatt öerIongen!önne:Eccle8ianon sitit
sanguinem. S)iefe§ Sljiom liegt im ©eifte ^efu Sfjrifti, ber ein ®etft
ber SOiitbe ift unb öor bem 2(euBerften gurücff^recft. ßg ift geforbert burc^
bie (Senbung be§ ."perrn, icelc^e auc^ jene ber Sirdie ift. S'iic^t jur 9tu§=
tifgung ber 58öfen, fonbern gu if)rer Sefe^rung ift er gefenbet. SJtit bem
Sobe Berliert bie Siri^e bie Hoffnung, weiter an feinem (5eelenf)eile ju or=
beiten. (Bit fann ja bem Staate uic^t ha§ 9ted)t beftreiten, bie STobelftrafe
gu ber'^ängen: fie fü^It fic^ wegen ber großen 93ebeutung eineg georbneten
unb feften Stoatämefenl öerpjTic^tet, bem weltlichen 5(rm SSerbrec^er an§'
guliefern, üon weld^en fie weiß, baB fie bie Sobesftrafe werben gu bulben
t)aben; aber fie bebauert biefe {)arte S^ot^wenbigfeit unb brüdt i^re ®e=
finnung auä in ber 58itte, man möge, fofem e§ t^unlic^, (Betonung walten
laffen. Dberfläcf)lid)feit unb ®et)äffigfeit ^at in biefer 58itte nur §eud)elei
gefunben, im beften gatle eine leere gormatität. Gl jpric^t fi^ aber in ber
Uebergabe an ben weltlichen Strm ba§ Sefenntnife ber ^ir^e aul, bo§ fie
fict) für tierpf[i(i)tet erai^te, ben (Btaat §u unterftüfeen, felbft ba, wo el i:^r
fd)Wev faden muß. ^n ber Sitte bagegen, weld)e an bie Uebergabe gefnüpft
wirb, fpric^t fic^ ber ©eift ber SDiilbe au§, ber i^r biefe Uebergobe al§ f^attt
Ultramontane Stritü. 669
^flic^t erfc^etnen löfet. . . . ©§ ift X^atfacf)e, bafe bie Strebe bie ®e^
je^e, njeIcf)e3;obe^ [träfe über Se§eroer^ängten,nid)tgeforbert
ober öeranlafet ^at. ®ie Staatlfleroalt ift au§ eigener ^nitiatioe öor=
gegangen. 3Bo bie ^irc^e burd) bireften Sefet)! bie Staatäregierungen ouf*
forberte, tt)elttid)e ©trafen sn tierf)ängen, l^anbelte eg fic^ nie um STobegftrafe
ober SSerftümmelung. 3u«9eni'«i^i^fted^ung fiinterlie^ feinen bleibenben 3la6)'
tf)eil. Wan njoIUe baburd) nur bal ®(ieb empfinblic^ ftrafen, mit bem ge=
fünbigt würbe, o'^ne el ju üerftümmetn. ®er S3tutüer(nft rvax ein mini=
mater" (Sie !ird)(ic^en ©trafgefe^e, SIKaina 1899. SDiit biic^öf(id)er 2{ppro=
bation, ©. XXVII-XXIX).
2)er bifi^öflicfie ©eminarprofeffor öertritt alfo bie Stnjicfit: 1. in
fat^oIif(^=t^eoIog{fc|en Greifen finbe fid^ bie ^luffaffung, bie ^ircfie
fönne bie 2obe§ftrafe üer^ättgen ober beten SSoüftrecfung üom
(Staate forbern, nur fporabifdfi; 2. ber frfiöne ©runbfa^ Ecclesia
non sitit sanguinem, bie ^irrf)e bürftet nid^t nacf) S3Iut, werbe
burd^ bie ®ef(f)i(f)te ber ^ird^e tüirÜicf) bett)a{)r{)eitet; 3. bie öon
ben lird)Ii(^en ^nquifitoren bei UeBergabe ber Se^er an bn§ Jüelt*
lidEie ©erid^t auSgefprocfiene $8itte um @c£)onung be§ £eben§ fei
n)ir!Iicf) eiirlid^ gemeint getüefen; 4. bie ^ird§e ^aBe bie ©efe^e,
tüelc^e ^obeSftrafe über Ä'e^er üerljängten, tüeber geforbert noc^
öeranla|t.
Ad. 2. ^rofeffor §oIIlt)ec! erüärt, ta^ er an biefen öier 3tn»
ftd^ten feff^atte. ^ä) lüerbe nun ben S8etüei§ führen, \>a^ biefe öier
S3e{)auptungen be§ bifd^öfticficn ©eminar^rofeffor^ ebenfo biele ge»
fcf)ic^tlic^e UnJt)at)r^eiten finb, unb ätüor fo grobförnige Unmal^r»
t)eiten, ba^ fie bei einem 9Jianne, ber erflärt, mit bem betreffenben
gefd^ic^tlicfien SDiateriat üertraut ju fein, uneutfctiulbbar finb, unb
in jene klaffe öon Untoa^^r^eiten gepren, bie man bemühte nennt.
2)0 id^ biefen lüic^tigen Semei» fe:^r augfü^rlii^ in meinem S3ud^e
üorgelegt unb burc| eine SBoIfe öon ftaffifc^en Beugen erf)örtet
I)obe (oben @. 163—201), fo fann irf) ^ier öer^ältni^mä^ig
!urä fein. ÖJanj borf id^ aber aud^ l^ier bem Sefer ha§ CueÜcn*
material nic^t erfparen. e§ ^anbelt fic^ bei biefem fünfte um
5)inge unb fragen öon f)öcf)fter firc^en=, fultur-- unb reügionS--
gefd)id^tlid)er S3ebeutung. ®ie Unh)iffenl)eit be§ ©iciiftätter ^rofeffor§
ift öoUftänbig Siebenfache. §auptfac^e ift bie g ef c^ ic^ t ti(^ e
SSa^r^eit, bafe ba§ ^a^fttljum, bie „SteUüertreterfc^aft
etirifti", jaljrfiunbertelang ft)ftematifd§e§ ^inmorben öon
670 Slntjatig 2.
^e^ern mit einer |)eu(^elei fonbergteid^en unb mit einem
efelerregenben ^f)orifäigmu§ umijütit f)at. SDo§ ^a|3fttt)um
toax ein 9JJörber tüie ^ifatu§, unb gleich tt)ie biefer römifrfie (Statt=
galtet fiprac^ aud^ ber „©tattl^alter S^rifti" bei jebem ^e^ermorbe:
„'^Ö) bin unfc^ulbig an bem 93Iute, ne"^met i^r i|n unb rid^tet iljn
naä) eurem Öiefe^e."
Um meinen S3en)ei§ §u füfiren, gebe ic^ nur anerfannten
ultramontonen ©rö^en unb öerfdEiiebenen ^äp[ten ha§ Sßort.
Wan toirb fe^en, ta^ bon ben SSetjauptungen be§ bif(^öfli(fien
^rofeffor§ nic£)t§, unb öon meiner X^eje über ba§ ^apftt{)um 2ttte§
übrig bleibt.
^I)oma§ öon ^Tquin — über fein maa^gebenbeä ?Infef)en inner=
f^alb ber fatl^oüfcl^en SSelt brau(f)e id^ !ein SBort ju üerlieren —
fc^reibt: „SBenn bie ^ird^e feine Hoffnung mef)r l^at, ben ^e|er
gu belehren, fo trennt fie i^n, in gürfoge für ta§ 2Bof)I ber
SInberen, burc^ bie ©glommunüation öon it)rer ©emeinfc^aft, unb
überbie§ überlädt fie i^n bem toeltlid^en ®erirf)t, bomit e§ if)n
burd^ ben Xob au§ ber SBelt fd^affe (ulterius relinquit eum
judicio saeculari a mundo exterminandum per mortem), ^efeer,
bie bereuen, Werben gnjar öon ber ^ird^e jur 93u§e gugeloffen,
e§ mirb il^nen ober barum nidE)t ba§ Seben gefd^enft"
(Summ, theol. 2. 2al. qu. 11. A. 3. 4).
S3ern:§arb ®uiboni§, einer ber berülimteften |)äpftlid^en
Snquifitoren aüer ^^it^^^ fc^reibt in feinem „^anbbuc^ ber ^n*
quifition": „Q^td ber ^nqwifition ift bie ^e^^ftörung ber^e^erei;
bie ^e^erei !ann aber nid^t gerftört werben, au^er burd^ SSernid^tung
ber ^e|er. ^luf gweierlei Strt Werben ober bie ^e|er öernid^tet,
erften§ inbem fie fid^ öon ber ^e^erei jur !atf)oIifd^en 3fleIigion
äurücEmenben, zweitens inbem fie, bem weltlid^en ®eridE)t
überliefert, förperüc^ öerbronnt werben (Practica In-
quisitionis, Ed. Douais, Paris 1886, @. 218).
S)ie SSerfoffer be§ berüchtigten „^egentiommerS", bie päp^U
lid^en ^nquifitoren ^a!ob ©prenger unb §einrid^ ^nftitorig,
fc^reiben: „®er rücffäüige Äe^er mag nocf) fo fe^r bereuen,
bennod^ ift er bem weltlidEien Slrm §u übergeben, um
l^ingerid^tet ju Werben" (Malleus maleficarum, Ed. Lugd. 1669,
@. 278—282).
Urtrantontanc ^xitil 671
Soft loörtüd^ ba§fcI6e fd^reifet ber ipä^ftlid^e ^nquifitor 9^i!o*
Iou§ (5t)ntcric (Directorium Inquisitorum, Romae 1585, III, 548.
550. 558). Sr fül^rt oud) eine S3eftinnnung be§ ^onjUl üon 9iar--
IBonne an: „Senc, bie naä) gefd)e'£)ener ^tbfc^hJörung hjieber in bic
^e^erei jurücfgefaUcn finb, foHt if)r, o^ne jebe§ ÖJet)ör, bem n)elt=
liefen Öieric^t oulliefern, bamit fie mit ber gebü|renben
©träfe beftroft werben (b. ^. getöbtct lüerben), benn e§
genügt, ba^ fie burd§ falfd^e ^öefe'^rung bie ^rd§e einmal getäufd^t
^aben" (a. a. D., UI, 412).
©arena, %i§tal ber römifd^en ^nquifition unter Urban VIII.,
fd^rcibt: „^e^er müffer mit geuer unb ©diniert be§n)ungen
werben, benn leidster werben fie überinunben, aU überrebet. S)ie
unbu^fertigen ^e|er finb bem weltlichen Öierid^t §u übergeben,
bamit fie lebenbig üerbronnt werben. ®äbe el nod^ eine
graufamere ©träfe aU ben f^euertob, fo wäre fie gegen ben ^e^er
anjuwenben. 2)er weltlid^e 9tid^ter ^ot nid^t§ 2tnbere§ §u t^un,
aU ha§^ Urt^eit ber ^nquifition fofort gu üoflftrecEen" (Tractatus
de officio s. Inquisitionis , Lugd. 1659, Anteludia § 4 unb
@. 67. 357).
®er ^äpftlic^e ^nquifitor $8ern^arb tion Storno fd^reibt:
„SDie SSottftredung beg Urt^eilS ber S^quifitoren gefd^ief)t burd^ bie
Weltüd^en ©eric^te. ®ie SSottftretfung I)at o^ne Bögern gu gefd^el^en.
3ögcrn bic wettüd^en ©ewolten mit ber SSottftredEung, fo üerfatten
fie ber ©glommunifation. ®ie gebü^renbe ©träfe (für bie ^e|cr)
ift bie ©träfe, bie Seib unb ©eele trennt" (Lucerna Inquisitorum,
Venet. 1596, ©. 38).
^er Sefuit 2;anner f(f)reibt: „Sie TobeSftrafe gegen bie
]^e|er wirb üon ben weltüdEien Gewalten öoflftrecEt, aber im Sluf«
trage unb auf S3efe^I ber firc^Iic^en Gewalt" (Theol. schol. t. 3,
©. 474).
S)er Sefuit Sla^naub fd^reibt: „Sie SobeSftrafc ift feine ju
fd^were ©träfe für bie te^er. Sic ^ird^e beftraft gwar nac| i^rer
93f?ilbe bic nitf)t rücffäHigen ^e|er, bie üor ber göttung be§ Urt^eilä
fid£) belehren, nidfit mit bem Sobe. Sic ©d^ulb ber ^e^erei fönnte
ober o6nc Ungered^tigleit aui^ bann mit bem Sobe gea^nbet werben.
Sa^ ba§ Sebenbigtierbrennen, ba§ weichlichen ©Triften aB (^xan--
672 2tnf)ong 2.
fomfeit erfc^eint, eine gered)te SBeftrafung für ^e|eret ift, geigt bie
alte ^ra^il, beren ©aftro gebenft" (Opp. 12, 535 b).
S)er Sefuit ^etra ©onta jc^reibt: „Su'Siom toirb (burc^ hk
^äpftlic|e Snquifition) icegen ber erften ^e^erei Sfüemanb mit bem
2:obe beftraft, h)enn er nic^t ein §ärefiarc^ ift. 9Jur biejenigen,
bie in biefelbe ^e^erei gurüdfaüen, werben gnm Sobe oerurt^cilt;
aber fie ttJerben nic^t lebenbig öerbrannt, fonbern juerft er=
broffelt unb bann üerbrannt, fatti fie fi(| üor bem Xobe
befe^ren. SBenn fie fjortnädig bleiben, werben fie afferbingg
lebenbig öerbrannt, aber bo§ gefcf)ief)t nic^t au§ §örte,
fonbern in ber Hoffnung, i^nen bie ^ortnöcEigf eit au^»
äu!o^en" (Notae in ep. Petri Molinaei ad Balzacum, Antw. 1634,
(5. 230).
S)er berüfimte ^efwiten-'^arbinal Sellarmin, felbft Süiit«
glieb ber römifd^en ^nquifition, fc^reibt: „S)em ^e^er gefcf)ie^t
!ein Unrecfit, raenn er üon ber ^ircfie jum Xobe öerurt^eilt ober
auc§ burd^ eine geiftüc^e |)anb getöbtet wirb. . . 2)ie ^'e^er fönnen
üon ber ^irc^e bem weltlichen Slrm übergeben unb fönnen unb
muffen üon bem c^riftlic^en weltlichen 2Irm pm STobe üerurt^eilt
unb üon bem c^riftlic^en genfer getöbtet werben" (Apologia, bei
Kocaberti, Bibl. max. pontif. II, 100; bo^ S3ettarmin Sßerfaffer
biefer „2I|)oIogie" ift, beweifen ^DöHinger-Steufc^, (Selbftbiogrop^ie
»ettarmin'S, @. 219).
^n einem amtlichen ©rla^ ber „^ongregotion ber ^eiligen
römifrfien ^nquifttion" au§ bem ^a^re 1657 wirb bie Slu^»
lieferung be§ ^e^er§ an ben Weltlid^en 2trm burc^ bie ^nquifitoren
au§brücfli(f) al§ gleidibebeutenb mit ber 2;obe§ftrafe begeic^net:
„Xa§ 2;obegurtf)eiI ober bie 2Iu§Iieferung an ben weltlid^en Slrm"
(abgebrudt in Orationes et solemnitates in Universitate Regio-
montana, Königsberg 1814—1823, Fase. 33, @. 6 ff.).
S)iefen ^eugniffen gegenüber — fie laffen fic^ beliebig üer--
me^ren — wirb e§ §errn ^oüwecf fc^Wer fallen, an ben oben
I)erüorgef)obenen @ä|en feine§ S3uc^e§ „feftgu^ alten". 2Ifferbing§,
einem ftarfgläubigen ©emüt^e ift SSieIe§ möglich, unb Wie e§ feinem
Kollegen ^rofeffor Sau^ in SJiünfter mögüc^ ift, an ber 2ln-'
fiij^t feftgu^alten , hk SSuIfane feien bie «Schlote ber |)ötte unb bie
©rbbeben entftünben burd^ bie Sranbung be§ ^öHif^en fjeuermeereg,
Ultramontane ftritif. 673
fo mag e» ouc^ bem bifc^öflic^en (Seminor^rofeffor in Si^ftätt
möglich bleiben, auf feinem @tanb))unfte ju üer^arren. 2Ber ge*
fc^ic^tlic^e Xfiatfad^en gänjlid^ aufeer 2tcf)t Iö|t, ber ^at e^ ja leicht,
^^eorien „feftjufjalten".
Sc^ bitte injnjifc^en ben Sefer, mir auf bem SBege ber ®e =
fc^ic^te — bistoria magistra veritatis — Weiter ju folgen.
Sn S3re§cio ^atte fic^ bie ©tabtobrigfeit gefträubt, ba§ i§r
oon ben :pä^)ftli(^en Snquifitoren gugefd^obene §enteramt bei einigen
Sehern au^äuüben. 5^ie Sn^uifitoren befc^njerten fid; barüber bei
^apft Snnoäen§ VIU., bem SSater ber berüd^tigten „^ejenbulle",
ber bann folgenbeg 5)e!ret erlief: „ . . . 2Bir tragen eud^ (Sn--
quifitoren) auf, ber ©tabtobrigfeit ju befehlen, ha^ fie innerhalb
fed^§ Xagen, nad^bem i^r fie aufgeforbert f)abt, euer Urti)eil gegen
biefe ^e^er ooßftrede, unb gftiar o^ne irgenbttie oorl^er in bie
^roje^aften ©infic^t ju neJimen. ©ollte fie biefem 93efeI)Ie
nid^t nad§fommen, fo oerfättt fie ber ©jfommunifation. begeben
gu 9flom unter bem gifd^erring am 30. September 1486 im
britten Sa§re unfereg ^ontifi!ate§" (bei Eymericus-Pegna, Direc-
torium, ©. 609).
(Sin lebhafter ©treit »ar im '^a^xt 1521 in 33 e neb ig
entftanben älüifc^en ben bortigen ^nguifitoren unb ber ©ignoria,
bie fid) weigerte, einige i^r öon ber ^nquifition überlieferte ^e|er
ju öerbrennen. Xa erf)ob fic^ „gegen biefen freoel^aften Un»
ge^orfam" ber „©tatt^olter S^rifti" Seo X. in ber S3utte Honestis
(Mag. Bull. I, 617). 2Iuc| ^apft $J^itoIau§ IV. wanbte gegen
Dbrigfeiten, \>it fid^ weigerten, bie Urtl^eile ber Snq'»itfiHoii ^u odH-'
ftreden, bie fird§Iirf)en 3tt>ang§mittel an (Wadding, Annal.,ann. 1288,
n. 19).
eine lange ^ette öon ^eugniffen unb S^atfac^en! ©ie ift fo
ftar!, fo unjerrei^bar, 'i>a'^ felbft ein |)efele, ben Dr. ^oßroed
boc^ gewiB aU beugen gelten laffcn wirb, gefte'^t, boB „bie notür-
lidie golge" ber 2tu§Iieferung ber ^e|er an ben „Weltü^en 5lrm"
ber geuertob gewefen fei :|)efeIe'-^nDpfIer, ^ird^engefd^ic^te, 1886,
93b. 5, @. 936).
®eWi&, bie ^rd^e, „bie milbe Tlntttv" (pia mater), wie fie
fo gerne fic^ nennt, f)at niemals ein 2obe§urtt)eiI au§gef prod^en;
bei ßeibe nic^t! ©ie ^at ben ^e|er nur bem weltlichen 2trm
0. §ocnebroe(f|, »Popftt^um. I. 43
674 2lnf)ang 2.
, übergeben". 5t6er — unb ba§ ift le revers de la medaille —
mit aßen il^r gu ©ebote fte^enben SOJac^tmittetn forgte bie „milbe
SDJutter" bcifur, ha^ ber überlieferte ^e^er burc§ bie treltüd^e Dbrig=
fett üerbrannt tüurbe; benn Ecclesia non sitit sanguinem, bie
^ird^e bürftet nirf)t nac^ S3htt.
Sft fc^on ^ier bie tüiberdiriftlic^c ^eucfielei mit §änben ju
greifen, fo fteigert fie fid^ in ber bei ber StuSlieferung üblid^en
$8itte, ba§ Seben be§ ^e|er§ ju fc^onen, in'§ Waa^lo\t. Wan tarn
in Sejug auf biefe „S3itte" fagen: niemals innerhalb be§ Sl^riften--
tl}um§ ift bie menfdiüd^e ©prad^e ft)ftematifc^ burc^ ^a^x^vLntntt
fjinburd) in fc^nöberer SBeife miprauc^t lüorben, al§ in biefer bur(^
bie „©tattf)atter ^x^\i\" eingeführten „S3itte"; fie entölt bie
brutalfte, bie empörenbfte Süge.
Sie „$8itte" lautete: „^eS^tb übergeben wir biefen ^e|er
bem tüeltlic^en ©eric^t mit ber innigen S3itte (affectuose rogantes),
ba| ba§ Urt£)eil über ifjn nic^t pm Xobe unb nic^t jur SSerftümme--
lung fü'^rc." 2Bo§ !ann e§ 9^üf)renbere§ geben, aU biefe „innige
Sitte". Sßeil ber ^e^er nidfit met)r im mütterlid^en ©cfioo^e ber
^irc^e bleiben tüitt, mu^ fie i^n au§ i^rer ©emeinfd^aft entlaffen;
aber über bie Trennung I)inüber folgt it)m il^re 9JJutterIiebe, unb
gärtlic^ fle^t fie ben «Staat an: fd^one "öa^ Seben unb bie @Iieb=
maa^en be§ üerirrten ®d^äflein§!
©0 bie ultramontanen ^arftetlungen über bo§ SSerf)aIten ber
„milben SKutter", ber ^irrfie. Unb bie ®efce)ic|te?? Söieberum
rufe id^ bie Haffifd^en Beugen auf.
2lntoniu§ ®iana, ^onfultor ber Snquifition für ba§ ^önig=
reid^ ©icilien, fd^reibt: „können bie Snqwifitoi^en gegen bie h)elt=
lid^en 3lid^ter üorgel^en, trenn biefe mit ben ©e|ern milbe »erfahren
unb if)nen bie 'JiobeSftrafe burd£) %mn nid^t auflegen? ^a, benn
bie weltlichen 3flid^ter finb in Sejug auf bie ^e^cr nur bie fSoU--
ftredfer, unb fie finb tier^3f[id£)tet, ben ^e|er fofort jum 2;obe gu
toerurt:^eiten. ^n S3eäug ouf bie SSoüftredfung be§^nquifi--
tion§urtf)eiI§ ift ben iüettlid^en 3flid^tern jeber ©igen»
wiUe entzogen. 2)em ftel)t ntc^t entgegen bie be!onnte
$8itte, bie öon ben ^nquifitoren öorau^gefd^idt ^u
Werben p'iitQt, trenn fie ben te^er bem treltlid^en
Strm überliefern, inbem fie nömlic^ bitten, man möge
llttramontone Sritif. 675
barm^ersig mit i()m üerfa^ren. 5)enn biefe 95itte ift
nur eingeführt, bamtt bie firc^Uc^en 9lic^ter ber ®e*
faf)r entge()en, irregulär ju lüerben" (Resolutiones morales,
Lngd. 1667, V, 423).
^ier ^ben iüir tüpp unb tlax ben eigentUcfjen Sinn ber
„innigen Sitte", ©ie be^tuecfte nicf)t, i^rem SBortlaut entfprec^enb,
bie (Schonung be§ ^e^erleben§ — tüe'^e bem (Staate unb ber
SDbrigfeit, bie fie fo aufgefajst Ratten, Sannftra^t unb ^nterbift
toären auf fie niebergefal^ren — , fonbern fie 6e§tüecfte, bie
|)erren ^nquifitoren öor ber „Irregularität" ju be--
hia^ren, bie nact) fanonifc^em Sted^t mit htm S3Iutöergie^en öer=
bunben tüar. 2)a§ Slut be§ ^e^er§ mu^te [tiefen, unb ba§
Urt^eil bei Snquifitor§ fü[)rte unaulbleiblicf) ^u biefem S3tut^
»ergießen; ater ba Stutoergie^en ben ^riefter „irregulär" ma^t,
b. t). unfähig jum ©enuffe bon ^frünben, fo f^rid^t ber fromme
SJJann bie Sitte au§, e§ möd^te fein Slut üergoffen tüerben. (So
l^atte er für firf) bie ^rregulorität abgetüanbt, unb für ben ^e^er
blieb ber 2;ob nac^ tüie öor unentrinnbar.
SBomöglid) nod) beutlic^er aU ®iana geftet)t bie§ ber l^erbor«
ragenbe römifdje XEieotoge gronj ^egna in feiner bem ^apfte
©regor XIII. getnibmeten unb üon biefem mit öielen ^riüilegien
au§geftatteten 2tu§gabe be§ fct)on genannten @t)meric'f(^en „§anb=
bud^eg für bie ^nquifitoren" : „SBenn bie Snquifitoren bie (S(^ul=
bigen 'otm tüeltlid^en $Ri(f)ter ausliefern, fpred^en fie biefe Sitte au§,
bamit fie nirf)t ben Sd^ein ertüedfen, bem Slutoergie^en jusuftimmen,
unb baburc^ irregulär tüerben. KooarruüiaS l^ält eö sur SSermei'
bung ber Irregularität für fidlerer, ba^ bie ^nquifitoren ben SSer«
urtfieilten bem tüeltlid^en 2(rm nid^t ouSliefern, fonbern er rät^, ta^
fie i^n in ©egenltiart be§ toeltlid^en 9^id^ter§ üerurtfieilen unb ba§
ber fo Serurtl)eilte, au§ i^rer @eric^t§barteit entlaffen, fogleid^ öom
toeltlid^en 9?id^ter übernommen irerbe, um i^n ^injurid^ten. ^c^
mu^ I)ier mitt^eiten, tuaä bie mad^fame gürforge ber römifd^en
^äpfte üeranftaltet f)at, um öon ben ^^Quifitoren unb ^onfultoren
bie Irregularität abgulüenben. S)a in ben Si^ungen ber römifd^en
SttquifitionSf ongregation , beren S^iitglieber ©ciftlid^e, Prälaten,
Sifd^öfe, ^arbinäte finb, e» t)äufig oorfommt, ba^ Urt^eile gefällt
tüerben, au§ benen eine ®Iiebert}erftümtne(ung ober bie |)inrid^tung
4:r
676 Sln^ng 2.
be§ SSerurt^ eilten erfolgt, fo ^at unjer ^eiligfter ^err ^aul IV. am
29. '^pxü 1557 beftimmt, um bie ©etüiffenSbebenfen ber 3J?it'-
güeber ber ^nquifition p berul)igen, ba^ 2(Üe, bie iljn 'bcn ^apft)
im 9fiic|teramte unterftü^ten, oline einer 3^«!«^ ober ber Sne--
gularität ju oerfaüen, ein Urt^eil fällen fönnen, ba» bie golter
ober ben Xoh be§ SSerurtfieilten §ur golge i)ot. ®iefe§ S)efret
^aut IV. ^at ^iu§ V. erneuert. 9Zac^ biefen 2)efreten erfd^eint
alfo biefe f)ergeBrac|te S3itte überffüffig gettjorben, ba bie ^e|er
bem n)eltli(^en 5(rm nur überlaffen n^erben, bamit bie Snquifitoren
ber Irregularität entgefien: ad hoc, ut Inquisitores evitent irre-
gularitatem. S)ennod; foll biefe 58itte nic§t unterlaffen tüerben,
benn mef)rere SD^littel jur ©rreic^ung beg gleidicn SkU§> (SSer--
mcibung ber Irregularität) finb üorjugietien. Sft e§ aber nic|t
oerboten, für bie ^e|er ^Bitten einzulegen? (Sine 93itte ift t3erboten,
n)enn fie eine ^Junftbejeugung für ben ©e^er ober bie ^inberung
ber gegen if)n 5U ^nb'^abenben ®efe|e§ftrenge jum 3^^^^ ^«t,
nid^t aber wenn fie bie SSermeibung ber Irregularität (be» '^w
quifitorS) bestoedt" (Direct. II, 131—132).
5(n einer anberen ©tette erläutert ^egna ba§ oben mitgetljeirte
2)e!ret ^nnoäenS VIII., ha^ bie ftieltlic^en 9iic^ter unter 2{nbrot)ung
ber fd^lüerften ^ird^enftrofen ätüingt, bie 2;obe§ftrafc an ben i^nen
üon ben ^nquifitoren ausgelieferten ^e|ern ju üott^ie^en. 3wuäc^ft
erflärt er bie Steigerung ber weltlichen Dbrigfeit, ta^ ^nquifitionö^
urtf)eil äu öoHftrecf en , für „ein fc§ttjere§ unb unmenfc^Iid^ee 9Ser=
bred^en". ®ann fäf)rt er fort: „SSa§ foü nun aber ber Snquifitor
tf)un, wenn er fiet)t, ba^ bie tüeltlic|e Dbrigfeit bie i()r übergebenen
^e^er nidEit innerfialb üon fecf)§ Xagen ^inric^tet? Sin fe^r er=
fai)rener äRann fagte mir, bann fönne ber l^nquifitor ber treltlid^en
Dbrigfeit befef)Ien, ba^ fie bie te^er öerbrenne, weil biefe ©träfe
für bieS SSerbred^en bie getoö^nlic^e fei, weS^alb ber Sttquifttor
aud^ nid^t irregulär werbe. 2lttein gan^ ungefäfjrlic^ fc^eint e§
(mit Slücffid^t auf bie barauS üieHeidit entfte^enbe S^regularität)
bod^ nidE)t ju fein, bie (Strafe be§ SSerbrennenS mit 3^amen ju
nennen, benn üieüeid^t öerfällt er baburd^ bodE) ber S^regularität,
SU beren SSermetbung er jo bie f)ergebrad)te „Sitte" (um
©rfjonung be§ ^e^ertebenS) abgiebt. Sid^erer ift e§ be»^alb,
ta'^ ber ^nquifitor nur im SlHgemeinen bem weltlichen
Ultromontane Strittf. 677
«Richter unter 2(nbro^ung bcr 6£foinmunifation befiehlt,
feinen (be§ ^nquifttovs) Urtf)eit§fpruc^ auajufü^ren. 5)al
toirb au<i) in ben Grlaffen Sdei'anber IV. unb Seo X.
ongerotl^en, unb e§ genügt, um bie Si^tegularitöt ju öer =
meiben" (Direct. III, 609).
ßine fe^r inteveffante Söeftätigung biefer ©ingeftänbniffe über
bcn (Sinn ber berütpiten „S3itte" liefert un§ iia^ 58er^atten einiger
liä^jftlic^er ^nquifitoren in ben S^ieberlanben. (Sie fürd^teten,
wegen ber mit i^ren „Auslieferungen an ben meltti(|en ?lrm" not^*
tuenbig oerbunbenen -TobeSurtfieile irregulär ju lüerben
unb baburd^ — eine fef)r triftige 93egrünbung biefer gurc^t —
ifire ^frünben §u öertieren: oraindant encourrir irregularite, Hz
estaient vexes en proces sur leur beuefices , pour la dicte irre-
gularite. 9J?it biefem „'Btxnpzl" (scrupule) raubten fie fid; an
Äaifer Kart V. ^arl beruljigte bie üerängftigten ®emütl)er burd^
bie 95erfi(fierung, er ^aht ein „päpftlid^eS 83reoe" ermirft, bo§ bie
©efa^r ber Irregularität üon itjnen abn^enbe. 9H(f)t lüegen ber
STobeSurt^eile l^ätten fie fanonifd^e (Strafen §u fürcE)ten, fonbern
tüeit e^er für bie (Saumfeligfeit, mit ber fie bie 5(u§rottung ber
Ke^erei betrieben (Poullet, Histoire du droit penal dans le Ducke
de Brabant : Memoires courounes etc., Bruxelles 1870, t. 35, n. 2,
@. 96. 97).
2Sa§ bleibt, frage \ä) nod^maI§, übrig öon ben ©el^auptungen
be§ bifd^öflid^en @eminar|3rofeff or§ , ber biefe S3ef)au|)tungen
{)infteHt aU „9?efultate einer rae^rfä^rigen auSfd^Iie^Iic^en $8e*
fc^äftigung mit ben Ouetten unb ber Siteratur be§ ürd^Iii^en
®trafred^te§" ?
Ad 3. ^ier tüirft §err ^oütüecf mir öor, icf) ^tte „infinuirt",
ha^ er in feinem Söudbe bon ^""genburcfifte^ung für „^e^er" ge=
fprodben ^aht, tuä^renb biefe ©träfe mit „minimalem S31utberluft"
bo^ nur für „Sat^olifen" öon ben ^äpften öerf)ängt tüorben fei.
3unäd^ft ift barauf l^injumeifen, "öa^ ein Sctirer on einer bifc^öf»
Ii(^en S3ilbung§anftalt für junge !at^oIifcf)e ©eifttid^e biefe mit
„minimalem Slutoertuft" üerbunbene, bon ben „Statthaltern
Etirtfti" eingeführte (Strafe ber 3"n9cn^"^^W""9 „^^^^ f"i^
ejorbitant" ^ält. 2ßa§ ben bon §errn ^oUwtd betonten „Unter--
fdiieb" ^mifd^en „Ke|er" unb „Kat^oüf" angetjt, beffen DZid^tbead)--
678 Sln^ang 2.
tiing mir al§ „tuiffenfd)aftltcf)e Seid^tfertigfeit" ober gar aU „freche
SSerleumbmtg" üorgetrorjen irirb, fo geigt biefer „Unterfd^ieb",
ha'^ ber bifd^öflirfie ^ßrofeffor, tro^ feiner „mehrjährigen, aulfc^tie^»
lid^en Söefc^äftigung mit ben Duellen be§ !trd)üc^en Strafrec^teS",
öollftänbig uniüiffenb über biefe Cuetlen geblieben ift. 2)er (SotteS--
läfterer, oucf) menn er ^at|oIif tvav, üerfiel baburc^, ba| er ®otte§=
läfterungen au§ftie|, eo ipso ber ©erid^t^barfeit „ber ^eiligen
Snquifition gegen fe^erifd^e $8o§f)eit" (inquisitio haereticae
pravitatis), er Würbe burc§ bie S3Ia§p£)emie jum ^e^er,
wie aud^ bie §e£e burc§ bie Qanbnü gu ^e^erin tnurbe. SBurbe
alfo bem (^otteälöfterer lüegen feiner @otte§Iäfterung bie 3unge
burd^ftod^en, fo erlitt er biefe (Strafe ai§ ^e|er. öerr §oIIipecf
möge fid^ nod^ einige ^af)re mef)r unb nod; auSfc^Iie^Iid^er mit
„ben Oueüen be§ !irc§IicE)en ©trafrecfjteg" befcC)äftigen, bann geCjt
i^m üielleic^t bie ©rfenntni^ auf, bo^ ber „Unterfd^ieb" §h)if(^en
bem blaSp^emireuben „^e^er" unb bem bla§]3{)emirenben „^atljotifen"
nur in feiner 5]SI)antafie befielt.
|)iermit Oerlaffe id^ bie „^ritif" be§ §errn ^rof. Dr. §oIIniecf
unb toenbe mid^ ber „^riti!" be§ §crrn Dr. ®arboun§, ©^ef-
rebo!teur§ ber „^ijlnifdjen SSoI!§äeitung", ju.
Seb^oft bebauere id^, bo§ ^umoriftifd^=fott)rifd)e @d^reibtt)eife mir
öerfagt ift; für einen Wavi Zwain föäre bie 33eleud^tung biefer
„^ritif" ein ^odigenu^.
^err Karbaun» „fritifirt" mein S3ud^ — ujol^l nacE) bem
(Srunbfa^: ®o|3^3eIt genoßt t)ö(t beffer — an jinei (Stellen: in
einem fpaftenlangen Slrtitel ber „^ölnifc^en SSoIf^äeitung"
unb in einem 19 Seiten langen S(uffa| ber „^iftorifd^'-politifi^en
SSIätter für bo§ !at^oIifc|e 3)eutfc^Ianb".
5(I§ id^ bie beiben 9?iefen!ritifen gu lefen begann, irar mir
faft ein ftentg bänglich gu äTJut^e. (Sin geiüefener 5|Sriootbo5^nt
ber ©ejd^id^te, alfo ein „gad^mann", lüirb auf brei großen Spalten
unb auf 19 großen ©eiten getpi^ oiele ertjebüd^e geljler unb '^xx-
t^ümer jufammengetragen ^aben, fo bai^te id^. Se n^eiter id^ aber
Ia§, um fo mel^r at^mete id^ auf, unb aU id) am S^Iuffe tüax,
ba fagte id^ mir: all bie anerfennenben SSef|3red^ungen in 3eitungen
unb 3eitfdE)riften finb nidit fo oiel mertf), wie biefe uttramontane
„^ritif"; benn I)ier befd^einigt mir ein „freunbli(^" gefinnter
Ultramontane Kritif. 679
ultramoittaner „Sa^mann", ba^ mein ^nd) in'» ©(^itiarje ge»
troffen ^at, unb ba| üon n)irflicf)en ^rrt^mern unb gestern fo gut
tt)ie nic§t§ in beni bieten S3anbe fic^ finbet.
2)a§ f^patten-' unb feitenlange ©ejeter be§ §errn CTarbaunS
läuft nämlic^ barauf i)imn§, ha'!^ bie einfd^Iägige Siteratur unb bie
Duellen fleißig üon mir benu^t lüorben finb. §err ©arbaunS ift
empört, ta'i^ \ä) "öa^ in üielen ^unbert Söüd^ern unb ©d^riften jer»
ftreute 9JJateriaI gefammelt (wofitgemerft, ftet§ mit SlngaBe ber
Duette, au§ ber ic^ fd^öpfte): id^ fei ein „^IbfcEireiber" , ein
„Plagiator", ein „^ompilator". S)a§ finb bie „fritifd^en" Urtfieile
be§ ^errn ©arbounS. Sßenige 3;age nad^ ©rfc^einen biefer „^riti!"
Jüottte ber Bi^f^ittf "^^^ id^ mit einem gefeierten |)iftori!er ^ufammen-
traf, ber mein S3ud^ unb bie ß^arbaunl'fd)e „^itif" gelefen §atte.
(£r fagte mit gutem §umor: „^a, inenn mir e§ fo machten, wie
bie Ultramontanen, bann toären mir freilid^ feine „^bfd^reiber" unb
feine „^om^jilatoren", benn bie fougen fidE) bie ©efd^id^te
aul ben gingern; mir fc^reiben bie Duetten „ab" unb „!om-
piliren" bie %^at\aä^ix\." §err SarbaunS nennt mein S8ud^ üer«
äd^tlid^ „Sd^eerenarbeit". (SJeiui^, ici) I^abe bie ©d^eere benu^t,
aber ma§ id^ mit i|r augjd^nitt, ift I^erauSgefd^nitten aii§> bem
lebenbigen gleifdt) be§ UUramontani0mu§, unb ha§ mar
juft bie Stbfid^t bei meiner „@dE)eerenarbeit".
^dE) t)abe ober nidf)t bIo| Duetten, ic^ I)abe §ur prfiften @nt=
rüftung be» §errn ©arbaun§ fogar — mid^ felbft obgefd^rieben.
Ttt^x als eine ganje ©eite ift mit ber ©mpörung über bie§
horrendum angefüttt. ^df) tonnte ^errn Garbaun» ermibern, ma§
er mir fo übet nimmt, tt)äte er felbft, benn feine „^ritif" in ben
„()iftorifd;=poIitifd)en blättern" ift bie tjielfad^ mörtlid^e Stbfdirift
feiner „Slriti!" in ber „Eöluifdjen ^öott^seitung". Unb obenbrein
bin id^ nod§ ber et)rlid^ere „5Ibfc^reiber", inbem id^ meine Duette,
nämlic^ eine üor mel^reren ^a^ren erfd^ienene ©d^rift jitire,
mä^renb |)err SarbaunS feine Duette, nämlid^ feine „^riti!" in
ber „^ölnifd)en SSo(!§äeitung", in ber 9ceuauflage in ben „§iftorifd^*
politifd^en SSIättern" nid)t gitirt. 5tlfo ein „Plagiat" attergemö^m
lic^fter ©orte ! ®0(^ ic^ ^abt ouf ben unfäglid) albernen 33ormurf
be§ mic^--felbft''?(bfdf)reiben» nodf) eine anbere Slntmort, nömüc^:
biefer SSormurf ift eine Unma()rl)eit.
680 'än^an 2.
SSor einigen Si'^^en lie^ id^ eine 8d^rift erfd^einen: „Sletigion
ober 2(6erglaube?" ^n biefer (Schrift fammelte iä) unter
2tnberm eine 3Reil^e bon ©teilen au§ üerfd^iebenen (ärjeugniffen
ber uttramontanen Siteratur: ^"^eologie, @rl6auung§titeratur,
Seaetriftif u. f. fö. 2ir§ id^ in meinem SSerfe: „®a§ ^apfttl^um
in feiner fo§taI'-fuUureIIen SSirffam!eit" an ta^ Kapitel üom
Stberglauben innerhalb be§ UItramontani§mu§ iam, machte irf) felfeft*
öerftänbüd^ öon ben fc^on bamalg üon mir gejammetten Zitaten
au§ !att)Dlifc^en S3üc§ern ©ebraurf), inbem id^ biefe Bit^^te in
mein größeres SBer! üBernalim. j£!ie Qxtatt mögen §errn Karbaun§
tool^I fcl^r me^ getl^an fiaBen, unb e§ mag i^m jur ©ntfd^ulbigung
bienen, ta'!^ er öom Sd^merj gepeinigt bie Sxtatt unb mid^ fetbft
öerwec^felt.
SOiit (Smp^afe erjäfjlt §err ©arbaun§, mein „ganati§mu§"
^abe mic^ ba§ „Sefen" berlernen laffen. Sewiefen föirb biefer
onalpfiabetifd^e „f5anati§mu§" §tt)ar nidf)t; e§ ift ja audf) nic^t
nöt^ig, benn bie Sefer be§ §erru EarbounS glauben e§ il^m blinb.
S03er aber in 2öir!üd^feit au§ „t5anati§mu§" gegen feinen ©egner
\>a^ „Sefcn" üerlernt fiat, bin nid^t id^, fonbern ift mein geftrenger
„^itüer", |>err (JarbaunS. 2)a^ er nid^t einmal ben 'Sitel meiner
©d^rift, über bie er fid^ fo fe'fjr ereifert: „Üleügion ober ^Iber^
glaube?" lefen !ann, obmol^I e§ gettbrucf ift, fonbern ftc aU
„^Religion ober Unglaube" gitirt, mag burd^fc^Iüpfen. Slber red^t
fatal für feinen fiiftorifd^-fritifd^en ©inn ift bie X^atfad^e, bof; |)err
GarbaunS fid^ barüber l^öd^ftlid^ entrüftet, 'Oa'^ id^ „mitSöejug auf
^efele über bie 9iieberungen uttramontaner SBiffenf^aft fpotte".
Unb bod^ fte^t in meinem 93ud^e, an ber öon ^errn Sarboun§
mit echter „@ele!^rten"'-2(fribie gitirten (Seite, ba^ i<S) §efele nid^t
gu ben „S^ieberungen" fonbern §u ben „|)ö^en" ber ultra-
montanen Söiffenfd^aft rerfine. greilid^ §err SarbaunS l^ot eine
©ntfd^ulbigung: meine S3emer!ung üon ben „S^ieberungen" unb
㤚f)en" ift flein gebrucft; unb ircr, tote mir gef et) en 1^ ab en, nid^t
einmal gettbrurf lefen fann, öon bem !ann man \)a§ rid^tige ßefen
be§ ^(einbrudg billiger SBeife ni(f)t öerlangen.
Sei gett= unb ^leinbrud ^aben bie klugen be§ §errn Karbaun^
öerfagt, je^t fommt ber SOiittelbrudE, ba§ Corpus, um fad^männifd^
ju fprecEien.
Uttramontane Ärttif. 681
©r tabett, ta^ xd) bie fosial^futtureac 2Bir!fam!eit bc§ ^a^ft=
t^um§ „unter Söefcfiränfung auf folcfie ^tnge fc^ilbere, 6ei tüeld^en
bie Schattenseiten ber ©efc^ic^te ber fat^olifc^en ^irc^e befonbcr§
bunfel ^erüortreten". Unb bocf) fte^t in ber (ginteitung ju meinem
2Ber!e ganj beutlic^ gu lefen — in 9J?itteIbrucf — , ha^ mein gtoid
jei, au§ ben „Sd^attenfeiten" beg ^a|3ftt{)um§ feine 9?icl^t=ö)öttlicf)feit
barjut^un. Sine SriHe, ^nx ö:arbaung, fc^Ieunigft eine SriHe!
@et)r tabetnSn^ert^ finbet ^txx ®orbaun§, ta'iß iä) in bem
2lbfd^nitt über GäfariuS üon ^eifterBat^ „bie (ieben§it)ürbigen
Seiten" biefe§ SdCiriftfteller» nid^t ertüäfjne unb i^n „lebiglic^ aU
2ieb^oBer üon ^^eufelggefc^ic^ten" l^inftetle. Slud^ '^ier wirb ber
au§gefproc|ene Qrütd meiner ©orfteüung öerfci^tt)iegen : id^ iüollte
bie rteite 55er6reitung be» 5;eufel§fpufe» in ber fat^olifd^en (gr=
6auung§Iiteratur frf)ilbern. hierfür !amen aber bie „Iieben§=
mürbigen Seiten" be§ ©äfariuS nid^t in S3etradE)t, fonbern „Iebig=
lid^" feine maa^tofen „'Seufetggefd^id^ten". Stetle fid^ §err Karbaun§
bod^ nidEit einfältiger, aU er ift. Qtütd feiner „^riti!" ift, mid^
aU Sd^riftfteller ju üernid^ten ; tuirb er §ur ©rreid^ung biefe§
3tüedEe§ meine „liebenSttiürbigen Seiten" aU SJJenfd^ — angenommen,
id^ fei nid^t gang o^ne foldfie — ^erüorfieben?
SScräd^tlid^ fd^reibt §err ®arbaun§, ta^ icf) ein golter-
protofoü, ta§t Solban in feiner „©efrfiicfite ber §ej:enpro§effe"
au§ ben 5t!ten mitt^eiÜ, „ttJörttid^ abgefd^rieben" l)alt. Sollte id^
ethja ein ^rotofotl ungenau abfd^reiben?!
ein gor gro^e§ SSerbred^en madit §err ©arbaunS mir baraug,
ba^ ic^ ^Riegler'S auggejeic^nete „®efd)id^te ber ^ejenprogeffe in
Söaiern" „in befonbere 3(ffe!tion" genommen ^aU: i^ ^ätte
9?iejler „au§gefc^Iac^tet". SBürbc ^txx ©arbaung unter „%u§'
fd^Iad^tung" bie S3enu|ung unb — nid^t gu öergeffen — bie forg=
fältige Sitirung ütiegler'g üerftetien, ic^ f)ätte nid§t§ bagegen ein-
juwenben. 5tber ba§ meint mein „^ritifer" natürlid) nic^t, fonbern
er loitt mid^ für feine Sefer ^inftetten al§ gertiffenlofen „Plagiator".
Unb ^a^ ift Wieberum eine berbe Unföafir^eit. UebrigenS Wirft
§err (JarbounS auc^ ^ier wieber unfreiwillig fomifc^. (Sr erboft
fic^, wenn icJ) mit ^Riegler gef)e, unb er erboft fitf) aud^, Wenn ic^,
Wie in ber $8eurtf)eUung be§ ^efuiten Banner, öon gtiegter ah
weiche! ©erne will id] aber öerrn darbounS üerrat^en, warum ic^
682 Stnliang 2.
gcrabc bie gorfd^ungcn 9lie§kr'§ fo ausgiebig benu^t f^abt.
9lie§Ier'§ S3ud^ ift nömlid^ nid^t nur ba§ auSgeäeid^netfte, lüa§ bi§
je^t über bie ^egenprojeffe in 33aiern erfrf)ienen ift, fonbern Siiejier
ift ouc^ fctbft ein ÖJele^rter üon 9luf. (So niu^te e§ mir, ber
id^ fein ©ele^rter öon 9iuf bin, bop:peIt h)i(Ifontmen fein, ntid^ für
ben S3eh)ei§ meiner ^{)efe, ha^ tit §ejengreuel gum grij^ten
%^t\t ber fatl^olifd^en ST^eoIogie §ur Saft fatlen, auf ein
fold^eä S3uc^ unb auf einen fold^en SJiann ftü|en gu !önnen.
©äuäticE) untüafir ift, ta^, lüie (£arbaun§ fd)reibt, „für bie
:potemifd§e gtiefenanmerlung auf ©. 611 unb 612 gtiegler me^r«
fad^ SBegweifer gemefen ift". SHit biefer 2lnmerfung I)at 9lie§ter
gar ni(^t§ jut^un; aber el §u bel^au^Dten, ift §tt)erfbienlirf), meit e§
ben ©inbrud bei „3tbfdE)reiben§" ^eröorruft. SSietteid^t glätten fic^
bie (Jarbaun§'fdE)en ^o^^neSioogen über meine „3iu»frf)Iad^tung"
9lie5ter'§ burd) bie SJlitt^eilung, ba^ §err ^^rofeffor Stie^Ier mir
tt)arme 3(ner!ennung für meine „bebeutungStioIIe Seiftung" brieflich
aulgef^rod^en ^t. Unb bocE) lüöre 9iieäter „ber 9iädf)fte baran"
gelüefen, entrüftet gu fein über ben „Plagiator".
@e^r „abfto|enb" l^at auf §errn S^arbaunS getüirft, ta^ ic^
ben ultramontanen ®efd^id^t§!Iitterern ^aftor, ^anffen, tiefem
bod^, |)ergenrötf)er, bauten e tutti quanti „Untriffen'^eit"
unb „Unttia'^rfiaftigfeit" öorföerfe. Stf) ^abt eben bie Stnfid^t, ha'^
ft)ftematif(i)e ®efd^id}t§fälfc£)ung mit htm rechten Dramen begeidfinet
merben mu|, unb ha^ biefe SSegeic^nung bie ridEitige ift, "Da^ fjobe
ic^ — für §errn ©arbaunS mirb e§ befonber§ „abfto^cnb" ge=
lüefen fein — oulgiebig bemiefen. 2Ber 5. $8. nicEit eingeftei)t,
unb öerr ©arbaunS fc^eint es nid^t einjugefte^en, ita^ t)a§ SBort
Ecclesia non sitit sanguinem eine nic^tgmürbige ^euc^elei unb
Süge ift; ober loer, roie ber gegeuiüärtige (Srjbifd^of üon ^öln,
Dr. ©imar, jebe ©c^ulb ber ^ird§e an ben §ejengreueln unb an
ben ^ejenprojeffen beftreitet, ber ift enttneber abgrünblid^ unmiffenb
ober abgrünblid) unmal^r.
SBöre e§ übrigen^ h)ir!Iic^ tt)af;r, ta^ id^ meine literarifdfien
©egner „in äu^erfter 9tot)l§eit ber ©prad)e" üerunglimpfe, fo ^ättej
id^ gute @ntfc§ulbigung§grünbe, bie gerabe ber ultramontane unb
jefuitenfreunblidie §err darbaunS gelten loffen mü^te. SSaS giebt
e§9iof)ere§ unb pöbelhafteres, aU bie ©^prac^e fo mandjer „beutfd^en"
Ultrumontane ^ritif. 685
^efutten ber ©egeniüart in if)ren Sfngriffen auf ©egner? ^ä) er*
innere nur an bie beiben §auptcufer im «Streite, an bie ®e*
trüber %. unb §. ^efc^. Sn ben 6erüd)tigten „|)amburger
Briefen", im „^xaä) öon SLHttenberg", in ben „f^Iugfc^riften
gur 2e^r unb SBe^r" finbet \id) wixUid) „öu^erfte gio^fjeit ber
©proc^e gepaart mit förmlid)er ©d^mä^fudjt". 23?äre e§ atfo ^n
öertmtnbern, tüenn id^, ber ic^ im ^efuitenorben jum Schrift*
ftetler auSgebitbet hjorben bin, öon foIcEien SSorbilbern gelernt
l^ätte? ^d) mü §errn S^arbaun§ etiüaS üerratfien: ber mit bem
3)refrf)ftegel, oft fogar mit ber SDiiftgabel fcbreibenbe ^efuit %.
^efd^ njoHte, aU er auf bem „^ö^tpuntt" feiner polemifd^en
X6ätig!eit ftonb, mid^ jum SJJitarbeiter ^ben. Dbjüol)! mir bie
Stblefinung biefe§ 5tngebote§ feine gute Sflote bei meinen Drben§*
oberen eintrug, lehnte \d) ah, weit mic^ bie „9lol^f)eit ber ©d^reib-
njeife" anefcite.
aJJir „äu|erfle 3ioPeit ber <Spxad)t" unb „«Sc^mä^fud^t" öor*
juttierfen, ift nid^t§ ttieiter aU ein unel)rli(f)e§ Kampfmittel, ^err
ß^arbaunS tüei^, iia'i^ feine Sefer mein S3ud^ nid^t in bie ^anb
nel^men werben. ©efaljrtoS unb h)ir!ung§öoII jugleid) Iä|t fic^
atfo ber üer!ja|te „Ülenegat" auf ein möglid^ft niebrigeS SfJiöeau
t)erabbrüden. 3lnbere Kritifer, benen bie ^arteituut^ S^rlid^feit unb
$ffia^r^eit§Iiebe nid£)t treggefreffeu tjat, urtt)eileu über meine „Sprache"
feljr nnber§. ©o nennt bie „Df^ation" (8. ^ejember 1900) bie
©pradie meines S8ud)e§ „borne^m, man^ootl unb fdiöu".
^^erfdjiebentlid^ fc^on I)abe id§ §errn (Jarbaun§ in feiner
„S^'riti!" Untüal^r^eiten nadjgemiefen. Sttterbing» inaren fie „ent»
fd)ulbbar", benn, tüie id) aud§ nod^geföiefen I)abe, bie „fritifd^en"
Singen be§ §errn ß^arbaunS finb fo gefcEinjödit, ba§ er toeber gett^
nod) SD'Jittel^, nod; Kleinbrud richtig tefen !ann. S)ient bicfe be=
bauerlid^e „Stugeufd^föädfie" aud) für ben folgenben ^affu§ feiner
„^iti!" oI§ (äntfd^ulbigung ?
Ueber meine $8eurt^eitung ber fdjeu^tid^en ^CEcnbuIIe be§
„(Statthalters St)rifti", SnnogenS VIII., fc^reibt §err (SarbaunS:
„§oen§broed) ift anfangs (S. 617; ic^ bitte ben Sefer, bieSeiten=
äatjlen gut ^u mer!en) ebenfaffS ber 9C?einung, ba^ ber Söutte ber
formale S^arafter einer ex cathedra=entfc|eibung nic^t äu^ommt,
argumentirt fid) aber auf ber folgenben Seite (S. 618] ju bem
684 ^n^auQ 2.
@a|;e ^inburd^: „<So finb ^äpfte ex cathedra, b. ^. bon il^rem
9(nit§fi|ie au§ 3(u§gang§= unb SO^ittetpunft getoorben für ein bluttge§
pornograp^ifrf)e§ SSiberd^rtftentljunt. "
§ier foß bcr 5(nfd^etn ertüedt werben, id^ ^ttc, n)a§ i^ auf
ber einen Seite (617) fc^reibe, auf ber „folgenben Seite" (618),
b. ^. nad) einem 3*^''^i<^en^ownt, fd^on wieber bergeffen unb l^ätte
mic^ gtüdfid^ jum ®egent()eil „^inburtf) argunientirt".i
^d) laffe nun tba§ Wirüic^ bei mir fte^t, unb wie e§ bei mir
fte^t, b. ^. auc^ mit S5ertljeilung auf bie betreffenben Seiten (617
unb 618), folgen, bamit erhellt, ba^ bie bebauerngmert^en Stugen
meine» „^riti!er§" nid^t nur fd^loacf) finb, fonbern ba^ fie fo
fonberbar fonftruirt finb, ba^ fie, Wa§ auf ein unb berfetben Seite
fte^t, burd) eine raerfmürbige „optifd^e 2;äufd^ung" auf jmei öer^
fc^iebenen Seiten fe^en. Sei mir lauten tit §mei legten Xt^U
§eilen auf Seite 617: ^ä) perfönlid^ glaube, halß ber Söutte
Snnosen§ VIII. ebenfo wie ber ^eufelSbuÜe Tregor IX. ber
formale S^arafter einer (t)ier mu^ umgeblättert werben unb ber auf
S. 617 angefangene Sa| wirb auf S. 618 fortgefe^t:) ex cathe-
dra=ßntfd|eibung nid^t gufommt. 2öa§ beiben ^unbgebungen aber
jufommt, ift f)öc^fte§ religiöfeS 3Infet)en. Sie finb erlaffen
worben öom ^apfte aU ^apft, al§ bcm „Stetlöertreter E^rifti",
bem unbebingter religiöfer ©el^orfam gebül)rt. ^eber ^atf)oIt! ift
ben Sä|en biefer päpftlid^en ^unbgebungen gegenüber gu einem,
wie ber tf)eoIogifd^e 2(u§brucf lautet, silentium obsequiosum ber«
pflid^tet. ®er ^at^oti! berftie^e gegen ben bem ^apfte fd^ulbigen
©e^orfam, wenn er einen ber in ben SSutlen enf^altenen Sä^c
ijffentlid^ ober pribatim beftritte, ober auc^ nur einen 3*^cifel
barüber laut werben lie^e. ^ein ^atf)0li! barf ben bon ©regor IX,
berfünbeten ^ater'2;eufel ober bie bon Snnogen§ VIII. berfünbetei
daemones incubi unb succubi leugnen ober bejWeifetn unb bie
^äpfte f)ierin be§ Srrtl^um§ bejidjtigen. öier, Wie beim gefammtet
SSerl^alten ber ^äpfte im 83ejug ouf Snquifition, §ejenwefen unbj
9(berglauben ift unberrücft im 5luge ju bellten, bo§ fie in i^rerl
©igenfc^aft aU §aupt ber ^ird^e, al§ f)öd^fter Se^rer ber Söa'^r^
i)eit, !ur5 al§ „Stetibertreter ©^rifti" ^a^rfiunberte l^inburd^ 9Kaffen*
1 SlUe Seitenja'^ten bcäiel^en fic^ auf bie erfte unb gnjeite Sluflage meineälj
2Berfe§.
Ultramontane Sritit. 685
morbc unb greulirfien 5(berg(auben, t^eilg burc^ 2ßort unb Z^at
beförbert, tijtxU lüiffentlid^ gebulbet f)abeii. 80 finb fie ex cathedra,
b. i). öon iJirem 5(mt§fi^e au§, 9üi§gangg= unb 2}?itte(punft getüorben
für einblütige^, pornogro<3^ifcf)e§ SBiberc^riftent^um, für eine „Kultur",
Jüctd^e bie blü^enbften Sänber SuropaS foäial, et^ifd^ unb religio!
oerwüftet \)at"
2Cu§ bem SSergleid^ beffen, tva^ ic| fage unb loal ^err (Jar«
boun§ mic| fagen lä^t, ergiebt fic§ alfo: 1. \)a^ i^ mxd) in feiner
SBcife jum @egentf)eil beffen, WaS ic§ „5(nfang§" gefagt l)dbt,
„l)inburc^argumentire", fonbern, ta^ id^ an ber einen ©teile öon
bem bogmatifd^en S3egriff einer formalen ex cathedra^önt--
fc^eibung unb an ber anberen ©teile üon bem 5tmtgfiöc
(cathedra in feiner tüörtüc^en SSebeutung- ber ^äpfte fprecf)e;
2. bo^ meine beiben, unter fid^ burd^auS ^armonifd^en ^Behauptungen
über bie päpftlid^e ..cathedra" meber burrf) einen 3wifcf)enraum ge=
trennt finb, nod^ auf äföei öerfc^iebenen Seiten fid^ üorfinben, fonbern
ta^ beibe in i^ren entfd^eibenben Söorten auf ein unb berfelben
«Seite, nämlicf) auf Seite 618 ftetien.
^oä) einmal, |)err ®arbaun§, fcfiaffen Sie fid) eine SriUe für
S^re Saugen unb für ^^ren Sinn etluaS mel)r — (5I)rIicE)!eit an!
Sel^r fd^Iimm fie^t e§, nadE) §errn Sarbaun^, mit meiner
^enntni^ be§ Sateinifc^en unb ®ried^ifd)en au§. 3«"ä(^ft f(^iebt
mein „^ritifer", IieBen§n)ürbig, tt)ie er nun einmal ift, ben offen-
baren Srucffel)(er ys-ixo? ftatt oye-ixo? auf meine Unn)iffen^eit im
©ried^ifc^en. S<^ Iiffe il)m unb feinen öejern biefen ^^riump^.
S3ei bem folgenben 2(u§fan mu^ ic^ aber h^n S^arbaunS'fd^en
Sorbeerfranj etwa» jerflücfen.
^n ber „(Sinleitung" ju meinem S3udje, loo id) bie Stellung
be§ ^apftt§um§ nac| fat^olifdier 2(uffaffung fc^ilbere, ftel)t ber
Sa^: „^n (apibarer ^iirje brüdt ba§ fanonifc^e Siecht bie Stellung
be§ ^apfteg au§ : Romanus Pontifex, qui non puri hominis, sed
veri dei vicem gerit in terris: ber römifc^e ^apft nimmt nidjt
bie Stellung eineg bloßen SDlenfc^en, fonbern bie be§ ioa^r^aftigen
Öiotte§ auf biefer SÖelt ein". (Bin Cuartaner, fdjreibt ^err
ßorboun?, !önnte mic^ belel)ren, ha^ vicem gerere nic^t Reifet: ,,bie
Stellung einnehmen", fonbern „bie Stelle bertreten". Xafe vicem
gerere „bie Stelle oertreten" (jei^t, ift mir mxtüä) nic^t unbetannt.
686 Stn^ang 2.
®cnn ni(j^t nur lüei^ i<S), tva§ ein SStce=S"eIbire6eI ij't, fonbern \ä)
fiabe [ogar f(j^on mit einem leifi^ftigen SSice'-Sönig öerlefirt, unb
gwar im S3en)u§tfein, ba^ er bie „©teile eine§ ^önigg öertritt".
2(6er nel^men nicEit gerabe eben be§^aI6 ber SSice=Setbtt)ebeI unb
ber SSice^^önig bie (Stellung be§ %dhm^tU unb be§ ^önig§
ein? Scf) ttieiB fei)t gut, ha^ bie tedinifd^e SBe^eidEinung be§ ^a^fte§
„(SteHüertreter" ©otteS ober ©t^rifti lautet, minbeftenS l^unbert
mal in meinem 93u(fie Benenne idf) i{)n fo; bennod^ mu^te id^, um
gut äu überfe^en, ben angefül)rten <Sa^ be§ fanomf(f)en 9fie(|t§
fo überfefeen, Wie irf) überfe^t Ijabe. ®a§ vicem gerere bejie^t
fi(^ nämlid^ auf bie b ei ben ©lieber be§ @a|e§: Romanus Pontifex
non vicem gerit puri hominis sed veri dei. Ueberfe|t man nun,
tt)ie |)err SarbaunS tt)it(, fo loutet ber @a^: „®er römifrf)e ^a|3ft
üertritt ni^t bie «Stelle eine§ bto^en ajJenfrfien" u. f. h). ®a§ wäre
aber eine fe'^r frfilectite Ueberfe^ung. ®enn \)a ber ^a\)\t 9)Jenfc^
ift, fo !ann nid)t öon iljm gefagt werben, ba§ er bie „(Stelle"
eine§ SJienf^en „tiertrete"; wofit aber, ha^ er, obtoo^I er
SOZenfd) ift, bennocE) nid^t bie Stellung eine§ bloßen SD^enfd^en,
fonbern bie be§ wahren ®otte§ einne'^me. ^n bem @a^e be§
!anonifc§en 'tRtä^t^ fielen fidf) jtnei 2)inge gegenüber: ber punis
homo: ber bto^e SUJenfc^, unb ber verus Deus: ber Wal^re ©Ott;
beibe ®inge werben burd^ ben gleid^en 2Iu§brucE (vicem gerere)
in S3e§iet)ung jum ^a^fte gefe|t. Sllfo mu^ bie Ueberfe^ung biefe§
gleichen ?(u§brude§ fo fein, tal^ fie für beibe SSejie'Eiungen zutrifft, unb
ha^ fie nid^t an ber fflaöifi^en SBiebergabe ber Söorte haftet,
fonbern bie gute SSerbeutfd^ung be§ abäquaten <Sinne§ entl^ält.
Scfj ge^e ni(^t fei)! in ber 2lnno|me, ha'^ meinen „^ritifer" bie
Ueberfe^ung be§t)alb fo geärgert I)at, toeit id^ an fie ben 5(u§ruf
!nü)3fe: „mfo ber ®ott-^^a|3ft, ber ^a^ft=©ott!" S)a§ 2tu§f|3red§en
biefer uüramontanen 2BaI)r{)eit üerträgt ein |3oIitifirenbe§ ®emüt^,
wie haS, be§ 9^eba!teur§ ber „^öln. SSoIfSseitung", nid^t. Unb bodf;
ift ber „^apft=®ott" ecEit uttramontan=!at!^oIifdf)! ^d^ ^be biefe
©(^t^eit aud) bewiefen, aber bie Seweife unterfd^Iögt notürlid^
§err (Iarbaun§. Sie finb fo Iel)rreid^ für bie ^enntni§ be§
lUtramontani§mu§, ha^ id^ fie f)ierf)er fe|e, felbft auf bie ©efa^r
"^in, abermaB üon §errn ©arbaun^ be§ mic^ felbft=?tbfc^reiben§
besichtigt ^u werben.
Uttramontone ftrttif. 687
3)tc göttlid^e Stellung, bie im fanonifcfien $Re(f)t unb im
S)ogma in 6)e[talt furjer ©ä^e n^ic be§ eben angegebenen
bem ^apfte pertljeitt h)irb, tvijalt erft im Sllltaglleben bcr
fat^olifd^en ©[)nftent)eit gleijo^ unb S3Iut. 9Jur irenige $8eifpiele:
S)er ^arbinaI--Sr§bijdjof üon ^Sorbeauj; nennt in einem |)irten=
briefe ben ^ap[t: „bie tebenbige gleifctituerbung ber 5(u!torität
efirifti" (griebric^, ©fc^t. bei üatü. ^onäilS I, 499). ß. SSeuitlot
rebet ben ^apft on wie ®ott: „^cEi glaube an bid^, id^ bete bic^
on" (Illusion liberale, @. 38). ®ie „eiöilta cattolica" er«
Hört: „SBenn ber ^apft ben!t, ift e§ ®ott, ber in i^m benft"
(1868,111, 259). SB. gober, einer ber einftuBreid^ften ^at^oüfen
@ngIonb§, befürwortet bie ßinfül^rung einer „'anhakt jum ^o|3ft"
(bei griebric^, a. a. D. I, 503). ^er „|)äp[tlic^e $8erleger"
Sctaille gu ^ari§ tjerbreitet Silber, bie ben ^a^ft auf einem
Slttar §n)ifd^en brennenben Kernen barfteHen (griebric^, a. a. D.).
35aB pul IX. don ftc^ bal SSort (Jtirifti anlüanbte: „2^ bin ber
SBeg, bie SBa^r^eit unb bal Seben", ift befannt (Observateur
catholique 1866, (g. 357).
(Söldner Stberwi^ ift bie natürli^e golge aul Set)rfö|en, wie
ber oben angeführte bei ^anonifd^en 9ied^tl.
einen Ueberfe|unglfef)Ier wirft $err S^arbaunl mir aber mit
9lecf)t öor, unb ic^ bebaure, ha'^ in ber rafd^ nöt^ig geworbenen
äWeiten 5tuf(age meinel 2Ber!el biefer gei)ter nid^t fd^on aulgemerjt
Werben !onnte. Ser gel^Ier finbet fid^ in ber berüd^tigten |)e£en=
'büUt Snnosenl VIII. : Summis desiderantes. ^n biefer amtlid^en
Sunbgebung ht§ „©tattfialterl S^rifti" fommt folgenbe fc^eu^Iid^e
(Stelle üor: „^Jlid^t o^ne ungeheuren ©d^merj ift jüngft ju unferer
ßenntnil gefommen, bo^ in einigen Xfieilen SDeutfi^Ianbl, befonberl
in ber ajiainjer, Kölner, ^^rierer, Satjburger unb Söremer ©egenb
fel^r üiete ^erfonen beiberlei ©efd^Ied^tl, uneingebenf i|rel eigenen
ipeill unb abirrenb öom fatf)oIif(^en ©lauben, fid§ mit 2^eufetn in
SJiannl^ ober Söeibigeftalt (cum daemonibus incnbis et succubis)
gefd^IedE)tüd^ oerfünbigen unb mit ii)ren Sejauberungen, Siebern,
95efd§wörungen unb anbrem abfdfieulic^en 5Ibergtauben unb jaube«
rifd^cn Stulfd^reitungen, Saftern unb SSerbred^en bie 9?ieberfünfte
ber SSeiber, bie Sei6elfrudE)t ber Xf)iere, bie grüd^te ber ©rbe, bie
SBeintrouben unb bie Saumfrüdite, wie aud^ bie 9)?enfd^en, bie
688 mifariQ 2.
grouen, bic ^ou^tl^iere unb anbere 2trten öon X^ieren, aud^ bic
SBcinberge, bie Dbftgärten, bie SSiefen, bie Sßeiben, ba§ ©etreibe unb
anbere (Srbfrüd^te öerberben unb umfommen mad^en, aud£) peinigen
fie bie SKenfcfien, bie SBeiber, bie Buß-'/ Saft^ unb §au§tf|iere mit
fürchterlichen inneren unb äußeren S^mergen unb ner^inbern bie
äRenfc^en, bo^ fie jeugen, unb bie SBeiber, ha^ fie gebären, unb
bie 9}iönner, ba| fie ben Sßeibern, unb bie SSeiber, bofe fie ben
9J?ännern bie efieüd^e ^f[id)t leiften föunen."
9Zun mu| e§ an ben beiben (Stetten, bie i(| mit „SOlenfc^en
unb i5rauen" (homines et mulieres) überfe|t I)abe, ^et^en: „Tlänntx
unb grauen". S)a§ Si^rige meiner Ueberfe^ung tritt ht^i^aih U--
fonberS ^ertior, ireil id^ an fie bic Söemerfung fnü|)fe, ber ^apft
fcfieine bie Si^oueu ni(f)t mel)r ju ben eigentlid^en ERenfc|en ju
red^nen, inbem er öon „SRenfcfien unb Stauen" fpred^e. SOBenn
idf) fo meinen ^rrttjum eingefte^e, fo barf id^ mitt^eilen, tt)ie xdi ju
biefem ge'^Ier gelommen bin. Stn ber nöt^igen ^enntni^ be§ Satein
bürfte e§ mir nid^t mongein. 2Ser breije^n ^a^xz lang — im
Sefuitenorben — i>a§ SateinifdEie al§ Umgang§fpradE)e gef^irod^en,
iüer bie auf SateinifcE) betriebenen üieljö^rigen jefuitifd^en ©tubien
mit fe^r gutem ©rfolg abfotöirt, Wer öor biefen breijel^n ^äi)vtn
bie öoüftänbigen (SJt)mnofiaI' unb Uniüerfitätgftubien burc^gemad)t
unb feine juriftifd^e Prüfung beftanben ^at, ber lüirb bie SSer^
mut{)ung für fio^ Ijaben, er fei im ftanbe, bie Sßorte homines et
mulieres richtig gu überfe^en. ^cEi bin irregeleitet njorben burd)
meine ©enntnif; ber ultramontanen Z^tolo^k. @ie ift fo ooK öon
SSerod^tung be§ SBeibeS, ta^ im §inblicf auf fie bie tt)örtIid)C
Ueberfe^ung öon homines (3)lenfcf)en) et mulieres erltärli(^ ober
boc^ entfd^ulbbar erfd^eint. 9J?an net)me tiinju, iia% ic^ monatelang
biefe ^^eologie ad hoc öon ^Reuem burc^ftubiren mu^te, um ta^
SJiateriat für ben 2(bfcf)nitt „^ejenliteratur" in meinem SBerfe ju
fammeln, bo^ alfo bie pöbelhaften 2tu§fäIIe ber römifd^en 2;|eoIogen
gegen ta^ SSeib bamal§ meine täglid)e Seftüre bilbeten, unb man
lüirb öerfte^en, h)ie ber Ueberfe|ung§fet)Ier entftanb. Sßenn jtuei
ber berül)mteften pä^ftlid^en Snpuifitoren, bie S)ominifanermönc^c
^a!ob ©^jrenger unb ^einrid^ Snftitori§, in einem burc^
Sa^runberte l)inburd^ maa^gebenben S2Ber!e, bem „^ejenl^ammer",
über t>a§ ^Äeib fc^reiben: „5ß?a§ ift benn ha^ 2Beib anber^, al§
Ultramontone tritif. 689
eine SSerntc^tung ber greunbfc^aft, eine unentflie^Bare Strafe, ein
notf|tt)enbige§ Ucbel, eine natürlicfie SSerfuc^ung, ein begef)renä=
mvti)z§ Unheil, ein reijooller Scfiäbling, ein Diaturübel (!) mit
fc^öner garbe beftrid^en?" (Malleus maleficarum, Ed. Lugd. 1669,
8. 41), ift e§ ha gu öertt)unbern, lüenn man 2tu§brüde be» ^joupt--
begünftigerS biefer beiben 2öetber[d^mä^er, nämlic^ be§ ^apfte§
3nno§en§ VIII., in einer für ba§ Sßeib ungünftigen SBeife über--
fe|t, gumal ha biefe Ueberfe^ung njörtlid^ richtig ift? ®enn ba§
wirb §err darbaung, ber eben erft bie rolirtlid^e Ueberfe^ung fo
fe^r betont ^at, nirfit leugnen !önnen, ha^ homines n) örtlich
ri(^tig mit „9}Zenfcf)en" überfe^t föirb. (Srft ber ßufammen^ang
mu^ entf(f)eiben, ob nic^t an ber betreffenben ©teKe ftatt „HJienfc^en"
„aJtänner" gu fe|en ift. 3tber gebocft ^abe i(^, tro^ aüer ©nt--
f(^ulbigung§grünbe, unb id) fpred^e mein: Pater peccavi.
gaft f)ätte ic^ über ber ^olemif gegen ^errn ©arbauni öer^
geffen, tü)m I}ot)e§ Sob ju fpenben. Sc^ bin unbefangen genug,
bieg SSerfäumni^ nad^3uf)oIen.
|)err(Iarboun§ tt)irb nämlid^ „forf(i)", id^ mijc^te fagen „fdineibig",
unb 5tt)ar gegen — Üiom. ©ine erfreuüd^e S^atfad^e, §ut ab üor
biefem UeberjeugungSmut^, fo backte ic^, aU biefe „Sc^neibigfeit"
mir juerft flüchtig gu ©efic^t fam. Sei näfierm 3ufe^en erlebte ic^
ober eine bittere (Snttoufi^ung. ^enn abermals — ha^ ttjieöielte
9J?aI ift e§ je^t? — ift §err (JarbaunS öön ber SBa^r^eit, ^arbon,
tc^ tüoEte fagen öon feinen „2(ugen" im @tid^ gelaffen irorben.
§err KarbaunS fdireibt: „SSieüeid^t intereffirt e§ §oen§broec^
ju erfal)ren, ha^ ic^ aU tat^oüf mic^ nirfit fc^eue, bie beiben
iBuHen (bie 2;eufet§butle Tregor IX. unb bie ^ejenbutte Snno^
jenS vm.) als jnjei ber traurigften S3Iätter ber ^irc^engefc^ic^te
5U besetcf)nen. 2)ie§ gur Slntttjort ouf |>.'§ pat:^etif(|e 5tufforberung
an bie uttromontanen Sd^reiber." Unb wie lautet bie „9(ufforbe=
rung", ber §err ©arbaunS „fc^neibig" gu entfprec^en öorgiebt, in
Söirflic^feit? S3ei Gelegenheit ber entlaröung be§ Sefuiten ^u^v
fd^reibe irf): „SJiad^e S)uf)r ober ein anberer uüramontaner ©d^reiber
nur einmal bie ^robe auf S (Si-empel, inbem fie öffentlich erflären:
SnnogenS Vm. ^at, inbem er üon ber XeufeUbu^Ifc^aft u.f.w.
aU öon ^^otfac^en fprid)t unb ben Snquifitoren gegen bie SJer-^
über folc^er Singe 2SoÜmarf)tcn oerlei^t, geirrt unb unrecht
0. §oen8broecf), ';*a^jfttf)um. I. ^^
690 2tn^ang 2.
gefianbelt. 2)ie Slnttüort, bie 9tom i^nen p teil tüerbcn üe^c, tüürbe
fte über bie S3ebeutung ber „^ei'eitbutle" eine§ SSefferen belel^ren."
S)a§ ift meine 5tufforberung: öffentlich gu erltären, ^opft ^nno--
jenS VIII. I)abe in feiner Sutfe einen groben unb ftfieu^tic^en
Srrt^um üerüinbet unb fc^wer ungerechte SJlaa^regeln angeorbnet.
öerrn ©arbaunS' „Sc^neibigfeit" gegen Slom beruht alfo auf einer
gälfc^ung meiner SSorte. SSenn er noc^ nad^träglic^ meiner h)irf=
licfien Slufforberung nad^fommt, fotl i^m aber Slbla^ unb SoS--
fpre(f)ung föerben.
2)er ganje S^^^ ^^^ §errn ©arboun§ gegen mid^ l^at übrigens
fel^r burc^fic^tige Urfac^en. ^w^äc^ft ift er erboft, H^ iä) eine
©d^rift, bie er, ttjenn ic^ nid^t irre, nod§ aU „®ele:^rter", b. f). aU
^riöatbogent »erfaßt '^at, aU ta^ bejeid^ne, föa§ fie ift, nämlic^
aU „oberflächlich". Sann fränft e§ i^n, ta^ iä) ha^ giu'^megblatt
au§ ben Stnnalen ber üon i^m geleiteten „Söln. SSoIBseitung",
©ntlarüerin be§ ^ajil'-Sc^tüinbelS geftefen gu fein, fc^onung§Io§
jerriffen l^abe. ^a, toaxum fd^reibt er oberftäc^üd^e ©d^riften unb
föorum fcfimüdEt er \iä) mit fremben gebern?
Ti-es faciunt Collegium. 2tt§ britter „^itüer" gegen mic^ ift
ber ^efuit 33. SDul^r auf ben ^(an getreten, ^d^ mü^te mi(i)
nämlic^ fe^r täufc^en, wenn bie in ber „Söln. SSoIfSjeitung" öom
1. Sejember 1900 erfd^ienene „^xitif" meinet 93ud^e§ nid^t üon
®u^r S. J. ttJäre. SSon einem Sefuiten ift fie auf alle gäÜe.
S)ie @efd^id^t§öerbrei)ung be§ S^fiiiten ®u^r l^abe id^ in meinem
SBerle fo au§füt)rlid§ an'§ öicE)t geftellt, ba^ ic^ t)itx fef)r furj fein
!ann, inbem id^ nur eine feiner bieten Unn)a!)r^aftig!eiten btofe--
lege, bie jugteid^ einen tiefen ©inbüd in bie SSerlogenl^eit be§
Sefuiti§mu§ über^au|)t gewährt.
SDu^r S. J., ober mer immer ber anonyme „^ritüer" in ber
„^öln. SSoI!§5eitung" ift, befrfiulbigt mid^, ber Schrift be§ ^efuiten
S)ul^r: „S)ie ©teüung ber ^efuiten in ben beutfc^en ^egenprojeffen"
Unrecht getf)an ju l^aben, inbem icf) nid^t nur bie 2Infid§t S)u!^r§
über feinen Drben§genoffen Selrio, fonbern aud^ bie Slnfid^ten
biefe§ berüd^tigten §ei*enfd^riftfteller§ fafc^ tpiebergegeben '^ätte.
S)u^r t)atte über S)eIrio unter 5Inberm gefd^rieben (a. a. O., ©. 44):
„Sa§ ®erect)tigfeit§gefü{)I S)eh-io'S bricht fid^ föieber^olt S3a'^n
burd^ ba§ ®eftrü^|) ber |)eEengefd^icfiten, bon bem er fid^ nid^t
Uttramontane Äritif. 691
Io»ntac^en fann. 2;a» jeigt fic^ auc^ Bei anberen Gelegenheiten,
wie wenn er fic^ f^arf gegen bie Stichler ftienbet, bie burc^ faifcfie
SSorfpiegelungen unb Sügen bie ^ejen §um QJeftänbniB bringen
ipollcn." SDa bieje SSorte eine ber benfbar gröbften Unroa^r^eiten
enthalten, fo ^atte id^ gu il^ncn bie SBemerfung gemad^t: „SDufir
fälfd^t !§ier benju^t. ©r fann e» unbeforgt, benn feiner üon
feinen Sefern h)irb ^^leifel in feine Söorte fe|en unb S)eIrio na(^=
f flogen." 2)ie S3ef(^ulbigung ber benju^ten gölfd^ung ^alte
tc^ oottinüialtlid^ aufredet, unb ju i^rent S3ett)eife fü^re icE) bie SSorte
®eIrio'§ on, in benen fic§, nac^ ber S^erfic^erung feine» Crbenl'
unb ®efinnung§genoffen ®u:§r, ba§ „®erec^tig!eit§gefüf)I"
S)eIrio'§ „S3a^n bricht", unb burd^ bie „er ftd^ fc^orf gegen bie
giid^ter menbet, bie burd^ falfc^e SSorfpiegelungen
unb Sügen bie §efen jum @eftänbni^ bringen ttJoUen".
5)eIrio fd^reibt an ber betreffenben ©teile: „SDurd^ lügnerifcbe
Siften bie §ei*en gum G5eftef)en 3U bringen, ift unerlaubt. 9}^ an
beod^te aber tüo^I, ba^ jtüifcfien einer Süge unb einer
®op|)eIfinnig!eit ein großer IXnterfd^ieb beftel^t; erftere
ift öerboten, Ie|tere ertaubt. Ser 9lid^ter !ann alfo, um
ein ©eftänbni^ 5U erlangen, ber So|3peIfinnigfeit unb
liftiger SBorte fic^ bebienen, unb er !ann gu biefent
Stütd jttjeibeutig beut (SJefangenen bie grct|eit üer =
fpredfien. So tt^ar e§ erloubt, ba^ ein 9?id^ter in
Süttirf) einer §cje öerf:prad^: wenn fie bie SSal^r^eit
geftänbe, h)ürbe er, fo lange fie lebe, für t^ren Untere
l^alt forgen unb i^r ein neue§ §ou§ bauen, inbent er
unter bem SBorte „^an^" bo§ ©erüft üerftanb, auf bem
fie oerbrannt Werben foltte" (Disquisitiones magicae, (S. 769).
§ier ^ben wir bie wa^r^aft öerftuc^te ^efuitenmoral, wie fie
leibt unb lebt, bie au§ ^a 9Zein unb au§ 5Zein ^a macbt. Unb
ein „beutfc^er" ^t\mt be§ 20. Sa|rt)unbert§ nennt biefe fcbänb=
lic^e Sügnerei „SBorte, in benen bal ®erec^tigfeit§gefü^I fic^
93a^n bricht"!
hiermit fc^iebe ic^ meine ultramontanen „^itifer" in bie S8er=
fenfung. (Sie ^aben fic^ einanber wert^ erwiefen. Sttte brei finb
Seuc^ten ber uttramontanen „SSiffenfd^aft". Strme betrogene !at|o'^
lifd^e SSoIfygenoffen!
44*
692 %nf)anQ 2.
Ueßrigeng nod^ ein (Sd^tu^tDort. ®ic uüramontane ^ritif mag
in bem je^t erfcöienenen unb in bem nod^ folgenben S3anbe meinet
2Ser!e§ gegen ta^ ^a^ftt^um noc| fo üiete üeinere S^erftö^e, Un^
genauigfeiten unb felBft einzelne ?5ef)Ier finben — ta§ Mattvial,
ha§ ic^ burc^arbeite, unb bei bem i(f) mid^ öielfoc^ auf bie Stn--
gaben 2tnberer SSertaffen muf;, ift fo gemaltig, ha'i^ Sprüngen in
9^ebenfäcf)Iid^em mögüij^ unb fogar n)af)rjc§einlid^ finb — , bie
2öu(^t unb S3ett)ei§!raft be§ ©angen tüirb baburd^ nic|t erfd^üttert.
Sd^ ^ahz bemiefen, ba^ bie „©tellüertreter ©tirifti"
Sa^r'^unberte lang on ber @pi|e eine§ 'Stanh-- unb
SOiorbft)ftem§ gejtonben l^aben, baö mie fein jmeiteS
gluc§ unb SSerberben über bie blü£)enbften Sönber
Suropo§ gebracht !§at; id^ 'i)a1)z bemiefen, bo^ bie
„Statthalter (Jt)rifti" ^a^irl^unberte lang einen Stbertüi^
gejüd^tet {)aben, ber fo fd^änblid), fo ^ornogra^l^ifc^«
gemein ift, ha"^ er buc^ftäblicfi ^um §immel fünft; xdi)
l^abe bettliefen, bof; bie „Statthalter ©l^rifti" biefem
fluc^tüürbigen 2lberh)i^ SEaufenbe üon 9J?enfc£ienIeben
unter ben furditbarften Dualen gefd^fad^tet l^aben.
2)iefe unlüiberleglid^en gefd^ic^tlic^en ^fiatfad^en jerfc^mettern mit
bem gangen ©emid^t i^rer blutburd^tränften SBafirl^eit ben Sinfpruc^
be§ ^apfttf)umg, eine gbttlid^e (Einrichtung ju fein.
SDer öfterreic^ifcEie ©taat^annjatt f)at gefunben, ba| in biefem
^iftorifd^en 9lad^meife ein SSerge^en gegen § 303 be§ öftere
reid^ifd^en (StrafgefepucE)e§ liege. SD^Jöd^te fic^ bod^ ein beutfc^er
©taatSanmatt finben, ber in i^m ein SSergetien gegen § 166
unfereS (Strafgefe|bud^e§ erblidt! S)er SBal^rt)eit über ba§ ^apft*
tf)um fönnte fein befferer Slienft geleiftet werben. S)a§ ^apftt^um
mu^ gurüdgebrängt merben in bie Stellung, bie i^m gebührt: ber
menfd^ü(^, f)iftorifd§ gemorbene retigiöfe SJiittelpunft be§ ^at^oli«
jismug; ein möd^tiger 9J?itteI^unft, eine umfaffenbe ^entralgemalt,
aber eine ©emalt untermorfen, tüie alle anberen menfd^Iid^en ®e=
iüalten, bem inteUeftueUen S^i^t^wi^c unb ber morali--
fd^cn Sßerfe^Iung. ®er göttlidfie ®eburt§fd^etn be§ ^a^fttf)um§
ift eine gälfd^ung.
^ n ^ a n g 3.
(2luä ber SBiener 3eitic^nft „®ie ^eit", 23. 3«är5 1901).
Subtotg ^aftor ift öon ber öfterrei(f)i]d^en 9?egierung mit ber
Scitung be§ öfterreic^tfd^en §tftorifd^en ^nftitutS in JRom
betraut trorben. 2Ber Subtrig ^aj'tor ift, »ei^ bie literarifc^e SSelt.
@r ift orbentüdier ^rofeffor an ber !. !. Uniöerfität Snn§brucf,
er ift, lüa§ met)r bebeutet, gortfe^er ber ^anffen'fc^en „©efc^ic^te
be§ beutf(|en 55oIfe§", er ift alfo eine SeucEite ber ultramontanen
SBiffenfc^aft. Seine „©efc^ic^te ber ^äpfte" ^ l^at einen für ein
fo umfangreid^eS (2522 Seiten) unb ein fo tf)euere§ (34 SJJar!) SBer!
großen (Srfolg im fatfioüfij^en Öfterreid^ unb S^eutfd^Ianb ge^bt.
©» gilt aU einer ber ^ö^epunfte fat^olifc^er ®ef(f)idjt§f(^reibung.
SJiit bem gangen „Apparat ber SSiffenfd^aft" tritt e§ auf: ard^iöalifd^e
f^orf c^ungen , unebirte Urfunben, l^unberte, ja mo^I taufenbe öon
Siteraturnac^toeifen in allen ^ulturfprad^en geben ben ftattüd^en
S3änben ein folibgele^rte» 5tnfe^en. 5^abei befennt fid^ ber SSer--
faffer ju tabellofen @runbfä|en: „Ser |)iflorifer barf fid^ nie burd^
a^jologetifd^e Qwtdt leiten laffen; fein einziges 3iel fott bie @r=
grünbung ber SBaf)r:§eit fein" (II, 585) ; icE) biene nad| befter Ueber--
gcugung ber gefd^id^tlidt)en S5?a^rt)eit: „Vitam impendere vero"
(II, 782).
Unb bod^ ift ^aftor'S 223er! eine ^enbenj-^^efc^ic^te
gröbfter, ober auc^, Joenn man tüill, fcinfter 5(rt; e§ ift
in jeber Segiel^ung, mä) gmd unb 9J?ac^e, ein tt)ürbige§ Seitenftücf
1 „öefc^i^tc ber ^äpfte im Zeitalter ber 9lenaif)ance" öon ^ubroig
^l>aftor, greiburg 1891 U§ 1898, 1. unb 2. 33b., 2. «luflage, 3. S8b. 3. unb
4. Sfufloge.
694 Stn^ttg 3.
gu Sanffen'S „(55e[c^icf)te be§ beutfc^en SSoI!e§", bent floffifc^en a?or=
Ibilbe glänjenber ®efc£)i(f)t§fä(fc^ung.
Xa bie ^aftor'fcfie ^apftgef(f)i(f)te in f)erborragenber Sßeife jum
Sefeftoffe ber fatf)oIif(f)en ^eüölferung Dfterretc^ä unb S;eutfd^Ianb§
gehört; ha ou§ it)r ber geBUbete Üat^olii \id) fein Urtiieil bilbet
über einige ber bun!elften ^af^x^uniitxtt be§ ^a;)fttf)um§ (1305 bi§
1523), fo ift e§ aud^ für un§ Slnbere öon l§of)em Mtnrgefd^ic^t-
lic^ent Sntereffe, über ben tüirftiifien SSertf) biefeS 2Ber!e§ un§ gu
unterrichten; um fo me^r, aU !)ier ba§ SSort gilt: ex uno disce
omnes, b. f). bie 2Biffenfc^aft, tnie fie in ber ^aftor'fcfien ^a^3ft=
gef(^i(f)te un§ entgegentritt, ift bie Sßiffenfd^aft be§ UItramontant§=
ntuS üBert)au|)t.
'än(i) gum 2öert|urt^eil üBer ein üterarifc§e§ SSer! reichen @tic6 =
proben au§, befonber§ wenn fie bei fünften gemacht ttierben, bie,
entfpred^enb ber 5Jiotur be§ SSerfe§, einen fieröorragenben ^Ia| in
il^m öer langen.
Solche fjerüorragenbe fünfte in bem üon ^aftor, be^anbelten
3eitabf(j^nitte be§ ^apftt^um§ finb fraglos Snc|uifition unb ^ejen-
njefen. Sie befierrfcfien gerabegu bie Kultur* unb 9teIigion§gefc§ic§te
bei üierje'finten, fünfjefinten unb fed§§3ef)nten Sa^r{)unbert§ ; unb
ta ber 3wfontmenf)ang gtüififen bem ^apfttt)ume unb biefen SSer=
irrungen — laffen "mix bie 3lrt biefeS ^ufammen^ngeS ganj ba^in--
geftellt — unstoeifel^aft ift, fo ift e§ unabtoeiSbare ^fti(f)t be§ ge=
toiffen^aften unb n)at)rl)eit§liebenben ©efc^id^tfc^reiberS, bie Stellung
be§ ^a|3ftt^um§ gu biefen beiben h)i(i)tigen !ultur= unb !ir(fiengef(f)i(i)t^
tilgen ©rfc^einungen einge'^enb ju erörtern. S33ie ift nun ^aftor
biefer $f[ic^t nad^gefommen?
^c^ ne^me bie brei biefen S3änbe ber Steü^e nod^ burc^. SD er
erfte Sßanb: @r §ä^It 771 (Seiten unb umfaßt bie 2;^ätig!eit ber
^äpfte Clemens V. — ^ali^t III. (1305 bi§ 1458). S«^ glaube
üerfid^ern gu !önnen, ha'^ in bem gangen S3onbe ha^ Sßort „'^n--
quifition" nur ättjeimal, unb gttiar in ben Xiteln öon gmei gitirten
2Ber!en (S. 131, Stnmerfung), ba§ SBort „^ejenwefen" aber gar
nic^t üorfommt. 2tHerbing§ ift biefe geftfteHung nic£)t leicht, ta ha§
^aftor'fc^e 2Ber! fein Sac^regifter beft|t; in bem elf Seiten füllen^
ben Stt^ottSöerjeic^niffe (ber (5rfa| für ha^ Sad^regifter) fommen
bie SOßorte „^^pifttion" unb „^egenwefen" beftimmt nic^t üor.
Subtt)i9 ^oftor'ä „öefc^ic^te ber köpfte". 695
SebenfaffS finbet fic^ auf ben 771 (Seiten feine einzige 3eile,
bie fic^ mit ber Stetlung ber ^föifc^en 1305 unb 1458 lefienben
^äp\k aur ^nquifition ober jum ^t^zn- unb leufelSunwefen ober
mit ber Xfiätigfeit ber ^nquifition Befaßt. Unb boc^ ^at bie ©c-
fc^ic^te SSieleS unb SBicf)tige§ überliefert üon bem SSer^ältniffe bor
^äpfte bieje§ Zeitraumes gur ^nquifition unb jum ^t^tnrüai^n unb
oon ber 2;^ätig!eit beB „®Iauben§gericf)te§". S)a ift bie berühmte
tn'§ fanonifdie 9led)t aufgenommene 33uüe ^o^nn XXIL, Super
specula, worin ber ^a|3ft feinen ©lauben an ©Riegel, $Ringe ober
glöfd^d^en befennt, in bie 2;eufel äauberif(i)er Söeife eingefcf)Ioffen
finb, unb bie fd^n^erften geiftlid^en unb leiblichen ©trafen feftfe^t
für aKe, bie fold^e dUnq-- unb ?^taf(^enteufel bei fid^ führen; ha
finb bie anberen hk ^nquijition betreffenben ©riaffe begfelben
^0))fte§ (ögirf). Eymeric, Directorium Inquisitorum , Ed. Pegna,
Romae 1585, App. p. 74 bi§ 84); ba finb bie ^nquifitiongbullen unb
Snquifition§be!rete ber ^ä^fte ©regor XI., 2JZartin V., ^alij;t III.
(Eymeric, I. c. p. 69—98), bo ift befonberS bie lt>äf)renb biefe§
gangen 3eiti^öume§ (1305 bi§ 1458) ununterbrod^ene blutige
2;t)ätig!eit ber )3ä^ftli(^en ^nquifitoren au» bem S)omini=
!aner'' unb t^ransiSfanerorben in ©üb' unb yZorbfranfreic§ , in
S;eutfcE)Ianb, in ben 9^ieberlanben, in ber Somborbei, in Söl^men
unb in 9J?ä{)ren. SSon ott biefem ift im erften S3anbe ber ^aftor=
fd^en ^a|5ftgefc§idE)te nichts ju finben, nid^t einmal bie in 3tom
felbft im Satire 1432 unter ben Stugen be§ ^apfte§ ©ugen IV.
üott§ogene ^e|er{)inric^tung (Fredericq, Corpus docum. inquis. 1, 309)
ttfirb ern)äf)nt.
®er 5h)eite Sanb: @r umfaßt bie 2;|ätig!eit ber ^äpfte
Pu§ IL, ^oul II. unb ©tEtu§ IV. (1458 bi§ 1484) unb ääf)It
795 ©eiten. t5ür bie S3ef(^reibung ber 9tegierung üon nur brei
köpften innerhalb 26 '^a^vtn ift alfo biefer S3anb umfangreich
genug. Unb fo finben h)ir benn aucfi bie minutiöfefte 2)arfteffung.
9iid^t§ ift bem „gorfc^erauge" ^aftor'S entgangen; feine unermüb--
lid^e geber gefäHt fid^ in breitefter ©d^ilberung aurf) ber uniüefent--
licfiften ®inge. „SBeld^e ®enauig!eit, Ujeld^e 9(fribie", trirb ber
erftaunte Sefer ein über ba§ anberc Wal aufrufen! (Sinf)unbert=
öierunbfünfsig ungebrucEte 2lf tenftücf e , an§ ac^tjig 5(rc§iüen unb
§onbfcf)riftenfammIungen Xeutfct)Ianb§, ^Belgien», granfreic^§, Cefter^
696 'ärü^ariQ 3.
xtiä)^, Stalten^, (Spanien», @nglanb§, ber ©cEHüeij ftnb in bem
Söonbe oertüert^et! 2Ba§ tüill man mti)v? Gttt)a§. SfJämtid^ ber
ßunbige lüitt gerabe au§ biefem 3eiti^iiini S3iele§ unb (£inge^enbe§
über bie Snpuifitton, bie allgemeine unb bie fpanifc^c, l^ören. 2Ba§
bietet ^ai'tor barüber? ^i^^öd^ft n)enben tüir un§ luieber an \)aä
über 10 Seiten füüenbe ^n^It^öeräeii^niB (ein ©ac^regijter ^ot
auc^ biefer Sanb nic^tj. 9^id^t ein einjigeS Tlal luirb in i^m bie
allgemeine Snqui[ition auc^ nur genannt; einmal finbet ftd^ ein
|)inn)ei» auf bie fponifcfie ^nqui|ition (@. XVI . ©in bebenftid^e§
3eid^en für bie Sef)anb(ung ber Snciuifition im Zt^cV. Unb in ber
3:f)at, auf ben 782 ©eiten Sejt finbet ftc^ üon ber allgemeinen
Snquifition n i d^ t § ; ber fpanifd^en ^nquifition finb tion ben
795 (Seiten fünf unb eine ^albe Seite geiribmet. W)tv föie? (Sie
ju übergeben, wie bie allgemeine S^quifition übergangen ift, toar
gerabeju eine Unmöglid^feit; benn ou(f) ber ^albn)eg§ gebilbete
Äatt)oIi! t)at baöon läuten tiören, ha^ Sijtu^ IV. irgenbtnelc^e SSe-
jiel^ungen gur f|3anii(^en ^t^puifition ^atte, bafe i^r erfter ®roB=
inquifitor Xorquemaba ein S)omini!anermönd§ tvai unb ba^ bie
„firct)enfeinbli(^e" treffe i^m allerlei S3IuttI)aten in bie Sc|u:^e
fc^iebt. 5nfo f)ier mu^te ^aftor, rtodte er nid^t Bei feinem eigenen
2eferfrei§ SSerbactit über feine Dbjeftiöität erregen, ba§ f)ei!Ie S^ema
berü{)ren. (Sr t^ut e§ mit üottenbetem ©efd^id; §toei fliegen
f(f)Iägt er mit einer fila|3|3e: über bie ungefieuerlid^en 33(ut' unb
Sd^anbt^aten ber fpanifc^en ^nquifition fagt er fo gut mie nid^tg
unb öcrfc^njeigt baburd^ ooKftänbig ben 3iiefenant!§eil , ben ta^
^a^ftt^um an biefen S8Iut= unb Sd^anbtfjaten l^at; gu gleid^er 3eit
fteigert er aber, unb jinar burcf) feine unf)iftorifd^e unb in ifirem
^erfc^tüeigen gerabeju untüafjre unb fälfc^enbe ®efd^i(^t§fütterung
bei bem at)nung§Iofen Sefer ben Schein feiner ftrengen Sac^üd^feit.
ein 2;afc^enf|)ieler!unftftücf erften 9f?ange§!
SBa§ bie fpanifc^e ^nquifition gen)efen unb föie fie gekauft,
mu^ icf) aU befannt üorauäfe^en. ^^re SOOjä^rige ©efc^id^te ift
eine ©efd^i^te üoll 2Biber^riftentf)um unb Söarbarei, üoll Siiränen
unb S^ntmer, ooll geuer unb S3Iut. Ungesätilte 2'oufenbe finb
öon ber fpanifd^en ^nquifition ^ingefc^Iad^tet Sorben, ungejäfilte
f^amilien |at fie an ben Settelftab gebrod^t unb in bie tieffte
Sc^anbe gefto^en. Gin üerru(i)tere6 St)ftem aU fie ^at e» nie
Subitjig ^^aftov'l „®eic^ic^te ber ^äpfte". 697
gegeben. Unb biefe Bänbereic^e @rf)reden§gefd)t(^tc be§ fpanifc^»
päpftlic^en „©lauBen^gericfiteg" mac^t ^aftor in üier ganj allgemein
gehaltenen 5lu§brücfen ab: „ba§ attju l^arte unb unorbentüc^e (!)
Jßerfol^ren ber ^nquifitoren" (II, 982); „bie ^nquifitoren ^tten
unter bem SSorföanbe bei ^jäpftlid^en S8reöe§ o^ne Sinl^altung be§
geric^tIicJ)en SSerfa^reng Stiele in angeredeter SSeife eingeferfert,
graufamcn Folterqualen unterworfen, aU irrgläubige erÜärt unb
bie ®üter ber ^ingerid^teten eingebogen" II, 582); „ber SJ^iprauc^
be§ Snquifitionlüerfa^renl na^m fein @nbe" (U, 583); „bie un-
üerantnjortlic^e |)ärte unb llngered^tigfeit gegen hk [oon ber '^n--
quifition] geriifitlic^ Gelangten" (II, 583). Dhtoo^t ber öon
©ijtu§ IV. eingeteilte erfte ©ro^inquifitor Xorquemaba nad^ ben
guüerläffigften Duellen (Mariana S. J., De reb. Hispan. XXIV, 17;
^efele, Gorbinal Ximenel, @. 284) 2000 SO^enfd^en bem (Sd^eiter--
(laufen überlieferte, alfo eine feljr nac^fialtige unb einfd^neibenbe
„Kulturarbeit" aU pä^jftlid^er SöeüoEmäcEitigter entfaltete, finbet fid^
bei ^aftor anä^ ni^t bie leifefte 2Inbeutung fotdfier „religiöfer"
@reueltf)aten. Tlit ben Oier eben ongefü^rten Sä^en ift ^aftor
über bie mit Slut unb Stammen gefd)riebene ©efd^id^te ber fpanifcEien
Snquifition ^intüeggeglitten. Unb jeM fommt bie anbere (Seite
biefer galfd^mün^e. 9Jiit großem föiffenfd^aftlid^em 3t|3parat betüeift
^aftor, ba^ „bie fpanifcfie ^nquifition aU ein gemifcfiteS ^nftitut
mit üorföiegenb fircf)Iicf)em ©t)ara!ter erfd^eint" (II, 584). S)ag ift
aüerbingg eine in ber njiffenfd^aftlid^en SBelt längft feftftelienbe
S^atfad^e, aber bie ultramontane treffe nieberer Gattung mad)te
bei allen Singriffen auf bie fpanifc^e ^nquifition mit SSorliebe üon
ber Entgegnung ©ebraud^ : bie fpanifd^e .^nquifition h)ar eine
ftoatlid^e (ginrid^tung , il^re S:^oten fallen alfo ber üixä^t unb
bem ^apftt^um nid^t ^ur Saft. Se|t tritt ber ultramontane §err
^aftor auf unb betneift ber ultramontanen SS?eIt: bie fpanifc^e ^n--
quifition t)atte „öorn^iegenb Ürd^Iid^en S^orafter". Sft ba§ nid^t
cd^te Sßiffenfc^aft, fatfilid^, unparteiifc| ? ^aftor frönt ben (SriüeiS
feines ed^t l^iftorifd^en ©inneS mit bem pompöfen (Sc^Iu^fa^: „SDer
^iftorüer barf fid^ nie burd^ apologetifdie ^l^ecfe leiten laffen, fein
einjigc^ S^ü fott bie Grgrünbung ber SSa^r^eit fein" (II, 585).
SJurd^ preisgäbe ber unbaltbar geujorbenen ultramontanen Un=
tüa^rl^eit öon ber fpanifd^en ©taat^'-^nquifition ^at er ba§
698 3tnf|ang 3.
„cin§ige Biet bc§ ^iftorifer§" erregt; um fo unauffälliger uub
fieserer fann er jefet oon ber SSerBrec^ergefc^id^te ber f^anif(i)=^ä|3ft=
liefen ^nquifitoren — fc^toetgen. Sie päpftIid)'-apD(ogetif(^e
2;cnbeng ift burc^ bie §intert^üre Jüieber eingefc^muggeÜ.
S)ritter S3anb: ber ftärffte üon allen: 956 Seiten mit 133
ungebrucften Urfunben au» 50 üerfcfiiebenen Strd^ioen: SSieberum
finb e» nur brei ^äpfte, benen bie faft 1000 Seiten gemibmet
finb: Snnoäens YUI., 2IIejanber VI. unb ^uim^ IL (1484 bi§
1513). 2i3a§ oon ben Beiben erften Sänben gilt, gilt aud^ l^ier:
Sltte§ ift „mit lieBenber Sorgfalt" 6et)anbelt, nur nicf)t bie :|3ä^ft=
lic^e Snquifition unb ber gerabe in biefen 29 ^afl^cn 6efonber§
un^eilöott njüt:§enbe, üon ben ^äpften geförberte öegenfta^n. SSon
ber Snqii^fition finbet fid) nic^t». SSenn jnjeimal ba» 23 ort „^n--
quifition^proje^", gnjeimal ha^ SBort „^nquifttion", einmal bo§
SBort „fpantfc^e Si^quifition" unb breimal \ia^ SSort „S^^P «Motoren"
üorfommt (III, 265, 266, 268, 514, 734), fo njirb ha^ m^i ^k-^
manb al§ „Sth)a§" beseiciinen fönnen. Sac^Iic^ unb Uja^r^eitä--
liefienb ift e§ wol^l andj !aum, wenn ^aftor öon bem S^^wif^tor
^ebro 2(rbue» fagt, „mon f)a6e if)m gang fälfctiüd^ befonbere §ärte
angebiditet" (III, 265). Sttterbing» „Befonber§" war bie §ärte
ni(f)t, ey njar eben bie menfc^enmorbenbe ^örte aller pö|3ftlid^en
Snquifttoren. Stber ^aftor i)ätte ernjö^nen muffen, ba'i^ ber
^eiligenfrfiein biefe§ üon ^iu» IX. „fieilig" gefprod^enen Snqutfitor§
fattfam üon ßtiriftenblut gerottet ift (Acta S. S., Septemb. V.,
728 ff.; Mariana S. J. , Eist. gen. de Esp. Val. 1795, XXV,
C. 8, S. 275).
25ie ^aftor \)a§ für haS^ ^apftt£)um fel)r unfc^öne Kapitel üon
ber Sn^iuifition au§ feinem 2Berfe fo §u fagen ganj auSgefd^altet
|ot, ebenfo t)at er e§ mit bem nicEit minber unfc^önen ^opitel
|)ejenn)a^n unb ^egenüerfolgung getf)an.
Sin§ tonnte ^aftor aber nidit üerfctinieigen, nämlic^ bie ^t^tn--
bulle Snnojens' VUI. üom 5. ©ejember 1884; aber in S3et)anblung
ber SSuttc entttjirfelt er ba§felbe ©efc^id, ta^ toir fc^on bei $8e*
f)anblung ber fpanifcEien ^nquifition beniunbert l^aben. 9}iit ber
überlegenen 2{utorität be§ gewiegten |)iftorifer§ weift er bie „üer*
teerten" SBel^auptungen jurüd: ber ^apft ^aU burc^ biefe Sude
ben ^ejenfpuf bem beutfc^en SSoIfe „ auf gezwungen "; bie Sutte fei
Subtnig «Paftor'^ „©ejdiidite ber ^ä^ftc". 699
eine „unfef)I6are bogmatifc^e Sntfc^etbung" unb: burc^ bte $8uIIe
jeten bie ^ejen^Droaeffe „eingeführt" n^orben (III, 266—268]. '^a--
mit ift für ^aftor bie @aci)e afeget^an, ba§ 2Binbmüf)Iengefe(^t ift
fiegreic^ Beenbet, ha^ ^apftt{)um ftef)t ntafeHoS ba. 5Sia| bie
^ejenBuHe ben ^ejenglauBen bent beutfc^en SSoIfe nid^t „aufge--
^^ttjungen", aber i^n im beutfc^en SSoIf tt)efentlic§ üertieft unb be<
feftigt ^at, bo^ bie ^eEenbutte stüor feine „unfe^IBar^bogmatifc^e
Gntfcfieibung", afier eine okrftürc^üc^e ^unbgebung oon überragen^
bem 9(nfef)en voax, gegen bie fein ^atf)oIif ^roteft ergeben burfte
unb anä) ^eute no(f) nicfit barf, ha^ bie ^egenbuHe bie §ejen=
progeffe shjar nid^t „eingeführt", otier i|r Ueberfianbne'^men un--
gentein gefteigert ^t, ba^ bie unmittelBare ^^ruc^t ber ^ejenfiuüe
ber oon jwei ^ö|3ftlicf)en S^qu^fitoren berfa^te „§eEen^ammer"
loar, ein ©d^anbbud^, ha§, unter ^äpftlidier 33ittigung Sfuflage üBer
Sluflage erleBenb, mit feinem unftät^igen unb blutgierigen ^n^a^t^
bie c^riftlic^e SBelt bur(|feuc§te unb für 5;aufenbe üon unfd^ulbigen
ajJenfcfien ^obeSurtl^eil unb ©rabfc^rift njurbe: ta§ atle§ öer--
fd^Weigt ^aftor, treu feinem 3Bo^IfprucE)e: vitam impendere vero
(II, 782).
Unb biefe „SSiffenfc^aft" tt)irb in ber ^erfon ^aftor'g üon ber
öfterreid^ififien 9iegierung an bie ©pi^e be§ öfterreic^ifc^en fiifto^
rifcfien 3nftitut§ in giom gefteüt! ^a\tox ift an Steüe Sicfel'S
§um Seiter biefeS S"ft^tut§ ernannt worben! 9Jiir bäu^t, biefe
2tngelegenf)eit ift n)id§tig genug, um im öfterreid^ifdien gieid^ä--
ratl^e fiefprodien ju werben. ®em erfolgreic^ften SSertreter ber
einfeitigften ultramontanen „SBiffenfc^aft" wirb bie Seitung eine§
ber eckten Sßiffenfc^aft bienenben, üon öfterreicf)ifc§en ©teuergelbern
unterhaltenen ^nftitutS übertragen. 2öa§ fagen baju Cefterreic|§
ajJänner ber 2BiffenfdE)aft, wa§ jagen baju bie ofterreic^ifcfien ni^t=
ultramontanen ©teuer^a^Ier?
(3SgId^. ^erfoiten-- unb DrtSöeräeic^ni^.)
■Jlficrglttufic: ©egenfo^ äum ßf)riften=
tf)um 207. ©eine tüeite SSerbrettung
unb §eui(i)oft 207. 3'^u'&ßi^ifi^e
2Sa^§biIber üon ^^ä|)ften ancrfamit
218; ein 5ßapft läfet iiiretiüegen einen
i8i)c^of öerbrennen 219. ©otte^*
urt^eile 264 ff. 58upüd)er 275 ff.
Slbla^uniüefen 278 ff. ßrbouung^^
bü(^er unb religiöfe 3eitiii)i^iften
291 ff. ®a§ ^apftt^um ein aSer=
breiter beg Slberglaubeng 208 ff.
Stberglaube unb $apftt£)um 389.
428. 438. 445. 447. 454.
Sibläffe: ein aut^^entifc^eS Su^ über
fie 278. SIbläffe beg SreusttJegS 283,
be§ aftofenfranseg 283. 288, be§
Sfapulierg 283. Stbläffe für 3Jer=
tilgung üon Sehern 110. 112. 646 ff.
«ßortiun!uIa=2lbIa6 286. 2lbta§ ber
„priöilegirten Slltäre" 288. 3lbläffe
„ber ©^Jinne" 289. Stbläffe ton
100—12 000 Satiren 288—290.
®er über indulgentiaruiQ an§
bem 15. Sa^rl)unbert 290. SBeldie
©egenftänbe abla^fä^ig finb 283.
Agnus Del: 3Kittel gegen S3efef|en=
|eit 234. 456. 462. 463. 491.
Stibigenf er: ifjreStbfd^tac^tung bur^
päpftüdie Segaten unb ^nQuifitoren
89 ff.
Slmeifenbucf) (Formicarius) : be§
:päpftlid)en ®omimfaner=$5nquifitor
$5of)anneä3iiber,einöauptDerbreiter
be§ ^ex^nnai)\i§ unb Seufellfpufg
425 ff. ^
Analecta ecclesiastica: päpit*
Ii(f)e 3eiticE)rift ber ©egentcart: i{)r
2ob ber ©dE)eiter^aufen 155 ff.
Stufna^ine: ber päpftüc^en Sijqui=
fition^erlaffe in bie racitlidie ®efefe=
gebung 26. 27; fie njirb buröf)
fird)(id)e Strofen ersttjungen 27.
33(utgefefee itaifer griebrid) IL in'ä
fanonifcf)"e 9f{ed)t aufgenommen 175.
177.
Stuftorität^gloube: feine 2Jiocf)t
in fat^olifc^en Streifen 5.
5tugfoc^en ber Äe^erei: 79; ügl.
{^euertob.
3(u§Heferung an ben weltlicfien
2trm: gleicf)bebeutenb mit geuertob
181 ff. 189 f. 421.
Stutog ba ge: befonberi berüfimte
143 ff. 149. ©ie f ollen an gefttagen
ftottfinben, bamit bieSJienge fürchten
iernt 62. 185. 2(Ig Krönung üon
geftlicfifeiten 145. 149.
f6avti}olomäü§naäit: bie 93et^eili*
gung be§ ^apftt^^uml: ber $apft
(©regor XIII.) üerfierrlic^t bie 58tut=
tf)ot burd^ ©otte^bienft, Jubiläum
unb ®en!münse 204 ff.
Söei^töater: er wirb bem Snqui=^
fitionlgefangenen tierttjeigert, bis er
geftanben I)ot 62. ©eine ©tellung
im |)ejenproäe§ 450 ff. 558ff.
33enebittu§mebaiIIe: Ü^re @e=
ftf)icftte 278; it)re getieimmfetJoHen
geidien 279; t^re 5(bläffe: feine
©ebete erf orberlid^ , fonbem nur
förperlicf)eg STrogen 280; i:^reSBir=
fungen: §ülfe gegen S3e!^ejung,
Seufelei 280.
^efeffcn'^eit: Stn^ei^en if)re§ ®o=
feini 212 ff. 232 ff. 439. 458; üer-
urfac^tbur^S3e:^ei-ung232ff. ©örreä
über 33efeffenl)eit 238 ff. Slnja^I ber
Xeufel in einem 93efeffenen 232.
240. ^rofeffor 93au(5 über 5Be^
feffenl^eit 247. 95efeffent|eit ber Ieb=
lofen 9?atur: ©alj, SBaffer, Del
212. 215. Sefeffen^eit unb Äe^er
231. 93ejeffenf)eit üon Ä'inbern 232.
702
©a(^t)eräeid)mfe.
(SifeberSeieffen^eit: gufeäcl^e, §all,
33rü[t, @ejd)lec^t§t£)eile 233, S?ef)Ie
242. $8eieffenf)ett öon Sfjieren 234.
33 e [t e cf) I i cf) f e i t ber ^nquifitoren 31 ;
ber römifc^en £urie 72.
93t tte um Sd)onungbe§Seger§:
fie tft §eu(^elei 193 ff ; t:^r etn=
giger 3^"^^! ift SBermeibunq ber
Srregulatität für bie Qnquifttoren
181. 197 ff.
93Iutge)e|e: gegen bie S^efeer ^aifer
f^riebric^" IL 37. 2)er ^apft if)r
Ur{)eber 170ff. 3t)r SBorttaut 173.
Sf)re 5liifnat)rne in'5 fanonifdie
9ied)t 175. 177. ^^re gntpfe^Iung
burd^ bie 3ni"U'toren xmb bur^
i>k ^äpfte 177. ®ie ^äpfte er=
gtringen ifjre ®ur(f)fü^rung für
granfreic^ unb 2)eutfcf)Ianb 178.
653—657.
581uturtf)eile: ber römiji^en ^n-
guifition 124 ff. Ser fpanij(^en
Qnquifition 137. 154. 2)er füb=
franjöfifi^en ^nquifition 156 ff.
S3ruberf(^aften: i^rpolitij^erunb
finangieller Sf)ara!ter 288.
33u§büd)er: i^r abergläubifc^er 3n=
!^alt275ff. ^Zeuja^^r^feier ift gott-
lol 277.
Cantio criminalis: bei ^efuiten
©pee ntufete onon^m erfc^einen
551 ff. Snl)alt ber ©c^rift 556ff;
er fle^^t im ©egenfa^ gum ©eifte
bei QefuitenorbenS 552 ff.
K!^riftentf)um: be§ Äat^oliäilmul
2; beg ^roteftantilmul 2. g§ ift
wefentlii^ SJiorat, m(f)t ®ogma 3.
Sein Bi5Ufd)er unb gefc^i^tUc^er
©el^att 2. ©eine ©teHung §um
Slberglauben 205 ff. ®er Sieufel in
i^m 210 ff.
2)cutfc^Ianb : bie Maiestas Karolina
27. Stnfänge ber ^nquifition 27.
Snquifitionigefängniffe 28. Äaifer
Äarl IV. unb bie Qnquifition 29 ff.
Slutige 2;f)ätigfeit ber ^nquifitoren
29. 99. 180.
Disquisitiones magicae: bei
^efuiten Selrio, neben bem „©ej;en=
I)ammer" ha§ fcfieuBUc^fte" unb
un^eilöollfte ^ui^ ber fatf)oIii^en
^ejenlitteratur 441 ff.; tom Sejui'
tenorben aulbrüdlic^ approbiert
442. tgl. Qefuiten, Sefuiten =
orben.
S)ominifaner: ßinfefeung aU ^n=
quifitoren 20. 3t)re blutige 2:bätig=
feit 28. 29. 31. 80 ff. 119. 131.
©ie njerben reic^ al§ Qnquifitoren
31. ©raujame (Srunbfüße 39. 182.
Untt3a^rf)afttgfeit 41ff. ' ©ie üer=
breiten ben ^ejennjal^n 566 f. 574 ff.
ügl^. §ejen^ammer, ^ejeu*
litteratur.
(Sib; ber ftaatlic^en 58e!^örben ben
Qnquifitoren gegenüber : 24. 25. 37.
46. 47. S)ie fpanifc^en Könige
fc^roiJren ber Qnquifition ©e'^orfam
72. 145. gib Saifer Dtto IV. 25.
ßntblöfeung ttietbüc^er ©efongener
öor ben geiftfi^en Snquifitoren64ff.
417. 558.
(Jrbauungllitteratur: ultramon«
taue: S)er f)f. Sllpfionl b. Siguori
oll SSoIfsfcIriftftetler, $ßerbreiter
abermi^igenmb unflätf)iger 2eufell=
gef(f)ii^ten 224 ff. Seufellgefi^ic^-
ten bei Gaefariul ö. |)eifterbad^
228 ff. ^i)x einflu§ in Ä'töftern
228. Seben ber 3bnne ©reljentia
^öfe: ttjunberbare ©elböerme^rung
292. Slbenbmo^Ireic^ungburc^ einen
©erap:^ 292. Seben ber Dionne
^att)arina ©mmeric^ : ^^immlifc^e
Strpetmittel 292", ®elbt)ermet)rung
293, rounberbare ©peife 293, SSie^=
fterben burc^ STeufelei 293, ßr*
fc^einungen ber „armen ©eelen"
293, ©eifter auf Planeten, ©onne,
SKUcfiftrafee , Sülonb , Kometen
294 ff. „2)al fyegfeuer" öon
^rof. Saufe: feine tt)i)fenf(^aftlid)en
Ouellen 295, ©rf^einungen 58er=
ftorbener 296, fie loffen Sranbmale
prüd 296, S)auer bei f^egfeuerl
297, ein „"^anbgreifli^el SRed^en^
ejempel" 298. Seben ber 2tnna
SKaria Xaigi: 3!JiiBt)anbIung burc^
Teufel 298, bie wunberbare ©onne
298. 299. ®ie „93enebiftul=©tim=
men" 301. 2)er „^elifan": 90000
Slbonnenten 301, feine Smpfe^Iung
burd) ben $opft unb ben 3efuiten=
S?arbinal ©tein^^uber 301, fein toller
gnfjalt 301 ff. Sefuiüfc^e (Sr-
bauunglf^riften: ^obriguej, ia
$onte, Wciäijltt, Stimmen aul
SJkria Saad), SBunberbare Sreig-
niffe aul bem ^enfeitl, ©enbbote
bt§ göttlii^en ^ergenl, S9natiul=
SBoffer 312 ff.
Sac^öcräeic^m^.
703
Srbroiietung: für reumütfiigc
^efeer unb $>ejen üor bem S8er-
brennen 60. 79. 98. 473. \
Gjoräi§mu§: jeine bogmatticf)e :
Stellung 212. S3ei ®aframente= 1
ipeubung 212. SSortlaut 212. '
Seine ©efafiren bei jungen Wäb' ^
c^en 233. Ser Gjorjift barf ben ;
Teufel ans einem guten in einen '
ic^Iec^ten ^Kenfc^en faf)ren laffen :
234, jein 9fmt 409. (fjor§iÄmen '
um ben ^al§ getragen 409. 3Sert^=
ooCe ©jörgilmen 435 ff.
3'fl^itcnetb: burc^ Se^erei gelöft 57.
geuertob: QJrunbfäge ber ^nquifi^
toren unb 2:t)eolDgen über if)n 39.
52. 59 ff. 79. 163: er ift nod) eine
mitbe Strafe für 'Seßer 60. toften !
einer Se|;erOerbrennung 85. geuer*
tob für |)ejen 394. 421. 428. 452. :
471. 473. 477. 482; if)n ju öer- ;
pngen ift gerecht 438 f. 452 ff. 469. j
472. 477. 482. 595 ff. |
gleif (Reffen am ^yreitagläßt^e^erei
öermut^en unb berechtigt gur gol* ;
terung 60. I
golter: 49 ff.; 62. 64 f. : 66. 101. ^
142. ^^xe öerf^iebenen Wirten 66 f.
148. 616. golterung öon 3^U9f^n
51. Sie ift bog befte Mittel, bie
SBa^r^eit unb innere ©efinnung ju
erfahren 59. 62. Sie fte^t im Se=
lieben beg Ütic^ter» 59. Sie barf
wegen be»ietben SSergei^enl nicf)t
„erneuert", vooU aber „fortgefefet"
roerben 50 f. 456. 567. Sie feil
Iiöufig angeroonbt roerben 62. Q^re
2)auer 59. 562. gin Selaftungl=
jeuge genügt gur golterung beii
S3elafteten 62. C^nmacf)t auf ber
golter 65. 67. golterbefret ^m§ V. !
59 f. 129 f. ^efonber? graufame ;
Folterungen 142. 508. 515. 518.
521. 526 f. 529 f. 535. 537. golter !
im ^ejcnproäeB 415 ff. 455 f. 538.
563. Unempfinblicftfeit ber öejen
447. „greiroilliges" Sefennen auf
ber golter 66. 558. 562. 2ie f^olter
get)t öom fanonifc^en 5ßrose| über
in ben roeltüc^en ^rosefe 49 ff. 565.
grauenüeradjtung: in ber fat^D=
lifc^en 2^eofogie 385. 391 f. 473.
Freimaurerei: iefuitifcfie „Gntf)ü(=
lungen" über fie 321 ff. ®ie 3^=
fuiten $acf)tler 321 ff., ^Sre^ciani
330 ff., ©ruber 344 ff. : 2ie 5rei=
maurerei im Sonflaoe 323; if)r ®in=
fluB in ber 3Irmee 323 ff. ; ba»
maurerifc^e 9iotf)fignaI in ben
Sc^tacbten oon 2;rafalgar unb 2Ba=
terloo 325. groben bei ber 5tuf=
naf)me 326. 340 ff.: 348 ff. ®a§
maurerifc^e Cbertribunat 327 f. gjtit
Slut gefc^riebener Gib 330. Sa»
9Jiaurert)aupt in Sonbon 334 ff.
2a^ teufelifc^e $ferb 338 ff. SJer
SJieuc^elmorb 343.3.50. 2)ie5rauen=
logen: Cbfcönitäten 352. 2In=
rufungen be» 2;eufelg351. SeoXIII.
unb bie 0-reimaurerei 347.
giirften: fie unterftef)en ber SnQui=
fition 45. Sie fönnen gefoltert
n)erben 50. gine 2(ulnaf)me ju
i^ren ©unften 57. S^eserei loft
i^re Untert:^anen öom Jreueib 57.
649 f. Se^erif c{)e dürften finb abju^
fegen unb geitleben^ in ein Slofter
äu fperren 649 f.
©ofccrenftrafc: 61. 128 f. 146.
©e^orfam: be» Staaten gegen bie
^nquifition 23 ff. 36 f. 45 ff. 72.
144 f. 653.
® ermani a :3eitung : t:^re@efc^ic^t^=
fälfc^ung 130 f.
©eftänbniB: „freiroilligel" auf ber
Wolter 66. 558. 562.
©ottelurtfieite: it)re 3Siberc^rift=
liebfeit 264. Ultramontane Sin=
geftänbniffe 264 f. 270. SSerfcfiuI*
bung ber ^äpjte 265 ff. 273. '^ixpitt
unterwerfen fic^ i^nen 265 f. 274.
3f)re Sirc^Iii^feit 271. (Feuerprobe
272. 419. 2Ibenbma{)[§probe 272.
Sreujelprobe 273.
@örres = @efeltf(f)aft: i^r SSor»
fifeenber ber S^Tttrumlabgeorbnete
pön ^ertling 235. 570. Unroiffen^
fc^aftlic^feit i^re§ „Stoat^Iejifon"
76. 166.
®oetbe=Sunb: er ftetlt unftarei
SSoaen bar XIII.
©raufamfeiten: befonbere 81.
83. 89 ff.; 157. 185. 2er 3n=
quifitoren in 5)eutfcfilanb 119 ff. ;
ber 3nquifitoren in 5Rom 126 f. : ber
^nquifitoren in Spanien 136. 33ei
ber Folter 142. 508. 515 ff. 526 ff.
535 ff. 563.
©ürtelbruberfd)aften: 253.289;
ifire 9lbläffe 289.
®üterbefct)(ognat)me: 53 ff. 647ff.
704
Sa(^t)er§eicf)niB.
^obgier bet ^rölaten unb @eift=
lidien 53. 519 ; ber «ßäpfte 72. 659.
§onbbüd)er ber SnpuiUtion:
Sernfiarb ©uiboniS 34 ff.; 9iifo=
lQU5ßt)menc40ff ; 2f)Dina5Sareüa
58 ff; ^Intomuä ®iana 61 ff; ©in
Snquifttions^anbbu^ beg f^ransi^^
IanerDrben§63ff; Stomas 9JJeng'^ini
66f.; tjglcf). ^nquijition unb
gnquifitoren.
«pdufergerftörung: 39. 48 f. 60.
159. 161. 648.
|)eiüg= unb Setigfpre^ung:
Don ^nquifttoren 82. 639 ff.; üon
„efftatifc^en" JJonnen 252; eineg
^erenglöubtgen ^efuiten 488.
|)en'fcr: ber 8taat genfer ber ^w
quifttion 61. 185 ff. 196. fRtd)--
nung für Äe^eröerbrennung 85.
Öeren: erregen Untoetter 232. 256.
' 260. 400. 404 f. 409 f. 419. 444.
469. 515. 517. 523. 660. 2(bid)eeren
i^rer §aare am gangen Körper
234. 416 ff. 474. 515. 558. g^r
©eftanf 245. ©ie be^ejen ß:^eleute
256. 259 f. 385. 397. ^i)xt SSer*
träge mit bem Jeufel 262. 394.
398. 93aierifcf)eg Sanbgebot gegen
fie 261 ff. Sie befjejen SDienfcfien,
ü^iere unb gelbfrücf)te 385. 406 ff.
410. 432. 484. 517. 660. ©ie ber^
f)inbern ben e^elic^en 9Ift 392. 402.
432 f. 458. Sie öertranbeln SOien^
i^en in S;f)iere 393. 426. 447. ©ie
tobten unb effen f leine Äinber 393 f.
398. 405 t^eologifcfier ©runb ba=
für) 428 f. 487. 521 f. ©ie ent=
fernen ta§ männli^e ©lieb 393.
402. 3^re D^nmac^t gegen 5n=
quifitoren unb Diiditer 395. Sine
Öeje aiä ©eliebte eine» ^^ifc^ofl,
fiebe^eft U]n, ber $apft erlaubt,
fie ju tobten, um ben 33ii(^Df gu
retten 407 f. ST^ränenlofigfeit ber
Öefen 416 f. 434. 524.
Öejenfa^rten 143. 399f. 428. 431.
' 434; auf ^öefenftielcn 429. 446.
466. 482. 510; auf giesen^öden
431. 434. 446. 462. 468. 505; ouf
einer Cfenfdiaufel 515.
^ejen glaube: ber $apft befennt
fit^ feierlich bagu 385. @r ent=
ipricf)t ber fatfiolifc^en Sebre 389 ff.
447. 454. 571 ff. 577 f. 588 ff. 593 ff.
Öejenglaube im l^^roteftanti^mu^,
fein Ünterfd)ieb Dom fatf)oIijc^en
.t)ejenglauben 622 ff.
§ejenf)ammer: 387 — 425; feine
" Stpprobation burc^ bie Uniöerfität
Söln 422 ff. gi^fiis' Q" biefer
SIpprobation 422.
^ejenlitteratur: päpftüc^e 33uüen
383 — 387. ©cfjriften üon 3npuiU-
toren unb Xi^eoloQcn 387 ff. 574.
583 ff.
§ejenmoIe: 244. 417. 444. 508.
510. 515. 523. 528.
|)e5enpro§eB: $Ricf)ter, 3eugen411f.
Slngefc^ulbigte: i^re ^e^anbtung,
ßinferferung, Folterung 412 f. ; i:^re
^ertfjeibigung 414. griaubte Siften
414 f. 5Diter416. .558ff. SSerbac^tg^
grünbe 419. S3erufung 422. Ur=
fachen ber 9(u§breitung ber §ejen=
projeffe 555. Ungerec|tig!eiten im
^roäe§ 412 ff. 556. X^ätigfeit ber
Sei^toäter unb ^riefter 558 ff.
^rogeffe gegen Sinber 516. 523.
531. 544—548. 583.
§ej;enfabbotl)e: ©efage babei:
" 5^enf(^enf[eifc^ mirb gegeffen 244 f.;
befonbers ungetaufter Äinber 245.
510. 515. ©efc^Iec^tlic^e SSermifc^*
ung 245. 431. Äa^en aU Sifc^^
biener 515. Teufel machen Safel-
mufi! 515.
Öejenfalbe: 418. 429ff. 466. 472.
537; 0U5 Sinberleic^en bereitet
430. 446. 510. 515.
Öejenfc^riften, fleinere: 427 bi»
' 441; ögl^. öejentitteratur,
|)ejen!^ammer.
öejenöerbrennungen 501 ff.; in
' 3ftom 501 — 503; in gi^anfreic^
503 — 510; in ©panien 510—514,
in Seutfc^Ianb: in J^rol 514 — .516,
in ©aljburg, Sffaß, Sotf)ringen,
58reiggau 516— .519, in SSaiern
520—528, in ^^^aberbom 528, in
gjtünfter 528—530, in gufba 530,
in 9Jeiffe, S3res(au, DImü§ 530 f.,
in Äöln 532 f., in 2;rier o.34, in
SJiains 535, in 33amberg 536—543,
in SSürjburg 543 — 550. 2)er Ie|ite
.^ejenbranb 550 f.
öejenroa^n unb römifc^e Sircfie
' 571—599.
öölle: im grbinnem 246; bie SSuI-
' fane, ifftt ©d)Iote, bie Srbbeben,
tf)re Sranbung 246. 25a§ §öllen-
feuer naturttiiffenfc^aftlic^ ertlärt
247.
Öunnen: üon 5;eufeln mit f)äBlicf)en
' @otf)enroeifcern gezeugt 230 f.
(Sadioetäeic^nife.
705
^fefttitcit, ^cfttitcnorbeit: ©runb^
ia|e über Se^er= unb £^ejenbren=
nunfl f„2(u§focf)en", 79. 130. 187 ff.
204 ff. 452 ff. 471 ff.; i^re ®efd)ic^t§-
fäljcf)imfl 76. 164 ff. 194. 452. 475.
480f. 495 ff. 642. Se^ren überiBer=
träge unb gefc^Iec^tlic^en Umgang
mit bem Jeufel 249. 445 ff. 478 ff.
484 ff. 492 ff. 2)te ^efuiten @uate§
unb Softerul über bie SSorljaut
e^rifti254f. Slblafeuntüefen 278 ff.
SBerbreitung beg 9(berglaubeng: bit
iefmtij(i)en „3a!)reäbertc^te" 312.
490 f., jejuitifcfie Grbauungäbü^er
unb Seben ber ^eiligen 314 ff., jefui*
tifc^e 3ettic^riften 317 ff., jefuitifc^e
„®ntf)üllungen" über Freimaurerei
321 ff. Sie ^efuiten unb ber %aiciU
SSaugfjans'Sc^winbel: ber S^l'u^t
©ruber fein öauptoerbreiter 344 f.
376, bie „Stimmen aug SRaria
äaad)" 345, bie (Xioilta cattolica
364. 644. SJie Disqnisitiones ma-
gicaebe§3£iuitenS}eIrto441 — 464.
Stegier^afe 443; SSerträge mit bem
Seufel 444. 461. ©eic^Ierfitacfier
SSerfe^r mit bem Seufet 446. 457 ff.
493. ^Sefjejung tion (Sf)eleuten 458.
®er Teufel melft Süf)e 445; er
bringt Unge'^euer f)eroor 445. ."pejen
aU kafeen 447. 2^er 2:eufel öer-
jranbeft 9}?änner in grauen unb
umgefefirt 448. -Jer Teufel al§
giegenbocf 457. 2)ie leufellmeffe
457. SUtittel gegen ipejerei 458. 462.
(Se^eimniBöotle @tod)ci)Iäge 460.
^ejenprebigten 477 ff. Sin SBä^r-
tüolf 492. Unwetter burcf) öejen
erregt 444. 488. (£d)aben an
3;^ieren, gelbfrüc^ten 445. 484.
^ejenfabbattie 446. 471. 483. @e=
fpenfter 448. 492. 2iebe^äauber449.
5Kntt3enbung ber golter 450 ff. 456.
470. 3au6erber©c^tt)eigfamteit452.
Erlaubte Unroat)r^aftigfeit §ejen
gegenüber 452. iöejiefiung stüiff^en
Äegerei unb ©ejerei 443 f. jeufel^*
male 444. 5;eufel^finber 446. 93e=
fonbere Dbfcönitäten 446. ©ejen
reiten auf giege^böcfen unb 58efen»
ftielen 446. 462. 475. 482. «peyen-
glaube ift fati)oIifc^ 447. 454. öejen
üermanbeln fic^ in Stetere 447.
§ejenbeic^töäter 450. 457. 473.
489. 522. 555—570. geuertob für
^ejen 452 ff. 473—487. 493. öejen
öerge^ren iiinber 487. 2)er Teufel
erfc^eint al^ S^riftuä, all SJiaria
488. ein SSä^rrooIf 492. SSefeffen»
:^eit 494. ^efuitifc^e Drbenlsenfur
314. 553 f. ^cfu^tenorben unb
Sejenma^n 470—500. 552 ff. 575.
ibbrüc^igfeit gegen fegerifc^e
gürften 57.
^nquifition: i^r SSefen unb i^re
@efcf)ic^te 18—34. Sie mar ein
Staub* unb 9)brbit)ftem mit bem
„Statthalter et)rifti" an ber ©pi|e
17; bifc^öftic^e 19; mönc^ifc^e 20.
Sf)r3med21.39. Ql^re (£r^abent)eit
21 f. 38. St)re 2lbt)ängigfeit öom
«ßapft 22 f. 74. gtire Dberf)ot)eit
über ben Staat 23. 27. g^re
greangigeroatt gegen ben Staat
23 ff. S^re Stecfbriefe 31. Q^re
©efängniffe 32. 153. Sib ber
ftaatli^en 93e:^örbe ii)r gegenüber
24 f. 37. 45 f. Spanifc^e 67—77:
i^re 5tnfänge 67, ii}x firc^Iii^er
e^arafter 68 ff., ultramontane Qu--
geftänbniffe 71 ff. ; ultramontane
Unroiffeni^eit 17. 99; uttramontane
Sügen 69. 76. 130. 164ff . gtomifc^e:
77—79; i^re „d)riftlid)en" ®runb-
fäge 79. Dpfer ber ^nguifition:
f^ranfreic^ 80—94. ^JJieberlanbe
94—99. Seutf erlaub 99-123.
9tom 123—130. Spanien 131 bi§
156. gnquifitionöurtfjeile 128 f.
130. 137 ff. 153 — 163. 2)ie
Sominifaner unb 5ran§ilfoner all
Slröger ber ^nquifition 20. 63. 67.
97; i^re blutige Söätigfeit 80 ff.
86 ff. 132. Staatliche ©eleiti-
machen für ^nquifitoren 27. Staate
li^e 2Bi[Ifät)rigfeit ber ^nQuifition
gegenüber 23—30. 33efte^lic^fett ber
Snquifitoren 31. ftlagen ber ^n*
quifitionlgefangenen 31. Erlaubte
üügen^aftigfeit Negern gegenüber
38. 41 f. 60. 3Se"rtl)eibigung ber
2lngeflagten 43. Qen^m im 3n*
quifitionlprojeß 44 f. 51. 61.
Sßergewaltigung meiblid^er Sp
quifitionigefangener 140. ©in
öert)ängniBDoüer ^rrt:^""! Sianfe'l
76. Unroiffenb^ctjnifcbe 3Borte ®ör=
rei' 94. «]ßäpftlid)=!ird]lic^er ef)a=
rafter ber niebertänbijd^en ^^t^^i'
fition 97. „ölaubenlprebigt" in
®eutfcf)lanb 117. i^^i^uM'itionl*
tptigfeit ju Seüilla 139. 145; §u
2;olebo 145 ff. Sauer ber :3ngut=
fitionl^aft 31. Sßon ^axl IV. be=
706
<2a(^üeräei(^niB.
yteQte „2)efenioren" utib „Sonier^
Datoren" ber Snquijition in
%ent\d)lanb 30. Sogiale Unter=
jc^iebe äu ®unften ber gür[ten unb
$Reid)en56f. $äpftUcf)e ^nquifitoren
oerbinben fiäi mit giäuberbanben
jur ©rgreifung üon Äe^ern 87.
Snquifitoren finb aud) §eEenrid)ter
411. Uftramontane gntftellunflen
über Snquifition 17. 69. 76. 99.
129 ff. 132 ff. 164 ff. 194. 199 f.
Irregularität 181. 195ff.
$5 üben: oon ben Rupften öerfolgt
63. 129. 135 f. 138. 147. 644.
fi^atcd|i§mu§, fotf)Dlifcf)er: ber §ejen»
toalju in i^m gefe^^rt 482 f.
Sat{)oliic^e Sircfie: if)rc 2f?ai)t 8;
ber ^ampf gegen fie 8 f.; wag ber
tattiolif öon il)t glaubt 9—12;
i^re Stellung al^ S?ulturntacf)t 10;
i^re abfolute Souöerönität über
Staat unb ©ejellfi^aft 11 f.; if)re
aReügiofität unb et)riftlic^feit 2 f.
tegerftrafen: ®t)r= unb 9{erf)tIofig=
feit 19; ®üterbefc^Iagnaf)me 53 ff.;
Srbunfäfjigfeit 55 f. ; gt)etrennung
57; 2(uft)ebung jebe^ 3;reue= unb
SBertragsüerf)ältniffe§ 57; |)äufer=
jerftörung 48 ff.; Seidienau^grabung
unb SSerbrennung 48. 81. 83. 86.
89. 131; ©erbftrafen 53. 148;
©ei^efung bon grauen unb Stinbern
61. 67; Strafen ber ^nquifition
öon Solebo 146. gür Se^er unb
^egerei oglcf). ^nquifition unb
fyeuertob.
^inber: werben al§ Sauberer unb
^ejen öerbrannt 516 f. 523. 531.
545 f. 583; üom Xeufet gejeugt
531.
^irc^enlejifon: uttramontaneg,
feine Untt)iffenic^aftlid)!eit 167 f.
625.
Kräuter: Qme'iijte, SJiittel gegen
SBefeffen^eit unb §ejerei 409. 417.
435.
Sreujföeganbac^t: päpftlic^e 33e=
ftimmungen über fie 283.
S^reusjüge: gegen 2(Ibigenfer unb
SSalbenfer 89—94; gegen bie 'Ste=
binger 106 ff.
Saftträger: bie S^iQuifition ft^üt f'C
rei^tltd) ben ^uren gleich 45.
Sei^enf^änbung afl firc^li(^e
Strafe für Kefeerei 36. 48. 81. 84.
86. 89. 131. 136. 651. 652.
Seirf)enöerbrennung bei ^efeeru:
48. 132. 136. 159 f.
Lex §einje XIII.
Siebesjauber: 232. 392. 409. 449.
aHaff enöerbrennung oon Sehern:
2tlbigenfer unb SGBalbenfer 89 ff.;
in Strasburg 104 ff.
Cfifcöttitätctt: i^re SSerbreitung öer=^
onlafet unb gebulbet burc^ bie
$äpfte: ^uf; auf ben |)intern bei
3:eufelg 143. 215. 427. 457. 505 f.
510 f. Unjudjt jnjifc^en SOtenfc^ unb
Senf et 216. 221—223. 245-250.
260. 359. 399. 401. 426. 431. 434.
438. 446. 466 f. 504 f. 506 ff. 511.
Un5ud)t in ber Freimaurerei:
grauenlogen 352; Scfilüffel ber
geheimen St)mboIe 353 ff. Un§ud)t
im ^ejenproge^ 234. 417 f. 515.
558. Obfcöne „Sfiatfa^en" 433.
511 ^ufe auf bal mönnUc^e (Slieb
beg SeufelS).
^apft: „©telltertreter S^rifti" 1.
208. @r:^aben^eit biefeS ©ebanfenä
für ben ^at^olifen 1 f. ; feine Un«
roa^rf)eit 2. ^aupt ber ^ircf)e 12.
Seine gottglei^e Stellung 12. 608.
Seine Suttoicfelung ift rein menfd)-
lic^ 4 ff. „9k(^foIger $etri" 5.
i^äpftlic^e |)esereien 90. 110 f. 117.
122. 'Ser $apft begnabigt SJiörber,
oerbrennt Sfeger 126. '^äpftli^er
©runbiag über Söbtung Oon Jfe^em
167. 204. ein ^apft :^m§ V.)
al§ 9)ieucf)elmörber 201 ff. «ßäpft-
liebe greube am glie^en oon Jfeger^
blut 206. Seine „Unfebibarfeit"
in ©faube unb Ttoxal 209. 608.
©reulic^e grüc^te feiner |)irten=
t^ätigfeit 211. (Jr oerbreitet roiber«
finnigen unb obfcönen STeufel^ unb
Siejenmafin: ber ^ater^Seufel 216,
bie daemones incubi unb succubi
oom Zapfte beftätigt 385. ^äpftlic^e
58erflucf)ungen 177. 655. 5)ie ^äpfte
Ur!)eber ber f egertöbtung unb SSer=
brennung 163ff ." gin ©ebet i!eo XIII.
lüiber ben Teufel 358. 2eo XIII.,
ZqtcH unb ®iana SSaugf)an 348.
356. 363 ff. $apft unb 3lberglaube
207 ff. 218 f. 261. golterorbnungen
(öod^öeräei^nife.
707
ber ^ä|)fte 59 f. 129 f. 597. ®er
^ap\t jelbft fann ^eger tobten 651 f.
«ßopfttl^utn: Sie bebeutenbfte SSelt-
ntac^t 1. ®ie fat^oIifcf)e Se^re öon
ttim Iff. 605 ff. ©eine joäiol=
fuItureUe SBebeutung 3. 7. 10 f.
208. ©eine ©d)rtftnjibrtgfeit 4.
Seine Ungöttlii^feit ju erioeifen
bur^ feine ©efcfiic^te 6. 58on Ü^m
gejeittgte fojiale 6cf)äben 7. Seine
Sefämpfung 5 f. ©ein 3Ser:^äIt-
ni§ jur XobeSftrafe 163-201.
©ein ©egenfafe sunt (S^ciftent^um
208. 5)3apfttf)um unb ^nquifition
14—206. ^a^ftttium unb 2Iber»
glauBe 207—379: ^Iberglaube ein
$rüfftein für bie ®öttlic^feit beg
$apftt^umg 208 f. ; iie Xeufelälc^re
be§ «ßopftt^umg 210 f. köpfte un=
terjie^en fi^ ©ottelurt^eilen 265.
267. 5ßa))ftt^unt unb ^ejengkube
384. 389. 428. 439. 445 ff. 454.
571 ff. 577 f. 588 ff. 593 ff . 597 f.
©eine SSeranttt)ortlid)feit für bk
®reuel ber ^^nquifition unb ^ejen^
öerfolgungen 600—645.
^ßoltergeifter (fobolbe): ©örreg
über fie 235 ff.
5ßreffe: i^re Unfenntnife be§ UItra=
ntontaniämug XII.
«ßrioilegtrte SUtöre: 288.
$roteftantiäntuä: feine ©ubjefti-
üität 2. 3; fein Ijegenglaube we*
fentlicf) unterfc^ieben öom fat{)oIi=
fd^en §ejenglauben 622 ff.
tRec^tglättdigfeit: i^re SBe^ou^jtung
burä) ben ^nquifition^gefangenen
nü§t i:^m md)t§ 44.
SRedit^öerfiältniffe: burd) Äefeerei
gelöft 57.
SReligion: d^riftlic^e, i:^r SIBefen 2.
S^re ©ubjeftiöität 2. ^tjxe SSerein«
barfeit mit objeftioem ^i'^t^uw 3.
:3f)re 5i^ei:§eit 14. ©ie fcf)üef;t
^ttJang auä 14—16. SReligiöfe
2)ulbfamfeit 2 f.
Sleliquien: bie SSort)aut ßl^rifti
254. ®ie SZabeIfcftnur S^rifti 255.
Sine 2;t)räne ©f)rifti 255.
Eituale Eomanum: fein autori=
totiö^bogmatifd)er ßf)aro!ter 212.
®er Teufel in i:^m 212 ff. ©eine
©joräigmen 212 ff.
SRitualmorb: 9iituaImorbe ber ^n*
quifition 643; bie gabel öont iübi=^
fd^en Siitualmorb 644.
gflofenfrana: feine 2lbläffe 283.
288.
Safratnente: i^r (gmpfang burd^ bie
Snquifition^oerurt^eilten 52.
Sanctum Officium: feine @rün»
bung unb (£inrid)tung 78.
©cfiftjargfunft: 223. 248. 389.390f.
393. ©c^npargfünftlerifcbe «Bfeil*
fc^ü^en 407. 421.
©fabulier: feine gorm, feine f5ar=
ben, ®toff, ttJorauä eg beftebt, feine
2trten 283 ff.
©f tat) er ei: $ä^)fte beftimmen, ha^
Äefeer ju ©hauen xu macben finb
647. 663.
Soäiale Uuterfc^tebe: ber 3«=
quifition §u (Sunften ber IJürften
unb 9teid^en 56 f.
©tebinger: it)re 2lu§rottung burcb
5ßapft ®regor IX. 106 ff.
2;ajir = Sßoug^an*©cfin)inbeI: XaiciVä
SSerbienft 343; feine „SBefet)rung"
344; fein §auptn)erf: bie „®rei=
$unfte=93rüber" buri^ ben ^efuiten
©ruber überfe^tunb t)erbreitet344;
lobenbe ©timmen ber ultramonta*
nen treffe über %a]ciVä ©d)riften
343 ff; Za^iVB bucb^änblerifd^er
erfolg 343. Sn^olt ber „®rei»
fünfte = 93rüber " : SSer:^errIi(^ung
©atani, 2)teu^eImorb, Slnrufung
beg Xeufelg 347—352; bie grauen»
löge: mtü§ ber SWöpfe 352; ber
©ällüffel ber getieinten ©qmbole:
®i)3fel ber Obfcönität 353—355;
ber ^Ritter ^abof^ 355; ein Xeufelg»
bilb 355. Le diable au 19. siecle:
Gibraltar fein SBo^^nfi^, ber Xeufel
Subalfoin 356; ber ©atong^iapft
356; ber 2;eufel aB ©erlange, Kro=
fobil 357; ein &tM £eo XIII.
miber ben Seufel 358. S)ie 3D?e=
moiren ber ®iana SSoug^an: ber
2;eufel Sitru; bie ©rofemutter be§
2lnticf)rift 359 f. ®er Söttjenfd^mong
be^ aJiarfu^engelg 360. 5)og 2Ser=
fiatten bei Ultrantontanilntul: feine
Slinbgläubigfeit, Seo XIII. unb
^ojil 361—366. XoEÜ unb ber
2Intifreimaurer!ongrc§ ju STrient
366 ff. @utact)ten einer römif(^en
Kommiffion über ®iona SSaug^an
375. SJieine 5ßro:p^e§eif)ung über
bie§ ©Utopien 375. 2)ie „@nt=
45*
708
©ac^bcrjetc^ml.
larbung" %aT^iV§ hnxd\ bie u(tra>
montane greife: t{)rc ©eic^idlic^feit
unb SSerIogen!)eit 376. $8ebeuhing
ber SEojilabe für ^Rom: neuer S5e*
tüeiä ^Jäpftüc^er i]eid)tgtäubigfett,
Seo Xm. fonnte al§ $ap1t nicfit
onbcrg, all Zai'ii anerfennen 377
big 379.
Selljc^ufe: burc^ 3auberei 407.
Teufel: ©ein ©ai'ein in ber Schrift
210. ef)rifti ©laube an ben 2;eufet
210. Sie ©ej^ic^te bei XeufetI
in biblii'c^er unb in uttramontaner
Sarftellung 210. Seine Stellung
im Eituale Romanum 212—215.
2)er ^ater> unb Kröten =2;eutel
215 ff.; eingejc^toifen in Stinge unb
glajc^en 218. 262. 481. fragen
an ben Xeufel beim gjorgilmul
213. 259. 435. $ßerträge mit bem
Teufel 224. 237. 249. 333. 394.
444. 457. 460 f. 465. SeinSIeuBerel
216. 229. 231. 243. 248. 355. 439.
466. 505. 510 f. ©ein gefilecfitü^er
Umgang mit 3!JJenid)en 222 f. 229 t.
245. 248 f. 260. 360. 399. 401.
426. 431. 434. 438. 446. 457. 467.
504 f. 506 f. 511. 524. 533. 2)er
Seufel all 3}iol)r 236. 251. (Sr
betet bal Sater Unfer 240. Sr ^at
feinen 9iücfen 229. 240. Sr wirb
eingegeffen unb eingetrunfen 231.
242. 426. Xeufeliic^er Sc^roefel'
geru^ 243. S^er Jeufel all ^äfer
ober öorniß 243. (Jr bewirft Un=
Wetter, Siegen u. ']. w. 248. Ser
Seufel Dt)ne Sopf 251: oll Sunb
252; atl Srofobil, all «Schlange
357. Seine ©c^erje 213. 240. S)er
S^eufet all f ammerbiener 225, all
ajiuttergottel 226. 312. 439, all
e^riftul 318. 439. gr belebtSeic^en
231. DJamen ber Seurel 233. 390.
435. 441. 507 f. gr bringt Wduit,
teujc^reden ^ernor 235. 467. Sein
.^uftleib 400. 431. Seufetimeifen
257. 331 f. 457. 511. ®er Seufel
Xubalfain: er wofint im unter=
l^ö^Iten gelfen Don ©ibrattav, er
^pric|t5ranäDiiic^356. SerJeufell^
pap\t 356. 2'er teufet Sitru unb
S)iana SSaug:^an 359 ff. Ser Teufel
all yiihd 399. Seufellfinber 410.
426.446. 3ungfräuIi(^eSc^wanger=
^c^aft burc^ Teufel bewirft 426.
Sex S^eufel im grauenfiaar 440.
er prebigt 404. teufet all SSöget,
Steine 459. SKittel gegen ben
3:eufet 457. 462. ©locfengeldute
ßerfc^eucfit i^n 468. 515. Seufell*
male 444. 508. 510. 515. Teufel
atl ^inber 411. ®er 2:eufel atl
fliege 426. 479, all Safec 508.
gr melft ^ü^t 445. gr üerwanbelt
3)iänner in grauen unb umgefef)rt
448.
j:^ränenlDJigfeit ber |)eEen:
ein Seweil gegen fie 416 f. 434.
524.
Tractatus de confessionibus
maleficorum (Sinifelb): 464
bil 469.
2 räume: fefeerifc^e Sieben in ifjuen
bered)tigen 'bie ^t^Quifitoren §um
ginfdireiten 60.
Orient: bal ^onsit üon Orient unb
ber ^ejenwatin 637 f.
ll{tramontani§mu§ : er belaftet bie
fatf)olii(^e gteligion 2. Sein Sob
über bie io§iaI=fuItureIIe 2;^ätigfeit
iit§' ^apfttt)uml 7. Seine Unwifien=
"^eit 17. 98. Seine Verlogenheit
38. 41 ff. 180 f. 414 f. 419. 452.
Seine ©raufamfeit 83. 89 ff. 93 ff.
118 ff. 126. 135 f. 157 f. 495 ff.
Seine ©efc^ii^tlfälfc^ung 69. 76.
123. 129 f. 132 f. 152. 163—167.
199. 222. 452. 475. 481. 485 f. 570.
611—645. Seine S^riftberbre^ung
21. 89 f. Sein Saß gegen tefeer
91 f. 109 ff. 156. 177. Seine Seufell^
lel)re: grotelf, ungeheuerlich, un=
ftät^ig 210 ff. 215 ff. 223=252. ©eine
ftarre Slbgejc^loff enl)eit 163 ff. Seine
Öeui^elei 180 f. Sein S(^rifttt)um
163 ff. 210.
Unbarm^erjigfeit: 52. 59. 83.
185; gegen ^egerfinber 41. 55 f.
Unfel}lbarfeit: päpftlic^e 209. 212.
608. 639.
Un gel) euer: SSerbot fie §u taufen
257; buri^ Xeufel t)erüorgebrad)t
445.
2Sa(^§biIbcr: sauberij^c 218. 258f.
449.
SSaljrWölfe: 393. 492. 504 f. 517.
SBalbenjer: i^re Slbjc^lad^tung burc^
bie „Statt£)alter g^rifti" in Sa=
t)Dt)en unb ber Soup^ine 93; iljre
SSerfoIgung in ©eutfc^lanb 99 ff.
Auflagen gegen fie 100 f.
SBiebertaufe: a3e^ejter 410.
©a^öerjetc^niB-
709
SdVihtx ber ©c^roeigiamfeit: auf
ber golter 399. 407. 415. 418. 452.
Räuberei: if)re SSerbinbung mit
Se^erei 443. 592 f.
3eugen: gegen Jfeßer fann jeber
^euge fein : @E!ommuni5irte, 3!Kein=
eibige, §auggenoffen 51. 60. 61 f,
aud) 2;obfeinbe 62. golterung ber
3eugen 51. SSerurt{)eiIung auf
foIj(^e§ geugnife I)itt 44 f. S}ie
S'Zamen ber 3e"9en »rerben bem
2tngef(agten üerf)eimlic^t 44. 51.
141 f. 3e"9en im ^e^ceripto^i^:
Sßer{)eimUcf)ung ber fjamen, @j=
fommunigirte, SD^eineibige, §au^*
genoffen, 'jtobfeinbe all Saugen
411 f. 656.
3ungeuburc^fte^ung: ©trofe für
^eger, nod) fieute toon fat^oliji^en
2;i)eoIogen nic^t mißbilligt 200.
^erfonent>erjetd^ntg.
matsit 245.
Slccufio 157.
Sichert? 318.
mel9ar,93.b.3lutun266.
Slbeline, j. ©belin 594.
SIbelttJort 525.
Slbolf VII. D. 93erfl 114.
SIbrian VI. 139. 593.
SIgapitug II. 655.
SIgobarb, 33. ö. ü^on 264.
5limoin 268.
Sllacoque 285. 297.
mba 202. 203.
Stlberic 179.
Gilbert, 93. ö. SKenbe 257.
3«bert, 93. ö. 2Kagbeburg
170.
Sllbcrt ö. eremona 93.
Stibcrt b. Orofee 403.
8irbrec^tin.§ä.ö.93aiern
502. 616.
Sllbrec^t ü. 93ranbenburg
443.
Sllcaubete 154.
5lIciotul 485. 578.
SItcfto 83.
Sllejanber IL 274.
SlIcEanber III. 89. 274.
647.
Sllejanber IV. 21. 22. 26.
27. 37. 45. 46. 47. 48.
51. 54. 177. 193. 198.
655. 677.
SlfcEonber V. 593.
Snejanber VI. 71. 139.
288.453.501.591.593.
660. 698.
SlIcEanber VII. 643.
Sllfong, 93. t». ©arogoffa
642.
Stüiato 366. 367. 375.
Sltmarsa 144.
3IlDi)fiug S. J. 282.
mp'ijania 88.
Stlüoreä S. J. 313.
Sllborej 127.
Stiöaro be©entifteüanl37.
Slmanto 219.
Stmfrieb 122.
Slnanial 655.
Stnaftafta 242.
Stnc^tal 643.
SInbreä 241.
2lnbrea§ ö. Dcbfenfurtb
424. 425.
3lnbrea§ ü. 9iegen§burg
502.
Slngelo b. SBerono 660.
SInnibalb 19.
Slntonin, e.=93.ö.2fIorenä
186.
Slntoniuä 192. 314.
2Iper 243.
Slquobtüa S. J. 442. 489.
Slquin, 2I)omo§ Bon 182.
220—222. 390. 396.
403.434.584.590.634.
670.
2trbueg, «ßcter 21. 640.
641. 642. 643. 698.
9Irce 152.
5lrIato 140.
Strmaroli 129.
9Irnaub, SBü^elm 81. 82.
640.
Slmolb 425.
2tntoIbu§ 81. 84.
SlntSberg, ©rf. ü. 123.
^xp^a^cat (Seufel) 508.
2trtefto 129.
m^autt 235.
Stfteri 586.
Slt^anafiuä 15.
Stuguftin 223. 292.
Slu^etit 506.
9tuyttif (Xeufel) 508.
Slutter 31.
St^carbi 160.
S&\)oxa 140.
Sljbente 306.
»ocg 144.
93albac^ 132.
93alli) 528.
58oImeä 7. 165.
93aptii'ta 129.
Sarbi 516.
5Borrio 154.
93artoccio 126.
93aftIio 129.
93afin 594.
93affer 547.
$8ataitlc 356.
99atjc^ 546.
93auer 519.
93auer S. J. 641.
93oumgarten 372. 373.
93aunigartner S. J. 475.
93oumftarf 16.
93au^,^rofeffor245.295.
672.
93aöan 509.
93eattiE 251.
93eaumont 336.
93ec^er 297.
93ecl 519.
93eba b. (J^m. 277.
93eiffeita 84.
$8ejor 145.
SSeHormin S. J. 188. 189.
202.457.476.503.554.
570. 672.
93elua 162.
93cnebift b. |)Ig. 278. 296.
93enebitt XI. 19. 54.
93enebi!t Xn. 593. 648.
93enebift XIV. 212. 280.
285. 287. 288.
93enno 587.
^erfonentierjeic^ni^.
711
^enxati), «Profeffor 128.
58eronbe 505.
SBerger 547.
Serincajo 285.
Seringer S. J. 278. 280.
283. 289.
Sern^nrb öon GlairöauE
229. 314. 408.
58etn^arb Somenftg 170.
188.430.574.594.671.
33ernt)arb ®elicieuj 32.
58ern:^arb be beüa @arba
160.
S3ernt)arb, Sn^iuifitor 132.
Serquin 504.
öertranb, Srbl. 92.
Söefe, grt). 0. 531.
Seffonieg 371. 372. 373.
SSetoncourt 506.
33e|! 547.
S3e^er 519.
Söetjneg 86.
»iniet 374.
»inlfelb 464—469. 470.
471.473.495.534.570.
574.581.589.624.632.
635.
SBinj 476. 477. 497.
SBitru (Teufel) 359. 360.
Slanco 144.
Slalquej 144.
58Iö6er S. J. 76. 164.
166.
S3Ii)ffem S. J. 478.
Sobieg, ö. XV.
93omafftpio 81.
SBommel 425.
58ona, f rbl. 291.
Sonanni S. J. 205.
58onato 132.
58onaoenturo 396.
SonfioU 129.
JBonifaä VIII. 18. 19. 37.
46. 52. 54. 593. 654.
657.
Sotiifas IX. 29.
Söonifas XI. 22.
«orgia S. J. 488.
Söocno 159.
Sorromaeug Sari, b.§Ig.
58.
93o&er 475.
S3oune 509.
S3raungberger S. J. 475.
SBteba 425.
»reäciani S. J. 330. 332.
333. 340.
Sricctug, 93. öon 2:our§
268.
»rieger 146.
93rig'itta,b.§Ig. 295. 297.
33rifc^ar S. J. 194.
»rognoli 231—235. 574.
Srotteauj 304.
«rorrer S. J. 492.
«rücf, 93. t). 3Koin§ 168.
Srügion 372.
33runo, 93. ü. Xrier 99.
93runo,@torbanol27.165.
93ueben^ 97.
93urcf)arb, ©rf. ö. Dtben=
bürg 112.
Surc^arb, 93. ö. SSormg
268.
93urgarone 86.
93urguete 132.
93ujenbautnS.J. 223.249.
6oboffo 88.
Gabene 155.
eabireta 131.
Gaborna 322.
Saeiariug Don§eifterba(^
99.228—231.269.312.
681.
Gatijtul III. 593. 694.
695.
Sampaneüa 485.
Ganoä 154.
Gaitifiug S. J. 487. 488.
Ganug, a}teldE)ior 144.
GapQ» 440.
Garbaunä 476. 477. 553.
678—690.
Garbucci 359.
Garena 34. 58-61. 72.
74. 79. 187. 469. 570.
Garnejecc^i 124.
Garpsoiü 387. 495. 624.
625.
Garrigliano 124.
Gart^iana 241.
Gafo 154.
Gajpano 429.
Gajftnig 594.
Gaftelbon 132.
Gafteüi 203.
Gaftelnau 89. 133. 167.
GoftiHo 237.
Gastro 431. 574.
Gatena 202.
Gatinarig 129.
Gauj 156.
Gogaüo 49. 144.
Gecco 157.
Geüam 81. 92.
Geraccio 129.
Gerberuä Xeufet; 505.
G^oquet 95.
G^orropique 505.
G^^riftion t. ©u^firdien
425.
G^rtjfoftomuä 223.
Gibo 220.
Girce 490.
Glaeifeng 164. 165.
Glarij 288. 289.
Glercq 100.
Göleftin III. 647.
Gotign^ 205.
Golonna, Srbl. 124.
Gomo, Srbt. 203. 206.
Gonecte 124.
Gongen S. J. 263. 470.
481. 482. 490.
Goppin 97.
Gortegano 139.
Gorte^, Sonofo 7.
Gortona 129.
Gofta 132.
Goftana 136.
Gofterng S. J. 254.
Gooarrubiag 197.
Griäpi 366.
Groc^et 510.
Guba 154.
Gueoa 139.
Gummean 277.
G^prian b. §Ig. 436.
^(igojt (XeuH) 508.
Damiano 128.
®aubenton 89.
5)au§queiu§ 448.
Selaporte 373.
Selrio S. J. 42. 223. 236.
317. 441-464. 470.
471. 473. 476. 490.
495. 496. 497. 528.
534. 552. 553. 555.
570. 574. 575. 624.
632. 635. 690. 691.
S)ernbacf) 531.
Sefibertuä 266. 268.
Seja 139. 140.
5)iana 34. 61—63. 79.
196.417.570.674.675.
Stefenbac^ 63. 164. 166.
167. 422. 473. 485.
486. 487. 541. 631.
682.
712
^ßerjonenöeräetc^niB.
Siel S. J. 631.
©ietricf) t. Äleoe 114.
©ton^fiul 297.
'Sobo 594.
Söler 522.
5^öUinger 189. 644.
2)omin^ues 138.
Sominici 241.
Sominifug b. §Ig. 82.
94. 167. 225. 320.
Songo 231.
Soniug S. J. 480.
S)on ^arlog 143. 374.
2)onnet, 93. ü. Sorbeauj
606.
Soree 504.
®omf)eitn, 93. D. 93am»
berg 536.
S^orJD 119. 120.
2!ouai§ 35.
2;ourabo 374.
Sragoneti 88.
2!rejel S. J. 470. 477.
478. 481. 490. 552.
553. 555. 570.
2)ürer 387.
Su^r S. J. 164. 441.
451. 452. 473. 475.
476. 477. 478. 479.
481. 488. 495. 496.
497. 498. 499. 551.
552. 553. 555. 598.
625. 689. 690. 691.
2)ümortier 99.
S)uren 532.
(SBct^atb, §. ü. 3Sürt=
temberg 407.
gbeltn 503. \. Slbeline.
ggbert 277.
(Sgger 524.
e^Iing 548.
S{)renberg, ßrnft 483.
g^renberg, S. ö. SSürj*
bürg 483. 550.
Si(i)enborfi 16.
gibel 223.
güag 122. 217.
eiijabet^ o. 93at)ern 260.
eiifabetb ü. ^nglanb 201.
202.
eiifabet^ b. 58aIoi§ 145.
©Hen^ S. J. 535. 555.
Srnbrinug 83.
Sntmeric^, ^ati). 252.
291. 292. 293. 296.
297. 300. 318.
! gmo 113.
■ ©nbtgrueber 526.
I (Jrmengol 132.
grmefinba 132.
grnft ö. 93aierTt, S. ö.
SJtünfter 528.
©ftraba 144.
gugen II. 273.
Sugen IV. 124. 219. 593.
659. 695.
guropa 220.
göerarb ü. g^ateauneuf
86.
göerfiarb, ©eorg 521.
gijmeric 26. 34. 38. 40.
72. 79. 132. 183. 185.
388. 570. 574. 616.
619. 671.
^oBcr 608. 687.
gabriciug 442.
^acf)ineu^ 581.
galgairolle 257.
gantineüi 129.
%at>a, 93. ö. ®renobIe
349. 351.
gelten, ^rofeffor 173.
^erbinanbö. 33ai5ern261.
gerbinanb ö. Stragonien
68. 75. 135. 139. 140.
642. 659.
gerbinanb, S. ö. 9!Künyter
528.
gerbinanb II. 461. 471.
geriet 92.
gerrari 66.
gerrariuä 81.
gerrera^ 135.
gerris 132.
gicfer 171. 173. 179.
gicfler 582.
gigueroa 144.
gineeg 122. 217.
ginicella 502.
gioraoanti 129.
giic^art 387.
glabe 492.
glatignt) 266.
glorentin, (Srf. o. ^oU
lanb 114.
gloure 95.
gömer, 95. D. 93amberg
534. 536. 541. »42.
goificomo 374.
granco, ^o'^ann 138.
granco, Suce 137.
granco S. J. 375.
graitg SubtDig, «ßfalggr.
532.
grana"üon9Iffi[i94. 286.
granji^fa SRomana 296.
grangisfa ü. I). ©afra»
ment 298.
granji^fu^, granji^-
faner=Snquifitor 87.
griebricl II. ö. 58ranben=
bürg 104.
griebric^ II. 24. 25. 29.
37. 38. 40. 46. 56. 168.
170. 171. 173. 175.
176. 177. 178. 183.
185. 195. 610. 653.
654. 655. 656. 657.
griebric^n.t).^reuB.324.
guente 140.
gürftenberg, 93. D. Sßa--
berborn 528.
gürfteners 529.
gulfobiug 53.
guijger 100.
@oar S. J. 484. 485.
565.
GJabutiug 202.
©aleajäo, Setjog boti
Tlailant 659.
&aim, ®rf. 293. 370.
©altgai 507.
©alilei 635.
©atoannu^ 81.
®alt)eä 642. 643.
®amg 76. 164.
®arcia 138.
©arcia, So^atw 144.
©arba 159.
©aribalbi 306.
©arnier 504. 508.
®arrici 162.
©aufrebq 244.
©Qufribi 506.
©autiere 505.
©eofroQ, @rf. ». 9Sen=
I bome 255.
®eralbi 158.
' ®erarb, 93. ü. ©aljburg
I 655.
1 ©erarbi 219.
®erf)arbll., 93.t).58remen
106. 107. 113.
i ®ering 544.
®ertrub b. ölg. 295. 296.
®eröafiu§ 95.
®frDrer 267.
®^irlanbug 56.
^erjonentjcrjei^nife.
713
©ieiebrec^t 267.
(iiiffri 83.
©obebert^a b. |>Ig. 282.
©obefrebug, S3iid)of 168.
©öbelmann 497.
®öi)aujen 625.
©öppert, graitä 519.
mxu§ 94. 231. 235 ff-
264. 296. 317. 487.
500. 570. 571. 630.
631. 636.
@oetf)e 387.
©ograöiu^ 529.
©olfer, 93. ö. Srijen
516.
@on5aIe§ 138.
©onjaleä S. J. 205.
@orä)en 435.
©orf 527.
©ottfrteb ü. Sujemburg
129.
©raefelb 371. 372.
(Sreg'or b. @r. 265. 290.
291. 295. 312.
@regor VII. 24. 133. 267.
268. 273. 445.
®regor IX. 18. 19. 20.
21. 23. 26. 28. 33.
37. 67. 88. 92. 101.
107. 109. 113. 114.
115. 116. 117. 120.
121. 122. 123. 167.
168. 169. 171. 172.
173. 178. 179. 215.
216. 217. 285. 344.
348. 378. 383. 384.
611. 620. 621. 632.
633. 650. 655. 684.
689.
©regor X. 37.
®regor XL 22. 23. 28.
30. 93. 178. 593. 659.
695.
®regor XIII. 40. 41. 63.
126. 168. 201. 205.
206. 285. 675.
©regor XV. 256. 593.
633. 665.
®regor XVI. 130. 212.
286. 288. 323.
®regor ö. 5;our§ 267.
©reiffentlau , Äurfürft
535.
(Sremper 387.
®rentere 100.
®rien 387.
©riUonbi 432. 434. 624.
&xi\at S. J. 71. 164.
188. 199.
®rofinu§ 448.
®rou S. J. 313.
©ruber S. J. 344. 345.
346. 349. 353. 355.
376.
@rueber 524.
®uoIa 171. 172.176.179.
©uaneffi 258.
©uarino 308.
©uaftaöiQano 129.
©ueranger 280.
©uerctno 126.
@ürt) S. J. 250.
©uetiara 137. 144.
©uibiü 308.
©uiboni^ = @ui, i8ern=
^arb 21. 26. 31. 34 ff.
79. 87. 93. 158. 159.
162. 176. 182. 191.
194.195.196.259.570.
670.
©uillaume le Sreton 86.
®uife, ^erjog o. 203.
®ujman 20. 21.
^aaS 584.
^obofuf 594.
Öac!§ 356. 358. 359. 361.
376. 377.
öabrion, ^bl. 661.
|)0brian II. 266. 273.
§abrion VI. 96. 97. 142.
256.445.453.454.591.
596. 661.
^aeslin 399.
|)ogen 104.
datier, 93. ü. Salzburg
370. 372.
öaller, ©imon 519.
|)ammelmann 547.
|)amnterftein 164.
lanfen, Sofep^ 422. 510.
591. 593. 595. 623.
|)onftei:)n 30.
öarnad VII.
©artlieb 502.
|)arg{)eim 476. 477.
^afoiükx^ 505.
Sauber 492.
laupt 179.
öoufer 519. 547.
^efele, 93. ü. Otottenburg
69. 76. 133. 134. 152.
164. 192. 625-. 673.
680. 697.
|)egenmütler 479.
|)eine 146.
leinrief) III. 133.
öeinric^ IV. 144. 267.
|)einric^IV. t. granfreic^
512.
«peinrieb VII. 178.
ioeinricb, 58.o.5nbano89.
' 191.
c^einricf) L, S. ö. 93re^Iau
103.
§einric{), 58. ü. 9iegenl=
bürg 103.
^einric^ II., 58. t>. ©trofe*
bürg 104,
^einrieb, S obn griebrid^
II. 119. 122.
§ einrieb, $r§. D. 93rabant
114. 115.
^einrieb, ^rj. d. 2otp
ringen 28.
|)einricb 0. SJiailanb 178.
|)einric^ ö. ^Raborra 205.
fiieü S. J. 489. 554.
§enner 22.
^enotf) 533.
§ergenrötber, £rbt. 164.
167.265.497.625.627.
628. 682.
|)errerra 144.
Iierresuelo 144.
Wertung 235. 570.
5)ettinger 7.
|)e|Ier 518.
§ilbenbranb 264. 266.
270. 274.
©iüebranb 531.
|)incmar, 93. ü. Üteim^
264. 270.
Öinj^iug 590.
§ipi)ocrateg 458.
|)iri^ 547.
5iobi^ 532.
|)ÖB 251. 252. 291. 295.
300.
©oE 558.
fioEroecf, «Profeffor 200.
667-678.
Öoigmann 518. 547.
|)omer 458.
§ompefcb, ®rf. 370.
öonoriug III. 25. 26. 91.
173. 286. 650.
©onoriuä IV. 657.
|)onoriug, 58. 541.
topfen 624.
|)Drn 536.
714
^erfoncnöerjeic^mfe.
^ornung 519.
ÖDuffeau 97.
§oje^ 154.
ipugo b. §lg. 243.
^ugo 586.
^ugo ö. (£gin§f)eim 278.
|)ugDnibu§ 161.
feugueg, 93. ö. 5lujerre85.
§utft 96.
JuTtalbi 83.
ßunger 581.
§urter S. J. 7. 315. 464.
478. 636.
^ux)ämarm§ 333.
QacohS 530.
Sacquier 574. 594.
Safob ö. Stragonien 132.
Safob I. ü. (Snglanb 202.
Safob ö. 93rabant 219.
Safob o.Äömg§f)ofen 267.
Satob ü. Straelen 424.
Safobo ba aSre^cia 157.
Sanffen 69. 164.441.471.
473.475.481.486.497.
590.625.628.629.630.
682. 693. 694.
^atertiier 318.
Scanne b'Slrc 420.
Seiler 251. 252. 291.
Sepe§ 138.
Sgnatiulb.§Ig.240.317.
Snfeffura 502.
Sngeburge 259.
Snigo, $8. ü. ©eöiao 70.
SnnojenS III. 18. 20. 21.
22. 24. 25. 41. 43. 53.
56. 59. 80. 86. 89. 90.
91. 94. 166. 168. 169.
170.172.193.197.259.
286. 291. 319. 648—
650.
SnnojenS IV. 20. 21. 24.
27. 37. 46. 47. 49. 54.
67. 93. 177. 193. 197.
572. 618. 653—655.
Snnosen^ VI. 26. 221.
659.
Snnojeng VIII. 24. 70.
93. 139. 192. 196. 198.
219.220.232.256.344.
348.384.388.422.423.
445.453.454.469.486.
493.498.500.516.574.
577.579.580.591.593.
596.611.625.626.627.
628.630.631.632.633.
636.660.673.676.683.
684.687.689.690.698.
Snnoäcng IX. 63.
Snnoäeng XI. 285. 286.
532. 665.
SnnDjeng XII. 21. 66.
205. 632.
Snftitorig 183. 196. 385.
387.423.425.427.443.
449.464.496.516.534.
566.570.574.576.577.
624.628.631.636.670.
688.
Sotiann XXI. 445.
Sodann XXII. 32. 35.
87. 217. 218. 219. 257.
262.285.344.348.404.
405.445.449.453.481.
593.611.633.658.695.
So^anneg «ßetru§, trbl.
662.
Sofjannel, Srbl. 662.
Sodann ö. SRec^eln 425.
Sodann Xinftorii 100.
594.
Sodann SBincenttuä 101.
Sofiann ü. gran!furt 100.
Sol^ann t5on ©anft ^eter
156.
Soi)ann 93urc!^atb ö.
(Strasburg 501. 502.
Sof)anna ö. Spanien 143.
So^annel, SSalbenjer*
^rieftet 105. 269.
Sodann, 58. ü. 2nbid
107.
So'^anneä Sejtor 81.
Soljonne^ ü. SBallumbrojo
268.
Sodann, 93. ü. 9Sincenja
107.
Sorban 101.
Sorbanäu§476.477.497.
Sofua 123.
SfabeUa to. loftilien 68.
69. 75. 135. 139. 642.
659.
.Sjarni, Diamunbu^ 83.
Siarni, SBil^elm 159.
Suliug II. 71. 139. 454.
591. 596. 698.
Suliu§III. 287. 445.454.
662.
Suniul, Stnna 542.
Suniu^, 93rgm[tr. 0. 93am-
berg 537.
Soo 158.
ßoltner 121.
§^amp 425.
Äannemann 104.
Äant 586.
tarl II. b. Spanien 149.
tarl IV. 29. 30. 178.
Karl V. 72. 96. 97. 98.
141. 199. 677.
SfarIIX.ö.?5rantreic^204.
205. 206. 465.
SiarIX.ü.gran!rei(^336.
fori b. ta^Ie 274.
tarl ü. SJlä^ren 658.
Sari 2I)eobor ü. «Pfal§*
Sieuburg 263.
^a\pax 518.
Jtot^arina öon 93ologna
318.
f att)orina b. Oenua 295.
Äat^arina b. 2Jlebici 204.
Siat^arina ©auba 88.
Raulen, «ßrofeffor 167.
193.265.487.498.625.
682.
Sau§ 485.
temnat 577. 594.
Äerling, 9»altl)er 29.
mtmtnä IV. 21. 22. 27.
37. 51. 54. 67. 177.
193. 195. 197. 657.
ÄlemengV. 19. 31. 67.
617. 694.
SIemen§VII.71.97.139.
285.591.593.596.662.
Siemens VIII. 126. 212.
261. 287. 454. 664.
memenäX.202.285.286.
Siemens XI. 202. 285.
Ileutgen S. J. 221.
Snoa 548.
tnoj 204.
Äogler 517.
f olic^ 425.
Äonrab b. 2Karburg 117
bil 123. 609. 650. 651.
Konrab b. ^orto, fiegat
117.
^auB 33.
Kreittmatjr 573. 583.
Jtroten 547.
Äünjle 301.
Sumgunbe b. §Ig. 267.
Sababta 641.
Sabart^e 503.
fiac^a 460.
SacroiE S. J. 249.
^erjonenbcrjei(^niB.
715
£agu§ 521. 581.
Soltanhul 15.
Samberg 537.
Sombert 423. 425.
fiombrec^t 547.
Song 261. 519.
Sonja 322.
Sateou 318.
Sourenttul S. J. 193.
Soutnet 532.
Sot)mann S. J. 188. 249.
473. 474. 475. 476.
477. 490. 496. 497.
528. 552. 553. 555.
570. 574. 575.
Sohnes S. J. 487. 488.
490.
Sojonig 255.
Sa§äorelcf)i, 93. ti. 9ieo=
coejorea 370. 374. 375.
Seo 146. 147. 618. 643.
Sebo 220.
SeI)m!u!)I S. J. 250. 498.
499. 609.
Seitjc^u^ 542.
Semmi (Teufel) 358.
Seniolg 503.
Seo m. 273.
Seo IX. 278.
Seo X. 24. 71. 139. 192.
198.256.453.593.636.
661. 673. 677.
Seo Xni. 131. 155. 220.
221.222.252.285.286.
288.289.300.302.323.
344.346.347.358.359.
363.364.367.369.378.
379.
Seo, änton 430.
Seo, 33. 0. Eatonto 265.
Seo, f^ronj 431.
Seofobio 127.
Seopolb VI. ü. Deftetreid)
102.
Se§<)inofje 156.
SeUiug S. J. 223.
Setotüe 608. 687.
Sibetatore S. J. 606.
Sic^tenftetn, 93. ü. DImii|
532.
Sieb S. J. 251.
Siguori 222. 224. 249.
291. 314.
Simborc^ 35. 158.
Stnbinier 307. 309,
Sinbmai}r 295. 296.
Singarb 7.
Slorente 132. 134. 139.
642. 643.
Sooijo, Srbr. 143.
Soe 17.
Söper S. J. 494. 555.
Söwenftein 368. 370. 371.
374.
SofoteEi 129.
Songo 375.
Soog 496. 497. 588. 589.
590.
Sooj 123.
Soreüi 93.
Sot!)orII. 270.
Sot^or ü. Sottiringen 266.
Souig W^ipP 336.
2ot}oIa, Sgnotiui 240.
317.
Sucö 532.
Sucero 140.
Suciul III. 24. 269. 274.
647.
Suboüifi 129.
Subiüig n., §. 0. 93aiern
28.
Subtt)ig ü. ßoligo 28.
SubwigVm. ö.gronfreid)
26.
SubroiglX. b. gronfrei^
26. 656.
Subroig XVIII. 305.
Submig, ^Kic^oel 237.
SubttJtg, @rf. ö. gtooen^*
berg 114.
Subw'ig ü. 2;f)ünngen 230.
Sugo S. J. 223.
Suit^)ert,93.ö.3!Kain5274.
Suitpronb 268.
Suitworb, 93. ö. 9SerceIIt
268.
Sufrejio 93orgio 501.
Suppere 509.
Sut^er 3. 223. 446. 622.
661.
Sujemburg, ^erjog öon
509.
SKöi^cretitiuä S. J. 482.
570.
aKobruäso 516.
mäxi 585.
SJiognoni 429.
3Kaier 519.
3Jiaiaot 506.
gjtoir^ofer S. J. 471. 581.
gjtoiftre 7. 164. 166.
Wainnlt 130. 164. 626.
mataxin^ 393.
5Kommotinuäb.§Ig.282.
aJlomoril 435. 438.
9KanaräuiS.J.236.442.
SDianning, Ärbl. 7.
SJlonrique 154.
gjionäella 129.
ariorbocläuä 123.
gjiorefio 125.
S!Jlorgoret^e b. |)Ig. 253.
S!Kargoret{)e lo $orete 89.
SD'largoret^ebe©. ©tefono
144.
2Jlargarett)et).93aIoi§205.
ajiorgiotta 358. 359. 370.
377.
SOtorioStnno, (Jrätierjogin
261.
2)iarta oonben®ngeIn297.
SKoriagronji^fo üon ben
'^eiligen 5 3Sunben295.
296. 297.
gjioria gKogboIeno 255.
ajJorio «Renoto 484.
SÄariano S. J. 75. 131.
SDlorie=Sutie t)on93ourbon
149.
aKorinob. (ggfobor 297.
316.
Wart 548.
Wlavt %min 678.
aKorotto 307.
gjiarrono 260. 261.
gjiortene 271. 273.
ajiorteng 193. 267.
ajiortin II. 445.
ajiortin IV. 92. 657.
gjiartin V. 502. 503. 593.
659. 695.
SKartin, 93. 0. ^oberbom
130.
aßortin 265. 505.
ajiortines 374.
gjiortiniuä S. J. 58.
SOZartino 68. 69.
ajiartinug 100.
2Jioruau0 219.
ajiot^otial 122. 217.
matt\)ia§ 261.
gjiouronb 191.
ajlaurelli 159.
SJiouroceno 191.
aJioEimiüon I. 388. 425.
ajiojtmilion I. ö. 93atem
260. 261. 262. 263.
455. 470. 477. 481.
482. 581. 582.
716
^erionenöeräet^ni^.
iKojimin b. §Ig. 302.
303.
SKajimug, 33. ö. Salona
265.
2Jtaqenne, ^enoQ ö. 203.
2«at)r S. J. 251.
ajJajarin, ^rbl. 509.
9[)ie^t{)Ube ö. aJlagbeburg
295. 296.
3[Kec^tJ)iIbt§' b. |)Ig. 295.
2«ebarbu§ b. 5)lg. 282.
gKeiienbein 466, 467.
gjielanc^t^on 224. 446.
gjlelania 302. 303.
aRelc^erg, ^rbl. 371.
2Rengt)itit 21. 34. 66.
632.
Smengo 351. 435. 439.
SKennaä 265.
ajiercabier 31.
aJJerfurtan S. J. 478.
ajlerula 129.
aJletä 584.
SDleicfiler S. J. 221. 317.
318.
mma S. J. 164.
SJtic^aet 87.
3[Jitcro 128.
aJiiefen^jäd 525.
minna 129.
SKinnicfe 192.
SRirabeau 324.
5Kiranba 144.
SKobegnano 659.
gjlörl 318.
2RoIene§ 137.
aKoIino S. J. 554.
moünkx 32. 81. 619.
9ÄoIttori§ 485. 486.
moUio 124.
31RontaIembert 7. 16.
5!JtontI)iaet 509.
gjionti 124.
5DfioraIe§ 154.
moxxUo 68. 69. 660.
gjiorts, SnQuifttor 142.
SJionnoiron 94.
gjioroni 130.
aßofeg 122. 217.
gjioija 129.
5müIIer 616.
SKuIceone 161.
gjlunbbrot S. J. 482. 489.
aßunforb S. J. 298.
SlKurmanu 536.
Sdhimer 485. 486.
9KufteI 374.
9?flflcl 519.
Napoleon I. 324. 336.
Dkpoleon III. 306.
gjatona 241.
g^etjon 325.
3lm 204.
9iero 136.
9ieu^aul 658.
^idd S. J. 480. 494. 553.
SJiicfl 522.
9?tber 398. 425. 426. 576.
577.
^iiberberger 525.
gjiemöüer S. J. 475.
Slieremberg S. J. 313.
mtolau§ I. 274.
gjifolaug IV. 37. 191.673.
3liMan§ V. 407. 593.
g^ifolaug ö. SSenrai) 425.
aZifoIaug 132.
Dlorfolf 203.
3lu% 530. 531.
Dcantpo 144.
Dcana 138.
Dbegcalc^i 126.
Dliöa 83.
DUöertuä S. J. 447.
Drefitt 306. 307. 309.
Dropeja 643.
£)tpijtu§ 458.
Drjini 76. 328.
Drtega 144.
Drtf) 530.
Drtiä 374.
Domo 148.
CliDotb, ^tofeffor 626.
630.
Ott 251.
Otto III. ®rf. ti. ©elbern
114.
Dtto IV. 25. 28. 104.
169. 319. 649.
^oor 289.
^aceüi 375.
^ac^ommg 315.
^ac^tler S. J. 321. 323.
^abiUa 144.
^^aganusäi 374.
^aJDt 504.
^alacio§ 154.
^deario 125.
«ßalub 506.
^aromo 21. 73. 500.
$arbo 442.
481.
625.
631.
130.
197.
289.
«Parocc^t, Srbl. 364. 365,
$afcf)alil II. 24. 646.
^agquoli 124.
ißartor, <ßrofe[for 63. 69,
134. 164. 165. 441,
471. 473. 475.
486. 497. 590.
628. 629. 630.
682. 693-699.
«Batrisi, Ärbl. 640.
^aui II. 695.
^?aul III. 71. 76.
285. 456. 662.
^aul IV. 63. 129.
662. 663. 664.
«Paul V. 212. 286
290.
$aul, 3rpDfteI 277.
^aulfjen VII.
$05 142.
^ebroja 144.
$egna 40. 42. 43. 44.
45. 46. 47. 48. 49.
50. 54. 55. 56. 57.
184. 185. 187. 197.
198. 646. 650. 675.
«Ißegueä 374.
^elagiug, ^ap^t 265. 273.
^eltffo 80. 83. 167. 604.
609. 614.
^ennonug 440.
$epi 502.
^epin 257. 258.
^ereilt 640.
$eres 144.
Pergola 129.
^erini 125.
$erag 161.
^errone S. J. 247. 250.
464.
$efc^ S. J. 164. 498. 683.
$eter o. 3Iragonien 131.
170.
$eter maxtt)t 140.
^eter ö. tjl maxctM§ 86.
«Petra Santa S. J. 79.
188. 570. 672.
5ßetrug, ®ominifaner=Sn=^
quifitor 103.
^etruä ü. $ßerona 311.
^faunbler 515.
^ij'üipp 2Iuguft ü. granl-
reicf) 92. 259.
«Philipp II. 72. 98. 144.
145. 202. 203.
«Philipp IV. 149.
^i^mpS 130. 264.
5]Ser^onent)er5ei^nif
717
^]:sianori 328.
^vtccarb 508. 509.
^:i:HCcmi 306.
'iiidiler 515.
^4>tco bi SDliranbuta 387.
485.
"^^ierret 375.
'^ih 356. 357.
i'inbor 458.
Wm§ II. 422. 593. 695.
t^m§ III. 139.
i^ul IV. 52. 78. 129.
130. 454. 664.
«ßiug V. 21. 59. 63. 78.
124. 129. 130. 197.
201.202.204.212.285.
286. 465. 664. 667.
«ßiuä VI. 288. 290.
^m§ VII. 212.
^iu§ IX. XV. 82. 212.
222. 285. 288. 289.
302. 303. 305. 323.
488. 609. 640. 643.
687. 698.
«ßoifel 520.
«ßolattco S. J. 488.
^olonat^iul 140.
«Ponce 148.
«Ponte S. J. 313. 316.
^ontiug 82.
i^Dn5tmbiu§ 578. 596.
597.
'i^orrol 142.
'i.'orte 505.
^i^DUÜet 97.
i^oäso 129.
'i^rierial 574. 594.
'i'roaubo 159.
Wölä 523.
t^iiecfjperbut 81.
i^uloer 519.
dueiran 509.
9iobint:=3;ebegcf)i 375.
9iae§felb, 58. tj. mün\kx
528.
Staimonbi 160.
Siaimunb be5alguario92.
Kaimunb ü. ^ßennaforte
20.
9iaiinunbt).2;DuIoujel67.
^Raimunbug 82.
atamolb, 33. ö. min 99.
SRamireä 448.
S^ampotii 516.
5Ranfe 76. 267.
Stapine 255.
9f{ogenftein 546.
SRatjnaub S. J. 188. 671.
«Ratinalbuä 659.
9tecf, t. b., S. ö. ^aber-
born 494.
9tecorbi 259.
gteiffenberflS.J.490.492.
493. 555.
JReinofo 144.
Üxemigiuä 518. 624.
9ienbi 344.
gtensil 129.
Siejpim 374.
$Reuic^ 318.
mi)o 227.
9iibabeneira S. J. 315.
«Ribera 149.
Üticci S. J. 490.
Üiicbwb öon ©an @er=
mono 172.
giic^arba 267.
Siebter 494.
Slifatba 159.
aticfiug 274.
giibolfi 202. 203.
me^kx 100. 261. 382.
474. 486. 520. 576.
586. 587. 618. 681.
682.
mii§mt 96.
«Riog 144.
«Ripotl 112. 117.
JRiüe, be la 374.
fRobert, @rf. ü. glanbern
24. 641.
SRobert, 2)onttnifaner=3n=
quifitor 88. 95. 652.
«Rocc^etto 129.
$Robrigo 67. 72.
9iobrigueä S. J. 313. 314.
315.
SRobt) 630.
SRoaer, 93. ü. Sfiatong 84.
gtoilanbuä 81.
'iRomarm§ 19.
fRojentfial 533.
gtofignoli S. J. 318. 319.
JRo^foff 388.
Stoftegut) 512.
5Rotent)an 546.
9iotf) 547.
«Roja§ 144.
gto>5aä 51.
giubotp^ II. 261.
«Ruc 505.
giung 527.
$Rurart 269.
3iuting 490.
gitttjc^er 544.
Soct^ittt S. J. 480. 481.
555.
Sac^g' 578.
©alaä 142.
(Salato 129.
Salaoert 31.
Salm 533.
Sanceriuä 82.
San^e 31.
(Bancbej, ©ominifua 144.
@ani^e§, F^ranj 136.
Sandes, Qoftann 144.
©anc^ej S. J. 234. 554.
Sanbooal, 58. ü. $ampe=
luna 143.
San maxtin 660.
Santo Domingo 137.
Santo oat 154.
Saptjira 655.
Sarbi 366. 375.
©arrati 93.
©atorie 518.
©auter 164. 630. 631.
©atjn 123.
Scaöiul 425.
©d)eeben 298.
©cberer S. J. 478. 479.
481. 490. 552. 553.
555. 570.
Sc^ieler 425.
©c^legel 7.
Scbmöger 252. 291. 300.
Scbneiber, SRatttjias 529.
Scbneiber,3eöl.2?iar.222.
Schober 581.
Sc^önfelb 100.
Stramm 237.
Schreiber 518.
Srf)ubart 267.
Sc^roägelin 551.
Schwaiger 525.
Sc^ftarg 548.
©d)tt)ar5 372.
Sc^warjenberg 30.
S^njeiger 518.
Sdjttei'tart, turfürft 535.
Sd)tt)en! 519.
©d)trerbt 545.
©erap^ine 297.
Sejo 144.
©fiafeipeare 387.
©ibic^o, 58.D.©peier267.
©icfel 699.
718
^erionentiersei^nife.
©igfrib üon 23alnf)uftn
i2i.
@tgfrib,S.b.9!Jiainäl22.
Siiaini 307.
©ilDefter IL 445.
©imar, 33. o. ^öln 626.
682.
Simon = beE' £)\a 585.
Bixtn§ IV. 68. 69. 70.
75. 133. 135. 139. 422.
593. 659. 695. 696.
697.
©ijtug V. 73. 78. 126.
130. 153. 202. 256.
289.
Smaragbuä b. |)Ig. 315.
(Sntet S. J. VII.
Solaro 374.
Solban, §eppc 502. 631.
681.
©omnoata 241.
©oria 154.
©otelo 144.
©paba 127.
©pee S. J. 471. 487. 489.
497. 551 ff. 595. 616.
617. 625.
©tiengler 518.
©pina 428. 574. 581.
595. 596. 624. 635.
©mittler 139.
©^renger 183. 196. 385.
387. 423. 427. 443.
449. 464.
©tolberg 7.
©tüber 547.
©türmet 547.
©uarej S. J. 58. 223.
246. 254. 396. 554.
528.
©üe 333.
©ürin S. J. 313.
Saigi 298. 299.
Xamburini S. J. 223.
Xanner, 3(bam S. J. 188.
471. 473. 474. 475.
490. 496. 497. 553.
570. 625. 671. 681.
Xanner, 9Jlattt)iag S. J.
237
Zanon 172. 270. 618.
Sojil 301. 343. 344. 345.
346. 347. 348. 351.
353.
364.
371.
377.
355.
367.
372.
378.
359.
368.
373.
436.
566
576
631. 635.
496.
570. 572.
577. 624.
636.
534.
574.
628.
670.
©tab 547.
(Btampa 435. 441.
©teinarfier 545.
©tein^uber S. J. 301.
534. 536.
©tensel S. J. 483.
©tengel 267.
©tep^an V. 274.
©tep^an, 33. ü. Sranbetts
bürg 104.
©te^j^an, 93. o. Xouxmt)
89.
Skpiiant). ?Jarbonne640.
©te^ana 191.
©ter^inger 584. 585.
©teub 531.
©tetiatttug S. J. 581.
©t. Sure S. J. 313.
©tocf 285.
352.
363.
370.
374.
690.
Sengler 580.
Xertutlion 15.
Xerraeforen S. J. 320.
Seutberga 270.
2;t)eobor, 93. ü. Kanter^
buri) 265.
Sfieobuin, 93. ti. Süttidi
84
S^erefta b. §Ig. 317.
%ijkt§ 256. 289.
Ziioma 519.
Sfiomaä, ^rbl. 662.
%i)oma§ 0. Äempen 314.
S^omaä ö. (2d)ott{anb
424.
S;f)uagne 501.
Sitelmanä 98.
%Dbia§ 458.
Soneneä 131.
Sorquemoba 70. 72. 75.
135. 152. 640. 644.
660. 696. 697.
Xorrefani 516.
Softatuä 594.
Sra^miera 643.
%xdt\6)U VII.
2;reifeno 178.
Sritf)emiu§ 117. 269.
485. 486.
Slrummer 561.
Zubaitain Teufel) 356.
Züxd S. J. 492.
Siuntcio 159.
Sugcug 176.
Ulrit^ ü. Solingen 425.
Urban b. §Ig. 114.
Urban II. 167. 168. 169.
Urban IV. 24. 37. 45.
46. 47. 67. 76. 177.
197. 656.
Urban V. 28. 29.
UrbonVIII. 58. 187. 671.
Urgel 131.
Urfinug 205.
«oIbe§ 143. 144.
SSalentia S. J. 470. 471.
490. 496. 552. 555.
570. 581.
aSalenjuelo 154.
9SaUoUa 241.
$8al{enberger 548.
aSaluffi, 93. ö. Srient 370.
374.
aSafaro 205.
9Saäqueä S. J. 223.
9Saug^an 301. 343. 359.
363. 364. 367. 370.
371. 373. 374. 375.
377.
SBauIj 244. 570.
«eüiug 58.
58erbuneto 161.
aSering 193.
SSeme 362.
SSemoig 506.
S5eraid)t 366. 375.
$8euiIIot 7. 164. 608. 687
3Sibero 144.
aSiepecf 261.
9SigiUu§, ^apft 265.
^tgnate 431.
9Siftor m. 266. 268.
SSiüaba 137.
SSinett 594.
9Sircf)on3 XII.
SSilconti 594.
SSifta 128.
9SiteEegcf)i S. J. 489.
553.
aSiteCi 203.
SSiteEiug, Ktbl. 129.
35?a(^tcr 261.
SBabbing 87.
SBäc^ter 382. 565. 576.
Sogner 548.
SBalber 357. 360. 362.
^erfonetttier5et(f)ni§.
719
aSotbrobe 266.
SBalter 519.
SBattenbad) 103.
SBajon, 33. ö. Sütti^ 84.
2Betngartnet 525.
Seßeinäierl 524.
2öefterftetten, 58. D. dii}--
ftätt 489.
ilßei)benbufc^ 548.
28tIf)eImV.ü.93aient261.
470. 471. 581. 582.
SBil^elm IV. ö. Süüd)
114.
2Büt)erm, 93. ö. ^öln
253.
SBil^eim, 93. ö. 9«obeita
113.
mii\äm, 93. ö. 5Retmg 95.
2Stnbt 517.
9Big legten 30.
SCßoIfgang=2BiI^eIm öon
$faIä»9Jeuburg 523.
SSunbt 545.
XimcneS, Krbl. 140. 141.
697.
Bcrbino 129.
Sefi 525.
Binbecfer 581.
Bnidel 545.
Sola, 93. 0. Secce 302.
Drtöi^erjeic^ttig.
StbenSficrg 577.
SIgen 509.
2I^rroetIer 275.
Slij 88. 170. 255. 506.
507. 648.
mU 31.
m\ttx 532.
Sllgier 336.
Sllmeria 140.
mttm\6) 115.
SImberg 523.
Stmer^ttJei^er 518.
9rmien§ 254.
Slngermünbe 104.
Stngermutib 534.
Singers 256.
2Intiocf)ien 133.
2InttDerpen228.255.820.
442.
SIpt 94.
Siragonien 20. 40. 67. 70.
72. 132. 642. 651. 660.
Strgentiere 93.
Slriminium 241.
SIrleg 25. 86. 88. 648.
Slmftabt 30.
SlrraS 85. 89. 94. 95. 96.
100.101.260.270.503.
Slr^enc 258.
SIfcf)offenburg 475. 522.
SIuc^ 648.
SlugSburg 445. 520. 527.
528. 581.
Slujerre 85.
STöignon 24. 25. 86. 94.
219. 648. 664.
Slüignonet 640.
Slüila 137. 138.
Särwatbc 104.
aSaiern 460. 465. 470.
471. 520-528. 580 ff.
586. 682.
^Bamberg 5.36 ff. 550.
Barcelona 131. 150.
93afe( 404. 405. 426.
Seautaiä 190. 507.
SBebBurg 492.
^Belgien 94. 99. 443.
aSeliin 104.
93enuno 123.
93erg 31.
Söergamo 25. 243. 245.
429. 430.
aSerlin 295. 356. 367.
93ern 398.
aSefancon 86. 653.
Sesier'l 87. 90. 92. 148.
58iberac^ 520.
93teüre§ 504.
Silftein 533.
g3i)d)Dfl{)eim 266.
58öf)men 102. 443.
58oifft} 505.
Bologna 242. 256. 440.
33onn 230. 487. 532.
Sorbeauj 35. 506. 509.
608. 687.
93ourg 306.
58ourgeg 256. 417.
93ourgogne 93. 509.
33DUDigne§ 96.
SBojen 320.
93rabant 30. 95. 113.
SSräunlingen 519.
SSrafiüen 445.
SBraunfdjttJeig 30.
Sreifacf) 398. 400. 404.
33retlgau 117. 516.
SBremen 28. 29. 106. 107.
113.115.176.384.423.
SBreScia 25. 171.179. 192.
397. 460. 660. 661.
662. 673.
93reälau 102. 103. 460.
531.
S3rie 509.
33rijen 397. 445. 514.
516.
S3rooflt)n 328.
Srügge 321.
Srüffet 96. 367.
58uc{)el 399.
SSürget 535.
Sungi 459.
58urgo§ 136. 152.
93urgunb 653.
6obriere§ 94.
©ajeta 448.
eaIaf)orra 139. 142.
Salcutta 356.
dambrai 84. 88. 95. 96.
260. 269.
Eambribge 285.
ßamponien 265.
Sampo bi giore 127.
ßanoffa 267.
Santerburt) 265.
Eapeftanq 87.
(Sapossi 306.
Garcaffonne 32. 33. 81.
85. 87. 91. 140. 162.
225. 259.
©afino 172.
Saffer 91.
(Saftro 241.
Satania 265.
eaüaiaon 93. 94.
ef)alDnä 84. 243. 255.
266.
e^atü 506.
Et)ampagne 88.
G^anac 259.
e^arlefton 356.
eiteauj 133.
Siubab real 136.
Slairac 509.
eieremont=®effoug 259.
DrtSöerjeid^niB.
721
SIermont 31. 257.
Soimbra 461.
Holmax 518.
eomo 393. 398. 401. 418.
429. 571.
ßorboDo 139. 140. 149.
150. 151. 154.
Koulontmier^ 505.
ßremona 454. 469. 661.
Ereuüre^ 505.
Kuenca 139. 144. 149.
150. 151.
^onit 405.
2)ou^f)ine 93.
2)eutic{)tanb 28. 99—123.
178. 179. 215. 289.
301. 384. 418. 443.
454. 514 ff. 651.
®e§a 448.
5)ieburg 535.
S)iemeringen 518.
©ietrid^lroalbe 318.
©illingen 522.
S)tngoIfing 525.
2)ittDn §all 449.
S)ijinube 447.
®oIe 506.
®Dnau»örtf) 522.
Sortmunb 367.
®ortrecf)t 100.
5)ouai 44. 88. 89. 95.
100. 506.
Dublin 128.
Dülmen 293. 300.
©brebwit 88.
©couon 89.
©beffa 133.
eicf)ftätt 200. 263. 489.
522. 527. 581. 667.
gimbed 30.
einfiebeln 409.
gaingen 522.
©Utrangen 522.
glfaß 117. 516.
(Smbrun 88. 93.
(änglonb 113. 443.
@nfigf)eim 518.
(Jrbing 526.
(Srfurt 100. 121.
©fd^enlo^e 520.
gico 152.
eoreuj 500. 503.
©jaeten 313. 346.
%acnia 169. 694.
gQlfcnJralbe 104.
gelbtircf) 331.
gerrara 319. 429. 430.
glamste 300.
I gianbent 85. 95. 98. 113.
447. 449. 507.
iglorenj 157. 169. 178.
I 186. 221. 268. 606.
f^oligno 296.
grandie ßomte 504.
granfreid) 80—94. 178.
285. 289. 305. 443.
454. 503—510. 652.
659.
greiburg 33. 518.
greifittg 399. 525. 527.
572.
greijfhiierel 93.
greitüolbau 531. 532.
grieiarf) 176.
gulba 530.
@oi0ling 523.
©annifc^ 520.
©arften 103.
®ent 98. 321.
®enua 241. 375. 458.
©erolg^ofen 549.
©er^tüolbe 104.
®ibraItor 356.
©labbac^ 534.
®oa 32. 151.
©oslar 99. 117. 192.
®DUba 588.
©ranaba 32. 140. 148.
149. 150. 151.
®rag 235. 261. 441. 460.
461.
©renoble 349.
®roBfrD{;enburg 535.
®roB-22übiier 104.
©rüneberg 104.
^oflg ;33otern; 525.
§Qog i|)onanb} 96.
|»agenou 399. 417.
§aibau 524.
§all 520.
Hamburg 561.
Iiomntelburg 530.
§artberg 103.
«pattfiabt 518.
|)eimfel§ 515.
ßcmmel^famper 35?alb
112.
§errli#!^eim 518.
§effen 29.
|»ilbegf)eim 109. 215.
651.
^obofen 328.
^otjenjorn 407.
^oüanb 94. 113.
;^actt 139.
5at)an 459.
geric^o 123.
Ignc^en^ofen 521.
3nbien 77.
5ngoIftQbt470. 471. 521.
523. 581.
Snn^brucf 315. 464.
Qona 277.
Srenburg 404.
Sfenburg 405.
Stauen 63. 446. 454.
Sülid) 30.
Suftinopotig 192.
^amtnin 29.
Saftilien 67. 68. 69. 72.
75.
^otalonien 187.
Kaufbeuren 300.
Kempten 551.
Strdienftaat 648.
tIein*9[RonteI 104.
ÄIein=il9ubtfer 104.
mm 31.
toblenj 408. 493.
min 28. 99. 122. 228.
253. 26C. 275. 298.
384. 388. 398. 409.
422. 423. 425. 426.
435. 476. 532. 533.
Äönigäberg Maxi 104.
f önig§f)ofen 534.
Äcegfelb 300. 529. 530.
Äonftantinopel 255.
f onftons 236. 399. 400.
406. 407.
^afau 102.
^emg 102.
^ilm 318.
fiobour 244.
2a Saoa 172.
2a ©uarbia 138.
Sago ntaggiore 462.
Sanba^ut 399. 524. 664.
i^angueboc 257.
2ao-a 85. 89. 504.
». ^oenöbroed), ^^tHJfittium. I.
iß
722
Drtlberjcic^nife.
2a Palette 302.
Sateran 169. 254. 255.
275. 636. 647. 649.
Sauiannc 510.
£aufi0 398.
Sfltiaur 89. 91.
Secce 302.
Sed^terinfel 115.
Sebenfe 114.
Sebeüe 87.
Seon 67. 69.
Sefpinaffe 157.
Sibrac 509.
2ien§ 514. 515.
StQe 88. 95. 96.
Simburg 30. 269. 295.
Sinbau 409.
2intoit) 115.
Sins 484.
Siffabon 367.
SIercfta 150. 151.
£obeöe 35.
Söwen (Belgien) 199. 442.
457.
fiogrogno 148. 511. 512.
Sombarbei 20. 192. 454.
653. 660.
Sonbon 334. 357.
Soretto 236.
Sot=et=®arontte 509.
Sotf)ringen446.518.653.
Soubün 231. 507. 508.
SouigüiHe 359.
fiouöterg 508.
Sosere 257.
Succa 29.
Sübecf 100. 109. 651.
Sünet 87.
£utttc^ 84. 451. 570. 646.
Sujemburg 30.
St)on 85. 89. 167. 206.
221. 231. 256. 304.
435. 504.
SWobrib 139. 149. 151.
375.
3JiäI)rcn 658.
5Kaeftric^t 97. 228.
ajlagbeburg 28. 29.
SKaitanb 20. 25. 178.
231. 268. 459. 594.
648. 651.
ÜKains 28. 122. 215. 256.
266.274.384.423.445.
535. 536. 651.
SKalaga 154.
maUoxta 150.
manä 480.
9Kantua 25.
TlaxhnxQ 121. 404. 461
gjtarebfoug 374.
anarta=3eU 480.
iOiartengarten 117.
ajiarf 31.
SKarmanbe 92.
SJtarpingen 318.
SJtarieiae 25. 87. 506,
648.
ajiaffa 88.
gjtaubec 505.
a«at)rf)off 300.
SKec^eln 16. 256. 297.
451.
gjteersburg 402.
9Jieerien 310.
meiern 102.
9)cenbe 257. 258.
9Jleran 514.
2)ierinbor 94.
gjJetten 278.
ajiettenbud) 318.
2Ke^ 318. 397.
9Kinben 109.
ajJittenttjalb 520.
aJio^rin 104.
aJloiffac 640.
Wolätieim 237.
9!)ionmortEon 509.
monk ©affino 266.
ajlonte gelio 287.
SKontemfegurum 82.
ajionteöibeo 356.
Sütontpeüier 86. 647. 648.
3!Jiontg 95. 96.
9)lontjegur 82. 92.
Wtontmirntt 82. 88.
SOZoDiburg 523. 572.
9)iol£)am 517.
WüQÜ^ 532.
SJiüfjIborf 517.
gjJünc^en 261. 465. 471.
477. 480. 488. 520.
523. 524. 584. 664.
aJJünc^{)of 235.
aKütirter 109. 528.
muxda 139. 145. 150.
151.
gjiutina 240. 316.
mamüv 96.
SRanteS 444.
9iarbonne 20. 22. 42. 47.
52. 87. 89. 92. 186.
671.
SJaifau 30.
5«aöarra 124. 143.
9?eat)eI285.306.356.417.
9ietffe 531. 532.
Dieuberg 587.
SJeuburg 502. 523.
9JeuföiIIe4e=9ioi 505.
Sceu^of 530.
S'ieumarf 104.
9?eumorft 274.
$«eüerl 85. 86. 89.
^m ^oxt 328.
Mcäa 133.
Jttcflagborf 532.
gfiieberlanbe 94-99. 199.
677.
9?imeg 42.
Siimftiegen 227. 228.
^im 306.
9?ogarebo 514.
SJorbamerifa 288. 289.
9iorb^u)en 29.
9iotmonbie 444.
9?oüara 459.
mxnbtxQ 103. 426.
Dbcr^falj 263.
■Dcf)tum 115.
De[terreic^ 103. 288. 301.
460. 667. 699.
Dffenburg 518.
Dlbenburg 106.
Dllen 115.
Dlmü^ 102. 461. 532.
Dlpe 533.
Di-Ieanä 84.
Drüteto 170.
Ognabrücf 109.
«Pttbcrfiorn 109.345. 358.
494. 528.
^abuo 46.
^aöansa 462.
«ßamierl 259.
^ampeluna 143. 149.
<ßari§ 86. 89. 204. 253.
256. 273. 324. 360.
367. 444. 461. 504.
505. 507. 608.
^arnta 657.
^artenür^en 520.
^ebro^a 144.
<ßelD0U£ 93.
«ßeru 459.
Perugia 116. 224.
^erufin 241.
Drt^üersetc^ui^.
728
$eft 367.
^ejenaä 87.
5ßiemont 167.
$ierre-te=^uiüier 255.
$ifa 127.
«ßoitietä 435. 438. 504.
«ßoligni) 504.
5l5octiunfuIa=Äirc^e 286.
$orto 374.
Portugal 63. 445.
<ßrabo 169.
«Prag 261. 658.
5^renätau 104.
5ßroDence 86. 94. 170.
648.
«Prüm 230.
Duemobcro 136.
äuirteu 93.
«Rottenbuc^ 520.
«Raftebe 113.
9iatingen 534.
SRafeeburg 109. 651.
«Raüenno 171. 172. 176.
gtaüen^burg 395. 396.
397. 399. 400. 401.
402. 406.
«Reate 118.
«Regenlburg 103. 176.
318. 418.
9ieic^ert^:^ofen 523.
SReiBbad) 266.
SlenaiE 98.
SReime^ 281.
JRIjeimä 85. 95. 256.
268. 269. 439. 647.
651.
SRibemont 505.
gtifftan 320.
adiom^ 505.
3lom 66. 77-79. 123—
131. 172. 231. 254.
265. 287. 290. 322.
331. 356. 358. 367.
432. 434. 501—503.
625. 692. 695.
SRomagna 20. 171.
SRojfilb 29.
aSofiano 203.
aftottocf 497,
SRouen 124. 206. 256.
509.
^Rottet 465.
9to^etel 33.
SHügen 29.
5Rupprec^tlreut 263.
©odifctt 30.
©Qinteg 92.
©atcmanfa 441.
Satona 265.
Salzburg 102. 274. 384.
423. 516. 517.
Santiago 139.
©aragoffa 28. 139. 150.
152. 448. 640. 642.
Saäbac^ 517.
(Baüotjtn 93. 167. 509.
©(feiern 585.
@cf)tef)borf 520.
Sc^lettftabt 419. 518.
©c^önberg 532.
©c^ongau 520. 521.
©diottlanb 443.
©diroaben 406.
©^ttJarjenberg 30.
©d}tt)ar5tt)atb 404.
@d)tpeibniß 103.
©c^tüeis 301. 443. 510.
©cio 126.
©eban 322.
©efou 461.
©elc^olü 104.
©ebiUa 68. 70. 75. 131.
134. 135. 136. 145.
149. 150. 151. 203.
660.
©icttien 61. 69. 139. 171.
196. 500.
©igot^fieim 518.
©ingapore 356.
©ifteron 94.
©oe[t 230.
©oiffon^ 270.
©otteg'^em 98.
©panien 26. 67-77.
131-156. 454. 510.
660. 661. 696. 697.
©peier 267. 395. 403.
421.
©pon^eim 31.
(gt. mban§ 113.
©t 93aume 506.
©t. Senig 273.
©t. gtouc 509.
©t. ©allen 275.
©t. ©ermatn en 2at)e
594
©t. mara 533.
©t. ^aul 434.
©t. $eter ü. ^atemo
306.
©t. 55ötten 102. 480.
St. SSett 274.
St. 3eno 516.
©tabto 244. 570.
©teiermart 103.
Stettin 104.
©te^er 103.
©tilf^ 320.
©trofeburg 104. 117.
176. 269. 386. 397.
398. 399. 403. 517.
©traubing 558. 586. 587.
664.
©übantecifa 77.
©ulgbocb 518.
Sunbgau 517.
<Bt}xaiü§ 648.
3:o6Iaba 1.36.
Staggia 306.
SeEina 429.
Senjfe^buri) 113.
%i)ann 517.
jT^üringen 29.
SöIä 521.
Xotebo 62. 134. 139. 140.
145. 149. 150. 151.
448. 461.
Sonnerre 504.
Solfana 157.
Soulouje 19. 25. 26. 31.
35. 49. 80. 81. 83. 86.
87. 90. 92. 156. 158.
191. 259. 503. 506.
510. 640.
Sournai) 95. 96. 507.
SourI 268.
Jrafalgat 325.
3;reüiianer 3JJorf 20.
Sribur 266.
Irient 221. 364. 367.
369. 370. 374. 488.
514. 637.
%mt 30. 99. 384. 423.
445. 462. 464. 465.
467. 468. 482. 490.
491. 534. 535. 588.
589. 650.
%üüijdm 518.
Surin 28. 367,
Jtjrol 514—516.
Ucfcrmorf 104.
Ueberreeiler 399.
Ugento 302.
Ungarn 648.
Unter=3ea 484. 485.
4(i*
724
Crtlüeräei^niß.
Uri 100.
Utreci)t 28. 94. 96.
SSoIcitcio 132. 139. 150.
656.
a?aIIaboUb 49. 139. 142.
143. 144. 151. 374.
656.
SSaöepute 88.
SSaüouiie 93.
aSatüan 221. 606.
Sßeltlin 51.
^enbome 255.
«enebig 192. 231. 429.
673.
SSerceüi 178. 267.
58erben 109.
S^erona 25. 105. 169.
270. 273. 647.
3?e)ouI 507.
SSeselot) 85. 89. 270.
JBtenne 221.
33ierfen 534.
SBillamebtana 144.
mtexbo 170. 648.
SSoigtsberg 235.
Sßoigtäborf 104.
aSolb§!)ut 400.
SSaric^au 337.
aBajtiington 356. 357.
äßatertoo 326.
Sßeiben 263.
Söeilfieim 520.
2BerbenfeI§ 520.
aSefterftetten 522.
SBeftpfialen 113.
Söeftftebingen 112. 115.
SEic^berg 31.
SBien 1Ö2. 103. 241. 291.
367. 426. 461. 478.
480. 667.
SlBinbberg 524.
aEinterberg 533.
aBinjen!^eim 518.
m§max 100.
3ä:<ittenberg 30.
SEBoIfern 103.
Sßormbierbab 418.
aSorml 256. 266. 268.
274. 403.
aSrecfiott) 104.
2Bür$burg 100. 176. 256.
459. 483. 484. 543 ff.
549. 550.
SB^nanb^robe 194.
Xanten 371.
Sahtvn 405. 518.
gamora 136.
3e{)ben 104.
3iegen{)alg 532.
giüerttjal 514.
gucfmantef 531. 532.
Süric^ 100. 374.
Verlan mu 'BvnlUoyf ^ Bävfcl in Ceip^
PoIIftänbiö in 12 Bänbcn. 6el}. W ^Hf ., ©ob. m ^Hf.
s-^j2.^<)2.G-ä:^&^(r3:^s^ Daraus einzeln: ^^^Kai^^a^^ai^Q^^-a^
1 SBb Sllte Äivc^enge)(^td)te. 3. SfujI. ©6^.^7 12.—.
2 53b. Sttte Ätr^engeiAtc^te. aJHttleve Älteren»
geic^td^te. 2. ^2luf(. ®e^. J?12.— .
3.33b. 9Uue Ätrc^engefcf)icl?te.
1 aifct 2.2Iuj(. ®eb...//7.— . 2.5lbt. l.^altte. 2. 'ilufl.
®e^..y/6— . 2.9Ibt. 2.§ä(fte. I. 2.?IiitX ®e^.-''/6-— •
2. 3Ibt. 2. ^äljte. 11. 2. 2Iufl. ®e^. ^ 6.—.
9iefDrmotii)uunb@C8cnreformotiott.(HI.l.)2.2tufI. ®el}. ../'/"•— •
Ätrc^eitgcftf)id)tebcäl7.u. l8.^ol)tt). (111.2.1.) ®et).j'/6.-.
®cf(fiitf)te bct protcftantifii^cn 5?trt^c im 19. ^fll)rt). HI. 2.
II. 1.) 2. 21ufl. ®e^. ^/Sre.— .
©cfthtdite bcr fotl)oliftf|cn Ätr(^e im 19. ;jal)r^. HI. 2. 11. 2.;
2. Slufl. ®e^. .// 6.—.
®cf t^id)tc ^ef II. ^la<i) afab. SBortefungen. (IV.) 2.2Iuit. ®e^. ^/ 1 2.—.
^citigeubilbcr. 2. ^luflage. (V.l.) ®e^. ^ 6.—.
9Jeuc i|5ro^)l)ctcn. 3. ^tuilage. (V. 2.) ®el^. J/ G.— .
Stieologifie (£räöf)luugcn. (VI. 1.) ®et). .Y/ 5.—.
'^hcoloflift^c ersätilungcn. (yeiftlt^c0 Säjoufpiel «nb Otofcii'
»oricfungcn. (VI. 1. u. 2.) ®eb. J/ 10.—.
®noft§ ober v^rotei't.=etiange{. ®lauben8tebre. (VII.) ®el). .-// 15.—.
2:^cotogifd)c 3trcitfd)riftctt. (VIII. 1. ®e^. ^// 6.— .
Tljcologifcfic 9il)rcnlcfc. (VIII. 2.) ®el). ^/Z 12.—.
*i5rotcftonti|(f)c ^olemif gegen bie römiicb'fat^oUfc^e Itrdje.
JX.; ü. 2(utlage. ®e&. jST 12.—.
S:i)colDgii*(t)c Oieben unb i)enffd)riften. (X.) ®eb. .//12.— .
^culfd)riften5nmfott)oIif(f)cuÄir(^enftrcitc.(X. !.;®c^..-//6.— .
*^rotcftautifd)c 5Rcbctt mtb 2)cnffd)riftcn. (X. 2.) ®ef>. .// 6.— .
Obcatc unb Irrtümer. 3ii gen be rinne nui gen. (XL 1. I.
5. ^iluflage. ®e^. .ä 4.—.
erinncrungcu an Italien in Söriefcn an bie üinftige ©eliette.
fXI. 1. II.) 3. ^itujlage. ®e^. .// 4.— .
Slnnalcn mcincS fiebcnS. (XL 2.) ®e^. J( 6.—.
ajntcrlänbifd)c 9Reben unb 2)cnf Triften. (XIL) ®e^. .// 10.—.
ItRcbcn on bie ^ünglinac bcr freien ^ot^fc^ulcn 2)eutftf|Ianb§.
(XII. 1. L) ®e^. .a 3.-.
Äird)cnge)d)itl)te. 12. 5Iuf(age. 35otl3anSgate ®eb. J/ 5.—.
'änd) iit 10 Lieferungen je 5U ^.
5>ant6Hcfi bcr protcflontifc^en *|5oIemif gegen bie riJm.=Iot^.
ßirt^e. T. ^3luilage. 25olfcauSgate. ®cb. J/ 5.-.
5lucb in 10 $!tcfcrnn;icn je 50 ^.
G^s^s^ (einbände Balbfranz) ]i mi<. i so. .=i;? ^s -x.-^
^djriftcn öon ®raf tjou ^ocn^öt
5SerIag bort ^ermann Jöalttjcr in Berlin S.W.
SDlein 5(ii«tritt aui^ bcm ^cjuttcnorbcn. s.saufenb. 44®. gv.so. 1
Ultramontane Seiftungen,
I. Uuramcniant»tnu8 unb ©cäialbemofratie. II. Sie SunberBeri^te b«8 33if{^of8
3. Sau'enb. 52 gelten gr. 8». ^n-etg So ^^f.
^cr Scfuitcnantrag bc§ 3^«^^"^^, 4. saufenb. 40 @. gc. so. ^
9icltgbn ober ^(BerglauBe?
ein Scifrog jur 6f)oraftcrifltI bc§ UUromontttuiSmuö.
2. 2au)enb. 135 Seiten gr. 8o. «preis 2 Wll.
StantC'fefretair tion ^ülotu unb euangelif^er 23un|
1.— 3. Saufeub. 20 Seiten 80. %^xni 50 ^\.
2)er U(tramontoniömu§.
Sein Jlöcfen unb feine 23efämvfung.
(Sin firc^enipoUtifd^eS §anbbuc^.
-^"•— K 3>^«itf termefjrte unb »erteffcrte Sluflage. -«•■
XXVin unb 471 (Seiten 8o. <prei« 6 m., geb. 7 2«f.
S)ie „"^jeutfc^e Sieüue" fc^retbt:
„9iac^brücflid)fter Srnft ift ber S^arafter, ben bte @^)ra(^e beS S3ud^c3 jeigt;
»eife ifirb fie üon f)o^cr Scibenfc^aftUt^feit bcl^evrfd^t."
Sie „pamtnirger DJac^ric^ten" [^reiücn:
„Maxi tamx nur wünfc^en, ba§ ber berte SBedruf eineö SITfanneS, ber, trie e~
ficb i'agt, im lUtramcntanismuS geboren, in feineu ©runbfä^en aufcrjogen, in langci
GIV pciulidjeit kämpfen jur Älar^eit über fein Söefen gelangt ift, ben 9tigierungen
^^ irie tem teutfc^cu SJolfe uad^baltig tpirtfam iu8 ©ettjiffen töneu möge."
3n eigener Sa^c unb 5(nberC)^.
VIII unb 170 Seiten 8». «Ureiä 2 mt.
ißerlog öon 9t. A^aacf in Jöerlin N.W.
^ic rÖmift^C Srage. 2. Sluflage. 20 Seiten. !ßrei8 50 <Pf
^cr (^-ntttjurf bc^ Bürgerlichen (Bcfe^Bu^^ unb römifÄi
uüramontaned ©^erc^t, ss Seiten, ^ret« 50 ^t.
^ic beutit^cn S^fwiten ber ©egenmart unb ber fonfeffij
triebe, 2. aufrage. 31 Seiten, ^ret« 50 <Pi.
Ultrrtmontanea jur Lex Heinze. se Seiten, ^^reis i
'^fr^^iNG SECT. FEB 191973
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Ba Hoensbroech, Paul Kajus,
1765 Graf von
H58 Das Papstthuni in seiner
1901 sozial-kulturellen
Bd.l Vürksamkeit
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