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Full text of "Das Papstthum in seiner sozial-kulturellen Wirksamkeit"

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Iittp://www.archive.org/details/daspapstthuminse01hoen 


^^3 

^ 


in  feiner 

fDäia^fulturellen  2öirlfamfeit 


IHMI 


@raf  t>on  ^^oen^broec^ 


3nqui[itiou,  3(berälaube,  Jeufe(^|>uf  unb  ^ejentra^n 

'J?  i  c  1 1  c  "K  u  f  ( a  ij  c 
"JU'hucf  bei-  bvittcii  iHnt'ciTcvtcn  uufc  iHnme^rten  'Jinflat^e) 


^rud  unl)  3?erlag  oon  33reitfopf  unb  .^örtel 

l! 
1901.  11 


1 


in  [einer 

[Däial  tulturellen  58trtfamtett 


t?on 


®taf  t)on  |)oenöbn)e^ 


3nqui[itton,  5lberglaube,  2eufel^[puf  unb  §>ejenrt)a^n 

f^       -jk  mtxtt  Slufloge 

'  (9IbbrucE  ber  brüten  öerbeffcrten  unb  öerme^rten  3luflage) 


UxrM 

%x\xd  unb  Sßerlag  üon  SSreitfopf  unb  Partei 
1901. 


9lIIe  9tc(i^tc,  ingbejonbere  baä  ber  Ueberfe^ung,  öorbel^alten. 


bem  ®e^.  Ober*3ufttjrat]^  unb  ©enatiSpräfibenten  am  ^.  ^ammergerid^t 

ju  S3er(tn 

§enn  g^ranj  Settgau 

mkx  be§  9^ot^en  Sltterorbeng  ir.  klaffe  mit  (5ic^entau6 

in 
55erc^rung  unb  ^rcunt)f(i)aft. 


^ortDovt  yixx  cvftert  Auflage. 

Saljrjcl^nte  lang  ^t  ber  ^ntialt  biefe§  2Ber!e§  mir  ouf  ber 
Seele  gebrannt. 

SBtele  Sa^i-*e  ^inburc^  loar  e§  ein  :^eimüd^e§  geuer,  eine  ftitt- 
gUmmenbe  &M^.  S[Rit  allen  2KitteIn,  bie  ein  ü6 erlief ertcr,  üon  jar- 
tefter  ^inb^ieit  an  gehegter  unb  gepflegter  (SJIaube  unb  eine  biefem 
®laul6en  Bi§  auf'0  le^te  unb  !(einfte  ^ün!tc^en  entfpred^enbe  (Sr-- 
jie^ung  unb  ©enjöl^nung  mir  an  bie  |)anb  gaben,  fud^te  iä)  felbft 
wäl^renb  langer  B^it  bie§  f^euer  rüdfi(^t§Io§  gu  erftic!en.  SSer-- 
gebend!  S)er  immer  ftär!er  merbenbe  Suft§ug  ber  2Bal)rf)eit  ent- 
fad^te  bie  ©lutf)  jur  t^Iamme;  bie  glömme  tturbe  jum  lobernben 
Sranbe,  unb  untüiberftel^üd^  oerje^rte  bie  f^euerSbrunft  ^a§  (Bt-- 
bäube,  in  bcm  id^  geboren,  in  bem  lä)  gro|  geworben,  in  bem  id^ 
öierjig  '^a^vt  meinet  Seben§  gugebrad^t  l^atte,  beffen  ®runb  unb 
Stufeenmauern,  beffen  ©inrid^tung  unb  9(u§fd^mücfung  So^r^unberte 
ott  waren. 

2)0^  uralte  ©Qftem  be§  lUtramontoni§mu§  fan!  um  mid^  ^er 
in  (Sd^utt  unb  Slfd^e:  ein  93ottraer!,  ein  ?5eftung§t{)urm,  ein  ^t|or 
nnc^  bem  anbern  würbe  üon  ber  «flamme  erfaßt.  9tettung,  @r« 
Haltung  gab  e§  nid^t. 

3d^  ftanb  auf  rauc^enbem  ^rümmerfclb!  ®iefe  krümmer  Ratten 
begraben  ^tle§,  tt)a§  mir  al§  ß^^rift  unb  9)Zenfc^  ba§  |)öd^fte  unb 
§eitigfte  gewefcn,  für  ha^  idf)  gerungen  unb  geftritten  ^atte  bi§ 
auf'§  SÖIut  unb  bi§  jur  ©etbftöernid^tung. 

5tber  auf  biefem  Xrümmerfelb  ftanb  id^.  Wenn  aud^  gebeugt 
öon  Öeib  unb  ©d^merj,  al§  freier  SJJann,  lebig  ber  geiftigen 
S3anbe,  in  bie  id^  l^ineingcboren  War,  unb  bie  id^  felbft,  im  '^xx'- 
glauben,  (SJott  gu  bleuen,  fefter  unb  fefter  um  SSerftanb  unb  Bitte, 


VI  SSorttJort. 

um  |)erä  unb  ©emüt^  mit  ben  ^ammerfc^Iägen  ber  2l§!efe  ju* 
fommengefd^miebet  l^atte. 

©in  freier  9JJann!  2)a§  SSort:  bie  SSa^r^eit  tüirb  eud^  frei 
mad^en,  ^atte  fid^  on  mir  in  fdimerälicEier,  aber  glänjetiber  $B3eife 
benjä^rt. 

Unb  ber  SSeg  ju  biefer  SBol^rl^eit  lüor  bie  ©efd^id^te  gewefen: 
Magistra  veritatis  historia. 

SSunberbore  gügung!  Sn  bo§  abgef(f)Ioffenftc  unb  bunfclftc 
SSerlie^  ultramontaner  ®eifte§!nerf)tf(|aft,  in  meine  3uge{)örig!eit 
jum  Sefuitenorben,  toaren  bie  (Strahlen  be§  Sid^te§  unb  ber  SSa^r» 
I)eit  gebrungen.  35er  Sefuitenorben,  ber  jefuitifc^e  (Sel^orfam,  I)atte 
mid^  ouf  ben  SSeg  geftellt,  ber  gur  geiftigen  grei^eit  führte. 

SSo^t  ^atte  icE)  in  früher  S«9enb,  auf  ber  Uniüerfität,  SSIide 
get^on  in  nid^t--uItramontane  SBiffenfc^aft,  unb  biefe  SBIide  !^atten 
mir  ®inge  entt)üfft,  öon  benen  id^  aU  glöubiger  ^at^oli!  !eine 
Stauung  ^atte,  feine  f)aben  burfte;  fie  fiatten  ©ebanfen  unb  (5r* 
Tagungen  in  mir  tnad^  gerufen,  bie  fdf)nurftracE§  entgegen  waren 
Slttem,  mag  ic^  in  ultramontaner  Srgie^ung  gelernt  unb  ju  glauben 
über!ommen  "^atte.  Slber  biefe  93Iide  waren  nur  ^atbt,  nur  öer> 
ftot)Iene  gehjefen;  retigiöfe  (SJrünbe  (f.  unten  «S.  163),  bie  f^urd^t 
öor  (Sünbe  unb  SSerbommni§,  Ratten  mid^  abgehalten,  mein  Sluge 
öott  unb  forfd^cnb  auf  ber  gefd^id^tli(^en  SBal^rfieit  rul^en  gu  loffen. 
S)ie  ßieban!en  unb  (Srmägungen,  bie  au§  i^nen  entftonbenen  ß^^eifel 
unb  Sebenfen  badete  id^  nid^t  ou§  U§  an'§  @nbe,  id^  überbedte  fie 
mit  bem  fRiefenleid^enftein  be§  Slu!torität§gIauben§  ber  römifd^en 
^ird^c. 

Sa^re  tierflrid^en.  Sd^einbar  unmiberruflid^  l^atte  id^  mid^  ab' 
getoanbt  öon  2luf!Iörung  unb  Sid^t:  iä)  mar  bem  S^fuitenorben 
beigetreten.  ®icEe  SlJiauern,  geiftige  unb  fteinerne,  trennten  mid^ 
ein  öotte§  ^a^rjefint  oon  ber  SBelt;  bie  aSfetifc^e  unb .  miffen» 
fd^aftlid^e  21u§bilbung  für  bie  ^Wecfe  be§  DrbenS  nal^men  ©eele 
unb  Seib  gefangen.  31I§  biefe  2tu§bilbung  öottenbet  mar,  reifte 
mid^  ber  jefuitifd^e  ®et)orfam  ein  in  bie  „©d^riftfteller"  be§  DrbenS 
unb  beftimmte  mid^  jur  SOlitarbeiterfd^aft  an  ben  „Stimmen 
au§  9)iario=Saad^".  2)a§  mir  §ugemiefene  j^elb  ber  X!§ätig!eit 
mar  Äirc^en--  unb  befonberS  ^apftgefd^ic^te.  (Sin  Stufent^alt  in 
S3rüffel,   im   ^aufe    ber   SSoIIanbiften,    foUte   biefe    ©tubien 


aSorwort.  VII 

förbern.  ^  Unb  in  ber  X^t,  bort  in  ber  reic^^attigen  Sibliot^ef, 
bie  ju  freier  S3enu|ung  offen  ftanb,  njurben  meine  ©tubien  ge-- 
förbert:  i(|  lernte  bie  ^a:pftgefc^id^te  in  i^rer  njafiren  ©eftalt 
fennen. 

S33ic  longc  e§  bauerte,  mie  öiele  ©d^toierigfeiten  überlDunben, 
tüie  üiele  ^äm|)fe  überftanben  werben  mußten,  bi§  bieje  ©rfenntni^ 
pra!tifd^e  SrgeBniffe  in  mir  unb  au^er  mir  geitigte,  gefiört  nic^t 
^ier^er.  (Sin  langer  5(ufent^alt  an  ber  SSerliner  Uniöerfität, 
föo^in  mirfj  gleid^fatt§  ber  jefuitifciie  ®e()orfam  fc^idte  (id^  {)örte 
bort  bie  SSorlefungen  t)on  §arnacf,  ^aulffen  unb  X^reitfd^fe) , 
eine  freie,  unü6ern)atf)te,  eifrige  S3enu|ung  ber  SSerüner  wiffen» 
f(f)aftlic^en  |)ülf§mittel  trugen  wefentlirf)  baju  Bei,  biefe  ©rgebniffe 
gu  fd^nellerer  9ieife  ju  bringen.  ®a§  ift  in  Sür^e  bie  !atl^oItfd§e 
©ntfte^ung§gefd^i(i)te  biefe§  2Ber!e§. 

©elbftüerftänbüc^  ift  e§  föefentlid^  ^otemifii). 

2)a§  ^apfttl^um  in  feinem  3tnf|)ruc|e,  eine  göttlid^e, 
öon  ©l^riftuS,  bem  Stifter  be§  ®^riftent^um§,  ^errü^renbe 
©inric^tung  ju  fein,  au§geftattet  mit  göttU(j^er  ^xx- 
t^um§Iofig!eit  (Unfel^Ibarfeit)  in  allen  fragen  be§ 
®Iauben§  unb  ber  Sitte,  ift  ber  größte,  ber  t)erl^ängni^= 
ooUfte,  ber  erfotgreicEifte  Si^ttf)um  ber  gefammten  SBelt« 
gefd^id^te.  Unb  biefer  gro^e  grrt^um  ift  umgeben  öon  taufen-- 
ben  üon  ßügen  feiner  SSert^eibiger,  unb  biefer  S^i^t^uni  unb  biefe 
Sügen  ftreiten  für  ein  3Jiad^t<  unb  §errfd^aftgft)ftem,  für  ben  Ultra* 
raontani§mu0:  ta  ift  aud^  für  bie  S33a^rl^eit  nur  ber  ^am^f 
möglid^. 

9Kan  fagt  öielfac^:  bie  ®efc|ic§t§fd^reibung  —  unb  mein  33uc^ 
ift  ©efd^id^te  —  bürfe  nid^t  ))oIemifd^  fein,  fie  muffe  eine  über 
allen  SSoIfen   tl^ronenbe  ol^m^ifd^e  "Stui^t  befi^en.    S^  bin  nid^t 


*  ®ie  aSoHanbiften  —  ^efuiten  — ,  fo  genannt  oom  erften  Herausgeber, 
bem  Sejuiten  93ottonbu§,  ftnb  bie  Herausgeber  beg  großen  i)ogiogra:p^ij(^en 
SBerfeä  Acta  Sanctorum.  @ie  bilben,  aUerbingS  bIo§  rein  äu^erlic^,  inner» 
t)alb  ber  belgijc^en  ^rotiinj  beS  ^ejuitenorbenS  eine  fleine  ®ele:^rtenrepubltf, 
mit  eigenem  SSermögen,  eigener  XageSorbnung  unb  eigener  93ibIiot:^e!,  für 
beren  2luSgeftaItung  rei(f)e  ©elbmittel  aufgemanbt  »erben.  ©amolS  ftonb  an 
berSpi^e  ber  SBoHanbiften  ^ßater  be  Smet,  ein  liebenSroürbiger  —  (BUp^ 
lifer,  mit  bem  i^  moncfie  intereffonte  Unterhaltung  ijatti. 


VIII  Vorwort. 

biefer  2lnfid^t.  Stud^  ber  ®efc§ic^t§fcE)reiber,  unb  gerabe  er,  tft  ein 
Wiener  ber  2Ba'^"r^eit,  ein  ©treiter  für  bie  SSa^rl^eit.  SBo  er  bte 
gef^id^tlirfie  2Ba!§rt)eit  umpllt  finbet  üon  ©ntfiellungen  unb  ßügen, 
ta  ^at  er  breinjafd^Iagen  mit  bem  ©(^njerte  be§  2Borte§.  9Jirgenbtt)o 
wirb  fo  tiiel  unb  fo  ftiftematifc^  gelogen,  aU  in  ber  ultramontanen 
SBiffenjd^aft,  §umal  in  ber  Sird^en--  unb  ^apftgefc^id^te,  unb 
nirgenbföo  finb  bie  Sügen  unb  (Sntftellungen  oerberBIid^er  al§  l^ier, 
benn  fie  finb  ju  2Sefen§t^eiIen  ber  fat|oIifd^en  3leIigton 
geworben.  5Jiur  mit  ber  @d^ärfe  be§  2JJeffer§,  mit  wa'^r^aft 
fc^neibenber  $oIemi!,  fönnen  unb  muffen  biefe  2f)ei(e  au§  ber 
Umgebung,  in  bie  fie  nid^t  gehören,  au§  ber  fat^olifc^en  9ieligion, 
f)erou§gefi^nitten  werben. 

^c^  ^abe  ha^  ^apftt^um  ben  größten,  ben  üer'fiängni^tiollften,  ben 
erfolgreic^ften  3^rtt)um  ber  SBeÜgefc^ic^te  genannt;  aber  i(|  ^bc 
fi^arf  unb  flar  tiinjugefügt,  in  weld^er  93e§ie^ung  e§  biefen 
furd^tbaren  ^n-t^um  barfteüt.  5(I§  gefd^id^tüd^  geworbener  religiöfer 
SKitteIpun!t  bei  !at^oIifd^en  (J^riftent^uml  ift  e§  Weber  ^rrf^um  nod§ 
Süge.  5tt§  folctier  9JiitteIpun!t  ^at  e§  ein  Stecht  auf  S)afein,  ßcben 
unb  X^tig!eit,  unb  nur  bie  3eit  ^^^  ^^e  allmö^tid^  fortfd^reitenbe 
religiöS^d^riftlid^e  3(uf!Iörung  Werben  auä)  ^ier  SBanbel  fd^affen,  b.  t}. 
fie  werben  ba§  ^apftt^um  auc^  aU  gefrf)ic^tlid^  geworbenen  religiöfen 
SDJittetpunÜ  be§  fat^olifd^en  Sf)riftent^um§  au§  feiner  Stellung  ent= 
fernen.  S3i§  ba|in  ift  ha§  ^apftt^um,  wie  jebe  anbere  gefd^icf)tti(^ 
geworbene  gro^e  Einrichtung  —  unb  e§  ift  bie  größte  unter  atten 
—  mit  ber  i^m  gebü^renben  Std^tung  gu  be^anbeln. 

SBäre  ba§  ^apftf^um  in  ber  SBa^r^eit  geblieben,  b.  'i}.  innere 
^alb  be§  S3ereid^e§  feiner  rein  menfd^tid^en  Sntfte^ung  unb  ^nU 
WicEelung,  e»  wäre  Weber  5U  jenem  großen  ^rrtl^ume  geworben,  al§ 
weld^er  e#  je^t  üor  un§  ftef)t,  noc§  fjötte  e§  jene  furd^tbaren  fo§iaI^ 
Mtureüen  SSerWüftungen  erjeugt,  beren  t^eilweife  ©d^itberung  ben 
Sn^alt  meines  33uc^e§  bilbet.  5lber  e§  macfite  ben  ^Riefenfd^ritt  au§ 
ber  menfd^üd^'-irbifd^en  (Sp^re  in  bie  göttlid^^  überirbifd^e,  unb 
biefer  unerme^Iid^en  §ö^e,  ju  ber  e§  feine  (^eftatt  aufregte,  ent= 
fpra^  bann  bie  ©rö^e  be§  ©d^attenS  unb  ber  ginfterniB,  bie  e§ 
über  bie  55ölfer  unb  bie  Sanbe  warf. 

Sft  bie  iöe^auptung  feinci  göttlichen  @ein§,  feiner  göttlichen 
gü^rerfd^aft  auf  bem   ©ebiete  be§  ©laubenl  unb  ber  (Sitte,  ber 


SSortrort.  IX 

menfrfittc^en  ^Itur  unb  be§  menfc^Iid^en  gortfd^ritte»  nur  Un« 
tütt'^r^ctt  ober  tft  fie  augteid^  belüu^te  Süge?  (Sinb  bie  ^äpfte 
mit  i^rem  ^Infpruc^e,  „@tattija(ter  S^rtfti"  ju  fein,  ^Betrogene  ober 
93etrüger  ? 

S)a§  gälfc^ung  unb  Bett)U§te  Süge  oietfac^  ba§  ©anblüerf^seug 
ber  ^äpfte  bilbeten  gur  Stufrid^tung  if^rer  9}?ad^t,  leljrt  bie  ©e-- 
fd^id^te.  S)ennod^  glaube  id^,  ba§  bie  ^äp[te  in  i^rer  Gigenfd^aft  al§ 
„Statthalter  Stirifti"  unb  aU  „unfef)Ibare  Se^rer"  Jüeniger  gu  ben 
^Betrügern  aU  gu  ben  ^Betrogenen  gefiören.  Sangfam,  aber  ftetig 
tt)ud^§  ber  römifd^e  @emeinbeüorfte'^er  jum  SifdEiof,  §um  ^rima§, 
gum  $a|)[te  fid^  aul.  2)ie  HJJai^t  be§  ^a|3ftt^um§ ,  bie  religiöfe 
njie  bie  ttieltlid^e,  fd^hjott  an  gur  Ungeheuern  %lut^):ütUt,  unb  biefe 
glut^  trug  bie  jenpeiligen  Präger  be§  ^at}ftt§um§ ,  bie  ^äp[te, 
i^nen  felbft  faft  unbeföu^t,  hinüber  über  bie  (Srengen  ber  2Jienfd^= 
tid^feit,  l^inein  in  bie  liefen  ber  ©ott^eit.  @ie  fanben  fic^  plij^lic^ 
auf  ber  (Spi|e  be§  S5ergc§,  üon  bem  au§  fie  hk  SSett  gu  i^ren 
gü^en  fa^en,  unb  in  ber  (Stimme:  „bie§  5(IIe§  tüiH  idf)  bir  geben, 
fo  bu  nieberfällft  unb  micE)  anbeteft,"  glaubten  fie  bie  (Stimme 
®otte§  gu  erfennen.  (Sie  üerga^en,  ta^  berjenige,  beffen  „(StcII-- 
bertreter"  fie  gu  fein  behaupteten,  ®J)riftu0,  biefe  felbe  (Stimme  aU 
bie  Sodung  bei  S3öfen,  aU  ben  Slnreig  gur  ®otte§üerIeugnung 
gurücfgen^iefen  ^atte. 

SSon  fold^er  §ö!^e  bann  freitt)illig  ^inabgufteigen,  war  allerbing§ 
ein  S)ing  ber  Unmögüd^feit,  um  fo  me^r,  at§  bie  Stnfprüd^e  auf 
(Söttlidifeit  jaijr^unbertelang  faft  unangefochten  2tner!ennung  fanben. 

®od§  laffen  mx  bie  UnterfucEiung  über  bie  (Sd^ulb  ber  ^äpfte  an 
bem  großen  ^i^rtljum  be§  „göttlid^en"  ^apftt^umS.  2Bir  l)aben  e§ 
mit  ber  meltgefd^id^tlid^en  2f)atfad£)e,  nid^t  mit  bem  2Bie  ti)re§ 
2Berben§  gu  tr}un.  3:a§  „göttlidje"  ^apfttl^um  ftel^t  öor  un§;  bie 
i^üd^te  biefeS  9liefenbaume§ ,  beffen  SBurgeln,  feiner  eigenen  S3e- 
Iiauptung  nadf),  au§  ber  ®ott!^eit  S^afjrung  gießen,  liegen  ausgereift 
öor  unferen  S3Ii(fen;  if)rer  S3efdE)affen|eit,  ob  gut  ober  fd^tect)t,  gilt 
unfcre  Slrbeit. 

SDa§  „göttüd^e"  ^apftt^um  ift  bie  GJrunblage  unb  ber  ©d^Iu^^ 
ftein  be§  UItramontani§mu§;  mit  iJ)m  fteljt  unb  fäHt  er. 

5)en  UltramontanigmuS  al§  und^riftlicfieS  poUtifcf)e§  SKac^t^ 
f  Aftern  ^aht  id)  an  anberer  (Stelle  gefd)i(bert  (ögld^.  mein   S3uc^: 


X  SSoritJort. 

2)er  UItramontani§mu§,  fein  SBefen  unb  feine  S3e  = 
fäm^fung,  2.  Stufig.  SBerlin,  |).  2öaltf)er);  f)ier  jeige  id^  bic 
Ungöttlid;feit  be§  „göttlidjen"  ^apftt^umS,  feine  üernjüftenbe  Xfiätig-- 
feit  ouf  bem  ©ebiete  ber  üteligion  unb  ber  ©itte. 

2(uf  befonbern  ©rfimurf  ber  SDarfleffung  ^abe  iä)  mit  Slbfic^t 
üerji(f)tet.  ®ie  ^^atfadien  foHen  ju  SBorte  fommen,  nid^t  id).  Unb 
biefe  X^atfod^en  üerlünben  laut:  taS^  ^apftt^um  ift  nichts 
Weniger  oI§  eine  göttlid^e  ©inrid^tung;  n)ie  feine  jttjeitc 
9}lod)t  ber  SBelt  f)at  e§  f^Iud^  unb  $8erberben,  blutige 
@reuel  unb  ©dEiänbung  in  ba§  innerfte  ^eiligtl^unt  ber 
9}Jenfd^f)eit,   in  bie  ^Religion  hineingetragen. 

Saft  ha^  einzige,  jebenfalls  bo§  iüirlfamfte  Kampfmittel,  "iiaä 
mir  gegenlüärtig  gegen  ben  in  Tladft  unb  ©influ^  niie  faum  je 
gutior  baftefienben  UttramontaniSmuS  befigen,  ift  bie  Stufflörung 
über  fein  SBefen  unb  feine  ©efc^ic^te.  Unb  an  biefer  2luf» 
Üärung,  an  ed^ter,  juöerläffiger  Stufftörung  fe^It  e§  in  be» 
bäuerlichem  ©rabe. 

Unenblid^  öiel  h)irb  über  unb  gegen  ben  UItramontani§mu§, 
über  unb  gegen  \>a§>  ^apftt^um  gefd^rieben  unb  gefproc^en,  ober 
ha§  SPf^eifte  ift  t{)eil§  oberffäc^Iic^  unb  feid£)t,  tf)eil§  —  maS  toeit 
fd^Iimmer  ift  —  unmiffenb  unb  untva^x.  3fiid)t  blo^  bie  Sügen, 
njeld§e  feine  SSertl^ eibiger  über  i^n  üerbreiten,  f(^ü^en  ben  Ultro* 
montani§mu§  unb  bienen  i|m,  fonbern  auc^,  unb  faft  nod^  me^r, 
fd^ü^en  i^n  unb  bienen  ii)m  bie  Untt)ot)rt)eiten  unb  (SntfteHungen, 
bie  üon  feinen  ©egnern  öerbreitet  »erben.  «SoIcEie  ^alttofe  Sln^ 
griffe  geben  i^m  fort  unb  fort  bie  ttiittfommene  Gelegenheit,  fic^ 
rein  ju  föafd^en,  ber  SSelt  §u  üerfünben:  fe|t,  id^  bin  nidE)t  fo 
fd^Iec^t  loie  mon  mid^  fc^ilbert,  iä)  »erbe  öerleumbet. 

(£§  ift  eine  tief  be!Iagen§h)ert^e  ©rfc^einung,  ba|  gu  einer  3cit 
lüo  ber  ultramontane  9iiefe  in  äße  Gebiete  ber  ^olitif  unb  ^Itur 
feinen  jertretenben  3u§  fe|t  —  auc^  ba§  in  ©t)ina  je^t  flrömenbe 
S3Iut  ift  mit  fein  SSerf  — ,  tt)o  er  mit  feiner  „SSiffenfd^aft"  bie 
2Ba:§rt)eit  üergemaltigt  unb  alle  Geifte§gebiete  burdfifcud^t,  ha^  ge-- 
rabe  in  einer  foI(^en  ^eit  e§  an  gefd)Ioffener,  an  überlegter  unb 
überlegenber  2lbn)ef)r  i^m  gegenüber  fo  gut  rok  ganj  fe|It.  2lm 
fcE)Iimmften  in  biefer  S3eäiet)ung  fietit  c§  gerobc  bort  au§,  njo  ber 
Kampf  gegen  bie  ultramontane  ®efa:^r  pm  93eruf  gef)ört,  wo  er 


SSortDort.  XI 

mit  ^öd^fter  (Energie  unb  äugleicf)  mit  löd^ftem  ©ef^icf  gefüfirt 
tüerben  foüte:  in  ben  SSoIfSüertretungen  unb  befonber§  in  ber 
preu^ifd^en  SSoIfSöertretung.  SDie  antiultramontanen  Sieben, 
bie  bort  jä^rlic^  öon  ftet§  ben  gteid^en  ^erfonen  gehalten  n^erben, 
finb  ba§  Rapier  unb  bie  S)ru(ierjd^tt)äräe,  womit  man  fie  oerüiel' 
fältigt,  nic^t  wertf).  'an  2(ufflärung  über  ben  ftaatä--  unb  !ultur- 
feinblic^en  ©egner  Bieten  fie  nid^tS.  greiüc^  um  2(uf!Iärung  Oerbreiten 
gu  lönnen,  mu^  man  felbft  Senntniffe  befi^en,  unb  an  grünbUc^er 
^enntni^  be»  UltramontoniSmug  fefilt  e§  ben  antiultramontanen 
2(bgeorbneten.  ®ie  „SSiffenfd^aft"  be§  ^onoerfationSle^ifon,  bie 
SSerbreitung  sufammengelefener  unb  5ufammengetragener(SJefdE)id^tc^en, 
S33i|e  unb  2Jiä|d^en  genügen  nid^t,   folc^en  ©egner  ju  befämpfen. 

^o|  man  e§  bod^  erfennte,  ta'^  ber  UItramontani§mu§  ein 
©t)ftem  ift,  tief  unb  'i^oä)  unb  breit,  feft  gefügt,  ausgebaut  nad^ 
aüen  (Seiten;  ha'^  man  boc^  enblii^  biefem  (2t)ftem,  bem  an  ©röBc 
unb  SSerberblid^feit  nict)t§  an  bie  ©eite  geflellt  njerben  fann,  ange= 
ftrengteg,  einbringenbe»  8tubium  Ujibmete!  Wlit  ©d^lagttjorten, 
mit  ^^rafen  ift  i^m  gegenüber  tt)ir!üd^  nic^t§  ju  mad^en  unb 
nod^  njeniger  mit  SSerbreitung  oon  ©fanbalgefc^ic^ten  unb  tprid^ten 
2tne!boten.  Öiid^t  SBIo^fteüung  ultramontaner  ^erfönlic^!eiten, 
fonbern  58Io^Iegung  ber  ultromontanen  ©runblagen  ift 
gegen  ben  UItramontani§mu§  ta§  allein  ttirffame  Kampfmittel. 

S)ie  antiultramontane  nnn)iffenf)eit  unferer  SSoIf^üertretungen 
fe^t  fid^  fort  in  unferen  9legierungen,  unb  aud^  ^ier  fte^t,  aüein 
fc^on  i^rer  Sebeutung  ujegen,  bie  preu^ifc^e  ^Regierung  an 
ber  ©pi^c.  Kein  SRinifter  unb  !ein  üortragenber  'Siaii)  !ennt  ben 
UltramontaniSmu^  grünblid^.  '^t§i1)alh  —  aU  9Jliturfac§en  finb  ju 
nennen  ®^arafterIofig!eit  unb  fcEjoaler  politifc^er  Dpportuni§mu§  — 
'Cia^  ungefc^idEte  Um^ertappen  bei  Ergreifung  antiultramontaner 
SKaa^regeln,  ht^i^alh  bie  öielen  Od^Iappen,  meldfie  ^Regierung  unb 
SSoIfSöertretung  bem  UItramontoni§mu§  gegenüber  fic^  Idolen. 

(Sin  n)ic^tige§  9}ioment  fommt  ^inju.  '^n  tt)öric^ter  Kurgfid^tig« 
!eit  öerfäumt  e§  bie  Slegierung ,  fid^  im  Kompfe  gegen  ben  Ultra* 
montani^muä  bei  genauen  Kennern  biefe§  gemeingefä^rlid^en  @^ftem§ 
9iatl^  unb  Stufflärung  über  i^n  gu  oerfd^affen.  SSa§  umfic^tige 
Scanner  fonft  überall  tt)un,  wirb  ^ier  §u  faft  unerfe|Iid§em  (Sd^aben 
unfereS  SSoIfgt^um§  ou^er  Std^t  getaffen. 


XII  SSorttJort. 

Unb  tt)ie  fte"^t  e§  in  Sejug  auf  SSerBrcttmtg  antiultramontaner 
2(uf!Iärung  au§  bei  bem  größten  unb  mäd^tigften  5(ufflärung§fo!tor 
ber  ©egenföart,  6ci  ber  treffe?  (Stellt  fie  bem  großen  ®egner 
öon  SBilbung  unb  SSiffenf^aft  it)ren  SiJcann  ?  9?ein,  anö)  bei  i^r 
ift  ber  ^amp\  !ein  öertiefter,  !ein  grunbfä|Ii(^er;  ouc^  fie  befi|t 
nid^t  genügenbe  tenntni^,  auä)  fie  Beljerrfdjt  ba§  feinblid^e  Softem 
nic^t;  anä)  fie  treibt  nur  gu  tiiel  @elegen^eit§!ampf  unb  Slein^ 
fricg;  anä)  fie  erlennt  nic§t  ben  gangen  Umfang  ber  ultramontanen 
(S)efa^r. 

gin  f(f)Iogenbeö  33eifpiet  bofür  bietet  bie  Lex=|)einge--S8e= 
h)egung.  ?((§  ber  UItramontani§mu§  buri^  bie  Lex  ^einje  ber 
SSiffenfd^aft  unb  ^unft  bie  5lbern  unterbinben  tüollte,  ta  fd^ric  bie 
treffe  auf,  unb  33Iätter,  bie  fonft  itht  SBarnung  tior  ber  ultra= 
montanen  ©efa'^r  aU  „fonfeffionette  |)e|e"  begeid^nen,  ftoffen  über 
öon  Slrtüeln  gegen  lUtramontani§mu§  unb  ^faffen'^errfcfiaft.  (Se'^r 
gut  unb  fel^r  rid^tig!  §ier  h)ar  in  ber  Xf)ai  UltramontanilmuS 
unb  ^faffen^errfd^aft,  aber  bie  geplante  Lex  ^einje  wor  nur  ein 
@t)mptom,  nur  ein  üorgeftredter  fjangarm  be§  ultramontanen 
Um!(ammerung§ft)ftem§.  SJJit  ber  2Ibfrf)tt)äd^ung  ber  Lex  ^jeinge 
ift  biefe»  eine  @t)mptom,  biefer  eine  gongorm  befeitigt,  bo§ 
©ijftem  fetbft  mit  feinen  taufenb  anberen  gangarmen,  bie  e§  über-- 
aU  ^'m  auyftrccft,  ift  geblieben.  ^ 

S)iefe  Srfenntni^  tjon  ber  ftiftematifd^en  Umüammerungggefa'^r 
ift  ber  treffe  abl^anben  gefommen;  fie  ruft  gum  ©türm,  njenn  ber 
UItromontani§mUö  einmal  befonber§  anma^üdf)  l^erüortritt,  Jüenn 
i'^re  eigenen  ^ntereffen  —  ha^^  tüax  bei  ber  Lex  ^einje  ber  Saß 
—  befonber§  ftar!  bebro|t  finb,  ober  bie  ftille,  be|arrüc|e,  be< 
ftänbige,  fi)ftematifrf)e  SIRinirarbeit  be§  UItramontani§mu§  lö^t  fie 
au^er  3tc^t.  ©ie  t)at  ba»  treffenbe  SBort  eine§  üon  i^r  mit  9ied^t 
^o^gefteüten  SDZanneS  öergeffen.  2U§  Sßirc^olü  im  Sa^re  1876 
taä  SBort  „^ulturfampf "  prägte,  gab  er  bie  Erläuterung:  „©§ 


1  3)ie  Lex=§einäe=58eit)egung  l^at  ben  ©oetfie^SSunb  geboren,  ber,  tro^ 
aller  Slnpreifung  burc^  bie  treffe,  tro^  ber  bieten  berühmten  SRamen,  bie  an 
feiner  ©pi^e  fielen,  ein  unreife^  eräeugntfe  über:{)afteten,  unflaren  SBoQenä 
ift.  ©0  tt)ie  er  ift,  wirb  er  für  bie  Äultur,  für  bie  ®eiftegfreii)eit,  !urj  für 
ba§,  h)ag  in  bem  9Jamen  ©oett}e  be{d)Ioffen  liegt,  fo  gut  wie  nid)tl,  tt)enig= 
ftenl  nirf)tl  ®coBe§  unb  ®auernbel  leiften. 


SSortDort.  XIII 

()anbett  fid;  nic^t  um  einen  religiöfen,  nic^t  um  einen 
tonfeffioneÜen  ^ampf,  e#  ^anbelt  fic^  um  einen  ^ö^crn, 
bie  ganje  Kultur  betreffenben  ^ompf,  ber  öon  biefem 
Stanb^unfte  au§  weiter  ju  füf)ren  ift"  (2«af)Irebe  ju  9)^agbe> 
bürg  am  16.  Dftcber  1876). 

9^ur  innerhalb  ber  eigentlichen  2Bij)enf d^aft,  in  i^ren  (Sx-- 
Seugniffen  fei  e§  auf  gefc^id^tlic^em,  juriftifd^em ,  pf)iIofopf)ifc^em 
ober  t^eologifc^em  Gebiete  ift  noif)  bie  ^enntni^  be»  Ultromontani»' 
mu§  unb  feine  93efäm|5fung  ju  finben.  SDoc^  aud^  f)ier  giebt  eg 
ein  aber:  2(uc^  l^ier  fef)It  e§  an  ft)ftematifc^er,  organifirter, 
!on§entrifd^er  S3efämpfung.  SSo  hk  moberne  SBiffenf^aft 
unb  Slufflärung  auf  i^ren  SBegen  juföUig  mit  bem  Ultramonta- 
ni§mu»  äufammentrifft,  ba  r)oIt  fte  jum  ©c^Iage  gegen  i|n  au§, 
fe^t  bann  aber  i^ren  SEeg  fort,  oJ)ne  htm  ©egner  weitere  35eact)tung 
ju  fc^enfen.  (Sie  unterläßt  t§  —  unb  ha§  ift  eine  arge  Unter* 
laffungafünbe  —  bie  ultramontane  ©efc^icfite,  bie  ultramontane 
^urigprubenj,  bie  ultramontane  ^^§iIofopf)ie,  bie  ultramontanc 
S^eologie,  bie  ultramontane  ^unft,  bie  ultramontane  Siteratur  a(» 
fold^e  unb  ex  professo  anzugreifen  unb  fie  in  i^rer  Untoiffenfdiaft' 
Ii(f)feit,  £ügen!^aftig!eit  unb  ^utturfeinblic^feit  bro§äufteIIen.  9iur 
wenn  ba»  gefc^iefit,  nur  wenn  bie  Söiffenf i^aft  ben  plan-- 
mäßigen,  umfaffenben  ^am:pf  gegen  ben  UItramonto  = 
ni§mu§  aufnimmt,  ift  5tu§fi(^t  oor^anben,  biefen  ^ampf 
5U  einem  für?|SoIiti!  unb  3ieIigion,  für  Kultur  unb  gort* 
fc^ritt,  für  gamilie  unb  Staat  fegenäreic^en  Snbe  gu 
führen. 

Stegli^  b.  S3erlin,  im  Stuguft  1900. 


XIV  SSorWort. 


^ortüort  yax  jtüeiten  Auflage. 

Snner^alb  tüeniger  SSoc^en  ift  eine  äfteite  Stuflage  nöt^ig  ge= 
trorben.  ^n  biefem  nic^t  unftcbeutenben  ©rfolgc  fel^e  td^  ha§ 
fteigenbe  ^ntereffe,  iDomit  ftc^  bie  gefcllbeten  Greife  in  bie  loal^re 
9fJatur  be§  UItramontani§mu§,  tüie  bie  unüerfälfd^te  (^efd^id^te  fie 
oufbedt  öertiefen.  ©ine  erfreuliche  ST^atfac^e!  ®ie  beften  golgen 
für  unfer  ftaatlid^e§  unb  religiöfeS  £e6en  njerben  fid^  i^r  anf(|Iie|en. 

Um  bie  Verausgabe  nid^t  §u  üeräögern  —  bie  S'Jod^frage  ift 
felir  ftarf  —  laffe  id^  biefe  stoeite  2tuflagc  gänjtid^  unber* 
önbert  erfd^einen,  SSerbefferungen  unb  Slcnberungen  für  weitere 
Sluflagen  mir  öorbemtenb. 

©tegtil  b.  SBcrtin,  im  9Joüember  1900. 

(^rof  öon  ^oenöbrocd^. 


i 


^oriDovt  lux  brttten  Auflage. 

S)a§  Sntereffe  an  meinem  SBer!e,  ba§  fic^  in  bem  rafcEien  2Ib= 
fa^  auc^  ber  §tüeiten  Stuftage  !unb  gegeben  l^at,  ^abt  iä)  mit  ge* 
tüiffent)after  SDurd^fid^t  be§  S3onbe§  gu  öergelten  gefuctit.  (So  ift 
bie  britte  Stuf  tage  eine  üerbefferte  unb  üermet)rte  gemorben. 

Tlit  ber  Stufnaf)me,  bie  mein  SSer!  bei  ber  ^riti!  gefnnben 
t)at,  bin  ic^  in  jeber  SBejietiung  gufrieben.  S^ii^t  ot§  ob  nur  ge^ 
tobt  n)orben  föäre;  gtürftictier  SBeife,  nein,  aber  bie  Stu§ftettungen 
trafen  nur  9^ebenföcE)tid)e§.  ®ie  §auptfac^c:  bie  mödt^tige  S3e= 
tt)ei§!raft  meinet  S3udf)e§  b.  f^.  ber  in  i^m  sufammenge- 
ftettten  gefd^icf)ttid^en  Xt)atfac^en  gegen  "oit  ß^ötttid^feit 
bc§  ^apfttl^um§,  ift  überatt  anerfannt  worben. 


35ortrort.  XV 

ßJattj  6efonber§  gufrieben  Bin  iä)  mit  ber  ultvamontanen 
„^ritif"  (üglc^.  unten  5rnr)ang  2).  STuS  i^r  fprtcf)t  beuttic^  btc 
gro^e  25erlegent)cit,  in  bie  mein  S8ud^  ben  Ultramontani^muS  t)er= 
fe^t  f)at.  S)ie[e  „Kriti!"  fi^itt  mid)  einen  „^ompilator"  unb 
„Plagiator"  unb  Be^eicfinet  meine  3(rbeit  aU  „Scfieerenarbett". 
SBidjtiger  lüäre  ber  9fladjiüei§  gclüefen,  ta'^  \d)  tenbengiög  „!om= 
:pilirt"  unb  f alfd)  „abgefd^rieBen"  f)aBe.  tiefer  9^ad)lüeiy  ift  aber 
eine  Unmijglidifeit,  unb  fo  ^ilft  ftd^  bie  ultramontane  Äritif 
bamit,  if)ren  SJiaffen  ben  @ing=@ang  üom  „Wbfc^reiben"  fo  lange 
üorpfingen,  6i§  in  ber  ultramontanen  SBelt  bie  Uebersengung  feft= 
ftet)t,  mein  33ud^  „fei  ein  lüerttjIofeS  93Zad§loerf,  \>a§  Ijabc  bie  ^ritif 
ertüiefen". 

(gd^t  ultramontan  tnar  bie  „^riti!"  im  gefegneten  öanbe 
Defterreid^.  S)ort  fd^loang  fie  ben  ^oU5ei!nüp|)eI  unb  fd^Iug, 
fo  üiel  an  if)r  lag,  mein  53ud^  tobi,  b.t).  ber  ofterreic^ifi^e  (Staat§= 
anwalt  !onfi§äirte  e§.  ^ä)  ^be  barauf  folgenben  „S3rief"  an  ben 
fonfiä^irenben  (Stoatganmalt  Dr.  üon  S3obie§  in  ber  SBiener 
„3eit"  (27.  ©esember  1900)  oeroffentlidit: 

,,|>err  <Btaat§antvaW. 

^n  ber  ©infprud^äberfianblung  üom  20.  Seäember  1900  über  ha§  SSerbot 
meineg  S3u(^e§:  „®a^  ^apftt:^um  in  feiner  fosial  ^fulturelten 
SBirffamfeit"  :^aben  ©ie  t)a§  5Imt  be§  öffentUd^en  Slnf lagert  ausgeübt 
unb  beantrogt,  bie  93ejd^Iagna'^me  meine!  SSerfe!  auf  ®ruub  öon  §  303  bei 
öfterretdjif^en  ©trafgefe^bucf)el  oufredit  §u  ertjalten. 

®ag  SKiener  Sanbelgerid^t  :^at  ^^rem  9(ntrage  gemäfe  erfannt,  unb  fo 
bleibt  für  Defterreic^  mein  Sud^  tierboten.  ®ie  ©ntfd^eibung  bei  ©eric^tel 
untergieiie  tc^  f)ier  feiner  SBeurtiieifung.  ©ie  ftnbet  D'f)nel)in  f{^on  tl^re  richtige 
unb  greEe  SSeteu^tung  burd^  ben  2lrti!el  17  bei  öfterreid^ifd^en  ©toatlgrunb= 
geje^el,  ber  ia  loutet:  „®ie  Sßiffenf d)aft  unb  il^re  Seigre  finb  frei." 
3[Rein  S3uc^  ift  burd)  bie  bebeutenbften  ga(i)§eitfi^rtften  ©eutfi^fanbl  [haä 
Siterarifcfie  ©entralblatt,  ik  ^reufeif (f)en  ^aijxhü^tx,  haS  STfieoIogifcfje  Stterotur« 
blatt)  all  h)tffenfi^aftlid)e  Setftung  anerfonnt  worben;  el  befa^  alfo  ben 
Freibrief  ber  SSßiffenfc^aft.  Deftecreid)ifc^e  ©erlebte  l^aben  ober,  entgegen  bem 
öfterreid)ij(^en  ©taatlgrunbfe^,  biefen  g-reibrief  gerriffen.  SBöre  el  möglief), 
ha^  öfterrei(^if(f)e  JRid^ter  i:^r  in  fd^neibenbem  SBiberfprudt)  mit  bem  öfter= 
reic^ifc^en  ©taatlgrunbgefe^  ftef)enbel  SSerbot  meinel  Söudfiel  ftü^en  auf  bol 
SSerbammunglurt^eil,  bal  $iul  IX.  im  gafire  1868  über  baä\tiie  öfter= 
reid)tfcE)e  ©taatlgrunbgeje^  ouljpra^:  „SSir  berbommen  fraft  unferer  opofto^ 
lijd^en  Slutorität  ta§  erJDäf)nte  ®efe|;,  unb  erffäreu,  ha'^  el  mit  oE  feinen 
folgen  gänsfid)  nidE)tig  ift  unb  bleiben  foü"?    ^ft  bie  ungel^euerlid^e  golgc- 


XVI  SSortDort. 

rung  rtd)tig:  „®er  '^ap\t  {)at  bcrbammt,  unb  begfjalb  üerbamtnen  öftere 
retcf)tfc^e  9ii.c^ter  auc^,  mag  bte  93erbammung  aud)  bie  ©runblagen  —  baä 
©runbgejeg  —  i^re§  eigenen  iouöerän  jic^  nennenben  ©taatel  treffen"? 
2Bäre  e§  fo,  bann  (Sfire  biefem  „finbli^en"  ®ef)orfam  (filialis  obedientia) ! 
(£r  tft  ba§,  wag  $Rom  oon  feinen  „(Söf)nen"  »erlangt. 

Sf)re  Diebe  gegen  mid^  unb  mein  93ucf),  |)err  Staatlanttjalt,  liegt  mir 
öor  in  einem  Serii^t  ber  ,/9?euen  freien  treffe"  öom  21.  SiesemBer.  ®a 
biefer  SSeric^t  unwiberftjrodjen  geblieben  ift,  fo  barf  iä)  iijxi  all  autfientifc^ 
betrachten.  Sollten  bennoi^  ^rrtpmer  in  i^m  fti^  finben,  fo  nef)me  id)  bie 
2luifüf)rungen  meinet  93riefei,  fo  weit  fte  foId)e  ^t^^pmer  gur  SSoraul* 
fe^iung  pben,  surüd. 

S()r  5(uftreten  am  20.  S^esember  1900  fe^te  bamit  ein,  baß  fte  bie  5ßer= 
lefung  meinet  ^Buc^es  t)ert)inberten.  (Sine  ungered)tere  unb  bem  ®eifte  einer 
öffentlidien  unb  unporteiifc^en  ®erid)t;gt)erl)anblung  me:^r ptjnfprec^enbe 
9]iaaBregeI  fann  e§  !aum  geben.  @l  mar  bie  S^nebelung  be§  Stngeftagten,  er 
mürbe  munbtobt  gemad)t.  Siefem  bejeidinenben  ^Beginne  S^rer  Slmtit^ätig* 
feit  entfprid)t  bie  gortfegung. 

Sie  betonen  meine  ©igenfc^aft  aU  „abtrünniger  ^rieftet",  um 
baburi^  ben  3nl)alt  meinet  Su^e§  Don  öorn^erein  aU  fd)Iimm  unb  gefö!^r* 
Ii(^  Ijinguftellen.  Safe  el  fonberbare  3tnfd}auungen  berräti),  ben  objefticen 
3nt)alt  eines  SSerfeg  nad)  ben  gufälligen  unb  burd^aul  fubjeftiöen  @tgen= 
fc^aften  be»  SSerfafferl  §u  beurt{)eilen,  laffe  tc^  auf  fi^  beruf)en.  Sä  ift  eben 
ni^t  allen  STcenfdjcn,  aud^  nid)t  aßen  Staat»anmälten,  gegeben,  logifc^  gu 
benfen  unb  unparteiifd)  ju  t)anbetn.  9(ber  bei  einem  anberen  mill  ic^ 
öermeilen. 

2)a§  3Eort  öom  „abtrünnigen  ^riefter"  follte  nad)  ^^ux  SlJJeinung  unb 
2Ibfid)t  al§  58ranbmat  mir  eingebrannt  merben,  unb  bie  urtfieilllofe  äJlaffe 
ber  gutgläubigen  iatf)olifen  mirb  ei  fo  oerftefjen  unb  fi(^  fc^aubernb  be= 
freujen  mie  oor  bem  Ieibf)aftigen  @ott=fei=bei-unä.  Stbtrünniger  ^riefter! 
3amo^I!  2(ber  miffen  Sie,  §err  Staatlanmalt,  na§  ein  abtrünniger  ^riefter 
ift,  ma§  i(^  bin  in  meinen  2(ugen  unb  öor  meinem  ©emiffen?  Gin  3!Jiann, 
ber  ha§  Sdimerfte,  toa§  ein  3}?enfc^  opfern  fann,  geopfert  f)at  für  feine 
Ueberjeugung.  ©eben  Sie  2Imt  unb  58rob,  gamilie  unb  Sippe,  f^reunbe 
unb  SSermanbte  auf,  laffen  Sie  ^^xtn  guten  SJamen  üon  erbitterten  geinben 
mit  Äof^  bewerfen  unb  bur^  ben  S(^mu|;  ber  SSerleumbung  §iel)en,  laffen 
®ie  Stdei,  worauf  ^t)r  Safein  aU  SDienfd)  unb  Beamter  rut)t,  in  Srümmer 
finfen,  unb  §ief)en  Sie,  öon  taufenb  Sd)Wierigfeiten  umringt,  üon  gaEftriden 
unb  SSerfüIgungen  umfteüt,  allein  unb  einfam  '^f)U§  SBegei,  bem  aÜ  voa^x 
erfannten  QieU  entgegen,  einer  SBelt  bon  35 orurtt) eilen  jum  %xo^  —  bann 
ftnb  Sie  öielleii^t  ein  „abtrünniger"  Staatsanwalt,  aber  Sie  finb  ein  SJlann, 
bem  feine  Uebergeugung  unb  fein  ©ewiffen  f)ij^er  ftef)en,  oli  Slllei.  Sefien 
Sie,  ein  folc^er  SDtann  ift  ein  „abtrünniger  ^^riefter".  Schämen  Sie  fi^ 
bei  erbärmlid)en  Sc^Iag=  unb  §e^wortei,  bai,  bon  STtjoren  au»get)enb,  nur 
bei  Sporen  feine  SBirfung  f^ut! 

9iad)bem  Sie  fo,  jum  genfter  bei  ©eric^tif aalel  f)inaui,  Stimmung 
gemacht  iiaben  für  5^re  weiteren  Stusfü^rungen,  gef)en  Sie  an  bie  93egrün' 


SSornjort.  XVII 

bung  ^i)xe§  Süntrogel,  hie  «efdjlagna^me  bei  «ucf)eä  aufrecht  gu  etfialten 
ete  werben  „§iftorifer",  ober  ein  ^iftorifer,  t>a^  ficf,  ®ott  erbarm! 

eä  fei  „un^iftorijc^",  beler^ren  Sie  bie  SBelt,  „bafe  baä  ^aüfttfium 
^eyenproäeffe  unb  Slberglauben  beförbert,  ta^  eg  Unbulbfamfeit  jeber  2rrt 
beriefen  I)abe".  ein  ©taat^anttjalt  braucfit  fein  @efcf)ic^tlforfc^er  ju  fein 
ober  »Denn  er  öon  gefc^ic^tlicfjen  Singen  f^jric^t,  joüte  er  -  jc^on  be§ 
Srmtel  npegen,  bo0  er  beHeibet  -  nic^t  eine  gerobeju  obgrünblic^e  Unttjii"en= 
t)nt  äur  Sc^ou  [teüen.  Wü  S^ren  an  ijffentlic^er  ©eric^tlftelle  enttoicfelten 
„@efcf)ic^tgfenntniffen"  ^oben  ©ie  nic^t  einmal  ba§  mgong^äeugniB  »om 
®t)mnofuim  berbient.  Scf)  glaube,  hä  Sf)nen  in  De[terreicf)  nennt' man  biel 
3eugni§  bog  93Zaturität|.,  bog  SReifeseugniB.  «Reif  finb  3f)re  „©cfc^iditÄ^ 
fenntniffe"  geioiß  md)t;  f)ijc^ftenl  finb  fie  reif  für  bie  oHergrünblicfifte  «e= 
lefirung.  ®ie  fteüen  fic^  burd)  S^re  „^iftorifc^en"  33ef)ou))tungen  ein  testi- 
monmm  paupertatis  in  grofturfc^rift  au§.  Unb  bomit  biefer  ^fjrer  58e= 
ftoaungäurfunbe  aU  „C^iftorifer"  mdjtS  fe^It,  Rängen  «Sie  i^r,  burcf)  ^fire 
folgenbe  Söe^ouptung,  noc^  ein  ^nfiegel  an,  groß  unb  tüuc^tig,  auf  bem  in 
ftflärffter  ^ßrögung  nic^t  etoo  nur  ^^re  §albbilbung,  fonbern  ^bre  ööüioe 
l^iftorif^e  Unbilbung  fic^  obf)ebt. 

©ie  nennen  i§  eine  „betruBte  llnttJo^r^eit",  bofe  i^  bie  pöpftücfie  ^n^ 
quifition  al§  unbulbfam  unb  menfdjenmörberifcf)  bejeid^ne.  Ueber  ben  be= 
leibigenben  5fulbrucf  wiü  id)  mit  Sljnen  nid)t  recf)ten.  SBo^Ionftonb  unb 
gute  Sitte  finb  nicfit  ^eiiermanng  ©acfie.  3rber  St)re  Srufftellung  ift  eine 
berottig  unbemuBte  Unmotirl^eit,  bofe  fie  für  S^ren  Slnfpru^  ein  ge= 
bilbeter  9Jiann  ju  fein,  gerabeäu  üernicfjtenb  wirft. 

aSorum  fcfireibe  ic^  S^nen  bieg?  ^i^xtt  ^45erfon  wegen?  Sßon  ^^rer 
gjifteuä  ^otte  ic^  bi.«  jum  20.  Segember  feine  5tt)nung,  unb  binnen  Äurjem 
»erbe  ic^  ^^ren  9iamen  wot)I  oucf)  fc^on  wieber  üergeffen  ^oben.  ^^rer 
etenung  wegen?  Stoatlanwälte,  fo  act)tbar  bie  SteHung  ift,  giebt  e§  fcfjocf. 
unb  buienbweife.  9Jein,  Sie  unb  Sf)re  Stellung  finb  mir  böHig  gleictigiltig, 
unb  —  tiersei^en  Sie  meine  Offent)eit  —  Sie  finb  mir  nocf)  ber  perfönlic^en 
unb  amtlichen  Seite  ^in  biel  gu  unbebeutenb,  ai§  bofe  ic^  ourf)  nur  einen 
Sropfen  STinte  on  Sie  oerfd)Wenben  würbe.  5rber  Sie  unb  ^l-jv  Sluftreten 
finb  ttjpifd).  %X)pi\d)  für  unfere  Qeit  überljoupt,  ti)pifc^  befonberg  für  Defter- 
reic^.  Sie  gef)ören,  imu^t  ober  unbewußt,  gu  jener  üon  Jag  ju  Jag  got)!^ 
reicf)er,  ouggebeljnter  werbenben  Stoffe  üon  ^JJJenfc^en,  bk  in  Unwiffenf)eit 
unb  aSerblenbung  ber  uttromontonen  2JJoc^t  Sctiergenbienfte  leiften  bei  ber 
Vergewaltigung  üon  2öa^rt)eit  unb  ©eiftelfreiljeit,  bei  ber  Seugung  Don 
?Rec^t  unb  ®erecf)tigfeit;  Ue,  ftott  geiftige  SBiberlegung  su  öerfuc^en,  ben 
^ßolijeiftocf  fcf)Wingen  unb  mit  bem  tnüppet  bog  noc^  echtem  Jreifinn 
ftrebenbe  inteüeftueEe  geben  bei  (Jinäelnen  unb  ber  SBöffer  tobtfc^togen.  S)ie 
SJfoc^t  folcfier  Schergen  ift  leiber  gro^.  Slber  trügen  nic^t  oße  ^eicTjen,  fo  :^ot 
fie  il)ren  §ö^epunft  überfdiritten.  9tucf)  l^ier  gilt:  La  verite  est  en  marche! 
Unouf^oltfom  wirb  iit  äBa^rf)eit,  biefe  gong  göttlicfie  2i3ot)rf)eit,  fid)  «o^n 
kecken,  fie  wirb  ben  Sc^mu^  unb  Schutt  bon  ^o^r^unberten  Wegfc^wemmen, 
fte  wirb  i^r  fforei,  befrud)tenbeg  Söoffer  in  bog  religiöfe,  politifc^e  unb 
jojiole  Seben  ber  tulturwelt  ergießen;  i^r  ftro^Ienbeg  Sic^t  wirb  bie  äu= 


XVIII  aSortDort. 

iammengeboUten  9JebeI  jerftreuen;  unb  bann,  |>err  Staat^anttjott,  werben  bic 
aJienjc^en,  tro^  §  303  bei  ö[terreic^ifd)en  ©trafgefe§6ucf)ei,  ju  ifjrem  §etle 
erfenuen,  ba^  ber  5tnfpru^  be§  ^ap[tti)um§,  eine  göttliche  Einrichtung 
gu  iein,  bie  größte,  bie  Der^ängni^öoIIfte,  bie  erfotgreid)fte  3rtlef)re  ber  2BeIt= 
gejd^id^te  ift. 

SBerben  auii  ©ie  bonn  gu  biejen  Grfennenben  gehören?  3<^  roünjc^e 
el  S^nen  aufrii^tig. 

©teglil  beiSäerlin,  ben  26.  Sesember  1900. 

@raf  oon  ^oen^broci^. 

©erügt  tourbe  im  „2;t)eotogifcf)en  Siteraturblatt"  bie 
„8(|oTtung§lDfi9!eit"  meiner  ^olemif  unb  „bie  SBiebergaBe  üieler 
elel^after,  unflätf)iger  STfiatfod^en  unb  5lu§füf)rungen",  SDarauf  er= 
wibere  ic^:  Schonungslos  ift  mein  Eingriff,  ober  man  bebende, 
^a%  iä)  bem  ^apfttfjum  unb  feiner  Ungöttlic^feit  nic^t  in  !üt)Ier 
DbjeÜiüität  gegenüberfte{)e ,  fonbern ,  ba§  ic^  im  Snnerften 
meines  SBefenS  unb  ©eins  lange  3eit  entfe^Ii^  fd^tüer 
unter  bem  $a^fttf)um  unb  unter  bem  ©louben  an  feine 
®öttlid)!eit  gelitten  1:^aht,  ba§  bie  fc^Iiepcf)  gemonnene  (5r= 
!enntni^  üon  feiner  Ungöttlii^feit  n)ie  burd)  S3Iut  unb  ST^iränen 
öon  mir  gewonnen  würbe.  §ier  liegt  bie  Oueüe  meiner 
„©d^onungSlofigfeit". 

Sa,  üiel  efeler  @(^mu^  wirb  bem  2efer  meines  S3ud§eS  öor 
'saugen  geführt,  @cf)mu|,  auf  ben  boS  ^auünifd^e  SSort  5(nwenbung 
finbet:  aio^pov  eo-t  xal  Asyetv.  Slber  meiner  unerfc^ütterüd^en 
Uebergeugung  nad^  fonn  baS  blumigte  ©efitbe,  als  welches  bie 
ultromontane  @efc^ic§tsfälfd^ung  baS  ^apftt^um  unb  feine  !ultu* 
retlen  „(Segnungen"  fd^ilbert,  nur  baburc^  WtrÜicf)  unb  bauernb 
jerftijrt  werben,  ba^  man  bie  (Si|lammflutf)en ,  bie  öon  Siom  auS 
in  baS  (I{)riftent:§um  unb  in  bie  Kultur  geftrömt  finb,  \iä)  in  natura 
über  jene  gtei^enbe  Slumenbecfe  ergießen  lä^t.  ^ie  öerpeftenben 
(Sc^Iammquellen  muffen  aufgebest  werben;  §u  fagen,  ha^  fie 
ejiftiren,  genügt  nid^t. 

Entgegen  bem  je^igen  fd^riftftetlerif(|en  Söraud^  'i^abt  id^  üiel 
©iperrbrudf  angewanbt.  Sd^  finbe,  baS  3(uge  mu^  beim  ßefen 
aud^  öu^erlid^  unterftü|t  werben.  Sperrbrurf  erleid^tert  wefenttid^ 
bo§  fiebere,  rafdie  unb  üerftänbni^üolle  Sefen  eineS  SBerfeS. 


aSortDort.  XIX 

2Retn  i8ud§  ^at  mir  öictc  S)an![c^rciben  für  S3erc^rung  unb 
Stufflärung,  oud§  üon  ftreng  fatfiolifc^er  Seite,  in'l  §au^  gebracht. 
@ie  finb  mir  ein  neuer  Eintrieb,  auf  bem  Betretenen  SBege  Weiter 
p  fd^reiten.  2)ie  antiultramontane  S3etüegung  njäd^ft.  S)ie  6e= 
[c^ämenbe  83erftönbniBIofigfeit  unferer  fogenannten  „leitenbcn  ^cife" 
—  Stegierung  unb  $ßotf§öertretung  —  mu^  au§  bem  SSoIfe 
^erou§  befiegt  werben. 

@ro|  =  £id^tcrferbe  6ci  ©erlin,  im  STprit  1901. 


1)* 


(Einleitung: 


©eife 

®a§  ^ap[tt!^um  unb  feine  fosiaHulturelle  ©tettung  .  .     i—  13 

^ap\it1)üm  unb  ^nquifition 14—206 

I.  2tngemeine§ 14—  18 

II.  Qut  ©efc^ii^te  unb  botn  SBe^en  ber  Inquisition.   .     18—  34 

III.  §anbbüc^er  ber  ^nquiiitton 34—  67 

1.  S)ie  Practica  be§  ©uibonil 34—  40 

2.  ®ag  Directorium  Inquisitorum  bt§  (Jijmeric  .   .    .     40—  58 

3.  ®er  Tractatns  de  Officio  s.  Inquisitionis  be§  ßarefia    58—  61 

4.  Sie  Resolutiones  morales  bei  ®iana 61 —  63 

5.  ©in  Snquifitionl^anbbuc^  bei  %xanii§tcLmxDxbtn§ .   .    63—  65 

6.  ®al  Sacro  Arsenale  bei  Xt)omal  9Jieng^ini.  .   .   .    66 —  67 

IV.  2)ie  jpanifc^e  Inquisition 67—77 

V.  Sie  römif^e  Snquifition 77—79 

VI.  Opfer  ber  Snquijition 80—156 

1.  granfreic^ 80—  94 

2.  9Jiebertanbe 94—  99 

3.  ®eutid)Ianb 99—123 

a.  aSereinselte  STngaben  über  Ke^erüerbrennungen  in 
öerfc^iebenen  Stieiten  Seutfcf)tanb§ 99—104 

b.  Strasburg 104-106 

c.  S)ie  (Stebinger 106—116 

d.  Sonrab  üon  9)iarburg 117—123 

4.  «Rom 123-131 

5.  (Spanien 131—156 

VII.  SnquiSitionlurt^eile 156—163 

VIII.  ^apfttl^um  unb  3;obelftrafe 163—201 

IX.  SDlorbanfc^Iag  «ßiulV.  auf  ©Hjabet^  öon  englanb; 

OJregor  XIII.  unb  bie  SSort^oIomäulnac^t 201—206 


XXn  Sn^oltlüberftc^t. 

«Seite 

^apfttl^um  unb  2(berglaube ; 207—379 

I.  2ingenteine)g 207—209 

II.  S)er  Seujel 210-252 

1.  ßinleitenbeg 210—211 

2.  5)a§  Rituale  Eomanum 212—215 

3.  2)ie  ^äpfte  Oregor  IX.,  ^o^am  XXII.,  (Jugen  IV., 
SnnogettS  VIII 215—220 

4.  ZfiomaS  üon  Slqutn 220—222 

5.  mpijonä  öon  Siguori 222—228 

6.  5aeioriu§  üon  §eifterbacf) 228—231 

7.  ®er  ^ransiifanertl^eologe  Srognoli 231—235 

8.  Soiep^  oon  ©örrel 235—245 

9.  «ßrofeffor  Sau^ 245—249 

10.  Seiuiten 249-250 

11.  Ser  granäigfaner  ^gnottuä  Getier  („®ie  jeligc  ^el= 
jentio  $öfe")  unb  ber  9fiebentptori[t  S.  (S^möger  („S)te 

{elige  ^at^arina  (£mtneric^") 250—252 

III.  StberglauBe  im  Stllgemeineit 253—379 

1.  5IIIgemeineä  unb  öerfc^iebene  ST^^ati'ai^en 253—264 

2.  Drbalien  ;@ottegurl^eiIe) 264—275 

3.  SSufebüc^er 275—278 

4.  StblaBuntoefen 278—290 

5.  Srbauunglbüc^er  unb  religiöse  Seitfd^riften 291—312 

6.  S)er  Sejuitenorben  al§  SJerbreiter  be§  SlberglaubenS  .  312—343 

7.  5)er  Xajil-SBaug^on^Sc^roinbel 343—379 

!^ritteg  ^uc^. 
^apfttl^um  unb  ^ejenunwefen 380—599 

I.  2ingemeineS 380—383 

IL  ^CEenUtteratur 383—469 

1.  Sie  Süllen  Vox  in  Rama  (1233)  unb  Summis  desi- 
derantes  (1484) 383-387 

2.  ®er  „^ejen^antmer"  unb  baS  „3tnteiienbuc^"  ....  387—427 

3.  SInbere  Heinere  ^ejenjc^rtften 427—441 

a.  eine  §anbjc^rift  beg  15.  ^a^r^unbert^ 427 

b.  58art!^oIomäu^  Spina;  93em!|arbui  ©ontenfig; 
2lmbrofiug  be  SSignate;  Sllp^onl  be  Saftro;  ^oul 
©rillanbi;  ^ieronqmuä  SKengo;  Stnton  ©tampa; 

$eter  SJiamori^;  §eintic^  Dan  ®or^en   ....  427—441 


Sn^alt^überficfit.  XXIII 

©eite 

4.  ®ie  Disquisitiones  magicae  bei  S^iuit^tt  Selrio.   .  441 — 464 

5.  2)er  Tractatns   de   confessionibus  maleficorum  et 
sagarum  bei  SBei^bifc^ofl  aSitilfetb 464—469 

III.  ®ie  Stellung  bei  ^ejuitenorbenl  jum  §ejenttJO'^n. 
®ie  Igeiuiten  SSalentia,  3!Jiar)r!)ofer,  Sanner, 
2at)monn,  Seüarmtn,  ®rejel,  ©euerer,  eon|en, 
2)lacf)erentiul,  Stengel,  ®oar,  Sanijiul,  äJinnb^ 
brot,  Saccf)ini,  9ieiffenBetg,  Söper.  Sie  Drbenl- 
generale  2at)nes,  SSorgia,  Stquaöiüa,  SSitelIeld)i, 
aticci.  Sie  aSertt)eibigunglüerjuc^e  bei  ^eiuiten 
S8.  Su^r 470—500 

IV.  Dpfer  bi§  §ejenR)o:^nl 500— 551 

SSorbemerfung 500—501 

1.  «Rom 501—503 

2.  f^ronfreic^ 503—510 

3.  Sponien 510—514 

4.  Seutl'c^Ionb 514—551 

a.  S^rol 514—516 

b.  ©oI§burg,  @lfo§,  Vollbringen,  SSreilgou   ....  516—519 

c.  33aiern 520—528 

d.  Sie  a3iltt)ümer:$aberborn,ÜJiünyter,5uIba,93rel= 
lau,  C(mü|,  f  öln,  Srier,  SOtainj,  Bamberg,  2Sür§:= 

bürg 528—550 

e.  Ser  lefete  ^ejenbronb  in  Seutfc^Ianb 550—551 

V.  griebric^  oon  Spee 551—571 

VI.  ^ejenttjo^n  unb  röntifc^e  Sird^e 571 — 599 


Viertes  «ud;, 

S)ie  ^Beronttüortlic^feit  be»  ^ap[ttf)i:in§ 600-645 

I.  ein  «Rüdblicf 600—605 

IL  Sie  juriftifdie  Stellung  bei  ^apfttl^uml  innerl^alb 

ber  fat:^oafcf)en  ^ircfie 605-608 

III.  «ßäpftlic^e  $ßeranttt)ort(ic^feit  für  bie  ^nquifitio«-  609—610 

1.  9Seronttt)ortU^feit  für  bie  Sf)aten  ber  ^nquifition  .   .  609—610 

2.  3Seranttt3ortIi^feit  für  bie  Se^ren  ber  ^n^iuifition  .   .  610 

IV.  ^öpftlic^e  aSerantroortlic^feit  für  2rb  er  glauben  unb 

^ejenroa^n 611 

1.  SSeranttt)ortUii)feit  für  bie  Sf)aten  bei  ^ejenttia'^nl .   .  611 

2.  3Seronttt)ortIic|!eit  für  iiit  Seigren  be§  ^ejenroa^nl .   .  611 

V.  Sulammenfaffung   bei   ©ansen  unb  SBiberlegung 

uttrontontaner  Sügen  unb  ©inroönbe 611 — 645 


XXIV 


Snt)altgü6erfic^t. 


©eitc 


5lnl)ang  1.  |]ufammen[tellung  päp[tltd)er ^unbgebmigen 

für  Snquifition  unb  §ej:entüaf)n 646—665 

HinijanQ  2.  Ultramontane  tritif 666—692 

9lnf)ang  3.  Snbmig  ^a[tor§  „@efcf)ic^te  ber  ^äp[te"  .  693—699 

(5ad)0er§eic^ni^     701—709 

^erfonenoerjeidini^ 710—719 

■OrtSüeräeic^ni^ 720—724 


ßinlettung» 

2)o§  ^o^ftt^um  unb  feine  fo5taJ^f«Itureße  Stellung  (1—13). 

Sog  ^3apftt£)unt  ift  bk  bebeutenb[te  3BeItma(f)t.  SBefen  unb  2)^a(^tmittel 
bei  ^apl'tt^uml  tragen  rcügiöien  (Stempel  1.  ©efinnung  ber  Satf)oUfen  bem 
$apfttf)um  gegenüber  1.  SSieie  QJefinnung  entipricfit  nic^t  ber  (Uejcfiic^te,  i^t 
aber  ielbft  eine  gei'c^i^tlic^e  Xt)atiact)e,  mit  ber  man  gu  rechnen  t)at.  Sie  ift 
ber  tieffte  Srflärunglgrunb  für  bie  9Ka(^tau^bet)nung  be§  $ap[tt:^uml  2. 
Üteligiöfe  SSerec^tigung  bei  ^apftt^uml  roie  ber  fat^olijc^en  9tetigion  über- 
I)aupt;  ^atl^olijilmul  unb  Ultramontanilmul ;  ßbangelijc^  unb  fatf)oUf(^; 
SBejen  bei  Gf)rii"tentf)uml  2.  3.    Sein  ^n^iöii'ualilmul  4. 

2)ie  unermeßliche  iogial^fulturelle  58ebeutung  b<i§  ißapftt^uml;  feine 
SCßirffamfeit  auf  biefem  ®ebiet  ift  ber  93en)eil  feiner  Ungöttlic^feit  3.  4.  2)er 
bogmatifc^e  Sampf  gegen  iaä  $apfttf)um  ift  aulfic^tllol  4.  5.  Sie  für  ben 
Satl^olifen  göttlid^e  Sluftorität  ber  Sir(^e  in  SSejug  auf  Sc^riftaulfegung  5. 
3lux  bie  ©efc^icf)te  bei  $apftt:^uml  miberlegt  feine  bogmatifc^en  2Infprücf)c  6. 

SBal  giittlid^  ift,  muß  göttlich  leben,  b.  i).  muß  eine  gött(id)e  ©efc^icfite 
l^aben;  biefer  @runbfag  angeroanbt  oufl  ^apftt:^um  6.  ©erabe  bie  fosial- 
fuItureHe  SSirffamfeit  i)t§  ^apfttl}uml  tüirb  üon  fat^olifc^er  Seite  l^erüor= 
ge'^oben;  bal  ^4^apfttf)um  t}at  ©roßel  auf  biefem  ©ebiete  geleiftet;  toij  feinen 
jojialen  ®roßtt)aten  ftef)en  Diele  Scfjanbtfjaien  gegenüber;  fie  ttjiberlegen  feine 
©öttlic^feit  7.  8. 

2Kit  ber  ©öttlic^feit  bt§  ^^apftt^uml  fäüt  bie  ©öttüc^feit  ber  fat^olifc^en 
Sir^e  8.  'S^a§  Strümmerfelb  ber  fatt)oIif(^en  ^irc^e  ein  Si^roinbel  erregenber 
?(ulblicf;  mein  58ui)  njirb  felbftüerftänblic^  bicfen  ßrfolg  nic^t  ^aben;  aber 
folc^e  $8ü(^er  mirfen  üorbereitenb;  fie  fteEen  bem  blinben  ©tauben  bie  2Birf= 
lic^feit  ber  @efd)id)te  gegenüber  8.  9.  Sie  Schärfe  biefer  ©egenüberfteüung 
tüirb  nur  bann  gang  erfaßt,  Wenn  ber  gan§e  ^ritjoit  ber  fat^olifc^en  i3et)re 
über  bol  ^apftt:^um  begriffen  rcirb  9. 

Sie  Se:^re  ber  fat^olijc^en  Sirctie  über  ta^  $apfttt)um:  G^riftul  ift  fein 

I  ^Segrünber,  el  bilbet  bie  örunblage  unb   bie  oberfte  Spifee  ber  Sirctie  9, 

l6t)rifti  Sircf)e  ift  bie  Set)rmeifterin  ber  5ßölfer,  i>a§  göttliche  Siebt  ber  2Beft, 

ber  Seuc^tt^urm  in  ber  9Jac^t  i)i§  Sebenl,  bie  imfef)tbare  Sdjule  ber  @e- 

ifittung  unb  Kultur  10,  ber  23eruf  ber  Sirene  ift,  bie  9Jienfc^f)eit  emporäufütjren 


XXVI  ^n^alt§)onidd^m^. 

p  ben  |)ö^en  d|riftUc{)=reIigiö jen  (£rf enneng  unb  d)riftltcf):=et{)if ^en  §onbeIng ; 
ic§i)alb  ift  bie  Ätrc^e  fcf)Iec^tt)in  bie  ^ulturmad)t  10  f.  @ie  i[t  all  jolöje 
wnfef)I£)ar  unb  abfolut  ^ouöerän  11,  aUe  jtaotlic^en  unb  Bürgerlichen  S8er* 
:^ältniffe  unterftel)en  ifjr  12,  STräger  biejer  unge{)euren  Stellung  unb  3!Jiad)t 
ift  ber  jeweiüge  ^apft  12  f.  2;ieg  ®ogma  üom  ^apfttt)um  ntu§  burd) 
feine  ®ejcf)id)te  §erfti)rt  werben  13. 


<ßo))ftt^um  unb  Snquifitton  (14—206). 

I.  2tagemeine§  (14—18). 

®a§  ei^riftent^um  ift  wefentlid)  eine  ^Religion  ber  f^i^eifieit,  ein  freier 
©icnft  14.  ®a§  ift  bie  9(nfii)auung  beä  cf)riftlic^en  2(Itert^umg :  XertuIIian, 
äaltawfj,  Sltlionafiug  15.  ©o  benfen  oui^  erteuct)tete  Sott)Dli!en  ber  ^JJeuäeit: 
®id)enborff,  93aumftarf,  SJlDntalembert  16.  3njifcf)en  biefer  Stuffaffung  unb 
ber  ^nquifition  flafft  ein  Stbgrunb  16. 

^att)oIifcf)e  Unn)iffent)eit  über  i)k  ^nquifition;  ber  gentrum^obgeorbnete 
grf)r.  gelij  öon  2oe  über  bie  Qnquifition  17.  ^n  2Ba^ri)eit  ift  bie  S^qui- 
fition  ein  fi^recflic^el  9fiaub=  unb  SJiorbf Aftern,  on  beffen  ©|)ige  bie  ^&p\tt 
ftanben  17  f. 

IL  Snx  ©efd^ic^te  unb  öont  SSefen  ber  ^nquifition  (18 — 34). 

®ie  Snpuifition^9eJd)ict)te  jerfällt  in  fünf  gro^e  Stbfc^nitte  18  f.  ©in= 
fe|;ung  ber  bif^öftidien  ^nquifition  19.  ©regor  IX.  erflärt  aUe  Äe^er  für 
„infom"  19.    ßrftmolige  ßrtt)äf)nung  firc^Iidier  i^nquifitoren  19. 

Sinfe^ung  ber  SlJlöndjIinquifition ;  ber  ®ontinifonerorben  20.  Snno:= 
geng  IV.  unb  JRoimunb  öon  5ßennaforte  20. 

UnoerIe|Iic^feit  unb  Unobpngigfeit  ber  ^nquifitionSgeri^te  20  f.  ^aupU 
oufgabe  ber  ^nquifition  ift  2Iugrottung  ber  ^e^er;  93ernf)arb  ©uiboniS  21. 
2)a§  :5"^uifitorontt  ift  ba§  er:^abenfte;  ®ott  im  ^ßarabieS  mar  ber  erfte| 
©rofeinquifitor;  $aromo  unb  3[JJeng:^ini  über  iiaä  ^nquifitoramt  21. 

®er  Snquifitor  unterftanb  unmittelbar  bem  ^a^jfte;  3Bid)tig!eit  biefer  j 
%i)at\aä:)e.  bei  93eurtt)eilung  ber  SBeranttrortung  für  bie  ©reuel  ber  $^nquifi*j 
tion  22  f. 

Sie  ^nquifitoren  fonnten  bie  ftaatlic^e  Dbrigfeit  gum  ©efiorfam  gttjingen; 
bie  firi^e  ttjor  auc^  I)ier  bem  Staate  gegenüber  fouöerän  23  f.  ®er  ©toot 
mufete  bie  Urt^eile  ber  ^nquifitoren  „blinblingä"  aulfütiren;  ^nnojenS  VIII. 
unb  Seo  X.  barüber  23  f.  ®er  Staat  mufete  2öa^fam!eit  gegen  bie  Sieger 
eiblid)  geloben  24.    ®ie  93eftimmungen  Otto  IV.  unb  griebric^  IL  barüber 

25.  S)ie  ©töbteorbnungen  öon  Souloufe,  Slrtel,  SRarfeille  u.  f.  w.,  ber  fran^ 
äöfifc^e  trönungleib  25 f.   Stngoben  ber  ^nquifitoren  S^meric  unb  ©uibonil 

26.  griaffe  .f)onDriu§  III.,  Oregor  IX.,  ^nnosenl  VI.  26  f.    2luct)  ufurpa= 
torifd)e  unb  eEfornmunigirte  Cbrigfeiten  mußten  hk  ^nquifition   gegen  iie 


Sn^oItsDergeic^niB.  XXVII 

^e^er  untetftüfien  26.  ®ie  ^^äpftlic^en  Snquifttion^beftiimnungen  mußten  in 
bte  ftaatlicfie  ©efetigebung  aufgenommen  werben  26  f.  ®ie  ytaotüdie  Dbrig= 
feit  mußte  ben  SBünjcfien  unb  93efe^Ien  ber  gnquifitoren  rofc^  nac^fommen 
27.  Staatliche  ©eleit^tuacfien  für  bie  ^nquifitoren;  Seftimmungen  ber 
Maiestas  Karolina  ju  ®unften  ber  ^nquifitoren  27.  2)er  (Staat  ü6ema:^m 
für  bie  Snquifitoren  boä  foltern  27.  3)ie  toeltfic^en  ©eri^te  mußten  SSer» 
brecfier  an  bie  ^nquifition  ouSliefern,  nic^t  umgefe:^rt  27.  Sßoüftänbige  Ober* 
fjo^eit  ber  ^nquifition  über  ben  Staat;  93elege  bafür:  ^aijer  Dtto  IV.,  |>eräog 
öeinrid)  Don  Sot^ringen,  Subtoig  IL  öon  58aiern  28  f. 

Slnfönge  ber  ^nquifition  in  Seutf (^lanb :  Urban  V.  jenbet  ben  ®omim= 
fanertnquifitor  Submig  öon  Saliga;  bie  ftaatlicf)en  ®efängniffe  fotlen  ber  ^nqui= 
fition  gur  SSerfügung  gefteüt  tuerben;  ©regor  XI.  ernennt  fünf  Qnquifitoren  für 
SÖiain§,  Sötn,  Utrecf)t,  ©alsburg,  SWagbeburg,  SSremen;  SSonifag  IX.  fefet  bie 
3af)I  ber  ^nquifitoren  für  Seutfdilanb  auf  fe^g  feft  unb  bel^nt  i^ren  SBirfung§= 
freig  bi§  Kamin  unb  9fiügen  au§  28  f. 

Kaifer  Karl  IV.  all  mächtiger  görberer  ber  ^nquifition:  bier  ßrfaffe 
p  ®unften  ber  ^nquifition;  für  fie  raerben  „©efenforen"  unb  „Sonferba* 
toren"  beftettt  29  f. 

Sänge  (Sinferferung  ber  ^nquifitionSgefangenen  31.  ©in  „©tedbrief" 
ber  Snquif'-tion  31.  ^Seftei^Iid^feit  ber  ^nquifitoren  31.  2)ie  SnQuifitionl- 
gefängniffe  32—34. 

III.  |)anb6ü^er  ber  Snquifttion  (34—67). 

1.  Sic  Practica  Inquisitionis  bc§  ^nquifitorS  Scrtt^orb  ©uibonig 

;34— 40;. 

Sebenllauf  bei  ©uibonil  34.  Sebeutung  feiner  Practica  35.  ©ine 
©loubenlprebigt  —  actus  fidel  —  Auto  da  fe  nac^  ber  58efii)reibung  bei 
©uibonil  36.  gib  ber  ftaatlic^en  Beamten  an  bie  ^nquifitoren  37. 
Urtf)eiIlformuIare  37.  S)ie  (Sr^^abentjeit  ber  ^nquifition  38.  Sie  33futgefe^e 
griebrii^  IL  gegen  bie  Keger  öerbanfen  il)r  Safein  bem  Setreiben  bei  ^apftel 
®regor  IX.  37.  gallftride,  um  bie  Kefeer  in  ber  Siebe  ju  fangen  38.  Sie 
Käufer  ber  Kefeer  muffen  jerftört,  bie  Kefeer  felbft  öerbrannt  ujerben  38.  39. 
SSerfa^ren  gegen  ^artnädige  Keger;  fie  tonnen  gefoltert  roerben  39. 

2.  ®tt§  Directorinm  Inqnisitorniu  bei  2)oininifanertnquifitor§ 
mtolauS  et)meric  (40-58). 

Sebenllauf  t>c§  (St)meric  40.  Sebeutung  feinel  Directorium;  fein  ."per^ 
oulgeber,  ber  :päplic^e  X:^eotoge  ^xan^  $egna  40.  41. 

Sntjalt  it§  Directorium:  gefeglic^e  Beraubung  ber  Kinber  öon  Kegern 
41.  !!Rat:^f(^Iöge  für  Sn^iuifitoren,  um  Kefeer  in  ber  9fiebe  ju  fangen  41.  42. 
Ser  3raecf  f)ei{igt  ha§  Tlittd  42.  SSerfc^ffieigung  ber  ä^uge"  '^2.  QtoiU 
beutigfeit  gegen  Keger  erlaubt  42.  43.  Sie  ben  $[nge!Iogten  geiuä^rte  SSer= 
tf)eibigung  in  S^eorie  unb  $rajil  43.  44.  Saugen  gegenüber  nügt  bie  93e» 
^auptung  ber  eigenen  Unfc^ulb  nicf)tl;  ber  Stngefdjulbigte  foU  fict)  freuen, 


XXVIII  ^n^alt§miti6)m% 

unfc^ulbig  ben  2ob  gu  erleiben  44.  S^eri^toetgen  ber  Selafhmgläeugen  44. 
©ine  „fc^öne  «Streitfrage"  45.  Saftträger  unb  §uren  fte:^en  na^  Sluf* 
foffung  ber  ^nquifition  auf  einer  fogialen  ©tufe  45.  ®er  ^nquifitor  ift  iin= 
mittelbarer  ©teüöertreter  be^  ^opfteS  45.  5)ie  Dbrigfeiten  muffen  öor  ben 
^nquifttoren  ben  gib  teiften,  bie  gi^ieberisionif^en  93Iutgefege  ansuttjenben 
45  f.  Staat§gefe|e,  bie  ber  ^nquifition  tjinberlicf)  ftnb,  muffen  aufge:^oben 
ttjerben  47.  Äe^erleicf)en  finb  au^äugraben  unb  gu  öerbrennen  48.  Sefeer» 
t)äufer  finb  §u  gerftören  48.  49.  ®ie  golter  49  f.  ms  58elaftung§jeuge 
!onn  jeber  bienen,  auc^  9!Jieineibige,  ^aü§Qeno'i\m  51.  2)ie  QenQtn  !önnen 
gefoltert  raerbcn  51.  DtüdfäHige  finb  ol^ne  SSarm^^ergigfeit  gu  tobten  52.  53. 
SSermögen^befdilagnatime  53.  54.  55.  ©trafen  für  tinber  ber  te^er  55.  56. 
^inber  foEen  i^ren  SSater  anzeigen,  bann  bet)alten  fie  ifjr  ©rbrec^t  56.  Untere 
fd)ieb  ber  33e:^anblung  gtüifc^en  Äinbern  gemeiner  unb  t)orne:^mer  ^e^er  57. 
2Bir!ung  ber  Sfe^erei  für  bal  elielidie  Seben  57.  Untertf)anen  fe^erifc^er 
gürften  finb  öom  3:reueibe  gelöft  57.  Söiblifc^e  S3egrünbung  biefer  Se^^re 
burd^  ben  ^efuiten  ©uareg  58. 

3.  2)er  Tractatns  de  officio  s.  s.  Inqnisitionis  be§  Xffoma§  davtna 

(58—61). 

ßarefta  luar  3^i§fal  ber  römif^en  ^nquifition,  Vertrauter  be^  1)1.  ^arl 
33orromäu§  58.    SSorrebe  ju  feinem  2Ser!e  bon  gtüei  ^efuiten  gefc^rieben  58. 

J^e^er  muffen  mit  geuer  unb  ©^raert  be§h)ungen  trerben  58.  ®ie  Sn= 
quifition  befi|;t  pd^fte  ©etoalt  über  olle  f^ürften  59.  Slntrenbung  ber  geölter 
59.  60.  9ieumütl)ige  Sieger  irerben  guerft  erbroffelt,  bann  berbrannt;  unbufe= 
fertige  werben  lebenbig  berbrannt  60.  Äe^erteii^en  finb  au^gugroben  unb  §u 
üerbrennen  60.  9luc^  3Jiinberjäf)rige  foüen  öerbronnt  werben  60.  SSelaftungä- 
jeugen  60.  Knebelung  bor  ber  |)inri^tung  60.  3BeItlicf)e  9li(^ter  finb  ni(J)tg 
Weiter  al§  bie  SSotIftreder  ber  ^nquifition^urtfjeile  61.  ©aleerenftrafe  unb 
©ei^elung  für  fegerifc^e  j^i^auen  61. 

4.  ^ic  Kesolutiones  morales  be§  SKittoniug  Siana  (61—63). 

SSefaftunggseugen  gegen  Se^er  61.  Seiditbäter  für  ^npuifittonlgefangene 
62.  2)ie  Stutoä  ba  f^e  an  gefttagen  62.  Sriaubte  Qroeibeutigfeiten  gegen 
Se^er  62.  ©träfe  gegen  SJinber  tion  Siegern  62.  S)ie  golter  ift  am  geeig== 
netften,  bie  SSai)rf)eit  Jierau^äubefommen  62.  ©emalt  ber  ^nquifition  über 
Suben  63. 

5.  Gin  ^ttquifttionSljonbbud^  bc§  ^rattst§tanerotben§  (63—65). 

Sfntüenbung  ber  golter  64.  65.  3"^  llnit)irffammad)ung  ber  gauberei 
finb  bie  Stngeflagten  am  gansen  Seibe  gu  fd^eeren  65. 

6.  2)a§  Sacro  Arsenale  bc0  SJorninifoncrinquifitotS  2:^omo§  ü)icng^itti 

(66—67). 
®l  ift  eine  aut:^entif(f)e  2)arftenung  beg  in  3iom  üblicfien  ^«quifitionl^ 
üerfa^renä  66.    ^folterung  ber  2(ngef tagten:  bie  Wolter  bur^  geuer,  bur^ 
SrufefdEirauben,  burd)  SRoIjrftücfc^en,  bie  ©eifeelung  unmünbiger  Sinber  66.  67. 


Sn^oIt§tieräeicf)niB.  XXIX 


IV.  ®ie  ©panifc^e  Snquifition   ;67— 77). 

Srnfättge  ber  jpanijc^en  ^nquifition;  ber  Sominifanerorben  67.  Sf)r 
groecf:  erfioltung  ber  SReltgionlemtjeit  67.  ®ie  fpaniicf)e  ^nquifttion  eine 
<3äpft(icf)e,  niiJ)t  eine  ftaotlic^c  einrid)tung  68  ff.  ©ijtug  IV.  unb  bie  ^nquifition 
68  ff.  3eu9"iB  i'cr  ulttamontonen  S(f)nftftefler  JRobrigo  unb  ©rifar  S.  J. 
71  ff.  ©ijtug  V.  unb  bie  fpantid)e  Snquif'tion  73.  geugniB  bei  Sefuiten 
SlJJariana,  bei  ^nquifitorl  ^aramo;  bie  ^nf^rift  am  3nquifition§ge6äube 
öon  Setiiüo  74  f.  Sin  (JrlaB  ber  „!atf)oIiid)en  Könige"  75.  ®a§  ultra= 
montane  ©taatgIej:ifDn  ber  ©örreggefellic^aft  76.  Ultramontane  Unn)iffen:^eit 
unb  UnttJo|r:^aftigfeit  (®ami§  unb  ^c^tk)  76.    gin  Qrrtt)um  9tanfeä  76. 


V.  ®ie  9tömtfcf)e  Snquifition  (77—79). 

ZbtOD^  bie  gan§e  ^nquifition  römifd),  b.  f).  päpftHct)  ift,  tft  el  boc^  Be* 
rec^tigt,  üon  einer  römif^en  3ntl"if'tion  im  engeren  «Sinn  gu  fprei)en  77. 
^ijxt  erften  2{nfänge  unter  Urban  IV.  77.  ^aul  III.  unb  ©ij:tul  V.  orb* 
neten  fie  neu  77  f.  2)al  Sanctnm  Officium  80.  ©runbfäge  ber  riJmifdien 
^nquifition,  üom  $5efuiten  ^etra  Santa  aufgezeichnet:  ©rbroffeln,  SSerBrennen 
ber  Seger;  5(u^fo(^en  ber  St'efeerei  79. 


VI.  D^3fer  ber  Snquifttion  ,80—156). 

1.  3-rottfrcit^  (80—94). 

S)og  „©fironifon"  bei  ©ominifonerinquifitorl  2Bitt)eIm  ^eliffo:  3Ser= 
Brennung  öieler  Se^er  ^u  Souloufe;  5Iu§graBung  Don  tegerleid)en ;  eine 
franfe  Seherin  wirb  im  93ette  öerbrannt;  JJe^erleic^en  burcf)  iie  6tabt  ge= 
fc^Ieift  80—84. 

SSerBrennung  ber  erften  Äat^rer  84  f.  SatfiarertierBrennung  in  »er= 
fc^iebenen  ©tobten  84  f.  SSif^of  SBason  üon  Süttid)  gegen  i>a§  SBerBrennen 
84.  ®ie  Ji?often  einer  Ä'e^erberbrennung  85.  33tutigel  Söirfen  päpftlidier 
Segaten  86  f.  ^e^erteic^en  unb  leBenbige  Se^er  werben  auf  bemfelBen 
©c^eiterl^aufen  üerbrannt  87.  S3Iutigel  SBirfen  ber  f^ranjilfaner  unb  ©omi- 
nifaner  at§  ^)äpftli(^e  ^nquifitoren  87  f.  Sßerfolgung  ber  „93rüber  öom 
ormen  SeBen"  87.  3?eue  ^nquifitionlgefängniffe  werben  gebout  88.  9D'iaffen= 
morb  öon  Kefeern  ju  SOiont^SBimer  88.  ignnojenl  III.  all  ©d)Iäd^ter  ber 
5(IBigenfer:  SIutBab  öon  Söegierl  90.  SÖIutBab  öon  üaöaur  unb  Soff  er  91. 
S^reiBen  3a:^Ireic^er  S8tfd)öfe  an  ^nnogenl  III.  91.  SSIutBab  öon  SJiar^ 
monbe  unter  §onoriul  III.  92.  SBüt^en  bei  ^i^quifitorl  ^eter  Selloni  92. 
33IutBab  öon  äJZontfegür  92.  Sie  SBatbenferöerfoIgungen:  3(5f(^{ad)tung  ber 
SEalbenfer  bur(^  ben  gransilfanerinquifitor  SoreHi  in  ben  3;^älem  öon  Soöoijen 
unb  ber  ®aup:^ine  93  f.  S3IutBab  ju  SSaHouife  unb  GaBrierel  93  f.  ©örrel 
üBcr  biefe  Sc^anbttiaten  94. 


XXX  Sntialtlüeräetc^ni^. 

2.  Sic  9HcbcrIattbc  (94—99;. 
Saf)Irei^e  Se^erüerbrennungen  ju  Utrecfit,  2(rra§,  Gambrai,  9teiml, 
®ouat^,  STourna^,  Tlontä,  Sille,  $8rü[fel,  Sfiamür  94  ff.  ®ie  ^nquifition 
unter  Sari  V.  unb  $f)iUpp  IL :  bie  ^nquifitoren  Dan  ber  §ulft  unb  Xitel* 
man§;  tf)re  @raufam!eiten  96—98.  2)er  ultramontane  Stbgeorbnete  S)ümortier 
über  bie  Snquifition  in  58elgien  99. 

3.  2).cutf(^Iottb  (99—1231. 

a.  SSereinselte  eingaben  über  Se^erberbrennungen  in  berfc^iebenen  X^eilen 
©eutfc^Ianbg  (99—104). 
Se^erberbrennung  gu  ®o§Iar,  Srier,  ©rfurt,  f^^anffurt,  3üric^,  Uri, 
Sübed,  SBi^ntar,  SBüräburg  99  f.  SSalbenferöerfoIgungen :  fte  werben  ber 
Zauberei  unb  §ejerei  befd^ulbigt  100.  ßine  ©cfirift  gegen  bie  SBalbenfer  aul 
bem  15.  ^otir^unbert:  §ejenfa'^rten,  2;eufellbu:^lfc^aften;  ^ßrojefsöerfatiren 
gegen  bie  Söolbenfer:  bie  go^ter,  Unterfud)ung  ouf  Senf el^mole ,  ©cfjeeren 
beg  gongen  Seibe^,  bie  golter  nic^t  anttjenben  ift  Sife^erbegünftigung  101. 
SBalbenferüerfoIgung  in  Defterreid):  SBien,  «Saläburg,  ©trotten,  Jlremg  102. 
^äpftli^e  SSuüen  gegen  bie  Se^er  102.  Äegerbränbe  in  58rellau  unb  ©^tneib- 
nig,  gtegenöburg  unb  3iurnberg  102  f.  SBalbenjeroerfoIgung  in  ^iieberöfterreid), 
©teiermati,  in  ber  ^Rcumarf  unb  Uctermar!,  in  ©tettin  unb  Berlin  103  f. 

b.  (Strafeburg  (104—106). 
Sie  2)omini!aner  in  ©trafeburg  104.    SlJiaffenöerbrennung  bon  3BaI- 
benfern  105. 

c.  2)ie  ©tebinger  (106—116). 

©treit  ber  ©tebinger  mit  bem  ©rgbifd^of  bon  SSremen  106.  ©ie  werben 
ber  Äe^erei  unb  Sou'fjerei  befc^ulbigt  107.  ©regor  IX.  forbert  gum  Äreujjug 
gegen  fie  auf  107—112.  ©c^Iac^t  am  §emmeI§fomper  SBalb  112.  Surc^* 
ftediung  ber  2)eid)e  burc!^  ben  ©rjbifd^of  ®erarb  bon  Söremen,  um  bie  ©te= 
binger  ju  erträn!en  113.  ^i^^iter  Sreujjug  gegen  fie;  ©(^reiben  ©regor  IX. 
113  f.  ®^Ia^t  bei  Stltenefc^:  Untergang  ber  ©tebinger  115.  5)a§  SÖIutbab 
tbirb  fir^Iiij^  gefeiert  unb  beremigt  115.  116. 

d.  Seonrab  bon  SÖiarburg  (117—123). 
Sonrabl  erfte  SEl^ötigfeit  bei  einer  Se^erberbrennung  ju  ®o§Iar  117. 
®regor  IX.  muntert  il^n  auf  jur  Se|erberfoIgung  117  f.  Sie  SKitl^elfer 
Äonrabg  3ot)onneg  unb  ber  Sominüaner  Sorfo,  i^^re  ©c^anbtl^aten  119  f. 
Sionrab^  mafelofe  Ungered)tigfeiten  121  f.  Sie  ©rsbif^öfe  bon  SKainj  unb; 
Söln  ttenben  ficf)  gegen  i^n,  ©regor  IX.  bleibt  feinem  ^nQuifitor  treu 
er  forbert  jur  §inf^Io^tung  ber  Steuer  auf  122  f.  SonrabI  Srmorbung,  fein 
£ob  burc^  ©regor  IX.  123. 

4.  mom  (123—131). 

Ultramontane  Untt)a'^rI)oftig!eit  über  Ke^erl^inricfitungen  in  9lom  123. 
Se^ert)inric^tungen  burc^  bie  römifc^e  Snquifition  im  15.  unb  16.  Sal^rl^unbert 


Sn^altgberjeidim^.  XXXI 

124  f.  ©trafen  ber  rötniic^en  ^nquifttion:  lebenslänglicher  Werfer,  ®a(eeve 
128 f.  goltererlaffe  ^aul  IV.  unb  ^in§  V.  129.  Untt)at)rf)eiten  über  bte 
römifc^e  gnquifition  toerbreitet  burc^  bie  „©ejdii^tllügen",  bk  Giüitta  cattotica, 
bie  ©ermanio,  burc^  ^ifc^of  SOiartin  t)on  5ßaberborn  unb  hk  ^rofefforen 
^i)imp§  unb  Tloxoni  130f. 

5.  Sponicn  (131—156,. 

®er  ^efuit  SQiariana  über  bie  2;t)ätigfeit  ber  ^nQuifition  131.  teger* 
öerfolgung  buri^  $eter  IL  öon  2(rogonien  131.  Stulgrabung  oon  ^e§er= 
leieren  131.  ©rfte  2:f)ättgfeit  ber  päpftli^en  'Sominifanerinquifitoren  132. 
£Iorente  ai§  £!,uelleni(f)ri[t[teller  über  bie  ipanifc^e  gn^uifition;  Vergeblicher 
58erfu(^  beS  S3ij(f)of  ^t\de,  lijxi  al§  ungtaubroürbig  :^inäu[tellen  132  f.  ®er 
©ro^inquifitor  Jorquemaba  135.  S)ie  ©c^recfen  ber  ^nquifition  treiben 
Xaufenbe  in'ä  StuSlanb  135.  Slntraort  ©ijtuS  IV.  auf  Klagen  über  bie 
^nquifition  135.  ©ijtuS  IV.  lobt  Sorquemaba  135.  ©in  9tiejenicf)affot 
für  SOtaffenöerbrennungen  in  ©ebilla  136.  SButt)  gegen  üerftorbene  Äe|er 
136  f.  ein  SnquifitionSurt^eil  in  Stbila  137—139.  ^ie  Snfcf)nft  am  Sn- 
quifitionägebäube  gu  ©eüilla  ntelbet  bie  SSerbrennung  bon  1000  Ke|ern  139. 
2)ie  ©rofeinquifitoren  2)iego  Sega  unb  Jt'arbinat  XinteneS  139  f.  XimeneS' 
©^reiben  an  larl  V.  ^totdä  58erfcf)weigen  ber  SeuQen  141.  Unter  i^nt 
werben  3000  Äeger  üerbrannt  141.  2lmtlic^er  Seric^t  über  eine  gotterung 
142.    ^ejenglaube  ber  fpanif(^en  i^nquifition  143. 

33erüf)mte  SlutoS  ba  ge  ju  SSallobDlib:  äa:^Ireic^c  Suttjeraner  tcerben 
tjcrbrannt  143  f.  ^f)ilipp  II.  fdimört  in  ©egenttiart  ber  ©c^eiterl^aufen, 
ber  Snquifition  gu  gef)orcf)en  145.  2luto  bo  %e:  gu  ©ebiüa  145.  Ke^er* 
öerbrennung  gu  SlJiurcia  145.  2Iuto  ba  ^^e  gu  Solebo  aU  2lbici)Iu^  ber 
|)0(i)äeitSfeierIic^feiten  gu  ©f)ren  $f)ilipp  II.  unb  ©lijabetf)  öon  SSatoil  145. 
Sptigfeit  ber  ^nquifition  gu  Xotebo  üon  1575—1610:  ©trof arten  unb 
©trafauSbetinung  145—148.  Se^erüerbrennung  gu  ©ranaba,  Sogrogno, 
ßorboba,  (Suenca,  SJiabrib,  Xolebo  148  f. 

Slllmä^Uc^eS  9io^Iafjen  ber  SSerf olgungSttjutf) :  ber  legte  ©ro^inquifitor 
toeigert  fi^,  ein  S^obeSurt^eil  §u  untergeic^nen  149 — 152. 

gin  9tüdbticE  152.  5)ie  fpanifcfien  ©rofeinquifitoren  finb  ntilber,  c^rift^ 
lieber  gettjorben,  i^r  Dber'^err,  ber  $a:|3ft  bleibt  in  feiner  SSerfoIgunglrout^ 
berfelbe:  bie  päpftlic^e  ^eitfc^rift  Analecta  ecclesiastica  155  f. 

VII.  Snquifition§urtf)eiIe  (156—163). 

©ie  förbern  bie  Senntnift  ber  ^nquifition  156.  Urt:^eile  ber  päpftlit^en 
Snquifitoren  Sem'^arb  üon  Souj,  Soi^ann  bon  ©t.  ^eter,  fyrang  2lcufto 
156  f.  Urtl^eile  beS  päpftlic^en  ®omintfanerinquifitorl  33ern^arb  ©uiboniä: 
ber  über  sententiarum  Inquisitionis  Tholosanae  ton  Simborcf)  158 — 163. 

Vm.  ^apftt^um  unb  Xobelftrafe  (163—201). 

55ie  ultramontane  iiüge:  Ecclesia  non  sitit  sanguinem  163.  2)aS 
©^ftem  ber  uttramontanen  ®efcf)ic^tSfätfc^ung :  ultramontane  2tbgefc^toffent)eit 
öon  ber  SSiffenfcfiaft  unb  ultramontane  93finbg(äubig!eit;  iie  retigiöfen  Sucher* 


XXXII  ^n^aU§ütxidä)ni% 

öerbote;  bie  ultramontanen  ©ei'djic^tsic^reiber  §efele,  Sergenröt^er,  &am§, 
^anffen,  ^oftor,  bie  ^ejuiten  ©rijar,  S!JJid)aef,  Su^r;  ^aftor^  „©ejc^ic^te  ber 
$ßäpfte"  unb  i^re  Untt)a{)rf)oftigfeit  in  SSejug  ouf  bie  ^nquifition;  bie  Un- 
jraf)rf)eiten  Slaeffen^,  be  Wlai'\ixe§,  2)iefenbac^5^  §ergenri3t^er0,  SßxndS,  bei 
©tctat§:=  unb  Sirc^enlejifonl  163—167. 

2ie  Sc^ulb  bei  $ap[ttf)uml  an  ber  blutigen  58crfoIgung  religiijjer  Heber* 
jeugungen  167.  ®er  in'l  fanonijc^e  Siecht  aufgenommene  ©runbjal  beä 
^opftes  Urban  II.  über  bie  Söbtung  öon  ^e^ern  167  f.  2{llmä{)li(^e§  6in= 
arbeiten  ber  ^äpfte  auf  gejeglic^e  Sinfüf)rung  ber  STobelftrafe  für  ^egerei: 
Snnojeng  III.  unb  ia§  4.  i^ateranf ongil ;  italienif^e  ©täbteorbnungen  beein= 
flufet  bon  ben  ^äpften;  bie  „gebüfjrenbe  Strafe"  für  ^efeerei  169 — 172, 
^äpftlic^er  (Jinfluß  auf  bie  ©efe^gebung  taifer  griebric^  II.:  ber  pöpftü(^e 
Segat  Sräbifc^of  9übert  oon  SJiagbeburg  unb  ber  2)ominifaner  ©uala  170  f. 
Slutgefege  %üebnä)§  gegen  bie  Kefeer  für  bie  5Romagno  unb  für  ©isilien; 
griebric^  ift  babei  öon  ©regor  IX.  beeinflußt  170  f. 

2:ie  berüchtigten  faijerlicf)en  ^efeergefefee  öon  9?ooenna  öerban!en®regorIX. 
i^r  Safein  172  f.  SSorttaut  biefer  58Iutge)e|e  173 — 175.  Sie  ftef)en  big 
pr  f)eutigen  ©tunbe  im  fononifc^en  üiec^t  175.  58ett)ei§  für  bie  päpftlid)e 
S?ateri(f)aft  biefer  ®efe§e:  Stusfagen  ber  gnquifitoren  Sern^arb  ®uibonil 
unb  lijoma^  2u5cu§  176  f.  Sie  ^äpfte  ^nnDjeng  IV.,  STIejanber  IV., 
Wxban  IV.,  Älemenl  IV.  über  biefe  ©efe^e:  fie  befe^^Ien  unter  2(nbrof|ung  ton 
fc^roeren  Strafen,  biefe  ©efefee  anäumenben  177  f. 

etiriftui  unb  feine  „Statthalter"  178. 

35?eitere  auf  blutige  Jiefeerberfolgung  gerichtete  2'^ätigfeit  ber  *^äpfte 
©regor  IX.  unb  XI.  178.  Sie  köpfte  brängen  auf  Stnfü^rung  ber  ^^rie* 
berijianif^en  ©efefee  in  gi^anfreic^  unb  Seutfc^lanb  179.  33(utige  folgen  biefer 
päpftlic^en  SSirffamfeit  äunäct)ft  für  ^tolien,  bann  für  Seutfc^Ianb  179  f. 

Ultramontane  Sfulpc^te:  „bie  Sluslieferung  ber  Se^er  on  ben  roeltlicfien 
3(rm"  unb  „bie  Sitte  um  Schonung  beg  Sebeng  ber  S^e^er"  180  f.  „2tu§= 
lieferung''  unb  „Sitte"  fugen  auf  miberlic^er  §euc^elei  181.  ®er  „tt)eltlid)e 
2lrm"  mußte  ben  üon  ber  Kirche  „auggelieferten"  ^e^er  tobten,  ber  Staat 
trar  ber  firc^Uc^e  Süttel,  bie  Sluslieferung  gefcf)a^  nur,  um  für  hk  3nquifi= 
toren  bk  Irregularität  ju  oermeiben  182.  geugenbemeil  bafür:  S^omag 
Don  2(quin,  bie  Qnquifitoren :  Sern^arb  ©uibonig,  Sprenger,  ^nf^itorig, 
g^meric,  ßareüa,  SSern^arb  Somenfig,  bie  ^efuiten  $etra  Santa,  Sanner, 
Sot)mann,  5iat)naub,  Sellarmin,  ©rifar,  ein  ©rlaß  ber  „Kongregation  ber 
I)eiügen  römifcf)en  ^nquifition",  bie  Coutumes  de  Beauvoisis,  bie  Livres 
de  jostice  et  de  plet,  bie  Etablissements  de  Saint  Louis  182 — 191.  ©e= 
f(f)icf)tHcf)e  St)atfa^en  alg  Seftätigungen  biefer  3eugenaugfagen:  jttjei^nqui* 
fttiongurtf)eiIe  ju  Souloufe,  Sjfommunifation  ber  Souloufer  Stabtobrigfeit 
ttjegen  SSerraetgerung  einer  Seger^inric^tung,  $apft  Siifotaug  IV.  bebro^t  bie 
fdumigen  Cbrig!eiten,  6ib  beg  Sogen  öon  Senebig,  Sefret  beg  ^apfteg  ^n- 
nojeng  VIII.  gegen  bie  Cbrigfeit  tion  Sregcia,  Seo  X.  gegen  bie  Signoria 
ton  Senebig  191  f.  ©in  gugeftäubniß  §efeleg  192.  ©efc^ic^tgfälfc^ung  beg 
„firc^enlejifon"  unb  beg  Sefuiten  üourentiul  193.  Sie  Segertöbtung  im 
fat^oIijd)en  Sogma  begrünbet  193, 


§euc^elei  bcr  „Wüte  um  (Sd)onung  be#  ÄefeerleBen^" :  58ern^arb  ©uibontg, 
bie  :5nquifitoren  S^jrenger,  3i"ftitDri^,  ®iana,  ber  päpftlti^e  Srf)eo(oge  ^egna, 
niebertänbifi^e  Sn^iuifitoren  193—199.  3"9ef^än^niB  ^^^  ^efuiten  ©rifar 
199.  Unttjif)enf)eit  unb  Unel^rlic^feit  beä  5ßrofeffor§  am  bticf)öfticf)en  Seminar 
gu  gic^ftätt,  S.  ^poütüec!  200.  ®ie  „Statthalter  G^rifti"  alg  Äegertöbter 
gleiten  bem  Stattl)alter  ^ßitatug  alg  (S^riftultöbter  201. 

IX.  ajiorbanfd^lag  ^lu§  V.  auf  SlifaBct^  üon  ßnglanb;  ©regor  XIU. 
unb  bie  S3art^otomäu§nac^t  (201—206;. 

2)er  9!Korbani^Iag  unb  bit  S3artI)oIomäulnac^t  entjpringen  bem  ©eifte 
ber  Qnquifition:  bem  blutbürftigen  §a^  bei  ^api'tt:§um»  gegen  bie  Steuer  201. 
Slbfegung  glijabetf)!  üon  ßngtanb  burcf)  $iul  V.  201.  ^afob  I.  Don  gng= 
lanb  bejc^ulbigt  ben  ^ap\t  offen  bei  StJ^orbanfcfitagel  202.  2)ie  SSejc^utbigung 
bleibt  untt3iberipro(^en  202.  SBemeil  für  bie  Xf)atjäi^Iic^!eit  heS  Woxi^ 
anfdjlagel:  bie  58oEanbiften,  SSriefmei^fel  §tt)ifc^en  ^l^ilipp  IL  unb  ^iba, 
SifeunglprotofoU  bei  fpaniic^en  Staatlratl)el,  ber  Dratorianer  Stnoj  202  ff. 

®er  ^t\uit  93onanni  über  bie  23artf)DlDmäulna(^t  205.  §efebriefe  $iul  Y. 
an  Karl  IX.  ton  granfreic^  204  f.  ÄHrc^tid^e  fyeftfeier  unb  Prägung  einer 
®enfmün§e  burtf)  ®regor  XIII.  für  bie  33art^oIomäulnac^t  206.  33erid)t 
ttä  Karbinall  öon  Somo  über  bie  greube  bei  ^apftel  206.  greuben^ 
begeugung  ©regor  XIII.  206. 


^?a^ftt^um  unb  3(6erg(o«6e  (207—379). 

I.  2iagemeine§  (207—209). 

'^a§  ©:^riftent:^um  fdjlieBt  ben  Stberglauben  aul  207.  3Jiacf)t  unb  Um= 
fong  bei  Stberglaubenl  207.  Seine  fur(f)tbare  ©ejc^ic^te  auc^  innerhalb  btä 
6f)riftentl)uml  208.  e^riftul  unb  ber  SIberglaube  208.  „S^rifti  Steüoer- 
treter"  muffen  bem  Stberglauben  gegenüber  iit  gleiche  Stellung  einnel^men 
Wie  (S^riftul  208.  ^i)t  58ert)ä(tni§  gum  91berglauben  ein  tßrüfftein  für  bie 
ec^ttieit  i^rel  Söerufl  208  f.  ®er  bogmatifdie  Slnfprui)  i>t§  5ßapftt^uml 
auf  ®öttlid)feit  unb  Unfet)Ibarfeit  mu§  fid)  öor  ?([Iem  bem  5(berglauben 
gegenüber  all  begrünbet  ermeifen  209.  ®ie  ©ejc^ic^te  erweift  gerabe  biefe 
Slniprüd)e  ht§  ^apfttt)uml  all  fati(^  209. 

n.  S!er  2;eufer  (210—252;. 

1.  Gtnlcitenbe§   210  f.;. 

©i^riftul  unb  baä  Safein  bei  peri'önlic^en  Xeufell  210.  S)er  Jeufel  ber 
©Oangelien  unb  ber  Xeufel  btä  $apfttl}uml  210.  Sie  päpftlicbe  ®ämono= 
logie  öoE  öon  ©c^euBHcf)feiten  210  f.     Ser  2:eufe(  ti»  ^apfttt)uml  ift  ein 


XXXIV  Sn^altlöerseic^nife. 

SKoIod),  bcm  aßenic^en^efatomben  geopfert  irurben  211.  ®te  ©c^recfen  beä 
^)äpj'tIidE)en  Stbergtaubenä  übersteigen  bie  S^recfen  ber  :päpj'tU^en  ^nquiji^ 
iion  211. 

2.  2!a§  Rituale  ßomanum  (212—215). 

2)er  bogmatifcfje  K^arafter  be§  Rituale  Romanum  212.  Seine  ©jor» 
§ilmen  212 — 215.  ®er  2tberglaube  bei  Rituale  i[t  noc^  nüd)tern  im  S8cr= 
gleich  §u  ber  päpftlicf)en  2:{)eoIogic  214  f. 

3.  2)ie  ^äpftc  OJrcgor  IX,,  ^o^onn  XXII.,  eugctt  IV.,  ^nitosettS  VIII. 

(215—220). 

©regori  33ulte  Vox  in  Rama:  ber  Seufel  aU  JJröte  unb  ^ater,  ai§ 
j^tüar§er  VRarm,  SSere^rung  be§  Xeufell  bur(^  Äufe  auf  ben  §intern  215. 
216.  ®er  ^apft  fteüt  biefen  33Iöbfinn  aU  2;f)atfad)en  ^in,  er  forbert  auf, 
biefe  Xeufel^üereljrer  ju  tobten  216  f.  ®ie  33uIIe  ^o^ann  XXII.  Super 
specula:  ber  Teufel  eingefi^Ioffen  in  JRinge  unb  gläjc^i^en  218.  ®eä 
5ßapfteg  ©taube  an  teufelifcfje  Sc^Iangen^örner  unb  ^anbexbiüin;  er  t)er= 
pfönbet  feine  ^;^abc,  um  ein  folc^eg  Si^Iangen^orn  ju  ert)alten  218.  ©eine 
5(ngft,  burc^  gauberifc^e  3Batf)§biIber  getöbtet  ju  merben  219.  (Sr  Iä|t  einen 
33ifcf)of  wegen  folc^er  SBa^äbilber  üerbrennen  219.  (Sine  SSuHe  über  58er- 
träge  mit  bem  STeufel  219.  5ßopft  (Sugen  IV.  berbreitet  biefelben  2(nfc^au= 
ungen  219  f.  ^apft  ^nnoseng  VIII.  unb  ba§  @ef^led)tlict)e  im  Seufelifpuf : 
bie  daemones  incubi  unb  succubi  219 — 220. 

4.  Stornos  »Ott  2lquin  (220—222). 

©ein  Stnfe^en  in  ber  fatt)otijd)en  SBelt  220  f.  2eo  XIII.  über  i^n  221. 
%^oma§  Iel)rt  ben  33eif(^laf  jttjifdjen  S^eufet  unb  SD^enfd),  an§  foI(^em  93ei* 
fd)Iaf  entfielen  ^inber  221.    SSerträge  mit  bem  Seufel  222. 

5.  SKtp^ottg  üon  Siguoti  (222—228). 

©ein  Slnfe^en  in  ber  fat^olifc^en  9BeIt  222  f.  ^^Jiug  IX.  mac^t  if)n 
pm  „aircl^enlet)rer"  222.  Siguori  lel^rt  ben  33eifc^laf  gmifc^en  Jeufel  unb 
SKenfd^,  SSerträge  mit  bem  Seufel,  §ejenf[ug  burc^  ben  Teufel  bewirft  223  f. 
Siguori  oI§  S8ol!^fct)riftfteIIer:  feine  „§errlic^feiten  Slioriä",  eineä  ber  öer* 
breitetften  33üc^er  ber  SBelt,  e§  ift  toU  öon  Seufel^gefdii^ten,  bie  meiftenä 
obfcön  finb,  groben  biefer  Seufeligefdiic^ten  224—228. 

6.  6ocfaritt§  tton  ^cifterboe^  (228—231). 

ßoeforiug  ift  ein  §ouptOertreter  ber  mönd^if^en  Srbauung^Iitteratur,  mie 
fie  nocf)  f)eute  in  !atf)oIifd)en  f  reifen  gepflegt  wirb  228  f.  2)er  Seufel 
bei  Eaefariuä  in  feiner  äußeren  ©eftalt  unb  in  feinem  SSir!en:  fein  ge- 
fd]Ied£)tlic^er  Umgang  mit  9Jienfct)en,  Jeufel  unb  @otf)enn)eiber  jeugen  bie 
Hunnen  229  f.    S)er  Teufel  belebt  Seichen  231. 


Sn^altlöersei^ni^.  XXXV 

7.  ^et  ^'vattsi^tancrti^coioqe  Srognott   231—235;. 

Sein  „^anbbüi)  für  gjoräiften"  unb  fein  „5nejifafon"  231  ©örrel' 
Urt^etl  über  i^n  231.  ^a§  aieußere  be§  Jeufelä  231.  2iebe^§auber  '^S-? 
Äennseicfien  ber  93eiei)enf,ett  232  f.  ^er  Seufel  fä^rt  mit  Vorliebe  in  fcftöne 
aßab^en  233.  ©efa^ren  für  ben  Sjorsirten  233.  Sörperlicf,e  Unterjuc^unq 
auf  Xeufeigmofe  234.  f    '     a 

8.  ^ofcpl)  »Ott  OJörrcS  (235—245]. 
Sein  2Inief)en  in  ber  ultramontanen  SSelt;  bie  „®örreg=®ejeUic^aft"  235 
Sein  ^auptmü:  „Sie  c^ri[tlicf)e  9[lfi)itif" :  bie  ^^oltergeifter  unb  Sobolbe  235* 
2:er  do  ut  des=33ertrag  mit  bem  Jeufel  237;  bie  bämonijcfje  mmt  238 
Ter  leufel  betet  i>a§  ^attv  unfer  240.  S;ie  3at)I  ber  einttjo^nenben  Teufel- 
biä  5U  400  taufenb  240  f.  Ser  bercegliiie  9)JitteIpunft  ber  93eieffent)eit 
242.  Sc^ttiefefgerucf)  fic^erel  geic^en  ber  Sejeffentieit  243.  ®er  Jeufef  al§ 
.t)ormB  unb  Äöfer  243.  ®a^  ^efenäeicfien  244.  Xie  Sejeniabbat^e:  9Jienfc^en= 
fleijcf)  al§  Speije,  Seicfien  ungetaufter  Sinber  244.  ®eicf)Ietf)tac^e  SSermiicbunq 
jroii'tfien  ^Jitnü)  unb  leufel  245. 

9.  *.)Srofcffor  Siiu^  (245—249]. 
Seine  Stellung  an  ber  Ä.  3lfabemie  ju  2Kün[ter  245.  Sein  S3uc^:  Sie 
^öüe":  fie  ift  im  ©rbinnern,  bit  SSutfane  finb  iftre  Schlote,  bie  (Jrbbeben 
ba§  Sronben  i^rel  ^euermeeres  246.  gJaturroiffenjc^aftridje  ©rflärung  be« 
^oßenfeuerä  247.  Ifjätigfeit  ber  Seufel  auf  grben:  bk  Sefeffen^eit  247 
t^re  Sßermifcfiung  mit  «Olenfcfien  248,  fie  erregen  Sturm,  ®ereitter  248,  fie 
erfcf)einen  in  ßuftleibern,  aber  immer  fc^mu^ig,  ungeftaltet  248  f. 

10.  ^cfuUcn  (249-250;  oglc^.  auc^  S.  312  ff.). 

Sie  Sefuiten  33ujenboum,  Sacroiy,  i?at)mann,  Se^mfu^I,  ©ür^,  «ßerrone 
249  f. 

11.  2)cr  ^tan^mancx  ^gttatiuS  ^eirer  unij  ber  JRcbcntptorijt 
e.  Si^mSger  (250—252;  tjglc^.  auc^  S.  291  ff). 

Sie  i^ebensbefc^reibungen  ber  9Jonnen  dre^gentia  .§öb  unb  Äatbarina 
ßmmeric^  251  f. 

in.   Stberglaube  im  2tagenieinen    253—379). 
1.  9mgcmcinc§  unb  ücrf(^icbene  Zi^atiadfctt  (253—264). 

Seine  bonftönbige  ©ejc^ic^te  bc§  STberglauben^,  nur  Stichproben  253. 
Seufelsbünbniffe,  SSerträge  mit  bem  Teufel  253. 

9teliquienunfug:  bie  9?orf)aut  ef)rifti,  bie  ^efuiten  Suarej  unb  eoftetui 
barüber,  bk  S8ort)aut  in  ber  fonjefrirten  Softie  254  f.  Sie  iWobelfc^nur  (J^rifti: 
aufbewahrt  ju  3iom  255.    Sine  I^räne  etirifti  255. 

®eid){ed)tli(^e^  Unoermögen  öom  leufel  tjerurfad)t  256.  Sie  Saufe  ton 
Ungeheuern  257.     Seufelsmeffen  257.     (Sine  Seufelei   aü§  bem  14.  ^va^r^ 


XXXVI  Snt)ottlüeraeic^m&. 

l^unbert  257  f.  ®ebet  für  (Jfielcute  fötber  ben  Xeufel  259.  ©efc^tec^ttidier  Unt= 
gang  mit  bem  Xeufel  260.  Sin  «Stüd  2Jianna  al^  Steliquie  260.  'See  58arna^ 
bitengeneral  SJlarrano  all  ©pegialift  für  ßntjauberung  fürftlic^er  ^erfonen: 
eiifabetf)  öon  Saiem,  Äaifer  9fiuboIpf)  IL,  Äoifer  9)iattl)ial  260  f.  ®ag  „Üanb- 
gebot"  SJiajimilion  I.  üon  33aiern  tt)iber  §ejerei  unb  S^eufelei  261  f.  ©c^o^- 
gröberei  gu  Sic^ftätt  unb  in  ber  Dber:pfalä;  bie  ta^jujiner  öon  SSeiben  263. 
6ine  ©ntfc^eibung  ber  aiitenfongregation  für  ©c^Ieficn  263  f. 

2.  Drbatictt  (®ottelurtf)etIe)  (264—275). 

S^r  t)eibnifc^er  et)arafter.  SSiberftreit  mit  bem  (S^riftentt)um  264.  Ultra* 
montane  ©ingeftänbniffe  über  ^45flic^töernad)läffigung  ber  „Statt:^alter  (£f)rifti" 
264  f.  ®efct)icl)tlic^e  2;i)atfacf)en  265—270.  Siirc^Iic^er  ef)arafter  ber  Drbaüen 
270f.  ®ie  SBaffer-,  geuer^,  5(benbmat)ll*  unb  ^reu§elprobe  271—273.  @c^tüä(^=^ 
Iicf)er  SBiberftanb  ber  ^^äpfte;  fein  grunbfä^Iid)e!5  Stnftfireiten  273—275. 

3.  S5uptt(^cr  (275-278). 

(Sie  fpiegeln  ben  burd)  bie  Äiri^e  geftü^ten  Slberglauben  if)rer  ^dt 
275—278. 

4.  mia^nnm^tn  (278—290,. 

®a§  autt)entifd)e  SIblapurf)  be§  ^ejuiten  SBeringer  278.  ®ie  SOlebaitte 
bei  'i)l  SBenebütug  278  ff.  2)er  93enebiftiner>2tbt  2)om  SßxoSptx  ®uer= 
onger  280.  S)ie  Äreugmeganbad^t  283,  Siofenfrangabläffe  283.  ©fabuliere: 
©toff,  ©eftalt,  ©röfee,  garbe  (blau,  weife,  rot^,  braun),  Slblöffe  283—285. 
Signum  ®ei  286.  ^ortiunfuta=2lbIafe  286  f.  ^riüilegirte  2lttäre  288. 
gtofenfrangbruberfc^aften  288.  3!)iic^aell=58ruberi(f)aft,  £eo=SSerein  unb  9Ser= 
ein  ber  "^l.  Kinb^eit:  rei(f)e  ©elbqueüen  für  ben  ^apft  288.  ©räbruberfc^aft 
Dom  ®ürtel  bei  t)I.  ^rans  ü.Stffifi  289.  9Jiaria-2roft-®ürter=er5bruberfiaft: 
SlblaB  öon  1000  ^at)xtn  289.  „miöffe  ber  ©pinne"  289.  ©in  Stblopucf) 
au§  bem  15.  ^a^rfiunbert :  Stbläffe  üon  12  000,  14  000,  48  000,  555  000 
^afiren  290.  3^^"  Senffteine  bor  ©.  ^roffebe  in  9iom:  tägtidier  Stb* 
lofe  üon  12  000  Sa:^ren  290.  §eute  noc^  2lblöffe  üon  100,  200,  1000 
Sauren  290. 

5,  ©riauuttgSbüd^cr  unb  reltgiöfc  ^cttfc^riftcn  (291—312). 

^tjtt  erftaunlidie  SSerbreitung  im  fat:^oüi(^en  SSoIf  291.  £eben§befc^rei= 
bungen  ber  Spönnen  ^reljentia  §öfe  unb  Siot:^arino  ©mmeric^  291  ff. :  2Bun= 
berbore  ©elbja^Iungen  292  f.  3tbenbma^Ilreicf)ung  burd§  einen  ©erap^ 
293;  t)immUf(^e  Sträneimittef  293;  lüunberbore  £affeeüermef)rung  293;  Jeufet 
Ur jachen  be§  S8ief)fterbenl  293;  ©rfd^einungen  „armer  ©eelen  au»  bem  geg= 
feuer"  293.  ©efaHene  ßngel,  aber  nod)  nic^t  STeufel,  auf  ben  Planeten  294. 
©elfter  auf  bem  SlJionb,  2;eufet  auf  ben  St'ometen  294.  ©eifter  in  ber  Wild)-- 
ftrofee  unb  auf  ber  ©onne  294.  (Sine  ©ct)recEeniggeftoIt  über  SSerlin  295. 
58ij^öfUd^e  Gmpfe^Iung  biefer  „Offenbarungen"  295.  „®al  gegfeuer"  üon 
^rofeffor  S5ou§:  bie  „Oueöen"  biefeg  ^nii)i§;  Stuferfte'^ung  üon  glüei  üer= 
ftorbenen  Sfionnen  295;   ©rfc^einungen  „ormer  ©eelen"  aul  bem  {yegfeuer, 


3nt)oIt§öer5eic^ntB.  XXXVII 

fie  :^interfaffen  33ranbipuren,  fte  jittern  oor  groft  296;  Tauer  be§  gegfeuerg 
297;  Drt  beä  gegfeuer^:  bas  grbinncre,  neben  ber  §0116  297.  ©in  „f)anb= 
greiflief)  riiitigei  9ie(^enejenipcl"  über  baä  gegfeuer  298.  Sebenlbefi^reibung 
ber  2Inno  SJioria  Saigi  oon  ^rofeffor  Sc^eeben:  fie  wirb  öon  Teufeln  ge:= 
fcf)Iagen,  ber  Seufcl  raiE  fie  »erführen  298;  in  einer  Sonne  fie^t  fie  oUe 
93egeben'^eiten  ber  3BeIt  298  f.  SBic^tige  fünfte  jur  33eurt^eilung  foI(^er 
33üc^er:  fie  finb  tt)pif^,  fie  finb  gebittigt  üon  ben  firi^tid)en  Dberen,  fie  finb 
maffenf)aft  öerbreitet  300. 

UItramDntan-reIigiöfe3eitfcf)riften:  ber  „©enbbotebel  göttlichen  §erjen§", 
baä  „St.  2(ntont>©IöcfIein",  bie  „93enebiftu^*©timmen"  301.  gin  93eifpiel 
für  üiele:  ber  „^elüan":  feine  ^ebeutung  301;  er  gä^Ite  90000  3(6onnenten 
301;  feine  2tnerfennung  burd)  ben  ^apft  unb  ben  Qefuiten^^arbinal  Steine 
^uber  301;  fein  ^n^alt:  „33(ide  in  bie  Sufunft"  302;  SBeigfagungen  über 
2rranfreid)  304  ff;  SBiebereinfe^ung  ber  Sourbonen  306;  „SBunberbare  Sluf- 
finbung  geraubter  §oftien"  306  ff.  „®a§  SBunber  oon  2Jieerfen  in  §oßonb" 
310.    Ter  Teufel  al§  Jungfrau  ajtario  311  f. 

6,  Ser  (Jefuitenorbctt  al§  SBcrfircitcr  i»e§  StbcrgtauficnS  ;312— 343). 

®er  froffe  3lberglaube  ge:^Drt  gum  ©eifte  beg  Drbeng  312.  '^k^aijxtS-- 
unb  SJiiffionSberic^te  be§  Drbenl  312.  ^robufte  be§  9lbergfauben§  finb  bie 
geiftige  Sta^rung  ber  jungen  ^efuiten  313.  2Begen  ber  ftrengen  Crben^jenfur 
ift  ber  Drben  für  bie  litterarifc^en  ©r^eugniffe  feiner  SJiitgüeber  üerantttJort= 
tic^  313.    ein  perfönUcf)e§  grtebnife  313. 

®ie  „Uebung  ber  c^riftlic^en  33ottfommen^eit"  be^  gefugten  9iobrigue5: 
it)re  SSett^f(^ä8ung  innerljolb  be»  Drbeng  314  f.  Ser  Jeufet  ol^  JRaud), 
alg  9ieger,  aU  Sijttje,  ol§  fcf)öneg  SBeib,  al»  ®raii)e  314 f.  llnterf)altung 
jroifdjen  jfflei  STeufeln  315.  ®er  Seufel  ai§  @anbmännd)en  315.  „Seben  ber 
SfJiarina  öon  ß^fobar"  be§  ^efui^en  ta  ^^onte:  ©eifeelung  buri^  (Jngel  unb 
Seufef,  ber  teufet  ai§  Wann  316;  ber  Seufel  fpielt  58aU  316.  5)ie  ßrbau- 
ungsfc^rift  Gloria  s.  Ignatii  posthuma:  ber  2;eufel  als  SSerfü^rer  316. 

®ie  „Stimmen  aul  SJiaria-Sac^" :  „55ifionen  unb  SBeiSfagungen"  317  f. 
Sd)n)inbferinnen  unb  93etrügereien  al§  „efftatifd)e  Jungfrauen"  unb  „SKutter* 
gotte§erfd)einungen"  318;  ber  2:eufel  ah$  Sf)riftu§  unb  al§  9Jlaria  318. 
Sd)riften  beg  Jefuiten  Üiofignoli:  ®rfd)einungen  öon  „armen  Seelen"  318, 
fie  laffen  58ranbmale  jurücf  319;  ein  ©epngter  fteigt  üom  ©algen  t)erunter 
unb  fnüpft  fic^  felbft  mieber  auf  319. 

®er  jefuitifc^e  „Senbbote  be§  göttlichen  ^erjeni" :  ein  tobtet  S?inb  wirb 
burcf)  SOiaria  gum  Seben  ertoecft  320.  SBirfungen  beä  „.3gnotiul=3Baffer" : 
eä  f)eilt  bie  et)olera  321. 

Sefuitifcf)e  „gntf)üllungen"  über  bie  ^Freimaurerei :  ber  ^tinit  5|iacf)tler 
unb  feine  Sct)riften:  abern^i^ige  ®efd)id)ten  über  bie  Freimaurerei  321  ff; 
„i)a§  maurerifcfie  ^Jottifignat" :  in  ben  S^Iac^ten  oon  Sirafalgar  unb  2Bater= 
loo  325  f. 

Sie  (Srtf)eitung  beg  ®rabe§  Äobofcf):  fc^auerlic^e  groben  326.  2!ag 
Dbertribunal  ber  ^i^eimourerei :  e»  tjerrfc^t  über  gürften  unb  Könige  327. 
Xob  einel  Freimaurer^:  fein  mit  33tut  gefi^riebener  Sib  328 ff. 


XXXYUI  ^nt)aܧm^dm%- 

®ic  Stomane  über  Freimaurerei  beS  Sejuiten  23ce§ctam:  fie  loecben  ben 
^ejuitenjöglingen  gegeben  330,  2eufellmeffen  unb  S^eufellorgien  in  9tont 
330 f.,  ©ibjc^raüre  bem  Xeufel  geleistet  331,  i8relciani  =  §ut)§manng  =  Süe 
333.  ®runbiä|e  ber  ^rreimaurerei:  ber  Seufelgfult  333.  Sag  Wlauxtx= 
&anpt  äu  Sonbon  334—338.  2)er  „eingefleii(f)te  Sämon"  ^uno  338  ff. 
Sag  teufelifi^e  ^ferb  2triel  338  ff.  Unterirbijc^e  Sc^recfen  bei  Stufna'^me 
in  bie  Freimaurerei  340  ff.    SDteuc^elmorb  343. 

7.  Scr  2ajit=5Bougf|oit=Si^ttJtnbcI   343— 379 . 

Sag  SSerbienft  be«  gälfc^erg  Xojil  343.  Seine  „SSefefirung"  344.  Sein 
§auptR)erf:  Sie  Srei=^un!te:=58rüber  überfefet  burc^  ben  Qejuiten  ©ruber  344. 
Sobenbe  2lnerfennung  biejeg  SBerfel  burcf)  bie  ultramontane  treffe  345 — 347. 
3ufammenf)ang  ber  „Srei=^unfte=58rüber"  mit  ber  ^)äpftlic^en  gnjt)flifa  üom 
20.  2(pril  1884  347.  XoIIer  Sn^olt  ber  „Srei=^unfte=Srüber" :  bie  Ser- 
fierrlic^ung  bes  Jeufelg  348,  Einleitung  jum  SOiorb  350,  9lnrufung  be» 
Seufelg  351,  ber  „9iitug  ber  Wöp\t"  352,  ber  „(£(^(üffel  ber  getjeimen  @t)m= 
bole":  gröBte  Cbfcönität  3.53  ff.,  ber  „^Ritter  ftabofi^"  355.  Le  diable 
au  XXI.  siecle:  ber  Satangbienft  in  Qnbien  3.56,  ber  unterhöhlte  gelfen  Don 
©ibraltar  öon  Seufeln  berooI)nt  356,  ein  leufelifc^eg  ZeUptjon  356,  ber  S^eufel 
otg  Schlange,  Krofobil  357,  ber  §oftien=Surii)ftec!§ungg=3(pparat  357.  gin 
©ebet  Seo  XIII.  .358.  Sie  SoIIi)eiten  Slilargiottag :  ber  calamus  transfigens 
358,  iit  (Satan5^t)mne  Garbuccig  3.59. 

Sie  gjtemoiren  ber  93iiB  Siana  3?augt)an:  fie  ift  ba§  Äinb  bes  Seufell 
58itru  359,  ber  Cberteufel  3(§mDbäug  mit  14  Segionen  Unterteufeln  360.  Ser 
biaboIifd)e  Söroenfc^rcanj,  bie  %ai)xt  nact)  bem  Wtax»  360,  (Bopi)ie.  SBalber 
unb  ber  Seufel  Sitru:  er  ift  tf)r  3Sater,  i^re  2(mme  unb  ifir  ©eliebter  360, 
bit  ©rofemutter  beg  2(nticf)rift  360.    La  neuvaine  eucharistique  361. 

Sie  Stellung  beg  Uttramontanigmu»  §u  biefen  S^or^eiten:  bie  ultra- 
montane  treffe  361,  bie  .<gierarc^ie  361.  ^$Ian  ter  Scfiminbler  ZaiiU^ads : 
fie  rennen  auf  bie  Summ:^eit  ber  ftattjolifen  362,  ouf  bie  3uftimmung  be» 
^Japfteg  362.  ^^r  ^^lan  gelingt:  Sajit  bei  Seo  XIII.  363.  «riefe  beg  Sar- 
binal  ^aroc(^i  unb  eineg  ©efieimfefretär  beg  ^apfteg  an  Siana  58aug!^an 
364  ff.  Ser  ^$apft  f(f)iclt  ber  nic^teriftirenben  Siana  58aug:^an  feinen 
Segen  365. 

Sajit  auf  bem  StnttfreimaurerfongreB  ju  Srient  367 — 375.  ®uta(f)ten 
einer  rijmifi^en  Äommiffion  über  Siana  SSaugf)an  375. 

Sie  „(Sntlarüung"  beg  Sajilfdiniinbelg  bur^  bie  ultramontone  treffe, 
i^re  @efc^icflicf)feit  unb  SSerlogeni^eit  376  f. 

Sag  ^apftt^um  ift  burc^  biefen  Sc^rcinbet  fd)njer  befaftet:  feine  gläubige 
§inna^me  buri^  ben  $apft  bemeift  bie  ungebrod)ene  Äraft  btöbeften  Stber* 
glaubeng  innerf)alb  ht§  pöpftlii^en  Et)riftentf)umg  377  ff. 


I 


Sn^attltjerseic^niB.  XXXIX 

^o^ftt^um  unb  ^cjenutttocfen  (380—599). 

I.  2iagemeine§  (380—383). 

®er  ^ejeniüa'^n  im  £ieibentf)um  unb  im  Gl)rii"tentf)um  380.  3(ugbe:^= 
nung  unb  Wadjt  i>k\a§  28a:^ne»  im  G^riftent^um:  ein  religion»p^ilDiop^iid)e§ 
mti)\d  381.    ®er  n)irflicf)e  Statthalter  ©^rifti  unb  ber  falfc^e  381. 

Äulturgef(^ic^tlid)e  Sebeutung  be^  §eEentDot)ne»  382.  Seine  SBeäiei^uug 
gur  fat:^oIiic^en  Sitteratur  unb  gum  ^ßapftt^um  383. 

II.  ^ejenlitteratur  (383—469). 

1.  ^ie  pöpftliti^en  ä3uQen  Yox  in  Bama  unb  Snmmis  desiderautes 

(383—387). 

2^ie  93uIIe  ©regor  IX.  383.  (gin  SSort  ber  gntjc^ulbigung  für  bie  toI= 
genben  Obfcömtäten  384.  Sie  ^ejenbulle  ^nnoäeng  VIII:  Ser  $ap[t  fpri(f)t 
al§  Dber:^irt,  al§  §üter  te^  ©laubeng  384,  bie  daemones  incubi  unb  suc- 
cnbi  385,  bie  2;ptigfeit  ber  ^eyen:  i^r  gejc^Iei^tlit^er  SSerfel^r  mit  bem 
3;eufel,  i^re  SSetjefung  oon  SJJenfc^en  unb  Jtiieren,  üerä(f)tli(f)e  5(eufeerungen 
über  ba§  SBeib  überf)aupt  385,  gintreten  be§  ^apfte§  für  bie  Qnquifitoren 
Sprenger  unb  ^nftitorif'  oS6. 

2,  2)cr  „J^ejcn^ommcr"  unb  iio§  „SKmcifenbuc^'^   387— 427 . 

Ser  „^ejeniiammer"  ift  bk  unmittelbare  gruc^t  ber  päpfttic^en  SuKe 
387.    Seine  93ebeutung  unb  fein  ßinftu^  387  f. 

©ein  3"^aft:  ßrfter  %i)eii:  Sc^raarsfunft  unb  Xeufelei  389; 
ber  geicf)te(f)tlic^e  SSerfefjr  ämifc^en  Seufel  unb  3Dienfc^,  Sinber  an§  biefem 
Jßerfe^r  389  f.,  roelcfie  Seufel  biefen  3Serfe:^r  ousüben  390.  Solche  S(n= 
fc^auungen  entfpred^en  ber  fat^olifcfien  Se{)re  390.  ipejen  unb  SEeufet  391. 
58oäf)eit  unb  SKinberraertfjigteit  be»  SBeibe^  391.  Si^irarsfunft  unb  e!^e= 
Iid)er  3(ft  392  f.  §ejen  ali»  §ebammen  393.  Unget)euerlicf)feit  ber  Sc^roar§= 
fünft  394.  STobegftrafe  für  §ejen  394.  gmeiter  2:f)eil:  3Irten  ber  S3e* 
i)ejung  395.  ®cf)ugmittel  gegen  Se^ejung  396.  Solfjeit  ber  |)ejen  397  f. 
§ejerei  aU  93eruf  398.  Bereitung  ber  ö^i'^nfalbe  398  ff.  |)ejenfa:^rten 
399.  ©efc^te^tUc^e  SBermifc^ung  ä»ifct)en  |)ej:e  unb  Seufel  400  f.  Sc^ttJäcf)^ 
ung  ber  3eugunggfäf)igfeit  402  f.  ®er  STeufel  auf  ber  S^ansel  404. 
3auberiicf)e  SBai^lbilber  404.  Söbtung  neugeborener  Kinber  405.  Siinber 
ttjerben  bem  Seufel  gemeint  405.  §erftcllung  oon  33utter  unb  3Bein  burc^  ben 
Teufel  406.  Srregung  üon  Unmetter  406.  Sc^ttjarsfünftterifc^e  $feilj(f)ü^en 
407.  (Sin  öon  feiner  ©eliebten  bel^eyter  58ifc^of  407  f.  §afe  unb  Siebe 
burd)  Se^ejung  409.  Heilmittel  gegen  58ef)ejung  be^  58iet)e»  410,  gegen 
Sauberij^e  Unwetter  410.    ^öeftes  ©c^ugmittel  gegen  §ejen  ift  itjre  2(Jbtung 


XL  :3nf)aItgöerjeid)niB. 

411.  ©rittet  %i)til:  Sie  ^"Quiüforen  all  |)eEenrid)ter  411.  3eu9en 
beim  öejenprojefe  411  f.  ©efieim^altung  ber  3eu9en  413.  S8ertt)eibigung 
ber  SIngeflagten  413  f.  ßrfaubte  Sift  gegen  bie  2(ngeflagten  414  f.  2)ie 
golter  415  f.  2;f)ränenIofigfeit  ber  .'gejen  416  f.  5{bicf)eeren  ber  Saare  417. 
Unterjuc^ung  auf  öejenmole  418.  -öagel  burc^  §ejeiei  419.  2{u§Iieferung 
ber  5)cjen  an  ben  tüettüc^en  2(rm  420  f. 

2(pprobatiDn  bei  „^ejentjammers"  burcf)  bie  Uniöerfität  Äöln  422  ff. 

Sol  „^meijenbucf)"  bei  Sominifanerl  So^fl^n  ?tiber:  ®ei(^led)tlid)er 
i8erfef)r  jroijc^en  SJienic^  unb  Jeufet  425.  S^ein^Sc^roangerfc^aft  burc^  ben 
Seufel  teranla^t  426.    2)ie  3ungfrau  oon  CrleanI  eine  ©ej;e  426. 

3.  Slnbcrc  ^ejcnft^tiftcn  ;427— 441). 
a.  eine  ^anbicbrift  ht§  15.  ^a^rfiunbertl  (427). 
©leic^er  ^n^alt  wie  „|)ejen:^ammer"  unb  „Stmeifenbuc^"  427. 

b.  93artf)Dl.  (Spina,  58ern^.  Gontenfil,  Slmbrofiul  be  SSignate,  grang  £eo, 

2IIpf)onl  be  Gaftro,  ^aul  ©ritlanbi,  öieron.  3[Rengo,  ^Inton  <S.tampa,  $eter 

9Jlamori§,  |)einric^  öan  @or(^en  f427— 441). 

5f|r  ^nf^alt  t[t  gleic^Iautenb;  fie  üerbienen  33ea(^tung,  weil  fie  bie  M- 
gemeinbeit  unb  g^ftis^ei^  ^^^  öejenglaubenl  beweifen  427  f. 

Spina:  5;^atjäc^Iii^feit  ber  .^ejereien  unb  Teufeleien  bewiejen  aul  bem 
3Sirten  ber  Qnquifitoren  unb  ber  ^uftimmung  ber  Sirene  428.  §ejenritte 
429.  |)eEen  all  SSamp^re  429.  ^ejenjabbatfie  430.  .^ejenjalbe  aul  ftinber* 
leieren  430.  Somenjil:  S)ie  Äircf)e  läßt  bie  öejen  üerbrennen,  aljo  finb 
bie  §ejereien  S^atjac^e  430.  SSignate:  ®eicf)lecf)tlt)erfel)r  §tt)ii(^en  Wtn\i} 
unb  Seufel  431.  2eo:  ^ejenritte  431.  Saftro:  fiejenritte,  ber  Seufel  al^ 
3iegenbod,  Unjuc^t  mit  bem  teufet  431t-  ©rillanbi:  3fluberträn!e, 
Xeufellmeffe,  Setiejung  ber  (Seeleute  432  f.  |)ejenritte  434.  Unsudit  mit 
bem  Seufet  434.  X^ränenlofigfeit  ber  öejen  4.34.  3!Jiengo:  Gjorjift 
unb  Seufel  435.  SSirfjame  ^öejc^ttJörungen  435  f.  2Ieu§erel  ber  Teufel  438. 
5lnjei^en  ber  33eieifenf)eit  439.  Sler  Teufel  im  grauen^aar  440.  SDiamoril: 
Unäucf)t  mit  bem  Teufel,  Sß?äf)rtt)ölfe  440.  Stampo:  SSejc^raörungen  441. 
9camen  ber  Seufel  441. 

4.  Sie  Disquisitiones  magicae  be§  ^efuitcn  2)eIrto  '441—464). 

©elrio  ^rofeffor  in  &x%  unb  Sotamanfa  441.  Sein  93uc^  üom  Drben 
gebiüigt  442. 

3nt)alt:  SSerpItniß  üon  S:e^erei  unb  §ejerei,  unzertrennlich  öerbunben 
443  f.  Sticfjemie  444.  SSerträge  mit  bem  2:eutet:  Saufe  burc^  ben  Jeufel 
unb  Seufellmal  444.  2;f)atiäc^Iid)feit  ber  öejerei  burcf)  bie  ?ßäpfte  bezeugt 
445.  Unju^t  gwifdien  SJienj^  unb  Seufel  445.  leufellfinber  446.  §ejen- 
fahrten  auf  SSefenftielen  unb  3ie9enböcfen  446.  SSer  fie  leugnet,  üerfunbigt 
fic^  gegen  bie  Äircf)e  447.  öejen  al§  Sa^en  447.  Unempfinbtic^feit  ber 
|)ejen  447.  Ser  Seufel  oerrcanbelt  9Jiänner  in  SSeiber  unb  umgefe^rt  448. 
©efpenfter  448,     Souberifc^e  ©inf^Iäferung  449.     Siebel^auber  449.    S)er 


Snf)aItgoer3eicf)niB.  XLI 

leufel  ai§  ^ä%ev  449.  golter  450  f.  Qanbtx  ber  (5cf)tttetgjamfeit  452.  gr^ 
laubte  Unroaf)r{)afttgteit  gegen  ^ejen  452.  Sie  Xobe^firafe  für  ^e^m  452  f. 
^]?apft  unb  S^irc^e  al§  Saugen  für  bie  SEaf)rf)eit  ber  §ejereien  454.  @runb= 
jäee  über  go^terung  455  f.  ®er  §ej;en  =  33et(f)tDater  457.  X^atfai^en  auä 
icjuitif^en  Cuellen  457  ff.  Sic  ©egner  be^  §ei-enn)af)nä  463.  58ebeutung 
imb  SSerbreitung  be§  Selriofc^en  SBerfeg  464. 

5.  2)cr  Tractatus  de  confessionibus  maleflcoruiu  et  sagarnm  bc§ 
93Bci^bif(^of§  öon  Srier  SBinSfclb  ;464-469;. 

Sinftufe  biefer  Schrift  464  f.    :3:^re  graufame  ^^enbenj  465. 

3nl)alt:  SSerträge  mit  bem  Seufel  465f.  gin  §ejenfabbatf)  466.  Sa§ 
5{euBere  beä  2;eufe{ö  466.  lln§ui^t  sinifi^en  leufel  unb  SDJenjc^  467.  golter 
468.    SSerfoIgung  unb  3;öbtung  ber  ^ejen  468  f. 


III.  2)ie  Stellung  be§  ^efuitenorbeng  jutit  §ejenit)af)n:  Sie  ^efuiten 
SSalentio,  Wat)x^o\tv,  Scanner,  Sat)mann,  33etlarmin,  Xxt^d,  ©d^erer, 
Sonden,  SJJac^erenttuS,  Stengel,  &aav,  ®anifiu§,  SD^unbbrot,  @ac= 
cf)ini,  S^eiffenfierg,  Sijper;  bie  DrbenSgenerale  £at)ne§,  S3orgia, 
3(quaöiüa,  SSiteIIe§(f)i,  Diicct.  2;ie  SSertt)eibigungl[(f)rift  be§  ^efuiten 
S.  ®u^r:  „Sie  Stellung  ber  ^efuiten  in  ben  beutfd^en  ^t^tw- 
proäeffen"  (470—500). 

2)e(rio§  §ejenbucf)  ift  tt)pifc^  für  ben  ^efuitenorben  470.  Ser  igefuit 
5>alentia,  ^rofeffor  in  Qngolftabt,  'E)erborragenber  2;f)eologe  be§  Drbeng:  fein 
unge{)euerUcf)er  ©runbfa^  über  bie  gofterung  im  Stejenprose^  470.  ®utacf)ten 
ber  ^efuiten  Sßalentia  unb  9Kat)rl)Dfer  für  ^erjog  SBil^elm  V.  öon  33aiern 
471.  S)er  S^iwit  Slbam  5:anner:  etoag  28orficf)t  im  ^esenproje^,  fonft  bem 
^ejenttJatin  ergeben  tok  aUe  Stnberen  471  ff.  ®e§  S^fuiten  Sa^mannä  |)ejen= 
Ie:^re:  ßrbroffeln  unb  Sßerbrennen,  golter,  Slbfd^eeren  ber  ^q^xjt^,  §eEen= 
iai)xtm,  Säffigfeit  ber  9ti(^ter  473  ff.  Ultramontan^jefuitif^e  gälfc^ungen 
über  2at)mann:  ber  ^efuit  Suf)r  475  f.  ®er  ^efuit  Sellarmin  476.  S)er 
Sefuit  Srejet  ai§  ^ofprebiger  in  9)iünc£)en:  feine  93Iut=  unb  Sranbprebigten 
477  f.  S)er  ^efuit  ©^erer  ai§  ^rebiger  in  SSien:  pornograp^ifcf)er  SSIöb^ 
finn  al§  „2Bort  ©otteg"  478  ff.  Ser  Sefuit  @actf)ini  480  ff.  Unaufri^tig= 
feit  beg  Sefuiten  ®uf)r  481.  Ser  ^efuit  Stbam  eongen  cdä  58ei^tüater 
?3iQEimiIian  I.  öon  93aiern:  feine  .'pejenle^re  482.  Unaufri(^tigteit  öon 
3anffen=$aftor  481.  Sie  §e|!prebigten  unb  ber  Katec^i^mug  be§  ^efuiten 
5?MdE)erentiu^  482.  58et^eiUgung  ber  SBürjburger  ^efuiten  an  einem  ou^  SIber- 
glauben  gefc^efienen  S!Jiorbe  483.  Sie  §ejenprebigt  beä  ^efuiten  ®aor  484  f. 
Ultramontane  5älf(i)ung  unb  Unroiffenfc^oftlic^feit:  Siefenbac^,  Kaulen  485  ff. 

2tui  ben  mitget^eitten  Sti^proben  ertjellt  bie  Stellung  beg  Sei"i^enorbeng 
486.  Ueberalt  brid)t  bä  ifjm  ber  öejengfaube  bur^ :  93riefrced)iel  bt§  Sefuiten 
Eanifing  mit  ben  Drben^generalen  Salines  unb  23Drgia  487  f;  ber  Drbenl* 
gcneral  eioubiug  3(quaöit)a  489;  ber  Crbenigenerat  S^itelle^c^i  verbietet  gegen 


XLII  Sntialt^berseic^niB. 

bie  ^eEenberfoIgungen  aufzutreten  489;  bte  SSorgänge  in  ber  Sciuttenmeber= 
laffung  ju  Girier  490  ff.  '3)er  ^einit  Dteiffenberg  unb  ber  SBä^rrooIf  3U  93eb= 
bürg  492.  Qefuiten  unb  ©efpenfter  493  ff.  ®efd)Iecf)tgoertet)r  mit  bem 
Seufel  493.    ®er  Jeufel^fpu!  be^  Sefuiten  Sö^er  in  ^aberborn  494  f. 

®er  Sefuit  ®ul)r  aU  5öert^eibiger  feinet  Drben^:  SntfteHung  unb  Un= 
roaljr^^afttgfeit  bei  biefer  33ert^eibigung  495 ff.  ^efuiten  unb  2)omini!aner 
untereinanber  496. 


IV.  Dpfer  be§  ^i^tnm^n^  (500—551). 

SSorbemerfung   500—501,. 
Sofe))'^  tion  ©örrel  unb  ber  ^nquifitor  ^aramo  über  bie  §ejenüerfoI= 
gung  500. 

1.  5Rom  (501—503). 

Ultramontane  Sügen:  SKajunfe,  §ergenrötf)er,  tauten,  (gauter,  ^errone 
501  f.  aSerbrennung  ber  öeje  ginicetia  502.  Sin  SBeib  tobtet  at^  ta^e 
Sinber  unb  wirb  berbrannt  502  f.  Qroei  Teufel  al§  §unbe,  i^r  Sefi^er 
irirb  t)ingeric^tet  503. 

2.  I^rattlrcij^  (503—510). 

§ejen=  unb  ^aubereröerbrennungen  ju  Souloufe  503,  ©tireuj  503,  2trra^ 
503,  in  ber  fyrandie  Komte  504,  ju  Si^on  504,  üaon  504,  ^ari§  504,  Son- 
nerre  504,  Tlaubtc  505,  9iiont§  505,  2!ofe  506,  S3orbeauj  506,  aRarjeille 
506,  Souloufe  506.  ©ine  §£££  öon  60  2;eufeln  befeffen  ju  Seauöail:  Un= 
§uct)t,  Seufelimeffen,  Sitanei  jum  S^eufel  507.  Sie  2;eufelgau§treibungen  Don 
Soubun  507,  ton  Souoier^  508.  ^ejenöerbrennung  gu  SRouen  509,  ©fairoc 
509,  in  ber  franäöfifdien  ©c^roeis  510. 

3.  Spotticn  (510—514;. 

2)a§  feierliche  §(uto  ba  ge  üon  Sogrogno:  bie  „®eftänbniffe"  ber^ejen: 
Seufeläanbetung,  Sufe  auf  ben  §intern,  Seufelämeffe,  Un§uct)t  mit  bem  Jeufel 
511;  ou§füt)rIi(^er  Söeric^t  über  bie  S5erbrennung  ber  §ejen  unb  tauberer  512  ff. 

4.  2)eutfif|Iattb  (514—551;. 
a.  Sifrol  (514—516). 
§ej;enüerbrennungen  ju  Orient  514,  Siogarebo  514,  hörigen  514,  93leran 
514,  im  3ißej;tt)ot  514.  ^ejenproje^  ju  Sienj  unb§eimfelg:  „©eftänbniffe" 
ber  §eje:  §ejenritt  auf  bem  ^öefenftiel,  §ejenfabbatf),  brei  Seufet  mad^en 
SO^ufif,  JgeEengetage,  bei  bem  S:inber  gegeffen  toerben  515.  Sie  §eje  roirb 
erbroffelt  unb  öerbrannt  515,  i^re  Sinber  roerben  enthauptet  516.  9ieid)e 
Ginnaf)men  ou§  ben  öejenprojeffen  für  ben  gürftbifcfiof  üon  Orient  516. 
5>er'^ältnifema^ig  ma^üolleä  Senetimen  bt§  SSifc^ofä  öon  58rijen  516. 


Sn^altlöeräeic^nife.  XUII 

b.  ©algburg,  6Ija§,  üot^ringen,  33rei^gou  (516 — 519,. 
§ejenöerbrennungen  gu  Satjburg  516f.,  511 3!Jiüf)Iborf  itnb  Wo§1^am  517, 
im  ©unbgau  517,  in  (Strasburg  517,  in  £ot:^ringen  518,  im  23reilgau  518  f. 

c.  Satern  (520—528). 
^ejenterbrennungen  5U  SSerbenfeB  520,  gn  ®armi)c^,  -i^artenf treffen 
unb  SJiittenwalb  520.  ©eiftUi^e  umgeben  bie  S^eiterfjaufen  520.  §ejen= 
Verbrennung  5U  Stug^burg  unb  ^ngolftabt  ö20f.,  (Sdiongau,  3!Jlüncf)en,  ^ngol- 
[tabt,  ^ncf)enI)ofen  521,  Tonaunjört^  522,  Stj^affenburg,  ©Hingen,  ßllmangen 
522,  gidjftätt,  Siüingen  522,  3fleicf)ertl^ofen,  Wmberg,  a^oo^burg  523.  @ro§er 
|)ejenprDäe§  gu  ©ailling  523  f.  ^ejenöerbrennungen  ju  Singolfing,  grei= 
fing,  §aag,  ©rbing  525  f.  S3ejonberg  graufame  golterung  526.  §ejenöer= 
brennungen  gu  greifing,  Sic^ftätt,  5tuggburg  527  f. 

(1.  S)ie  a3i^tpmer:  ^aberborn,  9J?ün[tcr,  gulba,  Sreälau,  Clrnü^,  min, 
%xie.x,  SKaing,  33amberg,  SBürgburg  528 — 550,. 
55ie  2t)ätigfeit  ber  ^efiiifen  in  ^.JJaberborn  528.  §ej:enbränbe  im  58iö- 
tl)um  SJiünfter  528  f.  Sine  graujome  golterung  in  Soe^felb  529.  .'PieEen^ 
bränbe  in  %n{ba  530.  |)ejenbränbe  in  S3re§tou  unb  92eiffe  531  f.  @in= 
unb  §tt)eijät)rige  ^inber  föerben  in  ^wcfmantet  aU  Jcufel^ftnber  öerbrannt 
531.  ^ejcnbränbe  in  DImü|  532.  §ejenbränbc  in  Äöln  533,  Silftein  533, 
Olpe  533,  SBinterberg  533.  ^ejenbränbe  am  9iieberrf)ein  (9iatingen,  25ierfen, 
©tabbac^,  Sönigg^ofen;  531.  öefenbcrfolgung  in  Srier  unter  bem  3efuiten= 
jc^üler  Siicf)of  58in§felb  531.  iöejenbränbe  in  SRainj  535.  ©ine  bejcn^ 
ber§  graujame  golterung  535.  öejenüerfolgung  in  Bamberg  unter  bem 
3efuitenfcf)üler  Sijcfiof  görner  536  f.  ^roge^  be^  58ürgermeifterg  ^ofjann 
Suniuä  öon  SBantberg  537  f.  Sein  Stbfc^iebgbrief  an  ieine  Soditer  538  ff. 
„ßigentpmli^feiten"  be^  Samberger  ^ejenproseffel  541.  ®ag  Dom  S3if(f)Df 
görner  erbaute  ^ejenfiauä  511  f.  33ericf)t  einer  9Zonne  512.  ^ejenbränbe 
in  SBürgburg  543  ff.  ©in  seitgenöffif^er  33rief  über  bie  ^ejenbränbe  549. 
Ser  SBürgburger  gürftbifc^of  öon  ©^renberg  lä^t  ben  Seiten  feinet  eigenen 
®ei^(ecf)t^  all  g'iuberer  l^inricfitcn  550  (S^ptigfeit  ber  ^efui^en  iei  biefem 
a)lorb  483 . 

e.  ®er  lefete  ^ejenbranb  in  S^eutfdjlanb  (550 f. 
SSerbrennung  ber  3lnna  2)iario  Sc^ttJägelin  in'  Äempten  551;   it)re  SSer= 
bred^en  waren:    ©inget)ung  einer  gemifd^ten  ©{)e  unb  2;eufellbuf)lf^aft  551. 


V.  griebrid^  öon  (S^ee  (551—571). 

®<3eei  Cautio  criminalis  föar  eine  Stiat  551.  ©ein  SSerbienft  ift  nic^t 
ein  S3erbienft  bei  3ei"ite"oi-"'5enl :  ®pee  mufete  feine  ©c^rift  anoni)m  er= 
fc^einen  laffen,  tt)ät)renb  bie  ja^Ireicfien  fiiejenf Triften  bei  ^^Ü^tenorbenl  mit 
ben  ^Ramen  ber  58erfaffer  unb  mit  bem  Imprimatur  bei  Crbenl  erfc^ienen 
552.    UnI)iftorii^e  Se^auptung  beS:  Dr.  GarbaunI,  ©t)efreba!teurl  ber  Äöln. 


SBoIfgjeitung  553.  3eiuitijd)e  {^ei^t^ünfte  553.  Ser  i^ejuitenorben  aU  foli^er 
Ijaftet  für  jebeS  mit  feiner  ®utf)ei^ung  ßon  einem  ^efuiten  :^erauggegeBene 
SÖnä)  554.  ®er  2tntt)eil  be§  Drben^  on  ©peeg  ©rjiefiung  554.  Sine  %'dn= 
f(^ung  be§  ^efuiten  ®u^r  555.  (gpee  l^at  feine  fd^recflic^en  Erfahrungen  im 
igefuitenorben  gefc^öpft  556. 

3nl)alt  ber  Cautio  criminalis:  :yei(^tgläubig!eit  unb  2(bergIauBe  ber 
f  atf)oIi!en  finb  bie  ^aupturfai^e  ber  §ejent)erfoIgungen  556  f.  §inter* 
lift  gegen  bie  ber  §ejerei  2tngefcE)uIbigten  557.  ©pürl^unbc  ber  ^nquifitoren 
558.  2)ie  goWerung  558.  ®a§  9(bf(^eeren  ber  §aare  558.  Dbfcönitäten 
babei  begangen  burc^  ^riefter  unb  ^rätaten  559.  „©utoiHigeä"  58efennen 
ber  ^ejen  558.  SSer^alten  öon  ©eiftlic^en  unb  S3eid)töätern  559  ff.  Sügen= 
:^afte  Selbftbegiditigungen  unb  2lngeberei  560  f.  SBirfung  ber  fJoWer  561. 
SSerfc^uIbungen  ber  ©eiftlic^en  unb  Seic^ttiäter  563;  i^re  ^glift  563  f. 
©raufamfeit  gegen  bie  S8efcf)ulbigten  566.  9Wan  njill  burcf)  bie  gotter  ^ejen 
machen  566  f.  Sügenf)aftigfeit  ber  QJeiftli^en  567.  ®ie  :pöpftti(f)en  ^U' 
quifitoren  (Sprenger  unb  ^nftitoriS  tragen  ©^ulb  an  ben  ^ejenbränben  568. 
^riefter  unb  ©eiftüc^e  treiben  bie  raettli^en  Obrigfeiten  ^u  §ejenöerfoIgungen 
on  568  f.  ^riefter  unb  ©eiftlidje  beförberu  bie  golter  569.  aJiifebrouc^ 
ber  53eic^te  569.    gin  ^^riefter  an  ber  golterbon!  tf)ätig  569. 

®örre§  unb  Spee  569  f. 

VI.  i^egenlDdjn  unb  römifd^e  ^trd§e  (ö'Jl — 599). 

S)ie  SiuSbreitung  btä  §ejenwo'^ng  bebingt  burd)  bie  SteEung  ber  ^irc^e 
i:^m  gegenüber  571.  ®ie  pöpftüc^e  Zijtoloqk  öert^eibigte  ben  .^ejennjatin 
572.  ^eroeife  bafür  572  f.  9cur  bie  ^opft!tr(f)e,  nic^t  bie  b^jantinifc^e 
Sircf)e  fennt  ben  fi)ftematifc^en  ^ejenföal^n  573.  ®ie  SSerfaffer  ber  :^aupt= 
fö^Iic^ften  ^ejenf^riften  Waren  faft  au^fd^IicBni^  päpfttic^e  STI^eoIogen  574. 
^nnoseng  VIII.,  ber  „§ejenf)ommer",  ber  ^nquifitor  SSeru^arb  öon  ©omo, 
bie  ^efuiten  ®etrio  unb  Saijmann  574  ff. 

®ag  „9lmeifenbuc^"  be§  ®omini!aner§  9tiber  ein  33eraei§  für  bie  ÄircE)= 
Uct)feit  beg  §ei-entt)af)nl  576  f.  ®er  „^ejenfiammer"  liefert  benfelben  35e= 
roeiS  577.  ®er  bon  ben  päpft(id)en  ^nquifitoren  geforberte  ©c^ttjur,  an  ben 
§ejenttja^n  glauben  ju  wollen  577  f. 

®ie  SBirtung  ber  ^efenbuHe  ^nnojeng  VIII.  unb  beg  „|)ejen^ammer5" 
578  ff. 

®ie  toon  ber  Äir^e  ouSgeftreute  §ejenf aat  in  93aiern:  «S^nobe  tion 
9tegengburg  580;  Senglerg  2at)enfptegel  580  f;  bie  §ejenoerfoIgungen 
unter  ben  fircfjli^en  |)er§ögen  35SiIf)eIm  V.  unb  9JiojimiIian  I.  581 ;  ein  ®ut= 
ödsten  ber  Uniüerfitöt  gngolftabt  für  ben  §ejentt)tt{)n  581  f ;  bie  baierifdjen 
©eiftlic^en  Subraig  SJlüüer  unb  33optift  gidler  582;  bie  §ejengefe^e  2JJaji« 
milian  I.  582  f. 

.'pejenprojeffe  gegen  iitinber  583. 

®er  ^ejenniafin  oerbreitet  burd)  ^ated)igmen  583  f. 

®er  §ejengIoube  in  ber  boierifd)en  2tfabemie  ber  Söiffenfdiaft  584  ff, 
S)ic  §ejenfc^riften  be§  Stuguftiner  SlJierä  unb  beä  33enebiftiner  3Kär§  584  f. 


I 


Snl^oItlöcrseic^niB.  XLV 

ein  eingeftänbnife  beä  2(uguitiner  ^ottan  Simon  585 f. 

Uxtijdi  giieälerg  586  f. 

®te  §ejenpatre5  in  93aiern  587;  i^re  S^ätigfeit  587;  ftrc^(icf)e  aJtittel 
gegen  §ejerei  588. 

®ag  Schweigen  ber  ^irc^e  ju  folc^cm  U^^tg  588. 

®er  Som^evr  eonteliu^  Soog  unb  jein  SBiberruf  ein  Söettieil  für  bie 
mtiimUit  beä  §ejennjaf)n§  588  f. 

Urtfieil  §tnj(^iuä'  über  bie  Äircfilic^feit  bei  ^ejennjofinS  590  f.  Sojepf) 
^lanjen  fäüt  bol  gleiche  Urtt)eil  591  f. 

2)er  Magister  sacri  Palatii  Sort^oIomäuS  ©pina  aU  geuge  für  bie 
Iirc^Iid)feit  be^  §ejentt)a^nä  595  f. 

eine  „Slnireifung  ber  S^ongregotion  ber  Iieiligen  römifc^en  ^nquifition" 
bejeugt  ben  firc^tii^en  ©lauben  an  ben  ^ejenttjafin  596  f. 

®egenfa§  bkit§  ©laubenä  jum  altfirc^ücfien  ©lauben:  ber  anctjranifc^e 
Canon  Episcopi  598.  ®ag  ^opftt{)um  ^t  biefen  altfird^Iic^en,  cf)riftUc^en 
©tauben  bejeitigt  599. 


^ttantmxüiäjhit  bcö  ^o^ftt^um^  (600—645). 

I.  (Sin  mdbM  (600—605). 

2)er  2öeg,  ben  wir  gegongen,  ift  ein  furchtbarer:  S!Kenfcf)enIeic{)en  unb 
Ä'ulturtrümmer  bebecfen  i^n  600  f.  Sie  Sc^recfenlftraBe  fü^rt  burc^  oüe 
ciüilifirten  Sänber  601.  $Ric^t  tobenbe  Seibenfc^aft  fjat  biefen  2Seg  fic^  ge- 
baf)nt,  fonbern  ein  Wo^I  überlegter  «ßlan  'i^at  if)n  angelegt  601. 

S)ie  et^ifc^en  unb  religiöfen  SßerttJüftungen,  benen  man  auf  biefem  Söege 
begegnet,  finb  noc^  furc^tborer  aU  bie  ^f)t)fif(f)en  unb  materiellen  ©reuel; 
üHe  a3anbe  bei?  33Iute§,  ber  Siebe,  ber  greunbfc^aft  finb  jerfdinitten  601; 
eitern  fluct)en  i^ren  Äinbern,  S?inber  t^ren  eitern  602.  fyolter,  Sc^eiter^ 
Iiaufen  unb  9iic^tf^mert  finb  bie  STpoftel  geworben  ber  «Religion  ^efu  602. 
Unerhörte  Dbfcönitäten  ^aben  i^ren  feften  $Ia^  eingenommen  inner^atb  bei 
G^riftent^uml  603.  Sin  oerserrter  ©ottelbegriff  ift  an  bie  ©teHe  bei  c^rift= 
Iicf)en  getreten  603. 

Bwei  Seiten  öon  Efiriftenöerfolgungen  fennt  bie  ©ef^ic^te:  bie  alt^eib« 
nifc^^römifc^e  unb  bie  päp\mä)c  in  ber  ^nquifition  unb  im  ^ejenroa^n  603; 
bie  pä^ftlic^e  (Stiriftenoerfolgung  ift  natf)  Umfang  unb  9Xrt  M  weitem  bk 
fctilimmere:  bag  f)eibnifc^e  9iom  fämpfte  gegen  ©Triften,  bal  päpftliiiie  $Rom 
Wüt^ete  gegen  bol  eigene  gteifc^  unb  Slut  603  f ;  bk  päpftlicf)e  2£)eotogie  be- 
laftete  bie  et)riftent)eit  mit  ©c^anbt^aten,  bie  bie  Reiben  taum  fannten  604; 
bie  päpftlic^e  ^nguifition  öerübte  fc^Iimmere  ©raufamfeiten  ai§  ba§  Reiben* 
t^um  604.  Sag  §eibent^um  berfolgte  unb  beftrafte  bie  ©Triften  nac^ 
^eibnifc^em  mecf)t,  ba§  ^^apftt^um  »erfolgte  G^riften  nad)  „diriftüc^em" 
SRec^t  604. 


XLVI  Snf)alt§öerseitf)nife. 

II.    2)ie  juriflifc^e  Steflung  be§  ^ap[ttt)um§  innerf)aI6  bcr  fat^o= 
üfc^en  ^ir^e   ,605—608). 

®tefe  Stellung  miiB  t^otl  erfaßt  «erben,  um  bie  gan§e  ©rö^e  bn  SSer» 
Qntrcoftli^feit  be§  ^api"ttt)umä  für  bie  oerübtcn  ©reuet  §u  erfennen  605. 

3uiommenfaffenber  SluSjpruc^  beä  Qejuiten  SiBerotore  über  taS  $opft* 
tf)unt  606 f.;  ber  $apft  f)at  bie  SSottgeinalt  ber  ®efe|gebung,  i^m  gebüt)rt  un» 
bebingter  ®e!)orfam,  er  ift  f)öi^fter  9lic^ter,  aulgeftattet  mit  llnte!)Ibarfeit 
607  f. 

Siel  tl^eoIogtid)e  ®ogma  öom  $opftt:^um  toirb  t)oIBtf)ümltc^  üerloerti^et: 
ber  ^apft  ift  ber  fleifdjgetDorbene  Gf)riftu?,  man  mu§  an  if)n  glauben,  ©ott 
benft  im  ^ap%  bie  2lnbad)t  jum  $apft  gehört  jur  gteligion  608. 

III.    ^äpfltic^e  SSeranttüortüd^feit  für  bie  Snquifition  (609  f.). 

1.  ^ür  bie  Sfiaten  bcr  ^nquifttiott  (609  f.). 

®ie  gnquii'ition  mar  eine  bur^  unb  burcf)  päpftlicbe  (Sinri(^tung ;  fie 
icor  in  ben  §änben  öon  Drbenägenoffenfcf)aften/  bie  gan§  unter  bem  ®e* 
tjorfam  be§  ^apftel  ftanben,  bie  ^äpfte  waren  bie  Urt)eber  ber  Xobe^» 
ftrafe  für  Sefeerei  610. 

2.  ^ür  bie  üe^ren  bcr  ^nquifttion  (610). 

®ie  ^äpfte  felbft  öerbreiteten  biefe  Seigren  610;  bie  öonbbü^er  ber  ^w 
quifition  roaren  öon  päpftlii^en  2;f)eoIogen  »erfaßt  610. 

IV.  ^äpftlid^e  $ßeranttt)ortIicf)fett  für  Slbcrglauben  unb  |)e£eniüa^n 

(611). 

1.  gür  bie  X^otcn  bc§  ^egcnwa^ttS  (611). 

S)ie  meiften  biefer  2;^oten  roaren  X^oten  ber  popftlic^en  St^iwifition  611. 

2.  ^ür  bie  fic^ren  bc§  ^cgcnwa^nS  (611). 

®iefe  Seigren  würben  üon  5)3äpften  unb  päpftlid)en  2:t)eoIogen  üerfünbet 
unb  öerbreitet  611. 

V.  3ufammenfaffung  be»  ©anjen  unb  SBiberlegung  ultramontaner 

Sügen  unb  Ginwänbe  (611 — 645). 

2)ie  (Sc^ulbbeweife  gegen  ta§'  ^apfttf)um  muffen  in  ^ufammenl^ang  ge 
bracht  trerben  mit  feiner  bogmatifc^en  Stellung  einerfeit^,  anbererfeit^  mit 
ber  ultramontanen  ®efd)ic^tgfölfc^ung  612.     93Iutige   3SerfoIgung   religiöfei 
Ueberseugungen  ift  Unc^riftent^um  612.    Sag  ^apftt^um  war  Jräger  biefeä 
Unäiriftent^umä  612. 


Snf)a(täöer5eicf)ni§.  XLVII 

m§  „SteCöertreter  Sf)ri[ti"  Ratten  bie  ^äpfte  ioldjiS  SSIutöergicBen  öer= 
f)tnbern  muffen;  fie  beanjprucfien  bog  9iecf)t,  bürgerüclje  ©efeße  umänbern  unb 
nuff)e6en  su  fömten,  tk§  SRec^t  mufeten  fie  gegenüber  ben  n)tbercf)riftac^en 
SBerfoIgungggefe^en  gegen  „Äeger"  gebrauchen  612  f.  Sag  $apfttl)um  ^at 
gegen  bie  6inic^Iarf)tung  anberlbenfenber  ß^riften  nie  feine  Stimme  ert)oben 
613.  Saburc^  beireift  e§,  baß  fein  Stnf^rucf),  göttli^er  unfet)tbarcr  2e{)rer 
ber  9[«enfcf)f)eit  gu  fein,  nichtig  ift  613  f.  SBic  berebt  mar  baä  ^apftt^um 
in  anbeten  ®ingen  614  f. 

S)ie  §infc^ta(f)tung  üon  S^viften  burd)  ba§  ^apfttl)um  ift  begleitet  öon 
einem  ganjen  SßJuft  öon  Unmoral:  ber  „göttliche  @eelenf)irte"  tobtet  Ui 
Seelen  615  f.,  er  beförbert  bie  Ijeute  für  undiriftlicfi  erflärtc  fjeuerbeftattung 
615,  er  f)anb{)abt  bie  Wolter  616  ff.,  er  öeranfafet  ft^ftematifctie  Seicf)en= 
fc^änbung  618.  f,  er  geftattet  fQftematifd)e  Sügenf)aftig!eit  619.  S^er  „göttlidje 
fie^rer"  üerfünbet  bi§  ^eute  ben  blöbeften  %m\iU'  unb  ^ejenglouben  620  f. 

2{ucf)  ber  ^roteftanti^mug  r)at  ^ejen  »erfolgt  unb  tierbrannt;  t)a§  ift 
aber  feine  entfd)ulbigung  für  ia§  i?apftt^um:  bk  ^säpfte  »oüen  göttlicf)e, 
unfef)Ibare  Se^rer  fein,  Sut^er  u.  f.  m.  nid)t  622  f. ;  nur  ber  ^attjoli^ilmug, 
nic^t  ber  ^roteftanti^mul  mill  bie  maf)re  i^el)re  ef)riftt  entf)alten  623;  Jeufelg^ 
unb  ^ejenmafin  t)ot  ber  ^roteftanti^mu^  üom  S^at^oliäiämug  überfommen: 
bie  vroteftantifc^e  §ei"enlitteratur  ftü^t  fic^  auf  bie  fat^olifc^e  alä  ouf  if)r 
«orbilb  623  f. 

Ultramontone  (Jntftellungen :  ber  ^efuit  2)u§r,  Slarbinal  |)ergenröt^er, 
»ifc^of  §efele,  ^rofeffor  Raulen,  iprofeffor  D^malb,  SKoiunfe,  Sr.  ©imar, 
erjbifdiof  Oon  S?öln  625  f.  Diotf)  einmal  tk  ©ejenbune  ^nnosen^  VIII. : 
ft)ftematifd)e  SnifteHung  unb  gälfctiung  if)rer  $8ebeutung  unb  i^reä  ^n^aü§ 
burc^  ben  Ultramontonilmug :  Äarbinal  |)ergenrötf)er  627  f. ;  S^nffen^^aftor 
628  ff.;  Sauter  630  f.  ^ft  bie  ^ejenbune  ex  cathedra?  631.  ««ein,  aber 
baburrf)  wirb  bog  ^opftt^um  ni^t  entlaftet  631  f. 

Sag  ^apftt^um  in  feiner  SSeranttt3ortIid)feit  für  bie  fdieuBUc^e  §ejen= 
litterotur  632-637. 

Sie  ©cfiulb  beg  Konjilg  oon  Srient  an  ben  ^ejenmorben  637  f. 

Sie  Sc^ulb  beg^apfteg  an  ber  Slugbreitung  unc^riftU(^en  Slberglaubenl  638. 

Sie  mirflicfien  SBerbienfte  beg  $apfttf)umg  on  tultur  unb  ®efittung 
^eben  feine  9J?iBüerbienfte  in  biefet  9ticf)tung  nicf)t  auf  638  f. 

Sag  ^apfttf)um  :^at  burc^  §eiUg*  unb  ©eligfprecf)ung  blutoergiefienber 
Snquifitoren  (9Irbueg,  SBil^elm  5irnaub,  Step^n  öon  3Jarbonne)  bie  ®reue(= 
traten  ber  Qnquifition  in  bag  innerfte  |)eiligt^um  ber  Sieligion  aufgenommen 
639-645. 

Sag  aßort  e^rifti  Dom  93oum  unb  feinen  fjrü^ten  ongetoonbt  auf  bag 
^opfttf)um  645. 


XLVIII  Sttt)altlöersctd)m§. 


Bufammcnftcfiuttg  ^ä^ftlit^cr  ^unbgcöungen  für  ^nquifttion  utib 
|)CjcnU)o^n  (646—665,. 

Sunbgebungen  ber  $äi)fte  $aicf)aU§  H.  646  f. ,  2IIejanber  III.  647, 
Suciug  III.  647,  eeleltinug  III.  647,  ^nnoseng  III.  648-650,  §ononu§  III. 
650,  ©regor  IX.  650-653,  Snnojen^  IV.  653—655,  Sdejanbet  IV.  655  f. 
llrban  IV.  656 f.,  memen§  V.  657,  Wlaxtin  IV.  657,  ^onoriuä  IV.  657, 
SSontfaj  VIII.  657  f.  ^ofjaxm  XXII.  658,  83cnebt!t  XII.  658,  ^nnosenl  VI. 
659,  ©regor  XI.  659,  gjiartin  V.  659,  (Sugen  IV.  659,  ©ijtu§  IV.  659  f., 
Snnogeni  VIII.  660,  Sdejanber  VI.  660  f.,  Seo  X.  662,  §abrian  VI.  661  f, 
ftlemenl  VII.  662,  $aul  III.  662,  S"«"^  HI.  662,  ^aut  IV.  662-664, 
$iu§  IV.  664,  ^iu§  V.  664,  KlemenS  VIII.  664,  (Sregor  XV.  665,  ^""0' 
3en§  XI.  665. 


^.}l  n  ^  a  n  g    2. 
Ultramontonc  ^rittf  (666—692). 

51  n^  an  9    3. 
ßttböJig  ^oftor^ä  ,,®cft^i(^te  bcr  ^ö^ftc^^  (693-699). 


^enu^te  ^üd^er  itnb  (Sd^viften. 


D'Achery,  Spicilegium  sive  collectio  veternm  aliquot  scriptortim,  Ed. 

Baluze,  Paris  1724. 
Alberici  Monachi  Trinm  fontinm  chronicon:  Monumenta  Germaniae, 

S.  S.  XXIII. 
^Mßgemeine  beutjcf)e  Holographie,  33b.  1—35,  Seipsig  1875—1893. 
Analecta  ecciesiastica.     Revue  Romaine.     Romae  1893—1900. 
Analecta  juris  pontificii.    Romae  1882—1892. 
Auaniae,  De  natura  daemonum,  Lugd.  1669. 
Annales  Bremenses:  M.  G.  S.  S.  XVII. 
Annales  Colonienses  maximi:  M.  G.  S.  S.  XVII. 
Annales  Erphordenses:  M.  G.  S.  S.  XVI. 
Annales  Marbacenses:  M.  G.  S.  S.  XVII. 
Annales  Stadenses,  auctore  Alberto:  M.  G.  S.  S.  XVI. 
Annales  de  Theokesberia,  bei  Luard,  Annal.  monast.,  London  1684. 
Thomas  de  Aquino,  Opera  omnia,  Romae  1889. 
D'Argentre,    Collectio    judiciorum    de    novis    erroribus,    Paris   1728 

bt§  1736. 
Autos  de  Fe  celebrados  1721 — 1746,  Madrid  (©ammelbanb  ber  S.  33ibUo* 

tf)ef  äu  SSerlin  Q  t  9548). 
Avanzini,  De  constitutione  „Apostollcae  Sedis",  Romae  1872. 


Backer,  De,  Bibliotheque    des  ecrivaius  de  la  Compagnie   de  Jesus, 

Paris  1869-1876. 
Baissac,  Histoire  de  la  Diablerie  chretienne,  Paris  1894. 
Baissac,  Les  grands  jours  de  la  sorcellerie,  Paris  1890. 
Balan,  Storia  di  Gregorio  IX,  3  vol.,  Modena  1872^  1873. 
Basin,  De  artibus  magicis.  Lugdun.  1669. 
58 aiimg orten,   ^aul,    2)te   beutfd^en  ^ejenproäeffe  (granffurter   seltgemäfee 

S3rojc^üren,  31.  ^.  IV). 
a3ou^,  ®a^  gegfeuer,  Wain^  1883. 
99ou^,  ®ie  §öae,  Tlaini  1882. 
58ec^mann,  2)er  c^urboiertf^e  Äanjler  9l(oi§  greil^err  öon  Sreittma^r,  ?Oiütt* 

cf)en  1896. 

ö.  4)Oeng6roed),  *Popfttt)um.    I.  d 


L  58enu^te  SSüc^er  unb  ©c^riften. 

Bellarmin,  S.  J.,  Opera  omnia.  Romae  1610. 

Bene,  del,  De  officio  s.  Inqxiisitionis,  Lugd.  1666. 

SBeritifler,  S.  J.,  ®ie  Slbläffe,  ^aberboru  1893,  10.  Stufig.,  öon  ber  ^t.  m\a^" 

fougregation  aU  out^entijd^  anerfannt. 
Bernardus  Comensis,  De  strigibus.  Lugd.  1669. 
Bernardixs  Comensis,  Lucerna  Inquisitorum,  Venetiis  1596. 
Bernon,  La  Chasse  aux  Sorcieres  dans  le  Labourd  1609,  Agen  1897. 
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Mamoris,  Flagellum  Maleficorum,  Lugd.  1669. 

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Mariana,  S.  J.,  De  rebus  Hispaniae,  Ed.  Mogunt.  1605. 
Martene,  Thesaurus  novus  anecdotorum,  Paris  1717. 
9!Jiatten§,  ^at  bte  im  5JlitteIaIter  geübte  ftrajrec^tüc^e  33e{)anblung  ber  §üte= 

tifer  einen  bogmatifcf)cn  Sln^oltspunft?     5{rc^ib  für  fatf)oI.  Eirc^enrec^t 

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Mouston.  Histoire  des  Vaudois,  Paris  1851.   4  Vol. 

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©d)umad)er,  5)ie  ©tebinger,  Sremen  1865. 
©imon,  SInpreifung  ber  allergnöbigften  Sanbegüerorbnung  S-  ^-  "•  ^-  SÄaje' 

ftöt  (SUlaria  3;f)erefia),  mie  e§  mit  bem  ^^ejenprojel  äu  :^o(ten  fei,  SOiünc^en 

1767. 
©neH,  ^ejenprojeffe  unb  ©eifte^ftörung,  SJiüni^en  1891. 
©oIban=.^ep^3e,  @e)c!^id)te  ber  ^eyenprojeffe,  ©tuttgart  1880.  2  58b. 
Sousa,  Aphorismi  Inquisitionis,  Bergomi  1639. 
Spina,  Questio  de  strigibus,  Lugd.  1669. 


l,Yl  93enut;te  58ücf)er  imb  ©(Jriften. 

Stampa,  Fuga  daeraonum,  Lugd.  1669. 

(5teiii!)uber,  S.  J.,  ©efc^ic^te  be§  SoIIegium  ©ermatücum,  «^i'^iBurg  1895. 

©tteüe,  f  urfürft  äRainmilian  I.  ton  58atern,  aWün^cu  1882. 

Stöber,  5)ie  ^ejenprojeffe  im  &\a^,  2)iülf)aujen  1857. 

Suarez,  S.  J.,  Opera  omnia,  Ed.  Paris.    1877. 

Taiiuer,  S.  J..  Theologia  scholastica,  Ingolstad.  1626. 
Tanon,  Histoire  des  Tribunaux  de  rinquisition  en  France,  Paris  1893. 
Thiers,  Traite  des  Superstitions.  4'"<'  Edit.,  Avignon  1777,  4  Vol. 
Tliomasins,    Theses    inaugurales    de    crimine  Magiae,   Halae-Magde- 
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Yaleutia,   S.  J.,  Commentariornm  theologicorum  Tomi  quattuor,  In- 
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Verlaque,  Jean  XXII,  Paris  1883. 
Vignate,  De  strigibus,  Lugd.  1669. 

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Vraye  narration  et  apologie  des  choses  passßes  aux  Pays-Bas  1567. 

Wadding,  Annales  Minorum,  Eomae  1731—1760. 
SBäc^ter,  ^Beiträge  jur  beutfcf)en  &t\<i)i6)tc,  Tübingen  1857. 
3[ßafferfc^Ieben,  ®ie  33ii§orbnungen  ber  abenblänbif^en  Sircfie,  ^aUe  1851. 
äßottenbai^,  '3)eutfd)e  @ejcf)ic^t§quenen  im  SOlittefalter,  33etlin  1858. 
aSattenbad),  Uebcv  bie  Snquifition  gegen  bie  äBdbenjer  in  Sommern  unb  ber 

Wart  58ranbenbnrg  (?tb^.   ber  !.  ^reufe.  3(!obemie  ber  aBiffenfd)aften, 

58erlin  1886). 
SBerun^f^,  2)ie  Maiestas  Carolina  (3tfd)rft.  ber  6atoignQ=®tiftung  für  3ied)tg* 

geic^icf)te,  9.  33b.  ®erm.  9lbt^.). 


^a§  ^apftt^um  unb  feine  fo^ia^fulturcüe  ©tettung. 

Unter  allen  3JJäcf)ten,  bie  im  Saufe  ber  3^^*^"  entftanben  finb, 
ift  ba§  ^opftt^um  ättjeifelloS  eine  ber  bebeutenbften,  wo^I  bie  be= 
beutenbfte  2JJacf)t. 

2)a0  ^apftt^um  ift  eine  SBeltntadjt  im  eigentlichen  ©inne  be» 
S23orte§;  aber  ungleich  ben  übrigen  SSeltmäd^ten ;  ungteid^,  b.  1).  jie 
überragenb  um  S3erge§^ö^e. 

2;iefe  überragenbe  Ungleichheit  liegt  nict)t  in  ber  längern  !J)auer 
feines  S3eftel)en§  —  feit  1400  ^a^ren  fte^t  e§  im  SSorbergrunb 
ber  SSeItgef(f)e^niffe  — ,  fie  liegt  in  feiner  5JJatur  unb  in  ber  5lrt 
feiner  3Kac^tmitte(. 

SBefen  unb  a^ia^tmittel  be§  ^apftt^um»  tragen  ben 
Stempel  ber  Sietigion.  @ie  treten  mit  bem  3lnfprud^e  auf, 
geiftlid^^überirbif;^,  göttlii^  ju  fein,  unb  feit  anberti)alb  ^a^i^taufenben 
glauben  unge§ä§Ite  SJJiüionen  —  hk  Uatt^olikn  —  an  bie  (Sc^t^eit 
biefe§  StnfprudieS.  %üv  fie  ift  ha^  ^apftt^um  nad^  Urfprung,  nad)  3iel 
unb  naö)  SJiitteln  roefentlid^  eine  unmittelbar  göttliche  Ginriifitung. 

Sefu§  ®()riftu§,  ber  menfc^geraorbene  ®o^n  @otte§,  felbft  uja^rer 
©Ott  tiom  tt}af)ren  ®ott,  f)at  wäijvtnh  feinet  irbifd^en  ^afein§  in 
^etruS  bem  2tpofteI  ba§  ^apftt^um  gegrünbet  unb  i^m  ewige 
ßebenibauer  öerlieijen. 

2)er  ^apft  ift  d^rifti  Stettüertreter ;  ba§  ^opftt^um  ift  bie 
lebenbige  gortfe^ung  be§  göttlichen  2Berfe§  ©tirifti. 

^n  biefen  ®eban!en  liegt  etmaS  Ungeljeuere».  2öer  i^nen  ai§ 
Sj3af)rl^eit  anfängt,  loirb  einerfeitS  niebergeiüorfen  öon  ber  erbrücfenben 
SJJajeftöt  biefer  überiüeltlidEien  SJiad^t,  bie  au§  ben  S^iefen  ber  emigen, 
unttjanbelbaren  ®ott|eit  fjineinragt  in  bie  glüc^tigfeit  unb  $8er= 
gänglid)feit  irbifcEien  @ein§;  er  tt)irb  anbererfeitä  emporgeljoben  in 
glü^enber  Eingabe  unb  opferfreubiger  iSegeifterung  für  foIc|e  ^inter= 

ö.  §oen8brocd),  '^Q^jfttlium.    I.  1 


2  Einleitung. 

Ioffenf(f)aft  be§  3??enfd^  getüorbenen  @otte§,  in  ber  bie  göttt{(|e 
@)üte,  bie  gijttlidje  SOf^ad^t  unb  bie  göttliche  ßirö|e  üerför^ert  burcf) 
bie  Sa^^l^wnberte  frfireiten. 

2)a§  ift  bie  (Stimmung  be§  gtäuBigen  ^ot^olüen  in  S3e5ug  ouf 
ha§  ^a)3fttt)um. 

Tlxt  ber  gef(f)i(f)tlid^en  2öal}rl)eit  über  ha^  ^a^)fttl)um  t)at  biefe 
Stimmung  aüerbingS  nicf)t§  gu  t£)un,  aber  fie  jelbft,  biefe  Stirn» 
mung,  fte{)t  ha  aU  gefdiid^tlid^e  Sßal^rljeit,  unb  iJir  mu^  6ei  SSe-- 
urt^eilung  be§  ^a|3fttt)um§  fRedinung  getragen  Jüerben. 

SDiefe  2tuffaffung  ift  ber  innerfte  @rflärung§grunb  für  bie  un» 
geheuere  SOfioc^tauSbe^nung,  bie  "oaS»  ^o^fttljum  erlangt  lot.  Sleu^ere 
Umftänbe  ^aben  \)a^  (Sic^'-^luShJad^fen  be§  ^o|3ftt^um§  aU  irbifd^- 
h)eltlirf)e  Waä)t  begünftigt,  gelüi^,  aber  bie  Sßurjeln,  au§  benen 
aucti  biefe  (Seite  beg  ^a|)fttt)um§  ftetS  unb  immer  n)ieber  auf'§ 
neue  Seben  unb  Sraft  gietit,  liegen  in  ber  Sleligion,  unb  §tr)or  in 
ber  9leIigion  im  eigentlichen  Sinne  be§  2öorte§. 

S)enn  ber  ^at{)on§i§mu§,  befreit  öom  UItramontani§* 
mu0,  tft  aü6)  ^Religion,  ift  anc^  (£f)riftentl)um;  tt)enngleic^ 
getoiB  nic^t  bie  9?eIigion  unb  nid^t  ba§  ©Iriftent^um^.    ^n  biefem 


1  Sc^  gef)öre  alfo  ni^t  gu  benen,  bie  bem  ^atI)olt§ilmu§  Sleligtofität 
unb  St)viftli(^!eit  runbhjeg  obfpredien;  ict)  gehöre  olfo  anä)  ni(f|t  ju  benen, 
bie  ben  ^att)olx^i§mü§  aU  Steligion  mit  SJia^tmitteln  befämpfen  toollen. 
Stbgefe'^en  öon  bem  ©runbja^e  bet  ®uIbj[om!eit  (XoIeron§),  ben  iä)  in  ©ai^en 
ber  ^Religion  für  ben  oBerften  f)oItc,  öerbieten  mir  jolc^en  tampf  meine 
allgemeinen  Slnfdiauungen  über  ^Religion  unb  ©^riftentl)um.  Qebe  ^Religion, 
olfo  ouc^  ba§  etjriftent^um  ift  mefentlid)  fubjeftiü.  Seicht  ot^  ob  e§  bem 
(£t)riftentf)um  on  objeftiüem  ®et)alt  fehlte,  aber  biejer  objeftite  ©el^alt  muß, 
bamit  er  gur  Steligion  werbe,  \xä)  in  ber  freien  ©ubjeftiöität  be§  einzelnen 
9!Jtenfc^en,  ober  ou^  einer  SSiel^eit  üon  Tlen\ä)tn,  fall§  fie  fic^  äufamment^^un, 
ougmirfen.  ®er  StattjoIijiSmuS  ift  eine  gefc^id)tlid^e  gorm  biefeS  ©ic^=2tu§* 
»üirfenS  unb  oll  foId)e  f)at  er  58ere^tigung.  ®er  Sat:^oIiäi§mu§  ift  nirfjt  et)ange= 
lijc^,  b.  t).  unenbtid)  SSiel  in  i^m  entj:|3ri(^t  nid)t  bem  ©^riftttjort;  aber  taä  ©(^rift- 
gemäße  giebt  nid^t  ben  einzigen  SJlaBftab  ab  meber  für  ba§  ^Religiöfe  noc^  für  baä 
6t)riftlic^e.  58ett)eig:  i>a§  SIpoftoIüum,  bem  mon  tro^  feiner  Unfd)riftgemö^I)eit 
meber  religiöfen  no^  gej'ct)ic^t{id^=c^riftnrf)en  ©eljalt  abeifennen  !onn.  (£:^rifti 
£et)re,  mie  fie  ung  gef(^id)tlid)  entgegentritt,  ift  eben  nid)t  ein  fij  unb  fertiget 
©i)ftem,  eine  ^ette  öon  fo  unb  jo  bieten  uniDanbetbaren  Setjrfä^en  —  mer  boä 
6f)riftentt)um  fo  auffaßt,  mag  er  t§  in  !at^oIifd)em  ober  eoangelifdiem  ©inne 
t^un,  irrt,  benn  er  öertrec^fett  taS  3!Jienfc^Ii^e  mit  bem  ®öttU(J)en,  unb  wenn 
er  bieg  fein  e^riftentt)um  a\§   i>a§  alleinbered^tigte  öerfünbet,   üerftöfet  er 


2;a§  ^apftt()um  inib  jetne  jojtaf^fulturelle  Stellung.  3 

religiösen  Slat^oIijiSmug  tüuräett  ba§  ^a^ftt()um,  e§  getjört  ju  i^m 
feiner  eigenen  religiösen  8eite  na<i). 

SDieinc  'äb\\d)t  \\t  nicfit,  biefe  SBa'^rfieiten  einge^ienb  gefdjid^tlic^ 
ju  betüeijen;  anSgefprod^en  lüerben  mußten  jie  aber,  um  meine  (Stel- 
lung unb  3(uffaf|ung  gteidj  im  5(nfang  tiax  Ijertiortreten  p  laffen. 

©ine  fo  geinaltige  9J?ad;t  lüie  ha^  ^op[tt^um,  mit  feiner  Jüeit 
über  ein  So^i^tawfenb  t)inau§reic|enben  2)auer,  ift  fel6ftt3erftänblid^ 
üon  ungef)euerm  ©inffu^  geworben  auf  bie  äuf^ere  unb  innere  @nt-- 
njirfetung  be§  9J?enfct)engef(i)le^te§;  b.  ^.  bie  fojtal'fulturene 
SBebeutung  be§  ^a^ftt{)um§  ift  unerme^Iid^. 

2öid)tige,  tief  greifenbe  SBirfungen  biefer  fojial'-fulturetlen  Xf)ätig» 
feit  be§  ^apftt^umS  lüirb  mein  33ud)  üorfü^ren.    ©§  wirb  baburd^ 


obcnbrein  gegen  ba§  ®nnibgefe^  >tjat)rer  Dteligiofitiit  unb  ßf)riftlic^feit,  gegen 
bie  Xoleranj  —  fonbern  baä  G;^ri[tentf)um  ei)rifti  ift  ber  ^intueiä 
auf  ba0  Uebertt)eltlid)e,  tä  ift  bie  2(nregung  jur  religiöfen  @r* 
faffung  etf)ijd)er  2i>ot)r^eiten,  el  ift  9Korat,  ntc^t  ©ogmo.  S)ennod^ 
fann  bas  ®ogma,  haä  !atf)olijcf)e  fo  gut  mie  bal  ortt)oboE  =  et)angeUjc^e,  auf 
reUgiöl*d)rift(icf)em  ©runbe  xutjxi,  unb  bor  StUem,  tvev  e»  gläubig  erfajst 
wnb  religiös  in  ficf)  auflebt,  I)at  9teügion  unb  'ijat  G^riftent^um,  mentt 
oud)  bie  äußere  gorm,  in  ber  er  33eibeä  be[i^t,  nur  gefc^id)tlic^e  unb  feine 
begriffliche  SSerec^ttgung  ^at.  "änti)  Sut^er  ift  nic^t  bem  Sfteligiöien  im 
Äatf)oIisilmul,  fonbern  bem  Unreligiöfen  in  i^m  ^u  Seibe  gegongen.  Qu 
bieiem  Unreligiojen  get)ört  an  erfter  ©teile  bal  ^apftt^um,  infofern  el  fi^ 
alg  göttlid^e  ®inrid)tung  binftellt;  benn  jebe  Unn)a:^rbeit  ift  Unreligion. 
'm§  mtniijüäj  geworbener  2)iittelpun!t  einer  cbrift(ii)en  ®emetnj(f)aft  befi^t 
aber  aucb  bal  5}3apfttt)um  d)riftüc^=geic^icbtlicben  unb  he^'ijalb  religioien  SBert^. 
goangelifcb  unb  Äattjoliic^  finb  i^rem  ©ntftebungSgrunb  unb  i^rer  @r* 
fct)einuuggform  nacb  unüberbrücfbare  ®egenjäge,  aber  biefer  ©egenfaö  fommt 
nicbt  gu  richtigem  2lulbrud  in  ben  lanbläufigen  ©egenüberftellungen:  Sbriften* 
tt)um  unb  2ßiber(^riftentl)um;  ^Religion  unb  Unreligion;  benn  anc^  im  ^rote- 
ftantiämul,  luie  er  üon  menffbtic^en  Errungen  burdjje^t  üor  un^  fte^t,  finbet 
ficb  S2Sibercf)riftentl}um  unb  Unreligion.  SSill  man  ben  ©egenfa^  gmifdien 
©öangeUfcb  unb  Katf)o(ijcb  butd)  einjelne  SBorte  (©c^tagroorte)  begeic^nen; 
»a§  immer  mifjtic^  ift,  \o  luären  bogu  am  geeignetften:  S^xing  unb  greibeit, 
Sluftorität^glaube  unb  ©ubjeftiüität.  So  lange  el  5Kenicben  giebt,  wirb  e§ 
öerfd^iebene  ?(uffajfungen  üom  (lt)x\\Untijnm  geben,  unb  in  jeber  5luffaffung 
hjirb,  tro^  bietem  irrigen/  9?eIigiofität  fteden.  ©inige  biefer  2tuffaffungen  gu 
©unften  anberer  gu  befompfen,  inbem  man  fie  unterbrücft,  'i)aüt  iä)  für  ein 
SSerbrecben.  ^d)  fte^e  mit  boHer  Uebergeugung  auf  ber  ebongeüfcben  Seite,  unb 
icb  fömpfe  gegen  bog  S^atboUfdie,  aber  ber  Stam:pf  gegen  baä  ^atbotif^e, 
foroeit  eg  nicbt  UÜramontan  ift,  mufj  ein  S?ant:pf  fein,  hti  bem 
SÖlilbe  unb  Siebe,  Stuftlärung  unb  SSelebrung  bie  §eerfübrer  finb. 

1' 


4  ©inleitung. 

einen  ^Beitrag  liefern  gur  ©Oäial--  itnb  ^utturgef d^ic^te ;  allein  fein 
eigentlicfier  Q'm^d  liegt  niif)t  auf  fojia^fulturetlem,  fonbern  auf 
bogntatif(^=reIigiöfem  ©eBiete.  (£§  folt  bartl)un,  ta'i^  ber  2tn< 
f^rud)  be§  ^a;)fttl^um§,  eine  göttlid^e  ©inric^tung  §u  fein, 
nicE)tig  ift. 

®egen  bo§  ^o^ftt()um  ift  uitgef)euer  üiel  gefcEirieben  Würben: 
birfleibige  Folianten  unb  flatternbe  t^Iugblätter.  gaft  au§no^mgto8 
wirb  in  i^nen  ber  ^ampf  mit  bogmatifdjen  SBaffen  geführt:  bic 
(Sc^riftwibrigfeit  be»  ^a^jftt^umS  roirb  beriefen. 

Sd^  glaube  mdjt,  ha^  biefer  SSeg  jemals  gum  Qklt  fü^rt. 
SttterbingS  befielet  bie  ©(^riftluibrigfeit.  S^riftuS  !^ot  Weber  burd^ 
bie  SBorte:  S)u  bift  ^etru§  u.  f.  tt).,  no(^  burc^  bie  anberen:  SSeibe 
meine  Sämmer,  Weibe  meine  @c|afe,  \)a§  ^apftttjum,  ober  irgenb 
einen  anbern  leitenben  unb  ^errfdjenben  SRittel^unft  für  feine  9te= 
ligion  eingefe^t;  fc^on  ht^alh  nid^t,  weil  bie  ^Religion  :3efu  ®i)rifti 
überf)aupt  feine  ^irc^e  im  Sinne  ftraffer,  gefeüfdEiaftlidfier  ©lieberung 
fein  foüte.  SDie  5trt  be§  äußern  ^uf'iinnienfd^IuffeS  ber  an  i^n 
©laubenben  unb  i^m  t^olgenben  I)at  S^riftuä  nid^t  beftimmt;  fic 
ift,  entfpredienb  ber  wefentlid^  fubjeftio4nbiöibuetIen  9Jatur  jeber 
menfc^enwürbigen  ^Religion,  aui^  bei  ber  er^abenften  Sieligion,  beim 
etiriftent^um,  in  bie  freie  ©ntfc^Iie^ung  ber  ©injelnen  geftellt.  Stbcr 
§ugeftanben  mu§  werben,  ha'i^  bie  SSerfed^ter  ber  göttlichen  @infe|ung 
einer  medjanifd)^organif(^en  ©lieberung  ber  c^riftlid^en  Sieligion  — 
bie  Sln^änger  unb  SSert^eibiger  be»  ^a^ftti)um§  —  an  ben  eben  er= 
Wä£)nten  SSorten  ©{)rifti,  erfaßt  in  il)rem  oberf[äd^Iic§en  ©inne, 
fd^einbar  mäcEitige  3tn^alt§pun!te  ^aben;  befonber»  wenn  biefe  SBorte 
in  SSerbinbung  mit  mand^en  ^f)atfad)en  ber  gefd^iditlidjen  lieber^ 
lieferung  betrad)tet  werben. 

@ef)r  früt)  nämlid^,  fpäteften§  in  ber  erften  Raffte  be»  britten 
So'firl^unbertS,  begann  ber  SSorfte^er  ber  d^riftlid^en  ©emeinbe  9iom§ 
bie  ©tetlung  eine§  SDiittel«  unb  §öl}e)3unftel  unter  ben  übrigen 
etjriftengemeinben  einjunel^men.  SSon  S^^^fliinöert  §u  Sat)rt)unbert 
erweiterte  unb  erftorüe  biefe  Stellung  be§  römifd^en  5Sif(^of§,  bil 
fie  enbüc^,  nac^  üielen  ß'äm)3fen  unb  Siingen,  gum  ^apftt^um 
würbe. 

^iefe  entwidelung  be§  römifc^en  S3ifd^of§  ^nm  ^apfte  beruht 
Weber  auf  göttlid)em  SEitlen,  nod)  auf  ber  fogenannten  ^Rad^folge^ 


®al  5ßopfttf)unt  unb  feine  joäial^fulturelle  Stellung.  5 

fd^aft  ^ctri,  bie,  auä)  toenn  ^etru§  jemaB  in  9tont  \mx,  6ib(i[c^ 
unb  gef(i)icf)tü(^  eine  iiattlofe  Unterftettung  ift.  Sie  Berufit  in 
i^rem  tiefften  ©runbe  auf  ber  centralen  unb  überragenben  ©tel' 
lung  be§  !aiferlid§en  9tont.  ®iefe  überlieferte,  potitifd^e  Söelt' 
ftettung  9tont§  ift  oon  ben  römifd^en  (5)emeinbeüorfte^ern,  unterftü^t 
burd^  glücftidfie  äußere  Umftänbe,  ä«"^  alImäf)(idE)en  9tu§bau  be§ 
^apfttl^ume§  flug  auSgenu^t  worben.  2lIIe§  in  biefent  Söerbegang 
ift  ntenfcfilic^,  nic^t§  in  if)m  ift  göttlic^.  Slber  bie  Xf)atfad}e  be§ 
fet)r  frütjen  @m|)or!ommen§  be§  ^apfttt)ume§  befielt,  unb  e§  ift 
nid^t  alläuftf)tt)er,  öon  biefer  Xl^atfad^e  au§  eine  SBrüdfe  gu  fd^Iagen 
äu  ben  ©(firiftföorten:  S)u  bift  ^etrul,  unb:  SBeibe  meine  (Sd^afe. 
Um  fo  Ieid)ter  ift  bie§,  al§  öiele  angefe'^cne,  ben  erften  d^riftlid^en 
Sa'^rl^unberten  angef)örige  f ird^enfc^riftftetter  burd^  ifire  ?lu§fprürf)e 
©aufteine  ju  biefer  S3rücEe  geliefert  I)aben.  ©o  bereinigen  ficf)  für 
ben  ^at^olifen  „©d^rift  unb  Ueberlieferung"  (scriptura  et 
traditio)  gum  bogmotifd^en  Setueife  ber  (SJöttlidEifeit  be§  ^apftt^umS. 

Siegen  biefe  Stellung  ift  ber  ^ampf  ein  mü^eüoller,  enb= 
unb  au§fic^t§Iofer.  STuSflucfit  über  5tu§ftuc^t,  mnhh  unb  ®egen< 
güge  finb  ba  möglid^,  unb  öor  Sttlem:  biefem  t^rontangriff  ftef)t, 
faft  uneinnehmbar,  "Oa^  SSoHmerf  ber  göttlichen  5lu!torität  ber  ^ird^e 
entgegen. 

9JJan  l^at  in  nid^t^lat^tifd^en  Greifen  feine  SSorftetlung  öon 
ber  SD?acf)t  unb  $8ebeutung  biefer  „göttlichen  2(uftorität".  ©ie  ift 
bem  gläubigen  ^att)oIifen  bud^ftäblid)  5llle§.  ®o§  (Sc^riftnjort:  „2Ser 
bie  ^ircE)e  nic^t  prt,  ber  fei  bir  föie  ein  §eibe  unb  öffentlid^er 
©ünber",  tühit  fic^  —  im  buc^ftäblid^en  SJü^üerftanb  —  innerljalb 
ber  !atf)otifc^en  ^irct)e  fort  unb  fort  jur  SEJjatfad^e  au§>.  2öa§  „bie 
unfcl)lbare  S?ird)e"  Ief)rt,  ift  SBa'^rtiett;  i|r  ftef)t  unumf(^rän!t 
bie  5lu§fegung  ber  ©c^rift  §u;  fie  !onn  in  i^rer  Se^rtljätigfeit 
nid^t  irren.  ®iefe  ©ä^e  finb  nict)t  ettüa  nur  2ef)rfä|e,  tf)eoretifctie 
5ljiome;  fie  finb  SBir!Ii(^feit  unb  ßeben,  fie  finb  übergegangen  in 
SIeif(^  unb  93Iut  be§  ^atlplüen.  Sänge  beöor  ba§  fatljolifdic 
^inb  fie  in  ber  ©c^ule,  im  9icIigion§unterridf)t  lernt,  ^at  e§  fie  in 
tjiel  einbringüdjerer  SBeife  im  (Sltern^aufe  aB  2Bir!Ii(^!eit  erlebt. 
SSenn  irgenblüo  ba§  SSort  öom  (Sinfüugen  mit  ber  SJJuttermild^ 
2Bal)rt)eit  ift,  bonn  trifft  e»  in  fatf)oUfd^en  g-amilien  §u  in  S3eäug 
auf  ben  ©tauben  an  bie  ^ird)e,  an  ba§  ^aftt£)um. 


6  (Einleitung. 

©in  gättäüd^  auSficEit^IofeS  Unternehmen  ift  e§  alfo,  Se^ren  ber 
^ird^e  mit  bogmatijc^en  ©rünben  befämpfen  ^n  föoKen.  ©te^t 
einmal  feft  —  unb  tüie  feft  ftc^t  ba§  in  einem  fatt)onfc^en  Sopf 
unb  in  einem  !att)oIifc^en  ^eqen  — ,  ta^  jebe  S(i)riftau§Iegung 
ber  ^irc^e  2!ogma,  b.  f).  nn^tüeifell^afte,  abfointe,  göttüd^e  SBatirleit 
ift,  bann  fte{)t  mit  ber  gleichen  Unerf(f)ütterlid)!eit  and^  öon  üorne» 
herein  feft,  ha^  jeber  bogmatifd^e  ©egengrunb,  jeber  bogmotifd^e 
2(ngriff  gegen  ben  bogmatifirten  @lnn  eine»  (Scf)riftlDorte§  ^rrt^^nm 
ift.  Sie  ^ird^e  Iei)rt,  ha'^  ®^riftu§  mit  ben  befannten  S3ibeItt)orten 
in  ^etru§  bem  2(pofteI  ta^  ^a^jftt^um  eingefe^t  ^at,  alfo  ift  e§ 
aud§  fo.  ^eine  (Sgegefe,  feine  ^^iiologie,  feine  5(rd^äoIogie,  furj 
feine  ^itif  mirb  biefem  ©lauBcn  bic  ?5elfenfeftigfeit  nehmen. 

S(nber§  üer^It  e§  \id)  mit  ber  ©efc^id^te.  Sa§  befanntc 
SSort:  Magistra  veritatis  historia,  bie  @efrf)idE)te  Iet)rt  bte  SBol^r- 
f)eit,  ift  mit  ba§  tteffte  unb  gugleic^  mad^töoHfte  SSort  au§  bem 
gefamten  2Baf)r^eit§fc^a|e  menfd^Ii^er  (Srfenntni^. 

2öa§  gijttlid^  ift,  mnfi  göttlicf)  leben,  b.  f).  mu§  eine  göttüdfie 
®efd^icE)te  ^aben.  8tänben  au§  bem  Seben,  au»  ber  ©efc^id^te 
©^rifti  fd^iüere  intetteftueüe  ^i^i^t^ümer  unb  moraüfd^e  SSerge^ungen 
feft,  feine  ©öttlid^feit,  tüie  immer  man  fie  öerfte^en  mag,  tt)öre 
gerttümmert.  ®er  ^apft,  aU  Sj;räger  be§  ^apfttl}um§,  ift  ber 
„©teüöertreter  ©^rifti",  ber  gortfe^er  feines  2Berfe§,  fo  glaubt  ber 
^at^olif.  (grmeift  nun  bie  ©efd^ic^te,  ha^  ha§  ^apfttf)um 
als  foId^eS  (ntcbt  ber  einzelne  ^a|3ft  in  feinem  ^riüatleben)  ben 
fd)n)erften  intelleftueüen  Si^i^tt)ümern  mit  ben  un^etl- 
öoUften  golgen  für  bie  menfd^Iid^e  Kultur  unb  ©efittung 
jo^r^unbertelang  angef)angen  unb  biefe  ^i^i^t^ümer  mit 
bem  ganzen  ©etüic^te  feines  ungefieuern  Stnfel^enS  ge= 
förbert  :^at,  fo  ift  eS  alS  göttlid^e  (Sinrid^tung  gerid^tet. 
Xie  l^eöe  ^larl^eit  ber  ©efd^id^te  ^t  baS  mt)ftifc§e  Sunfel  beS 
Dogmas  enbgültig  befiegt.  SDer  unipat)re  5tnf|)rud)  Hegt  jerfdilagen 
am93oben.  Ueber  ben  felfenfeften,  aber  blinben  ©lauben  triump'^irt 
ber  einfache,  gefunbe  9}Jenfd^enöerftanb  in  bem  nüd^ternen  SBorte, 
ha§  aud^  öon  (JfiriftuS  ftammt:  „3ln  ben  grüc^ten  werbet  i^r  fie 
erfennen;  benn  ein  guter  S3aum  fann  nicEit  fcfiled^te  grüc^te 
Iieröorbringen." 

©iner  ber  beliebteften  Stoffe  ultramontaner  ®efc§ic^tSfc^reiber 


Xa§  $ap[tt:^um  unb  jetne  fosial^fulturelle  Stellung.  7 

unb  furialiftififier  SoBrebner  ift  bie  fo^iale  unb  fulturelle  Söirf-- 
famfeit  bc§  ^apfttl^um§.  S§  tüirb  ^ingeftettt  aU  bie  erfte  unb 
fegen§reid)fte  ^ulturmacfit  ber  9)^cnjd)^eit.  ©e^r  fd^öne  S3üd^er 
ftnb  barüBer  gefc^rieben  lüorben;  religtöfe  SSegeifterung  unb  r^e- 
torifd^er  Sd^mung  ^aben  bie  ^^eber  geführt.  S)er  '^n'^alt  biefer 
SSüc^er  unb  ©tfiriften  ift  ©emeingut  ber  !atI)oIifc^en  SBelt  geiuorben; 
bie  !att)oIifc^en  ^erjen  erfreuen  fid^  an  ben  fo^iaten  unb  futtureHen 
®ro|tIjaten  be§  ^a|3fttf)um§ :  an^  i|rer  Setroc^tung  entftet)t  neue 
Siebe,  neue  3lnt)änglict}feit.  SSefonber»  bie  neuere  3eit  f)it  in  ber 
S^erl^errtic^ung  be§  ^apftt^um§  nac^  biefer  Ülid^tung  :§in  ®ro§e§ 
geleiftet.  (Stolberg,  griebrid^  SSilfielm  üon  8d^IegeI, 
.^urter,  |)ettinger,  Singarb,  SO^anning,  SDonofo  Sorten, 
S3oIme§,  SJ^ontalentbert,  be  aJJaiftre,  Soui§  S5euitIot  fioben 
mit  t^ren  glän§enben  ©eifteSgaben  öiel  baju  beigetragen,  ba§ 
e]^rfurd^t§üoße  Staunen  öor  ber  fojialen  unb  MtureHen  ©rö^e 
be§  ^apftt^um^  anä)  in  nic^t  fatf)oIifd^en  Reifen  ju  erregen  unb 
ju  öertiefen. 

Unb  in  ber  %^at,  ba§  ^apftt^um  aU  fo^iat^fuItureHe  ©rofe-- 
madE)t  öerbient  Staunen  unb  S3ett)unberung.  @§  ift  bie  ältefte  alter 
je^t  beftefienben  Kulturmäd^te;  atte  übrigen  fiub  if)m  gegenüber 
^inber;  ein  gute!  StücE  i^re§  Scben§  ^oben  fie  öon  il^m.  (5§  ^at 
in  bie  S3arbarei  unb  in  bie  fittüt^e  t^äulni^  be§  §eibentf)um§ 
diriftlic^e  Slufflörung  unb  c^riftlid^e  9^ein'^eit  (jineingetragen;  SSiffen-- 
fc^aft  unb  ^unft  l^aben  am  ^apfttljum  i^ren  t^atfräftigen,  mäd^tigen 
S3efd£)ü^er  unb  ^örberer  gefunben.  @ett)i^,  unter  SSa^rung  ge= 
fcl)id^tlid§er  Streue  !ann  man  auf  hav  ^opfttI)um  aU  fo^iolen  unb 
fuüureüen  Segen§fpenber  eine  Sobrebe  fd^reiben.  3(ber  ein  gijtt  = 
tid^er  (Segen§fpenber  ift  ba§  ^apfttf)um  nid^t.  S)te  @efdf)irf)te 
üeriüeift  oud^  ha§'  ^apfttfjum  unmiberruflid^  in  bie  9iei^e  rein 
menfd^tirfier  Einrichtungen.  ®enn  ha§  ^a^ftt^um  f)ot,  neben 
feiner  guten,  fegenfpenbenben  Seite  eine  fditec^te  unb 
flud^bringenbe.  ®en  üom  ^apftt()ume  ber  SJlenfd^l^eit  er= 
njiefenen  SSoi^Itöaten  ftef^en  furcfitbare  fogiale  unb  ful- 
turelle Sd^äben  gegenüber,  ttiomit  e§  hie  9Jienfd^!§eit  ge= 
fcf)Iagen  l^at.  Qum  Segen  unb  jum  gtudöe  ift  e§  getrorben  für 
bie  SBelt.  S)iefe  jDoppelroirfung  wiberftreitet  aber  unt)erfö{)nlic^ 
ber  öon  if)m   beanfprud^ten   göttlid^en   Statur.     2(ud^   nur  eine 


8  (Einleitung. 

öom  ^apftt^um  begangene  unb  feftge'Eialtene  tüiditrfie  Sprung  auf 
bem  ©etiete  ber  Floxal  unb  be§  @Iout)en§  ertüeift  feinen  gött« 
ticken  ®eburt§fcf)ein  al§  gälfc^ung.  Sft  afier  ba§  ^apftt^um 
ntrf)t  göttlid^,  bann  tft  oud^  bie  !at^oItfc^e  ©irc^e  nid^t  göttitrf); 
fte  xü^t  auf  bem  ^apftt^um  fo  fet)r,  ha^  in  gewiffem  (Sinne  \)a§ 
^a|)ftt^um  bie  ^irc^e  ift.  Sier  «Sturj  be§  einen  tion  überirbifc^er 
^ö^e  bebeutet  ben  ©tur^  ber  anbern. 

@in  Weiter,  foft  ©c^iüinbel  erregenber  SluSblid!  ®a§  krümmer» 
unb  @(^uttfelb  ber  römifc^en  ^trc^e!    @ie  \oax,  fie  ift  ni(f)t  me'^r! 

Sd^  njöre  ein  %i)Ox,  lüenn  ic^  glaubte,  mit  meinem  S5ud^e  biefc 
3erftörung  gu  bett)ir!en. 

S)ie  römifc^e  ^irc^e  ift  eine  SO^ad^t,  breit  unb  gewaltig;  nic^t 
Sudler  unb  tfieoretifd^e  SSemeife  üernid^ten  fie.  Unb  bod^  finb 
SSüc^er  unb  tljeoretifd^e  S3emeife  im  ^am|)fe  gegen  "oa^  ^a^ftt^um 
tjon  äu^erfter  SBicEitigfeit. 

SBer  bemiefen  ^at,  ha^  bie  Eroberung  eine§  mädbtigen  9tetd^c§ 
auf  Unred^t  beruht,  ^at  baburd^  bie  (äroberung  felbft  noc^  nic^t 
rüdgängig  gemad^t,  I)at  boburd^  nictit  fd^on  ben  ungeredf)ten  (Sroberer 
au§  feiner  «Stellung  tt)atfäd)Iic^  öerbrängt.  SBo'^I  aber  "^at  er  burt^ 
ben  üaren  (SrföeiS  be§  Unred^teS  Sitten,  bie  fefien  unb  geredf)t  fein 
Wolfen,  bie  SD?ögUc^!eit  geboten,  ftd^  üom  begongenen  Unred^t 
gu  überzeugen  unb  auf  ©runb  biefer  Uebergeugung  üom  SSer-- 
über  be§  Unred)t§,  üom  llfurpator,  abjurüden. 

®a§  ift  c§,  wa§  anä)  iä)  Witt.  SJiein  S3ud^  erbringt  ben 
gefc^ic^tlidfien  93ewei§  üon  ber  Ungi3ttUct)!eit  be§  ^apft» 
t^um§.  ^ebem  wirb  burd^  mein  93ud^  bie  9)113 gticf)feit  geboten, 
fid^  tion  biefer  SBo^r^ett  gu  übergeugen.  SfuS  biefer  Ueberjeugung 
entfpringt  bie  ^fficEit,  ben  aU  irrig  erfannten  ÖJIauben  on  W 
(S)öttlid^!eit  be§  ^opfttf)um§  fatten  gu  laffen.  9ltte§  übrige  finbet 
fid^  bonn,  wenn  audf)  langfam,  tion  felbft.  ^ie  Uebergeugung  wirb 
Söoben  gewinnen,  ber  5(bfatt  wirb  fic^  mef)ren,  unb  biefer,  junäd^ft 
auf  geiftlidCj^reltgiöfem  ©ebiete  fid^  tiottjietienbe  SSorgang  wirb  feine 
2Bir!ungen  üben  anä^  auf  bie  äußere  9J?adE)tftettung  be§  ^apfttt)um§. 
®enn,  wie  fc^on  gefagt,  aud^  nad^  feiner  irbifd^^materietten  (Seite 
I)in  fu^t  ba§  ^apftt^um  ouf  geiftlidtf-religiofen  Straften,  auf  bem 
reltgtöfen  ©lauben  ber  ^at^olüen  an  feine  @öttli^!eit. 

Sn  pd^ttgen   (Strtd^en  l^abe  ic^  bie  Umriffe   biefeS  @tauben§ 


2)ag  ^a^ftt:^itm  unb  ^eine  foäiaWuftureße  (SteHuTig.  9 

fc^on  ge5ei(j^net;  aBer  'i^a^  S3ilb  mu^  öerüoUftänbigt  werben.  %üv 
ben  Stüdfc^Iu^  öon  ber  fo^ial^fultureüen  S{)ätigfeit  be§  ^apft^ 
t^uniS  auf  bie  9Jiditig!eit  [eine§  göttlid)en  9tnj|}ruc[je§  ift  e§  notf)= 
toenbig,  biefe  angemaßt  göttlid^e  ©tellung  genau,  öon  allen  Seiten 
fennen  §u  lernen.  D^Jur  n)enn  biefe  Stellung  in  if)rer  n}a{)r{)aft 
Ungeheuern  ©rö^e  !Iar  erfannt  ift,  werben  bie  fulturellen  unb 
fojialen  SSerfel^Iungen  bei  ^a|3fttf)um§  mit  i^rem  ü ollen  @en)tcE)te 
gegen  biefe  Stellung  in  bie  2Bagf(i)aIe  fatlen. 

SSa§  alfo  gtauBt  ber  ^at^olif  üom  ^apfttf)um,  Wag  ift  über 
ha§  5ßa^ftt|um  Se'^re  ber  !atI)oItfc^en  ^ircf)e?i 

Sntttjorfen  hjurbc  ber  ^lan  junt  ^apftt^um  an  ben  ©eftaben 
be§  See§  Liberias,  aU  ber  ®ott=9Jienfc^  Sefu§  e:^riftu§  ju 
^etru§  bie  SBorte  f^rac|:  „Unb  id^  fage  bir:  bu  6ift  ^etru§  unb 
auf  biefen  gelfen  will  i^  meine  Üixä^t  bauen"  (SJiattf).  16,  18); 
§ur  S(u§fü^rung  fam  ber  $Ion,  al§  ber  auferftanbene  ®f)riftu§  bie 
anberen  SBorte  an  ^etru§  rid^tete:  „SSeibe  meine  Sämmer,  Weibe 
meine  Scfiafe"  (^o^.  21,  15). 

®f)riftu§  War  wefenf)aft  ®ott;  gi)ttlic^=allwiffenber  SSerftanb  unb 
göttli(^'aümä(f)ttger  Söitle  ftanben  if)m  gur  SSerfügung.  Tlit  biefen 
beiben  ©igenfrfiaften  |3lante  unb  üolIfüt)rte  er,  aU  abfoluter  §err 
unb  Sd^öpfer  ber  SJJenfc^en,  ben  Sau  feiner  immerwäl)renben  ^ird^e 
unb  al§  gunbament  biefe§  SBeltgeit  unb  ©rbenraum  überf|3annenben 
S8aue§  beftimmte  unb  fe^te  er  ein  ^etru§  unb  beffen  3fJad^fotger, 
bie  römift^en  ^äpfte. 

K^rifti  ^irc^e  follte  nic^t  fein  ein  tobter,  fonbern  ein  lebenbiger 
©au,  wefentli(^  fieftel^enb  au§  Unterweifung  unb  Sef)re  einer^,  au§ 
Unterwerfung  unb  gotgfamfeit  anbererfeit§.  ^e§f)alb  ift  ourf)  fein 
gunbament  fein  IebIofe§,  fonbern  wefentlic^  ein  lebenbiger  ^irte, 
ein  lebenbiger  2ef)rer:  ber  9?ac^foIger  ^etri,  ber  ^a|)ft. 

©^rifti  ^ircEie  ift  bie  gro^e,  göttlicEie,  alte  SSöIfer,  alle  Briten, 
alle  SSer^Üniffe  umfaffenbe  §eil§anfta(t,  mit  ber  Seftimmung, 
ba§  ÜJ?enfc^engefc^Iecf)t  in  firf)  aufjunetimen  unb  e§  ^inburd^  3U 
führen  burd§  biefe  ^^it^^^^it  P  feinem  ewigen  SitU. 


1  ^ä)  Betone  noäjxnalS,  bafe  bie  3Iulfü^rungen  über  5papfttf|um  unb 
Äird^e  ben  ©tanbpunft  beä  Kat^oüfen  wtebergeben.  S8on  biefem  ©tonb» 
punfte  an§  mufe  ha§  ^apftt^um  angegriffen  unb  Deftegt  werben. 


\()  Einleitung. 

tiefer  Söeftiinmung  gemä^  mu^  ba§  Std)t  bal  in  biefer  ^ird^c 
leud^tet,  ein  tüafir^aft  göttliches  fein;  e§  ntu^  mit  untrügüd^er 
^tar{)eit  ben  irbif(i)en  SBeg  ber  SJ^enjcfi^eit  unb  be§  (Sin^elnen  n- 
kuckten,  bamit  bie  aJJenfdien,  üon  biefem  Sitfite  geführt,  Errungen 
bc§  SSerftanbeS  unb  §eräen§  öermeiben  unb  nic§t  atgeferoc^t  toerben 
üon  ber  9ftic|tung,  bie  jum  jenfeitigen  Qidt  fü^rt. 

©tirifti  ^ir^e  ift  redit  eigentüd)  ein  Seud)ttt)urm,  f)ineingeftettt 
in  ha§^  feranbenbe  unb  flut^enbe,  ftürmenbe  unb  gefa|rtiotte  9Keer 
ber  3eitü(i)kit.  9luf  feinen  SBogen  fd^manfen  bie  (S(f)ifftein  ber 
9}Jenfc£)enIeben:  fie  alle  fudien  ben  ^afen,  aöer  taufenb  gä^rniffe 
l^emmen  unb  gefäf)rben  bie  go^rt.  (Sie  ju  üBerlüinben,  ftra^It  ba§ 
ßic^t  ber  ^ird^e  in  unöeränberlid^er  ißein^eit;  njer  feinem  @d^eine 
folgt,  ujirb,  tro|  SBetter  unb  ©türm,  tro^  ginfterni^  unb  ^a<S)t, 
gerettet. 

©firifti  ^ird^e  ift  bie  unfe^Ibore  @rf)ule  ber  ©efittung  unb 
Kultur.  S)a§  gehört  wefentlicf)  §u  i^rer  göttlicEien  Stufgaie.  S)ie 
untuanbelboren,  göttIic^=ttio^ren  Seigren  be§  S^t)riftentt)um§,  bereu 
§ütung  unb  2lu§breitung  St)riftu§  ber  ^ircf)e  anvertraut  ^at,  finb 
äugteidE)  SSegweifer  unb  SSafinbrec^er  auf  fDgiot-fuIturellem  (Siebiete 
in  ber  npeiteften  S3ebeutung  biefe§  93egriffe§. 

2(u§  ber  religiöfen  unb  fittlid^en  9^ad^t  be§  §eibentf)um§  unb 
ber  ißarBarei  foH  bie  ^ird^e  bie  SKenfc^^eit  emporfüt)ren  ju  ben 
§i3f)en  d^riftlidf)=religiöfen  (SrfennenS  unb  c^riftüd^=ett)if(^en  §anbeln§. 
®ie§  @mporfü|ren  brau(f)t  nid^t  auf  einmal  gu  gef(i)el§en;  e§  fann 
unb  toirb  bei  biefem  2lufftieg  ©tiüftänbe  unb  9lüdfdE)ritte  geben, 
ober  biefe  §emmniffe  unb  Errungen  ge^en  nic^t  üon  ber  ^ircEie 
au§,  fie  laben  lebiglid^  in  ber  (Sd^n^örfie,  Unjutönglid^feit  ober 
SSerberbt^eit  ber  üon  i^x  gefütirten  aJlenfd^en  it)ren  ©runb.  S)enn 
bie  ^ird^e  ift  bie  götttid^e,  unfet)Ibare  2ef)rmeifterin.  25on  ber 
(Stunbe  i^rer  ©eburt  on,  om  erften  ^fingftfefte  gu  Se^ufalem, 
nturbe  fie  üon  il)rem  göttlichen  Stifter  auSgeftattet  mit  bem  ganzen 
@dia|e  fittlidfier  unb  religiöfer  2öa!^r|eiten,  mit  ber  ganzen  ©r- 
!enntni^  2lIIe§  beffen ,  ma§  gur  fo^ial  =  !ulturellen  §ebung  ber 
9}ienfd^f)eit  auf  dfiriftlid^er  ©runbloge  not^wenbig  unb  nü^Iidj  ift. 
Unb  wenn  biefer  gange  @c£)a|  unb  biefe  gange  (5r!enntni§  nirf)t 
iebcm  aSoIfe  unb  nic^t  jebem  SJlenfcEien  gang  gu  ®ute  fommen, 
jo  liegt  bie§  om  (Sm^)fänger  ber  göttüd^en   ©oben,   nid^t  an  ber 


®a§  ^ßapj'tt^^um  uitb  feine  fo3to(=fulturelle  ©teßung.  11 

S^enberin.  S^r  gijttlicfier  (S^rafter  fij^Ite^t  e§  au§,  lüie  haS' 
Sicfjt  bie  Sinfterni^  au§fd^Iie^t,  ba^  jemals  unb  irgenbtüo  don  ber 
^ird)e  ein  reügiöfer,  ober  ein  fittlii^er  Si^i"tf)um  gelef)rt  n)erbe,  ha^ 
jemals  don  ber  ^ird^e  35inge,  ße^ren  ober  3uftänbe  gebulbet,  ge- 
fd^weige  benn  geförbert  werben ,  bie  bem  cöriftUclj^geläuterten  i8e= 
griffe  don  ^Religion  unb  @ittlid)!eit  n)iberfprec§en,  bie  bie  9J?enfc^en 
flatt  l^inauf,  fo^ial^fulturell  ^ina6  führen. 

5)ie  S^irc^e  ß^rifti  ift  nid^t  nur  eine  Slutturmad^t  erften  5Range§, 
fie  ift  fc^Ietf)lf)in  bie  ^ulturmad^t.  SBa^re  S^ultur,  bie  iua()r  unb 
ed)t  ift  im  ©rösten  luie  im  ^leinften,  giebt  e§  nur  inner{)aI6  ber 
^rd^e,  tt)ie  auc^  nur  in  if)r  tdai}xt§  fojioIeS  |)ei(  für  aüe  Klaffen 
unb  Stäube  ju  finben  ift. 

®a§  don  (£^riftu§  geftiftete  „9teic^  ®otte§"  finbet  feine  SSott^ 
enbung  im  S^^feitS;  bort  im  „^immelreid^"  ttjirb  fojial  unb 
fulturett  ein  afifolut  dottfommener  ^iiftötib  ^errfc^en,  bort  tdirb  bie 
StRenfd^leit  auf  i^rem  §ö^e|3unfte  gefetlfc^aftlic^er  unb  fittlidCier  9SoU^ 
fommen^eit  angelangt  fein.  ®a§  irbifcfie  Söatten  ift  ^ierju  ber  2tuf= 
ftieg,  unb  bie  ^irc^e  ift  baBei  bie  güJirerin.  9tffe  menfd^Iic^en  SSer» 
l^ältniffe:  gamilie,  ©emeinbe,  ©taot  muffen  nad§  S^rifti  ^lan  unb 
SQSitten  fo  eingerid^tet  fein,  ta'Q  fie  ber  SSoItenbung  im  ^enfeitS 
im  S>ie§feit§  bie  SSege  bereiten.  9ftic£)t§  barf  e§  im  ®ie§feit§  in 
fo^ialer  unb  Mtureüer  ^öejietiung  geben,  waS  ber  (ärreic^ung  beS 
ewigen  Qxdt^  f)inberlic^  ift.  darüber  ju  föarfien,  unb  gegebenen 
galleS  mit  unfehlbarer  Sic^er^eit  ju  erflären,  ob  Qitoa§  l^inbert 
unb  tüic  e§  {)inbcrt,  ift  5Xufgabe  ber  Kircfie. 

S;e§t)atb  ^at  ®f)riftu§,  b.  ij.  @ott,  bie  ^ird^e  jur  alleinigen 
abfolut  fouderänen  'SRad)t  er'^oben;  beS^alb  giebt  e»  inner{)alb 
ber  ©f)riflcnt)eit  buc^ftäblicE)  fein  menfct)üd^e§  Sßer{)ä(tni^,  buc^ftäbtic^ 
feine  fojiate  ©lieberung,  bui^ftäblic^  feine  fultureüe  Kraft,  bie  nid£)t  ber 
Dberouffic^t  unb  ber  Oberleitung  ber  Kird^e  unterfte^en.  @Itern{)auS, 
@dE)uIe,®emeinbe,  (Staat,  Kunft,SBiffenfd^aft,  treffe,  ^anbel,  SSerfe^r: 
§lC(e§  ift  §um  minbeften  mittelbar  ;„inbire!t",  potestas  Ecclesiae  indi- 
recta)  ber  Wahren  unb  wirflid^en  §errfd§oft  ber  Kir(^e  unterworfen. 

Sagt  bie  Kird^e,  ha'^  irgenb  (Stwal  in  ben  genannten  9Ser= 
bänben  unb  gctftoren  ben  diriftlid^en  ©runbfö^en  wiberftreitet,  i^r 
Si^=2(u§wirfen  nad^  aßen  9ticf)tungen  f)in  t)emmt,  fo  ift  e§  fo,  unb 
für  ben  ©ernannten  entftefit  bie  fittlid^^religiö»  unabweiSlic^e  ^ftid^t. 


12  ©inleitung. 

bie  oon  ber  Sird^e  geiüottte  SCenberung  ^erBeiäufüfiren,  mag  bicfc 
9(enberung  nun  betreffen  bie  ©rgtel^ung  ber  ^inber  ober  bie  SSer= 
faffung  be»  tnäd^tigften  @taate§,  ben  ^nl^att  eine?  2I=93'-K=S3u^e» 
ober  bie  SSorleinngen  eine»  §0(^fc^unel)rer§,  bie  2(norbnungen  eine§ 
t^ramilienober^auptel,  ober  bie  ^aragrapl^en  ftaatlid^er  ®efe|büd^er, 
bie  ®efc^äft§|)raftifen  eine§  ^(einfrämerä  ober  bie  Üfancen  ber 
^örfe,  bie  leltiüitligen  Seftimmnngen  einel  (Sinjelnen  ober  bie  9^eci^t= 
f^re^ung  be§  ^öc^ften  (55erid^t§^of§,  ben  3"^ift  jnjifdfien  (Sfiegatten 
ober  ben  ^rieg  graifc^en  2BeItmäc^ten. 

^a§  ift  bie  Tlaä)t  ber  ^irij^e,  bie  ®ott  i^r  gegeben  ^at.  SBic 
unb  burc^  tuen  äußert  \i6)  nun  biefe  Waä)t? 

(SJott,  e^riftu§,  ^t  bie  Sirene  geftiftet  aU  eine  oottfommene  ®c« 
fellfdiaft  in  monarc^ifc^er  gönn  (societas  perfecta  in  forma  mon- 
archica],  b.  §.  ®f)riftu§  ()at  ber  ^irc^e  eine  oberfte  (Spi|e,  ein  ^öc^fte^ 
§aupt  gegeben,  ha§i  gugteid^  i^re  ©runblage  ift.  ^n  biejem  Raupte 
öereinigen  fic^  alle  ©eföalten  ber  ^irdje,  oon  if)m  hjerben  fie  au§« 
geübt.  Unjidjtbar  ift  ®{)riftu§  felbft  ha^  §aupt;  fic^tbar  ift  e§  fein 
„(Statthalter" :  ^etru§  unb  feine  S^ai^folger,  ber  römifc^e  S3ifc^of,  ber 
^apft :  „2)u  bift  ^etru§,  unb  auf  biefen  x^d'\m  Witt  id^  meine  ^rd^e 
bauen";  „SOeibe  meine  Sämmer,  toeibe  meine  Schafe." 

3(uf  biefer  fc[;tt)inbelnben  ^öf)e  ftefjt  ol)o  i>a§  ^apftt^um,  fte^t 
aU  fein  ^Iröger,  jeber  einzelne  ^apft.  SSol^I  ift  ber  $apft  ein 
Tlin\ä) ,  aber  ein  SJJenfc^  gan§  göttli(^en  93erufe§,  gan§  göttlid^er 
©emalt;  auf  göttlichem  ©runbe  ru^t  fein  f^u^,  in  göttliches  Sic^t 
ragt  fein  ^anpt  S)enn  SItteS,  tt)a§  tt)eoretif(^  üon  ber  ßird^e  ge- 
fagt  ift,  gilt  fonfret  öom  ^apft. 

®a§  ^apftt^um  ift  ber  unfe^are  Se^rer,  ha§  '^ap\U 
tl)um  ift  ber  flar  unb  rein  ftrat)Ienbe  SeudE)ttt)urm,  ba§  ^apft« 
tt)um  ift  bie  geftjaltige,  einzig  baftefienbe  ^ulturmad^t. 

I^n  Ia|)ibarer  ^ürje  brüdt  ba§  fanonifd^e  Sfiec^t  bie  Steßung 
be§  ^a:pfte§  au§:  „Romanus  Pontifex,  qui  non  puri  hominis,  sed 
veri  Dei  vicem  gerit  in  terris:  S)er  ^Römifd^e  ^apft  nimmt  nid^t 
bie  (Steüung  eine§  Bloßen  SÜRenfc^en,  fonbern  bie  be§  n)a^rlj;aftigen 
®Dtte§  auf  biefer  SSelt  ein"  (c.  3  X,  de  translat.  episc.  1,  7). 
5(Ifo  ber  @ott  =  $a|3ft,    ber  ^apft^öott!  (oglc^.  unten  (S.  608). 

SSie  ber  menfc^gett)orbene  ®ott  au§  fid^  unb  n)efent)aft  gül)rer 
be§  gangen  aJJenfd^engef^Iec^teS  war,    fo  f)at,   in   ®t)rifti  Stuftrag 


®a§  $Qpfttf)um  unb  feine  ioätaI=fuItureIIe  ©teHung.  13 

uiib  SSertretung,  btefe  f^ü^rerfc^aft  aucf)  ber  ^a^jft.  2Bic  ber  mcnf(f)= 
gettJorbene  ®ott  ait§  fidj  unb  rceieiiliaft  Duelle  unb  Sringer  aller 
religiöfen  unb  fittüc^en  25}afjr[)eit  i)'t,  fo  ift  and)  ber  ^ap\t,  in 
®l)rifli  Stuftrag  unb  SSertretung,  §üter  unb  9ru»fpenber  biefcr 
2Bal^r|eit.  SSie  ber  menfd^geftiorbene  ®ott  au§  \id)  unb  ttiefenl^aft 
UnfeJ)It)arfeit  beji|t,  fo  befi|t,  in  d^rifti  Stuftrag  unb  SSertretung, 
biefe  Unfef)Ibarfeit  auc^  ber  ^a^jft. 

To§  ift  ber  ^nf^alt  ber  latfioüf^eu  Se^re  oom  ^apfttf)um. 
Ste^enb  auf  biefer  2ef)re  fd^reiben  in  ben  öerfd^iebenften  SScn-- 
bungen  bie  fatf)oIifc^en  2;Dgmati!er  atter  Reiten  unb  aller  Sänber: 
„@§  giebt  feine  ^nftitution  berSBelt,  bie  and)  nur  ent= 
fernt  eine  berartige  ©ebeutung  l^ätte  föie  ha^  ^a|)ft  = 
t{)um"  (Sc^eeben-- Stöberger,  l^anbbuct)  ber  iat^ot  S)ogmatif,  grei= 
bürg  1898,  IV,  398). 

SRein  tüal^rlidt)  nid^t,  benn  e§  giebt  feine  ^nftitution,  bie,  mic 
i)a^  ^apftt^unt,  ©öttücEifeit  oon  fic^  au§fagt. 

®iefe§  ®ogma  üom  ^apftt^um  ntu^  bur(f)  bie  ©efd^irfite 
bc§  ^a^fttt)um§  ä^rftört  Werben. 

Sie  ®efc^id}te  be§  ^apftt|um§  ift  ungetjeuer;  feit  faft  jtrei^ 
taufenb  ^a^ren  ift  fie  ouf'y  engfte  üerbunben  mit  ber  ®efd^irf)te 
unb  ben  ©efc^iden  otter  SSöIfer  unb  aller  Staaten  @uropa§.  (Selbft= 
öerftänblid^  ^abe  ic^  e»  nid^t  unternommen,  bie  ^apftgefc^id^te  in 
biefem  i!)rem  ganjen  Umfange  ju  befjanbeln.  5Zur  einen  l^eil, 
aber  einen  Jüefentndjen  fü^re  ic^  in  Ginsetbarftetlungen  üor. 

SBenn  irgenbtüo,  bann  mu^  fic^  bie  göttlic^'-fegenSreic^e  S^ätigfeit 
bey  ^apfttf)um§  auf  f ojtat^fulturellem  ©ebiete  ermeifeu. 
Ta§  ^apfttljum  ift  ja  bie  göttlid^e  ^ulturmac^t,  auegeftattet  mit 
unfeljibarer  ^enntni§  ber  unmanbetbar  ri(^tigen,  göttlicf)en  ®ninb- 
fä^e  über  Diedjt  unb  Unrecht,  über  Sittlid^feit  unb  Unfittlid)feit, 
über  et^ifc^e  2öaf}rt)eit  unb  et^ifc^en  Qrrt^um,  furj  über  aß  has', 
»worauf  Kultur  unb  ©efittung  in  i^ren  teilten  ©runblageu  berufen. 

©in  SSilb  ber  öom  ^apfttf)um  in  2c§re  unb  %^ün  »erbreiteten 
djriftlidjen  Kultur  unb  fojialen  2;t}ätig!eit  entlnirft  mein  Su(^. 
9kben  biefem  Silbe  werben  bie  auf  ßJöttlidjfeit  geridjteten  Stn-- 
fprüd^e  be§  ^apftt^um§  jum  ^rrtf)um  unb  gur  Süge. 


I.  Slügemeineg. 

®a§  S{)rij'tentt)um  al§  bte  üom  lüa^ren  ÖJott  ftammenbe  voa^vt 
9ieügion  f(^Iie^t  B^^ng  unb  ®elüaltma|regeln  au§.  @§  ift  tüefent« 
lid^  eine  ^Religion  ber  f^ei^eit;  ein  freier  Siienft,  ben  ber  mit 
i^reil^eit  Begabte  9Kenf{^  frei  feinem  ®otte  teiftet. 

SSo^I  fann  unb  lüirb  @ott,  lüenn  ber  2}Jenfc^  einft  üor  feinem 
Stid^terftu^Ie  ftet)t,  i^n  tregen  be»  ttiä^renb  feiner  irbtfc^en  Sauf- 
6a!)n  gemacfiten  (Sebrauc^eg  ber  j^rei^eit  jur  9fle(f)enfc§aft  ^ie^en; 
h)of)t  tüirb  biefe  9le(fienf(f)aft  fic^  aucE)  erftreden  auf  3tnnai)me  unb 
^Befolgung  ber  djriftlictien  ^Religion,  fatl§  ber  9}ienf(^  fie  aU  bie 
wa^re  9leIigion  erfannt  l^atte  ober  bocE)  leicht  f)ätte  erfennen  !önnen, 
aber  I)ter  auf  Srben,  tt)o  gerabe  burc^  ben  ©ebrauc^  ober  Wi^' 
brauch  ber  grei^eit  bie  SSorbebingung  für  ben  göttlichen  üitd^ter» 
fprucE),  fei  e§  auf  S3eIot)nung  ober  auf  58eftrafung,  erfüllt  toerben 
foH,  f)ier  auf  (Srben  fann  tion  äu^erm  B^Jang  bei  2Innat)me  ber 
9tetigion  ganj  unb  gar  feine  5Rebe  fein^. 


1  ®iefe  ©runbfö^e,  bie  im  SBefen  ber  ^Religion  überl^aupt  unb  im  SESejen 
be§  S^riftent^umS  inSbefonbere  begrünbet  liegen,  jcl)tie|en  nt^t  an§,  baft 
jebe  ber  öielen  ^rtftlicl)en  ®emeinf(ä)aften,  bie  fitf)  ouf  bem  Soben  beö 
©oangeliumä  buri^  än^tm  ßu^immenf^fuB  ©injelner  gebilbet  traben,  für 
iijxt  SJlitglieber,  fo  lange  fie  SKitgtieber  bleiben  n)oüen,  bie  SSeobad^tung 
geroiffer  SSorfcbriften  imb  ©a|ungen  unter  Strafe  fteüen.  ®enn  in  biejem 
^aUt  ift  ber  3tt^ing,  ber  in  ber  ©träfe  liegt,  ein  freiwillig  übernommener; 
bog  SDfiitglieb,  eben  njeit  unb  fo  lange  e^  SKitglieb  fein  njill,  unterwirft  fic^ 
in  greil^eit  ber  ©träfe  unb  bem  3>üange;  fjört  e§  an§  freier  ©ntf^Iie^ung 
auf,  aJJitglieb  ber  ®emeinj(i)aft  5U  fein,  fo  giebt  e§  auc^  feinen  Strang  unb 
feine  ©träfe  met)r. 


I.  2{llgemeineg.  15 

Stuf  bem  (Stanb)3un!te  ber  religiöfen  ^^itiglofigfett  unb  ber 
üollen  religiöfen  gret^eit  ftanben  bie  erften  ci)ri[tüci^en  Sfl|v= 
fiunberte. 

„Unretigion  ift  e§",  fd^reibt  STertuntan,  „bie  freie  Söa^I  ber 
®ottt)eit,  bie  id^  üere^ren  mU,  mir  gu  nehmen,  fo  ha'i^  ic^  nirfit 
tneJ)r  oerel^ren  !ann,  wen  ic^  mödjte,  fonbern,  tuen  ic^  mu^.  (gelbft 
ein  3Kenfd^  tüiü  nid^t  erzwungene  SSeref)rung"  (Apolog.  c.  24). 
Unb  an  einer  anbern  ©teile:  „©§  ift  ein  ©runbrec^t  be§  SCRenfd^en, 
ben  ©egenftanb  feiner  religiöfen  SSere^rung  fic^  frei  gu  tt)ä^Ien. 
S33irb  ßttJang  ber  9teIigion  ttjegen  ausgeübt,  fo  ift  \>a^,  loal  barau§ 
entfielet,  feine  ^Religion  met)r"  (Ad  Scapulam  c.  2). 

„Sßoju",  ruft  2a!tantiu§  au§,  „bienen  3i^ang  unb  SDrucf? 
@§  {)anbelt  fti^  bod^  um  ^Religion,  unb  biefe  fann  nid^t  erjtüungen 
toerben.  9Hd§t  ^iebe,  bie  gurd^t  einjagen,  fonbern  SSorte  ber  Siebe, 
bie  überzeugen,  finb  ansuittenben.  Blutgier  unb  Srömmigfeit  finb 
öerfd^iebene  S)inge;  üergeblic^  tft'§,  SSa^rl^eit  unb  ^^üang,  ®e= 
red^tigfeit  unb  ®raufam!eit  mit  einanber  gu  üerfuppeln.  SBo^I  mu^ 
man  bie  ü^eligion  üerttieibigen,  ober  baburc^  tüirb  fie  nic^t  oer= 
ttieibigt,  'oa'^  man  it)re  SBiberfacEier  umbringt.  SSillft  bu  mit  Slut- 
Oergie^en,  mit  golterföerfjeugen  bie  3fleIigion  f(^ü^en,  fo  befubetft 
unb  öerttjunbeft  bu  fie,  aber  bu  üertfieibigft  fie  nid)t.  ©iebt  eä 
@th)a§  bem  freien  ©rmeffen  3tnt)eimgegebene§,  fo  ift  e§  bie  9ieli= 
gion"    (Divin.  instit.  V,  20,. 

3n  gleid^em  (Sinne  äußert  fic^  auc§  2(t!§anafiu§:  „9Ud^t  mit 
©äbeln  unb  beulen,  fonbern  burc^  Se^re  unb  (Srmaljnung  wirb 
bie  2öat)r^eit  geprebigt.  Sine  neue  ^rt,  ben  ©tauben  aug^i^breiten, 
|at  ber  5(riani§mu§  aufgebradEit;  "oa  er  mit  ©rünben  nid^t  der» 
tt)eibigt  Werben  fann,  fo  greift  er  §u  ©elraltmaBregetn;  er  wirbt 
Stn^nger  mit  Rieben  unb  §aftbefe'^Ien  unb  beweift  baburdE)  beutlic^, 
ba^  er  feine  9teIigion  ift.  (Sigentf)ümüdE)feit  ber  9ieIigion  ift  e§, 
3wang  §u  üerfc^mät)en  unb  auf  Ueberjeugung  fid^  aufzubauen.  ®ott 
übt  feinen  3^a^9.  fonbern  Iä|t  bem  SBitten  bie  greitieit"  (Ad 
solitariam  vitam  agentes,  Opp.  Ed.  Colon.   1686,  I,  852). 

StudE)  religiöfe  ^at^olifen  ber  ^Reujeit  begegnen  fid^  in  biefer 
ec^t  c^riftlic^en  Sluffaffung  mit  ben  Beugen  ber  alt=d^rift(id^en  SSor* 
jeit.  f^reilid^  werben  fie  bafür  üom  llltramontanigmug  „liberal" 
gefd^olten. 


16  erfteä  58ud).    «papftt^um  unb  SnQuWon. 

$50Je^f)  öon  (Sic^enborff  fagt:  „^n  ber  ßeit  be§  njanfenben 
6JIau6en§  ^at  ha$  ©erii^t  ber  ^nquifition  fid^  gefeilbet,  jener  furc^t-- 
bare  S'^rtfium  be§  erfd^ütterten  ®Iauben§,  ber  im  ©efü^Ie  ber 
eigenen  D^nmad^t  ha§  offene  Sic^t  fcfieuenb,  feine  öerlorene  Tia^t 
über  bie  öffentliche  SJJeinung  nicfit  meljr  mit  ben  rfiriftlic^en  SSaffen 
ber  Siebe  unb  Ueberseugung,  fonbern  burc^  ha^  Slutbeil  feftfiatten 
ttiitt"  ibei  9J?arteng,  S:ie  SSegietjungen  gmifdien  ßircfie  unb  Staat, 
Stuttgart  1877,  @.  99).  9tetn§oIb  Söaumftar!  (f  29.  Januar 
1900),  ein  öiel  gefeierter  ^'at^olif,  fd^reibt:  „2Ba§  bie  fpanifc^en 
5(utobafe§  anlangt,  fo  !ann  fetbfttjerftänbtid^  nid^t  baoon  bie  Siebe 
fein,  bie  Xöbtung  aud^  nur  eine§  einzigen  9J?enfd^en  um  ber  reli- 
giöfen  Ueberjeugung  ttiißen  audf)  nur  im  (Sntfernteften  ^u  entfc^ul» 
bigen"  (^^iüpp  II.  öon  Spanien,  S.  239).  5Iuf  einer  ^at^olifen» 
üerfammlung  §u  DJIei^eln  im  ^af^vt  1864  erflärte  ®raf  SJJont* 
alembert:  „SSor  Einrichtungen,  SSerbonnungen,  Stultreibungen  unb 
atten  in'^umanen  ©eroaltti^aten,  bie  man  unter  bem  SSoriüanbe,  ber 
SfJeligion  gu  bienen  ober  fie  ^u  üert^eibigen,  unternommen  l^at, 
empfinbe  id)  einen  unüberroinblic^en  Sc^auber.  S)ie  @d^ eitert) auf en, 
bie  eine  fat^olifd^e  ^anb  ent^ünbet,  flöBen  mir  ebenfoüiel  Sntfe^en 
ein,  aU  bie  Schaffet»,  auf  benen  bie  ^roteftanten  fo  üiele  Tlavttjxtt 
opferten.  S)en  Knebel  im  9J?unbe  eine§  S^ben,  ber  mit  reinem 
öergen  feinen  GJIauben  befennt,  fü^Ie  id§  gtoifc^en  meinen  eigenen 
Sippen,  unb  ic|  erbebe  barüber  öor  S(f)merj.  ^er  ^nquifitor,  ber 
bem  ^efeer  guruft:  bie  2öaf)rf)eit  ober  ber  2:ob,  ift  mir  ebenfo 
iierl}a^t,  wie  ber  franjöfifi^e  ^afobiner,  ber  §u  meinem  ©ro^üater 
fagte:  bie  S3rüberlic§feit  ober  ber  Xob.  SS)a§  menfc^IidEie  ©etüiffen 
^at  ha^  Stecht,  ba^  man  e§  nie  öor  eine  fo  fc^eu^üd^e  SBal^I  ftette" 
(bei  9}krten§,  a.  o.  D.,  @.  100). 

2Ber  bie  ^nquifition  rid)tig  öerftel^en,  b.  t).  toer  fie  im  rid^tigen 
Sicf)te  fd^auen  iDill,  mu^  biefe  feIbftoerftänbIid£)en,  d^riftli(^cn  2Bal§r* 
l^eiten  ficfi  öor  Saugen  [jalten. 

Si^ie  folgenben  Slätter  tüerben  ben  Stbgrunb  aufbeden,  ber 
ttafft  jiüifcEien  biefen  religiö§--d§riftlid£)en  Set)ren  unb  ben  Se^ren 
unb  ^t)aten  be§  ^apfttfjum§. 

SSa§  ift  bie  ^nquifition? 

(£^e  ic^  bie  ©efd^ic^te  antn)orten  laffe,  fü'^re  id^  bie  Slntwort 
au,  bie  ber  UItramontani§mu§  giebt. 


I.  Slögemeincg.  17 

Um  2.  gjJärj  1896  erflärte  ber  ^entruntgaBgeorbnete  i^xti' 
^err  gelig  oon  Soe  im  preu^ifc^en  3lBgcorbnetenf)aufe :  „9Keinc 
|)erren!  ®ie  eine,  bie  f^anifc^e  ^nquifition,  föar  gerirfitet  gegen  bie 
öerfappten  SJiauren  unb  ^iiöen,  bie  aU  ©Triften  fic^  gerirten,  ober 
im  |)er§cn  no(|  tt)eiB  Wauvtn,  namenttid^  t^eil§  ^uben  tvaxtn. 
®o§  toav  eine  ftaatlic^e  ^nftitution,  melcfie  ftaotlic^  ^anbette  unb 
ftaatlic^e,  materielle  «Strafen  an  Seib  unb  Öiut  üerfiängte.  2)iefe 
Snquifition,  meine  Ferren,  ift  üon  ber  !at{)Dlifd^en  ^ird^e  nie  ge« 
bittigt  tüorben,  fonbern  mi^ittigt  tüorben.  Sine  anbere  ^nquifition, 
meine  §erren,  ift  biejenige,  Welrfie  bie  ^ä^fte  in'§  ßeben  gerufen 
^aben  in  fRom.  ®er  ^irc^e  unb  üornel^mlid^  bem  ^apfte  al§ 
Oberhaupt  ber  ^rc^e  liegt  bie  Slufgabe  ob,  ben  il^r  öon  ©firiftuS 
antiertrauten  65Iauben§frf)a^ ,  ben  @d§a^  ber  SBa^rl^eiten ,  ben 
e^riftu§  i:^r  anüertraut  ^t,  treu  p  Ritten,  unb  be§§alb  :^aben 
^a|3ft  unb  ^ird}e  bie  5lufgabe,  bie  ©rfd^einungen  im  Seben  nad^ 
atten  Sflid^tungen  ^in  gu  beobachten,  unb  bamit  H§  gefd^el^e, 
l^aben  bie  ^ö^jfte  eine  S^qu^ttion  i^'^  Seben  gerufen,  tt)el(^e  aber 
nid^t  mit  leiblirfien  ©trafen,  mit  ©trafen  an  ÖJelb  unb  ®ut  Oer< 
föfirt,  fonbern  f)öct)ften§  fird^üd^e,  geifttidEie  ^enfuren  oer^ängt" 
(©tenograp^.  SSeridEit). 

®iefe  SSorte  entt)alten  "oa^,  n)a§  in  ben  ultramontanen  Greifen 
jeber  ©attung  öon  ber  ^nquifition  geglaubt  tüirb.  ^n  biefem  tok 
in  anberen  fünften  ift  e§  ber  ultramontonen  (Sefd^id^tSfälfd^ung  ge* 
lungen,  bie  SSa§rt)eit  burd^  bieUntoa^r^eit  üottftänbig  p  öerbrängen. 
©0  feften  gu^  ^at  bie  Untoa^r^eit  gefaxt,  ta^  fie  don  ben  ^at^o» 
tuen  optima  fide  nad^gef^rod^en  unb  berttjeibigt,  unb  felbfl  öon 
9tid^tfatl^oIifen  geglaubt  lüirb. 

58udf)ftäbticf)  nid§t§  in  ben  SBorten  be§  3ßnti^uwi§rebner§  ent» 
fprid^t  ber  X^atfädf)ticf)!eit. 

S)a§  „®Iauben§gerict)t"  ber  ^nquifition  ift  bie  furd)tbarfte  unb 
blutigfte  (5rfdE)einung,  bie  jemals  al§  ©t)ftem  unter  bem  ^edfmantel 
öon  Sfleligion  innerhalb  ber  (^riftlid^en  SBelt  aufgetreten  ift.  S)a§ 
öon  i^r  ftromttieife  öergoffene  aJJenfd^enblut  faßt  ganj  unb  au§= 
fcE)Iie^Iic^  bem  ^apftt^ume  pr  Saft,  bi§  gu  bem  ßirabe,  ba^  e§ 
genau  ber  gefc§id£)tlid^en  SBa^r^eit  entfpric^t,  ju  fagen:  bie  „©tatt= 
l^altcr  S^rifti"  ^aben  ^a^xf^unhtxtt  lang  an  ber  ©pi^c 
eine§  SWorb-  unb  9laubft)ftem§   geftanben,  bog  fd^Iimmer 

ö.  §oenebroed),  *}.fal)ftt^um.  I.  2 


18  grftel  58uc§.    <ßopytt^um  unb  ^nquifition. 

al§  irgenb  ein  trteg  SScrlüüftung  unb  (SIenb  unter  ben 
blü^enbften  SSöHern  üerbrcitet  unb  ben  ^rtftlid^en  DU-- 
men  unerprt  gefc^änbet  l^at. 

(S0  giebt  nur  eine  ^nquifition,  bie  päpftücfie.  SOZan  fprid^t 
öon  einer  bifc^öflic^en  unb  tion  einer  mönd^ifc^en,  üon  einer  xö- 
mifd^en  unb  öon  einer  jpanifci^en  S^QW^ition,  unb  biefe  83enennungen 
l^aBen  ifjre  Sered^tigung,  in  fo  fern  man  bie  unmittelbaren  SSer!- 
§euge  ober  ben  unmittelbaren  @c£)aupla^  i^rer  ^'^ätigfeit  in'§  Sluge 
fa^t.  §anbelt  e§  \iä)  aber  um  ha§  SBefen  ber  ^nquifition,  um 
i^ren  Uriieber  unb  um  benjenigen,  ber  bie  SSerantttiortung  für 
fie  trägt,  fo  fann  man  ber  SBatir'^eit  gemö§  nur  üon  ber  ^äpft< 
liefen  Snquifition  fpred^en. 

II.  ^ux  (53ej(^i(^te  unb  t>cm  Sßejen  ber  ^nquifitton» 

®ie  ®efd§i(^te  ber  ^nquifition  tö^t  fid^  in  fünf  gro^e  Stbfd^nitte 
jertegen. 

Xie  §ütung  bei  (5)Iaubenlic^a|e§,  be§  depositum  fidel,  bie 
Ueberttiac^ung  ber  9?ed^tgläubigfeit  be§  (Sinjelnen  l^atten  in  ben 
erften  S^tirl^unberten  fein  beftimmteg  Organ;  fie  tnaren  ber  ©c- 
fammf^eit  anbertraut.  9JJit  ber  GntttiicEetung  unb  htm  gortfd^reiten 
ber  t)ierarc^ifd^en  ©lieberung  rtjurbe  ba§  anber§.  ßleru§,  93ifd^Dfe 
unb  $opft  l^ei^en  bie  ©tufen  biefeS  ^oc^baueS,  unb  mit  bcm  Stuf* 
unb  5(u§bau  biefer  «Stufen  ging  bie  ©eftaltung  eine§  eigentlichen 
„@Iauben§  gerieftes"  5^anb  in  §anb.  2;ie  Sifd^öfe  n)urben 
„@Iauben§ric^ter",  ber  ^a)3ft  Dberric^ter.  9Jlit  Snnojenä  m. 
(1198 — 1216)  l^atte  biefe  ©nttoidelung  ben  ^ö^tpuntt  erreicht: 
„3n  ^aft  be§  l^eiügen  ®e^orfam§,  fc^reibt  ^nno^enS  in  ber  Xe» 
fretale  Excommunicamus  (c.  13  X.  de  haer.  V,  1],  wollen,  be« 
fehlen  unb  oerorbnen  mir,  ba^  bie  SBifc^öfe,  menn  fie  ber  !ano- 
nifd^en  ©träfe  entge{)en  motten,  forgfam  in  i^ren  ©prengeln  mad^en. 
S33er  unter  ben  SSifd^öfen  nad^Iäffig  ift  in  Entfernung  be§  ©auer-- 
teige§  ber  !e^erif^en  S3o§!^eit,   fott   feinet  2Imte§  entfe|t  merben." 

®er  jmeite  9{bfd^nitt  umfaßt  bie  ^^it  öon  ©regor  IX 
(1227—1241)  bi§  S3onifa§  Vm.  (1294—1300);  bie  bifc^öf' 
lid^e  unb  bie  möncfiifd^e  ^i^^wif^tion  beginnen  i^r  blutigel 
SSerf. 


IL  ^uv  ®efc^t(i)te  unb  üom  SBejen  ber  ignquifition.  19 

SSon  SSonifas  VIII.  bi§  Söenebift  XI.  (1303—1304)  reicht  ber 
brltte  5tbf d)nitt:  ba§  Snqui[ition§f Aftern  tüirb  t^coretif(^  unb  pxah 
t\\(i)  auSgeftaltet. 

Clemens  Y.  (1305—1314)  bef(^Iie|t  ben  öicrten  mfcfmitt:  bie 
bi[d^öflic^e  Snciuif^tion  weidit  tne^r  unb  mt^x  ber  möncf)ifc^en. 

3m  fünften  2(6fdjnitt  öon  Sllemenl  V.  an  ftet^t  bie  Snquifition 
naö)  allen  Seiten,  naä)  3""^«  wnb  Sinken,  üottenbet  "oa,  ein  mad^t» 
öotte^  SSerf^eug  in  ber  §anb  eine§  ©innigen,  be^  römifdfien  ^a^jftel. 

3d§  fomme  ju  ©insetnem. 

S)ie  @infe|ung  ber  bifd^öflicEien  Snquifitton  fanb  auf  ber 
großen  @t)nobe  üon  ^louloufe  im  Qal^rc  1229  ftatt.  S)en  SSorfi^ 
führte  ber  päpftlic^e  Segat,  ^arbinal  9tomanu§.  ®ie  ^aupb 
beftimmungen  lauten:  bie  S3ifd)öfe  foüen  in  allen  Pfarreien  einen 
^riefter  unb  me{)rcre  Soien  eiblic^  üerpflicElten,  nad^  ^e|ern  gu 
forfc^en  unb  fxe  bem  SSifcfiof  onju^eigen.  ®ie  tüeltlic^en  Ferren 
füllen  bie  SBo^nftätten  ber  ^e|er  gerftören.  2Ber  in  feinem  ®e6iete 
tüiffentlid^  lieber  betagt,  üerliert  e§.  Käufer,  in  benen  ^e|er  auf* 
gefunben  tnorben  finb,  foüen  öon  ©runb  ou§  jerftört  werben.  SBer 
bie  ^^e|erei  aBfd^lDört,  foll  in  eine  re(f)tgläu6ige  Drtfd^aft  über= 
fiebeln;  auf  feiner  ©eiüanbung  Ijat  er  gtüei  farbige  ^reu§e  §u 
trogen.  SSer  ou§  gur(|t  üon  ber  ^e^erei  jurüdgetreten  ift,  fott 
öom  33if(^of  in  §aft  behalten  »erben,  bamit  er  9^iemanb  anftede. 
5itte  männlid^en  ^erfonen  üom  12.  ^aiire  an  unb  alle  föeiblidien 
Dom  14.  ^a^re  an  muffen  fc^toören,  bie  ^e^er  ber  Dbrigfeit  angu* 
geigen;  biefer  6ib  ift  otte  jtoei  ^a^re  §u  erneuern.  SSer  nic^t  brei- 
mal jä^rlicf)  beichtet,  gilt  oI§  ber  ^e|erei  öerböi^tig  (Mansi,  Sacror, 
Concil.  Collect.,  Florent.  1759,  XXIII,  192). 

3n  einer  SuIIe  tiom  ^a^re  1231  belegt  ©regor  IX.  otte  ^e^er, 
i^re  S5ef(|ü^er  unb  §e^Ier  mit  bem  Söanne;  bie  l^artnädigen  foHen 
„infam"  unb  unfät)ig  ju  allen  5temtern  fein;  fie  !önnen  h)eber 
felbft  erben,  noc^  ©rben  einfe^en,  noc^  al§  3£"9en  öor  ©eric^t 
auftreten  (Raynald,  Contin.  annal.  Baronii,  ad  ann.  1231,  n.  14.  15). 
SSeranla^t  burc^  biefe  SöuIIe  erlief  ber  römifc^e  (Senat  unter  feinem 
SSorfte^er  2(nnibalb  eine  SSerorbnung  gegen  bie  ^e|er  innerhalb 
be§  römifdien  Stabtgebiete§;  in  biefer  SSerorbnung  ift  gefd)id^tlid§ 
ba§  erfte  Tlal  Oon  „^nquifitoren,  bie  üon  ber  ^irc^e  befteUt  finb" 
(inquisitores  ab  ecclesia  dati),   bie  5Rebe  (Raynald,  ad  ann.  1231, 


20  ©rftel  93u^.    ?ßop[ttt)um  unb  ^nquifitton. 

n.  18.  20).  93une  unb  ©enatSerla^  fd^idte  ber  $apft  jur  SSefoIgung 
on  ben  (Sr§bif(i)Df  üon  3KatIonb  unb  beffen  UnterBifd^öfe  (Fre- 
dericq,  Corpus  Documentorum  haereticae  pravitatis,  1889 — 1896, 
I,  n.  80). 

®er  Bifd^öflirfien  ^nquifition  folgte  fef)r  6alb  unb  überflügelte 
fie  rafd^  bie  9JiDn(f)§=  unb  inllbefonbere  bie  ©ominücnerinqui'' 
fition. 

3tüed  be§  S)ominifanerorben§  —  gefttftet  burd^  ben  fpanifd^en 
?]Srteftcr  Domingo  ©ujmon,  \>tn  fpätern  „l^eiligen  ®omtnifu§", 
—  tüax,  burd^  ^rebigten  ben  Glauben  auSguBreiten  unb  ifin  gegen 
^e^er  ^n  üert^eibtgen.  ©regor  IX.,  ein  großer  @önner  ber  „^re= 
bigerbrüber",  übertrug  i^nen  im  "^a^^xt  1235  ha§  ^nquifitionS« 
gefd^äft  int  ©ebiete  öon  SlJJailanb.  3Son  biefem  ^^^tpunft  an 
bilbete  fidf)  ber  SS^ominitanerorben  jum  eigentlid^en  ^nquifttionS- 
orben  au§;  fein  blutige^  SSirfen  erftredte  fidE)  balb  über  ha^  ganjc 
bamal§  c^riftücbe  (Suropa.  Xie  füblic^en  Sauber:  Spanien,  Stolien, 
©übfranfreicE)  tt^eifen  bie  furcf)tbarften  ©puren  feiner  ^I)ätig!eit  auf, 
©ntüölferung  unb  S^rümmer  oon  ©tobten  unb  Drtfd^often. 

2)ie  förmlidf)e  Uebertragung  ber  ^nquifition  an  bie  ®omini!aner 
gefd^al^  burd^  ein  an  ben  SDontinifaner  9taintunb  üon  ^enna  = 
forte  gerid^teteS  Söreüe  ^apft  SunogenS  IV.  öom  20.  Dftober 
1248.  „^a  bie  2)ominifaner",  fagt  ber  ^apft,  .,il)m  üon  ber  SSor» 
fef)ung  §u  ©epifen  bei  9iu§rottung  ber  ^e|erei  gegeben  feien,  unb 
er  il^re  2J)ätig!eit  aU  fef)r  gtüecfinä^ig  fennen  gelernt  'i)abt,  fo  fei 
er  entfd^Ioffen,  iljnen  bie§  (5)ef(^äft  §u  übertragen:  ipsis  hujusmodi 
negotium  providimus  specialiter  committendum"  (Mansi,  a.  a.  D.). 
'am  15.  Tlai  1252  erüe^  bann  SnnoaenS  IV.  in  38  Paragraphen 
eine  S^quifitionSfa^ung,  iöorin  bie  S)ominifaner  für  bie  Som- 
barbci,  Stomagna,  bie  Xreüifaner  HJJarl  unb  für  ben  §ur 
Sfird^enproüing  üon  5Jiarbonne  gehörigen  Xtjeil  üon  Stragonien 
äu  Snquifitoren  befteHt  werben  Hardouin,  Collect.  Concil.  VII, 
©.  354—360;. 

5)ie  Sn<luifition§gerid^te  galten  für  unüerle^Iid^;  üon 
aüem  lüeltlidjen  ©influ^  waren  fie  unabpngig.  Sie 
njaren  bie  üornel^mften  ©erid^tSljöfe  ber  ©ird^e,  i^nen  gebührten 
bie  S3eitüorte:  „!^eilig",  „Iiod;!^ eilig"  (Paramo,  De  origine  et  progressu 
Officii  sanctae  inquisitionis.  Madrid  1598, 1. 2,  tit.  3,  c.  1,  n.  9.17. 19). 


II.  S^t  ®cic^icf)te  imb  öom  Söejen  ber  ^nqutfition.  21 

®te  Hauptaufgabe  be»  ^i^QuifitorS  mar  bie  geritfitlid^e  SSer» 
folgung  unb  Stburt^eilung  ber^e^er.  SDie  päpftüdEien  Sutlen, 
bcfonberS  bie  Süßen  ®regor  IX.,  ^nnojenö  IV.,  5(Iejanber  IV., 
^(emen§  IV.,  fagen  bieg  auSbrüdlic^  fPotthast,  Regesta  R. 
P.P.  10362.  12748.  14406.  14586.  14587.  14635.  15429.  15824. 
15958).  S)iefen  iöullen  entfprec^enb  fc^reibt  ber  S)ominifaner^ 
Snquifitor  S3ern^arb  ®uiboni§  furj  unb  bünbig:  „®a§  Slmt 
be§  Snciuifitor»  ift,  bie  ^e|erei  §u  gerftören,  fie  !ann  ober  ni(^t 
^erftört  tüerben,  of)ne  ha^  bie  Se|er  felbft  ausgerottet  ti)er= 
ben,  unb  biefe  fönnen  nid^t  üertilgt  werben,  o!^ne  ba^ 
auc^  i()re  SSegünftiger  unb  S3ert!^eibiger  ausgerottet  tüer  = 
ben"  (Practica  Inquisitionis.  Ed.  Douais.  Paris  1886,  p.  217.  218). 

S)a§  Snquifitorenamt  würbe  aU  ba§  erfiabenfte  ^ingeftettt  unb 
—  ed^t  ultramontan  —  mit  biblifc^em  ©ewanbe  umptlt.  (Sott 
felbft  foH  ber  erfte  „^nquifitor*  gemefen  fein,  aU  er  5tbam  unb 
©oa  au§  bem  ^arobiefe  trieb;  in  alten  ^eröorragenbern  biblifdien 
©eftalten  fanb  mon  ben  ^n^itifitor  öorgebitbet;  jebe  gröfiere  S^^'- 
ligung,  üon  ber  bie  «Scfirift  berietet,  würbe  aU  „SSorbiCb"  ber 
^e^erbeftrafung  gebeutet,  ^n  feinem  bem  ^apfte  ^nnoäenS  XII. 
gewibmeten  SBerfe:  Sacro  Arsenale  [Rom  1693;  ügl.  unten  S.  64 
giebt  ber  S^ominifaner  ST^oma»  9Jiengt)ini  ben  Stammbaum  be§ 
^nquifitorS  an:  „^nquifitor  War  @ott  felbft,  al§  er  Stbam  unb  Güa 
im  ^arabiefe  §üc^tigte,  ^i^quifitor  war  ber  ^atriarcf)  ^afob,  Snqui= 
fitor  war  Stbimeied),  ber  Sii^em  ^erftörte,  ^nquifitor  war  ©aul, 
Snqutfitor  War  S)aoib,  ^nquifitor  war  ^o\na,  ^nquifitcr  war  ^et)U, 
^nquifitor  war  D^abuc^obonofor,  Q^quifitor  war  ßtiruS,  Qnquifitor 
War  Suba§  9}?a(j^abäu§,  ^nquifitor  war  Sof)anne§  ber  jEäufer, 
Snquifitor  War  3efu§  S^riftu§,  ^nquifitor  war  ber  Stpoftel  ^etru», 
ber  ben  %oh  öer^ängte  über  2{nania§  unb  fein  22eib,  ^t^quifitor 
war  ber  ^L  ®omini!u§,  ^^Qi^^ito^  t^ar  ^eter  2Irbue»,  ^nquifitor 
war  ^iu§  V."  (a.  a.  D.,  <3.  1).  SJteng^ini  fotgte  Ijier  nur  bem 
S3eifpiele  be»  frfion  erwähnten  Subwig  üon^aramo,  ber  §un=^ 
berte  üon  Seiten  mit  biefer  Sd^riftauSlegung  füllt  ,a.  a.  £).). 

2lu(f)  amtliche  ürc^Iictie  ßunbgebungen  bet^eiligen  fid^  an  ber  SSer= 
l^errlid^ung  ber^nquifition;  fo  ba§  ßonjil  üon  9^arbonne  im  S.  1243 
(Haidouin,  a.  o.  D.  VII,  255),  bie  ^äpfte  S^no^enS  IV.  unb 
Giemen»  IV.  in  i^ren  S3uQen:  Ut  nihil  vobis  desit  üom  23.  äRärj 


22  ®ifte§  S3ucf).    <ßa:|)ptf)um  unb  ^nquifttion. 

1254  unb  Praecunctis  nostrae  öom  26.  ^^etiruar  1266  (Potthast, 
0.  a.  D.,  15293.  19559). 

®er  Snquifitor  War  päp^iliä)n  99et»orimäd^ttgter,  bet 
olle  feine  65ett)att  unmittelBar  unb  gonj  allein  öom  ^apfte 
ert)telt. 

S3ei  SSeurtfjetlung  ber  SSerantwortung,  bie  „ben  Statthalter 
K^rifti"  trifft  für  bie  üon  ber  ^n^iuifition  Begangenen  ©renelt^aten, 
ift  biefer  <Ba^  öon  äu^erfter  2Bid)tigfeit.  S)ie  ultramontane  ®e» 
fcf)id)t§flitterung  fn(f)t,  tf)eit§  unluiffenb,  t^eil§  unaufrichtig,  biefe 
unmittelbare  unb  gön^Iic^e  5I6t)ängig!eit  ber  ^nquifitoren  üom  je- 
Weitigen  ^apfte  möglid^ft  ju  öerbergen;  allein  bie  ®efc^id)te  rebet 
l^ier  ju  beutlid)!. 

S(t§  bie  ^nquifition  fid)  immer  n^eiter  au§bet)nte,  !onntc  felbft= 
üerftänbüd)  ber  ^apft  nid)t  me^r  jeben  einjelnen  ^nquifitor  er« 
nennen,  fonbern  bie  ©rneunung  übertrug  er  tf)ei(§  93ifc^öfen, 
tf)ei(§  DrbenSoberen ;  bie  SS o I Im  ad) t  erl)ielt  ber  ©mannte  aber 
nac^  h)ie  üor  unmittelbar  oom  ^apft.  ^temenglV.  fagt  bie§ 
au§brüd(ic^  in  feiner  S5uIIe  öom  15.  ^uü  1267  »Catholicae  fidei 
negotium«:  „®enn,  h)enn  aui^  ber  a|)oftoIifd)e  Stu^I  e§  3un)eilen 
©inigen  übertragen  Ijat,  gehjiffe  ^erfonen  gu  ^nquifitoren  gu  er= 
nennen,  fo  njirb  i^nen  baburd^  nic^t  eine,  euc^  ^nquifitoren,  un* 
mittelbar  üom  a^Doftotifc^en  8tut)I  öerüefiene  ^uri§bi!tion  ober 
©enjalt  übertragen"  (Fredericq,  Corpus  I,  n.  141  bis,  @.  520;. 

Stud^  bie  Snquifitoren  felbft  betonen  ftet§  unb  überall,  in  Ita- 
lien,  ©eutfc^Ionb,  Belgien,  ?5ton!reic§,   Spanien,  Portugal,  ©ng- 


1  .f>enner  in  feiner  aulgeäeid^neten  2Ir6eit  über  bie  ^nquifttion  [$8ei* 
träge  §ur  Drganifatton  unb  ^ompetenj  ber  :päpftli^en  S^e^ergerii^te.  Seipäig 
1890,  <B.  48  ff.)  i)ot  ben  QueIIennoc^tt)ei§  für  biefe  toii^tige  Jtjatfo^e  er= 
fcf)öpfenb  gefül)rt.  ®tefer  ^aäjtoää  liegt  in  ben  ^Bullen  ^nno§en§  IV.: 
»Odore  suavi  ordinis«  Dom  13.  gonuar  1246,  »Inter  alia  desiderabilia« 
öom  20.  DftoBer  1248,  »Cum  frati-es  praedicatores«  üom  1^5.  1252,  >Cum 
negotium  fidei«  öom  9.  Ttät^  1254;  Sllejonber  IV.:  Catholicae  fidei 
negotium«  üom  S.  1260;  ©regor  XL:  >Ab  exordio  nascentis«  üom 
23.  ^uü  1373;  SBonifoj  XI.:  »Sanctae  inquisitionis  officium«  üomlS.Quni 
1400  (Potthast,  a.  0.  D.  11993.  13057.  14584.  15268.  17991;  Fredericq  I, 
n.  215,  ©.  222;  n.  244,  ©.  259].  ^n  QU  biefen  (griaffen  t)eiBt  eg  faft  gleich- 
lautenb:  »super  hujusmodi  negotio  vobis  [inquisitoribus]  imme diäte 
a  praedicta  sede  [apostolica]  commisso«. 


II.  Qnt  ®ejc^id)te  unb  oom  SBejen  ber  ^nquifition.  23 

lanb,  boB  if)re  SßoHmadit  einjig  unb  allein  üom  ^a|)fte  ftammt. 
(SSgIcJ).  Practica  I,  d.  1—6;  II,  n.  9;  III,  n.  45:  vice  et  auctori- 
tate  ssi  patris  ac  domini  Johannis  divina  Providentia  papae  XXII 
nobis  in  hac  parte  commissa;  Molinier,  L'Inquisition,  @.  33;  Fre- 
dericq,  I,  n.  224;  Nouvelle  Revue  liistorique  1883,  @.  669.) 

®ie  Snquifitoren  f)atten  al§  ^äpfttic^e  S3eöoIImäd)tigte  bie 
©einalt,  i^re  SSefel^Ie  an  bie  ftaattic^cn  Dbrtg!etten  burc^ 
3Ser!^öngung  firdiüc^er  ©trafen  ju  erjtningen.  ^ie  bafür 
am  nxeiften  angetnenbeten  ©trafen  inoren  bie  @j!ommunifation,  ba§ 
Snterbüt  unb  bie  ©us^enfion.  (S3utte  Tregor  IX. :  Gaudemus  in 
Domino  üom  19.  2I|)riI  1233,  Potthast,  9152;  ^nnojenSIV.:  Ille 
humani  generis  üom  16.  ^iot).  1247,  Potthast,  a.  a.  D.  12748; 
c.  7  in  6*^  de  haer.  (V,  2);  c.  11  in  6'°  de  haer.  (V,  2);  ©regor  XL: 
Ad  apostolatus  nostri  üom  22.  Slpril  1376  bei  Fredericq  I,  n.  224.) 

®ie  SSerat^ungen  be§  Snquifition§gerirf)te§  rourben  burc^  eine 
„5tnrufung  be§  ^eiligen  ®eifte§"  eröffnet  (Limborch,  Historia  In- 
quisitionis  IV,  12);  aud^  ber  Urt^eilSfättung  gingen  f(f)tüülftige  ©e« 
Bet§formeIn  üorau§  (ügl^.  unten  ©.  156),  bie  um  fo  abfto^enber 
toixkn,  aU  bie  2f)aten  ber  ^nquifition  lehren,  tt)ie  tüenig  eine 
SInrufung  @otte§  hei  ben  Urtf)eil§fprücfien  ber  ^nquifition  he=^ 
recf)tigt  ttjar. 

Sn  ber  ^nquifition  na:^m  bie  ^irc^e  bem  (Staotc  gegen- 
üher  feinen  ©onberftanb^iuuft  ein;  fie  Betonte  nur  aud)  l)ier  tok 
fonft,  hal^  fie  bie  ^errin,  unb  bn^  ber  (Staat  mit  allen  feinen 
ÖJefe^en  i^r  untertljan  fei.  Xie  ftaatlic^en  ©eridöte  waren  ben 
päpftlidien  3i^quifttion§gerici§ten  gegenüber  nirf)t§  anber§,  aU 
auSfü^renbe  SSerljeuge.  ?Olan  ^at  mit  9tüc!fic^t  auf  biefe§  SSer« 
{)ältnif;  ben  @taot  „ben  «Sd^arfrid^ter  be§  ^opfteS"  genonnt;  eine 
Söe^eid^nung,   bie  burd^auS  ber  2öal)rl)eit  entfpricf)t. 

®ie  üon  ben  ^nquifition^geric^ten  gefäUtcn  Uv 
t^eile  maren  jeber  9Jad§^rüfung  burd^  bie  ftaatlid^en 
®ericf)t§f)öfe  entzogen.  ®er  (Staat  f)atte  fie  „hlinbtingS" 
(coeca  obedientia),  „mit  gefc^Ioffenen  2tugen"  (oculis  clausis)  ju 
ooKftreden.  Selbft  tüenn  begrünbete  ^^leifel  beftanben,  ob  bie  ^n« 
quifitton§urtJ)eiIe  geredjt  feien,  fo  burfte  bennod^  ber  Staat  bei 
SSermeibung  fc^nierfter  ^irc^enftrafen  fid^  feine  ^lar^eit  über  feine 
3tt)eifel  üerfd^affen   (Capitula  Annibaldi   senatoris  et  populi   ro- 


24  ©rfteä  33u^.    ^apftt^um  unb  ^nquifition. 

mani  edicta  contra  Patarenos  §  Omnes  haeretici  1231,  Fredericq, 
Corpus  I,  n.  80;  ßiloffe  ju  c.  9  X,  de  haer.  5.  Sß.  laicus  unb 
gu  c.  15  X,  de  haer,  5.  SB.  puniendi;  c.  18  in  6^°  de  haer.  § 
prohibemus  quoque  districtius).  ^nno^enS  VIII.  I)atte  im  ^al^rc 
1486  in  fetner  ^onftttution :  Dilectus  filius  frater  ben  (SJrunbfa^ 
aufgeftellt,  ba|  bie  ftaatlii^en  ^el^örben  bte  Snquifition§urtJ)eife  au§» 
jufül^ren  l^ätten,  „sine  visione:  o^ne  Sinftc^tna'^me"  [in  bic  Elften]. 
Saliei  Wieb  e§  luä^renb  ber  ganzen  ^i^auer  ber  ^nquifitionSgeriij^te 
(BuUar.  Rom.  I,  337;  tonfütution  Seo  X.  öom  15.  gebr.  1521: 
Bull.  Rom.  I,  456,   §  3;  bgtc^.  unten  @.  61.  192). 

liefen  ©tanbpunft  be§  Sienftüerl^ältniffeg  be§  Staaten 
gegenüber  ber  ^nquifition  nel^men  aud^  bie  berüd^tigten  ©e» 
fe^e  ^aifer  griebrid^  II.  ein.  (M.  G.  Leges  2,  327;  oglc^.  unten 
6.  173.) 

SBöl^renb  fo  bie  Sirene  i'^ren  ©efe^en  gegenüber  b Hüben  (Se« 
l^orfam  üom  (Staate  »erlangte,  erf)eifd^te  fie  gugteid^  feine  rva(S)' 
famfte  STfiätigfeit  ben  ^e^ern  gegenüber. 

©d^on  bie  attererften^jäpftlid^enSnquifitionlfunbgebungenfpred^en 
ta§  beutli^  au§.  @o  bie  SuHe  ©regorVII. :  Jam  saepe  excel- 
lentiae  üom  ^i^i^e  1083  an  Sflobert  11.  ©rafen  üon  glonbern 
unb  bie  S3uIIe  $a§c^a(i§  II.  Benedictus  Dominus  öom  21.  ^an. 
1102  (Fredericq,  a.  a.  D.  I,  n.  9.  10). 

^apft  ßuciu§  III.  beftimmte  im  '^af^xt  1184,  ta'^  bie  ftaat-- 
lic^e  Dbrigfeit,  auf  SSertangen  ber  93ifd^öfe,  bie  Verfolgung  ber 
^e^er  eiblid^  geloben  folle;  biefe  Seftimmung  ging  in'§  fanonifd^e 
9?ed^t  über  (c.  9  X,  de  haer.).  ^nnDjen^  III.  n)iebert)oIte  bic 
SSerorbnung  in  ber  S3uIIe  His  qnae  ad  ampliandam  oom  15.  ^uni 
1198  (Potthast,  a.  a.  D.  286).  ®a§  tonäil  üon  5Iöignon  im  Satire 
1209  öerlie!^  fogar  ben  Söifd^öfen  bie  ©emalt,  biefen  @ib  burd^ 
fird^Iid^e  Strafmittel  gu  erjmingen  Harduin  IV,  2,  1985).  5Iud^ 
biefe  erghiungene  @ibe§Ieiftung  fanb  Stufnal^me  in'§  fanonifc^e  9fiec^t 
(c.  13  X,  de  haer. ;  c.  11,  §  2  vers.  statuimus  in  6'"  de  haer.). 
ßa^Iteid^e  pä|)ftli^e  SSuHen  fpred^en  baSfelbe  au§,  §.  S3.  Snno- 
jenl  IV.  Ad  extirpanda  üom  15.  9}?ai  1252,  Ad  aures  nostras 
üom  2.  Slpril  1253  (Potthast,  a.  a.  D.  14592.  14934). 

Urban  IV.  beftimmte,  ba^  ,jebe  Stäbteorbnung,  bie  mittelbar 
ober  unmittelbar  bie  freie  unge^inberte  3rt)ätig!eit  ber  ^nquifition 


II.  3wr  ©efc^tc^te  unb  öom  SSefen  ber  S«qutfttion.  25 

^inberc,  nichtig  fei"  (nullius  existere  firmitatis:   Bei  Eymeric,  Di- 
rectorium  Inquisitorum,  Romae  1585,  ®.  111). 

®ie  trertlic^e  ©emalt  fügte  fic^  ben  päpftlicfien  Sfnfprüc^en  mit 
»ereitiriaigfeit,  ja  mit  (£iitgegenfommen.  ©c^on  ^önig  Otto  IV 
öerf^rac^  am  22.  aj^ärj  1209:  „Sn  «ejug  auf  bie  2lu§rottung  be§ 
Srrt§um§  ber  te^erifc^en  SoS^eit  werben  toir  «pülfe  unb  föirffame 
Unterftü^ung  getüäfiren"  (M.  G.  Leges,  2,  216.  217  promissio  regis; 
Fredericq,  a.  a.  D.  I,  n.  64  bis,  @.  519). 

2rm  toeiteften  ging  ^aifer  griebrid^n.    ^unäc^ft  lt)ieber^oIte 
er  om   12.  ^ult  1213   \im  ^apfte  SnnoäenS  III.   unb  im  ©ep= 
tember  1219  bem  ?|5apfte  ^onoriug  III.  gegenüber  ha§  S^erfpre^en 
Ctto§  (M.  G.  L.  L.  2,  224.  231).    SSeiter^in  gab   er  ben  gorbe= 
rungen  ber  ^ircf)e  burc^  feinen  ©rla^  Catharos,  Patarenos  förmliche 
©efe^elfroft:  „2Bir  öerorbnen,  ba^  bie  9}?ac|t^a6er,  ßonfuln,  mh 
toren,  metc^el  STmt  auc^  immer  fie  Befleiben,  gur  «ert^eibigung  be§ 
®tau6en§   einen   öffentliden   (Sib   reiften   foffen,   ba^   fie  in   i^ren 
Sanben  atte  üon   ber  gir^e  k^eic^neten  ^e|er  nad^  Säften  au§= 
jurotten  6emü§t  finb.    Seiften  fie  ben  Sib  nic^t,  fo  follen  fie  föeber 
aU  a^ac^t^oBer,  noc^  al§  ^onfuln,  noc^  al§  ettüa§  2fe^nric|e§  gelten 
unb  mir  erfrören  i^re  Urt^eire  für  nulT  unb  nichtig.    Sßernac^räffigt 
aber  ein  mertric^er  ©emart^aber,    üon  ber  ^ird^e  aufgeforbert  unb 
ermahnt,    fein  Sanb   üon   ber  fe|erifc^en  SoS^eit  p  reinigen,    fo 
geben    mir  bk§   fein  Sanb,    nadj  miau]  eine§   SaJireS   üon' ber 
ajJa^nung   an   gerechnet,  ben  ^at^orifctien  pr  »efe|ung  pxei§;   fie 
forren  el,  nac^  2tu§rottung  ber  ^e|er,    o^ne  arTen  Söiberfprucfi  be= 
fe^t  garten  unb  in  ber  «Reinheit  be§  ®rauben§  bema^ren."    (M.  G., 
a.  a.  D.) 

5)o§  faiferric^e  «eifpier  mirfte  nac|  aEen  9?ic^tungen.  ^alir^ 
reiche  ©täbte  nahmen  t)it  eibric^e  SJerpfTic^tung  gur  Unterftü^ung 
ber  Snqutfition  in  i^re  ©täbteorbnungen  ouf;  fo  Xouroufe, 
Slrreg  (Layettes  du  tr^sor  des  Charles,  n.  1072;  Havet,  L'heresie 
et  le  bras  se'culier  au  moyen-äge,  @.  585),  SJJarfeirre,  5(üig  = 
non,  Smairanb,  Verona,  Sergamo,  2JJontua,  «regcio. 
Stuc^  ber  franjöfifde  ^rönungSeib  ent^iert  eine  ä^nric^e  S3e= 
ftimmung  (Havet,  a.  a.  D.  585.  586.  590} . 

Sn  ben  ^nquifitionS^anbbüc^ern  mirb  biefe  ©ibeireiftung  ber 
toertric^en  SBerjörben  al§  etma§  ©erbftüerftänbric&eg  hi^anMt    S^ie 


26  ®rfte§  93ud).    513api'ttl^uni  utib  ^nquifition. 

Practica  be§  ^in^uifitorS  Sern'Eiarb  ®uibont»  fagt  g.  93.: 
„3um  siueiten,  ber  (Sib  ber  StngeftetÜen  ber  fönigltc^en  ^urte,  ber 
^onfutrt  unb  2tnberer,  bie  tüeltlic^e  ©eric^tSBarfeit  ^Ben,  tntrb  ent* 
gegengenommen"  (III,  n.  3);  ebenfo  bie  Sententiae  Tholosanae 
(Limborcli,  Sent.  Thol.  S.  1.  7.  8.  36.  38.  39.  98.  183.  211. 
277.  292.  335)  unb  ©tjmeric  ;a.  a.  D.  III,  n.  6— 36,  öglc^. 
unten  ©.37).  ^n  Spanien  legte  ber  ^önig  biefen  @ib  öor  ber 
X^ronBefteigung  ab  unb  mieber^olte  i^n,  fo  oft  er  einem  Sluto  ha 
i5e  6eitt)o^nte  (bgid).  unten  @.  144). 

Xiefe  allgemeinen  @efe|e  genügten  aber  ber  ßirc^e  nod^  nid^t. 
S8ei  jeber  einzelnen  lüic^tigern  Gelegenheit  fcfjärften  bie  ^äpfte  htn 
lüeltUd^en  9JJad^t^abern  ein,  n)0§u  fie  ber  ^ircf)e  gegenüber  üerpflic^tet 
feien,  ©o  ermaf)nte  §onoriu§  III.  in  feiner  53ulle:  Cum  reges  et 
principes  öom  14.  Xejember  1223  ben  ^önig  Subiüig  VIII.  üon 
granfreid^  (Potthast,  a.  a.  D.  7120),  ©regor  IX.  in  feiner  93uIIe: 
Negotium  quod  agitur  üom  21.  Wäx^  1228  ben  ^önig  Submig  IX, 
tion  gran!rei(i)  (Potthast,  o.  a.  D.  8150),  ^nnogen»  VI.  in  feiner 
Sutle:  Iniuncto  nobis  üom  15.  ^uli  1353  bie  beutfd^en  Obrigfetten 
(Fredericq,  a.  a.  D.  I,  n.  206;  anbere  SSutten  gleid^en  ^rifjoitt^ 
bei  |)enner,  a.  a.  D.,  <B.  354,  5(nm.  1). 

'äud)  bie  ^nquifitoren  felbft  tpurben  mieber  unb  mieber  tion  ttn 
köpften  aufgeforbert,  fic^  „be§  meltüdjen  2lrme§"  nad^  iöebarf  §u 
bebienen  unb  feine  SDienftleiftung,  lüenn  nöt^ig,  mit  ben  fd^ärfften 
firc^Iid^en  ©trafmitteln  §u  ergtoingen  (bie  58elege  bei  Renner,  a.  a.  £)., 
@.  354;  oglc^.  unten  <S.  192). 

Unb  noc^  meiter  ging  ber  :pöpftüdE|e  Snquifition^eifer.  5)ie 
^ä|3fte  forberten  bie  Unterftü^ung  ber  ^nquifition  auc^  üon  foId)en 
meltlid^en  Dbrigfeiten,  bie  nur  t^atfäd^Iid^,  nicfit  aber  tion  rechts« 
toegen  bie  ©emalt  befo^en.  5(ud^  ba^  hk  Präger  ber  meltlid^en 
©emalt  ejfommunijirt  maren,  fo  ha'i^  eigentlidE)  jeber  3Serfe^r  mit 
i^nen  unerlaubt  mar,  ^inberte  bie  ^irc^e  nic^t,  bie  @emalt  ber 
Ggfommunisirten  gegen  bie  ß'e^er  ju  §ülfe  ju  rufen.  (C.  6  in  6*°, 
de  haer. ;  Lea,  a.  a.  D.,  I,  386;  93uIIe  SWejanber  IV.:  Quaesivistis 
üom  28.  Tlai  1260:  Potthast,  a.  a.  £).  17875. 

©ine  §auptforberung  ber  ^äpfte  mar  ftet§,  ha^  t^re  bie  gn» 
quifition  betreffenben  (Sriaffe  in  bie  meltUd^en  ©efe^egfornm-- 
lungen   aufgenommen   mürben.     SdEion   ©regor  IX.   fpric^t 


n.  3ur  QJefc^id^te  unb  üom  SBeien  ber  S«f|uifition.  27 

fie  au§.  (Sicfer,  ^te  gefe^Iic^e  ©infüfir.  b.  jTobegftrf.  für  ^e^erei, 
@.  204.)  ^nno^enS  IV.  S3ullen:  Orthodoxae  fidei  commissum 
unb  Ad  extirpanda  de  medio:  Pottbast,  a.  a.  D.  14575.  14592), 
Slfejanber  IV.  SSuHe:  Felicis  recordationis:  Potthast,  a.  a.  D. 
16764  unb  ^(emen§  IV.  (Sutle:  Ad  extirpanda:  Potthast,  a.  a.  D. 
19433  t^un  ba§  ©(eic^e.  fügten  fic^  bie  tneltlirfien  ©etüalten  bem 
Slnfinnen  nid^t  gutloiflig,  fo  fatnen  ftrd^IicEie  3tt)ang»mittel  gegen  jie 
jur   2tntt)enbung. 

Sel^r  energtfc§  trurbe  auc^  ba§  SSerlangen  geftellt,  ba^  bie 
Dbrigfeiten  aden  SSünfc^en  unb  Söefel^ren  ber  S^Quifitoren  rafc§ 
nac^§u!ommen  {)ätten.  ®er  Staat  mu^te  ben  ^nquifitoren  @eleit§= 
ftiatfien  ftetlen;  er  mu^te,  foBalb  er  oon  einem  fe^erifc^en  SSer^ 
ge^en  erfai)ren  ^atte,  ben  3nqui)itoren  baüon  Stnjeige  machen.  5)ie 
Maiestas  Karolina  fc^rieb  fogar  öor,  ba^  bie  föniglic^en  S3e= 
amten  üon  5(mt§  lüegen  bie  ^'e|er  anffpüren  unb  fie  ben  ^nquifi^ 
toren  ausliefern  f oüten  (SBerunIft),  Tie  Maiestas  Karolina :  3tf<^i^ft- 
ber  @aöignt)=@tiftung  für  Diec§t»ge)d§id^te,  9.  S8b.  @erm.  SIbt. 
@.  78).  @ine  3^^^  ^^1^9  ^ittc  ^^^  ^cr  8taat  hav  j^oltern  für  bie 
^nquifitoren  ju  ieforgen  (93uIIe  ^^^i^ojeng  IV.  Ad  extirpanda  de 
medio:  Potthast,  a.  a.  D.  14575).  2(uf  ben  SSunfd^  ber  ^nquifi^ 
toren  l^in  mußten  bie  ftaatlicfien  S3eamten  ben  feicrlid^en  Urt^eiB» 
berfünbigungen  Beimo^nen,  um  burc^  i^re  ©egenroort  ben  äußern 
®lanj  ber  @{au6en»geric^te  ^u  erf)ö§en  (Practica  II,  n.  2;  lU, 
n.  21;  Limboi-ch.  Sentent.  Tholos.  ®.  1.  38.  178.  183.  277.  286; 
Eymericus,  Directorium  III,  ©.  567). 

©teilte  fid^  toä^renb  eine§  bor  ben  iueltüc^en  ©erid^ten  6e= 
triebenen  5ßerfa^ren§  ^erau»,  halß  ber  2{ngefd^ulbigte  fid^  irgenbmie 
eines  jum  93ereid^e  ber  ^nquifition  gehörigen  SSergef^enS  fd^ulbig 
gemadfit  f)atte,  ober  biefeS  SSerge^en»  auc^  nur  berbärfitig  föar,  fo 
mußten  bie  UJeltlid^en  (^ericE)te  haS^  35erfa^ren  fofort  einftellen  unb 
ben  Sd^ulbigen  mit  ben  ^rojefeaften  bem  ^nquifitionägerid^t  aul= 
liefern.  @e!^r  be^eid^nenb  ift,  ba^  bie»  SSer^ältniB  nicf)t  auf  ©egen-- 
feitig!eit  beruhte,  b.  ^.  bie  Snquifitoren  tüaven  nicEit  berpflid^tet, 
einen  Äefeer,  ber  \\ä)  gegen  bie  weltlichen  @ei'e|e  bergangen  §atte, 
ben  n^ettlid^en  ©erid^ten  auSjuIiefern  (C.  12  in  6*'^;  Ludovicus  de 
Paramo,  a.  a.  D.,  II,  6.  27). 

Sur§  nirgenbtbo  {)at  ha^  ^apftt^um  bie  5(nma^ung,  Dber^err 


28  ©rftel  93uc^.    «ßo^)[tt^um  unb  Snquifttion. 

über  hk  raeltlic^en  3R&ä)tt  ju  fein,  fo  fe|r,  fo  nad^^aftig  betont, 
oI§  in  Sad^en  bei*  ^nquifition.  Unb  leiber  mu^  ^insngefügt  njerben, 
nirgenbh)0  ^at  ber  Staat  fict)  bem  ^errfc^--  unb  üerfoIgung§[üc^tigen 
^apftt^um  fo  h)iüfät)rig  ertüiefen,  aU  gerabe  ^ier.  ^nxä)  3a]^rl)unbevte 
^inburc^  l^aben  bie  hjeWidfien  dürften  unb  Dbrigfeiten  bem  „©tatt-- 
tialter  S^rifti"  ^enferbienfte  geleiftet  bei  Stbfd^Iac^tung  Xaufenber 
unb  Xaufenbcr  üon  ©fünften.  2:;ie  ganje  ®efcf)ic§te  ber  ^nquift* 
tion  ift  für  biefe  erfc^üttcrnbe  Söa^r^eit  ein  forttaufenbeä  Söeifpief 
ogld^.  unten  @.  173  ff.). 

einige  X^atfac^en  feien  jum  S3elege  ber  ftaatlic^en  SBiüfä^rig- 
feit  noc^  angeführt: 

%m  25.  gjiärs  1210  ergebt  ein  Sefe^I  ^oifer  Otto  IV.  an 
ben  SSifc^of  üon  2:urin,  bie  ^e|er  p  »erfolgen  (Fredericq, 
Corpus  I,  n.  64  ;  in  ber  Treuga  Heinrici  regis  bom  21.  ^uü  1230 
^ei^t  e§:  „^ie  ^e^er  .  .  .  .,  überführt  unb  ergriffen,  f ollen  nnc^ 
©utbünfen  be»  $Ric^ter§  mit  ber  gebü^renben  Strafe  beftraft  lüerben" 
(2(.  a.  D.,  n.  77];  §er§og  §einric^  oon  Sotljringen  befiehlt 
am  4.  3JJoi  1232,  mit  iöerufung  auf  bie  Jöutte  Tregor  IX.  Ille 
humani  generis,  bie  Unterftü|ung  ber  Snquifition  (21.  o.  0., 
n.  83.  86);  ^er^og  ßubmig  II.  üon  SSaiern  fteüt  am  17.  5)e< 
§ember  1262  bie  S)ominifaner=Snquifitoren  unter  ben  (Sct)u|  feiner 
^Beamten  [^aupt,  Söolbenfert^um  unb  Snquifition,  @.  329). 

3n  Seutfdilanb  entfaltet  fict)  bie  SBirffam!eit  ber  Snpiii[ition 
ft}ftematifc^  erft  am  Gnbe  be§  14.  ^al^r^unbertS.  2ltte§  SSor^er* 
ge^enbe  mar  ha^  regellofe  35orfpieI  gu  bem  fpätern  feftgefügten 
SDrama.  9JJan  barf  aber  nid^t  üergeffen,  bo^  auä)  biefe  33orfpieIe 
ben  „Statthalter  S^rifti"  jum  Urheber  Ratten. 

Um  15.  Stpril  1368  erlief  ^a^jft  Ur bau  V.  eine  Suüe, 
morin  er  alle  Dbrigfeiten  anmeift,  ben  für  ^eutfc^Ianb  beftellten 
2)omimfoner'-Snquifitor  Subtüig  üon  {SaÜQa  bei  ®efangenna!§me 
ber  fefeerifc^en  Söeg^arben  unb  Seguinen  §u  unterftü^en;  unb  ha 
e§  in  S)eutfd^Ianb  leiber  noc^  feine  eigenen  ^nquifitionggefängniffe 
gäbe,  fo  foHten,  bil  ju  i^rer  gertigftettung ,  bie  bürgerlichen  ®e= 
f ängniff e  ben  ^nquifitoren  ^ur  SSerf ügung  geftetit  merben.  ®  r  e  g  o r  XI. 
ernennt  am  23.  Siiü  1372  für  bie  S3i0tpmer  9)Jainj,  ^ötn, 
Utre(i)t,  Salzburg,  SJlagbeburg,  S3remcn  fünf  ^nquifttoren 
au§  bem  ©ominifanerorben:  S)ie  Sn^wijttoren  follen  SÜJönner  fein, 


n.  Sur  ©eic^tc^te  unb  Born  SBejen  bcr  Snqutfttion.  29 

bie  in   ben  fanonifc^en  unb  Hrgerlic^en   ©efefeeit   gegen   bte 

llt  T  T"':''  ^"'-  ^^"  '^"^^^^"  ^^'^^*^"  ^^^^^etet  ber 
^apft  ben  ^nqmfttoren  irgenbrneld^e  ^inberniffe  in  ben  2Beg  ,u 
^gen    Mosheim     De   Beghardis    et  Beguinabus,   @.    335.    380- 

s.Trs:.t  r,r  ""^-  '"*^"--  ^^^^^'^  ^^^^^^^^ 

"Jb  HeiSt  "^  ^^^'  ^'^'  '""  "  ^"^  ^^^  ^iöaefe\am:n 
^  off  üb  geborte  (ajio^^eim  a.  a.  0.,  8.  383.  656) 

®a§  päpftlide  Söemü^en  unterftü|te  öor  STtten  ^atfer  ^arl  IV 
er  M  H    nebft^aifergriebric^IL,  am  nteiften  «m  bie  Snqui'' 
fitton  tierbient  gemacht.  ^    ' 

^ad)  einer  ^ufammenfunft  mit  5).>ft  Urban  V.   in  9?om  im 
®ejember  1368  erläßt  J^arl  IV.  am  9.  unb  10.  Suni  1369  oon 
^ucca  an§  ^lüet  $8erorbnungen,  bie  gerabe^u  päpftlic^en  m  gegen 
^e^er  at^men:  ®en  beutfc^en  Cbrigfeiten   tt,irb   unter   Strafe  ber 
«ermögen§befc^fagna^me  befofjlen,  ^k  öegr^arben  unb  Seguinen  aU 
bte   f^ammften   geinbe  be§   9teic^eg,    aB   fe|er,  ei-fonimuniairte 
unb  ©eac^tete  p  betrachten  unb  ju  bel)anbeln.     ^m  5)ominifaner 
SBalt^er  Berlin g  werben   bie  uneingefc^ränüeften   «oUmacIten 
öerhe^en.     „Unter  ^uftimmung    ber   dürften    be§  9tei(^§   öerleifit 
unb  beftätigt^arr  IV.  ber  Snquifition  in  S)eutfc|ranb  alle  5Bridt 
legten, Jftec^te  unb  f^ret^eiten,  ^v,^c  fie  je  bnrc^  feine  g^orgänger 
im  9?etc^,  bann  burc^  bie  Könige  oon  granfreic^,  Sö^men    enq= 
ranb,  ©igilien,  Spanien,  Ungarn,  ^oren,  burc^  alle  ©eraöge,  gnrften 
unb  ®e»aft^aber  ber  ganzen  ^f,riften^eit  je  erhalten  Ratten.    ®er 
^aifer  gebraucht  bie  maBIofeften  Slu^brücfe,    um   feine  Sere^rung 
für  bie  ^nquifition  unb  bie  Snquifitoren  au§äufprec^en"   :'2ßilman§ 
0-  0.  0.  @.  197). 

Mge  5:age  fpäter  (17.  -,uni  1369)  brücft  ^arl  IV.  feine 
m^  Sreube  aug  über  bie  bi^r^erige  S^ätigfeit  beg  g^ominifaner= 
^5nqutfitor§i^erIinginben  «ist^mern  SJ^agbeburg  unb^öremen 
lomie  in  §effen  unb  ^ipringen.  5)iefe  „gefegnete"  ^^ätigfeii 
¥tU  ä-  «•  barin  beftanben,  \>a^  »Ferring  in  9?orb^aufen  fieben 
Sfe^er  ö  erbrennen  lieB  (9J?o§|eim,   2t.  a.  C,   @.  338ff.\ 

5)tefer  benfroürbige  ©rta^  ben  merfirürbiger  SSeife  Söfimer^ 


30  Srftel  93u^.    i'apjtt^um  unb  Snquifition.     • 

^uber  in  i^rem  Stegefteniüer!  über  Äarl  IV.  nic^t  einmal  er= 
tväijntn,  enthält  au6)  bie  Söeftimmung,  bo^  bie  ^öufer  ber  ^c^er 
ber  Snquii'ition  p  übergeben  feien,  bamit  an§  it)nen  ^nquifitiong» 
Werfer  gemad^t  luürben,  bie  e§  in  Seuti^Ianb  noi^  nic^t  gebe. 
©regorXI.  beftätigte,  üon  ^arl  IV.  gebeten,  biefe  33eftintmungen 
unb  ert^eilte  i^m  in  einer  SuIIe  üom  9.  ^uni  1371  ba§  ]^ö^[te 
Sob   ;2JJo§^eim,  2t.  a.  D.  S.  364  ffO- 

©in  üierter  grla^  ^arfS  öom  gleichen  Xage  (17.  ^uni  1369) 
gegen  bie  Äe^er  greift  tief  in  ha^  bcutf(^e  SSoIfSleben  unb  in  ba§ 
beutfd^e  (S<^rifttf)um  ein:  „Ser  ^aifer  beftagt  iiit  Unmaffe  ber 
unter  ben  2aien  unb  ^alblaien  öerbreiteten  in  ber  SJiutterfpracfie  ah-- 
gejagten  S3üc|er,  Xraltate,  ^rebigten  unb  füegenben  Slätter,  lüeli^e 
ben  ßaien  SSeranlaffung  föürben,  it)re  ^rrt^ümer  immer  weiteren 
Greifen  mitjut^eilen.  tiefer  SSerfü^rung  ber  Seelen  fei  um  fo  ener= 
gifd^er  entgegenjutreten,  all  e§  nac^ben  fanonif(f)en  Seftimmungen  ben 
Saien  »erboten  fei,  bie  S3ibet  in  if)rcr  3D'lutterf|)rac^e  gu  lefen.  Um 
fo  me^r  müßten  bla5pl)emifc§e  @cf)riften  in  ber  9J?utterfprad^e  ou§-- 
gerottet  tüerben.  SeSmegen  befehle  er  atlen  ©eiftüdfien  bi§  jum 
unterften  ®rab,  fortjie  otten  tt)eltlicf)en  Dbrigfeiten,  5Rid§tern,  'tRat^-- 
männern  unb  (Srfiöffen,  ben  Snquifitoren  SSeiftanb  §u  leiften,  wenn 
fie  biefe  (Schriften  befd^Iagna'^men ,  unb  mitjuttiirfen ,  ba^  biefe 
@c|riften  überall,  in  toeffen  Sefi|  fie  fic^  auc§  befinben  möd^ten, 
fei  e§  bei  3iti>en,  |)eiben  ober  ©Triften,  i:§nen  [ben  S^ciuifitoren] 
§um  SSerbrennen  überliefert  tüürben.  SBeld^e  (5d§ä|e  ber  nationalen 
Sitteratur  S)eut|(^Ianb§  mögen  l)ier  untergegangen  fein" !  (2öit« 
man§  a.  a.  D.,  S.  200). 

Surg  bor  feinem  %obe  tritt  ^orl  IV.  noc^  einmal  für  bie 
Snquifition  ein.  2tm  17.  gebruar  1378  beftettt  er  üon  Syrier  au§ 
für  bie  Qnquifition  unb  bie  ^nquifitoren  „Sonferöatoren"  unb 
„Sefenforen",  bie  barüber  wad^en  foüen,  ba^  atte  9iec|te,  SSorred^te 
unb  t^i^ei^eiten  ber  ^nquifitoren  aufrecht  erf)alten  werben.  'äU 
fold^e  Snquifitionä^Xutoren  Werben  genannt:  „ber  ^erjog  üon 
©ad^fen  in  SBittenb  erd^,  ber  ^erjog  üon  Söraunfd^weig  in 
@i)mbede,  bie  ©rafen  üon  @War§enberg  in  2trnftebe,  üon 
S^iaffau,  üon  §anftet)n,  bie  ebelen  §erren  üon  SSiöIe^üen; 
bie  $er§öge  üon  ßujemburg,   Simburg,   S3rabont,  Süüc^, 


II.  yur  @eic^id)tc  unb  Dom  SBejen  ber  ^nquifttton.  31 

söerg,    ^teöe,    9)Urf,    SSic^berg,    Spon^eim    (Fredericq, 
Corpus,  D.  211;. 

einige  Sid^ter  mögen  bem  Silbe,  bo§  \iä)  au§  biefem  Stbfd^nitt 
ergiebt,  nod^  aufgefegt  n^crben. 

Sm  Sa^re  1308  besagen   fi^  ge^n  Snciuifitionggefangene  bei 
^Iemen§V.  bitter  barüber,  ha^  fie  fc|on  ac^t  ^a^re  im  Werfer 
fi^en,  otine  üerurt^eilt  ober  freige[|3roc|en  ju  föerben.     Ser  ^a|jft 
ma^nt  ben  iöifc^of  öon  Stlbi  nnb  bie  ^nquifitoren,  bie  Unterfud^ung 
enblic^  öorsune^men  (Haur^au,   Bernard  Delicieux,  pieces  justifi- 
catives,  VI,  @.  194).     (SS  finben  fic^  Söeifpiere,   ha^  SSerbäc^tige 
19  Saläre  im  Werfer  fc^mac^teten,   e^e  i^r  (Sc|icffat  fi^  entfc^ieb,  fo 
unter    Slnberen    ein    gen^iffer    2BiI^etm    So  lauert,    ber    om 
24.  ?^ebruar  1300  gum   erftenmal  öer^ört  unb  erft  am  30.  (gep= 
tember  1319  üerurt^eitt  föurbe.    (^arif.  9ktionaI=S8ibr.  m\l  11847.) 
^er   Snquifitor   93ernarb    @ui,    einer    ber    getnalttptigften 
Snquifitoren  @übfranfreic^§,   erlief  im  ^a^re   1309    einen  i3ffent= 
rid^en  |)aftbefe:^I  —  mon  fann  it)n  Stecfbrief  nennen  —  gegen  bie 
^e^er  ^eter  STutier,  ^eterSanc^e  unb  ©anctie  «mercabier: 
„StÜen  e^riftgläubigen  ber  ^rebigerbruber  SSern^arb  ®ui  ben  So^n 
be§  ett)igen  Seben0  unb  bie  ^rone!     ©ürtet  eud^,  ©ö^ne  @otte§, 
er£)ebet  euc|  mit  mir,   Streiter   S^rifti,    gegen    bie  geinbe    feinet 
^reuseä  unb  bie  SSerberber  ber  SBa^r^eit  unb  gfJein^eit  be§  fat^o-^ 
lijc^en  ©laubenS:   ^eter  STutier,  ^eter  (Sonc^e,  ©onc^e  a}Zercabier. 
^d)  befehle  euc|  in  ber  ßroft  @otte§,  fie,  bie  fic|  in  §Dj)Ien  der= 
bergen  unb  in  ginfterni^  n)anbern,  aufäu[uc|en,   gu  ergreifen  unb 
mir  päufü()ren;   ben  (grgreifern  öerf preisen  toir  ewigen  So^n  öon 
©Ott  unb  and)  angemeffenen  seitli^en  ßntgelt.     2Bci(^et  alfo,  ba^ 
bie  SBöIfe   nicbt  einbrechen  unb  bie  «Schafe   ber   §erbe  gerrei^en. 
©eib  ftanb^aft,   bamit  bie  geinbe  be§  @Iauben§  nid^t  fliegen  unb 
entfd^Iüpfen.     Xoutoufe  am  gefte  be§  ^I.  Saurentiu§  1309"  (Prac- 
tica, Bibl.  de  Toul.  ms.   121,   1'«  sörie). 

Ueber  bie  93eftec^Iic|feit  ber  Qnquifitoren  finben  fic|  in  einer 
^anbfc^rift  au§  ber  ajJitte  be§  13.  Sa^rf)unbert§  (1250—1258)  auf 
ber  ©tabtbibliot^e!  öon  (Ilermont  intereffante  iSetege  (9Zr.  136a 
be§  allgemeinen  Katalogs).  S)ie  ®ominifaner  unb  granjigfaner, 
bie  beiben  großen  2;räger  ber  ^nquifition,  n^urben  reic^  burd^  i^re 
Sl^ätigfeit. 


32  ®rfte§  93u^.    $apfttt)um  unb  Sn<?"ifitioTt. 

©in  Be[onbere§  SSort  er^eifc^en  bte  Snquifition§gefängniffe. 
®enn  ^unberttaufenbe  tion  9}?enf(^en  ^atien  lange  Sa^re,  öiele  lebend» 
länglid^  in  i^nen  jugebracfit. 

(£in  j^ranjofe,  ber  gmei  Qafn^e  iw  ^nquifitionSgefängniB  ju  ®oa 
gefongen  gehalten  tt)urbe,  fd^reibt  über  biefen  Drt:  S^er  Werfer 
beftel^t  au§  gtüei  ^Räumen,  einer  im  untern  @tod  für  bic  SUJänner, 
ber  anbere  im  obern  8tocf  für  bie  grauen,  ^eber  $Raum  ift  40  gu^ 
lang  unb  15  gu^  breit,  ^n  biefem  9taum  tuaren  n)ir  ju  40  ^erfonen. 
3ur  S3efriebigung  unferer  natürüctien  Sebürfniffe  hjar  in  ber  Tlxttt 
be§  9taume§  eine  (Senfung  angebrarfit,  in  bie  tt)ir  unfer  SBaffer 
liefen;  für  bie  übrigen  2(u§Ieerungen  föar  ein  großer  'S^rog  ouf= 
geftellt,  ber  ^raeimal  in  ber  SBoc^e  geleert  ft)urbe.  2lu§  bem  t^rauen- 
ferfer,  ber  über  un§  lag,  ficferte  ber  Urin  burd^  bie  XecEe  in  unfern 
Werfer  (Relation  de  l'Inquisition  de  Goa,  Paris  1688,  8.  59;. 

2(m  21.  2}?ai  1696  riditete  W  „gro^e  Sunta"  üon  Spanien 
eine  ©ingabe  on  ^önig  Sarf  IL,  in  ber  e§  t)eif)t:  „®er  S^redfen, 
ben  ber  blo^e  ©ebanfe  an  bie  Werfer  be§  f)ei(tgen  Officium  einflößt, 
ift  fo  gro^,  ha^,  aU  im  ^a^re  1682  bie  ^Beamten  ber  ^nquifition 
eine  ^^rau  in  ©ranaba  öer^aften  njottten,  biefe  ^^rau  fo  öon  (5nt> 
fe^en  ergriffen  ttjurbe,  ha}^  fte  fid^,  um  ber  ©inferferung  gu  ent» 
ge^en,  au§  bem  ^^enfter  ftürjte  unb  babei  beibe  SSeine  brac^.  2;er 
■J^ob  erfc^ien  i!^r  weniger  frf)recflic^,  al§>  in  bie  §änbe  ber  ^eiligen 
Snquifirton  gu  fallen"    Slorente,  IV,  1?;. 

Wü  fRücfi'ic^t  auf  ba§  Qnquif  itionSg  ef  ängni^  öon  (^ax-- 
caffonne  fagt  SRoIinier  (L'Inquisition  dans  le  Midi  de  la  France, 
^ari§  1880,  @.  449):  „Sebe§  befd^reibenbe  SBort  ift  leere  ^^rafe 
gegenüber  ber  SSirflid^feit,  lüie  man  fie  bort  fielet.  2Bar  bie 
fd^werfte  (Strafe  ber  ^nquifition  ber  Zoh ,  ober  bie  ©inferferung 
in  fo(c^en  Drten?  9}ian  fann  barüber  3lueifeI  f)aben.  ^ort  0er= 
geirrten  fid^  bie  befangenen  langfam,  o^ne  Suft,  o^ne  Sid^t,  an  bie 
SO^auer  gefettet,  bie  j^üße  mit  Letten  belaftet.  2)ort  fanb  njo^I  fein 
(Snbe  S3ern^arb  SJelicieuj,  alg,  auf  ben  ausbrücflic^en  Se^ 
fe^I  be§  ^apfte§  3oJ)ann  XXIL,  bie  gan§e  Strenge  be§  Snp^i' 
fition§rec^te§  gegen  i^n  angeiüanbt  mürbe,  ma§  nic^t  einmal  feine 
erbittertften  geinbe,  bie  ^ominifaner,  gemagt  Ratten,  ©r  mar  alt, 
unb  ber  Xob  erlöfte  if)n  balb.  UebrigenS,  ob  alt  ober  jung,  mit 
bem  ©intritt  in  biefe  Werfer  mu^te  bie  Hoffnung  auffteigen,  balb 


IL  ^nx  ®eid)id)tc  itnb  üom  ^i\cn  ber  ^nquifition.  33 

ju  eubigen.  2;ort  ju  leben  luor  unmögüc^ ;  man  ftarb  bort  tno^I 
noci^  fdjnetter,  al§  i{)re  SrBauer  felbft  ey  al)nten.  (Sie  tröfteten  fic^ 
oI)ne  3^sifel  "lit  bem  8cf)tüeigen  {()rer  Opfer.  Slber  e§  !am  üor, 
bo^  felbft  biefe»  (Schweigen  gebrocfien  5üurbe,  unb  bann  entftanb 
ein  Sfanbal,  ben  bie  ^nquifition  ni(f)t  üor^ergefeljen  ^atte.  ^ie 
Ungtücflicrjen,  bie  bort  fd)niad^tetcn,  fc^rieen  fo  laut,  ha'l^  felbft  ha§ 
$a|)fttf)um  fic^  t^u  üerftetien  muBte,  fie  ju  pren.  ^m  ^a^re  1306 
erf(f)ienen  ,^iüei  ^arbinäle  in  dorcaffonne;  fie  liefen  ficE)  bie 
Werfer  öffnen.  SBa§  fie  bort  fa(}en,  mu^te  fie  mit  Sntfe|en  er* 
füHt  £]aben.  3)lan  fann  i>a^  frfjlie^en  auy  ben  QSerorbnnngen,  bie 
fie  fofort  erliefen.  Stber  ha  9?om  bie  SSefdiüljerin  ber  SnQuifition 
tuar  unb  blieb ,  üerantinortlid^  für  it)re  ^^fjaten ,  fo  Ratten  bie 
^arbtnäle  Stec^nung  ju  tragen  bem  IRufe  be§  §ofe§,  beffen  5)iener 
fie  ttiaren." 

Ser  fatf)oIifd)e  S(nftalt§geift(idje  am  Sanbe^gefängni^  ju^^rei» 
bürg  im  S3rei§gau,  ^art  ilrau^,  entwirft  unter  forgfältiger 
ißenu^ung  ber  Duellen  folgenbe  (S(i)t(berung  ber  ürcfilic^en  Sn^ui' 
fitionSgefängniffe:  Seber  ©cfangene  erhielt  jioei  SSaff ertrüge,  einen 
§um  SKafdjen,  einen  §um  ^rin!en,  einen  Sefeu  jum  ßeljren,  eine 
3J?otra|e  jum  ©d^tafen  unb  ein  @efä^  für  bie  natürlichen  S5e- 
bürfniffe,  ha§  atle  oier  %ag,t  ausgeleert  lourbe.  '^m  Sterfer  tvav 
ftrengfte§  (Sditüeigen  üorgefc^rieben.  Söcun  Giner  jammerte,  ober 
®ott  um  §ülfe  anf[el)te,  fo  f(^(ugen  it)n  bie  3(uffet)er  oljne  @r= 
barmen;  felbft  ^uftenanfäöe  ber  ©efangenen  n^urben  mit  ©dalägen 
unterbrüdt.  gür  ben  Unterf)alt  ber  ©efangeneu  mürben  bem  ®e= 
föngniBWarter  für  STag  unb  ^opf  3.  SS.  im  SnquifitionSterler  §u 
©arcaf  fonne  8  deniers  —  ettna  8  ^fg.  nac^  unferm  (Selbe  —  tier* 
gütet.  Unb  babei  moKte  felbftoerftänbüd)  ber  ©efängni^iuärter  auc^ 
noi^  oerbienen.  SDie  Sf^afiriing  mar  fo,  baj?  felbft  ein  QJregorIX. 
fid)  üeranla^t  fal),  bie  ^nquifitoren  ju  ermafinen,  bie  befangenen 
ni(^t  üor  junger  umfommen  311  laffen.  S)ie  ^nquifitionsferfer  in 
©übfranfreid)  maren  meiftenS  unterirbifd^ ;  burd)  eine  Ceffnung  in 
ber  9}iauer  mürbe  bie  9Za(}rung  unb  üon  ^^it  5«  3eit  ein  frifc^e^ 
§emb  gereicht.  SSenn  moglid)  mürbe  ©injel^aft  bnrdjgefü^rt. 
Sid)t  ju  brennen,  mar  unterfagt,  fo  baf3  befangene  oft  "^dju  lang 
in  öollftänbiger  SunMiieit  jubrac^ten.  S3üd)er,  oud)  bie  S5ibet, 
tüurben  oermeigert,  benn,  fo   ()ie^  e§,   „"öa^  wafjxz  93udi  ift  bie 

ü.  >P)oen^6rüed),  $apfttf)uin.    I.  3 


34  (Bx\ttä  aSu^.    ^a^)ftt{)um  unb  Snpuifition. 

SBa'^rl^eit  fagen:  verum  librum  esse  veritatem  dicere"  (a.  a.  D.). 
SBafinfittn  unb  ©elbftmorb  traren  l^äufige  fjolge  joltfier  ©efängnifi* 
f)aft.  „Unb  ein  foI(f)e§  ©efängnt^  trug  bie  Stuffd^rift  Casa  santa, 
l^eUigcS  §au§"  (3ur  ®efc|ic^te  ber  ^nquifition  in  ber  Sangueboc 
im  13.  unb  14.  ^atir^unbert:  „S^orb  unb  ©üb"  1890,  ©.  238  ff.; 
Sm  Werfer  üor  unb  nac^  e{)nftu§,  greiburg  1895,  @.  328  ff. 
SSgl^.  unten  bie  $8ef(|reibung  be§  ^egengefängniffeS  ber  3ütft= 
bifd^tjfe  öon  Somtierg). 

Slnberel  jur  ^enngeic^nung  be§  2Befen§  ber  ^nquifition,  föie 
®üter6efd)Iagna:§me,  f^olter,  3eit  genoerneiimung , 
gallftricfe  beim  SSerpr,  ©rb--  unb  2(mt§unf äf)igf eit 
u.  f.  lü. ,  fommt  im  2(bf(f)nitt  „|)onbbüc]^er  ber  ^nquifition"  jur 
©prac^e. 


III.  ^anbBü(^er  ber  3nqutfttton, 

Sn  großen  Umriffen  ^aht  \ö)  ®ef(i)ic^te  unb  SBefen  ber  ^nc^m-- 
fttion  üorgefütirt.  SDer  ©egenftanb  ift  aber  ju  toic^tig,  aB  ba^ 
ba§  ©ebotene  genügen  bürfte. 

2Ber  fic^  einen  umfaffenben  unb  lt)af)ren  S3egriff  tiont  SBefen 
ber  päpftlic^en  ^nquifition  machen  lüiK,  mu§  biefen  S3egriff  fc^ö^fen 
ou§  ben  §anb»  ober  Sefirbüc^ern  ber  ^nquifttion. 

2tu§  ber  9}Jenge,  bie  über  bie  Snquifition  gefc^rieben  ^aben, 
greife  i(f)  fecf)§  {)erau§,  bereu  Slnfe^en  unbeftritten  ift:  bie  ®omi» 
nüaner-'^nquifitoren  SSernljarb  ®uiboni§,  S^üoIauS  (£^» 
meric  unb  X^oma§  SJieng^ini,  ben  giSfal  ber  römif^en  Sttqui» 
fition  ©arena,  ben  ^onfultor  ber  ficilif(f)en  Sitquifition  9lnto« 
niu§  SDiana  unb  ein  ^nquifitiong^aubbuc^  be§  grauäi^» 
!ancrorben§. 

1.    ®ie  Practica  Inqnisitionis  haereticae  pravitatis 
be§  SttquifitorS  S3ernf)arb  ©uibottig. 

$8ern:^arb  ®ui  ober  ©uiboni^  rturbe  im  '^a^xt  1261  in 
Sfloi)ere§  geboren;  mit  18  ^^^^i'en  1279)  trat  er  in  ben  SDomi» 
nifanerorben,  in  meldiem   er  noc^   unb  nad^  bie  pct)ften  Stemter 


III.  ^onböüc^ec  ber  Snpuifition.  35 

beHetbete.  1306  lüirb  er  gum  |3äpftric^en  Snquifitor  für  2;on" 
loufe  ernannt.  Sn  biefer  bamal§  ungeheuer  mäd^tigen  ©tettung 
bleibt  er  17  ^a^re  lang.  (Seine  X^ätigfeit  aU  ^nquifitor  toirb  üer-- 
anfc^auüc^t  burcl  bie  öon  ßimborc^  üeröffentlic|ten  „Urt^eile",  bie 
alle  öon  ®uiboni§  ftammen  (unten  @.  158),  unb  burd§  bie  Sflad^rtdit, 
ha^  er  fed^§^unbert  unb  fieben  unb  breifiig  ^e|er  wöfirenb  feiner 
Stmt^jeit  öerbrennen  lie^  (Recueil  des  Hist.  des  Gaules  XXI, 
@.  23).  @uiboni§  toar  ein  Söertrauter  ^a^ft  ^o^annXXII.,  ber 
i^n  (1324)  5um  SSifc^of  öon  SobeOe  machte.  5ir§  folcfier  ftarb 
er  am  30.  ©esember  1331. 

(Seine  Practica  Inquisitionis  haereticae  pravitatis  ift  für  bie 
^enntni^  unb  SSeurt^eiümg  ber  ^nquifition  üon  gerabeju  unf(^ä|-- 
barem  SBert^.  S(t§  9J?ann  langiäljriger  @rfaf)rung  unb  f)öc^ften 
2lnfe^en§  giebt  er  feinen  3tmt§genoffen  praftifc^e  Slnrteifung  für 
bie  SluSübung  ifirer  X^tigfeit. 

„^ein  Slnberer",  fagt  SDouaiS,  ber  Herausgeber  ber  Practica, 
„fonntc  beffer,  nacfibrucfSüoIIer  unb  genauer  über  bie  Sn^uifition 
fclireiben,  al§  ßJui.  @r  tüollte  ein  §anbbucf)  für  ben  Snquifitor 
fd^affen.  S)iefe§  ßie^  ^ßt  er  öoKfommen  erreicht;  fein  2Ber!  l^at 
ben  getoünfd^ten  ©rfolg  gehabt,  ©ine  intereffante  33emer!ung  auf 
S.  106  ber  Xouloufer  §anbfc^rift  ber  Practica  au§  bem  ^ai)vt 
1486  berid^tet,  ha'i^  fie  tliatföd^Iicf)  ein  |>anbbud^  für  bie  SDomini-- 
!anerinquifitoren  öon  ^^outoufe  getoefen  ift,  unb  ta^  bie  Snqui= 
fitoren  öon  SSorbeauj  fii^  öon  ifir  eine  Slbfd^rift  erbeten  ^aben" 
(Practica  Inquisitionis  heretice  pravitatis,  Ed.  ^ouaii,  ^ari§  1886, 
(Sinleitung  (S.  VIII). 

®ui  ^at  fein  ^anbbud^  in  fünf  ^fieite  getl^eilt.  ®ie  brei  erften 
Slbtl^eilungen  bel^anbelu  ta§>  3nquifition§öerfaf)ren  in  brei  Slb- 
ftufungen:  SSorkbung  unb  SSerIjaftung;  greif|3rec£)ung  unb  ©traf» 
änberungen;  SSerurtt^eitung.  Sür  jebe  Slbtl^eilung  finb  50'^Ireic^e 
@d^emata  beigegeben  —  im  ©an^en  141  — ,  in  bie  für  bie  öor« 
fommenben  ?5äIIc  nur  bie  9iamen  u.  f.  tt).  ein^ufelen  finb. 

SDie  öierte  Slbtl) eilung  entl)ält  bie  Erörterung  über  „bie  SKactit 
ber  Snquifition".  ®ui  bef(|reibt  bie  (Sr'^aben^eit  ber  ^nquifition 
unb  bie  2(u§bet)nung  ilirer  ©ehalten;  unter  ^Berufung  auf  bie 
^öpftlid^en  (Sriaffe  betont  er  ben  ^äpfttid^en  S^arafter  ber  '^n-- 
quifition. 

3* 


36  ©rftei  93ud|.    ^ap[tt£)iim  unb  ^nQuifition. 

®ie  fünfte  5lbtl)etlung  gieBt  eine  Ue&erficfit  über  ßiefi^idjte  unb 
SSefen  ber  banmligen  ^e^ereten. 

®a  ber  erfte,  stüeite  unb  bvitte  X^t'ü  (51.  a.  D.,  ©.  3—171) 
nur  eine  (Sammlung  üon  Formularen  gum  ©ebraud}  für  bie  öer* 
fd)iebenften  gälle  ift,  fo  fann  ic^  {)ier  furj  fein. 

Sn  allen  Formularen  fommt  ba§  ©elbftbeiüu^tfein  be§  Si^Qui= 
fitor§  unb  feine  Berufung  auf  bie  :päpftlid)en  $ßo(Ima(f)ten  ftar! 
5um  2(u5brucf.  2)er  ^nquifitor  „befiehlt"  ben  trieltli(j^en  ©ematten; 
er  ^^etfc^t  üon  if)nen  „©e^orfam"  unter  Stnbrot)ung  fdiwerfter 
©trafen. 

SÜßie  e»  bei  einer  „®Iauben§prebigt"  (sermo  fidei  —  actus 
fidel  —  Auto  da  Fe)  juge^t,  tt)irb  am  5(nfang  be§  brüten  %^dh§> 
anfdjaulic^  befdirieben  (@.  83—86): 

„^ad)  ®ntgegenna{)me  ber  ©eftänbniffe  über  bie  ^e^eret  unb 
t^re  Söegünftigung  unb  nad^  (Sriebigung  ber  ^rojeffe  gegen  Sebenbc 
unb  2;obte  [^e^er]  fc^reiten  bie  S^^^itifito^ßii  '"tit  ^^^  gebüf)renben 
Feierli(|feit  jur  ®Iauben§prebigt,  bei  ber  2o§f^)red)ung  ober  S3e» 
ftrafung  erfolgen  je  nac^  SSerbienft  ober  9}Ji^üerbienft. 

„3nerft  finbet  eine  furje  ^rebigt  ftatt,  unb  ber  üblid^e  Slblo^ 
tüirb  öer!ünbigt.  3*^siten§,  bie  ^nquifitoren  uetimen  ben  (Sib  ber 
tt)eMd)en,  fönigltdjen  ^Beamten  entgegen.  ^Dritten»,  biejenigen, 
benen  e§  geftattet  ift,  legen  if)re  S3u|freu5e  ab.  S3ierten§,  9}länner 
unb  Frauen  toerben  au§  bem  ©efängni^  l^erauSgefül^rt,  unb  33uBen 
unb  2öattfaf)rten  werben  i^nen  auferlegt.  Fünften^,  bie  S3ergef)en 
ber  ©injeluen,  über  bie  ba§  Urttieil  gef^jrodjen  loerben  fotl,  tüerben 
in  ber  9)Jutterfprac|e  üorgetefen  in  folgenber  Drbnung:  (Srften§ 
berjenigen,  bie  tjerurtlieilt  finb  gum  STragen  tion  SSuBfreujen  ober 
gu  Sßaüfa^rten  ober  ju  einer  beftimmten  SebenSireife;  §tt)eiten§ 
berjenigen,  bie  einge!ertert  U)erben;  brittenS  berjenigen,  bie  al§ 
falfdie  beugen  beftraft  unb  eingeferfert  werben;  öiertenS  ber 
^riefter  unb  £lerifer,  bie  begrabirt  unb  eingeferfert  tüerben; 
fünftens  ber  üerftorbenen  ^e|er,  bie,  wenn  fie  nod)  lebten,  ein-- 
geferfert  würben;  fed)§ten§  ber  üerftorbenen  te^er,  bereu  Seiber 
auszugraben  finb;  fiebenten§  ber  flüchtigen  ^e|er;  achtens  ber 
rüdfälligen  ^e|er,  bie  bem  weltlidien  2(rm  ju  übergeben  finb. 
3ule|t  wirb  bie  ^ei'ftöi^iing  ber  |)äufer  au§gef|)ro(^en,  in  benen 
^e^er  geWol)nt  ^aben  ober  oufgefunben  Worben  finb." 


III.  §anbbü(f)er  ber  ^nquifitton.  37 

®er  Stb,  bell  bie  tüeltlicfjen  uub  lönigdi^en  ^Beamten  ben 
^nquifitoren  leiften  mujsten,  lautete:  „2Bir  .  .  .  fc^tüören  bei  ben 
fieiligen  ©oangelien  (^otte§,  baf3  trir  beii  ©lauben  unfere§  ^errn 
Sefu  d^riftt  unb  ber  f)ei(igen  römifd^en  ^trdje  I)elüa{)ren  unb  gegen 
Slffe  nac^  Kräften  üert^eibigen  nperben;  tüir  f(i)tüören,  ba^  n)ir  bie 
^e^er  unb  iE)re  Segünftiger  verfolgen  unb  ergreifen  tnerben,  reo 
immer  luir  fönnen,  unb  ba^  n^ir  fie  ber  Eircfie  unb  ben  SuQiii- 
fitoren  anzeigen  lüerben,  wo  immer  tüir  tt)iffen,  ha^  Ke|er  jirf)  auf= 
^(ten;  n^ir  fc^mören,  ha'^  lt)ir  fotdjen  ^eftiteuätalifdien  ^erfonen 
fein  öffentliches  Stmt  übertragen  merben,  au^  allen  anberen  nidöt, 
benen  üon  ben  ^nquifitoren  bie  güf)rung  eine§  5(mte§  unterfogt 
ift;  auä)  merben  tüir  ni(f)t  geftatten,  baf?  ©oldie  im  2tmte  bleiben; 
toir  fd^tüören,  ba§  lüir  feine  l?e|er  in  unfere  gamilie,  in  unfern 
SSerfe^r  ober  in  unfern  ©ienft  aufnehmen  tuerben;  foüte  eS  o'^ne 
unfer  Sßiffen  gefc^efjen,  fo  tuerben  tnir  fie,  fobalb  bie  ^nquifitoren 
e§  un»  mitgetüieilt  l§aben,  fofort  öerjagen.  hierin  unb  in  Sldem, 
\va§  jum  Slmte  ber  ^nquifition  geljört,  nierben  tüir  gef)orfam  fein 
©Ott,  ber  römifdien  Kirche  unb  ben  ^nquifitoren.  @o  tüaljr  un§ 
©Ott  ^etfe  unb  biefe  feine  ^eiligen  ©üangelien"  (@.  87). 

Sßier  t^ormutare  (8.  121 — 126)  enf^atten  bie  Urtfieile  gegen  üer* 
ftorbene  ®e|er,  „bereu  ©ebeine  auszugraben  unb  §u  üerbrennen  finb". 

S^ie  Formulare  29,  30,  31,  32,  33,  34  iß.  126—136)  be= 
treffen  rüdfäflige  unb  unbu^fertige  S?e^er,  bie  „bcm  tüeltüc^en  3trm 
(geuertob)  gu  übergeben  finb". 

jj)er  üierte  ^^Ijeil  ber  Practica  beginnt  mit  ber  Stuf^ä^Iung 
ber  ben  ^nquifitoren  öon  ben  ^äpften  gemät)rten  SSoIImac^ten  unb 
SSergünftigungen.  ©uiboniS  nennt  bie  ^ä|}fte  ©regor  IX.,  ^nno- 
Sen§  IV.,  5irej:anber  IV.',  Urban  IV.,  K(emen§  IV.,  ©regor  X., 
9HfoIau§  IV.  2((Ie  biefe  ©rlaffe  feiner  $ßorgänger  Ijot  S3onifa§  VIII. 
burcf)  feine  eigenen  üermef)rt  unb  bem  fanonifc^en  3fted)t  einöerleibt 
(De  haereticis  libro  6'°). 

©leic^  ()ier  fc^on  madjt  ®ui  auf  bie  S3Iutgefe^e  Kaifer  ^^neb* 
rid^  II.  aufmerffam  unb  tfjeilt  hk  ()öcf)ft  bebeutfame  2;tjatfac^e  mit, 
bo^  biefe  S3Iutgefe^e  bem  Setreiben  be§  ^apfteS  (©regor  IX.) 
i^r  flu(^tüürbige§  ®afein  üerbanfen  (unten  ©.  172  ff.). 

5S)iefe  53(utgefe|e  finb  bem  päpftürfjen  ^nquifitor  fe{)r  an'!§ 
^erj  getüadifen;    mieberf^ott  fommt   er  ouf  fie  äurüd;  fd^Iie^irf) 


38  ©rftel  93uc^.    «ßapftt^um  unb  ^nquifttion. 

empfief)It  er  feinen  2lmt§genoffen,  fie  in  einem  eigenen  S5uc^e  be-- 
ftänbig  bei  ftd^  gu  tragen  (@.  203). 

3)ie  ©r^abenl^eit  ber  ^nquifition  ergiebt  fid§  ou^  üier  fünften: 
fie  ift  erijaben  burc^  i^ren  Urfprung,  ha  fie  üom  apoftolifd^en 
Stuhle  ^erftammt,  fie  ift  geitlic^  au§gebe£)nt,  ha  ber  apoftolifc^e 
©tu'£)I  fie  bauernb  eingerichtet  ^at,  fie  ift  tief  unb  fräftig  in  t^rer 
2Bir!fam!eit,  fie  ift  tüeit  auSgebe^nt  im  9?aume  (S.  175j. 

S)iefe  üier  fünfte  fü^rt  ß5ui  tüeitläufig  ou§.  Unter  Stnberm 
bcmerft  er  §u  i^rer  !räftigen  2Bir!famfeit  [solida  operatio  seu 
actio]:  „2)ie  ®j!ommuni!ation  ber  S^quifitoren  ift  fräftiger  aU 
bie  übrigen  ©jfommunüationen:  bie  Snquifitoren  !önnen  bie  h)elt= 
ticken  ©ctüalten  stningen  [cogere],  bie  öon  it)nen  eEfommunigirten 
^erfoncn  in  5I(^t  unb  33ann  5U  t{)un;  aud^  fönnen  fie  bie  melt* 
lidien  ©etüalten  jlüingen,  ha^»  Vermögen  ber  (Sffommunijirten  p 
befd^lagna'^men"  (S.  176;. 

@ui  befürtüortet,  ba^  bie  ^nquifitoren  l^äufig  ©nabe  tierfpred^en 
foüen,  tüeil  baburd^  bie  Segnabigten  üeranla§t  tüürben,  Stnberc 
an^useigen,  üon  benen  man  noc^  nic|t§  tüiffe;  fo  locfe  man  bie 
liftigen  ©erlangen  au§  i^ren  Sc^Iupfroinfeln.  „SBenn  aber  ©inigen 
biefe  ©nabengetüä^rung  tf)öri(^t  erfc^einen  follte,  befonberä  toeil  ha^ 
burd^  bie  i8ef(^IognaI}me  ber  ©üter  ben  lt)eltli(f)en  §erren  entgeht, 
fo  füllen  biefe  tüiffen,  ba^  baburc^  SSiele  üeranla^t  toerben,  l^eim» 
Iid)e  ^e|er  anjuseigen.  ®a§  ift  aber  nid)t  nur  ber  (Sad^e  be§ 
@Iauben§  bienlid^,  fonbern  fe^r  oft  fann  barauf^in  weit  mef)r  SSer* 
mögen  öon  ben  burd^  bie  33egnobigten  hingeneigten  befd^Iagna^mt 
toerben,  aU  üon  ben  Segnabigten  felbft  befd^tagnat)mt  loorben  träre. 
Unb  fo  fc^Iägt  e§  gum  Sflu^en  be§  ©inselnen  unb  ber  ©efammt^eit 
au§,  unb  \üa§  bei  Ginem  tierloren  gu  getien  fd^ien,  tüirb  mit  Qu^ 
tüac§§  bei  Stnberen  lüieber  eingebracht"  (S.  185 ;  tjgl.  bie  öom  '^n-- 
quifitor  (£t)meric  empfof)Ienen  gaüftricfe  unten  @.  41). 

S^odE)  einmal  betont  ß^ui,  ba^  bie  Snquifitoren  ouf  bie  2tu§= 
fül^rung  ber  58Iutgefe|e  griebrid^  II.  bringen  fotlen  (@.  193). 
S^ie  ^nquifitoren  !önnen  alle  weltlid^en  ©eroalten  äföingen,  i^ncn 
bienftbar  gu  fein  (©.  200);  fie  lönnen  fie  befonberS  jtüingeu,  bie 
®efe|e  ^aifer  gnebrid^  II.  in  bie  ©täbteorbnungen  auf§unel)men 
(©.  202);  fie  !önnen  aud^  ejfommunigirte  f^ürften  unb  Cbrigfeiten 
^tüingen,  bie  ^nquifition  p  unterftü|en  (S.  207).     SEie  ^nquifitorcn 


III.  §anbbüc^er  ber  ^nquifttton.  39 

fönnen  bie  |)äufer  §erftören  laffen,  in  benen  ^e^er  getuofint  laben 
ober  aufgefunben  tüorben  finb  (@.  208).  S)ie  ^nquifitoren  finb  fo 
menig  irgenb  Seotanb  untergeben,  ba^  e§  i^nen  fogar  burd^  päpli'- 
liefen  S3efe()I  üeritoten  ift,  irgenb  ^emanb,  au^er  bem  ^a^[te,  gu  ge= 
l^ori^en  (8.  209).  ^ebermann  f)at  \xä)  ben  Snquifitoren  ju  ftellen 
(©.  212). 

„^^i^ed^ßi^Sttquifitioniftbie^erftörungber^elerei; 
"oit  ^e^erei  !ann  aber  ni(^t  gerftört  lüerben,  au^er  burd^ 
SSernid^tung  ber  ^e^er;  bie  ^e^er  !önnen  aber  nic^t  öerniifitet 
lüerben,  au^er  e§  tüerben  aud^  i§re  Segünftiger  unb  35ert|eibiger 
öernic^tet,  tnie  e§  auc^  im  Ö)efe^  gegen  bie  2)iebe  ^ei^t :  fie  fönnen 
nid)t  oerni(^tet  werben,  au^er  "ok  ^djUv  n^erben  mit  bernid^tet. 
2luf  jtüeierlei  3trt  hjerben  aber  bie  ^e|er  üernid^tet: 
erftenl,  inbem  fie  fii^  bon  ber  ^e|erei  gur  fat^oIifdEien  9teIigion 
gurücEmenben,  jtneitenS  inbem  fie,  bem  tüeltlid^en  ÖJerid^t 
überliefert,  för^erlic^  berbrannt  iüerben:  Finis  autem 
offlcii  Inquisitionis  est,  ut  haeresis  destruatur,  que  destrui  non 
potest,  nisi  heretici  destruantur  ....  destruuntur  autem  heretici 

duppliciter alio  modo  quando  relicti  seculari  judicio  cor- 

poraliter  concremanturc   (@.  217.  218). 

„@egen  bie  :^artnäcfigen  ^'e|er  ift  auf  fotgenbe  Söeife  bor§u= 
gef)en:  fie  finb  überall,  ju  allen  Reiten,  bon  iebem  ju  ergreifen 
unb  ber  ®ewalt  ber  ^ird^e  juäufü^ren,  bamit  fie  in  ben  §änben 
ber  ^nquifitoren  ober  ber  Sifcf)öfe  finb,  unb  fo  gefangen  gehalten 
tüerben,  ta'^  fie  5Inberen  nic^t  fc^aben  !önnen.  Sie  finb  läufig 
p  unterrii^ten  unb  §u  ermo|nen,  ta'^  fie  fic|  bon  i|rem  ^rrt^um 
gur  Sinf)eit  ber  ^ircfje  jurücfmenben.  Tlan  morte  löngere  Qdt 
mit  i|nen  unb  fd^iebe  ifjre  SSerurt^eitung  |inau»  au§  bernünftigem 
©runbe;  nämlic|:  erften»,  it)re  S3e!e|rung  bringt  bem  ©efdEiöfte 
be§  ®Iauben§  bieten  S^u^en,  njeit  fie  nac|  ifjrer  S8efe|rung  i|re 
9Jiitfd|uIbigen,  iü)re  @c|tu|3frainfel  unb  if)re  fd|änblicf)en  3ufowmen= 
fünfte  anzeigen  loerben.  3^eiten§,  fo  lange  foldje  ^e^er  gefangen 
gehalten  loerben,  bermut^en  Stnbere,  bie  burd^  fie  angeftedft  lüorben 
ibaren,  ba^  fie  fii^  be!e|rt  unb  9KitfdE)uIbige  angegeigt  t)aben;  bei 
folc^er  SSermut[)ung  fommen  fie  leidster  baju,  über  fi(^  unb  Stnbere 
bor  ben  Snquifitoren  bie  SSat)rf)eit  ju  geftetien.  @oId|c  |artnäcfige 
^e^er  fönnen  aud|  burcE)  bie  Duolen  ber  ?5oIterung  —  jebod^  o|ne 


40  Sr[te§  Sud).    5ßa^fttI)Uin  unb  Snquifttion. 

SSerftümmeluttg  unb  £c6enggefal)r  ^,  ai§  Ütäuber,  ©eetenmörber 
unb  ©aframentenfdiänber,  baju  gebracE)t  föerben,  if)te  ^i-'vtljümer 
unb  anbere  ^e|er  anjugeBen.  SIeiöen  \k  I)artnäc!ig,  fo  follen  fie, 
in  ßJegentoart  ber  lüeltücfien  ©eiüalten,  aU  ^e^er  obgeurt^eilt,  bcm 
tüeltlidjen  Slrm  überliefert  lüerben,  um  mit  ber  gebütjreuben  ©trofe 
Beftraft  ^u  lüerben"  (©.  218.  219).  „58e!e^ren  fid)  ^e^er  nad)  ber 
gättung  be§  Urtf)eil§,  fo  ift  anjune^men,  bn^  fie  fidi  au§  3-urd)t 
üor  bem  SEobe  be!el)ren"  (©.  219).  „Stüdfättige  ^e^er  finb  in 
©egenlüart  ber  mettlid^en  ©eiüalten  ofejuurt^eilen  unb  oI)ne  irgenb 
h)eld)e§  @e^ör  bem  n^eltlidien  3Irm  gu  überliefern,  darüber  Ijei^t 
e§  im  ®efe|e  griebrid)  II.  Commissi  nobis:  ber  S^obeSftrafe 
oerfatten  finb"  u.  f.  tu.  (@.  220). 

SBeltlidie  ^^ürften,  bie  ^e|er  ui(^t  an^  iljrem  Sanbe  üerjogen, 
finb  S3egünftiger  ber  ^e^erei;  ebenfo,  iüenn  fie  bie  Snquifitoren 
irgenblüie  Ijinbern  (@.  228). 

2.  ®a§  Directorium  Inqnisitorum  be§  ^ontinüaner* 
SnquifitorS  9^i!oIau§  (Sanierte. 

S^lüoIauS  @i)meric,  um  ba§  Sßtjr  1320  geboren,  inurbe  mit 
37  ^al^reu  |3äpftlid)er  Ö^eneralinquifitor  für  S(ragouien.  ©eine 
:praftifd)e  2;^ätig!eit  aU  ^nquifitor  toav  lauge  uidCit  fo  bebeutenb 
toie  bie  feineS  Drben§bruber§  ©uiboniS;  in  ber  S5sir!fam!eit  aU 
©djriftfteüer  über  bie  ^nquifition  fte^t  Sljmeric  aber  unübertroffen 
ha.  ©ein  Directorium  befielt  au§  brei  l^dkn.  ®er  erfte  SI)eit 
(©.  1—80)  enthält  bie  !atf)oIifc^e  ®Iauben§Ie^re  (De  fide  catholica), 
bamit  „bie  ®Iaubeu§rid)ter  i(}r  2(mt  gut  erfüEen  fönnen,  ba  fie 
oI)ne  ^enutni^  ber  ®(auben§Iet)re  oud)  bie  ®lauben§irrle^ren  nic^t 
ernennen  Bnuen".  ®er  gleite  2;^eil  (©.  83 — 415)  l^anbett  üou 
ben  ^e^eru;  ber  britteXfjeil  (@.  416 — 744)  öom  SnquifitiouSproje^. 
S)iefer  „SBeglueifer  für  ^nquifitoreu"  {)at  fel)r  üiele  Stuflagen 
erlebt;  bie  befte  ift  bie  römifdje  au»  bem  '^aljxt  1585.  ©ie  ift 
bem  ^opfte  Tregor  XIII.  geföibmet,  ber  fie  burd)  ein  ©rebe  üor 
unbefugtem  S'^adjbrud  bei  ©träfe  ber  @j:!ommuuifation  f($üi^t. 
Herausgeber  biefer  '^in^^abt  ift  grang  ^egna,  ein  :|}äpftli4ier 
2;()eoIoge  großen  2(nfef)en§.  (Sr  i)at  gum  S^ejt  (Sl)meric§  umfang^ 
reid&e  Erläuterungen  (Commentarii)  gefc^rieben. 


III.  §anbbüc^er  ber  ^nquifttioti.  41 

2(I§  Stnfiaiig  ift  biefer  römi[c^en  2(u§gat)e  be§  Directorium  eine 
(Sammlung  atter  „päpftlidjen  ©djreiben,  93ut(en  itnb  S3retien  iei» 
gefügt,  bie  ficf)  auf  bie  ^nquifition  Begießen,  üon  ^nnojenS  III. 
an  t)i§  auf  ©regor  XIII." ;  efeenfo  ein  at|3^betifdje§,  425  9lumniern 
umfaffenbeS  SSerjeidim^  fe|enfcE)er  «Sä^e:  „gur  S3equemlicf)!eit  ber 
^odjlpürbigften  Ferren  ^nquifitoren". 

9}?einer  ^uljaltSangafie,  tviid}^  bie  au§fü{)rlid§fte  ift,  bie  e§  bi§  je|t 
giebt,  liegt  bie  rijmifdie  2(u§gabe  be§  Directorium  gu  ©runbe;  bie 
eingedämmerten  ^aljlen  Bebenten  bie  ©eiten  biefer  5(u§gabe: 

Mnä)  ben  reditgliiubigen  ßinbern  üon  ^e^ern  barf  üom  ^ßermögen 
ber  (Sltcrn  gang  unb  gar  nic^ty  üBerlaffen  tyerben,  nidjt  einmol  ber 
^flidittfjeil,  ber  i^nen  gteidifam  naturrec^tlid)  ge6üf)rt"  (103).  tiefer 
©runbfai^  ift  einer  in'§  fanonifdje  9?ed}t  übernommenen  Söeftimmung 
entfprec^enb,  bie  Snno^enS  III.  erlaffen  I}at.  ®er  ^apft  f)at  nod^ 
bie  Söorte  l^injugefügt:  „^einc  fogenannte  SSarmtiergigfeit  (praetextus 
cujusdam  miserationis)  barf  fid)  biefer  ftrengen  9}?a^regel  entgegen^ 
ftetten,  benn  oft  njerben  nad)  göttUdier  Slnorbnung  bie  ^inber  für 
bie  ©ünben  ber  (SItern  beftraft"  (Decret.  Vergeulis  c.  10.  X.  de 
haer,  V.  7:  bei  @t)meric,  a.  a.  D.,  @.  102;. 

SSon  ben  3^atr)fd){ägen,  bie  beut  ^nquifitor  ertfieilt  lüerben,  um 
üom  2Inge!(agten  baS  ßingeftänbni^  feiner  S?e|ereien  f)erau§  gu  be- 
fommen,  feien  folgenbe  ongefü(jrt  (465):  „SSenn  ber  ^nquifitor 
merft,  ha'^  ber  befangene  feine  ^e^erei  nid)t  eingeftef)en  iriill,  fo 
gebe  er  if)m  mit  freunbtidjen  SBorten  ju  üerfteljen,  talß  er  bod^ 
fdjon  Sitte»  tüiffe  (obfdjon  er  nidit»  tuei^)."  „@iet)t  ber  lyi^qnifitor, 
ba^  ber  befangene  nic^t  geftef)en  mtl,  unb  iia^  er  nod^  nid^t 
burc^  3eiigeu  überfüljrt  ift,  fdieint  e§  i()m  aber  tüafir  §u  fein, 
h)al  gegen  ben  ©efongenen  auSgefagt  tt)irb,  fo  blättere  er  in  ben 
2I!ten  unb  fage:  eg  ift  Har,  ta'i^  hn  nidjt  bie  2öal)r^eit  fagft,  fo 
ba^  ber  ©efaugene  glaubt,  er  fei  überfüfirt.  Dber  ber  ^n» 
quifitor  neljmc  ein  ^a^ier  in  bie  §aub  unb  f|3red;e  mit  bem  2lu§' 
brud  be§  (SrftaunenS  jum  ©efangeucn:  2öie  !annft  bn  leugnen? 
Wiv  ift  2((Ie§  !Iar.  Unb  bann  tefe  er  in  bem  ^a^ier  unb 
fage:  Sc§  ^abe  5Red)t  gef)abt;  gefte^e  je^t,  ba  bu  fieljft,  ha'^  \6) 
e§  wei^  (466)."  „^öeljarrt  ber  (befangene  auf  feiner  SSeigerung,  fo 
ftelle  fic§  ber  Snquifitor,  al§  muffe  er  üerreifen,  unb  fpredje:  ^6) 
l^abe  SOZitleib  mit  bir  unb  Ijätte  bid^  gerne  rafc^   loggetaffeu,  lüeil 


42  ©rj'tel  SBucf).    ^apfttf)um  imb  ^nquifitton. 

bu  leidet  ©d^aben  an  beiner  ©efunb^eit  neunten  !ann[t.  ^e|t  aber 
«lu^  iä)  aöreifen  unb  id^  Joei^  nid^t,  h)ann  td^  prüdfornme.  S)a 
bu  nun  nic^t  Befennen  h)it(ft,  fo  ntu^  idE)  bicE)  leiber  bi§  ju  meiner 
'Stüdk^x  gefeffelt  im  Werfer  Belafjen.  5Dann  tüixh  ber  ©efangene  föo^t 
anfangen  gu  Bitten,  ba^  er  nid^t  im  Werfer  belaffen  Ujerbe,  unb  fo 
irirb  er  ütelleid^t  anfangen,  §u  geftef)en  (466)."  „2BitI  ber  ^e|er  gar 
nidE)t  Belennen,  fo  fd^icfe  ber  S^quifitor  einen  gum  ©lauben  ^e= 
fe'^rten  §u  if)m  l^inein.  S;iefer  ftelle  fid^,  aU  ob  er  nod^  ju  feiner 
(be§  ^e|erg)  ©efte  gel^öre.  ^ai  er  be§  gefangenen  ^e|erl  SSer= 
trauen  erlangt,  fo  fomme  er  eine§  2tbenb§  fpät  in  ben  Werfer, 
äie^e  ha§  ©efpröd)  f)in  unb  gebe  enblidE)  öor,  e§  fei  ju  fpät,  um 
nad^  |)aufe  §u  ge^en.  (5r  bleibe  bann  mit  bem  ^e|er  bie  9iad^t 
über  im  Werfer  unb  fe^e  bie  ©efpräd^e  fort.  S)er  SSefuc^er  üer= 
anlaffe  bann  ben  ^e^er,  ju  fagen,  lüa§  er  getrau  |at.  SBä^renb 
beffen  fei  el  fo  eingerid^tet,  ba^  Sinige  an  ber  Z^üxt 
l^ord^en,  unter  it)nen  an<^  ein  9Zotar,  um  bie  äßorte  auf= 
auftreiben"!  (466). 

SDen  9iat|f(i)Iag,  htm  eingejagten  bie  gegen  il)n  auftretenben 
3eugen  niemal»  ju  nennen,  be^eid^net  er  aU  „fe|r  Iieilfam"  (salu- 
berrima  sententia),  tueit  fic^  fonft  fd^ttierlid^  nod^  ^emanb  finben 
tüürbe,  ber  ^e|er  pr  Slnjeige  bräd)te  (468). 

3u  bem  9ftat{)fc^Iag,  man  folle  bem  Slngeftagten,  bamit  er  ge- 
ftelle,  @nabe  üerfpredfien,  erörtert  ^egna  bie  Srage,  ob,  nad^bem 
ouf  bie§  SSerfprec^en  t)in  ber  2(nge!Iagte  geftanben  Ijalt,  ta§  S5er- 
fpred^en  gu  t)alten  fei.     SSiele  ST^eoIogen  föerben  angefüüirt,   bie 


1  ©in  fefir  le^rreic^el  SSeijpiel,  trie  bie  ^nquifitoren  Unfiiiulbige  in  ber 
SRebe  fingen  unb  fte  fo  gu  Sehern  motten,  bieten  unl  oud)  bie  intereffanten 
Lettres  des  Consuls  du  bourg  de  Narbonne  ä  ceux  de  Nimes  au§  bem 
^aiire  1234  (bei  Menard,  Eist,  de  la  ville  de  Nimes,  I,  Preuves  ©.  73): 
„©ie  [bie  ^nquifitoren]  legen  ungebilbeten  unb  einfältigen  SKenfd^en  folgenbe 
fragen  bor:  ©loubft  bu,  bafe,  wenn  ein  SBeib  empfängt,  bteä  burd)  ®ott 
ober  burcf)  ben  2)^cnjc^en  gejc^ieljt?  SBirb  geantmortet:  burd)  ben  SJlenft^en, 
^0  f)ei^t  t§:  al\o  bi[t  bu  ein  Äe^er,  benn  bie  Äe^er  fogen,  ia^  ber  böfe  ®eift 
unb  ber  9)?enjd),  nid)t  aber  ®ott,  ben  3!}?enfi^en  ma^en.  ©ogt  er:  burc^ 
©Ott  gejc^etje  e§,  \d  I)eif)t  t§:  olfo  in  gtaubft,  bo^  Sott  ein  SBeib  geic^tec^t- 
lid)  erfenne,  qIi'o  btft  bu  ein  SJe^er."  SSglc^.  unten  bie  infomen  9ftat^id)Iäge, 
bie  ber  ^ejuit  ©elrio  giebt,  um  bie  §ejen  gum  ©eftefien  ber  „SSa^rbeit"  ju 
bringen. 


III.  |)anbbu(^er  ber  ^n^iuifition.  43 

jebe  SSerpfti(|tung  ou§  einem  folc^en  SSerfpredEien  beftreiten;  ^egna 
jelbft  giebt  stüar  bie  93er^ijTi(f)tung  gu,  rät!)  aber,  bte§  SSerf^rec^en 
fefir  aflgemein  ju  fjolten,  tüeil  bann  burd^  jebe,  auä)  bie  aller' 
fleinfte  Sßergünftigung,  ta^  SSerfprec^en  erfüHt  erfc^eine:  in  hac 
promissione  facienda  Inquisitores  in  genere  loquantiir,  nam  quam- 
cunque  gratiam  postea  faciendo,  quantumvis  minimam,  fidem 
datam  adimplebunt  (469). 

SSon  ber  SSerti)eibigung  ber  3Inge!tagten  fdiretbt  @t)meric: 
„®al  Btt^eite,  lt)a§  ha§i  Urt^eil  be§  SnQwifitor§  unb  bett  ganzen 
^roge^  f)inau§äiel}t,  ift  bie  ®ett)ä|rung  ber  S3ertl)eibigung.  Qw- 
toeilen  ift  fie  überflüffig,  julneilen  ift  fie  notl)lr)enbig.  ©efte^t 
nämlic^  ber  Stngefd^ulbigte  fein  SSerbrec^en,  fei  e§,  ba^  er  burd;  beugen 
überführt  ift,  ober  nid^t,  fo  ift  e§  überflüffig,  ha^  if)m  eine  SSer» 
tl^eibignng  geftattet  toerbe.  Seugnet  er  aber  "oa^  SSerbredEien  unb 
fogen  Beugen  gegen  i^n  au§,  bann  ift  i^m  bie  Sßertl^eibigung  ju 
getüä^ren.  (Sin  SlnWott  fott  i^m  bann  gegeben  lüerben;  biefer 
fei  rec^tfc^affen  unb  ein  (Sif  erer  für  ben  ©tauben:  zelator  fidei" 
(479).  ^egno  billigt  biefe  iSorfd^riften.  3^1  ^f)^*ei^  ^eftätigung  fügt 
er  noc^  eine  S8erorbnung  be§  2}labriber  ^nquifition^geric^teg  öom 
Sa^re  1561  an:  „S)ie  ^nquifitoren  füllen  bem  5(ngefd^ulbigten  ^u 
©emütl^e  füt)ren,  lt)ie  tüidCitig  e§  für  if)n  ift,  bie  2Baf)rt)eit  ju  ge» 
fte'^en;  fie  beftellen  if)m  bann  einen  Anwalt  au§  benen,  bie 
öon  ber  l^eiligen  Snquifition  l^ierju  beftimntt  n)orben 
finb.  SDer  Slngefd^ulbigte  tier!ef)rt  mit  feinem  Slnniolt 
nur  in  ©egenrtart  eines  ber  Snquifitoren  [feinet  9ii(^terg!]. 
S)ie  Stufgobe  be§  2(nloaIte§  ift  e§,  ben  Slngefd^utbigten 
ju  ermaf)nen,  bie  Söa^rl^eit  ju  geftetien  unb  für  feine 
©cf)ulb  ^u^e  §u  erbitten.  S)ie  Slntlüorten  be§  5tnge= 
flagten  f)at  er  bem  t^i^cal  ber  ^nquifition  mitju* 
tfieiten"  (480). 

Seutlidjer  nodö  at§  biefe  SSerorbnung  f|)rid^t  eine  SBeftimmung 
SnnojenS  III.:  jeber  Slnföalt,  ber  feinen  Söeiftanb  ^e^ern  ge- 
tüä^rt,  tüirb  „infam"  unb  öerliert  fein  2(mt  (Decretal.  de  haer. 
V,  7,  Si  adversus).  ^egna  (104)  erÜört  auSbrüdlic^,  "oa^  biefe 
95eftimmung  aud^  für  bie  SSerti)eibigung  ber  Slngefc^utbigten  gilt; 
benn  fie  fei  nur  fo  lange  gu  fül^ren,  al§  bie  ^e^erei  be§  Stnge» 
fc^ulbigten  nid^t  feftftetje. 


44  ©rfteg  93uc^.    ^ap[tt:^um  unb  Qnquifition. 

Unb  tüte  na(i)  biej'er  X^toxk  bie  „Sßert^eibigung"  burd^  Sttflui- 
fitionSantüätte  in  SBirfIi(f)!ett  fieicijaffen  tvax,  gef)t  au§  einem  ^nqui» 
fition^proje^  öom  9.  dJlai  1460  juSouai  ^erüor:  »Sitot  que  les 
dites  femmes  ouireut  leur  sentence,  comme  femmes  desesperees 
commencherent  ä  criev  et  dire  ä  maitre  Gilles  Flameng,  advocat, 
qui  illecq  estoit  present  et  qui  tonjours  avoit  assiste  ä  les  interro- 
guirer  tant  par  tortures  comme  aultrement,  tel  mot:  Ha,  faulx 
traistre,  deloyal,  tu  nous  a  deceuptes«  (Fredericq,  Cor- 
pus I,  D.  304,  p.  350). 

2fuc§  berjenige,  ber  fein  SSerbredjen  6el)arrlic£)  leugnet 
unb  ben  ()eiügen  !at^oItf(^en  ©lauben  be^arrlic^  befennt, 
Wirb,  toenn  öon  ^s^S^n  ber  ^e^erei  ü6er[ü()rt,  it)ie  bie  übrigen 
^et^er  bem  toettlicfien  SIrm  gur  Seftrafung  übergeben  563).  ^egna 
fü^rt  mehrere  ©rünbe  gur  Siec^tfertigung  biefe^  53erfa{jren§  an  unb 
jd)IieBt  feine  2lu§fü(jrungen  mit  ben  SSorten:  „Düemanb  fage,  ba^  er 
auf  biefe  SSeife  ungered^t  üerurtljeilt  föerbe,  nod^  beüage  er  fid)  über  bie 
fird)Ii($en  Sfiic^ter,  ober  über  bie  ^irdie  felbft ;  fonbern  wenn  er  tiiet 
Iei(^t  burci^  falfc^e^eugen  überführt  toorben  ift,  fo  trage  er  e§  gleid)* 
mütf)ig  unb  freue  fid),  ta^  er  für  bie  SBalir^eit  ben  S^ob  erbulbe"  (565). 

S^ürfen  bemjenigen,  ber  beljarrlid)  beftreitet,  ^'e^er  ju  fein,  bie 
beugen,  auf  beren  5(u§fagen  feine  3{nflage  unb  Jßerurt^eiiung 
beruf)t,  gegenüber  geftettt  ober  genannt  toerben?  „Siegt  eiu  fe^r 
Jüic^tiger  ©runb  üor  unb  ift  alle  ©efa^r  [für  bie  beugen]  au§= 
gefd^Ioffen,  fo  fann  bie  ©egenüberftettung  suiueilen  geftattet  werben, 
©laubt  man  aber  eine  ©efaljr  für  bie  ^^wgen  öorfianben,  fo  fott 
bie  ©egenüberfteüung  gur  Srforfdiung  ber  2Baf)rI)eit  !eine§fall§ 
ftattfinben;  fonbern  bie  ^nquifitoren  fönnen  ben  Stngefdiulbigten 
üerurt^ eilen,  unb  man  foÜ  nid)t  fagen,  ba§  fie  i^n  ungerecht  öer= 
urtfjeiten,  ift  er  ja  burc^  redjtmä^ige  Beugen  überführt.  SSürben 
namlic^  berartige  ©egenüberfteüungen  leicht  geftattet, 
fo  tnürben  fie  of)ne  Stdditl  §um  8(^aben  be»  Ö5Iauben§ 
au§fc^Iagen.  ®enn  bie  9Jicnfd;en  würben  baburcö  ab-- 
gefc^redt,  gegen  bie  ^e|er  ^eugni^  abjulegen.  S)a§ 
mufe  ober  unter  allen  Umftönben  öer^inbert  werben, 
bamit  nicbt  ba§  öffentlidie  2Bo^I  Schaben  ne^me  wegen 
be§  ^rioatüortiieilö  [e§  tjanbelt  fid)  um  Seben  ober  Sob!] 
biefe§  ober  jene»." 


III.  §Qnbbü(f)er  ber  S^quifttton.  45 

9?ac^  einigen  tueiteren  Erörterungen  fäfjrt  ^egna  fort:  „^et 
biefer  ©elegentjeit  ift  eine  fo^öne  (!)  «Streitfrage  ju  &ef|3rec^en,  beren 
Söfung  anä)  ben  @elel)rten  ^opf§erBrecf)cn  öerurfaoien  fönnte: 
„Oft  e§  nämlid^  bemienigen,  ber  burc^  falfc^e  Be^sen  öerurt^eilt 
njorben  ift,  o'Eine  ha'^  er  in  2Birf lief) feit  be§  SSerBrec^enS  ber  ^eljerei 
fcfiulbig  ift,  erlaubt,  ficf)  biefe§  SSerBrerfienS  ju  be^idiitigen,  um  bem 
Sobe  3U  entgetien,  inbent  er,  Sarm^er^igfeit  evffe^enb,  in  ben 
©c^ooB  ber  ^ird^e  lüieber  eingelaffen  wirb?"  S)ie  „fi^öne  Streit» 
frage"  föirb  entfd^ieben:  „Dbföof)!  e§  bem  $8erurt^ eilten  felir  ^axt 
ift,  unfd^ulbig  §u  fterBen,  fo  barf  er  fid)  boc^  feine-SfattS  fälfc^Iicf) 
ber  Meieret  fdiulbig  tefennen.  2)e§f)alb  fotten  bie  ^eiditüäter,  bie 
i^n  gur  9?id^tftätte  füfjren,  iljn  jtüar  erma'^nen,  bie  2ßal}r^eit  ju 
fagen,  aber  ilju  üerf)inbern,  fidj  ber  ^e^erei  §u  fiefdiulbtgen,  um 
bem  2obe  ju  entgefjeu.  ®er  SSerurtij eilte  möge  erlüägen,  ba§  er, 
tüenn  er  unfd;ulbig  ftirbt,  aU  5IRartt)rer  gefrönt  inirb"  (566,  567). 

SBejeic^nenb  für  bie,  um  mic^  fo  au»§ubrüden,  fo^iale  2Iuffaffung, 
bie  in  ürdilic^en  Greifen  t)errfd)te,  ift,  toaS^egna  meiter  bon  ben 
3eugen  fdireibt:  „©el^ören  beugen  unb  Hngef tagte  §u  ber  öer* 
föorfenften  klaffe  [vilissimi],  j.  53.  öffentliche  §uren  ober  (!) 
ßaftträger  unb  2lel^nlittje,  fo  ift  eine  ©egenübcrftellung  er= 
laubt"  (566). 

„S;cr  ^nquifitor  l^at  feine  ©etoalt  üon  unfernt  §errn,  bem 
^i^p]t"  (577). 

2(uf  ©runb  eine§  üon  5(Iej:anber  IV.  im  ^a^xz  1259  üer- 
licfjenen  ^rioilegS  fann  ber  ^nquifitor,  o'^nc  ber  Gjfommunifation 
§u  üerfatten,  bie  ^ülfe  ei-fommunijirter  t^ürften  unb  SKagiftrote  in 
StuSübung  feine§  9lmte»  in  Stnfprud^  uef)men.  Urtan  IV.  üerlie^ 
ben  SnQuifitoren  unb  i^ren  ®et)ü(fen  bie  Sefugnif5,  fid)  gegenfeitig 
öon  ben  Sanben  ber  ©Efornmunifation  ober  ber  Si-regulorität  §u 
befreien  (596). 

SDer  SnQuifitor  'i)at  @en)alt  über  alle  Könige  unb  dürften  (603), 
nid^t   aber  über  bie  Segaten  be§  ^apfte§  unb  bie  S3ifd)öfe  (599). 

S)er  Sttfiuifitor  l^at  ha§'  Siecht,  non  allen  melttidjen  Cbrig* 
feiten  ben  @ib  §u  üertangen,  bo^  fie  ilju  in  ber  9üi§übung  feinet 
2lmte§  nad)  Gräften  unterftü^en. 

S^meric  t^eilt  ben  SSortlaut  ber  {formet  mit,  tüoburc^  bie 
tuelttid^en  Dbrigfeiten  oon  ben  päpftlid)en  S^quifitoren  aufgeforbert 


46  ©rftcä  93uc^.    ^ap[tt^unt  unb  ^nquifition. 

tourben,  bie  58eo6a(i)tung  ber  blutigen  g^ibericianifrfien  ©efefec  ju 
Befd^lüören: 

„®er  ^rebigeriruber  S*^.  ^JJ.,  Snnuifitor  ber  fefeerifc^en  S3o§f)eit 
in  bem  ßanbe  9^.  9^.,  üom  ^apft  befonberS  Beüoümärfitigt,  föünfi^t 
ben  Dkigfeiten  unb  ^onjuln  ber  ©tabt  ober  Sanbfc^aft  9?.  9^. 
§eil,  unb  bo^  fie  unferen,  ober  beffer  ben  |)ä|3J'tIic^en  Sefe^Ien 
bereitoitlig  gefjord^en.  S^a  lein  Wahrer  ^attjolif  üon  ben  (3a|ungen 
ber  f)OC^I) eiligen  römifdien  ^ird§e,  befonber§  öon  benen,  bie  ben 
©lauben  betreffen,  auf  bem  bie  tion  unferm  §errn  3efu§  ß^^riftH§ 
gelegten  unb  befeftigten  ©runblogen  unferer  9JJutter,  ber  Sirene,  bc» 
ru^en,  abföeicEien  barf,  fonbern  üerpflidEitet  ift,  biefe  ©a^ungen, 
feinem  Slmtc  entfprec^enb,  mit  ollcn  Gräften  ju  fc^ü^en  unb  su 
förbern,  fo  ermo'^nen  h)ir,  ber  ^rebigerbruber  9^.  9^.,  üom  apofto» 
Uferen  @tu{)I  befonber§  beauftragt,  fraft  apoftoIifcf)er  SSoHmac^t, 
bie  tüir  für  biefe  ©egenb  befi^en,  eud),  bie  Dbrigleiten  ber  ©tabt 
91.  9t.,  im  allgemeinen  unb  jeben  ©injelnen  befonber§,  ba^  i§r 
üor  ben  ^eiligen  ©öangeüen  ®otte§  öffentlid^  ben  (Sib  leiftet,  bie 
®efe|e  unb  (Sriaffe  be§  Slaif er§  gi'iebricE)  (ügtc^.  unten  @.  173) 
betreffenb  ben  Glauben  unb  bie  fe|erifif)e  $8o§t)eit  gu  beobaditen. 
(Solltet  ii)x  eu(f)  aber  Ujeigern  —  tüa§>  fern  fein  möge  — ,  ben 
päpftüc^en  unb  unferen  S3efe^Ien  in  biefer  Sac^e  §u  ge^ord^en,  fo 
erllären  n^ir,  ha'^  i§r  burrf)  ben  Sold^  be§  33annftra|Ie§  [mucrone 
anathematis]  üon  un§  p  burd)bDf)ren  feib,  \)a^  iijx  euere  Stemter 
auc^  für  bie  Sw'fui^ft  öerlieven  follt,  gemä^  ben  apoftolifc^en  unb 
lanonifc^en  8a^ungen"  (420).  ^egna  erläutert  biefe  ^unb» 
gebung:  „®iefe  ©efe^e  gab  ?5tiebrid^  §u  ^abua.  5Da§  erftc 
beginnt:  Commissi  nobis,  ha§  gmeite:  Inconsutilem,  "Daä  britte: 
Patarenorum,  bo§  üierte:  Catharos.  Sßiele  römifc^e  ^ä^fte  f)aben 
üerorbnet,  ta^  biefe  ßJefe^e  unüerbrüc^Iic^  §u  beobad^ten  feien,  fo 
Suno^enSIV.  burd)  fein  Schreiben:  Cum  adversus,  Urbon  IV.: 
Licet  ex  omnibus,  Sllejanber  IV.  unb  anbere.  2lu(^  SSonifag  VIII. 
gab  biefen  Sefefjl,  mie  erbeut  anS^  c.  ut  inquisitionis  §  l  de 
haeret  1.  6.  Unb  nic^t  attein  ^ur  35eoba(f)tung  biefer  ©efe^e 
griebric^'S  fönnen  bie  meltlidien  Obrigfeiten  oon  ben  ^nquifitoren 
ge^mungen  merben,  fonbern  auc§  jur  i8eobacf)tung  alter  unb 
jeber  tird^tii^en  ©riaffe  [quaelibet  alia  statuta  ecclesiastica] , 
mie  ^eröorge{)t  au§  bem  Sdireiben   Snno§en§  IV.:  Orthodoxae 


ni.  ^mtbüijtx  ber  Sn<?uiÜtion.  47 

fidei.  S)a§  ©leid^e  tjot  bo§  ^on§U  öon  9?art)onne  angeorbnet 
im  ^a^jitet  31:  „„^amit,  unter  bent  Söeiftanb  be§  §errn,  bie 
^e^erei  beffer  unb  rajc^er  ouSgerottet  unb  ber  ©fauBe  ge|)flan5t 
werbe,  follt  i§r  i^nciuifitDren]  bafür  forgen,  ba^  bie  ßrlaffe  unb 
SSerorbnungen  be§  a^oftolifd^en  (Stuf)fe§  unb  feiner  Segaten  auf'§ 
genauefte  [plenissime:  beobachtet  werben.""  ^i^  biefer  Seobad^tung 
!önnen  bie  wettlic^en  Cbrigfeiten  burcf)  !irc§Ii(^e  Strafmittel  ge« 
jttjungen  werben"   a.  a.D.)- 

S)ie  Dbrig!eiten  Ratten  ben  @ib,  bie  SSerorbnungen  ber  ^nqui* 
fiteren  gu  beobadjten,  öffentüd^  unb  fnieenb  abzulegen:  „Sßir 
öerfprec^en  unb  fc^wören  bei  ben  üier  ©oangelien,  'Qa'Q  wir  ben 
©tauben  ber  ^.  römifc^en  ^rc^e  l^alten  unb  iijn  öert^eibigen, 
ba'^  wir  bie  ^eßer,  ifjre  SSegünftiger  öerfolgen  unb  ergreifen ,  wo 
immer  wir  fönnen,  ba^  Wir  fie  auflagen  unb  ber  £irc^e  anzeigen 
woffen.  2Bir  fdiWören  gleichfalls,  ha'iß  wir  !ein  2lmt  berlei^en 
woflen  an  irgenb  eine  fotdje  ^eftilensialifc^e  ^erfönlicfifeit  [per- 
sona pestifera].  2Bir  fc^Wören  glei(f)fatt§,  ba^  wir  feinen  ^e|er 
Bei  un§  aufnetimen  Wollen,  Weber  in  unfere  gamilie,  noc^  in  unfere 
greunbfc^aft,  nod^  in  unfern  SDienft;  unb  Wenn  wir  e»  unwiffentli^ 
gettian  t)aben  fottten,  fo  fc^Wören  wir,  i^n  fofort  auSjutreiben, 
nacöbem  bie  ^nquifitoren  i^n  al§  ße^er  bejeicfinet  i)ahin.  2lud^ 
fc^wören  wir,  in  SCttem  ben  ^nquifitoren  get)orfam  ju  fein"  (421). 

^egna  bemerft,  ha^  je  nac^  ben  öerfd^iebenen  Qdten  unb 
naij^  bem  Sluftaudien  neuer  ^eöereien  ber  Söortlaut  biefer  S3e= 
ftimmungen  geänbert  werben  muffe;  fo  müßten  „jefet"  —  ^egna 
fd^rieb  im  16.  ^a^v^.  —  bie  2utf)erauer  unb  Salöiner  in 
bie  8trafgefe^e  namentlid^  aufgenommen  werben    422;. 

„5((Ie  öinberniffe,  burd§  weld^e  bie  ^i^i-iuifitoren  gehemmt  fein 
fönnten,  gegen  bie  ^e|er  üorjuge^en,  finb  öon  ben  ^äpftcn  Be* 
feitigt  worben.  SSeit  aber  bie  bürgerlichen  @)efe|e  irgenb  eineS 
®emeinwefen§  ein  foldfie»  §auptf)inberni^  fein  fönnten,  fo  tjaben  bie 
römif(f)en  ^äpfte  befolilen,  ha'^  alle  ©efe^e,  bie  mittelbar  ober 
unmittelbar  htn  Sw-iuifitoren  im  Söege  fielen,  aufgefioben  [deleri] 
fein  fotten.  ©olcbe  SBefe^Ie  erliefen  211  ej;a über  IV.,  ^nno* 
jenS  IV.,  Urban  IV.  (606).  S)er  in»  fanonifc^e  9tec^t  oufge- 
nommene  @rla|  Urban  IV.  lautet:  „(Sin  DrtSftatut,  bal  bie 
^^ätigfeit  ber  ^nquifition  mittelbar  ober  unmittelbar  ^inbert,  ober 


48  ®r[te§  Sßud).    5ßQpfttf)unt  unb  ^nquifition. 

irgenblüie  tierjögert,  foK  feine  ®ültig!eit  ^aben"  (Lib.  aext.  de 
haer.  V.   2,  Statutum  . 

25?er  einen  ^e|er  in  geiueif)ter  Grbe  Begraben  ^at,  öerfällt 
ber  ©jfonimunifation  jo  lange,  bi»  er  mit  eigenen  fiänben  ben  fe^eri- 
fd^en  Seic^nam  luieber  ausgegraben  ^at.  S)er  bctreffenbe  Drt  aber 
tDtrb  für  immer  nntauglid;  §nr  ^egräbniBftätte.  Gin  ®rla§ 
Sllejanber  lY.  bestimmt  barüber:  „2Ber  immer  ße|er  unb  i^re 
Segünftiger  ürd^Iic^  beerbigt  Ijat,  berfättt  ber  Gi'fommunüation 
unb  tüirb  nic^t  el^er  Io§gef|)ro(^en,  at§  bi§  er  mit  eigenen  §änben 
ben  Seid^nam  ausgegraben  bot,  ber  bann  nieggeraorfen  föerben  joll" 
(lib.  sext.,   de  baer.  V.   2,  Quicunqiie). 

^egna  ^612)  giebt  im  ^(nfcfilu^  an  hk\t  S3eftimmungen  ben 
5Rotl^,  bie  Sei(i)name  noc^  nactiträgüc^  gu  öerbrennen,  oorauS-- 
gefe^t,  ba^  man  bie  ©ebeine  ber  flei^cr  öon  benen  ber  ^attjolifen 
noc^  unterfd)eiben  fönne.  Saun  fö^rt  er  fort:  „ßS  ift  allgemeine 
9f{e(^t§regel,  baf3  mit  "Dtm  Xobe  beS  SSerbrei^erS  auc^  bie  Straf* 
üerfolgung  be»  SSerbrecbenS  aufhört.  2Begen  ber  Unmenfd)Iid)!eit 
[immanitas]  beS  SSerbred^enS  ber  ^e|erei  f)ört  aber  bei  i^r  mit 
bem  S^obe  beS  ^e|er§  bie  S3e[trafung  ni(^t  auf.  Qmü\a(i)  !ann 
ber  ^nquifitor  gegen  bie  üerftorbenen  ^'e^er  üorgefien,  erftenS,  in= 
bem  er  i^re  ©üter  !onfi§^irt  unb  fie  ber  ^nauifition  gumenbet, 
gmeitenS,  inbem  er  i^ren  9luf  fdjäbigt  idamnandi  memoriam  de- 
fnnctorum],  fie  für  ^e^er  erflärt,  i[)rc  ©ebeine  ausgraben  unb  öer* 
brennen  läßt.  Sie  SSermögenSbefd^Iagnafime  ju  ©unften  ber  ^irc^e 
!ann  nod)  nad)  40  ^af)ren  ftattfinben.  SSa»  bie  9{u§grabung  unb 
SSerbrennung  !e|erif(^er  Seichen  anget)t  fo  finb  fie  an  feinen  ^eit'- 
räum  gebunben.  ©in  SSilb  beS  SSerftorbenen  ift  öffentlich  au§= 
aufteilen;  üor  biefem  Söilbe  finb  bie  fe^erifdien  2(nfid)ten  be»  83er* 
ftorbenen  ju  beriefen.  Sann  ift  ba§  Silb  bem  weltlidjen  ©eric^t 
gu  übergeben;  ber  meltüd^e  9tid)ter  Iä§t  ba§  93ilb  berbrennen,  inie  er 
ben  31?erftorbenen  felbft  lebenbig  f)ätte  berbrennen  laffeu"  (616.  619). 

Sie  gormel,  ttjoburct)  ber  ^nquifitor  ben  Sefeljl  erttjeilt,  Käufer 
5U  gerftören,  in  benen  ^e|er  aufgefunben  lüorben  finb,  ober  il^re 
^ufammenfünfte  gegolten  ^aben,  lautet:  „Sa  an§>  glaubmürbiger 
.SeugenauSfage,  ober  au§  bem  ^Tugenfi^ein,  ober  au»  bem  Sefenntni^ 
ber  Sc^ulbigen  uns  befannt  getborben  ift,  ha^  in  bem  unb  bem 
$aufe   ober  ©ebäube,   mit  SSiffen   beS  Gigent^ümerS,   ^e^er  it)re 


in.  §Qnbbücf)er  ber  ^nquifition.  49 

3ufommenfünfte  gehalten  ^ahtn,  \o  üerfünbcn,  befehlen  unb  »er» 
orbnen  wir,  ba^  jener  Ort,  ber  ein  ©(^lu^ftütnfel  ber  ^e|er  toav, 
für  ewige  Qt'üzn  eine  (Sammelftätte  be§  @(^mu|e§  unb  be§  2lb= 
falls,  bem  Srbboben  gteid)  gemad^t,  gans  unb  gar  jerftört  unb 
niematä  toieber  aufgebaut  werbe;  überbiei  üerorbnen  wir,  bafe  aUe 
Steine,  alle  Salfen,  aüer  9JJörtel  bem  Sm^uifitionlfiäfug  jufatten 
foHcn"   (621. 

2)iefe  Jßerfügung  ftü^t  fid§  auf  öiele  33eftimmungen  ber  ^irc^e; 
fo  auf  bie  5tu§f^rücf]e  be§  ^onäiI§  öon  ^ouloufe  (1229)  unb  be= 
fonber§  auf  einen  @rla^  ^nnosenS  IV.:  „^ebeS  §aug,  in  bem 
ein  ^e^er  ober  eine  ®e|erin  aufgefunben  werben  ift,  fott  öon  @runb 
au§  §erftört  werben,  au^er,  ber  ©igentpmer  l^abe  hk  5luffinbung 
ber  ^e|er  ^erbeigefütirt.  5Iucf)  aUe  benadjbarten  |)äufer  be§  näm-- 
liefen  eigentpmer»  foffen  gleic^erWeife  jerftört  werben."  gaft 
wörtlich  bie  gleirf)e  ©trafbeflimmung  ^at  SnnojenS  IV.  einige 
^al^re  fpäter  in  feine  SBulIe  »Cum  in  constitutionibus«  (1255)  auf- 
genommen. 

Sft  ba§  §au»  äerftört,  fo  fann  nad^  einem  „lobenSWert^en 
SBrauc^"  —  wie  ^egna  (621)  le^rt  —  ber  $8oben,  auf  bem  e§ 
ftanb,  unter  furchtbaren  SSerWünfc^ungen  unb  Sefd^wijrungen  [cum 
dirorum  prolatione  ac  impvecatione  verborum]  mit  Salj  beftreut 
werben,  um  if)n  unfrucfitbar  §u  mad^en.  ^ann  foH  on  ber  Stelle 
eine  Steintafel  errichtet  werben,  auf  ber  in  großen  33ud^ftaben  ber 
5yjame  be§  ©igentpmerS,  ber  ©runb  ber  ^erftörung  unb  ber  9?ame 
be§  regierenben  ^a^fte§  unb  ^aifer»  angebracht  ift.  „(Sin  foId^eS 
®enfmal  ift  noc^  je^t  in  SSallaboHb  ju  feigen,  wo  im  ^a^re  1559 
5(uguftin  ©ajalla  aU  ^ti^tv  bem  weltlichen  2Irm  übergeben  unb 
fein  §au§  jerftört  werben  ift"  :621)i. 

S)er  Snquifitor  1^ai  ba§  $Rec^t,  gu  foltern.  2(nfänglic^  lie^ 
bie  ^ird^e  bie  Stngeüagten  nicEjt  burc§  bie  Snquifitoren  foltern, 
fonbern  man  benu|te  aU  S3üttel  bie  weltlid^e  Cbrigfeit  unter  2(n> 
brot)ung  ber  (Sjfommunifation  im  SSeigerung§fa(Ie.  So  öerorbnete 
Snno§en§  IV.  in  ber  SuHe  ad  extirpanda  oom  ^a^re  1252,  bie 


1  Unter  ben  Slitgen  ber  köpfte  »üurbe  t)on  fanoniftifc^en  2tutoritäten  bie 
Se^re  üorgetragen,  ta^  ganje  Stäbte,  in  benen  ftdf)  Äeger  forfinben,  nieber  = 
gebrannt  njcrben  bütfen  ;Conrad  Brimus,  De  haeret.  1.5,  c.  16,  §14. 
ö.  >§oen?btoecf),  'J.'niifttfjum.  I.  4 


50  gr[te§  93uc§.    ^a|)fttf)um  unb  ^nquifition. 

tüeltlid^e  Dbrigfeit  foHe  bte  ^e|er  al§  „SeelenräuBer  unb  ©eelen-- 
niörber"  jum  S3e!enntni^  gtüingen,  ebenfo  irie  2)iebe  unb  3fläuber 
gejitiungen  Würben.  93atb  aber  f)iett  man  e§  für  beffer,  ba^  bie 
Folterung  burc^  ba§  getftlic^e  ©eric^t  gefc^e^e,  tüeil,  tüie  ?|ßegna 
(641)  fagt,  tt)ä§renb  ber  goltening  pufig  geheime  ®ingc  an  ben 
%aQ  fönten,  bte  bent  ©lauben  fd^äblic^  feien. 

Sie  (^otterarten  finb  burc^  'i>a§'  fanonif^e  9?ec|t  ntd^t  feftgefe|t; 
fie  fte'^en,  tt)ie  ©enteric  unb  "i^cgna  au§brüdtid§  ^erüor^eben 
(642),  im  S3etieben  be§  9tid^ter§.  ©r  foll  biejenigen  5lrten  on* 
n^enben,  bie  i^m  am  geeignetften  erfd^einen,  bie  SÜßa^r^eit  f)erau§-- 
gubefontmen.  (St)tneric  fteüt  für  bie  2(ntt)enbung  ber  f^olter 
folgenbe  Siegeln  auf:  „SBer  aU  Ke|er  üorgefü^rt,  in  feinen  2Iu§» 
fagen  unbeftönbig  erfd^eint  unb  ben  ^au|3t^un!t,  tnegen  beffen  er 
befragt  tt)irb,  leugnet,  foH  gefoltert  ttierben.  SBer  im  JRufe  fte^t, 
te^er  ju  fein,  unb  au^erbem  einen  B^iigen  gegen  fid^  f)at,  fott 
gefoltert  werben"  (640).  ^eine  SBürbe,  !ein  ©taub,  fein  ^riöileg 
fi^ü^en  üor  ber  golter.  ®eiftü(i)e  foHen  nii^t  tion  Saien  gefoltert 
werben,  fonbern  üon  ©eiftlic^en;  bie  ©ewo^nfieit  l^at  aUerbingS 
anberl  entfc^ieben  (640  ff.).  „SBiU  ber  befangene  nid^t  befennen, 
fo  follen  ber  ^nquifitor  unb  ber  93ifd^of  befel^Ien,  ba^  er  ent^ 
fleibet  werbe;  bie  ®eric^t»biener  foIIen  ben  ©efe^t  fofort  au§füf)ren, 
nii^t  frö^üd^en  2(ngefid^t»,  fonbern  gteic^fam  traurig.  SBeigert  er 
fic^  nod^,  §u  befennen,  fo  follen  i^n  einige  bewäf)rte  3JJänner  §u 
Überreben  fud^en  unb  il^m  öerfpred^en,  ba'^  er  nid^t  getöbtet  werbe, 
wenn  er  befenne  unb  f(^wöre,  nid^t  me^r  jurücf§ufallen.  S)ie  ®r» 
fa^rung  l^at  mic^  nämlid§  ^äufig  belehrt,  ha)i  SSiele  gefte^en  würben, 
wenn  fie  nld^t  burd^  bie  gurd^t  üor  ber  barauf  fte^enben  Sobeä-- 
ftrafe  abgefc^recft  toürben.  SSirb  i^nen  alfo  tjerfproc^en,  ba§  fie 
nid^t  l^ingerid^tet  werben,  fo  gefte^en  fie.  ^ix^t  "üa^  Stile»  ni(^t§, 
fo  fott  er  in  gewohnter  SBeife  gefoltert  werben,  fd^Wäd^er  ober 
ftärfer,  je  nad^  ber  Statur  be»  95erbred^en§.  SBefennt  er  aud^  bei 
mäßiger  ?^o(terung  nid^t,  fo  follen  i^m  anbere  golterwerfjeuge  ge* 
jeigt  unb  i^m  gefagt  werben,  ta'^  er  alle  erproben  muffe"  (517). 

©§  War  oerboten,  ben  einmal  (Gefolterten  norfjmall  §u  foltern 
[iterari  tormenta],  e§  fei  benn  wegen  l^injutretenber  neuer  2(n-- 
flagepunfte.  2Kan  fanb  aber  ein  bequemet  SJJittet,  bieg  SSerbot 
ju  umgeben,  inbem  man  bie  nod^  Unterbred^ung  oon  ein  ober  äWci 


in.  §anbbü^et  ber  Sn<?uifition.  51 

Sagen  trieberaufgenommene  golterung  tpegen  ber  gleid^en  2ln!Iage= 
punfte  nid^t  eine  „erneuerte",  fonbern  eine  „fortgefe|te"  t^olte- 
rung  nannte  [coutinuata  tormenta,  non  iterata].  SDion  hjanbte 
babei  bie  gormel  an:  SSir,  ber  S3ifc^of  unb  ber  ^nquifitor,  fe^en 
äur  Soi^tfe^ung  ber  golter  [ad  quaestiones  continuaudnm]  für 
btd^  einen  anbern  %üq  an,  tamit  bie  SBa§r|eit  ou§  beinern  eigenen 
SDZunbe  l^erüorgefie  (517).  i 

©elbft  ©jfontmunigirte,  bie  nac^  fird^Iid^er  Stnf^auung  fonft 
gan§  unb  gar  red^tloS  unb  aU  B^wS^n  unfähig  jinb,  foüen  gegen 
bie  ber  ^e^erei  S3erbäcf)tigen  oI§  Q^UQtn  gugelaffen  »erben;  fo 
bejtimmt  ein  9leffript  Stiejanber  IV.  (Hb.  sext.,  de  haer.  V,  2, 
in  fidel  favorem;  bei  ©Enteric  <B.  109,  652).  2Iud^  9}?etneibige 
fönnen  aB  3^09^1^  bienen  (lib.  sext.,  de  haer.  V,  2).  ®ie  |)au§' 
g en offen  be§  2(nge!Iagten:  grau,  S^inb,  S)ienftbote,  fönnen  gegen 
it)n,  nic^t  aber  für  i^n  3ßi^9i^iB  ablegen;  „benn  [ber  ©runb  ift 
burd^fd^Iagenb]  gerabe  i^r  ^eugni^  gegen  ben  Slngeflagten  ift  fe^r 
föirfungSöott"  (663;  lib.  sext.  de  haer.  V,  2,  Filii),  ^a,  fie  foüen 
§utüeilen  §unt  3ew9"ife  ge9en  ben  SJJann,  SSater,  §au§f)errn  ge  = 
än)ungen  [compelli]  ujerben  (664)2.  <^^-^  ^nquifitor  fann  bie 
Beugen  jur  ßrlangung  ber  SBa^rl^eit  foltern  laffen  (654.  673). 
Sie  ^Jtanten  berer,  bie  gegen  i^n  au§gefagt  l^aben,  fotten  bem  Stn- 


1  ^apft  ^nnoäeni  IV.  ijat  bie  ?^ofter  in  ben  ^nquifitton^proje^  ein- 
geführt (1252);  unb  §mar  ^ot  er  ben  tneltlic^en  ©ewalten  befohlen,  goIter= 
!ne(f)te  ber  Qn^liiifitoren  gu  fein,  ©iejen  @rla§  erneuerten  bie  5ßäpfte 
2tlejanber  IV.  (1259  unb  intern  eng  IV.  (1265,;  er  fte:^t  no(^  I}eute  im 
fanonif^en  JRec^t:  Clement  1.  5.  tit.  3.  de  hearet.  c.  1.  §  1.  ^m  2tnfang  bei 
14.  ^af)rt)unbertl  ging  bie  ^olttx  aul  ixixn  firc^Iidien  Äe|;erproäeB 
in  ben  njeltlic^en  ©trafproje^  über.  ®ie  9iec^tlpftege  öerbanft  al']o 
bieje  wiberdiriftHi^e  Unmcnfct)ttc^!eit  bem  „S^riftent^um"  unb  ber  „Kultur" 
bei  ^^apftttjuml.    SSgld).  unten  @.  64 ff.  •©.  66. 

■-  SDer  im  SSeltlin  tf)ätige  päpftIicf}eSnquifttor  5Rot)al  ftellt  ben®runb* 
ja§  ouf:  „Beugen,  bie  ©djlei^tel  üon  einem  ^e^er  aulfagen,  §.  93.  bofe  er 
ein  SD^iörber  ober  ein  Sieb  fei,  finb  im  oügemeinen  ben  Sengen  üDräUjietien, 
bie  ®nte§  über  it)n  ausjagen."  ©1  I}ing  biefer  ®runbja|  mit  bem  onbern 
belfelben  ^nquifitorl  §ujammen,  ba§  ^e^er,  bie  ein  gutel  Seben  füfiren  unb 
in  gutem  $Rufe  fte:^en,  nidjtlttiürbiger  finb  all  S^efeer,  bie  fd)Ie^t  leben  unb 
übel  beleumunbet  finb,  weil  burc^  ein  gutel  Seben  ber  S?c§er  i)a§  Stnfel^en; 
bei  fat^olij^en  ©loubenl  gejc^äbigt  roirb  (De  haereticis,  §  349.  351 
Tract.  illustr.  juris  Consult.  t.  11,  p.  2,  216,  Venet.  1584). 

4* 


52  @rfte§  mij.    *ßapfttf)um  uitb  ^nqutfttion. 

gesagten  ntcmoB  imtget|ei(t  tüerben  (679).  3loä)  93ontfo5  VIII. 
geftattete  bie  9^omen»nennung  au§na{)m§tt)eife ;  ^iu§  IV.  ^oh  oBer 
biefe  ßrlauBni^  auf  (Sreüe  Cum  sicut  ö.  3.  1561).  „Sollte  ber 
Slngeüagte  barauf  6efte()en,  ba^  if)m  jur  Beffern  SSertfieibigung  bie 
9?onten  ber  3e«gen  genannt  werben,  mie  e§  fonft  red^tenS  ift,  fo 
tft  er  ni(i)t  anjulören.  Sollte  er  a^petliren  tnoKen,  fo  ift  bie  Stp= 
:petIation  gurürfäutneifen,  al§  eine  friöole  unb  ungerechte,  unb  un-- 
erfc^rocfen  [intrepide]  foÜ  ha^  SSerfa^ren  gegen  i^n  fortgefe|t 
lüerben"  (680).  „®ie  SSeröffentlid^ung  ber  ^amtn  ber  B^WÖ^n 
fcfjeint  eine  SEobfünbe  [mortalis  culpa]  gu  fein,  ttieil  fie  gefdjie'^t 
entgegen  fo  öielen  ^ä|)ftlic^en  3Seftimmungen,  entgegen  bent  üom 
f).  Officium  eingeführten  $8rau(^e"  ,681).  2)er  reuntütf)ige  ^e|er 
ift  §u  Ie6en§Iängüc£)ent  Werfer  gu  öerurt^eifen  (694).  S(ud^  ber 
reumütf)ige,  aber  rücffäüige  ^e^er  ift  beut  njeltlic^en  5(rin  §u  über« 
geficn  (701).  „SSarum  nimmt  bie  Söarm^er^igfeit  (!)  ber  ^irc^e 
bie  reumütt)igen  Stücffälligen  nicE)t  auf?  SSiele  fe^r  I)eiIfome  ©rünbe 
fprec^en  bagegen,  am  meiften  aber,  meit,  toer  rüdfällig  gettiorben 
ift,  auc^  ha^  erftemat  fid)  nictjt  aufrid^tig  be!ei)rt  ^u  ^abtn  fdjeint. 
@o  Beftimmt  ba§  ^onjil  tion  S^lor Bonne:  ,'^tm,  bie  nad^  2(b> 
fc^mörnng  if)re§  ^rrtt)um§  rüdfällig  getüorben  finb,  foÜen,  o^ne 
ha'^  man  it)nen  irgenbtrelc^eS  ©e^ör  fc^enft,  bem  föelttii^en  (^erid^te 
5U  geBüIirenber  ©träfe  übergeBen  merben,  benn  e§  ift  ma^rlic^ 
genug,  bafs  fie  burc^  falfcEie  S3e!e{)rung  bie  ^t  ^irc§e  einmal  ge= 
täufd)t  ^aBen'"  (701) !i 

„DBmof)I  ben  reumüt^igen  5RüdfälIigen  i)a§>  {eiBIid^e  SeBen 
genommen  mcrben  mu^,  fo  foH  i|nen  bod^  ta§  geifttid^e  SeBen 
ertialten  BleiBen",  b.  f).  fie  !i3nnen,  menn  fie  bemütl^ig  barum  Bitten, 
bie  ©aframente  ber  S5u^e  unb  ber  ©udiariftie  ert)alten  (701;. 
„®amit  i|nen  aBer  biefe  @a!ramente  geiüäljrt  merben,  muffen 
3eic§en  einer  großen  9?eue  üortianben  fein"  (701).  „5tIIe  ^M-- 
föHigen,  oB  reumüttiig  ober  nidjt,  finb  bem  tüettlidEien  Slrm  ju 
üBerliefern,  bamit  er  fie  geBütjrenb  ftrafe"   (412).     „^ft  ber  rüd» 


1  Wan  öergletc^e  mit  biejem  „Stjriftentfium"  ba§  SBcrt  Kfirifti  über 
t)a§  SSerjeitien  öoit  grellem:  „2)a  trat  5ßetrul  §u  i:^m  unb  iprod):  §err,  »wie 
oft  mu^  i^  benn  meinem  SSniber,  ber  an  mir  jünbigt,  bergeBen?  3ft  f^ 
genug  jieben  3Ral?  ^c\ü§  jproii)  ju  itjm:  ^ä)  jage  bir,  nic^t  fieben 
Wal,  jonbern  ficbenäig  mal  fteben  mal"  {maülj.  18,  21.  22;. 


III.  §anb6üi)er  bev  ^niitifi^ion.  53 

fällige  ^eljcr  antüefenb,  fo  erüären  il)rt  ber  Sifd^of  unb  ber  ^11= 
qutfitor  für  einen  i-ücffälligen  ^e|er  in  ©egenlüart  be§  tüeltlidjen 
@erid)t§,  treiben  il}n  an§  bem  geiftüc^en  unb  überliefern  i^n  bent 
Weltlidjen  (55erid§t§f)Df :  expellendo  eum  de  foro  ecclesiastico  et 
lelinquendo  eum  brachio  saeculari«   (702^.' 

„©ie  Snquifitoren  fönnen  gu  ÖJelbftrofen  üerurtl)eilen  gum 
$ßortt)eiI  ber  t)i.  ^nquifition,  benn  e§  giebt  feine  ^eilfamere  (£in= 
rid^tung,  ai§  bic  ^nquifition,  burd^  bereu  einzig  bafte'^enbe  2Bo|I'' 
t^at  bie  ^e^erei  ausgerottet  tüirb.  gür  bie  fotljolifdie  ^aä)t  ift 
e§  felH"  juträgtic^,  tüenn  bie  ^nquifition  reic^Iidje  ©elbmittel  befi^t 
[pecnniis  abundat].  ©elbftrafen  n)crben  aber  nur  über  bie  9teu» 
mütfjigen  üer^ängt;  benn  bei  ben  ^rtnädigeu  unb  rüdfälligen 
^e|ern  Ujirb  ba§  SSerntögen  befdjiagnalptt;  fie  werben  o^ne  Söarni^ 
l^er§ig!eit  [absque  misericordia]  bem  tüeltlidjen  @erid)te  über- 
antwortet" (703).  „5iu§  welchen  SJ^itteln  foH  ber  Unterhalt  ber 
Suquifitoren  beftrttten  werben?  S)ie§  ift  ein  für  SSiele  gei)äffiger, 
aber  für  bie  ©ac^e  be§  (S)Iauben§  unb  ber  ^trd^e  fefir  frud^tbrin-- 
genber  ^un!t.  Saum  @tlüa§  giebt  e§,  tt)a§  meljr  gel^egt,  gepftegt 
unb  ausgebreitet  ju  Werben  berbient,  aU  bie  üon  (SJott  getroffene 
ßinrid^tung  ber  l^od^l^eiligen  ^nqutfition"  (708).  @§  wirb  bann 
bie  5Iufid^t  be§  ®utbo  f^iiIfobiuS  angefül^rt  bie  in  mc^r  atS 
einer  93e§iel^ung  bead^tenSWert^  ift:  „®ie  93ifc^öfe  foHten  für  bie 
Snquifitoren  forgen.  SBeil  aber  bie  §änbe  ber  Prälaten 
fid^  fd^wer  jum  ÖJeben  öffnen,  tro|  ber  gefüllten  93eutel, 
fo  rat^e  ic§,  ba^  üon  jenen,  benen  ©elbftrafen  auferlegt  Werben, 
(StWaS  äu  biefem  ^i^cde  genommen  werbe,  aber  efirbar  unb  oE)ne 
5tergcrni^  ber  Saien"  (708). 

SBeittäufig  wirb  über  ben  in  fogiater  |)infic^t  feljr  wichtigen 
^un!t  ber  ®üterbefd)tagnal)me  ber  tierurt^eilten  Se^er  ge-- 
^nbelt: 

„®ie  S3efd^Iagna|me  ber  ©üter  ber  Se^er  erfolgte  früher  inner» 
f)alb  be§  päpftlid^en  ©ebieteS  burc^  ben  Hrd^Iic^en,  in  ben  anberen 
Säubern  burd)  ben  weltlichen  9lid^ter.  @o  beftimmt  auSbrüdtid^ 
bie  ®e!retale  Snnoäeul  III.  Vevgentis   (de  haer.    V,    7):    „„^n 


1  ®te  „?tu§Iteferung  an  ben  treltüdCien  Strm"  ift  gteti^bebeutenb  mit  ber 
S^obegftrafe;  üglc^.  unten  ©.  163 ff. 


54  er[te§  md).    5ßapfttf)um  uitb  ^nquifition. 

ben  Sänbern  ,  bie  unferer  ©etüalt  unterworfen  finb ,  follen  bie 
©üter  ber  ^e|er  Befc^Iagna^mt  werben;  in  ben  anberen  Sänbern 
fott  bte§  burc^  bie  weltlitfie  Dbrigfeit  gefc^e^en,  bie  wir,  falls  fte 
fic^  nac^Iäffig  geigen  follte,  burrf)  ürd^Iic^e  ©trofen  baju  swingen."" 
2Jiit  ber  Qi'xt  aber  ift  e§  eingeführt  werben,  bo^  ba§  Urtf)eil  über 
bie  ®üterbefc^Iagnat)nte  überall  üom  geiftlicEien  9fiic^ter  gefaßt  werbe, 
ebenfo  erfolgt  bie  83efc^Iagna:§me  felbft  burc^  ben  S3ifif)of  ober 
Snquifttor;  ber  weltlid^e  9lid§ter  ^at  fic^  nid^t  einjumifc^en,  au^er 
ber  ürd^Iid^e  $Rirf)ter  forbere  i^n  baju  auf.  ^anbelt  e§  fii^  nid^t 
um  rüdfällige  ober  unbu^fertige  ^e|er,  fo  üerlieren  fie  it)re  ®üter 
nic^t.  Söereuen  bie  ße^er,  nad)bem  fie  burd^  ba§  ^nquifition^'- 
urtfieil  bem  weltlichen  ®erirf)te  übergeben  worben  finb,  fo  üerlieren 
fie  it)re  ßJüter;  bereuen  fie  t)or!)er,  fo  Werben  i^re  ®üter  nid^t 
befd^Iagnal^mt.  Xie  ©üter  ber  2aien^®e|er  fallen  ben  weltlid^en 
Ferren  gu"  (710).  Sm  ^af)xt  1215  würbe  biefe  58eftimmung  Hxä) 
ta§  ßateranfonjil  erneuert. 

„5)ie  I}auptfärf)Iid^ften  S3eftintmungen  ber  ^äpfte  über  bie  S3e* 
fd)Iagna^me  ber  @üter  unb  über  if)re  SSerWenbung  finb  aufier 
ben  f(^on  angefüfjrten  nod^  folgenbe:  S^no^eng  IV.  öerorbnete 
int  ^a^re  1252,  biefe  ©üter  feien  in  brei  Z^ziU  ju  t^eilen, 
Woöon  einer  nod^  htm  @utbün!en  ber  ^nquifitoren  für  bie  '^nc\m'' 
fition  gu  üerwenben  fei;  baSfetbe  wieber^^otte  5tlejanber  IV.  im 
Sa^re  1259  unb  Clemens  IV.  im  ^o^re  1265.  Söonif aj  VIII. 
(1295)  geftattete  bie  ^efd^lagnal)me  ben  weltlid^en  §erren  nur, 
uad^bem  ber  fird^Iirfie  9{ic^ter  ba§  Urtfieil  gefprod^en  ^abt.  SSene-- 
bift  XI.  (1303)  fpradf)  einen  Xf)eil  ber  @üter  ber  Slpoftolifc^en 
Kammer  ju.  SBenn  bie  dürften  ber  1)1.  ^nquifition  ba§  leiften, 
Xoa§  öon  i^nen  geforbert  wirb,  fo  fönnen  fie  ben  brüten  S|eil  ber 
befd^Iagnatimten  @üter  net)men.  SSenn  aber  bie  Sfürften  biefe 
Seiftungen  nidjt  erfüllen,  bie  iljuen  burc^  Sllejanber  IV.,  Snno  = 
§en0  IV.,  Sternen  §  IV.  auferlegt  worben  finb,  fo  fet)e  id^  nirfit 
ein  [^egna  fpridjt],  mit  weld^em  9ted)te  fie  ben  brüten  2;^eU  ber 
®üter  beanfprucfien  fönnen.  SBeit  nun  ober,  wenn  bie  weltlid^en 
Ferren  bie  ©üter  ber  ^e|er  erhalten,  e§  leicfit  gefd^eljen  !önnte, 
ba^  fie  nicf)t  reid^Iicf)  für  bie  ^nquifitoren  forgen,  woburd^  bie 
^ad^t  be§  ©laubenS  fd^wer  gefcf)äbigt  würbe,  fo  t)alte  id^  e§  für 
ta§  3fiic^tigfte,  bafj  alle  bef d^Iagna'Eimten  ®üter  ber^e|er 


III.  .'panbbüd^er  ber  iS^iQuifitton.  55 

jum  S'iu^en  unb  jur  SSerbreitung  ber  ^l.  S^Quifit^o" 
oerlüenbet  tuerben.  '3Ran  entgegne  nic^t,  e§  fei  nic^t  ©ad^e  be» 
^apfteg,  über  @üter  §u  üerfügen,  bie  nic^t  in  feinem  Sanbe  liegen ; 
benn  \)a§  ift  falfif),  gott(o§  unb  blaSp^emifd^.  5)a  nämlid^  bic 
^e^erei  ein  firc^Ii(f|e§  SSerbred^en  ift,  fo  fte^t  e§  allein  ber  ^irdEie 
äu,  über  bie  ^e^er  unb  i^r  93efi^t^um  ju  urt^eiten.  Uebrigen§ 
gc^t  ou§  ben  päpfttid^en  SSerorbnungen  genügenb  l^eröor,  ha^  bie 
^äpfte  fteti  frei  über  bie  ®üter  ber  ^e^er  öerfügt  |aben,  tt)a§  fie 
nic^t  getrau  t)ätten,  iüenn  fie  nic^t  ha§  Sfted^t  ba§u  befä^en.  5tud^ 
ber  ©intuanb,  e§  !önne  leidjt  gefcfietien,  ba^,  n)enn  bie  ®üter  ber 
Se|er  ber  ^ird^e  gufallen,  aHmä^tic^  alle  ©üter  ber  ^ircfie  sufatten 
mürben,  ttioburcf)  bie  tüeltlic^en  §erren  fd^ttjer  gefd^öbigt  mürben,  ift 
nid^t  fticf)I)oItig.  ®enn  hjenn  bie  iDettlid^en  Ferren  fid^  Tlüi)t  geben, 
bie  ^c^er  in  i^ren  Sanben  auszurotten,  fo  brauchen  fie  bicfen 
«Sd^aben  nid^t  §u  beforgen;  menn  fie  aber  täffig  finb,  fo  finb  fie 
aud^  nid^t  mertt),  bie  ©üter  gu  betjalten"  (718). 

jDie  ^nquifition  ftrafte  nid^t  nur  ben  ^e|er  fetbft  an  Seib  unb 
ßeben,  an  @ut  unb  S3Iut;  bie  Strafen  fiatten  eine  nod^  au§gebef)ntere 
fojiale  SBirffamfeit,  fie  trafen  aud£)  feine  5Rad^!ommenfd^aft, 
bie  (Söf)ne  ber  Se^er. 

S)ie  fojialen  SSer^eerungen,  bie  überl^aupt  burd^  bie  ^nquifition 
in  ber  gamttie  angerichtet  tuurben ,  maren  gerabe^u  ungel^euer. 
^inbeSpflidfjten  gegen  ben  „fetjerifc^en"  SSater,  gegen  bie  „fefeerifdEie" 
SJiutter  giebt  e§  nid)t  meljr.  9Kit  bem  5tugenbücf,  ba  bie  (Sltern 
„ben  2öeg  ber  SBa^rtieit  üerlaffen  unb  fid^  bem  Stbmege  ber 
^e^erei  jugetoenbet  l^aben,"  ift  bie  öäterüc^e  (^ctcalt  über  bie 
ßinber  erlofd^en.  @o  beftimmt  ba§  fanonifc^e  9ted^t  (Cp.  Qui- 
cunque  §  lUorum  in  6*°  cp.  2,  de  haer.  V,  2). 

®ie  ultramontanen  2;f)eoIogcn  finb  \ii)  mol^I  bemüht,  ba^  burd^ 
biefe  ©träfe  ein  natürlid)e§  9ted^t  üerlel^t  unb  ba§  innerfte  ®e* 
füge  ber  gamilie  gerftört  tüirb,  aber  biefe  noturmibrigen  Sotö*^"^ 
l)aüen  fie  üon  ber  (SJut^ci^ung  fotd§er  ©trafen  nid)t  ab.  ^egna 
5.  i8.  fd)reibt:  „SE)ie  Selber  geljen  ber  bätertid^en  ©ewalt  über  if)re 
©ö^ne  üerluftig.  S)ie  eigenen  ^inber  fteljen  ben  ^e^ern  öon  je|t 
ah  wie  gi^enibe  unb  2(u§Iänber  gegenüber"  (730).  ®amit 
biefe  ©träfe  eintrat,  mar  nid^t  einmal  nötljig,  ba§  „ba§  S5erbred)en 
ber  ^e^erei"  burd;  fird)Iid)e§  Urtt)eit  feftgeftetlt  mar.  ^inbern  mar 


al\o  bie  ÜJ^ögüd^feit  gegeben,  ftd^  ber  öäterüc^en  (Setüalt  o^ne  treitereS 
§u  entäie^en,  mit  ber  S3egrünbung,  bie  ©Itern  feien  „^e|er"  gelüorben. 

Sn  Sejug  auf  bie  Snteftat  =  ©rbf olge  fanb  bie  ^ircf)e  gtüei 
oerfd^iebene  tüeltlid^e  ©efefegebungen  öor:  bie  römifd^e,  enthalten 
in  ber  lex  Mauicliaeos  (Cod.  de  haer.  I,  5),  bie  ha§:  ben  ^e|ern 
gehörige  @ut  für  üogelfrei  (publicatio]  erflärt,  aber  ben  fat^olifc^ 
gebliebenen  Sinbern  ha^  ©rbred^t  betagt,  unb  bie  beutfc^e,  feft« 
gefegt  burc§  ta§  (Sbüt  Catharos  be§  ^aifer§  griebrtc^  IL,  bo§ 
nur  bann  ba§  ^inbe§erbrec^t  befteljen  lä^t,  Jt)enn  bie  §inber 
ben  eigenen  SSater  ber  S"puifition  anzeigen. 

S)er  „©tattljalter  Kl^rifti"  mad^te  bieg  fd^önbltd^e  unb  unmora= 
üfc^c  @efe^  jum  ßird)engefe|!  S)ie  ßinber  Werben  jur  2tnfd§h)är» 
gung  i^rer  Gltern  burc^  ©eloä^rung  moterieüer  $ßorti)eik  bon  ber 
ßirc^e  gerabeju  angeftiftet! 

Sn  feiner  S)efretale  Vergentis  beftinimte  ^nno^enS  lU.: 
„(Scred^ter  SBeife  föirb  ben  ??eräd^tern  ber  irbifdien  SJiajeftät  ba§ 
SSermögen  entjogen  unb  i^ren  ^inbern  iia^  Seben  nur  ou§ 
SSarm^erjigleit  geloffen,  um  fo  me'^r  fott  bie§  bei  bcnen  ein« 
treten,  bie  bom  Gilauben  abgen)id^en  ftnb.  S)te  Enterbung  ber 
fat^oüfc^  gebliebenen  ßinber  bon  ^'e^ern  foU  in  feiner 
SBeife  unter  bem  SSoriranb  be§  9KitIeib§  [praetextu  cujusdam 
miserationis]  ge^inbert  werben,  ba  oft  nac^  götttidfiem  Urt{)eil  ^inber 
für  i^re  ©Itern  geftraft  werben"   (c.  10  X.  de  haer.  V,  7;. 

Qu  biefer  S)e!retale  f(^reibt  ein  fef)r  gefd^ä^ter  römifd^er  ßanonift, 
^aul  ®^irlanbu§,  ber  83eirot§  bei  päpftlid^en  @eneroIbifar§  ju 
9iom:  „^ie  ßinber,  aucE)  wenn  fie  gut  fat^olifd^  finb  unb  nid§t§ 
Wiffen  bom  SSerbrec^en  i^rel  SSaterl,  finb  burdf)  i>a§  @efe|  fo  un- 
fäf)ig  gemacht,  bie  SSöter  ju  beerben,  bo^  fic  nid^t  einmal  einen 
5)enar  erben  !önnen,  fonbern  fie  follen  beftänbig  in  5Irmut|  unb 
STürftigfeit  fümmerlic^  ba^inleben  [debent  semper  iu  miseria  et 
egestate  sordescere];  nid^t§  foll  il)nen  bleiben,  aU  ba§  nacfte  Seben, 
\>a^  il^nen  au§  ^öarm^ergigfeit  gelaffen  wirb ;  fie  foHen  fid^  in  biefer 
SSelt  in  einer  foIcf)en  Sage  befinben,  ba'fi  i^nen  ba§  Seben  jur 
^ein  unb  ber  Xob  gum  Strofte  wirb."  (De  haereticis.  Tract. 
ill.  Jurisconsult.  t.  11,  ©.  25.  Ed.  Venet.  1584). 

^egna  finbet  in  biefen  S3eftimmungen  burd^au§  feine  Un-- 
gered^tigfeit. 


III.  öanbbüd^er  ber  ^nQuifitioit.  57 

5)ie  ©orge  für  bie  auf  biefe  2Seife  if}re»  öäterlid^en  $ßermögen§ 
beraubten  ßinber  beftanb  barin,  ba§  bie  Knaben  bei  |)anbtüerfern, 
bie  9J?äbc^en  bei  anftänbigen  ^yrauen  untergebrai^t  tpurben,  benen 
fie  S)ien[te  leiften  fottten.  ^u§  „reiner  SSarmfierjigfeit"  [ex  sola 
misericordia]  luurbe  ben  ^inbern,  bie  föegen  ju  großer  ^ugenb 
ober  föegen  ^ranf^eit  nidjt  arbeiten  fonnten,  au§  bem  Sßermögen 
i^re§  S3ater»  ein  fpärlic^er  Unterhalt  'tenuia  alimenta]  getuö^rt; 
unb  „jutüeilen"  fotiten  bie  n^eltlid^en  ober  geiftlid^en  dürften  er= 
fuc^t  werben,  „etwa»  greigebtgfeit"  [aliquam  liberalitatem]  gegen 
biefe  Sinber  ou§3Uüben  (103). 

(So  war  ha^  S^erfa^ren  ber  ^irc^e  bem  2SoIfe  gegenüber;  für  bie 
3Jläd^tigen  biefer  SSelt  l^atte  fie  anbere  @runbfä^e:  „(Sinb  wegen 
^e^eret  bie  @üter  eine§  mächtigen  dürften  bef  c^Iagna^ntt 
werben,  fo  foüen  feine  Xöc^ter,  wenn  fie  ^eiratl^en, 
öon  bem,  ber  hit  befd^Iagna^mten  ©üter  erhalten  :^at, 
reid^Iid^  auSgeftattet  Werben"  (103). 

2Iud)  ba§  SSer^ältni^  gWifcEien  9JJann  unb  ?^rau,  ta§: 
e^elic^e  Seben,  wirb  in  feinen  SJBurjeln  getroffen.  S)ie  Seiftung 
ber  e^eüd^en  ^ftid^t  |ört  für  bie  f^rau  bem  fe^ertfdien  Tlannt  unb 
für  ben  Wann  ber  fe|erif(f)en  grau  gegenüber  ouf  (733).  ^e^erifd^e 
grouen  fönnen  öon  i^ren  SD^ännern  o^ne  weitere  Unterhaltung^' 
|}füd^t  entlaffen  Werben  (Royas,  de  haeret.  II,  ass.  40.  Tract. 
illust.  Jurisconsult.   11,  ©.  230.  Ed.  Venet.   1584). 

„•©erben  Untergebene  burd^  bie  Se^erei  i^rer  SSorgefe^ten  ober 
Ferren  üon  ber  55erpflid)tung  gur  Streue  entbunben?"  ©ine 
Wtd^tige  ?5rage,  bereu  ©ntfdieib  tief  eingreift  in  hk  fojialen  unb 
ftaatüc^en  SSer^öttniffe.  Gi^meric  beantwortet  fie  fel^r  furj  unb 
fanonifd)  fet)r  richtig  mit  bem  ^inweiS  auf  bie  j£;efretale  Absolutos 
©regor  IX.:  „SBer  immer  in  einem  'Xreueüerüiältni^  5U  einem 
offenbar  in  ^e|eret  gefallenen  ^errn  geftanben  f)at,  foH  wiffen,  baB 
er  üon  biefem  SSerl^ältni^,  mit  fo  üiel  geftigfeit  e§  auc^  umgeben 
war,  befreit  ift"  :de  haer.  V,  7).  ^egna  giebt  baju  bie  (Bx-- 
läuterung  :  „2)te  erfte  SBirfung  biefer  Söeftimmung  ift,  ba^  5y?iemanb 
ba§  SDepofitum  eine§  ^et^er§  äurücfgugeben  braucht.  Xie  S8efe^Ig= 
t)aber  öon  33urgen  ober  gelbtagern  unb  Stäbten  finb  itjrer  Jßer^ 
^)f(i(^tung  gegen  ben  fe|erif(f)en  §errn  lebig.  S)ie  SSafallen  finb 
t)on   aKen,    onc^   öon  ben    burrf)   Gib  befräftigten   SSer^flirfjtungen 


58  ®rfte§  SBud).    «ßapftt^um  unb  ^nquifitton. 

i{)ren  fe^erifc^en  |)erren  gegenüber  Befreit.  3(ud^  2)tencr  unb  Sin« 
gefteüte  tücrben  burcf)  bic  2;^tfa(^c  ber  ^e^ereien  t^rer  Ferren  frei 
»Ott  jeber  SSer^pflic^tung"   ^732;.! 

3.  S)er  Tractatus  de  Officio  sanctissimae  Inquisi- 
tionis  be§  Xf)oma§  ßareno.^ 

S^arefto,  ein  SSertrauter  be§  1^1.  ^axi  93orrontäu§,  föar 
unter  Ur  bau  VIII.  gi§fal  ber  römifc^en  ^nquifition.  ©ein 
^aulptnjer!:  Tractatus  de  officio  sanctissimae  Inquisitionis  {)at 
ntetirere  3luflagen  erle'6t.  S)ic  ßt)oner  2tu§ga6e  üom  ^a^re  1659 
ift  in  einer  über  iebe§  2Jla^  fcä^wülftigen  unb  lob^ubetnben  SBib-- 
mung  bem  ©eneral  be§  ®omini!anerorben§,  %^om.a§  STurco, 
gemibmet. 

Bttiei  Sefuiten,  §oratiu§  9JJartiniu§  unb  Seonorbu^ 
SSelliug,  t)a6en  SSorreben  gu  bem  SSerfe  ©arena'S  gefd^rieben.  2lu§ 
biefen  SSorreben  get)t  fierüor,  ba^  bie  römifcfie  ^nquifition  felbft  bie 
S)rucE!often  be§  SBer!e§  tiiettweife  getragen  I;at,  bantit  e§  um  fo 
f(|nener  erfc^eine. 

(Sd)on  im  „SSorfpiel"  (antelndia,  §  4)  ftellt  Sarena  ben  ÖJrunb= 
fa^  auf:  „S)ie  ^e^ereien  finb  auSjurotten,  unb  bie  ^e^er  ntüffen 
mit  geuer  unb  @c^njert  be^hjungen  n}erben,  benn  leichter  werben 
fie  überiüunben,  al§  überrebet.  ^Jiirgenbmo  ftierben  bie  ^e^er  fo 
l}eing  unb  geredit  beftraft  lüie  üor  bem  $Rid)terftut)l  ber  ^nquifition; 


1  S)er  igefuit  ©uare§,  btt  Bebeutenbfte  Sfieologe  be§  Qefuitenorbettl, 
I)at  bie  (SibBrüdiigfeit  ber  Untertljanen  gegen  !e^eriid)e  dürften  „biblifd)"  be= 
grünbet:  „Ohvo'iji  ^aulug  gejagt  tjat,  jegüi^e  ®ee(e  fei  ben  ©etualten  unter- 
ti)an,  \o  f)at  er  bod^  nirgenbl  Ijinäugefugt:  auä)  ben  eEfommunistrten  ober 
öom  Zapfte  obgeje^ten  f^ürften"  (De  fide  VI,  c.  4).  Söir  :^abeit  fjier  eine 
ber  öielen  le^rreidien  ultramontanen  (Scfirtftau^Iegungen.  §ier  ttiirb  aul  bem 
©c^toeigen  ber  ©cfirift  für  ben  UltramontaniSmuS  &tma§  benjiejen;  fc^tt)eigt 
^anlu§  on  ber  nämlichen  ©teile  nic^t  aber  aui}  baüon,  i>a^,  wie  ber  UItra= 
montanilmuS  leljrt,  ber^a^ft  ber  h)eltticf)en  Dbrigteit  n  i ^ t  untertDorfen  fei? 
|)ätte  er  bai  ni(^t  auc^  „t)inäufügen"  muffen,  ©o  begrünbet  ber  UItramonta= 
ni^mul  feine  Stnfprüc^e  ou§  ber  ©djrift:  balb  fo,  balb  fo. 

2  5ßei  ber  ^nl)alt^angabe  ber  3nQuifitionl=§anbbüd)er  fommen  mancf)e 
3Bteber{)oIungen  öor.  Qd)  öermeibe  fie  be^tjalb  mdjt,  weil  mir  baran  liegt, 
gu  geigen,  tote  gleii^ artig  bie  pä|)ftUd)e  ^nquifition  in  allen  Sänbern 
öorgtng. 


III.  §anbbüd)er  ber  ^nquifttion.  59 

fic  f^at  bie  SWbigenfer  unterbrüdt  nnh  Spanien  üor  ber  Iut^erif(f)en 
Srrlet)re  Beiuatjrt." 

®er  ßJrunbfa^,  ha^  ein  brennenber  (Srf)eiterf)Qufen  unb  ein 
frfiarfeg  ©c^loert  rafd^er  §um  ^iele  führen,  al§  religiöfe  SBe* 
kt)rungen,  jiefit  fic^  burd^  ba§  ganje  Söerf  ©arefia'l. 

5)er  ^ap[t  f)at  geiftlic^e  unb  föeltlic^e  ©eiüalt  über  alle  ^e^er; 
jebeS  ®efe|,  baS  S?e^ereien  Begünftigt,  !ann  er  aufi)eben;  er  fann 
bie  föeltlid^en  dürften  zwingen,  mit  -njeltlid^en  ^ejelen  gegen  ®e|er 
öorjuge^en  (©.  9).  ®ie  römifcfie  ^nquifition  befi^t  nnbejc^ränfte 
®ericf)t§bar!eit  [suprema  jurisdictio]  über  alk  Weltüd^en  Surften 
(S.  10).  9^adE)  bem  SSorbilbe  Ö5otte§,  ber  im  ?|Sarabiefe  ber  erfte 
Snquifitor  tvav,  f^at  ^nno^enS  UI.  bie  ^nquifition  eingeführt 
(@.  15).  jS)a^  bie  ^e|er  gefoltert  njerben  bürfen,  um  bie  2Baf)r* 
]§eit  üon  i()nen  ju  erfai)ren,  ift  aügemein  gugegeben;  unb  ba  bie 
^e|erei  f)äufig  ein  im  Innern  üerborgeneS  SSerbred^en  ift,  fo  ift  bie 
§anb^abung  ber  t^olter  für  ben  Snquifition§rid)ter  befonber§  ge- 
eignet ((g.  55).  ^m  S3crfaf)ren  ber  römifd^en  ^nquifition  ift  e§ 
gebräud^Iidf},  aud^  biejenigen  §u  foltern,  bie  fe^erifd^e  SSorte  ge- 
fprod^en  Ijaben,  aber  leugnen,  e§  in  fe|erifd[jer  2IbfidC)t  getrau  §u 
t)aben;  benn  über  bie  innere  ©efinnung  fann  firf)  bie 
^irc^e  nur  burd^  bie  ^^olter  öergewiffern  ((S.  55).  Sie  S3e= 
fd^affenf)eit  ber  Folterung  in  biefcn  %äUtn  ift  bem  (SJutbünfen  ber 
Stic^ter  ju  überlaffen;  für  getoöl^nlid^  foll  fie  nicf)t  lönger  al§  eine 
l)albe  ©tunbe  bauern  (©.  56).  ©in  Sefret  $iu§  V.  üom  28.  ^vuü 
1569  beftimmt,  ha'^  bie  überfüfirten  ober  geftänbigen  ^e^er  n)eiter 
5U  foltern  finb,  um  i£)re  9)Htfd^nIbigen  f)erau§5ube!ommen  (8.  57). 
Slad^bem  ber  Sieger  bem  tüeltlicEien  5trm  übergeben  werben  ift, 
fott  feine  9ieue  nur  in  feltenen  ^äüm  angenommen  tuerben;  benn 
bie  S8e!ef)rung  gefd^ic^t  bonn  geiuöfjntid^  nid^t  mefir  öon  ^erjen, 
fonbern  toegen  ber  ©d^merjen  beg  brennenben  f^euerS 
unb  au§  2;obe§furdCjt  (©.  66).  Sie  unbu^fertigen  ^e^er  finb 
bem  trettlic^icn  ©erid^t  ju  übergeben,  bamit  fie  lebenbig  üer* 
brannt  tüerben:  impoenitentes  tradendi  sunt  curiae  saeculari, 
ut  vivi  comburantur  (©.  67).  Ser  rüdEfödige  ®e|er  ift  o^ne 
jebe  Sarmfjerjigleit  [absque  ulla  misericordia]  bem  lüeltüd^en 
5trm  ju  übergeben;  benn  e§  genügt,  ha'^  er  burdf)  eine  falfdEie  S3e^ 
fetjrung  bie  ^'irc^e  einmal  getäufc^t  ^ot.     Sa§  ^at  ju  gefd^el^en. 


60  Srftel  93uc^.    ^ßapftt^um  unb  ^nquifition. 

gieic^öiel  06  ber  JRücffällige  bereut  ober  nid)t;  jeboc^  mit  bem 
Unter jd^ieb ,  ha^  ber  reumüt^ige  5Rücffär(ige  guerft  erbroffett 
unb  bann  er[t  üerbrannt,  ber  unbu^fertige  aber  leben« 
big  öerbrannt  tt)irb:  ita  tarnen,  ut  si  poeniteat,  prius  stran- 
guletur  et  postea  comburatur,  si  vero  sit  impoenitens,  vivus  com- 
buratur  (©.  70;  ügld^.  unten  ©.  79).  Qu  bemerfen  ift  nod^,  i>a^ 
bie  Weltlichen  9ti(i)ter,  nat^bem  i^nen  ber  rücffättige  unb  unbu^= 
fertige  ^e|er  übergeben  tnorben  ift,  üerpftid^tet  finb,  i^n  ot)ne  jeben 
Sluffc^ub  unb  oline  jebe  Ginfictit  in  ben  ^roje^  5U  beftrafen,  aud^ 
inenn  fie  loiffen,  ha'^  bo§  Urt^eil  ber  SnqwUitoren  ungerecht  ift 
(@.  70).  ®er  (So^n  ntu§  ben  SSater,  ber  SBoter  ben  ©otjn,  bie 
©ottin  ben  ©atten,  ber  ©atte  bie  ©attin  anzeigen  (@.  147). 

Siüie  Xt)eoIogen  Ie!)ren,  ba^,  luer  an  Seiertagen  ober  ?^afttagen 
gleifc^  i^t,  ber  ^e|erei  ftarf  üerbäd^tig  fei,  unb  um  bie  2öaf)rl^eit 
über  feine  !e|erifdje  ©efinnung  gu  erfahren,  gefoltert  toerben  !onn 
(S.  226.  227).  Dbtt)oi)I  atle  anberen  SSerbred^er  mit  i^rem  Stöbe 
bem  irbif(f)en  9ti(^ter  entrücft  finb,  bauert  bei  bem  ^e|er  bie 
Unterfuctjung  ouc|  nad^  bem  S^obc  nod^  fort,  unb  §tt)or  giebt  e§ 
f)ier  feine  SSeriä^rung  (@.  250).  ®a§  95itb  eine§  öerftorbenen 
^e^er§  ift  ju  öerbrennen,  feine  ©ebeine  finb  auszugraben,  fein 
§au§  ift  bem  ©rbboben  gleich  ju  machen  unb  bie  Stelle,  wo  e§ 
ftanb,  mit  ©atg  gu  beftreuen.  S)ie§  SSerfa^ren  gilt  aud^  für  9Jlinber* 
jährige  über  14  ^a^re;  benn  in  biefem  Sllter  foöen  SJiinber- 
jölirige,  bie  nid^t  bereuen  ttioHen,  bem  tceltlid^en  ©erict)t 
§um  SSerbrennen  übergeben  Werben  (©.  252).  ©egen  ^e|er 
werben  aud^  |3erfönli(^e  geinbe,  SSerWanbte,  ^inber,  G^rlofe,  SKein- 
eibtgc  u.  f.  W.  aU  B^iigc"  S^gelaffen  (@.  267  ff).  (SpricE)t  ^entanb 
im  Xraum  ^e|ereien  au§,  fo  fotlen  bie  ^nquifitoren  barau§  5(n* 
la^  nel^men,  feine  Seben§fü:^rung  p  unterfuc^en,  benn  im  Sd^tafe 
pflegt  ^a§  wiebergu!ommen,  toa§'  unter  STagg  Sentanb  bef^äftigt 
f)at  (@.  322).  58ei  ber  ^inridjtung  3ftü(f fälliger  ober  Unbu^fertiger 
ift  §u  beai^ten,  ta'Q  man  if)nen  einen  Knebel  in  ben  SJJunb 
ftecfe  [lingua  cum  duobus  lignis  alligata],  bamit  fie  nid)t  bei  ben 
Umfteljenben  burc^  ifire  SBorte  Stergerni^  erregen  !önnen  (S.  348). 
^a  Meierei  unter  aÜen  SSerbredien  ha§  größte  ift,  fo  ift  e§  nic^t 
§u  üerwunbern,  ba^  burc^  {)od^:^eiIige  ©efe|c  [leges  sacrosanctae] 
bie  STobesftrafe  burd^  geuer  für  bie  ^e^er  feftgefe^t  ift.    (^äht 


III.  $anb6üd)er  ber  ^nquifition.  61 

c»  eine  nod;  graufamere  ©trofe,  al»  ben  geuertob,  fo 
Jüäre  fie  gegen  ben  ßefeer  ansiitnenben,  bamtt  er  unb 
fein  SSerbrecfien  um  fo  fdjneller  au§  bem  ©ebäc^tni^  ber 
9}ienfd^eu  üerfd^tüänbe.  S)er  tüeftlicfie  Siic^ter  ^at  ni(^t§ 
9(nbere»  ju  t^un,  aU  bag  Urt^etl  ber  ^nquifition  fofort 
511  üoUftreden.i  SDer  weltlicfie  3fti(f)ter  fann  alfo  niiit,  nac^bent 
ber  S3erurtf)eUte  if)m  üou  ber  ^ni-juifition  übergeben  n;orben  ift, 
ben  SSerurt^eilten  über  feine  ©efinnung  Befragen  unb  if)n  je  naä) 
ber  2(ntn)ort  öor  bem  SSerbrennen  erbroffefn  laffen,  "lia  er  burcf) 
ba§  Urt^eil  ber  Qnquifitoren  für  unbuBfertig  erflärt  tüorben  ift 
unb  als  folc^er  lebenbig  öerbrannt  Werben  foU.  ^e|ern,  bie  fidi 
nadf)  ber  UrtljeiBfäHung  belehren,  foll  nur  feiten  ber  S^ob  erlaffen 
n^erben  (®.  357),  (getjr  ^äufig  loerben  ^e|er  jur  ©aleerenftrafe 
üerurt^eilt  (@.  358).  grauen  werben  ^äufig  gur  ©eißelung  üer= 
urt^eilt;  in  «Spanien  erleiben  biefe  Strafe  aud^  DrbenSleute  oon 
i^ren  Drben§brübern,  in  ©egentüart  be»  9iDtar§  ber  i)l  ^nqüi-- 
fition  (S.  359). 


4.  ®ie  Resolutiones  morales  be§  §(ntoniu§  2)tana. 

S)iana  war  ^onfuftor  ber  Snquifition  be§  ^önigreid§§  Sicilien. 

Sd)  !ann  mid^  l^ier,  nad)  ben  auSfü^rli^en  2(ngaben  über  bie 
SBerfe  ber  brei  üor[)ergef)enben  Sc^riftfteüer,  fur§  faffen.  SBefentlid^ 
9Jeue§  bieten  bie  Resolutiones  (Edit.  Lugdun.  1667,  Tom.  V) 
otine^in  nic^t;  (SinjetneS  ift  aber  üou  S)iona  befonberS  fc^arf 
^eroorge^oben  worben. 

„Sn  ©laubenäfadien  !ann  jeber  all  ^^uge  öernommen  werben: 
(Syfommuni^irte,  S^erbred^er,  infame,  üJJeineibige,  ^uben,  §au§= 
genoffen,  ?5anxilienglieber,  SfutSüerWanbte,  (S^egatten,  Äinber,  aud^ 


'  Sd)Dn  ^apft  $8onifa5VIII.  öerbot  ben  roeltUc^en  ©etcalten,  (Sinfic^t 
in  bie  Qnquifition^aften  ju  ne:^men;  ber  Staat  i)dbt  nidit^  itieiter  ju  tl)un, 
aU-  ba»  Urt^eil  ber  ^npuifitoren  fdinell  (prompte  gu  boUftreden  'Cap.  ut 
Inquisitionis  18  in  6to  de  haer.  V.  2;.  SJiit  SSerufung  auf  ein  öon 
Snno§eng  IV.  toerliel^enes  ^riüileg  fc^reiBt  ber  ^nQuifitor  Sernl^orb 
eomeniig:  S(u(^  ttJenn  bie  Dbrigfeit  ttjeife,  ba§  bag  ^npuifitionsurt^eil  un» 
gerecht  ift,  fo  ijat  fie  e§  boc^  gU  oollftreden  (Lucerna  Inquisitorum  s.  v. 
Executio; . 


62  <5rfte§  SButf).    «ßop[ttt)utn  unb  Snquifition. 

unter  14  S^'^'^cn;  nur  Xobfeinbe  finb  tion  ber  ßeugenfc^aft  au§= 
genommen.  S)a§  er'^eöt  au§:  in  6'°  de  haer.,  c.  in  fidei  favorem. 
2:ieie  B^WQ^"  tonnen  abtt  nic^t  ju  fünften  be§  Stngellagten  öer-- 
nommen  njerben"  (@.  431).  geinbe,  tnenn  e§  nur  nic^t  S^obfeinbe 
finb,  fönnen  gegen  ben  Stngeltagten  aU  Beugen  auftreten  (@.  433). 
„^d^  glaube  fogar,  ha^  im  ^nquifitionSproje^  aud^  ^obfeinbe  al§ 
Beugen  gugeloffen  tnerben  fönnen,  aber  mit  SSorfirf)t"  ((S.  435), 
„«Sollen  bie  S^qi^if^toi^e^  ^em  5tnge!Iagten,  tnenn  er  barum  bittet, 
einen  S3eic§töater  gemä^ren?"  2(uf  ©runb  einer  Stniüeifung  an 
ha§>  Snquifition§geri(j^t  öon  ^olebo  an§  bem  '^a^xt  1561  ant> 
tnortet  ®iana:  „@§  ift  beffer,  bem  3tnge!Iagten  ben  SSeic^töater  ju 
tertneigern,  bi»  er  ein  ri(^terli(^e§  ©eftänbni^  abgelegt  {)at,  au|er 
er  fei  in  ^obeSgefa^r"  (S.  437).  „'^k  2tuto§  ^a  %t  fotten  für 
geiüö^nlid^  an  gefttagen  ftattfinben,  an  benen  eine  gro^e  aJienfd^en- 
menge  gegentnärtig  ift,  bamit  fie  bic  dualen  ber  SS erurt^ eilten 
fe^en  unb  barau§  lernen,  ju  fürd^ten"  (©.  441).  „S)ie  ^nqui-- 
fitoren  fönnen,  um  üom  3tngeftagten  bie  2öaf)r^eit  ^erau§  §u  be-- 
fommen,  if)m  (SrIaB  ber  Strafe  üerfpred^en,  o^ne  bo§  fie  fid§  ha-- 
burcf)  öer|5fU(^ten,  bie§  SSerfpred^en  ju  ^^alten"  (<S.  443).  2(ud^  bie 
ßinber,  hk  üor  ber  Ke^erei  ber  (Sttern  geboren  finb,  füllen  mit 
ben  Strafen  ber  ®üterbefd)Iagna:^me,  Siifö^iie  u.  f.  to.  beftraft 
n.ierben.  S)iana  giebt  bafür  einen  feljr  d^arafteriftifc^en  ®runb  an: 
e§  fönnte  ja  fein,  ta^  ber  betreff enbe  SSater  nac^  feinem  Stbfall 
feine  ^inber  mel^r  befäme,  bann  blieben  ja  feine  ^inber  überl^aupt 
ftraffrei  (8.  458).  „$ßon  ben  bret  SJiitteln,  bie  bem  ^nquifitionä- 
ric^ter  jur  SSerfügung  fteiien,  bie  SBafir^eit  !§erau§äubefommen, 
inenn  ber  2(ngeflagte  noc§  ni(i)t  überfüi)rt,  fonbern  nur  öerbäd^tig 
ift:  ^Reinigung,  2(bfd)tt)örung  unb  golter,  ift  bie  golter  ba§  ge= 
eignetfte.  SBeil  bie  £e|erei  fc^tüer  ju  betüeifen  ift,  foll  ber  S^qui-- 
fitiongric^ter  geneigt  fein  gur  Slntnenbung  ber  flotter:  ad  torturam 
judex  debet  esse  promptior"  (S.  477).  ©in  Slnjeid^en,  öon  einem 
Beugen  beftätigt,  genügt,  um  §ur  f$oIter  ju  fdjreiten  (@.  480). 
SDiana  berid^tet,  in  feiner  jEf)ätigfeit  aB  ^onfultor  be§  1^1.  Officium 
föme  ey  täglich  üor,  ha'Q  Beugen,  bie  fonft  gurüdgelniefen  Würben, 
tüie  infame,  SJJeineibige  u.  f.  to.,  §ugelaffen  tnerben  (@.  483).  2luc§ 
bei  S)iana  finben  fid^  feine  fo^iaie  UnteifcEieibungen:  „SSornel^me 
finb  lueniger  unb  gelinber  ju  foltern,  aU  ©emeine"  (@.  494).    2tud^ 


III.  ^anbbü^er  bcr  ^niuifition.  63 

trenn  bcr  Öiefotterte  ftanb^aft  geBUeben  ift  im  Seftreiten  ber 
t()in  öorgetrorfenen  ^e^erei,  fann  er  bod^  njegen  fd^Ujertüiegenber 
2tn5ei(i)en  gu  jc^njeren  ©trafen,  3. 33.  gur  ©aleere,  üerurt^eilt  ttierben. 
S)a§  fommt  fe^r  ^ufig  öor  {B.  496).  S)ie  ^nquifition  !ann  ouc^ 
(Solche,  ouf  bcnen  nur  leidster  Sßerbad^t  Jiaftet,  jur  ©aleere,  (Stäupung, 
u.  f.  lü.  öerurt^eifen  (@.  499).  ^lud)  über  Suben  unb  Ungläubige 
er[trecEt  fic^  in  einzelnen  Satten  bie  ©erid^tSbarJeit  ber  ^nquifition, 
fo  bei  Seugnung  be»  SafeinS  ©otte§.  ^n  einer  Söutte  öom  ^al^re 
1581  ftettte  ©regor  XIII.  biefe  ©runbfä|e  auf;  er  beftimmte  an 
©trafen  für  fie:  ®üterbef(f)Iagna^me,  ©elbftrafen,  Werfer,  ©daläge; 
guiüeilen  fogar  bie  Xobeäftrafe  (@.  501). ^  „^m  Slnfc^Iuffe  an  bie 
betrete  ^ouIIV.  l^at  unfer  ^eiügfter  §err  ^iu§  V.  am  28.  ^uli 
1569  üerorbnet,  ba§  Sitte,  bie  ber  ^e^erei  überführt  finb,  um 
bie  loeitere  2Bo{)rt)eit  unb  bie  9J?itfdjuIbigen  gu  ermittetn,  nac§ 
bem  ©utbünten  ber  Ferren  ^nquifition^ric^ter  gefoltert  werben 
fönnen"  (8.  574).2 

5.  ©in  Sttqutfttion§^anbbud^  be§  ^^^oi^Si^'^ßi^^^o^'^^it^- 
3um  ©ebroud^e  für  bie  Snquifitoren  au§>  ttm  ^xan^i^tamv'- 
orben  erfd^ien  im  16.  ^afirtjunbert:  „©trafridCjterlic^e  Einleitung 
für  ben  Drben  ber  minberen  Srüber  be§  l^eiligen  granji§!u0,  um 
in  l^citiger  SSeife  bie  ©ered^tigfeit  onjutnenben :  Practica  criminalis 
ad  sancte  administrandam  justitiam  in  Ordine  Fratrum  Minorum 
8.  Franc!  sei. « ^ 


1  SUiit  biefer  gef(f)ic^tltc^en  %^ai\a6:)i  öergletc^e  man  bie  SBiffcnfd)aftIic^= 
fett  beg  uttramontanen  ^iftorüerl  ^aftor,  ber  f^veibt:  „Ungetoitfte  unter= 
lagen  niemals  bem  ©taubenSgertcfite"  (©fc^c^t.  ber  p^jfte,  2.  5tuffg.,  II,  580, 
greiburg  1894).  Ueber  bie  SBtffenfc^aftuifeit  wnb  SBaf)rt)aftigfeit  ^oftorS 
tjglc^.  unten  ©.  164.  481.  628  ff.  u.  2ln:^ang  3. 

-  3)er  uUramontane @efd)id)tgfc!^eiber  ©tefenboc^  fd^reibt  bon^iona 
(®er  §ejemüal)n,  ^Jlainj  1885,  ©.149):  „9Benn  biefe  gemäßigten  ®runb= 
iä^e  ®iono'g,  beS  §oftf)eotogen  SnnosenS  IX.,  überall  bti  ber 
Wolter  gur  2(ntDenbung  gefommen  tüftren,  würben  t)unbert  S^aufenben  taä 
Seben  unb  gefunbe  ©lieber  bewaljrt  geblieben  fein.  S^rer  ©ettung  in  Italien, 
(Spanten  unb  ^ortugol  ift  e§  jitäufc^reiben,  baß  bort  bie  ©reuel  ber  ^cEen» 
pro§effe  weniger  ©tngang  unb  SSerbreitung  gewannen." 

3  S)a  auf  ber  S'.  ^ötbltotljef  gu  $ßerlin  biefe  Sdirift  nid^t  bort}onben 
ift,  benu|c  td)  bie  wörtlichen  3lnfü!^rungen  bei  Bernou,  La  chasse  aux 
Sorcieres  dans  le  Labour  1609,  Agen  1897,  ©.  180  ff. 


64  ©rfteä  93ud).    «Popftttjum  unb  ^nquifttton. 

„Snt  golterraum,  wo  alle  goltertüerf^euge  aufbeföa'^rt  föerben, 
foH  bie  2tngeflagte,  bie  §anb  auf  ben  ^eiligen  (Süangelien,  ben 
Gib  leiften,  bie  2öa§rf)eit  gu  fagen.  SSor  etilem  fagt  it)r  ber  :^o(^= 
lüürbige  ^ater  mitleibstjott :  S)o  toir  burc^  Sinjeic^en  unb  Beugen» 
aufjagen  über  betne  ©c^ulb  gelt)i§  finb,  ^aben  mx  un§  ent-- 
fdjloffen,  bie  2Ba^r£)eit  auc^  au»  beinern   eigenen  SD^unbe  gu  üer^ 

nehmen,     ©o  frage  id^  birf)  benn: @efte^e  freitöittig,  fonft 

gtt)ingen  tüir  birf;  burd)  bie  ©tride,  bie  bid^  eriüarten.  @ie  ant* 
n)ortet:  3<^  ^a^^  ^ie  2Baf)r^eit  gefagt.  S(tte§  mu§  aufgefcEirieBen 
werben:  njaS  fie  fagt,  lüoS  fie  tljut  i£)re  (Seufjer,  i{)re  %f)ränen, 
tt)re  Etagen,  if)re  (Scfireie.  ®a  bu  ^artnädig  bleibft,  fäf)rt  ber 
f)0(^n)ürbige  SSater  fort,   ift  e§   unnü|,  bic^  gu  bemitleiben.     3c§ 

forbere  bic^   noc^  einmal  auf,   ou§5ufagen Sie  antttjortet: 

id^  t)abe  nic^t§  gu  fagen. 

„^e|t  f)efief)It  ber  e^rtüürbige  ^ater,  fie  gu  entfteiben  unb  fie 
mit  ©triefen  ju  binben.  2Säf)renb  beffen  fagt  er  if)r:  '^ä)  mac^e 
bi(f)  barauf  aufmerffam,  ba|  beine  golterung  nid^t§  ju  t|un  ^at 
mit  ben  frf)on  gemachten  ©eftänbniffen,  für  fie  wirft  bu  bie  öor- 
gefcEiriebene  ©träfe  erleiben,  fonbem  toir  Wollen,  ba^  bu  un§  fagft 
....  SEire  Stntwort  foH  aufgefdfirieben  werben. 

„®arouf  giebt  ber  e^rwürbige  SSater  ben  Sefe^I,  bie  StngeÜagte, 
bie  nacEt  an  ben  ©triden  befeftigt  ift,  in  bie  ^öf)e  ju  jiefien. 
2Bä|renb  fie  f)ängt,  forbert  er  fie  auf,  it)r  SSerge^en  einjugeftel^en. 
Slber  entWeber  f(i)reit  fie:  D  mein  (Sott;  e§  ift  fd^redücf) ;  id§  fterbe; 
ober  fie  fc^weigt.  ©ewiffenfiaft  mu^  SlüeS,  tva§  fie  wö^renb  ber 
Folterung  fagt  ober  tl^ut,  aufgefc^rieben  Werben.'^ 

„Sn  9tnbetrad)t  be§  ©c^weigen§  Iäf;t  ber  elirwürbige  SSater  bie 
©tride  in  S3ewegung  fe|en.  ©ie  fc^reit  auf'§  neue:  D  mein  ®ott; 
f)eilige  Jungfrau,  fomm  mir  ju  §ülfe;  ^eiliger  granjisful,  Sarm- 
l^erjigfeit  SSarml^erjigfeit.  Sft  i'ie  Slngef tagte  einige  Sdt  (bie 
2)auer  ift  anzugeben)  in  ber  §öt)e  {)ängen  geblieben,  fo  giebt  ber 
f)oc§Würbige  SSater  ben  S3efef)I,  fie  herunter  ju  laffen.  3e  nad^bem 
!ann  man  ii)x  fagen,  man  {)abe  fie  herunter  geloffen,  um  fpöter 
bie  gotter  fortgufelen.  Wie  e§  bem  i)ocf)Würbigen  ^ater  gut  er« 
fdieint.  SJlan  rente  bann  ber  Slngeftagten  bie  ©lieber  wieber  ein 
unb  füf)re  fie  in'§  ®efängni§  gurüd. 


III.  §nnbl)üc^ev  bev  ^'^^Mi^ion.  65 

„?(m  folgenbeu  Züq  tutrb  fie  lüieber  in  bie  golterfammer  ge^ 
füf)rt.  ®er  fjodjlüürbige  ^ater  fagt  i§r:  ba  lüir  mit  beinen  2(nt- 
luorten  nirfit  jufrieben  finb,  unb  ba  tuir  feljen,  ba^  bu,  tro|  fo 
öieter  ^dijeii^en  unb  ^eugenauSfagen,  uic^t  gefteljen  \v\li\i,  fo  ^ahtn 
tüir  un§    entfd;Ioffen,    bid;   auf§    neue   ju   foltern,    bieSniat    aber 

fdjmcrjtjnfter.     ^e»^aI6  ratfje  id;  bir,  un§  ju  fagcn S3Iei6t 

bie  5Inge!Iagte  bei  i£)ren  5(u§fagen,  fo  lä^t  fie  ber  e^^riüürbige 
^ater  tüieber  nadt  an  bie  ©tride  binben  unb  fragt  fie  nod;  ein- 
mal: SBiüft  bu  bie  2Sat)rl)eit  fagen?  §at  fie  geanttnortet:  idj 
^abt  fie  gefagt,  fo  tuirb  fie  Ijod;  gebogen  unb  toteberum  befragt. 
Slber  fie  fd^reit  forttt)ä{)renb :  D  mein  @ott,  i[)r  tijbtet  mic^. 

„©iel^t  ber  {)od)tüürbige  ^ater,  ha^  bie  StngeUagte  beim  2eug= 
neu  befiarrt,  fo  lä^t  er  fie  herunter,  ißerliert  fie  bay  $8eiüu^tfein, 
fo  fott  e§  im  ^rotololl  ()ei|en:  bie  Slngeüagte  in  ben  ©triden 
t)ängenb,  Ua'i^  unb  mit  faltem  ©d|h)ei^  bebedt,  fdirie  fortlüäljrenb: 
D  mein  ®ott  u.  f.  h).;  ber  Ijoc^iüürbige  ^ater  lie^  fie  auf  eine 
S3an!  legen  unb  ©ffig--  ober  ©diiDefelbämpfe  einattimen.  bleibt  ber 
^uftanb  ber  3(nge!Iagten  ber  gleid)e,  fo  n)irb  ein  Strjt  geljolt,  ber 
unterfudjen  foll,  ob  fie  luirflidj  ofjumädjttg  ift.  ßrflärt  ber  Strjt, 
fie  fei  loirflidj  o()umnd^ttg,  fo  fott  fie  in'§  ©efängni^  jurüdgcfüfirt 
unb  bort  gepflegt  toerben.  Sft  e§  nur  eine  ©dieinoljumodjt,  unb 
!ann  begt)alb  bie  golter  fortgefe^t  toerben,  fo  foII  e§  im  ^rotofoll 
"^ei^en:  barauft)in  tie|  ber  ^oc^iuürbige  SSater  fie  iDieber  in  bie 
§öf)e  jietien. 

„(äö  fommt  üor,  bafs  bie  5(ngeftagte  it)ä()renb  ber  t^oÜer  ein^ 
fd)täft,  ober  \)a^  fie  unem|3finbtic^  bleibt;  bann  foff  e§  im  ^rotofoll 
tiei^eu:  ba  bie  2(nge!Iagte  fid;  für  bie  ©c^merjen  unem^jfinblid) 
jeigte,  unb  ba  ber  eljrtüürbige  33ater  eine  3(rglift  be§  Seufetä  üer- 
mntl^ete,  fo  gab  er  ben  S3efet)t,  bie  Stngeftagte  ganj  ju  entblößen 
unb  unter  it)ren  2(rmen,  in  i{)rem  Tlutih,  ^tüifc^en  ben  paaren  unb 
an  anberen  Xfjeilen  it)re§  Seibeg  uac^jufuc^en,  ob  nic^t  bort  irgenb 
ein  Wütd  tierborgen  ift,  ha§  folc^e  SSirlungen  tjerüorrufeu  fann. 
2(ud§  tüerben  if)r  bie  §aare  am  ganjen  ^ör|3er  abgefd)oren.  ©o, 
öoUftänbig  nodt  unb  gefdjoren,  luirb  fie  auf's  neue  in  bie  §ö^e 
gesogen." 


ö.  §oen§6voec(),  ^^apfttljum.   I. 


l 


G6  Gi^tcl  93ud).    ^^apyttfjum  imb  ^iiqiitfition. 

6.    2)o§  Sacro  Arsenale  be§  S^ominüanevinquifitorS 
X^omog  SJiengljini. 

Snx  ^a^xt  1693  erfc^ien  gu  Slont,  gebrucft  in  ber  Siucferei 
„bei*  !^o^lrürbigen  2(poftolijrf)en  Kammer",  bie  Prattica  dell'  Officio 
della  S.  luquisizione  ober  ba§  Sacro  Arsenale.  ®a§  Suc^  lann 
al»  eine  amtlicfie,  n)enig]"teny  aU  eine  aut^entifoEie  S^arftelluug  be§ 
römijd^en  Snquifition§oerfa|ren§  betrachtet  tuerben:  6»  ij't  oon 
einem  pä^jftlii^en  ^nquifitor  üerfa^t,  el  ift  bem  ^ap\U  3nno  = 
§eng  XII.  gen^ibmet,  unb  e»  trägt  bie  Srucfertaubni§  be»  Ma- 
gister s.  Palatii  %i)om.a§  ^axia  gerrori. 

®er  jed^Ste  X^eil  be§  „Strfenate"  I^anbelt  auf  26  Seiten  oon 
ber  golter: 

§at  ber  Stngefdiutbigte  fein  SSerge^en  geleugnet,  unb  ift  e§  ntd^t 
gelungen,  i^n  ganj  ju  überführen,  fo  entfte^t  bie  9iotf)tDenbig!eit, 
jur  golter  gu  fd^reiten,  um  bie  SSaf)rt)eit  gu  erfat)ren.  S)ie  ^^olter 
ift  in  feiner  SBeife  ber  firc^tic^en  S>iilbe  unb  (Sanftmutt)  entgegen, 
lüenn  bie  5(näeid)en  für  bie  (S^ulb  bei  Slngefd^ulbigten  !Iar  unb 
lüiberfprucf)§Io§  finb.  2)er  S(ngefcf)ulbigte  tüirb  aü§  bem  Werfer 
in  bie  golterfammer  geführt  unb  bort  bor  bem  ertouc^ten  unb 
l^od^npürbigften  S3if(f)of  9J.  9i  unb  bem  f)oc§tt)ürbigen  ^ater  Snqui= 
fitor  nod^  einmal  befragt.  ®eftef)t  er  nid^t,  fo  föirb  er  aulgejogen 
unb  auf  bie  golterbanf  gebunben.  dlo^  einmal  ermaf)nen  itju  bie 
(SJenannten  Oäterüc^  unb  gütig  i^paterne  et  benigne",  frei  [libere!] 
bie  2Baf)rl^eit  gu  geftef)en.  Solgt  er  biefer  Grmaf)nung  nic^t,  fo 
tüirb  ber  83efet)I  gegeben,  if)n  in  bie  §D^e  gu  gietien.  jDie  golter 
fott  gegen  ben  Stngefctiulbigten  angettienbet  tüerben,  um  üon  i|m 
iia^l^  (^eftänbuiß  feiner  eigenen  ulfjateu,  feiner  inneren  5(bftrf)ten  (!) 
unb  bie  9iamen  feiner  93Zitfdt)u(bigen  gu  erlangen. 

SSier  Strten  üon  Folterungen  fü£)rt  haS'  „SCrfenale"  an: 

1.  2)ie  golter  burd;  ^tutv  [il  tormento  del  fuoco].  ^ie 
nacften  gü^e  be§  5(ngefcE)utbigtcn  inevben  mit  ©djlneinefett  beftridfien; 
bann  ioerben  fie  ber  5tu§ftrafjlung  eine§  ftarf  gcfd^ürten  geuery 
ausgefegt;  fd^reit  ber  ©efolterte  fel}r  ftar!,  fo  n)irb  gmifdfien  feine 
Sü^e  unb  ha§  treuer  ein  S3rett  gefd^oben,  unb  man  fragt  if)U,  ob 
er  belcnnen  lüotle,  n^enn  ja,  ift  el  gut,  föcun  nein,  inirb  ha^  SSrett 
tüieber  nieggegogen,  unb  bie  i^olterung  beginnt  auf'l  neue. 


IV.  ^ic  Spanifdie  Snquifittoii.  67 

2.  2)ie  golter  burcf;  i^ü^'\(i)vau.^tn  [il  tormenlo  della 
stanghetta].  ®em  Sfngefdjulbigten  lüerben  ©ifenfd^utje  angelegt, 
bie  burdE)  Schrauben  enger  unb  enger  gemad^t  werben. 

3.  S)ie  j^otter  burc^  9?D^r[tüdd)  en  [W.  tormento  delle 
cannete].  '^tm  Stngefc^ulbigten  lüerben  bie  §änbe  3nfamnien= 
gebunben  nnb  5tt)if(f)en  bie  Ringer  werben  9toi)r[tüd(i)en  einge- 
flemmt  nnb  bann  |3re^t  ber  genier  bie  §änbc  äufamnien. 

4.  S)ie  ©ei^elnng  unmünbiger  ^inber. 

gjia^t  ber  SIngefcfinIbigte  geltenb,  bo^  fein  Körper  bie  x^olkx 
nic^t  üertrage,  fo  fott  ein  Slrjt  gerufen  werben,  ber  ifin  unterfudjt. 
ginbet  ber  2tr§t  fein  ^inberni^  für  bie  golterung,  fo  fann  o^ne 
®eh)iffen§unruf)e  [seaza  ansietä]  ber  Sefe^t  §ur  goüerung  gegeben 
werben. 

SSirb  ber  Gefolterte  ol^nmäd^tig,  fo  fott  man  i^n  mit  SBaffer 
befpri^en  ober  ©c^wefel  unter  feiner  9iafe  üerbrennen,  unb  bann 
fann  er  auf's  neue  gefoltert  werben  (©.  208 — 234). 


IV.   ^te  (S^Hinifd;e  3nquifittou. 

5)ie  SInfänge  ber  Snquifition  in®|)anien  finb,  wa»  ^^'t  i'n^ 
?(rt  i^rer  (Sinfü^rung  angetjt,  nid)t  genau  feftjnftetten. 

5(ud)  l^ier  ift  ber  2)ominif anerorben  ber  Präger  be»  33Iut'- 
ft)ftem§.  ÜJiit  SSoUmad^ten  ber  ^ö|3fte  Gregor  IX.,  SnnojcnS  IV., 
Urban  IV.,  ßlemenS  IV.  unb  V.  u.  f.  w.  au§gerüftet,  übten 
bie  ^rebigerbrüber  üon  ber  erften  §älfte  be§  13.  3a^rf)unbert§ 
an  ba§  3(mt  päftlic^er  ^nquifitoren  in  ben  Königreichen  Kaftilien, 
Seon  unb  5(ragonien.  ©puren  einer  felbftänbigen  bifd^öflid^en 
Snquifition,  Wie  fie  in  anberen  Säubern  auftrat,  laffen  fid^  für 
(Spanien  !aum  nac^weifen. 

„®ie  ^nquifttion  würbe".  Wie  ber  ultramontane  SRobrigo  fagt, 
„au§fd^Iie|Iic|  in  ber  5tbfi(^t  eingefüJirt,  bie  bogmatifc^e  unb  fittlid^e 
9leinl§eit  ber  9leIigion  ju  fd^ü^en.  2;ie  gläubigen  5tn()änger  ber 
Kird^e  begrüben  "Da^  f)I.  Officium,  inbem  fie  in  ii)m  bie  einjige 
Stb^ülfe  gegen  ben  aügemeinen  SSerfatt  ber  9leIigion  erbliden" 
(Historia  verdadera  de  la  Inquisicion,  Madrid  1876,  I,  192). 

5* 


ßine  ber  lüicfitigj'ten  grogen  in  SSejug  auf  bie  f^janifcfie  ^nqui» 
fition  ift:  lüar  fie  ein  ©taatSinftitut,  ober  War  oui^  jie  niditS 
anbereS,  aly  ein  %i)di  ber  großen  päpfttid^en  ^nquifition? 

„®ie  fatl^Dlifdjen  fiönige"  (Los  reyes  catolicos)  gerbinanb 
unb  SfaBeUa  erfüllten  ben  ^a^[t  ©ijtuS  IV.  um  (äinfü^rung 
ber  ^nquifition  in  ba§  Slönigreid)  S^aftilien.  S)er  ^apft  ent- 
'{pxaä)  bicfer  S3itte  burc^  ein  $öreöe  üom  1.  'Btpttm'bn  1478,  er 
gab  ber  f|)ani)c^cn  ^rone  „bie  (Sr(au'6ni|"  (facultatem  coucessimus), 
^nquifitoren  ^u  ernennen  (ut  inquisitores  nominare  possent).  Stuf 
biefe  |)äp|'tlic^e  „Grlaubni^"  tjin  luurben  am  17.  ©el^tember  1480 
bie  S)ominifaner  SDZic^ael  be  SQ?orino  unb  So^onne^  be  (St. 
SRartino  gu  ^nquifitoren  ernannt,  gunädift  nur  für  \)k  ©tabt  unb 
S^iögefe  ©eüilla.  (Sdjon  am  27.  SJJärg  1481  fpracä^en  biefe 
„a)3oftoIifd)en  ^nquifitoren"  ba§  erfte  Urt^eit  über  fünf  Sieger,  bie 
oHe  „bem  tueltlid^en  9lrm"  überliefert,  b.  I).  ü erbrannt  njurben. 
©ef)r  haVi)  !amen  Silagen  on  ben  ^a|3ft  über  bie  ßJraufamfeit  nnb 
Hngcreditigfeit  biefer  ^nqnifitoren.  ©ij;tu§  IV.  richtete  be§^aI6 
ein  Sßreüe  an  bie  fpanifd;en  Slönige,  aiiSi  bem  tuieberum  !tar  er= 
fjeHt,  ba{3  ber  |3ä|)fttid)c  @tuf)I  fid^  felbft  ai§  itav  oberfte  ^anpt 
ber  fpanifd)en  Qnqnifition  betrad)tete.  (S§>  tiei^t  in  biefem  ©d^reiben 
öom  29.  ^finuar  1482:  „Cbn)o(}I  Juegen  ber  öorgebraditen  Etagen 
eigentlich  anbere  Snquifitoren  eingcfet^t  luerben  foHten,  fo  luolle  er, 
ber  ^apft,  bodj  ben  S3orftclInngett  ber  Könige  nachgeben  (acquies- 
centes  relationi)  unb  bie  beiben  ®cnannten  in  it)rem  5lmte  be- 
laffcn"  (inquisitores  esse  voluimus).  (Sollten  bie  klagen  fid)  aber 
toieberl)olen,  fo  ioürben  fie  abgefeilt.  3)ie  „Sitte"  aber,  bie  ^w- 
quifition  auc^  je^t  fd;on  in  anberen  Xljcilen  beS  fpauifdien  9teid^eg 
cinjufü^ren,  tonne  er,  ber  ^apft,  „nid)t  geioäfircn"  (petitioui 
vestrae  non  annuimus:  Llorente,  Histoire  critique  de  l'Inquisitiou 
d'Espagne,  Paris  1817,  IV,  394  ff.). 

SDer  ®runb  für  biefe  Steigerung  ift  fet)r  begeidjnenb  für  bie 
obert)errIid)e  Stellung  be»  ^apfteS  gegenüber  ber  ^nquifition  unb 
gegenüber  ben  ^i3nigen  gerbinanb  unb  Sfa^öcUa:  „S£)e§t)oIb  ge= 
iüöl^ren  tt)ir  nid)  bie  ^ßitte  nid)t,  aud)  in  anberen  Stjeiten  cureS 
Slönigreid)e§  ^nquifitoren  ju  ernennen,  weil  itjr  bort  fd^on  S«= 
qnifitoren  ^abt,  bie  nad^  ber  ®etuoi)nI)eit  ber  römifdien  ^ird^e, 
burd)  bie  $ßorftet)er  be§  ^rebigerorbeng  eingefe^t  finb;  fo  bo|  bie 


IV.  S)ic  (Hpantidie  ^'^i'ifition.  69 

Ginfeintitg  anbcrev  nidjt  otjiic  ©djiiiipf  itnb  Slränfmtg  unb  $8er= 
Ic^ung  ber  S8orrc(i)te  beS  'i|?rebigerorben§  gefcfje()en  löniite."  „Wiv 
erntal)nen  eurf),"  fo  fcfilie^t  ba§  93reöe,  „bicfen  un[eren  $8efe{)Icn 
(ordinationibus  nostris)  nacf)§u!oinmen  unb  ben  ^nquifitoren  in 
5(u§ü13ung  i()re§  3Imtc§  §ülfe  gu  leiften,  lüie  e§  jid)  für  fatljolifd^e 
Könige  geziemt"  (Llorente,  a.  a.  0.  IV,  348.  '^k  Urfd^rift  bicfe§ 
Söreöe  befinbet  fid)  in  bem  ^nqnifitton§ard)iö  ju  $IRabvib). 

^n  einem  Sreüe  üoni  23.  ?5et^i^it<^i'"  1483  an  bie  Slönigin 
Sfabelta  ge[tel)t  berfetbe  @ij;tn»,  'Qa'^  bie  (Sinfüfjrung  ber  ^n-- 
qnijition  il)m  fef)r  am  ^erjen  liege.  ?(uf  bie  ^nguifition  be§  ber 
fpanifdien  ^rone  gcI;Drigen  ©icilien  ülicrgefjenb,  Be!(agt  er  ben 
2Biberftanb,  ben  er  bort  mit  feinen  33erorbnungen  bei  ben  fönig= 
lidien  S3eamten  fänbe;  er  ermafint  bie  Königin,  feine  ©emütjungen 
bort  ju  unterftü^en,  tpoburc^  fie  ®ott  tüo^Igefätligcr  lüerbe,  „aU 
bitrc^  affe§  5(nbere".  ^n  SSejiig  auf  einige  onbere  „S3itten",  hk 
bie  Königin  iregen  ber  ^nquifition  an  il)n  geridjtet  fjatte  (quod 
vero  de  inquisitoribus  petis),  öerfprid^t  ber  ^ap^i,  barüBer  mit  ben 
^arbinälen  ju  6eratl)en,  unb  tnenn  möglich,  „it)ren  SBunfd)  5U  ge- 
hJä^ren"  (vohmtati  tnae  amiuere).  3"'"  ©djiuffe  tabett  (Sijtu§ 
fdiorf  bo§  5ierf)a(ten  einiger  9tegierung§beamten,  bie  fid)  nid^t 
fdieuten,  SSerfütjungen  ju  ertaffen,  bie  ben  pä|3ft(idjen  93efcI}Ien 
lüibcrfprädien  (Llorente  IV,  352—355) '. 

^aih  barauf,  om  17.  Dftober  1483,  betonte  ©ijtuS  IV.  bie 
©etüatt  ber  ^nquifitoren  über  gan^  ©aftilien  unb  Öeon  au§: 
„traft  apoftolifdier  SSofhuadjt  6eftef(en  inir  9JJic^  ael  unb  ^o^anneS 
ju    Snquifitoren    in    biefen    Sänbern" :     Michaelem    et    Joannem 


1  SBemt  •pefele  (Sarbtnat  Xinicne^,  ©.  28ß)  iat3t,  SijtuI  (obe  in  bicfcm 
93ret)e  SfabcHe  iiid)t  tregeu  ber  fpaiiijdien,  foiibern  iüogeit  ber  ficiüanifrfjen 
Snqutfition,  fo  ift  ha^i  eine  um  fo  fd)ümmere  llimaljrljeit,  aiS^  bie  ganje 
2lbftd}t  ^efele'g  barauf  gcrid)tet  ift,  feiue  Guttaftung  ber  fpanifdjeu  ^nquift» 
tion  a\§  unbefangeue  fad)=  uub  uiaf}rf}eit'3gcmnf5e  ®efd)icf}t§forid)uug  erfd^eiuen 
ju  laffeu,  wäfjrenb  baS  9Ser!  bc3  uac^maligcn  9^oltcnt)urger  Sif^ofiS  in  ^-öcjug 
ouf  Uult}a!)rt)aftigfeit  unb  gntftellung  ein  föürbiger  SSortäufer  ber  3onffen=' 
fdjen  uub  ^aftor'fdjen  „®cfdjicI)t§"-SBerfe  ift.  Sijtuä  lobt  bie  SJönigin 
ftjegen  ber  fpauifc^en  ^nquifitiou  uub  njegen  ber  ficiUauifd)eu,  bie,  roie  er 
I)offt,  uiit  „gteidjem  (Sifcr"  (simili  studio)  bou  if)r  ineitcr  gefijrbert  tuerbeu 
tüirb.  9(uf  ben  Kirdieuljiftorifer  Riefele  fomme  ic^  rociter  unten  S.  133)  nod) 
§u  fpredjen. 


70  6rfte§  SSud).    ^apfttf)um  unb  Sttquifitton. 

Castellae  et  Legionia  regnis  ....  inquisitores  apostolica  auctori- 
tate  ad  nostrum  et  apostolicae  sedis  beneplacitum  deputavimus 
(33uHe  Etsi  romani  pontificis,  iei  Llorente  a.  a.  D.,  IV,  357). 
2;iefe  ganje  S3utte  ift  in  if)rem  Söortlaut  abermals  ein  fd^Iagenber 
Seiüeil  bafür,  ha^  ber  ^al^ft  mit  ber  fi^anifd^en  ^nquifition  fc^aüete 
nnb  tüaltete,  tt)ie  e  r  n^ollte,  ba^  er  fie  al§  f  i  cf)  aüein  unterfteüt 
betrachtete.  „Slraft  apcftolifd^er  SSoürnad^t  unb  nad;  unferm  ©ut-- 
bün!en  ernennen  tüir  ben  Sr^bifdiof  S^igo  üon  (Seüilla  jum 
^jäpftüdien  Slp^eHationSriditer  ber  SnqiiifitDi^"  (judicem  delegatum 
iu  Omnibus  et  singulis  liujusmodi  appellationum  caiisis  anctoritate 
apostolica  fecimus,  constituimus  et  etiam  deputavimus).  „3tu§ 
freiem  eintrieb  unb  au§  eigenem  SBillen"  (motu  proprio,  de 
mera  nostra  vohmtate)  unterfteEt  ber  ^apft  oüe  in  (Spanien 
gegen  bie  bortigen  ^nquifitoren  ani)ängig  gemad^ten  S3efd)h)erben 
fid^  felbft  unb  ben  öon  i^m  beftetlten  römifdjen  ^Ric^tern.  Me 
ben  SBeftimmungen  biefer  S3utte  entgegenftel^enben  Urtijeile  jpanifd^er 
Snqui|ition§gerid)te  erflärt  er  für  null  unb  nid^tig  (cancellamus, 
cassamus  et  anuUamus  ac  pro  nuUis  et  infectis  haberi  volumus). 
„deinem  2)?enfc^en  ift  e§  geftattet",  fd^Iie^t  ha§>  (Sd^riftftüd,  „biefer 
unferer  SBiüenSnteinung  entgegen  ju  £)anbetn;  tner  e§  freöel^aft 
iDagt,  lt)iffe,  ha'^  er  ben  S^xn  be§  aflmädjtigen  ©ottel  unb  ber 
'äpoiWl  ^etru§  unb  ^aulu§  auf  fid)  I;erat)äier)t."  G§  ift  ta^, 
nebenbei  bemerft,  eine  auä)  f)eute  nod^  üblicEie  ©djlu^formel 
pä|)ftlic^er  ©rlaffe  (ber  SBortlaut  ber  Surte  bei  Llorente  IV,  357 
—367). 

Sm  Sat}rc  1483  fc^uf  ©igtuS  IV.  bie  SEürbe  eine§  ©rofe» 
inquifitorS  für  Spanien  unb  übertrug  fie  bem  S)ominifanerprior 
öon  @t.  ©ruä  in  ©egoüia,  Sr^oma§  Xorquemaba.  „tiefer 
fottte  bie  Seitung  be§  ganzen  Snquifition§gefc§äfte§  fül^ren,  feine 
apoftolifc^e  SJJiffion  ouf  anbere  übertragen  bürfen  unb  inibefonbere 
bie  an  ben  "§1.  Stuf)I  geridfiteten  SIppellationen  al§  Vertreter 
be§  ^apfte§  annehmen.  Sijtug  IV.  unterftellte  bem  ^Jeu-- 
nannten  auc^  ta§>  ^önigreid^  2tragonien  (am  17.  D!tober  1483), 
inbem  er  ben  bofetbft  bisher  lüirffomen  S^quifitoren  bie  eigene 
Surigbütion  entäog"  (®rifar  S.  J.  in  ber  ^fitf^^^ift  für  fat^ot. 
X^eologie  1879,  ©.  563).  2)iefe  SSerfügung  ©ijtuS  IV.  er-- 
neucrte  SnnojenS  VIII.    in  einer  Söutte   üom  11.  gebruar  1485 


IV.  Sie  ©panijcfie  3"<1itifi'ion.  71 

(Rodrigo  a.  a.  €.  II,  101  ff).  Sine  gan^e  9f?eif)e  öon  ^äpften  ht-- 
ftätigt  fobanu  bie  ©teffung  unb  ha^  2{mt  be§  ©ro^inquifitor»;  fo 
Sllejanber  VI.  (1494),  3uliu§  II.  (1507),  2eo  X.  (1518), 
tremens  VIT.  (1529  unb  1532),  ''ßani  III.  (1539)  u.  f.  tu. 

9J?it  einer  lüegen  i^rer  Seltenheit  ßefonberS  onerfennen§it>ertt)en 
(5f)rticf)feit  fc^reibt  ber  ^efuit  ®ri|ar  Über  ben  tirc^Iidjen  dfjarafter 
ber  fpanifd^en  ^nquifition:  „5(ffe  ©ro^inquifitoren  ^fkgten  beim 
Stntritt  il)re§  5(mte§  mit  ben  bcjügtic^en  geiftlic^en  SSoKmadE)ten 
öom  f)t.  (Stut){e  neu  befleibet  ju  löerben,  eine  X^atfac^e,  bie  5Jiie'- 
monb  in  5tbrebe  ftetlen  fann.  ^n  %xaa^t  borf  f)öc^ften§  bie  $öe= 
beutung  ber  üom  .^önig  ausgegangenen  ©rnenming  btefer  @ro^= 
inquifitoren  lommen,  unb  ba  giebt  bie  ^araHefe  mit  ber  SZominatton 
ber  33ij(f)ijfe  burd)  bie  Surften  ben  ertoünfc^ten  5(uff(f)Iu^.  S^idjt 
burc^  biefe  mettlic^e  3lomination  erhalten  hk  SSifdjöfe  2Sürbe  unb 
SSottmadit  i^re§  2tmte§,  fonbern  burc^  bie  nac^  ber  D^omination 
erfolgenbe  ^^räfonifation  burdj  ben  ^apft.  So  föaren  auc^  bie 
Seiterber^nquifition  ntd^tfraft  föniglidier  Ernennung 
©ro^inquifitoren ,  fonbern  fraft  ber  an  fie  geridjteten 
|)ä^ftlidjen  Nullen.  Sion  ben  ^;|5apften  ge^en  genaue  S3orfc^riften 
über  ben  ®ang  be§  S8erfaf)ren»  au»;  fie  entfdieiben  in  ftreitigen  %älkn 
über  bie  S3efugniffe  ber  inquifitoren;  fie  fc^ränfen  biefe  Sefugniffe 
ein,  unb  gmar  fomofir  in  9?üdfid)t  auf  ^erfonen,  bie  fie  ber  ^uri»-- 
biftion  ber  Ö5Iauben»gerid)te  entgietjen,  aU  in  5Rüdfid)t  ber  üor 
i>a§  t^orum  ber  le^teren  ge()örigen  ©egenftänbe;  aber  je  nad)  Se- 
barf  üerme'^ren  fie  aud)  biefe  ©egenftänbe,  ebenfo  \vk  fie  ge-- 
legentlid)  ba§  ^Territorium  ber  SSirffamfeit  be»  QnftitutS  ertüeitern. 
Sie  beh'äftigen  bur^  freuen  unb  S3uIIen  5(norbnungen,  bie  burd) 
inquifitoren,  ben  diat^  ober  ben  Slönig  getroffen  tnerben;  fie  ertfieilen 
ben  inquifitoren  üerfdjiebene  93ergünftigungen;  fie  treffen  S3e= 
ftimmungen  für  ben  Unterfjalt  ber  $Hid)ter  an^  ürdjtidjen  93ene= 
fijien.  ^aö)  'iRom  menben  fid§  Beamte  ber  ^nquifition,  bie  fid^ 
oon  übergeorbneten  ^nquifitiongric^tcrn  befd)tuert  glauben;  bort 
fud^en  unb  finben  immer  noc^  nrnndje  inquijitorifd)  S3elangte  ®(^u^, 
ba  tro^  ber  Uebertragung  be§  ^ä^ftlid^en  2(ppeKation§gerid)te§ 
an  ben  ®ro§inquifitor  in  21u§na^mefällen  bem  $Refur§  an  ben 
^L  ©tu'^I  ?^oIge  gegeben  tüirb;  öon  bort  merben  au(^  burd^ 
f|)Dntaneu  @ntfcE)(u^  ber  ^ä^fte  ^nquifitionSprojeffe  bem  fpa= 


72  ®rytc§  33ucf).    ^apfttf)um  imb  ^nquifttioti. 

nifd^en  S3oben  entzogen,  um  bur(i)  römifcfie  gtid)ter  entj'd^ieben 
äu  tüerben.  ^ie  üon  jTorquemaba  üeröffentüdjten  ^nftruftionen 
Beftimmten,  ba^  bie  ^nquifition  Beftänbig  einen  2{genten  aU  3Ser= 
treter  Beim  ^apftfi^e  untertjalten  foKte,  nnb  fam  fie  fo  freiimttig 
bcm  fceftänbigen  ©inftuffe  ber  ^äpfte  entgegen,  jo  fef)Ite  e§ 
anbererfeitS  nid)t  an  i^ällen,  it>o  fie  unfreiluitlig  unb  unter  Sin-- 
brotjung  fdjlüerer  geiftüdjer  ©trafen  jur  Slnna^me  biefe§  (äin  = 
fluffe§  ober  2eitung§redjte§  gejUiiungen  tourbe"  (^tfc^rft. 
für  !atr)ot  ^(jeologie  1879,  ©.  565)  i. 

fRobrigo  (a.  a.  D.,  III,  16)  üeröffentlirfit  einen  SBefd^eib 
^arl  V.  an  bie  @tänbe  S(ragonien§,  iuorin  er  erflärt,  „e§  fei 
fein  SBitle,  ha^  tjinficEitlicE)  ber  üorgelegten  ©egenftänbe  bie  I)eiligen 
^anone§  unb  bie  Stnorbnungen  unb  ©efrete  be§  apoftotifd^en 
(Stu"^Ie§  D^ne  Söiberfprud)  befolgt  trürben;  träten  8cE|föierigfeiten, 
^tueifel  ober  SSerföidelungen  ein,  fo  möcE)te  man  fic^  an  ben 
^apft  um  2(uffc|Iu|  unb  ©ntf (Reibung  trenben;  bi§  gum  Sin= 
treffen  ber  ^äpftlic^en  5lntft)Drt  folle  bie  (Sa(|e  in  ber  ©ci^tüebe 
Bleiben."  ^a,  ber  ^önig  fetbft  unb  ber  föniglid^e  §of  ftanben 
unter  ber  ^nquifition  unb  i^rer  firc^Iid^en  ©elrolt.  ©arefta, 
ein  9}JitgIieb  ber  fpanifd§en  ^nquifition  unb  einer  ber  angefet)enften 
©djriftftetler  über  fie,  beriditet:  „^er  ^önig  üon  ^aftttien  untere 
tüirft  fid)  unb  fein  9leii^,  ef)e  er  ^önig  ftirb,  burd§  einen  befonbern 
(Sd)trur  bem  ^I.  2;ribuna(  ber  ^nquifition"  (Tract.  de  Offic.  s.  s. 
Inquis.  I,  tit.   3,  @.  11). 

5tuc^  üon  ^t)iti^p  II.  befifet  bie  9}^abribcr  9lationat6ibIiot^e! 
ein  SBerbot  üom  2.  SJ^ejember  1568  (bei  9?obrigo,  a.  a.  D.,  II, 
171  ff.)  „ba^  feine  lüeltlidien  ©eric^t^ftellen  fid^  birelt  ober  in* 
bire!t  in  (Srfenntniffe  über  bie  ber  ^nquifition  guftefienben  @egen^ 
ftänbe   mifdien   bürfen,   ba    feitenS   ©einer  §eitigfeit  unb   ©einer 


1  9Dctt  SSejiig  an]  bie  2(ppc[Iattonat  nad)  $Rom  niacf}t  ber  fpanifi^e  3"= 
quifitor  ©Qmeric  in  feinem  Directorium  Inqnisitorum  (Ed.  Rom.  1585) 
in  fjarmtojer  Unliefangcn'^eit  eine  fcl)r  Iie5eid)nenbe  5Bcmer!ung:  „3^,  ^nibcr 
^i'üoianS  (Eijnunc,  ^s'i^c\m\itDX  ton  5(ragonien,  rntl)e  allen  Qnquifitoren,  bie 
3(ppeIIation5iad]en  in  $Hom  nid)t  fetbft  ju  führen,  außer  fie  öerfügen  über 
einen  boUen  33eiitel  (plenum  marsupium)  unb  über  gro|e®unft  bei 
ber  Äurie"  (III,  493]. 


IV.  5)ie  ®paniid)c  ^iiquifition.  73 

93?aje[tät  9iicf)tev  beputirt  feien,  bie  in  allen  ^nftan^en  über  jene 
ßiegenftänbe  a6nrt^eUen." 

®iefe  ©tetütng  tti  ^apfte§  5ur  fpanifd^en  ^nquifition  entfprcd^ 
genau  ber  ÖJefammlfteHnng,  bie  bem  ^apfte  naclj  fpani)djer  SIuf= 
faffung  überljaupt  jufam.  Siobrigo  fütirt  ein  fpanifd)e§  StaatS-- 
gcfe^  an,  ba§  ieftimmt:  „®er  ^apft  ijat  bie  ©eiüalt,  Ginrid^tungen 
unb  ©efvete  feftjufet^en  jur  ©t)re  ber  ^irdie  unb  gum  9lu^en  ber 
et)ri[tenl)eit,  unb  biefe  muffen  üou  allen  ö:i)rifteu  beobad^tet 
luerbeu"  (a.  a.  D.,  II,   176). 

®anj  unb  gar  nnmifiberftänbüd^  fprid^t  fid)  (Stj;tu§  V.  über 
ben  papftndjen  ©|ora!ter  ber  fpanifdjen  Snquifitton  in  feiner  SBuIte 
Immensa  aeterni  Dei  üom  22.  Januar  1588  an§.  ^n  if)r  luerben 
bie  römifdien  ^arbinat=.^ongregationen  neu  georbnet;  nac^  gcft= 
fe^ung  ber  Seftimmungen  für  bie  Kongregation  ber  rijmifc^en 
Snquifition  {„ha^  i)I-  Officium":  sancüssimum  Officium  Inquisltionis) 
fagt  ber  ^apft:  „|)ierBei  ift  e§  unfere  5lbfidjt,  ha^  in  ber  ^eiligen 
^nquifition  ber  fpanifd)en  Sauber  unb  §errfdjaften,  bie  burc^  bie 
S3onmo(^t  be§  ^äpftlidjen  (StuI}Ie§  eingefe^t  lüorben  ift 
unb  burd)  bie  tuir  auf  beut  ?Xder  be§  §errn  täglidi  reidi' 
Iid)e  Si'üdjte  geitigen  fe{)en,  of)neunfer  ober  unferer  SZac^-- 
folger  SBiffeu  nichts  geäubert  loerbe":  in  bis  autem  omnibns 
nostra  est  intentio,  ne  in  officio  sanctae  Inquisitionis  in  regnis 
et  dominus  Hispaniarum  sedis  apostolicae  auctoritate  superioribns 
temporibus  instituto,  ex  quo  uberes  in  agro  Domini  fructus  in 
dies  prodire  conspicimus,  nobis  aut  successoribus  nostris  incon- 
sultis,  aliqiiid  innovetur  (Magn.  Bnllar.  Rom.  Ed.  Cherubini 
II,  668). 

®er  uttramontane  9lobrigo  ftet)t  be^tjalb  aud^  nic^t  an  ju 
erflären,  bie  fpanifc^e  ^nquifition  fei  ein  geiftlidjer  (5)erid)t§f)of, 
mit  !önigtid)en  SBoffen  auSgerüftet:  „5)ie  Sribunate  be§  1)1.  Dffi' 
cium§  loaren  uid^t,  \vk  man  betjau^tet  I)at,  ioettüdien  ©f)ara!ter§. 
(S§  Uiaren  firdilid^e  Tribunale  ifjrer  .«pauptfeite  nad),  in 
Siüdfidjt  ber  ©adjeu  uämlic|,  über  bie  fie  er!annten,  unb  ber 
SluÜorität,  bie  fie  fd)uf "  (a.  a.  O.  I,  @.  275,  276;  III,  @.  326). 

2Bie  faun  auc^  eine  Stnftalt  „njeltlidj"  fein,  in  bereu  Urtl)eil§= 
fpvüc§en  ber  ftelienbe  5(u§brud  ioieberleljrt:  „ber  ©d^ulbige  U)irb 
bem    itieMidjen    5trm    übergeben"    (relsjar    al    brazo    seglar)? 


74  Grfteg  93urf).    ^ßa^jfKfium  unb  ^nquifition. 

S)iefe  Uebergabe  |atte  ben  legten  SÜtt  be§  ®rama§,  ba§  $8er-- 
Brennen,  jur  Solge.  5Iöe§,  toa§  \iä)  üor  biefer  Uebergabe  ah 
fpielte,  b.  {).  ber  gange  ^^roje^,  tüax  al\o  au^erljalb  be§  tüelt-- 
Itd^en,  irar  innerf)nlb  be§  fircfilicfien  902ad)tbereirf)e§. 

Sin  biefer  Schlußfolgerung  fcEieitert  jebe  SSortftauberei. 

5lucE)  bie  Stble'^nung  ber  S^oIIgiel^ung  t3on  SiobeSurt^eilen  burd^ 
bie  Snquifition  belueift  if)ren  !ird)Ii(f)en  S^rafter.  ^f)re  9li(i)ter, 
ftieil  einen  !ircf)ücf)en  Sfjaralter  tragenb,  füllten  buri^  Slutüergießen 
nic^t  „irregutär''  tüerben.  '^z§f)al^  bie  leere  f^ormalität  ber  Sitte 
on  ben  „lüetttic^en  9lrm",  9)?ilbe  mit  ben  SSerurt^ eilten  föalten  gu 
laffen.  ^nv  au§  bem  ürdilicCien  (Xfiarafter  ber  ^nquifttion 
:^erau§  finben  biefe  „S(blef)nung"  unb  biefe  „58itte"  if)re  ©rflärung, 
toie  ic^  ireiter  unten  im  Slbfc^nitt  „^apftt^um  unb  jlobe§ftrafe" 
§eigen  werbe. 

3n  ber  Stüttiegeit  ber  fpanifc^en  ^nquifition,  aU  fie  nod)  feft 
im  Sattel  faß,  unb  aU  noc^  feine  „fd)tüäd)Ii(^en"  ober  ,,unc^rift- 
lirfjen"  ©eifter  gegen  if)re  St[)aten  ©infprud;  ertjoben  bom  Stanb- 
punlt  ber  SO^enfc^Iidjfeit  unb  bc§  Sü)riftentt}um§  au»,  würbe  au§ 
i^rem  fird)tid)=|)äpfttidjen  (T^araÜer  nidit  ba§  minbefte  §et)I  ge= 
mod^t.  „SSon  wem  auc^  immer",  fc^reibt  ber  ^nquifitor  S üb w ig 
üon  ^aramo,   „bie  Snquifitoren  erwätift  werben:  it)re  SSottmac^t 

er{)alten  fie  immer  unmittelbar  üom  ^apfte ^er  ^o^ft 

gewährt  bem  ©enerolinquifitor  bie  ©rtoubniß,  onbere  ^nquifitoren  ju 
ernennen"  (De  origine  et  progressu  Officii  s.  Inquisitionis.  Matriti 
1598,  lib.  3,  qn.  2,  nr.  22,  40,  S.  522.  525).  daefar  (Sarefia 
erÜärt:  „S)aß  bie  ^nquifitoren  üon  unferm  l^eiügften  ^errn,  bem 
^a)3fte,  belegirt  finb,  ift  offenbar;  benn,  um  öom  ©eneralinquifitor 
im  fpanifdien  ^önigreid^  gu  fprec^en,  ha  biefer  auf  9lomination 
unfereS  föniglic^en  §errn  f)in  burd)  apoftoüfd^eg  Söreüe  angeflefft 
wirb,  fo  fdjeint  e0  mir  gweifeltog,  baß  bie  ©eneralinquifitoren  biefe§ 

ß'önigretd^§  befonberS  üom  ^papfte  beftettte  fRii^ter  finb ®ic 

©enerolinquifitoren  beS  fpanifc^en  ^önigreid)»  finb  auf  benSBinf 
beg  ^apfteS  [ad  nutum  Summi  Pontificis]  abfe^bar"  (Tract.  de 
Off.  s.  Inquis.  Lugd.   1669,  S.  372)  \ 

1  2)te  ^iiquifitoren  ©panietil  ncntten  fi^  in  t^ren  SSerorbnungen  unb 
Urtticilen  „appftolifcfie",  ntd)t  löniglid^e  ^nQuifitoren.  2)er  öolle  Xitel  beä 
ipantf(f)en  ©eneradnqutfitorä  lautet:  „(Sctieralitiquifitor  ber  fe^ertfc^en  ^n- 


IV.  ®te  ©ponijc^e  ^nquifition.  75 

S&üd)  ein  fo  unöerbäd^tiger  unb  gugteic^  fenntni^reic^er  B^uge, 
iüie  ber  Sejuit  9Jiariana,  Befennt  ftd^  ot)ne  ©cötüanfen  gum 
:päpftüd)en  ©fiarafter  ber  f^anifc^en  ^nquifition:  „©laubenSriciiter, 
Snqutfitoren  genannt,  fönrben  jn  biefer  ^^it  in  ^aftilien  ein- 
geführt, üerfetjen  mit  ber  SSonmac^t  be§  ri3mifcf)en  ^a]3[te§  (Ro- 
mani  Pontificis  auctoritate)  nnb  geftü^t  burci^  bie  Ounft 
(favore)  ber  ^^ürften"  (De  rebus  Hispaniae,  Mogunt.  1605,  IIb.  24, 
c.  17,  @.  394). 

Unb  lüeldEie  $5nf(f)rift  trng  'oaS'  erfte  f^anifd;e  S^Quifition^' 
tribunal  in  (Seöilta?  „®ie  I)(.  ^nquifition  gegen  bie  !e|erifd^e 
Sßerberbt^eit  im  fpanifdjen  ^önigreirf)  iüurbe  ju  ©eöitta  erricfitet 
im  ^a^re  1481,  aU  an'l  bem  a)3oftoIifc|cn  ^^rone  @ijtn§  IV.  fa§, 
ber  fie  getuäl)rt  f)at,  unb  aU  in  Spanien  gerbinanb  unb  Sfa-- 
betia  regierten,  bon  benen  fie  erbeten  morben  hjar.  (Srfter 
©eneralinquifitor  föar  S3ruber  Slt)oma§  2;orquemaba  au»  bem 
?]Srebigerorben.  ©ebe  ®ott,  ba^  fie  ^um  @c^u|e  unb  gur  SSer= 
me^rung  be§  @Iauben§  S3eftanb  £)abe  bi§  jum  @nbe  ber  SBett." 
(Ortiz  de  Zugniga,  Annal.  Sevill.,  1.  12). 

3^  fd)Iie^e  ben  S3eloei§  für  ben  |}äpftlic^en  S{)ara!ter  ber  f^a» 
nifc^en  ^nquifition  mit  ben  SBorten  ber  beiben  „!at§oIifd^en  Könige", 
i5crbtnonb  unb  SfnbeUa.  ^n  einem  (Srla^  tiom  21.  W^  1487, 
ber  bie  Unterfc^riften  trägt:  „S<^  ber  ^önig.  ^d)  bie  ^iinigin", 
l^ei^t  e§:  „S^r  lüi^t,  lüie  unfer  fieitiger  SSater  bem  allgemeinen 
SSerberben,  haä  in  unferen  Steic^en  n^egen  ber  ^e^erei  f)errfd|te, 
äu  fteuern  hjünfc^te  unb  S3ullen  unb  S3reben  gegeben  f)at  jur  ©in« 

fe^ung  einer  ßJeneralinquifition  in  biefen  unferen  9tei(|en 

^raft   biefer   ^Bullen  fiat  man  angefangen,  in  unferen  SReid^en 

bie  Snquifition    gegen    bie   ^e^erei   einjuriditen "      (9leu^* 

©pittler,  Sammlung  ber  ^nftrultionen  be§  fpan.  Snquifition§= 
geric^t§.     ^annouv  1788,  @.  134). 

2Bo  bie  S^^atfad^en  fo  beutlid^  reben,  mufj  auc^  ber  SSerfaffer 
be0  im  übrigen  ma§to§  oberftäditid)  unb  parteüfd^'-untüafirtjaftig  jU' 
fammengefd^riebenen    2(uffa^e§    „^nquifition"    im    ultramontanen 


tpmer  unb  bei  2l6faII§  bom  ®tauben  in  allen  JReidien  unb  §errfc^aften 
itjrer  §o^eiten,  butc^  bie  apoftottfc^e  ©clüalt  ctngefe^t  unb  Beftetlt" 
(JRobrigo,  a.  a.  D.,  II,  513). 


76  ®rftc§  SBud^.    ^apftt^um  mh  ^nquifitton. 

„@taot§Iejifon"  ber  ® örre§  =  ©eiellfc^aft,  ber  Sefuit 
fSlö^tx,  eingefte^en:  „^er  üorfjerric^enb  firc^Iicfje  (StjoraÜer  ber 
fpanifc^en  ^nquifition  lä^t  [itf)  f)eitte  !aum  mer)r  in  Streifet  gietien" 
(III,  434. 

Unlüiffen^eit  unb  Unlt)at)rf)aftig!eit  fa'^ren  aüerbingä  audf)  l^eutc 
noc§  in  ber  uüramontanen  SBelt  fort,  bie  fpauifdie  ^nquifition  at§ 
„@taat«inftitut"  IjinsufteKen ,  um  bie  ^ird^e  unb  ben  ^apft  ber 
burd^  bie  fpanifc^e  ^nqutjition  Begangenen  ©reuet  gu  entlasten. 

9^ur  jtüci  Seuc^ten  ber  !att)oIi|(^en  2Bif[enfcf)aft,  bie,  tüenn 
irgenblüD,  firf)  gerabe  f)ier  rüdftänbtg  erföeift,  feien  [}ier  genannt. 
2)cr  Senebütiner  ^in§  Ö5am§  fd^reiBt:  „^ie  fpanifrf)e  ^nquifi- 
tion  npurbe  öom  Staate  eingefüfjrt,  üom  Staate  regiert  unb  birigirt, 
fic  trar  ein  SBerfjeug  in  ben  §änben  be§  Staate^,  fie  lüurbe  üom 
Staate  tüteber  abgefc^afft"  S^v  @efc§id)te  ber  fpanifc^en  Staat§- 
inquifition.  9?egen§burg  1878,  S.  96).  5^iefe  gefdjicEitlid^e  Un-- 
lüa^rtjeit  ^at  er  nad^gcfprodjen  bem  telonnten  ^ird^engefd^icE)t§» 
frfjreiber  S3ifcE)of  öefele  öon  9RottenBurg,  ber  bem  Haren 
SBorttaut  ber  päpftüc^en  Suffen  unb  93retien  jum  2;ro^  erflärt: 
„®ie  fpanifc^e  Staatginquifition  ift  üon  bem  gleichnamigen  !ird§» 
IidE)en  ^nftitut  fcfion  begfjatb  prinjipietl  öerfc^ieben,  föeil  i^re 
2(ngeftettten  bie  Seftallung   nicf)t  öom  ^apfte,    fonbern  tion  bem 

dürften  erl^ielten 9JJan  er!(ärt  gerne  bie   fpanifdje  ^nquifi^ 

tion  für  ein  $robu!t  ber  römifc^en  ©laufiensbefpotie,  atier  be= 
benft  nid^t,  ba^  gerabe  bie  ^äpfte  biefem  ^nftitut  am  iüenigften 
geneigt  tüaren  unb  faft  §u  alten  3eiten  feine  93efc^ränfung  t)er= 
fugten"  (ßarbinal  3eimene§,  S.  282.  312).  ^erBer  !ann  ben  %^aU 
fachen  nid^t  in'§  ®efic§t  gefdE)Iagen  lüerben. 

S)a^  aber  Unn:)iffent}eit  über  biefen  ©egenftanb  nidEit  nur  in 
uttramontanen  Greifen  bortjanben  ift,  mu^  ^ier  auc^  einem  ber 
größten  beutfdf)cn  @efcf)id^t§fd^reiber  gegenüber  teiber  t)eröorge§oben 
Serben.  Seopotb  öon  S^anfe  fc^reibt:  „^i^re  id^  nidt)t  ganj, 
fo  ergiebt  fic^  auS  ben  St)atfac^en,  '!>a'!^  bie  ^nquifition  ein  fönig-- 
tiefer,  nur  mit  geifitid^en  SBoffen  auggerüfteter  ®erid§t§t)of  war" 
(^ie  Domänen  unb  bie  fpanifdEie  SJJonard^ie,  IV.  Sluflage  öon: 
{dürften  unb  SSöIfer  öon  Sübeuropa,  Seipjig  1877,  S.  195).  S)er 
5tltmeifter  tjat  fid^  gan^  geirrt  unb  ^trar  in  tüic^tiger  Sad^c  §um 
großen  Sd^aben   ber   gefd)ic^ttic^en  2Bat)rf)eit  unb   bamit  ber  2(uf^ 


V.  ®ic  atömijdje  Smiitiiition.  77 

fiävung.  ^enu  bie§  Üianfe'fcfie  SSort  ift  öon  bcr  ultratnontaneu 
®efd)id)t§!ütterung  aufgegriffen  iuorben,  uub  feit  Sal)räe^nten  fpielt 
e»  eine  öerfiängnif^üoUe  9tolIe  in  S3ürfjern  unb  gtugfc^riften.  @e- 
ftü^t  auf  bie§  SBort  toivb  ber  uttramontanen  SSelt  glauben  ge-- 
marf)t,  bic  ^ä|3fte,  bie  ^ircfje  feien  unf(^ulbig  an  ben  ©reuetn  ber 
„fpanifd)en  @taat»infiuifition" :  „felbft  9\an!e  giebt  bie§  ^u!" 


V.  ^ie  9?ömtf(i)e  3nquifitiou. 

S)ie  ganjc  ^nquifition  itiar,  tuie  fdjon  fjevüorgefjoben,  rijmifd}, 
b.  f).  9tom,  bcr  ^o|)ft,  bilbete  für  bie  ^nquifition  unb  für  bie  Sn-- 
quifitoren,  tüo  immer  fie  auftraten,  ben  9)UtteI^un!t,  üon  bem  an§ 
if)r  gefammteg  2;t)un  Stnregung,  ^raft  unb  2Bir!fam!eit  erljielt. 
Sie  bif(f)öfncC)e,  bie  mönc|if(fie,  bie  fpanifctie  ^nquifition  finb  nur 
t)erf(i)iebene  Spanten  für  ein  unb  biefelOe  ©ad^e:  bie  römifrfje,  b.  l). 
bie  päpftlid^e  S^tiuifitio»- 

2)ennoc^  ift  eg  berecfitigt,  üon  einer  römifc^en  ^nquifition  im 
engern  Sinne  ju  fprec^en. 

®er  3iiefenumfang,  htn  bie  S^quifition  genommen  I)atte,  it)re 
StuSbreitung  burd;  bie  ganje  ©{)riften{jeit  bi§  in  bic  entlegenften 
2Bin!eI  ber  neu  entbedten  ©olblänber:  ©übamcrifa  unb  gubien, 
mufste  in  if)rem  ^^aupt  unb  ^erjen,  bem  ^apfte,  ben  (^eban!en 
äcitigen,  i()r  eine  Dberbeprbc  öorgufe^en.  ©in  3 antrat)) un!t,  ber 
ieluciligc  „@tatt§ottcr  Siirifti",  luar  \a  üorl^anben,  unb  er  fottte 
gcmi^  nid)t  au§  feiner  bcljerrfdienben  Sage  üerrüdt  toerben;  nur 
entlaftet  toerben  mu^te  bcr  tiaragefrönte  ®ro^--5nquifitor. 

(Sc|on  Urban  IV.  fc^uf  burd)  bie  S3utle  Cupientes  nt  negotium 
üom  2.  9?oöember  1262  (Potthast  18422)  einen  ©enerolinqufttor, 
ben  ^orbinal  Soljcinn  ^ajetan  Drfini;  an  it)n  follten  fid^  bie 
Snquifitoren  ioenben;  jebod)  niar  er  nid)t  Ü^idjter  —  ba§  blieb 
naä)  tt)ie  öor  ber  ^apft  —  fonbern  fein  5lmt  föar  ba§  eine§  ^äpft' 
lidjen  $8eratf)er§.  Sei  biefem  |)äpftlid^en  ©teUüertreter  blieb  e§  bi§ 
5ur  Qdt  ber  Steformation. 

S)ie  ©efal^r  ber  „!e^erifd)en  S3o§t)eit"  (haereticae  pravitatis) 
Voax  bebrotjlid^  getoadjfen;  ftraffere  ©üeberung  toar  erforberlidj. 
^aul  III.,  ber  bem  Sefwitenorben  bie  rcd)t(idje  Stellung  innere 


78  ©iftcy  33iicf).    ^apftt()um  iiiib  ^nqiiifiticn. 

i)aih  bei-  ^ird^e  gab,  fe^te  in  ber  ^onftitutlon  Licet  ab  initio  üom 
21.  Suli  1542  (Bullav.  Rom.  I,  762)  ein  CoUegium  üon  fec^§ 
^arbinäfen  ein,  bem  er  feine  eigene  SnquifitionSgered^tfame  aU 
jurisdictio  quasi  ordinaria  übertrug.  S)ie§  Collegium  tvav  bie  $8e» 
rufungSinftanä  in  ^nquifitionSfac^en.  ^iug  IV.  in  ber  ^onfti-- 
tution  Romanus  pontifex  üom  7.  'äpx'ii  1563  (BuUar.  Rom.  II,  103) 
erweiterte  nod^  feine  S3efugnifje.  S)er  „f)eilige"  ^a^ft  ^iu§  V. 
f(^ärfte  bann  burc^  fein  SDefret  Sanctissimus  D.  N.  D.  Plus  üom 
Saf)re  1566  ben  ®ef)orfam  gegen  ha§  Collegium  ein;  Ungel^orfam 
fotte  mit  ber  excommunicatio  latae  sententiae  beftraft  tuerben; 
alle  toeltlidien  Dbrigfeiten  l^ötten  fic^  nad^  feinen  93efel)len  §u  rid^ten 
unb  jeben  ber  S^e^erei  S^erbäc^tigen  i^m  anäugeigen.  ^mmer  aber 
behielt  fic^  ber  ^apft  bie  t^äUung  ber  (Snburtf)eile  üor. 

StlSSigtuS  V.  ;1585— 1590)  bie  ganje  päpftlicEie  ^urie  neu 
orbnetc,  legte  er  bie  geftaltenbe,  allmäcf)tige  §anb  aud^  an  bie§ 
Snquifition§foIlegium.  (5r  erI)ob  e§  buri^  bie  ^onftitution  Im- 
mensa  aeterni  üom  22.  Januar  1587  (BuUar.  Rom.  II,  667) 
gur  „Kongregation"  unb  gab  i^r  ben  Spanien:  Sacra  Congre- 
gatio  Romanae  et  universalis  Inq  uisitionis  seu  Sancti 
Officii. 

„hiermit  tüax  bie  Drganifation  ber  Ke|ergeric^t§bar!eit  beenbet; 
beQ)tbet  bamit  anä)  eine  @ntn)idelung  üon  mel)r  al§  üier  ^al^r* 
l^unberten;  begrünbet  ein  ^nftitut,  ba§,  üon  fRom  au§  mit  ben 
größten  SJJai^tbefiigniffen  ouSgeftottet,  e§  fd)ü|en  fottte  üor  allen 
einbringenben  ©türmen  unb  ®efal)ren.  9iod^  |eute  fte{)t  biefer 
iöau"  (Renner,  a.  a.  D.,  ©.  371). 

SDätglieber  biefer  Kongregation,  bie  unter  allen  römifd^en 
Kongregationen  bie  erfte  (Stelle  einnimmt,  finb  üom  ^apft  gu  S3ei= 
fi^ern  ernannte  Karbinöle;  i|r  SSorfi^enber  ift  ber  ^apft.  Qu 
il^ren  ftänbtgen  2lu§plf§beamten  gehören:  1.  ber  Commissarius 
generalis  Sancti  Officii,  regelmäßig  ein  ®ominifaner;  2.  ber 
Assessor  s.  Officii,  meiftenS  ein  SSeltgeiftlic^er;  3.  ber  Promotor 
fiscalis,  ber  öffentlirfie  5tnftäger;  4.  bie  Consultores,  Xl^eotogen  unb 
Kanoniften  ou§  bem  SBelt--  unb  Drben§fleru§;  fie  werben  üom 
^a^ft  ernannt,  minbeftenS  bret  biefer  „Konfultoren"  finb  avL§  bem 
^ominüanerorben;  5.  bie  Qualificatores,  eine  Slnja^t  üon  ^^eo» 
logen  unb  Kanoniften,  bie  über  beftimmte  fünfte  gur  93egutad^tung 


V.  '^k  9iömiid)C  Siiqiiiiilicn.  79 

aufgeforbert  Jüerben.  ^^re  §au^tQufgabe  ift,  Sä^e,  tüegen  beren 
^emanb  angeflagt  ift,  p  „qualifisircn",  b.  ().  ju  kurtfieilen,  ob 
unb  in  tüie  ttjeit  hk  @ä|e  „unfatfjolif^"  finb. 

2)ie  ^arbiiiäle  ber  Qnqiiifitionl'-Slongregatioit  fialten  i^re 
©i^ungen  geiDöfjiüii^  om  3Jiittlt)od§  in  bem  SDominifanerflofter  Santa 
Maria  sopra  Minerva.  SIm  ®onner§tag  üerfammeln  fie  \id)  im 
SSatifan  unter  bem  S3orfi^  be§  ^jSa^fte»,  ber  feine  Gntfdfieibiingen 
giebt.  ®iefe  (Sntfc^eibungen  n^erben  regelmäßig  eingeleitet  mit  ben 
Sorten:  „j[)er  ^eiligfte  t)at  angeorbnet,  befdiloffen,  befof)(en :  Sanc- 
tissimus  ordinavit,  decrevit,  mandavit." 

2)ie  ©runbfä^e  ber  römifd^en  ^nquifition  föaren  natürUd)  bie 
gleichen,  ttJte  bie  aller  übrigen  ^nquifitionen.  ®ie  ^nquifitoren  in 
ben  übrigen  Sänbern  öerbreiteten  ja  nur  bie  ©runbfä^e  ber  TlnütV'- 
Snquifition.  ^n  ben  ^nquifitionsfianbbüc^ern  (©uiboni^,  (5t)meric, 
©arena,  ®iana  u.  f.  tti.),  unb  in  ber  Sljätigfeit  ber  ri3mifdjen 
^nquifition  (oben  ©.  34  ff.)  ftel^en  bie  ©runbfö^e  öerförpert  üor 
un§.  2:ennorf)  toirb  e§  toon  ^ntercffe  fein,  fie  üon  einer  unanfecfit- 
baren  2tu!torität  turg  unb  bünbig  auSgefprodjen  ju  §ören;  ifjre 
i^affung  läßt  an  „(S[)rift(id)!eit"  unb  „9}Jenfc|Iid)!eit"  nidit»  ju 
Jüünfd^en,  übrig. 

S)er  Sefuit  ^etra  Santa  fdireibt:  „Qu  9Um  toirb  ioegen 
ber  erften  ^e^erei  S^iiemanb  mit  bem  2!obe  beftraft,  lüenn  er  nidjt 
ein  §ärefiard^  ift;  er  tüirb  üielmefir,  nadibem  er  bie  Sleljerei  ob- 
gefc^woren  f)at,  nur  gejüditigt  unb  bann  entlaffen.  9^ur  bie- 
jenigen,  »eld^e  in  biefelbe  ^e^erei  jurüdgefaüen  finb, 
luerben  jum  SEobe  üerurtfieilt ;  aber  fie  toerben  n\6)t 
lebenbig  öerbrannt,  fonbern  juerft  erbroffelt  unb  bann 
öerbraunt,  falB  fie  fic^  öor  bem  S;obe  befefjren  unb 
i£)ren  ^rrtl^um  aufgeben.  SKenn  fie  !§artnädig  bleiben, 
merben  fie  allerbingy  tebenbig  üerbrannt;  aber  ha^  ge  = 
fd^ie^^t  ni(^t  ou§  ^örte,  fonbern  in  ber  Hoffnung,  il^nen 
bie  §artnädig!eit  augjufod^en  (spe  excoqueudae  ipsorum 
pertinaciae)  unb  fie  burd)  bie  ©röße  ber  ©träfe  jum  ^efenntniß 
bed  red)ten  ©laubenS  ju  bemegen"  (Notae  in  epistolam  Petrl 
Molinaei  ad  Balzacum,  Antwerp.  1634,  (3.  230). 


80  erfteä  ^öucT).    <ßa})fttf]imt  iinb  ^nquifitton. 


VI.  iDipfer  ber  3nqutfitton, 

Um  bie  Scfireden  ber  ^nquifition  511  jc^ilbern,  ift  e»  nid^t 
nöt^ig,  bie  ^i)antafie  511  §ülfe  511  rufen;  bie  uüd£)terne  Sfneinanber« 
reifjung  ber  XI)atfac^en  genügt. 

(Setbftoerftänbli^  ift  e§  meine  9(6[ic^t  nid^t,  alle  Dp\tx  ber 
^nciuifition  üor^nfütjren ;  bie[e  9^ie[enarbeit  iüirb  wolji  dlitman'o  ht-- 
tüältigen  fönnen.  SSer  fönnte  bie  lobten  be§  SSeltmeere^  aiif- 
jäfjlen?  2Bir  lüiffen,  bafs  e§  Unjäfjlige  üerfdjlungen  Ijot;  atjer  bie 
9fomen  ber  ©inäelnen,  i^rc  ßeiben^=  unb  (Sd^reden^gefd^i^te  beden 
bie  ftummen  {^Iutf)en.  ®a»  ®teid;e  ift  über  ha^j  ))raffelnbe  geuer» 
meer  ber  ^nquifition  ju  fagen. 

Sd)  tüitt  nur  eine  auf  2;()atfac^en  fic^  aufbauenbe  allgemeine 
Jöorfteffung  geben  üon  ber  ungefjeuern  Qa^  üon  SJienfc^en,  beren 
®ut  unb  53(ut  ber  „tjeiligen  Sn^linfition"  jum  £|)f2^  gefattenfinb; 
nur  eine  allgemeine  S^orftctfung  üon  htn  foäialen  unb  futturetten 
golgen,  bie  bo§  SBirfen  be§  ^aftt^umS  burd^  feine  Snquifition 
na(^  fid)  gejogen  f)ot.  ©in  3^unbgang  burd)  bie  (inuptfäcEiIidjftcn 
Sauber  ber  dfjriftenljeit  foH  biefem  ^^i^cde  bicuen. 

1.  gn-aufveidj. 

5tu§  jtüei  ©rüuben  beginne  ic^  mit  t^ronfreid^.  ®§  ift  neben  Italien 
ha§  ältefte  (^riftlidie  S?ulturlanb  be§  2lbenblanbe§,  am  ungef)inbertften 
f)at  fi(^  in  i^m  bie  Tladjt  be§  ^apfttf)ume§  entfaltet,  e^  ift  „bie 
ältefte  Xodt)ter  ber  Slirdje" ;  unb  äiueiteu»,  ey  I)at  am  furdjtbarften 
bur^  bie  ^nquifition  gelitten.  S)ie  „^reussüge"  gegen  bie  2(Ibi  = 
genfer  unter  ^nno^enS  III.  fteiien  an  ©raufamfeit  unb  SIut= 
toergie^eu  feinem  fürten--  unb  SSanbalenfriege  nad§. 

2tu§  ber  erften  *pä(fte  beS  13.  3af)r()unbert»  ^ot  fid)  ha^ 
„Sf^ronifon",  \>a§  S^agebudj  eine§  sraifc^en  ben  Qa^ren  1220  unb 
1240  im  93ejir!e  öon  Xouluufc  tfjätigen  ®ominifanerinquifitor§, 
^ilf)elm  ^eliffo,  ertjalten.  Seine  5(uf§eid)nungen  finb  eine 
n)a^rf)aft  unfd^äpare  Cuette  für  bie  ^enntni^  beffen,  tt)a§  bie  S"'- 
quifition  ttjar  unb  Ujie  fie  tüirfte.  ^n  fd^Iid^t=noioen  SSorten  er-- 
3ät)It  biefer  Tlönd)  unb  ^äpftlicEie  Söeöorimäd^tigte  oon  ben  ©reuel-- 


VI.  Cpfcr  bct  5"(1uil'itton.  81 

traten,  bie  im  9Jamen  (Sf)rijti,  feiner  |)eitigeii  uiib  feine»  „@tett= 
üertreter§"  gelüirft  inurben. 

ßine  öanbfc^rift  ber  Sibliot^e!  üon  ©arcaffonne  (n.  6449) 
entl}ä(t  ben  ^t^t  be»  „(S^ronifon»";  SJ^oIinier  i)at  öon  i§r  eine 
aHen  Slnforberungen  entf|)red§enbe  2(u§ga6e  üeranftattet  (De  Guil- 
lelmo  Pelisso,  Paris  1880);  meinen  Einführungen  au»  bem  ^^age- 
bud^  liegt  biefe  Sluggabe  ju  (SJrunbe: 

„3um  9iu^me  unb  Sofie  (SJotteä  unb  ber  feligften  Jungfrau 
9}?aria  unb  be5  fjeiligen  ^ominifu»,  unfere»  33ater§,  unb  ber  gangen 
I)immlif(j^en  ^eerfd^ar  mU  i<i)  Sinige»  aufzeichnen,  ha§  ber  öerr 
in  ber  ©egenb  üon  2;oufoufe  geloirft  |at  burrf)  bie  33rüber  be» 
^rebigerorbenS  [S)ominifaner]  unb  auf  bie  Sitten  l§in  be»  t)(. 
jTominüuS  .  .  .  '^amaU  ftarb  ein  fe^erifd^er  ßlerifer,  ber  im  ^reuj^ 
gang  ber  ^irrfie  beerbigt  trurbe.  'ä[§  bie§  9J?agifter  gioIIanbuS 
^örte,  ging  er  mit  ben  33rübern  [^ominifanern]  bortt)in,  fie 
gruben  i^n  au§,  fdjleiften  if)n  burcE)  bie  (Strafen  unb  ü  erb  rannten 
if)n.  Qn  gleidfier  Qdt  ftarb  ein  ^e|er  5)Zamen§  ©aloannu». 
S)al  entging  bem  iOlagifter  $RotIanbu§  nic£)t;  er  rief  bie  Vorüber 
[S)ominifaner],  ben  ^teruä  unb  ba§  SSoIf  jufammen;  fie  gingen 
in  ha§  §au§,  ioo  ber  ^e^er  geftorben  trar,  fie  gerftörten  e^  üon 
®runb  au§  unb  motzten  el  ju  einer  ©ungftätte  [fecerunt  eam  in 
locnm  sterquilinii];  ben  ©alöannul  gruben  fie  au§.  ©einen  Seic^^ 
nam  fc§Ie]3pten  fie  in  unge^euerm  Quo^i  burd^  bie  (Stabt  [^ouloufe] 
unb  öerbronnten  i^n  au^er^alb  ber  Stabt.  jDa§  ift  gefd^e^en  im 
So^re  1231  §ur  @f)re  unfereg  §errn  ^efu  S^rifti  unb  be»  ^t. 
S;ominifu§,  unb  jur  ®!§re  ber  römifd^en  unb  fatf)oIifcE)en  ^ird^e, 
unferer  aJJutter. . .  3(rnoIbu§  Katalanu§,  bamat»  ^nquifitor  öom 
|3äpftli(^en  Segaten  ernannt,  üerurt^eilte  gumlebenbig  berbrannt 
trerben  äluei  ^e^er,  ^eter  öon  ^ued^^3erbut  unb  ?|Seter  S3o-- 
maffipio;  beibe  tüurben  ju  üerfcfiiebenen  Reiten  üerbrannt.  Slud^ 
einige  SSerftorbene  Oerurtf)ci(te  er,  lie^  fie  ausgraben  unb  üer= 
brennen,  ^er  ^nquifitor  trüber  ^erroriu^  [^ominüaner]  Iie§ 
üiele  ^e^er  ergreifen,  Ue|  fie  einmauern  (immurare) ;  einige  lie^  er 
anä)  üerbrennen,  unter  S5eiftanb  be§  gerecE)ten  ®erict)t»  ®otte§  . .  . 
®er  ^e^er  ^o^anne§  2ej:tor  tourbe  mit  5tnberen  üerbrannt. 
Qm  felben  3c^t  liefen  bie  ^nquifitoren  S3ruber  ^etru§  Getlant 
unb  Sruber  SSil^elm  EIrnalbi  [SDominüaner]  einige  SSerftorbene 

ü.  .^oeniSbtoecf),  '^'npftif)um.  I.  6 


ouSgratJen,  burd)  bie  Strafen  fdjieifen  uub  üerBrennen'.  Sn 
SUJontcmfcgurum  [t)eute  SD^ontfegürJ  liefen  fie  ben  3of)anue§ 
ta  Ö^arba  mit  210  onbereit  ^el^erit  ücrbrennen.  Unb  ein  großer 
©c^rerfen  entftanb  unter  ben  Siegern  ber  ganzen  ©egenb.  ^n-- 
jiüifd^en  lie^  ber  Vorüber  ^ontiu§  be  @.  Ggibio,  ^rior  [bc§ 
SDominifanerlonüentg]  gu  üoulonfe,  ben  ^anbföerfer  5trnoIb  (Son^ 
ceriug  öorforbern  unb  naijm  gegen  t^n  üiete  eiblid^e  ß^us^iffc 
entgegen.  (Sr  felbjl  aber  leugnete  2ltte§.  S)er  ^rior  unb  bie 
S3rüber  aber  üerurtfjeilten  iCju.  C^r  iDurbe  jum  ©djeiterfiaufen  ge= 
fü^rt,  rief  aber  forttüä^renb :  man  tfjut  mir  Unrecht,  icE)  bin  ein 
guter  ©|rift  unb  glaube  an  bie  römifdic  ^ircfie.  ©ennod^  n)urbe 
er  ü erbrannt.  2)a§  SSoIf  iuurbe  entfe^t  unb  erfdjüttert,  unb  bie 
©tabt  SEontoufe  lüeljüagte.  ^m  ^a^re  1234  n^urbe  bie  §eiüg= 
fprediung  unfere§  f)t.  SSaterg  ^ominifuS  in  2;ouIoufc  ücrfünbet. 
®er  33ifd§of  9laimunbu§  öon  ^Öliromonte  feierte  bie  aJJeffe  im 
®ominifaner!(oftcr,  unb  nad)bem  ber  ®otte§bienft  fromm  unb 
feierlid)  beenbet  mar,  mufc^en  fie  fic^  bie  §änbe,  um  im  ©peife= 
faal  gu  fpeifen.  Ta  fam,  burc^  göttlidje  Sügung  unb  megcn  ber 
^erbicnfte  be§  t)I.  2)ominifu!?,  beffen  ^^eft  man  feierte,  ßiner  au§ 
ber  ©tabt  unb  melbete,  bo^  einige  ^e^er  ju  einer  tranfen  Siegerin 
gegangen  feien.  Sogleid^  gingen  fie  [ber  S3ifd)of  unb  bie  ©omi'- 
nifaner]  bort^in.  S)er  33ifc^of  fe^te  fid)  an  \>a§>  S3ett  ber  Traufen 
unb  fprac^  il)r  öiel  öon  ber  S^erad^tung  ber  2BeIt.  Unb  meil  bie 
Traufe  im  ©tauben  mar,  e§  fei  ber  SSorftetjer  ber  ^el^er,  fo  ant-- 
mortete  fie  frei  auf  alle  fragen.  ®er  S3if(^of  entlodte  it)r  mit 
tiieler  Siorfidjt  ein  $ße!enntni§  beffen,  tDa§  fie  glaubte  (cum  cautela 
magna  extraxit  ab  ea  in  miiltis  arliculis  qiiod  credebat],  ®ann 
fügte  er  ^inju:  S)u  borfft  nidjt  lügen  unb  uidjt  an  biefem  elenben 
ßeben  "Rängen.  ®e§t)alb  fage  iä)  bir,  bu  follft  ftanb^aft  fein  in 
beinem  ßilauben  unb  nic^t  an^  Slobe^furd^t  anber§  aulfagen,  aU 
bn  in  beinem  ^erjen  benfft.  @ie  antwortete:  §err,  mie  id^  fage, 
fo  glaube  id),  unb  megen  biefe§  elenben  Seben§  änbere  ic^  meinen 


1  ®tefer  Sßil^elm  5(rnaub,  on  befjcn  ^fi^^cn  3DJenf(J}enbIut  Hebt, 
tüurbe,  unb  gtrar  tregen  feiner  58erbtenfte  ai§  blutöergiejienber  ^nquifttor, 
cm  1.  ©eptember  1866  ton  ^ius  IX.  „feiig"  gefproi^en,  b.  f).  er  föurbe 
auf  bie  ?(Itäre  bec  fatt)oItfcf}en  ftirdjen  erijoben  unb  bem  SSoIfe  sur  S8cret)rung 
unb  Jiadia^mung  tilngefteHt. 


VI.  Cpfei-  bcr  Siiqutiition.  83 

$8orfa^  uidjt.  '^a  fagtc  ber  S3i[d^of:  ®u  bift  eine  ^eijenn,  Jua§ 
bu  befannt  tjaft,  i[t  fet^evifd).  ^dj  Hu  bcr  93ifd)of  üon  S^ouloufe 
unb  tierüinbe  beit  rDmifo§'fat^oIifd)en  &iauhtn,  htn  id^  bid;  er= 
inaT^ite  aii5iinef)nteii.  2[t)cr  er  rld^tete  ntd)t§  au§.  2"a  öerurtfjeitte 
fie  ber  Sifd^of  in  iitraft  Scfu  dfjrifti  aly  ^e^erin.  Gr  lie^  fie 
mit  bem  93ett,  in  bem  fie  (ag,  jum  @d)eiterl)aufen  tragen 
unb  fofort  üerBreunen.  9Jad)bem  bic§  gefdjeljen,  gingen  ber 
58ifd)of  unb  bie  trüber  [Sominifanerj  jurüd  in  beu  @peife[aal, 
unb  \va§  bort  tierettet  !nar,  af3en  fie  mit  großer  Srijf)lid)feit,  S^an! 
fagenb  ®ott  unb  bem  fji.  ®ominifu§.  S)ie§  ^t  ber  |)err  ge- 
lüirft  am  erften  gefttage  be§  ^I.  ®omini!u§,  gur  (5()re  unb  jum 
Stu^^me  feine§  9?amen§  unb  feine»  ®iener§,  be§  f)!.  S)ominifu§, 
jur  @rpt)ung  be§  65Iau6eng  unb  §ur  Slieberföerfung  ber  ^e|er  .  .  . 
^n  jenen  ^agen  föurben  einige  öcrftorBene  ^e^er  ausgegraben  unb 
burc^  bie  ©labt  gefd)Ieift  unb  ü  er  bräunt.  SDamalS  würbe  enttjüttt, 
ba^  öiele  reiche  §erren  unb  SSürger  öor  i()rem  ^^obe  ^e|er  ge= 
morben  föaren;  fie  njurben  berurttjeilt,  unb  üon  beu  S3rübern 
[jJ)ominifaner]  ttiurben  fie  ausgegraben  unb  fdjim|3flic^  an§  ben  gi'ieb* 
l^öfen  fierauSgeiüorfen;  itjre  ©ebeine  unb  it)re  ftinfenben  ^ör^cr 
würben  burd)  bie  ©tabt  gefd)teift,  unb  ein  ^ofaunenbtöfer  üerfünbete 
in  ben  ©trafen:  SBer  ©leid^eS  t^ut,  mirb  ouf  bie  gteidje  Sßeife  ,5u 
®runbe  gel}en  (Qui  aytal  fara,  aytal  perira),  unb  fd)Iie^(id)  Würben 
fie  üerbrannt  jur  (S§re  Ö5otte§  unb  ber  feligften  Sit^öf^-'^U/ 
feiner  SJlutter,  unb  be§  1)1.  Somini!u§,  feines  Wieners, 
damals  würben  als  ^e|er  öerurtl^eitt  bie  SSerftorbenen :  ber  öltere 
@mbrinuS  unb  ^eter  SmbrinuS  unb  Dlitia,  i()re  3}?utter,  unb 
Stiefto,  bie  '^xan  beS  ©mbrinuS,  unb  fRamunbuS  ^farni  unb 
jwei  feiner  ©diweftern,  unb  if)re  ©ebeine  würben  burd^  hk  ©tabt 
gefdjleift  unb  üerbrannt.  SSiele  Sebenbe  würben  berbrannt.  @ie 
[bie  ^nguifitoren]  öerurt^eilten  aud)  ben  fRamunbuS  ^unalbi; 
er  würbe  gu  ^outoufe  öerbronnt;  ebenfo  erging  eS  bem  SlrnalbuS 
©iffri.  SSiele  Stnbere  würben  burd^  bie  S3rüber  ^nquifitoren 
t)erurtl)ei(t.  ^^re  [ber  ^erurtfjeilten]  Dramen  finb  nic^t  aufgejeid^net 
im  S3ud)e  beS  SebenS;  fonbern  if)re  Seiber  finb  üerbrannt,  if)re 
©eelen  werben  ge|3einigt  in  ber  |)üffe.  §ier  enbigt,  waS  aufge= 
fc^rieben  ftat  mit  feiner  |)anb  ber  93ruber  SSiltielm  ^el^iffo,  ber 
OTeS  felbft  gefeljen  Ijat  unb  babei  war.    ©r  ftarb  im  Sa^re  1268. 

6* 


84  ©r[teg  Surf),    ^opfttfium  unb  ^UQuifitio"- 

SSag  nod)  folgt,  :§at  ^emanb  gefd^rieben,  ber  e§  gej'el)en  f)at.  ^m 
Sat)re  1234  am  SDonnerltag  itad^  ^fingfien  öerorbnete  ber  ^rebtger= 
bruber  2(rnalbu§  Gat^alani,  bamaly  auf  58efel)t  unferel  §errn, 
be§  ^a^fte§,  ^nquifitor,  tra§  folgt:  er  befof)!,  ba^  eine  ße^erin 
9kmen§  Seiffeira  au§gegraBen  inerbe.  5Iber  ba  bte  ^Beauftragten 
fic^  fürchteten,  an"g  ©rat)  gu  geljen,  fo  ging  Vorüber  5trnalbu§  felbft 
mit  einigen  ©eiftlid^en  gur  ßird^e  be§  1)1.  (Ste|3l§anu§,  ino  bie 
Seherin  fcegroben  lag;  er  ergriff  einen  Spaten  unb  tt)at  einige 
(Stiege  in  bie  6rbe;  bann  Befatjl  er  ben  bifcf)öflid)en  ^Dienern  fort= 
gufat^ren  unb  ging  ^urüd  in  bie  ^irc^e,  um  ber  8t)nobe  beijunjo^nen. 
93alb  famen  bie  S)iener  unb  üerfünbcten,  bo^  fie  öom  ©raBe 
fd^impflid)  tüeggetrieben  morben  feien.  jS)a  ging  S3ruber  SIrnalbuS 
mieber  tyn  jum  ®rabe  mit  einigen  ®eiftli(f)en  unb  üielen  2(nberen. 
Unb  aU  fie  angefommen  ttjaren  an  ben  Drt,  ta  ftritten  föiber  fie 
bie  @öt)ne  be§  S3elial,  bie  ©efö^e  ber  S3o§()eit,  föie  ifjr  SSater, 
ber  STeufel,  e§  fie  leierte." 

2)ie  erften  ^at^arer  —  barunter  jelju  S)om^erren  —  mürben 
im  ^ai)xt  1022  gu  CrleanS  üerfirannt  (Gesta  synodi  Aurel.: 
Rec.  des  bist,  de  Fr.  X,  537).  ®er  Seii^nam  eineg  feit  brei 
Sa{)ren  üerftorbenen  S)om!^errn,  ber  ber  ^e^erei  befc^utbigt  war, 
ft)urbe  ouSgegraben  unb  auf  S3efe^(  be»  S3ifd)of§  ouf  ben  So^inb' 
oder  geworfen  (Ademar.  Cabauens.  III,  59).  ^m.  ^afjre  1077 
Würbe  ein  ^otI)arer  in  dambrai  öon  SSifd^öfen,  Siebten  unb  ^le^ 
rifern  jum  ^obe  üerurt^eilt  unb  üerbrannt  (Cbronica  S.  Andreae 
Camaerac,  III,  3;  Monum.  Germ.  Scrpt.,  7,  540). 

2BaI)r^ft  religiöfe  ©emüt^er,  auc^  inner'^alb  ber  ^ierard^ie, 
wenn  oud)  fe{)r  nereinjett,  fc^redten  bamalS  noc^  jurüd  öor  ber 
blutigen  SSerfoIgung.  9toger,  ©ifc^of  öon  ®I)aIon§,  fragte  ben 
Jöifc^of  üon  ßüttid^,  SBagon  (1042—1048),  um  Stat^,  ob  er  bie 
Uati)avtx  öerbrennen  laffen  bürfe.  SBajon  antwortete,  93Iutüergie^en 
fei  gegen  ben  Q^eift  unb  bie  2(u§fprüd)e  K^rifti,  ber  ta^  Unfraut 
mit  bem  SBeijen  fielen  laffen  will,  bi§  jum  ^age  feinet  6Je« 
ric^teg;  nur  geiftlic^e  3u<$t"iittel  feien  gegen  ße^er  geftattet  (An- 
selmi  Gesta  Epp.  Leod.:  M.  G.  S.  S.  7,  226).  ©c^on  ber  un« 
mittelbare  $Rad)foIger  Söajon^,  Xfjeobuin,  öerleugnete  biefe  c^rift= 
lic^e  ©efinnung.  @r  fd^rieb  an  ben  ^önig  üon  gran!reic^  im 
Sa^re  1050:   „S^id^t  an   ein  ^on^ii  gegen  bie  ^e^er,    fonbern  an 


VI.  Dpiex  ber  ^nquifition.  85 

i^re  |)inrid^tung  l^abe  man  ju  ben!en"  Ree.  des  List,  de  France 
XI,  498). 

Sm  ^ai)vt  1167  iourben  mehrere  ^atl^arer  ju  S^ejelat)  t»om 
©rjbifcEiof  öon  St)on  unb  ben  Sifd^öfen  öon  SfJeüerS  unb  Saon 
jum  STobe  üerurtfjeilt  unb  ü erbrannt,  ^m  ^a^re  1172  lüurbe 
ein  ©eiftlicfier  gu  2(rra3  öom  Sifd^of  ber  Stabt  unb  öom  ©rj^ 
btfd^of  üom  5Reimä  aU  ^e^er  gum  geuertob  üerurtf)eitt,  na(^= 
beni  er  burdf)  bie  ^roBe  mit  bem  glütjenben  Gifen  ber  ^e^erei  über» 
füfirt  iüorben  toar  (Annales  Coloniens.  maximi;  Monum.  Germ. 
Scrpt.  17,  784).  S^«  Sa^^^e  1180  lüurben  ju  3fteim§  öom  bortigen 
©rjbifd^of  jUDei  grauen  gum  geuertob  üerurt^eilt  (Rec.  des  Hist. 
de  Fr.  XVIII,  92;.  9^ic^t  unbet^eiligt  lüirb  l)ierbei  ber  S3efc^(u^ 
eine§  ^on^ilg  gett)e[en  fein,  ha§  fnrj  üor^er  (1157)  in  3fteimg 
ftattgefunben,  unb  ba§  graufame  unb  blutige  ©trafen  gegen  bie 
^e^er,  5.  33.  brennen  mit  gtü^enbem  Gifen,  feftgefe^t  t)atte  (Mar- 
lene, Ampliss.  collect.  VII,  74,  bei  Havet,  Lherösie  et  le  bras 
söculier,  @.  22).  Stu§  bem  ^ai)xt  1183  n)irb  berichtet:  „SSiele, 
barunter  9(belige,  93ütgerüc^e,  ®ei[tlid^e,  Söauern,  Jungfrauen, 
grauen  unb  Sßitwen,  njurben  üom  (Srjbifd^of  (oon  9teim§j  unb 
öom  ©rafen  (üon  g(anbern)  burc^  Ütid^terfpruc^  bem  geuertobe 
überliefert;  i()r  SSermögen  tüurbe  t|eiB  bem  S3ifc^of,  tfieil^  bem 
©rafen  übermiefen"  (Sigiberti  continuatio  Aquicinct. ;  Fredericq, 
Corpus  @.  48)'. 

SSom  S3ifdE)of  $ugue§  öon  Slujerre  löirb  au§  bem  Ja^re  1166 
berid^tet,  ha'^  er  bie  ^e|er  ^eftig  öerfolgte,   ha'<^  auf  fein  Setreiben 


I 


1  ©ine  ^Rec^imng  avL§  bem  ^aijx  1323  giebt  unl  einen  %t^alt»punft  für 
bie  Äoften  einer  SJefeerüerbvennung.  SSier  ^efeev  würben  im  genannten  '^atjT: 
gu  Sarcaffonne  am  24.  Slpril  üerbronnt;  bie  öom  .'genfer  aufgefteüte  9tcct)= 
nung  lautet: 

gür  §ofä 55  sols  6  deniers 

gür  Söeinronfen 21    =     3 

pr  Stro^ 2^6       - 

gür  toter  ^fat)le 10    ^     9       = 

gür  Strtcfe 4^7 

gür  ben  genfer .    .    .    .    .    .    .    80    - 

8  livres  14  sols  7  deniers 
Slljo  jeber  Se^et  fam  auf  ctma§  me^r  0(0  jroei  livres  ju  fte^^en  (Coli.  Doat, 
XXXIV,  189;. 


86  ©rftel  "idnä).    ^apfttfiinn  nitb  Suquifttion. 

biete  i^rer  ®üter  berau'6t  unb  üerB rannt  lüurben  (Rec.  des  bist, 
de  Fr.  XVIII,   273). 

Snt  ^al)xt  1201  lieB  ber  ^äpftltdje  öegat,  tarbinat  ^eter 
üom  l)i.  9)JarcetIu§,  ben  ^el^er  (Stierarb  üon  (Jt)ateauneuf 
§n  ^fletierS  tierbrennen  (Ex  cbronolog.  Roberti  Altissiodor. ;  Rec. 
des  Hist.  de  Fr.,  XVIII,  262).  ®er  Seid}nam  3tmaur^'§  be 
S3et)ne§  lünrbe  im  Qa^ive  1209  ausgegraben,  üerBrannt  unb  feine 
Slfc^e  auf  ben  @c§inbader  gelporfen.  ©uillaume  le  S3reton  er-- 
3äf)It,  ba|3  ein  gerabe  bamal§  ju  ^ari§  üerfammelteS  ^ongil 
biefeS  SSorgeljen  billigte  mit  bem  5(u§ruf:  ©epriefen  fei  ®ott!  S)ie 
?ütf)änger  5lmaurt)'§  n)urben  in  großer  3^1^^  0 erbrannt  (Rec,  des 
bist,  de  Fr.  XVII,  83).  te^er  (Söalbenfer?),  bie  um  ha§  ^at^r  1222 
in  S3efancon  jafilrei*^  loaren,  tüurben  anfänglich  üom  SSoIfe  be- 
fdjü^t,  allein  burcf)  bie  ^rebigten  be»  S3ifd)ofy  unb  ber  ©eiftüc^en 
erregt,  lt)enbcte  ]i6)  ber  SSoIfSljafs  gegen  fie:  „?(tte  lüurben  a(§ 
^Diener  be§  Teufels,  um  mit  htm  2;eufe(  in  ewigem  treuer  ge= 
peinigt  jn  lüerben,  üerbrannt"  (Caesar  Heisterb.,  bist.  V,  c.  18). 

S)ie  Segaten  SnnojenS  III.  iüaren  befonberS  tptig  in  @üb  = 
franireid),  um  bie  Dbrigfeiten  gu  Ijarten  SJia^regetn  gegen  bie 
©e^er  gu  üeranlaffen.  '^m  ^a1^xt  1209  mufiten  bie  ^onfuln  oon 
ä)lont|3enier  bem  ^jäpftüd^en  Segaten  eiblid^  geloben:  Sitte  bie-- 
jenigcn,  bie  if)nen  tiom  SSifdjof  ober  üon  anberen  @eiftlid)en  aU 
S?e|er  bejeidinet  n)ürben,  gu  üerfolgen  unb  it)re  ©üter  ju  befc^Iog-' 
na{)men  (D'Acbery.  Spicilegium,  1723,  I,  706).  ©in  Sonji!  üon 
SCüignon  unter  ber  Seitung  ber  päpfttid^en  Segaten  befc^Iof;,  biefen 
Gib  atten  ©tabtobrigfeiten  ber  ^roüence  aufzufegen  (D'Acbery, 
a.  a.  D.,  ©.  704).  ^alb  barauf  gelobt  bie  Dbrigfeit  üon  StrIeS 
bem  $8ifc^of  bie  2(u»rottung  ber  ^e^er,  luie  er  fie  iüünfdit  unb  be-- 
fief)It  (Papon,  Histoire  generale  de  Provence,  II,  preuves  LXXVIII, 
III,  preuves  XII). 

Sie  58erfoIgung§tt3ut|  erreid)te  einen  foldien  ®rab,  ha^  felbft 
fatl^olifd^e  (Stimmen  ben  SBaI)rtjeit»mut()  fanben,  ju  erflären,  aud; 
bie  5(|)ofteI  ^etru§  unb  ^autuS,  toenn  fie  nod)  auf  (Srben  tüären, 
lüurben  htn  @djeiterl)aufen  ber  päpftlid^en  ^nquifitoren  nid^t  ent-- 
gangen  fein  (Lib.  sentent.  inquisit.  Tolos.,  269).  S(m  3.  Wäv^ 
1308  tüurben  ju  -Touloufe  eine  gro^e  Stuäafjl  üon  9,1iännern  unb 
Svauen  unb  mehrere  ausgegrabene  ^e^erleio^en  üerbrannt.     Ter 


VI.  Opfer  bei-  ^iiquifitiüii.  87 

^ominifauer-'^nquifitor  S5erul)arb  ®ut  füfirte  ben  S3or[i^  bei 
btefem  Stuto  ha  ge  (Lib.  seutent.  inqnisit.  Tolos.,  2.  42.  51.  80. 
102).  SSiev  ^a^re  fpäter  ü erbrannte  bie  ^nquifition  ju  Xou= 
loufe  34  ^e^erleid^eu  ^nfanimen  mit  brei  9?Mnnern  unb  brei 
grauen  (a.  a.  D.,  98.  178). 

^m  Sai)re  1236  lüirften  bie  granjiöfaner  unb  Siominifaner 
äufammen  aU  :päpj'tlidje  ^nquifitoren  im  ©renjgebict  gtoifc^en 
{^rnnfrcicf)  unb  glanbevn.  „©efjr  üiete  ^etjer  fieiberlei  ®efd)tec^t§, 
fo  erjä^It  ein  alter  33eric^t,  imirben  o erbrannt;  innerhalb  üon 
sn^ei  SD'ionaten  ungefähr  fünfzig;  einige  luurben  lebenbig  begraben" 
(Mattbaei  Parisiensis  Chronica  major,  lil,  361).  5(m  7.  ^ai  1318 
tDurben  üor  bem  S^quifitor  üon  9)iarfei(Ie,  bem  granjiSfaner 
9)?icfjael,  üier  „33rüber  öom  armen  ßeben"  öerbrannt,  „tueit 
fic  be^iaupteten,  bie  9iegel  be§  ^.  granjiSfu^  [telje  auf  gleicl^er 
(Stufe  mit  bem  (äöangelium  Sf)rifti"  (Histor.  sept.  tribulat. :  SIrdjiü 
für  Siterat.  unb  ^ircTjengefd^t.  be«  9J^itteIaIter§,  l^erSg.  üon  S)enif(e 
unb  (St)rte,  1886,  @.  146).  ®iefe  üierfoc^e  Einrichtung  bilbete 
\}a§  SSorfpiel  einer  langen  unb  blutigen  33erfoIgung.  ^n  9Zarbonne, 
Sünel,  Sebeüe,  Sejierg,  Sapeftang,  ^ejeno»,  Sarcaffonne, 
S^outoufe  tüurben  eine  gro^e  Slnjaf)!  biefer  ^e^er  burd^  bie 
5)omiuifanerinquifitoren  üerbrannt  (Practica  <B.  264). 

5Den  5Infto^  5U  biefen  ^Verfolgungen  I)atte  ein  gegen  bie  „33rüber 
üom  armen  Seben"  gerichteter  örla^  be§  ^apfteg  So^^ö""  XXII. 
gegeben  (Extravag.  Joann.  XXII,  tit.  14,  de  verbor.  signif.,  c.  1). 

giad)  SSabbing  (ann.  1317,  n.  44,  t.  VI,  290)  tüurben  im 
Sal)ie  1323  114  £e|er  burd»  bie  f^ranjigfanerinquifitoren 
üerbrannt.  2tu§  einer  Sifte  be§  3"Qiiilitiou§tribunaI§  in  Kar* 
coffonne  au»  bem  ^djxt  1454  ergiebt  fid^,  ha^  ätüifd;en  1318 
unb  1358  eint)unbertbrei5eljn  „S3rüber  be§  armen  Seben§"  üer= 
brannt  n)urbeu  (Mosheim,  De  Begard.  et  Beguin.  comment. 
Lips.  1790).  ®ine  fe^r  intereffante  unb  fidlere  2:^atfac^e  toiffen 
tüir  au§  bem  Saf)re  1382:  ber  päpftlic^e  j^^-ansiäfaner-'Snquifitor 
üerbinbet  fid)  mit  einer  ÜMuberbanbe  üon  22  9JJann,  um  ^e^er  ju 
ergreifen  unb  fie  ju  tobten:  „S:em  ©irarbo  ^urgarone,  einem 
Hauptmann  üon  22  ^Räubern,  tüirb  ein  ^rei§  gejafilt  gut  @r» 
greifung  einiger  SBalbenfer,  um  fie  fiinjuricEiten,  auf  Söefel)!  be§ 
granji^fu?,  be§  St'i1»ifitor^  au§  bem  €rben   ber  minbcren  ^rü- 


88  ®r[te§  93ud).    5ßcipfttt)um  inib  ^nquifition. 

ber"  (Lombard,  (g.  27).  ^u§  ber  rtämlicfien  Ouette  erfahren 
tüir  üom  „SSerlauf  bon  ^olj  für  bie  SSerftrennung  bott  brei  SSaI= 
benfern,  bie  üerbrannt  iporben  finb  unter  bent  j^elfen  bon 
(gfirebun.  Stern,  für  ben  Unterhalt  einiger  SSalbenfer,  bie  nad)^er 
berBrannt  tburben.  Stent,  9tIpJ)anba,  Soljatine^  2)ragoneti 
unb  So^anna,  hu  grau  be§  (Ste^fian;  alle  brei  iburben  ber= 
bronnt  in  S5arte|)ute."  (ST.  a.  D.). 

©regor  IX.  fanbte  in  bie  S)iöäefen  bon  Slrte§,  2(ij  unb 
©niBrun  ben  S3ifc^of  bon  3}Jaffa  aU  Segaten.  ®ie  2Bir!fomIeit 
biefe§  @tetlbertreter§  be§  „(Statt^Iter§  Sfirifti"  loar  berartig,  baf; 
bie  ©eföngniffe  balb  gu  flein  njurben,  unb  ba^  e§  on  SJol^rungä« 
ntitteln  für  bie  Singeferferten  geljrad).  ®e»^aI6  Befallt  ber  ^a^ft 
ben  iBau  neuer  Werfer  unb  berliel^  ben  ©laubigen,  bie  baju  Bei» 
fteuerten,  reid^Iid^e  SlHäffe  (Wadding,  Annal.  Minorum,  ann.  1375, 
n.   26;. 

SDerS)ominifanerinquifitor  $Raimuub  ©abaffa  lie^  im  Dftober 
1417  eine  grau  mit  5Ramen  ^at^arina  'Ban'ba  aU  Ä>|erin 
b erbrennen  (Parvus  Thalamus  de  Montpellier,  pnblie  par  la 
Socidte  archöologique,  1841,  ©.  464).  ^er  S^ominüanerinquifitor 
Stöbert,  ber  bon  ©regor  IX.  ernannt  luar,  liefs  in  ben  S'i'f)i^en 
1223—1240  eine  gro^e  Stnjar)!  ^e|er  berbrennen,  fo  in  Kam= 
brat,  S)ouai,  Siüe.  ©in  förntlidieö  S3(utbab  beranftaltete  er 
am  29.  dJlai  1239  p  a)iont»2Btmer  (je^t  aJtont'-Slime)  in  ber 
e^am|jagne:  183  ^e^er  rturben  bort  berbronnt.  ®er  Söeridjt 
lautet:  „^n  ber  2öoc|e  bor  ^fingften  int  ^a^xt  1239  irurbe  ein 
gro^e»  unb  bem  §errn  tuoIjIgefätligeS  S3ranbo|5fer  (maximum  holo- 
caustum  et  placabile  Domino)  in  SKont-'SSimer  bargebracfit  burd^ 
bie  SSerbrennung  bon  183  te^ern"  (Monum.  germ.  Scrpt.  23,  944). 
Unter  biefeu  ^Verbrannten  lüar  auc^  eine  grau,  bie  auf  ta^  drängen 
be»  SnciuifitorS  Stöbert  (ad  instantiam  fratris  Roberli)  be!annte, 
fie  fei  9tac|t§  bom  2;eufel  mä)  aJtailanb  entfüf)rt  tüorben.  ^^xtn 
^ia^  an  ber  Seite  i^re»  ©atten  i)aht  unterbeffen  ein  il^r  gleicf)'- 
fe^enber  Xeufel  eingenommen  (Chron.  Albr.  Monaclii  Trium-Fontum : 
M.  G.  S.  S.  23,  945). 

ein  alter  SSeric^t  au§  biefer  ^eit  er§ät)It:  „©ef)r  SSiete  beibertei 
©efcf)ted;t§,  bie  fid^  ni(f)t  befel)ren  luottten,  Iie|  er  l^ber  päpftUc^e 
®ominifanerinquifitor  Stöbert]  im  geuer  berbrennen,  fo  ha'j^  in 


VI.  Opfer  bec  ^nquifition.  89 

weniger  aU  jluei  ober  brei  9}ionoten  ungefäf^r  50  burd^  t^n  öer  = 
Brannt  lüurben"  (Rer.  Brit.  med.  aev.  scrpt.  UI,  361:  Matth. 
Paris,  chronica  major),  ^m  ^atire  1310  inurbe  gu  ^ari§  9)iar= 
garet^e  la  ^orete  aB  ^e^erin  öerb rannt  (Chronique  de  G. 
de  Nangis,  Soc.  de  l'Hist.  de  Fr.  I,  379). 

Snt  Satire  1373  würbe  bie  S^e^erin  ^ol^anna  ^aub  enton  ju 
^ari§  üerörannt.  9Kit  it)r  sngleic^,  auf  bemfelBen  @d^eiter= 
tiaufen,  würbe  bie  Seiche  eine§  ^e|er§  üerbrannt,  ber  einige 
Xaqc  üor  bem  Urt^eit^fprud)  im  Werfer  geftoröen  war.  ©ein  Seic^= 
nam  war  fünf  2;age  lang  in  ungetöfdjtem  ^alt  aufbewafirt  worben, 
um  if)n  noc^  möglidjft  unücrfetjrt  üerbrennen  ju  fönnen  (Gaguin, 
Hist.  Franc.  VIII,  c.  2.  Ed.  Francof.  1577).  ^m  ^a^xt  1421 
würben  ju  5trra§  unb  ®ouai  mehrere  ^e|er  üerbrannt  (Heune- 
bert,  Hist.  generale  de  l'Artois,  III,  348). 

W\t  haS'  (Sntfe^Iic^fte  an  Sluttfiaten  Weifen  bie  SSerfotgungen 
ber  Stibigenfer  auf. 

^a^ft  2llej:anber  III.  fdiiclte  1180  ben  ^arbinat  |)einrid), 
S3if(|of  üon  5ttbano,  aU  feinen  Segaten  nad^  (Sübfranfreic^,  um 
gegen  bie  3U6igenfer  öorjugefieu.  §einrid)  prebigte  einen  ^reujjug 
gegen  bie  ^e|er,  ben  erften,  ber  üon  ©firiften  gegen  dtjriften  unter* 
nommen  würbe.  ®er  ^reujäug,  ber  mit  ber  ©rftürmung  üon 
Saüaur  burd^  ben  ^3Ö|)ftIic§en  Segaten  enbigte,  t)interlie§,  nac^  ber 
58ef(j§rei6ung  eine§  Stugengeugen,  ber  —  wot)It)emer!t  —  auf 
|)ä^ftnd^er  Seite  ftd§  befanb,  „ein  Weit  unb  breit  üerwüftete§ 
Sanb,  gerftörte  Dörfer  unb  ©täbte,  ein  S3ilb  be§  Xobe§".  @§  ift 
ber  Sötfd^of  ©te^fian  üon  Xournat),  ber  biefe  93efd^reibung 
einem  {^reunbe  mac^t  (Schmidt,  Histoire  des  Albigeois.  Paris  1849, 
(S.  83.  84).  5tuf  SSeranlaffung  be§  5tbte§  üon  SSegcIa^  würben 
im  Satire  1167  in  Gegenwart  ber  Sifc^öfe  üon  Stjon,  $Rarbonne, 
Saon  unb  ^fieüerS  eine  gro^e  3^^^  3übigenfer  im  2;^ate  üon 
©couan  lebenbig  üerbrannt,  unb  jwar  am  Dfterfeft  (Histor. 
Vizel.  IV,  560). 

^er  eigentliche  @d)Iäc^ter  ber  ^llbigenfer  ift  aber  ^o))ft  Snno-- 
genl  III. 

9^ac^  ber  ©rmorbung  beg  :|)ä|)ftlid)en  Segaten  ^eter  üon 
Saft  ein  au  im  '^a^vt  1208  begann  Snnoäen»  gegen  fie  ben 
SSernid)tung§h-ieg.     S5)ic   |)äpfttic^en   Segaten    Waren    bie   5(nfüi)rer 


90  ©rfte^  93iirf).    5pap[ttf)um  imb  Sitqutitttoit. 

bei  „SceuäljeereS",  ba§  fic^  au§  Üüttern  uiib  3tet[igen  oüer  ^a-- 
tionen  sufamiiienfe^te.  ^n  ben  glü()eubften  SBorten  forbert  ber 
„@tottt)atter  ©Ijriftt"  auf  jur  SSertilgung  ber  „©ottlojen".  Slu^er 
äur  ©eiüalt  rät^  er  anä)  jur  Sift  im  ^ami^fe  gegen  fie.  ^n  einem 
©c^reiben  an  feine  Segaten  ma'£)nt  ^nnojenS  III.,  ben  trafen 
üon  ^^outoufe,  bie  ^anptftü^e  ber  ^ei^er,  fcf)Ian  ju  täufifien,  a(§  ob 
man  e§  nicfjt  fo  fe^r  auf  i()n  alJgefeTjen  |aBe.  S)aburc§  werbe  öer- 
l^iubert,  ba|  ber  (Sraf  fic^  mit  ben  @treit!räften  ber  übrigen  ^et^er 
tiereinige.  (So  fei  c§  leidster,  i|n  bann  f^äter,  nadj  9lieberlt)erfung 
ber  UeBrigen,  ottein  p  fiefiegen.  »Eo  [gemeint  ift  ber  ß5raf  tion 
S^onloufe]  primitus  arte  pvudentis  dissimulationis  eluso«  louten 
bie  SSorte  be§  ^a^fteS.  Se^eid^nenb  ift,  ita^^  ber  „9k(f)foIger 
efjrifti"  fid)  für  biefe  trieggüft  auf  ben  3(pofteI  ^antu§  feeruft. 
Sind)  ^aulu§  I)abe  tion  fid)  gefagt:  „SDieiüeil  ic^  tüdifc§  rtJar,  l)abt 
id)  iiid)  mit  §inter(ift  gefongen"   (2.  ^ox.  12,  16)  K 

„2Bot)Ian,  ©treiter  S^rifti" ,  ruft  ber  ^a^jft  au§,  „la^t  tu6)  6e» 
lüegen  burd)  bie  klagen  ber  ^ird)C  (St)rifti,  e§  entflamme  eud)  ber 
(gifer  ®otte§  jur  9?ac^e"   (Epp.  XI,  26—29). 

®en  §öf)epun!t  be§  S3Iutüergte^en§  unb  ber  ©raufamfeit  er= 
reid)te  ber  tiom  „©tattl^olter  dtjrtfti"  geführte  ^renjäug  mit  ber 
(SroBerung  tion  SejierS  unb  ©arcaffonne  im  ^uü  unb  2(uguft 
1209.  jöa  man  nid)t  föufste,  lüeldie  tion  ben  $8eh)oI)nern  SejierS' 
!e^erifc^,  n^eldie  redjtgläuBig  tüaren,  fo  lie^  ber  |3äpftlid)e  Segat 
mit  bem  c^nif^en  2Borte :  „lobtet  fie  9((Ie,  @ott  lüirb  bie  ©einen 
5U  er!ennen  n)iffen",  "äüt  f}infd)Iacf)ten.  3*u«"oi9t'-iiifett^  3JJenfdien: 
9Jiänner,  grauen,  ^inber  lourben  bie  Dpfcr  be§  religiöfen  g-ana« 
ti§mu§.  3n  ber  einen  ^irc^e  9}Jaria  SKagbatena  morbete  man 
7000,  bie  fic§   bort^in   gepd)tet  Ijatteu  (Clironicon  Simonis  764; 


1  Spfian  tueiB  iüct)t,  über  tva§  man  bicr  meljr  ftounen  foll:  über  bie  uii= 
beilboüe  ultramontane  @e))fIogenf)eit,  oud)  ha§  itjeItUd)fte  %i}un  unb  taä 
ßraufamfte  Xreiben  mit  ©d)nftoorten  su  uml}üllen  unb  it)m.  fo  für  bie 
9)ienge  einen  beiHgen,  religiöfen  (Schein  gn  Verleiben;  ober  über  bie  Unt)er= 
fcbämtbeit,  mit  ber  i)kt  burcb  ben  „Stottbalter  ©brifti"  ein  SKort  ber  ©djrift 
gefälfdjt  föirb.  ®enn  bie  Slpoftetoorte:  „bietoeil  icb  tüdifd)  war,  t)ahe  iä) 
euc^  mit  |)interlift  gefangen",  auf  bie  ber  ^a^ft  fid)  beruft  jur  3fied)tfertigung 
feiner  Xücfe  gegen  ben  ©rafen  üon  2:Dulouje,  finb  eine  Unterftellung  ber 
©egner  bei  ^'oulul,  bie  biefer  aU  eine  gegnerijcbe  Söejicbtigung  anfübrt 
unb  mit  e-ntrüftung  gurüdioeift. 


VI.  Dpiix  bcr  ^nquifition.  91 

Petr.  Vall.  Gern.,  570).  ^n  einem  ©rfireiben  üott  trtuin|)^irenber 
SSorte  geigten  bie  Segaten  bein  ^n^fte  biefe  unmenfd^Iicfie  %^at 
an:  bie  göttlidje  D^ac^e  I)aBe  bie  ^e|er  njunberfiar  üerni(f)tet  (Epp. 
Innoc.  in.,  ep.  108;  Baluz.  II,  374).  ^n  ©orcoffonne  tuurben 
400  ^e^er  öerBrannt  unb  50  erfjängt  (n.  a.  D.). 

Xer  S^reuäjug  nal)m  feinen  gortgang ;  e»  folgte  im  ^a^re  1211 
ta^»  SÖIutbab  üon  Saöaur,  tvo  über  100  ^e^er  hnxä)  ©i^iüert 
unb  Treuer  um'§  SeBen  tarnen.  SDie  Serid;te  ergöfyten,  \)a^  bie 
^ä^jftlic^en  ScEiaaven  bie  9lieberme^elungen  üornal^men  „mit  unge-- 
fieuerer  Si'eube" :  cum  ingenti  gaudio  (Petr.  Vall.  Ceru. ,  599). 
Su  S^affer  Jüurben  84  ^e|er  üerfiranut.  (Scf)r  einfach  tvax  "oaS 
„©eridjtSüerfaljren",  ha^»  bie  S^reujfatirer  gegen  Sieger  anföanbten. 
Unterfud^ungen  iraren  gu  geitraubenb;  fo  t^ot  man  SoIgenbeS :  bie 
SSerbäc^tigen  iüurben  anfgeforbert,  irgenb  ein  Xt)ier,  3.  S.  ein  |)n^n, 
ju  tobten;  tneigerten  fie  fid),  fo  gölten  fie  al§  ^e^er  unb  luurben 
öerbraunt.  Söeil  uämtid^  bie  Satljarer  an  SectentDonberung  glaubten, 
fo  f)iett  man  eine  folcfie  SBeigerung  für  einen  au§reid)enben  Se= 
iüei§  ber  !e|erifcf)en  Ö^efinnung  (Stcpli.  de  Bellavilla,  90,  bei 
©d^mibt,  a.  a.  D.,  ©.  249;. 

©in  entfe|Iid)eg  SSeluei^ftüd  „d)rifttid)en"  §affe»  unb  „d^rift-- 
lidier"  SSerfo(gung§tt)ut^  bilbet  ein  ©djreiben  §al)lreid)er  ju  2a - 
öour  öerfammetter  Sifc^öfe  an  Snnoäen^  III.  üont  20.  gebruar 
1213:  „SSir  bitten  (Suere  ©ütigfeit  mit  gebü^renber  Gf)rfurd)t, 
fuieenb  unb  unter  Sfiränen,  ba^  ^i)v,  geniä§  bem  öifer  bei  ^I)inea§, 
ben  S^r  Befi^t,  biefe  fdilec^tefte  Stabt  ['J^ouloufe]  mit  ott  il^ren 
SSerbrediern,  ntit  all  if)rer  Unrein!)eit  unb  ifjrent  (S(^mu|,  ber  fid^ 
angefammelt  Ijat  in  bem  aufgefd^n)olIenen  Seibe  biefer  giftigen 
©erlange,  bie  in  i()rer  93o§^eit  nid^t  geringer  ift  al§  Soboma  unb 
©omorr^a,  öon  @runb  au»  ber  gebü()renben  35ernic^tung  an^eim 
fallen  laffet"  (Epp.  Innoc.  III.,  ep.  40.  41;  ßaluz.  II,  763.  764 
bei  ©d^mibt,  a.  a.  D.,  @.  256).  $apft  Snnojenl  entf^jrad^ 
biefen  frommen  ^Bitten.  2)er  fanatifc^e  §a^  ging  fo  weit,  „baf3 
nid^t  nur  offenbare  ^e^er,  fonbern  tuer  immer  üerbäd^tig  erfd^iien, 
bem  @d^eiter[)aufen  überliefert  föurbe"  (Petr.  Vall.  Gern.,  635.  648). 
^apft  §onoriu§  III.  jeigte  bie  gteii^e  ßiraufam!eit  gegen  bie 
Sdbigenfer  ioie  fein  iöorgänger  ^nnojenS  III.  ®eifttidf)e  unb 
JueMcEie   SJortfieite,    bie    ber  ^nipft   ticrtiie^   —    fo    öcrfprac^    er 


92  eryte§  93ud^.    ^opftt^um  unb  Snquifition. 

^f)ili|3^=51uguft  üon  %vanixnä)  ben  stuanäigften  S^eit  ber 
lirc^üciien  ©infünfte  —  brarf)ten  ein  neue§  Sreujl^eer  äujammen. 
9}?ormanbe  tourbe  ge[türnit;  bie  SBifd^öfe  öon  SScjierS  unb 
(Sainte§  rietiien,  fänimtlid)e  ©inWofiner  tobten  ju  Ia[fen;  über 
fünftaufenb:  SJiänner,  f^t^auen  unb  Äinber  fielen  biefem  9?at^e 
sunt  D^fer  (Guill.  de  Pod.  Laur.,  685;  Guill.  de  Tudele,  604. 
621  ff.). 

ajie^rere  taufenb  ^riefter,  bie  ba§  §eer  begleiteten,  eiferten  bie 
©cfiaaren  ju  immer  erneutem  f5anati§mu§  an.  ^er  ^arbinal 
SSertranb  tr)ieberf)oIte  in  feinen  ^rebigten  beftänbig,  „ha^  Xob 
unb  @d^iüert  bie  ftänbigen  33egteiter  be§  ^reuj^eereS  fein  müßten; 
aUt§  Seben  mü^te  üertifgt  werben"  (Guill.  de  Tudele,  628.  642). 

^m  '^a^xt  1232  tie^  ber  SDominifaner  9taimunb  be  t?at= 
guario  19  5llbigenfer,  barunter  ntel^rere  grauen,  ju  Xouloufe 
öerbrennen  (Percin  11,  73).  ©ine  größere  3a^I  öon  Sllbigenfern 
tDurbe  burd^  ben  ©ominifanerinquifitor  ^eter  Sellani  im  "^af^xt 
1234  ju  jtouloufe  bem  ©d^eiterljaufeu  überanttüortet  (Percin  II, 
199.  201).  StuSgrabungen  öon  ^e^ern  unb  SSerbrennen  if)rer 
Seid^en  waren  an  ber  ^^ageSorbnung.  Qu  Sf^arbonne  üerbreitete 
ber  jS)ominifaner  =  ^nquifitor  Svan^  ?5erier  Zoh  unb  ©c^reden 
(©d^mibt,  a.  a.  D.,  @.  306).  3"f'in^i^e"  ^^i*  aulgegrabenen 
^e^erleic^en  würben  am  19.  ?5ebruar  1237  eine  gro^e  ^tn^a'^I 
Stibigenfer  §u  ^ouloufe  auf  ein  unb  bemfelben  @c^  eiterig  auf  en  burc^ 
bie  Snquifition  ü  erb  rannt  (Vaisette  III,  385).  ^opft  ©regor  IX. 
gab  ben  ^efeljl,  atte  Käufer  ber  5llbigenfer  in  S^ouloufe  „jum 
ewigen  ©ebenfen"  ju  jerftören  (Raynald,  XIII,  441  no  44). 

3tudf)  nad^  ber  (Sinnaf)me  öon  9}?ontfegur  am  14.  SRärj  1244, 
wo  200  ^e|er  tebenbig  üerbrannt  würben,  bauert  ber  ^äpfttid^e 
SSeruicE)tung§!rieg  gegen  bie  Sfibigenfer  nod^  ein  f)albe§  Saf)rf)unbert 
fort.  Smmer  unb  immer  wieber  toberten  bie  ©d^eiter^aufen  ouf 
(Doat  XXV,  291).  Um  bie  SSerfoIgung  ber  Stibigenfer  wirffamer 
p  mad^en,  |ob  ^a^ft  SKartin  IV.  ha^  tirc^Iid^e  2tft)Ired^t  ouf, 
b.  f).  bie  |)äpftüd;en  Snquifitoren  burften  bie  ße|er  bi§  in  bie 
Äirc^en  unb  bi0  an  bie  Stltäre  »erfolgen  (Raynald.  XIV,  327). 
Stuf  Einbringung  üon  S^e^ern  würben  gro^e  ©elbfummen  au0ge= 
fe^t,  um  fo  bie  fc^nöbe  ioabgier  in  ben  ^ienft  ber  ilird^e  ju  ftetlen 
(Doat  XXV,  297  ff.). 


VI.  Dpfer  ber  ^nquiiition.  93 

9k'6eu  bell  3llbigenferii  I^atten  bie  SBatbenfer  am  furdCitbarftcn 
üon  ber  SSerfotgungltüut^  ber  „©tattfialter  S()rifti"  ju  leiben. 

©d^on  SnnDjeng  IV.  forberte  burd^  eine  S3utle  au§  bem  ^al^re 
1248  jur  33erfoIgung  ber  Söalbenfer  in  ber  Söourgogne  auf;  biefe 
5lufforberung  i)atte  blutigen  ©rfolg:  „2)ie  ^nquifitoren  berfülgten 
bie  SSalbenfer  unb  üerbrannten,  tnen  fie  auffinben  fonnten" 
(Sent.  Bern.  Gui,  bei  Sinibord),  352).  Sernarb  Ö)ui  Iie§  1321 
unb  1322  fecb§  SSalbenfer  tierbrennen  (3(.  a.  D.,  ©.  254,  262, 
289,  379);  1339  föurben  üerftorbene  253albenfer  in  ber  Sau-- 
\>i)im  ausgegraben  unb  öerbrannt  (J.  Chevalier,  Mem.  hist. 
sur  les  höres.  en  Daupbine,  ©,  18,  19).  ©in  2öalben[er  rturbe 
im  ^ofire  1351  in  Ouirieu  tierbronnt  (51.  a.  £).,  @.  18). 
1348  lie^  ber  ©räbifcfiof  be  @arrat§  12  SSalbenfer  öor  ber 
S)om!ird^e  öon  ©mbrun  üerbrennen  (Mouston,  Hist.  des 
Vaud.    Paris  1851,  I,  52). 

2)er  tion  ^a^jft  Tregor  XL  entfonbte  {^vangiSfanerinquifitor 
SorelU  fd)tad)tete  in  hzn  Stt^ent^Iern  (Saöot)en§  unb  ber 
2)au^^inc  bie  SBalbenfer  ju  ^unberten.  5Im  22.  Mai  1393 
üoUjog  fid)  in  ben  ^irc^en  tion  (Smbrun  ein  bejeidinenbeä  ©c^au-- 
fpiel.  S)ie  ©tabt  ^atte  i^x  geftgelüanb  angelegt,  bie  Altäre  ber 
Sird)en  Ujaren  gefdimüdt,  bie  ^riefter,  in  !oftbare  ©ettiänber  ge- 
pttt,  umftanben  fie.  SSeldieS  geft  galt  e§  ju  feiern?  5t(^tjig 
SBalbenfer  au§  ben  St)älern  tion  S"i'et)ffiniere»  unb  Strgen- 
tiere  unb  einJiunbertunbfünfjig  SBatbenfer  tion  SSaUouife  hjurben 
jum  f^eiiertobe  tierurtljeilt.  S)ie  ^älfte  ber  ©efammtbetiöüeruiig 
biefer  X^äler  üerfc^manb,  ganje  gamilien:  Später,  SD^utter,  ^inber 
I)örten  auf  gu  fein  (Muston,  a.  a.  D.,  I,  58  ff.). 

^unbert  ^afire  fpäter  fanb  ein  nod)  fdiredtidiereS  S3Iutbab  ftatt. 
®er  ^arbinal'-Segat  be§  ^^a^fteS  ^nnoäenS  VIII.,  Gilbert  tion 
©remona,  brang  in  "Oa^  Zijal  ^ßallouife  ein;  bie  Sßalbenfer 
tjatten  fid)  in  eine  gro|e  ^öt)te  be§  83erge§  ^eltiouj;  gurüdge' 
jogen.  ®er  SSertreter  be§  „©tattt)atter§  ©Ijrifti"  lie^  am  (Sin-- 
gang  ber  ^öljle  geuer  anjünben.  günfse^nliunbert  9)Jenf(^en,  ta-- 
runter  ?5tauen  unb  ^inber,  famen  tf)eit§  burc^  g-euer  unb  Sflaud), 
tl^eitö  burd)  ta§  ©diföert  um  (Mustjon,  a.  a.  D.,  ©.  65;  Chorier, 
Hist,  ^6ü6r.  du  Danpliine).  5(m  29.  SO^ärj  1539  lüurben  gu 
KatiaiUon  in  ber  ^rotience  brei^elin  SBalbenfer  tierbrannt.    5(n 


94  ®i-fte5  93iid).    5ßap[ttl)itm  itnb  ^n^itifition. 

biefem  SÖIutgeric^t  Bef^eiügteu  fi(f)  bie  Sifd)öfe  öon  Sifteron, 
9(^t  unb  ©aöatnon  (Muston,  a.  a.  D.,  ©.  89).  S3i§  jum  Sa^^i^c 
1550  jd^ätjt  Titan  bie  in  ber  ^rotten ce  gemorbeteu  SBalbenj'er : 
9Jiänncr,  grauen,  ßinber,  auf  üBer  breitaufenb  (St.  a.  D.,  @.  91  ff.). 
SefonberS  heftig  toütfjcte  bie  SSerfoIgung  in  gn^ei  Drtfcfioften,  bie 
^nm  :päpftli(fien  ©ebiete  tion  Slüignon  getjörten,  SWerinboI  unb 
dabriereS.  ^n  ber  ßircfie  bon  CTaBricveS  lüurben  jinifc^en  tiier-- 
unb  fünf^unbert  93lenfd)cn,  meiften«  grauen,  bie  \i6)  bortf)in  ge^ 
pÄtet  Tjatten,  niebergeme|elt  (21.  a.  D.,  ©.  118).  günfunb-- 
älranjig  SSalbenfcr  Ijattcn  fii^  in  einer  ^öl)le  üerborgen.  S)er 
päpftli(^e  33icelegat  SRormoiron,  tüoljl  fic^  crinnernb  ber  ®e= 
fcf)idli(f|!eit  feinet  SSorgänger§  am  Söerge  ^etoouj,  Iie§  am  Sin-- 
gang  ber  |)D^Ie  geuer  anjünben,  unb  Sitte  fanben  ben  Stob  {%. 
0.  D.,  @.  119)'. 

2.  Sie  9flieberlanbe2. 

SSot)t  bie  frü^efte  ^e|erüerBrennung  in  biefen  Sanbftrid^en 
fanb  im  '^a^xt  1164  ju  lltredjt  ftatt  (Fredericq,  Corpus  I,  44). 
S)ann  folgen  fie  fid)  in  rafd^er  unb  langer  $Reif)enfoIge. 

Stuf  S3efeI)I  (ex  mandato)  be»  S3ifd)of§  üon  S(rra§  luirb  ber 
?]ßriefter  9toBert  im  S^fjre  1172  oI§  ^e^er  öerbrannt  (Annal. 
Colouien.  max.,  M.  G.  S.  S.  17,  784;  Fredericq,  I,  45).  ^m  ^a'^re 
1183   Iie§  Wii^dm  ersiifc^of  bon  5Reim§  unb   ^ä^jftlid^er  Segat 


1  (Gegenüber  biefen  furd)tbaren  öon  ber  .^nquifttion  unb  ben  ^äpften 
berübten  SIutt{)oten  flingen  bie  SBorte  Qoiep:^  öon  ®örrei',  beä  großen 
SSorbilbeg  ber  I}eutigen  ultramontanen  SSiffenjc^aft,  raa^r^aft  ctjniic^  (3KQfttt 
IV%  ©.  512;  ögid).  über  ®örre§  nttten  S.  235;:  „®ie  SJorfe^ung  (!j  ttjecfte 
in  Snnoäen^  III.  unb  ben  beiben  großen  Drben^fttftern  granj  unb 
®omini!ug  bie  SiRänner,  bie  ben  ©efa^^ren  ber  Qdt  gu  fteljen  bie  fraft 
bei'afeen.  Sie ^rrlefire  iDurbe  in  ben  Sllbigenferfriegen  in  i{)rem  großen 
SBaffenpIafee  angegriffen  unb  befiegt,  unb  bie  beiben  Drben  beftimmt,  ba§  tf)r 
abgeinounene  gelb  §u  bebauen  unb  gu  ben)a:^ren.  Sag  Stecht  beä  ^rteftersi, 
5Ri(f)ter  gu  fein  in  ©lanbensiacEien,  ein  $Red}t,  ba^  fi^  on  jenen  großen  ®e= 
rid)tsaft  fnüpft,  ben  nac^  bem  Sünbenfall  ©ott  felbft  mit  ben  S^ulbigen 
abge:^alten,  würbe  nun  auf  eigene  ^nquifitionlgeric^te  belegirt,  unb  ben 
beiben  Drbcn,  §umeift  bem,  ben  ber  t)I.  Sominifu!?  geftiftet,  übergeben. 
Surc^  fie  rourbe  bie  furchtbare  |)ärefie  tollenbg  auggerottet." 

2  Slußer  ^ollonb  unb  Belgien  rechne  id)  auc^  bie  9Zorbftrict)e  be^ 
l^eutigen  gran!rci(^  ju  ben  „^Jiiebertanben". 


VT.  D^-ifor  bei*  ^iifliiifitioi'-  95 

Diele  ^e^er  (multi  heretici)  in  Slanbern  üerbreunen  (Fredericcj, 
Corpus  I,  49 ;  Monum.  Genn.  S.  S.  26,  288).  S^re  ®üter  fielen 
tfieilg  bent  ©r^btfc^of,  tljeies  bem  Saube^rierrn  jn. 

Unter  biefen  SSerbrcnnungcn  tft  bie  eine§  jungen  9}Jäbcf)en§ 
f)eröor5n(}e'6cn.  (Sr^tiij'c^of  SSilfielnt  ritt  eine§  Sagc§  mit  feinem 
geiftti(f)en  befolge  in  ber  9?ä^e  öon  9teimg  fpasieren.  @ie  be- 
gegnen einem  fdjönen  jungen  SOMbdjen;  ein  junger  ^terifer,  9JJn* 
gifter  ®erüafiu§,  mill  fie  gu  feiner  Sßntjte  mncfien.  Sie  lueigert 
fid),  ineil  fie  bann  ber  ^ijlle  verfiele,  darauf  (jin  rt)irb  fie  üon 
©eröafiug  aU  ^e^erin  angeffagt  unb  auf  S3efe^t  be§  ßrjbifdjDf^ 
üer bräunt  (Fredericq,  I,  61). 

2(uf  S3cfef)I  bc§  S3ifc^of§  öon  ©anibrni  lücrbeu  int  Sat)re  1217 
me{)rere  ^e^er  ü erbrannt  (Fredericq,  I,  69).  ^n  ©ambrat 
unb  SDouaiS  lucrben  im  S^Ijre  1235  fel)r  öiele  2}?änner  unb 
{grauen  burd^  ben  ®omini!anerinquifitor  ^Robert  üerbrannt  (Fre- 
dericq, I,  95). 

5lm  2.  Tlai  1236  folgen  biefen  Opfern  ^e^n  anbere  ^e^er  ,^n 
®Duai§;  fie  tüerben  in  (S^egennmrt  ber  $8ifd|i3fe  öon  9leim§, 
Slrrag  unb  SEonrnat)  bem  geuer  übergeben  (Fredericq,  I,  98). 
®a§  gleiche  ©efdjid  trifft  im  Sa^re  1238  eine  STuäatjI  ^c^er  in 
Sörabant  (Fredericq,  I,  112).  Sin  ©efc^id^tfc^reiber  be§  2)0-- 
minüanerorbeng,  ber  SDominifaner  ^ija^intf)  ©fjoguet,  üertjerr* 
lidit  nod)  im  ^aljre  1618  biefe  SStuttfjaten  feines  DrbenSgenoffen 
^Robert,  ©r  )3reift  fie  rül)menb  al§  SSeiueiS  bafür,  ba^  ber  S)o= 
minüanerorben  ftet§  „in  a|)oftoltfc^em  ©ifer"  ben  ©tauben  üert^eibigt 
f)obe  (Fredericq,  I,  104  ff.).  Stuf  S3efetjl  flanbrifdier  Sifc^öfe  mirb 
im  Saf)re  1329  ein  ^e|er  üerbrannt  (Fredericq,  I,  181). 

2tm  29.  aRärj  1414  Jncrben  gu  9}?ont§  in  ©egenlnart  be§ 
S3ifc^of§  üon  ©ambroi  unb  öieler  ®eifttid)cr  metjrere  ^e^er  tier= 
brannt  (Fredericq,  I,  280).  5tm  3.  gebruar  1416  laffen  ber 
93ifd)of  öon  Xournot)  unb  ber  Sominifanerinquifitor  ^eter 
gloure  einen  ^e|er  ju  2^ournat)  öerbrennen  (Fredericq,  I, 
281).  ©erfelbe  ^eter  gloure  tiefs  im  ^a^xt  1417  ju  ßiUe  brei 
Äe^er  öerbrennen,  obtüot)!  bie  ©tabtobrigfeit  it)n  unb  ben  93ifd)of 
öon  2;ournat)  gebeten  l^atte,  milbe  mit  il^nen  §n  öerfafiren  (Fre- 
dericq, I,  281).  Qu  2)ouai§  unb  2trra§  töerben  im  S^^^re  1421 
mcfirere  ^e|er  burdj  ben  S3ifd)of  unb  ben  ^nquifitor  öerbrannt 


96  ®r[teg  93ud).    ^o^jftt^um  uiib  ^nqiüfition. 

(Fredericq,  I,  301).  ^n  ©egentüort  be§  SSifd^ofS  üon  Xonxnat), 
öon  äföei  onberen  SSifc^öfen  unb  brei  Siebten  hiirb  auf  bent  Tlaxlt 
üon  SEournat)  im  S^^i^e  l^^^S  ein  ^e|er  üerbrannt  (Fredericq, 
I,  304).  ^m  ^af)xt  1429  n^irb  ouf  Sefeljl  be§  ^nquifitorS  unb 
be§  S3ifd)of§  ein  Keiner  in  Siournat)  tierbrannt.  ^nt  gleichen 
Sa^re  werben  ju  ßiUe  üier  ^e|er  ö erbrannt  (Fredericq,  I,  311). 
3tüei  ^e|er  hjerben  int  ^a'^re  1430  ju  STournai^  üerbrannt 
(Fredericq,  I,  312).  Qu  aRont§  mirb  im  ^al)xt  1447  ein  te^er 
ü erbrannt  (Fredericq,  I,  325).  2tm  26.  Tläx^  1459  tüirb  ju 
Sille  ein  ^e^er  üerbronnt  (Fredericq,  I,  341).  2}?ef)rere  ^e|er 
lüerben  gu  Utrecht  im  ^al)xt  1460  üerbronnt.  ^m  gleid^en 
^a^r  wirb  gu  ©ambrai  ein  ^e|er  üerbrannt  (Fredericq,  I,  350. 
356).  @ec^§  ^e^er  Werben  am  22.  ^uni  1460  gu  Slrra§  üer» 
brannt  (Fredericq,  I,  370).  ^m  @e|3tcmber  1645  rt)irb  ju  Sillc 
ein  ^e|er  üerbrannt  (Fredericq,  I,  410).  ^n  ben  ^afiren  1500 
unb  1502  tüirb  gu  Srüffel  je  ein  ^e|er  üerbrannt  (Fredericq, 
I,  493.  495).  2tm  14.  ©egember  1512  tuirb  im  ^ang  ber  ^e^er 
^ermann  9tii§h)ij!  „jn  ^ulüer  unb  Stfd^e  üerbrannt"  (Fredericq, 
I,  501).  Sm  Saf)re  1517  lüirb  ju  S3ouüignc§  bei  3flamür  eine 
^e|erin  üerbrannt  (Fredericq,  I,  512). 

SlUe  biefe  Einrichtungen  tt)aren  gleid^fam  nur  SSorf^iel.  21I§ 
^orl  V.  ber  ^nquifition  feine  mächtige  §anb  reid^te,  begann  i^r 
eigentUd^eS  Sißerf. 

2lm  23.  3t))ril  1522  ernannte  ber  ß'oifer  ben  Saien  Stanj 
üan  ber  |)ulft  ju  feinem  (Sonberbeüottmäi^tigten,  „um  bie  an^'- 
finbig  §u  mad^en,  ttielc^e  üom  ©ifte  ber  ^e|erei  ergriffen  finb" 
(Srüffeler  @taat§ard^iü :  Sur  les  faicts  des  Heresies  et  Inquisition, 
fol.  645). 

S)ie  SSefugniffe  biefeS  „®rofiinquifitor§"  Waren  toeitreid^enb; 
Berufung  üon  feinem  Urtl)eil  gab  e§  nid^t.  ^apft  §abrian  VI. 
beftätigte  in  einer  ^ulle  üom  1.  ^uni  1523  bie  Ernennung  tKin 
ber  ^ulft'g  unb  ertJjeilte  i^m,  obwohl  er  Saie  föar,  alle  SSotl-- 
mac^ten  etne§  päpftlidEien  Snquifitor§  (21.  a.  D.,  fol.  612). 

SSan  ber  |)ulft  Iiatte  e§  eilig;  fcC)on  om  1.  SuH  1523  Iie|  er 
bie  erften  tut^erifcfien  Äe^er  ju  S3rüffel  f)tnrid)ten,  unb  ^arl  V. 
fdirieb  am  22.  5tuguft  bem  ^apft:  „@r  fuc|e  bn§  nieberlänbifc^e 
5ßoIf   üom  ^rrttium   gu   befreien,   inbem  er  bie  ber  ®ottIofig!eit 


VI.  Cpfer  ber  ^nquifttion.  97 

Ueberfü^rten  IjinricEiten  lie^"  (Gacliard,  Correspond.  de  Charles- 
Qiiint  et  d'Adiien  VI,  8.  275). 

S)ie  |)crrfd^aft  be§  Saien'-^nquijitor»  bouerte  jeboc^  nicEit  lange. 
2tn  feiner  3Ii)ie|ung  n^ar  tijtüQ  bie  übergroße  ®raufam!eit  be^ 
9)?anne§  Sd^ulb,  tf)eir§  unb  ^auptfäd^Iicf)  ber  Söuni'c^  "Storni,  bie 
9Kac|t  ber  ^"'^wifition  nid^t  einem  Saien  gu  überlaffen.  ^apft 
^Iemen§  VII.  ernannte  am  19.  dJläx^  1525  bie  @ei[tlid^en  S3ue» 
ben§,  öouijeau  unb  dop^in  gu  ^nquifitoren,  mit  bem  SfJec^te, 
i^re  ©eiralten  ouf  ^itnbere  ju  übertragen.  Gin  ganger  ©rfitüarm 
öon  3n<^u^1^toren,  Unterinquifitoren  u.  f.  vo.  überfcfittJemmte  nun 
Söelgien;  bie  meiften  waren  jDominifaner. 

'äud)  hk  nieberlänbijd^e  ^nquifition  trug,  njie  0U5  bem  fouüeränen 
eingreifen  ber  ^^ä^fte  l^erüorge^t,  njefentlic^  firc^lid^=|}äpftlic^en, 
nic^t  ftaatlic^en  dfjarafter.  SeI6ft  ber  gut  fatljolif^e,  aber  efirlic^e 
^oullet  gefte^t  bie§  unumnjunben  ju:  „SDie  nieberlänbifd^en  ^n-- 
quifitoren  erljietten  tfire  SInföeifungen  au^fd^Iie^Itdl  üom  :päpftlic^en 
@tuf)I;  feine  Seftimmung  beg  meltlic^en  §errfc^er§  begrenzte  toeber 
bie  gorm  noc^  ben  3nt)alt  i^rer  @erii$tsbarteit"  (Histoire  du  droit 
penal  dans  le  Buche  de  Brabant:  Memoires  couronnes  et  me- 
moires  des  savants  etrangers,  publies  par  l'Academie  loyale, 
Bruxelles  1870,  t.  35,  n.  2,  @.  88). 

3n  ben  Sertd^ten  über  bie  SSirffomfeit  ber  ^nquifition  lüieber-- 
!^oIt  fid^   beftänbig:    »condempne   pour  le    feu   comme  hereticque 

obstine;   paye  pour  cincquante  fagotz  pour  brusler  ledit ; 

^xecutez  par  le  feu;  a  este  bruslet  tout  vif;  consummez  par  le 
feu«  (Coussemaecker,  Troubles  religieux  de  la  Flandre  maritime 
I,  281;  IV,  361;  Henue,  a.  a.  0.  IX,  42). 

^a^ft  unb  ßaifer  metteiferten  in  ber  SSerfolgungSmutt);  §a* 
brian  VI.  fdEirieb  an  Slarl  V.,  bafs  fein  [be§  ßaifer»]  irbifc^eS 
®Iüd  bon  ber  ^nquifition  abhänge,  unb  ta^  er  bie  SSelt  erfennen 
laffen  fotle,  ba|  er  ein  geinb  ber  geinbe  S^rifti  fei.  StemenS  VII. 
ermaJinte  i§n,  mit  ©tfen  unb  {^euer  bie  unreine  Se^erei  §u  üer= 
tilgen.  Karl  V.  felbft  er!(ärte,  biefe  ^eft  mit  ber  SSurgel  au§= 
rotten  ju  iroüen  (bie  S3e(ege  bei  Gachard,  a.  o.  D.  <S.  54.  245; 
Duverger,  L'Inquisition  en  Belgique,  <B.  67). 

6in  faifertic^er  örla^  au^  ^DZaeftrid^t  öom  28.  gebruar  1546 
fc^ärfte    auf§    neue   ein,   ha^  bie  meltlid^en   9tic§ter  bie   üon  ber 

0.  $oen36roed),  *l?Q))i'it(;mii.  I.  7 


98  SrfteS  93u^.    ^apftt^um  unb  ^nquifition. 

^ird^e  SSerurt^eilten  fofort  l^inrid^ten  laffen  füllen  lörüffeler  8taat§^ 
orc^iö:  Sur  les  faicts  des  H^resies  et  Inquisition  fol.  547). 

SBie  etfolgreid^  unb  öon  iüelc^er  5(rt  bie  ST^ätigfeit  ber  |3ä^ft* 
liefen  ^nquifitoren  wav,  erf)ettt  am  Beften  au§  ben  SBorten  eine» 
faiferlic^en  $Rat^§,  ber  on  ^arl  V.  fc^rieb:  „9)?öc^ten  Gtü.  9J?a= 
jeftöt  6etüir!en,  ta'^  bie  Stngeftettten  ber  ^nquifition  \i6)  nicfit  oom 
S3Iute  ber  SlZenfi^en  nähren"  (Henne,  Histoire  du  regne  de  Charles- 
Quint,  IV,  302). 

©rbroffeln  unb  SSerbrennen —  „5(u§!od)en"  —  bie§  römifc^e 
gtejept  (o6en  (S.  77)  öerorbnete  aucf)  Sari  V.  in  einem  ©riefe  üom 
29.  SJJai  1558  für  bie  Se^er  ber  92ieberlanbe.  9tom§  SBünfc^e 
toaren  eben  überalt  bie  gleichen,  unb  überall  würben  fie  erfüllt 
(Poullet,  Histoire  du  droit  pt^nal  dans  le  Buche  de  Brabant, 
a.  a.  D.,  @.  83). 

5lm  meiften  gefürd^tet  luurbe  ^eter  2^itelman§,  S)ec^ant  üon 
Ütenaij;,  „a|3oftoIifdjer  ^nquifitor  bei  l^eitigen  @Iauben§,  5Scüoü= 
mäc^tigter  be»  ^I.  (Stut)Ie»  unb  burd^  ben  SBitten  (Sr.  9[)'?ajeftät 
Unter^^nquifitor  öon  j^Ianbern"  (Cannaert,  Bydragon  tot  de  kennis 
van  het  oude  Strafrecht  in  Viaenderen,  @.  248),  S)a§  ^3(uf treten 
biefeS  „päpftlic^en  Söeöottmäc^tigten"  geigt,  tüeld^e  Stuffaffung  bie 
^nquifitoren  üon  if)rem  S3er^ättni^  jur  ftaatlic^en  ©etcalt  ^tten. 
2;itelman»  £)atte  am  4.  Dftober  1550  ben  9iat^  üon  glanbern 
benad^rid^tigt,  er  ^abt  ben  |)enfer  öon  (Sent  bereit  ju  galten,  um 
einen  Sefeer  in  @ottegf)em  fiinjuric^ten.  S^er  ftanbrifc^e  üiatf) 
öerlangte  auf  ©runb  faiferlic^er  ^ßerfügungen  bie  SUiittfjeilung  ber 
?|5roje^aften.  XitelmanS  ertoiberte,  aU  SSeooHmäi^tigter  beä 
^apfte§  f^abt  er  9^iemanb  fotc^e  SlJJittf) eilung  ju  maifien,  er 
öerlualte  fein  S(mt  nur  nac^  ben  ®runbfö|en  bei  Sirc^enrec£)tl 
unb  gemä^  ber  päpftlid^en  ^ßoümac^t  (Altmeyer,  a.  a.  D.,  IV, 
c.  19,  @.  1980). 

®ie  33erfoIgung§tüutI)  ber  ^nquifitoren  ftieg  fo,  'oa%  fetbft  ein 
^^ilip|3  II.  fie  für  noc^  unbarmherziger  erÜärte,  all  bie  fpanifd^e 
Snquifition :  »mas  sin  misericordia«  Coleccion  de  documentos 
ineditos  para  la  Historia  de  Espana.    Madrid  IV,  281). 

Sin  alter  SSerid^t  fc^üe^t  bie  «Scfiilberung  ber  STfiätigfeit  ber 
niebcrlönbifd^en  ^nquifitoren  mit  ben  SSorten:  Les  perse'cutions 
se  continuoyent  ä  toute  rigueur,  bruslant,  noiant  et  nectant 


VI.  Cpfcr  ber  Snquifttion.  99 

ä  mort  ä  force,  ä  quoy  s'employoient  de  bonne  sorte  lesdicts 
inquisiteurs«  ^Vraye  narration  et  apologie  des  choses  pass^es  aux 
Pays-Bas.   1567,  (g.  15). 

Slber  aü6)  Ijier,  tüie  Bei  un^o  in  S;eutj'(j§(anb,  Ijat  bie  uttra- 
montane  „2öiffenfrf)aft"  e§  fertig  gebracht,  ba^  ber  üerifale  2t6^ 
gcorbnete  SDütnortier  am  20.  2;e5em6er  1876  in  ber  Belgifc^en 
Sammer,  Df)tie  SSiberfprud)  gu  finben,  erfrören  fonnte:  „9ZiemaI§ 
1)at  bie  3nc|uil"ition  in  Belgien  ejiftirt"  (Annales  parlementaires, 
S.  90;  öglc|.  oben  ©.  17^! 


3.  ©eutfdjlanb. 

a.  SSerein§eIte  2lngoben  über  Ä'e^eröerbrennungen  in  Derjcfitebenen  Zi^dkn 

Seuti'diranb^. 

^unäc^ft  reifje  i(i)  einige  2(ngaBen  über  t)erf(f)i ebene  Se|er* 
öerbrennungen  in  unferm  5?aterlanbe  lofe  an  einanber;  havan 
!nüpfe  ic^  bie  soljlreic^en  S^adfiric^ten  über  SSatbenferüer  = 
folgnngen  auf  beutfc|em  $8oben.  S;en  8(^IuB  ber  ap^oriftifd^en 
S)arfteUung  bilben  brei  meljr  abgerunbete  ®ef(f)ic^t§bilber,  au§ 
beten  S3etrad^tung  man  Ieirf)t  auf  bie  üBrige  S^ptigfeit  ber  ^nqui» 
fttion  in  Seutfd^Ianb  fd^Iie^en  fann. 

SurdE)  eine  S3if(f)of§öerfamntIung  in  @o§Iar  im  ^a^re  1051 
lourben  Wti)xtxt  aU  Se^er  jum  ^^obe  üerurt^eilt,  lüeil  fie  fic| 
geweigert  Ratten,  §üf)ner  ju  tobten:  benn  e»  entfpräd^e  ben  Sin* 
fc^auungen  ber  Palliarer,  leine  ^fjiere  ju  tobten,  ^a  felbft  ta^ 
2tu§ief)en  ber  SCngefdjuIbigten  genüge,  fie  aU  Se|er  ju  üerurt^etten, 
toeil  ii)re  ^Bläffe  gurüdsufüfiren  fei  auf  ben  ber  SebenSfü^rung 
ber  Satfiarer  entf:pre(f)enben  auSfd^üe^Iid^en  ©enu^  üon  ^ftonjen* 
nat)rung  (Gesta  Episc.  Leod.,  c.  64:  M.  G.  S.  S.  S.  7,   228). 

Grjbifcfiof  S3runo  üon  Syrier  lä^t  im  ^a^xt  1112  ginei  ^riefter 
aU  £e|er  I)inrid^ten  (Fredericq,  I.  22).  Unter  bem  ©rgbif^of 
Stein  olb  lüurben  am  2.  Sfuguft  1163  ^u  So  In  aä)t  Se|er,  fedEi» 
9J?änner  unb  jtuei  grauen,  ti  erb  rannt  (Fredericq,  I,  40).  S)er 
SD^önd^  ®aeforiu§  üon  ^eifterbat^  erjä^It  biefe  SSerbrennung 
mit  großem  ©ef)agen  (Dialogus  miraculorum,  Ed.  Strange  I,  298, 
299).  ^m  Safire  1164  lüurben  öiele  Se|er  ^u  Syrier  oerbrannt 
(Fredericq  I,  44). 

7* 


100  (Srfteg  S3ud).    ^ap[ttf)um  unb  S"^uifttton. 

^m  Sal)re  1392  üe^  ber  )3äp|"tüc^c  ^nquifttor  SWartinuS 
mehrere  ^e^er  5U  @rfurt  ü erbrennen  (Moslieim,  De  Begbardis 
et  Beguinabus,  (S.  408).  ^m  ^dj^e  1402  tüurben  burcf)  ben 
Snquifitor  ©Qlarb  ©diönefelb  5tt)ci  ße^er  gu  Süberf  unb  2Bt§' 
mar  öffentüifi  oerbronnt  (Mosbeim  o.  a.  D.,  ©.  224). 

3u  Bürid)  unb  Uri  tüerben  im  "^a^xt  1438  jatitreic^e  ^e^cr 
üerbrannt.  jDer  ^nquifttor  ^o^ann  öon  granffurt  berirfitet 
felbft,  ba^  er  am  4.  Quni  1429  ^u  SBüräburg  ben  ße|er  ^ofiann 
gut)ger  öffentlid^  üerbrannt  ^ah^:  „Unter  großer  ?^eierIidE)!ett, 
on  öffentlichem  Drt  bor  einer  großen  S3ot!§menge  nacE)  einer  l^err- 
licfien  ^rebigt  [post  sermonem  gloriosum]  übergab  ber  ^nquifitor 
it)n  bem  n)eltü(f)en  @erirf)t,  bamit  er  öerbrannt  inerbe:  ignibus 
comburendum  (Mosbeim,  a.  a.  D.,  8.  451  ff. ;  Freher,  De  secretis 
judieiis;  2>ie  ©^roni!  öon  Corner,  ap.  Eccard  2,   1185). 

(SJro^en  Umfang  naf)men  aud)  in  ^eutfc^Ianb  bie  SBalbenfer^ 
toerfolgungen  an.  Gfje  id)  fie  in  i^ren  ^au^tjügen  üorfü^re, 
erfd)eint  eB  nid^t  unangebradit,  ©tföag  üon  ben  5(n!tagen  mit* 
§ut^eilen,  auf  ®runb  bereu  bie  SBoIbenfer  burdj  bie  ^^äpftlic^en 
Snquifitoren  ben  fjlommen  überliefert  tüurben.  Stud^  "üa^  in  ben 
SBalbenferprojeffen  beobadjtete  Snquifition§geri(^t§üerfa^ren  öerbient 
eine,  lüenn  auc^  nur  flüd^tige  Seleudtung. 

9Zeben  ^e|erei  U^urben  bie  SSotbenfer  aud)  ber  |)e£erei  be> 
fd^ulbigt.  55ie  „aJiemotren"  bei  ^aqueS  bü  ©lerq  unb  bie  öon 
f^rebericq  gefammelten  Sitten  (Corpus  documentorum  inquisitionis 
baereticae  pravitatis  Neerlaudicae  I,  345 ff.)  erbringen  bafür  ben 
S3etr)ei§.  <So  lüirb  bort  (@.  348.  355)  ber  in  S)ouoi  öerbrannten 
SSalbenferin  ©enifette  ©reniere  if)r  ^^eufelsbünbni^  öorgeiuorfen. 
$8ei  metjreren  2öaIbenfer|3ro5effen  au§  bem  ^a\)xt  1460  in  SIrra» 
lautet  bie  2(n!Iage  auf  ^eufet»but)Ifd)aft:  ber  Teufel  Ijahi  in  ©eftatt 
einel  2Jienfd)en,  ©tierl,  2ißoIf§,  §iifen  mit  ben  angeftagten  ?^rauen 
gefc^Iec^tlid^  tier!el)rt  (@.  369).  Gin  2:omljerr  üon  ® ortred) t, 
SS^oftor  ber  S^fieotogie,  ^o^ann  XinftoriS,  befd^ulbigte  in  einer 
^rebigt  bie  Söatbenfer:  ou§  ermorbeten  ^Inbern  bereiteten  fie  eine 
(Salbe,  bie  fie  fäf)ig  mad^t,  mit  bem  S^eufel  burd^  bie  Suft  ju 
fliegen. 

9lie5ler  (®efd)i^te  ber  ^ejen^rojeffe  in  S3aiern,  <B.  322 ff.) 
mac^t  intereffante  9}iitt|eilungen  über  eine  ^anbfdirift  ber  ^arifer 


VI.  Dpfer  ber  Siiqiitfition.  101 

9?attonaI6iMiotf)ef,  bereu  ^n^att  f)iert)er  ge'^ört  (Catalog.  cod.  Mspt. 
bibl.  reg.  III,  @.  420;  Cod.  lat.  3446). 

S)ie  §anbfcJ)nft   ift    au§   bem    15.  ^a^rfiunbert;    jie    entl^äÜ: 

1.  eine  quaestio  de  strigis  (Unterfud^ung  über  §ej;en)  öom  ®otninü 
!aner^ater  unb  SKagifter  ber  2;t)eoIogie  ^orban  öon  ^Bergamo; 

2.  ein  S3uc^  gegen  ntagi[d)e  fünfte  üon  ^otjann  S5incentiu§, 
^rior  ber  ^rd§e  de  Monasteriis  super  Lednm;  3.  „eine  Ueberftd^t 
über  bcn  Buftanb  unb  bie  SSerljältniffe  ber  göleubieuerijc^en 
SSalbeufer,  gefrfjöpft  au§  ber  ^ragig  unb  ben  ©etefirungen  öieter 
Snquifttoren  unb  anberer  @ac£)!euner,  jo  vok  au§  ben  ©eftäubniffen 
unb  ^roäe^aüen  ber  Sßalbenfer  felbft  au§  bem  ^afire  be§  §erru 
1460  ju  5(rra§" :  Recollectio  casus,  Status  et  conditionis  Val- 
densium  Idolatrarum  ex  practica  et  tractatibus  plurium  in- 
quisitorum  et  aliorum  expertorum  atque  etiam  ex  confessionibus 
et  processibus  eoiumdem  Valdensium  in  Atrebato  facta  anno 
Domini  1460. 

S)iefe  brüte  51bf)anblung  ift  bie  njert^^boUfte.  S^r  SSerfaffer, 
ein  ^nquifttor,  wirft  ben  Söalbenjern  bor:  §ej:enfal)rteu  unb  2;eufel§» 
bu^If(i)aften;  bie  Sieufel^anrufung  liege  int  SBefen  (ex  sua  profes- 
sione  essentiali  et  formali)  ber  SBalbenjerei.  ^n  ben  SSerfomnt* 
tungen  ber  SBalbenfer  fül)re  ber  S^eufel  ficf)tbar  ben  SSor[i|;  e§ 
fänben  bort  5^eufel§anbetung  unb,  bei  au^gelöfc^ten  2irf)tern,  bie 
greuti(f)fte  Uuäuc^t  ftatt.  Sttte»  genau  fo,  tnie  ^a|)ft  ©regor  IX. 
e§  fc^DU  200  ^a^re  früher  (1233)  in  feiner  S3uIIe  Vox  in  Rama 
gefdiilbert  'i)ai  (ögl.  unten  ©.  215  ff.). 

Seljrreid)  in  biefer  Slb^anblung  finb  auc^  bie  S)?ittf)eilungen 
über  ba§  gegen  bie  SBalbenfer  öon  ben  |3ä)3ftti(f)en  ^nquifitoreu 
beobaditete  ^roge^öerfafiren.  S)a  fiei^t  e§:  bie  3eugen  bürfen 
bem  2(nge!Iagten  nirfjt  genannt  werben;  auf  ben  Sßiberruf  bor  ber 
§inric£)tung  fei  nichts  ju  geben;  ferner:  „SSor  ber  t^otter  fott  ber 
Stngefc^ulbigte  ganj  entfleibet,  gefc^oren  unb  an  allen  ^fieilen 
unterfucEit  werben;  feine  Sf^ägel  muffen  abgefdjuitten  Werben,  bamit 
jic^  unter  ifjuen  fein  §ei-enmal,  fein  ©efc^enf  be§  %tvi\tU  in  Ö^eftalt 
einc§  ^orn§  ober  einer  ^itle  berberge.  Worin  fte  il^r  SSertrauen 
auf  ben  teufet  fe|en."  §at  ber  Gefolterte  fein  ®eftänbni|  Wiber* 
rufen,  fo  fott  er  alSbalb,  folangc  ber  ©c^merj  no(j§  frifc^  in  ber 
Erinnerung  ift,  auf'ö  neue  gefoltert  werben;  aud;  folle  man  i^n 


102  (St^ti§  93u^.    $a^3fttf)um  unb  Snquifttion. 

in  einen  fürcEiterlicfien  Ser!er  fperren  unb  bort  jc^Iedjt  ernähren, 
benn  §unger  nnb  ein  finftere§  ©efängni^  feien  fel^r  lx)ir!fom. 
f^erner:  „SDie  %oitn  nic^t  aniüenben,  bur(^  bie  aüein  man  für 
gett3Dl)nIi(^  @ttt>a§  !^erau§be!ommt,  I)ei^t  nicEjtS  2tnbere§,  al§  offen 
ben  teufet  Begünftigen,  unter  SSerad^tung  be§  lebenbigen  unb  toatir» 
l^aftigen  ®otte§.  ®iefe  5Irt  Teufel  !ann  nur  aufgetrieben  hjerben 
burcE)  —  i^otter  unb  Dual."  ©ine  ^eräerrung  be§  befannten  SßorteS 
©iirifti  üom  2(u§treiben  ber  ^^eufel  burc^  föebet  unb  %a\kn.  ®a§ 
fedi^te  ^a^jitel  enthält  bie  $8ef(i)u(bigung,  bie  SBalbenfer  erregten 
burcE)  ein  in  bie  2uft  geftreute§  ^ulüer  Unlüetter  unb  Ä'ran!§eiten. 

3um  ©c^Iuffe  irerben  bie  föettliifien  9lid^ter  ermal^nt,  ben  ^n-- 
quifitoren  „blinben  ©efiorfam"  ju  leiften. 

S)ie  SBalbenferüerfoIgungen  in  S)eutfcf)Ianb  iüütt)eten  üorjug^^ 
lueife  im  «Süboften. 

S)ie  Slofterneuburger  5tnnalen  äum  ^a^xt  1210  berid^ten,  ba^ 
„üiete  ^cftilenjialifc^e  ^atarer  getöbtet  ft)urben"  (Monum.  Germ. 
S.  S.  9,  621.  635;.  $ßielleid)t  besteht  fid)  biefe  9bc^rid^t  auf  bie 
überaus  graufame  ^et^erüerfolgung  burd)  ^ergog  Seo|3oIb  VI. 
öon  Defterreid)  (1198—1230),  ber  bie  ^e|er  fieben  lie^ 
(2:f)omafin  üon  Birüäre:  „'^tx  »eifere  ®aft",  ^tx§  12683,  f)erau§g. 
ü.  §.  9fiüdert).  ^m  ©aläburgifdjen  fanb  eine  ^e^erüerbrennung 
im  ^al^re  1285  ftatt;  turj  bavauf  erlitten  in  ßrem§  16,  in 
(St.  gölten  11,  in  SBien  102  ^e|er  ben  geuertob  (Amial. 
St.  RudbertiSalisb.,  Annal.  Matseeuses:  Monum.  Germ.  9,  810.  825). 

„@ine  ipo^re  glut|  üon  ^äpftlic^en  58uUen  erging  om  1.  Tlai 
1318  an  bie  i8ifd)öfe  üon  OImü|,  SJJeiffen  unb  ^rotau,  an 
ben  ^önig  üon  Söö^men,  ben  9)Zar!grafen  üon  SJieiffen,  bie 
§er§öge  üon  ^rafau  unb  SSreSlau,  bie  bö^mifdien  Sanbiierren 
unb  bie  ajJogiftrate  ber  böljmifdien  unb  ntäl)rifd)en  ©täbte,  lüeld^c 
ben  Slbreffaten  bie  gefdietjene  ©rnennung  üon  :pöpftü(^en  ^nquift* 
toren  für  bie  bejeid^neten  ©ebiete  antunbigten  unb  bereu  eifrige 
llnterftü^ung  in  bringli(^fter  Söeife  forberten"  (§aupt,  2öotbenfertt)um 
unb  SttQwifition  im  füböftüdien  S)eutfd)Ianb,  ?^reiburg  1890,  «S.  25). 

5ltte  bort  ernannten  ^n^iüfitoren  lüaren  jE^ominifaner  unb 
SranjiSfaner,  bie  ü6rigen§  fd)on  üor  biefer  ^lä^ftlid^en  (Srmatjuung 
ifjreS  2lmte»  aU  geborene  Se^erüerbrenner  nadjbrüdlii^  gen^oltet 
unb  in  einigen   „9la(|foIgern  ber  Stpoftel"   fe^r  fröftige  görberer 


VI.  Dpfer  ber  ^nquifitioti.  103 

it)rer  „tfiriftlic^en"  X^ätigfeit  gefunben  Ijatten.  (So  üe^  Sifdfiof 
^einric^  I.  üon  S3re§Iau  hnvä)  bte  2;omiiüfaner  unb  i^ranjii» 
faner  im  ^afirc  1315  ju  Sd^lüeibni^  50  ^e^er  auf  einmal  üer- 
{irennen  (®rün!^agen,  ©efd^io^te  Sc^Iefien§  I,  162  unb  Slnfjang  63, 
6ei  |)aupt,  a.  a.  D.,  @.  26). 

jDer  Sombedjant  ö einrieb  öon  9^egen§6urg  lie^  at§  ^äpft» 
lid^er  ^nciuifitor  in  ben  ^a^^c«  1378  unb  138-4  eine  5In§a^I  öon 
grauen  al§  lüalbenfifdie  Äe^erinnen  berbrennen  (Sang,  Regesta 
boica  10,  15).  Qu  gleidjer  Q^xt  föüt^ete  eine  SSalbenferberfoIgung 
in  ^Jürnberg.  Qaijlxiii^t  ^erfonen,  ouc|  au0  ben  ^atrijier» 
familien,  luurben  öerliannt;  15  Sieger  rturben  in  ben  ^a^ren  1378 
unb  1379  üerbrannt;  fec^§  f^tauen  unb  ein  9JJann  tfjeilten  im 
^a^re  1399  ba§  gteidCie  Sdjidfal  '93^üffner,  STnnate»  ber  löblichen 
9teid^§üeften  unb  Statt  9Ktrnberg  (DMrnberger  ßreiäarc^iö)  fol. 
749^  750^;  G^ronif  ber  beut]d)en  Staebte,  S^ürnberg  I,  362;  III, 
297;  IV,  136—137,. 

Qu  SSoIf  ern  in  S^ieberöfterreic^  inurben  burc^  ben  ®omini= 
fanerinquifitor  ^etruS  im  ^a^re  1393  mehrere  Söalbenfer  ber« 
b rannt  'öau|3t,  a.  a.  D.,  @.  84).  5tn§  bem  3a:§re  1397  be= 
ri(j^ten  bie  Slofterannalen  bon  ©arften,  'oa'i^  im  nafiegelegenen 
(Stei)er  mef)r  al§:  taujenb  ^^erfonen  tbegen  ße^erei  einge!er!ert  unb 
ad^tjig  bi§  Ijunbert  unter  i^nen  b erbrannt  Sorben  feien  (^^reben- 
l^uber,  Annales  Styrenses,  (S.  72;  ^ej,  Script,  rer.  Austriac.  I, 
1244).  SSier  ^e^er  —  brei  j^r'^uen,  ein  9}?ann  —  n^erben  im 
Sahire  1398  §n  ©arften  burd)  ben  ^nt^itifitoi-*  ^etrul  bem 
©c^eiterl^aufen  übergeben  (2)öllinger,  Beiträge  jur  Se!tengefd^ic§te 
be§  9)?ittelalter§,  9^?ünc|en  1890,  II,  346  ff.). 

Gin  Urt§eil  be§  eben  genannten  3nquifitor§  bom  27.  gebruar 
1401  überliefert  eine  Stn^af)!  grauen  ju  ^artberg  in  @teier= 
mar!  al§  ^e^erinnen  bem  (Scheiterhaufen  (§anbfd)riften  ber 
SBürjburger  Uniberfität§bibIiotbef:  M.  cb.  m.  fol.  51,  abgebrudt 
bei  ^anpt  a.  a.  £).,  S.  90.  117). 

Sn  2Sien  hjerben  in  ben  Qal^ren  1411  unb  1467  jroei  ße^er 
öerbrannt  (^ej,  Script,  rer.  Austriac.  11,  549. 

SSattenbad)  ^ot  in  ben  „^b^anblungen  ber  ßöniglid^en  2(!a« 
bemie  ber  23iffenf^aften  5U  ^Berlin"  (1886)  au§  einer  SBoIfen-- 
bütteler  |)anbfc^rift    be§    14.   ^aljrf^unbertl    (^elmft.    403)    au§-- 


104  ©rfteS  93u^.    ?lSa^)ftt^um  unb  ^nquifition. 

fül^rüd^e  9}Jittf)eiIungen  gentad^t  über  bie  2ßolben[erüerfolgungen  im 
S^lorbcn  S)eutfd§Ionb§,  6efonber§  in  ber  S^euntar!  unb  Uder» 
marf.  2;ie  §anbfd^rift  enthält  bie  Sluf^eic^nungen  be§  ^äpftlid^en 
^nquifitor»  ^etru§  über  feine  2:^ätigfeit  in  ben  3al)ren  1393—1395. 

Snquifttiongproäeffe  unb  SSerl^öre  finben  ftatt  in  Söärföalbe  (11), 
SSellin  (4),  ©ro^'-SBubifer  (13),  ^Iein=2öubtfer  (13),  galfen- 
h)albe  (6),  ©rüneberg  (1),  ßrein-^SKantel  (1),  SOJotirin  (6), 
©eldjotü  (7),  SSoigtSborf  (3),  2öretf)oiü  (4),  3ePen(l),  ^reuä* 
tau  (4),  5tngermünbe  (1),  (SerSwatbe  (3). 

S)a§  STribunat  be§  ^nquifitor»  für  biefe  norbifd&en  ©egenben 
tüor  in  Stettin.  2(u§  bem  S'i^i'e  1458  erhalten  njir  9kcf)rid§t 
über  Se^erüerfolgungen  in  S3erliu.  jDort  föaren  gu  Reiten  ^c§ 
^urfürften  griebric^  II.  ber  SSifd^of  8tep{)an  üon  SSranben» 
bürg  unb  ber  Si^an3i§!oner  ^o^ann  ßannemann  Qnquifitoren. 
2Int  28.  Stpril  1458  üerurtf) eilten  fie  9)Zat^äu§  §agen  al»  ^e|er 
gum  feuert  ob  unb  übergaben  it)n  in  feierlicfier  gönn  ben  fur^ 
fürftlidEien  SSeamten  (51.  a.  £.,  @.   82). 

2(uc^  an  anberen  Crten  ber  dJlaü  föurben  ^e|er  üerbrannt. 
„^n  ^öuig^berg  [Wlaxt]  f)ei|t  nod^  je^t  eine  Stelle  an  ber  Stabt» 
tnauer,  föenn  mon  jum  SSernifoftier  %i)ov  f)inein!ommt,  rechter  §anb, 
ber  ßötterberg  (ße^erberg  ,  ba  mögen  tnof)!  einft  bie  (S(^eiter= 
l^aufen  geflammt  ^aben"  (23attenba(f),  a.  a.  £).,  <&.  14). 

b.  Strasburg. 
Sm  Satjre  1209  fam  im  befolge  Saifer  Dtto  IV.  ber  Sifd^of 
öon  Strasburg,  ^einric^  IL  öon  SSel^ringen,  nad^  9^om. 
@r  föurbe  bort  mit  einigen  ©enoffen  be§  S)ominifu§,  be§  «Stifter^ 
be§  S;;ominifanerorben§,  befannt  unb  naf)m  fie  mit  nacCj  (Stra^* 
bürg,  Ujo  fie  „bei  ber  |)eiImann§fo|)elte  im  ginrferoitter"  il)re  SSo^» 
uung  auffd^Iugen.  „Sie  fiengen  af)n,  etlid)e  jungen  in  i^ren  Drben 
injune^men,  bamit  ber  Drben  ausgebreit  n)urbe  unb  bie  ^e|er 
ollentfjalben  gebempt  mürben.  9}?an  gab  i£)nen  biet  ftüren 
unb  grofie  f)itff,  ta^  fic|  faft  uff  |unbert  erhalten  funnten,  ban 
35.  §einrid)  öon  Strapurg  foIc^§  bem  ^apft  aud^  @t.  ®ominif 
l^atte  jugefagt,  it)ren  Drben  gu  pflanjen"  (Specklin,  CoUectanea 
in  usum  chronici  Argentinensis,  bei  Saliner,  ßonrab  üon  Max- 
bürg,  ^rag  1882,  S.  41). 


VI.  Dp\tt  bcr  :3nquifition.  105 

®{e  25?alben[cr=2e()re  fdjtug  audEi  in  ©tropurg  2Bur§et,  unb 
Sifd^of  ^einrii^  Beftetlte  ben  Sefd^Iüffen  ber  @t)nobe  bon  SSerona 
(1184)  entfprecfienb  bie  2)ominifaner  §u  ^nquijitoren  gegen  bie 
„fe|erifc^e  S3o§f)eit".  „(£§  waren  ater  fo  üil  ^^etmüdEier  üerferer 
unb  unglanbiger  lüte,  ha^  man  in  nad^ftellet  attenttjalb,  nnb  tüeld^en 
man  erWupe,  ben  brannt  man"  ($Ruffad^er  ©f^ronif  in  S^gen'S 
Btfc^rft.  für  t)iftDr.  ^t^eologie  1840,  I,  124;.  günffjunbert  ^e^er 
würben  allein  in  ber  (Stabt  ©tra^nrg  einge!er!ert.  „®ie  ^e|er 
nal^men  über^anb",  fagt  eine  elfaffer  K^roiiü,  „atier  bie  ^rebiger^ 
brüber  üerttigten  fie  (exstirpabant)  unter  mächtigem  Seiftanb  ber 
Ferren"    (M.  G.  17,  232  n.  16). 

3unä(i)ft  würben  ®i§|5utotionen  mit  btn  ^e^ern  öeranftaltet, 
um  fie  ifire»  Si;i^tl)um§  ju  ü6erfüf)ren.  „Stber  e§  warbt  niemanbt§ 
unber  atlen  geiftlid^en  Befunben,  ber  iijxun  !unte  gufomen,  alfo  wot 
würgten  ft)  i^r  fadien  mit  ®otte§  Wort  ju  üerantworten"  (Sögen, 

a.  a.  D.). 

©0  fd§ritt  man  benn  gu  anberen  9}Za§regeIn.  Söeweife  für  ober 
gegen  würben  fallen  gelaffen;  bie  Seigre  ber  Sird^e  würbe  at§  aj^a^-- 
ftoB  genommen,  WaS'  nicE)t  mit  i()r  übereinftimmte ,  war  fe^erifdf), 
unb  „wer  barinnen  begriffen  würbe,  würbe  o^n'  aü  urtel  üer-- 
brannt"  (^ttgen,  a.  a.  D.).  33on  ben  fünfljunbert  befangenen 
blieben  ad^tjig,  barunter  12  ^riefter,  23  grauen  unb  biete  2(belige, 
ifirem  ©tauben  treu.  ^i)v  geifttic^e»  §au^t,  ber  ^riefter  ^o-- 
l^anneg,  ftär!te  fie.  ^otianneS  berief  fid^  auf  bie  Schrift,  bie 
2)omini!aner=Snquifitoren  beriefen  ficf)  ouf  t)a§>  2e:^ramt  ber  ^irc|e, 

b.  ^.  auf  ben  ')ßap\t:  „ba^  e§  niemanbS  gebür,  aud^  i^nen  fetb§ 
nit,  au^  göttlid^er  ©efc^rifft  oI)ne  @rtaubnü§5  ^^^  ^«Pft  ä«  reben" 
(Specklin,  1.  c,  bei  ^altner,  a.  a.  £).,  <B.  43).  ^ie  Snquifitoren 
forberten  bie  Stngeftagten  auf,  ha§  ®otte§urt^eiI  be§  gtü^enben 
@ifeu§  über  fic^  erget)en  ju  taffen;  bie  ^e|er  wiefen  bie§  Stnfinnen 
aU  eine  SSerfuc^ung  ®otte§  gurüd;  nur  einige  fc^einen  fid^  bem 
®otte§urtI)eit  unterzogen  gu  t)aben  (Annal.  Marbac. ,  M.  G.  S. 
S.  XVII,  174). 

^m  Slnblicf  ber  ©d^eiterl^anfen  la§  man  ben  ^e|ern  in  17 
Slrtifetn  it)re  Sle^erei  bor.  3(rtifet  16  tautet:  „B^m  anbern  l^aben 
ft)  f)eimIidE)e  famlungen  getiatten  bt;  uadEit,  bamit  fQ  it)re  buterel) 
mit  ben    wcljbern   tunten   bollbringen."     S)er   ^riefter  ^otianneg 


106  ®rfte§  ^ud).    $o)3[ltf)um  unb  ^npifttion. 

totc§  btefe  93ef(^ulbtgung  aU  SSerleumbung  jurüd;  nicfit  ber  Un= 
§ud^t,  fonbern  be§  @otte§bicnfte§  tüegen  feien  fie  9^a(f)t§  gufammen-- 
gefoiumen,  tüeil  jie  unter  Xüq^  üor  SSerfoIgungen  nic^t  fidjer  ge= 
irefen  feien,  ^ni  übrigen  geftänben  fie  gerne,  ba^  fie  2(tte  ©ünber 
feien;  aber  ©ünben  lüiber  ben  djrifttidjen  ©lanben,  unb  2after= 
{)aftig!eit  luerfe  man  i^nen  gn  Unrecht  üor.  SSon  ber  Sarml)er§ig» 
feit  @otte§  erluarteten  fie  S5er^eif)ung  if)rer  geljler. 

darauf  lüurbe  ber  äHrc^enbann  gegen  fie  erneuert;  ben  ^rieftern 
unter  i|nen  lüufd)  nian  ft^mbolifc^  bie  §änbe,  um  ha§>  gelüeii)te 
©firifam  abgulüafdicn.  „3ln  einer  lüeiten  ©rube,  bie  <Bptäi'm  no(j§ 
fal),  lüar  ber  ©cEieitcrljaufen  erri(f)tet,  auf  bem  bie  Unglüdüc^en 
gemeinfam  ü  er  bräunt  lüurben"   (Sl'altner,  a.  a.  D.,  ©.  45). 

c.  2)tc  ©tebinger. 

©in  ©eitenftüd  §u  ben  S^teu^jügen  gegen  bie  2(Ibi genfer  im 
©üben  bilbet  bie  blutige  2(u§rottung  ber  ©tebinger  im  3^orben 
(£uro^a§. 

S)a§  (Stebingerlanb  ift  eine  ber  ?5Iu^marfd)en  be§  ©ro^lerjog^ 
tf)uni§  DIbenburg.  S)ie  ^elüol^ner  tüaren  gi-'iefen.  ®ie  getftlid)e 
unb  Jneltlidie  ©elüalt  übten  bie  (Sr§bifc^öfe  üon  S3remen  unb  bie 
©rafen  öon  DIbenburg  a\i§;  aber  "oa^  fräftige  S3ouernüoIf  tüu^te 
fid;  ein  gut  2^t)eil  (Selbftönbigfeit  unb  greifieit  gu  luofiren. 

S)ie  erfte  Ur!unbe  über  ben  ©treit  ber  ©tebinger  mit  iljrem 
S3renier  ©rjbifdiof  @erf)arb  II.  ift  ein  ou§  bem  ^abjXi  1230 
ftammenbe§  @d)reiben  biefe§  S3ifd)of§:  „©erwarb  üon  ßJotte»  ßJnaben 
ber  tjeitigen  Sremifc^en  ^irc^e  (Srgbifd^of,  StKen,  bie  biefe  ©d^rift 
lefen  iüerben,  ^eil  in  ß^rifto!  Gelaunt  fei  fämmtlidien  S^rift* 
gläubigen,  ba§  unter  unfcrm  SSorfi^  ouf  ber  @l)nobe  ber  ^Bremifd^en 
^irdie  öffentlid)  unb  feierlid)  in  folgenber  Söeife  ba§  Urtfieit  er= 
gangen  ift.  SBeil  e§  offentunbig  ift,  ba^  bie  ©tebinger  bie  ©c^lüffel= 
gelüalt  ber  ^ird^e  unb  bie  @a!ramente  üeractiten,  ba^  fie  bie  Sebre 
unferer  f)eiligen  9Jlutter  ber  ^irdje  für  2;anb  I)alten,  ba^  fie  ©eift» 
lidje  jeber  Sieget  unb  jeben  Drben§  anfallen  unb  tobten,  ha^  fie 
^löfter  unb  S^irdien  burd^  $8ranb  unb  Staub  üerirüften,  ha'^  fie  o^ne 
®djtu  fid^  erlauben,  ©c^lüüre  ju  brechen,  bo|  fie  mit  be§  §errn 
Seib  abfdieuüd^er  üerfatjren,  aU  ber  9JJunb  au§fpred)en  barf,  ba§ 
fie  üon  bi3fen   ©eiftern  2(u§!unft  begetiren,   üon  i^nen   lüädiferne 


VI.  Cpfer  ber  ^nquifition.  107 

SöiCber  Bereiten,  Bei  tüal^rfagerifdien  ?^rauen  ficfi  9?at{)g  erboten  unb 
anbere  öerabfdfieuungStüürbige  2Ber!e  ber  ?5infterni^  tierüben,  föeil 
foIcf)e§  offenfunbig,  finb  fie  beattjegen  für  ^e|er  ^u  erad)ten  unb  ju 
üerdrennen?  hierauf  erging  ha^  Urt()ei(:  SBeit  §tt)eifeUo§  feftflel^t, 
ba^  ha§>  tüiber  bie  Stebinger  S3orget)ra(f)te  wa^r  ift,  fo  finb  fie  für 
Sieger  ju  eraifiten  unb  ju  üerbrennen.  ®a  bie§  Urt^eil  üon  allen 
Prälaten,  öon  aßen  ©eiftlid^en,  njeltlic^en  föie  fBfterlid^en  ©tanbel, 
gebilligt  Würben,  fo  f)aben  tt>ir  befc^Ioffen,  bie  (Stebinger  für  .Sle|er 
§u  erflären.  ©o  gefctieljen  gu  S3remen  auf  ber  (Sijnobe  am  8onn= 
tage  Laetare."  (5(bgebrudt  bei  @d§umo(fier,  S)ie  ©tebinger,  Bremen 
1865,  @.  81.) 

„So  föurbe  atfo  gegen  ha§  Sauernöol!  ber  SBeferflu^marfdjen 
bie  $8ef(i)ulbigung  n^egen  ^e^erei  erlauben.  2)ie  el§rtt)ürbigen  SSäter, 
bie  in  ber  ^etergfird^e  ju  Bremen  üerfammelt  waren,  Wußten, 
weldfie  33ebeutung  fotdje  51nflage  f)abe.  SSiber  ^e|er  waren  bie 
furc^tbarften  SSaffen  ju   ergreifen"  (8djuma^er,    a.  a.  D.,  ©.  82). 

SSorin  bie  „^e|erei"  ber  ©tebinger  eigentlid)  beftanben  t)aben 
foll,  ift  nirgenb§  mit  Seftimmttieit  angegeben.  S!ie  l^äpftlicEien  unb 
bif(f)i3f(ic^en  ^unbgebungen  gegen  fie  enthalten  nur  allgemeine  5(u§= 
brüde.  @§  wirb  if)nen  ergangen  fein  Wie  fo  bieten  Stnberen  bor 
unb  nad)  it)nen:  i^r  berechtigter  SBiberftanb  gegen  firc^Iidje  Se= 
brürfung  (3et)nten  u.  f.  W.)  Würbe,  um  mit  weltlid^en  S^^^^Q^'- 
mittetn  gegen  fie  öorge^en  ju  üjnnen,  jur  ^e^erei  ge= 
ftem|)e(t. ' 

W\t  örjbifdiof  ÖJertjarb  §anb  in  i^anh  ging  ber  päpftlic^e 
^i3nitentiar  unb  Segat  ^oljann  üon  Siincenja,  ein  2;ominifaner, 
ber  Wenige  Satire  f|3äter  bie  ©(^eilertiaufen  in  ber  Sombarbei  ent-- 
§ünbete.  Seinem  Ginflu^  ift  wot)I  ta^  Sd^reiben  be§  ^ajjftel 
(SJregor  IX.  bom  26.  ^uni  1231  ju  üerbanfen.  ©§  ift  geridjtet 
an  ben  S3if(^of  SoI)ann  üon  äühtä,  an  ben  ©ominifaner^rior 
in  Bremen  unb  an  ^o^onu  üon  SSincenja:  „ßnttjalten  bie  $8eric^te 
SBa^rf)eit,  bie  un§  über  bie  Stebinger  angegangen  finb,  fo  tiabcn 
fie  fid^  üöttig  @ott  jum  geinbe  gemai^t  unb  fid)  ju  geinben  @otte§. 

1  D6cn  (©.  95;  tjoben  roir  geje:^en,  bajs  ein  unBefc^oIteneg  SRäb^en,  »eil 
fie  bem  geid)led)tlid)eu  SSertangen  eine^  ®eiftlid)en  ntd)t  nachgeben  ttjollte,  jur 
„Se|?erin"  erüärt  imb  —  oevbrannt  ttjurbe.  „Ie|5crei"  war  eben  ein  \tijx 
be{)nbarer,  für  SJiele^  §u  gebrauc^enbcr  begriff. 


108  ©rfteg  5Bu^.    *ßai)ftt^um  unb  Snpuifition. 

fSon  (Seiten  unfere§  ef)rtt)ürbigen  33niber§,  bei  ©rjbifc^ofl,  unferer 
tl^eueren  @öf)ne  im  Kapitel  unb  ber  gei'ammten  ©eiftüc^feit  ift  un§ 
üor  Jurjem  gemelbet  —  unb  nidjt  oJine  Gntfe|en  unb  (Sd^aubern 
^aBen  tt)ir  e§  üernommen  — ,  ba^  jene  SJlenfifien,  ßirc^enfc^änbung 
nidjt  jc^euenb,  bie  ß5otte§f)äufer  mit  $Rau6  unb  Söranb  üertüüfien 
unb  nic^t  blo^  !eine§  Sl(ter§,  !eine§  ©efcEiIecfiteS  fc^onen,  fonbern 
felbft  ©eiftlicfie  anfatten;  ba^  fie  fogar  Bei  ber  ^lünberung  ber 
^ird^en  bei  §errn  Seib  au§  ben  t)eiligen  ©efä^en  üerfc^ütten  unb 
mit  gü^en  treten,  ha^  fie,  aller  ©ottelfurd^t  fid^  entlebigenb,  abfallen 
pr  SSere^rung  Böfer  ©eifter.  Sa  nun  foI(fie  SSert)ö|nung  ©ottel 
nic^t  mit  ®IeicE)mut(j  ju  ertragen  ift,  fo  geben  föir  euc§  ben  Stuftrag, 
ha^  ii)x  ©orge  traget,  an  unferer  ©tatt  jene  üon  tfiren  S^errud^tfieiten 
abäubringen,  in  UjelcEier  SBeife  e§  eud^  angemeffen  erfcf)eint,  inbem 
if)r  bie  SCRäd^tigen  ber  ^Jiacfibarfc^aft  aufruft,  if)re  Ungläubigfeit 
aulgurotten."    (S3remif(f)e§  Urfunbenbucf)  I,  n.  166,  @.  196.; 

„@o  geftattete  ber  ,a^Dftoüfc^e  33ater'  bie  Eröffnung  bei  9te- 
ügiongfrtegel.  ßr  legte  i()n  in  §änbe,  bie  voo^  befähigt  hjaren, 
ben  Stuftrag  §u  erfüllen"  (Sc^umad^er,  a.  a.  D.,  ©.  91^. 

ji^iefem  :pä|)ftlic£)en  «Schreiben  folgte  balb  ein  gmeitel  bom 
29.  Dftober  1232:  „Sinnenb  auf  2;rug,  ^ot  ©atanl  ^ücfe,  bie  nie* 
mal§  mü^ig  erfunben  mirb,  bie  (Stebinger,  lüte  föir  mit  ©d^merj 
üernommen  unb  mit  ©d^aubern  metben,  fo  fef)r  üon  ber  (Srfenntni^ 
bei  ^öd^ften  entfrembet,  fo  ber  SSernunft  beraubt,  fo  mit  SSal^n* 
tüi^  erfüllt,  ba^  fie  bie  ^fabe  ber  SSa{)ri)eit  üerlaffen  l^aben  unb 
auf  Slbföege  gelodt  ttiorben  finb,  fo  ba^  fie,  nidf)t  (Sott,  nii^t  SJ^en- 
fc^en  fdjeuenb,  bie  Sef)ren  unferer  ^I.  9}^utter  ber  ßircfie  für  2;anb 
ad^ten,  ber  ^irdfie  f^rei^eit  antaften  unb,  i^rer  iölutgier  frö^nenb, 
h}ie  an  milber  2;()iere  Prüften  genäfirt,  feine!  ©efc^Ied^tl  fdEionen 
unb  feine!  Stiterl.  93Zef)r  nod)!  ^lut  föie  SBaffer  üergie^enb,  jer^ 
reiben  fie  glei(^  9iauBtf)ieren  ^rtefter  mie  3Könd^e;  fie  begel^ren 
üon  böfen  ©eiftern  2(ulfunft,  bereiten  üon  if)nen  mäd^ferne  S3itb' 
niffe,  erf)oten  fidE)  9?at§§  üon  mai)rfagenben  f^i^auen  in  fcEiänblicfien 
,8ufammenfünften  unb  treiben  anbere  SSerfe  ber  SSerrucfitfieit,  lueli^e 
p  benfen  unl  mit  (Sntfe|en  erfüllt  nnb  mef)r  §ur  Söeplage  treibt, 
all  pr  Stnffage."     (Rayuald.,  ad  anu.  1232  §  8,  8.  388.) 

SJlit  biefen  ^mei  @d)reiben  bei  „©tatt:§ alter I  e:f)rifti"  föar  ber 
„^eu3§ug"  gegen  bie  ©tebinger  eingeleitet  unb  i^r  ©d^idfal  befiegett. 


VI.  Dpfer  ber  ^nquiittion.  109 

Sttteiu  ber  erfte  ^reujjug  wax  ein  gef)If(i)Iag;  bie  ©tebinger 
S3auern  blieben  fiegreic^  gegen  bie  geiftlidjen  unb  lüeltlic^en  Ferren. 

®od§  mit  unbeugfamer  Gnergie  üerfolgte  ber  greife  ® reg or  IX. 
feinen  ^lan. 

3lm  19.  ^sanuar  1233  fd;rieb  er:  „Tregor,  SSifdjof,  Sneditber 
ßnec^te  ®otte§,  feinen  ei^rwürbigen  Sörübern,  ben  Söifc^öfen  üon 
^aberborn,  §ilbe§l}eim,  Sterben,  9J?ünfter,  CSnabrücf,  §ei( 
unb  apoftolifd^en  (Segen!  '^a  frfjon  lange  bie  S3remifd)e  £ird)e  §u 
nn»  fdireiet  luegen  bei  Unglauben^  jener  Se|er,  ber  ©tebinger, 
bie  ba§  SSoIf  ber  ©laubigen  tüilben  %^kxm  gleid)  gerrei^en,  f)oben 
toix  unferen  efiriuiirbigen  58rübern,  ben  Sifc^öfen  öon  3fla|eburg, 
SJJtnben  unb  öübed,  ben  Sluftrag  gegeben,  ba|  fie,  ben  ©laubigen 
SSergebung  ber  (Sünben  üerl^ei^enb,  aüe  ©etreuen  tuiber  jene 
^e^er  aufrufen,  auf  ha^  biefelben  mit  bereu  §ülfe  burc^  ©otte§ 
^roft  enttüeber  rafd^  ber  33e!el)rung  gewonnen,  ober  in  bie  ©rube 
ber  SSerbammni^  geftürjt  luerben"  (Heineccius,  Antiquitates  Goslar., 
©.  244).  3it9tetd)  rid^tete  er  eine  5lufforberung  an  bie  S3remer 
93ürger,  bie  Sac^e  ber  ^ird^e  gegen  bie  ©tebinger  fröftig  §u  untcr= 
ftü|en  (Sorem.  Urfunbenbuc^  I,  u.  172.  174.  175). 

2tu§  gang  SJiorbbeutfc^lanb  ftrömten  bie  @d)aaren  in  S3remen 
§um  £reuääuge  äufammen.  „5tm  26.  S«ni  1233  brac^  hü§  ßreuj^^ 
{(eer  in  ha§  Dft=®tebinger  Sanb  ein.  9taub  unb  ^(ünberung 
irüt^eten  loeit  unb  breit;  aud)  SSeiber  unb  ^inber  n^urben  erf (plagen; 
SBie  \)k  @rbe  blutig  fic^  färbte,  fo  and)  ber  ^immel;  aber  nid)t 
blo^  ber  S3ranb  ber  Drtfc^aften  geigte  bie  SSutl)  ber  ©ieger;  aud) 
bie  Sofie  ber  ©dieiterljaufen,  auf  benen  bie  ©efangenen  üerbrannt 
Würben,  öerÜinbete  bie  ©raufamfeit,  bie  im  9?amen  ber  c^riftltc^en 
^rd)e  üerübt  luarb"  (©i^umadier,  a.  o.  D.,  'S.  107). 

Sie  @ ad) fendjronif  melbet:  „^t  ^elegrime  üoren  mit  groteme 
l^ere  unbe  tiolfe,  bel)be  mit  fce|3en  to  ttjatere  unbe  aoer  lanb,  unbe 
lüunnen  Dfterftabe  be§  negeften  bage§  ^o^nniS  et  ^auli  to 
mt)bbenfommer  unbe  ron)eben  alte  bat  Sanb  unbe  branben  it;  man 
unbe  lüif  unbe  tinber  fiD(^  men  bot  mcr  ben  oerl^unbert,  unbe  be 
men  leüenbe  üeng,  bc  branbe  men"  (9)?a^mann,  S)a§  ^^it^ii^J  ©tfe'0 
öon  $Re|3goiu,  8.  480). 

3u  gteidier  3^^^  erlief  ©regor  IX.  feine  britte  ©tebinger=S3ul[Ie, 
morin  er  Sitten,  bie  gegen  fie  gu  gelbe  gietjen,  bie  gleidjen  Slbläffe 


110  ©rftel  a3u^.    <ßapj'ttt}um  unb  Snciuifttion. 

oerlei'^t,  tüte  ben  ^reugfa'^rern  in'§  l^eiüge  Sanb.  ©§  war  bem  „Statt* 
l^atter  Sfirifti"  ©ruft  mit  ber  5lu§rottung  be§  beutf c^en  S8auerttftamme§ ; 
be§^alö  öffnete  er  tüeit  bie  8cl)a|!ammern  feiner  geiftlid^en  ©naben. 

Sie  beniroürbige  SuUe  —  erlaffen  am  17.  ^ui^i  1233  — , 
bie  ba§  S3Iut  öon  Staufenben  fliegen  mad)te,  lautet: 

„Sure  un§  ju  ^änben  gefommenen  93riefe  lEjaben  gemelbet, 
tuaS  lüir  fd^on  lange  burcö  hk  (Stimme  öielfacfien  Unlt)itten§  üer« 
nommen,  ha^  nämlid^  geiüaMjätige  unb  gotttofe  SRenf^en,  bie 
©tebinger  fjei^en,  in  ber  S3remen'fd)en  ^irc^en^roöing  üom  2;eufet 
finb  aufgefta(^elt  tüorben,  fo  ha^  fie  ben  ©lanj  be§  elüigen  8ic§te§ 
öertaffen  fjaien  unb  bebecft  finb  üon  ber  ginfterni^  fcf)mad)öotter 
S8Iinbf)eit,  ba^  fie,  nidjt  @ott,  nid^t  SJienfcfien  fc^euenb,  bie  Sefire 
unferer  ^I.  DJiutter,  ber  ßirc^e,  für  2^anb  arfiten,  ber  ßirc^e  gret* 
l^eit  antafteu,  unb,  ii)rer  Blutgier  frö^nenb,  h)ie  on  tüilber  Siliere 
Prüften  genährt,  !eine§  @ef(i)Ie(^te§  fcf)onen  unb  feine§  Stiter»; 
ta'^  fie  Slut  föie  SSaffer  oergie^enb,  ^riefter  tüie  Tlönä)t,  gleid^ 
9?aubt^ieren,  in  (Stüde  jerrei^en,  in  ber  SS?eife  ber  ^reujigung  fie 
an  bie  SSanb  nage(n  §um  §otjn  be§  ©efreujigten,  unb  ba^  fie, 
um  alle  t^feöelt^aten,  bie  bi§f)er  t3on  öinjelnen  gefc^e^en,  burc^ 
i^re  greüeltfiaten  gu  üBerbieten  unb  um  oüe  ungläubigen  SSerädjter 
göttlicher  ©arm'^erjigfeit  burd}  i'firen  Unglauben  gu  übertreffen,  mit 
bem  öeibe  be»  §errn,  bem  253eggelbe  ju  unferer  (Seligleit,  ab-- 
fc^euüd^er,  aU  ber  9Jiunb  e§  auSfpred^en  !onn,  üerfaf)ren,  üon 
böfen  ©eiftern  2(u»!unft  begehren,  üon  itjuen  tt)äc^ferne 
SBilbniffe  bereiten,  fid)  9tatf)g  erholen  üon  tt)a^rfagerifd^en 
i^rauen  in  fd^änbtic^en  ^iifai^t^ei^^iii^ft^i^'  unb  onbere  Serie 
ber  S5errud^ll§eit  treiben,  föeld^e  ben  ©rgätiler,  »ic  ben  §örer  mit 
Sdiauber  unb  ©raufen  erfüllen.  S^a  ft)ir  eraditeten,  ha^  mit  mäd)= 
tiger  §anb  fo  rud^Iofem  ^Beginnen  fdjieunig  begegnet  föerben  mü^te, 
fo  l^atten  ttiir  eud^  burc^  unfere  SSriefe,  bei  $ßergebung  eurer  ©ünben, 
eingefc^ärft,  ta^  i^r,  ha  auf  euc^  ha§  2tmt  ber  ^I.  ^rebigt 
rut)t,  bie  S^riftgläubigen  in  ben  @:prengeln  üon  ^aber» 
Born,  ^ilbeS^eim,  9)Jünfter,  Sterben,  D^nabrüd,  SJiinben, 
Bremen  §ur  SSertilgung  be§  gottlofen  SöoIteS  eifrig  unb 
nad)brüdtid§  aufzubieten  tn^  bemühen  foUtet,  unter  S5e' 
h)ittigung  foldjen  51blaffey  für  bie  ©laubigen,  föie  tüiv  in  jenen 
83riefen  angegeben  f)aben.     9b(^bem  aber  üon  eud^  unfere  ©riefe 


VI.  Dpfer  bei-  ^nquifttion.  111 

e:§rfurd^t§tioff  empfangen  itnb  bie  frommen  9}?änner  bom  ^rebiger== 
orben,  jolüie  ®et[tüdje  unb  üertrauen»tt)ürbige  Saien  aufgerufen 
tuaren,  I)abt  il)r,  mit  allen  Gräften  an  ber  3lu§fü^rung 
unfereg  9(uftrage§  arbeitenb,  burd^  (jäufige  SKa^nungen 
unb  burcf)  55er^eif3ungen  öon  SSetol^nungen,  nämUä)  üon 
5tli)Iäffen  unb  ©ünbenüergeBungen,  bie  ©laubigen  gegen 
jene  ©ottlofen  eifrig  aufgeboten.  9tber  aU  nun,  nad^bem 
bie  Stimmen  ber  ^rebigerbrüber  gegen  ifjren  Unglauben  erfd)orien, 
Stiele,  öon  f^immlifdjer  S3egeifterung  erfüllt,  fo  macf)t=  unb  fraft^ 
üoft  für  ben  fat^olifdjen  ©lauben  eingetreten  n^aren,  ba^  Sene, 
üon  gittern  unb  S<^Q^^  burc^fc^auert,  ifjre  getüoljnten  Statten  öer= 
tiefen,  in  ber  gtuc^t  i^r  §eit  fuc^ten  unb,  obgleid^  fie  in  einem 
äu^erft  feften  unb  faft  uneinnetjmbaren  Sanbe  ^ouften,  gefd§ü|t 
burci§  gro^e  ^^lüffe  unb  SSafferläufe,  nicfit  hofften,  fotc^er  SRenge 
oon  ^reu5fat)rern  lüiberfte^en  p  fönnen;  "Da  Ijaben  biefe  [bie  ^reuj- 
fairer],  ai§  fie  ^lö^Iid^  entbecften,  ha'iß  fie  nid)t  fo  reichen  ?lblaffe§ 
fid^  erfreuten,  tüie  ben  ^eerfal)rern  gum  ^.  Sanbe  öerlietien  tüirb, 
fid^  umgemaubt  unb  finb  gar  lau  gertjorben  in  ber  ßrfüttung  i^rer 
ßJetöbniffe.  ^n  Sofge  bation  Ijaben  jene  ©ottlofen,  bie  nun,  in 
it)rer  g^redjfieit  atteS  Tlaa'^  überfc^reitenb,  mit  fteigenber  S3erftodtf|eit 
®ott  al»  ifjren  f^einb  erachteten  unb  fid^  aU  i^einbe  ©otteS,  nodj 
luilber  t^re  Söaffeu  ertjoben  gegen  ben  fat|oIifc^en  ©tauben.  S)arau§ 
entftanb  ein  fo  großer  Slbfatl  in  beutfdien  Sanben,  ta'^i  je^t  nidjt 
nur  jene,  fonbern  auc^  bie  ^e^er  anberer  @e!ten,  bie  fid^  bi§  ha-- 
i)in  in  it^ren  SBinfetn  üerborgen  tjietten,  öffentüd^  ftofj  eint)er= 
fc^reiten,  prat)(enb  gegen  bie  Slirc^e  ©otteS.  ^a,  mit  it)rer  f[uc^> 
lüürbigen  ^e|erei,  bie  tüeit  unb  breit  fid^  ergoffen  l^ot,  öergiften 
fie  fd£)on  —  o  be§  Jammers  unb  be§  @ntfe^en§  —  'i^a§'  dEirifttic^e 
SSotf;  fie  legen  |)anb  an  bie  ©eiftlic^en,  reiben  fie  in  «Stüde  unb 
|)einigen  fie  mit  jeglidjer  SJJarter.  S)arob  erging  an  un§  ba§ 
bemütf)ige  gtetien,  ha'iß  lüir  bie  2Bid)tigfeit  ber  <Bad)^  in  ©rwögung 
ne'^men  unb  für  fo  fditcere  ©efat^rcn  ein  n)ir!fame§  Heilmittel  an* 
gnnetimen  un§  entfdEiüe^en  möchten,  greilid)  muf?  ba§  ©emelbete 
feinem  ^nf)alt  na«^  un§  mit  <Sd^mer§  unb  Summer  erfüllen,  freilid) 
bietet  e§  mel^r  5tnla^  jum  Sefammern  aU  jum  53erid^ten.  ®a  e§ 
ober  bem  apoftolifdfien  ©tutjte  eigentt)ümtic^  ift,  ba,  wo  bie  ©r« 
grünbung  ber  tiotten  2BaI)rt)eit  mit  größerer  ©dilüierigfeit  üerbunben 


112  er[te§  33it(f).    ^apfttf)um  unb  S"1uifttion. 

ift,  mit  Befonberent  ©rnfte  ju  üerfafjren,  um  nic^t  burc^  fd)tm* 
mernben  Sn;t[}um  jici^  täufifien  ju  Ia[[en,  fo  ertl)eilen  lüir  an  euere 
brüberlic^e  Siefie  ben  folgenben,  mit  unbebiugtem  ©e^orfam  an^-- 
3u[üt)reubeu  S5efef)I:  ©obalb  e§  feftgeftellt  fein  trirb,  "oa^  jene 
ftucl)6elabenen  9J?enfd)en  Beim  3lbenbmaf)I,  burc^  Befragung  böfer 
ßieifter  burdf)  tüäc^feriie  ^t^u^e^^^i^^er  unb  bur(f)  abf(|eulid;en  Um- 
gang mit  U)al)rfagerifct)en  gi-'ciuen  fo  fc^tner,  tüie  erjäfiit  wirb,  fid^ 
üerjünbigt  ^aben,  unb  ba^  fie  tro^  eurer  eifrigen  (Srma^nungen 
in  tljrer  flui^ipürbigen  SSerj'todtljeit  ffuditüürbig  fid)  üertjärten,  in 
feiner  SSeife  no(|geben  unb  nidjt  an  ben  58ufen  unferer  SOiutter, 
ber  ^ird^e,  §urüd!et)ren  n^ollen,  üietmeiir  einen  fo  ftarfen  58etüei§ 
it)re§  StbfaHeg  liefern,  'oa'^  an  i^rem  Stüdfall  in  bie  Sle^erei  in 
feiner  Sßeife  ju  giüeifeln  ift:  bann  fottt  it)r  —  föeil  man  in  fo 
fd^merer  unb  f)eftiger  £ran!I)eit,  bei  ber  teidjte  Strjeneien  nid)t§ 
nü^en,  fräftigere  Heilmittel  ontnenben  unb  für  bie  SBunben,  bie 
©alben  niij^t  feilen,  geuer  unb  (Sifen  gebraudjen  mu^,  um 
ta^  faule  gleif^  auSgufc^neiben  —  gegen  fie,  Wie  gegen 
if)re  @d)ü|er,  §elfer  unb  (5)önner  bie  ©eiüalt  be§  geiftlid^en  unb 
Upettüc^en  @c^merte§  ju  §ülfe  rufen,  alle  (St)riftgläubigen  auf  ba§ 
eifrigfte  ermafinen  unb  auf  ba§  nad)brüdlid)fte  antreiben,  für  i^ren 
®|rtftu§  fid)  p  ertjeben  unb  mannt]oft  ifjre  Senben  gegen  jene  ju 
gürten,  diejenigen  ^atf)oIi!en  aber,  bie  ba§  ^reujeSjeid^en  fic§ 
anheften  unb  gur  SluSrottung  ber  ^e^er  ftc^  aufmodien,  fotten  fic^ 
be^felben  2lbtaffe§  erfreuen  unb  mit  benfelben  ©unftbeseugungen 
auSgeftattet  fein,  bie  ben  gum  ^I.  Sanbe  sie^enben  ^reuäfaljrern 
öerliel^en  lüerben."  (Ripoll,  I,  n.  83,  @.  54.  9tipoI(  fügt  beim 
SSorte  „Stebinger"  geletirt  t)in5u:  „®iefe  ^e|er  fiei^en  ©tebinger 
Oom  SBorte  a/c-txdc,  midjt^  „üermifd)t"  t)ei^t;  fo  Jpurben  fie  nämüd^ 
genannt  föegen  ber  unge^euerlidien  Unjuditgöerbredien,  mit  benen 
fie  fic^  befubelten"!!  Sa§  2öerf  diipoW^  ift  erfdiienen:  Sub  au- 
spiciis  Sanctissimi  Domini  nostri  Benedict!  XIII.) 

S)iefe  33uIIe  erf)ö{)te  bie  33euteluft  unb  ^Blutgier  ber  S^reujfatirer. 
Slttein  fie  l^olten  fic^  in  SBeftftebingen  am  §emmelgfam|)er  SBalbe 
noc^  einmal  eine  fdjttiere  S^ieberlage.  ®raf  Surd^arb  öon  DIben  = 
bürg,  ber  5(nfü^rer,  unb  mit  i^m  gmeifjunbert  Splitter,  bie  ba§ 
^reuä  genommen  I^atten,  iourben  erfd)Iagen  (Annales  Stadenses, 
anctore  Alberto:  M.  G.  S.  S.  16,  354—362). 


VI.  Cpfei-  bei-  ^uquifition.  113 

®a  erfanu  bei*  Sremer  (Srjbijdjof  (S^erl^arb  einen  föafir^aft 
teufeüfc^en  'ißian.  ®er  „8tattf)alter  e()ri[ti"  ^atk  i^m  „geuer 
uitb  (Sifen"  at§  „Heilmittel"  angeratt)en;  fie  roaxzn  üergeblii^  an-- 
geiüanbt  tuorben.  Se|t  foUte  e§  mit  SBaffer  üerfudjt  tüerben: 
05 erwarb  lüottte  bie  ®eid^e  jerftören,  um  burdj  §od£)iüaffer  unb 
Slutt)  baS  Stebingerlanb  ju  überfdiiüemmen  unb  [o  feine  fe|erifd)eu 
S3etüo^ner  5U  üernic^ten.  'änä)  bieSmal  eriniefen  jid^  bie  93auern 
al§  bie  ftärfern:  bie  SJJannen  it)re§  „(Seelenf)irten",  bie  er  mit  ber 
5lbfi(^t,  bie  Stebinger  ju  ertränfen,  auSgefc^icft  ^tte,  mußten  un= 
öerrid)teter  S)inge  nad)  ^Bremen  jurüdf elften  ((Sadifend^ronif,  13ei 
9)?a^mann,  2)0»  ^^it^"^  ©ife'g  üon  S^epgotü,  ©.  432;  ©d^öne,  S)ie 
gtepgauifd^e  e^ronif,  ba§  S3ud)  ber  Könige.    (älSerfelb  1859,  @.  88). 

^a§  loar  im  @pätt)erb[t  1233.  2)o§  grü()ja^r  üon  1234  faf) 
ben  legten  Stufjug  be§  fc^aurigen  S)rama§,  in  bem  ein  l^elben* 
mütt)iger  beutfc^er  S8auern[tamm  ben  ©emaltmittetn  be§  üom  „Statt' 
^alter  d^rifti"  gefd)ürten  religiöfen  ganati§mu§  erlag. 

5tn  ^tufreijung  §ur  QSernid^tung  ber  ©tebinger  würbe  ha^ 
9)?en|dienmöglic^e  geleiftet.  „2ßie  (^ettiittertüolfen  (quasi  nubes)", 
fdireibt  ber  Sliit  Smo  üon  SBitt'-SSerum,  „jogen  bie  ^rebiger* 
mönc^e  burc^  bie  Sitieingegenb,  burc^  2öe[tp§aten,  ^ollanb, 
i^Ianbern,  Trabant  unb  riefen  (dürften  unb  SSoIf  auf  gegen 
bie  ©tebinger"  (Emonis  Chron.,  bei  Aut.  Matthäus,  veteris  aevi 
analecta  II.  Hagaecomitum  1738,  ©.  97).  ^a,  felbft  bi»  nac^ 
©ngtanb  l^in  erging  ber  fanatifi^e  $Ruf  ber  ajiönc^e  unb  erhielte 
in  ben  S3enebi!tiner!Iöftern  öon  @t.  Stlbanö  unb  2;etüfe§burt) 
feine  SSirfung.  2)en  englifi^en  Senebiftinern  !onnte  ba§  (Sd^idfal 
ber  33enebiftiner'-9ZieberIaffungen  auf  ben  ^abebünen  bon  9iaftebe 
unb  auf  ber  Sßeferpf)e  üor  ^Bremen  nid^t  gteid^gültig  fein  (Mat- 
tliaei  Paris.,  Monacbi  Albanensis  Angli,  historia  major.  London 
1684.  Edit.  Wats,  ©.  333;  Ann.  de  Theokesberia,  bei  Luard, 
Ann.  monastici.    London  1664,  I,  93). 

S)ie  SSorbereitungen  n)aren  fo  gewaltig  unb  bie  Erbitterung  fo 
^od)  geftiegen,  ba^  fetbft  ©regorIX.,  ber  burdfi  feine  S3uIIen  ta§ 
meifte  ju  bem  hi^  ba^in  angerichteten  UnJieit  beigetragen  |atte,  etroag 
tt)ie  fReue  ergriff.  Slm  18.  SJJärj  1234  fanbte  er  feinem  Segaten 
für  S) eutf erlaub ,  $8ifc§of  Bil^elm  öon  ajJobena,  foIgenbe§ 
©(^reiben:  „®er  fd^were  unb  fc^redlicEie  Streit,  ber  oorbem  auäge» 

t).  §onö6roec^,  5|Jat)flt^um.    I.  b 


114  (Sx\k§  33ud).    ^apfttfiuni  inib  ^iipnifition. 

broiiien  i[t  äloifdjen  unferiii  eljrtüürbigen  $8ruber,  ttm  @rjbifcf)ofe, 
foiüie  ber  ®eiftlic^!eit  unb  ben  ^Bürgern  üon  58remen  auf  ber  einen 
Seite  unb  benen,  fo  Stebinger  ^ei^en,  auf  ber  anbern  Seite,  ift, 
tüie  unferm  apoftoüfdjcn  2(mtc  gefcfirieben,  burd)  bie  9tän!e  be» 
(5rjfeinbe§  ber  9JJenfci^^eit  fo  fe^r  geioadifen,  ha^  in  ^^olge  baüon 
S[Rorben  unb  ^Brennen  unb  9?ertt)üftungen  ber  Drtfc^aften  unb  onbere, 
ben  ßrjä^Ier  n)ie  ben  §örer  entfe^enbe  S^^aten  begangen  finb,  bie 
©Ott  milfaüen,  beut  dürften  ber  j^infterni^  aber  gefallen.  Db  fo 
großer  S3ebrängni^  unferer  @Df)ne  nic|t  o^ne  ©runb  tief  beioegt, 
ft)erben  ftiir  burc^  unfer  feelforgerlidje»  3Imt  unb  2JiitgefüI)I  ge= 
trieben,  für  it)r  ^eil  gu  forgen.  S)e§f)alb  geben  h)ir  bir,  ha  bu 
nad^  göttüd^er  ©d^icfung  beinen  SBeg  burd)  jene  ©egenb  nimmft, 
ben  5(uftrag,  eifrig  ha§i  beinige  ju  tf)un,  um,  tdtnn  e§  möglid^  ift, 
toegen  jener  2tngelegentjeit  unter  ben  ©enannten  einen  SSergleic^  gu 
ftanbe  ^n  bringen,  fie  fiie^u  anleitenb  mit  I^eilfamen  Ermahnungen, 
©oüten  fie  beinen  (5rma|nungen  nidöt  folgen,  fo  mögeft  bu  bafür 
forgen,  ha'^  bie  Umftänbe  ber  ganjen  Stngelegenl^eit  un§  mitgetf)eilt 
ioerben,  auf  ta'^  mir,  burc^  beine  9J?eIbung  unterrid^tet,  beffer 
biefer  2tngelegen^eit  un§  angunefimen  üermögen"  ^93remer  Urfunben-- 
buc^  I,  $Kr.  179,  <B.  215). 

S)en  @ang  ber  üon  ii)m  felbft  getriebenen  (Sreigniffe  hielten 
biefe  SSortc  ßiregor'g  ntd^t  me^r  auf.  ^m  5(pril  1234  famnielte 
fid)  ba»  ^teuäljeer.  Qm  (Sd^madf)  fei  e»  gejagt,  bie  S3tüt{)e  be§ 
beutfdjen  $tbel§  unb  feiner  gürftengefc^Iei^ter  I^atte  fic^  eingefunben, 
um  im  S^amen  bey  ©t)riftentl)um§  eine»  ber  graufamften  unb 
blutigften  SÖßerfe  gu  üerrid^ten,  H^  bie  beutf^e  @efd^i(j^te  fennt. 
©raf  ßubiüig  öon  $Rat)en§berg,  ®raf  glorentin  üon 
^oUanb,  ©raf  Dtto  III.  üon  ©eibern,  ^ergog  ^einri(^ 
ber  jüngere  üon  ^Brabant,  5lboIf  VII.  üon  5öerg,  23311= 
:§elm  IV.  üon  Sülid^,  ©ietric^  üon  Slteüe  finb  einige  ber 
I)erüorragenbften  S^eilne^mer.  Bremen  n)ar  ber  ©ammelpunÜ 
ber  morb'-  unb  beutegierigen  Sreujfo^rer.  S^er  25.  2J?ai,  ba§  geft 
be§  t)t  Urban,  be§  erften  ^apfte§,  ber  ta^  ^reuj  :prebigen  lie^, 
warb  nod^  mit  befonberm  ©lanj  gefeiert,  bann,  am  27.,  rüdte 
ba§  ßreu§t)eer  au§.  „(befolgt  üon  ber  Sierifei  mit  i|ren  gähnen 
unb  t)od^ragenben  ^reujen,  jogen  bie  ©d^aaren  üon  Sebenfe  au§ 
norbnjört^"  (Sc^umoc^er,  a.  o.  D.,  <B.  118). 


VI.  £p^cv  hex  3;nqiiifitton.  115 

iöei  beni  £)rte  Stlteuefcfj,  bcm  äuf;er[ten  fünfte  ber  lüed^tev' 
inj  et,  jtüifdjen  ben  brei  ?5'tüffen  Dllen,  Sintoiü  imb  Dd^tum 
fiel  bie  ©ntjc^eibung.  S)ort  Ratten  fid)  bie  $8auern  öon  SSeft-- 
ftebingen,  nur  betüaffnet  mit  ©d^lüert,  U'notenfpie^  uub  2eberfd;ilb, 
aufgeftellt. 

^erjog  ^etnrtd)  üon  Sraöaut  leitete  ben  Eingriff.  5t uf 
einer  ?tn^i)f)e  ftanb  bie  jatitreid^e  @eiftlid)feit  mit  Slreuj 
unb  Saline  unb  fang  ba§  befonnte  mittetottertic^e  Sieb: 
Media  vita  in  morte  sumus:  9J?itten  im  Setien  finb  öom  Xoh 
tuir  umgeben.  ®urc^  bie  Uebermad^t  tüurbeu  bie  ©tebinger,  bie  lüie 
bie  Söwen  fäm|3ften,  erbrüdt.  9^ur  lüenige  tüanbten  jid^  5ur  gtudit; 
ü6cr  jed^ltaufenb  würben  geti3btet.  2)ie  ^e^er,  b.  t).  ein  frei^eit§» 
tiebenber,  ferniger  beutfi^er  SSoIf§ftamm,  lüaren  üernid^tet. 

gür  ^Bremen  tuurbe  bie  ©djladjt  üon  2(Itenefc^  ein  firdilic^er 
geiertag.  „5tm  ©onnabenb  öor  §immelfat)rt  erfd^olten  jö^rtid^ 
im  t)o^en  St)ore  ber  ^^eterSürdEie  ju  ^Bremen  ^ubellieber  unb  be» 
fonbere  ^i)mnen  §ur  freier  be§  (Siege»  über  bie  S!e^er  unb  ber 
9tettung  ber  greitieit  ber  S^ird^e;  burd^  bie  Strafen  ber  ©tabt 
sogen  ©eiftlidie  unb  Saien  in  feierlid)fter  ^rojeffion  gu  ß^ren  ber 
2)?utter  9Jfaria;  ^rebigten  üerfünbigten  bie  f^tuc^lüürbigfeit  ber 
ße^erei  unb  bie  ©eligfeit  ber  unter  bem  ^eic^en  be»  SlreujeS  ©c-- 
fattenen;  jiüanäigtägiger  2tbta§  loarb  atten  üerliet)en,  bie  an  biefem 
3;age  ber  ©ebenffeier  be§  Stltenefd^ener  Sl'ampfe§  3tImofen  f^enbeten. 
9Jodj  \)a§  1511  erjc^ienene  Missale  ber  bremifdfien  Slird)e  füf)rt  ha§ 
feierlid^e  §od)amt  an,  ba§  aiv  ©ebentfeier  an  ben  @ieg  über  bie 
©tebinger  ju  (S^ren  ber  t)eUigen  Jungfrau  an  jebem  ©onnabenb 
t)or  §immelfat)rt  get)atten  toerben  fotl"  («Sd^umacfier,  a.  a.  D.,  <S.  122). 

SBenige  ajionate  nad)  ber  ©d)tac^t,  am.  28.  SZoüember  1234, 
fc^rieb  (Tregor  IX.,  an  beffen  Rauben  ba§  ftromweife  üergoffene 
$8Iut  flebte,  an  ta§>  ®om!apitet  üon  S3remen:  „2)urd^  euere 
bcmüt^igen  S3itten  betnogcn,  geftatten  ioir  tnä),  ha'^  it)r,  weit  auf 
ben  ^öeerbigunggplä^en  ber  ^'irdjen  im  Sanbe  ber  Stebinger  oiele 
Seiber  öon  S^e^ern  unb  a5erftucf)ten,  bie  üon  ben  Seicfien  ber 
©täubigen  nid^t  getrennt  werben  fönnen,  begraben  tuorben  finb, 
öon  neuem  jene  ^ird^en  unb  ^öeerbigunggptä^e  Weitien  laffet" 
(Lindenbrog,  Scriptores  rerum  germanic.  septentr.  Hamb.  1706, 
nr.  67,  (S.  172;  (5ta|)^orft,  Hamburger  ^irc^engefd)id§te,  I,  20). 


116  ©ifte^  Sud}.    5ßap[ttl)um  mib  ^nquifition. 

Unb  nod^  einmal  lie^  \x<i)  bie  ©timnie  be§  „(Statt{)alter§  (Xfirifti" 
in  bicfer  Slngelegen^eit  üernel^nien.  ^ie  Juenigen  Ue6erle6enben 
an§  bem  Ijingefc^Iarfjteten  Stebingeröolf  fjattcn  \id)  loegen  Stuf^ 
Ijebung  be§  S3anne§  unb  SnterbifteS  an  ben  ''^ap\t  geföanbt.  Slm 
21.  9(uguft  1235  fcf)riet)  ©regorlX.  öon  Perugia  au§:  „Tregor, 
SSifrfiof,  Änec^t  ber  Äned^te  öotte»,  feinem  eljriüürbigen  trüber, 
bem  Gr^bifcfiof,  unb  feinen  geliebten  ©ö^nen,  ben  SJlitgliebern  be§ 
S3remifcJ)en  ^apitelä,  |)eil  unb  a|)oftoIifc^en  Segen!  S5on  Seiten 
be§  S5oIfe»  ber  Stebingcr,  bie  im  @|)rengel  üon  SBremen  too^nen, 
finb  tDir  bcmütfjig  angeflel)t  luorben,  ba^  föir,  treil  fie  lange  3eit 
f)inbur(^  gegen  eu^  unbotmäßig  unb  auffäffig,  je^t  euren  S3efe^Ien 
äu  gef)orc|en  tnünfcEien,  bo§  Urt^eil  ber  SSerfluc^ung,  mit  bem  fie 
belaftet  finb,  an^j  (Erbarmen  öon  if)nen  neljmen  möd)ten.  Unb  ta 
benen,  fo  an  bie  Pforte  ber  ^irc^e  fIo|)fen,  bie  ®nabe  be§  9)iitleib§ 
nid^t  §u  weigern  ift,  fo  geben  wir  eucf)  ben  2tuftrag,  ta^  i^r,  wenn 
oon  if)nen  öolle  @id^er{)eit  geboten  toirb,  baß  für  ba§  SSergangene 
euc^  unb  ber  ßircfie  üolle  ©enugt^uung  gegeben  unb  für  bie  Qu' 
fünft  euren  SBefe^Ien  unweigerlid^  Solge  geleiftet  tnerben  n)irb, 
unter  Stuferlegung  ber  S3ebingungen,  bie  bem  3fied}te  naä)  aufzuerlegen 
finb,  jene§  Urtt)cil  nad)  ber  fird)Iid)  feftfteljienben  gorm  aufgebet" 
(Lindenbrog,  a.  a.  D.,  nr.  65,  (S.  172;  ©tapljorft,  a.  a.  D., 
©.  20). 

S)iefe  Söorte  ®regor  IX.  finb  bie  ^nfc^rift  auf  bem  ©rabftein 
ber  religiöfen  unb  bürgerlichen  Sreit)eit  be§  ©tebingeroolfeg.  S)aä 
^apfttf)um,  feinen  geiüaltigen  S(rm  bi§  in  bie  äußerfte  9iorbmarf 
unfereS  ^aterlanbeS  ^inaufredenb,  {)atte  bort  „mit  geuer  unb 
eifen"  eine  „Kulturarbeit"  geleiftet.  Xa^  ^-eu^  be§  ^apfteS  unb 
be§  ©rgbifc^ofg  eri^ob  fic^  fiegreid)  über  bem  Weiten  Xobtenader 
ber  233eferflußmarfd)en.  „S(lbu§  namen  be  Stebinge  eren  enbe" 
fagt  mit  ergreifenber  Kürje  eine  alte  ö;^ronif. 

^i)x  Stnbenfen  wirb  erhalten  burc^  einen  ef)ernen  DbeliSfen, 
ber  üou  (Sid^en  umgeben  auf  einfamem  §ügel  am  Ufer  ber  Unter» 
Wefer  fi(^  ergebt.  S)er  SSeltoerfe^r  flutfiet  an  biefem  3ei(^en  üor» 
über.  SJiiüionen,  bie  e§  fe£)en,  at)nen  nidjt,  ha^  e»  eine  fojial* 
fulturette  2^at  ber  „Statthalter  G;£)rifti"  fünbet. 


VI.  Dt)fer  ber  gjnqitifition.  117 

d.  ^onrab  bon  OTarBurg. 

^onrnb  öon  SlRarburg  ift  unjertrennM)  mit  ber  :päpfttic^en 
^nquifition  in  Xeut[(^Ianb  öerbunben.  ^afj  ^onrab  ^riefter  tüar, 
ift  sltJeifelloö,  06  er  bem  ^i'^inji^fancr-  ober  SDominifanerorben  an-- 
gef)örte,  i^t  nidjt  fo  getüi^.  Sefir  tüaf)rf(^etntid^  ift  a'6er  feine 
3itgef)Drigfeit  jum  ^S^ominifanerorben.  j^aS  ®ominifaner--S3urfarium 
üon  3flipon  bejeidfinet  i^n  al§  S^ominifaner,  ebenfo  jErit^emiu§  im 
Chronicon  Hirsaugiense  (ad  ann.  1214.  1215.  1232.  1233).  (Seine 
erfte  %^at  aU  ^nquifitor  f(f)eint  bie  SSerBrennung  ber  80  SBal-- 
benfer  in  ©tra^lnirg  im  '^a^xc  1212  geföefen  gu  fein  (@.  103). 
@o  berid^tet  it)enigften§  ber  ^(bt  2^ritf)emiu§  Chron.  Hirsaug.  ad 
aun.  1215  .  ©id^er  ift,  ba^  ^onrab  im  ^a^re  1214  päpftlid^er 
I^nquifitor  lüar  Chron.  Sampetrinnm  Erfartense:  Mencken,  Ss.  rer. 
Germ.  III,  242)  unb  eine  fef)r  rührige  ^^ätigfeit  gegen  bie  ^e^er 
entfaltete.  @o  beriditen  bie  Annales  Wormatienses:  „^m  I^a^re 
1214  fing  Vorüber  ^onrab  öon  9)?arbnrg  an  ju  ^rebigen,  unb 
Jneldje  ^e|er  er  immer  luollte,  lie^  er  in  ganj  jS)eutfd)Ianb ,  o^ne 
SBiberfpruc^  ju  finben,  verbrennen.  Unb  fo  prebigte  er  ^efjn  ^at)re 
long"  (M.  G.  17,  75).  Merbingg  eine  einbrudgöotle  ^rebigtart! 
5(u§  bem  3a^t'e  1216  metben  bie  Annales  Thnvingici:  „^n  biefem 
3al)re  verbrannte  g-rater  KonrabuS  .^e|er"  (M.  G.  24,  41).  ^m 
Saläre  1224  na^m  l^onrab  an  bem  Csttquifition§üerfat;ren  gegen  ben 
?}Sropft  be§  ^tofter§  9J?arien garten  gu  @o§tor  t^eil,  ber  ber 
Meieret  befc^ulbigt  luar.  ®a§  SSerfal^ren,  in  ßJegenrtjart  bc§  päpft-- 
lid^en  ßegaten,  S^onrab  öon  ^orto,  enbete  mit  SSerbrennung 
be§  ^ropftc§  (Chron.  Sampetr.  Erfurt.:  Mencken,  a.  a.  D., 
III,  250). 

'am  12.  ^vuni  1227  forberte  ^^apft  ®  regor  IX,  ber  in  ©esng 
auf  ^e|eröerfoIgung  bie  gleichen  Slnfic^ten  t^eilte,  tüie  ^onrab, 
biefen  auf:  „ba§  Un!raut  [bie  ^e^er]  öom  5Xder  be§  Ferren  an^-- 
gurotten"  (RipoU.  Bullar.,  I,  20).  ®a§  (Slfa^  unb  ber  S3rei§-- 
gau  lüaren  öon  1229 — 1231  ber  @d)auplat^  5a[)Ireic^er  ^eler-- 
öerbrennungen.  SÜU  Sol^n  feiner  ^(jätigfeit  ert)ielt  ^onrab  ein 
gh)eite§  ©d^reiben  be§  ^apfteg.  (S§  lautet  in  feinen  tüefentlidien 
©teilen:  „Tregor,  Sifc^of,  ^ned^t  ber  ^ned^te  ®Dtte§,  bem  geliebten 
©o^ne  2J?agifter  ©onrab  öon  9}?arburg,  ^rebiger  be§  2Borte§ 
®otte§,  ,^ eil  unb  apoftotifd^en  ©egen!     SDa  e§  eine  gro^e  (Sinaben« 


118  Grfte§  5Burf).    ^aijfttfium  unb  ^nquififton. 

gäbe  d^rtfti  ift,  ba^  i^m  üon  feinen  ©läiiBigen  auf  eine  toürbige 
unb  n3of)IgcfätIige  SBeife  gebient  n)erbe,  fo  loBpreifen  n)ir  nac^ 
.Prüften  ben  (5d}ö|3fer,  ber  feine  ©nabengefc^enfe  an  bir  ga'^Ireicfi 
gemacht  unb  bidj  ju  feinem  au§erlefenen  ßinbe  erloren  I)at!  @r 
gob  bir  ©etegcnl^eit,  beinen  frommen  SSillen  in  SBerlen  §u 
bet^ätigen,  bie  il)m  gefallen,  auf  ba'^  fo  ber  9J?enge  ber 
©aben  einmal  audj  bie  @rö^e  be§  ßotjueS  entf^jred^e!  jJüenn  öon 
Gifer  für  ben  maljren  ©lauBen  entbrannt,  fiaft  bu  bid^  bereits 
boran  gemacht,  bie  ^e^er  au§  ben  beutfc^en  93Zarfen  §u  bertreiben, 
unb  öon  Slbfd^eu  gegen  fie  erfüllt,  tjörft  bu  nid^t  auf,  fie  auS 
üoller  ©eele   gu  beMmpfen.     ®Iorreid)e§   föirb   t>on   bir   er- 

5ät)It,  unb  mir  freuen  un§  beiner  t^ottfdjritte jJ^u 

fämpfeft  mit  att  beiner  firaft  gegen  bie  [!e|erifc^e]  (Sd)Iec^tig!eit  fo 
erfolgreid),  bafe  ga'filreic^e  ^e|er  bur^  bic^  üom  Stder  be§  ^errn 
ausgerottet  morben  finb.  ^amit  tu  aber  biefe  güd^fe,  bie  auf 
atlerf)anb  Sd^Ieidimegen  ben  SBeinber.g  be§  §errn  üermüften,  um 
fo  fc^ranlenlofer  befämpfcn  tannft,  fo  motten  mir,  baß  bu  bic^  mit 
ber  Unterfuc^ung  ber  Sflec^tSfätte  nic^t  abgebeft  (te  a  cognitionibus 
cansarum  habere  volumus  excusatum^  unb  bitten  unb  ma'^nen 
bic^  unter  ßrla^  beiner  Sünben,  boH  bu  bi(^  jur  2(u§rottung  ber 
üerberbüc^en  ^e|er  [nid^t  ^e^erei]  um  tauglidje  SJ^it^elfer  umfe^eft, 
lT)oi)er  immer  fie  feien,  unb  ha'\i  bu,  fo  oft  eS  notfimenbig  ift,  ben 
lüeltlic^en  9{rm  §u  ^ül\t  rufeft  unb  fo  in  jenen  ©egenben  "Da^ 
SSerberben  ber  ßel^erei  eifrig  unb  tfjatfräftig  auSgurotten  fud^eft .... 
SBir  evttjeiten  Sitten,  bie  beine  ^rebigtcn  befud^en,  ättjanjig  2;age 
2lblaf5;  jenen  aber,  bie  bic^  in  S3e!äm|Dfung  ber  ^e|er  unterftü^en, 
üerleitjen  mir,  auf  bc§  5lttmäd)tigen  Grbarmen  unb  bie  2(u!torität 
ber  feiigen  5IpofteI  ^etruS  unb  ^auIuS  üertrauenb,  brei  ^aljre 
©rla^  ber  über  fie  etma  öerl^ängten  ßirdienftrafen.  (Sottte  öon 
i^nen  in  ber  ße^eröerfotgung  einer  fterben,  fo  öerlei^en  mir  x^m 
für  atte  Sünben,  bie  er  ^erglic^  bereut  l^at,  öotttommenen  2lblaf3 
[b.  I|.  bie  ©trafen  be§  gegefeuer»  finb  if)m  erlaffen,  fo  ba§  er  fo= 
fort  in  ben  ^immel  eingetjen  fann].  ©egeben  ju  3f{eate  am 
11.  Dftober  1231  im  fünften  Safl^'c  unfereS  ^ontififateS"  (ßuc^cn^ 
bedEer,  Analeeta  III,  73). 

Sßeldie  ,3itt)elfer"  ßonrab  fid^  auf  bie  :|3äftlid}e  Slufforberung 
l^in  jugefettte,  unb  mie  fie  öorgingen,   erljettt  am  beften  au§  §eit' 


VI.  Opfer  ber  ^nquifition.  119 

genöffifd^eii  Stimmen :  „®urc^  (3oüt§  Qnta\\ün^  tarn  im  ^a^x^ 
be§  ^errn  1231  eine  txbävmU^t  ^(agc  unb  ein  feijr  f)arte§  Soo§. 
Sin  t^rater  ^onrab  ©orfo  au§  bem  ^rebigerorben  [ber  ftänbigc 
Segletter  !^onrob§  t)on  9}?ar6urg]  trat  anf  unb  Brad^te  einen  Saien 
91amen§  ^ol^anne§  mit  fid^,  ber  einäugig,  berftümmelt  unb  ein 
ganzer  2;augentdE)t§  (totus  neqiiam)  war.  S)ie  fingen  gunäc^ft  an 
am  oBern  9t^ein  gegen  bie  ^e^er  niebcrn  ©tanbeS  boräugefien, 
!6eljau:ptenb,  ir)nen  inäre  e»  gegeben,  bie  .^e^er  §u  erfennen.  ^a 
nun  einige  fidE)  tüeigerten,  ifire  @efte  ju  öerlaffen,  fingen  fie  on, 
fie  §u  üerfircnnen.  Sie  liefen  in  ben  ©täbten  unb  ^ijrfern 
öerfiaften,  föen  fie  nur  tnoKten,  unb  überga'ben  biefe  Seute  ben 
91i(|tern  ol^ne  atle  tneiteren  Setüeifc  mit  ben  SBorten:  "ba^ 
finb  ^e|er,  h)ir  giefien  unfere  §anb  üon  ifinen  gurücf.  (So  maren 
bie  Ülid^ter  genöt^igt,  btefetöen  gu  öerbrennen.  SStele 
üerurtfjeilten  fie,  bie  in  ber  ^obe§ftunbe  an§>  gangem  ^erjcn  unfern 
;perrn  Sefu§  Gl^riftu§,  bie  §ülfe  ber  ®otte§get)ärerin  unb  aller 
Zeitigen  laut  anriefen,  felBft  in  ber  SDZitte  be§  (S(f)eiter^ufen§  nod). 
(5}ro§  tüax  'i)a§i  (SIenb!  ^nbeffen  fafien  biefe  9li(i)ter  of)ne  (SrBarmen 
ein,  ta^  fie  otjue  S3eif)ülfe  ber  |)erren  nirf)t  bie  Ueberijanb  ge= 
njtnnen  fonnten.  S)a()er  iuanbten  fie  fidi  an  ben  ^öntg  §etnrid) 
unb  anbere  Ferren  unb  gewannen  fie,  inbem  fie  fagteu:  SBir  öer* 
Brennen  biele  reidje  ^e|er,  unb  ifire  ©üter  foHt  if)r  l)abzn.  !3n 
ben  Bif^öflid^en  @täbten  fott  bie  eine  ^älftc  berS3ifd)of,  bie  anbere 
ober  ber  ^önig  ober  ein  anberer  9ii(|ter  Befommen.  S)arü6er  freuten 
fid^  nun  biefe  Ferren,  leifteten  ben  ^nquifitoren  SSorfc^uB,  Beriefen 
fie  in  i§re  ©täbte  unb  Dörfer.  3luf  biefe  SBeife  gingen  öiete  Un* 
fd^ulbige  gu  ©runbe,  Btof;  um  ber  (acuter  Witten,  loeld^e  je^t  bie 
Ferren  er{)ielten,  ®a§  SSoIf  fat)  bie§,  unb  öon  ^uxä^t  unb  (Sr* 
Barmen  gugleid)  Betoegt  frug  e§:  SBarum  gef)t  it)r  alfo  üor?  ^ene 
aBer  gaBen  bie  entfe|Iic^e  ^Inttüort:  ^uubert  Unfdiulbige  ber* 
Brennen  wir,  Wenn  nur  ein  ©d^ulbiger  barunter  ift.  ®o 
gitterte  ha§  öanb  bor  i^nen,  unb  an6)  9JJäc^tige  waren  ^ier  mad)tIo§" 
(Annal.  Wormatenses,  Boehraer,  Fontes  II,  175).  „^n  biefen 
2;agen  gaB  e§  in  S)eutfd)Ianb  biete  ^e|er.  9JJe()r  aU  taufenb 
SJiänner  unb  gi^auen  würben  üon  ^onrab  ®orfo  unb  Slnberen 
teBenbig  berBrannt"  (Anonymus  Saxo,  Bei  Mencken,  a.  a.  D., 
III,    125).     „^m   Sa()re   1231   entftanb    burd;    gang   S)eutfd)Ianb 


eine  ^e|eröerfotgung,  unb  ununterBrod^en  ga'6  e§  bret  '^a^xt  l^tn» 
burd)  biete  Sßertrennungen.  SDa»  öaupt  unb  ber  gü^rer  ber 
gangen  SSerfoIgung  tttnr  SJJagifter  ^onrab  üon  S[Rarburg  mit 
feinen  ^enoffen  SDorjo  unb  ^o'^annel.  ^^m  unb  feinen  ®e= 
noffen  l^alfen  aui^  in  einjelnen  Stäbten  bie  ^rebigermöncEie;  öon 
foldjem  ©ifer  roaren  %üc  Befeelt,  'C'a^  9iicmanbe§  ©ntfcöulbigung 
ober  Sinf^rad^e,  S^ec^tStiertoa^rung  ober  ^eug^iB  PÖ^I^^ffen  h)urbe; 
S^iemanb  ttjurbe  ©etegentieit  gegeben,  fi(f)  ju  üertf)eibigen,  ober 
an^  nur  bie  3eit,  fid)  bie  <Ba<i)^  gu  überlegen,  fonbern  fofort  ntu^te 
nmn  fic^  enttüeber  al§  fd)ulbig  befennen  unb  inurbe  bann  ot§ 
^ü^er  gefd)oren,  ober  man  läugnete  ba§  SSerbred^en,  unb  bann 
h)urbe  man  oerbrannt.  SBar  man  aber  gefdjoren,  fo  mu|te  man  bie 
SDZitfdjuIbigen  ongeben,  lüibrigenfallS  man  üerbrannt  tnurbe.  datier 
glaubt  man,  ha^  au6)  Unfd^ulbige  üerbrannt  mürben.  S)enn  SSiele 
be!annten  au§  Siebe  §um  eigenen  Seben  unb  um  i^rer  @rben  miflen, 
fic  feien  gemefen,  ma§  fie  nie  maren.  darauf  mürben  fie  ge-- 
jmungen,  9[Rit)d)uIbige  anzugeben;  fie  öerffagten  Seute,  o^ne  fie 
DerHagen  §u  motten;  Tinge  au^fagenb,  üon  benen  fie  nidjtS  mußten. 
'ilnä)  magte  e§  SItemanb,  für  ^ew^nb,  ber  üerflagt  mar,  gürfprad^e 
gu  ergeben  ober  auc^  nur  ^ilberung§grünbe  öorjubringen,  benn 
bann  mürbe  er  aU  S3ert^eibiger  ber  ^efeer  betrachtet,  unb  für  biefe 
unb  bie  §ef)Ier  ber  ^e^er  maren  tiom  ^apfte  bie  gleidien  ©trafen 
mie  für  bie  £e|er  felbft  beftimmt.  §atte  Semanb  ber  <Sefte  a^-- 
gefd^moren  unb  mürbe  er  rüdfäüig,  fo  mürbe  er,  oljue  no(^  einmal 
miberrufen  §u  fönnen,  üerbrannt"  (Gesta  Trev.,  M.  G,  24,  400). 
„j^arnac^  in  beme  erftin  ^^^^e  (1232  ba  ma§  in  butfc^en  Sanben 
üil  ^ecgerie,  bie  morben  ha  uffinbar;  barumme  marb  an  beme  Sftine 
üon  3)?eifter  Sonrabe  üon  9[Rar|3urg  be§  ^rebigere§  megen  üil 
teuere  gebraut"  (@äc^f.  SBelt^ronü,  M.  G.  2,  292 j.  „2öegen 
mir!Iid£)er  ober  angeblicher  ^e^erei  mürben  üiele  Stbelige  unb  nidjt-- 
2lbelige,  ©eiftüc^e,  SRöndie,  ^Bürger,  dauern  üon  Vorüber  ^onrab 
in  üerfi^iebenen  2;i^eiten  S)eutfd)Ianb§  in  überftürjter  (Sile  —  menn 
e§  erlaubt  ift,  fo  §u  fagen  —  bem  geucr  überliefert"  (Annal. 
Colon,  max.,  M.  G.  17,  843).  5:ie  „überftürjte  ©ile"  f)atte  in 
einer  :|3ä)3ftlid^en  S5erorbnung  i£)ren  ©runb.  Tregor  IX.,  ber 
grojse  ^e|eröerfoIger  unb  ®önner  SonrabS,  ^atte  1231  bie  9Ser= 
fügung    erlaffen:    „^Berufungen    berlei   ^crfonen    [ber  ße^erj    finb 


VI.  Dpfer  ber  ^nquifitioii.  121 

nid^t  jujutaffen;  fein  Stnlüalt,  fein  9?otar  barf  i^nen  feine  ©ienftc 
leiten,  fonft  üeiiieren  fie  für  immer  i^r  5tmt"  (Mansi  XXIII,  75). 

9h(^t  nur  am  $Rf)ein  tüüt^ete  unter  ?(nfüt)rung  ^onrabg  bie 
^e|eröerfoIgung,  aucE)  nadE)  9JiitteIbeutfdjtanb  erftrecfte  fid^  feine 
Snquifitor^^^ätigfeit.  3(m  5.  9JJai  1228  n)urben  öier  ^e|er  ju 
(Srfurt  öerbrannt  (Chron.  Erfort. ,  Boehmer,  Fontes  II,  389). 
„SSiete  S^'e^er  hjurben  gefrfioren  nnb  üerBrannt  burd)  9Jiagifter 
tonrab  öon  9J?arburg,  auf  S3efef)(  be§  §errn,  be»  ^apfte§  ®re^ 
gor  IX.",  fd)rei6t  ©iegfrieb  öon  Sßalntjnfin  (M.  G.  25,  703). 
„9J?eifter  ©onrab  lij  ju  (Srfurte,  ba  Tjc  gegenloärtig  lüa»,  üirc 
^ec§ere  bornen"  (@ö(|f.  SSeMjr.,  M.  G.  2,  292). 

3(nd)  fein  |)eimatI)§ort  S[J?arburg  blieb  nidE)t  öerfd^ont.  ^ie 
©erftenberger'fc^e  „§effifd;e  ßfjroni!"  mclbet,  bo^  Ijinter  h^m 
©d^Io^  5u  SDJavburg  etlidje  ^etjer  üerbrannt  ttjurben;  „barumb 
fiei^t  e§  nod)  in  ber  ^e^erbad^"  (bei  Saliner,  S?onrab  üon  Ttax-- 
bürg,  @.  143).  5(ud^  bie  SSerbrennung  eines  alten  2Beibe§  in 
äJkrburg,  ba§  fid^  nicE)t  belehren  ttotlte,  lüirb  erlüälnt  (Chronicon 
Riedeselianum,  bei  Kuchenbecker,  Coli.  III,  5). 

93efonber§  ftar!  toütfiete  "iiaS  üon  ^onrab  ent^ünbete  ?^euer  am 
SJJitteMjein.  „(ärftaunlicf)  ift  e§,  ta^  in  biefen  Reiten  ba§  i^euer 
fo  fet)r  gegen  ba§  9)?enfd;engefd^Ied)t  erftarlte.  (Sine  ungegä^Ite 
3af)I  üon  9Jienfd§en  ging  in  ®eutfd)Ianb  auf  bem  (5c^eiterf)oufen 
5U  ®runbe"  (Annal.  Colon,  max.,  M.  G.  17,  843). 

^ebem  Denunzianten  fdienfte  ^onrab  unbebingten  ©tauben. 
„®ie  folgen  eine§  foldien  $ßerfa|ren§",  fagt  Saliner,  „tonnten 
natürlid^  nic^t  anSbteiben.  S)a  ieber  S)enunäirte,  aud§  Wenn  er 
unfdintbig  mar,  tioit  üornefierein  öerurttjeitt  mar,  fo  blieb  il)m  nidjt» 
übrig,  aU  entmeber  jn  befennen,  er  fei  ein  ^e|er  nnb  bereue  feinen 
^rrt^um;  in  biefem  gälte  mürbe  er  al§  ^e^er  gefdioren  uub  ftanb 
öffentlid)  entet)rt  ba,  ober  er  betl^euerte  feine  Unfc^ulb  unb  mnrbe 
al§  üerftodt  betradjtet  nnb  jum  @d)eitevl)aufen  gefütjrt"  (a.  a.  D., 
@.  149).  ®a§  Urt^eit  tourbe  fofort  öoHftredt.  „2tn  bemfelben  %a^^, 
an  bem  Sewaub  geredeter  ober  ungerechter  SSeife  angeftagt  mürbe, 
mürbe  er  auc^,  otjne  jebe  93?öglid)feit  ber  $ßert(}eibigung  ober  S3e= 
rufung,  üerurt^eilt  unb  ben  graufamen  (flammen  übergeben"  (Annal. 
Colon,  max.,  M.  G.  17,  843  ff.).  SSer  oor  9}?agifter  ^onrab  ein« 
mal   angeftagt  mar,   Ijatte  entmeber  ju  befennen,    er  fei  ein  ^e^er 


122  (Sx'\te§  58it(^.    ^at)ftt^um  itnb  ^tiquifitton. 

unb  fiabc  bcn  'ileufel  in  ©ej'talt  einer  ^röte  ober  eine§  Bloffcn 
SD'lanneS  getilgt,  ober  er  rourbc  aU  "^ortnäcEiger  ^e|er  berttrannt. 
S)ie  Gesta  Trevirorum  (M.  G.  24,  402)  fprec^en  öon  einer  „un^ 
get)euern  SOienge  öon  Wtn\ä)tn  fieiberlei  ®ef(f)Iec[)t§",  bie  in  ben 
Stammen  umgefommen  jinb. 

(S(f)üe§ü(f)  errei(f)te  bie  SSerfoIgung§it)ut()  Sonrob»  einen  fold^en 
§öl}e)3unft,  baf3  felfift  bie  ßrjbifdEiDfe  üon  Köln  unb  SDiaing,  feine 
frütieren  greunbe,  fid^  gegen  i!^n  tüanbten.  S)od^  Tregor  IX.  bliefi 
feinem  ^nquifitor  treu,  ^n  einem  ©d^rei^en  üom  10.  ^uni  1233 
ftad^elte  ber  „(Stattl) alter  ß^l^rifti"  ben  ©ifer  Konrab§  auf'g  neue  an: 
„Umgürte  beine  §üfte  mit  bem  iSc|merte  be§  ®eifte§,  h)e(d^eg  ift  ba§ 
2öort  ®otte§.  S3emüf)e  bicf),  bie  ^e|er  burc^  emfige  ©orge  unb  forg* 
fame  (£m[ig!eit  auf  beffere  SSege  ju  bringen.  %aU§>  jebocEi  trotj  beiner 
^vebigt  bie  Seui^te  be§  ^errn  biefe  üerpefteten  Seute  nid^t  met)r  er-- 
Ieud)tet,  fonbern  fie  ber^ärtet,  fo  muffen,  hjenn  leidste  SJJittel  nid^t 
met^r  nüfeen,  ftar!e  gebrauefit,  tüenn  linbernbe  5(ränei  nid^t  l^ilft, 
iia^  faulenbe  S^eifd^  mit  Seuer  unb  (Sifen  entfernt  föerben.  ^n 
biefem  ?^otte  alfo  Biete  gegen  bie  ^e^er  bie  ©eföatt  be§  geiftlid^en 
unb  lüelttic^en  ©dC)ft)erte§  ouf  unb  matjue  eifrig  bie  ©t)riftglöu6igen, 
ha'^  fie  £{)riftum  gegen  biefe  geinbe  männlich  bert^eibigen"  (Ripoll, 
Bnllar.  I,  51).  Qu  gleicCjer  3^^*  fdfirieb  ©regor  IX.  an  König 
^einridf)  unb  an  ben  (Srjbifc^of  üon  Tlain^,  um  fie  §u  energifdjem 
Jßorge'^en  gegen  bie  Keller  ju  öeranlaffen.  ^n  bem  Briefe  an 
König  §einrirf)  !ommt  bie  ©teile  öor:  „SBo  ift  ber  (äifer  eine§ 
SÜJlofeS,  ber  an  einem  ^age  23,000  ©ö^enbiener  üerniditete?  23o 
ift  ber  (Sifer  eine§  ^f)inee§,  ber  ben  ^u^en  unb  bie  ajJabia^ 
niterin  mit  einem  ©to^e  burd^bolirte?  SBo  ift  ber  ©ifer  eine§ 
Gliag,  ber  bie  450  $BaaI§^rop^eten  mit  bem  ©cfilrerte  töbtete? 
SBo  ift  ber  ©ifer  eineg  9}?atf)atia§,  ber  entffammt  für  \)a§ 
ßJefe^  ®otte§  am  2lltare  ben  ^uben  töbtete,  ber  ben  ©öttern 
o^3ferte"  (Martene,  Thes.  anecd.  II,  950;  Hartzheim,  Conc.  Germ. 
III,  544). 

Unb  ha^'  fd^rieb  ber  ^apft,  obmol)!  ©rjbifc^of  ©iegfrieb  bon 
SOflainj  über  ha^  treiben  Konrab'S  f^olgenbe»  nac^  9tom  berichtet 
I)atte:  „@in  getoiffer  Stmfrieb  befennt,  ha'^  auf  fein  ^eugttife  ^in 
biete  Unfd^utbige  berbrannt  tüorben  feien,  auf  95efel^I  be§  SD^agifter 
Konrab.     SJJagifter  Konrab    erlaubte   Keinem,   fid^  ju  bertt)eibigen 


VI.  Cpfer  ber  Qnquifttion.  123 

ober  feinem  eigenen  Pfarrer  gu  6eicC)ten.  ^eber  mu§te  iefennen: 
er  fei  ein  Se|er,  fiaBe  eine  ^röte  6erüf)rt  unb  gefügt.  Wan6)t 
wollten  lieber  fterben,  aU  fo  (Sd^recflic^e§  üon  fidE)  angfagen;  Stn- 
bere  er!anften  bn§  Seben  burd^  Süge  unb  foCttcn  nun  angeben,  tüo 
fie  fold^e  jßinge  gelernt  tjätten.  ®a  fie  9ticmanb  ju  nennen  Wußten, 
baten  fie  um  Sejeicfinung  ber  SSerbädjtigen,  unb  aU  man  il}nen 
bie  ÖJrafen  üon  @al)n  unb  2Irn§berg  unb  bie  Gräfin  üon  öoo§ 
nannte,  fagten  fie :  ^a,  biefe  finb  frfiulbig.  ©o  tnurbe  bcr  S3ruber 
üom  S3ruber  angesagt,  '^sdj  [ber  (Srjbifdiof  üon  9}?ainä]  t)abe  beu 
SD'Jeiftcr  Slonrab  guerft  unter  oier  Stugen,  bann  in  @emeinfcJ)aft  mit 
ben  ©räbifctjöfen  tion  ^öln  unb  2;rier  erfudE)t,  er  möge  mit  me{)r 
3}Jäßigung  oerfatjren,  aber  er  gab  nidjt  $Ru|e"  (.viefete,  ßonjilicU' 
gefd^id^te  V,  1205.  ^a§  ganje  ©cCireibeu  ift  abgebrudt  in  ber 
Chronica  Alberici  trium  fönt.,  M.  G.   23,  931). 

^m  3uü  ober  5(uguft  1233  luurbe  .^onrab  üom  §affe  be§  bon 
it)m  fo  f)art  bebrängten  S5oI!e§  erfcbfagcn.  ©regor  IX.  loibmete 
if)m  in  einem  (Sdjreiben  an  bie  Sifdiöfe  ®eutfd)Ianb§  öom  21.  Dh 
tober  1233  einen  begeifterten  S^adjruf:  2Bie  ein  ©onnerfdjiag  Ijabe 
bie  9^ad^ric§t  Oon  ^onrab'§  S^obe  bie  ß'irdje  getroffen,  bie  fid)  feiner 
kämpfe  unb  Siege  gefreut  Ijatte.  „3i)r  ^ird^enfürften  bon  2)eutfd§' 
lanb,  h)o§  ift  benn  bo§,  ba|  i^r  über  bie  graufame,  bon  Sienern 
ber  i^infterni^  berübte  Srmorbung  <^onrab'§  bon  9)?arburg,  beS 
2;iener§  be§  SicE)t§  unb  giifn'er§  ber  93raut  ^efu  Sfjrifti,  nidfit  tüeinct 
unb  trauert?"  $Jiiemanb  ^be  bie  ^e|er  meljr  erfdjredt  unb  bie 
©ird^e  me'^r  bert^eibigt,  aU  9J?agifter  tonrab,  ber  tüie  Sofua  gegen 
ScridEio,  )x>k  Tlavhoä)äii§'  gegen  5(man,  gegen  bie  Sieher  auf* 
getreten  fei.  (Sin  SSerbrec^en  tok  bie  (Srmorbung  ^onrab'y,  „eine§ 
9JJonne§  bon  bottenbeter  Sugenb  unb  eines  ^eroIbeS  be§  c^riftlictien 
®(auben§",  fönne  überl^aupt  nid^t  nad^  ©ebüt^r  gejüditigt  tucrben 
(Ripoll,  Bullar.  I,  63). 

4.  ^om. 

Qu  ben  fiergebrad^ten  unb  fi)ftematifc^  bcvbreitcten  Untoa^r- 
I)eiten  ultramontaner  2Ba^rf)aftigfeit  getiört  ber  @a^:  ^n  9tom  ift 
niemals  ein  ^e^er  l^ingerid^tet  lüorben. 

2ltterbing§,  ein  fotdfier  ©rcuel,  bie  STobtung  eine§  SJJenfc^en 
feines  Ö^IaubenS  hjegen,  ^ätte  am  (Si^e  be§  „©tattl^alterS  S^rifti" 


124  ®r[te§  5Bucfi.    ^apftt^itm  unb  ^nquifition. 

unb  unter  feinen  2tugen  niemals  öor  ftd^  gef)en  bürfen.  5I6cr  er 
ift  öor  fid^  gegangen,  ni(i)t  nur  einmal,  fonbern  öiele  Tlak. 

^m  Sa^re  1432  ujurbe  ber  bretonifdje  ^armeütermönc^  Xf)o- 
ma§  ©onecte  ju  9?om  al§  ^e|cr  öerbrannt.  ^n  bcm  $8eri(f)t 
barüber  fiei^t  e§:  bic  tiom  Sßaplt  @ugen  IV.  beftettten  Untere 
fud^ung§ri(^ter,  bie  S^arbinäle  üon  Sflouen  unb  S^laüarra,  fanbcn 
i^n  oI§  ^e|er  be§  2:obe§  fd)ulbig;  er  mürbe  öor  bem  SSotfe  üer  = 
B rannt  (Fredericq,  I,  309). 

^m  So"^^e  1533  lüurben  ber  SfJlinorit  ®iot»anni  9}?Dnio  unb 
ein  ^eruginer  gelängt  unb  bann  öerbrannt;  1558  würbe  ber  in 
^alabrien  tiert)oftete  SSalbenfer^rebiger  ©ianloboöico  ?|5a§quoU 
leBenbig  öerbrannt  (Cantn,  Heretici  II,  338;  9f{eujc^,  ©elbft' 
biograp^ie  be§  ^orbinaB  53effarmin,  Sonn  1887,  ©.  235  ff.).  Unter 
bem  29.  ^uni  1566  bert(^tet  ber  9Senetianif(f)e  ©efanbte:  „5tm 
legten  ©onntag  ttjurben  in  ber  \ßixä)t]  SJiineröa  in  Gegenwart 
aller  ."^arbinäle  bie  Urt^eile  ber  ^nquifttion  gegen  15  2Intt)efenbe 
unb  einen  9tblr)efenben  öerfünbigt:  fieben  würben  aU  falfd^e  B^ug^n 
§u  ©aleerenftrafen  öerurtlieilt,  fieben,  bie  ^e^er  gewefen,  fd)n)oren 
öffentlid)  ah',  einer,  ber  früher  öor  bem  je^igen  ^apfte  [^iu§  V.], 
oI§  er  Kommiffar  ber  Q^guifition  war,  abgefdjttioren  Ijatte,  Würbe 
aU  rücEfätlig  bem  Weltüc^en  3Irm  übergeben  [b.  ^.  er  würbe  öer  = 
bräunt].  @§  ift  ®on  ^ompeo  bi  9Jionti,  ein  58ruber  be§ 
9[Rarc§efe  bi  darrigliano,  ein  nal)er  SSerwonbter  be§  ^ar= 
binalS  ß^otonna."  1567  würbe  ber  frühere  ^rotonotar  ^ietro 
Karnefecd^i  l^iugeric^tet.  ^er  SSenetianifdie  ^efanbte  erjä^It: 
„27.  September  1567.  2tm  (Sonntag  fanb  ber  feierlid^e  SHt  ber 
Snquifition  in  ber  2Jiineröa  ftatt  in  ©egenWart  aller  ^arbinäle, 
bie  ©eine  §eiligfeit  im  legten  ß'onfiftorium  ermahnt 
l^atte,  §u  fommen.  SSon  ben  17  (Sc^utbigen  fd^Woren  15  ah 
unb  würben  t§ei(§  jur  (Sinmauerung  [ewiger  ^er!er:  serrati  in 
perpetno  fra  due  muri],  t^eil§  p  Ieben§länglidjem  ©efängni^  öer= 
urt{)eilt.  S)ie  beiben  anberen  würben  bem  Weltlidjen  Slrm  über- 
geben. S)er  eine  ift  ein  «^ranji^faner^^onöentuale  au§  Kiöibol 
bi  58eIIuno;  ber  anbere  ift  Sarnefecciji.  S3eibe  Würben  mit 
einem  mit  t^Iammen  bematten  ©ewanbe  anget^an  unb  in  bie  ©acriftei 
geführt,  um  begrabirt  ju  werben.  4.  D!tober  1567.  Karnefecc^i 
unb    ber  f^i^anjisfaner   finb    enf^auptet   unb   bann    öerbrannt 


VI.  Dp\a  bcr  Siiquifition.  125 

lüorben.  SBenn  ßarnefecct)i  3ieiie  gezeigt  Ijätte,  lüäreu  bev  S^ap\t 
unb  bie  Si'arbtnäle  geneigt  gctue[en,  if)n  511  begnabigcn.  28.  9J?ai 
1569.  2(in  ©ointtag  luurbcn  in  ber  äRinertia  in  ©egenttjart  öon 
22  ^arbinälen  üier  llnbufjfertige  sunt  ^^euertobe  üernrtf)eilt; 
einem  öon  biefen  Junrbe,  ha  er  fiii)  unniitteliiar  üor  ber  ^inrid)- 
tung  befeljrte,  baä  Seben  gefcfjenft"  (Mutiaelli,  Storia  arcana  I, 
48  ff.). 

2(ul  bem  Sa{)re  1567  (31.  SRai  iinb  21.  (September)  liegen 
nod^  folgenbe  2:obe»urt^eiIe  ber  römifdjen  ^nquifition  üor:  „Unter 
2(nrufung  beg  9^amen§  @otte§  üerfünben  unb  erüären  luir,  bafe 
hü  ©regor  ^erini  ein  rücffätliger  unb  unbu^^ertiger  ^e^ier  bift; 
toir  erHären  beine  belüeglicEien  unb  unbeiueglidien  ©üter  gemä^  ben 
I)eiligen  ^anoneS  für  befcf)lagnal)mt,  unb  iuir  fto^en  bid)  an^  unferm 
ürd^üdien  gorum  unb  auS  unferer  Ijeiligen  unb  unbefledten  ^ird;e, 
unb  tt)ir  übergeben  bid^  bem  lüeltüd^en  ©eridit,  b.  {).  ©ud^,  bem 
|)errn  ©ouöerneur  üon  9lom,  ber  lfm  antüefenb  ift.  SBir  bitten, 
ha'^  S^r  ®uer  Urt£)eil  mäßigen  möi^tet,  ha^  e§  nid)t  laute  auf  SIut= 
öergie^en  unb  2eibe§gefal)r."  ^ 

„Unter  Stnrufung  be§  9^amen§  unfereS  §errn  ^efu  ©t)rifti  unb  ber 
glorreichen  Jungfrau  2JJaria  üerfünben  lüir,  ba^  bu  ^uliuS  SKarefio 
aU  rüdfättiger  unb  unbu^fertigcr  S^e|er  au§  bem  fird^üdien  gorum 
unb  au§  unferer  Ijeiligen  unb  unbefledten  ^irc^e  entlaffen  feieft, 
h)ir  übergeben  bid)  bem  lüettlidien  ®erid)t,  b.  I).  Sud),  |)err  ©ou-- 
üerneur  üon  3fiom,  ber  3I)i^  gegenloärtig  feib;  tDir  bitten  (Sud),  Sfn-" 
njottet  @uer  Urtt)eit  mäßigen,  ba^  e§  nid^t  ^um  S3Iut0ergie^eu  unb 
2eben§gefa£)r  fommt."^ 

S3eibe  $8tuturtt)eile  tragen  bie  Unterfdjriftcn  ber  „Ferren  Slar-- 
bina(=^nquifitoren". 

2tm  3.  ^uti  1570  tourbe  Stonio  ^^aleario,  obfc^on  er  fic| 
5U  einem  SSiberruf  üerftanb,  get)ängt  unb  bann  üerbrannt.  (5r 
multe  bor  feinem  Xobe  bie  fd)riftUc^e  ©rflärung  abgeben,  ha^ 
nic^t  nur  bie  tirc^e  im  allgemeinen  ha^  9ted|t  ^be,    ^e|er  ^u 


1 


Ueber  bie  Untoaf)rt)aftigfett  unb  ben  ^Ijarijäi^mul  biejer  Ijei-gcbroc^ten 
„Sitte"  um  (Schonung  bt§  fiebenl  f.  ben  Stbfdinitt:  „^apftt^um  unb  Xobe^* 
ftrafe"  (unten  S.  163  ff.).  |)ier  in  Otom,  ido  ber  „(5tattt)alter  e^rifti" 
felbft  „ber  ttjeltlic^e  2frm"  luav,  tüirb  ber  ^IjarijäiiSmug  biefer  „SBitte" 
äum  brutalen  Stjnilmug. 


12Ö  Gi1tc§  93itrf).    ^a^jftttjiim  inib  ^nquifttioii. 

tobten,  foubcrn  ba^  in  geluiffcn  g-äüen  ber  ^apft  felBft  mit 
eigener  ^anb  ®e|er  tobten  bürfe  (Potter,  Lettres  de  Saint 
Pie  V,  Introduction  XX,  Bruxelles  1827). 

S(n§  ber  3cit  Tregor  XIII.,  au§  bem  ^aljre  1581,  16erid)tet 
ber  SSenetianifd^e  ßJefanbte:  „5In  einem  «Sonntag  fl^rang  ein  (Sng' 
länber  auf  einen  bie  SJJeffe  (efenben  ^riefter  gu,  ber  eben  bie  fon= 
fefrirte  §oftie  ertjeben  luollte,  unb  fud)te  fie  i^m  ju  entreißen;  ba 
x^m  bie§  nidjt  gelang,  ergriff  er  ben  ^eld)  unb  go^  ben  SSein  ouf 
bie  (Srbe.  ^m  3nquifition§gefängni|  geftanb  er,  er  fei  mit  einigen 
Stuberen  au^^  ©ngtanb  I)erü6erge!ommen,  um  etwaS  ber  2trt  ju 
tf)un  unb  für  feinen  ©lauBeu  gu  fterben.  ©r  lüurbe  lebenbig 
üerbrannt,  nadibem  er  auf  bem  SSege  jum  3fli(f)tpla|e  fort= 
lüä^renb  mit  fcrennenben  Sadelu  gebrannt  föorben  lüar.  20.  j^eBruar 
1583.  Slm  legten  ©onntag  Jüurben  in  ber  SD'Jinerüa  bie  Urtljeite 
ber  Snquifition  gegen  17  ^erfonen  üerfünbigt:  brei  tüurben  aB 
^Rückfällige  gum  ^^obe  üerurtfieilt.  Unter  benjenigen,  bie  leben« 
big  üerbrannt  iüerben  fottten,  voav  einer  au§  bem  §aufe  ber 
^aläologen,  gebürtig  au§<Scio.  5l(§  er  jur  §inrid)tuug  abgefüt)rt 
lüurbe,  bot  er  um  B^it  fic^  ä"  befel^ren.  @r  tüurbe  in  ba§  ®e» 
fängni^  jurüdgefüfjrt;  man  glaubt,  er  werbe  bort  Eingerichtet, 
aber  nidjt  lebenbig  üerbrannt  iüerben.  SSon  ben  beiben  auberen 
ftarb  einer  aU  rüdföttiger,  aber  reumütf)iger  ^e|er  am  ©algen, 
ber  oubere  iuurbe  aU  {)artnädiger  ^e^er  in  ©egentöart  eine§ 
großen  S^l^eite^  ber  ^öeüölferung  langfam  öerbrannt:  mori  nel 
fuoco  a  poco  a  poco  con  una  continua  fermezza"  (Mutinelli, 
a.  0.  D.)'. 

Unter  ©ijtuS  V.  mürbe  SSartoIomeo  SBartoccio  öerbrannt. 
Unter  ÄlemenS  VIII.  iyirb  1594  ober  1595  lüieber  Don  einem 


1  ©in  Iet)rretc^eg  ©egenftüd  gu  bieder  S3efjanblung  Don  fte^ern  burc^ 
ben  „©tatt{)alter  ®f)rtftt",  ©regor  XIII.,  liefert  fein  SSer^atten  einem  ge= 
meinen  SlJiörber  gegenüber:  (£tn  berni^tigter  58anbit,  ©uercino,  f)otte 
44  gjtorbe  begangen;  benno^  Jriltigte  ©regor  XIII.  ouf  93itten  beg  Kor= 
btnal^  Dbe^cald)!  in  feine  58egnabigung  ein.  SSieIIetcf)t  weil  ber  morbenbe 
58anbtt  —  5ßrtefter  \vat,  unb  roeil  e§  bem  „©tattljolter  ©I)rifti"  gur  ®r- 
fenntnife  tarn,  er  fönne  für  bo§,  K)a§  er,  ber  „<pof)e^3riefter",  fefbft  tf)ue, 
namU(^  morben,  nic^t  jdo^I  einen,  rcenn  oni^  untergeorbncten  Sfmtssgenoffen 
mit  bem  Sobe  ftrofen  (äJiutineEi  I,  1Ö4). 


VI.  Dpfcr  bcr  Siiquifition.  127 

fanatifd^en  (Snglänber  beridjtet:  er  fu(f)te  tüä^renb  einer  ^rojeffion 
bem  ^riefter  bie  SJJonj'trans  [ha§>  golbene  ®efä^,  in  bein  bie  fon» 
fefrirte  ^o[tie  aufklualjrt  nnb  bem  SSoIfe  jur  Slntietung  gezeigt 
h)irb]  ju  entreißen,  ^yiadibem  er  jum  Xohi  üerurtfieilt  werben, 
lourben  i^m  öor  ber  Äird^c,  lüo  er  ben  Sfngriff  gemacEit  tiatte, 
bie  §änbe  abgehauen  nnb  ein  'SRanÜoxh  angelegt,  nac^ 
einem  anbern  ^^erid^t  and)  bie  3««9ß  afigefdjnitten;  bann 
hjurbe  er  jnm  ®am|)o  bigiore  geführt,  unterwegs  mit  brennenben 
fjadeln  gebrannt  nnb  tebenbig  oerbrannt.  Sn  ben  S3erid)ten 
über  biefen  SSorfaH  njirb  beigefügt:  in  bemfelben  ^afjre  fei  ein 
alter  flämifd^er  Snt^eraner  mit  langem  $8arte  aU  ^artnödiger 
^e^er  lebenbig  üerbrannt  njorben;  anf  bem  SBege  gnr  $Rid^t= 
ftötte  ^ah^  er  mit  jtoei  ^apujinern  beftänbig  über  @(auben§Ie§rcn 
geftritten  (Cantn,  a.  a.  D.  II,  345;  Nuova  Antologia  1877.  34, 
298;  Lettres  du  Cardinal  D'Ossat,  Amst.  1714,  I.  545). 

2tm    17.  gebrnar  1600  tünrbe  ©iorbano  Srnno  lebenbig 
üerbrannt. 

S9ei  ben  legten  üon  ber  Sn<luifition  gn  'Stom  angeorbneten 
^inrid^tnngen,  über  bie  un§  gleichzeitige  S3erid)te  üorliegen,  fianbelt 
e§  \iä)  nic^t  nm  ^e|er  im  eigentlichen  «Sinne,  fonbern  nmSut'cn. 
Sm  Satire  1635  tt)nrbe  ein  portugiefifc^er  ^nbe  (ebenbig  öer-- 
b rannt,  lüeil  er  fid)  met)rere  SJiale  f)atte  tanfen  laffen.  (£r  ftarb 
im  S3efenntni^  feine§  jübifciien  ©lanbenS;  feine  Slfc^e  lunrbe  mit 
^ot^  öermifc^t  nnb  in  bie  2;iber  gemorfen.  3m  ^a^re  1643 
fdiworen  i^erbinanb  5Itoare§  nnb  feine  gran  Seofabia  bo§ 
Subent()nm  ab.  Sdüarej  iyurbe  in  $ifa  rüdfäüig.  SDie  bortige 
Snqnifition  machte  if)m  ben  ^roje^,  luurbe  aber  üon  ber  römifc^en 
Snquifition  angemiefen,  i^n  i()r  gn^nfdiiden.  ^n  3tom  njurbe  bann 
Stlüarej  üon  ber  ^nquifition  üernrt^eilt,  lebenbig  üerbrannt  jn 
hjerben;  nnb  ber  ©oüernatore  üon  9tom,  3)?onfignore  <Spaha, 
hjurbe  angemiefen,  ba§  Urt^eit  ju  üoUftreden.  21I§  nun  bem  311= 
öarcj  ber  ©trid  um  ben  ^al§  gelegt  lüurbe,  ftie|  er  felbft  t>a§ 
iSrett,  tt)orauf  er  erf)ö^t  ftanb,  mit  bem  %u'^t  fort  unb  enbetc  fo 
nid^t  burdE)  ^^euer,  fonbern  bnrdf)  ben  ©trid  (Nuova  Antologia,  a. 
a.D.;  S9ritif^e§  ajJufeum:  egerton=2Jianuffripte  1094,  87). 

SBeitere  Xiiätigfeit  ber  römifcfien  ^nquifition   unb  ber  „Stott- 
^altcr  ©Jirifti"  ücranfc{)aulid)t  \>a§  golgenbe: 


128  Gvfte5  93iicf).    ^opftttjunt  lutb  ^nquifitioii. 

©in  UrtJieU  tiom  16.  ©e^ember  15641;  ^<j)y^  ^ol)ann  9Jiicro, 
6ift  üf)erfüf)rt  ber  ^e^eret.  3l6er  tueit  bu  um  Sarmlierjigleit  ge-- 
t)eten  unb  bic^  at§  reumütf)igen  ©ünbev  befannt  f)aft,  fo  tootten 
lüir  bid^  loSf^rec^en  unb  in  bie  ^iri^e  iüieber  aufnehmen.  Stber 
ba  e§  untüürbig  hJäre,  feine  ©träfe  §u  öeiijängen,  unb  ba  bu  jum 
58eif^iel  S(nberer  bienen  ntu^t,  fo  öerurtfieilen  fötr  bid§  ju  elöigem 
Slerfer;  ferner:  njä^renb  eine§  ^al^reS  foHft  bu  jeben  Si^eitag 
fnieenb  üor  einem  S3ilbe  be§  ©elreujigten  unb  ber  feligften  ^ung^ 
frau  bie  fielen  Su^pfatmen  mit  ber  Sitanei  Beten  unb  bei  2S  äff  er 
unb  S3rob  faften;  ferner:  fünf  ^at)re  lang  foüft  bu  jeben  DJiontag 
ha§  Xobtenofficium  beten;  ferner:  bu  foUft  bie§  Urt^eil  füffen 
unb  beine  Slbfifimörung  öffentlid^  tor  bem  Sßolfe  öerlefen  in  ber 
l^irifie  Maria  sopra  Minerva,  in  ber  S)om!irc6e  gu  9ZeapeI  unb 
überall  fonft  unb  fo  oft  e§  nötl)ig  erf(j^eint;  ferner:  menigften^ 
üiermal  im  ^a^xt  foflft  bu  beichten." 

2Xm  16.  ©e|)tember  1565  rturbe  dolella  ^Damiano  hcTlal-- 
luni  föegen  ^e|erei  gn  fünf  ^a^ren  ßJateere  öerurt^eilt;  am 
gleichen  SEage  §annibal  S)amiano  p  ewigem  Werfer. 

©in  Urt^eil  üom  4.  Dftober  1565:  „Unter  5tnrufung  unfere§ 
§errn  ^efu  (SI)rifti  unb  ©ott  üor  5(ugen  £)abenb,  toic  jeber  gotteS-- 
fürd^tige  Stifter  if)n  öor  5{ugen  laben  foH,  fallen  tüir  gegen  ben 
ni(^t  erf(f)ienenen  9fureUu§  beUa  SSifta  "üa^  Urt^eil:  SBeit  biefer 
9luretiu§  fo  lange  Qtit  {jinburcEi  tjartnäcfig  geblieben  ift,  Ujirb  er 
aU  üerftodter  ^e^er  üerurtfjeilt.  2Bir  befeljlen:  fein  treuer  ®f)rift 
barf  i^nt  9lat:^  ober  §ülfe  gelüä^ren.  5ltter  S3efi^  be§  2tureliu§, 
benjegtic^  ober  unbeineglid;,  n)irb,  aU  einem  öerftocften  ^e^er  ge- 
hörig, bef(i)tagnaf)mt  unb  toir  befi^Iagna^men  i^n  gemä^  ben  SSe- 
ftimmungen  ber  ^eiligen  ^anone§.  Unb  bamit  StureliuS  junt 
S3eifpiel  biene  für  5Inbere,  bef etilen  wir,  ha^  feine  SJJatur  ober 
fein  S3ilb  bem  tüettlid^en  ©eric^t  übergeben  Werbe,  bomit 
e§  bamit  tierfa^re  noc^  2Sernunft  unb  @eWof)nt)eit  [bie§ 
SSerfal^ren  beftanb  in   ber  SSerbrennung].    S)enn   fotc^e  ©tfiulbige 


1  ®iefc  Urt^eile  ftnb  öon  $rof.  33enrat^  (tönig^berg)  beröffentlidit  in 
ber  Rivista  cristiana  (1879,  S.  457ff.,  unb  1880,  @.  lOff.,  55ff.,  94ff., 
137  ff.).  Sic  Driginalaften,  qu§  benen  ^enratf)  geftfiöpft  {)ot,  befinben  ftc^  in 
ber  t.  93ibIiot|ef  au  2)ubUn.  Tlan  bgtc^.  auc^  „Stllgemeine  Bettung" 
1877,  93ettoge,  Wax^  u.  f.  W.). 


VI.  Dpfcr  bei-  SiKiitifttton.  129 

jotten  nic^t  nur  nid^t  ertragen,  fonbern  bie  Erinnerung  an  jie  mu^ 
bei  ben  S^atf)oIi!en  öernic^tet  tuerben.  (So  üerütnbige  ic^,  ber 
^arbinal  SSitelliuS,  ^amertengo  ber  fieiligen  ri)niifd)en  ^ird)e." 

Sdn  8.  t^efiruar  1567  h)erben  „ju  ewigem  Werfer"  üerur« 
t^eilt  bie  Ke^er:  §ieront)mu§  9lrtefio,  JRainero  SD^ansella, 
Söafilio  bon  ©remona,  §eftor  be  Sten^iy,  SamiHo  9)^eruta. 

Stm  8.  Februar  1569  toerben  ®aten50  ©ortona  unb  Selig 
^ergola  p  ^t^n  unb  fieben  Sauren  ©aleere,  ^Iemen§  3fioc* 
Ghetto  „ju  etüigem  ^er!er"  üerurtJjeilt. 

Slm  31.  SJiai  1567  iüerben  ©ottfrieb  üon  SugemBurg, 
Sluguftin  ©eraccio,  Sodann  3er6ino,  ^onnibal  ©alato, 
2lIfon§  aJJo^a,  Sotj^nn  gantiuelli,  gabrigiuS  9(rmaroIi, 
Sa!ob  ßocateUi  ju  10  ^afiren  ©aleere  unb  ^oI)aun  33a^Dtifta, 
(S(fiulte{)rer  üon  S3oIogna,  ju  lebenglänglid^er  ©aleere 
üerurtfjeitt. 

Slm  21.  (Se|5tember  1567  luerben  Dftaüio  ?^ioraöanti,  Sin-- 
toniu§  be  Subotiifi,  §ieronl)mug  ©uaftaüillano  (ein  natür= 
lirfier  ©o^n   SCRic^etangelo'g)    „ju    elüigem  ^er!er"    öernrtljeilt. 

2(m  21.  (2et)tentber  1567  wirb  ber  Sud^^änbler  Stntonio 
Söonfioli,  ireil  er  „!e^erifd^e  S3üc^er"  (unter  anbereu  aud;  S3ü(f)er 
üon  (Sra§mu§)  üerlauft  t)at,  üerurt()eilt,  feinen  $8uc^I)anbeI  auf- 
jugeben  unb  eine  9^eil)e  üon  S3u|iüerfen  5U  üerrid^ten. 

Slm  glei(f)en  ^age  werben  §ieront)mug  be  ^0530,  Sof)^«« 
S3a^3tifta,  «Sebaftian  unb  t^ranj  be  KatinariS  „ju  eiuigem 
^er!er"  unb  ^mmatnone  be  STfinna  gu  fünf  Satiren  ©ateere 
üerurtl}eilt. 

„5tm  30.  Stprit  1565:  ^n  ber  Kongregation  unb  in  StnWefentjeit 
unfere§  t)eiligften  §errn  [be§  ^apfteS]  unb  ber  Ferren  Karbinal= 
©eneraünquifitoren  f^at  unfer  !^eiligfter  §err,  ^apft  ^aut  IV.,  be= 
folgten :  ^ft  feftgeftetit,  ba^  ^ortngiefen  in  Italien  na^  ^uben  5(rt 
gelebt  ^aben,  fo  follen  fie  aB  3(btrünuige  üom  c^rifttid^eu  (3iauhtn 
[jum  2;obe]  üerurtt^eilt  werben,  obwohl  fie  ouf  ber  golter  geleugnet 
^ben,  i>a^  fie  jemals  bie  STaufe  ent|)faugen  {)aben.  S(m  28.  ^uli 
1569:  §altenb  an  ben  S!efreten,  bie  el^ebem  üon  ^apft  ^iu§  IV. 
glüdfeligen  S(nben!en§  erlaffen  Würben,  üerfügte  unfer  fieiligfter 
§err,  ^apft  ^iu§  V.,  'Cia'^  alte  überführten  9tngef(fiulbtgten, 
bie   ber  Ke|erei  geftänbig  finb,  um  bie  SBafirl^eit  unb  bie  Flamen 

».  §oen8br oecf),  ^opfttl^um.  I.  9 


130  (Si1te§  93uc^.    $a|Dfttf)um  itnb  :^nquifittPii. 

i^rer  ßienoffen  ju  erfntiven,  nad]  bem  S3etiet)en  ber  getreu  9]ic|ter 
gefoltert  luerben  foHen"  (Thomas  clel  Bene,  De  Officio  Inquisi- 
tionis,  Lngdun.   1666,  II,   645,  647). 

liefen  STljatfac^en  gecienüBer  neunten  ficf)  bie  üom  UItrainon= 
taniSmug  ü6er  bie  römifcfie  ^nqitifition  üerBreiteten  Sügen  nö^t 
Begeidjiienb   au§.     (Sinige   biefer  Sügen  mi)gen  ^ier   ^la^  finben. 

^n  einem  in  iittramontanen  Steifen  üiet  gelefenen  S3ud)e  — 
fein  gutreffenber  Sitel  ift:  „@efcf)ic^t§Iügen"  unb  fein  SSerfaffer 
ift  ber  früfjere  9teba!teur  ber  „©ermania"  nnb  S^ntxmnSah 
georbnete  SJJajunfe  —  Iiei^t  e§: 

„Sine  neue  Drganifirung  erfjielt  ber  [römifcl)e]  ^nquifitionS- 
proge^  im  16.  ^a^rliunbert  bnrc^  bie  ßrrictitung  be§  fjeiligcn  Dffi-- 
cium§  bon  ^arbinälen  [fo!]  unter  ben  ^äpften  ^aul  III.,  ^iu§  IV. 
unb  V.  unb  ©ijL'tuS  V.  ©eitbeni  giebt  e§  uirgenb  in  ber 
SSelt  einen  beffer  unb  lueifer  unb  milber  orgonifirtcn 
(5Jeri(^t§I)of,  unb  man  mufs  auSbrücflid)  lügen  tuollen, 
tüenn  man  jet^t  nod)  bie  ©ntfdjeibungen  ber  römif^en 
Snquifition  öerunglimpft"  (@efd)id)t§Iügen,  ^aberborn  1895, 
12.  u.   13.  ^uflg.,  ©.  159). 

Xie  ^efuitenjeitfcfirift  ©iüilta  cattolico  berfteigt  fid) 
ju  bem  ©a^:  bie  ^nquifition  fei  »un  sublime  spettacolo  della 
perfezione  sociale«  (1853,  I,  555).  Ter  uttramontane  ^ird)en= 
re(j^t§Ie^rer  ^f)inip§  fagt,  man  mad^e  ber  ^i^quifition  fel^r  un= 
berbienter  SBeife  ben  SSoriPurf  ber  ©trenge;  fie  fei  im  @egentf)eil 
fefir  milbe  geföefen  (^ird^enred§t  VI,  597).  S3ifdf)Df  SRartin 
bon  ^  ab  erb  orn  erjö^It  feinen  Sefern,  bie  ^nquifition  in  3lom 
^abt  niemals  ein  2:obe§urtf)eiI  bolljogen  ((5in  bifcE)öfIic^e§ 
SSort,  4.  Stufig.,  @.  87). 

S)a§  gro^e  5)iad)f4lIageJt)er!  öon  SJJoroni,  on  bem  ^apft  ©re-- 
gor  XVI.  aJJitarbeiter  toar,  unb  ha^  auf  Sloften  „ber  |jäpftlid}en 
Sommer"  tjerau^gegeben  lüurbe,  nennt  bie  römifrfje  Snquifition 
„eine  I^eilfame  unb  gütige  (Sinrid)tung  .  .  .  Ueberau§  fü§  unb 
bäterlid)  (dolcissima  e  paterna)  Ibar  ftet§  ha§t  Sluftreten  ber 
römifc^en  ^nquifition"  (Dizionavio  storico-ecclesiastico,  Venezia 
1845—1878,   103  Vol.,  Vol.  36,  ©.  46). 

S)ie  „©ermania",  "iia^j  „gentralorgan  ber  3eutrum§' 
^3artei",    berbreitete  am   15.  Spf^ai  1897    in   iljrem  Seferlrei^  bie 


VI.  D^jfer  ber  ^nquifitiott.  131 

Süge,  „ha^  innerhalb  ac^t^e^n  Safir^unberten,  öon  ^etru§  biy 
Seo  XIII.,  nur  üier  ^e|er  bte  SEobeSftrafe  in  Stont  erbulbet  f)ätten, 
unb  jlüar  nicfjt  naä)  fird)Iic^em,  fonbern  nad)  ftaatlicfiem  Sfted^t. 
®a§  fei  burcf)  Spe^ialftubieu  üon  fatl^oüfdicr,  a(tfatf)oIijrfjer  unb 
proteftantiic^er  ©eite  fe[tgeftefft"  K 


5.  (Spanien. 

„^uerft  gingen  bie  ^nquifitoren  in  ©eöiUa  gegen  bie  Sleljer 
mit  ber  flotter  üor.  SJacC)  langen  Werfer-  unb  gotterqualen  rturben 
fie  burc|  ?5euer  getöbtet;  i()ren  gamilien  Jüurbe  bauernbe  In- 
famie eingeprägt,  if)re  @üter  tüurben  6efcI)Iagnal)mt"  (De  re- 
bus Hispaniae,  lib.  24,  c.  17,    Ed.  Mogunt.   1605,  @.  394). 

j^iefe  2Borte  be§  ^efuiten  9Jiariana  fc^ilbern  in  Slaciteijc^er 
^ürje  bo§  2Bir!en  ber  päpftlic^'-fpanifc^en  :3"1wif^tion.  ^c^  üer^ 
tioUftänbige  bie  gebrängte  ^arfteHung  be§  ^efuiten. 

Söann  bie  erfte  ^e^erüerbrennung  in  ©ponien  ftattfanb,  ift 
unjidier;  fidler  ift,  ba^  biefe  ^obeSftrafe  mit  bem  ^tuftreten  be§ 
®  ominifanerorbeng  eingeführt  würbe.  Slber  fd§on  et)e  bie  ^nqui= 
jition  mit  bem  2(uftreten  ber  Sominüaner  fi(f)  amtlich ,  aU 
Bleibenbe  ©inrid^tung  in  (Spanien  feftfe^te,  loberten  bort  bie 
(S(^eiterf)aufen. 

„'^m  ©efjorfam  gegen  bie  ^anone§  ber  fieitigen  römifc^en 
^ird^c"  (sacrosanctae  Romanae  ecclesiae  canonibus  obtemperantes) 
tierorbnete  im  ^afire  1197  ^eter  IL,  ^önig  öon  3(rngonien,  bie 
^e^er  foüen  fein  Sanb  öerlaffen;  mer  nad^  einem  beftimmten  3eit= 
räum  uodE)  angetroffen  föirb,  üerliert  fein  SSermögen  unb  Wirb 
tierbrannt   (bei  Ilavet,    L'her^sie   et   le   bras  seculier,   S.  53). 

5tm  11.  ^a^wai^  1257  liefen  bie  ^ominifaner  ^eter  be  ^o  = 
nene§  unb  ^eter  be  S^abireta  bie  „te^erifdjen  ©ebeine"  be§ 
®rafen  9laimunb  be  Urget  ausgraben  unb  ju  ^Barcelona  oer- 


1  SSie  uniraf}rf)aftig  bie  uttramontane  treffe  ift,  ge'^t  barau§  l^etüor, 
bo§  bie  „©ctmania"  gttieimal  üon  mir  offentücf)  aufgeforbert,  biefe  öon 
'üjx  verbreitete  Untnaljrljeit  itcf}tig  ju  fteHen,  biefer  $fücf)t  ber  2Baf)rI)aftigfeit 
ntc^t  noififam.  ®ie  u(tromontane  treffe  tritl  i:^re  Sefer  in  ber  Unroiffen* 
'^eit  fjolten. 

9* 


firennen  (Diago,  Chronique  des  Dominicains,  1.  1,  cb.  3,  bei  Llo- 
rente,  I,  72).  (Sin  glei(^e§  Urtf)ei(  burc^  bie  ttötntic^en  Snpui-- 
fitoren  erging  am  2.  SZoöember  1269  gegen  ben  Öirafen  üon 
©oftelbon  nnb  feine  Zod^ttx  (Srmefinba;  beibe  toaren  fd^on  feit 
28  Sa'^ren  tobt  (Diago,  a.  a.  D.,  eh.  5). 

5luf   ta^  SSerbrennen    ber  lobten   folgte   fe^r   hal"!)    bo§   ber 
Sebenben. 

Sttt  ^a^xt  1302  übergab  ber  ©ontinifaner-'^ngnifitor  SSernarb 
mehrere  ^e^er  „bem  iüeltlirfien  'äxm",  b.  t).  er  lie^  fie  öerbrennen. 
Slm  12.  Suü  1325  tDurbe  ^eter  Suranb  be  S3aIbacE)  burd)  ben 
2)omini!aner  ^trnolb  S3urgnete  junt  genertob  öernrt|eilt;  ba§ 
Urt^eil  h)urbe  in  ©egenlüart  be§  ^iJnigS  Sa!ob  öon  Slrogonien 
nnb  ntel^rerer  SSifdjöfe  üollftrecft  (Fontana,  Documenta  Dominicana 
@.  2,  e.  1).  Snt  Sal)re  1334  lie^  ber  S^ominifaner-'^nquifitor 
SBil'^elnt  be  dofta  ben  Tlönä)  S3onatD  öerbrennen.  S)er 
berühmte  ;3nquifitoi-'  9^ifotan§  @t)merifu§,  ber  SSerfaffer  be§ 
Directorium  Inquisitoriim  (oglc^.  @.  39  ff.),  begann  feine  5^nqnifitor= 
tptigfeit  bamit,  ha'i^  er  am  30.  Tlax  13.57  einen  ^riefter  9^amen§ 
Sflitoian^  öerbrennen  lie^.  SDer  S)omintfaner  Sern^arb  6r* 
ntengol,  ^nquifitor  üon  $ßalencia,  Iie§  im  ^a'^re  1360  mefirere 
^e^er  öerbrennen  (Fontaua,  a.  a.  D.,  c.  8).  ©ine  grofse  'an- 
iai)l  öon  ^e|ern  n^urbe  im  ^aljre  1441  burd^  ben  S)ominifaner 
ajii(f)ael  gerrij,  ^nquifitor  öon  5lrogonien,  öerbrannt  (Fer- 
nandez,  Coneertationes  Praedicat.,  ad.  ann.  1441.  ^ic  auSfü'^r» 
lid^e  ©arfteHnng  biefer  SSorgänge  bei  Llorente,  Histoire  eritique 
de  rinquisition  d'Espagne,  I,  78  ff.)  i. 


1  Slorente  tt)trb  öon  iiltromontancn  ©cfjriftftcüern  al§  faft  jeber  ®Iaub- 
jDürbtgfett  baar  tjingeftellt;  fein  großes  SBert  über  bie  fpanifc^e  ^nQuifition 
tljun  fie  mit  einigen  ttjegwerfenben  58emerfungen  ah.  So  tüirb  bei  ber  S8Iinb= 
gläubigfeit  ber  itltramontanen  Sejeirelt  bie  SBorftelInng  geiüedt  unb  ertjolten, 
Slorente  \d  ein  ©ammler  Don  Sügen  unb  ®ejd)i(i)t(^en ;  ber  33en)eggruub 
jeineg  6d)reiben^  fei  SSerIeumbuugsjud)t  gegen  ia§  5Po:|)fttf)um  unb  bie  rö^ 
mij^e  S:irdt)e. 

®ie  3Sat)rl^eit  ift,  ta^  Sforente  bi§  tjtntt  ber  flaiftfd)e  ©c^riftfteller 
über  bie  fpanijc^e  ^nquifition  ift.  ©ein  öierbänbigeg  SBer!  ift  ein  Duetten^ 
raerf  ersten  $Range§;  tt)ibertegt  —  unbebeutenbe  Unri^tigfeiten  finben  fidf) 
aud)  bei  i^m  —  ift  Slorente  ii§  je^t  nid)t.  (£r  tonn  nii^t  miberlegt  werben, 
benu  ©eite  für  ©eite  ftü^t  er  jeine  93et)auptungen  mit  Dkdmjeijen  oul  ben 


VI.  Dpfet  ber  ^nquifition.  133 

®a§  SSerbrennen  int  großen  9JJaB[ta6  fieginut  aber  erft  unmittet- 
bor  üor,  bei  uttb  ttad^  ber  otntlid^en  Segrünbung  ber  j|)anifd^en 
Snqui[ition  burc^  '^ap\t  ©igtuS  IV.  (ügt  @.  67ff.). 

2(rcf)tDen  ber  ipantic^en  ^ntluMitton  jelbft,  bie  if)m  al§  fangjäfjrigem  @e^eim= 
j^reiber  ber  Si^QuiÜ^ion  .yigängUdi  maren,  roie  feinem  5rnbern. 

3cf}  nenne  Storente  nic^t  flaiftjc^  wegen  jetne»  Stile»  ober  tuegen  ber 
9lrt,  tt)ie  er  feinen  Stoff  befjanbelt:  fein  Stil  ift  fd)tüerfällig,  feiner  58el}anb= 
lunglart  fe^It  e^  fe^r  an  ÄIarf)eit,  2)urc^ficf)tigfeit;  aber  yiorente  ift  ftafftfc^ 
tuegen  be^  Cuellenftoffel,  ben  er  üorlegt.  Sa^  feine  Qo^fenangaben  über 
bie  Dpfer  ber  fpanifc^en  Qnquifition  f)ie  unb  "öa  öielleic^t  ju  :^oc^  gegriffen 
finb,  ift  bebeutungiglo^,  benn  bei  Biffem,  bie  in  bie  öunbcrttanfenbe  gel)en, 
ift  t§  o^ne  ^^elang,  ob  einige  öitnberte  jn  öiet  gerechnet  finb. 

Um  gu  seigen,  ttiie  au^  oon  Ijcrüorragenb  ultramontaner  Seite  ber  unbe= 
queme  Storente  betämpft  roirb,  muft  id)  anf  ben  ^(nfc^roärjung^^üerfnc^  eingeljen, 
ben  Sifc^of  öon  §efele  Äarbinaf  Xtmene§  S.  257ff.;  gegen  if)n  unternimmt, 
SJian  mog  barau§  entnehmen,  toag  in  ben  ?Jicberungen  ultramontaner  „Söi[fen= 
fc^aft"  gefc^ief)t,  wenn  Solc^el  auf  it^ren  㤚t)en"  fic^  ereignet. 

$efe(e  fuc^t  Storente  3unäd)ft  baburd)  ju  üerbäd}tigen,  ha'fi  er  if)u  a\§ 
„oufgeftärten  ^riefter"  unb  al^  SlJtitgtieb  einer  5lfabemie  Ijinftellt,  „bie  tion 
Stnfang  an  bcm  ^at'l'ei'^ntit-'  get}u(bigt  (jabe"  S.  659  ;  e»  fei  fein  ^n^eifef, 
ba^  er  mit  Freimaurern  in  35erbinbuug  geftanben  tjahe:  S.  359  ;  §efete 
tt3ieberf)oIt  hie.  o^ne  jeben  iöeroeiä  in  Umlauf  gefegte  53efd)ulbigung,  Storente 
i)ahc  ai§  „©eneralbireftor  ber  9cationo(güter"  eilf  SDiillionen  9{ea(en  unter- 
fc^Iagen  (S.  361 .  §efete  wirft  IHorente  eine  9teif)e  bon  5(euBerungen  gegen 
tas  ^apftt^um  üor,  fo  5.  93.,  ha\i  er  gefagt  ijahc,  $Rom  fei  »le  centre  des 
intrigues«  unb,  „bk  ©efc^ic^te  luerbe  ben  9)ionar(^en  bie  3Bieberf)erftellung 
beä  ^irc^enftaateiS  nie  oerjeüjen"  (S.  366;.  SBeil  Slorente  in  einer  fteinen 
Schrift:  „S}ie  Sirdjenüerfaffung",  beut  bamaligen  Staube  ber  5orfd)ung  ent= 
fprcc^enb,  haä  fogenannte  apoftolifdje  ©laubensbefenntniB  all  bon  ten  3(po= 
fteln  üerfaßt  :^inftellt,  nennt  i^n  §efele  „hd  genug,  ta§,  ma§  er  nur  bom 
^örenfagen  ^aben  fonnte,  ol»  ou^gemac^t  unb  unbeftreitbar  :^in5uftellen" 
(©.  367,!  Sic  wunberfame  Sogif,  bie  ^ier  ßu  2;age  tritt,  laffe  id)  bei  Seite; 
aber  wie  öiele  fol^er  „Eecfen"  finben  fid)  nid)t  big  auf  ben  :^eutigen  Jag 
unter  ben  uttramontanen  Sd)riftfteIIern!  Siefete  fc^reibt  weiter  ;3.  368;: 
„SBerfen  wir  nac^  biefcn  groben  [bie  eben  aufgefüljrten  unb  einige  ebenfo 
unbebeutenbe  anbere]  nod)  einen  ^tid  in  Slorente'ä  3"'^i»Üti'^"^92i^i'^f^- 
©regorVII.  läßt  er  mit  ipeinric^III.  in  ilampf  geratfjen,  bie  pfeuboifibo^ 
rianif d)en  ®efreta(en  fc^on  im  8.  ga^r^unbert  üerfafet  werben,  ftatt  9Hcäa 
unb  gbeffa  muffen  bei  ifjm  bie  gieu3fat)rer  juerft  2(ntioc^ien  einnet)men, 
bie  ^ßroteftanten  foUen  lion  if)rer  ^roteftation  gegen  eine  päpft(id}e  (Jntfi^eibung 
i(}ren  9tamen  befommen  [}aben,  ien  Wöni)  ^^cter  t)on  Gafteinnu  beförbert  er 
eigenmächtig  sunt  §(bte  üon  Giteauf,  läßt  i[)n  aber  bafür,  waljrfc^einlic^  jur 
9{ecompenfe,  üier  ^a^re  ju  frü^  umgebrad)t  werben."  5((fo  wegen  biefer 
(5ef)Ier,  bie  gang  gut  Trudfef)(er  fein  fönnen,  foü  Sforente'g  3Berf  über  bie 
fpanifdie  ^nquifition  ungfaubwürbig  fein!    SBie  waf)rf)eit»Iiebenb  §efele 


134  ®rfte§  93ud^.    «ßQ^3fttf)iim  unb  .^nquifition. 

S)a§  erfte  Snqutfition§gerid^t,  ba§  gu  SeöiUo  (ögt.  ©.  137), 
He^  am  6.  Sinuar  1481  fed^§  ^'e|er  öerfirennen;  fiebjclln 
tüurben  am  26.  SJiärj  unb  mef)r  aU  stüanjig  im  2t|3ril  be§  gletrfien 

bei  ber  SBtberlegung  Slorente'io  imb  Dei  ber  @nt(oftimg  ber  ^nquifition  berfäfirt, 
geigt  \iä)  bei  folgenbem  S3eijpiet:  §efele  triü  bie  SJorftelliing  befämpfen,  „ein 
?(uto  ba  g-e  fei  nichtig  anbere^,  al»  eine  itngefjeuere  Sdjmorpfamte,  um  tt)eld)c 
bie  ©ipanier  loic  ^oiinibolen  fi^cn,  inn  firf)  etwa  alle  Quartale  am  5Röften  unb 
93raten  einiger  §uubert  Ungtücf(id)en  gu  ergoßen".  Sag  fei  grunbfaljcti:  „6§ 
I)at  gar  öiele  §(utog  ia  ge  flcgeben,  bei  benen  nicf)t§  brannte,  at§  bie  ^erge, 
bie  ber  ^önitent  jum  Seichen  be§  i()m  mieber  aufgegangenen  @Iauben§Iid)teg 
in  ber  |)anb  trug."  Um  biefen  einbrud^ootlen  ©a^  ju  beioeifen,  beruft  fic^ 
§efele  auf  —  ben  unglaubftürbigen  Storentc:  „ülorente  erääl)lt  gum  S3ett)eife 
te§  großen  Sifer^  ber  ^nquifition  öon  einem  2(uto  ba  ge  gu  Xolebo  am 
12.  gebruor  1486,  bei  bem  ni(i)t  weniger  aiä  750  ©djulbige  gefiraft  »norben 
feien.  Unter  ollen  biefen  mürbe  jcbo^  nid^t  ©iner  fjingcric^tet.  ©in  §meite'3 
grofeeg  §(uto  ba  fye  ffi"b  am  2.  2{)3ril  besfetben  ^a^i-'e^  mieber  gu  Solebo 
„mit  900  (Sd)Iad)topfern"  ftatt,  imb  öon  biefen  900  mürbe  —  fein  ©ingiger 
mit  bem  Sobe  beftraft.  ©in  britte§  am  1.  9Jiai  be^felben  3öt)i'e^  umfo^te 
micber  750  ^erfonen,  ein  bierteiS  am  10.  2)e3ember  fogar  950,  unb  gum  S^obe 
mürbe  —  Keiner  gefüfjrt"  (©.  340).  'Siefe  Sorte  |)efele'5  finb  bie  foft  roört- 
üdjc  Ueberfe^ung  Slorente'g  ;l,  238),  nur  mit  bem  f leinen  llnterf djieb,  ha'^ 
§efele  einen  ©o^  i^torente'ä,  ber  fic^  smifc^cn  ben  angcfüljrten  ©ä^en  be= 
finbet,  o'^ne  5(u§Iaffnng§äeidjen  an^getaffen  ^at.  2:iefer  ©og  lautet:  „?tm 
SOlittrooc^  ben  16.  5[uguft  liefen  bie^nqnifitoren  25  SBcrnrtfjeitte  b erbrennen, 
unb  om  folgenben  STage  erlitten  gwei  ^riefter  ba§  gleid)e  ©diidfal" 
(I,  238).  Siefer  üon  §cfe[e  au §gela ff ene  ©aji  —  benn  baf5  er  ouf  ©.  341 
in  anberen  ^ufammenfjang  bie  27  58crbrannten  nennt,  t)ebt  bie  3(u^4affung 
an  ber  rii^tigen  ©teile  nidjt  auf  —  läfst  ba§  Ijarmlofe  „Cic^t  ber  brennenben 
Sierge"  bod)  etinal  eigentpmlid)  auftend^ten,  unb  bie  toerfpottete  „©(^morpfanne" 
fommt  mieber  gu  ß^ren.  |)efele  t)erfd)meigt  and)  bei  bem  rüf)renben  33ilbe 
ton  ber  Kerge,  ta'Q  iijtt  STräger,  aui^  menn  fie  nid)t  ben  ©c^eiter^aufen  be= 
fteigen  mufften,  förpcrüd)  unb  feelifd)  gebrochene  SDlenfdjen  maren.  SJörperIi(^ 
gebrod)en  burc^  bie  lange  §aft  in  ben  entfeglid)en  iynciuifition^ferfern,  bie 
furchtbaren  g-oltern  unb  bie  fd)>üeren  fonftigen  ©trafen  iöaleere,  $8ermijgen^- 
entgiefjung,  ©ei^elnng),  feelifc^  gebro^en  burd)  bie  mit  ben  förperli^en  Seiben 
notf)menbig  öerbunbenen  ©eelenquolen. 

Uebrigen^  tjat  bie  Ungtaubiüürbigfeit^erffärung  Storente'l  burd)  ."pefele  anc^ 
i'^re  fomifd)e  ©eite.  §efele  beruft  fic^  nämli^  in  feinem  S3ud)e:  „2)er  Karbinat 
Ximeneä"  gum  Setoeife  feiner  Slngoben  nid)t  meniger  all  286  Wal  auf  ben 
„unglaubmürbigen"  Slorente;  auf  gluei  Seiten  (316,  317)  ni^t  meniger  ai§ 
B5TtaV.  —  Ueber  ^efele  unb  bie  ^nquifition  ögid).  man  aud)  unten  ©.  152. 

Sinei)  $aftor,  in  bent  nnbefc^reiblic^  obcrfläc^lid)en  Slbf^nitt  über 
„©ijtui  IV.  unb  bie  fpanifd)e  ^nquifition"  (®efd}id)te  ber  ^.päpfte  im  ^tit'- 
alter  ber  9ienaiffance  II,  581—586;  ftü^t  fid)  bei  feinen  5luöfül;rungen  fieben= 
mal  ouf  ben  fo  „unglaubmürbigen"  ;^lorente. 


VI.  Dpfer  ber  ^nquifition.  135 

Sa^veS  ü erbrannt,  ^m  SZobetuber  biefcS  Snt)re§  überftieg  bie 
3a^I  ber  in  ber  ©tabt  ©eüiffa  lebenbig  SSerBronnten  fd^on  298. 
Unter  bem  erften  |3äp[tlidjen  ©ro^tnquifitor  ber  fpantfrfjen  ^nqni-- 
fition,  bem  ®omini!anerprior  SEorquemaba,  würben,  n^ie  bie  un-- 
öerbäcEitigften  Beugen  berid^ten,  §n:)eitan[enb  ©Triften  at§  ^e^er 
ö erbrannt  (xMariana  S.  J.,  De  reb.  Hispan.  XXIV,  17;  Pulgar, 
Cronica  äe  los  reges  catolicos,  Valencia  1780,  <B.  137;  §efete, 
Slarbinal  3eimene§,  ©.  284). 

®er  ©c^recfen  über  bie?  SSorge^en  trieb  ungejätjüc  ^aufenbe 
jur  5rn§luanberung  nacfj  ^^i'anfreidj  nnb  9Zorbafrifa.  ?5errcra§ 
(©efdjic^te  üon  ©l^anien  %i]l  XI,  33b.  8,  @.  140)  beridjtet,  30,000 
tJantilien,  meiften§  iübij($e,  feien  bamal»  üor  ber  Sni1«ijition  ge-- 
ftotjen.  @ie  tüaren  gejluungen,  it}r  (5igcntf)uni  gu  ben  niebrigften 
greifen  gu  öeräuBern,  5.  ^.  §änfer  für  ein  9}ZnuttI)ier  ({^errera§, 
a.  a.  D.;  Soft,  ©efcfjic^te   ber  ^^raeliten,  S3erlin  1825,  VII,  86). 

S)ie  Etagen  tüurben  fo  Innt,  fo  Ijeftig,  aud)  in  üiom,  ha^ 
(Sii'tuS  IV.  fid)  genötljigt  fafj,  baS  S5orgef)en  ber  Don  i^m  be- 
fteUten  Qnqnifitoren,  in  einem  $8veue  üom  Samtnr  1481,  ^n  tabeln. 
^Ittein  ftatt  ba§  einzig  ®urd)greifenbe  ju  tljun,  nämlid)  biefe  S3tut- 
nienfc^en  ab^nfe^en,  beftätigt  er  fie  auf'§  neue,  wegen  be»  guten 
Seuniunb§5engniffe§,  ba§  gerbinanb  unb  ^fabelln  ifjnen  nnSgefteUt 
Ijatten,  nnb  begnügt  fic^  mit  ber  3(nbrofjnng  fünftiger  9(bfe|nng, 
Wenn  fid^  5(e|nlid^e§  Wieberf)ofen  foHte.  2Bie  biefe  pä^ftlid^en  ^n-- 
qnifitoren  ge^uft  Ijoben,  geljt  ou§  ben  Söorten  be§  SSreöe  Wenig-- 
fteng  in  etWaS  I^eröor:  „Ot)ne  ^nnetjaltung  irgenbweldien  9tec^t§:= 
üerfa^ren§  {)aben  fie  SSiele  ungeredit  eingeferfert,  fc^redüc^en  goltef 
quälen  (diris  tormentis)  unterworfen,  ungerecht  aU  ^e^er  ausgegeben 
unb  if)re§  SSermögen»  beraubt,  bie  bann  bie  S^obeSftrafe  erlitten 
^aben"   (SSortlaut  be§  Söreoe  bei  Slorente,  a.  a.  D.,  IV,  346). 

2ltfo  obwol^I  ber  «Statttjalter  SI)rifti  feine  S3eüottmäc^tigten 
gafilreidier  ^uftijmorbe  unb  anberer  fdjWerer  SSerbrec^en  für 
fd)ulbig  erflärt,  betäfit  er  fie  bod)  in  i()rem  2(mte! 

S3om  „©tatttjalter  S^rifti"  (SigtuS  IV.  wiffen  wir  übrigens 
aud^  nodf)  5(nbere§.  51I§  er  öon  ben  jafilreic^en  |)inrid;tungen 
l^örte,  bie  ber  ©ro^inquifitor  ^orquemaba  üornet)men  üe^, 
fd^rieb  er  i^nt:  feine  ^{)aten  erfüllten  if)n  —  ben  ^apft  —  mit 
ÖVö|ter  greube,   wenn  er  fo  fortfafjre,   werbe  er  bie  Ijödifte  ^^äp^i-- 


136  Si-fte§  93uc^.    ?(kpfttf)um  unb  ^«quifttion. 

üd^e  ®unft  erlnerBen  Lopez,  Teiceia  parte  de  la  liistoria  general 
de  S.  Domingo,  III,  75). 

Solche  SiJiafjenBränbe  er£)eijcE)ten  befonbere  SSorfe|rungen.  Stu^er-- 
Ijaib  ber  ©tabt  (Sebilla,  auf  einem  ^la^e  9Zamen§  %ahia^a, 
lüurbe  au§  feuerfeften  (Steinen  ein  Siiefenfifjaffot  erbaut,  ba§  bie 
$8eäei(^nung  Duemobero  erhielt.  STuf  i§m  Jnurben  au§  Bisset' 
fteinen  tjier  ungefüge,  fioljle  SSilbfäuIen  erriditet,  bie  man  „bie 
öter  ^ro:p'^eten"  nannte.  ^nnerljalB  biefer  S3ilbfäulen  tüurben  bie 
^e|ei'  Iang[am  5U  Stöbe  geröftet!  Ueberrefte  biejeS  Duemabero 
laben  fic|  bi§  ju  Stnfang  bicfe§  ^afjr^unbert»  ermatten  (2Iorente, 
a.  a.  D.,  I,  160). 

^ann  man  fic^  bei  biefen  SdjrecfenSbilbern,  bie  an  bie  brennen-- 
ben  (Il)ri[ten [eiber  erinnern,  mit  benen  SZero  feine  2iiftgärten  er-- 
Ieu(i)ten  Iie§,  be§  35ergleic|e§  mit  "btm  SBortlaut  unb  bem  Reifte 
ber  Se'lre  ©f)rifti  entfjalten? 

Studj  bie  2Sut§  gegen  bie  lobten  blieb  an  i^rer  „c^rift(icf)en" 
Strbeit.  ^m  5Iuguft  unb  September  be§  5(i^)i"e»  1484  lyurbcn 
in  (Xiubab  fUtal  üierjig  SSerftorbene  (e»  h)arcn  reiche  jum  ß^riften» 
t^um  übergetretene  ^uben)  tüegen  ^e|erei  üerurt^eilt.  9tirf)ter  in 
biefem  ^rojep  tüaren  bie  |)äpftli(^en  ^nquifitoren  ^ebro  be  la 
©oftana,  Som{)crr  in  $8urgD§,  unb  Si^anj  ©anc^eg,  S)omfierr 

in  3flJitoi^fl- 

^m  SfJamen  ^Jefu  dfirifti  erging  an  bie  ßrben  unb  S^erluanbten 
ber  SSerftorbenen  bie  2lufforberung,  üor  ben  Qnquifitoren  gu  er- 
fd^einen,  um  bie  Stnflage  gu  :|ören  „unb,  tüenu  e§  euere  5(bfi^t  ift, 
bie  S5ertf)eibigung  be»  ©ebäd^tniffeS,  be»  S3ermögen»  unb  ber  ®e» 
beine  ber  Singeflagten  gu  übernef)men".  Ser  Sc^reden  üor  ber 
Snquifitiou  tuax  ]d)on  fo  gro^,  ha'^  9Hemanb  erf(^ien,  unb  fo  er= 
ging  ba§  Urt^ieil,  bie  Seichen  au^pgraben  unb  fie  ben  flammen 
5U  übergeben:  „'^a  mx  tüiffen,  lautet  ber  ScfituB  be§  Urtl^eil», 
ha^  bie  genannten  S^obten  in  getüei()ter  (Srbe  liegen,  unb  ba  fein 
ße^er,  !ein  Slpoftat,  fein  Sjfommuuiäirter  bort  liegen  barf,  ha  ioir 
h;ifj[en,  ha%  man  fie  fortfc^affen  fann,  oljne  bo^  bie  ©ebeine  ber 
treuen  §:üt^oV\hn  berührt  n)erben,  fo  befe{)Ien  iuir,  ba^  Sitte  unb 
jeber  (äinjefne  Don  ifinen  ausgegraben  tüerbe,  unb  "oa^  i^re  Ueber> 
refte  unb  Gebeine  in  ben  glfl'innen  umfommeu  fotten,  luie  oud^ 
bie  Erinnerung  an  fie."     5tm  15.  93cär5  1485  iuurbe  ha^:^  Urt^eit 


VI.  Opfer  ber  ^nquifttion.  137 

oonftrecft.  SSierjig  Seic^name  tüurben  „im  9?amen  S^f«  S^rifti" 
aii\  8rf)eiter^oufen  üerfirannt! 

9J?oIene§,  ber  ha^  Urt()eil  au§  ben  5l!ten  nntt()eUt  (Documents 
inedits.  Torqiiemada  et  rinquisitiou.  Paris  1897,  <B.  227  ff.) 
fd^reibt  baju:  „SBenben  lt)ir  unfcre  5Iugen  ineg  öon  biefem  3(uto  ba  %e, 
tiei  bem  man  @fe(ette  unb  fautenbe  Seichen  an  40  ^fä^Ien  ben 
gtt)eiten  Sob,  ben  genertob,  erleiben  madfien  tuill.  Sc^recflic^er 
noc§,  aU  bie§  graufige  33t(b,  erfcJieint  un§  ba»  ©c^icEfal  ber  leben« 
ben  Sßerraanbten  unb  (Srfien,  bie  ba§  grauent)afte  Urtt^eil  üernetimen, 
bie,  au§  i^ren  2ßo()nungen  uertricben,  if)re§  Vermögen»  Beraubt, 
re(|tIo§  umfjerirren  unb  3"pu<^t  i"  "^e^'  Srembe  fud^en.  ©inb 
"DaSi  etiua  bie  a}?ilberungen,  bie  burcE)  bie  S^quifition 
bei  ben  n)eltlid)en  ßJeric^ten  eingefüf)rt  fein  foüen??" 

3tm  16.  D^oüember  1491  üerÜinbet  bie  ^nquifition  §u  5lüila 
^a§'  STobe^urt^eil  gegen  ^uce  granco.  2(uf  bem  großen  9J?arft 
finb  jiüei  Sc^ougerüfte  aufgefcf)fagen;  ouf  bem  einen  fifeen  bie  Sn= 
quifitoren^ebro  be  ^i Haba,  Sc i" na nbobe  Sa ntoS)om in go, 
2t longo  be  (Sjueöara  (aide  brei  2;ominifaner;;  auf  ber  anbern 
ftef)t  ber  Sfngeltogte.  S^a»  Urtt)eil  füllt  10  STrucffeitcn ;  bie  eigent- 
Ii(^e  Urti)eil§formeI  lautet:  „@ott  oor  2(ugen  Ijabenb  unb  ß^riftu§ 
onrufenb,  erftären  unb  üerfünben  tüir,  ha'^  ^uce  granco  ber 
^e^erei  fd^ulbig  ift.  SBir  übergeben  if)n  bem  toelttidjen  2{rm,  bem 
ebeln  §errn  SUoaro  be  ©entifteoan,  bem  ©ouüerncur  corre- 
gidor)  biefer  Stabt,  in  SScrtretung  ber  ertaudjten  Könige,  unferer 
^ei-ren,  unb  ben  Stlfalben,  bamit  fie  mit  bem  33 er urtl§ eilten  t^un, 
toie  fie  öon  red)t§n)egen  t^un  muffen,  bamit  fie  feine  ©üter,  bie 
toir  für  befc^tagnaljuit  erflären,  bem  föniglidjen  gi§fu§  überftjeifen. 
Sie  ^oc^mürbigen  §erren  ^nquifitoren  erfud^en  ben  ebeln  §errn 
be  ©entiftetan,  ba^  er  barmf)eräig  öerfaljre  mit  ^uce  granco,  unb 
ba^  er  it)n  nic^t  tobte  ober  burd^  35erftümmetung  fein  $8Iut  tier-- 
gie§e;  fie  ciliaren,  ha^,  föenn  biel  bod)  gefd)iei)t,  fie  nid^t  baran 
@(^ulb  feien,  unb  fie  oerlangen  l^ierüber  eine  notarielle  S5efc^eini= 
gung."  S:er  ©ouüerneur  antwortet,  ba^  er  ben  genannten  3"ce 
granco  in  feine  ©einalt  neljme,  aU  einen  33erf[ndf)ten,  ©i-fümmuni- 
jirten  unb  bon  ber  \)l.  SJJutter  ber  ßird^e  Getrennten,  unb  bafs  er 
bereit  h)äre,  mit  i()m  ju  tljun,  Jüa§  5U  t^un  i^ni  öon  red^t^toegen 
obliege. 


138  ©iftcs  Sucf).    ^ap]"tt()um  unb  ^tiquifttion. 

„Unb  bann,  am  9)eitt\üodf),  ben  16.  9loüem6er  1491,  in  ber 
genannten  Stabt  Slöifa,  lieferten  bie  fjod^mürbigen  Ferren  ^nqui- 
jitoren,  mir,  bem  9iotor  Stnton  ©onjalej,  'oa'^  iä)  an  bem  Orte 
gegenwärtig  fei,  roo  ber  Gorregibor  biefer  Stabt,  5tlDaro  be  ©an-- 
tifteöan,  bie  ^inricEitung  ber  ^e^er  üornimmt,  bie  i^re  ^ocfimürben 
bem  lüeltlidjen  5(rm  übergeben  Ijaben.  ^cf).  5)er  92otar,  begab  mid) 
an  biefen  Drt,  unb  x<^  fa^,  luie  ber  genannte  ^svict  granco  an 
einen  '^'{a^  gebnnben  imirbe,  an  bem  man  i^n  öerbrannte.  Unter= 
jeicfinet:  El  senor  Corregidov  Älvaro  de  Santistevan.  Anton  Gon- 
zalez" (Molfenes,  Documents  inedits.  Torquemada  et  l'inquisition. 
Paris  1897,  <B.  146.  162].  5lm  gteid)en  ^^age  tnurben  nod^ 
$8enito  ©arcia,  ^nan  be  Dcana  unb  SoI)flnn  j^ranco  öer= 
bräunt.  2)ie  ^rotofoKe  barüber  jinb  gleici^tantenb  mit  bem  eben 
mitgetf)eilten  (a.  a.  D). 

S3ei  ben  5(fteu  biefer  ^ro^effe  finbet  fid)  and;  ein  Srief  be» 
9iotar»,  SInton  (^on^aleä,  ben  er  am  2age  na^  ber  ip^nric^tung 
an  bie  Stifatben  ber  (Stabt  be  la  ©uarbia  fd^rieb:  „^üila,  ben 
17.  9ioüember  1491.  ^ugeubfame  unb  eble  §erren.  S<^  fd)ide 
Gtt).  ©naben  bie  Serid)te  über  bie  !^erbred}en  be§  Senito  ©arcia, 
unb  id)  tüerbe  cnd)  and)  nod)  bie  über  ben  granco  jufi^iden.  ®ott 
fei  S)an!  !ann  id)  niä)  mitt^eilen,  "üa^  SSenito  ©arcia,  ^uan  Dcana 
unb  ^o^ann  Svanco,  bie  id)  üor  bem  33erbreunen  erbroffelt 
werben  fa:^,  aU  gute  Ä'atf)oIi!en  mit  Üteue  ftarben.  2)ie  3tn  = 
beren  [e§  tnaren  alfo  nod^  meljrere,  aU  bie  benannten]  Würben 
lebenbig  bei  fc^wadjem  gen  er  betbrannt;  fie  ftarben  aiS 
gute  ^uben  'bueno3  Judios),  Df)ne  ©Ott  ober  bie  ^iii^gfi'ou  9Jbria 
angurufen  ober  aud)  nur  haSi  Jftreujjeidien  ju  madjen." 

(5ine  t)ertraulidje  92ad)fd)rift  ju  biefem  Briefe  lautet:  „Xie 
§erren  ^atre»  Sn^iuifitoreu  l^aben  bem  Sllonäo  ©ominguej 
bem  Ueberbringer  be§  SSriefeS]  bei  Strafe  ber  ©jfommunifation 
befohlen,  ha'^  ba§  beiUegenbe  Urt^eil  an  einem  gefttage,  öffentlid), 
in  ßa  ©uarbia  üerlefen  werbe,  ebenfo  wie  biefer  mein  S3rief,  ba= 
mit  Sebermann  feinen  dJlnn'ö  t)alte.  Qi^  fage  «^aä  euc^, 
ebete  Ferren,  au§  3(ntl)eilna[jme  für  eure  Stabt"  (Molenes,  1.  c,  <B. 
171  ff.;  br  S3rief  ift  jum  erften  $DZaI  »eröffenttic^t  worben  burd^ 
ben  S;ominifaner  9tobrigo  be  3epe§  in  feiner:  Historia  de  la 
muerte  del  Santo  innocente  que   Uaman   de   la  Guardia.     Madrid 


VI.  Dpfer  ber  ^nquifition.  139 

1583,  fol.  42.  S)ie  üerbranuten  Rubelt  Waxtn  tefcliulbigt  tuorbeii, 
ein  ^inb  au§  Sa  ®itarbia  getreujigt  511  ^aben). 

(Sine  Snfd^rift  am  Snquifitionygebäube  üon  Seüitla  öom  ^a()re 
1524  Befagt:  „^m  ^al)vt  beg  .^evrn  1481  unter  beni  ^ontififat 
@ij;tu»  IV.  unb  unter  ber  ^errfrfjaft  i?rerbinanb§  unb  ^fa  = 
iellaS  na^in  t)ier  bie  Ijt.  ^nquifition  iJiren  2(nfang.  Si§  gum 
^a^re  1524  tiaben  ^ier  mel^r  aU  20  000  ^e|er  ii)v  fc^eu^üd^eS 
35erBrec^en  abgefdjlüoren:  faft  eintaufenb  Ijartnäcfige  Sl'e^er  finb  beni 
Sener  überliefert  tüorben,  unter  93it(igung  unb  ©uttiei^ung  (annuen- 
tibns  et  faventibus)  ber  Rupfte  ^nnogenS  VIII.,  Sdei-anber  VI., 
^iu§  III.,  Suliu§  II.,  Sco  X.,  Slbrian  VI.  unb  Clemens  VII. 
2)er  Sicenciot  be  la  (Jueüa  tjat,  an^  S3efet)t  unb  auf  J^often  bcy 
Si'aiferS  unfere»  §errn,  biefe  ^nfdjrift  anbringen  laffcn,  bie  üerfa^t 
ift  üon  S)iego  üon  ©ortegano  im  Saläre  1524"  (ßlorente,  I,  274). 

^utreffenb  finb  t)ier  bie  SSorte  be§  alten  «Spittler:  „5üfo  in 
33  Qaljren  bei  taufenb  öerbrannt!  Hub  \)a§'  nur  in  beut  ^nqui-- 
fitiongfprengel  öon  ©eöilfa!  ^n  einem  Sprengel  5^at)r  für 
Sat)r  ungefähr  brei^ig  üerbrannt!  Unb  fo  metjr  at§  ein  9}?en= 
frfjenatter  jäljrlidj  fortgefaf)ren!  (Sammlung  ber  ^nftruttionen  be§ 
f|)anifdjen  ^nquifition§gerid)ty  üon  9ieu§;  nebft  einem  (Sntipurf 
ber  ®efd)idjte  ber  fpanifdjcn  .^nquifition  üon  ©pittler.  §annoüer 
1788,   @.  LIV.) 

Unb  n^ie  üiele  Dpfer  5äI)Ite  man  in  Korboüa,  ^aen,  Xo-- 
lebo,  SJallaboUb,  Ealaborra,  9)hircia,  (iuti\<;a,  ©ara-- 
goffa,  Santiago,  9JJdbrib,  SSalencia?  ^enn  in  all  bicfen 
©tobten  iüar  bie  ^nquifition  gur  felben  3eit  and)  eifrig  on  ber 
3(rbeit.  SBenn  man  mit  ölorente  (a.  a.  D.,  I,  229)  bie  Sai)t 
ber  burd^  bie  ^nquifition  bi»  sunt  ^al^re  1499  ben  j^tammen 
Uebergebenen  auf  äefintaufenb  fdjiiljt,  fo  ift  bag  nic^t  §u  tjod^  ge= 
griffen,  ©aju  !ommt,  ha'^  üon  94,400  ^;|?erfonen  tüäf)renb  biefe§ 
3eitraum§  bie  S^ermögen  befdjlagnatimt  unb  ba^  fedi^taufenb  ad)t= 
Ijunbert  unb  fed^S^ig  bilbücE)  üerbronnt  mürben. 

Söeld)  ein  93ilb  fo^iater  SSirtfamteit! 

®er  §mette  fpanifdje  ©ro^inquifitor  2)iego  ^e^a  belüie»  feinen 
©ifer  gunädEift  baburc^,  \)a^  er  bie  ^nquifitiou  aud^  in  Sicilien 
einfüi)rte.  SDie  ©raufamfeit  ber  ^nquifitoreu  üeranlo^te  bort  im 
^a^re  1516   einen  83olt»aufftanb.     StucE)  ha^  neu  eroberte  ^5nig- 


140  Svfte§  mä).    «ßapfttf)um  itnb  ^ttquifition. 

xciä)  ©ranaba  erf)ielt  unter  Seja  bie  jogtale  SSof)ttf)at  ber  ^n-- 
quifition,  inbem  für  ©ranoba  bie  ^nquifitoren  bon  ^orboöo  Be- 
üoümä(i)tigt  tüurben.  Ser  bortige  ^nquifitor  2ucero,  SDom^err 
tion  3llmeria,  beging  fo  unmenfcfiücEie  unb  fo  üiete  ©roujamfeiten, 
ba^  auf  bie  S^acfirid^t  feiner  5l'6fe|ung  {)in  felBft  ^eter  SD^ortt)r, 
ein  burc^  Stugenb  auSgegeic^neter  SUJann,  einem  greunbe  fi^rieb: 
„Sür  bie  Qualen,  bie  er  fo  öielen  Seibern  unb  fo  t)ielen  Seelen 
gugefügt  tjat,  für  bie  ©cEianbe,  mit  ber  er  öiete  gamitten  beberft 
f)at,  irirb  er  eingeferfert.  UngUicflid^eS  @|)onien,  ba§  bu  entmeiljt 
luirft  burclj  eine  foId)e  ®eif5el!  Sßie  fann  ber  ©opf  biefe§  einen 
^!^erfite§  genugt^un  für  bie  liebet  bie  er  fo  öielen  §e!tor§  p-- 
gefügt  :^at!"     (Epistolae,  Ed.  Amstelod.  1670,  Ep.  393). 

Stm  22.  gebruar  1501  njurben  gu  2:Dlebo  38  ß'e|er  üer- 
bronnt.  ^m  gangen  lie^  ©eja  luä^renb  feiner  ad^tjö^rigen  SlmtS^ 
geit  über  2500  ^erfonen  lebenbig  üerbrennen  (Slorente,  a.  a.  £)., 
I,  341). 

Stuf  SDejo  folgte  aU  britter  (Sro^inquifitor  f5ran§  Ximenes 
be  Si0nero0,  ^arbinal^örgbifd^of  üon  2^otebo.  SBie  üerrufen 
bie  ^nquifition  fij^on  bamat§  tuar,  ft)elc^e  @c^anbtf)aten  fie  beging, 
beioeift  ein  Sörief  be§  9titter§  ©ongalo  be  SCljora  an  ben  ®e= 
Ijeimfc^reiber  be§  ^önig§  i^erbinanb:  „2)ie  ^nquifitoren  ©eja, 
2ucero  unb  3oI)ann  be  la  guente  Ijoben  haS'  Sanb  entehrt; 
bie  meiften  i^rer  Beamten  !ennen  ioeber  ®ott  noc§  ®erec^tig!eit. 
3ur  ©djanbe  unb  gum  ©c^aben  ber  ^Religion  morben  unb  fte^ten 
fie  unb  nott)5Üc^tigen  S'i^auen  unb  2Jiäbc^en"  (ölorente,  a.  o.  D.,  I, 
349;  |)efete,  ^'arbinol  Ximeneg,  @.  381.  jj)er  Driginolbrief  tft 
in  ber  ^öniglidien  SSibIiotI)e!  üon  9J?abrib).  jJ)ie  S^ergetoaltigung 
ioeiblidier  SnquifitionSgefangener  burc^  bie  5lngefteIIten  ber  „tjeiligen 
Snquifition"  |attc  fo  ü6er^nb  genommen,  ta'^  Ximene§  bie  2^obe§'- 
ftrafe  für  biefeg  iöerge^en  feftfe^te  (Slorente,  I,  359;  §efete,  ©.381)'. 

%xo^  feiner  großen  (Sigenfc^aften  unb  feiner  in  oieler  §infi(^t 


1  ®abei  tft  311  beachten,  bafi  bie  5(uffel)er  in  ben  ^uquifittonlgefängniffen, 
bie  foId)e  @d)anbtf)aten  begingen,  faft  biii-d)iDeg  getftlidjen  ©tanbe»  waren: 
Qni  registnim  Ganfridi  de  Ablusiis  ttjerben  aU  ®efongenauffe^er  aufge= 
füt)it:  Magister  Bartholomaeus  de  Arlato  et  magister  Jacobus  de 
Poloüiacho,  parochus  ecclesiae  in  Caurettes-en-Val  in  bei*  2)töäefe 
Gavcaffonne  (tg^.  Molinler,  a.  a.  D.,  Q.  133:  £>enner,  a.  a.  C,  3.  182). 


VI.  D^jfer  bcv  ^itquifttiott.  141 

unleugbaren  SSerbienfte  aU  Staatsmann  unb  3SaterIanb§freunb 
Jüar  XimeneS  all  ©ro^inquifttor  tiom  gleichen  ©eii'te  ber  Unbulb= 
famfcit  unb  be§  ^^anattSmu»  Bcfeelt,  \vk  feine  SSorgänger  unb 
9?ad^foIger.  ©in  berebte§  ^^ufini^  bafür  liefert  eine  ©ingabe,  bie 
er  an  Slaifer  Sl'arl  V.  richtete. 

©ine  ber  fcEiIimntften  Seiten  ber  ^nquifition  tüar  bie  |)eimli(^  = 
feit  i^re§  33erfaf)ren§,  bie  fid^  befonberl  oerberBIid)  barin 
äußerte,  ba^  ben  3(ngefcf)ntbigten  bie  Deinen  ber  gegen  fic  au§= 
fagenben  Saugen  üorentfialten  mürben,  ^ie  f(^änblic|[te,  teic|t= 
fertigste  ^tngeberei  tüurbe  baburci)  begünftigt. 

3ur  3ett  be§  ^Regierungsantrittes  ^arl  V.  ttiar  nun  eine  grof3e 
Selüegung  jur  Slbjc^affung  biefer  §eintüc§!eit  in  gluB  gcfommen. 
2)0  war  e§  XimeneS,  ber  burd;  fein  2{nfe()en  bie  fo  fefjr  beredj= 
tigte  f^o^berung  abnjeifen  lie^.  ®r  fi^rieb:  „5[Rit  ber  fdjulbigen 
Untert^nentreue  unb  mit  bem  ©ifer,  ben  ic^  für  bie  SSürbe  fiabcn 
mu^,  in  bie  mic^  (Btv.  SJ^ajeftät  gefegt  tjot,  bitte  id],  bie  9(ugen 
äu  öffnen  unb  feine  5?eränberung  in  ber  33erfa^rung§n3etfe  ber  3n= 
quifition  äujugeben,  lüobei  id)  bemerfe,  ta^  jcbcr  Sinttjurf,  ben  bie 
©egner  öorbringen,  frfjon  unter  ben  fatI)oIifd^cn  Slönigen  (gerbtnanb 
unb  Sfabetta)  luiberlegt  n^orben  ift,  unb  ba^  eine  3(bänberung  aurf; 
nur  be§  geringften  ®efe|eS  ber  ^nquifition  nicf)t  o^ne  95erle|ung 
ber  göttltdien  (Sfjre  unb  ^erabtnürbigung  Surer  erlauditen  2lf)nen 
gefc^e()en  fann  ....  ^er  §of3  gegen  bie  5(ngeber  (b.  f).  gegen 
biejenigen,  bie  Stnbere  njegen  S?e|erei  bei  ber  ^nquifition  anzeigen) 
ift  fo  gro^,  bo^,  luenn  ber  Sefanntu^erbung  i^rer  DZanien  nid^t 
üorgebeugt  UJtrb,  fie  uidjt  blo^  in§gef)eim,  fonbern  an  iiffentlidieii 
^-|?Iä^en  unb  felbft  in  ber  ^irdie  umgebrad)t  inerben,  unb  9hemanb 
UJÜrbe  in  Bi^^unft  burc^  foId)e  9(ngaben  fein  Seben  in  ßiefa^r 
bringen  ttjotten.  ®ann  ift  ober  ouc^  bieS  ^eilige  ©erii^t  gu  ©runbe 
geriditet  unb  bie  ©adie  ®otte§  ift  ol^ne  SSert^eibtger.  ^ä)  üertroue, 
ha^  (SU).  9J?ajeftät,  mein  ^önig  unb  |)err,  ^[jrem  fatt)oIifd)en  Slute 
nidjt  untreu  n^erben  unb  ftd§  überjeugen  h)irb,  bo^  bie  ^nquifition 
ein  Tribunal  ®otte§  unb  eine  ouSgejeidinete  (Einrichtung  ber  S3or= 
fahren  (ShJ.  9J?ojeftät  ift"  (Caruicero,  La  Inquisicion  justamente 
restablecida.     Madrid  1816,  II,  289). 

Ueber  breitaufenb  ^e^er  beftiegen  unter  XinteneS  ben  ©d^eiter^ 
f)aufen  (Slorente,  o.  a.  D.,  I,   360]. 


142  ®r[te5  95uc{).    <Papfttf)um  unb  ^nquifttton. 

2)er  öierte  ©roBinquifitor  toar  bei*  ßarbinat  ^abrian,  ein 
$TtteberIanber,  ber  im  '^a^xt  1522  al§  öabrian  VI.  §um  ^apft 
erroä^It  irurbe.  Ungefähr  1620  ^erfonen  tüurben  unter  if)m  ben 
i^Ummen  übergeben. 

^m  ^a^re  1527  üerijiaftete  bie  ^ii'-iuifition  öon  SSallaboIib 
ben  Strjt  ^o^nnn  be  ©aln§  au[  bie  Stn^eige  eine§  9JJanne§  l^in, 
ber  felbft  öon  ber  ^i^uifition  üerfolgt  luorben  war.  @ata§  follte 
jum  ®eftänbni§  feiner  ^e^erei  gebraut  werben,  unb  fo  öerorbnete 
ber  ^nQuifitor  SOZori^  bie  ^oiitv.  „2öir  üerorbnen,  ba^  bie  Wolter 
fo  fange  unb  in  ber  SSeife  angetuanbt  föerbe,  Wie  Wir  el  für  gut 
f)alten;  wir  erflären  aber,  ba^,  Wenn  burij^  bie  golter  fc^were 
3SerIe^ungen  ober  ber  Xob  erfolgen,  bie§  nur  bem  (Sala§  felbft 
SUjufc^reiben  ift!"  ®er  amtlicfie  93erid§t  über  biefe  f^olterung  lautet: 
„5(m  21.  3uni  1527  lie^  ber  ^nquifitor  'SRox'i-if  ben  ^o^iann  be 
(Baia^  üorfü^ren.  @ala§  erflärte,  nid}t§  üon  bem,  beffen  er  be-- 
fcf)ulbigt  War,  getfjan  gu  ^aben.  jj^arauf  lie^  i^n  SDJorij  in  bie 
j^oltertammer  führen.  S:ort  würbe  er  entfleibet.  S;er  goIter!ne(f)t 
^etru§  ^orra§  banb  i^n  mit  ©triden  üon  §anf  an  bie  golter-- 
banf,  inbem  er  9Irme  unb  S3eine  je  elfmat  mit  ben  «Striden  um» 
wicfelte.  6ala§  würbe  aufgeforbert ,  bie  2Sat)r^eit  ju  fagen,  aber 
er  blieb  bei  ber  S3etf)euerung  feiner  Unfc^ulb.  S^arauf  Würbe  i^m,  ber 
in  ber  angegebenen  SBeife  gefeffelt  blieb,  ein  burc^nä^te§,  feines 
Sinnentuc^  auf  'oa§i  ®eficf)t  gelegt,  ha§i  mit  2?affer  übergoffen  würbe,  fo 
ba§  "üa^  Söaffer  i^m  in  bie  9ZafenIöcE)er  unb  in  ben  9Jiunb  lief. 
jTennoc^  bet^euerte  ©alaS  feine  Unfc^ulb.  2)arauf  würbe  fein 
re^te»  S3ein  mittels  einer  Kurbel  einmol  gebre^t  unb  ju  gleid^er 
3eit  wieber  ba§  SBaffer  eingegoffen.  ®onn  würbe  ha^^  Sein  not^ 
einmal  gebret)t.  SIber  SalaS  geftaub  ni(^t.  92ad^bem  fobann  ber 
^nquifitor  3Jfori§  erflärt  ^atte,  ha^  bie  j^olterung  begonnen  t)abe, 
aber  nod)  nidEit  beenbigt  fei,  würbe  SalaS  öon  ber  gotterban!  Io§» 
gebunben.  SSä^renb  ber  ganzen  Sauer  ber  golterung  war  ic^, 
i^einrid^  ^a^,  9Jotar,  anwefenb"    ötorente,  II,   21). 

(galaä  würbe  üerurtf)eitt,  öffentlid),  nur  mit  einem  §embe  befleibet, 
eine  ^erje  in  ber  §anb,  bie  ßefeerei  ab^ufc^wören  unb  —  an  bie  ^n- 
quifition  ^efin  ©olbbufaten  ^u  ^a^Ien  für  bie  Soften  be»  SSerfaf)ren§. 

Xie  ^nquifition  öon  Sala^orra  lieB  im  ^a^xt  1507  brei^ig 
grauen  aU  Zauberinnen  üerbrennen  [Storente,  II,  13). 


VI.  Dpfei-  ber  ^nquifttioit.  143 

2BeIcf)em  5(berglau6en  aud)  bie  fpanifc^e  Si^uifition  in  ^öejug 
auf  ^an^ei^ei  f)utbtgte,  ge^t  an§>  einem  S3eri(f)t  bc»  33if(f)of§ 
©anboüal  üon  ^ampeluna  ^erüor.  ^^^ei  9J?äbdjen  üon  9  unb 
11  ^a^ren  gaBen  ficf)  felb[t  Bei  ber  ^nquifition  bon  S'Jaöarra  aU 
Zauberinnen  an;  rtenn  man  fie  Begnabigte,  luürben  fie  bem  @e= 
ric^t  atte  übrigen  Zauberinnen  jur  Slnjeige  bringen;  benn  fie 
fönnten  bie  Zauberinnen  am  linfen  5(uge  er!ennen!  ®ie  9ii(^ter 
gingen  barauf  ein.  ©in  SSeamter  ber  Qnquifition  burd^jog  mit  ben 
Sinbern,  begleitet  Don  50  Semaffneten,  bie  ©egenb.  ^n  jebem  Ort 
luurben  ben  Slinbern  bie  grauen  üorgefü^rt,  unb  —  n)ie  Sifc^of 
Sanboöal  bemerft  —  e»  ergob  fic^,  bafe  aüe  üon  ben  Slinbern 
^öejeid^neten  toirflid^  Zauberinnen  njoren!  (Sie  legten  foIgenbcS 
©eftänbniB  a^:  Seber  ^^vau,  bie  \i<^  it)nen  anfd^Iie^en  Jucttte, 
tourbe  ein  9JJann  angemiefen,  mit  bem  fie  gefrfifecEitlid^  öerfefjren 
mu^te.  5{n  einem  beftimmten  S^age  mußte  fie  K^riftu^  üerleugnen. 
jj^ann  erfrf)ien  ein  fc^inarger  Söocf,  ben  bie  aniüefenben  f^tauen  auf 
ben  ^intern  fügten.  9?acf)  einer  9J?aI)l5eit  au§  $8rob,  S5?ein  unb 
f äfe  fanb  ein  gefd^tedjtüc^e  S^ermifc^ung  ftatt.  SDarauf  rieben  fiel) 
bie  2f)eitne()mer  mit  ben  Slbfonberungen  öon  ^'iiten  ober  $Raben 
ein  unb  flogen  burc§  bie  ßuft  baüon,  bortf)in,  tt)o  fie  ©dEiaben  an» 
rillten  föoKten.  ^n  ber  9^adjt  öor  Dftern  unb  anberen  großen 
geften  fanben  i^re  §au|)tüerfammlungen  ftatt  (Sandoval,  Histoire 
de  Charles  V,  I.  16,  §  16). 

Unter  bem  fiebenten  ©roBinquifitor,  ßarbinatSoaifa,  mürben 
im  Sa{)re  1546  eint)unbert  unb  ^tran^ig  ^e|er  üerbrannt  (Slorente, 
II,  133).  ©ein  9?ac^foIger,  ber  S^arbinal^ßrjbifc^of  gerbin anb 
SSatbe§,  ^tte  e§  befonber»  auf  bie  llnterbrürfung  ber  (ut^e= 
rifdien  S3eh3egung  abgefeljen.  (Sr  ermirfte  am  4.  Januar  1559 
Dom  ^o|3ft  ein  58retie,  ba§  „bie  Slu^Iieferung  an  ben  meltlic^en 
5trm",  b.  ^.  bog  SSerbrennen  audi  ©oldjer  geftattete,  bie  be»  2utf)er= 
t:^um§  öerbäd^tig,  bie  aber  meber  rüdfäßig  nod^  iiartnädig  maren. 
©onft  ftanb  nämtid^  hk  S^obegftrafe  nur  auf  9?üdfät(ig!eit  unb 
§ortnädig!eit  (Storente,  II,  215). 

Sm  Stutobafe  öon  SSaUab olib  bom  21.  9J?ai  1559  mürben 
14  ^erfonen  lebenbig  b erbrannt.  5)ie  ^inrid^tung  fanb  ftatt 
am  ®reifaltig!eit§ -' (Sonntag  in  ©egenmart  be§  ^ringen  jDou 
^arlog,  ber   ^rinjeffin   ^o^ianna   unb    einer   großen  SO^euge 


144  ®J-f  e§  93u^.    ^a^jftttjittn  imb  ^nquifition. 

S3tfc^öfe,  2tbeltgcr  unb  Bürger.  S)ic  D^fer  hjaren:  Stugu^tin 
©ajallo,  2)oinf)err  öon  @ataman!a  unb  ^of^rebiger  ^arl  V., 
t5ran§  öon  SSibero,  Pfarrer  üon  §Drmigo§,  ©eatrii*  tion 
SSiBero,  ©d^lüefter  be§  obengenannten,  ber  ^rtefter  5(I^t)on§ 
^ereä,  ©l^rtftobal  be  Dcampo,  ©l^riftobol  be  ^abilla, 
ber  STntralt  Stnton  ^errejuelo,  ber  ©olbfd^mib  So'fiann 
©orcia,  ber  9ticf)ter  ^erej  be  ^errera,  ©onjaleä  S3aeS, 
^ot^arina  be  Drtega,  ^atl^arina  be  ^ebrofa,  Sfabella 
bc  ©ftraba,  ^ofianna  SBIaSquej.  S^a§  SSerbrerfjen  SIKer,  mit 
2Iu§naf)me  be§  ^ortugiejen  ©onjateg  33ae§,  Beftanb  in  if)rer  ^in^ 
ncigung  pm  2ut(jertt)unT. 

Slu^erbem  tnurben  in  bemfelben  9(utobafe  bie  ©ebeinc  unb  ta§ 
SBilbni^  ber  Gleonora  be  S^ibero  üerbranni  gteict)fat[§  treit  fie 
bie  Iutf)erifcE)e  Sefire  angenommen  {)atte.  ©ed^jel^n  anbere  be§ 
Sut^ert^um^  SIngeffagte  föurben  ju  üerfc^iebenen  ©trafen  üerur* 
tl)eilt;  meiften§  gur  ertigen  (Sinferfernng  unb  §um  'fragen  ber  Qa- 
mavca,  be§  S3uf;f(eibe§.  Unter  il^nen  befanb  ficE)  eine  ^alaftbame 
ber  Slönigin,  ®ona  3)?encia  be  gigueroa. 

a}leI(f)ior  (Sanu§,  einer  ber  berüfjmteften  STfieoIogen  be§ 
S^ominifanerorbenS,  Ijielt  im  2(ngefi(^t  ber  Dpfer  unb  ber  fie  er- 
luartenben  Sd^eiterf)anfen  bie  übliche  „®tauben§prebigt"  (ölorente, 
II,  222—233). 

(Sc^on  am  8,  Dftober  beffelben  Sof)re§  fanb  ein  jttieitey  Stuto- 
bafe  5U  SSaUabotib  ftatt,  nocE)  feterlitfier  al§  ha^  erfte,  ba  ^önig 
^lili^p  II.  if)m  antüoljnte.  2)ie§mal  tuurben  breijetin  9)Zenfc6en 
ücrbronnt.  S^^re  S^lamen  ftnb:  Darios  be  @efo;  ^etru§  be 
da^alla,  Pfarrer  öon  ^ebrofa;  2)omint!u§  ©anc^ej,  ^riefter 
au§  S^illamebiano;  S^ominifug  be  9f{oja§,  S)omim!aner» 
mönc^;  ^ol^ann  ©and^e^;  ©up^rofina  SRioS,  Spönne;  SJJarina 
be  ©ueöora,  9fJonne;  £at|arino  be  5Reinofo,  Spönne;  3JJor- 
garet^e  be  ©an  ©tefano,  9^onne;  ^eter  be  ©oteto;  "^van^ 
b'S(Imar§a;  SlJJaria  be  S)Hranba,  Spönne;  S^anj  SSIanco; 
Sol^anna  ©and^ej.  Sitte,  mit  3lu§naf)me  be§  Tlanxtn  Slanco, 
befannten  fid§  gum  Sut^ert^um. 

S)ie  „®(auben§prebigt"  Ijielt  ber  S3ifcI)of  öon  duen^o.  'äU  \>k 
©d^eitertiaufen  erlofcfien  tuaren,  trat  ber  ©ro^inquifitor,  ber  ^arbinal' 
©rgbifcliof  SSalbeg,   öor  ^'^ili^Dp  IL   I)in  unb  forberte  i^n  nad) 


VI.  Dpfci-  ber  ^nQuifition.  145 

öfter  Sitte  auf  ju  fdEiiüören,  ftet§  bie  fieiligc  ^nquifttion  fdfiüfeen  ^n 
tüoßen  unb  3(tte§,  lt)o§  gegen  ben  ©lauBen  gefcf)et)e  ober  gefagt  tüerbc 
unb  gu  feiner,  be»  ^önig§,  S^enntni^  gelange,  ifpt,  bem  ©ro^inquifitor, 
onjuäeigen.     S)er  Slönig  leiftete  ben  @ib  (ßlorente,  II,  234 — 244). 

Ungefäfir  jur  glei(fien  Qtit  fanben  aud^  in  ©eoilta  jloei  6c* 
fonber§  feierlid^e  5tuto§  ta  fe  ftatt;  ba§  erftc  am  24.  (Se)3tem6er 
1559.  93ier  Söifd^öfe,  ber  gefammte  (Seüittanifd^e  Slbel,  an  feiner 
«S^i^e  bie  fcfiöne  |)eräogin  üon  SSejar,  umgeben  üon  jafilreic^en 
S)amen,  unb  eine  gro^e  $ßoI!§menge  hjotjnten  bem  Hutigen  @c^au= 
fpiele  Bei.  ©inunb^n^anjig  9)?enfc^en  föurben  lebenbig  öer  = 
brannt;  arf)t§ig  ju  tierfdjiebenen  f(f)lüeren  ©trafen  üerurtf)ei(t.  S)ie 
meiften  erlitten  ben  SEob  unb  bie  Seftrafung,  toeil  fie  Öutl)er'g  Se^re 
anfingen.  5tm  22.  ©ejember  be»  fofgenben  3at)re§,  jiüei  ^age  üor 
bem  SBei^nadjt^feft,  tuurbe  ba§  §tueite  „58ranbo|3fer"  bargebrac^t 
(ögld^.  oben  @.  88):  öter^etin  9Kenfc^en  tüoren  bie  Dpfert^iere 
(Slorente,  II,  255  ff.;  273  ff.^. 

Qu  SKurcia  niaren  bie  ^ßerbrennungen  befonber§  jafilreid^: 
Slm  7.  ^uni  1557  würben  elf  ^e|er  lebenbig  öerbrannt,  unb 
am  12.  gebruar  1559  fogar  bret^ig.  ®er  üierte  gebruar  1560 
fof)  üier§e{)n  @d^eiterf)aufen,  unb  am  8.  (Se|)tember  1560  fanben 
noc^mal^  16  ^e^er  ben  ^oh  in  ben  glammen.  SIm  15.  9JJärj 
1562  tüurben  23  mzxi\ä)tn  üerbrannt;  am  20.  Tlai  1563  fieb- 
§et)n.  ^m.  ^a^re  1564  njurbe  nur  (!)  ein  ^e|er  öerbrannt.  2lm 
9.  ^ejember  1565  tierbrannte  man  üier  SJJenfcfien;  am  8.  Quni 
1567  fed)§.  5lm  7.  ^uni  1568  beftiegen  üier  unb  ätDanjig  ^e^er 
bie  (Sc^eiterf)aufen  (Storente,  II,  371—376). 

(Sin  befonberS  bcrüc£)tigte§  Stutobafe  fanb  am  25.  gebruar  1560 
gu  Xolebo  ftatt.  SBenige  Xoge  oor^er  tvav  bort  bie  ^oä)^dt 
^l)ilipp  II.  mit  ©tifabetf)  üon  SSaloig  gefeiert  Sorben.  S)ie 
3ftei()e  ber  gtänsenben  tiefte  bei  biefer  @elegent)eit  n)urbe  befc^Ioffen 
burcE)  bie  ißerbrennung  einer  großem  'än^a^l  üon  S^e^ern!  ^m 
folgenben  ^at)r  Jüurben  bort  üier  Sutt^eraner  üerbrannt.  2Im 
17.  Sunt  1565,  njieberum  am  ^reifaItigfeit§=(Sonntag,  würben  elf 
SRenfd^en  in  SEotebo  üerbrannt.  2lm  läge  nac^  ^fingften  1571 
tüurben  jwei  Süfenfd^en  üerbrannt  (Slorente,  II,  384.  389). 
I  Ueber  bie  X^tigfeit  ber  ^nquifition  ju  Xolebo,  üon  1575  bi§ 

1610,   giebt  ein   ©ammelbanb  ber  ^.  Sibliot^e!  üon  ^alle   ge« 

ö.  §oenöbroed),  'i^apfttr)utn.  I.  10 


146  Srftel  Sud).    ^apfttt)um  unb  Snquifition. 

naue  ßunbe  (S3b.  ?),  c.  20,  2:^.1).  (Sv  enthält  einen  2;f)eU  ber 
2tbf(f)riftenfammlungen,  bte  @ottf)oIb  §eine  üor  50  '^a^xzn  au§ 
Spanien  mitgebracht  f)at.  §enrt)  S^arlel  Sea  f)at  in  S3rieger§ 
„3eitf(|rift  für  ßirc^engefdjic^te"  ha§  SBitf)tigfte  au§  biefen  Soften 
mitget^eilt  (14.  93b.,  @.  193  ff.). 

2Sir  er^^alten  ^ier  ein  anf(fiQuIic§e»  93ilb  ber  ungef)euer  an§ge= 
be^nten  SSir!jam!eit  ber  ^nquifition  unb  i^rer  öielföltigen  Strafmittel, 
©trafmittel: 
Ueberlieferung  an  ben  lüeMidien  2(rm  in  ^erfon 

(SSerbrennung) 15 

UeBerliefernng  an  ben  n^elttid^en  2lrm  in  effigie 

(SSerbrennung) 18 

©üterbefc^Iagna'^me 209 

Strogen  be»  SSu^facfe^  (Sanbenito; 186 

SebenSlänglid^e  (5in!er!erung 66 

35erbannung 167 

2lu§peitfcf)ung 133 

©aleerenftrafe 91 

SSerbot,  in'§  5{u§Ianb  ju  ge'^en 6 

Deffentlictie  S^emütf^igung 26 

(Sinfperrung  in  ein  ßlofter 87 

Knebelung 20 

©eiftlic^e  93uBen 17 

©elbbu^en 141 

Sinfac^er  SSern^eiS 40 

Stbfc^föörung  de  levi 19 

SßertDarnung 1 

Sßermei»  unb  2(b]d^mörung  de  levi 27 

93 erweis  unb  SSerföarnung 15 

Slbf^loörung  de  veliemeuti 21 

SSerbot  be§  93eic^t^ören§ 42 

jDigjipIinarftrafen 11 

2tu§fö|nungen .   208 

^ud]  bie  „9(u§iöljnungen"  lüaren  jd^on  eine  fd^n)ere  ©träfe,  ha  bal 
üor^erge^enbe  93erfa(}ren  neben  ben  fc^n^eren  ^örper=  unb  ©eelenleiben 
bleibenbe  ScEionbe  unb  bleibenben  93erbacf)t  für  ben  „?Iulgeföt)nten" 
unb  feine  gantilie  gur  not^menbigen  SSorau§fe|ung  unb  ^olge  ^otte. 


VI.  Dpfer  ber  S^^uifition.  147 

®o§  fd^ier  unbegrenjtc  gelb  ber  Snquifition§tf)ötig!eit  üeran» 
f(f)auli($t  folgenbe  Stufftettung: 

manxtn 190  Satte 

Subcn 174    = 

Sutfieraner 47     > 

S3eidE)tüäter,  bte  xi)xt  S3eic^tfinber  gur  Un^ 

jittücöfeit  oerfud^en 52     = 

S3igamiften 53    « 

©otteSlöfterung 46    - 

Räuberei 18    * 

galfd^e  3e«9en 8    -- 

Sßergefien  toiber  bic  ^nquifition  ....     22     » 

©ried^ifc^e  ©Iiriften 3    -- 

2Iuäfuf)r  üon  ^ferben  (!) 1    . 

2t6trünnige  äRöncfie 2    » 

^arteinal)me  für  §einrid§  IV.  üon  gron!= 

reid^  (!) 1     « 

SrrM)ren 434    = 

5)te  geringfügigen  gätte,  bie  mit  greifprec^ung  ober  leidsten 
©trafen  enbeten,  finb  eigentlich)  für  bie  Seurt^eilnng  ber  Snqnifition 
bie  leljrreid^ften ,  toie  Sea  ridjtig  bemerü.  ®ie  feierlid^en  Stutoä 
ha  %t,  bei  benen  bie  @d^eiter:§anfen  loberten  nnb  bie  @c^nieräen§» 
fd^reie  ber  D|3fer  bnrd^  bie  lautlofe  ©title  tönten,  finb  bie  brutalen 
SJtadfiterrtieife  ber  ^nquifition,  bie  üon  ben  2tuto§  au§gefd^toffenen 
„leidsten  gälle"  jeigen  i^r  ftitteg,  Iä^menbe§,  attumfaffenbe»  SBirfen, 
ha^  auf  bie  ©eftaltung  be§  fpanifd^en  9^ationatc^ora!ter§  unb  be§ 
nationalen  ßeben§  einen  gewaltigen  (Sinffu^  ausübte.  „Sebe§  un» 
bebad^te,  jorntge  ober  im  ©cEierje  geäußerte  SBort,  \)a§  \iä)  aU 
SD'Zi^adfitung  ber  Sirdje  ober  be§  ®(auben§  beuten  lie^,  fonnte  ber 
^nquifttion  gcmelbet  toerben  unb  atte  Slnfed^tungen  unb  ©orgen 
eineä  langen  ^ro§effe»  im  befolge  l^aben.  Sin  berartiger  goU 
!onnte  mit  einer  geringen  ©träfe  enbigen,  ober  er  fonnte  fuSpen« 
birt  ober  eingeftellt  loerben,  unb  bod^  war  ber  Stngeftagte  ber 
©c^anbe  einel  SSerfiör»  üor  bem  fieiligen  Officium  mit  ber  bamit 
üerbunbenen  langen,  bangen  Ungertipeit  au§gefe|t.  SS^enn  n)ie  ge» 
ring  aud§  ba§  SSergel^en  fein  mod^te,  fo  tourben  gIeid§n)of)t  bie  um« 
ftänblid^en   f^ormen   ber  SSorunterfudCiung,    ber   llJJa^nungen ,    ber 

10* 


148  ßr[te§  33u(^.   ^ßapytt^um  unb  ^ttquifition. 

SInflage,  bei  Beugenaufgefeotel  ftreng  beoBaiiitet.  80  fü()Üe  fid^ 
jeber  ©injetne  einer  beftänbigen  ©efa'^r  auSgefe^t.  SDie  31^)^  ber 
j^äHe,  in  benen  grauen  ober  Etnber,  hatten  ober  (Sttern  ober 
^ienftBoten  ber  3(nge!(agten  aU  Kläger  auftraten,  geigt,  ba^  bie 
l^eiligften  i5fan:tlienbanbe  nic^t  gegen  S)enunäiation  fd^ü|ten,  unb 
bo^  S^iemanb  fid^  im  @(f)Doi3e  feiner  f^amilie  ficEier  füllen  fonnte."i 

Sie  ^olebaner  2l!ten  enttjatten  aud^  9)Htt^eiIungen  über  bie 
^öl^e  ber  ©elbftrafen  unb  über  bie  Slnroenbung  ber  ?^oIter. 

jE;ie  ©elbftrafen  würben  ouferlegt  para  los  gastos  extraordi- 
narios  del  Santo  Officio.  S)ie  ©efammtfumme  ber  141  ©elbftrafen 
Beträgt  2,586,625  $maraöebi§.  S)ie  pc^fte  ©elbftrafe  im  ^Betrage 
t)on  3000  S)ufaten  traf  einen  in  2}Zabrib  lebenben  S)eutfc§en,  ber 
^Hd^imie  betrieben  {)aben  fotite. 

■Sa  ber  ßeitraum,  ben  bie  Xolebaner  Elften  umfaffen,  35  ^a^re 
beträgt  (1576 — 1610),  fo  na^m  bie  Sn<luifition  üon  S^olebo  burd^= 
fd^nittlid^  im  '^ai)xt  75,000  2}Zaraüebi§  ein. 

3W§  gölte rungSarten  tnerben  nur  ber  cordel  unb  ber  garrote 
ouf  bem  potro  erraä^nt.  SS^ie  golter  begann  ftet»  mit  bem  cordel ; 
blieb  ber  Slngeftagte  ^artnäcfig,  fo  folgte  ber  garrote. 

2lm  27.  3}?ai  1593  mürben  fünf  a}ienfc^en  in  ©ranaba  üer» 
brannt  (Slorente,  II,  401  . 

Sn  ßogrogno  mürbe  im  ^a^xt  1565  eine  grau  burc^  bie 
^nquifition  t3 erbrannt;  il^r  folgten  im  ^a^re  1593  am  14.  5Ro' 
t)ember  nod^  fünf  ^erfonen  Slorente,  II,  407).  ^m  ^a'^re  1610 
mürben   in   Sogrogno    fed^l   Se|er   öerbrannt.     2(m   30.  9^o» 


1  Sin  ©c^riftftüd  be§  13.  3a^r:^unbertg  giebt  un§  ein  anici)ouIi(^e§  93ilb 
ber  „letzteren  «strafen",  bie  bamolä  bie  Qrquifition  öerpngte:  ©in 
gettjiffer  ^once  SRoger  tt)irb  üom  Qnqmfitor  S)ominifu§  b'Dima  Der* 
urt^eilt,  „on  bret  auf  etnanber  folgenben  Sonntagen  nadt  öom  @tobttt)or  biä 
prÄircf)e  gu  get)en  unb  ftdj  n)ä{)renb  biejeS  @onge§  üon  einem  ^rieftet  mit 
Stutzen  ftäupen  ,^u  laffen".  gerner  ttJirb  if)m  ber  ©enufe  üon  gleifcf)fpeiien 
für  Sebenljeit  »erboten;  an  brei  Sagen  be  2BDd)e  mufe  er  faften.  2(uf  feinem 
©eroanb,  i)a§  einem  3[)Wn^gge»ranb  üf)n(ic^  fein  foQ,  mu§  er  ouf  ber  Sruft 
groei  eingenähte  gelbe  i^reuje  tragen.  '2)al  SSoter  unfer  mu§  er  täglid)  fteben 
Wal  be§  SKorgeng,  ^tijxi  9}ioI  beä  2(benbg  unb  smangig  2KaI  um  SÖiitternac^t 
beten  (Paramo,  De  origine  et  progressu  Oflf.  Inquisitionis,  1.  1,  t.  2.  c.  2). 
9Jac^  einer  33eftimmung  beä  fonjilS  üon  Segierg  im  ^ai^xt  1233  mußten 
biefe  üon  befel^rten  S^e^ern  gu  tragenben  Äreuje  21/2  §onbbreiten  lang  unb 
2  §anbbreiten  breit  fein  (bei  Slorente,  a.  a.  C,  I,  131). 


VI.  D|3fer  ber  ^nquifition.  149 

öemlber  1630  tüurben  ju  <Stt)iiia  aä)t  SJ^enfc^en  öerfirannt;  su 
^orboöa  im  ^a^re  1627  öier.  ^n  ©egentüart  beg  ^ömg§, 
^^ili^l)  IV.,  tüurben  im  Sa^re  1632  gu  ^^abrib  fielen  ^e|er 
berbrannt.  2tm  29.  :i5uni  1654  tmtrben  p  Kuenca  je^n  aJien» 
fd^en  öerBrannt.  9Im  13.  STpril  1660  tourben  ju  ©eüiUa  brei 
aJienfc^en  öerfcrannt  (Storente,  III,  431  ff.). 

^m  Saläre  1680  toieber^olte  fid^  gu  3)iabrib  ha§i  fd§änblirf)c 
©d^aufpiel,  bog  120  ^a^xt  früher  2;oIebo  gegeben  ^atte:  gur 
t^eier  einer  föniglidjen  ^od^jeit  —  ^arl  II.  ^eiratfiete  9D^arie  = 
ßuife  üon  SourBon  —  n^urbe  ein  2tuto  ha  ge  beranftaltet,  6ei 
bem  19  ^e|er  üerBrannt  würben  (Storente,  IV,  3). 

2öäl)renb  ber  ^afjre  1700—1746  njurben  1564  3J?enfc^en  burt^ 
bie  ^nquifition  berbrannt  unb  14,076  ^erfoncn  bon  i^r  beftraft 
(ölorente,  IV,  31). 

UeBer  biefe  Ie|te  blutige  Qdt  ber  f|)amfc|en  Snquifition  unter* 
rid^tet  un§  in  trocfener,  aber  einbringlid^er  (B'pxad)t  ein  ©ammel* 
banb  ber  Ä\  Söibliot^e!  ju  ©erlin  (Qt.  9548),  ber  bie  ^rotofoüe 
fpanif^er  STutog  ha  ge  ou§  htn  Solaren  1721—1745  entl)ält. 
©inige  biefer  2(uto§  laffe  t^  folgen: 

Stuto  ba  ge  ju  ^am^eluna  bom  18.  Tlai  1721:  1  SO^ann  unb 
brei  grauen  föurben  lebenbig,  2  SOJänner  unb  3  grauen  lüurben  ia 
effigie  aU  unaufrid^tige  3uben-©|riften  berbronnt.  5luto  ha  ge  gu 
©ranabo  bom  30.  S'ZDbember  1721:  ein  Tlann  unb  5e[)n  grauen 
tt)urben  aU  unaufrichtige  Suben=®f|riften  berbrannt.  SSeitere  37 
9}^enfc§en  iburben  ju  ÖJaleeren--  unb  ^er!erftrafen  berurt^eitt.  Sluto 
ha  ge  gu  ©ebiUa  bom  14.  SDegember  1721:  1  Tlann  unb  1  grau 
tüurben  in  effigie  berbrannt;  bon  fünf  berftorbenen  Subeu'-Sfirtften 
Würben  bie  ©ebeine  ausgegraben  unb  fie  felbft  in  effigie  ber« 
brannt.  @§  l^ei^t  bort  gteid^Iautenb :  »fueron  exhumados  sus 
huessos  y  relaxados  con  sua  Estatua«.  2(uto  ha  ge  ju  ^am- 
:|3eluna  bom  22.  gebruar  1722:  ^a^^reid^e  Werben  ju  ewigem 
Werfer  berurtl^eilt,  i()re  SSermögen  werben  befd^Iagna^mt.  Sluto 
ba  ge  5U  ©ebiüa  bom  4.  gebruar  1722:  breiäefin  ^erfonen 
Werben  ju  berfd^iebenen  ©trafen  (ewiger  Werfer,  ©aleere)  berurt^eilt. 
Sluto  ba  ge  5U  ^otebo  bom  15.  9}Järä  1722:  (Sine  75 jährige 
grau,  aJJaria  bc  ^Ribera,  wirb  lebenbig  berbrannt:  »fue  re- 
laxada  ä  la  Justicia  y  brazo  seglar«.   Qtf)n  SSerftorbene  (3  9)Mnner, 


150  ®rfte§  $8u^.    5ßa|)fttf)um  unb  Snquifition. 

7  i^xamn]  werben  in  effigie  ü erbrannt,  i|re  ©ebeine  werben 
ausgegraben.  Sluto  "oa  ge  p  S!orboüa  öom  2.  5(prU  1722: 
2  9Jlänner  unb  2  grauen  werben  lebenbtg  üerbrannt,  §ur 
großen  ©rbauung  ber  SSoI!»menge:  con  gran  edificacion  de  todo 
el  Pueblo.  5tuto  ha  ge  gu  aJlurcia  üom  7.  Tlai  1722:  38  SßtX'- 
fönen  werben  ju  üerfcEiiebenen  (Strafen  öerurf^eitt.  5(uto  ba  ge  ju 
©uengo  unb  aJiaUorfa  öom  31.  9J?at  unb  29.  ^uni:  23  ^erfonen 
werben  gu  üerfd^iebenen  ©trafen  üerurt^eilt.  Stuto  ha  2fe  äu  (Se= 
üitla  öont  5.  ^uli  1722:  4  9}?änner  Werben  lebenbig,  2  in  effigie 
üerbrannt;  eine  SSerftorBene  wirb  au§gegroben.  Huto^  ba  %z  ju 
SJJurcia  bom  18.  Dftober  1722:  27  ^erfonen  werben  p  ber» 
fd)iebenen  ©trofen  berurtfieilt.  2tuto  ba  ge  §u  ©antiago  bom 
21.  September  1722:  4  ^erfonen  werben  §u  berf(f)i ebenen  ©trafen 
bernrt^eilt.     2(uto  ba  ge  ^u   ©uenga   bom   22.  ^Jiobember  1722: 

I  33knn  unb  2  grauen  werben  in  effigie  berbrannt.  2tuto  bo 
gc  äu  ©ebilta  bom  30.  9Zobember  1722:  2  2JJänner  unb  2  grauen 
werben  guerft  erbroffelt,  bann  berbronnt:  43  ^erfonen  werben 
§u  berfc^iebenen  ©trafen  berurtl^eilt.  Sluto  ba  ge  gu  ölereiia 
bom  30.  ^yiobember  1722:  19  ^erfonen  werben  p  berfc^iebenen 
©trafen  berurt^eilt.  Sluto  ha  ge  §u  ©ranaba  bom  31.  Januar 
1723:  4  Scanner  unb  8  grauen  werben  lebenbig  berbrannt; 
48  ^erfonen  werben  gu  berfci)iebenen  ©trafen  berurt^eilt.  S)en 
©d^Iu^  be§  ißrotofoHS  bilbet  ein  ad^t  ©eiten  langes  Soblieb  auf 
bieS  3Iuto,  bei  bem  12  9JJenfcl^en  gemorbet  würben.  ®ie  erfte 
©trop^^e  lautet:  Canto  la  exaltacion,  el  triunfo  canto  /  De  la 
firme  Catholica  Fe  nuestra  /  Que  contra  ingratos  perfidos  Hereges/ 
Consigniö  victoriosa  en  Lliberia.  Qu  ber  21.  ©tropl^e  Wirb  be» 
fungen,  wie  „ha^  fidjtbare  irbifd)e  geuer  bie  Seiber  ber  ^e^er  in 
3If(f)e  auflöft" :  el  incendio  temporal  visibile,  que  resuelve  sus 
cuerpos  en  pavesas.  2(uto  ba  ge  gu  S3arceIona  bom  31.  Januar, 
§u  ©uenga  bom  21.  gebruar,  gu  2;otebo  bom  24.  gebruar  1723: 

II  ^erfonen  Werben  ju  berfd^iebenen  ©trafen  berurtt)etlt.  Sluto  ha  ge 
5U  SSalencia  bom  24.  gebruar  1723:  ein  9JJann  unb  eine  grau 
werben  lebenbig  berbrannt.  2(uto  ba  ge  ju  9J?urcia  bom 
13.  Tlai  1723:  ein  SD^ann  Wirb  lebenbig  berbrannt.  S(uto 
ba  ge  ju  ©ebillo  am  6.  S«ni  1723:  ein  9JJann  unb  eine  grau 
werben  lebenbig  berbronnt.     Sluto  ha  ge  ^u  ^orboba  bom 


VI.  Dpfer  ber  ^nt^uifitton.  151 

13.  ^uni  1723:  6  9}^änner  toerben  le&enbig  öerfirannt;  glnei 
Sßerftorfiene  treiben  ausgegraben.  5(uto  ba  ^^e  ju  SIerna  üom 
26.  ^ult  1723:  eine  grau  tüirb  leBenbig  üerBronnt.  2(uto  ba 
%t  äu  SToIebo  üom  28.  Oftober  1723:  ein  ÜJJann  tuirb  tebenbig 
öerbrannt.  2(uto  i^a  i^t  ju  9)labrib  üom  12.  Tläx^  1724: 
§h)ei  9}Hnner  unb  jtüei  Si^auen  werben  tebenbig  üerbrannt. 
Sluto  \)a  ge  5U  Äorbooa  üom  23.  5(pril  1724:  brei  9)Mnner  unb 
eine  grau  lt)erben  lebenbig  üerbronnt.  Sluto  "oa  ge  §u  @e- 
üilla  üom  11.  S"ni  1724:  ein  aj?ann  föirb  tebenbig  üerbrannt. 
5(uto  ba  ge  ju  ©eüitta  üom  25.  ^uni  1724:  ein  SOiann  unb 
üier  grauen  n^erben  tebenbig,  15  ^erfonen  werben  in  effigie 
üerbrannt.  2(uto  ba  ge  ^u  Suenga  üom  23.  S«K  1724:  brei 
Scanner  unb  brei  grauen  werben  tebenbig  üerbronnt.  2(uto 
ta  ge  ju  SJiurcia  üom  30.  9?oüember  1724:  ein  SO^ann  unb  eine 
grau  werben  tebenbig  üerbrannt.  Sluto  ba  ge  ju  ©uen^a 
üom  14.  Januar  1725:  jwei  grouen  werben  tebenbig  üerbrannt. 
Stuto  "Da  ge  äU  2:otebo  üom  4.  ^uli  1725:  ein  9JJann  Wirb 
tebenbig  üerbrannt.  2tuto  ha  ge  ju  ©eüilta  üom  30.  ^o-- 
üember  1725:  ein  9)?ann  unb  jwei  grauen  werben  tebenbig  üer» 
brannt.  5luto  ba  ge  §u  ©ranaba  üom  16.  S^ejember  1725: 
eine  grau  wirb  tebenbig  üerbrannt.  Sluto  ha  ge  ju  SSotta- 
botib  üom  13.  ^uni  1745:  ein  'SJlann  Würbe  tebenbig  üer» 
brannt. 

(Sin  2lugen§euge  fd^itbert  ein  Stuto  ba  ge  §u  @oa  üom  16.  Ja- 
nuar 1676:  ©in  'SRann  unb  eine  grau  würben  at§  rücffätlige  ^e^er 
bem  wettlid^en  3trm  übergeben;  bie  93itber  üon  üier  $8er[torbenen 
würben  mit  i^ren  ausgegrabenen  ©ebeinen,  bie  in  ^oljüften  ge> 
fammett  waren,  üerbrannt.  Sei  ber  2tu»tieferung  ber  'tRüd'- 
fötligen  würbe  üom  ^äpfttic^en  ^nquifitor  üertünbet:  ha  bie  ^n» 
quifition  feine  ®nobe  Watten  taffen  fonne  Wegen  ber  ©rö^e  be§ 
SSerbrei^en»,  fo  würben  fie  bem  Wettticfien  5(rm  überliefert,  mit 
ber  93itte,  ©arm^er^igfeit  an  it)nen  ju  üben  unb  if)r  $8tut  nid^t  ju 
üergie^en.  SDonn  Würbe  bo§  auf  bem  f(f)War§  üert)ängten  Stitar 
aufgeftettte  ^rujifij:  mit  bem  JRücfen  gegen  bie  2(u§getieferten  gebre^t, 
5um  ^eic^en,  ha^  bie  ßird^e  niifitS  me^r  mit  itjuen  ju  tf)un  l^abe. 
S)er  Snquifitor  gab  i^nen  —  ha§  S^mbot  ber  2Iu§tieferung  — 
einen   teic^ten  8toJ3  auf  bie  S3ruft,  unb  bie    Wetttic^en   ^Beamten 


152  ©rftel  S3uc^.    ^apfttf)um  unb  S"quifition. 

legten  ©anb  an  fic.  ^n  furjer  Entfernung  öom  Drte  bcr  Slu§= 
lieferung  lüarcn  bie  Sc|eiter(}aufen  errii^tet.  S)er  Weltüi^e  3fli(^ter 
ftettt  an  bie  llnglücf liefen  bie  i^roge,  in  lüelcficr  Steligion  fie  fterben 
motten;  antttiorten  fie:  in  ber  fat^olifc^en,  fo  toerben  fie  guerft 
erbroffelt  unb  bann  auf  bie  @(i)eiter^aufen  getüorfen:  antworten 
fie:  in  ber  fe|erifd^en,  fo  lüerben  fie  lebenbig  ben  i^Iammen  üt)er= 
geben.  SIbbilbungen  ber  ^Verbrannten  ft)erben  om  Xage  nac|  bem 
2tuto  ta  ge  in  ber  jiliDminifanerfirc^e  aufgefangen  mit  bcr  Unter» 
fd)rift:  üerbrannt  at§  fjartnädiger  ober  rüdfätliger  ^e|er  (Relation 
de  rinquisition  de  Goa,  Paris  1688,  S.  165  ff.). 

SSon  ?5ranfreid^  au§  brang  ber  ©eift  ber  STufflärung  unb  SJfenfc^* 
lic^feit  —  haSf  ^apftt^um  nannte  t()n  ben  ©eift  ber  ®ottIofig!eit 
—  auc^  in  Spanien  ein  unb  übte  naä)  unb  nad^  feine  3Birfung. 
SSom  3itji-"e  I^-IB  bi§  §um  ^aljre  1759  tt)urben  nur  .!)  je^n 
9}Jenfd)en  öon  ber  ^nquifition  öerbrannt;  äföift^en  1760  unb 
1774  »urben  nur  (!)  äföei  2}?enfd)en  üerbrannt;  jttjifc^en  1775 
unb  1783  ipurben  gteidjfatl»  nur  (!)  giüei  9)ienfct)en  öerbrannt. 
2)a§  le^te  jTobeSurt^eit  föurbe  üon  ber  ^nquifition  öon  (Sara= 
goffa  int  ^aijx^  1802  über  ben  Pfarrer  üon  G§co  gefäüt,  aber 
nid^t  üoßftredt,  "Da  ber  ©ro^inquifitor,  ^on  3^amon  Sofep^  be 
Strce,  Grjbifc^of  üon  S8urgo§  unb  ^atriarc^  üon  ^nbien,  menfc^-- 
üd^  unb  (|riftIidE)  genug  war,  bie  S3eftätigung  gu  üerfagen  (ßlorente, 
IV,  51.  27i;j 

SSierl^unbert  ^a^re  tiatte  bie  93?enf(f)ücE)feit  gebrauct)t,  um  ba§ 
„S^riftent^um"  be§  „apoftolifd^en  ©ro^inquifitor"  Xorquemaba, 
ber  innerfialb  17  ^aljren  gtüeitaufenb  ^e|er  üerbrennen  lie^,  um- 
gugeftalten  in  ba§  G^riftent^um  be§  Sofep^  be  SIrce,  ber  bie 
Seftätigung  eine»  2;obe»urt{)eiI§  üermeigerte. 

Snnerfjalb  biefer  üier^unbert  ^a^xt  finb  üon  ber  f|}anifd^en 
^nquifition    im    9Zamen    ©otte§    unb    be§  (II)riftentt)um§    einunb» 

1  Unb  biefen  2;f)atiocf)en  gegenüber  fc^reibt  §efele:  „2:er  römifc^e  Stu^l 
ftef)t  in  ber  @efcf)ic^te  ber  fpanijdjen  Qnquifitton  ftirflic^  ef)renf)aft  unb  all 
ein  93eid)üßer  ber  33erfoIgten  ba,  waä  er  gu  allen  Qtikn  gewefen  ift"  (Sar= 
binal  SimeneS,  ©.318:1  Slllerbtngg  nai^bem  berfelbe  öefele  biefen  „Sc^uB" 
an  ber  eigenen  ^erfon  fennen  gelernt  Ijatte,  icf)rieb  er  am  3.  ^ejember  1870: 
„Q§  fel^It  föa'^rlid)  nic^t  am  SSillen  ber  §ierarcf)ie,  menn  nidit 
im  19.  3al)r^unbert  «lieber  <2cE)eiterf;aufen  erricf)tet  ttierben." 
(Schulte,  5(Itfatf)oaäiämug,  ©.  225;. 


VI.  Opfer  ber  ^nquifition.  153 

brei^igtaufenb  neunl^unbertunbjtüölf  9}ienfc|en  lebenbig  unb  fieb- 
je^ntaufenb  [ec^yfjunbert  neununbfünfjig  bitblid)  üerbrannt  tüorben. 
^lüeifjunberteinunbneunjigtaufenb  üierf^unbertunbfünfjtg  aJZenjc^en 
tDurben  tpäfjrenb  biefe§  Zeitraumes  üon  ber  .^nquijition  mit  t)er= 
fc^iebenen  Strafen,  tote  lebenSlänglid^e  ober  jafirelange  (Sinferferung, 
©ateerenbienft,  ©ei^elimg,  $8ermögenlbefc^Iagnat)me  u.  f.  tu.  belegt. 

5^ie  Qa^i  ber  Opfer  ber  fpanifdjen  ^nquifition  beläuft  fid^  alfo 
auf  brei^unberteinunbüterjigtaufenb  unb  einunb§tüan§ig! 

2Ba§  biefe  ^^^I^ei^  entfialten  an  Seibe§=  unb  ©eelenqualen,  an 
SJernidjtiing  menfc{)li(i)en  ©lücfe»,  an  ^ei^^eißi^iiS  tion  t^amilien^ 
banben,  an  ^^^^[törung  üaterlänbif(f)eu  2So:^Iftanbe§,  ift  unauS« 
benfbar.  S)a§  menfd^Iid^e  ©lenb,  bic  menfcfilii^e  SSer§it)eifeIung, 
ber  menfd^Iid^e  Jammer,  bie  ^ier  üor  un§  fielen,  finb  riefengro^. 

Saffe  man  bie  stammen  aller  in  biefen  öier^unbert  ^a^ren  ent-- 
günbeten  ©d^eiterl^aufen  jufammenfc^Iagen,  laffe  mon  ta§  Slut  ber 
l^ingemorbeten  Sfiriftenmenf^en  jufammenffie^en:  ein  9^eer  üon 
geuer,  ein  2}?eer  üon  Slut  h)ürbe  entfte^en.  Unb  au0  biefem 
ajleere  Jüürben  auffteigen,  fcfiredlid^er  aU  ba§  Reuten  be§  gewat* 
tigften  @tnrmtt)inbe§,  bie  (Sd^merjengfc^reie  ber  Gefolterten,  ba§ 
!Iobe§rö(^eIn  ber  ©emorbeten,  haS  SBe^flagen  bor  SBlttüen  unb 
Söaifen! 

S33o  ift  bie  ®tnbilbung§!raft,  bie  ba§  Silb  fol^er  ©direcfniffe, 
autf)  nur  annäf)ernb  ber  S£)atfäd}Iid)!eit  entfpred^enb,  §u  fd^ilbern 
ober  SU  seidenen  üermödite! 

2Ber  e§  aber  üermag,  mu^  unter  bie§  83ilb  hk  SBorte  be§ 
„(Stattl)a(ter§  S^rifti",  be§  ^apfte»  ©igtuS  V.  fe^en,  bie  er  au§= 
^pvad)  in  feiner  SSuKe  Immensa  Dei  üom  22.  Januar  1588:  „®§ 
ift  unfere  2(bfic^t,  ba^  in  ber  t)eitigen  ^nquifition  ber  fpa» 
jiifdien  Sönber,  bie  burd)  bie  SSolImadit  be§  päpftlic^en  @tu^Ie§ 
eingefe^t  njorben  ift,  unb  burc^  bie  toir  auf  bem  5Ider  be§ 
^errn  täglid)  reic^Iid^e  grüc^te  jeitigen  fe^en,  ol^ne  unfer 
ober  unferer  S^adifolger  SBiffen  nic§t§  geänbert  föerbe"  (Magn.  Bnllar. 
Rom.  Ed.  Cherubini  II,  668;  ügid).  oben  @.  73). 

Slber  neben  ben  SBorten  feine§  „©tatt^ alters"  muffen  S^riftt 
SSorte  fielen:  „3tn  if)ren  f^i^üditen  »erbet  il)r  fie  erfennen." 

2)er  apoftolifcbe  ©ro^inquifitor  ber  fpantfc^en  S^'^iiifition  l^ot 
fk^,    tt)ie   njir   gefeJien  fjaben,   innerl^alb  400  S^^^en  gelüanbett, 


154  ^^\i^^  S3uci).    5ßa<3[tt^um  unb  Snquifition. 

feine  ^anb  tnurbe  naä)  unb  nad^  rein  öom  SBIute  ermorbeter 
ß^^riften.  §at  jici)  aber  9tom,  bal  9lom,  üon  bem  ber  ®ro^» 
inquifttor  feine  SSoUmac^ten  erhielt,  gettanbelt? 

©§  ift  ber  28.  ^^ebruar  1484.  ^m  ^nquifitionggebäube  üon 
^orboüa  ift  foeben  ein  Urtl^eil  öerÜinbet  lüorben:  „S3ruber  Ttav-- 
tin  dafo  öom  Drben  be§  1)1.  gran^iSfug  unb  ber  f)I.  S^^eologie 
SJJagifter;  Dr.  ^eter  SOJartincä  be  Sarrio;  ber  S3accalaureu0 
Stnton  9lut5  be  9KoraIe§,  :^ieftger  ^ird^e  ^anont!u§;  ber  Sicen« 
tiat  Sodann  ©uttierej  be  Ia§  SanaS;  ber  ^err  So^ej  be 
©antoüat;  ber  §err  i^xan^  be  SSalenjueta,  ©r^biafon  bon 
^orboüa;  ber  §err  ^eter  ©onjales  be  ^oge»,  Santor;  Simon 
Soi^eg  be  SSalcnäuelo  unb  SlIo^fiu§  aJienbej  be  SJ^oraleä, 
Som^err  mit  üielen  onberen  ^lerifern  unb  SSeneficiaten  ber  ®om= 
ftrrf)e  üon  ßorboca 

unb 
ber  ^err  ©arcia  f^ernanbeg  be  SD^anrique,  fHaif^  be§  S'önigg  unb 
ber  Königin,    unferer  §erren,    unb  Dberrid^ter  biefer  ©tabt,  mit 
öieten  anberen  Siittern 

unb 
ber  S3accaIoureu§  ^etru§   be  la  (^uha,  $ßorfte{)er  be§  @eric§t§' 
f)ofe§,  unb  ber  f)0(f)iDürbigfte  §err  9toberic£)  be  ©oria,  S3if(f)of 
öon  9)Jataga. 

Sitte  biefe  n)aren  bereinigt,  um  ju  erflären,  ha'iß  ber  @c^a|-- 
meifter  f)ie|'iger  Xonitirrfie,  ber  ^riefter  ^eter  f^ernonbeä  be 
Sticaubete,  !e|erif(i)  bem  3iibenti)ume  juneige  (haereticus  judai- 
zans),  unb  gu  üeranlaffen,  ta^  ber  ©enannte  öom  SSifd^of  ber 
Ürd^Iic^en  2Bei|en  entfleibet  inerbe.  S)arauf  festen  fid^  hk  genannten 
Ferren  ^atre»  Snquifitoren  jum  Urt^eilSfprucf) . .  .  unb  öerfünbeten, 
ba^  ber  genannte  ^eter  be  Sllcaubete  aU  rücEföttiger  ^e^er 
überführt  fei,  unb  fie  übergaben  unb  überliefen  i^n  bem  Weltlicfien 
2Irm,  unb  ber  anföefenbe  Dberrid^ter  na^m  tt)n  in  (Smpfang,  um 
i^n  nad^  ben  göttlidEien  unb  menfd^Iic^en  ©efefeen  bie  S^obeSftrafe 
erleiben  5U  laffen.  2)er  Dberrid^ter  ertlärte:  ^d^  nef)men  i|n  in 
meine  ©eföalt .  .  .  unb  idf)  bernrtf)eile  i^n  gum  Stöbe  burd^  ba§ 
Seuer;  er  fott  ju  Slfd^e  öerbrannt  unb  feine  @üter  befc^Iag- 
nal^mt  Serben.  Unb  id^  befef)Ie  htm  2Inbrea§  ^aIacio§,  bem  Süttel 
biefer  ©tabt,  ba'<^  er  biefen  Urt|eit§fprudE)  ou§füI)re :  ber  SBerurtI) eilte 


VI.  Dpfer  ber  Snciutfition.  155 

fott  auf  einem  @fel  reiten  mit  einem  ©trief  um  ben  ^aU,  unb  mit 
getiunbenen  ^änben  foü  er  leBenbig  öerbrannt  werben  on  bem 
%i)OXt,  ta^  ta§  untere  ^ei^t"  (Boletin  de  la  Real  Academia  de 
la  Historia,  Madrid,  t.  V,  fasc.  6). 

®ie§  93Iuturt^eiI,  gefaßt  üor  bierl^unbert  Sauren,  finbet  fic^ 
im  Januar  1895  aBgebrucft  in  einer  ultramontanen,  in  $Rom  er^ 
fd^einenben  t^eotogifd^=^oIitifd^en  9Konot§f(^rift,  bie  geleitet  loirb 
üon  einem  „§au§|3rälaten  ©einer  §eiligfeit  be§  ^a^fteS  Seo  XIIL", 
bem  ^riefter  gelii-Sabene;  beren  2:itelblatt  ha^^  SSap^en  2eo  XIII. 
trägt  mit  ber  Umfc^rift:  „Tibi  Petrus  ibi  Ecclesia,  rvo  ^etru§,  ha 
ift  bie  ^irc^e."  2)ie  ^eitfc^rift  tiei^t:  Analecta  ecclesiastica, 
Revue  Romaine. 

Unb  ift  etn)a  bie§  Urt^eil,  ba§  bem  (firiftlicfien  Spanten  §ur 
©ctianbe  gereicfit,  in  ber  :|3ä|)ftli(^en  Revue  Romaine  mipiUigt, 
ober  nur  aU  gef(f)id^tlic^e§  ©d^riftftüd  üeröffentlid)t? 

Stil  SInttrort  laffe  icE)  bie  @ä|e  folgen,  bie  bem  SBortlaut  bei 
abgebrucften  Urt^eiB  unmittelbar  ongefügt  finb:  „©emi^  h)irb  t§ 
unter  ben  ©ö^nen  ber  ginfterni^  manche  geben,  bie,  menn  fie  bie§ 
Urtl^eit  lefen,  mit  rottenben  Slugen,  aufgebläf)ten  S3aden  unb  er» 
loeiterten  S'^afenlöc^ern  (torvis  ociilis,  crepantibus  buccis,  dilatatisque 
naribus)  gegen  bie  fogenannte  Unbutbfom!eit  be§  3JlitteIoIter§  Iog= 
gießen.  S)en  Untüertf)  fold^  bummen  ®efc^tt)ä^e§  brauchen  tüir 
unferen  öefern  nic|t  flar  ju  machen  .  .  .  Wlit  bollem  S^tec^t  Tjaben 
bal  fir(f)Iid)e  unb  ba§  bürgerüd^e  ®efe^  üereint  gegen  berartige 
@t)!o|3'^anten  [gemeint  ift  ber  üerbrannte  Se^er]  gefäm^ft,  bamit 
bie  ©d^af^eerbe  nic^t  bermüftct  merbe  burc^  SBöIfe  im  ©d^aflfett. 
SBöIfe  f ollen  bei  ben  SBöIfen  bleiben;  !ommen  fie  aber,  angetan 
mit  ©c^aflfellen,  um  bie  Sämmer  gu  §errei^en,  bann  fotlen  fie 
mit  Seuer  unb  ©d^lüert  ou§  bem  ©d^afsftatt  üertrieben  merben  .  .  . 
gern  fei  e§  be§t)alb  öon  un§,  bo^  mir,  nnf(ar  gemocht  burrf)  bie 
S)un!eIE)eit  bei  Siberaülmul,  ber  firf)  in  ha^i  ©eiüanb  ber  ^lug« 
i)eit  Üeibet,  fc^njädjlic^e  ©rünbe  auffucfien,  um  bie  f)eiüge  ^nqui» 
fition  5U  üertl^ eibigen,  gort  mit  ben  SRebenlarten  bon  ber  bamaligen 
3eit,  üon  ber  §ärte  ber  ©itte,  bon  übertriebenem  Eifer,  all  ob 
unfere  Ijeilige  SO^utter,  bie  ^ircfie,  fei  el  in  ©panien,  fei  el  an= 
berimo,  eiitfd^utbigt  inerben  mü^te  megen  ber  S^^aten  ber  l^eiligen 
^nquifition!     ^er  gfüdüdjen  SSadifamfeit  ber  Iieiligen  ^nquifition 


156  (Sx'\tt§  Sud).    ^ap[ttf)um  unb  Snquifitioit. 

tft  ber  religtöfe  griebe  unb  bie  @Iauben§fefttgfeit  juäufd^reifien,  bie 
bo§  fpanif(|e  35oI!  siert.  D  i^r  gesegneten  flammen  ber 
Scheiterhaufen!  Surc^  tnd)  mürben,  nac^  35erti(gung 
n^entger  unb  gang  unb  gar  üerberbter  2)ienf(i)en,  taufenbc 
unb  taufenbe  öon  ©eclen  au§>  'bim<B<i)lntt'bt\>t^^xx^nm^ 
unb  ber  etoigen  SSerbammnif?  gerettet;  burd^  euc^  tft  ouc^ 
bie  bürgerlid^e  ©efeüfc^aft,  gefiltert  gegen  3^^2trad^t 
unb  Sürgerfrieg,  burc^  ^afir^unberte  l^inburd^  glüdlic^ 
unb  unüerfe^rt  er'^alten  luorben!  D  erlaud^te§  unb  e^r» 
tüürbigeg  2(nben!en  X!)Dma§Xorquemaba'§  [biefer  erfte  (Sro^= 
inquifitor  f)at  2000  ^e|er  oerbrennen  laffen":,  ber  burc^  fingen 
©ifer  unb  unerfd^ütterlid^e  ©tanbl^aftigfcit,  lt)äl)renb  er 
bie  Suben  unb  Ungläubigen  nic^t  jur  S^aufe  jlüang,  bie 
(Getauften  burc^  fieilfanten  Sc^recfen,  unter  9J?ittt)irfung 
Beiber  ©en^alten,  üom  Stbfaüe  rui)mrei(|  jurücflielt  unb 
fo  feinem  SSaterlonbe  großem  unb  eblern  2Bof)Iftanb  üer» 
fi^affte,  al§  burd)  bie  5Ingtieberung  ber  inbifrfien  Üteid^e 
i^m  föurbe"  [a.  a.  D.,  1895,  S.  30—32;. 

211] 0  ha§^  gioni  be§  15.  unb  ba§  9lom  be§  19.  Sa^r^unbert§ 
bienen  bem  gleidEien  „(SI)riftentf)um".  2Sa§  früher  innerhalb  bei 
9}?ad^tbereicE)e»  be§  i^äpftlidien  9lom  blutige  SBirtlic^feit  war,  ift 
je^t  blutiger  SBunfd^  belfelben  9lom». 


VII.  3ttqittfttton§urt:^etIe. 

SSerfcf)iebene  UrtJieife  ber  römifcfien  unb  fpanifcfien  ^nquifttion 
finb  fc^on  im  SSortlaut  angefü{)rt  luorben.  ^d)  loffe  nod^  eine 
größere  9^eif)e  üon  Urti)cilen  folgen,  bo  ®eift  unb  SBefen  ber  ^n-- 
quifition  au§  9H(^t§  SInberm  fo  unüerfälfd^t  ^eröorleud^ten  n^ie 
au§  il!)ren  Urtf)eil§fprüd^en. 

^ie  Xominifanerinquifitoren  Sern^arb  üon  dauj  unb  ^o* 
I)ann  öon  <Bt  ^eter  fättten  am  24.  3uni  1246  gu  2;ouIoufe 
foIgenbeS  Urtfjeil  (^arif.  9?ationaIbib(.  mscrpt.  lat.  9992,  bei  Mo- 
linier,  L'inquisition  dans  le  Midi  de  la  France,  Paris  1880, 
@.  61):  „^o^anna  üon  £e§pinaffe  ^t  mit  ^e|ern  üerfelirt, 
l^at  i^re  ^rebigten  angef)ört,  l^at  ^e^er  aufgenommen,  i^nen  Sllmofen 


VII.  Snquifitioniurt^eile.  157 

gegeben  unb  geglaubt,  ha'^  fie  gute  9)Jenfc^eu  feien,  be^^alb 
foH  fie  eingefd^Ioffen  lüerben  in  bem  Sllofter  Se§pinaffe  in  ein  obge« 
fonberte§  (5Jema(i),  bamit  nic^t  SInbere  ju  i(jr  fönnen.  S)ie  Seben^mittel 
fotten  it)r  üon  au^en  gereicht  lüerben"  (a.  a.  D.).  '^w  einem  Urt^eil 
öom  28.  Januar  1300  l^ei^t  e§:  „@ic  [e§  ^anbelt  fid^  um  ad^t 
^erfonen]  roerben  berurtl}eilt  gu  enjigem  Werfer  ftrengfter  §aft, 
tüo  i^nen  aU  ©peife  bal  örob  be»  ©d^meräcS  unb  aB  Iran!  bal 
SSaffer  ber  %xüh\al,  in  eifernen  Sanben  unb  Letten,  gereicht  lüerben 
foH:  ad  perpetuum  carcerem  stricti  muri,  ubi  panis  doloris  in 
cibum,  et  aqua  tribulationis  in  potum,  in  vinculis  et  cathenis 
ferreis,  solummodo  ministrentur"  (Collect.  Doat,  t.  35,  f'-^  70  B — 73). 
„SBir  Vorüber  §kcufio,  ^^i^onjiSfaner,  burdE)  apoftolifd^e  SSotl' 
mad^t  Snquifitor  ber  ^e^erei  in  ^o§fana,  mad^en  aüen  guten 
©firiften  funb,  ha^  wir  mit  bem  SImt  eineä  Snquifitor§  beauftragt 
finb:  burc^  bo§  ijffentlic^e  ©erüd^t  (fama)  ober  beffer  burc^  bie 
öffentliche  ©c^anbe  (infamia)  fam  ju  unferen  D^ren,  ba^  SD^eifter 
©eccD  üon  2i§foU  in  ber  @tabt  gloreng  üiele  ^e^ereien  üer< 
breitet  §at  .  .  .  Unter  5lnrufung  ber  @nabe  be§  %  ®eifte§  .  .  . 
üer!ünben  loir,  ba^  ber  genannte  ©ecco  in  bie  ^e|erei  gefallen  ift, 
obn)o^I  er  gefd^nioren  Iiatte,  nic^t  in  fie  ju  fallen,  unb  be§l)atb  fott 
er  übergeben  unb  überliefert  loerben  bem  föeltlic^en  ©eric^t,  toie 
mir  i^n  übergeben  bem  ebelu  §errn  Safobo  ba  S3relcia,  ^erjog^ 
lid^em  S^ifar  öon  glorenj,  um  ben  genannten  ßecco  mit  ber  ge* 
bül^renben  Strafe  gu  beftrafen.  ®iefe§  Urt^eit  würbe  gefällt  burc^ 
ben  genannten  ^nquifitor,  ber  ju  ©erid^t  fa^  im  S^ore  ber  ^^ran-- 
giSfanerfird^e  ju  f^Iorenj,  in  @egentt)art  be§  ^errn  ^afobo,  ber 
ben  genannten  Secco  in  ©m^fang  naf)m  üor  üielem  tierfammeltem 
SSoItc  im  Satire  ber  9J?enfd^tt)erbung  unfereS  |)errn  1327  am 
15.  September.  Unb  am  gleictien  2^age  brad^te  ber  genannte  |)err 
SSüar  ofjue  jebe  ^ögerung  ben  genannten  ©ecco  §um  Drte  ber 
@ered£)tig!eit  unb  Iie§  it)n  bort  langfam  ü  er  brennen  (abbruciare) 
öor  üielem  SSoIf,  luie  el  feine  ©ünben  oerbient  l^atten,  unb  jum 
abfd^recEenben  $8eifpiel  für  aße  5Inberen  .  .  .  ®ie  ^ird^e  tianbett 
nid^t  blinblingg,  fonbern  üerfügt  gerecE)t"  (Biblioth.  Ma- 
gliabech.  cod.  459:  SDöttinger,  Beiträge  gur  ©eftengefd^id^te  be§ 
2KitteIaIter§.  SJJündjen  1890.  II,  585  ff.;  Lea,  A  history  of  the 
Inquisition  III,  655). 


158  ©rfteä  58uc^.    ^ap[tt^unt  unb  ^nquifition. 

©ine  öefonbere  S3ebeutung  Beanfpruc^en  bie  unter  bem  9^amen 
Liber  sententiarum  luquisitionis  Tholosanae  gefammelten 
Urt^eile  be§  Berühmten  Snquifitorg  93ernf)arb  ®uibont§,  beg 
SSerfafferS  ber  Practica  iß.  33  ff.).  ^i)xz  S3ebeutung  liegt  nic^t  fo 
fe^r  im  ^n\)alt  —  ber  jid^  mit  bem  Sn§alt  anberer  Urt£)eile  mef)r 
ober  tüeniger  bedt  — ,  o(§  barin,  bo^  au§  i^nen  ein  nat)e§u  öoll^ 
ftänbigeg  93i(b  ber  regelmäßigen  SI)ätigfeit  eine§  ^ä^ftlic^en 
3nquifitor§  gewonnen  n)irb.  ©in  ^nquifitor  f)at  »ö^renb  20 
Soi)ren  in  einem  Sanbftrid;  fo  getoirft!  Tlan  fc^Iiefie  barou§  auf 
bie  SBirffamfeit  ber  üielen  I)unbert  ^nquifitoren  toö^renb  mehrerer 
Sa^r{)unberte  in  atten  Säubern.  ®ie  Urtfieite  umfaffen  bie  ^al^re 
1307—1327.  Simbor^  ^t  fie  aU  Sln^ang  ju  feiner  „®efc^ict)te 
ber  ^nquifition"  (Historia  Inquisitionis,  Amstelod.  1702)  erft- 
malig  herausgegeben;  i^m  lagen  bie  Urfc^rifteu  öor.  Ueier  i^re 
(S(i)t^eit  befte[)t  fein  Bt^eifel;  fie  füllen  uief)rere  fjunbert  goliofeiten. 
9^ur  upenige  üon  i^nen  !önnen  l^ier  ^la^  finben. 

„^m  ^a^re  be§  §errn  1307  am  2.  9JJär§,  am  erften  (Sonntag 
ber  i^aftengeit  föurbe  in  ber  ®omfirc^e  be§  ^I.  ©tepJian  gu  Stou= 
loufe  bie  erfte  ®Iauben§|)rebigt  geljatten  burtf)  ben  93ruber  93ern- 
l^arb  ©uiboniS,  ^nquifitor  öon  Xouloufe,  in  @egentt)art  ber 
©onfuln,  üon  benen  er  fid^  ben  (Sib  leiften  ließ: 

„SBir  §ugo  ©erotbi,  ©oftor  ber  9ied)te  unb  Krieger  unfere§ 
|)errn,  be§  ^önig§  bon  granfreid^,  ©tatttialter  öon  S^ouloufe;  unb 
Söo,  9tic^ter  unfereS  ^önig§  ju  ^outoufe  .  .  .  fd^föören  Bei  biefen 
f)eiligen  ©oangelien  ®otte§,  ba§  tuir  ben  ©lauBen  unfereS  §errn 
Sefu  ©^rifti  unb  ber  l^eiligen  römifd^en  ^iro^e  f)alten  unb  I)alten 
laffen  ioerben  unb  ha^  ujir  i[)n  nadE)  Gräften  gegen  5(C(e  öert^ei* 
bigen  werben;  ferner,  i}a^  tüir  bie  ^e|er  unb  i{)re  58egünftiger, 
tro  immer  h)ir  fönnen,  üerfolgen  unb  ergreifen  unb  ergreifen  laffen 
Werben  unb  ba^  h)ir  fie  ber  ^ird^e  unb  ben  ^nquifitoren  anseigen 
werben,  wenn  wir  erfahren  l^aBen,  wo  fie  finb;  ha'^  wir  foli^en 
peftiten^iaüfdEien  (pestiferis)  SJJenfd^en  feine  öffentlichen  Slemter 
übertragen  werben,  oud^  nicfit  ben  ber  ^e^erei  SSerbäd^tigen ;  einen 
@oId)en  werben  wir  anä)  nid^t  in  unfere  gamitie  ober  in  unfern 
SDienft  aufnehmen;  fotlte  bie§  bennod^  auy  Unwiffenfieit  gefcfie^en 
fein,  fo  werben  wir  einen  (Solchen,  foBalb  wir  e§  erfal)ren  f)aBen, 
öerjagen.     Unb  in  biefem  bitten  unb  in  2(nberm,  Wa§  jur  Snqui= 


VII.  3nquifition§urtt)eiIe.  159 

fition  geljört,  roerben  tuir  ge^orfam  fein  65ott,  ber  römifc^en  ^irc^e 
unb  ben  ^nquifitoren.  ©o  tüat)r  un§  @ott  ^elfe  unb  feine  fieiligen 
©üangelien." 

Urtljeil  gegen  bie  rücffäüigen  ^e^er  ^ontiu§  Stmeliul  be 
©arba  unb  ^f)ilippa  be  Siunicio,  {S[)efrau  be§  9loimunb 
SD^aureüi:  „Sßir  S3ruber  Sern^arb  (Suiboni§  au§  bem  ^rebiger= 
orben,  Snquifitor  ber  fel^erifd^en  S3o§:^eit  burd§  apoftolifc^e  35DtIma(^t 
für  ha§  ^önigreidö  granfreid^  . .  .  ferner  ^aben  bie  5{ngef(agten 
geglaubt,  ba^  bie  S^e^er  gute  unb  föafirfiafttge  9}?enfc^en 
feien,  ba^  fie  in  gutem  ©lauben  leben,  unb  ha'^  ber  ^enfd)  in 
il^rer  Sefte  gerettet  inerben  fönne  .  .  .  SSir,  ©ott,  bie  D^ein^eit 
be»  Glaubens  unb  bie  ^eiligen  ©oangelien  ®otte§  öor  2(ugen  i^a- 
benb  .  .  .  erflären  bie  genannten  ^ontiuS  SlmeliuS  unb  ^^ilippa 
be  Xunicio  für  rüdfäHige  lieber  unb  mx  überlaffen  fie  bem  lüett-- 
li^en  5(rm." 

Urt^eit  gegen  jnjei  üerftorbene  ^e^er:  „2Bir,  ber  oben 
genannte  ^nquifitor  .  .  .,  bie  ^eiligen  Güangelien  ®otte§  bor  Stugen 
fiabenb  erflören:  9ii!arba,  ©^efrau  be§  2BiI|eIm  S^ominici  be 
83orno,  fei  at§  2(nl}ängerin  ber  ^e|er  geftorben,  ebenfo  Sßil^elm 
Sfarni,  unb  mix  fprec^en  ba§  Urt^eit:  §um  ^eii^ien  be§  SSer« 
berbenS  follen  bie  ©ebeine  Beiber,  wenn  fie  üon  ben  ©ebeinen 
ber  ©laubigen  nod^  unterfct)ieben  Werben  !önnen,  aulgegraben 
unb  au^er{)alb  bei  griebf)ofe0  ü erbrannt  werben,  ©benfo  foIIen 
bie  Käufer  ber  3^i!arba  unb  be§  SBilfielm  üon  ©runb  aul  jer- 
ftört  werben;  wie  fie  ein  ©djiupfwinfel  für  "Ireulofe  waren,  fo 
follen  fie  werben  ein  Drt  be§  @c^mu|e§  unb  ein  Crt  bei  ^oii)t§ 
unb  ®eftan!e§:  sie  fiat  locus  sordium  et  cedat  in  locum  sterquilinii 
et  fetoris"  [®a§  ift  bie  in  allen  ^nquifitionäurt^eilen  wieberfe^renbe 
iJormei  für  ^öuferjerftörungen;  ügld^.  oben  S.  48  ff.]. 

Urttieil  gegen  ©tcpl^ana  be  5ßroaubo  "Dit  ^e^erin, 
bie  fid)  nicEit  be!ef)ren  Wollte:  „2Bir,  ber  oben  genannte  ^nqui-- 
fitor.  SSeit  e§  un§  burd)  beine  eigenen  fd^änblidjen  Sefjauptungen 
offenbar  geworben  ift,  ba§  bu,  ©tepfiana  be  ^roaubo,  bie  un-- 
erträglichen  unb  fd^änbtic^en  ^ntpmer  ber  ^e|er  feft^ättft  .  .  .  ., 
ht^^aib  .  .  .  bamit  iiu  nid)t  aU  reubigel  @d)af  bie  gefunben 
(Sd^afe  ber  beerbe  be»  |)errn  anftedft,  @ott  üor  5(ugen  ^benb 
unb  feine  tieiligen  ©öangelien,  erflären  wir  bid^  für  eine  ^e|erin 


160  ®r[teg  58ucf).    $ap[tt^um  unb  ^nquifttion. 

unb  überliefern  bic^  al§  folcfie  beut  treltüdien  Strm.  5Il!§  bie  ge= 
nannte  ©tepfjano  fol§,  ha^  bie  ^obe§ftrafe  burcE)  ba§  geuer 
tf)r  beüorftanb,  fagte  fie  am  folgenben  Xage,  einem  9)^ontag, 
ftc  wolle  äum  !at^oIij(f)en  ©lauben  unb  jur  ürcfilidien  ©intieit 
3urürf!et)ren  ....  ®§  njurbe  befi^toffen,  ba^  fie  in  ben  Werfer 
§urücfgebrad^t  n^erbe,  um  ju  ergrünben,  ob  if)re  S3e!e^rung  ed^t 
ober  t)orgebIi(^  fei  ...  .  ©aS  9Serbammung§urt^eiI  fottte  in  nirf)t§ 
geänbert  werben,  fonbern  follte  in  ^raft  bleiben,  au^er  e§  ergebe 
fic^  burd^  flarc  Stnseicfien,  ta^  iJirc  ^efe^rung  ecf)t  fei."  ['äuä) 
in  biefem  Urt^eil  ^aben  Wir  ben  S3ewei§  bofür,  ba^  „bie  5Iu§= 
lieferung  an  ben  weÜIicEien  2lrm"  burd)  bie  ^nquifitoren  t^atföd^  = 
lief)  ein  STobeSurttieil  war.  SDer  ^nquifitor  erfennt  {)ier  felbft 
an,  ha'^  burd)  fein  Urt^cil  ber  (S>ttpl)ana  „bie  SEobe^ftrafe  burd^ 
ba^  f^euer  beüorftanb";  unten  @.  182ff.l 

2lm  25.  SDJai  1309  würbe  mit  öielen  5Inberen  a)?attpu§ 
21 1) carbi  üerurtljeilt:  je  jWei  armlangc  unb  brei  Singer  breite 
^reu^e  aii^^  rot^em  %vid),  aufgenäht  auf  allen  feinen  Kleibern, 
au^er  bem  |)embe,  fowol)!  innerlialb  Wie  au^erfiatb  bei  §aufe§  ju 
tragen.  S)iefe  ^reuje  mußten,  wenn  fie  jerriffen  ober  üerfd&üffen 
Waren,  erneuert  werben,  fo  lange  e§  ben  ^nquifitoren  gefiel.  ®ie 
SSerge^en  be§  2tt)carbi  I)otten  barin  beftanben:  Öfter  f)atte  er  ben 
^e^er^eter  3f{aimonbi  gefe^en;  jweimal  i)atte  er  mit  einem  @egen§' 
f|»ruc§  ^e^er  gegrüßt  unb  babei  feine  ^opfbebecfung,  fic^  öerbeugenb, 
abgenommen;  einmal  Ijotte  er  einem  S?e|er  ^wölf  unb  ein  jWeiteS 
Wal  fe^§  ©elbftüde  gegeben;  and)  t)atte  er  geglaubt,  ha'fi  te^er 
gute  SJJenfd^en  fein  unb  in  gutem  ©tauben  leben  fonnten. 

2lm  gleidien  ^^age  würben  71  9Jiänner  unb  grauen  aU  ^e^er 
öerurtlieilt  „gu  ewigem  ^er!er,  um  bort  beim  S3robe  be§ 
©dimerjeS  unb  beim  SBaffer  ber  Xrübfal  fieilfame  ^u^e  ju  tt)un: 
ad  perpetuum  carcerem  muri  ad  peragendum  ibidem  in  pane 
doloris   et   aqua   tribulationis   poenitentiam  salutarem". 

Sei  5Wei  $8 erurt^ eilten  wirb  ba§  Urt^eil  bal)in  berfdiörft,  'oa'i^ 
fie  „Letten  unb  33anbe"  tragen  muffen. 

2tm  glei(^en  2;age  ergetjt  gegen  öier  üerftorbenc  Streuen  "oa^ 
Urtt)eil,  i^re  ©ebeine  auszugraben  unb  ju  üerbrennen. 

(Sin  gleiches  Urtljeil  gegen  $8ern^arb  be  bella  ©arba 
lautet:  „^a  au§>  ben  Snquifition§alten  erfiditlid^  ift,  ba^  83ernt)arb 


VII.  Sitfiuifition^urt^eile.  161 

be  betta  ©arba  ju  feinen  SeBseiten  üom  3"R"iUtor  ^eter  be 
aJJuIceone  guten  2(nbenfen§  all  rücffättiger  ^e|er  üerurt^eilt  unb 
bem  hjeltlid^en  2(rm  üBergeBen  föorben  ift,  bie  2Cuyiü()rung  be§ 
Urt^eil»  aber  bamaB  auä  befonberen  ©rünben  berfrf)oben  njurbe, 
toel^e  ©rünbe  je^t  toeggefaüen  finb,  fo  Befel^Ie  iä),  ber  ^nquifitor 
Sern^arb  ®uiboni§,  allen  ®erid§t§beamten  unfereS  |)errn  be§  S^önigS 
tion  granfreid^,  benen  bie  2tu»füf)rung  eine»  folrfien  Urtl)eil§  oh 
liegt,  unter  ben  üom  ^ircEjenredjte  feftgefefeten  ©trafen,  baJ3  fie  an 
ben  @eö einen  be»  genannten  üerftorbenen  S3ern{)arb  \)a§'  Urt^eil 
öoHgie^en." 

'am  gleichen  2;age  tnerben  bie^e^er^eter  Sernerii  be  2Serbu  = 
neto  unb  StmeliuS  be  ^erliä  „bem  hjeltlid^en  Sinn  übergeben". 

2(m  ^affionafonntag  1310  njerben  89  SD^änner  unb  j^rauen 
„gu  eföigem  Werfer"  üerurtl^eilt,  brei  baüon  muffen  Letten 
unb  SSanben  tragen. 

Stm  gleichen  2;age  ergebt  ta^  Urtfieit  gegen  fünf  SSerftorbene, 
ba^  i^re  ©ebeine  ausgegraben  unb  oerbrannt  unb  i^re  2Bof)n- 
Ijäufer  gerftört  hjerbcn. 

2(m  gleid^en  Slage  werben  19  ^eöer,  2Jiänner  unb  grauen, 
„bem  ttjeltüd^en  Strm  übergeben",  b.  ^.  üerbrannt. 

2tm  22.  9(pril  1312  njerben  95  9JJänner  unb  grauen  „ju 
elüigem  Werfer"  üerurt^eilt,  barunter  fect)§  jum  fragen  üon 
„Seiten  unb  Söanben";  öon  37  Scannern  unb  grauen  fotten 
bie  ©ebeine  ouSgegraben  unb  tierbrannt  unb  i|re  SBol^n' 
tjäufer  gerftört  njerben. 

2(m  gleid^en  Sage  werben  fünf  Sefeer,  9)länuer  unb  grauen, 
„bem  weltlichen  Uxm"  übergeben,  b.  ^.  oerbrannt. 

2(m  30.  Stpril  beffetben  ^ai)x^§  wirb  üon  einem  3Serftorbenen 
nod^  nad^träglid^  erüärt,  ha'^  er,  wenn  er  nod^  lebte,  bem  Welt= 
lid^en  5lrm  gu  übergeben,  b.  ^.  ju  berbrennen  fei. 

2(m  gteid^en  Xage  wirb  ber  Se^er  9taimunb  be  §ugonibu§ 
„bem  weltlit^en  2trm"  übergeben. 

2tm  5.  ajJärj  1315  werben  21  Tlänntv  unb  grauen  „ju 
ewigem  Werfer"  tierurtfieilt ;  brei  barunter  §um  Siragcn  öon 
„Letten  unb  Sanben". 

5(m  gleid^en  2;age  ergebt  ta§  Urt^eil  gegen  gwei  SBegünftiger 
ber  Se|erei,   \)a^  i^re  ©ebeine   ausgegraben,    aber  nid^t  t)er= 

ö.  $oen8broecfi,  *4?appt^um.    I.  11 


162  ®r^te§  S3uc^.    ^apfttl^unt  unb  ^nquifttiort. 

firannt  werben.  SSon  fieben  Slnberen  aU  ^e|er  SSerftorknen  fotten 
bie  ÖJeBeine  üerbronnt  toerben. 

2tm  30.  (Se^3tem'6er  1319  tuurben  29  ^e|er,  HJ^önner  unb 
grouen,  „ju  ewigem  Werfer"  öerurttieilt.  ©in  $8erftorBener  tnirb 
noc^  nad)trögli(f)  „bem  Weltlitfien  ?Irm"  übergeben;  gegen  brei 
SSerftorbene  erget)t  ba§  Urtl^eil  ber  9tn§grabung  unb  SS  er» 
brennung. 

5lni  gleichen  ^^age  Werben  ein  fe^erifc^er  ^rie[ter  unb  gtoei 
anbere  ^e|er  bem  wcltlid^en  2lrm  übergeben,  b.  f).  tierbrannt. 

Stm  gteid^en  Slage  ergebt  ein  Urt()eil  gegen  ben  SJiagifter 
©uiUermum  ©arrici,  ®oitor  ber  Steckte  gu  ©arcajfonne. 
3unä(i)ft  ntu^te  ©erriet  folgenben  (Sib  leiften:  „^d^  SJJagifter  ÖJar» 
rici  üon  Sarcaffonne  int  ©erid^te  fte^enb  öor  eud^  ben  ^nquifttoren  au§ 
bent^rebigerorben,  Sernl)arb  6)uiboni§  unb  ^ol^anneS  be  S3elna, 
fi^wöre  gänglic^  ab  aUe  ^e^erei,  bie  \iä)  erfiebt  gegen  ben  lat^o-- 
lifd^en  ©louben  be§  §errn  ^efu  ©l^rifti  unb  ber  l^eiligen  römifc^en 
^ircfie  (extollentem  se  adversus  fidem  catolicam  Domini  Jesu 
Christi  et  sanctae  Romanae  ecclesiae).  5luc^  fc^Wöre  unb  tier* 
f|)red§e  iä),  bie  ^e|cr,  i^re  S3egünftiger  unb  SSert^eibiger  nac^ 
Gräften  jn  »erfolgen,  ju  i'^rer  Ergreifung  ntitäuwirfen  unb  fie  nad^ 
meinen  Gräften  ben  ^nquifitoren  aug§utiefern."  Sann  f)ei^t  e§: 
„Söir,  S3ruber  S8ernt)orb  ®uibont§  unb  ^ol^anneS  be  S3elna,  legen 
bir  aU  S3u^e  für  beine  SSergefien  ouf:  bei  ber  erften  Ueberfal§rt§= 
gelegenlieit  follft  bu  in'§  l^eilige  Sanb  fahren  unb  bort  bleiben, 
fo  lange  e§  uuy  gefaßt,  ober  wenn  bu  felbft  rec^tmä^ig  üerfiinbert 
bift,  foüft  hü  einen  taugltd^en  Krieger  jum  ©d^u^e  be§  ^eiligen 
2anbe0  fteHen  auf  beine  Soften.  SSor  ber  Ueberfal)rt  aber  fottft 
bu  bag  ßönigreic^  granfreic^  öerlaffen  unb  ou^erl^olb  be§felben  at§ 
grembling  üerweilen  ....  ©ollteft  bu  aber  (Stwa§  öon  ber  Su^e 
nid^t  erfüllen,  fo  üerurtfieilen  wir  bicE)  fc^on  fieute  ju  ewigem 
Werfer." 

2lm  gleichen  2!age  würben  ficben  ^e|er  „ju  ewigem  Werfer" 
tjerurtfieilt,  brei  unter  if)nen  gum  Xragen  öon  „SBanben  unb  Letten". 

®rei  rüdfäßige  ^e|er  würben  bem  „weltlid^en  Slrm"  über' 
geben,  b.  ^.  berbrannt. 

Stm  4.  ^uU  1322  werben  32  ^e|er  „gu  ewigem  ^er!er" 
üerurt^eilt. 


VIII.  «ßopftt^um  unb  XobeSftrofe.  163 

2Im  gteid^en  Sage  ergebt  ba§  UrtfieU  gegen  acfit  üerftorBene 
^e|er  auf  2Iu§gra6ung  unb  $8erbrennung  i^rer  Gebeine. 

2(m  gleichen  Sage  lüerben  fed^§  rüdfällige  unb  unbu^fertige 
^e^er  bem  „tt)eltlid)en  Strm"  übergeben,  b.  ^.  öerbronnt. 


VIII.  ^a^ftt^um  unb  2:obegftrafe, 

Ecclesia  non  sitit  sanguinem!  ®te  ^rd^e  bürftet  ntd^t  nod^ 
93tut,  bie  Kirche  öergie^t  fein  S3Iut! 

Siefer  ©a^  ift  in  ber  !atü)oIif(i)^uItramontanen  SSelt  faft  pm 
5S)ogma,  b.  !§.  jur  jföeifeltofen,  cjöttücCjen  SBafirl^eit  getrorben.  S« 
SBirflid^feit  enthält  er  eine  ber  berbften  Ö5ejtf)ic§tylügen. 

283ie  ift  e§  aber  niöglid^,  \)a'^  angefic^t§  ber  gef(f)i(^tlid§  feft-- 
fte^enben  Sf)ätigfeit  ber  päpftlidfien  ^nquifition  biefe  Süge  fort' 
bcftel^t  unb  geglaubt  h)irb?  %ixx  eine  au^reic^enbe  STntnjort  mu§ 
ic^  ttieiter  au§^oIen. 

@§  giebt  fein  öotIenbetere§  ©tjftem,  aU  bie  ultromontanc 
®efcl^ic|t§fälfc^ung.  Tlit  !§öc^ftem  ©efc^id  irirb  fie  betrieben. 
5)0^  bie  ©efd^irflic^feit  allein  Würbe  ber  @efd^ic§t§fälfc§ung  ben  ßrfolg 
in  ultramontanen  Greifen  ni^t  fiebern;  ein  SBeitereä  fommt  l^inju, 
"ta^  fid^  in  bieiem  SDkfee  nur  in  ber  ultramontanen  SKelt  finbet: 
bie  2lbgef(f)Ioffent)eit  üon  ber  übrigen  SSiffenfd^aft,  unb 
bie  Stinbgläubigfeit  ber  ultramontanen  Seferföelt,  ta§ 
finb  bie  jtoei  ^Riefenmauern,  bie  ber  UItramontani§mu§  ring§  um 
fein  ©ebict  errichtet  l^at,  fie  befi^en  faft  ungerftörbare  Stärfe,  Weil 
fie  aufgebaut  finb  auf  religiöfem  ©runbe. 

S)arin  beftef)t  ja  überhaupt  bie  TlaÖ^t  be§  UItramontoni§mu§: 
er  umgiebt  unb  burcf)fe|t  alle§  mit  Sletigion.  So  t)ebt  er  für  feine 
5tn]^änger  31tle§,  anä)  fein  h)elttid^e§  unb  rein  poIitif(^e§  S^un  unb 
treiben  l^inauS  au§  bem  Söereid^e  be§  ^rbifc^en  in  bie  ^Region  bc§ 
Ueberirbifd^en,  be§  @ötttid)en;  er  entrüdt  fo  feine  5Ra^na^men 
unb  93erorbnungen  ttm  Greife  berjenigen  Singe,  bie  ber  freien  SSe* 
urtfieilung  be§  3}?enf(f)en  an'^eimgegeben  finb,  unb  mad§t  fie  für  feine 
©löubigen  gu  religiöfen  ^füd;ten,  ju  Sebingungen  ewigen  ^eilel. 

Sanf  ber  religiöfen  Süd^erüerbote,  banf  ber  religiöfen 
©trafbefiimmungen  über  ha§  Sefen  wibcr-fat^olifd^er  SSüd^er  wäc^ft 

11* 


164  ®rftel  93uc^.    $ap[ttt)um  unb  Snqutfition. 

ber  ^atljoli!  üon  feinen  ^inbertagen  in  ta^  SünglingS*  unb  ajJonneg« 
alter  l^inein  mit  ber  gur  ^njeüen  Statur  getuorbenen  religiöfen 
UeBergeugung,  ha^  jebe§  nicfit  fattjolifrfie  ^re^erjeugni^  —  S3uc^, 
(Schrift  ober  Be^tu^S  —  ^i"  3Ber!  ber  Süge  ober  boc^  ntinbeftenS 
gröbften  Si^rtt)um§  ift,  beffen  Sefung  eine  ^obfünbe  unb  fowit  bie 
®efaf)r  etüiger  SSerbommni^  Birgt.  ®ie[e  SSorfteüung  ift  fo  über» 
gegangen  in  ^Ux\6)  unb  33Iut  be§  !att)oIif(f)en  ^inbe§,  ^üngling§ 
unb  Ttannt^,  ba^  fie  fein  ganjeS,  auf  geiftige  Sortbilbung  unb 
^enntni^erweiterung  gericEiteteS  Seben  faft  unumfrfiränit  beljerrfcfit. 
|)inter  jebeni  nic^t  fatI)oIifd)en  S3uc§e,  unb  befonber^  hinter  jebem, 
bo§,  rtenn  anä)  noc§  fo  ruf)ig  unb  it>iffenf(^aftlid^ ,  gegen  ben 
^atf)oIi5i§mu§  auftritt,  ftef)t  für  ben  ^at^otüen  ber  %lnä)  feiner 
Sirene,  b.  f).  ©ünbe  unb  SSerbammnifs.  ®er  ^atl^oüf  erfennt  nur 
ha^  im  S)ienfte  ber  ^irc^e  fte^enbe  ©cEiriftt^um  ai§  gefunbeä  geiftige^ 
9'Ja^rung§mitteI  an. 

S)ie§  SllleS  mu^  man  im  2Iuge  bet)alten,  um  bie  ganje  SRacfit 
unb  bie  üotfe  2Bir!fam!eit  ber  ultramontanen  ©efd^id^t^fälfd^ung  ju 
üerfte^en.  @ie  !ann  fic^  ungeftraft,  b.  t).  unentbedt,  fo  ju  fagen 
2tae§  erlauben.^ 


1  SBenn  anij  nur  in  einer  Slnmerfung  —  e§  Ite^e  fic^  ein  fet)r  nü^Iid)e§ 
$8udf)  borüber  jdireiben  —  ntujä  td)  auf  bie  ultramontane  ®eiif)id)tgfölfd)ung 
nai^n  eingei)eu.  SI)re  gefi^icfteften  nnb  bebeutenbften  SSertreter  au§  neuerer 
unb  neuefter  Qeit  finb:  33ifc^of  $efele,  ^arbinat  |)ergenrötl)er, 
®am§,  Sonffen,  ^aftor,  SSeuillot,  be  SDUiftre,  eioefjeng,  bie 
^efuiten  ©rifar,  SJlidiael  unb  eine  longe  9fieif)e  5(nberer.  2)ie  %äl= 
fd^ungen  biefer  „®roBen"  hJerben  bonn  öon  ben  kleinen  njeitetöerbceitet; 
unter  bicfen  Meinen  feien  genannt:  SUlajunfe,  ©iefenbai^,  ©auter, 
bie  ^efuiten  33Iö^et,  ®ut)t:,  ^antnterftein,  %.  unb  §•  ^efd)  u.  f.  W. 

®er  ärgfte  f^ä^c^er  in  ^Bepg  auf  haS  SBirfen  ber  ^n^uifition  ift  $ro  = 
feffor  ^aftor  in  feinem  bretbänbigen  SBerfe:  „©efc^id)te  ber  ^ä:pfte  im 
3eitalter  ber  9ftenaiffance"  (f^retburg  1891—1899).  Qbtvo^l  fein  2Berf 
bie  köpfte  öon  1305—1513  (Jemens  V.  U§  Quliu^  IL)  umfofet,  alfo  ^a^r^ 
f)unberte,  au§  benen  unenblid)  SSiel  über  ba^  2Bir!en  ber  :pöpftUcf)en  ^n^ui* 
fttion  öom  |)iftori!er  gefagt  merben  mu^,  atfo  ^ä^jfte,  bie  für  bie  ©efdjii^te 
ber  Snciuifition  gerabeju  epod)emad)enb  maren,  fo  entl)alten  bod)  üon 
ben  2522  ©citen  ber  ^aftor'fd^en  föefd)id)te  fage  unb  fd)reibe  nur  fünf 
unb  eine  t)albe  ©ette  (StmaS  über  bie  fpanij(^e  ^nquifitton.  SIIIe§ 
Uebrige  oon  ber  ^nquifttion  in  ^tafien,  f^ronfreid),  2)eutfd)Ianb,  SBelgien 
berfc^tt)eigt  ^aftor  tooEftänbig.  Unb  tva§  beridjtet  $aftor  toon  ber  fpanif(^en 
^nquifition?     SSon  i^ren  furditbaren  $8luttt)aten,  bie  gerabe  wäl^renb  ber 


VIII.  «ßapftt^um  itnb  Xobelftrafe.  165 

5D{e  SBfl^r^eit  biefer  allgemeinen  2lu§fü^rungen  Iä§t  fic^  an 
fiunbert  unb  aber  l^unbert  SSeif^jicIen  bartf)un;  idf)  erhärte  fte  ^ier 
burd^  ben  S3ertei§  ber  Untüa^rfieit  be§  gertJtfferma^en  bogmatifd^en 
@a|e§:  Sie  ^irc^e  tiergie^t  fein  S3tnt. 


SRegientng^Sett  ber  öon  5ßaytor  Bef)anbelten  ^pä^jfte  i:^ren  .^öl}cpun!t  cr= 
reidjten,  finbct  fic^  Bei  ifjm  ni<ijt§.  2)afür  giebt  er  ftc^  ober  ben  Schein 
großer  (5ad)Iid^fett  unb  58orurtI)eiIgIoftgfeit,  inbem  er  eine  gange  (Seite  bem 
^Beroeife  ber  abfolut  fe[t[telienben  %^at\aäji  njibmet,  ba^  bie  jpaniic^e  3nqui= 
fition  ein  firc^Iic^=päpftHcf)e§  S^^fithit  ^Jar.  ®ie  ultramontane  l'üge  öon  ber 
©toatli^feit  ber  ipanijc^en  ^nquifition  prei^gebenb  unb  i^re  Untjaftborfeit 
mit  großem  „tt)ii"fenjd)aftlid)en  Sipporot"  erfjärtenb,  erföedt  er  M  feinen  Sefern 
notliföenbig  ben  <Sä)tin  ber  üollfommenen  (3ad)Iid}!eit  unb  3Sorurtt)eiBlDfigfeit, 
jo  ba^  fie  if)m  für  ba§  llcbrige  um  \o  blinber  gtauben;  um  jo  met)r,  ba 
^aftor  am  ©c^Iuffe  feinet  58ett)eife§  bon  ber  Kirc^Iii^feit  ber  fpanijcben  g^n^ 
quifition  pom^D^aft  fc^reibt:  „®er  |)iftorifer  barf  fic^  nie  butä)  apotogetifc^e 
3wecfe  leiten  laffen;  fein  einjige^  giel  foll  bie  Srgrünbung  ber  SSa^rljeit 
fein"  (II,  585).  ®aB  ^aftor  in  ben  9(ugfüf)rungen  über  bie  ^nquifition  anii} 
gro^e  llnniiffenl)eit  funb  giebt:  „Ungetaufte  unterlagen  niemali»  bem  ©lauben^* 
gerid)t"  (bgid).  bagegen  oben  @.  63),  fommt  gegenüber  feiner  llnet)rlid)feit  gar 
nic^t  in  58etroc^t.  (2{u§füf)rlic^eg  über  bie  $aftor'fd|e  ©efc^irfit^f^reiberei  f. 
9Inl^ong  3.) 

®er  23elgier  Elaeffen^,  „©el^eimfämmerer  ©r.  §eitigfeit  bei  ^at)fte§", 
fi^reibt:  „2)ie  fpanif(f)e  Qnquifition  h)or  ein  aulfd^tiefili^  !öniglid)er 
®erid)tl^Df,  sufammengefe^t  an§  StIIem,  tüa§  e§  ®ele:^rtel  unb  §erborragen== 
bei  in  ber  ©eiftüc^feit  gab;  er  urtljeitte  mit  einer  5föeilf)eit  of)ne  ©leieren 
unb  fpraif)  nie  ein  Sobelurt^eil.  2;ie  S^quifi^ion  mar  eine  f)eilfame 
(Sinric^tung,  bie  Spanien  bie  größten  2)ienfte  erliefen  t)at,  bie  aber  läc^erlic^ 
unb  fc^mac^öoll  öerfeumbet  morben  ift  burc^  fanatifi^e  ©eftirer  unb  fogenannte 
^^ilofopfien"  (L'Inquisition  daus  les  Pays-Bas  du  Passe.  Tarnhont  1886, 
©.  2.  3).  Sßon  ben  33Iuttf)aten  ber  ®ominifaner=3nquifitoren  in  ©übfranfreic^ 
lefen  tt)ir  bort:  „@ie  festen  ber  Ke^erei  niemall  oubere  SESaffen  entgegen,  all 
©ebet,  ©ebulb  unb  Sele^rung"  (a.  a.  D.,  ©.  10).  „2Sät}renb  brei  Sat)rf)un= 
berten  :^at  bie  römifcl^e^nquifition  niemall  föeber  ein  2;Dbelurt:^eiI,  no^ 
fonft  ein  Urt^eil  gefällt,  ba§  jum  SSfutüergiefsen  fütjrte.  ©I  ift  bemcrfenlföert:^, 
wie  $8a[mel  fagt,  ba^  bie  <)3äpfte  feinen  2;ropfen  SKenfcfjenbhit  oergoffen 
f)aben"  (©.  14).  „9J?an  fagt,  ba§  ©iorbano  S3runo,  ben  bie  beutfd^en 
^ant^eiften  ju  if)ren  2tf)nen  rechnen,  im  gebruar  1600  §u  9^Dm  berbrannt 
Würben  fei.  (Sä  ift  unäWeifefJjaft  feftgefteHt  worben,  ba§  biefe  §inrict)tung 
eine  ©age  ift,  bie  ficf)  ouf  eine  gölfcfiung  ftü^t"  (©.  14).  2)te  ^ronie  bt§ 
©c^idfall  IcL^t  ©loeffenl  wenige  ©eiten  weiter  fc^reiben:  „6l  ift  bie  erfte 
^flic^t  bei  ®ef(i)ic^tlfcf)reiberl,  bie  2Ba^rf)eit  §u  fagen  unb  fie  gn  fagen  sine 
ira  et  studio"  (©.  43).  „Sie  unabänberlid^e  ©anftmut:^  ber  Sirdie  beru:^t 
auf  bem  ©eifte  i^rel  ©tifterl;  für  fie  ift  ber  ©i^ulbige  nur  ein  unglücEIid^er 
©ünber.    58ereut  er,  fo  fprict)t  fie  i{)n  lol  unb  brüdt  i()n  an  i^ren  58ufen, 


166  ©rfteg  93u(^.    5]3a^)fttt)um  ünb  Snquifition. 

©egen  ©nbc  be§  12.  unb  ju  Stnfang  be§  13.  3a^»^unbert§  mef)rett 
fid^  bie  Stngeidjen,  \)a'^  bie  (Sinfüf)rung  ber  2:obe§ftrafe  at§  gefe^* 
Ii(^er  (Strafe  für  bie  ^e^erei  nur  me^r  eine  Silage  fe^r  furjer  ^eit  fei. 

ei)t  fte  if)n  bcn  SJienfc^en  ausliefert,  bie  i'^n  bonn  giim  |)eile  unb  SBeijpiel 
SInberer  beftrafen"  (©.272).  „^ft  ^e^erblut  öergoffen  tüorbeu,  fo  ift  uic^t 
bie  ^ixd)t,  nid^t  9lom,  nirf)t  bie  päpftlid)e  ^nquifition  bafür  üerantiDortlic^. 
5)0^  öergoffene  33Iut,  bie  gfolter,  bie  3Sermögen§6ef(i)(agnat)me,  SdleS  fäüt 
unmittelbar  ber  treltlictien  ©emalt  ^ur  Saft"  (©.  251). 

„Jiiemafs",  erflärt  be  SD'iaiftre,  „:^at  ber  ^riefter  ein  ©c^affot  er= 
richtet,  er  befteigt  eS  nur  alä  SJiarttjrer  ober  al§  5Eröfter,  er  :prebigt  nur 
S3arm^eräigfeit  unb  @ütc,  unb  auf  bem  gonjen  ©rbfreiS  t)ot  er  nie  anbereg 

SBIut  toergoffen,  ai§  fein  eigenes JiiemalS  '^ot  eS  in  ben  geiftlic^en 

fjürftentpmern  ®eutfi^IanbS  Sßerfolgungen  gegeben,  niemals  ift  bort  ein 
2;obeSurtf)eiI  gefällt  morben.  [®iefe  Unwo^r^eit  finbet  unten  im  §tt)eiten 
33ud)e  i()re  58cleucf)tung.]    Unb  \va§  foll  id)  öon  3lom  fagen?    9?irgenblt)o 

gab  eS  ehte  mel)r  üätcrlid)e  ^errfcfiaft,  eine  üolltommenere  Sulbfamfeit 

Stile  §ärte  in  ber  Snpuifition  fällt  ben  9tegierungen  gur  Soft,  alle  SHitbe, 
bie  eine  fo  gro^e  9?oße  im  QnquifitionSberfa^ren  fpielt,  ift  eine  Xfiat  ber 
^ird^e,  bie  liä)  in  bie  SSerurtf)eitungen  nur  mifct)t,  um  fie  ju  unterbrücfen 
ober  hoä)  §u  milbern.  ®oS  mar  immer  fo,  unb  eS  ift  nicf)t  met)r  ein  ^xxf 
t^um,  fonbern  ein  Sßerbrei^en,  ju  behaupten,  ^riefter  tonnten  ein  2:obeSurtf)eiI 
fällen  (De  Maistre,  Lettres  sur  rinquisition  espagnole,  ©.  18.  21.  27). 

2)er  ^ejuit  SSIö^er  fctireibt  in  bem  „©taatsIeEÜon,  :^erauSgegcben 
im  Stuftrage  ber  ©i^rreS^öefeüfc^aft  gur  Pflege  ber  3Biffen)d)aft  im  fat^^oli» 
f(f)en  ^eutfcf)tanb"  (III,  423 ff.),  einen  15  ©palten  langen  Stuffag  über  ^n» 
quifition,  ober  bon  ber  mötberif(^en  Strbeit  beS  päpftlidjen  ®IaubenSgerid}teg 
mciB  ani)  er  nichts.  3Son  ber  f^)anifd)en  ^n^iuifition  fogt  er  fogar:  „Ql)x 
berbanft  ©panien  unftreitig  bie  grö|5ten  ©iHer:  @rt)altung  ber  !atf)oIifc^en 
9teUgion  unb  ©rfämpfung  ber  nationalen  (Sint)eit"  (434).  ®a^  biefe  „größten 
®üter"  erfouft  mürben  burd)  ©tröme  öon  9Jienfd)enbIut  burc^  §eröorrufung 
eines  mot)rf)Qft  unenblidjen  ^otttinerS;  ba^  ©:ponien  an  biegen  „größten 
®ü^ern"  :poIitif(^  unb  mirtl)fd)aftli(^  gu  ©runbe  gegangen  ift,  baS  oerjc^meigt 
bie  „SBiffenfdiaft"  beS  „©taatSiejifon".  Sie  Stuffoffung  beS  ^efuiten 
SBIiJ^er  bon  ber  fpanifd)en  ^nquifition  ität  fid)  mit  ber  beS  oben  (©.  155) 
ermäl^nten  §e^-  unb  ^ßranbortifelS  ber  römiid)=)3äpftUc^en  3eitjd)rift  Analecta 
ecclesiastica.  ©d)obe,  bofj  baS  „©toatSleEÜon",  ber  Inbegriff  ultramontaner 
SBiffenfi^aftüc^feit,  nidjt  bas  Urt^eil  ®örreS'  felbft  über  bie  ^nquifition,  mit 
beffen  ?Jamen  eS  fi(^  fdimüdt,  oufgenommex  f)ot:  „®ie  $äpfte  l^oben  boS 
©ignal  gegeben,  unb  bie  ignquifition  ift  nun  ausgegangen  mie  eine 
I)ei^t)ungrige  Sömin,  fui^enb,  men  fie  berf (^linge"  (5KQftif  IV^  650). 

58on  ben  im  3iamen  ber  „©tattt)atter  G:^rifti"  gegen  bie  Sllbigenfer  unb 
S^at^orer  in  ©übfronfreic^  begongcnen  ©reuein  mei^  ©iefenbac^  {®er  |)ejen^ 
mal)n,  SRoins  1886)  nur  ju  fagen:  „2)er  bomolS  regierenbe  gro§e  ^opft 
SnnoäenS  III.  moEte  bie  ©eftirer  auf  gutem  SBege  burd}  83elet)rung  unb 
5ßrebigt  surüdbringen,  er  mar  berfelben  Uebergengung,  bo§  ber  Wtn\6)  §um 


VIII.  ^o^ftt^um  unb  Sobeg^trofe.  167 

®ie  ftrafgefe^üc^e  ©nttoicfelung  in  biefe  9ttd^tung  ge« 
brängt  unb  Slutüergie^en  al§  2(f)nbung  für  religiöfe 
Ueberäeugungen  jum  ®efe^  innerhalb  ber  Sfiriften^eit 
erl^oBen  ju  ^aben,  ift  bieXl^at  ber  römif(^en  ^ird^e,  b.  t). 
if)re§  §aupte§,  be§  „(Statt£)alter§  Sf)rtfti". 

^Religiös,  fultureö  unb  fojial  ift  biefe  gefd^id^tlic^e  SSaf)r!^eit 
fo  föii^tig,  bo^  wir  bei  i^r,  tro^  2tttem,  hja§  über  ba§  2Sütt)en 
ber  ^ä^[te  gegen  hit  ^e^er  jd^on  üorgebrac^t  iDorben  ift,  üerföeilen 
muffen.  ©»  ntu^  geseigt  Werben,  ba§  bie  2^1)aten  ^äpftlirfjer  ®raufam= 
!eit  ii)re  SBurjet  ^aben  in  einer  päpftlicEien  Xfieorie  ber  @raufam!eit. 

S33a§  ha§  ^apftt^um  überl^au^t  {)ielt  üon  STöbtung  ber  mit  i^m 
BerfaUencn,  gel^t  au§  einem  üon  ^apft  Urban  II.   (1088—1099) 


(Stauben  nur  ermal^nt,  aber  uic^t  gejtrungen  tüerben  fßtnte.  <Bo  id)idte  benn 
SunDjen^  beöollmätfitigte  Segaten,  Siftergienfer  unb  SKttgtieber  öou  bem  üom 
f)I.  ®ominifu§  geftifteten  Sominifanerorben  naäj  bem  fübUd)en  ?^ranfretc^. 
®er  geiüaltiome  Söiberftanb,  auf  Jüeldjen  fie  ftie^en,  bie  Srmorbung  be§ 
Segaten  ^eter  ton  Softelnau,  juiaug  fott)oI)I  hcn  ^apft  »uie  ben  Äönig  üon 
granfmc^  ju  einer  bemaffneten  ^nterbention,  njeli^e  mit  ber  Untetiüerfung 
ber  §auptftü^e  biefer  Weberei,  be»  ©rofen  9iaimunb  üon  Xoulouje,  enbtgte" 
(©.212).  2)ie  Slutt^aten  ber  „Stottljolter  G^rtfti"  gegen  bie  SBalbenfcr 
mact)t  ©iefenba^  mit  bem  einen  8ag  ab:  „^laä-)  i:^rer  ^Beitreibung  au§  S^on 
unb  Umgegenb  gogen  fie  fic^  in  bie  einjamen  %ljakx  @aöoi}en§  imb  bey 
norbmeftüc^en  ^iemontiS  gurüd"  (©.  212:.  SSon  ben  Sßerf)eerungen  ber  ®omini= 
foner-^nquifition  beri(^tet®iefenbac^  feinen  a^nungslofen Sehern:  „®regor  IX. 
glaubte,  mit  einer  burd)  bie  58ifd)öfe  geübten  ^nquifition  ni(^t  an'l  ^kl 
lommen  ju  !önnen.  @r  bejc^Io^  belf)a(b,  bie  ^nqiiifition  ben  S)ominifanern 
äu  übertragen,  meiere  i:^re  §aupttbätig!eit  in  bem  ^rebigtamt  fongentrirt 
I)otten,  baf)er  au(^  ^rebigerorben  genannt.  ^i}x  ©tifter,  ber  1)1.  ®ominifu§, 
mar  felbft  ju  ben  Sllbigenfern  gebogen  unb  ^atte  i:^nen  bas  ^reuj  geprebigt, 
nid)t  ben  Sreuj^ug.  ^^m  ttjar  e§  gelungen,  mit  §ülfc  be§  bon  il)m  einge= 
füi)vteu  9lofenfran3el  unääljlige  irrgläubige  §ur  ^irdje  gurüdäufüiiren.  ®ieie 
©rfa^rung  mag  njefentlid)  baju  beigetragen  !^aben,  gerabe  biefen  Crben  mit 
ber  Suquifition  ju  betrauen.  S)ie  günftige  Slufnal^me  erfietjt  man  aul  ber 
rafd^en  *:)(ugbe:§nung,  bie  fie  gewann  in  Spanien  unb  g-ranfreid)"  (©.  211). 

Um  biefe  3Borte  in  iljrer  ganzen  gefd)id)tlic^en  „Söal)rt)eit"  5U  mürbigen, 
leje  mon  g.  58.  nac^,  mag  ic^  oben  au^  bem  Sagebud)  be^  S)ominifanerinqui= 
fitorä  SBiffjelm  ^elijfo  mitgetfjeilt  tiabc  (©.  80ff.).  Sort  fpielt  ber  „3f{ofen- 
frang"  gar  feine,  ber  ©djeitertiaufen  eine  fel^r  gro|e  3loIIe. 

5)al  „Äiri^enleEifon",  f)eroulgegeben  bon  ^arbinal  §ergenrött}er 
unb  ^rofeffor  Raulen  (58onn),  fteüt  bie  ^nquifition  aU  eine  milbe  Gin= 
ric^tung  bar,  bereu  58eftreben  geraefen  fei,  bie  ^e^er  ju  befeljren.  9hir  bie 
ttjeltUc^e  ©eraatt  i^aht  „in  eiuselnen  (!)  ^äUen"   bie  S^obe^ftrafe  öertjängt. 


I 


168  ®r[te§  93uc^.    ^a^jftt^um  unb  Snciiiifitton. 

ganj  allgemein  ou§ge|prod;enen  ©runbfo^e  I)erüor,  ber  2(ufnaf)me  ge^ 
funben  £)at  tn'§  !anonifc§e  Sfiedjt  unb  ber  bi§  ^ur  I)eutigen  Stunbe  oB 
!irc^Iic|er  ©runbfa^  bort  fielet.  „2Bir  f)alten  jene",  f^reibt  Urban  II., 
„nid^t  fürSJJörber  (homicidas  non  arbitramur),  bie,  brennenb  gegen 
©jlcmmunigirte,  üoü  (Sifer  für  bie  fat{|oIif(^e  SJJutter,  bie  ^ivö)t,  einige 
üon  i^nen  tobtgefdjiagen  l^aben  (trucidasse).  Xamit  jebod)  bie  3"c^t 
berfelben  SJiutter  nidit  üerlaffen  toerbe,  fo  lege  ii)nen  eine  :})affenbe 
Su^c  auf,  tüoburd)  fie  bie  2tugen  ber  göttlid^en  (Sinfalt  gegen  fid^ 
tüol^tgefällig  ju  mad)en  üermögen,  föenn  fie  bielleic^t  au§  ntenfi^Iic^er 
(Sd^tr)ä(^e  bei  biefem  ge{)Itritt  (flagitium)  fic^  ettt)a§  @ünb^fte§  ju 
©diulben  fontmen  liefen"  (Decret.  Gratian.  c.  47,  C.  XXIII,  qu.  5).^ 


„®te  ftr^Iid)en  Oberen  eni^jfa'fjlen  bie  5In»renbung  milberer  SO^ittel.  . .  .  ®tc 
SSortüürfe  gegen  bie  ^nQuifition  finb  tt)zil§  nnbegrünbet,  Ü]cii§  übertrieben." 
SSon  ben  58tuttf)aten  ber  Qn^nifttoren,  t)on  ber  ^itufreijung  burd)  bie  $äpfte, 
bie  ^eger  gu  öertilgen,  bie  58Iutgefe^e  griebrid)  IL  ansuroenben,  finbet  fic^ 
in  bem  18  (Spalten  langen  5(ufjat5,  ber  öon  bem  je^tgen  58i)c^of  öonSKoins, 
Dr.  aSrüd,  gefd)neben  i\t,  fein  SBort  (mrcbenlejÜDn  VI,  765 ff.).  Unb  boc^ 
betont  bal  „^irc^enlejtfon"  in  feinem  Programm:  „ftrenge  3Bifien)d^aftIi^= 
feit"  unb  „ttjifjenfc^oftlic^e  Siefe".  33ef)er  ift  iljm  bie  9tuifü:^rung  beä  brüten 
fünftel  feinet  ^rcgommä  geglüdt:  „fird)Iid}e  S?orreft^eit".  greilic^,  „firi^* 
üd)e  £orreftf)eit"  fonn  nur  ouf  Soften  ber  3Baf)rI)eit  beftefjen. 

Karbinal  §ergcnröt:^er  fagt  in  feiner  „^irc^engefd)td)te":  „®ie 
2;obe§ftrafe  föorb  nur  bmä)  bie  tt)eltlid)e  Dbrigfeit  öongogen"  (I,  946).  ®ag 
tft  2IIIe^,  tüa§  „ber  gröfste  tird)ent)iftorifer  beä  faf^olijc^en  ©eutid^Ianb" 
barüber  wei^,  ober  tiielmef)r,  toa§  er  jeinen  Sefern  mitäuttjeilen  für  gut  t)ält. 
58on  ber  fnrc^tbaren  STtjätigfeit  ^nnoäen^  III.,  ©regor  IX.  u.  f.  ttJ.  unb 
i^rer  Qnquifitoren  wei^  ^ergenrotfier  nic^tl. 

9htr  einige  wenige  groben  ou§  ber  glutf)  ultrantontaner  ®ef(^id)t^Iügen 
'ifabe:  iij  borgelegt.  Unten  ©.  625  fontme  idj  nod)  einmal  auf  bieje  2(rt  üon 
©efc^ic^täfäljc^ung  §urüd;  üglc^.  ouc^  oben  S.  130 ff.,  132  Stnm. 

1  ®iefe  pä|jftUd)e  ©rftärung  ift  be^t)alb  toon  befonberer  58ebeutung,  meil 
fie  bie  omtli^e  Stntmort  Urban  IL  barfteEt  auf  eine  öom  58iid)of  ©obc^ 
frebul  üon  Succa  an  ben  ^apft  gerichtete  Stnfroge.  ©ie  auf  58efe'^l 
©regor  XIII.  üeranftaltete  5tuggabe  be§  Corpus  juris  can.  (STurin  1620) 
ma^t  äum  SBorte  „flagitium"  (ge^Itritt)  bie  ©loffe:  „quod  alias  esset 
flagitium:  m§  fonft  ein  g-efjltritt  wäre"  (a.  a.  D.  I,  e.  1354).  Sllfo  auc^ 
©regor  XIIL,  ber  gro^e  S^fuitenfreunb,  f)ält  bie  ©rmorbung  üon  ©j* 
fomnmniäirten  nic^t  für  einen  „geljitritt". 

Sn  einigen  SBiebergaben  be§  Urban'f^en  Sejteä  fielet  ftatt:  „bomit  jeboc^ 
bie  3ui^t  berjelben  SUJutter  nic^t  üerlaffen  (deseratnr)  föerbe"  bie  2e§ort: 
„bamit  bie  3ud)t  berfelbcn  9Jtutter  nii^t  gu  fel^r  mutige"  (ne  desaeviat),  fo 
j.  58.  im  Decretum  beati  Ivonis,  Ed.  Joa.  Molinaeus,  Lovan.  1561,  ©.  331. 


VIII.  ^o)3ftt^um  unb  Xobeg^lrafe.  169 

^ier  ift  tuilbe,  regellofc  „Stbf c^Iarfitung"  (trucidai-e)  üon 
©Elomniuniäirteti,  b.  t).  öon  bem  ^a|3fte  Unge^or[amen,  burrf)  ben 
erften  $8eften  aB  feine  9J?orbtI)at  erHärt.  2)ie  Se^re,  ba^  bie 
gefe^mä^ige  §inrid)tung  üon  ^el^ern  üerbienftlid^  fei,  war  ha-- 
burdE)  öorbereitet. 

®a§  SBirfen  ber  ^^Stattljatter  (S^irifti"  öon  UrBan  IL  an  IJi§ 
auf  Tregor  IX.  war  eine  fortgefe^te  tf)atfäc^Iic^e  SSerfünbigung 
unb  S3efoIgung  biefer  Se^re. 

©d^on  SnnojenS  III.  föar  in  ber  SSerfoIgung  ber  S^e^er  6i§ 
an  bie  ©renje  be§  3leu^erften  gegangen.  5)a§  SSerf]3red)en,  ba§ 
taifer  Dtto  IV.  i§m  am  22.  9JJärä  1209  ablegen  ntuf3te,  unb  bie 
S3eftimmungen  be§  4.  SateranfonjilS  öont  Mrc  1215  (C.  13. 
X.  5,  7)  enthalten  olle  hörten  gegen  bie  ^e^er,  mit  2tu§na^me 
ber  SiobeSftrafe:  2ld)t  unb  Sann,  ®üter'6efc^Iagnot)me,  ©Ijrlofigfeit 
ber  S'inber,  B^^ftöi^itng  !e|erifc^er  SSo^nungen  u.  f.  m.  (ögtd^. 
oben  @.  49  ff.). 

SSom  päpftliij^en  @tut)(e  ou§  brang  biefer  SSerfoIgungSgeift  ^n- 
nä(f)ft  in  bie  Stöbteorbnungen  öieler  italienifd^en  ©tobtgemeinben. 

„Qu  $robo  tüurben  1206  bie  ^e|er  tieröannt;  S^iemanb,  beffcn 
5RecE)tgIäuBig!eit  üerbäd;tig  tüar,  burfte  ^onful  toerben.  Sn  bent= 
felben  Sa£)re  lüurbe  ju  glorens  ein  Statut  gegen  bie  ^e|er  tt^ 
fc^Ioffen,  beffen  |)au|3tintjatt  h)ir  baraug  erfe'Eien,  ha^  ber  ^apft 
ber  ©tabt  %atn^a  empfahl,  fic^  baSfelbe  anzueignen  unb  barauf 
bebad^t  ju  fein,  „atle  ^e|er  an§>  ber  Stabt  ju  üerjagen"  (Innoc,  III. 
Epp.  9,  8.  204).  ^n  ben  Statuten  üon  SSerona,  i()rer  ^au^jt-- 
maffe  nad^  üor  1218,  ^at  (Ed.  Campagnola,  @.  116)  ber  ^obefta 
gu  fc^föören:  „®ie  ^e|er  Werbe  ic^  au§  ber  ©tabt  unb  ifirem  ®e= 
Biete  ücrtreiben,  wenn  fie  fid)  nid)t  bem  SBiffen  be§  S3ifc^of§  fügen. 
^6)  laffe  fie  nid^t  t)ier  üerweilen;  ha§  gefc^ie{)t  nad^  bem  SSiffen 
be§  |)errn  S3ifc^of§.  SDie  §öufer,  in  benen  ^e|er  wohnen,  laffe 
id^  jerftören"  (?5ider,  ®ie  gefe^IicEie  ©infüfirung  ber  ^obeSftrafe  für 
^e^erei :  SJJitt^eilungen  be§  ^nftitut§  für  öfterr.  @efc£|icE)t§forfd^ung, 
1880,  I,  179 ff.). 

D6  fdion  in  ber  (Sa^ung  be§  ^ongiB  üon  SSerona  (1184), 
bie  bem  fanonifc^en  9ied^t  eingefügt  Würbe  (C.  9.  X,  de  liaer.  5,  7): 
„ber  ^e^er  fotl  bem  weltUdien  ©eric^t  jur  gebütirenben  ©träfe 
ü6er(affen  werben",  bie  2;obe§ftrofe  üer^ütlt  ouSgefproc^en  ift,  bleibe 


170  ©rfteS  md].    ^a\)\\tt]\mi  unb  Snqmfttion. 

bat)inge[tettt.^  Se^enfallg  liegt  aBer  ein  §intüei§  auf  bie  SiobeS» 
ftrafe  in  ber  Stnfforberung  ^nnogenS  III.  (Epp.  I,  94)  an  ben 
erjBijdjof  i3on  Slij,  bie  iDeltlidjen  ©ro^en  anju^alten,  bie  te^er 
mit  S?erBannung  gu  Bestrafen,  unb  trenn  jie  tro^bem  im  Sanbe 
blieben,  mit  ©dilimmerm  gegen  fie  üorjugetien  (gravius  ani- 
madvertant  in  eos).  SDiefe  3(nna^me  i[t  um  fo  bered^tigter,  aU 
gur  gleidien  3eit  (1198)  ^önig  ^eter  üon  Siragonien  ben 
i^euertob  über  ^e|er  üer^ängte,  bie  tro^  be§  SSerbannung§== 
befef)te§  noc^  im  Sanbe  betroffen  njürben  (öglc^.  oben  @.  131).  'ifloä) 
beutlic^er  ift  bie  Qpxaä)t  be§  ^apfte§  in  ber  Slntneifung  an  feine 
Segaten  in  ber  ^roöence  (Epp.  7,  14):  fie  foüen  bie  ^e^er 
gum  Untergong  be§  gleifd^eä  ttm  ©atan  übergeben. 

5DenS3ifd)öfenüonSSiterbo  unb  Dröieto  befiet)ItSnno§en§  III. 
im  ^a^xt  1205  (Epp.  8,  105),  bie  ©inlüoljner  jur  5tu§treibung 
ber  ^e^er  5U  üertjalten.  ®a  iia§  feinen  ©rfolg  ^atte,  Um  ber 
^apft  1207  felbft  nac|  SSiterbo  (Gesta  Innoc,  c.  123;;  er  Iie| 
einige  Käufer,  wo  ^e^er  geföo'^nt  l^atten,  gerftören  unb  gab  ein 
für  ben  ganjen  ^ir^enftaat  gültiges  ®efe^  (Epp.  10,  130, :  „Seber 
^ei^er  fott  ergriffen  unb  bem  h)eltlid)en  (^txi6)t  [^ier  ber  ^apft 
felbft  aU  Sanbe§{)err!]  jur  Seftrofung  übergeben  hjerben"  (Sider, 
a.  a.  D.,  ©.  191).  ®abei  ift  ju  bead)ten,  bajs  Snnojen^  III. 
nic^t  feiten  bie  ^e|er  ben  9JJanic^äern  gleic^ftetlt  (Epp.  10,  54); 
für  bie  9JJanid)äer  toar  aber  burdi  ba§  tüeltlid^e  Stecht  (L.  8  §  2.  5, 
Cod.  1,  5)  bie  2;obe§ftrofe  feftgefet^t. 

®§  lag  alfo,  burd)  ^äpftlidje  ©inn^irlung  beranta^t,  ha§  SBort: 
SlobeSftrafe  ben  ©efe^gebern  biefe§  3eita(ter§,  fo  ju  fagen,  auf 
ber  ^unge.  ^aifer  griebrii^  II.  \\)xad)  e§  im  ^a^xt  1224  in 
feiner  ^onftitution  für  bie  Sombarbeierftmatigau§(M.  G.  L.  L.  2,  252), 
unb  ber  SSeranlaffer  biefer  ßonftitution  toax  Sräbifc^of  Silbe rt 
üon  9}iagbeburg.    @r  töar  faiferlic^er  Segat  für  DberitaUen  unb 


1  ^aäj  ben  2tu^füf)rungen  be^  allerbingg  mei^rere  So!)rf)unberte  fpäter 
lebenben  ^RqutfttorS  58ern:^orb  ßomenft^  (Lucerna  Inquisitorum,  Ed. 
Venet.  1596,  S.  38)  ift  e^  ätreifellog,  baJ3  ber  in  ben  firdjti^en  (Strof= 
Beftimnmngen  gegen  bie  Se^er  ftettg  roieberfeljrenbe  Stu^brud:  „geBü:^vcnbc 
Strafe,  animadversio  debita",  bie  STobegftrafe  bebeutet.  2lBer  e§  mag, 
tt)ie  gejagt,  bal)tngeftent  bleiben,  ob  ber  stilus  Cnriae  bei  16.  ^jafirljunbert!» 
fid)  mit  bem  be§  12.  infialtlid^  boüfornmen  beät  (bgM).  unten  6. 185). 


VIII.  $a^)[tt^Nm  unb  Sobelftrafe.  171 

inüeftirt  mit  ber  Öraffd^aft  9iomagna.  Um  bie  ^el^er  feinet 
2anbe§  mit  bem  ^lobe  Beftrafen  ju  fömten,  föanbte  er  fid^  an 
griebricE)  IL,  unb  biejer  geftattete  i^m,  fie  ju  ü  er  brennen,  ober, 
tüenn  man  na(f)fid)tig  fein  tüotle,  itjnen  bie  QnriQt  angjurei^en 
(Raynald.  ad.  a.  1231,  n.  18;  Huillard-Bröholles,  Histor.  diplom. 
Frider.  II,  (S.  421;  Havet,  L'beresie  et  le  bras  seculier,  ©.  61). 

<2d)on  1230  lüirb  bieg  griebericianifc^e  ©efe^  in  bie  Stabt-- 
orbnung  öon  S3re§cia  aufgenommen  (Monum.  patriae  16,  1584): 
ber  ^obefta  fdimört,  alle  ^e^er  in  bie  5lc^t  ju  tf)un  unb  bie  üom 
Sifd^of  üerurtfjeilten  S?e|3er  aU  9Jionic§äer  nac^  bem  taiferlidöen 
6)efe^  —  alfo  mit  ber  2;obe§ftrafe  —  §u  beflrafen.  ®ann  folgt 
ber  SBortlaut  be§  !aiferlic^en  @efe^e§  mit  ber  ©träfe 
be§  23erbrennen§. 

S)a^  SreScia  unter  allen  itatienifd^en  (Stäbten  mit  bem  9?er= 
Brennen  ber  £e^er  ben  Stnfang  mad^te,  ^atte  einen  ouc^  lieber 
auf  ba§  ^apftt^um  ^inlneifenben  ©runb.  Sifd^of  öon  S3re§cia 
hjar  bamal§  ber  ®ominifaner  @uala.  ^^v  S)ominifanerorben, 
bem  bie  päpftlidje  ^nquifition  fcefonberg  antiertraut  tvax,  Ijatte  aber, 
njie  föir  tniffen,  eine  im  SSerBrennen  ber  ^e|er  fe^r  reiche  (ärfalj- 
rung.  UeBerbieS  tüat  &üala  ber  Iangjöf)rige  33ertraute 
(SJregor  IX.,  er  fannte  föie  !aum  ein  Slnberer  bie  ©efinnungen 
be§  bamaligen  „®tattl)alter§  S^rifti". 

SDem  58Iutgefe|  gegen  bie^e|er  ber  9iomagnaIä^t  ?$riebrid;  IL 
im  ^aijrt  1231  ein  ä^nlic^eS  für  ba§  ^önigreic^  @icilien  folgen: 
bie  f)artnädigen  ^eger  fotten  in  Stnlyefen^eit  be§  SSoI!e§  leBenbig 
öerBrannt  werben:  ut  vivi  in  conspectu  popiili  comburantur 
fiammarum  commissi  judicio.  3(u§  einem  ©d^reiBen  be»  ^aiferS 
an  ben  ^apft  öom  28.  geBruar  1231  ift  erfic^tlic^,  ha^  ©regor  IX. 
i^n  äU  bicfem  SSorge'^en  aufgeforbert  l^atte  (Huillard-BrehoUes, 
0.  a.  D.,  3,  268).  ©elBft  ber  ^at|oüf  gider  fdjrei&t:  „®ie 
größere  (Strenge,  mit  ber  feit  1231  überall  gegen  bie  ^e|er  öor= 
gegangen  tüirb,  ha§  SSerBrennen  berfelBen  oudj  in  Italien, 
gef)en  aUerbingS  äunöctift  auf  üom  ^apfte  erlaffene  SBei» 
fungen  jurüd"  (o.  a.  D.,  @.  201). 

9Zic^t  nur  :|3äpftlidjer  ©inftu^,  fonbern  pä|3ftlid^e§  $8orBilb  Be-- 
ftimmte  enblid^  ben  (ärla^  ber  Berüchtigten  !aiferlid§en  ^e^ergefe^e 
üon  Ütaüenna  au§  bem  geBruar  unb  SDlnrä  1232  (M.  G.  L.  L. 


172  ®rfte§  33uc^.    ^apftt{)um  unb  Snquifition. 

2,  228).  S)er  |3äpftltd^e  ©influß  ^atte  ftc|  ^ierBei  gcitcnb  gemad^t 
burcl  bie  3Intt)e[en!^eit  be§  SDominifanerBifd^ofS  unb  ipäpftlic^en  $8e« 
ratfier»  ®uala  nm  faiferlio^en  §of(ager  öon  Ülaüenna;  ta§ 
^äpftlid^e  SSorBilb  toar  ein  ©rla^  ©regor  IX.  an  atte  ©rgbifc^öfe 
au§  bem  Sa'^re  1231. 

tiefer  ^ä|3[tltcf)e  ®rta^  ift  gum  größten  2;f)etl  eine  SSieber- 
!§oIung  ber  SBeftimmungen  be§  4.  SateranfonjiB  '1215)  unter 
Snno,^en§ III. :  9iec^ttDiigf eit, @üter&efcf)Iagnal)me,  §äuf erjerftörung, 
STuöIieferung  an  ben  tt)e(tücf)en  3trm;  neu  ift  ber  ^ufi^:  ^e|er, 
bie  fic^  befefiren,  f ollen  Ieben»längli(^  einge!er!ert  hierben:  in  per- 
petuo  carcere  detrudantur.  „^amit  ift  atlerbing§  ber  (S^tu§ 
no^e  gelegt,  ha^  ber  ^apft,  n)enu  er  fc^on  bie  Söiberrufenben  mit 
fo  l^arter  Strafe  Belegt  h)iffen  tüitt,  für  hk  hartnäckigen  ^e|er 
faum  etVDaS  2(nbere§  im  Stuge  geljabt  ^aBen  !ann,  aU  bie  |)in« 
ri(f)tung  (gider,  a.  a.  D.,  @.  204). 

3ur  ®ett)i§{)eit  tüirb  biefe  ^äpftlic^e  Stbfic^t  burc^  bie  SSorgänge 
in  $Rom  felbft.  Sie  Vita  Gregorii  IX.  (Mnratori  Scrpt.  3,  578) 
Berichtet,  ba^  ber  ^apft  im  ^tbxuax  1231  in  ©egentoart  tion 
(Senator  unb  SSoIf  t)iele  ^riefter,  ^lerifer  unb  Saien  beiberlei 
&t]ä)kä)t§>  auf  5Iu§fagen  öon  Beugen  ober  auf  eigene!  ©eftänbui^ 
f)in  aU  ße^er  üerurtf)eitte.  2Sa§  mit  i^nen  bann  weiter  gefc^a^, 
erfahren  wir  burc^  $RicC)arb  öon  San  ©ermano:  „Qnv  felben 
3eit  würben  einige  ^e|er  in  9iom  entbeÄ,  öon  benen  einige  ö er- 
brannt würben,  ta  fie  l^artnädig  blieben:  anbere  Würben  nad^ 
Eafino  unb  Sa  (^aüa  pr  35u^e  gefifiicft."  Sie  9^euigen  würben 
a(fo  einge!er!ert,  bie  |)ortnäcfigen  würben  ö  erb  rannt.  Stber  — 
unb  ^ier  tritt  ber  ^{)arifäi§mu§  Uav  ju  S^age  —  ber  „Stottfarter 
e^rifti"  ^t  \)a§  SB  ort  „2obe§ftrafe"  nidEit  auSgefprod^en.  „®ie 
milbe  3}?utter,  bie  ^ird^e:  pia  mater  ecclesia",  begnügte  fic^  mit 
ber  2:^at  (M.  G.  S.  S.  19,  363;  i. 

1  „gn  ber  fir^Iii^en  ©efc^gebung",  fogt  ber  ?ßräftbent  be§  ^affation^'^ofe^ 
üon  ^ari§,  Sanon,  „ift  bie  Jobe^ftrafe  ntd)t  ausbrücfütf)  aufgefüfjrt,  fie 
ttjirb  ftilljc^ttjeigenb  öorauggeiefet  Qn  allgemeinen  2Benbutigen  ift  fie  ent= 
fialten,  bie  fie  Bejeic^nen,  of)ne  fie  511  nennen,  unb  bie  oft  nur  Beftefien  in 
einem  fi^  bejiefien  auf  n)eltlic^e  ©ejege,  ober  in  ber  Srföäfinung,  ber  Seger 
jei  bem  Weltlichen  S(rm  überliefert  morben,  um  bie  gejegli^e  ©träfe  ju  em= 
pfangen"  (Histoire  des  tribunaux  de  l'inquisition  en  France.  Paris 
1893,  ©.  448). 


VIII.  ^ap[ttf)um  unb  Sobcgftrafe.  173 

SRid^tig  [agt  gicfer:  „95ei  S3eurt^eilung  ber  faiferlid^en  ^onfti» 
tutionen  üon  1232  fc^eint  mir  ju  tüenig  Beachtet  gu  fein,  ba§ 
biejelBen  fid§  auf'§  engfte  an  üorl^ergel^enbe  päpftlid^e 
SSerfügungen  anfd)IieBen,  unb  ba|  biefe  e»  äunäc^ft 
njoren,  tt)elrfje  bie  1231  beginnenbe,  in§6efonbere  in 
©eutfd^Ianb  alleS  2)?a§  überfcfireitenbe  ^e^eröcrfolgung 
öeranlafeten"  (a.  a.  D.,  ©.  203). 

S)ie[c  2f)atfac^e  ift  burrfi  bie  gef(f)ic§tlid^en  Duetten  fo  offenbar 
gentacE)t  morben,  ba^  felbft  ein  fo  ultrantontan^fdfiönfärBerifc^er 
©d^riftftetter  njie  gelten  geftelien  mu^:  „D:^ne  ^l^eifel  tarn  ber 
^aifer  mit  feinen  fet^erbeftimmungen  ben  SBünfifien  ber  ^äpfte 
[^onoriug  III.  unb  ®regor  IX.]  üielfac|  entgegen"  (^o|)ft 
©regor  IX.,  f^reiburg  1886,  @.  208).  ®aB  bie  „SSünfc^e"  ber 
„(Stattf) alter  S^rifti"  auf  jEöbtung  ber  te^er  gerid^tet  h)aren, 
öerfi^tüeigt  aber  «gelten  feinen  Sefern. 

S)ie  ^ouptftetten  ber  me^rfarf)  ertoä^nten  ®efe|e  Slaifer  grieb^ 
rid^§  lauten: 

„S)ie  (Sorge  für  bie  un»  öom  §immel  übertragene  ^errfd^aft 
unb  faiferlid^e  ©elcalt,  benen  h)ir  burd^  bie  @nabe  bei  |)errn  üor-- 
fte^en,  gebietet  un§,  jur  5{u§rottung  ber  ^e|erei  gegen  bie  geinbe 
be§  @(ouben§  ha^  irbifd^e  ©c^föert  gu  ^ie^en,  ha§  rvix,  gefonbert 
öom  ^rieftert^unt,  fül^ren,  bamit  tt>ir  jene,  bie  fid§  tuie  Ijeimtüdfifd^e 
<5ö!^ne  gegen  @ott  unb  bie  ^irc^e  ergeben  unb  ben  mütterlid^en 
(Sd^oo§  Serfteifc^en,  burdE)  Urtl§eil§fprud^  unb  ©ered^tigfeit  üerfolgen, 
biefe  Uebeltf)äter  nicfit  leben  laffen,  burdf)  beren  üerfü^rerifd^e 
2BiffenfcE)oft  ber  SSelt  unb  ber  beerbe  ber  ©laubigen  Unheil  gu^ 
gefügt  tt)irb.  2Bir  befehlen  ba^er,  ha^  bie  ^e^er,  h)ie  fie  aud^ 
f)ei^en  mögen,  föo  immer  fie  burrf)  ben  3Jiac^tbefe^I  (Imperium)  ber 
Äirtfie  öerurt^eilt  unb  ber  treltlid^en  ©eraalt  übergeben  iporben  finb, 
mit  ber  gebüfirenben  Strafe  beftraft  merben.  «Sottten  ©inige  üon 
itinen,  burd§  ben  ©dfirecEen  be§  Xobe§  getrieben,  gur  (£int)eit 
beg  ©tauben§  unb  jur  S3u^e  prüdle^ren  tuollen,  fo  follen  fie  für 
immer  eingeferfert  merben.  Sitte  ^e|er,  bie  in  ben  ©tobten 
unb  Drtf^aften  be§  gieic^el  burd^  bie  |3ä^ftlic§en  ^nquifi-- 
toren  aufgefunben  Würben  finb,  fotten  auf  hk  Stn^eige  ber  ^n* 
quifitoren  ober  anberer  fat^olifd^er  SJJänner  l^in  ergriffen  unb  fo 
lange  in  engem  ©eföatirfam  geiiattcn  Werben,  bi§  fie,  burd^  fird^  = 


174  ©rpel  SSud).    «ßapftttjum  unb  Snquifition. 

\iä)t§  Urt^eil  üerurtl^eitt,  eine§  elenbeit  2:obe§  gu  ©runbe 
ge|en.  (Sine  gleiche  ©träfe  follen  erleiben,  bie  ber  iöfe 
tfeinb  anreijt,  bie  ^elurei  ju  begünftigen.  5Die  ^obe§ftrafe 
füllen  auc^  erleiben,  bie  au§  X ob eSfurc^t  bie  te|erei  a'bgefd^lüoren 
l^aben,  ober  bann  rüdffötlig  gehjorben  finb  ....  S)ie  (Sö|ne  unb 
Srben  ber  ^e|er,  il)rer  S3egünftiger  unb  SSertt)eibiger  werben  Bi§ 
in§  gmeite  ©lieb  burc^  unfer  !aiferlid^e§  2(nfe!^en  aüer  öffent= 
lid^eu  SIemter  unb  (Stiren  entüeibet,  bamit  fie,  eingeben!  be§  öater= 
lid^en  SSerbred^enS,  in  beftänbiger  S^rauer  ba^in  fd^rtinben;  benn 
mir  föiffen,  ha^  @ott  ein  (Siferer  ift  unb  ha'^  er  bie  ©ünben  ber 
SSäter  an  ben  ^inbern  mac^töott  ftraft.  SSarmljerjigfeit  foll 
aber  benen  gegenüber  geübt  werben,  bie,  bem  üäterüd^en  SSer-- 
bred^en  nic^t  folgenb,  bie  Ijeimlirfje  Xreutofigfeit  il)rer  SSöter 
jur  Slngeige  bringen.  S)ie  ^e^er,  bie  üon  ben  ^rebiger* 
brübern  eud^  §ur  Slnjeige  gebracht  werben,  foUt  i^r  ergreifen 
unb  forgfam  feftfjalten,  bi§  fie  nod^  ber  ürc^Iic^en  SSerurt:^ eilung 
bie  öerbiente  ©träfe  erleiben;  unb  i^r  foHt  Wiffen,  ba^  i^r  baburd^ 
ein  Öiott  wof)Igefänige§  unb  üor  un§  lobtnürbigeS  SBer! 
öerrid^tet".    (Commissi  nobis.) 

„®a§  ungenä^te  (SJewanb  unfere§  |)errn  trad^ten  bie  ^e^er  ju 
jerrei^en,  inbem  fie  in  bie  @inf)eit  be§  unt^eilbaren  Öilauben§ 
@|)altung  gu  bringen  unb  bie  ©d^afe  au§  ber  |)ut  beS  ^etru§  ju 

entfernen   fudEien 2Bir   befehlen,    ta^  ta^   SSerbred^en   ber 

^e^erei,   wie  fie  aud^  l^eifie,   unter  bie  öffentüd^en  SSerbred^en  §u 

jagten  ift 2Ber  erfunben  wirb  aU  üont  !at^oIifd^en  Glauben, 

Wenn  aud§  nur  in  einem  fünfte,  abgewicfien  unb  ermal^nt,  bie 
teufeüfd^e  ?5inftcrni^  p  üertaffen,  ben  ßJott  be§  Sid^te»  nid^t  aner» 
!ennen  will,  ben,  wie  aud^  alle  onberen  ^e|er,  üerurt^cilen  wir 
burcf)  bie§  ©efetj  gunt  2;obe;  er  foll  if)n  erleiben,  inbem  er, 
ben  f^tammen  überliefert,  öffenttid^  bei  lebenbigem  Seibe 
öerbronnt  wirb."    (Inconsutilem  tuuicam.) 

„S)ie  S3egünftiger  unb  9}iitfdE)uIbigen  ber  ^atarener  fotlen  it)r 
SSermögen  öerlieren.  S^re  ©öfine  füllen  gu  feiner  @I)renftette  ge^ 
langen.  SBenn  aber  ^emanb  üon  i^nen  einen  ^atarencr  angeigt, 
fü  füU  er  au§  !oiferIicf)er  ©unft  in  9(IIe§  wieber  eingefe^t  werben". 
(Patarenorum.) 

„2)ie  ^atl^arer  unb  alle  ^e^er,  wie  immer  fie  ^ei^en,  beiberlei 


VIII.  <PoprttI)itm  uiib  ^Dbc§[trafe.  175 

®ef(f)Ied^t§,  öerurt^eilen  njir  ju  elü  ig  er  Infamie,  tüir  erüären  jie 
für  re(f)tto§  unb  gcäcfitet,  if)r  SScrmögen  foH  befd^Iagna'^mt 
lüerben,  il)re  ©ö'^ne  foüen  erbunfätjig  fein,  diejenigen,  bie 
ber  Meierei  üerbäcf)tig  finb,  follen,  ftienn  fie  it)re  Unfcf)ulb 
nid^t  erlueifen  fönnen,  e|rIo§  unb  geächtet  fein;  finb  fie  ein 
Sal^r  long  in  biefem  Sufti^^i^  üerBIieben,  fo  fotlen  fie  aU  ^e|er 

berurt^eitt  Werben SE)ie  ^e|er  finb  erfiunfä^ig,  fie  !önnen 

!ein  Xeftament  mad£)en,  fie  !önnen  S^liemanb  öor  ©erid^t  forbern, 
\oo^  aber  !önnen  fie  üor  ©eric^t  geforbert  irerben.  S)a§  Urt^eit 
eine§  9lid)ter§,  ber  für  fie  5Red)t  gefprocfien  Ijat,  ift  ungültig.  (Sin 
^e^er  fann  aber  ben  onbern  überfüf)ren.  S)ie  Käufer  ber  ^atarener, 
bie  if)rer  S3egünftiger  unb  S3ertf)eibiger  foKen  jerftört  unb  niemals 
njieber  aufgebaut  werben".  (Catharos;  M.  G.  L.  L.  II,  287  ff.; 
326  ff.) 

S)iefe  ©efe^e  fielen  bi§  §ur  gegenwärtigen  ©tunbe  im  @5efelj= 
bu(f)  ber  „©tatt^atter  ©iirifti",  int  fanonifcfien  ^Red^t  (C.  18  in 
6*°  de  haer.  5,  2;  lib.  sept.  de  baer.  et  schism.  V,  3)!  SlHer» 
bing§,  bort  ftel^en  fie  am  rid^tigen  ^laij,  benn  bie  „(Statthalter 
S^rifti"  finb  ifire  geiftigcn  Url^eber,  unb  alle§  in  golge  biefer  ®e» 
fe^e  öcrgoffene  ß^^riftenblut  fällt  nicfit  nur  wegen  biefer  Urf)eber= 
fcEiaft  auf  ha^  ^apfttfjum  jurürf,  fonbern  aud^  be§l^alb.  Weil  bie 
^ipäpfte,  unb  nid)t  bie  ^aifer,  bie  eifrigften  SSerbreiter  biefer  @5efe|e 
Waren  unb  i^re  unnac^fid[)tli(f)e  Befolgung  unter  2(nbro:^ung  ber 
f)ärteften  firc^üi^en  ©trafen  erzwangen. 

SBenn  biefe  unmoraüfd^en  unb  wiberd^riftlid[}en  ®efe|e  eine 
©dfimad^  finb  für  ben  beutfcfien  Scamen  unb  ein  ©tfianbffed  auf 
bem  3Inben!en  eine§  beutfrfien  ^aifer§,  \oa§  finb  fie  bonn  für  ba§ 
^a^jfttljum? 

2Ba§  bie  ^)ä^ftlidf)e  Ur:^eberfct}aft  betrifft,  fo  ift,  au^er  bem  fd^on 
SSorgebrad^ten,  ha^  Srum  unb  S)ran  be»  laiferlidjen  S3Iutgefet^e§ 
öom  Sa^re  1232  befonber§  beadE)ten§Wertr). 

@§  war  in  feiner  SSeife  eine  proprio  motu  entftanbenc  ^unb* 
gebung  beg  ^aifer§  griebric^  IL,  fonbern  e§  War  beredjuete§ 
9ladf)geben  an  päpftlidie  2öünfdE)c.  Xie  Erfüllung  biefer  blutigen 
SSünfdje  war  üieler  Ort»  auf  ©c|wierig!eiten  gefto^en;  jur  Söred^ung 
biefeg  2öiberftanbe§  t)atte  fid)  bie  ^Berufung  auf  ben  „(Statthalter 
S^rifti"  unau§reid)enb  erwiefen;  fo  foßten  benn  bie  Snquifition§= 


176  ®rl'te§  aSucE).    «popftt{)um  «nb  ^nquifition. 

ric^ter  i^re  gorberungen  auf  2:öbtung  ber  ße^er  !raft  foiferltc|en 
2lnfe^en§  burdife^en. 

tiefer  ^fiatBeftanb  ergiebt  fid^  junöd^j't  ou§  ber  5(rt  ber  SSer= 
Üinbigung  be§  ^ßlutgefe^eS. 

S)ie  Slbreffaten  tüaren  jtüar  bie  gürften  unb  Beamten  be§ 
tatferreic6e§,  aber  tieäetdjnenber  Sßetfe  hJurbe  e§  nid^t  i^nen  ju-- 
gefteüt,  fonbern  ben  üom  ^a^ftc  mit  ber  ^nquifitton  beauf» 
tragten  S)omtni!anerfIöftern.i  S)te  :|3ä^j'tli(ä)en  ^nquifitoren 
foüten  alfo  ba§  S3Iutge[e^  bei  ben  tt)eltlic§en  ©erid^ten  gur  Sin- 
ttjenbung  bringen  laffen. 

STu^  ber  Sn^alt  be§  ©rlaffeS  beftätigt  biefe  STuffaffung.  2)er 
^aifer  nimmt  bie  ^nquifitoren  bei  2tu§übung  if)re§  2tmte§  in  feinen 
befonbern  ©c^u^,  unb  er  befiet)It,  an  ben  üon  ifinen  SSerurtt)eiIten 
bie  gefe|Iid£ie  (Strafe,  b.  ^.  bie  SobeSftrafe  5U  üottäie^en.  S)ie  be= 
beutfame  ^fjatfac^e  ferner,  ba^  5ur  3^^^.  ß^^^  ^ie§  ®efe|  erging, 
ber  SSertraute  65regor  IX.,  ber  S)omini!aner  ®uana,  am  faifer» 
lid^en  §ofIager  in  9tat)enna  als  ^erot^er  anhjefenb  war,  ift  fd^on 
l^eröorge'^oben  föorben. 

Snblicl  befi^en  h)ir  unüerböd^tige  unb  gerabep  üafftfdfie  3^119^1^ 
bafür,  ba^  ©regor  IX.  biefe  (SJefe^e  üeranla^t  f)at. 

Sn  unbefangenfter  Offenheit  beridjtet  ber  :päpftlid)e  ^nquifitor 
unb  ®omini!anermönc^  S3ernt)arb  @uiboni§  im  üierten  %i)t\l 
feiner  Practica  Inquisitionis  (Ed.  Douais,  Paris  1886,  (S.  173; 
üglc^.  oben  ©.  34  ff.) 2;  ,,Qu  üerfdiiebenen  Reiten  ^at  ber  apoftolifd^e 
<Btüi)l  SSerorbnungen  erlaffen  gegen  bie  !e|erifc^e  58o§t)eit;  aud^  bie 
faiferlictien  ®efe^e  würben  ^u  biefem  3wed  üom  ^aifer  griebrid^ 
auf  Setreiben  be§  apoftolifctien  ©tu^Ieg  (procurante  eadem 
sede)  nerfünbet." 

S)er  j^i^auäigfanermönd^  %^oma§  21u§cu§  fagt  au§brüdlic^: 
S)ie  SSerfünbigung  biefer  (SJefe^e  fei  nur  erfolgt,  weil  ber  ^aifer, 
bem  ^ap\tt  gu  Gefallen,  fic^  aU  red^tgläubig  unb  !atl)oUfc^  erWeifen 


1  2)ie  einjig  erf)oIten  geblieBenen  Ausfertigungen  be§  ®eje^e§  finb  für 
beutf(J)e  2)omimfaner!Iöfter  beftimtnt:  SSremen,  SOSürgburg,  9ftegenlburg, 
Strasburg,  i^xit\aä)  (gtder,  a.  0.  D.,  0.221). 

2  SDtejcr  aSetoeiä  für  bie  ^öpftüc^e  Ur^eberjcfioft  ber  friebericiani= 
j^en  aSIutgefe^e  ift  biS^eran  noc^  öon  Jiicmanb  —  fo  weit  meine  Kenntni§ 
ber  betreffenben  Siterotur  reict)t  —  geltenb  gemad)t  toorben. 


VIIT.  ^a^jftt^um  unb  Sobe^ftrafe.  177 

unb  i'o  ber  tl^m  bamatS  brofienben  ^äpftlic^en  (Sgtommunüation  ent» 
gefjen  looate  (M.  G.  S.  S.  22,  513). 

®er  ^jäpftlicEien  S^aterjcfiaft  entf|3ric^t  bie  weitere  Sürjorgc  ber 
^äpfte  für  biefe  ^inber  i^re§  ®eifte§. 

Snnojenä  IV.,  Sdeganber  IV.,  Urban  IV.,  ^lemenS  IV. 
f)a6en  bie  ßJefe^e  f^riebrid^  II.  imebertjolt  beftätigt  unb  eingefc^ärft 
(bie  betretfenben  Butten  Bei  Potthast,  Reg.  R.  P.  P.,  14607. 
15378.  15448.  17383.  19423).  S3efonber§  eifrig  tüar  ^nno-- 
jenS  IV.  (1243—1254);  nicJ)t  iüeuiger  al§  öier  Tlat  (Potthast, 
0.  a.  D.)  bringt  er  in  ben  ftärfften  3(u§brüden  auf  Befolgung  ber 
®efc^e.  ®er  SBortlaut  einer  folc^en  (gm|3fei)Iung  burd^  ben  „Statt-- 
l^olter  e^rifti"  mag  un§  einen  S3egriff  geben  üon  ber  „diriftlid^en" 
?Iuffaffung  i^re§  §irtenamte§  unb  öon  i(}rcm  „Slbfd^eu"  gegen 
©lutoergie^en.  ^n  feiner  S3utte  Cum  adversus  haereticam  üoni 
28.  aj?ai  1252  fagt  SnnojenS:  „®a  ber  römifc^e  ^aifer  grieb= 
ric^  gegen  bie  fe^erifdje  93o§t)eit  getüiffe  ©efe^e  erloffen  ^at,  burd^ 
tt)eld)e  bie  SluSbreitung  biefer  ^eft  üerf)inbert  inerben  fann,  unb 
ha  mir  lüollen,  ha'i^  biefe  Öiefe^e  §ur  ©tärfung  be§ 
®Iauben§  unb  jum  §eile  ber  ©laubigen  beobadE)tet  föer* 
ben,  fo  befe:§ten  tüir  ben  geliebten  Söhnen,  bie  bie  Dbrig» 
!eit  bilben,  ba^  fie  biefe  ©efe^e,  beren  SBortlaut  wir 
ntitfc^icfen,  in  if)re  (Statuten  aufne'^men  unb  ba^  fie 
mit  großer  ®mfig!eit  gegen  bie  ^e^er  üorgeiien.  ®e§- 
I)alb  befel)len  wir  eu(f)  [^nquifitoren],  ha'^,  Wenn  biefe 
Dbrig!eiten  unfere  95efet)Ie  nad)Iäffig  erfüUen,  i'^v  fie 
burd^  (Sjfommunüation  unb  ^nterbift  baju  jwingt  .... 

®ie    üom    fattjoHfc^en    ©tauben    5lbfaUenben 

öerflud^en  wir  ganj  unb  gar,  wir  üerfolgen  fie  mit 
(Strafen,  wir  berauben  fie  if)rer  SSermögen;  i^re  @rb* 
folge 'tieben  wir  auf,  alte  S^edfjte  erfennen  wir  itinen  ab." 

2Bie  gleid^artig  nacf)  Sinn  unb  2(u§brud§weife  finb  boc^  foldfie 
^unbgebungen  ber  „Stettüertreter  Sf)rifti"  mit  htn  5(eu^erungen 
ßfirifti  felbft:  „Unb  bie  Samaritaner  naf)men  i^n  nid^t  auf.  S)a 
aber  haSi  feine  jünger  fallen,  fprad^en  fie:  §err,  willft  bu,  fo 
Wollen  Wir  fagen,  ba^  geuer  öom  ^immel  faUe,  unb  öer* 
jefire  fie,  wie  @Iia§  tljat.  ^efuS  aber  wanbte  \i<S),  fd^alt  fie 
unb    fpradC):    SSiffet  if)r  nidE)t,   Weffen  ©eifte§   ©inber  il^r 

0.  ^oenSfiroed),  ^a^jfitljum.   I.  12 


178  (Jrfteä  Söud).    $o^3fttf)um  unb  ^nfiuifition. 

feib?  ^e§  SJJenfc^en  Sol^n  ift  ntcfjt  gefommen,  ber  SJ'ien-' 
fc^en  SeBen  gu  üerberben,  fonbern  ju  erhalten"  (£uf.  9, 
53—56). 

®^riftu§  föeift  e§  entrüftet  üon  ficf),  SJienicEien,  bie  if)m  nid^t 
freilüillig  folgen  ttjollen,  burcf)  geuer  ju  tobten:  feine  „@tattl§atter" 
rul^en  unb  raften  nid^t,  Bil  aller  Drten  bie  (Sc|eiter^ufen  flammen, 
um  biejemgen,  föeld^e  if)nen  nid^t  antjangen  niotlen,  ju  üerjefjren. 
^ann  e§  einen  beffern  S3ett>ei§  bafür  geben,  ba^  bie  ^äpfte  tütr!* 
üd^  öon  S^rifti  ßJeift  erfüllt,  ba|  fie  toirlüif)  bie  gortfe^er  feine§ 
2Ber!e§  finb?? 

Uebrigen§  ift  bie§  nid^t  ba§  einzige  SSeifpiel,  ba^  bie  „Statt» 
l^alter  ®f)rifti"  S3Iutgefe|e  weltlii^er  Dbrigfeiten,  bie  gegen  Se|er 
geridf)tet  ttjaren,  beftätigten.  ßiregorIX.  beftätigte  burc^  bie  SSuHe 
Solent  haeretici  üom^  25.  ^uni  1231  bie  capitula  Annibaldi  se- 
natoris  üom  ^aljre  1231,  unb  (Tregor  XL  beftätigte  burdf)  bie 
58utte  Sedes  apostolica  üom  7.  ^uni  1371  ben  @rla^  ßaifer 
^arl  IV.:  Praecunctis  mentis  (Potthast  8754;  Fredericq  I,  n.  80. 
213.  214). 

Slu^erbem  ftel^t  feft,  ha'^  bie  ®efe|e  f^i^iebricE)  II.  auf  drängen 
ber  ^ä^fte  aud£)  für  ^vantxtiä)  beftätigt  würben.  ©leicEifatl^  auf 
SSerlangen  ber  ^äpfte  fü{)rte  fie  ^einrid^VII.  im  3al)re  1312 
in  5Deutfd)Ianb  ein  (Böhmer,  Regesta  imperii  1246  — 1313, 
@.  302). 

SSon  1232  an  f)ielt  mit  ber  Söeiterüerbreitung  be§  ©rIaffeS 
Tregor  IX.  ba§  ^Tufftammen  ber  8d)eiterl)aufen  gleichen  ©d^ritt. 
^n  S^ercelli  lie^  ber  Si'öngiöfanerinquifitor  SSruber  ^einrid^ 
üon  9Jlaitanb  bie  Strafe  be§  geuertobeS  in  bie  ©tabtorbnung 
aufne!)men  (Stat.  Verc.  c.  370  K,  Moniim.  patriae  16,1231).  S)er 
SDominüanerinquifitor  ^o'^ann  Iie§  im  ^uü  1233  fecEigig  an» 
gefe^ene  i^rauen  unb  SJiänner  ju  glorens  all  ^efeer  üerbrennen 
(Muratori,  Scrpt.  8,  38).  SSon  SJioilanb  berii^ten  au§  bem 
Sat)re  1233  bie  Memoriae  Mediolanenses  (M.  G.  18,  402):  „man 
fing  an  bie  ^e|er  §u  tierbrennen,"  unb  eine  {)eute  nodt;  am  Palazzo 
della  Raggione  gu  3RaiIonb  üor^anbene  Snf(^^ift  w^ter  bem  Staub» 
bilb  be§  bamatigen  ^obefta  ber  Stabt,  DIbrabo  bi  3;reffeno, 
rüt)mt  üon  il)m:  „S)ie  ^e^er  üerbrannte  er,  lüie  e§  feine  ^flid^t 
Jüar."     UeberbieS    erhielten  bie  9}JaiIänber  ^e^erbränbe   bie  au§» 


VIII.  «ßapfttl^um  unb  Xobeg^trafe.  179 

brücflid^e  ©ut^ei^ung  be§  ^al^fte^.  ^n  einem  ©dfireiben  öoni 
1.  SDejember  1233  beglücftüünfcfit  (Tregor  IX.  ben  SrjbifdEiof 
unb  ben  Meru§  üon  3)?ai(anb  ju  i^rem  (Sifer  in  SSertilgung  ber 
^e^er  (Potthast,  Reg.  Pontif.  n.  9334). 

„'^flcid}  allem  ©efagten  !ann  e§  nid^t  mel^r  ätt)eifel{)aft  fein,  tt)te 
in  Italien  bie  bort  6i§f)er  unfiefannte  «Strafe  be§  @c£)eiterr)oufen§ 
©ingang  fanb.  ®en  2hi§gang§|3unft  bilbete  aücrbingg  bie  faifer» 
lid^e  95erorbnung  öon  1224.  Slber  fic  fc^eint  o^ne  alle  unmittet* 
I6are  2öir!ung  geblieben.  @te  getnann  erft  baburd^  S3ebeutnng,  ta^ 
bie  fird^Iic^en  ©elüalten  fie  ju  üertDert^en  hJU^ten;  ba^  juerft 
bcr  ^rcbigerbruber  ®uala  aU  S3ifd§of  üon  S3re§cia  fie  i)erüor» 
jog;  bo^  bann  feit  1231  aucE)  ber  ^apft  üerlangte,  ba^  bie  in 
feinen  neuen  Statuten  öorgefefiene  S3eftrafung  fiartuäcfiger  ^efeer 
burc^  ben  Uieltlirfien  üiid^ter  nad^  jener  ^onftitution  be§  ^aiferS  5U 
gefc^e^en  f)abe."  ®ie  bamaligen  ^nquifitoren  maren  auf  ©runb 
^äpftlicEier  SBiüeuSfunbgebungen  „burc^aug  §u  bem  SSerlangen 
berechtigt,  ha'^  bie  tüeltlidjen  Üiid^ter  bie  enbgültig  üerurt^eiüen  Se|er 
bem  Sd^eiterl^aufen  übergeben  fottten".  @o  lautet  ba§  Urt^eil 
be§  !atf)oItfd^en  @Jefd^i^t§forfc^er§  ^idn  (a.  0.  D.,  @.  211.  214). 

3u  gteid^em  (£rgebni|  fommt  ein  anberer  ^ox'idjtx,  §  ermann 
§au^t,  ber  mit  ^Sejug  auf  bie  friebericianifc^en  S3Iutgefe|e  fc^reibt: 
„@§  tft  befannt,  ha^  feine  [^aifer  t5i"iebrid§§]  auf  bem  9?eic^§tage 
5U  9?at)euna  erlaffenen  ^onftitutionen  üom  9}Järg  1232  jum  erften 
dJiaU  bie  |)inrid^tung  ber  Sl'e^er  reic^»gefe^Ii(^  forberten  unb  ba§ 
jebem  |)er!ommen,  aber  aucE)  ben  einfadEiften  gorberungen 
ber  ©ererf) tigfeit  toiberf^rec^enbe  ÖJeritfitSüerfa^ren  ber 
pä|)ftlicf)en  ^nquifitoren  burc^  bie  rüc!i)aItIofe  $8eftä= 
tigung  ber  üorau^gegangenen  päpftUc^en  (Sriaffe  für 
immer  fanftionirten"  (SSaIbenferti)um  unb  ^nquifition  im  füb= 
öfttic^en  ®eutfrf)tanb,  ^reiburg  1890,  @.  7). 

|)ier  mag  aud^  eine  Stelle  angefüfirt  trerben  5um  S5etege,  mie 
unmittelbar  bie§  fojiole  unb  fulturette  SSirfen  Ütomä  fid^  in 
©eutfc^Ianb  äußerte.  3wm  ^aijvt  1233,  b.  'ij.  ein  ^a^r  nad) 
SSerfünbigung  ber  S3Iutgefe|e  griebrid^S,  berid^tet  ber  ö^fironift 
Sllberic  üon  2;rot§  gontaineS:  „^n  Teutfc^tanb  entftanb  ein 
fo  gro^e§  SSerbrennen  ber  ®e^er,  iia^  i^re  Qa^l  unfaPar  iff' 
(Monum.  Germ.  S.  S.  23,  878). 

12* 


180  <Sxiti§  93ud).    ^ap[ttf)um  unb  Snqui'ition. 

^ft  e§  erftaunlic^,  ha^  biefe  „gürforge"  ber  „Stattf)alter  ß^'^rtfti"- 
für  unfer  Saterlanb  üon  gleic^äeitigen  S^ronifen  in  grimmem  §umor 
6efc^rie6en  tüurbe?  @o  l^ei^t  e§  in  einer  SBiener  S^ronif  be§ 
13.  ^a£)r^unbertl:  ber  ^apft  ft)ünf(|e  bie  S)eutid)en  in  f^röfd^e 
öerföonbelt,  um  i^nen  aU  3tord^  ben  ©orouS  machen  §u  !önnen 
(Monnm.  Germ.  S.  S.   9,   712). 

S)ie  ^Begriffe  ^a^ftt^um  unb  SEobeSftrafe  für  ^e^erei  fte£)en 
alfo  nac^  bem  ^^ugniffe  ber  ®ef(f)ic^te  ju  einanber  im  3Serf)äItni^ 
üon  Urfac^e  unb  SSirfung.  S)aran  lä^t  fic^  nic^t  rütteln;  hjo^l 
aber  iä^t  ficf)  biefe  SBa^rt)eit  burcf)  tüeitere  ©efd^id^tSt^atfac^en  be» 
fcftigen.  S)iefe  Sltiatfacfien  werfen  ^ugleicf)  iieüeS  Sic^t  auf  ben 
njatirl^aft  lt)iberli(|en  ^(jarifäi§mu§,  mit  bem  bie  „Statt^olter 
e^rifti"  i^re  9JiorbIuft  um^jütlten.i 

SSenn  man  nämlicf)  bem  UItramontani§mu§  bie  ©reuel  ber 
Snquifition  aU  ©ünben  be§  ^opftt^um§  bortoirft,  fo  giebt  er  jebeä» 
mal  bie  5Intn)ort:  gerabe  bie  SnQiiifition§gefc^i(f)te  bemeift,  ha^  bie 
ßirc^e,  b.  1§.  ba§  ^a|3ftt^um  unf(f)ulbig  ift  on  bem  öergoffenen 
S3Iute;  benn  ber  SnquifitionSridjter  ^at  nid^t  nur  niemals  ein  Sobe§- 
urtl^eit  gefönt,  er  ^t  nic^t  nur  ftet§  ben  üon  i^m  aU  ^e|er  ®r-- 
üärten  „bem  weltlichen  5Irm  übergeben",  ber  i^n  bann 
nad^  feinen  ©efet^en  beftrafte,  fonbern  —  unb  ha^  ift  ent= 
fc^eibenb  —  ber  3nfluifition§ri($ter  f)at  bei  jeber  „'iJfuSlieferung  on 
ben  weltlichen  2Irm"  ber  weltlichen  Dbrig!ett  bie  bringenbe 
S3itte  au§gef|)ro^en,  Seib  unb  Seben  be§  Stulgelief erten 
§u  fdionen. 

SBer  bie  Urheber  ber  weltlii^en  @efe|e  waren,  nac^  benen  bie 
^e|er  getöbtet  würben,  {)aben  wir  gefe^en;  mit  ber  Ur^eberfi^aft 
ber  S3Iutgefe|e  ift  aber  aucEi  bie  SSerantwortüc^feit  für  i^re  S33ir- 
!ungen  bewiefen.  2; od)  laffen  wir  ha^i  einmal  bei  ©eite;  rid^ten 
wir  un§  nad^  bem  napoleonifc^en  9iect)t§grunbf a^e :  La  recherche 
de  la  paternitö  est  interdite;  netjmen  Wir  fogar  on,  ba§  ^o^ft» 
tl^um  ftönbe  Wirüid^  nidit  :§inter  ben   weltlicf)en  SSIutgefe^en  al§ 


1  ^ä)  niü  nic^t  Beftreiten,  ha^  bie  „(5tattf)alter  S^rifti"  Bei  Serfolgung 
unb  jtöbtuttg  ber  Sle|er  bona  fide  l^anbeltcn,  ba^  fte  glaubten,  im  9te(^te 
ju  jein.  Sie  tnaven  ai)o  niäjt  SRörber  ber  ©efinnung  tiad).  SIbet  biefe 
bona  fides  bemeift  eben  fd)Iagenb,  wie  weit  ha§  5ßat)fttf)um  abgeirrt  mar 
bon  ber  Se^re  ef)rtftt. 


VIII.  ^ap[ttf)um  imb  Sobe^ftrofe.  181 

xf^v  SSoter.  SBnre  e§  unter  biefer  günftigften,  aber  nid)t  gefc^id^t- 
liefen  2Sorau§fe|ung  ber  StutfcJiuIb  lebig?  D^ein,  bie  5Iut^  öon 
X'i^xämn  utib  $8Iut,  bie  ba§  Zeitalter  ber  ^nquifition  burcJiftrönit, 
jcElIägt  bod^  über  bent  ^auptt  be«  ^a^fttf)um§  §ufammen,  unb  bie 
fo  je^r  betonte  „2(u§Iieferung  an  ben  weltlichen  2Irm"  unb  bie 
norf)  ntefir  betonte  „S3itte  um  Si^onung  be§  ^e|erleben§"  öermögen 
oucf)  nict)t  einen  einzigen  tropfen  be§  äRenfdjenbluteS  ab§un;afc^en, 
ha§  Sö^t^unberte  lang  bie  ©ewänber  ber  „(Statt:^alter  Kl^rifti"  burc^-- 
tränft  unb  burc^färbt  ^at.  ^m  ©egent^eil;  bie  SStutj^uIb  ber 
„(Statthalter  (J^rifti"  tt)irb  burcJ)  bie  „Slu§Iieferung"  unb  burc^ 
bie  „Sitte"  um'§  |)unbertfa(^e  fc^toerer.  ®enn  „3(ullieferung" 
unb  „33itte"  waren  ein  freüel^afte?  <Spxd  mit  SSorten,  fie  Waren 
eine  ber  f(i)änblid)[ten  Unaufri(^tig!eiten,  weld^e  bie  lange  ®efct)i(^le 
menfc^Iic^en  2ug§  unb  menjcfilicfien  ^rug§  fennt.  ^nner|alb  ber 
c^riftlic^en  ©efc^icfite  ftel^t  folcf)  ein  ftiftematif^er  aJäpraud)  ber 
©pradie  gerabeju  beif|)ieIIo§  ba. 

„5)ie  StuSlieferung  be§  ^e|er§  an  ben  weltlichen 
2trm"  unb  bie  an  bie  weltlidie  Dbrig!eit  gerichtete 
„S3itte  um  (Schonung  bei  ^e^ertebenS"  Ratten  nid^t  ben 
@inn,  ben  bie  SBorte  au^subrüden  fc^einen,  nämlic^ 
S3Iutüergie^en  gu  üer(}inbern,  fonbern  if)r  «Sinn  war 
nur  ber,  bie  |)äp[tUd)en  ^nquif  itoren  üor  ber  !anonifc^en 
Irregularität  ju  bewafjren,  bie  fic^  ©eifttic^e,  ^riefter 
baburd)  gu^ieljen,  ba^  fie  in  irgenbweldier  SBeife  (au^er 
in  SfJot^we^r)  an  ber  Xöbtung  ober  SSerWunbung  cineS 
2}ienfdf)en  fid^  bet^eiligenJ 


1  Unter  Irregularität  tierl'tef)t  mon  im  fanornjcfien  iRec^t  einen,  jei  t§ 
burc^  58erge:^en  (irregnlaritas  ex  delicto),  fei  ei  burd)  9JiaitgeI  genjiffer 
©igenjc^aften  (irregularitas  ex  defectu)  eingetretenen  Quftanb,  in  bcm  ber 
93etreffenbe  unfähig  ift  §um  ©mpfang  einer  fir^üd)en  35>eif)e,  gur  2(it§üBung 
einer  fd)on  empfangenen  SSeifje,  jiir  23efDrberung  in  fir^Iic^e  SBürben,  Slemter 
ober  ^frünben.  §BIutöergief5cn  öcriefet  bie  für  einen  „^riefter  ®ottei  unb 
Wiener  ©tjrifti"  nöt^ige  „Sanftmutt)"  jenitas)  unb  belüirft  bie  „Irregularität 
Wegen  mangeinber  <2anftmutt)"  (irregularitas  ex  defectu  lenitatis).  5(uc^ 
gerec^teg  33Iutoergie^en,  j,  58.  in  einem  gered)ten  S?riege  ober  in  (Jo^S^  eine§ 
gerechten  Urtf)eif^ipruc!^e§ ,  jie'^t  biefe  „Irregularität"  nac^  fic^;  nur  iia§  im 
3uftanb  ber  Siot^toe^r  jur  3?ertf)eibigung  bei  eigenen  Sebenä  oergoffene  Slut 
mac^t  ni^t  „irregu(är";  oDer  fe(6ft  hd  ber  5Rotf)roe:^r  muß  'oa§  „moderamen 


182  6i-"[tel  $8u^.    $ap[ttf)um  unb  önquifition. 

SSe^e  bem  „weltlichen  2(rm",  ber  bie  „S3itte  um  (Sd^D  = 
nung  be§  2e6en§"  ernft  genommen,  ber  jie  erfüllt,  b.  §. 
ber  bem  ^e^er  ha^  Seben  gefd^enÜ  l^ätte!  S3annfluc§ 
nnb  Snterbift  toären  auf  i^n  niebergefallen. 

Sd^  laffe  bie  Duetten  unb  bie  gefdE)icf)tIic^en  X^atfac^en  fprec^en. 

BunädEift,  wag  jagen  CueHen  unb  Sfjati'oc^en  über  bie  S3e= 
beutung  „ber  5(u§Iieferung  be§  ^e|er§  burd)  bie  ^nqui» 
jitoren  on  ben  weltlid^en  2lrm"? 

Stil  erfter  !Iajfifc§er  Stuart  fei  2;^oma§  üon  5tquin  ange« 
fü{)rt.  (Heber  fein  5(nfe^en  in  ber  uItramontan=!atf)oIifd^en  SSelt 
f.  unten  ©.  220.) 

„SSenn  bie  ^irifie  !eine  Hoffnung  nie^r  l^at,  ben  ^efeer  ju  be= 
teuren,  fo  trennt  fie  i^n,  in  gürforge  für  ba§  SBol^I  ber  Ruberen, 
burd^  bie  ©gfommunüation  üon  i^rer  ©emeinfc^aft,  unb  überbieS 
überlädt  fie  il^n  htm  Welttidien  ßJericbt,  bamit  e§  i^n 
burc^  ben  S^ob  au§  ber  Söelt  fdjaffe:  ulterius  relinquit  eum 
judicio  saeculari  a  mundo  ex  terminandum  per  mortem,  ^efeer, 
bie  bereuen,  werben  gWar  üon  ber  ^rcEie  gur  S3u^e  gugelaffen,  e§ 
toixh  i^nen  aber  barum  nid)t  ba§  Seben  gefd§en!t"  (Summ.  Theol., 
2.  2^^,  qu.  11.  a.  3.  4).  2(Ifo  bie  2lu«Iieferung  gefc^a^  in  ber 
Stb fid^t,  ta^  ber  ©taat,  aU  ^tnkx  ber  Snquifition,  ben  SIul* 
gelieferten  tobte. 

S)er  fd)on  oft  erwäfinte  :päpftlid^e  ^nquifitor  SSern^orb  ©ui-- 
boni§,  in  S3e§ug  auf  SBefen  unb  @e|)f(ogen^eiten  ber  Snquifition 
gleid^  gut  erfahren,  fd^reibt  in  feinem  „^onbbuc^  ber  ^nqui« 
fition"  (Practica  Inquisitionis,  Ed.  Douais,  Paris  1886,  ©.  218. 
219):  „B^ecf  ber  ^nquifition  ift  bie  ^erftörung  ber 
^e^erei;  bie  ße^erei  !ann  ober  nid^t  gerftört  Werben, 
au^er  burd^  SSernid^tung  ber  ^e^er; 2Iuf  zweierlei 


inculpatae  tutelae",  b.  f).  bie  aJlä^igung  in  ber  5ßert()etbtgung,  beobacf)tet 
ircrben.  %üx  fein  ^eilige§  2tmt,  beffen  2lu?übung  roejentlicf)  auf  Sanftmütig 
unb  SOiilbe  Berufen  foü,  mu^  „ber  ^rtefter  ©ottei  unb  Wiener  S^rifti"  ganj 
unb  gar  frei  fein  öon  SlHem,  toas  ouf  .'parte  ober  ©rauiamteit  fc^Iie^en 
laffen  fönnte. 

(S§  ift  gut,  bteje  i'c^önen  ©runbfäge  im  3tuge  §u  bel^alten,  um  ben 
^P^arijöilmul  unb  bie  4^eu(f)elei  ber  :päpftU(^en  Su^inifition  bei  i^rer  Sptig- 
feit  gan§  gu  erf äffen. 


VIII.  «ßopftt^um  unb  %obt§\txa^t  183 

2trt  werben  aber  bie^e^er  üernid^tet;  erften§,  inbem fie fid^  üon 
ber  ^et3erei  5ur  fatfioüfd^en  9teIigion  gurüdluenben,  jtüeitenS,  inbem 
jie,  bent  lyeltlii^en  @erid}t  überliefert,  töxptvliä)  üer  = 
fcrannt  werben:  finis  autem  officii  Inquisitionis  est,  ut  heresis 
destruatur,  que  destrui  non  potest,  nisi  heretici  destruantur  .... 
Destruuntur  autem  heretici  duppliciter,  uno  modo,  cum  ab  heresi 
ad  veram  catholicam  fidem  convertuntur ;  alio  modo,  quando  re- 
licti  seculari  judicio  corporaliter  eoncremantur".  „S5Iei6en  bie 
ße^er  f)artnäcftg,  fo  foHen  fie,  in  ©egenwart  ber  föettlicfien  ®e= 
walten  abgeurtfieiÜ,  bem  Weltücf)en  Slrm  überliefert  Werben,  um 
mit  ber  gebü^renben  ©träfe  [SSerbrennen]  beftroft  ju  werben.  S3e» 
fetiren  fitf)  ^e^er  nac^  ber  gätfung  be§  ^nqutfition§urt{)eit§,  fo 
ift  anjunefimen,  ba^  fie  fid)  au§  ?5ui'iflt  öor  bem  Xobe  be^ 
fe^ren.  ^RüdfäÜige  ^c^er  finb  in  (S)egenWart  ber  weltlidjen  @e= 
walten  abäunrt^eilen  unb  o^ne  irgenbweldie»  ©e^ör  bem  weit» 
lidien  5Irm  5U  überliefern,  darüber  t)eif;t  e§  im  ©efel^e  j^neb* 
ric^  II.  Commissi  nobis:  ber  ^obeSftrafe  öerfallen  finb  u.  f.  W." 
(a.  a.  D.,  @.  220;. 

2t(§  britten  ^eiigei^  i'ufs  i«^  "^^^  berühmten  „§ejenl)ammer ", 
b.  ^.  feine  S8erfaffer,  bie  pö^fttidien  ®omini!anerinquifitoren  ^ofob 
(Sprenger  unb  |)einrid)  ^nftitoriS  auf:  „®em  rüdfälligen, 
aber  reumütfjigen  ^e|er  finb,  wenn  er  bemüt^ig  borum  bittet,  bie 
©alramente  ber  S3u^e  unb  be§  2tttar§  nid)t  ju  öerWeigern,  aber, 
er  mag  nod)  fo  fe^r  bereuen,  bennod;  ift  er  bem  weit» 
lidien  5trm  gu  übergeben,  um  t)ingerid^tet  ^u  werben.  S3e= 
Währte  Scanner  foÜen  ifim,  im  auftrage  be§  Sifc^ofö  ober  ^nqui= 
fitor§,  mitttieilen,  ba^  er  bem  irbifdien  ^obe  ni(|t  me{)r  ent-- 
gel^en  fann  unb  ba§  er  beMjalb  für  fein  (Seelen'^eil  forgen  mu^. 
SSeil  bie  Stuelieferungen  au  ben  weltüc^en  2trm  gum  5^obe  führen, 
foUen  fie  nidjt  in  ber  ^ird)e  gefc^eljen.  Sei  ber  5tu§Iieferung  be§ 
rüdfälligen,  unbu^fertigen  ^efeer§  f|3rid)t  ber  ^nquifitor:  bu  l^aft, 
»erwartet,  öorgeäogen,  f)ier  burc^  irbifd)e§  geuer  öerbronnt 
ju  werben"  (Malleus  Maleficarum,  Ed.  Lugd.  1669,  @.  278 
bi0  282). 

SSierter  3euge  ift  ber  ^ä|)ftlic§e  (Seneralinquifitor  9U!oIou§ 
©Qmeric,  beffen  berüljmten  „SBegweifer  für  ^nquifitoren"  (Direc- 
torium   Inquisitorum)   id^   fd)on   einge^enb  befprod^en    Ijalit  (oben 


184  Qx\te§  93uc{).    ^a|3[ttf)um  unb  ^nquijttion. 

@.  40  ff.).  (Sr  unb  fem  Griöuterer  ^egna  genügen  aüein,  um  bie 
S3ebeutung  ber  „2(u§üeferung  an  ben  lüeltlicfien  2(rin"  enbgüttig  fef^ 
aufteilen:  „S)er  reuige,  ober  rüdföllige  ^e^er,  mag  feine  9fteue 
auä)  nocJ)  fo  gro^  fein,  ift  al§  SiücffäHiger  bem  tüeMcfjen  5(rm  jur 
^inri(f)tung  ju  übergeben.  SDer  ^ifdjof  unb  ber  ^nquifitor  follen 
§u  bem  9xüctfälligen  einige  ii)m  befannte  unb  befreunbete  ^^erfonen 
fcf)tden,  bie  it)m  fprec^en  foHen  öon  ber  SSeroc^tung  ber  2öe(t,  öon 
ben  Seiben  biefeS  £eben§  unb  ben  ^reuben  be§  ^arabiefe§.  ®ie§ 
üDrau§gef(i)idt,  foIIen  fie  it)m  im  Stuftrage  be§  S^fluifitor§ 
unb  be§S3ifd)of§  mittl^eilen,  ba^  er  bem  seitlichen  SEobe 
uid)t  mel^r  entgef)en  !ann.  Ser  S3if(f)of  unb  ber  SnqitifitDi^ 
befel)len  bann  bem  h)eltlic§en  ®en)altf)aber,  er  folle  fid^  an  einenx 
beftimmten  Slage,  nic^t  aber  on  einem  ?5efttage,  on  einem  be- 
ftimmten  Drt,  aber  au^erfjolb  ber  ßirifie  einfinben,  um  öom  Sifc^of 
unb  ^nquifitor  einen  iRüdfälligen  entgegenzunehmen."  S)a§  Urt^eil 
lautete:  „SBir  ber  Sifc^of  unb  ber  Si^puifitoi-'/  öom  ^.  apoftoIifd)en 
©tul)le  baju  belegirt  ....  Italien  bid^  itad^  ben  fanonifc^en  (S)c* 
fe^en  für  einen  rücffätUgen  ^e^er,  n)a§  h)ir  mit  ©cfimerj  öerfünben, 
unb  üerfünbigenb  fcfimergüij^  beflagen.  SBeit  bu  ober  reumütf)ig  in 
ben  @d)oo^  ber  Sirene  §urücEgefe£)rt  bift,  geftotten  h)ir  bir  ben 
©mpfong  ber  Saframente,  ber  S3u^e  unb  ber  ©udfiariftie.  SDo  ober 
bie  ^irdie  ©otte»,  nac^bem  fie  fo  barm{)er§ig  an  bir  ge'^onbelt  iiot, 
nid^t»  me^r  mit  bir  gu  tt)un  ^ot,  beS^alb  fto^en  Wir,  ber  ^ifcE)of 
unb  ^nquifitor,  bie  f)eiligen  (Soongelien  üor  un§  l^abenb,  bamit 
unfer  Urtfjeil  öom  SlngeficEite  ®otte§  ouSge^e  unb  unfere  3(ugen 
bie  @ered)tig!eit  fc^auen,  ©ott  ottein  öor  Slugen  fjobenb,  bie  "tRüä- 
fäUigen,  obnjot)!  9leumütt)igen  öon  unferer  @eri(i)t§barfeit  ou§  unb 
übergeben  bi^  bem  trelt(id)en21rm."  „®er  93ifd^of  unb  Snqui» 
fitor  foUen  gum  9lüdfänigen  einige  erprobte  Scanner 
fdiiden,  bie  i^m  haS^  beüorfte^enbe  XobeSurt^eil  on« 
!ünbigen  unb  il)n  jur  (SJebutb  ermol^nen,  unb  bie  naä)  bem  Ur- 
tljeit  bei  if)m  bleiben,  bi§  er  feinen  ©eift  aufgegeben  l^ot.  ®iefe 
foüen  ober  fei)r  öorfit^tig  fein,  bo^  fie  nicf)t§  ti)un  ober  fogen,  tt)a§ 
ttn  %oh  be§  SSerurtl) eilten  befdileunigeu  fann,  bamit  fie  nidjt 
irregulär  h)erben  unb  fo  eine  ©djulb  auf  fidf)  loben  bort,  tüo  fie 
ein  55erbienft  ernten  follten.  2(ud)  ift  IudIjI  §u  bead^ten,  boß  ein 
fol^e»  Urtl)ei(,  bog  ben  Stüdfälligen  bem  lueltlidjen  2lrm 


VIII.  «ßapftt^um  uttb  Xobesftrafe.  185 

üfiergieBt,  nic|t  gefällt  tüerbe  an  einem  Sefttage  iinb  aud^  nic^t 
innerf)aI6  einer  ^irdie;  benn,  ha  ein  foId^eS  Urtf)eit  junt 
STobe  fütjrt,  fo  i)"t  e§  ge^iemenber,  ba^  e§  an  einem  SSerftage 
unb  au^erfjalB  ber  ^ird^e  gefällt  tüerbe,  ha  bie  i^efttage  unb  hk 
^rd^en  bem  §errn  gen^ei^t  finb"  (III,  548—550). 

„9lücffäIIige  Sleljer",  f)ei^t  e»  an  einer  anberen  (Stelle  11,  353), 
„füllen,  nac£)bem  i^r  ^Rüdfatt  unjlüeibeutig  feftgeftetit  tüorben  ift, 
ül^ne  jebeS  Sßer^ör,  aud^  wenn  fie  bereuen  unb  ben  fat^olifd^en 
ß5Iauben  fcefennen,  bem  lüeltlid^en  5lrm  ü6erge6en  unb  mit 
ber  gebü()renben  Strafe  beftraft  Werben.  ^  Sinige  fagen, 
e§  fäme  nid£)t§  barouf  an,  ob  fie  burd^  ©c^trert,  geuer,  ober  auf 
eine  anbere  2(rt  umgebradEit  lüürben,  ridjtiger  aber  ift,  ba^  fie  ge» 
mä^  ben  ©efe^en  griebric^  IL  burd)  ha^  treuer  umfommen. 
Söerben  fie  aber  lebenbig  üerbrannt,  fo  ift  burd^aul  üor= 
jufd^reiben,  ba^  i^re  3ii"Se  feftgebunben  unb  il^r  gott» 
lofer  9}Junb  gefnebelt  lüerbe,  bamit  fie  nicfit  burd^  freies 
S^iredjen  ben  2(ntüefenben  gotteSläfterlidf)  3(ergerni§ 
geben."  §äufig  !ommt  ber  2tu§brud  üor:  „®er  Sd^ulbige  ift  bem 
hjeltlid^en  2(rm  ju  übergeben,  bamit  er  mit  bem  Xobe  beftraft 
tüerbe:  tradendus  est  curiae  saeculari,  ultimo  judicio  feriendus" 
in,  691.  700).  „®er  unbu^fertige  unb  rüdfätlige  te^er  ent-- 
gel)t,  aud^  tüenn  er  bereut,  bem  ^obe  niemals.  2)a§  fott 
tt)m,  el}e  er  bem  tüettlic^en  2(rm  übergeben  lüirb,  burd^ 
erprobte  9J?änner  im  2(uftrage  be§  58ifd§Df§  unb  be§  ^nquifitorS 
mitgetfieilt  tüerben"  (III,  558). 

ßt)meric  felbft  t)atte,  njie  tüiv  eben  ge'^ört  l^aben,  angeratf)en, 
bie  §inrid)tungen  ber  ^e|er  nidjt  an  firdblid^en  gefttagen  ju  üott' 
gießen;  fein  (Sriäuterer  ^egna  ift  anberer  2lnfid^t: 

„3d^  tüei§,  ha^  biefe  SSorfdEiriften  beS  G^mericuS  in  üielen 
©täbten  SuropaS  befolgt  tüerben,  unb  iä)  lüiü  biefe  (SJertoIjnljeiten 
nid)t  äubern.  %htx  xä)  geftelje  offen,  ha^  mir  bie  Sitte  einiger 
SnquifitionStribunale  gut  gefättt,  biefe  Urtfjeile  gerabe  an  gefttagen 
ju  faden.  5)enn  e§  ift  fe^r  nülilic^,  ha^  bie  S^oIfSmenge 
bie  dualen  ber  Sc^ulbigen  fiel)t,   bamit  fie  fid^  fürchte, 


1  §ier  bebeutet  „gebü'^renbe  ©tcofe,  animadversio  debita"  gtüeifelto^ 
bie  XobeSftrafe;  tigtd^.  oben  ©.  170. 


186  ®rfteg  ^«cl)-    ^Qp[tt^um  unb  Snquintton. 

an  i^efttagen  üerfammelt  fiel)  aber  Iei(f)ter  eine  grofie  9!Jiengc.  <So 
roirb  bie  ©ac^e  meiftenS  in  Spanien  getjanbl^abt,  nnb  ba§  bidige 
id^  burd)au§.  S)enn  bieä  jd^redücfie  unb  erfc£)ütternbe  @d)aufpiel 
ift  gleic^fam  ein  5tbbilb  be§  legten  ®ericf)t§,  unb  nitf)t§  !ann  ge- 
eigneter fein,  (Sdireden  einzujagen,  tuorauS  gro^e  33ortt}eite  er* 
inadjfen.  ®ie  2el)re  be§  @t)mericu§,  ba^  bie  er|)robten  SJiänner, 
bie  bem  5Rü(f fälligen  auf  S8efef)l  be§  ^nquifitor§  bo§  beüor= 
ftetjenbe  2;obe§urtI)eiI  bei  tüeltlicfien  (Seri(i)t§  anfünbigen 
foHen,  nid)t§  tf)un  bürfen,  'oa^  feinen  Siob  befcEiteunige,  bamit  fie 
ni(^t  irregulär  werben,  ift  burc^auS  richtig;  fie  n^irb  fc^on  öom  f)I. 
Slntonin,  (£rjbif(f)of  üon  glorenj,  gelehrt.  2ßer  ben  SSerurt^ eilten 
erma'fint,  ba^  er  haS»  §aupt  bem  §en!er  borbiete,  ober  bie  (Stufen 
be§  Sc^affotS  l£)erauffteige,  ober  ftier  ben  genfer  ermahnt,  ba^  er 
mit  einem  ©tfilage  ben  SS erurtl^ eilten  tobte,  berfättt  ber  ^rregu» 
larität"  (III,  551.  552). 

„Me,  bie  rücEfäUig  finb,  fie  mögen  bereuen  ober  nici^t,  füllen 
ol^ne  jebel  toeitere  SSerpr  bem  njeltlic^en  SIrm  ausgeliefert  werben, 
bomit  fie  bie  gebüt)renbe  Strafe  erleiben  .  .  .  Sffiarum  ober  bie 
^ircfie  bie  ^RüdfäHigen,  aud^  Wenn  fie  fid^  befef)ren  Wollen,  nid§t 
mef)r  aufnimmt,  letjrt  ha^  ^ongil  üon  ^fjarbonne  im  11.  ^anpt> 
ftüd:  „Sene,  bie  nad)  gefd)et)ener  StbfdiWörung  wieber  in  bie  db- 
gefd^worene  ^e^erei  jurüdgef allen  finb,  fodt  i^r,  of)ne  i^'Dt^  @ef)ör, 
bem  weltlid)en  Öieridfit  ausliefern,  bamit  fie  mit  ber  gebü^renben 
Strafe  beftraft  werben,  benn  e§  genügt,  ha'i^  fie  burc^  fal* 
fd^e  83c!e|rung  bie  ^ircfie  einmal  getöufcf)t  ]§aben"  (III, 
412,  413). 

„®er  unbu^fertige  ^e|cr  foH  in  einem  ficEiern  Werfer,  gut  ge* 
feffelt  aufbewahrt  werben.  9^ü|en  alte  S3efe^rung§oerfud^e  nid§t§, 
fo  foK  er  nic^t  fogteid)  bem  weltücfien  5trm  überliefert  werben, 
weit  er  fid)  fonft  aU  S!J?artt)rer  üortommen  fönnte,  fonbern  er  fott 
tauge,  minbeften§  ein  ^atbeS  ober  ein  gan§e§  '^a^x  in  einem  finftern 
unb  fctiredlic^en  ^er!er  (in  carcere  duro  et  obscuro)  gut  gefeffelt 
aufbewahrt  werben.  9tuc^  foßen  feine  £inber  unb  ©attin  ju  i^m 
getoffen  Werben,  um  i^n  ju  erWeidjen.  ^ft  bann  3lt(e§  üergeben§, 
fo  fott  er  bem  welttid^en  2trm  übergeben  werben.  Sottte  el  fic^ 
ereignen,  iia^  er  auf  htm  Söege  gum  Sd^eiterl^aufen,  ober  wät)renb 
er   an  ben  ^fatjt  gebunben  wirb,  bereuen  Witt,  fo  gtaube  \dj,  'oa'^ 


i 


VIII.  <ßa^fttf)um  unb  2:obel[trafe.  187 

bie  SSarmfieräigfeit  e§  erlaubt,  {f)n  aU  reumüt£)igen  ^e|er  §u  be-- 
l^anbeln  unb  zeitlebens  einjumauern,  oBiuo^I  über  einen  folcfien 
gall  int  fanonifi^en  9tec|t  nichts  öorgefetien  ift  unb  einer  folc^en 
83efe[)rung  nidfit  att^uöiel  ©tauben  gu  fc^enfen  ift.  Unb  in  ber 
%^at  ^at  ey  fic§  einmal  in  Slatalonien  ereignet,  ba^  öon  brei  un» 
bußfertigen  ^e^ern  einer,  lüäfirenb  ber  ©d^eiter^aufen  fc^on  brannte, 
abfc^ttJören  ttioöte.  (Sr  n)urbe  befreit,  ob  §u  Sterfit  ober  Unrecht, 
toiH  id§  nic^t  entfcE)eiben.  Sflaä)  öier^el^n  Sfl^^en  toav  er  lieber 
rücffätlig  unb  luurbe  bann  üerbrannt"  (III,  554).  ^egna  bemerlt 
ju  bem  S3orfd)Iag,  üieHeiifit  Sarmfjerjigfeit  gu  üben:  „@id§erer 
ift,  hal^  ein  foldjer  nid^t  gefct)ont  iüerbe,  aud^  Wenn  er  toufenbmal 
feine  95efe£)rung  oerfi^rid^t"  (III,  557).  „^artnädige  unb  rüdfättige 
^eöer  follen  of)ne  Sarmfiergigfeit  (absque  misericordia)  bem 
inettlic^en  ®eridE)t  überantwortet  lüerben"  (@.  703). 

Karena,  f^i^fat  ber  römifd^en  ^nquifition  unter  Urban  VIII., 
ift  öierter  Stn^t.  Seine  „5Ib(janbtung  über  bie  t)t.  ^nquifition" 
(ügtcE).  oben  S.  58 ff.)  eröpet  er  mit  bem  ©runbfa^:  „^e^er  muffen 
mit  geuer  unb  ©d^toert  besfönngen  werben,  benn  leidster  toerben 
fie  übertüunben,  aU  überrebet"  a.  a.  D.,  Anteludia  §  4).  „^a^- 
bem  ber  ^efeer  bem  weltlidien  9Irm  übergeben  worben  ift,  foH 
feine  Sfieue  nur  in  feltenen  gälten  angenommen  werben,  benn  bie 
ißete^rung  gefc^iet)t  bann  gewötinlid^  nicE)t  üon  ^erjen,  fonbern 
an§>  gurd^t  öor  ben  ©d^merjen  beg  brennenben  j^euerä 
unb  oor  bem  Stöbe"  (©.  66).  „S^ie  unbußfertigen  ^e^er  finb 
bem  tocttlid^en  ©erid^t  ju  übergeben,  bamit  fie  lebenbig  »er» 
brennt  werben:  impoenitentes  tradendi  sunt  cariae  saeculari, 
ut  vivi  comburantur"  (8.  67).  „®er  rüdfäHige  ^e|er  ift  o^ne 
jebe  S3arml^er§ig!eit  (absque  ulla  misericordia)  bem  Wettlid^en 
5trm  §u  übergeben;  benn  e»  genügt,  "öa^  er  burd^  eine  falfd^e  S3e* 
!e{)rung  bie  ^ircEie  einmal  getäuf(^t  Ijat  Sie  Uebergabe  Ijat  gu 
gefc^e^en,  gleid^üiet  ob  ber  fRüdfällige  bereut  ober  nic§t;  jebod^  mit 
bem  Unterfd^ieb,  boß  ber  reumüt^ige  9lüdfätlige  guerft  erbroffelt 
unb  bann  erft  berbronnt,  ber  unbußfertige  aber  lebenbig 
üerbrannt  Wirb"  (S.  70;  üg(d).  oben  S.  79. 150).  „Stud)  SnJinber= 
jährige  über  14  ^a^re,  bie  nic^t  bereuen  wollen,  fottcn  bem  Welt* 
ticken  @crid)t  jum  SSerbrennen  übergeben  werben  (©.  252). 
S)a  ^e^erei  unter  allen  SSerbred^en  ba»  größte  ift,  fo  ift  e»  nid^t  gu 


188  ©rfteä  5Bu^.    $apfttf)um  unb  ^nquifition. 

öertüunbern,  ba§  burc^  'fiod^l^eilige  ©efe^e  (leges  sacrosanctae)  bie 
S;obe§ftrafe  burdj  geuer  für  ^e^er  feftgefe^t  ift.  ßJäbe  e§ 
eine  nodj  graufamere  Strafe,  al§  ben  t^euertob,  fo  luäre 
fie  gegen  ben  Eel^er  anjntnenben.  2;er  iüelütrfie  ^Riditer  t)at 
nic^t§  anbere§  §u  t^un,  aU  iia^  Urt^eil  ber  ^nquifition  fofort  §u 
üonftreden"  [<B.  357). 

5t(§  fünften  ^ews^«  fül)te  ic^  ben  Qnqutfitor  Sernarb  ©0=^ 
nienfi§  an,  ber  in  fetner  Lucei-na  luquisitorum  (Venetiis  1596, 
<B.  38)  fd^reibt:  „®ie  S^otlftrecfung  be§  Urt^etl§  ber  ^nquifitoren 
gef(i)ier}t  burd^  bie  lueltlid^en  ©eiüalten.  ®iefe  SßoUftredung 
f)at  ot)ne3ögern  ju  gefc^ef)en;  bie  gebü^renbe  ©träfe  (animad- 
versio  debita)  ift  ju  öoHgie^en.  ^ögern  bie  ttjeltlic^en  ®e  = 
njalten  mit  ber  SSoIIftredung  ober  oerfnc^en  fie  ben  ^n^ 
quifitionS^roje^  ntittelbor  ober  unmittelbar  §u  öer= 
^inbern,  fo  oerfoUen  fie  ber  Sgfommunüation.  2)ie  ge* 
büt)renbe  ©träfe  (animadversio  debita)  ift  bie  ©träfe,  bie 
2ei6  unb©eele  trennt:  poena  quae  avellit  animam  a  corpore." 

9tn  fec^fter  ©tette  fiub  bie  STCjeoIogen  bc§  ^efuitenorbenS 
gu  nennen.  S)ie  ci)nifd)en  SBorte  be§  ^efuiten  ^etra  ©anta  'i)abt 
id]  fd)on  mitgett)eilt  o6en  @.  79).  ^nfialtlic^  ha§t  @(ei(^e  lehren  — 
i^  begnüge  mid^  mit  einigen  fierüorragenben  9Jamen  —  bie  ^efuiten 
2tbam  Scanner,  ^aul  2at)mann,  2;f)eD)3{)iI  9iat)naub,  ^et= 
lormin  unb,  um  einen  noc^  Sebenben  anjufü^ren,  ber  fef)r  be» 
fannte  Sefuit  ©rifar. 

„jDie  2^obe§ftrafe  gegen  bie  ^e^er  lüirb  üon  ben  ttieltlicfien 
©etoalten  üoltftredt,  aber  im  Stuftrage  unb  auf  SSefe^I  ber 
fird)Iid^en  ©eiualt.  S)e§()atb  !ann  bie  n)eltli(^e  Dbrigfeit  einen 
bem  ireltticf)en  2(rm  überlieferten  ®e|er  tion  biefer  ©träfe  nid)t 
au§neE)men.  ®iefe  ©träfe  gilt  nidjt  nur  gegen  bie  ßet^er,  bie  frütier 
fat^olifd)  waren  unb  aU  (äru^adfifene  abgefallen  finb,  fonbern  aui^ 
gegen  bie  ^e^er,  bie  bie  ^e^erei  mit  ber  9}iuttermilc^  eingefogen 
§aben  unb  bie  ^e|erei  ^artnödig  tiert^eibigen.  S)a§  ift  allgemeine 
Se^re"  (Tanner  S.  J.,  De  fide,  disp.  1.,  qu.  8,  dub.  6,  128: 
Theolog.  schol.  tom  3.,  Ingolstad  1627,  ©.  474,  475). 

„®ie  Snquifitoren  ber  fe|erifc^en  Soyfjeit  werben  nic^t  irre- 
gulär, wenn  fie  ben  unüerbefferüdien  ©dfiulbigeu  ber  weltlichen  Ge- 
walt übergeben;  benn  fie  felbft  fpredjen  ja  ba§  ^^obelurtfjeit  nic^t. 


VIII.  ^apftt^um  unb  Jobelftrafe.  189 

noc^  führen  fie  e§  au§,  fonbern  fie  ü6erlaffen  bie  Slugfü^rung  bem 
raeltitifien  Uvm,  ben  fie  baju  noc^  oufmuntern  fönnen,  o^ne  irre- 
gulär §u  trerben"  (Laymann  S.  J.,  Tbeol.  mor.,  Edit.  Moiiach. 
1625,  3.  224). 

„^ie  2;obe§ftrafe  ij't  feine  ju  fi^tnere  Strafe  für  bie  ßeger, 
tüeld^e  bie  abfd^eulicfiftett  unb  für  ba§  öemcinftiefen  t3erber6fi(i)ften 
SSerbre(f)er  finb.  5^ie  ^irdje  Bcftraft  jwar  nac^  il}rer  Wdht  bie 
nic|t  rürffälligen  ^c^er,  bie  öor  ber  ?}ättung  be§  Urt^eil^  ficE)  fie« 
fe()ren,  nicf)t  mit  bem  2obe.  5^ie  3d^u(b  ber  Se^erei  fönnte  aber 
D^ne  Ungered^tigfeit  oud)  bann  mit  bem  2obe  gea£)nbet  tüerben. 
2:a^  ba§  Sebenbig-SSerbrennen  (vivicomburium),  ba§  n3eicfili(f)en 
ß^riften  all  ©raufamfeit  erfifieint,  eine  gerechte  SSeftrafung  für 
^e|erei  ift,  geigt  bie  alte  '^raji§,  bereu  Kaftro  gebenft"  Raynaud 
S.  J.,  Opp.   12,  535b^. 

„®em  ^e^er  gefc^ie^t  fein  Unrecht,  menn  er  öon  ber  ßirdje 
jum  ^obe  üerurt^eilt,  ober  aui^  burd^  eine  geiftüc^e  §anb  getöbtet 
Ujirb.  ^enn  ba^  bie  Sirene  bie  Xöbtuug  nic^t  felbft  ooruimmt, 
f)at  feinen  ©runb  nic^t,  ha^  fie  baburd^  Unrecht  üerübte,  fonbern 
barin,  ba^  e§  für  fie  uidEit  ^affeub  ift.  SDenn  ^a^  bie  Se|er  bie 
^obelftrafe  öerbienen,  ergiebt  fid^  au»  ber  Sd^riftftelle:  S)a»  Söfe 
foüft  bu  au§  beiner  SJ^itte  f)inraegtilgen  (5.  SD^of.  13,  6  .  93?an 
loirb  alfo  fagen  muffen:  bie  ^e|er  fönnen  oon  ber  ßird^e  bem 
h)elt(ic£)en  5(rm  übergeben  unb  fönnen  unb  muffen  öon  bem  d^rift^ 
liefen  rae(tli(^en  S(rm  jum  2obe  oerurtljeitt  unb  oon  htm  (^riftlid^en 
genfer  getöbtet  werben"  Schulkenius,  Apologia  bei  Rocaberti, 
Bibl.  maxima  pontif.  11,  100.  SSerfaffer  biefer  Apologia  ift  58el= 
larmin,  bie  Sefteife  bafür  bei  S^öüinger-Steufi^,  gelbftbiograp^ie 
S3ellarmin§,  @.  219;  2d)uIfeniu!o,  ein  Kölner  ©eiftlidjer,  ^at  nur 
feinen  9^omen  geliehen). 

„jj;;ur(^  Starrfinnigfeit  ifirel  eigenen  SSitlenl  jogen  fid£)  bie  Un» 
glücEüd^en  bie  ^e^er^  bie  XobeSftrafe  §u"  ©rifar  S.  J.,  ^tf^Ji^ft- 
für  fat^.  Xfieologie  1879,  @.  552). 

©nblid^  fü^re  id§  al§  Ie|te§  unb  amtli(^e§  ^^ugnife  an  einen 
©rto^  (lustructio)  ber  „Kongregation  ber  f)eiligen  römif d^en 
Snquifition"  au§  bem  ^a^xt  1657  an  bie  ^äpftlid^en  3nqui= 
fitoren.  S:ort  wirb  „bie  Stullieferung  an  ben  weltlidien  SIrm" 
oulbrüdüc^  a(§  gleii^bebeutenb  mit  ber  ^^obesftrafe  bejeid^net;  e§ 


190  er[teä  S3u^.    ^ßapfttlium  unb  ^nquifition. 

l^ei^t:  „^ai  Slobe§urtf)eiI  ober  bie  2tu§Iieferung  an  ben  lüeltlid^en 
2trm:  sententia  Ultimi  snplicii  sive  traditio  brachio  saeculari"  {W)- 
gebrurft  in  Orationes  et  solemnitates  in  Universitate  Regiomontana, 
Königsberg  1814—1823,  Fase.  33,  @.  6  ff.,  ü.  Sibliot^.  S3ertin 
Ah.  12995). 

SBie  bie  allgemeine  Sluffaffung  tüar  über  ben  (ginn  ber  gorntel 
„be§  Uebertaffen§  ber  Se^er  an  ben  tüeltücfien  5Irm"  burdf)  bie 
Kirche,    ergiebt    fic^    aug   öerf^iebenen  ©teilen  aüer  $Rec^t§bü(^er. 

^n  ben  Coutumes  du  Beauvoisis  au§  bem  '^a^vt  1280 
(Ed.  Beugnot,  I,  157)  {)ei|t  e§:  „@taubt  ein  Saie  falfc^,  fo  muB  er 
§um  Wahren  ©lauben  bur(j§  Unterföeifung  gurüdgefü^rt  Werben. 
SSin  er  aber  nic^t  glauben,  fonbern  iüitt  er  fi(^  in  feinem  S^rt^utn 
fialten,  fo  foll  er  al§  ße|er  gerichtet  unb  üerbrannt  ttjer» 
ben.  ^n  biefem  gaüe  aber  foII  bie  ftielttidje  ®erid^t§= 
barfeit  bie  i)eiUge  ßirdje  unterftü^en,  benn  njenn  Sei^ßnb 
burd^  bie  Ijeilige  ^ird)e  aU  Ke^er  üerurtfieilt  ift,  fo  überliefert 
i^n  bie  ^eilige  ^ird)e  bem  weltlichen  (^txiä)t,  unb  ba§ 
Weltliche  ®erid)t  mu|  if)n  tierbrennen,  benn  ba§  geiftlic^e 
©erid^t  foU  feinen  tijbten:  et  le  justice  laie  le  doit  ardoir, 
porce  que  le  justice  espirituel  ne  doit  nului  metre  ä  mort." 

S)ie  „Livres  de  jostice  et  de  plet"  (1260)  fd^reiben:  „^\t  ein 
SO^enfi^  ber  Ke|erei  üerbäc^tig,  fo  üeranlaffen  bie  orbentlidien  S^ii^ter 
[bie  Snquifitoren],  ta'i^  ber  König  unb  fein  ßJericfit  ii)n  ergreifen. 
S)onn  füllen  bie  93ifd)öfe  unb  bie  ^rälaten  be§  Drte§,  b.  ^.  lixä)- 
lic^e  ^erfonen,  bie  ^nquifition  über  i^n  eröffnen  unb  i^n  über 
feinen  Glauben  befragen;  ift  er  bann  burc^  i^r  Urtl^eil  ber« 
urtt^eilt,  fo  übernimmt  il^n  ber  König  unb  überantwortet 
if)n  bem  Xobe:  et  s'il  est  dampnez  por  lor  jugement.  li  rois 
prent  le  cors  et  fet  livrer  a  mort"  (bei  Fredericq,  Corpus  I,  131). 

j^aft  gleidjlautenb  Oerorbnen  bie  „Etablissemens  de  Saint 
Louis"  (1270):  „Sft  jemanb  Wegen  be§  @Iauben§  in  SSerbac^t 
gerat^en,  fo  foU  ha^  weltlicEie  ©eridjt  it)n  ergreifen  unb  ben  ge-- 
Wö^nlic^en  5Rid)tern  [ben  ^nquifitoren]  übergeben;  wenn  bann  bie 
f)eilige  Kird)e  nichts  me^r  machen  fann,  fo  foII  fie  bie  weltlid;e 
©ewalt  §u  §ülfe  rufen.  §aben  bie  Slic^ter  [bie  ^nquif^torenj  i^n 
unterfudit,  unb  ift  er  al§  Ke^er  befunben  worben,  fo  foH  er  bem 
Weltlid^en  (Seric^t  überliefert  werben,  unb  ba§  weltlidie  ©erid^t  mufe 


VIII.  «ßopftttium  unb  Xobelftrafe.  191 

ifjit  berbrennen  laffen:  et  quand  li  juges  l'auroit  examine,  se  il 
trouvait  que  il  feust  bougres,  si  le  devioit  fere  envoier  a  la 
jostice  laie,  et  la  jostice  laie  le  doit  faire  ardoir  (bei  Fredericq, 
I,   135). 

Sie  gefd^ic§tli(f)en  %i)at\ad)tn  Beftätigen  biefe  Stuffaffungen. 
|)einricf)  üon  2(I6ano,  päpftlic|er  Slarbinal'Segat,  berichtet  im 
^ai)xt  1178  über  bie  SSerurt^eilung  eineg  reicEien  $8ürger§  bon 
2;ouIou[e,  ^eter  9Jtauranb:  „Snätrifd^en  befann  betrug  fid^  auf 
fi(^  felbft,  er  eni^fanb  9?eue,  unb  ha  er  fid^  bemSTobe  getüett)t 
fal)  [nod)  ber  2(u§Iieferung  an  ben  ttieltlic^en  SIrm  burcE)  ben  £e= 
gaten],  f urfite  er  burd^  SSermittler  ben  2Beg  jur  33u^e  unb  'otx'ipxaä) 
S3efe^rung,  bamit  er  üor  bem  broI)enben  S^obe  betna'^rt  bliebe" 
(Rerum  britan.  med.  aevi  Script.,  Gest.  Henrici  II,  t.  1,  (S.  218). 

^n  einem  ber  oben  mitgetfieilten  Urt^eite  be0  ^ä|3ftlid^en  ^n-- 
quifitor§  93ern:^arb  ®uibont§  (oben  @.  155)  f)ei^t  c§:  „S(t§  bie 
^efeerin  (Ste^t)ana  imd)  if)rer  ^tuSlieferung  on  ben  föeltüc^en 
2lrm  fa^,  ha"^  bie  Xobe^ftrafe  bur(^  ha§  ?^euer  iljr  beüor- 
ftanb,  jagte  jfe,  fie  Wolle  §um  fatfiolifd^en  ©lauben  jurücHe^ren." 

2tt§  im  ^a{)re  1237  bie  Xouloufer  @tabtobrig!eit  [id^  Weigerte, 
fed^§  ^e^er,  bie  i^r  öon  ben  ^nquifitoren  übergeben  tt)orben  Waren, 
gu  öerbrennen,  f|)rac^en  bie  Snquifitoren  mit  bem  SSifdjof  feierlich 
bie  ©gfommunüation  gegen  fie  au§  (Vaisette,  Ed.  Privat,  III,  410). 
^a^ft  9H!oIau§  IV.  beflagte  im  ^at^re  1288  bie  5)^acE)täffig!eit 
fo  üieler  Dbrigfeiten,  bie  ficE)  weigerten,  bie  Urt^eife  ber  ^nqui« 
fition  ju  üoüftreden;  er  brot)t  ben  ©öumigen  mit  Kirchenbann 
(Wadding,  Annal.  ann.   1288,  u.  19). 

2)er  5)oge  üon  Sßenebig,  SJJarini  SJlauroceno,  leiftete  im 
^a^re  1249  folgenben  (Sib:  „^m  Dkmen  be§  ewigen  ®otte§.  ^men 
Qnx  (S^re  ®otte§  unb  ber  ^od^tieiligen  SJiutter  ber  Kird^e  unb  gur 
Sßertl^eibigung  be§  !atf)oHfc^en  (SJIauben»  werben  wir  eifrig  fein, 
ha'^  für  b-ie  ^nquifition  in  SSenebig  tüdEitige  fattjolifd^e  Tlänmx 
aufgeftettt  werben.  Unb  Stile,  bie  un»  burd^  ben  ^atriard^en 
unb  bie  33ifd^Dfe  53enebig§  at§  Ke^er  überliefert  werben, 
Werben  wir  üerbrennen  laffen.  ^d^,  9}?arini  aJJauroceno,  burcf) 
®otte§  ®nabe  SDoge"  (Arcliivio  di  Venezia.  Codice  ex  Brera 
nr.  277,  bei  Lea,  History  of  the  Inquisition  II,  Appendix, 
@.  587,  XIII). 


192  ®r[te§  S3ucf|.    «)Sa:t)fttf)um  unb  ^nquifttion. 

^n  S3relcta  fträuBte  fi(^  bie  tt)eltlic^e  Dt)rig!eit,  "öa^  ii)x  buri^ 
bte  „Auflieferung"  gufaKenbe  §en!eranit  bei  einigen  te|ern  auggu» 
üBen.  ^ie  ^nquijitoren  Befi^loerten  \xd]  barüber  beim  ^apft  ^n« 
nogeng  VIII.,  ber  foIgenbeS  ®e!ret  erlief:  „Unjer  geliebter  ©oI)n 
2lntoniuy,  ^nquifitor  ber  Somborbei,  unb  ber  e^rtüürbige  S8if(i)of 
üon  S3re§cia  l^aben  jüngft,  h}ie  un§  beri(^tet  föorben  ift,  einige 
rücffäHige  ^e^er  beiberlei  ®efcf)ted^t§  §ur  gefe^mä^igen  ©träfe 
üerurtt)eilt  unb  ber  ©tabtobrigfeit  aufgetragen,  bie  Einrichtung 
Qu§äufü{)ren.  Qu  ni^t  geringem  5tergerni^  l^at  bie  ©tabtobrigfeit 
fi(^  getüeigert,  haS'  Urtt)ei(  auggufütiren,  e|e  fie  nirfit  bie  ^roje^- 
o!ten  eingefefien  I)ätte.  '^a  aber  ta^i  SSerbred^en  ber  Se|erei  au§= 
fd^Iiefilic^  ber  Sirene  unterftet)t  unb  unter  leinen  Umftänben  ftrafIo§ 
bleiben  barf,  fo  tragen  tt)tr  euc^  auf,  ber  ©tabtobrigfeit  ^u  be= 
fehlen,  ba^  fie  innerhalb  fecf)§  SJ^agen,  na(i)bem  i^r  fie 
oufgeforbert  f)abt,  euer  Urtljeil  gegen  biefe  ^e^er  üoll» 
ftrerfe,  unb  jtt)ar  o^ne  irgenblüie  in  bie  ^roje^aften  ©in» 
fid^t  §u  nehmen  (sine  aliqua  dictorum  processuum  per  vos  agita- 
torum  visione).  ©oHte  fie  biefem  S3efef)Ie  nicfjt  nad^fommen, 
fo  üerfällt  fie  ber  ©ffommunifation.  ©egeben  gu  fftom 
unter  bem  gifi^erring  am  30.  ©e|3tember  1486  im  britten  ^ai^xt 
unfere§  ^ontififate§"  (bei  Eymericus-Pegna,  Directorium  Inqni- 
sitorum,   ©.  609). 

(Sin  lebhafter  ©treit  cntftanb  im  ^al^re  1521  5n)ifc^en  SSenebig 
unb  Seo  X.  ®ie  Snquifitoren  unb  ber  93ifcf)of  öon  Suftino^oIi§ 
l^atten  einige  ^e^er  bem  iüeftli(^en  SIrm  übergeben,  um  fie  üer» 
brennen  p  laffen.  Sltlein  bie  ©ignoria  üerbot  bie  ^iuSfü^rung  be§ 
Urt^eil§  unb  forberte  bie  ^roje^aften  ein.  9JZit  ©ntrüftung  erfiob 
fic^  gegen  biefen  „freöel^ften  Unge'^orfam"  ber  „©tattljalter 
e^rifti",  Seo  X.,  in  ber  Suite  Honestis  (Mag.  Bull.  Rom.  I,  617). 

©ine  lange  ^ette  üon  ^^ugniffen  unb  ^tjatfarfien!  ©ie  ift  fo 
ftar!,  fo  unjerreipar,  ba^  fetbft  ein  ^efele,  ber  fdionfärberifrfie 
SSertfieibiger  ber  Sn<1iiifition  (oben  ©.  132),  bei  ©elegenljeit  beS 
58eric^te§  über  bie  SSerbrennung  be§  ^ropfte§  SUiinnide  öon 
®o§tor  am  22.  Dftober  1224,  geftet)t,  t)a^  „bie  natürliche 
f5oIge"  ber  2tu§Iieferung  an  ben  föeltlic^en  ?trm  ber  ^^euertob 
geföefen  fei  (^efete-tnöpffer,  tonjiliengefc^icEite,  t^reiburg  1886,  V, 
936).    %xüli(i)  anbere  uttramontane  ®efcf)ic^t§fälfd^er  fahren  aud^ 


VIII.  ^api'ttfjum  unb  Jobe^ftrafe.  193 

()eutc  nod^  fort,  bie  ultramontane  Sefetoelt  über  biefen  tüid^tigen 
^$unft  511  betrügen.  (So  ber  ^efuit  öaiirentiuS  in  bem  üon 
$rofe[for  Raulen  in  Sonn  herausgegebenen  „ßird^enIej:ifon": 
„jDie  ßird;e  ^at  fic^  bamit  begnügt,  ben  8cf)u(bigen  bem  tt}eltli(^en 
Strm  §u  überliefern  mit  ber  Sitte,  baS  Seben  be§  SSerurttieilten 
5u  fij^onen.  S)er  tüeltlidfie  9ii(i)ter  »erlangte  bann,  ber  Sitte 
ungead^tet  (!;,  naä)  ber  gonjen  (Strenge  be§  föeltlicEien  @efe^e§ 
bie  (Strafe"  (^irc|enIej:ifon  XI,  @.  1827  .  Tafe  biefe  „Sitte" 
l^eud^Ierifc^er  ^f)arifäilmu§  föar,  föirb  ben  ol^nungllofen  Sefern 
natürti(^  nic|t  mitgetJieilt  ^oben  S.  181  ff.). 

@»  ift  burd^aui  ber  uItramontan--fat^oIif(fien  Stuffaffung  ent= 
fprec^enb,  hienn  3JJarten§  in  i8cring'§  „5(r(j§io  für  !at^o{ifd§e§ 
mrcfienrec^t"  (VIII,  205)  fc^reibt:  ,3Bir  muffen  un§  aU  ßat^olüen 
pten,  jene  5|5raj;il  [ber  Se^ertöbtung]  mit  bem  falfd^en  SiberaliS-- 
mu§  für  bie  (Sruption  einer  fanatifc^en  Sornirttieit  ober  eine»  un= 
erföttlid^en  SlutburfteS  ju  l^alten, "  unb  9}iarteng  bann  berteift,  ha^ 
bie   ße^ertöbtung  im  fat^oliftfien  Sogma  begrünbet  fei. 

(Selbftüerftänblid)  l^abe  iä)  an  3^«9^i[fcn  itnb  Sl^atfac^en  nid^t 
Sitte»  angefüfirt,  tt)a§  bie  ©efrfiic^te  bietet.  S)a»  Sorgebrai^te  ge= 
nügt  aber  nac^  ^n'^alt  unb  Sebeutung  öottftänbig  jum  Setüeife, 
ba^  bie  5(u§Iieferung  be»  ^e^er»  an  ben  melttic^en  2(rm  burc^  bie 
^irc^e  in  ber  Stbfic^t  gefcfia^,  ben  ßefeer  tobten  (erbroffeln, 
enthaupten,  tterbrennen)  gu  laffen. 

darauf  ^in  ift  aber  ber  Scfiluß  gerechtfertigt :  alfo  fonnte  bie 
on  bie  5(u§tieferung  gefnüpfte  „Sitte,  ha§  Seben  be§  ^eöer§ 
^VL  fc^onen",  aud)  nidEit  ernft  gemeint  fein.^ 

jDocE)  n)ir  brou(^en  un»  für  biefen  jur  Seurt^eitung  bei  SBefenl 
ber  päpftlic^en  ^nquifition  ^erüorragenb  hjic^tigen  $unft  nic^t  mit 
mittelbaren,  burc^  Sd^lu^folgerungen  erlangten  Semeifen  §u  be» 
gnügen;  bie  ©efc^ic^te  bietet  un§  unmittelbaren  Selüeilftoff. 

2Ba»  !ann  e»  Üiü^renberel  geben,  aU  biefe  „innige  Sitte"  ber 


1  2)a^  9(u§iprec^en  biei'er  „58itte"  irar  guerft  öon  S^nogens  III.  im 
Sa'^re  1208  btn  ftri^Iic^eu  SRii^tern  befohlen  roorben,  fo  oft  ein  ©eiftli^er 
ben  rcefttic^en  58e^örben  jur  tueitern  Seftrafung  übergeben  würbe  c.  27  X, 
de  verb.  signif.  5,40;.  ^nnosenl  IV.,  3(fejanbev  IV.  unb  f  temeng  IV. 
übertrugen  bieje  ^{norbnung  auf  Ui  ^nquifttion^riditev  ^Suüe:  Ad  extir- 
panda  de  medio  üom  15.  53iai  1252:  Potthast  14592. 

u.  $oen86roecl),  >pQpfttf)um.   I.  13 


194  ®ryteg  93uc^.    $a^fttf)unt  unb  Snquifition. 

pia  mater  Ecclesia?  2BeiI  ber  ßeger  nld)t  me^r  in  i^rem  mütter= 
liefen  ©d^ooBe  öerlüeilen  to\U ,  mu^  fie  t^n  au§  i^rer  ©emein' 
fd^aft  entlaffen:  aber  järtlic^  flef)t  fie  ben  Staat  an,  ^a§>  öetien 
unb  bte  ©üebma^eu  bes  tierirrten  Sc^äf{ein§  §u  f(^onen. 

@o  tüirb  t^atjäd^Iic^  in  uttramontanen  Xarj'tetlungen,  münb-- 
Itd^en  toie  fd^riftüd^en,  ha§  $8er£)alten  ber  milben  SJlutter  ber 
^ird^e  l^ingefteKt.  ^  ^ie  ©efifiic^te  jerftört  bie§  fdjiJne  33ilb  mütter= 
Itd^er  gürforge  mit  ranker  §anb:  fie  becft  unBarm^erjig  bie  unter 
bem  glei^nerifc^en  @(f)ein  öerBorgene  brutale  unb  anefeinbe  2Bir!< 
lic^leit  ouf. 

San!  fct)u(ben  wir  f)ier  ben  S^quifitoren  felbft;  fie  fannten  im 
ftrogenben  SSoflgefü^I  if)rer  9}Jad^t,  f)eröorgerufen  burc^  ba§  5Be-- 
n^u^tfein  ber  bamaligen  5(ttgetüalt  be§  ^apfttfiumS,  nid^t^  oon  ben 
3Sertufdf)ung§öerfuc^en  be§  I)eutigen  UItramontani§mu§,  ber,  tem- 
porum  ratione  habita,  feine  früheren  9^of)eiten  fjinn^eg  ju  glätten 
öerfud^t.  S)ie  (5JroB^®rof;inquifitoren,  bie  „Statthalter  Sfirifti", 
fo  gut  mt  i^re  ^anblanger,  bie  W6r\(i)e,  fteßen  felbft  in  robufter 
^reiftigfeit  i§re  „innige  Sitte"  a(§  ha^  f)in,  lUaS  fie  tüar: 
^eui^Ierifc^er  Sd^ttiinbel. 

Söeginnen  tüir  mit  @uiboni§,  ber  hit  rüfjrenbe  „33itte"  in 
nic^t  njeniger  aU  fec^l  auf  einanber  folgenben  Urtf)eiI§formuIaren 
tüieber^olt: 

„®e§^Ib  übergeben  tüir  biefen  ^e|er  bem  lüeltlic^en  Uvm  unb 
©eric^t  mit  ber  innigen  Sitte  (affectuose  rogantes),  toie  bie 
^anoneS  öorfc^reiben,  ha^  ha^  Urtljeil  über  iijn  nictit  gum  Sobe 
unb  nid^t  §ur  SerftümmCung  fü()re." 

2Ba§  fd^reibt  aber  biefer  „innig  bittenbe"  päpftüd^e  ^nquifitor 
unmittelbar  barauf? 

„SBitt  ber  ^e|er  fid)  aber  belehren  unb  gur  fircfilidien  ©in^eit 
jurücffe^ren,  fo  foU  er  amSeben  er()alten  toerben  conser- 
vetur  ad  vitam);  für  biefen  ^ail  behalten  h)ir  Qnqii^f^toren  un§ 
öolle    grei^eit    üor,    if)m    eine    entf)3redjenbe    Su^e    aufjuertegen" 


1  ^lij  I)abe  ^ter  ten  §iem(id)  genauen  SGBortfaut  beffen  roiebergcgeben, 
ma§  ben  Schluß  einer  (ängern  Slusfaffung  be§  ^efuiten  58riirf)ar  über 
bie  ^tiQuifilion  bilbete,  bie  er  im  Saufe  feinet  ©ef^tcf)t§unterrid)tl  im  ^ai)xc 
1881  im  ^efuitenfolleg  SBt)nanb^rabe  in  ^ollanb  ben  „Scf)o(afti!ern" 
ber  beutfc^en  Sefuitenprooinj,  gu  benen  ouc^  trf)  bamols  ge^^orte,  öorlegte. 


VIII.  «ßopftt^uni  unb  Xobegftrofe.  195 

(Practica  Inquisitionis  heretice  pravitatis,  ©.  131;  Ed.  Douais, 
Paris  1886). 

5((fo:  tro|  „inniger  S3itte"  trat  bie  §inrirf|tung  regelmäßig 
ein,  außer,  ber  ^e^er  belehrte  fic^  nod^  üor^er.  ®ie  „innige 
33tttc"  war  bem  Sinne  i^re§  2BortIaute§  noc^  leere  3orm;  fie 
hjurbe  geftellt  einzig  unb  attein,  um  bie  ^nquijitoren  öor  ber 
fanonifc^en  Stregularität  ju  fietüa^ren,  ba  fie  aU  ßieiftlid^e  fein 
33Iut  öergießen  unb  eine  §inricE)tung  uicE)t  unmittelbar  (divecte) 
oeranlaffen  burften.  S)er  |)tnmei§  auf  bie  „ftrc^Iid^en  ^anonc§" 
bei  biefer  „innigen  Sitte"  bebeutet  nur,  'i>a'iß,  tüeil  bie  „ßanonee" 
megen  Sßlutöergießen  ^i^^egu^o^ität  au§f|}re^en,  bie  „Sitte"  geftettt 
roerben  mußte,  um  bie  Irregularität  ^u  bermeiben. 

6Juibont§  beftätigt  biefe  einzig  rid^tige  5(uffaffung  be§  @inne§ 
ber  „Sitte"  an  öielen  Stetfen  feiner  Praclica,  5.  S. :  „Sollte  e§ 
fic^  ereignen,  ma§  fc^on  öorgefommen  ift,  ha%  ein  ^e^er,  na  et)  bem 
er  bem  meltüc^en  5(rm  übergeben  morben  ift  unb  fdf)on  jur 
9?id^tftätte  gefül^rt  mirb,  fii^  be!ef)ren  will,  fo  ift  er  ben  ^n« 
quifitoren  mieber  au§äuliefern"  (@.  144). 

2öie  fann  audEi  „bie  innige  Sitte  um  ©rfionung  be§  Se6en§" 
tüa^rf)aft  unb  ernftf)aft  gemeint  fein,  Wenn  @uiboni§  felbft,  ber 
fie  al§  ftänbige  «Formel  üorfd^rcibt,  wenige  «Seiten  Weiter  ben  ^n-- 
quifitoren  einfd^ärft,  bie  oon  fterfdjiebenen  ^äpflen  beftätigten 
Slutgefe^e  ^aifer  griebrid)  II.  gegen  bie  ^e^er  ftet§  bei  \i<i)  ju 
fü'^ren?:  „Sef)r  nüfelic^  ift  e»  ben  ^nquifitoren,  i)a§>  Sdireiben 
Clemens  IV.,  worin  bie  ©efe^e  g riebrief)  IL  aufgenommen  finb, 
in  einem  befonbern  Suc^e  bei  fidj  ju  führen,  weil  fie  bafür 
forgen  muffen,  hal^  biefe  ©efe^e  beobad^tet  werben,  wie 
eg  5ur  Stnrfung  be§  @(auben§  gut  ift"  (S.  203). 

Stud)  Witt  ®uiboni§  tro^  ber  „innigen  Sitte",  baß  bie  rücf= 
fättigen  Weiser  „o^ne  jebeS  ®epr  (absque  ulla  penitus  audientia) 
bem  weltlid^en  2(rm  gu  übergeben  finb"  (S.  220).  „Df)ne  jebeg 
@e^ör"  t)eißt  ()ier  nid)t§  3(nbere§,  aU  o^ne  jebe  Sarm{)er5ig!eit ; 
benn  o^ne  Unterbrechung  fäf)rt  ®uiboni§  fort:  „55arüber  ]§eißt 
e§  im  ©efefee  t^riebrie^  II.  Commissi  nobis:  ber  S^obeSftrafe 
oerfatten  finb  u.  f.  w."  S.  220;  ögtc^.  oben  S.  173.  177).  gerner 
fagt  ®ui  üon  ben  SBalbenfern,  ha^  fie  lieber  fterben  wotten,  al§ 
fid^  befet)ren  (S.  150). 

13* 


196  Si-fteg  33ud).    ^apfltfjum  unb  ^nquifitioit. 

(£ubü(f)  eilüäf)nt  @uiboni§,  ha'\i  bte  ^n^uifitoren  in  <Süb= 
franh-eid^  eine  ©nabengeit  (tempus  gratiae)  feftjufe^en  ^^flegcn:  tüer 
innertjalb  biefer  ^eit  bie  ^e|erei  öerlä^t,  bleibt  öon  ber  Xott^- 
ftrafe  befreit:  „mit  ©old^en  jott  man  S8armf)eräig!eit  üben,  fie  foHen 
nid^t  jum  ^obe  üerurtlieilt  Werben"  (@.  182.  183);  olfo  ben  5Xnberen 
i[t  biefe  ^öarml^erjigfeit  tro|  „inniger  Sitte"   nio^t  §u  genjä^ren. 

®ie  pä|3ftlic^en  ^nquifitoren  Sa!ob  (Sprenger  unb  §einric^ 
Snftitori§,  benen  bie  ßulturnjelt  ben  nnftäf^igen  unb  bluttriefenben 
„§ej:en^mmer"  unb  bie  greulidie  „^ejenbuüe"  St^noäeng  VIII. 
üerbanft,  fifireiben:  „^n  feierli(f)fter  gorm,  unter  2lnrufung  @otte§, 
lüirb  ber  SSerurt{)eitte  bem  föeltlid^en  2trm  übergeben,  mit  ber 
S3ittc:  bie  £)brigfeit  möge  ha§i  lUt!)eiI  milbern,  fo  tal^  fein  S3Iut= 
üergie^en  ftattfinbe.  ®§  ift  aber  5U  bead^ten,  bo^  lüeber  ber 
Sifdiof  nod^  ber  ^nquifitor  bem  §um  ^obe  üerurti) eilten  ^e^er 
biefe  unttermeiblic|e  Strafe  anzeigen  f ollen,  bomit  ba§  ®emüt^ 
be§  SSerurt^eilten  nic^t  etföa  gegen  fie  eingenommen  h)erbc,  it)a§  in 
Slnbetradfit  be§  beborftel^enben  2;obe§  forgfältig  gu  üermeiben 
ift,  fonbern  e»  foüen  fromme  9Jiänner  ju  it)m  gef(^idt  lüerben,  bie 
i^m  ben  beüorftefienben  Xob  (mortem  infligendam)  anzeigen" 
(Malleus  maleficarum,  Ed.  Lugd.  1669.  (S.  280).  @§  tüirft  gerabeju 
öerblüffenb,  wie  f)armIo§=ct)nifc^  bie  ^Öpfttirfien  ^nquifitoreu  bie 
„93itte"  um  ©d^onung  be§  Ste^erleben»  gtüifc^en  i^re  fel)r  beutlidfien 
2(u§fü^rungen  über  „ben  unüermeibüi^  beüorftet)enben  S^ob"  be§ 
ße^erS  ftetten. 

5(ntoniu§  S^iana,  tonfuttor  ber  ^nquifition  für  ha^  ^önigreic^ 
Sicilien  (Ogld^.  oben  @.  61  ff.),  übertrum^jft  nod^  biefen  St)ni§mu§: 

„Können  bie  ^nquifitoren  gegen  bie  mettlidEien  9fiid§ter  üorge^en, 
luenn  biefe  mit  ben  Ke^ern  mitbe  öerfa'^ren  unb  i:^uen  bie  Xobe§= 
ftrafe  burd^  f^euer  nid^t  ouflegen?  Sa,  benn  bie  »elt ticken 
9iid)ter  finb  in  be^ug  auf  bie  Ke^er  nur  bie  SSoUftrecfer, 
unb  fie  finb  öer^flitfitet,  ben  Ke^er  fofort  jum  Xobe  ju 
üerurtl^eilen.  S"  S3eaug  auf  bie  SSoIIftrecfung  be§  ^n-- 
quifition0urtl)eil§  ift  ben  föeltlirfien  9?id^tern  jeber  ßigen^ 
tüiHe  entzogen.  S)em  fielet  nidf)t  entgegen  bie  bekannte 
58efd)n)örung,  bie  üon  ben  ^nquifitoren  üorauSgef d^icft 
gu  tüerben  ^jflegt,  hJenn  fie  ben  fd^ulbigen  Ke^er  bem 
roeltlid^en  5(rm  überliefern,    inbem   fie   uömlidEi    bitten. 


VIII.  $apfttf)um  unb  2:obe5ftrQfe.  197 

man  möge  fiarmfieräig  mit  it)m  tjerfa^ren.    Xeiin  tiefe 
33ef(j^ioörung    ift    nur   eingefül)rt,    bomit   bie    ürc^Iic^en 

9tid^ter  ber  ®efaf)r  entgegen,   irregulär  ju  tüerben 

^ie  Sn^liiifitoren  tonnen  bie  n)eltücE)en  3fiic^ter  jiüingen,  ba^  fie 
ben  ^e^er  bem  geuer  übergeben,  o^ne  "^üvdjt,  irregulär  gu  föerben. 
®ag  gef)t  (jertior  oul  ben  SuUen  Urban  IV.,  ^(emenSlV.  unb 
^nnogen^  IV."  (ßesolutioues  morales,  Lngdun.  1667,  V,  423), 
S3Iiebe  nod^  ein  fRt'it  öon  ^^cif^^  über  bie  Sebeutung  ber  öon 
uniüiffenben  ober  une{)rli(^en  uÜramontanen  Sd^rififteltern  fo  fefir 
betonten  „58itte  um  SJiilbe",  jo  üerjdiroinbet  er  oor  ben  SBorten 
be§  Herausgebers  unb  ©rläutererS  beS  Directorinm  Inquisito- 
rum,  be§  in  ber  uÜramontanen  SBelt  tjoc^gefd^ä^ten  römifc^en 
STfieoIogen  ':pegna.  ©r  jdfireibt  §ur  2;e!retate  ^nnogenS  III. 
„Novimus":  „Söenn  bie  ^nquifitoren  bie  <S(f)uIbigen  bem  ineltlidien 
9iic§ter  ausliefern,  fprec^en  fie  biefe  iöitte  au§,  bamit  fie  nicfit 
ben  ©cJiein  ertoecfen,  bem  $8Iutüergie^en  äuäuftimmen, 
unb  baburd)  irregulär  lu  erben.  KoüarruöiaS  ^ä(t  eS  jur 
SSermeibung  ber  Irregularität  für  fidjerer,  ha^  bie  ^nquifitoren 
ben  Sßerurt{)eilten  bem  weltlichen  2Irm  nicfit  ausliefern,  fonbern 
er  rät^,  ha^  fie  if)n  in  @egenn)art  beS  Weltlichen  Stic^terS  tier« 
urt^eilen  unb  ha'^  ber  fo  9}erurti)eiÜe  ouS  i§rer  ©erid^tSbarfeit 
entlaffen,  fogleid^  öom  meltlidjen  üiic^ter  übernommen  werbe, 
um  il^n  fiinjuric^ten.  S<^  wi^B  W^  mittJieiten,  tuaS  bie 
wad^fame  S'ürforge  ber  römifdien  ^ä;)fte  öeranftaltet  (jat, 
um  öon  ben  ^nquifitoren  unb  Slonfultoren  bie  ^i-'i^egu^ 
lorität  obsuwcnben.  ®a  in  ben  ©ifeungen  bei  römifctien  ^n-- 
quifitionSfongregation,  bereu  9Jiitgtieber  ©eiftlidie,  ^räloten,  S3ifc|öfe, 
^arbinäle  finb,  eS  t)äufig  öorfommt,  ba^  llrttieife  gefäüt  werben, 
ans  benen  eine  ®lieberüerftümmlung  ober  bie  §inrid)tung  beS 
ißerurt^eilten  erfolgt,  fo  ^at  unfer  Ijeiligfter  |)err  ^au(  IV.  am 
29.  Stpril  1557  beftimmt,  um  bie  @ewiffenSbeben!en  ber  SJJitgfieber 
ber  ^nquifition  gu  berul^igen,  iia^  Me,  bie  ii)n  (ben  '^apft)  im 
9iicf)teramte  unterftü^ten  (qui  in  judicando  sibi  assisterent),  o^ne 
einer  B^nfur  ober  ber  Irregularität  ju  verfallen,  ein  Urt^eit  fätten 
fönnen,  baS  bie  golter  ober  ben  2;ob  beS  S3erurt^eilten  jur  golge 
^at.  tiefes  ®efret  ^anl  IV.  Iiat  ^iuS  V.  erneuert.  9lac| 
biefen  ©efreten  erfdieint  alfo  biefe  :^ergebrac^te  S3itte 


198  ©rfteä  S3ud).    ^^opftt{)um  unb  S"q"if'tioti. 

übertlüfiig  geworben,  ha  bie  Se|er  bem  lüeüüc^en  5(rm 
nur  überlaffen  lüerben,  bamit  bie  Snqutfitoreu  ber  ^rregu-- 
larität  entgeljen;  ad  hoc,  ut  Inquisitores  evitent  irregularitateiu. 
®enno^  foll  biefe  Sitte  nidfit  unterlaffen  Werben,  benn 
metjrere  SO^ittel  gur  ßrrei(i)ung  bei  gleicfien  ßkU^  [S^ermeibung 
ber  Si^regutarität]  finb  üorjusiefien.  Sft  e§  aber  nic^t  »erboten, 
für  bie  ße^er  ^Bitten  einzulegen?  ©ine  SBitte  ift  oerboten,  Wenn 
fie  eine  ®uuftbe§eugung  für  ben  ^e^er  ober  bie  ^inberung  ber 
gegen  i^n  gu  l^anb^abenben  ®e]e|elftrenge  pm  3wccEe  l^ot,  nic^t 
aber  wenn  fie  bie  SSermeibung  ber  ^t^i-'egularitöt  [be§  Sn- 
guifitorg]  begWecft"  (Direct.  II,  131—132). 

Sin  einer  onbern  ©teile  erläutert  ^egn  o  ba§  oben  mitgetl^eiüe 
5)e!ret  SnnoäenS  VIII.,  ha^  bie  weltlidjen  ütic^ter  unter  Sin-- 
brot)ung  ber  fd^Werften  ^irc^enftrafen  zwingt,  bie  2;obe§[trafe  an 
ben  ifjnen  üon  ben  ^nquifitoren  oulgeUeferten  ^e|ern  §u  öottäie^en. 
3unä(f)ft  erüärt  er  bie  SBeigerung  ber  tüeltlic^en  Cbrigfeit,  tav 
Snguifition§urt|eiI  gu  öoüftrecEen,  für  „ein  fc^werel  unb  unmenfct)-- 
ü^el  S^erbredjen":  gvave  et  immane  scelus,  bo§  ju  beftrafen  fei, 
Wie  bie  Segünftigung  ber  ^e^erei.  ®ann  fä|rt  er  fort:  „2Ba§  fofi 
nun  ober  ber  Snquifitor  ti)nn,  Wenn  er  fie^t,  ba^  bie  wettüdje 
Dbrigfeit  bie  i^r  übergebenen  ^e|er  nid^t  innertjolb  üon  fed^l  Sagen 
I)inri(f)tet?  ßin  fe()r  erfahrener  9J?ann  fagte  mir,  bann  lönne 
ber  Snquifitor  ber  weItücE)en  Dbrigfeit  befet)Ien,  ha^  fie  bie  ^e^er 
öerbrenne,  weil  biefe  ©träfe  für  biel  SSerbred^en  bie  gewöfinlidEie 
fei,  tw^alh  er  [ber  ^nquifitor]  auc§  nid^t  irregulär  werbe.  5ltlein 
ganj  ungefätjrlid;  fd)eint  e§  [mit  9lüdfi(^t  auf  bie  baroul  üielleic^t 
entftel^enbe  ^i^^egularität]  bod^  nid^t  gu  fein,  bie  Strafe  be§  Ser^ 
brennen!  mit  Siamen  §u  nennen  (poenam  combustionis  nomi- 
natim  expvimere];  benn  t)ielteid)t  üerfäüt  er  baburd^  bod^  ber 
Irregularität,  §u  beren  SSermeibung  er  ja  bie  ^crgebrod^te 
@r!Iärung[überba§9'lic^t''Stutüergie^en]  abgiebt.  ©id^erer 
ift  e»  bel^alb,  ba^  ber  ^nquifitor  nur  im  atlgcmeinen 
bem  weltlii^en  9^id§ter  unter  5lnbroI)ung  ber  (Si'fommuni' 
Ution  befiel^It,  feinen  Urtfieitlfpruc^  aug^ufül^ren.  3)al 
wirb  aud^  in  ben  beiben  Steffripten  5(tej:anber  IV.  (Ad  audieutiam 
unb  Seo  X.  (Honestis  petentinm;  angeratl)en;  unb  e§  genügt, 
um  bie  Srregurarität  ju  üermeiben"   (IIL  609). 


VIII.  ^ap[ttt)itm  unb  Xobeiftrafe.  199 

©ine  fe^r  iutereffante  Söeftätigung  biefer  ©ingeftönbniffe  über  ben 
Sinn  ber  6erül)mten  „S3itte"  liefert  un§  ha§  Sßer^alten  ber  ^)ä^jft» 
liefen  ^nquifitoren  in  ben  92ieberlanben.  Sie  fürditeten,  föegen 
ber  mit  i^ren  Slui^üeferungen  an  ben  lüeltlidien  Strm  not^tüenbig 
üerbunbenen  SLobe§urtt)eiIe  irregulär  ju  werben  unb  baburd^  — 
eine  fe^r  triftige  S3egrünbung  biefer  „gur^t"  —  if)re  ^frünben 
§U  üerlieren  („craindant  encourrir  irregularitd ;  ilz  estaient  vexös 
en  proces  siir  leurs  benefices,  pour  raison  de  la  dicte  irr^gu- 
laritö").  mit  biefem  „Sfrupel"  (scrnpule)  iDanbten  fie  \i^  an 
Slaifer  ^axl  V.  unb  an  bie  Unitierfitöt  öon  Söwen.  3)ie 
Uniüerfität  gab  feinen  (gntfc^eib,  aber  ^axl  beruhigte  bie  ängftliä)en 
(^emüt^er  burd^  bie  SSerfidjerung,  er  ^aU  ein  „pöpftüc^e§  Söreüe" 
(bref  pontifical)  ermirft,  ba§  bie  (SJefaiir  ber  Irregularität  üon 
i()nen  abwenbe;  nicf)t  tuegen  ber  ^obe§urtt)eiIe  I)ätten  fie  fanonif(f)e 
Strafen  p  fürd)ten,  fonbern  öiet  e^er  für  bie  ©aumfeligfeit,  ntit 
ber  fie  bie  Stu^rottung  ber  ^e^erei  betrieben  (PouUet,  Histoire  du 
droit  penal  dans  le  Duche  de  Brabant:  Mömoires  couronnes  et 
memoires  des  savants  etrangers  publies  par  rAcademie  royale, 
Bruxelles  1870,  t.  35,  uo.  2,  (S.  96.  97). 

2Bie  bei  ber  Erläuterung  be§  9(u§brude§  „bem  toeltlidien  Strm 
übergeben"  fcfilie^e  iä)  and)  I)ier  bie  $8en)eitf!ette  über  ben  @inn 
ber  „innigen  $8itte"  für  ba§  Seben  be§  ^e|er§  mit  bem  burcf)  bie 
Stoingenbe  9}iactit  ber  2f)atfadjen  abgerungenen  Ö5eftänbni^  eine§ 
uttramontanen  @c^riftfteaer§,  be§  ^efuiten  ©rifar:  „(S§  war 
gerabe  ber  ürc^tirfie  K^aratter  ber  ^nquifition,  ber  e§  mit  firf) 
brachte,  baB  i^re  9lict)ter  bie  SSoUsiel^ung  üon  ■£obe§urt^eiten 
oble^nten.  Unb  biefer  e^ara!ter  nerantaüte  oud)  jene  gormali^ 
tat  ber  Sitte  an  ben  (Staat,  ba|  mit  bem  Sc^ulbigen  milbe  üer» 
fahren  werben  möd^te,  eine  Formalität,  bie  überall  bei  ben 
firc^Iic^en  ©laubenlgeric^ten  in  ©ebrauc^  War  unb  mit  ben  !a  = 
nonifdjen  S3eftimmungen  über  bie  Irregularität  im  Qu-- 
fammen^ange  ftanb"  (3tfd)rft.  für  tat^olifdie  %l)tol  1879, 
@.  572).i  SBenn  aud)  t)erfd)Ieiert  unb  nur  für  ben  Kenner  ber 
^inge  erfid|tlid§,  ift  ^ier  bod^  bie  SSa^rfieit  auSgefproc^en. 

1  tiefem  immerijin  anci:fennen§tüert()cn  giitgeftänbniB  fteüe  ic^  gegenüber, 
ttjol  bie  aüerneuefte  ultramontane  „gorf^ung"  über  unfern  ®egenftanb  auf= 
fteüt;  Unmtffen^ett  unb  Unaufrid)tigfeit  ftreiten  ftc^  in  ben  2(u^füt)rungen 


200  ©rfteg  93u(^.    ^^opftt{)unt  unb  Snquifttion. 

2Ba§  \ä)  am  9(nfange  biefeS  Stbfc^nitteS  fagte,  ift  burrf)  bie  ge^ 
fdjid)tlid^en  2:{)atfac^en  üotlauf  gered^tfertigt  tüorben:  ber  (Sa|,  bie 
^ird^e  öergie^t  !ein  iölut,  ift  eine  Untt)al)r{)eit.  ©ein  ®egent^eil 
ift  SBal^r^eit.  SO^eine  Darlegungen  fjaben  bie  gleifinerifc^e  %d)i{ 
öon  ber  „WxVot"  ber  £ir(f)e  enbgültig  Befeitigt. 


be§  §crrn  ^DHioecf,  ^uofeffor  am  biic^öfti(^en ©emtnor  in  @i(f)i"täbt,  :tm 
bie  ^olme:  „^ft  aud)  iporobiid) '!;  bie  §(nfic^t  öertreten  morben,  ba^  bie  ^ixd]t 
iogar  bie  Jobe^ftrofe  üer^^ängen  ober  beren  58oIIftrec!img  öoin  Staate  tier= 
longen  !önne,  \o  ift  bod)  in  S^oftrin  unb  ^rajil  ftet§  baran  feftge'^alten 
Würben,  ta'^  bie  Strebe  58erftümntelung^=  ober  2;obe§ftrafe  iebenfolls  ni^t 
ielbft  berl)ängen  unb  oudf)  nid)t  öom  Staate  üerlongen  fönne:  Ecclesia  non 
sitit  sanguinem.  ®ieje§  SfEiom  liegt  int  ©eifte  ^eju  ßf)rifti,  ber  ein  ©eift 
ber  9Kitbe  ift  unb  öor  bem  3teu|erften  jurüdidirecft.  &§  ift  geforbert  burc^ 
bie  Senbung  be§  .^erru,  meldie  auc^  jene  ber  Stird)e  ift.  3Jid)t  jur  3(ua' 
tilgung  ber  SSiJjen,  fonbern  gu  i(}rer  33efet)rung  ift  er  gejenbet.  9JJit  bem 
STobe  öerliert  bie  Sir^e  bie  Hoffnung,  weiter  an  jeinem  Seelenfjeilc  gu 
arbeiten.  (Sie  fann  ja  bem  Staate  nic^t  bos  SRed)t  bestreiten,  bie  STobegftrafe 
ju  t)ert)ängen;  fie  füf)It  \iä)  wegen  ber  großen  58ebeutung  eineg  georbneten 
unb  feften  ©taatswefenS  tierpf(id)tet,  bem  weltlichen  2(rm  SSerbrecf)er  au^gu» 
liefern,  bon  weld^en  fie  weif;,  ba^  fie  bie  S^obeSftrofe  werben  ju  bulben 
:^oben;  aber  fie  bebauert  biefe  Ijarte  9?otf)Wenbig!eit  unb  brüdt  it)re  ©efinnung 
au§  in  ber  S3itte,  man  mijge,  fofern  t§  t^unli^,  Sdjonnng  walten  laffen. 
Dberfläc^tid^feit  unb  ©eljäffigfeit  tjat  in  biefer  93itte  nur  §eucE)eIei  gefunben, 
im  beften  gälte  eine  leere  gormalitöt.  Si  fprid^t  \i<ii  aber  in  ber  Uebergabe 
an  ben  weltlid^en  §(rm  ba§  Sefenntni^  ber  ^ird)e  au§,  ba§  fie  ficf)  für  t)er= 
:pftid^tet  eracf)te,  ben  Staat  gn  unterftü^en,  felbft  ta,  wo  e§  ii)r  fdjwer  fallen 
mu^.  ^n  ber  58itte  bagegen,  weld)e  an  bk  Uebergobe  getnüpft  wirb,  fpric^t 
fi^  ber  ®eift  ber  SRilbe  an§,  ber  il)r  biefe  Uebergabe  al§  :^orte  ^flid^t  er= 

fc!^einen  läfet @§  ift  S:^otfoc^e  (!),  ba^  bie  Kirche  bie  ©efe^e,  wel^e 

S^obe^ftrofe  über  ^e|er  ber^^ängten,  ni^t  geforbert,  ober  öeranlo^t  f^ai.  ©ie 
©taot^gewolt  ift  an§  eigener  (!)  Qnitiotibe  Vorgegangen.  SBo  bie  fird)e 
burd)  bireften  S3efeI;I  bie  ©taatgregiernngen  aufforberte,  weltli^e  Strafen  gu 
bert)ängen,  fianbelte  t§  \\ä)  nie  (!)  um  Sobe^ftrafe  ober  SSerftümmelung. 
3nngenburc^fte^ung  l^interlie|  feinen  bleibenben  9?ad)t^eil.  SJion  wollte 
baburd^  nur  i)a§  ©lieb  empfinblid)  ftrafen,  mit  bem  gefünbigt  würbe,  o^ne 
e^  §u  öerftümmeln.  S)er  33Iutt)ertuft  wor  ein  minimaler."  (®ie  fird)= 
liefen  Strofgefet;e,  SKainj  1899,  3[)iit  bifc^öftidier  3Ipprobation,  S.  XXVII 
—XXIX.)  ®ie  Unwa^rtjeit,  ba^  bie  Siirdje  „nie"  ben  Stoat  ju  einem 
Sobcgnrtljeit  oufgeforbert  t)abe,  ift  ftel}enb  geworben.  SSeod^ten^wert^  ift 
bie  5Infic^t  eine^  „^riefterg  ©otteg"  unb  Sef)rer§  junger  beutfd)er  S^eologen 
über  bie  Snngenbnrdjfted^ung  qI§  (Strafe  für  ^eger.  „®er  93Iutt)er(uft  ift  ja 
nur  ein  minimaler";  warum  alfo  ni^t  bem  Setser  bie  Söfteräunge  burd^= 
ftec^en?!    Ecclesia  non  sitit  sangninem! 


IX.  SKorbanjc^Iag  auf  (güfabet^  bon  englanb.  ®ie  SBart^oIontäu^nodit.    201 

Um  fo  abfc^recfenber  wirft  afcer  biefer  ^ßlutburft,  wzii  er  be« 
förbert  hjurbe  unb  tnirb  üon  ben  „@tatti) altern  d^rifti",  unb  tücil  er 
firf)  TjüHt  in  ba§  ©etoanb  ber  ^Religion  unter  ^eud)Ierif^en  ^^rafen 
unb  tuiberlid^cm  ^f)arifäi§mu§. 

^n  ber  Sd^rift  giefct  e§  eine  ©tette,  n^elc^e  bie  Stellung  ber 
„(Stottljalter  Sfirifti"  jum  S3Iutüergie^en  gleic^fam  |)ro|3f)etifc!^  tlav 
legt.  SJ)ic  ©tette  betrifft  auä)  einen  „Statthalter":  „®a  nat)nt 
^ilatu§  Söaffer  unb  lüufd^  bie  |)änbe  üor  bem  SSoIfe  unb  f^srad^: 
ic^  bin  unfd^ulbig  an  bcm  iölute,  feilet  i^r  ju,  nehmet 
i^r  if)n  unb  richtet  i^n  nacf)  euerm  ®efe^e"  (9)?attf).  27,  24; 
So^.  18,  31). 


IX.  iO^orbanjd^Iag  fin^  V.  auf  ^HfaSet^  i^on  (gnalanb; 
(SJregot  XIII.  unb  bte  ^art^olomäugnad^t. 

3u  ben  §anblungen  ber  ^äpfte  aU  fold^er,  b.  f).  a(§  Siröger 
be§  ^apftttjum»,  gef)ören  unjtüeifelfiaft  ber  ^Rorbonfc^Iag  be§  ^apfte§ 
^iu§  V.  auf  bie  Königin  ©lifobetl)  üon  ©nglanb  unb  bo§ 
33ert}atten  beS  ^ap[te§  ©regorXIII.  gegenüber  ber  3(6frf)Ia(fitung 
ber  Hugenotten. 

93eibe§  f(f)Iie^t  |3offenb  bie  3tu§fül)rungen  über  bie  ^ä^ftlicfie 
Snquijition;  benn  obtüoJ)!  ber  SJlorbanfcfilag  unb  bie  Slut^od^jett 
nid^t  unmittelbar  unb  formell  SBerfe  ber  ^nquifition  finb,  fo  tritt 
in  i[)nen  bocE)  ba§  SBefen  ber  ;)äpftlic£|en  ^nquifition  fdjarf  fierüor: 
ber  S^urft  nac^  ^e^erblut  unb  bie  j^^'eube  om  ©trömen  biefe§ 
«luteg. 

^iu§  V.  ift  ein  fanonifirter  ^eiliger  ber  römifc^en  ^irdie,  unb 
©regorXIII.  war  ein  großer  ^efuitenfreunb;  pr  S3eurt^ei(ung 
i^rer  §anblung§njeife  finb  biefe  ©igenfdiaften  nid^t  uniüefentlid^. 

2(m  25.  i^ebruar  1570  feMe  ^iu§  V.  burcfj  bie  S3uffe  Regnans 
in  excelsis  bic  ^e|erin  ßlifabet^  a(§  Königin  ab:  „©eftü^t  auf  bie 
3Xuftorität  ®otte§  unb  au»  apoftolifc^er  9JJac^tOottfommenf)eit  erllären 
wir,  ba^  bie  genannte  ^el3erin  ©liiabetl)  be§  angemo^ten  9?edf)te§ 
über  jeneg  9tcid)  [Sngtanb],  iegtid;en  (Sigent{)um§,  jeglidjer  SBürbe, 
jeglidien  $8orred)te§  beraubt  fei.  Stile  ifire  Untertl^ouen,  unb  wer 
immer  if)r  ^reue  gefd^woren,  ift  üon  biefem  (Sibe,  öon  jeber  ^flid^t 


202  Grftes  S3u(i.    ^apftt^um  unb  ^nquifttion. 

ber  2ef)n§h:eue  unb  bes  @e§orfam§  für  immer  entbunben"  (Magnum 
BuUar.  Ed.  Luxemb.  1727,  II,  824\ 

Slbfeßung  unb  Söiung  be§  ^^reueibe»  genügten  ober  bem  „Statte 
^alter  dfirtfti"  nic£)t.  lieber  weitere  Scfiritte  bei  ^a))fte§  erfialteu 
mir  bie  erfte  SJhtt^eilung  burii)  ben  9^act)f olger  @Iiiabet^§,  Qafob  I. 
üon  ßnglanb:  „2Bie  üiele  Söiad^inationen  unb  9hd^fteIIungen  finb 
gegen  "öa^  Sebcn  ber  üerftorbenen  Königin  [Güjabet^'  gemacht 
morben,  unb  ^mar  t)on  S[Reu(i)elmörbern,  mel(^e  baju  üon  i^ren 
SSeid^toätern  im  Stuftrage  be§  ^a|3fte§  (ipso  Papa  authore 
neranla^t  mürben.  3um  Seraeife  bafür  genügt  e§,  barauf  l^injU' 
meifen,  talß  üon  jener  ^^it  bi§  auf  biejen  2;ag  feinem  @eiftli(j^en 
megen  ber  2;()eilna^me  an  folc^en  33erfc^mörungen  ber  ^roje^  ge= 
mac^t  morben  ift"  (Opp.  Ed.  Francf.  1689,  3.  124  .  S)iefe 
offenen  2tnfc^ulbigungen  blieben  nic^t  nur  unmiber^egt,  fonbern  un= 
miberfproc^en;  felbft  93 eil ar min,  ber  bie  offizielle  Gntgegnung 
auf  bie  2(n!Iagefc^rift  bei  englifc^en  Äönig»  übernaf)m,  fi^meigt  fid] 
über  biefen  ^unft  au§  (Opp.  VII,  670).  „(gr  l^at  offenbar  ge= 
mu^t,  baB  ber  tjon  ^(emenS  X.  feiig,  öon  ^lemenl  XI.  l^eilig 
gefprocfiene  ^^apft  ^iu§  V.  in  biefem  fünfte  nid^t  rein  mar" 
(®öllinger--9teuf(f),  Selbftbiograp^ie  be§  ^arbinal  ©ettarmin,  S3onn 
1887,   3.  307). 

2Bie  menig  rein  ^iul  V.  mar,  bemeifen  feine  eigenen  Sobrebner, 
©irolamo  Gatena  unb  ©abutiul.  ^^vt  Vita  del  gloriosissimo 
Papa  Pio  quinto  (Roma  1586;,  (SiftuI  V.  gemibmet,  beric!^tet: 
„9Kit  allem  Gifer  forgte  er  (^iuS  V.)  bafür,  ha^  g^obert  Stibolfi, 
ein  florentiner  Gbelmann,  ber  fid)  unter  bem  ^ormanb  be»  ^onbel-- 
treiben!  in  Gnglanb  auffielt,  bie  ©emüt^er  ber  Ginmo^ner  errege, 
um  Glifabetf)  nad^  Grregung  eine»  3Iufftanbe§  ^u  oernid^ten:  omni 
studio  faciendum  curavit,  ut  Robertus  Rodulfus,  nobilis  Floren- 
tinas, qui  per  mercaturae  speciem  illo  commorabatur  in  regno. 
incolarnm  animos  ad  Elisabethae  perditionem  rebellione  facta 
commoveret"   (Acta  S.  S.  Maii,  t.  I,   661  . 

S)er  päpftüc^e  5Igent  9^iboIfi  mürbe  mit  „Sluftrögen"  be§  ^apftel 
an  ^l^ilipp  II.  üon  Spanien  gefanbt.  ®ie  ^Jiatur  biefer  2(ufträge 
enthüllt  ber  §erjog  9llba  in  einem  Sd^reiben  an  ^I)ilipp  II.  öont 
7.  9J?ai  1571.  S)reimal  fprii^t  er  öon  bem  SaHe,  "oa^i  Glifabetti 
„eines  natürlid^en   ober   anbern  "Zobel   fterbe:   buviesse  muerta  o 


IX.  aJZorbanfi^fag  auf  (Sfifabet^  üon  ßngtanb.  2)ie  93art^oIomäugnac^t.    203 

de  muerte  natural  o  de  otra"  (Mignet,  Histoire  de  Marie  Stuart, 
1871,  II,  409.  410).  Sn  feiner  Untmxt  an  2Itba  üom  14.  ^uü 
1571  erttjöfint  ^^ilipp  ben  geplanten  9JJeucfjeImorb  mit  nadtcn 
SBorten:  9tiboIfi  IjaU  i^ni  Briefe  unb  ^nftruftionen  be§  ^apfteö 
übergeben  unb  SJJitt^eihtngen  gemacfit  über  eingel^eiten  ber  S3er= 
fc|tt)ijrung:  ber  günftigfte  3eitpun!t  jur  2tu§fü^rung  bc§  planes 
feien  bie  9)Zonate  Stuguft  ober  September,  ^ie  ^ijnigin  öerlajfe 
bann  Sonbon,  um  auf§  Sanb  ju  ge^en;  biefe  ÖJelegen^eit  fönnc 
man  benu^en,  fic^  i^rer  ^erfon  gu  bemächtigen  unb  fie  gu  tobten 
(de  saisir  de  sa  personne  et  de  la  tuer  .  2)er  1)1.  ^ater,  bem 
fRibotfi  über  mt§  berichte,  Ijabe  i^m  [hm  tönig]  gefd)rieben  unb 
if)m  burc^  feinen  9^untiul,  ben  (5r§bifc^of  üon  9toffano,  fagen 
laffen,  ha^  er  bie  @ac|e  aU  fe^r  toic^tig  für  ben  5)ienft  ©Dtteg 
unb  "ba^  2iBot)(  feiner  ^trd)e  anfelje,  unb  i:^n  ermatint,  fie  ju  unter= 
ftü^en.  S)a§  3iel,  um  beffen  (Srreid^ung  e§  fid)  I)anble,  fei,  ba^ 
ber  |)eräog  t)on  S^orfot!  unb  feine  Stn^nger  öerfud)en  fottten, 
bie  Königin  Gtifabetf)  jn  tobten  ober  gefangen  ju  nef)men.  S)er 
^apft  \)aU  bem  Könige  t>orgefd)Iagen,  ha§>  Unternefimen  fotte  in 
feinem  [be§  ^apftel]  $Ramen  unb  aU  2(u§fü£)rung  ber  ©entenj  [Slb-- 
fe^ung§bntte],  bie  er  gegen  bie  Königin  auSgefprodjen,  ou§gefüt)rt 
merben  (Gachard,  Correspondance  de  Philipp  II,   1851,  II,  185). 

^agfelbe  befagt  ha§  ©i^ngSprotofoH  be»  fpanifd^en  Staat^^ 
rat^e§  öom  7.  Quii  1571,  on  bem  ber  ©ro^inquifitor  üon  Spanien, 
ber  ^arbina{--®r5bifd)of  öon  ©eüilla,  t^eilnaljm:  „Siibolfi  »er-- 
fixierte,  bie  engüfdien  ^att)oli!en  feien  entfc^toffen,  fic|  ber  Königin 
§u  bemöditigen  unb  fie  ju  tobten  (matarla).  ©iner  oou  benjenigen, 
bie  fic^  erboten  f)ätten,  ben  Sdilag  ju  führen  (ji  dar  el  golpe)  fei 
©^apin  SSiteüi"  (Memorias  de  la  R.  Academia  de  la  historia, 
Madlid  1832,  VII,  361;  Mignet,  a.  a.  D.,  ©.  411). 

Sie  fc^lagenbften  3d)ulbbetüeife  für  ben  Stnt^eit  be§  „Stott-- 
]^atter§  S^rifti"  an  bem  2JJorbpIan  liefert  aber  ber  S3rieftüec|fel 
ätüifd^en  bem  päpftlic^en  5)Untiu§  in  ^ari§,  ©aftelü,  unb 
bem  SarbinaiftaatSfefretär,  ^arbtnal  ©omo.  eofteUi  fc^reibt 
am  2.  gjJai  1583  an  domo:  „Ser  Öe^'S^S  ^O"  ®^^\^  ""^  "^^^ 
«perjog  Don  9Jkt}ene  traben  mir  mitget^eilt,  ba^  fie  ben  $Ian  gefafjt 
:^aben,  bie  Königin  üon  ©ngtanb  burd^  bie  §anb  eineS  Kot^olifen, 
ber  aber  äu^erlid)  nt(^t  aU  fotc^er  erfd^eint,  ermorben  jn  laffen. 


204  (£r[tel  93ucf}.    ^ap[ttf)um  unb  ^nquifition. 

....  Sie  finb  übereingefommen,  iü)m  ober  feinen  2öl)nen  100,000 
granfen  bafür  §u  jaulen  ....  Sßal  bie  ©rmorbung  biefe§  Böfen 
3ößei6e§  (quella  mala  donna)  angebt,  fo  ^aie  id)  i^m  [bem  §er§og 
üon  ®ni[ej  gefagt,  ba§  id^  unjerm  ^errn  'bem  ^opft]  nicfit 
barüber  fdireiben,  nod)  @tü.  §errli(^feit  erfudien  tonht,  i^m  barüier 
äu  fpreifien.  S^enn  oBwol^I  icf)  glaube,  "oa^  unjer  §err  ber  ^Q|)ft 
fro^  fein  toirb,  njenn  ®ott  in  irgenb  einer  2Beife  (per  quäl  si 
voglia  modo)  biefe  feine  geinbin  ftraft,  fo  luäre  e§  bod)  un^affenb, 
ta'^  fein  ©teHöertreter  biefe  Strafe  burd^  foWje  STcittel  fierbeifü^rt ..." 
'^tv  ^arbinatftaatefefretör  tljeilte  bie  „garten  Sfru^jel"  be§  9?untiu§ 
nid^t.  (Sr  ontinortet  out  23.  Wa'x:  „^d)  £)abe  unferm  §errn  bem 
^apft  Serid)t  erftattet  über  ha^»,  lüa§  (Stv.  §errlid)feit  mir  unter 
St)tffre  über  bie  cngüfdien  2(ngelegen^eiten  gefd^rieben  ^aben,  unb 
ba  Seine  ^eiügfeit  e§  nur  billigen  !ann,  ha^  bie§  Sönig- 
reic^  auf  irgenb  eine  SSeife  (in  quäl  si  sia  modo)  oon  ber 
Unterbrücfung  befreit  unb  ®ott  unb  feiner  ^eiligen  9^eIigion  jurücE^ 
gegeben  luirb,  fo  erflärt  Seine  ^eiligfeit,  ha'^,  n^enn  bie  Sad^e  gur 
3(u§füfirung  !ommt,  bie  80,000  S?tonen  of)ne  B^^eifei  fe|^  9"t 
angetoanbt  ftaranuo  molto  bene  impiegati)  finb  (Arcbivio  Vaticano, 
Gallica  Nuntiatura,  Vol.  17,  pag.  141;  Vol.  16:  bei  Knox.  The 
letters  and  memorials  of  William  Cardinal  Allen,  London  1882, 
S.  412.  413).i 

lieber  bie  Sd^ulb  be§  ^a|)ftt^um§  an  ben  blutigen  ®reueln  ber 
93art^oIomäu§nad)t  ju  ^ari§  (24.  2tuguft  1572)  ift  öiel  ge= 
fc^rieben  unb  öiel  Stoff  gefammelt  Sorben.  ^    ^c^  werbe  mi(^  auf 


1  Knoj  ift  fatf)DÜicf)er  ^rieftei'  unb  SDiitglieb  ber  üom  ^eiligen  ^^tlipp 
9Zevi  geftifteten  Cratorianerfongregation.  Sr  öert^eibigt  biefen  SDIorbanfcf)Iag 
unb  bringt  tf)n  in  ßinflang  mit  ben  ®runbiä^en  ber  diriftü^en  Woxal  {a.  o.  D. 
®.  XLIX  ff.)!  —  Söir  fiaSen  ^ter  ein  braftifcfieä  33eifpiel  für  bie  §anbf)obung 
beg  ©runbfafeeg:  ber  Stoed  tjeiligt  bie  SKittel.  —  Sßgtc^.  mein  33uc^: 
„S)er  Ultramontantlmus"  (33erlin,  .'5.  SBalt^^er). 

2  8cf)Dn  $iu§  V.,  ber  ben  SWeuifielmorb  unter  bie  .'pülf^mittet  beä 
■$apftt(}um§  aufgenommen  tjat,  ift  an  ber  SSorbereitung  be§  ^arifer  ©emegelä 
ftarf  bet^eiligt.    Seine  93riefe  at^men  SQlorbluft  gegen  bie  Hugenotten.    2Im 

6.  Tl&xi  1569  fc^reibt  «ßiug  V.  an  torl  IX.  Bon  ^ronfreic^:  „ Seine 

"•^flicf)t  ift  ei,  bie  lefeer  unb  ifjre  güfjrer  mit  ber  äufeerften  Strenge  ju  be= 
ftrafen"  (De  Potter,  Lettres  de  Pie  V,  S.  34).  %m  13.  Stpril  1569  fdireibt 
er  on  ^atfjarina  öon  SKebici:  „%a  trir  gef)ört  I)aben,  ba%  man  fi^  Wiii)t 
giebt,  einige  Se|er  §u  befreien,  fo  erma^^nen  wir  bi^,  5(llee  oufjubieten,  baB 


IX.  SUorbanjc^faLj  auf  ©üfabctf)  üon  ©nglanb.  ®ie  S3artl)oIomäulnac^t.    205 

bie  tüenig  befannten,  üon  ultramontaner  Seite  gefliffentüd^  tax- 
tui'(|ten  SCRitt^eilungen  etne§  fe^r  unöerbäcE)tigen  3^119^"'  ^c»  Se  = 
juiten  ^onanni,  befrf)ränfen.  ®ie  bejeicfinenbe  8tetle  finbet 
fic|  in  bem  SBerfe  SSonanni'l :  Numismata  Pontificum  Romanorura 
(Romae  1699,  I,  336  ff.).  S)a§  Söer!  ift  bem  ^apfte  Snno* 
5en§  XII.  geioibmet;  au^er  bem  gelüö^ntid^en  ^ßermer!:  „mit  (5r-- 
lauBni^  ber  DrbenSoberen",  trägt  e»  bie  SDrucfertaubni^  be§  Crben§= 
generaty  2t)rfu§  ©onjaleg  unb  be§  Magister  sacri  Palatii. 

„'^md)  ein  gro^e§  Slutbab  tüurben  bie  Hugenotten  im  <Bip'' 
tember  1572  faft  üernic^tet,  aU  fie  fid^  jur  §orf)5eit§feier  Heinri(^§ 
öon  9laöarra  mit  ber  @djrt)efter  be»  ^önig§,  9!Rargaretf)e,  in 
1|Sari§  üerfammett  t)ütten.  ®er  I)oc^f)er^ige  ^önig  ^arl  entfdilofe 
ftd^  jur  STöbtung  ber  ße^er.  2)0»  58Iutbab  begann  am  24.  5luguft 
1572,  auf  ein  üom  fönigtid^en  ^alaft  au§  mit  ber  ÖJIocfe  gegebene^ 
^eid^en.  S)rei  STage  unb  brei  9^ädf)te  lang  würben  bie  S3öfel  fin= 
nenben  ^e^er  getöbtet;  4000  üon  t^nen  fielen  burd^  bag  (Sd^lnert. 
S?on  ^ori§  an§  üerbreitete  fid)  ba§  Sfutbab  in  anbere  (Stäbte; 
über  25,000  9JZenfc^en  gingen  in  if)m  unter.  S)iefe»  unertjoffte 
ßreigni^  erfüllte  ben  ^apft  (Tregor  XIII.  mit  um  fo  größerer 
^xtüht,  je  größer  frütier  bie  gurdit  getüefen  tüar,  bie  fransöfifd^en 
^e^er  mödjten  aud)  Stauen  überfd^rtemmen.  ©obalb  er  bie  '^ad)-- 
rid^t  erl)alten  ^tte,  begab  er  fid)  jur  ^ird^e  be§  f)I.  Subföig  in 
feicrüdEiem  Sittgang;  er  fd^rieb  für  ben  d^riftlid^en  (Srbfrei»  ein 
Jubiläum  an^  unb  forberte  bie  S5öl!er  auf,  ben  Äönig  üon  ^xant-- 
reid^  ®ott  §u  empfet)Ien.  SSon  bem  SSIutbab  (caedes)  bei  Slbmirall 
©olign^  unb  feiner  ^enoffen  lie^  er  burc^  Qieorgio  SSafaro  ein 
©emälbe  für  ben  35atifan  anfertigen,  all  ein  2)entmal  ber  ge-- 
rodeten  D^eligion  unb  all  ein  ©iegeljeid^en  über  bie  gu  Soben  ge= 
f(^(agene  Äe^erei;    feiner  Hoffnung    gab   er  Stulbrud,   ta^   biefer 


ta§  liiert  gei'c^iefit,  fonbern  ba^  bieie  f(uc^it)ürbtgen  aJZenfc^en  ifiren  üerbtenten 
Untergang  finben"  (De  Potter,  a.  a.  0.,  ®.  46;.  3Im  20.  Dftober  1569  fc^reibt 
er  on  §taxl  IX.  üon  grranfreic^:  „Sie  gruc^t  beine»  «Siegel  gegen  bie  ^efeer 
njtrb  jein,   baf,  nad)  ifjrer  58ertitgitng  (nefariis  haereticis  de  medio  sub- 

latisj  griebe  unb  9iu^e  Ijerrfcfjen Saffe  bid)  ni^t  ju  faljd^em  9)iitleib 

bewegen,  benn  feine  'JDiitbe  unb  $8armf)ev§igf3it  ift  graujamer,  all  jene,  i)k 
gegen  ©oId)e  geübt  roirb,  bie  ben  %oh  öerbient  ^aben"  (De  Potter,  a.  a.  £)., 
©.  86.  87  . 


206  er[te§  93ud).    ^ap[ttf)um  unb  Snquifttion. 

reidjlic^e  21berla§  f(f)Iec^ten  S8Iute§  ber  ©efunb^eit  be§  erfranften 
^önigreid§e§  iieilfam  fein  rterbe  (sollicitus  inde  quam  salubris 
aegro  regni  covpoii  tarn  copiosa  depravati  sanguinis  emissio  esset 
profutura).  deinen  ^arbinoI'-Segaten  ?5Ifiüiu§  Urfinu§  fd^idte 
er  äum  ^önig  ^arl,.  um  i|n  gu  ermahnen,  ha'!^  er  ftarfmüt^^ig  baS 
^Begonnene  fortfe^e  unb  i)a§  mit  häftigen  SKittetn  Begonnene  §eit 
oerfaiiren  nid)t  ftöre  burd)  Setmifd)ung  milberer  2)?ittel  UeberbieS 
Beleiirte  '^ap'\t  ©regor  bie  Sßelt,  ba^  bte§  S3tut6ab  (stragesj  nid^t 
o()ne  ®otte§  Uati-)  unb  @otte§  |)ülfe  üor  fid)  gegangen  fei;  benn 
er  Iie§  eine  SJienfmünje  ^)rägen,  auf  ber  Ö)otte§  (Sngel,  mit  (gdiinert 
unb  ^reu§  gerüftet,  gegen  bie  ^ufrüJjrer  anfäm^ft." 

S;ie  Sf^ac^ridit  üon  ber  Süitlpd^jeit  erreidite  9?om  am  5.  Sep^ 
temöer  in  ber  ?}rül)e.  S)er  ^arbinal  üon  domo  beriditet  fclb|t, 
ba§  er  fofort  ben  ^a^ft  lüeden  lie^  —  e§  tüar  nod)  oor  ^age§« 
anbrud}  —  „bamit  er  \id)  an  ber  fo  tüunberbaren  ©nabe  erfiebe, 
bie  unter  feinem  ^ontififat  @ott  ber  ßtjriftenfieit  gelnö^rte.  ©eine 
5)eiligfeit  tpor  {)ö^ft  befriebigt  unb  t3Dn  greube  bei  SSerlefung  ber 
ükc^rid^t.  ©eine  §eilig!eit  unterläßt  nid)t,  ®ott  gu  bitten,  ba^ 
er  ben  aüerc^riftlic^ften  ßönig  gan^  ba^in  ftimme,  ouf  bem  üon 
ber  göttlidien  9)?aieftät  eröffneten  SBege  tDeiter  p  lüanbeln  unb 
i)a§>  ßönigreid^  granheid)  gänjiid)  üon  ber  fjugenottifc^en  ^;ßeft  ju 
fäubern"  (5Rom,  Vatic.  Francia  nr.  283,  1572,  bei  ^^ilippfon, 
Sie  römifc^e  ^urie  unb  bie  SartboIomäu§na(|t:  S;eutfd^e  3tf<^i^ft- 
für  @efd§id|t§tüiffenfd^aft  1892,  I,  134  ff.),  ©regor  XUI.  felbft 
brüdte  bie  Hoffnung  au§:  „ba|  ie|t  ha^  geuertüerf  (la  girandola!) 
üon  felbft  an  atten  Drten  um  fic^  greifen  tnirb,  tnie  tnir  benn  fd)on 
einige  Slnbeutung  üon  bem  ^ben,  iraS  in  9?ouen  unb  St)on  ge- 
fc^efien  ift"  (a.  a.  D.). 

9ioc^  Slnfang  Sejember  1572  lie^  ©regor  XIII.  ben  ßönig 
öon  granfrei(^  burc^  feinen  Segaten  mahnen,  ha^  er  oerfproc^en 
i^aht,  binnen  furjer  3eit  toerbe  e»  feinen  einzigen  Hugenotten  me^r 
in  granlreid^  geben  (Sepefc^e  be§  ^arbinal§  £rfini  oom  7.  Se§., 
Vatic.  Nunz.  Francia,  5). 


I.  ^(Clgemetne^. 

Si^t  unb  Sinfterni^  fdjlie^en  ]id)  au§. 

2)ie  gteligion  Sefu  S^rifti  ift  göttliches  Sic^t,  jie  ift  iuafjrl^aft 
göttliche  Slufflärung.  25of)in  jie  in  ifirer  toatiren  unb  eckten  (3^-- 
ftatt  bringt,  ba  tüeid^en  bie  ©ij^atten  be§  ^rrt^umS. 

„SDie  SBa'^rtjeit  tnirb  eudj  frei  nmdjen",  lautet  eine§  ber  der-- 
^et|ung§t)olIften  unb  tieffinnigften  SSJorte  ©^ri[ti.  grei  fott  feine 
2So:^rf)eit  un§  nmdjen  bon  ben  ^^effeln  ber  Seibenfd^aften :  frei  foK 
feine  2Baf)r^eit  nn§  madien  öon  unöoHfommenen  ober  öerjerrten, 
öon  !inbif(j^en  ober  unlnürbigen  ©otteSBegriffen;  frei  fotl  feine 
SBa^rtjeit  un§  machen  öon  bem  ®rude  6rutal=f)eibnifc^er  @t{)i!;  frei 
fott  feine  2Baf)rt)eit  un§  mai^en  —  unb  biefe  Befreiung  ift  ein 
tt)at)rl)aft  göttüdjeS  ©efc^en!  —  öon  ber  ^ne^tfd^oft  toüften,  btöben 
StbergtauBenS,  öon  finfterm,  menfc^ennntuürbigem  ®{auben  an 
^eufet§'  unb  ©ef^enfterfpuf. 

©ine  ber  Befdiämenbften  Xf)atfac§en  ift  bie  gewaltige  9Kad^t  be§ 
5lBergtaut)en§  ü6er  ben  9}?enfc^engeift. 

SfJeBen  ber  glorreid^en,  in  l^ettem  Sic^t  unb  Ieud)tenben  gotben 
ftra^Icnben  (S5efd)id)te  ntenfd^Iid^er  (^eifte§tl)aten  fte^t  bie  büftere, 
unt)eimlid)e,  S<it)rtaufenbe  alte  ©efdjid^te  menfc^Iid^en  5(bertüi|e§. 
Sebeg  S3oIf,  jebeS  ©efc^tedit,  jebe§  Sanb,  jebe  ^Religion  ijahtn  S5ei= 
tröge  ju  biefer  ®efd)i(^te  ber  SSerirrnngen  be§  SSerftanbe§  unb  be§ 
®emüt^e§  geliefert,     ©erabcju   furditbar,  unglaublid),  erfc^ütternb 


i;  t^ür  t)a§  i^olQtni^  ügld).   au&)   meine  ©dirift:    „Üteügiou   ober 
mexQlaubt"   Serün  1896,  §.  233oItt)er). 


208  BwetteS  58ud).    ^apfttf)um  imb  «(bergtauBe. 

finb  bie  ©injeU^eiten,  finb  ganje  Stbfdinitte  biefer  ©efd^idite. 
©c^redenerregenbe  2(u§geburten  einer  lüa^nfinnigen  ^f)anta[ie  ftel)en 
üerlörpert  üor  un§,  unb  nicEit  ettna  an  ben  umfriebigten,  öon  ber 
geiftig  gefunben  aJienfc^J)eit  at)gef(f)Ioffenen  «Stötten  !ranf^after 
@eifte§ftörnng  finben  lüir  fie;  nein,  fie  jinb  ®emein6efi|  —  ©e-- 
mein  gut  !ann  man  ni(f)t  [agen  —  be§  ®eifte§IeBen§  gonjer  SSöIfer. 

5(ucC)  inner'£)al&  be»  (S^riftentl^uml,  ober  jagen  tt)ir  beffer,  inner= 
f^atb  bev  d)n[tUc§en  ^eitred^nung,  benn  ha^  ß;£)riftent{)um  aU  foId^eS 
tüirb  nic^t  baüon  htxü^xt,  f)aben  biefe  näd^tUc^en  ©(Ratten  unb 
biefe  giftigen  fünfte  fid)  au§get)reitet.  ^a,  au§gej':prod)en  mu^  e§ 
werben:  noä)  nirgenblüo,  in  feinem  Zeitalter  unb  bei  feinem  SSotfe, 
i[t  el  ber  djriftficijen  Üietigion  gelungen,  ber  5Rod)t  beg  S(6er= 
glaubend  mit  i^ren  ^^antaftifdien  @d)reden  unb  entel^renben  Greueln 
ha§  hereinbrechen  gu  it)et)ren.  @§  liegt  bie§  nic|t  an  ber  Öetire 
®{)rifti  felbft,  an  if)rem  SSefen,  fonbern  e§  liegt  au§fd^Ue|tid§  am 
SRenfc^en.  %'i)üi§  erfaßt  er  bie  2ef)re  ©l^rifti  falfc^,  er  öergerrt  fie: 
t^eil§  ift  bei  i|m  bie  geiftige  ©c^mäc^e,  bie  Hinneigung  jur 
ginfterni^  ftärfer  afö  bie  geiftige  ^raft,  a(§  bie  greube  am  Sid^t. 

SBa§  un»  bie  ©dirift  über  ©i)riftuä  berid)tet,  ift  ein  flare§, 
fc^attenlofeS  S3ilb  geiftig-religiöfer  ©efunbljeit.  ^n  (£f)riftu§  fpiegelt 
fid)  mieber  ein  geläuterter  @otte§begriff,  eine  menfc^entoürbige  unb 
menfd)enoerebetnbe  grömmigfeit,  eine  üoltfommene  Sittenlehre.  S)a 
ift  nic^tg  SSerserrte§,  nid)t§  gto^e§;  Me§  ift  ebenma^,  5ibgefmrt= 
^eit.  ©Ott  ift  ber  SSater,  ber  aJienfc|  ift  ha^  ^inb.  S)a§  ift  ber 
Snbegriff  be§  3fieid)e§  ®f)rifti,  unb  fein  ßJrunbgefe|  ift  bie  Siebe; 
bie  Siebe  gu  @ott,  bem  SSater,  unb  §u  ben  9?ienf(^en,  ben  93rübern. 

^n  biefem  einfachen,  lichten  unb  Üaren  3lufbou  ift  fein  ^laä 
für  abenteuerlidie,  nebet--  unb  gef|)enftert)afte  SSorfteffungeu;  in  biefer 
ließen  unb  lautern  9leügion  giebt  e§  feine  Unreügion,  feinen  Stber-- 
glauben. 

SSer^ätt  e§  fid)  fo  mit  ©t)riftu0  unb  feiner  Set)re,  fo  mu^  ta^ 
©leid^e  gelten  bei  bem,  ber  mit  bem  göttüc^en  5lnfpruc^e  auftritt, 
St)rifti  „(Stellüertreter ",  ber  irrtI)umIofe  g  ortfe|  er  feine  § 
SBerfe§,  ber  uufefilbare  |)üter  feiner  Se^re  ju  fein. 

3tud)  im  ^apfttt)um,  in  ber  ©efc^idite  feine§  SBirfenS  mu^  — 
ift  e§  mirflic^  göttlid)  unb  diriftlic^  —  nur  Sic^t,  nur  ^lor^eit  fic^ 
finben.     SDa§  Unfieittge,  ha^  S^rübe,   i)a§  SSertüorrene  barf  nic^t 


I.  MqemtineS.  209 

i^m  anf)aften,  nirf)t  üon  i^m  ^errü^ren,  fonbern  e§  mu§  jid^  al§ 
au§  ber  Strmi'eltgfeit  unb  SSerirrung  bei  90^enf(^en  f)erau§  geboren 
eriüeifen.  ®a§  göttlid^e  2idE)t  be§  ^a|)[tt^uin§  felbft  mu^  in  fteter, 
ungetrübter  5Reint)ett  über  ben  bunfeln  i^Iuttjen  toecEifelnber  Er- 
rungen unb  abergläubifd^er  9J?einungen  leuditenb  l^inmegftra^Ien ; 
bie  (Stimme  be§  „StattEjotterl  Sljrifti"  mu^  in  feinem  33eruf  al§ 
|)irt  ber  §erbe  (S^rifti  nur  SBa^r^eit  unb  nid^tl  all  2Sat)r^eit 
oerfünben. 

^ier  in  ber  Stettung  bei  ^a^fttfiuml  jum  Slberglauben,  in  ber 
umfaffenbften  S^ebeutung  biefel  SBortel,  liegt  meJ)r  aU  irgenbföo 
anberl  ber  ^rüfftein  für  feine  ©öttlid^feit. 

2(bergtaube  ift  ©(aube,  ober  falfd^er,  gottentfrembenber,  jum 
Sßerberben  fü^renber  ©taube.  Unfet)Ibarer  S33äd§ter  bei  wahren, 
feligmac^enben  ©tau beul  ift  aber  —  fo  le^rt  el  üon  fi^  felbft  — 
bal  ^opftt^um.  5lberg(aube,  aud^  in  feiner  teid^teften  gorm,  ift 
Xrübung  ber  Tloxai,  Trübung  htv  richtigen,  fittlic^en  ©efü^Iel  unb 
$onbetnl.  Unfehlbarer  §üter  ber  ed^ten  iKRorat  ift  aber  —  fo 
le^rt  el  tion  fic|  felbft  —  ha§  ^apfttfium.  2(berglaube  ift  Un» 
fultur  unb  ein  fojialer  Scfiaben,  S3eibel  nid^t  feiten  in  ungefieuerm 
SD^a^ab.  ^fteger  ber  tüa^ren  Kultur,  güf)rer  auf  ber  93a^n 
fojiaten  gortfrf)rittel  ift  aber  -r-  fo  le^rt  el  üon  fid^  felbft  — 
bal  ^apfttf)um. 

©taube  unb  SJiorat  finb  bal  ureigenfte  ©ebiet  bei  „Statt» 
I)alterl  ef)rifti";  ^ier  ift  für  i^n  ai§>  „^anpt  ber  ^rc^e  e^rifti" 
jeber  Srrtfjum  ttieoretifd^  wie  ^rattifc^  aulgefc^Ioffen.  Sßal  er  all 
biefel  ^aupt  Ief)rt,  ober  n)al  mit  feinem  2Biffen  öon  ber  Sird^e 
unb  in  ber  ^irc^e  gelehrt  ober  ge{)anb^abt  toirb,  fann  nicf)t  gegen 
ben  göttli^en  ©lauben  unb  gegen  bie  (firiftlic^e  SJJoral  öerftofsen. 
Unb  tt)ei(  ©taube  unb  SJioral  bie  ©runbtagen  unb  (Stufen  jcber 
ttja^rcn  ^uttur  unb  jebel  n)a:^ren  f Opiaten  t5ortfd£)rittel  finb,  fo  ift 
el  aulgefct)Ioffen,  ba^  bal  ^apfttfjum  jemati  (ättoal  öeranta^te  ober 
beförberte,  tnal  ein  fojialfutturetter  ^rrtl^um  wäre,  wa^  fo§iatä 
futtureüel  SSerb erben  erzeugte. 

So  bie  fat^otifrfie  2el)re!     Ex  ore  tuo  te  judico! 

S3Sir  fd^tagen  bie  bänbereidie  ©efd^ic^te  bei  Stberglaubenl  auf, 
unb  tüir  finben,  ba^  i^re  furd^tbarften  58Iätter  befcfiricben  finb  öon 
ber  ^anb  ber  „Stattfjalter  S^rifti". 

ö.  ^oenSbtoetf),  *^'opfttf)um.    1.  14 


210  Swi'ütä  33uc^.    ^apftt^um  unb  StberglauBe. 

IT.  ^er  STeufeL 

1.   ©tnleit  enbeg. 

Sluc^  in  ba§  Sidfit  be§  ®|rtftcnt^um§,  tnie  e§  in  ben  (Schriften 
bc§  9^cucn  2;eftoment§  \i(i)  ausbreitet,  ragen  bic  Xiefenfräfte  ber 
Unterhjelt  t)inein.    ®iefe  %^üt\a^t  i[t  nid^t  ju  leugnen. 

SBie  immer  fic^  ®^riftu§  unb  feine  jünger  bie  ^erfon  be§ 
SEeufeI§  gebockt  l^aben,  ta§  ® afein  eines  )3erfönlirf)en  Teufels 
ftanb  für  fie  feft. 

greilid^  ift  babei  (£ine§  ni(f)t  §u  überfeinen.  S^rifti  Slnfd^au'- 
ungen  fennen  wir  nur  auS  Stuf^eid^nungen  Stnberer.  3BaS  unb 
h)ie  öiel  ba  ou§  bem  Innern  biefer  Slnberen  in  bie  Slnfc^auungen 
©l^riftt  gemifc^t  hjorben  ift,  entjietit  fict)  ber  genauen  ^enntni^. 
S)te  ett)ifd)'religiöfe  öe^re  ß^firifti,  föie  bie  ©üangelien  fie  mieber- 
geben,  ift  ollerbingS  fo  überirbifd^  rein  unb  ergaben,  ha^  bei  i^r 
üon  einer  trübenben  SSeimifc^ung  frembartiger  S3eftonbt^ette  faum 
bie  fRebe  fein  !ann.  Stber  bie  äußere  ®ef(^i(i)te  ©^rifti,  feine 
Staaten?  §ier  fonn  ber  biblifd^e  ©rjöfiler  mond^eS  SBunberfame 
im  2;t)un  ^efu  naif)  feiner  eigenen,  be§  ©rjö^IerS,  Sluffaffung 
wiebergegeben  unb  fo  nid^t  unwefentlic^  entftettt  l^aben. 

'^oä)  laffen  wir  biefe  mel^r  tei'ttritifcEien  Etagen  au^er  @^iet; 
nef)men  wir  bie  Schrift  wie  fie  bor  un§  liegt.  S)er  Xeufel  unb  fein 
SBirten  geigt  fid^  in  ifir;  iä)  erinnere  nur  an  ben  „SSerfuifier"  unb 
an  bie  ^a'^treid^en  „Sefeffenen".  Stber  tro^  aUebem,  Wie  fd^üd^t, 
wie  biSfret  unb  befonberS  wie  feufc^  wirb  ba§  2)iabotifdne  be^ 
(lanbelt!  ®ie  ©eftfiic^te  be§  neuteftamentlicfien  S^eufelS 
läp  ficf)  auf  bie  ^anbflöd^e  fcfireiben,  unb  jebe§  un- 
fd^ulbige  ^inb  barf  fie  lefen.  ®er  Xeufel  be§  ^ä^ftlidfien 
©"nriftent^umS  ftel^t  ba  al§  fRtefe,  nid§t  gotiobänbe  faffen 
feine  ®efc§idE)te,  unb  wer  fie  tieft,  bem  Wirb  bie  @d£)am= 
rötl^e  in'S  ©eftd^t  getrieben  ob  ber  ma^tofen  Unflätl^ig' 
feiten,  bie  fie  enthält,  üerbrieft  unb  befiegclt  burd^ 
Unterfd^rift  unb  Siegel  be§  „@tatt|atter§  ©firifti". 

S)a§  bogmatifd^e,  moraltfieologifrfie  unb  a§!etifdf)e  «Sd^riftt^um 
beS  UltramontaniSmuä  bietet  in  SSejug  auf  bie  XeufeMel^re 
(„Sämonologie")   ba§  Ungefieuerlic^fte ,   ba§   2(bf d^redenbfte ,  wa§ 


II.  ®er  2:eufel.  211 

nienfrf)li(f)e  ^^antafie  ju  erjinnen  tiermag.  ®a§  ^a^ftt^um  ^t  bie 
2eufeBIe^re  5U  einer  eigenen  „Sßiffenfdiaft"  au§ge[taltet.  Unb 
biefe  „SBiffenfd^aft"  [te'^t  nic^t  auf  ben  luftigen  ^öt)en  bogmatifd^er 
ST^corie;  fie  f)at  ficf)  nicf)t  bamit  begnügt,  ganje  Xfieite  ber  9?eIigion 
be§  ®{)riftent^unt§  jur  2:eufeföfra^e  ju  tierunftalten.  S^ein,  gefüt)rt 
tion  ber  §anb  be§  „@tattf)alter§  S^rifti",  ift  bie  ^eufel§lef)re 
t)inabgeftiegen  tn'§  5(f(tag§Ieben ;  fie  f)at  bort  SSer^eerungen  ange= 
rid^tet  in  reügiöfer,  fogialer  unb  fultureller  ©egiefiung,  tuie  man 
fie  äf)nlid^  nur  im  rotjeften  §eibentl)um  finbet.  S)er  Xeufel  be§ 
^aftt^umg  ift  jum  9)Jotod^  geiüorben,  bem  §e!atom6en  tion  6Iüt)en* 
ben  SCRenfcEienleibern  gefd^tad^tet  tüurben,  ber  ©{)riftenBIut  in  Strömen 
getrunfen  ^at. 

(5§  ift  ein  fd^auerlid^e§  ÖJebiet,  in  ta§  iä)  ben  Sefer  fü^re;  e§ 
birgt  @ct)recfniffe,  öor  benen  felbft  bie  @d)reden  ber  ^nquifition 
lüenigftenS  in  ettt)a§  tierblaffen,  ©ort  tüax  e§  bie  re(igiö§=fanatifd^e 
SJJorbluft  in  ifirer,  id^  mödE)te  fagen,  nadften  ©eftalt,  ot)ne  SBei- 
tüerf;  t)ier  toerben  tüir  aud^  ©c^eiterl^aufen  aufffammen  fe^en  — 
ot)ne  S^^^  — f  ^^^^  i^^  büfter=rotf)er  «Sd^ein  beIeucE)tet  nic^t  nur 
bie  jucfenben  ©lieber  be»  ^e|er§,  fonbern  er  fällt  gugkic^  auf 
greuliche  Xeufet^geftatten,  auf  fabeI^fte  Unge'^euer,  mit  benen  bie 
uüramontane,  üom  „«Statthalter  ©£)rifti"  übertuad^te  ^^eologie  bie 
SBelt  betiölfert  iiat.  SJ^ie  „^e|er"  ber  Snpuifition§äeit  l^ingen  §u 
allermeift  tf)eoretifc^en  Se^ren  on,  tvd^t  bie  ©enjiffenSttjrannei  beg 
^a)3fttt)um§  für  tobe^würbige  ^rrtpmer  erflärte;  ben  in  @cE)aren 
tiom  ^apftt^um  gemorbeten  ©ctjnparjfünftlern  unb  ^eren  ujurbe 
neben  tt)eoretifct)en  ^rrt^mern  jugleid^  bie  SSerübung  fo  furd^t= 
barer  gefc^IedEitlic^er  ©reuel,  fo  föatinföi^iger  ofterreligiöfer  |)anb= 
lungen  aufgebürbet,  ba^  beim  Sefen  biefer  ®inge  ber  3ltl)em  ftocft. 
Unb  biefe  Unflaten,  i^r  ©rfinnen,  ber  ©laube  an  itjr  tf)atfäcf|Ii(^e§ 
SSorlommen  ift  bie  grud^t  ber  |)irtent^ötigfeit  ber  „(Statthalter 
e^rifti" ! 

2lud^  bei  Sdt)ilberung  biefer  Seite  ber  f03ial=fultureüen  STtiätig» 
feit  be§  ^opftt^umS  ftü^e  id)  mid^  lebiglid^  auf  ijöpfttid^'-uttra« 
montane  Duetten. 

Sd^  beginne  mit  ber  ma^gebenbften. 


14* 


212  S^eittä  «uc^.    ^apfttf)um  unb  5(6erglaube. 

2,   Sa§  Kituale  Romanum. 

Rituale  Romanum  nennt  man  ein  S3ud§,  ba§  bie  amtürf)e  Qu'- 
fammenftetlung  be§  9litu!§  ber  römtfiiien  ^irc^e,  b.  f).  ber  ©ebräuc^e, 
Segnungen,  ^ei'entonten  ent()ält,  bie  bei  ben  lüic^tigften  ßuItuS^anb* 
lungen  ((Saframentefpenbung  u.  f.  lo.)  ansutnenben  finb. 

2(lle§  in  i^m  trögt  bie  auSbrücEIiifie  93iKigung  ber  pc^ften  unb 
in  biefem  ^unft  unfel^Ibaren  5(uftorität  be§  ^apfte§.  5)er  ultra- 
monton-tfieDlogifcfie  ©runbfaö:  modus  orandi,  lex  credendi,  b.  ^. 
bie  2lrt  h)ie  hk  ^irrfie  in  i()ren  mntlii^en  ^ultuS^anblungen  betet 
unb  il^re  religiöjen  ^etemonien  oornimmt,  ift,  lüeil  au§  bem  un- 
fef)Ibaren  (Stauben  prüorgef)enb,  felbft  tüieber  ein  ®efe^  bie[e§ 
®Iauben§,  b.  (j.  e»  !ann  in  biefe  ®ebet§=  unb  9litu§art  jd^Ied^ter' 
bingg  nid^t§  Srrtl)ümlic£iel  fic^  einmengen,  biefer  ®runbfa|  finbet 
feine  üollfte  5tntt)enbung  auf  ben  ^n^olt  be§  ülituale. 

^ufammengefteßt  unb  gebrudt  ift  "oa^  Rituale  Romanum  unter 
ber  unmittelbaren  5(uffi(f)t  ber  ^ä^fte.  SSerf(f)tebene  93uIIen  ber 
„8tattJ)alter  Spifti"  (^iu§  V.,  ^Iemen§  VIII.,  ^ouIV.,  SBe= 
nebüt  XIV.,  ^iu§  VII.,  ©regor  XVI.,  ^iu§  IX.)  bitben  fein 
Imprimatur. 

@^on  in  ber  2(nttieifung  für  bie  3penbung  ber  8aframente 
fe^rt  bie  SeufelauStretbung  (exorcismus)  pufig  lüieber.  S3ei  ber  ^aufe 
fpric^t  ber  ©eiftlid^e  ju  lüieberptten  Scalen:  „'^ä)  treibe  bid;  auv, 
unreiner  ©eift";  „Srfenne  beine  SSerurt^eitung  an,  berflud^ter 
Teufel,  unb  lt)etc|e";  „§i3re,  üerf[u(f)ter  ©atan,  unb  tneic^e  gitternb 
unb  feufäenb."  Sag  jur  Saufe  benu^te  Sal^  unb  SSaffer  tüirb 
„ejorgifirt",  um  e»  beut  püifd)en  (Sinflu^  ju  ent^ieiien.  „^d^  be= 
fe£)Ie  bir,  unreiner  Sieufet,  ireicEie  au§  biefem  SBaffer."  „2Bo  immer 
bie§  SBaffer  au^gefprengt  iüirb,  foll  ber  bijfe  ©eift  unb  jebe§  Sc^red» 
gefpenft  (omnis  phantasia)  flief)en." 

9{u^er  btefen  nur  gelegentüd^  tt)ieber!epenben  „ejor^i^men" 
entfjätt  ba§  Stituale  aber  einen  eigenen  SlbfcEinitt  über  „Seufelbe= 
fdjtüörungen",  beffen  §auptftellen  ic§  lüörtlic^  toiebergebe. 

„®er  ©eiftlic^e  foH  nid)t  leichtfertig  ^emonb  für  befeffen  fialten, 
fonbern  er  \oU  bie  3ei<^c"  ^^^  fennen,  rooburc^  ein  üom  Xeufel 
Sefeffener  unterfd^teben  wirb  üon  einem,  ber  an  fc^worjer  ©alle 
ober  einer  anbern  ^an!§eit  leibet.    Sold^e  B^i^e"  ^^^  bämonifd^en 


II.  Ser  teufet.  213 

SSefeffenfieit  finb:  eine  \xtmbt  (Sprad^e  fpred^en  ober  fte  üerftel^en; 
Gntfernteä  unb  ®ef)eiine§  funbt^un;  ^örperfräfte,  bie  ha^  2(Iter 
unb  bie  ^onftitiition  übertrejten,  unb  bergteic^en  nie^r.  SDamit  er 
aber  bie§  beutficfier  erfenne,  fo  frage  er  nai)  bem  einen  ober  anbern 
(5jor§t§mu§  ben  Sefeffenen,  wa3  er  an  ber  Seele  ober  am  Seibe 
oerfpüre,  aucf)  furfie  er  5U  erfafiren,  bei  tuelc^en  SBorten  bie  Xeufel 
am  meiften  er[(^recfen,  um  bann  biefe  S5?orte  ftärfer  anjuföenben 
unb  ju  tüieber^olen.  (Sr  gebe  ad^t,  n)el(i)er  fünfte  unb  ^äufc^ungcn 
bie  Sieufel  fic^  bebienen,  um  ben  ßjorsiften  gu  !^intergel)en;  fie 
{)aben  nämlid^  bie  ®eh)o(inf)eit,  fatfd^  ju  antworten  unb  fid^  nur 
jdimer  äu  offenbaren,  bamit  ber  Gi-or^ift  ermübet  aufhöre,  ober 
bamit  e§  ben  5Infc^ein  gen)inne,  ber  ^ranfe  fei  gar  nid^t  üom 
Xeufet  ge|)Iagt.  3utrei(en  aucfi  oerbergen  fie  ftc^  föieber,  nacfibem 
fie  fid^  f(^on  gezeigt  Ratten,  unb  laffen  ben  Seib  frei  üon  atter 
S3efd^merbe,  bamit  ber  ®ron!e  glaube,  er  fei  befreit.  216er  ber 
©jorjift  barf  nidjt  nad^Iaffen,  bi§  er  bie  B^^'^^"  lüirftirfier  Befreiung 
fie^t.  3iitt)eiten  auc^  fuc^en  bie  teufet  auf  aße  möglid^e  SBeife  ^u 
tier^inbern,  ba^  ber  Seibenbe  fidij  ben  (fj:orji§men  unterwirft,  ober 
fud^en  bie  Ueber^eugung  beizubringen,  bie  Ktanf^eit  fei  eine  natür- 
liche; auc^  öerfefeen  fie  mitten  im  Gjorjigmug  ben  Seibenben  in 
©d^Iaf,  gaufein  it)m  ein  ^rugbilb  öor,  gietien  \i<^  felbft  jurüct,  um 
ben  (Schein  l^eröorjurufen,  ber  Seibenbe  fei  befreit.  Surj  bie  ^unft^ 
griffe  unb  Siften  be§  2;eufel§  finb  ja^Ito»,  unb  ber  (Sgor^ift  gebe 
Sld^t,  iia'Q  er  if)nen  ni(f)t  §um  Opfer  falle.  SDer  ©jor5i§mu§  Werbe 
am  S3efeffenen  üorgenommen  in  ber  ^ird^e  ober  an  einem  religiöfen, 
et)rbaren  Ort;  ift  ober  ber  Seibenbe  trän!,  ober  eine  öornel^me 
^erfönlid^feit,  fo  fann  er  aucE)  in  ber  ^ribatwo^nung  e^orjifirt 
werben.  Xer  Sjor^ift  ergebe  fid^  nid^t  in  lange  Unterl^attungen, 
aud^  ftelle  er  feine  überftüffige  unb  neugierige  ?^ragen,  befonberg- 
nid^t  über  jutünftige  unb  öerborgene  Tinge,  bie  feinet  2(mte§  nicf)t 
finb;  fonbern  er  befehle  bem  unreinen  @eift,  ba^  er  fd^weige  unb 
nur  auf  bie  gefteüten  j^ragen  antworte.  StudEi  fd^enfe  er  bem  leufel 
feinen  ©tauben,  wenn  er  borgiebt,  er  fei  bie  ©eele  eine§  ^eiligen, 
eine§  SSerftorbenen,  ober  ein  guter  (Sngel.  D^of^wenbige  f^ragen 
ober  finb:  über  bie  S^¥  ""^  ^ie  Spanien  ber  böfen  ©eifter,  über 
bie  3eit,  Wann  fie  eingebrungen  finb,  über  bie  Urfod^e  unb  ö^nlid^e. 
©d^erje,  ©eläc^ter  unb  Stlbern^eiten  be§  S;eufel§  l^inbere  ber  ejorgift 


214  Qmdtt§  58ud).    5ßapfttt)um  unb  SIbergtaube. 

ober  üerac^te  fie  unb  ermaf)ne  bie  Umfte^enben,  beren  Qai)l  gering 
fein  folf,  iia^  fie  auf  fold^e  ®inge  nic^t  achten." 

„®ie  ©i-orjiSnten  felbft  ne{)me  er  bor  unb  lefe  fie  ah  mit  Tlad^t 
unb  StuÜorität,  in  großem  ©lauben,  ®emut§  unb  @ifer.  2Benn 
er  Bemerft,  ha^  ber  böfe  ©eift  gequält  h)irb,  fo  nperbe  er  nocf) 
eifriger  unb  bringenber.  (So  oft  er  fie^t,  ba^  ber  Sefeffene  an 
irgenb  einem  ^örperti)eile  erregt  ober  öerle^t  toirb,  ober  ta'^  \xä) 
irgenbtno  eine  Stnfc^niettung  geigt,  fo  madie  er  bort  ba§  ^eif^c« 
be§  SreugeS  unb  befprenge  bie  Stelle  mit  SBei^iooffer.  9tu(f)  mer!e 
er  fid^,  bei  ioeld^en  SBorten  bie  Xeufel  am  meiften  gittern,  biefe 
mieber^ole  er  bann  l^öufiger:  bei  ber  Slnbro^ung  angelangt  f|)red^e 
er  fie  irieber  unb  loieber  ou§  unb  erf)ö^e  bie  angebrofjte  Strafe. 
@iel)t  er,  ha^  er  ooran  !ommt,  fo  f)arre  er  au§,  glüei,  brei,  öier 
8tunben  unb  nod§  me^r,  fo  lange  er  fann,  Bi§  er  gefiegt  I)at. 
SBirb  eine  {^rau  ejorgifirt,  fo  foüen  immer  ehrbare  ^erfonen  an= 
njefenb  fein,  bie  fie  l^alten,  tt)enn  fie  öom  Xeufel  ^erumgegerrt  wirb. 
®er  ©jorgift  befe'^Ie  bem  Seufel,  gu  fagcn,  ob  er  in  bem  betreff 
fenben  Körper  fei  au§  SSeranlaffung  einer  mogifd^en  ^unft, 
magifc^er  3eic^en  ober  ^nftrumente;  l^at  ber  S3efeffene 
biefe  mit  bem  SD^unbe  erfaßt,  fo  foU  er  fie  auSfpucfen, 
ober  befinben  fie  fic^  au^er^alb  be§  Körpers,  fo  foü  er  angeben 
h)o,  unb  bonn  oerbrenne  man  fie." 

?flaä)  biefen  SSorbemerfungen,  bie  für  ben  ©gorgiften  al§  Unter= 
Weifung  bienen,  folgt  bann  im  Rituale  Romanum  ber  @j;orgi§mu§ 
felbft,  befteüienb  au§  Öiebeten  unb  5lnbro^ungen,  g.  83. :  „S<^  befel^Ie 
bir,  loer  hu  and)  immer  bift,  unreiner  @eift,  unb  aßen  beinen 
©enoffen,  ha^  hu  mir  beinen  9^amen  nenneft,  ben  ^ag  unb  bie 
©tunbe  beine§  3tu§tritt§  angebeft  mit  einem  äußern  ^ei^ien" 
u.  f.  h).  S)iefe  unb  ä{)nli(^e  S3efc|mörungen  füllen  im  Rituale  mefir 
aU  20  Duartfeiten. 

SBenn  man  ha§  no(i)  golgenbe  au§  ber  uttramontanen  Ztu^tU-- 
literatur  gum  SSergleid^e  l§erangief)t,  fo  fann  man  bei  S3etrad^tung 
be§  ^n^alte§  be§  Rituale  nocE)  üon  einer  üerf)ältni^mä|igen  9fJüc^= 
ternf)eit  f)3recf)en.  3tt5if(f)en  i^m  unb  ber  Schrift  galant  aüerbingg 
fd^on  eine  unüberbrücEbare  ^luft.  ^m.  Rituale  ift  nid^t  nur  ha^ 
® afein  unb  2Bir!en  be§  ^erfönlicfien  STeufetS  ertüäf)nt;  feine  ^f)ätig» 
!eit   wirb    fc^on  aU  eine  regelmäßige,  ^äufig  tt)ieber!ef)renbe  f)in= 


i 


II.  Ter  Jeur'ef.  215 

gefteUt.  ^k  oon  ®ott  gefd^affene  leblofe  9Zatur,  „ba§  S3uc^  ®ottel", 
erfdjeint  gunäc^ft  al§  com  Xeufel  be()errfc^t.  9kturbinge,  unb  jirar 
bie  bem  täglidien  @ebrau(|e  ber  SRenfc^en  bienenben:  SSaffer,  'Bai^, 
£d  muffen  au§  ber  ©eiüalt  bes  XeufeB  befreit  toerben.  Unb 
wie  abenteuerlich  tritt  ba^  Söirfen  be§  Teufels  auf!  SDie  teuf* 
lifd^e  33efi6ergreifung  eine»  9}Jenf^en,  bie  „Sefeffen^eit",  ift  eine 
SBirfung  jauberifc^er  fünfte  anberer  9}Jenf(i)en;  ber  S3efeffene  ^at 
bie  ©egenftänbe,  an  bie  fid^  ber  pttifd^e  Qavibix  fnüpft,  f^cill  in 
feinem  eigenen  ^ör|3er,  t§eil»  an  oerborgenen  Crten;  nur  ttjenn 
biefe  ©egenftänbe  —  nix  »erben  fef)en,  ba^  e§  meiftenö  Steine, 
|)aare,  9tägel,  Seic^ent^eile  u.  f.  w.  finb  —  oerbrannt  loerben, 
tt)eid^t  ber  Seufel. 

S)ie  Seime  für  bie  tüuc^ernben  ©iftpflanjen  ber  gefammten 
ultramontanen  ^leufelKiteratur  finben  fic§  alfo  fctjon  im  Rituale, 
unb  junäctift  finb  e§  bie  „Statthalter  S^rifti"  felbft,  trelc^e  bie 
Seime  gur  Gntfaltung  gebracht  ^aben. 

3.   ®ie  ^äpfte  Tregor  IX.,  Sodann  XXIL,  ©ugett  IV. 
unb  Snnogeng  YIIL 

©regor  IX.  t)aben  lüir  fennen  gelernt  ai§>  einen  ber  eifrigften 
Se^erüerf olger,  al»  ben  Urheber  ber  gribericianifc^en  SSlutgefe^e 
^oben  S.  172  ff. .  Gr  ^at  auc^  i>a§'  5}erbienft,  mächtiger  33eförberer 
be§  blöbeften  2(berg(auben§  in  ©eftalt  unflot^igen  3:eufe(»fpu!e§ 
gewefen  ju  fein. 

2lm  13.  Suni  1233  erlief  er  in  feiner  öigenfc^aft  a(§  ^apft 
bie  93utte:  Vox  in  Rama.  Sie  33uIIe  ift  gerichtet  an  bie  33if(f)öfe 
oon  ajJainj  unb  öilbelf)eim  unb  be^anbett  ben  3:eufel§fult  in 
Seutf(|(anb.  SWs  Sr^atfac^en  fü^rt  ber  „Stattl^alter  ß^rifti"  an: 
„SBenn  ein  9JeuIing  aufgenommen  mirb  unb  juerft  in  bie  55er* 
fammlung  ber  ©enannten  eintritt,  fo  erfc^eint  il)m  guerft  ein  i^rofc^, 
ben  (Sinige  eine  Sröte  nennen.  S^iefem  geben  fie  einen  f(^ma(^= 
njürbigen  Suß  auf  ben  ^intern,  anbere  auf  ta§>  9JJauI  unb  jiefien 
babei  bie  3unge  unb  ben  Speichel  be§  5^t)iere§  in  ben  9J?unb. 
S)agfelbe  erfcfieint  jumeilen  in  natürlicher  ©rö^e,  manchmal  oud^ 
fo  groB  Wie  eine  (gute  ober  eine  &an§';  meifteng  jebocfi  nimmt  e§ 
bie  @röBe  eine§  Sacfofen»  an.     SBenn  ber  9ZeuIing   weiter  ge^t, 


216  3hJette§  S3uc^.    «]So<)[ttl)um  unb  3t6ergtauBe. 

fo  begegnet  i|m  ein  Wann  üon  n)unberf)arer  SSIäffe,  mit  fd^wargen 
Slugen,  fo  abge^e'^rt  unb  mager,  iia'^  alle§  %ki\iS)  gefc^tounben  unb 
nur  nod^  bie  §aut  um  bie  ^nodien  ju  Rängen  fdieint.  S)tefen 
!ü^t  ber  9Zeuting  unb  fü^It,  ha'i^  er  fatt  tvk  (Si§  ift,  unb  nad^  bem 
^uffe  öerfc^ttJtnbet  alte  (Srinnerung  an  ben  !atI)oüfd^en  ßJIauben  au§ 
feinem  ^erjen.  hierauf  fe|t  man  fidi  §um  äJJa'^te,  unb  föenn  man 
fic^  nad§  bemfelben  n)ieber  ergebt,  fo  fteigt  ou§  einer  Söilbfäule, 
bie  in  fotd^en  SSerfammlungen  ju  fein  pflegt,  ein  fc^marger  ^ater 
öon  ber  ©rö^e  eine§  mittelgroßen  |>unbe0  rü(fn)ärt§  mit  empor= 
gehobenem  ©c^ttJanje  tieröor.  ®er  S^euling  Üißt  i^n  ouf  ben  |>in' 
tern,  bann  ber  aJieiftcr  ber  SSerfammtung  unb  nac^  i^m  atte 
Uebrigen  ber  9?eif)e  natf),  b.  ^.  nur  ©olc^e,  bie  loürbig  unb  öoll' 
!ommen  finb.  ®ie  UnöotÜommenen,  bie  fi(^  nid^t  für  mürbig 
I)alten,  erhalten  öon  bem  SJJeifter  ben  gnebenifuß.  SBenn  nun 
Sttte  i^re  ^lä^e  hjieber  eingenommen  |aben,  fagen  fie  gemiffe 
(S^3rüd§e,  neigen  i^x  §aupt  gegen  ben  ^ater,  unb  ber  SJieifter  fprid^t 
guerft  für  fic^,  bann  §u  feinem  ^JJadlbar:  Sßer  befiel^It  un§  bieg? 
S)er  9ftac£)bar  anth)ortet:  Unfer  |öcf)fter  -Uieifter;  ein  SInberer  fügt 
liinäu:  2Bir  muffen  getjorc^en.  ®ann  tüerben  bie  Sid^ter  au§getöfd)t, 
unb  man  ergiebt  fic^  o^ne  9ftürffict)t  auf  SSertt)anbtf(f)aft  ber  greu^ 
lidfiften  Unsud^t.  ©inb  me^r  9Jfänner  di§  SBeiber  ba,  fo  befriebigen 
bie  9)lönner  unter  fid^  bie  fd^änblidEie  SSegierbe;  ba§  (Steid^e  t^un 
bie  SBeiber  unter  fidC).  S)ann  werben  bie  öid^ter  mieber  angejünbet, 
unb  au§i  ber  bun!elften  (ScEe  be§  (BaaU§>  tritt  ein  ajlann  l^eröor, 
oberhalb  ber  Ruften  glängenber  unb  ftral^Ienber  aU  bie  (Sonne, 
unteriialb  rau^  h)ie  ein  ^ater;  fein  &lan^  erleud^tet  ben  ganzen 
9?aum.  Se|t  reißt  ber  SJieifter  bem  9?euling  etmaS  üom  bleibe 
unb  fagt  gu  bem  ©täuäenben:  |)err,  bieg  ift  mir  gegeben,  id^  gebe 
eg  bir  tt)ieber,  hjorauf  ber  (SJIänsenbe  antiuortet:  jDu  ^ft  mir  gut 
gebienet,  bu  tt)irft  mir  nod^  mef)r  unb  beffer  bienen,  id£i  öertraue 
beiner  Sorge  an,  tt)a§  bu  mir  gegeben  (jaft,  unb  nad^  biefen  SBorten 
ift  er  öerfd^munben." 

Sier  UItramontani§mu§  fudE)t  ben  „@tattt) alter  SI)rifti"  ber 
$8erantn)ortIicE)!eit  für  biefen  „religiöfen"  Slöbfinn  baburrf)  gu  ent= 
laften,  baß  er  feine  5Inf)änger  glauben  matf)t,  Tregor  felbft  ()obe 
nid^t  an  bie  3:t)atfäd^Iic^!eit  biefeS  %tu^tU\pnh§'  geglaubt,  fonbern 
nur  angeführt,   wag    i^m  beridfitet  hjorben  fei.     ©ine   unmögtid^e 


II.  ®er  Teufel.  217 

2(u§rebe,  bie  QJregor  IX.  fetbft  burdE)  bie  (S(i)Iu|fä|e  ber  S3u(Ie 
gerftört:  „2öer  follte  nidjt  in  3o^n  gerat^en  über  fotc^e  S3o§()eit? 
2Ber  foHte  nid^t  in  2But^  entbrennen  gegen  fold^e  fc^Iecfite  SJienjd^en 
(filios  nequitiaei?  SSo  i[t  ber  Sifer  be§  9JJofe§,  ber  an  einem 
^age  20,000  ©ö^enbiener  töbtete?  2öo  i[t  ber  ßifer  be§  gineeS, 
ber  ben  S«ben  unb  ben  SDJabianiten  mit  einem  5)oI(f)e  burc^- 
botirte?  SSo  ift  ber  (Sifer  be§  (Slia§,  ber  450  SSaallpriefter  mit 
bem  ©d^lüerte  erftfilug?  2Bo  ift  ber  ©ifer  be§  SJiatl^atiag,  ber 
ben  gö^enbienerifc^en  ^uben  erf(i)Iug?  2Baf)rtid^,  wenn  bie  @rbe, 
bie  ®eftirne,  bie  (SIemente  fic£)  gegen  @Dl(^e  erpben  unb  fie,  ofine 
9tücffi(jE)t  auf  Sllter  unb  @efd)Ie(i)t,  üernid^teten,  fo  toöre  e§  nocE) 
!eine  gebütirenbe  ©träfe!  ©oKten  fie  euern  ©rma'^nungen  nid^t 
folgen  unb  ficEi  nic^t  befe^ren,  fo  mu^  man  ju  fräftlgern  9}?itteln 
greifen,  unb,  Jüo  Strjneien  nicEit  Iielfen,  muffen  (Sifen  unb  ?^euer 
angemanbt  unb  "öa^  faulenbe  %Ui\ä)  mu^  auSgefd^nitten  werben. 
9ftufet  alfo  gegen  fie  unb  if)re  ©egünftiger  auf  bie  |)ülfe  be§  welt^ 
liefen  @c^ttJerte§  unb  ermahnet  bie  S^riftgläubigen,  fid^  gegen  fie 
§u  ruften.  SBir  aber,  im  S3ertrauen  ouf  ®otte§  S3arm^erjig!eit  unb 
auf  bie  SlJJad^t  ber  SIpoftel  ^etru§  unb  ^aulug,  »erleiden  mit  un-- 
ferer  l^od^ften  S3inbe=  unb  Söfegetoalt  5tt(en,  bie  fidE)  jur  5lu§rottung 
biefer  ^e|er  ruften  unb  gegen  fie  ba§  ^reu^  nehmen,  bie  gleicEien 
5lbläffe  unb  S^orred^te  mie  ben  ^reujfa^rern  in  ba§  l^eilige  Sanb" 
(RipoU,  BuUar.  Ordinis  Praedicatorum,  Romae  1729,  I,  n.  81, 
(S.  52;  Potthast,  Reg.  R.  P.  P.  I,  9230,  ©.  790,. 

S)er  ^apft  forbert  atfo  in  erregten  Sßorten  ben  X ob  berer,  bie 
fid^  mit  bem  „Srofdö=  unb  ^ater=XeufeI  fo  gro^  n^ie  ein  SBadofen" 
eingelaffen  t)at»en.  Sft  e§  aber  möglich,  bie  2;öbtung  eine§  SO^en-- 
fd^en  aU  Strafe  ju  forbern  für  58erget)en,  bie  man  nid^t  für  tt)at= 
fädilic^  ^ält? 

©in  Sa'^r^unbert  fpäter  erging  burd^  ^apft  Sodann  XXII. 
(1316—1334)  bie  S3uIIe:  Super  specula.  ^n  feierUd^fter  <Bpxaä^i 
üer!ünbet  ber  „@tattt)atter  S^rifti"  tollen  5tbertüi^: 

„Stuf  ber  erhabenen  Sßarte  bcffen  ftefienb  —  otine  unfer 
SSerbienft,  nur  burd^  feine  ®üte  — ,  ber  ben  erften  9)cenfdE)en, 
ba»  Urbitb  be§  menfd^tic^en  @efd)Iec^te§,  jum  §errn  ber  (Srbe 
mad^te,  it)n,  mit  gottüdien  Stugenben  gefc^müdt,  ju  feinem  ©teid^-- 
bilb   er^ob,    ber  ben  befangenen   erlöfte  unb  Io§faufte  burc^  fein 


218  Biueitel  S3uc^.    5ßa^)fttfium  unb  SlSerglaube. 

Seiben,  f^abm  tüir  fd^mergüd^  bemerÜ  unb  emägen  e§  mit  innerfter 
©rregung,  ba^  SSiete  nur  bem  SJianten  nad^  ©tiriften  finb,  ba^  fie 
fo  fe^r  üerirrt  finb,  ha^  fie  mit  ber  §öEe  ein  S3ünbni^  eingeljen. 
Sie  opfern  ben  ^^eufeln,  fie  Beten  fie  an;  fie  madien  fi(^  SSil^ 
ber,  «Spiegel,  Ü^inge  ober  gläf(|(fien  unb  fd^tie^en  gau- 
Berifd^  bie  ^Teufel  barin  ein:  fie  befragen  fie;  fie  begehren  i§re 
§ülfe,  unb  biefe  fd^eu^Iidie  $eft  üerlüüftet  ftfinjer  bie  beerbe  (S^rifti. 
®a  tüir  nun  !roft  unfere§  §irtenamteä  bie  irrenben  Sd^afe  §um 
©c^offtaüe  S^rifti  jurüdfü^ren  muffen,  fo  ermaf)nen  föir,  naif)  SSe» 
rat^ung  mit  unferen  Srübern,  ben  ^arbinälen,  burc^  biefen  für 
emige  Reiten  geltenben  (£rla§,  alle  burc^  bie  Xaufe  SSieber« 
geborenen  in  ^raft  be§  fjeiligen  ©e^^orfamä  unb  unter  3tnbrof)ung  be§ 
S3anne§,  ha'^  9Ziemanb  irgenb  GtföoS  üon  ben  genannten  Sc^euBüd^- 
feiten  teljren  ober  lernen  foH.  Unb  "oa  el  bittig  ift,  ha'^  bie,  bie  bnvä) 
i^re  2Ber!e  ben  Sltter'^öc^ften  öeracfiten,  für  i^re  SSerge^en  geftraft 
Werben,  fo  oer^ngen  n)ir  über  atte,  bie  entgegen  unferen  ^eitfamen 
©rmofinungen  unb  Sefeijfen  ©tiüaS  üon  bem  (benannten  tfjun,  bie 
©jfommunifation,  bie  ipso  facto  eintritt.  2Bir  fe^en  feft,  bo^  gegen 
bie,  bie  nidE)t  innerl^atb  ad^t  ^agen,  üom  Xage  ber  Tldf)nnnQ  an 
gerei^net,  fid^  gebeffert  fiaben,  au^er  ber  5ßermijgen§befdf)lagna:§me 
bie  übrigen  für  ^'e|er  beftimmten  Strafen   üon   it)ren  guftönbigen 

Sfiic^tern    üerfiöngt    werben    fotten ©egeben    gu    5lüignon" 

(abgebrucft  bei  Eymericus,  Directoriam  Inquisitorum,  S.  364  . 

2Ba§  immer  UnfinnigeS  auSgebad^t  werben  !ann,  Sot)ann  XXII. 
glaubte  e§.  9}?an  t)atte  it)m  ergäiilt,  e§  gäbe  ein  Sd^Iangent)orn 
(cornti  serpentinum),  mittels  beffen  ©ift  entbedt  Werben  fönne; 
fofort  lä^t  er  e§  tommen  unb  üerpfänbet  ber  bisherigen  S3efi^erin 
atte  feine  bewegliche  unb  unbeWeglicEie  ^aht,  weit  ba§  §orn  ein 
©egenftanb  üon  pc^ftem  SBertf)e  fei.  ^ugleic^  bebro£)t  er  geben 
mit  bem  S3anne,  ber  ba§  Sdjlangenijorn  wiberrec^tlic^  fic^  an= 
eignen  Witt  (Raynald,  Annal.  ad.  ann.  1317.  1320.  1327)! 
„@otte§  S3armt)er5tg!eit",  fo  fd^reibt  er,  „^abe  in  feine  §änbe  brei 
3auberbitber  gelangen  laffen,  burc^  beren  S)ur(^fte(f)ung  biejenigen 
^erfonen,  auf  beren  Flamen  biefe  S3ilber  getauft  feien,  getijbtet 
Würben"   (Raynald,  ad.  ann.   1317)! 

gür  fic^  fetbft  lebte  Sodann  XXII.  in  beftönbiger  3Ingft  üor 
fotd^er  „5)urc§fte^ung  üon  Söac^Sbitbern,  bie  fein  $8ilbni|  trügen". 


IL  5:er  Teufel.  219 

benn  baburi^  tüürbe  er  getöbtet.  „®ie tauberer  ^afob  oon  Trabant 
unb  Sof)ann  üon  'ämanto",  fo  fc|reibt  ber  ^apft,  „Ratten  ®ift  ht-- 
reitet,  um  un§  gu  üerberBen;  ba  fie  aber  feine  Gelegenheit  fanben, 
e»  un§  trin!en  §u  machen,  I)aben  fie  2Bacf)§biIber  angefertigt 
mit  unferm  DJamen  unb  SiTbniB,  um  mittels  '^nvä)-- 
ftec^ung  biefer  S3ilber  unfer  Seben  anjugreifen.  Stber 
©Ott  t)at  un§  betüa^rt  unb  biefe  teufeüfc^en  33ilber  in 
unfere  §änbe  geliefert"  (Falgairolle,  Un  Envoutement  en 
Tannöe  1347.  Nimes  1892,  (S.  26.  »Envoutement«,  öom  Sa« 
teinif(j^en  invultuare,  bebeutet  bie  B^uberei  burcf)  foldfie  SSac^l^ 
bilber;  ügtc|.  Du  Gange,  Glossar.  IV,  420;  Reynaldi  Annal. 
eccles.  ad.  a.  1317). 

3Iud^  ber  S3if(f)of  oon  ®af)or§,  SKagifter  ^ugo  ©erarbi, 
foltte  auf  biefe  SSeife  bem  ^a|)fte  narf)  bem  2eben  getrachtet  ^aben. 
Sodann  XXII.  läßt  i^n  nac^  2(oignon  fommen;  er  loirb  für 
fd^ulbig  befunben,  begrabirt  unb  üerbrannt  (Gallia  christiana  I, 
140). 

^n  einer  S3u[(e  üom  4.  SJooember  1330  fpric^t  er  oon  fc^rift^ 
lid^en  SSerträgen  mit  bem  Xeufel,  oon  ^ieufetganbetung,  oon  Saubti-- 
bilbern,  raoburd^  ber  2;eufet  ^herbeigerufen  n)erben  fönne  (Collect. 
Doat,  XXXIV,  fol.  181:  Arcbives  des  Freres-precheurs  de 
Toulouse). 

@ugen  IV.  erläßt  im  ^o^re  1437  ein  S^unbfctireiben  an  bie 
Snquifitoren,  ba§  fic^  mit  ben  ^unbgebungen  Qotjann  XXII.  in= 
^altlic^  fo  jiemlicf)  becft.  ßr  be^anbelt  SSerträge  mit  bem  Xeufel 
unb  Seufelaanbetung  al»  Ü^atfac^e;  e§  ift  für  if)n  ausgemacht,  ha^ 
unter  5(nrufung  ber  Xeufel  burc^  Beiden  unb  Silber  ßtanffieiten 
tjeroorgerufen  unb  ©emitter  Oerurfac^t  n^erben  (Raynald,  ad  ann. 
1437.   1445). 

Tlan  fottte  glauben,  oon  folc^er  Stelle  au§,  oom  „Stuhle 
^etri" ,  ^ätte  bie  abergläubifc^e  $8erirrung  nid^t  mebr  gefteigert 
werben  föunen.  5Iber  ba»  UnglaublicEie  gefc^ief)t.  ^apft  Suno  = 
§en§  VIII.,   felbft  SSater  üon  16  une^eüdien  ßinbern,i   bringt  in 


1  SRaruHug  fc^rieb  auf  ^nnojen»  VIII.  baä  öotfst^ümlic^  geiDorbene 
(Epigramm:    Octo  nocens  pueros  genuit,  totidemque  puellas; 
Hunc  merito  potuit  dicere  Roma  patrem. 


220  Stveiteg  93uc^.    ^apftt^um  unb  Stbergtoube. 

ben  „religtöfen"  Xeufellfpu!  auc^  nod^  ba§  gefdjled^tüdic  aJJonient 
f)inein.  ®te  Daemones  incubi  unb  succubi,  üiel  e!elf)afterc  Oot- 
bilbe  al§  ber  Scfitüatt  ber  Seba  unb  ber  Stier  ber  Guro|3a,  ne'^men 
i^ren  ^la^  ein  in  einer  amtüdjen  ^unbgeBung  be§  „Statthalter^ 
e^rifti". 

S;ie  fatf)oIifd^e  Sljeologie  fannte  biefe  9)lann=-teufel  unb  SBeib- 
■Seufel  allerbingS  fc^on  üor  ^nnojenS  VIII.  Sie  in  bie  „(^ri[t= 
lic^e  @otte§geIet)rfam!eit"  eingefüfirt  ju  l^aben,  ift  \)a^  SSerbienft 
ber  f(^oIaftijcf)en  2[)eoIogie,  inabefonbere  i^re§  Raupte»,  bei 
2;f)oma§  üon  9(quin,  unb  ba  auf  bem  Selbe  ber  fat^olifd^en 
X^eologie  nirf)t§  üon  bauernbem  $8e)'tanbe  f)eröorfpro§t  o^ne  S3iIIi' 
gung  bei  ^apftel,  ]o  trifft  bie  SSerantwortung  für  ha§  Sluftreten 
folc^er  Sd^euBÜc^feiten  ha^  ^apfttüium  fd^on  lange,  Beöor  ®to  = 
üanni  Sattifta  Sibo  at§  „Statthalter  S^rifti"  feine  S3u[(e  erlief. 

®ennoc^  ift  ^nnojenl  VIII.  mit  feiner  ^unbgebung  ein  ge^ 
fttaltiger  93hr!ftein  in  ber  ©efd^ic^te  bei  :|)äpftlic§en  SBiberd^riften- 
t^uml.  SC3ie  fein  sujeitel  2I!tenftücf  ber  cfiriftlic^en  B^^trec^nung 
!§at  feine  Sutte  Spuren  im  9)Zenfd)engefc^Iecf)t  §urücfgelaffen,  Spuren 
tion  SStut  unb  S^firönen:  bie  graufamen  £)e£enöerfoIgungen.  SDa 
bie  S3ulle  fräftigfle  2ßir!urfarf)e  für  biefe  SSerirrungen  getüefen  ift, 
fo  t^eile  id^  ben  2Bort(aut  bei  benfraürbigen  Slftenftücfel  unten  bei 
SSe^anblung  ht§  ^egenunföefenl  mit  {S.  384). 


4.  X^oma§  tjon  2(quin. 

®l  giebt  feinen  t^eologifd^en  Sc^riftfteüer,  ber  grij^erel  2JCn= 
fe^en  inner^Ib  bei  Uftramontanilmul  befi^t,  oll  Stfiomal  üon 
5tquin.  @r  ift  „^ird^enle^rer"  unb  „ßirc^enöater",  er  ift  ber 
„englifd^e  Se^rer"  (doctor  angelicus),  ber  „Surft  ber  S^^eotogen" 
(princepa  theologorum).  ^äpfte  unb  ßonäilien  ^aben  gewetteifert, 
fein  Slnfe^en  ju  erp^en.     Gine  ber  erften  S()aten  2eo  XIII.  trar 


Snnoäeng  t)atte  übrigen^  ben  ^ut%  feine  §a|Irei(^en  Siinber  öffentlt(^  anju^ 
erfennen.  ®a^  ^Berliner  SJiufeunt  Befi^t  eine  üBerteben^groBe  93ufte  ber 
S^eoborina  ßibo,  einer  Xod^ter  bes  ^apftel,  mit  ber  ^nfc^rift:  Theodo- 
rina Cibo  Innoc.  VIII.  P.  M.  filia  singul.  exempli  matrona  formaeque 
dignitate  conspicua  ;33obe*2;fc^ubi,  Söilbroerte  ber  cfjriftüc^en  ©po^e,  93erlin 
1888,  ©.68;. 


II.  '^ex  Zen\d.  221 

bie  2tu§fenbung  eineg  Stunbfd^reiben»  (Sn^i^üifa  „an  ade  ^atvi^ 
ordnen,  Primaten,  (Sr^üfdEiöfe  unb  Söifd^öfe  ber  fatf)oItfc^en  SBelt" 
(Aeterni  Patris,  öom  4.  Sluguft  1879),  tüorin  er  Sfiomal  oon 
5Iquin  aU  ben  Se^rer  für  bie  gefammte  ^f)ilDi'opf)ie  unb  XI)eoIogie 
f)infte(It.  1  3"  biefem  5Runbfc£)reiben  f)et^t  e§  u.  2(. :  „Unter  ben 
Settern  ber  vSd)oIaftif  ragt  n^ett  ^eröor  ber  fjürft  unb  9JJeifter 
alter  (princeps  et  inagister  omnium;,  2^oma§  üon  5lquin.  ^er 
Sonne  gteirf)  ^at  er  ben  ©rbfrei»  mit  bem  ©tanje  feiner  Seigre 
erfüllt.  ajJan  fann  fagen,  \)a^  in  ben  ^onjilien  öon  2i}on, 
5ßienne,  Storenj,  SSatifan  ber  tjeitige  l^omo»  zugegen  tüar 
unb  bie  Srrtl^ümer  ber  ©rierfien,  ber  ^eger  unb  SfJationoIiften  mit 
unn)iberfte^Iic|er  ^roft  Befämpfte.  216er  ein  t)öd^fte§  2ob,  ba§  fein 
onberer  ^tieologe  mit  i^m  tfjeilt,  ift  i^m  baburdf)  ju  ^t)eit  gelnorben, 
bafe  bie  S5öter  beg  SonsitS  üon  Orient  mitten  im  SSerfammlungä^ 
faale  jugteicf)  mit  ben  33ü(f)ern  ber  tjeiligen  3(^rift  unb  ben  (Sriaffen 
ber  ^ö^fte  bie  „Summa"  be§  ()eitigen  %^oma^  [Da§  |)aupttDer!  be§ 
%^oma§  üon  Slquin]  auf  bem  5(Itare  aufjutegen  geboten,  um  au» 
i^r  gtatt),  33ett)eife  unb  9(uffd^Iüffe  ju  fctiö|)fen."  Seo  XIII.  mad^te 
fid^  bie  SBorte  feine»  SSorgönger^  Snno§en§  VI.  gu  eigen:  „2)ie 
Se^re  be§  i)eiügen  %^oma§  üon  9Xquin  ^eid^net  fic^  anS'  üor  otten 
anberen,  nur  ausgenommen  bie  ber  !anonif(f)en  S3ü(f)er  [bie  93it)el], 
burc^  2öa^rt)eit  ber  Se^rfäße,  fo  baf],  bie  ifjuen  folgen,  niemals 
ouf  einem  Srrt£)um  betroffen  irerben"  'Sömmtlid^e  fRunbfd^reiben 
Seo  XIII.  5lmtlid)e  2tuggabe.  greiburg  1881—1894,  grfte 
Sammlung). 

^n  biefer  „Summa"  nun  be§  Slquinaten,  bie  toürbig  ift,  mit  ben 
93ü(|ern  ber  ^I.  Schrift  auf  bem  Stttar  ju  liegen,  lefen  tüir: 

„SBenn  au§  bem  ^eifd^Iaf  ber  Xeufel  mit  9}?enfcf)en  ^'inber  ge= 
boren  werben,  fo  finb  fie  nict)t  entftanben  au§  bem  Samen  be§ 
Teufel»    ober   be§    üon    il)m    angenommenen   menfdilicEien    Seibe§, 


1  3U(f)t  unintereffoTit  wirb  i§  fein,  luenn  ict)  bie  bi^fter  no^  nie  in  bie 
CeffentUc^feit  gebrungene  X^atiadje  mittf)ei(e,  ba^  ber  25>ortfoiit  biejer  @njt)* 
f(ifo  bei  „Statthalter!  (£t)rifti"  bal  S®erf  bes  „beutjöien"  ^^fuiten 
Sofep^  ßleutgen  ift.  ^c^  t)abi  biefe  iülitt^eilung  aus  bem  SKunbe  beä 
jegtgen  Slffiftenten  bei  ^efuitengenerall  9}Jauritiul  9Jiefcf)(er,  ber,  all  er 
mir  biefe  SJiittfieifung  machte,  ^roüinsialoberer  ber  beutf^en  Crbeniproöinj 
bei  ^jefuitenorbenl  roor. 


222  Smite§  93ucf).    ^ap[tt:^um  unb  StbergtauBe. 

fonbern  au§  betn  ©amen,  ben  ber  Teufel  fid^  ba^n  üon  einem 
onbern  S!}lenj(^en  üerfd^afft  ^at.  ©erfelBe  Xeufel,  ber  jic^  aU 
SSeib  mit  einem  SOianne  gefdjIedEitlic^  bergest,  fann  \iä)  auä)  oB 
Tlann  mit  einem  SBeibe  gefd^Ied^tlid^  öerge^en"  (S.  Th.  p.  I  qu. 
51,  a.  3,  ad.  sext).^ 

Sei  biefer  Se^re  i[t  gu  Beachten,  ba^  jie  fid^  unüeränbert  in 
ber  „auf  Soften  unb  auf  $8efe^r  ^a^ft  Seo  XIII."  (jussu  im- 
pensaque  Leonis  XIII.  P.  M.)  im  Sat)re  1889  ju  $Rom  üeran^ 
ftalteten  9^euau§gabe  ber  SBerfe  be§  X^oma§  ü.  Slquin  finbet  (V,  19). 

SSom  S3ertrage  mit  bem  SeufeL  bem  ftittf(|tt)eigenben  unb  bem 
ou§brücEIi(^en,  I)anbelt  ber  „englifd^e  Set)rer"  (doctor  angelicus)  im 
gtoeiten  ^^eil  feiner  Summa  (2.  2^«  qu.  122,  a  2,  ad  3). 

^n  feiner  Summa  contra  gentes  (Edit.  Ucelli,  Romae  1878) 
f|5ri(f)t  %fjoma§  ausführlich  üon  ben  fünften  ber  Bouberer,  bic  fte 
mit  ^ütfe  be§  Teufels  ausführen,  bem  fie  S^rfurd^t  crmeifen  unb 
Dpfer  barbringen  (c.  103—108). 

„^er  fatl^otifc^e  ©laube  miU",  fagt  2;^oma§  an  einer 
anberen  (Stelle,  „ba^  bie  SDömonen  etmaS  finb,  ba§  fie  burd§  i^r 
SBirfen  fd^äbigen  unb  bie  fleifd^ücfie  SSermifdEiung  üer'^inbern  !önnen" 
(Quodlibet.  XI,  qu.  8,  art.  1.     Opp.  Ed.  Paris,  1660,  XI,  153). 

5.  5lIpI)ong  öon  Siguori. 

® er  (Stifter  be§  9tebemptoriftenorben§,  ^tp'i)on^  SJlaria  bon 
ßiguori,  reid^t  mit  feinem  t^eologifc^en  2(nfet)en  na'^e  an  ben 
Stquinaten  fieran.  Qtvti  SDefrete  ^iu§  IX.  üom  11.  9)iärj  unb 
7.  ^uni  1871  jeugen  bafur:  „'^n  biefen  unfern  2;ogen  rühmen 
bie  SSöÜer  fo  fetjr  feine  2Bei§t)eit  unb  ift  bie  ^'ird^e  fo  üott  feinet 
Sobe§,  ha^  bie  meiften  ^arbtnäle  ber  1§.  rijmif  d^en  ^irc^e, 
faft  alle  $8ifc^öfe  ber  ganjen  SBelt,  bie  ©eneraloberen 
ber  religiöfen  Drben,  bie  Sj;t)eoIogen  berüfimter  Sel^r- 
onftalten,    ^od^gead^tete    ^ollegiatftifte    unb    geleierte 


1  ®ie  Summa  ift  and)  in§  ©eutfd^e  überfe^t  ttjorben.  ®er  ultramontane 
Ueberfe^er,  ber  ®omim!atier  Qt§lavi§  Waxia  (Sctinetber,  'i)at  aber  biefe 
efell^afte  ©teüe  au^geloffen.  2:ro^bem  t)erftd)ert  er  mit  ed)t  ultramontaner 
SBaI)r:^aftigfcit:  „©er  gonje  üollftänbige  2;ejt  ber  „©immio"  liegt  in 
möglidEift  fliefeenbem  2)eutfcf)  üor"  (SSorrebe  LXXIII). 


II.  ®er  Seufel.  223 

3)^ an  11  er  au^  oUen  Greifen  S3ittf(|riften  eingereid^t  l^aben,  in 
benen  fie  gemeinfam  ben  einen  Söunfd;  ou§fprocf)en ,  ba§  ber  ^. 
9lIpJ)on§  üon  Siguori  burc^  ben  Site!  unb  bie  Sfire  eine§  Se^rer§ 
ber  ^irc!^e  auggejeiclnet  werbe."  „SSir  lüoffen  unb  befetjlen,  ha^ 
alle  S3ü(^er,  Kommentare,  2Ber!e  unb  Schriften  biefe§ 
Kird^cnlef)rer§  (Stguori),  fur§  2lIIe§,  tüa§  üon  it)m  ftammt, 
gerabefo  ttiie  bie  2Ber!e  ber  anbcren  Klrd^enleJirer  (^tugujtin, 
e()r^foftomu§  u.  f.  tt).)  nid^t  6Io§  priöattm,  fonbern  öffentli(f) 
auf  @t)mnafien,  Stfabemien,  Schulen,  Kollegien,  in  $8or= 
lefungen,  2)i§|3utationen,  ^rebigtcn  jitirt,  öorgelefen  unb 
benu^t  n}erben." 

Sn  feinem  |)au)3ttücr!e  fe'^rt  biefer  „Kirchenlehrer":  „Suv 
S3eftialitöt  rechnet  mon  aud^  "oa^  gefc^tec^tlic^e  SSergetien  mit  bem 
2^eufel.  S)tefe  Sünbe  tvivb  §um  SSergetien  gegen  bie  Sleligion,  gur 
©obomie,  jum  Snceft,  ^um  ©fiebrud^,  npenn  ber  Betreffenbe  9J?ann 
ober  ba§  Betreffenbe  SSeib  mit  fobomitifd^er,  e'^ebrec^erifdfier  ober 
blutfd^änberifd^er  Regier  fi(f)  mit  bem  'Seufet  üermifcf)t.  9lic^tig 
Bemerft  Sufemiiaum  (Sefuit),  \)a'iß  ber  gefd^Ied^tlid^e  $8er!c|r  mit 
bem  2;eufel  jur  S3eftialität  gehöre,  tt)ie  aud^  ^amfturini  unb 
(Slbel  annefimen.  S3ege^t  berjentge,  ber  fic^  mit  htm  Xeufel  üer» 
mifd^t,  ber  x^m  unter  ber  ©eftatt  einer  95erf)eir atmeten,  einer  9Jonne  (!), 
einer  SÖIutäüermanbten  erfd^eint,  auä)  sugteid^  ha§>  SSerBred^en  be§ 
6^et)rucf)§,  be§  @o!riIeg§,  ber  58Iutfc^anbe?  $8ufent)aum  fd^eint 
bie§  im  atigemeinen  gu  6ejaf)en,  aBer  fe^r  njaf)rfrf)einltd^  ift  bie 
gegenttieilige  5Infid^t  ric£)tig,  wenn  nämlid^  ber  S3etreffeubc  fid^  an 
bem  teufet  in  SBeiBergeftalt  nid^t  ergoßt,  infofern  fie  öert^eirat^et, 
9lonne,  ober  S3(ut§üern)anbte,  fonbern  nur  infofern  fie  fd^ön  ift; 
fo  lefiren  oud^  Sugo  unb  SSaSqueg"  [beibeS  ^eröorragenbe  Sefui» 
ten;  Theol.  mor.,  1.  4,  n.  475,  Ed.  Haringer,  3,  42,  9{egen§l6urg 
1846].  ^a§  $matefi5  (Malefieium)  ift  bie  ou§  einem  93unb  mit 
bem  5;eufel  ^eröorgefienbe  Kraft,  Slnberen  gu  fdiaben.  @y  unter» 
fdieibet  fid^  bon  ber  ©d^wargfunft  (Magia)  baburc^,  bo^  festere 
nur  Söunberbare^,  erftere§  @c^äblid§e§  l^erüorbringen  Will.  @§  ift 
bie  allgemeine  3Jteinung,  wie  ©uare^,  Seffiu§,  ^ßa^quej, 
Metrie  [Scfuiten]  teuren,  baf3  e§  §ejen  giebt,  bie  mit 
§ülfe  be§  jTeufetS  üon  Ort  §u  Drt  getragen  toerben. 
S)eIrio  [Sefuit]  üerfic^ert,  bie  gegentl)eilige  a)leinung,  bie  2üt^tx, 


224  Q\vdk§  58ui).    ^Qpftt!)um  unb  Slberglaube. 

Tltlanäjt^on  unb  aud^  einige  ^at^olifen  öert^eibigt  fiaben,  närnlid^, 
beriet  ®inge  feien  ^üufionen  unb  ^fjantaftereien,  fei  ber  ^irc^c 
fet)r  fd^äbli(^;  "ita  fie  ba^in  füt)rt,  fotdje  Un^olbinnen  Df)ne  Strafe 
ju  laffen,  lüoburc^  bem  (f)riftli(i)en  QJemeinföefen  fetir  gefifiabet  wirb" 
(Theologia  moralis,  1.  4,  n.  23.  26).  „^ft  ein  SSertrag  mit  bem 
Teufel  afegefc^Ioffen  toorben  unter  ber  ^Bebingung,  bafj  ber  Sßertrag= 
fd^Iie^enbe  fid^  niemoI§  mel)r  mit  bem  ^reujgeid^en  öejeid^ne,  ober 
fi(i|  niematy  mef)r  n)af(i)e  (!),  fo  ift  e§  i{)m  pr  3tuflöfung  be§ 
$8ertrage§  erlaubt,  fid)  mit  bem  ^reuje  ju  beäeid^nen  ober  ficf)  ju 
hjafd^en"  (Theol.  mor.  Ed.  Monza,  1827,  III,  37).  „2)er  Seicht-- 
öoter  foH  bie  SSetreffenben  ermaf)nen,  ifiren  SSertrag  mit  bem  Xeufet 
aufäulöfen,  i^re  3^"^ermittel  ^u  üerbrennen,  auc^  bie  Urfd^rift 
(chirographum)  i§re§  SSertrageS  mit  bem  S^eufel  ju  Oerbrennen, 
wenn  fie  biefe  Urfd^rift  befi^en ;  t)at  bie  Urfd^rift  aber  ber  Xeufel, 
fo  ift  e§  nic£)t  nötf)ig,  ba^  er  gu  i^rer  §erau§gabe  ge^mungen  werbe, 
ba  bie  S3ufee  be§  33eid§tenben  genügt,  um  ben  Sßertrag  aufjulöfen" 
(a.  a.  D.,  I.  4,  n.  28,  Ed.  Har.  2,  257). 

Siguori  ift  aber  nid^t  blo^  „^ird^enlel^rer"  unb  Süfirer  ber  ge« 
fammten  „moberu"=uItramontanen  ^^eologie,  er  ift  anä)  $8oI!§* 
f  cfiriftftetler.  ©eine  erbaulirfien  @df)riften  fjaben  bu(^ftäblid^  bie 
fat^oUfc^e  2BeIt  erobert,  ^n  äffe  @:|)rad^en  finb  fie  überfe^t,  in 
ftet§  fid^  erneuernben  Sluflagen  bringen  fie  in  faft  jebeS  !atf)oIifcf)e 
§au§.  Unter  feinen  jatilreidEien  @rbauung§fd^riften  nimmt  ha§ 
Sud§:  „S)ie  §errUdf)!eiten  SJJariö"  (Le  Glorie  di  Maria)  bie 
erfte  ©teffe  ein.  SSon  il)m  fagt  5.  95.  bie  angefe^enfte  uttramontane 
3eitfc^rift  ®eutfd^Ianb§  „^er  ^at^oltf"  (Dftober  1896):  „®ic 
§errli(^!eiten  SJIariä  ^aben  fo  üiete  Sünber  be!etjrt,  aU  bal  95uc^ 
93uct)ftaben  gä^jlt."  5Iu§  biefen  „§errlid§!eiten"  (5lad£)ener  3(u§gabe) 
finb  nad)foIgenbe  Steffen: 

„@in  Süngüng  in  Perugia  üerf^jrad)  htm  ^^eufel,  ha^,  Wenn 
er  i^m  bie  Tlittd  üerfdfiaffe,  eine  Sünbe,  bie  er  üor^atte,  gu  be^ 
ge'^en,  er  i^m  feine  @eelc  übergeben  woffe,  er  gab  il^m  bie§  SSer-- 
fpred^en  fogar  f(^riftlid^  unb  mit  feinem  eigenen  58Iute  unterfc^rieben. 
Sf^adjbem  ber  Jüngling  bie  Sünbe  begangen  l^atte,  »erlangte  ber 
S^eufel  bie  ©rfüffung  unb  fütirte  ben  armen  ©ünber  in  bie  9^ä()e 
eine§  33runnen§,  wo  er  i^n  bebrof)te,  ta^,  wenn  er  fid^  nidfit  felbft 
tlinabftürsen  Woffe,  er  i£)n  mit  Seib  unb  ©eele  in  bie  §öffe  ftürjen 


II.  ^er  2;eufel.  225 

werbe.  2)a  ber  unglücfüd^e  Jüngling  glaubte,  ba§  e§  für  i^n 
ganj  unmöglid^  geworben  fei,  ben  |)änben  be§  Seufel§  §u  entgegen, 
ftieg  er  auf  ben  33runnen,  um  ficf)  ^inabjuftürjen.  Xn  ©ebanfe 
be§  na^en  Sobel  aber  üerurfac^te  bem  Unglücflid^en  fo  grofee 
2(ngft,  bo§  er  bem  böfen  ?5einbe  eingeftanb,  er  ^abe  ntd^t  ben 
2Jiut^,  \iä)  felbft  fjinabäuftürjen,  er  möge,  Wenn  er  feinen  jTob 
öerlonge,  felbft  §anb  an  i£)n  legen.  Mein  weit  ber  Jüngling  ba§ 
©capulier  ber  fc§mer5t)aften  2JJutter  ®otte§  trug,  fprad^  ber  Xeufel 
§u  i!§m:  SBirf  juerft  ba§  @ca^utier  ^inweg,  bann  Witt  id^  bid^ 
l^inabftürsen.  5)a  ber  unglücflidfie  Sünber  je|t  erfannte,  ba^  bie 
göttlicEie  SJJutter  i^m,  um  be§  @copuIier§  Witten,  nod^  nid^t  otten 
Seiftanb  üerfagt  ^ah^,  wottte  er  e§  fi(^  nic^t  felbft  abnehmen. 
5ßad^bem  fid^  beibe  eine  3eitting  geftritten,  öerlie^  i^n  ber  SEeufet 
ganj  befc^ämt"  (n,  168—170). 

„3I(§  ber  ^eilige  Xominicu^  in  Sarcaffone  in  ?5ran!reic^  pre» 
bigte,  luurbe  ein  3(Ibigenfer  ju  if)m  geführt,  wel(^er  tiom  STeufel  be» 
feffen  war,  weit  er  öffenttict)  bie  $Rofen!ranjanbad)t  üerfpottet  tjotie. 
S)a  befo^I  ber  ^eilige  bem  böfen  geinbe  im  S^lamen  ®otte§,  er  fotte 
crftären,  ob  'Oa§',  wa§  er  üom  Stofenfranj  geprebigt  I)abe,  wa^r  fei. 
^eutenb  antwortete  ber  Xeufet :  §ört  it)r  ©Triften,  3ttte§,  iDa^  biefer 
mein  geinb  üon  SUJaria  unb  bem  ^eiligen  9tofenfranä  gefagt  t)at, 
ift  Wa^r.  |)ierauf  befat)t  ber  f)eitige  XominicuS  bem  oerfammelten 
58ot!e,  e§  fotte  ben  gtofenfranj  beten,  unb,  o  Sunber!  bei  jebem 
2tüe  SDZaria  ftiegen  au§  bem  Seibe  be§  UngtücflidEien  eine  üJJenge 
Xeufet,  in  gorm  gtütienber  ^ot)ten  em^or,  fo  ha'i^  berfelbe  am 
@nbe  be§  9lofenfran§e§  gänjlic^  baüon  befreit  war.  S8ei  biefer 
©etegenfieit  befet)rten  fic^  biete  ^e|er"  (8.  475.  476).  „(£in 
ipau^jtmann,  wetcCier  einen  fetjr  gotttofen  Seben§wanbet  füt)rte,  be- 
fanb  fid^  eine§  2age§  in  feinem  ®(^toffe.  3ufättiger  SBeife  begab 
fic^  ein  frommer  Crben§geifttid^er  ju  bemfetben,  Wetd^er,  öon  ®ott 
erteucf)tet,  ben  Hauptmann  bat,  er  wotte  bo(^  atte  feine  ^ned^te 
jufammenrufen.  2(tte  erfd^ienen,  nur  ber  ^ammerbiener  fehlte. 
3tl§  man  auc^  biefen  enblirf)  mit  ©ewalt  !^erbeigefüt)rt  tjatte,  f|)ro^ 
ber  OrbenSgeifttid^e  ju  i^m:  ^d)  befet)te  bir  im  9?amen  3efu  S^rifti, 
ba§  bu  mir  fageft,  wer  bu  bift.  ^ener  antwortete:  ^c^  bin  ber 
teufet  unb  biene  fc^on  feit  oier^e^n  ^a^ren  biefem  gotttofen  9JJanne, 
id^  warte  nur,  bil  ba§  er  einmal  jene  fieben  Stüe  SJJaria,    weld^e 

».  ^oenSbroed),  ^>apfltt)um.   I.  15 


226  StüetteS  58uc^.    $apjttt)um  unb  2lberglaube. 

er  tägü^  su  fielen  ^pflegt,  unterlaffe,  um  t^n  oI§bann  ju  erfticfen 
unb  mit  mir  in  bie  ^öUe  gu  jie^en.  ®a  befat)t  ber  DrbenSgeiftlid^e 
bem  Xeufel,  jogteid^  biefen  Drt  ju  öerlaffen,  lüorauf  ouc^  ber  Teufel 
plD|üd^  tierfcEitüonb.  ®er  Hauptmann  fiel  auf  feine  ^nie  nieber, 
be!et)rte  ficf)  unb  füf)rte  I)ierauf  ein  t)eilige§  Sefien"  (@.  486,  487). 
„@in  ©olbat  führte  einmal  feine  grau  in  ben  SÜSatb,  tüo  er  fie 
bem  Xeufel  übergeben  mollte,  meld^em  er  biefelbe  in  einem  SSer« 
trage,  ben  er  mit  i^m  gefc^Ioffen,  für  eine  getniffe  ©umme  ®elbe§ 
öerfprodien  I)atte.  ^a  gefcEiai)  e§,  ha^  beibe  an  einer  äJlntter« 
®otte§==ß'irc§e  öorbeüamen,  wo  bie  arme  'Qxau  i^ren  SKann  bat, 
er  tootte  if)r  bod^  erlauben,  bie  göttliche  SJlutter  in  biefer 
^ircfie  begrüben  gu  bürfen.  ®er  9J?ann  iüittigte  ein,  unb  bie 
grau  begab  fi^  in  bie  ^irdEie;  allein  balb  barauf  fam  ftatt  jener 
grau  bie  atlerfeügfte  Jungfrau,  lüelcEie  i^re  ßjeftaü  angenommen 
f)atte,  au§  ber  Stirere  I)erau§  unb  beftieg  ha^  ^ferb,  metd^eS  fie  in 
ben  SBalb  füfiren  foKte.  5tl§  beibe  nun  in  ben  SBalb  ge!ommen 
iraren,  ha  erfc^ien  ber  S^eufel  unb  fprad^  ju  bem  a}ianne:  ®u 
(Sdfielm,  n)a§  Ijaft  ®u  gemorf)t,  ha^  S)u  mir  ftatt  ©einer  grau 
meine  größte  geinbin,  bie  9J?utter  ®otte§,  I)erbeibringft?  hierauf  | 
anttoortete  DJlaria:  2öie  f)aft  S)u  el  magen  !önnen,  meiner  SSer*  ^ 
el)rerin  f^aben  ju  motlen?  Scf)  befet)le  ©ir,  ha^  2)u  fogleid^  in 
bie  ^ölle  jurüdfe^reft.  |)ierauf  lüanbte  9JJaria  fid^  on  ben  gott« 
lofen  SD^ann  unb  fpracf)  ju  bemfelben:  SBenn  S)u  ®id^  beffern 
tüillft,  fo  merbe  i^  ®ir  beiftefjen.  '>Raä)  biefen  SBorten  üerfcf)tt)anb 
bie  göttlidje  SJiutter,  ber  ©ünber  ging  inbe^  in  fid^  unb  änberte 
in  ber  golge  fein  Seben."  „2tB  ein  ®om^err  gu  @f)ren  ber  gött- 
lirfjen  9JJutter  gelüiffe  @ebete  üerricfitete,  fiel  er  in  bie  ©eine 
unb  ertran!.  2ßeil  berfelbe  fid^  aber  im  ©taube  ber  S^obfünbe 
befanb,  fo  !amen  bie  Xeufel  unb  führten  i£)n  in  bie  |)ö(Ie. 
^lö^li^  erfdf)ien  bie  9}Jutter  ®otte§  unb  rief  i{)nen  ju:  2öie  "^obt 
it)r  e§  iDagen  können,  benjenigen  megjufüfiren,  ber,  üjä^renb  er 
mein  Sob  öerlünbigte,  geftorben  ift?  hierauf  toanbte  SWaria  fic^ 
an  ttn  ©ünber  unb  f|}rad^:  2öof)Ian,  beffere  S)ic^  unb  ^ab^  eine 
gro|e  5(nbac^t  ju  meiner  unbeffecEten  ©mpfängni^.  ^tntx  !el)rte 
njieber  in§  Seben  jurücf,  mürbe  Drben§geiftlid)er  unb  !onnte  nie 
mübe  werben,  feiner  Befreierin  gu  ban!en  unb  it)re  unbeftecfte  Sm« 
:pfängni^  5U  üerfünbigen"  (II,  ©.  503,  505). 


IL  ®er  Teufel.  227 

„Sin  Jüngling,  trelcfier  ber  3)Jutter=®ottel=33ruberjc§aft  an-- 
gef)örte,  üerlie^  biei'elbe  unb  fing  an,  ein  au§f^lDeifenbe§  Setien  ju 
führen.  S)a  erfdiien  i{)m  einmal  trä^renb  ber  ^ladjt  ber  Steufel  in 
einer  erfd^rerflicfien  ©eftalt,  ber  arme  Jüngling  rief  alfogleid^  bie 
göttlicfie  SJJutter  um  §ülfe.  Umfonft,  fprad^  ber  Böfe  Seinb,  rufeft 
S)u  je^t  jene  an,  bie  S)u  üerlaffen  ^aft;  um  deiner  Sünbcn 
SBitten  gefjörft  S)u  mir  an.  3itternb  fniete  ber  Jüngling  nieber 
unb  fing  on  ha§  ®ebet  ber  S5ruberfc^aft:  §ei(igfte  Jungfrau,  meine 
9}?utter  2c.  gu  üerri(f)ten.  Sa  erf(f)ien  i^m  bie  göttliche  9}?utter, 
unb  ber  Xeufet  öerfi^n^anb,  einen  fc^redlid^en  ©eftan!  unb  ein  Sod^ 
in  ber  9}?auer  juriicflaffenb"  (©.  493).  „^n  einem  gelüiffen  Orte 
in  2)eutfd§Ianb  gefc^o^  e§,  ha^  ein  junget  SKäbd^en,  tt)clc^e§  5(gne§ 
!^ie§,  eine  fc^recflid^e  Sünbe  mit  i£)rem  eigenen  SSater  Beging. 
|)ierauf  fto|  fie  in  eine  Söüfte  unb  brachte  bafelbft  ein  ^inb  gur 
SBelt.  ®arouf  erf(^ien  i^r  ber  Xeufel  in  ©eftalt  eine§  Drben§* 
geiftlid^en  unb  Brad^te  fie  ba^in,  ha^  fie  i^r  ^inb  in'§  SBaffer  toarf ; 
{)ierauf  ermof)nte  er  fie,  fie  follte  felbft  in'§  SSaffer  fpringen.  2(I§ 
bie  Jungfrau  haS:  i)örte,  fo  rief  fie  an^:  Tlaxia  ^ilf  mir,  unb  fo- 
gleic^  üerfdiroanb  ber  2;eufer'  (@.  502).  „S}er  ^ater  9i§o  er§ä()It 
in  bem  S3udf|e:  5^er  Sabbatf),  ta'iß  ein  iunge§  ajlöbd^en  mit  9Zamen 
Tlavia  üon  i^xtx  Spante  beauftragt  tuurbe,  ficE)  auf  ben  9JJar!t  üon 
S^imtüegen  gu  begeben,  bort  einige  ©infäufe  §u  machen  unb  bie 
9Zad^t  bei  einer  anbern  2;ante,  bie  bort  njo^nte,  gu  bleiben.  S)a§ 
S[Robc§en  ge^orc^te;  al§  e§  fid^  aber  am  5Ibenb  ju  ber  2;ante  ht-- 
gab,  ba  h)ie§  biefelbe  e§  mit  rau'^en  SSorten  ob ;  lue^^alb  e§  fic^ 
entfd^Iie^en  mu^te,  föiebec  nacf)  §aufe  gurücfäufe^ren.  "äU  e»  nun 
aber  auf  bem  Sßege  bunfel  marb,  UJurbe  ha§  arme  9Jiäbc^en  un= 
gebulbig  unb  jornig  unb  rief  mit  lauter  Stimme  ben  STeufet  um 
93eiftanb  an.  S)a  erfcEiien  i§m  berfelbe  in  ^eftalt  eine§  9JJanne§ 
unb  oerf^^rad^  i^m  beijuftefien,  föenn  e§  nur  eine»  t!^un  npoüte. 
Sd^  tt)ue  alles,  tva§  S)u  öerlangft,  anttrorte  bie  Unglücffelige.  ^d^ 
öertongc  iüeiter  nid^tä  bon  bir,  anttüortete  ber  böfe  geinb,  aU  ha^, 
üon  l^eute  an,  ®u  nidE)t  mef)r  ba§  ^eu55eid^en  mad^eft,  unb  ba§ 
SDu  einen  anbern  9?amen  annefimeft.  S)a§  SJMbdjen  antwortete, 
fie  tüiHige  ein  unb  föollte  in  ber  golge  nid^t  meljr  ha^  ^reujjeid^en 
mad^en,  aber,  fe^te  fie  tiinju,  mein  Diame  Tlaxia  ift  mir  gar  §u 
lieb,    ben    mü  idE)  nid^t  anbern.     SDann  ^elfe  id^  S)ir  nic^t,   ant« 

15* 


228  Sweite^  33uc^.    ^apftt^um  unb  SIberglaube. 

lüortete  ber  teufet,  ©nbltc^,  nad^bem  \iä)  Bcibe  lange  ntiteinanber 
geftrttten,  !amen  fie  überein,  ta'i^  t>a^  ^ä.'i>ä)tn  bie  2Infanglbuc^= 
ftaben  be§  Spaniens  SJiaria  in  i^rem  S^amen  Be'^alten  unb  fid§ 
©mnia  nennen  füllte,  hierauf  begab  fid^  biefelbe  nad)  ^Inttuerpen, 
n)o  fie  fteben  '^atjvt  lang  ein  fo  gotttofe§  Seben  führte,  ba^  fie  aller 
Sßelt  gunt  Sirgerni^  gereichte.  ©ine§  2;age§  fagte  fie  bem  2;eufet, 
fie  wünfc^e  i^r  SSaterlanb  npieberjufe^en.  S^er  böfe  ?^einb  luiber» 
fe|te  ficf)  i^rem  $ßor{)aben,  aber  enblid^  mu^te  er  einroittigen.  2(f§ 
nun  beibe  in  S'Jinittjegen  anfamen,  fanben  fie,  ha^  man  gerabe 
einige  33egeben^eiten  au§  bem  Seben  ber  aUerfeligften  Jungfrau 
öffentlid)  barfteüte.  S)a  fing  bie  arme  @mma,  bie  noc^  immer 
ein  toenig  Slnbac^t  jur  göttüd^en  äRutter  betoa^rt  l^ottc,  on  gu 
tt)einen.  2Ba§  bleiben  wir  länger  f)ier,  fagte  i^r  ©efö^rte,  ttjoöen 
n^ir  etwa  and)  ber  SBelt  §um  @c^auf:piel  bienen?  hierauf  ergriff 
er  ba§  2Jiäbc^en,  um  e§  tt3eg5ufüf)ren,  aber  baffelbe  ttiiberftanb.  Sllä 
ber  2;eufel  erfannte,  ha^  er  im  S3egriffe  fei,  feine  S3eute  toieber  §u 
üerlieren,  ta  nai)m  er  fie  jornig  mit  in  bie  Suft  em^or  unb  Iie§ 
fie  mitten  auf  bie  ©(iiaubü^ne  nieberfaffen.  2)0  erjätjite  bie 
Unglüdlid^e  i^re  ©efc^ic^te.  2tl§  fie  bei  bem  Pfarrer  be§  Drte§ 
beichten  ftollte,  fdjidte  fie  biefer  an  ben  ©rjbifd^of  öon  ^öln,  ber 
S3if(^of  fdiirfte  fie  aber  §u  bem  ^a^ft,  meld^er,  narfibem  er  if)re 
S3eic^te  ge{)ört  !§atte,  i^r  §ur  58u^e  auferlegte,  fie  folle  i^r  gon§e§ 
Seben  ^inburd^  brei  eiferne  $Ringe  tragen,  einen  am  §alfe  unb  §mei 
anbere  an  ben  Strmen.  Xie  33ü|erin  ge^orc^te,  unb  al§  fie  in 
SJiaeftrid^t  anfam,  fo  begab  fie  fid^  bafelbft  in  ein  ilofter  üon 
SBü^erinnen,  in  inelcEiem  fie  üiergel^n  ^a^xe,  unter  heftigen  95u^- 
übungen,  gubrad^te.  2II§  fie  eine§  SJJorgen»  aufftanb,  ha  fanb  fie, 
ba^  bie  eifernen  9tinge,  bie  fie  am  Seibe  trug,  öon  felbft  jerbrodfien 
njaren,  worauf  fie  ^mei  ^a1^xt  fpäter  im  9lufe  ber  |)eilig!eit  ftarb." 
(I,  (S.  360,  361.) 


6.  ßaefariuS  üon  §eifterba(^. 

„Wiü  man  fid^  bie  $ßerfcf)robcnf)eit  in  ben  köpfen  ber  aJJönc^e 
[unb  SBeltgeiftlic^en]  begreifüd^  mad^en,  fo  barf  man  nid§t  über= 
fe^en,  ba^  bie  üon  ben  olbernften  2Bunber=  unb  ^^eufel^gefc^id^ten 
ftro^enbe  Siteratur  ber  Heiligenleben  ha§  tägliche  S3rob  i^re§  Öieifte§ 


IL  ®er  Seufel.  229 

bilbete"  (giiejter,  ©efc^tc^te  ber  ^ejenprojeffe  in  SSaiern,  (Stuttgart 
1896,  ©.  57). 

2)tefe  Söorte  be§  fieröorragenben  ?5orjd^er§  Berühren  einen  Uebel= 
ftanb  innert)a{b  ber  römifcf)en  ^rc^e,  ber  bem  öer^ängni^üolten 
Umfid^greifen  be§  ®Iauben§  an  ^öüifc^en  SeufelSfpuf  Wefentlic^ 
SSorfdiub  geleistet  {)at.  gür  bal  gortbefte^en  biefeS  hjeit  unb  tief 
ficf)  au^bel^nenben  Uebel»  ift  ta^  ^apfttfium  bolf  üerantiüortlid^, 
benn,  ttjenn  irgenb  (5th)a§,  fo  unterftefit  i^nt  bie  jogenannte  ®r» 
bauungSliteratur. 

93on  ben  ^töftern,  üon  ben  9Köndjen  au§,  in  beren  ^ö^fen  ber 
aberiui^ige  SeufeBföafin  ficf)  feftgefe^t  ^atte  unb  bort  genährt  föurbe 
burc|  bie  ununterbrocfien  gerei(i)te  üerborbene  geistige  (Speije,  breitete 
fic^  ba§  Unheil  an§  unter  ben  breiten  @c^i(^ten  be»  SSoIfeS  nad^ 
oben  unb  nai^  unten.  Ueberbiel  tnaren  e§  ja  faft  nu§f(f)Iie^Iic^ 
SO^öndje,  b.  ^.  üom  Xeufelggtauben  rofjefter  gönn  erfüllte  ganatifer, 
bie  aU  päp\tüd)t  ^nquifitoren  bie  Sänber  burc^^ogen  unb  nac^ 
^e^en  unb  ^^eufelSanbetern  fpürten,  unb  fo  i^ren  eigenen  SBafin  in 
bie  9}?enge  trugen. 

©c^riftftetterifd^  in  biefer  3?i^tung  am  einffu^reid^ften  ttiar  ber 
3ifterjienfermönd^  ®aefariu§  üon  §eifterbac^.  ©eine  §a^t= 
reid^en  ©dfiriften,  Gemeingut  aller  ^löfter,  fönnen  ai§  ©tid^probe 
gelten  für  bie  bamatige  Erbauungsliteratur  mit  bem  Ujid^tigen 
3ufa^,  \)a^  biefe  ©d^riften  au^  f)eute  nod§  für  öiele  ^löfter  einen 
großen  Söeftanbttieil  ber  „geiftUdfien  Sefung"  itirer  S^foffen  bilben. 

S3ei  daefariuS  erfd^eint  ber  Xeufel  unter  3öinbget)eul  unb 
ßratfien  ber  Säume  al§  ^ferb,  §unb,  ^afee,  S3är,  Slffe,  ^röte, 
9iabe,  ®eier;  ober  audf),  luenu  e§  barauf  anfommt,  eine  t^rau  ju 
»erführen,  aU  fdEiöner  Solbat.  ©ine  (Sigentpmüc^feit  be§  XeufelS 
ift,  'oa'i^  er  feinen  3fiüdfen,  fonbcrn  nur  eine  SSorberfeite  l^at  (Dia- 
logus  miraciüorum  I,  56;  III,  6;  V,  2.  5.  7.  51.  55.  56).  Wxüd 
gegen  ben  2:eufet  finb ;  2Iu§fpeien,  ©id^befreujen,  gen)eit)te§  2Bodfi§, 
SBeifinjoffer  (Dial.  III,  6.  7.  13.  14;  V,  47).  SOJit  einer  grau 
trieb  ber  Xeufcl  fieben  Satire  lang  Unjudjt,  tt)äf)renb  i^r  Tlann 
neben  i^r  im  S3ette  lag.  S3ernf)arb  t»on  ©tairöaui'  befreite  fie 
fdjlie^lid^  öon  biefem  unterUJeltlidien  Siebl)aber  (Dial.  III,  7).  5Der 
Teufel  ge^t  jur  Seid^te,  unb  obnjol)!  ber  ^riefter  il^n  al§  2;eufet 
erfennt,   f)ört  er  feine  S8eid)te  unb  legt  il^m  eine  Su^e  auf  (Dial. 


230  Stioütt§  93uc^.    ^apfttf)um  unb  31berglaube. 

III,  26;  V,  5).  (Stnem  ©tubenten  erfc^eint  ber  teufet  unb  üer< 
]^ei|t  i^m  für  t)a^  SSerfprec^en  ber  ©efolgfd^oft  lenntniffe  unb 
SBtffen.  5^er  ©tubent  giebt  jtrar  ha^  SSerjprecfien  ni(^t,  ober  er 
erhält  iioä)  öom  Seufel  einen  Stein,  beffen  Straft  i{)m  SSiffen  ter-- 
Ieif)t.  (5r  tütrb  Balb  barouf  !ran!,  beid^tet  unb  ftirbt.  ®ie  Teufel 
n:)erfen  feine  ©eete  lüie  einen  ^aU  über  ha§  %^al  ©e'^enna  ^in 
unb  ^er.  ®ott  erbarmt  ftc^  ber  Seele;  fie  fe^rt  in  ben  Körper 
äurücf,  unb  ber  irieberauferftanbene  ©tubent  toirb  ^^f^ergienfer 
(Dial.  I,  32).  3iüei  junge  Seute  ftubieren  bie  ©d^tüarsfunft.  ®er 
eine  ftirbt  unb  erfcfieint  bent  anbern,  tuäfirenb  biefer  üor  einem 
SJiarienbilbe  für  bie  ©eele  be§  SSerftorbenen  betet.  @r  gefte^t  bem 
Ueberlebenben,  tüegen  ber  ©d^föaräfunft  üerbammt  gu  fein,  unb  er« 
ma^nt  if)n  §ur  Söefe^rung.  ®ie  9D^o:^nung  ^at  ©rfolg  (Dial.  I,  33). 
Sanbgraf  S  üb  tu  ig  III.  tion  Xf)üringen  Witt  über  "oa^  (Sc^icEfal 
feinet  üerftorbenen  SSaterS  SZadiricEit  l^aben.  ©in  fd^ttiarjfünftlerifctier 
^riefter  ruft  ben  Seufet  S)iefer  trägt  ben  ^riefter  an  eine  ©rube, 
au§  ber  l^öüifd^e  %lamrmn  fc^Iagen.  SS)ie  Seele  be§  Sanbgrafen 
erfd^eint  im  geuer  unb  befiehlt  gu  ifirer  Srleid)terung  bie  $Rücfgabe 
entwenbeter  ^irtfiengüter  (Dial.  III,  34).  S)er  jEeufel  erfcfieint 
einer  frommen  Jungfrau  unb  tnill  fie  jur  Ungud^t  »erführen.  Sie 
h}iberfte§t  unb  fragt  i^n:  SBarum  n^illft  bu  bie  fleifd^Iic^e  SSer» 
binbung,  bie  bod^  beiner  9Jatur  rtiberf priest?  SJJer  2;eufel  ant* 
ttjortet:  id^  ttjiH  nur  beine  Bitftint^^^wng.  tiefer  S^eufel  t)atte  feinen 
9tücEen  unb  betete  ba§  SSaterunfer,  aber  mit  i^el^Iern  (III,  6).  ©er 
Seufel  üerfüfirt  ein  SJläbd^en  in  ^öonn.  Sie  gefte^t  bem  SSoter 
i^rc  Sünbe.  S)er  SSater  öerbirgt  fie.  SDer  S^eufel  erfc^eint  bem 
SSater:  ftjorum  ^aft  tu  mir  meine  S3u^Ie  genommen?  @r  ftö|t  ben 
Tlann  auf  bie  S3ruft,  fo  "oa^  er  nac^  brei  2;agen  ftirbt  (Dial.  III,  8). 
Qu  ^rüm  befteüt  ein  üeberlid^er  ^riefter  ein  fd^Ied^teS  2Beib  gu 
fic^.  Statt  il^rer  !ommt  ber  2^eufel  unb  öerbringt  oI§  SSeib  mit 
bem  ^ßriefter  bie  ma<S)t  (Dial.  III,  10).  3u  Soeft  h)in  ber  5;eufel 
al§  Söeib  mit  einem  3JJann  buhlen.  S)a  biefer  fic^  ft)eigert,  ^tU 
er  i^n  f)od§  in  bie  Suft  unb  Iä|t  il§n  bann  fallen  (Dial.  III,  12). 
2Bie  bie  ^eiiQitttg  gtüifc^en  S^eufel  unb  37?enfcE)  möglid^  fei, 
befcEireibt  ©aefariug  auSfü^rlid^  (Dial.  V,  12).  2)ie  |)unncn  ttjoren 
bie  %xn6)t  beS  gefcE)Iedf)tIidE)en  Umgang^  jwifdEien  S^eufeln  (incubi) 
unb  :^ä§Itc§en  ©ot^eniüeibern,  bie  öon  i^ren  Stammgenoffen  ttiegen 


IL  ^er  Teufel.  231 

i^rer  |)ä§ü(f)!eit  öertriefcen  trorben  tuaren.  Sie  SSertriebenen  irrten 
in  einem  S5?alb  umfjer  unb  sengten  bort  mit  2;eufeln  ha§  tapfere 
SSoIf  ber  Hunnen  a.  a.  £.].  SBenn  ber  Teufel  üon  einem  SOZen* 
jd)en  S3e[i^  ergreift,  fo  mo^nt  er  im  9J?aftbarm  be§  Setreffenben 
(Dial.  V,  15).  ^in  öierjä^rigeS  ^inb  tranf  einft  ben  S^eufel  mit 
ber  SJJilc^  in  firf)  J)inein:  ber  STenfel  blieb  über  30  ^a^re  in  i^m 
(Dial.  V,  26).  3^^^^^^^"  belebt  ber  Teufel  jo^relang  bie  Seid^en 
fd^on  SSerftorbener,  fo  ba^  ^eber  glaubt,  e§  mit  einem  lebenbigen 
SOf^eufd^en  ^u  tf)un  ju  ^aben  (Dial.  XII,  4). 

7.  ®er  ^ranjiSfanerttjeDlDge  S5rogitoIi. 

2)al  SBer!  be»  gransi^fanert^eologen  Srognoli:  Manuale 
Exorcistarum:  |)onbbuc^  für  ©jorsiften  (2t)on  1668)  ift  bem 
©eneralüifar  ber  St)oner  Gräbiöjeje  getoibmet.  (£§  trägt  bie  (S)ut< 
l^ei^ung  be§  Drben§general§,  ^oniele  a  ®ongo,  unb  oerfd^ie« 
bener  ^^eologen  au»  bem  Siominifaner--  unb  gi^atiji^fanerorben. 
S)ie  ultramontane  ®rö^e,  ^ofep^  ö.  ©örreS,  fagt  üon  S3rog» 
noii:  „93rognoIi  tnar  ajiinorit  unb  Seftor  ber  Xtieologie.  6r  l^atte 
Gelegenheit,  in  $Rom,  SSenebig,  SD'Jaitanb  öiele  33efeffene  ju  fe^en. 
(gr  fc^rieb  über  fie  fein  „3Uei-ifafon"  [ein  S3ud^  gleid^en  S^^altä 
tüie  fein  „^anbbucE)"].  S^a§  93uc^  ift  mit  Umfirfit  unb  SJ^äfiigung 
gefc^rieben;  er  berichtet  in  ben  fräßen,  bie  er  felbft  gefe^en,  nid^tl 
aU  bie  X^atfad^e,  trie  er  fie  gefunben  ^at"  ;@örre§,  SDll^ftif,  IV^  33). 

(Sinige§  au§  't)tm  ^n^alt  be»  „§anbbud§§" :  ^efeer  njerben 
feltener  öom  Xeufel  befeffen  aU  ^atf)oIifen,  toeil  hit  ^e|er  oI)ne= 
:^in  fc^on  bem  Teufel  get)ören.  Bo  |at  ein  ^^eufel  in  Soubun  ge= 
ftanben,  ber  in  ein  fat^oIifc^e§  SJJäbc^en  gefahren  mar  @.  34). 
S)er  Teufel  erfrfieint  al§  Sörae,  33är,  Sd^tange,  2)rad§e,  Stier, 
|)unb,  SCSoIf,  ^a^c,  §a^n,  tfia^t,  ©eier,  ?^Iiege,  (Spinne,  ober  aud^ 
aU  fc^redEüd^er  SJJenfi^ ;  ha^^  I)aben  mir  üiele  ©efeffene  erjä^tt. 
S)er  S^eufel  giebt  einen  fc^eu^Iid^en  ©eftan!  öon  fid^,  ber  fid^  allen 
ntittl^eilt,  bie  mit  i^m  gu  tf)un  !§aben,  trie  ^egen  unb  B^uberer 
(@.  36).  Um  in  bie  SJJenfd^en  einjugefien,  benu|t  ber  Teufel 
^äufig  (Speifen  unb  ©etrönfe,  in  benen  er  fid^  öerbirgt.  2tm 
31.  Stuguft  1648  föurbe  mir  in  33enebig  ein  9JJäbc§en  üon  14 
Sauren  gugefü^rt,  in  bie  ber  2;eufel,  in  einem  5lpfel  oerftedft,  ein= 


232  groeiteg  93uc^.    ^^opfttf)um  unh  Stbergtaube. 

gefaf)ren  toax.  ^d^  trieb  i^n  au§,  unb  beim  StuSfa^ren  erfüttte  er 
ben  9JZunb  be§  SKäbc^eiil  mit  (Sd^lDefelgefdimarf  S.  37,.  2)er  S^eufel 
§ie{)t  bie  S3ejeffenen  an  ben  C^ren,  an  ben  paaren,  er  ^ie^^t  fie  au§ 
bem  S3ett,  ober  legt  \iä)  ju  ii)nen  in'§  S3ett  '(5.  38; .  'am  4.  @ep» 
tentber  1648  geftanb  mir  ein  Seufel  in  SSenebig,  ba^  er  üon  ben 
anberen  Teufeln  in  ber  §ötte  Ijäufig  üerfpottet  worben  fei,  ireil 
ey  i^m  nic^t  gelungen  fei,  ben  S[Renf(f)en,  ben  er  befeffen  i)atte,  gu 
SSöfem  äu  üerfü'^ren  (S.  43  .  (Se()r  f)äufig  njirb  bie  S3efeffen^eit 
burcö  S3e:^ej;ung  tterurfod^t;  ber  Teufel  fefet  ficE)  bann  feft  entmeber 
im  TlaQtn,  ober  im  ^opf,  ober  im  ^erjen,  ober  im  S3Iut  (S.  44). 
Saß  ber  -leufel  tion  fleinen  ^inbern  Sefife  nimmt,  ift  bie  ©d^utb 
ber  (altern,  bie  e»  unterlaffen,  if)re  ^inber  unter  ben  8^u^  (5Jotte§ 
ju  fteüen,  ober  fie  mit  bem  ßreuj  p  bejeic^nen  (3.  45).  Qw- 
tüeilen  ift  e§  ein  2^eufel,  jutneilen  3:aufenbe  üon  ^^eufeln,  bie  im 
SD^enfd^en  wohnen  (@.  46).  ^m  ^al^xt  1649  ergö^Itc  mir  eine 
SSitwe,  ba^  fie  fi^on  20  ^a^re  lang  mit  einem  Teufel  Unjud^t 
treibe;  and^  gu  Sebjeiten  i^re§  9Kanne§  tjobt  biefer  fic^  §u  i§r  in'g 
S3ett  gelegt,  nacf)bem  er  §uöor  ben  (Seemann  eingefc^Iäfert  ^aht 
((S.  52).  jDie  2^atfäc^Ii(f)!eit  be§  SiebeSjauberS ,  ipoburc^  ^emanb 
äu  fünb^fter  Siebe  angereiht  ttjirb,  geben  aüe  2:^eoIogen  ju  (8.  53). 
t^euer§brünfte  njerben  ^ufig  üon  ^e^en  erregt:  fie  laffen  in  bem 
betreffenben  §aufe  ein  %ü6)hm  jurücf,  in  ba§  ge^arfteg  §eu  ein» 
geiüicfelt  ift.  5{u§  biefem  §eu  entftef)en  bann  ^Dlöfeüd^  bie 
flammen,  bie  nic^t  gelöfct)t  lüerben  tonnen;  auc^  Unföetter  unb 
§agelf(f)läge  toerben  burcf)  bie  ^ejen  erregt.  S)ie  Unt{)oten  ber 
^e^en  unb  B^uberer  befd^reibt  ^a^ft  3n"0§en§  VIII.  in  feiner 
53utle,  bie  ^ier  eine  Stelle  finben  foll,  bamit  bie  Ungläubigen  über= 
geugt  Werben.  [(5§  folgt  bie  33ulle  Summis  desiderantes,  ügld^.  ©.384.] 
2luf  getin  Seiten  {<3.  80 — 90)  giebt  Sörognoli  bie  ÄenuäeicEien 
ber  Sefeffen^eit  an;  g.  93.:  heftige  ßo)jf^  ober  ^ersfc^mergen,  bie 
beim  ^eicEien  be§  ^reujeS  aufhören;  SSerbauung§ftörungen  unb  ©r-- 
brechen,  bie  auft)ören,  trenn  bie  Steifen  gefegnet  iperben;  9kd^t« 
fdimei^e  bei  falter  ^a^veSseit;  3^^tei^n  ^^i  9(nmefent)eit  frommer 
ober  geiftlictier  ^erfonen;  beftänbige  Unrutie;  trotfener  Ruften  o^ne 
Stugtrurf,  ber  fic^  üerftärtt  bei  5(nlt)enbung  religiöfer  SJJittel;  Sluf* 
fperren  be»  2JJunbe§,  tuäfirenb  9leügiöfe»  üorgelefen  tüirb;  ^älte* 
gefügt,  ba§   toie   eine  Sdjiange   ober  nne   eine  Tlan§  im  Körper 


II.  55et  Jeufel.  233 

^in  unb  (jer  läuft.  Sennjeicöen  ber  58efeffen^eit  bei  ßtnbern: 
ipenn  fie  o^ne  ©runb  fid^  fürchten,  ober  ineinen;  tnenn  fie  furdfitfame 
Slugen  ija^tn  unb  nicEit  lüagen,  ben  ©Eorgiften  ober  Crben§(eute 
ausuferen;  lüenn  fie  nirfjt  niel^r  trinfen  inotten,  obiro^I  fie  ben 
9}?unb  aufmachen;  njenn  ßinber  ®reifengefidE)ter  ^at»en,  fo  liegt  bie 
SSermut^ung  üor,  ha'iii  fie  üom  STeufel  unterfd^obcn  ftnb;  fold^e 
ßinber  fterben  nid^t  feiten,  tüenn  fie  üom  ©jor^iften  gefegnet  tüerben, 
tüie  id)  felbft  im  ^atjre  1646  erlebt  l^abe;  lüenn  ficf)  \6)Voav^z 
Sieden  auf  ber  Sruft  §eigen;  ft)enn  fie  nic|t  gu  ftitten  finb,  aiiä) 
nic^t  huxdcj  mef)rere  3(mmen.  ®en  S^eufel  nad^  feinem  9Zamen  ju 
fragen,  ift  unnötl)ig  unb  gefä^rlid^ ;  benn  ba  bic  2;eufel  lügen, 
fönnen  fie  leidet  einen  falfdEien  9kmen  angeben,  ober  einen  9lomen, 
ber  etlüa§  Säd§erIidE)e§  ober  iSc§änbIic^e§  bebeutet  (@.  149;.  5tud^ 
ift  e§  unnü^,  nadf)  ber  3^^!  ber  Teufel  ^u  fragen;  benn  oud^  I)ier 
fann  ber  S^eufel  täufc^en,  inbem  er  üerfd^iebene  (Stimmen  nad^= 
almt  (@.  150).  ©in  glaubtnürbiger  ^rälat  l^at  mir  erjä^tt,  ta^ 
in  feiner  SSoterftabt  ein  junger  SlferÜer  ben  Teufel  einer  58e= 
feffenen  in  bereu  gu^je^en  gebannt  'i^aht;  fpäter  ift  biefer  steriler 
mit  biefem  SCRäbc^en  in  Uu^u^t^fünben  gefallen  (@.  153).  S)ie 
(5)emof)nt)eit  t)at  fic^  eingebürgert,  baf;  bie  ©jorjiften  befeffene  junge 
9}?öbc^en  an  ben  befeffenen  2()eilen  (öal§,  2lrm,  S3ruft)  berühren, 
um  ben  2^eufel  oon  bort  mit  ben  priefterltdEien  §änben  ju  öer- 
treiben.  ^a  ber  Xeufel  gerne  öon  fc^önen  jungen  9JJöbd^en  S3e- 
fiö  nimmt,  fo  finb  bie  ®efal)ren  für  ben  (Sjorjiften  fel^r  gro^. 
^uerft  quält  ber  S^eufel  bie  befeffene  am  §alfe  unb  er  Iä|t  nid^t 
nad^,  bi§  ber  @Eor§ift  mit  feinen  geheiligten  §änben  ben  §al§  be» 
rüfirt  unb  gefatbt  I)at;  bann  fpringt  ber  Teufel  wie  ein  S3tit^  üom 
§alfe  auf  bie  S3ruft  über,  fdo  er  fidC)  in  ben  S3rüften  üerbirgt,  bie 
ber  ©i'oräift  bann  aud^  berühren  unb  falben  mu^,  aber  in  grömmig- 
feit  unb  (Sfirborfeit.  SSon  bort  ge^t  ber  S^eufel  in  bie  @efcf)Iecf)t§' 
t^eite  unb  erregt  bort  gro^e  @d)mer§en.  5)a§  junge  9)Jäbd§en 
bittet  ben  Gi-orgift,  fie  üon  biefen  ©d^meräen  gu  befreien,  nur  er 
mit  feinen  ^jriefterlic^en  Rauben  fönne  e§.  2[u§  d^riftlid^er  Siebe 
unb  grömmigfeit  (cbaritate  et  pietate)  giebt  ber  ©pr^ift  nac^  unb 
falbt  aud§  biefe  2f)eile,  aber  mit  großer  (Sittfamfeit  nnb  (Sd^eu 
(cum  maxima  tarnen  verecnnclia).  2tber  fie^e ,  au§  biefer  33e- 
rü^rung    burd^    ben    (Sjorjift   lä^t  ber  STeufel  für  "oa^   SOJäbd^en 


234  Qtotittä  9Sud).    ^apfttf)um  unb  2lberglaube. 

|)Iö|üd^  ein  gro^e§  Suftgefü^I  entftef)en,  lüorau»  bann  f)äuftg  SSer* 
gel^ungen  folgen  (@.  176).  Sine  mäßige  ©ei^etnng  Bei  ben  S3e« 
feffenen  anlüenben,  ift  erlangt,  ^n  biefem  ^unft  fontmen  afier 
fet)r  öiele  Ue^ertreibungen  üor,  inbem  bie  ©jorsiften  bie  ^ßefeffenen 
I)eftig  |)rügeln,  fie  ohrfeigen,  mit  ber  Surn^t  ben  SSoben  lecEen  lajfen 
u.  f.  h).  (©.  178).  (Sanc^e§  (Sefuit)  erflärt  e§  für  erlanbt,  bem 
Seufel  ju  geftatten,  beim  2(u§fa^ren  an§  bem  Söefeffenen  in  einen 
anbern  SDlenfdjcn  einzufahren,  n^enn  biefer  SJJenfc^  fe^r  fc^Ied^t  ift 
unb  bie  S8efeffenf)eit  üerbient  (©.  189).  S)te  S3efel)(e,  bie  ber 
@j;or§ift  bem  S^enfel  giebt,  fann  er  in  ber  9Jiutterf|3rad§e  be§  S3c* 
feffenen  ober  and)  auf  lateinifc^  erttjeilen  (S.  199).  ®ie  öom 
^o^jfte  gemeii)ten  SBadiSbilber  (Agnus  Dei)  finb  befonberS  geeignet, 
bie  SEeufel  ju  üertreiben  (@.  308).  S)er  ©Eoräift  foH  ben  836-- 
feffenen  genau  ausfragen  über  bie  3(rt  feine§  Seiben:  ob  e§  i^n 
am  2^age  ober  in  ber  S^ac^t  befällt,  ju  melcler  ©tunbe  ber  9Jad^t, 
ob  ä^ifc^en  brei  unb  fünf  ober  gegen  fed)§  Uf)r;  benn  gu  biefen 
©tunben  |3flegen  bie  §ej:en  am  I)äufigften  i^re  Uebelt^aten  gu  öott= 
bringen  (@.  315).  ^at  fid^  ber  ©i-orjift  üon  ber  83efeffen^eit  über» 
geugt,  fo  foll  er  ben  S3efeffenen  üor  fii^  nieberfnieen  laffen;  er 
felbft  fi|t,  unb  mit  fcfirecflic^er  Stimme  (voce  horribili)  unb  ernfter 
Tlim  f^ri(f)t  er:  „3m  SJamen  Sefu  S^rifti  befe{)Ie  idE)  bir  STeufel, 
ober  aud^  Teufeln,  ta'i^  i§r  fofort  ein  3e^<^^i^  ^i^^^^  2(nttjefenf)eit 
gebet,  inbem  if)r  biefen  SJJenfc^en  f)ier  auf  gemol^nte  SBeife  quält" ; 
ber  2;eufet  ioirb  bann  fogleid^  ben  SJJenfc^en  ouf  bie  gewol^nte 
SSeife  quälen  (8.  316).  S)er  %oräift  befeiite  bem  Teufel,  ta^  er 
ben  SSefeffenen  p  gü|en  be§  ©jor^iften  fnieen  mad^e  (@.  333). 
^egen  unb  QaüUxtx  foßen  üor  ber  ?5oIterung  am  ganzen  Körper, 
audEi  an  ben  getieimften  ^^eiten  gefc^oren  merben,  bamit  fie  nicEit 
in  ben  Ceffnungen  be§  ^ör^3er§  (corporis  foraminibus!)  ober  unter 
ben  |)aaren  ^oubermittel  üerbergen  !önnen;  bamit  fie  !etne  ^ttuber- 
falbe  anmenben  fönnen,  ift  e§  gut,  fie  in  ^ei^em  Sßaffer  ju  baben 
(3.  343).  diejenigen,  bie  fid^  gefc^lerf)tlic^  mit  bem  ^^eufel  ob' 
geben,  merben  fe£)r  fd^ujer  üon  ifim  befreit  (©.  361).  S)er  2^eufel 
fä^rt  aud^  in  ^f)iere,  fo  in  ^ferbe,  ta^  fie  nidE)t  üormärt^  gelten, 
in  ^unbe,  ba§  fie  nic^t  bellen,  in  Dd^fen,  ba§  fie  nicfit  ^ftügen 
lönnen  (S.  401).  ©olcfie  %^kxi  finb  mit  SBeil^maffer  ^u  befprengen, 
ebenfo  i^re   Stätte,   i[)r  gutter  u.  f.  lu.    (8.  404).     2(udf)  |)äufer 


II.  Ser  Jeufef.  235 

toerben  bom  Teufel  in  f^orm  öon  ©eipenftern  (jelmgefuc^t  (S.  405  . 
®ie  Xeufel  Bringen  SEürmer,  $IRäu)e,  öeufc^recfen  ^eroor,  um  ben 
gelbern  ju  fc^aben  (@.  411). 

8.  Sojepl^  tjon  ®örre§. 

Sofep^  öon  ®örre§  Bilbet  einen  ^ö^cpnnit  beutf(^= ultra» 
montaner  SBiffenfd^aft.  Sein  2ob  ift  in  aller  DJJunb.  2:te  ange= 
fe^enfte  fat^olifcfie  ©elefirten-SSereinigung  2)eutfc^{anb§,  an  beren 
(Spi|e  ber  2Ründ^ener  ^rofeffor  unb  3cntrumga6georbnete  ^^rei* 
^err  öon  ^ertling  fte^t,  trägt  ben  Spanien:  „ö5örre§''(SefeII* 
jc^oft  äur  Pflege  ber  SBiffenfc^aft  im  fatf)oIifcf)en  ©euti'd^Ianb". 

®örre§  tüar  orbentüdier  ^rofeffor  ber  ®efii)ic^te  an  ber  ^oä)- 
fc^ule  oon  SD^ünd^en.  Sein  ^aupttuerf  ift  „S;ie  c^riftüd}e 
Tlt)]t\t"  in  üier  ftarfen  S3änben. 

SBo|no§  greife  id^  einige  ©teilen  l^erauS: 

„2^ie  ^oitergeifter  unb  ^oBoIbe.  Ta  bie  5(eu|erungen  biefer 
©eifter  etroa^  UnbeftimmteS,  (Seltfameä,  Gigenfinntge§  unb  Sär» 
menbe§  an  fic|  t)atten,  fo  ^t  man  bie»  i^r  Xtjun  mit  bem 
S^amen  be§  Stufen»,  fie  felbft  aber  mit  bem  9lamen  ber  (Spuf= 
unb  ^oltergeifter  bejeic^net  ....  Um  audE)  t)ier  ber  Unterfucf)ung 
eine  fi(^ere  ©runblage  5U  unterftelten,  auf  bie  fic^  mit 
SSerla^  fortbauen  läßt,  tt)eilen  mir  eine  golge  üon  @r* 
fctieinungen  ber  5(rt  mit,  bie  bor  nic^t  langer  Qdt  ficf)  ereignet 
l^aben,  unb  bie  glücflic^ertneife  einen  unbefangenen,  aufmerffamen, 
!^inreid§enb  unterri^teten  SSeobad^ter  gefunben,  beffen  3£i^9^^B  ^^^ 
bur^au§  glaubmürbig  unb  unoermerflid^  erfc^einen  mu^.  ®er 
©c^aupla^  biefer  ©reigniffe  mar  ber  fogenannte  9)?üncE)f)of ,  eine 
©tunbe  bon  SSoit§berg,  brei  Stunben  bon  ©raj.  ®er  Seobac^ter, 
S-  bon  2Ifc^auer,  ift  ein  in  ber  ^f)t)fif  unb  SJiatljematif  bor^ügüd^  er« 
fa^rener  SDknn,  unb  ba{)er  aucf)  a(5  2et)rer  ber  tecfmifc^en  SKatfie- 
matif  am  ^o^nnäum  in  ©raj  angefteüt"  (III,  355.  359). 
(Sorre§  erjä^It  bann,  auf  ac^t  Seiten,  mie  in  bem  genannten 
SJiünc^^of  bon  ©eiftern  Steine,  2;ifc^e,  Stühle,  Sd^üffeln,  furg  ber 
gefammte  öauSrat^  um^ergefcE)Ieubert  mürben  unb  jmar  „in  ganj 
uncrflärlid^er  SBeife  aufmärt«,  in  äurücfgefc^Iagener  frummer  Sinie" 
(lU,  361).     jJ^iefe  „jurüdgefd^Iagene  frumme  Sinie"  beranfcf)aulid§t 


236  3wetteg  58u(^.    ^apftf^um  unb  Stberglaube. 

@örre§  an  einer  ntat^ematifd^en  3eicE)i^iing  (!).  „©§  war  alfo 
eine  geiftig  aufmerfenbe  unb  oerneI)menbe  5t£)ätig!eit,  bie  ^icr  h)ir!» 
fam  getrefen.  G§  ift  a6er  aucf)  eine  folc^e,  bie  moralifcfier  S[Rotiöe 
fällig  ift;  felbft  reügiöfe  S3ett>eggrünbe  jinb  nid^t  of)ne  (5influ§  auf 
i^r  S^reiben  geblieben;  benn  n)ä{)renb  [ie  otIe§  S3etüegüd^e  im 
§ouje  gum  ©piele  i^re§  9Jiut{)n)iIIen§  gemacht,  I)at  fic  fid^  bocE)  ge« 
■^ütet,  on  ia^  aufgeftettte  ^rujifig  gu  rühren,  ob  fie  gleid^  bie 
Seuc^ter  gu  beiben  Seiten  weggetüorfen.  Sft  i>cnt  aber  alfo,  bann 
finb  entföeber  unfi(f)tbare,  unkibüc^e  ©eifter,  ober  hjenn  leiblid^e 
9}?enf(f)en,  bann  foI(^e,  bie  fid^  unfic^tbar  machen  !önnen,  babei 
tüirffam  geföefen,  waS  beibe§  ben  ntagifc^en  Gebieten  ange!§ört. 
SDa§  5Itte§  ift  unabraei§ti(f)e  Folgerung  au§  unleugbaren  SSorber- 
fä^en,  unb  fo  mit  einem  grünblicf)  |)!§iIofop^ifd]en  SSerfaf)ren  hio^I- 
gemä^"  (III,  369.  370).  „@ro^  föar  gleic^eriüeife  ba§  Getümmel, 
ba§  ber  ©pufgeift  gegen  (£nbe  be»  ^a^xt§i  1746  in  ber  Sabi)arti= 
fdE)en  S5ud^brucferei  in  Sonftonj  angerichtet.  S)ie  ^ad)^  t)at  mit 
einem  (Seufzen  in  einer  (Sc!e  ber  ©e^erei  begonnen.  SJian  bat  bie 
^ajjuginer,  ben  ®ei[t  jn  befd)tt)ören,  ha^^  gefc^af),  unb  e§  ftiurbc 
nun  brei  Stage  lang  nic^t»  meljr  öernommen"  u.  f.  tu.  (III,  402). 
„Sn  anberen  f^öllen  ift  e§  ouf  Hemmung  unb  |)inberung  im  gort- 
fc^ritte  gum  33 efferlü erben  abgefel)en;  unb  im  58er:§ältniffe,  tt)ie 
biefer  Stvid  nntierfennbarer  jic^  offenbart,  tritt  ha§  ^ämonif(^e 
nactter  unb  entfd^iebener  ^erüor.  2Bir  fteden  t)ier  eine  5(n§at)t  ber  auf= 
faüenbften  biefer  S^orfommniffe  sufammen.  'äU  DIit)eriu§  SJiana- 
räu§  ^eg  ift  berfelbe  ^efuit,  ber  ^a^  S9udE)  SS^elrio'S  mit  ber  Crben»» 
genfur  üerfetjen  ()at  üergl.  S.  442]  9teftor  be§  §aufe§  ber  ©efeü- 
fi^aft  Sßfu  ii^  Soretto  )xiax,  würbe  ba§felbe  üielfältig  üon  (£r=  1 
fcfieinungen  angef ödsten,  über  bie  er  gofgenbe»  beponirte:  ^uerft  fei 
einem  ÜioOisen  ein  dJloijx  in  grünem  ©ewanbe  erfc^ienen  unb  ^aht 
i|n  §ur  5lbtrünnigteit  jn  öerteiten  gefud^t.  Sismeilen  t)abe  e§  ton 
ber  ®ccfe  ttjie  bo§  Spinnen  eine§  fcEilafenben  .^ater§  gefd^nurrt" 
(III,  420).  „2öir  föät)Ien  al§  S3eifpief  einen  gatt,  ber  has,  ^eugni^ 
eine»  Drben§  für  fidj  t)at,  ben  fein  ©rünber,  nadibem  er  felbft 
ben  m^ftifd^en  2Beg  burc^fdiritten,  in'§  tl^ätige  Seben  gurüdfel^renb, 
{)auptfäd)Itd^  für  ba^felbe  beftimmt,  unb  ber  nun,  eingel^enb  in  ben 
©eift  unb  bie  ßJefinnung  be§  Stifters,  jenen  ßiebieten  immer  mit 
tiorfic^tiger  Sdieu  genagt  [SDelrio!]  unb  nid)t  leidet  trügerifc^em 


IL   Ter  Seufel.  237 

(Scheine  itad^gebenb,  nur  burd)  bie  Goibenj  ber  Sfiatfac^en  fid^  bc= 
ftimmen  laffen:  ber  Sefuiten  nämlid^.  SRatt^ia§  Banner,  biefem 
£)rben  angefiörig,  berichtet,  tna»  fic^  mit  ^o^ann  bei  Saftillo 
3«getragen:  er  getDa^rte,  irie  ganje  ^Rotten  bö[er  ©elfter  in  fein 
3tmmer  einbradien,  bie  gewaltigen  2ärm  unb  Xumult  öoüfüfirten, 
unter  großem  grofjlocfen  ifin  umringten  unb  i^n  auf'§  aüerfiärtefte 
tiebrängten"  KI,  435).  „Sft  I)ier  2l[Ie§  ernften  tragifc^en  @c^rttte§ 
feinen  ®ang  !^ingefd^ritten,  bann  ftnb  aud^  anbere  gäüe  aufgetaudit, 
njo  e§  leichter  zugegangen  unb  bamit  anä)  toieber  ber-  loBoIbartige 
e()arafter  burcfigefcfilagen  ift"  (UI,  460). 

„jDer  5ßertrag  mit  bem  Seufel  ift  ber  i^ertrag,  ben  bie 
9tec§t§funbigen  ben  unbenannten  nennen :  do  ut  des,  facio  nt  facias. 
^ur  Slbfd^Iie^ung  ift  !eine§tt)eg§  nöt^ig,  ba^  Beibe  2;^ei(e  in  Sid^t» 
Barfeit  fid^  einanber  gegenüberfte^en;  bie  Stngelegenl^eit  fann  aud§ 
fdirifttic^  öerf)anbe(t  Werben "  III,  704",  5tu§  ben  S3eric§ten  be» 
SefuitenfoUegiumS  in  SJJoISfieim  (Gloria  posthuma  S.  Ignatii 
Loyolae  VU,  274)  fü^rt  @5örre§  folgenbe  „1f)atfad^en"  an: 
2Jiic£)aeI  ©d^rantm  ftubiert  in  SBürgburg:  er  öerfc^reibt  fic^  mit 
feinem  eigenen  93tut  bem  Xeufet,  ber  if)m  in  ©eftalt  eine»  Süng« 
Iing§  erfc^eint.  SD  er  Seufet  giebt  i^m  eine  SBur^el,  mit  ber  er  alle 
©d^Iijffer  aufmad^en  unb  alle  (Sd^ä^e  in  ber  ©rbe  entberfen  fann. 
®c|(ie^Iid^  getjt  dJlidjazi  in  fidE)  unb  miß  fic^  bei  ttn  ^efuiten 
in  SDJolS^eim  befef)ren;  üor  allem  tüiü  er  feinen  SSertrag  mit  bem 
2;eufel  jurücf  ^aben.  2(m  13.  Januar  1613  lieft  ber  Sefuiten* 
9teftor  bie  SJieffe  für  if)n.  S^a  faß  2Jtic^ae(  an  ber  redeten  Seite 
be§  2(Itar§  ben  2;eufel,  toie  biefer  if)m  bie  35erfd^reibung  geigte,  fie 
^inhjorf  unb  bann  öerfc^manb.  9kd§  ber  HJJeffe  fanb  man  ben 
mit  58Iut  gefd^riebenen  SSertrag  unter  bem  obern  Slltartucö  (III,  719). 
ÜJiidEiael  Sublüig  biente  am  |)ofe  be§  ^erjogS  öon  Sot^ringen. 
Um  ®elb  gum  (Spielen  gu  erfjalten,  üerfc^rieb  er  fid^  in  ghjei  SSer* 
fi^reibungen  mit  feinem  Shite  bem  Teufel.  Sieben  ^a^n  lang 
fottte  er  int  Ueberflu^  leben  ftjnnen,  bann  foHte  er  bem  S^eufel 
gan§  anf)eimfatten.  ©egen  @nbe  be§  ^^it^^""^^  überfiel  il)n  bie 
Slngft.  ®r  ging  gleid^fallS  ju  ben  ^efuiten  nad^  9JJoI§t)eim,  um 
fic^  5U  befef)ren.  S)ort  f)otte  er  üom  Teufel,  ber  i()m  in  ©eftalt 
eine§  fcfiwarjen  ßöwenS  erfc^ien,  gurd)tbare»  auögufte^en.  2(m  12. 
Dftober   1612    wä^renb    ber    9)?effe    bei    Sefuiten-SteftorS    fo^ 


238  3roeite§  33uc^.    ^apftt{)um  iinb  2tbergtaube. 

9}iic§ael  ^u  Reiben  (Seiten  be§  Slltarä  jlüei  ßi^g^nBörfe  auf  ben 
|)tnterbeinen  aufgeridötet ;  gtüifi^en  ben  S^orberbeinen  f)ielten  fte  bic 
SSerfdireibungen.  9kd)  ber  9}?effe  fanb  man  bie  eine  SSerfctireibung 
am  93Dben  liegen.  G§  galt  je^t,  aud^  bie  jireite  bem  Sieufel  ab* 
annehmen,  ©ebete  unb  SSupübungen  iDurben  öerbo^|)eIt.  S)a  er* 
fd^ien  :plö|li^  luäiirenb  folc^er  2(nbaif)t§übungen  ein  jc^rtarjer  ©tord^, 
ber  bie  SSerfc^reibung  im  3c§nabel  t)iett  unb  jie,  aU  hk  ©ebetc 
mit  Snbrunft  fortgefe^t  würben,  glei(f)fam  lüiber  SBiUen  fallen  Iie§ 
(III,  723ff.;. 

S)er  üierte  ^anb,  in  smel  51bt^eilungen,  ^ufammen  1075  ©eiten 
ftarf,  ift  ganj  ber  „bämonifcEien  2}?t)ftif"  geh)ibmet.  (Sinige§  au§ 
bem  Sn^altgberjeid^ni^:  „S)ie  Sefeffenf)eit.  Sie  Sejie^ungen  ber  bämo* 
nifd^en  SSelt  im  allgemeinen  gu  ben  gemifd^ten  Staturen.  ®ie  Um» 
feffen^eit  aU  ia§  erfte  ©tabium  ber  S3efeffen^eit.  S;ie  Umfeffen'Eieit 
burd)  bie  ßobolbe.  ^äufige§  Sßor!ommen  fold^er  ©rfd^einungen  in 
ßlöftern.  ©etbft  ganje  S5öl!er  n:)erben  üon  fold^en  Slnfätten  ergriffen. 
SSeranlaffenbe  Urfad^en  §um  Slu^bruc^e  ber  Sefeffenl^eit  üon  (Seite 
beä  Sefeffenen.  S;ie  Temperamente.  S)a§  melantfiolifd^e  unb 
döolerifc^e  Semperoment  befonberS  günftig  für  bämonifc^e  Sefeffen« 
l^eit.  9^ein  |3l}t)fifd^e  äußere  ^otenjen  fönnen,  Wie  fie  (Sfftofctt  bc« 
rtirfen,  ebenfo  bämonifct^e  ßTgriffenI)eiten  ^erüorrufen.  beifüge 
ß-inttiirfungen  al§  ßöfer  unb  Qtvit^tv.  5(ucE)  ein  Sd^erj  fann  S3e* 
feffenl^eit  l^erborrufen.  S;ie  Qaf)l  ber  einrao^nenben  S)ämonen. 
25erönberungen  in  ber  Gnergie  be§  33elüegung»ft)ftem§  burd^  bie 
93efeffenl^eit.  Oualitotitje  SSeränberungen  in  ben  S3en)egung§ft)ftemen. 
Umfe^^r  ber  @runbüeri)äüni[fe  ber  31idf)tungen  üon  Dben  nnc^ 
Unten  hnxd)  bie  Sßeränberung  im  Sd^merpunÜ  üeranla^t.  2tuc^ 
an  ben  33erl}ältniffen  üon  9^ec^t§  unb  2'mU,  bon  $8orn  unb  öinten 
Jüirb  burc^  bie  58e|effent)eit  eine  SSeränberung  bemerlbar.  SDa§ 
bämonifd^e  fliegen.  SDic  (Gegenprobe  für  bie  Teilung  üon  ber 
S3eieffen^eit.  ^(eu^erlid^  üernel^mlid^e  ^ei^en  ber  2(u§fa!^rt  ber 
Xeufel:  SBinbe,  33Ii^e,  ©etöfe,  21uglöf(f)en  ber  Sid)ter,  äuweilen  ber 
Schall  eine§  ®Iödd^en§.  Biift^i^^  ^^^^  S3efreiten  im  3(ugenblide 
nad§  ber  ^Befreiung.  9b(^fron!^eiten  treten  auf.  SDie  SJ^al^eid^en 
ber  ^e^-en  unb  $ej:enmänner :  üeine  unempfinblic^e  Stellen  an  ber 
Dberftädfie  be§  Äörper§.  SDer  (Sabbatf)  aU  Drgie  unb  ©elag  ber 
Sauberer  unb  ^e^en.    S)ie  ^ejenmai^Ijeiten  unb  S3ef^affent)eit  ber 


II.  Ser  leufel.  239 

©^jeifen  unb  ©ctränfe  ouf  bem  |)ejenfab6at^.  SDer  ®efc^Ie^t§trieb 
unb  beffenSöefriebigung  auf  bem^egcnfabbat^.  S)ie  ^egeulJltjfiognoniie 
unb  ber  ^ej-engeftanf.  Sie  ^ejenau^fatirt.  öeerben  auf  beut 
©abbat^  öon  Kröten  gebitbet.  2lu§fagen  über  bie  üerfd^iebenen 
©eftalten  be§  @atan§.  2)ie  ^ulbigung  bem  Steufel  bargebracöt 
unb  ber  Steigen  um  i§n  fier.  Xer  3eu9it5^9^ti'*^e6  alg  2(n!nüpfung 
bämonifd^er  ^Rapporte.  ®er  ^ncubu§  unb  ber  Succubu§.  2)a» 
Hebel  befonberS  in  9JonnenfIöftern.  Sie  ^atingeuefie  be§  bämoni- 
firten  Seben§  naä)  Stufen  ^in.     S)ie  2BoIf»menfd^eu." 

S)iefer  Sti^attlangabe  entfpricEit  ber  2;e£t:  „®l  ge^t  eine  ftetige 
Kontinuität  burd^  aße  9ieid§e  beg  ©ef^affenen.  Sebe§  ftef)t  mit 
Sebem  in  SSerbinbung  unb  einigt  fic^  mit  it)m,  ift  ein  S5anb  bor« 
f)anben,  ha^  fie  unter  fid^  üerbinbet.  Sft  ba'^er  ber  3J?enfd^  in 
fetner  au§  Sltlcm  ^ufammengefe^ten  ^erfönlidfifeit  and)  not^iuenbig 
mit  2lIIem  in  SSerfe^r,  bann  ift  ein  fold^er  i§m  aud^  mit  ber 
bämonifc^en  Söelt  aufget^an,  unb  t>a§  33öfe,  ha^  in  i§m  ift,  bilbet 
at§bann  hav  $8anb,  ba»  mit  berfetben  if)n  üerfnüpft.  '^k  3Ser^ 
binbung  !ann  aber  in  §tt)iefac§er  5(rt  gebunben  Werben:  entlueber 
bie  ^nitiatioe  ge^t  üom  2)Jenfc^en  au§,  er  fuc^t  bie  9}^ä(^te  jener 
SBelt  an  fid^  ju  giel^en,  unb  gebraud^t  fid^  (!)  be»  iJ)m  angeftammten 
SBöfen,  um  fie  ficEi  bamit  5U  gewinnen;  er  nimmt  alfo  freiraillig 
it)re  ßnecf)tfc^aft  auf  fid^,  unb  bamit  bereitet  fid)  ba§  gan^e  Qanhtv-' 
wefen.  Ober  umge!ef)rt,  bie  ^nitiatiüe  nimmt  i^ren  Urfprung  üon 
jenen  SKäc^ten ;  fie  erfe^en  fid^  ben  iOJenfcEien  oI§  i^re  S3eute.  S5?ic 
ber  $8Ii^  einfc^Iägt  in  ben  Seiter,  fo  fc^Iagen  fie  ein  in  bie  i^nen 
geöffnete  9Jatur.    2tIfo  begiebt  e§  fid^  in  ber  «efeff  en^eit"  (IVi,  3). 

„%i§  ein  DrbenSbruber  in  Bologna  üor  bem  21^Itar  bie  Komplet 
betete,  würbe  er  beim  gu^  gefaxt  unb  in  bie  Tlith  ber  Kird^e  ge- 
bogen. 2(I§  er  fd^rie,  liefen  me^r  aU  brei^ig  Vorüber  jufammen. 
©ie  befprengten  it)n  mit  SBeiljWaffer,  aber  \)a§  ^alf  nidf)t.  Tlit 
üieler  Tlnf)t  Würbe  er  enblid^  üor  ben  Stltar  be§  'i).  9^ifoIau§  ge- 
brad^t,  bort  beicf)tete  er  eine  üerfc^wiegene  Sünbe  unb  würbe  nun 
befreit"  (IV  a,  15).  Unmittelbar  barauf  wirb  er§ä^It,  wie  ein 
Seufel,  unter  ber  Öieftalt  eine§  ^ünglingS,  ein  ehrbare»  SJJäbd^en 
»erführen  wollte.  S^ou  i^r  erfannt  unb  abgewiefen,  fing  er  an, 
ben  greulid^ften  Unfug  ju  üerüben:  „Kot^  unb  jerbrodfiene  ^opfc 
öott  SJJift  go§  er  über  bie  ^iifawntenraufenben  au§.     ßinige  fagten 


240  gn^ettel  a3ud^.    5pat)ftt^um  unb  2{berglaube. 

5U  t^m:  ^ennft  S)u  tüo^l  au6)  ba§  ©eBet  be§  |)errn?  ^U  er  er= 
tülberte,  er  fenne  e§  toof)!,  forberte  man  i^n  auf,  e§  l^erjufagen, 
unb  er  begann  nun:  Pater  noster.  qui  es  in  coelis,  nomen  tuum, 
fiat  voluntas  et  in  terra.  9kc^bem  er  fo  öiele  Ueberfpringungen 
unb  Sarbarilmen  gemacht,  fagte  er  lod^enb  (!):  fo  ^jflegt  S^r 
Saien  @uer  öebet  ju  üerrtcfiten.  S3efragt,  tüaium  er  eine  fo 
fieifere  Stimme  f)abe,  erloiberte  er:  föeil  i^  immer  brenne.  2)a§ 
SD^äbc^en  fagte  aud^ :  fo  oft  er  gu  mir  fommt,  trägt  er  Sorge,  \ia^ 
id)  feinen  S^tücfen  nidfit  fe^e.  Um  bie  Urfacfie  befragt,  erföiberte  er : 
fo  oft  wir  ©elfter  iOJenfc^enförper  anneijmen,  J)aBen  wir  bod^  feinen 
üxücfen."  @örre§  niacEit  boju  bie  geteerte  Slnmerfung:  „8onberbar 
ift  ber  Umftanb,  ba^  bie  böfen  ©eifter  nur  eine  SSorberfeite  unb 
feine  f)intere  I^aben  fotten,  ujie  9Jiofe§  @ott  umgefel)rt  nur  oon  ber 
9tücffeite  gefe^en.  ©^  fi^eint  mit  ber  eigentpmiicfien  Dptif  eine§ 
getüiffen  @rabe§  ber  untern  SSifion  jufammen  gu  Rängen,  ba  bie 
2)inge  fid^  nur  materifc^  projigiren"  (IVa,  16 — 18  !  2Iu§  einem, 
äur  S^er^errlic^ung  be§  Stifter^  be§  3efuitenorben§  gefd^riebenen 
93u(^:  Gloria  s.  Ignatii  posthuma,  entnimmt  @örre§  folgenbe 
„^fjatfad^e" :  „Sn  SJlutina  in  ber  Öombarbei  lebten  öier  Sc^tüeftern, 
iung,  ebet,  ehrbar  unb  fd^on  gur  ajJannbarfeit  erraadifen.  5itte 
maren  eine  gan^e  9teif)e  oon  S^^^en  Ijinburc^  auf»  erbärmlidfiftc 
oon  ben  unreinen  ©eiftern  ongefod£)ten.  ^ie  Kleiber  würben  t^nen 
jerfd^nitten,  bie  §aare  auSeinanbergeriffen,  ber  Seib  oerrtjunbet. 
CbgleidE)  tiz  Mti^x^aijl  oon  if)nen  ©ott  ^ungfraufcfiaft  gelobt,  ent- 
brannten fie  bod^  immer  in  unbänbiger  Suft.  (Sie  fuc^ten  |)ülfe 
bei  ber  Sircfie,  ©ebete,  0|)fer,  SBeil^njoff er,  ^Reliquien, 
®£or§i§men,  2lHe§  lourbe  ongewenbet,  unb  StlleS  umfonft. 
©nblid^  erhielten  fie  burc^  33ermittlung  be§  "ij.  ^gnatiuS 
33efreiung"  (IV a,  69.  70). 

lieber  „bie  Sa^t  ber  einnjoljnenben  SDämonen"  fc^reibt 
©örre§:  „Sieben  ber  etnfad^en  SSerbinbung  fommt  aucC)  bie  9Jief)rjat)t 
nid^t  feiten  öor.  Sntmeber  e§  gefeilt  fic^  jum  intenfioen  giapporte 
bie  numerifd^e  Sinl^eit  bc§  bämonifd^en  9teic^e§  mit  ber  gleicfien 
©in'^eit  be§  gemif^ten,  ein  9Jlenfc^  wirb  üon  einer  bämonifc^en 
SJJad^t  befeffen;  ober  e§  gattet  unb  oerbinbet  fic§  eine  geiftige  ©e^ 
noff enf cl)aft  üieler  ^nbioibuen  au§  jenen  bämontfdlien  Sfieic^en 
einem  Sttbioibuum  be»   gemifcf)ten,  "i^a^  innere   ober  äußere  SlffO' 


II.  SJer  Teufel.  241 

nanjen  in  bie  ©p^rc  t^rer  Stnjiel^ungen  unb  Si^mpat^ten  l^inein^ 
geführt.  STonn  tft  ber  3J?enfd§  üon  einer  Segion  fcefeffen,  unb  bic 
3a^I  nti^t  fi^  bann  nad)  ber  ©runbformel  be§  ®efe|e§,  ba»  in 
btefer  @enoffenfd)oft  ^errfd^enb  i[t.  Cber  eine  fol^e  @enoffen= 
jdiaft  ber  ^öfiereti  @pf)äre,  ober  and)  ein  ^nbiötbuum  binbet  fic^ 
an  eine  ® enoffenfd^aft  ber  tieferen,  an  eine  fold^e,  bie  in  trgenb 
einem  ^rinjipe  gejett[c|aftlic^er  SSerbinbung  ju  einem  GJanjen  öer= 
bunben  ift"  (IV=*,  125).  3Iu§  ber  ©efd^ic^te  einer  ^^efeffenen: 
„®a§  SOßeib  mit  aufgeriffenem  9J?unbe,  mit  aufgeblafenen  DMftern, 
feurigen  Slugen  f^}ie  eine  ^aiht  SSiertelftunbe  aneinanber  jCämonen 
au§.  5)0^  fie  eine  SSiertelftnnbe  lang  '!IeufeI  au§gef|)ieen,  mu^  f^m* 
bolifc^  genommen  werben.  S:enn  bie  Befreiung  ift  in  einem  anbern 
9ieid&e  Oor  fid^  gegangen,  unb  ber  Körper  l^at  nur  bie  leibliche 
©eberbe  ju  "Otm  unfid^tbaren  SSorgang  gemad^t.  ®a§  oftmalige 
Stnfc^en  biefer  Pantomime  foH  jur  33eftätigung  ber  5(ngabe  oon 
ber  SSiel^eit  ber  unmittelbar  anwefenben  ©eifter  bienen.  (Sin  Sßkib 
in  ben  Sf^ieberlanben  njurbe  öon  gftjei  Teufeln  befreit.  S3ertga 
S^latona  in  ®enua  tüax  oon  brei  S^ämonen  befeffen.  ^at^arina 
©omnoata  mar  üon  fie  ben  böfen  ©eiftern  befeffen.  ^n  einer 
SSefeffenen  in  ^^ranfreic^  moJ)nen  acfit  Dämonen;  oier  ge|en  jum 
3eic^en  it)rer  5(u§fa^rt  in  eine  ©rgmünje,  einer  fäl^rt  in  einen 
Knäuel  $aare,  "s^cn  bie  Sefeffene  oon  fic^  gegeben;  ber  fed^ste  ge£)t 
»Die  ein  Xam^)f  mit  ,§eftig!eit  an§'  i^rem  9J?unbe  au§,  mie  au§ 
einem  Dfen;  bie  beiben  Ie|ten  fuliren  au§,  aU  fie  jur  (Srbe 
ftürjte.  (Sin  9J?ann  in  ^erufin  mirb  oon  gioölf  Tämonen  befreit, 
©in  SKann  au§  Saftro  mar  oon  fiebenje^n  Dämonen  befeffen. 
S3art^olomäu§  oon  SSoHotta  ift  oon  od^tunbjwanäig  ©eiftcrn 
befeffen.  ©ine  Srau  oon  Striminium  mar  oon  brei^ig  STämonen 
befeffen.  ^etruS  Sominici  mar  üon  fiebenunboierjig  Tämonen 
befeffen.  ^aula  oon  Kart^iano  ift  üon  breitauf enb  Dämonen 
befeffen.  SSiele  2aufenb  merben  oft  angegeben.  400,000  in  runber 
3alilbeiber  ßlifabet^  2tnbreä.  ©eiber  5tnna  8c^ulterbäuerin 
in  SSien  foöen  e§  12,652  gemefen  fein,  bie  rottenmeife  ausfuhren, 
©rlüägt  man  ade  Umftänbe,  bann  ergiebt  fid^,  ba^  fein  fit^erer 
SSerlafe  ift  auf  alle  biefe  Slngaben,  meti  fie  oom  9J?unbe  ber  2üge 
i^ren  SIu§gang  neJimen.  S;ie  (55eifterftimmen  nennen  ^amtn  ^er 
ganj  nad^  SBo^Igefatten.     ^ie  oerfd^iebenen  ^^öne,  Saute,  bie  au§ 

0.  §oenö6roecf),  '4?apftf)um.   I.  16 


242  SiTeite^  S3uc^.    ^apfttfjum  unb  5t5erg(aube. 

berfelben  ße^te  fommen,  unb  ha^  innere  ©etümmel,  ttiie  öon  einem 
großen  §eere,  mögen  gleid^fattl  nic|t  ju  einem  entfc^eibenben  ©e* 
tüeijc  bienen.  S)al  rucftt)eife  SSoranjc^reiten  in  ber  ^Befreiung  ift 
gleicf)fall§  nid^t  ent|(^eibenb,  benn  e»  fann  allerbingS  in  einer 
quantitatioen  9}^ef)r^eit  ber  ^(uggetriebenen  feinen  Urfprung  nehmen; 
e§  fann  aber  and)  non  einem  quatitatiöen  atlmä£)ligen  t^ortfc^rittc 
ber  ^rife  {)errüf)ren.  (5tma§  triftiger  erfd^einen  bie  öetoeife,  bie 
fid^  auf  ben  (S£oräi§mu§  grünben,  föenn  barin  nämlid^  ben  Sd^ei» 
benben  aufgelegt  toirb,  jebeSmal  ein  ^eic^ci^  ^^^^^  Slusfal^rt  an^u^ 
geben"   (IV^  124—132). 

„5Bir  tiaben  "oa^  Slügemeinfte  über  bie  $8efeffen^eit  unb  über 
bie  SDZobalität  if)re»  Eintritt»  big^er  üer^anbelt;  je|t,  mo  mx  jur 
©^mptomatif  übergeben,  muffen  toir  berfelben  eine  nähere  Unter» 
fuc^ung  über  bie  beftimmtere  grage  üorauSfenben:  rto  unb  in 
n}eld^e  ^Regionen  ber  ^erfönlid^teit  unb  in  meiere  @t)fteme  be§ 
2eben§  gefdjiefit  ber  Sinfd)lag  ber  böfen  SJtac^t,  unb  mit  unb 
burrf)  wellte  Prüfte  fc^Iie^t  fic^  bie  SSerbinbung?"  (IV%  138.) 

„5(naftafta  öom  Sd^toffe  Bologna  ift  in  fteter  ©efa'^r,  erföürgt 
gu  »erben,  "Qa  ber  Xämon  fie  immer  bei  ber  ß'eiile  fa^t.  2)er 
2lbt  lä^t  i^r  ben  ^aU  mit  ber  ©tola  'priefterlid^eS  Stbjeid^en)  um= 
tüinben.  (So  oft  bie§  gefcfiie^t,  gei)t  ber  2)ämon  in  bie  unteren 
X^eile  ober  in  bie  ©ingenjeibe,  biSföeilen  in  bie  Sjtremitäten 
l^inunter;  fotüie  fie  'bie  8toIaj  tuegget^an  n)trb,  aber  in  bie  ße^te 
^urücf.  ®er  betoegüc^e  SKittetpunft  ber  ^efeffen£)eit  —  fo  lautet 
bie  „tt)iffenfd^aftlid)e"  ©rflärung  öon  ®örre§  —  mirb  :^ier  burc^ 
bie  S3ef(^tt)örung  üerrücft.  Urf|)rünglic^  f)at  er  um  bie  2Jiitte  be§ 
ft)mpatt)ifc^en  8t)ftem§,  in  jenen  knoten  erfter  Drbnung,  am  Sin» 
fange  beffelben,  einen  @i|  geljabt.  9Zun  in  ?5oIge  ber  $8e^anblung 
läuft  er  an  ber  S^erüenleitung,  bie  mit  biefem  ^unft  in  Sßerbinbung 
fte^t,  nai^  abttiärti;  balb  burdE)  ben  ©timmnerüen  in  bie  Gin^ 
gemeibe  gu  ben  cöliafifd^en  ©anglien  f)in;  bann  an  ber  StuSbreitung 
be0  f^m^iat^ifc^en  Sterben  bi§  ju  ben  ©jtremitäten  hinunter"  u.  f.  tt). 
(IV*,  204).  „2)er  SDämon  fann  eingegeffen  werben  ober  einge-- 
trunfen,  ober  aucf)  eingeat^met,  unb  bie  ber  SSerrii^tung  angef)örigen 
9cert3en,  bie  Gingetreibe  unb  Sungengeffec^te,  ^aben  atSbann  bie 
Zuleitung  gebilbet"  (IV%  205). 

„Gine   pofitiüe  2;i^otfac^e   über   üulfanifd^e  ^eftigfeit  be3 


II.  S)er  Teufel.  243 

Seufel^  finben  lüir  aufgejelc^net :  %l§>  ber  Reuige  2(per  in  ®!^a= 
Ion§  für  ©aone  wax,  \a^  er  einen  befeffenen  ^üngüng,  au§  beffen 
SRunbe,  n)ie  au»  einem  ©lü^ofen  S^njefelftanxmen  ^eröorgingen. 
21I§  ber  83efe[fene  ben  S3ifcf)of  ^erbeifommen  fai),  begann  er  §u 
ttjüt^en  unb  n)a§  if)nx  na§c  !am,  mit  ben  ^ä^nen  anjufatten. 
2)ieier  marf  fid6  furc^tlo»  i^m  mit  bcm  ^reuj  entgegen  unb  gebot 
mit  gehobener  3Rec^te,  il)m  ju  fielen.  Stber  al§  ber  Seuerbam^f 
ba§  3{ntli|  be§  ^eiligen  berührte  unb  ber  SSüt^enbe  mit  n^eit  aut= 
geriffenem  TtanU  gu  beiden  bro^te,  bezeichnete  er  ben  ^RacEien  mit 
bem  ßreujel^eirfien.  2)er  ®ämon,  bem  baburd^  auf  biefem  SBegc 
au»5uge^en  ntd^t  geftattet  toax,  ging  nun  in  einem  Saud^fluffe 
baöon.  Sctinjefelgeruc!^  ift  ein  fo  bleibenbe»  SJJerfmal  be§  Qu-- 
ftanbe§  ber  Söefeffen^eit,  bo^,  n:)enn  anbere  3^^^^^  üerfagen,  bie 
^unbigen  oft  nac^  i^m  bie  gortbauer  be§  Srgriffenfein»  ioa^x- 
nehmen"  ^IV^  219.  220).  „SBenn  ber  2;eufet  erfctieint,  ift  er  ent-- 
föeber  fd^njorj,  unfauber,  ftinfenb,  furd^tbor,  ober  botf)  njenigften§ 
erbunfelnb;  babei  ^ä^Iicfien  5tngefi(^t§,  mit  fctinabelartig  gebogener 
platter  S^iafe,  flammenben  SCugen,  fraüenben  ^änben  unb  gü^en, 
bie  Steine  ^arig,  oft  eine§  ober  ba§  anbere  taf)m"  (IV^,  27 1;. 
„2IC§  ber  ^eilige  |)ugo  einft  bie  Söfung  einer  33efeffenl^eit  eriüirfte, 
»Durben  brei  JJte^jtitien  tuie  ^öfer  auSgelüorfen.  (Sin  SBeib  giebt 
unter  bem  ©ebete  be§  ^eiligen  §ugo  ein  9ieptil,  njie  eine 
^orni^  geftaltet,  oon  fid^.  §ugo  (äfet  ba§  2|ier  öor  fid^  bringen 
unb  ing  3euer  merfen;  bal  SSeib  aber  ift  gef)eilt.  ©in  anbereä 
SBeib  gab  brei  Safer  mit  grüner  @5atte  in  ein  Srjgefä^  öon  fid^, 
fo  ha'^  man  ben  gall  ber  S^ieberftürjenben  beutlid§  prte.  9Jian  pflegt 
folc^e  (Srf^einungen  mit  berufen  auf  W  ^t)antafie  ber  2tniDefen= 
ben  unb  bie  Seid^tgläubigfeit  ber  Qtittn  absutüeifen.  Sfber  bie  be* 
gleitenben  Itmftönbe  finb  ^ier  folc^er  2trt,  ba^  man  mit  biefem 
S3erufe  §u  i^rer  ©rflärung  nid^t  ganj  au§reid^t:  ber  ^eilige  lä^t 
ta^  auögett)ürgte  ^ornifeartige  ^Reptil  oor  fid^  bringen  unb  bann 
in»  geuer  werfen;  bie  auggelnorfenen  Safer  im  anbern  f5aü 
fd^Iagen  beutlid^  berne^mbar  im  (Srggefä^e  auf,  mie  ber  Pfennig 
am  Sd^ilbe  ber  Srfiafeung  ja^Ienben  i^riefen.  ®a§  finb  plaftifd^e 
3eic^en,  bie  fid^  ni^t  megp^antafiren  laffen,  fonbcrn 
auf  einen  fontreten  33eftanb  be»  2tu§gemorf enen  beuten" 
(IV^    388).     „(Sin  9tec^tggele£)rter  in  33 er g am o   I)atte   firf)  bem 


244  ^weites  93u^.    5ßo^3ftt^um  unb  Stberglaube. 

2;eufel  üerfd^rieben;  ber  2l!t  fanb  in  einer  §ö{)Ie  be§  genuefijcEien 
©ebirgeS  ftatt,  tüo^in  er  mit  neun  anberen  Sauhixtxn  gereift  njar. 
S^ort  fanben  fie  ben  SJämon  in  meni'd^Iic^er  ®eftalt  auf  einem 
Stein  fi|enb ,  mit  einem  93ocf§bart,  |)örnern,  flauen^änbig,  ftier= 
füfiig,  mit  l^eiferer,  bünner  ober  furd^tbarer  Stimme.  Sie  ermiefen 
i^^m  i^re  (Sf)rerbietung,  inbem  fie  i^m  ben  ^intern  fügten"  (IV^  37). 

„5^a§  ^ejenj eilten  befielt  in  Üeinen,  nie  mef)r  oI§  erbfen^ 
großen  Stellen  ber  Cberflätfie  be»  ^ijr^er§,  bie  unempfinblid^  finb, 
o^ne  Seben  unb  Slut.  Sie  finb  mand^mal  an  einem  rot{)en  ober 
fdimarjen  '^itä^,  ober  einer  SSertiefung  be§  gleifc^e»  §u  erlennen. 
SSo^rt  man  fie  mit  einer  9^abel  on,  bann  folgt  raeber  Sc^mer^ 
noc|  ein  Siropfen  Slutel,  ft)a§  beibeg  runbumf)er  fogleid^  eintritt, 
^n  Sot^ringen  Ratten  ßinige  biefe  Signatur  auf  ber  Stirne,  Stnbere 
leinten  am  ^o|3fe,  an  ber  ^ruft,  auf  htm  Üiüden,  an  ben  Ruften, 
an  ben  Slugenlibern  unb  an  ben  geJjeimften  Stf)eilen  be§  £eibe§. 
Sm  S ab our  ^tte  man  mel^r  al§  3000  alfo  S3eäeid^nete  gefunben, 
worunter  eine  gro^e  Slnjall  ^inber,  bie  auf  bem  'Bahhat^)  gemefen. 
SSielen  fc^ien  e§,  all  Ratten  biefe  3ei<^ci^  ai^«^  eine  beftimmte  äußere 
f5orm:  ^rötenfu^,  §afenfufe,  Spinne,  §unb,  ^ferbe^uf.  ®a§ 
3ei(f)en,  ba§  be  SSauIj  in  Stablo  auf  bem  "Stiidtn  ^otte,  war 
nac^  bem  ^ewgniffe  be§  Unterfuc^ungsrictiterä  in  gorm  einer 
ftfltoarsen  ^a|e.  ©aufrebt)  berii^tet,  ein  eigener  2; ämon  fei  bamit 
beauftragt,  mit  ber  ^alle  be§  fleinen  3inger§  ha^^  3ei<^en  awfäU" 
brüden;  man  üerfpüre  babei  eine  Üeine  SSärme"   (IV'',  209]. 

„S3ernei)men  wir  bie  ^e^^S^iffe  ^e^  (Singemei^ten  über  bie 
§cjenfabbatf)e  ai§>  Crgie  unb  ©elage,  fo  |ören  Wir  fo  oiel 
erjö^Ien  bon  reidjen  ©elagen,  bie  fie  bort  auSgerid^tet  finben. 
Slber  e§  ift  üerbä(f)tig,  'oa'i^  in  biefen  (Belagen  fein  Salg  unb  auc^ 
burd^fjin  fein  S3rob  §u  finben  ift.  ^a§  Salj  ift  ha^  aller  gäulniß 
unb  SSerwefung  geinblid^e,  barf  mitf)in  an  ben  Speifetifc^en  be§ 
^erftörenben  nicfit  gefunben  werben.  5{nbere  S3ericf)te  ge^en  bal^in, 
bie  ^ejenfpeifen  feien  üon  2obtenaa§  zugerichtet,  ^loä)  beffer 
Werben  fold^e  Subftanäen  fidi  jum  Srozdt  eignen,  bie  irgenb  ein 
SSerbrec^en  in  biefen  giiftai^b  gebracht,  ober  beren  gra|  nur  in 
einer  wiber  bie  5Ratur  ge^enben  SSeife  gefc^e^en  fann.  3}2enfd^en  = 
fleifc^  wirb  alfo  <im  taugüd^ften  gu  folc^en  Belagen  fein.  So^ 
ein  fold^er  Kannibalismus  bie  33Iüt^e  biefer  ®elage  gebilbet,  bafür 


II.  ^er  teufet.  245 

jeugen  öiele  2lu§fagen  foldjcr,  bie  bergleic^en  beigeiro^nt  §u  ^aben 
fi(f)  gerüf)mt.  SSor§ügIid^  finb  e§  au§  leidet  Begreiflichen  ®rünben 
bie  Seid^en  ungetauft  geftorfiener  ^inber,  unb  in  i^rer  (Srmanglung 
anä)  folc^er,  bie  bie  Xaufe  erlangt  bie  aU  bie  gri3§te  Sederfpeife 
gegolten,  ^o^anna  b'SlBabie  fagte  au§,  jie  tfobt  bie  Seichen 
ntefirerer  ßinber  üerjel)ren  fe^en.  SBa§  bie  ^nod^en  Betreffe,  fo 
lege  man  fie  in  Zöp^t  bi»  gnr  folgenben  9k(f)t,  loo  man  fie  mit 
einem  fiefonberen  braute  foc^e,  ba§  fie  fo  iüeid^  tüle  ÜtüBen  mac^e" 
(IV=^,  213  ff.).  „Sol^anno  b'SCbabie  fagte  au§,  mie  fie  9J?änner  unb 
f^rauen  ol^ne  Unterfd^ieb  auf  bem  ©aBBatf)  fii^  öermifc^en  gefef)en. 
S)er  Teufel  ^abe  babei  bo§  Sofung^tnort  gegeben,  jebe  ^erfon  an 
bie  onltieifenb,  bie  ber  DZatur  unb  Sitte  am  meiften  miberftrebte: 
bie  ^odEiter  on  ben  SSater,  ben  @oI)n  an  bie  9??utter,  i)a§  S3ei(j^t' 
finb  an  ben  Söeic^toater.  ®a§  fei  if)r  felbft  unsc^Iige  9}?ale  be= 
gegnet.  ®a  ber  2lft  in  einer  ber  ^J^aturorbnung  h)iberfpredf)enben 
Söeife  ftd^  begiebt,  fo  fann  feine  natürlid^e  f^i^urfit  au§  i^m  ^eroor-- 
ge§en"  (IV^,  223).  „S^Jid^t  blo^  ber  ganje  Körper  ift  bei  ben  ^e^en 
mit  ©eftanf  infijirt,  jebe  einzelne  2tu§fonberung  ou§  ben  @c^teim= 
fönten,  ben  Spieren  u.  f.  n?.  ift  burc^  bie  gleidEie  Snfeftion  bejeic^net. 
2)em  ®eru(^e  ber  ^eiligfeit  auf  ber  guten  ©eite  ftet)t  fo^in  in  üoller 
SSa^r^eit  ber  ©eftanf  ber  Un^eiligfeit  gegenüber"  (IV^  227). 

„'^n  Sergamo  tüurbc  ein  iunger  Kaufmann  öon  einem  (Suc* 
cubu§  in  ©eftalt  eine§  überaus  fc&önen  9}?äbd^en§,  haB  er  liebte, 
geplagt.  @r  raupte  recE)t  n)of)I,  ta^  e§  feine  ^^^erefe  nid^t  fei, 
fonbern  irgenb  ein  §au§bämon;  nid^tl  beftotoeniger  nal^m  er  i|n 
in  fein  Sett  ouf.  (Sine  grau  erää^Ite,  jebe  9ladE)t  liege  ber  ^n-- 
cubu§  bei  if)r  unb  übe  mit  i^r  allerlei  Unffät^ereien"  (IV^,  429). 

Me  oier  Sänbe  ber  „3JJ^ftif"  finb  ä(}nli(^en  Sn^aWS;  unter 
ben  mcl^r  aU  1000  (Seiten  be§  2Berfe§  »werben  fid^  feine  gcbn 
©citen  gefunben  ^tt^attS  unb  feine  ^unbert  finben,  bie  nid^t  SleufeB» 
unb  ®pufgefd^idE)ten  a(§  „'Jtiatfad^en"  enttialten. 


9.  ^profeffor  S8au|. 

Dr.  S3au|,  gegenloärtig  ^rofcffor  an  ber  Stfabemie  öon 
SWünfter,  ^at  „mit  (SJene^migung  be§  bifd^öf[icfjen  DrbinariatS  öon 
fSJlain^"  §n)ei  Südfjer  über  „bie  ^ölle"   unb   „ta^^  t^egfeuer" 


246  3toeite§  33ucf).    ^a<jfttf)um  unb  Slbergloube. 

gefd^riefien.  -  ®er  Sn^It  biefer  93üd^er  bilbet  anä)  ben  ^n^alt 
feiner  ^olbjal^r  für  ^alh\a^v  get)oItenen  SSorlefungen  an  ber  gc* 
nonnten  §0(fifc^ule: 

„®a§  S3ert)u^tf ein ,  ha'^  bie  §ölle  un§  fo  nal^,  ba^  i^re  grau= 
figen  f^Iatnmen  ^art  unter  unfern  ?5ü|en  bro^enb  lobern;  tal^  ein 
näherer  ober  entfernterer  3ufammen^ang  Befte^t  jtüifd^en  bcm,  toaS 
tt)ir  an  ber  DberflödEie  Beobachten,  unb  bem,  tt)a§  bie  entfe^Iid^e 
2^iefe  birgt,  ba|  e§  ber  §öUe  @d)Ioten  finb,  bie  öor  unferen  5Iugen 
giftig  qualmen  [bie  SSuIfane];  halß  bie  Sfüefenlüogen  i^re§  elüigen 
t^euermeereg  au§  ber  ^iefe  herauf  bie  (Srbe,  bie  un§  trögt,  in 
banger  2lngft  erbittern  madjen  [bie  ®rbbeben],  ha^  2IIIe§  bürfte 
tao^i  geeignet  fein,  jenen  erfdiütternben  ©inbrucE  ni(i)t  hjenig  gu 
üerfd^ärfen.  S)ie  ^öüe,  fo  loutet  näntlic^  unfere  Xi)efe, 
bcfinbet  fid^  nic^t  in  tt)eitentlegener  f^erne,  fie  befinbet 
fid^  im  Innern  unferer  @rbe,  lüie  im  5(nf(f)IuB  ^n  bie  ^. 
(Sd^rift  SSöter  unb  ST^eoIogen  in  großer  Uebereinftimmung 
tel^ren"  (3)ie  ^öffe,  9}Jainä  1882,  @.  22).  „Ueber^au^t  ift  e§ 
allgemeine  Se^ire  ber  2;f)eoIogen,  bemerft  ber  ^efuit  ©uareg  [ber 
größte  X^eologe  be§  ^efuitenorbeng  ■ ,  ta'^  e§  üier  unterirbifd^e 
fRäume  gebe,  bie  jur  5(ufna^mc  ber  ©eelen  nad§  bem  Xobe  be= 
ftimmt  finb;  fie  l^ei^en:  ©d^oofe  3lbra{)am§,  ber  je^t  leer  fte^t 
(sinus  Abrahae  nunc  vacuus),  ba§  ^^egfeuer,  ber  2tufentl§alt§* 
ort  für  bie  mit  ber  ©rbfünbe  geftorbenen  ^inbcr  (limbus 
puerorum),  unb  bie  ^olle.  2(ud^  üom  @tonbpun!te  be§  öernünftigen 
S)en!en§  empfiehlt  fid^  unfere  2ei)re.  f^ür  ben  i)od^müt^igen  ©ünber 
geziemt  fid^  aucE)  ein  tiefer  r^aU  in  bie  enttegenfte,  bunfele  SEiefe. 
(S§  !ommt  l^inju,  ha'^  ber  Sünber  gerabe  bie  (£rbe,  bie  i^n  trug, 
entmeil^te.  Sft  e§  nii^t  billig,  hal^  anä)  bie  (Srbe  an  jenem  Städte 
netimc,  ber  fie  fd£)önbete?  Unb  fo  ift  fie  eg  felbft,  bie  it)n  oer» 
fd^Iingt:  mit  i^ren  etoigen  ?5elfenmauern  fd^Iießt  fie  i'^n  ein;  mit 
i^rer  glanimenglut^  ^ält  fie  auf  etoig  it)n  umfc^Iungen.  ®ie  3^age, 
n)ie  fic^  biefe  tiier  unterirbifd^en  S3el^ältniffe  ber  Sage  nod^  §u  eim 
anber  tier^alten,  wirb  öon  ben  Sl^eologen  in  öerfd^iebener  S33etfe 
beanttüortet.  ®a|  bie  eigentliche  ^ölle  am  tiefften,  bem  3entrum 
ber  Srbe  am  näd^ften  liege,  ober  mit  biefem  ibentifd^  fei,  tüirb 
üon  allen  2;^eoIogen  eingeröumt;  nid^t  minber,  ba§  „ber  @dE)oo§ 
5lbra^am§"  ficE)  in  ^ö^erer  unb  njürbigerer  ßage   befinbe.     SOkn 


II.  ®er  Teufel.  247 

!önnte  geneigt  fein,  ben  „$Raum  für  bie  ungetauften  ßinber"  in 
bie  unmittelbare  ^J^ä^e  ber  §öUe  gu  oerlegen.  Xennod^  öerlegen 
i^n  Oiele  X^eologen  in  einiger  Entfernung  öon  ber  |)ölle.  2)a§ 
gegfeuer  befinbet  fid^  aber  tvo^t  in  unmittelbarer  9M^e  üon  ber 
^öüe.  ^ad)  ber  5{uferfteljung  freili(fi  föirb  ba§  {^egfeuer  feine  S3e* 
tüol^ner  me()r  ^aben,  tüie  fd^on  je^t  „ber  Sd^oo^  5lbra:^am§";  beibe 
Drte  lüerben  bann  woijl  gur  eigentlichen  |)DlIe  gejogen.  ®egen 
bie  2lnnaf)me,  ha^  in  einem  ^l^eile  be§  ©rbinnern  geuer  fei,  fann 
bie  moberne  Söiffenfc^aft  feinen  SBiberfpruc^  erl^eben,  unb  fie  tf)ut 
e§  aud)  t^atfäc^Iid;  nic^t"  (6.  25  ff.).  „SSom  Stanb^Dunft  ber 
9^aturtt)iffenfd6aft  au»  lä^t  fic^  annehmen,  ba^  "oa^  |)öt[enfeuer 
burd^  ett)igen  Kreislauf  gen)iffer  d^emifc^er  ^rojeffe  oerurfad^t  tt)irb, 
inbem  fraft  göttlicher  ßinridjtung  d^emifd^e  Sßerbinbungen  gettiiffer 
unterirbifd^er  SJJaterien  mit  bem  Sauerftoff  unb  anberen  Olafen 
entfte^en  unb  lüieberum  tiergeJien.  Slud^  bürfte  nid§t§  im  SBegc 
fielen,  bo§  ^öUenfeuer  einfad^  al§  ein  ®a§,  öietteidfit  aU  ein  ®e= 
menge  üerfctiiebener  @afe  un§  oorgufteüen,  bie  o^ne  begleitenben 
d^emifd^en  ^ro^e^,  burd^  @otte»  9JJacf)t  in  ben  3uftanb  ewiger 
®Iut£)  Oerfe^t  finb.  SSie  bem  aucE)  fei,  bo§  geuer  ber  §ö(Ie  ift 
ein  materielle^  fjeuer,  burd)  ©otte»  §auc^  entjünbet.  Xiefe  Se^re 
erflärt  ber  ^efuit  ^errone  für  fo  geiüi^,  ba^  fie  nid)t  o^ne 
Sßern)egen^eit  be5tt)eifelt  tcerben  fann"  (@.  107  ff.).  „SDie  2tn= 
na^me  ift  burd^au§  nic|t  uniüa^rfd^einlii^,  ba^  einzelnen  Ijerüor« 
ragenben  S^eufeln  ein  U)eitere»  5(rbeit§felb  gegeben  ift.  ^^mn  üegt 
c§  ob,  ^eröorragenbe,  ^eiligmä^ige  ^erfonen  burd^  ftärfere  unb 
liftigere  SSerfuc^ungen  ju  beunruhigen,  ^^nen  liegt  e§  ob,  gegen 
eine  größere  Kommunität  ben  Kampf  ju  leiten,  unb  ju  bem  (Snbe 
toerben  it)nen  %tn\ü  nieberer  Drbnung  gur  ^ülfeleiftung  unterftellt; 
fie  unterrid^ten  unb  ermuntern  biefelben,  fd^icfen  fie  fiierl^in  unb 
bort^in,  eilen  aud^  tüo\)l  felbft  ^inju,  um  I^üIfreicE)  einzugreifen. 
S)ie  S3efeffen^eit  fommt  baburc^  ju  Staube,  ha'i^  ber  Teufel  feiner 
©ubftanj  nad^  innerlid^  im  Sl^enfd^en  Sßo^^nung  nimmt.  3)ie 
9fiealität  fold^er  S3efeffen{)eit  unb  gttjar  bi§  in  bie  ©egennpart  hinein 
muB  gugegeben  ttierben.  S)er  2^eufel  ift  im  Staube,  bie  einfad^en 
©lemente  in  mannigfacfier  SBeife  gufammenäubringen,  bamit  fie  fid^ 
d^emifd^  unter  ben  gemij^nüd^en  ©rfd^einungen  (öid^t,  Söärme, 
Seuer,  8cf)att,  (SIeftri§ität)  oerbinben.     @r  ift  ferner  im  Staube, 


248  3roeiteg  33uc^.    ^apftt^um  unb  StberglauBe. 

bie   (Samenzellen    organifc^er    SBefen    an    bie    geeignete  ©teile   §u 
Bringen,   bamit  fie  bort  nac^  Umftänben  äuüor,  burc|   männlicfien 
Samen  befrucfitet,   ju  lebenbigen  SBejen  fid^  enttüidetn  [|)ier  trägt 
aljo   ein  föniglic^  ^reu^ifi^er  ^rofeffor  am   ©nbe  be»    19.  '^a^X'- 
]^unbert§  bie  Se^re  be§   „§ejen^ammer§"   üon  ber  gejd^Ied^tlid^cn 
SSermifd^ung  gtüifd^en  leufel  unb  SD^enfci^  öorj.     ®r  öermag  burd^ 
Slnlüenbung   ber   entf^jreiiienben  Heilmittel   ober  auc^   burdE)  birefte 
(Jintüirfung  auf  ben  Drgani^mu»  fieilbore  Schaben  unb  ^ranf^eiten 
ju  befeitigen.     Sr  !ann  burd^  S3ettiegung  ber  Suft  unb  be§  ?(et^er§ 
mannigf ad£)e    Grf (Meinungen    t)erbeifü6reu:    (Schall,    SidE)t,   SBdrme, 
©leftrijität.     2)urc^  ßonbenfirung    be§   SBafferbampfeS    erjcugt  er 
Stegenwolfen  unb  Siegen;  burd^   geiüaltigen  ^mpulS  ber  Suft  er^ 
jeugt  er  oer^eerenbe  @turmtt)inbe,  entjünbet  geuer  burd^  eleftrif(^e 
$8ett)egungen  unb  lö^t  e§  tjom  §immel  fallen,     (är  Bilbet  au§  ge» 
eigneten  (Stoffen  für  fidf)  felbft  ober  für  anbere  Qtütdt  ^öxptx,  bie 
menf(^Iic^en  ober  f^ierifc^en  Seibern  nad^gebilbet  finb,  unb  giebt 
if)nen  burd^  med^anif(^e  ^raftanmenbungen  bie  entfpred^enben  äußeren 
Cualitäten :  Sd^mere,  geftigfeit,  2öärme,  garbe.     (Sr  Iä|t  in  ra|)iber 
SBemegung  folc^e  Körper  plö^Iid^  erfc^einen  ober  üerfc^loinben;  0er* 
fe|t  fie  ober  anbere  ©egenftänbe  burc^  unfid^tbare  ©etoalt  üon  Drt 
ju  Crt,   lä^t   fie   in  SBirflid^feit  ober  §um  Sd^ein   burdf)   anbere 
Körper  l^inburd^   gelten.     2Ba§  bie  teuflifcfie  ober  fd&wav^e  9Jiagic 
betrifft,  fo  ift  fie  üon   ber   n^ei^en  ober  natürlidEien  forgfältig  ju 
unterfd^eiben.     Sßir  üerfte^en  unter  i^r  ba»  gotttofe  SSeftreben  eine§ 
50ienfcE)en,    auf  ®runb    eine§   ausbrücf(i(^en  ober   ftitlfd^meigenben 
^a!te§  mit  bem  Satan  SSirfuugen  ju  fe^en,  bie  über  bie  ^raft  be§ 
SOtenfd^en  f)inau§get)en.  S£;a|  berartige  SDinge  t^atfäd^Iid^  öor-- 
fommen,  fann  ot)ne  3rr.tt)um  im  ©lauben  nid^t  geleugnet 
toerben"  (S.  136 — 142).    „S)a^  ber  SEeufel  t)ier  unb  ba  in  einem 
hiirfüc^  organifirten  Seibe  erfd^eine,  inbem  er  fid^  eine§  menfc^Iid^en 
SeicE)nam§  bemächtigt,   tüirb   öon  ben  2;^eoIogen  gugegeben.     S)em 
2:eufet  ift  nid)t  geftattet,  bem  Seibe,  ben  er  fid^  bereitet,  ba§  93i(b 
eines  üoHfommenen  ajJenfd^enleibe»   aufjubrücf en ;   er  ift  genötl^igt, 
i^m  t^eilmeifc  eine  t^ierifd^e  Silbung  ober  eine  onbere  üerjerrte  ober 
fra|en'^afte  j^orm  5U  geben;  unb  tüäf)renb  ber  gute  ©ngel  feinen 
Seib  au§  eblen,  ätf)erifc§en  Stoffen  bilbet,  ift  ber  STeufel  für  biefen 
Stotd  ber  9tegel  noi^  auf  unreine,  f^mu^ige  SWaterien  angeioiefen. 


IL  ®er  Seufet.  249 

Unter  ben  benfbar  öerfdEitebenften  ©eftalten  ift  ©atan  fc^on  tx-- 
f(f)ienen:  aU  SBoIf,  Sär,  ©tier,  S3o(f,  Biege,  5urf)§,  Sater,  ^unb, 
SpfJaug,  gleberntau»,  S^ogel,  §al)n,  Gute,  5)ra(j^e,  Sröte,  ©ibed^fe, 
©formten,  Spinne,  f^Iiege,  ^üär,  ober  er  erfdjeint  in  ?[l^enjd^en- 
geftalt  aU  ^Jloijx,  33auer,  @cf)iffer,  Öieiftlid^er,  (SfelStreiber,  ge» 
pu^te§  2Beib"  (S.  145.  146). 


10.  Sefutten. 

(58gl.  unten  (5.  312.) 

®em  Sefuitenorben  ift  e§  gelungen,  bie  2(nfid^t  gu  üerbreiten, 
er  fte^e  ben  2Bunber=  unb  ^eufet^gejcfiic^ten ,  bem  Stberglauben  in 
allen  gormen  gen^ifferma^en  ffeptifd)  gegenüber.  ®a§  @egentt)eil 
ift  Söa^r^eit. 

|)ier  an  biefer  Stetle  lennjeid^ne  ic^  nur  feine  (Stellung  pm 
2;eufet§fpuf.  Sf^ur  2Senige§  fül^re  irf)  an,  ttjeit  irf)  ntic^  ja  über« 
f)aupt  mit  @ti(^proben  begnügen  mu^;  ber  ©toff  liegt  ju  ntaffen- 
!^aft  öor.  2lber  üon  bem  SBenigen  ift  ber  ©d^Iu^  auf  ba»  ©angc 
gerc(|tfertigt,  b.  ^.  e§  giebt  feinen  2;|eoIogen  on§  bem  Sefuiten« 
orben,  ber,  wenn  er  üon  fold^en  SDingen  überhaupt  Rubelt,  nid^t 
ha§  ®Ieic^e  gelehrt  ^tte,  tnie  bie  ^ier  angeführten. 

S3ufenbaum  =  Sacroiy,  gtt)ei  aJiDratf^eoIogen  allergrößten 
Slnfe^enl:  „^ie  ©d^lDarjfünftler  finb  §u  ermafinen,  i^ren  S5ertrag 
mit  bem  Xeufel  abjulöfen  unb  ben  öon  ifirer  eigenen  §anb  ge-- 
fc^riebenen  ^ßertrag  ju  üerbrennen;  befi^t  aber  biefen  f)anb  = 
fctiriftlid^en  SSertrag  nur  ber  2:eufel,  fo  ift  el  ni(fit  nDt!^= 
ft)enbig,  baß  er  gelungen  föerbe,  i^n  §urücEpgeben,  ba  ber  SSertrag 
genügenb  aufgelöft  tttirb  burd^  9ieue  unb  S3uße.  ^n  SSejug  auf 
©c^n^arjfünftelei  finb  üon  ben  ^forrern  unb  S3eicE)töätern  befonberä 
§u  ermahnen  unb  auSjuforfd^en :  ©d^afl^trten,  ^uffd^miebe,  alte 
SSeiber,  ©otbaten"  (Theol.  mor.  IIb.  3,  p.  1.  dub.  5.  Ed.  Colon. 
1710.  Tom.  2,  p.  42,  43).  ^Tuf  ©eite  545  folgt  bann  tt}örtrid^ 
bie  ©tcÜe  über  ben  gefd^Ied^ttid^en  SSerfel^r  mit  bem  Seufel,  bie 
idf)  oben  au§  ber  „9)?oraIt[)eoIogie"  öon  5(Ip!^on§  öon  Siguori 
fd^on  angeführt  ^abt  (©.  218;. 

Sa^mann,  wo'i)i  ber  bebeutenbfte  SOfiorattfieoIoge  be§  Drben§: 
„3«w  Qtotdt  ber  3ö"^erei  giebt  e§  einen  boppelten  SSertrog 


250  S^eitel  93ucf).    ^opfttI)um  unb  SIberglaube. 

mit  bem  Xeufel:  einen  augbrücfli^en  unb  einen  ftittfditüeigenbcn. 
|>ejen  njerben  üom  S^eufel  burc^  bie  Süfte  geführt,  Unwetter  hjerben 
öon  i^nen  erregt"    (Theologia  moralis  II,  405  ff.'. 

S^er  in  ber  mobern^ultramontanen  „SBiffenfd^aft"  al»  5Iutorität 
erften  9?onge§  geltenbe  „beutfd^e"  Sefuit  £e^m!ul)l  f(f)reibt  in  feiner 
Theologia  moralis,  bie  gegenhJärtig  in  faft  aUtn  ^riefterfeminaren 
all  |)anbBud^  6enu|t  mirb:  „Siegt  ein  ouSbrücfli^eS  S3ünb- 
nif;  mit  bem  Seufel  üor,  beffen  SSorfommen  mir  nii^t  leugnen 
fönnen,  ohtoo^  olljugro^e  Seid^tgläuBigfeit  öermieben  tüerben  mu|, 
fo  finb  bamit  anbere  Sünben  gelüöl^nlic^  öerBunben,  §.  S3.  9ln- 
ietung  be§  2;eufeB;  ber  mit  bem  2:eufel  afigefc^Ioffene  SSertrag, 
ber  oon  Beiben  ©eiten  (!)  burd^  ein  äußeres  ^ßi'J^^i^  ^^'' 
fräftigt  Sorben  ift,  mu^  aufgelöft,  oerBrannt,  gerftört  werben. 
SKit  bem  SEeufel  h)äf)renb  be§  (Sjorgilmul  Sc^erj  treiben  (!), 
ift  f(j§ft>er  fünb^aft.  Quv  Seftialität  ift  ouc^  ber  gefdilec^tlid^e 
SScr!e!^r  mit  bem  Sleufel  ju  red^nen,  wenn  er  unter  menf(|Iid§er 
ober  tt)ierifc^er  gorm  erf($eint.  Dbgleid^  bie§  fetten  gefd^ie^t,  fo 
ift  e§  bod)  nic^t  unmögüii),  baß  e§  äuweilen  gefc^tet)t"  ;I,  n.  355. 
427.  879,  6.  Stuftg.,  greiburg  1890.  ^ie  Sogi!  be§  legten  @a|e§ 
ift  @igentt)um  Se^mfu^Ii;. 

2(uc^  bal  weit  oerbreitete  SSuc^  be§  ^efuiten  ®ürt)  Casus 
conscientiae  (8.  2(uftg.  1892,  I,  8.  115  ff.)  oert^eibigt  leb^oft  bie 
Sßirfüd^feit  unb  2Bir!famfeit  ber  S3ünbniffe  mit  bem 
2;eufel;  befonberg  l^äufig  Würben  fie  eingegangen,  um  e'^elid^c  SSer» 
^ältniffe  ju  ftören. 

^erronc,  einer  ber  berü^mteften  Sefuiten'-S)ogmatifer  bc§ 
19.  Sa^ri^unbert»,  bejeid^net  ben  ©lauben  an  au§brücEIid^e  unb 
ftittfc^weigenbe  SSerträge  mit  bem  2^eufel  al§  einen  in  ber  tat^o-- 
Iif(^en  ßir^e  allgemeinen  unb  wol^Ibegrünbeten;  fold^e  SSerträge  gu 
leugnen,  fei  oerwegen  (Praelectiones  dogmaticae,  Romae  1841, 
IV,  60). 

11.  ®er  ^rangiSfaner  3gnatiu§  Seiler  unb  ber 
3ftebemptorift  ©.  ©d^möger. 

Sin  fe^r  angefei)ener,  öiel  gelefener  tl^eologifd^'-aSfetifd^er  ©d^rift' 
ftetter  ber  Seltgeit  ift  ber  beutfc^e  grangiSfaner^oter  Sg^otiuS 


II.  ®er  Xeufel.  251 

Seiler,  Seftor  ber  Xf)eoIogie^  S"  »^em  tion  i§m  öerfaBten 
„ßeBen  ber  el^rtoürbigen  ^lofterfrau  ®re§centia  |)ö§" 
(Dülmen  1885,  3.  Stufig.),  "^a^,  tüie  Reiter  öerfirfiert,  auf  ben 
„Slften  be§  Seligfprerfiuugg^rojeffeg"  ber  §ö^  Berul)t,  er§ä§It  er 
folgenbe  „^f)Qtfaci^en" :  „©inel  2(6enb§  bemerft  bie  ©d^tcefter 
SBeatrtj  auf  bem  @ange  be§  ,@d)Iaff)aufe§'  eine  fcfiauerlidje  ©eftalt, 
bie  in  ber  SeÜeibung  eine»  Säger§,  aber  o^ne  ^o^f,  in  bie  ßeße 
ber  ©rcöcentia  trat"  @.  53).  „5Im  fd^Iimmften  trurbe  fie  be§ 
9^adE)t§  in  itirer  3eöe  seplogt-  Sm  Sinfang  prte  fie  einen  fc^auer« 
lid^en  Särm  öor  ber  Zf^üxt  berfelben,  balb  aber  in  ber  QtUt  felbft. 
®abei  fa!^  fie  fic^  umgeben  üon  ©d^redbilbern  alter  5trt.  ©iftige 
ober  efet^afte  ST^iere,  wie  «Seetangen,  Kröten,  ©Irinnen,  ^rebfe 
fd^ienen  in  grofier  Stnjat)!  if)r  ^i^i^n^ei^  3"  erfütten.  9Hd^t  feiten 
hjurbe  fie  mit  ©eujalt  au§  bem  33ette  geriffen  unb  gef(|Iagen.  (Sine§ 
9k(|t§  brang  au§  i^rer  Stlk  ein  ^ötlentärm  bon  pfeifen,  Letten» 
geraffel  unb  ^eitfc^enfnatl.  9^un  tüurbe  bie  Slrmc  üon  unfid^tbaren 
©etüalten  au§  bem  3ii"i^er  ^erau§geriffen,  ttpie  im  i^Iuge  bie 
%xtppt  hinunter  unb  burc^  glcei  Spren  au§  bem  §aufe  gefc^Ie^|)t 
bi§  ju  bem  S3ad^e.  3"erft  würbe  fie  bort  in'»  SBaffer  getaucht, 
bann  »urbe  über  fie  ein  |)aufen  ^olj  ge|)acEt.  ©inft  Ijatte  fie  ge- 
rabe  ein  ©efä^  in  ben  |)änben,  in  melc^em  focCienbe  9}iilc^  mit 
S^ubeln  föar.  2)a  fat)  bie  ©d^ioefter  Sotianna,  ba^  eine  unficl)tbare 
9Jiarf)t  i^r  ba§  ©efä^  entriß  unb  ben  Sntialt  i^r  über  ben  ^opf 
goB-  (Sin  onbere§  Tlal  moütc  dreScentia  eine  Söeinfuppe  auf= 
geben.  SE;a  !am  eine  ©eftalt,  fctiföarj  tuie  ein  Sieger,  unb  be-- 
gann  ba§  @efä^  fortzutragen,  ^od^  bie  unerfrf)rocfene  Jungfrau 
eilte,  mit  i^rem  ^orfjlöffet  beiroffuet,  bem  9löuber  nnd),  f(^tug  Ijerj« 
I)aft  ouf  it)n  ein  unb  entriß  il^m  ha»  ®efä^;  alSbalb  t)erf(^manb  er" 
(8.  55—57). 

SSon  ä'^ntic^en  „Itiatfad^en"  ift  baS  384  Seiten  ftarfe  53ud;, 
bo§  fcEion  in  britter  Stuflage  im  fat^olifd^en  SSoIfe  öerbreitet  ift, 
angefüllt.  ^eroorgutieBen  ift  noc^,  ba§  (£rel§entia  $ö^  öon  ben 
Sefuiten  Dtt,  9)iat)r  unb  Sieb  al§  93eic^toötern  geleitet  tnurbe, 


1  2)ie  ultramontane  „®ermania",  i)a§  3entraIorgan  ber  Qmtuxmä' 
Partei,  tt)ie  fie  ftcf)  felbft  am  liebften  nennt,  redjnet  feiler  unter  bie  bebeu= 
tenbften  S^eotogen  ber  2.  §ä(fte  beg  19.  3at)r:^unbert^ ■  „©ermania"  öom 
9.  gebruar  1900). 


252  Qtt'citeä  93ui).    ?ßopftt^um  unb  Stbergtaube. 

unb  \ia^  „bic  2BaI)r^eit  ber  tüunberbarcn  %^at'\a6)en"  jumeift  auf 
bent  BeugniB  ^^efer  Sefuiteu  6eruf)t. 

Sm  Sa^re  1873  erfif)ieu  in  ätüeiter  Siuflage:  („bie  erfte 
3000  ©yemplare  ftar!e  Sluftagc  war  vergriffen")  „®a§ 
Seben  ber  gottfeltgeit  Slnna  ^atl^arina  ©mmcrirfi"  üon  bem 
g^ebemptoriften  (£.  <S(|möger: 

„2)er  Teufel  fudjte  fie  buvc|  Gepolter,  burc^  (Sdiredgeftatten, 
ja  burc^  (Stfitäge  unb  S!)ii^^anblungen  üom  ©ebet  aB^utialten.  Sie 
füfllte  fid)  mandjmnt  mit  ei§!alten  ^önben  an  ben  ^^ü^en  geparft, 
gu  ©oben  gefdjieubert  ober  in  bie  §öf)e  geworfen  ....  SRand^mal 
öerrid^tete  Snt^rina  if)r  ©eBet  üor  einem  gelbfreuj,  ba§  mitten 
im  treibe  ftanb.  S)er  SBeg  ba^in  führte  fie  über  einen  fd§malen 
Steg,  auf  bem  i^r  ein  gräuIidjeS  Xt)ier,  wie  ein  großer  §unb  mit 
bidem  ^opl  fid^  entgegensufteüen  pflegte,  um  fie  gur  Umfel^r  ju 
jwingen.  S)a§  2:^ier  lief  neben  i^r  ^cr  unb  ftie^  fie  in  bie  ©cite" 
(I,  @.  58,  59).  „%l§  id)",  erjä^tt  tat^arina,  „einmal  frö^  üor 
SiageaanbrucI  mit  einer  greunbin  ^u  beten  über  IJetb  ging,  trat 
un§  ber  ©atan  in  (Sefta(t  eine§  bunfeln  §unbe§  in  ben  2Beg  unb 
woüte  un§  nic^t  üorübcriaffen"   (I,  ©.  103). 

5tuf  bie  SebenSbefc^reibungen  ber  ©re^centia  ^ö^  unb  ber 
^atf)arina  (Smmerid^  fomme  ic^  unten  (@.  291)  §urüd.  S^re 
„Seben"  fönnen  al§  StipuS  biencn  für  bic  im  fat^olifd^en  S)eutf(^'- 
lanb  tierbreiteten  ©rbauungSfd^riften  überfiaupt.  5Ibgefe^en  öon  bem 
Stnfel^en,  ba§  bie  SSerfaffer  aU  S3ertreter  üon  jwei  einftu^reid^en 
fat^oüfd^en  Orben  genießen,  üerbienen  gerabc  biefe  2eben§befd^rei' 
bungen  augenblidüd^  befonbere  5tufmer!fam!eit,  Weit  beibc  S^lonnen 
noc^  in  biefem  Sß^re  üon  Seo  XIII.  „feüg  gefprod^en"  Werben 
foüen.  S3ei  ber  „(Seligfpred^ung",  bie  ouf  ber  „Unfe:§Ibar!ett" 
be§  „©tatt^alter§  d^rifti"  berufit,  fpielen  bie  üon  Seiner  unb 
Sd^möger  mitget^eilten  „'Stiatfad^en"  eine  bebeutenbe  9lone;  fie 
bilben  mit  bie  ©runblage  ber  „Seligfpred^ung". 


III.  3tberglaube  im  Stügcmeinen.  253 

III.  2(Bergtaut>e  im  5((Igemeinen. 
1.  2lUgemeine§  unb  oerfd^iebene  Xf)Qtfarf)en. 

SSicber  mu^  tc^  barauf  aufmerffam  mad)tn,  ba^  id^  feine  öoH^ 
flänbige  ©efcfiidjte  be§  5tbcrglauben§  fd^reibe,  luie  er  fid^  unter  bem 
^opfttI)um  QuSgeload^fen  f)at. 

Salb  I)ier,  balb  bort,  balb  auä  biefem,  6alb  an^  jenem  Salji^* 
f)unbert  greife  id^  X^atjac^en  f)erau§;  balb  laffe  id^  biefen,  halb 
jenen  ©(^rifti"teller  reben.  2(6er  —  n)ie  fcfion  oft  betont  — ,  5tIIe§ 
finb  (Stichproben.  2Sie  ein  ein--,  5rt3eimalige§  ©intaud^eu  be§ 
6ted^]^eber§  genügt,  um  an§>  ben  baburd^  gewonnenen  groben  auf 
bie  ®üte  ober  (2(i)(ec§tigfeit  ber  ganzen  SSeinmoffe,  fo  gro^  fie 
auc^  fei,  fd^Iießen  ju  fönnen,  fo  auc^  l^ier. 

9ticf)t  rodi  e§  nur  wenig  2iberglauben  innerljalb  ber  ^apfttirc^e 
giebt,  füJire  id)  üerf)oItni^mä^ig  wenig  an,  fonbern  Weil  ba§  SSenige 
ein  getreue?  58ilb  be§  ©anjen  ift.  9tuc^  mu§  id^  ber  33efdE)ränft= 
t)eit  be§  Üiaumeö  9tedjnung  tragen,  ^ie  üoüftänbigen  Mouumenta 
superstitionis  papalia  Würben  me^r  Soliobänbe  füllen  aU  bie  Mo- 
nnmenta  Germaniae  historica.    • 

8(i)Dn  ein  ^on§iI  öou  ^ari»  im  Saläre  829  befc^äftigt  \id) 
eingef)enb  mit  ben  XeufciSbünbniffen;  e§  fei  „aufeer  ßweifel",  ha^ 
e§  ^ouberer  gebe,  bie  mit  §ülfe  be»  %tn\tU  bie  9}ienfc§en  beilegen 
unb  ^oget  unb  Ungewitler  erregen  fönnen.  Sold^e  9}lenf(f)en  mü^ttn 
fcEiWer  beftraft  werben.  Qm  ^afire  1357  erliefe  SrjbifdEiof  SBil* 
{)elm  oon  ^öln  eine  SSerorbnung,  monadi  Q^uhtva  ju  egforn» 
munijiren  finb;  sweimal  im  ^a'^r  foü  biefe  S^erorbnung  öon  ben 
^anjeln  Oerlefen  werben  (Statuta  ecclesiae  Coloniens.  (g.  177,  bei 
Thiers,  Trait^  des  Superstitions,  Avignon  1777,  I,  19).  51m 
19.  September  1398  fpric^t  fid^  bie  tf)eologifd)e  ga^ultät  ber  be= 
rüi)mten  ^arifer  §od)fd)uIe  über  Sanhmi  unb  Teufelei  au§:  al§ 
„2f)atfad)en"  werben  ^ingefteüt  bie  35erträge  mit  bem  Teufel,  SRinge 
ober  Steine,  in  bie  man  Seufel  einfd)Iiefeen  fann,  um  fid§  if)rer 
.^ülfe  ju  bebienen  (Thiers,  I,  19  ff.),  ^u  mehreren  ^(öftern 
granfreid^ö  würben  „©ürtel  ber  ^eiligen  ajiargarett)e"  an 
fd^wangere  grauen  oerfauft,  um  iljuen  bie  9^ieber!unft  ^u  er* 
leichtern. 


254  Broettel  93uc[).    ^ßapfttfjum  unb  Aberglaube. 

3u  Ütont,  im  Sotcran,  würbe  bie  SSor^aut  S^rii'ü  aU 
„foftbare  ^Reliquie"  öere^rt,  tüie  bcr  ^efuit  granj  Suare§  be= 
rirf)tet   ;Opp.  omn.  Ed.  Paris  1877,  19,  817.  818,. 

S)iefer  größte  3:|eotoge  be§  Sejuitenorben§  ftettt  ausführliche 
„bogmatifdie"  Unterfuc^ungen  über  bie  5ßorf)aut  Sfirifti  an.  Um 
einen  Segriff  ju  geben,  ml6)  ttjiberttJörttgen  Guar!  unb  aber* 
g[äubifcf)e§  Qtu<^  bie  ultramontane  X^eologie  —  benn  tva^  @uare§ 
tf)ut,  t£)uu  auc^  bie  übrigen  S^eologen  —  mit  fid^  fü^rt,  laffe  id) 
einige  (Stellen  au§  Suare^  folgen: 

„Sie  SSor^Qut  S^rifti  ttjurbe  nac|  ber  SSefd^neibung  mit  größter 
Sorgfalt  imb  (5t)rfurd)t  oon  ber  feligften  Jungfrau  3JJaria  oufbc= 
tra^rt."  STuf  Seite  817  unb  818  te§  19.  $8anbe§  a.  a.  D.  be^anbelt 
©uare^  au§füt)rlic^  bie  grage,  ob  Si)riftu§  je|t  im  ^immel  an  feinem 
üerflärtcn  Seibe  eine  S3or:§aut  ^abz;  e§  fc^eine  nid^t,  ba  ja  bei  ber 
93efd£)neibung  bie  S^or^ut  abgefc^nitten  n)Drben  fei  unb  bie  ah' 
gefdinittene  an  ö£rf(f)iebenen  Drten  a(§  Steliquie  t)eret)rt  föerbe. 
(Suare§  entfc^eibet  fid^  aber  für  ha§i  S^ortianbeiifein  ber  SSor^aut 
am  üerflärten  ^eibe  S^rifti.  S)a§  laffe  fid^  ganj  gut  bereinigen 
ntit  ber  (Sd^t^eit  ber  33or^aut=9te{iquien;  benn  e»  fei  anjunel^men, 
ba^  bie  SSor^aut  be§  tierüärten  Seibe§  au»  einem  jur  Subftanj 
ß^rifti  gehörigen  X^eile  feine»  SeibeS  neu  gebilbet  trorben  fei;  fo 
erfläre  fid§,  ta^  jugleid^  mit  biefer  neugebilbeten  33or§aut  bie  bei 
ber  S3efd^neibuKg  abgefd^nittcne  SSor^aut  nod^  al§  Sleliquie  öor= 
:§anben  fei.  '^m  21.  S3anb,  @.  196  unterfui^t  Suarej  bie  S^age,  ob 
bie  SSor^aut  ©I)rifti  fi^  je^t  audEi  in  ber  lonfefrirten  ^oftie 
befinbe?  ^Dagegen  f^recEie,  ha'^,  aU  S^riftug  ba§  Soframent  be§ 
Slltare»  einfette,  er,  tüeii  befcEinitten,  feine  SSorIjaut  getjabt  l^abt. 
S)ennoc^  entf'f;eibet  fic^  Suarej  bafür,  bafi  au6)  in  ber  ßud^ariftie 
(5^riftu§  mit  ber  SSor^ut  üon  ben  ©laubigen  genoffen  trerbc,  benn 
eine  SSorf;aut  gef)öre  ^ur  SSolIfommen(ieit  be§  menfd^Ii(f)cn  Seibe§. 

@in  DrbenSgeiioffe  be§  ©uare^,  ber  Sefuit  granj  Softem §, 
üertüert^et  bie  SSor^out  S^rifti  fogar  gu  „religiöfer  ©rbauung". 
Sn  einem  ber  ftubierenben  ^ugcnb  (!)  geUjibmeten  „S3etrac^tung§= 
bu^  über  "öa^  Seben  ber  feligften  Jungfrau  2JJaria"  (^ngolftabt, 
1597,  ©.  166)  ersö^It  er  in  ber  „14.  SSetradjtung"  über  „ben 
erften  <Bä)mtx^  ber  feligften  Jungfrau",  'i^a'iß  Maria  bei  ber  iöe« 
fd^neibung    „bie  SSor'tiaut  ©firifti  mit  großer  Sorgfalt  an   fic^  ge* 


III.  Stbevgtaube  im  Stilgemeinen.  '255 

nommen  unb  bann  aufbelüa'^rt  ^abe".  93i§  jutn  ^a^vi  1566  fei 
biefe  95orf)aut  in  SIntloerpen  fromm  üere'^rt  morben,  bann  lüäre 
fie  burd^  bie  SSut^  ber  ^e|er  öerloren  gegangen. 

Slud^  oon  ber  Dlabelfcfjnur  K^rifti  tuerben  an  t)erf(f)iebenen 
Drten  cinjelne  ©tücfe  öere^rt,  fo  in  (I{)aIon§  in  ber  ^irc^e  tion 
m.  ®.  en  S^auli*.  ^ater  ©partes  9ta^ine,  DBerer  ber  «Refoüeften 
in  ^ari§,  Beireift  in  feinen  Annales  ecclesiastiqnes  bie  ©dfit^eit 
biefer  5«abelfcf)nur  (Thiers,  n,  366). 

Unter  ben  5(ugen'  ber  „(3tattf)alter  S^rifti"  h)urben  ^a^v-- 
l^unberte  lang  in  ber  Berü'^mten  Sateran  =  ^a|)ene  Sancta  Sanc- 
torum  bie  S8or{)aut  nnb  hk  SZabelfc^nur  S^rifti  ber  S^erel^rung 
ber  ©laubigen  auSgefe^t  unb  burd^  folgenbe  ^nfd^riften  ber'^errlicEit: 
Circumcisa  caro  Christi,  sandalia  clara, 
Atque  Umbilici  viget  heic  praecisio  cara 
unb:  Vera  caro  Domini  nostri  Jesu  Christi,  scilicet  Umbilicus  et 
Praeputium  ejus  (Thiers,  II,  369). 

Sn  33enbome  irurbe  eine  „X^räne  ß^firifti",  bie  er  über 
ben  STob  be§  Sajarug  geroeint  |atte,  aU  „^od)t)ei(ige  9leüquie" 
aufbelüa^rt.  SDa§  ^lofter,  ba§  biefen  ©d^a^  bcfa§  —  e§  war  für 
bie  WörK^i  tüirüid^  ein  (Siä)a^,  ba  er  i^nen  an  frommen  ®aben 
jäfirlic^  4000  ßiüreS  einbradE)te  — ,  üeröffentüc^te  über  biefe  „X^räne 
©^rtfti"  ein  S3u(f),  bo§  bie  ©efcfiid^te  ber  „jt^räne"  erjöllt:  ©in 
($ngel  ^atte  fie  üon  ber  SBonge  ©Jirifti  aufgefangen,  in  ein  foft« 
bare§  ®efä^  eingefd^Ioffen  unb  ber  ^(.  SJtaria  9}iagbalena  §ur 
2tufbetüat)rung  übergeben;  SJiagbatena  brachte  bie  ST^räne  nac^  granf= 
reid^,  aU  fie  fid^  mit  i£)rem  93ruber  ßajaruS  in  ber  9M£)e  üon 
Slig  nieberlie^;  bei  ifirem  2obe  fdfienfte  fie  bie  9teliquie  bem  Sifd^of 
üon  Stij.  S5on  5tij:  !am  fie  nac^  ^onftantinopel.  S^^  B^it  ^er 
^reujäüge  erf)ielt  fie  ®raf  ©eofrot)  üon  SSenbome  aU  ©efd^enf 
üom  griedf)ifdE)en  ^aifer  unb  übergab  fie  bem  üon  i^m  gegrünbeten 
ßlofter  5ur  ^.  Treifaltigfeit  in  SSenbome  (Thiers,  I,  99).  ®a§ 
S8ud^,  ba»  biefen  ^Iberrüi^  üerbreitet,  trägt  „hk  ©ut^ei^ung  ber 
ftrc^üd^en  Oberen"! 

Slnbere  „Zi)vänm  ®t)rifti"  luerben  aufbeiüa'^rt  in  5Imien§  unb 
unb  in  ^ierre-te-'^ueüier.  5(ud^  über  it)re  @d§t^eit  unb  2Bunber= 
!raft  finb  „mit  (Srtaubni^  ber  ürc^Iid^cn  Oberen"  (Schriften  üer« 
öff entließt  tüorben  (Thiers,  I,  100;  II,  398). 


256*  Bweiteg  93uc^.    ^apftt^um  unb  Aberglaube. 

2;:^ier§  gtebt  eine  ^wf^^i^ntenftettung  beffen,  tüa§  mä)  ürd^« 
Iid)er  5tnf(|auung  „ätüeifeltoS"  ^ouberei  ift:  $8ef)inberung  ber  (S^e» 
leute  in  ber  Öeiftung  it)rer  e^elid)en  ^flid^t;  ©enbung  öon  SSöIfen, 
Statten,  SKäufen,  gröfdien,  §eufct)reden,  223ürmern,  2KauIh)ürfen  gut 
©c^äbigung  bei  $8efi|ti)um§  Stnberer;  SSerl^inberung  ber  (5rnät)rung 
burd^  einbringen  einer  5yJabeI  unter  bem  ©fitif«^/  mit  ber  ein  S^obter 
eingenätjt  worben  ift;  Erregung  tion  anftedenben  ©eueren;  5tu§' 
trodnen  bei  ^ufieuterl;  ^erüorrufen  öon  Sfiegen  burcf)  Sd^mingen 
eine!  naffen  Sefenl;  Be^fi^iasc"  ^°^  (Sierfrfialen,  mit  ber  2t6[ic^t, 
baburc^  Senianb  ju  frfiäbigen;  ^Anfertigung  tion  2Bacf)lbi(bcrn,  bie 
man  burci)fti^t,  um  baburc^  Beftimmte  ^erfonen  gu  tobten;  burd^ 
gewiffe  9Jiittet  üertitnbern,  \)a'^  Semanb  fein  SBaffer  laffen  fann,  fo 
ba^  er  elenb  ju  ©runbe  gef)en  muß  (Thiers  I,  133  ff.). 

gür  alle  biefe  2(rten  don  ^^uberei  beruft  fid)  X^ierl  auf  bie 
Ä'unbgebungen  ber  „(Statthalter  ßfirifti"  Sunogenl  VIIL,  Seo  X., 
§obrianVI.,  ©i^tul  V.,  ©regorXV. 

Slüei  lange  ^a|3itel  toibmet  X^ierl  (IV,  503—527)  bem  ^Iber- 
glauben,  ba^  @t)eleute  burc^  S3et)e£ung  üer^inbert  hjerben  fönnen, 
fid^  bie  e^elic^e  $f(id^t  ju  leiften.  „®ie  fogenannten  ftarfen  ßJeiftcr", 
fagt  er,  „wollen  nic^t  zugeben,  ha'iß  fold^e  S3e^epngen  üorfommen 

aber  bicfel  ^egentüer!  ift  feine  (äinbilbung,    fonbern  ^^fiat- 

fac^e  unb  SBirflid^feit;  benn  tit  ^eilige  ^ird^c,  btc  geleitet 
wirb  burdC)  ben  tieiligen  ©eift,  bie  atfo  nid^t  irren  !ann, 
erfennt  focf)e  S3el)egungen  an;  fie  beftraft  i^re  Urt)eber  unb 
rät|  ben  ^Betroffenen  |)eitmittel  an.  ®er  ß'anon  Si  per  sortiariaa 
fe^t  öoraul,  ha^  bie  SSoHsie^ung  ber  (S^e  burd§  ben  STeufel  ge^ 
I)inbert  werben  fann:  Sä^t  ®ottel  unergrünblid^el,  aber  gerecfitel 
Urtf)eil  ju,  bafj  §ej;en  mit  §ülfe  bei  2;eufell  9^euöermäf)Ite  am 
e^elidien  5(ft  oer^inbern,  fo  finb  fie  §u  ermahnen,  bem  ^riefter 
i^re  ©ünben  ju  beic£)ten,  ^Imofen  gu  geben  unb  ju  faften."  '^Rtun-' 
unb§tt)anjig  ^roüinsialfonsilien  unb  Siöjefanftatuten,  üom  '^a^xt 
1208 — 1677,  jä^lt  X^ierl  auf,  bie  foIdCie  ^e^epng  unter  ben 
fdf)h)erften  ©trafen  öerbieten. 

®ie  ^iösefonftatuten  tion  St)on  (1577),  üon  3Ingerl  (1626), 
öon  $Rouen  (1640),  üon  ^aril  (1646),  oon  iBoIogna  (1647), 
öon  SJied^eln  (1649),  öon  93ourgel  (1666),  öon  Smainj  (1671), 
öon  SBürsburg  (1671),  öon  SSorml  (1672),  öon  «R^eiml  (1677) 


III.  2t6crgfau6c  im  31tlgemeiiten.  257 

oerbieten  bie  laufe  oon  „Ungel^euern,  bie  nac^  SBtmmern  unb  (Seftalt 
me^r  einem  2:^ier,  al§  einem  aJJenfd^en  ä^nlic^  fe{)en:  portentosum 
ac  monstruosum  partum,  qui  magis  vagitu  et  figura  ad  alind 
animal,  quam  hominem  accedat,  baptizari  prohibemus"  (Thiers, 
II,  57  . 

5l6gefe^en  baüon,  baß  bie  93eftimmung  über  foIc§e  „Ungeheuer" 
auf  ben  blijben  Stberglauben  ^urücfmeift,  biefe  „9}?onftra"  feien  bie 
%xvi6)t  be§  gefc^(ecf)tli(^en  Umgänge!  mit  bem  Teufel,  jeigt  fi(^ 
l^ier,  ba§  ber  2tberglaube  felbft  ba§  ^ogma  übermuc^ert  ^at.  5^enn 
bie  Xaufe,  ha^  für  ben  S^riften  §ur  Griangung  feine!  emigen 
^eile!  unerlä^Iid^e  Saframent  —  notfimenbig  necessitate  medii, 
mie  bie  ultramontane  jS^ogmatif  fii^  augbrücft  —  mirb  au§  Stber-- 
glauben  einem  oou  menfc^Iic^en  Gltern  geborenen,  alfo  jebenfallS 
mit  einer  (Seele  begabten  ©efc^öpfe  bermeigert! 

2;er  ©laube  an  bie  2:eufelgmeffen,  b.  f).  3)?effen,  bie  öom 
Xeufel  bei  ben  ^ejenjufammenfünften  gelefen  mürben,  ftanb  in 
fat^iolifd^en  Greifen  fo  feft,  ha'Q  üiek  HJJenfd^en,  benen  man  auf  ber 
golter  erpreßt  f)atte,  folc^en  S^eufellmeffen  beigemo^nt  ju  ^oben, 
biefe!  SlbergCauben!  megen  öerbrannt  mürben  (Thiers  II,  321  ff.). 

galgairolle,  gtaat!anmalt  gu  SDZenbe  in  ber  alten  ^roöinj 
bon  Sangueboc,  tf)eilt  au§  ben  2(ften  be!  S)e|3artement''2(rc^iö§ 
öon  2o§cre  einen  ^ro§e^  au§  bem  ^a^rt  1347  mit,  in  bem  ein 
^riefter  ber  ^iöjefe  Stermont,  (Stephan  ^^e|3in,  megen  ge= 
fä'^rlid^er  Qauhtxii  öerurtf)ei(t  mirb  (Archives  ecclesiastiques  de  la 
Lozere.  Serie  G.  n.  936.  Un  Envoutement  en  Gevaudan  en 
l'annee  1347.  Nimes  1892).  Seim  Sefifiauen  ber  barbarifc^en 
Umriffe  be!  iöilbe»,  "oaS^  ^ier  entrollt  mirb,  ift  ju  beachten,  ba$ 
e!  ha^  miebergiebt,  ma§  menige  ^a^xz  öor^er  ^apft  So^ö""  XXII. 
öom  Stu{)Ie  be»  „©tott^alter!  S^rifti"  au!  öerfünbet  {)atte  (oben 
S.  217  ff.). 

SSor  bem  Sifd^of  Sllbert  üon  SD^enbe  unb  feinen  ©eiftlic^en 
erfd^eint  ber  ^riefter  (Bttp'i^an  ^epin.  S)a!  erfte  SSer^or  om 
15.  5?oöember  enbet  mit  bem  S3efd^Iufe:  „Um  bie  2Ba^r§eit  ju 
erhalten,  motten  mir,  ba^,  o{)ne  Se6en!gefa^r  unb  o^ne  QtX'- 
bredien  ber  ^nod)en,  bie  Wolter  angemanbt  toerbe." 

5)iefe  burd^  bie  golter  erlangte  „SSal^rl^eit"  geftanb  bann 
^cpin   im  SSer^öre  üom    24.  9^ooember:    SSor  oier   ^a^ren  |at 

0.  §ocn«btoec^,  iJJal'Pt^uni.   I.  17 


258  3weiteä  93ucl^.    ^ßapftf^um  unb  51berglaube. 

er  ben  Sntfc^Iu^  gefaxt,  ben  S8ifcf)of  bon  9J?enbe,  feinen  Üli^ter, 
burd^  ein  oerjauBerteS  2Bac^§BiIb  ju  tobten.  @r  tierfdiaffte  ftc^ 
jtrei  ^funb  2Ba(f)§  unb  formte  ein  83ilb  be§  i8ifc^of§.  2Säf)renb 
ber  Strbeit  Ia§  er  au§  einem  ßauberbuc^  bie  3ttuberf^rü(i)e.  ®e= 
tauft  '^obe  er  ba§  93ilb  nicC)t.  Sin  einem  Freitag  üoüenbete  er  ba§ 
Söilb.  ®ie  9?amen  üon  fed^S  ©eiftern,  mit  benen  er  im  $8erfe[)r 
ftanb,  fd^rieb  er  in  ba§  S3ilb  ein.  ®anu  ritt  er  nad)  bem  ©c^Ioffe 
t3on  5lrjenc  unb  verbarg  bort  ba§  Silb  in  einem  Socf)  ber  Sj;^urm= 
maucr.  5)ie  bofe  SBirlung  be§  58ilbe§  ouf  \)a§  Seben  be§  S3if(f)of§ 
toerbe  im  näc^ften  Januar  beginnen.  Stur  bie  grage,  ob  bic 
©eifter,  bereu  9^amen  auf  bem  2öad^§bi(be  ftönben,  im  iBitbc  ein= 
gefd^Ioffen  inären,  antiüortet  er  unbeftimmt.  SBeiter  „geftel^t"  er: 
ein  großer  Sauhtxtv,  (Suaneüi,  ^abt  i§n  geleiert  gro^e  unb  ficine 
S^ämonen  fo  ju  bannen,  "Qa^  fie  get)ord^en  müßten;  nur  ber  oberfte 
S)ämcn,  Sujifer,  !önne  nid^t  öon  einem  9}Jenfc^en  gebonnt  tnerben, 
ba  er  fd^on  oon  @ott  im  ^^lorbn^inb  (!)  gefeffelt  fei  (excepto  Luci- 
fero  qui  per  humanam  naturam  ligari  non  potest  quia  ligatus 
est  per  potentiam  divinam  iu  aquilone).  2(u(^  f)aht  er  burd^  einen 
anbern  Qanbtx'ix  ^enntni^  erhalten  tion  einem  üerborgencn  ©i^o^, 
ber  behütet  tt)erbe  öon  einem  ®ömon  in  ber  angenommenen  ©eftatt 
eine§  Si^anjigfanerS  (qui  thesaurus  custodiebatur  per  quendam 
spiritum  in  habitu  fratrum  minorum);  biefer^ämon  fei  ein  Suftgeift. 
2(m  18.  ^ejember  lüirb  ^epin  nocf)  einmal  befragt  unb  aufgeforbert, 
feine  Slu§fagen  über  ba§  üerjauberte  SBad^Sbilb  be§  $8ifd^of§  ju  be* 
fc^mören.  ^ie§  gef(i)ie^t;  „unb  ^e^3in  bittet  fniefättig  mit  erhobenen 
Rauben  um  bie  ^arm^^er^igfeit  be§  §errn  S3ifc^of§".  Stm  19.  Se» 
jember,  „in  ©egenföart  öieter  §erren  ^anonifer  unb  Drben§teute" 
n)erben  bem  Slngefrfiulbigten  n)ieberum  atle  feine  Slu§fagen  öorgelefen. 
^a^  ifirer  $8ertefung  gefte^t  ^epin,  „frei  üon  $8anben  unb  Serler", 
ha'^  er  feine  SluSfogen  „ungejtoungen  unb  frei"  (gratis  et  libera- 
liter!  unb  bie  üort)erge(]angene  golter!)  gemocht  !§abe.  ©nbtid^  am 
22.  S)e5ember  föirb  ta§'  Urt^eil  gefproctien:  „Sf^ad^  reiftid^er  lleber-- 
legung  mit  frommen  SiJiännern,  öor  un§  ^abenb  bie  l^eitigen 
Goangetien  @otte§,  öon  bem  unfer  gercdEiter  Stid^terfpruc^  auSgel^en 
möge,  unter  SSeseid^nung  mit  bem  ^eiligen  .^euje,  im  Flamen  be§ 
SSater§  unb  be§  So^neS  unb  be§  ^I.  ®eifte§.  SImen!  @§  ift  für 
un§  eriüiefen,    ha'^  bu   ber  genannten  SSergel^en  fd^ulbtg  bift  unb 


III.  9(berg{aube  im  51tlgemeinen.  259 

bie  (Strenge  be§  ®efe|e§  oerbient  i)a\t.  2)cnnoc^  lüoKett  tüir 
barml)cr§ig  fein.  SBegen  ber  QavLhtxtkn  öerurt^eilen  tüir  bidö  §u 
fünfäe^njäfiriger  S3u^e  beim  S3robe  ber  (Sd^merjen  unb  beim 
SSaffer  ber  Xrübjal  im  2;^urme  bon  ©t)anac  ober  in  einem  anbern 
^nUv  unfere§  öerrn  be§  S3if(^of§,  Wo  bu  eingejc^Ioffen  bleibft 
burd^  biefe§  barmtier^ige  unb  enbgiiftige  Urtöeil.  SBäf)renb  gnjei 
©tunben  luirft  hn  auf  öffentlicf)em  ^Ia|  biefer  ©tabt  auf  I)ot)em 
©erüft  an  ben  oranger  geftellt,  befleibet  mit  einem  ßielüanbe,  auf 
bem  bie  Uebeltt)aten,  bie  bu  begangen  ^aft,  abgemalt  finb." 

Sn  feiner  Practica  Inquisitionis  au§  ber  erften  §älfte  be§  14. 
3a^r^unbert§  ^ä^It  ber  pöpftlid^e  ^nquifitor  Söern^arb  ®uiboni§ 
folgenbe  gi^agen  auf,  bie  man  an  ßauberer  unb  S^eufeBbefdEitDörer 
rt(^ten  foü:  tuaS  fie  mit  ben  Weinen  0nbern  machen,  ttiie  fie  mit 
ben  (Seelen  ber  S3erbammten  t>erfe£)ren,  warum  fie  §aare,  9^ägel 
u.  f.  ft).  5um  Sffen  geben,  tüa»  für  eine  83ett)anbni§  e§  mit  ben 
SSeibern  |abc,  bie  9Zac^t§  ^erumgefien,  tnie  fie  Sle^fet,  ^röuter  u.  f.  tt). 
tierjaubern  (Practica  Inquisitionis,  Ed.  Douais,  Paris  1886,  (S.  292). 

Sm  ^a^n  1329  üerurt^eilten  bie  Sttquifitoren  üon  Sarcaf^ 
f  oEne  unb  ^oulouf  c  gemeinfd^aftlic^  mit  bem  S3ifd^of  öon  ^amier  § 
ben  Karmeliter  ^etru§  9tecorbi  ju  Ieben§Iäng(id§em  ©efängni^, 
weil  er  unter  Xeufet^befi^Wörung  SBad^abitber  angefertigt  l^abe, 
um  burc§  fie  bie  Siebe  üon  brei  i^rauen  ju  gewinnen  (Lea,  o.  o.  D., 
III,  657). 

^apft  SnnojenS  III.  fc^rieb  an  bie  Königin  ^ngeburge, 
i^r  ©ema^I  ^^iltpp  Sluguft  öon  3ran!reid^  fei  tnxd)  Sieufelei 
ge^inbert,  ftd^  i^r  e^elid^  §u  naiven.  2l(§  ^^ilipl?  2luguft  öerf:prad^, 
ben  SSerfud^  ju  mad^en,  mit  feiner  ©attin  etjelicE)  p  leben,  war 
ber  ^apft  bamit  einöerftanben  unb  erflörte  feinerfeit^,  bajg,  wenn 
ber  SSerfud^  mißlinge,  er  in  ben  (Sc^eibunglproje^  einwilligen  wolle 
(Innocentii  Epp.  lib.  VI,  85.  86.  182;  VUI,  113;  ^efele-^Knöpfler 
V,  863). 

Sm  Slrc^iö  ber  ^farrfirc|e  üon  ©teremont'SeffouS  finbet 
fid^  ein  ©yorjiSmu^  für  bie,  welche  ber  Xeufel  unfähig  gemacht 
l^at,  bie  S^e  §u  gebrauchen:  „£>  |>err,"  lautet  ha§  ©ebet,  „würbige 
bid^  ju  fegnen,  bie  bu  in  ber  @^e  üerbunben  I)aft,  befreie  fie  üon 
aller  Räuberei  unb  (Sd^warjfunft  be§  ^eufel^;  gieb  i^nen  gruc^t« 
barfeit  unb  erweife  ifinen  bie  ®unft,  ol^ne  öinberni^  üon  ber  (S^c 

17* 


260  3tt»eiteä  33ud|.    ?ßa)3Jtt^um  unb  3Iberglaube. 

©ebraud^  ntoc^en  ju  fönrten,  ©inber  ju  empfangen  unb  ju  ge= 
Bären,  bie  bir  unb  ben  9J?enfc§en  angenef)m  finb"  (Registres  des 
baptemes  1618  ä  1622  aux  archives  G.  G.  3,  bei  Bernou,  La 
chasse  aux  sorcieres.    Agen  1897,  <B.  250). 

Stt  einem  Urf^eil  be§  S3ifc^Df§  tjon  2lrra§  unb  mehrerer 
^(leologieprofefforen  üom  7.  ^uli  1460  gegen  ^e^er  unb  ^e^erinnen 
n)irb  al§  ertüiefen  erflärt,  'aa'i^  bie  angeflagten  j^rouen  fid§  mit  bem 
2;eufel,  ber  iljnen  aU  SOIenfc^,  «Stier,  guc^S  unb  öafe  erfd^ien, 
fleifd^üc^  »ergangen  fiaben  (Fredericq,  Corpus  I,  369). 

^m  ^yJoöember  1472  ergel)t  üom  ®om!apiteI  üon  ©ambroi 
ein  feierliche»  UrtE)eiI  gegen  einen  ^rieftcr  §u  2lrra§,  ber  gering^ 
jdlä^ig  öon  einem  bort  in  golbenem  ©darein  al§  Ijeiliger  9?eli'' 
quie  aufbetüaiirtem  ©tüd  SRanna  gef|)rod^en  f)otte;  feine 
Sleu^erungen  feien  !e^erifcE)  unb  gottc§IäfterIid§  (Fredericq,  Corpus 
I,  431). 

©in  S)iöäefanftatut  üon  ^ö  tu  au§  bem  Sa|re  1662  fagt:  „2tm 
nteiften  ju  t»erabf(^euen  finb  bie  Qaub^x^x  unb  ^ejen,  bie  burd^ 
Räuberei  hjunberbare  Umgeftaltungen  ber  $yiotur!örper  ben)ir!en, 
burdE)  QanhtxixänU  bie  SJtenfc^en  §um  ©ö^enbienft  unb  anberen 
Saftern  anregen,  fie  bei)ej;en,  üerrücft  machen,  tobten;  bie  mit  |)ülfe 
be§  Xeufel§  ^an!f}eiten,  ^agelfd^täge,  ©turmföinbe,  Unfrudfitbarfeit 
bei  3)Jenfc^en  unb  $ßie^  beluirfen;  bie  Mann  unb  SBeib  unfäf)ig 
macfien  jur  @!^e  unb  burd^  it)re  SSerträge  mit  bem  STeufet  auf  aüe 
SEeife  bem  9J?enfc^engefdf)Iecf)t  ©c^aben  jufügen"  (Beeret,  et  stat. 
Dioeces.  synod.  Colon.   1,  5,  2:. 

^m  5(nfange  be§  17.  Sot)rf)unbert§  mar  ber  Söarnabitengcneral 
5D?id)aeI  9}Jarrano  (Murazamis)  ber  ©pe^ialift  für  ©ntjauberung 
fürftlidEier  ^erfönlid^feiten.  5)iefer  "fioc^ftefienbe  römifc^e  ©eiftlic^c, 
ber  Dbere  einer  weitöerbreiteten  ultramontonen  DrbenSgenoffenfd^oft, 
t)atte  unter  SInberm  „feftgeftellt",  ba^  bie  Unfrud^tbar!eit  ber 
^erjogin  ßlifabetl)  bon  $8aiern,  ©emal^Iin  3Jia£imiIian  I., 
auf  93e^e£ung  beruf)e.  3)Joi-imilion  lie^  be§t)alb  im  ^ot)re  1604 
bie  „©ntgauberung"  feiner  (SJottin  burc^  ÜJiarrano  öorne^men. 
Slüein  tro^  „(Sntjauberung"  blieb  (Slifabetl)  !inberIo§  ((Stieöe,  Söriefe 
unb  2l!ten  IV,  431,  5tnmerf.  5;  V,  765.  766;  VI,  92;  (gtieöe, 
2öittet§bad)er  «riefe,  2tbtl>  VI,  371.  481:  Slb^tbg.  b.  ^ift.  m. 
ber  Slfab.,  XX,  2.  3Ibt^.). 


III.  Stbcrglaube  im  Mgemeitien.  261 

Sßon  SDJünd^eu  au§  iegab  fic^  SJJarrano  auf  Söunj'd^  be§ 
^ap[te§,  ^temen§  VIII.,  im  ^o^i^e  1605  nac^  ^vag,  um  oud^ 
ben  ^aifer  JRuboIpf)  IL  ju  entzaubern,  ber  oon  feinem  Kammer- 
biener,  ^^ili|)|3  Sang,  „bel^ejt"  tüorben  tvav  ((Stteöe,  SBittelö* 
bac^er  Briefe  VII,  682).  lieber  ba#  ßrgebnip  ber  Sntjauberung 
njiffen  mx  ni^t§. 

2Iuc|  9iuboIp^l  9?ac^foIger,  ^aifer  Ttatt^ia^,  galt  alg  „öer- 
jaubert".  Ueber  i^n  fc^rieb  bie  ©rj^erjogin  5IJJaria  2(nna  an 
i^ren  SSater  SSil^elni  V.  oon  Saiern:  93Zatt^ia§  fei  oon  feiner 
„i^reunbin",  ©ufanna  SBad^ter,  mit  ber  er  sufammen  lebte, 
„bel^cjt";  fo  lange  ein  in  einem  beftimmten  ^lofter  brennenbeS 
ßic^t  nic|t  auggelöfc^t  loerbe,  bleibe  ÜJJatt^ia§  „burd^  3öuber"  an 
biefe  „SSettel"  gefettet.  |)er5og  2SiI§etm  fd^irfte  gur  Slufflärung 
feinen  §ofrat^  SSieped  na^  ®ra§,  ber  bort  „folc^e  specialissima 
oerna^m,  bie  ber  gebern  nict)t  ^u  oertrauen",  bie  if)n  in  ber  lieber^ 
jeugung  beftärften,  mit  ber  „ißerjauberung"  l^abe  e§  feine  9lid§tig= 
feit  (©tieoe,  a.  a.  D.).  „SBeitere  9Zact)forf(^ungen  in  $rog  führten 
i^n  bann  freiließ  ju  ber  2Infic§t,  ba§  ba§  ^^^w^ertoerf  ©rfinbung 
fei"  («Rieäler,  a.  a.  D.,  @.  197). 

2II§  am  4.  S)e§ember  1619  bie  SBttloe  be§  §er§og§  gerbin anb 
oon  SSaiern  ftarb,  ttjurbe  ii)v  ^ob  ber  Regere:  §ugefc§rieben. 
SRajimilian  I.  oon  Saiern  ioanbte  fic^  be§^oIb  burd^  einen 
SSertrauengmann  an  ben  S3ifc^of  oon  5tuglburg,  um  oon  it)m 
iHat^  ju  erbitten  (ber  unbatirte  SSerid^t  biefe§  SSertrauen§manne§ 
im  StRünd^ener  9teid^§ard^iü,  §ejenaften  5Wr.  1). 

S5on  biefen  fingen  fagt  treffenb  S^iejter  ^©efd^id^te  ber 
§ejenpro§effe  in  S3aiern,  Stuttgart  1896,  @.  197):  „2)iit  biefer 
beftänbigen  Stngft  oor  SSer^ejung  unb  ben  borauS  entfpringenben 
^rojeffen  toar  man  auf  jener  @tufe  angelangt,  auf  ber  n3ir  üiete 
:^eibnif(^e  9{egerftämme  treffen,  nur  ba^  bei  biefen  bie  ^Verfolgungen 
o|ne  Eingreifen  ber  ^riefterfc^aft  bireft  au§  bem  'i8olUtoai)n  ent» 
f^ringen." 

©cad^ten^toerf^  ift,  ha^  bie  aberglöubifdien  unb  l^ejenoerfolgenben 
Saiern^erjöge,  2Bil:^eImV.  unb  9JJajimitian  I.,  ^efuiten  §u 
93eidE)toätern  fiatten  unb  bcmSefuitenorben  fe|r  ergeben  loaren. 

SOiafimilian  I.  üon  95aiern  erlief  am  12.  gebruar  1611 
ein  „Sanb gebot"    toiber  Qüühtnx,    ^egerei   unb   Xeufel^fünfte. 


262  3weite»  5öu^.    ^apftt{)um  unb  2lberglaube. 

„2)a§  feien  feine  fo  geringen  ©ünben,  trie  man  tüo^  gloube, 
fintemalen  alle  superstitiones  üom  tierflu(^ten  2;eufel  erfunben 
feien."  3iüeimal  im  "^a^x,  gu  Söei^nad^ten  unb  gu  ^fingften,  fotle 
ba§  „Sanbgebot"  üon  ben  ^anjeln  üerlefen  irerben. 

3loei  unb  fünfzig  formen  ber  |)ejerei  fü^rt  SJJojimilian,  ber 
felBft  bem  gröBften  ^Iberglauben  f)utbigte,  in  feinem  „SanbgeBot" 
auf;  15  mit  2(nrufung  be§  2eufel§  unb  cum  pacto  expresso,  37 
oiine  au§brüdlid^e  2(nrufung  unb  sine  pacto  expresso.  „^a§ 
2Bol§rfagen  burcE)  @|3iegel,  ®(a§,  ^ijflatl,  Dringe,  «Sieb  ober  $8ecfen 
!ann  nidit  mo^I  anber§  al§  per  spiritus  familiäres  unb  ^eimlic^ 
öermeintlic^  gefangene  ober  befc^morene  böfe  ©eifter  gugel^en." 
Unter  ©träfe  üerboten  mirb  bie  SSannung  ber  böfen  ®eifter  ol^ne 
c^riftlic^e  geiftlic^e  3JiitteI,  j.  93.  burc^  Greife,  bie  an  Sreujlnegen 
gebogen  merben,  bur^  garnfamen,  burc^  2tu§grabung  ber  äRanbra-- 
gora,  be§  3tlraun§  ober  tobter  Körper;  ba§  5Infertigen  üon  93ilbern 
oon  SSac§§,  93Iei  ober  9J?etaII  §ur  SSejauberung  ber  ßeute,  befonberg 
menn  folc^e  93ilber  öerle^t  ober  burcEiftoc^en  merben.  S)er  oon 
^efuiten  geleitete  S3aiern^er§og  öerbietet  ^ier  ben  gteidien  Slöbfinn, 
ben  fc^on  SOO^atire  früher  ber  „8tatt:^atter  Sf)rifti",  So^annXXlL, 
all  einen  mirffam^gefä^rüÄen  Eingriff  auf  fein  eigenes  Seben  mit 
ben  fd^tüerften  firc^Iic^en  Strafen  belegt  |atte  (oben  8.  217  ff.), 

S)ie  @traffa|ungen  be§  „SanbgeboteS"  finb  fe^r  l^art:  wer  ben 
Xeufel  anruft  ober  anbetet,  Wirb  lebenbig  öerbrannt;  wer  bie§ 
mittelbar  tl^ut,  wirb  üor^er  enthauptet  unb  bann  öerbrannt. 
©c^war^fünftler,  Gingeber  oon  Siebe§trän!en  Werben  mit  bem 
Schwerte  gerid^tet.  „Sßenn  wiber  jemanb  gtaubwürbig  fürfommt 
ober  fonft  reblic^e,  er^eblic^e  unb  in  Sftec^ten  guläffige  9Sermut^un= 
gen  oor^anben  finb,  ha'^  er  einen  58unb  ober  eine  33u^Ifd^aft  mit 
ttm.  Teufel  gehabt  ^aht  ober  ^obe,  gegen  ben  foll  nac^  ben  Sn== 
bijien  mit  ber  S^ortur  fc^ärfer  ober  gelinber  oerfa^ren  Werben 
,3)?ünc|ener  StaotSbibüot^e!,  Bavar.  960  in  2  0). 

tiefem  „Sanbgebot"  folgte  im  ^a^xz  1622  eine  „®enerat= 
unb  ©pejialinftruftion  für  ben  ^ejenpro^efe",  bie  für  baä 
SSer^ör  ber  ^ejen  folgenbe  t^tagen  oorfc^reibt:  €)h  fie  fid^  nic^t 
bem  leibigen  8atan  ergeben,  (Sott  unb  feine  |)eiligen,  auä)  bie 
l^eiligen  ©aframente  oerleugnet  i)aben ;  ob  fie  nic^t  burc^  ^au^^rei 
Brautzeiten  unb  anbereS  Uebel  ben  2euten  unb  bem  SSiet)  jugefügt 


III.  Stberglaube  im  Stagemeinen.  263 

^aben;  ob  fie  nic|t  Stnberen  jum  ©cfiabcn  ettoaS  eingegraben 
^aben;  h)0  fie  i^re  Salben  unb  ^^u^ermittel  aufbeh)af)ren ;  Wie 
oft  fie  gum  ^egenfabbat^  ausgefahren  feien,  unb  mit  tt}em;  ob  fie 
nic^t  Ungenjitter,  9?egen,  3fieif,  Bonner,  S3Ii^,  ^ogel  gemad)t  l^oben; 
wie  i|r  Xeufet§bu{)Ie  l^ei^e,  Welche  5(rt  Umgang  fie  mit  i^m  ge= 
t)abt  unb  in  wdä)tv  ®eftalt  er  mit  il^nen  öerfe^rt  ^aU\  ob  fie 
nic^t  in  X^iergeftalt  anbere  Seute  erf c^recEt  £)aben ;  ob  fie  nic|t  Heine 
ßinber  getöbtet  ober  ausgegraben  ^aben;  n3a§  fie  mit  ben  Seichen 
ber  ausgegrabenen  ^inber  gemacht,  gu  meieren  ^aubermitteln  fie 
beren  Seichen  benu|t  t)aben;  ob  fie  nic^t  teuf elif^e,  unäüci)tige  Siebe 
erregt  ^aben;  ob  fie  mit  teufelifd;em,  gauberifc^em  (Segen  Seuten 
gefcfiabet  tiaben;  m  fie  i^ren  ^ejenfabbat^  gefeiert  ^aben  unb  mer 
mit  i^nen  babei  geioefen  fei.  Xer  Fragebogen  fc^Iie^t  mit  ben 
Söorten:  „bie  übrigen  gragftuc!  wirb  ein  jeber  ^nquifitor,  biemeitt 
bie  gäü  unterfc^iebti^ ,  felbften  feiner  S)iS!retion  mit  allen  Umb= 
ftenbten  barjue  gu  t|un  miffen"  (9)Jünc^ener  9tei^§ardt)io,  §e£en= 
aften  ^x.  11/2^  6ei  gtiegler,  a.  a.  D.,  @.  338  ff.]. 

Wan  wirb  nic£)t  fe^I  ge^en,  wenn  man  ben  S^^alt  biefe§ 
„ÖanbgeboteS"  jefuitifc^em  ©influffe  sufc^reibt,  "oa  S!JtajimiIian 
aUe  wichtigeren  ^anblungen  mit  feinem  ^efwiten-'SSeid^töater  Sonden 
berieti). 

Stt  ber  erften  ^älfte  be§  18.  Sai)ri)unbert§  war  ha^  ©c^a|'- 
graben  befonberS  ^ufig  im  S3i§tf)um  ©idöftätt  unb  in  ber  Dber  = 
pfal§.  Sn  9tupprec|t§reut  tierfrfirieb  fic^  ber  Säger  ^o^ann 
^eter,  ber  im  S)ienfte  einer  abeligen  Same  ftanb.  Dem  Sleufel, 
bamit  biefer  feiner  ^errin  t)elfe,  einen  @(j^a|  §u  i)eben.  SSor'^er  f)attc 
bie  ®ame  aber  bem  Säger  üorforglic^  öerfprei^en  muffen,  i^n  nad^ 
2luffinbung  beS  Sc^a^eS  burct)  bie  ^apuginer  öon  SSeiben  wieber 
üom  Xeufet  loSgumao^en  (9)iün(^en,  SteidiSarc^io,  |)eEenaften  — 
pfalj^neuburgfc^e  —  ^x.  41). 

3um  Sd^Iuffe  biefeö  Slbfd^nitteS  eine  Xiiatfad^e  au0  ber  jüngften 
SSergangen^eit,  bie  ben  gefammtcn  frühem  Slberglauben  amtlid^ 
beftötigt : 

Sm  So^re  1888  entfd^ieb  bie  9iitenfongregation,  ba^  fol' 
genbe  „S3efd§wörungen"  (Conjurationes),  bie  in  Dber^Sc^Iefien 
bei  gelb'-^rojeffionen  öom  ^Sriefter  laut  oorgebetet  werben,  erlaubt 
feien:    „'^ä)  befd^wöre  euc^,  it)r  Suftgeifter,  beim  lebenbigen  @ott, 


264  Sweiteg  93uc^.    ^ap[ttf)um  unb  Stberglaube. 

Beim  n)af)rf)aftigen  ®ott,  beim  J)etltgen  ©ott,  ba§  t^r  feinen  §age( 
auf  unfere  ?5elber  unb  (Sorten  fc^Ieubert.  ^6),  ber  ^riefter  ®otte§, 
befehle  eud§  unb  allen  ^Teufeln  im  $)Zomen  ber  ^eiligften  S^reifaltig-- 
feit,  ba^  i§r  unferm  S3e]i^t^um  nid^t  fc^abet,  fonbern  i^r  foßt  ben 
§agel  in  bie  SBüfie  ober  in  ha^  9Weer  fcf)Ieubern,  ttjo  er  Tltn\ä) 
unb  SSiel^  nic^t  fd)äbigt."  9tn  brei  oerfdjiebenen  «Stellen  ber  ju 
fegnenben  f^elber  icirb  biefe  „33efdin)örung"  mit  geringen  Stfeänbe-' 
rungen  toieberijolt.  i^ürftbifcfiof  gijrfter  öon  S3re§Iau  l^atte  um 
©utl^ei^ung  biefer  „S3ef{^n)t)rungen"  gebeten,  mit  ber  S3egrünbung, 
ba§  Sanbüol!  fei  fo  an  fie  geföö^nt,  ta'^  e§  fie  nicf)t  me'^r  ent« 
Beeren  fönne  (Analecta  Juris  Pontificii  1888,  <B.  749). 

2.   Drbalien  (®otte§urt^eiIe). 

Unter  ben  gefc^id^tlic^en  ^^tfad^en  be§  n}ibcrd^riftlic^en  2tber= 
unb  SBunbergIauben§  gebührt  ben  Drbolien  ein  befonberer  ^lo^. 

2)ie  SSorfteCIung ,  ta^  bie  @ott|eit  jum  83ett)eife  ber  S33a:^rf)eit 
einer  2lu§foge  ober  ber  Unfc^ulb  eine§  S3ef(^ulbigten  burcE)  fic^tbare 
3eid^en  unb  SBunber  eingreife,  ift  olt^eibnifd^ ;  fie  l^at  in  einem 
ro^en,  unenttüidelten  ®otte§begriff  i^re  SBurjeln.  S;iefe  SSorfteHung 
]§at  fid^  bei  üerf(j^iebenen  SSöIfern  fo  auSgeftaltet  unb  feftgefe|t,  ba§ 
fie  in  "OaS  gertij^tli^e  SSeföeiSöerfa^ren  überging.  SIuc^  bie  ger* 
manifc^en  $ßöl!er  fannten  bie§  S3ett)ei§mittet 

SSie  fel^r  e§  bem  d^riftlid^en  @otte§begriff  ftiiberftreitet,  tnbem 
e§  eine  freüel^afte  SSerfud^ung  ©otte»  barftellt,  braudjt  nid^t  oul- 
gefü^rt  ju  werben.  2Ba§  t^at  biefem  t)eibnifd§en  Unfug  gegenüber 
bie  rijmif^e  ßird^e? 

2)er  uttramontan  geftnnte  |)ilbenbranb,  ein  Si^üter  ber  ultra^ 
montanen  ©röfeen  ^^itlip^  unb  @örre§,  fd^reibtbarüber:  „konnte 
nun  aber  bie  ffird^e  bie  [I)eibnifd^en]  Crbale  nic^t  au»  ben  germanifd^en 
©endeten  üerbrängen,  fo  burfte  fie  au(^  nictit  babei  fte^en  bleiben, 
fie  nur  ju  bulben.  jDie  ^eibnifcfie  58ebeutung  mußten  fie  auf  jeben 
gall  oerlieren,  unb  fie  Ijätten  bann  be§  (5inne§  gan§  entbehrt, 
wäre  i^nen  ni(^t  ein  d§riftlid§er  untergelegt  worben. 
S28ir  fe^en,  ha'^  bie  norbifc^e  ßird^e  nic^t  bIo|  e§  überna'^m,  bie 
©fiftenj  ber  Drbale  auc^  im  S^riftentljum  ju  friften,  fonbern  felbe 

anfangt  fogar  begüuftigte ,  5.  S8.   bei   ben  ©laoen SBaren 

bie  ©ottelgerid^te  auf  biefe  SSBeife  üon  ber  ^irctie   umgebitbet,   fo 


i 


III.  SIbergtauBe  im  2(IIgemeinen.  265 

trugen  fie  fortf)in  ein  !irc^Iid^e§  (Gepräge.  «So  ift  e§  ge- 
fommen,  ba^  if}r  fieibnifi^er  Urj|3vung  fc^on  frül^e  au§ 
bem  S3elüu^tfetn  öerf(f)rt)anb  unb  fie  al§  d^riftltd^e  ©in-- 
rid^tung  galten.  Sie»  erfc^eint  ganj  beutlic^  Bei  ben  beiben 
|)auptfc^rift[tellern  über  biefelben  im  9.  S^ör^unbert,  ben  ©rj» 
bif(|öfen  |)incmar  öon  9leim§  unb  5lgobarb  öon  2t)on  .... 
(Singepfropft  ber  jungen  gernianifc^en  Äirc^e,  raie  e§  nun  wax,  trieb 
ba§  alte  S3ettjei§ft)ftem  balb  neue  3^etge.  S)ie  au§  bem  Reiben» 
ttjume  tierübergefommenen  @otte§urtt)eiIe  erhielten  nämlid^  einen 
3un)acf)§  burd^  iiaä  Drbat  be§  ^reujeS.  ©benfo  je|en  ttiir  ein 
gIeid^ortige§  ^Reinigungsmittel  Ürd^Iic^er  5Ratur  entftet)en,  nämlic^ 
ben  ©mpfang  ber  ©uc^ariftie:  ber  ^Betreuerung  ber  Unfdjulb  beim 
(SJenuffe  bei  §1.  5tbenbmaf)Ie§  bie  Sraft  ber  eiblic^en  Sfteinigung  bei= 
gelegt"   (S)ic  purgatio  canonica  et  vulgaris,  (S.   24 — 28). 

Stud^  bo§  öon  ^arbinal  ^ergenriJt^ er  unb  ^rofeffor 
Raulen  in  93onn  ^eraulgegebene  ultramontane  „^ird^enlcEifon" 
fd^reibt  (V,  924):  „SDie  ^ird^e  £)at  bie  Drbalien,  obn^o^I  fie  bie= 
felben  nic^t  billigte  unb  UJo^I  einfa^,  ba^  fie  mit  bem  geläu-- 
terten  ©otteSbegriff  be§  (S^riftent^umS  unöer einbar  feien,  auf= 
genommen  unb  beibehalten,  npeil  i^re  fofortige  SSefeitigung  at§ 
unmöglid^  fic^  erföieS." 

2Bir  ^abcn  ^ier  üon  SSert^eibigern  be§  ^a|)fttJ)uml  ein  gettjun« 
benel  Bus^ftäubni^  ber  ^ffid^toerfäumnifj  ber  „Statthalter  S^rifti", 
über  bie  9^eint)eit  be§  @Iauben§  ju  njac^en  unb  fc^toere  fojiat^fultu« 
rette  9JIi§ftänbe  ju  befeitigen,  obmo^I  fie  mit  bem  S^riftent^um 
„unoereinbar"  föaren.  SDie  ®ef(^icf)te  beftätigt  biefe  $f(id^töernad^- 
läffigung;  me^r  noc^,  fie  erföeift  aucE)  ^ier  ^apftt^um  unb  ß'ird^e 
oI§  ©eförberer  ber  abergläubifc^en  ©ottelurt^eile. 

^a^ft  ^elagiuä  „reinigte"  fid^  im  '^a'i^xe.  555  öor  33oI!  unb 
^lerug  9lom§  üon  bem  SSerbai^te,  ben  ^ob  feines  SSorgöngerS 
SSigiliuS  oerurfac^t  gu  '^aben.  ^n  großem  Qu^t  sog  man  jur 
alten  ?ßeter§fird)e,  „bort  ftettte  fid^  ber  ^apft  auf  bie  ^rebigtbü^ne 
(ambo),  !^ielt  ha§  Sreuj  be»  ^errn  unb  bie  (Söangelien  über  fein 
^anpt  unb  reinigte  fic^"  (Liber  pontificalis;. 

^apft  ©regor  ber  ®ro§e  ^t  minbeften»  oiermal  biefe 
Üieinigung  angesagten  S3ifdrijfen  unb  ©eiftlid^en  aufgelegt.  @o  im 
Sa^re   592  bem   Sifd^of  ßeo   Don  Satania;    batb  nacEirer  "ötm 


266  Sioeite§  S8u(f).    5po^fttf)unt  unb  Stberglaube. 

Sötfc^of  aJioginiug  öon  (Salona;  im  ^a^re  603  bem  Sif(^of 
3Jienna§  in  ^am^anien;  enblicf)  einem  ^ia!on  SUiartin.  ^n 
otten  brei  i^aUtn  mn^te  bie  Steinigung  am  ©rabe  eine§  Berüf)mten 
^eiligen  gefdje^en:  man  erwartete,  ba^  biefer  ^eilige  im  'r^aüt  ber 
©d^ulb  be§  Stngeflagten  bie  Steinigung  n^unberBarer  2öeife  burd^» 
freuten  »erbe  (Gregor.  M.  Opp.  Ed.  Paris.  1705,  t.  2  col.  596. 
864.  991.  1219). 

Sn  bem  SSu^ud^  be§  ©rjöifc^ofä  X^eobor  üon  Kanter* 
burt)  (t  690)  finb  SSeftimmungen  enthalten  über  bie  Steinigung 
tnxä)  glü'^enbe  ^ffugfc^aren  unb  burcf)  {)ei^e§  (Sifen  (Theodori 
Poenitentiale.  Ed.  Jac.  Petit,  Paris  1679,  I,  32.  36).  S)iefe 
33eftimmungen  liegen  erfic^tlic^  ben  Söefc^Iüffen  ber  ^onjilien  öon 
SJtoinj  unb  2^ribur  im  9.  ^a^i^^unt'ei^t  ju  ©runbe  (Rabani 
Mauri  Opp.  Colon.  VI,  119).  §ilbenbranb  (a.  a.  D.,  @.  102) 
füf)rt  au§  bem  ^a^x  799  folgenben  S3eftf)IuB  einer  Äirc^enoer- 
fammlung  ju  Stei^ad^  in  Stieberbaiern  on:  „^ouberer,  (Senger 
unb  SBa^rfager  foHen  ficf)  entfd^ulbigen  mit  einem  glül^enben 
et)fen  unb  brenntiaifen  SSaffer,  fo  jie  ha§  mit  bloßen 
^änben  anrüeren  unb  borinn  greifen,  inennS  it)nen  unfcEiuIbig  ift, 
f ollen  ft)  entjd^ulbigt  fein."  S)er  Slbt  S)efiberiu§  üon  aJtonte 
(Jaffino,  ber  f:j)ätere  ^apft  SSiftor  III.,  fie^t  bie  Feuerprobe  aB 
etwo§  burd^aug  3i^Iäffige§  an  (Migne,  P.  L.,  149,  1011). 

S)o§  ^ongil  üon  Xribur  (895)  fc^rieb  bie  Feuerprobe  bei 
fd^tüeren  SSefc^uIbigungen  öor  (Hard.  VI,  446).  2)a§  ^on§il  üon 
2Sorm§  (865)  beftimmte:  „SSenn  ein  S3if(i)of  ober  ^riefter  eine§ 
9)lorbe§,  ©£)ebruc^§  ober  5S)iebfta{)I§  befd^ulbigt  ift,  fo  foH  er  für 
jebeä  einzelne  SSerbred^en  bie  SDteffe  lefen  unb  bie  Kommunion  em« 
pfangen,  um  ficf)  unfd^ulbig  ju  geigen."  S)iefe  SSeftimmung  ift  in'§ 
!anonifc^e  Stecht  aufgenommen  Sorben:  Decr.  Grat.  II p.,  C.  2, 
c.  26,  qu.  4.  S)ie  Stonnen  be§  ^lofterS  83ifd^of§^eim  mußten 
burd^  bie  ^reujeSprobe  if)re  Unfd^ulb  betüeifen,  oI§  im  ^lofterteic^ 
ein  neugeborenes  Mnb  aufgefunben  föorben  tnar  (Rudolph  Fuldens., 
in  vita  S.  Lobiae  c.  15). 

2lm  be!annteften  ift  bie  Slbenbma^lSprobe  2otf)ar§  üonSot^' 
ringen  üor  bem  ^apfte  |)abrian  IL  in  SJtonte  S^affino  im 
Sa^re  869.  ©§  l^anbelte  fid)  barum  „nad^gutüeifen",  ba|  Sott)ar 
mit   SBalbrabe    feinen    ®efd^le(^t§üerfel)r    gehabt    ^aht  (Regino, 


III.  StBerglaube  im  Mgemeinen.  267 

Chronic,  ann.  869;  Hincmar  Rem.  Annal.  ann.  869;  Du  Gange 
s.  V.  Eucharistia). 

S8ei  9}?ön(f)en  unb  ©eiftlid^en  tüurbe  bie  SlBettbma'^IS^robe  an» 
gewanbt,  um  i§nen  ben  (Sib  gu  erfroren  (Conc.  Tribur.  ann.  895, 
c.  21;  Hard.  VI,  445).  (Sine  SBormfer  S^nobe  öom  ^a^xt  868 
berid^tet:  e§  fommt  oft  tor,  ba^  in  ^löftern  gefto^Ien  tnirb;  bie 
Ttöndjt  fotten  bann,  „um  fid^  öom  SSerbac^te  ju  reinigen,  ben 
Seib  unb  ba§  S3Iut  unfere§  ^txvn  Sefu  ßtirifti  empfangen"  (Hard. 
V,  740).  ^a§  ^ouäil  üon  ©^alonS  (894)  legte  bem  mönä)  unb 
©ubbiofon  ®erf)arb  üon  t^Iaoignt),  ber  befc^ulbigt  njar,  ben 
SSifd^of  Slbelgar  oon^tutun  ermorbet  ju  f)aben,  bie  2(benbma^I§= 
probe  auf  (Hard.  VI,  433).  ^n  berfelben  Söeife  mu^te  fid^  Söifc^of 
©ibid^o  üon  Spei  er  üom  9?erbac^te  be§  (S§ebruc^e§  reinigen 
(Adam  Brem.  bei  Hard.  VI,  1009). 

3lud^  ^äpfte  l^aben  üon  ber  2tbenbmat)I§probe  ©ebrauc^  gemacht, 
fo  ©regor  VII.  §u  ßonoffa,  um  fic^  gegen  ^einricf)  IV.  üon 
ber  Söefc^ulbigung  ber  ©imonie  gu  reinigen.  2)er  ^apft  fprad^ 
babei  bie  SBorte:  „2)er  §err  foü  micE)  mit  p(ö|Iid^em  jTobe  be- 
ftrafen,  tt)enn  tcE)  frf)ulbig  bin."  S)ann  t^eiüe  er  bie  |)oftie,  na^m 
einen  S^eil  felbft  unb  reichte  ben  anbern  ^einrid^  mit  ben  SSorten: 
„%^nt,  0  Soi)n,  baffelbe!  SBenn  bu  bii^  unfc^ulbig  toei^t,  fo  nimm 
biefen  §meiten  X^eil  be§  üühtä  ßfirifti  unb  beioeife  bamit  beine 
Unfrf)ulb"  (Lambert  Hersfeld.  ad.  ann.  1077:  M.  G.  S.  S.  5, 
259;  ^efele,  ^onjiliengefc^ic^te  V,  97,  2.  Sluflg.).  9fcaiü  bemerft 
Ijiergu  bas  ultramontane  „^irc^enlefüon"  (V,  923]:  ,.Uebrigen§ 
!om  biefeg  Drbate  balb  au^er  ©ebraud^,  ftieil  man  anfing  (!),  e§ 
für  eine  Sßerune^rung  be§  @a!rament§  ju  galten. "^ 

3flid^arba  (®ema{)Iin  ^arl§  be§  S)icfen),  be§  S^ebruc^g 
angesagt  mit  Suitmarb,  Söifc^of  üon  SSercelü,  reinigte  fid^ 
üon   biefem  SSerbac^te  burcE)   bie   SBafferprobe  (Herm.   contract. 


1  SJianci^e  neuere  gorfc^er  erüören  ben  93erid^t  über  biea  Crbale  üon 
ßanoffa  für  eine  ^^aM.  (Stengel,  ©fröre r?,  ©(^ubart  fjalten  bie  STtjat* 
fäd^Iic^feit  bt§  SSorgongeä  für  öerbürgt;  SRanfe  unb  ©iefebrei^t  äußern 
fid^  gttjeifelnb,  innere,  au§  ber  religiöfen  Stnfdjauung  ©regor  VII.  ent= 
nomniene  ©rünbe  fprecfien  jebenfaE^  nic^t  gegen  ben  Vorgang.  Selbft  ber 
Sat:^o{if  9}lorten§,  berba-?  „.^liftDr^en"  üerroirft,  mu§  geftef)en:  „©regor  VII. 
aU  ^inb  feiner  Qett  tuirb  bie  i^bee  ber  ®otte^urtf)eiIe  nic^t  üerttjorfen  fjaben" 
(®regor  VII.,  Seipjig  1894,  I,  129). 


268  B»etteg  58ui^.    «ßapftt^unt  unb  StDerglaube. 

ad  an.  887,  Bei  SDlajer,  ®fc|t.  ber  Drbalien,  @.  33).  ^aioh 
öon  ^önigS^ofen,  in  ber  „GtjäffifcEien  S^ronif",  Berid^tet  audE) 
oon  einer  ?5ener:probe  ber  3flid^arba:  „ba§  [i^re  llnf(^utb]  be= 
werte  9lic^arba  bamit,  ba§  fie  ein  getoäc^fet  §embe  [ein  ttiäd^fern 
|)emb:  anbat  unb  bamit  in  ein  %im  ging,  unb  Bliebe  unoerfel^rt 
üon  bem  f^üer"  (Bei  SRajer,  n.  o.  £.,  (S.  34).  2(uc^  bie  ^aiferin 
^unigunbe,  bie  @emat)Iin  ^einrid^  IL,  foll,  um  i^re  Unfc^ulb 
ju  bett)eifen,  mit  Bloßen  gü|en  üBer  ättjölf  gtüf)enbe  ^flugfd^aren 
hinweggegangen  fein  (S.  Pistorius,  S.  S.  rer.  germ.  I,  1091,  Bei 
SJ^ajer,  o.  a.  £>.,  @.  35).  3"  l^ie  ^o^em  Stnfeiien  fird^Iic^er  (Seit§ 
bie  ®otte§urt:^eiIe  ftanben.  Beweif en  tierfct)iebene  Stetten  Bei  ©regor 
oon  Sour§  unb  S^imoin,  j.  $8.  „Subioig,  ber  Sol^n  Sonig  Subwigl, 
ließ  10  ^IJJänner  bie  SBaffer--  unb  10  äJlänner  bie  geuer^roBe 
Befielen"  (Greg.  Tur.  II,  de  mir.  c.  19;  Aimoinus,  V,  c.  34). 
S3ifc^of  Söurd^arb  oon  SBorm§  oerorbnete,  wenn  jemanb  BefcEiuIbigt 
fei,  fülle  er  fid^  nidEit  burd^  ben  gib,  fonbern  burd^  ben  3tüeifampf, 
ober  burd^  bal  glü^enbe  ßifen,  ober  ha^  fiebenbe  SiSaffer  reinigen: 
non  se  expurget  juramento,  sed  aut  duello  aut  ferro  ferventi 
aut  aqua  bullienti  (Sd^onnat,  ©fd^t.  ber  Äird^e  Oon  2Borm§,  ©.  48). 

S)er  2IBt  Sefiberiug  öon  9JJonte  Saffino,  ber  fpätere  ^apft 
SSiftorlU.  (1086— 1087i,  ber  unmittelbare  9^act)foIger  Tregor VII., 
Berid^tet,  ta^  Bei  einem  Streit  gwifd^en  bem  SSoIf  unb  bem  Sifd^of 
oon  glorenj  ber  2tbt  ^o^anneS  oon  SSallumbrofo  gur  @d^Ii(^^ 
tung  be§  Streitet  ein  ©otte^urt^eil  angeorbnet  ^abt:  Qmd  8d^eiter< 
Raufen  oon  12  gu§  |)i3^e  unb  Sänge,  im  Stbftanb  üon  !aum  2  gufe 
werben  errid^tet,  angejünbet,  unb  ber  ^riefter  ^etru§,  nad^  ©ar* 
bringung  be§  SO^e§opfer§,  mit  bem  9J?e^geWanbe  befteibet,  tritt 
jwifd^en  bie  brennenben  @d§eiter|aufen  mit  bem  @ebet:  Stllmäd^tiger 
©Ott,  id^  bitte  bid^,  la^  mid§  unöerfel^ii:  bleiben,  wenn  ber  $8ifd§of 
biefer  Stabt  fimoniftifd^  ju  feiner  SSürbe  gelangt  ift,  la^  mid^  oon 
ben  Slantmen  üeräel)rt  werben,  wenn  wir  iljn  fäifd^Ii(^  bejidEitigt 
l^aben.  „£)^ne  hal^  i^m  ein  |)oar  oerIe|t  würbe,  ift  er  burd^  bie 
glammen  gefd^ritten"  (Migue,  P.  P.  L.  149,  1010  ff.).  ^ap\i  SSiftor 
leitet  biefen  ©erid^t  mit  ben  SBorten  ein:  STäglid^  fe^e  man  bie 
SBunber  ©otte»  fid^  erneuern;  fein  B^i^eifsi  olfo,  ha'^  er  felbft  öon 
ber  ©^riftlid^feit  ber  ®otte§urtt)ei(e  burd^brungen  war. 

Gin  ^riefter,  Suitpranb,  ber  ben  S3if(^of  oon  9}JaiIanb  eben= 


III.  2(6ergtaube  im  2lIIgem einen.  269 

falls  bcr  (Simome  Beftf)ulbigte,  „6eh)ie§"  feine  S5ef)au)3tung,  tnbem 
er  am  SJJittiüoc^  in  ber  (I[)orittocf)e  1103  nnter  bem  @ebete:  §err, 
in  beinern  Spanien  la^  mir  |)eit  tt)iberfaf)ren,  hnxä)'§>  ?5euer  ging 
(9J?uratori,  ©fd^t.  üon  Stauen,  Sei^jig  1747,  VI,  521  ff.).  95ifc^of 
S3ricciu§  tion  Xour§  reinigte  fid)  üom  SSerbad^t  be§  (5!^ebrud^e#, 
inbem  er  untierle^t  glüljenbe  ^ot)Ien  bi§  5um  ®raBe  be§  ^t  SJ^artin 
trug  (Greg.  Tur.  Hist.  I,  c.  1). 

Sn  ben  ^a^ren  1172  unb  1183  läfet  ber  (gr§t)ifc^Df  öon  gieimg 
an  öielen  ^e^ern  bie  ^ßroBe  be§  glüf)enben  Sifen§  oornel^men 
(Annal.  Colon,  max.,  M.  G.  17,  784;  Fredericq,  Corpus  I, 
45.  50]. 

Qu  ©ambrai  Werben  im  ^a^xt  1217  biele  ^e^er  auf  Se-- 
feM  be§  Sifc^ofä  ber  ^robe  mit  bem  glül^enben  ©ifen  unterworfen; 
lüer  fie  nid)t  beftanb,  b.  (}.  men  hax'  ©ifen  brannte,  mar  überführt 
unb  öerfiel  bem  ©d^eiterliaufen  (Caesarius  Heisterbac,  Dialogus 
miraculorum  I,   132'' . 

21I§  im  Satire  1212  ad^t§tg  ^e|er  (SBalbenfer)  in  Strafeburg 
burd^  ben  93ifc^of  unb  SDominüaner^Snquifitoren  öerbrannt  mürben, 
boten  bie  Snpuiiitoren  ben  2lngefc§ulbigten  üor^er  §um  S3emeife 
ber  Unfc^ulb  ba§  ©otteSurt^eil  be§  glüf)cnben  (gifen§  an.  2>a§ 
^aupt  ber  ^e|er,  ber  ^riefter  !3o£)anne§,  gab  bie  fd^öne  ^Intmort: 
er  fei  tuol)!  bereit,  für  feinen  ©tauben  nic^t  nur  feine  ^anb,  fonbern 
aucf)  feinen  Seib  üerbrennen  ^u  laffen;  aber  er  merbe  nie  burd^  ein 
®otte»urt^eiI  ®ott  tierfudtien  (Annal.  Marbac.  M.  G.  17,  174, 
tattner,  ^onrab  üon  SJiarburg,  (g.  43).  Stifo  ber  „^e|er"  öertritt 
ber  „atteinfeügmac^enben  Sirdje"  gegenüber  ben  rii^tigen  d^riftlid^en 
©tanbpunft  unb  mirb  bafür  oerbronut!      S8gtd§.  oben  S.  105.) 

SSon  biefem  ©tra^urger  ®otte§urtf)eiI  erjä^It  S^aefariu§  üon 
^eifterbad):  einer  ber  ^e|er  ^aht  fic^  auf  bem  SBege  jum  ©d^eiter« 
l^oufen  be!et)rt;  barauf  fei  bie  burd^  bie  ^robe  mit  bem  Iiei^en 
(Jifen  entftanbene  S5ranbmunbe  an  feiner  ^anh  ^lö^tic^  gef)eilt; 
burd^  feine  %xau  fei  er  lieber  §um  Sftüdffatt  öerleitet  morben,  barauf 
fei  bie  SBunbe  mieber  oufgebrod^en,  unb  er  unb  feine  5rau  feien 
in  bie  nod)  glimmenben  @d)eitert)aufen  gemorfen  (Dial.  Mirac.  III, 
16.  17). 

2;ritl^emiu§  bertd^tet,  ha%  ber  3Ibt  9lurart  oon  Simburg 
im  Solare  1224,  um  fid^  öon  einem  SSerbad^te  ber  Slutfdianbe  ju 


270  Qwtitt§  93u(^.    ^op^tt^um  unb  2l5ergIauBe. 

reinigen,  Beim  ©enuffe  „be§  SetöeS  S^rifti"  folgenbe  SBorte  ge-- 
fpro(^en  ^abe:  „Unb  menn  e§  anber§  i[t,  aU  ic^  gefagt  unb  ge-- 
fc^ttjoren  ^abe,  bann  fotl  biefer  öeib  unfereS  §errn  ^eju  (Sl^rifti 
ni^t  bur^  meine  ^ef)te  ge^en,  er  jott  in  i|r  'Rängen  bleiben,  er 
foH  micf)  ertüürgen,  er  foll  mic^  erftiden,  er  foH  mic^  tobten,  je|t 
in  biejem  Slugenblirfe"  (Chronic.  Hirsang.  ad.  ann.  1224). 

2luf  bem  Sonjil  bon  SSerona(1184  beftimmte^apft  Suciu§  III., 
ba§  bie  ber  ^e^crei  SSerbäd^tigen  ben  ©otteSurt^eilen  ju  unter» 
werfen  feien,  „gemä^  ben  Sitten  i^re§  2anbe§"  juxta  consue- 
tudinem  patriae^.  333a»  unter  „ßanbeSfitten"  §u  üerfte^en  fei,  fagt 
fe^r  beutlid^  bo§  ^onjil  öon  9teim§  (1157):  „2öer  fid^  [öon  ber 
ße|erei]  reinigen  Witt,  \oU  ]id)  reinigen  burtf)  ha^  gtü^enbe  Sifen" 
(Mansi  21,  84.3i.  Qm  ^a^re  1167  „reinigten"  fid^  §wet  ber 
Meieret  SSerbäd^tigte  §u  SSejela^  burd^  bie  SBaff erprobe  (Rec.  des 
hi3t.  de  France  XI,  343—344).  (Sin  ©eiftücfier  su  3trra§  muBte 
fic^  öor  bem  SBifc^of  ber  Feuerprobe  unterwerfen;  er  beftanb  fie 
ntd^t  unb  mürbe  al§  ^e|er  öerbrannt  (Frederick,  Corpus,  p.  45). 
93alb  barauf  (1183)  würbe  eine  gro^e  ^tnjaf)!  2(ngef(^ulbigter  ber 
SSaffer-'  unb  {Feuerprobe  unterworfen;  fie  beftanben  —  wie  natürlich 
—  nic^t  unb  würben  öerbrannt  (Rec.  des  bist,  de  Fr.  XVIU, 
555).  ^m  ^a^xt  1114  mußten  fic^  tierfc^iebene  ^erfonen  üor  bem 
Sifd^of  üon  @oiffott§  burd^  bie  SS?offerproBc  reinigen.  S)er  Sifdjof 
Ia§  bie  SDJeffe,  bie  5tngeflagten  empfingen  bie  Kommunion,  bann 
würben  fie  in'g  SBaffer  geworfen. 

2)er  ftrd^tid^e  S^arafter  ber  Drbalien,  i^re  Singlieberung 
in  ben  fird^Iic^en  9^itu§  fte^t  unbegweifelbar  feft.  greunb  unb  geinb 
finb  barüber  einig.  So  fc^reibt  ber  ^rafibent  be§  Saffation§f)ofe§ 
ju  ^ari§,  2onon  (Histoire  des  Tribunaux  de  Tlnquisition  en 
France,  Paris  1893,  S.  296):  „®ie  ^ird^e  ^at  einen  großen  2tn- 
t^eil  an  ben  Drbalien.  Sie  ^at  fid^  nid^t  bamit  begnügt,  fie 
at»  eine  „®ewo^nf)eit"  mit  in  ben  Sauf  ju  nehmen;  fie  ^at  fie 
geheiligt,  fie  l^at  fie  mit  i^rem  5Ritu§  umgeben,  fie  l^at  Bei  il^rer 
Slnwenbung  ben  ^riefter  neben  ben  9?id^ter  gefteüt.  ®ie  päpftlid^e 
@efe|gebung  fetbft  ^at  fie  au»brüc!Iic^  gebilligt  §um  Qtotdt  ber 
llnterbrücfung  ber  Äefeerei.  Sd^on  in  bem  (S^eftreit  §wifc^en 
Sot^ar  II.  unb  2;eutbergo  beruft  ftd^  ber  ©rjbifd^of  |)incmar 
bon  9t  ei  ml   auf   ba§  @otte§urtf)eiI  be§  falten  Sßafferl   (Judicium 


III.  Slberglaube  im  Sttlgemeinen.  271 

aquae  frigidae  unb  begrünbet  bie  83ere(f)ttgung  biefe§  ®otte§urt^eif§ 
burc^  einen  S^ergteid^  mit  ber  ^aufe!"^ 

Saä  ®Ieid^e  geftcfit  ber  ultramontane  §ilbenbranb: 
„S)ie  Drbate  ftanben  in  einer  nähern  unb  innertic^ern  Se-- 
gietiung  §ur  ^rc^e  burrf)  bie  Siturgic.  ©er  regelmö^ige  Drt 
ber  SSoüjtel^ung  lüar  Bei  bem  Sifen^  unb  Iiei^en  Sßafferorbal  n)ie 
bem  geweiften  S3ij'fen  bie  S^ird^c.  SSor^er  ging  eine  SSorbereitung 
burd§  Soften  unb  ®e6et.  [^n  faft  allen  alten  3ftitualen  finben  fic^ 
jogar  eigene  j^ormutare  für  aJZeffen,  bie  nur  üor  @otte§gerid^ten 
gelefen  würben.  9J?an  Bebenfe  babei,  h)elc|e  überragenbe  unb  ganj 
einzigartige  Stellung  bie  SO^ieffe  im  fat^olijd^en  K^riftent^um  ein= 
nimmt.]  ^n  ©egenwart  üon  Bingen  [unb  öor  allem  in  Ö5egenh)art 
beä  ^rtefterg]  !am  e§  bann  jur  tüirüicfien  ©jefution.  ^§  tuurbe 
bie  Snüofatio  öorgenommen  burd^  ba§  ^i.  ^benbmal^t,  ha^  ber  ju 
^rüfenbe,  toenn  ber  ^riefter  §ur  Kommunion  in  ber  9JJe[fe  ge= 
fommen  tüar,  empfing.  S)ann  Warb  über  ba§  ©ifen,  SSaffer  u.  f.  ft). 
ber  ©jorjiämuS  gef^rod^en.  ?iun  folgte  bie  ^Ibjuration  be§  (5tfen§, 
2Baffer§  u.  f.  Jü.  unb  be§  93efd)ulbigten.  @ebete,  Ermahnungen, 
nid^t  fdE)uIbig  jum  Drbal  gu  fc^reiten,  enblid^  SSorftc^t§maBregeIn 
gegen  @intüir!ungen  be§  @atan§  ju  ÖJunften  berer,  bie  fid§  t^m 
burc^  ba§  35erbred§en  ergeben  Ratten,  woju  befonberS  iia^  2Bei^= 
tüaffer  biente,  bilbeten  bie  übrigen  S3eftanbt^eile  biefe§  feierltd^en 
SSorgange§"  (a.  o.  D.,  O.  105—109). 

9Jiartene  fDe  antiqu.  eccl.  rit.  III,  <S.  462  ff.)  !^at  bie  ürd^Iid^en 
©cbräud^e  unb  ®ebete  bei  ben  üerfd^iebenen  @otte§urt^ eilen  gefammett. 
6inige§  fei  angefüf)rt  [Sei  ber  SSafferprobe]:  „@ebet:  Gr'^öre, 
§err,  ba§  (Seufzen  beine§  fletienben  SSoÜel,  bamit  Wir  SSarm^erjigfeit 
erlangen  burd^  unfern  §errn  Sefnm  ß^firiftum.  5tmen."  2)ann  wenbet 
fic^  ber  ^riefter,  mit  ben  :priefterlicf)cn  ©ewänbern  angett)an,  an 
ben  S3efcf)ulbigten,  ber  bie  ^robe  befte^en  foll,  mit  folgenber  „Söe-- 
fc^tüörung" :  „^d^  befd^Wöre  birf),  o  SDienfd^,  burc^  ben  1^1.  ®eift, 
burd^  bie  unget^eilte  S)reieinig!eit,  burd^  ben  legten  ©erid^tltag, 
burd^  bie  i)eiügen  ^rop'^eten,  burc^  i>k  ^eiligen  Slpoftel,  burd^  bie 


1  2)te  SBorte  beg  93if^of§  ^incmot  (outen:  „Sei  bem  Urt^eil  bei  SBafferä 
fann  ber  Sügner  nid^t  unterfinfen,  treil  bie  burc^  bie  S^aufe  gereinigte  3latux 
bei  SBafferl  ik  öon  ber  2üge  befledte  ?iotur  bei  9Jienfc^en  nic^t  aufnimmt, 
jonbcrn  üon  ftcf)  ftöfet." 


272  3tüeite§  93ucf).    ^a<jfttf)mn  unb  2(bergIouBe. 

24  Stelteften,  bie  ®ott  (obfingen,  burd^  bie  144,000  unf(f)ulbigen 
Sinber,  bie  für  ®^riftu§  geftorBen  finb,  unb  burdE)  alle  f)eiligen  Tlax- 
t^rer  unb  burc^  alle  fieiligen  S3e!enner  unb  burc^  atle  '^eiligen  Sung= 
frauen  unb  burd^  bie  ^I.  Slaufc,  burc^  bie  bu  n^iebergeBoren  fcift,  unb 
burd^  bie  f).  f).  9teliquien,  bie  in  biefer  ^%^e  finb,  unb  burc^  bie 
t}l.  SD'Jaria,  bie  SJ^utter  be§  ^errn,  unb  burd^  atle  '^immlifd^en 
^eerfd^aaren."  ®ann  giebt  ber  ^riefter  bent  9lnge!Iagten  einen 
Sd^Iucf  SC3eit)n)affer:  „9Jimm  biefen  ©d^Iud  Sßei^waffer,  bamit  e§ 
bir  nü|Iic^  fei  bei  ber  Iieutigen  ^robe."  ®ann  ge^t  er  mit  i^m 
sunt  SBaffer,  h)o  bie  ^robe  ftattfinben  fotl:  ber  ^riefter  befprenge 
bie§  SBaffer  reidtilid^  mit  SBei^föaffer  unb  beräud^ere  e§  mit  SSei^» 
raud^.  ®ann  er{)ebe  er  5tugen  unb  §änbe  gum  ^immel  unb  f|5red^e: 
„|)err  3efu§  ®t)riftu§,  gieb  ein  Sd6)tn,  ba^  tt)ir  er!ennen,  ba^  hu. 
gebenebeit  bift  öon  (Sn)ig!eit  ju  ©föigfeit.  2tmen."  „^c^  befcE)tt)öre 
bid^,  !alte§  SBoffer,  bei  SSater,  So^n  unb  ^l  @eift,  unb  bei  oHen 
©ngeln  unb  ©rjengeln,  bei  9}laria,  ber  SJiutter  be§  ^errn,  bei  ben 
üier  (gtiangeliften,  bei  ben  12  St^ofteln  unb  ben  12  ^ro^p^eten:  n)enn 
biefer  9}?enfrf)  fd^ulbig  ift,  nimm  if)n  nid^t  auf,  fonbern  ber  |)err 
ntocfie,  ha'i^  er  auf  beiner  Dberftödtie  fdf)n)imme.  ^c^  bitte  bid^,  §err 
^efu  E^rift,  la^  fein  S8Ienbtt)erf,  feinen  ^^eufel^fpuf  oorf)errfd^en. 
ߧ  ergeige  fid^  beine  Straft!  SBenn  biefer  SDJenfd^  fcEiuIbig  ift,  fo 
ne[}me  i^n  ba§  SBaffer  nic^t  ouf;  ift  er  unfdf)ulbig,  bann  |)err 
Sefu  ©firift,  madEie,  ba^  er  untergehe." 

[SBei  ber  ^^euer^robe]:  „^err,  gerecfiter  3fiic^ter,  ber  bu  bift 
ein  Urf)eber  be§  ^rieben  unb  ber  bu  mit  ©ered^tigfeit  rid^teft,  \üix 
bitten  bid^  bemüt^ig,  ba^  bu  biefeS  ßifen  fegnen  +  unb  +  t)eiligen 
rooüeft,  bamit,  menn  er  [ber  21ngeflagte]  unfd^ulbig  ift,  er  e§  un= 
üerfe^rt  in  feine  §änbe  nehmen  fann,  burd^  (J^riftum  unfern  |)errn, 
2tmen!" 

[83ei  ber  ^robe  be§  geloei^ten  93iffen§]:  „§err  ^^\n 
ßfjrtft,  ber  bu  ba§  lebenbige  Sorot  bift,  ba§  üom  |)immel  geftiegen 
ift,  ber  bu  mit  fünf  SSroten  fünftaufenb  9)JenfdE)en  gefättigt  t)aft, 
fegne,  to'ix  bitten  bidE),  biefe§  Sorot  unb  biefen  ^öfe,  bamit  er  [ber  5tn» 
geftagte],  n)enn  er  fc^ulbig  ift,  ta§>  SSrot  unb  ben  ^öfe  nirfit  ^erunter- 
f(i)Iuden  fann,  fonbern  auf  bein  @e:§ei|  feine  ^ef)Ie  jufammen-- 
gefd^nürt  rterbe,  ta'iß  er  ben  Söiffen  fofort  n)ieber  üon  fid^  geben  mu^." 

3lIIe  biefe  Zeremonien  unb  ©ebete  be§  ^riefterS  fanben  in  ber 


III.  StBcrgtoube  im  3IIIgemetnen.  273 

^rd^c  ftatt  h)ät)renb  ber  geier  be§  SQleBopferS.  ®er  ^rieftet  reicht 
benen,  bie  eine  ^robe  beftefien  fotten  „ben  Seib  be§  ^errn"  unb 
f;)rid^t  babei:  „ber  Seib  unb  ba§  S3(ut  unfere§  £)errn  3efu  S^irifti 
fei  eurf)  ^eute  ^um  SöeireiSmittel".  ©in  anbetet  SSei^egebet  bei  ber 
^robe  be»  geh)ei£)ten  S5i[fen§,  ta^  ber  ^riefter  fprad^,  lautete:  „Segne, 
0  (Sott,  biefe§  S3rot  unb  biefen  Safe  mit  beinern  göttlictien  Segen, 
bamit  burd)  beine  St^oftel  fein  [be§  Slngeflagten"!  @rf)Iunb  unb  feine 
Se^Ie  fo  jufanimengebrücft  merbe,  ba^  er,  tt)a§  er  oon  biefem 
S9rot  unb  Safe  in  fic^  aufnimmt,  beüor  e§  in  ben  9J?agen  tommt, 
mit  blutigem  5(u§tt)urf  wieber  üon  fi(^  giebt,  fo  ba^  er,  burdf)  bein 
l^eiüge»  Urt^eil  überfüf)rt,  gittere  unb  feine  Smutje  ^ahe.,  b'il  er  befennt." 
[Sreu§e§probe]:  2)te  ftreitenben  ^arteten  ober  ii)re  BUH- 
öertreter  mußten  on  einem  Sreujc  ftetien;  hjer  juerft  bie  3lrme 
finfen  Iie§,  ^atte  oerloren.  S)iefe  ^robe  ftanb  in  großem  ^n-- 
fef)en.  '^m  8.  Safli^f^unbert  war  ein  ©treit  au§gebrocf)en  jroifc^en 
®eiftUd)feit  unb  33ürgerf(i)aft  SSerona'§.  ^ebe  Partei  fteüte 
einen  iungen  ©eiftlii^en  für  bie  Sreuje^i^robe.  Seibe  ftanben  tüä^= 
renb  eineä  |)oc^amte§  (feierlirfie  SJfeffej  am  Sreuje,  bi§  ber  (Sine 
^albtobt  äur  (ärbc  fan!  (üghelli,  Italia  sacra  V,  610).  3Iuf  bie 
gteid^e  Steife  würbe  775  ein  Streit  jwifc^en  bem  S3ifct)of  oon 
^ori§  unb  bem  Übt  üon  St.  S)eni§  entfc^ieben  (Mabillon,  de  re 
diplom.  6,  n.  51). 

STro^  öieler  SSerfuc^e,  bie  ^äpfte  öon  i^rem  2(nt^eile  an  hm 
Drbalien  ju  befreien,  bleibt  biefer  2{ntf)ei(  eine  gefcEitc^tfiiic  ^bat^ 
fad^e.  Srftenl  bulbeten  fie  ^a^r^unberte  lang  bie  (55otte§urtbeiIe, 
unb  gloor  umfletbet  mit  ©ebeten,  ürc^Iid^en  Zeremonien  unb  felbft 
iin  gewollten  ^uf^ntmenl^ang  mit  ber  SJJeffe;  fie  bulbeten  babei 
Sa^rf)unberte  lang  ben  un(f)riftli(^ften  9}äPraud)  ber  für  ba§ 
fatl^olifc^e  ©f)riftent^um,  beffen  „gottbeftetlte"  |)üter  fie  waren, 
'^eiügften  2)inge:  (5)ebete,  Zeremonien,  Sreuj,  Sird)e,  Stltor,  9}ie^= 
Opfer,  5(benbma^(§feier.  3^eiten§  bulbeten  fie  ^a^x^imttxU  lang, 
baf;  Sonjilien,  33ifd^öfe  unb  fieroorragenbe  Sirctienfd^riftftefler  für 
bie  Beibehaltung  ber  (5}otte§urt!^eiIe  mit  i^rem  2Infe^en  eintroten, 
ja  fie  gerabeju  oorfd^rieben.  ® ritteng  unterzogen  bie  ^äp)k  fid^ 
fclbft  biefen  @otte§urtf)eiIen;  fo  ^elagiuS,  Seo  III.,  |)abrian  II., 
©regor  VII.  SSierten§  finb  minbeften§  jwei  ^äpfte,  Sco  III. 
unb  (Sugen  U.,  bie  Urf)eber  oon  ®otte§urt^eiIen,  i^re  (Sinfü^rer 

0.  ^oenSbroec^,  '^Japflt^um.  I.  is 


274  BttJ^it^^  ^"^-    ^apfttf)um  unb  ^Iberglaube. 

in  einzelne  ßänber  gelüefen.  ®ie  2lu§fagen  ältefter  Slituale  barüBer, 
bie  9J?artene  gefammelt  ^ot,  laffen  ftc^  burtf)  feine  2Iu§Iege!unft 
l^iniüegbeuten:  „®iefe§  @otte§urt§eU",  l^ei^t  e§  ba,  „fc^ictte  ber 
?tpoftoIif(f)e  §err  ; Dominus  Apostolicns  ftel^enber  9lu§bru(f  gur 
SBe^eic^nung  be§  $apfte§]  narf)  granfretc^,  bamit  burd)  bieje  S3e= 
fditüörung  unb  burtfi  biefe§  @otte§urt^eiI  be§  folten  SBafferö  bie 
SBa^rlieit  er'^etle."  „^iefe§  ®otte§urtf)ei(  fe^te  auf  Sitten  öubtoigS 
ber  ^eilige  ©ugeniuS  [ber  ^apft]  ein"  (a.  a.  D.,  II,  933;  Baluzius 
Capit.  reg.  Franc.  II,  646  . 

©ewifi  f)aBen  jic^  oucf)  ^äpfte  gegen  bie  ®otte§urt{)eiIe  oug= 
gej^ro^en.  Mein  bie§  gefc^a^  ni(f)t  nur  nac^  ^a^r^unberte  langem 
ürd^ücEien  S3ejte^en  biefer  hjiberc^riftlid^en  Unfitte,  jonbern  bte§ 
päpftü(^e  Gingreifen  föar  nur  ein  me^r  gelegentliche^,  fein  eigent-- 
lic^  grunbfäp^eg.  <So  jagt  ^apft  9HfoIau§  I.  in  einem  SSriefe 
an  ^arl  bcn  ^a'^Ien  öom  ßJotteSurtfieil  be§  3iüetfam^3fe§  nur: 
nirgenb§  fei  bie§  @otte§urt|eiI  „aU  ©efe^  (lex)  oorgef (^rieben"; 
bieienigen,  bie  e0  übten,  „fcöienen"  ®ott  ju  t>erfu(f)en  (Hardnin,  II, 
326).  Sn  gleichem  (Sinne  Beamnortete  $apft  Stephan  V.  eine 
SInfrage  be§  58ifd§of§  öuttbert  üon  ajlainj  (Bevardi,  Grat, 
can.  III,  364).  So§  ^on^il  tjon  SBorm§  (868  ^tte  feftgefe^t, 
ha^  ©Itern,  bereu  ^inber  bei  iJinen  im  95ett  erbrürft  gefunben 
Ujürben,  fid^  burc^  ha§  @otte§urtt)eiI  be§  glü^enben  @ifen§  reinigen 
foHten.  93ifc§of  Suitbert  üon  SD'iainj  I)atte  $8ebenfen ;  er  toanbtc 
ftc^  nac^  9tom,  unb  ^apft  Stephan  V.  nal)m  nidit  etttja  biefe  ®e* 
legen'^eit  Ujal^r,  \xä)  aU  „l^öc^fter  Se'^rer  ber  SSa!^r!^eit"  gegen  biefen 
Unfug  grunbfä^Itd^  au§sufpre(fien,  fonbern,  UJte  felbft  |)tlben' 
branb  gefte^t,  „er  mipilligte  biefe  SSorfc^rift  au§  einem  etn3a§ 
fc^iefen  ®efi(^t§punft,  ba  er  bie  Drbate  al§  eine  5trt  Xortur  be-- 
tra(i)tete"  a.  a.  D.,  @.  116).  ©d^örfer  fpred^en  fi(^  aUerbingS  bie 
^äpfte  Sdesanber  II.  unb  III.  unb  Suciu§  III.  au§';  allein  bei 
feinem  tion  il^nen  finbet  man  bie  grunbfäfeftd^e  SSerwerfung  biefel 
eingerofteten  9JliPrau(^§  (Ivo,  decr.  X.  15.  c.  7.  c.  11.  q.  5;  Lab- 
bens, Conc.  XIII,   132.  472.  631). 

9}?it  föie  Wenig  ^RacEibruc!  bie  ^äpfte  i^re§  3(mteg  Ujolteten  in 
biefer  ^0(f)n)ic^ttgen  5{ngelegen^eit,  ergiebt  ficE)  au§  bem  ungemtn* 
berten  gortbefte^en  ber  @otte§urt^eite.  ^ur§e  ^eit  nad^  ber  üon 
Sltejanber  11.    au§gef^jroc^enen    9[<^ipiIIigung    oerorbnet    ein 


III.  ^Ibergloubc  im  Stttgemeinen.  275 

^on^xi  in  ^öln  (1083)  bie  ^roBe  mit  bem  ^ti^tn  SBaffer  (Sta- 
tuta synod.  conc.  Colon,  de  pac.  publ.,  bei  (SJrimm,  jD.  9t.  21., 
©.  924).  'äU  Stiejanber  III.  erflärte,  „bie  fat^olifcfie  ^ird^e 
er!enne  bie  ^ro&e  be§  tjeifien  2öaffer§  unb  glütjenben  @ifen§ 
nic^t  an",  üerorbnete  ba§  fpanifi^e  ^irc^enrecEit  bie  ^roBe  mit 
bem  l^ci^en  ©ifeit  (1161),  unb  ber  ©r^bifcfiof  üon  (Salzburg  be* 
ftätigte  (1171)  bem  tlofter  ©t.  SSeit  ju  gjeumarü  in  Ober« 
baiern  ta^  „9iett)t",  bie  ^robe  be§  SSaffer§  unb  (Sifen§  innerhalb 
feiner  ^irc^e  üorjune^men  (SJ^ünter,  SSermifcE)te  S3eiträge,  ^open= 
{)agen  1789,  (5.  323;  Monum.  Boic.  V,  238). 

moä)  im  Sß^re  1597  Iie§  ber  ©eiftlicfie  Safob  SticfinS  üon 
2(I)rlü eiler  bei  ^ötn  eine  „Defensio  probae  aquae  frigidae", 
SSert^eibigung  ber  ^aItttjaffer)}robe  bruden,  ttjorin  er  bie  Sinluänbe 
gegen  bie  SBafferprobe  befämpft  unb  bie  ©ntfd^eibung  bem  '^ap\k 
anf)eimftent  (Slie^Ier,  ©efcEiic^te  ber  ^egen^rojeffe  in  SSaiern,  @tutt= 
gart  1896,  <B.  80). 

SBie  ganj  anberl,  unb  mit  tt)elc§er  SSirfung  fc^ritten  bie  ^ä^fte 
ein  beim  fc^wöc^ften  SSerfudö  ber  geringfügigften  5lbbrö(felung  irgenb 
cine§  pä^ftlirfjen  gtec^teS?!  2)a  fannteu  „bie  ©tott^alter  S^rifti" 
feine  ©d^onung,  ha  tourben  rücEfic£|t§Io§  bie  fdötüerften  ^ird^enftrafen 
»errängt.  Unb  f)ier,  bei  einem  ha§  innerfte  SBejen  be§  ©Triften* 
t^um§  anfreffenben  ^reb§fc§aben,  gefc^iel^t  fo  gut  wie  ^lidEitS. 

©rft  ba§  4.  Sateran-'^onsil  (1215)  unterfagte  bie  Umpüung 
ber  @otte§urt^eite  mit  ©ebeten,  (Segnungen  unb  fird|Iirf)en  ßere-- 
monien.  (Segen  bie  ©ottelurt^eile  felbft  fiel  aber  auc^  {)ier  fein 
SBort  (Labb.,  1.  c,  955). 

3.  93uPüd§er. 

®ie  atten  SBu^buc^er  ber  römifc^en  ^ird^e  (libri  poenitentiales) 
ftnb  tiott  üon  Slbergtauben.  ®a§  ^oenitentiale  üon  @t.  ©oUen 
au§  bem  8.  ^a^r^unbert  beftimmt:  „@in  Qanbtxtx  unb  Sßetter» 
mad^er  (inmissor  tempestatis)  foll  fünf  '^atjxt  Su^e  t|un,  baüon 
brei  bei  SBaffer  unb  93rot.  SBer  am  erften  Januar  mit  einem 
Södtein  ober  einem  alten  S33eibe  fpajieren  gegangen  ift,  fott  brei 
Sa^re  Söu^e  t^un"  (Cod.  Sangall.  150,  ©.  323).  ®a§  fogenannte 
Poenitentiale  capitula  ludiciorum  au§  bem  9.  Saf)rf)unbert: 
„SQ3er  burc|  3auberei  bie  S^ieberfunft  eine§  SSeibeS  üereitett  (dece- 

is* 


276  3weite§  Sud).    ^ap[ttf)um  itnb  §lberglaubc. 

perit)  f)at,  foÜ  brei  Sa^re  S3u^e  tf)un"  (Cod.  Vat.  fol.  208).  ^a§ 
Poenitentiale  Burgundense  ou§  bem  8.  Sa^rf)unbert :  „SSer 
tnxä)  ßauberei  bie  S'iieberfunft  eine§  SBeibeg  üerettelt  {)at,  fofl  fünf 
Sa^re  Söu^e  t^un"  (Cod.  Buvgund.  8780—8793,  Bibl.  reg.  BruxelL). 
S)a§  Poenitentiale  Bobiense  avL§>  bem  7.  ^a^rf)unbert  ent= 
^ölt  bie  gteid)e  S3eftiinmung  (Mabillon,  Museum  ital.  I,  2.  393). 

®ie  tüörtlic^e  Übereinftitnntung  biefer  brei  93uPüc^er  ift  oI§  936- 
lt)ei§  ber  Slügemeintieit  biefe§  StberglaubenS  bemer!en§h)ert6. 

©a§  Poenitentiale  Hubertense  an§>  bem  8.  unb  9.  ^ai^x- 
l^unbert:  „Sßer  burd)  ^^uberei  ^emanb  gelobtet  §at,  foü  fteben 
^a^re  SSu^e  t^un  unb  öiele  Sltmofen  geben.  2Ber  Räuberei  ge= 
trieben  l^ot,  um  SSerliebtfjeit  p  erregen,  foll  ein  ^a^v  bei  SEBaffer 
unb  93rot  33ufie  t{)un,  ift  er  Wönd},  fünf  Sat)re,  befonber§  wenn 
er  baburc^  bie  9lieberfunft  einer  grau  öereitelt  1^at"  (Martene, 
Veterum  Script,  et  monum.  amplissima  collect.,  VII,  28). 

®a§  Poenitentiale  Floriacense  ou§  bem  8.  ^a^r^unbert: 
„SBer  burd)  3<iw^c^e^  SSerüebt^eit  erregt  ^at,  foII,  toenn  er  Saie 
ober  ^lerüer  ift,  ein  ^a^v,  wenn  er  SDiafon  ift,  brei  ^al^re,  wenn 
er  ^riefter  ift,  fünf  '^ai)xt,  baoon  jwei  bei  SBaffer  unb  S3rot,  ©ufee 
tf)un,  befonberS  wenn  er  bie  5Jiieber!unft  einer  %xavi  üerl^inbert  'i^at 
(Sin  Biiitberer  ober  SSettermadier  foU  fieben  ^a^re  S3u§e  t^un, 
baüon  brei  bei  SSaffer  unb  S3rot.  SBeiffager  ober  SSogelbeuter 
foHen  brei  ^a'^re  bei  SBaffer  unb  58rot  93u^e  tt)un,  tneil  @oIcl^e§ 
teufelifc^  ift"  (©c^mit;,  3)ie  ^ßupüdier,  ©üffelborf  1898,  @.  343). 

2)a§  Poenitentiale  Vindobonense  aii^  bem  9.  '^a^x» 
tjunbert:  „SSer  burd^  Qanhtxd  ^emanb  gelobtet  ^at,  fotl  fieben 
Sai)re  93u|e  t^un;  wer  burc^  3flii^e^ci  ^erliebtl)eil  erregt  f)al,  fofl, 
tnenn  er  Klerifer,  ein  Snf)r,  trenn  er  ^ia!on,  brei  ^a^re,  lüenn  er 
^riefter  ift,  fünf  ^al)xt  Su^e  tl)un,  baö on  ein  Saf)r  bei  SBaffer 
unb  S3rot.  2Ber  SBa^rfager  ober  SSogelbeuter  ift,  fofl  brei  ober 
fünf  Saf)re  «u^e  tl)un"    (Sc^mil,  a.  a.  D.,  @.  352). 

®a§  Poenitentiale  Merseburgense  auä  bem  9.  ^ai^x-- 
l^unberl:  „2Ber  burd)  Qaubtxd  '^tmanh  gelobtet  |at,  fofl  fieben 
^a^re  ^u^e  t^un,  babei  brei  bei  SSaffer  unb  Sorot.  2öer  burc^ 
3auberei  SSerüebt^eit  erregt  i^at  u.  f.  m.  SBa^rfager  unb  SSogel' 
beuter  foflen  u.  f.  w.  (SRerfeburger  ®ombibIiotf)e!,  Cod.  103). 

®Q§    Poenitentiale    ecclesiarum    Germaniae    au§   bem 


III.  9(6ergtaube  im  allgemeinen.  277 

11.  ^afir^unbert:  „6a[t  bu  ^^uberer  um  9lat^  gefragt?  2)ann 
jollft  bu  §tüet  ^sa^xt  93u^e  t^un.  öaft  bu  3^"^^^'  o^^i^  Xeufet§= 
lieber  über  ^rot  unb  Kräuter  gefprod)en?  Sann  foüft  bu  jtüei 
3af)re  93u§e  tf)un"   (Sc^mit   a.  a.  0.,  @.  422). i 

S)ie  Summa  de  judiciis  omni  um  peccatornm  au§  bem 
13.  Satir'^unbert:  „SßSer  bem  Xeufet  opfert  im  kleinen,  foü  ein 
^a^r,  wer  im  ®ro^en,  foll  ge^n  ^a^re  Sufee  tt)un.  Qan'bzxtx, 
^ejenmcifter  unb  SBettermad^er,  bie  mit  §ülfe  be»  Seufetg  ben 
«Sinn  ber  9}?enfd^en  berücten,  feien  tierftud^t."^ 

®ie  fogenannten  Canones  Gregorii  au§  bem  9.  ^a^v^üntzvt: 
„Sßenn  ein  2Bei6  ben  ©amen  i^re§  SWanne§  in  bie  8peife  mifc^t, 
um  feine  größere  Siebe  §u  gewinnen,  fo  foII  fie  brei  "^a^vt  S3u^e 
t^un"   (@c|mi^,  a.  a.  D.,  @.  541). 

2(u§  bem  fogenannten  Excarpsus  Cnmmeani  (Summean, 
S(bt  auf  ber  3nfel  ^ona)  au§  bem  8.  ^a^r^unbert:  „5Ser  un» 
rcinc§  ober  öon  wilben  2;^ieren  gerriffeneS  gleifc^  ißt,  foü  40  ^age 
S3uBe  t^un.  33}enn  S5öge(  i^ren  Unrat^  in  eine  glüffigfeit  fallen 
laffcn,  fo  folt  ber  Unrat^  t|erau§  genommen  trerben,  bie  f^Iüffigfeit 
foH  mit  gettjet^tem  SBaffer  gef)eiligt  werben,  unb  bie  (S|3eifc  ift 
wieber  rein,  gällt  ein  S3ogeI  [(Spi^mauS  ? :  sorix  ober  sorex?] 
in  eine  ?^Iüffig!eit,  fo  foH,  Wenn  ber  SSogcI  lebenbig  war,  ber 
5;runf  mit  geweifitem  SSaffer  befprengt  werben,  war  er  tobt,  fo  foII 
ber  Xran!  auggegoffen  unb  "Da^  @efä^  gereinigt  werben.  S5ögel, 
bie  in  9Je|en  gefangen  unb  erbroffelt  werben  finb,  fotten  nid^t  oon 
SDiZenfc^en  gcgeffen  werben,  weit  ba§  4.  Kapitel  ber  2(pofteIgefd^id^te 
e§  öerbietet.  93ienen,  bie  einen  SD'Jenfd^en  tobtgeftoctien  ^ben, 
f ollen  f(^nett  getöbtet  werben;  i^r  |)onig  barf  aber  gegeffen  Werben. 
2öer  ?^Iüffigfeiten  nimmt,  in  ber  ein  SBiefel  gefunben  worben  ift, 
foß  93uBe  t^un"  (Sct)mi|,  a.  a.  D.,  @.  604  ff.). 


'  Sie  S5>ieberf)ofungen  fotlen  bie  allgemeine  93  er  brei  tun  g  be§  gleichen 
Slberglaubenä  öeranjc^auliciien. 

-  ^nterefjant  ift,  ha^  in  biefer  Summa  bie  9ienjat)rgfeier  afg  ®ott= 
lofigfeit  unb  ?tberglaube  beftraft  wirb,  unb  ^toax  mit  Berufung  auf  ba§ 
SabelttJort  be^  ^aulu§:  ^i)x  beobachtet  Seiten  unb  9Jtonate  unb  ^ai)u: 
„SSer  bcf)auptet,  am  1.  Januar  beginne  ein  neuel  ^al}x,  als  ob  nic^t  tägtic^  fic^ 
ein  Sa[)r  boöenbe,  beobachtet  ^afjre;  biefer  Stberglaube  foII  meit  fein  oon  ben 
Wienern  ©ottel.  2Ser  biefe  ©ottlofigfeit  treibt,  fotl,  wenn  er  SIerifer  ift,  ein 
So^r,  roenn  er  Saie  ift,  ein  l^albea  ^a^x  Sufse  t^un"  (®(^mi|3,  a.a.D.,  ©.  495). 


278  Qtodtt§  a3uc^.    $a^ftt:^uin  unb  Stberglaube. 

®a§  „iöeba-'^gfierffi^e  2)o^^eI|3  oenitential"  au§  bem 
9.  ^al^rliunbert:  „$ßogeIbeuter  ober  2Sa^rjager  joüen  5  ^ol^re, 
SBettermac^er  7  ^o'^re  SSu^e  tljiin.  Sl't  eine  3Rau§  in  einen  Siran! 
gefallen,  fo  foH  er  mit  SSeifiiroffer  tüieber  gereinigt  trerben.  Sßer 
oon  feinem  eigenen  Slute  untniffentlid^  ^erunterfc^Iucft,  niirb  un= 
rein;  föer  e§  wiffentlid)  tf)ut,  fott  33uBe  f^un"  (8d;mi|,  a.  a.  D., 
(S.  608  ff.). 

4.  5t6Ia^untDefen. 

Sn  ber  öefire  üoiu  %Ua^  unb  in  feiner  Slu^t^cilung  burd^  bie 
„(Stattl^ alter  ©Eirifti"  fterft  Bi§  jur  l^eutigen  Stunbe  ein  gerabeju 
ungel^euerlic^er  SSuft  be§  toUften  StberglaubenS  unb  be§  fcEiIimmften 
2öiberd^rtftentl§um§. 

»mit  §ülfe  be§  2{6Iaffe§  öerfireiten  bie  ^äpfte  eine  „Kultur",  bie 
e'^er  an  alle§  2(nbere,  aU  an  einemenfcfientoürbige  5(uf!Iärung  erinnert. 

SinigeS  öon  biefem  „®räuel  ber  SSerlüüftung  an  ^eiligem  Drte" 
mu^  iä)  mittfjeilen.  S<^  benu|e  bagu  bie  befte  Duette,  ha^^  Söerf 
be§SefuitenS5eringer:  „®ie  2(bläffe,  ii)r  SBefen  unb  @e6rauc|" 
(^aberborn  1893,  10.  STuflg.).  (Sin  ^efret  ber  römifc^en  2I6Ia^^ 
fongregation  üom  31.  Januar  1893,  beren  donfultor  S3eringer  ift, 
t)at  bie§  S3u(j^  für  „out^^entifd)"  erüärt. 

„Sie  aJiebaille  bc§  1^1.  S3enebi!tu§.  $ugo  üon  ©ginS-- 
fietm  im  Glfa^,  föeld^er  fpäter  ^apft  tt)urbe  unb  unter  bem  Dramen 
Seo  IX.  üon  1049 — 1054  bie  ^ird^e  regierte  unb  oB  ^eiliger 
üeref)rt  trirb,  n^urbe  al§  Jüngling  üon  einem  giftigen  X^int  ge= 
biffen  unb  f)atte  in  golge  baüon  bereits  gttiei  SJionate  ba§  93ett 
gehütet.  S)a  fal^  er  auf  einmal  üon  feinem  S3ette  eine  ©tra'^Ien^ 
leiter  bi§  jum  |)immel  reid^en  unb  auf  i^r  einen  ef)rtt)ürbigen 
®rei§  im  SJ^önd^Sgetnanb  nieberfteigen,  ber  mit  einem  Sreu§e  fein 
giftgefd^raotteneS  Stngefid^t  berül^rte  unb  wieber  üerfd^manb.  2;er 
pli)^lic^  lüunberbar  ©enefene  erfannte  in  bem  et)rn)ürbigen  ©reife 

ben   ^eiligen   S3enebi!t   Sturer   bem   SSilbe   be§   f)eiligen 

Senebüt  enthält  bie  9JJebaitte  eine  Slnja^I  gef)eimni^üotter  'iSnä^'- 
ftaben,  beren  S3ebeutung  ein  anbere§  aupClige§  Sreigni^  un§ 
erflärt.  ^m  Sof)re  1647  würben  in  93aiern  einige  ^ejen  ge* 
fänglid^  eingebogen,  ^m  SSerl^öre  erflärten  fie,  ha^  i^r  aber= 
gtäubifc^eS  SSerfa^ren  an  Crten,  Wo  ba§  S5ilb   be»   fieil.   ^reujeä 


III.  5(5erglaubc  im  Mgemetnen.  279 

fic^  Befunbcn,  ftet§  erfolglos  geblieben,  unb  ba^  fie  nomentüc^ 
über  ba§  Senebiftinerflofter  ajJetten  nie  ©eiüalt  erlangen  fonnten; 
baraug  fei  it)nen  tiav  geworben,  ba^  biefer  Drt  auf  befonbere 
SBeife  öom  ^I.  ^reuje  befc^ü^t  werbe.  Diadjforfc^ungen  im  ^lofter 
geigten,  iia'ji  mehrere  Stbbilbungen  be§  Ijl.  ^eugeg  mit  gewiffen 
S3ud^ftaben  fc^on  feit  langem  ouf  bie  9}iouer  gemalt  waren.  2)en 
©inn  jener  SSud^ftaben  tonnte  man  aber  erft  entröt^fetn,  ai§>  man 
in  bcr  ^lofterbibliot^ef  eine  au§  bem  ^a^xt  1415  ftammenbe 
^anbfc^rift  fanb,  worin  ber  ^t.  Senebüt  bargefteßt  war,  wie  er 
in  ber  redeten  ^anb  einen  Btah  l)ält,  ber  oben  in  ein  ^reuj  au§* 
läuft.  Stuf  biefem  Stab  ftanb  folgenber  $8ev§  gefc^rieben:  Crux 
Sacra  Sit  M  Lux  N  Draco  Sit  Micbi  Dux.  ^n  ber  linfen  §onb 
t)ielt  ber  |)eilige  eine  ^opierrotte,  ouf  Wetdier  man  bie  beiben 
folgenben  S^erfe  lefen  fonnte:  Vade  Retro  Satliana  Nuq  Suade  M 
Vana  Sunt  Mala  Que  Libas  Ipse  Venena  Bibas.  S)aburc^  erfannte 
man  fofort  ben  Urfprung  unb  bie  Sebeutung  jener  S5ucf)ftaben  auf 
ben  SJiauern;  el  waren  nämlicf)  bie  Stnfangabuififtaben  ber  in  ber 
|)anbfc^rift  gefunbenen  SBorte.  (£§  ift  natürlid^,  ha^  in  gotge 
baöon  bie  35eret)rung  5um  1)1.  Senebift  neu  gewecft  werben  mufete. 
Um  fie  ju  ^eben  unb  bauerlEiaft  ^n  machen,  vereinigte  man  feitbem 
auf  einer  aKebaiöe  mit  bem  Bcidjen  be»  1)1.  ^reujeS  ha§  Silb  be§ 
^1.  S3enebi!t  unb  bie  erwähnten  SSud^ftaben.  ®iefe  SQJebaitte  üer- 
breitete  fid)  oon  ®eutf(i)tanb  f(f)neü  burcf)  ba§  gan^e  fatfiolifd^e 
©uropa  unb  Würbe  üon  ben  ©laubigen  aU  fi(^ere§  i3c^u|mittel 
gegen  bie  f)öüifdC)en  ©eifter  öere^rt.  2(uf  ber  einen  Seite  ber 
aRebaitte  fte^t  um  ha§  53ilb  be§  ^I.  S3enebi!t  bie  Snfc^rift  Crux 
S.  P.  Benedict!.  5(uf  ben  öier  getbern,  in  Welche  bie  anbere  Seite 
ber  9)?ebaitte  burd^  ben  Stamm  unb  ben  Cuerbalfen  be§  ^reujeä 
get()eilt  ift,  fte^en  bie  S3udiftaben  C  P  S  B.  2luf  bem  Stamme 
be§  ^reujeä  Heft  man  üon  oben  nadf)  unten:  C  S  S  M  L.  3Iuf 
bem  Ouerbalfen  fielet:  N  D  S  M  D.  9ling§  um  bal  iftreuj  fteljt 
bie  Umfc^rift:  VRSNSMVSMQLJVB;fie  bebeutet: 
Vade  retro  Satana,  nunquam  suade  mihi  vana,  sunt  mala  quae 
libas,  ipse  venena  bibas:  2Bei(f)e  jurücf  Satan,  nie  öerlocfe  mic^ 
in  (Sitelm,  Uebel  finb  e§,  bie  bu  bieteft,  trinfe  felbft  U^^  ßJift 
l^inein.  9luf  mand^en  älteren  2}iebaiIIen  fte^t  bie  Umfdirift:  +  Z 
-fD  +  JA  +  BJZ  +  SAB  +  Z  +  HHF  +  BFRS. 


280  Sroeiteg  S3ui^.    ^apftt^um  iinb  5tberglaube. 

„@§  ift  nic^t  nötl^ig,  bie  Slraft  btefer  58efd^tüörung§tt)orte  lüeiter 
§u  erflären,  bie  ben  teuflifc^en  Äunftgriffen  gerabe  ha^^  entgegen» 
fc|en,  was  ber  Satan  am  meiften  fürditet.  Unsäl^Iige  STtiatfac^en 
bestätigen,  ba|  burci)  frommen  ©eBrauc^  btefer  SJiebaiHe  ben  ©län« 
bigen  aüer  3^iten  ou^erorbentlid^e  ®nabenertt)eifungen  an  Sei6  unb 
©eele  ju  2;i)eil  geworben  finb,  §umal  ©d^u^  gegen  ^ran!^eiten, 
@ift,  ©efa^ren.  Um  foId)er  Knaben  tt)eil^aftig  ju  werben,  genügt 
e§,  biefe  SJJiebaitte  anbäd)tig  ju  tragen,  beftimmte  ©ebete  finb 
ni(i)t  erforberlid).  ^a^ft  S3enebi!t  XIV.  ^at  burd^  SSreöe  öom 
12.  9)Jär5  1742  bie  SSJiebaille  in  ber  oben  bef(f)riebenen  gorm  gut» 
ge^eifeen.  SDer  ^opft  bejeid^net  bie  oben  angegebenen  SSefc^wörungS» 
Worte  al§  üon  ®ott  felbft  ^errüf)renb  („Characteribus  a  Te, 
Dens,  designatis"^ .  Qüv  ©ewinnung  ber  5tbläffe  mu§  bie  SKebaitte 
öon  ®oIb,  (Silber,  SSronje,  Tupfer  ober  fonft  einem  feften  SJietaü 
fein.  Sinb  bie  S3efd^wörung§worte  nid^t  beutlid^  ausgeprägt,  fo  ift 
bie  3tbla^weit)e  §weifelt)aft.  9Jiit  ber  SCRebaitte  finb  üerbunben 
mefirere  üottlommene  5Ibläffe  unb  Slbläffe  auffteigenb  üon  40  2;agen 
bis  5U  20  Sauren"   (@.  350 ff.). 

Geringer  beruft  ficE)  l^öufig  auf  ta^  Suc^  beS  berühmten 
S8enebittiner=3tbteS  ©ueranger:  „S3ebeutung,  Urfprung  unb  ^ritti» 
legien  ber  ^mebaitte  beS  ^I.  83enebift"  (SKünfter  1876).  ©ueronger 
berict)tet  über  bie  SBirfungen  ber  SlJlebaitle: 

„®S  ift  SEl^atfad^e,  ha'^  biefe  9!}iebaitte  wirffam  angewenbet 
würbe:  1.  um  3ttubereien  unb  alle  anberen  teufelifd)en  (äinwirtungen 
§u  gerftören;  2.  um  bie  3au'&et:ei  öom  Drte  abäu^alten;  3.  um  bie 
'Illiere,  bie  öon  ber  ^eft  ober  Seud^e  angeftecEt  ober  öon  Räuberei 
befallen  finb,  gu  l)eilen;  4.  um  jebem  SDienfd^en,  ber  öom  böfen 
geinb  öerfud^t,  getäufdjt  ober  geplagt  wirb,  ben  notl^wenbigen 
Sc^u^  ju  gewähren;  5.  um  bie  Sefel)rung  irgenb  eines  SünberS 
p  erlangen.  S)er  öertrauenSöolle  (Sebraud^  biefer  SJ^ebaitte  ift 
überbieS  witffam:  1.  jur  B^i^ftörung  beS  ÖüfteS,  2.  jur  SSertreibung 
ber  ^eft,  3.  jur  2Bieber|erftettung  ber  @efunbl|eit  für  S)ieienigen, 
WelcEie  öon  Steinfranff)eiten,  Seitenfted^en,  fattenber  ©ud^t,  Slut- 
Überfüllung  ober  331utfpeien  befallen  finb,  4.  für  SKütter,  bamit 
burd^  ben  göttlichen  S3eiftanb  bie  ^inber  pr  redeten  Qdt  unb  ge» 
funb  geboren  werben,  5.  jum  Sdiu^e  ber  9)?enfd)en  öor  bem  S31i^, 
6.  jum  ©c^u|e  ^Derjenigen,   weldie  öon  Ungewitter  l)art  bebrängt 


ni.  5l6erg{aube  im  Slügemeinen.  281 

finb"  lt.  f.  tu.  '8.  132).  „Qn  einer  ©egenb  oon  ^Burgunb  fierrfd^te 
eine  fonberbare  ^an!^eit  unter  bem  SSte^.  ®a§  Uebet  ttjurbe  fo 
f)eftig,  btiB  bie  ^üf)e  beim  äRelfen  anftatt  $DJi(c^  S3üit  gaben. 
3)iefe  ^f)iere  ttjurben  Jüieber  gefunb,  nad^bem  man  tf}nen  SS^afjer 
ju  trinten  gegeben,  in  ha§>  man  bie  9Jiebaitte  be»  ^.  SSenebift  ge= 
legt  ^atte"  @.  58;.  „Gine  t^rau  in  einem  Spital  ber  Unheilbaren 
n^ar  eine  tierftocfte  <2ünberin  unb  ftie^  o^ne  Unterlaß  abfd^euüc^e 
hieben,  foraie  bie  öertoegenften  ©otte^Iäj'teningen  au§,  fo  ta^  SSiele 
fie  für  oom  2^eufet  befeffen  l^ielten.  SJ:ie  barmherzigen  Sc^njeftern 
fanben,  al§  fie  bie  Äran!e  einmal  au§  bem  S3ett  genommen,  unter 
ibrer  SDJatra^e  einen  mit  ief)r  oerbäd^tigen  ©egenftänben  angefüllten 
(Bad  unb  legten  an  beffen  «Stelle  eine  2)?ebaitte  be§  f).  Söenebift. 
D^nc  3ttJeifeI  offenbarte  bie»  ber  böfe  ©eift  ber  hänfen,  benn  fie 
fu^r  bie  Sd^hjefter  ^eftig  an  unb  beflagte  ficf)  über  ba§  SSegne^men 
be§  Sacfel.  SJian  legte  fie  ju  33ett;  plij^tic^  folgte  auf  i§r  @e^eul 
eine  auffattenbe  9?u^e,  unb  fie  oerlangte  nac^  einem  ^^riefter." 
„Sine  t^rau  berührte  mit  einer  9JJebaitte  bie  Söeinflafd^e  i^re§ 
bem  STrunfe  ergebenen  9Jlanne§;  biefer  fanb  ben  SSein  abfcf)eu= 
Ii(^  unb  ging  in  eine  Sc^enfe,  fam  aber  nac§  einer  Sßiertelftunbe 
5urücE  unb  fagte,  ber  SBein  fei  bort  nod^  fc^tec^ter.  ^n  ben 
näc^ften  "Jagen  tranf  er  nur  SSaffer,  unb  bie  ^xaii  benu|te  bie§, 
um  bie  3"itt9C  öon  t^m  ju  erlangen,  ba^  er  f)infort  feine  retigiöfen 
^fti^ten  erfüllen  ttjolle"  (S.  76ff.).  „^n  einem  §aufe  in  9tenne§ 
trieben  böfe  ©eifter  i^r  SBefen.  S)ie  ^auSberoo^ner  ließen  üiele 
Steffen  für  bie  S8erftorbenen  lefen,  für  ben  j^all,  ta'^  eine  öer* 
ftorbene  ^erfon  burd^  fold^e  B^id^en  t^ren  SSunfcb  um  S3efreiung 
öon  ben  Scbmerjen  be§  ^^egfeueri  ^ötte  funbgeben  ftioHen.  Slllein 
bie  un^eimlid^e  ^lage  njollte  ni(^t  meid^en.  ^a  begann  man,  an 
ben  Ibüren  eine  2J?ebaitte  be§  ^.  ©enebüt  auf^upngen,  unb  al§balb 
erfolgte  bie  gän^lic^e  Befreiung.  51ber  man  I)atte  ttergeffen,  eine 
9Jiebaitte  an  bie  Siiür  be§  Setler§  §u  befeftigen:  bie  gan^e  S3ol^eit 
ber  ^öüifc^en  ©eifter  fcE)ien  fid^  nun  bort  tiereinigt  ju  ^aben,  fo 
gro§  war  bort  ber  Särm.  9?un  befeftigte  man  auä)  bort  eine 
3J?ebailIe  unb  fie^e,  bie  teuflifd^e  58o§:^eit  oerlieB  enblid^  iia§  £>au§" 
(@.  90).  „^m  ^a^re  1863  jerbracben  täglid^  in  einem  ßlofter 
mehrere  Sampen  unb  Jrin!gläfer  auf  gan^  unerflärlid^e  25eife. 
3Jic§rere  SGBoc^en  ^atte  bie»  gebauert,   ba  tierfielen  bie  Scfimeftern 


282  3*üeitel  93uc^.    ^opfttf)um  uub  Slberglaube. 

ouf  ben  ©ebaitfen,  bie  SenebiftuS-SOZebaitte  an^unjenben,  unb  fortan 
Blieb  Me§  in  befter  Drbnung"  ^(g.  63).  „Sn  einer  Stabt  rtoüte 
ber  ©emeinberati)  eine  Strafe  breiter  macEien  unb  ju  biefeni  Smd 
einen  %^dl  einer  üon  SSaUfa^rern  ftar!  befuc^ten  ^irc^e  ber  l^eil. 
Jungfrau  abbred^en  laffen.  Tlan  befestigte  bie  SJJebaiHe  be§  |ei(. 
Söenebüt  am  3u|e  be»  (Stanbbilbe»  ber  f).  Jungfrau,  unb  wenige 
2;age  nac^f)er  n)urbe  ber  S3aumeifter,  ber  ben  unglücfüc^en  ®e- 
banfen  gel^abt  I)atte,  ba§  §au§  @otte§  ju  oerftümmeln,  ptö|Iic| 
!ranf  unb  ftarb.  Seinem  9Jacf)fo(ger  leuchtete  e§  gleich  ein,  n)ie 
unnü|  bie  33erftümmeüing  ber  Sird^e  fei,  unb  auf  feinen  Slntrag 
njurbe  ber  ^lan  ber  ^Verbreiterung  ber  Strafe  geänbert"  [<B.  93;. 
„(Sine  franfe  üu^  luurbe  baburd)  geseilt,  bo^  eine  S8enebi!tu§mebaiIIe 
in  "DaS:  mit  ßleie  üermif(f)te  Sßaffer  getaud^t  unb  bie§  ber  ^u^ 
gu  trinlen  gegeben,  au^erbem  im  (Stalle  eine  SJJebaitte  aufgef)ängt 
würbe,  ©ine  mit  einer  ^autfranf^eit  befallene  Sa^e  würbe  babur(j^ 
geseilt,  bo|  tägli(^  bie  SJlebaiüe  in  ba§  ®efä^  mit  SBaffer  getaud}t 
würbe,  woraus  ba§  %l}m  tvant."  „(Sin  ^err  @.  wollte  fein 
§au§  einem  Slad^barn  nic^t  öer!aufen,  weil  biefer  fe^r  fd^ted^te 
^üd^er  ^atte  unb  haS^  ®erücE)t  ging,  er  Ijätte  fid^  unb  feine  f^-rau 
bem  Teufel  oerfdirieben.  Xer  '^ad^har:  broljte,  i^n  jum  SSerfauf 
§u  jwingen.  ®ie  ^rol^ung  ging  fc^neÜ  in  CirfüUung.  Unter  bem 
SViet)  be»  §errn  &.  hvad)  eine  gro^e  Sterblidjfeit  au§.  2)ie  3)iilc§ 
ber  ^'ü^e  wollte  fidl)  nic^t  in  S3utter  üerwanbeln  taffen,  obgleid^ 
man  fie  einige  SQlale  einen  ganjen  Sag  rührte;  ©d^aaren  üon 
3ftatten  oerje^rten  S(lle§  im  §aufe.  ^aä)  S3erlauf  öon  10  Satiren 
üer!aufte  &.  fein  ijaug  unb  begog  ein  anbereS;  aber  fein  Unglück 
fc^ien  fid^  nod)  öerf(^Iimmert  ju  i)aben.  Qmax  tjatte  bie  fd^recEIic^e 
|)auöplage  ouf  furge  3eit  nactigelaffen,  weit  er  in  Solge  einer  (Srb« 
fcCiaft  in  feinem  ^aufe  ein  3teliquienf öfteren  aufbewaljrte,  ba»  eine 
^artüel  be§  ^.  9Jiebarbu§,  beg  |.  2tIot)fiug,  be§  ^.  ajiammo* 
Iinu§  unb  ber  t).  (SJobebertl^a  entl^telt.  2lber  bie  9?uf)e  bauerte 
nur  furje  Qdt  .  .  .  ^iad^bem  er  eine  Senebi!tuy=9JZebaitte  in§  SBaffer 
getaucht  unb  §u  (SJott  eifrigft  gebetet  ^atte,  Wufd^  er  mit  biefem 
SBaffer  bie  'SRamxn  feine§  |)aufe»  unb  bie  2^ürfc^weüen  unb  gab 
baöon  bem  SSiel^  §u  trinfen.  (Sr  go^  auc^  einige  2;ro:pfen  in  ba§ 
$8utterfa^,  unb  20  3}iinuten  fpäter  befam  er  bie  fdiönfte  Sutter. 
Sll§  eine  feiner  ^üf^e  bem  S^obe  na^e  war,  t)ing  er  eine  SJJebaiöe 


III.  Stberglaube  im  9lIIgemeinen.  283 

um  i^ren  ^aU,  unb  nic^t  lange  nadi^er  lünr  fie  tüieber  l^ergeftetlt. 
^n  furjer  3cit  tüaxm  atte  bie  fcE)  au  erlief)  en  plagen,  bie  i£)n  feit 
jo  üielen  S^^i^en  umlagert  Ijatten,  üerfd^tnuuben"    ,B.  120 ff.). 

33ei  ben  Stbläffen  ber  fogenannten  „^'reu§lr)eganbacf)t"  f)ei^t  e§: 
„Xie  Sreuje  muffen  öon  ^olj  fein,  fötc  baS  Rituale  Romanum 
[eine  „unfehlbare"  DueHe]  au§brüdli(^  beftimmt,  unter  ©träfe  ber 
llngiltigfeit,  fo  \>a'^  §.  33.  ^reuje  öon  (Sifen,  in  bereu  t)Dt)Ien  ütürf-- 
feiten  Iiöljerne  ^reuje  angebrad^t  fiub,  bie  aber  öon  ben  33efud)ern 
bei  ^eujtüegeg  nicf)t  gefe^en  werben,  feine§meg§  genügen"  (Beeret, 
autb.  n.  442.     S3eringer,   a.  a.  £).,   @.  251). 

„(Sin  unb  berfelbe  ©egenftaub  fann  öerfcfiiebene  2tblaf;tt)eit)en 
erljalten;  fo  fann  5.  S8.  ber  nämliche  9tDfenfrau§  bie  3tbläffe  ber 
^äpfte,  ber  SDominifaner,  ber  ^reuj^erren  unb  bie  Sörigittenabläffe 
ert)alten.  S)ie  ©egenftänbe,  bie  mit  Stbläffen  öerfet^en  lüerben, 
muffen  au§  bauert)aftem  ©toff  fein.  9(u§gefci^Ioffen  finb  be§t)aI6 
©egenftänbe  öon  ^a|3ier,  ^ap^jenbecfel,  2einU)anb,  Ip^Igebla^ 
feuern  &ia§,  @t)p§  unb  bergt.  9iact)  einer  SIntiöort  ber  t)L  Stbla^* 
fongregation  öom  1.  Stprit  1887  tonnen  S3ilber  au§  Karton» 
SJJabera,  einer  SD^laffe,  bie  prter  al§  ^olj  ift,  mit  3tbläffen  öer> 
fef)en  merben.  Sei  ben  ^ftofenfränjen  finb  bie  Stbläffe  mit  ben 
hörnern  öerbunbeu;  barum  Ijebt  ba§  ^^i'^e^Be«  ber  Schnur  ober 
ß'ette  bie  Stbläffe  be§  9tofenfran§e§  nirf)t  auf.  ßbenfo  öertjält  e§ 
fid^,  luenn  einige  tüenige  Körner  öerloren  gegangen  lüören.  9}?an 
fann  alfo  otjue  SSebenfen  bie  J^öruer  in  eine  neue  ©c^nur  faffen 
unb  bie  oerlorenen  Körner  burd)  anbere  erfe^en.  80  ^t  bie  1)1. 
Stbla^fongregation  entfrf)ieben  am  10.  Januar  1839.  dagegen 
I)ören  bie  Stbläffe  ficCier  auf,  wenn  5.  33.  bie  ^älftc  bes  9iofen» 
fran§e§  auf  einmal  öerloren  ginge,  ober  menn  eine  9JlebaiIIe  fo 
fei)r  äerbro(^en  würbe,  ba^  ba§  Silb  be»  |)eiligeu  nic^t  mel)r  ju 
erfennen  träre.  5(m  16.  ^uli  1887  I}at  bie  t)I.  2(bIafefougregation 
entfd)ieben,  ha'^  bie  geiDeit)ten  ©egeuftönbe,  beüor  fie  öon  einer 
beftimmten  ^erfon  in  (Sebraurf)  genommen  finb,  o^ne  SJerluft  ber 
5(bläffe  burcE)  brei,  öier  ober  met)r  ^änbe  gef)en  fönucn"  (Geringer, 
2    301.   302.  304.  306). 

SJ^it  au^erorbentlidE)  jatilreictien  5tbläffen  ift  ha^  Siragen  be§ 
SfapuIierS  öerbunben.  S"  ber  gefammten  fat^oüfdjen  Soweit 
gebort  ha§  ©fabulier  ju  ben  gebräud)Ii(f)ften  S)ingen.     (?5  bürfte 


284  3«eitc§  93uc^.    5ßapftt:^um  unb  Stberglaube. 

feinen  „guten"  6atJ)oüfen  geben,  ber  nicfit  ein  Sfapulier  trüge; 
unb  sraar  Xog  unb  S^iarfit,  ha§  ganje  2e6en  t)inburc^.  (Selbft 
n)ä^renb  be§  ^aben§  bet)ält  ber  „gute"  ^att)oIif  ha§>  Sfapulier  an. 
93eringer  fc^reibt  über  ba^  ©fapuüer:  „(S§  beftet)t  au§  jtoei 
(Stü(f(^en  tüollenen  %üä)t^,  föelcfie  burc^  §n»ei  @(i)nüre  ober  SSänber 
fo  mit  einanber  öerbunben  finb,  ba'^  ber  eine  ^ud)ftreifen  oorn 
auf  ber  ©ruft,  ber  anbere  t)inten  stt)ifrf)en  ben  (Sdiultern  ^erob* 
i)ängt,  lüä^renb  bie  beiben  Sänber  über  beibc  @(f)u(tern  ju  üegen 
fommen.  S)er  (Stoff  ber  8faputiere  mu^  SBoüenjeug  fein,  ntifit 
aber  ^Baumiüoüe ,  Seintoanb  ober  ©eibe,  unb  ^toax  ift  gewebter 
SSoüenftoff  erforberlicf),  nicfit  geftricEte,  geftirfte  ober  in  ä^nüd^er 
SBeife  gefertigte  Stoffe.  ®ie  j^arbe  ift  für  bie  üerfc^iebenen  @fapu= 
liere  cerfc^ieben  [e§  giebt  braune,  fij^mar^e,  bloue,  rot^e  unb  n)ei§e 
©tapuliere].  93e5ügüc^  ber  ©eftalt  mufe  ha^  ©fapulier  au§  jtüei 
öierecftgen  <gtücfct)en  n)otIenen  2urf)e§  befielen.  5U§  man  bei  ber 
^i.  Sfbla^fongregation  anfragte,  ob  and)  runbe,  oöale  ober  üief^ 
ecfige  ©fabuliere  gütig  getüeifjt  toerben  fönnten,  lautete  bie  Stnt« 
tDort:  nihil  esse  innovandum,  e§  fei  feine  9ieuerung  einzuführen, 
(Decret.  autb.  n.  423).  SDie  @d)nüre  ober  S5änber,  wetcfie  bie 
beiben  S^uiiiftreifen  ber  Stapuliere  oerbinben,  machen  nid^t  einen 
tüefentlic^en  S3eftanbtl)eil  berfelben  au§.  S)iefe  Schnüre  fönuen  be§« 
f)alb  Don  S3aumn)oIIe,  ^^^irn,  ©eibe,  föie  auc^  oon  beliebiger  ?^arbe 
fein,  ^ierüon  bilbet  nur  ba§  rot^e  ^affion§ffapuIier  eine  5(u§« 
nat)mc,  beffen  53änber  gteicfifall^  öon  rot^em  SBoüftoff  fein  muffen. 
S^rägt  man  mel)rere  Sfapuliere,  fo  fann  man  alle  an  einer  einzigen 
STop^jelfcbnur  befeftigen;  befinbet  fid§  aber  ba§  ^affionSffapuIier 
barunter,  fo  mu^  biefe  ©rfinur,  bie  bann  auc^  für  alle  anberen 
©fabuliere  bienen  fann,  üon  rotf)em  SBottftoff  fein.  Man  mufe  bci^ 
©fabulier  immer  tragen,  bei  Xag  unb  bei  9iac^t.  S5^äre  man  5.  $8. 
einen  ganjen  2;ag  ol}ne  balfelbe,  fo  würbe  man  für  biefen  STag 
bie  Slbläffe  ni(i)t  gewinnen.  Man  mu§  bie  ©fabuliere  in  ber 
SSeife  tragen,  ta^  ber  eine  Wottene  S:u(f)ftreifen  öorne  über  ber 
iBruft,  ber  anbere  fiinten  über  bem  9tüc!en  :^erabf)ängt.  2öenn  alfo 
beibe  ^uc^ftreifen  be§felben  Sfapuüer»  jufammen  oorn  ober  hinten 
an  ben  8(|nüren  angebrarfit  wären,  fo  ginge  man  ber  Slbläffe  ttv 
@fapulier§  Oerluftig  (Decret.  auth.  n.  277.  279.  394.  408).  Man 
fann  bie  Stapuliere  nact)  belieben  über   ober  unter  ben  Kleibern 


III.  5(beri5lau5c  im  3(ügcmeirien.  285 

tragen"  (Sermger,  ©.  357.  358.  367.  368).  „Xa§  rot^c 
^affion§jfapuIier  fanb  unter  ben  ©laubigen  (Singang  in  «^olge 
einer  (Srfdieinung,  föelc^e  ber  göttlidie  öeitanb  im  Satire  1846  einer 
barm^erjigen  Sdjiiiefter  §u  Xt)eit  werben  lie^.  ''^iu§  IX.  genehmigte 
am  25.  ^uni  1847  "Da^i  ^affionöffapulier  unb  Derfaf)  e§  mit  ootl- 
fommenen  unb  unt)oIIfommenen  2{blä[fen.  5)a§  blaue  Sfapulier 
ber  unbeflecften  (Sntpfängnife  ttpurbe  am  SInfang  be»  17.  Qa^r» 
bunbertg  ber  e^rföürbigen  Urfula  S3ertncafa  in  5feapel  ge- 
offenbart.  ''^apit  ftlemen§  X.  genehmigte  am  30.  ^^anuar  1671 
bie»  ©fabulier,  unb  er  mie  Sl lernend  XL,  ^iuö  IX.  unb  2eo  XIII. 
oerfa^en  e§  mit  2lb (äffen"  (S3eringer,  @.  372.  374).  „^aS^erä- 
Sef U'®!a|)ulier  wnxht  huxä)  bie  feiige  9JZargarett)a  SO^oria 
Stiacoque  unter  ben  ©laubigen  befannt.  58enebi!t  XIV.  ge» 
nef)migte  e§,  unb  ^iu§  IX.  ftattete  e§  mit  2tbläffen  au§.  ^n 
neuefter  3ett  ^at  bie  Slnbad^t  jum  (fo!)'  §cr3''3efu=@!apulier  n)ieber 
ftar!  zugenommen,  jumal  in  f^ranfretc^,  feitbem  man  im  Kriege 
üon  187  0  bei  oielen  8oIbaten  bie  munberbaren  SBirfungen  be»« 
felben  erfahren  ^at"  (8.  379).  „®ie  2(nbad^t  pm  (fo!)i  braunen 
^  armeIiter=j@Ea^uIier,  bem  öerbreitetften  ader  6fapuliere,  üer- 
banft  itiren  Urfprung  einer  berühmten  (Srfdjeinung  ber  SJfutter 
@)otte§,  tüeld^e  am  Sonntag  ben  16.  ^uli  1251  ju  Sambribge 
in  ©nglanb  bem  f)t.  ©tmon  @tod,  ©eneralobern  ber  ^^anneliten, 
§u  '!Il^eiI  n)urbe.  ^ie  atlert)eiligfte  Jungfrau  geigte  bem  ^eiligen 
ein  (Btapülkx  unb  fpra(f):  „2Ber  mit  biefem  ftirbt,  lüirb  ba§  endige 
i^euer  nirf)t  erleiben."  3:;er  getefirte  ^a|)ft  ^öenebift  XIV.  er* 
flärt  in  feinem  SEerfe:  de  lestis  D.  N.  Jesu  Christi  et  B.  M.  Vir- 
ginis,  ba^  er  biefe  Srfd)einung  fef)r  gerne  at§  niafir  annet)me,  unb 
ouc^  glaube,  ta^  Sebermann  fie  für  ttja^r  bauen  muffe." 

„SKaria  f)at  auc^  noc^  ein  5n}eite§  ^riüilegium  benjenigen  ju* 
gebadet,  meiere  ha^  ©fapulier  ber  iarmeliten  anbäc^tig  tragen, 
nämlid^  ba§  ber  balbigen  S3efreiung  au§  bem  gegfeuer.  ^icfc 
3ufid^erung  njurbe  bem  ^a)3fte  Soi)ann  XXII.  9JJaria  er* 
fc^ien  biefem  ^a^jfte  unb  üerfprad),  bie  <SeeIen  ber  a)>itglieber  be§ 
Sarmeliterorbens  fobalb  al§  möglich,  namentlich  am  8am»tage  nad^ 


»  Stifo  eineStnbac^t  ju  (!)  woHenen  ZndftijeHin,  b.  ^.  gu  leblofen 
Oegenftänben,  bie  nid)!  einmal  „Üieüqnien"  finb! 


286  Qwtik§  S3iic^.    ^apfttf)um  unb  Wbergtoiibe. 

i^rem  |)tnfc^eiben  ou§  beni  ^^egfeuer  gu  befreien,  ^a^ft  ^O'- 
l^ann  XXII.  ticröffentticfjte  biefe  Qf>■na'o^,  ba§  fogcnannte  Privi- 
legium Sabbatinum,  mittelft  ^lük  öom  3.  SöJär^  1322.  i8ene  = 
büt  XIV.  überna'^m  bie  SSert^eibigung  beSfelben  gegen  tiermeffene 
^ritüer  unb  2;obIer.  Qai)iv^^ä:)^  anhtv^'^äp'iit,  wie  £(emen§  VII., 
^ani  III.,  $iu§  V.,  ©regor  XIII.,  tlemenS  X.,  ^nnoseng  XL, 
Ijaben  feinen  3(nftonb  genommen,  biefe  ausgezeichneten  SSergünfti« 
gungen  laut  ju  öerÜinben  unb  fic^  aU  bie  eifrigsten  SSertf)eibiger 
berfelben  ju  erflären.  ©urif)  ein  S)e!ret  ber  1)1.  ^Iblo^ongregation 
üom  27.  3()3ril  1887  ift  beftimmt  n)orben,  ba^,  mit  9?ücEfi(f)t  ouf 
bie  befonbere  SSere'^rung  unb  SInbact)t,  Welche  biefem  älteften 
©fapulier  gebüfjrt,  e§  nic^t  jufammen  mit  ben  anberen  ©fopulieren, 
fonbern  gefonbert  üon  i^nen  gett^ei^t  unb  getragen  merben  foü. 
®ie  mit  biefem  (Sfapulier  t3erbunbenen  Stbtäffe  finb  fe^r  jatilreid}" 
(Geringer,  ©.  630—643). 

„3tm  28.  Januar  1198  erfi^ien  bem  ^opfte  SnnojenS  III.  ein 
(Sngel  in  ftjei^em  ©eiüanbe  mit  einem  ^reuje  tion  rotier  unb  blauer 
garbe.  ^uf  @runb  biefer  ©rfd^einung  beftimmte  er  für  ben  eben 
beftetienben  „Drben  ber  allerg eiügften  ®reifaltig!eit"  biefe 
@ngel§trac£)t.  %n  biefen  £rben  fd^(o|  fic^  haih  eine  „Söruber-- 
fcE)aft",  bie  aU  befonbereS  ^Ibgeid^en  ein  tt)eif;e§  «Sfa^ulier  ert)ielt, 
auf  bem  ein  ^reu§  abgebilbet  ift,  beffen  Songbalten  rot^,  beffen 
Duerbalfen  btau  ift.  ^aul  V.,  ^Iemen§  X.,  ^nnogenS  XL, 
©regor  XVL,  ^iu§  IX.,  Seo  XIII.  üerbanben  mit  biefem 
@!apuüer  jatilreic^e  ?lbläffe,  üotlfommene  unb  untioHfommene." 

„®ie  Söei^e  ber  5(gnu§  2; ei  finbet  im  erften  Sa!)re  ber  $Re= 
gierung  jebeS  $a|3fte§,  unb  bann  in  ber  9tegel  alte  fieben  ^a1)xt 
ftatt.  (Sie  werben  au§  meinem,  reinem,  öon  S3ienen  gefammelteni 
Sß3a(i)§  gemacht,  ^iefe»  SBac^S  mu^  juerft  ju  einer  Cfterferje  ge» 
brau(f)t  Sorben  fein,  bie  §uöor  in  einer  ^irc^e  gebrannt  l^at.  @§ 
tt)irb  ha§  S3ilb  eine§  öamme§  barauf  geprögt.  S3ei  i^rer  ©egnung 
bebient  ftc|  ber  ^o:|3ft  be§  2öaffer§;  ba§felbe  mirb  mit  S3alfam  unb 
:^t.  Kf)rifam  üermifd^t,  unb  in  biefe  glüffigfeit  werben  bie  5lgnu§ 
Xei  eingetau(f)t"  (Söeringer,  ©.  381). 

„Sm  Dftober  1221  t)atte  ber  ^I.  gran§  ö.  3(ffifi  in  ber 
^ortiunfula^^irc^e  eine  ©rfcfieinung  Sefit  ©^rifti,  ber  atter» 
feligften  ^ungfrou  unb  einer  großen  «Sc^ar  t)immlifc^er  (SJeifter;  er 


III.  9(6erglaui6e  im  SlUgentemen.  287 

ricfitete  tnä^renb  beri'etben   an  ben  §eilanb  bte  Sitte,  Men,  bie 

nac^  reumüf^iger  33eic^te  bie  ^orttunMa^^ircfie  befucfien  trürben, 

einen  öoHfommenen  Stbla^  ju  benjilligen.     SDer  @oI)n  ®otte§  er» 

{)örte  bie  S3itte  unter  ber  S3ebingung,  \)a^  berfelbe  öon  bem  bamal§ 

regierenben  ^apfte  öonoriu§  III.  bie  Söeftätigung  biej'eS  ifim  be* 

tüitligten  5(6Iaffe§  narfifudje.     §onoriu§  gab  in  ber  %^at  nod^  in 

bemfelben  Sa^re  biefe  SBeftätigung ,  aber  erft  im  ^ol^re  1223  be-- 

toiffigte  er  ben  W)la%  auf  eiüige  Reiten.    ®a§  ift  ber  Urf^rung  be§ 

^ortiunfuIa^^^blaffeS,  beffen  (5cE)tt)eit  ^u  Bejtüeifeln,  tüieSSene* 

büt  XIV.  fid^   auSbrücft,  fe^r   öerföegen   fein  lüürbe  (De  synod. 

dioeces.,  C.  13,   c.  18,   n.   4.  5).     2)iefer  5lMa^  l^at  ben  l^ofien 

SSorjug,   ba^  man  i^n  toties  qnoties  gettjinnen  fann,   b.  f).  fo  oft 

an  bemfelben  2;age,  al§  man  üon  ber  $ße§per  be§  erften  16i§  guni 

3l6enb  be§  gtreiten  5(uguft,  in  ber  5l6fid§t,  ben  Stbla^  gu  gewinnen, 

bie  ?portiunfuta=^r(^e,  ober  jebe  anbere,  ttjel(|e  it)n  befi^t,  befudE)t. 

©§  ift  baburd^  ßJelegen'^eit  geboten,  tiiele  5lb(äffe  ben  armen  ©eelen 

im  gegfeuer    gujulrenben.     S5)ie  ^üc^en,    bie   biefen   ^ortiun!uIa* 

Slbla^  befi|en,  muffen  nad^  einem  S)ehet  ber  ^I.  Slbla^fongregation 

bom  15.  9flobember  1878  föenigften§  eine  italienifc^e  9J?eiIe  (1000 

;  (gc^ritte)  üon  einanber  entfernt  fein"  (83eringer,  @.  390  ff.). 

I        2tm    17.  5tuguft    1892    entfd^ieb    bie    f)I.    mia^fongregation, 

baB    jeber    ©laubige    biefen    öottfommenen    2tbta^    für    fid§ 

I  felbft  fo  oft  gett)innen  fönne,  aU  er  am  2.  5tuguft  eine  mit  bem 

I  9lbla|  bef(i)en!te  ^irdie  befuc^e.     ©in  öollfommener  5lbta^  10, 

!  20,  öietleid^t  100  mal  an  einem  Xage  für  bie  gleid^e  ^erfon? 

j  Sa,  antwortet  9iDm;   benn  9?iemanb  f)at  (SJelüifitieit,   ha'^  er  ben 

j  2lbla^  beim   erften,  jföeiten,   britten   u.  f.   tu.  .^ird^enbefucfie   aud^ 

)  wirlüdE)  öollfommen,  b.  'i).  ganj  gelronnen,    ober  ob  er   nid^t 

'  5tt)ifd£)en  ben  einjelnen  Sefud^en  n)ieber  eine  tä^tidfie  ©ünbe  begangen 

^at,  für  bie  ein  neuer  ©traf'-^lbla^  unb  fomit  ein  neuer  ^irdEienbefuc^ 

erforberlicf)  ift.    2)iefe  Ungeiuipeit  macf)t  bie  ttiieberliolten  SSerfucfie, 

b  n  Stbla^  5u  getüinnen,  gerecfitfertigt  ^  (Geringer,  <B.  798). 


>  3(£^  ttJeiB  au§  meiner  früf)ern  feel^orgli^en  STptigfeit,  oul  bem  33eid^t* 
ftut)I,  tretet  eine  Unfumme  üon  Oual  unb  SSeängftigung  bie  ©eroinnung  bei 
^ortiutifula  =  3tblaffeä  in  ben  ©emüt^ern  erjeugt;  mit  tt)el(^  fieberljafter 
§aft  ber  ©eroinnunglmec^oniämul  biefel  9(bIoffe§  10,  20,  30  mal  ttjieberi^olt 
Wirb,  um  nur  ja  fidler  gu  fein. 


288 


Qtodte§  Su(5.    $op[ttf)um  unb  SlBcrglaube. 


Sn  ber  (SregorSürd^e  auf  ttm  SQJonte  ©elio  in  9floin  fte^t 
ein  Slltar,  ber  in  fo  fern  üon  befonberer  2Birffam!eit  ift,  als  bic 
auf  i^m  bargebracf)ten  SD^effen  ben  armen  (Seelen  im  t^egfeuer  me^r 
unb  fidlerer  gu  gute  !ommen,  aU  anbere  9Jieffen  auf  anberen  2lltören. 
S)ag  ^aben  bie  ^äpfte  Suliu§  IH.,  tlemeng  VIII.,  ^enebift  XIV., 
unb  am  15.  3Jiär§  1884  aud^  Seo  XIII.  beftätigt  (Geringer, 
@.  397  ff.). 

Stlejanber  VI.,  biefer  befonber§  UJÜrbige  „(Statthalter  S^rifti", 
führte  bie  „priöilegirten  Altäre"  ein.  „(5§  finb  foI(^e,  mit  benen 
ber  ^ap\t  burc|  eine  befonbere  SSegünftigung  bie  ©nabe  oerbunben 
^at,  ba^,  menn  ber  ^riefter  an  bemfelben  für  bie  Seele  eine!  S^rift* 
gläubigen,  n)e(c^er  in  ber  ©nabe  ®otte§  aug  biefem  Seben  gef(|ieben 
ift,  bie  t)eilige  SJJeffe  lieft,  biefe  (Seele  au§  bem  Sd^aöe  ber  Si'ird^e 
einen  oollfommenen  'äbia^  fürbittweife  ertjält,  fo  ta^  fie  um  ber 
53erbienfte  ^t\u  (£^rifti,  ber  atterfeligften  Sungfi^au  unb  aller  |)eiligen 
willen  au§  ben  feinen  be§  gegfeuerl  erlöft  mxh"  (Geringer,  S.  406). 
So  l)aben  bie^äpfteSenebütXIV.,  ^iuSVI.  unb  ©regor  XVI. 
beftimmt  (Beeret  auth,  n.  154.  235;  Analecta  Jur.  Pontif.  VIII, 
2065).  ein  ^e!ret  ber  ^1.  2lbIo^!ongregatiDn  öom  18.  ^uli  1840 
nmc^t  atlerbingg  bie  ^erablaffenbe  ©infi^rönfung:  bie  Söirffamfeit  be§ 
StblaffeS  f)änge  öom  SBo^lgefaUen  ®otte§  ab  (Beeret,  auth.  n.  283)! 

S3efonber§  umfangreid^  finb  bie  päpftlid^en  2IblaPett)itligungen 
für  bie  „  Sfiofenfran^bruberfc^aften" .  Sieben  öielen  öoUfcm- 
menen  Stbläffen  giebt  e§  ba  untiollfommene  2{btäffe  öon  60  Stagen 
aufwärts  bi§  gu  100  ^a^ren.  |)erOor5U^eben  ift  folgenber  9tbla§. 
Xie  SWitglieber  ber  S3ruberfd^aft  gewinnen  hü  jebem  „Slüe  9JJaria" 
5  Saljre  unb  5  Cuabragenen  Slbla^,  roenn  fie  ^inter^er  ben  9iamen 
^efu§  liinjufügen.  Um  aber  biefen  Slbla^  gu  gewinnen,  mu^  ber 
9Jame  „Sef«^"  auggefproc^en  werben  unmittelbar  am  S^luffe  be§ 
51tie  SJiaria  nod^  oor  bem  Srf)lu^-2(men;  wirb  er  nac§  bem 
„^men"  auSgefproc^en,  fo  wirb  ber  Slbla^  nicbt  gewonnen.  So 
:^at  am  29.  9JJör§  1886  bie  1)1.  Slbla^fongregation  entfcl)ieben 
(Acta  S.  Sedis  XIX,  510'). 


1  Sine  fel^r  intereffante  „33ruber)^aft"  ^oc^politii^en  33etgejc^macfeg  ift 
bie  üon  ^iul  IX.  am  7.  Wiäxi  1860  beftätigte  in  Deft erreich,  in'ä  Seben 
gerufene  <Bt.  3!)Uii)ae{tg  =  33ruberjc^oft,  um  bem  feiner  weltlichen 
9Jla^t   beraubten  Zapfte   gu  öülfe   §u   fommen.    ®er  aulbrüdlic^e 


III.  2l6ergIoubc  im  ungemeinen.  289 

(Stjtu§  V.  errichtete  am  19.  gfjoüember  1585  burd^  bie  SSutte : 
Ex  supernae  „bie  ßrsbruberf d^aft  üom  ©ürtel  be§  i)eil. 
granä  üon  3Iffifi".  Xk  aJittgüeber  ber  33ruberfcf)aft  ^aben 
feine  Sßer^jflic^tung,  aU  ben  ©ürtel  Beftänbig  um  bie  Senben  ju 
tragen.  SBenn  unb  fo  lange  man  i^n  ablegt,  üerliert  man  bie 
miäffe.  £eo  XIU.  beftätigte  am  26.  mai  1883  biefe  ©ürtel-- 
bruberf^oft  unb  ftattete  fie  mit  neuen  Stbläffen  au§. 

e§  bcfte^en  aud^  nod^  anbere  ©ürtelbruberjd^aften;  bie  ablafe« 
reid^fte  ift  bie  „SJtariä'-Siroft^QJürtel^Srjbruberfdiaft" ,  bie 
einen  W)la^  üon  1000  Sauren  befi^t  (Geringer,  @.  694ff.). 

%\)hx§  cräöl)lt  üon  einer  „S3ruberjd^aft  öom  1^1.  ©afroment" 
in  S^^anfreid^,  ber  burd^  ein  Sreöe  ^aul  V.  öom  13.  Tläx^  1610 
^af)ixti6)t  W)lä\]t  betoiüigt  tourben,  unter  bem  3^amen  „2(blöffe 
ber  Spinne" .  3t(§  nämtid^  ein  grangigfaner^ater  bie  2Jie[fe 
Ia§,  fiel  eine  giftige  (Spinne  in  ben  !onfe!rirten  ^etc^.  (5r  über* 
loanb  au§  @^rfurd§t  üor  bem  S3Iute  ©firifti  ben  (S!et  unb  bie 
i5urcf)t  tior  Sßergiftung  unb  fdifucfte  bie  »Spinne  mit  bem  fonfefrirten 
SBein  herunter.  @§  gefd^a!^  ein  2Bunber,  bie  ©pinne  !am  lebenb 
au§  feinem  ©d^enfet  (cuisse!)  ^erau§.     2)ie§  SBunber  tieranla^te 

SQSunfc^  beg  $apfteä  ift,  boft  bk  Söruberfd^aft  ttoräugltüeife  ßon  fioien  geleitet 
werbe,  ©egenroärtig  ftef)en  an  ber  ©pi^e:  ®raf  ^arl  öon  ©lar^  utib 
gfürft  Äorf  ju  ^aar.  ®te  ©inno^men  biefer  93ruberfd)aft,  bie  alle  btm 
^opfte  aufliefen,  finb  bebeutenb,  in  einzelnen  Qa^ren  treit  über  100000  Matt. 
®ie  gleichen  S'^idt  Derfolgt  in  9Jotbamerifa  ber  Seo^SSerein;  feine 
SDiitglieber  üerfpre^en,  ben  :^unbertften  S^l^eil  itjxtx  ©infünfte  al^  „^eter^  = 
Pfennig"  §u  geben.  2)afür  erf)alten  fie  oon  9lom  oerfc^iebene  soüfornmene 
unb  unüollfomntene  2lbläffe  (Geringer,  @.  678 ff.). 

2Bel(^  ungelieuere  ©ummen  bie  „Sruberf^aften"  9iom  gufüliren,  erljeüt 
oug  einer  ^ufanimenfteKung,  bie  33eringer  (a.  a.  D.  ©.  732)  über  ben  „S?er= 
ein  ber  f)eiligen  Slinb^eit"  mittl)eitt.  5ßiu^  IX.  erl)ob  biefen  SSerein  am 
18.  Suli  1858  „5um  «Range  einer  fanonifdien  ^nftitution" ;  Seo  XIII.  em= 
pfa^t  i^n  in  feiner  ©ns^flifa  üom  3.  ©ejember  1880:  Sancta  Dei  Civitas. 
®ieje  „fanonif^e  Snftitution"  ^at  feit  if)rem  Sefteben  btl  jum  3o^re  1891 
a^t  unb  ai^täigSKiüionengranfensufammengebrad^t!  MeininSeuti'c^^ 
tanb  ttjurben  im  ^a^re  1891  für  biejen  SSerein,  beffen  ©eneraloorftonb  in 
granfreic^  feinen  ©ig  ^at,  1055814  f^ranten  gefammelt!  Solche  3al)ten, 
bie  fi4  mutatis  mutandis,  faft  Bei  jeber  93ruberfcf)aft,  bei  jeber  SIbloBöer* 
leiljung,  bei  jeber  e^ebilpenä  anfüliren  laffen,  bienen  au^  jur  Ä'ennäeidinung 
ber  foaiolen  SE^ötigfeit  be§  $apfttf)umä.  Qm  gweiten  S3anb  werbe  icf)  ein* 
ge^enb  biefe  „tt)irtt)fcf)aftticf)e"  ©eite  ber  josialen  J^ätigfett  beä  ^apftt^umä 
be^onbeln. 


290  S^dtiS  93uc^.    ^apftt^um  unb  2(berglaube. 

einige  fromme  Bürger,  bte  firc^Iirfie  ©rrtc^tung  einer  Sömberjd^aft 
§n  G^ren  be§  ^.  (5aframent§  nad^5ufuc|en.  Wt^xtu  ^äpfte,  U-- 
fonberS  ^aut  V.,  ftatteten  biefe  83ruberfc^aft  mit  bielen  Stbläjfen 
au§  (a.  a.  £).,  IV,  14). 

Sm  Sa^re  1491  würbe  in  91  om,  alfo  unter  bcn  klugen  be§ 
„@tatt^olter§  S^rifti"  unb  Bei  ber  ftrengen  ^anb^abung  ber  bor» 
tigen  Söüc^erjenjur  ein  „miapu^"  (Liber  indulgentiarnm)  üer- 
öffentli^t,  bal  folgenbe  kläffe  aufführt:  3)ic  ^Ibläffe,  bie  in  ber 
Sateran^^ir^e  gu  gen^innen  finb,  finb  fo  aa^Ireirf),  ba^  nur  ®ott 
i^re  3af)I  mei^;  an  ben  Xogen,  an  benen  bie  ^äu^^tcr  ber  SIpoftel 
^etru§  unb  ^aulu§  im  öateran  gezeigt  werben,  gewinnen  bie 
aiömer  3000  Satire,  bie  Sewol^ner  ber  Umgegenb  oon  'Stom.  6000 
Sa^re  unb  bie  übrigen  mikx  12  000  ^a^xt  %Ua^;  aB  ^ap\i 
Tregor  I.  bie  2ateran=^rcf)e  weit)te,  bewilligte  er  fo  üiele  5lbläffe, 
üU  9?egentropfen  bei  einem  brei  Xage  unb  brei  9Md)te  an^altenben 
mcgen  fallen;  wer  in  frommer  ©ejinnung  bie  ©tufen  üon  «St.  ^eter 
tlinauffteigt,  gewinnt  auf  jeber  Stufe  1000  Sa^re  miofe;  in  ber 
gleid^en  Sirene  gewinnt  man  4000  Satire  SHUa^  am  mtax,  unter 
bem  bie  öeiber  ber  5tpofteI  ru^en,  unb  14  000  Satire  am  ^o^altar 
be»  e^oreS,  ä"9teict)  fann  man  bort  eine  «Seele  au§  bem  ?5egfeuer 
befreien;  in  aJJaria  maggiore  gewinnt  man  12  000  Sa'^re  2lbta| 
an  allen  9)Jarienf eften ;  48  000  Sa^re  5lbla^  gewinnt  man  in  ber 
^rc|e  St.  Sebaftian;  6000  ^a^xt  in  3lra  coeli;  in  ber  Sir(^c 
(Santa  2Jiaria  bei  ^opolo  fteigt  ber  ^Iblafe  fogar  auf  555  293 
Sa^re  unb  285  %age  (Thiers  IV,  170ff.). 

ßrft  imSa^i^el775  lie^^iugVI.  jwei ®en!fteine  om ßingang 
ber  ^ircJie  ber  1)1.  ^rajebiS  in  9fiom  entfernen,  ouf  benen  einge* 
meißelt  war,  ba^  für  ben  93efuc|  bicfer  Sirene  ein  „täglid^er"  Stblafe 
öon  12  000  ^a'i)xtv.  gewonnen  werben  fönne  (^geringer  S.  J.,  ^ie  Stb« 
läffe,  ^aberborn  1893,  10.  3Iufr.,  S.  105).  SSer  alfo  einen  5monat 
lang  bie  Sirene  befucfite,  l)atte  360  000  Sa^i^e  ^t)Ia^  gewonnen. 

«Tioc^  tieute  werben  Slbtöffe  oon  100,  150  unb  200  ^a'i^xtn 
öerüe^en  für  ba§  5(bbeten  be§  „gfiofen^ranjeS  öon  ben  fieben  S^merjen 
Tlaxiä",  unb  1000  ^al^xt  Slbla^  ertialten,  Wie  fc^on  erwähnt,  bie 
2Kitgtieber  ber  „9D^ario'-Xroft'^S3ruberf^aft"  (Söeringer,  a.a.O., 
S.  338;  Schneider  S.  J.,  Rescripta  authentica  S.  Congregationia i 
Indulg.,  Ratisb.  1885,  S.  508.  509). 


III.  Slterglaube  im  5(IIgemeinen.  291 

5.   (Srbauung§6üc^er  unb  religiöfe  3c^M^J^^ft^^i- 

i^Qlil.  oben  ©.  224  ff.;  250.) 

Sn  gerabeju  erftaunli(f)en  SJlaffen  tüirb  ta§  fatüiolifd^e  SSoIf 
mit  @rbauung§i)üc^ern  ü6erftf)lreinmt.  ^n  jeber  @rö^e,  in  jeber 
Stulftattung,  511  jebem  greife  jinb  fie  gu  l^aBen;  für  aUe  ©tänbe 
unb  2tlter§ftufen  jinb  fie  gefdjrieben.  St)re  SSerfaffer  finb  faft  au§= 
na^m§Io§  fat^olifc^e  ©eiftlic^e:  ^äpfte,  ^arbinäle,  SSifd^öfe,  Drbeng» 
unb  SSeltgeiftlic^e. 

Stile  biefe  Schriften,  bie  auf  ba§  ®enfen  unb  ©mpfinben  be§ 
!atl)0lif(j^en  SSoIfe§  öon  ungef)euerni  (äinflu^  finb  unb  fomit  eine 
gewaltige  fulturelle  Wadjt  bilben,  tragen  einen  gemeinfamen  Süq: 
bie  ftarfe  Hinneigung  jum  21benteuerli(f)=9leligiöfen,  §um  ©roteSf- 
SSunberbaren. 

SQiog  ^a^ft  ©regor  ber  ®ro^e  feine  Dialogi  unb  feine 
Libri  Moralium,  ^ap\t  ^nnogenS  III.  fein  S3ud^  De  sacrificio 
Missae,  Sorbin  al  S3ona  bie  ©d^rift  „üon  ber  Unterfc^eibung 
ber  ©eifter"  fd^reiben,  ot)ne  2:eufel§gefrf)id§ten  in  ben  un§  fc^on 
befannten  wiberwärtigen  formen  gef)t  e§  nun  einmal  nid^t.  SSenn 
irgenb  (Sttra§  „eiferner  $8eftanb"  genannt  merben  fann,  ber  bie 
Sa^r^unberte  unb  ben  SBec^fel  üon  Reiten  unb  Slnfc^auungen 
überbauert,  fo  ift  e§  ber  Stberglaube  in  ber  „erbaulid^en"  ßiteratur 
be§  UltramontanilmuS. 

2ßo§  l^aben  mir  oben   on  üerjerrter  ^Religion  nid^t  fennen  ge-- 
lernt  ou§  ben  „^errlirf) feiten  3}?ariä"  bc§  „Mrd^ente^rer»"  2tI^:^on§ 
löon  Siguori  (oben  @.  224  ff.)? 

i  @§  fann  au^  gar  nid^t  anberS  fein.  S)ie  Xf)eoIogie  be§  Ultra-- 
I  montani§mu§,  b.  'i).  bie  bogmatifc^e  ©runblage  ber  fat^olifc^en  2Jli)ftif 
Unb  Släfefe  „bemeift"  ben  Slberglauben  al§  „rf)riftIicE)";  ta  fann 
;c§  nic^t  ausbleiben,  ba^  er  in  ben  „d^riftlid^en  @rbauung§fd^riften" 

1  ausgiebig  fein  Unmefen  treibt, 
^unäd^ft  fommc  id^  auf  äluci  fd^on  ermähnte  ®rbauung§büd^er 
jurücf,    auf   bie    „ßeben"    ber   D^onnen    ßreSgentia    §ö§   unb 
Äat^arina  ßmmerid),  »erfaßt  burcf;  bie  Sll^eologen  Sgnatiug 
Seiter  unb  @.  ©d^möger  (oben  S.  250). 
StuI  bem  „Seben"  ber  dreSjentia  ^öfe: 
„©ine  ©räfin    au§  SBien    fiatte    ber   §ö^    ein   fe^r   pbfd^eS 


292  Stoeitel  58uc^.    $apfttf)um  unb  SlberglauBe. 

^efufinb  au§  SSad^§  §um  ©ejc^en!  gentad^t.  8te  tüünfc^te  ba§ 
iöitb  in  ber  Sird^e  auSjufteHen  unb  barum  es  mit  einem  fd^önen 
bleibe  äu  jcfimüden.  Sie  ^tte  nid^tl,  ha^  ßleib  gu  Beja^Ien,  boc^ 
faufte  fie  e§,  inbem  fie  fagte,  ^a§  göttlid^e  Sinb  njtrb  fd^on  felbft 
i)a§  ^leib  be§a{)Ien.  2II§  ba§  foftbare  ^leib  ber  gigur  angelegt 
toax,  bracf)te  fie  "üaSi  93ilb  in  ben  ©peifefaal,  um  e§  ben  (Sd^tocftern 
§u  jeigen.  Xa  läutete  ba§  ©löcEIein  an  ber  ^Iofter|)forte.  ^ie 
Pförtnerin  !ommt  toieber  mit  einem  S3riefe  an  S^reggentia,  ben  eine 
unbefannte,  fpäter  nie  n)iebergefe'^ene  ^erfon  abgegeben  l^atte. 
5)iefe  erbricE)t  ben  S3rief;  t§  \vax  nic^t§  barin,  aU  @elb,  unb 
jttjar  nid^t  me'^r  unb  nid^t  weniger,  aU  bie  (Summe,  bie  ba§  ^leib  j 
gefoftet  t)atte.  ©inftimmig  brad^en  5tIIe  in  ben  9tuf  au§:  ta^] 
mnb  felbft  ^at  ha§  ®elb  gefd^icft!"  ;S.  85).  „STm  15.  Suli  1721, 
aU  ber  ^riefter  n)ät)renb  ber  9Jieffe  bie  SSorte  f|3rad^:  Domine  non 
sum  dignus,  fa^  ©reSjentia  üiele  fid^tbar  erfd^einenbe  ©ngel  pro^ 
§effion§tt)eife  öom  2tltare  ju  if)r  fommen.  @iner  öon  i!)nen,  ein 
Serapf),  trug  ta§>  t)eilige  Saframent  [ba§  Slbenbmal^I]  unb  reid^te 
eg  il^r,  gang  nac^  bem  9litu§  ber  ^irdfie.  3*oei  '^a^xt  tt)ieber§oIte 
ftc^  bo^felbe"  (S.  157). 

2lu§  bem  „Seben"  ber  ^att)arina  ©mmerid^:  „5lIIe  Strjnei, 
bie  mic^  l^eilte,  mar  übernatürlid^.  S)ie  SD^ebigin  be§  2(r§te§  brachte 
mic^  fc^ier  um'ä  Seben;  bennod^  mu^te  id)  fie  einnet)men  unb  fe^r 
tf)euer  bejahten,  aber  ®ott  gab  mir  ha§  ®elb  unb  meierte 
e§  mir.  S)ie  Heilmittel  em^jfing  icl)  öon  ®^riftu§,  öon  äJ^aria  unb 
ben  lieben  ^eiligen,  ^cf)  erhielt  fie  balb  in  I)ellglän§enben  gläfc^-- 
c^en,  balb  aU  SlütCjen,  ^no§:pen,  Kräuter,  au^  aU  üeine  SBiffen. 
3u  i^äupten  meiner  Settftelle  mar  ein  fteineg  ©eftefl,  auf  bem  i^ 
bie  munberbaren  Slrpeien  fonb.  Sn  einer  fpätern  ^ran!^eit  em^jfing 
id^  öon  meinem  ^immlifd^en  33räutigam  [S^riftuS]  einen  ^ergfijrmigen, 
flaren,  burc^fid£)tigen  Stein,  grij^er  al§  ein  X^alerftücE,  in  meld^em 
ba§  33ilb  ber  9}?uttergotte§  mit  bem  ^inbe  in  rott)er,  blauer  unb 
golbener  garbe  geföac^fen  mar.  ^n  einer  fpötern  Qüi  empfing  ic^ 
öon  e;f)riftu§  einen  $Ring,  ben  er  mir  an  ben  ^'m^tx  ftedte.  @§ 
mar  in  it)m  ein  ©belftein  mit  bem  93ilbni^  feiner  ^eiligften  SJiutter; 
id^  burfte  it)n  lange  bet)alten,  bi§  er  mir  mieber  öon  i^m  felbft 
öom  Singer  gejogen  mürbe.  S)er  Iieilige  9tuguftinu§  gob  mir 
einen  burc^fid^tigen  glänäenben  Stein  in  ©eftalt  einer  So^ne,  ou§ 


III.  9(6erglaube  im  Stdgenteinen.  293 

ber  tüte  avL§  einem  Meinte  ein  rotf)c§  ^erj  mit  einem  fleinen  ^reuj 

über   fid^    tmpoxwu^^.     ^ä)    legte  it)n   in  mein  SBafferglaS   unb 

trän!   längere  3eit  barüfier,    föoburd^  id)  geseilt  tüurbe.     ©arnac^ 

ift  mir  bog  ©teind^en  lieber  entzogen  hjorben.    S)nrdE)  bie  9J?utter' 

gottc§  l^atte  id^   eine  (Steife   ertiatten,    bie  idCj   beim  ©rtoad^en   in 

meiner  §anb  fanb.    Sie  mar  ät^nlic^  einer  gtänjenb  treiben,  großen 

^oftie,  bod)  t3iel  bid^ter  unb  njeidEier,  unb  trug  haä  Söilb  ber  fetigen 

Jungfrau   unb  Sud^ftaben   an  fic^;  fie  mar  überaus  mo^Iried^enb, 

unb  bei  9^ad^t  fa^  iä)  fie  Ieudf)ten.    '^ä)  f)ielt  fie  bei  mir  im  S3ettc 

»erborgen    unb    a^    öon    i^r   burd^    fieben  SJJonate  täglid^   einige 

©plitterd^cn,  bie  mid^  fel^r  erquickten"   (I,  (S.  149 — 151).    „(Später 

erhielt   fie    öon    einer  2Bof)It^äterin  gmei  ^funb  Toffee.     @ie  be» 

reitete  fid^  ein  üoHe§  ^a^r  baöon  ein  ?5rüt)ftüd,  o^ne  bo^  ber  9Sor= 

rat^  fid§  minberte.     (Sinmol  brang  mir,    erjä^It  ^at^arina,   ber 

olte  ®raf  ©alen  (©ro^öater  be§  gegenmärtigen  ^entrum^abgeorb» 

neten  für  ^Reid^S--  unb  Sanbtag)  ^mei  ©olbftüdfe  auf.     '^ä)  Iie§  fie 

in  SCRünäe  med^feln  unb  lie^  Kleiber  unb  @d£)u^e  bafür  mad^en  unb 

t^eitte  fie  au§;   fo  oft  id^  bie§  6)elb  in  SJZünje  ausgab,   fiatte  id^ 

1  aud§  bie  gmei  ©olbftüde  mieber  in  ber  Xafd^e,  obmo'^I  id^  fie  fe'^r 

I  oft  med^feln  Iie§"   (I,  @.  160).    „SDa  einmal  ein  gro^e§  SSiel^fterben 

i  im  ©täbtc^en  ['3)ülmen]   iDor,   fa'^   idE)  bei  bem  SSie^  bunfete,   un- 

j  ^eimlid^e  (SJeftoIten  ^erumf^Ieid^en.    ®ie  ^ül^e,  bie  id^  burd^  ®ebet 

[I  öerfd^ont  faf),  erblidfte  id^  mie  burd^  etma§  Seud^tenbeS;  öon  fold^en, 

!  bie   geseilt   mürben,    fa^    iä)  einen   fd^mar^en  ®ampf   fid^  lieben" 

j  (I,  @.  163.  164). 

'       S)ic    (Srfd^einung    einer    „armen    (Seele    au§    htm    geg* 

fjfeuer",  bie  fie  am  9.  Dftober  1819  ^tte,  befd^reibt  ^at^arina 

jßmmerid^:    „@§  mar   eine   fetige  SSittme,   fie   mar  eine  ©alen; 

\  bie  ^xavL  [b.  t).  bie  ,arme  Seele']  trug  ein  oorne  quer  gcfoItetcS, 

i  offenes,  auf  bem  fftnätn  in  ftiegenben  galten  nieberfattenbeS  Ueber= 

!teib   mit    einer   SdEiteppe.     2)ie  Slermel  maren   eng,   mit  fteifen 

Traufen   um   bie  ^änbe,   unter   benen    ein  meiter  Stermetfortfa^ 

nieber^ing"  (I,  (S.  516).    „^d^  mar  bie  55erantaffung  einer  großen 

^rojeffion  öon  tauter  armen  Seeten  an§>  bem  {^egfeuer;  e§  maren 

tauter  S3e!annte  bon  mir;  id^  mar  attein  bie  Sebenbe  babei.     S)ie 

Seeten  maren  otte  öerfc|ieben  gefteibet.     5ltte  gingen  barfuß,     ^ä) 

ging  mit  ber  ^rojeffion  öor  ha§  ^fjor  unb  ^atte  ba  noc|  biet  mit 


294  Qtvtikä  93uc^.    ^opftt^um  unb  SIberglaube. 

armen  «Seelen  ju  fc^affen"  (I,  <S.  524).  „^ä)  iam.  in  einen  ©eclen* 
Ibeplter  (!),  einen  finftern  Ort.  ®ie  (Seelen  fa^  id^  t^eilmeife  h)ic 
gur  ^älfte,  tf)eil§  Bi§  an  ben  §oI§,  üBer^an^t  nte^r  ober  h)eniger 
in  ginfterni^  getaucht.  (Smporfd)tt)eBenb  in  großer  Qa^l  in  einer 
blo^  grauen  feelifc^en  ©eftalt  er{)ielten  fie  hjö^renb  bc§  furjcn 
UeBergangeS  nad^  einem  t)öf)eren  Ort  auf  Meine  Qdt  bie  Kleiber 
unb  Snfignien  ii)re§  Stonbe§,  ben  fie  auf  ©rben  befleibet  l^atten. 
S)er  Drt,  in  toeld^em  fie  fii^  fammelten,  tüor  ein  großer  S^taum 
üBer  bem  f^egfeuer,  njetc^er  tote  mit  einem  ^ßwne  öon  dornen  um= 
geBen  hjar"  (II,  S.  375). 

„®§  ift  eine  föeit  größere  Drbnung  felBft  ber  Böfen  ©eifter 
unb  ber  S^eufel,  aU  auf  (Srben.  SelBft  unter  ben  ©eiftern 
in  ben  Planeten  ift  eine  gro^e  Drbnung.  Sie  finb  an^  ge» 
fattene  ©eifter,  aBer  noc^  !eine  Teufel;  fie  finb  fel^r  oerfc^ieben; 
fie  fteigen  ouf  unb  nieber  nac^  ber  @rbe.  ^n  einem  öon  ben 
Körpern  (Planeten)  finb  fie  gans  trüB  unb  traurig,  im  anberen 
t)i|ig  unb  ^eftig,  im  anberen  genau  unb  tiorfici^tig.  Sie  tünttn 
auf  5tne§,  toa§  auf  ßrben  leBt,  unb  auf  bie  9Jlenf(|en  in  ber 
Stunbe  ber  ©eBurt.  Sie  ÖJeifter  leBen  in  getoiffen  Drbnungen, 
(Semeinfd^aften.  S^  fe^e  auf  i|ren  Planeten  ©eftalten  lt)ie  ©e-- 
ttiäd^fe  unb  Säume,  boc^  ift  aÜeS  leidet  unb  njie  Sd^womm.  S)er 
SRonb  ift  fü'^t  unb  fteinig.  ®r  l^at  einen  ^ie^enben  unb  brücfenben 
33e5ug  auf  bie  (Srbe.  @§  finb  bie  Söäffer  borin  fel)r  fteigenb  unb 
fattenb,  Balb  §ief)en  fie  SOfaffen  öon  SDünften  öon  ber  (Srbe,  unb  e§ 
ift  bann,  aU  oB  gro&e  SBoIfen  in  bie  §ö|Ien  :^ineinfd^Iu|ifen;  unb 
bann  ift  e§  ttiieber,  aU  oB  oüeg  üBerfföffe,  unb  bann  brüdEt  er  fo 
fd^wer  gegen  bie  ©rbe,  ba§  bie  SJlenfdCien  meland^olifd^  h)erben. 
Sd^  fe|e  üiele  menfd^enartige  ßieftatten  barin,  ttjeldfie  öor  bem  Sid^t 
immer  in  ben  Sd^atten  fliegen;  fie  finb  ücrftedEt,  aU  fd^ämten  fie 
fid^;  t§  ift  oud^,  al§  f)ätten  fie  ein  Böfe§  ÖJetoiffen.  S)iefe  fe^e  id^ 
me'^r  auf  ber  9Kitte  be§  9)lonbe§.  Oft  fe^e  id^  öom  SJZonbe  tt)ie 
(SJift  gro^e  SBoIfen  nieberfommen;  fie  legen  fid^  geloöfinlid^  auf  ba§ 
9Jieer.  ^d^  felCie  aBer  h)ieber  gute  ©eifter  unb  (Sngel,  h)eld^e  e§ 
öert^eilen  unb  unfcfiäblid^  mad^en.  Sie  Kometen  finb  öoll  ®ift. 
@§  tüo^nen  3orngeifter  barin.  Sie  9)lild^ftra|e  finb  öiele  fteine 
SBöffer.  @§  ift  aU  Baben  gute  ©cifter  barin.  Sie  Sonne  ift 
ein   öon   fieiligen   ©eiftern   BeleBter,    tüot)Itt)ättger    ^ör|)er.     21  uf 


I 


III.  2(6er9laube  int  SlUgemeinen.  295 

bcr  (Sonne  felbft  ift  e§  nid^t  ^ei§;  ta§  Sid^t  unb  bie  SQSärme 

entfielt  erft  um  fte  :§er S<^  fa^  Snjtfc^en  9J?itternad)t  unb 

äJlorgen  bie  ®e[talt  eine§  9)?anne§  auf[teigen,  mit  langem,  bleid^em 
Slngefi(^t.  ©ein  ^o|3f  fd^ien  mit  einer  f^i^en  9}?üt3e  bebest.  @r 
»or  mit  S3onbern  umtoirfelt.  (5r  bett)cgte  fein  S^raert  ^in  unb 
]^cr  unb  irarf  bie  Sänber  auf  fd^Iafenbe  Stäbte.  9(ud^  fielen  ^iaU 
tcrn  unb  ^Beulen  öon  i^m  nieber  in  Dtu^Ianb,  Stauen  unb  Spanien. 
Um  Serlin  lag  eine  rot§e  ©i^Iinge,  oon  ba  fam  e§  ju  un§"  (II, 
@.  380—383). 

2)iefe  „mt)ftifc^en"  SKitt^ eilungen  finb  f)erau§gegeben  „mit  ©r» 
laubniB  ber  CrbenSobern  unb  mit  Stpprobation  be§  {)Oc§m. 
93ifd^of§  öon  Simburg";  le^terer  f)ölt  fie  „§ur  görberung 
be§  religiöfen  @inne§  unb  SebenS  fe^r  geeignet". 

S)en  !önigli^  -Preu^ifd^en  5Ifabemieprofeffor  Lic  33 au^  ^ben 
toir  aU  „h)iffenfc§aftlid§en"  SSertreter  ber  2lnftd§t,  ta'B  bie  SSuIfane 
(Sd^Iote  ber  §ötte  finb,  ba^  bie  (Srbbeben  oon  ber  SSranbung  be§ 
feurigen  §öttenmeere§  l^errüEiren  unb  anbern  XeufeläfputS  fennen 
gelernt  (oben  @.  245). 

Slel^nliÄ  abergläubifc^e  2(nfic^ten  unb  abergläubifd^e  „Stiat-- 
fad§en"  (egt  ^rofeffor  S3au^  htm  fatf)oIif(i)en  33oIfe  üor  in  feiner 
©c^rift  über  „ha§>  gegfeuer"  (9?iainä  1883,  9Wit  btfc|öflic^er  2lp^ 
:probation) : 

„2)ie  SSifionen  unb  Offenbarungen,  bie  in  unferm  S3uc^e  öer* 
wert^et  finb,  ttiurben  aufgenommen,  tt)eil  mv  oernünftiger  SSeifc 
urt|eilen  bürfen,  ha^  fie  ec^t  finb,  unb  treil  fie  aufeerbem  rec^t 
n)o!§I  geeignet  finb,  bie  t^eologifc^e  Se^re  über  ha^)  ^^egfeuer  in  er* 
baulicher  SSeife  öielfac^  ju  oeranfc^aulid^en"  (a.  a.  £).,  ®.  XI). 

2lt§  „Ouettenfc^riften,  öon  beren  SSerfaffern  man  annehmen 
barf,  ba^  fie  bei  ber  2(u§ma^{  bie  nöt^ige  SSorftd^t  unb  Umficfit 
ongemenbet  l^aben",  nennt  ^rofeffor  S3au|:  bie  libri  dialogorum 
(Tregor  I.,  bie  angelfäd^fifc^e  ®efc§i(^te  öon  S3eba  ;„Seba"§  ge= 
fd^id^tlid^e  5tu!torität  ift  belannt;  über  feine  fritifd^e  Sorgfalt 
äußert  er  fid§  felbft  einge^enber  in  ber  SSorrebe"),  ha^  Corpus 
revelationum  ber  ^I.  S3rigitta,  bie  Offenbarungen  ber  ^eiligen 
©ertrub,  9JJecf)tiIbi§,  ^at^arina  öon  ®enuo,  bo§  2eben 
ber  gottfeligen  SJiutter  9JJaria  Stnno  ^ofepl^a  a  ^efu  Sinb* 
mat)r,  ßeben  ber  el^riöürbigen  9Jiaria  SreSgentia  §ö|,  Seben 


296  Smdtt§  93u^.    ^opftt^uin  unb  3Iberglau6e. 

ber  SUJaria  f^ranjiSfa  üon  ben  tieiligen  fünf  SSunben  unb 
ber  ßat^arina  ©ntmertcf),  ©örreS'  9JJ^[ti!,  ^Briefe  über 
ba§  iJegfeuer  öon  einem  alten  Senebiftiner,  St.  S3enebi!tu§-' 
(Stimmen,  (Srfd^einungen  einer  armen  ©eele  im  Qal^re 
1870. 

©d^on  biefe  „Clueaen"=9(nga6e  lä^t  ben  „tüiffenfrfiaftlic^en" 
(2tanbpun!t  be§  ^rofeffor§  i8au|  erfennen.  5Iu§  btefen  „Duetten" 
\<i)öp\t  er  folgenbe  „burcf)au§  glauiwürbige"  ^Begebenheiten: 

„®er  f)I.  5(bt  93enebift  l^atte  jtüei  Spönnen  h)egen  fortgcfe|ter 
©pottreben  gegen  einen  bienftleiftenben  Drbenibruber  in  ben  S3ann 
getrau.  ®ie  Spönnen  ftarben  unb  würben  innerhalb  ber  ^ird)e  be- 
graben. 5JJun  bemerfte  bie  otte  5tmme  ber  SSerftorbenen,  wie  SBeibe 
ttä^renb  ber  'i).  SJieffe  jebegmal  i^re  ©räber  unb  bie  ßird^e  ber= 
liefen,  trenn  ber  ^iafon  bie  üblid^e  5(ufforberung  an  bie  @j' 
!ommuni§irten  erlief.  5IB  bem  2tbte  ber  SSorfall  mitgetfieilt  mürbe, 
befahl  er  mitleibig,  bei  ber  näd^ften  9)Jeffe  für  Seibe  eine  Dblation 
§u  ma^en,  bann  fotlten  S3eibe  üom  Söanne  lolgefproc^en  fein.  S)ie§ 
gefc^a'^,  unb  üon  ha  an  tüurben  fie  burd^  ben  3f{uf  be§  S)iafon§  in 
i^rer  @rabe§ruf)e  nic^t  me'^r  geftört"  [a.  a.  D.,  @.  96). 

„Saut  (fo!)  ber  ^I.  ^xan^iS^ta  fRomana  befielt  ta^  gegfeucr 
ou§  brci  übereinanber  liegenben  ©todtuerfen.  S)a§  ganje  ©ebäube 
lobert  bon  einem  geuer,  ba§  im  ©egenfa^  jum  ^öllenfeuer  lii^t 
unb  ^ett  ift.  SDie  'i)t  ®ertr üb  erbücfte  ein§etne  arme  Seelen  in 
©eftatt  :^ä^Iic|er  Kröten  unb  üon  geuer  glü^enb.  SJied^tilb  öon 
3J?agbeburg  erblidte  fie  in  einem  gtü^enben  S3abe,  ha^  au§  geuer 
unb  ^ed^  gemifd^t  ttiar.  S)er  gottfeügen  SInna  SDtaria  Sinb« 
mat)r  erfd^ienen  i^re  greunbin  SWaria  58ec£|er  unb  bereu  SJiutter 
unb  liefen  an  i^nm  i^n^t  Sranbfpuren  gurücE,  bie  njod^enlang 
fid^tbar  unb  fühlbar  blieben,  ©inmat  erfc^ien  i^r  bol  Sregfeuer 
oI§  ein  ©turgbadE)  mit  feurigem  Söaffer,  ein  anbereS  SJJal  otl  ein 
feuriger  ^er!er;  bie  ©eelen  felbft  al§  geuerfunfen,  bie  i^r  gleid^ 
einem  S3ienenfc^tt3arm  auf'§  Sett,  auf  bie  §änbe  unb  auf'§  ©d^reib- 
§eug  fielen.  Sei  ber  5(nfunft  anberer  ©eeten  hingegen  empfanb 
fie  ©c^auber  unb  Kälte,  unb  bie  ©eelen  felbft  erfd^ienen  i^r  öor 
groft  ättternb.  2tm  16.  SfJoöember  1859  SSormittags  10  U^r  er» 
fcf)ien  im  ßtofter  ber  Sloriffen  §u  goHgno,  üon  bid^tem  fRauc^ 
umgeben,  eine  turj  juüor  geftorbene  ©d^tüefter  unb  bat  flehentlich 


III.  Slberglaube  im  9(IIgemcinen.  297 

um  gürBitte.  ^um  3eicf)en  if)rer  Srntrefen^eit  Ite^  bie  (Srfc^einung 
einen  Stbbruc!  i{)rer  §anb  in  ber  Sf)üre  eingebrannt  aurücf.  Xie 
feiige  9JJorgarett)e  Stiacoque  [bie  erfinberin  ber  öerj'-SefU'-Sfn^ 
bac^t]  erbtiefte  bie  (Seele  einer  jüngft  üerftorbenen  ßfofterfrau  auf 
glü^enbem  Sager  auggeftrecft.  ®er  feiigen  9!Jiaria  granjigfa 
öon  ben  ^eiligen  fünf  SBunben  erfc^ien  ein  SSerftorbener,  fc^ilberte 
feine  Duaten,  ri^  fid^  gunt  $8elx)eife  beffen  ein  §aar  au§  unb  legte 
c§  ber  ©d^lriefter  auf  bie  |)onb,  in  golge  beffen  ein  langer,  Sitten 
fic^tbarer  (Streif  äurüdblieb.  Slud^  bie  erf(^einung  öom  ^aftrc 
1870  liefert  Belege,  ©inmal  erblirfte  bie  Sclitoefter  (Serap^ine 
ifiren  SSater  [„e§  ^anbelt  fid^",  mie  S3au^  bemerft,  „um  bie  Sd^tüefter 
SJJaria  Serap^ine  in  einem  ^lofter  ber  Sräbiöjefe  ÜJJed^etn,  njelc^e 
jal^Ireic^e  ©rfd^einungen  il)re§  im  ^a^re  1870  tierftorbenen  SSater§ 
l^atte,  bi§  fie  beffen  (Seele  burd^  ®ebet  unb  Seiben  gegen  (Snbe  be§ 
Sal^reS,  unb  gtüar  in  ber  $Rac§t  be§  2öei^nac^t§fefte§  erlöft  ^atte"], 
in  il^rem  (Schlafzimmer  ganj  üon  ^^lammen  eingefüllt;  ein  anbereg 
2)?al  fd^aute  fie  ilin  in  einer  geuerzifterne,  ou§  tüeld^er  bicEiter  Stouc^ 
emporftieg"  ((S.  143.  144).  „®ion^fiu§  ber  tartl^äufer  er* 
^ä^U,  bie  ©eelen  im  gegfcuer  lüürben  üon  ben  2^eufeln  jerfägt, 
jerriffen,  gernagt  unb  in'§  geuer  getoorfen"  (©.  150).  „SDie  Ijeilige 
^Brigitte  fie^t  bie  (Seele  eineä  SSerftorbenen  in  folgenbem  ^iiftinb: 
ba§  §aupt  ift  getnaltfom  eingefc^nürt,  bie  5tugen  Rängen  föeit  au§ 
i^ren  |)ö^Ien,  bie  |)are  glülien,  ha§  aufgelöfte  ©e^irn  ftie^t  ou§ 
««afe  unb  D^ren"  (@.  163).  „2öa§  hk  tüirftic^e  Sauer  be§ 
gegfeuerä  anbetrifft,  fo  beläuft  biefelbe  fid^  laut  ber  9)?arina 
üon  (S^fobar  auf  20,  40,  50  ^a^re  unb  nod^  länger.  ^at|a= 
rina  (SmmeridE)  f)3ric^t  üon  (Seelen,  bie  S^Iirtjunberte  im  ?^eg- 
feuer  jubringen  mußten"  (@.  180).  „S)a  ha^  ?5egfeuer  im 
Innern  unferer  @rbe  unb  in  nädfifter  $JJä|e  ber  §ölle  ift,  fo 
erfd^eint  e§  inalirfdEieinlid^,  ta'^  ba§  geuer  ber  §ölle  unb  ha§  be§ 
gegfeuer§  ein  unb  bafelbe  geuer  feien.  9^ac^  ben  Offenbarungen 
ber  9)?arina  üon  (5§fobar  bü^en  mand^e  9lbgeftorbene  au^er^alb 
be§  gegfeuer»  auf  ber  Srbe,  in  ber  Suft,  bei  i^ren  Gräbern,  ober 
aud^  in  ben  3^nxmern  berjenigen,  bie  für  fie  beten,  ober  an  ben 
©tätten  i^rer  frülieren  Sünben"  ((S.  185.  186).  „2)er  feiigen 
SD^Jaria  üon  ben  ©ngeln  erfd^ien  eine  i^rer  SJlitfd^lüeftern  unb 
Iie|  auf  ber  Sßange  ber  Setigen  einen  Sitten  fid^tbaren  branbigen 


298  3roeitel  SSuc^.    $a^fttf)um  unb  SIBerglaube. 

glecf  äurücE.  Sei  granäi§!a  üom  fieiligcn  ©oframente  tüor 
ein  beftänbigeS  @ef)en  unb  kommen  oon  armen  (Seelen.  STäglid^, 
ja  [tünblid^  brängten  fie  \iä)  an  fic  f)eran.  (Sie  erfc^ienen  i|r  oft 
feurig,  manchmal  !ot)Ifd^tt)ar§  unb  gun!en  merfenb,  bigtoeilen  in 
fc^recfüd^er  ©eftalt  unb  aU  fd^webenbe  (Sd^atten.  2Bar  t^an§i§fa 
im  Sf)or,  bann  »arteten  fie  am  Söei^njofferfeffel.  ganben  fie  fie 
fc^Iafenb,  bann  blieben  fie  an  if)rem  fSttk  ftel^en"  (@.  189].  „®in 
Sefuit,  P.  aJiunforb,  giebt  in  feinem  S3ud§e  über  "öa^  f^egfeuer  ein 
fRec^eneEem^el,  melc^eS,  fo  nal^eliegenb  unb  |anbgreiflid^ 
richtig  e§  ift,  bennod^  überrafd^en  !önnte.  SBenn  ber  ©erec^te 
fiebenmal  am  S^age  fällt,  fagt  SJJunforb,  bann  ttierben  tt)ir  an= 
nehmen  bürfen,  ha^  ber  gettiöj)nlic^e  S^rift  burc^fc^nittlic^  minbeften§ 
10  geiler  täglich  begel^t;  mat^t  im  '^a^xt  3650,  in  ge^n  ^a^xtn 
36,500,  in  alüanjig  Sauren  73,000  f^e^Ier.  SCßelc^  ein  gegfeuer 
toirb  ba§  fein!"   (@.  250.) 

©iner  ber  bebeutenbften  fat^olifc^en  S^^eologen  be§  19.  ^a.'i^X'- 
^unbertg  tüar  ber  ^rofeffor  am  ^riefterfeminar  gu  ^öln,  2Ji.  S- 
(Sc^eeben.  ^n  bem  öon  i§m  üeröffentlid^ten  „ßeben  ber  e^r» 
mürbigen  Wienerin  ©otteS  Stnna  SJJaria  Xaigi"  (Stadien  1867) 
lefen  wir:  „2Benn  5(nno  9)?aria  in  ber  9^ac§t  aüein  mar,  i^r  9J?ann 
lehrte  gemö^nlid^  erft  gegen  SJlorgen  au§  feinem  Xienfte  jurürf, 
\a^  fie  i^r  ^i^nter  oftmals  mit  fdEirccflic^en  2)ämonen  angefüllt, 
bie  fic^  berat^fd^Iagten  unb  laut  äußerten,  e§  fei  Qüt,  fie  gu  er- 
mürgen.  ^ann  fielen  fie  über  fie  |er  unb  fuc^ten  fie  in  ben  üer= 
fc^iebenften  SBeifen  §u  martern.  5(uf  biefc  groufame  93e^anblung 
folgten  bie  lorfenbften  SSerfuc^ungen.  5)er  Satan  nal^m  bie  ©eftalt 
eines  fc^önen  jungen  3JJanne§  an  unb  fuc^te  fie  ju  unlauteren 
^anbtungen  ju  üerleiten"  ;'S.  106).  „^^xt  Kammer  füllte  fic^ 
mit  2;eufeln,  bie  i^r  in  ben  fd^euBlid^ften  ©eftalten  erfd^ienen  unb 
unter  (Se^eul  unb  @ef(^rei  fie  mit  f^Iüd^en  unb  SSermünfc^ungen 
überf)äuften"  [<B.  125).  „@ott  geigte  i^r  ben  Bitf^^"^  eineS  jungen 
ÜJianneS  im  ?5egfeuer  unb  fogtc  i^r,  er  ^abt  biefen  ©ünber  oon 
ber  ^ölle  befreit,  meil  (!)  fie  fid^  für  i^n  öerbürgt  ^aht;  fie  muffe 
fi^  olfo  barauf  öorbereiten,  bie  üon  i^m  üerfd^ulbeten  [Rotten--] 
Strafen  (!)  tiieitoeife  felbft  au§gufte|en"  (S.  131). 

„2)a§  9}iitte(  ber  übernatürlid^en  (Srleud^tung  SInna  3Jlaria§ 
mar  bie  ©rfc^einung  einer  Sonne.     Sieben  unb  öiergig  ^afire  blieb 


III.  9(5erg(aube  im  SlHgememen.  299 

biefe  (Sonne  Beftänbig  üor  if)ren  2fugen.  ^m  STnfange  f^atte  ta^ 
ü\ä)t  ber  (Sonne  bie  %axht  einer  gert)ö^nlic|en  gramme,  fpäter 
tüurbe  bie  (Sonne  immer  glänjenber  unb  ftroEjIte  in  einem  Sichte, 
bo§  ben  (5JIan§  öon  fieben  irbifc^en  ©onnen  übertraf;  i^re  ©rö^e 
tarn  ber  unferer  natürlid^en  Sonne  gteic^.  Xk  Sonne  befanb  fic^ 
§e^n  gufe  öor  i§r  unb  etttja  gtoei  %n^  l^ö^er  all  if)r  ^o:pf  unb  be= 
l^ielt  biefe  (Stellung  fortföä^renb  inne.  2(n  ben  äu^erften  ©nbcn 
i^rer  @trat}Ien,  gleid^fam  aU  ©infaffung,  befanb  fid^  eine  birfe, 
öon  Spornen  geftod^tene  ^one,  bie  ben  ganzen  Umfang  ber  Scheibe 
umfaßte  unb  fte  ttiie  ein  ^iabem  überragte.  SSon  §n)ei  ©eiten  ber 
^rone  gingen  jttJet  fe^r  lange  ©ornen  bi§  unter  bie  Sd^eibc  ^erab, 
öereinigten  fid^  bort  unb  fc^ienen  fid§  ju  freugen  unb  gu  um-- 
fc^tingen;  if)re  gebogenen  (S:pi|en  gingen  nad^  beiben  ©eiten  öon 
ber  SJJitte  ber  ©tra'^Ien  au§.  ^m  SRittelpunft  fa^  in  erhabener 
SKajeftät  eine  grau;  auf  if)rer  Stirn  trug  fie  gmei  Straf)Ien,  i^xt 
Sü^e  ruf)ten  auf  bem  innern  9ianbe  ber  Sonnenfd^eibe.  ^n  ber 
©d^cibe  sogen  unauft)i3rlid^  S3ilber  öorüber,  ä^nlic^  icie  in  einer 
Zauberlaterne.  3n  biefer  ge^eimni^öotten  ©onne  fa!^  Stnna  9JJoria 
nirf)t  allein  bie  p^t)ftfd^en  unb  moralifd^en  Greigniffe  biefer  SSelt, 
fie  burd^brang  anä)  bie  5tbgrünbe  unb  bie  §ö£)en  ber  §immel. 
©ie  !annte  ta^  Soo§  ber  3(bgeftorbenen  mit  öoller  @id^er{)eit;  fie 
fa^  bie  in  ber  größten  Entfernung  befinblidfien  ÖJegenftänbe,  bie 
®eftd^t§§üge  öon  ^ßerfonen,  bie  fie  nid^t  fannte,  unb  bie  fid^  an 
ben  äu^erften  Guben  ber  2öelt  befonben.  ©§  genügte  ein  93IidE  auf 
bie  Sonne,  unb  in  bemfelben  StugenblidE  jeigte  fidfi  ber  ©egenftanb, 
ber  if)re  ©ebanfen  befcfjäftigte,  in  ber  ©c^eibe  unb  stüar  mit  öoII= 
ftönbiger  ^lartjeit.  ©ie  faf)  bie  gange  S5?ett,  wie  iüir  bie  gagabe 
eines  ©eböubeg  feigen.  S)iefe  ©onne  ift  burd^  taufenbe  öon 
2;:§atfac^en  ermiefen.  ^n  ber  ©onne  l^errfd^ie  ein  unauft)örlid^er 
S33ed^fe(  öon  ©eftalten  unb  Qt\ä)tn:  ©ilboten,  ©cfilac^ten,  fronen, 
golbene  |)at§bänber,  foftbare  ©teine,  2)oId^e,  ©ei^etn,  ^t^t,  kugeln, 
iBranbgefd^offe.  ®ie  ©trat)Ien  ber  ©onne  i3ffneten  fic^  juttjeilen,  um 
93tut  p  öergie^en,  balb  erfc^ienen  bide  Diebel,  balb  ein  ©olbregen. 
Slnna  SRaria  fa§  in  i^rer  ©onne  bie  9}ie^eleien  in  Spanien ,  ben 
©rieg  in  ©ried^enlanb ,  bie  Suü^^teöolution  in  ^ari§  unb  ben 
^3oInifc|en  ^rieg"  (©.  144.  147.  150.  154.  164). 

S3ei  $8eurtl§eilung  fold^er  ^üd^er  unb  i^re§  @inf(uffe§  ouf  äffe 


300  gwetteg  SBuc^.    $apftt{)um  unb  3(bergIauBe. 

©c^id^ten  ber  fatf)oIifd^en  33ebötferung  ift  ntd^t  ^u  überfeinen: 
©rftenS,  baß  jie  nic^t  etroa  ©in^ererf Meinungen,  2tu§na^men 
bilben;  bie  gefammte  „©rbauung»Iiteratur"  ift  biefer  2{rt,  unb  jtüar 
in  otten  ßänbern:  ^eutfd^Ianb,  ^vantttiä),  Stauen,  Spanien,  @ng- 
lanb,  Slmerüa.  3^eiten§,  biefe  S3üc§er  tragen  faft  au§nat)m§Io§ 
bie  auSbrüdlic^e  —  nid^t  blo^  ftiüfd^tüeigenbe  —  S3ittigung  ber  !irc&= 
ürfien  Oberen.  S)ritten§,  biefe  33üi)er  burc^gie^en  bie  fat^olifc^e 
SBelt  in  ungeheueren  SJJaffen  in  l^unberttaufenben  üon  ßjentplaren; 
eine  2(uffage  folgt  ber  anbern.  @o  fagt  g.  33.  ber  9lebentptorift 
©d^ntöger  üon  feinem  Seben  ber  ^at^arina  Smmeric^,  ha^ 
„bie  erfte  breitaufenb  Sjemplare  ftarfe  5tuflage  bei  Srfcfieinen  ber 
^Weiten  öoüftänbig  »ergriffen  tuar".  ©rabe  biefeS  Suc^  über 
ßat^arina  ©mnterid^  ift  in  htn  3lbeB=  unb  SSürgerf reifen  ber 
^at£)oIi!en  9^f)einlanb§  unb  SCBeftpl^alenS  faft  ein  ^auSbucf)  geworben. 
S;er  §au§öater  ober  bie  §au§mutter  lefen  x^xtn  ßinbern  unb  i^rem 
©efinbe  au§  ben  „@rf(f)einungen  unb  (Sefi(i)ten"  ber  ^at^arina 
©mmericf)  anbäc^tig  t)or,  weit  metjr  unb  n^eit  fiäufiger  aU  au§ 
ber  (Schrift.  ^ 

©elbftoerftänblid^  bleibt  bie  ^Verbreitung  unb  SSefeftigung  be§ 
2(berglauben§  unb  '3;eufel§fpu!e§  nicf)t  befcfirönft  auf  SSüc^er,  bie, 
fo  öicl  fie  auc^  gelefen  »erben,  boc^  nid^t  bal  täglid^e  ^Jlat)- 
rung§mittel  ber  breiten  SJiaffen  be§  SSoIfeS  bilben.  ^ 

Sür  biefe  giebt  e§  ^ablreid^e  SSoc^eu'-  unb  SJJonatSfd^riften,  bie 
für  einen  billigen  ^rei§  ba§  ultramontane  2öiberc|riftent^um  in  bie 
^ütten  unb  ^eimftätten  ber  83auern  unb  Strbeiter  tragen. 

2)er  „©enbbote  be§  göttti^en  |)eräen§",  ha§  „@t.  5ln» 


1  ^ä)  ^abt  bie  Sebenibefi^reibungen  ber  ßre^jentio  ^ö^  unb  ber 
Satf)orina  ©mmeric^  begf)alb  oll  ©ti^probe  gewählt,  lüeil  33etbe  auf 
®runb  ber  in  if)rem  Seben  öorfommenben  Jüunberbaren  „X^atfa^en"  bon 
Seo  XIII.  noi^  in  biefem  ^a^re  feüggeiproc^en  toerben  foCen.  5)iefe  „%\)aU 
fachen"  er'^alten  bamit  i:^re  „unfef)Ibare"  Seftötigung  buri^  ben  „©tattfiaUer 
©fjrifti".  Sre^äentia  §0^  würbe  am  20.  Cftober  1682  ju  S^aufbeuren 
geboren  unb  ftarb  am  5.  3(pril  1744  otl  Spönne  be§  flofterl  SJia^r'^of 
bei  Staufbeuren.  Satl^arina  Gmmericf)  würbe  om  8.  September  1774  in 
ber  93auerf^aft  glamäfe  bei  Äoeäfelb  geboren;  fie  ftarb  am  9.  fjebruar 
1823  äu  Sülmen. 

2  gür  bo»  gofgenbe  ögl(^.  meine  ©d)rtft:   9ietigion  ober  3tber* 
glaube  iaSerlin,  1896,  §.  2BaIt^er:. 


III.  3(berglQube  im  Stllgemeinen.  301 

toni-'®IödIein",  bie  „S3enebiftuy  =  Stimmen"  u.  f.  \d.  u.  f.  tu., 
fie  alle  wetteifern  barin,  ba§  Stbenteuerüdjftc  unb  Sl^unberbarfte 
il^rcn  Sefern  aufgutifc^en.  ®ott  unb  ba§  Sfiriftent^um  be§  ©Oan-- 
geliumS  jinb  au§  if)ren  «Spalten  fo  gut  mie  oerirfiiüunben,  an  i^rer 
©teile  machen  ftc^  ber  fitöbe  51berglaube,  bie  fritiftofe  SSunberjud^t 
be§  U(tramDntant§mu§  Breit. 

9Jur  ein  93ei|>iel  —  bie  au§füt)rlic§e  33ef)anblung  njürbe  ein 
S8ud§  erf orbern  —  greife  ic^  I)erau§;  e§  ift  nac^  mef)r  aU  einer 
S3eäte!^ung  ^in  Befonbery  le^rreid^. 

93i§  äum  ^a^xt  1898  beftanb  in  ©eutfd^Ianb  eine  ajtonatl= 
fc^rift:  ber  „^ßelifon".  ®a  fie  auf§  engfte  mit  bem  Berüchtigten 
2;ajiI''SSaug^an  =  @c^it)inbet  oerfnüpft  ttjar,  fiel  auc^  fie  feiner 
„(gntlaröung"  jum  D:t)fer    Oglc^.  unten  S.  343  ff.). 

SSor^er,  tüäl^renb  ber  gangen  3eit  feinet  S3eftef|en§,  fpielte  ber 
„^clifon"  in  ben  ultramontanen  SSoIf»freifen  Defterreii^», 
S;eutfc^Ianb§  unb  berSo^tüeij  eine  fefjr  bebeutenbe  3ftotte;  nad^ 
unten  unb  nad^  oben  geno^  er  ba§  größte  2lnfe^en. 

S)er  „^elifan"  irar  ^a§  Drgan  ber  „(Sräbruberfd^aft  ber  etnigen 
Stnbetung",  bie  1928  Pfarreien  in  Seutfcf)(anb,  Defterreic§  unb  ber 
@d^toet§  umfaßt;  feine  Stbonnentenja^t  betrug  90,000!  S33enn  man 
ertüögt,  ba^  in  ben  Sanbgemeinben,  in  benen  bie  2lbonnenten  be§ 
„^elifan"  §unieift  roo^nten,  ein  ©jemptar  üon  Stielen  gelefen 
tt)irb,  fo  repräfentirten  bie  90,000  Stbonnenten  mehrere  :§unbert' 
taufcnb  Sefer. 

®a§  mar  ber  @inf[u^  unb  bie  Sebeutung  be§  „^ctifan''  nac^ 
unten,  für  bie  ^Raffen.  (Seine  SSebeutung  nad^  oben,  ober  beffcr 
feine  2Sertf)fc^ä|ung  üon  oben,  ergiebt  fid^  au§  smei  Sd^reiben,  bie 
in  ber  ^uli--  unb  Stuguft'-D'Jummer  1896  üeröffentlid^t  Würben. 

S^a§  erfte  (Schreiben  ift  oom  '^ap\t  felbft  d.  d.  20.  STpril 
1896).  @g  ift  für  feinen  $Reba!teur,  ben  röntifc^en  QJeiftlid^en 
föünjie,  in  ben  fd^meic^el^afteften  2tu§brücEen  abgefaßt,  ^al 
jiocite  iScfireiben  (d.  d.  23.  ^uni  1896)  ift  öon  bem  einflufe^ 
reid^en  S'arbinal  ©teinfiuber.  ^n  feinem  |)auptfoß  lautet  e»: 
„@h).  ^od£)hJürben  bonfe  id^  ^erglic^  für  bie  mir  freunblid^  über= 
fanbten  ^a^rgänge  ber  S.  S.  Eucharistia  unb  be»  '^elifan.  S^^ 
l^ege  bie  Ueberjeugung,  ta'^  beibe  ^eitfd^riften  0iel®ute§  ftiften 
.  .  .  werben."     ©tein^uber  ift  Sefuit  unb  War  lange  ^a^xt  JReltor 


302 


groeiteg  S3uc^.    'i|}api"tt()um  unb  5I6erg(aube. 


be§  CoUegium  Germanicum.  Saburc^  geirinnt  fein  uneingefc^rän!te§ 
SoB  be§  „^elifan",  bag  er  auf  ©runb  be§  Snfialtg  ber  öor» 
gelegten  S^^i^sänge  fpenbet,  an  öebeutung. 

2tu§  biefem  S^^alt,  ber  narf)  bem  Urt^eit  be§  3efuiten-'^arbtnat§ 
„öiel  ®ute§  ftiftet",  greife  ic^  @inige§  f)erau§,  unb  jttjar  nur  au» 
bem  ^n^It  eine§  ^ai)VQanQt§,  be§  3a^i^e§  1896. 

Sine  lange  2{rtife^9^eiü)e  ift  fietitelt:  „S3Itde  in  bie  Qu-- 
fünft"    m  1,  2,  3,  10): 

„SSor  un§  liegt  „SDie  gro^e  ^J^euigfeit  ober  ha^  ©e^eimni^  t3ün 
£a  @atettc",  üeröffentlirf)t  tjon  3oIa,  Sifd^of  t3on  Secce  unb 
Ugento.  S5e!anntüct)  empfingen  bie  gföei  Sinber  üon  Sa  ©alette, 
2JJeIania  unb  SJJajimin,  jebe»  ein  @e^eimni§,  ha§  fie  uiemanbem 
al§  bem  ^apfte  anöertrauen  foüten.  Xa§  @e^eimni§  ber  SJJelonia 
ift  nun  burd^  SrlauBnif;  be§  ^apfteS  eri)ffnet,  unb  föerben  tt)ir  e§ 
im  „^eüfon"  9iummer  für  ^J^ummer  mittfjeilen,  ba§  ©e'^eimni^  be§ 
aJJajimin  aber  f)at  fic^  ber  ^apft  nodE)  borfie^Iten,  l^at  jeboc!^ 
beffen  ^auptinl^alt  furj  be^eic^net.  2öir  bemerlen  jum  öoraug, 
ba|  niemanb  unter  einer  Sünbe  jum  ©lauBen  an  biefe  £)ffen= 
Barungen  Oerpfüd^tet  ift,  ba§  aber  für  bereu  SBa^r^eit  fo  gewichtige 
3eugniffe  "ba  finb,  ba^  ein  üernünftiger  9)lenfd)  fie  glauben  mu^. 
35icfc  Offenbarungen  beftätigen  burc^meg  aüel,  waS  föir  int  ^al^r* 
gang  1893  unb  1894  unb  1895  in  unfern  „53IicEen  in  bie  S^'- 
fünft"  f Gerieben;  fie  fagen  aber  aüe»  nod^  üiel  beutüc^er  unb  — 
entfe|Iic^er;  fie  be^anbetn  ©reigniffe,  bie  un§  unmittelbar  bebor= 
fielen  unb  t3or  bem  ^a^re  1900  eintreten.  S)ie  2Bat)r§eit  biefer 
Offenbarungen  bejeugt: 

@rften§  bie  feligfte  Jungfrau  felbft,  toeld^c  i^re  (Srfd^einung 
mit  auffaüenben  SBunbern  begleitete,  ga^Ireid^en  pli3|ltc^en  ^ilungen 
unb  SSefe^rungen,  bie  bi§  f)eute  in  Sa  (Salette  fortbauern.  3^^^" 
ten§  hk  ftrenge  firc^üd^e  Unterfuc^ung,  bie  bur(^tt)eg  bie  ©laub- 
föürbigfeit  ber  ßinber  ergab.  S)ritten§  bie  fcierlicfie  Tönung  be§ 
ÖJnabenbilbeS  in  Sa  Salette  burd§  einen  ©efanbtett  be§  ^apfte§. 
Sßierteng  bie  beiben  ^äpfte  ^iu§  IX.  unb  Seo  XIII.,  welche 
beibe  bie  ©c^t^eit  biefer  Offenbarungen  glaubten  unb  bie  barin  für 
fie  enthaltenen  SBinfe  befolgten,  fünfte n§  ber  Umftanb,  ba| 
Söifd^of  S^la  feine  Schrift  öor  bereu  Verausgabe  burc^  eine  ^om= 
miffion  römifo^er  Sarbinäle  prüfen  lie^  unb  i^re  ©enel^migung  er* 


III.  Stberglaube  im  ?(IIgemetnen.  303 

l^ielt.  @e duften 0  ber  Umftanb,  ha'!^  ein  angefe^ener  58if(^of  biefe 
Schrift  §eraulgab,  treuer  ber  i8eic|töater  ber  Tltlania  bi§  ju 
ifirem  ^^obe  war.  (Siebentens  ber  Umftanb,  ba|  t)iele§  jd^on  ge-- 
nau  eingetroffen  ift.  S33ir  bitten  biefe  fieben  ^engniffe  ftet§  üor 
Stugen  5U  Iialten  bi§  §um  (Si)Iuffe  ber  ^rop'^ejeiung;  benn  bie 
bortn  ou§gefprocE)enen  2)inge  finb  fo  auffatlenb  unb  erfd^einen  man^ 
d^em  fo  unglaublid^,  ba^  ofine  biefe  getoaltigen  2Bat)rt)eit§=93eit)eife 
tüenige  glauben  ttiürben. 

SSorerft  tootten  mx  bie  ©rfc^einung  ber  fetigften  Jungfrau  bc-- 
^anbeln,  jebodf)  nur  furj,  njeil  fie  hjol^l  ben  meiften  Sefern  befannt 
fein  bürfte.  2(m  19.  (Se|3tember  1846  9?ad^mittag§  pteten  'SRaTcb 
min  unb  ^tlania,  §h)ei  arme,  unfd^utbige  ^irtenfinber,  bie  jtoei 
öerfd^iebenen  gamilien  ange!^örten,  bie  ^ü^e  auf  ber  5tlp  Sa  «Sa* 
lette.  (5§  erfd^ien  ifinen  nun  bie  feligfte  Jungfrau  überaus  fd§ön 
unb  l^otbfelig  unb  fprac^  freunblid^  mit  i^nen;  juerft  t^eitte  fie 
i^neit  ©reigniffe  mit,  njeld^c  ifire  näc^fte  Umgebung  betrafen ;  bann 
aber  ttieilte  fie  jebem  ein  ©el^eimni^  mit,  o^ne  ba^  ha^  anbere 
einen  ßaut  ^ijrte;  tt)a§  man  immer  antoanbte,  bie  ^inber  tvaxtn 
nid^t  baju  §u  bewegen,  einem  SKenfc^en  bie  ©e^eimniffe  anjuöer^ 
trauen.  ®od^  brad^te  man  fie  bagu,  ba^  fie  fd^reiben  lernten  unb 
bann  unter  9(uffid§t  mehrerer  geiftüdEier  Ferren  felbe  nieberfd^rieben 
an  ben  ^a^ft;  föä^renb  be§  ©d^reibenS  tiefen  fie  niemanben  auf 
ba§  ^a^ier  blicfen;  in  il^rer  ©egcntoart  würben  bie  ^Briefe  ber* 
fiegett  unb  burd^  einen  ^riefter  fofort  bem  ^ap\t  ^iuS  IX.  über* 
brad^t;  biefer  Ia§  bie  Scfireiben,  begann  §u  gittern  nnb  fprac^  bann 
mit  X^ränen  im  9(uge:  „Xa§  finb  ©ei^eln."  9kd^  bem  SSillen 
ber  feligften  Jungfrau  füllten  ober  biefe  ©e'^eimniffe  nid§t  immer 
»erborgen  bleiben,  fonbern  feiner  3eit  «ttem  SSoIfe  befonnt  werben. 
SJaS  ©el^eimni^  be§  SDia^-imin  ift  bem  SÜßortlaute  nac^  nod^  nid^t 
befannt,  ba§  ©etieimni^  ber  9J?etania  aber  werben  wir  wörtlid^ 
bringen"  (@.  8.  9)'. 

(S§  folgen  bann  „bie  oon  ber  ©ottcSmutter  geftJrod^enen  SSorte", 


1  ®tefer  ©^lu^fa^  öeranjdE)auIi(^t  ben  ®ef(^äftlfinn  be§  ultramontonen 
Slberglaubeng;  bie  „etoige  Slnbetung",  beren  Slu^breitung  empfo^^Ien  wirb, 
ift  nämlic^  ba^  Unternel^men ,  bem  ber  „^etifan"  biente  unb  öon  bem 
er  lebte. 


304  Smiteä  93uc^.    ^apfttf)um  unb  SIberglaube. 

tion  benen  iifi  einzelne,  mit  ben  baron  gefnü^ften  Semerfungcn  bc§ 
„^elifan"  mitt^eile: 

„gei^ner  fprad^  bie  feügfte  ^ungfrou:  S)ie  fd^Ied^ten  SSüd^er 
tüerbcn  ga^Ireid^  fein  auf  ber  (Srbe,  unb  bie  ©eifter  ber  ?5infterni§ 
loerben  aßent^alben  eine  gro^e  ©rfc^Iaffung  üerBreiten  für  allel, 
tt)a§  ben  2)ienft  @otte§  betrifft:  fie  werben  gro|e  SKad^t  über 
bie  Slotur  l^aben;  e»  irirb  ^ird^en  geben,  um  biefen  ©eiftern  ju 
bienen.  (äinjelne  ^erfonen  Werben  burc^  bie  böfen  ©eifter  üon  einem 
Ort  gum  anbern  getragen  werben;  fie  werben  Xobte  unb  barunter 
felbft  ©erec^te  Wieber  auferwecfen,  b.  ^.  biefe  Xobten  werben  bie 
©eftalt  ©ered^ter  annel^men,  bie  auf  ©rben  lebten,  um  bie  Seute 
beffer  »erführen  §u  !önnen.  Xiefe  fogenannten  2tuferftanbenen  wer* 
ben  aber  nichts  anbere§  fein,  al§  Xeufel  in  menfd^Iid^en  Schein* 
geftalten;  fie  werben  ein  anbere§  (Söangelium  ^rebigen,  ha^  bem 
be§  Wahren  Sefu§  (IJ)riftu§  entgegen  ift,  unb  ba§  S)afein  be§  ^immelS 
leugnen;  aud^  bie  ©eelen  SSerbammter  finb  bei  biefen  ©rfd^einungen" 
(©.  21). 

„^ie  SBeiffagungen  einer  frommen  (Seherin  öon  S^on,  9J?arie 
be§  Srotteauf,  bie  im  ^a'^re  1843  mit  70  ^a^ren  im  $Rufe  ber 
|)eiligfeit  ftarb,  finb  ebenfo  flar  unb  §ufammenftimmenb  al§  bie 
öortierge^enben.     @ie  f:|}rid£|t  öorab  öon  granfreid^." 

„Sie  fagte  unter  Stnberem:  So  Wie  man  ben  beginn  ber 
9ieöoIution  faf),  fo  wirb  man  auc^  ba§  ©nbe  fef)en,  jebod^  rafd^er, 
unb  gwar  wie  burd^  ein  SBunber,  ba^  bie  3[öelt  in  Stounen  fe^en 
wirb  unb  burc^  weld^eS  bie  SSöfen   auf   entfe^Iid^e  SSeife  beftraft 

werben $ari§  wirb  gerftört  Werben,    wie  einft  ©oboma 

unb  (Somorrfia;  toa§  öon  feinen  (SinWo^nern  nod^  übrig  bleibt, 
wirb  fid^  nac§  St)on  pd^tcn  ...  Sei  il^rer  glud^t  wirb  ba§  gro^e 
(Sreigni^  nat)e  fein.  .  .  .  @ro§er  ^amp^  bei  2t)on  im  ST^ale  bon 
(Saint=gon§  .  .  .  ®ie  gremben  werben  §urüctgefc^Iagen.  ^m  2tugen- 
blicE,  wo  (^Dtt  feine  ®erec§tig!eit  wollte  walten  laffen,  l^örte  id^ 
einen  fo  entfe^IicEien  S^onnerfrfilag,  ta'^  bie  ganje  ©rbe  baöon  er-- 
fd)üttert  würbe.  5^a§  wirb  ba§  ^^idEien  fein,  an  weld^em  bie  ®uten 
erfennen  werben,  ta'!^  bie  ©tunbe  für  ba»  gro^e  (Sreigni^  ge!ommen 
ift.  .  .  .  Saffelbe  wirb  hit  9leooIution  beenben,  aber  in  ?^ran!reic^ 
fo  erfc^recflid^  fein,  ba|  man  glauben  wirb,  ba§  ©nbe  ber  SSelt 
fei  gefommen.  .  .  .     2)ie  Söfen  werben  ade  @uten,  bereu  ^Jamen 


III.  Slberglaube  im  2{IIgemeinen.  305 

auf  eilt  SSerjeic^ni^  gefc^rieben  fielen,  tobten  tüotlen,  fie  Werben 
ober  burc^  göttliche  ^raft  mit  Sünb^eit  gefc^Iagen,  geftürät,  unb 
werben  fi^  einanber  tobten.  9[Rarie  be§  jj:erreauf,  gleid^faHS  au§ 
S^on;  fie  war  eine  bemüt^ige  Jungfrau,  mit  pro|3f)etifcf)em  ®eiftc 
begabt,  unb  j^arb  im  ^al)xt  1832,  mit  21  Sauren.  Sie  ^ro^jtjeseite 
biefelben  Greiguiffe  über  granfreirf)  unb  mancfimal  fogar  in  ganj 
gleirf)en  StuSbrürfen.  5)ie  ©cene,  bie  fie  ju  ©efic^te  befam,  trug 
fi(^  in  einer  ©bene,  na^e  bei  ber  @tabt  p." 

„2)er  ^ampf  war  fc^recflidf)",  fagte  fie,  „unb  enbete  am  ein= 
gang  be§  ^Ia^e§  SeKecour.  gaft  olle  S3öfen  gingen  babei  ju 
®runbe.  S^iad^bem  ic^  bor  S3eginn  be§  Kampfes  eine  «Stimme  ge= 
i)ört  ^atte,  welche  rief:  2tIIel  ift  üerloren,  ()örte  irf)  plö^üc^  nac^tier 
eine  anbere  fanft  unb  lieblid^  fpredien:  9(IIe»  ift  gerettet!" 

„^cE)  fa^  StRänner,  welche  au§  bem  großen  ^ompfe  ^eimfamen 
unb  fprac^en:  SSie  ^aben  wir  biefem  fürcfiterlic^en  ©eme^el  ent« 
gef)en  fönnen?  —  3)ie  einen  griffen  auf  bie  S3ruft,  anbere  an  bie 
«Seiten  unb  fanben  mit  ©rftaunen  ^reuje,  9J?ebaiIIen,  ^Reliquien ; 
ba  riefen  fie  au§:  2(^,  mein  3Seib,  meine  jtoc^ter,  meine  Sc^wefter 
^aben  bie§  in  meine  Kleiber  genoßt,  unb  ba§  ^at  un§  befc^ü^t, 
unb  fie  befefirten  fic^.  ^m  ^tugenbücf,  wo  ^^i^anfreic^  auf  fo  fc^rerf^ 
lxä)e  SBeife  ge5ü(^tigt  wirb,  wirb  eine  «Strafe  über  bie  ganje  SCßelt 
fommen.     S§  würbe  mir  jeboc^  nic^t  gefagt  wie." 

„@§  würben  mir  über  i^ranfreidö  fo  erfrfiredlic^e  ©reigniffe  öer^ 
fünbet,  ta'^  jene,  bie  baOon  nic^t  in  ^enntni§  gefegt  werben,  glau-- 
ben  werben,  ba§  (Snbe  ber  äßelt  fei  gekommen.  ^Iö|Ii(j^  aber 
wirb  bie  3fleöolution  wie  burc^  ein  großes  SSunber  it)r  ©nbe  er» 
reid^en,  fo  'Da'Q  bie  ganje  SBelt  barüber  in  Staunen  gerät^;  bie 
fCeine  3i^t  "^^^  93öfen,  bie  nocE)  übrig  bleibt,  wirb  fi^  be-- 
festen.  ..." 

„®er  befannte  Sanbmann  SWartin,  fortwö^renb  gebrängt  buri^ 
bie  Slufforberung  feinet  I)eil.  (Sngel§,  ging  im  ^a^xt  1817  ju 
Subwig  XVIII.  unb  fagte  i^m,  ha%  bie  Entheiligung  be§  Sonntog§, 
ber  9)langel  an  (S^rfurc^t  oor  fieiligen  fingen,  bie  Unorbnung  be§ 
^arneoalä  unb  ber  Slbgang  be§  33uBgeiftel  Wö^renb  ber  ^I.  gaften= 
jeit  ben  3orn  ®otte»  entflammt  l^ätte,  unb  bafe  über  granfreid^ 
öiel  Unglüd  l)ereinbred^en  Werbe,  wenn  äße  biefe  2(u§fc^reitungcn 
nic^t    aufhörten.      ,2Benn    man   ba§    ni(f)t    t^ut,   toa^   \6)   fage', 

ö.  ^oenSbroccf),  *^apfttfmnt,   I.  20 


306  Sweitel  93u(f).    ?ßapfttt|um  unb  Slberglaube. 

lüieber^olte  §u  öerfd^iebenen  'SJlaUn  ber  Sngel,  ,tt)irb  ber  größte 
Xfieil  be§  9SoIfe§  au  ©runbe  gelten.'" 

„®ie  efirlüürbige  SUiutter  üon  Söourg  I)örte  ou§  bem  SJiunbe 
be§  §eilanb§  biefelben  flogen  unb  biefetben  3tnbr Ölungen" 
(©.  102—104). 

„©d^tüefter  9tofa  ^l^bente,  ou§  bem  ^lofter  SEaggia  bei  S^iä^a, 
berütintt  burcE)  if)re  SBeifjagungen  über  ^tu§  IX.,  $RopoIeon  III. 
unb  ©aribalbi,  ^at  aÜeS  in  Den  üorou§gef)enben  ^ropljejeiungen 
©nt^Itene  in  ber  ^auptfa(^e  gleichfalls  üorauSgefagt,  nämlic^: 
größte  Kriege  unb  größte  UnglüdSfätte  in  gang  ©uropa,  befonberg 
in  Stttl^ctt'  in  ^^^  ^^^  9tuffen  unb  bie  ^reu^en  einfallen  werben ; 
fobann  größte  SSerfoIgung  gegen  bie  f)ei(ige  ^irdEie.  (Sie  fagt  in 
eigenen  5tu§brücEen,  ha'^  mehrere  ^tofterfrauen  i^reä  ^lofterS  ge^ 
gelreusigt  würben,  unb  fie  bejeid^net  fogar  bie  ©teile  be§  ®arten§, 
bie  mit  Düüenbäumen  be^flanjt  ift,  mo  fie  i^r  9}lartt)rium  erbutben 
n)erben.  ®ann  fügt  fie  bei:  ,jDer  ?^riebe  mirb  erft  bann  tüieber= 
M)ren,  inenn  bie  föei^e  iötume  ber  92arf)!ommen  be§  t)t 
Subiüig    wieber   auf    ben   ^{)ron   fji^anfreic^g   !ommt"' 

(s.  153;. 

9lr.  7  enthält  fotgenbe  „inatire  ®efc|icfjte" : 

„SBunberbare  2tuffinbung  geraubter  ^oftien. 

(®iefe  überaus  mer!tt)ürbige  ®ef(f)i(i)te  ift  öon  öielen  tiunbert  Beugen 

eiblic^  beftätigt  unb  ben  ^roseBaÜen  be§  erjbifcfiöfl.  ^rd^iüeS  üon 

3fiea^el  entnommen.) 

„2>a§  S)orf  @.  ^eter  ü.  ^aterno,  ungefähr  §tüei  SJleiten  öon 
S^eapet,  mürbe  ber  ©cEiaupIa^  eines  fcbrecfüc^en  «SaMIegiumS. 
9läuber  entmenbeten  auS  bem  Xabernafel  ätüei  mit  gemeinten  |)oftien 
gefüllte  ©iborien;  fie  führten  i[)r  3Serbre(f)en  mit  fold^er  Sc^Iau'^eit 
ouS,  ba^  man  and}  nidjt  bie  geringfte  <Bpnx  ber  Urheber  beffelben, 
tro|  ber  eifrigften  S^ai^forfc^ungen,  finben  fonnte.  5tud^  bie  l^eiligen 
§oftien  fanb  man  tro|  eifrigen  ©ud^enS  nic^t.  S^tun  trat  ber  liebe 
©Ott  fetbft  in'S  ^mittel.  STm  Slbenb  beS  19.  SanuarS  !e^rte  ein 
Süngling  öon  17  ^a^x^n,  Sofef  DrefiU,  öon  'Sltaptl  nad^ 
^oterno  f)eim.  Sr  ging  auf  ber  Sanbftra^e,  bo  bemerüe  er  auf 
einek  ber  gelber  beS  S3auern()ofeS  (S.apo^^i  ein  Sid§terfun!eln.  @r 
fagte  aber  Weiter  nid^tS  baöon.  %U  er  am  5tbenb  beS  anbern 
^ageS  baSfetbe  mieber  fa^,   ergriff  i{)n  SIngft,  unb  er  fe|te  feine 


III.  3(berglau6e  im  3ttlgemeinen.  307 

©Item  in  Senntnife  baüon.  Sie  ladeten  \^n  aber  au§.  S33a§ 
träumft  bu  benn,  ^ofef?  jS^a§  finb  Seute,  bie  mit  Saternen  burdf) 
bo§  gelb  ge^en. 

„D,  fpred^et  bocf)  nicf)t  fo,  ertuiberte  ber  Jüngling,  e§  Jüaren 
jo  eine  fo  gro^e  'än^ai)i  Sidfiter,  ba^  ber  ^cfer  gonj  beteuertet 
f^ien.  ®e§  SJlorgenS  frü^  am  anbern  2;age  begab  fic^  ^ofef  mit 
feinem  SSater  unb  feinem  faum  äe^nj;ä^rigen  S3ruber  nad^  5)leape(. 
'äU  fic  beim  §anfe  ©apojsi  öorbeüamen,  tüarb  föieber  ta^  Seuc^ten 
fiditbar.  2)a§  ^inb  bemerfte  e§  unb  fd^rie.  ^ofef  bemerfte  e§ 
aud^,  ber  SSater  jeboc^  fa^  nicf)t§.  Qwü  ^riefter  tion  yi^apd  be-- 
famen  ^enntnt^  üon  ber  @acE)e  unb  wollten  fid^  fetbft  baöon 
überjeugen.  (Sie  begaben  fid^  am  24.  ^^ebruar  mit  bem  Pfarrer 
be§  benannten  ®orfel  unb  noc^  einigen  ^erfonen  an  ben  Ort 
ber  ©rfd^einung ,  ju  üorgerücEter  9^ad§tftunbe.  SIu(^  ^ofef  Drefitt 
unb  fein  33ruber  !amen  bat)in,  mit  nod^  einem  Sinbe,  genannt 
%'i)oma§  ^iccini.  92ac^  einigen  5lugenbliden  erfc^ien  njirfüd^ 
\)a§  ßid^t  unb  bie  brei  Mnber  riefen:  <Bt^t,  fe^t  ha§  £i^t!  SDa 
bie  onberen  nic^tg  bemerften,  riefen  fie  tt>ieberI)oIt:  2Bie  feilet  i^r 
jenen  ©lan^  nidf)t,  ber  bolb  fd^eint  unb  balb  njieber  üerfd^föinbet? 
SJ^an  forberte  ofäbaun  bie  ^inber  auf,  ben  Drt  ber  ©rfd^einung 
nä^cr  äu  be§eidf)nen,  unb  man  folgte  i^nen  bi»  §u  jener  Stelle, 
unterfucEjte  forgfättigft  ben  93oben,  notierte  fid^  jebem  @rbt)aufen 
mit  ber  Saterne,  aber  man  fanb  nid^tg.  5(m  3tbenb  be§  folgenben 
Xagc§  nahmen  fie  nod^  einen  ^riefter,  9Zamenl  Sofe|)^  öinbi« 
nier,  mit  fid^.  ®a  fie  matirgenommen,  ba^  @ott  bie  ^'inber  au§=^ 
ernjä^lt  "^atte,  um  ifjuen  feine  Sßunber  ju  offenbaren,  nahmen  fic 
noc^  üier  anbere  ^inber  be§  2)orfe§  mit.  Tlan  fragte  eine§  au§ 
i^nen,  ben  üeinen  S)ominif,  !aum  fünf  ^afire  alt,  ob  er  feine 
§elle  fät)e?  ®ar  !eine,  antwortete  er,  e§  ift  ganj  bunfel.  Qu-- 
gleich  tief  Drejiü  mit  nod^  äWei  Begleitern,  Sitlini  unb 
aJiarotta,  l^erbei.  „SSor  einigen  2tugenblicfen",  fprad^en  fie, 
„fragten  un§  jujei  SSorübergefienbe,  roa§  biefe  gro^e  3ot)I  öon 
Sid^tern  am  gn^e  einer  Rappel  ju  bebeuten  tiätte."  Wan  ging 
an  ben  begeid^neten  Drt,  unb  beüor  man  nod^  baf)in  gelangte, 
rief  ber  Heine  SDominü:  „^a§  Std^t,  ha^  Sid^t,  bort  auf  jener 
©eite  be§  SöaumeS!"  2ttte  ^inber  bctiaupteten  baffelbe.  2(Bbann 
i)örte  man  haä  oerroorrene  ©efd^rei  einer  ajJenge,  weldEie  öon  bem 

20* 


308  3weücä  93uc^.    ^^apftt^um  unb  Slberglaube. 

SBunber  gehört  unb  fic^  l^tnter  ber  (Scheune  be§  S8auer§  Sapo^äi 
öerborgen  f)atte.  SSon  biefem  S3eobacötung§poften  aul  fiatten  fie 
eine  ^(amme  bemerft,  bie  fid6  oon  ber  Grbe  er^ob  unb  bann 
ttiieber  üerfd^toanb.  Man  forfdjte  oon  neuem,  ofine  jeboc^  ettoaä 
^u  entberfen,  toa§  auf  bie  ©pur  biefer  eigent^ümlidien  Grfi^einung 
füf)ren  fonnte.  SDie  ^riefter  gingen  nun  fort,  glauBenb,  ba^  ha§ 
SSoI!  i^nen  folgen  föürbe.  S^em  toar  aber  nid^t  fo,  fonbern  e§ 
!amen  immer  nacfi  mefir  Seute  fjinju.  9'iur  bie  beiben  Srüber 
Crfelli,  fott)ie  ©ißini  unb  SJlarotta  entfd^Ioffen  fid^  pm  SBeggel^en. 
SDiefe  üier  woüten  nun  gerabe  au§  bem  2lcfer  ^inau§  auf  bie 
2anbftra^e,  aU  bie  9Kenge  öon  neuem  auffc^rie,  unb  toie  burc^ 
3aubergett)alt  gebogen,  fe{)rten  fie  lieber  um.  ©iefelbe  ©etoalt 
jeboc^  U)arf  fie  gu  33oben;  a(§  fie  fic^  irieber  er:^oben,  blenbete 
{)ette§  Sic^t  ibre  fingen,  ganj  nal^e  bei  bem  ^appelbaume.  Ueber 
bie  Strahlen  biefe§  ^immlifd^en  ©lanjeS  er^ob  fidf)  ^art  eine  Xaube, 
tt)e(d^e  jebod^  balb  entffog  unb  öerfcfinjanb.  9ü§balb  liefen  fie  jur 
Rappel  unb  riefen  au§  aüen  Gräften:  „kommet,  fommet!"  Unb 
nun  beginnen  fie  um  ben  S3aum  ^erum  p  graben.  ^lö^Iirf)  be= 
merft  Sillini  auf  bem  SSie^boben  einen  fleinen,  runben,  blenbenb 
n^ei^en  ©egenftonb.  3Iuf  fein  JRufen  eilt  ein  getüiffer  2(ntonio 
bei  ©uibiü  f)erbei,  ber  fogleic^  eine  ^oftie  erfennt;  er  befiehlt, 
boB  man  fofort  bie  ^riefter  t)oIe.  (51  tüax  ^ttpei  U^r  morgen». 
STag  SSoIf  tvax  öolf  gteube,  aU  e§  erfufir,  bafe  ha^  Mert)eiligfte 
auf  fo  tt)unberbare  SSeife  tüiebergefunben  iüorben  fei.  ߧ  umringt 
Safob  ©uarino  unb  folgt  ängftlic^  allen  SSetüegungen  be§  efir-- 
tüürbigen  5]ßriefter§.  Xiefer  grub  nun  ben  ©oben  mit  größter 
Sorgfalt  auf  unb  ^tte  »irflic^  ben  großen  2;roft,  oierjig  fieilige 
|)oftien  aufjufinben.  ^ie  gettieil^ten  ^eiligen  |)oftien  waren  un-- 
gefäl^r  einen  Monat  lang  unter  ber  @rbe  öerborgen  getoefen,  unb 
tro^  eine»  ftrengen  2ßinter§  unb  ftrömenben  $Regen0  fanb  man  fie 
üottfommen  er^Iten,  n:)ei|  unb  unnerfe^rt,  nur  ber  $Ranb  ttjar 
etrt}o§  leidet  com  ^ot^  beffecEt.  ^a  noc^  me'^r;  au§  ber  @rbe, 
tüelcfie  in  58erü^rung  mit  bem  Seibe  ®f)rifti  gefommen  npar  unb 
njelc^e  man  ganj  troden  in  ein  reine§  Sinnen  gefammelt  ^atte, 
fing  an  ein  !tare§  SSaffer  ^erauSjuträufeln. 

„Snbeffen  mar  bie  fromme  S3eoöIferung  üon  ^aterno  noc^  nid^t 
gufrieben.     9JJan  f)atte  burcf)   mehrere   Sengen   erfafiren,   bafe   bie 


III.  ^(bcrgtaube  im  ^tügemeinen.  309 

Beiben  Siborien  etloa  ^unbert  gemetf)te  §oftien  eiit{)ielten,  al§  bie 
-Siebe  fte  au§  bem  Xahtximtd  raubten.  SSierjig  tnaren  nun  gc= 
funben  morben,  too  aber  waren  bie  anbern  ^ingetommen  ?  2tm 
S(benb  be§  26.  gebruar  !am  bemnad^  föieber  eine  gro^e  9!Jienge 
SjotfeS  an  ben  Drt  ber  munberbaren  Stuffinbung.  Tlan  betete 
eine  3eit  ^^"9-  9)ief)rere  Seute  erbücften  auf  bem  S3oben  ber 
©d^eune  be§  S8auer§  ß^opojji  ein  Sid^tcEien.  Qux  fetben  ^eit 
fallen  au6)  ber  ^riefter  Öinbinier,  ©armen  ©uarino  unb  ^ojef 
Orcfitt  eine  f^euergarbe  \i<i)  am  gu^e  cine§  $8aume§  ergeben,  bie 
an  i^rer  ©^i|e  föie  eine  9tofe  bilbete  unb  balb  mieber  tierfc^manb. 
Wan  unterfuc^te  f)ierouf  ben  S3oben  ber  ©i^eune  ringsum,  iebod^ 
bie  forgfältigften  9Zac^forfc^ungen  blieben  erfolglos. 

„2lm  2lbenb  be§  folgenben  Xageg  liefen  bie  brei  jungen  Seute, 
beren  @ott  firf)  bei  ben  S^adiforfdjungen  bebient  tiatte,  um  fie  ju 
glücftid^em  @nbc  ju  fütjren,  ju  |)ieronimu§  ©uarino.  ^ater,  fagten 
fte  ju  il^m,  wir  l^aben  fd^reien  gel) ort  öom  Drte  t)er,  wo  bie  ^eiligen 
^oftien  aufgefunben  würben.  SBir  erfunbigten  un§  be§^alb  unb  er^ 
ful^ren,  ba^  taSi  Sii^t  wieber  erfdöienen  fei.  Unb  ic^,  fügte  Drefitt 
bei,  fing  an,  5l!te  be§  ®Iauben§,  ber  Hoffnung  unb  Siebe  ju 
erweden,  unb  im  5tugenblide,  oI§  \<i)  hk  SBorte  ber  Siebe  ®otte§ 
augf^rad^,  fa^  man  neuerbing§  ein  SicE)t  fic^  öon  ber  (Srbe  er-- 
!§eben.  ©uarino  ging  mit  i{)nen  fort.  2U§  fie  an  ber  bejetd^neten 
©teile  angelangt  waren,  ftimmte  er  bie  lauretanifd^e  ßitanei  on. 
^a  ^)Iö|Iic^  t)örte  man  öon  allen  Seiten  ben  9luf:  „Xa§  Sid^t!" 
—  ®er  ^riefter  be^au^3tet,  er  fc^e  nid^t§,  unb  bie  Ungebulb  be§ 
SSoIfe»  beru^igenb,  fät)rt  er  fort,  mit  ^nbrunft  gu  beten.  S3atb 
barauf  jebo^  blenbet  mit  ber  ©d^neüigfeit  be§  S8ti|e§  eine  lange 
geuergarbe  feine  fingen.  (5r  gittert  am  gonjen  Seibe,  üon  getieim^ 
niBOoHer  gurd)t  ergriffen,  fällt  ju  Soben,  mac^t  mit  bem  ginger 
ba§  Sreuäe§5eid)en  auf  jene  ©teile,  üon  wo  au§  ber  blenbenbe 
©trat)!  t)erüorgebrungen  war,  unb  giebt  ben  9iatl),  bie  ®rbe  aufju= 
graben.  Man  t^at  bie§  lange  3eit  ot)ne  ßrfolg,  aU  ^ofef  Drefitt 
beliau^tete,  man  muffe  anber^wo  graben  unb  jwar  gerabe  an  ber 
©teile,  wo  ta^i  Sid^t  erfd)ienen  war.  SDa,  fprad^  er,  nieberfnieeub, 
um  bie  ©teile  nä^er  ju  be^eicEinen,  ba  mü^t  i^r  forgfältigft  fud^en ! 
f5ugtei(^  legte  er  bie  §anb  auf  ben  Söoben,  ergriff  ein  9JJeffer 
unb  fing   an  felbft  §u   graben.     ^lö^Iic^   borte  er  ein   ©eräufd^. 


310  QtüdUi  Sucf).    $at)[ttf)um  unb  SIberglaube. 

ö^nltd^  einer  öoftie,  bie  man  bricht,  unb  er  ^ält  tior  2(ufregung 
ein.  @r  fa§  jic^  üor  einer  Sßertiefung,  jugebedt  burc^  einen  großen 
Raufen  ©rbe;  me^r  äi§  fünfsig  ^oftien  lagen  barin,  norf)  ganj 
tt)ei§  unb  üollfommen  unöerfeljrt,  gerabe  \o  tük  jene,  bie  man 
§uerft  aufgefunben  f)atte. 

„SBä^renb  be§  3ettraume§  ä^^ifc^en  bem  fofrilegifc^en  diauh  unb 
ber  ©rfd^einung  ber  Sii^ter  fa|  oft  ein  ÜJJauIefeltreiiier,  weldier 
abenb§  noc^  D^ea^el  jurücElel^rte,  in  bem  Sfder,  in  föelcfiem  bie 
ijdt  |)Dftien  tiergraben  lagen,  eine  ^xau,  an  einen  Söaum  geftü^t, 
ftel^en.  @ine§  2tbenb§  erfül^nte  er  fiel),  fte  ju  fragen,  wa§  fie  fo 
QÖein  in  biefem  Slcfer  t^ue.  ^c^  fte^e  i)ier,  fpraii)  fie,  meinen  Soljn 
äu  Bewachen.  'äU  man  bie  fonfefrirten  ^eiligen  |)oftien  miebergefunben 
l^atte,  erfannte  man  flar,  ta^  biefe  S^^au  bie  i)I.  Jungfrau  geroeien 
fein  muffe.  S33a§  nun  biefe  gen)eif)ten  ^eiligen  |)oftien  felbft  betrifft, 
um  beretföegen  bie  göttticfie  2(IImac§t  fo  tiiele  SGSunber  gemirft  f)atte, 
erfannte  biefelben  ber  ©eneralüüar  tion  Jleapel  narf)  öorauSgegangener 
ürc^üd^er  Unterfuc^ung  an,  unb  tierfd^Io^  fie  in  gmei  friftallene 
S3ef)älter  mit  ©überreifen  umgeben,  um  fie  fo  ber  S8ere|rung  ber 
©laubigen  ougäuftetlen"   (S.  98—101). 

3n  einer  „S3eilage  für  bie  Sugenb"  finben  fic§  in  ber  <Se)3tember= 
unb  Oftober^S^lummer  1896  be§  „^elifan"  unter  tiielen   ä^nlidjen 
oud^  folgenbe  Gr^ä^Iungen: 
„^ie  anbetenben  ©ngel  ober  ba§  SBunber  tion  SOfieerfen 
in  ^oüanb. 

Gtne§  ^age§  f(f)Iug  ber  93Ii|  in  bie  ^trc^e  öon  SD'Jeerfen  ein 
unb  günbete.  Xa§  ganje  3^orf  eilte  berbei,  aber  bie  giantmen 
unb  ein  btct)ter  S^auc^  üer^inberten  ben  ^i^SQ^S  ä^m  |)eiligt^um. 
S[Ran  mu^te  mit  ©eiüalt  ben  e^rmürbigen  Pfarrer  §urücfi)alten, 
h)et^er  ba§  Merlieiligfte  retten  moüte,  jeboc^  einem  unoermeiblic^en 
^obe  entgegengegangen  lüäre.  '^n  bemfelben  StugenblicE  bemerft  ein 
Jüngling,  ber  auf  bem  gelbe  arbeitete,  bie  glammen,  meldte  ta§  ^ad^ 
ber  ^irdie  einpöten.  Sogleich  öerlä^t  er  feine  ^ferbe  unb  eilt  an 
ben  Ort  ber  UngtürfSftätte.  Sein  erfter  ©ebanfe  ift,  ta§  2(llerf)eitigftc 
5U  retten.  SSergeben§  jeigt  man  i^m  bie  Unmöglid^feit  feine?  Untere 
nehmen?;  er  prt  nur  mef)r  auf  feinen  Tlut^  unb  feine  grömmig' 
!eit  unb  ftürjt  burdö  bie  flammen  l^inburd^  gerabe  auf  ben  Slltar 
äu.    $Iö^Ii(f)  'i^äit  x^n  eine  ^immlifc^e  ©rfc^einung  auf;  jmei  Gngel 


I 


III.  SIBerglaube  im  Mgemeinen.  311 

fnieten  in  5(nbetung  üor  bcm  2ttterf)eiügften.  „'^üxä)tt  nic|t§", 
fagte  einer  biefer  ^immlifdien  föeifter  ju  i{)m,  „f)ier  i[t  ein  ©ij^Ieier, 
plle  bamtt  bie  aKonftranj  ein.  ^ie  (SJefa^r  njirb  fidE)  bir  nicEit 
na{)en,  unb  gro|  it)irb  bein  Sof)n  fein."  Xer  (Sngel  öffnet  f)ierauf 
ben  %abnnahi,  nimmt  bie  ^eiligen  Gefäße  ^erau§,  legt  fie  in  bie 
^änbe  be§  ^ünglingS,  ber  fie  auf  ben  ^nien  empfängt.  ®cr 
junge  9}Jann  fdjiägt  hierauf  ben  StücfttJeg  mit  feiner  !oftbaren  33eute  ein. 
2)ie  glommen  weidien  tjor  t{)m  jurüd,  unb  gefunb  unb  mo'^Ibefiatten 
fommt  er  au§  ber  brennenben  ^irtfie  t)erau§.  58ei  feinem  SCnbücE 
fniet  bie  SOienge  nieber,  unb  ber  ^riefter  nimmt  i^m  'öa§'  Sltter= 
^eiligfte  au§  ben  §änben.  2ttle§  2?otf  jubelt  if)m  ju,  aber  er  in  feiner 
©infalt  unb  SSefcIjeibentieit  feierte  tt:)ieber  ju  feiner  5(rbeit  jurüd  unb 
fud^te  ängftüd^  nod^  ben  ^ferben  feine§  ^errn.  Stber  o  SBunber! 
feine  ganje  f^elbarbeit  ift  fc£)on  getJian.  ©in  fierrlic^er  Jüngling, 
umfloffen  öon  l^immüfc^em  Sichte,  Ijotte  bie  ^ferbe  gefüljrt;  bei 
ber  3Infunft  be§  jungen  gelben  ücrfd^ftianb  er." 

„®ie  ©efdjicEite  be§  t)I.  ^etru§  öon  SSerona  liefert  un§  ein 
fel)r  intereffante§  S3eif^5iel.  (Sin  reicher  fatt^olifd^er  ®runbbeft|er  au§ 
bem  SKaiiänbifc^en  l^ftegte  bem  ^eiligen  ©aftfreunbfc^oft  ju  bieten, 
njonn  er  burd^reifte.  (5ine§  2lbenb§  !am  ber  ^eilige  gang  ermübet 
an;  fein  ÖJaftlüirt^,  ber  getoö^nlid^  fo  et)rerbtetig  unb  bienfteifrig 
tüar,  ^ätte  i^m  jeboc|  bieSmal  balb  bie  ^pr  öerfc^Ioffen ,  menn 
er  e§  gen^agt  f)ätte.  SBofier  biefe  SSeränberung?  —  ^m  Saufe  be§ 
©efpräd^e»  gefte^t  er  bem  ^eiligen  enblic^  fein  ©e'^eimni^.  ©in 
manic^äifd^er  ^e^er  war  gu  i^m  gefommen  unb  l^atte  i^u  ber  ©oft» 
freunbfc^aft  liegen  getabelt,  bie  er  bem  „l^einbe  ber  SBal^r^eit" 
biete,  unb  fügte  nod)  bei:  ,tomme,  ic|  werbe  bir  bie  ^l  Sung* 
frau  zeigen,  bie  bir  noc^  met)r  barüber  fagen  wirb.'  ®er  leicht» 
gläubige  ©runbbefi^er  begleitete  nun  wirüid)  feinen  SUJann  in  bie 
S5erfamm(ung  ber  Seftirer.  Unb  fiei)e,  eine  leu^tenbe  ^^rau  er= 
fdiien  auf  bem  2IItar,  ifiren  @op  in  ben  Slrmen,  tragenb  unb 
fprad^ :  ,9JJein  ©otin,  bu  bift  im  Srrtpm,  bu  fiet)ft,  bie  2öai)r^eit 
ift  I)ier  unb  nic|t  bei  ben  ^at^olifen.  Sc^,  i>ie  SJiutter  ^t^n,  fage 
e§  bir.'  Ueberjeugt  burd^  biefc  SBortc  Würbe  ber  Ungtücfüc^e  ein 
5Wanid^äer.  ,(5Jet)en  Sie',  f^rac^  barauf  ber  ^.  ^etru§,  ,unb 
fagen  @ie  btefem  Spf^ann,  ba^  ouc^  ict)  Tlamdjätv  werbe,  wenn  er 
mir  bie  SJiutter  ®otte§  ^d^V    ®er  ©runbbefi^er  beeilte  fid^,  feinen 


312  'Smdte§  Suc^.    «ßapjttljum  iinb  5l6ergtoube. 

neuen  3"i-*eunb  baöon  in  ^enntnt§  ju  fe^en,  ber  mit  greuben  auf 
ben  ^orfc^Iag  einging,  ^er  1)1.  ^etru§  üeröradjte  bie  ^aä)t  im 
©ebete.  ®e§  5)J^orgen§  6ei  ber  |t.  9)?effe  behielt  er  eine  fonfe^ 
!rirte  ^oftie  jurücf,  bie  er  in  eine  $8ü^fe  fc^to^  unb  e|rfurc^t§öoaft 
auf  feine  53ruft  legte.  <So  bewaffnet,  begab  er  fii^  pr  mani-- 
c^äifd^en  SSerfammlung.  derjenige,  föeldier  ben  ^riefterbienft  ©atanS 
»errichtete,  lä^t  hjieber  ouf  bem  Slltare  bie  glänjenbe  grau  erfc^etnen, 
bie  bem  S^Jeuanförnmling  feine  Unh)iffent)eit  bejügücb  ber  magren 
g^eUgion  öortoirft.  hierauf  ergebt  ber  i)l  ^etru§  bie  i)t.  |)oftie 
unb  fagt  pr  ©rfc^einung:  ,2öenn  bu  mirflic^  bie  aRuttergottel 
bift,  bete  beinen  ©o^n  an!'  93ei  biefen  SBorten  üerfc^minbet  "Da^ 
®ef^3enft  unb  löfte  fid^  in  fd^n)ar§em  fRaud^  auf,  ben  ®aal  mit 
einem  öerpeftenben  ©erud^  prüdtaffenb.  —  ^er  STeufel  ttiar 
e§  getoefen,  tnelc^er  bie  (SJeftalt  ber  feligften  Jungfrau 
ongenommen  ^atte.  ßr  t)atte  bie  fieilige  ^oftie  erfannt,  mu^te 
feine  Saröe  ablegen  unb  f(o^." 


6.  S)er  Sefuitenorben  oI§  Sßerbreiter  be§  StberglaubenS. 

(SSglc^.  oben  ©.  249.) 

Soffen  tüir  einige  m^ftifd^e  „Slomantifer"  beg  3KitteIaIter§,  tt)ie 
©regor  ben  ©ro^en,  ®aefariu§  üon  §eifterbac^  u.  f.  tu.,  bei  Seite, 
fo  mu^  man  ben  ^efuitenorben  al»  ben  ^auptbeförberer  be§  niiber- 
religiöfen  3lberglauben§  bejeic^nen.  S)ie  faft  pt)üofen  njiffen- 
fcf)aftIi(^'-tf)eoIogifc^en,  mt)ftifd^^a§fetifdE)en  unb  belletriftifd^en  ©cEirift' 
fteller  biefe§  Drben§  fte^en  unerreid^t  in  SSern^erlljung  unb  (Bx- 
finbung  fenfotioneller  Sßunbergefd^ic^ten.  2lu§  iljuen  f|3rid^t  ber 
@eift  be§  DrbenS. 

SD^an  fönnte  einiuenben,  bie  Sefuiten  fctireiben  für  bie  Stu^entoelt, 
unb  in  ber  Söiebergabe  foIoEier  „2;^atfadf)en"  rechnen  fie  mit  ber 
Seii^tgläubigfeit  ber  9Jienge;  für  bie  Slnfd^auungen  be§  Drben§  felbft 
ift  "{)&§>  nirf)t  beföeifenb.  tiefem  9ted)tfertigung§oerfuc^  fte'^en  fd^roff 
jene  ©cfiriften  gegenüber,  bie  nur  für  bie  DrbenSmitglieber  gefd^rieben 
finb,  njoju  in  erfter  Sinie  bie  „3a^re§=  unb  9}iiffion§beridöte" 
gehören. 

3ebe§  „^an§"  unb  jebe  „9}Jiffion"  ber  ©efellfc^aft  ^efu  ^at 
jä^rlid^  einen  S3ericf)t  (liistoria  domus,  litterae  annuae)  bem  ^ro- 


III.  SlOergfaube  im  3(ttgemeinen.  313 

binsial'  unb  ®eneraIo6ern  etnjuretd^en.  SJ:iefe  SSeric^te  bienen  ben 
©efc^ic^tgfc^reibern  be§  OrbenS  al§  t)auptiäc^Iid)e  Oueae,  unb  fie 
genießen  ein  foIdieS  Stnfe^en,  ba^  fie  tüäf)renb  ber  ÜKatitseiten  ben 
£)rben§mitgliebern  üorgelefen  Serben. 

3n  biefen  '^a^xtS^hmd^ttn  nun  )>ielen  ba§  SBunberbare,  er-- 
fc^einungen  u.  f.  fö.  eine  gro^e  "Stoüt.  ®a  bie  neueintretenben 
jungen  ^ioöi^en  mit  fold^en  ©rjä^Iungen  au§  ber  Orben§gefrf)id)te 
üom  erften  läge  an  oertraut  gemad^t  Werben,  fo  njirb  i^re  ^fiantafie 
mit  ben  abenteuerliiiften  SSorfteKungen  erfüllt,  unb  in  ben  ©r> 
t)oIung§ftunben  breiten  ftc^  bie  ©efpräc^e  üorjugSföeife  um  „bie 
SSunber  ber  übernatürlictien  SSelt".  ©aju  fommt,  bofe  bie  „^v- 
bauungSbüc^er",  bie  ben  ^Zoüijen  unb  ©d^olaftüern  aU  tägli(^e 
Sefung  gegeben  luerben,  unb  bie  aulfc^Iie^Iio^  ^efuiten  5U  S3erfaffern 
l^aben,  ben  gleirfien  ^aben  fortfpinnen:  fRobriguej,  tta  ^onte, 
2ttoare§,  ©ürin,  ®rou,  (St.  ^üre,  9^ieremberg  u.  f.  w. 
mit  i^ren  a§feti)d§en  Schriften  unb  „ßeben  ber  ^eiligen"  bitben 
ba§  tägliche  Srot  be^  jungen  ^efuiten,  unb  bie»  Srot  ift  burcf) 
unb  burrf)  burc^fäuert  tiom  (Sauerteig  be§  2(berglauben§.  @o  mu^ 
ollmä^ticl  eine  Senfart  im  J^efuiten  entfte^en,  bie  auf  bem  Gebiete 
be§  SBunberbaren  ha§  Unglaublid^fte  für  SBa^r^eit,  Unge^euerli(^e§ 
für  aütäglic^  ^äÜK 

Um  bie  55eranttDorttid)feit  be§  £>rben§  für  bie  St^ätigfeit  feiner 
SüRitglieber  auf  biefem  Gebiete  ju  t)erfte£)en,  mu^  man  fic^  an  bie 
ftrenge  3enfut:  erinnern,  bie  ber  Drben  an  Srfiriften  unb  93ü(^ern 
feiner  ©lieber  übt.  ^lic^t»,  buiiiftäblic^  nid^tS,  barf  ein  ^efuit  bem 
2)rurf  übergeben,  o^ne  e§  Dörfer  ben  omtlii^  befteüten  Söüd^erjen^ 
foren  :censore3  libronim  öorgelegt  unb  ot)ne  oorf)er  bie  S)rucf< 
ertaubni^  ber  Oberen  (®eneral  ober  ^roüinjiat  ober  9te!tor)   ein* 


1  9ll§  i(f)  in  ba§  Seiuiten=?JDbi3tat  ju  ©jaeten  in  ^ollanb  eintrat, 
trat  unter  meinen  jungen  StRitnoüigen  baö  Xage^gejpräc^  eine  jc^recfüc^e 
2;eufel!?ericf)einung,  bie  ftc^  im  3af)re  1873,  ai§  gjaeten  Don  ben  ^^fuiten 
be§ogen  würbe,  bort  gejeigt  :^a6en  foßte.  Sie  nmrbe  mit  aüen  ein5etf)citen 
erjä^It,  unb  eine  Stelle  in  bem  gemeinsamen  Sct)IafiaoI,  wo  ber  Spuf  feinen 
S25ecf)iet  f)aben  foüte,  war  fo  »errufen,  ta^  feiner  ber  S^oüi^en  bort  fi^Iafen 
ttJoüte.  2Bie  üon  Sjaeten,  fo  liefen  au(^  üon  anberen  Scii"^^"^)«"!^^-""^  i" 
benen  icfi  gelebt  t)obe,  ä^nlic^e  ©ef^ic^ten  um,  balb  Xeufel^^,  batb  3trme= 
feelen=(5rf^einungen. 


314  Qvoiiteä  33uc^.    ^apfttf)um  unb  9(berglaube. 

geholt  ju  ^aBeii.  '^t'öt  Drben§prot)in§  Befi^t  eine  5Rei^e  üon  ^en- 
foren,  bie  jä^rlid§  neu  ernannt  njerben.  S)a  ioEi  felbft  mehrere 
Saläre  SSüc^erjenfor  ttiar  unb  anä)  bie  3enfur  an  meinen  eigenen 
(Schriften  ftar!  erfahren  f)aBe,  fo  h)ei^  icE)  genau,  mit  toelc^er  ^etnüc^- 
feit  bie  ^^i^fi^^  ^tübt  h)irb.  3ebe§  literarische  ©rjeugnife  mu§ 
minbeftenS  üon  gttjei  ^^nforen  begutacfitet  fein;  oHe  ©d^riften  bog-- 
matif(f)en,  a§!etifd^en  ober  moralt^eologifc^en  ^n^^alteg  ge{)en  burd^ 
bie  ^änbe  tjon  öier  B^^foi^ß^- 

Gin  ©rBauunggtiuc^,  i>a^  in  ber  !atf)oIifd^en  SSelt,  Bei  2oien, 
föie  Bei  DrbenMeuten,  ta§  pdifte  5(nfet)en  geniest,  ift  „bie  UeBung 
ber  (^riftlic^en  SSoIHommen^eit"  oon  bem  ^ejuiten  saip'i)on^ 
9?obriguej.  SMc^ft  bem  „%^oma§  üon  ätmpm",  ben  Schriften 
2iguori'»  unb  einigen  anberen  ift  9^obrigueä'  „Hebung"  bie  am 
nieiften  gelefene  ©(firift  ber  alten  wie  neuen  a§feti)d^en  Sitcratur 
be§  UItramontani»mug.  2;äglicf)  muffen  bie  ^efuiten  =  S'ioüi^en 
roä^renb  zweier  '^a^xt  eine  f)al6e  Stunbe  in  bem  33uc^e  lefen,  unb 
iäf)rli(^  jlDeimal  föirb  e§  üierjel^n  2;oge  lang  in  faft  allen  ^efuiten« 
Käufern  Bei  ben  SOZaEjIjeiten  üorgelefen. 

?(uf  bie  Set)ren  bei  S3uc^e5  laffe  id)  micf)  nid^t  ein;  nur  wenige 
^roBen  ber  „^öeifpiele",  tt)oburc§  ber  S^erfaffer  bie  üon  i^m  ge* 
geBencn  9(nlüeifungen  ^u  Bekräftigen  unb  ben  Sefern  §u  em|3fef)Ien 
fud^t,  foKen  ^ier  folgen:  „^n  ber  (Sifter^icnferd^roni!  wirb  Berid^tet, 
ba^  ber  ^.  33ernarb  unb  feine  SJJönc^e  faf)en,  wie  wä^renb  be» 
(£f)orgeBete§  Gngel  auffcfirieBen,  tDa§>  bie  DrbenlBrüber  tljaten. 
©inige§  würbe  mit  ®oIb,  anbereS  mit  SilBer,  wieber  anbereS  mit 
Sinte,  enblid^  einiget  mit  SBaffer  gefcfirieben ,  je  nad^  bem  Sifer 
unb  ber  2(nbac§t,  mit  ber  ber  ©injelne  Betete  unb  fang"  (2.  2IB^. 
^ap.  1).  (Sin  SD^öncE),  ber  üon  ber  S^Iuft  üerfud^t  würbe  unb  fie 
nadf)  langem  ^ampf  üBerWanb,  „fa£)  au»  bem  ^orB,  in  bem  ba§ 
S3rot  aufbewahrt  würbe,  3iaud^  auffteigen  unb  burc^  ba§  genfter 
jieiien.  Sa§  war  ber  S^eufel,  ber  i^n  üerfuc^t  {)atte"  (a.  a.  D. 
^0^.  6).  ©in  ^eiliger  Betete  §u  ®ott,  ha'^  ein  iUlönä) ,  ber  bie 
SSerfud^ungen  gu  gleifc^eSfünben  nic^t  fannte  unb  I)art  War  gegen 
5Inbere,  bie  barunter  litten,  felBft  üon  biefen  SSerfu^ungen  geklagt 
würbe,  „^aum  f)otte  er  fein  ®eBet  Beenbet,  aU  er  einen  Keinen 
^ä^Iid^en  ^Reger  fa^,  ber  einen  geuer^jfeil  in  bie  gtUt  bei  SJ^öndiel 
aBfc^o^"    (a.  a.  D.  ^ap.  9].     „3III   bie  Teufel   bem  |.   2(ntoniul 


III.  SIberglaube  im  Sltlgemeinen.  315 

in  öerfd^iebenen  fd^recflid^en  ©eftalten  erfcfiienen :  al§  ööraen,  Siger, 
Schlangen,  ©tiere,  Sforpioneii,  al§  fie  i{)n  bebro^ten  mit  if)ren 
Tratten,  3ä^nen,  5ßrüIIen,  §eulen,  Bif^en.  fpottete  ber  ^eilige 
über  fie"  (a.  a.  D.  ^.  11).  „3ni  Seben  ber  3Ittöäter  irirb  er= 
jä^It,  ba^  ber  2:eufel  einft  bem  f).  ^ad^omiug  erfcE)ien  in  (Seftalt 
eine§  je^r  fc^önen  2öeibe§"  [a.  a.  D.  t.  18).  „5(I§  ein  9}?önc^ 
fein  Älofter  tiertoffen  unb  in  bie  Sßelt  jurücEfe^ren  tüoffte,  fa!^  er 
einen  fd^recflic^en  Trocken  an\  \iä)  loSfaljren,  mit  offenem  SRacben, 
um  it)n  äu  berfd^Iingen"  (a.  a.  D.  ^.  19).  „2!er  ^.  ©maragbug 
I)örte  eineg  Xageg,  tüie  §tDei  Teufel  fid^  unterhielten:  9^un,  fagte 
ber  eine,  tüa§  macEit  benn  bein  Wönä)?  ^c^  bin  fef)r  jufrieben 
mit  i^m,  antraortete  ber  onbere.  3<^  '^tn  nic|t  gufrieben  mit 
meinem,  fagte  ber  erftere"  u.  f.  tx).  {a.a.O.  ^ap.  20.  „®er  ^ater 
5Rib ab eneiro  (Sefuit)  er§ät)It,  ba^  ein  Sefuit  in  ©iciüen  einem 
^riefter  'Reifen  tüollte,  einen  STeufel  au§  einer  f^i^au  auszutreiben. 
@r  begann  bie  ©i'orjiSmen,  otlein  ber  'S^eufet  antwortete  nichts 
anbere§,  aU  nur:  3Jiama,  3Jiama.  2)abur(f)  gab  ber  Xeufel  ju 
oerftetjen,  ha'^  ber  Sefuit  (megen  feiner  ju  großen  ^In^nglirfifeit 
an  bie  $8eriüanbten)  gleictjfam  norf)  ein  fleine»  Sinb  fei  an  ber 
9)iutterbruft.  ^ie  Umfte^enben  fanben  hk  Slntroort  be»  XeufetS 
fe^r  unter^altenb"  ['äh1).  öon  ber  ungeorbneten  ^ßertoanbtenliebe, 
üap.  3).  Qu  ber  2{b^anb(ung  über  ba§  ®ebet  njirb  erjätjlt,  bafe 
ein  ^eiliger  fal^,  loie  fleine  leufel  fid)  an  bie  2(ugenliber  ber 
SJlönd^e  fingen,  um  fie  jum  Schlafen  ioä^renb  be§  ®ebet§  ju  Oer= 
anlaffen.  ©in  anberer  ^eiliger  fal^,  »ie  in  einer  Statt  bie  Xeufel 
rutjig  unb  mü^ig  auf  ber  ©tabtmauer  fa^en,  ha  e»  nid)t§  für  fie 
äu  t^un  gab,  tt)eil  bie  Stabtieute  ot)ne^in  2(tte§  nad)  Söunfd^  ber 
jEeufel  tl^aten;  tüät)renb  in  einem  Slofter  bie  leufel  gefd)äftig  bie 
2:rep^en  {)erauf  unb  herunter  liefen,  lüeit  fie  fet)r  tiiel  ju  t^un 
I)atten. 

S)ic§  $8uc^  em^fie£)It  ber  ^efuit  ^urter,  ^rofeffor  an  ber 
f.  !.  Uniüerfität  ^nnlbrurf,  aud)  ^eute  nod^:  „Unter  ben  5l§feten 
ragt  befonber§  ^eroor  2(.  gtobrigue^,  berühmt  al§  ^rofeffor  ber 
aJJoroI,  aber  berül^mter  aU  ©eelenfüt)rer  jur  S5oII!ommen]^eit. 
2)iefe  lel^rt  er  grünblid^  in  bem  SQBerf  ,Uebung  ber  d^riftlid^en 
SSoßfommenf)eit'.  5)ie§  SBerl  würbe  fef)r  oft  oufgelegt  unb  in 
unjöfjlige  8pra(j§en  überfe|t"  (Nomenclatoi-  literarius,  III,  244^. 


316  Biüeiteä  93uc^.    ^apftt^um  unb  Slberglaube. 

®Ieic^fatt§  ju  ben  ersten  'ä^dtn  be§  ^efuitenorben^  gehört 
Subiüig  ta  ^onte.  5lu§  feinem  „ßeBen  ber  e()riü.  9)?artna 
öon  @§!o6ar"  finb  bic  folgenben  Stellen: 

„®er  (Sngel  führte  mid)  in  einem  ofd^enforfcenen  ^leib  öor  ben 
^errn,  U'o  ic^  nacf)  einem  auf  ben  $Rüc!en  empfangenen  Streid^  §u 
SBoben  fiel  .  .  .  .  S;er  öerr  fprac^:  ,t^ü^re  fie  in  bie  Söftengrube', 
unb  iä)  üerftonb,  ba|  16)  einigen  Xeufeln  jur  ^ücfitigung  übergeben 
werben  fottte  ....  ®er  ^err  fprac^  jum  (Sngel:  ,@§  ift  genug, 
ba§  i^r  brei  ©treidle  auf  ben  9iücfen  gegeben  ttierben.'  Unb  ber 
6ngel  gab  mir  brei  Streiche,  bie  mid^  nicf)t  ttienig  fc^meräten  unb 
mir  ^age  lang  h)e^e  tliaten.  Xann  trat  mein  ßngel  §u  mir,  unb 
ber  öerr  fprad^:  ,?5ü^ret  fie  ju  S3ett,  bamit  fie  ru^e';  unb  fie  legten 
tnic^  in  ein  fc^ön  geziertes  unb  beblümte§  93ett  ....  5^er  STeufel 
erfcf)ien  mir  in  ©eftatt  eine§  fcfinjarjen  9}?anne§;  er  ^otte  2füfee 
h)ie  ein  Silier,  f(^tan!e  Strme,  öiele  ffeine  |)Drner  auf  bem  ^o^jf 
unb  einen  langen,  bie  ®rbe  berüf)renben  ©ditoeif  .  .  .  ©in  anbermol 
fa!^  id^,  roie  er  ben  Seib  äufommenäog  unb  mit  bem  be^örnten 
^o^fc  burd^  bie  S3ruft  bringenb,  i^n  §um  'Stüätn  f)erau§ftrecEte  .  .  . 
©in  anbere§  SO^al,  al§  idE)  in  ber  ^irc^e  bie  ^rebigt  {)örte,  trat  ber 
2;eufel  5U  mir,  bre{)te  mic^  um  unb  bog  ben  falben  Seib  gurürf, 
boB  mid^  bünfte,  er  l^ätte  mid^  jerbrod^en  .  .  .  3^^  anberen  Reiten 
erfc^ien  er  mir  gleid^  einem  mit  n}eiBen  unb  fd^ujarjen  gießen  an 
^opf  unb  Römern  gef|3renfelten  ©tier,  fa^te  mict)  auf  bie  öörner 
unb  ttjarf  mid^  ttjeit  au§  bem  S3ett  ....  ©in  anbere§  SJial  er= 
griffen  mid^  jnjei  STeufel  in  ber  WitU  unb  ber  eine  ft)arf  mic^  bem 
onbern  gu"  (21.  a.  D.  I,  44.  61.  63.  64). 

®ie  jefuitif(^e  ©rbauung^fc^rift  Gloria  s.  Ignatii  posthuma 
beriditet:  „^n  SEJ^utina  in  ber  Sombarbei  lebten  öier  ©d^toeftern, 
jung,  ebel,  eiirbar  unb  fd)on  gut  SJJannbarfeit  erloac^fen.  Sitte 
toaren  eine  gan§e  Sflei^e  öon  ^a'^^'^n  fiinburd^  auf'§  erbarm^ 
lid^fte  üon  ben  unreinen  ©eiftern  angefod^ten.  jJ)ic  Kleiber  würben 
i^nen  jerfifinitten ,  bie  §aare  auSeinanbergeriffen,  ber  Seib  oer^ 
tt)unbet.  Dbgteid^  fie  ®ott  ^ui^gfraufd^aft  gelobt,  entbrannten  fie 
bod^  in  unbänbiger  2uft.  @ie  fucE)ten  |)ülfe  bei  ber  ^irc^e, 
©ebete,  Dpfer,  SBeil^maffer,  9teliguien,  ©jDr§i§men,  3(tte§ 
würbe  angewenbet,    unb   SllleS   umfonft.     ©nblidE)   ert)ielten    fie 


III.  Stbergloube  im  Sdlgemeinen.  317 

burc^  SSermittlung  be§  f).  3gnatiu§  93efreiung"  (bei  ®örrc§, 

mt)\m  Iv^  69.  70;.i 

®etreu  ben  Ueberlieferungen  be§  Orben§  öerbreitet  bie  befannte 
jei'uttiyc^e  ^eitjc^rift  „©timmen  au§  Ttaxia-Qaad)  "  feit  3a^r= 
sehnten  ben  Slbergloukn  unter  ben  gebilbeten  Satt)oIifen  2)eutf(^= 
Ianb§.  @ine  2lrtife(=9teif)e  auy  bem  Satire  1878  ^anbelt  aus-- 
fü^rlic^  oon  „SSifionen  unb  Söeif fagungen".  2)er  SSerfaffer 
ber  2(uffä^e,  Tl.  9}?efd}Ier,  bef leibet  bie  einflufereic^ften  unb 
f)öc^ften  (Stetlen  im  ^efuitenorben;  lange  ^ai)xt  trar  er  9lot)ijen= 
meifter,  Dieftor  unb  ^rooin§iaIo6erer  ber  „beutfc^en"  Crbenl^roöin§ 
unb  ift  je^t  5tfi"iftent  be§  S^fuitengeneralg. 

SJJefc^Ier  tt)anbelt  bie  S3a{)nen  ber  ®örre§'fd^en  „9JJt)ftif"; 
®örre§  wirb  fortrcäfirenb  ^itirt;  felbft  bie  aberwigigen  „Untere 
jud^ungen"  ^elrio'ä  gelten  feinem  Drben§bruber  am  ßnbe  be§ 
19.  Sa^t^unbert§  aU  Srutorität  (über  Selrio  unten  @.  441  ff.). 

Ueber  bie  „®eiftern)elt"  ift  9}Je fehler  auf  ba§  genauefte  untere 
ri(i)tet:  „SSermöge  il^rer  natürlicEien  Semegfraft  bemäi^tigen  bie 
©eifter  fid)  ber  SUJaterie  unb  toirfen  buri^  S5ert)egung  unb  SSer» 
änberung  auf  fie,  unb  jtüar  in  93?ad^t=  unb  ßraftüerl^iiftniffen,  bie 
für  unfere  Sf)emie,  '"^^t)fif  unb  SOkc^anif  ganj  unberect)enbar  finb. 
'äud)  mit  bem  SJienfc^en  fielen  fie  in  mannigfachem  natürlid^em 
SSejug:  fie  !önnen  burc^  angeborene  ^aft  tjorüberge^enb  2uft  = 
leib  er  annehmen  unb  fo  ober  auä)  unmittelbar  fi(^  bem  SJienfd^en 
toa^metjmbar  macfien"  (XIV,  <S.  529).  Um  feine  SSifionät^eorie  ju 
erlöutern,  bringt  9JJefct)Ier  „pra!tifc^e  S3eifpiele"  au§  ber  „@elbft  = 
biograpi)ie  ber  f)ei[igen  5;^erefia",  einem  S3uc^,  ha§>  ttiegen  feine» 
Sn^alte»  beffer  „Selbfttäufc^ung"  fliege:  „2ÜI  id)  micf)  eine»  läge» 
im  ®ebet  befanb,  gefiel  e§  bem  ^errn  (S^riftu^),  mir  feine  |)änbe 
ju  geigen;  fie  waren  fo  au^nefimenb  fd^ön,  ha%  ic|  e§  nicbt  ge= 
nugfam  befc^reiben  fann.  SBenige  2age  barauf  fd^aute  ic^  auct)  ba» 
Slntli^  (S^rifti),  weirfieg  mic^  oöHig  aufeer  mir  braute"  ^XIV, 
©.  543). 

aJJefd^Ier  f treibt:  „®er  efftatifctie  unb  prop^etifd^e  ©eift  [inner= 


1  Se^r  bejeidinenb  für  ben  jejuitiicfien  .'pod)mutf)  ift  t§,  roie  ^ier  bie 
^ejuiten  öerfünben,  bie  Sirene  felbft  unb  aöe  i^re  offisieEen  .'peilmittel  gegen 
S3efeffent)eit  f)ätten  nic^t^  öermocfit,  nur  bem  Stifter  be§  igejuitenorben^  fei 
bie  5tu§treibung  be§  %en\d§  gelungen. 


318  Breites  95uc^.    ^opftf^um  unb  SIBerglaube. 

f^alh  ber  fatfioüfc^en  ^rc^e]  rei^t  öon  ^a^x^un'ötxt  §u  3a^i"'^unbert, 
unb  tüenn  er  in  einem  'Präger  erlifc^t,  fo  blt^t  er  in  einem  anbern 
auf»  neue  auf"  XV,  8.  64).  Unb  tt^ag  fü^rt  ber  3efuit  aU 
„33eraei§"  für  biefe  ftol^en  SSorte  auf?  90kn  fottte  e§  nic^t  für 
möglich  fialten:  „Cffenbarungen"  f)t)fterifc^er  t5rauen§|)erfonen,  bie 
tt)ei(tt)eife  al§  Sc^iüinblerinnen  [Souife  Soteou]  entfarot,  unb 
„9}^uttergotte§erf(f)einungen",  bie  fogar  Don  ber  ürd^üd^en  S3e^örbe 
oI§  33etrug  erfliirt  tnurben  'SJlettenbudE)  Bei  9tegen§burg  unb 
2*ietri(^»rt)albe  in  ber  ^iöjefe  ^Im]!  „^aum  fiatte  Katharina 
(Smmerii^  1824  i^r  Seben  geenbet,  fo  erneuten  fi^  i^re  ©aben  in 
ber  efftatifc^en  Jungfrau  9Jiaria  üon  dJtövi  1834,  unb  beim  ^obc 
biefer  (1868  begannen  ganj  ä§nticE)e  ©rfcEieinungen  bie  allgemeine 
2(nfmer!fam!eit  auf  Souife  Sateou  in  Belgien  ^injutenfen"  (XV, 
(g.  64).  „ajian  erinnere  fic^  nur  an  SJJarpingen,  an9Jiettcn  = 
buc^  unb  ^ietric^Sföalbe"    XV,  @.  411). 

Sm  Kapitel  öon  ben  „bämonififien  SSifionen"  erjä^It  9Jiefc^Ier: 

„^ie  Zeitige  ^atf)arina  üon  Bologna  äffte  ber  böfe  f^einb 
fünf  ganje  ^af^xi  mit  fatfc^en  (Srfc^einungen  bei  ^eilanbel  unb  ber 
SDZuttergottel.  2^'5(d)ert)  beri(^tet  üon  einem  9JJäbc^en  bei  dRtid, 
Welche»  ba§  ganje  Öanb  täufi^te  burc^  i^ren  üorgeblic^en  Umgang 
mit  feUgen  ©eiftern,   burc^  bie  |immlifd^en  SSo^tgerüd^e,  bie  i^re 

SBo^nung  burc^bufteten Gine  öauptbetrügerin  toax  aud^ 

ein  franjöfifd^e»  DJiäb^en,  9UcoIe  ^'löernier.  5)er  böfe  t^einb 
pfalmobirte  angeblicf)  aU  öeilanb  ganje  Stunben  mit  i()r  unb  entjücfte 
fie  burc^  melobifcfien  Oefang;  er  fümmuni^irte  fte  §um  ©d^ein,  er« 
l^iett  i^r  Seben  o^ne  9^a^rung  unb  üermef)rte  in  if)rer  |)anb  ha% 
58rot,  ba»  fie  unter  bie  5(rmen  au»t^eilte;  er  belefirte  fte  über  bie 
fd^ttiierigften  Stellen  ber  {)eiligen  ©d^rift,  mad^te  i£)r  bk  ©ünben 
Sterbenber  funb,  rettete  fie  gweimal  mie  buri^  ein  SBunber  aul 
töbtiicber  Sran!{)eit  unb  macf)te  fie  öfter  unfid)tbar"  (XV,  <B.  251). 

©benbürtig  ftef)t  bem  „beutfc^en"  Qei'iiitet^  ein  italienifd^er 
DrbcnSgenoffe  sur  (Seite.  ^ 

®ie  befannte  !at:^oIifc^e  „S3Dnifatiu5  =  Slruderei"  in  ^aberborn 
ücrbreitete   im  ^a^re  1878  ein  93ucC)   be»  ^efuiten  3flofignoIi: 


1  gür  ta§  golgenbe  ügicf).  aud^  9fieujc^,  Sie  beutjc^en  58ifc^öfe 
unb  Der  2tberglaube,  93onn  1879,  ©.  29  ff. 


III.  9(6erglaube  im  Slögemeinen.  319 

„SBunberbare  (Sreignifje  au§  bem  ^enfeits!  ©rtiarmet 
euc^  ber  armen  (Seelen  im  gegf  euer!"  JRojignoü  tritt  au§brücf= 
lic^  für  bie  „verbürgte  ©laubnjürbigfeit"  feiner  aJJittf^eilungen  ein: 
„(Sine  Xante  be»  ^aifer§  Dtto  IV.  iiörte  an  bie  X()üre  Hopfen,  unb 
fogleid^  öffnete  fid^  biefelbe  ijon  felbft  unb  ber  S^aifer  —  ber  fe'^r 
fromm  geftorben  toav,  fo  ba^  jeber  glaubte,  er  fei  im  |)immel  — 
trat  al§  Sittenber  ein:  ,^(i)  fcEimadEite  in  ben  gtflntmen  be§  f^eg^ 
feuerS ;  f orbere  bie  ^löfter  auf,  für  mic^  §u  beten  unb  fi(^  tnä^renb 
be§  de  profundis  ju  gei|eln"'  (©.  185).  „®ie  Seele  ^apft  ^nno  = 
5en§  III.  erf(f)ien,  üon  glantmen  umgeben,  einer  frommen  Sungfi^«" 
unb  fagte:  ,Sd)  leibe  bie  ©träfe  für  brei  i^t1)Uv.  ^d)  t)ätte  burc^ 
biefe  beina'^e  mein  §eil  üerfdierjt'"  (S.  244).  „^n  ^^errara  ftiurbe 
ein  ^alaft  in  Solge  näc§tlid)en  Särmg,  ber  fic^  regelmäßig  n)ieber= 
f)oIte  unb  bcffen  Urfod^e  tro^  oüer  ^Rac^forfc^ungen  nid)t  entbedt 
werben  fonnte,  unbett)o{)nbar.  @in  ©tubent  erbot  fid),  in  bem 
^aufe  5U  iüoljuen,  raenn  man  it)m  für  je^n  ^a'^re  ein  3intmer 
ol^ne  SJiiet^e  einräumen  woüe.  91ad)t§  !am  ein  grauen()afte§,  an 
|)änben  unb  ?5ü|en  gefeffelteS  ©efpenft.  S3eim  erften  2age§grauen 
ging  e§  ^inaug.  ®er  Stubent  folgte  il)m  mit  einer  gemeitjten 
Äerje  bi§  in  einen  Heller,  tt)o  e§  üerfdiiüanb.  SJJan  grub  bort  bie 
©rbe  auf  unb  fanb  einen  Seic^nam.  SDerfelbe  würbe  unter  ben 
gebräudilid^en  ^ei^^monien  begraben  unb  mc{)rere  9}leffen  für  ben 
SSerftorbenen  gelefen.  Seitbem  {)örte  man  in  bem  ^alafte  nid)t§ 
mel^r""  (S.  68).  „@in  granäi§!aner  erfd^ien  nac^  bem  ^lobe  einem 
Sominüaner  unb  ließ  if)n,  um  i^n  §um  ©ifer  unb  9Jiit(eib  ju  be-- 
wegen,  bie  graufamen  ^^larnmen  fetten,  bie  il^n  |)einigten.  @r  legte 
feine  redete  ^anb  auf  ben  Xifd),  unb  fie  brüdte  fic^  fo  tief 
ein,  aU  ^a'bt  man  biegorm  mit  einem  glül)enben  (Sifen 
eingebrannt"  (@.  95).  5tuf  @.  159  wirb  eine  ©efdCiid^te  tion 
einem  fpanifd^en  ©betmann  er§ä^It,  ber  tro^  feine§  fdEiIed^ten  Seben» 
auf  bem  2Bege  ju  einem  galanten  Slbenteuer  ben  9tofenfran§  betet 
für  bie  Seelen  ber  SSerbred;er,  bereu  Seiber  an  bem  ©algen  l^ängen, 
on  bem  er  öorbeigel^t.  ©iner  ber  ®ef)ängten  fteigt  üom  ®algen 
I)erab,  befd^ü^t  if)n  gegen  ben  S^vn  be§  beleibigten  (£^emann§  unb 
fnü^ft  fid^  borouf  felbft  Wieber  anbcn^atgen,  unter  ber 
©rflärung,  „®ott  f)abe  i'^n  Wunberbarer  SSeife  gefanbt,  bem  Stitter 
ju  t)etfen". 


320  S^tiUS  93ucft.    $apfttt)um  unb  2(BergfauBe. 

$ßor  ben  Slugen  eine§  (eicEitferttgen  Wähö^tn^  erftecfien  fid^  jttJet 
t{)rer  ßteb^aber  gegenfeitig,  bag  9J?äbc^en  felbft  wirb  üon  ben  2(n» 
gehörigen  ber  beiben  ertnorbet.  ®er  {)etUge  S;oTninifu§  ertcerft 
fie  tüieber  üom  Xobe;  fte  legte  eine  ÖJeneralbeic^te  ab  unb  „lebte  noc^ 
§n)et  2oge,  um  eine  bestimmte  ^n3a^I  9tofenfränse  ju  beten,  bie 
i^r  jur  S3u^e  auferlegt  n)aren".  S^onn  ftarb  fie  §um  ^weiten 
fOiaU  (@.  122). 

^n  bem  oon  ^efuiten  f)erau§gegebenen  „©enbboten  be§ 
göttlichen  §er§en§"  finbet  fidE)  im  Sa^i^gimg  1871  (©.  184 
unb  268)  folgenbe  ©efd^td^te:  „'^m  ®e!anat  JBojen  mürbe  ein 
tobtet  SJiäbd^en  geboren,  in  beffen  mi^geftaltetem  @efid)t  toeber 
Singen  \w<S)  9?ofe  gu  feigen  inaren.  3tüei  ^erfonen  trugen  ta^ 
tobte  Ä'inb  §ur  lüunbertfjätigen  ^UJuttergotteS  nod^  Üiiffian  mit  ber 
feften  Hoffnung,  in  ber  bortigen  2Ballfa{)rt§fird^e  Seben^seic^en  ju 
erbitten,  um  baffelbe  mtnbeften§  bebingungSnieife  taufen  ju  !önnen. 
©ie  famen  am  13.  Januar  fpät  5(benb§  in  9tiffian  an  unb  trugen 
am  folgenben  2;ag  ba§  ^inb  in  bie  ^rc^e.  (5§  geigten  fid^  Sebcng« 
geic^en;  fie  trugen  ba§  ^inb  jum  Pfarrer,  um  e§  taufen  §u  laffen, 
fonnten  aber  nun  fein  Seben§äeic^en  mef)r  wal^rne^men.  2)a§ 
ßinb  lüurbe  alfo  begraben.  2lber  am  18.  liefen  fie  ba§  ^inb 
hjieber  ausgraben,  unb  niä^renb  it)re§  @ebete§  normen  fte  2ebcn§« 
geic^en  voa^x  unb  liefien  "i^a^  ^inb  burc^  ben  gerabe  gegenwärtigen 
Spfie^ner  taufen,  bie  SebenggeicEien  irurben  nacE)  ber  Xaufe  immer 
nod)  f(f)öner  unb  t3erfd)tt)anben  erft  attmäf)Ii^  wieber."  „Qn  (Sttlf§ 
ertranf  am  3.  Suli  eine  fc^wangere  grau.  ®ie  Sei(j^e  mürbe  erft 
om  5.  ^uU  unterfud^t  unb  geöffnet,  unb  ba§  ßinb  al§  tobt  gc^ 
funben.  5(benb§  famcn  oiele  Seute  bei  ber  Seid^e  sufammen,  um 
burdf)  bie  gürbitte  Tlaxia'^  bie  2:aufgnabe  gu  erbitten.  2öie  fie 
beteten,  fat)en  fie,  ba^  ba§  ©efictit  be§  ^inbe§  2eben§farbe  ertiielt, 
ba^  Sippen  unb  SBangen  fid^  röttjeten  unb  ber  SJ^unb  fi^  öffnete; 
einige  SBeiber  moUten  auc^  ben  ^ul§fc^lag  be§  ^ergenS  gefef)en 
Ijaben.  ^a§  ^inb  mürbe  bebingungSmeife  getauft;  balb  na^ 
bem  Xaufaft  fd^Io^  e§  ben  ^cnnh  unb  mürbe  bleirf)  mie 
2öad^§." 

®er  belgifdie  Sefuit  @.  Xermeforen  berichtet  über  bie 
munberbaren  Söirfungen  be§  „Sgnatiu§=2Baffer§":  „3m  ^a^re 
1859   mürbe  gu  SIntmerpen  eine  grau,  meldie  beinahe  blinb  ge» 


III.  3lberglaube  im  Mgemeiiien.  321 

tüorben  Joar,  geseilt.  '^i)x  S5ertrauen  tüurbe  gtücflic^ermeife  an- 
ftedenb:  nocf)  an  bemfelben  S5ormittag  polten  5  ober  6  ^erfonen 
bie§  SBaffer,  um  fic^  gegen  bie  (J^olera  ju  fcfiü^en.  STm  ^ad)-- 
iitittag  jäfilte  man  Bereits  einige  30  Sege^rer,  unb  wenige  Xage 
fpdter  tüüx  ein  foldier  5(nbrang  um  ba§  Sgnatiu§  =  2Baffer,  bo§  4 
big  5  ^erfonen  faum  f)inreicf)ten,  e0  ju  öert^eiCen.  5II§  im  ^atjre 
1839  in  S3rügge  bie  (Sijokxa  ^errfc^te,  gab  ein  ^ater  einem 
SQJanne  ba§  23affer  be»  I)eiligen  ^gnatiu»  unb  flößte  i^m  SSertrauen 
in  ben  ®e6raud^  be[felben  ein.  Unb  nic^t  Dergebenä ;  benn  pli3|üci^ 
^örte  bie  (gpibemie  in  jener  Strafe  auf.  SSon  biejem  Stugenblirfe 
an  tarn  man  üon  alten  Seiten,  um  bie§  ^eilfame  SBaffer  ju  ^olen. 
^aä)  einigen  Sagen  reirfite  man  nii)t  mefjr  bamit  au^',  tta^  $ffiaffer 
bIo|  in  glaf(f)en  ju  tüei()en,  man  mu§te  e§  in  ganzen  S3otti(^en 
meiüien  unb  biefelben  an  Drte  ftellen,  too  2([Ie  bequem  ^ufammen-- 
fommen  fonnten.  ^n  einer  SBod^e  Würben  me^r  aU  50  Sottid^e 
geweift,  ©in  fünf  2JJonate  alteS  9}Jäbd^en  ftfiien  in  ?5oIge  eines 
E^oIeraanfalleS  tobt.  Tlan  flij^te  it)m  ein  ^aar  Sro^fen  bei 
lebenbigmadjenben  (!)  2öaffer§  ein,  unb  baS  ^inb  fam  in  jwei 
SOiinuten  ju  fic^  unb  tüurbe  gefunb.  Tlan  ^at  gejagt,  unb  toir 
njieberf)oIen  e§  mit  größter  Üteferüe,  eS  fei  fein  S^oIera=^ranfer 
geftorben,  ber  ha§  Sguattug-SBaffer  genommen  i)at.  ^n  @ent 
üertangte  man  im  SSerlaufe  öon  jloei  äJJonaten  me^r  als  100  000 
glafd)en"  (®aS  SBeiijiüaffer  beS  ^I.  SgnatiuS,  2ßien  1867,  8.  B. 
29.  30.  54.  55j. 

3um  Stberglauben,  ben  bie  ^efuiten  öerbreiten,  muffen  auc^ 
i(}re  „Enthüllungen"  über  bie  ^Freimaurerei  ge^äljü  werben. 

XotteS  Beug,  aurf)  SeufelSfpu!,  wirb  I)ier  üon  literarifcfien 
©rö^en  beS  DrbenS  in  wiffcnfdjaftlid^er  unb  unter^altenber  gönn 
bcr  !atf)oIifc^en  Sefewelt  aufgetifc^t. 

®er  bekannte  beutfc^e  ^efuit  (3.  Tl.  ^adfitler,  langjähriger 
Sliitarbeitcr  an  ber  Sefuitei^'^citf'j^'^ift •  „Stimmen  auS  SD^aria- 
Saad)"  unb  an  ben  Monumeuta  paedagogica  Germaniae.  !§ot 
gegen  bie  Freimaurerei  haS)  SSer!  öerfa^t:  „®er  ftiüe  ^rieg 
gegen  Xfjron  unb  Elitär  ober  baS  92egotioc  ber  '^^vi-u 
in  aurerei"  2.  2(uflg.  Stmberg  1876;.  ^n  ber  S5orrebe  fagt 
^ad)t(er: 

„2Ber  bie   ©rjc^einungen  ber  neueren  unb   neueften  ©efc^ii^te 

0.  §oen«6roecf).  ^5Qi)fit()Uiu.    1.  21 


322  Swetteä  S3iicf).    ?lSa:p^tt^um  unb  Sfbergtaube. 

ntdit  D'berftäc^üc^  Betrachtet,  fonbern  nac^  it)rem  tieferen  ©runbe 
bur(^for[d)t,  totrb  immer  auf  (Sin  g^i^trum  fommcn,  au§  iüeld^em 
ber  un^eimlicfie  ®eift  unferer  Qtxt  feine  gälfiiiungen  ber  SBa'tirtieit, 
ber  (S5ef(f)id)te  unb  be§  9f{ed)te§  au§ftrat)It.  (ä§  ift  ein  fur(i)tt)are§ 
@t)ftem  in  ber  oBgrünblid^en  Irreleitung  ber  ÖJeifter  unb  ber 
^erjen.  "ifflan  ftubire  bie  fosiale,  bie  :|3oIitifc§e,  bie  religiöfe  @trö= 
mung,  unb  mon  lüirb  finben,  ba^  alle  brei  au^  einer  unb  berfetben 
DueHe  it)r  @ift  belogen  ^aben.  SBo^t  finb  and)  felunböre  D-uellen, 
hjeldie  it)re  fd^mu^igen  ßJemöffer  in  ben  ^au^tarm  ergießen;  aber 
ftc  finb  eben  nur  3^ebenfad)e.  ®iefe  ^auptmac^t  be§  llnf)eile§  ift 
bie  Drganifation  menfd)üd)er  S^-rungen  unb  Seibenfd)aften  in  bem 
©e^eimbunbe  ber  ^Freimaurerei"  (©.  V). 

3unö(^ft  ift  bie  Freimaurerei  an  etilem  (Sc^ulb: 
„^er  Sefu^tenfturm  in  S)eutfd)tanb  irar  ein  2Ber!  ber  Soge, 
ia§  SBeitere,  fo  Ijoffte  bie  odierontifc^e  ©d^aar,  tüirb  fid)  üon  felbft 
ergeben"  (@.  43).  „®a§  (Safritegium  üom  20.  (September  1870 
(bie  (Sinnafime  9?om§)  "mar,  tvk  ba§  gange  ^önigreic^  ber  fRt- 
öolution  im  ©üben,  ein  SSerf  ber  Soge  unb  tt)r  anberSmo  für  ge« 
leiftete  ^ienfte  nebft  SBeiterem  fc^on  fünft£)alb  ^al^r  borl)er  jugefagt 
loorben"  (@.  49).  3""^  „S3eioeife"  bafür  mirb  erjätilt:  „^aä)  ber 
©d^Iad)t  bei  ©eban  waren  bie  SERiniftcr  (oon  Stalten)  immer  nod^ 
in  S3etreff  ber  ?5tage  ber  Sefe^ung  9tom§  fe^r  unentfc^ieben.  §öd^ft 
matirfdieintid)  t)ätte  fie  gar  nid^t  ftattgefunben,  menn  nidit  öor  bem 
SJfinifter  Sanja  eine  Deputation  üon  ^Freimaurern  erfd)ienen  wäre. 
2)iefe  überreichte  i^m  einen  fleinen  «Streifen  Rapier,  Worauf  in 
fe^r  tafonifdjen  SBorten  ftanb:  wenn  bie  S^egierung  nid)t  untierjügtid^ 
gegen  Sftom  nmrfc^iren  laffe,  fo  bred^e  in  allen  itaüenifd^en  ©tobten 
eine  fReüoIution  au§.  —  Sanja  Ia§  ben  ^apierftreifen  unb  unter- 
fud)te  bie  9iamen§unterfd)riften ;  er  fat),  ba^  fie  hnxd^an^  öon  Sogen^ 
Häuptern  waren,  unb  gab  bem  ©enerat  S^aborna  SJJarfc^befel)!" 
(6.  422). 

„lieber  bie  testen  ^läne  ber  §od§grabe  in  Setreff  eine§  fünf-- 
tigen  ßonüaöe  geben  wir  eine§  ber  wicl)tigften  ©ofumente,  ba§ 
jum  großen  3(erger  ber  @el)eimbünbe  in  flerüale  |)änbe  !am  unb 
fetbft  um  t)of)e  ©ummen  ni(|t  gurüderobert  Werben  !onnte.  @§ 
batirt  au§  bem  ^a'^re  1818,  alfo  aug  ber  3cit  ^in^^*  fd^einbaren 
^{eftauration  nadE)  htm  ©türme  ber  9icüoIution,  unb  trögt  ben  %itd: 


III.  S{berg(aube  im  5(((gemetnen.  32H 

,gortlaufenbe  Snftvuftion',  ober  aucf):  ,(3t\t^hu(i)  unb  ^anbtüeifer 
ber  DBeren  in  ber  ^o^en  greimnurerei'."  e§  folgt  bann  bie  5ÜZit= 
tf)eilung  einer  unL3lauMirf)  albernen,  aBer  „cc£)ten"  ^nireifung  bar- 
über,  h)ie  man  beim  nädEiften  Slonftaüe  einen  Freimaurer  jum  '^ap'\t 
machen  tt)iff.  SBaljrfdjeinüii)  ift  atfo  2eo  XIII.,  tüenn  nid)t  gar  fc^on 
^iu§  IX.  ober  ©regor  XVI.,  9)?ourer.  ®ie§  tljöric^te  „^ften-- 
ftürf"  ^at  bie  offijiette  ^efuiten^^eitfi^nft  „Sioilta  cattoüca"  im 
^a^re  1875  aU  furchtbare  ©ntbedung  erftmalig  t3eröffentlic^t, 
unb  ber  beutfdie  ^efuit  "jpactitler  mac^t  ernft  gemeinte  ©(offen 
baju! 

®a§  8.  Kapitel  (©.  185—214)  „^ie  Freimaurerei  unb  bie 
2Irmee"  mü^te  ganj  abgebrüht  njerben.  SSolIenbetere  Xf)ort)eiten 
laffen  fidj  nidjt  au§benfen.  S)a§  Äa^jitel  beginnt  mit  ben  SSorten: 
„Sebermann  n^ei^,  mit  lueldiem  .§ei^C}unger  ber  näd)tli(^e  S3unb 
nad^  bem  Eintritte  tion  Offizieren  berlangt.  ^e  mef)r  ein  ©taat 
bem  Siberalilmuö  öerfällt,  befto  mäditiger  tnirb  bie  Soge  in  feinem 
§eere,  ja  e§  fonnen  Umftänbe  eintreten,  in  Welchen  ber  ongc^cnbe 
S^'iener  be§  9JJar§  in  bem  ©c^urjferte,  ha§  er  fic^  umgürtet,  \)a§ 
atlerfidierfte  SJüttel  in  bem  SSorrüden  in  ber  langen  ©af)n  ber 
militärifdien  §ierard)ie  erblidt.  Slaju  fommt  ber  9tei5  öermeintlic^ 
brüberlid^er  gefte,  eine§  Greife»  üon  Freunben  in  ber  fonft  fo  öer= 
fd)Ioffenen  ®arnifon§ftabt,  natjer  S3e5ief)ungen  ju  mandiem  biet-- 
öermögenben  Dberoffijier,  felbft  pf)t)fifdier  §ülfe  bei  Sobeggefal^r; 
obenbrein  lodt  ba§  ®e{)eimni§  mit  feinem  obenteuerIic|en  unb  ro- 
mantifd)en  ^^ii'^cr,  bie  Hoffnung  auf  §ülfe  unb  Gnipfeljlung  in  ben 
irbifdien  8(^tr)ierigfeiten,  nieldien  gerabe  ber  junge  Offizier  faft  nod^ 
meiir  all  anbere  ßöalfinber  aulgefe^t  ift.  Unter  folc^en  Umftänben 
legt  fic^  un§  bie  ernfte  Frage  na()e:  3ft  bie  Soge  eine  fiebere  S3ürg= 
fdjaft  für  bie  militärifc^e  "Streue?  ijn  föetd^er  SSegieljung  ftefit  fie 
gur  5(rmee?  2Bir  antworten  barauf:  2)ie  Soge  miU  feine 
Slrmee;  fie  mi^braud}t  bie  5(rmee;  fie  t^inbert  im  ent^ 
fdieibenben  Stugenblide  ben  Slrieger  an  feiner  ^f(id)t= 
erfüüung"  (8.  185). 

3um  SeltJeife  biefer  ^Behauptungen  föcrben  „^Iftenftüde"  auf= 
geführt:  „Sft  i>er  ^anbibat  [für  ben  ©rab  eine§  S^abofdi]  in  ba§ 
öierte  ©cmad^  eingetreten,  lüo  bie  ©inttieitjung  üoffgogen  mth,  fo 
fiet)t  er  oor  fid)   ein  ßreuj  unb  eine  breiföpfige  ©d^Iange.     S)iefc 

21* 


324  S^veite§  58ud).    ivot)fttf)um  unb  §{6erglaube. 

©(f)Iange  mm  fieäciofiuet  ia^  Böfe  ^rin^il),  if)rc  brei  ßö^fe  tragen 
\)a§  ©innBilb  ber  9}?iB6röud)e  ober  be§  in  bcn  l^olien  ®efett[c^aft§' 
freifeu  etngefnf)rten  Ucbcle:  ber  @cI)Iangen!o|3f  mit  ber  ^rone  hc- 
§eid^net  bie  ©ouoeränc,  jener  mit  bem  ©c^tüffel  ober  ber  Xiara 
bie  ^äpfte,  jener  mit  bem  S(^iuerte  bie  SIrmee.  S^er  Eingeweihte, 
lüetcfier  eine  I)öf}ere  bürgerlidje  «Stellung  einnimmt,  mu^  im  ^n- 
tereffe  feine§  $ßaterlanbe§  unb  ber  ^fiilofopl^ie  eifrig  für  2tu§rottung 
biefer  9}Ji§ftänbe  lüirfen.  3^"^  ^fanbe  für  feine  übernommenen 
SSer|)f(ic^tnngen  fd^tägt  er  mit  bem  S)oId}e  bie  brei  ^ö^fe  ber  Schlange 
ab."     (8.  189.) 

„2Bir  übergefien  bie  53eifpiele  öon  mi(itärif(f)er  Untreue  burdö 
Sd^ulb  ber  Soge,  irie  fie  au§  ben  Kriegen  DIapoIeon'ä  I.  befonber§ 
gegen  ®eutfc^Ianb  I)äufig  in  neueren  Schriften  angeführt  loerben. 
Seben  einjelnen  %aU  f^Je^iett  noc^jutoeifen,  würbe  ia  gu  Weit 
füfiren;  blo^e  58e{)au|3tungen  aber  aufftellen,  tiilft  nic^t».  SSiet 
fdjlagenber  fönnen  wir  unferen  Sa^  beweifen,  wenn  e§  nn§  ge^ 
lingt,  irijenb  ein  vollgültiges  maurerifdieS  3ew9"iB  fü^  benfelben 
aufzubringen.  Ein  Wa^rl)aft  üernic^tenbel  B^iignife  finben  Wir  bei 
einem  ber  t^ätigften  unb  einftu^reidjften  f^reimaurer  be§  öorigen  ^ai^v- 
IjunbertS,  bem  nur  attjubefannten  SJJirabeou.  (Sin^al^r  öorStuebrud^ 
ber  franjöfifdien  Üieüolution,  1788,  gab  berfelbe  ju  ^ari§  feine  „©e-- 
fd)id)te  ber  :preu^ifc^en  5IRonard^ie"  i)erau»,  in  bereu  brittem  93anbe 
er  oon  griebrii^  II.  fagt:  ,ö§  ift  fc^abe,  ha'!^  griebrid)  II.  feinen 
(Sifer  [für  bie  2oge]  uid)t  fo  weit  trieb,  um  ©ro^meifter  atler  beut= 
fdien,  ober  wenigften§  aller  preu^ifc^en  Sogen  gu  werben;  feine 
SJJadit  Ijätte  f)ierburd)  einen  beträd^tlidien  3iih)ß<^§  gewonnen  .  .  .: 
unb  öiele  militärifd^e  Unternefimungen  Ijätten  einen  gan,^  anberen 
Öiang  genommen,  wenn  er  fic^  niemals  mit  ben  §öuptern  biefer 
S^erbinbung  überworfen  t)ätte.' 

„Sn  biefem  ©eflänbniffe  eine§  tief  eingeweit)ten  Sogen^aupte§, 
rva§  aJJirabeau  war,  tritt  uns  ein  ganzes  SJJeer  be»  fd^auerlid)ften 
SSerratf)§  entgegen.  9iun  wirb  e§  un§  flar,  warum  man  fo  (üftern 
nad)  ber  Slnfnoljme  üon  Offizieren  ift,  unb  tva^  burc^  bie  9J?oni= 
:|3uIationen  be§  @el)eimbunbe§  au§  ber  militärifd§en  2;reue  wirb. 
9(Ifo  um  fiegreic^e  Kriege  gu  führen,  mu^  man  ber  Soge 
günftig,  ober,  )[oa§  nod)  erfolgreid^er  ift,  ©rofimeifter 
fein!     S)ann  fettet  fiij^  ber  Sieg  an  bie  eigenen  Sahnen,  unb  ha^ 


1 


III.  3(0erglauDe  im  3f[fgemeinen.  325 

gegenü6erj'tef)enbe  ^eer  trirb  gef^Iageti,  ober  oielmeljr  lüirb  jur 
9?teberlage  angeführt"   (@.  196-197). 

„3lber  irir  ^abeu  an  biefem  Drte  üon  einem  anbern  9)iiprauc^e 
ber  Freimaurerei  gu  ^nbeln,  toeldjer  ben  ,eingeiüei^ten'  Offizier 
mitten  in  einer  friegerifc^en  5l!tion  an  feiner  Pflichterfüllung  t)inbert 
unb  if^n  auf  öerfcreciierifdje  Sßeife  jur  SiücEfidjtna^me  für  htn  geinb 
öerpflic^tet.  ®ie§  gefc^ie^t  burc^  ha^  maurerifc^e  Sfiottjfignal, 
n)eld)e§  ben  .iSrübern'  nur  im  gattc  ber  öu^erften  Sebenägefal^r 
ertaubt  ift  unb  jeben  in  ber  9Mf)e  befinblic^en  Tlanxzv  jur  augen= 
blidüc^en  unb  aufopfernbften  §ülfeleiftung  öerpflic^tet.  SBie  aber, 
wenn  ein  ®e{)eimer  auf  geinbeS  Seite  \ia^  (Signal  mad^t?  ®aun 
|ört  er  noc^  ben  65runbfä^en  be§  S^ur^feHeS  auf,  ein  ^yeinb  ju 
fein,  bann  lüirb  er  ein  ,S3ruber',  iüetd^er  um  jeben  ^reil  gerettet 
njerben  mu^,  obgleid^  biefc  ungerechte  ^ßerfc^onung  eine§  fämpfenben 
geinbeS  frieg^rec^ttic^  ein  tobe§tt)ürbige§  '-Serbred^en  ift.  So  alfo 
loirb  ber  Krieger  mijglirfjer  SSeife  im  entfc^eibenben  2(ugenblicfe  ju 
öerbred^erifd^er  ^flic^toerfäumung  gerabe^u  t3er|)flid^tet.  9JZan  unter* 
fi^eibe  tuo^I;  e§  ^anbett  fid^  ]§ter  nii^t  um  jene  attgemein  aner= 
t'annte  menfd^Iic^e  Kriegführung,  föeldje  ben  tnefirlog  unb  fd^abIo§ 
gemad^ten  geinb  ober  ben  S3ertüunbet=®aliegenben  am  Seben  er- 
t)ält,  fonbern  um  ^arteiüdjfeit  gegenüber  bem  fäm^jfenben  Seinbe, 
»eld^er  im  entfd)eibenbften  fünfte  nur  barum  üerfc^ont  n^irb,  Weit 
man  in  iljm  burd)  ha^  gemadjte  9Jot^(^eid^en  \>tn  greimaurer=58ruber 
erfennt.  2)a§  baburdj  "ök  militärifd^e  9(!tion  ber  eigenen  Stamera= 
ben  paroltjfirt,  ba§  üom  Sd)Iad£)tpfane  geforberte  ,3iel  be§  treffen» 
ganj  öerfel)tt  luerben  fonn,  liegt  auf  ber  §anb"  (S.  202). 

„S)a§  9iotf)fignat  jur  See  lourbe  auf  eine  militärifc^  nid^t  ju 
reditfertigenbe  SSeife  in  ber  Seefd^Iad^t  bei  Xrafalgar  am 
21.  Oftober  1805  benü|t.  SDie  fran^öfifdic  glotte  mu^te  öor  ber 
©eniatität  9leIfon'§  bie  Seget  ftreidjen  unb  fämpfte  mit  unerijörter 
(Srbitierung.  9?eIfon  ^atte  befolgten,  !ein  Quartier  su  geben,  ^ie 
beiberfeitigen  Sd)tffe  luaren  einanber  fo  naü)e  gerüdt,  ba§  bie  See* 
fläche  nur  mcfir  ein  fefte§  Sd^tac^tfelb  für  ben  fdjauerlidiften  .^ampf 
tnar.  ^eber  gu^  breit  mii^te  mit  §unberten  üon  )öerlüunbeten 
unb  SEobten  erfämpft  tcerben.  5IRitten  im  ©erneuet  oerfud^ten 
mehrere  t^i'^ujofen,  bie  eben  in  bie  See  gefto^en  inerben  foHten, 
ifjr  &iiid  mit  bem  9iot()fignate.    Q§  gelang.    §unbert  unb  fec^gjig 


326  3>"eitf^  33u^.    ^^apfttfium  unb  SIbergtaube. 

gran^ofen  entrannen  fo  bem  fieberen  Xobe.  ^ebod^  läßt  fid^  nid^t 
üerlennen,  ta'^  bie  plfreic^en  engüfd^en  , Vorüber'  in  offener  Sc^Iad^t 
bie  gegebene  Drbre  freöel^aft  au^er  5((f)t  liefen,  ha^  ^ntereffe  ber 
Soge  über  ben  ©efiorfam,  lrelrf)en  fie  i^rem  Stbmirat  fc^ulbeten,  ftetiten, 
'ba'^  alfo  i^teimourerei  ^ö'^er  fte'^t  al§  ©olbatenpflic^t  unb  SSaterlanb. 
3luf  fold^en  ^anbtungen  fte'^t  frteg§recJ)tIi(f)  ber  Xob"  (S.  206). 

„^n  ber  <Bd)laä)t  üon  SBaterloo  am  18.  ^uni  1815  erfennt 
mitten  in  einem  lt)üt|enben  Saüallerie-'^ngriffe  ein  Belgifc^er  Offizier 
in  ber  gegenüberfte^enben  feinbüc^en  Sinie  einen  ,S3ruber',  mit 
ftelc^em  er  e^emolS  in  ber  Soge  jufammengetroffen  loar.  @r  ift 
gufrieben,  ba^  er  äiemlid)  ferne  oon  il)m  ftel)t,  if)n  alfo  nid^t  an-- 
greifen  mu^.  Slber  ptö^tid^  fiel)t  er  it)n  umzingelt  unb  üernjunbet. 
S)a  öergißt  er  SlöeS,  ftürjt  in  feine  ^ä^t  unb  J)aut  it)n  Io§,  auf 
bie  ©efa^r  ^in,  felbft  aU  SSerrätfier  gu  gelten.  5Im  nämlichen 
Xage  fommanbirten  gmei  englifd^e  Offiziere  eine  ©§!orte,  föelc^e 
mehrere  |>unberte  fran§öfif(^er  befangener,  bereu  Cffi§iere  fi^  al§ 
Freimaurer  ju  erfennen  gaben,  ju  führen  {)atte.  Um  itjrem  maureri< 
fcEien  SBorte  getreu  ^u  bleiben,  fd^icften  ficf)  tk  englifc^en  Dfftäierc 
an,  bie  friegSgefangenen  Sogenbrüber  gegen  bie  ^reu^cn  gu  öer* 
t^eibigen;  unb  fo  unglaubtid^  e§  fcEieinen  mag,  fo  ift  e§  boc^  baare 
2öo^rf)eit,  ha'ifi  bereite  ein  ^amp'\  stuifc^en  ben  ©iegern  ((Snglänbern 
unb  ^reu^en)  brol^te,  o(»  il)m  bie  Stimme  eine§  ^reu^ifdEien  ©ene* 
ralg  ©in^ort  gebot"   i®.  207—209, . 

„Sc^auerlid^  finb  bie  SSorbereitungen  gur  (Srt^eilung  be§  erften 
@rabe§  [^abofcfi],  fie  machen  ben  ©inbrurf  eines  3Joüi§iat§  für  hü^ 
©c^affot.  Wan  ttnk  \iä)  einen  tiefen  unterirbifctjen  S3au,  einen 
loa^ren  Stbgrunb,  an§  welchem  eine  5lrt  fe^r  engen  ^f)urme§  bt§ 
äu  ben  Sogen  em|)orragt.  ^n  bie  SEiefe  biefe§  SlbgrunbeS  loirb  ber 
^anbibat  geführt  burcE)  aüe  möglichen  Siäume,  föo  alle§  Sd^reden 
at^met.  ®a  unten  irirb  er  eingefc^Ioffen,  gebunben,  gcbroffelt. 
Sn  folcfiem  ^uft^^^öe  allein  gelaffen,  fü{)It  er  fic^  enblic^  burd^ 
90^af(f)inen,  loelc^e  ein  fcE)auberf}afte§  ©eräufcE)  madfien,  aufmört» 
ge()oben.  (Sr  fteigt  in  bem  finftern  (Sc^ac^te  langfam  f(^tt)ebenb, 
biStoeiten  mef)rere  ©tunben  laug,  fäftt  ^lö^IidC)  tuieber  J)inunter, 
ai§  tüäre  2lIIe§  gebrochen.  Dft  mu|  er  lieber  aufraärt§  f^toeben, 
tüieber  £)inabfin!en,  loieber  aüe  ©dl^recfcn  burdE)macf)en,  of)ne  einen 
(Sc[)rei  auS^ufto^en  ober  ein  3^ic[)en   üon  ^^ngft   ju   geben.     ®ie 


III.  ^(berglaube  im  ^(Ilgemeinen.  327 

®ingetüeit)ten  fagten  mir,  ba^  fie  uninijglicf)  eine  genaue  93efcf)rei6ung 
ber  Prüfungen  mad^cn  tonnten,  lueil  it)nen  ber  ^opf  nod)  fdjwinble; 
ha'^  fie  oft  ftärfenbe  Öietrönfe  nöttjig  f)atten  unb  er[)ielten,  um  nur 
toenigftenS  i(}re  leibliche  ^raft  tüieber  aufjuriditen,  wenn  anä)  ber 
©eift  befangen  geblieben  fei.  —  Sturer  biefem  ,9tefIei-ion§raume', 
einem  ttjatiren  Drte  ber  @d)reden,  finb  üier  ©emiidier  jur  SBei^e 
etne§  ^abofd)  nijtt)ig.  ®a§  erfte  ift  fditüarj  auggefd)Iagcn,  eine 
Sampe  im  S)reiede  ^ängt  über  einer  ^^aütfiüre  unb  lä^t  eine  treppe 
I)inab  in  einen  Keffer  iüa^rnel)men,  tüo  l)inein  ber  Stufjune^menbe 
geftürjt  tüirb.  S)a  finbet  er  einen  @arg  2C.  Wan  lieft  bie  ^n- 
fdirift:  2Ber  bie  ©diredcn  be§  ^obe§  übern)inben  fann,  Wirb  au§ 
bem  ©d^oo^e  ber  @rbe  fteigen  unb  ba§  Siedet  ermatten,  in  bie 
großen  ©e^eimniffe  eingeweif)t  ju  Werben.  —  S)a§  ätueite  @emad^ 
ift  toeil  au§gef(^Iagen.  5luf  bem  SSorbergrunbe  finb  gtüei  Urnen, 
bie  eine  üotl  brennenben  SBeif)raud)§ ,  bie  anbere  üott  qualmenben 
2Beingeift§,  ber  aüein  ba§  3ii«n^e^  erbeut,  wo  fid^  nur  ber  ®rofe= 
opferpriefter  befinben  barf.  SDaö  brüte  ©emac^  ift  blau  au§' 
gef dalagen,  mit  geftirntcm  ©ewölbe,  öon  bret  gelben  SBad)§!er§en 
er{)CÜt.  2)al  üierte  ift  mit  weisen  unb  rotljen  ©öuten  gegiert;  im 
Dften  fte§t  ein  %^xon,  über  if)m  ein  gefrönter  SDo^petabler  mit 
einem  S)oIc^e  in  feinen  gangen,  on  feinem  |)alfe  mit  einem 
fd^Warjen  S3anbe,  on  Weld^em  ein  breif^i|ige§  ^reug  nieber|öngt; 
auf  feiner  S3ruft  ift  ein  ®reiec£  unb  barum  bie  Sßorte:  Nee  pro- 
ditor,  nee  proditur,  iunoceus  fovet  (Weber  SSerrät^er  nod^  3?er= 
rat^ener,  fc^utbloä  l^egt  er  —  Wo^I:  feinen  ^lan).  ©ine  Draperie 
üon  fd^war^'-wei^em  ©ammt,  ber  mit  rot()eu  Sreujen  überfäet  ift, 
I)ängt  jwifd^en  ben  gtügeln  be§  2lbler§  nadi  unten  unb  bilbet  ein 
3elt.  hinter  bem  ^I^rone  freuten  fid|  ^tod  ©tanbarten:  bie  eine 
wei^  mit  grünem  ^reuje  unb  ben  SSBorten:  ®ott  will  e§;  bie 
anbere  f(^war§,  mit  einem  rottiem  Slreuje  auf  ber  23orberfeite,  auf 
ber  fRüdfeite  mit  einem  S)o|ipeIabIer,  ber  einen  S)oI(^  f)ält,  nebft 
ben  in  Silber  geftidten  SBorten:  Siegen  ober  fterben. 

„9^ur  bie  gemütl)IidE)fte  (Sinfalt  !ann  in  biefen  SSor» 
bereitungen  ein  Spiel  um  9Hd;t§,  eine  eitle  SOlummerci 
erbUden"  (8.  217,  218,  219). 

„2Bid)tiger  für  un§  ift  bie  öon  9licmanbem  onjujweifernbe 
^^atfadfie:    1.   S>ie    i5i"eimaurcrei  ()at   ein  ^^ribunnl,    üor  weldjem 


828  3weiteg  S3ucf).    «Papftt^um  unb  2(berg(aube. 

au(^  Könige   unb  ^rottpringen  all  ,33rüber'    ju    erjc^einen  f)a6en. 

2.  5IIfo    tüirb   ber   (Souöerän  Untertfian    ber  ,!önigli^en  Sunft'. 

3.  ©r  !ann  möglicher  SSetfe  ju  jeber  «Strafe,  anä)  gitm  STobe,  bor 
jenem  ^^ribunat  öerurt|eitt  tüerben.  2)ie  d^efution  überlädt  man 
einem  S3r.:  ^ianori  oberDrfint,  unb  beja^It  if)m  ba§  Honorar 
in  einer  Üingenben  SOlittion"  (S.  245).  i 

3m  12.  Kapitel  tt)irb  „beriefen",  ba^  ©o§iaIi§mu§,  ^ommu-- 
nilmu»,  2Inard^i§mu§  unb  f^i^eimaurerei  ein  unb  baffelbe  finb. 
S)en  ©dilu^  be§  $8u(^e§  bilbet  ein  „5tn^ang"  mit  „?(!tenftüden". 
2)a0  le^te  btefer  „5t!ten[tücfe"  lautet:  „(Sin  gib  au§  ben  §odi= 
graben:  „^m  2(uguft  1865",  f(i)reibt  ber  9^elü=^or!er  ^orrej^jonbent 
be§  „Monde'- 2,  „machte  icf)  bie  S3efanntf(fiaft  eine§  a(|tung§niürbigften 
^affioniftenpater?  au§  §obofen,  gegenüber  öon  S^efö^^orf, 
meloier  mir  ba§  folgenbe  SSorfommni^  au§  feiner  feeIforgerIid;en 
2aufbat)n  mitfreute. 

„SSor  einigen  Sagen  rturbe  id^  erfuc^t,  in  S3roo!t^n  einem 
©terbenben  bei^ufte^en.  G§  war  ein  ®eutf(^er,  bem  iä)  öfter  ju 
begegnen  @elegenf)eit  gefjabt  f)atte.  Seine  einzige  Sod^ter,  eine 
^at:^oüfin,  fagte  mir,  bo^  i^r  SSater  j^eimaurer  fei,  bo^  td§  barum 
üor  etilem  auf  feine  S3e!ef)rung  lüirfen  muffe.  9lad)bem  \6)  feine 
Seichte  abgenommen  Ijatte,  fragte  ic^  i{)n,  ob  er  nid^t  ju  ber  einen 
ober  anberen  geheimen  ©efeüf^aft  gel)ört  ^be.  ,'^atoo^,  f)od)= 
mürbiger  ^ater',  antwortete  er,  ,id)  bin  f^i^eimaurer;  aber  Sie 
miffen,  ba§  biefeS  in  5(merifa  nid^tS  $8öfe§  ift.'  —  ,Sie  täufd^en 
fid§",  eriüiberte  icf);  ,bie  Freimaurerei  ift  übcratt  üerurt^eilt,  föo  fie 
fic^  geigt;  Sie  muffen  ba^er  S^re  @ibe  unb  Sßerbinblic^leiten  njiber* 
rufen  unb  mir  ^^re  (maurerifdjen)  ^nfignien  ou§Iiefern.'  —  SBot)I 
mad^te  ber  ^anfe  einige  Sdtjföierigfeiten;  aber  er  fiatte  feinen 
©lauben  ben^a^rt  unb  untergeidfinete  ben  2(ft  be§  SBiberrufel,  ttn 


1  Sie  ultramontane  „JR^einifc^e  Solf^ftimme",  ba§  Drgan  be§ 
„9i£)einifc^en  Sauernüereins",  nennt  biefe  2(Ibernt)etten  „©ntpüungen,  beren 
Sebeutung  ntc()t  genug  betont  toerbeu  fann"  (2.  ©ept.  1896)!  3)ian  erfennt 
boraul,  ttJte  Dom  Uttramontanisiuu^  ber  ungereimtefte  SBiberftnn  üertt)ertf)et 
wirb.  3(ui^  ha^  Drgan  ber  „®eutid}en  Slbelggenoffcnfc^aft",  ba§  „©eutjc^e 
Stbellblatt",  gtebt  fi^  baju  I)er,  fol^e  jefuitifc^e  ^ttbern^eiten  gu  ber* 
Breiten. 

-  Gine  ultromontane  ^arifer  ßcitung. 


III.  9lberglau6e  im  ^lllgcmeinen.  329 

t^  i^m  niebergefc^riebcn  t^atte.  (£§  foftete  mir  einige  Tlüijt,  um 
aü6)  feine  8rf)ävpe,  2Bin!etmaaf3 ,  filberne  ^ette,  feberneä  Sc^urjfea 
unb  WituaU  5U  befommen;  ^inge,  bie  jufammen  in  einem  S^often 
neben  feinem  SSette  oerfc^Ioffen  lagen,  ^ä)  mu§te  ilnn  baricgen, 
ba'^  er  aüe  biefe  ©egenftänbe  anSliefern  muffe,  lüenn  er  menigftenä 
einen  S3emei§  aufrichtiger  SfJeue  geben  rvoü^.  ^<S)  entfernte  mic| 
mit  meiner  S3eute,  unb  frof),  bem  Seufet  eine  ©eele  entriffen  ju 
^aben.  —  ^ie  junge  ^od;ter  ftonb  unten  in  ber  S8orf)atIe  unb 
wartete  auf  mid).  ,5So!^Ian',  fragte  fie,  ,^at  ber  SSater  ^finen 
Stttel  übergeben  ?  SJic^t  tvaljx,  5iae§  ?  §at  er  ben  2Biberrufung§= 
2lft  untergeid^net?"  —  ,§ier,  meine  2;orf)ter*,  anttoortete  ic^,  .fel}eu 
©ie  3([Ie§.-  dJtit  biefen  SBorten  jeigte  id)  if)r  bie  maurerifd^en 
©egenftänbe.  ©te  befa'^  biefelben  unb  fagte  alsbalb  trourig:  ,5Jein, 
t)a§  ift  nid^t  Sttte»;  mein  SSater  trug  aH  boy  in  feiner  Soge  unb 
bei  befonberen  @elegenf)eiten;  e§  abäuüefern  f)at  if)m  gor  feine 
äRü^e  gefoftet.  Se^oc^  ba§  S3ud^  feine»  ©rabe?  njeg^ugeben  ^ätte 
tf)m  o^ne  B^üeifet  met)r  Stampf  üerurfac^t.  5(ber  e§  ift  noc^  Stma§ 
übrig.'  —  ,2Ba§  benn?'  —  ,S-ine  ©c^rift,  bereu  ^ntialt  ic^  ni(|t 
!enne;  ber  SSoter  Ijat  mir  aufgetragen,  fie  nad^  feinem  2obe  forg* 
faltig  öer^jodt  bem  3?orftet)er  feiner  Soge  einjufenben.  ^a§  muß 
fi^er  ein  gro|e§  ®e!^eimniB  fein.' 

„^d)  feiere  jum  Traufen  jurüd  unb  fage:  ,2öarum  betrügen 
©ie  mid)?  ©ie  muffen  in  fur^er  Süt  cor  ®otte§  9tic§terftut)I  er^ 
fdieinen;  glauben  ©ie,  feiner  ®ered)tigfeit  entmifd^en  gu  tonnen? 
©ie  §aben  mir  nod^  @tft)a§  üerborgen.'  —  S)er  Traufe  erfd^rat 
fi(^tlid^;  fein  ®efid)t  erblaßte,  feine  Stugen  beiDegten  fic^  unruhig, 
©nbtid)  fagte  er  betroffen:  ,9Jein,  ©ie  Ijaben  Sdle»  betommen,  ic^ 
^be  S^nen  9tidf)t§  mel^r  abzuliefern.'  —  ,9^eiu,  e§  erübrigt  nod^ 
eine  ©c^rift,  mie  alle  {Freimaurer  I^aben.'  —  ,©ie  irren  fi(|,  Ijodiir. 
^ater,  e§  ift  9iid§t§  me^r  übrig.'  —  ^d)  üerboppette  meine  ^Sitten; 
StIIe§  öergeben§,  ber  Teufel  follte  obfiegen.  ^d^  gebraudjte  alle 
SJiittel,  bie  in  foldien  Säöeu  angezeigt  finb;  !einel  üerfing,  ber 
Traufe  leugnete  ober  fd^iüieg.  ®a  brang  i^Io^tid)  feine  2:od^ter 
burd^  bie  S§üre,  njarf  fidE)  dor  bem  S3ette  be§  SSaterS  auf  bie  ^niee 
unb  rief  fdjfud^jenb:  ,Tldn  lieber  Später,  rettet  um  ®otte§n)ifIen 
©uere  ©eele;  Guere  'Xodjter  märe  fonft  ju  unglüdlidE).  ^{)r  faget 
immer,  'oa'^  ^f)r  mid)  liebet.     9lun  bemeifet  e§!'   —  Xiefer  9ln- 


330  3roeiteä  SBu^.    ^^apftt^um  unb  Stberglaube 

griff  finblt(i)er  SieBe  fam  izm  ^ranfen  unerinartet:  bie  Umarmungen 
unb  2;i)ränen  feiner  Xoc^ter  rührten  i^n.  Sie  üfiertub  i^n  mit  ben 
§ärtü(^ften  SieBfofungen  unb  fprad^  if)m  üom  §immel,  ber  i^m 
fonft  oerloren  ginge.  ®a  anttüortete  ber  kraule:  ,^u  roei^t,  ha^ 
id^  9li(^t§  üerborgen  f)aBe.'  9^un  richtete  fir^  ta^  9)Jäbc^en  auf 
unb  fprac^  in  gefü^IöoHem  2onc:  ,2üget  nidjt,  lieber  33ater,  ^^x 
feib  immer  aufrichtig  geroefen;  fteüet  (Sueren  guten  SHamen  nicf)t 
b(o|.  ®ebet  biefem  ^riefter  ita^  Rapier,  ba§  '^i)V  mir  Befol^Ien 
I)abt,  bem  ©^rtüürbigen  ©uerer  Soge  §u  frf)irfen.'  —  SSei  biefen 
SBorten  fc^rie  ber  ^ran!e  laut  auf,  ftröuBte  fic^  nod^mal  gelüaltig, 
fagte  aber  enblid^  fd^IucEiäenb :  ,'>Rt\n,  meine  2;oc^ter,  SDu  follft  S^id) 
über  deinen  Später  nic^t  fd^ämen  muffen,  ^omm,  nimm  biefen 
©c|(üffel  tion  meinem  §atfe,  öffne  bie  ©c^ubtabe  unb  gieb  bem 
^riefter  ta§  barin  liegenbe  Rapier.'  —  S)ann  fiel  er  in  D{)n- 
mac^t.  —  ©d^neü  lüie  ber  Sßti|  fiatte  bie  2;od^ter  beu  93efe!)l  au§* 
gefül^rt  unb  reid^te  mir  ba§  üerftegelte  ^a:pier  mit  ben  SCßorten: 
,^iftoria!     2J?ein  35ater  ift  gerettet,   er  ^at  ba§  ®ift  au§gef^3uc!t.' 

„SDiefeS  @(i)aufpiel  macE)te  tiefen  ©inbrud  auf  mic§.  STer  9Wut^ 
biefeS  3Jiäb(f)en§  erinnerte  mic^  an  bie  ©tiriften  ber  erften  Reiten. 
S)er  Traufe  lebte  nod^  einige  Stunben,  unb  feine  festen  Sßorte 
maren  Slu^brüde  ber  tiefften  9teue  unb  be§  lebenbigften  S5ertrauen§. 
3n  ©egentoart  feiner  %oä)Ux  öffnete  ic^  ta^  üerfiegette  ^adet. 
@ä  föar  ein  mit  93tut  gefd^riebencr  ©ib.  2Bof)I  i)atte  ic^  einft 
üon  berortigen  Schriften  fprec^en  l^ören,  unb  ita'^  bie  ?5reimaurer 
biefen  ß^ebrauc^  beobad^ten.  Slber  aU  i6)  "oa^  ©d^riftftüd  burd^Ia§, 
fonnte  iä)  meinen  2tugen  nid^t  me^r  trauen.  S)er  @ib  enthielt 
einen  unauft^örüd^en  ^rieg  auf  Seben  unb  Xob  gegen  bie  ^ird^e, 
bo§  ^a^fttt)um  unb  bie  Könige ,  nebft  ben  abfc^eulid^ften  ©elbft« 
üertt)ünf(^ungen,  im  ^aUt  man  fein  SBort  bred^e. 

„^c^  übergab  ha^  Rapier  bem  (5r5bif(^ofe,  bamit  er  ebenfo, 
wie  iä),  \xä)  üon  ber  I)öüifdEien  S3o§{)eit  ber  Freimaurerei  überzeuge" 
(8.  433—437). 

^oä)  toeit  abgefc^madter  finb  hk  „Gcnttjüttungen",  bie  ein 
italienif^er  S^fuit  öon  größtem  titerarif(^en  9tuf,  Stntonio 
33re§ciani,  über  bie  Freimaurerei  mad)t.  (Sr  ^t  §irei  „t)iftorifd^e" 
3?omane  üeröffentlid^t,  bie  fic^  faft  au§fd)IieBti^  mit  ben  „©el^eim^ 
uiffen"    unb    „(Sc^redniffen"   ber  gel^eimen  ÖJefelljc^aften   befaffen : 


III.  Stbergtaube  im  Stagemetiien.  331 

„^er  Sube  üoii  $8erona"  itnb  „m'xdt  in  bie  römifd)e 
mtpüUit  ober  bie  freiiuinig  «erbannten  nnb  Sionello". 
S3eibe  9^omane  erfc^ienen  juerft  in  ber  offijieaen  3efuiten-'3eitfrf)rift 
„Siöilta  cattoHca",  beren  rangjä()riger  SJJitarBeiter  Srelciani 
wax.  ytid)t  nnernja^nt  barf  bleiben,  ba^  biefe  9tomane5ßre§ciani'§  jnm 
SBeftanb  ber  ©djülerbibüot^efen  jefuitifc^er  2e()ranftalten  gefjören. 
2tug  meiner  (Stubienjeit  in  ber  ^efuitenanftatt  ju  gelbfird)  in 
Defterreid^  erinnere  id^  ntid)  fe^r  Iüo^I,  wie  biefe  S3re§cianif(i)en 
giomane  öon  un§  ^inbern  öerj'rfjlungen  lourbcn.  ^d^  ^itire  nac^ 
ben  in  3flegenlburg  nnb  @d)aff()auf en  erfd^ienenen  beutfd^en 
Ueberfe^ungen  in  5.  unb  2.  StnjTage: 

„Um  ben  ?Jad^for[d^ungen  ber  ^oligei  ju  entgegen,  Tratten  bie 
©elieimbünbler  [in  $Rom]  feinen  feften  2tufent|aIt§ort.  ®ie  wa^re 
Safterl^ö^Ie  befanb  jid^  \iho6)  t)inter  ber  Sungura.  ^n  biefem 
©dEitupftod)  tüar  ta§  9^eft  jeber  ©c^änblid^teit  unb  ?5retidf)aftig!eit; 
bort  er^ob  jic^  ber  2(Itar  ©atan§,  bort  h^urbe  berfelbe  aU  oberfte 
©ott^eit  angebetet;  bort  mürbe  it)m  SSei^rauc^  ongejünbet,  jd^red- 
lid^e  ©elübbe,  obfcöne  ©e^eimniffe  gefeiert  unb  rud^Io[e  ©aben 
bargebradit.  Um  biefen  3lltar  tanjten  jebe  9^ad|t  jtüölf  fd^omlofe 
S)irnen  unb  brad^ten,  ju  ^riefterinnen  getüei()t,  it)r  fdiauberöotteg 
Dpfer  bar.  (Sott  id^  e§  jagen?  fott  \ä)  e§  nieberfdfireiben?  ®iefe 
S)irnen  gingen  be§  SJiorgenS  f^einbar  oott  2(nbacE)t  unb  grömmig* 
feit  an  ben  Zi^ä)  be§  unbejTedten  2amme§  unb,  nod^bem  fie  bie 
atterf)eiligfte  ^oftic  in  ifireu  fd^mu^igen  9}?unb  empfangen,  ^^ielten 
fie  bai  2:afc£)entu^  üor  ba§  ©efi(^t  unb  fpieen  biefelbe  tt)ieber  au», 
um  fie  9^ac^t§  barauf  in  bie  flud§lt)ürbige  SSerfammlung  mitju» 
nehmen. 

„SBenn  ber  2lttar  §ugerüftet,  bn§  geuer  angejünbet  unb  SSeit)- 
rauc^  barauf  geftreut  war,  tüurben  bie  f)eiligen  ^oftien  in  ben  ^eld^ 
genjorfen,  bie  genfer  troten  mit  gejüdten  jDoI(|en  ^eran;  if)r  Dber=^ 
^riefter  rief  ben  2;ämon  an,  gab  ifjm  atte  göttlid)e  5Ramen  unb 
fprad):  ,®u,  unfer  ©ott  unb  §err,  em|3fange  bie  ^ulbigung  be» 
Seibeä  unb  $8Iute»  ®eine§  größten  geinbeS.  §ier  liegt  St)riftu§ 
äu  3)einen  güfien,  tf)ue  mit  ifjm,  \va§  Xir  genef)m  ift.  SDu  Ijaft 
i^n  fd)on  einmal  burd^  bie  S^ben  an'§  ^reuj  gefdfilagen,  unb  S)u 
t^teft  n)oI){  baran;  ber  ©lenbe  loottte  2)ir  ®ein  9leic^  entreißen; 
S)u  t)aft  i^n  nad)  S?erbienft  U'^jüI^Ü.     ©ebraudje  nun  un»  St^riften, 


332  ^mik§  Solid),    ^apftttjum  imb  9(6ergtouBe. 

um  if)it  mit  nocE)  gr5f3erer  (Scf)mac^  ju  fiebeden;  tüir  fogen  un§ 
non  if)m  Io§,  lüir  fdjluören  if)n  nti,  tüir  betrachten  il^n  al§  unfern 
©tfanen.  @r  bro{)t  demjenigen  bie  §ölle  an,  ber  nidjt  an  i(jn 
gtauBt:  iüir  glauBen  nic^t  an  i^u  unb  fürrf)ten  feine  §ölle  boc^  nidit; 
\a,  Xülx  fd)Iie^en  un§  allen  Säfterungen  an,  föeltfie  bie  Sßerbommten 
gegen  i^n  ausfto^en  unb  mit  un§  in  aUt  @tt)igfeit  auSfto^en  tt)er= 
ben.  tiefer  furdfitfame  unb  niebrige  ®ott  ift  in  bie  ^ö^e  ber 
l^immel  bauon  gegangen,  aber  tviv  reiben  if)n  burd^  feine  ^riefter 
lüieber  auf  bie  ßrbe  (jerab  unb  befommen  if)n  in  unfere  §änbe. 
9^un  mag  er  bafür  bü^en ,  ba^  er  @el)orfam  unb  5trmut^ 
geprebigt,  hal^  er  geIeJirt  t)at,  ben  f^feinben  gu  üerjeiljen.'  — 
Unb  bann  natjmen  fie  bie  geh)eit)ten  §oftien,  burc^ftac^en  bie» 
felben  um  bie  SBette  mit  ben  S)oId)en,  jerftüdelten  unb  ger^ 
brodelten  fie  unb  luarfen  fie  aU  Sranbopfer  für  ben  S)ömon  in 
ba§  %tmv. 

„S)iefe  grauenüoKen  8a!rilegien  föurben  in  5Rom  faft  jebe  S^iad^t 
üerübt,  bort  auf  bem  '^amtuiu^,  wo  ^etru§  gum  3eu9"iffe  feiner 
Siebe  unb  feinet  ®tauben§  an  ^efum  (£^riftum,  unferen  götttidjen 
§erru  unb  |)eiIonb,  gelreujigt  tüorben  ift,  auf  jener  (Srbe,  weldie 
ba§  $8Iut  fo  üieler  Segionen  9JJärtt)rer  getränft  I^at;  neben  bem  er= 
^abenen  Se£)rftu[)Ie  ber  2öat)rf)eit  unter  ben  Stugen  bc§  Ijeiligen 
©irc^enfürften,  »etiler,  lüä£)renb  ^ene  ©f)riftum  fd)Iad)teten,  öor 
bemfelben  auf  ben  S^nieen  lag  unb  lange  9Mc^te  im  @ebete  üer» 
bradjte,  bamit  (Sr  Grbarmen  unb  SD^itleib  mit  9lom  I)aben  möge, 
bie  ©eifter  erleuchte  unb  bie  ^er^en  fo  öieler  9^ud)lDfen  rü^re, 
meldie  bie  §auptftabt  ber  c^riftlii^cn  Söelt  befubelten"  (S)er  ^ubc 
oon  a^erona,  1.  a3b.,  @.  134—138).  «8re§ciani  lä^t  ein  «mäbc^en 
folgeiibe  2(u§fage  madien:  „@§  lüaren  in  9iom  gWei  Käufer,  wo 
bie  S^arbonari  i^re  geljeimften  3ufl^u(^t§ftötten  Ratten,  unb  bort  toav 
xä)  mitten  unter  ben  fc^redlidiften  Säfterungen,  unter  ben  obfd)eu=^ 
lic^ften  §eiligt{)um§fc^änbern:  id)  tjaht  bie  {)eitige  §oftie  mit  gü^en 
getueten,  I)abe  Qefu  abgefogt  unb  bem  S^eufel  p  ewiger  Streue  mid^ 
oerfc^Jüoren.  9Xcit  einer  Sanjette  entjog  id)  mir  einige  ^ro)3fen 
SBIut,  ttjomit  id)  midj  bem  SSöfen  üerfc^rieb,  unb  :proteftirte,  ba^ 
id^  auä)  in  bem  Stugenblide  be§  Xobe§  gu  S()rifto  nict)t  gurüdfel^ren 
njotlte;  habd  beabfiditigte  unb  lüoHte  unb  befcEilror  id^,  ha'^  meine 


III.  2(ticrg(aube  im  2([Igeineincn.  333 

Seele  im  S3ei'il3e  bei  leitfcfS  etüig  bleiben  fottte"  a.  a.  C  33b.  2, 
lg.  539)'. 

UeBer  biefeii  „S3ertrag  mit  bem  SSiJfen"  irirb  bann  Jueiter  be^ 
richtet:  „'^ad)  einer  red)t  langen  3eit  trat  ber  "^iaxxtx  au§  bem 
3immer,  trug  ein  S3riefdjen  in  ber  §anb  unb  fprai^:  ,i2ef)et,  Ur- 
fula  f^idt  Gudi  biefeS  33Iatt  unb  fagt,  bajj  el  (Suc^  ge|Dre.'  2(Iifa 
öffnete  e§,  fat)  bie  blutige  Unterfdirift  unb  fdE)Io^  e§  tuieber  ganj 
erfdiroden.  S^ac^^er,  auf  xijxtm  Summt,  jünbete  fie  ein  Sic^t  an 
unb  üerbrannte  biefe  8d)rift"  (a.  a.  D.,  @.  541). 

SSieber^oIt  öerfidiert  S3re§ciani,  2ftte§,  iüa§  er  mitt^eile,  feien 
„X^atfadjen",  unb  am  Gnbe  be§  „^uben"  f^reibt  er:  „5lbcr  ber 
Sube  üon  SSerona  ift  \a  ein  Ütoman!  SSoIIte  ÖJott,  ba^  er  e» 
lüöre,  ttJtr  lüottten  el  bann  gerne  f)innef)men,  Sügner  genannt  ju 
werben"  (©.  603). 

„®er  le^te,  getjeimfte,  üitalfte  3>üed  be»  Sarbouari§mu§  f)ei^t: 

1)  23crnic^ten  auf  ber  ganjen  (Irbc  2efu§  ß(}riftu§  unb  feine 
Sird^e,  bann  ben  5Ramen  @otte§  felbft,  unb  bagegen  ben  9J?enfd)cn 
unter  ber  ©efammtibee  bey  ii?oIte§  jur  (^ottJieit  erijcben. 

2)  SSernid^teu  iebmeber  3(u!torität  unter  roa§  immer  für  einem 
9camen;  Siaifer,  ^önig,  Senat,  ®efe^,  S^onftitution. 

3]  SSernic^ten  jebeS  S3anb  üon  S^ationalität,  SJoterlanb,  gamilie, 
©igcnt^um. 

4)  (SnbücQ  jeben  9)?enfc^en  auf  (ärben  ba^in  bringen,  ha^  er 
fid^  felbft  äum  @ott,  jum  §errn  ber  Si^öpfung  fe|t,  —  looburcft 
er  aber  in  2öa()r{)eit  ein  lüilbel,  blutbürftigeS  2;i)ier  o^ne  Drbnung 
unb  ©efet^  wirb. 

„Sn  ber  %i)at  ift  bieg  nad^  ben  legten  Äonfeguensen  ber  Sar-- 
bonarie  ta^  toaijvt  SSefen  menf(^Iid^er  ©lüdfeügfeit.  SJ^er  gefeilt 
fc§aftü(^e  SWenfd)  ift  ein  entartetes  Ungef)euer;  er  mu^  ju  feiner 
iuilben  Statur  surüdgefüfjrt  tuerben,  um  itjm  ju  jener  ©lüdfeligteit 
ttjieber  ju  öer[)e(fei:,  nac^  ber  er  bürftet.    Stber  weit  bie  Sbee  eine§ 


1  S}er  Qe)uit  Sresciani  begegnet  fid)  ^icu  mit  bem  ii-anjöfiii^en  ^^poriio- 
grap'^eu  .f)ui)^mann5.  2)teici-  idjilbert  in  jetnem  berüchtigten  S^oman  ,.Lä- 
Bas"  (©.  371  ff.)  eine  „oatan^meffe",  bie  mit  ber  33re§ciani')cl)en  ®arftellung 
üiele  2(e^nlirf)feit  i)at.  9tuc^  Sugen  Süe  (äßt  fid)  mit  Sreeciani  gut  üer= 
gleidien;  ber  Unterfc^ieb  ift  nur  ber,  ba^  ber  eine  bie  fabel^afteften  Unge= 
!^euerlid)feiten  ben  ^ejuiten,  ber  anbere  ben  gi^eimourern  5uv  Soft  tegt. 


334  Smitt^  23ucf).    ^apftttiinn  unb  SltierglauBe. 

@otte§,  ber  int  ^-)immel  ift,  i^n  erfdjredt,  fo  muf;  er  ben  ^imm-- 
lifc^en  ®ott  öerleugnen  unb  fid)  felbft  ücrgöttern.  S2BiC(  er  feine 
göttliche  9latur  üeriioHfommncn,  fo  muJ3  er  fi(^  mit  ber  Sßeltfeele 
perfonifijiren,  bie  bie  gemeinen  Seilte  S:ämon  ober  (Sngel  bes  216» 
grnnbe§  nennen,  g-olglid^  ift  ber  'leufelöbienft  bie  'f)öd^fte 
Spi^e  ber  menfd^Iidien  ^crfeftibilität.  Sie§  ift  ha^^  letüe 
unb  '^öd^fte  ©e^eimni^,  nad^  bent  ber  ®orbonari§mu§,  ^ungitalien 
unb  äf)nlid^e  ©e'^eimbünbe  (Suropay  ftreben.  5(f[e  fommen  jur 
SSerteugnung  @otte§  unb  jnr  Sbentifijirung  ber  menfd)Iid^en  mit 
ber  bämonifcöen  Statur"  (Slide  in  bie  Diömifd^e  JRepublif, 
(S.  336.  337). 

„3u  Sonbon  voax  eine  ber  großen  ,(Sonnen' biefeS  carBonarifdjen 
Sttuminati^muÄ.  gdj  mu^te  i()m  ein  überaus  lüii^tige»  Söillet  über» 
bringen,  ba§  in  eine  Stange  Siegeriad  geijüttt,  ober  beffer  gefagt,  ba§ 
über  ber  9?oIIe,  in  bie  e§  gefaltet  tt»ar,  eine  Um'^üttung  üon  fo  njoI)t 
geformtem  unb  geglättetem  (5iegelfadl)attc,ba^  aud^  ta§  geübtefte  Singe 
nicCittf  an  bemfelben  getoittert  I)aben  föürbe.  (S§  tt»ar  notürlid^  in 
Ziffern  gefd&rieben.  ©eine  5Ibreffe  I)atte  iä)  ber  SSorfidfit  rt)egen  unter 
ber  (SoI)Ie  eine§  meiner  Scliu'^e  aufgezeichnet  unb  bann  auf  einen  j^efeen 
gelben  Rapier»  fopirt.  So  lieB  id^  mid)  bom  ^utfc^er  in  Sonbon^ 
ältefte»  3£^^ti^"i"  fal}ren.  S3ei  einem  ^reujföege  flieg  id^  au§  bem 
Söagen,  inanb  midi  burd^  ctlidfie  fc^mutüge,  ungepffafterte  ©ä^dien, 
bi»  id)  5U  einem  bunflen  ©ingange  gelangte.  2II§  id)  biefen  Ijintcr 
mir  l^otte,  befanb  idj  mid^  in  einem  engen,  fd^muüigen,  rauchigen 
§ofe,  in  bem  ba§  Iiol^e  ^au§,  bo§  il)n  einfd)Io^,  nur  ein  flein 
luenig  üom  §immel  fefien  Itefs.  Unter  einem  üeinen  $ortifu§  jeigte 
fid)  eine  treppe,  unb  am  g-u§e  berfelben  ein  ©diul)flider  al» 
^aue'^ofmeifter,  ben  idj  in  englifdlier  SpradjC  fragte,  in  h)eld^em 
Stode  Tlv.  ©biiiarb  moline. 

„SDer  ft'ünftler  jie'^t  erft  feinen  ^ed)bral)t  biird^,  Üopft  bann 
mit  bem  Jammer  barauf,  unb  oljne  e»  auc^  nur  ber  9J^üI)e  mert^ 
gu  finben,  bie  5Iugen  ju  erl^eben,  antwortete  er  lafonifc^:  .dritter 
Stod,  9h'.  2,  ©lüde  linfl."  ,'3^anf',  fagte  id^  unb  ftieg  nun  üiele 
abgetretene  Stufen  unb  adjt  SBenbungen  ber  S^reppe  empor,  bi§  ic^ 
§u  einer  grünen  S;^üre  !am,  auf  ber  ein  Sd^ilb  üon  glängenbem 
SJteffing  angebrad^t  mar,  ha^  bie  5Iuffd^rift  füljrte:  Mr.  Edward. 

„3d^  Üingle,  pre  ein  fernem  (Slodcngefdiclt,  bann  ein  Sd^Ieifen 


III.  3t6ergtaube  im  Slllgemeineti.  335 

üon  (Sc[jleppf($u^en,  ein  bum^fel  §üfteln,  unter  bem  fic^  eine  tier= 
gitterte  Deffnung  an  ber  Sf)üre  auftaut,  burd^  \vtld)t  ein  ^aar 
matte  Slugen  eine  gute  SBeite  f|3äf)enb  f^erüorglo^en,  bi§  fid^  eine 
freifc|enbc  Stimme  {)ören  lä^t: 

jSBer  ift'§?     3i^a§  luoHen  @ie?' 

,93i§  äum  2;obe',  antn^ortete  id)  mit  unjerer  gelüot)nten  ^orole. 
S)ie  ST^üre  gel)t  auf.  ©ine  einge[(^rumpfte  fatjle,  safinlofe  Stite 
fte^t  üor  mir  unb  fagt:  .Seien  Sie  njtttfommen;  fu(i)en  Sie  ben 
§errn?'  —  ,^a,  9J?r.  (Sbtüarb.'  —  ,9?ur  immer  fierein;  folgen  Sie 
mir.'  SDamit  üerriegelt  fie  bie  Z^ixv  loieber  unb  ge^t  fc^Ieppenb 
üoran,  mit  bem  ^opfe  beftänbig  nidenb  unb  i^r  rt)eitfattige§  ßleib, 
ba§  offenbar  an  bie  ^rarfit  ber  ^Bäuerinnen  üon  2SaIe§  mahnte, 
bei  jebem  Schritt  in  eine  freifenbe  93en)egung  fe^enb.  S)er  @ang 
führte  in  einen  Saal  mit  einem  ^ifd^e  üon  S^u^baum^olj  in  ber 
SJiitte,  od^t  bi§  §el§n  alten  mit  rotfiem  Sammt  überzogenen  Sefin* 
ftü^Ien  an  ben  SBänben  unb  einem  alten  ^rebenätifc^e  gnjifc^en 
ben  beiben  i^enftern. 

„^d)  machte  mir  allerlei  ß5eban!en,  aU  bie  5Itte  tüieber  :^erau§= 
!am  unb  mit  guderfü^em  Säd^eln  mir  bebeutete,  baf3  ii^  eintreten 
fottte. 

„®iefe§  britte  3^^^ii^e^  "jl^tte  feine  beffern  EReubel,  aU  bie 
beiben  anbern.  S"^  fpäfje  naä)  bem  SSeföofiner  unb  fel^e  enblid^ 
im  §intergrunbe,  tjinter  Papierrollen  unb  alten  Sd^arte!en  förmlid; 
üerfdianjt  ein  alte§  23^änn(^en  in  einem  rot§Iebernen  2e^nftuf|Ie 
fi$;en,  'oa§'  langfam  feinen  ^a^ttop^  an  beffcn  Scbläfen  nur  nod^ 
tüenige  graue  §aare  bie  eljematige  ^opf^ier  anbeuten,  gegen  mi^ 
öcrnetgt.  Gg  war  in  SSatirljeit  ein  rac^itifc^er  budliger  2t(ter,  mit 
einem  langen,  fdimaten  ©ro^fopf,  gn^ei  enblofen  SCrmen  unb  ein 
^aar  ^änben  baran,  bie  au§faf)en  tüie  jrtjei  9^uberfc^aufe(n.  ^i) 
trete  nät)er,  melbe  t^m  meine  Diunbreife  für  bie  italienifd^e  Sen^ 
bita  unb  überreiche  i^m  meine  Stange  SiegeKad.  @r  fief)t  mi(^  an, 
löd^elt  fo  ein  SßiSdien  jmifd^en  §iüei  bünnen  meinen  Sippen,  §ünbet 
eine  ßer^e  an,  fc^meljt  mit  au^erorbentlid^er  t^ev'tigfeit  eine  ganje 
Seifte  beä  Sodg,  er{)i|t  bie  anbere  unb  h)idelt  in  einem  Stugenblid 
bie  Papierrolle  unüerfel^rt  f)erau§. 

„j^er  SOlann  fprad^  ben  größten  St)ei(  ber  europäifd^en  Sprachen 
mit  üoüfommener  Seidjtigfeit,  namentlid^  beutfd^,  itaüenifdEi,  fpanifd^, 


336  Sweite^  93uc^.    ^5apfttl)um  unb  9lberg(au6e. 

fi-anjöfifd)  unb  bie  flaüifc^en  SJ^unbarten.  ^n  ein  ^aar  SJünuten 
Ijatte  er  bie  ©eljeimjc^rift  gelefen  unb  fie  öor  meinen  Stugen  lieber 
ücrljrannt,  iüorauf  er  fid)  an  mid^  lüanbte,  mid)  an  feiner  Seite 
^^iai^  nefimen  lie^  unb  mir  in  gutem  Stalienifc^  fagte:  ,3uliu§, 
@ie  [inb,  olnüoljl  nod^  jung,  bod^  fc^on  ein  lüaderer  unb  braud^» 
barer  $8ruber,  id^  freue  mid),  baJ3  bie  SSenbita  ©ie  ju  einer  fo 
eblen  unb  sarten  Senbung  gen)äf)It  :^at.  Sie  SSrüber  öon  bort 
fragen  mid^,  mie  fie  fi^  in  ber  neuen  l^rife,  bie  über  Italien 
Ijereinbridjt,  ju  »erhalten  Ratten.  Sagen  Sie  ifjuen,  fie  foKen  fid^ 
nid^t  att^ufefir  beeilen;  eure  füblidien  ^f)antafien  unb  euer  ^ei^e§ 
Slut  laffen  ^nd)  nur  ju  leidet  bie  Sadfien  überftürjen.  ^^x  mü^t 
uorerft  ben  Un^hvnd)  in  Si^anfreid^  abtoarten,  bann  aber  benfelben 
mit  ^raft  unb  @efd)id  unterftül3en.  ^arlX.  mit  aH  feiner  bem 
Sc^iffbrud^ie  üon  89  entgangenen  :|)omp^aften  Slriftofratic  ttjirb  in 
luenigen  9J?onaten  rt)ie  ein  elaftifd^er  $8at(  ou§  %xantxd<a^  gefc^Ieubcrt 
fein.' 

„,2Bie  ^a^j  ?'  fagte  idj.  ,(äben  je^t  bebrängt,  erobert  unb 
crftürmt  ber  SJ^arfd^aü  öon  ^öeaumont  Stigier;  biefer  Sieg  tüirb 
STarl  X.  auf  bem  2;^rone  befeftigen.' 

„,9JJad£)t  euc^  teine  Sorgen,  £arl  ift  üon  ben  Sörübern  met)r 
bebrängt  unb  überliftet,  al»  Sttgier  öon  33eaumont'§  Strmee.  @r 
luirb  in  Salbe  fallen;  2oui§  ^^ilt|)p  öon  Orleans  toirb  i^n  er* 
fe|cn  unb  regieren.' 

„,^ber  ber  öon  Drlean»  ift  ein  öerfc^mi^ter  Sd^taufopf;  Jüenn 
er  §ran!reid^§  ^one  erljält,  fo  n)irb  er  fie  fraftöoH  auf»  §aupt 
brüden.' 

„,S3at)',  öerfe^te  ber  Suditge,  ,l)aben  9lapoIeon  bie  ^ronc 
genommen,  ber  bod^  um  fein  foiferIid^e§  S)iabem  gefd^rieben  ^attc: 
SG3eI)e  bem,  ber  e§  anrüfjrt!' 

„Qnbeffen,  um  auf  unferen  ©egenftanb  gurüdjufommen,  fie^t 
man  barau§,  mie  bie  @ro|meifter  ber  58ünbe  unfid^tbar  finb." 

„9}Jein  budliger  Stiter  föar  ein  fo  mäd^tiger,  fd^arffef)enber,  au^ 
bie  entfernteften  S)inge  überblidenber  unb  orbnenber  ®eift,  ba§  er 
feinem  tjoI)en  Soften  gettji^  atte  S^re  mad£)te.  (Sin  2Jiann,  ber 
ben  Satan  fetbft  in  feinen  9tbern  glüfjen  füi}Ite  unb  bie  §ötte  in 
feinem  §erjen  brüllen  l^örte  —  ^atte  er  bei  feinen  eifigen  Qü^tn 
boc^    bie  @utmütf)ig!eit   auf   ber  Stirne,    bie  Sn^otens   auf   ben 


III.  2t6erglaube  im  Sdigemeinen.  337 

Sippen  unb  faft  ettüaS  2tffen^afte»  in  Slicf  unb  ^tusbrucf.  ®er 
2J?anu  Jiatte  alle  S3enbite  Italiens,  ?5ranfreic|§  unb  ^eutjc^IanbS 
bei'ui^t,  ben  §äuptern  berfelben  bie  fcftauerlicfiften  Schwüre  ah-- 
genommen  unb  enbtid)  in  feinem  @d^(upfminfel  ju  Sonbon  bie 
gäben  aller  ^rojefte,  aller  Umtriebe,  Unter^anblungen  unb  ade 
geheimen  ©Triften  unb  Urfunben  be§  S3unbe§  sufammengejogen. 
@^e  er  mic^  narf)  ßrlebigung  meiner  ©efd^öfte  narf)  SBarjt^au  ent* 
lie^,  gab  er  mir  fo  bestimmte,  fo  rao^Iburd^bac^te,  fo  flar  gefönte 
2lufträge,  ba^  icf)  be§  Stu^gange»  fidier  fein  fonnte,  fofern  id)  nur 
feinen  S5?eifungen  in  StUem  folgte." 

„S(m  rü^rigften  ertteift  fid^  unfere  ©trategif  gegen  bie  ^efuiten, 
biefe  unfere  etüigen  geinbe,  bie  ftir  niemals  unb  unter  feiner  SSor- 
auSfe^ung  in  unfere  ©efetlfd^aft  aufjunetimen  fd^mören.  ^tnt 
italienift^en  Staaten,  bie  feine  ^efuiten  f)aben,  rüfimen  mir  al§ 
blüf)enb,  aU  gebilbet,  aU  tioll  öon  ^ioilifft^ion  unb  2eben§t£)ätig^ 
feit.  Sm  ^a^re  1833  mar  in  einem  berfelben  bo§  @erüd§t  im 
Umlauf,  ha^  ber  ajionarc^  bie  SSäter  ber  ®efellf(^aft  ^efn  motte 
fommen  (äffen.  jDüS  mar  genug,  um  un§  oeranla^t  p  finben, 
baf;  mir  einen  tüchtigen  9}?ann  an  atten  |)auptftra|en  ber  ©tabt  in 
großen  S3u(^ftaben  unb  mit  ^o!^Ie  bie  SBorte   auffd^reiben  liefen: 

,^eine   S^fuiten;     ober !'     SS)a§   mirfte;    man   fürd^tete 

eine  gef)eime  SSerfc^mörung,  2:eufel§fpuf  unb  bergleid^en;  fprad^ 
aber  nid^t  mef)r  öon  ben  SSätern."  „Sßon  ben  ©toaten  bagegen, 
mo  biefelben  aufgenommen  finb  unb  mo  fie  ©deuten  unb  ^nftitutc 
befi^en,  fagen  unb  fc^reiben  mir  munberbare  2)inge  über  Unmiffen« 
l^eit,  Stberglauben,  ^ntriguenmefen,  nationale  SSerfommenf)eit,  Stb- 
neigung  gegen  alle  Söilbung,  ba^  man  üon  Sübanefen  unb  ^*oaten 
nid^t  fd)Iimmer  fprec^en  fönnte.  jJ^ennod^  fürd^ten  mir  biefe  {^rei= 
^eitSfeinbe  in  fo  l^o^em  ®robe,  ba^  mir  in  ben  ©tobten,  mo  fic 
ein  ^oHeg  eröffnen,  alfogleic^  aud)  ein  ,gel)eime§  ^omite'  bilben, 
ba§  mit  '^unbert  3(ugen  über  fie  mad^t  unb  bem  ^entralfomite  bie 
genoueften  Serid^te  über  i[)re  Sf)ätigfeit  liefert.  35or  atten  fingen 
muffen  unfere  Seute  burc^  jeglid^e^  Tlittd  bie  Qlttxn  abju^alten 
fudjen,  ba^  fie  ben  ^efuiten  i^re  ^inber  nidEit  jur  (5rjie£)ung  an= 
ücrtrauen.  ©elingt  bie§  nid^t,  fo  muffen  fie  menigften§  beftrebt 
fein,  jene  jungen  Seute  um  ben  ©d^a^  ber  ©ittlid^feit  ober  be§ 
®Iauben§  ju  bringen,  fobalb   fie  einmal  Dom  ^ottegium  nad^   ber 

t).  ^oenebtoed),  *i3apflt^um.   I.  22 


338  StDz\ti§  ^üä).    ^apyttf)um  unb  Stberglaube. 

Uniüerfität  abgeben  ober  in  ben  @c^oo|  ber  gamilie  äurücEfe^ren 
(a.  a.  D.  (3.  339  bt§  348). 

S)ie  folgenben  @efc^tcl)ten  finb  ber  ®ipfe(  ber  ^benteuerü(^!eit : 

„2öir  an  ber  Unioerjität  nannten  fie  ^uno.  SSiele  öon  ben 
©tubenten  öerliefiten  fic^  in  fie,  ic£)  afier  am  aUertoIIften,  fo  \>a^ 
tc^  fie  förmüd^  anbetete.  ®iefe§  Sßeib  nun,  bie  id^  für  ein  ^irnnt'- 
Iifc|e§  SBefen  t)ieÜ,  toav  ein  eingefleifd^ter  S)ämon  unb  ber  @e= 
fettfd^aft  ber  ^öttifc^ften  @ei)eimniffe  be§  ^HuminatiSmuä  fo  eng  tier-- 
bunben,  ha^  e§  in  berfelben  \ia^  3tmt  einer  SBerberin  unb  SIReifterin 
^atte.  3Sie  fie  fic^  nun  üon  mir  fo  grenjentoS  angebetet  fa^,  fon-- 
birte  fie,  ob  ic^  einen  filtern  ®runb  abgebe,  um  weiter  gu  fd^iffen 
unb  erfannte  balb  mein  finftereS,  Iafter:^afte§,  ungläubige^  unb 
jeber  Seibenfd^aft  jugängtid^eS  ßiemüt^.  Ttt^t  braucEite  fie  nic^t 
unb  War  alfo  fieser,  bie  S3urg  meine»  ^erjenS  fc^on  gemonnen  ju 
l^aben.  5lbfoIute  Herrin  über  mic^,  begann  fie  nun,  m\ä)  in  bie 
erften  SSor^öfe  ber  gotttofen  9Ji^fterien  2Bei§§aupt"0  eingufül^ren. 
Sd^  beftanb  berma^en  jebe  ^robe  unb  bewies  mic^  it)r  fo  treu  unb 
ergeben,  ba^  fie  enblidi  ba§  ^ößifcfie  Siegel  be§  legten  ©e^eimniffe» 
brac^  unb  mid§  in  ben  tiefften  Srf)tunb  be§  %^kxt§  be§  3)?^fterium§ 
fd^Ieuberte.  ^eter,  bie  SJad^t  fei  üerflud^t  in  @mig!eit!  9^ad^bem 
mir  ^oratice  ben  fatanifdEien  ^ult  üoüftänbig  entfc^teiert  £)otte, 
na^m  fie  micf)  bei  ber  ^anb,  ergriff  mit  it^rer  Sinlen  eine  Saterne, 
burd^fc^ritt  alle  Biwmcr  i^rer  SBo^nung,  bie  fid^  im  erften  (Stode 
befanb,  unb  ftieg  eine  S^reppe  hinunter.  S3eim  SSiber^lIe  eine§ 
jeben  Schrittes  Ijörte  idE)  üon  unten  {)erauf  etwa§  wie  ba§  ©dfinauben 
eines  5RoffeS,  unb  al§  mir  unten  angefommen  Waren,  ein  l^eftigeS 
SSie^ern  unb  (Scharren  im  ^intergebäube.  S)oraIice  öffnete  eine 
2;J)üre,  unb  Wir  ftetjen  im  ©talle. 

„§ier  fat)  id^  nun  einen  §engft  angebunben,  fdiwar^  wie  bie 
Dkc^t,  mit  einem  weisen  @tern  auf  ber  ©tirne,  ber  faum  feine 
§errin  erblirfte,  aU  er  gu  wie'^ern  aufhörte,  ober  bafür  fd^ wollen 
t^m  alle  SJiUöfetn  am  Seibe;  er  fd^Iug  mit  feinem  mächtigen 
(Schweife  üon  oben  nadE)  unten,  fd^üttelte  feine  3JJä^ne  unb  fpi^te 
feine  D^ren  wie  jwei  iSafiliSfensungen.  SDoralicc  fe^te  bie  Sampe 
auf  ben  9tanb  eines  na^ien  33runnen§,  ber,  öon  bem  matten  £id§te 
berfelben  erIeucE)tet,  einen  un^eimlidEien  3(nblid  gewäl^rte. 

„Se^t  fagte  3)oraIice:    ,5lriftobemo,  ^a§  ift  Slriel,  mein  guter 


III.  2l6erglnube  im  StUgemetnen.  339 

S^ämon;  lege  Seine  redete  §anb  auf  2IrieI§  §aarbüfcf)el  §njifc|en 
bie  D^ren.'  ^d)  jitterte;  ftrecfte  aber  bte  §anb  au§,  unb  ba§ 
«Pferb  j(^noubt  unb  rei^t  untoirfd)  ben  ^opf  in  bie  §ö§e.  ®ic 
3;eufell^e£e  jc^aut  mic|  au  bitterböfe  unb  ^errfc^t  mir  ju:  , feiger, 
3)u  §itterft?  Stifo  ®u  glaub[t  noc^  on  ®ott?'  ^c^  füpe  mir 
ba§  S3Iut  in  ben  Slbern  gerinnen;  fie  \pxa6)  ein  beutf(^eg  SBort 
au§  unb  5triel,  ber  bi»  je^t  gan§  tt)ilb  bageftanben,  bog  bemüt^ig 
feinen  Ko^f  ntcber  unb  id^  legte  meine  ^anb  barauf.  ^e^t  f^öpft 
^ia^'  SBeib  eine  ^anböotl  SBaffer  an§  bem  Srunnen, '  f^ri^t  e§  mir 
in'§  ©efic^t,  fäf)rt  mit  bem  ^ciö^finger  nad6  SlrieB  weitem  ©tern 
unb  fagt:  ,Sd§  taufe  S)i(^  im  3^amen  5(riel§.  SSon  je^t  an  ttjirft 
2)u  Spencer  fiei^en;  StrielS  Weimer  ©tern  fei  ®ir  günftig  unb  fieil-- 
bringenb.' 

„3lün  banb  fie  ba§  ^ferb  Io§  unb  trat  mit  mir  mitten  in  ben 
•Statt.  ®er  §engft  näfierte  fic^  nicEit.  ®a§  SBeib  legte  mir  j;e|t 
bie  linfe  §anb  auf  bie  red)te  Schulter  unb  fu^r  mir  mit  ber 
Siedeten  nad^  ber  ©egenb  be§  ^erjenS,  ba§  angftüon  fc^Iug.  ®a= 
rauf  luanbte  fie  ben  ^o^jf  bem  ^ferbe  gu  unb  t^at  mit  ben  Sip^Den: 
,^app.'  Sag  ^ferb  brer)te  fid^  bli^fc^nett,  !am  5U  un§,  fc^nob 
mit  ben  SfJüftern  an  bie  §anb,  bie  fie  auf  meinem  ^erjen  l^atte, 
unb  n)ie§erte  unb  fcEiarrte  l^eftig! 

„Soralice  trat  ein  wenig  äurücf,  fdCiaute  ba§  5|Sferb  an,  rief  i^m 
einige  SBorte  in  beutfcEier  ©prad^e  gu,  tüorauf  ha§  5ßferb  in  bie 
|)ö]^e  fu^r  unb  auf  ben  Hinterbeinen  ftefienb  mit  bem  ^opfe  faft 
an  bie  Sedfe  reid£)te.  ^e^t  fdjtug  fie  bie  §önbe  jufammen,  5lriet 
Iie§  fid§  nieber  unb  ftanb  ta  ^al^m  tuie  ein  Samm. 

„SfJun  na^m  Soralice  ben  B^atvl  üon  ben  «Schultern  unb 
breitete  i^n  Striel  auf  ben  9lücfen.  Sag  5|5ferb  bog  bie  ^niee  jur 
(£rbe  unb  legte  fic^  nieber.  S^ai^bem  bag  SBeib  fic^  barauf  gefegt 
l^atte,  ftredte  eg  erft  ben  einen  bann  ben  anbern  %u'^  augnjärtg, 
fd^üttelte  fid^  unb  ftanb  tuieber  auf  ben  S3einen.  Sie  ^eje,  bie 
augfa^  lüie  Sejanira  auf  bem  S^entauren,  rief  mid^  unb  fagte: 
jStriftobemo,  t)alte  beinen  ^opf  unter  meinen  f^u^'  ^c^  bog 
mid)  unb  tf)at  fo;  fie  trat  feft  barauf  unb  rief:  ,®efc|ttJorner 
2lrielg,  tüirft  bu  bem  @ngel  öom  niei^en  Sterne  treu  fein?'  S^ 
ontnjortete:  ^a.  ^Uä)  biefen  SBorten  fc^Iug  ftc  bem  ^ferbe  mit 
ber  offenen  §anb   auf  ben  9tüden;  bog  ^ferb  gitterte,  fc^naubte, 

22* 


340  Stoeitt§  SSud).    ^ap[ttf)um  unb  Stberglaube. 

fd^äuntte  unb  ftatnpfte  auf  ben  ©oben,  bann  f(^fng  e§  au§,  6i§ 
i^m  ®oraIicc  ntit  ber  §anb  in  bie  3Jiä^ne  fu^r  unb  mit  bumpfer 
Stimme  fagte:  ,5(riel,  Xeucer  gel^ört  STir  frf)on,  beruhige  S)ic^-, 
unb  ba§  Xf)ier  toarb  rul^ig.  9J?it  einem  ©a^e  h)ar  ^oralice  mieber 
auf  ber  @rbe.  Sie  na^m  2(riel  ben  @f)ah)(  af),  marf  i^n  mir  um 
ben  §al§,  50g  mid^  ju  i^m  unb  jagte:  ,^üffe  feinen  ©tern!';  i^ 
!ü^te  i^n;  ,gieb  i^m  bie  §anb,  aU  ^fanb  ber  Xreue!'  unb  ba§ 
^5ferb,  njunberbar!  ^ob  ben  rechten  i^uf;  auf,  bot  i^n  mir  unb  id) 
brücEte  i^n. 

„^eter!  mie  fönntc  irf)  ^ir  bie  ©mpfinbung  befdireiben,  bie 
ba§  fatte  (Sifen  auf  micE)  madjte?  ^eter,  "oa^  @ifen  fü^Ie  i(|  nod^ 
immer  in  meiner  §anb,  ber  |)uf  loftet  mir  no(j^  immer  barauf. 
Slriel  fa"^  mic^  an,  er  üerftanb  mic^,  BIie§  bie  SZüftern  ouf,  f läpperte 
bie  Sippen  auf  einanber,  fprifete  mir  ben  (Sd^aum  in'§  ©efid^t;  f)ier 
))ab  iä)  i§n,  :§ier,  er  brennt  mid^  fürc^terlic^.  2(riel  I)at  meine 
©eele;  ®oraIice  ri^  i!^m  ein  ^aar  ou§,  ffod^t  e§  in  einen  ^rei§ 
unb  fd^rieb  baju:  Gage  d' Ariel.  S)a  fiefi,  ic^  trage  e§  om  §alfe 
mit  ben  paaren  jener  SSerflud^ten.  5(riel  War  Satan,  2(riel  mie^ert 
je|t,  f(i)naubt,  fdjarrt,  beugt  bie  ^niee,  nimmt  mii^  auf  feinen 
Sauden,  h)ie  Xoralice,  unb  üerfentt  mic^  in  bie  ^öUe"  (a.  a.  £)., 
@.  378—381)1. 

„3tüei  ^age  barauf  erf)ä(t  er  ein  anont)me§  iBillet,  tuorin  ilim 
bebeutet  würbe,  er  folle  fid)  um  jmei  Uf)r  9^ad^mittag§  in  einem 
bezeichneten  ^offee^ufe  am  §afen  einfinben.  ^m  (Sintreten  foüe 
er  bem  Lettner  fagen:  ,(£ine  ^iQa^^e'V  J^it  ^en  gingern  fi^naljen 
unb  fid^  fogteid)  bie  91afe  mit  einem  getbfeibenen  Sadtuc^  pu|en. 
Um  jrtiei  Uf)r  war  Sioneüo  om  |)afen,  machte  bie  oerabrebeten 
^eid^en.  Worauf  ein  elegant  geüeibeter  |)err  fi^  tion  einem 
^olfter  erl^ebt  unb  mit  bem  SBorte  ju  i^m  tritt:  ,Sionef(o?- 
,®a§  bin  id)',  antwortete  er.  Sie  entfernen  fic^  mit  einanber 
unb  fteigen  im  §afen  in  eine  Ieic£)te  ^artane,  bie  in  ber  SWitte 


1  ®tefe  ©efc^ic^te  bon  bem  SEeufet  in  $ferb§geftalt  ift  fo  grotes!,  i)a% 
58re§ctant  felbft  für  gut  pit,  fie  obsujcfittiäiien  burif)  bie  3Serntut^ung,  ba^ 
$ferb  fei  tüoi)I  nur  \o  „breffirt"  getoefen,  äf)nliif)  roie  „Äunftreiterpferbe". 
Slber  in  ber  ^fiantafte  ber  Ieid)tgläubigen  unb  jugenbltc^en  Sefer,  für  bie 
SSregciani'g  Sflomane  beftimmt  ftnb,  bleibt  i>a§  S3ilb  bes  „öom  Xeufel  befeffe* 
neu"  ^ferbel. 


III.  5tberglaube  im  Sttlgemeinen.  341 

einen  weiplauen  ^^^^iöon  ^attc.  SioneHo  mu^te  fid^  fe|en,  bie 
3^orf)änge  luurben  ^iige^ogen,  unb  bie  S8arfe  bewegte  \id)  nun  buri^ 
ba§  Sabtjrint^  üon  ®(i)iffen,  bie  üor  SInfer  lagen,  oline  ba^  Sionetio 
gettja^r  föurbe,  nad§  tüel^er  9tid)tung  man  fal^re.  9Zad^  brei  SSiertet 
ftunben  lanbet  bie  Sarfe  unter  einem  ^tjürbogen,  ber  ein  wenig 
in"^  SJieer  üorftanb.  §ier  Wartete  bereit»  ein  eleganter  SBagen  mit 
einem  englif(f)en  ^utfdjer,  ber  an  feinem  linfen  5trme  ein  jierlid^ei 
(5)olbgefIecf)t  l)ängen  I)atte  unb  gwei  ^errüc^e  anbatufifd^e  ^engfte 
lenlte.  B^^ei  92eger  in  reid^fter  Sitjre  öffnen  ben  @cE)(ag;  Sionello 
wirb  bebeutet,  einjufteigen ;  ber  Unbekannte  folgt  if)m.  5lBer  aud^ 
im  SBagen  tonnte  er  nid^t  feljen,  Wof)in  man  fu|r;  benn  faum 
^atte  er  fic^  gefegt,  fo  gewahrte  er,  ba^  bie  feibenen  SSor^änge 
über  bie  genfter  gebogen  waren.  5lIIe§  war  ©e'^eimnil,  ber  Un= 
be!annte  t)atte  nie  ben  2)^unb  geöffnet;  erft  beim  ©infa^ren  in 
einen  rafigen  Seitenweg,  wie  e§  nad§  ber  fdfiwellenben  Bewegung 
bei  S33agen§  fd^ien,  fagte  ber  93?ann:  .SioneHo,  bie  groben  finb 
fürd^terlid^ ;  befte^ft  jDu  fie,  fo  werben  wirSicE)  aU  33ruber  begrüben.' 

„$8alb  barauf  f)ört  er  ben  SBagen  auf  einen  großen  S^^orweg 
raffeln.  @r  f^ält:  bie  @d^ Warjen  öffnen  ben  @d()Iag,  bie  S3eiben 
fteigen  au.^,  worauf  ber  SBagen  fidE)  rafd^  nadE)  ber  entgegengefe|ten 
9lic^tung  entfernt  unb  burd^  haSf  @d)üe^en  eineg  mäd^tigen  Xi^oxt^ 
ben  SlicEen  ber  Bw^^w'^^t^i^en^en  entzogen  wirb.  @ie  ftanben  je^t 
ganj  allein  am  ^^u^e  einer  SJJlarmortreppe.  '^cx  Unbefannte  fagte: 
,SE)e  S)u  nur  eine  einzige  ©tufe  {)inanfteigft,  mu^  man  feigen,  ob 
5)einc  ^niee  feft  finb;  !omm!'  Sr  öffnet  unter  ber  Sirep^e  eine 
eiferne  'Sf)üre,  unb  Sioneüo  fief)t  ftd)  in  bem  SlugenbüdEe  oon  einer 
großen  glamme  umfdE)Ioffen  unb  übergoffen,  weidet  aber  feinen 
Od^ritt;  ber  Unbefonnte  gie^t  iE)n  fogteid^  jurücE,  bie  Z^üxt  faßt 
fnarrcnb  §u,  unb  bie  flamme  ift  oerfc^wunben. 

„9Jun  ge^en  fie  Weiter  burd^  bie  |)otte,  biegen  Iin!l  in  einen 
©ang,  ber  in  eine  fanft  abfteigenbe  Xxtppt  enbet,  fteigen  biefe 
hinunter  unb  treten  balb  barauf  burd^  eine  anbere  Zt)üxt  burd^ 
jwei  öon  oben  beIeudE)tete  ^ellergewölbe.  §ier  war  eine  ganje 
9}?enagerie  öon  wilben  2;f)iercn:  S3ären,  ^t)änen,  Söwen,  Stiger, 
^antt)er  unb  Seoparben,  fömmtlid^  in  eiferne  Käfige  gefperrt,  bie 
ein  fürc^terlid^e§  unb  f)aarfträubenbe§  knurren  unb  Srütten  l^ören 
liefen.     ,3um  2;iger!'  ruft  ber  Unbefannte,   unb  eS  erfd^eint  ein 


342  3wette§  33u(^.    ^apfttljum  unb  2f6erglaube. 

2Bä(|ter,  ber  ausfielet  tüie  ein  Sieufet.  @r  fd^aut  ÖioneHo  tro|ig 
an  unb  fogt  mit  fpöttifcfjem  ©rinfen:  ,<Sie!^'  mir  in'§  ®efi(f)t.' 
ßionello  t^at  fo;  l^ierauf  öerfelt  ber  SJJonn:  ,(Sie^ft  ®u  ben  ^ömg§= 
tiger  bort,  bem  bie  ÖJier  au§  ben  2(ugen  leuchtet?  ^6)  ttjerbe  S)ir 
feinen  ^öfig  öffnen,  S)u  trittft  ein,  blicfft  if)m  unbetoeglid^  in  bie 
Stugen,  ertjebft  biefe  ^eitfiiie  über  feinem  ^'o^f,  brof)ft  i^m  unb 
ftei^ft  ftitt.  Söenn  er  S)id^  befd^nüffelt,  fnirfc^t  unb  fd^naubt,  bann 
n^etie  S)ir,  fo  S)u  jitterft  unb  §urüdn)eicf)ft,  —  ®u  bift  jerriffen.' 
S)er  SBärtcr  nöl^ert  fid^  unb  tjeult:  , Serenice'.  S)em  X|iere  bli^t 
e§  au§  ben  Stugen,  e§  ^^el^t  fid^  in  ben  ^intergrunb  be§  ^äfig0 
gurücf.     S)er  SJiann  öffnet  unb  ftö^t  ßionello  l^inein  ..." 

„9^ac^  biefer  ^robe  üon  Unerfd^rodfen^eit  !u^te  ber  Unbe!annte 
Sionetto  auf  bie  Stirne.  S^iad^bem  fie  hk  ^ö^h  öerlaffen  f)atten, 
folgten  nod^  anbere  entfe|Iic^ere  groben,  bie  ic^  ®ir  nidf)t  ergäfite, 
benn  S)u  toürbeft  bei  5yiad^t  nur  bie  gurd)t  beS^alb  I}aben.  SioneUo 
beftanb  fie  olle." 

„Snbeffen  rt)ar  bie§  alle§  nod^  ni(f)t§  gegen  bie  te|te  ^robe. 
SSeil  ßionello  ein  fefteS  unb  entfd§Ioffene§  ^erj  gezeigt  l^atte,  lüarb 
er  je^t  bie  gro^e  %xt)ppt  l^inoufgefü^rt,  an  bereu  (Bnht  fid^  ein 
prad^töotter  ©aal,  gan§  mit  flanbrifdien  Xe^^jicfien  bebedt  unb  mit 
©Riegeln,  ^anbelabern  unb  9JJeubIe§  üon  gauberifd^er  ©c^öntieit 
öerfe^en,  öffnete;  a]i§>  bem  ©aale  trat  man  in  (SJemödier,  in  benen 
ein  orientalifd^er  2uju§  fic^  entfaltete.  5yjod^bem  SioneHo  in  ein 
!Ieine§  ^abinet  geführt  tüorben,  warb  er  üon  feinem  ©eleitSmanne, 
ber  fid^  buri^  eine  9^ebentl)üre  entfernte,  aüein  getoffen.  SSö^renb 
ßionetto  nun  fo  bafi^t  unb  bie  feenl^afte  ^rod^t  unb  |)errlidf)!eit 
beÄ  tieinen,  aber  reisenben  @emacf)e§  bemunbert,  i)ört  er  ^jIö^IidE) 
gu^tritte,  unb  einen  2(ugenblid  barauf  fiet)t  er  ein  SSefen  üor  fidEi 
erfdfieinen,  ba§  i^m  bem  ganzen  2(u§fef)en,  ber  |)altung,  ben  ©e-- 
bärben  unb  ben  leud^tenben  2(ugen  nad^  nicE)t§  2lnbere§  benn  eine 
Königin  gu  fein  fd£)ien.  ©ie  mar  in  ber  Xrac^t  einer  Kreolin  üon 
^üba  in  fd^marjem  ©ammtüeibe  mit  ©olbtreffen;  unter  einem 
©ürtel,  beffen  ©d§Iie|e  orientalifc^e  9lubinen  bilbeten,  erfc^ien  ein 
furjer  "iRod  ebenfalls  üon  rotf)em  ©ammt,  ber  fid^  unten  in  Weiten 
i^atten  fd^Io^;  bagu  bann  feibene  ©trüm^jfe  unb  ©d^u^e  üon  rotf)em 
^armoifin. 

„SioneÜo  mar  üon  bem  StnblicEe  mie  geblenbet.     @r  üerneigte 


III.  2iberglaubc  im  3lügcnteincn.  343 

ftc^  e^rfur^t§ooa,  unb  ha  fic  \iä)  freunbü^  neben  i^n  feöte,  jo 
begann  er  fidE)  in  f)öfli(fie  Komplimente  au§,^n(affen  unb  fagte,  er 
fü^Ie  \iä)  fiefeligt  burcf)  folc^e  ß^ire,  ja  überglücflic^  burc|  i^re 
göttliche  ©egenraart!  ^ber  ha§>  SCßeib  iüarb  je^t  mit  einem  SKale 
troöig  unb  ftreng.  ,Zi}oxV  fagte  fie,  ,meinft  ®u  mit  grauen  gu 
fpielen?  ^c^  nefjme  feine  anberc  a(§  blutige  SSeret)rung  an.'  S3ei 
biefen  SBorten  50g  fie  einen  ®oId)  au§  bem  S3ufen  unb  reichte  i^m 
benfelben.  ,@el^'  mit  biefem',  flüfterte  fie,  ,geV  unb  fto^  if)n  einem 
Jßerrätfjer,  ber  2;einer  ^arrt,  burd^'§  ^erj,  bring'  ifin  blutig  toieber 
äurüd  unb  erft  bann  tüirft  jTu  meiner  würbig  fein  unb  werben  wir 
®id^  oB  ©ruber  aufnehmen,  ^aft  ®u  nic^t  fo  oiel  ^erj,  fo  gieb 
it)n  mir;  ici)  n}itt  bie  ?^eig(inge  üertreten,  unb  bieg  fott  ber  elfte  fein, 
ben  ic^  abf(^Iac£)te,  —  ein  efirlofe»  Dpfer  feinel  gebrodjenen  (£ibe§.' 
„Xk  gurie  fte^t  auf,  fa^t  Sionetto  am  Slrme,  reißt  eine  X^üre 
ouf,  ftö^t  ben  S3etäubten  ^inau§,  fd^Iiefet  unb  üerfifitüinbet.  ^rau^en 
ftef)t  ein  riefenljafter  iJleger,  ber  ßionetto  tüinft,  if)m  ju  folgen. 
9iac^bem  er  ben  ©injunjeifjenben  mehrere  bunfle  treppen  ^inab-- 
gcfüJirt,  gie^t  er  if)n  in  ein  frfitüarj  au§gefc^Iagene§  3intuter,  ujo 
Sionetto  im  ^intergrunbe  einen  SRann  in  betenber  Stellung,  ba§ 
®efi(^t  §tüifc§en  ben  Rauben,  getuaf)rt.  S)a§  Sid^t  tt3ar  matt  unb 
fd^wacf).  Ser  9Zeger  §eigt  it)m,  of)ne  ein  SBort  ju  fagen,  taä 
Dpfer  unb  bebeutet  i|m,  inbem  er  ben  2(rm  er^ob  unb  bie  gauft 
ballte,  bem  Unbefannten  ben  S)oIc^  in  ben  §al§  ju  fto^en.  Sionello 
näf)ert  fic^  auf  ben  Sti)tn,  beugt  fic^,  füf)rt  einen  2to^  nac^  ber 
^u(§aber  unb  gie^t  ben  S)oIc^  jurücf.  S)er  Ungliidlidfie  menbet  fid^ 
um,  fät)rt  mit  ber  $anb  narf)  ber  SBunbe,  erfiebt  bie  Stugen  unb 
fagt:  ,öioneIIo!  Xu?  .  .  .  @5Dtt  üer^eilie  S)ir  .  .  .  id)  öerjei  .  .  .',  fan! 
rücfwärtä  unb  oerfc^ieb"  (a.  a.  D.,  8.  405—411). 

7.   S)er  Xa?:iI=SSoug^an=®(^iüinbet 

©in  befonbereg  ©inge^en  erforbert  ber  fd^on  ermähnte  %aiciU 
SSaug^an=(Sdf)tt)inbeI,  weil  feine  ©ntlaröung  gugleidö  bie  äu^erfte 
SÖIolftettung  be§  $apftt^um§  ift. 

S)ie  (Sc^tüinblerfirma  Siajil^SSaug^an  I}ot  fid^  ha^  grofee  SSer» 
bienft  erttjorben,  ber  SSelt  l^anbgreiflirf)  ben)iefen  ju  l^aben,  ha^ 
lüüfte  ^^antafien  unb  pornograpI)ifd^e  Sluggeburten  auc&  ^eute  nod^ 


344  Stodtiä  S3u^.    ^ap[tt^um  unb  Slbergtaube. 

einen  ttjefentlid^en  Seftanbt^eit  be§  römifcfien  2Biberc^riftent^um§ 
BUben;  hal^  auc§  ber  gegenttjärtige  „«Statthalter  ®£)rtfti",  Seo  XIII., 
tuie  feine  SSorgänger,  Tregor  IX.,  3ot)ann  XXII.,  ^nno^enS  VIII. 
u.  f.  ID.,  bem  ilöbfinnigften  2lberglauben,  ben  jc^änblidiften  ©nt- 
ftettungen  jeber  üteligion  f^reibrief  unb  @egen  ert^eilen;  ba^  biefer 
„tion  ©Ott  gefegte  Sel)rer  ber  2Ba!^rf)eit",  biefeg  „tion  ®ott  gefegte 
§au^t  be§  tt)at)ren  ©^riftent^umS"  burc^  fein  üBerragenbe§  Sln= 
feigen  in  ber  !atf)oIifd§en  Sßelt  in  unge^euerm  9J?aa^e  ^a^u  beiträgt 
unb  unmittetbor  öeranla^t,  "oa^  unbefd^reiblicler  (Sc^mu|  unb 
^ornograp:^ifc^er  93Iöbfinn  ^opf  unb  ^erj  berjenigen  anfüllen,  bie 
öon  i§in,  bem  „Stattl^alter  Gl^rifti",  gefüt)rt  werben  foHen  „auf 
erleud^teten  Söegen  göttüd^er  SBa^r^eit  unb  ©efittung". 

2lm  19.  ^^ril  1897  erflärte  Seon  %aiii  im  @i|ung§foaIc 
ber  „©efeüfc^aft  für  @rb!unbe"  §u  ^art§,  unter  ungef)euerer  9(uf» 
regung  feiner  Qu^öxtv,  fein  ganjeS  6i§t)ertge§  S^^un  unb  S^reiben, 
feine  Sudler  unb  @d)riften,  fei  ein  einziger,  großer,  mit  üoÜem 
S3ett)U§tfein  öon  i^m  begonnener  unb  fortgefe^ter  (3(|ft)inbel. 
la^ii  fd^Io^  feine  über  alle  aj?aa^en  5t)nifd)e  Siebe  mit  ben  an  bie 
ga^Ireic^  üerfommelten  fat^olifd^en  ©eiftlid^en  unb  Sournaliften  ge= 
rid^teten  SBorten:  „3J?eine  l)oc^tt)ürbigen  SSäter,  ic^  banfe  aufrichtig 
meinen  ^oüegen  ber  fatJioIifdien  treffe  unb  unferen  Ferren  SSifd^öfen 
bafür,  ba^  fie  mir  fo  trefflid^  ge{)oIfen  t)aben,  meine  fd^iJnftc  unb 
größte  9Jft)ftifi!ation  gu  organifiren." 

SSer  tüar  ^ajil,  unb  welches  tüar  feine  „SW^ftififation"? 

3m  Sttl^re  1885  „befe^irte"  fic^  ber  in  f^ranfreid^  fel^r  belannte 
Sd^riftfteller  unb  greiben!er  Seon  ^ajil.  (Sofort  na|m  i^n  ber 
pä|)ftUd^e$yiuntiu^in  ^ari§,  SKonfignore  bi  Sfienbi,  unter  feine 
befonbere  Dbi)ut  unb  forberte  iiin  auf,  tüie  er  früf)er  burd^  feine 
Sd^riften  gegen  „bie  ^irdie  ®otte§"  gefämpft  ^abt,  |e^t  mit  feiner 
geber  für  fie  §u  tt)irfen. 

©ifrig  fam  ^ajit  biefer  5tufforberung  nad^.  S3uc^  folgte  auf 
S3uc£);  alle  würben  üon  ber  fati)oIif(i)en  Söelt  nid^t  nur  getefen, 
fonbern  üerfd^tungen.  Sein  be!anntefte§  SSer!:  „Les  Freres 
Trois-Points,  bie  ©rei-^^unfte^Srüber"  (^ari§1886,  2S3be.) 
tüar  in  tüeniger  aB  fünf  9[Ronaten  fc^on  in  22,000  ©jemplaren 
abgefegt.  ®er  „beutfdie"  ^efuit  ^.  ©ruber  üe^  bo§  S3ud^  in 
ber  S8onifatiu§'-S)rudEerei  ju  ^aberborn  in  beutfd^er  lieber« 


III.  SlberglauBe  im  Stilgemeinen.  345 

fe^ung  erf(fieinen.  ^n  ber  S^orrebe  jagt  ©ruber:  „SDa§  Sßerf, 
ia^  mv  I)iermit  ber  beutfd)en  ßefeiüelt  übergeben,  lourbe  gleirf)  bei 
feinem  ßrfcfieinen  öon  ber  fat^olifrfien  treffe  allenthalben  je§r 
günftig  aufgenommen.  Unb  mit  9te(i)t!  ....  SJiöge  bie§  SSer! 
auc^  in  ber  beutfd^en  Ueberfe^ung  5U  9Zu|  unb  S^ommen  be§ 
beutfrfien  SSoIfeS  eine  weite  SSerbreitung  finben." 

S)ie  ultramontane  treffe  S)eutfd^tanb§  tf)at  eifrig  "oa^  if)re,  ben 
Söunfd^  be§  ^efuiten  jur  Erfüllung  gu  bringen. 

©c^on  am  25.  ^Zoöember  1886  fc^rieb  bie  „@cJ)Iefifd)e  ^olU' 
jeitung":  „öeo  Xa^ii,  felbft  längere  3eit  Freimaurer  unb  in 
maurerifd^en  Greifen  megen  ber  |)erau§gabe  einer  gangen  9tei(je 
gottlofer  unb  fircf)enfeinbti(f)er  (Sd^riften  gefeiert,  ^at  bor  gut  einem 
So^re  :plö^lic^  feine  ^rrtpmer  unb  j^e^ler  öor  ber  firc^Iiiiien  $8e= 
l^örbe  abgefc^tüoren  unb  bann  in  einem  auffe^enerregenben  2ßer!e 
„Les  Freres  Trois-Points"  Snt^üIIungen  über  bic  Freimaurerei 
gemad^t.  SJ^ie  franjöfifc^en  ßogenblötter  f)aben  ni(f)t  einmal  ben 
SSerfuc^  gemacht,  bie  Stngaben  ^oj;ir§  gu  beftreiten.  S)ie§  ift  h)o^I 
ber  befte  S3emei§  für  i^re  3iiöerläffig!eit. " 

2lm  28.  ^egember  1886  folgte  bie  „(SJermanio " :  „SBenn 
oud^  9Jland§e§,  n)a§  über  bie  franjöfifc^e  Freimaurerei  gefagt  mirb, 
für  anbere  Sauber  nic^t  gutreffen  mag,  fo  ift  bie  Freimaurerei  ber 
gangen  SSelt  bod^  einig  in  i^ren  d^riften--  unb  üor  Mem  fat^olifen* 
feinbüc^en  ^Beftrebungen.  (5§  ^ben  ba^er  auc^  für  un^  bie  ©nt- 
püungen  1aiiV§  i^ren  großen  SBertJ).  S)ie  oorliegenbe  Heber* 
fe|ung,  meiere  an  FrifdC^e  unb  ©leganj  be§  @t^Ie§  mit  bem  fran» 
äöfifrfien  Original  tttetteifert,  ift  baburd^  nod^  befonberS  n)ertf)öoff, 
ba^  fie  fl^ejiell  bem  beutfcf)en  SogentI)um  gebüiirenb  9ted^nung  trägt 
unb  ftettenrceife  anftatt  einer  bloßen  Ueberfe^ung  eine  neue  S3e» 
arbeitung  bietet  .  .  .  Qu  ben  befannten  n^ert^öollen  2öer!en 
^ad£)tler'§  über  bie  Fi^eimaurerei,  tüeld^e  üormiegenb  über  bie  QkU 
unb  Sßirffamfeit  ber  Freimaurerei  ^anbeln,  bitbet  bie  Ueberfe|ung  beä 
SrajÜ'fc^en  Sß3erfe§,  lüeld^eS  un§  ha§'  innere  ber  Sogen,  ben  gangen 
FormaIi§mu§  ber  @efte  öorfü^rt,  eine  tt)ittfommene  (Srgängung." 

^m  Februar  1888  nimmt  bie  Sefuitengeitfctjrift  „Stimmen 
au§   9J?aria=Saac|"   ha^  2Bort:i   ^^®a§  S33erf  ^a^iV§    liegt  in 


SBenn  mein  ©ebäd)tni^  mi(^  ntc^t  gans  täujd^t,  glaube  id)  mit  S3e* 


346  Qrnik^  S3uc^.    ^apfttl)um  unb  2(6crglaube. 

einer  im  ©anjen  b  ortreff  liefen  beutfo^en  S3ear6eituitg  üor.  ®er 
beutfc^e  SSearbeiter  lie^  e§  fic^  angelegen  fein,  ben  Sefer  nad^ 
9}Jögtid)!eit  ouif)  über  bie  au^erfran§öftf(|e;  namentlich  über  bie 
bentfd^e  Freimaurerei  gu  unterri(f)ten  unb  felbft  bie  eingaben  über 
bie  fronjöftfc^e  burcfi  S3enu|ung  anberer  Duetten  ou§  ber  neueften 
3eit  gu  üerüoUftänbigen.  @o  entljält  bie  beutfd^e  2(u§gabe  ber 
,, Freies  Trois-Points"  ein  überaus  rei(i){)altige§,  öielfac^  gan§  neue§ 
Stftenmateriat  §ur  Söeurt^ eilung  be§  greimaurerbunbef^.  ^a§  ©cfilu^- 
toort  forbert  in  ferniger  ©proc^e  jur  SSefampfung  ber  Soge  auf 
otten  ©ebieten  auf,  befonberS  ouf  bem  ber  (Schule.  SDiefe  2(uf* 
forberung,  folüie  ba§  entroHte  Programm  §ur  S3e!äm|)fung  be§ 
®e^eimbunbe§  öerbient  aUe  S3ead^tung.  @§  ift  bie§  ba§  üom 
^a^ft  Seo  XIII.  felbft  gut  gel}ei§ene  ^rogromm.  3wm 
©d^Iuffe  noc^  ein  SBort  über  bie  ^uöerläffigfeit  biefer  ©nt« 
l^üttungen.  ^agit  luar,  tüie  bereits  bemerft,  felbft  ^yreimaurer  unb 
ftü^t  fic^  bei  feinen  (Sntpüungen  auf  bie  offigiellen  Sogen=SJ:;ofu» 
mente.  @o  !om^romittirenb  feine  3tngoben  für  bie  Soge  aud^  finb, 
fo  tüar  ben  ?5reimaurer''S3Iöttern  eine  SSiberlegung  berfelben  nicEit 
mögtiif).  (Sie  jammerten  nur  barüber,  ha^  i£)re  3ei<i)en  nun  ben 
^ßrofonen  begannt  unb  fie  ba^er  in  iljren  eigenen  Sogen  öor  Sin* 
bringlingen  nid^t  mel^r  fi(f)er  feien.  ®a§  of)nmä(i)tige  ®ebaf)ren 
ber  Sogen^SIätter  ift  um  fo  berebter,  al§  bie  §mei  93önbe  ber 
„Freres  Trois-Points"  bereite  in  tfma  100,000  (Sgemplaren  db- 
gefegt  lüurben.  ^ubem  finben  bie  @nt£)üüungen  %a^\V§  in  anberen 
SBerlen  i^re  SBeftätigung.  Slud^  li)a§  tt)ir  |3erftJnH(f)  über  ba§  2(uf= 
ua'^mejeremoniell  in  beutfd^en  unb  fc^njeijerifclen  Sogen  gelegentlich 
erfut)ren,  ift  nur  geeignet,  bie  9}?itt{)eilungen  S^ojir^  gu  beftätigen. 
®a§  SSer!  „2)ie  3)rei"^un!te=93rüber"   fc^eint  un§  auf  ®runb  be§ 


ftimmt:^eit  6ef|ou^3ten  gu  föniien,  ba^  ber  Qefuit  ©ruber  biefe  S3e- 
fpred^ung  jeineg  eigenen  323er!eg  felbft  geji^rieBen  f)at.  ^ä}  tvax  jlDei  ^at)re 
lang  in  ber  Sefmten=9lieberlaffutig  üon  (Jjaeten  in  ^ollanb  ©ruber'g 
Btmmerna^bar.  @§  freut  micf)  nod^  1:)tüte,  i>a'^  id)  ii)n  ttjiebert)oIt  auf  bol 
Unfinnige  ber  „2)rei-$unfte=33rüber"  oufmerfjom  gemalt  unb  if)n  gebeten 
Ijabe,  ein  fo  tt)öric!^tel  unb  j(^änblid)e§  93u(f|  bo<i)  nid)t  buri^  Ueberjegung 
ber  beutfd^en  Sejewelt  gugänglid)  gu  ma(fien.  SSergeben§!  ®er  ^orno* 
gra:p!)  unb  %äl]<i)ix  Seon  S^ajil  würbe  burc^  ben  ^ejuiten 
©ruber  mit  @ene:^mtgung  be§  ^ejuttenorbenl  in®eutjc^tanb 
e  i  n  g  e  f  ü  !^  r  t. 


III.  2l6erg(aube  im  Slügemeinen.  347 

©ejagten  in  üorjügl^er  SSeife  geeignet,  ben  fo  oft  unb  bringenb 
auägefpro(^enen  SSunfc^  be§  §ei(.  SSaterl,  e§  möd^te  bie  grei-- 
niaurerei  entlarüt  luerben,  ju  üertüirflic^en." 

Unb  am  11.  9Jiai  1888  Befc^üe^t  ben  ^Reigen  ber  füf)renben 
3cntrum§blättev  bie  „^ölnifd^e  SSoIfggeitung":  „SSenn  irgenb 
jemanb  bie  franjöfifcfie  greimauerei  fennt,  fo  ift  e§  Xojil,  tüeld^er 
berfelfien  6i§  ju  feiner  fo  großes  2tuffe()en  erregenben  S3efe^rung 
oI§  eifrigfteg  9J^itgIieb  angeljört  ^at.  Zaicil  §ot  feitbem  bie  @nt= 
pHungen  über  ben  ®e§eimbunb  aU  eine  feiner  Hauptaufgaben  be= 
trarf)tet.  ^n  bem  öortiegenben  Sanbe  finbet  man  bi§  in'§  üeinfte 
S)etatl  3Jiittf)eiIungen  über  2(u§breitung  unb  SSerstüeigung,  Crgant* 
fation  unb  $8erfaffung,  üiitual,  gel^eime  ^eic^en  unb  X^ätigfeit 
ber  Freimaurerei.  S)a  Seo  ^a^il  nur  bie  fransöfiftfien  9f{ttuale  be» 
rüdEfic^tigt,  fo  fügt  ber  ungenannte  ^Bearbeiter  fef)r  einget)enbe  ^Be^ 
merfungcn  über  @eift  unb  gorm  ber  greimoucrei  im  Stilgemeinen 
bei  .  .  .  Uebcr  bie  gefäl^rlii^en  ^ielc  i'er  Soge  fprictit  bie  Schrift 
in  ber  rüc!t)aWofeften  Söeife  fi(i)  au^,  babei  betonenb,  ha'iß  namentlich 
in  Säubern,  lüelc^e  für  bie  unöerfd^Ieierte  (Sntpttung  i^re§  (Se-- 
^eimniffe§  nod)  nic^t  reif  finb,  gerabe  bie  SJiaffe  ber  gutmüt^igen 
SDJaurer  in  ben  niebern  ©raben,  tüelc^e  felbft  bie  eigentItdEien  Qklt 
ber  t?rreimauerei  faum  al^nen,  üon  befonberm  SBertiie  feien,  nieit 
baburd^  ber  33unb  felbft  oor  ber  |)rofanen  SBelt  ein  ^armIofe§ 
2Iu§fe^en  erljalte"  .  .  . 

'Iriump^irenb  !onnte  belfialb  bie  unter  bifc^öfüd^er  Seitung 
fte^enbe  „^uc^bruderei  unb  33uc^t)anblung  be§  SSerfeS  üom 
^i.  ^aulu§",  bie  fic^  mit  ber  „S3onifatiu§'-®rucferei"  in  ^aber« 
born  in  ben  SSerlag  beö  XogiCfd^en  2Berte§  getf)ei(t  tjatte,  öerfünben: 
„SBenn  üon  irgenb  einem  2öer!e,  fo  !ann  mon  oon  bem  SSerfe  %ai\t§ 
jagen,  ba§  e§  öon  ber  gefammten  !att)otifd^en  treffe  2)eutfc§= 
Ianb§,  Defterrei(^§  unb  ber  «Sc^iüeij  auf'§  raärmfte  in  jeber  §infic^t 
empfohlen  ift." 

%a:ciV^  §au)jtlt)erf,  „Xie  ®rei=^^un!te'-33rüber",  ift  ge> 
fd^rieben  im  engften  9(nfrf)Iuffe  an  bie  (Snjt)!Iifa  Seo  XIII.  oom 
20.  2lpri(  1884:  Humanum  genus.  ^n  biefem  „9iunbfd^reiben  an 
alte  Primaten,  ^atriard^en,  ßr^bifd^öfe  unb  33ifcE)öfe  ber  fat^oIifdEien 
Söelt"  forbert  ber  „@tatt()alter  Slirifti"  auf,  „bie  Sart)e  herunter 
ju  reiben  ber  ^Freimaurerei,  in  ber  bie  böfen  ©eifter,  bie  fidf)  gegen 


348  Srceitel  $Buc^.    *ßapfttf)um  unb  9(bcrgIoube. 

@ott  empört  f)aben  [bie  STeufel",  in  i^rer  ungebänbigten  XreuIofig= 
feit  unb  §euc^elei  tüieber  aufleben."  S:iefer  erf)t  :päj3ftüc^e  (ocrgld). 
©regor  IX.,  Sodann  XXII.,  Sttnogenä  VIU.  u.  f.  tu.)  ^intt)et§  auf 
bie  2öir!famfeit  be»  2:eufel§  in  biefer  SSelt  ift  'ba§'  Seitmotio  aüer 
%aiil'\ä)tn  Sd^riften  geroorben.  Za^ii  rouBte,  tt)a§  in  ultramon^ 
tonen  Greifen  am  leic^teften  ©(auBen  finben,  er  ttju^te,  tüa§  i^m  bie 
@unft  eine»  „(Stattf)alter§  ®f)rifti"  am  fefteften  fiebern  werbe. 
'äu§>  ben  „^rei--^un!te=S3rübern"  finb  bie  folgenben  Steffen : 
„jDie  atejipienben  [in  bie  Freimaurerei;  bleiben  in  Begleitung 
be§  ©roß-'Sjperten  allein  im  ©aale.  2)iefer  legt  i^nen  einen 
fc^tüarjen  gcf)Ieier  über  ben  ßopf  unb  fü^rt  fie  in  bie  ^nfernate 
Kammer." 

„2)ie  ^n'ittnait  Kammer  ift",  tt)ie  bie  9iituale  fagen,  „ha^ 
©innbilb  be§  Drte§  ber  S3erbammung."  —  „(S§  ift  ein  fteiner 
(Saat,  welcher  nur  burc^  ha§>  üidjt  ber  transparente  ert)eüt  tt)irb, 
mit  »eichen  bie  SBänbe  budjftäblic^  bebecft  finb.  2)iefc  5^ran§» 
:parente  ftellen  bie  ^ölle  üor.  Sebo^  mürbe  man  fe^r  irren, 
menn  man  glauben  moüte,  bie§  fei  bie  ^öüe  im  firc^Iit^en  Sinne. 
9kin,  bie  SEeufel  unb  S^erbammten,  bie  ^ier  finb,  fef)en,  obgleich 
üon  glammen  umgeben,  gar  ni^t  banac^  au§,  aU  ob  fie  fid^  übel 
befänben.  Sie  fcfieinen  im  ©egent^eile  cor  greube  §u  ftra^Ien: 
fie  leben  unb  tummeln  fic^  im  {^euer,  mie  in  i^rem  ©lemente. 
2(fle  bie  SSerfluc^ten  ber  33ibel:  ^ain,  {£t)anaan,  9J?oab  unb  Slnbere 
nef)men  fiij^  mie  ^atriard^en  auS  unb  glängen  in  §errlid)feit. 
STubalfain  fd^miebet  in  einer  Scfimiebe,  in  weld^er  Xeufeti^en  or^ 
beiten,  S3Ii|e.  ^ixam,  erfenntüc^  an  feinen  maurerifc^en  ^Ibjeid^en 
unb  am  Slfajiengmeige,  meli^en  er  mie  eine  9Jiart^rerpaIme  trägt, 
erhält  eine  golbene  ßrone,  n>elcf)e  (5bli§,  ber  Sid^t'-Sugel  (Sotan), 
i^m  mit  3ärtlict)!eit  auf's  ^au|3t  fe|t.  S)iefe  Xarfteüung  ift  nic^t» 
onbereS,  aU  eine  SSerljerrlid^ung  Su^ifer'S,  feiner  ©efä^rten 
in  ber  Ü^ebeUion  unb  ber  Seelen,  meldte  fid§  üon  @ott  abmenben. 
5Rec^tS  unb  (inf§  befinben  fic^  in  biefer  Kammer  jmei  Sfetette; 
jebeö  berfelben  fd^ießt,  einen  gefpannten  Sogen  in  ber  §anb,  einen 
^feil  ah.  %n  ®ang,  meld^er  jur  ^nfei^t^alc"  Kammer  fü^rt,  ift 
mit  fleinen  ©räben,  Söc^ern  unb  ©rb^ügeln  bebedft.  2;er  ©ro^^ 
Sgperte  nimmt  ben  Sle^ipienben,  tüenn  fie  in  ber  infernalen  Kammer 
finb,  i^ren   fd^marjen  Scfileier  ab   unb   fagt  il^nen:     , Selben  Sie 


III.  9I6cvg(Qubc  im  3(ögcmemen.  349 

unb  benfen  Sie  imcf)!'     S^ann   entfernt  er  fid),  bleibt  aber  in  ber 
m^t  ber  2f)üre"   (11,  220). 

„®ie  SIreopage  unb  Kapitel  [ber  Freimaurerei]  i^rerjeit§  ftel^en 
unter  bem  ©inftu^  be§  ®eifte§  be§  Söfen,  Su^ifer»  unb  @bü§\ 
be§  angeblichen  Siciitengelg,  mit  föeldiem  bie  3iitter  ^abofd^  burc| 
tf)re  jTeuf el§ '  S3efc§it)örungeu  unb  ©c^njarjüinfte  in  birefter  ®e= 
meinfi^aft  ftel^en.  3<^  ^ei^  tüo^i,  ba^  mond^e  meiner  ßefer  über 
eine  fold^e  93e^au^tung  ungläubig  tk  9td^fel  ^udeu  n)erben.  9?un, 
id^  mu^  jagen,  ba^  ic^  mict)  felbft  lange  gegen  eine  foli^e  Stnna^me 
gefträubt  unb  barüber  geIacE)t  ^dbi.  ^nbe^  änberte  id)  nadt)  ein^ 
ge^enbem,  aftenmö^igem  ©tubien  meine  5(nfi(^t;  ic^  fam  sur  feften 
Ueberseugung,  ha^  ber  ^ößijdje  (5}ei[t  bei  ber  gef)eimni^t3oIIen  Seitung 
ber  Freimaurerei  burc^  bie  unnat)baren  5Ireo^age  ber  ^aboft^ 
tüirfücC)  feine  §anb  im  (Spiele  1^ahe.  STie  Drganifation  unb  Führung 
ber  gebeimen  Sefte  ift  ju  fatanifdE),  aU  "Oa^  fie  fid^  rein  menf^Ii^ 
erüären  lie^e"  (II,  260).  Qu  biefen  Söorten  mad^t  ber  ^efuit 
©ruber  bie  5Inmer!ung:  „SJJgr.  %a\}a,  ^ifc^of  üon  ©renoble, 
gleid^  auggejeid^net  burd)  SBiffenfd^aft  unb  'Xugenb,  macE)t  in  feinen 
SBerfen  gegen  bie  Freimaurerei  mef)rere  beglaubigte  Fßße  öon  teuf= 
lifi^er  Sinttiirtung  in  ben  p^ern  Sogen  naml^oft." 

„SDer  (Sinfü^renbe  geleitet  ben  JReji^ienben  in  bie  2Bei^e  .Kammer, 
tiefer  9iaum  ^ei^t  fo  tregen  feiner  tüei^en  Se^ängung.  6r  rcirb 
nur  öon  einer  breiten  bläuüd^en  2Beingeift=FIiimme  er^eßt,  roetdie 
au§  einem  großen,  in  ber  9Jlitte  be§  @oaIe§  beftnblid^cn  ©efä^e 
^eroorfc^Iägt.  ^m  Dften  bcfinbet  fic§  ein  öierediger  Stltar,  U^elcber 
ein  anbere«,  mit  tt)of)Iried)enben  Stoffen  angefüttte»  ®efä^  trägt. 
Ueber  biefem  TOare  fc^tt^ebt  in  einem  ©lorienfc^eine  ein  unge'^eureS 
umgefe^rteS  S^reted  mit  ber  Spi^ie  nacb  unten,  ha§  ©mblem 
Sujifer'S;  an  biefer  nad)  unten  gelehrten  Spi^e  ift  ein  bo)3pe(= 
föpftger  5tbler  befeftigt.  S^erfelbe  ift  f)alb  loei^  unb  Ijalb  fd^lüorj 
unb  !§at  natürliche  ©röfee ;  er  :^at  bie  Flügel  au^gefpannt  unb  t)ält 
in  feinen  uralten  ein  SdEimert.  2)ie  Foc^tüänbe  biefe§  Saoleg  f)aben 
mef)rere  Söd^er,  burc^  n^eldie  bie  3ittter  Sabofdfi,  o^ne  felbft  bemerft 
§u  n^erben,  ben  ^anbibaten  beobadfiteu  !önnen.  '^n  ber  SBei^en 
Kammer  befinbet  fidf)  allein  ber  ®ro^=Dbfer|3riefter:  berfelbe  fi|t 
üor  bem  2tltare"  (II,  S.  288).  „9iun  fpielt  fidb  eine  im  fiöd^flen 
©rabe  miberlic^e  ^omöbie  ah.     '^n  Slejipienb   tt)irb,   immer  mit 


350  S«eite»  Surf).    $apfttf)um  utib  Stberglaube. 

öerfeunbenen  2(ugen,  in  bie  ©(fitüarje  Kammer  gefüf)rt.  ®ort  ift 
auf  einem  ®erü[t  ein  Iebenbige§  ©djaf  aufgefd^nürt.  2)a§feI6e  ift 
an  ber  linfen  Seite  glatt  rafirt.  2)em  armen  Stfiiere  ift  überbieS 
bo§  "Sflaul  feft  üerbunben,  fo  ba^  e§  nicCit  ben  geringften  Saut  üon 
fid^  geben  !ann.  hieben  bem  ©erüfte  ftef)t  ein  S3ruber,  welcher 
\)a§  (Stöhnen  eines  gefnebelten  9}?enfd}en  na^a^mt  S)er  (5)roB» 
meifter  unb  bie  @ro§ri(^ter  Ijaben  fic^  ebenfalls  in  bie  ©d^marje 
Kammer  üerfügt.  5)er  ©ro^meifter  junt  gtejipienben :  S3ruber! 
2tt§  ®u  in  ben  ®rab  ,3tu§ern)ät)Iter'  angenommen  murbeft,  röd^teft 
S)u  ben  Xob  ^iram'S  ftimbolifdb.  §eute  fianbelt  e§  fid^  nid^t  me^r 
barum,  blo^e  ^u^pen  gu  erftec^en  ober  beS  Seben§  beraubte  @d^öbe( 
mit  ^Deinem  SDoId^e  §u  burc^bo^ren.  —  ®u  n)ei6t,  e§  giebt  feine 
Snftitution,  fo  üortrefflic^  fic  ou^  fein  möge,  welcEie  nic^t  il^re  Sßer- 
rät^er  t)ätte.  ©in  (Slenber  nun  ou§  einer  SSerfftätte  unferer  Dbe-- 
bienj  t)at  öor  Sl'urjem  unfere  f)eilige  @ac^e  öerrat^en,  unb  e§  ift 
un§  gelungen,  feiner  f)abf)aft  ju  merben.  ^ier  liegt  er;  feine  le^te 
©tunbe  l^at  gef(^Iagen.  £)örft  S)u  bie  Saute  ber  SButt),  weld^e  er 
auSftö^t?  ®r  tüei^,  ha^  bie  (Strafe  il)n  nun  ereilen  tüirb,  unb 
ha^  er  nid^t  mel)r  entfommen  faun.  geft  gebunben  unb  gefnebelt, 
möd^te  er  üieffei(f)t,  ebe  er  unter  ben  Streii^en  unferer  gerechten 
9tac|e  fein  Seben  auSl^auc^t,  unS  einen  legten  Schimpf  ant^un. 
Stber  biefer  3}?unb,  tüel(f)er  unfere  ®el)eimniffe  üerratf)en,  foü  ftd^ 
nid^t  me^r  aufttiun,  biefe  meineibige  3ii"9e  foü  nidit  met)r  reben! 
—  Sruber!  ^eine  l^eutige  ?(ufnat)me  bringt  Xir  bie  @f)re,  ©e» 
red^tigfeit  an  i^m  ju  üben.  93etafte  juerft  mit  ©einer  ^anb  bie 
Stelle,  an  meld^er  Siein  S)old^  treffen  mu^,  bamit  SDein  röcfienber 
2(rm  nicljt  gittere!  S3ei  biefen  SSorten  ergreift  man  bie  Iin!e 
§anb  be§  Ü^egipienben  unb  legt  fie  an  ber  rafirten  Steüe  auf  "Oa^ 
ga^pelnbe  Sd^af.  SDer  Sabofd^=^anbibat  ^at  bie  ©m^finbung,  al§ 
ob  er  bie  §aut  eineS  9JJenfc^en  berül)re;  er  fü^lt  ha§  |)er§  :pod^en. 
®er  Sefelyt  ertönt;  er  fül)rt  einen  ©olctiftid^,  in  ber  SJf einung, 
einen  lebenben  9J?enfc£)en  ju  morben.  Sobalb  bie§  gefc^e^en  ift, 
fd)le)3|)t  man  il)n  in  einen  anbern  Saal.  S[)ort  nimmt  man  i^m 
ben  bid)ten  fc^margen  Sdjleier  üon  ben  5tugen  unb  bringt  i^m  auf 
einer  platte  ba§  blutenbe  §erj  be»  Dpfer§.  Unb  biefe§  ^erg  mu§ 
er  an  ber  Spi|e  feinet  ®olc^e§  ^nm  @ro|meifter  l)introgen.  ^aä)-- 
bem  ber  Sfteji^ienb  biefe  ^robe  feinet  9}?utl)e§  abgelegt,  !ann  feine 


III.  5(bcrglaubc  im  Stifgemeinen.  351 

Stufna^me  nid^t  me^r  länger  beanftanbet  tüerben"  (@.  292.  293). 
„Ser  |)eit{ge,  Weld^en  ber  ^abofdEi  öere^rt,  ift  93r.-.  ^.ßroub^on,  unb 
ba§  ,®el)et',  iüeld^e§  [eine  Sippen  au§fprecf)en,  ift  bie  grauenbotte 
jTeufelSanvnfung  biefe§  lüerüd^tigten  SfteüoluttonärS:  ,^omm  Sugifer, 
bu  ÖJefegneter  iinfereS  ^erjenS!  ^omm,  bamit  ft)ir  Xld)  an  unfere 
93ru[t  brücfen!  .  .  .'"  (@.  311).  „SDer  Sefer  föirb  fic|  noc^  be§ 
ge^^eimni^üotten  2öorte§  erinnern,  "i^a^  o6en  am  fnbijd^en  Stein 
figurirt:  ,@c^ein  =  §amm  =  P)orafd^'.  SDiejel  S5?ort  befc^Iie^t  bie 
2;eufet§=S3efd^tt)örnngen,  njeld^e  in  ber  fatialiftifd^en  SJJaurerei  in 
Hebung  finb.  '^ä)  toerbe  mid^  tvo^l  fjüten,  bie  S3ebingungen  im 
(äinjelnen  ju  fcEiilbern,  h3eWie  ber  Unglüdüifie  erfüllen  mn§,  ber 
\iä)  fo  5U  grö^Iic^en  fingen  ^ergiebt.  '^ä)  tüitl  ben  SBortlaut  ber 
großen  unb  legten  2(nrnfung  be§  ®eifte§  ber  ginfterni^  njieber» 
geben : 

,H^men-Etan!  Hemen-Etan!  Hömen-Etan!  ...  El  Ati!  .  .  . 
Titeip!  .  .  .  Azia!  .  .  .  Hin!  Teu!  Minosel!  .  .  .  Achadon!  .  .  . 
Vau  vaa!  Eye!  .  .  .  Aaa!  Eye!  Exe!  .  .  .  A!  .  .  .  El!  .  .  .  El!  .  .  . 
El!  .  .  .  A!  .  .  .  Hy!  .  .  .  Hau!  .  .  .  Hau!  .  .  .  Hau!  .  .  .  Hau!  .  .  . 
Va!  va!  va!  va!  Chavajotli!  .  .  .  Aie  Saraye!  Ai'e  Saraye!  Aie 
Saraye!  .  .  .  Per  Elohim,  Archima,  Rabur!  .  .  .  Bathas  super 
Abrac!  .  .  .  Ruens  superveniens  Abeor!  .  .  .  Super  Aberer!  .  .  . 
Chavajotli!  Chavajotli!  Chavajoth!  .  .  .  Impero  tibi  per  clavem 
Salomonis  es  nomen  magnum!  .  .  .  Schein  -  Hamm- Phorasch!' ^ 
SOZan  fiel)t  f)ierau§,  mit  h)ie  öiet  S^ed^t  2J?gr.  %atia  fS3ifd^of  öon 
©renoble)  behauptet,  iia^  man  in  ben  ^od^grab^Sogen  ber  f^rei' 
maurerei  tt)ir!(i(^  ^enfelSbefdEitüörungen  öornimmt.  SDenn  fd^on  bie 
Sjiftenä  folc^er  ^^o^nteln  in  ben  Sreimanrer=9iitualen  ift  ein  SetneiS 
bafür,  ha^  man  fid^  berfelben  anä)  bebient.  SDiefe  gormein  finb 
in  einer  fremben  @dE)rift  gefc^rieben.  Tlan  übergiebt  fie  bem  S^ieu« 
aufgenommenen  nai^  feiner  2tufnol^me  jugteid^  mit  bem  erllärenben 
'^llptiobet.  ,SGBir  Iiaben  audE)',  fo  fagt  ber  ^räfibent  jum  S'^euge- 
mi^ttn,  ,|)ierogIt)p^en,  tuelc^e  nur  un§  befannt  finb;  man  tüirb 
Sfinen  biefelben  mitt^eilen,  ober  pten  (Sie  fid^,  2)fiPraud;  bamit 


1  SDtan  ögfc^.  bicfe  S3ejd^H)örung^formeI  STojir^  mit  ber  unten  ©.  436 
mitgetl)etlten  be§  t^ranjti^faneriS  9}fengo,  unb  man  erfennt,  bofe  Sraj-il  )etnen 
58Iöbfinn  nidjt  erfunben,  fonbern  iljn  edjt  ultramontanen  55orIagen  getreultd^ 
noc^gebilbet  Ijat. 


352  Qrveiteä  93ucf).    $apfttf)um  unb  2{berglau5e. 

§u  treifien.'  —  9J?an  iüenbe  ni(f)t  ein,  bie§  feien  BIo^  Spielereien, 
benn  mit  folc^en  ffu^ttiürbigen  Xingen  fott  man  aii(^  nic^t  einmal 
fpielen."  „S5ei  bem  auf  bie  Üiofenfreujer -- 2tufnat)me  folgenben 
5(6enbmaf)Ie,  biefer  gotte§Iäfter(irf)en  Sf^at^äffung  be§  ^eiligen  Slltar» 
faframent§,  fegnet,  trie  tüxv  oben  gefef)en  ^aben,  ber  @et)r  SSeife 
ha^  S3rot  mit  einem  Befonbern  ^eic^^"'  ^^^  3eic§en  ^e^  Beige» 
fingcr§  ober  bem  ©egen  mit  einem  einzigen  aufgef)obenen  ^finget. 
S3ei  ben  ^obof(^''2{gapen  t)ebt  ber  CBermeifter  girei  ginger  jum 
©egen  auf  unb  f)ält  feine  §anb  in  einer  fold^en  2(rt  unb  SBeife, 
ba^  biefelbe  bei  ber  grellen  S3eleuc^tung  burd^  einen  üor  i^m  be« 
finblicf)en  Seudjter  einen  Srfiatten  auf  bie  SBanb  wirft,  welcher 
Sugifer  finnbilbet.  2)ie  §ierar(i)ie  ber  SBerfftätten  befte^t  barin,  talß 
bie  irreligiöfe  Soge  unbeiru^t  unter  ber  Seitung  be§  pant^eiftifc^en 
^apitel§,  unb  biefe§  felbft  lieber  unter  bem  ©influffc  be§  fatanifd^en 
Slreopagg  flei)t"  iß.  315—317;. 

Ueber  bie  „graueuloge"  berid^tct  ^ajil: 

„^er  9fiitu§  ber  aJlijpfe.  9^acb  biefem  ^Ritual  tritt  bie  ^an« 
bibatin  aU  ^ünbin,  welcfie  jebo^  noc^  nid)t  9J?op§  ift,  in  ben  öon 
einem  S3r.  unb  einer  ©c^föefter  präfibirten  ^rei§  männlicher  unb 
h)eiblict)er  9)?öpfe.  ^ein  SSunber,  boB  biefe  in  5(ufregung  gerat^en 
unb  ba§  frembc  ^unb§mefen  beiden  n)oüen.  Unfere  |)ünbin  erüärt 
iebod^,  felbft  SJJöpfin  merben  gu  njoüen,  lüorauf  bie  gegen  fie  auf* 
gefperrten  Slacfien  ber  SJ^öpfe  fid^  irieber  fc^Iie^en.  Tlan  frögt  fie 
I)ierauf,  ob  fie  5-urtf)t  oor  bem  2:eufel  ^abt.  hierauf  muB  fie  bie 
3unge  {)erau§ftrecfen ,  toeld^e  ber  infpijirenbe  'SJlopQ  mit  feinen 
gingern  fa^t  unb  treiblid)  betaftet,  um  bann  aU  8ad§tierftänbiger 
bie  Srflärung  abzugeben,  biefe  |)ünbin  ^a^t  bie  nöt^igen  (äigen* 
fd^aften,  um  aj^ijpfin  gu  toerben.  %tx  prüfenbe  ^Dp§  fragt  borauf 
barfrf)  bie  ^anbibatin,  ob  fie  bereit  fei,  ben  Wintern  eine§  '3Jlop']t^ 
md)  i^rer  SBal^I  ju  füffen.  9krf)bem  fid)  bie  ^erfammlung  einige 
ßeit  an  ber  SSerlegen^eit  ber  ^ünbin  ergoßt,  reid^t  man  i^r  ha^ 
fammetne  ober  feibene  §intertt)eif  einer  9}lo|3spuppe  sum  ^ffc 
bar.  Sft  bie  ^anbibatin  jur  9}?eifterin  getuorben,  fo  beginnt  bie 
unfittüc^e  unb  gottlofe  Partie  ber  Slufna^me.  9J?an  fü^rt  bie  neue 
SJJeifterin  in  einen  au§  fpanifc^en  Söänben  innerhalb  ber  Soge  ge* 
bilbeten  SSerfi^Iag,  giebt  i^r  einen  Jammer  in  bie  |)anb  unb  be= 
fie^It  i^r,    bamit   bie  ,3}Jeifterarbeit'    au§jufüf)ren.     S)iefe    befielt 


III.  Aberglaube  im  ^Ißgemeinen.  353 

barin,  bo^  fie  auf  ben  Stein,  b.  ^.  auf  eine  fteinfarbige,  öierccfigc 
Boite  ä  surprise  fünf  ©daläge  tf)ut,  öier  auf  bie  üier  ©rfnägel  ber 
SBüd^fe,  ben  fünften  auf  einen  9^agel  in  ber  äJtitte  berfelben.  2(uf 
biefen  festen  Schlag  ^in  fpringt  bie  S3ü(|fe  auf,  unb  el  erfd^eint, 
—  tüa§  man  unter  SJJourern  ,ba§  (3t)mBoI  ber  maurerifd^en  SKoral' 
nennt.  2)er  profanen  SBelt  gegenüber  giebt  man  bie§  St)mboI  aU 
^er§  au§.  5:;iel  ift  jeboii)  bIo§  ein  eu^j^emiftifc^er  StuSbruc!  für 
einen  anbem  ©egenftanb,  wie  er  ben  laScioen  franjöfifdien  @d^rift= 
fteUern  be§  18.  Sa^r^unbert§  geläufig  n^ar.  Sa§  3art9efü^I  öer* 
bietet  un§,  nod^  beutlic^er  §u  reben.  Unb  biefe§  ©^mbol,  iüelc^e§ 
man  fonft  pcEiftenä  nod^  in  ben  auSgetaffenen  2}?Qfterien  be§  alten 
^eibentf)um§  ober  in  ben  im  SDunfel  ber  S^^ad^t  abgefialtenen  Qv.'- 
fammenfünften  ber  ©noftifer  finbet,  fteHt  man  ber  neuen  SJJeifterin 
aU  ,^^robu!t  i^rer  5(rbeit'  oor.  ©affelbe  entfc^Ieiere  baä  ®e^etm' 
ni^  ber  S^Jatur,  üor  weld^em  lafter^afte  Seelen  Slbfd^eu  empfinben, 
h)etd^e§  aber  für  bie  Xugenb^aften  ein  ^eiliges  9}?Qfterium  fei. 
9^idE)t  umfonft  ^at  man  für  biefe  (Snti)üttung  bie  neue  SJJeifterin 
ätt)ifc§en  f|3anifd^e  ^äube  geftettt.  @ie  mu^,  fo  au§gefd^ämt  fie 
aud^  fein  mag,  hod)  fc^amrotf)  tnerben.  5Ingefid^t§  fold^er  9J?t)fterien 
begreift  man  freiließ  bie  satjlreic^en  5Serfd§tt)iegent)eitleibe"  II, 
564—572). 

S)ie  Sronc  ber  ^a^il'fdfien  „(SntpIIungen"  bilbet  ber  „8d^IüffeI 
ber  gef)eimen  @t)mboIe";  er  ift  aU  „S3eilage"  bem  .'pouptmerf 
angefügt.  Xer  3efuit  ©ruber  leitet  biefen  „@d)Iüffe("  mit  ben 
SBorten  ein: 

„%aixi  öerfic^ert  be§  93eftimmteften,  'ba'^  bie»  in  SSirflid^feit 
ber  nja^re  3c{)IüffeI  ber  f5i^eimaurer--@QmboIe  fei,  unb  forbert  aße 
t^reimaurer,  ujeld^e  lüentgftenä  ben  18.  ®rab  befi^en,  —  benn  bie 
Freimaurer  nieberer  ®rabe  finb  nicf)t  in  biefe  2(bfc^eu(id^feiten  ein» 
gett)eif)t  —  auf,  if)m  eine  Unrid^tigfeit,  n)enn  auc^  nur  in  un» 
bebeutenben  fingen,  nadf)5Utt)eifen.  ^n  ber  ^^at  ^aben  bie  grei:= 
maurer=93Iätter  e§  nid^t  gesagt,  bie  treue  SBiebergabe  be§  ,@ct)lüffel§* 
bur^  2eo  Za^il  in  Stbrebe  5U  fteHen.  ©§  bleibt  ba^er  fein 
3weifel  baron  übrig:  Ter  t)ier  mitgetbeilte  8d^IüffeI  ift  ber 
nja^re  ©rfilüffel  ju  ben  geheimen  (St)mbo(en  ber  Freimaurerei." 

tiefer  „(Sd^Iüffel"  fprid^t  für  fid^  felbft,  unb  tro6  feinet  ob» 
fcöncn  3n|alte0  mufe   id^  ©teilen  au§   i^m  anführen:    „Tie  ©in= 

0.  ^oenebroedi,  *Papflt^um.  I.  23 


354  Zweite!  58ud).    5ßapftt^um  unb  2(berglaube. 

tuei^ung  in  ben  gtueiten  ßirab  leitet  ben  Sinjutüeitienben  auf  bal 
©tubium  be»  menfc^Iic^en  Körper»  f)in.  S^er  ,flammenbe  Stern' 
n^irb  bem  9^eop(jt)ten  gejeigt.  tiefer  Stern  f^at  fünf  Spieen  unb 
ift  jugleid^  SSa'^rjeicfien  be»  menfd^ürfien  ^örper§  unb  be§  3e"9wng§= 
^rinji^§.  S)ie  obere  Spi|e  bebeutet  ben  ^opf,  bie  jtüei  mittleren 
bie  5trme,  bie  unteren  bie  gefpreigten  S3eine.  SDer  33uci^ftabe  &., 
iretd^er  3cu9U^9  (generatio)  bebeutet,  ift  mit  Slbfic^t  bort  an- 
gebrad^t,  wo  bie  Si^enlel  au§einanberge[)en,  um  bie  ®efd)Ied^t§» 
t^eile  an§ubeuten.  ^er  $8ud§ftabe  ®.  !ann  aud^  ,®eometrie'  be* 
beuten,  weit  ber  ,flammenbe  Stern'  ben  Stft  ber  Begattung  geo= 
metrifct)  öeranfcf)auticf)t.  Unb  jföar  auf  folgenbe  StBeife:  S)er  auf-- 
liegenbe  9}iann  ridjtet  bal  öorfte'^enbe  ®üeb  ouf  bie  9}titte  be§ 
ßörperl;  ta§>  unterliegenbe  SBeib  öffnet  ben  gef)ö^Iten  Sc^oo^;  fo 
ftettt  bie§  bie  SSegattung,  burd^  SSermifd^ung  ber  männlid^en  unb 
tüeibtic^en  @efcE)Ie(f)t§tf)eiIe,  ben  fünfjocügen  Stern  bar.  ®er  SKann: 
A,  bie  grau:  V." 

%a§>  ift  obfcön  genug,  allein  e§  folgen  Sä|e,  bie  berartig  efel= 
iiaft  finb,  ha^  fte  nur  im  „Urtejt"  tüiebergegeben  ft)erben  fönnen: 

>Fulgens  columna,  aliter  columna  J,  virum  indicat,  genera- 
tivum  principium ;  Obscura  columna,  aliter  columna  B,  feminam, 
exitiosum  principium.  IJ  est:  Feminae  semen  sterile  manet,  nisi 
viri  accipiat  semen,  cui  miscetur  copnlativa  actione.  Est  ergo 
femina  obscuritas,  mas  autem  lumen,  quod  vivificat.  Opus  ipsum 
creationis  tantum  in  tertio  gradu  evolvetur.  Attamen  le  Com- 
pagnon  jam  noscit  vocabula  Booz  et  Jakin,  dum  l'Apprenti  unum 
solum  ex  bis  noscit.  Jakin,  id  est  phallus;  Boz,  id  est  uterus. 
Significatur  femina  nigra  columna,  appellaturqne  causa  exitiosa, 
eo  quod  hominis  semen  in  utero  exceptum,  ut  ita  dicam,  feminae 
semine  destruitur.  Significant  etiam  hanc  duplicem  causam, 
virilem  et  femineam,  genitivam  et  exitiosam,  lucidam  et  tene- 
brosam,  le  Pave  Mosaique,  al'ois  et  nigris  scutulis  compositus,  le 
Compas,  Coeli,  Solls  virique  Signum,  et  l'Equerre,  Terrae,  Isis, 
feminaeque  Signum.  Initiatio  ad  gradum  Maitre  Signum  est  co- 
pnlationis  ipsius  ejusque  operis  et  effectuum.  La  Magonne,  in 
secundo  gradu,  cognoscit  l'Arbre  du  Milieu,  —  et  le  Ma§on,  in 
teitio  gradu,  cognoscit  la  Chambre  du  Milieu,  et  ex  hoc  dicitur 
la  Loge.     Secundus  gradus  tertio  junctus  copulationem  explicat; 


III.  2(bevglaube  im  3lIIgemeinen.  355 

nam  l'Arbre  du  Milieu  est  phallus,  et  la  Chambre  du  Milieu  est 
Uterus.« 

»In  tertio  gradu  triangulus  perficitur.  Ambae  columnae  virilis 
et  muliebris  inter  se  coeunt.  Virile  Semen  et  muliebre  mixta 
putrescunt.     Ex  qua  coiruptione  fit  fecundatio: 

Ex  morte  nascitur  vita.  Nihil  facilius  demonstrari  potest. 
Phallo  in  uterum  ingresso  utrumque  semen  y. 

corrumpitur;    at  corruptio   nihil  aliud  est  /twx^ 

mac-benac      \ 

vita;  sie  mors  generat  vitam.  Ex  qua  germinum  corruptione 
nascitur  infans.«     (II,  Söeilage.) 

®ie  anberen  SBerfe  S^ajil'g:  „®er  SJJeud^elmorb  in  ber 
Freimaurerei"  (erfd)ienen  in  (Salzburg  Bei  W.  SCRitterniüIIer,  Söud^* 
l^änbter  be§  ^eiligen  Sl^oftolifc^en  ©tu^IeS)  unb  „S3e!ennt-' 
niffe  eine§  eljemaligen  {Freimaurern"  (^aberfiorn,  SSonifatiuS-- 
®ruderei),  gteic^faHS  üom  ^efuiten  ©ruber  beutfdj  fiearfieitet 
unb  gteid)fall§  üon  ber  ultramontanen  treffe  mit  ^ofaunenftö^en 
begleitet,  beljanbeln  ben  gleichen  Stoff:  UnäU(i)t,  ©atanSanbetung. 
9lur  eine  ©teile  au§  bem  „SOJeudjelmorb"  lüitt  \d)  anführen: 

„mit  3fiiefenfc^ritten  ge^t'g  bem  ,3fiitter  ^obo[c|'  ^u. 

„3luf  biefer  «Stufe  inirb  er  [ber  ^anbibat]  ju  neuen  Sc^müren 
ongeleitet,  ben  fretmaurerifdien  ©jelution^befetilen  niemals  ben  ®e= 
i)orfam  ju  tierfagen;  ^ier  beginnt  ber  ^ult  unb  bie  bireÜe  Sin« 
betung  be§  Teufels,  bie  progreffioe  5ßertt)ierung  buri)  bie  fditüarje 
Sunft,  enblid)  bie  (Sljrenbeäeugung  an  ben  Satan  in  ©eftalt 
einer  Sd)Iange.  2)er  Stbept  jpieberI)oIt  bie  Sd)JDÜre  be§  unbe« 
bingten  (5)ei)orfam§  für  bie  Sogenbefeljle  —  tt)a§  unb  mann  immer 
aud^  befotilen  luirb.  @r  ruft  Satan  al§  feinen  ®ott  l^iegu 
an,  er  ruft  iljn  an  nad)  bem  Stitual  ber  fd^lüar^en  ^unft, 
entiüorfen  tion  einem  a^joftafirten  ^ricfter,  er  betet  i^n 
an  in  ber  ßJeftalt  üon  S3a|3^omet,  einem  infamen  ®ö|en» 
bilb  mit  93od§fü§en,  grauenbrüften  unb  {^lebermauS- 
flügetn"    (S.  39.  40). 

Sajil  genügte  e§  aber  fd^on  fel)r  balb  nidit  me^r,  bie  fatl^olifd^e 
SSett  nur  mit  feinen  eigenen  Sd)riften  gu  überft^memmen ;  burd§ 
2}?itarbeiter  mottte  er  ben  |)ornograp^ifd§en   %eufel§fpuf  ju  einer 

2o* 


356  Sweiteä  93ucf).    ^:pap[ttf)um  unb  5I6ergIaube. 

tüa^ren  glutfitüelle  anfc^treHen  ntad^en.  (So  fcegrünbete  er  bie 
(gc^rift[tetler»  unb  @d^n)inbelfirma:  2;ogtI=§ad§-'9J2argiotta= 
SSaug^^an. 

Dr.  ^arl  ^ad§,  ein  Üt^etnlänber  unb  Schwager  be§  $ßerteger§ 
ber  ultramontanen  „^ölntjcfien  SSon^jeitung",  fd^rteb  unter 
bem  ®ecfnamen  Dr.  Söataiüe  ha§  93uc^  „Le  Diable  au  19.  siede". 
SDie  2teferung§ou§gat)e  biefe§  S3u(|e§  begann  am  29.  ©eptemtier 
1892.  @§  i[t  ein  in  9tomanform  gefd^rie6ene§  3f?eifen)erf,  tüorin 
Dr.  ^aä^  (93atatIIe)  bie  öerfd^iebenen  Sauber,  bie  er  bereift  |at, 
befc^reibt  unter  bem  ®e[t(i)t§punft  be§  ^eufel§futtu§,  ber  in  ifinen 
getrieben  tt)irb: 

„®a§  Seben  ber  9}?enfrf)en  in  ©ingapore  ^at  ettt)a§  mer!= 
njürbig  .  .  3nfernale§.  2)te  englifc^e  grau,  ha^  Tlatä^tn  nidit 
ausgenommen,  ift  ber  2lu§bunb  be§  SafterS  unb  ber  ©ottlojigfeit. 
Sn  ©ingapore  ftetit  bie  junge  ©nglänberin  ifire  SReije,  i^re 
Sugenb,  i^re  intelligent,  aüeS  in  ben  2;ienft  @atan§,  beffen 
Stpoftelin  unb  (Steüöertreterin  fie  ift.  8ie  ift  in  2Bir!Ii(i)feit  üon 
©Ott  t3erffud^t,  bie  SSietgeliebte  be§  t^ürften  ber  ^^infterni^.  SBeib 
nur  bem  Spanten  nad),  ift  fie  in  SBa^r^eit  abfolut  infernal  unb 
eine  SEeufelin."  ^n  einer  ;)re§bt)terianif(^en  ^ir(|e  äu  Singapore 
entbecfte  §acE§  einen  (S(f)Iupfmin!et  be§  @atan§fu(t§.  3)er  ^oftor 
öffnete  it)m  benfelben.  (5in  33apf)omet  mit  allem  paüabiftif^en 
3ubef)ör,  Mcf),  |)oftie  unb  ®oIc^  ftanben  oor  i^m  (I,  178  ff.). 

S3ei  ©ibroltar  finbet|)acE§  ge^eimnifsDoIIe  |)ö^Ien,  in  benen 
bie  2^eufet  an  ber  Strbeit  finb,  um  Stoffe  für  ©pibemien  ju  be- 
reiten. S)er  SEiireftor  lubaüain,  ein  2;eufel,  begrübt  i^n  in 
auSgejeirfinetem  grauäöfifd)  unb  überreicht  i^m  beim  2tbfcE)iebe  ein 
!Ieine§  ^iä'\ä)(i)tn,  burrf)  beffen  ^n^alt  er  in  ^ari§  eine  mörberifc^e 
©[)oIeraepibemie  I)ätte  Ijeröorrufen  fönnen. 

Söeim  @atan§|3apft  ^i!e  fie^t  ®r.  |)acf§  ein  teuflifc^eS  lele-- 
pt)on,  burc^  tt)el(f)e§  er  ben  fteben  großen  2)ire!toricn,  ©l^arlefton, 
IRom,  33erlin,  2Baf()ingtDn,  9JJonteoibeo,  9ieapel  unb  ®al-- 
cutta,  feine  SBeifungen  übermittelt. 

3Jiit  §ü(fe  eines  magifd^en  5(rmbanbe»  fonn  ^ife  ben  ßujifer 
jebcn  Stugenblid  herbeirufen.  (SineS^age»  naf)m  Satan  ^ife  fanft  auf 
feine  Strme  unb  mad^te  mit  i^m  eine  Sfieife  auf  ben  @iriu§.  ^n  wenigen 
9)iinuten  waren  über  50  3)iiüionen  a^ieiten  jurüdgelegt.   3laä)  S3e= 


III.  Stbetglaube  im  9(IIgemeinen.  357 

fic^tigung  bc§  @terne§  langte  ?ßife  in  ben  2trmen  ßujiferä  n)oi)t* 
behalten  trieber  in  feinem  Strbeitgjimmer  in  223 aj^ in gton  an. 

S)er  ©o^^ia  SSatber  legt  fi^  eine  Seetange  um  ben  ^aU 
unb  fü|te  fie  auf  bie  Si^^en.  (Sop\)ia§  9?Junb  f^äumt,  i^re  |)aare 
rid^ten  fid^  ju  Serge,  mit  l^eiferer  Stimme  ftö|t  fie  Säfterungen 
ou§.  ^urj  barauf  ftel^t  fie  ftarr  tt)ie  eine  S3o^nenftange,  bie  |)änbe 
j^oriäontol  nad^  üorn  geftrec!t.  Man  legt  i^r  fd^tuere  ©ewic^te  auf 
bie  Slrme,  biefe  bleiben  ober  unbeföeglid^.  S)ie  ©d^Iange  §ifc^t  unb 
!ü§t  fie  gum  ^njeiten  aJtale.  2)arauf  fenfen  fiij^  bie  5trme.  ®cr 
©(^hjanj  ber  @df)Iange  bewegt  fid^  mie  ein  fd^reibenber  S3Ieiftift 
über  ben  Slüdfen  unb  giebt  5(nttt)ort  ouf  eine  t^rage,  bie  öor^er 
burd^  einen  ^^i^berring  in  leud^tenben  S3ud^ftaben  ouf  bie  SSruft 
gejeid^net  wax. 

Sn  ßonbon  luirb  burd^  biobolifd^e  fünfte  ein  %i\d)  gum 
^lofonb  gebrad^t  unb  in  ein  ^rofobit  üerttjonbelt,  bo§  fid6  an'§ 
flottier  fe|t,  frembartige  SKelobien  fpielt  unb  bie  §ou§frou 
burd^  au§brucf§ooIIe  S3Iicfe  in  SSerIegen|eit  bringt.  S)r.  §ad§  bc» 
fc^reibt  aud^  auSfü^rlid^  bie  SBerfjeuge,  mit  benen,  ju  S^ren  be§ 
2;cufel§,  bie  getüei^ten  §oftien  burd^bo^rt  werben:  „5)er  Stpparat 
befielet  au§  einer  runben,  !upfernen,  üergolbeten  S3üd^fe,  bie  bem 
©e^äufe  einer  g?emontoir'-U^r  ä^nlic^  ift.  «Sie  ^at  on  ber  Seite, 
gerabc  lüie  eine  Ufir,  eine  2trt  ©d^raube,  h)el(^e  man  mit  §tt)ei 
gingern  leidet  bre^en  !ann.  ®iefe  ©diroube  fe|t  ben  9JJed^anilmu§ 
in  ber  i8ü(f)fe  in  Söeföegung.  $JJur  ift  bag  feine  SBehjegung  eine§ 
U^rtt)er!l,  fonbern  eine§  ®etriebe§  üon  Üeinen  in  einanber  greifen« 
ben  S33al§en,  njeld^e  mit  aufftet)enben  ©^iteen  unb  fleinen  ^äfd^en 
nul  ©ta^I  öerfe^en  finb.  9iIIe§  ba§  lüirft  jufammen,  um  bie  fonfe* 
frirte  ^oftie,  n^eld^e  auf  ben  öoben  ber  S3üd^fe  gelegt  föirb,  gu 
quetfd^en,  gu  fted^en,  p  gerJ^aden  unb  gu  gerrei^en.  S)iefe  Slp^arate 
ei'iftiren  tt)ir!tic^;  id^  h)ieberf)oIe  e§.  2ßo  fie  oerfertigt  n^erben,  ift 
mir  nid^t  befannt.  S"  Gibraltar  ^obe  idg  bergleid^en  nid^t  gefeiten. 
SIber  fie  ej-iftiren  unb  bienen  gu  ben  grä^Iid^en  l^reöeln,  üon  benen 
ic^  eben  fprad^." 

„5)od§  galten  trir  einen  9tugenbIidE  inne!  S)iefe  SSerbred^en 
füllen  nid^t  blo^  unferen  Unh)it(en  l^erüorrufen,  e§  ift  nid^t  genug, 
gu  fnirfd^en.  3Kan  mu^  beten;  bie  ©laubigen  muffen  eifriger  aU 
je  ba§  allerg eiligfte  Sdtor^faframent   üeretjren  unb  fo  hk  fd^redE-- 


358  3weite§  33ucft.    <ßapftt:^um  imb  Srberglaube. 

liefen  Unbilben,  bte  unerl^örten  SSerunel^rungen  fü{)nen,  todä)t  bic 
^öttifc^e  SButf)  tägUd^  üietfältig  i^m  ^ufügt.  SDBenn  tutr  Sfiriften  an 
®otte§  Satigmut!^  benfen,  fo  muffen  toir  befcfiämt  tüerben.  ^iefe(6c 
ü6erfteigt  unfercn  menfd)Ii(^en  SSerftanb.  SSir  finb  3^U9£i^  ^^^ 
SSerBred^en,  bie  fo  grä^Iicf)  finb,  ba§  Wir  nid^t  Begreifen,  ttiarunt 
i^nen  bic  (Strafe  ©otteg  nicE)t  ouf  bem  %n^t  nad^folgt.  SSer= 
bemüt^igen  w'n  un§  alfo,  hjeinen,  beten,  fül)nen  h)ir"    I,  349). 

§ad§'-i8atoine  Befd^Iie^t  feinen  Diable  au  19.  siecle  mit 
ben  SBorten:  „Sc|  Ijabe  mein  2Berf  am  29,  September  1892,  am 
f^efte  bei  ^.  ajZidjael,  iuelc^er  öon  ber  Iu§iferianifc^en  ©efte  6efonber§ 
üerabfd^eut  inirb,  Begonnen,  "^ä)  voiÜ  c§  mit  bem  ^errlid^en  ©ebete 
2eo  XIII.  jum  ru^mreid^en  ^^ürften  ber  §immlifc^en  ^eerfd^aaren 
fctilie^en,  welches  ber  ^eilige  SSater,  ber  ^apft,  fürjtic^  ben  ©jor« 
filmen  be§  9{ituoI§  beigefügt  ^at,  unb  h)elcf)e§  bie  ganje  Situation 
auf  beh)unberung§tt)ürbige  SSeife  ^ufammmenfa^t  unb  gleid^jeitig 
aud^  ba§  Heilmittel  für  biefelbe  angiebt." 

jj^iefel  ®ebet  2eo  XIII. ,  ba§  auf  feinen  S3efe'§I  jeber  ^riefter 
nad^  jeber  SJJeffe  an  ben  «Stufen  be§  Stftarl  laut  beten  mu^,  lautet: 
„^eiliger  @r§engel  SOlid^ael,  ftürje  ben  Satan  unb  olle  anberen 
l^ötlifd^en  ©eifter,  bie  jum  SSerberben  ber  9}Jenfd§en  in  ber  SSett 
uml^erfcfinjeifen,  in  bie  §ötte  jurücE." 

3tt)eiter  üKitarbeiter  ^ajil'l  inar  ber  Italiener  S!J?argiotta. 
@r  fd^rieb  im  S^tjre  1894  bag  iöud^:  Adriano  Lemmi,  chef  supreme 
des  Franc- Ma§on3.  '^tx  uüramontane  SSerlag  Don  Sd^öning^ 
in  ^aberborn  beeilte  fid^,  ba§  toHe  ©rgeugni^  ben  beutfd^en 
^atl^olifen  jugänglid^  ju  mad§en. 

ajJargiotta'S  SBer!,  ba§  iljm  in  »wenigen  9}Jonaten  50,000  ^^ranfen 
einbrad^te,  ift  öon  ber  gteid^en  Unge^euertic^feit  iuie  §od'§  Diable. 
So  ergät^Ü  9)Jargiotta:  ber  ^eufellpapft  Semmi  ^a^t  im  ^atojjo 
95orgt)efe  ^u  9iom  einen  förmli(^en  Satan§bienft  eingerid^tet.  (5r 
lie^  ein  ^rugifij  mit  nac^  unten  geengtem  S^riftuSfopf  unter  bem 
Stufe  „(£^re  bem  Satan"  befreien,  burcf)bo^rte  bei  jebem  S3riefe, 
ben  er  an  feinem  Sd^reibtifc^e  fd^rieb,  §oftien,  bie  au§  fat^olifc^en 
^ird^en  entwenbet  toaren,  mit  einer  Sotjrfeber  (calamus  transfigens), 
lie^  bei  allen  33an!etten  ber  gi'einiaurer  Satan§l^t)mnen  fingen  unb 
befonbere  Stäume  für  9)iop§f(i)n)eftern  einrid^ten,  mit  benen  bie 
33rüber  Orgien  feierten,    ^üe  fatanifdfien  5^ic^ter  ber  2BeIt  lourben, 


III.  3(6erglau6e  im  OTgemeinen.  359 

um  ben  großen  Sj^tc^ter  Seo  XIII.,  ber  eine  Sammrung  üon  @e* 
bid^ten  herausgegeben  f)at,  in  Sdjatten  ju  [teilen,  aufgeforbert,  bie 
Satan§i)t)mne  ®arbucci'§  in  i|re  9Jiutterf|3rad)c  ju  übei[e|en  unb 
ju  öerBreiten.  3Inftatt  be§  Ave  Maria  föurbe  ein  Eva  gebetet,  in 
welchem  ba§  erfte  SBeib  rtiegen  feiner  ©ünbc  gelobt  tüirb.  ®ent 
Salve  regina  fe^te  man  ein  Salve  Cain,  ben  7  S3u^pfa(men  7 
SKoIod^pfalmen,  ber  Sitanei  9JJarien§  eine  folc^e  3(ftarott)'§  unb 
2tftarte'§,  bcm  Gloria  patri  ein  Gloria  Lucifero  Victori  entgegen. 
2)ie  obfcönften  ^inge,  bie  S3ataitle  bereite  angebeutet  l^atte,  trerben 
mit  SBo^Ibe^agen  breitgetreten,  unb  bann  ergebt  3JJargiotta  bie 
Stugen  gegen  §immel,  faltet  bie  ^änbe  unb  fprid^t:  „^ir  gef)ord§en 
o^ne  |)intergebanfen  ben  Sefe^Ien  be§  ^eiligen  SSater§,  ber  tviü, 
ba^  ttjir  ber  ^Freimaurerei  bie  2}Ja§fe  abreißen,  mit  ber  fie  jic^  ocr* 
pttt,  unb  fie  fo  geigen,  irte  fic  ift"  (JRitU,  Seo  XIII.  unb  ber 
©atangfult,  Berlin  1897,  ©.  116). 

5)urd^  ben  beifpiellofen  ©rfotg,  ben  er  in  alten  Greifen  ber 
fat^oüfd^en  ^ird^e  gefunben  ^atte,  füt)Itc  ftc^  %a^\l  fo  fieser  ge- 
«lad^t,  ha^  er  gloubte,  2Itte§  tüagen  ju  fönnen,  unb  fo  fe^te  er 
feinen  ©d^tüinbeleien  bie  ^rone  auf,  inbem  er  TIi'q  ®ianaSSaug{)an 
auf  ben  @d§aupla|  treten  lie^. 

SSom  Suti  1895  big  jum  Suni  1897  erfc|ien  in  ^arig  ba# 
SieferungSWerf:  Miss  Diana  Vaughan.  Memoires  d'une 
Expalladiste.  Publication  mensuelle.  SSerfaffer  biefe§ 
©d^oucr--  unb  XeufeI§roman§,  ber  bie  ©riebniffe  eine§  früher  bem 
Xeufel  öcrfd^riebenen,  je^t  belel^rten  SOJäbc^enS  mit  t^ren  eigenen 
SBorten  fdiilbert,  föaren  —  bie  Ferren  lofil-- §ad§.  S^iana 
SSaug^an  mit  if)ren  (Sriebniffen  unb  SJJemoiren  war  öollftänbig 
ha^  ^^antafieerjeugni^  ber  beiben  großen  ®c^tuinbler. 

Sn  furjer  Qtit  föor  bie  nic|t  ejiftirenbe  2)iana  3Saugf)an  eine 
berühmte  ^erfönli(^!eit  in  ber  fatl^olifd^en  2Bett.  ^^xt  „9JZemoireu" 
fanben  rei^enben  Slbfa^  unb  begeifterte  Sobrebner. 

35iana  Iä§t  fid^  geboren  werben  am  29.  f^ebruar  1874;  fie  ift, 
n:iie  fie  jart  anbeutet,  bie  Srud^t  be§  Umgang^  i^rer  SJJutter  mit 
bem  2;eufel  Sitru.  "äU  fteine»  Sinb  tüurbe  fie  in  feierlidier 
SG?etfe,  rtobei  ein  ^ec^fd^marjer  ^a^n  eine  ^anptxoti^  fpielte,  bem 
jTeufel  gemeint.  «Sd^on  mit  10  S^^^en  loar  fie  „9}?eifter"  ber 
^allabiftenfc^ufe  5U   SouiSöille   in  5tmerifa.     S3ei  biefer   ©e- 


360  QtDtikä  93u^.    $ap[tt^um  unb  Stbergloube. 

legen^eit  erfd^ten  ber  D6erteufet  S(§mobeu§  mit  14  Segtonen  Unter* 
teufcin.  @r  Bracfite  einen  £ön)enfc^n)anä  mit,  ben  er  bem  Söwen^ 
©ngel  be§  ©üangeliften  9}lar!u§  a6gef(f)nitten  !§atte!  SDiefen  Sötoen- 
jcCiroanä  legte  jid^  S)iana  um  ben  §al§  unb  gab  i^m  einen  ^u^! 
3Kit  i{)rem  STeufel  2I§mobeu§  unternimmt  bann  S)iana  üiele  Steifen 
burd^  bie  Suft;  in  tüenig  5(ugent)Iirfen  gelangt  fie  an  bic  ent* 
fernteften  Drte ;  oud^  einzelne  Sterne,  j.  95.  ber  Tlax§',  njerben  tion 
i^r  befud^t.  9l§mobeu§  unterrichtet  fie  im  Kampfe  gegen  ben 
©firiftengott.  ?ll§  im  ^a^re  1885  in  einer  ^allabiften^SSerfammtung 
gu  ^ari§  mel^rere  ^^eilne'^mer  fid^  ®iana  feinblid^  geigten,  er= 
fd^ien  ^jlö^Iid^  ber  Sötreufd^tüang,  :prügelte  if)re  ©egner  unb  legte 
fid^  bann  ii)r  um  ben  §al§.  ®ie  wic^tigften  (äntpUungen  mac^t 
SDiana  über  eine  getoiffe  (3o^i)ie  SSalber.  ©op^ie  niar  am  23. 
(September  1863  üom  STeufel  93itru  mit  einer  ®änin  gezeugt 
njorben.  Sitru  übernal^m  bei  Sophie  aud^  bog  3tmt  einer  5tmme 
unb  f äugte  fie;  al§  Sop:^ie  ^erongeload^fen  war,  lief;  er  fid^  mit 
Sophie  in  gefdiled^tücfien  9Ser!el§r  ein,  fo  ba§  ber  Xeufel  93itru 
3Sater,  Stmme  unb  ©atte  ber  Sophie  SSalber  tourbe. 

2lm  18.  Dftober  1883  erHärte  „ber  mächtige  unb  ^eilige  93itru 
in  SJJtitte  be§  üollfommenen  XriangetS  in  ber  Strafe  bella  SSalle 
in  ÖJegentoart  ber  unterjeid^neten  Srüber,  bafe  unfer  göttürfier 
SJJeifter  unb  foutjeräner  §err  Sugifer,  ber  fet)r  gute  unb  fe^r  grofee, 
ber  fe^r  l§o^e  unb  f)ö(^fte  ®ott  mic^,  bie  @op^ia=@apf)o,  in  Söa'^r'- 
f)eit  al§  bie  Urgroßmutter  be§  menfc^getüorbenen  9tntidf)rift§  be= 
geic^net.  ®enn  üon  mir  h)irb  om  8.  Slage  be§  SDZonat^  ^aop^i 
im  "^a^xt  000896  be§  mal)ren  Sid^te§  eine  ^od^ter  geboren  Werben, 
tüttö)t  bie  (Großmutter  beg  2(ntict)riften  fein  wirb.  So  ^t  93itru 
fiel  ouSgebrücEt,  unb  er  l^ot  ha^  mit  mir  untergeidEinet  unb  er  ^at 
»erlangt,  ha^  bie  bort  anWefenben  erwäf)tten  S[Ragier  bie  Stützen» 
ticität  feiner  Unterfd^rift  beglaubigen,  inbem  aud§  fie  mit  if)rer 
eigenen  befannteften  Unterfd^rift  untergeidEinen,  bamit  biefe§  ®ofu= 
ment  im  Strc^ioe  ber  großf)errIid)en  aJiutterloge  üerbleibe  unb 
niemals  geleugnet  Werben  !önne.  SImen.  geg.  ®er  'Zeitige  ®ämon, 
erfter  ^röfibent  S3itru,  Slbriano  Semmi,  Sibia  9iemo,  Sophia 
Sapf)o,  ©iufeppe  ^etroni  ....  ©ttore  gerrori,  Suigi  ©aftellagsi, 
granceSco  ®ri§pi  ....  ©ioüanni  Söoöio,  93enebetto  ©oiroli  ic." 
®ie  Unterf^rift  be§  Xeufel§  ift  mit  Pfeilen,  S^wert,   Stricfen, 


III.  Slberglaube  im  SlUgemeinen.  361 

3311^,  ^ieg§trompeten  unb  ®orfeI§a^n  umrahmt"  {'SikU,  a.  o.  ■£)., 
@.   152). 

9Ze6en  i^ren  „9)iemoiren"  gab  5)iana  85aug^an  auc^  ein  „©ebet« 
hnä)"  ^erau§:  La  neuvaine  eucharistique;  \)a  f)ei^t  e§  u.  St.: 
„^cr  lujiferianifd^e  Freimaurer  i^t  nid^t  bie  ^oftie,  bie  er  em* 
^fangen  ^at,  fonbern  er  trägt  fie  in  bie  pattabiftifd^cn  Xriangel, 
tüo  (Soton  angebetet  wirb  .  .  SDie  Freimaurer  |inb  mel^r  SBerfjeuge 
aU  ©ingeber  .  .,  benn  ber  n)ir!Iid^e  (Singeber  i^rer  ^om^tottc  ift 
ber  Seufet,  ber  Xeufel  in  ^erjon.  «Satan  ift  il^r  ^önig,  au»  bem 
fie  i^ren  ®ott  mad^en  .  .  .  ^d^  njerbe  @ott  bitten,  ganj  befonberä 
ben  ^apft  gegen  bie  fc^njarjen  Komplotte  ber  fanatifd^en  grei-- 
maurerei  ju  fc§ü|en"  (ügld^.  füitU,  o.  a.  D.,  <B.  152). 

2;ottere§  unb  gugleid^  unf[öt^igcre§  Q^u^  il^  i>iefc  „^ajiI'|)adE§» 
2)largiotta'Sßaug^an'-(5ntpttungen"  finb   feiten  gefcfirieben  tüorben. 

@ie  tefen  unb  fie  empört  ö er urtt) eilen,  ^ätte  ein  unb  ba§fe(be 
fein  muffen. 

SSic  fteüten  fic^  nun  aber  gu  biefen  „@ntl)üttungen"  biejenigen, 
für  bie  fie  beftimmt  tüaren:  bie  ©at^olifen,  9tom,  ber  „@tatti)alter 
e^rifti"  ? 

2obe§er^ebungen  ber  !atJ)oIifd^en  treffe  ®eutfc§tanb§  f)dbz  id^ 
fc^on  angegeben;  bie  ultramontanen  Tageszeitungen  F^an!reid^§, 
StatienS,  Defterreid^§,  ©nglanb§,  (Spaniens,  StmerifaS  blieben  nid^t 
§urücE.  'üloä)  im  ®e§ember  1895  legte  bie  „©ermania"  in 
mehreren  Sonntagsbeilagen  ben  2:ajil=$8augf)an'Sd^tt>inbeI  i^ren 
Sefern  als  2Sa!^rt)eit  üor.  5tudf)  bie  angefefienften  fat^olifc^en  Qdt' 
fdirtften  beS  ^n-  unb  5(uSlanbeS  (Stimmen  auS  S3tario=Saad^, 
^iftorifc§=poIitifd^e  SÖIätter,  La  semaine  religieuse,  The 
Catholic  Times,  The  Tablet  u.  f.  to.)  bet^eiligten  fi(^  lebhaft 
on  ber  SSerbreitung  beS  STajirfc^en  5(bertt)i|eS. 

So  njid^tig  bie  allgemeine  3uftimmung  ber  uttramontanen  treffe 
für  2;ajiI=§adS''9JJargiotta  in  bud^^änblerifrf)=gefc§äftlirf)er  ^infid^t 
aud^  war:  baS  würbige  Kleeblatt  ^otte  £)ö^er  hinauf  gegielt:  bie 
ultramontane  §ierarc^ie  öom  Kaplan  bis  §um  ^apft 
foüte  baS  Opfer  werben. 

SJiit  einer  StuSgefd^ömt^eit  of)nc  ©leieren,  aber  §u  gteid^er  3eit 
mit  genauefter  ^enntni^  ber  ®inge  t)at  |)adfS  =  S3otaine  nad^  ber 
föntlarüung  fid)  einem  ^eitungSberid^terftatter  gegenüber  über  feine 


362  S^oeiteg  93u(]^.    ^ap[ttf)um  unb  3I6ergIaube. 

unb  fetner  |)  elf  er  §:^  elf  er  5(bfid^ten  geäußert:  „%U  bie  Enthüllungen 
woren  ber  reine  Sc^tüinbel.  %U  bie  gegen  bie  Freimaurer  all  SSer» 
fiünbete  be§  Teufels  gerichtete  päpftlid^e  ©nj^llifa:  Humanum  genus 
(20.  STpril  1884)  erfc^ien,  tarn  ic^  auf  ben  ®eban!en,  ha^  bie§  ein 
rid^tiger  ©toff  fei,  um  au§  ber  befannten  Seic^tgläubig!eit  unb 
uncrgrünbli(|en  ®ummf)eit  ber  ©at^olüen  ®elb  ^u  f^Iagcn. 
@§  beburfte  nur  eine§  '^uU^  SSerne,  ber  biefen  9täubergefc§i(f)tett 
einen  öerlorfenben  Stnftric^  gab.  S<^  tt)^^:  biefer  '^uü^  SSerne. 
SlJJcrtnjürbigerWeife  .  .  maren  anbere  auf  gan^  biefelben  ®eban!en 
üerfaHen.  S<^  öerftänbigte  mic^  alfo  mit  Seo  %a]cii  unb  einigen 
^reunben,  njorauf  h)ir  jufammen  ben  Diable  au  XIX  siecle  grün» 
beten,  toelc^er  ben  befannten  ©rfolg  l^atte.  S)ie  ^at^olifen  üer» 
fd^Iangen  ha^i  ®onge  o()ne  jebe  Sd^wierigfeit.  S)ie  Sinfatt  biefer 
Seute  ift  fo  gro^,  ia'^,  föenn  \^  i^nen  ^eute  fagte,  ii^  l^ätte  fic 
nur  jum  SSeften  getialten,  fie  fid^  hjeigern  würben,  mir  bie§  ju 
glauben.  @ie  würben  öielmel^r  in  ber  Ueberjeugung  berl^orren, 
ba|  alle  meine  ©rfinbungen  nur  bie  lautere  2Bal)r^eit  enthalten. 
3c§  fannte  meine  Pappenheimer.  SKand^mal,  menn  id^  eine  un- 
glaubhafte ®efrf)id^te  auf'§  %apä  brad^te,  wie  §.  33.  bie  ©ef^ic^te 
Don  ber  ©cfilange,  bie  mit  i|rem  Sd^wauäe  ^ropi^eseiungen  auf 
ben  9tütfen  ber  Sophie  SBalber  fd^rieb,  ober  bie  ©efd^ic^te  beä 
5;eufel§,  ber,  um  einen  t^reimaurer  ju  fieirat^en,  \i6)  in  eine  junge 
'^amt  üertüanbelte  unb  am  5Ibenbe  aU  ^ofobil  flottier  fpielte, 
—  fagten  mir  meine  9)Jitarbeiter,  benen  üor  Sactjen  bie  X^ränen 
in  ben  Stugen  ftanben:  2^f)euerfter,  @ie  getjen  gu  weit!  Sie  öer« 
berben  ben  gangen  <Bpa^\  ^cf)  antwortete  if}nen:  95o^!  Saffen  (Sie 
mirf)  nur  geworren!  ®a§  wirb  fd^on  get)en.  Unb  e§  ging  in  ber 
Z'ifat  Tlh  fiel  im  SlUgemeinen  bie  Slufgabe  ju,  bie  ©efd^ic^tc  ju» 
äuridCjten.  Seo  Xaicit  ober  ein  onberer  gab  mir  irgenb  einen  ©toff, 
ber  im  ©runbe  auf  2Ba^rf)eit  beru'^en  mod^te.  ^d^  übernal^m  e§, 
bie  <Baä)t  md)  bem  9??ufter  be§  ^ük§  SSerne  aufjupu^en.  Sd§ 
fage:  id^  ^abt  ben  IRautilug  gefe^en,  unb  bie  ^ot^olifen  wieber= 
■^olen  im  @f)ore:  @r  ^t  ben  SfJautiluS  gefeiten!  ^  2:{)atfädE)Iid^  war 
ha§    bie    benfbar    öerwegenfte    §craugforberung    ber   menfc^üd^en 


1  ein  fabelf)afte§  Unterjeebot,  ia§  in  ben  $Romonen  beg  ^üU§  SBerne 
eine  grofee  SioIIe  fpielt. 


III.  3lBergIaube  im  ^IQgemeitien.  363 

^umm^eit.  Sie  feigen  afier,  \)a^  id^  tiic^t  unridjtig  gcred^net  ^abe" 
{mt%  a.  a.  D.,  @.  79ff.). 

2Bof)t  fetten  tft  ein  toHer  ^lan  fo  öottftänbig  mit  (Srfolg  gc« 
frönt  njorben. 

3m  Sa^re  1887,  al§  bie  |)aupthjer!e  ^ajil'g  fc^on  in  Umlauf 
tooren,  würbe  2^ajil  tion  Seo  XIII.  in  ^riöataubienj  empfangen. 
®iana  SSaug^on  (b.  ^.  Xa^il  felbft)  berichtet  barüber  in  i^ren 
„aj?emoiren"  ß.  521.  522; :  „9J?ein  @o|n,  fragte  i^n  ber  , Statt-- 
l^alter  (J^rifti',  lua^  tt)ünf(^eft  ®u?  |)eiüger  SSater,  ^tcr  in  biefem 
5IugenbIidEe  ju  ©einen  Sü^en  fterben,  wäre  mein  gröBte§  ®IücE, 
fagte  ber  auf  ben  ^nieen  liegenbe  ^oenitent.  S^ic^t  bod^,  ertuibertc 
Seo  XIII.  mit  tüofillooHenbem  SädEjeln,  5)ein  ßeben  ift  für  bie  kämpfe 
be§  ®fauben§  nod^  fetir  nü^Iic^.  jDer  ^apft  ft)ie^  babet  auf  feine 
S3ibnot^ef,  in  ber  aitt  ©nt^üirungSfc^riften  %a^\V^ 
ftanben,  unb  bie  er  alte  getefen  ^atte.  SBieber^oIt  betonte  ber 
^apft,  ba§  er  bie  fatanifdEie  9?id^tung  ber  Sefte  ridjtig  begriffen  ^abt." 

tiefem  erften  58egegnen  jmifd^en  bem  „Statt^tter  S^rifti"  unb 
Seen  %a]c\t  entfprad^  it)r  f|)ätere§  9Ser(jättni§.  So  burfte  Stagit 
noc^  im  5tprit  1895  fein  to[te§  S3ud^:  Le  Diable  et  la  Revolution 
mit  fotgenben  Sßorten  bem  „Stattl^atter  S^rifti"  tüibmen:  „®er 
l^eutige  lag  ift  ber  10.  3at)re§tag  be§  auffattenben  götttid^en 
ÖJnabenertüeifeS,  ber  mict)  erteuc^tet,  ber  götttid^en  ©rbarmung,  bie 
mid^  an§  bem  Stbgrunbe  errettet  ^at.  ^eitigfter  SSater,  wenn  id^ 
feit  jenem  gefegneten  ^age,  bem  23.  'ülpni  1885,  irgenb  einen 
Srrt()um  in  ber  5tu§tegung  ber  9?att)fc|täge  Gtü.  |)eitigfeit  at§  be§ 
l^öd^ften  ßirc^en^ Oberhauptes  mir  ^abt  §u  Sdfiulben  fommen  taffen, 
föenn  iä]  in  irgenb  einer  ?Irt  gefe'^tt  ^obe,  fo  öer^ei^en  Sie  mir 
nod^mat§.  SBenn  ^tjre  üätertic^e  ®üte  aber  bafür  t)ätt,  bafe  biefe 
je'^n  ^a^re  n)ir!tid^  je'^n  l^o^re  ber  SBiebergutmad^ung  unb  Sütjne 
h)aren,  fo  bitte  id^  Sic,  |)eitigfter  SSater,  §u  Sf)ren  gü^en  t)in- 
geftredt,  taffen  Sie  mir  ein  SBort  be»  ^rofteS  gufommen,  bamit 
baffelbe  bie  oieten  S3itterfeiten  au§  meinem  ^erjen  öerfd^eud^e,  mit 
benen  baSfetbe  getränft  wirb,  ^c^  werbe  ^^mn  jeittebenS  bafür 
erfennttid§  bteiben." 

2)urd§  bie  Parteinahme  beg^apfte§  würben  %aTcii-'^ad§-'>ßlaxQ\otta' 
SSaugt)an  gemad^te  Seilte.  ®ie  uttramontane  ©eiftüd^feit  in  atl  i^ren 
Stufen  trat  mit  SBort  unb  Schrift  für  fie  unb  itjre  (Snt^üffungen  ein. 


364  BttJeitel  Su^.    ^apftt^utn  unb  ?(bergtauBe. 

@§  tüürbe  SU  Jt)eit  führen,  bie  §af)tfDfen  ^unbgebungen  für 
Zaicii  au§  ben  leitenben  Greifen  be§  UItromontani§mu§  einzeln 
aufzuführen:  ^arbinäte,  Sr^bifc^öfe,  SSifd^öfe,  Prälaten,  ^rofefforen 
ber  Xl^eologie,  Spieen  be§  SBelt»  unb  Drbcn§fleru§ ,  ^efuiten, 
Xomintfaner,  9tebem^toriften  finb  batet  öertreteu.i 

^nv  auf  ätüei  ^unbgebungen  be§  offiäietlen  3fiom§  mufe  id^  auf= 
nier!fam  machen:  auf  ben  Sriefwed^fel  be§  ^arbtnaI=SSifar§ 
öon  9?om,  ^arbinat  ^arocd^i,  unb  eine§  pä|3ftli(^en  ®e- 
f)etmfe!retärg  mit  ®iana  3Saugf)an,  unb  auf  ben  ^nti^ 
greimaurerfongrel  gu  2^rient  im  ^al^rc  1896. 

Sei  SSeurt^eitung  be§  Sriefföed^feB  ift  im  5Iuge  ju  bellten, 
erftcng,  ba^  ^iana  SSaug^n  überljoupt  nic^t  eyiftirt  'i^at,  unb 
graeitenS,  n)e(c^e§  ber  <sn^alt  i^rer  SSeröffentüd^ungen  tüor. 

2tm  29.  3^oüember  1895  fd^rieb  5)iana  an  @e.  (£m.  ^arbinat 
^arocd^i  in  9?om: 

„Sminen^!  ^c^  bitte  Sie,  ein  ©Ecm^tar  ber  „(Su^ariftifd^en 
D^ooene"  anzunehmen,  'öa§>  iä)  S^nen  §ugleid^  mit  einem  ©d^reiben 
überreid^e.  (Stt).  (5minen§  werben  bemerfen,  ha'^  gtoei  'Soge  biefer 
9^ooene  mit  Dpfergaben  fctilie^en:  ber  fiebente  Xag  bie  &abt  eine§ 
5Umofen§  für  ein  antifreimaurerifc^e§  SBerf  unb  ber  neunte  Xag 
mit  einer  ®aU  für  ben  ^eter§pfennig.  ^n  ©rfüttung  biefer  beiben 
©e(übbe  ^abe  id^  nun  bie  ®£)re,  Gfö.  ©minenj  bie  (Summe  üon 
500  granfiS  ju  überreid^en.  Xf)atfä(^Iic^  erfahre  id^  burc^  bie 
treffe,  ta^  dtv.  ßminenj  ben  SSorfife  ber  in  9lom  !onftituirten 
eentraI=ßommiffion  ^oben,  meldte  für  näc^fte§  ^^rü^ja^r  einen 
internationalen   ßongre^    üorbereitet.^     2!ur^    '^^xt   Vermittlung 


1  Um  eine  SSorftellung  öon  btefen  Kunbgebungen  ju  geben,  tl^eile  ic^ 
einige  Sä^e  aus  ber  offiäiellen  Seific^rift  beg  Sefui^ettorbeng,  ber  „6t» 
cilta  cottoüca"  September  1896;  mit:  „2)te  ©ng^füfa  Humanum  genus 
2eo  XIII.  labet  bie  ©täubigen  ein,  bie  fyreimaurerei  su  entfarüen.  Seen 
Sajil  unb  bie  ebele  S!Ki§  Siana  SSaugI)an  ^aben  um  bie  SGSette 
Ströme  öon  Sic^t  über  bie  in  unjeren  Sagen  fo  öerbreitete  lu^i* 
ferianifc^e  Freimaurerei  auSgegofjen.  2)tana  SSaug^^an,  au§  ber 
Siefe  ber  ginfterniß  jum  Sichte  ®otte§  gerufen,  öorbereitet  burd^  bie  göttliche 
SSorfetjung,  menbet  \i6)  ^ur  Sirene,  um  if)r  gu  bienen,  unb  erf^eint  uner» 
Ic^öpflic^  in  i^ren  »ert^öollen  (Jnt^üIIungen,  bie  l^infic^tüc^ 
ber  ©enouigfeit  unb  9?ü§lic^feit  nid)t  i^reä  ©teilten  l^aben." 

-  ©emeint  ift  ber  Slnti^greimaurertongre^  ju  Orient. 


III.  Stbcrglaube  im  Slßgemeinen.  365 

fpenbe  iä)  für  "oaä  Crganifation^tuerf  biefeS  Si)ongreffe§  250  gran!§ 
unb  bitte  @tü.  ®m.  adEitungSOon,  bie  onbere  §älfte  meiner  (Senbung 
ber  ^affe  be§  ^eter§pfennig§  ju  überreid^en.  ©rgebenft  em|}fef)Ie  id^ 
mid^  ben  guten  ®ebeten  (Sto.  (£minen§.  ©obalb  ic|  au|er  ®efaf)r 
bin  unb  meinen  3"fIiicf)t^ort  auf  einige  3eit  üerlaffen  fann,  f)offe 
id^  incognito  naä)  9tom  5U  fommen  unb  dw.  ©minenj  um  Stubienj 
5U  bitten,  ©inmal  in  9lom,  werbe  idf)  S^nen  an  biefem  läge 
einen  58rief  überreid^en,  ber  (Sie  im  größten  ©e^eimniffe  unb  unter 
einem  angenommenen  5JJamen  meiner  ©id^er^eit  {)alber  um  eine 
^riöatoubieuä  bittet;  bie  S8ergleicf)ung  ber  ©d^riftftücfe  wirb  Seinen 
ben  83eh)ei§  meiner  S^'^ntität  geben,  abgefe^en  öon  allen  (Srllärungen, 
weld^e  (£ro.  (Sminenj  üon  mir  bei  biefer  Stubienj  forbern  fönnen. 
©eru'fieu  @tü.  ©minenj,  ba§  fleine  Söüd^Iein,  lüelc^e»  be^uf§  ber 
©ül^ne  fo  üieler  SSerbred^en  gefdfirieben  ift,  f;uIbüott  anjunel^men 
unb  in  ^l^ren  ©ebeten  ber  Unföürbigften  ber  Unmürbigen  nid^t  ju 
öergeffen,  meldte  fid^  (SU).  ©minenj  ergebenfte  Wienerin  in  Sefu§, 
SJJaria,  Sofe|3f)  nennt.  SDiana  ^Saug^an."  darauf  antwortete  ber 
Harbin atüüar  ^arocd^i: 

„9iom,  ben  16.  ^ejember  1895. 
„SD^ein  gräulein  unb  liebe  'locfiter  in  Unferem  iperrn! 
9J?it  lebhafter  unb  fü^er  9?ü^rung  ^a^t  ic^  S^r  (Sd^reiben  öom 
29.  5Roöember  äugleic^  mit  bem  @yemptar  ber  „(äud^ariftifctien 
S^otiene"  erfialten.  3«ttäc£)ft  bef^einige  icE)  ben  ©m^fang  ber  mir 
gefanbten  8umme  öon  500  ?5^anf§,  öon  benen  250  nad^  '^^rtx 
Söeftimmung  für  ha^  DrganifationSUjer!  be§  nödfiften  Stntifreimourer-- 
!ongreffe§  öertoanbt  werben,  ^ie  anbere  ^älfte  in  bie  §önbe 
©einer  $eiüg!eit  für  ben  ^eter§pfennig  §u  legen,  ift  mir  eine 
IJfteube  gewefen.  Sie  (Seine  §eilig!eit)  ^at  mid^  beauftragt, 
S^nen  ju  bonfen  unb  S^nen  feiner  @eit§  einen  gans  be^ 
fonberen  Segen  ju  fd^iden.  Sie  maiiien  mir  Hoffnung  auf 
einen  99efud^  in  9tom,  wenn  bie  Umftänbe  3f)nen  ba§  SSerlaffen 
^i)xt^  Qvi'\ivid)t§:Oxtt§>  geftatten.  ^d^  tt)ünfd§e,  tal^  biefe  Umftänbe 
nid^t  ju  lauge  auf  fid)  märten  loffen.  Tlxt  ber  größten  ©lüdEfelig» 
feit  werbe  id^  Sie  empfangen.  Seit  langer  S^xt  getjören  ^^nen  meine 
St)mpatt|ien.  S^^e  S3e!e|rung  ift  einer  ber  fierrlic^ften 
2;rtump^e  ber  (S)nabe,  bie  id^  fenne.  S<^  lefe  in  biefem 
Stugenblide  ^f)re  93Jemoiren,    bie   oon   einem  brennenben 


366  Qmüe^  33ud}.    ^apftt^um  unb  3lberglau6e. 

^ntereffe  finb.  ^d)  tüerbe  bal)er  fef)r  getröftet  iein,  Sie  fegnen 
unb  ermutljigen  ju  fönnen  auf  bem  Söege  ber  2gBaf)r^eit,  auf  ben 
©ie  getreten  finb.  Snjnjiftfien  glauben  8te,  ba§  id^  @ie  in  meinen 
©ebeten,  Befonber»  beim  l^eiügen  9[Re^o|3fer  nt(^t  öergeffen  toerbe. 
S£)rerfeit§  ^ören  ©ie  nidit  auf,  unferem  ^ertn  SefuS  (S^riftug  für 
bie  gro^e  ©rbarmung  gu  bonfen,  bie  er  gegen  (Sie  angehjanbt,  unb 
für  "iia^  augenfc^einli(f)e  Siebe^jeugni^,  bo§  er  ^(}nen  gegeben  "^ot. 
9]un  genehmigen  Sie  meinen  Segen  unb  ^Iten  Sie  mic^  ganj 
für  ben  3f)ngen  im  ^erjen  Sefu  S.  9)?.  Sarb.  SSifar." 

%m  27.  mai  1896  fc^rieb  ber  päpftlic^e  ©e^eimfefretär  3{ob. 
SSerjici^i:  „9)?ein  {^räulein!  SO^onfignore  Sarbi,  melc^er  einer 
ber  ^riüatfefretäre  be»  i).  S3ater§  ift,  fjat  mid§  auf  Sefe^I  Seiner 
|)eiligfeit  felber  beauftragt,  an  Sie  gu  fd^reiben  .  .  .  ^d^  fott 
Sf)nen  aud^  fagen,  ba^  Seine  §eiligfeit  mit  großem  SSer« 
gnügen  '^{}xt  @ucf)ariftifc^e  DZoüene  gelefen  ^at.  Somman= 
batore  5I(Itata  ^at  mit  bem  ^arbinalüifar  über  bie  S5?a'^r^aftigfeit 
Stirer  33efet)rung  eine  Unterrebung  gehabt,  ©eine  (Sminenj  ift 
überzeugt,  aber  fie  f)at  unferm  ^räfibenten  eröffnet,  b.i^  fie  bafür 
ni(^t  öffentlid)  jeugen  fann:  „3<^  ^«"n  bie  ©efjeimniffe  be§ 
^eiligen  Dffiäiumg  nid^t  öerrottjen" ;  ta^  ift  e§,  ma§  ©eine  ©minens 
bem  ©ommanbatore  ?(tliata  geantwortet  {)at.  ©anj  ber  S^rige, 
fe[)r  ergebener  in  Unferm  |)errn  9^ob.  S^erjid^i." 

2Im  11.  Suü  1896  erhielt  ^iana  üom  ©eljeimfdireiber  be§  ^apfte§ 
folgenben  Srief:  „SKein  gi^äulein!  ^ä)  beeile  mi^  S^ncn  ben 
fdjulbigen  ^anf  für  bie  ^ufenbung  3^i^e§  testen  S3anbe§  über 
®ri»|3i  au»äubrücfen.  galjren  Sie  fort,  t^räulein,  fat)ren  Sie 
fort  ju  fd^reiben  unb  bie  gottlofe  ©efte  ju  entlaröen.  2)ie 
$ßorfef)ung  ^at  gerabe  Ijierfür  gugelaffen,  ba^  Sie  jener  mä^renb 
fo  langer  3eit  angehört  l^aben.  S3on  öielen  liegt  eine  $ßer(eumbung 
über  3f)i^e  Sjiuenä  unb  ^^re  ^beiitität  öor.  '^d)  glaube,  ha"^  ha  ein 
S'unftgriff  ber  ©efte  üorliegt,  um  ^tjren  Sd^riften  bo§  ©emid^t  ju 
ne'^men.  ^d^  tuage  e§  bafier,  ^f)nen  meine  ^(nfidfit  §u  unterbreiten,  iia^ 
Sie  im  ^ntereffe  üieler  ©eelen  auf  bie  nad)  ^ijvtm  Si:afür^alten  befte 
2lrt  jeben  ©chatten  baoon  entfernen,  ©obalb  ha§  gefd^efjen,  merbe 
ic^  ba§  SSergnügen  t)aben,  ^Ijntn  üon  92euem  ju  fd^reiben,  um 
S^nen  eine  3}?itt()eilung  'Ejöd^ften  Drtel  §u  mod)en,  bie  S^nen  gemi^ 
fe^r  angenehm  fein  n)irb.     S?on   ganzem  ^er^en  em^jfe^Ie  id^  mid^ 


III.  SIbecgtaube  im  Mgemeinen.  367 

S^ren  Gebeten  unb  erfläre  mtc^  mit  öoüfomtnener  .^od^ad^tung  für 
gtjren  fe^r  ergebenen  SJionfignore  SSincenjo  Sarbi." 

2)er  üom  26.  ©e^tember  bi§  1.  Dftober  1896  in  Orient 
tagenbe  ?tntifreimaurerfongre^  toar  im  (Stoßen  unb  ©anjen 
eine  öffentliche  ^unbgebung  für  bie  (Sntt)ünungen  Xajil'g 
unb  ber  9Ri^  SSaugt)an.  ©d^on  bie  ^Vorbereitungen  bei  ^entrat-- 
fomitel  äu  'Siom  unb  ber  9^atiouaI!omite§  in  STurin,  Söien,  ^eft, 
93erlin,  Siffabon,  ^ari»,  S3rüffe(,  fomie  ber  ©eneraloerfammlung 
ber  ^atf)oIifen  jDeutfd)tanbl  ju  SDortmunb  ftanben  uuter  bem  Gin= 
ffuffe  Xa^\V§.  22  ^arbinäle,  23  er^bifc^öfe  unb  116  S8ifcf)öfe 
munterten  bie  ^ongre^mitglieber  in  längeren  ober  fürjeren  ^u-- 
fd)riften  auf,  ber  «Seite,  gemä^  SBeifung  be§  päpftlid^en  Stunb-- 
fc^reibenS  üom  20.  Upx'ü  1884,  bie  TlaMt  obäurei|en.  Seo  XIII. 
fpenbete  bem  ^ongreffe  in  einem  befonbern  ^reüe  feinen  Segen 
unb  brücfte  bie  Hoffnung  au§,  ba^  bie  ^at^olifen  bem  ^rrt^ume 
ber  Freimaurer  feine  ©d^onung  angebeifien  laffen  möd^ten. 

S)al  an  ben  ^räfibenten  (Sugtieimo  5l(Iiata  gerichtete  Sreüe 
lautet:  „2Bir  jweifeln  nict)t,  ba^  biefe  $8erfammlung  ben  ©rfolg 
\)aht,  h)etc^en  bie  93ebeutung  ber  bort  be'^anbelten  gragen  unb 
ber  5Rut)en,  ben  man  baöon  erijoffen  barf,  a^nen  lä^t.  S)amit 
aber  jebenfall§  bie  getttünfc^ten  (Srgebniffe  ben  erregten  |)offnungen 
entfpred^en,  fommt  e§  barauf  an,  ba^  bie,  föelc^e  an  biefer  SSei-- 
fammlung  tf)eiIneJ)men,  bie  ^anb  an  bie  SBurjet  be§  UebeB  legen, 
um  e§  auszurotten,  ba^  fie  forgfältig  nad^  ben  2}JitteIn  fud^en, 
mit  benen  man  ben  toadfifenben  2(nftrengungen  ber  ©c!te  h)ir!fam 
begegnen  !ann.  ^n  unferem  $Runbfrf)reiben  ....  ^aben  mir  au§= 
fü^rlidE)  bie  9JJitteI  angezeigt,  tüetdje  man  in  ein§  jufammenfaffen 
fann:  üerbinbet  unb  öereiniget  eure  Stnftrengungen  auf  bem  ©ebiete, 
auf  Welchem  ber  ^am))f  burdf)  bie  {Freimaurer  gang  entf^onnen  ift. 
e§  ift  üon  f)öd§fter  ^ringlid^feit,  ba^  bie  ))ä^ftIidC)en  SDofumente 
unb  bie  Einleitung,  toeld^e  fie  gegeben  tjaben,  beftatjrt  unb  begatten 
töerben  oI§  fotd^e,  wetd^e  bie  9tegeln  unb  formellen  SSorfc^riften 
anorbnen.  liefen  mu^  man  fid)  ehrerbietig  fügen,  @ie  §uerft  unb 
bann  auct)  bie,  hj^Idfie  in  ber  golge  i^ren  (Sifer  unb  iljre  WiU 
wirfung  ber  Seratlnmg  biefer  9)littet  loibmen.  ©eioi^,  loie  toir 
anber§tt)o  üerfünbet  l^aben,  bie  üerföegenen  unb  gottlofen  SDottrinen 
biefer  ©efte  unb  bie  un^eiloollen  SJiittet,  rtelctie  fie  annjenbet,  um 


368  ^mnk§  33ud).    ?|5apftt^um  unb  21berglaube. 

©rfolg  SU  l^aben,  irürben  geringeres  Uebel  üerurfod^en  unb  fid^ 
attmä^Iid^  fogar  obfc^n)äcE)en,  trenn  bie  ^at^olüen  fi(^  barum  be-- 
flimmerten,  beu  greimanrern  einen  feftern  SEiberftanb  unb  eine 
gef(f)icEtere  Strategie  entgegenjuftellen.  ®iefe  fe^en  in  ber  Xf)ot 
U)x  SSertrauen  auf  bie  Süge  unb  hit  finfteren  SRanöüer;  bo^er, 
iüenn  man  e§  ba^in  bringt,  "öa^  man  i^nen  bie  9Jla§fe  abreißt,  mit 
ber  fie  fic^  bebecfen,  fo  ift.eS  au^er  ^h^eifel,  ha'^  alle  anftänbigen 
fieute  fiel  weigern  tt)erben,  an  x^nv  öerabfd^euungSlüürbigen  SSer= 
berbt^eit  t^ieiljune'^men,  unb  fie  öertterfen  ft)erben." 

®cr  ©eneralfommiffar  ber  43.  ©eneralöerfammlung  ber  ^at^o* 
lifen  S)eutf(f)lanb0,  gürft  ^art  ju  Söwenftein,  i)atte  om  18.  @ep» 
tember  1896  folgenben  Stufruf  üeröff entlictit : 

„^'ot^oüfen,  tt)el(|e  nid^t  in  ber  Sage  finb,  nad^  !Jricnt  ^u 
reifen,  lönnen  fic^  bennodE)  an  biefem  n}i(^tigen,  üom  fieiligen  SSater 
empfohlenen  Unterneljmen  bet|eiligen,  inbem  fie  fid)  al§  HKitglieber 
eintragen  laffen.  S5>er  fid^  mir  burdE)  :pfarramtlid^e§  3^119^^^  ^^^ 
aufri^tiger  ^atl^olif  aultt)eift  unb  ben  93eitrag  öon  8  SJJarf  ein« 
fenbet,  erhält  eine  SJJitgliebgfarte,  unb  ttiirb  fein  9^ame  in  ha^  Wit-- 
güeberüer§eict)ni^  bei  ^ongreffe§  eingetragen.  @§  ift  bie§  eine  offene, 
mut^ige  Sunbgebung  ber  3uftimmung  ju  ben  ^^erfe«  ^c§  ßongreffe§, 
ber  Sid^t  bringen  folt  über  bie  SitU  unb  bo§  ^Treiben 
ber  gefä^rlid^en  lic^tfc^euen  (Seite,  unb  ift  ber  ^Beitrag  eine 
banfenSwert^e  materielle  §ülfe.  2)a§  9JJitgüeb  ert)ält  auc^  r\aä) 
Sfblauf  be§  ^'ongreffel  ben  Söerid^t  ber  SSer^anblungen  gratis  ju» 
gefanbt.  (Se'^r  Jüünfd^enSirert^  ift  e§,  ha^  aud^  fat^olifd^e  $ßereine, 
!at|oIif(^e  ^re^unterne^mungen,  geiftüi^e  SBe^örben  unb  anbere 
Korporationen  in  gleicher  S33eife  ficE)  bet^eiligen." 

SSon  bem  großen  ^ntereffe,  n)eIdEie§  ber  SSatifan  an  bem 
S^rienter  Kongreffe  naf)m,  jeugt  bie  befonbere  Stubienj,  hjetd^e  ber 
«Papft  SWitte  2{uguft  1896  ben  gpigen  be§  3entrat=@£e!utiü«Komite§ 
beS  StntifreimaurerbunbeS,  hjelrfjen  %a^il  gegrünbet  I)atte,  gelüä^rte. 
S^iefeS  ß'omite  erlief  am  28.  Sluguft  1896  folgenben  Stufruf  an  bie 
Katt)oIi!en : 

„Katf)oüfen!  (äinft  a(§  ha^  grüne  S3anner  ber  9J?o§Iem§  im 
fiegrei(^en  Stnfturm  bie  d^riftlid^e  Söelt  bebröngte,  laute  ein  SRuf 
öom  SSatifan  au§  öon  Strafe  ju  Strafe:  „^aä^  SSenebig!"  3^a§ 
tt)ar  ber  9tuf.    Unb  nad^  SSenebig  eilten  in  ©c^aaren  bie  Kat|oIi!en 


III.  3Iberg(au5e  im  9Iügemeinen.  369 

ber  öerfc^tebenen  9Jationen,  unb   ju  Sßenebig  —  je^t  ftnb'§  gerabe 
ac^t   5al)rf)unberte   £)er  —  jogen   ^inau§   über'§   9}?eer  gegen  bte 
%üxUn   bie  tapferen   !^reu5fa{)rer.     ^eut^utage  oerfcfiföört  jii^   ein 
neuer  j^einb   gegen   unferen  ©tauben,   fuc^t   if)n  ju   oertilgen   au» 
ber  SBelt,   fuc^t  bo§  gan§e  d^rtftlid^e  ©ebäube  §u  ftürjen,  um  tk 
aKenid^ljeit  loieber  in  bie  alte  ^Barbarei  ju  oerie|en.    ®iefer  t^einb  ift 
bie  Freimaurerei  —  bie  im  beftänbigen  Slampf  ber  |)ö(Ie  gegen 
bie  ^rc^e   atle  ^rrtpmer  in   \id)  Befaßt  unb   alle  ^e^ereien  ber 
früheren  Zeitalter  unb  bamit  tücfifc^e  SBilbl^eit  üerbinbet  — ,  ift  ba§ 
unterirbifdie  ßentrum,  ber  ^5 euer!) erb  fatanifc^en  treiben». 
Sßie  ber  Xürfe  f^at  aucf)  biefe  Sefte  ein  grüne»  Scanner  unter  idren 
Slbjeid^en,  unb  biefeä  Sanner  flattert  je^t  fecf  nal^e  am  ®rabe  be§ 
Stpoftelfürften!     ^at^olüen,  gegen  biefe  Sefte,  wie  einft  gegen  ben 
S^Iom  ift  ein  ^riegSruf  00m  S5atifan  ausgegangen,    ^er  unfterblic^e 
Seo  XIII.  ^at  bie  ^at^olüen  eingelaben,  fid^  gegen  fie  ju  ergeben,  unb 
bie  Sintifreimaurer-'Union  f)at  ber  5(ufforberung  be§  ^apftcs  entfprodien, 
inbem   fie   für  ben  Sauf  be»  September»  nac§  ber  Stobt  Xrient 
einen    internationalen    '^Intifreimaurer^^ongrefe    ^ufammenrief,    in 
bem   bie   33ertreter   ber   ganzen    fatbolifc^en   SSelt    bie   (5)runblage 
bei  Söiberftanbe»    gegen    bie    5(nftürme    ber  Sefte   legen  n^erben, 
einen  neuen  allgemeinen  ^-euj^ug  gegen  bie  8e!te  organifiren,  um 
§u  fämpfen  mit  ben  :^eiligen  SBaffen  be§  (5Jebet§  unb  ber  bireften 
5tttion.    ßat^olifen!    „9iac^  SSenebig!"  riefen  bie  ebetmütt)igen  Sreuj-- 
fal)rer  bei  11.  ga^rtjunbert«.     „9kc^  Orient!"  ruft  deute  ber,  bem 
ber  Iriump'^  be»  Glauben»  über  bie  Stnftürme  ber  feftiererifd^en 
©ottlofigfeit  am  |)er3en    liegt.     .M^  Orient!"     ^n   bie   Stobt, 
meiere  ba§  Ijod^l^eilige  ton^il  in  fic^  aufnat)m,  ha§  ben  ^roteftan-- 
tilmu»  tterbammte,  ben  ber  mobernen  t^reimaurerei  mürbtgen  ^ßor-- 
täufer  im  Kampfe   gegen   bie  Slirc^e,   unb   nac^  Orient   eilen  wir, 
um  auf  bie  unbulbfamen  ^rooofationen  ber  Sefte   ju  antworten, 
beginnen  ben  neuen  S^reu^pg,  ben  ontifreimaurerifcben  ßreu^jug, 
ben  ber  unfterbüd^e  Seo  XIII.  aufruft! 

3flom,    28.  5luguft  1896,    am  geft  be§   ^.  5Iuguftin,  Special- 
protcftorS  be»  ^ongreffeg. 

Xa^  3entraI=ejefutiü--Somite. 
ßuigi   SajsareSc^i,    ^itularbifcfiof   öon    9teo=Saefarea,     ®eputirter 
ber  ^ird^e.     ©ommenbatore  ©uglieimo  Stttiata,    ©eneratpröfibent. 

D.  ^oenSbroed),  ^i'apftt^um.    1.  24 


370  S^t'üc§  'iSüdj.    ^ap\itt)um  unb  3tCergIouBc. 

S:ommenbatore  ^tetro  ^aceÜi;  Dr.  ^io  ^Tiegri,  Sßice^3röftbenten. 
Sftäte:  üJZonfignore  SStncenso  ©arbi;  P.  ©man.  f&aiU\)  begli  9tgo* 
ftiniani  bett'  Slffuncione;  P.  Suigt  gjJebbi  begli  (gcoIo))i;  D.  srttiüo 
«ßeci;  Theol.  D.  ©tujeppc  ^oäcani;  ^omm.  Sit).  gUippo  ^acetti; 
©aü.  3Iug.  @rDfji=®onbt;  (2:aü.  ^aufto  9)larucd^i;  dati.  5tti.  Petto 
^ierantoni.  Sd^a^nteifter:  ^acifico  53rattim.  —  ®eneratfe!retär: 
SSersic^t  9loboIfo.  SSicegeneraIfe!retär :  D.  ®tufe^|3e  ©ioüanneUi. 
—  Scfiriftfüfirer:  ^rof.  D.  SSinccngo  Soitgo;  P.  (5)tuj'e^3|De  SR. 
©irarb  bell'  Drbine  bella  SCRercebe;  5tugufto  Tlax'xa  ?5ornari." 

®er  mit  ber  SSertretung  be§  ^apfte§  in  biefem  ^entral-Sjecutiti' 
^omite  Betraute  Sifd^of  ßaä§are§ci)i  fc^rieb  für  ha§  in  fran§öfif(^er 
unb  italienifc^er  (Spra(f)e  l^erauSgegetene  SSIatt  „2)er  neue  ^reus» 
gug"  einen  Strtüel,  h)elrf)er  bie  SBerfe  Xagil'g,  9Jiargiotta'§  unb 
ber  S)iona  SSaug'^an  em^fal^I. 

3)ie  ultramontanen  „^iftorifdf)  -  l^olitifc^en  SStätter"  in 
SJZünd^en  nennen  ben  ^ongre^  ü6erau§  glän§enb  unb  üergleic^en 
tt)n  mit  einer  ber  alten  großen  S^irdEienoerfammlungen.  ®er  i^ürft-- 
Bifd^of  Dr.  SSaluffi  öon  Orient  eröffnete  ben  ^ongre^,  ftellte  i^n 
unter  ben  „@c^u^  S^f"  wnb  ber  fieitigen  StRuttergotteS,  ber  (Siegerin 
über  bte  fjöHifrfie  Solange",  unb  fpracj^  bie  ©rftiartung  au§,  ba^ 
„bie  $8erat^ungen  be§  ^ongreffe§  ebenfo  fegen§reid^  unb  fieitbringenb 
für  bie  ^irdje  unb  ta§  ©f)rtftent^um  ficE)  geftalten  möd^ten,  wk 
bie  be§  ^on^tlS  in  ber  gleichen  ©tabt,  ba§  Sut!)er  unb  ben  '^xo-- 
teftantiSmu»  oerbammte."  S)en  95orfi|  auf  bem  ^ongreffe  füf)rten 
gürft  ^orl  äu  Sötüenftein  unb  ber  Sarbinat»gürft6ifd^of 
^aller  öon  (Satgburg.  Se^terer  blieb  auf  befonbern  SBunfd^  be§ 
?]ßa^fte§  bi§  p  @nbe  in  Orient. 

2iie  Qa^  ber  SRitglieber  be§  ^ongreffeS  itjar  eine  fe'^r  grofee. 
36  Sötf^öfe  Ujaren  erfcEiienen,  50  Sifdiöfe  Ratten  i^re  SSertreter 
unb  61  ßeitungen  if)re  SSerid^terftatter  gefanbt.  5tu§  ©eutfd^Ianb 
lüaren  au^er  bem  dürften  ^arl  gu  Sött)enftein  auc^  bie  ©rafen 
^ompefd^,  ©olen  unb  Stnbere  {)erbeige!ommen. 

®ie  §au|3trone  auf  biefem  glönjenben  ^ongreffe, 
bem  auc^  ber  römifd^e  ^atriarc^  üon  ^onftantino^et  anlüo'^nte, 
f^iette  ber  ^arifer  ?5i^eiben!er  unb  ?tuffd^neiber  Seo 
Xajil.  ®r  njar  ber  |)etb  be§  Xage§.  ©ein  S3ilb  ^ing  unter 
^eiügenbilbern.     SBo  er  fid^  in  STrient  geigte,  irurbe  er  ent^uftaftifc^ 


III.  StBevgtaube  im  Stllgemeinen.  371 

Begrübt.  (Sr  ergriff  anä)  in  ber  ©i|ung  om  27.  September  ba§ 
SSort.  5II§  er  tiortrat,  iüurbe  er  t3on  Italienern  unb  gransofen 
begeiftert  beWatfd^t. 

^Jlad^  einem  83erid^te  ber  „©crmania"  in  Söerlin  üom  29.  (Sep= 
tember  1896  naf)m  in  einer  anberen  @i|nng  tüä^renb  ber  2)i§fuffton 
über  2J?affenoerbreitung  ontifreimaurerif(^er  glugfc^riften  ber  Iang= 
jährige  Ubitore  unb  ©etretär  be§  ^arbinalS  ajJeI(f)er§,  Dr.  ®ra^« 
felb,  ba§  SBort,  um  üorSd^riften,  tuie  berf^elbürd^er  ^elüanbrofd^üre, 
„®ef)eimniffe  ber  §ötte",  ^n  toarnen.  @r  griff  bann  bie  ©jiftenj  ber 
3Ri^  SSaugtjan  an  unb  bejeicf)nete  ben  l^inter  il^r  fte[)enben  ©d^rift« 
ftetter  aU  einen  Mann,  ber  bie  ^at^olifen  auf  ben  Seim  tocfen  tüotte 
unb  fi(^  f)intennac^  gur  ^Blamage  ber  ^atfjolifen  unb  5tntifreimaurer 
barüber  öffentlich  luftig  machen  tüürbe,  n)enn  i^m  feine  geplante 
Söufd^ung  gelänge.  3*uar  fud^te  Ö5ra|felb  bie  allgemeine  Erregung, 
wcld^e  ft(^  ouf  allen  ©efid^tern  malte,  baburd^  ju  befd^toic^tigen,  ba§ 
er  gern  3ugab,  neun  ^s^^tel  ber  SSaug^an=@ntI)ünungen  be- 
ruhten auf  2Ba^r{)eit,  aber  bie  offen!unbige  f^alfc^^eit  beweinen 
3el^ntel§  fennjeic^ne  bie  böfe  2(bfic§t  be§  S5erfaffer§.  33oII  ©nt-- 
rüftung  erf)oben  fid;  ein  älterer  itolienifc^er  ©eifttic^er  unb  ein 
^arifer  ®^ort)err  unb  entgegneten,  ha'^  fie  in  |3erfönlid^er,  enger 
SSejie^ung  ju  9JJi^  SSaug^an  ftänben,  unb  ha^  fie  nid^t  einen, 
fonbern  f)unbert  Söeftieife  für  bie  ©giftenj  ber  9J?t^  fjätten,  toetd^e 
eine  §eilige  fei.  Um  weiteren  unangenehmen  Debatten  gu  ent= 
ge^en,  t)ob  ber  Sßorfi|enbe  (Surft  Sömenftein)  bie  Si^ung,  metc^er 
2;ajil  nirf)t  anmofinte,  auf  unb  üerinie»  bie  meitere  (Erörterung  in 
bie  §meite  5tbtl)eilung,  tuo  'äh'bt  be  ©effoniel,  ^räfibent  be§  fran-- 
jöfifc^en  ?lational-'^omitc§,  on  ber  §anb  unumftö|Iid^er  ©ofumentc 
bie  SSaug^an^grage  erörtern  toerbe. 

Sn  einer  anbern  ©i^ung  fteHte  f^ürft  ^arl  §u  Sötüenftein 
ben  Eintrag,  ein  befonbere§  ^omite  jur  „(Sntgegenno'^me  ber  @nt» 
l^üllungen  aüer  be!e|rten  Freimaurer  §u  ernennen,  jumal  in 
SDeutfd^Ianb  bie  Freimaurer  ifire  ©efieimniffe  nod^  beffer  ju  maleren 
tüü^ten,  aU  in  anberen  Säubern".  ®er  gürft  erflärte  noc^  am 
21.  Oftober  1896  im  „Soten  für  Stabt  unb  Sanb"  in  3eanten: 
„2Bir  ^aben  niemati  baran  gegtüeifelt,  ba|  ha^  Sogentl^um  in 
feiner  legten  ßntmidEIung  jum  @atani§mu§  fommen  lüirb  unb 
ta   unb  bort   fd^on    ge!ommen   ift,    unb   ba§    man   in  Söa^r^eit 

24* 


372  ^todttä  93udf).    ^a^ftt^um  unb  SIberglaubc. 

öon    ber    j^i^eimaurerei    al§    öon    einer    ,@l)nagDge    be§    ©atang' 
reben  fattn." 

(Sin  italienifc^er  ©eiftüd^er  Jüarf  bann  noc^mafö  bie  SSaug^on- 
grage  auf  unb  tuanbte  ftd)  gegen  Dr.  ©ra^felb,  wetrfier  afeermal» 
bie  @(^t|eit  ber  Sntpüungen  beftritt.  (Sin  franjöfifd^er  SDlönd) 
antwortete  mit  folc^er  §eftig!cit,  ta^  it)n  ber  ^röfibent  jur  Mä^i= 
gung  aufforbern  mu^te. 

Slm  28.  September  führte  ber  ©aljburger  ^arbinal  ^ aller 
ben  SSorfi^  ber  SSerfammlung.  S)er  ^arbinol  öertaS  junöd^ft  ein 
Telegramm  be§  I)eiligen  $ßoter§,  melc^er  bem  ^ongreffe 
feinen  Segen  ert{)eile  unb  ben  föifer  ttiac^rufe,  mit  ben  SBaffen 
ju  !äm:|3fen,  bie  er  in  feiner  ©ngJ^üifa  gur  2tu§rottung  ber 
freimourerifrfien  ^eft  angejeigt  {)obe. 

©obann  fpracf)  gang  im  @eifte  ber  ®iana  9Saugf)an  2lbbe 
iörugion  über  bie  §oftienfd)änbungen  in  ber  Freimaurerloge  ju 
S^tom,  im  ^ataft  SSorgtjefe.  ^forrer  ScEitoarg  au§  Dttenboct), 
Slbgeorbneter  be§  SBürttemberger  Sanbtag§,  führte  au§,  ha'^  öom 
3tt^eigmu§  gum  ©atanigmug  eine  logifd^e  3ieif)enfoIge  fei.  3t(§  ber 
yianu  Xa^il  genannt  tt)urbe,  ertönten,  lüie  bie  „^iftorifc^*poütif(f)en 
$8Iätter"  1896,  II,  719ff.  melben,  laute  S3eifat(§rufe  ou§  ber  SSer- 
fammlung,  unb  Xaj:it  ertiebt  fid^,  §iet)t  fein  ^avL§läppä)tn  ab  unb 
üerneigt  fic^  banfenb  nadf)  aüen  Seiten. 

9Im  29.  Se:ptember  fanb  bie  gro^e  SSaug{)an''@i|ung  ftatt,  an 
loeld^er  6  S8ifd)öfe  unb  fämmtlid)e  ^ongre^mitglieber  tlieilna^men. 
5lbbe  be  ^effonie§  Ijielt  feine  angefünbigte  3fiebe.  @r  erflärte 
mit  ganj  befonberer  ^Betonung,  ba^  ba§  antifreimaurerifd^e  granf= 
reid^  alle§  ba§  feft  glaube  unb  für  tüa'^r  fialte,  toa^  er  über  bie 
©dlttjeit  ber  SSaugt)an=ßntptfungen  üortrage.  ^ebe  5(njit)eifelung 
ber  ©inftenj  ber  Tli^  3]aug()an  ober  ber  (Slaubioürbigfeit  i^rer 
©ntpttungen  fei  eine  ^erfünbigung  an  ber  antifreimaurerifd^en 
<Saä)t.  2tm  <Scf)Iuffe  feiner  9tebe  h)urbe  it)m  allgemeiner  raufd^enber 
S3eifaa  sutljeil. 

®er  ®eiftlid;)e  Dr.  SSaum garten  erI)ob  fid^  unb  oerlangte 
3(ntn)ort  auf  bie  brei  fragen:  1.  bei  meld^em  ^riefter  bie  9J?i6 
!ontiertirt  fei,  2.  an  tüetd^em  Xage  unb  3.  toie  bie  ©Itern 
I)ei^en.     ®ie   SIntiüort,   n^elrfie    '^hU  be  S8effonie§  gab,  genügte 


III.  5(bergtaube  im  5(IIgemeinen.  B73 

Dr.  Jöaumgarten  ni(f)t.  9Jun  er^ob  fid^  ^ajil.  S3eim  ©rfo^einen 
auf  ber  9tebnerbü()ne  tnurbe  er  mit  frenetifcfiem  Söeifatle  begrübt. 
@r  Begann:  „^c^  ejiftire  nid^t!  Sie  ejiftiren  nicE)t!  SD^i^  ^aw- 
g^an  ei'iftirt  nid^t!  .  .  ©ie  tl)un  t^reimaurerarbeit  mit  bem,  h)a§ 
©ic  f)ier  leisten."  (5r  üerfc^tüor  fid)  bann,  bie  9)ii^  mit  eigenen 
5(ugen  gefe^en  ju  ^aben,  aber  er  bürfe  i^ren  !Ii3[terIid}en  3lufent= 
fialt  ni(f)t  nennen.  @r  erjäfilte  bann  foIgenbe§  al§  öerbürgtc 
ST^atfac^e:  „?tl§  S)iana  an  einem  gronIeid^nam§tage  §um  erften 
SKale  bie  i)eitige  9}?effe  befud^te,  ba  fei  biefe§  ®reigni§  i^ren  ^arifer 
greunben  telegra|3^ifc^  mitgetfieift  lüorben  mit  bem  Sü\a^,  ba^  ®iana 
nod^  bi»  Sonnabenb  SIbenb  im  S^lofter  bleiben  werbe.  ^Jiun  h)or 
ha  ein  @ud^ ariftenpater  Selaporte,  föeld^er  oftmals  fc^on  erÜärt 
|atte,  ba§  er  gerne  fein  2eben  für  bie  93e!el)rung  ber  Ttilß  $ßau* 
gl^an  jum  D^fer  bringen  föürbe.  2tm  Sonnabenb  2{benb  öerlie| 
fffli^  SSaugl)an  ba§  ^lofter,  nnb  um  biefelbe  8tunbe  ftarb  ^ater 
S)eIaporte.  Unb  ba  giebt  e§  nod^  immer  Seute,  loeld^e  bie  Sgiften^ 
einer  Wi^  SSaugl^an  anju^ttieifetn  tragen.  S^  fönnte  Sf)nen  aU 
ha^  betüeifen,  tr>a§  @ie,  §err  Dr.  Söaumgarten,  gefragt  ^aben. 
S)a§  9}?aterial  Ijabt  iä)  in  ber  %a\dj^,  ober  «Sie  bürfen  eg  nid^t 
toiffen,  (Sie  finb  p  neugierig,  mein  §err!  Sie  toiffen  gar  nid^t, 
U)eld^e§  Untjeil  ©ie  anrid^ten,  menn  @ie  öffentlich  fold)  I)ei!Ie  S)inge 
be^anbeln.  SDer  2)oId}  ber  Freimaurer  bebro^t  ®iano  55augt)an 
ftünblid^.  Stifo  fc§tt)eigen  tüir  über  folo^e  Singe,  um  bie  ^eilige 
nid^t  ju  gefäl^rben.  (Siner  ^ommiffion  öon  SSertrauenSmönnern 
tüerbe  id^  bie  S3enjeife  üorlegen,  aber  Seinen  nii^t." 

SSie  bie  üiertc  5(btt)eilung,  fo  ftanb  oud§  bie  erfte  (?$reimaurer^ 
le^re;  ganj  unter  %aic[V§  ©influffe.  5)iefelbe  erflärte,  ba§  ein 
:p^t)fifd§  ober  finnlid^  waf)rnel^mbarer  S5erfel)r  mit  bem  Satan  bei 
ber  genjöl)ntic^en  gveimaurerei  strar  nid^t  befiele,  ta  hk  gro^e 
9}?ef)r^eit  ber  Freimaurer  bie  hiirflid^e  ^öebeutung  i§rer  ©tjmbole 
nid^t  !enne,  njogegen  e§  aber  aU  jmeifenoS  erfd^eine,  ha'^  bie  Frei= 
maurerei  in  moralifdier  unb  intelleftueller  Sejiel^ung  jum  SataniS^ 
mu§  ftef)e.  ®ie  Freimaurer  erfännten  al§  ©ott^eit  Su^ifer  an. 
SDie  aJJeifter  ber  Freimaurerei  befaßten  fidf)  mit  93lagie  ober  fdEimarjer 
ßunft.  9Jtit  anberen  SBorten:  ber  ß'ongre|  Ijätt  „in  öotter  lieber-- 
einftimmung"  bie  Freimaurerei  für  eine  St)nagoge  Satan§  unb  er= 
Üiirt  augbrüdtid^,   ha'^  „er  in  ben  angenommenen  S3efd^Iüffen  bie 


374  ^totiteä  93u(^.    ^Qp[ttt)um  unb  Slbergloube. 

JRunbfrfjreiben  be§  ^apfte§  aU  9ttc£)tf(^nur  genommen  {|at,  inbem 
er  t>on  allen  ©d^riften  unb  83ü(^ern  prioaten  (S^^arofterg  abfa|". 
Unter  juBelnbem  SSeifall  be§  ß'ongreffe§  unb  auä)  bem  ber 
„|)ij'tDrifd)=^oIitif(^en  S3Iätter"  in  SJJünc^en  fagte  ber  frül^ere  tut'' 
gierungSpräfibent  9fiefpini  üon  Sleffin:  „Sßie  fd^Iec^t  man  aud^  öon 
ber  Freimaurerei  fpred^en  mag,  fo  fann  man  bo(^  niemals  fo  fc^Iec^t 
beulen  unb  fprecEien,  aU  fie  in  SBirfüd^feit  f)anbelt." 

©inen  größeren  ©rfolg  aU  %ai\i  in  SErient  ^at  wol^I  feiten 
ein  9J?enfd&  ge^bt.  9tm  30.  ©e^jtember  abenbS  mar  er  öom 
gürPifc£)Df  Dr.  SSaluffi  in'§  bifc^öflid)e  ^otai§  gelaben,  mo  er 
ben  93ifd^of  So^sareSd^i,  dürften  Äarl  gu  Sömenftein, 
Sl^orl^errn  SD'Juftel  u.  anbere  trof.  ©raf  ^oganuägi  an§  Italien, 
ein  ^erjog  öon  Sliabrib,  ber  S^fuit  ©anno  Solaro  üon 
2^urin  unb  eine  gro^e  Steige  anberer  öerfe^rten  in  freunbfd^aftlid)fter 
SBeife  mit  i^m.  (Sinige  SBoc^en  fpäter,  aU  manchen  bie  SCugen 
über  bie  SJJ^ftififation  bereits  aufgegangen  maren  unb  üiele  ©runb 
Ratten,  bie  Slrienter  SSorgänge  ju  leugnen,  flagte  ber  ©efretär  ber 
IV.  mtöeilung  be§  tongreffeS,  SSilliet  au§  S^on,  im  „Uniüer§" 
üom  30.  D!tober  1896:  „80  ^  ber  meift  itaüeniftf)en  X^eilnefimer 
am.  ^ongreffe  fjielten  bie  öon  5  (SJeifttidien  für  bie  @Eiften§  ber 
S(Ri^  üorgebrac^ten  Setüeife  für  überjeugenb."  Um  biefe  bref)te 
ficE)  ha§  ^auptintereffe  be§  ^ongreffe§.  ^^re  SIKemoiren  prie§  ber 
2;§eoIogie=?]ßrofeffor  ^egue§  au§  betn  ©ominifaner-'Drben  an.  ®ie 
„Revue  Bönedictine'" ,  9JJonat§organ  ber  Seuronermönd^e  üon 
9JJarebfou§  in  ^Belgien,  fa^  in  i§nen  ein  au§ge§eid^nete§  SO^aterial 
für  SSoIBbetel^rung.  ^n  einem  ^(ofter  ber  9tffum|)tioniften  geigte 
be  la  9f{iüe  in  einer  SSerfammtung  üon  300  ^rieftern,  benen  ein 
^arbinat  unter  ^Iffiftenj  mehrerer  93ifd^öfe  :präfibirte,  ein  ^orträt 
5nii^  SSaugf)an'§  unb  rü()mte  fi(f),  mit  i^r  in  lebl^aftem  Sriefmed^fel 
§u  fteiien.  (Verite  üom  9.  3^oüember  1896.)  S)on  (JarloS  mar 
nad^  Orient  geeilt,  um  fid^  üon  Xaidl  bie  ^^otograpl)ie  ber  9J?i^ 
§eigen  §u  laffen.  Xaj:i(  fonnte  fid^  rüfjmen,  bafs  S3ifcf)of  9iegino 
SDi artin e§,  ©etretör  be§  ^arbinal^ßräbifd^ofS  üon  SSoIIaboIib, 
bie  SJlemoiren  in'§  ©^anifc^e  unb  Dr.  ©eorg  Drtig  ju  3^^^^ 
in'§  S)eutfd^e  überfe^ten.  Sie  ^aberborner  S3onifatiu§--S)rucferei, 
Slntonio  ©ourabo  in  ^orto,  ©ioüonni  t^officomo  in 
©enua    unb    'i)a§>    $ßertag§f)au§    be§    ^.    granj    üon    (Sale§    in 


III.  SäbetQianhc  im  9(ügemeitien.  375 

93Zabrib  beforgten  mit  beut  SSerleger  ^ierret  in  ^ari§  ben 
Sßerfauf  ber  (£ntf)üllung§f(f)riften  ber  2J?i^  (9tie!§,  a.  a.  D., 
@.  165  —  184). 

S)er  ^rienter  ^ongre^  fc^tc  eine  ^ommiffion  ein,  tüelcfier  bic 
weitere  Prüfung  ber  ^ßang^an-^Ingelegenfieit  übertragen  njurbe. 
S)ie  SOtitglieber  berfelben  iraren  9}?onfignore  SasjareSc^i, 
S3ifcf)of  üon  Ö^eO'Saeforea,  ©ommenbatore  ®ng(ieInto 
2tniato,  ^ietro  ^^acetli,  3iub.  SSer^ic^i,  SJlonfignorc 
SJicengo  ©arbi,  ©e^eimfefretör  be§^a|)fte§,  SJionfignore 
9fiabini=  Xebe§d)t,  ber  ^efuit  granco,  $Rebafteur  ber  »Civiltä 
cattolica«,  nnb  ^rofeffor  SSicengo  Songo  üon  Palermo.  ®ie 
^omntiffion  erflärte  nun  am  22.  Januar  1897:  „^n  ©emä^^eit  be§ 
i^r  üom  leitenben  ©eneralratf)  ber  ^ntifreimaurerifc^en  SSereinigung 
ert^eilten,  üom  erften  internationalen  Sinti '-Sreimaurerfongreffe  in 
2;rient  ju  -^enntni^  genommenen  2luftrag§  .  .  .  erflört  bie  römifd^e 
^ommiffion: 

bo|  fie  big  je^t  auf  feinen  burd^fc^Iagenben  SSewei^grunb, 

fei   e§  für,    fei  e§   gegen  bie  ©jifteng,  bie  S3efe^rung  unb 

2lutf)enticität  ber  ©cfiriften  ber  angeblichen  ®iano  SSaug^an 

gefto^en  ift. 

hierauf  erneuert  bie  ^ommiffion  it)re  öoüe  unb  unbebingte  Qu-- 

ftimmung  §u  ben  |3ä|)ftlic£)en  @njt)!Iifen  unb  ju  allem,  tt)a§  in  ben- 

felben  über  bie  Freimaurer  gefagt  ift.     (Sie  giebt  gleichzeitig  i^rem 

SSunfcEie  2(u§brucf,   ha^  bie  ^at^oüfen   unter  S3eifeitefe^ung   atler 

nebenfäcEiIic^en  gragen   üon  untergeorbneter  Sebeutung   i^re  gan§e 

Stufmer!fam!eit  ber  S3e!ämpfung  ber  üerberbüc^en  @e!te  jutnenben 

mijgen.     «Sie   Ie£)nt  f(f)Iie^U(f)  jebe  weitere  ^olemi!  ab  unb  erMärt 

hiermit  i^ren  Sluftrag  für  ertebigt"  (9iie!§,  ©.  186).^ 

®amit  !önnen  Wir  ben  SSort)ang  fallen  laffen  über  bo§  ©attir-- 


1  Sänge  öor  btefer  (£ntfcf)eibuTig  ber  römtfc^en  Kommijfion  fcf)neB  i^: 
„Df)ne  $ropI)et  511  fein  erlaube  icfi  mir  au§  genauer  Kenntnis  be^ 
Ultramontani^mug  fotgenbe  „^rop^^ejeiung":  9f{om  mirb  biefe  „fönt* 
j(^eibung"  nie  treffen,  ober  ttjenn  fie  erfolgt,  »irb  fie  \o  auffallen,  bofe  ®iana 
SSaugI)an  unb  i^re  ®egner  ficf)  in  gleicf)er  SBeije  auf  fie  berufen  fönnen. 
9{om  ift  eben  flug  unb  toeife,  föic  ttjertfjüoll  bic  Siefenfräfte  be§ 
religiöfen  9lberroi^e§  iljm  finb"  (IReligion  ober  5lberglaube,  ©.  6. 
SSerlin,  §.  5BoIt{)er). 


376  gtüeitel  33ud).    ^a^ftttjum  unb  StbcrgtouBc. 

fpiet  Xa£iI'|)acf§-'9Jtargiotta'-35augt)an.  S)ie  enbüd£)e  ©ntlaröung  ber 
©d^tüinblerbanbe  bietet  !ein  toeitereS  ^ntereffe.i 

SBorin  liegt  bie  SSebeutung  ber  2;ajiI=SSaug^an=Ö)ef(i)i(f)te  ?  2öe§' 
:§atb  ^t  fie  ^la^  gefunben  in  einer  S)orftenung  ber  fuItureUen 
unb  fojialen  2ßir!fam!eit  be§  ^a|3ftt^um§  ? 

S)te  S3ebeutung  biefe§  ©diaufpieleS  om  (£nbe  be§ 
19.  Sa^i^t)unbert§  ift  eine  jet)r  gro^e;  üiel  ju  lüenig  ift 
jie  ^eröorget)oben  lüorben. 

5tt§  bie  Söombe  geplagt  toar,  al§  if)re  ©plitter  jeben  ^rei§  ber 
!at^oUfd)ntItr amontanen  |)ierard^ie  unb  foft  jebe  9tebaftion  jeber 
ultramontanen  Bettung  fctimer^enb  getroffen  Ratten,  ba  üerftanb  e§ 
bie  ultramontane  ®efd)icflic^fett  mit  gerabeju  6ert)nnbern§tt)ertt)er 
©eifteSgegentoart,  au§  bem  SSöfen  ®ute§  ju  geminnen.  ^rren  ift 
menfc^ü(i),  ^ie^  e§;  auc^  ^apft,  ^arbinöte,  Stfdjöfe  u.  f.  w.  tonnen 
öon  einem  ©cfitrinbler  getäufctit  merben,  ha^»  !ommt  töglic^  im 
Seben  öor;  je  f)öl)er  man  ftef)t,  um  fo  mel)r  ©o^minbler  brängen 
fic^  on  einen  f)eran.  2Bie  üiele  dürften  f)aben  nic£)t  fd)on  an  Un- 
tüürbige  Drben  üerlie^en;  fo  ettoa§  fann  alfo  auä)  bem  ^apfte  §U' 
fto^en. 


1  ®a§  @eba'f)ren  ber  ultramontanen  treffe  bei  ber  „(Sntlaröung"  ter= 
biente  aüerbingä  eine  oulfü^rli^e  ©arftetlung.  ©^  liegt  ta§  aber  au^er'^atb 
bei  9iat)men§  meinet  SSud^el.  ©elten  finb  UnH)of)rt)aftigfeit  unb  58erlDgcnt)eit 
eifriger  an  ber  Strbeit  geirejen,  aU  bei  ber  SojiI*„@ntIarbung",  unb  feiten 
:^aben  Untt)a'^rl)aftig!eit  unb  SSerlogen'^eit  großem  ©rfolg  gu  öerseid^nen  ge- 
I)abt,  aB  t)ier.  Um  2Irbeit  unb  Srfolg  gu  fenngeic^nen,  genüge  es,  bie  %^aU 
fac^e  t)ert)or5ut)eben,  bo^  berfelbe  Sefuit  —  §.  ©ruber  — ,  ber  %aTciV§ 
gefdiöftigfter  Stpoftet  toax,  im  |)anbumbrel)en  öon  ber  nltramontanen  treffe 
alä  Sojiri  „(Jntlaröer"  t)ingeftetlt  ttjurbe,  unb  ba'^  biefe  Säge  binnen  furgem 
bie  SSaf)r:^eit  öerbtängt  l^atte.  S)a§  bie  „Sntlaröung"  ni(^t§  mit  bem  toüen 
igntjalt  ber  Sajirjd^en  ©d^riften  p  t^un  f)at,  b.  I).  ta'^  biejer  ^nf)alt  nidjt 
Stnla^  gu  3iüeifeln  unb  boburi^  gu  9'?ad^forfd)ungen  mürbe,  ftei^t  feft.  ®ie 
©c^riften  ber  3;ajiI=SSaugI}an=t5irma  mürben,  mie  mir  gejel}en  t)aben,  öon  ber 
ultramontanen  treffe  aller  Sänber  unb  aller  ©robe  gelobt  unb  empfof)len. 
®er  mirtlic^e  ©ntlaröer  fafe  nii^t  im  ultramontanen,  fonbern  im  %aiciV\äiin 
Sager.  Dr.  ^aä§,  ber  SSerfaffer  be§  Le  Diable  au  19.  siecle  mor,  au§ 
bi^tier  nod^  ni^t  aufgeflärten  Urjo^en,  §um  aSerrättier  gemorben.  ©eine 
nal)en  öermanbtfc^^aftlidien  58eäiel)ungen  gum  SSerlcger  ber  ^öl^ 
nifc^en  SSolflseitung  ermöglichten  bann  biejem  ultramontanen 
93latte,  bie  SSerrät^erei  beä  ©d)magerg  gum  eigenen  SSerbienft 
im  ®ienfte  ber  „2(uf!lörung"  unb  „3Ba^rl)eit"  um§uftempeln. 


III.  5tbergtaube  im  2(ügemeinen.  377 

2;iefe  unb  ä^nlidje  SluSrebcn  ergoffen  fid^  lüie  eine  glut^  burdf) 
bie  geöffneten  ©ifileufen  ber  gefammtcn  ultramontanen  treffe. 
Unb  ba»  Ungtaublidje  gefdial^!  ^ie  2BeIt,  unb  gnjar  nid)t  nur  bie 
fat^olifdie,  üe^  fid)  burd)  fold^e  oberflächliche  9?eben  tiintpegtäufdien 
über  bie  tiefe  iöebeutung  be§  S^aEil'-Sc^iDinbell.  ^fJlan  (od^te  über 
ben  ^ereinfatt,  unb  bamit  roar  bie  Sac^e  abgetfjan. 

SBäre  nid^t§  tt)eiter  gefd)ef)en,  aU  ba^  ^apft,  33ifd)öfe  u.  f.  ft). 
Sa^re  lang  über  bie  ^erfon  ^ajÜ'»  getäufd)t  tüorben  tt)ären,  t)ätten 
fte  il^n  ein  '^a^x'Qt^nt  lang  für  einen  guten  ^at^olüen  gel^alten, 
tüäl^renb  er  in  SBirftid^feit  ein  (Gottesleugner  toar,  bie  ganje  ^Baä^t 
hJöre  be»  Umfe^en»  nid)t  loertt). 

liberum  bte^ er fonXajil'S,  §ad§',  9}Jargiotta%  'S)iana'§  ^anbelt 
e§  fid^  nid^t;  c§  ^anbett  fid^  um  bie  (Sad^e,  bie  fie  üertraten. 

©in  öoIIe§  Sa^^äe()nt  ift  öon  ber  %aiii'%ixma  in  bidleibigen 
SSüd^ern  unb  bünnleibigen  SdEiriften  ber  n)iberd^riftli(^fte,  blöb= 
finnigfte  unb  unf(ätf)igfte  STeufelSfpuf  in  ber  fatJ)oIifdf)en  SSelt  üer* 
breitet  lüorben,  unb  ber  „(Statthalter  ©^rifti"  unb  bie  „Slad^folger 
ber  Stpoftet"  ^aben  jur  iöerbreitung  biefer  (Sc^anb=  unb  ScEimuö» 
literatur  i|r  feierlid6e§  ^a  unb  5(men  gefprod^en. 

§ier  ift  ber  5lngelpunft  ber  Xajilabe;  üon  l^ier  au§  fällt  ber 
richtige,  grelle  Sid^tftra^I  auf  'ba§'  „St)riftentl^um"  unb  bie  „Kultur" 
bc§  ^apftt^um§. 

2Ba§  ba§  einfad)fte  Stuge  auf  ben  erften  S3Iid  fe^en  mu^te, 
"oa^  l^ier  2BiberdE)riftent^um  unb  ftinfenber  Unrat^  angepuft  ttjaren, 
um  ^erj  unb  ^^ntafie  ber  9J?enfc^en  gu  entcE)riftüc|en  unb  ^u 
öergiften,  ba§  fa^  ber  „(2tattl)alter  Eljrifti",  ber  „2et)rer  unb  |)irte 
ber  SSöt!er"  nid)t.  Sm^jörenbfte  3!^er§errung  ber  Sef)rc  Kf)rifti, 
fdf)impftid^fter  ^ot)n  auf  jebe  menfc^enlüürbige  9?e(igion  galten  bem 
„'Stattl)atter  6:()rifti"  unb  ben  „^^adifolgern  ber  Slpoftel"  al§ 
ttjert^oolle  öülfe  bei  ©rfüüung  il)rcr  „erl^abenen  Slufgabe,  bo§ 
Sid^t  unb  bie  2Bat)rl)eit  bei  St)riftentt)um§  unter  ben  SKenfd^en  gu 
üerbreiten"! 

Xa£it'-$8augf)an'§|)ornogra^(}ifd^=antiretigiöfe  SdEitüinbeleien  rtaren 
ben  §(iifc^auungen  „be»  Don  @ott  beftetiten  §aupte§  ber  (St)riften= 
^eit"  —  entfprecEienb! 

^n   biefer  S^iiatfad^e   liegt   ein  $8ernic|tung§urtf)eil   über   ba^ 


378  Bweitel  93u(^.    5]Sapyttf)uni  imb  3(berglaube. 

rcügiöfc  unb   bamit  äugleid^  ütier  "ba^  fogial'-JuItureKe  SBirfen  be§ 
«ßaftt^umS. 

Xie§  $8ernid^tung§urt()eil  tüirb  um  fo  erbrürfenber,  wenn  tüir 
un§  ben  gefc^i(f)t(ic^''Urfäd^Iid^en  ^itfammen^ang  üergegenttiärtigen, 
ber  jtüifd^en  ben  2;ajiI--(SntptIungen  unb  ben  ©runbanfd^auungen 
be§  ^a^3fttf)um§  überhaupt  Befielt. 

yt\(^t  be§^Ib  nämlidf)  ift  e§  Xaicii  gelungen,  jep  öolte  S^^i^ß 
lang  ben  Seifall  be§  UItramontani§mu§  ju  finben,  weil  Seo  XIII. 
oI§  ^erfon  ein  leic^tgläuBiger ,  bem  %tVL\tU\pnt  §ugängüd^er 
Ttam  ift,  fonbern  nur  U§^alh,  mit  Seo  XIII.  aU  ^apft  bei 
SBeurtl^eilung  ber  XajiI'(5nti)üIIungen  getreu  blieb  ben 
Ueberlieferungen  be§  ^aftt§unt§. 

SDJon  üergegentüärttge  fid^,  moS  feit  ©regor  IX.  —  aucf)  er 
ift  nur  ein  9}?arfftein,  nic^t  ber  3tu§gang§:pun!t  be§  ttjiberd^riftüd^en 
ultramontanen  3Ibergfauben§  —  üon  ben  „«Statthaltern  d^rifti" 
mittelbar  unb  unmittelbor  an  SluSbreitung  unb  SSertiefung  be§ 
tüüfteften  9(berglauben§  geleiftet  njorben  ift;  man  üergegenwärtige 
fic^  bie  ^ornograp^ifiiien  2;oII^eiten  ber  ^ejenprojeffe,  gegen  tk 
ber  „(Statt!^ alter  S^i)rifti"  nic^t  nur  niemals  auc^  nur  ein  SSort 
gefügt,  fonbern  bie  er  burc^  SBort  unb  X|at  beförbert  !§at;  man 
lefe  bie  üon  Seud^ten  ber  fatf)oIifd^cn  ^^eologie  unter  ben  Slugen 
ber  „(Statt^olter  ©l^rifti"  tierfo^ten  SBerfe  über  §ej;en^  unb  Sleufeli« 
toefen  (unten  @.  383  ff.),  bann  njirb  man  erfennen,  ha^  Seon  Xojil 
nur  n3eitergef|3onnen  f)at  an  bem  großen  ©eloebe  abergläubifd^en 
2Biberd^riftent|um§ ,  "üa^  feit  einem  üotten  ^afjrtaufenb  bie  „Statte 
l^alter  ©firifti"  üom  SBebftul^Ie  be§  $ßatifan§  au^  weben  unb  au§» 
breiten  über  bie  fatptifd^e  SSelt. 

@§  ift  burc^au§  irrig,  nienn  man  bie  SrajiCfcfien  ©d^riften 
al§  3Iu§geburten  feiner  ^^antafie  beseic^net.  Xaicxl  ^at  ni(|t  er-- 
funben,  fonbern  na (f) geahmt,  ©eine  SSorlagen  Waren  Skullen 
unb  ^unbgcbungen  ber  „Statthalter  S^fjrifti"  unb  Set)r» 
büd^er  ber  fatrjolifcfien  X^eologie.  %aiiV§^  teufet  aU  ^otobil 
ober  Sd^Iange  i)at  fein  SSorbilb  unb  ©egenftüd  in  ©regor  IX. 
Teufel  al§  ^ater  ober  Sorf  (oben  @.  215).  %aziV§  teufelifc^c 
®c|n)einereien  finb  nidEit  eigene  (Srfinbung,  fonbern  bie  abgefd^wäc^te 
Sßiebergabe    pä|3ftlid^er    unb    ultramontan  --  tt)eoIogifrf)er    Sc^ilbe^ 


ni.  SCbergtaube  int  ^tngemeinen.  379 

rungen  ütier  ha§>  treiben  ber  daemones  incubi  unb  succubi  (unten 
@.  385.  389). 

2eo  Xin.  toäre  fein  ^apft  geh)e[en,  wenn  er  bie  %aicih 
SSaugfjan-'föntpffungen  nic^t  gebilligt  f)ätte.  5II§  :pau|3t  be»  Ultra- 
ntontanilmu§,  aU  «^ortfe^er  be§  SSerfe§  feiner  SSorgänger  mu|te 
er  bem  2;ajiI  =  SSaug^an-'<Sc^tt)inbeI  gegenüber  befennen:  ba§  ift 
gleifc^  öon  meinem  SIeifrfie  unb  S3ein  üon  meinem  $8eine. 


drittes  ^vl6). 
^^avftt^um  unb  §ejcnuntt)c|cn. 

I.  Slllgememeg. 

SJüt  bem  §ejenunlüefen  Betreten  tt)ir  ein  ©ebiet,  ba§  @(^recf= 
niffe  entt)ält,  benen  in  ber  gefammten  ßultur=  unb  @o§iaIgefd^ic^te 
ber  9Jienf(j^t)eit  nichts  an  bie  Seite  gu  ftellen  ift. 

3(uc^  wenn  tüir  ben  33ereic^  beffen ,  tuaS  man  Kultur  nennt, 
öerlaffen,  wenn  lüir  bie  ©reuel  föilber  SSöIfer  gum  SSergleic^e 
(leranjiefien,  ber  §ejengreuel  überfteigt  fie. 

SJ}er  ©laube  an  |)e£en,  Sanhtvtx  u.  f.  tu.  ift  fo  alt  h)ie  ber 
9}?enfd^;  bie  öeibenüöHer  früt)erer  Briten  fannten  i|n  fo  gut,  h)ie 
bie  ^eibenüölfer  ber  ©egennjart  i^n  fennen.  SIBer,  tüa§  Weber 
ba§  alte  nod^  ba§  neue  §etbentl^unt  fannte  unb  !ennt,  ba§  er- 
füllt ja'^rfiunbertelang  bie  ©efc^ic^te  ber  cfiriftlic^en  ^utturöölfer. 
SJlaffenmorbe  unfc^ulbiger  SJienfd^en,  §arter  ^inber,  blü^enber  ^^rauen, 
ftarfcr  93?änner,  weifer  ©reife,  unau^fpred^Iid^er  Jammer,  Qn- 
rüttung  ^u§Iicf)er  Wie  ftaatlii^er  SSer^ältniffe,  3fiuin  jeglid^en  ©lürfeS: 
ha^  Sitte»,  in  ein  gro^e§,  fc^eu^Iic^e§  ©Aftern  geiradEit,  um^üüt 
mit  ben  SBaljnüorftettungen  einer  entarteten,  toa^r^aft  teufetifi^en 
^lantafie,  ift  unjertrennlic^  öerbunben  mit  ber  ©efd^id^te  bei 
SJ)riftent^um§! 

SBer  an  bie  SBa^rl^eit  ber  ^riftücfien  9leIigion,  an  i^ren  gott-- 
lidöen  Urfprung  unb  an  i^r  göttliches  3^^^/  <^^  ^^^^  füt  ha§ 
9Jienfct)engej(^Iec£)t  er^iefierifd^e  83eftimmung  glauit,  ber  ftetjt  bei 
$8etrad^tung  biefer  Xtjatfad^e  üor  einem  unergrünblic^en  9flät£)fel. 
©in  üoIIeS  ^Q^i^taufenb  ift  ba§  S^riftentt)um  unbeftritten  bie 
Ü^eligion  innerl^alb  ber  Äulturüölfer  (Suropal,  unbeftritten  mirft  e§ 
in    biefem  ^fiti^^um    nad^    allen  9lid^tungen    fid^    au§:  unb    bod^ 


I.  mqmem§.  381 

ftef)en  üon  biefen  gel^n  ^o^rf)unberten  öotte  arf)t  S«^^f)iinberte  unter 
bcm  ftu(i)trürbigen  33anne  be§  §ejeng(au6en§;  üolle  ac^t  So^i^'' 
^unberte  f(|tüingt  biefe  „religtöfe"  @eucf)e  ungef)tTtbert  i^re  fcfirecflicfic 
©eiBel,  tüatet  biefe  au§  ben  Xiefeii  ber  menfc^Iid^en  ^Serberbni^ 
loögelaffene  ^^urie  in  9JJenfc^en6Iut! 

@§  ift  ^icr  nid^t  ber  Ort,  üfcer  biefc  jugtetcf)  furcfjtbare  unb 
getjeimni^ooHe  ©rfcfieinung  Betrachtungen  anjuftellen.  ^a§  muß 
bem  9?eügion§p^iIofop[)en  ober  St^eologen  üBerlaffen  bleiben.  SSiet-- 
lei^t  ift  ober  überhaupt  ta§  Gin^ige,  ioaS  ber  ntenfd^Uc^e  Sßerftanb, 
ber  ben  göttlid^en  58eruf  be§  (Sf)ri[tenti)um§  nic^t  |}rei!Sgeben  toitt, 
biefer  oieIf)unbertjä^rigen ,  entje^üd^en  (^riftlic^en  5ßerirrung  ent* 
gegen^alten  fann,  ba§>  tieffinnige  Söort,  ha§>  bie  aÜteftamentlicfie 
^{)iIofopl^ie  öom  ewigen  @otte  fpridEit:  2:aufenb  '^a^xt  finb  üor  bir 
n)ie  ein  Za^;  b.  ().  im  göttlicfien  SrjieljungSptanc  be§  9)?enf^en= 
gefd^Ied^teg,  in  ber  tion  ®ott  üorau§gefd)auten  @ef(i)icf)te  be§  S^riften» 
tt)um§  finb  gi^^^utt'^ei^ie  "ui"  ein  51ugenblicf. 

Wa§  ^ätte  mäl^renb  biefer  @c^recfengiar)r^unberte  ein  öon  ®ott 
beftellter  §üter  be§  S^riftentf)um§,  ein  Se^rer  ber  SBa^rfjeit,  ein 
n}ir!Iic^er  ©teüüertreter  ®f)rifti,  ber  jugleii^  üon  allen  33ölfern  aB 
folc^er  anerfannt  würbe,  beffen  3Bort  fomit  unBejtüeifelbare»  2tn> 
fe^en  unb  unerme^Iid^en  Sinflu^  befa|,  tt)a§  f)ätte  ein  folc^er 
SSöIfer'^irte,  au§gerüftet  mit  bem  @rf)a^e  ber  2Ba^rt)ett  unb  ^lar-- 
l^eit  be§  e^riftent^um»  unb  mit  bem  gottgegebenen  iöerufe, 
biefe  SBa{)rt)eit  unb  ^lartieit  jn  üerbreiten,  tüal  ptte  er  get^an? 
(Seine  mächtige  Stimme  wäre  burc^  bie  S^riftenfieit  erfciiattt,  be- 
le^renb,  oufHärenb;  "oa^  öon  it)m  augge^enbe  Öii^t  tiätte  bie  l)öüifc^e 
Stadit  be§  büftern  ^a^n§  üerfc^euc^t;  bem  mörberifd^en  33Iutöcr' 
giefeen  ^ätte  er  ein  ®nbe  bereitet. 

Sn  9?om  thronte  ein  Tlam\,  ber  fi^  ben  „«Statthalter  S^rifti" 
unb  „ta^  ^anpt  ber  S^riften^eit"  nannte,  ber  al§  folc^er  nidjt 
nur  Unfef)Ibar!eit  beanfpruc^te,  fonbern  beffen  2Infprud)  oon  ben 
SSöttern  geglaubt  würbe,  ber  moralifcfie  unb  religiöfe  SKacbt  befaß, 
wie  fein  ^weiter.  Unb  biefer  9}Zann,  ber  nidöt  fterbenbe  Iräger 
be§  ^apftt^um§,  ber  ^apft,  ift  wä^renb  all  biefer  Qdt  ber  |)ort, 
bo§  SSoüwerf,  ber  SSerbreiter  unb  SSertiefer  be§  §ejenglauben§  ge- 
Wefen,    fein    eigenfteS  3Ser!    finb   bie   in   biefer    fc^recflid^en  SSer-- 


382  ©rittet  93u^.    ^op[tt:^um  unb  ^ejenunirefen. 

ftnfterung  tneni^Iid^en  S3erftanbe§  unb  menfc^Iid^en  ©efül^IeS  üer* 
übten  (Sd^anbtt)aten. 

®ie  2lu§füt)rUd)feit,  mit  ber  ic^  ba§  ^ejenunn^efen  be^anbte, 
tüirb  fid^  au§  jid^  fetbjt  rechtfertigen. 

@§  ift  ein  ©egenftanb,  ber  unbegreifüiiier  SBeife  nod^  längft 
n\ä)t  bie  öea^tung  gefunben  ijat,  bie  er  üerbient. 

3tt)ei  ^eroorragenbe  beutfd^e  gorfc^er,  ein  Sunft  unb  ein  ^ifto-- 
rüer,  üaxl  ©eorg  öon  SSäc^ter  unb  «Sigmunb  iRtegler, 
mögen  mit  i^ren  SSorten  bie  (äinleitung  ju  meiner  S)arj'tettung 
jc^reiben : 

„SKan  ift  in  unferer  Stit  üerfu(^t  gu  Iö(^eln,  toenn  öon  |)ejen 
unb  Qaubtxtxn  bie  Sftebe  ift.  Tlan<^t  glauben  faum,  ba^  §ejen 
unb  S<^nhtxtx  ba§  X^ema  einer  ernften  Ujiffenfd^aftlid^en  Untere 
fuc^ung  fein  fönnen.  Slber  bie§  STtjema  inar  ein  furchtbar  ernfte§ 
für  unfere  SSoreltern.  @§  mar  in  ©eutfc^Ianb  '^a^x^unhtxk  lang 
ein  unenblic^  lütdjtige»  für  S^re  unb  SebenSglürf  öon  S^aufenben; 
e§  mar  ein  X^ema,  ha§  lange  Qdt  bie  9tebti(f)ften,  SSeften,  Sluf» 
geüärteften  für  fic^  unb  bie  S^i^igen  gittern  mad^te;  e§  bitbet  einen 
mid^tigen,  nid^t  immer  genug  beatfiteten  ^un!t  ber  inneren  ©efd^id^te 
unfere§  SSoIfeS.  Unb  fo  ift  e§  ma'^rlic^  auc^  eine  ?tufgabe  ber 
SSiffenfd^oft,  biefeS  X^ema  nä^er  ju  ergrünben"  (Sööd^ter,  S3ei« 
träge  gur  beutfd^en  QJefc^ic^te,  Tübingen  1845,  @.  83). 

„2ßer  ^eyen^rojeffe  ftubiert,  glaubt  fid^  unter  ein  ©efc^Iec^t 
berfe^t,  ba§  alle  eblen  menfc^Iic^en  Einlagen :  $ßernunft  unb  ®e* 
red^tig!eit,  (Sc^am,  SSol^Iraonen  unb  ajJitgefü^I  erftidt  l^at,  um  ha> 
für  aÜe  teufüfd^en  in  fic£)  gro^  ju  §ie{)en.  2(u§  ber  <Bp'i)äxi,  bie 
ben  9J?enfc^en  bie  tl)euerfte  unb  ert)abenfte  be§  £eben§  bebeutet, 
au§i  bem  §eiligtt)um  ber  ^Religion,  grinft  bem  SSefctiauer  ein  TU» 
bufen!^au|3t  entgegen  unb  ^emmt  i^m  ha§  SStut  in  ben  2lbern. 
Unter  c^riftlic^en  SSöIfern,  im  ©d^oo^e  einer  taufenb  '^af^xt  alten 
Kultur  ift  ber  ^uftigmorb  jur  fte^enben  (Sinric^tung  erhoben, 
§unberttaufenbe  üon  Unf(^utbigen  merben  naä)  au§gefud)ten  2J?artertt 
be§  2eibe§  unb  unnennbaren  Seelenqualen  auf  bie  graufamftc 
233eife  I)ingerid)tet.  S)iefe  SE^atfac^e  ift  fo  unge^euerlid^,  ta'i^  alte 
anberen  SSerirrungen  be§  SD^enfct)engefd&Iec^te§  baneben  gurücEtreten" 
(Ü^icjler,  ©fd^t.  ber  |)ejen)3ro5effe  in  S3aiern,  Stuttgart  1896, 
@.  1). 


II.  ^ejenliterotur.  383 

?ru§  bem  Umfong  ber  Siteratur  über  einen  Öiegenftanb  !ann 
man  auf  feine  S3ebeutung  fd^üe^en.  Unb  nic^t  nur  ia§.  ^ft  ber 
®egenftanb  ber  Siteratur  eine  gefc^ic^tli(^e  Z[)at\aä)t  ober  ein  ge= 
f(f)ic§tüd)er  3ufia^b,  fo  füfirt  un§  bie  über  fie  !§anbelnbe  Siterotur, 
aucf)  wenn  fie  e§  nic^t  unmittelbar  beabficfitigt,  ju  ben  @ntftef)ung§  = 
grünben  üon  X^atfacfie  unb  3#at^b. 

2)er  Umfang  ber  §egenliteratur  ift  ungetieuer,  unb  für  ha^ 
(Sid§--i5eftfe|en  be§  §eEenuntt)efen§,  für  bie  in  gotttofem  ^ai)n  fid^ 
baran  !nüpfenbe  ^immelfd^reienb  blutige  SSerfoIgung  unfc£)ulbiger 
ajJenfd^en  ttjeift  fie  !§in  auf  bie  Ifieologie  ber  römifc^en 
^ird^e,  b.  {).  auf  ta^^  ^apfttl)um. 

S)a§  ?|5a^ftt{)um  ift,  wie  ber  @cf)öpfer  ber  furchtbaren  ^ejen^ 
literatur,  bie  an  SBa^ntüi^,  an  Unptf)ig!eit,  an  2öiberd)riftent^um 
i^re§  ©teilten  nic^t  l^at,  fo  au^  ber  Ur:§eber  unb  SSerüber  ber 
cntfe|tirf)en  §ej:enmorbe. 

^egenliteratur  unb  |)e£enöevfoIgung  finb  auf's  engfte  mit 
einanber  oer!nüpft;  bie  eine  gebiert  ftetS  auf's  neue  bie  anbere  unb 
umgefefirt.  SBie  sWei  in  einanber  fc^tagenbe  glammen  fteigern  fie 
fic^  gegenfeitig.  ©ranbftifter  biefer  rafenben  geuerSbrunft  ift  ber 
^apft;  ber  mäd^tige  Dbem  be§  ^apfttbumS  entfalte  ftet§  auf's 
neue  bie  menfd^enoerjefirenbe  Q^lntt). 

5)iefe  wenigen  SSorte  mögen  t)ier  genügen.  2luf  tk  S31utfd^ulb 
beS  ^a^ftt^umS,  auf  fein  ^ulturtierbrec^en  an  ber  9JJenfd^f)eit,  auf 
bie  üon  i^m  angeridtitete  fojiale  SSertt)üftung,  furj,  uuf  feine  SSer- 
antnjortung  für  bie  ®reuel  ber  Snquifition  unb  ^egentierfolgungen 
fomme  id)  eingef)enb  §urüd  (unten  @.  588  ff.). 


IL  §e^'enltteratiu\ 

(SSgtc^.  unten:  „SSebeiitung  ber  §ej:enliteratur"  ©.561  ff.) 

1.  ®ie  päpftlic^en  ^Bullen  Vox  in  Kama   unb  Summis 
desiderantes  (1233  unb  1484). 

2)er  SBortlaut  ber  SöuHe    ©regor  IX.   Vox    in    Rama    öom 
13.  Sunt  1233  ift  fc^on  mitget^eilt  luorben  (@.  215). 

S)ie  fc^recftid^e  S3uIIe  be§  „(Statthalters  (Jfirifti"  ^anbelt  nic^t 


384  Sritteä  $8uc^.    5ßopfttf)um  unb  |)ejenuntDeieit. 

oom  ^ey et! glauben,  fonbern  üom  Xeufe{§fpuf  unb  ber  bamtt 
öerbunbenen  Unflät^erei,  aber  gerabe  be§f)alb  gehört  fie  ^ieri)er. 

S)er  oom  ^opftt^um  ge§ürf)tete  ^ejenglauben  ift  Wefentlid^ 
2^eufcl§fpuf  unb  Unjuc^t  in  ben  greulichsten  gormen. 

^ä)  ntu^  ^ier  ein  SSort  ber  Gntfd^ulbigung  au§fprec^en  für 
\)a§,  tr}a§  icf)  au§  ber  ^ejen(iteratur  mitt{)eilen  werbe.  @(^on 
toa§  ©regor  IX.  in  feiner  33utte  oorbringt,  ift  fo  toll  oberh)i|ig 
unb  babei  fo  gemein  obfcön,  ha^  e§  ba§  Sage§Iicf)t  §u  f dienen 
^ätte.  5tuf  bie  ^äpfte  mit  ii)ren  tro|  2tüem  nod)  öer£)ältni^mäfeig 
fnappen  2;arfteIIungen  finb  aber  unge§ä!)Ite  X^eologen  gefolgt,  bie 
in  breitefter  2lu§fü^rung  haä  päpftlid^e  Seitmotiü  aufgearbeitet 
!§aben.  Unb  öon  biefen  „c^riftüc^en  @otte»geIe^rten"  ift  ein  Unflat^ 
jufammengetragen  toorben,  ber  jeber  S8ef(f)reibung  fpottet  unb  nur 
burd^  ben  2lugenf(f)ein  richtig  beurt^eilt  werben  fann.  2Ba§  "Qa 
'äüt§  ^a§>  Imprimatur  ber  Drben§oberen,  ber  $8ifc^öfe  unb  be§ 
^apfteg  felbft  (Magister  sacri  Palatii)  ert)alten  £)at,  ift  fo  porno- 
grap^if(^,  wie  e§  Wo^I  nur  Wenig  2tnbere§  in  ber  gefammten 
©d^mu^Iiteratur  giebt.  5^iefen  @c§mu|  weiten  Greifen  oorjulegen, 
!§at  mi(f)  Ueberwinbung  gefoftet;  aber  e§  mu^te  fein,  benn  ^ier 
^anbelt  e»  fic^  um  gef(f)i(^tlid)e  Sarfteüung  unb  um  Sßerbreitung 
ber  Sßafir^eit,  e§  l^anbelt  fii^  um  tief  einfc^neibenbe,  ^a^r^unberte 
be^errfifienbe  fcäiaMuIturette  ^f)aten. 

3unäc|ft  ift  alfo  f)ier  a(§  ^robe  ber  römifc^^päpftlidien  öeEcn-- 
literatur  bie  oben  mitget^eilte  SSuüe  ©regor  IX.  einzufügen 
(@.  215). 

lieber  gwei  ^a^rfjunberte  {)atte  biefe  ^unbgebung  "öa^  c^rifttic^e 
Xenfen  oergiftet  unb  gafifreictie  ScEiriften  ä^nlicf)  obfcönen  ^n^altS 
erzeugt,  oB  ^nnogeng  Vm.  feine  „^ejenbuUe"  erlief. 

S)a§  ewig  benfwürbige  Stftenftücf  lautet: 

„ajJit  glüf)enbem  SSertangen,  Wie  e§  bie  ober^irtlicöe  Sorge  er-- 
forbert,  wünfcfien  wir,  ha^  ber  !atf)oIifc§e  Glaube  Wai^fe  unb  bie 
fe^erifdie  S3o§^eit  ausgerottet  werbe,  '^t^^alb  oerorbnen  wir  gerne 
unb  auf's  neue,  voa^  biefe  unfere  23ünfc^e  pm  erfe^nten  3iele  bringt. 
5^ic^t  ol)ne  Ungeheuern  Sd)mer§  ift  jüngft  gu  unferer  ^euntnif;  ge= 
fommen,  ba^  in  einigen  2;f)eiten  S!eutfd§Ianb§,  befonberS  in  ber 
SJiainjer,  ^ijlner,  2:rierer,  ©algburger  unb  Söremer 
©egenb  fe^r  oiele  ^erfonen  beibertei  ©efc^Iec^ts,  uneingeben!  i^rel 


II.  §ejenliteratur.  385 

eigenen  ^eit§  unb  abirrenb  öom  fatf)oIifc^en  ©lauten,  fid^  mit 
Xcufeln  in  Wann^--  ober  2Bei6§geftaIt  (cum  daemonibus 
incubis  et  succiibis)  gejc^Ied^tlid^  öerfünbigen  unb  mit 
itiren  Söejauberungen,  Siebern,  S3efct)n)örungen  unb  an* 
berm  abf d^eulid^cn  Slberglaufien  unb  jauberifc^en  3Iu§' 
fd^reitungen,  ßaftern  unb  SSerbrec^en  bie  9iieberfünftc 
ber  SBeiber,  bie  SeibeSfrud^t  ber  ^t^iere,  bie  grüd^te 
ber  @rbe,  bie  SBeintrauben  unb  bie  93aumf rückte,  tt)ic 
aud^  bie  SDZänner,  bie  grauen,  bie  |>au§t^iere  unb  an* 
bere  5(rten  öon  Xl^ieren,  aud)  bie  SBeinberge,  bie  Db[t-- 
gärten,  bie  Söiefen,  bie  SBeiben,  ba§  ©etreibe  unb  an» 
bere  ©rbfrüd^tc  üerberben  unb  umfommen  mad^en,  aud^ 
peinigen  fie  bie  ^änntx,  bie  Söeiber,  bie  3«9''/  öaft* 
unb  ^augtf)iere  mit  fürd^terlid^en  inneren  unb  äußeren 
©d^merjen  unb  üer^inbern  bie  9}Jänner,  ha^  fie  §eu» 
gen,  unb  bieSBeiber,  ha^  fie  gebären,  unb  bie  SJiänner, 
ba^  fie  ben  SSeibern,  unb  bie  223eiber,  ^a'^  fieben9J?än» 
nern  bie  ttjtüäjt  ^ftic^t  leiften  fönnen.  2tuc^  öerleugnen 
fie  ben  ©louben,  ben  fie  in  ber  STaufe  em|3fangen  l^aben,  mit  mein« 
eibigem  $IRunbe.  t^erner  begef)en  fie  überaus  öiefe  f^änblid^e  SSer» 
bred^en,  «Sünben  unb  ßafter  auf  Stnftiften  be§  ^änh^^  be§  3}?enfc^en« 
gefd^Ied^tS,  jum  SdEiaben  i^rer  ©eelen,  pr  S3e(eibigung  ber  gött* 
lid^en  9Kajeftät,  jum  3Iergcrni^  Sßieler.  Unb  \)a§  gefc^iefit,  obrao|t 
unfere  geliebten  6ö^ne,  ^einric^  ^nftitoris  für  bie  oben* 
genannten  X^eife  ®eutfd§tanbö  unb  ^afob  (Sprenger  für  ge= 
miffe  ©trid^e  am  5R{)ein,  beibe  SJJitglieber  be§  ^rebigerorben§  unb 
^rofefforen  ber  X^eologie,  burd^  opoftolifdfie  ^Briefe  gu  ^nquifi« 
toren  beftetlt  Sorben  finb  unb  nod^  finb.  SDennod^  fd^euen 
fid^  einige  ©eiftlic^e  unb  Saien  jener  ßänber  nidE)t,  ba  fie  me^r 
oerfte^en  iuoüen,  al§  nöt{)ig  ift,  ^atSftarrig  ju  bef)aupten,  rotii  in 
ben  ©eftattungäbriefen  (biefer  ^nquifitoren)  einige  SDiöjefen,  Stäbtc 
unb  Orte,  aud^  einige  ^erfonen  unb  i§re  2Iu§fcf)h)eifungen  unb 
Safter  nic§t  namentüd^  genannt  finb,  biefe  audf)  nic^t  einbegriffen 
feien,  fo  ha^  biefe  ©tobte  unb  Drte  ben  genannten  ^nquifitoren 
aud^  nic^t  unterftänben,  fo  ta'Q  fie  bort  if)r  9(mt  nid^t  ausüben 
unb  bort  i{)re  ©trafen  nid^t  üerpngen  fönnten.  ©o  bleiben  benn  jum 
ougenfäfligen  ©d^aben  ber  ©eelen  unb  jur  ©efal^r  be§  ctoigen 

0.  $oen«broec^,  ~;<Q^)Ptt)um.  I.  25 


386  ®ritte§  58uc^.    ^apftt^^um  unb  §ejenuntuejen. 

@eelcnf|eil§  in  biefen  ©egenben  folcfie  SSerbrec^en  ftraflog.  SBir 
aBer,  tnbem  iüir  alle  unb  febe  ^inberniffe,  burc^  tnelc^e  bie  2lu§= 
Übung  be§  Snqut[itorenamte§  auf  irgenb  eine  SBeife  öerjögert  tt)er» 
ben  fönnte,  ou§  bem  2Bege  raunten,  bantit  bie  ©eucEie  ber  Se|eret 
unb  anberer  fold^er  SSerbred^en  i^r  ®ift  jum  SSerberben  ber  Un» 
fc^ulbigen  nid^t  ausbreiten  !önne,  lüollen,  h)ie  e§  unfer  2tmt  erforbert, 
taugticf)e  §ülflmittel  annjenben,  ba  ber  @tauben§eifer  un§  baju 
antreibt.  5)amit  ftrf)  nun  nid^t  ereigne,  ba^  bie  obengenannten 
Sauber  ofine  ba§  nottiwenbige  ^nquifitionSamt  feien,  fo  fe^en  tt)ir 
au§  a^joftolifc^er  S^oHmadjt  feft,  ba^  ben  genannten  ^nquifitoren 
geftattet  fei,  if)r  3lmt  bort  auszuüben,  unb  ta'!^  fie  bie  ©eftrafung 
biefer  SSerbred^er  öorne'^men  !önnen,  oI§  ob  btefe  Sänber,  Stäbte, 
Drte  namenttidE)  aufgefüfirt  wären.  Unb  inbem  iüiv  au§  größerer 
Sorgfalt  biefe  ^öeftaUung  auf  bie  genannten  Sauber  au§bet)nen, 
geftatten  toir  ben  genannten  Si^puifitoren,  i>a^  fie  unb  ieber  üon 
i()nen,  unter  ^itsie^ung  unfereS  geliebten  (So{)ne§  Qo^ann  ©rem* 
pcx,  SJJagifter  au§  ber  ^onftonjer  ©iö^efe,  in  ben  genannten  Sänber- 
ftrid^en  5(üe,  bie  fie  ber  genannten  SSerbrecEien  f(^ulbig  befunben 
l^aben,  nacE)  i^ren  SSerbrei^en  äüd^tigen,  einferfern  unb  am  Seib 
unb  am  SSermögen  ftrafen  tonnen;  aud)  geujö^reu  ioir  biefen  '^n- 
quifitoren  freie  SSolIma(i)t  in  aßen  ß'ir(^en,  fo  oft  e§  il)nen  gut 
f  Geeint,  ba§  SB  ort  ©otte§  gu  :prebigen  unb  Stffeg  unb  Sebe§,  h)a§  baju 
nüp(^  erfc^eint,  §u  tf)un.  Sßir  befe^ten  burd^  apoftoIifcEie  ©d^reiben 
bem  iÖifc^of  üon  Strasburg,  ba^  er,  fo  oft  er  üon  biefen 
Snquifitoren  erfucf)t  wirb,  e§  öffentlich  !unb  t^un  foü,  i>a'^  fie  in 
nid^t§  unb  üon  SfJiemanb  beeintröc^tigt  unb  get)inbert  Werben.  Sitte 
aber,  bie  fie  Ijinbern,  ft»e^  5(mte§  fie  aud^  feien,  fotten  üon  i^m 
burdE)  ©gfornmunifation,  ©uSpenfion  unb  S^terbüt  unb  anbere  nod§ 
f(^redlid^ere  Strafen,  ol^ne  jebe  S3erufung,  gebänbigt  werben,  unb, 
wenn  nötl^ig,  fott  gegen  fie  ber  weltlicEie  2(rm  angerufen  werben: 
Seinem  9}?enf(f)en  fott  e§  erlaubt  fein,  bie§  unfer  (Sd^riftftücf  gu 
üerle|en  ober  in  freüel^aftem  SBagniß  if)m  entgegen  gu  l^anbeln. 
SBenn  aber  ^emanb  bie§  üerfuc^en  fottte,  fo  Wiffe  er,  ha^  er  ben 
3orn  be§  attmäc^tigen  ®otte§  unb  ber  SIpoftel  ^etru§  unb  ^autul 
auf  fid)  gelaben  t)at.  ©egeben  ju  $Rom  bei  @t.  ^eter,  im  ^af^xt 
ber  93?enfdf)Werbung  be§  |)erm  1484,  im  erften  unfere§  ^ontififat§ 
om  5.  ^ejember"  (Bnllar.  V,  296  ff.). 


II.  ^ejenliterotur.  387 

3m  Sa'^re  1484  „ber  aJlenfc^roerbung  be§  §errn"!  ©§ 
i[t  gut,  ha'^  ber  Sßap'it  6ei  ®elegenf)eit  biefe§  ®rguffe§  bie  SBelt  an 
bie  l^atfad^e  erinnert,  ba^  e§  einen  gefd^i(^tli(^=bit)lif(i)en  S^riftuS 
giebt;  benn  ba§  in  ber  S3utle  öerfünbete  „ßfiriftent^um"  be§  „@tatt= 
i)alter§  ©firifti"  liefse  nur  auf  bo§  SDajein  eine§  niebrigftem  Reiben» 
t§um  unb  obfcönem  t^etifcf)i§mu§  ergebenen  S^riftuS  fd^Iie^en. 

2.  ®er  „§ejent)ammer"  unb  ba§  „^Imeijenbud)". 

®ie  unmittelbare  ?5rudE)t  ber  |3ä^ftlici§en  83uIIe  ift  ba§  nac|  Sn= 
f)alt  unb  2Bir!ungen  furcf)tbarfte  Surf)  ber  Söeltliteratur:  ber  öon 
ben  :päpftlic^en  ^nquifitoren,  ben  ©ominüanermönd^en  Sa!ob 
Sprenger  unb  |)einri(^  ^nftitoriS  (nic^t  ^nftitor)  »erfaßte 
„|)e£enl§ammer". 

„@o  üiel  über  biefe§  S3ud^  frf)on  gefc^rieben  tüurbe,  feine  233ir' 
Jungen  h)erben  narf)  2tu§bef)nung,  SSielfeitigfeit  unb  9Zad^f)aItig!eit 
meiftenS  nic^t  üottauf  genjürbigt.  2ßa§  fortan  über  ^ejerei  ge-- 
äu^ert  n)irb,  ift  gum  loeitaug  größten  2:^eit  bire!t  ober  inbirelt 
ouf  ben  |)e£en^ammer  surücfjufü^ren.  Sn  Stadien  fpri(f)t  S^afael'S 
greunb,  ber  platonifc^e  SE^eofopI)  ^ico  bi  9JiiranbuIa,  üon  bem 
Malleus  ber  beutfrfien  Xtieologen  ^einri^  unb  ^afob  mit  ^tner» 
!ennung.  ^n  ®eutf(^Ianb  folgt  eine  Stuflage  auf  bie  anbere;  nod6 
ein  3at)r'^unbert  nad)  bem  erften  ©rfc^einen  be§  S3ucf)e§  lüirb  öon 
proteftantifc^er  Seite  in  ?^ran!furt  a.  SSJJain  eine  $Reif)e  neuer 
StuSgaben  öeranftattet;  al§  Herausgeber  treffen  tüir  l^ier  ben  Siebter 
unb  Suriften  i^ifc^art.  ^ünftler  lüie  Sllbred^t  S)ürer  unb 
§an§  Söalbung  ©rien  mibmen  i^re  ^unft  bem  neuen,  bie 
^tiantafie  mächtig  aufregenben  $ßorfteItung§freife.  S"  9ftect)tggut= 
a(^ten  öon  gafultäten  tt)ie  einzelnen  ©ele^rten,  Xtieologen  unb 
Suriften,  finb  bie  Berufungen  auf  ben  Malleus  faft  fte^enb.  ®em 
fieipäiger  ^rofeffor  (5ar|)§otü,  einem  orttiobogen  Sutfieraner,  gilt 
er  al§  Slutorität.  @r  ift  für  bie  ^ejereibeftimmungen  be§  baieri-- 
f^en  Codex  Maximilianeus  öon  1751  bie  unerläßliche  SSoraug* 
fe^ung.  2^ie  '^öc^fte  ^oefie,  (St)a!ef^3eare  unb  ®oett)e,  wie  bie  öer= 
f(^robenfte  SuriSprubenj  weifen  auf  it^n  al»  Duette  jurüd  .  .  .  SDic 
SBirfung  be§  $8ud^e§  auf  ta§:  ^ublifum  föarb  um  fo  leidfiter  er* 
§iett,  aU   e0   mit  breifod^er  Slutoritöt  gemap^3net  ^eröortrat.     9tn 

25* 


388  S)ritte§  33u^.    ^opfttf)um  unb  |)ejenunjüejen. 

ber  (S|)i|e  :prangte  bie  päpftlid^e  SBuIIe  [Summis  desiderantes], 
bie  Söerufung  auf  bie  föniglid^c  Urfunbe  üont  6.  ^ot>tm'bzx 
1486  [9JlajimiIion  I.]  unb  eine  5l^proBation  ber  t^eoIo  = 
gifc^en  f^afultät  ^öln  com  Wai  1487.  „^auf  unb  Iie§ 
e§,  ^a^  ®elb  tüirb  bic^  nic^t  gereuen",  fielet  auf  bem  2^itel  ber 
5(u§gat)e  üon  1519  —  eine  ©inlabung,  ber  bie  ©ebilbeten 
bereits  in  erfcfiredenbem  Umfange  äuüorgefommen  ftjaren.  S8i§ 
1496  waren  Bereite  neun  StuSgaben  erfc^ienen:  aber  nod^  lange 
nic^t  wav  bamit  ber  SBebarf  gebectt.  1511,  1519,  1520,  1580, 
1582,  1588,  1598,  1615,  1669  erfc£)ienen  neue  5luftagen.  2)ie 
grü^periobe  be§  beutfdien  §umani§mu§  ttiar  befeeü  öon  einem 
leibenjc^aftli^en  2!range,  i^re  geiftigen  Stnfc^auungen  ju  ertreitern, 
unb  fie  öerbanb  mit  biefem  orange  no(^  bie  faum  burd^brot^ene 
ßritiflofigfeit  be§  2JJitteta(ter§.  So  erflärt  fid^  für  bie  ^lüei  erften 
%i)üU  be§  SBerfe»,  welche  Segriff  unb  2(eufeerungen  ber  |>e£erei  be= 
Rubeln,  'ba'i^  fie  auf  empfänglid^en  SSoben  fielen,  ^nv  ben  britten 
2^eil,  ber  bie  Unteritieifung  jur  j^üfirung  ber  ^ejenprojeffe  ent- 
hielt, fam  in  S3etrorf)t,  ba^  ein  fo  bi§  in  bie  fleinften  Sinjel^eiten 
hinein,  in  fdiarffinnigen  ®iftin!tionen  au§gebilbete§  (St)ftem  eine§ 
Srimina(pro§effe§  nod^  nirgenbS  ^erborgetreten  ttjar,  ben  9tid^tern 
alfo  mä(f)tig  im^onirte.  SSerfügten  bie  SSerfaffer  boc^  über  bie 
©ebanfenarbeit  i^rer  Drben§=  unb  S3eruf§genoffen  feit  §tt)ei  ^afir* 
l^unberten,  bie  §um  S^^eil  burdE)  ©i^riften  tt)ie  ßt)meric'§  Seitfaben 
Lügld^.  oben  8.  40],  jum  ^l^eit  burcE)  bie  S^rabition  fortge^jffanst 
»orben  toaren.  So  warb  ber  „§ej:en!^ammer"  für  öiele  Generationen 
§um  2et)rbud^e  be§  abern)i|igften  2Ba^ne§,  gur  Siüftfammer  ber 
ungerecEiteften  unb  graufamften  SSerfoIgungen.  ^er  §ejen§ammer 
at^met  ben  ®eift  ber  8(f)oIaftif,  tnie  er  i§re  barbarifd^e  8prarf)e 
fpri(^t  unb  i^r  ganjeS  öu^ere»  Gepräge  jeigt.  ^ier  finbet  man  bie 
ber  8dE)oIafti!  eigent{)ümti(i)e  9JJifc^ung  öon  @pi|finbigfeit,  Sd^arf- 
finn  unb  $8Iöbfinn,  bie  Selbftoerbtenbung,  bie  Slbfurbitäten,  ba§ 
enblofe  3^tii^^J^  i^»^  ^ic  blinbe  SSere^rung  üon  Stutoritäten,  bie 
§aarfpalterei  ber  ^Begriffe,  bie  Srugfc^Iüffe  unb  baneben  ftreng 
logifcEie  2;ebuftionen  ou§  einem  unfinnigen  SSorberfa^"  (9lie§Ier, 
@efc§i(^te  ber  ^ejenprojeffe  in  Söaiern,  gtuttgort  1896,  8.  104  ff.; 
107  ff.). 

®er  öoüftänbige  Xitel  lautet:   Malleus  Maleficarum  Maleficas 


IL  §esenltteratur.  389 

et  earum  haeresin  framea  conterens  (Ed.  Lugdun.  1669).  ^ie 
!^ier  tion  mir  üorgelegtc  Snf)alt§angabe  ift  bie  oottftänbigfte  unb 
üor  Stüem  bie  genauefte,  bie  e§  bi»  je|t  gieBt.i 

Srfter  S^eit: 

(5r  I)anbelt  Don  bret  2}ingen,  bie  6ei  ber  Sd^tüarsfunft  mitiüirfen: 
ber  2;eufel,  ber  ScEittiarsÜinftler  unb  bie  göttlidie  ^utöffung.  ©rftc 
Sfrage:  (Stiebt  e§  eine  ©d^Juargfunft?  (@.  1—9;.  (5§  ift 
faf^olifc^e  unb  njatir^aftige  Se^re,  ^a%  e§  ©c^föarjÜinftler  giebt, 
bie  unter  9}litn)ir!ung  bei  STeufell,  mit  bem  fie  ein  Sünbni^  ge-- 
fditoffen  l^aben,  fi^iüarjÜinftlerifdie  SBirfungen,  unter  @otte§  S^'- 
laffung  fierüorrufen  (©.  5).  3ttJeite  grage:  Ob  ber  Xeufel 
mit  bem  ©d^loorjfünftler  jufammeniDirfe?  8.  9 — 18). 
^at^olifd^e  2öa^rt)eit  ift,  ba'^  hd  fdEiftiarsüinftlerifc^en  SBirfungen 
ber  Sleufel  ftetä  mit  bem  Sc^marjfünftler  §ufammentt)irft  (@.  12). 
^ie  ^e|erei  ber  ©(^loarjfunft  fte^t  auf  ber  l^öc^ften  Stufe  fe|erifd§er 
S3o§:^eit,  n)e§^Ib  fie  aud)  i^ren  9^amen  er^Iten  ^at:  fc^tec^t  über 
ben  ßJIouben  benfenb:  maleficium  i.  e.  male  de  fide  sentiens 
(©.  17) !  SKiJd^te  bie  ©dömarjfunft  boc^  eine  Ginbilbung  fein,  aber 
bem  ftel^t  entgegen  bie  Kare  Spracbe  ber  S3utte  be§  opoftolifi^en 
(2tu!^Ie§  [bie  Sude  ^nnojenS  VIII.  Summis  desiderantes, 
ftielc^e  bie  beiben  35erfaffer  bei  |)e£en'^ammerl  5U  t^rem  blutigen 
83orget)en  ermächtigte].  Unb  Weil  unter  etilem,  mal  jur  $Ber= 
me^rung  ber  3c^h)ar§!unft  bient,  am  meiften  beitragen  bie  S^^'^ii^i 
unb  @u!fubi  unb  bie  gottelläftertic^e  Stbfi^tad^tung  oon  f inbern, 
fo  loerben  loir  baöon  befonberl  fianbeln  (@.  18).  dritte  gragc: 
können  burd^  3nfii't)i  unb  Suüubi  9JJenf($en  erjeugt 
tu  erben?  (S.  18—24).  ^ie  S3e£)auptung,  burd)  ^nfubi  unb  @u!fubi 
!önncn  aJlenfrfien  gezeugt  merben,  ift  fo  fatl^olifdl,  i)a^  i^re 
Seugnung  ben  2(ulfprüdf)en  ber  ^eiligen,  ber  Ueberliefe= 
rung  unb  ber  'i)l.  ScEirift  miberftreitet  (3.  20). 2    2)er  ©runb. 


1  2Iud^  bie  öon9?Dl!off  in  feinem  treff tilgen  3Serfe :  „®ejcf)icE)tebe^ 
Jeufelg"  II,  227—292;  gegebene  Sn^att^angabe  ift,  tro^  i^rer  9(u§fü^r^ 
lüfeit,  feine  gonj  genaue. 

-  Daemones  incubi  unb  succubi  nennt  bie  ultramontane  3;f)eorogie  biä 
jur  heutigen  Stunbe  jene  teufet,  bie  fic^  in  9)ienfd)engeftalt  mit  an= 
beren  9!Keni(^en  fleifi^Iic^  öermii'c^en.    Incubi  (Srouflieger;  :^eifeen  bie  S^eufel, 


390  drittel  93ud^.    5)Sa^ftt:^um  unb  ^ejenunnjefen. 

treS^alb  bie  S^eufel  fid^  ^u  Sn^ut)en  unb  (Suffuben  machen,  tft  nid^t 
bie  jTeifc^Iic^e  (Srgö^ung,  ba  ein  ©eift  Weber  gleifc^  nocf)  ^norfien 
f)at;  fonbern  bie  Xeufel  tüollen  burc§  ba§  Safter  ber  Unjuc^t  bie 
menfd^Itd^e  yiatnx  in  i^ren  öeiben  58eftanbtf)eilen,  9J?ann  unb  SSeib, 
am  fd^werften  fc£)äbigen.  2Senn  gefragt  tüirb,  warum  tzm  Steufel 
^auptfäc^Iicf)  beim  S3egattung§a!t  ©emalt  gegeben  ift,  fo  Jönnen 
bafür  öiele  ©rünbe  angefüf)rt  Werben.  §ier  genügt  e§,  §u  fagen, 
ta^  ber  Teufel  über  bie  Senben  ber  9)ienfd^en  ©ewalt  l^at.  (£§ 
ift  jWar  wa^r,  ha^  "oa^»  S^^Q^^  ^^^  ^^t  eine§  lebenbigen  ntenfd^* 
üd^en  2eibe§  ift;  aber  ber  Steufel  in  9Jiann§geftaIt  [incubus]  !ann, 
unter  ®otte§  3ulßff"ttg,  ben  nötl^igen  ©amen  üon  einem  Stnbern 
entnehmen  unb  i^n  im  Seifc^Iaf  übertragen,  wie  ber  f)I.  X£)oma§ 
üon  2Iquin  le^rt.  5(ud^  !ann  ber  Xeufel,  ber  für  ben  gefd^Iei^t-- 
üd^en  5ßerfe£)r  mit  einem  SJiann  SSeib§geftaIt  [succubus]  angenommen 
i)at,  für  ein  Söeib  9Jlanne§geftaIt  onne:£)men  [incubu8\  S)er  fo  ge= 
jeugte  SJienfc^  ift  bann  nic^t  ha§i  ^inb  be§  Xeufel§,  fonbern  iia§ 
^inb  be§  9}Jenfcf)en,  beffen  «Samen  ber  Seufel  genommen  unb  be= 
nu^t  l^ot  (©.  22).  @ewiffe  Teufel  fc^recfen  wegen  ber  SSorne'^m^eit 
i{)rer  ^JJatur  öor  gewiffen  unjüd^tigen  §anblungen  gurüdf:  certi 
daemones  ex  nobilitate  nalurae  certos  actus  et  spurcitias  facere 
abhorrent  {@.  23).  SSierte  gr age:  SSeld^e  Xeufel  üben  biefe 
gefc^Ied^tlic^en  Söerfe  oui?  (8.  25—28).  ^att)oIifc^  ift  bie 
S3e^auptung  (catbolicum  est  asserere),  ha^  gelüiffe  ungültige 
^anblungen  üon  ben  unterften  Xeufeln  ausgeübt  werben;  jene 
Xeufel,  bie  früher  ju  ben  unterften  ©ngeln  geprten,  werben  für 
biefe  ©ad^en  üerwenbet  (©.  26.  27).  SDer  oberfte  ber  Teufel,  bie 
folc^e  unsücE)tige  SDinge  treiben,  ^ei§t  2l§mobeu§  (@.  27).  günfte 
f^rage:  SBo^erftammt  bie  SSerüielf öltigung  fd^war^fünft^ 
lerifc^er  SBer!c?  (@.  28—40).  (£§  finb  junöclft  nict)t  bie  Teufel, 
Welche  bie  3'i^^c^ci  üerurfad^en  unb  üerbreiten,  fonbern  bie  nöd^fte 
Urfac^e  ift   ber  böfe  SSitte  be§   SDienfd^en,  ber  üon   ben   «Sternen 


bie  aiä  Sülänner  mit  %xantn,  succubi  ;2)runterlieger,  I}eiBen  bie  STeufel,  bie 
al§  grauen  mit  SJ^ännern  Un§uc|t  treiben.  2)er  miberlic^e  ©egenftanb  mufe 
rücfftii)t§Io§  be^anbelt,  b.  1].  überfe^t  werben,  bomit  mon  einen  ^Begriff 
baöon  befommt,  ttjeli^  eine  f^^ut^  öon  ®(^mu^  unb  (5(^Iamm  bec  Ultra- 
montaniämui  unter  bem  SJedrcort  „Sfteligion"  in  bie  St|riftent)eit  ergoffen 
l^at  unb  no^  ergießt. 


II.  Itejenliteratur.  391 

ou§  fieeinflu^t  trirb.  Senn  fjätten  bie  Sterne  nid^t  inirflicfieu 
©inffuB  auf  bie  9J?en[(i)en,  fo  fönnten  bie  5tftroIogen  au§  ben 
©lernen  bie  3"^""!*  ^"cf)t  richtig  öorauäfagen.  UeberbieS  toirfen 
bie  ©eftirne  auf  bie  Xeufel  ein,  alfo  gen)i^  auc^  auf  bie 
SJJenfd^en  (@.  29).  SQSenn  aber  gefagt  lüirb,  bie  ©inlrir* 
!ung  ber  ©eftirne  üerurfac^e  bei  ben  9}ienfd)en  bie  'Bö^toax^'- 
fünft,  fo  mu§  man  unterfcfieiben.  (5nth)eber  öerfte{)t  man  unter 
biefer  ©intüirtung  eine  not^wenbige  unb  allein  ^inreid^enbe  — 
unb  ba§  ju  fagen  rtäre  fe|erif(^  —  ober  man  oerfte'^t  bar* 
unter  eine  jufänige  unb  öorbereitenbe,  unb  ha§  tt)iberftreitct 
h)eber  ber  SSernunft,  nod^  bem  ©lauben  (<ö.  30).  S5eim  ^ii^ß'^tt^ett 
be§  9Konbe§  pta^tn  bie  STeufel  ben  9}?enfc§en  me^r  aU  fonft 
(@.  38).  @ed^§te  Srage:  3Son  ben  §ej;en,  bie  fic^  ben 
Steufetn  ergeben  (@.  40 — 47).  Sßarum  ift  bie  ©(^trar^funft 
bei  ben  f^i^auen  mel^r  öerbreitet  aU  bei  ben  9J?ännern?  tiefer 
®egenftanb  eignet  fid^  gut  für  ^rebigten  an  bie  ^^i^nuen, 
er  mu|  nur  mit  Umfielt   (discrete)   üorgetragen   merben  (@.  40). 

SSon  ber  S3o§{)eit  ber  ?^rau   \pn^i  frfion   ber  ^rebiger 

2Ba§  ift  benn  auct)  ba§  SSeib  anber§  al§  eine  SSernic^tung 
ber  {^reunbfciiaft,  eine  unentftiepare  <Strofe,  ein  not^  = 
roenbigeS  Übel,  eine  natürti^e  SSerfud^uug,  ein  begel^renS« 
UJcrt^eS  Unzeit,  eine  |äu§üc£)e  ©efal^r,  ein  reijootler 
©d^äbling  (delectabile  detrimentum) ,  ein  9laturübel  mit 
fd)öner  x^axht  beftric^en  (malum  naturae  bono  colore  depictum)? 
3ft  cS  olfo  ©ünbe,  fie  ju  entlaffen,  fo  ift  e§  eine  Dual,  fie  ju 
behalten;  enttüeber  begefien  ioir  @t)ebruc^,  lüenn  rtir  fie  entlaffen, 
ober  lüir  I)aben  tägtid^en  ^ampf  (©.  41).  2Ba§  if)ren  SSerftanb 
betrifft,  fd^einen  bie  grauen  einer  anbern  Slrt  (species)  an= 
jugetiören  tvk  bie  9}^änner,  ber  ©runb  ift  ein  natürlicher:  bo§ 
SÖSeib  ift  me^r  auf  ta§  gteifdE)tid)e  geridfitet  aU  ber  9J?ann;  ha§ 
ge'^t  au§  oielen  [weiblid^en]  Unsud^tä^anbüingen  tierüor.  tiefer 
^tf)Uv  geigt  fid^  fd^on  bei  ber  S3ilbung  be§  erften  2Beibe§,  bie  au§ 
einer  trummen  9fii|)^e  gebilbet  lüurbe.  ®a  fie  alfo  in  ifirem 
tt)ierif(^en  ©ein  unoollfommen  ift,  fo  enttäufd^t  fie  immer.  ®a§  lüirb 
aud^  burdf)  bie  2(bftammung  be§  2Sorte§  femina  (grau)  beh)iefen; 
\>a§  2Bort  ift  nämlid)  jufammengefe^t  an^  fe  unb  minus  (fides: 
®Iaube,  2;reue;  unb  minus:   loeniger);   benn  "oa^  SSeib  ^ot  fteti 


392  ®ritteg  S3ud^.    $apftt:^um  unb  ^ejenuntöejen. 

tüentger  ©tauben  unb  waijvt  h)eniger  bie  %xtm  {<B.  43)!  puffen 
lüir  jufammen:  Me  Uebel  !onimen  beim  SSeibe  burc^  bie  fteifc^Uc^e 
Jßegierbe,  bie  in  t{)m  unerfättlicE)  ift.  [S3ei  biefer  em^örenben  SSer-- 
unglimpfung  be§  SBeibei  ift  gu  beachten:  fie  gefc^iet)t  burd^  gtoei 
:päpfttic^e  ^ttpifitoren,  gwei  ^riefter  ber  römifd^en  ßircfie,  jiüei 
SJiitgtieber  be§  2)omini!anerorben§;  fie  gef(f)iet)t  in  einem  SSerfe, 
ta^  in  S)eutf(|Ianb  unb  in  atten  anbeten  Sönbern  ber  bamatigen 
(Stiriftentieit  gerabeju  ungetreuem  (Sinftu^  auf  tk  ©en!--  unb  ^anb-- 
Iung§tt)eife  ber  SJJenfd^en  ausgeübt  f^at]  in  einem  SBerte,  "Da^  bie 
t^eotogifd)e  ?^afuttöt  ber  Uniüerfitöt  ^ötn  mit  i^rer  Stpprobation 
öerfe'^en  t)at.  Uebrigen§  ift  biefe  SBerttiung  be§  2Beibe§  met)r  ober 
weniger  ©emeingut  ber  uttramontan»a§!etifc^en  ©(^riftftetter  bi§ 
auf  unfereXage.]  (Siebente  grage:  können  @dt)n)ar§tünftler 
bie  aJlenfd^en  ^ur  Siebe  ober  jum  ^a§  belegen?  (@.  47 
bi§  54).  ®ie  grage  tt)irb  bejatit;  bann  fat)ren  bie  :päpftlicf)en  ^n^ 
quifttoren  fort:  2öir  ^aben  ein  alte§  SBeib  gefannt,  "ba^  brei  Siebte 
burd)  3iit5ß^^^  P  unreiner  Siebe  gu  it)r  gebrad^t  unb  fie  bann 
getöbtet  ^at.  (3ie  felbft  ^at  e§  eingeftanben  unb  gefagt:  fie  fonnten 
oon  mir  nicEit  laffen,  njeil  fie  foüiel  üon  meinem  ^ot!^  gegeffen 
l^aben,  unb  babei  ^at  fie  mit  ou§gebreiteten  Strmen  bie  9Kenge  be-- 
geic^net.  2Bir  muffen  geftetien,  bamal§  l^atten  h)ir  nod^  nii^t  bie 
Söefugni^,  fie  au  beftrafen;  be§^atb  lebt  fie  noc^  (@.  51).  e§  folgt 
eine  lange  9tnh:)eifung,  njie  ba§  Sßolf  öon  ber  Mangel  f)erab  über 
bie  angezauberte  Siebe  unb  ben  angezauberten  §a^  p  belel^ren  fei 
(@.  51—53).  Stct)te  j^rage:  tann  bie  ©d^warglunft,  n)ie 
bie  ^3äpfttid^e  33une  befagt,  ben  et)elic^en  2(!t  üerl^inbern? 
((g.  54  —  59).  Sitte  SEtjeoIogen  unb  Sl'anoniften  ftimmen  barin 
überein,  ta^  bie§  gef(^iet)t.  j^ünf  unflät^ige  (iJrünbe  ttierben  bafür 
ongefül^rt;  bie  beiben  legten  tauten:  üiertenS  !ann  ber  STeufel  bie 
(Steifheit  be§  männlid^en  ßJIiebeg,  lüie  fie  für  ben  Slft  nöt^ig  ift, 
öert)inbern;  fünftens  tann  er  ben  2tu§flu|  be§  @amen§  tiinbern 
(<ö.  55.  56).  SBie  wirb  erfannt,  ob  i)a§  gef dfjlec^tlid^e  Un* 
öermögen  burc^  ©d^tüaräfunft  ober  burd^  einen  natür^ 
lid^en  SO^angel  entfte^t?  Sßenn  ba§  männlidie  ®tieb  firf)  nie 
aufrict)tet,  fo  ift  bo§  ein  3eidE)en  eine§  natürtic^en  SOJongelg;  rid^tet 
e§  fid^  auf,  fann  e§  aber  ben  2t!t  nic^t  öottjie^en,  fo  ift  ta^^  ein 
3eic^en  öon  S3et)epng.    SSorfid^tig  fügen  bie  pä|3ftlicf)en  Senblingc 


IL  §CEenI{terotur.  393 

lingu:  borüficr  foll  man  nicEit  öffentlid^  ^rebigen  (@.  56).  ^ieunte 
grage:  können  §ejcn  ba§  mann Itd^e  ©lieb  burd^  Qanhtvti 
fo  be^anbetn,  al§  fei  e§  üom  Seibc  getrennt?  (S.  59 — 63). 
%k  |)eEen  fönnen  in  2öirfli(f)!eit  nnb  SBaI)rl)eit  (vere  et  realiter) 
ha§  ntännlic^e  ©lieb  öom  ^ör)5er  trennen,  ©in  SSemei»  bafür 
lautet:  bie  S^ertuanblung  ber  %xaü  be§  2ot^  in  eine  Saljfäule  ift 
me^r  al§  bie  2;rennung  be§  männlichen  ©liebel  t3om  Körper.  9^un 
aber  ift  jene  tüirüid)  gefdie^en,  atfo  !ann  aud^  biefe  gefd^etien. 
Stber  biefe  iüirflic^e  S^rennung  ift  bo^  nur  tüirflic^  fubjeftiü,  nid^t 
wirflid^  objeftiü,  b.  ^.  ba§  ÖJlieb  bleibt  am  ^ör^er,  aber  für  bie  Sinne 
(2tuge,  §änbe)  ift  e§  nid^t  me{)r  tiorl^anben.  S)urd§  ^ßuberei  !ann 
ein  flad^er,  fteifd^  färb  euer  ^ör|)er  üorgefc^oben  werben,  ber  für  §anb 
unb  Sluge  nur  me^r  eine  i^läd^t  barftellt,  o^ne  Unterbred^ung  burd| 
bo§  männlid^e  ©tieb  (@.  60).  ©in  offenbarer  gall  biefer  Strt  ift 
un§  Snquifitoren  mitget^eilt  ttjorben,  ben  toir  fpäter  erjäfilen 
nierben  (unten  (S.  403).  3^^^*^  Stage:  können  ^ejen  bie 
9)Zenfc^en  in  'Xt)ierleiber  üeriüanbeln?  (@.  63—68).  a^it 
öielen  fcEioIaftifd^en  SSeloeifen  iüirb  bargetl)an,  ta'^  biefe  SSer= 
tnanblung  fo  gefd^iel^t,  ba^  bie  betreff enben  9J?enfd§en  fid£i  unb 
SInberen  aU  Xl)iere  üorfommen,  oblüo^I  fie  if)re  2J?enfc^en' 
geftatt  bel^alten  Ijaben.  „©ine  tüa£)rt)aftige  ©r§ä§Iung"  öon  einem 
jungen  9)?äbc^en,  ha§,  auf  biefe  SSeife  in  eine  ©tute  oertüanbelt, 
burd^  ben  t)eiügen  aJiaforiuS  toieber  entjaubert  föurbe,  üeran» 
fc^aulid^t  bie  „^etoeife"  (@.  65).  S)te  ^egen  beloirfen  audE),  ba§ 
©otten  il^re  Gattinnen  unb  umge!et)rt  nic^t  fefien  fönnen  (©.  65). 
SBä^rlüöIfe  uerbanfen  ber  |)ejerei  i{)ren  Urf^ruug ;  e§  finb  tt)af)rc 
Söölfe,  bie  tjom  Xeufel  befeffen  finb  (@.  67).  (gifte  grage: 
@d£)tt)ar§fünftlerifd^e  Hebammen  tobten  ^öufig  bie  ^inber 
im  SCRutterleib,  berurfad^eu  Fehlgeburten  unb  o|3fern 
neugeborene  ^inber  bem  Xenfel  (8.  68).  ©in  päpftlicEier 
Snquifitor  öon  domo  I)at  un§  erjä^It,  ba^  in  feinem  SBegirf  bei 
einer  närf)tlid^en  ^egenüerfommlung  ein  ^inb  aufgegeffen  lüorben 
fei.  ^e§t)atb  (ideo)  t)at  er  im  ti  erfloff  enen  Sa£)r  !l487) 
cinunböier§ig  ^ejen  üerbrenneu  laffen;  einige  onbere 
entfamen.  ^^i^ölfte  Frage:  SBirft  @otte§  3"iöffung  bei 
ber  ©d^tüar^funft  mit?  (@.  68 — 74).  S)ie  Slntföort  mit  langer 
fd^olaftifd^er  33egrünbung   ttiirb  Derneiiit,   infofern   bie  äRittoirfung 


394  ®ritte§  Saud),    ^opftt^utn  unb  .^ejenunwefen. 

etn)o§  ^ofitioeS  entt)ält.  ®reiäet)ttte  grage:  Swti  göttliche 
3ulaffungen  werben  erflört,  nämüd^  ber  galt  Su^ifer'S 
unb  ber  erften  50ienfc^en  (@.  74 — 77).  2)te  (Sünben  ber 
^ejen  jtnb  fc^lüerer,  al§  bie  ©ünben  ber  gefallenen  ©nget  unb  ber 
erften  9Jienj(|en  (@.  76).  S^terje^nte  ?5tage:  83etracl)tung 
über  bie  Ungef)euerlic^fett  ber  ©c^njarsfunft;  biefer 
©egenftanb  eignet  firf)  ganj  für  bie  Äanjel  (©.  77—81). 
2)ie  UeBet,  bie  gegenwärtig  burd^  bie  ©d^Warjfunft  ^eröorgerufen 
loerben,  finb  größer  aU  alle  UeBet  bie  j;emat§  üon  ®ott  jugelaffen 
hjorben  finb.  Sanb^xti  ift  bie  fc^werfte  ^e|erei,  bie  e§  giebt. 
S)ie  ^e|er  finb  mit  ben  fcfutjerften  ©trafen  §u  beftrafen;  wenn  fie 
ni(|t  jurücHe^ren  woüen,  foHen  fie  öerbrannt  werben;  bete'^ren 
fie  fic^,  fo  foüen  fie  ju  lebenSlänglicfiem  ^erler  üerurtfieitt  werben. 
S)iefe  ©trafen  genügen  aber  eigenttidC)  für  bie  ^ejen  nod^ 
nic^t;  fie  mögen  noc§  fo  fef)r  bereuen  unb  jum  ßilauben  jurücf» 
fe^ren,  ju  ^erferftrafe  finb  fie  nicE)t  ju  begnabigen,  fonbern  fie 
muffen  "^ingerirfitet  werben  (©.  81).  günfjetinte  grogc: 
SSegen  Unt|aten  öon  §e£en  geratl^en  auc§  Unfc^ulbige 
l^äufig  in3öu6erei;  oft  anä)  wegen  if)rer  eigenen  ©ünben 
(©.81 — 84).  ©ec^Sjel^nte  grage:  SDiefe  2Ba{)r{)eit  Wirb  er* 
täutert  burd^  einen  SSergleid^  ber  SBerfe  ber  §ejen  mit 
anberen  abergläubifc^en  SSerfen  (©.  84 — 87).  S)ie  ^egen 
übergeben  fi(^  in  einem  eigenen  SSertrage  mit  Seib  unb  ©eele  bem 
2;eufet  unb  opfern  if)m  babei  itire  eigenen  ober  frembe  ^inber 
(©.  86).  ©iebengel^nte  grage:  SDie  ©ünbe  ber  ^ejen  wirb 
oerglic^en  mit  ben  ©ünben  ber  Xeufel  (©.  87—89).  Sie 
©ünbe  ber  §ejen  ift  fo  gro|,  ba^  fie  bie  ©ünbe  ber  gefallenen 
Snget  überfteigt.  Slc^tjel^nte  grage:  Einleitung,  um  in 
^rebigten  gewiffe  Saien  §u  wiberlegen,  bie  beweifen 
wollen,  'oa'^  Ö5ott  ben  ^Teufeln  unb  ben  ^egen  fo  gro^e 
©ewalt  nic^t  gewäfire  (©.  89—93).  S)o^  ®ott  ber  ©(f)War5' 
fünft  in  SSejug  auf  ben  3eiiS"n9§ßW  «iet)r  ®ewoIt  überlädt,  al§ 
in  $8e§ug  auf  anbere  menfdilic^e  Elfte,  gefd§tef)t  erftenS  wegen  ber 
©c^eu|üc^feit  biefeS  Elftes   (propter   foeditatem  illius  actus)  i,  unb 


1  ©ine  e(^t  möndiijd^e  ^eseic^nung  für  ben  bom  @(f)ö^)fer  ber  5Rotur, 
öon  ©Ott  fetbft,  fo  unb  ni(f)t  anberä  eingefe^ten  3eu9W"9^att.  gäöt  ba  bie 
„S^eufiUi^feit"  m<i)t  auf  ®ott  jurüd? 


n.  ,'neEettItteratur.  395 

jtüettenS  voüt  bie  ©rbfünbe  burc^  biei'en  5lft  üerBreitet  tüirb  (8.  91). 
(Stnem  öon  un§  S3eiben  [ber  ^ejen^animer  ^t  ^tüei  SSerfofferj  ift 
golgenbe»  befannt:  2(I§  ein  angefeljener  ^Bürger  in  ©^eier  einmal 
bie  |)anb  gegen  feine  grau  er^iob,  fiel  er  ^)Iö|üd^  BertiufitloS  ju 
SBoben  unb  er!ran!te  fd^trer  für  biete  SBorfien.  S)iefe  ^ranf^eit 
l^atte  i^m  fein  2Beit)  angef)ejt.  S)en  ^nquifitoren  fönnen  bie 
^ejen  nid^t  fd;aben,  weil  bie  ^nquifitoren  ber  öffentüd^en  Steigt»' 
|)flege  bienen  (®.  93). 

^weiter  X^tit: 

2öie  Sel^efungen  oor  fid^  ge^en  unb  toie  man  öon 
itinen  befreit  tüirb.  @rfte  grage:  2ßem  fann  ber^ouber-- 
fünftter  nic^t  fc^aben?  (@.  93—169).  S)urc^  biete  Xt)atfac^en 
tft  ertüiefen,  ha'^  bie  böfe  ©etüalt  ber  @c^n)ar§fünftter  aufhört,  fo 
bolb  fie  öon  ber  öffenttic^en  9}?ad^t  ergriffen  loerben.  '$ii§  ein 
SRid^ter  burd^  feine  Wiener  einen  @cf)tt)orä!ünftIer  Spanien»  Statbin 
ergreifen  laffen  tüotite,  fingen  it)re  §änbe  fo  an  ju  gittern  unb  i^re 
9lafen  ft)urben  mit  foltfiem  ©eftan!  erfüllt,  ba^  fie  fd^on  bersmeifelten, 
ben  Uebetttiäter  faffen  gu  tonnen.  2lt§  ber  ^QW^erer  aber  enblid^ 
im  Werfer  fa§,  t)atte  2(tle§  aufget)ört.  2(ud^  mv  fetbft  tonnten 
SSieIe§  er^ötilen,  \)a^  un§  6ei  2lu§übung  be§  ^nquifitorenamte§  be» 
gegnet  ift  unb  ta^  bie  33ett)unberung  be§  SeferS  erregen  tüürbe. 
Slber  föeil  ©igentob  ftintt,  tüotlen  toir  nur  ba§  erjätiten,  \va§  nic^t 
öerl^eimlic^t  »erben  !ann.  Stt§  in  $Raöen§burg  einige  ^ejen, 
bie  eingeäf ct)ert  (incinerandae)  ttjerben  fottten,  befragt  njurben, 
tnarum  fie  ni(^t  auc^  un§  ^nquifttoren,  rt)ie  fo  öiele  anbere  äRen= 
fd^en,  bet)e£t  Ratten,  anttt)orteten  fie:  oft  I)ätten  fie  e§  üerfucf)t,  ober 
niemals  gefonnt.  SSie  oft  fie  fic^  aber  om  2oge  unb  in  ber  S^Jad^t 
un§  feinblicE)  jeigten,  fönnen  n)ir  gar  nid^t  fagen.  SSenn  mv  be§ 
9^arf}t§  §um  ©ebete  aufftonben,  ^aben  fie  un§  mit  @eftöt)n  unb 
®efct)rei  batb  at§  Riffen,  balb  al§  §unbe,  balb  at§  Biege"  erfd^redt; 
©daläge  erbrö^nten  gegen  ba§  genfter,  9tabetn  ^ejten  fie  in  unfere 
^opffiffen.  SDem  ^öd^ften  fei  ji^anf,  ber  un§  in  feiner  ©üte,  ot)ne 
unfer  SSerbienft,  al§  ®Iauben§ricf)ter  belDatirt  ^at  (@.  95' !  ©in 
gutel  9J?ittet  gegen  ^ejerei  bilben,  abgefe^en  öon  2Sei^rt)affer  unb 
gemeinten  ^erjen,  getöeif)te  lauter,  bie  man  oerbrennt.  ©ine 
fromme  grau  in  Speier  ^atte  mit  einer  aU  |)eEe  öerrufenen  9k^» 


396  drittes  58ucf).    5ßa^)i'tt^um  unb  ^eTctnuntoe!\m. 

haxin  einen  ©treit.  'äU  fie  bei  SI6enb§  i|r  ^tnblein  fäugte,  fiel 
i^r  ein,  bie  ^eje  !önne  bem  ß'inbe  fc^aben  tüollen;  fie  beberfte 
bel^alb  ben  kleinen  mit  geroeiJiten  Kräutern,  bef^rengte  ii)n  mit 
Sßeit)tüaffer  unb  gob  if)m  getüei()te§  ©alj  in  ben  $IRunb.  Um 
9]^itternac^t  prt  fie  ba§  ^'inb  fc^reien,  fie  mad^t  Sitfit,  finbet  e§ 
ni(i)t  mel)r  in  ber  2öiege,  fonbern  ha^»  ^tnb  liegt  in  einer  ®cfe  unter 
ber  iöettftette,  aber  o^ne  S5erle|ung.  ^ieraug  erfiet)t  man,  \uie 
gro^e  ^raft  ben  firdjlic^en  (gjorjilmen  innett)of)nt.  2tt§  ^emanb 
in  9laben§burg  öon  einem  2;eufel  in  SBeibSgeftaÜ  gur  Unjuctit 
angereijt  n^urbe,  fiel  i^m  ein,  in  ber  ^rebigt  geprt  ju  ^ben, 
ba§  gett)eit)te§  ©alj  ein  gute§  9)iittel  bagegen  fei.  @o  na'^m  er 
benn  beim  Eintritt  in  bie  Kammer  üon  bem  ©alj;  ha§  öermeint' 
Ii(^e  SBeib  öerjerrte  'i)a§  ©efidöt  unb  üerfc^hjanb  ^tö|tid^.  <Bt^x 
wirffam  jum  @c^u|e  für  Orte,  9J?enfc^en  unb  SSiet)  finb  aud^  bie 
SBorte  ber  ^eu§e§aufftf)rift  unfereS  §eiIonbe§,  itienn  fie  an  ben 
üier  SBänben  in  '^oxm  eine§  ß'reujeS  angebracht  hjerben.  SBunber» 
baren  @cf)u^  gett)ä()rt  e§  aud^,  fonftige  ^eilige  SBorte,  aufgefij^rieben, 
an  bem  ^ör|3er  ju  befeftigen;  iebod^  muffen  babei  fieben  Sebin^ 
gungcn  erfüllt  n^erben,  üon  benen  f|)äter  gefprod^en  njirb  (unten 
@.  404).  ©ine  britte  5(rt  üon  @cf)u|mitteln,  bie  gegen  bie  ©c^föarj'- 
!unft  feit,  ift  einzig  bafte^enb,  ba  e§  mit  ^ülfe  ber  @ngel  innerlicfi 
unb  öu^erlidE)  fc^ü^t.  ^nnerlid^  burcE)  ©ingiefiung  ber  ®nabe, 
äu^erlid^  burc^  ben  @c^u^  ber  Ijimmlifd)en  ©eifter,  bie 
ben  ©eftirnen  bie  93en)egung  üerleit)en.  [jSi^iefer  SIber= 
glaube  t)ängt  mit  ber  p^iIofo^t)if(^4I)eDlogifd^en  Se{)re  ber  ©d^olaftif 
(X^omaS  ü.  Slquin,  S3onaüentura,  ©uarej  ü.  f.  tu.)  ju- 
fammen,  ha'^  bie  ©terne  be§  $immel§  üon  ©ngeln  in  ißemegung 
erf^alten  toerben.]  Siiefel  @df)U^mittet  beföä^rt  fic^  enttoeber  bei 
allen  Se^epngen  ober  nur  bei  Söe'^epngen  ber  ^ewgungSfä^igfeit 
(generativa  potentia).  21I§  S3eif^iel  tt)irb  er^ö^tt,  bo^  ein  (Sngel 
§um  ^t  @erenu0  ge!ommen  fei,  it)m  ben  Seib  geöffnet  unb  au§ 
feinen  ©ingeföeiben  ein  feurige§  ©tücE  ?5Ieifd^  entfernt  f)abt,  mo« 
burc^  ber  |)eilige  eine  folctie  ^eufd^tjeit  erlongte,  ta^  er  niemall 
me'^r  irgenbmeli^e  finnlidje  9?egungen,  föie  fie  felbft  bei  Zubern 
unb  ©äuglingen  üorlommen,  üerf|)ürte.  (51  folgen  noc^  eine  3fiei()e 
ä^nlic^er  SSeifpiele  (@.  97.  98.  99).  |)au|)tftüd  I:  SSon  ben 
üerfd^iebenen   Wirten,    buri^   toeld^e   bie   STeufel   Unüor-- 


II.  ^ejenliteratur.  397 

fic^tige  mittell  S3e^C£ungeit  jur  ©ottlofigfeit  oerleiten 
(@.  101  —  104).  ®aburd^,  ba'^  bie  leufel  guten  Seuten  großen 
©d^aben  aufügen,  gtüingen  fie  hk  guten  Seute,  bei  (Sc^worjfünftlern 
^ütfc  äu  fuc^en.  SSie  oft  Ijaben  un§  §cjen  ge[tanben,  ba^  fie 
bamit  angefangen  f)aben,  n:egen  i^rer  be^ejten  ^ü^e,  ©d^iüeine, 
^ü^ner  u.  f.  tu.  Bei  Sc^iüarjÜinftferu  §ülfe  §u  fucfien.  Ter  2;eufe( 
fängt  mit  biefen  Seuten  bei  kleinem  an.  3Bir  fennen  eine  §eje, 
bie  itod^  lebt,  ba  bie  tneltlic^e  Dbrigfeit  fie  öefc^ü^t,  bie  n)äf)renb 
ber  9)Jeffe,  n^enn  ber  ^riefter  fpri(^t:  Dominus  vobiscum,  auf 
beutf(^  für  fic^  ^injufügt:  ^et)r  mir  bie  S^^'i'^  ^^  Alfter  um.  ^n 
9taoen§burg  ^aben  jtoei  ^egen,  bie  injmifc^en  eingeäfc^ert 
(incineratae)  ftnb,  geftanben,  ba^  fie  bie  ^^oc^ter  eine§  reichen 
Tlanvit§  5ur  Unjud^t  mit  bem  2;eufel  f)atten  tjerfü^ren  follen,  ha'^ 
bie  Jungfrau  fid^  aber  ftet§,  föenn  ber  Xeufel  ju  i^r  fam,  mit 
bem  3ei<^en  be§  ^euje^  gefc^ü^t  l^obe  {<B.  102).  Sine  Jungfrau 
in  Strasburg  l^at  einem  üon  un§  erjäfilt:  ha^  fie  einmal  üon 
einem  alten  Söeibe  aufgeforbert  toorben  fei,  fie  in  ein  |)au§  ^u 
begleiten,  n^o  frembe  Jünglinge  feien;  fie  bürfe  aber  nid^t  bo§ 
Sreujjeiifien  mad^en.  @ie  fei  mitgegangen,  1^abt  aber  auf  ber  Xreppe 
tjeimlid^  ba§  ^reujjeid^en  gemad^t;  ba  ^aht  fic^  bie  Sllte  n)üt^enb 
umgebre^t  unb  fie  in  2;eufel§  Dramen  fortgejagt.  Sine  anbere  ein  = 
geäfc^erte  ^eje  geftanb,  ba^  fie  18  ^af)re  lang  mit  einem  Seufet 
Unjucfit  getrieben  ^aht.  ^n  ber  ©iöjefe  Srijen  [ober  SöreScia; 
bo§  lateinifd^e  SSort  Brisia  gilt  für  beibe  ©täbte]  fennen  niir 
einen  Ort,  ttjo  fo  öiel  ^ejerei  üorgefommen  ift,  ba^  bie  2luf5äf)(ung 
einen  gangen  58anb  füffen  lüürbe;  e§  befinbet  fid^  aber  2(IIe§  in 
ben  mun  bei  bem  »ifc^of  üon  33rij;en  (@.  102.  103.  104).  (Sine 
fd)recflic|e  ®efc^id)te  bürfen  mir  aber  nid^t  üerfd^ttieigen.  @in  @raf 
in  ber  ©egenb  öon  Strasburg  ^eirat^ete  ein  f(^öne§  (äbeffröulein, 
allein  brei  '^a^xt  lang  fonnte  er  tnegen  33e^epng  bie  G^e  mit  i^r 
nict)t  üoHgielien.  2tt§  ber  ®raf  einmal  nad^  Tlt^  fam,  begegnete 
er  bort  feiner  frühem  beliebten,  bie  fid^  fe^r  eifrig  nad|  feinem 
unb  feiner  j^rau  S3efinben  erfunbigte.  '^zx  @raf  t^at  fo,  aU  ob 
3t(Ie§  gut  ging,  unb  erjä^Ite,  er  t)abe  brei  ßinber.  S)a  tjobt  feine 
früf)ere  ©eliebte  niüt^enb  gefagt:  alfo  i)at  mid^  ta^  alte  SBeib  be« 
trogen;  fie  f)atte  fid^  mir  angeboten,  beinen  öeib  ju  besiegen,  ba§ 
bu  bie  @{)e  mit  beiner  t^rau  nic^t  ooüjiefien  fönnteft.     Stuf  bem 


398  2)rittel  58uc^.    ^apfttfium  unb  §ejenuniüeien. 

SBoben  be§  S8runnen§  in  beinern  (Sc^Io^  ift  ein  So|3f  mit  üer-- 
ganBerten  S)ingen,  fo  lange  biefer  %op\  ba  ftänbe,  foüteft  bu  un= 
fä[)ig  fein,  ben  S3eijc^Iaf  gu  tJoKjie^en.  SDer  &va\  eilte  nac^  |)aufe, 
fanb  ben  S£o|)f,  üerbronnte  i^n,  unb  ber  Sauhtv  {)örte  auf  (©.  104). 
§auptftüc!  II:  SSon  ber  ^t^mi  at§  S3eruf  (@.  104—111). 
(S§  giebt  brei  2(rten  öon  ^egen:  einige  erregen  §agel,  ©etoitter, 
©türme;  benjirfen  Unfru(f)tbar!eit  Bei  2JJenf(f)en  unb  ^liieren;  öer-- 
äe{)ren  ^nber  unb  opfern  fie  bem  S^eufel;  machen  ^ferbe  f(|eu; 
fliegen  för|)erlic^  burc^  bte  Suft;  tobten  burc^  bloßen  SÖIicE.  bitten 
brei  5(rten  öon  ^ejen  ift  gemeinfam,  ha^  fie  mit  ben  ^^eufeln  Un= 
§uc^t  treiben  ^S.  105).  Solcher  2(rt  tt)aren  bte  einunböierjig 
^ejen,  bie  ber  Snquifitor  üon  ©omo  tierbrennen  lie^.  S)ie 
2(rt,  toie  fid^  ^ejen  bem  leufel  iDei^en,  ift  gtüeifac^:  t^eil§  feier= 
üd^,  nad)  Söeife  ber  feierlid^en  religiöfen  ©elübbe,  t^eil§  nic^t= 
feierlich-  Sei  ber  feierlid^en  5Irt  erfd^eint  ber  Xeufel  in  9Jienfd^en= 
geftalt,  unb  bie  51otiiäin  gelobt  if)m  in  bie  £)anb  i^re  Xreue.  2(ud^ 
muB  fie  iljm  üerfpret^en,  ©atben  gu  bereiten  au§  ^nocEien  unb 
gteifc^  getaufter  ^inber.  ®iefe  ®inge  l^aben  wir  ^nquifitoren  au^ 
bem  2J?unbe  einer  jungen  §eje  in  SreifacE)  erfa'^ren,  bereu  Stief- 
mutter, bie  fie  üerfüljrt  t)atte,  in  ©traPurg  eingeäfd)ert  mor^ 
ben  ift.  [(5§  ift  eine  bemer!en§n)ert{)e  @igentpmlid^!eit  ber  beiben 
:pä|3ftlid^en  Qnquifitoren ,  ha'iß  fie  ftatt  be§  geföö^nli^en  25Borte§ 
comburere:  tierbrennen,  burd^tueg  ba§  !räftigere  incinerare:  ein= 
äfc^ern  gebrauchen.]  Söiefe  Stiefmutter  Ijobe  fie  oft  in  einer  5JiacE)t 
in  toeit  entfernte  Drte  geführt,  fo  öon  StraPurg  nac^  ^öln 
unb  gurücf.  Sie  ^ot  bie»  5(tte»  unter  i^rem  Sibe  auSgefagt 
(@.  106).  lieber  bav  2;öbten  unb  SSerge^ren  tion  fleinen  Zubern 
finb  tt)ir  öon  einem  au§ge§eict)neten  3JJanne,  htm  S)Dmini!aner= 
aJiagifter  ^otiann  Sliber,  unterrtd^tet.  33efonber§  in  ber  Saufi^ 
finb  fotcfie  ©reuet  tierübt  morben.  S3efonber§  ift  e§  auf  ungetaufte 
^inber  abgefe^en.  5(u§  ben  ^noi^en  unb  bem  gleifi^e  ber  ^inber 
tuirb  eine  Salbe  bereitet,  au§  ben  flüffigeren  Seftanbtl^ eilen  ein 
(Seträn!;  tüer  e§  trinft,  ift  fogleic^  ein  2}ieifter  in  unferer  ^unft. 
©in  junger  '>fflann  in  S3ern  befannte  feine  S5erbre(f)en  mit  bem 
2^eufel  unb  ftarb  reumütf)tg  auf  bem  @d)eiter^aufen;  feine 
grau,  obh)o:^I  gefoltert  unb  burc^  Seuge"  überführt,  leugnete  l^art-- 
näcEig,    fc^ulbig    §u   fein;    unbu^fertig    njurbe   fie    eingeäfd^ert 


II.  «pejenitteratur.  399 

(@.  107).  Unfere  eigene  ©rfal^rung  f)at  un§  gelehrt,  ba^  2ttle, 
bie  toir  l^aBen  einäfi^ern  lajfen,  in  SSejug  auf  bie  (5c^trar§funft 
unfreilüittig  n^aven.  SSiete  ^ejen,  bie  tüir  üerf)ört  unb  gefoltert 
l^atien,  würben,  nac^bent  fie  unl  bie  SSal^rl^eit  geftanben,  im  Werfer 
erl)ängt  aufgefunben.  ^a§  Ijat  ber  teufet  Bewirft.  5(u§  ben 
^rojelaflen  einiger  eingeäfc^erten  |)ejen  in  ßonftang,  @tra$^ 
bürg,  §agenau,  S^iaüenlburg  ge^t  iierüor,  bafi  bie  S3e!^epng 
§ur  (Sc^tDeigfamfeit  auf  ber  golter  mittely  einel  auf  bem  beerbe 
gefod^ten  männlichen,  erftgeborenen  ^inbe»  öerurfad^t tüirb  (<S.  109'. 
Sn  UeberUJeiler  in  ber  dlä^t  öon  Safel  lebte  ein  fonft  guter 
(5)eiftli(^er,  ber  an  |)ei*erei  nid^t  glaubte;  i^n  iDoUte  ®ott  öon 
feinem  ^i-'^t^unt  tjeilen.  31I§  er  einft  fc^nell  eine  ^Srücfe  über- 
fc^reiten  mu§te,  fam  i^m  ein  atte§  Sßeib  entgegen,  \)a§  er  beim 
fd^ncllcn  Sßorübereilen  jufätlig  in  ben  ©d^mu^  ftie^.  Sie  rief  i^m 
erboft  nad) :  ^faff,  bu  lüirft  nid^t  ungefd^oren  baüon  fommen.  ^n  ber 
folgenben  9Jarf)t  ft)urbe  er  fo  beilegt,  ba|  er  brei  2<^\)xt  lang  nirf)t 
allein  gef)en  fonnte.  ^a  lüurbe  hk  2(tte  franf  unb  fcf)icfte  ju  it)m, 
um  ju  beid^ten.  @r  lie^  fic^  t)infü§ren,  fie  beid^tete,  ftarb,  unb 
brei^ig  2;age  na^  i^rem  2;obe  tuurbe  ber  Saubtv  öon  iljm  ge-- 
nommeu.  ®er  ©eiftlicEie  fiei^t  §ae§Iin.  ^m  Orte  S3ucE)et  bei 
S3afel  geftanb  eine  ^ege,  bie  bonn  eiugeöfd^ert  lüurbe,  ba^  fie 
fec^§  ^a^xt  lang  mit  bem  2:eufet  Unjudit  getrieben  ^aht  unb  ^roav 
im  S3ett  unb  an  ber  Seite  if)re»  SOZannel.  ®ott  !^at  fid^  aber 
i^rer  erbarmt,  fie  ift,  nad^  offenen  (55eftänbni^,  reumüt^ig  geftorben 
(@.  110).  ^auptftücf  III:  Ueber  bie  5trt,  njie  bie  |)efen 
öon  Drt  §u  Drt  gefüf)rt  Jüerben  (@.  111 — 116\  ©iner  öon 
uny,  ber  bie§  fcEireibt,  t)at  f)äufig  gefe^en,  ta'^  (Sd^loar^fünftler 
üom  2;eufel  in  ^ferbggeftatt  burd^  bie  ßuft  getragen  tüerben.  Sn 
greifing  t)at  ein  noc^  lebenber  ^riefter  bieiS  öon  fid^  felbft  erjä^It. 
©in  anberer  ©eiftlidfier  inßanb§§ut  |at  gotgenbe»  ergä^It:  ©inft 
war  er  mit  mel^reren  Stnberen  bei  einem  Siergelage  (in  potagiis 
cerevisiae)  öerfammelt;  all  einer,  um  frifd^el  83ier  ju  Idolen,  jur 
2f)üre  l^inau§get)en  lüoHte,  lagerte  öor  ber  Stl^üre  ein  bid^ter  9^ebel. 
(Srfd^recEt  feierte  er  um.  ^a  fagte  ber  ©eiftli^e:  unb  wenn  e§  ber 
Teufel  felbft  wäre,  icE)  ^ole  Sier.  Sr  ging  l^inoul,  unb  öor  ben 
2tugen  5(tter  würbe  er  burc^  bie  Suft  entführt  («S  112;.  Um  burd^ 
bie  Suft   5U  fliegen,    wirb  ein  Btixd  ^olj  mit  ber  ou§  getöbteten 


400  ©rittet  93n(^.    5ßa))ftt{)um  unb  |)eyenunit)ejen. 

ßinbern  getüonnenen  (Balht  beftrtrfien.'  gn  2BaIb§{)ut  am  9if)ein 
tüurbe  ein  SSeib  erbittert,  toeil  fte  nid^t  ju  einer  ^oc^seit  ein» 
getaben  iüar;  fie  n^oHte  fic^  rächen  unb  rief  ben  Seufel  an.  (5r 
tarn  unb  trug  fie  burrf)  bie  Suft,  tüte  Wirten  gefe^en  ^Ben,  auf 
einen  93erg.  2)a§  2Beib  hioKte  über  bie  tanjenben  ^oc^seitggäfte 
^agel  herabfallen  laffen.  Sie  grub  ein  Qoä)  —  ba§  ift  nöt^ig 
beim  erregen  öon  §aget  —  unb  ba  e§  i^r  an  2Baffer  fehlte,  Iie§ 
fie  öon  i|rem  Urin  Ijinein  unb  rührte  i§n  mit  bem  ginger  um, 
njö^renb  ber  Xeufel  babeiftanb.  ^ann  na^m  er  biefe  2J?ifc^ung 
unb  Iie§  fc^weren  §agel  auf  bie  STanjenben  f)ernieberfallen.  (g§ 
!am  fierauä,  ba§  ha^  Söeib  bie  UrfadEie  getoefen;  fie  lüurbe  ergriffen 
unb  eingeäf(^ert  (@.  115;.  ®a§  genüge  für  bie,  bie  fold^e 
Räuberei  jum  großen  Schoben  be§  Glaubens  für  Sin» 
bilbungen  Italien,  ^n  Sreifac^  ^aben  un§  einige  ^ejen  i^oh 
genbe0  geftanben:  menn  fie  ni(^t  för^erü(f)  an  ben  ^ejenberfamm' 
lungen  t^eilne^men  toDÜen,  fonbern  nur  3tIIe§  toiffen  wollen,  waS 
bort  gef(f)ie:^t,  fo  legen  fie  fid;  unter  SInrufung  aller  Xeufel  auf 
bie  linfe  (Seite;  bann  fteigt  ein  fc^itternber  S)ampf  au§  i§rem 
SJJunb,  unb  burc^  i^n  fe^en  fie  Sltteä,  tt)0§  üorget)t.2  ^anpU 
ftüd  IV:  9Son  ber  2(rt,  mie  bie  §ejen  fict)  ben  Xeufetn  in 
SJJannggeftatt  Eingeben  (8.  116—123).  ®ie  'leufel  bebienen 
fic^  baju  eine§  SeibeS  au§  Suft,  ben  fte  burc^  5:;äm^)fe  öerbid^ten. 
SJlit  biefem  Körper  tonnen  fie  f|)rec^en,  fe|en,  ^ören,  effen  unb 
§eugen.  @§  rvixh  bann  lüeitläufig  erüärt,  h)ie  ba§  ©injelne  mög* 
lic^  fei.  2!ie  2(ugen  fold^er  Seufel  finb  aber  nur  gemalt.  Stile 
§eEen,  bie  tüir  bem  ttjettlic^en  5trm  gur  S3eftrafung  übergeben 
{)aben,  befonber§  in  Stonftanj  unb  9fiaden§burg,  l^aben  jat)relang 
Unjudit  mit  ben  Seufeln  getrieben;  in  fünf  Satiren  ^aben  luir  bort 

1  S)ie  für  bie  9Iulfaf)rten  ber  |)ejen  not^iuetibige  §ejenjalbe  würbe, 
nac^  Untertreiiung  be§  Seufet^,  bereitet  an§  Siljenfrout  (hyoscyamus 
niger),  9'Jod)tj^  atten  (Solanum  Bomniferum)  unb  Stechapfel  (datura 
stramonium) ;  mit  Del,  bem  93Iute  etneä  SSiebef)opfg  unb  einer  {5teber= 
mauä  unb  mit  bemgett  ermorbeter  ungetaufter  ^inber  würben  bteje 
33eftanbtf)eile  untereinanber  gemifcfit.  (Sine  SRei^e  l^erüorragenber  fat^olijc^er 
S^eologen  geben  bieje  93ereitung^art  ber  §ejenjaI6e  an. 

-  93ei  ben  öon  ben  päpftlic^en  ^nquifitoren  erwähnten  „©eftänbnijfen" 
ber  |)ejen  ift  ju  beacf)ten,  ha'^  folc^e  „©eftänbniffe"  bur^  bie  furc^tbarften 
golterquatcn  erpreßt  würben  (oben  <B.  49.  64.  66;  unten  416). 


n.  öejenliteralur.  401 

48  ^e^en  bcm  fjeuer  übergeben.     Unfer  ©enoffe  in  Somo  ^at 
in  einem  ^a^xt  41    öerbrcnnen  laffen.     5tttc   biefe  ^ben  fic^, 
ti)eil§  oom  12.,  t^eifl  bom  20.,  tf)eil§  üom  30.  Sa^re  an,  mit  bem 
Seufel   fleii(^li(^    abgegeben.     Stllel,   toa^   wir   berii^ten,   tft 
erliefen,  enttceber  burd^  Slugen»   unb  Dfirenjeugen  ober 
biirc^   glaubtt)ürbige  S^ac^rid^ten  (8.    119).     S)ie  burc^  ben 
S3eifc|Iaf   mit   bem  Zeufel  ©egeugten  finb   jef)r  ftarf  unb  hräftig. 
2)ie  (Sac^e  ge^t  atfo  fo  oor  fid):  Gin  STeufel  in  SBeibägeftalt  (suc- 
cubus),  ber  fic^  mit  einem  SJionn  abgegeben  I)at,  nimmt  ben  ©amen 
oon  biefem   9J?anne   auf,  er  mac^t  fii^  bann  mit  biefem  8amen 
einem  SCSeibe  gegenüber  §u  einem  Xeufel  in  2Kanne§geftaIt  (incubus). 
S)ie  §eje,   mit  ber  fi^  ber  Xeufel  abgiebt,  ift  entmeber  att  unb 
unfrud^tbar  ober  ni^t.     ^m  erften  '^aU  giebt  \\d)  ber  leufel  mit 
i^r  ab  o^ne  männlichen  Samen;    benn  auc^  ber  Teufel  öermeibet 
Ueberflüffigfeiten  (daemon  in  suis  operibus  superfluitatem  snbter- 
fugit).     Sft  fie  aber  ber  ©d^ttjangerfc^aft  fä^ig,  bann  oermif(^t  er 
fic^  mit   i^r,   ttienn   er   irgenbroo^er  männlii^en   ©amen   erfialten 
fann,  §um  3^^*^^  "^^^  ^tnberergeugung.     Ch  für  biefen  S''^^^  "^e^^ 
au§    einer  unfreilüittigen    nächtlichen  ©amenergie^ung    gett)onnene 
2amen  auSreid^t,  ober  ob  e§  aug  bem  S3eifc^Iaf  gewonnener  (Samen 
fein  mu^,  ift  ftreitig.     ©elrifi  ift  aber,  ^a'^,  ttjenn  eine  ß^efrau 
^ei'e  ift  unb  burc^  i^ren  9)Jann  fd^raanger  Wirb,  fie  i^re  Scfimanger» 
frf)aft  oerftärfen  fann  burcf)  anbern  ©amen,  ben  fie  im  Seifc^laf 
mit  bem  Xeufel  erholt   ©.  121  .     2(I§  ßfitett  für  bie  3tu§übung 
be§   S3eifd^Iafe§   tt)ät)It  fic|   ber  Xeufel  bie  fieiligften   be§  ^a^xtv: 
2i3eif)nac^ten,  Cftern,  ^fingften  unb  anbere  gefttage.    Unfere  ®r-- 
fa^rung  t)at  un§  be(e^rt,   bofe  bei  fotd^en  SHten  bie  ^ejen  stoar 
immer  ficJitbar  finb,  nid^t  immer  aber  bie  Xeufel.    Cft  finb  ^ejen 
gefe^en  worben,   wie  fie  mit  entblößtem  Unterleib  auf  bem  gelbe 
lagen  unb  i^re  ©rfienfel  unb  SSeine,   Wie  e»  für  biefen  Stft  an= 
gemeffen  ift,  bewegten,  ber  Sieufel,  ber  fie  mifebraucfite,  Würbe  aber 
nict)t  gefe^en;   am   ©cf)Iuffe  be»  5tfte§  erf)ob  fic^,   aüerbingg  fet)r 
feiten,   ein  fdbwarjer  5^am;)f   in  ber  ^itugbe^nung  einer  SJJenfc^en' 
geftatt  in  bie  2uft  (@.  122j.     öinigc  ^e^-en,  bie  in  9?atien§burg 
ö erbrannt  würben,  ^aben  befannt,  bo|  bie  leufel  i^nen  befonberä 
oufgetragen  Ratten,   ^eilige  Jungfrauen  unb  SBitwen  §u  oerfü^ren. 
3n  S3e5ug  auf  bie  fteifc^üc^e  ©rgö|ung  bei  foIcf)en  2tften  mit  bem 

D.  §oen8btoect),  '^'apfttftum  I.  26 


402  ©rittet  93ucf).    ^apftt^um  unb  ^eECuuntüefen. 

2;cufel  tft  5U  jagen,  ha^  fte  unter  Umftänben  größer  fein  !ann, 
al§  Beim  iöcifd^Iafe  mit  einem  toirHic^en  SJianne.  (darüber  ober 
fpäter  me^r.)  ^aiipt^tüd  V:  SSon  ber  Slrt,  wie  bic 
^ejen  tl^rc  fünfte  burd^  bie  @a!ramente  ber  ^irdie  au§* 
üben  (123 — 126).  '^n  einer  ©tobt,  bie  ^u  nennen  bie  d^riftüc^e 
Siebe  tierbietet,  geno^  eine  ^eje  ben  Seib  be§  §errn,  fpucfte  i^n 
in  ein  %nä)  an^  unb  t^at  i^n,  ouf  ®ei)ei^  be§  ^eufel§,  mit  an* 
beren  «Sachen  in  einen  Xopf,  ben  fie  im  Statt  öergrub.  @in 
SSorübergefienber  l)örte  ^lD|üd^  au§  bem  «Statt  bo§  ©efd^rei  eine§ 
^inbe§.  SJJan  grub  na(^  unb  ber  Xo^f  Ujurbe  gefunben.  Ssie 
^eje  geftanb  i^re  SE'^at  124).  S)a  e§  (SJett)o§n!^eit  ber  §ejen  ift, 
ba§  2tbenbma'£)t  nic^t  auf  ber  3it"9C'  fonbern  unter  ber  ^itnge  ju 
empfangen,  fo  fotten  bie  ©eiftlic^en  beim  5tu§t^eilen  ber  ^om= 
munion  fe'^r  barauf  arf)ten;  je  me^r  fie  barauf  adelten,  um  fo 
leichter  werben  fie  §egen  entbecfen.  |)au:ptftücE  VI:  SSonberSlrt, 
wie  bic  ^ejen  bie  3cugung§fäl^ig!eit  l^inbern  (©.  126  bi§ 
127).  @§  wirb  wieber^olt,  wo§  fc^on  oben  gefagt  Worben  ift. 
(5in  (Sd^Warjfünftter  be!annte  auf  ber  golter,  ba^  er  9JJenfd^en 
unb  ST^iere  in  einem  §aufe  unfruchtbar  gemadf)t  l^dbt  baburd^,  ha^ 
er  unter  ber  ©d^wette  be§  §aufe§  eine  ©d^Iange  öergraben  ^atte. 
2tl§  fie  entfernt  War,  ftettte  fid^  hk  {^ruc^tborfeit  bei  ajienfc^en  unb 
SSiel^  wieber  ein.  SSor  üier  ^a^ren  ereignete  fic^  goIgenbe§:  bie 
f^rau  eine§  angefe'^enen  3JJanne§  war  fc^wanger;  fie  würbe  t)or 
einer  fefir  berüchtigten  ^^^ct  gewarnt.  ©§  gefdfiat)  aber  bennod^, 
\)a'Q  bie  ^ege  ben  Seib  biefer  ?^rau  berüt)rte.  ©ogleidE)  bewegte 
fic^  ha§  ^inb  fd^merjtjaft  im  9)?utterleib ;  ftüdweife  !am  c§  bann 
tobt  gum  SSorfd^ein.  ®a§  lie^  ßiott  §u  gur  (Strafe  be§  ®at' 
ten,  ber  bie  §ei*en  |ätte  jüc^tigen  follen.^  ^n  9J?er§burg 
am  S3obenfee  War  ein  ^üngting  fo  bel^ejt,  ta^  er  ben  S3eif(^Iaf 
nur  mit  (Siner,  fonft  mit  feiner  ?tnbern  üott^ie^en  fonnte  (S.  127). 
§auptftücE  VII:  SBie  bie  §ejen  ^ia^^  mönnlic^e  @tieb  ent-- 
fernen  (@.  117 — 131).     Sn  9laüen§burg  ^otte  ein  SünS^ing 


1  Siejer  ®atte  f(f)eint  al\o  ein  $Rt(^tcr  gemefen  ju  ^ein,  ber,  naä}  Stnftc^t 
ber  blutbürftigen  2)ominifaner,  bie  |)ej:en  nii^t  genügenb  üerfolgte.  ©olc^e 
|)intüeiie  ber  päpftü^en  ^nquifttoren  mußten  bie  geroollte  golge  fjoben,  i>a^ 
bie  Dbrigfeit  „eifriger"  ttjurbe.  3Jlan  fielet,  tuie  ber  blutige  ^ejeniuatin  burc^ 
bie  Sl^eologen  ben  ^^uriften  eingeim^jft  ttJurbe. 


II.  |)cjenKtcrotur.  403 

burd^  SBe^ejung  fein  ©Heb  üertoren,  fo  ta^  fein  Körper  an  ber 
betreffenben  Stelle  gan§  flad^  trar.  Gr  lauerte  ber  §eje  auf,  bie 
if)m  ba§  anget^an  ^atte,  lüürgte  fte  unb  erijielt  oon  i^r  fein  ©lieb 
jurücf.  ©ine  äf)nlid^e  (5)efdöi(|te  ^jflegte  ein  e^rmürbiger  ^riefter 
in  (Speier  ju  erjätilen:  Gin  Jüngling  erjäJitt  mir  im  Seid^tftul^I, 
er  ijaht  fein  mönnlid^eg  Olieb  burdb  3aw'^e^ei  »erloren;  bo  i^ 
e»  ntd^t  glauben  njollte,  entblößte  erficf),  fo  ba^ic^bie 
SSa^r^eit  feiner  SluSfage  fa^.  @r  ^ttc  eine  |)e£e  in  2Sorm§ 
in  SSerbac^t.  ^ä)  trug  i^m  auf,  §u  if)r  §u  ge^en.  9^ac^  einigen 
Sagen  fam  er  ttiieber  gurücf,  unb  ic^  überzeugte  mid^  burd^ 
bcn  Slugenfc^ein,  ba^  er  fein  ©lieb  lieber  !^atte  (S.  127). 
SJian  mu^  aber  nirfjt  glauben,  ta^  bie  ©lieber  au§geriffen  tuet* 
ben;  fie  werben  nur  »erborgen,  föie  oben  au§einanbergefe|t  ift. 
SBa§  ift  aber  barüber  §u  fagen,  't)a'^  einige  ^ejen  folc^c 
männlid^e  ©lieber  in  großer  Qa^l,  bi§  ju  ättJonjig  unb 
brei^ig,  in  einem  ©d^ranfe  aufbetoa^ren,  unb  ha%  bie 
©lieber  bort  tebenbig  ^u  fein  fc^einen,  toie  bieg  SSiele 
gefe^en  ^aben?  Gl  ift  gu  fagen,  hal^  bie§  burd^  teufelifc^e  SSor^ 
fpiegelungen  gef(^ief)t.  G§  l^at  un§  ^emanb  erjä^It,  ha'^  er,  um 
fein  Oerlorenel  ©lieb  toieberjugetoinnen,  fid^  an  eine  ^eje  gertanbt 
]§abc.  @ie  ^ie^  iJin  einen  S3aum  befteigen,  auf  bem  er  ein  9left 
fanb,  in  bem  mehrere  männlid^e  ©lieber  »aren.  5tl§  er  ein  gro^e» 
nehmen  tooüte,  rief  bie  §eje:  nein,  nid^t  ta^;  benn  ha§>  geprt 
einem  ©eiftlic^en  (®.  130).  §auptftücf  VIII:  2öie  bie  aJJen- 
fc^en  in  -liiere  oerroanbelt  werben  (@.  131 — 134.  2Iul 
ben  ©d^riften  be§  ®ominifaner§  5tlbert  be§  ©ro^en,  Se^rerg 
be§  Z^oma^  tjon^lquin,  wirb  hierüber  ein  Weitläufiger  Unfinn 
toorgebrad^t.  öauptftücE  IX:  ?(uf  weld^e  SBeife  bie  2;eufel 
in  ben  menfi^Iid^en  Seibern  unb  köpfen  fid^  auffialten 
lönnen  (@.  134 — 138).  Gl  ift  nü|üd^,  eine  S^atfac^e  ju  er» 
jagten:  3n  einer  ©tabt  ber  SS^iöjefe  Strasburg,  beren  Dkmen  §u 
nennen  bie  d^riftlic^e  Siebe  »erbietet,  war  ein  Tlann  om  ^olgl^acEen, 
aU  ptö^Iid^  ein  großer  Sater,  bann  ein  ^Weiter,  bann  ein  britter 
i^n  ongriffen  unb  biffen.  Gr  Oert^eibigte  fic^  unb  fc^Iug  fie  mit 
|)ol5ftü(!en.  9^ad^  einer  ©tunbe  Wirb  er  ergriffen,  öor  ben  S^iid^ter 
geführt  unb  angesagt,  brei  angefeliene  grauen  ber  (Stabt  fo  ge* 
f^Iagen  ju  ^aben,  bofi  fie  bettlägerig  geworben  feien,    ^a  er§ä^It 

2(i* 


404  ©rittet  93u(i).    ^apflt^um  unb  ^ejenutitoejen. 

er,  tüa§  i^m  begegnet  ift.  9?un  erfennt  man,  ba^  ba§  ©ange  ein 
SSerf  be»  XeufetS  toai  'ß.  137).  ^ie  pä^ftlic^en  ^nquifttoren  be» 
föeifen  bann  lang  unb  fcreit,  ba^  bie  brei  ^a|en  jene  2S3eiber  ge- 
wefen  feien,  ©in  ^eiliger  9J?ann  erfanntc  etnft  burd^  ben 
©eift  ®otte§,  ba^  ein  in  einer  ^ird^e  fe^r  gut  unb  fromm 
iprebigenber  ^riefter  ber  Xeufel  fei.  9tad^  ber  ^rebigt 
frug  er  i|n,  rtarum  er  ^rebige,  unb  erhielt  §ur  SIntluort: 
n)eil  ic§  föeif;,  ha^  bie  Seute  bie  'i]Srebigt  nur  f)ören,  aber 
nic^t  befolgen,  fo  wirb  ®ott  nur  noc^  mefir  beTeibigt 
(@.  138j.  ^auptftücf  X:  2Bie  bie  Teufel  mit  |)ülfe  ber 
§ejen  in  ben  SDJenfc^en  wol^nen  (@.  138—144).  Gine  lange 
®ef(|ic^te  wirb  erjä^It,  bie  einer  ber  beiben  pä|)ftli(f)en  Snfluifitoren 
mit  einem  befeffenen  ^riefter  in  Stom  erlebt  f)at.  3n  aJiarburg 
lüo^nte  ber  2;eufel  fieben  ^a^vt  lang  tfjeil»  im  ßo|3fe,  t^eilg  unter 
ber  QuuQt  eine#  ^riefter§  @.  143).  ^ouptftürf  XI:  SSie  bie 
S^eufel  ßran!f)eiten,  befonber§  firmere,  tierurfac^en  Von- 
nen  <ß.  144—148).  Sine  öeje,  bie  fic^  mit  bem  Steufel  »er- 
bunben  ^t,  !ann  Stegen  öerurfac^cn,  wenn  fie  einen  S3efen  in 
SBaffer  taucht  unb  bann  in  ber  ßuft  §erumfc^tt)enft.  'S^nxä)  oer= 
§auberte  2Sac^g=  ober  Sleibilber  fönnen  ^erfonen  fron!  gemacht 
ober  beft^äbigt  nierben  [bie  päpftlid^en  ^nquifitoren  ern^eifen  fic^ 
^ier  aU  gelehrige  @(^üler  be§  ^apfteS  Sodann  XXII.;  üglc|. 
(S.  212].  ^n  ber  5Rä^e  üon  SSafel  I)at  eine  |)eje  einem  SD^anne 
ben  2(u§fa|  mit  (Srfolg  angertjünfc^t.  Sie  geftanb  el  auf  ber 
golter  unb  mürbe  beS^alb  eingeäfc^ert  (©.  147).  ^n  ^ren^ 
bürg  bei  Sreifacf)  n:)urbe  eine  Srau,  bie  oor  i^rer  ^au§t^üre 
befc^öftigt  mar,  plö^Iic^  üon  einem  f)ei^en  SBinbe,  ber  öon  bem 
gegenüberliegenben  §aufe  fam,  in  bem  eine  ^eje  wohnte,  angelreiit 
unb  baburd)  ausfä^ig  gemacht.  5tl§  im  (3d^h)ar§malb  eine  ^eje 
üom  genfer  auf  ben  Scheiterhaufen  gebrai^t  rourbe,  fiaud^te  fie 
i§n  an,  moburc^  er  au5fä|ig  mürbe,  öäufig  ift  tion  un§  in  Qx-- 
fal^rung  gebracht  morben,  ba^  ^ejen  bie  fallenbe  Äranf^eit  öer= 
urfacEit  {)aben  burc^  @ier,  bie  in  ©räbern  eingegraben  mürben. 
|>auptftü(i  XII:  SBie  meiter^in  bie  ^ejen  noc^  anbere 
S^ranf^eiten  §erüorbringen  (ß.  148 — 151  .  SBer  fijnnte  aüe 
üon  §ejen  öerurfad^ten  ^ranf£)eitöfä(Ie  aufjä^Ien?  ©inige^  öon 
bem,   ma§  mir  mit  eigenen  fingen  gefe^en  ^aben,    moHen  mir  er= 


J 


IL  öejenitteratur.  405 

njöl^ncn.  ^I§  in  Sfenburg  bie  §ejen  öerfolgt  würben,  ereignete 
fid^  folgenber  %a\i.  (Sin  jnngeS  S[Räbc^en,  hav  eine  |)eje  Beteibigt 
^atte,  ttjurbe  don  if)r  burc^  bie  für(f)terlicf)ften  ©c^mer^en  beftraft. 
©iner  %xan  ging  el  ebenfo.  ^n  Beiben  hätten  Würbe  ein  einge^ 
grabener  30"^^^*  entberft,  nai^  beffen  SSerbrennung  Teilung  ein* 
trat.  3""^  gto^en  %^til  beftanb  ber  ßauber  in  be:^ej:ten  2öac^§= 
bilbern  [^apft  Sofiann  XXII.].  §auptftüc!  XIII:  333ie  bie 
Hebammen  aU  §ejen  fd^weren  (Schaben  jufügen,  inbem 
jie  ^inber  tobten  ober  beni  leufel  opfern  (@.  151—156). 
S)ie  SSirt^in  toom  „tSrfiwarjen  5lbkr"  in  3 aber n,  eine  fe^r  fromme 
unb  ber  ^nngfran  3)Jaria  fei)r  ergebene  grau,  erjä^It:  @§  bot  fic^ 
il)r  aU  §ebamme  ein  SBeib  an,  ba§  fie  aber,  weil  in  frfiled^tem 
9f{uf  fte^enb,  obwie§.  @rbo§t  l^ejte  iljr  ba§  SSeib  aüe  möglichen 
S^inge  in  ben  Seib,  bie  furd)tbare  ©c^mergen  üerurfac^ten.  Sie 
würbe  aber  burd)  bie  feligfte  ^wngfrau  befreit.  5tl§  fie  ein  natür= 
lic^e»  93ebürfni^  bcfriebigen  mu^te,  famen  bie  t)ineinge{)ejten  ^inge 
gum  SSorfd^ein:  ^olj,  ^noc^en  unb  l^anbgro^e  dornen,  ©inige 
|)ebammen,  bie  eingeäfc^ert  würben,  ^aben  noc^  fi^Iimmere  ©ad^en 
geftanben  (©.  152).  ^m  gleden  2)ann  bei  S5ofet  t)at  eine  ^eye, 
bie  eingeöfcf)ert  Würbe,  befannt,  \>a'^  fie  über  40  ^inber  mit 
9^abelftid^en  in  ben  ^opf  getöbtet  ^be.  ©ine  fold^e  ^ebammen-- 
§eje  würbe  baburc^  entbedt,  "öa^  i^x  ein  5lrm  eine§  getöbteten 
ßinbe§  au§  ber  Safere  fiel  ®er  trjeologifdie  @runb,  weS« 
I^alb  bie  |)ej:en  auf  Stnftiften  be§  XeufetI  fo  öiele  un  = 
getaufte  ^inber  tobten,  ift:  ber  Xeufel  wei^,  ba^  bie  un-- 
getauften  ^inber  nirf)t  in  ben  §immel  eingelaffen  werben. 
^a§  ateic^  @otte§  aber,  nac|  beffen  5Inbruc^  er,  ber 
Xeufcl,  mit  noi)  größerer  ^ein  geftraft  wirb,  bricht  erft 
on,  wenn  eine  gang  beftimmte  Qa^  üon  2JJenfd^en  in  ben 
|)immet  eingelaffen  worben  ift.  ®ie  ©rreic^ung  biefer 
3at)I  wirb  nun  burd^  bie  'löbtung  üon  ungetauften  ^in  = 
bcrn  l^inauSgefd^oben.  5)e§f)alb  werben  fie  befonberg 
auf's  ^orn  genommen  @.  152).  Gin  SSater  fa{),  'oa'^  feine 
eigene  Xod^ter,  bie  §ebamme  War,  ein  neugeborene^  Sörüberd^en 
unter  3«ftimmung  ber  SJiutter  in  ber  Süd^e  an  bem  ^effel^a!en 
auf()ing  unb  bem  ^Teufel  aufopferte.  @r  geigte  @attin  unb  Xoctiter 
on,  unb  S3eibe  würben  eingeäfc^ert  (©.  153).     ^inber,  bie  bem 


406  drittel  Suc^.    $apfttt)um  unb  ^ejenunraeyen. 

2;eufcl  gco|3fert  toorben  finb,  fönnen  fpäter  nur  fe^r  fcf)tt)er  ber 
„^uri§bi!tion"  be§  XeufciS  tuieber  entzogen  Werben,  ^inber  üon 
arfit  '^a^vtn,  bie  bem  Sieufcl  gemeint  Sorben  finb,  fönnen  f(|on 
(Gewitter  unb  ^agelfc^Iog  erzeugen.  31I§  in  @c^tt)oben  ein  Söauer 
mit  feinem  od^tjä^rigen  S^öc^terc^en  über  feinen  Slder  ging  unb 
über  bie  lange  Xrodenlieit  üagte,  fagte  ha^  ^inb :  SSoter,  id^  !ann 
gtegen  mad^en,  bie  HRutter  §at  e§  mid^  gelehrt.  Unb  rid^tig,  \)a§ 
^inb  lie^  über  ben  StdEer  i'^rcS  SSaterS  9?egen  fotten.  ®er  SSauer 
jeigte  feine  grau  aU  $eje  an;  fie  mürbe  eingeäfd^ert.  ®ie 
S^oc^ter  würbe  jur  S^ionne  gemad^t,  fo  ba|  fie  i^re  «Sd^tooräfunft 
nic^t  mel^r  ausüben  fonnte  (©.  156).  §au|)tftücE  XIV:  Sßie  bie 
§ejen  ben  S^l^ieren  fc^oben  lönncn  (<3.  156 — 159).  Stm 
l^öufigften  werben  bie  Sül^e  burc^  bie  §ejen  ber  3D^iIc^  beraubt, 
©g  gefc^ie^t  fo:  bie  |)eje  ftö|t  ein  3Jieffer  in  bie  Sßanb,  ruft  i^ren 
Xeufel  unb  trägt  il^m  auf,  biefe  ober  jene  ^ui)  trocEen  ju  mad^en. 
S)ann  fängt  fie  an,  an  bem  SKeffer  ju  melfen,  unb  bie  9JiiId^  ber 
betreff enben  ^u^  fliegt  au§  i^m  l^erüor.  SBenn  man  bie§  bem 
SSoIfe  :prebigt,  fo  fd^abet  e0  be§t)atb  nii^tl,  weil  nur  ber  biefe 
©ad^cn  fann,  ber  öorl^er  ben  ÖJIauben  oerleugnet  f)at.  @oIct)e§ 
fotl  ge^rebigt  werben,  um  Slbfd^eu  ju  erregen  (©.  157). 
SSir  fennen  ^emanb,  ber  auf  folgenbe  SCßeife  Oorgüglid^e  9)?aibutter 
(Optimum  butyrum  Maicum)  gemad^t  i)Ot.  (Sr  ftieg  in  einen  S3ac^, 
bewegte  mit  ben  §änben  ba§  SSaffer  t)inter  feinem  9tücEen,  f;3rad^ 
gewiffe  ^öuberworte  unb  brad^te  in  furger  3eit  eine  gro^e  SJZengc 
fd^önfter  9Jlaibutter  iieröor  (@.  157).  ®ie§  SSuttermac^en  Wirb 
bann  nod^  auSfü^rlid^  auSeinanbergefe^t.  SBein  wirb  auf  ö^nlit^e 
SBeife  ^ergefteltt:  teere  glafd^en  füllen  fid^  üon  fetbft.  B^^ei  ^ejen, 
mit  ^iamen  2Igne§  unb  5(nna,  bie  in  9laöen§burg  eingeäf  d^ert 
würben,  l^aben  geftanben,  halß  fie  eine  gro^e  Qaf^l  üon  ^ül^en  unb 
^ferben  burc^  Qanhtxtx  getobtet  t)aben.  .^irten  f)aben  beobad^tet, 
ba|  mefirere  (StücE  SSie^  nad§  einigen  Suftf:prüngen  ^lö^Iic^  tobt 
umfielen:  ein  SBer!  be§  STeufelS.  Unter  bem  Stli^enüiel^  ift  biefe 
2(rt  üon  S3e^epng  befonberS  l^äufig.  ^auptftüct  XV:  SGBie  ®e= 
Witter  unb  §ogeI  erregt  werben  (8.  159 — 162).  ^n  einem 
Drte  ber  ©iögefe  ^onftang  ging  ein  furchtbarer  |)agelfd^lag  nieber. 
S)a  feftgeftettt  würbe,  ha^  i>a§>  Unglüd  burc^  Qaubtxii  entftanben 
War,  übernal^meu  wir   al§  Snquifitoren  bie  Unterfud^ung.     Qwd 


11.  ^ejenliterotur.  407 

befannte  §efen  hjerben  oon  unl  gefoltert,  unb  nacfibem  fie  mit 
§ülfe  be§  Sauhtx§  ber  ©c^iüeigfamfeit  ben  erften  @rab  überftanben 
l^aben,  gefte^en  fie  beim  §n)eiten:  fd^on  über  18  ^a^re  trieben  fie 
mit  bem  'leufel  Unjuclt;  fie  f)ätten  auf  S8efet)I  be§  Seufelä  unter 
einem  33aume,  ben  fie  genau  be^eid^neten,  ein  £o(^  gegraben,  SSaffer 
l^ineingeg offen,  e§  mit  bem  Singer  bett)egt.  SDann  fei  ba§  233affer 
a\i§  bem  ßod^  üerfij^wunben  unb  ha^  Untüetter  entftanben.  SBä^renb 
ber  ganzen  3eit  ftanb  ber  ^^eufet  babei.  SBunberbar  fei  getoefen, 
ba^  fie  am  folgenben  Xage,  al§  fie  wieberum  gefoltert  föurben,  ge» 
nau  boöfelbe,  ol^ne  2tbn)eicf)ung,  befannten.  93eibe  ujurben  ein» 
geäfc^ert  (@.  162).  ^ouptftücf  XVI:  SBie  auf  brei  2(rten 
HJUnner  (Sc^n)ar§funft  treiben  (S.  162—169).  S8efonber§ 
f(^Iimm  finb  bie  fd^n)ar§!ünftlerifc|en  ^feilfc^ü^en,  bie  am  S^ar-- 
freitag  t)a§  S3ilb  be§  ®elreu§igten  mit  Pfeilen  burd^bo^ren.  Sie 
finb  fo  fidler  im  ©d^iefien,  ta^  fie  einen  Pfennig  üom  ^opf  eineä 
ajJenfd^en  I)erunterfc^ie^en  fönnen,  o^ne  ben  ^opf  ju  »erleben.  S)a§ 
!önnen  fie  nur  mit  §ülfe  bc§  %m\d§.  SBir  bringen  einige  Zl^aU 
fachen:  (Sin  foli^er  ^feilfc^ü|e  War  in  ber  ^Begleitung  be§  ^erjogS 
ebcr^orb  mit  bem  ©arte  üon  SBürttemberg.  Säglid^  fonnte 
er  breimal  mit  unfeljibarer  ©id^er^eit  ^en^i^b  tobten,  unb  jföar, 
weil  er  täglich  brei  Pfeile  in  ein  ^rujifig  \6)o%  5tu§  §a^  gegen 
bie  i^t  2)reifaltig!eit  liebt  ber  teufet  bie  ®rei§af)f.  2tud^  ber 
^eü^Sc^uB  auf  ben  Stfifel  gefc^a^  burc^  ^^^ii^ei'ei  (®-  163).  ^m 
SJonnentlofter  §o^en§orn  bei  ^onftonj  ift  ein  öon  einem  ^feil 
burd^boi)rte§  ^eu^  §u  fef)en,  au§  beffen  Söunbe  S3Iut  fliegt,  ©in 
©c^waräfünftler  l^at  bie  Unt^at  ooHbrad^t,  wofür  er  getöbtet  worben 
ift.  Surften,  bie  fid^  fold^e  '45feilfd^ü|en  fialten,  finb  aU  ^e^er  ^u 
be^anbeln.  3^^^*^  Srage:  SSerfd^iebene  SIrten,  "oe-n  Qauhiv 
§u  befeitigen  («S.  160 — 210).  ©inen  teuftif(^en  Qanhtx  burd^ 
einen  anbern  §u  öertreiben,  ift  unerlaubt.  ®§  giebt  aber  boc§ 
Sluinafimen.  S^^  -B^it  be§  ^opfte§  9iifoIau§  V.  fam  ein  beut= 
fcf)er  Sifc^of  nac^  9ftom,  ber  eine  ©eliebte  bei  fidf)  ^atte.  2)iefe 
wollte  ben  S3ifc^of  feiner  8c[)ä^e  wegen  tobten  unb  betiejte  i^n  mit 
einer  fd)Weren  ^ranf^eit.  ©ine  anbere  ^i]ct  offenbarte  i|m,  bafe 
er  getjeilt  werben  fönne,  wenn  feine  beliebte,  bie  i^n  be^ejt  ^atte, 
ftürbe.  ®a  ber  Sifc^of  nid^t  unüberlegt  ^anbeln  woßte,  Iie|  er 
ben  ^apft  um  9iatt)   fragen.     Ser  ^apft  Hebte  ii^n   ©ifc^of 


408  2)ritte§  58u(^.    ^apfttf)um  unb  ^eEettunireien. 

fefir  unb  geftattete,  baf[  üon  §tt)et  Uebeln  ba§  üeinere, 
nämlid^  ber  2;ob  ber  §ej:e,  geiüäf)It  tüerben  fönne.  2)ie 
§eje  ftarfe  burd^  ^^n^crei,  ber  93ifc^of  50g  mit  t^reube  (cum  gaudio) 
nac^  §aufe.  ^u  biefem  ^aUt  i)'t  §u  bemer!en,  ba^  eine  ©rlaubni^ 
(dispensatio)  fein  allgemeine^  ®efe^  ift;  baraug,  ta'^  ber  ^apft 
:^ier  biäpenjirt  f)at,  folgt  nic^t,  ba^  oud^  2Inbere  fo  ^anbelu  bürfen, 
tuie  ber  SSifc^of  ge^anbelt  f)at  (@.  173).  1  |)auptftüc!  I:  ^irc^« 
lid^eg  Heilmittel  gegen  bie  S^eufel  in  9)Jann§>  unb  2Bei6§« 
geftatt.  ^n  ^obleng  lebt  ein  unglüdtidier  9Jfeuf(^,  ber  jo  be» 
l^ejt  ift,  ha^  er  in  65egeutuart  feiner  grau  5Itte§,  iüa§  §um  cl^c» 
liefen  3l!t  ge'^ört,  tf)ut  unb  baüon  nid)t  abgehalten  werben  fann, 
obfd^on  S^liemanb  ein  SBeib  fielet,  mit  bem  er  ben  ?lft  üollgie^t. 
©ine  beftimmte  §eje  ift  fel)r  üerbäc^tig,  i!^n  fo  be^ejt  ju  ^aben. 
Slbcr  bie  iöe^örben  finb  bort  ju  läffig,  bie§  SSeib  föegen  fd^luerer 
Stnäeic^en  gu  »erfolgen  (S.  178).  Gine  Sf^onne  geftanb,  ba^  fie 
fid^  lange  mit  bem  'Xeufel  abgegeben  fiabe,  unb  obtüo^I  fie  beid^tete 
unb  fommuni^irte,  !onnte  fie  tion  ben  |)eimfu(^ungen  biefeg  2;eufel§ 
nid^t  befreit  merben.  Gin  ^riefter  §atte  fid^  er^öngt,  feine  ©e» 
liebte  ging  in'§  ^lofter,  tüurbe  aber  üon  einem  Xeufet  in  9}Jann§< 
geftolt  üerfud^t.  Slreu^jeid^en  unb  Söei^föaffer  l^alfen  nid^t  öiel; 
ba§  2(öe  9Jiaria  f)alf  am  meiftcn  (@.  179).  fjrauen  unb  SKäb^en 
mit  fd^önen  paaren  merben  ftörfer  üon  ben  Teufeln  beläftigt 
(<S.  180).  Sin  SBeib,  bie  lange  3af)re  mit  einem  Teufel  Un^uc^t 
getrieben  ^at,  loirb  üom  f)I.  SSernavb  belehrt.  3unt  @c^u|  gegen 
if)ren  {)öllifd^en  Siebijaber  giebt  er  i^r  einen  ©torf,  ben  folle  fie 
in  t^r  S3ett  legen.  S;er  @c^u^  ertoieg  fic^  at§  tüirffam:  ber  Xeufet 
fonnte  nur  me^r  an  ber  "X^uxt  be§  ^^i^^e^"^  £ärm  mad^en. 
(Sold^e  Xeufel  fird^Iid^  §u  ejfommuniäiren,  ift  auc^  ein  gute§  SDtittel; 
felbft  §eufd^redEenf^lüärme  merben  burd^  bie  Ggfommunifation  üer- 
fc^eud^t  (@.  180).  2Kan  folt  ben  SSeibern  in  S5e§ug  auf  i^ren  ge- 
fd^Ied^tüd^en  Umgang  mit  bem  SEeufel  nic^t  leitet  glauben,  fonbern 
nur  jenen,  bie  ©oldfiey  in  itiren  eigenen  Letten  erfahren  l)aben 
(@.  181)!      |)auptftücf  II:    Heilmittel    für   bie,    tüetd^e   in 


1  SSelcf)  eine  „Tlotai"  offenbart  ftd^  in  biefer  ®efc^irf)te!  5t6er  un= 
befangen  wirb  fie  üon  ben  betben  päpftUc^en  %i)eoloQtn  unb  ^nquifttoren 
üerbreitet,  unb  bie  firc^Iic^e  Qenfurbetjörbe  l^at  nid)ti§  an  iljr  auääufe|en. 


II.  ^ejenliteratur.  409 

tfirer  3eugung§fäf)tgfeit  be^ejt  luerben  S.  181 — 184).  'an 
Unflätf)igfeit  leiftet  biejer  Slbfrfinitt  ta^  Unglaublidöfte.  ^aupt-- 
ftücf  III:  Heilmittel  gegen  angef)et*tc  Siebe  ober  ange  = 
l^eyten  öaB  (©•  184 — 187).  ^n  Sinbau  tuurbe  ein  fc^öneä 
SDJäbcfien  Don  einem  ^riefter  jur  Siebe  ju  i£)m  bejaubert.  SItlein 
fie  blieb  tugenb^aft,  pilgerte  nac§  Sinfiebeln  unb  fam  befreit 
jurücf.  §auptftürflV:  Heilmittel  für  bie,  benen  ba»  männ- 
liche ©lieb  burd)  3iuberei  genommen  n)irb,  unb  für  bie, 
meldte  in  5^f)iere  üermanbelt  merben  S.  187— 189  .  ©egen 
|)ejen,  hk  fic^  felbft  in  ^I^iere  oeriranbeln,  ift  aU  befte»  |)eilmittel 
"Da^  anjumenben,  toa^  mx  im  britten  2^eile  fagen  toerben  öon  ber 
Stuörottung  ber  §ejen  burdi  ben  mettlic^en  Uxm.  öauptftücfV: 
Heilmittel  gegen  bie  Sefeffen^eit  [2.  189  —  193,.  3itnöcf)it 
iüerben  ©eichte  unb  Kommunion  empfol^Ien;  meitläufig  wirb  bie 
grage  erörtert,  ob  nic^t  bem  Gmpfang  biefer  Saframente  bie  burc^ 
bie  Sefeffen^eit  ^eroorgerufene  Unjurec^nungSfä^igfeit  be§  Sefeffenen 
entgegenftef)t.  2;en  (5jor§iften  tt^irb  eingefct)ärft,  in  ber  3lu§übung 
i^re§  2(mte»  nic^t  mit  ben  auSjutreibenben  Xeufetn  ungejiemenbe 
©c^erje  ju  machen  ^Sjorjift  ift  ein  SIerifer,  bem  burd^  eine  tirc^* 
Iid§c  2Bei§e  —  eine  bon  ben  fogenannten  oier  nieberen  SSei^en: 
ordines  minores  —  ba§  21  mt  übertragen  nnrb,  Xeufel  augjutreiben]. 
®ie  beiben  pä^^ftlic^en  ^nquifitoren  erjä^Ien  ju  biefer  ©rma^nung 
folgenbe  ®efd)ic^te:  ^m  ^ominüanerflofter  ju  Üöin  mar  ein  §u 
©d^erjen  aufgelegter,  aber  aU  !leufelau»treiber  berühmter  (famosus) 
^lofterbruber.  'äU  er  einft  innerhalb  feinet  ßlofterg  einen  leufel 
auftreiben  tüotlte,  fragte  i^n  ber  Xeufel,  mol^in,  burd)  meldten  Drt 
er  ausfahren  fotle.  ©c^erjenb  antraortete  ber  ^^ater :  Sa^re  burd^ 
unfern  Stbort  aug.  ^n  ber  folgenben  5Jtad§t  mußte  ber  ^ater  ben 
2tbort  auffud^en,  bo  |)einigte  ber  Xeufel  if)n  bort  fo,  baß  er  faft 
geftorben  märe  (8.  191).  ©emiffe  Kräuter,  mie  ba»  fogenannte 
Sieufelefraut,  ober  gemiffe  Steine  barf  ber  Sjorjift  jum  2(u§treiben 
ber  2;eufel  benu^en.  ©r  mufe  nur  nid^t  glauben,  baB  biefe  lauter 
unb  Steine  bie  2(u§treibung  unmittelbar  bemir!en.  H'^"P^f*^<^  ^'I- 
S)ie  ßi-orjismen  ber  ßircbe  aU  Heilmittel  (S.  193 — 203). 
©ine  lange  Slb^anblung  ood  ber  2^or^eiten:  gefdjriebene  ©jorji^men 
unb  Sprüdie  fönnen  um  ben  ö^i^^  getragen  werben.  S5efonber§ 
fräftig  tuirtt,  ben  Stnfang  be»  So^önne^eoangeliuml,  aufgefcbrieben, 


410  %titttä  93uc^.    ?ßo^)fttf)um  unb  ^ejenuntuejen. 

um  ben  ^ai§  gu  tragen  (8.  199).  Slucf)  fönnen  bie  S3e^ejten  Be» 
bingungStoeife  toiebergetauf t  loerben,  tüeil  tiielleid^t  bei  i^rer 
erften  Xoufe  ber  ©joräiSmuS  gar  nid^t,  ober  ungenügenb  ongetüanbt 
lüurbe  (©.  200).  Zuweilen  nimmt  ber  S^eufel  öon  Senianb  S3efi^ 
nid^t  h)egen  ber  eigenen  SSerfd^uIbung  be§  83etreffenben,  fonbern 
wegen  einer  leichten  (Sd^ulb  eine§  2(nbern  (pro  levi  alieno).  §ou:pt» 
ftürf  VII:  Heilmittel  gegen  ^agclfd^log  unb  gegen  bie  S3e= 
feffenfieit  be§  SSie^S  ((S.  203—204).  Xa§  Sßie^  ju  fegnen  unb 
ba§  SSaterunfer  über  e§  ju  fpred^en,  :^ilft  häufig  gegen  SSe^epng. 
Um  bie  ^üf)e  ju  üerjaubern,  fud^en  fidö  bie  ^ejen  äRild^  ober 
Sutter  §u  üerfd^affen.  |)au§frauen  fotlen  ht^^atb  umfic^tig  fein, 
ftiem  fie  S3utter  ober  3J?iId^  geben  (@.  205).  (SJelingt  e§  tro^  aller 
aiiü^en  nic^t,  ben  'tüa^m  ju  33utter  §u  machen,  fo  werfen  manche 
9)^ägbe,  um  ben  S^^vibtx  gu  breiten,  unter  SInrufung  ber  §1.  2)rei« 
faltigfeit  unb  Stbbetung  be§  SSaterunfer  brei  fleine  SutterftücEc^en 
in  iia§'  S3utterfa^.  2)iefer  ©ebraud^  ift  nid^t  ju  tabeln,  wenn  er 
im  SSertrauen  auf  ©ott  üorgenommen  wirb  (@.  205).  ©tirbt  ha^ 
SSie^  burd^  SSe^epng,  fo  fott  man  unter  ber  ©d^wette  be§  (Staüeg 
bie  @rbe  umgraben  unb  fie  mit  SCßei£)Woffer  befeuchten.  SDenn  bie 
|)ejen  l^aben  oft  geftanben,  ba^  fie  be()ejte  SDinge  unter  ben  %t}üx'' 
fc^Wetlen  anbringen,  wie  «Steine,  §0(5,  SJJäufe,  Schlangen.  ®egen 
§agelfd^lag  ift  ba§  folgenbe  |)eilmittel  auf§  fic^erfte  erprobt  worben 
(verissima  experimenta) :  man  Werfe  brei  ^agelförner  unter  Stn-- 
rufung  ber  ^I.  S^reifaltigfeit  unb  S(bbetung  be§  SSaterunfer  unb 
be§  ©egrü^et  feift  bu  2Jfaria  in'§  geuer.  Sft  ^(^^  |)agetwetter 
burd^  S3e'^epng  entftanben,  fo  ^ört  e§  barauf^in  fofort  auf  (8.  206). 
Sine  §eje  geftanb,  Hagelwetter  fönnten  burc^  folgenbe  SSorte  be« 
fi^woren  werben:  ic^  befc^wöre  euc^,  i[)r  Hf^ge^^örner,  burd^  bie  fünf 
SSunben  (£t)rifti  unb  burd^  bie  brei  9ZägeI,  bie  feine  ^änbe  unb 
§ü§e  burcC)boI;)rt  l^aben,  unb  burc^  bie  oter  ^eiligen  (äüangeliften, 
ta'^  i^r  euc^  in  SBaffer  auflöfet.  Hau|3tftücf  VIU:  ^titmitttl 
gegen  einige  gel^eime  Stnfed^tungen  be§  S^eufelS  (@.  208  bi§ 
210).  ®egen  (Srbwürmer  unb  ^tn'idjxtätn  ift  bie  ©jfommunüation 
erfolgreid^.  Sine  anbere  fd^redliclje  Bu^^ffung  ®otte§  befielt  in 
ber  Unterfd^iebung  öon  ^inbern  burdC)  bie  SEeufel.  ®rei  SIrten 
fol^er  SSec^felfinber  giebt  e§:  einige  finb  nie  gu  befriebigen,  ob= 
wo^t  öier  Slmmen  if)nen  it)re  Tlxid)  geben,  anbere  finb  mit  H^^e 


II.  öejenitteratur.  411 

oon  Xeufeln  in  9JJanne§geftaIt  gejeugt.  @nbli(^  britten§  nehmen 
äumeilen  Xeufel  bie  ©eftalt  oon  fteinen  ^inbern  an  (@.  208). 
S;a§  le^te  |)eilmittel  ber  ^ird^e  gegen  bte  ^e^en  ift  i^re 
5:öbtung;  ba§u  ift  jie  naä)  göttlichem  9lec^t  öerpfüd^tet; 
benn  e§  ftef)t  geschrieben:  bie  tauberer  foltft  bu  ni^t 
leben  laffen.  5)iefe  Uxt  tann  nur  burrf)  ben  tt)eltlic^en 
SIrm  ticrnid^tet  toerben  (@.  209).  ©inige  oerfi^reiben  fic^  bent 
2:eufet,  um  (5JeIb  §u  erlangen,  gür  fie  ift  ba§  befle  Heilmittel  bie 
Söeid^te.  S)a§  3e^<^e"  ^^''^^^  Söefreiung  üom  Teufel  befte^t  barin, 
\>a%  ba§  ®elb  in  i§rer  Sörfe  nad^  ber  $8eic§te  üerf(^n)unben  njar. 
S)afür  fönnten  tüir  tiiefe  Slfjatfat^en  anführen. 

dritter  2;^eil: 

2)tc  rid^terltd^c  2;^ätig!eit  gegen  bie  |)ej:en  unb  ^e^er. 
(Srfte  i^rage:  SBer  ift  ber  red^tmäfeige  §egenric^ter?  (@.210 
bis  225).  (5igentlic|e  ^efenrid^ter  finb  bie  |3äpftlic|en 
Snquifitoren.  %k  W)\i<ijt  ber  S5erfoffer  ift  ben  geiftüc^en  unb 
hjettli^en  9lic^tern  genaue  Einleitung  ju  geben,  tt)ie  fie  gegen  ^ejen 
unb  ^e^er  üorjuge^en  f)aben.  Sier  $roje^  tüirb  eingeleitet  ent= 
njeber  burcE)  bie  eiblii^e  Stu§fage  eineis  Xenunjianten  ober  auf  ben 
Übeln  Stuf  ^in,  in  bem  eine  ^Serfon  fte^t.  3^cite  3rage:  SSon 
ber  Sa^i  ber  ^eitS^i^  (®-  225 — 226).  2(n  unb  für  fic^  genügen 
§tt)ei  Belesen')  attein  wegen  ber  llnge{)euerlic|!eit  be»  SSerbrec^enS 
follen  e§  bocf)  mef)rere  f ein ;  au^er  ber  Stngeüagte  ftel^e  in  fc^Ied^tem 
9?uf.  ©ritte  grage:  $ßom  3wange  gegen  bie  3s"9en 
(@.  226).  2)ie  Beugen  fönnen  ^ur  eiblicEien  5(u»fage  ge^njungen 
toerben.  Sßierte  t^rage:  $8on  ber  33efdjaffent)eit  ber3eugen 
(©.  227).  93ei  biefem  ^roje^  merben  aU  ^^"gei^  guge^fen: 
©jfommuniäirte,  ^efeer,  2Jiitfc^uIbige,  Wiener,  ^nfonte,  ßinber,  @t)e- 
gatten,  le^tere  begfialb,  lüeit  gerabe  it)r  3eugniß  fe^r  wert^öoH  ift. 
@ie  werben  aber  nur  gegen  ben  3(ngefcE)uIbigten,  nid)t  für  i^n 
§ugelaffen.  5(ud^  SKeineibige  !önnen  B^i^gen  fein,  i^enn  ange= 
nommen  werben  fann,  baß  fie  §u  ©unften  be§  ®Iauben§.  b.  ^.  al§ 
5Inf läger  ber  |)ej:erei  jeugen  wollen,  {fünfte  gi^age:  können 
Xobfetnbe  oB  Beugen  gugelaffen  werben?  (©.227—228). 
^^obfeinbe  b.  ^.  foIdEie,  bie  bem  Slngefd^ulbigten  wirflid^  nac^  bem 
Seben  getrachtet  l^aben,  finb  nic^t  jujulaffen.    Stnbere  geinbfc^aften. 


412  ©rittet  93ucf).    ^a^[ttt)um  unb  ^ejcnuninejen. 

befonber§  fold^e  tion  SBeibern,  machen  gur  ^eitgenfc^aft  nid^t  un* 
fä^ig,  tuenn  auc^  bie  2tu§fagen  fotifier  ?5einbe  nt(|t  ganj  üolltüerttjtg 
finb.  SJiit  5tnberen  jufammen  !önnen  jie  aber  einen  tiolten  33eh)ei§ 
bilben,  befonberS  ttjenn  bcr  Stngeflagte  auf  bie  Srage  be§  3fti(^ter§: 
ob  er  einen  ^einb  ^abe,  antwortet:  nein,  ober  njenn  er  einen 
onbern  aU  ^^einb  begeid^net,  al§  ben,  ber  gegen  i^n  §eugt.  S)ann 
ift  ein  jolt^er  QtüQ^  nidjt  äurütfjuttieifen,  auc§  ttjenn  2lnbere  fagen, 
ta^  er  nur  au§  geinbfd^aft  3cugni^  ablegt  (@.  228).  @§  finben 
fic^  oiele  Unüuge,  bie  ta^  ^ei^S^i^  foId)er  Seinbe,  befonber» 
wenn  e§  grauen  finb,  ni^t  gelten  laffen  hjollen;  aber  biefe  Un» 
Hugcn  urt^eilen  tüie  ber  SSIinbe  öon  ben  färben.  (Sechste  r^xaqt: 
SBte  ber  ^roje^  weiter  gu  führen  ift?  2Bie  bie  ^^ugen 
unb  h)ie  bie  2lngefci)ulbigtegu  befragen  finb?  (@.  228 — 231). 
5E)a§  SSerfa^ren  foll  abgetürgt  unb  of}ne  geri(^tli(f)en  Särm  fein. 
SJJit  ben  Beugen  ift  ein  ^rotofott  aufjunel^men.  ©enügen  bem 
Slic^ter  bie  Stugfagen,  fo  fott  er  bie  2tngef(^ulbigte  üorlaben  ober 
fi(^  fofort  if)rer  ^erfon  bemächtigen.  $ßor£)er  fott  untiermut^et  i^re 
Söo^nung  burij^fuc^t  unb  atte§  SSerbäd^tige  bort  befd^Iagnat)mt 
hjerben.  SDer  9(ngefd§ulbigten  njerben  folgenbe  gragen  geftettt:  Db 
i^re  ©Item  nod^  (eben;  ob  fie  eine§  natürlichen  Xobe§  geftorben 
ober  eingeäfd^ert  loorben  finb ;  tüo  fie  auferjogen  ift,  ttiobei  ber 
9iid^ter  barauf  §u  ai^ten  t)at,  ob  e§  ein  Drt  ift,  an  bem  e§  üiele 
^ejen  giebt;  warum  fie  it)ren  2öot)nort  gewe(i)felt  l^a'bt;  ob  fie  öon 
^e^ereien  gefiört  tjabe?  |)ierbei  ift  §u  beadf)ten,  ba^  bie  ^egen 
juerft  meiften§  leugnen;  rooraug  ein  fd^wererer  SScrbad^t  ju 
entnel)men  ift,  al§  Wenn  fie  mit  ja  antworteten.  SBetter  ift 
gu  fragen :  Warum  bie  Seute  fie  fürchten ;  warum  fie  bie§  ober  jene§ 
feinblictie  Söort  gefpro(^en  '^aht;  wie  e§  gefommen  fei,  ba^  jeneSSinb 
ober  iene§  SSie§  beljejt  würbe;  warum  fie  ta  ober  bort  im  «Statt 
gefe'^en  Worben  fei;  warum  iljre  ^üije,  obwohl  weniger  an  B^^t  ^oc§ 
me^r  3Jiitct)  geben,  al§  bie  it)rer  9^ad)barn.  «Siebente  grage:  SSer« 
ft^iebene  SSebenfen  werben  befeitigt  (S.  231— 233).  2Ba§ 
fott  gefd^etien,  wenn.  Wie  e§  meiftenS  gefc^ief)t,  bie  3tngefd^utbigte 
leugnet?  ®er  Stid^ter  ^at  auf  brei  SDinge  gu  acfiten:  auf  i^ren 
fct)IedE)ten  9tuf,  auf  bie  öortjanbenen  ^ngeidEien  unb  auf  bie  B^US^"' 
auSfagen.  2(uf  ®runb  biefer  brei  S)inge,  wenn  fie  aud^  nid^t  atte 
gufammentreffen,  !ann  ber  Stid^ter  bie  5(ngefd^ulbigte  aU  ber  fe^e-- 


II.  .tieEcnliterotur.  413 

rifc^en  ^ejerei  ergeben  Betrad^ten.  S)ie  bei  i^r  gefunbenen  gaubC' 
rifd^en  ®inge  gelten  aU  tf)at[äd)Iic^e  Slngeid^en  (indicia  facti).  SSer 
tro^bem  leugnet,  fann  ieftraft  toerben,  benn:  irer  burd^  bie  l^at 
ober  bnr(^  Beugen  überfül^rt  h)urbe,  gefte{)t  enttueber  ober  er 
leugnet.  ®eftef)t  er  unb  bleibt  er  babei  unbu^fertig,  ']o  ift  er  bem 
)üeltli(f)en  %vm  ju  übergeben,  um  J)ingerid^tet  ju  werben;  bereut 
er,  fo  ift  er  einsuferfern.  Seugnet  er,  fo  ift  er  gleidEifaüS  al§  Un-- 
bulfertiger  bem  ttjeltüc^en  5lrm  gu  überliefern.  SBenn  ein  9lic^ter 
eine  ^ngef(f)ulbigte  für  mehrere  ^afire  im  ä'erler  beläßt,  unb  tt)enn 
fic  bann,  burc^  bie  Dualen  be§  ^er!er§  gebrochen  (depressa),  i^re 
SSerbrec^en  belennt,  fo  f)anbelt  biefer  3fiic§ter  nid^t  ungered^t,  fou' 
bern  gererf)t.  Std^te  Srage:  Cb  bie  2(ngefdE)uIbigte  einju-- 
fcrfern  fei?  (@.  233—234).  5)ie  üernünftigfte  STnfidit  fdieint  ju 
fein,  iia^  Urt^eil  über  bie  ©inferferung  bem  Srmeffen  be§  ütic^terS 
ju  überlaffen.  33ei  ber  SSert)aftung  f)at  gotgenbeS  ju  gefc^e^en: 
eine  fef)r  genaue  ^au§burc£)fud^ung  na^  B^ii^^'^^^tteln ;  e§  barf 
ber  ^ege  feine  B^it  getüä^rt  toerben,  in  i^r  B^^i^nter  ^u  get)en,  ireit 
fie  fonft  Bawbermittel  mit  ficf)  nimmt,  um  fid^  mit  bem  B^uber  ber 
@rf)rt)eigfamfeit  gu  ruften.  Um  biefen  Qaubtx  ber  Sd^rteigfamfeit 
nic^t  gur  ©eltung  fommen  ju  laffen,  ift  e§  ertaubt,  bie  p  öer» 
l^aftenbe  §eje  ptö^tidE),  unüerfeiienS  üon  ber  @rbe  in  bie  ^öt)e  5U 
tieben  unb,  bamit  fie  bie  örbe  nic^t  met)r  berühre,  fie  auf  einer 
Xragba^re  ju  tragen.  S)urct)  bie  @rfaf)rung  unb  burc^  eigenes 
©eftänbni^  üieler  eingeöfdöerter  |)e£en  ftefit  nämlid^  feft,  ba^, 
h)enn  fie  nur  einmal  mit  bem  gu^e  bie  @rbe  berül^ren,  fie  fic^  be= 
freien  unb  jugleicE)  üiele  ber  Umftefienben  buri^  93Ii§e  tobten  fijnnen 
(@.  233).  3fJeunte  grage:  Dh  ber  5lnge!Iagteu  bie^fiamen 
ber  S3elaftung§5eugen  ^u  nennen  finb?  (@.  234 — 236).  55er 
Sfiid^ter  ift  in  feiner  SBeife  OerpfIicE)tet,  bie  B^i^öen  ju  nennen;  er 
!onn  e§,  hjenn  bie  B^i^S^n  fetbft  e§  njünf(^en.  3)er  ®runb  für 
ba§  SSerfd^ttieigen  ber  S^amcn  liegt  in  ber  großen  ®efa(jr  für  bie 
Beugen.  2Ber  bie  Singeber  unb  Beugen  nennt,  öerfäKt  ber  ©gforn* 
munifation.  B^tinte  t^rage:  SSon  ber  58ert!^eibigung  unb 
ben  Stnnjälten  (©.  236—237;.  ^ie  Stngef tagten  fönnen  fid^ 
nic^t  nacf)  S3elieben  einen  2tnn)att  nef)men,  fonbcrn  ber  9(nttia(t 
wirb  bom  JRid^ter  beftimmt:  aud^  bem  5(nrt)alt  foßen  bie  ^^iamen 
ber  Bc"9C"   nic^t  genonnt  werben,   fonbern  nur  ber  Snt)alt  i^rer 


414  ®ntte§  93uc^.    ^a^ytt^utn  unb  ^ejenuntüejen. 

9tu§fagc.  2tud^  fott  ber  9li(i)ter  bem  Slntüolt  bor^alten,  ba^  er 
fi^  nic^t  burd^  bie  SSert^eibigung  jum  SBegünftiger  ber  ^e|erei  unb 
baburd^  ber  ©jlommunifation  frfiulbig  ma6)t.  Sft  a^ei^  ber  Slnlüott 
nac^  bem  Urt^eil  be§  3ftt(f)ter§  ein  eifriger  Tlann,  ber  bie  ©ered^» 
tigfeit  liefet,  fo  fönnen  i^m  aud^  bie  'Slamm  ber  3^U9f"  genannt 
roerben,  aber  er  mu^  fd^trören,  fie  ge'^eim  §u  {)alten.  (Slfte 
grage:  2Bo§  t^ut  ber  Slntüolt,  wenn  i^m  bie  S'iamen  ber 
Beugen  uid^t  genannt  werben?  (@.  237—239).  (gr  foll  \i<^ 
üom  S^iid^ter  ben  ^n^fllt  ber  B^ugenau^fagen  geben  laffen  unb  ben 
SlngeÜagten  jur  ©ebulb  ermal^nen.  SSer!§orrt  ber  SIngeHagtc  auf 
bem  SSerlangen  ber  9^amen§nennung,  fo  foll  ber  Stntnalt  il^m  fagen: 
au§  ben  ?(u§fagen  !onnft  bu  ja  erratf)cn,  tüer  bie  Beugen  finb; 
benn  bu  foltft  bie§  ober  jeneS  ©inb,  biefe  ober  jene  ^u"^  be^ejt, 
bie§  ober  jeneg  SDroJitüort  gef^rod^en  l^aben.  2)obur(^  bringt  er 
bie  Slngeflagten  bot)in,  entttJeber  §u  fagcn,  bie  Slugfogen  ftammten 
üon  geinben,  ober  ju  gefte^en,  bo^  fie  folc^e  2)ro£)tt)orte  gefproc^en 
^aben.  S)ie  ^Ric^ter  foHen  bann  gunäd^ft  unterfud^en,  ob  bie  geinb= 
fd^oft  eine  tüirflid^  töbtlic^e  ift,  b.  I).  eine  fol^e,  bie  ben  %o\>  be- 
obfid^tigte.  S)er  9tidE)ter  beadite,  ha^  er  bem  Slntoalt  nid^t 
leid^tfiin  glaube,  ha^  geinbfdEiaft  üorliegt  (©.238).  3tt)ölfte 
f^rage:  Genauere  Unterfu(^ung  über  bie  Xobfeinbfd^aften 
(©.239—241).  ®er  iRirf)ter  foU  ^ur  ©rforfc^ung,  ob  2;obfeinb> 
fd^aft  borliegt,  einige  liftige  unb  bered^nete  Slrten  (modi 
cautelosi  et  dolosi)  gur  §anb  §aben,  bie  er  im  §inbli(f  auf 
ba§  SBort  be§  StpofteU:  mit  Sift  !^abe  id^  eutf)  gefongen, 
anlüenben  barf.  ©rfte  3lrt:  ber  9ftid^ter  überlaffe  bem  Stnge- 
Üagten  eine  5(bfd^rift  ber  B^ugenouSfagen  unb  ouf  einem  anbern 
Sogen  bie  S^amen  ber  B^uQ^n-  2)ie  9lei£)enfoIge  ber  2tu§fagen 
foH  ober  nid^t  mit  ber  9?eif)enfoIge  ber  SHamen  ber  Beugen  über» 
einftimmen,  fo  ba^  ber  3tnge!Iagte  fd^tüer  ober  gar  nic^t  ernennt, 
ttiag  5lu§fage  biefeS  ober  jene§  Beugen  unb  tüetd^e  5tu§fage  au§ 
geinbfd^aft  fei.  @r  mu^  bann  aUe  aU  ou§  geinbfd^aft  eingegeben 
bejeii^nen,  biefe  attgemeine  S3e§id^tigung  hjirb  bann  ber  Slid^ter 
leidster  al§  Süge  erlüeifen  !önnen.  B^^eite  5trt:  föie  bie  erfte, 
nur  ha'^  ber  Sfiid^ter  bem  SSerjeidfini^  ber  Stugfagen  unb  bem  35er= 
geid^nil  ber  ^iamen  5lu§fagen  unb  9'Jamen  beifügt,  bie  fid^  gar 
nid^t  auf  bie  ©ad^e  bei   5tngeftagtcn  begießen.     2)ritte 


II.  §eEenItteratur.  415 

5trt:  ber  Stngcflagtc  tüirb  gefrogt,  ob  er  gtoube,  ^iobfeinbe  gu 
^dbtn,  bie  entgegen  aßcr  ©otte^furdCit  i^n  be§  SSerbrec^enS  ber 
Räuberet  anflagten.  ®ann  anttrortct  er  öteHeid^t  unbebaut  nnb 
unüberlegt  (impraemeditatus  et  improviaus),  ol§nc  ben  S^^W  ber 
2lu§fagen  ju  fennen,  nein,  SSterte  2(rt:  S)er  5tngeflagte  wirb 
gefragt:  ^ennft  tn  ben  unb  ben?  @r  ntuf;  antworten:  ^a  ober 
nein;  fagt  er:  nein,  fo  fann  er  nac£)^er,  Wenn  i^m  ber  S^iialt  ber 
2(u§fage  be§  93etreffenben  befannt  geworben  ift,  biefen  ni^t  mel^r 
al§  ^obfeinb  begeic^nen.  (Sagt  er:  ja,  fo  foll  er  weiter  gefragt 
werben,  ob  er  weijs,  hal^  ber  S3etreffenbe  fid^  mit  §ejerei  abgegeben 
l^abe.  5lntwortet  er:  ia,  fo  fott  er  gefragt  werben,  ob  ber  S3e= 
treffenbc  fein  i^teunb  ober  fein  f^einb  ift.  @r  wirb  gewi^  ant= 
Worten:  fein  gi^eunb,  um  fid^  auf  if)n  berufen  ju  lönnen;  bann 
aber  !ann  er  t{)n  f|3äter  nid^t  mefir  aU  feinen  f^einb  beseic^nen. 
5Intwortet  er  aber,  er  wiffe  nid^t§  S3öfe§  oon  i!^m,  fo  fott  er  aud^ 
gefragt  werben,  ob  e§  fein  g^eunb  ober  ?^einb  fei,  unb  er  wirb 
fidler  antworten:  fein  greunb,  benn  einen  2J?enfd^en,  öon  bem  er 
nic§t§  93öfe§  wei^,  wirb  er  nicEit  aU  geinb  bejeid^nen.  'änä)  bonn 
fann  er  i^n  f|)äter  nid^t  me'£)r  feinen  ?^einb  nennen.  Sreijel^nte 
%vaQt:  2Ba§  ber  Stid^ter  üor  ber  (Sin!er!erung  unb  ber 
Wolter  SU  beachten  f)at  (@.  241—243)?  3ur  großem  mar^eit 
fott  eine  X^atfac^e  angefüf)rt  werben,  bie  fid§  in  (Bptitv  ereignet 
l^at.  Sin  ajlann  Wirb  öon  einem  SSeibe,  bem  er  nidE)t§  ablaufen 
Witt,  befc^im|3ft  unb  bebrof)t.  5((§  er  fidf)  umbret)t.  Wirb  ^lö^tid^ 
fein  9}?unb  bi§  jum  Dt)r  t)inaufge§ogen  unb  bleibt  fo  ftefien. 
9fJef)men  wir  an,  ein  fotd^er  gatt  wirb  bem  5Rid^ter  üorgelegt.  Sft 
ein  foI(^e»  SSeib  aU  offenbare  §eje  gu  betianbeln?  Unfere  Srage 
ift,  toa^  t)at  ber  9lid^ter  gu  t^un ,  um  gur  golterung  fd^rciten  gu 
fönnen,  bamit  bie  2Bat)rf)eit  ^erauSfomme,  um  bie  Xobe§ftrafe 
(punitio  sanguinis)  oerf)ängen  §u  tonnen?  ®er  9^id^ter  I)abc  e§ 
nid^t  eilig  mit  ber  j^o^terung;  unb  jwar  be^l^alb:  wenn 
®ott  nid^t  §wang§weife  burcf)  einen  guten  ©nget  bie 
teufetifd^e  @d^Weigfam!eit  brid^t,  fo  wirb  bie  SlngeÜagte 
auf  ber  ^^olter  fo  em^finbung§Io§  bleiben,  ha'^  fie  fid^ 
e^er  in  (Stüdfe  reiben  tö^t,  al§  bie2öa|r^ett  §u  gcfte^en. 
S)e§^alb  ift  ober  bie  t^olter  bod)  nic^t  ^u  unterlaffen,  benn  uidEit 
«tte  §ej:en   finb   gleid^mäfeig   mit  biefer  ©d^weigfamfeit   behaftet; 


416  ©rittet  S3u^.    $apfttf)um  unb  ^ejenuntoefen. 

au^  erlaubt  ber  STeufel  äulüeilen  D()ne  göttlichen  B^^^fli^g  ein  ^^'' 
ftänbnil.  SSiergeiinte  f^tage:  SSon  ber  9(rt,  toie  bie  5ln» 
geflagte  gur  Folterung  ju  öerurtt)eilen  i[t;  lüie  fie  am 
erften  Xoge  ju  foltern  ift  (@.  243—245).  2)er  gtict)ter  üer» 
tünbet:  SBeil  bu  fc^ftjanfenb  bift  in  beinen  2Iu§jagen,  üerurtfieite 
iä)  hiä),  um  bie  SSa^r{)ett  gu  erfaljren,  jur  golter.  5Iudj  lang« 
lüierige  ^erler^aft  ift  ein  gute»  SJlittel,  ©eftänbniffe  ju  erlangen. 
®ie  golter  foll  juerft  mä^ig  oI)ne  S3Iuttiergie^en  angetüanbt  lt)erben; 
benn  if)re  2öir!ung  ift  jtneifelfiaft,  unb,  wie  eben  ausgeführt  n)orben 
ift,  oft  ttiirb  bie  SSirfung  burd^  Sauhtxti  über^au^t  bert)inbert. 
[lUtramontane  (Sc£)riftfteIIer,  bie  über  ben  „§ejenf)ammer"  fctireiben, 
^eben  mit  Betonung  ^erüor,  ba|  bie  SSerfajfer  fogen,  man  fülle 
nic^t  gu  fe^r  geneigt  fein,  bie  golter  anjumenben.  (Sie  öerfc^ttJ eigen 
aber  ben  @runb,  ber  für  biefe  „milbe  ©efinnung"  angegeben  Wirb.] 
SSirb  gur  golterung  gefc^ritten,  fo  ift  bie  Slngeüagte  ju  entMeiben 
unb  tjon  i^rauen  ju  unterfui^en,  ob  fie  feinen  ^anber  bei  fi(f)  füJirt. 
SEiann  ermafint  fie  ber  Stii^ter  nocE)  einmal  gu  geftetien,  unb  wenn 
fie  fi(^  weigert,  beginnt  bie  {Folterung,  ^ier  ergebt  fic^  bie  grage, 
ob  ber  9fii(^ter  burd^  bie  j^olterung  ba§  2eben  ber  51ngeflagten  ge« 
föl)rben  barf ;  ha  fie  \a  boc^,  wenn  fie  gefte{)t,  getöbtet  wirb?  Xie 
(gocEie  ift  bem  fingen  ©rmeffen  be§  9lic^ter§  ju  übertaffen.  S)ie 
golter  fott  fd^wäc^er  ober  ftärfer  angewanbt  werben,  je  nac^  bem 
einzelnen  galle.  ©efte^t  bie  9(ngeIIagte  ouf  ber  ^^olter,  fo 
foll  fie  an  einen  anbern  Drt  geführt  werben,  bamit  e§ 
nid^t  erfc^eine,  ta'^  fie  wegen  ber  ©c^mergen  befannt 
^aht.  2lm  gweiten  unb  britten  5;age  fann  bie  t^olterung  fort« 
gefe|t,  aber  ni(i)t  erneuert  Werben;  benn  erneuert  barf  fie  nid^t 
werben  o'tine  neue  Stngeiifien.  günfge^nte  f^rage:  SSon  ber 
gortfe^ung  ber  golter;  öon  ben  3ei^en,  Woron  eine 
§ej;e  er!annt  wirb;  üom  ©c^eeren  ber  ^e^en  (@.  245— 249). 
®ie  ©rfal^rung  ^at  ung  auf  "oa^  gewiffefte  belebrt,  t)a^  e§ 
ein  fi(^ere§  3^^«^^"  ^f*'  ob  bie  5(ngeflagte  eine  |)eje  fei,  wenn  fie 
wäijrenb  ber  f^olter,  obwohl  bagu  oufgeforbert,  ntdE)t  weinen 
!ann.  Um  fie  ju  wafiren  XI)ränen  p  bringen,  fott  ber  3fiidE)ter 
ober  ein  ^riefter  it)r  bie  §anb  auf  ben  ^o|)f  legen  unb  fpred^en: 
Sd^  befd^Wöre  bici)  bei  ben  bitteren  X^ränen  ®t)rifti  unb  bei  ben 
"^ei^en  X^xamn  feiner  glorreid^en  SJJutter  unb   bei  atten  2:^ränen 


II.  §cjcnIitcrotur.  417 

aßer  ^eiligen,  H^  bu,  toenn  bu  unfc^ulbig  6ift,  2;f)räncn  Oergte^eft, 
joenn  bu  aber  jcfiulbig  bi[t,  nti^t.  ^m  S^amen  be§  SSater§  unb 
beg  @o^ne§  unb  be§  f)t  ®eifte§,  5tmen.  2)te  ©rfa^rung  |at  un§ 
geleiert,  ha^  je  l^eftiger  mon  bie  3(nge!Iagten  befd^tuor,  um  fo 
weniger  fonnten  fie  deinen,  obwohl  fie  fid^  anftrengten.  2Bic 
ober,  njenn  unter  @otte§  ^ulaffung  burd)  bie  S3o§^eit  be§  XeufelS 
eine  ^ege  toeinen  fann?  ^a  bie  Sflatfifi^Iüffe  ©ottel  tierborgen 
finb,  fo  mü^te  fie,  wenn  feine  anberen  SSetüeife  öor^anben  finb, 
unter  Slbfc^lüörung  ber  ^ejerei  entlaffen  föerben.  3f{ic§ter  unb 
Seifiger  fotten  njo^I  ad^t  geben,  fic§  unter  feinen  Umftänben  öon 
bcr  Slngeftagten  berühren  ju  laffen,  befonber§  nid^t  an  ben  ^anb» 
unb  3lrmgelenf en ;  fie  fotten  geweiftes  ©0(5  unb  getueifite  Kräuter 
eingett)icfelt  um  ben  |)a(»  tragen  al§  Heilmittel  gegen  SBe^epng. 
2Iu§  unferer  ßrfafirung  Ujiffen  n)ir,  ba^  uiele  §ejen  if)re  Werfer« 
meifter  gebeten  l^aben,  i^nen  ju  ermöglichen,  ha^  fie  ben  Slid^ter 
juerft  fe^en.  2)urrf)  bie§  erfte  2(nf(f)auen  t)aben  fie  bie  ©efinnung 
be§  9tict)ter§  fo  geänbert,  'i)a'^  er  fie  frei  Iie§  (<S.  247).  SBenn  e§ 
leicht  ge^t,  fott  bie  ^ejc  xMtoäxt^  bem  Slit^ter  üorgefü^rt  werben. 
S)ie  §aare  ber  ^ejen  foüen  am  ganzen  ^öxpn  gefd^oren 
werben;  oft  ^aben  fie  ifire  3oubermitteI  on  ben  geiieim« 
ften  ©teilen,  bie  man  nic^t  nennen  foll,  unter  ben  paaren 
öerborgen.i    ^n  ^agenau  ^at  eine  ^eje  au§  einem  getöbteten 


1  S)iana  in  jeinen  Resolutiones  morales,  ridjtiger  f)iefeen  fie  immorales 
(ögicf).  oben  ©.  61  ff.),  giebt  btefe  jcfieufeli^e  Sßorfc^nft  au^  unb  belegt  i^re 
333irfjamfeit  burc^  93eijpiele:  „gft  ®runb  jur  Slntia^me,  bafe  iia§  Seugnen 
ber  ©efolterten  burd)  ein  Qaubertnittel  ^eröorgerufen  ift,  fo  jotlen  ben  Stn- 
geflogten  bie  §aare  am  Slörper  abgeschnitten  roerben,  »eil  bie  Qanbn^eiijin, 
rooburc^  fie  unempfinblid)  geniacf)t  rcerben,  §roijc^en  ben  paaren  üerborgen 
werben,  f^otgenbe  gäöe  l'eien  in  Sourgeg  unb  9ieapel  Dorgefommen: 
groei  |)ejen  waren  jc^on  me^rmalä  gefoltert  worben,  of)ne  bofe  fie  befannt 
t)atten.  ®a  fiel  einem  ber  9Ric^ter  ein,  ia^  bie  §oare  an  ben  ®efc^Iect)t^= 
t^eilen  nocfi  nicfjt  abgefc^nitten  feien  (eam  non  esse  tonsam  in  pudendis 
tarn  retro  et  ante)!!  ®iefe  §aare  würben  abgefc^nitten,  unb  fogteid)  wirfte 
bie  golter:  bie  ®eftänbniffe  würben  abgelegt.  3*^^!^^"  biefen  .'gooren  be= 
fanben  ficf)  nämlic^  auf  einem  Sottet  SBorte  öom  Xeufet  gefcf)rieben!"  ^m 
3(nfcf)lu§  an  biefe  „wahrhaftige"  ST^atfacfie  ermahnt  2)iona  feine  ÄoHgen, 
bie  ^npuifitoren ,  mit  Umfielt  Oorjuge^en.  58or  ber  ^^o^ter  feien  bie  2ln= 
gefc^ulbigten  mit  SBeif)Waffer  ju  befprengen;  ober  man  loffe  wä^renb  ber 
golter  einige  Söac^^tropfen  öon  einer  geweiften  ^er§e  auf  fie  tropfen;  ba§ 
t).  .V)oen8btoccf),  *lJapftt^um.    I.  27 


418  ®ritte§  S3u(^.    ^a:pfttf)um  unb  ^CEenuntüejen. 

ungetauften  ^inbc,  bo§  öerfirannt  unb  im  SJlörfer  jerfto^en  hjurbc, 
ein  ^flitbermittel  ber  Sc^ttieigfantteit  bereitet.  @§  ift  flar,  ba^  ein 
folc^eg  SDiittet  auf  natürliche  SBeife  nid^t  ^ergeftettt  toerben  fann, 
auc^  wenn  man  t)unberttaufenb  ^nber  töbtete.  3tl§  in  9fiegett§= 
bürg  einige  ®e|er  üerbrannt  werben  füllten,  blieben  fie  im 
geuer  unüerte^t;  auä)  !onnte  mon  fie  nid^t  ertrönfen.  @(^on 
wollten  ©inige  glauben,  fie  feien  feine  ^e|er,  aU  ber  für  feine 
^erbe  beforgte  S3if(^of  ein  breitägige§  gaften  anfagte.  ®a  enbüd^ 
bradEite  man  in  (Srfa^rung,  ha^  biefe  ^e^er  unter  bem  Strm,  ätoifd^en 
§aut  unb  Steifd^,  ein  ^^w^ermittet  eingenöl^t  l^atten.  3)lan  ent» 
fernte  e§,  unb  ba§  ?5euer  üer^e^rte  fie  (@.  248).  ^n  ^eutfc^^ 
lonb  gilt  bie§  «Scfieeren  ber  |>ejen  an  ben  gel^eimen  ^örperttieiten 
für  unanftänbig;  beS^alb  '^aben  mir  e§  bort  nic^t  getrau.  SSir 
l^aben  ben  Qau'btx  be§  (Sc^toeigeng  gebrochen,  inbem  mir,  nacf)  3lb= 
fcEineiben  ber  ^opffiaare,  bie  |)e£en  nüd^tern  SBei^maffer,  mit  ge-- 
fegnetem  2Ba(^§  üermifc^t,  trinfen  liefen.  Sn  anberen  ©egenben 
laffen  bie  Snquifitoren  ta^  ©d^eeren  üornefimen;  fo  ^at  un§  ber 
Snquifitor  tion  ©omo  mitgett)eilt,  ba§  er  im  berftoffenen  ^a^r 
(1485)  ein  unb  öierjig  §ejen  eingeäfc^ert  ^at,  nacEibem  fie 
om  ganzen  ^ör^jer  gefc^oren  morben  waren.  S)a§  ift  im  Ort 
SBormbferbab  gefd^etien  (@.  249).  (Sed^Sge^nte  Silage:  SSon 
ber  jWeiten  2(rt  be§  SSer^örS  (©.249—252).  S)ie  ^tTctn 
füllen  an  Sefttagen  unb  wä^renb  ber  j^eier  ber  SDleffe  üerfiört 
werben.  @e^r  wir!fam  ift,  ber  §ege  ein  ©^jrud^banb  um  ben 
|)aB  ju  fcf)Iingen,  ba§  bie  fieben  SÜßorte  S^rifti  am  ^reu§  trögt 
unb  fo  long  ift,  wie  @:^riftu§  gro^  War.  SDa§  jwingt  fie  jum 
(SJeftänbni^.  SSorl^er  gebe  man  i^r  nod^  einen  ©d^Iud  2Seit)Waffer 
unb  beginne  bann  bie  j^olter  auf'§  neue,  'änii^  Ie|rt  bie  (Sr« 
fa^rung,  hal^  bie  §ejen  am  f^reitag  beffer  benennen,  aU  an  anberen 
S^agen.  SSIeibt  fie  tro|  aEer  ^^ülterung  l^artnöcEig,  fo  foU  fie  in 
ben  Werfer  gurüdfgefütjrt  werben,  ©ort  füllen  angefefiene  Seute  i^v 
§ureben ;  jute^t  füH  ber  9tidE)ter  ju  i^r  kommen ;  er  fütl  ifir  ®nabe 
üerf^red^en,  wenn  fie  geftet)t,  inbem  er  babei  ben!t,  entweber  il^r. 


breite  ben  ^anbtt  (@.  498).  58ei  SBeurt^eilung  biefer  fd^eu^Iic^en  2tnorb* 
nungen  barf  nidit  au^er  SJd^t  gelaffen  werben,  ba'^  fie,  mit  $8ett)inigung 
ber  t)ö(^[ten  !ir(^Ud)en  Dberen,  tion  ©eifttid^en,  tion  „geiuei^ten 
5ßrieftern  ®ottel",  erlaffen  trerben. 


II.  Iiesenliteratur.  419 

ober  bem  ©emeinnjo^I,  ju  beffen  ßr^altung  ja  5tIIe5,  h)a§  gefd^iel^t, 
I)eUfam  ift  [ba§  SBortf^jiel,  bal  bei  biefem  öerlogenen  5Rat^fc^Iag 
ber  päpftlic^en  ^nquifitoren  mit  ben  lateinifc^en  2öorten  gratia  unb 
gi-atiosus  getrieben  trirb,  lä^t  fic^  im  ®eutfc|en  ni(|t  tüiebergeben]. 
SB3enn  fte  gar  nic^t  befennen  tüill,  fo  foll  ber  ^erfermeifter  fid^ 
ftellen,  aU  ob  er  tierreifen  muffe;  bann  fotten  einige  i^i^eunbe  fte 
befuc^en  unb  i^r  üerfprerfien,  fie  würben  fie  freitaffen,  n^enn  fie 
if^nen  einige  t^rer  fünfte  Ief)rte.  ^r§Iic^  l^at  ftd^  in  ©d^tettftabt 
t^olgenbeg  ereignet :  SRaä)  langen  Sitten  erlangten  bie  gi^eunbinnen, 
ba§  bie  eingefcrferte  ^ege  tierfpracE),  i^nen  ju  geigen,  lüie  man 
^agel  mad^e.  @ie  lic^  fid^  eine  ©c^üffel  mit  SBaffer  bringen, 
rührte  barin  mit  bem  Singer,  unb  über  einen  nahegelegenen  SBalb 
ging  ein  foId^eS  Unwetter  nieber,  njie  man  e§  feit  S^^i^en  nid^t 
gefeiten  l^atte.  Siebenäe^nte  grage:  SSon  ben  groben  unb 
BefonberS  oon  ber  ^robe  be§  glü^enben  (£tfen§  (@.  252 
Bi§  254).  S)ie  groben  werben  üerworfen.  SSor  ber  SCßirlung  be§ 
glü^enben  @ifen§  !ann  ber  Teufel  t)k  §ejen  leidet  bewal^ren. 
8ld^t§e^nte  grage:  SSon  bem  (Snburt^eil  (©.254—255). 
Steuuäe^nte  {5 rage:  Sluf  Wie  üiel  5lrten  bie  nötf)ige  Unterlage 
für  ba§  Urt^eil  gefctiaffen  wirb?  (©.  255—260).  %nv  ha§  SSer- 
brecfien  ber  £e|erei  giebt  e§  einen  breifad^en  55erbadf|t:  ben  mäßigen, 
großen  unb  fel^r  großen.  S^age  20,  21  unb  22  ^anbetn  üon  ber 
2rreilaffung  ober  ber  gelinben  58eftrafung  «Söldner,  bie  Wegen 
^e^eret  unb  |)ejerei  öerf)aftet  finb  ((g.  260 — 265).  SDreiunb* 
jwanjigfte  grage:  ®er  unter  leidstem  SSerbad^t  SSer^aftete  fott 
abfd^wören  unb  bann  freigelaffen  werben.  SSierunbjWanjigfte 
grage:  ®a§  Urt£)eil  über  einen  unter  f  d^werem  SSerbad^te 
S8ert)afteten  (@.  266 — 269).  ©in  Söldner  mu§  fc£)Wören,  bo§ 
er  glaubt,  ha'^  Stile,  bie  fid^  mit  i>tm.  Teufel  burd^  SSerträge  unb 
Unjud^t  einlaffen,  bie  ^öllenftrafen  erleiben  werben;  ha'i^  §ejen 
SDtenfc^en  unb  SSie^  fdfiäbigen  fönnen.  günfunbjwanjigfte 
eJrage:  5)a§  Urtl^cil  über  einen  unter  fe^r  fdjWerem  SSer= 
backte  SSer^afteten  (S.  269—712).  ©ine  äljulic^e  S(bfc|wörung. 
©ed^^unbjwanjigfte  grage:  Urtl^eil  über  einen  S5erböd^* 
tigen,  ber  in  fc^tecf)tem  9?uf  fteljt  (@.  272—275).  (£inc 
ä!t)nlid;e  2tbfd)WDrung  mit  5(uferlegung  üon  S3u|en.  ©iebenunb« 
äWan§igfte   grage:    Urt^eil   über  ben   befennenben,   aber 


420  2)ritteä  93u(f).    ^o^3[ttf)um  unb  §eEenuntt)ejen. 

Bußfertigen  ^e^er  (@.  275—277).  ©r  »irb  §u  etoigem  Werfer 
öerurtJjeilt.  Slc^tunbjtüanäigfte  grage:  Urt^eil  über  bcn 
befennenben,  rüdfälligen,  reutnüt^tgen  ^e^er  (S.  277  bU 
280).  S^itt  finb,  tüenn  er  bemüt^ig  barum  bittet,  bie  (Saframente 
ber  S3ußc  unb  be§  2lItore§  ni(|t  ju  tieriüeigern ;  aber,  er  mag 
nod^  fo  fef)r  bereuen,  bennod^  ift  er  bem  föeltlidien  'äxm 
§u  übergeben,  um  ^ingericfitet  §u  ttierben.  ^er  S3ifcf)of  ober 
ber  9li(^ter  fotten  ju  i^m  in  ben  ^erler  belüä'^rte  Scanner  jc|t(!en; 
biefe  jotlen  mit  i^m  fprecfien  öon  bem  ©lenb  biefer  SBelt,  üon  ben 
Seiben  be§  gegenipörtigen  unb  üon  ben  greuben  be§  emigen  Seben§. 
$Rad^  biefer  (Sinleitung  joUen  fie  i{)m,  im  5iuftrage  be§ 
93ifc^of§  ober  9flid^ter§,  mitt^eilen,  ha^  er  bem  irbifd^en 
^obe  nic^t  me'^r  entgegen  !ann  unb  be§§alb  für  fein 
@eelenf)eil  forgen  foll  [ügl.  @.  179].  ^ad)  ^toei  ober  brei 
Slagen  foH  ber  SBifd^of  ober  an  feiner  «Statt  ber  Slic^ter  ber  Dbrig» 
feit  befel^Ien,  fic§  an  einem  beftimmten  jTage  an  einem  beftimmten 
Drte,  außerl)alb  ber  ^irc^e,  eingufinben,  um  ben  SSerurt^eilten  in 
©m^fang  ju  net)men.  Xiefer  S3efef)I  unb,  \>a^  p  gleicher  ^eit 
eine  ©laubenlprebigt  ftattfinbet,  foü  burc^  ^erolbe  öffentlich  be= 
!annt  gemacEit  tuerben,  ^ft  ber  SSerurtljeilte  ©eiftlic^er,  fo  muß  er 
§uöor  begrabirt  tuerben.  3}ann  übergiebt  mon  i^n  bem  toeltlii^en 
2Irm  gur  Einrichtung  (@.  278).  ^n  feierüd^fter  Sorm,  unter  2ln' 
rufung  ®otte§,  mirb  ber  $8erurt{) eilte  bann  bem  meltü(|en  5lrm 
übergeben,  mit  ber  „S3itte":  bie  Dbrigfeit  mi3ge  ba§  Urt^eil  milbern, 
fo  baß  fein  Slutoergießen  ftattfinbe.  @§  ift  aber  ju  beaij^ten,  baß 
meber  ber  33ifcf)of  nod£)  ber  ^nquifitor  bem  aU  rücffäüigen  ^e^er 
§um  Xobe  9Serurtf)eiIten  biefe  untiermeibliifie  Strafe  anzeigen  follen, 
bamit  ba§  ©emüt^  be§  33erurt^ eilten  nic^t  etma  gegen  fie  ein-- 
genommen  ft)irb,  toa^  in  Slnbetrad^t  be§  beoorfte^enben  SiobeS 
forgföltig  ju  Oermeiben  ift:  quod  in  casu  tali  mortis  diligentins 
cavendum  est.  ©onbern  e§  fotten,  tüie  frf)on  gefagt  morben, 
fromme  Mänmx  §um  SSerurt^ eilten  gefcf)idt  merben,  bie  i§m  ben 
beöorfte^enben  %oh  (mortem  infligendam)  anzeigen,  i^n  §ur  Oiebulb 
ermahnen  unb  bei  i^m  bleiben,  bi§  er  feinen  ®eift  feinem  S^öpfer 
jurüdgegeben  ^at.  Ser  @c|Iuß  biefeS  ^auptftüdeg  lautet:  5(uc^ 
ift  §u  bead^ten,  ^a^  fold^e  StuSlieferungen  an  ben  melt  = 
liefen  2lrm  nid^t  in  ber  ^irc§e   gefc^e^en  foHen,  benn  fie 


II.  §ejenliteratur.  421 

fü'^rett  äum  Xoht,  unb  e§  ift  bc^^aU  angemeffencr,  ha^ 
fie  nid^t  tnber^ird^e  öor  jtc^  gelten  (@.  280).  ^leunje'^ntc 
%xaqt:  ®aä  Urtl^etl  über  ben  unbu^fertigen,  aber  ntd^t 
rücffälltgen  Se^er  (@.  280  —  281).  {g§  enthält  bie  gleiche 
$8erurtf)eilung  jum  Xobe  burd^  Sluelieferung  an  ben  iüettlid^en  2(rm. 
^ret|igfte  grage:  Urt^eit  über  ben  rüdfälligen  unb  un  = 
bußfertigen  ^e^er  (©.281— 283).  ®ie9}erurt^eUung  ift  wieberum 
bie  gteid^e;  nur  enttiält  ber  Urt^eiläfpmd^  be§  58ifd^of§  ober  '^n-- 
quifitor§  noc^  folgenben  bejeidjnenben  @a|:  ^u  ^ft,  öerijärtet, 
üorgejogen:  f)ier  burd^  irbifd^eS  f^euer  üerbronnt  ju  ttierben 
(©.  282);  unb  nad^  biefem  «Sa^  folgt  gon§  unbefangen  bie 
„Söitte":  2Bir  bitten  bie  wettlid^e  Dbrig!eit,  i^r  Urt^eil  über  bid^ 
ju  mäßigen,  baß  e§  nic^t  jum  Slutöergießen  fü^re!!  ©inunb- 
breißigfte  gi^oge-  ®<i§  Urt^eil  über  ben  ber  ^c^erei  lieber» 
fül^rten,  ober  fie  Seugnenben  ;@.  283  —  286).  2Ber  burc^ 
3eugen  überführt  ift,  aber  nid^t  gefte'^en  toill,  ift  auf  folgenbe 
SBeife  §u  be^anbeln:  er  ift  in  einem  fd^Ummen  Werter  mit 
gußeifen  unb  Letten  gefeffelt  §u  galten  (duro  carcere  est 
tenendus  in  compedibua  et  catena).  9J?an  ermo^ne  if)n  jum  ®e= 
ftänbniß.  SSert)arrt  er  im  Seugnen,  fo  foll  er  bem  tt)eltli(^en 
9(rm  übergeben  werben;  unb  bem  förperlid^en  S^ob  !ann 
er  bann  nid^t  entfliegen  (©.283).  2(ud^  l^ier  irirb,  tt)ie  oben, 
ba§  üblid^e  Urt^eil  mit  ber  üblid^en  „58itte"  gefprod^en.  ^iüei-- 
unbbrcißigfte  S^age:  Urtfieil  über  ben  überfüi^rten,  aber 
flüd^tigen  ^e^er  (©.286— 289).  2Bie  oben.  ®reiunbbreißigfte 
^rage:  Urtt)eil  über  ^emanb,  ber  öon  einer  fd^on  einge^ 
öfd^erten  ober  noc^  einjuäf  d^ernben  §ej:e  angezeigt  morbcn 
ift  (©.  289  —  293).  S)ie  3tu§füi;)rungen  bieten  nid§t§  wef entließ 
9?eue§.  ^erüorju^eben  ift  nur,  baß  bie  ^nquifitoren  ganj  un= 
befangen  öon  ben  auf  Sefe^I  be§  ^ifd^of§  einjuäfd^ernben 
^e^en  f^red^en  (©.  290).  Sierunbbreißigfte  ^i^age:  Urt^eil 
über  §ejen,  loeld^e  S8el)ej;ungen,  burd^  SCnbere  ^eroor- 
gerufen,  l^eilen;  über  ^ebammen-'^ejen  unb  fditüarjfünft* 
lerifc^e  ^feilfc|ü^en  (©.  293—297;.  SSor  Mem  foH  ber  Diic^ter 
genau  unterfu(^en,  ob  bie  angeujanbten  TlitUl  §ur  5Iuff)ebung  einer 
83et)ejung  erlaubte  ober  unerlaubte  finb.  @§  tnerben  bie  unfinnigften 
fjäße   öon   einigen   nod^   tebenben   ^ejen  in   ©peier   aufgeführt. 


422  S;rttteä  S3ud).    $Qpftt:^um  unb  |)ejenunttjejen. 

günfunbbrei^tgfte  grage:  Urtl)eil  über  ^ejen,  bie  friool 
ober  berechtigt  ^Berufung  einlegen  [<B.  297  —  301).  SBar 
bie  ^Berufung  gerechtfertigt,  fo  foH  ber  9f{ict)ter,  b.  f).  ber  nöm= 
lid^e  Ütic^ter,  gegen  ben  bie  ^Berufung  ftattfinbet,  feine  %i:^Uv, 
berentlDegen  Sernfung  eingelegt  tvax,  öerbeffern  unb  ben  ^roje^ 
an  bem  ^unft  irieber  beginnen,  tt)o  ber  ^^el^Ier  begangen  tourbe. 
SBirb  nämlid^  ber  j^e^Ier  befeitigt,  fo  oertiert  bie  Berufung,  bie 
tüegen  be§  Se-^Ier§  berechtigt  ttiar,  i^re  93ere(f)tigung  (@.  298). 
©inb  aber  bie  geiler  nid^t  me^r  gut  ^u  ntoc^en,  §.  33.  ftjenn  ber 
Slngefc^ulbigte  ungerechter  SBeife  gefoltert  ttjorben  ift,  ober  tüenn 
bie  SBerfjeuge  ber  93ef)eEung  unüorfid^tiger  Söeife  fdion  oernic|tet 
finb,  fo  bleibt  bie  Berufung. 

2)ag  ift  ber  Snl)alt  be§  „^egen^antmerS".  Sr  trägt  folgenbe 
6)utl^ei§ung  ber  tl^eologifd^en  gafultät  üon  ^öln.i 

„Snt  S^amen  unfere§  §errn  ^efu  (£t)rifti.  ^men.  Sitte,  bie 
biefc  öffentliche  Urfunbe  lefen  ober  fe^cn,  fotten  tniffen:  ^m  '^at^u 
1487,  an  einem  ©amStage,  am  19.  9JJai,  um  fünf  U^r  $JJa(f)mittog§, 
lüätirenb  ber  Stegierung  unfere§  §errn,  be§  ^a|)fte§  Sn^o^enS  VIII., 

1  2)er  öerbienfttjotte  Slr^iüar  ber  Stabt  ^öln,  ^ofep:^  §anfen,  l^at 
ben  93eiDei§  berfu^t,  bie  Sipprobotton  bei  „|)eEen'^ammerg"  bur^  bie  Kölner 
t^eDlogii(^e  gafuttät  fei  eine  „{^äljdiung''  (SEeftbeutfcfie  S^itii^'^ift  für  &t- 
fiic^te  unb  Äunft,  1898,  2.  §eft,  ©.  119—168).  ®er  aSeweig  ift  m.  e.  in- 
fofern  mi§glüdt,  aU  e§  öanfen  nur  gelungen  ift,  S^ieifel  barüber  ju  erregen, 
ob  bie  bem  „^ejentjammer"  beigefügte  „Slpprobation  ber  ^rofefforen  an  ber 
Kölner  §ocf)icf)ule"  eine  Kunbgebung  ber  ttjeologifc^en  gafultät  als  foli^er 
ift.  2)a§  berufene  SSertreter  ber  rtieinij^en  Unioerfität  —  ber  erften  2)eutjc^= 
lanbS  —  bem  „§ejenf)ammer"  it)r  guftimmenbel  aSotum  mit  auf  ben  SCßeg 
gegeben  l^aben,  ift  burd)  öanfenl  3Iu§fü^rungen  nur  nod)  fidierer  geluorben. 
^c^  neige  baju,  in  ber  »approbatio  et  subscriptio  doctorum  alme  uni- 
versitatis  Coloniensis«  ein  feierli^el  Imprimatur  ju  ief)en,  beffen  Sr- 
tf)eilung  ber  Unioerfität  ^öln  „all  approbirenbe  a3el)örbe  für  ©rudtoerfe" 
befonberl  guftanb.  'S^iefe  Stellung  ber  Kölner  |)oc^icf)uIe  aU  ^enfurbe^rbe 
fuBt  tDO^I  auf  griafjen  ber  köpfte  ^iug  II.  unb  Sijtu§  IV.  (9leufc^, 
Qnbej  ber  berbotenen  a3üd)er  I,  40;.  Q§  liegt  nic^t  im  9to:^men  meinet 
aSerfel,  ouf  bie  intereffanten  Darlegungen  §anjen§  näf)er  einjugetjen.  ®elbft= 
öerftänblicf)  ftef)t  |)anfen  im  Uebrigen,  tuie  alle  getriffen^aften  gorfc^er,  auf 
bem  Stanbpunft  ber  abfoluten  2Serurt{)eiIung  be§  „|)ejenf)ammerg"  unb  ber 
3(nerfennung  feiner  Ungeheuern  unb  fludilüürbigen  2Birffam!eit.  ®elegentü^ 
löfet  er  bem  ultramontanen  ©iefenba^  unb  in  if)m  bem  ultramontanen 
„Kirc^enteEifon"  unb  ber  ultramontanen  SBiffenfdiaft  überhaupt  eine 
f^neibenbe  Slbfertigung  gu  Xtieil  ttjerben  (a.  a.  £.,  ©.  119.  120  2Inmfg.). 


II.  §ejenlitevQtur.  423 

in  meiner,  eine§  öffentlid^en  ÜJotarg,  unb  ber  anberen  unten  ju 
nennenben  beugen  ©egentüart  erüärten  ber  e^rtüürbige  33ruber  ^ein» 
rid^  Snftitorig  au§  bem  ^rebigerorben,  burd^  apoftolifc^e  SSott- 
ma6)t  Snquifitor  ber  !e|erifc^en  58o§t)ett,  unb  ber  el^rttjürbige  S3ruber 
Sa!ob  Sprenger,  ^rior  be§  S)omiuifaner!ont3entg  in  ^öln,  ba^ 
ber  genannte  gegentoörtige  ^a^ft  ^nnogenS  VIII.  burc§  eine  mäd^* 
tige  83uIIe  if)nen,  ben  Snquifitoren  |)einrid|  unb  Sa^^oö  au§  bem 
?Prebigerorben,  bie  SSoHmac^t  ert^eilt  l^aBe,  gegen  alle  ^e^ereien  §u 
inquiriren,  befonberl  aber  gegen  bie  ^e|erei  be»  ^ejentoejenS,  bie 
gegentDörtig  fe^r  blü^t.  ®ie[e  opoftoUfd^e  SSoümad^t  ^aben  bie 
genannten  für  bie  2)iö§efen:  SJ^aing,  ^öln,  Xrier,  <3aI§Burg, 
SBremen,  mit  ber  S8efugnif[,  gegen  (Sold^e  üor^uge^en,  bi§  ^ur 
SSernid^tung  (usque  ad  ultimum  exterminium) ,  gemä^  bem 
SSortlaut  ber  |3öpftlid^en  SSuIIe,  bie  fie  in  i^ren  ^önben 
l^ielten.  S)iefe  SuHe  beginnt:  ^nnoäenS,  Sifd^of:  Summis  desi- 
derantes;  fie  fc£)Iie^t:  begeben  §u  9tom,  bei  @t.  ^eter,  im  ^o^re 
1484,  om  7.  ©ejember. 

„®o  e§  nun  aber  einige  ©eiftlicfie  giebt,  bie  fid^  nid)t  fc^euen, 
ju  betiau^ten  unb  §u  :prebigen,  halß  e§  feine  ^ejen  gäbe,  unb  ha^ 
fie  Slnberen  nicf)t  fc^aben  fönnten,  unb  ha  burcE)  folc^e  unbe= 
backte  ^rebigten  bem  toeltüd^en  5trm  bie  (S)elegen|eit  ge= 
nommen  tt)irb,  bie  |>ei-en  gebü^renb  5U  beftrafen,  tt)a§  gur 
©tärfung  ber  ^ejen  fe^r  beiträgt,  fo  f)aben  bie  genannten  §tt}et 
Snquifitoren,  ungeachtet  aller  ©efa^ren,  benen  fie  entgegengehen, 
eine  ©rfirift  oerfa^t,  in  ber  fie  nic^t  nur  bie  Untüiffentjeit  fold^er 
^rebiger  jurücfweifen ,  fonbern  auc^  angeben,  toie,  gemä^  ber  ge^ 
nannten  S3ulle  unb  ber  übrigen  fanonifc^en  S3eftimmungen,  bie 
^ejen  burd^  Urt^eit  unb  ©träfe  gebü{)renb  ou^äurotten  finb.  ®a 
e§  aber  oernünftig  ift,  ba^,  rt)a§  ju  gemeinfamem  9^u|en  gefd^ie^t, 
ou(^  eine  allgemeine  Billigung  trägt,  unb  bamit  bie  genannten 
©eelforger  unb  untüiffenben  ^rebiger  nid^t  glauben,  ta'^  biefe 
©d^rift  auf  loeniger  fidlere  2e^rmeinungen  geftü^t  fei,  fo  I)aben  bie 
SSerfaffer  i^re  @d)rift  ber  Uniüerfität  gu  ^ö(n  unterbreitet,  bamit, 
ft)a§  öon  ber  fatt)oIifc§en  2e()re  abn^eicEit,  getabelt,  iüo§  mit  if)r 
übereinftimmt,  gebilligt  njerbe.  S)a§  ift  auf  folgenbe  Sßeife  ge^ 
fd^e§en: 

„^d^,  Sombert  be  ajionte,  ^rofeffor  ber  ()eitigen  S^eologie 


424  drittel  S3u(^.    ^ßapftt^unt  unb  ^ejenuntoeien. 

unb  ®elan  ber  t^eologifd^en  %atültät,  be!ennc,  ta%  bie  ftetreffenbc 
brett^eilige  Schrift  öon  mir  genau  geprüft  tuorben  tft,  unb  ba^ 
i^re  sroei  erften  Stfieile  nicf)t§  enthalten,  tuag  ber  gefunben  ^^Uo- 
fopl^te  ber  fat^olifij^en  SBo^r^eit  unb  bem  apoftoltf^en  ©lauBcn 
entgegen  ift.  3{u(^  ber  britte  %f^til,  ber  öon  ben  (Strafen  ber 
Se^er  {)anbelt,  ift  ju  bitligen,  in  fo  tt)eit  er  ben  ^eiligen  ^anoneS 
nid^t  tt)iberftreitet.  5(uc§  bie  93eifpiele,  bie  erjä^It  werben,  finb 
wegen  be§  5(nfe[)en§,  ba§  if)re  (Sr§ä^ier,  bie  ^nquifitoren,  genießen, 
für  föa'^r  ju  iialten.  ©§  ift  anjurat^en,  ha^  biefe  ©d^rift  fieiligen 
unb  eifrigen  3Jiännern  in  bie  §anb  gegeben  n)erbe,  bie  ou§  i^r 
gefunbe  unb  reiftid^  überlegte  Urtfieile  entnehmen  fönnen  pr  2tu§» 
rottung  (iu  exterminium  ber  ^egen.  %üä)  foH  fie  gotteSfürd^tigen 
^^farrem  gegeben  werben,  bie  an  i^rer  Seigre  bie  ^jer^en  i^rer 
Untergebenen  §unt  §affe  biefer  |)efti(en§iaüfc^en  ^e^erei  anregen 
fönnen,  ^ur  $8eft)a^rung  ber  ®uten  unb  jur  Unentfd^uIbbar=9D^ad^ung 
unb  Seftrafung  ber  Söfen;  fo  ba^  bie  ©arml^erjigfeit  an  ben 
(5)uten  unb  bie  ©erec^tigfeit  an  ben  Söfen  offenbar  werbe,  jur 
SSer^errlic^ung  ®otte§,  bem  (S^re  unb  9lu^m  fei. 

„^d^,  ^afob  üon  ©traelen,  ^rofeffor  ber  X^eologie,  ftimme 
über  bie  oortiegenbe  (Schrift  in  Slßem  mit  bem  ef)rtt)ürbigen  SJia- 
giftcr  Sambert  be  9J?onte  überein. 

„Sn  gteicfier  SBeife  unter^eid^nete  ber  SOiagifter  5lnbrea§  üon 
Dc^fenfurt^. 

„^d^,  %^oma^  üon  Sd^ottlanb,  55oftor  ber  X^eotogie,  fd^üc^c 
mid^  in  5tttem  meinen  Sßorgängern  an. 

„(Segen  bie  oben  erh)äf)nten  unbebadfiten  ^rebiger  Würbe  %oi' 
genbe^  feftgefe|t: 

„Srften»,  bie  untergeid^neten  Se^rer  ber  X^eologie  empfehlen 
bie  t3om  apoftolifc^en  Stuhle  gefc^idten  ^nquifitoren  unb  bitten  fie, 
"^a^  fie  fid^  würbigen,  i^r  5Imt  mit  (Sifer  augjuüben. 

„3toeiten§,  ba^  e§,  unter  S3ei^ülfe  bes  ^eufeB,  ^'^^'^ci^^^ 
bur^  ^ejen  üerurfad^t  gäbe,  ift  nid^t  entgegen  bem  fat^olifd^en 
Glauben,  fonbern  e»  ftimmt  mit  ben  2(u§fprüd^en  ber  ^I.  (Sd^rift 
üb  er  ein. 

„drittens,  e§  ift  irrig,  §u  prebigen,  bie  Sd^warjfunft  fei  un- 
mögtid^.  ®ie  fo  prebigen,  öer^inbern,  fo  t)iel  an  i^nen  liegt,  ba§ 
fromme   SBerf  (opus   piumj    ber   ^nquifitoren,    ^nm  Sd^aben    ber 


II.  §ejenliteratur.  425 

©eelen.  SDte  geheimen  ®inge,  bie  öon  ben  ^nquifttorcn  gutDeilen 
in  (Srfal^rung  gebracht  tüerben,  finb  nid^t  Stilen  mitjut^eilen. 

„(Snblid^,  alle  dürften  unb  atte  guten  ^ot^olifen  finb  5U  er-- 
tnal^ncn,  ha^  fie  bie  frommen  SSeftrebungcn  (pia  vota)  ber  ^nqui» 
fitoren  unterftü^en,  sur  SSert^eibtgung  be§  l^eiligen  fat()oüfd^en 
®Iauben§. 

„®ie  unter§ei($neten  S)o!toreu  ber  t^eologifd^en  ?5afultät  l^aben 
mit  il^rer  eigenen  §anb  unterfc^rieben,  wie  mir,  bem  mitunterjeid^» 
neten  9?otar  2(rnoIb,  ber  ^ebel  ber  Uniöerfität,  So^onn  öon 
SD^ed^eln,  eiblid^  üerfid^ert  t)at,  unb  wie  au§  ben  folgenben  Unter-- 
fd^riften  ^erüorgef)t: 

„S^  ßambert  be  9)?onte;  S«^  Utrid^  öon  ©klingen;  ^d^ 
^onrab  oon  Slam^);  ^d)  Cornelius  öon  93reba;  S<j§  Z'^to-- 
bor  öon  S3ommeI;  S^  Slnbreal  öon  Drfifenfurt^. 

„©nblicE)  §eigte  ber  genannte  Snquifitor  ^tinxid)  ^nftitori^ 
einen  @rla^  be§  römifd^en  ^önig§  [9}iajimilian  I.],  tüoburd^  er 
bie  ertüäfinte  a|)oftoIifd^e  ©uüe  unb  bie  ^nquifitoren  ju  fd^ü^en 
öerfprid^t. 

„Über  an  biefe^  |oben  bie  beiben  ^nquifitoren  öon  mir,  bem 
öffentüd^en  S^otar,  eine  Ur!unbe  öerlangt. 

„®etl^ätigt  ift  bie§  ju  ^öln  im  ^aufe  be§  efirtüürbigen  Wa» 
gifter§  Sambcrt  be  9Jionte,  gelegen  an  ber  ^ird^e  be§  t)I.  3tn= 
brea§.  Beugen  waren  9Zi!oIau§  öon  SSenra^,  9lotar  ber  Kölner 
^urie,  unb  K^riftian  öon  (Su§!ird^en,  ^lerifer. 

„Unb  id^  Slrnolb  ^o(id[),  9lotor,  ^aht  biefe  Urfunbe  mit 
meiner  eigenen  §anb  gef^rieben." 


©in  Stnl^ang,  b.  !§.  ein  ftänbig  mieberfel^renber  STnl^ang  be§ 
„|)ejenf)ammer§",  fo  ba§  er  aU  ein  2;^eil  öon  i^m  betrad^tet 
werben  !ann,  war  ba§  fünfte  Sud^  be§  berül^mten  Formicarins 
(2tmeifenbuc^)  bei  S)ominifaner§  ^ofianneS  -Jüber,  ber  in  ber 
erften  |>älfte  be§  15.  S'i^i^luni'ert»  eine  gro^e  Siotle  in  S)eutfd^^ 
lanb  fpielte.' 


1  S)o&  S'Ziber  ^nquifttor  raar,  läfet  fid)  ni^t  mit  ©i(f)ert)eit  berceijen; 
9Jlanc^e§  fpric^t  bafür,  2lnbere§  bagegen.  SJgld^.  ©d^ieler,  SDJogtfter  $Jo= 
f)anneä  iRiber,  9Jlaiii§  1885,  ©.  243. 


426  S)ntteä  33uc£).    ^Popftt^um  unb  §ejenuntt)efen. 

$yjtber  war  ^rofeffor  ber  ^|eoIogte  in  2öien,  bann  ^rtor  bcr 
^ominüanerüöfter  in  ?lürnberg  unb  Safel;  er  roax  einer  ber 
gefeiertften  ^rebiger  feiner  Qdt  unb  ber  einftu^reic^fte  SSerBreiter 
be§  Blöbeften  Sllberglou'beng.  ©ein  Formicarius  erfd^ien  fed^§mal 
(1441,  1474,  1517,  1519,  1602,  1692). 

S)a§  93u(f)  ftet)t,  h)a§  unfinnigen  2l6erglau6en  angebt,  auf 
gleicher  §ö^e  mit  bem  „§ejenl^antmer",  beffen  SSerfaffer  fid^  mit 
SSorliebe  ouf  i^ren  Drben§genoffen  S'Jiber  berufen.^ 

S)ie  Stagc,  ob  ber  S^eufet  burc^  gefd)lec^tlid§en  SSerfe^r  mit 
9}?enf(^en  ^inber  ^erüorbringen  !önne,  nimmt  bei  $yiiber  breiten 
9^aum  ein.  (är  bejat)t  fie  felbftüerftönbli(f)  unb  bringt  bafür  üiele 
„X^atfad^en".  ^Reu  ift  bei  i^m  bie  93e{)ouptung,  bie  2;eufel  (incubi), 
bie  fid^  mit  jungen  Söläbc^en  abgeben,  !önnten  biefe  fd^toanger 
machen,  ol§ne  bo^  fie  if)re  ^ungferfc^aft  üerlören  {<B.  340).  |)äufig 
öeranlaffen  bie  Xeufel  nur  eine  ©d^ein-Sc^wangerfc^aft.  2)er  Seib 
fd^föittt  an,  gur  beftimmten  B^it  entlabet  fid^  jebotf)  nur  SSinb. 
S)o§  ben)ir!en  bie  %tn\d,  inbem  fie  Slmeifeneier  ober  oud^  ©amen 
ber  @d^n)ar§fid^te  in  ben  Seib  ber  betreffenben  SSeiber  hineinbringen, 
tüa§  if)nen  fetir  leicht  ift  (@.  343)!  SSon  einer  „^eiligen  ?5rau" 
wei^  S^iber  gu  erjä^Ien,  ha'^  ber  Slcufel  fie  üergeiüaltigte  unb  fie 
babei  fo  mit  toirüid^em  mönnlid^en  ©omen  übergoß,  mie  taufenb 
SlJJänner  e§  nidC)t  üermodfit  l^ätten:  tanto  fluxu  seminis  inquinavit 
eam  realiter,  ut  mille  homines  non  tantum  emitterent  (©.  343). 
2tl§  9^iber  in  ^öln  ftubierte,  fannte  er  ein  SJJöbd^en  üon  16  Satiren, 
ber  ein  S^eufet  al§  t^Iiege  in  ben  9Jiunb  geflogen  war;  fie  beging 
bie  Unüorfid^tig!eit,  bie  fliege  l^inunter  gu  fd^Iucfen,  unb  war  öon 
ber  3eit  an  befeffen  (@.  346). 

Sßon  ben  Untaten  be§  Qanbtxtx^  @caöiu§  berichtet  Sliber: 
@r  berwanbeüe  fid^  oftmals  in  eine  WanS',  um  feinen  SSerfoIgern 
ju  entgegen.  5tl§  aber  bie  göttlictie  (SJerec^tigfeit  feiner  S3o§^eit 
ein  Sul  fe^en  wollte,  würbe  er  untiermut^et  überrafd^t  unb  mit 


1  S3emerfen^raert!)  ift,  ba^  SJiber  (©.  333)  bie  igungfrau  üon  Or* 
leani,  bie  !ur§  üor  feiner  3 eit  öerbrannt  werben  War,  aU  üom  S^eufel 
befeffen  be§eic^net.  ^eutjutage  foH  fie,  wie  befannt,  „tietitg"  gefpcod)en 
werben.    @o  änbern  fid^  bie  ?Inft(i)ten! 

S)te  eingedämmerten  ©eitenjatjten  begleiten  fid^  ouf  bie  S^oner  SluSgobe 
be§  Formicarius  öom  Qß^re  1669. 


II.  |)ejenliteratur.  427 

ßon§en  unb  (S(|tüertern  burd^bo^rt.  (Sin  junger  SJZann,  ber  al§ 
^ouberer  üerbrannt  Würbe,  ge[tanb  reumüt^ig,  tt)ie  er  fid^  bem 
jTeufel  ergeben  ^aBe:  an  einem  (Sonntag,  öor  ber  SJJej'fe,  fei  er  mit 
bem  3!eufet  in  eine  ^ird^e  gegangen,  f)abe  bort  ben  &ianhtn  ah 
gefc^moren,  bem  ^^eufel  ben  ^intern  gefügt  unb  au§  einem  @rf)Iaud^ 
einen  B^u'bertranf  getrunfen.  %n\  biefe  SSeife  fei  auc^  feine  grau 
öerfüt)rt  morben,  bie  aber  „unbu^fertig"  üerbrannt  mürbe  (V,  c.  3). 
UU  @emöt)rlmänner  für  feine  ©rjä^Iungen  fü^rt  S^iiber  an: 
bie  SDoltoren  „unferer  gafultät"  —  gemeint  ift  bie  tf)eoIogifc^e 
Safultät  2Bien§  — ,  einen  Sominüaner-^nquifitor  gran!reid§§  unb 
einen  83enebiftinermöncf)  üom  ©(^ottenftofler  in  SBien,  „ber  nod^ 
öor  jefin  Satiren  al§  (S^a^marfier  (joculator)  unb  «Sd^auf^ieler  fid^ 
bei  ben  5lbetigen  großen  S3eifatt§  erfreute"   (V,  c.  3). 

3.  Slnbere  §ejenfd()riften. 
a.  Sine  §anbf(^rift  be^  15.  ^at)rf)unbert§. 
Söeber  bie  pä^ftlic^en  ^nquifitoren  (S:t)renger  unb  Snftitori§ 
nod^  ber  SDominüaner  9iiber  ^aben  übrigens  mit  it)rem  „§e£en- 
l^ammer"  unb  „5tmeifenbudf)"  etma§  9leue§,  Unert)örte§  aufgebrad^t. 
SSor  i|nen  unb  mit  i^nen  mürbe  öon  rijmifctien  X^eologen  unb 
Qnquifitoren  burdf)  @dE)rift,  SBort  unb  X^at  ber  müftefte  §e£en= 
unb  XeufelSglaube  unter  ben  c^riftlicfien  SSöIfern  mit  geuer  unb 
©d^mert  geleiert.  Siiber,  (Sprenger  unb  ^nftitoriS  maren  nur  bie 
einflu^reicEiften  SSerbreiter  unb  bie  gefd^idteften  SSieberbeleber  eine§ 
fc^on  feit  Sßt)i^§unberten  bon  ben  „©tatti) altern  ©firifti"  gro^« 
gesogenen  blutigen  2Biberd^riftent!^um§.  ^d^  erinnere  nur  an  bie 
oben  befd^riebene  (@.  101),  in  ber  ^arifer  5yiationaIbibtiot^e!  (Cod. 
lat.  3446,  cf.  Catalogus  cod.  mspt.  bibl.  reg.  III,  p.  420)  auf* 
bemat)rte  §anbfdf)rift  be§  15.  Sat)rf)unbert§. 

b.   aSart^oI.  (Spina,  93ernt).  Sometiftl,  5(mbrofiug  be  SStgnote,  x^tm^  fieo, 

9lIp!^on§  be  ©aftro,  $aut  ©ritlattbi,  ^ieron.  Mengo,  Stnton  Qtampa,  $eter 

TlamoxiS,  ^einrii^  öon  ©orc^en. 

®en   meiften   2(u§gaben   bei    „^ejentiammerS"    nad^    bem 

Solare    1590    finb    eine  Oteifie  öon   Heineren  (Sd^riften   berütimtcr 

Snquifitoren,  SE^eoIogen  unb   ^ononiften  angef)ängt,   bie  fid^  mit 

ber  ^ejerei  unb  ©d^marsfunft  befc^äftigen. 


428  S)ritteg  93uc^.    $opyttf)um  unb  §eEenuntreien. 

5(IIe  biefe  Sd^riften  ftnb  ber  gleichen  trü6en  Quelle  entftoffen: 
bem  unc^rift liefen,  tüaf)nlüi|igen  ^ejen=  unb  ^eufel§glauben.  S^td^t 
tüegen  it)re§  ^n^altel  an  fic^  tjerbtenen  fie  Seac^tung  —  er  bietet  ntd)t§ 
tüejentlic^  9^eue§  — ;  :^öd)fte  93eacf)tung  öerbienen  fie  aber  al§  Verebte, 
unnjiberleglicEie  B^wgen  einer  öiele  Sßf)rf)unberte  (ang  {)errfd^enben 
furd^tbaren  SSerirrung,  welche  bie  gan^e  bamalige  S^riften^eit  wie 
eine  ©euc^e  burd^je^te,  unb  beren  D))fer  §af)Ireid^er  finb,  aU  ^it 
be§  fd^hjarjen  ^obe§ ;  einer  SSerirrung,  bie  ba§  §aupt  ber  d^riften» 
^eit,  bcn  „Stattfialter  S^rifti",  gunt  ft)ftematijc^en  Urheber  unb 
mäd^tigen  Seförberer  fiatte. 

^u§  biefent  @efid^t§))un!t  ^erau§  muffen  einige  biefer  ©d^riften 
näfier  bef^rocEien  werben,  ^d^  tt)ä^te  biejenigen,  beren  SSerfoffer  in 
befonberm  5(nfel^en  unb   bem  ^apftt^um  befonber§  na^e  ftanben. 

^m^a^re  1522  üeröffentlid^te  ber  m'^ai}Xtlb4:2  jumMagister  sacri 
Palatiicrnannte®omini!anerS3art^oIomäu§  (Spina  eine„^b^anb» 
lung  über  bie  ^ejen"  (Quaestio  de  strigibus;  Ed.  Lugd.  1669): 

®ie  unjätiligen  ^nquifitionSpro^effe  unb  bie  Söeftrofungcn  ber 
|)e£en  bereifen,  ha'^i  bie  ^ejereien  unb  ^Teufeleien  wa^r  finb;  benn 
tt)äre  bo§  aüeä  nid^t  wa^x,  fo  h)ären  bie  ^nquifitoren,  bie  bie 
|)ei'en  gum  j^obe  oerurtf)eiIen  (damnando  tales  extremo  sup- 
plicio),  bie  ungered^teften  9iic^ter.  Unb  ba  bie  ^ird^e  biefe  Ur^ 
t^eile  nicfit  nur  fennt  unb  butbet,  fonbern  fie  begünftigt,  fo  ift 
flar,  bo|  biefe  5)inge  njirÜidE)  unb  ec^t  finb  (8.  70).  Gebern  mu^ 
e§  offenbar  fein,  ba|  faft  ber  gange  @rb!rei§  angefüllt  ift  mit  ben 
SSerbred^en  ber  §ejerei  («S.  71).  S)ie  2;eufet  fü£)ren  bie  SJ^eufd^en 
burc^  bie  Süfte;  ta^  ift  in  unjäfiligen  ^nquifitiongprogeffen  ht-- 
tüiefen  n)orben  (@.  81).  S)a^  bie  STeufel  in  SE^iergeftalt  er« 
fi^einen,  le^rt  bie  tägtid^e  ©rfatirung  {<B.  83).  S)er  gefd^Ied^tlid^e 
SSerfetir  ber  STeufel  mit  ben  SD^enfc^en  ift  erliefen  (S.  83).  93ei 
ben  ^ejengufommenfünften  tüerben  Dd^fen  unb  anbere  ^^iere  ge- 
braten unb  öerge'^rt.  2)iefe  Z^kxi  werben,  wie  bie  §ejen  au§' 
fagen,  au§  beftimmten  ©täüen  üon  ben  ^^eufeln  geftot)ten,  o^ne  ba^ 
am  folgenben  9JJorgen  ein  %t)m  in  ben  (Stätten  fe^It.  jDa§  fönnen 
bie  SEeufet  burc^  ^äufd^ungen,  inbem  fie  gett  unb  ^nod^en  irgenb 
eineg  !repirten  DcE)fen  oon  anber^tüo^er  ^ erb eifd^ äffen,  ber  mit 
bem  betreff enben  lebenbigen  Dc^fen  5(e'^nlic^!eit  ^at;  ober  an(S^  fie 
gaubern  au§  Suft  einen  6d^ein-Dd§fen  ^erüor  ((S.  85)!     S)a^  bie 


II.  .pejentiterotur.  429 

|>cycn  ficine  Kinber  tobten,  inbem  fie  i^nen  bal  S8Iut  au§f äugen, 
lann  fein  üernünftiger  SD^enfd^  leugnen:  nuUus  sanae  mentis  negare 
debet  'S.  87^.  2)e§l)alb  foüen  ©Itern  ad)t  geBen,  ta'i^  nid^t  ber 
^eyerei  üerbäc^tige  ^erfonen  t^re  ^nber  füffen.  ®§  ftef)t  feft, 
ha^  man  ^äufig  6ei  ^inbern  S3Iut§tropfen  bemerft  ijat,  nad^bem 
öor^er  eine  oerbä^tige  ß'a|e,  b.  l}.  eine  £)e?e  in  ^a^engeftalt  im 
3immer  tcar  (@.  88).  ^ie  3"^afiui^9  ^^  tiefer  ®inge  ift  aber 
burc^au§  mit  ®otte§  SBeisJieit  unb  @ute  oereinbar  ^@.  88)!  ®ie 
9lu§fage  ber  §ejen,  "oa^i  fie  öon  bem  Teufel  burd^  bie  Suft 
entführt  nperben,  ift  burd^au*  gu  glauben,  ^enn  tro|bem 
§u  gfeid^er  3eit  bie  betreffenbe  §ej:e  üon  Stnberen  fc^tafenb  gefe^en 
njirb,  fo  erÜärt  ftd^  ba§  baburd^,  ta'^  ein  Seufel  il^re  ©eftalt  an= 
genommen  l§at  (@.  93). 

Sfud^  bie  allgemeine  SSerbreitung  be^  ^ejenglauben»  fprid^t  für 
feine  2ßaf)r^eit;  benn,  toa§  öon  Sitten  für  ma^r  ge()alten  wirb, 
fann  nid^t  falfc^  fein.  ®ie  allgemeine  SSerbreitung  be§  ^ejen^ 
glaubend  ge^t  frfion  au§  ber  großen  9}?enge  ^ejen  ^erüor,  bie  auf 
ber  ganjen  Söelt  üon  ben  S^quifitoren  abgeurtf)eilt  werben.  Sldein 
im  iöesirle  be§  ^nquifitorS  üon  domo  werben  jä^rlic^ 
über  taufenb  |)ej:en  gefongen,  üon  benen  jäfirli^  me^r 
al§  ^unbert  üerbrannt  werben  (S.  97).  ^m  üorigen  '^a^xt 
(1521)  {)at  mir  —  eg  ift  <Bpina,  ber  f|3rid§t  —  mein 
Drben§genoffe  ^aulu§  be  (Jafpano  ergö^It,  ta'^  ein  frommer 
^ßriefter,  wenn  er  in  ber  9kd^t  gum  ©ebet  aufftanb  unb  in'»  f^reie 
ging,  ^ufig  ^ejen^ufammenfünfte  iml^ale  üonXellina  beobachtet 
\)abt.  ©in  berühmter  Strgt  in  gerrara  ^t  mir  neuücEi  erjä^It, 
ba§  auf  einem  feiner  Sanbgüter  ein  SSauer  eine  ^eyenjufammen^ 
hinft  gefe^en  ^abt,  bei  ber  mef)r  at§  6000  SBeiber  unb  5IRänner 
tankten  unb  Unju^t  trieben  i@.  107.  108).  ^m.  legten  SBintcr 
f)at  mir  3(nbrea§  SJ^agnani  ou»  Sergamo  erjä^It:  Gin  junget 
SRäbd^en,  hav  mit  i^rer  DJiutter  in  Söergamo  wot)nt,  fei  plö^Iid^ 
in  einer  9lad§t  nadt  im  58ette  eine»  SSerwanbten  in  SSenebig  ge« 
funben  worben.  Söeinenb  l^aht  fie  goigenbeä  erjä^Ü:  21I§  id^  biefc 
9Joc^t  toad)  würbe,  faf)  icE)  meine  93?utter,  bie  mic^  fd^Iafenb  gloubte, 
auffte^en,  i§r  §emb  auggie^en  unb  ftc§  mit  einer  Salbe  falben; 
bann  ergriff  fie  einen  Stocf,  fe|te  fic^  rittüngS  barauf  unb  fuf)r 
burd^  ba§  genfter  ^inau§.     ^c^  ftanb  auf,   beftric^  mid^  aud^  mit 


430  ©rittel  93u(^.    ^apftt:^um  unb  ^leEenuntoe^en. 

ber  (Salbe  unb  fui)r  bann  aud^  f)inau§  unb  tarn  ^ier  in  bie» 
3tmmer,  föo  ii^  fa^,  ba^  meine  SKutter  ein  ßinb  tobten  tuoflte. 
2{I»  meine  9}lutter  mi^  faf)  unb  ic§  ben  Spanien  ^efu  unb  2Jiaria 
ouSfprac^,  oerfc^Wanb  fie  unb  id^  blieb  nacft  jurücf.  2)ie  aJJutter  ^t 
bann  auf  ber  f^olter  bem  ^nquifitor  üon  93ergamo  2ttte§  geftanben 
(S.  108.  109).  ^n  gerrara  erjä^Ite  mir  2tntontu§  Seo:  er 
:^abe  feine  i^rau  eine§  9lac^t§,  nac^bem  fie  fid^  mit  ©albe  beftrid^en 
^atte,  burd^  ben  ©d^ornftein  fa'^ren  fe^en;  er  'i^aht  fid^  aud^  mit 
ber  (Salbe  beftrii^en  unb  fei  i§r  nad^gefa'^ren.  S)ie  Sa'^rt  fei  in 
ben  SBeinfetler  einel  naiven  (Sd^Ioffe§  gegangen.  S)ort  feien 
fd^on  öiele  ^t^tn  üerfammelt  getüefen;  al§  fie  i^n  fallen,  rtären 
alle  üerfd^munben.  (£r  fetbft  fei  öon  ben  Wienern  be§  Sä^io^-- 
l^errn  aU  S)ieb  ergriffen  tüov'btn,  er  i^alt  fid^  aber  gerecE)tfertigt ; 
feine  %xau  fei  al§  ^e^e  öerbrannt  Sorben  (S.  109).  2)erfelbe 
2tntoniu§  Seo  f)at  mir  aud^  unter  feinem  @ibe  üerfid^ert,  ba^ 
9^acf)t§  jUjei  gro^e  fd§rt}ar5'-n)eiBe  ^a^en  feine  beiben  ^nber  im 
$8ett  angegriffen  Ratten;  üergeben§  ^aht  er  mit  einer  Gifenftange 
t)erfu(f)t,  bie  2i)iere  ju  tobten;  fie  feien  ^lö^Iid^  burd^'§  genfter  fort 
getüefen ;  feine  Sinber  feien  balb  barauf  geftorben  ((S.  110).  Un= 
ää^Iige  folcfier  S3eifpiete,  hjo  ^ejen  in  ^a|en  tierftanbelt  n)erben, 
fönnte  ic^  noct)  anfüf)ren  (S.  111).  5^ie  §ejen  tobten  ungä^Iige 
ßinber  unb  bereiten  aug  i^ren  Seichen  eine  ^^uber^Satbe.  ®ott 
lä^t  bie§  jur  Strafe  ber  ßltern  5U,  tüeil  biefe  e«  öielleid^t  einige 
Tlak  untertaffen,  bie  Sinber  9)^orgen»  unb  2(benb§  mit  bem  ^reuj^^ 
geid^en  §u  bejeid^nen  (S.  142)! 

Sin  anberer  SDominifaner^^nquifitor,  Söern^arb  GomenfiS, 
fc^reibt  über  bie  §ejen:  „Sie  öerfammeln  fid^  an  getoiffen  Drten, 
tDO  ber  2;eufet  in  ^erfon  gugegen  ift;  finb  biefe  Drte  ttjeit  ent- 
fernt, fo  njerben  fie  üom  STeufel  t)ingetragen.  2)ort  treiben  fie  mit 
ben  Teufeln  frfirecflidEie  Unjuc^t.  SDas  2(tte§  ift  beriefen  burc^  i^re 
eigenen  ©eftänbniffe  öor  ben  i^nquifitoreu  (S.  111).  SBenn  2(tle§ 
nid^t  ttia^r  märe,  fo  hjürben  bie  Qnquifitoren  nid^t,  mit  @r« 
laubni^  ber  ^äpfte,  fo  oiele  §ejen  üerbronnt  !§aben.  2)enn 
bie  ^ird^e  beftraft  nur  mirÜi^e  SSerbred^en  ^S.  114).  S)ie  ^ejen 
t)erf)inbern  ben  e^elic^en  'ätt,  inbem  fie  mit  §ütfe  be§  XeufelS  bie 
Steifheit  be§  männlid^en  @Iiebe§  unmi3glid§  mad^en  (S.  124:  Trac- 
tatus  de  Strigibus.  Ed.  Lugd.  1669). 


IL  |)e£enliteratur.  431 

©ine  „5tb{)anblung  ü6er  bie  ^egen"  be§  2^^eoIogen  Stm-- 
BrofiuS  be  SSignate  ^anbelt  tüeitläufig  über  bie  Srage,  ob  bie 
teufet  ben  e^eüd^en  3(!t  öotljiel^en  fönnen.  ^ie  Srage  h)irb  6e= 
jai)t,  benn  ber  5j;eufel  tann  \iä)  au§  Suft  ober  aitberen  (Stoffen 
einen  Körper,  mit  ©efdited^tgt^eiten  üerfel^en,  mad^en,  bie  fo  be-- 
luegt  h)erben  !önnen,  tnie  e§  pm  efietic^en  5t!t  gtuifc^en  Tlann  unb 
SBeib  nöt^ig  ift.  ®en  (Samen  mu^  aber  ber  Xeufel  üon  einem 
onbern  9)Jann  nefimen  ((S.  145:  Quaestio  de  strigibus.  Ed. 
Lugd.  1669). 

S)er  ST^eoIoge  unb  S3ifc^of  i^i^anä  Seo  erflärt,  e§  fei  atlge= 
meine  2(nfid§t  ber  j£§eoIogen,  ha'^  bie  ^ejen,  bie  tt)ie  bie  ^eft  in 
ber  Sird^e  ®otte§  öertitgt  werben  müßten,  tion  ben  2;eufetn  burd^ 
bie  Süfte  gefül^rt  ttJÜrben  (Libellus  de  Sortilegiis.  Ed.  Lugdun. 
1669,  @.  182). 

3)er  granjigfaner  S(tp^on§  be  ©aftro  befd^reibt  „nad^  ben 
äuöerlöffigften  Duetten",  h)ie  bie  |)ejen  mit  bem  Steufel  in  SSer= 
binbung  treten  (Opusculum  de  impia  Lamiarum  haeresi.  Ed. 
Lugdun.  1669,  (S.  210  ff.):  „S)er  2;eufel  fi^t  auf  einem  2^rou, 
toie  ein  ^önig.  S)ie  Stufjune^menbe  wirb  i^m  üorgefü^rt  unb 
muB  sunäd^ft  ®ott,  bie  Sird^e,  bie  Jungfrau  Tlavia  unb  atte 
^eiligen  abfd^UJören.  SBie  bie  DrbenSleute  i^reu  Oberen,  fo  muffen 
bie  §ejen  bem  Sieufel  ein  ©elübbe  ablegen,  darauf  mirb  jeber 
einzelnen  ein  befonberer  teufet  beigegeben,  ber  fie  überatt  begleitet 
unb  fie  ju  ben  nöd^tlirfien  ßi^fanintenÜinften  trägt,  tuag  in  fot= 
genber  SBeife  gefc^ie^t:  ber  STeufel  wecft  bie  §eje  burc^  Buruf; 
barauf  beftreid^t  fie  ficb  mit  be^ejter  Salbe  unb  befteigt  ben  StücEen 
be§  XeufelS,  ber  ficE)  instrifd^en  in  einen  ^iegenbodf  öerujaubett  !^at; 
lüeit  ber  9titt  burd^  bie  Suft  fe^r  fd^nett  ge'^t,  mu^  fie  fic^  fe^r 
feft  an  ben  paaren  bei  3iegenbodE§  fialten.  'an  bem  Drt  ber 
3ufammeu!unft  angefommeu,  ertueifen  bie  ^ejen  bem  Dber^jTeufel 
junädift  i^re  (£f)rfurd)t;  aber  uicE)t  tt)ie  luir  9Jienfd^en  'öaS'  tl^un, 
fonbern  fie  beugen  bie  ^ö:|3fe  nad^  hinten  über  ben  SfJürfen  unb 
ftrerfen  bie  33eine  in  bie  Suft.  S)ann  beginnt  ber  Zan^;  jeber 
Seufel  nimmt  bie  i^m  anöertraute  §eje  bei  ber  §anb.  ^a<i)  bem 
^anj  beginnt  ba§  üppige  geftmal^l.  darauf  Werben  atte  Siebter 
Qulgelöfdit,  unb  bie  Steufet  üermifd^en  fic|  in  9J?ann§geftaIt  mit  ben 
SSeibern;  finb  Scanner  ha,  fo  ftetten  fic^  il^nen  Xeufel  in  SSeiber« 


432  ®ritte§  Sucf).    ^opfttt)um  unb  ^ejenuntoe^en. 

geftalt  §ur  Sßerfügung.  ®ie  fleifc^lidie  Suft  tüirb  6i§  pr  dt- 
fd^ö^fung  unter  großem  Suftgefü^I  befriebtgt:  et  sie  invicem  mis- 
centur  et  carnis  libidines  usque  ad  satietatem  suscipiunt,  cum 
maxima,  ut  dieunt,  voluptate.  ®ann  reiten  bie  ^ejen  ouf  ben 
^iegenböcEen  toieöer  naö)  |)aufe:  Quibus  completis  revertuntur 
omnes  ad  domos  suas  equitantes  in  hircis.  Unter  ben  |>ejen 
giebt  e§  üiel  mc^r  '^xamn  aU  9J?änner,  tt)ett  \)a§  SBeib  me^r  aU 
ber  SJJann  jur  Unjudit  neigt." 

(Siner  ber  berü^mteften  ^anoniften  be§  16.  Sa^rl^unbert§, 
^aulug  (SJrilanbi,  5tubitor  be§  pä^ftlicfien  ®eneroIöifar§  für  bic 
©tabtfRom,  tiat  eine  üiel  benu|te,  oft  ouf  gelegte  (Sd^rtft  üerfa|t : 
Tractatus  de  sortilegiis  (Ed.  Lugd.  1669).  2(u§  bem  jWeiten 
f8n(i)  biefer  ©c^rift  fei  (5inige§  angeführt:  S)ie  ^oubertränfe  ber 
^egen  betüirfen  gefc^Ied^tlid^e  Unfä{)ig!eit  ber  Ttänntx  unb  VLn- 
fruc^tbarfeit  ber  thronen;  ©rittanbi  felbft  ^abt  folc^  einen  %aU  er= 
lebt.  (Sinige  Sanbtxtv  unb  ^egen  fönnen  burc^  ein  SBort  9JJenf(f)en 
unb  2;^iere  tobten,  ^cfi  ^aht  oft  gefeiten,  ha^  Säefiegtc  nad^  i§rer 
Befreiung  öom  S^viba  bie  merfwürbigften  2)inge  au0fpieen  ober 
beim  ©tu'^Igong  (interius  per  secessum)  üon  fi(^  gaben:  ^aare, 
$RägeI,  ©c^föefet,  Steine.  @§  ift  unmögtirf),  tal^  fie  fold^e  ®inge 
öerfc^Iucft  Ratten;  e§  toaxtn  ou(|  ntd^t  tuirWid^  biefe  5)inge,  fonbern 
ber  Seufel  lie^  öon  bem  ^ot^  ober  üon  bem  @rbro(^enen  (£inige§ 
fo  erfcfieinen.  SBürbe  man  biefe  ®inge,  tük  idE)  getrau  "fiabe,  auf* 
benjo^ren,  fo  n)ürbe  fic^  fc^on  nad§  jnpei  ober  bret  klagen  i)erau§' 
fteHen,  ha^  e§  nid^t  9^ägel,  Steine  u.  f.  to.  finb  (@.  237)!  Dft 
friec^en  |)efen  be§  ^aä)t§  in  ^a§  iöett  ber  ^erfönlid^teit,  bie  be« 
^egt  werben  foH,  unb  falben  bie  (Sd^Iafenben  mit  einer  QaühtX' 
©albe,  bie  in  ba§  ^unere  be§  ©örperS  einbringt  unb  bie  furcht' 
barften  (Sd^merjen  öerurfac^t.  3Iud^  werben  fold^e  böfe  3ttii^er= 
mittel  unter  2;f)ürfd^n)eIIen  ober  unter  ^a§  ^opfenbe  be§  58ette§ 
gelegt  (@.  238).  S3ei  ber  SSere^rung  be§  Xeufelä  burcf)  bie  ^ejen 
get)t  e§  im  allgemeinen  gerabe  fo  ju,  wie  bei  un§  bei  ber  Seier 
ber  aJieffe  (@.  240).  3tüei  ^egen  in  9f{om  "^aben,  wie  id^  gefefien 
'i^aht,  eine  ganje  ^u^^eerbe  unfruchtbar  unb  mild^Ieer  gemad^t 
(@.  252).  Sluc^  bei  SJiännern  unb  grouen  bewirten  bie  |)ejen 
Unfrud^tbarleit;  bei  9Jiännern,  inbem  fie  ha§  männliche  ©lieb  fd^Iaff 
ertialtcn,  bei  grauen,  inbem  fie  bie  (Scheibe  fo    eng  mod^en,  bo§ 


II.  §ejen(tteratur.  433 

bei-  93eif(f)Iaf  unmöglich  ift.  2)eg|alb  geftattet  bie  ^irc^e, 
ba|  eine  folc^e  beJiejte  ef)e  gclöft  loirb  unb  ba^  bie  SSe-- 
treffenben  eine  anbere  @^e  eingel^en  fönnen  (@.  252). 
ÜJiir  I)at  ein  gearf)teter  unb  gebilbeter  2)lann  erjä^It:  furj  üor 
feiner  |)eirat^  würbe  er  öon  einer  befannten  §eje  fo  beilegt,  ha^ 
er  in  ber  S3rautnac§t  unb  noc^  lange  r\aä)i)tr  bie  (5f)e  nic§t  oott- 
jietien  tonnte,  oblDof)!  er  ben  fteifc^Iic^en  'ätt  früi)er  fe^r  gut  unb 
mit  größter  Su[t  (maxima  delectatio)  öoUjogen  trotte.  (Snblic^  (ie§ 
er  einen  berüJimten  ©c^toarjÜinftler  aul  bem  ©abinergebirge 
fommen,  ber  gab  i^m  unb  feiner  grau  einen  Xranf  gu  trinfen. 
Sturf)  befat)!  er  if)nen,  fi^  in  ber  nädiften  SxadEit  mit  bem  ^eic^en 
be§  ^reujeg  ju  fd^ü^en,  bonn  braurf)ten  fie  nitfit  ju  fürchten,  föaS 
aud^  gefc^et)e.  ©egen  10  lTf)r  SfJac^tS  entftcnb  um  ha§  ^au§  l^erum 
ein  geit)altige§  Unwetter  mit  Bonner,  SSIi^  unb  ©rbbeben;  bann 
brang  eine  gange  @d)aar  bon  ^egen,  barunter  ta^  Sßeib  eine§ 
9Za(^barn,  in  ba§  ©djlafjimmer  unb  bottfü^rte  einen  ^öttenlärm. 
SDer  Bräutigam  faf)  aüeg,  feine  33raut  becfte  er  aber  mit  ben  33ett-' 
beden  ju.  (Sine  t)albe  Stunbe  ungefäfjr  bauerte  ber  Särm,  bann 
trat  ^Jlö^lid^  ber  ©d^tüarsfünftter  ein,  unb  bie  ^eyen  öerfd^wanben. 
SE)er  @c^tt)ar§!ünftler  rieb  ben  Bräutigam  an  ber  Schulter  unb  ging 
bann  auc^.  Xa  füllte  ber  Bräutigam  attmä^Iid^  eine  SSärme 
feinen  Körper  burc^ftrömen ,  fein  ©lieb  ri(f)tete  fid^  auf,  er  wor 
oon  ber  33et)epng  befreit  unb  öonjog  ben  e^etidfien  'ätt  mit  großer 
2(nne^mli(f)feit  unbßuft:  et  ipse  apprehensa  uxore  reddidit  debitum 
satis  pingue  cum  maxima  dulcedine  et  delectatione.  [9'Jid)t  genug 
!ann  barauf  ^ingewiefen  Werben,  ba^  fotd^e  XoHfjeiten  unb  ©d^meine-' 
reien  t3on  ben  angefeljenften  X^eologen  unb  ^anoniften  Sat)r^unberte 
lang  in  oiel  gelefenen  unb  oft  aufgelegten  SSerftn  berbreitet  mürben. 
5)icfe  SSerbreitung  gefd)a^  unter  ben  ?Xugen  unb  mit  ®utf)ei§ung 
ber  „Statthalter  ©tirifti";  aße  ©d^riften,  au§  benen  irf)  Sluägüge 
bringe,  I)aben  bie  ®rucferlaubni^  be§  Magister  sacri  apostolici 
Palatii,  b.  t).  be§  unmittelbar  unter  bem  ^apfte  fte^enben  93üd^er= 
jenfor^.  2)ie  ^äpfte,  „bie  2el)rer  ber  SSaf^r^eit",  unb  fie  allein 
trifft  alfo  bie  öolle  SSerantwortung  für  bie  furdEitbaren  religiöfen 
unb  fogialen  SSer^eerungen,  bie  foldje  SSeröffentlic^ungen  not^-- 
mcnbiger  S33eife  im  Qiefolge  fiaben  mußten,  unb  bcren  blutige  unb 
ftammenbe  (Spuren  an  Xaufenben  öon  ^ingemorbeten  3)?enfc^en  in 

0.  .s,;oenebroecf),  '■^Jnpfttfjum.  I.  2> 


434  2)ritte§  58uc^.    ^opfttt)um  unb  §ejenunnjefen. 

aüen  Sönbcrn  ber  (I^riften^eit  jal^r^unbertelang  iiad^tüeiSbar  finb.] 
SSiele  anbere  S3eifpiete  glei(f)er  3lrt  fönnte  ic|  noc^  anfü^iren 
(@.  253).  S)ie  grage  über  bag  för|)erlid§e  -iDurc^^bicSuft^ga^ren 
ber  |>ei'en  ift  fef)r  f(^it>ierig.  Stile  großen  ST^eoIogen,  oor  Sitten 
ber  f^i.  %l)oma§>  oon  St  quin  bejahen  fie.  ^ct)  felöft  »ar  frü{)er 
ber  Stnfidjt  bie§  Steilen  ber  ^ejen  berutje  auf  teuftifc^er  SEäufct)ung ; 
unjtüeifettiafte  Srfatjrungen  ^aben  inicE)  aber  eine§  Stnbern  belel^rt. 
Ueber  15  Ouartfeiteu  föibmet  ©ritlonbi  beut  „^öemeife",  ba^  bie 
2;eufet  jid)  mit  ben  SJJenjc^en  gefd^tecfittic^  üermifdjen,  ta'^  bie 
2;eufet  SEtiierleiber  annel^nten  !önnen.  (£r  erjötilt  bann  mehrere 
„too^re"  ©efdiid^ten  öon  |)ejen  au§  bem  ©abinergebirge,  tt)o  bieje 
?ßeft  jef)r  tierbreitet  fei.  ^m  September  1524  trurbe  ict)  öon  bem 
Stbte  be§  ^(ofter§  üon  @t.  ^aul  gebeten,  brei  ^egen  auszufragen, 
bie  in  jenem  ^lofter  eingeferfert  Waren.  ^6)  erfuf)r  öon  biefen 
^ejen:  fie  müßten  bem  teufet,  ber  i^nen  erfd^eint,  einen  @ib  teiften; 
er  öerfprii^t  ifinen  §ülfe  unb  beftimmt  für  jebe  einen  befonbcrn 
teufet,  ber  i^r  33efct)ü|er  ift.  SDiefer  Xeufel  lebt  et)elic|  mit  i^r, 
wie  i^r  Wann,  ^n  ©eftalt  eines  SkQtnboät^  (hircus)  trägt  er 
fie  auf  feinem  SlücEen  gu  ben  närfittid^en  ^i^f^mwenfünften,  wo  e§ 
fierge^t,  wie  f(^on  oft  befc^rieben  Worben.  Sinmal,  alS  ber  Xeufel 
fie  burdt)  bie  Suft  trug,  ertönte  plö^Iic^  üon  einem  ßirc^t^urm  ha^ 
Stüe  9}laria'-Säuten;  ba  mu^te  er  fie  fallen  laffen.  3)ie  brei  §ejen 
würben  üerbrannt  (@.  272—274).  ^ä)  felbft  ^be  in  Slom  bie 
SSer^nblungen  geführt  gegen  einen  (Sc^warjÜinftler,  ber  mit  einem 
SBorte  einen  wüt^enben  ©tier  jä^men  !onnte,  wie  me^r  ot§  200 
9J?enf(^en  bezeugt  t)aben.  (£r  würbe  im  lapitolinifd^en  Werfer  ein» 
ge!er!ert,  entging  aber  burc^  bie  SSei^üIfe  gewiffer  S^orne^men  feiner 
©träfe  (@.  283).  (Sin  fid^ereS  3ei(iien,  \)a'i^  bie  9teue  ber  ^ejen 
nic^t  erf)t  ift,  ift  i^re  Unfä^igleit,  wirltid^e  2;i)rönen  gu  »ergießen. 
Tlan  foll  i^nen  alfo  fdtiarf  in  bie  Stugen  fe^en,  ob  itire  2;^ränen 
aud^  au§  ben  Stugen  fliegen.  Stt§  idt)  felbft  in  9t om  eine  aitt  |)e£e 
äwei  ©tunben  lang  inquirirte,  unb  aU  fie  feuf^enb  unb  flagenb 
IReue  unb  93efferung  tierfprad^,  fal)  id^  fe^r  beuttid^,  "Dal^  feine 
einzige  wirÜic^e  ^^räne  f(o^  (@.  285).  Sie  ©trafen  für  ^ejereien 
finb  üerfcf)ieben:  ©flauen  unb  gemeine  Seute  fotten  gegeißelt,  an 
ben  oranger  geftettt  unb  auf  anbere  SBeife  entehrt  Werben;  Seute 
guter  ©tänbe  fotten  jeitlebenS  eingeferfert  werben  (©.  295). 


II.  ^ejenUteratur.  435 

3m  ^ai)xt  1669  erfd^ienen  5U  £t)on,  in  ber  berühmten 
SDruderei  Oon  93ourgeat,  mit  föniglidjem  ^riöiteg,  brei  ftarfe  Cuart= 
bänbe,  beren  ^n^alt  aulfdjlie^lid^  fid;  mit  ^e^erei  unb  Xeufelei 
bejcfiäftigt.  (5§  ift  ein  (Sammelmerl  t)erf(^iebener  ^bfianblungen, 
bie  of)ne  3tu§naf)me  oon  bebeutenben  Xf)eoIogen  unb  ^anoniften 
»erfaßt  finb.  S)er  ©efammttitel  be§  SSerfe§  lautet:  Daemonasti-ix 
seu  adversus  Daemones  et  Maleficos  universi  operis  ad  usum 
praesertim  Exorcistarum.  ®er  britte  S3anb  ift  gang  für  bie  !ird^= 
liefen  ©jorjiften  (ügtd).  <B.  213)  beftimmt,  um  i^nen  in  i^rem 
fc^tt)ierigen  3tmte  9lati)  unb  §ülfe  ju  ert^eilen.  ®ie  35erfaffer  ber 
bort  tiereinigten  2(b()anblungen  finb:  ber  j^ranjisfanert^eologe 
^ater§ieront)mu§9Kengo;  ber  ^riefter  2(ntoniu§  «Stam^a; 
ber  jEt)eoIogie*'iprDfef for  an  ber  Unitierfität  üon  ^oitier§, 
^etru§  9)?amori§,  unb  ber  X^eotogie^^rofeff or  on  ber 
Uniüerfität  ^öln,  ^einrid^  üon  ©ordnen.  (Selbftoerftänbüd^ 
finb  alle  3tbf)anblungen  mit  fird^Iic^er  ©ut^ei^ung  erfd^ienen. 

Sie  erfte  5tbt)anblung  nennt  fidf):  „@ei^el  ber  STeufet" 
(Flagellum  Daemonum);  fie  enti)ält  „eine  fefjr  fdEjöne  unb  ben  ©jor^ 
giften  fe^r  not^tuenbige  2ef)re" :  ber  ©jorjift  !ann  bie  Teufel  in  ben  S3e- 
feffenen  angreifen  mit  Söei^waffer,  SBei^raud),  (Sd^toefet  unb  Xrönfen, 
bie  felbft  gut  egorjifirt  unb  gefegnet  fein  muffen  (@.  3).  Sluc^  ge» 
ftei^tc  lauter  leiften  bei  fd^lüacfier  ^efeffen^eit  gute  2)ienfte  (@.  4). 
SEäglid^  mad^en  njir  bie  (Srfoi)rung,  'oa'<^  getoeiiiteS  'Xeufel§«  unb 
5JJiünä!raut  üon  33efeffenen  nic^t  ertragen  tt)irb.  3)er  ©Eorjift  mu^ 
burd^  S3eleibigungen  unb  $8efc^im)3fungen  ben  Seufel  im  93efeffenen 
reiben!  Xa§  barf  er  bem  Xeufel  gegenüber,  obnjot)!  fonft  S3e^ 
leibigungen  nii^t  erlaubt  finb  (©.  5.  6).  SDie  'üeufet  fotten  nad^ 
i^rer  Stnja^I,  i()rem  9Jomen  befragt  werben;  in  ber  Stnmenbung 
üon  9letiquien  bei  93efeffenen  fotl  man  fe{)r  üorfid^tig  fein;  id^  f)abe 
in  biefer  Söejiel^ung  2Bunberbare§  erlebt  (8.  7).  2)er  ©gorjift  mu§ 
gro^e  ©ebulb  ^aben,  benn  oft  üDitt  ber  Seufel  nid^t  weicEien  [<B.  7). 
S)er  ©jorjift  !ann  ficE)  auf  Qtttd  gefd^riebener  ^I.  SBorte  bebienen 
(@.  13).  ®egen  bie  üerfct)mi|ten  2{ntroorten  be§  2;eufel§  foll  fid^ 
ber  ©jorjift  ruften.  2)ie  5^eufel  üerbergen  fidf)  gerne  im  Innern 
be^  ^örper§  ber  33efeffenen,  be§f)atb  fott  ber  ^riefter  fid^  SJJiü^e 
geben,  fie  an  ber  Dberftädie  ju  Ijalten  (@.  16).  SSenn  bie  Xeufel 
i^re  S^amen  funb  gegeben   t)aben,  fo  foü  ber  @Eor§ift  bie  9kmen 

2S* 


436  2)rttte§  iBud).    ^opftt^um  unb  !Qeitnmmt\t\x. 

auf  einen  3ettef  f(f)reiben  unb  ben  Qtttd  in  getoeiijtem  ^^euer  oer' 
brennen,  tt)a§  ben  Xeufeln  fe()r  unangenehm  ift  '.ß.  17  .  j^ür  ge^ 
hJö^nlicE)  foll  ber  (Sicox^i§mn§  in  ber  ^ird^e  öorgenommen  toerben, 
unb  5tt)ar,  luenn  mi3glid§,  an  j^efttagen  nod)  ber  3)?effe  (@.  18). 
S3ei  einigen  ^efeffenen  lä^t  @ott  ju,  ba|  fie  niemal»  öom  Teufel 
befreit  werben  (8.  19).  @§  folgen  bann  oon  S.  21 — 96  fieben 
oerfc|iebene,  fe{)r  tpir!ung§oolIe  Sgor^iSmen.  Sie  befleißen  in  ®e= 
beten,  SlbfcJinitten  au»  ben  (Süangelien  unb  ge^eimni|öotten  2(n» 
rufungen  ©otteS.  3-  ^•-  ^e^*  Gl'orjift  be^eidinet  ben  S3efeffenen 
mit  bem  ^^^c^e"  ^^^  Sreu§e§:  @ef)et  ba§  ß'reuj  unfereS  |)errn  ^efu 
S^rifti,  flieget  feinblirf;e  ©en^alten,  e§  fiegt  ber  2ijtt)e  au§  ^uba 
unb  bie  SBursel  ®at3ib§.  5IC(e(uia!  Xann  loirb  ber  SInfang  be» 
Soi)anne§'(Soangeüum»  lout  gelefen  unb  ber  ©Eor^ift  fpricE)t:  Hei  -f- 
Ilelojm  +  Heloa  +  Heye  +  Tetragrammaton  +  Adonay  + 
Saday  +  Sabaoth  +  Sother  +  Emmanuel  -)-  Alpha  + 
Omega  +  Primus  +  Novissimus  +  Principium  +  Finis  + 
Agios  +  Ischyros  +  Otheos  +  Athanatos  +  Agla  +  Jehova  + 
Homousion  +  Ya  +  Messias  +  Esereheye  +  Christus  vincit  -p 
Christus  regnat  +  Christus  imperat  +  Increatus  Pater  +  In- 
creatus  Filius  +  Increatus  Spiritus  +  Per  signum  crucis  libera 
DOS  de  inimicis  nostris  Dens  noster.i  ®en  @(f|Iu^  bilbet  bie 
Stbbetung  ber  2ltterf)eiligen=2itanei.  S)ie  übrigen  fec^S  Si-orjiSmen 
finb  ö{)nüdj.  Sft  ber  35efeffene  auf  bieje  SBeife  befreit  lüorben,  fo 
wirb  ta§i  Te  Deum  gebetet. 

2(uf  bie  (SjorjiSmen  folgen  tton  @.  96—129  „wirffame  §eil' 
mittel,  um  bie  Xeufel  ju  oerjagen".  3iiiiä<i)ft  eine  Delwei^e, 
bie  üom  1)1.  S^prian  !)  ftammt,  unb  woburc^  jeber  Qauhtr:  §er» 
ftört  wirb  (©.  98  ff.).  S;ie  Sefeffenen  muffen  bie§  £d  trinfen. 
j£ann  eine  S3robmei^e.  ^a§  93rob  mu^  ungefäuert  fein;  bie 
S3efeffenen  muffen  e§  noc^  oor  bem  @enu^  bes  CeleS  effen.  £ti 
unb  ^rob  wirb  nad)  folgenbem  ^^e^ept  bem  S3efeffenen  gereicht: 
„Tlan  nel^me  gwei  ^funb  ^albfleifd^  unb  laffe  e§  ungefaljen  lange 
in  S33affer  foc^en;  bann  nefjme  man   swei   Unjen    be§    geweiften 


1  SUiau  üevgleid)e  oben  3.  351  bie  oortreff üd)e  9tac^o^mung  jolc^er 
33eicf)tt)örungen  burd)  ben  ©c^rcinbler  Seo  Jojil.  Zaiil  fannte  eben,  roie 
er  fid)  berb  au^brücfte,  „jeine  ^pappenljeimer".  Scr  blöbe  2lberglaube  beg 
UItramontoni»mui  bleibt  fid)  in  jebem  ga^'^^unbert  gleic^. 


II.  5>eEenItteratitr.  437 

93robe§  imb  jltiei  Unjen  bei  gelüei^tcn  £tU.  Tlan  tnifd^c  atte§ 
gut  burd^einanber  itnb  gebe  e§  ntc|t  ju  tnarm  früfi  morgend  bem 
SSefeffenen.  9}?an  fe|e  ba§  ungefäf)r  oc^t  Xage  lang  fort.  S[Ran 
fprid^t  baju:  9hmm  ba»  geweifte  33rob  §ur  ^erftörung  aller 
Bauberet  be§  ItnitU.  ^m  Dornen  be§  SSater§  +  be§  (So^ne§  + 
unb  4- be§  f)(.  ®eifte§.  3tmen"  S.  104;.  ^rt,  bie  S3e^ejung 
irgenb  eine§  Äörpert^etle§  gu  6e)eitigen:  ber  Sjoräift  üer-- 
geiüiffcre  fid^,  weiter  ^örpert^eit  beljejt  ift;  gettjöf)nli($  ift  el  ber 
93auci^,  ber  9J?agen  ober  ha§  öerj.  ^ft  bie  83ef)epng  im  93aud), 
fo  foü  ber  Sefeffene  hav  getrei^te  Cel  nefimen,  unb  ber  ©jorgift 
mu^  ben  S3efeffenen  jtüei  bil  brei  ©tunben  lang  egorjijiren;  fi^t 
bie  S3ejeffen^eit  aber  int  50?agen  ober  im  ^erjen,  fo  bient  ta§ 
folgenbe  öeifmittel:  Sc^föargnjurjef,  S^'^^^'  2^eif)rau(^  unb  ©infter 
trcrbcn  in  gutem  SSeifeföein  gefod^t;  bie  SBrü^e  luirb  unter  ®ebet 
unb  Segnungen  bem  S3efeffenen  brei  2age  lang  eingegeben,  unb 
tägtid^  fott  er,  nacfibem  er  getieid^tet  l^at,  tro|  be§  (ärbred^enS  brei 
bis  üierStunben  lang  ejorjifirt  »werben.  3^ann  ipirb  er  mit  ber  ®nabe 
®otte§  erlöft.  Sie  Segnung  für  biefe  5tr§nei  lautet:  Unfere  ^ütfe 
ift  im  5Ramen  be§  |)errn,  ber  ^immel  unb  @rbe  gemad^t  £)at. 
Ter  öerr  fei  mit  eu(^;  unb  mit  beinem  ©eifte.  9(IImäc^tiger, 
eroiger  (Sott,  ber  bu  öinimel,  (Srbe  unb  9JJeer  unb  5lIIe§,  roa§  in 
i^nen  ift,  gemacht  ^aft,  roürbige  bic^,  biefe  9)Jebi§in  gu  fegnen  unb 
beine  Segnung  über  fie  au§jugie§en,  bamit  fie,  burd^  beine  ^eitigfte 
ßraft  unb  beinen  reid^Iid^ften  Segen,  ben  ^^eufel,  ber  biefen  beinen 
5)icner  Sfl.  '')l.  betäftigt,  quäle,  ermübe,  vertreibe  (S.  106).  2Iud^ 
eine  SSein--,  SBaffer--  unb  Saljroei^e  ift  üorgefe^en  (S.  108 
bi§  119  .  S8ei  ber  2öei^raud^roei^e  (S.  121)  hjirb  roieber  ein 
9lejept  angegeben,  um  ben  "leufel  burd^  ß5erüd;.e  (profumigationes) 
ju  Oertreiben:  Sd^roefel  mit  2eufel§fraut  unb  einigen  anberen 
Kräutern  luirb  geroei^t  unb  bann  öerbrannt;  ber  Sefeffene,  er  mag 
rooüen  ober  nicf)t  ,velit  nolit)  mu^  ben  Cualm  lange  einat^men.  33et 
ber  S3efrf)roörung  eine§  jauberifd^en  §agetunroetter§  foH  bie  2lIIer= 
l^eiligen^Sitanei  mit  folgenben  3"lä^en  gebetet  roerben:  Ta^  \>n, 
0  (Sott,  bicf)  roürbigen  mögeft,  bie  öom  Xeufel  erregten  §agel= 
förner  in  SSaffer  aufjutöfen,  tt)ir  bitten  bid^,  erhöre  un§!  Xa^  bu, 
0  ®ott,  bid^  njürbigen  mögeft,  biefe  §age{!örner  ju  oernid^ten, 
tüir  bitten  bid6,  erhöre  un§!   (S.  129). 


438  5^rittel  93uii).    ^apfttfiutn  unb  ^ejenuntuefen. 

2ruf  hk\t  „®eif;et  ber  Xeufet"  folgt  üon  ©.  133—184  „bic 
©ei^el  ber  ©cfiiparjfunft"  üom  ^rofeffor  ber  X^eologie  on  ber 
Unioerfität  ju  ^oitier§,  ^eter  9)?amort§. 

©ro^en  9iaum  nimmt  bei  i^m,  tüie  in  aßen  t^eologifdien  Xraf-- 
taten  biefer  2Irt,  bie  Erörterung  über  bie  unflät|igften  Xinge  ein. 
5^a§  burd^  Söe^epng  ^eroorgerufene  gef(i)le(i)tli^e  Untiermögen  üon 
9[Rännern  ober  grauen  n3irb  auf  ba§  einge^enbfte  befpro^en  unb 
burc^  1f)atfac^en  beraiefen: 

(S§  ift  ertriefen,  ba^  ber  Xeufel  in  ©eftalt  cine§  @tiere§, 
2SoIf§,  §irfrf)§,  ^unbeg,  felbft  in  ®eftalt  eine§  Drben§manne§  ficft 
mit  Söeib^rn  abgiebt  (S.  135).  (5§  ift  erliefen,  bo^  ^irten  burd^ 
Räuberei  im  Staube  finb,  Suf){)eerben  §u  melfen,  bie  ftunbenrtjeit 
öon  i^nen  entfernt  unb  burd^  S3erge  unb  X^Ier  tion  i^nen  ge-- 
trennt  finb  (S.  136).  (£§  ift  erliefen,  ba§  burd§  S^eufelei  SBinb 
in  üeinen  Süd^fen  eingefd^toffen  nierben  fann ;  bie  8d^iffer  ne'^men 
fold^e  S3ü(f)fen  mit  unb  laffen  bur^  eine  üeine  Deffnung  günftigen 
2Binb  in  it)re  Segel  faljren  @.  138).  2(uc^  ba§  Sßorfommen  tion 
SBä^rmöIfen  ift  tierbürgt  S.  138;.  (Sin  ftärferer  Xeufel  !ann 
einen  fc§n)ä(^eren  Xeufel  binben  unb  in  einen  9ting  ober  in  ein 
22ac^§ftü(f  einfd^Iiefeen.  Gin  tiornetjmer  9J?ann  ^at  geftanben,  ba^ 
er  einen  in  einem  3f{tng  eingef^Ioffenen  teufet  aU  Wiener  befaf;, 
ber  2)ragon  l^ie^  (©•  142).  ^d^  fannte  in  ^oitierg  eine  %van, 
bie,  obtt)oI)I  fie  fd^on  je^n  ^a^re  üerl)ciratf)et  tvax,  noc^  niemals 
bie  6^e  mit  it)rem  SJJanne  öottjogen  Ijatte,  weil  t()r  burd)  ^luberei 
ber  (Seemann  tier^a^t  gemad^t  tt}orben  njar  (@.  153).  2lu§  ^nb= 
gebungen  ber  ^ircfie  unb  au§  fidEierer  ßrfa^rung  fteljt  feft,  ba^  bie 
Seufet  nidjt  feiten  bie  @t)egatten  im  Slugenblid  be»  e^eüd^en  2tfte§ 
ftören.  ^ie  auf  biefe  SSeife  S3e()eEten  foHen  fid^,  um  ©rlöfung  §u 
erlangen,  an  bie  ^ird^e  tt)enben  (S.  155).  Solide  Seeleute  fotlen 
beten:  Teufel,  bu  ?5einb  ber  ©Triften,  bu  njillft  un§  in  ber  @^e 
ftören,  bamit  wir  feine  Sinber  ^aben,  aber  mit  SSerac^tung  tier= 
leugne  i6)  bid^  unb  folge  bem  ©efe^e  S^rifti,  ber  bie  ß^e  ein= 
gefegt  f}at  jur  Sinbererjeugung,  unb  id^  merbe  im  et)elid^en  2t!t 
meinem  aJJanne  ge^ordE)en.  Ser  SSeic^toater  füll  auc^  bie  grau 
ermat)nen,  ba^  fie  ben  SD^ann  tüffe  unb  umarme;  bann  wirb  ber 
Räuber  gebroi^en  (@.  157).  S)ie  $Ri(^ter,  welche  ^ejen  unb 
©(^tt)ar§!ünftler   mit   ber   gebü^renben  Strafe   beftrafen, 


II.  .»pejenliteratur.  439 

crlocifen  ®ott  unb  bem  ^atfioIi^iSmug  einen  großen 
®tenft  (8.  159).  ©in  SSeib  in  ©nglanb  n;urbe  bnrc^  einen  Teufel, 
ber  i^r  aU  f(^öner  Jüngling  erjd^ien,  fd^tüanger  unb  gebar,  of)ne 
if)re  Sungfernfd^aft  ju  üerHeren,  ein  ^inb  (S.  162). 

S)er  granjiSfaner '- X{)eoIoge  ^ater  $ieront)mu§  2)^engo 
fd^reibt  in  feinem  „(StridE  für  bie  Xeufel"  Fustis  Daemonum' : 
9lu(^  rtienn  ber  Xeufel  aU  K^rtftu»,  ober  9Karia,  ober  aU  irgenb 
ein  §eiliger  erfd^eint,  fo  ift  er  bod^  boran  gu  erfennen,  ba^  feine 
®eftalt  immer  eine  SQJi^geftaltung  aufttjeift,  entmeber  Sd^tnanj 
ober  |)örner  ober  etiua§  2te^nIidE)e§  (©.  219).  2;eufel,  bie  au§ 
einem  Sefeffenen  aulgetrieben  werben,  öerloffen  biefen  9}?enfcE|en 
oft  in  ©eftatt  fc^recflic^cr  ^^iere  'S.  216).  ®er  (Sjoräift  miiB 
bie  S^eufel  beleibigen  unb  bef(^im|)fen,  i>a§'  fönnen  fie  nic^t  »er- 
tragen (®.  220).  '^a^  fic^erfte  Qtxä)tn,  ba^  ^emanb  befeffen  ift, 
ift,  toenn  er  unruhig  njirb,  n)ät}renb  bie  Sefd^wörungen  über  iJ|n 
gefprod^en  Werben;  "Dav  öerrät^  bie  5Intt)efen^eit  eine§  ^eufe(§ 
(S.  227).  'üilk  3ttubermittel,  Wie  ^nodEien,  gebern,  Steine, 
§aare  u.  f.  w.,  bie  mon  in  ben  93etten  ober  an  anberen  Orten 
finbet,  finb  in  gelneitjtem  ^^euer  §u  üerbrennen.  SBeitere  ^cic^en 
ber  S8efeffent)cit  finb:  eine  gelblid^e  ©efid^tSfarbe  (color  cedrinus 
in  facie),  ftarre  3(ugen,  9J?agen=  unb  ^erjfrämpfe  unb  ha§  (55efü[](, 
aU  ob  man  eine  ^ugel  im  SUJagen  fiabe,  Srbred^en.  SBä^renb  ber 
S^efi^wörung  be§  S3efeffenen  bnrdE)  ben  ^riefter  finb  folgenbc  Beic^en 
^ü  bead)ten:  ob  ber  ^riefter,  wenn  er  bie  §anb  auf  ben  ^opf  be§ 
Söefeffenen  legt,  ein  ftarfeS  Kältegefühl  empfinbet;  ob  ber  Seib  be§ 
SBefeffenen  anfdEiWiHt;  ob  ber  Sefeffene  ba§  ©efü^I^at,  alSob  2(meifen 
5Wifc^en  feiner  ^aut  unb  feinem  gleifd^  f)in  unb  ^er  tiefen;  haSi 
finb  nämlid)  bie  leufet.  ^ie  Teufel  üerlaffen  ben  iüZenfd^en  t^eill 
burd^  ben  9Jlunb  al§  Stamme  ober  al§  falter  SBinb,  t^eil§  burd^ 
bie  D^ren  al§  5{meifen,  tf)eily  burdb  ben  3tfter  al§  Kot^  ober  aU 
gröfd^e  ober  (Sd)Iangen,  t^ei(§  a(§  S3Iut§tropfen  au§  ber  9^afe. 
3luf  all  biefel  mu§  ber  ©Eorjift  achten,  unb  bie  Srfa^rung  Wirb 
i[in  barüber  befe{)ren  (S.  229).  2(t§  id^  im  ^afjre  1575  in 
9?eim§  war,  gefi^a^  t^olgenbel:  eine  SBittwe  war  mit  einer 
fd)Weren  Slranf^cit  befje^t  worben.  ^d^  ging  mit  i^rem  2lrjt  ju 
.it)r,  unb  wir  fanben  in  i|rem  58ett  ein  ou§  Gebern  gefertigte^  SSilb 
in  9)2enfdf)engeftatt;  al§  bo§  95ilb  oerbrannt  war,  war  bie  f^tau 


440  dritte«  aSud^.    5ßot»[tt:^itm  unb  ^ejenuntrelen. 

geseilt  (@.  230).  (£ine  5(rglift  ber  Teufel  Befielt  barin,  bo^, 
tüenn  fie  bem  fiefc^tüörenben  ^riefter  ni(f)t  mel^r  luiberftefien  fönnen 
unb  ben  Körper  be§  S3efeffenen  üerlaffen  muffen,  fie  fid^  jh)ifd}en 
ben  §aaren  be§  SBefeffenen  üerfteden,  füo  fie  lange  tierfcorgen  Bleiben, 
^{f)  felbft  l^abe  bei  einem  jungen  SJläbcEien  einen  folc^en  gall  er-- 
lebt;  erft  alä  iii)  mit  meinen  getüeif)ten  ^änben  ba§  §aar  be§ 
9)?äbc^en§  preßte,  ttjirf)  ber  Teufel  unb  rief  mir  öoH  333ut^  bie 
SBorte  gu:  3d^  fe^e,  ba^  bu  ein  teufet  bift;  id)  f)ätte  mid^  in  ben 
paaren  biefe§  S[Räbc^en§  üerBorgen  fjalten  fönnen,  föenn  beine  ©d^Iau-- 
l^eit  mid^  nic^t  entbecEt  l^ötte.  58ei  biefen  SSorten  brachen  aÜe  Sln^ 
toefenben  in  Sachen  ou§  (©.  231.  232).  ®o^  bie  teufet  i^ren 
geid)Icc^tlic^en  58crfel)r  mit  9J?enfd)en  gerabe  an  "^ofien  ^^efttagen, 
trie  SBei^nad^ten,  Oftern,  ^fingften,  ausüben,  gefd^iel^t  in  ber  2tb= 
fic^t,  @ott  fd^tüerer  gu  beleibigen.  35er  2;eufel  miPraud^t  SBeiber, 
aud^  Spönnen,  iüiber  i^ren  SCCntlen  (@.  233).  2)ie  teufelifc^en 
^aubermittel  werben  meiften§  in  ben  SBetten  öerftecft.  ^nt  ^a^re 
1582  f)ahi  id§  mid^  inS3oIogna  über  einen  fotd^en  j^all  mit  bem 
ßarbinal'-SrjbifcEiof  biefer  ©tabt  bef^rod)en.  (Sin  gute§  SJJittel  ba^ 
gegen  ift:  in  ben  üier  (SdEen  be§  S8ette§  SBei^raud^,  9}?t)rrl^e,  ge^ 
n)eif)te§  ©alj,  geföei^te  Dliöen  unb  gett)ei{)te§  2Bod^§  nieberjulegen 
{©.  234).  Sßon  (S.  235—346  giebt  au^  biefer  2:^eoIoge  ac|t 
fet)r  tt)ir!fame  58efd^lüörungen  an,  bie  in|attlid^  fid^  bedfen  mit  ben 
oben  (@.  436)  ern}äl^nten. 

2lm  ©d^Iuffe  be§  93ud^e§  finbet  ftd^  bie  ^Beglaubigung:  „^ä), 
S3ruber  Ximot^eu§  ^ennonu§,  ou§  bem  f5tan§i§fanerorben, 
Seftor  ber  f)eiligen  Sitieologie  unb  ^efinitor  ber  j^ranjisfaner« 
:prot)in3  ^^^  ^Bologna,  bejeuge  in  SBaljr^eit,  ba^  id^  auf  S3efe{)I 
be§  fe^r  efirtüürbigen  Snquifitor§  bon  ^Bologna,  §elifau§  ®opt)§, 
au§  bem  Sominifanerorben ,  biefe§  S8uc§  aufmerffam  gelefen  'i^a'bt, 
in  tüeld^em  icf)  ni(^t§  gefunben  "^alt,  tt)o§  ber  fieitigen  fat^olifd^en 
f  ird^e  unb  it)rem  ©tauben  entgegen  ift.  9}leinem  Urt^eile  nac^ 
ift  e§  ein  !att)oIifd^e§  SBerf,  ba^  nü^Iid)  ift  für  bie  S3e^ejten. 
(5)egeben  ju  SSoIogna,  om  14.  Januar  1583." 

Um  bie  S3ebeutung  fold^er  ©utad^ten  rid^tig  ju  ttjürbigen,  mu§ 
man  im  3luge  begatten,  1.  mt  einl^eitlid^  unb  ftreng  in  ben  Drben 
bie  SSüc^erjenfur  geübt  ttiurbe  unb  Ijeute  nod^  geübt  tüirb.  ©old^e 
©utad^ten    unb   bie   begutad^teten  93üd^er   faflen    ben    betreffenben 


II.  ©ejenUterotur.  441 

Crbcn  öott  unb  ganj  jur  ßaft;  2.  tüie  burc^au^  abhängig  6efonber§ 
in  bamaliger  ^eit  bie  ^öüd^eräenfur  öon  ben  i8if(f)öfen  unb  üoni 
^ap[te  war;  tüte  Ieirf)t  e§  biefen  Reiben  (Steffen,  b.  ^.  „ber  ^ird)e" 
gewefen  tt)äre,  folc^e  Sürfier  ntcf)t  erfc^einen  ju  taffen,  ober  fie  naä) 
bem  Srfd^einen  §u  unterbrücf en ,  tüenn  fie  if)ren  Snf)alt  mißbilligt 
ptte. 

Unter  bem  litel:  „©aton'S  j^Iuc^t"  (Fuga  Daemonis;  öer= 
Dffentücf)te  ber  ^^eologe  Antonius  <Btampa  eine  3it^öniitt^"'' 
fteffung  t)on  S3efrf)h) orangen.  <Sie  beftetien  ou§  ©ebeten  unb  ^falmen. 
S3ei  ber  SBefd^tDörung  be§  Xeufet§  burcö  (5Jerü(^e  (tigIdE).  @.  435), 
bie  aber  nur  fetten  gefc^e^en  fofl,  ^eißt  e§:  „9^ac^  ber  (Segnung 
be§  {5euer§  fteffe  man  ben  Söefeffenen  fo,  baf?  ber  ©eruif)  ber  tjer-- 
brennten  Kräuter  i^m  in  bie  9^afe  fteigt"  (S.  378).  Senn  ber 
leufet  feinen  Dramen  nic^t  nennen  Witt,  fo  foff  ber  befc^tüörenbc 
^riefter  irgenb  einen  Xeufel^namen  —  (Stampa  ftefft  26  fotd^er 
9iamen  gur  5(u§tüa^t  —  auf  einen  fettet  fd^reiben  unb  ben  Bettel 
unter  (Siebet  öerbrennen  (@.  278  .  J^ft  bie  S3ef)epng  burcf)  58ilber 
erfolgt,  fo  fotl  ber  bef(f)tt)örenbe  ^riefter  jttjei  Sitbniffe  |erfteffen 
laffen:  ba§  eine  ben  S^eufel,  ba§  anbere  bie  befeffene  ^erfon  bar-- 
fteffenb.  S3eibe  tüerben  in  getrei^tem  treuer  unter  ©ebeten  tier-- 
brannt  (@.  379). 

4.   SDie  Disquisitiones  magicae  be§  Sefutten  SDelrio.* 

StJer  ^efuit  jöelrio,  STbeotogieprofeffor  an  ben  UnitJerfitäten 
t>on  ®ra§  unb  ©atamanfa,  bat  einen  über  1200  «Seiten  ftarfen 
Cuartbanb    tjeröffentlid^t:    ..Disquisitionum    magicarum  libri    sex, 


1  S)ie  ultramontatten  ®efc^tc^täfätirf)er  ^anfien^^aftor  lagen  öon 
2)eIrio,  ia'Q  er  „jientlic^  öollftänbig  ben  .peEenglauben  feiner  Qdt  t:^eilte" 
mi\t.  bei  beutfc^en  a>D{fe5,  VIII,  BIß).  Wtan  laffe  bieg  „^iemtic^"  beim 
g-olgenben  nii)t  aufeer  acf)t  lieber  3anffen»^aftor  ögld).  ©.  164.  481.  628). 
6^rlid)ec  Hingt  e#,  menn  ber  ^ejuitS.  S)ut)r  öon  ben  „traurig  berühmten 
Disquisitiones"  jeineS  Drbenlgenoffen  unb  tion  i^ren  „unfjeitüollen"  Sßirfungen 
fpric^t  !2)ie  ©teKung  ber  QeU'iten  in  ben  beutf(^en  ^cjenprojeffen,  SSereinS* 
id)rift  ber  „©örreggefetljc^aft  jur  Pflege  ber  3Biffenfd)aft  im  fatf)oIifc^en 
^^cutfc^Ianb",  Sö(n  1900,  (5.  39).  Stber  auc^  biefe  „G^rlicf)fett"  2)ut)r§  tft, 
in  9lnbetrac^t  bei  @efammtinf)atte§  feiner  ©d)rift,  nicf)tl  all  Stplomatte; 
fie  jotl  ben  Schein  ftrenger  ©acf)Iic{)feit  enuecfen,  bie  aber  t^otjäc^tic^  boQ» 
ftänbig  fe^It  (t)grct).  unten  ©.  495  ff.  625). 


442  2)ritteä  Sxtii).    ^o^ftt^um  utib  ."pejenunföejen. 

quibus  continetur  accurata  curiosarum  artium  et  vanarum  super- 
stitionum  confnlatio,  utilis  Theologis,  Jurisconsultis,  Medicis, 
Philologis.  Superiorum  permissu  et  licentia.  Ed.  Colon.  1679: 
@ed^§  93üc^er  jauBerifc^er  Unterfuc^ungen,  bie  eine  gertaue  SSiber- 
legung  ber  lüunberBaren  fünfte  unb  ber  gottlojen  &tbxäuä)t  ent» 
f)a(ten,  ttü^Iic^  für  bie  ^^eologen ,  9tecE)t§geIe§rten ,  SlRebijiner, 
^fjilologen.     9Jlit  (SdauBniB  unb  33iaigung  ber  Oberen." 

S)a§  S3ud^  trägt  ba§  Imprimatur  be§  ^efuitenorben^,  je  eineä 
^äpftüdien  unb  eineS  bifd)öflic^en  3c"for§.  ®ie  örbenSjenfur  ift 
auSgeftettt  tion  DIiöeriu§  SD^Janaräug,  einem  ber  bebeutenbften 
Sefuiten  be§  16.  unb  17.  Saf)rl)unbert§,  ber  bie  tjöcfiften  ©teilen 
(^roöinjial,  SSifitator)  im  Drben  befleibete:  „'^ä)  DliüertuS 
DJlanaräuS,  SSiäeproüin^ial  ber  belgifcEien  ^rotjinj  ber  ©efeüfc^aft 
^efu,  gebe,  in  Straft  ber  mir  öon  bem  fe'fir  e'^rlüürbigen  ^ater 
KIaubiu§  Stquaüitia,  (S5eneroI=SSorfteI)er  berfelben  (S^ejeüfc^aft, 
öertie^enen  ©etüalt,  bem  ^ater  9Jfartin  ©elrio,  ^riefter  unferer 
©efellfcfiaft,  bie  SBefugni^  gu  öeröffentlidjen:  „jed|§  SSüc^er  jaube-' 
rifc^er  Unterfudjungen",  bie  burrf)  "Da^  Urtfieil  getütd^tiger  unb 
getetjrter  X^eo logen  [be§  ^ejuitenorbenS]  gutget)ei^en  Würben 
finb.  Qüv  ^Beglaubigung  biefer  Sefugni^  füge  \ä)  biefem  (£rla^ 
meinen  ^J^amen  bei.  begeben  ju  S 13 tuen,  am  6.  ^uli  1598. 
DIiüeriu§  9Kanaräu§." 

®ie  Urtfieile  ber  übrigen,  niciit  jefuitifd)en  Benforen  tauten: 
„2)ie  jtüei  erften  93ü(^er  ber  jouberifdien  Unterfud^ungen,  üerfa^t 
öon  ^ater  SKartin  2)eIrio,  Ideologen  ber  ©efeßfcfiaft  ^efu,  ^alte 
id),  ba  fie  üielfeitige  ÖJele'^rfamfeit  unb  ^flic^tä  bem  Iatt)oIifd§en 
©tauben  2ßiberfpred)enbe§  enthalten,  für  tüert^,  ia^  fie  öeröffent» 
Iid)t  werben,  ©egeben  gu  Sömen,  am  8.  gebruar  1599.  2Bitt)etm 
gabriciuS,  Stpoftotifc^er  unb  ^öntgtid)er  SSüdierjenfor." 

„SDie  brei  testen  33üd)er  ber  jauberifc^en  Unterfudiungen,  berfa^t 
üom  gcletirten  ^ater  SDJartin  Setrio,  ^riefter  ber  ©efeÜfc^aft  ^t\n, 
tjoltt  id)  wegen  i^rer  öietfeitigen  ®etet)rfamteit  unb  wegen  ber 
@ebiegent)eit  i^rer  2et)re  für  fe^r  nü^tic^,  befonberS  in  unferen 
Beiten.  ^d)  ^tte  bofür,  ha^  fie  jum  großen  SSort^eit  ber  tird^e 
üeröffenttid)t  werben  fotten.  ©egeben  ju  Stntwer^en,  am  1.  5tpri( 
1599.  (Silüefter  ^arbo,  Sicentiat  ber  ^l  X^eotogie,  ®om^err 
ber  ^atl^ebratfird^e  unb  S3üd|eräenfor." 


II.  §ejenliteratur.  448 

5)cIrio§  Sud^  bilbet  mit  bent  ein  ^a^r^unbert  früher  erfc^iene-- 
nen  „^ejen'^ammer"  ber  ^äpftlirfjcu  ^ominifanerinquifitoren 
(Sprenger  unb  ^nftitoril  ben  $ö§epunft  uncE)ri[tIicf)en  Xeufel= 
unb  |)e£enlüaf)n§.  SCie  2)ominifaner'-  unb  Sefuitenorben  trogen 
fomit  bQ§  untilgbare  Söranbmal,  ein  ^o^i^^unberte  Ijinburc^  tuä§renbe§ 
2[6fd^Ia(i|ten  öon  2J?enf(^en  im  9^amen  Sfirifti  unb  im  3(uftrage 
feine§  „8tatt£) altera"  „n)iffenftf)aftlid^"  unb  „tljeologifcf)"  gered)t< 
fertigt  unb  befürwortet  ju  ^aben. 

®er  Sn^alt  ber  einzelnen  S3üd^er  ift:  I.  S3uc§:  35on  ber  Qan-' 
berei  im  Slllgemeinen  (8.  1—92;  iä)  jitire  nad)  ber  Kölner  Stue- 
gabe  öom  S^l^e  1679';  IL  Sud^:  SSon  ber  teufelifd^en  ^ouberei 
unb  i^rer  2Birffam!eit  (S.  92—358);  III.  SBud^:  SSon  ber  ©c^tuarj^ 
!unft  (©.358—495);  IV.  5Buc^:  SSon  ber  2Ba{)rfagerei  (5.  496 
bi§  707);  V.  $8uc^:  SSom  Slmt  be§  Wter§  bei  biefein  S^erbred^en 
(@.  708—940);  VI.  Sucf):  S3on  bem  ^Tmt  be§  S3eic|tüater§  unb 
öon  ben  erlaubten  unb  unerlaubten  Heilmitteln    :ß.  941— 1221^ 

^öe^eid^nenb  für  bie  ©efammtauffaffung  Xelrio'S,  bie  übrigen^ 
bie  ©efommtauffaffung  be§  ^efuitenorbenS  lüiebergiebt,  finb  einige 
©teilen  au§  ber  SSorrebe,  h)o  er  bie  @c^tt)arä!unft  aU  ftönbigen 
^Begleiter  unb  notfimenbige  3oIge  ber  „^e^erei"  f)inftellt:  „^öf)men 
ipurbe  öon  ben  §uffiten,  S)eutfcE)Ianb  üon  ben  Sut^eranern 
überfd^föemmt;  tt)ie  gro^e  ©ewatt  bie  3flii^e^"ei  i'oi^t  erlangt  ^at, 
f)at  un§  Sprenger  [SSerfaffer  be§  „§ej:en^ammer5"]  beridjtet,  mit 
lueld^en  $8ä(^en  bon  ^ejen  (torrentes  sagarum)  "üa^)  2ut()ertl^um 
ba§  nörblid^e  S^eutfc^Ianb  überftutl^et  f)at,  wiffen  bie,  bie  in  ^älte, 
gurd^t  unb  3^ttc^n  i'o^t  njol^nen.  Xk  meiften,  bie  3.  33.  im 
^rierifdjen  Sanb  üor  ben  9lid^tern  auf  ber  i^olter  geftanben  |aben, 
ba^  fie  üon  ber  ^eft  ber  |)e£erei  ergriffen  feien,  Ijaben  befannt, 
ba^  biefe  (Seuche  fie  juerft  ergriffen  \)ahi,  al§  iene§  fd^eu^Iid^e  unb 
tartarifdfie  S3oÜtt3er!  be§  2utl)ertbum§,  5tlbred^t  üon  ©ranben-- 
bürg,  ber  felbft  aU  Sd^njarjfünftler  berüchtigt  ift,  mit  geuer  unb 
©d^ttjert  jene  Sanbflridie  plünbernb  oertrüftete.  ^n  ber  ©d}tt)ci§, 
tro  noc^  bie  gotttofen  ÜSatbenfcr  finb,  giebt  e§  nur  loenige  ^i^auen, 
bie  feine  ^ejen  finb.  ^n  ©nglanb,  ©d^ottlanb,  ?5i^cinfreid), 
^Belgien  ift  bie  §ej:erei  burd^  ben  ^alöinismuS  rafd;  ou§' 
gebreitet  ttjorben." 

®ie  ©rünbe   für   bie    enge  95erbinbung    jrtJifdfien  ^e^erei    unb 


444  5)ritte§  58ucl).    ^Papftt^um  iinb  §fFn""tt^fien. 

^ejeret  ftnb  nad)  Xelrio:  „^te  'üeufel  '^aBen  in  ben  ^e|ern,  tüie 
einft  in  ben  ©ö^enbilbern,  i^re  SSotjnftätten;  au§  ben  ®ö|ent)ilbern 
finb  fie  üertrieBen  tüorben,  fo  {)alien  fie  fid)  in  ben  ^e^ern  neue 
2Bo^nungen  gefugt;  oucf)  bie  Teufel,  bie  Sljriftug  auftrieb,  fuhren 
in  bie  (Sdjtüeine.  SBie  bie  ^eft  ber  §unger§notf)  folgt,  fo  folgt 
bie  ^ejerei  ber  ße^erei.  Tie  Teufel  bebienen  fid^  ber  ^e^er  aij\u 
lid^  tüie  fc^oncr  |)uren,   um  bie  9D?enfd)en  §u  betrügen"   (SSorrebe). 

3ur  ^ennseic^nung  be§  erften  Söud^eä  genügt  e§,  auf  bie  über 
33  Seiten  fic^  erftrecfenbe  51b:^anblung  öon  ber  ©olbmad^efunft 
(Stld^imie)  ^injuweifen,  bie  mit  unb  ani)  o'^ne  §ülfe  be§  STeufel^ 
für  niöglid)  erfliirt  njirb. 

^m  ^föeiten  $8ud)  toirb  aU  (Srunbtage  aüer  teufeüfc^en 
Räuberei  ber  S3ertrag  mit  bem  Teufel  Ijingeftetit  (@.  112 ff.  . 
2)ie  SBirflid^feit  folo^er  SSerträge  bemeift  ®eIrio  a«§  ber  Ueber= 
einftimmung  aller  'S^fieologen  alter  unb  neuer  Qdt  unb  anS^  bem 
Sßefenntni^  aller  |)e£en  (@.  113.  Xie  SSerträge  finb  gttjeierlei  9lrt, 
ftillfd)lüeigenbc  unb  auSbrüdlic^e:  bie  au§brüdü(^en  ttjerben  unter 
t)erf(^iebenen  ^eiertid^ feiten  abgefd}toffen:  bem  '2;eufel,  ber  in  ^erfon 
erfdieint,  lüirb  oor  B^ug^"  ^reue  unb  @efoIgfd^aft  gelobt  (fidelitas 
et  homagium):  ober  man  lä^t  bem  Xeufel  burc^  berühmte  tauberer 
eine  S3ittfc^rift  (libellus  supplex)  üben^eidien.  ®eIrio  erjö^^It  einen 
^aU,  ber  \xdi)  ju  9?ante§  in  ber  Spornt anbie  zugetragen  !^at. 
STort  tt)urben  mel)rere  folc^er  $8ittf(^riften  entbedt;  bie  Sittfteüer 
mit  ben  S5ittfd)riften  erlitten  ju  ^art§  ben  gcuertob.  @inige§ 
ift  allen  Sßerträgen  mit  bem  Teufel  gemein:  bie  ^Verleugnung  be§ 
®Iauben§  unb  ber  Jungfrau  2J?aria;  ber  leufel  berührt  bie  Stirne 
ber  33ertragfc^Iie^er  mit  feiner  Äraüe  unb  tauft  fie  auf  feine  2trt; 
fie  erl)alten  einen  neuen  S^lamen;  innert)alb  etne§  auf  bie  @rbe  ge* 
jeid^neten  ^reife§  inirb  ein  furd)tbarer  Gib  gefd^moren;  man  tier= 
fprid)t  bem  Teufel,  monatlid)  burd)  5^Iutau§faugen  ein  ^inb  ju 
tijbten ;  irgenb  einer  ©teile  be§  ^örper§,  gemö^nlic^  einer  gei^eimcn, 
brüdt  ber  Teufel  ein  ^^i^^^  Q^f-  t)iefer  ^ijrpertfieil  mirb  baburd^ 
unempfinbtic^  (8.  112  ff.).  ®ie  §ejen  unb  ^^^uberer  fönnen  Un» 
lüetter  unb  jvtnfterniffe  erregen,  fie  fönnen  bemirfen,  "öa^  geuer 
nic^t  brennt ;  fie  fönnen  üer^inbern,  ba§  ^emanb  im  SBaffer  unter-- 
finft  „mie  mir  täglid)  bei  ber  SBafferprobe  fe'^en";  fie  fönnen 
glufeläufe   Ijemmen,    Ouetlen    öerfiegen    ober   neue    ijerttorfpringen 


II.  öcEenüteratur.  445 

moc^en  (S.  155  .  3ie  fönnen  SSie{)§eerben  üernic^ten  unb  auf  bem 
^aim  fte^enbe§  ©etreibe  auf  lueitentlegene  anbere  SIecfer  oerfe^en. 
„'^U  id)  in  SDZainj  war,  n)urbe  ju  Girier  eine  berühmte  öcj;e 
I}ingeric^tet,  bie  in  einen  S3e[jälter  in  ber  SSanb  if)re§  |)aufe» 
bie  9}iil(f)  fvember  tülje  fiinüberjog,  b.  t).  itir  Xeufef  ntelfte  mit 
großer  @efd)n)inbig!eit  Vit  Slü^e  unb  bradjte  if)r  bie  Tliiä)"  ß.  156). 
2:er  SEeufel  giebt  ben  i)ejen  ein  -pulüer;  ba§  ftreuen  fie  in  bie 
Suft,  unb  fofort  erfc^einen  |)eufc§recfenf(i)iüärnie  (©.  156).  „8oIc^c 
©ef(f)e^niffe  finb  aütägüd^;  i[)re  SSaiir^eit  tüirb  bezeugt 
burc^  ba»  2(nfei)en  ber  ^äpfte  unb  i()re  33uüen  barüber; 
io  bie  Suüen  ^nnoäeng  VIII.,  ^uliuS  III.,  §abrtan  VI." 
®urc^  i(}re  Slunft  fönnen  bie  Qaühmx  bie  f)i3c^ften  SBürben  t)er= 
frfiaffen.  So  joden  felbft  bie  ^äpfte  9J? ortin  11.,  Siloefter  IL, 
Sodann  XXI.  unb  XXII.  unb  Tregor  VII.  bu rd^  3^11  = 
berei  köpfte  geworben  fein  (8.  162).  S)er  ^efuit  weift  bie§ 
allerbingg  surücf,  giebt  aber  ju,  ba^  bie  Teufel  ju  weltlichen 
Sßürben  ert)eben  fönnen.  gür  ©riangung  öon  ©elb,  (5(^ä|en, 
®oIb  finb  bie  Xeufel  fe^r  nüllicf)  (@.  163—168).  3)ie  Xeufel 
bringen  Ungel}euer  ^erüor,  \vk  fürjücf)  ein  furd^tbareS  Ungeheuer 
in  SSrafilien  ficf)  gejeigt  ^at.  3J?ögIic^  ift  aber  oud),  ha'^  biefe 
Ungef)euer  aus  ber  SSermifc^ung  ^wifc^en  9JJenfc^  unb  2^ier  ^erODr= 
ge^en;  fo  ^t  im  ^af^re  1571  ein  SSeiB  ju  hörigen  einen  ipunb, 
ein  anbere»  2Beib  in  5Iug§burg  einen  9JJenfc|enfopf,  eine  ^wd-- 
fü^ige  !5(f)(ange  unb  ein  Sd)wein  geboren  (S.  172  .  ®efrio  er= 
5äf)(t  bonn  weitläufig  eine  ©efd^idjte,  wie  ein  Seib  ouf  einer  .^nfel 
ausgefegt  würbe,  wo  nur  Stffen  lebten;  bort  ^abe  fie  mit  einem 
Slffen  ^inber  erjeugt.  Sdilie^Iid)  Ijabe  ein  Sd^iff  fie  wieber  ouf= 
genommen;  ber  5tffen'-3Sater,  ber  jurüdgelaffen  würbe,  ()abe  fid)  unb 
bie  Sinber  au»  SSerjweifetung  über  bie  Xrennung  öon  feiner  ©attin 
in'»  9Dteer  geftürjt.  ©anj  Portugal  fei  ^tnqt  für  bie  2Baf)rf)eit 
biefer  Xijatfac^e  (S.  172;.  2(uf  se^n  Seiten  (S.  175—185)  be= 
^anbelt  2)eIrto  bie  grage,  ob  bie  SEeufel  ftd^  mit  93ienfc^en  f(eifc^^ 
lid)  öermifdien.  S:ie  Stiatföc^Iic^feit  folc^er  Sßorgänge  fte^t  für 
ben  Sefuiten  feft:  „(J§  ift  bie»  bie  gemeinfame  5(nfi(^t  ber  t).f).  SSäter, 
ber  2:i)eoIogen  unb  ^^iIofopl)en,  burd)  bie  (£rfaf)rung  oieler  Sa^r= 
f)unberte  beftätigt.  SSon  biefer  Stnfid^t  abjuweidien  ift  ein  3eid)en 
öon  (Starrföpfigfeit  unb  $8erwegen^eit." 


446  ©rittet  58ud).    $apfttl)um  unb  §ejenuntüefen. 

2{u§  bent  gef (^Iecf)tlid)en  Umgang  ^lüifd^en  SKenfcf) 
unb  Xeufel  fann  9Zod)!ommenfc^aft  entfielen.  S)ie  (Sr* 
flärung  biefer  SE^at)a(|e  fitetet  jhjar  @(^n)ierig!eiten,  bie  aber  üer= 
frfltüinben,  wenn  man  bie  «Sacfie  gut  unb  !Iar  au§einanberfe^t:  ber 
Teufel  !ann  \iä)  mmli^  öon  irgenb  einem  SJJanne  iDöfirenb  be§ 
@c^Iafe§  ©amen  üerfcEiaffen ,  unb  ttjeil  er  [ber  STeufel]  fe^r  rafc§ 
unb  gefd^idt  ift,  fo  lonn  er  bem  ©amen  bie  nöt^ige  SBärmc  er» 
^tten  unb  it)n  im  geeigneten  Slugenbüd  einem  SBeibe  eingießen. 
SSater  be0  entftetienben  S^inbe§  ift  bann  aber  nic^t  ber  Sleufel,  fon* 
bern  ber  ajienfc^,  befjen  «Samen  benu^t  n)urbe  (@.  176.  177).  S)ie 
|)eEen  gefte^en,  ha^  ber  männliche  ©amen,  ben  ber  Xeufel  i^nen 
eingießt,  !att  fei  unb  lein  Suftgefüf)!  ^erüorrufe  (©.  177).  SBiH 
ber  leufet  bei  ber  ^Begattung  ni(|t  al§  'Ztü'\d  erlannt  fein,  fo 
al)mt  er  5tIIe§  ouf§  genoueftc  nod^,  toie  e§  gtüifc^en  Wann  unb 
S5?eib  5U  gefd^el^en  ^jftegt;  bann  ücrfifiafft  er  fid^  an(i^  tüirlüd^en 
männücfien  (Samen,  ben  er  felbft  nid)t  l)at.  2tu§  folc^er  SSer-- 
mifcEiung  entfielen  ^inber,  bereu  tt)ir!lic^er  Sßater  aber  nid^t  ber 
Steufel  ift,  fonbern  ber  betreffenbe  9Jiann,  üon  bem  ber  Sleufel  fid^ 
ben  ©amen  öerfc^afft  t)at.  Stu§  ben  ©eftänbniffen  italienifd^er 
§e£en  ge^t  ^erüor,  ba^  ^ejen  mit  bem  Xeufet  auc^  unnatürüc^e 
Unjud^t  treiben;  be§^alb  !ann  ber  Sfiic^ter  über  biefe  Singe  fragen, 
b.  I).  5U  i()rer  (Srforf^ung  bie  gotter  antrenben.  5Iud^  foüen  bie 
S3ei^tüäter  roiffen,  ba^  ein  foIc^eS  SSergeI)en  eine  boppelte  Xob= 
fünbe  ift  (@.  180.  181).  ^e|er,  tüie  Suttjer  unb  SUtelan^t^on, 
behaupten,  ha^  bie  |)ej:enfaf)rten  nid}t  lüirüic^,  fonbern  nur  ein» 
gebilbet  feien.  S)ie  h)al}re  ^nficfit  ift  aber,  ba^  bie  |)ejen 
auf  S'itQtnhödtn  ober  S3efenftielen  ju  t^ren  Qu\ammtn'' 
fünften  reiten  (©.  183.  186).  Qn  biefem  Ütitt  falben  fie  fic^ 
unb  bie  SSefenftiete  mit  einer  au§  getöbteten  ^inbern  bereiteten 
©albe  (@.  189).  S3ei  ben  |)ejenäufammen!ünften  tanjt  ieber  ^^eufel 
mit  bem  iJim  anbertrauten  2Beibe,  unb  ^tüar  Iel)nen  bie  Xan-- 
genben  it)re  9tücfen  gegeneinanber;  nad)  bem  Zan^  wirb  lluäuc^t 
getrieben  {<B.  190).  gür  il)re  3ufa''"i"ei^^ünfte  t)aben  bie  ^ejen 
in  öerfd^iebenen  ©egenben  üerfcE)iebene  Xage:  in  Italien  ben 
Sonner»tag,  in  Sot^ringen  ben  SD^JittttJod)  ober  Sonntag  u.  f.  lo. 
(©.  191).  Selrio  füf)rt  bann  (S.  193—200)  eine  9iei^e  üon 
„^i)atfad)en"  jum  S3elpeife  foId)er  §ejenritte  an.  2)iefe  „X^atfadien" 


II.  §ejenliteratur.  447 

finb  bie  tf)örirf)t[ten  Slnimenmärc^en,  untüürbig  eine§  S!)ienf(i)en  unb 
©Triften,  aber  ber  '^t'\ü\t  fd^reibt:  (Solche  ^Seif^iele  erbringen  ben 
ftärfften  S3ett)ei§  (fortissima  probatio)  für  bie  2öir!Ii(^!eit  ber 
^cjenritte  unb  ^ei-enjufammenfünfte.  Senjeifenb  ift  ferner,  ba^ 
bie  |)ejen  biefe  SDinge  geftet)en  unb  glüar  in  üoller  Uebereinflintntung. 
„Ueberbie§,  toer  behauptet,  biefe  ^inge  feien  träume  unb  ^£)an= 
tafien,  üerfel^It  fidj  §tDeifeIIo§  gegen  bie  (S^rfurtf)t,  bie  wir 
unferer  Tlnitn  ber  ^ird^e  fd)ulben.  S)enn  bie  !atf)oIifd)e 
S'irdie  beftraft  feine  S3erbrec§en,  au^er  fie  feien  getui^  unb  offenbar, 
nod)  aud)  erüärt  fie  S^nianb  für  einen  ©e|er,  ber  ni(^t  hiirflic^ 
in  ^e^erei  üerftridt  ift.  ©eit  Dielen  ^a^ren  ^ält  ober  bie  ^irdje 
bie  |)ejen  für  ^etjer  unb  befiel)It,  fie  burd^  bie  ^nquifitoren  ju 
beflrafen  unb  bem  ttjeltlidien  3(rm  §u  übergeben.  2lIfo  entnieber 
irrt  bie  ^irdie,  ober  il)re  ®egner.  SBer  aber  be^ou^ten 
luoUte,  bie  ^ir^e  irre  in  einer  ^um  Glauben  gel^örigen 
@a(^e,  ber  fei  üerflud)t  (S.  200). 

^ejen  öertDanbcIn  fid)  mit  §ülfe  be§  2^eufeB  in  ^a^en.  (Sin 
eljrlnürbiger  6)eiftlic^cr  ^at  mir  erjötjü:  SSor  fünf  Salären  fei  ein 
Wann  mit  einer  SBirt^in  in  Siijmube  in  glonbern  in  (Streit 
gerat^en;  er  ^ahe.  i^r  ^an§'  oerlaffen  unb  ttJoHte  mit  feinem  9?ac|en 
über  ben  na'^en  glu^  fe^en.  @§  fei  it)m  tro|  atter  Stnftrengung, 
ou(^  mit  f)ülfe  anberer  SJJänner  unmöglich  geroefen,  ben  ^a^n  oom 
Ufer  abjufto^en.  "^a^  langen  Söemü^ungen  unterfuc^ten  fie  ben 
ßaf)n  unb  fanben  einen  fe^r  großen  ©ater  mit  gtütjenben  2Iugen. 
©ie  burc^bo{)rten  it)n  mit  einem  9}Jeffer  unb  brad^ten  i^m  töbtIidEie 
SBunben  bei;  ber  ^ater  fiet  in'§  SBaffer  unb  üerfc^njanb.  ®er 
9?ad)en  (ie^  fidj  je^t  leicht  bewegen.  SDer  Tlann  ging  in  ha^ 
2Birt^gf)au§  §urüd  unb  fanb  bort  bie  SBirf^in  mit  gan§  ben  gleid^en 
SBunben  töbtiid)  berieft,  mie  fie  ber  ^ater  ^atte  (@.  208).  S)er 
Seufel  raad)t  bie  §ej;en  unempfinblid^  gegen  ^Folterqualen.  W\x 
erjä^Ite  ber  ^roöinjiat  ber  betgifc^en  ^roöinj  unfere»  Drben», 
^ater  33ernarb  DliüeriuS,  ha^  im  ^al]xt  1599  eine  ^eye 
Weber  ba§  ^Brennen  an  ben  Sü^en,  nod^  bie  fieftigften  ©i^Iäge 
gefpürt  ^aU,  bil  ein  ^^riefter  il)r  ein  2lgnu§  ®ei  (ein  getüei^teö 
SBadi^bilb)  in  ben  9?aden  gel^alten  l^abe.  ®a  ^aht  bie  teufelifdEie 
SBeiiepng  aufgehört,  unb  bie  §eje  f^aht  begonnen,  ben  ©d^merj  §u 
fütjlen.     ^orau§  ge^t  fieroor,  ba^  biefe  Unem|)finbtid)!eit  ein  SBerf 


448  S;i-itte!i  33uc^.    ^opfttf)um  unb  ^ejenunitiejen. 

ber  Teufels  ift  @.  217).  SCie  (Erörterung  ber  5rage,  ob  bcr 
%tü\d  au§  einem  3Jlann  ein  SBeib  unb  au»  einem  SSeib  einen 
ajtann  machen  fönne,  nimmt  oier  Cuartfeiten  ein  (S.  221 — 225). 
Sn  Saieta  ^at  fict)  eine  Sii<^er»frau  na(^  14jäf)riger  (5f)e  in  einen 
2Kann  üernjanbelt;  eine  anbere  würbe  naä)  12jä[)riger  ®^e  Wann, 
ließ  fid^  fd^eiben  unb  fieirat^ete  ein  anbere§  SBeib  (S.  221).  ^m 
gegenloärtigen  'i^a^xt  (1600)  rourben  ju  2;oIebo  burc^  Urt^eil  ber 
Snquifition  bie  ©ebeine  eineS  geföiffen  9iamirej  oerbrannt,  ber, 
tt)ie  folc^er  5Iu§rourf  ber  9}?enfc^()eit  ju  tf)un  pflegt,  gu  bem  2(u§' 
geipieenen,  b.  i).  jur  ^e^erei,  bie  er  abgef(^n)oren  l^atte,  äurücf» 
gefe^rt  wav.  ^u§  feinen  ^roje^aften  überfe|e  ic^  wörtlich :  ©r 
^atte  mit  bem  Xeufet  ein  Söünbniß  gefct)Ioffen,  iroburif)  er  bem 
S^eufel  feine  ®eele  üerfcfirieb  unb  bafür  üom  S^eufel  bie  ^enntniß 
ge{)eimer  Singe  ert)ielt  unb  ein  au|erorbentIi(i)e§  ®ebäc|tni§.  Sll§ 
er  einmal  mit  einem  anberen  Sanh^vtx  nad)  8aragoffa  reifte, 
fei  i^nen  )3lö|Iic^,  nac^  2(u§fpred^en  eine»  Qauhtxrooxtt^  ein  ^ferb 
erfi^ienen,  ba§  fie  im  9^u  nai^  ©oragoffa  gebrad^t  ^abt;  fie  er= 
lebigten  bort  i^re  ©efd^äfte,  beftiegen  n^ieber  ba§  ^ferb  unb  njaren 
in  einem  51ugenblicf  ^u  §aufe.  2II§  in  Xe^a  einem  ©fiemann 
bie  (S^efrou  plö^Iic^  au§  bem  SBette  uerfi^roanb,  ^aht  SRamirej 
ben  Tlann  beruhigt:  er  lüerbe  il)m  feine  ?^rau  f(^on  lüieber  t)er» 
fc^affen;  er  foKe  in  einen  beftimmten  SBeinberg  ge^en,  bort  auf 
bie  Srbe  einen  ^rei»  jiefien,  fict)  in  bie  SD'Jitte  ftetten  unb  warten, 
bi§  er  ha§  ©eräufcf)  öorüberge^enber  9)?enfc^en  I)i3re.  S)ann  foQe 
er  lout  fragen,  wo  ber  ßönig  fei,  unb  einen  3ette^  Quf  ^^^  ®rbe 
werfen.  Xer  (Seemann  t^at  fo,  unb  feine  ß^efrau  erfc^ien,  man 
wei^  nic^t  moI)er,  plö^Iic^  wieber    ©.  234). 

5Iuf  50  Seiten  ;247— 297)  be^anbelt  Xerrio  bie  grage,  ob 
bie  Xeufel  bewirken  fönnen,  ba^  bie  Seelen  Stbgeftorbener 
ben  ßebenben  erfcfieinen?  Xann  folgen  jwei  lange  fta^jitel  :@.  297 
big  338)  über  ©efpenfter  (de  spectris).  §ier  ^ufen  fid^  bie 
toüften  ®efc^ict)ten,  bie  a(§  „wa^re  1^at]ai)tn"  beridf)tet  werben. 
Sld^tje^n  üerf(^iebene  SIrten  oon  ©efpenftern  werben  aufgeführt. 

3wei  öon  ^efuiten  »erfaßte  fc^wülftige  Sobgebi^te  —  bie  Sßer^ 
faffer  I)ei^en  ^ater  SIaubiu§  Xau»queiu§  unb  ^ater  ^arl 
©rofinuS  —  auf  Xelrio  befc^üefeen  ba§  jweite  S3uc|. 

2)0  6  b ritte  Sud)  beginnt  mit  ber  Stb^anblung  über  jaube* 


II.   §eEcnIitetatuv.  449 

rifc^e  ßinfc^täferung,  bie  Befonber»  öon  SDieBen  Bei  ben  §u  Se= 
ftef)lenben  angetüanbt  tuirb.  ^iefe  @infcf)Iaferung  loirb  betoirft 
burc^  Sßerbrennen  eigentf)ümlic£)er  Sler^en:  bie  ^epn  öerfc^affeii  ficJ) 
§änbe  unb  Sü^e  ^on  Seiifien,  falben  fie  mit  einem  Dti,  haä  ber 
!XeufeI  i^nen  giebt,  unb  ^ünben  bann  bie  Singer  unb  3e|en  an. 
®ie  ©infc^Iäferung  bauert  fo  lange,  aU  bie  5üBe  unb  ^änbe 
brennen  :©.  371).  2(ud)  gel^Igeburten  irerben  §u  biefer  (Sin* 
fcflläferung  benu^t;  ba§  ^aben  öerfd^iebene  ^ejen  eingeftanben 
(8.  375). 

(Sin    eigenes    Kapitel    üon    15    Seiten     375—390)    ift    bem 
Stebe§äauber  (Maleficium    amatorium)    unb  feinen  (Siegenmitteln 
gett)ibmet.     9)?it  Söerufung    auf    bie  Söerid^te    ber   ;)äpftlid^en   ^n= 
quifitoren  (Sprenger  unb  Snftitori§  unb   auf   bie  ©eftänbniffe 
ber   §e£en    üerfid^ert   ber   ^efuit  SS)eIrio,    ha^  gur   Bereitung 
fotd^er  SiebeSjauber  Slut  öon  ber  monatlidjen  Steinigung  ber  %xau 
ober   männtid^er    Samen    ober    menfc^Iii^er   ®ot^    benu^t   loerbe 
(S.  377).     Sn  unferer  Stit,  fagt  2)eIrio,  üerföenben  bie  ^ejen 
mit  SSorliebe  Pergament,  ^a§  au§  ber  ^ant  eine§  neugeborenen, 
ungetauften  Knaben  bereitet  ttiirb    S.  379'.     Sel^r  gefäfirlid^  unb 
gebräud^üd)  finb  bie  ^^uberfünfte,  bie  2üh  unb  Seben  angreifen; 
befonber§   bie   gegen  !(eine  ^inber  gerichteten.     §ejen  foc^en  unb 
t)er§ef)ren   fteine  ^inber  mit   SSorliebe  (S.    408  .     ^egen    fönnen 
burd^  bloßen  S3Iid  bie  Srüfte  ftillenber  «grauen  auStrodnen  (S.  416). 
3auberifc|e  SBac^§=  unb  931eibilber,    bie  jur  ^öbtung  mißliebiger 
Seute  bienen,  fpielen,  nac^  bem  Sorbilbe  be§  ^apfte»  ^o^annXXII. 
(öglc^.  S.  217;,  and)  bei  2;eIrio  eine  große  9totte  (S.  418.    StuI» 
fü^rli^  fe^t  SDetrio  auSeinanber,  marum  (5Jott  juläßt,  baß  ber 
Teufel  foldie  9J?ad)t  über  bie  3Jienfd)en  befi^t  (S.  446—463).     Sn 
glaub ern   t)at    fid^    ganj    fürjlid^    golgenbe»    §ugetragen:    brei 
9J?önc^e  eine»  ^lofterS  —  id)  weiß  ben  Drt  unb  ben  Orben, 
bem  fie  angef)örten,  aber  S3eibe§  üerfc^tueige  id)  —  lebten 
fef)r  au§fcf)iüeifenb.     ßine»  2lbenb§  §edjten  fie  lange.     (Jnbüdö  Ratten 
fie  genug,  unb  ber  eine  fagte:  ©Ott  fei  gebanft!  ®er  anbere  aber 
fagte:  bem  STeufel  fei  gebanft!     Sann  legten   fie  fid^,  jeber  mit 
I    einem  9JJäbc^en,  ju  Söett.     ^(ö^Iic^  ge^t  bie  X^üre  auf,  unb  ein 
leufet    in   (5)eftalt    eine§   Sägerl   üon  fc^redlic|er  ©eftalt  fommt 
berein,  begleitet  tion  gtpei  anberen  Xeufeln  in  (5)eftalt  üon  ^öd^en! 

b.  §ioen«btoc(I),  $a^)itt^um.   I.  29 


450  ®ritte§  S3ucf).    ^a^jftt^um  unb  ^ejenuntrefen. 

9)lit  furd^tftarer  (Stimme  fragte  er,  tüo  ift  ber,  ber  mir  gcbanft 
f)at?  @r  5iel)t  ben  ju  SEobe  ©rfc^rodenen  ou§  bem  S3ett  unb  be- 
ftef)Ü  feinen  Begleitern,  il)n  am  i^tntx  §u  röften.  S)a§  gef(|iel^t, 
unb  ba§  Binimer  tüirb  erfüllt  mit  bem  ©eftanf  be§  tjerBranntcn 
imenfc|enfreif^e§  (©.  451). 

®a§  tiierte  Söud^  t)anbelt  öon  ber  2Bo!^rfagerei  unb  ben 
©otteggeric^ten. 

Sm  fünften  SBud^  erörtert  2)etrio  bie  Dbliegenfieiten 
be§  9lic^tcr§  unb  'öaS'  ^roje^tjerfafiren  ben  |)ej:en  gegenüber. 
Um  eine  ollgemeinc  Unterfuc^ung  öor^uue'^men,  finb  gor  feine  2tn« 
geic^en  erforberlii^.  Seicftte  Stnseic^en  genügen  ju  einer  befonbern 
lInterfucE)ung  über  bie  ©^ulb.  Um  aber  ben  3lngeflagten  ber  ^w- 
quifition  gu  übergeben,  finb  fd^roere  Slnseitfien  erforberlid^.  ^ur 
golterung  finb  fe£)r  fc^tüere  Stnjeic^en  erforberlic^.  58eim  SSer« 
brecEien  ber  ^ejerei  genügt  gur  befonbern  Unterfu^ung  ein  QtUQt 
unb  fei  e§  auc^  ein  fonft  unfähiger  Be"9c;  ^ft  "^er  S^üQt  aber  ein 
üollgültiger,  fo  genügt  ein  QtUQt  gur  gotterung  (@.  724).  (£in 
:pro5effuaIe§  Slngeicfien  ift  bie  SSejid^tigung  burc^  einen  ^enoffen  be§ 
$ßerbre(^en§.  Snx  (Sriangung  ber  S^Jamen  öon  9JJitfd^uIbigen  fann 
ber  5tnge!Iagte  gefoltert  tnerben.  Stud^  finb  bie  $8eic|tööter  üer- 
:pftid^tet,  gur  Stngabe  ber  9)iitfd^ulbigen  ju  ermaiinen  unb  im 
SBeigerungSfaü  bie  So§fpre(|ung  gu  üerfagen  (@.  724). 
®ie  SCnjeige  fonft  Sf)rIofer  gilt;  bei  i^nen  mu^  ober  bie  Slnjeige 
auf  ber  ^^olter  gefc^e'^en,  benn  lüeil  fie  et)rIo§  finb,  ift  ifinen  ou^er 
ouf  ber  5-oIter  lüenig  ©louben  ju  fc^enfen  [B.  724)!  S)er  9?i(j^ter 
!ann  gur  fc^föeren  Folterung  ftfireiten:  1.  toenn  ein  üollgültiger 
^lugenjeuge,  2.  trenn  stoei  nic^t-Stugenäeugen  üorl^anben  finb; 
3.  tüenn  äft)if(f)en  bem  föegen  ^egerei  ^(ngejeigten  unb  bem  burd^ 
§ejerei  ©etöbteten  ober  ©efd^äbigten  f^einbfd^aft  üorliegt;  4.  rtenn 
ber  Stugegeigte  in  übelm  9iufe  ftel)t;  5.  lüenn  ber  Slngegeigte  ffüc^tig 
gemorben  ift;  6.  toenn  Stn^eiger  unb  hingeneigter  eng  befreunbet 
finb;  7.  irenn  eine  ge'^eime  33efprecf)ung  jn^ifdien  ^Injeiger  unb  Stn= 
gezeigtem  t)or  S3egetjung  ber  §ej:erei  na(f)ttjei§bar  ift;  8.  mnn  im 
^aufe  be§  Stngejeigten  ßaubermittel  unb  3auberbüc^er  aufgefunben 
h)orben  finb  (©.  728).  ^at  ^emonb  ein  ^I)ier  öcrn)unbet  unb 
finbet  fic^  batb  borouf  ein  SBeib,  bo§  an  ber  gteict^en  ©teile  mic 
ba§  XI)ier  eine  SBunbe  ^t,  fo  !ann  bie§  SBeib  aU  ber  |)ejerei 


II.  §ejenüteratur.  451 

fd)ft)er  i3erbäd^tig,  b.  ().   ba^  fie  ba§  %^kx  geiüefen  jei,    gefoltert 
werben.     2)er  2)e(f)ant   ber  ^omfird^e   in  9J?ed^eIn  ^at  mir  er= 
§äf)It,  baö   er  neuticf)   eine  ^rö^e  gefc^offen  l^abe;  al§  er  fie  ouf= 
iieben  rtottte,  I)at)e  er  nic^tl   gefunben,  ol^  einen  ©c^Iüffet,  h)ic 
i^n  grauen  am  ©ürtel  ju  tragen  pflegen.     @in  i^^eunb  t)a6e  ben 
(gc^Iüffet  aU  einer  9^a(f)bar§frau  gehörig  erfannt.     (Sie  gingen  in 
ba§  §au§,  unb  rid;tig,  bort  fetjlte  ber  ©c^Iüffel,  unb  bie  |)aulfrau 
f)atte  eine  Suget  in  ber  (Seite  (<S.  728).     ©in  §ur  Folterung  ge^ 
nügenbeg  Stn^eicfien  ift  anä),  toenn  ein  glaufiujürbiger  Beuge  ge^ 
fct)en  t)at,  tüie  ein  Söeib  einem  ^ferbe  ju  trinlen  gegeben  Ijat,  bog 
6alb  barauf  frepirt  ift,  ober  wenn  jwei  3eugett  gefefien  fjaben,  wie 
furj   öDr   einem  Unwetter    ein  SBeib  mit   einem  <StaB  auf   einen 
Stein  gefc^fagen  ^at,    ober   S3tumen  unb  Kräuter  in  einen  Zop^ 
geworfen  l)at.     ^a§  StIIe§  finb  fo  bringlid)e  Stnjeigen  ber  ^egerei, 
ba^   j;ebe§    einzelne    für    fid§    genommen    gur    golterung    genügt 
(@.  731).     ®amit  ber  übele  9luf  einer  ^erfon  gu  i^rer  Folterung 
genüge,  ift  erforberüti),  ha^  ber  fc|(e(f)te  9^uf  üon  Tlänntxn,  nxdjt 
öon  {grauen  ^errü^re,  ou^er  e§  t)anble  fic|  um  ®inge,  bie  Stauen 
beffer  fennen,   aU  Wänntv;  aud^  mu^   ber   böfe   3f{uf   allgemein 
fein   (S.    733).     S^Jacf)    ber    (Gefangennahme    einer   ^ege   ift   i'^re 
SEot)nung  nac^  ^ttuBermitteln  gu  burcEifuc^en  (S.  756).     Selbft  im 
Werfer  öer!e^ren  bie  |)ejen  nod^  mit  bem  S^eufel  gefd^Iec^tlic^,  er* 
regen  mit  feiner  §ülfe  Unwetter  u.  f.  w.   ((S.  757).     fragen,    bie 
ber  Stic^ter  on  bie  ^egen  ri(f)ten  foü:  ju  \va§  fie  fid^  bem  Xeufel 
tjerpflic^tet  I)aben;  "ma^  fie  öon  if)m  t)offen;  worauf  fie  ifire  Räuber* 
falben  bereiten?  (@.  759).     ©emeinfame  Wnfici^t  ber  ^^eologen  ift, 
ba^  bie  golter  §ur  ©rforfd^ung   ber  2Bat)rl)eit   angewanbt  werben 
fod  (S.   759).     ®ie  j^olter  fott  fo  angewenbet  werben,  ha^  ber 
Seib  bc§  ©efolterten  untierle^t  bleibt  ober  nur  mä|ig  öerte|t  Wirb. 
Unüerle^t  nenne   iä)  ben  Seib,    Wenn  ba§    gleifd^    nid^t 
äerriffen    unb   bie   ^nod^en  ni(f)t   jerbroc^en   finb;   bcnn 
9tu0renfung  ber  ©etenfe  ift  hti  ber  golterung  faum  ju 
oermeiben   (<5.  760).     SOie^r    aU   breimat  fott  bie  golter   nidjt 
Wieber^olt  Werben.^ 


1  S)er  Sefuit  Suf)r  mad)t  feilte  Sefer  glauBeu:  „®erabe  beim  Kapitel 
über  biefJoWer  merle  man  beutlic^,  ba^  5)etrio  feine  Ungerei^tigfett  föiü. . 

29* 


452  Srtttcä  33ud}.    ^;pa)3fttl)uin  unb  ^t^tinintüqtn. 

®{e  ^^atfäc^Iidjfeit  be§  Saiihtv^  ber  8(^iüeigfamfeit  ift 
bitrd^  bie  täglid)e  ©rfalirung  betüiefen.  ®te§  5aut)ermitte(  toirb 
an§  ungetauften  ^inbcrleicfien  bereitet  (©.  762).  2)^an  fotl  alle 
§aare  aBfd^neiben,  bamit  itidjt  unter  i^nen  fid^  ein  fotc^e§  ^^w^er^ 
mittel  oeröergen  !önne;  and)  ift  e§  gut,  ben  ganzen  SeiB  ber  |)eje 
mit  ioarmem  SBofter  ju  tüafdjcn,  um  eine  ettüa  aufgeftrid^ene  ^aubzx- 
fatbe  ju  entfernen  (©.  765). 

®urc^  lügnerifd^e  Siften  bie  |)ejen  jum  ®eftet)en  ju  bringen,  ift 
unerlaubt.  Tlan  beacE)te  aber  \oo^i,  fäljrt  ®eIrio  fort,  ba^  ^tou 
fd^en  einer  Süge  unb  einer  ®o:ppeIfinnig!eit  ein  großer 
Unterfd^ieb  beftel)t;  erftere  ift  öerboten,  le^tere  erlaubt. 
©er  9tidE)ter  !ann  alfo,  um  ein  ©eftänbni^  ju  erlangen,  ber  2)op^3eI= 
finnigfeit  unb  lifliger  SSorte  fic^  bebienen,  unb  er  fann  gu  biefem 
3tt)edf  ghjeibeutig  bent  befangenen  bie  ?^rei^cit  tierfpred^en.  ©o  roar 
e§  erlaubt,  baB  ein  9?id)ter  in  Süttid^  einer  ^ege  üerfprad): 
wenn  fie  bie  2Ba^rt)eit  geftänbe,  mürbe  er,  fo  lange  fie  lebe,  für 
itjren  Untertjalt  forgen  unb  iljr  ein  neue§  §au§  bauen;  inbem 
er  unter  bem  SSort  „^au§"  ba§  ©erüft  öerftanb,  auf  bem 
fie  ü erbrannt  werben  foUte  (S.  769) i.  3elbft  Juenn  bor 
9tid)ter  burd^  tierlüerflii^en  betrug  eine  §eje  gum  @efte{)en  bringt 
unb  fie  barauff)in  üerurttjeilt,  fo  begeljt  er  feine  S^obfünbc  (@.  770). 

®eIrio'§  @runbfa^  über  bie  ^öbtung  ber  §e^en  lautet:  ®ie 
§ejen  finb  gu  tobten,  aud^  Uienn  fie  feinen  SD^feufd^en 
burd^  ßiift  getöbtet  f)aben,  auc^  tüenn  fie  meber  ben  '^il-- 
bern,  noc^  bem  SSieb  gefdfiabet  l^aben;  fie  finb  ^u  tobten, 
tneil  fie  mit  bem  ^^eufel  im  58unbe  ftel)en  unb  lueti  fie 
an  ben  §ej;enäufammenfünften  tf)ei(ne{)men    @.  803). 


Qm  @egenja0  gu  öieten  ^rotcftanten  üert^eibige  ®eIrio  DJJäfeigung  im 
©ebrouc^  ber  golter."  3"'"  „Setreife"  bicfer  tlntt)a{)rt)ett  fü:^rt  ®u:^r  bie 
oben  mitgetf)etlten  SBorte  Selrio'S  an:  „Unberle^t  u.f.tt).",  unterbrücft  ober 
ben  legten  %^tii  ber  bie  „SJta^igung"  ent{)attenben  SBorte:  „9Iu§renfung  ber 
©efenfe  ift  bei  ber  golterung  taum  s«  üermeiben"  (Sufir,  a.  a.  D.  @.  42.  44). 
1  ©ol^en  jc^änbltd^en  9?atl)jd)tägen  gegenüber  toagt  e§  ber  ^efuit 
®u'^r  ju  jc^reiben:  „Selrio  roenbet  fi^  ici)arf  gegen  bie  Siidjter,  bie  burd^ 
\ai\ijt  SSorfpiegelungen  unb  i3ügen  bie  ^ejen  jum  ©eftänbnife  bringen 
tpoden"  (a.  a.  D.,  ©.  44).  greilid)  ®eIriog  3Borte  an§ufü:^ren,  föagt  ®u^r 
itidjt.  ^ufir  fäljc^t  aljo  f)ier  bemußt.  ®r  fann  el  unbesorgt,  benn  feiner 
toon  jeincn  Sejeru  tüirb  3>i'eifel  in  feine  23?ovte  fe^en  unb  2)eIrio  nad^f^Iagcn. 


II.  .^ejenliteratur.  453 

S)iefe  furchtbare  %i)t\t  Bettjeift  ber  Sejiiit  1.  au»  ber  $8ibcl: 
Sm  Söuc^e  ejobu§,  ^ap.  22,  SSerg  19  fte^t:  „Sauberer  foUft  bu 
nic^t  leben  laffen";  2.  au§  bem  lanonifd^en  9ted^t:  cp.  per- 
venit  C.  contra  idolorum  26  qu.  5. ;  Extrav.  var. :  Joann.  XXII. 
super  specula;  Innoc.  VIII.  summis  desid.;  Alexand.  VI.  cum 
accepimus;  Leo  X.  honestis  petent. ;  Hadrian.  VI.  dudum  uti 
nobis;'  3.au§  ber  aUgemeinen  ©etüol^n'^eitin  ganj  (Suropa, 
bie  fid^  !unb  giebt  burd^  bie  Urtf)eitgfprüd^e  ber  ^nquifitoren,  tneld^e 
bie  §ejen  bem  lueltlic^en  2(rm  übergeben,  unb  burc^  bie  UrtfietB^ 
fprüc^e  ber  h)eltlic^en  (Bni^k,  toie  aü^  ben  «Sd^riften  ber  9led^t§- 
gele^rten  aller  Sänber  ^eröorge^t.  „Unb  biefe  ^unbgcbungen  ber 
römifd^en  ^äpfte",  fo  ruft  2)eIrio  au§,  „biefer  atlgemetne  ©ebraud^ 
fottte  auf  falfd^en,  lügnerifd^en  SSorauSfe^ungen  berul^en?  SSeld^e 
©träfe  t>erbient  ber,  n)elc§er  fo  ©tU)ai  bel^auptet?"  4.  au  §  ber  55er- 
nunft:  bie  Strafe  ift  ju  bemcffen  nod^  ber  ßirö^e  be§  SSerbre(^en§, 
bie  ftc^  rtd)tet  naä)  ber  ^erfon  be§  $8eleibigten.  S)urc^  bie  ^eyen 
werben  aber  ßjott,  bie  gottgleicEie  ^ungfi^au,  alle  S3en)of)ner  be§ 
^mmtU,  bie  ganje  ^irC^e,  ba§  ganje  9)?enfd^engefcE)Ied^t,  bie  be-- 
lebte  unb  unbelebte  Statur  beleibigt.  ®ie  §ejen  tierüben  (S5ö|en= 
bienft  fc^Iimmer  al§  bie  Suben,  bie  "oa^  golbene  ^alh  anbeteten; 
benn  bie  |)ejen  geloben  fidj  bem  Seufel,  fie  effen  unb  trin!en  mit 
if)m,  fic  tanjen  unb  fingen  üor  i^m,  fie  »ergeben  fid^  gefc^IecEitlid^ 
mit  it)m.  SBer  fo  f^auber'^ofte  Sßerbrec^en,  wie  fie  bie 
^ejen  begeben,  nid)t  mit  geuer  unb  (Schwert  ftrafen  will, 
entbefirt  be§  gefunben  9Jtenf^enüerftanbe§.  Slud§  wenn 
bie  §ejen  ^liemanb  gefc^abet  unb  9Ziemanb  getöbtet 
^aben,  finb  fie  hod)  §u  tijbten,  bamit  fie  nid^t,  bei 
längerm  2eben,  burd^  Slnrjäufung  oon  SSerbrec^en,  fic^ 
fd^wererc  [ewige]  ©trafgerid^te  äu^ieljen.  SSer  bie  ^eyen 
jeitig  [burd^  ^inrid^tung]  it)ren  (Sd^anbtfiaten  entreißt, 
forgt  am  beften  für  if)r  ewige§  ^eif  (optime  Ulis  ad  salutem 
consulit  aeternam; .  2)ic  ©rfal^rung  te^rt,  ta'lß  fie  fic^  o^ne  Werfer 
unb  @d^eiterl)aufen  faum  jemals  ju  @ott  belehren.  ®ott  fann  fie 
freiließ  aud^  auf  anbere  SSeife  befe^ren,  aber   e§  gefc^ie^t  faft  nie. 


1  'SRan  beachte,  bafe  ®eIrio  l^ier  ou^jc^IieBIid)  püpftlicf)e  SBerfügungen 
3um  93etDeife  jeiner  mörbenjc^en  Ztjti^  onfüt)rt. 


454  drittes  S3ucf).    5ßapftt^um  unb  ^eEenunmejen. 

unb  barin  offenBart  ft(^  ble  Befonbere  ®üte  ®otte§,  bcr  ifire  ©c^anb' 
traten  burd^  einen  öeri)ältnifeinö^ig  furjen  unb  fanften  Xob  ^ier 
fü^nen  mU  (@.  803—805). 

S)er  Xob  burcE)  f^euer  ift  für  §ej:en  unb  ßauberer  angemeffen, 
unb  jtüar  finb  bie  Unbu^fertigen  leBenb  ju  üerbrennen,  bie 
Söu^ertigen  follen  guüor  erbroffelt  merben  (8.  813). 

Söer  bie  @c^anbtl)aten  ber  ^ejen,  Befonber§  if)re  näc^tüdfien 
3ufammen!ünfte  leugnet,  ^ulbigt  htm  5(tI)ei§mUö  unb  tDiberjefet 
fid)  ber  ^irdie.  2)enn  ba§  ^aupt  ber  ^ird^e,  i^re  3""gc 
unb  i^r  9}^unb  ift  ber  $o^ft.  SSiele  römtf^e  $ö:pfte  ^aben 
aber  bie  ^nquifitoren  ermal^nt,  eifrig  unb  ftreng  gegen 
bie  §ejen  üorsuge^en  unb  biefe  ^eft  augjurotten.  Offen 
befennen  bie  ^ä^fte,  ha'i^  fie  bie  5Serbrec^en  ber  ^ejen 
ni(|t  für  SCßa^nüorfteUungen,  fonbern  für  t^atfäc^Iid)e 
©c^anbf^aten  t)alten.  S)a§  gei)t  I)eroor  au§  ben  33utten  3nno  = 
jen^Vm.  an  bie  Snquijitoren  in  5)eutfc^Ianb,  Swüu»  ni.i  an 
bie  Snquifitoren  tion  Srentona,  ^abrton  VI.  an  bie  ^nquifitoren 
ber  Sombarbei.  ^a§  ift  aucE)  bie  allgemeine  2tnfi(f)t  aller  lirc^'- 
ticken  ©eridjtöfjöfe  in  S]3anien,  Italien,  granfreid),  5)eutf(^Ianb; 
nad^  biejer  Stnjid^t  ^aben  bie  2I|3oftoIifd)en  ^nquifitoren  ge^anbelt. 
®a§  olfo  ift  bie  9)leinung  unb  ha^  ift  bo§  Urtfjeil  ber  ^irdje 
(©.  839).  ®a  bie  ^irc^e  befinirt  ^t  i'definit),  ^ejen  feien  aU 
ttirflii^e  ^ßerbrec^erinnen  ju  beftrafen,  fo  fonn  gelüi^  tein  weltUdier 
9itd§ter  biefe§  Urt^eil  auff)eben,  inbem  er  fagt,  biefe  unb  biefe 
^erfon,  bie  fid)  felbft  aU  §eje  befannt  ^at,  MU  \iä)  getäufc^t; 
fonbern  er  £)at  fie  einfad^  §u  oerurt^eilen.  S)ie  tirc^e,  weldje 
bie  ©äule  ber  2Baf)rr)eit  ift,  unb  ber  9lömifd)e  ^a^ft, 
ber  bie  Bunge  unb  ber  2J?unb  ber  ^irdie  ift,  unb  auf 
bem  'oa^'  SSerfprei^en  ruf)t:  bein  ©loube  iüirb  nid^t 
manfen,  erÜären  fi^  für  bie  2:^atf äc^üc§feit  ber  oon 
ben  §ejen  Begangenen  Sßerbred^en  {©.840.  ^icßauBer« 
Büdner  finb  ju  üerBrennen,  wieburc^  ^iu§  IV.  unb  ßlemen§  VIII. 
Beftimmt  njorben  ift.  9Jur  ber  $apft  !ann  bie  erlauBni^  geBen, 
foldie  SSüd^er  gu  tefen  (@.  844).     Sßerben   bie  ^egen  gleich  nac^ 


1  |)ier  liegt  ein  3rrt{)um  ^elrio'g  öor,  benn  nit^t  Suliug  III.,  fonbern 
SuUug  II.  f)at  bie  betreffenbe  33uIIe  erloffen. 


II.  ^ejenlitcratur.  455 

bent  Urt^eiBfprudö  f)ingeric^tet,  fo  ift  i^nen  bie  Kommunion 
nic^t  äu  geben,  finbet  bie  Einrichtung  fpäter  ftatt,  fo  fott  if)nen  bie 
Kommunion  getDä()rt  werben  (@.  844).  ^n  SSejug  auf  \)a^  Se-- 
gräbniB  ift  bei  ben  üom  genier  Eingerichteten  bie  Ianbe§übüü^e 
(Sitte  ju  Befolgen.  ®ie  Seiber  ber  fd^on  üor  bem  Urti)ei(»fprud^ 
©eftorbenen  fönnen  ausgegraben  unb  öerbrannt  werben  (©.  845). 
Sn  einem  „2tn:§ang"  ^u  biefem  fünften  Sud),  ben  ©elrio 
betitelt:  „5tnttüort  auf  einige  gragen  eine§  erlaud^ten  dürften"  *, 
be^anbett  er  in  41  Dueftionen  oerfi^iebene  ©injel^unlte  be§  SSer« 
fahren»  gegen  bie  §ej;en:  Sie  ^tn^eige  mefirerer  SD^itfd^uIbiger  ge-- 
nügt,  ben  2tnge!Iagten  foltern  ju  laffen  (@.  868).  ®iefe  5(nseige 
giebt  bem  9ti^ter  alterbingS  !einc  ©id^er^eit  über  bie  2öaf)r[)eit 
ber  Slnfd^ulbigung,  aber  e»  ift  auc^  für  ben  Stngeüagten  beffer, 
ba^  ber  9?icf)ter  annimmt,  bie  Stnjeige  fei  toa^r.  ®enn,  Wirb 
ber  5(ngeWagte  gefoltert,  fo  ift  Hoffnung  üorf)anben,  ta'^  er  geftet)t 
unb  wenigftenS  feine  (Seele  rettet;  wirb  er  nic^t  gefoltert,  fo  mu^ 
man  fürd)ten,  ta^  er  oI)ne  ©eftänbni^  fttrbt  unb  ewig  öerbammt 
wirb,  gerner  le^rt  bie  ©rfa^rung,  ba^  bie  ^ejen  beim  Slnjeigen 
i()rer  a)?itfcf)ulbigen  bie  SBa^r^eit  fagen  (S.  869).  Slucf)  für  "litn 
3fli(i^ter  felbft  ift  e§  beffer,  an5unef)men,  ber  5Inge!Iagte  fei 
fdiulbig,  unb  i^n  auf  biefe  ^Inna^me  f)in  foltern  5U  laffen.  SS)enn 
im  ®ericJ)te  ©otte»  wirb  e§  i^m  einft  fctjled)t  ge^en.  Wenn  er  fic^ 
gegen  bie  ipegen  läffig  gezeigt  |at  (S.  871).  Sa§  Beugni^  rec^tüc^ 
(Sf)r(ofer  (infamer)  genügt,  um  einen  5tnge!Iagten,  aud^  Wenn  er 
fic^  eines  gefiederten  guten  9^ufeS  erfreut,  foltern  ju  laffen  (S.  888). 
©enügt  jur  golterung,  ha'^  ^emanb  üon  einem  5tnbern  anzeigt, 
er  1)aht  i^n  bei  einer  Eegenjufaminenfunft  gefefien,  auc^  wenn  ber 
Stugegeigte  fonft  9^iemanb  @cf)aben  sugefügt  ^at?  ^n  langer  5tu§' 
fü^rung  bejafit  ®etrio  bie  grage  (@.  891—900),  Wobei  er  bie 
blöbfinnigen  SSefiauptungen  über  Eegensufammenfünfte,  Sauhn-- 
falben  u.  f.  w.  Wieber()oIt.  ©in  folc^e  ^Injeige  fann  ganj  allgemein 
fein;  unnött)ig  ift,  anzugeben,  wann  ober  wo  bie  betreffenbe  Eei-en-- 
üerfammtung  ftattgefunben  f)at  (@.  900).     5)ie  Eej:enfa^rten  unb 


1  ^ie  58ermut^ung  liegt  na^e,  ba^  biefer  „ertaubte  gürft"  ber  gattj 
öon  Sejuiten  geleitete  Qix^oQ  9JtajimiIion  I.  Don  latent  ift,  ber  fic^ 
jttjetmat,  9tat^  fragenb,  nn  ®eIrio  geiuenbet  i)at  (unten  @.  464). 


456  ®ritte§  SBucf].    1ßapfttf)um  unb  §ejenuntt)e^cn. 

^egenäufamnienfünfte  |3flegen   be§   9^ad^t§  gu  gefd^el^en,  trenn  bie 
gange  ^yamiüe  unb  BefonberS  bie  Seemänner  im  S5ette  liegen,  ein» 
gefd^Iäfert  burc^  teufeUfdEie  fünfte.     SBie  fönnen  fie  olfo  ütier  biefe 
®inge  genou  auSfagen?     ^a,  bie  §ejen  taffen  Bei  il^ren  2tu§fa'^rten 
einen    ftettöertretenben  teufet   im  S3ette   if)re§  Tlanntä   on   t^rer 
(Statt  gurüd  (solent    lamiae    cum   exeunt   ad    conventus  vicarium 
daemonem  in  mariti  thalamo  supponere  loco  suo) ;  ha§  fte'^t  burd^ 
öiele  X^atfad^en  feft  (@.  904).     SD^cine  Stuftest  ift,  ha^  hjenn  bei 
ber  3(nseige  bie    genaue  Eingabe   üon  Drt   unb    3eit   ber   ^ejen-- 
äujammenfünfte  erforberüd^  n)äre,  e§  ben  Teufeln  faft  immer  ge= 
lingen   würbe,    bie  ^ejen   §um   größten  ^aä)t^txi   be§   SWenfc^en^ 
gefc§Ied^t§  unb   gur   fc^merften  Söeleibigung   ®otte§   ber  f^olter  gu 
entgie^en  iß.  905).     'äü6)  leichte  Stngeidjen  genügen  jur  f^olterung 
(@.  920).     93eim  SSerfa^ren  gegen  |)e£en  mu|  ber  9lic^ter 
geneigter  fein,  foltern  gu  laffen,   at§  in  anberen  %äUtn 
(@.  924).     ^m  allgemeinen  ift  gu  fagen,  ba§  |)ej:en  am  f(|it)erften 
ju  foltern    finb;    beftimmte  ^Regeln   fönnen    aber    nic^t   aufgeftellt 
werben,  STUeS  ift  ber  ^ug^eit  be§  5Ric|ter§  gu  überlaffen  (@.  925). 
S)a  bie  ^egen  gegen  bie  {Folterqualen  ß^ubermittel  anwenben,  fo 
ift  e§  gut,  mit  ber  Wolter  firc^Iid^e  aJiittet  gu  üerbinben.     9^ü|Ii^ 
ift  e§,  i^nen  wäfirenb  ber  f^olterung  9tetiquien  ober  geh)eif)te  2Bad^§* 
bilber  (Agnus  Del)  ump^ängen,  ober  i^nen  SBeifjUjafjer  einzugießen 
unb  glü^enbe»  ^a^§^  üon  gett)eif)ten  bergen  aufjutropfen  {<B.  926). 
^oul  III.  l)at  fe^r  tneife  beftimmt,  ha'i^  bie  ^Folterung  nic^t  über 
eine  (Stunbe  au§gebe!^nt  werben  foll  (@.  927).    S3ei  Unterbrechung 
ber  {Folterung    foüen    brei  XaQt   bagwifd^en    liegen.     Sft   ber   gu 
fFoIternbe  fräftig,  fo  fann  bie  golterung  üerfc^örft  werben  burd) 
®ei§elf)iebe ,  ®ewic^te=5tn^öngen  unb  ^n'-bie^^öl^e^äielien  (@.  927). 
Sft  Weber  Slbergtaube  üon  Seiten  be§  9ii(^ter§,  nod^  XobeSgefa^r 
für  ben  2(nge!fagten  bamit  üerbunben,  fonbern   gefc^ie'^t  e§  nur, 
um  bie  {Folterqual  gu  er{)ö!)en,  fo  !ann  ber  9lic^ter  wäfirenb   ber 
{Folterung  bem  ©efolterten  !alte§  Söaffer  auf  ben  Sauden  troffen 
laffen  (@.  929).     S;ie  {Folter  fann  auf  ®runb  ber  gleichen  Slnjeiclcn 
brei  2}ial  wieber^olt  werben  (@.  930).     5)iefe  brei  Walt  finb  üon 
brei  üerfc^iebenen  Xagen    gu    üerfte^en,    bamit   ber   üorI)ergef)enbe 
©d^mer§  unb  ©direden  fid^  l^at  legen  fönnen  unb  neuer  ©d^reden 
unb    neue  ©dimerjen   "ficrüorgerufen   werben  (8.  932).     Siegen    fo 


II.  |)efentiteratur.  457 

üiele  93ergef)en  be§  5(ngefd^ulbigten  üor,  ha^  bte  Folterung  für  bie 
einzelnen  an  einem  SEage  ntd^t  becnbet  njerben  fann,  fo  eiforbert 
bie  SSernunft,  unb  bte  9iot^tüenbigfeit,  bie  S5?a^rf)eit  ju  erforfd^en, 
er^eifrfit,  ha^  bie  golter  an  anberen  ^agen  fortgefe|t  njerbe 
(S.  932). 

^a§  fec^§te  iöuc^  ^anbelt  öon  bem  Stmte  unb  ben  ^flic^ten 
bei  S3ei(f)toater§  bei  ben  |)ejen|3ro3e[fen. 

SDer  93eic^toater  ^at  jtüei  9toIIen:  bie  be§  gtic^ter»  unb  bie  be§ 
2trjteä.  ®a§  0iic^teramt  übt  er  nur  in  ber  S3eidE)te;  ^trjt  ift  er 
in  ber  S3eid^te  unb  au^er  ber  Jöeid^te.  @e^r  fd)tt)er  ift  e§,  bie  |)ejen 
jur  SReue  §u  bewegen,  tueii;  ber  Xeufe(  fie  beftimmt,  auf  i^rent 
®tanb^3un!te  gu  tierl^arren;  er  fpiett  il^nen  bor,  bei  ber  golterung 
unb  felbft  auf  bem  ©cfieitertiaufen  würben  fie  feinen  Sd^merj  tm-- 
pfinben,  fie  Würben  naä)  bem  Xobe  in  großen  (SJenüffen  fd^Welgen 
((g.  957).  S>ie  ßoSfpred^ung  ift  ber  ^ejre  ju  öerweigern,  fo  lange 
fie  nid^t  gewillt  ift,  ben  gegen  Slnbere  angewenbeten  3««^er  rü6 
gängig  gu  ma^en  (@.  959).  SDer  S3eid^töater  foü  fid^  genau  über 
ben  SSertrag  mit  bem  Xeufel  erfuubigen,  toa§^  er  enthält,  unter 
Weld^en  geierüd^feiten  er  abgefc^toffen  worben  ift.  (£in  junge! 
aWöbi^en  f)at  im  S^^re  1594  in  (Sübfranfreid^  auSgefagt:  fie 
fei  frü^  öon  einem  Italiener  öerfü^rt  worben;  i^r  $8erfüf)rer  fiabe 
fie  am  ^öorabenb  be§  5efte§  SoI)anne§  be§  Käufers  gur  9JJitternad^t§= 
jeit  auf  ba§  %d\>  geführt;  bort  ^abe  er  mit  einem  ©tabe  einen 
^ei§  gebogen  unb  gewiffe  Sßorte  aul  einem  fc^warjen  ^u<^t  ge= 
lefen,  unb  ^)Iö^Iid)  fei  ein  großer  fc^warjer  ßi^genboc!  erfcfiienen, 
ber  gefragt  l^abe,  wa§  fie  ^ier  wolle.  S^r  SSerfü^rer  ^aht  geant« 
Wortet,  fie  wolle  fid^  feinen  QJetreuen  anfdfine^en.  SDarauf  mu^te 
fie  ben  3iegenbocE  unter  ben  ©diwanj  füffen.  (Später  führte  fie  ber 
S3od  in  ein  benadfibarte!  ©ebüfd)  unb  öermifd^te  fid£)  mit  i^r  ge« 
fct)ledf)tlidf).  33ei  biefem  3Ift  ^aht  fie  fein  Suftgefü^I,  fonbern  nur 
©cfiredfen  empfunben;  bie  ©amenergie^ung  be§  Sodei  'i^abt  i^r  ein 
eifigel  ©efü^I  erregt.  5(ud)  eine  9J?effe  fei  in  Gegenwart  be§ 
Sorfe»  getefen  Worben.  lieber  folc^e  ©injel^eiten  be§  i8er« 
fe^rg  mit  bem  teufet  finb  bie  ^egen  öom  Söeid^töater  ju  befragen 
(@.  959.  960).  ®ie  SSerfjeuge  ber  Qaübtxti,  Wie  ^aare,  j^ebern, 
©teine  follen  aufgefud^t  unb  gerftört  Werben.  9(I§  unfer  ^arbinol 
Söeltarmin    in   Söwen  ^rofeffor   War,    f)at    er   in    feinen  SSor- 


458  Sritteä  93uc^.    ^a|»i'tt^um  unb  ^ejenunroeien. 

lefungen  er§ä^It:  aU  Ünabz  ^aht  er  einen  S^ominifaner  gefannt, 
ber  mehrere  SJJale,  foBalb  er  bie  ^anjel  Beftieg,  bie  Stimme  üerlor. 
©r  Ijdbt  erfannt,  hal^  bie§  eine  SSirfung  be»  Teufel»  fei,  unb  ^abt 
ein  @elü6be  jur  f)eiligen  2(gne§  genmdfit,  um  bation  befreit  ju 
ttjerben.  S)arauf  l^abe  er  auf  ber  Mangel  ben  QanUx  in  ©eftalt 
oon  jufammengebunbenen  paaren  gefunben.  ©r  l^abe  fie  öerbrannt 
unb  !ounte  oon  ha  an  tüieber  ^rebigen.  '^n  ben  S^iireSberic^ten 
(litterae  annuae)  ber  ^efuiten  üon  @enua  toirb  au§  bem  Saf)re 
1589  goIgenbe§  evääf)It:  ©in  Jüngling  erlag  einer  fünb^aften 
Sieöe.  (Sr  irirb  franf.  S8or  ben  Stugen  ber  Umfte^enben  fpeit  er 
bie  ungIauBIicf)ften  ^inge  au§:  ^^i'flnen^aare,  ^oarnobeln,  «Steine, 
^nod^en.  ©in  ^efuit  ermafint  i^n,  angugeben,  mo  ber  Siebe§§auber 
fei.  Tlan  erbricfit  feinen  Scfiranf  unb  finbet  in  i^m  girei  Söri.efe 
feiner  (beliebten.  Sie  toerben  üerbrannt,  unb  bie  Seibenfd^aft  üer-- 
lä^t  ben  Jüngling  (S.  993.  994).  3ei"fien  ber  S3efeffen^eit  ftnb: 
eine  fcgnjarje  unb  gefrfjiüoüene  3""9^'  c'«  jugefd^nürter  §al§; 
3ä^nefnirfc§en ;  Qtxvei'^en  ber  Kleiber;  üerbretjte  2(ugen;  ta^  ®e= 
fü^I  üon  (£ife§fälte  ober  @iebef)t^e;  ba§  ®efüt)I  lüie  ttienn  2{meifen 
am  Körper  um'^er  liefen;  §a^  gegen  atle§  ^eilige  unb  gegen  fird^- 
lic^e  ^erfonen  S.  1013  .  9tuc^  ift  bie  Srage  ju  fteHen,  ob  ber 
Steufel  fic^  in  irgenb  einer  ©eftalt  gegeigt  f)at.  ©r  geigt  ]id) 
nämlic^  in  ©eftolt  üon  ^Jienfc^en  ober  X^ieren.  ^ei  (Sinigen 
bringt  ber  2!eufel  aU  Söinb  burcf)  ben  DJiunb  ober  bie  9^afe  ein 
(@.  1017).  2(u§  bem  ^Briefe  eine§  3Jtanne§,  „ber  öippofratel, 
|)omcr,  ^inbar  unb  Crp^eu»  in  feiner  ^erfon  üereinigt," 
giebt  2)eIrio  einige  natürliche  3Jiittet  aU  8d§u^  gegen  getoiffe 
Räubereien  an;  fe^r  n)ir!fam  finb:  ba»  üierblätterige  Kleeblatt,  ha§ 
Slut  einel  fc^tüargen  §unbe§,  bo»  redete  5(uge  eine§  2BoIfe§,  ba§ 
§er§  eine»  §afen;  ber  SRagnetftein  üerföl)nt  $IRonn  unb  Söeib 
u.  f.  ».  u.  f.  tu.  (S.  1020).  Selrio  fügt  noc^  ein  2)ltttel  I)ingu 
gegen  ha^  f)äufig  üorfommenbe,  burd^  Qauhtxd  ben)ir!te  gefdfilei^t» 
lid^e  Unüermögen  üon  ©Regatten:  Sie  follen  beichten,  fommunigiren, 
fid^  üom  ^riefter  fegnen  laffen  unb  fitf)  ben  ^§  be§  grieben» 
geben.  S)ann  foIIen  fie  nacf)  bem  Seifpiel  be§  Xobia§  brei  Xage 
lang  ent^altfam  fein,  dauert  tro^bem  bo»  Unüermögen  an,  fo 
foden  fie  faften,  beten,  bie  9}ieffe  pren,  h)  auf  alerten,  Beid^ten 
u.  f.  U).     2(I§  natürlichem  3JJitteI  gegen  biefe  93e^ej;ung  n^irb  unter 


II.  §ejenliteratur.  459 

2(nberm  angerat^eu:  bie  (Sfiegatten  follen  öor  bem  @d§IafengeE)en 
im  Sd^Iafäimmer  bie  ©alle  eine§  %i\6)t§  auf  g(üf)enben  ßo^Ien 
tierbrennen  (©.  1022). 

Sn  ber  2(b^nblung  „üon  ben  fird^tid^en  Heilmitteln 
gegen  95e()ej;ung"  (@.  1022—1075)  überbietet  ®eIrio  Me§, 
lr)a§  er  bisher  f(i)on  an  XoII^eiten  unb  un(f)ri[tlic^em  3tberhji^  öor* 
gebra(i)t  I)at:  SDie[e  Heilmittel  finb  üon  ©l)riftu§,  ben  2(pofteIn  unb 
i[)ren  9Zad)f olgern  einge[e§t;  burd^  fie  wirb  ber  Xeufel  ge))einigt 
unb  l^äufig  gejhjungen,  bie  SSa^r()eit  ju  fagen:  ^n  ber  SJüibjeie 
Sioüara  ftiar  ein  SJiäbdEien,  \>a§  i^re  äJJutter  wegen  fifiwerer  Seiben 
5U  einer  be!annten  Hej:e  führte,  um  fie  l^eilen  gu  laffen.  Slber  bie 
Hege  gab  §ur  Antwort:  bringe  beine  3;oc^ter  §u  ben  ^efuiten 
unb  erbitte  öon  iljuen  burc^  fird^Iicfie  H^it^tittef  ^ül\c.  (S§  ge= 
fc^iet)t,  unb  bie  %o<i)ttv  wirb  geseilt.  ®ie§  Ijat  fic^  im  '^ai)vt  1561 
ereignet,  wie  bie  Sa!^re§beri(^te  ber  S^fuiten  gu  SDIailanb  berichten. 
S«n  ber  ^efuitenmiffion  öon  ^eru  WoHte  ein  ^nbianer  fic^  taufen 
laffen.  S^eufel  in  ©eftalt  üon  SSögeln  unb  nieberfallenben  Steinen 
l^inberten  i^n  baran;  noc^  in  ber  ßir^e  geigten  fid;  'Seufel  auf 
bem  ^opfe  ftet)enb,  bie  S3eine  in  ber  öuft  unb  fcfiredlidfie  ^u^w- 
3^ufe  au§fto^enb.  2(I§  aber  bie  SWeffe  onfing,  prten  bie  «ScCirec!« 
niffe  auf,  unb  nacE)  ber  ^aufe  War  ber  Snbianer  öon  ben  teufelifc^en 
Slnfed^tungen  gan§  befreit  (©.  1022.  1026).  Qu  ber  Sefuiten-- 
miffion  öon  Sal^an  wollte  eine  grau,  bie  lange  mit  einem  teufet 
Umgang  ge^bt  Ijatte,  ßtjriftin  werben.  S)er  2;eufel  furfite  fie  baran 
ju  {)inbern,  inbem  er  i£)r,  wäf)renb  fie  fd)üef,  bie  Haare  abf(^nitt 
unb  nur  einen  fleinen  Sd^opf  ftefien  lie^.  Slllein  fie  üerl^orrte  auf 
if)rem  $ßorfa|  unb  Würbe  üon  bem  Xeufel  befreit,  ©inem  Jüngling 
erfd^ien  ^ufig  ein  rotfibrauner  Hunb,  ber  i^n  aufforberte,  fid^  i^m 
§u  weisen.  2)er  ^ü^Ö^ing  würbe  S^rift  unb  ber  Hunb^^eufel  tarn. 
ni^t  wieber.  ^m  ^al}xt  1549  !am  gu  SSungi  in  ^apan  näd^t= 
lidier  2öei(e  ein  2:eufet  in  ©eftalt  eincS  t5ucE)fe§  ju  einem  SJiäbc^en; 
fie  belehrte  fid^  bei  ben  ^efuiten,  unb  ber  5«c^y'-^eufet  !am  nid^t 
wieber.  '^m  '^a^xt  1583  würbe  ein  ^farrf)au§  in  ber  9Zä{|e  üon 
SBürjburg  üon  Teufeln  l^eimgefud^t.  5([Ie§  im  H^itfe  würbe  unu 
l^ergeworfen,  ^opffiffen  flogen  burd^  bie  Suft,  fcfirecflidje  ©eftalten 
crfd^ienen.  S)er  Pfarrer  Wanbte  fid^  Hülfe  fud^enb  an  bie  ^efuiten 
in  SBür§burg.    @§  würbe  i^m  ein  ^ater  mitgegeben,  ber  bie  Sjor' 


460  Sritteg  93u^.    ^apftt^um  unb  Sejenunwejcn. 

§t§men  ber  ^irc^e  anföanbte  unb  "oaSi  ^au§  üon  ben  ^^eufeln  Be-- 
freitc  (@.  1027).  2;ie  Sn'^i^e^&ei'^te  ber  Sefuiten  in  Defter= 
xeiä)  au§  bem  ^a^re  1591  tx^ä^hn:  ©in  t»ornet)mer  9}Jann  ^egtc 
eine  fünb^afte  Siebe.  ©ine§  Sfladji^  erjc^eint  i^m  ein  in  f^euer 
ge^ütlter  S33agen  mit  einem  feuerfc^nauBenben  ^ferb  unb  einem 
%tüid  al§  ^utirfiev,  ber  if)n  aufforbert,  ben  SBagen  ju  be[teigen. 
3roei  ^ejuiten  werben  gerufen,  bie  mit  Söeifiroaffer  unb  gemeinten 
2öa^§bi(bern  (Agnus  Del)  ben  Xeufet  mit  feinem  SBagen  üertreiben. 
S)er  Wann  beicf)tet  unb  befe^rt  fid)  'S.  1032).  ^ur  gleid^en  3eit 
njurbe  eine  grau  in  Saiern  burc^  ge^eimniBöoüe  ©tocff daläge, 
beren  Urheber  Ötiemanb  \a^,  üom  S3efud^e  ber  Qefuitenfird^e  ah 
gehalten,  ©in  S^fuit  befreite  fie  üon  biefer  Xeufelei  burc^  Um» 
:§ängen  etne§  gemeinten  2Bad^§bitbe§  (©.  1032).  Ser  Stfd^of  oon 
S3re§cia,  ©uibo  öon  2aä)a,  mar  im  9?ufc  ber  ^eiligfeit  ge» 
ftorben.  S)ie  ^äpftlid^cn  ^nquifitoren  erfannten  aber  ou§  gemiffen 
?(näeii)en,  ha'<ß  er  ein  ^efeer  gewefen  fei;  fie  liefen  feinen  Seib 
ausgraben,  um  i^n  ju  üerbrennen.  216er  öom  Scfieiter^aufen  meg 
l^oben  bie  Seufel  —  bie  aber  D^^iemanb  fe^en  fonnte  —  ben  Scid^* 
nam  in  bie  Suft,  fo  ha'^i  ba§  SSoIf  bie»  aU  ein  B^^en  ber  ^eilig* 
!eit  be§  33erftorbenen  auffaßte.  SIber  bie  S^quifitoren  liefen  fic^ 
nic^t  beirren.  G§  mirb  bie  2Jieffe  gu  ß^ren  ber  ^I.  Jungfrau  ge-- 
lefen.  Sil  gur  SBanblung  fd^mebt  ber  Seic^nam  noc^  immer  in 
ber  öuft.  2:a  rufen  plöfetid^  bie  Xeufel:  D  ®uibo  üon  Sacfia, 
fo  lange  Ijaben  mir  bi^  üert^eibigen  fönncn;  jc^t  ift  ein  Stärferer 
aU  mir  ha.  Unb  foglei^  fiel  ber  Seid^nam  auf  ben  Scheiterhaufen 
§urücE  unb  üerbrannte  o^ne  meitere  Si^mierigfeit  f@.  1035).  Sm 
Sefuitenfoüegium  ju  &va^  l^at  fic^  t^oIgenbeS  zugetragen:  5(m 
22.  SD^örj  1600  !ommt  bort§in  ein  Jüngling  üon  gmei  unb  gmanjig 
Sauren.  Sinem  ^ater  geftet)t  er:  er  ^abc  fic^  bem  S^eufel  ergeben, 
ber  eine»  9kc^t§  ^u  i^m  gefommen  fei  unb  mit  bem  er  einen  SSer« 
trag  gef^Ioffen  ^a^t.  ®r  l^abe  ben  SSertrag  aber  nic6t  gel^atten, 
unb  e§  fei  t^m  be§^Ib  fel^r  fd^Ied^t  gegangen.  3n  SSrellau  fei 
x^m  ber  Xeufet  no(^ma(»  in  furchtbarer  ©eftalt  erfd^ienen  unb  ^ahe: 
i'^m  12  Sa{)re  bei  größten  ©enuffel  üerfpro^en,  menn  er  na(^ 
Slblauf  biefer  ^e^t  f^^  ^^'^^  Seib  unb  ®eele  bem  Teufel  ergeben 
motte.  5^er  Jüngling  frfirieb  biefen  SSertrag  mit  feinem  eigenen 
Slute,   ba§  ber  2;eufet  i^m   ciu»  ben  ??ringerfpi|en  i^re^te.     Ueber 


II.  .t'^Eenliteratur.  461 

Dlmü^,  SSten,  ßJraj  fei  er  r\ad)  9D^arburg  [in  ^ärntf)en]  ge* 
fommen,  tro  er  ben  SSertrag  mit  bem  Teufel  erneuert  IjaBc.  Xer 
Seufel  ^aBe  if)m  Befonber»  eingefdEiärft,  nie  311  ben  ^efuiten  ^^u 
gelten;  für  ben  30.  SQZär^  |at)e  er  ^ier  in  ©raj  eine  neue  Qu-- 
fammenfunft  mit  bem  2;eufel.  %xo^  be§  2(16rat[}en§  ber  ^efuiten 
begiebt  er  fic§  ju  ber  3uf'Jti^n^ei^^iJi^ft.  Ter  Seufel  fd^ilt  i^n,  t>a'^ 
er  fid^  bennod^  mit  S^fuiten  eingelaffen  IjaBe;  er  t)crfpri(f)t  i!§m  ein 
S3ud^,  föoriu  bie  9kmen  aller  Teufel  aufgefc^rieben  finb  unb  bie 
2(rt,  ieben  einzelnen  fierbei  5U  rufen.  SSom  Slpril  bi§  9)Zitte  ^uni 
fäm)3fen  bie  Sefuiten  mit  bem  Xeufel  um  biefen  Jüngling.  SDie 
fürd^terIidE)ften  S)inge  ereignen  fid)  bei  biefem  ^am^fe;  ©rfrfiei' 
nungen,  greulid^e  Unmetter.  5{ber  fdilie^ücE)  fiegen  bie  ^efuiten 
bod^.  Stuf  Sefefjt  bei  (Sr^tjeräogl  gerbinanb  [^aifer  gerbinanb  IL] 
unb  bei  Söifc^ofl  öon  Sefou  wirb  am  18.  ^uni  über  bie  ganjc 
©efd^id^te  eine  ^rebigt  getjalten,  unb  ber  mit  93Iut  gefd^riebene  Sßer« 
trag  mit  bem  Seufel  lüirb  öffentlirf)  in  ber  ^efuitenfiri^e  öer- 
bronnt  (8.  1042—1048).  Sin  Seic^tfinb  geftanb  einem  ^efutten, 
bo^  plö^Iidf)  fein  3^^"'^^  ^^^  Teufeln  in  ©eftalt  tjon  fRatten  unb 
3)Jäufen  angefüllt  geluefen  fei;  burd)  ©ebet  feien  fie  unter  großem 
©etöfe  tiertrieben  tüorben  (S.  1049).  (Sin  reirfjer  Jüngling  tion 
Koimbra  reift  nac^  ^ari§.  2)er  Seufet  gefeilt  fid)  ju  if)m  unb 
öerf^rid^t  it)m,  bie  ^unft  ju  lehren,  fid^  alle  ®enüffe  ju  üerfd^affen. 
S}er  Teufel  fü!)rt  ben  Jüngling  in  eine  ^ö^k  bei  Xclebo,  njo 
biete  anbere  Xeufel  in  9Jienfc^engeftaIt  maren.  ©ort  unterfd^reibt 
ber  Jüngling  mit  feinem  58(ute  einen  93ertrag  mit  bem  ^^eufel. 
Salirelang  füJirt  ber  Süngting  ein  fc^Ied^tel  Seben.  5)a  erfdC)eint 
itim  tt)ieberI)Dlt  auf  gepanzertem  9?o^  ein  ^Reiter  mit  2an§e  unb 
©d^föert  unb  forbert  feine  S3e!el)rung.  5)er  güngling  befefirt  fi^, 
tritt  in  ben  STominüanerorben.  9hir  ©ine»  ängfligt  i^n,  ba^  näm-- 
lic^  ber  teufet  ben  mit  33rut  gefd^riebenen  2?ertrag  nodf)  befit^t. 
Tlxt  üielen  ©ebeten  n^enbet  ficf)  ber  ißefefirte  an  ^laxxa.  Unb 
fie{)e,  eine!  ^age§  !ommt  ber  Teufel  in  fcbredflid^er  ©eftalt  ju  i^m 
unb  liefert  unter  Reuten  unb  gUid^en  ben  25ertrag  aul.  S^er 
Süngling  ftirbt  im  ^ai^xt  1625  im  9luf  ber  ^eiügfeit  (@.  1057). 
eine  ätinli^e  ©efc^ic^te  tüirb  auf  @.  1059  erjä^It.  ©inen  ©eift- 
liefen,  ber  ^efuit  tuerben  luotite,  fud^t  ber  2^eufet  burd^  bie 
frfinjerften  Stnfed^tungen  oon  feinem  SSor[)aben  abzubringen  unb   ju 


462  ©rittel  93u^.    ^a^jftt^um  unb  §eEenunh)eien. 

(günben  ju  üerfü^ren.  2BieberI)oIt  legt  \x6)  ber  Xeufel  in  fdiöner 
SSeib§ge[taIt  in'l  Sett  be§  ©eiftlidien.  3II§  er  einft  ausging,  fommt 
tf)m  ein  foftbar  gefleibeter  9ieiter  mit  rotf)em  Sart  auf  frfilüarjem 
5}Sierb  entgegen,  ber  ftd)  in  ein  lange»  ©eipräd)  mit  it)m  einlädt. 
(gdllieBÜd)  forbert  ber  Sieiter  ben  ©eiftüdien  auf,  mit  i^m  einen 
Saf)n  5U  befteigen  —  fie  befinben  fiif)  am  Ufer  be§  Sogo  mag-- 
giore  —  unb  nac|  'i^aliania  überjufafiren.  ®em  ^rieftet  !ommt 
bie  ©ac^e  öerbäc^tig  bor,  er  mac|t  ba§  ^euj^eic^en  unb  gto^, 
SReiter  unb  ^a|n  öerfc^föinben  (8.  1063). 

Xie  SBirfungen  bes  SöeiljtoafferS,  getüci^ter  $8ilber  unb 
geweiften  SaljeS  gegen  Xeufel  erhärtet  Selrio  an  üielen 
„%i^atia<i)tn" ,  bie  ben  Saf)re§beri(^ten  berfc^iebener  ^efuiten^ 
foüegien  entnommen  jinb.  i^n  2:rier  fauft  ein  9)knn  bon  einem 
SSeibe  ©er,  bie  er  in  feinem  §ut  trägt.  51I§  er  ben  ^ut  auffebt, 
f^ürt  er  rafenbe  ^o^ff(^mer5en;  er  rennt  in  eine  ßird^e,  taucht  ben 
^o^jf  in  iba§  Sßei^tt^afferbecfen  unb  ift  gel^eilt.  Xie  (5ierber!äuferin 
tüirb  ergriffen,  fie  geftetjt  auf  ber  gofter,  hal^  fie  bie  (Sier  be^ej;t 
l^obe  (@.  1067).  @letc^fatt§  in  Xrier,  hai  bamalS  bon  §ejen 
erfünt  ibar,  Benu^ten  einige  ber  §ejen  einen  S^naben  gum  2luf= 
f|3ielen  bei  ifjren  Iafterf)aften  näd)tUd^en  fangen.  3^er  ^urfürft  bon 
Syrier  lä^t  ben  Knaben  in  feinen  ^alaft  bringen  unb  it)n  im  ^ate* 
d)i»mu§  unterri(f)ten.  Gin  ^efuit  l^ängt  tf)m  ein  gemeintes  2Baħ= 
bilb  um.  9Zac^t§  erf(^eint  i^m  ber  2:eufel,  befiehlt  i^m,  "öaSi  S3ilb 
fortzuwerfen,  fe^t  il)n  auf  einen  fct)tt)oräen  ^^ege^bod  unb  reitet  mit 
i^m  äu  einer  ^egen^ufammenfunft.  S)er  ^nabe  wirb  lieber  auf- 
gefunben  unb  in  ia§^  l^efuitenfotleg  gebraut,  um  be!e^rt  §u 
tüerben.  2)ie  Srfieinbefe^rung  I)ä(t  aber  nidit  ftanb,  er  irirb  fpäter 
aU  Qau^txtx  |ingerid)tet  ((S.  1069).  ©in  15jäf)riger  Jüngling, 
ber  an  §ej:en3ufammenfünften,  bei  benen  ^a^engef)irne  berje^rt 
tburben,  t^eil  genommen  ^atte,  tbirb  auf  S3efet)I  be§  ^urfürften 
bon  Xrier  in  ba§  bortige  ^^fiiitcnfolteg  gebracht,  bamit  i^m 
ber  "Seufel  aufgetrieben  tüerbe.  ©r  bekannte  unter  STnberin:  ©ine§ 
9^ac^t§,  als  ber  ^urfürft  bergeffen  I)atte,  ein  gett)ei^te§  2Bad^§bi(b 
(Agnus  Dei),  ba§  er  fonft  immer  trug,  umgu^ängen,  föäre  e§  ben 
^egen  beinaf)e  gegtücft,  itjn  mit  bem  gen)i)t)nlic£)en  ©cfitaftrunl  gu 
bergiften;  ber  S3cc&er  fei  aber  für  eine  genügenbe  2Kenge  ©ift  nid)t 
gro^  genug  getbefen.     ST^atfad^e  hjar,  tbie  SDelrio  I)inäufügt,   ba^ 


IL  §ei-enIiterotur.  463 

bei-  ^urfürft  in  jener  9iad^t  fe^r  unföo^t  geh)e[en  war.  5tuci^  ben 
S3iirgermei[ter  üon  Slrter  fiatten  bie  ^ejen  üergtften  n)oIIen,  fie 
fonnten  c§  aber  nidit  tüeil  er  in  einer  Weinen  ^a:(3fel  öeftönbig 
mel^rere  Agnus  Del  (geföeitjte  2Bac^§6iIber)  Bei  \i<i)  trug  (©.  1070). 
2tn§  üerfd^iebenen  ^efuitenfoüegien  Werben  biele  ä{)nli(i)e  „Xf)at= 
fachen"  angefül)rt  (@.  1071 — 1073).  2;äglidj  geftetien  bie  §ej:en, 
ba§,  wenn  bie  SEeufel  fie  gu  ii)ren  ^wfoinwenfünften  burtf)  bie 
Snft  führen,  ber  <B^aU  öon  ^ircfiengtoden  bie  ga()rt  nnter= 
brechen  nioffie.  „XfjatfadEien"  borüfier  enthalten  bie  ^rotofotfe  ber 
^ejenproseffe  ((S.  1074). 

ein  langet  üapM  (©.  1078—1092)  loibntet  Selrio  ben  ®eg  = 
nern  be§  ^t^tn--  unb  ^eufel§glauben§,  bie  baburd^  äugleicf) 
®egner  ber  ^ir(f)e  unb  ^e^er  werben.  B^tneift  finb  e§  anma^enbe 
Sterjte,  ^f)itoIogen  unb  ftreitfüd^tige  9ierf)t§üerbre^er  (litigiosi  legu- 
leii),  bie  öon  2;§eologie  feine  M)nung  laben.  S)e§  Sefuiten  'B\)xad]t 
wirb  f)ier  !räftig:  ©ie  lügen.  Wenn  fie  fagen,  e§  gebe  feine  ^eufel§« 
auätreibung  ine^r;  benn  täglidj  finben  in  ganj  ©uropo  unb  in 
ben  neuentbedten  aufiereuropäifdEien  ßänbern  folc^c  5lu§treibungen 
ftatt.  9^id)t§  ift  pufiger,  at§  bie  pöerläffigften  iöerid^te  über 
fold^e  9Sor!ommniffe.  greilid)  bei  ben  ^e^ern  fomntt  fo  @twa§ 
ni(f)t  öor,  ba  fie  öon  ber  S^irdje  abgefallen  finb.  (Sie  lügen,  wenn 
fie  ben  (Sifer  ber  fatI)oIifc^en  ^irdje  in  biefer  9tid)tung  fd)tedE)ten 
©ifer  nennen.  S)er  (Sifer  flü^t  fid)  auf  ©otteS  @ebot  unb  auf 
bo§  SSort  ber  5tpofte(.  (Sie  lügen,  wenn  fie  bie  ürd^Iidien  ©gor^ 
§i§men  oberglöubifd^  nennen  (S.  1077). 

S5on  (S.  1093—1122  fa^t  ®eIrio  in  gwölf  „@rmo|nungcn" 
(monita)  ben  Snt)alt  feinet  2Ser!e§  jufammen:  @g  giebt  2;eufet. 
SSerträge  mit  ben  ^^enfeln  fd|lief3en,  ift  unerlaubt.  ®ie  Sliditer 
foHen  gegen  ^egen  ftreng  fein:  S3emer!en  bie  93eic|töäter,  ta'^ 
güfften  ober  9iid)ter  naditäffig  finb  int  $8eftrafen  ber  ^egen,  fo 
folten  fie  fie  erma'Einen,  ha'i^  i^nen  öon  ®ott  i>a§  (Schwert  ber 
9tad)c  übergeben  ift,  unb  ba^  "oa^  @efe^  be§  alten  S3unbe§:  bie 
tauberer  foüft  bu  ni(|t  leben  laffen,  nid§t  aufgehoben  fei  burd) 
ba§  Söangelium.  SDie  5Rid)ter  foHen  eingeben!  fein,  ta^  ®ott 
?Re(^enf^aft  öon  i^nen  forbern  Wirb  Wegen  be§  (Sd^aben§,  ben  bie 
^t^tn  on  Seib  unb  fieben  ben  ei)riften  §ufügen.  2öer  öon  S^eufeln 
geplagt  wirb,   foü  üor  5(tlem  feinen  Sßeidjtöater  fragen.     |)äufer. 


464  Xritte^  93ucf).    5ßa))ftt^um  unb  ^ejenuntDejett. 

in  benen  fid^  ©ejpenfter  geigen,  füllen  öom  ^riefter  auSgefegnet 
werben. 

®o§  ganje  SBer!  fc^Iie^t  mit  ber  gro^gebrucften  ©rHärung: 
„S33a§  id^  f)ier  gefd^rieBen  fiaBe,  unterwerfe  id)  bem  Urtleile  ber 
l^eiügen,  opoftolifc^en,  fot^oüfi^en  unb  römifc^en  ^irc|e.  2Benn 
mir  (5th)a§  entfd^Iü|)ft  ift,  tüa§  ber  ^ird^e  weniger  gefällt,  fo  mi§- 
Bittige  id^  e§,  tjerwerfe  e§  unb  fef)e  e§  aU  nirfit  gefdörteben  an. 
9Kartin  ®eIrio,  ^riefter  ber  ©efettfd^oft  Sefu"  (©.  1122;. 

®rei  üotte  ^at)r|unberte  finb  feit  bem  erften  Srfd^einen  biefe§ 
93uct)e§  unb  biefer  ©rflärung  üerffoffen.  5)a§  83ud^  l^at  in  ollen 
Säubern  ber  (5^riftenf)eit  großen  ©influ^  ausgeübt;  e§  f^ielt  Bi§  in 
bie  gegenwärtige  Sdt  in  ber  ultramoutaneu  ^^eologie  eine  aner» 
fannte  9totte:  aBer  nod^  nie  ^t  „bie  l^eilige,  apoftolifd^e,  faf^oIifdEie 
unb  römifc^e  ^rd^e"  gegen  feinen  oBfc^euIic^en  '^n^alt,  ben  id^ 
nur  in  furjem  SluSjug  wiebergegeBeu  t)aBe,  aü6)  nur  ein  SSörtc^en 
bei  Xabel§  gefunben.  ^ 

5.  S)er  Tractatus  de  confessiouibus  maleficoriim  et 
sagarum  be§  2Bei^bifd§of§  t3on  ^rier,  SinSfelb.^ 

SfJeBen  bem  „^eyenl^ammer"  ber  :|jäpftlic^en  ^ni^uifitoren 
©prenger  unb  StiftitoriS  unb  ben  Disquisitiones  magicae 
bei  Sefuiten  S)eIrio  ift  93inlfelb'l  Tractatus  de  confessio- 

1  ®a§  SÖBer!  ®eIno'§  f)at  innerhalb  bon  1.50  ^a'^i^en  ätüan§tg  2(uflagen 
erlebt.  SEie  ber  S^fuit  ^errone  mit  ©enugtfjiiung  I)ert)orf)ebt,  übten  bie 
Disquisitiones  grofien  ©tnflufj  auf  bie  proteftanti)ä)e  §ejenüteratur 
(Praelect.  theol.,  De  Deo  creat.  p.  1,  c.  ö,  annot.  ad  n.  122.  5)er 
Öefuit  ^urter,  ^rofeffor  an  ber  S.  ^.  Uniöerfität  ^nn^brucf,  lobt 
Selrio  über  bie  lOiaafeen.  Sßon  bem  ungef)eureii  3Buft  :pornograpt)iid}er 
S;^ort)eiten  unb  unc§riftU(i)en  S(berglauben§,  ber  fi^  bei  Selrio  breit  mat^t, 
hjeife  er  nur  gu  fagen:  „©rötere  Sritif  träre  ongegetgt  gewefen"  (Nomen- 
clator  literarius  1892,  1, 193).  2;er  Sefuitenorben  felbft,  in  feinen  offiziellen 
QJefc^ic^tgnjerfen,  läfet  ®eIrto  unb  feinem  Sc^anbraerfe  bie  größte  ?tnerfennung 
gu  X^eil  tt)erbcn,  §.  58.:  „52t^t  gufrieben  bie  Sefcer  §u  »erfolgen,  '^at  Selrio 
auct)  if)re  fd)änbnd)e  Stusgeburt,  bie  ^anbnd,  bie  bamal^  in  ©eutfc^Ianb 
weit  öerbrettet  lüor,  in  einem  arbeit^öollen  32?erfe  (operoso  volumine)  be= 
!äm|)ft.  liefen  in  fic^  bunMn  imb  ftjte  mit  ^^öllifi^en  9kbetn  umgebenen 
©egenftanb  t)at  er  in  ji^önfter  Crbnung  erläutert  unb  mit  »unberborer  @e* 
Ie[)rfamfeit,  '^eiliger  mie  föeltUc^er  2lrt,  au§geici)mücft"  (Juvencius  S.  J., 
Hist  ria  Societatis  Jesu,  Romae  1710,  ©.  851). 

Heber  ben  ^efuitenfdiüler  33in§felb  ögl.  unten  S.  534. 


II.  §ej:enlitei-atuv.  465 

nibu3  maleficorum  et  sagarum:  „?IM)anbIung  üBer  bie  $8e» 
fenntniffe  bcr  ©djlDarjÜinftler  unb  §ej;en,"  bie  bebeutenbfte,  Wtii 
einfluBteidjfte  ©c^rift  in  bcr  furd^tBoren  ^ejenliteratur. 

3n  ber  SSorvebe  gut  giüeiten  Stuftage  ';^iier  1591)  f)eBt  93in§* 
felb  l^eröor,  ha^  fein  83ud^,  Befonber»  in  Saiern,  öiel  getefen 
njerbe;  in  ajlünc^en  fei  eine  bcutfd^e  StuggaBe  erfct)ienen. 

2tl§  Seitf^irudt)  ift  bem  ^üd)t,  loie  atten  |)e£ent)üct)ern,  "da^  Be-- 
äci(|ncnbe  SSort  be§  atten  S^eftanienteS  üorgebrudt:  „^en  ^oubcrer 
fotlft  bu  nic^t  leBen  taffen"  (©job.  22).  liefen  attteftament= 
ticken  S3tutfpruc^,  ber  mit  d§riftlid^er  Sleligion  jebenfatt^  nid^t§ 
ju  f^un  ^at,  fteibet  S3in§fetb  an  jmei  ©telten  in  feine  eigenen 
SBorte:  „Sine  ©raufamfeit  ift  e§,  ber  §e£en  ju  fc^onen" 
(@.  5),  unb:  „?5ür®ott  SSerbre(|en  ftrafen,  ift  nic^t  (SJrau» 
fom!eit,  fonbern  l^römmigfeit"  (@.  513).  S)er  Söifd^of  — 
„ber  $Jiadt)fotger  ber  Stpoftet"  —  föieber^ott  t)ier  ta^  SSort  be§ 
^opfteS  ^iu§  V.  —  be§  „@tattt)atter§  S^rifti"  —  an  ben  ^önig 
Don  ^xanlxiid),  ^art  IX.:  „Saffe  bid^  nid;t  ju  falfd^em  2)litleib 
beloegen,  benn  feine  $8arm'^eräig!eit  ift  graufamer,  at§  jene,  bie 
gegen  ©otd^e  geübt  lüirb  [bie  te|er],  bie  ben  Sob  üerbient 
f^a'bin"  (ögt.  oöen  <S.  205). 

93in§fetb'ö  $8ud)  befte^t  in  ber  SSeanttüortung  öon  jhjei  f^ragen: 
(SrftenS:  Db  ben  S3efenntniffen  ber  ^egen  (Stauben  beiäumeffen 
fei  (©.  1—238);  ^lüeitenS:  ob  biefe  S3e!enntniffe  gegen  ^iU 
fd)ulbige  unb  jur  Stntnenbung  ber  golter  öeriüenbbar  feien  ((&.  238 
bi§  364). 

5)a  ber  iüüfte  ^ntjatt  be§  S8uc^e§  fic^  bedt  mit  ben  2(u§' 
fü^rungen  be§  „§ejent)ammerl"  unb  ber  Disquisitiones,  fo  !ann 
id)  l^ier  etma§  üirjer  fein. 

SBingfetb  te^rt:  ©§  ift  tt)a|rt)aftige  fattjotifc^e  Se^re,  'öa^  eä 
S3ünbniffe  mit  bem  S^eufet  giebt.  ®a^  luiffen  lüir  nic^t  nur  au^ 
ben  S3efenntniffen  atter  SBeiber,  fonbern  au§  ben  SluSfagen  ge-- 
le^rter  9)?änner  in  ^irc^e  unb  Staat  (S.  23). 

5lu§  ben  ^rose^aften  ber  §eje  Stnna  äJleifenbein  au§  9ioüer 
bei  Sri  er:  i^r  eigener  (Sot)n,  ber  fid^  erhängte,  ^atte  fie  angezeigt 
unb  bie  Üiid^ter  gebeten,  feine  SJ^utter  burd^  ben  üorübergei^enben  §eit- 
lid^en  2ob  üor  bem  emigen  Sob  ju  betna^ren.  5(m  5.  Dftober  1590 
tüurbe  Stnna  in  bem  ^tofter  gum  t).  ajJajimu^  in  2;rier  eingelerfert. 

0.  .^oenäbvoed),  *pa^fttt)uni.  I.  30 


466  2)rittei  S3ud).    ?)Sapptf)utn  unb  §ejenunttje^cn. 

§lm  8.  D!to6er  öerl^ört,  leugnete  fie  guerft  lE)artnädig;  bann  ge= 
foltert,  geftanb  fie  aHmä^üd^  bie  ganje  fc^redlid^e  2Bat)r'^eit:  ber 
Xeufel  fei  i^v  eine§  $yJa(j§t§  in  ©eftalt  eine§  fditüargen  9J?anne§ 
erfd^ienen;  fie  f)a6e  fid^  i{)m  ergeBen  unb  (Sott  unb  ollen  ^eiligen 
a'6gef(^n)oren.  S^r  2;eufel  f)ie^e  gebberf)an§  unb  ^ätte  @fet§fü^e. 
^(nna  ftjurbe  am  20.  DftoBer  lefienbig  tierBrannt  (8.  32). 
93in§felb  fommt  auf  biefe  §eje  2(nna  2}JeifenBein  häufig  §urüd. 

S)ie  5l6^nblung  üBer  bie  SSerträge  mit  bem  S^eufel  füllt  Bei 
S3in§felb  ^Wan^ii  (Seiten  (@.  22—42).  SSon  @.  45—60  to'nh 
üon  ber  3<i^t  unb  ben  9Zamen  ber  Teufel  getjanbelt.  2)ie  S<'-^^ 
lüirb  motljematifc^  genau  nad^  Segionen  —  bie  Segion  ju  6666 
2;eufetn  —  berechnet;  ber  'So'^n  ber  ^eje  SJ^eifenbein  ^at  barüber 
3(uffd^Iu|  gegeben.  2lul  biefen  58ef enntniff en ,  bie  93in§felb  öor 
fic^  f)atte,  ift  aud^  bag  golgenbe:  SoI}anne§,  fo  ^ie§  ber  Sunge, 
l^attc  ein  SSert)äItni^  mit  einem  3Jiäbc£)en  feinet  5)orfe§ ;  in  ©eftalt 
biefe§  9J?äbc^en§  erfc^ien  it)m  ber  SJ^eufel  unb  fcf)en!te  if)m  14 
©olbftücfe,  bie  aber  fef)r  balb  §u  ftinfenbem  ©taub  tpurben.  @ine§ 
5Jtad§t§  fe^te  tf)n  feine  9JJutter,  bie  |)eje  3J?eifenbein ,  auf  einen 
S3efenftiel  unb  fut)r  mit  i^m  burcEi  ben  ©d^ornftein.  Söolb  trafen 
fie  einen  ^i^gen^ocf,  ber  fie  jur  §e^enroberi)eibe  trug,  n^o  gro^e 
§ej;ent)erfammlung  war.  @§  würbe  i^m  nun  ein  Seufel  in  2öeib§- 
geftalt  (daemon  succubus)  jugefetlt,  öon  bem  er  eine  ^^uberfalbc 
erl^ielt,  bereu  ^raft  er  an  einem  Sd^wein  feiner  9J?utter  erprobte: 
er  beftrid^  i^m  bomit  ben  S^ürfen,  unb  eg  !repirte.  2(u§  biefem 
Sefenntni§  getjt  beutüc^  l^erüor  (ex  his  clarissimum  est) ,  mit 
ineld^er  SSoSiieit  ber  Xeufel  bie  HJJenfc^en  üerfü^rt  (©.  59).  SIm 
J)äufigfteu  erfd^eint  ber  S^eufel  al§  ^i^g^^^ocE,  lüa§  feinem  Q^a-- 
rofter  om  meiften  entfpric£)t  (3.  63).  ?5ü^e  unb  58eine  ma^en  ben 
teufet  leidet  !enntUd§  (@.  68).  Sin  frommer  SJJönc^,  ben  id^  gut 
fenne,  l^at  mir  erjäJiIt:  einft  fei  er  einem  SJJenfdfien  mit  fd^warjem 
S3art  begegnet;  al§  fie  an  einen  $8ad^  famen  unb  ^inburd^maten 
wollten,  ^abe  er  gefe^en,  t)a'^  biefer  2)ienfd§  fc^redliifie  %n^t  l^abe; 
er  Ijobe  ÖJott  angerufen ,  unb  unter  fd^recfüdEiem  (Setöfe  fei  ber 
Teufel,  benn  ber  Sd^waräbärtige  war  ein  Seufel,  öerfd^wunben 
(6.  69).  Oben  ift  ber  Teufel  gewöljnüc^  2Tienfd§,  unten  Dc|§, 
^ferb,  efet;  ha^  ^at  eine  ^e^e  geftanben,  bie  am  14.  ^uli  1589 
f)ier  in  Syrier  öerbronnt  worben  ift.     Unb  bamit  9^iemanb  glaube. 


II.  §ejenliteratur.  467 

ta^  ba0  ni(|t  ira'^r  jei,  erinnere  i(^  baran,  ba^  in  ber  ©c^rift  ber 
Xeufel  ©entaur  genannt  mxh  (@.  70j.  2:ie  ©ef^jenftererfcfieinungen 
rühren  öom  Teufel  tjer  (@.  85).  2(u§fü(jrtid^  erflärt  S3in§fetb, 
tt)ie  bte  Xeufel  mit  Steinen  toerfen  nnb  genfter  unb  Z^üxcn  auf= 
mad^en  fönnen  («S.  94—99).  ©efpenfter  werben  burc^  9J?effeIejen 
unb  3f{eliquientieref)rung  üertrieBen  (@.  101).  3}Jufit  geweifte 
lauter  unb  ©teine  fönnen  stüor  ben  2;eufel  nid^t  üertreiben,  aber 
fie  fönnen  i!)n  befönftigen  (S.  111).  S)a§  ij"t  bie  allgemeine  2tn« 
fid^t  ber  X^eologen.  3"^eiten  bleiBen  bie  Seid^en  fcölecfiter 
9}?enfc^en  burd^  bie  ©inföirfung  ber  ^^eufel  unöerfefjrt,  bamit  ^^a^ 
SSoIf  glaube,  bie  SSerftorbenen  feien  fieilig  geWefen  ((S.  115).  ^^eft« 
geftefft  ift,  ba^  bie  §ej:cn  Seid^en  fleiner  ^inber  ausgraben  unb 
©d^eu^Iid^feiten  mit  if)nen  begeben  («S.  116).  Xie  Säffigfeit  ber 
9^id§ter  ift  ©c^ulb,  ha^  ha§  ^egenmefen  ftd§  immer  me^r  au§* 
breitet  (@.  136).  SDie  ^ejen  fönnen  mit  §ülfe  ber  S^eufel  t^röfc^e, 
(Sd^Iongen,  §eufd^redfen  unb  anbere  fleinere  2:J)iere  ^eröorbringen 
(@.  190).  ®er  gefdfiled^tlid^e  Umgang  mit  bem  S^eufel  ift  ermiefen 
(©.  191) ;  biefem  ©egenftanb  lüibmet  S3in§felb  27  (Seiten,  ©iefer 
®efd^ted^tlberfe!^r  ift  eine  unjhieifel^afte  2ßaf)rl)eit  (indubitata  veritas: 
©.  192);  aHc  IJieoIogen  finb  barüber  einig;  feit  me^r  al§  taufenb 
Salären  let^rt  bie§  bie  @rfaf)rung.  SS)a  aber  ber  Seufel  feinen 
männlidfien  Samen  f)at,  fo  fann  er  nicfit  eigentlich  geugen;  fonbern 
er  mu^  fic^  fremben  ©amen  öerfdfiaffen.  SDie  §ej:en  gejtefien  benn 
aucf),  ha'^  beim  $8eifc^Iaf  mit  bem  Xeufel  ber  Samen  iljuen  falt 
erfc^eine  unb  unangenel^m  fei  (S.  198).  Sie§  ^at  aud^  bie  |)eje 
SKeifenbein  geftanben.  ®tne§  ^aä)i§,  föä^rcnb  fie  mit  i^rem  teufet 
i5ebberf)an§  an  ber  Seite  if)re§  9)?annel  gefcfjlec^ttic^en  Umgang 
l^atte,  fei  i|r  3Jiann  burc^  ba§  ©eräufc^  ertragt  unb  t)a^t  gefragt, 
ma§  ba§  fei.  Um  "oa^  ©rtrad^en  be»  ÜJZanneä  gu  öer:§inbern,  f)abe 
ber  Sieufel  i^r  eine  fd^marje  Salbe  gegeben,  bie  foffe  fie  il^rem 
SDiJonne  in  bie  D^ren  fd^mieren;  fie  ^aU  e§  mit  ©rfolg  getl^an 
{<B.  210).  5tm  15.  ^uü  1589  würbe  l^ier  in  5:rier  eine 
|)efe  ö erbrannt,  bie  geftanben  f)atte,  ber  Teufel  fiabe  einmal 
mit  il)r  öerfef)ren  mollen,  aU  er  aber  fa^,  baf;  fie  in  i()rer  monat= 
tidtien  Steinigung  mar,  fei  er  mit  bem  9(u§rufe  ^fui!  mieber  meg« 
gegangen  (S.  214).  Stile  biefe  Xfiatfodfien  finb  beglaubigt;  id^ 
l^abe  fie  au§  ben  Stften  felbft  abgefd^rieben  (S.  214).    2)ie  ^ejcn- 

30* 


468  drittes  58uc^.    ^ap^tt!)uin  unb  .«pejenmitüe^cn. 

fafirten  311  ben  ^ejensujammenüinften  gejdie^en  in  SBirfüc^feit 
(©.  221).  5(m  13.  Sluguft  1586  iüurbe  l^icr  in  Zxin  eine 
§e£e  ücrBrannt,  bie  geftanben  t)atte,  auf  einem  ^iegenbocf  ju 
ben  3ufantmen!ünften  geritten  3U  fein  (©.  231).  5)ie  eitern  muffen 
i()re  ^inber  unb  bie  ^inber  muffen  i^vt  ©Itern  njegen  ^ejerei  unb 
3auberei  anzeigen  (©.  245).  ®ie  5Iu§fage  einer  ^eje  gegen  eine 
anbere  genügt  gur  Slnttenbung  ber  f^olter  (©.  260).  S3ei  fc^föan^ 
!enbem  Beugni^  gilt  baSjenige  Beugni^,  ha§  bie  ^e^erei  ober 
^e^erei  Bejatit,  auc^  menn  ba§  gegent^eilige  Beugnife  unter  einem 
(äibe  abgegeben  ift  (@.  278).  ^at  ^e^^^b  auf  ber  golter  fid^ 
unb  Slnbere  ber  §e?erei  fd)ulbig  angegeben,  fo  ift  ber  3fitc^ter  üer= 
pf(id)tet,  biefe  5(nberen  einjuäiC^en  unb  äu  foltern  (@.  280). 
SBegen  ber  Ungcl)euerlic^!eit  be§  SSerbredienl  ber  ^ejerei  ift  e§  ge- 
ftattet,  i^m  gegenüber  ©efe^e  unb  SScrorbnungen  au|er  Stc^t  ju 
laffen  (©.  289).  Sßer  ift  fo  ttjöric^t,  bo^  er  in  ®efe|e§fd)ran!en  ein-- 
fdilie^en  toxU,  ma§  alTe  ®efe|e  an  33o§{)eit  überfteigt?  ®iebt  e§ 
einen  ^anon,  ein  @cfe|,  eine  S^erorbnung,  bie  ben  Teufel  mit 
feinem  5tnt)ong  einf^Ite^en  !ann?  Sc^  befrf)lüöre  bieülid^ter 
unb  bie  ©etoalt^aber,  bo^  fie  bie  ^Tugen  öffnen  unb  er» 
fennen,  ujie  fe^r  ©ott  t)urc^  bie  furi^tborften  SSerbrec^cn 
ersürnt  Wirb!  3um  SBol^Ie  ber  ©efammt^eit  fott  auc^  an  2:agcn, 
bie  ©Ott  befonber§  gen^ei^t  finb,  gegen  biefe  33erbred^en  üorgegangen 
n^erbcn.  ^urc^  2Iu§übung  ber  ®erecf)tigfeit  foÜ  ©ott  öerfö^nt  werben 
(©.  291).  SEenn  bie  ^Tuäeigen  ber  SOiitf^uIbigen  nic^t  gugelaffen 
werben,  fo  giebt  e§  !ein  9KitteI,  bie  §ejen  auljurotten  (@.  293). 
Siegen  nicf)t  befonbere  Umftänbe  üor,  fo  finb  bie  ^ejen 
nic^t  lebenbig  gu  üerbrennen,  fonbern  guerft  gu  erbroffeln 
unb  bann  gu  üerbrennen.  Sßenn  fie  9teue  geigen,  ift  i^nen 
ber  Gm^fang  ber  Kommunion  §u  geftatten,  jebod^,  au§  e^rfurc^t 
öor  bem  ©alrament,  nt(f)t  am  Xagc  ber  Einrichtung  felbft  (@.  334. 
335.  336).  Xa§  ©todengetäute  üerftfieud^t  bie  2:eufel  (<S.  339  ff). 
ein  ©cfimaräfünftler,  ber  im  Sa^re  1586  l^ier  in  2:rier  öer-- 
bräunt  worben  ift,  ^at  geftanben:  aU  er  einmal  öon  einer 
^CEenäufammenfunft  ouf  feinem  3iegenborf  burd^  bie  Suft  nad^ 
i^oufe  ritt  unb  eine  ^irc^englocfe  gu  läuten  begann,  Iiabe  i^n  fein 
35od  unfanft  auf  bie  (Srbe  fotlen  taffen.  S)iefe  Q:t)atfad^e  finbet 
fic^   nic^t   nur  in   ben  ^roge^ahen,   fonbern   ein   glaubwürbiger 


n.  ^ejentitcratur.  469 

SWann,  bcr  Dffiaiat  unfereg  fiod^iüürbigften  ©räbifc^ofg,  ^at  fie  mir 
fieftätigt  (@.  345.  346). 

Sn  einem  ber  smeiten  StuSgabe  be§  „^raftate§"  angehängten 
„Kommentar"  füljrt  S3in§f  elb  feine  S(n[id§ten  in  manchen  ^unüen 
nod^  »eiter  an§:  ®§  ift  geiüi^  nnb  feinem  ^^^eifel  nnterworfen, 
ta^  bie  ^t^tn  mit  ^ülfc  bc»  SenfeB  Ungeiüitter  nnb  ^agelfifiläge 
erregen  fönnen  {<B.  489).  3"'«  S3eh)ei[c  ber  2öaf;r^eit  bieje§ 
©o|e§  beruft  fic^  93in§felb  t3Dr  Mtm  auf  bie  feefannte  SSuffc 
^nno^enS  VIII.  Summis  desiderantes  (ögl(j^.  ©.  384).  S^ie 
"§ejen  fönnen  in  tierfc^Ioffene  §äufer  unb  ^i^^i^e^  einbringen,  um 
bort  ©(fiaben  ju^ufügen  (@.  521).  ®er  Seufel  ge'^t  üorau§  unb 
mad^t  genfter  unb  ^^iiren  auf,  hk  §eje  folgt,  ridjtet  bo§  IieaB-- 
fi(|tigte  Unheil  on,  bann  get)t  fie  tüieber  fort,  unb  ber  Teufel 
fc|Iie|t  bie  Xf)üren  unb  genfter  (S.  522).  §ejen  unb  Sauhtv^x 
finb  mit  bem  STobc  ju  Beftrafen  (@.  530);  fie  muffen  ge* 
tobtet  ttjcrben,  auc^  wenn  fie  ÜJiemanb  ©c^aben  jugefügt 
'Mafien  (@.  537).  ®ie  geredete  Sobeäftrafe  für  ^egen  unb 
BauBerer  ift  ber  geuertob  («S.  553).  SSier  unb  stnanjig  Seiten 
finb  mit  „S3en)eifen"  für  biefe  @ä|e  gefüllt.  5(uc^  bie  SJJenge 
ber  §ejen  unb  ^öuberer  barf  üon  biefer  äu^erften  ©träfe 
nid^t  abfialten;  in  ©oboma  unb  ©omorr^a  föurben  mt^x 
als  30,000  2«enf(^en  getöbtet  (©.  581).  ®ie  ^egen  tobten 
Keine  ^nber  unb  üerje^reu  if)re  ^erjen  (©.  586).  ^ 


1  ®er  f^on  oben  befproc^ene  Tractatus  de  officio  s.  Inquisitionis 
be^  ^nquifitorS  Sareüa  (i3.  58ff.)  entljält  folgenbe  t}ierl)er  gehörige  ©teilen: 
®te  3;eufel  erregen  Untretter,  ©rbbeben,  Sronf^eiten;  fie  tragen  ^ejen  burcf) 
bie  Süfte  fort;  fie  tierf)inbern  bie  f^rucfitbarfeit  bei  9Jienid)en  unb  Zijknn; 
fie  üerfef)ren  gefd)Iec^tUc^  mit  ben  9Jienf(^en.  9?oc^  bor  mentgcn  ^^t^Ji^en  ^at 
in  Gremona  ein  SKetb  ouf  biefe  SBeife  mit  bem  Seufet  öerfetjrt,  im  ©tauben, 
fie  öerfe^re  mit  ifjrem  üerftorbenen  (!)  Siebtjaber.  Sie  Xcnfet  beicirfen  bit 
©m^jfängni^  riefengrofeer  SOZenfcfien,  ba  fie  jum  33cif(^{af  mit  SSeibern  ben 
ttjirffamften  männlichen  ©amen  auiofud)en  fönnen;  fie  fönnen  2;{)iere  fprec^en 
mad^en  (©.  171).  (S§  giebt  swcierlci  Slrten  üon  SSerträgen  mit  bem  Scnfet, 
ouäbrücfüdie  unb  ftitlfc^meigenbe  ;©.  172).  SBegen  gauberei  fann  Q^manb 
gefoltert  njerben,  njenn  in  if)m  3'i"^ei^6üc^er  ober  QauUx^cid^m  gefunben 
ttjerben;  fo  beftimmt  eine  (Sntf  (Reibung  ber  römif  c^cn  ^nquifition 
öom  Sofjre  1599  (©.  189.  Stnseic^en,  bafj  ^emanb  ein  ^ouberer  ift  unb 
mit  bem  Xeufel  in  58erbinbung  ftef)t,  finb :  ^äufigc^  3tugfprec^en  bt§  2;eufel§» 
namens,  3.  93.  f)ot  bi^  ber  Teufel;   fc^recflicf)e  ©efi^t^bilbuug;  bcnn  wer 


470  drittel  93u(^.    ^apfttf)um  unb  ^ejenuntoeicn. 

in.  ^te  (Stetotg  be§  3efuttenovbeu^  ^um  ße^-entra^n: 
^ie  Sefutten  35alentta,  9}^al;r^üfer,  Banner,  ^a^manit, 
ißetlarmtn,  2)re^el,  ©euerer,  Sonden,  SiJZac^erenttug, 
(Stengel,  (^aax,  ^anifiu^,  SD^uubBrot,  (2acc[;ini,  S^etffen^ 
Berg,  ^öiper;  bte  Orben^generale  ^a^neg,  ißorgta,  5(qua^ 
i)ii?a,  ^iteüegc^i,  9^tcct.  ^ie  ^ert^etbtgungSfc^rift  beg 
3efutten  ^>  ^u^r:  „^ie  (Stellung  ber  3e]ntten  in  ben 
bentfd;en  ^e^^en^roseffen''* 

2)a§  fd^rerfltc^e  Suc^  be§  Sefuiten  ©etrio  (oBen  @.  441  ff.)  tft 
t^pifc^  für  bie  (Stellung  be§  ^efuitenorbeng  gum  |)efentt)o:^n. 
S)ic  2;f)eoIogen  be§  Drben§  folgen  burc^tneg  btefem  pornogrQpIjifc^en 
unb  blutbürftigen  XoU^än^Ux. 

SSor  5lffem  in  33 a lern  geprcn  bie  Sefuiten  ju  ben  ^aupt-- 
förberern  be0  §ej:enlraf)n§.  ®te  ^erjöge  2BiIf)eInt  V.  unb  9)ia£i= 
ntilion  I.,  unter  beren  ^errfcEiaft  bte  |)ejenüerfoIgungen  furd^tbar 
Jüüt^eten  (unten  @.  520  ff.),  ftanben  gan^  unter  jefuitiftfiem  ©influ^.^ 

ÖJregor  be  SSalentia,  einer  ber  bebeutenbften  X^eologen  be§ 
SefuitenorbenS,  Befa^  bamaB  auf  ber  baierifc^en  Uniöerfität  ^ngol» 
ftabt  ben  größten  einflu^.  S)urd^  fein  bort  (1591—1597)  üer* 
fa^te§  ^aupttoer!:  Commentaiü  theologici,  ha§  bem  ^erjoge 
2ßili)elm  V.  geiribmet  \vax,  unb  ba§  ben  |)e£enrt)af)n  eine§  S8in§* 
felb  leJirt,  trug  er  jur  SSerbreitung  be§  blutigen  Söiberc^riftent^umg 
fe|r  üiel  bei.  @r  ftetlte  bie  unge^euerliiiie  Siegel  für  ben  ^ejenproge^ 
ouf:  äur  g-olterung  einer  ^erfon,  bie  üon  einer  anbern  auf  ber 
Wolter  aU  ^eje  angezeigt  tüorben  ift,  genügt  biefe  auf  ber  golter 
erpreßte  Stuäeige,  fo  balb  irgenb  ein  anbere§  Slnjeic^en  ober  bie 
^räfunttion  ^injutritt  (a.  a.  D.,  III,  2007). 

S)iefe  Söeifung  be§  einflu^reidien  Sefuiten  tft,  toie  bie  golgeseit 


fjäufig  ben  S^eufel  fie{)t,  lüirb  im  Sleu^ern  iijm  ä^tiltd);  |)eEen=  ober  jre«fell= 
ntale;  3lbftamniung  bon  einer  ^t^cc  ober  einem  Qauhcuv;  unftäteS  Ccben, 
bietet  Umf)eräie:^en  (S.  190;. 

1  SJiojimilian  I.  luanbte  ficf)  jogar  äWeimat  an  ben  Älajfifer  beä 
^eicn'mai)n§  nnb  ben  Sannerträger  ber  ."pejenberbrennung,  on  benSefuiten 
5)eIrio,  einmal  (1602)  mit  40  f^ragen  über  ^ejenja^en  (S^iegler,  a.  o.  D., 
©.  213).  aJJaEimilion'ä  ^öeii^tbater  unb  §Dfprebiger  ttjaren  ätnei  |)au:pt^ejen= 
fanatifer,  bie  Sefniten  eon^en  unb  S)rei-el  (bgW).  unten  ©.  477.482;. 


III.  ®ie  ©teCung  be§  :3ef"ifenoi-ben§  5um  .?)eEenh)aI)n.  471 

bettjeift,  für  bie  |)ei-enproäeffe  in  SDeutfd)Ianb  um^gebenb  getüorben; 
fie  l^at  ^aufenbe  üou  9J?enf(f)en  ben  flammen  unb  beni  ©triefe 
überliefert.  «Selbft  einige  Drben^genoffen  ^alentia'jg  fc^reiben  bie 
beginnenbe  ©ntoölferung  58aiernl  biefer  „$Rec^t§"-'9iege(  be§  ein= 
fhi^reid^en  ^efuiten  ju  (9^iesler,  a.  a.  D.,  @.  189). 

SSalentia'l  9kme  unb  Ginflu^,  pfammen  mit  bem  feinet  Drben§= 
genoffen  2Jiatt^ia§  9JiaQr:^ofer,  begegnet  un§  auä)  in  einem 
©utad^ten,  ba§  ^erjog  2BiI{)eIm  V.  üon  S3aiern  im  Slprit  1590 
üon  ber  Uniüerfität  ^ngolftabt  über  bie  2tu§rottung  ber  ^ejerei 
einforberte.  S;a§  ©utac^ten,  bem  bie  beiben  fjeröorragenben  ^efuiten 
i^re  92amen  liefen  unb  if)m  baburd;  gro|e  Sebeutung  üerf^afften, 
fte^t  ganj  auf  bem  ©tanbpuntt  be§  „^e^enl^ammere"  unb  93in»* 
felb'§;  fetbft  Xelrio  ^ätte  ta^^  ©utadjten  nid^t  Ijegengläubiger  unb 
l^eyenfeinblidier  abfaffen  !önnen  (öglc^.  unten  <3.  581). 

Ultramontan^jefuitifdie  Uniüa!^rf)Qftig!eit  ftellt  ben  Sefuiten 
2(bam  Scanner  aB  aufgegärten  unb  eifrigen  ^e!äm|3fer  be§ 
|)ei-enlüa:^ne§  I)in. 

2^anner,  ^rofeffor  ber  S;^eoIogie  in  ^ngolft ab t  unb  9JHnc^en 
(1596—1603),  gehört  mit  ju  ben  Sendeten  be§  ^efuitenorben§  in 
2)eutfd^tanb.  SöitI  man  i^m  in  Söe^ug  ouf  ha§>  ^ejenunföefen  ein 
SSerbienft  ^ufi^red^en,  fo  ift  e§,  ba^  er  ju  weniger  häufiger  2ln» 
n)enbung  ber  golter  unb  jur  SSorfidfjt  im  $e£en|)roäe|  ma'^nte.  ^m 
Uebrigen  ift  Sanner  in  ben  abergläubifd^en  Se^ren  feinet  OrbenS 
unb  ber  römifc^en  2;^eoIogie  überf)aupt  fo  gut  befangen  ttiie  bie 
SSerfaffer  be§  „^egenfiammerS",  njie  S3in§fetb  unb  S)eIrio  e§ 
tüaren.  2^n  mit  @^ee  §u  tiergleid)en ,  tüie  3ttnffen  =  ^aftor 
t^un,  ift  ein  |>o£)n  auf  bie  2Ba^r£)eit. 

Slanner'S  ße^re  über  ^ejerei  unb  3öuberei  ift  niebergelegt  in 
feinem  ^aifer  i^erbinanb  II.  geföibmeten  ^aupttrerfe:  Theologia 
scholastica,  ^ngolftabt  (1626  unb  1627): 

„®te  geri(^tlicf)e  (Strenge  gegen  ^ejerei  ift  nötfiig,  einerfcitS 
um  Stergerni^  '^n  öermeiben,  bamit  nicfit  bie  Ginfältigen 
tüä^nen,  ein  foId^e§  ^ßerbrec^en  gäbe  e§  nid^t,  anbererfeiti 
um  bie  6t)re  ®otte§  §u  räd^en  unb  bie  fd^ttiere,  ßiott  anget^ane 
Unbitt  burd)  bie  fd^utbige  ©träfe  ^u  füi^nen"  (m,  c.  1019,  §  126). 

SDie  §ejenfaf)rten  unb  ^egenpfammenfünfte  finb  für  Sanner 
tt)irf(idje  S^atfac^en:    „jDa»  ift  je^t  unter  ben  ^at§oIifen  bie  a(I= 


472  ©rittet  53u^.    ^o^jflt^um  imb  §ejenunroeien. 

gemeine  2tnfic^t  ber  2;f)eoIogen  unb  fünften"  (I,  d.  5,  qu.  5, 
dub.  2,  c.  1495  ff.). 

„®§  ift  offenbar",  fc^reibt  er  an  einer  anb er n  ©teile,  „ba^ 
^ejenmeifter  unb  §ej:en,  al§  bie  fd^Iimmften  unb  gefätir-- 
Ii(i)fteu  geinbe  be§  2J?enfc^engefc§Iec^tg,  ber  gerechten 
XobeSftrafe  üerfatlen  finb.  '^a§>  Sßerbrec^en  ber  ^ejerei  ift 
fo  onftedenb  lüie  bie  ^e^erei.  ©rfihjer  oerfünbigen  fic^  bie  Dbrig^ 
feiten,  bie  bie»  SSerbred^en  ber  ^ejerei,  obiDO^I  e§  fi(^  beutüd^ 
funbgicbt,  unbead^tet  laffen;  biejenigen,  iDeldie  bie  SSerbred^en  ber 
^ejen  unb  befonber§  i^re  f ör:|3erHc^en  f^a^rten  burrf)  hit 
Suft  unb  ii)ren  gefc^Iec§tti(^en  SSerfel^r  mit  bem  S^eufet 
beftreiten,  finb  nid^t  ju  bulben"  (De  justitia,  di8p.  4,  qu.  5, 
n.  5:  Theolog.  scholast.  tom.  3,  p.  983,  Ingolstad.   1627). 

Slllerbing»  l^ebt  er  bie  ©d^wierigfeiten  ^eröor,  bie  biefcr  Stnfic^t 
gegenüber  fielen:  „®ie  (äfjemänner  tierl)eirat{)eter  ^ejen  bemer!en  bie 
5tbtt)efen^eit  i^rer  grauen  ni(^t;  fromme  unb  erfahrene  9!Ränuer 
jmeifeln  an  ber  S33ir!Iid§!eit  ber  §ei-enfat)rten.  ^äufig  hjerben 
fold^e  i^al^rten  otfo  h)o^I  nur  ^Träume  unb  SSorftettungen  fein,  an 
i^rem  n)ir!Iicf)en  S3Dr!ommen  ift  aber  nid^t  ju  jnieifeln"  (c.  994, 
§  41).  „©reiten  bie  §egen  tiom  Teufel  eine  ©iftfalbe,  fo  !önnen 
fte  SJienfd^en  unb  SSie^  fc^aben.  Unmetter  erregen  lonnen  fic  ober 
mol§I  nic^t,  auc^  n?enn  fie  unter  SlnWenbung  i^rer  S3efen  unb  3(u§-' 
leerung  i^rer^aubertöpfe  beu  Xeufel  anrufen,  njietool)!  ®ott  in  biefem 
gatle  e§  leidet  sulaffen  tonnte"  (d.  5,  qu.  6,  dub.  7,  c.  1583  ff.). 

S)a^  bie  5tu§fül)rungen  Xanner'§  über  "oa^  ^roje^oerfatiren 
gegen  bie  §ejen  ettt)a§  üon  aJJilbe,  Umfielt  unb  Ueberlegung  er= 
tennen  laffen  (III,  disp.  4.  5),  folt  nicfit  geleugnet  ioerben.  Stber 
oud^  an  fotrf)en  ©teilen  bricht  ber  felfenfefte  ©loube  be§  Sefuit*^n 
an  ben  gefammten  2(bern)i|  ber  Steufelei  unb  §ej:erei  burd^.  Qu-- 
gleirf)  laffen  bie  „mitben"  Slu^fü^ruugeu  Xanner'§  S3Iide  t^un  in 
bie  gurd^tbarfeit  be§  bamaligen  Sßerfal)ren§  gegen  bie  |)ejen.  ®ie 
9)?enge  ber  ^egen,  fagt  Scanner,  bie  Sag  für  Sag  üor  ßJeric^t 
bur^  bie  golter  jum  5(näeigen  anberer  ^erfonen  gestüungcn  Serben, 
fei  fo  gro|,  ba§  not^n)enbig  me'^rere  Slnjeigen  auf  ein  unb  biefelbe 
^erfon  jufammentreffen  müßten;  befonber§  an  Drten,  wo  nur 
menige  SBeiber  mef)r  übrig  loären,  ba  fie  fd^on  oüe  l^intueggerafft 
(absorptae)  feien  (a.  a.  D.,  lU,  c.  993,  §  38.  39). 


III.  2)te  ©tetluiig  be§  ^ejuitenorbenä  §um  §exentra!)n.         473 

2)a§  93e5eid^nenbfte  für  ben  „erleud^teten"  Xanner  finb  bie 
SSorte,  mit  benen  er  feine  31b§anblung  über  bie  ^ejen  fc^Iie^t: 
„5ltte§  Uebrige  über  "Da^  95orgefjen  gegen  bie  ^ejen  fann  man  bei 
ben  ©c^riftftetlern  nac^fe^en,  bie  au§fü^rli(^er  barüber  gefc^rieben 
fiaben,  befonber§  bei  ®eIrio,  bei  93inäfelb  unb  im  „§ejen= 
l^ammer"  (Theol.  scholast,  m,  1021).  SHfo  gerabe  bie  blinb^ 
gläubigften  unb  lDütf)enbften  §ejenö  erfolg  er  finb  für  Sanner  bie 
größten  2lutoritäten ! 

Dkben  Xanner  gitt  aU  ber  bebeutenbfte  2:f|eotoge  unter  ben 
beutfd^en  ^efuiten  ^aul  Sa ^ mann.  9Zod^  :§eute  finb  feine  Sin-- 
fi(f)ten  in  ber  uItramontan--fat^Dlifcf)en  S^eologie  ma^gebenb  [Lehm- 
kuhl,  Theolog.  mor.  1892,  II,  808). 

2tud^  ifjn  nennt  bie  fat^olifd^e  ®ef(f)id^t§fälf(^ung  (SDiefenbad^, 
Sanffen,  ^aftor,  2;u^r)  einen  aufgeftärten  iÖJann ,  ber  ben 
^ejentt)a|n  be!äm|}fte.  5)iefer  Untüo^r^eit  gegenüber  voixh  el  ge= 
nügen,  einige  Stellen  au5  feinen  2Ser!en  angufü^ren:  „SBeiber  finb 
ber  ^ei'erei  häufiger  ergeben  aU  93Zänner,  »eit  fie  leidster  getaufc^t 
tüerben  unb  mel^r  ber  Unsuc^t  guneigen  aU  SJiänner.  2)er  SSeic^t-- 
öoter  fott  bie  83ei(f)te  einer  §eje  nirfit  el^er  entgegenneljmen,  aB 
bi§  fie  aU  fc^ulbig  üerurtljeilt  Sorben  ift;  er  ^üte  fid^,  in  il)rer 
@egenn}art  ba§  geri(f)tlic^e  SSerfaljren  gegen  fie  ju  tabeln.  (£»  ift 
gut,  ha^  ber  S3eid§töater  über  ben  gongen  SSerlauf  be»  ^rojeffeS 
gut  unterrid^tet  fei,  bamit,  n)enn  nad)^er  hk  |)eje  i^m  gegenüber 
i^re  ©c^ulb  leugnet,  er  fie  tribeilegen  fann.  23ei§  ber  33eid^tüater 
au§  ber  JBeid^te,  bo§  ba§  253eib  unfrf)ulbig  ift,  fo  fott  er  bod^  nidit 
berfud^cn,  Beim  Üiic^ter  für  fie  §u  üermitteln.  Sin  S^e^er  fann, 
aud^  Wenn  er  felbft  feine  8djulb  leugnet,  auf  ha^  ^ei^S^iB  mel)rerer 
redjtlofer  [infamer]  ^^UQ^"  ^i"  h^^  ^obc  oerurt^eilt  luerben. 
§cjen  unb  Qanhtxtv  finb  lebenbig  ju  üerbrennen.  ^ie 
® elDO^n'^eit  l^at  e»  aber  mit  fic^  gebracht,  baf]  fie  üor 
bem  SSerbrennen  erbroffelt  njerben,  ober  ta^  i^nen  ein 
Sädd^en  mit  ^ulöer  umgef)ängt  merbe,  bomit  ber  Xob 
rafd^er  eintrete.  Xa§  foK  aber  nid)t  gef(^et)cn,  lüenn  fie 
rüdfätlig  ober  unbu^fertig  finb,  bann  follen  fie  üer= 
bienterma^en  (non  iinmerito)  lebenbig  berbrannt  werben" 
(Theol.  mor.,  U,  p.  514  sqq.).^ 

'  ^n  ber  britten  9(uftage  ber  „iD?oraItt)eoIogie",  bie  1630  erfc^ieit,  'ijat 


474  ©rittet  58ucf).    ^apftt[)inii  mib  ^ejenmiltiejcn. 

'am  auyfü^rlic^ften,  flavften  unb  oBfc^redenbften  fontmen  Sat)= 
mann'S  Slnfic^ten  in  feiner  oft  aufgelegten  (1629,  1639,  1700, 
1710)  ©dirift:  >Processus  juridicus  contra  sagas  et  vene- 
ficos«  §u  2;age.  ®a§  einffu^reid^e  S3uc^  ift  mt^xmaU  (S'öln, 
5(fd^offenburg,  Dettingen,  2(ug§burg)  in'§  2)eutf(^e  üBerfe^t  iuorben 
unt-er  bem  Xitel:  „©iu  redjtlic^  ^toje^  gegen  bie  Unl^olben  unb 
jauberifd^en  ^erfonen,  in  lateinifd^er  @:praci)e  gefd^riefien,  abtx 
jum  S3eften  ber  ®erid^t§() alter  unb  guter  Swftitien  Sefreunbeten 
üerbeutfdit." 

S)er  getreue  GJott,  !^ci^t  e§  in  biefem  „^roje^",  ^at  bie§  fd^icr 
einzige  2J?ttteI  —  bie  Wolter  —  burd^  bie  liebe  Dbrigfeit  h)o!^( 
üerorbnet,  ha'<ß  bie  ^ejen  alfo  burc^  bie  Oual  ber  ©efängni^  unb 
2^ortur  einen  2lnfang  i^rer  S3e!ef)rung  machen  (@.  19).  @§  fei 
je^t  Bei  faft  ollen  d^riftüc^en  (!)  ©erid^ten  ber  93raud^,  bie  äum 
geuertob  üerurt^eilten  ^egen  öorl^er  gu  erbroffetn  ober  §u  ent-- 
l^aupten,  weit  bie  £)6rigfeit  ju  Beforgen  f)at,  bo^  bie  SSerurtf)eiIten 
fonft  auö  SSerbitterung  ober  großer  ^teinmütl^igfeit  in  groBe  <Sünben 
ober  SSer^ttieifelung  gerat^en  unb  öon  einem  ?5euer  (@c^eiter!^aufen) 
in  ha§  anbere  (^ötte)  luanbern  (©.  78).  D^ne  bie  SDenunäiation 
(burd§  testes  infames)  fann  bie  (Bai^^  feinen  Fortgang  ^aben,  benn 
tüo  man  testes  infames  üeriuerfen  inollte,  tüo  !önnte  ein  9lid^ter 
öon  einem  frommen  unb  aufrid^tigen  SJienfd^en  ^^uQ^iB  l^aben? 
(£§  !ann  ia  !ein  t^i^ommer  üon  fold^en  S;§aten  geugen  (@.  11). 
S3ei  ber  golterung  folle  man  aüerbing^  5(c§t  geben,  bo^  nidfit  bem 
©efolterten  bie  $8eine  unb  ßilieber  berma^en  jerriffen  toerben,  ba^ 
er  nad^l^er,  falls  er  unfd^ulbig  erllärt  n?irb,  ineber  il^m  felbft  nodC) 
Stnberen  im  Seben  meljr  ettnaS  nu^,  fonbern  üielmeiir  fd^äblid^ 
unb  überlöftig  tüäre  («S.  15).  ®ie  §aare  follen  ben  §ejen  ob-- 
gefc^nitten  h)erben  (@.  21).  $eftig  eifert  Satjmann  gegen  Sitte, 
loeld^e  bie  |)ei*erei  unb  Sieufelei  nur  für  S^räume  f)alten:  „2(ud^ 
bei  etlichen  fat^olifd^en,  fonft  nid^t  fd^ted^ten  Seuten  ift  biefe  irrige 
9JJeinung  eingetouräelt.    (Stücke  Ülid^ter  werben  leiber  gefunben,  bie 


Sa^ntann  allerbtngl  einige  ber  93ebenfen  unb  SKilbetung^öorfd^Iäge  feinet 
£)rben^=  unb  3ettgenoffen  Scanner  oufgenommen.  @ef)r  gut  fagt  JRiesIer, 
0. 0.D.,  ©.263:  „Sa^mann  föürbe  fic^  im  ©rabe  umfe^ren,  tüenn  er  mü^te, 
ba'^  iijxn  jegt,  noc^  baju  öon  fircfiUdjer  Seite,  ba§  Sob  eineä  S3efämpferg  bei 
§ejentt)al)nl  gejpenbet  n)irb,  taS  er  nur  a\§  fcf)impfU(^en  Xabel  empfiinbe." 


III.  ®ie  Stellung  be§  ^ejuitcnorbcng  jum  ^ejcntoa^n.         475 

mit  ben  |)ejen  nur  jpielen  luie  bie  ^a^e  mit  ber  2J?au0;  fie  gur 
^roBe  ber  Sefcfiutbigurtgen  auf  bem  53efen  fahren  ober  Ungettiitter 
machen  I)ei^en  unb  fie,  Juenn  fie  biefe  ^ro6e  niii)t  leiften  föntten, 
lieber  laufen  laffen,  ober  boc^  nur  bie  eine  ober  onbere  bem 
genfer  gum  SSerbrennen  übergetien  (©.  31).^ 


1  Sai)mann'^  Processus  juridicus  iror  unb  ift  felbftüerftäubUcf)  bem 
Sefuitenorben  feljt  unbequem.  Se^^alb  f)aben  fd^on  ;3anifen=^aftor,  bie 
öon  jal^Ireic^en  Qefuiten  bei  Sui^mmenfdjreibung  i^rer  „®eic^id)te  beä 
beutfdjen  SSoIfeS"  unterftüj5t  ttjurben  —  ic^  nenne  nur  bie  ^efuiten  ^Saum- 
gortner,  SSraun^bergev,  9Hemöner,  ®u^r  — ,  ba§  ®afein  biefer 
tütc^tigen  ©c^rift  öetf c^raiegen,  obrool)!  fie  fic^  eingef)enb  mit  £ai)mann 
befd)äftigen  (VIII,  655  ff.).  Sa  fie  I)aben  fogac  bie  tü^nljeit,  mit  58eäug  auf 
Scanner  unb  £at)mann  ju  fdjreiben:  „3lii)t§  ift  bejei^nenber  für  bie  burc^- 
ouä  ef)renbone  ©teltung  ber  beutfc^en  Seiui^cn  ber  |)ej:enöerfDlgung 
gegenüber,  als  bie  Sel)re  ber  beiben  bebeutenbften  beutfd)en  3efuitent:^eoIogen 
bamoliger  3eit/  ber  ^atre§  $aul  2at)mann  unb  Stbam  Scanner"  (®fd)t. 
beä  beutfd)en  93oIfe§  VIII,  655).  ©inen  fräftigen  ©^ritt  weiter  oI§  ^anff  en« 
^aftor  ift  i{)r  a)iitorbciter,  ber  gefuit  Sulir,  gegongen.  ®uljr  leugnet 
runbweg,  ba^  ber  »Processus  juridicus  contra  sagas  et  veneticos«  über= 
:^aupt  bon  iiai)monn  fei  (gtfc^rft.  für  !at^oIifd)e  Sljeologie  1899,  IV,  738). 
SWIerbingg  ein  burc^fd^Iagenbe^  SO^ittef,  2oi)mann  gu  entlaften! 

gaft  brei^unbert  ^aijxt  lang  trug  bie  Schrift  auf  bem  Titelblatt  ben 
9'iamen  Sat)mann'§  al^  i^reg  SSerfafferg.  E'ein  3[Biberf:pru^,  feine  Slnsweifc^ 
lung  —  aud)  nid)t  im  ^efuitenorben  —  würben  laut.  <Btä)§  3ot)re  lang, 
bi§  gu  feinem  STobe,  t)ot  Sa^mann  felbft  biefe  Schrift  in  me'^reren  Sluggaben 
mit  feinem  eigenen  S^amen  alä  SSerfaffer  burc^  bie  SBelt  ge^en  fe^en.  9lie 
I}ot  er  gegen  bie  „gäljd)ung"  ©infpradie  ert)oben.  2Ba§  tf)ut'ä?  ©ie  ift  bo^ 
nid)t  tion  it)m! 

2)u:^r  bringt  für  feine  S3e:^auptung  aud)  „58eit)eife".  Sein  |)ouptbett)eig 
ift,  baf(  im  gleichen  ^a^xc  (1629)  §u  S(fd)affenburg  eine  ©d)rift  mit  bem 
Xitel  erfd)ien:  Tractatus  novus  de  processu  juridico  contra  sagas  et 
veneficos,  bie  ganj  genau  „nad)  Xitel  unb  3"^^^^"  ^^"^  Kölner  ©i^rift  ent= 
fprid)t,  bie  mit  bem  9iamen  Saijmann'iS  ücrfelien  ift.  9cun  war  aber  ber 
Slfd^affenburger  ©rüder,  Duirin  58 o 0er,  \o  argumentirt  ®ul)r,  ein  fetjr 
finbiger  ®efd)äft§mann,  alfo  ift  aud)  bie  5?ölner  ©d^rift  ni^tl  Weiter  aU 
„eine  93ud^pnbler  =  ©pefulation,  onf  beren  Titelblatt  ber  bamall  fc^on  be* 
rüt)mte  ^Jiame  £at)mann'§  al§  3ie!lame  prangt"!!  (a.  a.  D.,  ©.  740;.  SBenn, 
Wie  ®ul)r  felbft  eingefte^en  muf3,  olle  Drbengbibliogra)3l)en  üou  1643  an 
bil  ^eute  bie  ©d)rift  Saijmonn  sufc^reiben,  wenn  bie  Dettinger  2lu^gobe  ber 
©d)rift  üom  ^oljre  1710  fogar  bie  Siüigung  ber  (Drbeni=)  Dberen  trögt,  fo 
Beweift  baä  3llleg  nid)t§;  benn,  „eine  lateinifd^e  Slu^gabe  ber  @d)rift  ift 
Biä{)cron  nirgenbä  gefunben  worben",  unb:  „au§  ben  58riefen  ber  Drbenl» 
generale,  bie  noc^  Dberbeutfdjlanb  gcridjtct  würben,  gel)t  Ijerüor,  ba^  woljt 


476  ®ritte§  93uc^.    ^opftt^um  unb  §ejenuntt)c^en. 

®en  2(berglau6en  bc§  berüf^mten  Se[uiten=^arbinat§  SöeUarmin 
lennseidEinet  genügenb  bie  üon  feinem  DrbenSgcnoffen  S)eIrio  über 
i|n  mitgetl)eilte  %l)at\aä)t  (oben  <S.  457). 


fotrefponbirt  föurbe  über  anbete  Sßerfc  Soi^mann'l,  tion  einem  processus 
juridiciis  contra  sagas  ift  aber  nirgenb^  bie  9lebe." 

®iejen  äußeren  „SettJeijen"  fd)Iie^en  fic^  innere  gleidier  ©tär!e  on.  ©ie 
gipfeln  barin,  iafi  ber  Processus  juridicus  bie  ftrengere  5(n[tc^t  vertritt, 
n)äl}renb  Sa^monn  in  feiner  Theologia  moralis  ni(i)t  immer  ber  ftrengern 
9(nfic^t  f)utbigt!  ®ut)r  föieberljolt  feine  33en)ei§fül)rung  in  ber  oben  er= 
föäljnten  ©i^rift:  „®ie  Stellung  ber  ^efuiten  in  ben  beutfcf)en  ^ejenproseffen" 
(©.56  ff.).  «Rcuerbingä  ^at  SSinj  (^iftorifc^e  Stfc^tft.  1900,  ©.  290  ff.)  eine 
©ntbedung  gemaifit,  ik  ben  Ueberfe^er  ber  urfprünglii^  loteinifc^  ge= 
jc^riebenen  2oi)mann'jc^en  ©d)rift  befonnt  giebt.  33tn§  f)ot  nämlic^  bei  bem 
^efuiten  $ar|t)eim  (Bibliotheca  Colonienäis  1747,  ©.  182)  bie  SJotiä 
gefunben:  „Joannes  Jordanaeus  1610.  1.  Novembr.  in  Tricoronato 
Gymnasio  admittitur  ad  examen  Baccalaureatus,  postmodum  sacro- 
eanctae  Theologiae  Doctor,  CoUegiatarum  Ecclesiarum  s.  s.  Cassii  et 
Florentii  Bonnensis,  et  B.  M.  Ressensis  ac  parocliialis  s.  Remigii 
Bonnae  Canonicus  et  Pastor.  Edidit:  .  .  .  .  Processus  juridicus  contra 
sagas  et  veneficas,  baä  ift,  ein  reciitUi^er  ^roje^  gegen  bie  unfjolben  unb 
äaubrifcf)e  ^erfonen.  3ft  toit  gutem  f^Iei^  unb  grünbli^er  $ro- 
bation  unb  SSeroeife  burd)  P.  ^aul  £at)mann  S.  J.  Theol.  et 
J.  C.  Doctorem  in  lateinij^er  ©proc^e  jgef (^rieben,  je^t  öon 
®eri^t^I}äfteren  unb  guter  Sufti^  SSefreunbeten  gum  S3eften  üerteutfc^et, 
mit  beiüötjrten  ^iftorien  üermefiret,  tacito  nomine  a.D.  Doctore  Jor- 
danaeo  Canonico  et  Parocho  Bonnensi,  jussu  Serenissimi  Principis 
Archiepiscopi  in  4°  gebrudt  §u  (JöHen  beQ  5ßeter  SlJietterniif)  1629." 

®er  Ueberfe^er  be§  Processus  mor  olfo  Jordanaeus;  jein  93er  = 
fa jfer  ift  unb  bleibt  ber  ^efuit  Satimann;  bog  tvixb  "buxäj  biefe  Eintragung 
beä  ^efuiten  §at0f)eim  auf§  neue  erprtet.  SJJir  fdjeint  bk§  auä  bem  SBort* 
laute  ber  Eintragung  gwingenb  '^eröorjugefien.  gei^enfanä  fte'^t  feft:  ein 
t)on  ben^efuiten  gum  33accalaureu§  unb  ®oftor  ber  Sifieologie  gemacf)tcr 
^riefter  lä^t  in  S?öln  [wo  bie  Sefuiten  bamolä  allmächtig  luaren)  unb  §u 
Sebäeiten  be§  ^efuiten  So^mann  ein  93ucf)  erfc^einen,  alä  bejfeu 
SSerfafjer  er  ben  ^efuiten  Sat)mann  nennt  unb  baä  er  oB  Ueberfe^ung 
einer  lateinifc^en  Urfdjrift  bie|e§  Qefuiten  begeic^net,  SSie  märe  ba§, 
üfjue  Söiberfprud)  bei  ben  Qefuiten  unb  bei  2at)mann  felbft  ju  finben,  mögti^ 
gemefen,  mcnn  biefe  eingaben  nicf}t  ben  Xijat]ad}tn  entjprodjen  tjätten?  Koum 
irgenb  ^emf^nb  mad)t  mit  folc^en  3lrgu§augen  über  feinen  literorifdien  9iuf, 
a(§  ber  ^cfuitenorben  unb  ber  ^efuit. 

SBenn  alfo  Earbaung  mit  S3erufung  auf  33inj  f^reibt:  ber  Processus 
rüfire  tton  bem  SBonner  tanonifuä  Qorbanäug  :^er  !§iftorifd)=poIitifc^e  93Iätter 
1900,  10.  §eft,  ©.  699),  fo  ift  iaä  eine  jener  unef)rlid)en  Säufc^ungen  feinet 
fiefepublifum?,  in  benen  er  gro^  ift  (ögldj.  unten  9ln^ang  2). 


III.  ®ie  ©tettung  bei  ^ejuitenorbcitS  5um  ^ejentuoliit.         477 

2(c|tunbbrei|ig  ^a^re  lang  toirüe  im  prf)ffen  9(nfef)en  unter 
2JJoj:imtIian  I.  ber  ^efuit  3eremta§  ^rcEel  (t  1638)  al§  ^of= 
^rebiger  auf  ber  93^ ün ebener  §offanäeI. 

S33elc^er  @eift  biefen  3)?ann  Bei  SSertünbiguug  bei  2Eorte§  ÖJotteS 
Befeelte,  crtieHt  au§  folgcnben  ©teilen: 

„S)ie  3a»t)erer  unb  ^ejen,  bie  firf)  in  großer  Qa^l  in  ber 
diiriften^cit  finben,  Silben  ein  fo  gro^e§  Uebel,  ba^  e§  Wanä)cm 
faft  unglaublich  erf(|eint.  5tber  bie  2;§atfad§en  fpred^en.  Unjö^tige, 
ben  gelbfrüd^ten,  ben  STtjieren  unb  ben  93?enfc^en  gugefügte  @d)äben 
üerfünben  e§.  Unb  wer  ipifl  fo  unüerfd^ämt  fein,  ha'^  er  fo  üiele 
®eric§te,  an  fo  tjieten  Drten,  bie  mit  ©rf)tt)ert  unb  geuer  gegen 
biefe  ^eft  üorge^en,  be§  ^rrf^umS  anüagen  tüottte?  ©o  öiele 
^^aufenb  biefer  l^öUifc^en  S3rut  (tot  millia  bujus  orcinianae 
plebis)  i^ahtn  ben  ©c^eiterf^aufen  beftiegen,  unb  tüir  roottten 
i^re  9lic§ter  ber  Ungerec^tigfeit  anftagen?     Slber  e§  giebt  fo  !attc 


9?0(^  unetirUd^er  al§  ©arbaunl  ift,  in  SSertwert^ung  ber  bon  Sötnj  mit* 
get^eilten  f)Qr^I)eim'jd^en  Eintragung,  ber  S^fuit  2)uf)r  (3tfd)rft.  für  !atl). 
S^eologie  1901,  I,  166  ff.).  Um  feine  „Sditufefolgerungen",  ba^  Sa^mann 
ntc^t  ber  SBerfaffer  be§  Processus  fei,  unb  bo^  t§  üBerf)aupt  nie  eine 
lateinifc^e  ©(^rift  bie§  XitetI  gegeben  :^o&e,  für  feine  Sefer  unumftö&licf) 
ju  mod)eu,  tt)eitt  er  bie  §ar^t)eim'fd)e  ©introgung  in  üerftümmelter, 
if)ren  ©inn  fälfcf)enber  gorm  mit:  Ed.  ...  Processns  juridicus  contra 
sagas  .  .  .  tacito  nomine  a  D.  Doctore  Jordanaeo  Canonico  etc.  Sllfo 
bie  aSorte,  bie  £ai)mann  alä  3Serfaffer  beä  lateinifd^en  Driginall  unb 
Sorbonäuä  nur  oll  Ueberfe^er  beseidinen,  unterbrücft  2)u{)r.  SSor* 
forgli^  t)at  er  aber,  um  bem  au§  biefer  SSerftümmelung  berechtigten  SSor* 
njurfe  ber  ben)ufeten  f^ölfc^ung  entgegentreten  ju  fönnen,  5tt)ifcf)en  bie 
SBorte  sagas  unb  tacito  ben  Älammerjufa^  gemacht:  „CXitet  ber  erften 
Stu^gabe  mit  bem  9iamen  Sat)mann'§)".  —  SJebenbei  fei  ertt3öt)nt,  bafe  ®n^r, 
ber  bie  9Jio^rentt)öfd)e  fo  grünbli^  tierftetjt,  SSerfoffer  ber  in  ultramontanen 
Greifen  öiet  üerbreiteten  „^efuitenfabeln"  ift.  5)ort  mie  f)ier  fc^reibt  er 
no^  bem  ®runbfa|:  Si  fecisti  nega.  ©egtaubt  njirb  in  ultramontanen 
Reifen  ja  boc^  2IIIe§,  ttJal  ein  i^efuit  fc^reibt,  unb  auf  biefen  blinben 
©lauben  ber  ßefer,  nid^t  ouf  iie  gefc^i(^tH^e  3öa't)r^eit  fommt 
tä  eingig  unb  ollein  on. 

Stul  ber  öar^'^eim'fc^en  Eintragung  ge!)t  übrigen§  ©ineg  hjieberum 
beutli^  l^eroor:  bie  enge  S3crbinbung  bei  ^ejenttjafinl  unb  ber 
blutigen  .^ejenöerfolgungen  mit  ber  römifi^en  Eird^e:  Ein  @r§  = 
bif^of  läfet  öon  einem  ^oml^errn  unb  ^.pfarrer  bie  Jjejenbranbfdjrift 
einel  igefuiten  jur  großem  $ßerbreitung  in'ig  ®eutfd)e  überfe^en!  (bglc^. 
unten  ©.  571). 


478  drittel  S9«^.    $at)fttf)um  utib  §ejcnunttje|en. 

G^riften,  —  fie  [inb  bie[e§  9lomett§  nid^t  itiürbtg  — ,  bie  mit 
^änben  unb  güBen  fi^  fträuBen,  bo^  man  hk\t§>  üertüorfetie  ®e< 
fd^Ied^t  ausrotte,  bamit  nid^t  ötetleic^t,  tüie  fie  fagen,  gegen  Un^ 
fd^ulbige  geföüti)et  tüerbe.  D  i^r  geinbe  ber  göttlirfien  ®^rc! 
$8efie^rt  ba§  göttliche  ®efe^  nic^t  auSbrüdüd^:  Saffe  nid)t  leben 
bie  ^(^übtxtv?  §ier  nun  befc£)tt)öre  ic^  mit  kuter  (Stimme  unb 
auf  göttlichen  S3efei)I  bie  Ferren,  bie  fjürften,  bie  Könige:  S äffet 
bie  Sauhmv  ni(f)t  am  Seben!  Sfiottet  fie  au§  mit  ©djtüert 
unb  geuer!  SSertilgt  föerbe  bie§  öertüorfene  ©efd^Ied^t,  ba^  e§ 
ficö  ntd)t  ausbreite,  lüaS  mir  leiber  gegenmärtig  fef)en.  ^Brennen 
mögen  biefe  l^einbe  ßJotteS,  bamit  nidjt  be§  S^eufetl  Üleid^  öon 
biefer  SBelt  Söefit^  neljme.  (Siiä),  i^r  dürften,  ift  ba§  ©d^mert  ge-- 
geben,  bamit  if)r  t§  auf  bie  ^äupkx  ber  geinbe  ©otteS  nieber-- 
faHen  laffet!  D  Surft,  o  ^önig :  Saffet  bie  ^lubcrer  nid^t 
am  Seben!"  (Gazophylacium,  p.  1,  cp.  8,  §  1.  Opp.  omn., 
Ed.  Mogunt.  1651,  II,  221).  i 

©in  anberer  fe§r  einflu^reid^er  ^efuitcn^jrebiger  bamaliger 
3eit  ift  ßJeorg  ©d^erer.  S)er  S^fuit  gurtet  nennt  i!§n  „einen 
9J?ann  großen  ^^nfefienS,  ©iferS,  STugenb  unb  ®eIel^rfom!eit"  (Nomen- 
clator  I,  164,  ^nnSbrud  1892).2 

@d§erer  l^ielt  im  '^aljvt  1583  am  13.  (Sonntag  nad^  ?Pfingften 
ju  Söien  eine  ^rebigt  über  „bie  jüngft  befd^el^ene  Sriebigung 
einer  Jungfrauen,  bie  mit  12,652  S^euffeln  befeffen  gemefen  ift". 
Jn  biefer  ^rebigt  l^ei^t  e§  u.  2t.:    „SDer  Jammer   be§   erlebigten 


1  ®ie  ^ßrebigten  SrejeCl  muffen  einen  gerabeju  unge'^euern  Stnflu§  an§= 
geübt  f)aben,  nii^t  nur  oll  gefprocljenel,  Jonbern  ani)  all  gejrf)riebenel  „SSort 
©ottel";  benn  ber  Jefuit  §urter  berid)tet,  ta'\i  bie  gebrudten  SBer!e®rejeri 
in  170700  ßj;enipIoren  üerbreitet  tüaren  (Nomenclator  literarius,  I,  372, 
Jnnlbrucf  1892;! 

2  STitc^  ®uf)r  S.  J.  (a.  o.  D.,  (5.  28)  ert^eilt  (gc^erer  ba§  :^öd)fte  SoB: 
„(2(f)erer  ift  einet  ber  Beften  ^rebiger  i)i§  16.  Jal^rfjunbertl.  Jn  einem  Briefe 
tom  26.  2Iuguft  1580  fpncf}t  ber  Drbenlgenerat  P.  SJiercurian  bem  ^ro* 
üin§ial  ber  öfterreicf)ifrf)en  Drbenlprobinä,  P.  58lQJ3em,  feine  f^reube  über 
bie  ©rfolge  bei  P.  Scfierer  an§,  unb  boft  bie  58emü{)ungen  ber  ^^einbe,  i^n 
oul  2öien  gu  entfernen,  gefdjeitert  feien."  ßine  öon  2)ul)r  l^erüorge^obene 
„9Ka'^nung"  bei  ©enerall  on  Sc^erer  {)ot  ni^tl  mit  Sc^erer'l  ^ejenprebigt 
ju  t^un,  fonbern  entf)ält  nur  ben  DiatI),  feine  St^ätigfeit  oll  ^rebiger  fo  ein= 
äurictiten,  bo|  bie  fott}olif^e  ©a(^e  geförbert  ttjürbe  ol^ne  unnötf)ige  ateijung 
ber  ©egnet. 


III.  S)ie  ©tellitng  bcä  ^efuitenorbcnS  jum  ^ejcnwa'^ti.  479 

3J?ägb(ein§  ift  atigeridjt  unb  geftifftet  toorben  burd^  ^i^w^erei  unb 
frfltüar^e  ^uitft,  näntlic^  burcf)  eine  alte  unjTätige  3^"^erin  unb 
SSettermad^erinn  biefe§  9}?ägblein§  Stnbl  ober  ©ro^mutter  mit 
Spanten  @Ija  ^lainacfierin,  bie  fid^  nnterftanben,  bie[e§  i()r  ^inbe§» 
ünb  bem  STeuffel  mit  Seib  unb  @eel  ju  üerfu|3petn  unb  tier^eu-- 
raten.  §at  bertregen  ein  ^rei^  gemacE)t,  fid^  fammt  bem  S[Rägb» 
lein  barein  geftetit,  au§  einem  (5)Ia^  ein  {^liegen  gefaffen,  bie  ju 
einem  gottenben  9J?ann  njorben,  unb  atlbann  jum  S)iernl  ge[agt: 
©ie|e,  ba§  ift  bein  Bräutigam.  ®a  bem  ^irnlein  barüber  ein 
©raufen  an!am  unb  9^ein  baju  faget,  fc^ilt  ber  Seuffel  bie  3llt 
an^,  lüarumb  fic  i^m  ba§  SJJenfd^  jugefagt,  toeil  e§  x^n  nit  f)aben 
wolle,  barauf  bie  2(It  geanttrortet,  e§  mu^  bic^  fiaben,  unb  onge-- 
fangen  ba§  Sinb  ju  fdfilagen  unb  enblid^  gejtüungener  2Bei|  ber 
5(nbl  tk  ^anb  gegeben.  @o  ^at  bie  ^e^-e  bem  jDirnlein  üer- 
jouBerte  Slepfet  §u  freffen  geben  unb  trar  ber  2^euffet  in  bem  testen 
SIpfel,  lüeld^en  e§  ungefcEielt  mit  famt^t  bem  STeuffel  {)inob  fdC)licfen 
muffen.  Ueberbe§  !^aben  bie  2(It  unb  ber  ^euffet  bie  Stnnam  in 
ein  ^rei^  angefpet)et  unb  ongef:pürt^et  burd^  ben  gangen  Scib  unb 
foIcEien  <Bptx<S)d  be§  Seuffel§  unb  ber  alten  ©I^  ^t  Slnna  mit 
©etüolt  trinfen  muffen,  ^tem  l^at  bie  alte  §ejin  fie  am  ^opf  be* 
fdf)oren  unb  an  ber  linfen  @et)ten  im  $J?amen  alter  STeuffet  ge* 
falbet,  tüei^  nit  mit  tnaS  @d^mal|."  S)iefe  „tt)at)rf)aftige  ^öegeben-- 
l^eit"  tüirb  bann  mit  ben  unfCättjigften  (Sinjeltieiten  „in  10  fünften" 
aU  „®otte§tuort"  öon  ©euerer  be^anbelt.  ^wnt  ©d^Iuffe  biefer 
^rcbigt  toenbet  fid^  ber  Sefuit  an  ben  SBiener  SJJagiftrat:  „bamit 
6tt).  ^errlid^feit  aU  föeltlid^er  9J?agiftrat  au§  biefer  ^^^rebigt  befto 
me^r  Urfadfie  nehmen,  über  bie  E)od^fcE)äbIic£)en  Qaubtvtx  unb  Saiibt-- 
rinnen  ^nquifition  §u  fialten  unb  mit  gebüt)renber  «Straf  gegen 
i^nen  ju  üerfaf)ren;  benn  e§  ift  annet)mlic^  bei  unferm  .f)errn 
[@ott],  mit  ber  ^uftitia  gegen  fold^e  Seute  ju  ^rogebiren"  (Opera, 
ajJünd^cn  1613,  I,  179  ff.j.i 


1  3u  btejem,  üon  ber  Sanset  einer  d)riftttd)cn  Kirche  tjerab  all  „SBort 
©ottei"  berfüubeten  fd^änbli^eit  SÖIobftnn  tuei^  ®u^r,  um  if)m  gegenüber 
feine  Drbenibrüber  ju  entlaften,  ni^tl  Slnberel  5U  fagen,  all:  „Mit  biejcr 
^Prebigt  ©(^erer'l  hjaren  ni^t  alle  (!)  ^efuiten  einberftanben"  (a.  a.  D., 
©.  28).  —  S)iefe  SBtener  Xeufetlaultreibung  muB  bamall  gro^el  Stufj^efien 
erregt  l^aben.    ©elbft  ber  3lgent  93aiernl  in  SBien,  Dr.  ^egenmüHer,  be* 


480  ®rttte§  Sßnä).    ^a^ytt^um  wiib  |)ejenuntoeien. 

Sejeid^neiib  für  bte  Stellung  be§  SeJuitenorben§  511m  $efen== 
lüaf)n  unb  gur  |)e£cnüerfoIgung  ift  bte  ©c^ilberung,  bte  iit  ber  üom 
Drben§general  fetbft,  ©ogluitt  Surfet  (beitt  einjtgen  5)eutfd^eu 
uttter  bcn  ©eneralen  be§  ^efuitenorbeitS),  a^^^robirten  „©efd^trfite 
ber  ®c[etlf(fiaft  S^fii"  i'er  S^fuit  ©accd^ini  üon  biefer  SSiener 
2:eufelau§treibmtg  entlüirft: 

„®amaB  gereitfite  bem  fof^oUfc^ett  &laubcn  ju  großer  ^ierbe 
unb  ©tärfung  ber  ju  Söien  unternommene  ^am^f  gegen  ben  Xeufel 
unb  beffen  SBefiegung.  ©ine  gelütffe  Stnno  au§  Tland  Bei  <Bt 
Rotten  lt»ar  üon  ifirer  ©ro^mutter  (SIi[a£et^,  einer  fc^eu^tic^en 
^eje  (venefica  teterrima),  mit  einem  Teufel  tiert)eiratl^ct  unb  mit 
einer  Segion  böfer  ©eifter  angefüllt  tuorben.  9^ac^bem  man  juerft 
in  ©t.  gölten,  bann  in  Waxia-^^^^  üergeben§  bie  93efreiung  be§ 
9Jiäbd^en§  öerfuc^t  ^atte,  würbe  %nna  naä)  SBien  gebracht,  unb 
burd)  ben  SöunfcE)  be§  Saifer§  unb  be§  S3i)d^of§  hjurbe  ^ater 
9HfoIau§  SoI)anne§  ®oniu§,  $Re!tor  unfereS  ^'oIIeg§,  faft 
gejluungen,  bie  3JJitttjir!ung  ber  Unferigen  gu  gelüäl^ren.  Dbtt)Dl)I 
ber  3fle!tor  bafür  f)iett,  bo^  bie  ST^tigfeit  ber  ©efeüfd^aft  ^efu 
me'^r  auf  bie  5tu§treibung  ber  leufet  ou§  ben  Seelen  aU  au§  ben 
Seibern  ju  ri(f)ten  fei,  fo  ging  er  bodf),  bamit  nid^t  ethja  bie  ^oä)-- 
mütl)igen  teufeüfiiien  S3eftien  (snperbissimae  belluae)  unb  bie 
^e^er  praljtenb  üerbreiten  fönnten,  ber  ^ampl  tt^erbc  au§  gurd^t 
ücrmieben,  üertrauen^üoll  (fidenter)  an'g  SCßer!  unb  üerorbnete  ju 
biefem  Smtdi  ©ebete,  9?ie|o|}fer,  gaften,  ©ei^etungen  unb  anbere 
fromme  2Ser!e,  bie  @ott  angenetjm,  bem  %tn\d  aber  oer^a|t  finb. 
5(IImäl)Ii(^  n)urben  bann  12  600  S^eufet  au§  ttm  Wlä'oä)tn  au§' 
getrieben.  3Im  SSorabenb  be§  gefte§  S[Rariä=|)imtneIfal^rt  entmid; 
bann  ber  le^te  unb  l^artnädigfte  Teufel,  ber  äugleid^  ber  Slnfü'^rer 


rietet  über  fie  am  26.  Sdtguft  1583  nac^  SJtünd^en:  „(Ja  f:)ai  ficf)  newlic^ 
ol^ie  ain  tDunberbarlic^  fac!^  unb  gro^e^  (Sitmpcl  gur  beftätttgung  unjereg 
olteit  tvaijxcn  catijoü\<ijtn  djriftlii^en  ®IauBen§  mit  einem  befeffenen  ®ienbt 
öon  15  ^afjren  §ugetvagen.  Sabon  ttiere  bil  gu  fc^reiben,  bieföeit  ober  ber 
ganj  :^onbI  ....  lüie  \t)  [i>k%tn\e^  üon  bem  QKjieigen  S3ij(i)of  unb  :^errn 
Sejuiten  aufgetrieben  njorben,  alberait  bon  njolgemelten  I)errn  Sefuiten 
nac^  lengg  be?c^riben  unb  in  lüenigen  jTagcn  in  offentlt^  brucf  au^geen  foll, 
jo  'ijob  ic^  gleid)  bie^mat  metter  baüon  ni(i)t§  fc^reiben  roölln"  (bei  iJeift,  Qux 
®efd^icf)te  ber  au§n)ärtigen  SSertretung  5ßaierng  im  16.  Qaljrljunbert,  93am= 
betg  1889,  S.  48). 


III.  ®ie  (Steüung  be§  Sejuitenorbeng  sunt  ^ejentro^n.         481 

geiüefen  toax"  (Sacchini ,  Histor.  Soc.  Jesu ,  Romae  1661, 
(S.  125).  1 

3)em  gleichen  tüilben  ^ejentoa^^n  unb  ber  gleid^en  Blutigen 
SSerfoIgungötüut^  Begegnen  tpir  nocf)  in  einer  anbern  ^rebigt 
(S(fierer§,  toorin  er  „eine  d^riftlic^c  SSerma^nung  t^ut  totber  bie 
Zauberei,  SeufetSÜinftfer,  2Bat)rfager  unb  SBa^rfagerin,  bie  je^t 
mit  ©ettjalt  einreiben  unb  üBer^anb  nel^men  Wollen  .  .  .  9iiemanb 
barf  ein  SSerBünbni^  mit  bem  Xeufel  madien,  i^n  nid^t  rat^fragen, 
nichts  3it^ünftige§  üon  i^m  §u  wiffen  Begehren,  i^n  nid^t  in 
ein  @Ia§   ober  ^rt)ftatt  ober  ein  Sfiing  einfperren  Wollen  [^apft 

Sofiann  XXII.,  oBen  <B.  217] @iet)e,  65ott  ^It  bie  ^auBerer 

nid)t  wert^,  ba^  fie  ber  (SrbBoben  tragen  fottt;  Befief)It  beS^alB, 
ha^  man  fie  aI§BaIb,  [ie  feien  nun  Tlann^'-  ober  2BeiB§BiIber, 
l^inric^ten  unb  üerfteinigen  foHt.  2)a  £)ijreft  hu,  wenn  bie 
DBrigfeit  nirfit  baju  t|ut  unb  alleBfluBerei  ou^reutct, 
fo  !ommt  ©ott  in  ha§  SOZittel  unb  öertilget  Sonb  unb 
Seute.  (So  will  anä)  ber  DBrigfeit  amt§i)aIBer  geBütiren,  alle 
^auBerer,  2BaI)rfager  unb  (3(f)Warä!ünftIer,  wo  fie  Betreten  werben, 
gefängüd^  einjugiel^en  unb  nad^  aller  9iot^burft  §u  ftrafen"  (9t.  ^. 
©eorgii  (Sd^erer,  ^oftill  ber  fonntägl.  ©üangelien,  3.  5Iulg.  2Kün* 
d^en  1608,  @.  430 ff.).^ 

öeid^töater  SOtagimilian  I.  öon  Söaiern  War  lange  ^^it  l^ius 


1  ^n'ijx  ia.  a.  C  S.  25)  mac^t  feine  Sefer  glauben,  ber  ^efuitenobeve 
tjobt  nur  „fel^r  ungern"  unb  „nur  gegmungen"  bie  Seufelau^treibung  geftattet. 
®r  beruft  fid)  bafür  auf  ©acc^ini,  unterbrüdt  ober  beffen  SSorte  über 
bie  bom  ^ater  9ieftor  angeorbneten  ®ebete  u.  f.  n».  unb  über  ben  Qnnadj^ 
an  „S^vcit  unb  ©tärfung",  ben  ber  fat^olijdie  ©laube  burc^  biefe  2;eufel^- 
ou^tretbung  erfaf)ren  tjaht. 

2  SHüd}  f)ier  Ieud)tet  tii  2Baf)rf)afttgfeit  ber  uttramontanen  ®efd)icf)t^= 
jdireiber  San^en^^^aftor  f)eE  auf.  Qunäc^ft  pten  fie  ficf)  too^t,  t>it  oben 
mitget^eitte  §auptftelle  ou^  ber  ^rebigt  ©cf)erer'ä  if)ren  £eiern  öor§uIegen; 
ferner  fd)rctben  fie  mit  ftair!er  58etonuug:  „®er  eingige  beutjc^e  ^c\mt, 
toelc^er  nac^ttjeiälid)  iit  tt)eItUct)e  Cbrigfeit  gur  SSerfotgung  ber  .'pei'en  auf^ 
forberte,  ift  ®eorg  ©ct)erer"  (®ic^t.  beä  beuti^en  58oIfe§,  VHI,  653].  Stifo 
boä  ®afetn  ber  $OiDrb=  unb  33ronbprebigten  beS  ^ejuiten  ©rejel  unb  tk 
Se^ren  bei  ^efuiten  Sonden  werben  Don  ^anjjen^^aftor  runbroeg  ge* 
leugnet.  Unb  bobei  berfidjert  ^rofeffor  $o[tor,  jein  SBa^Ifprui^  fei:  vitam 
impendere  vero  (@jd)t.  ber  ^.ßäpfte  II,  782;!  SBenn  folc^e  „SBa^r()eit"  in 
ber  ultramontonen  SBelt  Verbreitet  tt)irb,  ift  el  aüerbingl  nicf)t  erftaunlic^, 
bo^  bie  Unn)at)r{)eit  biefe  SSelt  mit  S3linbl)eit  gefcf)tagen  pit. 

ö.  4ioena*roecf),  «|Ja>)fttöum.  I.  31 


482  ©ritteg  S8itc^.    $o^^tt!)um  unb  .|)ejenunn)ejcn. 

burd^  ber  ^efuit  SIbam  (Jon|en.  (Sr  üerfa^te  einen  feinem 
Seic^tfinbe,  bem  öerjog  aJZagimilian,  getüibmeten  ^olitifd^enfftomon: 
„2^^eorie  einer  S3ürgerle:^re,  ober@efd^id^tebe§^önig§ 
üon  Stbt)fftnien"  (föln  1628).  ^n  i^nt  n)irb  bem  SSaiern^erjog 
§ur  9ia(i§a^mung  ta^  SSorbilb  eine§  dEiriftlic^en  dürften  aufgefteüt. 
3u  ben  gürftentugenben  ge^^ört  nun  anä)  ber  Sifer  in  ber  |)e£en= 
öerfolgung.  ^ater  (£on|en  tä^t  feinen  afiljffinift^en  Stomanfönig 
bie  S^iilgegenb  Bereifen.  ®ort  I6Iü()t  Sanbtxtx  unb  |)ejerci:  SBeifier 
fliegen  auf  gefatbten  StöcEen  burd^  bie  Suft,  |)e£enfaBlJat'^e  n)erben 
gefeiert,  Unn)etter  merben  erregt,  SJJenfc^cn,  2;^ieren  unb  gelbern 
iüirb  ©droben  jugefügt,  !urj  ber  gange  ^egenma^nfinn  ber  ^äpft» 
liefen  SSuIIen,  be§  §egen{)ammcr§  u.  f.  tt).  marfd^irt  auf.  ©ine 
gro^e  Unterfu(fiung  tt)irb  angefteüt.  S)ie  9Jieinungen  ber  9ti(^ter 
finb  get^eilt;  einige  galten  ba§  @anje  für  Xäufc^ung  unb  SelBft^ 
Betrug;  Söelel^rung  unb  ©^Dott,  nicf)t  ©trafen  feien  |icr  am  ^la^e. 
S)od^  ber  ^ftid^ttreue  ^önig  UjiH  nichts  bation  iniffen;  i|m  fei  üon 
@)ott  Befohlen  morben,  bie  ^egen  unb  Qanbtxtx  nid^t  am  SeBen 
gu  kffen,  mit  ©dEitüert  unb  ^^euer  feien  fie  §u  üertitgen  (a.  a. 
D.,  (S.  194 ff.;  bie  ©d^rift  ©on|en'§  trägt  bie  2)rucEerIauBni|  be§ 
Sefuiten^^roüingiaB  SBaltl^er  2J?unbBrot). 

Sn  Syrier,  n)o  bie  §ejenüerfoIgungen  BefonberS  ^eftig  tt)ut^eten, 
ioax  e§  aud^  ein  S^fuit,  So^anneS  3JJad^ erentiuS,  ber  burd^ 
feine  ^rebigten  bie  unmenfcf)Iid§e  fRaferei  noc^  fteigerte.  ßn 
^fingften  1590  flagte  er  tion  ber  S^angel  l^eraB  üBer  gu  milbe§ 
SSerfa^ren  gegen  bie  3<iuBerer  unb  §ejen  unb  erreid^te  burd^  feine 
^rebigt,  ha^  bie  3ünfte  ^^^  ©tabt  fid^  Beim  ^urfürften  Befd^merten, 
bie  @)ered^tig!eit  ber  ^auBerei  gegenüBer  merbe  üernac^Iäffigt  (S)u^r, 
a.  a.  D.,  ©.  33 ;  üBer  bie  ^ejenüerfotgungen  gu  Xrier  unten  ©.  534). 

9Jlad^erentiu§  ^at  aud^  eine  „(Srflärung  be§  ^ated^i§mu§" 
l^erauSgegeBen  (Catechismi  Catholici  explanatio.  Augustae  Tre- 
virorum  1601).  Unter  ben  „fieilfamen  f?früd^ten  au§  bem  ^ate* 
d^i§mu§"  füi)rt  er  bort  (©.  544  ff.),  Bei  Sefpred^ung  ber  ©ünben 
tüiber  bie  2^ugenb  ber  Hoffnung,  bie  S^eufel^Bünbniffe  auf  unb 
rechnet  SSeiBer,  bie  au^  ben  j^olten  eine§  ©c§feier§  er!ran!ten  ^er> 
fönen  angeBen,  h)e(d§er  ^eilige  angerufen  tt)erben  muffe,  um  bie 
©enefung  l^erBei  gu  füf)ren,  unter  bie  ^ejen,  gegen  n)eld^e  bie 
DBrigfeit  mit  ©trafen  torgugeiicn  ^aBe. 


III.  S)ic  «Stellung  bt§  ScfuitenorbenS  jum  Ißapfttfium.         483 

Unter  ^^ilipl)  Stbolf  öon  ß^renberg  (1623— 1631),  gür[t^ 
bifd^of  üon  Söürjburg,  ereignete  fid^  einer  ber  fc^auerlic^ften 
SSorgänge  biefer  an  (Sreuel  fo  reirf)en  ^eit.  S)er  „^iadifolger  ber 
5tpofteI"  lie^  einen  jungen  SSerföanbten,  ben  testen  feinet  eigenen 
5Jianten§,  n^egen  3aitberei  ^tnrid^ten  (lieber  bie  übrigen  S3(uttl)aten 
biefeä  93if^of§  unten  ©.  543.  550). 

SSelc^e  dioUt  bei  biefem  SJJorbe  bie  hamaU  in  SBürjburg  fel^r 
mäditigen  ^efiiiten  fpielten,  erje^en  n)ir  au§  einem  Seric^t  be§ 
Sefuiten  ®eorg  (Stengel: 

(Sin  S^eufel  in  ßJeftalt  einer  SSerttanbten  öerfüfirte  förnft  öon 
(S:§renberg  gur  Unjud^t;  ta§  h)urbe  burd^  bie  golter  feftgeftettt. 
5Den  SSätern  ber  Ö)efeH[c§aft  Sefu  tüurbe  öom  S3ifd^of  öon  SBurj'- 
bürg  aufgetragen,  ben  Jüngling  p  befe^ren.  @r  föurbe  in  unfer 
^aug  gebrad^t;  nicE)t§  ^oben  föir  unterlagen:  f)etlige  Slmulette, 
2lgnu§  S)ei,  2Beii)h)affer,  ^Reliquien  l^aben  wir  angen)anbt.  Slber 
5Jioc^t§  legte  er  biefe  fieitigen  SDinge  ab  unb  begleitete  ben  Teufel 
tt)ieber  ju  ben  §ejenäufammen!ünften.  SO^Jorgen^  um  üier  U^r,  5U 
nieldEier  Stunbe  föir  auffte^en,  war  er  toieber  in  feinem  Sett.  2Bir- 
mußten  alle  |)opung  auf  SSefferung  aufgeben.  ®r  njurbe  bem 
©erid^t  übergeben  unb  iia§  Urt^eil  mürbe  über  i^n  gefprod^en: 
er  follte  geföpft  merben.  Stuf  Söunfd^  be§  $8ifdf)of§  foHten  mir 
(Sefuiten)  if)n  üorbereiten.  SJJel^rere  SSöter,  barunter  fein  ße:^rer, 
ber  bie§  nieberfd^reibt,  !amen  morgend  frü^  um  7  ll^r  p  i^m- 
er  lag  noc|  im  S3ett.  2Bie  get)t  e§,  grnft?  (SJut,  ma§  mottt  iE)r 
fo  frül§?  Unter  Söeinen  antmorteten  fie:  ba§  gegenwärtige  Seben 
ift  clenb,  richte  beinen  @eift  auf  ein  beffere§;  ta^  ledige  mu^t  bu 
üerlaffen,  um  ba§  emige  ^u  erlangen.  (Sr  ging  mit  gur  Surg. 
S)ort  mar  im  |)ofe  ein  ©d^affot  aufgerid^tet.  51I§  er  e§  fal^,  fing 
er  on  gu  gittern:  S^  fotl  je^t  fd^on  fterben,  fd^onet  meiner  Sugenb; 
xä)  bin  ber  Se|te  meine§  Flamen»!  ©r  mirb  gurücfgefüfjrt  unb 
bem  S3if(^of  §ur  93arm^er§igfeit  empfohlen,  ©in  ernfter  SÖ^ann 
fud§t  i^n  5U  bereben,  feinen  S5er!eJir  mit  ttm  %tn^d  aufgugeben. 
2lt(e§  üergeben§.  ©erabe  ben  fcE)on  SSerurtf) eilten  fpiegelt  ber  Seufel 
ben  §immel  öor,  fo  ha'^  fie  ftanb'^aft  bleiben.  Ser  Jüngling 
tt)irb  mieber  §ur  9lid^tftätte  geführt.  Sie  ^efwit^«  begleiten  i^n, 
fie  bitten,  er  möge  befennen.  (Sr  weigert  ftd^.  ©ein  ^aüpi  föllt. 
„SRiJge  er  nicE)t  aud^  in  iia§  ^öttifd^e  "i^iMtx  gefallen  fein!"     @o 

31* 


484  drittes  SBucf).    ^a^[ttf)um  unb  ^eEenuntrejen. 

fc^IieBt  ber  ^efuit    feinen   Söeric^t  (Gropp,   Collect.  S.  S.  Wirce- 
burg.,  II,  287  ff.). 

Sier  Sefuit  ©eorg  ©aar  ^ielt  am  21.  ^unt  1749  „eine 
c^riftlic^e  Slnreb  näd^ft  bem  ©d^eiter^aufen,  tüorauf  ber  Seid^nam 
SJiariä  3fienatä,  einer  burc§'§  ©d^föert  l^ingertc^teten  ^^uberin, 
au|er  ber  «Stabt  SBirpurg  t3erbrennet  föorben":  „2)ie  Qaübtxtx, 
l^ei^t  e»  in  biefer  „c^riftlid^en  2Inreb",  foUft  \>ü  nid^t  leben  laffen; 
biefeS  ®efe^,  oB  weld^eS  im  natürlichen  @efe^  fic^  grünbet,  ift  im 
neuen  ^eftament  !eine»tt)eg§  aufgehoben,  fonbern  auf  ha^  genauefte 
gu  beobachten.  Sin  (Sjem|3el,  über  ttielc^eS  bie  gan|e  SBelt  ftaunen 
mu§,  toirb  un§  ^eute  üor  Singen  gefteüt.  SBeffen  (StanbS,  2(mt§ 
Äub  @efcf)Ied^t§  Tlaxia  ^Renata,  gettiefen,  unb  ou§  it)a§  Urfad^  all' 
^iefiger  (Sd^eiterf)aufen  für  felbe  fet)  aufgeridEitet,  ift  feinem  au§ 
un§  unbefannt.  9J?aria  ^Renata,  ou§  3Ründ§en  gebürtig,  lüurbe  aU 
ein  ^nb  üon  6  bi§  7  ^ö'Eiren  in  ber  @egenb  Sin|  in  Dbcr^Defter- 
reid^  burd^  einen  Dfficier,  in  föelc^en  fic^  ber  böfe  (Seift  üerfteHt 
]§atte,  5ur  3^itberei  angefüi)rt,  unb  tüeilen  bie  ^ijlt  ben  9^amen 
SÖfiaria  nid^t  erbulben  !ann,  mürbe  i|r  anftatt  beffen  gugelegt  (Sma 
9tenata,  fo  burc^  S3erfe|ung  be§  S3uc^ftaben§  3JJ.  :^ei|et:  mea 
^Renata,  meine  SBiebergeborene.  ^^ölfjä^rig  ift  fie  fc^on  fo  tvtit 
gefommen,  ba^  i^r  bei  benen  gauberifd^en  ^iifantmenfünften  ber 
i^ürft  ber  ginfterni^  ben  erften  9fiang  jugeftanben.  Um  ba§  19  te 
Sa|r  ift  fie,  n^ietüol^I  niiber  il^ren  SSiKen,  in  ha§>  jungfräulid^e,  un= 
h}eit  ber  ©tabt  SBir^burg  gelegene  Softer  Unter '3etl,  ben  »efe^I 
i^rer  ©Item  gu  erfüllen,  eingetretten,  aUföo  bie  reiffenbe  Söölfin 
bergeftattt  mit  Sd^aap  =  SiSoII  fid^  BebecEtc,  ha^  man,  burc^  einen 
fatfc^en  S^ugenbfd^ein  betrogen,  felbe  nic^t  er!ennte,  ja  lüegen  öer* 
meinten  SSerbienften  enblic^  anberen  aU  eine  ©ub-'^riorin  t3oräufe^en 
lein  S8eben!en  §atte.  SBo^in  ha§  Stbfe^en  be§  allgemeinen  ©eelen* 
feinbe§  babei  gejielet,  ift  leidet  ^u  ergrünben:  er  fu(^te  nämlid^ 
burc^  fein  taugliches  2Ber!äeug  ha§  Un!raut  auSjufäen.  Sltlein 
hjeilen  e0  ®ott  öerl^inberte  unb  SRaria  3ienata  burc^  50  ^al^re, 
lüelcfie  fie  im  Slofter  jugebraiit,  nad^  i^rer  eigenen  2lu§fage  feiner 
einzigen  Slofter»©eel  fd^aben  fonnte,  fo  tüoKte  ber  ©atan  burd^ 
biefe  feine  ©flaöin  ben  2öut^  an  benen  Seibern  ouigie|en.  @§ 
berurfac^te  bero^alben  2Raria  9lenata  öier  ^lofter^grouen  t^eill 
bur^  äauberifd^eg  Sln^auc^en,  t^eil§  burd§  §auberifc6e  SBur^eln  unb 


III.  ®ie  ©tcllung  iii§  ^e\mttnotiitn§  äum  §ejenh)of)n.         485 

.Kräuter,  toelc^e  jie  oI)ntiermerft  erttlüeber  ben  ©peifen  eingemengt, 
ober  ottf  eine  anbete  2Bei§  Beigebrad^t,  fe^r  befc^rterliifie  unb 
fc^mer^Iic^e  ^ranf^eiten;  fünf  anberen  janberte  fie  hnvd)  emä^nte 
3J?itteI  meljrere  pHifd^e  ©cifter  in  ben  Seib  {)inein.  SfJad^bem  nun 
üielfättige  Umftänb  3J?ariam  Stenatam  al§  eine  (Stifterin  fold^er 
Uebetn  fattfam  öerratfien,  fo  iüurbe  fie  über  SlIIe§,  toorin  fie  be- 
sagt morben,  anfänglid^  öon  einer  J)o^en  geiftlidEien  DBrigfeit 
benen  geiftlic^en  9led)ten  geinä^  egaminirt  (b.  ^.  gefoltert),  Ijernac^ 
bem  brad^io  fäfulari  naä)  Stnweifung  befagter  geiftlic^en  9te(f)ten 
übergeben,  unb  befunbenen  fingen  nac^  üom  Seben  jum  %oh  üer= 
bamntt."  ^ 


1  Sine  gett)ii)tigc  ©rgänjung  gu  btefer  §ej:en:|)rcbigt  be§  Scfnitcn  PJaar 
liefert  ber  SBiener  ®etftltd)e  ?liati)  ^^rans  öon  ft^aug.  Surg  nod)  ber  |)in= 
rtc^tung  ber  Tlatia  ^Renato  Bejudite  er  bo§  Klofter  Untcv^tU,  in  bem 
3tenata  öO^a^re  lang  alg  Spönne  gelebt  l^atte.  3Son  bem  Dbern  beä  ^lofterg 
l^örte  er,  3\enata  fei  eine  olte,  einfältige,  t)alb  ünbifcfie  ^erfon  gemcjen,  „ber 
mon  eä  f)aBe  beibringen  unb  einreben  muffen,  ba^  jie  einegau* 
ber  in  fei"  (De  cultibus  magicis,  eorumque  perpetuo  ad  ecclesiam  et 
rempublicam  habitu,  libri  duo.  Vindob.  1767,  ©.  192  ff.).  3'Jic^t  nur 
am  (5d^eiter:^aufen  biefeg  unglüdtidjen  2Beibe§  maren  ^efuiten  tf)ätig,  Jonbern 
i'f)rc  5rt}ätigfeit  'f)at  5Renota  aud)  auf  ben  (Sc^eiterf)oufen  gebraut.  ®ie  Quellen 
berid)ten,  bafs  bie  gur  Unterfuc^ung  ber  SSerbred)en  ber  ^Renata  „tion  t)öd)fter 
Dbrigfeit  berorbnete  tommijfton  au§  ätt)et)  geiftUd)en  9tätf)en  unb  gwei) 
P.P.  ex  Societate  Jesu  beftanb"  (§orft,  3auberbibIiott)ef,  Wahxi  1821 
bil  1825,  1,209). 

Stuf  ©d^ritt  unb  Sritt  lä^t  fi^  ber  uWramontaren  ®ef(^id)täjd)reibung 
Süge  imb  ©ntftellung  nad)tt)eijen;  l^ier  Wieber  ein  red)t  anfd)auUd)c§  Seij^jiel. 
®er  tatI)oIifd)e  (S)ei[tlid)e  Siefenboc^  (®er§eEenma^n,  gKoinj  1886,  ©.  229  ff . ; 
über  3)tefenbad)  ögid).  an6)  ©.  63.  166)  nennt  al§  „ernftlid)e"  33e!äm)5fer 
be§  §ej;enn)at)n§  bie  ÄatI)oIifen:  ^icul  ii  2Jiiranbuta,  ben  ®omint!aner 
%l-joma§  Samponella,  ben  grongi^faner  ZljomaS  9Jlurner,  Ulric^ 
aKoIitorig,  Stnbreag  SHciatug,  2:ritt)emiu§.  ®urd)  bieje  ^JJamen 
Jtitt  ®iefenbac^  ben  (ginbrud  bei  feinen  fiejern  Ijeroorrufen,  ia^  ouf  fatfjo* 
lij^er  ©eite  feine^tüegg  btinber  9tbecgtaube  tjerrfc^te,  fonbern  ha'^  blinber 
Stberglaube  bort  fräftig  be!äm|)ft  mürbe,  ©etten  ift  bk  ©utgläubigfeit  öon 
£ejcrn  gemiffenlofer  betrogen  morben,  ai§  t)ier.  SDlironbula  f)at  in  feinen 
Schriften  Dialogus  strix  sive  de  ludificationc  daemonum  (Bononiae  152.3) 
unb  Libro  detto  Strega  (Bononiae  1524)  unter  33erufung  auf  ben  „|)ej:eu= 
t}ammer"  ber  bciben  „geteljrten  beutfc^en  SE^eoIogen"  ben  gefommten  ^;)iienUöt3' 
fiwn  fic^  ju  eigen  gemad)t;  er  '^at  „aU  waijx  ermiefen,  mal  bie  meiften  für  Mt* 
meibermärc^enunb2;ont)eitt)ieUcn".  Z'ijomaS  © ampon eil at)at  freiließ  gegen 
ben  .^ejenmatin  gefäm^jft;  bafür  t)at  it|n  aber  bie  pö^)ftUi^e  ^nquifition  öon 


486  ®ritteg  58ud^.    ^appt^um  unb  .feEenunioejen. 

Sei  58eurt^eilung  biefer  (gtid^^rolben  au§  Sefuitenfc^riften  unb 
3efuiten|)rebtgten  barf  man  nid^t  au^er  Sld^t  laffen,  bo|  i^ncn  öon 


SZeojjel  all  Äe^er  jed^lunbbretBig  ©tunben  lang,  2ag  unb  ?la^t,  unnienf(^= 
Ii(^  gefoltert  unb  jein  f)albe§  Seben  lang  eingeferfert  geI)oIten  (Luigi  Ama- 
bile,  Tommaso  Campanella,  II,  220  ff.).  SSon  %i)oma§  Tlnxmx  muffen 
felbft  Sanffen^^aftor  geftet)en,  ba^  er  ben  Slusfpruc^  gett)an  tjaU:  wenn 
man  feinen  genfer  fänbe,  um  eine  |)eje  äu  üerbrennen,  fo  ttolle  er  felbft 
ben  Scheiterhaufen  anäünben  (®eicf)i(ite  bei  beutfcf)en  SBoIfel,  VIII,  513). 
ajlolitoril  ftel^t  in  feiner  ©c^rift:  De  laniis  (sie)  et  phytonicis  (sie) 
mulieribus  gan§  auf  bem  ©tanbpunft  ber  93uIIe  ^nnoseng  VIII.  511= 
ciatui  öerti^eibigt,  bofe  e§  ^ejen  gäbe,  bie  (Sott  abfc^ttjören,  Sinber  ber= 
giften  unb  bei  9Zacf)tg  bei  üerfcfiloffenen  2:pren  ©^aben  ftiften.  Xritfje* 
miuä  ift  ein  fanatifc^er  2tnf)änger  be§  ^ejenttia^nei,  mie  feine  ©cf)rift  Anti= 
palus  maleficiorum  Seite  für  Seite  beweift.  2:reffenb  fagt  Sfliesler  über 
Siefenba^'l  Untt3a:^rt)eiten:  „Sie  2)inge  werben  alfo  in  2^iefenba^'§  <gc^ilbe= 
rung  gcrabegu  auf  ben  topf  geftellt.  eine  ©efc^id^tlfcfireibung,  bie 
mit  ber  SBa^r^eit  fo  umfpringt,  erinnert  unwillfurlid)  on  i)a§  ©ebaren  ber 
.f»ejenri(^ter :  wie  e§  biefen  nicf)t  galt,  ben  X^atbeftanb  in  forgfältiger,  ge= 
wiffenl)after  Unterfucfjung  fcftsufteüen,  fonbern  nur  ©eftänbniffe  §u  erpreffen, 
bereu  Sn^alt  tf)nen  im  3?oraul  feftftanb,  fo  redt  unb  ftredt  biefe  ©c^ein= 
miffenf^aft  bie  Sfjatfac^en  ouf  ber  gotterbanf,  biä  fie  it)ren  SBünfiien  bienen" 
(®efi^icf)te  ber  ^ejenprojeffe  in  SSaiern,  Stuttgart  1896,  S.  121).  gur  gnt= 
laftung  S)iefenba^'g  läfet  fi(^  aüerbingg  anfüt)ren,  baB  er  wo:^!  faum  eineä 
ber  93üc^er,  bie  er  anfüf)rt,  fetbft  eingefeljen  f^at.  Sein  „^efenmalin"  ift  in 
einer  gerabeju  unglaublich  oberfIä(J)(icf)en  unb  unwiffenfc^oftlic^en  SD3eife  äu= 
fammengefcfirieben. 

„5{uf  ben  Stopf  geftellt",  ober  ricfitiger  gefagt,  unwahr  finb  ouc^  bie 
folgenben  2Iu§fü^rungen  5)iefenbacf)'ä  (§ejenwa^n,  SOtainj  1886):  „(Sin 
JRücfblicf  ouf  bie  ^rojeffe  gegen  ^ejen  in  ®eutfcf)Ianb  ergeben  ;fo!;  ein  5tt)ei= 
fai^el  Siefuttat  begüglic^  ber  ^onfeffionen.  gucrft  bemerft  man,  ba%  in 
fat^oUfiien  2;erritorien  biefe  ^ßroceburen  beginnen  in  f^olge  ber  Si^wäd^e 
ober  ber  ^nbifferenj  einel  ^Regenten,  wesl)alb  fie  auc^  mit  bem  9tbgang  bel= 
felben  Süannei  erlöfi^en.  9(uf  proteftantifc^en  ©ebieten  finb  biefe  ^rojeffe 
mef)r  ^robuft  eine§  S^fteml,  ober  eine§  ^rin§tpe.  Sie  »ergeben  ni^t  nac^ 
fursem  Seftanb,  fonbern  fie  ermatten  fi^  fort,  oft  fünfzig,  fjunbert  unb 
Ijunbertfünfjig  ^a^re  lang.  Ser  jmeite  in  bie  Singen  fallenbe  Unterf^ieb 
beftel)t  barin,  ba§  bie  fatt)Dlifcf)e  (S)eiftlid)feit  im  großen  ©anjen  ber  $ßer= 
folgung  feinbtic^  (!;  gegenüber  ftanb,  t^eilroeife  paffiö,  nur  ein  geringer 
S^eil  aftiö.  Sal  unigefel)rte  SSer^ältni^  finbet  man  bei  ber  proteftantifcf)en 
©eiftlic^feit"  ;S.  138;.  „2Benn  man  üon  gegnerifcf)er  Seite  üon  ber  'ärmaljme. 
ausgegangen  ift,  baf3  burd)  bie  päpftlicf)en  iBuIIen  ber  Sabnglaube  an  3auber== 
fünfte  beftätigt  morben  fei,  fo  ift  biel  eine  willfürlii^e  Interpretation  .... 
Sen  ^äpften  borf  man  ni(^t  ben  öon  i^nen  cenfurirten  3auberglauben  unter^ 
fteHen"  (S.  227.  229).     „Sie  Satfiolifen  fönnen   mit  einem   befriebigenben 


III.  S)ie  ©teaung  be§  SejuitenorbenS  jum  |)ejenh)a{)n.         487 

SSeriüerfung  be§  ^t^tnwai^n^  au§  bcm  @(^oo|e  bc§  Drben§  !^erau§ 
^fJicIt^  entgegenfte^t.  2Ba§  ber  Drbcn  al§  Crben,  b.  ^.  tnit  feiner 
amtlidien  Beglaubigung  unb  @utf)ei^ung  (Imprimatur,  Superiorum 
permissu),  über  ,§eEentt)at)n  unb  ipejenöerfolgung  an  33üc§ern  unb 
Schriften  in  bie  SBett  ^at  geben  laffen,  bient  ber  SSerbreitung  unb 
Seförberung  biefe§  unmenfc^Iic^en  unb  föiberc^rifttid^en  @reuel§ 
(Ucber  ben  Sefuiten  ©|)ee  unten  ©.  551  ff.). 

S)icfe  ber  S^ultur  unb  bem  ®^riftentt)um  {)ot)nf^red^enbe  Stellung 
be§  mäd^tigen  Drben§  maii)t  ficE),  auc^  abgefe^en  t)on  feinen  Iite=^ 
rarifc^en  SSertretern,  fojufagen  an  allen  ©den  unb  (Snben  feiner 
ausgebreiteten  2;^ätig!eit  geltenb. 

©c^on  ber  erfte  beutfcfic  Sefuit,  ^eter  ©onifiuS,  fcfireibt 
unter  bem  20.  ^J^oüetnber  1563  an  ben  DrbenSgeneral  ^afob 
So^nej:  „Ueberall  beftraft  man  bie  §ejen,  bie  fidj  auffatlenb  üer= 
meieren.  ^i)xt  greoelt^aten  finb  entfei5li(|.  ©ie  beneiben  bie  ^inber 
um  bie  ©nabe  ber  2:aufe  unb  berauben  fie  berfelben.  SSon  einigen 
^inbern  ^abm  fie  ha§  Steife^  aufge^e^rt,  wie  fie  eingeftefien  [auf 
ber  j^oltei^']-  ^"^^  'i^^  frütjer  in  SDeutfd^tanb  niemals  bie  Seute 
fo  fe!§r  bem  Seufel  ergeben  unb  üerfc^rieben.  Unglaublich  ift  bie 
@ottIofig!eit,  Un!eufcf)t)eit,  @raufam!eit,  bie  unter  ©atan'S  Einleitung 
biefc  öerttjorfenen  SBeiber  offen  unb  insgeheim  getrieben  ^aben. 
S)aS  finb  bie  (Srf)anbt^aten,  meldte  hk  Dbrig!eit  au§  il)ren  ®e» 
ftänbniffen  [goüer!]  öeröffentli(f)t.  2ln  tiielen  Drten  0  erb  rennt 
mon  bicfe  öerberblid^en  Un^olbinnen  beS  9JJenf(^engef(i)Ied^t§  unb 
biefe   ganj    befonberen  geinbinnen   be§  cfiriftlid^en  S'ZamenS.     @ie 


93ewu§tfein  auf  biefel  öorgefü!)rte  traurige  ®efcf)irf)tlbilb  [ber  ^ejenöerfolgung] 
5urücfbli(fen.  6inäe(ne  :^aben  jic^  beftecft  mit  bem  Srrtt)al)ne  i^^rer  ßeit.  ®ie 
S^ird)e  bagegen  'ijat  fid}  mafellol  ertjalten.  ^m  eigentlichen  SOfittelatter  fom 
\ol<i)  ein  ©reuel  ind)t  ouf"  (©.273).  Sefäfee  Siefenbad)  bod)  bie  @^rlic^= 
feit  beg  5profeffor§  ber  foti^oIifd)en  5l:^eoIogie  an  ber  Uniöerfität  33onn, 
|).  3.  Kauten,  ber  im  ultramontanen  „Äirc^enlejÜDu"  (greiburg  1888, 
V,  1992),  „bem  monumentalen  ^öemeife  fat^olijdjer  3!Bifienfc^oft",  jd)reibt: 
„Sie  SUJögtic^feit  ber  aU  §ejerei  §ufammengefaf3ten  !i5or!ommniffe  fann  ntd)t 
geleugnet  ttjerben.  9(uä  inneren  ©rünben  ^at  biei  ^ofep"^  öon  ®örrel 
in  jeiner  W\)\iit  mit  großartiger  ©pefulation  bargett)an  (ögtd).  oben  ©.  235). 
9II§  äußere  ©rünbe  tonnen  ttjo^^l  bie  Unterfud)ungen  ber  großen  5J?oraliften  beä 
gjjittctalter»  unb  fpäter  bi^  jum  üorigen  :3at)r^unbert  [richtiger  bi»  jur  ^e^t- 
geitj  gelten,  tniofern  fie  itjre  ^'afuifti!  lebigli^  an  bie  ttjirfüdjen  (Jrfat)runQen 
ber  93eid)tt)äter  anfnüpfen"  (Heber  ha^j  Stiri^enleEÜon  ügtd).  oben  ©  167). 


488  S)ritteg  33ud).    5ßa^)[tt:^um  imb  §ejenunitiefcn. 

fd^offen  SSiele  buri^  i^re  ^eufel§!ünfte  au§  ber  SSelt,  erregen  Un-- 
geloitter  unb  Bringen  fnrc^tbare§  Unheil  über  Sanbleute  unb  anbere 
©Triften;  nict|t§  fc^eint  gefiebert  jn  fein  gegen  it)re  entfe|Iic^en 
fünfte  unb  Gräfte.  S)er  gerechte  ®ott  Iä|t  ba§  §u  tüegen  ber 
fc^lreren  SSerge^en  be§  SSoIfeg,  bie  man  burd^  !eine  93u|e  füfint" 
(Sanffen-'^aftor,  ®fcf)t.  beg  beutfciien  SSoIfeS,  Vm,  652.  ®u^r, 
a.  0.  D.,  @.  23). 1  Öatineg  antwortet  üon  Orient  au§  (29.  9loö. 
1563),  unb  äU)or  ni(f)t  etfta  tabelnb,  jur  Sßorfic^t  nta'^nenb,  fon= 
bern  ber  Drbenggeneral  beljanbelt  biefe  „fc^redlic^e  ©ad§e"  aU  etlüaS 
(5eIbftoerftänbIid^e§  mit  bent  Söunfc^e,  (SJott  möge  fie,  h)te  bie 
übrigen  §eimfu(f)ungen ,  jum  93eften  S)eutjcf)Ianb§  tüenben  (|)anb-- 
fc^rift  im  Drben§befi|,  bei  ®u'^r,  a.  a.  D.,  ©.  24). 2 

2(u(^  mit  bem  britten  Drben^generol,  Srong  bon  Söorgto, 
tueclfelte  ©anifiu§  S3riefe  über  ^^eufeBf^Ju!  unb  Sejeffenl^eit, 
@runbfä|Iid^e  S5eben!en  I)atte  83orgio  über  biefe  ®inge  fo  n)enig 
lüie  Saljneg;  er  macfite  ©anifiug  nur  baranf  aufmer!fom,  e§ 
gebe  „beffere  unb  nü|Ii(^ere  2Ber!e"  al§  Xeufetäaultreibungen  (2)uf)r, 
0.  a.  0.,  <B.  25). 

Sln§  einem  ^Briefe  be§  ^ater  ^olanco,  ©etieimfifireiber  be§ 
Drben§general§  Sa^ne§,  an  ben  9le!tor  ber  ^efuiten  in  SJJündjen 
(3.  Sluguft  1563)  ge^t  fierüor,  ha'i^  bamaB  einem  SefuitennDöigen 
ber  STeufel  in  ©eftalt  be§  gefreujigten  ®^riftu§  unb  ber  Jungfrau 
SJJaria  erfc^ien  (2)u'^r,  0.  0.  D.,  @.  24). 

i  Unb  ein  Mann  mit  foldien  „diriftlii^en"  3lnfc^auungen  ift  öom  ^a|)ft 
^iuä  IX.  „^eltg"  gejprodjen,  b.  l).  er  ift  bem  fat^olifc^en  aSoIfc  olä  SSorbilb 
l^ingefteHt  trorben.  5)er  Igefuitenorben  betreibt  au(^  eifrig  bie  „|)eiHg  = 
fpred^ung"  beg  ßaniftug;  bantit  :^ätte  er  bann  bie  f)öcE)fte  ©tufe  fat^oIifc^= 
firc^Iii^er  d^xcn  erreicf)t  (ugld).  oben  ®.  82,  unten  ©.  640). 

-  gür  biefe  unb  anbere  aKitrt}eiIungen  au§  bem  §onbfc^rtftcnbefi^  be§ 
Sejuitenorbeng  mu^  man  bent  Qefuiten  ®uf)r  (S)ie  (Stellung  ber  ^eiuiten 
in  ben  beutfd)en  |)ejen:prD§e[fen ,  ^öln  1900)  ®an!  miffen.  ©eine  im 
Uebrigen  bi§  jur  Unmal^rtjoftigleit  :partcUfd^e  ©c^rift  ift  baburct)  föertl^boll 
gertjorben.  SKöc^te  er  ben  2BaI}rt)eit§mutf)  ftnben,  an§  ben  DrbenSarc^ibcn 
me^r  unb  SSonftänbigereä  gn  üeröffentü^en.  2)ie  §offnung  bafür  ift 
oHerbingg  gering,  bcnn  toenn  man  fte^jt,  mic  ®uf)r  bie  gebrudten,  auc^  ung 
5(nberen  jugänglidjen  Quellen  be:^onbeIt,  fo  brängt  fid)  bie  Smpfinbung  auf, 
ba§  jeinc  93ef)anblung  ber  ungebrudten,  un^  3(nberen  nid)t  5ugänglid)en 
Buetlen  nod)  ^Jarteiifc^er  unb  noi^  mangel:^after  ift.  Uebrigen^  auii)  ®ut)r 
!omntt  an  bie  get)eimften  ©^tiftftüde,  on  bie  eigentti^e  partie  honteuse 
ber  ®efc^id)te  be§  S^fuitenorbenä,  ni d)t  I)eran. 


III.  S)ie  ©teHung  be^  ^efuitenorbetiS  pm  §ejenn)at)n.         489 

®er  üierte  Drben§general,  ber  Berühmte  ©laubiug  Stquatitöa, 
erlief  am  16.  Wäx^  1589  eine  SSerfügung  an  bte  r^einifc^e  DrbenS' 
^jrooinj:  (£§  mag  erlaubt  fein,  jc^reiBt  er,  im  allgemeinen  ben 
dürften  ju  ratzen,  ba^  fie  Heilmittel  ann)enben  gegen  bie  Qanbt' 
reien,  bie  in  jener  ©egenb  fo  f)äufig  fein  füllen,  unb  gegebenen 
%aUt§  bie  §e£en  gu  ermahnen,  ha^  fie  im  ©eiüiffen  öer^ftid^tet 
finb,  menn  fie  öor  ®erid§t  gefragt  werben  [burd^  bie  golter!],  bie 
3)Jitf(f)uIbigen  anjugeBen.  ^m  übrigen  foll  man  fid^  in'§  forum  ex- 
tevniim  nid^t  einmifd^en,  ferner  foH  man  nic^t  barauf  bringen,  iia^ 
irgenb  tüeld^e  beftraft  merben.  ©nblic^  fotlen  bie  ^egcn  nidEit 
ejor^ifirt  merben  ^u  bem  B^ecfe,  ba^  fie  ifir  bereite  abgelegte^ 
©eftänbni^  nic^t  ttJiberrufen,  benn  hk^  2tIIe§  ift  nidit  unfere  ©ad^c 
(2)u^r,  a.  a.  D.,  @.  32). 

UnmiHfürlic^  mirb  man  an  bie  burc^  6|3ee  gebranbmarüen 
|)ej:enbeic^tbäter  erinnert  (unten©. 559 ff.),  Iüennmant)ier91quaüiüa 
bie  Stnmeifung  geben  tjört,  bie  ^ejen  feien  gu  ermol^nen,  alfo  bod^ 
tt)o]§t  burd^  bie  Seidf)tüäter,  il^re  SKitfcCjuIbigen  anzugeben.  SSeld^ 
blutige  unb  auggebe^nte  golgen  iüirb  nic^t  biefe  Stniüeifung  be§ 
^efuitengenerafö  gel^abt  fiaben! 

Stl§  in  ber  erften  ^ätfte  be§  17.  ^alirljunbertS  bie  ^egenöer* 
folgung  im  gürftbiSt^um  ©id^ftätt  unter  bem  Sifd^of  ^o^ann 
e^rifto^^  üon  SBefterftetten  (1611—1637)  auf  i^rem  §ö^e^ 
:pun!te  ftaab,  fefjen  mir  ben  ^efuitengeneral  9J?utiu§  SSitelleSd^i 
für  bie  blutige  SEfiätigfeit  biefe§  „5^ad^foIger§  ber  2(|)oftet"  ein« 
treten,  ©in  S^faffc  be§  (SicEiftätter  ^efuitenfoIIegS,  ?ßater  ^afpar 
^ell,  ()atte  fid^  gegen  bie  graufame  Slbfd^Iad^tung  ber  armen 
SBeiber  au§gefprod^en.  2)er  $8ifc^of  geriet!)  barüber  in  3orn  unb 
manbte  fi^  nad^  3flom  an  ben  DrbenSgeneral.  tiefer  rid^tete  am 
7.  Sl^jrtt  1629  eine  90'Ja'^nung  an  ben  ^roüinsial  SBalt^er  SDiunb» 
brot:  @m.  §od^mürben  möge  fid^  bemühen,  ta'^  bie  Unferigen 
(Nostri,  e§  ift  bie§  bie  ftel^enbe  SSegeid^nung,  momit  bie  ^efuiten 
fid^  untereinanber  benennen)  in  allen  ©ienftleiftungen  ben  33ifc(jof 
3ufriebenftetlen.  S)ie§  empfehle  id;  (5m.  §od^mürben  ie|t  in  be* 
fouberer  SBeife,  meil  ic^  üerne'£)me,  ^a^  ber  f^ürft  fürjlid^  nic^t 
menig  beteibigt  morben  fei  burrfj  ben  unHugen  ©ifer  be§  P.  ^afpar 
^elt,  ber  mit  gu  großer  ?5rei:^eit  baSjenige  tabeln  foII,  ma§  auf 
Söefel^I  be§  erlauchten  dürften  bei  ber  Unterfuc^ung  unb  SSeftrofung 


490  drittel  58uc^.     ^^Japftt^um  itnb  ^ejenuntüejen. 

ber  §ejen,  Saubtx^x  u.  f.  h».  gefcfiie^t.  Unb  i(^  ^öre,  ber  ^ater 
fei  fo  feft  üon  feiner  Slnfid^t  überzeugt,  ha'^  er  tro|  ber  öon  Gtt). 
|)Dd^raürben  erfolgten  ernften  9Jia^nung  bennorf)  üon  feinem  Stabel 
ber  SWaa^regeln  be§  Surften  unb  feinen  S3emü^ungen,  au6)  2lnbere 
für  feine  SJleinung  gu  gewinnen,  in  feiner  SBeife  abläßt.  (Sollte 
bie§  ttal^r  fein,  fo  möge  (Sfö.  §oc^tt)ürben  i^m  Stillfd^toeigen 
auferlegen,  wenn  nötl^ig,  unter  bem  ©e^orfam  [»in  virtute 
sanctae  obedientiae«  lautet  bie  t^ormel;  i^re  Stnloenbung  fc^üe^t 
bie  @e^orfam§^fIici)t  unter  einer  ©ünbe  ein],  unb  mid^  über  bie 
5lu§fül^rung  benac^ritfitigen.  2BeiI  übrigens  Sinige  §utt)eiten 
nacf)  bem  anbern  ©gtrem  ju  neigen  fd^einen,  ba  fie  fic^  in  |)ejen» 
^rojeffe  §u  fe^r  einmifc^en,  unb  biei  fogar  mit  ®e^öffig!eit  unb 
2;obeI  für  bie  ©efellfc^aft  [Sefu],  fo  foü  i^nen,  fall§  e§  noc^  ber^ 
gleid^en  giebt,  befohlen  Werben,  biefe  ganje  (Baä^c,  mit  2Iu§na!^me 
beffen,  föa§  jum  S3eic^tftu|Ie  ge'^ört,  ttm  Surften  unb  feinen  83e= 
amten  ganj  unb  gar  ju  überlaffen  (®u^r,  o.  a.  D.,  @.  71). 

2(Ifo,  mä{)renb  mit  Billigung  unb  ©uf^ei^ung  be§  ^efuiteu' 
orbenä  feine  l^erüorragenben  ©lieber  {S)eIrio,  SSalentia,  ^rejel, 
©d^crer,  Sonden,  Xanner,  Sa^mann  u.  f.  m.)  gu  ben  greulid^ften 
^epnmorben  burd^  SSort  unb  ©c^rift  aufforberten,  »erbietet  ju 
gleid^er  ^^it  ^^^  (5JeneraIobere  be§  DrbenS  in  fctiörffter  gorm  — 
in  virtute  sanctae  obedientiae  — ,  ha'iß  anä)  nur  eine  ©timme 
fid^  erl^ebe  für  9J?enfd§Itc^!eit  unb  (J{)riftent{)um. 

Set)rreid^  finb  aud^  bie  SSorgänge,  todä)^  fid^  om  @nbe  be§  16. 
Sa]^r£)unbert§  in  ber  ^efuitennieberlaffung  gu  Xrier  obfpielen. 
®er  Sefuit  üteiffenberg  in  feiner  im  5tuftrage  be§  Drben»= 
generale  9ticci  üom  ^roöingial  X^oma§  9luting  gutgef)ei|enen 
Historia  Societatis  Jesu  ad  Rhenum  inferiorem,  Coloniae  1764 
(©.  238  ff.)  t)at  eine  autljentifc^e  2;arftellung  biefer  ®inge  gegeben. 
©ie  lä^t  burd^  Snijß'^t  unb  gorm  bie  ©tellung  ber  ^efuiten  gum 
^e^enmefen  beutlid^  fieroortreten. 

9lac^  einer  meitfd^ weifigen  Einleitung,  in  ber  Steiffenberg  auf 
bie  ^ege  ©irce  jurüdgetit,  l^ei^t  e§:  „(S§  !ann  nicE)t  geleugnet 
werben,  ha'^  e§  ju  jener  Qüt  nid^t  nur  im  2rierifd^en,  fonbern 
auc^  in  ben  3Zacl)barIanbftridE)en  biete  ^ejren  gegeben  l^at,  bie  mit 
bem  Teufel  ein  Söünbni^  gefc^Ioffen  l^atten.  Unjä^Iige  ^^otfarfjcn 
au§  ben  ^a^rbüdfiern  ber  Unfrigen  [b.  t).  ber  ^efuitenj  beftätigen 


III.  ®ie  Stellung  bei  Sejuitenorbeng  jum  §eEen»a^n.         491 

btej5.  9?ur  2Benige§  baöon  njerbe  ic^  ^ier  anfüfiren,  unb  atoar 
nur  ba§,  roaS  bic  Unfrigen  [bie  ^efuitcn]  mit  i^ren  eigenen 
Singen  gefe^en  ^aben  ober  tüorüber  fie  auf  anbere  SBeifc 
gang  fieser  n^aren.  ©in  in  2rier  fef)r  ongejef)ener  unb  mit  unS 
[3e[uiten]  fe^r  befreunbeter  2Jiann  l^atte  tiiele  ^ejen  gebüJirenb  ge= 
ftraft.  Um  fid^  an  i^m  ju  rächen,  ftfiicfen  bie  ^ejen  ein  SBeib 
au§  i^rer  ©c^aar  5U  if)m,  bie  i^m  in  einem  ßorb  ©ier  anbietet. 
(Sin  Wiener  nimmt  bie  Gier  in  (Smpfang,  unb  ha  gerabe  nid^tS 
5(nbere§  jur  |)anb  ift,  t^ut  er  bie  (Sier  in  feinen  §ut.  Slber 
fiet)e!  S?aum  ^at  er  ben  §ut  lieber  aufgefegt,  aU  fein  ^o|3f  f(^recE= 
lid^  anf(^ipillt  unb  ju  fd^merjen  beginnt.  S)er  Ungtüdüd^e  fd^reit 
auf,  läuft  in  bie  ^ird^e  unb  ftecEt  feinen  ^opf  in  ta§>  SEei^tüaffer-- 
becfen.  ©d^ttjellung  unb  ©dCjmerj  ^ören  fofort  auf.  ©in  SSeib  be- 
Ilagt  fid^  bei  einem  anbern  über  i^ren  rotjen  2Rann.  ^ie  Slnbere 
giebt  i^r  ein  ©tücEdien  Srob  unb  l^ei^t  fie  guten  Tlut^t^  fein, 
balb  merbe  fie  einen  angenefimen  9Jiann  erljalten,  worunter  fie 
einen  ^^eufel  in  9JJanne§geftaIt  (daemon  incubus)  öerftanb.  ^aum 
l^at  ha§  SBeib  ha^  ©tücfd^en  Srob  gegeffen,  aU  fie  üon  folrfier 
©eifteSnad^t,  bon  fold^en  inneren  ©türmen  erfaßt  tnirb,  ba^  fie  \id) 
ju  jebem  (Stridf,  ju  jebem  SIbgrunb,  ju  jebem  SSaffer  t)ingeriffen 
füljlt,  um  i{)r  Seben  furjer  §anb  §u  jerftören.  SSerjlüeifett  fommt 
fie  in  unfer  Kollegium;  bort  rät^  man  il)r,  ein  Stgnu»  S)ei  [ein 
Dom  ^apftc  geiüeil^te§  Söad^^bilb]  um  ben  ^aU  5U  I)ängen,  ^u 
beichten  unb  auf  bie  '^immüfd^e  ^ülfe  ju  oertrauen.  Sie  folgt 
bem  9iat(}e  unb  ift  in  menig  Sagen  öon  bem  3aubcr  befreit.  ^06) 
ftaunenSroertler  ift,  ma§  bie  ^auSannalen  be§  STrierer  Scfuitcn» 
I)aufe§  üon  einem  15jäf)rigen  Knaben  er§ä{)Ien.  §äufig  begab  fid^ 
biefer  Jüngling  an  einen  trüben  Drt,  mo  3Jiänner,  grauen  unb 
^inber  mit  bem  'Üeufel  fpeiften  unb  bann  im  näd^tüc^en  2)un!e( 
jebe  (SdEiam  oor  einanber  ablegten.  (Sr  felbft  ^atte  aber  noc^  nid^t 
(SJott  unb  ber  t}I.  Sut^Sf^'QU  abgefcEitnoren,  nur  al§  er  einmal  bei 
abne^menbem  9)?onb  ein  ßa^enf)irn  gegeffen  f)atte,  füllte  er,  ha^ 
fein  ©inn  fid§  änberte.  @r  wirb  in  ben  ^alaft  be§  93ifc^of§  [üon 
2:rier]  gebrad^t,  um  bort,  getrennt  öon  Stnberen,  burd^  bie  Unfrigen 
[Sefuiten]  00m  3:eufel  befreit  ju  lüerben.  SSeit  er  aber  jebe  9^ad^t 
üom  S^eufct  unb  öon  ben  |)eEen  burdigeprügelt  lourbe,  unb  ba§ 
5tgnu§  2)ei,  bal  er  am  |)alfe  trug,  it)m  entriffen  tnurbe,  fo  fc^idfte 


492  S)ritte§  58u(^.    ^a^fttl^um  unb  §ejenunh)ejen. 

i:§n  ber  ©rgbifd^of  in  unfer  ^oKegium;  aud^  bort  fanb  bcr  Ungtüd^ 
Itd^e  erft  Shi^e,  tüenn  öorl^er  fein  ßimmer  burcf)  feierlid^en  9titu§ 
au§gefegnet  tüar.  5}ent  Grg'bij'd^of  jagte  er:  S3ei  unferen  (Belagen 
ergäfilte  ©iner  au§  ber  Umgebung  be§  S3ifd^of§,  er  l^abe  bent  S3if(f)of 
hjftl^renb  be§  (Schlafe»  einmal  einen  ©ifttran!  eingeflößt;  bies  fei 
il)nt  bes^alb  gelungen,  ttieil  ber  Sifd^of  oor  bent  (Schlafengehen  fein 
5(gnu§  2^ei  abgelegt  f^abt;  nur  h)egen  ber  ^lein^eit  be§  ®efäße§, 
tnorin  ber  ©ifttranf  hjor,  fei  ber  S3ifd§of  bem  Slobe  entgangen. 
Stud^  gegen  ben  S3ürgermeiftcr  öon  ^rier  l^ätten  bie  §ejen  ^tod 
äfinlid^e  Eingriffe  gemad^t,  bie  aber  mißlungen  feien,  h)eil  ber 
SBürgermeifter  fein  Slgnu§  5)ei  beftänbig  trage.  31I§  biefer  Jüngling 
ejor^ifirt  irurbe,  fc^aute  er  ^lö^Iic^  ftarren  S3Itrfe§,  mit  rüdnjärtS 
gebogenem  ^opfe  (obstipo  capite)  burc§  ein  neben  bem  Sittare  be* 
finbüct)e§  genfter.  Gefragt,  toa§  er  bort  fe^e,  anth)ortete  er:  id^ 
fe'^e  meinen  §errn,  ben  S^eufel;  fet)et,  er  fte'^t  auf  jenem  ^olunber-- 
boum  unb  brol^t  mir  fd^redlidE)  mit  §anb  unb  5(ugen." 

9teiffcnberg  berichtet  bann,  nad^  ben  eingaben  feinet  Orben§» 
genoffen  iörotner  (Annal.  Trev.  II,  425),  bie  ^inrid^tung  be§ 
ber  ^e^erei  angesagten  2)o!tor  glabe.  (Sr  fiebt  t)erüor,  ha^  ein 
^efuit  ben  Unglüdlid^en  al§  S3eicl)tüater  jur  ütic^tftätte  begleitet 
l^abe.  Sludö  föenbet  er  fid^  fc^arf  gegen  ben  ^roteftonten  Räuber, 
ber  ^iaht  at§  ungered^t  üerurttieitt  l^infteHt;  auf  bie  SSertl^eibigung 
^auber'g  fei  ba§  (Jiceronifcfie  SBort  auäUhJenben:  (5§  giebt  nid^t§  fo 
S^tjöric^te»,  tt)a§  nic^t  öon  irgenb  ^emanb  be!)auptet  ttiirb. 

S)a§  (Sd^redEIid^fte  l^at  fReiffenberg  für  äule|t  oufgef|3art:  bie 
3)?itt^eilung  über  bie  ©cfianbt^aten  unb  bie  graufame  |)inric^tung 
eine§  Sßärtoolfeg;  er  ftü^t  fid^  babei  auf  bie  ©rjältung  be§  ^efuiten 
5^ürcE:  „^u  Sebburg  [ein  üeiner  Drt  jtoifc^en  SfJeuß  unb  2)üren; 
je|t  befinbet  fid^  bort  eine  !at^oIifd^e  Stitterafabemie  mit  ben  Steckten 
eine§  öffentlid^en  ®l)mnafium§]  föurbe  ein  SSärrtJoIf  ergriffen,  ber 
unter  ben  dualen  ber  ^yolter  freiwillig  belannt  l^at  (quaestionilius 
ac  cruciatibus  subjectus,  nitro  fassus  est,  man  beachte,  n)a§  man 
bei  ben  ^ejeniDrojeffen  ,freitt)ittige§  ©eftänbniß'  nannte":  er  ^abc 
25  '^äi)r:t  lang  mit  einem  Sleufel  in  2öeib§geftalt  (daemon  suc- 
cubus)  gefd^Iecfitlid^  üerfef)rt;  fein  S^eufet  'i^aht  il^m  einen  ©ürtel 
gefd^cnft,  bur^  ben  er  fid^  in  einen  SBoIf  öernjanbeln  fonntc.  21B 
SBoIf  I)abe  er  13  ^inber,  barunter  feinen  eigenen  Sol^n,  aufgefreffen. 


III.  ^ie  ©teüung  be§  ^efuitenorbenä  sunt  ^ejentra'^Tt.  493 

auä)  ^abe  er  ätüei  Tlänntx  unb  eine  grau  tobtgefiijfen.  S(u§ 
l^eiterm  ^immel  ^abt  er  93Ii|e  unb  f^euer  f)eraBfaIIen  laffen;  er 
l^abe  Unloetter  erregt,  ©etreibefelber  äerftört,  9)?ännern  bie  3eu9un9^= 
!raft  genommen,  tiefer  S5er6rec^en  tnegen  tt)urbe  er  ju  einem 
fd^redli^en  ^obe  öerurt^eilt:  an  sraölf  empfinbfamen  ©teilen  feinet 
Seifieg  ttjurbe  er  mit  glü£)enben  3'i"9en  gefniffen,  bann  geräbert 
unb  cnblicf)  enthauptet,  ©ein  Körper  unb  bie  ^i3rper  üon  ^mei 
thronen,  bie  feine  S[Ritic^uIbigen  toaren,  ftjurben  auf  bem  «Scheiter« 
l^aufen  öerbrannt.  (Sein  ^opf  njurbe  jum  abfd^redenben  S3eifpiel 
einem  ou§  ^olj  gefc^ni^ten  SBoIf  aufgefegt  unb  lange  ^a^re  fo  auf* 
Betra^rt." 

(Sin  eigenes  Kapitel  tüibmet  ^Reiffenberg  (a.  a.  D.,  @.  242  ff.) 
ben  „bamalS  fe^r  häufigen  ©efpenftererfd^einungen"  (noc- 
turni  lemures);  er  entnimmt  bie  barauf  Begüglic^en  X^atfatiien  ben 
^au§(^ronifen  (commentarii  domestici)  feinet  Drben§:  „^n  einem 
bei  ^rier  belegenen  Drte  Wav  bie  ©efpenfterplage  befonber§  ftar!. 
Slm  gelten,  lichten  2;age  flogen  @tüf)Ie,  Xöpfe,  Saifisiegel  burd^  bie 
Suft;  nachts  tourben  ben  ©cEjIafenben  bie  Söettbecfen  unb  Riffen 
toeggejogen,  unb  bie  §au§bemol)ner  hjurben  üon  unfic^tbaren  |)änben 
geprügelt,  ^t^et  ^efuiten  ttjerben  in  ben  Drt  gefdtjidt,  um  i^n 
burcf)  f)eitige  33efc^n)örungen  bon  ben  ßiefpenftern  gu  befreien;  bie 
Sefuiten  ermahnen  ta§  SSoI!,  bie  ^lage  al§  (Strofe  ®otte§  auf= 
pfaffen.  ®ann  befprengen  fie  bie  Käufer  mit  SBei^föaffer.  2;er 
Xeufel  fc^ien  ha^  öerfpürt  §u  ^aben,  benn  er  gab  etwag  9iu§e. 
S)ie  Sefuiten  nöd^tigen  in  einem  burd^  bie  ©efpenfter  befonberS 
!^eimgefu(|ten  ^in^i^er;  ein  großer  X:§eil  ber  9^od^t  öerlöuft  ruf)ig, 
bann  mad^t  Satan  einen  legten  SSerfuij^,  er  üopft  gegen  bie  SBanb 
unb  bewegt  bie  39ettfteIIe.  S)ie  Unfrigen  [bie  ^efuiten]  galten 
tapfer  bi§  ^ogeSanbrud^  au§.  (Sie  prebigen  bann  über  bie  ©c^ttiäd^e 
ber  ^öüifd^en  ©eifter,  unb  in  feierlidEifter  SBeife  CEorjifiren  fie  bie 
Käufer. 

„(Sine  reid^e  grau  in  ^oblenj  i)atte  fid^  ganj  bem  Sleufel 
übergeben  unb  fieben  '^a^xt  mit  i^m  gefd^IccE)tüd^  tierfel^rt  [bie 
2;^atfäd^Iid|feit  be§  gefd^Iec^tIidE)en  SSer!ef)r§  jwifc^en  S^eufel  unb 
9}?enfc^  l^atte  ^apft  StinosenS  VIII.  burd^  feine  S3uIIe  Summis 
desiderantes  ber  ß^riften^eit  geleiert;  ögld^.  oben  (S.  384).  ©nbtid^ 
toirb  fie  ergriffen  unb  in  ben  Werfer  geltjorfen.    @ie  gel^t  in  fid^ 


494  ®ritte§  SSucf).    ^a^)ftt^um  unb  |)ejenuith)ejen. 

uitb  nimmt  ben  %ot  bereittüillig  ol^  Strafe  entgegen.  SScreittütttig 
Bietet  fic  bem  §en!er  i^ren  ^aU  gum  ©rbroffeln,  unb  auf  ben 
©d^eitertiaufen  geloorfen,  faum  nod^  at^menb,  ftöfit  fie  fromme 
©eufser  au§,  bo§  (Sij^rifttrort  Behjal^r^eitenb:  ber  (Strid  ift  jerriffen 
unb  n)ir  finb  Befreit"  (a.  a.  D.,  ©.  245). 

gjiit  bie  fci^Iimmften  ßJreuel  be§  Xeufelfpu!e§  in  bem  on  fold^em 
<BpuU  fo  reid^en  17.  ^i^i^^unbert  tiaBen  bie  Sefuiten  unb  Bc« 
fonber§  ber  ^efuit  Sernl^arb  2D:per  im  S3i§t^ume  ^aberBorn 
i)erborgerufen. 

(Seit  SJiai  1656  trat  im  ^aberBorner  Sanbe  bie  „2;eufel§= 
Befeffen^eit"  epibemifd^  auf.  (S§  toaren  jur  |)t)fterie  üeranlogte 
^erfonen,  bie  fic^  einBilbeten,  „Befeffen"  äufein;  i^r  S3eif|)iel  h)ir!te 
anftedenb,  unb  Binnen  bürgern  tüar  ba§  ganje  Sanb  üon  biefer 
^lage  infijirt,  bie  tjon  ben  gröBften  9tu§fc^n)eifungen  Begleitet  toax. 
S)er  öer'^ältni^mäfiig  vernünftige  gürftBifd^of  Xl^eobor  SIbolf 
tion  ber  9iecE  fuc^te  burd^  geeignete  ftrenge  2J?aaferegeIn  bem  UeBelju 
fteuern.  S^nt  lüiberfe^en  fid^  mit  ^eftigfeit  bie  ^efuiten; 
in  ifiren  Stugen  tüaren  bie  ber  §t)fterie  unb  bem  SSeitStan^  SSerfatlenen 
tüirHic^  tiom  Sleufel  Befeffen  unb  mußten  ürd^Iid^  nac6  bem  ^Rituale 
(oBen  (3.  212  ff.)  ejorjifirt  tnerben.  Sitten  öoran  ging  S3ernf)arb 
Söper.  Söitter  Bellagt  ficE)  ber  gürftBifcE)of  üBer  bie  Sefuiten  unb  itire 
2eid^tgIäuBig!eit:  „S)a§  inerbeicf)  nid^t  leidet  benjenigen  [ben  ^efuiten] 
üergeffen,  bie  in  biefer  Slngelegen^eit  nic^t  ber  (Stimme  i^re§ 
|)irten,  fonbern  ben  in  i^rem  ^opfe  allju  reid^üd^  üor^anbenen 
unb  mit  ^ö^ig'fßit  feftge^Itenen  teufelifc^en  SJZeinungen  gefolgt 
finb"  (|)anbfd^rift  ber  XfieoborianifdEien  93iBIiotf)e!  gu  ^aberBorn, 
aBgebrucEt  Bei  9licf)ter,  Sie  „öom  Seufel  S3efeffenen"  im  $aber= 
Bomer  Sanbe:  Btfd^rft.  für  üoterlänbifd^e  ©efd^ic^te  unb  2lltertt|um§= 
!unbe  2Seftfaten§,  1893,  2.  SIBt^l,  @.  37  ff.),  Söper'S  2öir!fam!eit, 
unterftü^t  burtf)  feine  Drben§Brüber,  tt)urbe  allmä^Iid^  fo  un^eitüoll, 
ha^  ber  Drben§generat,  ©oSttiin  9iirfel,  il^n  üerfe^te.  S3e§eid§nenb 
l^ierBei  ift,  iial^  bie  SIBBerufung  nid^t  gefd^a^  feiner  bem  2:eufel§= 
föafin  SSorfd^uB  leiftenben  X^ätigfeit  h)egen,  fonbern,  meil  er  bem 
gürftBifc^of  unangenet^m  föar  unb  fein  SSerBIeiBen  fo  bem  Drben 
(Schaben  geBrac^t  ^ätte.  2)a§  ur!unblict)e  3)?aterio(,  ba§  Siic^ter 
(a.  a.  D.)  au§  ben  Sißliot^efen  ^oberBornS  üBer  ba§  XreiBen  be§ 
Sefuiten  2ö|)er  mitttieilt,  ift  für  biefen  unb  feinen  Drben  f^tüer 


III.  S)ie  ©teüung  be§  Sejuitenorben§  jum  |)ejcnh)o^n.         495 

belaftenb;  bie  totlften  Öiefd^ic^ten  be§  „§ejen^ammer§"  unb  S)eIrio'§ 
loerben  faft  überboten  (ögld^.  auä)  §auf)er,  Biblioth.  mag.,  ßemgo, 
1739,  2,  712  ff.). 

@d;on  lüieber^olt  Bin  iä)  ber  (Sd^rift  be§  S^fiiitett  33.  ®ul^r: 
„®ie  ©tellung  ber  S^fuiten  in  ben  beutfc^en  ^ejen-- 
^rojeffen"  (^öln  1900)  entgegengetreten.  §ier,  am  Sd^tuffe  biefel 
Slbfc^nitteg,  ntu^  i(f)  nod^malä  auf  fie  gurücEfommen. 

(Seinem  eigenen  „aufrichtigen  SßunfdEie",  bie  ©d^rift  möge  „ber 
SSal^rl^eit  bienen"  (SSorn^ort),  ift,  lüie  id^  gezeigt  t)obe,  S)u^r  felbft 
hjenig  geredet  geworben,  ©eine  3lrbeit  ift  öot(  öon  Unföa^r^eiten. 
S)iefe  Unlüa{)r|eiten  bereifen,  ta^  e§,  toenn  man  ber  gefd^id^tlid^en 
SSa^r^eit  treu  bleiben  luitt,  unmögtid^  ift,  „bie  (Stellung  ber  ^efuiten 
gu  ben  ^e^enproäeffen"  in  (£in!Iang  gu  bringen  mit  ben  ©runb-- 
fä|en  be§  (£t)riftent^um§  unb  feiner  Kultur,  gür  ben  Kenner  ber 
2)inge  f)at  S)uf)r  gerabe  burd^  fein  SSertufd^en,  gärben,  SSer-- 
fd^föeigen  biefe  tt)id^tige  X^atfad^e  untoiberleglid^  barget^n. 

SSie  alle  ultramontanen  «Sd^riftftetter  fuc^t  aud^  S)u^r  bie 
fd^tüere  @d§ulb  ber  ^äpfte  unb  ber  |)ä|)ftlid^en  2;f)eoIogen  baburd§ 
5u  tilgen,  ha'i^  er  auf  proteftantifc^e  Xfjeologen  unb  Sänften  {)in' 
toeift,  bie  ä^nlid^e  Xott^eiten  über  Qanbtxn  unb  ^t^m  gelebrt 
l^ötten.  S3efonber§  tt)irb  auf  ben  berühmten  Seipgiger  ^uriften 
Senebift  ©arpjoh)  (f  1666)  öern)iefen,  ber  atterbing§  ein  §ejen* 
brenner  großen  (Stiles  war.  S)a^  aber  d^arpjott)  unb  bie  übrigen 
^roteftanten  gang  unb  gar  auf  ben  (Sd^ultern  i^rer  fatfjolifi^en 
SSorgänger  ftanben,  ha'^  fie  i^ren  ^ejenglauben  üon  bicfen  über- 
fommen  Ratten,  ha'Q  fie  in  ifiren  (Schriften  fic^  fort  unb  fort  auf  bie 
fatt)oIifdf)en  ^laffifer  be§  |)ejentt)at)n§,  befonberg  auf  ben  „^e^en-- 
^ommer",  S)eIrio  unb  öinSfelb,  berufen,  üerfcEimeigt  S)u^r 
feinen  a:§nung§Iofen  2efern  (über  biefen  njid^tigen  ^un!t  unb  über- 
l^aupt  über  ba§  SSer^Itni^  be§  ^roteftantifd^en  §ej;englauben§  gum 
fot^oüfd^en  ögld§.  unten  (S.  622). 

Defter  erlüäl^nt  S)u:§r  ben  „^egen^mmer"  (oben  @.  387 — 425), 
ober  über  ben  ©influ^,  ben  bie§  föa^r^aft  unfelige  SSerf  ^al^r^un» 
berte  ^inburd^  auf  religiöfem  unb  ujettüc^-redfitlid^em  ©ebiete  geübt 
l^at,  über  bie  Ströme  öon  3JJenfc^enb(ut,  bie  e§  i)at  fliegen  mad^en, 
toci^  ber  Sefuit  nichts  ju  fagen.  ^a,  feine  2Ba§r:^eit§(iebe  ge^t 
fo    ujeit,    ha^    er    ni(|t    einmal    mitt^eilt,    ber    „§ei'enJ)ammer" 


496  S)ritteä  33ud).    ^Q^[tt()um  unb  ^iienmim\in. 

fei  üon  päpftlicfien  2)ümini!anerinquijitoren  üerfo^t  Würben  — 
nur  eine  qu§  (Spee'§  Cautio  miebergegebene  ©teile  Iä§t  bie§  tier- 
mutzen  — ;  S)ul^r  ermähnt  aud^  nid^t,  ha'i^  bie§  93Iutbud^  got)!-- 
reid^e  Stuflagen  erlebt  t)at  unb  ba§  e§  in  feierlicher  Sorm  üon  ber 
erften  Mtiolifc^'-t^eologifc^en  gafultöt  S)eutf(i)Ianb§,  ber  Kölner, 
gutgeheißen  morben  ift. 

Unaufrichtig  unb  irrefü^renb  im  l^ijd^ften  ®rab  ift  auc^  t)a^ 
golgenbe.  S)u^r  toitt  ben  ^efuitenorben  in  möglic^ft  großen 
®egenfa|  gum  nieberträdjtigen  „^ejenl^antnter"  bringen.  (So  fc^reibt 
er  benn:  „SBeber  in  ben  großen  ©rudereien  ber  S^fu^cn  noc^  bei 
i()ren  großen  Sßerlegern  ift  aud^  nur  eine  einzige  2lu§gabe  be§ 
§ejenf)amnter§  erfd^ienen"  (a.  a.  D.,  ©.  75). 

S)aß  ber  auf  biefe  SBeife  üon  S)u^r  bei  (Seite  gefrfiobene  „|)e£en« 
l^ommer"  für  bie  S^fniten  SSalentio,  Scanner,  ©elrio,  ßat)» 
mann  u.  f.  h).  erfte  Sluftorität  war,  foH  !§ier  nii^t  weiter  betont 
Werben.  Slber,  wer  waren  benn  bie  S5erfaffer  be§  „|>e£en^ammer§"? 
SDie  Sominüaner  Sprenger  unb  Snftitori§.  9}?it  ben  „Söhnen 
be§  '^t  S)ominifu§"  lagen  aber  bie  „@ö^ne  be§  f)I.  ^gnatiuS"  ge* 
rabe  bamal§  —  übrigeng  aud^  l^eute  noc^  —  in  fet)r  erbitterter 
unb  fef)r  wenig  d^riftlid^er  t^einbfc^aft.  ©egenfeitige  S3efd^im|)fungen, 
Slnfd§Wör§ungen,  9^eib,  SDZißgunft  füHen  bie  Öiefd^id^te  be§  Sefwtten* 
unb  S)omini!anerorben§.  Sßie  Ratten  ha  bie  ^efuiten  ba§u  iom-- 
men  follen,  ein  §auptwer!  be§  grünblid§  gefaßten  ©ominüaner- 
orbcng  in  ii)ren  „großen  S)rudereien"  ju  brucfen  unb  bei  i£)ren 
„großen  SSertegern"  ju  üerlegen?!  2)a§  war  fc^Ied^terbingS  ein 
S)ing  ber  UnmögüdEifeit.  9(ber  ba  üon  biefer  innern  Unmögtid^feit 
ber  ultramontane  Sefer  ber  S)uf)r'fc^en  ©d^rift  natürlid^  nic^t§ 
toeiß,  fo  ift  e§  gefat)rlo0  unb  §wedfbienlid^  äugteicE),  bie  Unmöglid^» 
!eit  3ur  Bewußten  X^at  be§  ^efuitenorbeng  umsuftempeln,  i^n  burd^ 
fie  gu  entlaften  ober  gar  §u  üer^  er  rücken. 

S)u^r  fd^reibt:  „SESenn  Wir  bie  9teil)en  berjenigen  muftern,  wcld^e 
gegen  bie  Ungered^tigfeiten  in  ben  §ejen|3ro§effen  oufgetreten  finb, 
fo  l^aben  bie  S;f)eoIogen  f)ier  ein  größeres  Kontingent  gefteüt,  aU 
bie  gunöd^ft  baju  berufenen  ^uriften.  (S§  fei  nur  erinnert  an  £oo§, 
2:onner,  Satimann,  <S>ptt  u.  f.  W."  (o.  a.  D.,  (S.  15). ^    ®iefe 

1  2tn  berfelben  ©teile  mod)t  ftd^  Sufir  noc^  einer  anbern  gä(jd§ung 
j(^ulbig:  er  nennt  unter  benjenigen  2;^eoIogen,  „tDeIö)e  gegen  bie  Ungered)ttg== 


ni.  2)ie  ©teQung  beä  ^efuitenoibeng  jum  §ejentriof)n.  497 

SBorte  finb  abermals  beregnet  für  bie  Unluiffen^eit  unb  Slinb« 
gtäubig!eit  ber  S)u^r'fd^en  Sefer.  ®ie  ^efuiten  Xanner  unb  Sa^mann 
in  einem  2lt^em  mit  @pee  aU  ©egner  ber  ^ejenprojeffe  gu  nennen, 
fann  nur  belüu^te  Untt)a^rt)aftigfeit  fertig  bringen.  Unb  erft  2do§! 
5)a§  ©d^idfal  biefe§  unglücflic^en  Mannte  ^aht  ic^  unten  (@.  588) 
bargefteßt.  2)ie  (5)efcf)id^te  geigt  un§.  ha'i^  ni(|t  nur  „X^eologen", 
fonbern  ber  päpftlic^e  S^iuntiuS  felbft  Soo§  unter  2tnbroI)ung  ber 
Xobe^ftrafe  gnjangen,  feine  „un!att)oUfd^e"  Slnfid^t  öon  ber  ^Jid^tig^ 
feit  be§  §eEenttia^n§  aufzugeben.  Unb  biefer  2;^atfad^e  gegen» 
über  fü^rt  ®u^r  Soo§  jur  SSert^eibigung  ber  fatl^olifd^en  X^eo- 
logie  auf! 

2Iud^  ift  e§  burc^ou§  unnjol^r  gu  fagen,  gur  SSefämpfung  be§ 
§eEentt)a^n§  feien  t>or  ben  jT^eoIogen  „junäd^ft  bie  ^uriften  be« 
rufen  geiüefen".  2)a§  @egentt)eil  ift  2Bo§r§eit  unb  jföar  beS^alb, 
weil  bie  „X^eologen":  ^apft,  S8ifc§öfe,  ^riefter,  Drben§Ieute  bie 
ft)ftematifd^en  Stnftifter  unb  bie  ft)ftematifd§en  görberer  be§  |)ejen= 
tt)a^n§  getoefen  finb;  öon  i^nen  l^aben  bie  Suriften  ben  religiös» 
^)ornogra^{)ifd^en  2öa^n  gelernt.  Stifo  ttjoren  bie  Itieologen  „ju» 
näc^ft  berufen",  bem  Greuel  entgegenzutreten. 

SSon  ber  S3utte  Summis  desiderantes  (oben  @.  384)  behauptet 
SDul^r,  fie  enthielte  „im  »efentlidien  nid^ts  5lnbere§  al§  eine  Sßer» 
toaltungSma^regel,  b.  I).  bie  33eftätigung  unb  2(u§be^nung  ber 
©cwalt  ber  ^nquifitoren"  (a.  a.  D.  @.  16.  2öer  bie  SSuHe  lieft, 
erfiel)t  fofort,  bo^  biefe  93e£)au^tung  untrafir  ift  unten  <B.  627;, 
ober  fie  gel^ört  jum  eifernen  S3eftanb  ber  ultramontonen  Ö5efd^id^t§' 
lügen.  5)u|r  ^at  bamit  bie  abfic^tlic^  irreleitenben  SSege  feiner 
SSorgönger  unb  Set)rmeifter  ^anffen,   ^aftor,  |)ergenröt^er, 

feiten  in  ben  ^ejenproäeffen  aufgetreten  finb",  ben  ^o^öttneg  igorbonäuä! 
Unb  bobet  ift  i^DcbanäuS  ber  Ueberfe^er  unb  SSerbreiter  einer  ber  fc^Iimmften 
§ejenfd^rtften,  be§  Processus  juridicus  contra  sagas  be^  ^efuiten  Sat)* 
monn!  2luf  ©.44  ber  ©u^r'fc^en  ©d^ttft  finbe  ic^  eine  meitere  gälfc^ung. 
%üi)x  ftellt  eg  fo  bar,  al§  ob  ber  ^roteftant  ®eorg  Q5öbelmann,  ^ro* 
feffor  ju  $Roftorf,  ben  ^efuiten  ®eIrio  im  ^ejenglauben  nocf)  übertrumpft 
unb  olä  ob  ®elrio  bie  „%ijo\:i)iiten"  ©öbelmann'ä  gebranbmarft  ptte.  '2;ie 
SBal^r^eit  ift,  ia^  ©öbelmann  ju  ben  aufgeflätteften  3Jiännem  beg  16.  ^a^r» 
I)unbertä  gehörte,  unbboB®eIrio  if)n  megen  feiner  freiem  Slnjic^ten 
über  ben  §ejenmof)n  „ein  unt)erjcf)ömteg  ^Diaul"  (impudens  os) 
nennt  (Disquisit.  mag.,  Ed.  Colon.  1679,  ®.199,  1.  2.  qu.16].  SSglc^.  aSinj, 
Dr.  3oi)onn  SBeijer,  93erlin  1896,  2.  2(ufl.  S.  96  ff. 

0.  ^oenäbroecf),  «Pafftt^um   I.  32 


498  S)ritte§  93ud^.    5ßapytt!)um  unb  ^efenunttje^en. 

Raulen  u.  f.  tu.  Betreten,  gormett  SRec^t  f)at  2)u^r,  toentt  er 
f (greifet,  „btefe  SBuÜe  enthält  in  feiner  SBeife  eine  un^e'^Ibare 
^at^ebratentfd^eibung"  (@.  16).  aj^aterieü  ift  bamit  aber  für 
bic  ©ntlaftung  be§  ^o:pjlt^um§  ni(^t§  gewonnen,  wie  id§  unten 
geigen  tüerbe  (@.  632).  Unb  ba§  t)ätte  5)u^r,  h)onte  er  etirlic^ 
fein,  ^eröor^eben  muffen.  2)ie  S3uttc  ift  —  toenn  auci)  nict)t  ex 
cathedra  —  tiom  ^a^ft  aU  '^öd^ftem  §irten  unb  2et)rer  ber  ^irc|e 
erlaffen,  jeber  ^at^oü!  war  unb  ift  i^r  gegenüber  gum  silentium 
obsequiosum  im  @ett)iffen  üerpflid^tet.  ma6)t  ®u^r  ober  ein 
anberer  ultramontaner  Schreiber  nur  einmal  bie  ^robe  ouf'§ 
ejempel,  inbem  fic  öffentlich  erflören:  ^nnosenS  VIII.  '^at,  in* 
bem  er  öon  ber  XeufeI§bu^Ifc^aft  u.  f.  m.  aU  öon  X^atfad^en 
fprid^t  unb  ben  ^nquifitoren  gegen  bie  S8erüber  folc^er  ®ingc 
SSoUmaditen  »erteilt,  geirrt  unb  unrecht  ge'^onbelt.  5)ie  Slnt-- 
hjort,  bie  Stom  i^nen  gu  ^^eil  werben  lie^e.  Würbe  fie  über  bic 
33ebeutung  ber  „^ejenbuüe"  eine§  »effern  belehren.  Uebrigen§, 
unb  ba§  ift  \)a§  ©^limmfte,  ®u^r  bebarf  biefer  93ele^rung  nic^t; 
aU  gefc^ulter  X^eologe  wei^  er  ganj  genau,  ba^  feine  W)" 
fc^wä^ung  be§  ^n^IteS  unb  ber  Tragweite  ber  ^äpfttid^en  S5ullc 
in  fc^neibenbem  ®egenfa|  sur  Söa^r^eit  fte^t. 

®ie  efel^aften  Xeufet§but)Ifc^aften,  bic  in  ben  ^äpftlic^en  ^unb* 
gebungen  unb  in  ber  gefammten  ultramontanen  X^eotogie  eine  fo 
gro^e  Slotte  fpielen,  fuct)t  ®uf)r  für  ba§  t^eologifc^e  ©i^riftt^um 
be§  heutigen  UItramontani§mu§  unb  Sefuiti§mu§  at§  überwunbenen 
©tanbpunft^insuftetlen:  „Sfleuere^efuitenbogmatifer,  5. 33.  S^riftian 
^efc^,  berüf)ren  biefe  grage  mit  feinem  SS  orte"  (a.  a.  D.,  @.  16). 
2Ba^r^eit§Iiebenber  Wäre  e§  gewefen,  wenn  ®u^r,  ftatt  ben  unbe-- 
beutenbcn  unb  einfluBIofen  „®ogmatifer"  ^efc^  anjufü^ren,  ein« 
geftanben  l^ätte,  'oa^  ber  gegenwärtig  bebeutenbfte  unb  einfru|reid|ftc 
SDiJoralt^eoIogcbe^SefuitenorbenS,  ber  nocf)  lebenbe  ^efuit  21.  2ef)m  = 
fu^I,  fic^  ungefcfieut  ju  ben  XeufeI§bu'§Iidjaften  (congressus  cum 
diabolo)  befennt  (Theologia  moralis,  Freiburg  1890,  6.  Stufig.  I, 
n.  879;  üglc^.  oben  6.  250).^ 

1  ®uf)r  !ann  ftd)  nicfit  mit  Un!etintnife  über  bie  Se^mfu'^rfc^en  S(nficf)ten 
entj(^urbigen;  benn  abgefe^en  bation,  bofe  2et)mfu^I  t^atfä(^Uc^  bie  erfte 
lebenbe  2(u!torität  auf  bem  ®ebtete  ber  „SOioralt^eoIogie"  innerhalb  be§ 
gejuitenorbeng  ift,  tiat  ^ut)r  felbft  stüei  ^a^re  lang  bie  „gjloralt^eotogie" 


III.  2)ie  ©teüung  be§  Sefuiteno'^i'en^  äum  ^ejentoa^n.  499 

„®er  ^ejuitenorben  aU  folrfier,  fd^reibt  2)u^r  (a.  o.  D., 
©.  22),  ^at  nie  ju  ben  ^ejen^rojeffen  Stellung  genommen.  SBeber 
in  ben  eigentlicfien  ^onftitutionen  im  ftrengern  Sinne,  nod^  in  ben 
S)e!reten  ber  ©eneral'-^ongregationen,  nod^  in  ben  allgemeinen 
SSerfügungen  ber  ©eneräle  fommt  an<^  nur  ta§  SSort  „^eje"  ober 
„ßawberer"  üor.  ^\ä)t  einmal  33efeffen§eit  ober  ßjor§igmu§  loirb 
genannt." 

Oft  @efagte§  tt)iebert)oten  muffen,  ift  nid^t  angenel^m,  ober  ber 
ultramontanen  ®efc^ic§t§fälf(f)ung  gegenüber  bleibt  nichts  5lnbere§ 
übrig,  aU  n)ieber  unb  wieber  {leröorguJieben:  fie  red^net  in  i^rer 
breiften  Unn:)a^rf)aftig!eit  auf  bie  Slinbgläubigfeit  unb  Unföiffen^eit 
ber  ultramontanen  Sefett)elt. 

„S)er  ^efuitenorben  aU  foIdCier  ^t  nie  ju  ben  ^egenprojeffen 
(Stellung  genommen!"  Wxt  bemfelben  Siedet  unb  mit  ber  gleichen 
SG3a^r^aftig!eit  fann  man  fd^reiben:  ber  ^efuitenorben  al§  foldf)er 
!§at  nie  ju  ber  päpftlid^en  Unfe^lbarfeit  ober  §u  irgenb  einem 
anbern  uttramontonen  SDogma  Stellung  genommen;  Weber  in  ben 
^onftitutionen,  nod^  in  ben  betreten  ber  ©eneral-'^ongregationen, 
nod^  in  ben  SSerfügungen  ber  ©eneräle  fommt  aud^  nur  ba§  SBort 
„päpftlic^e  Unfe^lbarfeit"  üor.  S)a^  ba§  SBort  „|)eEe"  nid^t  in 
ben  DrbenSfa^ungen  oorfommt,  ift  boc^  tüo^l  fetbftöerftänbtid^,  ba 
bie  Sa|ungen  nur  bie  innere  unb  äußere  (SJeftaltung  be§  Drben§ 
betreffen.  Qn  biefer  gehören  atterbing§  „^ejen"  unb  „^^uberer" 
nirf)t.  „Stellung  genommen"  jum  ^ejenwal^n  l^ot  ber 
Sefuitenorben  in  ben  §a^llofen  Schriften  unb  SBüd^ern, 
bie,  öerfeljen  mit  ber  amtlichen  OrbenSgenfur,  üon  feinen 
l^eröorragenbften  ©liebern  in  bie  SSelt  gefd^icEt  würben 
unb  ben  unfeligen  2öat)n  unb  bie  und^riftlid^e  ©raufam* 
feit  befürworteten. 

„S^iid^t  einmal  Sßefeffen^eit  ober  ©jorjiSmuS  wirb  in  ben 
^onftitutionen  genannt!"  S)er  3itfamment)ang  biefe§  Sa^e§  mit 
bem  SSor^ergef)enben  fann  if)m  nur  ben  Sinn  geben,  ba§  ber 
Sefuitenorben  aud§  S3efeffent)eit  unb  (SforgiSmuS  üon  fid^  weift. 
Unb    bod^    ift    S3eibe§   Söeftanbtlieil   ber    fattjolifdC)  =  ultromontanen 


nad^  bem  oben  jitirten  2et)rbuc^e  2t^mt\xi)V§  im  Sefuitenf)au^e  gu  2)itton 
§all  in  ©nglonb  ftubirt.  ^c^  felbft  fafe  ttJäl^renb  biefer  jnjei  ^äijxt  mit 
S)ut)r  auf  ber  gleichen  (Sc^ulbanf. 


500  drittel  33nc^.    *ßap[tt()um  unb  §ejenuntt)cien. 

©laub enSle^re.  Ta  alfo  ®u^r  für  \i6)  felBft  biefen  ©inn 
feines  ©a^e§  nid^t  auffteüen  fonnte  unb  burfte,  fo  l^at  er,  burd^ 
©leid^ftellung  oon  Sefeffen^eit  unb  (JforjiSmuS  mit  ^ejenttjal^n 
in  Sejug  auf  bie  (Stellung  be§  Sefuitenorben§  ju  allen  breien, 
auf  bie  oberftäcf(Itc^e  ©utgläubigfeit  feiner  Sefer  gered^net.  (Solche 
SIrt  ber  ©c^riftfteüerei  Bei  fo  ernftem  unb  fd^h)ertt)iegenbem  ©egen-- 
ftanb  ttiie  ber  üorliegenbe  ift  ein  SSerbred^en. 


IV.  O^fer  beg  ,g)e^enn)a:^ng* 

33orbemer!ung. 

@ine  eigent^ümlid^e  S^^onie  —  ober  ift  c§  bie  stoingenbe  Tla6)t 
ber  SBa^r^eit?  —  liegt  barin,  ta^  ber  fd^auerlid^e  Slbfd^nitt  öon 
ben  D^fern  be»  ^t^tnwa^n^  eingeleitet  werben  fann  mit  ben  §u- 
treffenben  SBorten  eine§  Tlannt^,  ber  felbft  h)ie  faum  ein  anberer 
für  SSerBreitung  be§  ^e£en=  unb  1eufel§n)af)n§  gewirft  ^at  unb 
ben  bie  ultramontane  @efc^ic^t§fc§reibung  aU  li^xtn  SJJeiftcr  feiert. 

Sofepf)  üon  ®örre§  fagt  in  feiner  „Spf^tiftif":  „SSorne^mlio^ 
ift  e§  bie  Steligion  genjefen,  bie  ben  ganzen  «Sfanbal  ber  ^ejen= 
oerfolgung  angerid^tet  !§ot.  2)ie  ^äpfte,  befonberS  Snno§en§  Vni., 
^aben  ta§  (Signal  gegeben,  unb  bie  Snquifition  ift  nun  auSge-- 
gangen,  rt)ie  eine  ^ei|^ungrige  Söloin,  fud^enb,  totn  fie 
üerfc|Iinge"  (IV^  650). 

Unb  Unjöl^Iige  |ot  biefe  „^eife^ungrige  Sötoin",  ber  ©d^ooft^unb 
be§  ^a|)ftt^um§,  oerfc^Iungen. 

2)er  S)om^er  ^oramo,  ^nquifitor  öon  ©icilien,  flafftfc^er 
(Sd^riftftetler  über  bie  S^quifttion,  rü{)mt  oon  i^r: 

„(5§  borf  nid^t  mit  (StiUfc^n^eigen  übergangen  Werben,  wie 
öerbient  fid^  bie  ^I.  S^Quifition  um  ha^  SDtenfd^engefd^Ied^t  ha^ 
burc^  gemacht  t)at,  ba|  fie  eine  ungeheuere  SJJenge  oon  ^eyen 
(ingentem  multitudinem  lamiarum)  üerbrannt  ^at.  Snner^alb 
öon  150  So^ren  finb  Wenigften§  30,000  |)ejen  öon  ber 
Snquifition  in  Spanien,  Italien  unb  ©eutfd^Ianb  öer  = 
brannt  werben.  SSären  biefe  ^ejen  ftrafloä  geblieben,  fo  Rotten 
fie  ber  Söelt  großen  Schaben  gugefügt"  (Paramo,  De  origine  et 
progreasu  Officii  sanctae  Inquisitionis,  Matriti  1597,  (S.  296). 


IV.  Dpfer  be§  ^ejennja^ni.  501 

^ie  (Sd^ilberung  ber  blutigen  ^ejenöerfolgungen  iann  füglic^ 
bort  i^ren  Slnfang  nel^men,  tüo  bie  „Statthalter  S^rifti"  i^ren 
©t^  ^aben. 

1.  3?om.i 

2Bie  ber  lUtramontanismuS  feinen  9Jfaffen  borlüqt,  in  ^om 
fei  niemall  ein  ^e|er  üerbrannt  föorben,  fo  oerbreitet  er  aud^  bie 
Untoa^r^eit:  in  9Rom  ift  niemals  eine  ^eje  oerbrannt  föorben 
f5D?aiun!c,  ®ef^ic^t§Iügen,  14.  u.  15.  2lufl.,  @.  84;  §ergenröt^er= 
Raulen,  mrc^enle^ifon  V,  1996;  (gauter,  3ur  |)eEenbuIIe,  ©.  69; 
Perrone  S.  J.,  Praelectiones  dogmat.  IV,  66  annot.  1,  Romae 
1841  u.  f.  h).).     ©0  gut  ift  i^m  biefe  @efc^ic^t§fölfc^ung  gelungen, 


1  5)0  ic^  nur  taS  2;^un  ber  ^äpfte  in  i^rer  amtlichen  eigenjdiaft  aU 
Präger  beä  5ßa4)fttf)umg,  nii^t  if)r  2;f)un  aU  ginselperfon  befjanble,  fo  gef)e 
icf)  auf  foäiale  unb  fulturelle  @cf)anbtt)aten  auä  bem  ^rtöatleben  fo  bteler 
^äpfte  nic^t  ein.  §Iuc^  borüber  roäre  allerbing^  oiel  me^r  unb  tJtel  ©mftereg 
gu  fagen,  al§  gelrö^nlicfi  barüber  gefagt  wirb;  benn  ei  giebt  fein  ^riftlid)el 
grürftengefc^tecftt,  t)aS  fo  tafter^afte  SWeni^en,  oft  nia^re  Unge:^euer,  auf5u= 
weifen  tjat,  wie  bie  lange  Steige  ber  „®tattf)alter  ©firifti".  SIber  eg  gehört 
nic^t  in  ben  Sia^men  biefeä  SBerfeg.  ©ine  2tu§na{)me  fei  mir  aber  :^ier  ge= 
ftattet.  Sie  foH  öeranf^aulic^en,  Welchen  Srgö^ungen  fic^  ein  „Stattfialter 
S^rifti"  'Eingab,  wätjrenb  mit  feinem  SQBiffen  unb  feinem  Sffiiüen  gu  gteicfjer 
3eit  ^unberte  öon  ß^riften  auf  golterbänfen  gerfleifcfit,  auf  ©(Weiterlaufen 
oerbrannt  würben.  Sie  ©efc^ic^te  i)at  vm§  ba§  „^^agebui^"  eineg  pöpftlic^en 
3eremoniarg  aufbewahrt,  ber  bieig  wichtige  Stmt,  baä  i^n  in  engfte,  tägliche 
S3erüt)rung  mit  bem  jeweiligen  ^apfre  bracf)te,  23  Satire  lang,  tion  1483  bii 
1506,  ausübte,  ^otjann  Sur^arb  oon  Strafeburg  ift  ber  ^amt  bei 
geremoniari.  ©ein  umfangreiche^,  für  tie^  QtiU  unb  ^ulturgefc^ic^te  un= 
fc^ä^barel  >Diarium«  I)at  S3.  SE^uaine  in  brei  ftarfen  Guortbänben  mufter- 
gültig  öeröff entließt  (Paris  1883—1885;.  ^n  ben  Slufgeicfinungen  über  bie 
SIKonate  Dftober  unb  iJJoüember  1501  t)eifet  ei  ta:  „3lm  SSorabenb  bei  geftei 
SIQcr^eiligen  [1.  SZotember]  öeranftalteten  bk  Sarbinäle  mit  bem  l^ergog  üon 
SSalentia  [natürlicher  ©o'^n  te§  ^apftei  Stlejanber  VI.]  ein  ®elage  im 
apoftolifdien  ^afaft;  fünfjig  greubenmäbc^en  fütirten  babei  mit  ben  ®ienem 
unb  Slnberen  Xänje  auf,  juerft  befleibet,  bann  nadt.  9Jac^  bem  ©elage  wur= 
ben  Slrmleuc^ter  aufgefteüt  unb  Saftanien  ^erumgeftreut,  welcf)e  bie  greuben» 
mäbc^en  nacft,  auf  aßen  3Sieren  friecfienb,  auffammelten,  wätirenb  ber  ^apft 
[Stlejanber  VI.],  ber  Serjog  unb  feine  ©^wefter  fiufrejia  jufc^auten. 
3)ann  würben  feibene  2JiänteI,  ©c^u^^e  unb  83arette  ati  greife  auigefefit  für 
biejenigen,  \>k  am  öfteften  mit  ben  f^reubenmäbc^en  ben  33eif(WIaf  tjolljiel^en 
fönnten.    "^aS  gef^a^  öffentlich  in  ber  gefttiaHe,  unb  ben  ©iegem  würben, 


502  drittel  95ucf).    ^at)fttf)um  unb  ^ejenunnje^en. 

ha%  fogor  antiultramontatte  ©d^rtftfteHer  tüie  <Bol't>an-'^tppt  {(3t> 
f(^td§te  ber  ^egen^roäeffe  II,  207)  fie  fid^  ju  eigen  macficn. 

Xer  römifc^c  S^ronift  Stefano  ^nfeffura  Berichtet,  baß  am 
8.  Sunt  1424  in  9iom  bie  ^eje  ginicella  üerBrannt  würbe, 
njeil  fie  teuflifi^er  SBeife  otele  Kreaturen  getöbtct  ^aht.  (Sanj 
gtont  ging  l^in,  bie  9?er6rennung  ju  fet)en  (Diarium  Urbis  Romae; 
Eccard,  Corpus  bist.  (1743)  II,  c.  1874;  ö.  3fteumont,  ®fcJ|t. 
ber  @tabt  $Rom  m,  70,  Bei  giiejier  a.  a.  D.,  @.  68).  „^nt 
Chronicon  generale  be§  5lnbrea§  üon  $Regen§Burg,  S^orl^errn 
oon  (St.  9}?ang,  lefen  mir  (Eccard,  Corp.  bist.  I,  c.  2159):  Qux 
3eit  be§  5|Sap)'le§  9}iartin  V.  töbtete  gu  9fiom  eine  ^a|c  öiele 
^nber  in  ben  Söiegen.  ©in  Üuger  SSJcann  üernjunbete  ba§  X^ier, 
nnb  aB  man  ber  SSIutfpur  nachging,  merfte  man,  ha'!^  bie  ^a^c 
ein  in  ber  ^ä^t  n)ol)nenbe§  alte§  22Seib  fei,  bie  ft(^  in  eine  ^a|e 
öerttjanbcin  fonnte  unb,  um  i^r  Sebcn  ju  öcriängcrn,  ^nbern 
"öa^  SBIut  auSfaugte.  Sie  würbe  oI§  £)eje  oerbrannt"  {'Süt^Ux, 
a.  a.  C,   S.  68). 

@in  3tugen§euge,  ^oljann  ^axtlith  au§  ^J^euburg  an  ber 
2)onau,  Seiborjt  be§  ^erjogi  3llbrec|t  III.  öon  SSaiern,  be» 
rid^tet  barüber  (93uc^  aüer  üerbotenen  ^nft,  Unglaubens  unb  ber 


nad^  bem  llrtl^etl:§)^)ruc^  ber  ©^ieb^rt(^ter,  bie  greife  übergeben"  (Joannis 
BuTchardi  Diarium,  Edit.  Thuasne,  Paris  1885.  III,  167). 

'ärnij  ber  florentiner  ©efanbte,  i^xanct§co  $epi,  berietet  am  4.  9?o- 
öember  1501  an  bie  Signoria  über  bie^  ©elage,  »obei  er  noij  f)in§uje|t, 
ber  ^apft  fei  burc^  biel  ©elagc  üerfjinbert  getrefen,  ber  Sßelper  in  St.  ^eter 
beijuttJD^nen;  er  ijaht  fic^  mit  feinem  So^ne  bie  gan§e  S'Jac^t  an  (Sc^er§  unb 
Xanj  mit  ben  greubenmäbdien  üergnügt  (Archiv.  Fiorent.  Glas.  X.  Dist.  II, 
filza  51,  a.  c.  102,  bei  Thuasne  a.  a.  D.,  (S.  168 . 

Unb  am  SlJlorgen  noc^  biei'er  fo  Verlebten  '^aä^i  erttieilte  ber  „Statthalter 
E^rifti"  folgenben  ®nabenerla^:  „Motu  proprio!  3IIIen  S^riftgläubigen,  bie 
om  I)eutigen  geft  öon  Sltler^eiligen  ber  feierücf)en  9[Jieffe  beitt)oi)nen,  bie  unfer 
geliebter  So^n,  2(ntoniu^,  Sorbinal^jriefter  öon  Sonta  ^rajebe,  am  |)0i^altar 
ber  SBofilifa  be§  Stpoftelfürften  feiert,  t)erleif)en  wir  in  ber  gen)öf)nlicften  fjorm 
fieben  ^aijxt  unb  fieben  Ouabragenen  S(bfaB"  (Burchardi  Diarium,  III, 
167—169). 

aSom  11.  Siobember  1501  berichtet  Surc^arb,  \)a^  ber  „Stattf)alter  S^rifti" 
mit  feiner  jEoc^ter  äufrejia  an§  einem  genfter,  unter  großem  SSergnügen  unb 
großer  ^eiterfeit  (cum  magno  risu  et  delectationei  jufa^^en,  wie  jwei 
©tuten  öon  jroei  |)engften  begattet  ttmrben  [a.  a.  £)■]. 


IV.  Dpfer  beä  §ejenn)af)ng.  503 

Zauberei,  ^ap.  33;  ^eibetberger  ^anbfc^rift  Cod.  Palat.  Germ. 
478):  „@§  rvav  im  fei^lten  So^i^  i'ei^  Siegierung  be§  ^apfte» 
3W artin,  ba  ftanb  ju  3f{om  ein  Unglauben  auf,  ba§  SSeiber  unb 
SJlönner  fic^  oeriüanbelten  in  ^a^en  unb  töbteten  gar  öiele  ^nber. 
©in  5Jia(^bar,  ber  oon  einer  i^xau  in  biefer  SBeife  gefdjöbigt  ttjurbe, 
brachte  ba§  an  ben  Senat,  bie  grau  warb  gefangen  unb  ji^rie 
auf  bem  Sapitol  überlaut:  ^ätte  fie  i^re  ßauberfalbe,  fo  wollte  fie 
^infa^ren.  D  wie  gern  i)ätte  ic^  geje^en,  ba^  man  i^r  bie  ©alb' 
geben  l^ätt'!  Slber  ein  S)oftor  ftanb  auf  unb  fprad),  ha^  man  i^r 
bie  SaW  nt(|t  geben  fottt',  ba  ber  Xeufel  mit  ®otte§  SSer^ängnife 
grofee  Si^ung  madien  fönnte.  Sie  grau  warb  oerbrannt,  bo§  l^ah' 
id)  gefehen.  Qu  3tom  fagte  man  auc^,  wie  alte  Sßeiber  auf  83öcEen 
fahren  fönnten.  Sft  i)eni  alfo,  fo  jweifle  nid^t,  ba^  e§  ber  Seufel 
tl)ut"  (gtiesler,  a.  a.  D.,  @.  69). 

Sm  Saf)re  1617  würbe  ju  9tom  ein  laljmer  S3ettler,  ber  \id) 
auf  einem  Darren  oon  jwei  ^unben  §ief)en  tie^,  al§  Qanhtxa  ^in^ 
geri(^tet,  weil  „bie  ^eilige  ^Kongregation  ber  ^nquifition",  bereu 
SJlitgüeb  bamalS  unter  Stnberen  ber  ^efuiten-'^orbinal  SSellarmin 
war,  erflärt  {)atte:  bie  beiben  §unbe  feien  2)ämonen!  (Nuova 
Antologia  1877,  34,  298;  bei  SöIIinger -- 3fieufc^,  SeIbftbiograpf)ie 
S3eaarmin'§,  @.  233.  5tnm.  1). 

SSegcn  93u^If(^aft  mit  bem  Xeufel  würbe  im  ^abre  1275  ju 
Xouloufe  unter  bem  ^nquifitor  §ugo  oon  2enioI§  5tngela 
oon  2abartl^e  oerbrannt  (Lamothe-Langong,  Hist.  derinquisit. 
en  France.  Paris  1829,  II,  614;  Hist.  de  Languedoc,  IV,  17). 
Sie  ^atte  „geftanben",  mit  bem  Xeufel  gefd^Iec^tlid^en  Umgang  ge^ 
f)abt  äu  ^aben,  beffen  grud)t  ein  Ungeheuer  war  mit  2BoIf§fopf 
unb  ©rac^enfc^wanj.  ^nt  Sa^^e  1453  wirb  ein  ©eiftlid^er,  SBil« 
{)elm  föbeün,  in  ber  bifc^ijflic^en  Kapelle  üon  ©oreuj  oom 
3nquifition§gerid)t  ju  lebenslänglichem  Serfer  oerurt^eilt.  ©r  {)atte 
ben  jEeufef  in  SodSgeftalt  oere^rt  (@oIban=^eppe,  a.  a.  D.,  @.  247). 
3u  3lrra§  würben  im  ^a^xi.  1460  oon  ber  ^nquifition  fec^§ 
SJJänner  unb  grauen  aU  tauberer  bem  weltlid^en  5trm  übergeben 
unb  oerbronnt.     2)ie  5tnflage  fagt  oon  i^nen,   ba|  fie  auf  ge= 


504  S)rtttei  S5ucf).    ^apftt^um  unb  ^ejenuntüefen. 

falbten  ©töcfen  burd^  bie  2u[t  ritten  unb  ben  Seufel  aU  iBocf, 
Slffe  ober  §unb  anbeteten.  Salb  barauf  würben  nod§  fünf  ^ejen 
üerbrannt  (Buchon,  CoUection des  Chroniques  nation.  franQ.,  t.  39). 

S3efonber§  öiele  Opfer  forberte  ber  ^ejen^  unb  Xeufel§n)a^n 
im  16.  unb  17.  ^otirl^unbert. 

Sn  ber  %vanä)t  Somte  Würben  im  ^a^xt  1521  brei  SWänner 
aU  2Bä^rtt)öIfe  üerbrannt.  5)ie  brei  SBäl^rtüöIfe  geftanben  auf 
ber  goltcr,  üier  junge  SUJäbc^en  gegeffen  ju  §aben.  ^n  ber  ^irc^e 
üon  ^olign^  würbe  ein  Sßilb  aufgehängt,  ha^  ben  ^euertob  ber 
Unglüdlid^en  barfteöte.  Qu  gleicher  3eit  würbe  ein  5Ibt)ofat  ber» 
b rannt,  ber  fi(^  bem  Xeufel  öerf einrieben  l^atte,  um  Sc^ä^e  ju 
finben  (Garinet,  Histoire  de  la  Magie  en  France,  Paris  1818, 
(5.  118;  auc^  bie  bi§  8.  509  folgenben  3:^atfa(^en  finb  au§ 
@arinet).  günf  ^a^xt  fpäter  würbe  ju  S^on  ein  S^eufel  au^-- 
getrieben,  ber  fic§  im  ftlofter  öon  St.  ^eter  feftgefe^t  ^atte.  3«!« 
3ei(^en,  ba^  er  wirftic^  weiche,  löfc^te  ber  SEeufel  bie  ^er§en  avL§ 
unb  läutete  bie  Sird^englocfen  (a.  a.  £).,  'S.  119,.  ^m  ^a^xt  1539 
tourbe  ju  ^ori§  ^o^ann  Scrquin  üerbrannt,  weil  er  ben 
Xeufel  angebetet  ^tte  (S.  120;.  Qu  93ieöre§  bei  Saon  würbe 
im  '^a^xt  1556  eine  grau  wegen  gef(i)lec^tlic^en  Umganges  mit  bem 
Xeufel  lebenbig  üerbrannt  (@.  123,.  Qvl  ^oitier§  würben 
im  ^a^xt  1564  gwei  SCRänner  unb  eine  grau  ö erbrannt,  weil 
fie  ben  Xeufel  aU  2kQtrü}od  angebetet  Ratten  ((S.  124  .  (Segen 
ben  SQ3ä^rwotf  ©illeä  ®arnier,  ber  Heine  ^nber  fra§,  erging 
am  15.  Sönuflr  15'73  foIgenbeS  Urti^eil:  Vu  le  proces  criminel 
du  procureur  g^nera!,  meme  les  reponses  et  confessions  reit^r^es 
et  spontanement  faites  par  le  defendeur,  ladite  Cour  (de  Dole), 
par  arret,  le  condamne  ä  etre  ce  jourd'hui  eondnit  et  traine  ä 
revera  sur  une  claie  par  le  maitre  executeur  de  la  haute  justice, 
depuis  ladite  conciergerie,  jusque  sur  le  tertre  de  ce  lieu  et 
illec  par  ledit  executeur  etre  brüle  tout  vif  et  son  corps 
reduit  en  cendres  (@.  130).  ^n  ^ari§  Würbe  im  ^a^re  1574 
ein  ©beimann  entl^auptet,  weil  man  bei  if)m  ein  jauberifc^eS 
Sßad^Sbilb  gefunben  ^atte.  SKargaret^e  ^ajot  würbe  im  S^^re 
1576  ju  ^onnerre  hingerietet,  weil  fie  an  ben  ^jeEengufammen'- 
lünften  t^eilna^m  unb  2J?enfd)en  unb  X^iere  mit  einem  S^uhn-- 
ftabe  töbtete  (@.  131).    S3arbara  unb  ^at^arina  2)  oree  würben 


IV.  D:pfer  be§  |)ejentt)a'^n§.  505 

im  ^a^rc  1577  ju  ©reuoreg  aU  |)ejen  öerBrannt.  51I§  gu 
Tlauhtc  bie  |)eje  $8eranbe  öerfcrannt  tourbe,  bejeid^nctc  fie 
auf  bem  9lid)t|)Ia|  ein  junges  SJJäbdfien  al§  9}?ttfd^ulbtge,  bie  bann 
auc^  Eingerichtet  tüurbe  (©.  133).  2tm  30.  9I|)rit  1578  hiurbe  ju 
gtibemont  bie  |)eje  ^oftanna  ^aröilüerg  teBenbig  oer^ 
brannt;  fie  ^atte  geftanben,  gefdE)Ied^tIi(^en  Umgang  mit  SSeljebuB 
§u  ^aben,  ber  i^v  aU  fc^marjer  Sflitter  erfd^ien.  5tm  2.  Dftober 
bcüfelben  3af)re§  njurbe  raegen  ber  gleid^en  Teufelei  9Jiaria 
d^orropique  erbroffelt  unb  bann  öerbrannt  (@.  134).  ^m 
^a^re  1582  würbe  ju  ^art§  bie  |)eje  ßiantiere  n)egen  gefc§Ied^t= 
liefen  Umganges  mit  bem  Xeufel  öerbrannt.  ®er  2:eufel  !am 
ju  i^r  befleibet  mit  einer  gelben  ^arfe,  unten  föar  er  nacft  (@.  139). 
2(m  23.  Suli  1582  tourbe  gu  ©ouIommierS  2(bel  be  la  ffiüt 
aU  tauberer  leben  big  öerbrannt.  (5r  tuar  granjiSfanernoöisc 
getuefen  unb  ^atte  fid^  at§  fold^er  mit  bem  Xeufet  eingelaffen,  ber 
i^m  eines  ^age§  in  ber  ^Iofterfa!riftei  erf^ienen  rvav  al§  großer, 
bleid^er  SJiann,  fc^tüarj  gefleibet,  mit  ^u^fü^en.  Tlit  biefem  Teufel 
!Dar  er  auf  einem  mit  gett  beftrid^enen  Sefenftiel  ju  einer  §ejcn= 
äufammenlunft  gefahren,  ^ort  öerloanbette  fic§  ber  Xeufel  in 
einen  fc^njargen  ^iegenboc!;  um  i£)n  ^erum  mürben  ^änje  auf= 
geführt,  bann  fniete  ftd|  ber  iöod,  ftredte  fein  ^intert^eil  in  bie 
^ö^e,  baS  öon  ben  3tnn)efenben  gefügt  Würbe  (@.  142).  ^m 
Januar  1582  würben  §u  Söoifft)  jWei  ^i^auen  alS  §ejen  öer* 
brannt;  bie  eine  War  öon  i^rer  Xoc^ter  angezeigt  Worben  (@.  145). 
2tm  25.  Suü  1586  mürbe  5u9?euföine'4e'^gioi  Ttavie  maxtin 
aU  §eje  öerbrannt.  @ie  ^atte  fid^  einem  Teufel  ^RamenS 
ßerberuS  ergeben,  ber  i§r  als  9Kann  mit  fc§mar§em  33art,  fd^marjer 
Äleibung  unb  fd^marjem  ^ot^em  |)ut  erfd^ien  (@.  147).     ^m  ^di)xt 

1588  mürbe  ju  9iiomS  bie  gi^au  eineS  GbelnianneS  als  SBä^rmoIf 
öerbrannt.  (Sie  mar  entbedt  morben,  als  ein  ^i^eunb  t^reS 
9}?anneS  fie  auf  einer  SßJotfSjagb  öerwunbet  l^atte;  bie  gleiche 
SBunbe  fanb  am  5Ibenb  i^r  Tlann  an  i^r  ((5.  150).     S^n  Saläre 

1589  mürben  ju  ^ariS  14  ^erfonen  atS  B^ubercr  jum  Xobe 
öerurt^eilt;  fie  legten  Söerufung  beim  ^orlament  ein.  Sine  Untere 
fuc^ung  ftetite  feft,  ba§  fid§  an  i^ren  S'ör|)ern  !cine  XeufelSjeid^en 
fanben,  unb  fo  mürben  fie  frei  gelaffen  f@.  152).  SSibal  bc  la 
^orte   mürbe  erbroffelt   unb    öerbrannt,   toeil    er    SJienfc^en, 


506  drittel  93ud^.    $apftt:^um  unb  §eEenuniDejen. 

§unbe  unb  ^a|en  gef(|Iec^tIicE)   unüermögenb  gemacht  l^attc.     2lm 

25.  Tlai  1598  tüurbe  ber  ^riefter  ^eter  STupetit  ju  S^alü  al§ 

3auBerer   üerö rannt    (<S.  158).     ^m   SßerEiöre   würbe    er   unter 

Slnberm  gefragt,  ob  er  nid^t  ju  ben  ^eEenjufamntenfünften  ritte, 

ob  nid^t  juweilen  eine  §eerbe  <Sc|h)eine  ju  i^nt  fönte  unb  t^n  an« 

fd^rieen:  »Tiran,   Tiran,  ramassien,   ramassien,   nous   demandons 

Ceriles  et  Cerdes  pour  faire  l'assemblee  que  nous  Tavons  promise.« 

©r  onttüortetc:  nein.     2)ann   tourbe  er  gefoltert  unb   „geftanb": 

er   befud^e    bie   §eEen§ufammenfünfte,    er   füffe    bent   Xeufcl    ben 

^intern,  er  ^aht  einen  eigenen  Xeufel,   5yiamen§  SSel^ebub,   ber 

i^m  feinen  Üeinen  f^inger  gefc^enft  I)abe;  er  !önne  bie  grauen  be= 

gaubern,  ba^  fie  it)nt  ju  SBitten  feien;  ber  STeufel  fprec^e  ^otoi§ 

mit  i^m,  unb  loenn  er  ^emanb  fd^aben   tt)olIc,  fo  braud^e  er  nur 

SU  fagen:  SSac^,  SSect),  (Steft,  ©tt),  ©tu  [<B.  160).     Qm  ^a^re  1599 

würbe  bie  §eje   (Jolag  be   S3etoncourt  gu  ®oIe  oerbronnt. 

©ie  :§atte  geftanben:   ber  Xeufet  üermifcEie  fic^  mit  i^r,   aber  auf 

eine  anbere  SBeife  aB  i§r  SJJann    (bie  SBorte  be§  ^rogePerid^teä 

finb  fo  fc^eu^Iid^,  baf[  fie  nid^t  tuiebergegeben  werben  fönnen).     2lm 

19.  Suli  1598  würben  in  ber  ^d)e  üon  <St.  58aume  brei  Teufel 

au^  ber  fleinen  Suife  SJ^aillat  oertrieben.     S)ie  STeufet  biegen: 

Loup,  Chat,  Chien,  Joli,  GrifFon  fie  fut)ren  au§  bem  SJlunbe  aii§ 

in  ©eftalt  fauftbider,  rotier  Knäuel  (@.  161).     2tm  17.  ©e^jtember 

1600   würbe    bie  §eje  9toIanbe   be    SSernoiS    tebenbig    öer* 

bräunt.     SSor  ber  Einrichtung  würben  i^r  gwei  Xeufel  ouSgetrieben. 

8ie  geftanb,   ben  SEeufel  al§  fc^warjen  ^ater  auf  ben  ^intern  ge« 

fü|t  gu  ^aben  u.  f.  w.   (©.  165).     ^n  ®ouai  würben  im  S^^re 

1603    fünfgig    |)eyen    ö erbrannt    (©.  175).      ^m    Sa^rc    1610 

würben  gu  Sorbeauj  üier  tauberer  oerbrannt  (@.  177).     2Im 

30.  Slprtl  1611  würbe  ber  ^riefter  ©oufribi  gu  a^arfeiUe  al§ 

3auberer  üerbronnt.     6ein  ^roje^  erregte  feiner  Qdt  ba^  größte 

5{uffe^en.     ©aufribi,  ein  rul^iger,  tabellofer  ®eiftli(^er,  Würbe  an= 

geHagt  auf  ©runb  ber  SluSfage  eine§   „üon  mehreren  ^icufeln  be= 

feffenen  SBeibeg",  SD^Jagbalena  be  la  ^alub.     S)omimfaner  unb 

^a^Duginer  bemüf)ten  fid^  üergebenS,  fie  üon  i^ren  2:eufetn  gu  be> 

freien.    SRonate  lang  boten  bie  ^irc^en  üon  3JJarfeine,  2(ij  unb 

Xouloufe  bie  wiberwärtigften  Sc^auf^iete:  S3iftf|öfe9]'?ön  c^e,^riefter 

mad^en  fid^,  in  blöbeftem  Stberglauben  befangen,  mit  einem  SSeib  gu 


IV.  Dpfer  be§  |)ejentt)of)n§.  507 

jc^affen,  ba§  „unter  bem  (Sinftu^  be§  XeufelS"  bie  läi^erlidiften  unb 
jugleic^  ftflänbliiiiften  SDinge  fagte  unb  tljiat.  ®a§  ®efii)te(i)ttt(^e  in 
feiner  aBfc^redenbften  gorm  fpielte  bei  biefer  jj;eufellau§treibung 
eine  gro^e  9toIIe  (@.  175ff.).  Stm  16.  gebruar  1612  njurben  ju 
SSefouI  ähJei  Sülenfc^en  di§  Sauhmx  üerftrannt  (@.  190).  ^n 
S3eouöai§  tüurben  im  ^afire  1612  mef)r  aU  60  Xeufel  au§  einer 
93efeffenen  aufgetrieben;  bie  Xeufel  fingen  mä^renb  ber  ©EorjiSmen 
jum  (Spotte  ^ird^enlieber  (@.  191).  ^m  SOZai  1614  würben  brei 
Spönnen  in  Stanbern  ftegen  ^ejerei  ju  lebenslänglichem  Werfer 
Derurtf)eilt.  @ie  Ratten  geftanben:  3"  ben  |)e£en5ufammen!ünften 
t)atten  fie  bie  9Jiitra  be§  33ifc^Df§  öon  Xournat)  unb  ben  SJJantel 
eines  ®omini!aner§  entttjenbet  unb  bamit  ben  Teufel  gef(^mürft; 
im  ^al^re  1613  bauerte  eine  ^ejengufammenfunft  eine  öoüe  Sßorfje: 
am  SQJontog  unb  Sienftag  gefd^lerf)tlicf)e  SSermifcfiung  mit  bem 
Xeufel  auf  gefööl^nlid^e  5(rt;  am  Donnerstag  auf  fobomitifcfie,  am 
©onnabenb  auf  beftialifc£)e  9(rt,  b.  ^.  bie  Xeufet  erfc^ienen  baju  in 
®eftalt  öon  ^unben,  ^a|en,  Schweinen,  S3öden,  Sßölfen,  geflügelten 
@d)Iangen;  ajlittirod^  unb  Sreitag  Joar  ^eufelSgotteSbienft,  bei  bem 
unter  Stnberm  fotgenbe  Sitanei  gebetet  »üurbe:  ßu§tfer,  —  er= 
barme  bic^  unfer;  Selsebub,  —  erbarme  bic^  unf er;  2eüiat|an, 

—  erbarme  bic^  unfer;  S3alberit^,   —  bitte  für  unS;  2lftarot, 

—  bitte  für  unS;  SSeliaS,  ^  bitte  für  unS;  95eI)emotf),  —  bitte 
für  unS;  S5eIp!^egor  —  bitte  für  unS;  ©abatl^an,  —  bitte  für 
unS;  'ä^apijot,  — bitte  für  unS.  2)er  Xeufel  5t§mobeuS  |)rebigte 
[@.  194 ff.).  Sn  5lii-  würbe  am  18.  9?oöember  1616  ein  ^rieftcr 
als  Qanbzxtv  erbroffelt  unb  üerbronnt  (@.  199).  2tm  8.  ^uü 
1617  würbe  bie  ©belbame  ßeonora  ©aligai  als  §eje  ju  ^ariS 
enthauptet  unb  bann  oerbrannt  («S.  201).  '^m  ^a^re  1628 
mürbe  ein  ^ammerbiener  beS  ^er^ogS  tion  £ott)ringcn  alS  San- 
berer  üerbrannt,  weit  er  mit  §ütfe  beS  Teufels  auf  einer  Qagb 
aus  einer  üeinen  ^oljfcfiad^tel  ein  öoUftönbigeS  SJJittageffen  ^ertior= 
gezaubert  ^atte  unb  Weit  brei  ©e^ngte  auf  feinen  Söefe^I  öom 
®algen  ^erabgeftiegen  waren  unb  fii^  bann  felbft  wieber  aufgefnüpft 
Rotten  (@.  204).  Ungeheueres  5tuffef)en  erregten  in  ben  ^a^ren 
1629 — 1634  bie  SEeufelauStreibungen  im 5yionnen!Iofter  öon  Soubun. 
5ns  Opfer  biefeS  öon  fird^Iid^en  ^erfönlid^feiten  otter  ®rabe  burc|= 
geführten  2:eufeIfpufeS  fiel  nai^  furditbaren  Folterungen  ber  ^riefter 


508  ®ttttel  95uc^.    5ßap[tt^um  unb  §ejenutiirc?en, 

UrBan  Garnier.  ®a  feine  ©eine  burd^  bte  Wolter  serquetfcEit 
tuorben  tüaren,  mu|te  er  auf  ben  ©d^etter^aufen  getragen 
njerben.  ^apujiner,  bte  i^n  Begreiteten,  befprengten  i^n  unb  ben 
Scheiterhaufen  mit  SSeiiiroaffer,  bamit  ni(i)t  noc^  im  legten  Slugen= 
blic!  ber  STeufel  i^n  ber  gerec£)ten  ©träfe  entreiße.  2II§  ein  fliegen» 
f(^tt)arm  ben  Scheiterhaufen  umf(f)ftiärmte,  riefen  bie  ^ön^t:  ©e'^et, 
bie  Xeufel,  bie  feine  ©eele  ^olen  wollen!  @arnier'§  Ie|te  SBorte 
ttiaren:  D  (5)ott,  auf  bid^  l^arre  ic^,  erbarme  bic^  meiner!  (©.  206 
big  235).  2)ie  S5efeffent)eiten  ber  S'^Dnnen,  beren  Urheber  Öiarnier 
getoefen  fein  füllte  unb  bie  i^n  auf  ben  ©ifieiterl^aufen  bracEiten, 
entrollen  ein  $8ilb  furc^tbarften  religiöfen  SEaf)nfinne§.  91I§  njö^renb 
eine§  ©jorsiSmuS  äufäüig  eine  ^a|e  gefef)en  ttiurbe,  bie  ber  2ärm 
au§  einem  SBinfel  aufgefc§eud[)t  l^atte,  njurbe  fie  oI§  S^eufel  er= 
griffen  unb  mit  2Beit)maffer  unb  ^reuäegjeic^en  bearbeitet.  2ln  ber 
2lngelegen^eit  bet^eitigten  fid^  ber  föniglid^e  |)of,  mcl^rere  Sifd^öfc 
unb  DrbenSleute  (a.  a.  £).).  S)ie  (Sreigniffe  üon  Soubun  hjirften 
anftedenb.  '^m  '^ai^u  1643  füt)Iten  fid§  einige  9Jonnen  in  2du- 
üier§  burd^  bie  S^eufel  ^r^iiajat  unb  5lufitif  befeffen.  2)er 
Sifd^of  üon  ©oreuf  erffärte  bie  'Bad)t  für  ed^t,  tt)eil  eine  ber  be= 
feffenen  Spönnen  beim  B^^ci^  ^^^  ^reujeS  mit  ben  Singen  gerollt 
t)atte.  SDie  Pförtnerin  be§  ^lofterS  njurbe  befc^ulbigt,  bie  Sefeffen* 
f)eit  üerurfod^t  §u  I)aben.  Sie  geftanb,  Umgang  mit  bem  Xeufet 
p  ^aben,  unb  man  fanb  an  i^rem  Seibe  üier  gro^e  Xenfel^^eid^en, 
(Sine§  üon  itinen  war  einen  ginger  lang;  e§  war  i§r,  Wie  fie  er» 
jä^Ite,  üom  teufet  mit  einem  SJieffer  beigebracht  Worben,  ha§  er 
oier  ©tunben  lang  in  ber  Söunbe  ftecEen  getaffen  !^atte.  ^iefe§ 
3eid^en  befanb  fid^  am  Unterleib;  ein  anbereS  §eigte  fid^  in  ber 
®rö|e  eineä  ©tecEnabelfo^feS  an  i^ren  S3rüften,  bie  im  übrigen 
Wei^,  feft  unb  runb  Waren,  wie  bie  eine§  15  jährigen  SDtäbd^enS. 
S)er  Xeufel,  mit  bem  fie  fic^  ah^ah,  i)ie^S)agon.  2)er  öerftorbcne 
geiftUc^e  Setter  be§  ^Iofter§,  Tlat^üvin  ^iccarb,  ^abt  fie  jur 
Teufelei  öerfü^rt.  Tarauf^in  lä^t  ber  Sifd^of  ben  Seid^nam  be§ 
^riefterS  ausgraben  unb  auf  ben  ©d^inbacfer  Werfen.  3Re{)rerc 
Teufel  feien  i^r  in  ®eftalt  üon  f^war^en  ^a^en  erfd^ienen,  be= 
fonberS  an  SEagen,  an  benen  fie  ben  Seib  be§  §errn  em|)fangen 
t)abc;  biefc  Xeufel''^a|en  üerfuc^ten,  mit  i^ren  ©c^Wönjen  bie  |)oftie 
ou§  ifirem  3J?unbe  ju  t)oIen.     5luf  i^re  eingaben  t)in  würbe  ber 


IV.  Cpfer  be§  ^iienmaijn^.  509 

^riefter  %i)oma§  SouUe  ai§>  S<^ühtxtx  oer^aftet,  gefoltert  unb 
am  21.  Stuguft  1647  jufammen  mit  bem  ausgegrabenen  Seid^nom 
be§  SKatprin  $iccarb  ju  Sfiouen  öerbrannt.  3)ie  Pförtnerin, 
SKabeIcine  Saöan,  würbe  öom  95ifd^of  oerurt^eilt,  lebenslang 
cingeferfert  ju  werben,  toeil  fie  mit  bem  Xeufel  gefc^led)tlid^  öer- 
!e^rt  ^atte  unb  bon  i^m  jc^Wanger  geworben  war  (<B.  237 — 246). 

Um  bie  gleiche  ^eit  wüt^ete  eine  .gjejenöerfolgung  in  ber  SSour* 
gogne.  ©ine  972if;ernte  würbe  üom  SSoIfe  ben  ^e^en  gur  Saft 
gelegt,  unb  biele  unglüdflic^e  2Beiber  würben  bie  D^fer  be§  Sana' 
tiSmuS  (@.  247). 

ein  |)eEenproje|  aul  bem  ^af^xt  1680,  in  ben  fe^r  ^oc^gefteütc 
^erfonen,  wie  jwei  9^id^ten  be§  ^orbinaI§  2Jla§arin  unb  ber 
SJJarfci^an  oon  Sujemburg,  öerwicfelt  Waren,  enbete  mitberSSer« 
brennung  öon  öier  ^erfonen  (@.  248 — 251).  Qu  S3rie  würben 
im  '^sa.^xt  1691  öier  ^erfonen  al§  ^owberer  öerbrannt  (@.  454). 
Sm  ^a^xt  1718  würbe  ju  35orbeauj  ein  Qau^txtx  öerbrannt 
(©.  256). 

Sm  '^a^xz  1609  wirb  gu  Sorbeauf  ^\aat  be  Dueiran  oI§ 
3ouberer  öerbrannt;  er  ^atte  „geftanben",  on  ben  ^e^enfabbaten 
t^cilgenommen  unb  ein  ^inb  burc^  ^^iit^erei  ftumm  gemai^t  ju 
^aben.  Ter  Säerid^t  fügt  offen^ergig  tjinju:  „UeberbieS  War  ^)aal 
^roteftant"  (Bemou,  La  chasse  anx  sorcieres  dans  Le  Labourd, 
Agen  1897,  @.  49). 

Xie  Slrd^iüe  öon  ßot=et<®aronne  berid^ten:  „^m  ^a^rc  1611 
würben  ^o^anna  SO^ont^illet  unb  ^o^anna  Suppere  aU 
Zauberinnen  öerurt^eitt,  öor  ben  2^üren  ber  S)omfirc^e  öon  Stgen 
ju  fte^en:  nur  mit  einem  ^embe  bef leibet,  brennenbe  ßerjen  in 
ber  ^onb;  bann  follen  fie  auf  öffentlichem  ^Ia|  erbroffelt  unb  oer> 
b  rannt  werben.  Sßor^er  finb  fie  su  foltern,  um  i|re  SD'Jitfd^uIbigen 
l^erauS  ju  befommen  (Bemou,  50^.  ^n  ©lairac  würben  am 
26.  3uni  1620  fec^l  Qanbtxtx,  bie  fid^  bem  Teufel  öerfd^rieben 
^tten,  erbroffelt  unb  öerbrannt  (Bemou,  51).  ^m.  Sa^re 
1599  werben  mefjrere  3ouberer,  barunter  gwei  ^riefter,  ju  Simons 
morillon  öerbrannt  (Bemou,  52).  Qu  ©aint  ^^lour  wirb  pr 
gleid^en  3eit  ein  93Zbnd^  gum  Srbroffeltwerben  oerurt^eilt,  weil 
er  fic^  mit  bem  Xeufel  eingelaffen  ^at.  ^er  SSertreter  beS  S3ifc^of§ 
unb  ber  2(bt  oon  Sibrac  übergeben  i^n  bem  weltlichen  %xm  (Bernou, 


510  drittel  S3uc^.    ^Sap[ttl)um  unb  ^tiinvm\r>t\tn. 

52).  ^m  Sa^re  1577  tnerben  ju  Stouloufe  me^r  aU  400  §ejen 
ücrurt^etlt,  ein  großer  SE^eil  jum  geuertobe  (Vulcano  sacratae!); 
„an  ben  Seibern  Sitter  fanb  man  ein  bom  Xeufet  eingebronntel 
3aubermal:  omnes  a  Diabolo  notam  inustam  certo  loco  habebant" 
(Petrus  Gregorius  Tolosanus,  Syntag.  juris  univers.,  c.  21,  n.  10, 
Bei  Thiers,   Traite  des  Superstitions,  I,   119). 

5Iud^  in  ben  Sanbftrid^en  ber  l^eutigen  fran§öjifc§en  ©d^meig 
n^üt^ete  bie  SSerfoIgung  gegen  „3au'6erer  unb  ^ejen"  l^eftig. 

2Iu§  bem  ^al-jvt  1430  liegen  au§  bortiger  @egenb  bie  erjten 
beglaubigten  SfJac^ric^ten  über  ^ejenprojeffe  unb  ^ejenüerbrennungen 
öor.  2)ie  ^nquifition,  bie  biefe  ^rojeffe  fül)rte,  lag  in  ben  §änben 
be§  bifc^öflic^en  DffisialateS  tion  2ouf  anne.  2Im  27.  ^loöember  1481 
ftiurbe  in  Saufanne  ein  gelriffer  9ioIet  Sro(^et  öon  ber  ^nqui- 
fition  lebenbtg  oerbrannt.  @r  „geftanb"  nac^  üor^ergegangener 
golterung,  einer  Sefte  anzugehören,  bie  ben  Xeufel  öeret)re.  93ei 
ber  erften  SSerfammlung ,  ber  er  bein)o:§nte,  fei  ber  Xeufel  al§ 
ein  großer  l^'max^tv  ÜJ^ann  jugegen  geföefen,  ber  ficE)  bann  in 
einen  S3od  üern)anbelt  f^abt,  bem  öon  ben  2lnn)efenben  ha§  |>inter« 
t[)cil  gefügt  tt}orben  fei.  ®ie  SSerfammlungen  fänben  immer  am 
greitag  ftatt,  tüä^renb  i{)rer  ^auer  brenne  ein  grünet,  öon  ge= 
tüö^nlicfiem  gan^  öerfd^iebenc»  '^zmx.  S)er  Xeufel  l^abe  eine  Reifere 
Stimme.  fD^an  üerje^re  auf  biefen  SSerfammlungen  ha§  %lti\d) 
öon  Zubern;  nad^  ber  SJJa^Ijeit  fänbe  bie  tüilbefte  fleifc^Iic^e  SSer= 
mifd^ung  ftatt.  2)er  2;eufel  ^be  i^m  eine  au§  Sinber^erjen  be* 
reitete  ©albe  gegeben;  mit  i^r  beftreid^e  er  einen  S3efenftiel  unb 
fönne  bann  auf  i^m  burcE)  bie  Suft  fahren  ^Les  sorciers  dans  le 
pays  de  Neuchatel  au  15.  16.  et  17.  siecle,  Locle  1862,  bei 
©olban^^eppc,  a.  a.  £).  <B.  264). 


3.  (Spanien.^ 

5tu§  ber  großen  SD'Jenge  fpanifd^er  ^ejenüerfolgungen  toä^Ie  i6) 
5U  augfü^rlid^er  S)arfteIIung  nur  eine  au§.  ®a§  fd^auerlic^e  Silb, 
ba§  fid^  un§  f)ier  jeigt,  ift  ein  tt)|3ifc^el. 


1  Heber  bie  |)ejent)erfoIgungen  in  ©panien  f.  Raufen,  Saubtxtoaijn, 
^nquifition  unb  |)ejenprosefe  im  SJJittelalter,  9Jlünc^en  1900,  <B.  502. 


IV.  Dpfer  beg  ^ejenlual^nl.  511 

2tm  7.  unb  8.  SloüemBer  1610  fanb  ju  Sogrogno  ein  2luto= 
bafe  ftatt,  auf  tüeld^em  fec^g  ajienfcfien  inegen  3ttitt'e^ei  unb  Xeufetei 
leBenbig  berBrannt  würben.  ^§re  „ßJeftänbniffe"  noc^  üor-- 
l^ergegangener  golter  njaren:  @ie  gehörten  einer  ©efetlfd^aft  on, 
bie  fic^  „Socfäföiefe"  nannte,  todl  i^xt  SSerfammlungen  auf  einer 
SBiefe  abgef)a(ten  n)urben  in  (Segenioart  be§  aU  93odE  erfdjeinenben 
Xeufet§.  SKontag,  SJüttmocE)  unb  Sreitag  toaren  bie  SSerfammIung§= 
tage,  ^finbet  3lufnaf)nie  neuer  SJiitglieber  ftatt,  fo  jeigt  fic^  ber 
Sieufet  aU  großer,  fc^n^arjer  ^JJiann.  @r  fi^t  auf  einem  2t)ron  mit 
einer  ^one  üon  !(einen  |)örnern ;  auf  bem  ^interfopf  t)at  er  jmei 
größere  ferner  unb  auf  ber  Stirn  ein  gonj  großes.  SSon  biefem 
©tirnl^orn  ge'^t  Sid^t  aul,  i)a§  "geller  ift  luie  ba§  SSJionb=,  aber 
fd^roäc^er  al§  ba§  ©onnenlid^t.  Seine  5tugen  finb  gro§  unb 
fd^redtid^;  fein  S3art  gleicht  einem  3iegenbart.  2)ie  ©pi^en  feiner 
ginger  finb  wie  Sftauböogelfänge,  feine  ^^ü^e  ähneln  (5)änfefü§en. 
3u  beginn  ber  SSerfammlung  werfen  ficf)  2ttCe  nieber  unb  beten 
ben  Xeufel  on.  Seber  fü^t  il^m  ben  '^u^,  bie  ^anb,  bie  linfe 
(Seite,  ben  Alfter  unb  bo§  männüd^e  ®tieb!  SDie  SSerfammlungen 
bauern  öon  9  Uf^v  5lbenb§  bi§  jum  streiten  §ot)nenf(^rei.  Stn 
einjetnen  ^^efttagen  beid^ten  bie  S3erfammelten  bem  teufet  i^re 
Sünben:  nämüd^,  i^a'^  fie  gebetet  ^ben  ober  ha'^  fie  in  bie  9J?effe 
gegangen  feien.  9(n  foti^en  Xagen  —  e§  finb  befonber§  hk  geft= 
tage  ber  Jungfrau  ÜJJaria  —  lieft  ber  Steufel  aud^  bie  9JJeffe. 
S[Re^rere  Unterteufel  ricEiten  ben  3lltar  ouf  unb  bringen  bie  nötfiigen 
©erätl^fd^aften:  ^d6),  SD^Je^gewanb  u.  f.  w.,  fie  beüeiben  i^n  mit 
ben  ^rieftergewänbern ,  bie  fc^warj  finb,  wie  aud^  ber  Slltor. 
SÜBäl^renb  ber  D^3ferung  wirb  ber  STeufel  nod^  einmal  angebetet;  bie 
Stnwefenben  füffen  i'^m  wieber  ben  ^intern,  Wä^renb  ein  Unterteufel 
i^m  ben  Schwang  l^oc^^ebt.  ®ie  SBanbelung  fprid^t  ber  Xeufel 
über  einen  runben  fdiwarjen  ©egenftanb  unb  über  eine  fd^warje, 
ftinfenbe  glüffigfeit.  9iad)  ber  SUieffe  Oermifc^t  fid^  juerft  ber  Teufel 
f{eifd|Ii^  mit  allen  5tnwefenben  unb  bann  biefe  unter  fic^.  ^um 
ScE)Iu§  trägt  ber  2;eufel  Stilen  ouf,  fo  oiel  Schoben  wie  möglidj 
onjuric^ten,  unb  giebt  Gebern  bie  ©ewolt,  fict)  in  §unbe,  ^o^en 
ober  onbere  X^iere  ju  üerwonbetn  (Llorente,  Histoire  de  l'Inqui- 
sition  d"  Espagne,  III,  431  sqq.).  Sed^§  9}?enfd^en  Würben,  wie 
gefagt.  Wegen  biefer  Wofinwi^igen  Se(bftbe§id^tigung  oerbronnt! 


512  drittel  SBuc^.    ^papftt^um  unb  |)ejenunh)ejen. 

SSon  biefem  Slutobafe  6efi|en  tt)ir  bie  auSfü^rlidie  (Sd^itbcrung 
einc§  3J?anne§,  ber  jahrelang  an  ber  <Bpi^t  etne§  üon  ^önig 
§  einrieb  IV.  üon  granfreid^  eingefe|ten  toanbernben  ®end^t§^ofe§ 
ftanb,  ber  ben  fübtüeftlicEien  St^eil  granfretc^S  (le  pays  de  Labourd) 
öon  §ejen  unb  3ttu6erern  reinigen  joüte,  unb  ber  biefe  Steinigung 
mit  golter  unb  @(|eiter^aufen  grünblic^  öoUjog. 

^ierrc  be  SlofteguQ,  Sieur  be  Sancre,  ber  ^räfibent 
biejeS  fliegenben  Slutgerid^teg,  war  ein  ©d^üler  unb  greunb  ber 
„guten  SSäter  S^fiiiteii"'  ^^^  er  öon  fic^  jeftft  rü^mcnb  erhJÖ^nt. 
S^re  erjie^ung  Iiatte  i|n  ju  einem  tauglid^en  SBerfjeug  für  bie 
^ejenöerfolgung  gemad^t.  ©eine  2;^ätigfeit  aU  ^eEenöerfoIger 
fd^ilbert  er  felbft  in  einem  Suc^e,  bo§  eine§  ber  un^eimli^ften  (5r« 
jeugniffe  uItTamcinton=!atf)oIijd)er  ©c^riftfteHerei  bilbet:  „Tableau 
de  1'  inconstance  des  mauvais  anges". 

^ie  (Srunbfö|e,  bie  er  in  feinem  9tid^teramte  befolgt,  fprid^t  er 
fe^r  offen  au§:  „2Bir  finb  öon  ®ott  aU  oberfte  Siid^ter  beftellt, 
um  bie  2reinbe  feine»  9iu^me§  unb  bie  3(n^önger  @atan'§  ju  ger» 

ftörcn S3erbienen  nic^t  alle  ^e^en,  bie  fic^  oon  ®ott  ah-- 

ttjenben,  um  fid^  mit  einem  ftinfenben  S5o(f  [bem  ^leufel]  ju  öer= 
binben,  taufenbfac^  ben  lob?  Sft  e§  öernünftig,  ba^  oüe  biefe 
bog^often,  oerteufelten  (endiablees)  X^iere  ^bie  ^ejen]  biefelbe  fiuft 
mit  un§  atfimen?  9tein,  biefe  üerberblic^e  ^eft,  biefe  Saat  be§ 
S^eufel§  mu^  mit  %tmx  unb  ©c^ftert  öernic^tet  merben"  (@.  621, 
644). 

Tiefer  SOtann  ^at  un§  bie  S3ef(^reibung  ber  Greuel  üon  So* 
grogno  aufbetoal^rt.  Scf)  laffe  fie  in  bem  urf^rünglid^en  Sfranjöfifd^ 
folgen : 

,,Cette  executioD  de  la  foy  est  des  cboses  plus  notables  qui 
se  soyent  vues  long  temps  y  a,  parce  qu'il  s'y  assembla  de 
toutes  parts,  seit  d'Espagne  ou  autre  royaumes  grande  quantite 
de  gens.  Elle  fut  commencöe  le  samedy,  sixiesme  du  mois  de 
novembre  1610,  deux  heures  apres  midy,  par  une  tres  solen- 
neile et  devote  procession,  oü  premierement  marchait  nn  riebe 
estendart  de  la  Confrerie  du  Saint-Office,  accompagne  de  mille 
officiers  tant  Commissaires,  Notaires,  que  familiers,  tous  bien 
couverts  et  en  bei  ordre ,  chacun  avec  son  öcusson  d'or  et  la 
croix  sur  l'^stomac;  et  les  suivait  un  grand  nombre  de  religieux, 


IV.  Opfer  bei  §ejen»a^nl.  513 

tant  de  l'Ordre  Saint-Dominique,  St.-Francois,  La  Mercy,  La 
Sainte  Trinite,  que  Jesuist  es  desquels  ordres  il  y  a  couvents 
dans  la  dicte  ville.  Et  pour  voir  la  dicte  execution,  de  tous 
les  couvents  des  environs  y  estaient  accourus  un  grand  nombre 
de  religieux,  qui  causa  que  la  procession  fut  aussy  devote  qu'on 
en  ayt  encore  vue. 

Au  bout  d'icelle  allait  la  croix  verte  qui  est  la  marque  de 
rinquisition,  portee  par  le  gardien  de  St.  Francois,  lequel  est 
conseilier  du  St.  Office.  Les  musiciens  et  joueurs  de  hault  bois 
marchaient  devant  la  dicte  croix  et  finissaient  la  procession  par 
deux  des  principaux  de  l'Eglise  collegiale,  apres  laquelle  mar- 
chait  l'huissier  du  dict  St.  Office,  pour  estre  plantee  sur  le  plus 
haut  d'un  theätre  qui  avait  6t6  dresse  pour  cette  execution, 
lequel  avait  quatre  vingt  pieds  de  long  et  tout  autant  de  large. 
Et  demeura  la  dicte  croix  toute  la  nuict  environee  de  grands 
flambeaux  et  de  plusieurs  familiers  du  dict  St.  Office,  jusques 
au  lendemain  a  l'aube  du  jour,  que  l'execution  commenca  en 
cette  fa9on. 

Premierement ,  cinquante  trois  personnes  furent  tir^es  de 
rinquisition  en  cette  forme.  Sgavoir,  vingt-une  tant  hommes 
que  femmes  qui  allaient  en  forme  et  avec  marques  de  penitens, 
testes  nues,  sans  ceinture,  une  chandelle  de  cire  aux  mains;  six 
d'iceux  des  cordes  au  col,  qui  estait  signe  qu'ils  devayent  estre 
fouettez. 

Apres  iceux  marchait  un  pareil  nombre  de  vingt-une  per- 
sonnes chacune  ayant  un  habit  de  S.  Benoist,  une  grosse  mitre 
de  carte  peinte  ä  la  teste,  qui  est  signe  qu'ils  sont  reconcilies, 
une  chandelle  ä  la  main,  quelques-uns  d'iceux  avoyent  la  corde 
au  col.  Apres  ceux  lä  on  portait  cinq  effigies  de  personnes 
mortes  avec  l'habit  de  St.  Benoist,  et  cinq  caisses  oü  les  os  des 
personnes  qui  estayent  represent^es  par  les  dicts  effigies  es- 
tayent.  Et  les  autres  six  personnes  qui  restayent  marchaient 
avec  des  habits  de  St.  Benoist  et  une  mitre  ä  la  teste,  laquelle 
signifiait  qu'ils  avoyent  ete  relaxez  de  l'Inquisition. 

Chacune  des  susdictes  cinquante  trois  personnes  marchaient 
entre  deux  huissiers  de  l'Inquisition,  avec  un  bei  ordre ;  et  apres 
marchayent  quatre  secretaires  montes  sur  de  beanx  ehevaux,  et 

D.  »f'oenäfctof*,  "^Jaöfttüum.  I.  33 


514  ®ritteg  S3ud).    5ßoi}ytt^um  unb  §ejenumt)ejen. 

apres  Messieurs  les  Inquisiteurs  allayent  ä  cheval,  et  estayent 
accompagnez  des  öcclesiastiques  qui  marchayent  au  costö  droict 
et  de  la  justice  seculiere  qui  allait  au  costö  gauche,  et  un  peu 
avant,  au  milieu  de  la  procession,  marchait  le  docteur  Isidore 
de  St.  Vincent,  qui  portait  l'estendart  de  la  foy  avec  une  tres 
döcente  gravit^. 

Estant  arrivez  au  theätre ,  tous  les  penitens  furent  mis  en 
leur  siege  par  ordre,  qui  estayent  soubs  la  croix;  onze  desquels 
qui  devayent  estre  relaxez  S9avoir  cinq  hommes  et  six  femmes, 
furent  assis  sur  le  plus  haut  degre,  consöcutivement  les  recon- 
ciliez,  et  au  plus  bas  ceux  qui  devoyent  estre  punis. 

Et  vis  ä  vis  de  lautre  coste  du  theätre,  oü  Ton  montait  par 
onze  degres,  estayent  assis  Messieurs  les  Inquisiteurs,  et  ä  leur 
main  droicte  Messieurs  les  Ecclesiastiques  et  ä  gauche  les  Jurats 
et  Chevaliers.  Avant  que  venir  ä  l'execution,  on  commenca  par 
un  sermon  que  fit  le  Prieur  de  St.  Dominique.  Les  dictes  per- 
sonnes  furent  livrees  ä  la  justice  seculiere  qui  s'en  saisit  pour 
les  faire  brusler.  S9avoir  six  personnes  et  les  cinq  effigies  avec 
leurs  OS  (a.  o.  D.  liv.  V.). 

4.  ^eutjd^Ianb. 

a.  2;QroI. 
Sm  getftlid^en  gürftent^um  Xrtent  würben  strifd^en  1501  unb 
1505  nie'^rere  |)ejen  unb  Qaubzxtx  üerBronnt.  Qn  S^logarebD 
hjurben  fünf  SößeiBer  auf  einmat  öerbronnt.  ^m  |)od^ftift 
S3rt£en  fanben  befonber§  in  ben  ^a^i^en  1617 — 1644  |)ejen= 
^rojeffe  ftott.  Qu.  öiens  im  ^uftert^al  tüurben  int  ^a^re  1680 
eine  SJiutter  mit  i^ren  ätt)ei  Knaben  üon  12  unb  14  ^a'^ren  Wegen 
^egerei  ()ingeri(|tet.  Qu  'SR ^ van  würben  um  bie  gleid^e  3eit 
13  ^erfonen  at§  §e£en  unb  Banalerer  l^tngeric^tet.  5lm  13.  ©e» 
gember  1679  würbe  ein  armer  §irten!nabe  be§  BiUert^alS  ju 
SD^eran  ent^au|3tet  unb  bann  öerbrannt,  „weil  er  Ungewitter  ge« 
mac^t  ^tte".  ©eine  3lfd^e  Würbe  in  bie  Raffer  geworfen.  SD^it 
if)m  §ufammen  Würben  Wegen  be§  gleichen  SßerBred^enS  nod^  bret 
junge  Seute  im  5IIter  öon  18—25  Satiren  Eingerichtet  {mapp, 
®te  ^eyenprogeffe  in  ^^rol,  Sörijen  1891,  2.  STuflg.,  @.  61). 


IV.  Opfer  bei  §ejenroaf)ng.  515 

^faunbCer  (lieber  bie  ^efenprojeffe  be§  9}?ittelatter§,  ^nnSbrucf 
1843,  @.  32  ff.)  t^eilt  au§  ben  Driginalaften  ©injel^eiten  eine§ 
|)eEenpro5effe§  oon  Siens  unb  §cintfel§  (Xijrol)  mit:  2(m  7.  SJlärj 
1679  tüurbe  (Smerenä  ^id^Ier  tuegen  ^eyerei  öerprt;  bei  (Sott 
unb  ber  ^l  Jungfrau  gelobte  fie  if)re  Unfi^ulb.  33ebrof)t  mit  ber 
golter  geftanb  fie  aber:  fie  f)aht  Seute  unb  X^iere  frumm  gemad^t 
unb  Untüetter  erregt;  auf  einem  ©torfe  fei  fie  über  bie  S3erge  ge« 
fahren;  bei  ben  ^eyenma^Iäeiten  Ratten  ^a^en  bebient  unb  brei 
2;eufel:  ein  Sa^geiger,  ein  ®i§fant  unb  ein  Seirer,  J)ätten  auf« 
gefpielt;  bie  Untoetter  errege  fie  burd§  ein  grauet  ^ulüer,  ba§  fie 
unter  htm  Stufe:  9tIIe§  Sd^auer,  5lIIe§  (Sd^auer,  in  bie  Suft  ftreue. 
21I§  fie  in  einem  f^ätern  SSer^ör  (29.  9JJai)  miberrief,  erging  ber  Se-- 
fe^I,  i^r  ^aare  unb  flöget  abgufd^neiben  unb  fie  on  ben  gel^eimen 
©teilen  be§  SeibeS  auf  ^ejenmale  ju  unterfud^en,  tueil  ber  Seufet 
bort  mit  feinen  Mauen  unb  3^^"^^  feine  B^ic^en  einjubrüdfen 
pflege;  auc^  f Otiten  bie  ^inber  ber  ©merenj  unter  ber  B^nS^  <inf 
^ejenmale  unterfud^t  tuerben.  SDa  biefe  3JJitteI  frud^tlo»  blieben, 
fcfiritt  man  am  5.  ^nii  §ur  golterung,  bie  §tüei  Xage  lang  fort-- 
gefe|t  mürbe  unb  ben  ©rfolg  f)atte,  ba§  bie  ^ic^Ier  24  SKitfc^uIbige 
angab.  SBä^renb  ber  ^^olterung  tüurbe  bie  (Gefolterte  reid^Iid^  mit 
Söei^maffer  bef|3rengt.  ®ie  ^^olter  jeitigte  folgenbe  (Seftönbniffe: 
2;er  Xeufet  !am  §u  i^r  befleibet  mit  rotten  ©trumpfen,  meiner 
SBefte  unb  blauer  ^acfe;  mit  i'^r  gemeinfam  beftieg  er  eine  mit 
<S>aiht  befd^mierte  Dfenfd^aufel,  unb  nun  ging  bie  r^a^xt  unter 
bem  9iuf:  Dbenau§  unb  nirgenb§  an,  burc^  bie  Suft;  traf  el  fid^, 
ha^  ^ird^engloden  läuteten,  fo  ftocfte  bie  ^ai)xt  bi§  gum  (änbe  be§ 
(Geläutet;  mit  i^rem  eigenen  S3Iute  l^attc  fie  fid^  bem  Xeufel  üer» 
f(^rteben;  bei  ben  ^e^enma^tjeiten  mürben  Heine  ^inber  öerje^rt, 
au§  ben  Ueberbleibfetn  mürbe  ^onberfalbe  bereitet.  Sie  SSer^örc 
enbeten  om  5.  Siooember.  S)a§  Urtl^eil  lautete:  „<SeIbe  fei  im  i^aUt 
ilirer  erfolgenben  S3efef)rung  erft  ju  erbroffeln,  fobann  ju  cnt= 
flausten  unb  ju  ^fc^e  ju  üerbrennen;  im  i^aUt  ber  nid^t  er* 
folgenben  93e!e^rung  aber  lebenbig  §u  üerbrennen;  jebenfall^ 
aber  lüä^renb  be§  §inful^ren§  jur  3flid^tftätte  fünfmal  mit  Bongen 
ju  jiüidEen."  Sieben  SJJonate  mufete  bie  Unglüdlid^e  nod^  märten 
auf  bie  SSotIftrecfung  beä  Urt^eitä;  erft  om  16.  ^nü  1680  finbet 
if)re  ^inrid^tung  ftatt. 

33* 


516  drittes  a3u(^.    ^apfttf)um  unb  ^eEenunftejen. 

S)et  furd^tbarftc  X()eU  bc§  2)raTna§  folgt  aber  noc^.  5)a§ 
maa^Io§  gepeinigte  SBeib  ^tte  i^re  eigenen  ^inber:  3JJt(|aeI  14, 
5tnna  12,  ©ebaftian  9  unb  SpfJaria  6  ^a^xi  alt,  oI§  3yiitj(^ulbige 
angegeben.  3)arauf^in  werben  am  29.  gu^i  1679  9Jlitf)aet  unb 
Stnna  junt  2;obe  —  ®nt^ou|)tung  unb  SSerbrennung  —  öer* 
urtf)eilt;  Sebaftian  unb  9Karia  —  ^inber  öon  9  unb  6  Satiren! 
—  mußten,  gur  ^Ibfc^recfung,  biefem  furditbaren  @(i)auf|)iel  bei- 
Jüo^nen,  nad^bem  fie  öori)er  oom  ®eric^t§biener  ge^eitfc^t  njorben 
waren. 

©in  noc^  öorf)anbene§  SKanuffript  eine§  S)r.  Öorenj  ^or-- 
rejani  üom  Satire  1630  berichtet,  ta'^  bie  fürftbifd^öflic^en  Su' 
quijitoren  ^otiann  öon  Siamponi,  Pfarrer  öon  @t.  S^^^- 
unb  ber  Sanbrirfiter  ®r.  ©  abriet  S5arbi  in  ben  ^o'^ren  1614 
unb  1615  fieben  ^ejen  unb  brei  |)ejenmeifter  öerbrennen  liefen 
wegen  2Bettermactien§  unb  gef(|lec^tlid^en  Umgangs  mit  bem  Teufel.  ^ 

®a^  %t)xoi  unter  bem  ^ejengtauben  unb  feinen  blutigen  golgen 
nici^t  no(i)  fc^werer  gelitten  f)at,  üerbanft  e§  bem  energifrfien  unb 
öer^ältnifimä^ig  unbefangenen  gürftbifd)of  bon  SSrijen  ®eorg 
©olfer.  Sit»  im  ©ommer  1485  ber  pä|)ftli(^e  Snquifitor  ^tiu' 
xiä)  SnftitoriS,  ber  SSerfaff er  be§  berüci^tigten„^ejenl^ammer§", 
mit  ber  betannten  |)e£enbulle  SnnojenS  VIII.  (Summis  desi- 
derantes)  naä)  X^rol  !am,  um  bort  feine  @d^recfenit)errfc^aft  auf- 
rundeten, fanb  er  in  SSifc^of  (SJoIfer  einen  entfd^iebenen  ©egner, 
ber  i{)n  tro|  ^3äpftlideer  SSottmacj^ten  unb  SSuHen  nött)igte,  bo§  öanb 
balb  äu  oertaffen. 

b.  ©aläburg,  @Iio§,  Sotl^ringen,  SBrei^gau. 

©in  9f{iefcn^ejen:prD5e^  befd^äftigt  gWifc^en  1677  unb  1681 
©aljburg.  lieber  100  ^erfonen  finb  angeflogt;  barunter  ^inber 
bi§  äu  fünf  Salären.  Sie  golter  arbeitet  ^ag  unb  S^iod^t,  man 
§Wingt  bie  (SItern,  gegen  ifire  ^inber,  bie  ^inber,  gegen  i!|re  (Sltern 


1  @tne  „(5igentpmUd)!eit"  ber  Xrienter  ^nquifition  war,  bo^  fie,  b.  % 
ber  SJarbinoI=i^ür[tbifd^of  ©manuel  SJlabruägo,  boä  SSermögen  Silier  bcr= 
jenigen  bejd)Iagna^mte,  bie  i:^re  „llnfd)ulb"  ni^t  l)inretcf)enb  betoeifen  fonnten ; 
baburc^  floffen  noc^  bem  Beugntfe  be§  2)r.  2:orrefani  bem  fürftbifc^öfli^en 
<Bd)a\}  innerfialb  weniger  ^a'^re  100,000  3tagnefi  (=  90,000  ®lb.)  ju 
(^faunbler,  a.  a.  D.,  ©.  26:.    SSgld^.  unten  ©.  531. 


IV.  Dpfer  beg  §ejcnnja^n5.  517 

au§5ufagen.  ©leben  biefer  Unglücflicfien  tüerben  am  22.  ?5ebruar  1679 
tlingericfitet  (IReic^Sard^io,  SJiünd^en,  öejenaften  9ir.  10a — c  unb  11). 
2(u§  ben  ©algburger  Stften  öon  1678—1679  ergeben  ficf)  allein 
für  bie  (gtabt  ©aljburg  76  STobeSurt^eile  burd^  8c^lüert,  Stricf 
unb  geuer,  barunter  ein  je^njä^riger  ßttabe  unb  eine  80  jährige 
©reifin.  5tm  9.  gebruar  1678  föurbcn  fieben  „Settelbuben"  wegen 
i^fjctxd  jum  SSerbrennen  öerurt^eilt.  Siner  üon  i^nen,  jT^omaS 
S'ogter,  ftiurbe,  njeiC  er  ficf)  nidit  betel^rt,  b.  ^.  ni^t  geftonben 
^atte,  tebenbtg  üerbrannt;  W  übrigen  borl^er  erbroffelt  (9Jiit= 
t^cilungen  ber  ©efettfi^aft  für  ©aläburger  2anbe§funbe  XII,  413; 
XXV,  Uff.). 

1716  f^ielt  äu  9}iü^Iborf  im  (Satjburgifd^cn  ein  ^je^enproje^ 
gegen  bie  ganje  9Kü^Iborffd^e  (Sd^uljugenb!  5)er  3tu§gang  be§  ^ro= 
SeffeS  ift  unbefannt  (HRünclen,  9letc^§arc^iü  yix.  12). 

Sm  '^ai)xt  1720  ttiurbe  ^u  SKoS^am  an  ber  fteierifd^en  ©renje 
ber  24jä^rige  Simon  SBinbt  aU  SBä^rtuoIf  enthauptet  unb  bann 
öerbrannt.  2Bie  ber  9Jic^ter  nac^  (Salzburg  berichtet,  Iö|t  fi^ 
ber  SSerurt^eitte  beim  ©rjbifd^of  „für  ba§  gnäbigft  gemilbertc  Ur> 
tf)eil  [köpfen  cor  bem  SSerbrennen!]  in  aller  Untert{)änigfeit  ge= 
t)orfamft  bebanfen"  (9tei(^§ar^it3  [SSJiünt^en]  9Zr.  12;  bei  üiiejier, 
@.  293). 

^m  ©unbgou,  bomat§  unter  öfterreicfiifd^er  §errf(^aft,  njurbcn 
gegen  (Snbe  be§  16.  Sa^rt)unbert§  über  800,  im  83i§t^um  ©tra^» 
bürg  in  bem  furjen  3eiti^flunt  öon  gmonjig  ^al^ren  1515 — 1535 
über  5000  (fünftaufenb)  §ejen  öerbrannt.  9lttein  in  htm  ©tobt» 
d^en  @o§ba(^,  bo§  ju  Strasburg  gef)örte,  würben  in  einem  ^a^xt 
(1522)  122  ^ejen  öerbrannt  Theiler,  Notice  sur  les  proc^dures 
criminelles  dans  l'Evechö  de  Strasbourg,  «S.  77,  bei  @töber, 
2)te  |)eEenpro3cffe  im  Slfafe,  @.  43). 

Sn  Xtiann  (@Ifa^)  begannen  bie  §egenbränbe  im  ^af^xt  1572, 
„^cn  neunten  SBintermonat",  fagt  bie  „Steine  ST^anner  ©l^ronü", 
„^at  man  atC^ier  angefangen  öicr  §cjen  ju  öerb rennen,  unb 
!^at  bergleid^en  Sje!ution  gemährt  bi§  auf  anno  1620.  5tIfo  ha^ 
innert)alb  48  S^^i^en  nur  allein  ^icr  bei  152  öerbrennt  morbcn 
finb,  meil  fie  an  SKenf^en  unb  SSie^,  an  (Setraib,  3f{eben,  grüd^ten 
mit  SeufeB!ünften,   SEetter,    Stegen,   Sälte,   S3Ii^,  2)onner,  |)agel 


518  ©rtttel  93ud).    ^apfttt)um  unb  ^ejenuntüeien. 

unb  graufam  üiel  UebeleS  gu  tüege  gebrad^t  :^aben"  (bei  ©tober, 
Q.  a.  D.,  ©•  45).  3m  Sol^i^e  1572  luurben  in  ben  elfäffifd^en 
©tobten  |>attftabt,  ^errliS^eim,  2(mmer§weil)er  unb  SoI= 
mar,  2:ür!^eim,  ©ul^bad^,  ©igoBl^eim,  SBin^en^eim 
42  |)e£en  üerbronnt  (Album  alsacien,  1838,  ©.  56  ff.),  ^n 
©nfiS^eim  irurben  üom  ^a^xt  1551  bi§  1622  ac^t  unb  ac^t§ig 
^ejen  ti erbrannt  (Merklen,  Histoire  de  la  ville  d'Ensisheim,  II, 
132).  Snner^olb  13  Sauren  (1629—1642)  tuurben  §u  ©^Iett= 
ftabt  91  §ejen  „ju  Sulfer  ^^ulöer)  unb  ©fcfien  (Stfd^e)  ber- 
brennt"  (Dorlan,  Notices  historiques  sur  Schlettstadt,  II,  195  ff.). 
Sn  ^f^öern  njurben  innerl^alb  oon  fec^§  2Jionaten  ;SuIi  1614  bi§ 
Sonuar  1615)  15  §eyen  öerbrannt;  bi§  gum  '^a^vz  1650  mürben 
bann  nod^  12  §ejen  bort  öerbrannt  (©töber,  a.  a.  D.,  @.  58 ff.). 
Sn  tim  Keinen  gleden  SDiemeringen  bei  S^^^^t^  würben  öom 
29.  Sl^ril  1671  bi§  pm  16.  Dftober  1673  stoölf  SSeiber  unb  fünf 
SJJänner  aU  §ejen  unb  ^^uberer  öerbrannt  (^irc^enbuc^  ber 
^Pfarrei  S)iemeringen,  bei  ©töber,  a.  a.  D.,  3'lac^träge,  ©.  57;. 

9{emigiu§,  Dberric^ter  in  2ot{)ringen,  giebt  an,  ha^  toä^renb 
ber  15  Sa^re  feiner  X£)ötig!eit  ;1578— 1593)  über  900  |)efen  unb 
^ejenmeifter  öerbrannt  tüurben  ;^ottarf,  SJJitt^eilungen  über  ben 
^tictnpxo^t^  in  ©eutfc^Ianb,  »erlin  1886,  ©.  15). 

Ueber  bie  ©reuel  im  $8rei§gau  berid^tet  guöerläffig,  ou§  ben 
@tabtard^iöa!ten  öon  greiburg,  ©i^reiber  (®ie  ^egenprogeffe  §u 
greiburg,  Dffenburg  unb  S8räunfingen,  greiburg  1837): 

„Sine  Srou  9Inna  Schweiger,  bie  iöefenmac^erin,  rturbe  om 
©am§tag  nad^  ajiargaret^a  2lnnD  1546  aU  ^eje  öerbrannt.  Dft 
npurbe  bie  S^ortur  oiermal  bi§  fed^Smal  angetoenbet,  unb  baburd^ 
beina^^e  immer  ein  (S)eftänbni|  er^re^t.  SBiberrief  S^manb,  fo  be-- 
gann  bie  Xortur  auf'§  S^eue,  unb  geiftlid^e  unb  »eltlid^e  S3eomte 
gaben  fitf)  aUe  9Jlü^e,  jur  3urücEna^me  be§  Sßiberrufg  §u  belegen" 
(6.  15.  17). 

„^en  1.  ^e^cmber  1627  tt)urben  gu  Dffenburg  ^atliarina 
^oljmann,  ^leo^^o  ^t^ln  unb  21.  9K.  ©pengler'§  et)efrau 
njcgen  Zauberei  gum  lebenbig  Sßerbrennen  oerurt^eilt,  aber  au^ 
©nabe  pöor  ent^au^tet.  S)en  20.  2)eäember  Würbe  Sucia 
©atorie,    ©tettmeifterg    SSittWe,    Wax'xa   ^af^or,    Sl^riftian 


rv.  D^jfer  be§  §ejentDa^n§.  519 

^aufer'g  Srau  unb  Simon  |)aller,  lüeil  fie  ÖJott  öerleugnet, 
auc^  ^ejen^oc^Seit  geilten,  üerbrannt.  2)en  12.  Januar  1628 
em|)fingen  trieber  fünf,  gum  X()eil  angef eigene  grauen  bal  glei(^e 
Urttieil"  (©.  17).  2(nt  14.  ^uni  1628  njurben  brei,  unb  am 
7.  Suli  öier  §ejen  "^ingerid^tet,  troüon  eine  if)r  ©eftänbni^  gu-- 
rüdna^m,  e§  oBer  nad^  erneuerter  golter  Beftätigte.  Xen  29.  ^o-- 
OemBer  hjurben  be§  @tettmeifter§  93auer  2;oc^ter,  bann  be§  ©tett- 
meifter^  2;^oma|)au§frau,  SJZidfiael  2JJaier'§  |)au§frau  unb  Slnna 
f)oufer  nac^  gett)of)nter  SBeife  l^ingerid^tet.  ®a§  gleid^e  Urt^eil 
erging  ben  13,  ©ejemfier  über  öier  anbere  SSeiBer.  ®en  22.  ^a-- 
nuar  1629  mürben  lieber  brei  ^xautn  unb  am  14.  gebruar  §n)ei 
^ejenmeifter  Iiingeric^tet.  ®en  4.  Tlai  tüurbe  ba§  Xobe§urt^eiI 
über  brei  SBeiber  gefprod^en,  hjoöon  eine,  eine  |)ebamme,  auf  bem 
SBege  §ur  9li(j^tftätte  mit  glüf)enben  ©ifen  gejtüidt  würbe.  5)en 
25.  9Jiai  tüurben  fünf  ^ejen  l^ingerid^tet;  ben  8.  ^uni  gftiei 
§ejen  unb  jföei  ^ejenmeifter ;  ben  4.  S^Ii  fünf  ^egen  unb  ein 
^ejenmeifter.  S33egen  ber  öielen  9Küf)eit)aItung  mit  biefen  „Un= 
l^olben"  baten  bie  (^eift(i(^en  (!)  um  eine  befonbere  „3lcfompen§", 
bie  il^nen  jeboc^  obgef(^Iagen  tourbe.  5tm  27.  Sluguft  njurbe  im 
„offenen  Statine  einhellig  befd^Ioffen:  toeil  SKartin  SSe^er,  be§ 
SKäber'g  @o^n  S^^ob,  9Jlartf)a,  §ernT  ©tettmeifterg  ^t)tli^i^ 
S5ed  ^au§frau,  Dtilie  ^an§  Sang  unb  93arbara,  ^ol^ann 
StJageTg  ^au§frau,  65ott  unb  alle  ^eiligen  üerlüugnet,  ta'^  fie  alle 
fünf  erftlid^  mit  bem  @d^tt)erte  üom  ßeben  §um  ^^obe  gerict)tet,  unb 
nad^ge^enb§  bie  Häupter  unb  Körper  gu  ^ulüer  unb  ^Ifdje  öer» 
bronnt  h)erben  f ollen;  be§  9Jager§  grau  fotte  jeboc^  nod^  guüor 
ein  (Sriff  mit  ber  glü^^enben  B^nge  auf  bie  rechte  S3ruft  gegeben 
tperben."  3lm  29.  5tuguft  Würbe  bie§  Urtl^eil  öongogen.  2tm 
23.  9?oöember  würben  SJlargaret^a  ^utöer,  granj  ©opfert, 
So|onn  ©eorg  Söauer  unb  SJiaria  SSalter  gerid^tet  (®.  17 
bi§  22). 

Qu  Bräunungen  würben  am  9.  ^uni  1632  SSerena  ^ox-- 
nung  unb  SJiagbateno  ©c^wen!  gertd^tet;  beibe  nad^  wieber« 
^olter  fc^Werer  golterung.  %m  26.  September  1635  würben  öier 
^ejen  unb  ein  |)ei*enmeifter  gerichtet  (©.  33). 


520  2)rittel  SBut^.    ^apftt^um  unb  ^eEenunJoefcn. 

c.  93aicrn. ' 

Sit  bcr  bifd^öflid^  freifingifd^en  ^txx\d:,a\t  SSerbenfcIS  h)ütf)ctc 
btc  SSerfoIgung  befonber§  ftarf.  S)rei  @d^ar frid^ter ,  ber  öon 
©c^ongau,  ber  öonSiberad^  unb  ber  öon  §alt  in  X^rol,  Ratten 
l^ier  mit  ?^DÜern  unb  ^inric^ten  oollauf  ju  tl^un.  ®ie  brei 
„SOieifter"  untersuchten  hk  SSerbäd^tigen  förperlid^  auf  ^ejenmale. 
2ln  fieben  „TOalefi^red^tStagen",  öom  5.  gebruar  1590  bi§  in  ben 
SfZoDcmber  1591,  finb  ein  unb  fünfzig  SBeiber  al§|)ejen  l^ingerid^tet 
ttjorben:  33  au§  bem  (Serid^t  (Sarmifc^,  11  au§  bent  (Sericf)t 
^artenfird^en  unb  7  au§  bent  ©erid^t  SJlittennjalb.  ©in  X^ eil 
hjurbe  lebenbig  öerbrannt,  bie  übrigen  ^mvlt  erbrojfelt  unb 
bann  0 erbrannt.  'äU  im  SD^ai  1590  neun  SBeiber  au\  einmal 
öerbrannt  tt)erben  fottten,  ujurben  fie  nurbeS^albguoor  erbroffelt, 
weil  ber  S^ad^rii^ter  erftörte,  wegen  be§  ®ett)itterrcgen§,  ber  |)oIj 
unb  ©tro^  burd^nä^t  ^abt,  fei  ha^  Sebenbigöerbrennen  unmöglid). 
2)er  SSogt  tjon  S33erbenfel§,  ^a^pav  ^oi^t,  entfc^ulbigte  fic^  be§* 
l^alb  bei  ber  bifd^öflid^en  Sfiegierung,  bie  Sebenbigöerbrennen 
angeorbnet  l^atte;  er  bat  „untert^önig,  ht^^aib  feine  Ungnabe  auf 
i^n  §u  werfen",  ©ieben  geleierte  ^riefter,  f)ob  er  !§erüor,  l^ätten  bie 
SBcib^^erfonen  ju  einem  Äriftlid^en  (5nbe  gebrad^t.  Sei  ben  2Ber» 
benfe(§'fc^en  2tuto§bofe  war  überhaupt  bie  ©eiftlid^feit  ftet§  ^d}!' 
reid^  t)ertreten,  wol^t  um  ba§  SBo^Igefaüen  i^reS  bifd^öflid^en 
Sanbeg^errn  gu  erlangen.  @o  Waren  om  5.  gebruar  1590  um 
ben  (Scheiterhaufen  oerfammelt  bie  ^röbfte  öon  9ftaitenbud£)  unb 
©d^te^borf,  bie  Pfarrer  öon  ©armifd^,  üKittenWalb  unb 
©fd^enlol^e  (Sammlungen  be§  l^iftor.  SSerctnS  für  Dberbaicrn, 
Slrc^iö  3lx.  183;  ^rec^tl,  K^ronif  ber  (Sraffd^aft  2BerbenfeI§, 
©.  60ff.:  giiesler  a.  a.  £.,  @.  175ff.). 

Sm  Si^tl^um    Stugäburg   würben   öom  1.  2(uguft  1590  bi§ 
13.  9Kai  1592  ad^t  unb  fed^jig  |)ejen   öerbrannt   Wegen  S5u'^I» 


^  ^äj  folge  l^ier  ber  au^gejeic^neten  Sarfteöung  9iieäler'ä:  „®e« 
jd)ic^te  ber  §ejenpro§effe  in  Satern"  (©tuttgart,  1896).  SSon  i^m 
'i^abt  ic^  auii  bie  jal^Irei^en  SBelege  auä  bairifc^en  Strd^iöen  übernommen. 
@ä  fommt  mir  barauf  an,  bem  Sefer  einjuprägen,  ba^  bie  berichteten  (SreucI 
oltenmäfeig  begtaubigte  Xl^atfa^en  finb,  i>a%  unb  wo  bieje  Slften 
auc^  ^eute  noc^  eingufe'^en  finb.  3Riij  mit  „fremben  gebern"  fd^mücfen  ju 
iDoUen,  tote  bie  ultramontane  „^itit"  mir  nac^lügt,  liegt  mir  gönsUc^  fern. 


I 


IV.  Dp\ex  be^  ^ejeniüa^n^.  521 

ftfjoft  mit  bent  STeufel.  (2)te  Selcge  für  bteje  ^ejenbränbe  bei 
fRicjIer,  a.  a.  0.,  @.  141  ff.)  '^m  ^a^xt  1590  lüuvben  mehrere 
Un^olben  ju  ^ngotftabt,  ba§  bamat§  ganj  unter  bem  Sinflufe 
ber  S^fititcn  ftanb,  öerbrannt. 

1589  tüurben  allein  in  ©c^ongau  unb  Sfiad^barorten  63  grauen 
al§  §ejen  t3  erb  rannt  tuegen  SSettermad^en§  unb  gefd^led^tli(^en 
Umgang^  mit  bem  Teufel  (Dberbaier.  Slrd^io  XI,  128  ff.).  2)a 
bei  fold^en  ^roäeffen  niemals  ein  toirfüt^er  X^atbeftanb  öor^anben 
toax,  fo  !am  Sltte§  auf  ha§  @eftänbni^  an;  bie»  aber  tüurbe  er-- 
langt  burc^  bie  f^olter.  „^n  einem  ber  (Sc^ongauer  gätle  lautete 
ber  S3efc^eib  be§  9Jiünc§ener  |)ofratf)§  au^brüd tid^ :  ba§  SSeib  fei 
njeiter  §u  torquiren  unb  i'^m  nid^t  9lu!§c  gu  laffen,  bi§  man  ha^ 
©eftänbni^  ^aht"   (9?ieäler,  a.  a.  D.,  @.  167). i 

3Im  2.  3uli  1590  njurben  oier  §efcn  in  SJiünd^en  öer^ 
b rannt,  aber  „au§  befonberer  ©nabe"  wegen  i^re§  l^o^en  2Wter§ 
öor^er  erbroffelt.  <Bk  l^atten,  toie  „ba§  (£r!enntnife"  befagt, 
^inber  getöbtet  unb  barou§  eine  n)äfferige,  gäl^e  ©albe  bereitet 
(Dbcrboier.  2lrc|io  XIII,  68—72).  ^m  gleichen  ^a^re  tüurben 
äluei  ^ejen  p  ^ngolftabt  ocrbrannt;  im  ^a^re  1591  jtoci  ju 
SBeitl^eim  (^rei§orc^iö  DJJünc^en,  Crimiu.  323/16;  SBeftenrieber, 
^Beiträge  III,  107).  ^n  %öi^  luurben  1599  „mehrere  ^ejenn^eiber" 
0 erbrannt  (@.  SSefterma^er,  K^ronif  ber  S3urg  unb  be»  9Jiarftel 
%'6l^,  @.  101).  ©ine  §eje  3Jiargaret^e  föurbe  1605  in  ^mS^tn-- 
^of  en  mit  fluten  ge)3eitfd^t  unb  berbrannt  (©cEimetter-'^frommann  I, 
1090),  Snt  Sa^re  1600  luurben  ju  9Jiünd^en  ad^t  93?änner  unb 
brei  j5ri;auen,  „oon  bencn  einige,  n)ie  Sftiejter  fagt  (a.  a.  D., 
@.    198),    gemeine  SSerbred^er    gettjefen   §u  fein   fd^einen",  megen 


1 9iur  ein  9!JlttgUeb  beg ^ofratl^g,  mit  3lamtn2aQn§,  etflärte  fi^  gegen 
bie  (Seiüaltt^ätigfeit.  Sagug  machte  bei  biefer  ®elegenl)ett  bie  bemei-fen^tuert^e 
SRitf^eilung,  ha'^  fc^on  an  3000  §cjen  in  ©eutfc^Ianb  oerbrannt  luorben 
feien  (Dberbaier.  2Irtf)io  XI,  356  ff.).  2tuö  einem  ©utac^ten  beö  berühmten 
Qngolftäbter  ^uriften  ®eorg  ©oerarb  über  einen  ^eyenproje^  öerbient 
eine  ©teßc  ^ier  mitget:^eilt  ju  werben,  ^n  ber  'üä^e  beg  ©efängniffe^,  in 
bem  bie  „|>eje"  fafe,  war  ein  fc^iüarjer  ^aijn  ge?ef)en  irorben.  „SBer  biel  ge= 
tücjen,"  jagt  ©Detat,  „ift  fo  tfar,  "oa^  t§  nic^t  erläutert  ju  rcerben  braucht; 
e§  wat  ber  teufetifcbe  Su^te  ber  SSer^afteten"  aüiejter  a.  a.  D.,  <B.  168). 
2)amalä  ^errfc^ten  auf  ber  Uniterfität  ^ngolftabt  bie  i^ejuiten  (oben 
©.  471). 


522  2)ritteä  93uc^.    1)Sapfttf)um  unb  ^ejenuntoejen. 

^eferei,  nad^  unerhörten  ©raufamfeiten,  tierbrottnt:  fed^§  SSer= 
urt^eilte  ttiurben  je  fecf)§inal  mit  glü^enben  Borgen  ge§n)tcft; 
einer  grau  würben  bie  Prüfte  abgefc^nitten,  ben  SIKännem  »urbcn 
auf  bem  9tabe  bie  ©lieber  ^erbrocfien ,  einer  lüurbe  ge^fä^It, 
unb  äule^t  tourben  Slfle  noi^  lebenb  öerbronnt  (9leic^§ard^io, 
^ejenaften  ^x.  2).  2;er  äftansigjäfirigen  2tgne§  ^lofterntüüerin 
n)irb  nac^  neunmaliger  golter  ba§  ®eftänbni|  erpreßt:  \k  tiabc 
brei^ig  |)erjlein  öon  ^inbern  gegeffen,  ber  Teufel  ^dbt  mit  i^r 
getanst,  balb  al§  SJienfcl,  balb  aB  Schlange.  9J?it  i^rer  SUintter 
tüirb  fie  am  27.  Dftober  1600  ö erbrannt  (9lei(^§arc^io ,  §ejen-- 
aften,  9^r.  3).  3n  ©onauwört^  würben  1608  unb  1609, 
Joä^renb  ber  fat^olijcöen  ©egenref ormation ,  me:§rere  |)ejen  l^in* 
gerid^tet,  weil  fie  mit  bem  Sieufel  gebut)It  unb  Unwetter  gemacht 
^tten  (Stiewe,  Urf^rung  be§  30  jährigen  ^iege§  I,  334  unb  Stn-- 
merfungen  ©.  113.  453).  ^efutten  geleiteten  bie  Unglüdlic^en 
gum  ©d^citerliaufen. 

SSon  2Ifc^affenburg  melben  bie  Sit)re§beri^te  ber  ^efuiten 
jum  So^re  1612 :  „  jDie  fur(|tbaren  (Sd^aaren  ber  §ejen  erfüllen  l^ier 
5IIIe§  mit  ©d^reden:  mehrere  berfelben  f)aben  wir  burd^  eifrigen 
geiftlid^en  S3eiftanb  gur  3fteue  [oor  bem  ^lobe]  bewogen"  (Litterae 
annuae  Societatis  Jesu  ad.  a.   1612,  Duaci  1618,  p.  348). 

Sn  ber  S)eutfd^orben§ftabt  (ällingen  würben  im  ^a^xt  1590 
ein  unb  fiebjig  ^ejen  öerbrannt;  im  Sahire  1612  §u  Sllwongen 
167.  Xie  unglüdli^en  Cpfer  würben  burd^  3 ef listen  §um  5;obe 
„üorbereitet".  ^n  SBefterftetten  bei  Sllwangen  !amen  innerhalb 
brei  Sofien  brei^unbert  9JJenfdf)en  auf  bem  @d^  eiterig  auf  en  um 
(Journal  öon  unb  für  gi^anfen  1,  194;  Kropf,  Historia  provinciae 
Societatis  Jesu  Germaniae  Superioris,  Monachii  1746,  1,  65). 

Sn  ©id^ftätt  würben  öon  1603 — 1627  ein^unbert  gweiunb-- 
gwanjig  §ejen  öerbrannt  (JRiejIer  a.  a.  D.,  8.  222).  @in  (Sid^- 
ftötter  Stid^ter  um  1628  erwäf)nt,  er  ^äbz  274  |)ejen  rid^ten  laffen 
(Ärei^arc^iö  9J?ün^en,  Cod.  mspt.  214,  f.  84).  ©iUingen,  ber 
©i^  ber  9lug§burgifcf)en  Sefuitenuniöerfität,  wirb  al§  (Sd^au-- 
pla^  §al^Ireid^er  ^ejen^inrid^tungen  genonnt.  (Se^te§  SHtenftücE  in 
bem  Fase.  I  be§  gieic^garc|iö§ ,  ^ejenwefen.)  9lra  30.  ^uli  1629 
Würbe  Wegen  gefc^tec^tlid^en  Umgangs  mit  bem  5!eufel  bie  alte 
^offd^neiberin   ^at^arina   3fJidEI   auf   bem   6d§eiter:^aufen    ju 


IV.  Dpfer  be§  ^eienroa^nä.  523 

Sngolftabt  erbroffelt  unb  bann  5U  Slfd^e  öerBrannt  (9teid|§' 
ard^io,  ^ej-enaften  9Jr.  3).  (Sie  ^atte  eine  SSorgängerin  an  ber  ou§ 
gleid^er  Urfad^e  am  12.  ©ejember  1622  l^ingerid^teten  §eje  2Inna 
©(^al^in.  31t  9^euburg  tnurbe  am  20.  (September  1629  bic 
Stnna  ^äjerin  nad)  grnujamer  golter  enthauptet  (Sidiftätter 
Urfe^bbud^  öon  1603 ;  STnäeiger  be§  germ.  Wul  XXIII,  259). 

Unter  SBotfgang  2ßilf)elm,  bem  fat^olifcfi  getüorbenen  ^falj-- 
grafen  öon  ^fal^'-^ieuburg,  ber  mit  §ülfe  ber  ^efuiten  bie 
Gegenreformation  eifrig  Betrieb,  blühte  auc^  bie  |)e£enöerfoIgung. 
SBefonber?  öiele  ^ro^effe  gegen  ^inber  finb  {)ier  ju  öerjeirfinen.  2)ie 
Unterfud^ung  auf  §ejenmale  am  Seibe  ber  5tngef(^ulbigten  Joar 
burd^  9ftegierung§manbat  befof)Ien.  Sn  bem  Crt  9ieic^ert§f)ofen 
iDurben  50  ^ejen  0  erb  rannt  (SfJeuburger  ^ei§ard)iö,  ^ejenoften 
^x.  34—40  unb  53  b). 

3lm  23.  ©ejember  1556  tüurbe  in  Stmberg  bie  40  ^a^xt  alte 
Urfula  3onnerin  lebenbig  öerbrannt,  nacj^bem  fie  jutior  mit 
glü()enben  Bingen  „einen  Swid"  erhalten  I)atte.  @ie  njor  folgenber 
SSerbred^en  fd^ulbig  befunben  Sorben:  „2(nmac§ung  ^öc^ft  fd^öb= 
tili) er  (Setüitter,  (ScEiicfung  gauberifd^er  SBötfe,  9JJad§ung  ber  SIRäufe, 
SSerfrümmung  unterfc^ieblii^er  ^erfonen,  ^uf'^'inbenbringung  öieler 
^'ül)e,  Drf)fen,  ^ferbe,  nä^tlid^er  2(u§fal)rung  auf  bie  ^ejentänäe, 
S:reibung  ber  ©obomiteret  mit  bem  Sieufel"  (^Teigarc^io  3Imberg, 
Dberpföt§ifd^e  5tbminiftratiöaften  5Rr.  2682,  ad  ^^robuft  120).  5lm 
9.  Januar  1666  toirb  in  9J?ün^cn  ein  TOjägriger  ®rei§  lebenbig 
öerbrannt,  weil  er  ein  Unnjetter  gemad^t,  40  Qa^re  lang  bem 
!leufel  gebient  unb  ha§  ^eiligfte  (Saframent  öerune^rt  l^at  (Theat. 
Europ.  X,  447). 

3m  ^al^re  1722  toirb  Georg  ^röl§  in  Sf^ooSburg  njegen 
^e^-erei  abgeurt^eilt.  (5r  tüirb  auf  ^ejenmalc  unterfuc^t;  in  ©peife 
unb  "Iranf  mirb  i^m  (St.  ^o^anm^'-  unb  @t.  Sgnaji^SSSaffer  ein= 
gegeben.  ^röB  erÜört  fid§  für  unfd^ulbig,  „aud^  wenn  man  il)n 
in  taufenb  ©türfe  jerreifee".  5)ie  gefteigerte  graufame  Tortur  ent- 
reißt it)m  allmä{)lidf)  bod^  ©eftänbniffe.  @r  wirb  am  2.  ajJörj  auf 
bem  ©d^  eiterig  auf  en  erbroffelt  unb  bann  öerbrannt  (9teid^§ar(^iö, 
^ejenfad^en  ^Jir.  8). 

©in  aud)  unter  ben  ^ejenprojeffen  abfc^redfenbeS  83ilb  bietet 
bie   „|)eyenepibemie"    öon   ©aisling  im  3ai)re   1690.     ^n  bem 


524  Srttteä  Suc^.    iJJapfttljum  unb  ^ejenunrueien. 

|)aufe  be§  2)re(^§Ier§  ©rueber  fpuft  „eine  fromme,  arme  @eele 
au§  bem  gegfeuer,  gupft  unb  fd^Iägt  bie  Seute,  wirft  öon  ber  Söanf 
au§  |)ol5fd^eiter  gegen  fie"  u.  f.  to.  S)a§  Baierifd^e  ©eric^t  ^ai-- 
bau  leitet  gegen  ^manjig  ^erfonen  bie  Unterfuifsung  n)egen  §ejerei 
ein.  5tnge!Iagt  finb  bie  gamilien  ©rueber  unb  Sgger,  bann 
Söoifgang  SBeinäierl,  beffen  grau  SOJargaret^e,  bie  im  Werfer 
©etbftmorb  begel^t,  unb  %d^ttr:  K^riftine;  bie  |)ebamme  Sc^neiber* 
bäuerin.  2)ie  3(n!Iage  lautet  auf  ^eufelSbünbni^,  Unguc^t  mit  bem 
Xcufel,  ;^e£enfaf)rten  unb  §oftienüerune^rung.  93ei  ber  jungen 
S^riftine  '^at  ber  Scharfrichter  bei  ber  förperli(f)en  Unterfud^ung 
brei  §ejenmate  gefunben.  ®ie  golter  mit  ben  „SSeinfd^rauben" 
überfielt  S^riftine  fo,  ta^,  je  fd^drfer  ha§  ©d^rauben,  um  fo  größer 
i^re  „SSerftocftiieit"  hjirb:  „^at  fein  einziges  ^äc^erlein  oergoffen 
unb  fo  oeränberte  5tugen  geI)obt,  ba^  bie  Stichler  claro  clarius 
(florer  aU  Uax)  annel^men  muffen ,  ba§  fie  mit  bem  ^aw^^rmittel 
ber  Sc^iüeigfamfeit  unb  Unem|3finblid)feit  befiaftet  fei."  ®ie  meiften 
Slngeftagten  tt)crben  ^ingeri(^tet;  2Bein§ierI  unb  feine  %xan  tut' 
t)au^)tet,  bann  üerbrannt;  bie  (Seeleute  §an§  unb  ©ertrub 
®rueber,  S3enebi!t  unb  (Slifabet^  ©gger  erbroffelt  unb  bann  öer= 
b rannt;  bie  ©rueber'fd^en  ^inber,  ^at^arina  unb  S3att^afar,  erft 
tnt^avLpttt,  bann  üerbrannt.  $8on  biefen  ^inbern  tiei^t  e§  in 
ben  5tften,  "öa^  i^r  gefc^led)tlid^er  SSerfef)r  mit  bem  ^Teufel  aud^  im 
©cfängni^  noc^  fortbauere.  2)a§  ©rueber'fd^e  §au§  mürbe  ab^ 
gebrod^en  unb  fein  ^joljnjerf  auf  bem  ©d^eiter^ufen  öerbrannt. 
SfJoc^  im  ^afire  1770  »erlangt  ta§  ttofter  SSinbberg,  \)a^  ber 
lifd^,  auf  bem  bie  §ingeridöteten  bie  ^oftien  oerunel^rt  ^aben, 
aufgefuc^t  n)erbe,  unb  1803  fud^t  hk  ^lofterfommiffion  nod^ 
immer  naq  biefem  ^eyentifrf)  in  SSinbberg  (22  Slftenfa§jifel  im 
^reilard^iü  Sanb§f)ut;  auc^  im  9teid)§ard^iö  ^SJ^ünd^en),  |)ejenaften 
3'ir.  7;. 

2tm  5.  Sanuor  1715  erläßt  ber  §ofrat^  §u  9Jiänc^en  eine 
SSerorbnung  über  bie  Untnirffammac^ung  be§  maleficium  taci- 
turnitatis:  „SBenn  man  üermut^et,  ba^  bergleid^en  ©öfemid^t  be§ 
maleficium  taciturnitatis  funbig  finb  [b.  ^.  menn  fie  tro^  Wolter 
fein  ®eftänbni|  ablegen],  fo  Pflegen  mir  fie  am  ^opf,  unter  ben 
5ld^feln  unb  an  ben  ©d^amtf) eilen  ju  fd^eeren  unb  i^nen  oor  ber 
5;ortur  8t.  So^anni§^@egen,   SBei^brunnen,  Sgnatiu§=233offer  unb 


I 


IV.  D^jfer  be§  §ejentt)a!)n2.  525 

Terpentinöl,  atteä  untereinanber  bermifd^t,  ju  trinfen  ju  geben" 
ü.  .§Drmat)r'§  ^afc^enbuc^,  92.  g.,  1831,  S.  332). 

Kämmerer  unb  9iat^  ber  ©tabt  ^ingolfing  fpredien  am 
7.  Sunt  1715  ha^:  Urt^eif  gegen  bie  46iäf)nge  Sagelöfinerin 
SBal^urga  ^inertn  unb  t^re  ^ftei  6öf)ne.  jDte  Wlntttx  l^otte 
nod^  ber  golterung  „geftanben",  mithülfe  be§  2:eufel§  junt  ^ejen^ 
fabbat!^  au§gefa{)ren  ju  fein,  mit  bem  Xeufel  ein  S3ünbni^  gefciiloffen 
unb  i^m  i^re  Äinber  gefd^enft  ^u  §aben.  8ie  wirb  enthauptet 
unb  bann  ö erbrannt;  i^re  beiben  9  unb  12iäi)rigen  Sö^ne,  bie 
fid^  öom  leufel  in  ha^  S8uc^  tiatten  einf(^reiben  lajfen,  lüerben 
burd)gepeitf(f)t  unb  muffen  ber  Einrichtung  i()rer  9Kutter  beitüo^nen; 
bann  foüen  fie  eine  ^^it  lang  in  tolerabili  custodia  gehalten  unb 
in  ber  (iriftlid^en  £e{)r  grünblid)  unterrichtet  inerben:  loffen  fic 
feine  Sefferung  Oerfpüren,  fo  finb  fie  ju  neuem  $ro§e^  einjusie^en 
(ftteilord^iö  SanbS^ut,  gaSg.  168,  9?r.  405  c  8,  bei  9iieäler,  a.  a. 
£).,  <B.  289). 

9tm  5.  SfJooember  1717  n^erben  ju  greifing  bie  8  unb 
9jiö^rigen  ©c^ulfinber  Sorenj  ^Riberberger,  9Kicf)aeI  Qt\i 
unb  Söalt^afar  SRiefenpäcf  mit  bem  (Sd^merte  {)ingerid^tet 
iin'i)  bann  öerbrannt;  bie  ©eftänbniffe  biefer  ^inber  lauteten  auf: 
9Käufemad^en,  ^jeEentänje,  gefc^led^tlid^en  Umgang  (!)  mit  bem 
Teufel.  5)ie  gleid^alterigen ,  mitangeflagten  ^inber  SSeit  5tbcl» 
wart  unb  %van^  SBeingartner  fotten  ber  §inrid£|tung  jufel^en, 
bann  mit  SfJut^en  geftri^en  unb  ii)ren  (SItern  n)ieber  jugefütirt 
werben  (9D?üncE)en,  9leid^§ard§io,  ^e^enaften  ^x.  8). 

1715  finbet  in  |)aag  bei  SJJünd^en  ein  ^roje^  gegen  ben 
©d^ulmeifter  ^a§|(ar  gd^waiger  unb  jwei  feiner  Schulbuben 
ftatt.  Schwaiger  mirb  „mit  fonberbar  fd^arfem  ^u^eben"  gefoltert 
unb  geftef)t:  er  fiabe  im  SSeifein  ber  ^inber  jweimal  Unwetter  er= 
regt,  SJJäufe,  %txM.  ^a|en  unb  §unbe  gemad^t,  bie  fammt  bem 
Xeufel  au§  einem  2oc^  f)erau§!amen,  bann  wieber  oerfd^wanbcn. 
©inmol  fei  er  mit  ben  beiben  iöuben  in  einer  mit  fetf)§  Wappen 
befpannten  ^utfdie  burdf)  bie  Suft  in  bie  2(u  nac^  Tlimd^m  ge= 
fahren,  wo  fie  an  unfittlid^en  Eejentänjen  t^eilnat)men  unb  nad^ 
bem  %an^  mit  ^eyen  unb  Teufeln  Unjurfit  trieben.  Stilen  feinen 
©c^uWinbern  l^abe  er  an  ber  §anb  bie  |)aut  geöffnet,  ein  2:^eUd^en 
einer  geweiften  .»poftie  ^ineingeftecft,   bann  bie  SSunbe  wieber  ju^ 


526  2)rttte§  58u(^.    5)Sapyttf)um  unb  ^CEenuntriejen. 

j^eilcn  laffen  {'ätttn  be§  ^iftorifc^en  SSereinS  öon  Dberbaiern, 
3?r.  6210,  Bei  'Sii^Ux  a.  a.  D.,  @.  290  ff.).  ®er  SluSgang  be§ 
^ro^effeS  ift  aus  ben  erhaltenen  5tften  nic^t  erfid^ttid^. 

2Int  12.  Dftober  1716  luirb  ber  9Jiefener  unb  ©c^Io^gärtner 
Sodann  ©nbigrueber  gu  Srbing  njegen  |)ejeret  erbroffelt 
unb  bonn  0  erb  rannt.  S)er  Unglücflid^e,  oon  ©c^utfinbern  be= 
gic^tigt,  bet^euert  feine  Unfdiulb.  5)o  ergel^t  t)ont  ^ofrat:^  in 
9JJünd^en  ber  Sefe^I,  ©.  foHe  üom  ßanbS^uter  ©c^arfric^ter  ouf 
§ejenmale  förperUd)  unterfud^t,  gefd^oren,  mit  einem  Seibgürtel 
gefc^Ioffen,  na^  einigen  2;agen  gur  n)ir!Ii(j^en  Xortur  geführt,  auf 
ben  93ocf  gefpannt  unb  mit  ©pi^rutl^en,  bie  in  SBei^Waffer  einju» 
föeic^en  finb,  gepettfd^t  werben.  'äü6)  in  bie  ©peifen  foöen  i!^m 
gemeinte  (Sachen  gemengt  werben.  5Die  ^folterung  wirb  auf  ta§ 
groufamfte  öoüsogen,  „alfo  "öa^  bei  jebem  (Streif  eine  nit  gemeine 
S3Iutrunften  ^u  öerfpüren;  auf  bem  S3od  ift  ba§  ^tUt  93Iut  ju 
fe^en.  S)0(^  (£.  öertjarrt  unter  !ontinuirIid)em  ©d^reien  unb 
SSorroenbung  feiner  Unfd^ulb  immobiliter  auf  bem  Seugnen,  §at 
Weber  eine  einzige  Xtiräne  öergoffen ,  nod^  ^t  i^n,  wie  fonft  bei 
biefer  Xortur  üblic^  ift,  eine  D^nmac^t  ober  (Sd^Wäd^en  über= 
fommen.  Sei  feinem  SJialefüanten  t)at  man  nod^  eine  fold^e  §art-- 
nädigfeit  öerfpüret,  ift  woi)!  p  pröfumiren,  ba^  er  {)eimlid^  mit 
bem  beneficium  taciturnitatis  belauftet  fein  Wirb".  S)er  3Jiünd)ener 
§ofrat^  befie'^It,  ba^  bie  Torturen  per  dies  intercalatos  iterato 
unb  abget^eilt  üorgenommen  werben  f ollen.  S)a  legte  (S.  ein  ©e-- 
ftänbnt^  ob :  an  ber  ^utfdEie,  in  ber  er  mit  SSeibern,  beren  Flamen 
er  nennt,  jum  |)ejentanä  nacf)  ber  Stu  gefahren  fei.  Wären  @ei§= 
börfe  gefpannt  gewefen;  beim  ^an^en  Ratten  Xeufel  auf  ^adhutt, 
jDubelfad  unb  ©d^olmei  aufgefpielt.  SBenige  ^age  barauf  wiber^ 
ruft  @.  fein  ©eftänbni^,  er  ^abt  e§  nur  au§  gurd^t  öor  ber  golter 
abgelegt.  Xag  unb  5Jlad^t  wirb  er  bewacht;  bie  2Bäd^ter  mclben: 
im  ©efängni^  ^eige  fic^  eine  folc^e  SOienge  üon  fliegen  (wo^I  in  Solge 
ber  eiternben  SBunben  be§  Ungtücflic^en),  ^a^  fie  juweilen  ba§  Sid^t 
auSlöfd^en;  bi§  ein  neue§  Sid^t  geholt  werbe,  treibe  ber  ©efangene  feine 
3aubcrei.  SDer  §ofratI)  befiehlt  nun,  @.  fei  ernftli^  ju  ejaminiren, 
bie  „^eud^en"  fei  mit  benebi^irten  ©adfien  au^äuräud^ern  unb  @. 
fotte,  wenn  er  ben  ijßiberruf  nid^t  gurüdnä^me,  auf'g  neue  gefoltert 
werben.     ®.   nimmt  ben  Söiberruf  jurüd,    unb    nun    erge'^t    "oa?» 


rV.  Opfer  be§  §eEenroa^nl.  527 

Urt^eil,  er  fei  au§  befonberer  ©nabe  an  einer  ©äute  ju  erbroffeln 
unb  bann  §u  ©taub  unb  2lf(|e  ju  üerbrennen  ;3trd^it)a!ten  be§ 
^iftor.  SScrein§  Oon  Dberbaiern,  9tr.  6210,  bei  Slie^Ier,  a.  a.  D., 
@.   292). 

JRac^  SSeredinungen,  bie  allerbingS  loegen  S8erfd)Ieuberung  üielcr 
2lften  fe^r  ungenau  finb,  bürfte  hit  Qa^l  ber  im  ganjen  §er§og' 
t§um  öoiern  wegen  ^ejerei  gerid^tlid^  (Siemorbeten  2 — 3000 
erreichen,  ^n  ben  ju  Saiern  get)örigen  93i§t^ümern  greifing, 
SlugSburg,  ©id^ftätt,  bcren  ®ebiet§umfang  öiel  geringer  war, 
aU  ber  be§  ^erjogtl^umg  Söaiern,  tuirb  bie  3^^^  taum  Keiner 
fein  (Siiesler,  a.  a.  D.,  <S.  242). 

9^ur  einige  tüenige  Xtiatfac^en  au§  biefen  öon  „S^iad^f olgern 
ber  Slpoftel"  be^errfc^ten  (Gebieten. 

Sn  gt:eifing  werben  im  ^al^re  1722  brei  unb  ättjan^tg  ^er= 
fönen  wegen  |)eEerei  üer^aftet.  @ie  gefielen:  bei  ben  ^ejentönjen 
fei  ber  Xeufel  erfc^ienen  „wie  ein  red^ter  ®ott,  mit  einer  ^rone, 
ouf  einem  2;^rone  fi^cnb,  neben  ii)m  jwei  rot^  unb  gwei  grün 
©eHeibete".  @If  au§  i^nen  werben  Eingerichtet,  barunter  brei 
Knaben  öon  13,  14  unb  16  Satiren  (9leic^§arc£)iü,  |)ejena!ten 
9tr.  9  a— f). 

5tm  15.  9loöember  1723  würbe  in  ©ic^ftätt  bie  22jäl)rige 
SBalburgo  Sflung  enthauptet  unb  bonn  tjerbrannt.  ^tire  SSer< 
bred^en  waren :  ^ejenfa^rt  unb  S^euf e(§bu'^Ifrf)aft,  bie  nod^  im  Werfer 
getrieben  würbe.  S)a  ber  ©d^arfridfjter  untertaffen  ^atte,  bei  ber  §in« 
rid^tung  Söretter  auf  ben  JRic^tpIa^  gu  tegen,  fo  fanben  öor  ber 
Einrichtung  nod^  „fromme  unb  gekörte  Erörterungen"  ftatt,  ob  e§ 
juläffig  fei,  eine  §eje  auf  bloßem  ©oben  §u.  richten.  (Siner  er-- 
ftärte  e§  für  fefir  bebenflid^ ;  ein  ?Inberer  erinnert  aber  baran,  \ia'^ 
öor  furjer  3eit  ciui^  ber  ^ejenfnabe  33aItEafar  ®or!  auf  bloßer 
(Srbe  „ol^ne  Sd^wierigfeit"  geföpft  worben  fei.  Unb  in  ber  %^at, 
anä)  SBalburga  9lung  würbe  „o^ne  ©d^wierigfeit"  geföpft  (5Reu= 
burger  ^oüeftaneenblatt,  1880,  S3b.  44,  @.  59— 78).i 


1  liefen  „frommen  unb  gelet)rten  Erörterungen"  lag  ber  in  öielen  §ejen* 
projeffen  l^eröortretenbe  unfinnige  3lbergIauBe  gu  ©runbe,  buri^  93erü^rung 
mit  ber  btofeen  (£rbe  erlangten  bie  |)ejen  öom  Teufel,  „bem  |)errn  ber 
©rbe",  übermenf^tidie  Straft. 


528  S)ritte§  93uc^.    ipopyttf)um  unb  ^ejenunroe^cti. 

3m  |)0(f)ftift  ?tug§burg  töerben  üon  1650—1694  jtttölf 
SEßeiber  qB  |)efen  getöbtet,  unb  noc^  im  '^a^xt  1728  tuerben  elf 
^erfonen  toegen  ^ejerei  abgeurt^eilt.  Stile  Stngeflagten  tüurben  ge= 
fc^oren,  auf  ^ejenmale  unterfuc^t  unb  mit  @^i|rut^en  graufam 
gefd^Iagen.  ^te  S^efrau  S3rigitta  9JiieIerin  ttjiberfte^t  lange 
bet  fdjärfften  ^Tortur:  „aüer  angetnanbten  menfi^enmoglic^en  Se-- 
mü^ung",  tüie  bie  Elften  fagen,  bi§  auc^  i^xt  ^aft  brid^t.  Sie 
fud^t  fi(f)  bann  im  ©efängni^  ju  entleiben;  lüiberruft  il^r  ®e» 
ftänbni^,  tt)Drouf  ber  bifdiöflic^e  $Ric^ter,  ^afob  5ofe^{)  be  Saüii, 
üorft^Iägt:  „nad^  ben  beftiä^rteften  ajioraliften  wie  Satjmann, 
5)cIrio,  (Suarej  (alle  brei  Sef^iten)  fotte  man  t^r  ba§  ^ejen« 
mal  (stigma  diabolicum)  au§f(f)neiben".^  ^ad)  fünf  "^a^xt-n,  im 
^a^re  1734,  merben  bie  meiften  ber  SCngeflagten  ^ingerid^tet. 
^er  ^roje^  foftete  4439  (Bulben  (g?eic^§arc^iö,  ^ejenfac^en  9^r. 
14  a — d;   ^oa§,  bie  §eEen|)ro3effe,  Tübingen  1865,  ®.  102  ff.). 

d.  ®ie  i8i5tf)ümer:  ^aberborn,  5Dflünfter,  gulba  (gürftabtet),  S3re§Iau,  Clmü^, 
Köln,  Syrier,  2Jiainj,  SBamberg,  SBürsburg. 

3m  Stifte  ^aberborn  toaren  bie  Scheiterhaufen  unter  ber 
Üiegierung  be§  ^^ürftbifd^of»  X^eobor  tion  gürftenberg  feit  1585 
aufgerid^tet  morben;  in  oolle  X^ätigfeit  traten  fie  bort  aber  erft 
burc^  ha^  SBirfcn  be§  3efuitcn  Söper,  ber  bie  2lu»treibung  ber 
leufel  au§  „S3efeffenen"  im  ©rofeen  betrieb  (Solbon-^eppe  a.  a.  D., 
8.  85;  oben  (5.  494^ 

^ie  (Sd^recEniffe  ber  |)eEenOerfoIgung  im  5ürftbi»tf)um  9J?ünfter 
begannen  mit  ber  X^ronbefteigung  ber  beiben  baierif^en  ^rinä« 
gürftbifc^öfe  (grnft  ,1585—1611)  unb  gerbinanb  (1612—1650). 
Scibe  waren  Sefuitenjöglinge  unb  eifrige  görberer  ber  religiöfen 
Orben:  bie  Sefuiten  (1588),  bie  ^apu^iner  (1612),  bie  ^franäiS'- 
faner  (1613),  bie  SD^inoriten  (1642),  bie  ^ominifaner  1642, 
würben  naÄ  äJfünfter  berufen.  Sser  ^ejenwa^n  unb  "öa^  ^ejen-- 
t3erbrennen,  bie  big  jum  lobe  be§  gürftbifd^of§  S3ern^arb  oon 
9iac§felb  (1585)  im  9Künfter'fc^en  Sanbe  faft  unbefannt  waren, 
!amen    je^t,    too    jefuitifc^e   Unbulbfomfeit   unb    SSerfoIgungSWut^ 

'  Wan  fie^^t,  wie  ber   t^eotogijt^e   SBIöbfinn   ber  ^ejenüerfolgenben 
^efuiten  praftijc^  mirffam  rourbe  für  bie  roeltltc^en  Quriften. 


IV.  D^jfer  be§  ^ejentDa^nl.  529 

i^rcn  @in§ug  l^ielten,  fef)r  in  Uebung  (öglc§.  9^ie^ue§,  3iii^  ®e= 
fd)ic|te  be§  §ejenglauben§  unb  ber  §ejen^)ro5effe  im  t5ürpi§t|um 
ajJünfter,  3Jlünfter  1875). 

®a§  ^ejenbrcnnen  bauerte  im  SJiünfter'fc^en  U§>  tief  in'§  18.  ^a^v- 
^unbert  l^inein. 

2tm  31.  Dftokr  1724  tDurbe  bie  |)eje  2lenne!e  gürftenerä 
äu  ^oeSfelb  bei  SKünfter  gefoltert.  3)a§  üom  Unterfuc^ung^rid^ter 
S)r.  ®ograüiu§  aufgefegte  ^rotofoll  t^eilt  mit:  „SDie  Slngetlagte 
tüurbe  in  bie  ?^o(ter!ammer  geführt,  entblößt,  angebunben  unb  über 
bie  2tnfIogepun!te  befragt.  Sie  blieb  beim  Seugnen.  ©§  tourben  i^r 
bie  2)oumenfd^rauben  angelegt,  unb  weil  fie  beftänbig  gefd^rieen 
^at,  ift  i§r  ber  Knebel  in  ben  2Runb  geftcdt  tnorben.  Dbgleic^ 
bie  ©(f)rauben  fünfzig  9Winuten  angefc^raubt  waren,  fo  l^at  fie  bo(^ 
nid^t  befannt,  fonbern  nur  gerufen:  ^d^  bin  unfdE)uIbig!  D  3efu§, 
ge^e  mit  mir  in  mein  £eiben  unb  fte^e  mir  bei!  S)ann  würben 
i^r  bie  fpanifd^en  Stiefel  angelegt;  aber  fie  I)at  fie  breifeig 
SlJtinuten  ouSgel^atten,  obwol)!  fie  fd^arf  angefd^roben  waren,  unb 
i)at  nid^t  befannt.  S)a  nun  S)r.  ®ograoiu§  beforgte,  fie  möd^te 
burd^  bag  maleficium  taciturnitatis  unem^jfinblid^  gemact)t  fein,  fo 
:^at  er  bem  Sd^arfrid^ter  9)Jatt:§io§  ©c^neiber  befoJjten,  fie  ju 
entblößen  unb  §u  unterfud^en,  ob  nid^t  an  geheimen  ©teilen  i^reS 
^örper§  fid^  etwa§  SSerbädf)tige§  üorfinbe.  ®er  ©d^arfrid^ter  untere 
fud^te  3tlle§  auf'g  genauefte,  aber  fanb  nid§t§.  darauf  Würben  i^r 
wieber  bie  fpanifc^en  ©tiefet  angelegt;  aber  fie  leugnete  beftänbig 
unb  rief:  D  ^t\u§,  ic^  ^dbt  e§  nid^t  getrau!  §err  9ti(^ter,  laffet 
mid§  nur  rid^ten,  aber  ic^  bin  unfd^ulbig!  S)onn  würbe  bie  2tn= 
geWogte  in  bie  §D^e  gejogen  unb  mit  9iut^en  bil  ju  breifeig 
©treicfien  gefc^Iagen.  @ie  beget)rte,  man  möge  fie  boc^  nictit  ferner 
:peimgen;  fie  wolle  gefte{)en,  ha^  fie  e§  getfian,  wenn  e§  nur  feine 
©ünbe  fei.  3tl§  man  i^r  aber  bie  2ln!Iage;)un!te  üorlag,  leugnete 
fie.  2)0  würbe  fie  rücfwört§  aufgesogen,  fo  bafe  bie  3lrme  gerabe 
über  bem  ^opf  ftanben  unb  beibe  ©d^ulterfnod^en  üerbref)t  würben. 
©ed^§  2Kinuten  l^ing  fie  fo  unb  Würbe  wäi^renb  biefer  3eit  gegeifeelt. 
?tbcr  fie  geftanb  nic^t"  (9flie^ue§,  o.  a.  D.,  ©.  40  ff.). 

3n  Sanbgemeinben,  wie  in  Meinen  ©tobten  be§  Sürftbi§tf)um§ 
9Jlünfter  fielen  bem  §ejenwa^nfinn  nic^t  feiten  in  einem  S^^re 
fünf  bi0  je^n  StReufd^enleben  jum  Dpfer.     Ser  ©d^arfri^ter  oon 

».  .ipoenäbro  ed),  "ISapftt^um.  I.  34 


530  SDritteg  S3uc^.    5)Sapyttf)um  unb  §ejenunn)ejen. 

ßoeifelb  reichte  am  ©nbe  be§  Sa'^reS  1631  eine  fRed^nung  im 
SSetrage  öon  169  SE^alern  für  neun  §inrt(f)tungen  ein,  bie  er  in 
ber  legten  ^älfte  biefe§  ^af)xt§^  auf  Sefe^I  be§  ^o^en  9flat^e§  öon 
SoeSfelb  an  Segen  unb  ^egenmeiftern  üoHäogen  :§atte  (9^ie:§ue§, 
a.  a.  D.,  @.  V). 

®ie  fürftbifd^öfüd^  S[flünfter'fd)en  Sd^arfrid^ter  l^atten  bie  ©igen-- 
tfiümlicEifeit,  Beim  legten  ©rabe  ber  golter  ber  Slngeüagten  bie 
2trme  unb  Sd^ulterfnoc^en  au§  htm  ©eleu!  gu  bre'^en  9Zie^ue§, 
a.  a.  £).,  ©.43).  (ginem  5tnge!Iagten ,  griebrid^  3a!obg, 
föaren  fd^on  im  üorle^ten  @rabe  bie  ^Trme  gerBrodöen  föorben;  ber 
©d^arfridfiter  erllärte,  er  !önne  ben  legten  @rob  ber  golter  nic^t 
me§r  ann)enben.  Stuf  bie  2lnfrage  be§  Unterfud§ung§ric^ter§,  h)a§ 
gu  t^un  fei,  erläßt  „ber  bifd^öftid^  9JJünfter'fd^e  D6er»  unb  2anb- 
figfui"  am  9.  (September  1725  ben  S5efd§eib:  „ha'^  Snquifit  öon 
tjinten  auf  mit  ?5üBen  unb  2Irmen  aufgewogen,  fobann  mit  3f{ut§en 
genauen,  mit  Brennenbem  (Sc^ttjefel  bettiorfen  unb  bei  weiter  fic6 
ergebenber  Dbftination  annod^  5n)ifd^en  ben  gingern  jeber  §anb 
mit  einer  Sunte  burd^gebrannt  werbe"  (9^iel^ue§,  a.  a.  0.,  @.  44). 

S)er  gürftabt  öon  Sulba,  S3altt)afar  öon  S)ernbod^,  lie^ 
on  250  ^erfonen  oerbrennen.  (Sein  „B^^tgi^ttf  unb  aj^alefi^' 
meifter"  SSalt^afar  91u^  Raufte  in  gerabeju  fürc^terlid^er  SBeife. 
©0  mürben  im  ^a^re  1604  am  22.  3uni  neun,  am  14.  ^uü 
neun,  am  11.  5luguft  neun,  am  9.  (September  elf,  am  12.  S)e* 
gember  ad^t;  im  Satire  1605  om  21.  9JJai  breije'Ein,  am  27.  ^uni 
gföölf,  am  25.  Dftober  je^n,  am  14.  D^oüember  elf  unb  im 
^a^re  1606  am  13.  SJJärj  fieben  ^erfonen  üerbrannt,  oft 
mehrere  auf  einem  Sd^eiter^aufen.  3^u|  felbft  giebt  205  ^erfonen 
an,  bie  er  glDifd^en  1603  unb  1605  gerid^tet  ifobt.  9Kit  einer 
Unmenfct)IicE)feit  unb  ©elbgier  fonbergleid^en  mürbe  öorgegangen. 
©ine  grau  gu  3fieu^of,  „beg  Steub  §ennc§  (S^efrau",  hiurbe 
au§  bem  SBod^enbett  meg  nacE)  gulba  gebracht,  gefoltert  unb  üer- 
brannt, 3)er  2ob  ber  9JJutter  :^atte  audf)  ben  %oh  be§  neu-- 
geborenen  ^inbe»  jur  golge.  gür  jebe  5>erurtt)eilung  mie  für  jebe 
i^reifpred^ung  Würbe  (Selb  geforbert.  „Sebaftian  Drt^  gu  gulba 
mußte  für  fein  S33eib  31  @ulben,  öan§  öerget  gu  gulba  für  fein 
SSeib  42  ©utben,  ^an»  2)öler  gu  |)ammelburg  für  feine 
©c^miegermutter  80  Bulben  galten"  (ajial!mu§,  Sulbaer  2tne!boten= 


IV.  Cpfer  be§  ^ejenwo^nä.  531 

Büchlein  1875,  2.  101—151,  bei  SolDan-'^eppe,  II,  8.  55  ff.). 
m^  bent  a:obe  be§  2(6tc§  Salt^afar  oon  SernBac^  (1606;  ^örte 
bie  öe^enüerfolgung  ettüal  auf.  Sein  ^J^ac^folger  lie^  ben  SSüt^e= 
riefe  9^u^  entlaubten. 

©cferedlic^  tttüt^eten  auc|  bie  öejenüerfolgungen  im  gürften-- 
l^um  ?ieifie,  ha^  jum  S8i»t|um  23reÄlau  gehörte.  2tul  ben 
barüber  erhaltenen  9(ften  tritt  beutlicfi  '^eroor,  mt  oort^eil^aft  bie 
.^ejenbränbe  für  bie  ^ai'c^en  ber  betreffenben  Sanbe^^erren  raaren. 
Stl§  am  20.  Cftober  1639  elf  §ejcn  §u  9Mffe  o erbrannt  würben, 
betrug,  laut  Crigtnalrerfinung,  ber  (Seföinn  „Seiner  öoc^fürftüc^en 
S)urc|Iauc^t  be»  §errn  33iic|of§"  351  2|aler  unb  23  ©rofd^en 
(Sal  §ejentt)efen  im  gürftent^um  9^eiffe  nad^  Driginalquellen  bar-- 
geftettt  öon  ö...  b.  '3t  .  .  .  t ,  Seipjig  1836,  S.  14).  2(m 
18.  Sinuar  1637  ert^eitte  ber  gürftbifc^of  öon  ©reSlau  (ein 
,,3^ac^foIger  ber  3Ipofter'!;  bem  SanbeSfiauptmann  .^oac^im  grci= 
l^errn  oon  SSe^  ben  S3efe{)I,  ba^  öon  ben  „öejengelbem",  b.  |. 
öon  bem  SSermögen  ber  unfAuIbig  gemorbeten  SSeiber,  jtüei  Steife 
an  iJ)n,  ben  gürftbifcf;of,  abjufü^ren  feien'  [a.  a.  £.,  2.  13,.  2Ran 
bebenle,  "ba^  biefeö  ©lutgelb  eingetrieben  tourbe  öon  ben  „9tad§- 
folgern  ber  Sfpoftel",  ha'^  bie  SSermanbten  ber  55erbrannten  el  auf- 
bringen mußten  unb  jn^ar  mitten  im  Glenb  be^  brctBigjä^rigen 
^riegeg! 

^m  Sa^re  1640  werben  16  öejen  ju  SUiffe  öerbrannt; 
bie  ©inna^me  barau»  für  ben  Sift^of  betrug  336  X^aler.  9Som 
6nbe  be»  16.  3a|i^'^unbert§  bi§  jum  5af)re  1651  würben  in  ben 
gu  9Jeiffe  gehörigen  ©tobten  greimalbau  unb  S*^dmanttl 
160  §ejen  öerbrannt.  Unter  biefen  Sc^Iac^topfem  maren  ^nber 
tion  1 — 6  3a|ren,  beren  SOiütter  geftanben  Ratten,  ber  33ater  i^rer 
^inber  fei  ber  leufel  (a.  a.  C,  3.  21). 

„"^m  S^eiffcr  gürftentl^um  unb  in  ben  baju  ge^örenben  3ucE* 
mantler  unb  ^yreiwälber  ©ebieten,  Wo  ber  ^roteftanti»mu§ 
gar  feinen  Gingang  gefunben,  unb  bie  Crtfc^aften  al»  alte 
(Stäbte  be»  Sif^of»   öon   S3re§Iau    bei   ber  fat^olifc^en  ^ird^e 


*  Saut  eine»  am  27.  SCuguft  1640  abgefc^Ioffenen  SSertrageg  ätoiji^en  ber 
(Etabt  Üieijje  unb  bem  §enfer  (Seorg  §iHebranb  erl^ielt  biei'er  „öon 
einet  \ebtn  ^erjon  [b.  t).  für  jebe  „luftifisirte"  ^iit]  6  2|aler;  nad)  eoü- 
fcrac^ter  3"ftififation  einen  Sopf  3Sein"  ,a.  a.  D.,  S.  15,. 

34* 


532  dritte»   'öud).  5ßapfttt)um  unb  ^ejenuntDejen. 

oerbüeben,  toaxtix  naä)  bem  SSortkut  bamaüger  58erirf)terftatter, 
ber  |)ejen  unb  Unfiolbe  ]o  öiel,  bo^  man  fte  überall  in  ben  Süften 
fc^wirren  prte.  <So  §.  33.  erjäl^It  Sucä  in  feinen  jc^Iefifc^en  2)en!= 
mürbigf eiten :  Um  biefe  3cit  fd^märmten  bie  |)ejen  unb  llnf)oIben 
in  6d^Iefien,  unb  fonberlic^  im  9ieijjif(f)en  mit  gangen  Sd^aaren 
auf§  fc^rerflid^l'te,  n)iett)D^I  bie  DBrigfeit  fd^arfe  ©jefutionen  gegen 
fie  uerüBte,  alfo  ha^  oHein  gu  3iitJi«ante(  8  |)en!er  beftetit 
lüaren,  n)e(d)e  mit  SSerbrennen  unb  köpfen  gro|e  5lrbeit  Ratten, 
unb  wegen  ber  SOienge  biefe§  UngegieferS  ftecEten  bie  3Jieifter  [bie 
genfer]  6  bi§  8  Stücf  berfelben  in  bie  geueröfen,  befto  beffer  i^re 
Strbeit  ju  befc^Ieunigen"  (5)a§  ^egenmefen  im  gürftentf)um  S^ieiffe,  nad) 
Driginalquellen  borgeftetlt  oon  §  .  .  .  b.  $R  .  .  .  t.,  Seipjig  1836, 
@.  12.  13). 

5(m  18.  gebruar  1684  lii^t  ber  Sanbe§^au:|)tmann  öon  $8re§Iau, 
©raf  SJiaj  üon  §obi^,  auf  S3efe^I  be§  gürftbifc^ofS,  granj 
SubttJig  ^faljgraf  bei  3f{^ein  unb  in  S3aiern,  bie  3ftofa 
SBenjelinn  ju  f^tetitüalbau  föpfen  unb  bann  oerbrennen,  Weit 
fie  „auf  ben  S^ian  gu  ber  t^eufelifc^en  3ufa"^n^cJ^^unft  auf  ber 
Dfengabel  burc^  bie  f^euermauer  auf  bie  SSie^weibe  gefahren" 
(a.  a.  D.,  @.  23). 

3u  3^icEIa§borf  würben  im  Sa^re  1651  16,  §u  SitQtn^ai^ 
22  ^erfonen  al§  |)e£en  oerbrannt  (a.  a.  D.,  ®.  24). 

2tm  5.  Slprii  1680  würben  in  beut  jur  2)iö§efe  DImü|  ge» 
l^örigen  Crte  SJiügli^  7  ^egen  oerbrannt.  Sie  i^ejen  l^atten 
ben  Pfarrer  unb  ©ec^ant  ju  ©c^önberg,  2tlDQ§  Sautner,  ber 
Zauberei  be§id^tigt.  2)er  SSejic^tigung  wirb  öom  DImü|er  Sifc^of, 
^arbinal  Sari  üon  ßid^tenftein,  golge  gegeben,  unb  ber  Pfarrer 
wirb  oerl^aftet.  9?ac^  langem  ^roje^  wirb  er  §um  geuertob  oer^ 
urtt)eilt.  2;a  ber  gatt  großes  2tuffet)en  erregt  ^at,  wirb  bo§  Urt|ei( 
mit  ben  Stften  bem  ^apft  ^nnosen^XI.  oorgelegt.  2)er  „(Statt* 
I)alter  ©^rifti"  beftötigt  e«,  unb  Sautner  wirb  am  18.  September 
1685  in  SKügti^  lebenbig  oerbrannt  (S)a§  ^eyenwefen  im 
gürftent^um  9ieiffe  unb  im  ®efen!e  9Jiäf|ren§,  natf)  Driginalqueüen 
bargeftetit  oon  ;p  .  .  .  b.  3fl  .  .  .  t.,  Seip^ig  1836,  @.  44  ff.). 

9Iu(^  ba»  ©rjbiSt^um  So  In  war  ber  @(^aupla|  Wüfter 
©reuel.  Sinber  unb  ©reife,  ©eiftlid^e  unb  Saien,  ?5rauen  unb 
SD^iäbc^en   fc^Iac^tete   man   ^in.     ©in  ^i^Jfarrcr  Suren  ju  2llfter 


IV.  Opfer  bei  ©ejenttjal^ng.  533 

fd^rctbt  an  ben  ©rafen  öon  <Balm:  „Wan  fängt  ju  S3onn  je|t 
ftarf  ju  brennen  an;  etltd^e  Sicfföpfe  [b.  ^.  lut^erifd^  ©efinnte] 
muffen  nöd^  folgen.  G5  ge^t  gelüt^  bic  ^albe  Stabt  brauf,  benn 
alliier  finb  fc^on  ^rofeffore§,  ^onbibatt  juris  eingelegt  unb  öer* 
b rannt,  ^tnber  tion  brei  bi§  öier  ^a^ren  ^ben  il^ren  ^u^h 
teufel  (!).  (Stubenten  üon  neun  unb  jel)n  S^^i^en  finb  ^ier  öer^ 
brannt"  (SSalbbrül^I,  9laturforfci^ung  unb  |)eEengtaube,  bei  Solban* 
^ep^e,  0.  a.  D.,  II,  (5.  81). 

93efonbere§  Sluffe^en  erregte  im  ^ai^xt  1627  bie  Verbrennung 
ber  Katharina  tion  |)enot^,  STod^ter  eine§  faiferlic^en  ^oft* 
meifter§  gu  ^öln.  @ie  war  wegen  i^rer  Sd^ön^eit  unb  2eutfelig= 
feit  ftattbe!annt.  Qtoti  ^-]ßfarrer  unb  §tt)ei  ^rofe^fcEiWeftcrn  be§ 
^lofterl  oon  @t.  £Iara  geigten  fie  aU  §eje  an.  SDie  Pfarrer 
gaben  an,  burcö  fie  mit  einer  ®efc^Iec^t§!ran!^eit  „betieft"  worben 
gu  fein,  dreimal  würbe  ^attiarina  fd^redlid^  gefoltert.  ?tl§  fie 
mit  ber  ünfen  |)anb  ein  ^rotofoH  unterfc^rieb,  weil  bie  redete  i^r 
auf  ber  golter  gerquetfd^t  worben  war,  rebeten  bie  anwefenben 
Sefuiten  bem  SSoIfe  ein,  ba^  fie  eine  §eje  fei,  weil  fie  Iinf§= 
l^änbig  f(^reiben  fönne  (üglc^.  ©olban^^eppe,  o.  a.  D.,  II,  <B.  83  ff . 

Qu  S3ilftein,  ba§  bem  ^urfürften  üon  ^öln  unterftanb. 
Würben  am  2.  Switi  1629  ad^t  SKenfd^en  aU  ^ejen  unb  ^cjem 
meifter  ticrbrannt,  „gteid^wot)I  aber  —  wie  e§  in  bem  Urt^eil 
I)eiBt  —  au§  S^ter  El^urfürftlidien  ®urd^Ioud^t  unfere§  allerfeit§ 
gnäbigften  |)errn  befonberer  graci  üorerft  mit  bem  ©i^wert  üom 
Seben  jum  Xob  t)ingerid^tet  unb  aI§bonn  öolIenb§  incinerirt". 
SIm  11.  Suni  werben  wieberum  fed^§,  am  23.  ^uni  öier,  om  27. 
5tuguft  elf  unb  am  3.  September  brei  ^ejen  üerbrannt,  fo  ba^ 
gwifd^en  bem  2.  ^uni  unb  3.  ©eptember  1629  §wei  unb  brei^ig 
SJJenfd^en  in  Silftein  aU  §ejen  getöbtet  worben  finb  (^olladf, 
SO^itt^cilungen  über  ben  §e£enpro§e^  in  2)eutfd§Ianb,  S3er(in  1886, 
©.  20. 

2tm  10.  Wai  1644  werben  gu  DIpe  jwei  grauen  aU  |)efcn 
üerbrannt.  5lm  10.  Tlai  1728  wirb  5U  SBinterberg  —  an6) 
furföInifc^eS  2anb  —  bie  ^t^t  Stnna  9J?oria  fJtofent^al  ent» 
\)aüpUt  unb  bann  üerbrannt;  ifir  einjige§  SSerbrcd^en  beftanb 
barin,  ba^  fie  —  wie  'iia^  furfürftlid^e  Urtfieit  fagt  —  »f)öd§ft 
fünb^afte   teufelifcCie  Umgängni^   mit   bem  Xeufel   gehabt   ^abe". 


534  Tritteä  93uc^.    ^apfttf)um  unb  |)ejenuntDefen. 

^ic  Slftcn  bie[e§  im  SfJamen  eine§  „9^ad^foIger§  ber  Sl^oftel"  ge=^ 
führten  ^rojeffeS  entfialten  ben  ganjen  SBuft  triberc^riftlic^en  Stber» 
gfaubenl,  tüie  iijn  bie  päljftlid^en  ^nquifitoren  Sprenger  unb  ^n* 
ftitoriy  in  i^rem  „§ejen^ammer"  unb  ber  ^efuit  S)eIrio  in  feinen 
Disquisitiones  jui'ammengefd^Ie^pt  t)at)en  (^otlacf,  a.  o.  D.,  @.  24ff.). 

^m  9lieberr^ein  in  ben  Crtfc^often  2(ngermünb,  3f{atingen, 
SSierfen,  ©labbad^,  ^önigS^ofen  raurben  um  bo§  S^t^r  1504 
mehrere  ^ejen  oerBrannt  ;^effel,  ©fcfjt.  ber  Stabt  9^atingen, 
^öln  1877,  II,  167;  9^orrenberg,  ®fc|t.  ber  Pfarreien  be§  Te« 
fanot§  @Iabba4  ^öln  1889,  8.  146). 

Sm  ^urfürftentf)um  Xrier  war  e§  :^auptjä(f)Iic^  ber  Sßei^bifdEiof 
^eter  S3in§felb,  ber  bie  @ci^eiterl§aufen  auflobern  lie^. 

S3in§felb,  ber  S3erfaffer  be§  berüchtigten  $8u(f)e§:  tractatus  de 
confessionibus  maleficorum  et  sagarum  (ügt.  oben  S.  464),  wav,  "mit 
ber  öejenüerfolger  S3if(f)of  görner  in  S3amberg,  ^cfuiten» 
jc^üler;  fed^§  ^a^re  lang,  öon  1570 — 1576,  f)otte  er  ju  3?om 
im  Collegium  germanicum  gelebt.  5tuc^  i^m,  mie  bem  SEei^- 
bifd^of  görner,  fpenbct  ber  ^efuitenfarbinal  Stein^uber  ba§ 
^öd^fte  2ob  ©feilt.  be§  (Joüegium  ©ermanicum,  greiburg  1895, 
n,  211ff.),  ba§  barin  gipfelt,  SinSfelb  fei  bem  ^efuitenorben  ftet§ 
fe^r  jugetfian  gettjefen. 

Unter  biefem  Sefuitenjögling  njurbcn  innerhalb  fcd^S  S^^i^e« 
il587 — 1593)  auy  etitia  ätüanjig  DrtfcEiaften  in  ber  Umgebung  oon 
^rier  380  SJJenfcfien  öerbrannt  ißRüUtv,  Kleiner  ^Beitrag  gur  ®e* 
f(^id^te  be»  ^ejentrefenS  im  16.  3a{)r|unbcrt,  ^ricr  1830,  @.  7). 
So  furd^tbar  ft)üt{)ete  bie  S3erfoIgung,  baß  bie  Gesta  Trevironim 
berichten,  im  ^a^re  1588  ^abt  e§  in  jmei  Crtfc^aften  be§  SSiS-- 
t()um§  2rier  nur  me^r  gttjei  grauen  gegeben,  alte  übrigen  feien 
aU  |)ejen  üom  geuer  l^inföeggerafft  morben.  S^ie  gleid^e  ®ef(^i(|t§= 
quelle  jeid^net  ben  allgemeinen  Bi^ft^nb  be§  furtrierifc^en  Sanbe» 
in  erfc^redenb  büftern  Umriffen:  „Kaum  einer,  ber  angesagt  tt)urbe, 
entging  bem  Sobe;  bie  Kinber  ber  |)ingeri(^teten  ttjurben  üerbannt, 
if)re  ©üter  befc{)Iagnaf)mt.  S§  gab  feine  Söauern,  feine  2Bin§er 
me^r.  Keine  n^üt^enbe  $eft,  fein  iüilber  geinb  £)at  bie  2^rierer 
Sanbc  fo  öertnüftet,  n^ie  bie  unbänbige  ^nquifitiön  unb  öejenöer' 
folgung.  SSiele  Sfiid^ter  rühmten  fid^  ber  3)lenge  öon  ^fä^Ien,  an 
benen  menfd^Iid^e  Seiber  bem  geuer  überliefert  würben"   ;o.  a.  £)., 


IV.  D^jfei-  bei  ^e^enwal^nä.  535 

III,  53ff.).  3)er  Sefuit  (SUen^  berichtet  feinem  Drbensofcern  im 
Qaiir  1607  ou§  Zrier,  ba^  er  allein  minbeftenS  200  ^ejen  jum 
Xobe  geleitet  l^atie  (Litterae  annuae  Societatis  Jesu  ad.  a.  1607, 
Duaci  1618,  @.  681). 

93Zainä  war  j(i)on  im  ^o^re  1587  ber  (Srfiau^Ia^  eine§  furd^t» 
Baren  &vmtU.  3h)et  Söeifier  lüurben  aU  §ejen  eingebogen  unb 
üerurt^eilt;  bie  eine  würbe  lebenb  in  einen  <Sacf  eingenäht,  bie 
anbere  in  ein  ga^  gejföängt;  fo  würben  9Seibe  üerbrannt  ^^onffen* 
^aftor,  ®fc^t.  be§  beutfc^en  3SoI!e§,  VIII,  635). 

3tu(^  ^ier  war  e§  ein  ^efuitenfreunb,  ber  ^urfürft  ^o^ann 
©d^wcüort  (1604 — 1626),  ber  ben  abergtäubifd^en  Blutigen  SBa^n 
burd^  Wolter  unb  ©c^eiterl^aufen  ju  red^ter  ©ntfoltung  Brachte. 

ein  golterprotofotl  öom  2.  DftoBer  1627  Befagt:  „SBeil  ^k 
S^erfiaftete  nid^t§  gefte^en  wollte,  ift  fie  ouf  htm  einen  ©c^enfel 
mit  bem  ^reB§  Befd^rauBt  worben;  fie  "^at  aBer  immerbar  gerufen, 
e§  gefc^e^e  i|r  Unrecht,  unb  fid^  erseigt,  gleid^fam  aU  oB  fie  einigen 
@d^merj  nic^t  em|3finbe,  unb  oB  ber  SJJeifter  auf  ein  |)oIä  fd^rauBte, 
aud^  mit  aufgefperrtem  9J?auI  in  einen  «Sd^taf  gerat^en,  unb  al§ 
man  i^r  2Beif)Waffer  in  ben  SJJunb  gef deutlet,  ^at  fie  e§  Wieber 
auwgefpieen  unb  boBei  aBfdjeuIid^e  ©eBerben  im  ©efid^t  üon  fid^ 
gegeBen.  ©eretwegen,  nad^bem  fie  Wieber  gu  fid^  felBft  gefommen, 
biefelBige  ausgesogen,  gefd^oren,  mit  bem  goWer^emb  angelegt  unb 
auf  bem  anbern  @d§en!et  aud^  BefdfirauBt  Worben,  woBei  fie  fid^ 
mit  S^lufen,  Sd^reien,  ©c^tafen  wieber  Wie  guöor  geBerbet,  ouc^ 
"oa^  SSeifiwaffer  aBermaI§  auggefpieen.  Stuf  weldEie  Be^^arrlidEie 
$oI§ftarrig!eit  fie  ungefäf)r  ein  jwei  SSaterunfer  taug  aufgejogen, 
unb  mit  if)r  ein  großer  ©tein  an  Beibe  gro^e  3e^en  gemengt 
worben"  (Steiner,  ©fd^t.  ber  Stabt  unb  Slbtei  (Seligenftabt,  8.  94, 
Bei  (Solbau'^eppe  II,  79). 

Unter  bem  9^ad)f olger  @rf)Weifart'§,  bem  ^urfürften  ©eorg 
Sriebrid^  üon  ©reiffenÜau,  erreid^te  bie  §ej;enOerfoIgung  i^ren 
Öö^e^junft.  ^m  ^weiten  '^a^v  feiner  gtegierung  (1627)  würben 
allein  in  2)icBurg  fed^Sunbbrei^ig  ^eyen  ^ingerid^tet;  ganje 
Samilien  fielen  in  "Otm  fleinen  Crt  bem  j^euer  unb  bem  <Sd§wert 
5um  Opfer.  5tuf  S3etreiBen  be§  fanatifdCjen  ®ed^anten  öon  @t.  ^eter 
in  SJiainj  Würben  in  Söürgel  unb  ®ro^h-o|enBurg  breil^unbert 
3Jienfrf)en  wegen  ^ejerei  gemorbet.    S)ie  ^apitularpriifenäfammer 


536  ®rttte§  93ui^.    5]8apftt^uTn  unb  |)ejenutitDcfcn. 

ju  aJiatnj  getüann  baburc^  taufenb  SKorgen  guten  Sanbe§  («Steiner, 
&\ä)t  ber  ©tabt  Dieburg,  ©.  68—100). 

;3n  SöantBerg  tnaren  e§  gürftBifcEiof  65eorg  II.  gud^§  Oon 
®orn^eim  unb  fein  SBeipifd^of  %xit'oxiä)  f^örner,  bie  bo§ 
blutige  SBerf  ber  §ejenerntorbung  mit  befonberm  Sifer  betrieben, 
görner  War  ^ejuitenfc^üler,  erjogen  im  Collegium  germanicum 
ju  3Som.  2ier  ^efuitenfarbinol  ©teintiuber  f^enbet  i^m  in 
feiner  „®efcf)id^tc  be§  S^ottegium  ©ermanicum"  (greiburg  1895, 
I,  252ff.)  ^o^e§  Öob:  „Sn  Sßerein  mit  feinem  SQlitfd^üter  im  ®er-- 
manicum,  ®r.  äJiurmann,  bem  ÖJeneroIöüar,  regelte  f^örner  mit 
tüeifer  unb  fefter  §anb  alle  religiöfen  unb  firc^Iid^en  SSer^Itniffe 
ber  2iiö§efe  unb  barf  in  SBaf)r^eit  aU  ber  ^auptbegrünber  einer 
bcffern  Drbnung  ber  ®inge  in  berfelben  bejeid^net  hjerben.  ^nnig 
fromm,  ein  au§ge§ei(^neter  ^rebiger,  !annte  er  feinen  anbern  (5^r= 
geig,  aU  bic  görberung  ber  (S^re  (S5otte§  unb  bic  SBicberl^erftetlung 
ber  alten  (^riftüd^en  ^uc^t  unb  f^t^ömmigfeit  in  feiner  ^eimatf). 
©ein  SSermögen  '^interlie^  er  §ur  ^ätfte  fammt  feiner  93ibIiot^ef 
bem  Sefuitcnloßegium,  in  beffen  Slnnalen  ha§  inl^alt§reid§e  2ob 
t)cr^ei(!^net  ift:   »Sub  infula  vitam  duxit  religiosam. « " 

2ßie  biefer  ©iferer  „bie  t^örberung  ber  S^re  ©otteg  unb  bie 
SBiebertierftettung  ber  alten  c^riftlid^en  3u<^t  ^^^  ?5römmigfeit" 
auffaßte,  ben^eifen  bie  Stftcn  ber  Samberger  ©erirfite.  SSon  1625 
bi§  1630,  alfo  in  fünf  ^al^ren,  tt)urben  in  95amberg  fec^§^unbert 
^ejen  tierbrannt  (Samberg,  ^riminalt>erfai)ren  bei  ^ejenprojeffen 
im  ehemaligen  SBiSf^um  ^Bamberg  tt)ät)renb  ber  ^afire  1624—1630. 
2Iu0  a!tenmäf;igen  Ur!unben.  S'iürnberg  1838).  Um  bie  Ungel^euer-- 
lid^feit  biefer  Qa^l  ^u  öerfte'^en,  mu^  man  ertnögen,  \)a^  ba§ 
t5ürftbi§t^um  ^Bamberg  :^öd^ften§  100000  ©inttjol^ner  gä^tte. 

Sine  „mit  ^Bewilligung  be§  33ifd^op  unb  be§  ganzen  ST^um- 
^apitet§  öon  Bamberg"  erfd^ienene  ©d^rift  erjä^It  unter  SInberm: 
„SJ)arauf  ber  £an|Ier  unb  S)o!tor  §orn,  be§  ^an|Ier§  ©o^n, 
fein  SBeib  unb  jtüo  Xöc^ter,  auc^  üiele  üornetime  Ferren  unb  S^Jatl^S-- 
^erfonen,  bie  mit  htm  Sifd^off  über  ber  S^afet  gefeffen,  finb  alle 
gerichtet  unb  ju  Slfc^e  öerbranbt  worben.  Unb  {)aben  be= 
fennet  [nad^  ber  golter!],  wenn  i^re  XeuffeBfunft  unb  S^^übtxti 
nic^t  an  ben  ^iag  !ommen,  woüen  fie  gemad^t  l^aben,  tal^  in  öier 
Sauren  fein  SBein  noc^  ©etre^big  im  ganzen  Sonb  gerat:§cn  wäre. 


IV.  O^jfer  bei  ^ejentüafing.  537 

S)er  eine  Söürgermeiftcr  in  ber  fangen  ©äffen  unb  ber  anber  Söürger^ 
meiftcr  (Stefan  üatotv,  bte  ^aben  befannt,  ba^  fie  biet  fc^recflid^e 
SSetter  unb  gro^e  SBunber  gemad^t,  öiel  ijäufer  unb  @ebäu  ein^ 
geworfen,  unb  üie(  33öum  in  gelb  unb  SBalb  au^  ber  Srben  ge= 
riffen,  unb  ni^t  anber§  öermeint,  fie  foüten  ba§  SBetter  unb  ben 
SBinb  fo  org  marf)en,  ba^  e§  ben  X^urm  §u  Bamberg  übern 
^auffen  werffen  fotlt.  5)ie  SSecfer  auf  bem  Tlaxtt  £)aben  belannt, 
toie  fie  üiel  SWenfc^en  ^aben  gefterbet,  bie  SBerfc  mit  i^rer  teuffe= 
üfd^en  (Salbe  gefd^mieret,  bafe  öiele  ßeute  l^aben  muffen  öerborren.  ^ie 
S3ürgermeifterin  Sambred^t  unb  bie  bicfe  STJe^gerin  ^aben  bcfannt, 
bafe  fie  ben  3^1^66'^^  5)ie  (Salbe  gemad^t  {)aben,  unb  öon  einer 
jeben  §ejen  möc^entlidö  stüet)  Pfennige  be!ommen,  l^at  ein  ^ol^r 
600  ®ülben  gemad^t.  (S§  finb  ettidfie  3JiägbIein  bon  fieben,  a^t, 
neun  unb  §e^n  S^l^en  unter  biefen  3owberin  gehjefen,  bereu  §tt)eJ} 
unb  jluanjig  finb  |ingerid^t  unb  berbrannt  morben,  unb  fe^nb  in 
bem  ©tifft  ©amberg  über  hk  600  3<iu^erin  berbrannt  morben, 
beren  nod^  täglid^  biel  eingelegt  unb  berbronnt  tüerben." 

Samberg  (a.  a.  O.,  33ei(age  Sit.  S)  t^eilt  ou§  einem  Original 
^jrototott  mit:  „So  bepalb  atle§  nad^  laut  be§  Ijod^ttJürbigen  unffer§ 
gnebigen  dürften  unnbt  öerrng  bon  S3amberg  red^tme^igen  refor» 
mation  gef^e^en,  ift  enbtlidö  gu  red^t  erf^annbt,  ba|  nactifolgenbe 
od^t  ^erfonen,  beren  ejtra'^irte  Sluffag  mit  9^ri§  1,  2,  3,  4,  5,  6, 
7,  8  ange'^öret  hjorben,  wegen  mit  ber  £)e£ere^  berübten  Uebel= 
tl^aten  mit  feuer  tebenbig  jum  tobt  ^ingerid^t  werben  foHen. 
Actum  ^Bamberg  ben  12  Oetobris  anno  1629." 

©inen  QinUid  in  ba§  SSerfa'^ren  bei  öe^enprogeffen,  wie  t§>  in 
ganj  Seutfd^Ianb  üblid^  mar,  giebt  ber  gegen  ben  Sürgermeifter 
Sodann  ^uniu§  bon  Bamberg  im  ^afire  1628  gefüi)rte  ^roje^. 

@ed§§  Sm^tn  ^atttn  i^n  ber  ^ejerei  befd^ulbigt;  er  erWärt 
ftcf)  für  unfd^utbig.  ®ie  golter  wirb  angemanbt:  SDaumenftodE  unb 
SSeinfd^rauben  ertrögt  er  o^ne  ju  „befennen";  man  fteigert  bie 
Reinigung,  ha  „gefte^t"  ber  gebrod^ene  SKann.  Sr  Wirb  entl^auptet 
unb  bann  berbrannt. 

55ic  Elften  berid^ten  barüber:  „f^retitag  ben  30.  Sunt)  Ao  1628 
tft  borgebad^ter  3uniu§  in  ber  guete  mieberumb  §ur  Sefanbtnu§ 
»ermahnt  morben.  SSeiüen  er  nun  nid^t§  benennen  motte  ift  mit 
i^mc  ^einlic^  projebirt  unb  bemfetben  erftli^  ber  5)aumenftod^ 


538  Siitteg  93ucf).    ^opftt:^um  unb  ^ejenuniucien. 

anget^an  tüorben:  fagt,  er  ^aBe  niemals  @ott  feinen  ©rlöfer  üer* 
leugnet.  SSainfc^rauöen:  n)ill  gan|  nic^t»  gefte^en,  fönnc  unb 
miffe  nid^t§.  Sft  ouSgejogen  unb  fiefic^tigt  worben;  befinbet  ficf) 
in  ber  rechten  jeitf)en  ein  3ei(^en  [^ejenmal],  n)ie  ein  ßleeblat^, 
ift  borein  breimal  geftoo^en,  aber  fein  fc^mer^en  empfunben  unb  !ein 
Huet|  ^eraufer  gangen.   Smq:  er  f^abe  niemals  @ott  tjerleugnet. 

„Xen  5.  ^nltj  ift  Suniu§  in  ber  guete  mit  ern)eglic|en  umb» 
ftenbten  juer  ^onfeffion  tiermaljut  toorben,  ber  fengt  enblid^  an 
unb  befennet:  'äU  anno  1624  i^ne  bie  ^ommiffion  wegen  feiner 
ftrittigen  (Sad^cn  gue  Ü^ot^n^eil  uff  bie  600  ©ulben  gefoftet,  »e^rc 
er  im  5(uguft  SUionat  ^inauS  gum  ^^riebric^äbronnen  in  fein  33aumb» 
felb  gegangen  unb  aU  er  fid^  aübo  niebergefe^t,  tnel^re  ein  SBeibS» 
bilb,  tüie  ein  ©ra^magb  ju  i|me  fommen,  njelc^e  i§nc  gefraget, 
marumb  er  alfo  traurig  albta  fä^e;  er  i^r  geonttüorttet,  "öa^  er 
nid^t  melanfolifcf)  Wel^re,  fie  aber  i§me  mit  aüer^anbt  freunblic^c 
©efpräd^e  urfacE)  geben,  \)a^  er  fie  me^r  angefonnen,  welche  fic^ 
fobalben  mit  i^m  gefi^Ied^tlirf)  eingetaffen.  Ueber  biefeg  I)ätte  fic^ 
biefe  2;irn  anbterft  nit  aU  n)ie  ein  ©aiPodt)  erjaigt,  bie  barbeg 
gebrüttet  unb  gefagt,  nunmefjro  fie^eftu,  mit  tüel^me  bu  ju  t^un 
gef)abt,  bu  mu§t  mein  fein,  ober  foH  bir  oon  ftunb  an  burc^  mic^ 
bein  ^aU  umgebrodjen  tt^erben,  nad^  biefem  ^ette  biefer  tjertuanbeüc 
(Seift  il^me  an  ben  ^aU  gegriffen"  u.  f.  tu.  u.  f.  tu. 

2^er  ganje  ^oinmer,  ben  biefer  Unglücflic^e  erbulbet  :^at,  ge^t 
au§  einem  ^Briefe  ^erüor,  ben  er  am  24.  Quii  1628,  alfo  nai^  ber 
golterung,  an  feine  Xoi^ter  SSeronüa  richtete,  um  Stbfc^ieb  üon  i^r 
p  nefimen  unb  bem  eigenen  ßinbe  gegenüber  feinen  guten  Spornen 
ju  öert^eibigen.  Ser  S3rief,  ber  unterfd^Iagen  gu  fein  fd^eint,  be* 
finbet  \xä)  bei  ben  Stften: 

„3u  oiel  ^unbert  taufenb  guter  S^tac^t  ^eräliebe  bod^ter  SSeronifa. 
Unfc^ulbig  bin  ict)  in  bo§  gefengnu^  !ommen,  unfd^ulbig  bin  id^ 
gemarttert  Sorben,  unf(f)ulbig  mu^  iä)  fterben.  Xenn  mer  in  ha§ 
£)oug  fompt,  ber  mu^  ein  2;rubner  ^auUxtx,  n)erben  ober  ft)irb 
fo  lange  gemarttert,  bi^  ha^  er  etmaS  ou|  feinem  ^opff  erbaute 
roei^,  unb  fic^  erft,  ha'^  got  erbarme,  uf  etwas  bebenfe.  2BiI  bir 
erje^Ien,  mie  e§  mir  ergangen  ift.  2II§  i^  ha^  erfte  mal  ^in  uf 
bie  tJrag  bin  geftemt  morben,  war  Xoftor  35raun,  Xoftor  l^ö^en« 
börffcr  unb  bie  §ween  frembbe  S;o!tor  ba.    Xa  fragt  mic^  ®o!tor 


IV.  Dpfer  beg  §e£enttJQt)nl.  539 

33raun:  tüie  fompt  if)r  baljer?  ^d^  antlrortt:  burd^  bie  üaläfjeit, 
ungtücf.  §ört  i{)r,  fagt  er,  i()r  feibt  ein  S^rutner,  lüoüt  i^r  gut» 
tüittig  gefielen,  föo  nit,  fo  trirb  man  euc^  Qtnq  i)er[tetten  unb  beit 
genfer  an  bie  fetjten.  ^c^  fagt,  id)  bin  fein  S)rutner,  ic^  f)ab  ein 
reines  ©etoiffen,  toann  gleicJ)  toufenb  S'^uq  n)eren,  fo  beforg  ic^ 
mirf)  ni(^t,  boc^  föil  id^  gern  bie  3ew9  ^ören.  9inn  tnurbt  mir 
®r.  §aan  üorgeftettt,  fo  fragt  ic^,  §eir  ^i^oftor,  \va^  tuifiet  i^r 
üon  mir?  ®arnac^  bie  f)Dpffen  (äl§;  fie  l^ette  mirf)  im  !§aupt§' 
mol^r  banden  fef)n.  ^arnac^  t)at  man  mic^  ausgesogen,  bie  l^enbt 
uf  ben  Sauden  gebunben  unb  uf  bie  |)ö^e  in  ber  fulter  gebogen. 
®a  badE)t  i(f),  |)immel  unb  (Srben  ging  unber,  ^aben  mid;  a(^tma( 
ufgejogen  unb  n3ieber  fallen  laffen,  ha^  iä)  ein  unfelig  fd)mer|en 
empfan.  5I(§  mir  nun  unfer  ^ergot  getjolfen,  ()ab  id^  gefagt:  9Ser» 
jei^  euc^  got,  bo^  i^r  ein  efjrlic^  3}?an  fo  unfd^ulbig  angreift, 
wetjlc  e§  alfo  guge^t,  fo  niirb  fein  el^rlid^er  9JJan  in  ^Bamberg 
fidler  fein,  ir  fo  menig  at»  i(^  ober  ein  anber.  Sagt  ber  ^oftor, 
er  wer  nit  oom  teuffei;  idC)  fagt:  id)  aud^  nit,  aber  eure  falfd^en 
Beugen,  baS  fen  bie  teuffei,  eure  fdiarfe  martter.  Unb  bie»  ift  ben 
gre^tag,  ben  30.  ^unt)  gefd)e|n,  ^ab  id)  mit  got  bie  SJJarter  auS« 
ftel^n  mü^.  ^ah  micfi  alfo  bie  ganl3e  3e^t  i^^t  anjiefin  nod^  bie 
Iienbt  brauchen  fönnen,  o^ne  bie  anbern  fd^mer|en,  bie  \d)  ganj 
unfcEiuIbig  leiben  mu^.  2(I§  ber  genfer  mid)  toieber  I)inrt)eg» 
geführt  in  'Da§'  gefengnu^,  fagt  er  ju  mir:  §err  iä)  bit 
euc^  unib  gotteSwillen,  befennt  ettüaS,  e§  fet)  gleid^  tüat 
ober  nit.  Srbenft  etnjaS,  benn  i^r  fijnnt  bie  martter 
nit  auSfte^n,  bie  man  enc^  antf)ut,  unb  mann  i^r  fic 
glcid)  alle  auSfte^t,  fo  fommt  it)r  bod)  nit  IjinauS, 
lüann  ir  gleid^  ein  graff  roeret,  fonbern  fangt  ein  martter 
lüieber  auf  bie  anbre  an,  bi^  i^r  fagt,  il)r  fet)bt  ein 
2)rutner. 

„darauf  bann  id^  ben  ^ater  ^rior  im  ^jrebiger  l^lofter  begert 
!^ab,  il)n  aber  nic^t  befomen  fijnnen.  Unb  bann  ift  bieS  mein 
5Iu§fag,  aber  alle  erlogen.  5Run  folgt,  :^er|Iiebe§  Äinb,  toaS  id^ 
1)ab  aufegefagt,  ba^  icE)  ber  großen  martter  unb  garten  tortur  bin 
entgangen,  njetcEie  mir  unmijgtidi  länger  au§5uftel)n  gemefen  iüäre. 
Sd^  fe^  uf  mein  Selbt  beQ  bem  gribrid^Sprunnen  gangen,  gan| 
befummert,    bo    fei)  ein  gro^meblein  ju  mir  fommen  unb  gfagt: 


540  Srttte?  ^-öu^.    $a))[ttf)um  unb  öejenuntDejen. 

^crr  n)a§  mac^t  ir,  wie  fel^bt  ir  fo  traurig,  ^d^  barauf:  iä)  tütete 
c§  nid^t  alfo  ^at  fic  fid^  ne'^er  ju  mir  gemalt,  ©obalb  foId^eS 
gefd^al^,  ift  jte  ju  einem  geiBborf  tüorben  unb  ju  mir  gesagt:  fte'^e 
je|unber  fie^ftu,  mit  roem  bu  §u  t^un  ^aft,  ^at  mir  an  bie  gurgel 
gegriffen  unb  gejagt:  bu  mu^t  mein  fet)n  ober  id^  h)il  bic^  umb^ 
bring,  ^o  ^ob  id^  gfagt:  bept  bid^  got  bafür;  alfo  ift  er  üer= 
fc^tounben  unb  batb  lieber  !omen  unb  jtüei^  hieiber  unb  breij 
menner  bracht,  ^df)  foße  got  öerleugnen,  fo  :^ett  id^  t§  getrau, 
got  unb  bo§  ^immlifd^e  ^er  üertcugnet,  barauf  l^ette  er  mid^  ge= 
tauft  unb  waren  bie  §h)e^  tueiber  bie  tauf  botten,  l^etten  mir  ein 
^ufaten  eingebunben,  were  aber  ein  fd^erben  gewefen.  Sflnn  üer= 
meint  idj,  Wer  gar  öorüber,  ba  ftellt  man  mir  erft  ben  genfer  an 
bie  fet)ten,  wo  i6)  uf  ben|e  getnefen,  ha  wu^t  id^  nit,  wo  au^ 
ober  ein,  befann  mid^,  ha^  ber  ^an|Ier  unb  fein  fop  unb  bie 
^ot)ffen  (St^  !^aupt§mot)r  genennet  tietten,  nennet  ic^  fold^e  ort  aud). 
STarnad^  foll  id^  fag,  Tja^  ict)  für  leut  alba  gefep  f)ett.  ^ä)  fag, 
id^  ^ettc  fie  nic^t  ge!ennet.  ,^u  alter  ©d^elm,  id^  mu|  bir  ben 
genfer  übern  öaB  fd^iden.  Sag,  ift  ber  ^an|Ier  nic^t  ha  geweft?' 
fo  fag  ic§:  ja.  ,2Ber  mer?'  ^d)  l^ette  niemanbt  fennet.  @o  fagt 
er:  nef)me  ein  ga^  nad^  ber  anbern,  fa^r  erftlid^  ben  mar!t  l§erou§ 
unb  wieber  ^inein.  ^a  ^ab  id^  etlii^e  ^erfon  muffen  nennen; 
barnac^  bie  lange  ga^;  id^  wufte  niemanb;  pb  ad)t  ^erfon  ha-- 
felbften  muffen  nennen,  barnacE)  ben  ^inlenwert,  aucf)  ein  ^erfon; 
barnac^  uf  bie  ober  prüden  bi^  gum  ©eorgtpr  uf  beben  festen; 
Wu^te  auc^  niemanb.  Db  id^  nid^t§  in  ber  SBurg  wü^t,  e§  fet) 
wer  e»  wotte,  folle  e§  ope  fc^eu  fag.  Unb  fo  fortan  ^aben  fie 
mi^  uf  atte  gaffen  gefragt,  fo  ^ah  \6)  nichts  me^ir  fag  tonnen. 
(So  ^aben  fie  mic^  bem  genfer  geben,  foII  mic^  auSjie^,  bie  l^aar 
abfc^neib  unb  uf  bie  tortur  jiep.  ,S)er  ©d^elm  wei§  ein  ufm 
9}?arft,  ge^t  täglid}  mit  ipt  umb  unb  wit  ip  nid£)t  nennen.'  (So 
t)aben  fie  ben  ^ietme^er  genennet,  alfo  pb  id^  ip  aud^  nennen 
muffen.  S)arna(^  follt  id§  fag,  )xia§>  id)  für  übel  geftifft  ^ab;  id^ 
fagt  nic^t».  Ter  Söfe  ^ett  mid^  wo^l  angefonnen,  allein  we^Ie 
ic^  e§  nic^t  tpn  Woün,  pt  er  mic§  gefc^Iagn.  ,3iet)et  ben  Schelm 
auf!'  So  pb  id^  gefagt,  id^  t)ett  meine  ^inber  umbbring  foHn, 
fo  ^ett  i(^  ein  pferbt  bagegen  umbbra^t.  ©§  pt  nid^t  :^elffen 
wollen.    Sc§  fiette  auc^  ein  pftien  genommen  unb  bie  eingegraben. 


rv.  Cpfer  be§  ^ejenroa^nl.  541 

333te  biefe§  gerebt  fo  f)aben  fie  mid^  aufrieben  gelaffen.  S^lun,  ^erl'- 
üe6e§  ^inb,  ba  f)aft  bu  all  meine  Slu^fag  unb  oerlouf,  barouf  icf) 
fterben  mu§  unb  fe^nt  lautter  lüg  unb  erbidit  focfien,  fo  tt)ar  mir 
got  ^elff.  ®enn  bie^e§  t)db  xd)  alle§  au§  fordet  ber  ferner  an-- 
getrogenen  martter  über  bie  fc^on  juöor  aufigeftanbene  SWartter 
fagen  mü^.  @uter  ^a^t  benn,  bein  satter  So§anne§  fie^t  bid^ 
nimmermehr.  24.  ^ult)  ao.  1628."  STuf  bem  9f{anbe  fte^t:  „gJann 
fein  ^riefter  ^ah."  (Seitfd^u^,  Beiträge  ^ur  @efd^ict)te  be§ 
§eyenn)efen§  in  granfen,  <&.  49  ff.) 

2)ie  Samberger  Stften  reben  eine  fo  furc^tbore  6prad^e  — 
fie  ift  übrigeng  bie  Sprache  aller  |>ejenaften  — ,  ba|  felbft  ber 
ultramontane  ©iefenbac^  (S)er  |)ejenn)a^n,  SKainj  1886, 
©.  132;  über  bie§  gänjlid^  untt)iffenfd^aft(ic^e  unb  unn^afir^aftige 
SöudE)  ögld^.  <B.  166.  485;  fc^reiben  mufe:  „^er  Sinbticf  in  einen 
2;^eil  ber  ^rojefiaften  lief;  folgenbe  (Sigent^ümlid^feiten  (!) 
be§  SSamberger  SSerfa^ren§  erfennen:  bie  eingesogenen  ^erfonen 
mürben  in  ber  Siegel  13  mal  ejaminirt  unb  bie  peinlid^e  Srage  in 
folgenben  ©tufen  üottjogen:  juerft  gebunben,  bann  2(nlegung  tion 
2Jaumfc§rauben,  britten§  S3einfcC)rauben,  üierteng  ber  Qnq  auf  bie 
Sciter,  fünftens  ©ei^etung  mit  Ütut^en.  £)ftmal§  ermirtten  bie 
SSerurt^eitten  fogenannte  ,(5)nabenäettel'  b.  ^.  SSertüanblung  ber 
geuerftrafe  in  Einrichtung  mit  bem  ©d^wert.  @o  erhielten  unter 
bem  10.  Sebruar  1628  (alfo  an  einem  S^age!)  fieben  ^erfonen  ben 
©nabensettel." 

2Beipifd^of  j^örner  lie^  ein  eigene^  „^efenfiauS"  für  Bamberg 
bauen;  e§  ftanb  in  ber  t)eutigen  ^xan^  2ubtt)ig--8tra^e.  lieber  bem 
©ingang  mar  eine  SBilbfäuIe  ber  ®ered^tig!eit  angebrad)t,  mit  ber 
Unterfd^rift:  „Sernet,  gema{)nt,  red)ttt)un  unb  nid^t  mi^ad^ten  bie 
©Otter."  daneben  ftanben  bie  SBorte  au§  bem  3.  S3u(^e  ber 
Könige:  „S)a§  ^auS  wirbt  ein  ©jempel  merben,  ha^  olle  bie  für 
über  get)en,  werben  fid)  entfe^en  unb  58Ia^en  unb  ^feiffen  unb 
fogen:  SSarumb  ^att  ber  öerr  biefem  Sanbt,  biefem  ^au^  alfo 
getrau?  (So  wirbt  man  antwortten:  2)arumb,  bof;  fie  ben  ^errn 
ifiren  @5ott  oerlaffen  l^aben  unb  l^aben  angenommen  anbere  @ötter 
unb  fie  angebettet  unb  it)nen  gebient,  barumb  'i)at  ber  §err  aü. 
bieg  Uebel  über  fie  gebrad^t"  (ßeitfd^u!^,  S5eitröge  gur  ©efd^id^te 
beg  §eEentüefen§  in  granfen,  S3amberg  1883,  ®.  44).    S)ie  <2d^rift- 


^42  ©rttteä  93uc^.    ^apfttfium  unb  §ejenuniüefen. 

loortc  rid^ten  fid^  unmittelBar  gegen  ben  ^roteftanti§mu§,  ben  ber 
Sefuiten^djüler  görner  letbenfc^aftlirf)  »erfolgte. 

SQSeWje  SSorgänge  jid^  in  biejem  „§e£ent)au§"  abfpielten,  get)t 
au§  einem  Stftenftürf  au§  bent  ^a^i^e  1631  l^erüor,  ha^  Seitfd^u!^ 
(a.  a.  D.,  @.  55  ff.)  ntittl^eilt:  „Designatio  föeld^e  ^erfonen  im  ab-- 
f(i)euü(f)en  ^e^en'^anS  gu  Bamberg  ftejicfitigter  Veneficii  (3aufterei) 
{)alben,  au^er  etlic^  ^unberbt  ^ingerid^ten ,  noc|  jämmerlid^  ent= 
galten  unbt  unfd^ulbig  eHenbttic^  gequellt  werben."  @§  Werben 
bann  brei  unb  brei^ig  ^erfonen  genannt,  bie  noc^  im  „§ejen= 
l)au§"  —  einige  fd^on  über  öier  ^atire  —  fi|en.  ®ann  l^ci^t  e§ 
weiter:  „9^ad^foIgenbte  ^erfonen  feinbt  burtf)  unerl^örte  @pei§  aU 
fiering  mit  lauter  ©al|  unb  Pfeffer  gum  ^re^  gefotten,  fo  fie  o'Eine 
ainic^en  ^run!^  effen  müeffen,  ^tem  mit  einem  SBannen  S3aabt 
bon  fieb^ei^en  Söaffer  mit  ^ald^,  ©aü^,  Pfeffer  unbt  anberer 
fc^ar|)fen  9JJat^erie  gugeridEit  neben  anberen  neuerfunbenen  ^Torturen 
au^  §unger§  S^otli  of)ne  ainic^en  c^riftlic^en  Xroft,  UrtI  ober  Sftat^ 
ellenbtiid)  umb  iiir  Seben  fommen.  [(&§>  folgen  bie  9Jamen  üon 
breige^n  grauen.]  S33a§  bann  fold^en  noc^  ligenben  SSerl^afften  an 
i^ren  ^aah  unb  ^üettern  !onfi§§irt  Sorben  fid^  in  ©umma  befinbten 
Würben  über  bie  500,000  ©ulben." 

S)ie  ©(^ilberung  wirb  tierüoUftänbigt  burdE)  bie  Sfironi!  einer 
^fJonne  gum  f)i.  @rabe,  9(nna  SDlarie  S«niu§,  Xoc^ter  be§  fd§on 
oben  erwät)nten  $8ürgermeifterä  üon  ^Bamberg,  ^o^anne^  Suniu§: 
„^n  biefem  3at)r  !§at  man  auf  ein  neue§  angefangen  2;ruben 
[|)e5enj  ju  brennen.  ®enn  fie  l^aben  befennt,  ha'^  fie  ta§  öorige 
Sa'^r  alle§  erfrört  ^ben,  beSwegen  unfer  gürft=58ifc^of  gar  er= 
gürnt  gewefen,  ^t  allt)ie  auc§  einfangen  laffen,  benn  er  f)at  gar 
fürnel^mc  ßcut  aü'^ier  nad^  ^eit  führen  laffen,  aüba  finb  fie  üer= 
brennt  worben.  Unterbeffen  !^at  er  all^ie  ein  ^an^  bauen  laffen, 
ha^  man  ha^^  Xrubent)au§  ^ei^t.  Stl§  nun  foId^e§  ausgebaut  ge-- 
Wefen,  ^at  man  allf)ier  am  'Xage  ber  unfc^ulbigen  Sinblein  [gefttag 
ber  tot^olifc^en  £ird^e]  bie  ^anglerin,  i^re  Xorf)ter,  auc§  jwei 
Sürgermeifterweiber  gum  erften  in'§  Xruben!^au§  geführt,  nac^  biefen 
finb  faft  bie  aßerftattlic^ften  unb  fürnel^mften  öeut  attt)ie  im  2;ruben= 
I)au§  gefül^rt  worben,  enblid^  jum  fd^warjen  ^reu^  geführt,  allba 
finb  etlid^  f)unbert  gerichtet  unb  öerbrennt  worben.  Db  nun  allen 
rec^t  gefd^etien,   ift   allein  ®ott  bewußt.     ®iefe§  brennen  Ijat  ge= 


lY.  Dpfer  be§  §ejen»T)a^iti.  543 

Währet  6i§  in»  ^a^r  1631,  aU  ber  geinb  [bie  (Sc^lDcbcnl  l§at 
nad^  Bamberg  fommen  trollen,  ha  finb  noc^  10  ^erfonen  im 
STruben^au»  gelegen,  beren  jum  ^[}eil  länger  a(§  ein  ^o^r  unb 
2ag  borinnen  gelegen  feinb.  2)iefe  ^at  man  alte  luieber  ^erau§= 
gelaffen,  aber  fte  l^aben  einen  ®ib  fd^hJören  muffen,  ha^  fie  nic^t 
fagen  fotten,  h)ie  mon  mit  i^nen  umgegangen  ift"  (Seitfd^u^,  a.  a.  D., 
©.  61). 

S33o:^t  nirgenbnjo  in  Seutfdilanb  ijat  ber  |)eEeng(auben  fo  oiele 
Dpfcr  geforbert,  aU  im  f^ürftbiStfium  SBür^burg  unb  jmar,  wie 
in  ^oberborn,  9}Jünfter,  ßötn,  2rier,  SD^ainj,  SSamberg,  jur  3eit, 
aU  bie  Sefuiten  hti  ben  gürftbifc^öfen  öon  Söürjburg  oHmäd^tig 
toaren. 

^ä)  laffe  junöd^ft  ein  fc^auerlic|e§  „S^ergei^niB"  üon  §ejen- 
bränbcn  folgen: 

„SSerjei^nife  ber  §ejenleut,  fo  ju  SBürjburg  anno  1627,  1628 
unb  Stnfang  1629  mit  bem  ©diföert  gerichtet  nnb  ^ernat^^er  öer^ 
brannt  ttjorben: 

Sm  erften  Sranbt  oier  ^erfonen: 

®ie  Sieblerin, 
Sie  atte  2tn!er§  SSittwe, 
Sie  ©ubtbrobtin, 
Sie  bide  ^öcferin. 

^m  anbern  Sranbt  üier  ^erfonen: 

Sie  alte  Seutlerin, 
3rt)eQ  frembe  SBeiber, 
Sie  olte  Sc^encfin. 

Sm  britten  SSranbt  fünf  ^erfonen: 

Scr  Sunger§(eber,  ein  (Spielmann, 

Sie  ^ulerin, 

Sie  Stierin,  eine  ^rofuratorin, 

Sie  Sürftenbinberin, 

Sie  ©olbfc^miebtin. 


544  ®ritte»  93uc^.    ^apftt^um  unb  ^ejenunttjejcn. 

Sm  oierbten  ^ranbt  fünf  ^erfonen: 

2)ie  Siegmunb  ©laferin,  eine  S3urgemeifterin, 

Xie  Sricfmannin, 

S)ie  ©c^idelte  2lmfrau  (|)e6amme), 

2)ie  alte  SfJumie, 

Sin  frember  3Jiann. 

Sm  fünften  $8ranbt  ac^t  ^erfonen: 
Xer  £u^,  ein  üorne^nter  Gramer, 
S)er  9iutf(^er,  ein  Gramer, 
5)e§  §errn  S)ont''^ro^ft  SSögtin, 
2)ie  alte  |)of=©eiIerin, 
®e§  ®teini)0(^§  SSögtin, 
Xie  $8aunact)in,  eine§  Statp^errn  grou, 
S)ie  ^nicfel^Sokl, 
(Sin  alt  Sßeib. 

Sm  fec^Sten  S3ranbt  fec^g  ^erfonen: 

®er  SRat^-'SSogt,  Gering  genannt, 

SDie  alte  ^anjlerin, 

2)ie  birfe  ©c^neiberin, 

2)e§  §errn  SD'JengerbörferS  ^öd^in, 

@in  frember  3JJann, 

©in  fremb  SBeib. 

^m  fiebenben  Sranbt  fieben  ^erfonen: 
©in  fremb  SJJägblein  oon  gwölf  '^a^xtn, 
©in  frember  ü)Jonn, 
©in  fremb  SQ3eib, 
©in  frember  8d§ult^ei^, 
S)ret)  frembe  SBeiber. 

Snt  achten  33ronbt  fieben  ^erfonen: 
®er  S3aunad^,  ein  3fiot^§^err, 
3)e§  ^errn  ^om'-^robfi  SSogt, 
©in  frember  9Jiann, 
Xer  ©(^leigner, 


IV.  Cpfer  bi§  §ejenftja^nl.  545 

3)ie  SSifirerin, 

3ft)ei  frembe  SSeiber. 

Snt  neunbten  35ranbt  fünf  ^crfoncn: 

3)er  SBagner  SSunbt, 

ein  frember  9Jfann, 

S)er  Senden  Xoc^ter, 

Xie  Sen|in  felbft, 

S)ie  ®t)eringin. 

Snt  äe()nten  Söranbt  bret)  ^erfonen: 

S)er  ©teiitacfier,  ein  gar  reicher  2Uann, 
@in  fremb  2Beib, 
Sin  frember  Tlann. 

3m  eilften  Sranbt  oier  ^^perfonen: 
®cr  ©c^merbt,  SSifariu§  am  Som, 
®ie  SSögtin  oon  9tengacfer, 
®ie  Stiec^erin, 
®er  ®ilber^an»,  ein  3pielmann. 

Sm  jföölften  S3ranbt  sme^  ^ßerfonen: 
3tüeQ  frembe  SBeiber. 

Sm  bretiae^enben  S3ranbt  oier  ^erfonen: 
S)er  alte  |)of^(Sci§miebt, 
ein  alt  2Beib, 

ein  ffein  SDcägblein  üon  neun  ober  je^n  Sauren, 
ein  geringeres,  i^r  8c|tDefter(etn. 

Sm  oierge^enben  Sranbt  §tüe^  ^erfonen: 
^er  erftgemelbeten  gmet)  2>?ägbrein  9}Jutter, 
S)er  Siebterin  Xoc^ter  oon  24  ^a^ren. 

Sm  fünfjetjenben  53ranbt  ätoe^  ^ßerfonen: 

ein  ^nab  oon  12  Sauren,  in  ber  erften  Schule, 
eine  aJZe^gerin. 

V.  ^oenSbroed),  'i'aDftffiiin.    I.  35 


546  ®"ttel  58uc^.    «ßapftt^um  unb  ^ejenunraejen. 

gm  fec^§se^enbett  Söranbt  fec^S  ^erfonen: 
ein  ©betfnai)  öon  9ia|enftein, 
ein  ^nab  tion  5e{)n  Sa^i-*en. 
®e§  obgebad^ten  ^Ratp-'^ogt  ätüo  Xöc^ter  unb  feine 
5)ie  ©eiterin.  [3RaS^, 

Sm  fiebenje^enben  S3ranbt  üier  ^erfonen. 
S)er  SSirtl^  junt  33aumgarbten, 
Gin  ^nob  tion  eilf  Sahiren, 
Sine  Upot^tUxin  jum  §irfd^  unb  i^rc  Xod^ter, 
eine  ^arfnerin  ^at  fic^  felbft  er:§en!et. 

3m  ac^tjel^enben  Sranbt  fec|§  ^erjonen. 
S)er  SSatjc^,  ein  fRot^gerber, 
ein  ^ab  oon  jtriölf  Sauren, 
gfjoi)  ein  fnab  tion  jföötf  Sß^^^cn, 
S;e§  S.  junge  ^od^ter, 
ein  SRägblein  öon  fünf^e^n  ^a^ttn, 
ein  fremb  SSeib. 

Sm  neun§e{)enben  93ranbt  fed^§  ^erfonen: 

ein  ebellnab  tion  9loten'^an, 
S)ie  @e!retärin  (Scfiell^ann, 
9Zoc^  ein  SBeib, 
ein  ^ab  tion  je^n  Sß'^^en, 
9^oc^  ein  ^nab  tion  jtDöIf  S^^i^en, 
®ie  S3rüglerin. 

Sm  gttiansigften  S3ranbt  fec^§  ^erfonen: 
®a§  ©öbel^SSabelin,  bie  f^önfte  Jungfrau  in  SBirpurg, 
ein  ©tubent  in  ber  fünften  8cf)ule, 
3wet)  Knaben  tion  sttiölf  Sa'^ren, 
®er  ©tepperS  93abel  Xoc^ter, 
Slie  §üterin  auf  ber  Srüdfen. 

Sm  einunbjtoansigften  Söranbt  fed^§  ^erfonen: 
Xer  ©pitalmeifter  im  2;ietri(^er  ©pital, 


IV.  Opfer  bei  §ejenroa^nl.  547 

2)cr  Stoffel  |)oläntonn, 

@tn  ^nab  üon  14  ^a^ren, 

S)e§  ©toI^eiiBergerS  9tatp^errn  @ö^nlein, 

ßtüeen  2(Iumnt. 

3m  ätoeiunbätuanätgften  Söranbt  fed^§  ^erfonen: 

jDer  Stürmer,  ein  reicher  Söüttner, 

©in  frember  ^na6, 

Se§  @toI|enberger§  9?atp^errn  große  Xoc^ter, 

S)ie  StoIlenBergerin  felbft, 

jDie  SBäfdierin  im  neuen  83au, 

Sin  fiemb  Sßeib. 

Sm  breiunbjiuan^igften  Sranbt  neun  ^erfonen: 

®e§  2)at3ib  Broten  Änab  öon  12  S^^ren, 

®e§  dürften  ^od^  §it)et)  Sö^nlein, 

S)er  3DteIc^ior  §ammelmann, 

S)er  91tfobemu§  §irfc^, 

S)er  S^rifto|3^  S3erger, 

6in  5tlumnu§, 

S)er  35ogt  im  S3rennerbad6cr  §of, 

©in  SllumnuS. 

Sm  öierunbjttjanjigften  SBranbt  fieben  ^erfonen: 

3ttieen  Knaben  im  (Spital, 
©in  reid^er  ^Bürger, 
®er  Soren^  Stüber, 
®er  S5e^, 
®er  Sorenj  5Rot^, 
®er  9loBtein§  Waxtin. 

3m  fünfunbjnianäigften  Sranbt  fecf)§  ^erfonen: 

®er  f^riebrid^  Saffer, 

S)cr  (Stab, 

S)er  Sambred^t, 

2>e§  ®at(u§  Raufen  SSeib, 

35 


548  drittel  95ucf).    ^a^jftt^um  unb  §ejenuntt)ejen. 

(gilt  frember  ^na6, 

S)te  @rf)elntere^  Römerin. 

Sm  fcd^Sunbjtüansigjtcn  Söranbt  jieBen  ^erfonen: 

S)cr  S)aötb  |)aa§, 

®er  SBe^benBuf^, 

S;ie  SBirt^iu  5um  S3aumgarten, 

ein  Ott  aSeib, 

®e§  SSalfenbergerS  'löd^terlem, 

®e§  5Ratl)§''33o9t  flein  ©ö^nlein, 

®er  |)err  SSagner. 

^m  fiebenunbjtraiiätgften  35ranbt  fieben  ^erfoncn: 

ein  ÜJielger, 

®er  ^üter  auf  ber  ^Brüden, 

©in  frember  ^ab, 

©in  fremb  SBeib, 

^er  öflfnerin  So^n, 

S)er  aJJidiel  SBagner, 

5)er  ^norr. 

Sm  ad^tunbälüanjigften  SBranbt  nac^  Sic^tmeB  anno  1629: 

®te  ^ner^ing, 

®er  <Sc^üöen=S3aBeI, 
Sin  blinb  SDJägbtein, 
SDer  Sd^töar^, 
Xer  etiling, 
^er  33ernl)arb  EOiar!. 

Snt  neununbätoanjigften  Söranbt  neun  ^Jerfonen: 

®er  SSierter  Secf, 

2)er  klingen  Sßirt^, 

^er  SSogt  ju  9J?ergeI§^eim, 

Sßie  SBedin  Bei  bem  D^fent^or, 

(Sine  ©belfrau, 

(5in  geiftitcfier  ^oftor, 


IV.  Opfer  be§  ^cjenwal^nl.  549 

Sin  G^or^err, 
dm  guter  öom  9tbe(, 
©in  S^or^§err. 
©eitler  finb  nod^  siuei  $8ränbte  getf)an  tüorben. 
Saturn,  bcn  16.  gebr.  1629"  (Hauber,  Biblioth.  mag.,  Semgo 
1743,  m,  808). 

S03a§  üer!ünbet  biefe§  trocfene  SZomenloerjeicfinife  uic|t  üon 
3Jlenf(^eniammer,  9)ienid^ent^ränen,  öon  (Seelen^  unb  ßeibelqualen 
o^ne  ©leid^en,  tton  2Biberd)riftent^um  unb  Unreligion! 

Sn  bem  bei  SSür^burg  gelegenen  ©erolä^ofen  ttjurben  im 
^al^rc  1616  neun  unb  neunjig  unb  int  ^ai^ve  1617  ad^t  unb 
ad^tjig  äRänner  unb  grouen  aU  ^ejen  unb  Qanbtvtv  t)  er  bräunt. 

®er  gürftbifc^of  tion  2Bür§burg  —  ein  „SZac^f olger  ber  ^poftet" — 
oerorbnete:  „^infüro  joKen  bie  Beamten  aUe  SSodjen  auf  S)ien§tag, 
au|er  tüenn  ^o^e  gefte  einfallen,  einen  S3ranb  ti)un;  iebe^mal 
25  ober  20  junt  atterujenigften  unb  ipeniger  nicf)t  aU  15  auf  ein= 
mal  einfe|en  unb  tterbrennen.  Unb  ©old^eS  ujotlen  ^^ro  gürft* 
ticken  ©naben  buri^  ba»  ganje  S8i§t|um  continuiren  unb  fort» 
treiben"  (Säger,  @efd§irf)te  be§  §ei-enbrennen§  in  granfen:  5tr^iö 
be§  f)iftor.  SSereing  für  ben  Untermainheig,  Sb.  2,  |)ft.  3,  1—72, 
SSürjburg  1834,  @.  5,  6). 

©in  iörief  au§  bem  ^a^re  1629  giebt  ein  93itb  üom  bamatigen 
3uftanb  im  S3i§t^um  SBürjburg:  „Ex  literis  D.  Cancellarii  Wirtz- 
burgensis  ad  amiciim  Westplialae  M.  Augusto  1629:  „®o§  ^egen^ 
ttjefen  betreffen!,  fo  S^re  ©naben  (ber  S3ifd^of)  öor  biefem  SSermeint 
äum  enbt  gebracht  ^aben,  fteljet  e»  luiber  ouf  ein  nett}e§  atfo,  ba^ 
eä  nit  mog  auggefproctien  ttjerben,  aä)  be§  elenbtg  unb  ^amerg,  e§ 
fein  no(^  400  in  ber  Statt,  SSorneme  unbt  geringe  fo  ftor!^  benun-- 
§irt,  ba^  man  fie  ade  ftunbt  angriffen  mag,  e»  i[t  getoi^,  ba§  au§ 
meines  ©näbig  t^ürftenS  Ieutf)en  attt)ie  au§  allen  Stem^tern  unbt 
facaltabius  f)iugerid)t  lüerben  muffen,  ut  unico  verbo  dicam,  e§ 
ge^et  ber  britte  ^^eil  ber  (Statt  getoi^  barauf.  SSor  orfjt  Xagen 
ift  ein  Jungfrau  öon  19  ^afiren  Ijingerictit  n)orben,  üon  Ujelc^er 
meniglid^  fagt,  ba^  fie  bie  fi^önfte  in  ber  gan^  Statt  gettjcfen  ift, 
öon  jebermann  aU  fet)r  befc^eiben  unb  feufd^  gel^atten  morben. 
Scf)   ^ab   ^inber  oon  7   ^a^ren  feigen   I)inrict)ten ,    mad^ern  Stu* 


550  Sritteä  93uc^.    5ßapyttl)um  unb  ^ejenunwefeit. 

benten  öon  10,  12,  14  unb  15  ^at)ren,  tcf)  mag  bon  biefem 
©lenbt  ntt  tne'^r  fd^reiben.  ®a§  ift  getüi^  unb  tvaljx,  bo^  au  einem 
Drt,  fo  ber  i^van  rengtierg  genanbt,  bei*  lebenbige  teufet  mit  8000 
feiner  gefeiten  ein  ^ouöent  geilten  unb  fidjtbarlic^er  SBei^  me^ 
getefen"  (3JJünc^euer  ^of--  unb  ©taat^bibliot^ef,  Cod.  germ.  1254 
fol.  144). 

Unter  ber  ^Regierung  be§  gürftt)ifc^of§  ^:^ili^p  2tb olf  öon 
ß'^reuberg  (1623 — 1631)  fiub  neunt)unbert  ^erfonen  in  adöt 
^atjren  üerBrannt  rtjorben! 

®iefe  unget)euere  Qa{]i  ift  fidler  Bezeugt;  ber  fet)r  berebte  SEitet 
einer  ju  ^Bamberg  erfdjieneneu  ©dirift  lautet:  „^ur^er  unb  tval^X' 
I}affttger  93eri(^t  unb  erfcEiredlic^e  B^iti^ns  öon  fec^S^unbert 
|)ejen,  3<iiiberern  unb  Xeufel§^$8anneru ,  lüel(|e  ber  S3ifc^of  öon 
35amberg  I)at  üerbrennen  (äffen,  nja§  fie  in  gütürfier  unb  |iein= 
lidEier  t^rage  be!annt.  5tu(f)  ^at  ber  58ifd)of  im  Stift  Söürgburg 
über  bie  neun^unbert  ücrbrennen  laffen.  Unb  I)aben  etliche 
^^unbert  SJienfd^en  burcf)  il)re  XeufelS-^unft  um  ba§  Seben  gebradit, 
aud^  bie  lieben  Srü(f)te  auf  bem  gelbe  burcEi  Steiffen  unb  groft 
ttcrberbt,  barunter  nid^t  atleine  gemeine  ^erfonen,  fonbern  etüi^e 
ber  t)ornei)men  Ferren,  ®oftor  unb  ®ottorä=2öeiber,  auc^  etlid)e 
9iatf)§perfonen,  atte  f)ingerid^t  unb  üerbrannt  njorben;  ireldie  fd^re6 
lid^e  Xt)ateu  befannt,  ba§  nt(^t  atteä  ju  befd^reibcn  ift,  bie  fie  mit 
ifjrer  ^ouberet)  getrieben  Ijaben,  juerbet  if)r  §ierinuen  allen  S8eri(^t 
finben.  Tlit  SSeföiUiguug  be§  33if(f)of§  unb  gonjen  XI}um= 
ßa|)itel§  in  ®rud  gegeben,  ©ebrucft  ^u  SSamberg  bei  5tuguftin 
(^j^indiium,  im  Sal)re  1659"  iStbgebrudt  bei  Hauber,  Biblioth. 
mag.  III,  @.  441  ff.). 

2(ud^  bie  eigenen  S3Iut§öernjanbten  fd^onte  gürftbifd^of  (Siiren* 
berg,  ber  „9iad^foIger  ber  ^tpoftel",  nid^t.  ©einen  SSetter,  ben 
Seiten  be§  ©efdjlei^ts  öon  (S^renberg,  einen  Knaben  üon  breijetiu 
^a^ren,  üe^  er  ttjegen  Zauberei  unb  'Seufet§bu{)If(^aft  entt)au^ten 
(oben  @.  483  ff.), 

e.  ®er  le^te  §ejenbranb  in  ®eutjd^Ianb. 
SfJur  126  Sat)re  trennen  unfere  3eit  öon  bem  legten  SKeufdieu'- 
o|)fer,  ba§  föiberd^riftlid^er  ?tberiüi^  unb  fanotifdtie  SSerfoIgungStrutt) 
auf  beutfdiem  $8oben  gefcf)Iad^tet  f)aben. 


V.  grtebric^  üon  Spec.  551 

2tnt  11.  3(|3ril  1775  würbe  im  geiftUclen  Stift  ^em^jten  bie 
^eje  2lnna  SJiarie  Sc^tüägelin  hingerietet. 

®a§  S3Iuturt[)eU  trägt  bie  Unterfc^rift:  „^onoriul,  gürftbifct)of. 
Fiat  jnstitia."  S)ie  Ungtüdüdje  ^otte  —  tüa§  fidler  i^re  2:obe§= 
tüürbigfeit  öerme^rte  —  eine  gemif(f)te  d^t  gefd^Ioffen  unb  tüar 
bann  felbft  jum  ^roteftanti»mu§  übergetreten,  ^n  brei  S5er= 
pren  werben  ifir  287  gragen  öorgelegt,  bie  fid^  meiftcnS  auf  i^r 
S3ünbni^  unb  auf  i^ren  gefc^Iecfitlic^en  S3er!e^r  mit  bem  Teufel  be= 
gießen.  „Facta  publicatione  —  fjeifet  e»  in  ben  Driginalaften  — 
^at  bie  ^nquifitin  fe^r  ^eftig  geweint,  inswifc^en  aber  fein  SSort 
gefagt"  {^aa§>,  2)ie  ^ejenprojeffe,  @.  lO&ff.;  'Süt^kx,  a.  a.  £)., 
@.  282). 

V.  grtebrtd;  i?on  (S^^ee.^ 

(58glcf).  oben:  ®ie  ©tetlung  be§  ^efuitenotbenS  gunt  §ejeniua^n,  @.  470.) 

5J)er  3tbfd)nitt  über  bie  .'pei-enüerfolgung  würbe  ber  SSoüftänbig:^ 
feit  entbet)ren  o{)ne  bo§  ^^^^gni^  eine§  50^anne§,  ber  wie  fein  an-- 
berer  ju  einem  Urt^eil  in  biefer  ©od^e  berufen  ift. 

®er  Sefuit  f5riebric|  üon  @pee  (1591 — 1635)  war  lange 
3eit  f)inburcf)  aU  S3eid^töater  ber  unglüdüd^en  Opfer  bei  ^eyen^ 
wat)n§  tl)ätig.  Seine  (5rfaf)rungen  in  unb  au^er  bem  S3eid^tftut)t 
m  er  in  bem  ©üd^tein  Cautio  criminalis  üeröffentüd^t. 

tiefer  Sd^rift,  bie  ba§  größte  Stuffe'^en  erregte,  ge= 
bül^rt  ein  (5f)renpla^  in  ber  üatertänbifd^en  Siteratur. 
(Sic  l^at  baju  beigetragen,  ber  Sd^mad^  S:)eutfd^Ianb§,  bem  2)kffen= 


1  ®ut)r  (Sie  ©tettung  ber  ^efuiten  in  ben  beutid)en  |)ei-en^jro5effen, 
Söln  1900,  @.  60)  giebt  anä  ungebrudten  Drbengfatalogeu  fotgenbe  Sebenlbaten 
©pee'ä:  <Sx  würbe  geboren  am  25.  gebruar  1591  gu  ^aifer^wertb  unb  trat 
in  haä  9?Dütäiat  ber  @efeüid)oft  ^efu  am  22.  Sept.  1610  juXrier;  1613  big 
1615  [tubiert  er  ^bi^ofob^ie  juSSürsburg;  1616  ift  er  Se^rer  ber  ©rommatif 
in  ©pe^er;  1617—1618  Sef)rer  ber  §umonität  in  äBormä;  1619  Sebrer  ber 
9ibetori!  in  aKaing;  1620—1623  ftubiect  er  Sbeotogie  in  gjJoins;  1621  bil 
1626  ift  er  ^:profeffor  ber  ^:ßbilDfot)bie  in  ^aberborn;  1627  ma^t  er  fein 
britteg  Jiobiäiatgjabr  (Sertiat)  in  ©peijer;  1618—1629  ift  er  in  SSefel,  Köln 
unb  ^$eine  feelforgerijcb  tf)ätig ;  1630—1635  ift  er  ^rofeffor  ber  2)loraItbeoIogie 
unb  33eicbtüater  in  i|3aberbom,  Ä^ötn,  Srier;  er  ftirbt  dm  7.  2lug.  1635, 


552  ®ritte§  33u(±).    ^av[tt:^um  um  |)ejenuntt)efen. 

ntorbe  Unfcfiulbtger,  oIImö£|Iig  ©Inhalt  ju  tf)un.  Sptt'§  Xf^at,  bcnn 
ba§  war  fein  S3u(^,  ift  um  fo  aner!ennen§lDert^er,  aU  fie  jum  Ur-- 
lieber  f)at  ein  Sl^Jitgüeb  be§jenigen  Drben§,  ber  burd^  SSort  unb 
©d^rift,  burrf)  feinen  geifttic^en  wie  tüettlid^en  ©influ^  jur  S3e= 
förberung  be§  ^ejenföa^nS  unb  feiner  blutigen  f^olgen  unenbti^ 
oiel  beigetrogen  ^at  (oben  ©.  441  ff.  470  ff.). 

5Iber  ba§  gro^e  SSerbienft  ?5nebri(^§  bon  @pee  bem  ^efuiten 
©pee  unb  bamit  bem  ^efuitenorben  jujufd^reiben,  ift  eine  jener 
öielen  bemühten  f^älft^ungen,  tt)oburd^  ultramontane  unb  befonberg 
iefuittf(i)e  ®efc^ic§t§fcf)reiber  bie  SSa^rljeit  öergeföaltigen  unb  i^re 
Sefer  betrügen. 

(Sdjon  bie  oberfIäc§Iid^e  ©rttJögung  offenfid^tlicfier  2:t)atfad§en  fü^rt 
ju  einem  ganj  anbern  ßrgebni^,  aU  p  einer  $ßerf)errlic^ung  be§ 
^efuitenorbenä  in  griebrid^  öon  @pee  unb  feiner  Cautio  crimi- 
nalis. 

^n  9Jtoin§,  SBüräburg,  Syrier,  ^oln,  ^oberborn,  ben 
|)ou^torten  ber  @:pee'fc£)en  Xtiötigleit,  iüaren  faft  ou§fci)IieBti(^  Sc'- 
fuiten  aU  S3ei(j£)tt»äter  ber  ^egen  angeftellt.  2:aufenbe  ber  unglürf= 
liefen  SBeiber  finb  öon  it)nen  gum  Xobe  geleitet  tt)orben,  aber  nur 
ein  einziger  an§>  it)nen  ^t  gegen  ben  unc^rifttic^en  unb  blutigen 
©reuet  feine  ©timme  öffenttid^  erljoben:  ^^riebric^  üon  ©pce. 
Unb  aucy  biefer  ©ine  ift  gegen  ta^  ^äpftüc^e  2Biberd)riftent{)um 
nid^t  aU  Sejuit  aufgetreten;  it)m  unb  feiner  ©c^rift  ftanb  nid^t  ha§ 
5lnfe^en  be§  ^efuitenorbenS  jur  ©eite.  ©^ee  l^ot  feinen  $8er  = 
faffernamen  öerfd^njiegen;  fetner  Cautio  criminalis  fel^tt  bo§ 
t)od§mütt)ige  S.  J.  =  societatis  Jesu,  e§  fe^tt  i'^r  „bie  SBittigung 
unb  ©ut^ei^ung  ber  Oberen".  S8eibe§  :prangt  aber  auf  htm  fd^önb-- 
lid^en  |)ejenbud)e  S)eIrio'§  unb  auf  aU  ben  anberen  jefuitifd^en 
^ejenfcEiriften,  bie,  n)ie  bie  SBerfe  ber  ^efwiten  SSalentia,  SaQ-- 
mann,  SDregel,  ©euerer  u.  f.  \v.,  gerabeju  ffanbalöfen  3n= 
^alte§  finb  (oben  ©.441  ff.  470ff.). 

2(u§  biefer  unanfed)tbaren  ©egenüberfteüung  ergiebt  fid^  hk 
I)anbgreiflid^e  Unmöglid^fcit,  ta'i^  ber  ^ntjaü  öon  ©pee'S  Cautio  je» 
mal§  ba§  Placet  unb  Imprimatur  ber  Orbenlgenfur  erlangt  ptte. 
<Bptt  mu^te  fein  83ucE)  o!§ne  unb  gegen  ben  Söiüen  feiner  Drben§= 
oberen  erfcEieinen  laffen.  'än<i)  ber  fonft  bi§  gum  Uebermaa^  un» 
mal^r'^aftige  Sefuit  $8.  SDu^r  gefte^t:    „SSor  attem  mu^  jugegeben 


V.  griebrid)  öon  <Bpet.  553 

lüerben,  ba^  bie  Cautio  criminalis  o^ne  SSorlüiffen  feiner  [@pee'§] 
Oberen  erfd^ien."  ^ 

©änslic^  un^iftortfi^  i)'t  e§,  toenn  ®r.  ©arbaung,  ber  S^ef-- 
reba!teur  bcr  „^ölnifdöen  $8oIf§5eitung",  in  feiner  überf{äcf)IidE)en 
©c^rift  über  <Spee  fc^reibt:  „SS)te  ^Ipprobatton  ber  DrbenSoberen 
trögt  \ia§  S8ud^  nic^t,  inbe^  ftel)t  ju  üermutfjen  (!),  ba^  bie 
Cautio  bei  i^nen  »ofilnjoUenb  aufgenommen  tourbe" 
(f^ranffurter  jeitgemö^e  Srofd^üren,  1884,  V,  9^r.  4,  ®.  125). 

'^a§  fann  nur  frfireibcn,  wer  ficf)  ben  Slfiatfac^en  abfid^tlid^  üer-- 
frf)Iie|en,    ober   fie    abfic^tücE)    fälfd^en    tüitC.     S)ie   Crbengoberen: 


1  ©oHtc  fid)  t)ett)at)rt)eiten,  wa§  ®ut)r  gleicftfaHä  fcf)reibt  —  er  öerfpri(^t 
barüber  3)litt^eifungen  auS  bem  Drben^arc^tt)  — ,  "öa^  ©pee'g  Cantio  and) 
of)ne  jein  eigene^  S^orreiffen  öon  tnbi^freten  ^Jreunben  üeröffentltcfit  morben 
ift,  \o  tüürbe  bamit  and)  Spee'g  perfönUc^eg  SSerbtenft  erl)eblic^e  @inbuJ3e 
erleiben.  ߧ  ttJÜrbe  folgen,  ba^  ®pee  nic^t  ben  aJiutf)  l^otte,  ben  3e"fui;= 
üorjrf)riften  feines  Drbenl  entgegen,  ber  SBafjrl^eit  bie  G^re  gu  geben. 

@ine  ©c^rift  erfc^einen  gu  (offen  „oI}ne  58ortüiffen  ber  Oberen",  ift  für 
einen  Qefuiten  Dom  formalen  ©tanb|3unft  ber  DrbenSbigjipIin  an§  ein 
fc^ttjereä  SSergetien.  ©o  tourbe  and)  bie  ol)ne  S3iIIigung  ber  DrbenSoberen 
erfolgte  SBeroffentüc^ung  ber  Cautio  innerl)alb  beS  ^^fuitenorbenS  angefe^en. 
Sn^r  ^at  im  „§iftorif c^en  ^al)xbnd)"  11900,  2.  u.  3.  §eft,  ©.  344  ff.) 
einen  33riefwe(^fel  äWifd^en  bem  DrbenSgenerat  9!Jtutiu§  SJitcIIelc^i  unb 
bem  ^roöinäiat  ber  nieberrt)einifc^en  $rot)in§  beg  Sefuitenorbenl,  ©oStti in 
9t i (fei,  üeröff entfielt  (oollftänbig?  ?),  ber  barüber  feinen  Streifet  läßt.  5)er 
©enerat  befiehlt  bem  ^roßinjiat,  „ben  P.  ©pce  ernfttic^  gu  erma^^nen,  ba§ 
er  in  ber  ^-olge  feine  ©djriften  beffer  öerlDa^re  unb  jeben  bergletc^en  3?er= 
bo^t  [ber  Sßeröffentlic^ung  öon  ©djriften  o^ne  CSrlaubniB  ber  Oberen]  öer- 
meibe".  ®er  ^roüinsial  möge  ermägen,  ob  nic^t,  toegen  SBeroffentlidjung  ber 
Cautio,  bie  ^uloffung  jun:  ©rabe  ber  ^rofeffen  für  ©pee  :^inau^äufd)ieben 
fei  (eä  ift  i>a§  wo^t  bie  fdjrterfte  ©träfe,  tk  ber  DrbenSgenerat  ber= 
fjängen  fann);  au^  foüe  ber  ^roöinäial  Sorge  tragen,  ba^  ber  ®ruder  unb 
SSerleger  ber  Cautio  beftraft  merbe.  (Jine  9ieu aufläge  bei  58uc^eä 
Wiberrätt)  ber  ^rot)in§iaI.  (£l  ift  alfo  gröbfte  ©ntfteüung,  bie  Cautio 
für  ein  9tut)me#blatt  in  ber  ©efc^ic^te  bei  ^efuitenorbenl  auljugeben. 

2tuc^  in  biefer  feiner  neueften  SSeroffentUdiung  leiftet  ®u^r  in  93e§ug 
auf  58erbrel)ung  §erüorragenbe».  kaltblütig  fc^reibt  er:  „S)ie  Cautio  ift 
aui  bem  ©eifte  ber  Siebe  unb  Srbarmung,  ber  t^eologifc^en  Klugfieit  unb 
Sßorfic^t  Ijeraulgeirac^fen,  ben  ©pee  bei  ben  Sefuiten  unb  all  S^fuit  fid)  an= 
geeignet  :^atte"  (a.  a.  O.,  ©.  345).  SBarum  foHte  S)ut)r  bal  auc^  nid)t 
fc^reiben?  5Bon  feinen  Sefern  lieft  ja  bod)  9tiemanb  bie  öom  Drben  gut* 
ge^eifeenen  SBerfe  ber  S^fuiten  Sa^mann,  ®elrio,  Srejel,  Janner, 
©euerer  u.  f.  tt>.  u.  f.  m. 


554  ®ritte3  93u^.    ^ap[tt^um  unb  ^ejcnunnjefett. 

(generale,  ^roöiitäiale,  9{e!toren,  tüaren  tiottftönbig  im  iöanne  be§ 
§e£eniraf)n» ;  in  anerfennenben  Sßorten  ert^eilten  fie  fort  unb  fort 
ben  fdjeu^üdjen  ©r^eugniffen  biefe§  SBa^ne»  au§  bem  @dE)Oo§e 
i(}re§  Drben»  t)erau§  bie  ©rurferlaubni^ ;  Stimmen,  bie  ficf)  bagegen 
erfieBen,  iä)  erinnere  nur  an  ben  Sefuiten  ^ell  in  ßid^ftätt  (oben 
(S.  489),  werben  burc^  Strafen  gum  ©c^Ujeigen  gebracht,  unb  ^a 
füllte  (Spee'g  Suc^  oon  biefen  felben  Drben»oberen  „njoljirooüenb" 
aufgenommen  lüorben  fein! 

©pee  fdirieb  feine  menfc^enfreunblic^e  unb  c^rifttic^e  Cautio,  ob« 
fc^on  er  S^fnit  tüar  unb  entgegen  bem  ©eifte  feines  Drben§,  bie 
S)eIrio§  u.  f.  to.  f^abtn  i{)re  S3üd)er  gefdirieben,  weil  fie  ^efuiten 
waren  unb  au§  bem  (Reifte  be§  SefuitenorbenS  ^erau§. 

®§  ift  eine  beliebte  S(rt  jefuitifcE)er  ged^tfunft,  unangenetimc 
öon  Sefuiten  gefd;riebene  Südier  ab^ufcEiütteln  mit  ber  S3emerfung, 
ber  Drben  al§  foldier  Ijat  mit  bem  iBu^c  nid^tS  ju  t^un.  S^tur 
®en!oberf(äc^Iid^!eit  unb  Unwiffen'^eit  über  bie  ^^nfu^öorfc^riften 
be§  ^efuitenorbenS  wirb  fic^  mit  biefer  5(u§rebe  gufrieben  geben. 

Ser  ^efuitenorben  al§  folc^er  ^at  nod)  nie  ein  Sud^  gefc^rieben 
unb  wirb  nie  eine§  fc^reiben,  ba§  fann  nur  ber  einzelne  Sefnit, 
aber  inbem  ba§  SJJanuffrIpt  be»  einzelnen  ^efuiten  bie  Crben§= 
jenfur  ^jaffirt  f)at  unb  bon  ii)x  gutgeheißen  worben  ift,  ^aftet 
ber  Drben  für  feinen  S^^ott,  e§  ift  fein  geiftige§  ©igent^um  ge= 
worben ,  e§  trägt  im  amttid^en  Imprimatur  ben  Stempel  feine§ 
®eifte§    oben  @.  313.  499). 

$yjur  be§t)alb  !ann  ber  ^efuitenorben  ftolg  fein  —  üon  feinem 
Stanb|3unft  au§  —  auf  bie  2Ber!e  eine§  Suarej,  35 eil ar min, 
9}2oIina,  Sand^ej  u.  f.  w.,  weil  bie  (Srjeugniffe  biefer  einzelnen 
^efuiten  burd)  bie  33ittigung  ber  CrbenS^enfur  ©igent{)um  be§ 
CrbenS  geworben  finb. 

ßiilt  biefe  felbftoerftänbüc^e  SBal^r'^eit  für  jebe§  einzelne  53ud^, 
wetd^eS  ba§:  „Tlxt  Grlaubniß  ber  Cberen"  an  ber  Stirne  trägt,  um 
Wie  üiel  me^r  gilt  fie  für  eine  mit  biefem  jefuitifcfien  Imprimatur 
üerfef)ene  ßiteratur,  bie  in  gteidEiartiger  33et)anblung  beffelben 
diegenftanbeS  me^r  al§  jwei  S^^^'^iittberte  lang  au§  bem  Sd^ooße 
be§  ^efuitenorben§  tieroorgegangen  ift.  ©ine  folc^e  Siteratur 
bilben  aber  bie  jefuitifdien  |)ejenfd)riften.  SlUe  S^fuiten,  bie  fid^ 
mit  bem  ^ejenwat)n  befd^äftigt  f)aben,  fielen  auf  bem  Stanbpunft 


V.  griebric^  öon  ©pee.  555 

be§  blöben  ©laitben»  an  ben  alt^ergebrad^ten  Sßuft  t^örid^ter,  un* 
rf)riftlic^er  95orfteUungen.  2;a§  5eftf)alten,  bie  SSert^eibigung  folrfier 
SorfteÜungen  ift  iejuitiidier  ®eift,  Spee'l  gcfirift  ftef)t  in  icfineiben-- 
bem  ©egenfa^  511  biefent  ©elfte. 

2)u|r  f einreibt:  „^ebenfatlä  gebührt  bem  Drben  ber  2(nt^eU, 
ba^  er  (Spee  üon  früher  3"genb  an  gebilbet,  beoor  er  noc^  S^iuit 
luar,  ta^  bann  Spec  feine  ganje  asfetifrfie,  p§i(ofopf)if(^e,  ti)eo^ 
logifd^e  Stu^bilöung  bem  Crben  oerbanü"  a.  a.  D.,  ®.  60  . 
5Sal  für  fcbale  SSettieife  genügen  boc^  für  bie  ultramontanc 
Sefetüelt!  3(uc^  ic^  bin  —  man  erlaube  mir  biefe  perfönlicf)e 
S(u§fü^rung  —  „öon  früher  ^ua^t^i^  an,  beoor  ic^  noc^  ^efuit 
tüar",  öom  ^efuitenorben  gebilbet  njorben,  auc^  ic^  fjabe  meine  „ganje 
a§fetifcf)e,  p'^ilofopfiifc^e  unb  tfieologifcbe  Silbung"  bur(^  ben  Crben 
erfialten.  5lIfo  ^at  ber  ^^fii'tenoi^t'eit  ouc^  an  meinen,  üon  feinen 
fe^r  abtueic^enben  5Infic§ten  „^nt^eil".  3^  ö'in,  tro^  jefuitifdier 
2tu§bilbung  öon  ber  gefammten  jefuitifc^en  2ef)re  abgefallen,  Spee 
ift,  tro^  jefuitifc^er  2(uÄbilbnng,  öon  einem  'i|?unfte  biefer  Sefjre, 
öon  ber  §e£enlel)re,  abgefatten. 

95iel  jutreffenber  würbe  Suf)r  feinen  fi^önen  8a|  antöenben 
auf  2)etrio,  Sdjerer,  ^^re^el,  Söper,  SSalentia,  öatimann,  -Xanner, 
©aar,  D^eiff enberg ,  gacc^ini,  furj  auf  bie  §ejenfc^riftfteüer  beä 
Crben» ;  an  iJinen  unb  i^ren  Srjeugniffen  f)at  ber  ^efuitenorben 
h)irflid^  großen  „'ütntbeü",  auf  Spee'»  Cautio  I)at  er  aud^  nicf)t  ben 
Schein  eineö  Slnfpruc^es. 

deinem  ^^^if^J^  unterliegt  c»  anä),  ba^  bie  93eic^töäter,  bie 
©pee  in  feiner  Cautio  fo  furchtbar  anüagt  ;öglcb.  <S.  559  ff.),  feine 
eigenen  Crben»brüber  b.  b.  S^fiiiten  loaren.  Saft  an  allen  Orten,  töo 
bamal»  im  fattjolifc^en  ©eutfrfjlanb  ber  ^ejeniüafin  feine  9Jienfd^en* 
Opfer  forberte,  n^aren  e»  ^efuiten,  meiere  bie  UnglücEüi^en  gum 
(gdieiter^aufen  geleiteten,  fo  in  58raun§berg,  Gicbftätt,  gulba, 
Bamberg,  SSürgburg,  ÜJiainj,  Xrier,  Söln,  SKünfter, 
^aberborn.  ^ie  „'^a^xtvlttxid^tt"  be§  Trierer  Sefuiten^oufe» 
3.  83.  rühmen,  "Da^  ein  einziger  3efuit,  2u!a§  ©üen^,  200  ^ejen 
jum  Sdfieiter^aufen  begleitet  ^abe  '^uüir,  a.  a.  £.,  8.  73;.  ^n 
SSürjburg,  Xrier,  ^öln,  ^aberborn  ^atte  aber  @pce  feine  Sr= 
fa^rungen  gefammelt;  fie  fonnten  nic^t  anber»,  ai§  au§  bem  Greife 
feiner  CrbenSbrüber  gefc^öpft  fein. 


556  S}vttteg  S3u^.    ^apftt{)um  unb  ^ejenuniuejen. 

S^em  fte^t  in  feiner  SBeife  entgegen,  ha^  Spee  an  einer  ©tette 
(Cautio,  Dub.  51)  flogt,  bie  Ütic^ter  unb  ^nquifitoren  I)ielten  fie-- 
fonnene  unb  geleljrte  ilRänner,  benen  bie  ganje  Söelt  if)re  S'inber 
unb  bie  Surften  ifjre  ©eiüifjen  anoertrauen,  üon  ben  ©efängniffen 
fern.  2)afe  unter  ben  „befonnenen  unb  gelehrten  SJlönnern"  ^efui-- 
ten  gemeint  finb,  ift  fixier,  ebenfo  fieser  ift  aber  anä),  ^a'^  ©pee 
in  biefen  StuSbrücfen  nur  üon  einzelnen  ^efuiten  ai§>  öon  5lu§= 
na  lernen  f  priest.  2)enn  fonft  l^ätte  er  fid^  mit  feinen  SBorten  boc^ 
ju  fe^r  in  SSiberfprutf)  mit  ber  allgemein  unb  if)m  befonberg  be-- 
fannten  2t)atfad^e  gefegt:  bo^  nämlt(^  bie  ^efuiten  aU  SBeidjtOäter 
ber  i^ejen  ni^t  blo^  ni^t  ferngcf)alten  n^urben,  fonbern  hal^  gerabe 
fie  on  aßen  Drten,  mo  bie  SSerfotgung  am  wütl^enbften  tobte  (SBam= 
berg,  SBürjburg,  ^rier  ,  faft  au§](^Iie§ti(^  öejenbeic^tüäter  tüaren. 

@pee  jie^t  im  Dubium  51  feiner  Cautio  criminalis  bie  Summe 
feiner  2tu§fü^rungen  über  bie  ^ejenöerfolgung:  „Sage  mir  bie 
©ummc  unb  ben  furzen  ^nfialt  be§  ^ro§effe§  föiber  bie  Räuberei, 
jüie  er  in  unferer  Qdt  geführt  tt)irb.  '^a§>  toUl  iä)  t^un.  %u 
mu^t  aber  tton  üorn^erein  beachten,  ha'^  bei  un§  2)eutfcf)en  unb 
in«befonbere  —  beffen  man  fid^  fct)ämen  mu§  —  bei  unl  ^at^o  = 
lifen  ber  5(berglaube,  bie  9JJi^gunft,  ba»  Säftern,  ©d^änben, 
©c^mä^en,  ha^"  t)interliftige  Ctirenblafen  unglaublich  tief  eingen)ur§e(t 
ift.  Söeber  mirb  e»  üon  ber  Cbrigfeit  gebüf)renb  geftraft  no^  öon 
ber  ^anjel  gerügt,  unb  eben  baffer  entfielt  ber  erfte  SSerbad^t  ber 
Räuberei,  ba^er  fommt  e§,  'oa'^  aKe  Strafen  ®otte§,  bie  er  in 
feinem  ^f.  SBorte  ben  Ungefjorfamen  anbrof)et,  buri^  ^^^uberer  unb 
§ejcn  fommen  follen;  bie  ^ejen  muffen  2lKe§  getrau  ^aben. 
S)a^er  fommt  e§,  ba|  ^eber  tf)öric^ter  SIBeife  ruft  unb  ftfireit,  bie 
Cbrigfeit  foKe  nac^  3aii'^ei"ent  unb  ^e^-en  fucEien,  nämlid^  nad^ 
§ejen,  bie  bie  ©(freier  mit  i^ren  böfen  3ui^9en  gemacht  f)aben. 
hierauf  befiehlt  bie  Cbrigfeit  if)ren  D^id^tern,  ha^  fie  gegen  biefe 
öerrufenen,  Iafter£)aften  ^erfouen  öorge^eu  foden.  Xie  9lid^ter 
iüiffen  nun  nid^t,  tro  unb  mit  wem  fie  anfangen  foIIen,  ta  e§  i^nen 
an  Stnjeic^en  unb  $8en)eifen  fef)It.  2Bäf)renb  beffen  fommt  ber 
jrtjeite  unb  britte  Sefet)!  ber  Dbrigfeit.  3^el)et  aber  ber  SJJagiftrat 
bie  (Sad^e  aU  ein  fd^raerel  unb  gefä^rlid^e»  2Berf  in  Srn:)ägung, 
fo  fd^icft  bie  Dbrigfeit  ^nquifitoren  ober  ^ommiffarien.  S)eren 
Unüerftanb  unb  §eftigfeit  nennt  man  bann    gottfeligen  (Sifer  für 


V.  griebric^  öon  Spcc.  557 

bic  ®ered§tigfeit,  uitb  biefcr  gottfelige  Sifer  loirb  burd^  bie  ^off* 
nung  auf  einen  guten  Soljn  noc^  mef)r  unterhalten  unb  entjünbet, 
befonbery  toenn  bem  ^nquifitor  für  jeben  ^lopf  eine  geiüiffe  Summe 
öon  X^alern  gugefagt  tuirb  unb  e§  if)m  au^crbem  frei[tef)t,  öon  ben 
Sßauern  nocf)  anberc  (Steuern  einjutrciben.  Xrifft  e§  fic^  bann, 
ba§  irgenb  ein  SOJenfd)  über  eine  arme  &a\a  (fo  tüollen  tvix  ba» 
orme  SBeib  einmal  nennen)  ein  üerbäd^tigeS  SßJort  fallen  Iä§t,  fo 
ift  ber  2(nfang  gemalt,  fie  muf;  I^erfjalten.  ^amit  c§  aber  nid)t 
ben  5(nfdjein  ^ahe,  aU  ob  man  auf  blo^e»  ©erebe  ^in  öorgefie 
unb  ofjue  anbere  Sln^eic^en,  fo  I)at  man  fefjr  balb  ein  unfehlbare» 
9tn§eid§en  jur  ^anb,  unb  stuar  folgenben  gatlftricf:  enttoeber  {)at 
bie  ©aja  ein  böfe§,  leichtfertige?,  ober  ein  fromme»,  gottfeüge» 
Seben  gefüfirt.  ^m  erften  gati  ift  ein  ftarfe»  STnjeic^en  üort)anben, 
benn  tuer  fdjon  böfe  ift,  fann  fel^r  leidet  gu  nod^  Sijferm  öerfüt)rt 
werben.  Stuc^  ber  gleite  %aU  ift  fein  Ujeniger  fidiere»  Sfnseic^en, 
benn,  fo  fagt  man,  i^ejen  ttjun  gerne  fdjön  unb  tooffen  für  fromm 
gef)a(ten  toerben.  So  ergebt  benn  ber  SefeJ)!,  bie  ©aja  in'§  ®e= 
fängnifj  ju  werfen,  unb  fofort  ift  ein  neue§  Sln^eidien  ha:  ent= 
ioeber  giebt  ©aja  burcg  SBorte  ober  ©ebätirben  ju  erlennen,  ba§ 
fic  fid^  fürdite,  ober  fie  jeigt  fid)  furd^tlog.  3eigt  fie  ?^urd^t  — 
unb  wer  wollte  fic^  uidE)t  fürchten,  ber  wei^,  wie  fc^rcdltd^  man 
bort  gefoltert  wirb  — ,  fo  ift  ba§  ein  $8ewei§  if)re§  böfen  @e^ 
wiffen§;  fürchtet  fie  fid)  nidjt,  fonbern  baut  fie  auf  ifjre  Unfd^ulb, 
fo  ift  e§  aud)  ein  58eWei§  gegen  fie,  benn  ber  Xenfel  ntac^t  bie 
^ejen  mut^ig.  ^amit  e»  aber  nid)t  fet)(e  an  ja^treidjen  ^Injeidjen, 
fo  ^at  ber  ^nguifitor  feine  S^ürl^unbe  bereit:  gottlofe,  Ific^tfertige, 
»errufene  Seute,  bie  muffen  ba§  gange  Seben  ber  armen  (S>a\a 
burd^forf^en,  um  etwa§  ju  finben,  ba§^  argwöljnifdjc  Seute  böfe  ou^-- 
legen  unb  alv  i^egerei  beuten  fönnen.  @iebt  e§  benn  nod^  Ginige,  bie 
ber  (3a\a  fc^on  früher  nid)t  Wot){  gefinnt  Waren,  fo  treten  fie  auf, 
madEien  ein  x  für  ein  u  unb  jeber  ruft:  bie  (^a'ia  t)at  fd^were  Sn= 
bijien  gegen  fid^.  '^t^^aib  muf?  bie  ®aja  ouf  bie  Wolter.  ®enn 
bei  biefem  ^roje^  Wirb  fein  ^tnwalt  unb  feine  SSert^eibigung 
gewö()rt.  §ejerei,  fo  fagen  fie,  ift  jo  ein  crimen  exceptum,  ein 
Safter,  ba§  bem  gerichtlichen  -^roge^  nid)t  unterworfen  ift.  ^a 
foüte  fid)  3'ei"rtub  aly  5tnwalt  finben,  ober  bie  Cbrigfeit  baran 
erinnern,  "Qa^  fie  üorfid^tig  ferfa'^ren  foHe,  ber  fommt  in  ben  9?er= 


558  ©rittet  S5uc^.    $opfttf)um  unb  ^ejenunttiejcn. 

boc^t  ber  3aut)erei.  @o  üerftummt  jeber  9Kunb,  unb  otle  gebern 
trerben  ftumpf;  man  wagt  treber  ju  reben,  noc^  §u  fd^reiben. 
^amit  man  aber  ben  ^nqutfitoren  nid)t  nacfifagen  fönne,  fie  ptten 
ber  ßJajo  bie  Sßert^eibigung  üerhjeigert,  fo  ift  eg  ©itte,  bo^  fie  bie 
®aja  über  bie  ^(njeid^en  ausfragen,  tüenn  man  e§  fragen  nennen 
!ann.  33eftreitet  nämlic^  bie  ©aja  bie  öorgebro^ten  ^ttbigien,  fo 
achtet  man  nidjt  barauf,  fonbern  bie  ^nbijien  betialten  if)ren  Sßert^, 
unb  bie  :^artnädige  ®aja  mu^  mieber  in'§  2o(i);  benn  ireil  fie  \iä) 
t3ert^eibigt,  ift  fie  ^artnäcfig,  unb  trenn  fie  fid^  gut  tiert^eibigt,  fo 
ift  bieg  ein  neue§  ^nbijium  gegen  fie,  benn,  fo  ^ei^t  e§,  tt)öre  fie 
feine  |)eje,  fo  fönnte  fie  fic^  ni^t  fo  gut  öerti)eibigen.  ^Bleibt  fie 
bei  i^rer  ^ßert^eibigung ,  fo  lieft  man  if)r  ben  S3efef)I  §ur  t^olter 
öor,  aU  oh  fie  fic^  über{)au^t  uid)t  üertljeibigt  unb  bie  ^nbijien 
nid^t  ttjiberlegt  l^ätte.  ©()e  fie  aber  gefoltert  toirb,  befief)t  ber 
genier  fie  überall  an  if)rem  nadten  Seibe,  ob  fie  fic^  ni(i)t  burc^ 
Räuberei  unempfinblidE)  gemacht  ^be,  unb  bamit  ia  nicE)ty  »er* 
borgen  bleibe,  fc^neiben  unb  fengen  fie  i()r  bie  §aare  überall, 
aud^  on  ben  ^örperftellen,  bie  man  öor  jücfitigen  Dl^ren 
ni(j^t  nennen  foU.  Unb  bie  ^nquifitoren  ber  S3if(j^öfe 
unb  Prälaten  finb  in  biefem  ^un!t  bie  beften  SJieifter. 
Sft  nun  bie  arme  @aja  üerfengt  unb  enthaart,  fo  h)irb  fie  ge* 
foltert,  bamit  fie  bie  SBaI)rf)eit  befenne,  b.  f).  bamit  fie  fid^  aU 
|)eje  angebe;  ma§  fie  fonft  fagt,  ift  nicC^t  ma^r  unb  barf  nid^t 
toaijx  fein.  3uerft  mirb  fie  auf  bie  leic^tefte  Strt  gefoltert;  b.  !^. 
bie  3trt  mirb,  obttiot)!  fie  fel^r  fd^merj^aft  unb  t)art  ift,  leicht  ge* 
nanut  int  $ßerf)ältni^  gu  ben  folgenben  t^oltern.  58efennt  ©aja 
f(^on  bei  biefer  goWer  fid^  a(§  |)e£e,  fo  {)ei^t  e§,  fie  babe  gut- 
h)inig  unb  of)ne  Wolter  befannt. '  Tlan  mocf)t  fid^  barüber 
feine  ©ebanten,  fonbern  man  fü^rt  fie  §um  %ott,  mie  man 
übrigen^  auc^  getfjon  ^tte,  wenn  fie  nichts  befannt  t)ätte,  benn 
ift  einmal  ber  Anfang  gemacht,  fo  ift  ha^  Spiet  fc^on  aü§,  fie 
mu^  be!ennen,  fie  mufe  fterben.     @ie  mag  befennen  ober  nic^t;  e§ 


1  3Bal  man  unter  „gutföitltgem"  @eftet)en  üerftanb,  jeigt  broftifc^  ba§ 
^rotofoU  über  „bie  S^rouentrirtfiin  §oE"  in  ©troubing.  Dbfdjon  fie  me'^r 
aU  breifeig  9)tat  gefoltert  würbe,  et)e  fie  geftanb,  ift  boc^  öon  il^rem  „unge* 
äwungenen  58efennen"  bie  «Rebe  (SDlünc^cner  öanbfc^riften,  Clm.  4795,  f.  21). 
SSglc^.  oben  @.  64  ff. 


V.  tJriebri^  t»on  ©pee.  559 

tft  gtetd^.  S3efennt  fie,  fo  ift  bie  ©ad^e  tlax,  unb  fic  trirb  gelobtet, 
benn  einen  SSiberruf  giebt  e§  'E)ier  nid)t;  befennt  fic  nid^t,  fo 
foltert  man  fie  jum  gn^eiten,  britten  unb  öierten  Tlal.  SS)enn  bei 
biefem  ^roje^  gefc^ie^t,  roa§  immer  bem  Snquifitor  beliebt;  bei 
biefem  crimen  exceptum  braucfit  man  ni(f)t  borauf  ju  ac£)ten,  tüie 
lange,  wie  fd^arf,  tüie  oft  gefoltert  wirb;  ()ier  glaubt  S^iemanb,  ha'Q 
man  eine  ©d^ulb  auf  fic^  laben  fönne.  SSerbre^t  nun  etwa  wä^renb  ber 
i^olter  bie  ©aja  tior  ©djmerjen  bie  5(ugen,  ober  ftarrt  fie  mit  offenen 
5tugen,  fo  finb  bie§  neue  Snbijien  gegen  fie.  SSerbrel^t  fie  bie  Singen,  fo 
l^ei^t  e§ :  fef)t,  fie  fc^aut  fid^  nact)  i^rem  33ut)ten,  bem  Xcufet,  um;  ftarrt 
fie  üor  fid^  I)in,  fo  ^ei^t  e§:  fie  fef)e  i^n  fi^on.  SBirb  fie  bannfd^ärfer 
gefoltert  unb  will  bod^  nidfit  be!ennen,  macfit  fie  wegen  ber  großen 
©d^merjen  Bewegungen,  ober  fäüt  fie  in  Di)nmadt)t,  fo  '§ei^t  c§: 
fie  lad^t  unb  fd^Iäft  auf  ber  f^olter,  fie  l^at  ctwo§  gebraucht,  um 
nid^t  reben  ju  muffen,  fie  foH  lebenbig  öerbrannt  werben.  Unb 
bann  fagen  felbft  ©eifttid^e  unb  Söeid^töäter,  fie  ^abe  feine  5Reue 
gezeigt  unb  i^abt  üon  i^rem  S3ul)Ien,  bem  Teufel,  nidE)t  taffen  Wollen, 
ßrcignet  e§  fic^,  'oa'!^  bie  eine  unb  bie  anbere  auf  ber  golterbanf 
ftirbt,  fo  fogt  mon,  ber  %tn\d  ^ah<i.  i^v  ben  ^aU  gebrod^en. 
S)ann  fommt  9Jleifter  §an§  ^üpfauf  §er,  fct)Ie|)pt  ha^  2ta§  t)inau§ 
unb  oerfd^arrt  e§  unter  bem  ßJalgen.  ^ommt  ober  bie  ßJaja  auf 
ber  golter  mit  bem  öeben  babon,  unb  ift  etwa  ber  SRid^ter  fo  be-- 
fonnen,  ba^  er  fie  otine  neue  ^nbi^ien  nid^t  Weiter  foltern  unb 
o^ne  ®eftänbni^  nid^t  ^inrid^ten  laffen  Witt,  fo  lä^t  man  fie  ben-- 
nodt)  nidf)t  to§,  fonbern  legt  fie  in  ein  f(f)Iimmere§  ©efängni^,  worin 
fie  oft  ein  ganjeS  Sat)r,  gleid^fam  einge|)öfelt  gehalten  wirb,  bi§ 
fie  mürbe  geworben.  ®enn  i)ier  giebt  e§  feine  9teinigung  burdE) 
bie  ou§geftanbene  Softer,  wie  bie  anberen  9tedf|te  geftatten,  fonbern 
bie  5(ngefdf)ulbigte  mu^  ber  ^^uberei  fd^ulbig  werben.  ®enn  für 
bie  Snquifitoren  Ware  e§  eine  ©d^anbe,  wenn  fie  ^emanb,  ben  fie 
üer^aftet  fiaben ,  wieber  Io§Iaffen  müßten.  2Ber  einmal  im  (3Je= 
föngni^  ift,  mu^  fifiulbig  fein,  e§  gef d^et)e  ju  5Rect)t  ober  gu  Un- 
rcdE)t.  Unterbeffen  fctiicft  man  ungeftüme  ^riefter  ju  ber  armen 
(befangenen,  bie  itjr  Ijäufig  läftiger  fotlen,  ot§  fetbft  ber  genfer. 
@ie  plagen  \)a§  arme  SSeib  fo  lange,  big  fie  befennen 
mu^,  fie  fei  eine  ^ej;e;  fie  tiegen  i'^r  in  ben  D^ren, 
wenn  fie  nid^t   befenne,   fo  fönne   fie  nid^t  feiig  werben 


560  'S^xitteS  93uc^.    ^opftt^um  unb  ^eEenunireieit. 

uub    bic    t)eiligen    Saframente     nt(f)t    empfangen.      Unb 
barum  i)ütcn  fid)  bie  ^erren  Snquiiitoren  m^l  bei  biefen  ©ac^en 
unb  ^^ro^effen  feine  ^riefter  ju  öerraenben,  bie  aufrid^tigen  @inne§, 
bie  SScrftanb  im  ^er^en  unb  3ä[)ne  im  $munbe  f)aben;  auc^  tt)acf)en 
jie  barüber,  baB  9^iemanb  in  ba§  ©efängniB  fommt,  ber  ben  ©e- 
fangenen  guten  $Rat^  ertf)eilt.     Söäfjrenb  fo   bie  ©aja  im  finftem 
2oc|c  fifet  unb  tion  benen,  bie  fie  tröften  fottten,  gequält  toirb,   er- 
greifen bie  giicf)ter  fc^öne  9JJaaBregeIn,  wie  fic  neue  '^n^'v^kn  auS- 
finbig  machen  !önnen,  womit  fie  bie  &aia  \o  überführen,  bafe  auc^ 
juriftif^e  gafultäten  fie  fc^ulbig  er!ennen.     Stnbere  wieber  laffen 
bie  (^a\a  mit  fc^weren  Letten  belaften,  bringen  fie  in  ein  anbereä 
©efängniB  unb  foltern  fie  weiter,  um  burc^  DrtStjeranberung  ben 
ftummen  Xeufel,    wie   fie  e§  nennen,    au§  il)r  l)erau§  ju  treiben, 
^^efennt  fie  bann  nod§  nic^t,  fo  muB  fie  lebenbig  oerbrannt  werben, 
««un  möd)te  ic^,   weife  @ott,    gern  wiffen,   wie  ein  SDJenf^,   er  fei  , 
noc^  fo  unf^ulbig,  fic|  ^ier  retten  foll,  benn  bie,  weld)e  befennen, 
unb  bie,  weldie  nid)t  befennen,  finb  ia  ^t^tn  unb  muffen  fterben. 
„D  bu  t^örid)te§  SSeib,  warum  wiüft  bu  fo  oft  fterben,  ba  bu 
anfangt  mit  einem  ^obe  ^ätteft  baüon  fommen  fönnen?    golge 
meinem  9ftat^  unb  fage,  bu  feieft  eine  ^e^e,   unb  ftirb,  benn  »er- 
gebend  ^offft  bu  ro§äu!ommen;    ba§  läfet   ber  (Sifer  für  bie  ®e- 
rcc^tigfeit  bei  un§  ®eutfd)en  nic^t  §u. 

„§at  aber  (Sine  au§  Unerträglid^feit  ber  ^ein  fälfc^üc^  über 
fict)  au§gefagt,  fo  fängt  \)a^  Stenb  erft  recf)t  an.  Sefet  mufe  fie 
aud^  3Inbere,  obfcf)on  fie  nichts  33öfe§  tjon  i^nen  Weife,  anzeigen, 
unb  oft  biejenigen,  bie  i^r  öon  ben  ^nquifitoren  öorgefagt  werben. 
S:!iefe  werben  bann  aud)  gefoltert  unb  muffen  wieber  Rubere  an- 
zeigen unb  bicfc  wieber  STnbere,  unb  fo  ift  fein  ßnbe  unb  5Iuf- 
l)ören.  ^a  fommen  benn  SSiele  mit  in'§  ©piel,  bie  anfangt  laut  ge- 
rufen ^ben,  ta^  man  brennen  unb  brüf)en  muffe.  Xie  Ferren 
fiaben  ni^t  bebac^t,  bafe  bie  g^eitje  auc^  an  fie  fommen  würbe. 
So  f)abcn  fie  i^ren  gerechten  Öo^n  öon  ®ott,  ta  fie  mit  ifiren 
niftigen  3ungen  fo  biet  Bauberer  gemad)t  unb  fo  üiel  unf^ulbige 
gjJenfdjen  bcm  f^euer  überliefert  I)aben"  (Cautio  criminalis,  Dubium 
51,  Ed.   1549,  @.  307  ff.). 

?5aft  nod)  fur^tbarer  finb  bie  folgcnben  ©teilen:   „SSenn  ic^  bar- 
über  nadjbenfe,    wa^  i^  in  Se^ug  auf  bie  golterung  gefc^cn,  ge- 


V.  griebricf)  »on  Spee.  561 

lefen,  gel^ört  Ijabe,  fo  fanit  ic^  nii^t  anberg  ai§  jagen,  ba^  bobei 
oft  unb  faft  immer  Unfd^ulbige  leiben.  'S)uv6)  bie  ?^oIter  njer- 
bcn  ^eutfd^Ianb  unb  bie  anberen  Sänber  angefüllt  mit 
3auberern  unb  unerf)örten  SSerbred^en. ^  Sldju  fd^merj^afte 
3trten  ber  Wolter  n)erben  angett)anbt.  Um  gro^e  Si^merjen  p 
oetmeiben,  raä^It  man  lieber  ben  Zoh.  80  ift  ju  beforgen,  bafe 
5ßiele,  um  ber  golter  gu  entgelten,  fid^  beffen  fcEiuIbig  befennen, 
tDa§  fie  niemoB  get^an  fjaben;  fie  befennen,  \va§  il^nen  öon  benen, 
bie  fie  ausfragen,  an  bie  §anb  gegeben  n)irb.  Sinige  ftarfe 
SJJänner  l^aben  mir  geftanben,  bafe  e§  fein  SSerbrecfien  gäbe,  ba§ 
fie  nicEit  jeben  Stugenbüc!  gefte^en  mürben,  nur  um  fo  ber  Wolter, 
roenn  aud^  nur  tf)eilmeife,  ^u  entgegen;  jo  fie  loottten  je^nmal 
lieber  in  ben  2;ob  f^jringen,  al§  bie  f^o^ter  erleiben. 

„®amit  e§  offenbar  toerbe,  mie  gro^  bie  Dualen  ber  golter  finb, 
ergäiile  id^  ha^  t^olgenbe :  Dljue  ^^^ifel  ift  e§  ben  SSeic^töätern  be= 
fannt,  ba^  Jßiete  auf  ber  golter  biefen  ober  jenen  a(§  SJJitfd^uIbigen 
angeben,  nur  um  öon  ber  j^olter  lo»  5U  !ommen.  ^ält  man  i^nen 
bieg  nad^^^er  in  ber  Seichte  t3or  unb  fogt  i^nen,  fie  fonnten  nic^t  Io§' 
gef^sroc^en  werben,  menn  fie  i^re  S3efd)ulbigungen  uidEit  mib erriefen, 
fo  toeigern  fie  fid^,  lueil,  tt^enn  fie  mieberriefen,  fie  auf'§  neue  gc» 
foltert  iüürben.  2)rot)t  bann  ber  Sßeid^töater,  fie  üerfielen  ber 
emigen  ^öerbammni^,  menn  fie  nidE)t  »iberriefen,  fo  erl^ält  er  jur 
Stntmort:  mir  moüen  lieber  unfere  Seligfeit  t»erf(^erjen,  al§>  auf's 
neue  gefoltert  merben.  SSa§  mic^  felbft  angefjt,  fo  Befenne  id^  frei, 
ba^  ic^  lieber  alle  S3ubenftücEe  befennen,  aU  gefoltert  merben 
möd^te.  SD^eineS  @rac^ten§  mirb  ou§  nid^tigen  Urfad^en  bie  golter 
angeraanbt,  fo,  menn  ^emanb  übel  beleumunbet  ift,  ober  öon 
Slnberen  bejic^tigt  toirb.  ^jierju  fommt,  ha^  man  bei  3<iuöerei  gemö^n* 
lic^  fdfjärfer  foltert,  aU  bei  anberen  SSerbred^en.  Siber  man  foltert 
bie  Stngefdjulbigten  nic^t  nur  fcf)ärfer,  fonbern  mon  mad^t  fid)  aucf) 
gar  fein  ©emiffen  barau§,   ob  man  nid^t  oiel  ju  öiel  barin  t^ut. 


1  Xrummer  fagt  öon  ^ximburg  (58orträge  über  Tortur,  i^ejenoerfol* 
öuncien  unb  anbete  nterfraürbtge  @rfcf)einungen  in  ber  |)Qmburgifc!)en  9ied)t^* 
gcid)td)te,  Hamburg  1844,  I,  111::  „Sobalb  bie  Xortur  fid)  bei  iinl  [in 
.viamburg]  Singong  ju  bcrfc^affen  anfing,  finbet  fic^  gleic^geitig  bie  bi§  bal)in 
bei  un§  but^aug  unerhörte  Grfcfieinimg  öonl^ejen,  bie  bi»t)ernic^t  ein= 
mal  bem  9'iamen  nac^  Dorgefommen  ^u  fein  fdjeinen." 
u.  .^loenSbvoccf),  ^a>)flttnim.   I.  36 


562  ©rittet  S3u(^.    ^ap[ttf)um  unb  §ejetiunh)efen. 

SSicIe  finb  burd^  übermäßiges  goltern  unt'§  Seien  ge!ommen,  anbere 
finb  gu  untü(f)tigen  ^rüp|3etn  gemai^t  lüorben;  2lnbere  tüurben  jo 
ge[rf)unben  unb  äerriffen,  haf,,  tüenn  jie  enblid)  t)ingerid^tet  luerben 
follten,  ber  genfer  nirf)t  tnagte,  fie  ju  entblößen,  hjeil  er  bejorgte, 
ba^,  tüenn  bte  Seute  fät)en,  föie  jäntmerlid^  unb  und^riftlid^  bie 
Stermften  jugeridjtet  feien,  fie  fid)  an  i^m  üergreifen  n)ürben.  ^a 
einige  mußten  unterwegs  t)ingeri(^tet  hjerben,  Weil  fie  nid^t  met)r 
bi§  jur  9fiic§tftätte  gefo^Ieppt  n^crben  tonnten,  ^ft  e§  nid^t  jum 
Sntfe|en,  ha'!^  man  bei  fotcEien  fingen  ruf)igen  ®etüiffen§  ift?! 
SBa§  foH  ic^  aber  öon  ber  ®auer  ber  golter  fagen?  SDer  @c£)merä 
ber  f^oWer  ift  fo  groß,  ha^  man  if)n  faum  eine  l^atbe  öiertet 
©tunbe,  ja  nicC)t  einmal  bie  ^älfte  biefer  Qtit  auSl^atten  tann. 
2Ba§  füll  man  baju  fagen,  baß  eine  SSiertelftunbe,  eine  t)albe 
©tunbe,  eine  ganje  ©tunbe  bamit  f ortgefaljren  h)irb  ?  ^  2Ser  moHte 
aber  ni(f)t  lieber  taufenb  Sügen  fagen,  al§  fold^e  Dualen  auSfte^eu? 
einige  aber  Ijalten  biefe  ©djutersen  bennod)  au§,  unb  sföar  beSl^alb, 
tüeil  fie  e§  für  eine  greutidE)e  ^obfünbe  t)alten,  mit  ber  fie  i^re 
©ecle  nid^t  befleden  trollen,  fid)  unfc^ulbiger  SBeife  ber  ^ßwberei 
anjuflagen.  SBenn  fie  aber  enblid)  trol}  alter  2Biffen§ftär!e  ber  Oual 
unterliegen  unb  fid)  fd^ulbig  betennen,  fo  öerfallen  fie  einer  neuen  SSer^ 
jmeifelung,  "oa^  e§  nämlicf)  wegen  be§  ®eftönbniffe§  um  if)re  ©eligfeit 
gefd)et)en  fei.  SDu  lieber  ®ott,  wie  tiiel  Slümmerniß  unb  SSerjweifelung 
fie^t  mon  nid^t  bei  foIdEien  Seuten  im  ©efängniß!  2Ber  aber  bie 
Dualen  nid^t  erträgt,  ber  lügt  auf  fidf)  unb  5Inbere,  mo§  immer 
t^nt  einfällt.  ^dE)  weiß  gar  woI)I,  \üa§  \6)  fage.  Söenn  bie  Söeid^t* 
bäter  fanftmütljig  wären  naä)  bem  ^öeif^iel  if|re§  §errn 
unb  9JJeifter§,  ©f)riftu§,  unb  Wenn  fie  i^re  Seibenfd^aftlidj' 
!ett  ablegen  wollten,  fo  würben  fie  balb  jur  einfielt  !om* 
mcn,  \)a'^  üiel  unf(^ulbige§  35(ut  in  ©eutfdjlanb  öergoffen 
wirb.  Dft  'ifait  iä)  mit  eigenen  D^ren  gehört,  'oa'^  9f{id)ter  unb  auä) 
©eiftüdfie  fagten,  biefe  unb  jene  Ratten  gutwillig  unb  unge|3einigt 
befannt.  Slber  Welc^  ein  9}?ißbrauc^  ber  @|}rad^e!  S)enn  aU  idj 
weiter  fragte,  wie  e§  benn  um  iia§  „gutwillige"  Söefenntniß  be« 
fc^affen  fei,  würbe  mir  eingeftanben,  baß  bie  $8etreffenben  jwar  ge-- 


1  e§  finb  bie  „©tattfialter  a;i}riftt",  bie  ^äjjfte,  welche  bte  Sauer  ber 
gelter  big  ju  einer  Stunbe  feftgefc|;t  I)aben;  ögti^.  oben  ©.  63;  unten  597. 


V.  g^ebricf)  üon  ©pec.  563 

foltert  tüorben  feien,  aber  nur  mit  au§ge^öf)tten  unb  geja'^nten 
S3einfc£)rau6en  an  ben  ©c^ienbeinen.  W\t  biefen  Sd^rauben  wirb 
ba^  ^Ui']ä)  unb  ha§>  @d}icnbein  Jüie  ein  ftuct)en  ober  glaben  ju-- 
fammengefd^raubt.  Unb  ba§  nennt  man  „gutmittig  unb  o^ne  golter 
befennen".  G§  bebünft  micf),  baf;  toir,  bic  njir  Sf)riften  fein 
tüotten,  graufamer  unb  unbarmljerjiger  gegen  einanber  finb,  aU 
felbft  bie  |)eiben.  Sei  ben  Reiben  iDurben  nur  bie  ©flauen  gc-- 
foltert,  bie  öielfad^  ber  Slbfd^aum  alter  @d£)urferei  waren.  2Bir 
aber,  bie  h)ir  bod^  burcl)  hav  CSöangelium  mitleibiger  geworben  fein 
follten,  fc^onen  9ciemanb.  ®ie  genfer  überbieten  fic^  an  ©rau-- 
famfeit;  einige  rühmen  fic^,  baß  fie  nod^  deinen  unter  ben  §änben 
gehabt  "Ratten,  ber  nic^t  fc^üepc^  befannt  t)ätte.  ©olc^e  §en!er 
tüerben  begefirt,  lüenn  e§  anberen  nidjt  gelungen  ift,  ©eftänbniffe 
!^erau§5U)3reffen.  2tu(^  trirb  bie  (Wolter  angemanbt,  um  bie  9?amen 
oon  9}?itfcJ)utbigen  ju  erfaf)ren,  obttjof)!  bieg  burd^  n)eltlid£)e§  9tect)t 
tierboten  ift.  SSor  einigen  ^a^ren  !am  icf)  on  einen  Drt  in 
Seutfdjlanb,  n)0  man  ftreng  gegen  bie  |)ejen  üorging.  Sin  ef)r* 
ttiürbiger  9)iann  er^ö^Ite  mir,  "üa^  er  e§  mit  feinem  ©etüiffen  nid^t 
me^r  t)ätte  tiereinigen  fönnen,  an  ^rojeffen  tt)eil  gu  nel^men,  bei 
benen  bie  Ütiditer  fo  graufam  folterten.  2111  ic^  bann  fragte,  toorin 
bie  (Strenge  beftänbe,  fagte  er:  SBenn  eine  Slngefdfiulbigte  fid^ 
fi^ulbig  befennt  unb  auf  bie  grage  nac^  2J?itfcf)uIbigen  biefe  üer» 
neint,  fo  fagt  ber  5Rid^ter:  (Si,  !ennft  hn  benn  bie  ^äte  nic^t,  bift 
bu  nidt)t  mit  i^r  jum  ^^anj  gegangen?  ©agt  fie  nein,  fo  fiei^t 
e§  aBbalb:  SKeifter,  §ief)e  auf,  \pannt  beffer  an!  5)ann  ruft  bic 
©efotterte  fogleid^ :  ^a,  \a,  id^  !enne  fie,  id^  n)itt  nic^t§  üerfcEinjeigen. 
Unb  bieg  ©eftänbni^  Wirb  bann  gu  ^roto!ott  genommen!  2)ann 
fuf)r  ber  9lict)ter  fort,  ob  fie  nic^t  aud^  bie  Slrine  fenne  unb  an 
fold^em  Drt  gefe^cn  'ijobt.  Seugnete  fie  bann  anfangt,  fo  toirb 
ber  ä)?eifter  föieberum  an  fein  3tmt  gemat)nt,  ber  bann  fo  lange 
mit  foltern  anfielt,  big  anä)  bie  ^^rine  fc^ulbig  gemacht  tuar,  unb 
fo  fort,  big  jum  itienigften  brei  ober  tiier  DZamen  tion  SJiitfd^uIbigen 
aug  ber  gemarterten  ^erfon  ^erauggepre^t  maren.  ^a  eg  nun  fo 
^ergef)t  in  unferm  lieben  beutfd^en  SSaterlanb,  fo  liegt  auf  ber 
6anb,  tueg^atb  wir  bei  ung  fo  üiele  §ejen  ü)aben.  @o  weit  ift  eg 
ge!ommen,  'oa'i^  untängft  ein  üornef)mer  ^rölot  biefe  5lrt,  nad^ 
ben  2Jiitfd^uIbigen  ju  fragen,  billigte;  er  l^ielt  eg  für  red^t, 

36* 


564  23ritteä  S3ucf).    ^^Japftt^um  unb  ^cEenuntDcjen. 

baB  bie  Snquifitoren  bie  grauen  auf  ber  goüer  fragen,  ob  bei  i^ren 
3ufammen!ünften  nid)t  aud)  ein  Pfarrer  ober  ©eiftüdier  geluefen  fei. 
Gin  Suquifitor  ftug  bie  ©efolterten  ftets  juerft,  ob  nic£)t  bie  3flatt)§= 
I)erren  uub  gSoruef)ineu  be§  Drte§  auf  ben  öeEentänsen  gettjefen  feien. 
S)a§  tt)at  er  tt^^ai^,   bamit,  wenn  er  Solche   au§  bem  SSege  ge- 
räumt  ^ätte,  er  ta^  übrige  3SoIf  um  fo  uugef)inberter  äur  8^Ia(^t'^ 
haut  treiben  fönnte.  Stuf  biefe  Sßeife  gefd)iei)t  el,  baf?-  tüenn  aud)  nur 
eine  (Sinnige  fid)  fc^ulbig  be!ennt  unb  t)ingerid)tet  lüirb,  SSiele,  ja 
Unjä^tige  it)r  folgen  muffen.     ^^  geftef)e,  bafe,  wenn  ic^  I)ierüber 
na^gebad)t  {)abe,    id)    oft    gegittert    t)abc    beim  ©ebanfen    an   ba§ 
übergroße  (SIenb,  ba§  unferm  lieben  ®eutf(^Ianb  barau§  entftanben 
ift.     (£§  bleibt  babei:  e§  ift  unglaublid),  m§  für  Sügen  unb  Un-- 
wotir^eiten  burd)  bie  Folterqualen  tterauSgepre^t  merben,  unb  iüeil 
bie  armen  gefolterten  auö  gur^t  neuer  golter  nic^t  raiberrufen, 
fo   werben   biefe  Sügen    unb   Uniüa^rt^eiten  burc^  it)ren   Xob  be= 
ficgelt.     e§  tommt  tjin^u,  bai  wer  fid)   einmal  burd)  bie  golter 
fd)utbig  befannt  i)at,  alle  mittd  unb  Söege,  ja  aüe  §opung  üer-^ 
loren  I}at,    miebcr  Id§  ju  fommen.     ®enn  lüDÜte  man   na^   ber 
?5oIter  fagen,  ba^  man  nur  be§  ©dimer^eS  wegen  geftanben  t)abe, 
fo  würbe  man  nid)t§   weiter  aulric^ten,    al§  baß  man  jur  ^weiten 
gotter   gefüt)rt   würbe.     5Bc!ennt  man  nun  abermals,    fo  ift  auc^ 
bie  britte  gotter  fidjer.     gntweber  bin  ic^  gum  gfJarren  geworben, 
ober    e§  ift  fo,    ha^    auf   biefe  5trt    öiete  Unf(^ulbige   umgebra^t 
worbeu  finb  unb  nod)  umgebradit  werben." 

„erft  für^tid)  t)at  ein  üerftänbiger  SJ^ann  Stnberen  bie  grage 
vorgelegt,  wie  ^emanb,  ber  unfd)uibig  fei,  e§  anfteüen  foüe,  um, 
einmat  tjertjaftet,  wieber  to§  gu  lommen.  2lt§  i^m  nun  tauge 
!cine  Antwort  gegeben  würbe,  er  aber  auf  ber  ^Beantwortung  bc- 
ftanb,  fagte  man  itjm  enbli^:  man  motte  eine  5Jla^t  ®eben!äcit 
^aben.  Sft  bal  aber  nic^t  eine  merfwürbige  Stntwort  üon  ©otc^en, 
bie  f^on  üiele  (It)riftenmenfd)en  oerbrannt  f)aben,  "oa^  fie  no^  tein 
gjjittet  !ennen,  wie  fid)  ein  Unf^utbiger  au§  i^ren  §anben  befreien 
fann.  Xarum  fo  fditieße  id):  SSarum  bemühen  wir  un§  fo  fet)r, 
§ejen  unb  Sauberer  ju  überfüfiren?  §ört,  id)  wiü  euc^  fagen, 
mo  i^r  fie  lei^t  finbet.  9iur  frifc^  I)eran,  greift  ieben  ßapusiner 
ober  Sefuiten,  jeben  SrbenSmann,  fottert  i^n  ein^,  gwei^  brei=, 
üiermat,    wa§  gitfl  fie  werben    benennen.     SBotIt   it)r   nod)    met)r 


V.  griebrirf)  öon  ©pee.  565 

^auBerer  ^a6en,  greift  bie  ^räfaten,  bie  ©omfierren,  fic  fcefennen 
getut^Iidf).  SBolIt  ir)r  noc^  met)r  B^u^ei-'er,  laßt  mid^  eii(^  foltent, 
unb  bann  i^r  mtd§:  tüir  S(He  werben  QauUxtv  fein"  ;Dub.  20)  J 
„60II  meJir  al§  einmal  gefoltert  toerben?"  DZac^bem  Spee  bie 
genjö^nliifie  Beja^enbe  5(nfid)t  angefüt)rt,  fic^  felbft  aber  für  bie 
Verneinung  au^gefproc^en  I)at,  fä£)rt  er  fort:  „(Sott  foll  und),  ber 
ic6  n)ei§,  ttjag  foltern  t)ei^t,  benjat)ren,  baf3  io^  anberS  te^re.  ^c^ 
bcforge,  ba&  Hlle  biejenigen  einft  on  i|rem  ßnbe  ein  unbarnt^eräigeS 
Urtf)eil  üBer  fi(^  ergefien  laffen  muffen,  bie  fo  unbarmtierjig, 
grimmig  unb  graufam  finb,  ha^  fie  einem  SJJenfc^en  eine  folc^e 
^ein  ant^un  laffen,  bie  fie  feinem  unöernünftigen  2^iere  jufügen 
tuürben,  föenn  fie  fie  fennten.  3)a§  it)ei§  icf),  fein  Sbelmann  in 
^eutfc^Ianb  raürbe  e§  jugeben,  ha'^  man  feinen  S^gb^unb  fo  §er^ 


1  Ser  befannte  ^urift  öon  SSäd)ter  jdjeint  btcfe  SBorte ©:pee'ä  üor  3lugen 
ge{;abt  ju  Ijabtn,  aU  er  fc^rieb: 

„SEir  trürben  inunfererQeit  noc^  ebenfo  Diele  ^^i^tn  finbcn  unb  üerbrennen 
fönnen,  al§  in  jenen  ^dttn,  menn  man  baöfelbe  SJJittel,  fie  511  finben,  bei  unä 
noc^  anwenben  rcollte.  Sag  gjiittel  ttor  fieser,  einfad^  unb  f^nell  §um  Qiele 
fü^renb.  Sl ttar  bie unftnnigfte Stu^geburt  mcui^ticf)er  SSerirruug :  b ie göltet. 
SSeim  feften  §ejenglauben  ber  Äirc^e,  ber  in  jeber  auffatlenben  (£ric{)einung  eine 
^ejerei  njitterte,  auf  ber  einen  Seite,  hd  beut  Sinfc^reiten  üon  Stmt^wegen 
unb  ber  roillfürUdiften  5tntt)enbung  ber  abj^euticf)ften  poltet  auf  ber  anbern 
©ette  mufete  man  überaC  §ejen  finben,  wo  man  fie  fu(f)te.  D{)ne  bie  Softer 
I)ätte  man  oergebenl  nac^  üielen  ^eien  gefud)!,  unb  gcrabe  ber  3!J?angeI  ber 
golter,  überfiaupt  t)a§  ööllig  anbere  ^Bemeilf^ftem  unb  proseffuaIifd)e  SSer= 
fahren  erflört  eg  allein,  wie  in  ber  ftüt)eren  geit  big  gum  15.  3at)r:^unbert 
nur  wenig  .^ejen  öeturtfieitt  Würben,  obgleich  in  jenen  Qdttn  ber  öejen^ 
glauben  nirfjt  minber  feft  wor.  ®egen  bog  ßnbe  be5  3Kitteta(terg,  im  15.  '^afjt'- 
t)unbert  trat  in  Seutfc^Ianb  eine  weieutUc^e  Stenberung  im  58crfat}ren  unb 
SBeweiöfi^ftem  ein.  Sie  ©eric^te  fingen  an,  nacf)  bem  58organge  ber 
geiftlid)en  ®eri(f)te,  öon  5(mtgwegen  gu  öerfatjren  unb  Stlleg  öom  ®e= 
ftänbniffe  ber  3(ngeic^ulbigten  ab:^ängig  ju  machen  unb  biefel  auf  aEe  SBeije 
I)erbei3ufüf)ren  ju  fuifien.  Stig  3!Kittet  '^ierju  würbe  Wieber  nacf)  bem  5ßor  = 
gange  ber  geift liefen  @erid)tc  jur  goltcr  gegriffen.  Sie  '^•oltcx  führte 
beim  ^»ejenproäeffe  beina'^  unfef)tbar  auf  ha§  iuxd)  ben  5lbergfauben  ber 
SRic^ter  gewünfd^te  9f{efultat.  Sag  ginfcfireiten  öon  5tmtlWegen  bewirfte  hti 
bem  Srängen  ber  ©eiftlic^feit  unb  ber  Ueberseugung  öon  ber  t)eiligen 
^flic^t,  bie  öejen  §u  öerfolgen,  baf3  man  häufig  nacf)  §ejen  fuifite;  bie 
gotter  machte,  bafe  man  fie  in  ajienge  fanb.  Seibe  SIKittet  wufete  fc^on  ber 
„Öejentjammer"  wof)I  ju  benu^sen  unb  i^ren  ©ebraucfi  au\'§  abfcfieulit^fte 
einjufctiärfen"  :iE3äc^ter,  iöeiträge  gur  beutfd^cn  ©efd^id^te,  Sübingen  1845, 
©.  96  ff.). 


566  drittel  93uc^.    ^apftf^um  unb  Sejenunmeien. 

fleifd^en  bürfte.     2Ber  tüottte  bann  fo  etwa»  einem  (If)riftenmen)d§en 
ant^nn?"  (Dab.  21). 

„SSo^er  fommt  e§,  ba^  öiele  Stic^ter  bie  Seflagten  nic^t  Io§» 
laffen,  oBfc^on  fte  \xö)  in  ber  ?^oIterung  gereinigt  l^aben?  STcan 
ttjiü  unb  niu^  Seute  l^aben,  bie  öerbrannt  lüerben.  Stuc^ 
beS^alb,  lüeil  bie  Slic^ter  e§  nl§  einen  Schimpf  anfetjen,  ^emanb 
lieber  loljulaffen:  man  fönnte  bann  fagen,  fie  l^ätten  \iä)  bei  ber 
SSerl^aftung  ober  golterung  übereilt.  §ier  mu^  i(|  ergä^Ien,  voa§> 
xä)  üor  jttiei  Sauren  erlebt  ^abt.  ^n  einem  Crt,  wo  id)  mirf)  ha-- 
maU  auffielt,  mar  eine  SBeibSperfon,  92amen§  ^rine,  nur  be§§alb 
aufgegriffen  unb  gefoltert  trorben,  toeil  fie  in  if)rem  S)orfe  in 
fc^Iec^tem  gtufe  ftanb.  Sie  ^atte  ouf  ber  golter  bie  ^äte  al§  ^ib 
fc^ulbige  angegeben,  fo  ha^  aucf)  bie  §äte  üer^aftet  unb  gefoltert 
n)urbe,  bie  aber  bie  golter  überftanb  unb  ni(i)t§  befannte.  Srine 
tüurbe  pm  ^^euertobe  öerurt^eilt;  al§  fie  ^erau§gefü^rt  tt)urbe,  ht- 
!ennt  fie  i^rem  SSeit^toater,  ba^  fie  nur  tuegen  ber  ^folterqualen 
bie  ^'äte  angegeben  ^abt,  bie  gang  fd^uIbIo§  fei.  S:a  itiäre  e§  nun 
bod^  biHig  gen^efen,  ba^  man  bie  Säte  loSgelaffen  f)ätte,  aber  fie 
tnurbe  nic^t  entlaffen,  toeil  bie  3fiid§ter  beforgten,  bie  plij|ltc^e  @nt= 
{)aftung  ber  Säte  fönnte  auf  eine  Seicfitfertigfeit  in  i^rer  SSer^aftung 
fdilie^en  laffen.  ^]t  ha%  aber  nic^t  eine  Scbanbe  unter  ©Triften?" 
(Dub.  22),  „S)ie  päpftlic^en  Snquifitoren  ^i^o^  ©Sprenger  unb 
§  einrieb  ^nftitor,  bie  man  nad^  SDeutfc^Ianb  gef(i)icft  f)at,  lefiren 
auöbrücfücE),  ha'^  man  bie  armen  ©ünber,  bie  nic^t  befennen  motten, 
öfter§  foltern  barf,  nidjt  jtoar,  toie  fie  e§  nennen,  per  modum  re- 
petitionis,  sed  continuationis,  ba^  ift,  nidE)t  um  bie  Wolter  gu  „irieber» 
^olen",  fonbern  um  fie  „fort^ufelen"  'ogid).  oben  @.  50.  416.  456). 
Sft  bie§  nid^t  eine  fonberbare  9!Reinung?  @ie  fagen,  mir  motten 
bie  golter  nic^t  miebertjolen ;  e§  fei  ferne  oon  un§,  ba§  mir.  ba§= 
fetbe  o^ne  neue  unb  mic^tige  Urfad^en  tf)un  fottten,  fonbern  mir 
motten  baSfelbe  auf  einen  anbern  2ag  tf)un.  2Sir  miffen  gut,  ba§ 
e§  miber  Siedet  unb  SSernunft  märe,  bie  golter  gu  mieber^olen. 
©Ott  bel^üte  un§,  ba^  mir  fo  unmenfd^Iidö  unb  grnufam  fein  fottten. 
2Ba§  fott  id^  baju  fagen?  ^ft  e§  mijglid^,  "öa^  geiftlirfie 
2)länner  unb  ^riefter  @oIrf)e§  fagen  unb  in  einer  fo 
crnften  (Baä)t  mit  SEorten  fpielen?  S«  2Ba{)r^eit,  meine» 
©rad^tens  ift  bie§  eine  ungeiftlicEje  ©raufamfeit,  unb  ic^  beforge. 


V.  griebricf)  öon  Spce.  567 

unb  jtüar  nic^t  erft  Ijeute,  boB  bie  genannten  päpftlid)en 
^nquifitoren  bie  gro^c  SRenge  Don  Qaubtx^xn  unb  §ejen 
in  2)eutf(i)Ianb  öerurfacljt  l^aben  burcf)  i£)r  übermäßige» 
Woltern"  (Dub.  23).  „SSenn  ßine  ätt)ei=  ober  breimal  ge» 
foltert  morben  ift  unb  nict)t§  befannt  f)at,  fo  ^ei^t  e^  fofort:  jic 
ift  be^ejt,  ber  Xeufel  i)ält  i^r  ta^  SJJauI  5U,  e»  liegt  am  -Tage, 
ba|  jie  eine  |)eje  i[t,  jie  muß  noc^  einmal  gefoltert  lüerben" 
(Dub.  25).  „SSenn  ein  (Gefolterter  bie  Säijm  auf  einanber  beifet, 
fo  ruf  eil  bie  3flid^ter  unb  |)en!er :  fel)t,  er  fü^tt  nid)t§,  er  la^t  unb 
fpottet"  (Dub.  21). 

Uebcr  bie  X^tigfeit  üon  ©eiftlic^en  unb  ^rieftern  bei  ben 
golterungen  f^reibt  @^ee:  „3Ber  treibt  benu  bie  Dbrigfeit  ju  ben 
^-lejenprojeffen?  3iin^<^ft  f^"^  e§  ©eiftlid^e  unb  ^rälatcn,  bie  in 
i()ren  Betten  unb  ©tubirftuben  it)re  Seben^äeit  mit  Spintijierereien 
gubringen;  bie  nic^t  ttiffen,  lüie  e§  in  ber  SBelt  pgel^t;  bie  fic^ 
fc^ämen,  Werfer  unb  ©efängniffe  ju  befuc^en,  mit  armen  S3ettlern 
ju  reben.  SDaju  fommt,  bafe,  lüenn  fie  etwa  eine  gabel  ober  ein 
2}?är(^en  üon  3aii6erei  I)ören,  ba§  ^emanb  auf  ber  golter  au§» 
gefagt  ^at,  fie  bie§  aU  ein  ©oangelium  glauben"  (Dub.  15).  ,Xsi^ 
flage  §tt)ar  ^Jüemanb  an,  aber  ha§i  fann  id)  gIeic^tt)ot)I  öon  ber 
Uugefcf)idlid^!eit  ber  l^nquifitoren  fageu,  baß  fie  fdjlerf)te  Folgerungen 
gießen,  ba^  fie  oftmals  leichtfertig  nidjtige  ©rünbe  gu  3Jiar!te 
bringen.  S)a:^er  fömmt  el,  ba^,  Wenn  man  i^nen  aud)  nur  ha^ 
©eringfte  mit  guter  S^ernunft  einrebet,  fie  entmeber  oerftummen, 
ober  fid)  barüber  luftig  mad^en;  fie  fönnen  e»  nic^t  leiben,  ha'^ 
man  biefe  5(ngelegenl)eit  ber  SSernunft  gemä^  unterfu(^e.  ^d)  !onn 
e§  nid^t  rat^fam  finben,  ha'^,  wenn  man  bei  biefen  ^rojeffen  einen 
©eiftlic^en  beiorbnet,  man  einen  großen  2;oftor  ober  ^rötaten  ba,3U 
tnä^It,  ber  einen  großen  9lamen  unb  Sitel  fü^rt,  jumal  wenn  er 
leibenfc^aftlicfi  unb  ftoI§  ift.  Senn,  weil  man  fic^  oor  folc^en  Seuten 
fürct)tct,  fo  machen  fie,  wa§  fie  woüen;  niemanb  wagt,  fid)  ifinen 
äu  wiberfe^en,  au§  gurd^t,  fic|  bie  Prälaten  auf  ben  |)al§ 
äu  äief)en.  S3ei  foIcEien  Seuten  ift  oftmall  (5)efd)id  unb  SSerftanb 
bei  weitem  nid)t  fo  groß,  aU  i^re  ©raöität,  SBürbe  unb  Xitel, 
©inb  aber  ©inige  unter  i()nen  baju  geeigenfdiaftet,  fo  bemütjen  fie 
fi^  bodf)  nid^t,  (grfafirungen  5U  fammeln;  fie  befud^en  bie  Werfer 
unb  (äefängniffe  nidE)t,  fie  reben  bie  armen  Sjerl^afteten  nid^t  freunb-- 


568  ©rittet  S3ud}.    $a|)[ttf)um  unb  §ejenuntt)efen. 

tiä)  on,  fie  tröften  fie  nicfit  in  i^irem  Unrat^  unb  ®efton!,  mit 
beriet  üeräd^tlid^en  2)tngen  befaffen  fie  ficf)  nic^t,  fonbern  fie  er» 
fahren  2lIIe§  burd^  frembe  D^ren"  (Dub.  16).  „@ott  man  oon 
benjenigen,  bie  ber  ^Qit'^e'^ei  toegen  eingejogen  ftnb,  leidet  an- 
nehmen, ha^  fie  fd^ulbig  finb  ?  ©§  fd^cint  bie§  eine  tt)örid^te  grage 
gu  fein,  unb  fie  Wäre  t§  ani)  in  2Bal^rf)eit,  rtenn  fie  nirfit  ber  Un« 
üerftanb  unb  bie  Unföiffenfieit  einiger  ©eiftlid^en  nöt^ig 
mad^te.  2)enn  ©inige  üon  i^nen  fafircn  bie  ormen  gefangenen  Sßeiber 
bermo^en  an,  treiben  unb  quälen  fie,  ta'^  man  glauben  mu^,  fie 
l^ielten  öon  üorn^erein  alle  für  fc^ulbig.  SDie  armen,  elenben 
SSeiber  mögen  üagen  unb  fagen  tt)a§  fie  wollen;  fie  mögen  fid^  er- 
bieten, i^re  Unfd^ulb  ju  bettjeifen;  fie  mögen  biefe  ©eifttid^en  bitten, 
ba^  fie  fie  bod^  nur  an£)ören,  "öa^  fie,  aU  if)re  ©eelforger,  i^nen 
h)enigften§  geftattcn  föotten,  i^re§  ^ergenS  ©runb  i^nen  gu  offen-- 
barcn,  fie  um  guten  9?ot^  anjufpred^en,  unb  i^nen  in  i^rer  fo 
großen  SSetrübni^  eth)a§  Xroft  §u  fpenben,  bie§  9(tte§,  unb  ma§  an 
Slnliegen  unb  ^ümmerniffen  biefe  armfeligen  2Jtenfrf)en  fonft  nod^ 
I)aben,  ift  umfonft ;  fie  rid^ten  nid^t  mef)r  bamtt  au§,  oI§  menn  fie 
il^re  9Jot^  einem  ftummen  93ilbe  üagten;  fie  ^ben  nic^tg  2lnbere§ 
baüon,  at§  ha^  fie  ^ejen  finb  unb  bleiben,  ©olc^e  ©eiftlidöe 
!önnen  nic^t  genug  auSfinbig  mad^en,  um  biefe  Unglürf= 
lid^en  angufcEinjärgen:  man  ^ei^t  fie  !^at§ftarrige ,  üer^rtete, 
miberfpenftige  ©c^anbtoeiber,  öom  ^ieufel  Ieibl)aftig  befeffene  ftummc 
Kröten,  leibeigene  2eufel§birnen.  ^aju  !ommt,  "oa^  bie  ^riefter 
bei  ben  9tid^tern  unb  ^ommiffaren,  bei  ben  SSäcfitern, 
SSütteln  unb  ©cfiergen  nichts  2lnbcre§  tl^un,  alg  ba^  fie 
fie  o'^ne  Unterlaß  anreihen  unb  treiben,  frifc^  fortju« 
fatiren,  bie  befangenen  gu  foltern,  mit  bem  Semerfen,  ta^ 
bieje  ober  jene  gan§  üerftocEt  erfdfieine,  ber  '^ieufel  f^aht  it)r  ba§ 
Tlanl  üerfto|3ft,  fie  ^be  ein  teufelifd^eS  ßJefid£)t,  fie  fei  fid^erlid^ 
eine  ^eje,  unb  n)a§  bergleic^en  gef)äffige  Sieben  mel^r  finb.  <Bo  be« 
!ömmt  man  benn  oft  bon  ben  befangenen  §u  "^ören,  ha^  fie  lieber 
mit  bem  §en!er  5U  ti)un  !§aben,  aU  mit  einem  falcfien  ©eifttid^en  unb 
©eelforger.  2öa§  foIc^e§  SEfiun  ber  ©eiftlic^en  üielen  ©efangcnen  für 
S()ränen  unb  ^er^eleib  öerurfatf)t  l)at,  ift  mir  ntcf)t  unbe!annt.  Öiott 
mirb  einft  gied^enfd^aft  f orbern,  nict)t  allein  üon  biefen  ^rieftern 
fetbft,  fonbern   oüc^   öon  benjenigen,   bie  fie  ju  biefem  3tmt  unb 


V.  griebrtd)  öon  @pee.  569 

%i)un  beorbert  t)a6en.  ^c^  mu§  f)ier  erjö^Ien,  tpa§  mir  öon 
einem  ^riefter  befannt  i[t,  ber  faft  jluei^unbert  ^erfonen  jum 
©d^eiterCjaufen  geführt  f)at.  SCBenn  er  in  ben  ^er!cr  tarn,  um  bie 
armen  ©üuber  Seicht  311  ^ören,  fo  fragte  er  fie  ^uerft,  ob  fie  if)m 
aucf)  baSjelbe  befcnnen  njollten,  ma§  fie  bem  9tic^ter  auf  ber  Wolter 
be!annt  Ratten,  benn  er  tooUte  fd^ted^t^in  oon  S^iemanb  bie 
S3eid^te  ^ören,  ber  ficf)  nic|t  fc^ulbig  befennen  tuollte. 
SBarcn  nun  (Sinige,  bie  nicfit  fofort  ficf)  fd^ulbig  befennen  föoflten 
unb  i^m  fagten,  fie  lüotiten  if)m  in  ber  SSeid^te  bie  SSa'^rljett  be» 
lennen,  fo  tnieS  er  fie  ah  mit  ben  Söorten:  fie  möcfiten  o^ne  33eid^te 
unb  S^ommunion  h)ie  bie  §unbe  baljinfterben.  S^a  bie  SIrmen  nun 
nid^t  öon  neuem  gefoltert  tüerben,  unb  nic^t  trie  bie  §unbe  ba^in* 
fterben  moüten,  fo  gaben  fie  fic^  für  fc^ulbig  an,  ob  fie  e§  toaxen 
ober  nidE)t.  Sc^  ^abe  mir  öon  einem  ^riefter  erjä^Ien  laffen,  ber 
fid^  öiel  §u  fein  bün!te,  ta'^  er  ber  Cbrigfeit  anlag,  fie  foüte  bie 
unb  bie  aufgreifen  unb  foltern.  (5r  föar  aud^  fef)r  gefdfiäftig,  nad^ 
2JJitfc^uIbigen  ju  forfrfien,  bie  er  bann  auffdirieb.  ßr  fteüte  \iä) 
neben  bie  golterban!,  unterrid^tete  nnb  gab  Einleitung,  mt  man 
am  beften  an  bie  armen  ©ünber  f)eran!äme"  (Dnb.  19).  „@in 
^riefter,  ber  bei  ber  ^^olterung  babei  ju  fein  pflegte,  faf)  einft,  ita^ 
ein  Gefolterter,  al§  er  gefragt  tüurbe,  nic^tg  anttrortete,  fonbern  bie 
5tugen  gefcEitoffen  l^ielt;  er  njottte  nun  ben  ^n^iitifitoren  ben  S5e= 
meig  liefern,  ha'iß  ber  (Gefolterte  au§  3^116^1'^^  fc^tüeige;  er  gab  alfo 
folgenben  9lat^:  bie  9tic^ter  foßten  einmal  mit  bem  S'oltern  nadv- 
laffen  unb  über  etttjaS  anbere§  f|)rcd^en.  2II§  fie  nun  biefem  Statte 
folgten,  unb  aU  ber  arme  9)Jenfc^  merfte,  ba^  bie  Sc^mersen  auf= 
leerten  unb  bie  Sfiid^ter  öon  eth)a§  5tnberm  fprarfien.  tt}at  er  bie 
9(ugen  föieber  auf;  ha  rief  ber  ^riefter:  @e^t,  i^r  Ferren,  ba  föir 
öon  anberen  2>ingen  reben,  ertt)adE)t  er  öomSd^Iaf;  öor!§in,  al§  er 
befennen  follte,  ba^  er  ein  ^Quberer  fei,  fd^Iief  er.  ^^^^f^It  ^^)^ 
no(^,  'oa'iß  er  bezaubert  mar?  2a^t  unl  iJ)n  ftärfer  foltern  unb 
noc^  ein  Sänjiein  mit  if)m  tüagen"  (Dub.  26).  „SDarum  mei^  ict), 
bafe  S!Jiancf)c,  aU  fie  fälfd^IidE)  ber  3auberei  megen  angesagt  mürben, 
mei(  fie  mußten,  ha^  fie  megen  ber  SeibenfdE)aftIicf)!eit  ber  ^riefter 
bod)  nidfit  entfommen  mürben,  fic^  für  fcEiuIbig  ouggaben  unb  ju 
5(ttem  ^a  fagten,  bamit  nur  bie  Sragöbie  5U  @nbc  föme.  §at 
boc^  jüngft  ein  @eiftticE)er  auf  ber  ^anjel  aufgerufen,  ber  SJJagiftrat 


570  ©rittel  93u(^.    ^apftt^um  unb  ^ejenunttjejen. 

möge  in  ber  ^ejenüerfolgung  nur  !ü^n  fortfahren,  benn  er  tüiffe 
beftimmt,  ba^  nod^  S^iiemanb  an  bem  Drte  hingerietet  fei,  ber  ntc^t 
n)ir!Iid^  f(^ulbig  gemefen  fei. '  SBie  ein  folrfier  ©eiftlicfier  mit  ben 
ormen  ©cfangenen  im  ©efieimen  Oerfaf)ren  ift,  mag  ber  Sefer,  nac^ 
biefer  ^robe  feine§  öffentlichen  2(uftreten§,  fid^  felbft  au§ben!en" 
(Dub.  30). 

härter  fann  ber  gefammte  §ejeniüaf)n  unb  ber  burc^  i^n  gc' 
boreneentfe|Iic^e§e£en|3ro5e&,  ber  ein  regelred)ter  ^nquifition^» 
pro^e^  lüar,  ni(f)t  üerurtf^eilt  tt)erben,  aB  ^ier  burd^  @pee  gef(^ie^t. 
Ue6rigen§  brauchen  mir  @pee'§  ^ei^gnife  mdjt,  um  §u  biefem  $8er= 
h)erfung§urt^eil  gu  !ommen;  bie  2lu»füf)rungen  ber  ^nquifitoren 
unb  ^ejenöerfoCger:  @uiboni§,  @t)meric,  2;iana,  Sprenger, 
SnftttoriS,  SDelrio,  Xanner,  ®in§felb,  2at)mann,  ©areno, 
SSalentia,  Sregel,  8c^erer,  ^Sellarmin,  Santa  u.  f.  to. 
finb  in  if)rer  g^nifdien  Offenljerjigfeit,  jebe  einzelne  unb  oÜc  ^vl- 
fammen,  ein  eingigeS  gro^e§  Sßern)erfung§urtf}eil.  3J?an  fann  beS^ 
I)aI6  nur  ftounen,  tt^enn  man  lieft,  tt?a§  ^ofep^  üon  ®örre§ 
oben  @.  235  ff,),  meld)er  ber  ultramontanen  SSiffenfc^aft  in  Seutfc^» 
lanb  nod^  ^eute  burc^  bie  „®örre§-®efenf(f)aft"  (SSorfi|enber: 
ber  3entrumla'6georbnete  unb  ^rofeffor  i^t'i)x.  öon  ^ertling)  ha^ 
©epräge  giebt,  jur  9^ect)tfertigung  be§  ^nquifitionS'  unb  §ejen« 
projeffeS  fcEireibt: 

„<56  fel^It  ni(f)t  an  Seifpiclen  ber  unbefd^oltenften  |)anbf)abung 
ber  ©erei^tigfeit  bei  folc^en  ^rojeffen.  2öir  mäfjlen  au§  i^nen  nur 
eine,  ben  gad  be§  bei  SSauIj  in  (Stablo,  feiner  runben  ®e= 
f(^Ioffen()eit  n^egen,  unb  meil  ber  3ftict)ter  if)n  felbft  ou§  ben  Stften 
erjäfilt."  Stuf  neun  Seiten  h)irb  bann  biefer  „2rcitt",  ber  ftc^  im 
^sat)re  1597  in  Süttic^  ereignete,  „na(f)  ben  §(ften"  erjöf)It.  (£» 
ift  ein  §e£en=  unb  3flii6ereiprD5e^,  n)ie  taufenb  anbere,  mit  2!eufel§- 
erfcfieinungen,  |)ejenf abbat^ ,  bann  golterung  be§  SlngefÄuIbigten 
unb  fc^IieBliif)  feine  Einrichtung.  „9J?an  mu^  fagen,  fä^rt  (5)örre§ 
fort,  ein  fo  forgfame§,  Iangmütf)ige§,  grünblic^eS,  um- 
ficf)tige§,   eifriges  unb  bod^  barmf)er§igc§  (!)  33erfo()ren  mu§ 


1  6pee  f)at  :^ter  o{)ne  S^eif^f  feine  Drben§brüber,  bie  ^efuiten 
Srejel,  Si^erer,  Tlad^extntiuä  u.  f.  tu.  »or  2(ugen,  bie  i^re  ^e^ereien 
gegen  bie  ^t^en  öon  ben  .^aiijeln  :§erab  betrieben;  ögicfi.  oben  6.  477  ff. 


VI.  ^eienmaijn  unb  vömijcf)e  Sird)e.  571 

jeben  3weife(  an  bie  burd^  Siebe  gemäBtgte  ©erec^tigfeit  feine» 
ganzen  $ßorfcf)reiten§  unb  feine§  befinitioen  Urt^eif^  gan§  unb  gar 
entwaffnen"    d}lt)itii  IV b,  560). 

SSelc^e  begriffe  üon  f[Renjc^Iic{)!eit  unb  (J^riftentfium  ijat  boc^ 
biefe  „Sendete  fat^oIijd;er  25>i[fenic^aft" !  9^ur  mit  foId)en  S3e= 
griffen  fann  man  e§  üerftefien,  bafe  berfelbe  öörre»,  of)ne  jebe» 
SSort  ber  SJJipilligung,  beriditet:  ber  ßifer  ber  Qnquifitoren  in  ber 
^iÖ5efe  domo  fei  fo  groß  gemefen,  ba§  eine  B^itlang  bort  jäfirüd) 
l)unbert  ^c]ctn  oerbrannt  tüurben  (a.  a.  O.,  @.  110;  oben  (3.  429). 


VI.  ^s^'^i^^^"^^!^  intb  romtjc^e  ^ix6)c, 

i^Qld).:  „Sie  SSerantluortlt^feit  beg  «ßopftt^umS",  unten  S.  600, 

„%üx  bie  f^ragen,  ob  unb  in  trie  weit  ^leufel  burd^  9J?enfc§en 
unb  SD'ienfcEien  burcb  Teufel  wirlen  fönnen,  toar  entfc^eibenb,  mie 
fid^  bie  firc^üc^e  5(utDrität  baju  ftedte.  SSerbammte  fie  biefen 
©tauben,  fo  mochte  er  öieHeic^t  tro^bem  in  niebrigen  S3oIf§fcbi^ten 
ein  bunfeleS  2)afein  friften,  mochte  fogar  ^ie  unb  ba  ju  einem 
tüilben  Stfte  barbarifcf)er  ^Sotfyjnftij  fü{)rcn,  wie  folc^e  au§  ftalb' 
jiöilifirten  Säubern  no(f)  ^eute  juweilen  beridfitet  werben.  2{ber  oon 
einer  großen  öffentürfien  ©efa^r  biefe§  2Ba^n§,  oon  maffen^aften 
unb  epibemifcEien  |)e£enpro5effen  fonnte  bann  nic^t  bie  9tebe  fein. 
S^aB  Surften,  ^obe  unb  niebere  ©erii^te,  juriftifi^e  unb  tt)eoIogifc^e 
2(utoritüten  unb  ?}afultäten  bie  Se^ren  be§  ^ejenglaubeng  öertraten, 
Wäre  in  fat^olifd^en  Säubern  unmöglich  gewefen,  wenn  er  nid^t 
ber  Set)re  ber  römifd^en  ^irc^e  entfproc^en  f)ätte.  2ie  öäpft^ 
lid^en  Snquifitoren,  in  erfter  Diei^e^^ominifaner,  banebenauc^  granjias 
faner,  öerwenbeten  in  i^rem  Kampfe  gegen  öerfc^iebene  ^e|er  al§  wirf= 
famfte  2]Baffe  and)  bie  Sefc^ulbigung  ber  ^ai^berei.  2{u§  ber  33ibel, 
ben  Slirdienüätern  unb  (SdE)oIaftifern  griffen  fie  auf,  tüas  fic^  für  biefen 
©tauben  unb  feine  2(u»geftaltung  im  einzelnen  oerwertfjen  tiefe;  fie  er^ 
f)oben  Steufeerungen  be§  2tbergtauben§,  bie  auc^  bie  fird^Iid^en  Greife 
tjorber  at§  Söa^n  oerbammt  t)atten,  ju  fd^auerlic^en  Stealitäten  unb 
bracE)ten  ba§  ©anje  atlmät)lic^  in  ein  jufammen^ängenbeg  Snftem. 
S^ofe  bie  t)ert)ängnifet)ü(Ie  SSenbung  in  ber  fir(^ti^en  9(uffaffung  ber 
^ejerei  nur  im  eigenen  Sc^oofee  ber  ßir(^e  fid^  ooll^ietien,  ha^  fie  it)r 


572  ^^rttteä  Surf).    $ap[ttr}um  unb  Sejenunroejen. 

nic^t  öon  ber  Saicnttielt  aufgebrungen  tüerben  fonnte,  ift  felbfioerftönb'- 
Itc^.  Unb  ba  bte  §ejerei  all  ße^eret  betraditet  trurbe,  mu^  ber  für 
SSerfoIgung  ber  ^e^erei  fontpetenten  S3e{)örbe,  ben  gi^Qu^fito^en, 
l^iebei  bie  entfc^eibenbe  9ioIIe  gugeiatten  fein.  Seit  SnnojenSIV. 
tüarb  bie  Wolter  jur  ©rpreffung  öon  ©eftänbniffen  angeorbnet  unb 
q{§  Strafe  ber  ü6erfüf)rten  §efeer  ber  (Sd^eitert)aufen  gefe|Iic^  ein= 
geführt.  Seitbem  begann  jener  entfe|Iicf)e  Srei§Iauf  öon  Urfacf)e 
unb  SSirfung:  burd^  bie  golter  ä^ang  man  bie  Stngeflagte,  ba§ 
burc^  bie  Si'agen  be§  9titf)ter§  iJ)r  fuggerirte  §e£enn)al)nft)ftem  an-- 
§uerfennen,  unb  bie  fo  er|}reBten  ©eftänbniffe  öern)ert{)ete  man  ^in^ 
tt)ieberum  in  SBort  unb  Sdirift  gur  93e!räftigung  unb  SSert£)eibigung 
be§  ©l^ftemS  unb  gur  3^ed§tfertigung  neuer  SSerfoIgungen.  2)ie 
autoritatiöe  Stnerlennung  ber  öejerei  aU  ^Realität  unb  jener  er= 
meiterte  Segriff  ber  öe;rerei,  ber  ben  fur^tbaren  SSerfoIgungen  ju 
©runbe  lag,  entfprangen  bem  ©djoo^e  jener  firc^Iid^en  Korporation 
[bie  ^nquifition],  bie  befugt  unb  beauftragt  mar,  au§5uf|)üren 
unb  f eftjufteflen ,  in  meti^er  SSeife  fid^  ße^erei  äußere,  unb  bie 
Präger  biefer  Se|erei  auSjurotten.  3^a§  Dbfiegen  be§  ma^n« 
mi^igen  (St)ftem§  märe  nid^t  §u  erüären,  menn  e§  nic^t 
öon  autoritatiöer,   ^ier  alfo   öon  ber  firc^Iirfien   (Seite   ge* 

^egt   unb    gepflegt  roorben   märe Sßenn  bie  öejen-- 

progeffe  feit  bem  16.  ^a^rtiunbert  öon  ben  geiftlic^en  an  bie 
meltlic^en  ©eric^te  übergingen ,  barf  man  fic^  nic^t  barüber 
täufd^en,  ha'^  fie  im  ©runbe  immer  blieben,  ma§  fie  unter  ben 
^nquifitoren  maren:  ein  ©laubenSgefc^äft:  negotium  fidei 
ober  Processus  fidei,  mie  bie  amtliche  Sprache  ber  ^nquifitoren 
fie  getauft  Ijatte.  2ie§  öerrätf)  ficb  jum  2^eil  frfion  in  äu^erüd^en 
SSeranftaltungen.  S)ie  Baierifc^e  „©eneral--  unb  Spejialinftruftion 
für  ben  ^ejenproje^"  öon  1622  öerorbnete:  fo  lange  gauberifcbe 
^erfonen  öer^aftet  finb,  finb  geiftlic^e  Sadfien,  al§  SBei^maffer, 
Krujifije,  geiftlid^e  Silber,  Agnus  Dei  unb  bergleidfien  bereit  ju 
balten,  bamit  be§  Sieufell  ©emalt  öer^inbert  merbe.  S^iie  ^nftru!-- 
tion  folgte  bamit  ben  öom  „öejenl^ammer"  gegebenen  S^iat^frfilägen, 
mie  ':>as,  maleficium  taciturnitatis  ju  üBerminben  fei  [oben  S.  415]. 
Sei  i^ejenproäeffen,  bie  1721  unb  1722  in  3Jioo§burg  unb 
Sret)fing  fpielten,  mürbe  bie  golterfammer  mit  SBeifiraud^  an^- 
geräuchert;  bie  jur  Reinigung   ber  Slngeflagten  gebraud^ten  Spife' 


VI.  §ej;entDaf)n  unb  römi)d)e  Kirtf)C.  573 

rutfien  iDurben  gertei^t,  bei  jebem  ©jamen  Würben  geiüei^te  Siebter 
gebrannt,  unb  oermitteli't  be§  «St.  Soi}anniylüein»  würben  ben  2(n- 
geflagten  „iieiüge  9ieliquien"  eingegeben,  aÜe»  bie»,  um  bie  Sraft 
ber  SSerjaiiBerung  ju  bredöen.  ^loä)  ßreittmat)er'§  Strafgefe^buc^ 
Oon  1751  rät^  gegen  ha^  maleficium  taciturnitatis  u.a.  StnWenbung 
geiftüc^er  Tlittd  ....  SBenn  e§  nod^  eine§  SSeweifel  für  ben  fird^» 
lid^en  ©l^arofter  be§  §ejenn:)af)n§  bebürfte,  fo  liegt  er  in  feiner 
Snternationalität.  ^n  aßen  Sänbern,  wo  bie  römifdie  Sird^c 
l^errfd^te,  ob  fie  uon  Sftonmnen,  Gelten  ober  ©erntanen  bewohnt 
woren,  tritt  feit  bem  13.  ^a^rl^unbert  allmätjlict)  ha§  umfoffenbe 
§ejenwaf)nf^ftem  l^eroor.  (S§  ift  !tar,  ta'^  e§  nic^t  au§fd^Iie^Iic§ 
ouf  attem  $ßoI!§gIauben  beruljen  !ann,  fo  üiel  5(ef)nlicf)!eiten  in 
SSejug  auf  ^ejerei  biefer  and)  bei  ben  üerfcEiiebenen  Aktionen  auf* 
lüieS.  9Zur  bie  S^iener  ber  römifc^en  ßirdie  {)atten  bie 
SWod^t,  alle  (firiftlic^en  SSöüer  be§  3tbenblanbe§  mit  einem 
gemeinfamen  9Ze^e  übernatürlicher  S^orftellungen  ju  um= 
fpannen.  SSon  ber  Mangel  ()erab  üerbreiteten  bie  3"<1iii= 
fitoren  überall  i^ren  Sß3al)n  al»  „SBort  @otte§"  [oben 
@.  391.  392]  unb  entfalteten  eine  benmgogifdie  3Bir!famteit,  inbem 
fie  on  bie  f(|(e(f)teften  Snftinfte  ber  SIRaffe,  an  9ieib,  §a^,  3(ber= 
glauben  unb  ^Tumml^eit  a|)|)eüirten.  Unter  ben  romanifdjen  Sla-- 
tionen:  granfreic^,  Italien,  Spanien  fto^en  wir  bat)er  auf  ben 
nämlid^en  §ej:enwa^n  wie  in  S!eutf(f)Ianb  unb  ben  germanif(^en 
Säubern." 

„^n  ben  ber  bt)§antinifd^en  ^ir^c  angegörigen  flaoifc^en 
Stationen  ift  alt^eibnif (^er  35oIf§aberg(aube  minbeften»  ebenfo  5U  ^aufe 
wie  bei  ben  germanif(f)en  unb  romonifc^en  S5ölfern.  ©leid^woljl 
I)aben  fie  feine  ipe^^enproäeffe,  bie  man  nur  entfernt  mit  ben  abenb- 
länbifc^en  oergteicfien  tonnte.  SDer  ©runb  liegt  barin,  ha^  ber 
firdilidfie  ;pefenwa£)n  erft  entftanben  war,  nad)bem  bie 
morgenlönbifdie  Slirc^e  fict)  oon  3tom  Io§geIöft  Ijatte,  unb 
ba§  bie  |)ä|3ftli^en  ^nquifitoren  in  beren  S3ereicf)  nid^t§ 
ju  fagen  fiatten.  (S§  fet)Ite  alfo  l^ier  bie  geiftlirfie  Stutorität, 
bie  ben  23af)n  be»  SSoIfe»  5um  fird}Iid§en  ©tauben  ftempette  unb 
i^m  t)iemit  erft  bie  üotle  ®efät)rticE)feit  für  ba§  @emeinwot)I  »erlief. " 

„(Snbtid^  Werfe  man  einen  Solid  auf  bie  Siterot ur  be§  §ejen- 
Wa^n»  unb    ber  .pejenproäeffe.     SDlit  oerfd^winbenben  Stu§na^men 


574  dritte»  S8uc^.    1ßap[tt^um  unb  §ejenuntt)e^en. 

gehören  fämmtüd^e  ßtajfüer  be§  §ejentt)at)n§,  bte  £e^rer  unb  93e= 
ratf)er,  bie  für  biefen  SSa'^n  folrie  für  bic  SSerfoIgungen  ber  §ejcn 
aucß  in  ©utac^ten  üon  Suriften  über  einzelne  ^rojeffe  immer  unb 
immer  föteber  angerufen  werben,  beut  geiftlic^en  ©taube  an." 
[So  ber  fpanif(^e  S)ominifaner  9nfolou§  S^mericuS,  @roB= 
tnquifitor  öon  Sfragonien;  fo  ber  2)ominifaner  unb  ^nquifitor 
9JifoIau§  Sacquier;  fo  bie  S^erfaffer  be§  „§ejen^ammer",  bie 
Snquifitoren  unb  Siominifaner  Si^ftitoriS  unb  ©^renger;  ber 
Snquifttor  unb  SDominüaner  S3ern^arb  öon  Somo;  ber  ^rofeffor 
ber  X^eologie  unb  Magister  sacri  Palatii,  fpäter  ^ominüaner^ 
general,  Silöefter  SO^Ja^joIino  ^rteria»;  ber  SSerfaffer  be§ 
„neuen  £)e?:enl^ammer§",  ber  SDominüaner  S3art^oIomäu§  be 
Spina;  ber  Trierer  2Bei[)bifc§of  $eter  S3in§felb;  ber  ^efuit 
SUlartin  2)eIrio;  ber  ^efuit  $aul  Sat)monn;  bie  granäi§!aner= 
t^eologen  Sllp^onS  be  ©aftro  unb  Srognoü;  oben®.  387 — 500.] 

„S"  i>ei^  fatl)0üfc§en  ^irrfie  betrachteten  befonber»  bie  ^omini» 
!aner  bie  t^eoretifdie  Erörterung  über  ^e^er  unb  §ejen  wie  bereu 
Stuffpürung  unb  S^erfolgung  aiv  xljxt  eigenfte  S)omäne." 

„^apft  SnnoäenS  VIII.  f)at  an  jenen  ^erifern  unb  Säten, 
bie  fic^  bem  öe:renn)a[}n  unb  ben  SSerfoIgungen  ber  öon  if|m  au§= 
gefonbten  ^nquifitoren  wiberfe|ten  [befonber»  Sijrenger  unb  Sn= 
ftitoriö],  gerügt,  ha^  fte  „mz^x  toiffen  woüen,  aU  ifinen  gufte^e" 
[oben  @.  385].  2Ba§  f)et§t  bie§  anber§,  al§  baB  über  biefe  ?5rage 
nur  bie  fom|3etenten  fird^Iicfien  Slutoritäten,  an  erfter  Stelle  bie  öom 
^apfte  betegirten  ^nquifitoren  ju  befinben  f)aben?  3Senn  ie|t  üon 
Slnwälten  ber  ßir^e  bie  ürd^Iic^e  SSerantwortung  für  bie  ^ejen- 
projeffe  abge(e[)nt,  ja  biefe  Stuffaffung  al^  „obfurb  unb  läc^erlid)" 
erflärt  wirb,  fo  ift  barauf  fjinjuweifen,  ha^  bie  alten  firc^ücEien 
Öejenftfiriftftetler  im  ©egent^eil  ben  ©tauben  an  öejerei  aU  fird^-- 
liefen  (Stauben  unb  bie  SSerfoIgung  ber  Jpegen  aU  ürc^tic^e  Snfti= 
tution  in  5(nfpruc^  genommen  tiaben.  Z^n  ber  Slbfc^lüörungSformel, 
bie  im  „öej;enl)ammer"  für  bie  nii^t  an  §ejerei  ©laubenben 
aufgeftellt  föirb  Pars  III,  qu.  24),  l^eifet  e§:  ber  Unglaube  an 
•Öejerei  t3erftö6t  au§brücfli6  gegen  bie  gntfc^eibungen  ber  tieittgen 
9[Rutter,  ber  Älrdie,  aller  fat^oliftfien  2el)rer  unb  ber  faiferüd^en 
©cfe^e.  51e^nli(f)  folgert  ber  ^nquifitor  33ern^arb  üon  Gomo: 
o^ne  3"ftiwmung  bc§  ^apfte§  f)ätten  nic^t  fo  öiele  |>e£en  oerbrannt 


VI.  ,f  ei"enrt)a^n  unb  römifcf)e  Äird}e.  575 

werben  fönnen;  alfo  ift  bte  ^egeret  eine  S^eaütät,  benn  bie  Kirche 
ftraft  nur  älüeifelloje  SSerbrec^en  (De  strigiis  c.  3—6).  „SBer  bie 
|)eEenfo'^rten  aU  Xräumc  unb  Säufrf^ungen  erüärt  —  jagt  ber 
Sefuit  ©elrio  —  öerfünbigt  jic|  on  ber  ^irdje;  benn  bie  tatf)0'' 
lifd^e  ^irdEie  bestraft  nur  jid^ere  S3erbrecf)en.  Gntföeber  irrt  bie 
^irrfie,  ober  jene  3>^eifler  irren;  irer  aber  fogt,  baj3  bie  S^ird^e  in 
einer  ben  (55tauben  berü^renben  grage  irren  fönne,  ber  fei  üerflu(|t" 
(Disquisitiones  magicae  II,  441;  Ed.  1606;  ögid).  oben  @.  447. 
454).  „2)a§  etlid^e  9Jienfc|en",  ruft  ber  Sefuit  Sa^mann  aul,  „in 
i^rem  judicio  fo  singulaves  unb  eigenfinnig  fein,  'Oa'i^  fie  ber  ganzen 
e^riftenl^eit,  gemeiner  ^ra£i§,  geiftM;en  unb  n)eltnd)en  ß5erid)t§= 
pro^effen  if)ren  ^o^f  h)iberfe|en  bürfen  [inbem  fie  bie  ^Realität  ber 
^ejerei  leugnen],  n)a§  ift  ba§  anber»,  al§  oüe  decreta  Patrum, 
Concilia  Pontificum.  Academias,  Tribunalia  unb  bie  ^ird^e  ®  otte§ 
felbft  ber  Unrtiffentieit,  Ungerec^tigfeit  ober  Xt)rannei  bejiditigen  unb 
bem  Slntid^riften  ba§:  X^ov  auff^erren"  (Processus  juridicus,  ©.  53). 
9^ur  h)enn  mon  fic^  ber  Sinfidjt  nid^t  üerfi^Iie^t,  "öa^  ber 
^eyenglaube  üon  ber  getnaltigen  5lutorität  ber  ^ird^e  ge= 
tragen  föurbe,  öerliert  bie  Itiatfad^e,  ba^  ein  fold^er 
2Bat)nn)ifo  Sat)rt)unberte  f)inburc^  aud)  bie  ©ebilbeten  be^ 
iierrfc^en  !onnte,  i^ren  rät^felt)aften  Sl^arafter.  S)ie  mo  = 
bernen  S3eftrebungen,  bie  Sl'trdie  in  biefent  fünfte  rein 
ju  wafd^cn,  ge^en  geh)i^  üon  tt)ol)Inieinenbem  (Sifer  für 
ba§3tnfe]^en  unb  bie(£t)reber^ird^eau§,  aber  mit^  ift  o  = 
rifd^cr  2öiffenfd)nft  unb  unbefted^Iidjer  (Srforf df)ung  ber 
2Ba^r{)eit  I)aben  fie  nid)t§  gemein"  (^Rie^Ier,  a.  a.  £).,  ©.  8. 
37.  38.  47—56). 

„®er  |)eEengIaube  befeftigte  fi^  üom  13.  Sal)rf)unbert  an  unb 
^roar  l^auptfäc^Iid^  burd^  bie  ^irc^e.  2(IImäI)Iid^  nal)m  fie  bie 
SRöglid^feit  unb  2Bir!IicC)!eit  eine§  S3unbe§  unb  einer  gefd)led)tlid^en 
SSermifdjung  mit  l^öllifd^en  ©eiftern  an,  lehrte  fie,  unb  fo  finben 
toir  im  15.  ^a^r^nnbert  biefen  ©lauben  atigemein  tierbreitet.  3" 
njeit  ge^t  mon,  föenn  man  ber  93utte  be§  ^apfte§  SnnojenS  VIII. 
unb  bem  „§ejen^ammer"  bie  Ginfül^rung  be§  C">e?enp^-oäeffe§ 
in  ®eutfdE)Ianb  jufd^reibt;  ober  eine  gro^e  unb  toid^tige  9loIIe  f^icten 
fie  in  ber  ®efcE)id)te  ber  beutfc^en  ^ejenprojeffe.  ®ie  ouf  ben 
S3unb  unb   eine  SSermifd^ung  mit  bem  Teufel  begrünbeten  ^ejen« 


576  drittel  93uc^.    ^apfttl)um  unb  ^ejenunlDejen. 

projefje  tüurben  erft  ie|t  in  ©eutfi^Ianb  f)eimifcf).  ^ene  S3uIIe  unb 
jenes  ^nd)  gaben  Befonberen  2(nfto|,  barauf  auSjugefien,  folc^e 
^eyen  ju  fuc^en"  (2Bäc|ter,  a.  a.  D.,  3.  90). 

SBäcfiter  unb  9licäler  fjaBen  l^ier  alle  für  bie  Sc^utb  ber 
ßirc^e,  b.  ^.  be§  ^ap[ttt)um§,  entfc^eibenben  fünfte  berührt. 

2öte  jefjr  ber  ^ejenttja^n  unb  bie  if)m  folgenben  ©reuel  ben 
^rieftern  unb  CrbenSleuten,  alfo  ber  ^irc^e  gur  Saft  fallen,  er^ 
giebt  ftd^  fd^on  öor  ©rfcfieinen  be§  „§ejen^ammer§"  au§  ber  be* 
rühmten  Schrift  Formicarius  (2(meifenbu(^)  be§  fc^ttJäbifc^en  ®omini» 
fonerS  ^o^anmä  ^fJiber  (ögirf).  oben  @.  425). 

S)afe  Selber  einer  ber  bebeutenbften  ^riefter  unb  DrbenSmänner 
feiner  3^^^  ^o^-  ^"B  ^i^  ©eroä^rSmänner  für  bie  „^^atfad^en" 
feines  Formicarius  au§f(^Iie^Iic^  l^eröorragenbe  ©eiftlic^e  h}aren, 
ijaht  id)  fc^on  l^erOorge^oben ;  I)ier  mac^e  idi  no(^  auf  goIgenbeS 
aufmerffam : 

3^iber  berichtet  üorgugSmeife  öon  ^ejerei  unb  §ejenberfoIgungen 
im  äu^erften  (Sübttjeften  jDeutfc^fanbS,  im  SSerner  ©ebiet  unb  in 
ber  i)eutigen  franjöfifc^en  Sc^meij.  S)iefe  ©ebiete  njoren  aber  ta^ 
©infallSt^or  ber  ben  §ejentt)a{)n  tierbreitenben  ^ä^3ft= 
ücEien  ^nquifitoren  OberitalienS  unb  Sübfranfreid^S ;  mit  if)rem 
^ßorbringen  f)ielt  bie  35erbreilung  bei  SteufelSipufeS  gleichen  Sd^ritt, 
lüie  ein  9JJenfcf)en alter  fpäter  hav  SBirfen  ber  ^ä^fttic^en  Snqui» 
fitoren  «Sprenger  unb  ^»ftitoriS  auf  i^rer  9}?arfc^Iinie  ©übt^rol — 
Dber — Siieberbeutfc^Ianb  beföeift 

3^iber  fc^reibt  fein  S3uc^  in  f^orm  eines  ^ti^iegefl'^äc^eS  jiDifc^en 
einem  „X^eologen"  unb  einem  Saien  mit  9Jamen  „^iger"  =  ber 
Säffige,  flaute.  Seine  Säffigfeit  beftet)t  aber  barin,  ba|  er  an 
^ejen-  unb  Seufelfpuf  nidjt  rei^t  glauben  föitt;  ber  „X^eologe" 
mu^  it)n  erft  be!ef)ren  ju  biefem  Glauben.  „2)er  SE^eoIoge,  fagt 
ri(i)tig  Sfüe^Ier  a.  a.  £.,  S.  57),  entfpridöt  genau  bem  pä^jft* 
licfien  ^nquifitor,  ber  „Iräge"  ber  3)let)rt)eit  beS  beutfd^en 
S3oI!S.  £)()ne  eS  ju  beabfict)tigen,  f)at  unS  S^iber  beftötigl,  raaS 
lüir  aud^  Df)ne  fein  ^ei^S^iB  tüu^ten,  "oa^  biefer  ^ejenlüafin 
bemSSoIIe  burd§  bie  ©eiftlii^feit  eingeimpft  lüorben  ift."  ^ 


1  Sng  paarten  fic^  in  firc^Iid)en  Greifen  21berglaube  unb  ®raufamfett; 
ba§ tritt befonbers Ijäfelid) I)etODr  in  einer  Sd)rtft  beg§offapIanl  i^xitbtidi) 


VI.  ^ejcnnjal^n  unb  römifc^e  Äirc^e.  577 

fOlit  ben  [c^Iagenbften  33etüei§  für  bie  alleintge  ©c^ulb  ber 
rSatifc^en  ^irc^e  an  ber  STugbreitung  be§  |)efentüo^n§  liefert  aber 
ber  „<peEen^omnter"  (oben  @.  387  ff.). 

©eine  «erfaffer  gefielen,  ha^  tüdtan§  bie  3Keiften,  bie  bamalg 
ber  Zauberei  angefc^ulbigt  mürben,  o^ne  9lücffic§t  auf  bie  fc^föere 
Oefa^r,  bie  fie  liefen,  i^ren  Unglauben  an  ^ejerei  unb  Teufelei 
erHärten  (pars  lU,  qu.  6).  2Bir  §aben  alfo  ^ier  ein  unanfec^t-^ 
bare§  ^eugni^  bafür,  ha%  biefer  unc^riftlid^e  ^ertüi^  toeber  feften 
dn^  gefaxt  ^atU  in  ^^eutfc^Ianb,  nocf)  bort  öerbreitet  njar.  2Ba§ 
gfJiber  oor  40  Sauren  üagenb  eingeftanb,  beftätigen  feine  gjoc^-- 
folger  Sprenger  unb  Snftttortg:  U§  beutfc^e  Sßolf  toar  läffig 
(piger)  in  ber  STnna^me  be§  <pefenglauben§. 

Se^t  öerfc^tranb  bie  Säffig!eit.  Sie  ^eyenbulle  Snno5en§  VIII. 
unb  ber  „^ejen^antmer"  feiner  Snquifitoren  trieben  bem  beut= 
fc^en  SSoIfe  tief,  unaustilgbar  tief  ben  ^ejentoa^n  in  ©inn  unb 
®emüt^. 

„Scfl  fc^tüöregu  glauben,  ba^  oHe  ®e^er  unb  tauberer  mit  emigem 
geuer  gepeinigt  merbcn,  unb  tnfolgebeffen  fc^möre  ic^  biefe  teuere: 
ober  öielme^r  biefen  Unglauben  ah,  melc^er  falfd^  unb  lügnerif^  be- 
hauptet, e§  gebe  feine  ^ejen  unb  fie  fönnten  feinen  Schaben  an-- 
ricfiten,  ba  biefer  Unglaube,  mie  ic^  je^t  anerfenne,  auSbrücflic^ 
gegen  bie  (Sntfc^eibung  ber  ^eiligen  3Kutter,  ber^irc^e,  aller 
fatf)oIif(^en  Softoren  unb  aucfi  gegen  bk  faiferlic^en  ©efe^e  oerftöfet, 
bie  folc^e  ipejen  5U  öerbrennen  befehlen"  (Malleus  malef.  III, 
qu.  24).  liefen  (£ib  mußten  alle  biejenigen  leiften,  bie  ber  |)ejerei 
smar  angefc^ulbtgt,  aber  nic^t  überführt  morben  maren.  konnte  bk 
SBirfung  folc^er  (Sibe,  hinter  benen  golterbanf  unb  Scheiterhaufen 
ftanben,  eine  anbere  fein,  aU  bk  öer^eerenbe  STuSbreitung  be§  |)ejert* 
ma^ng  unb  mit  i^m  bie  ^infc^Iad^tung  ungejä^Iter  Unglücflic^er? 

S)a§  ftrommeife  öergoffene  mnt,  ta§  oom  (Snbe  beS  15.  bi§ 
sunt   enbe    be§    18.    ^aljr^unbertg    Seutfc^knb    burc^flo^,    baä 

beg  (Siegreichen  üon  ber  Ißfals,  ^attl^iaS  bon  Semnat:  „9?un  fomme 
i(f)  auf  bie  aüergröfete  Äefeerei  unb  ©efte  unb  I)ei§t  ein  ^rrfal  unb  Se!t  Gaza- 
riorum,  b.  i.  ber  Un^olben,  bie  Bei  ber  5«acf)t  fahren  auf  Sefen,  Dfengobeln, 
Sa^en,  S3öcfen  ober  anberen  bo§u  bienenben  Spieren,  ^ft  bk  aüerüerflu^» 
tefte  ©eft  unb  Qciföxt  üiel  ^euerg  of)ne  (Srbarmen  su"  (3[»ünc^ener 
6taatgarcf)it),  Cffm.  1642  f.  133  f.,  obgebrucft  bei  SRiesIer,  a.  a.  0.,  S.  73). 
B.  §oen86roec^,  ^Papflt^um.  I.  37 


578  5)rttte§  93ucf).    ^apftt^um  unb  ^ejenuntocfen. 

glammenmeer  bcr  ©rfieiter^aufen,  bo§  tüä^rcnb  biefel  3ßiti^flwme§ 
bic  beutfd^e  Kultur-  unb  9?eügion§gefc§td^tc  fieteud^tetc,  ^tten 
!irc^Iicl§''t)ä^fttic^en  Ursprung. 

2)ic  9{e(^t§über5eugung  öon  ber  X^atföd^Iid^!ett  ber 
Räuberei  unb  öon  i^rer  alU§  Stnbere  überrogcnbcn  @e  = 
meingefä^rUd^fett  tft  burc^  ben  „^ejenl^amntet"  in  SScr* 
btnbungmttber35ullebe§  „(StattfjalterSS^rtfti"  fiefeftigt 
tüorben.  ®a§  ift  eine  mit  allen  fünften  unb  aßen  ßügen  ber 
ultramontanen  ©efc^ic^tSflitterung  nic^t  ttjegsubringenbe  gcfc^id^ttid^e 
2^§atjad^c. 

„Söenn  e§  erft  nod^  etne§  93ehJeife§  für  bie  2Bir!famfeit  ber 
:|)äpftüc^en  S3utte  Bebürfte,  fo  liegt  berfelöe  in  ben  l^iftorifd^en 
^^^atfad^en.  SBäfirenb  bie  Sutte  unb  ber  „^ejenl^ammer''  nod^ 
üon  ^lerüern  unb  Saien  fpred^en,  bie  nid^t  an  §ejerei  glouBen 
unb  ben  ^nquifitorcn  \)a§  ^anbtüer!  legen  föDlIen,  l^ot  fid^  nad§ 
bem  ©rfd^einen  ber  Sutte  in  bem  !at^oIifc§en  ©eutfd^Ianb  6i§  in 
ba§  18.  Sa^r'^unbert  in  ber  Siteratur  tt)ie  in  ber  ^raji§  ein 
:)3rinäipiener  SBibcrfprud^  gegen  ben  |>e£englaul6en  nid^t  ^eröor« 
gemagt,  ober  ift  burd^  I)arte  S3eftrafung  berer,  bie  miberfprad^en, 
fogleic^  gum  ©d^meigen  gebrarfit  Sorben  (unten  @.  588).  ^ie 
Suriften  ?tlciatu§  unb  ^onsinibiug  erflärten  nur  i^ren  Un^ 
glauben  gegenüber  ben  leiblid^cn  Stu§fal^rten  ber  |>ejen  —  ein 
^unft,  ber  in  ber  :päpftlirf)en  Sutte  nid^t  berül^rt  n)irb.  S)er 
toadere  |)on§  (Sod^§  ^atte  fic^  t3om  ^apfttf)um  bereite  loSgefagt, 
oI§  er  in  einem  (Sebic^te  e^rentoertt)  bie  filtere  Stnfd^auung  öer-- 
trot,  "öal^  be§  SE;eufeB  (5^e  nur  ©efpenft  unb  ^^antafie,  ba^ 
S5o(f fahren,  ha^  au§  SRi^glauben  !ommc,  ^eibnifd^  unb  ein  ©e^ 
fpött  fei.  Wogegen  werben  bie  üterarifd^en  93e!enner  unb  SSer» 
tl^eibiger  be§  §ejenglauben§  nun  immer  gal^Ireid^er.  ®ie  öer» 
einigte  Slftion  be§  ^apfteS  unb  feiner  S^Qu^fitoren  üerfolgte 
einen  bop|3eIten  Qtütd.  @inerfeit§  follte  ber  (Staube  an  ^ejerei 
befeftigt  unb  ausgebreitet,  beffen  ©egner  füllten  eingefd^üd^tert 
unb  SSoIf  ujie  Söe^örben  gu  eifriger  Unterftü^ung  ber  ^eyen- 
tierfolgungen  angefeuert  tüerben.  2(nbererfeit§  foHtc  biefe  SSer» 
folgung  bei  weltlid^en  tt)ie  geiftlidEicn  (SJerid^ten  nacf)  ben  ©runb-- 
fä^en  bcr  ^nquifitionSgeric^te  geregelt  h)erbcn.  2)a§  ©elingen  ber 
^äpftticben  Stftion  in  SSerbrettung  unb  Söefeftigung  be§  §cjenn)o^n§ 


VI.  .^cjennjatin  unb  römijc^e  ^irt^e.  579 

war  öottftänbig  unb  f^auerlid^.     SSon  ha  an  ift  biejcr  SBa^n  unb 
jwar    in    feinem    üoHen    t^eologifd^en    Umfang    in    Sleifd^    unb 
SBIut  bc§  beutfd^en  S3oIfe§,   in§befonbere  aber  ber  ma^gebenben 
Greife,  ber  Surften,  2;^eoIogen  unb  ^uriften  übergegangen,     ©er 
„^egen^mmer"   üerbreitete   feine   ©runbfä^e   junäd^ft   unter  ben 
ÖJebilbcten,  öor  ollen  ben  ©eiftlid^en  unb  Su^iften.     ^n  lateinifc^er 
(Sprad^c   gefc^rieben,   fd^tucr   üerbauüd^,    !onnte   biefe§  S3ud^   mit 
feiner  ftu^)enben  unb  ftu^piben  (SJele^rfamfeit  nic^t  bireft  ouf  bic 
Sßott^maffen  tt)ir!en.     Slber  üon  ben  gebilbcten  Reifen  au§  brang 
nun    ber  neue   ürd^üd^e  ^ejennja^n   in    ben  gal^IIofen   Monaten, 
burdE)  bie  ber  (Strom  neuer  5lnfd)ouungen  fid^  üon  oben  nad§  unten 
ergießt,  burd^  ^rebigten,   ©efpräd^e,  S3ilber,  populäxt  ©rfiriften  in 
bie  gro^e  SJienge,  njo  er  mit  ben  Uebericbfeln  be§  alten  SSoIfS» 
glaubend  ^ufammentraf  unb   biefen   neue  Seben§!raft    ein^audEite. 
233ie  ber  attf)eibnifd§e  |)ejentüai)n  öorl^er  nur  met)r  ein   !ümmer= 
Iid^e§  3)afein  friftete,   ttjaren  aud^  bie  ^egenprojeffe  öor  ben  ttjelt* 
lid^en  ©erid^ten    nid^t  ga^treid^,    ja  man  wirb   fagen  bürfen   im 
3(u§ge;^en,    al§   ha§   (Singreifen  ber  Snpwifitoren  fie   auf's   neue 
entflammte.     @§  ift  irrig,   bie   ^eriobe    ber   gerid^tlid^en  ^ticm- 
t3erfoIgungen  erft  tjon  bem  ©rfd^einen  ber  S3ulle  SnnojcnS  VIII.  in 
S3erbinbung  mit  i^rem  :pra!tifd§en  Kommentar,  bem  ^ejen^ammer,  gu 
batiren.     SfJid^t   minber  irrig  ift  e§  ober,  wenn  mon  bie  ^eriobe 
ber  ouggebe^nten  unb  moffen^aften  gerid^tlicEien  §ejentierfoIgungen 
auf  einen  onbern  Urfprung  aU  biefen  gurütfleitet.    S)ag  amtlid^e 
©ud^en  nod^  §ejen  t}at  erft  öon  bo  on  begonnen.   5)er  Bi^fammen« 
l^ong  ber  (Sreigniffe  1484 — 1488  [^opftbuHe  unb  „^ejen^ommer"] 
mit  ben  furchtbar  wüt^enben  §ejen|3ro§effen  be§  16.  unb  17.  Sa|r= 
f)unbert§  unb  ber  im  ©runbe  firrf)Ii(^e  ©l^orofter  ber  Ie|teren  wirb 
guttjeüen  beftritten,  Weil  biefe  nur  öon  weltlidEicn  Slid^tern  gefül^rt 
würben,     ©ine  oberflädEiIid^e  unb  burd^ouS  unt)iftorifd^e  Sluffoffung! 
S)obci  wirb  bie  Xl^otfad^e  überfct)en,  bo^  ja  bie  Sncjuifitoren  ben 
britten  Xl^cil  il^re§  „^ej enl^ammer§"  ougbrüdEIic^  gur  S3e= 
lel^rung  für  bie   Weltüd^en  9tid^ter    öerfo^t  unb   biefe 
gur  SOfütwirfung  oufgeforbert  l^otten.     ©inb  bod^  bic  ^ejen* 
fc^riftftetter  unb  9ledöt§gutad§ten  ber  fotgenben  ^eriobe  öoll  öon  SSer= 
weifungen  auf  ben  „^ejeniiommer" !    S)a§  im  (Sorten  ber  ^uriften 
ü^pig  ouffd^ie^enbe  (SJiftfraut  wor  bo^in  öerpflongt  au§  bem  @rb* 

37* 


580  Srittcg  93ud).    ^o^fttf)um  unb  |)efenuntt)efen. 

reid^  ber  ^|eologen,  bte  e§  gejäet  unb  großgezogen  Ratten,  unb 
ol^ne  beren  fortltiäl^renbe  Pflege  e§  aud§  je|t  nic^t  fo  fräftig  gc= 
bleiben  toäxt.  S)ie  tüeltürfien  ^eyen^rogeff e  bee  16.  unb 
ber  folgenben  '^a^^v^un'ozxtt  öer^alten  fid^  ju  benen 
ber  :pä|)ftlic^en  ^nquifitoren  hjtc  bic  gortfe^ung  jum 
Slnfong,  bic  (grnte  jur  2lu§faat"  (iRteäler,  o.  a.  D., 
©.120  ff.;  125  ff.;  129  ff.). 

©erabep  üp\>iQ  fc^oß  bic  üon  ber  ^ird^e  au^geftrcute  Saat  in 
bie  ^alnte.     95efonber§  beutlid^  ift  \)a§  für  iöoicrn  ju  ticrfolgen. 

SSor  ber  SSutte  ^nnojeng  VIII.  mar  ba§  ^ejcnunhjefen  in 
ißaiern  nid)t  nur  faft  ganj  unbekannt,  fonbern  93ifc^öfe  unb  ©eiftüd^e 
üerhjiefen  e§  in  ba§  9fieic^  ber  %a^zl  ($Regcn§burger  (3t)nobc  öon 
1377;  ©algburger  ©tinobe  üon  1420;  2lug§burger  (St)nobe  öon 
1452,  ügtc^.  Mon.  Boica  XV,  569,  611;  XVI,  605.  6124).  Slbcr 
Balb  nad^  ©rfc^einen  ber  ^egenbuüe  ge^t  eine  9legen§burger  S^nobc 
üon  1512  ouf  „bte  ^e|er  unb  Qanbtxtx"  ein  (Schannat-Hartz- 
heim,  Conc.  German.  VI,  105). 

©d^on  im  ^a'^re  1509,  olfo  swanjig  ^a^xt  nad^  ©rfc^cinen 
be§  „|)cjen^ammer§"  gaB  ber  ^falj  =  neuburg'fd^e  Sanböogt 
Ulrid^  2;englcr  feinen  „Sa^enf^ieger' ,  ein  juriftifd^e^ 
^anbfiud^,  |erau§,  ha^  in  rafdEier  Solge  ad^tje^n  Sluf lagen  er« 
lebte.  Sa§  ®a^)itel:  „SSon  Se^erei,  SSa^rfagen,  (Sd^njarjer 
©unft,  3ttuberei,  Un'^otben"  beruht  gan§  unb  gar  auf  beut  „|)ejcen= 
■Jammer".  „S)oß  bie  §ejen",  fagt  Neugier,  „§agel  tjcrurfad^en, 
SDfJenfd^en  unb  X^ieren  ^ran!^eiten  gufügen,  üon  einem  @nbe  gum 
anbcrn  fahren,  aud^  Un!eufd)^cit  mit  ben  böfen  ©eiftern  treiben 
unb  anbcre  undEiriftlic^e  ©ad^en,  ift  in  menfcf)Iid^er  Jßernunft  nit 
Iieberlid§  [b.  ^.  leicht]  gu  begreifen,  ju  wiffen  ober  ju  glauben. 
S)arum  finb  bei  ben  ütec^tSgele^rten  mand^erlei  B^^if^I  unb  S)i§' 
:putotionen  entftanben,  aU  ob  nid^t§  baran  fei.  ®c§^alb  fotc^e§ 
Hebel  an  me^r  fönben  ungeftraft  geblieben ,  bi§  biefe  ^e^erei 
merüic^  über^anb  genommen  unb  jüngft  ^öpftlid^e^nquifitoreS 
[bic  SSerfaffer  be§  „^ejenl^ammerS"]  fold^e  ©efc^id^ten  in  i^ren 
©rfo^rungen  fo  fünbtlid^  erfunben  unb  geurfac^t,  etüd^e  befonberc 
lateinifd^c  unb  beutfd^e  SBüd^Iein  unb  befonber§  ben  Malleus  male- 
ficaram  gemalt,  ber  burc^  ^odfigele^rte  3JJönner  [bie  tl^cologifd^e 
galultöt  üon  ^ötn]  approbiert,  aud^  üon  ber  faiferlid^en  SJiojeftät 


VI.  ^ejennja^n  unb  römijt^e  SJirc^c.  581 

jugctaffen  tüorben  feQ".  S)a§  gange  gerit^tlid^e  SSerfal^ren  gegen  bie 
^ejen  im  „ßa^enfptegel"  i[t  genau  bem  „|)ejenf)ammer"  entnommen. 

SegeicEinenb  ift  aud^,  ba^  'iia§>  epibemifd)e  SBüt^en  ber  §ejen» 
^rojeffe  in  SSaiern  gerabe  in  bie  9tegierung§äeit  ber  ürc^Iic^ften 
§er§öge  fällt :  2BiII)eIm  V.  unb  SSRajimilian  I.  93eibe  ftanben 
gan§  unter  iefuitifclem  Sinflu^. 

5(m  2.  Stpril  1590  forberte  |)eräog  SSil^elm  V.  öon  ber  t^eo-- 
logifi^en  unb  juriftifc^en  i^atultät  üon  Sngolftabt  @utacf)ten  über  bie 
3(u§rottung  ber  ^ejerei.  ®a  bie  (Srfaiirung  leiber  mit  fid)  bringe, 
ba^  bie  ^ejerei  oud^  Söaiern  ergreifen  Ujotte,  erüärt  ber  ^erjog  feinen 
@ntfcl^tu§,  jur  atettung  ber  (5£)re  ®otte§,  feiner  lieben  |)eingen  unb 
ber  l^eiligften  ©aframente,  oucf)  pr  SCbn^etir  seitlichen  Uebe(§,  3(tte§ 
in'§  SBer!  gu  fe|en,  tt)a§  gur  Stulrottung  biefe§  SafterS  bienen  fönne. 

5)a§  ou§fü!^rIid^e  ©uta^ten  ber  beiben  «^afultäten  üom  28.  'äpxil 
1590  ift  fo  gehalten,  njie  e§  ber  eifrigfte  ^ejrenüerf olger  nur 
iDünfi^en  fonnte.  SDa  ben  baierif^en  9lic§tern  bie  ©arfie  nod^  neu 
fei,  follen  fie  angettiiefen  rotxhtn,  bie  ^ejenprogeff e  in  ben 
S8i§tl)ümern  2lug§burg  unb  ©id^ftätt,  üon  ber  ßiteratur 
öor  ollcm  ben  §ejent)ammmer  unb  ha^  Suc^  S5in§felb'§ 
§u  ftubiren.  Unter  ^Berufung  auf  ben  ^ejentiammer  forbern 
bie  ^rofefforen,  mit  ©ifer  unb  Strenge  jur  S3erfoIgung  ber  ^e^en 
gu  fc^reiten.  SBie  bie  §ejerei  erfannt  tt)erbe,  barüber  gäben  be> 
fonber§  $8art^oIomäu§  <Bpina  unb  93in§felb  5Iuff(|tuB. 
Unter  ben  @rfennung§5eid^en  ber  |)ejen  »erben  angefüf)rt  bie 
^e^enmale  (SJiale  om  ^öxpa),  mit  benen  fie  geujöbnlid^  gejeid^net 
feien.  9}?it  ber  golter  bürfe  man  bei  biefen  ^rojcffen  rafc^er  bei 
ber  ^anb  fein,  aU  bei  anberen;  ©c^njanfen  unb  SBiberfprüd)e  in 
ber  Stuöfoge  genügten,  um  bie  ^^olter  anjuttjenben.  5)a»  ©utadEiten 
ift  untergeid^net  üon  ben  2;f)eoIogen :  Sllbert  |)unger,  Tlatt^ia^ 
aJioirl^ofer,  ©regor  üon  SSoIentia,  $etru§  @teüartiu§ 
unb  üon  ben  fünften:  SSitu^  ©d^ober,  ^afpar  2agu§,  2In» 
breag  f^ad^ineug,  Seonl^arb  3^^'5ß<^cr  (Süejlcr,  o.  a.  D., 
@.  187:  9leic^§ar(^iü,  ^Cfenmcfen  92r.  1.  2.  3;  ^reiSarc^iü  SJtünc^en, 
Criminalia,  Fase,  323/16  .i 

1  SSaletitia,  ©teoartiug  unb  5!)lair:^ofer  geprten  bem  ^efutten^ 
orben  an,  beffen  (Sinflufe  auf  bie  igngolftäbter  UniDerfität  gerabe  bamalö 
ma^gebenb  toat  (oben  6.  471). 


582  ©ritteg  93u^.    ^apfttf)um  unb  §ejenuntDefen. 

Unter  bcm  ©o^ne  'Bit^tlm  V.,  bem  |)eräogc  SRajintilton  I., 
nal^men  btc  ^eEenüerfoIgungen  nod^  erl^efiücl  gu.  21I§  (Srjie^er 
l^atte  er  ben  ergfitjc^öflid^  faljBurgifc^en  ^rotonotar  Sol^ann 
Söaptift  %\dUx,  ber  fiif)  in  einem  ouf  ber  SJiünc^ener  @taot§= 
bifiliot^e!  aufbett)at)rten  Judicium  generale  de  poenis  maleficarum 
au§  bem  ^ai)xt  1582  gu  ben  ftrengften  @runbfä|en  ber  päpftlid^en 
Snquifitoren  unb  be§  ^eEenf)ommcr§  betonnte  (Libri  impressi  c. 
not.  mspt.  in  8«  nr.  26).  S)ie  ÖJcjinnung  SKoEimilianS  fc^on  öor 
fetner  X^ronbeftetgung  get)t  au§  einem  (Streiften  an  feinen  SSater 
l^eröor  üom  12.  5(uguft  1590:  „SKit  ben  leibigen  Unf)ulben  fäl^rt 
man  f(ug§  fort  unb,  tt)ie  id^  öerftel^e,  finb  fc^on  fünf  ^um  geuer 
bereit"  (®e^eime§  §au§ard§iO,  5l!t.  ^x.  618). 

3^ac^  ber  @efe|gebung  aJiajimiüon  I.  üom  Sa^re  1616 
gepren  ^e^erei  unb  §ejerei  §u  ben  SSerbrec^en,  bei  bencn  bie 
fRerfitSregel ,  "tta^  !ein  SSerbäd^tiger  Dt)ne  üorliegenbeä  corpus  de- 
licti gefängüd^  eingebogen  unb  :peinüd^,  b.  ^.  burc^  bie  Softer  ge= 
fragt  werben  bürfe,  nicEit  gilt.  2tud^  !ann  man  bei  biefen  SSer- 
breÄen  nad^  SJJitfd^uIbigen  bur(^  bie  Softer  fragen.  SGSer  auf  bie 
erfte  Folterung  t)in  be!ennt,  bann  aber  mit  ber  iöegrünbung,  er 
f^a^bt  nur  au§  ©d^merg  befannt,  tüiberruft,  foü  5um  äioeitcnmale, 
unb  toenn  ftar!e  Stngeid^en  öorliegen,  pm  brittenmale  gefoltert 
njerben.  SBerben  neue  2ln§eid§en  gefunben,  fo  !ann,  tro|  fc^on  ge» 
fd^ctiener  breimoliger  ^^olterung,  weiter  gefoltert  toerben  (2;itel  III, 
12.  13.  17;  V,  4,  bei  9iiesler,  a.  a.  D.,  @.  212). 

Sm  Sfl^rc  1622  erlief  EJJajimilion  eine  „(SJeneral^  unb 
@pC5taIinftru!tion"  über  ben  ^egenpro^e^  (fReic^Sard^iti,  ^ejen-- 
aften  ^x.  172)-  <Sie  ^ulbigt  gan^  ben  Slnfd^auungen  be§  ^ejcn» 
]^ammer§.  S)er  Unfinn  üom  ©rfd^einen  be§  jTeufcIg  „in  oiclerlei 
fd^recEIidfien  ßJeftalten  üon  X^ieren"  wirb  ernfttiaft  wieberJioIt.  'äU 
„^öeloeife"  für  ba§  Sßoriianbenfein  öon  §e?erei  gelten  „^anb« 
fc^riften",  worin  ber  SSunb  mit  htm  Teufel  niebergelegt  ift,  „ober 
Wenn  fonft  bei  einer  ein  B^id^en  om  ßeib  gefunben  wirb,  weldt)e§ 
ber  böfe  geinb  bem  9Kenfd^en  gur  SSetfiötigung  be§  85unbe§  jugcfügt 
^ötte". 

®a§  baierifdtie  (StrafgefepudE)  üon  1751  (Codex  juris  bavarici 
criminalis  de  anno  1751,  I,  cp.  7,  §  7  et  8)  beftimmt:  SÖünbni^ 
ober  fleifd^Iic^c  $ßermifc^ung  mit  bem  Xeufel  Wirb  mit  SSerbrennen 


VI.  §ejentt)of)n  utib  römi^c^e  Sirt^c.  583 

beftraft;  @nt:^au|)tung   fte^t    auf  ©emeinjd^aft   mit   bem  leufel 
unb  auf  S3efd^iüörungen  unb  3aubereien  aller  2(rt. 

3n  biefer  ©efe^gebung,  bic  bem  fianbe,  roo  fie  I)errfd^te,  unb 
befonberg  i^rem  §auptur!§eber,  bem  baierifd^en  Sanjier  Sreittmo^r, 
jur  bletbenben  (Sd^anbe  gercid^t,  ift  ber  ßinffu^  ber  ^rc^e  unöer» 
fennbor.  SSon  if)r  flammen  bie  tf)öric^ten  SSegriffe  oon  Xeufelei 
unb  §ejerei,  oon  i^r  bie  furchtbaren  (Strofen  für  biefc  ©ebilbe 
reügiöfen  SSaf)ne§.  ®er  ßird^e  nac^gebenb,  f)at  ^reittmaQr 
S'c|erei  unb  ^^^uberei  unter  einen  §ut  gebradjt.  ©eine  Straf* 
beftimmungen  gegen  bie  ^e^er  finb  —  gegen  (änbe  be§  18.  ^a^r* 
]^unbcrt§!  —  ganj  unb  gar  ben  2lnfci^auungen  ber  ^ä^ftlic^en  ^n-- 
qutfitoren  nadigebilbet:  ber  ^e^er  unb  Qanbtxtv,  befonberS  tt)enn 
er  Stnbere  oerfü^rt  ^at,  fott  mit  bem  (Sc^n^erte  gerid^tet  unb  fein 
Körper  auf  bem  @c^eiterf)aufen  Oerbrannt  hierben. 

Tlit  ha^  gurc^tbarfte,  tt)a§  ber  n)iberrf)riftlic^e  |)ejenn)af)n  gejeitigt 
:^at  finb  bie  |)e£enpro5effe  gegen  ^inber  bi§  ^erob  in'§  ^artefte 
^inbeSoIter.  3tt|Ireici^e  SJläbcfien  unb  Knaben  finb  nact)  graufamen 
?|5einigungen  ber  fanatifi^en  2But|  einer  entarteten  „®t)riftlid^feit" 
ouf  bem  ©rfieiter^aufen  jum  D^fer  gefallen  (oben  <B.  514.  516.  527. 
531).  Unb  gerabe  an  biefem  ®reuel  euer  (Sreuel  trägt  bie  ^rc^e 
fc^toerfte  unb  unmittelbare  ©d^ulb.  „^m  9?eIigion§unterrid^t  ber 
©d^ule  n)urbe  ba§  ®ift  be§  ^ejenttja^ne§  ben  finblic^en  ©emütl^ern 
eingepflanzt  unb  bie  finblictie  ^£)antafie  burc^  biefe  ©d^redbilber  auf 
ta§  ^öc^fte  aufgeregt"  (giieäler,  a  a.  D.,  ©.  271). 

@ine  baierifc^e  ^inberle^re  Oom  ^a^xt  1700  erlöutert  bei  'än^- 
legung  ber  jefjn  @5ebote  bie  ^ejerei  unb  füfirt  SBcifpiele  üon  S3e= 
^epng  unb  Räuberei  an  (Cod.  Germ.  Monac.  4608,  p.  113 — 115). 
„®ie  ^Begriffe  üon  ja^jlreid^em  Räuber-  unb  ^ejengefc^mei^,  ^ei^t 
e§  in  einer  ©dfirift  au§  bem  ^a^xt  1767,  merben  oon  Stiter  ju 
2llter  fortgepflanzt,  ja  ben  ßinbem  faft  in  ber  SBiege  mit  fürc^ter* 
liefen  ©efc^i^ten  unb  SJZärlein  eingeprägt"  (5(npreifung  ber  SanbeS* 
oerorbnung  ber  Saiferin  9Koria  SEtierefia,  @.  141;  oglc^.  oben  ©.  482 
ben  ^ate{^i§mu§  be§  Sefuiten  9J?ad^erentiu§). 

@§  fonnte  aud)  gar  nict)t  anber§  fein.  S)a  man  ben  ^ejen« 
toa^n  auf  ben  Sonjeln  ai§  „SBort  ®otte§"  prcbigte  (oben 
@.  477  ff.),  mußte  er  burc§  ©d^ule  unb  ©firiftenlefire  weiter 
oerbreitet  merben. 


584  2)rttte§  93uc^.    ^apftt:^um  unb  |)ejenunltjejen. 

©c^arf  tritt  anä)  hk  Strc^(id^!eit  be§  ^ejentoa^ng  in  einem  ©treit 
innerVIb  ber  Baierifd^en  2l!obentie  ber  2Bi[fenfd^often  ^eröor. 
2)er  Stuguftiner-eremit  P.  StgneUuä  aKerj,  2)litglieb  ber 
Slfabemie  ber  Sßiffenfd^aften  ju  SJJünd^en  unb  SOlitglieb  i!^re§ 
3enfurau§yc|uffe§,  üeröffentlic^te  im  Sa^re  1766  „mit  erlauftnife 
ber  Oberen"  eine  gelehrte  ©rfirift,  morin  er  ben  gangen  ftr^Iid^en 
^efenma'^n  gegen  ^meifler  unb  Seugner  üert^eibigt.  SJierj  fte^t 
auf  bem  tä)t  ürd^Iid^en  (Stanb^unft,  inbem  er  fid^  für  ben  |)ejen- 
gtauben  auf  bie  SSutten  unb  ^unbgebungen  ber  ^äpfte  unb  bie 
cinflu^reic^ften  2:^eoIogen  (^^oma§  ö.  Slquin)  beruft.  Seugnung 
ber  ^ejcrei,  einfd^liellid^  ber  ^ejenfa^rten,  be§  SBettermac^en§  unb 
ber  ^eufel^bu^tfc^aft,  fei  ein  offenbarer  Singriff  auf  ben  ©louben 
ber  ^irc^e  (Urt^eit  ol^ne  SSorurt^eil  über  bie  tt)ir!enbe  unb  t^ätige 
^ejerei,  (Stergingen  1766). 

Sn  einer  jmeiten  (Sd^rift  jur  SSert^eibigung  be§  |>eEengIauben§ 
(„SSert^eibigung  miber  bie  gefd^tüulftige  SSertt)eibigung  ber  be= 
trügenben  3flut)er!unft")  erWärt  ber  X^eologe  unb  OrbenSmann 
SKerj:  „SBenn  man  ben  Söal^rgläubigen  bie  gurc^t  öor  ben  ^aö^'- 
ftettungen  be§  (Satan§  benimmt,  i^nen  üorträgt,  ba^  feine  SD^ad^t 
gänälic^  gehemmt,  ^ial^  er  in  ber  |)ötte  mie  ein  ^etten'^unb  ange* 
bunben  unb  feinem  me^r  fc^aben  !ann,  fo  öereitetn  mir  bie  ^eiligen 
©ebröud^e  ber  ^irrfje,  mir  ermecfen  in  ben  ^er^en  ber  ©l^riften 
eine  SSerai^tung  ber  geifttid^en  SJüttet,  meiere  un§  bie  ^irc^e  on 
bie  |)anb  giebt,  meil  fie  auf  biefe  Strt  unnü^  merben".i 

Sie  ©d^riften  SRerj'  maren  gerichtet  gegen  ^^erbinanb  Ster-- 
Singer  au§  bem  2;^eatinerorben,  ber  am  13.  D!tober  1766  in 
ber  aJiünc^ener  Stfabemie  aU  9KitgIieb  i^rer  ^iftorifc^en  klaffe  eine 
Üftebe  „öon  bem  gemeinen  SSorurt^eit  ber  mirfenben  unb  t^ätigen 
§ejerei"  gehalten  ^atte,  bie  in  gemäßigter  äöeife  fid^  gegen  ben 
^ejenglauben  manbte. 


1  Seutli^er  fann  faum  au§gef)3rod)en  toerben,  ta^  bie  (£ri)oltung  be§ 
SeufelumtJefeng  unb  ^ejenroo'^neg  ein  ^auptmittel  ift  gur  ©tü^ung  ber 
SUtac^t  ber  ^irc^e,  bie  in  if)ren  „^eiligen  ®ebtöuci)en"  unb  „geiftlic^en 
SWittetn"  treffliche  klammern  unb  geffeln  befi^t,  bie  SÄenfc^en  in  i:^rer  2tb- 
I)ängigfeit  feftp^aften.  Db  aKerj  fic^  bieje§  ©inneg  feiner  SBorte  hmu^t 
toax,  mag  ba^in  gefteEt  bleiben,  biejer  ©inn  Hegt  tt)atfä^li^  aEen  ürc^U^en 
Äunbgebungen  für  ben  §ejen»  unb  S^eufetsroa'^n  gu  ©runbe. 


VI.  ^CEenma'^n  unb  röntifcfie  Äiri^e.  585 

aSiel  gröberes  ®ejc|ü^  noc^  aU  ber  Stuguftiner  aKer§  fu^r  fein 
gftamenSöetter  ber  Söenebiftiner  9}Järä  au§  ber  berühmten  Sene- 
biftinerabtet  ©(feiern,  au^  SWitglieb  ber  2l!abemie,  gegen  ben 
„ungläubigen"  «Sterjinger  auf. 

S3ei  feiner  „furjen  SSert^eibigung  ber  tt}ätigen  |)ep  unb  Räuberei" 
»erfolgte  9}Jär§  ein  i^m  fe^r  na^eliegenbeS  ^ntereffe:  „SSor  anberen 
®otte§]^äufern  2)eutfd^Ianb§  ^at  ©dj  eiern  aEein  bie  (S^re,  fid^  be§ 
größten  unb  mit  S8Iut  befprengten  ^artüeli  oom  »a^ren  ftreuje 
e^rifti  äu  rühmen.  5tnbaci^t  unb  SSertrauen  ju  biefem  ftiegen  fo 
weit,  "oa^  man  enblid^,  um  ben  SSeref)rern  ein  (Senüge  §u  leiften, 
ficine,  tfieitS  oon  Silber,  t^eil§  öon  SDfJeffing  gegoffene  ^reujl  ^er-- 
ftellen,  on  ben  ^artüel  anrüfiren  unb  ben  SSere^rern  übertaffen 
mufete.  ®iefe  ^reujl  bienen  befonberS  njiber  ©onner-  unb  Schauer- 
Wetter,  ^^it^ei^ei  unb  ^ejerei,  machen  bezauberte»  Ssie^  lieber  ge= 
funb.  ^od^ttjürbiger  §err  3tfabemifu§  [@ter§inger] !  ^ft  bie  ^egerei 
ein  t^cibeltoert  ein  SSorurtl^eil,  fo  finb  wir  fctieirifd^e  3Säter  fc|änb^ 
lic^e  SSetrüger,  SBort-  unb  ÖJaufelmad^er.  ^Jiic^t  nur  in  S3aiem, 
©d^Waben,  Sii^men,  Defterreid^,  9)iä^ren,  Ungarn,  fonbern  auc^  in 
©ac^fen  unb  ^olen  werben  bie  fd^eirif(^en  ^reujeln  gebraui^t,  alfo 
ba^  man  nic^t  feiten  in   einem  ^a^v  bei  40000  au§get^eilt  l^at." 

9Ker§  berid^tet  aud^  „X^atfad^en"  für  bie  2ßir!]'am!eit  ber 
^euä^artüel  bei  58el^ejung:  ©in  ^armeliterpater  erfranfte  im 
Sa^re  1719  „unter  fe^r  heftigen  Saud^grimmen,  aud^  mit  SSerluft 
feinet  gänälic^en  SSerftanbeS".  ©ein  S3eidytüoter  er!annte  aU  Urfad^e 
Zauberei;  er  legte  bem  ^ronfen  „ein  alle  ^^it  'Eiei  fid^  l^abenbeS 
unb  an  bem  wahren  ^artifel  berüf)rte§  ©d^eirer^^reuj"  auf  ben 
S^o^f  unb  gab  i^m  geweiftes  Det  ju  trinfen.  ®arauf  erfolgte  ein 
brei  STage  wä^renbeS  (Srbred^en  folgenber  genau  üerjeiifineter 
„Bouberftüde":  Seber,  ^a^jier,  glintenftein,  ein  I^alber  ^ec^täfopf, 
3wirn,  ©d^weingborften,  Diofenfranj^jerlen.  $Rac^  biefer  grünblic^en 
„5(u§teerung  ber  Sauhtxti"  war  ber  ^an!e  geseilt. 

^rj  unb  bünbig  weift  „ein  namhafter  fanoniftifcfier  ©d^rift= 
fteücr"  (9liesler,  a.  a.  O.,  ©.  302),  ber  Stuguftiner  Sorban 
©imon  (bell'  Dfa),  auf  bie  ©c^ulb  ber  ^irc^e  an  ben  |)eEen-- 
|3ro5effen  ^in:  „2öo§  war  bie  Urfad^e,  ba|  bie  ^ejenprojeffe 
fo  häufig,  fo  graufam  unb  fo  unglücEIidE)  geführt  würben?  ^rf) 
Witt  fie  äum  ©ntfe^en  ber  jenigen,  bie  fid)  für  bie  SSert^eibigung 


586  drittes  S3u(^.    $apftt{)um  unb  §ejenuntt)ejen. 

btefer  t^örid^tcn  ^ejenfunft  nod)  aufäuhjerfen  getrauen,  mit  auf-- 
rid^tigen  SBorten  '^erje^en.  äJJan  ga6  geiüiffen  ^iegu  fieöoU» 
inäc^tigten  ß^eiftlic^en  bie  ©etüaU,  bie  üernteinten  |)e5en» 
|)ro§effe  ju  füllten,  tüeil  fie  al§  ^e^eret  angefe^en  iDurbe. 
Unb  btefe  geifttid^en  SKonner  f)ottcn  bie  njcltlic^en  ©eric^te 
al§  untergeorbnete  an  ^önben.  2)a§  Uebrige  tt)irfte  bie 
®raufam!eit  ber  Wolter.  S)ie  welttid^en  ©eric^te  em= 
:|3fingen  au§  ben|)änben  bcr  ^nquifitoren  ben  gejc^Ioffenen 
9f{ed^t§]^ anbei  unb  füllten  nur  jur  @je!ution  §u"  (Stnprei* 
fuitg  ber  oüergnäbigften  SonbeSüerorbnung  S-  ^-  «•  ^-  SJiajeftät 
[SKaria  2:^erefia],  tt)ie  e§  mit  bem  ^ticinpxo^t^  ju  galten  fei, 
gjlünc^en  1767,  @.  237). 

iBei  biefen  SBorten  fällt  fd^föer  in'§  ©ewid^t,  bo^  fie  ouSge» 
fprod^en  werben  om  (£nbe  ber  ^a^i^fiunberte  lang  bouernbcn  §ejen= 
öerfolgungen ,  alfo  "ba^  SBerben  unb  bie  (Sntttjiifelung  biefer  reli^ 
giöfcn,  fogiaten  unb  tultureüen  ©d^mad^  bem  ©dEireiber  abgefd^Ioffen 
oor  Singen  logen.  S^rlic^er  (Sinn  fonn  fidfi  efien  ber  ^DfJad^t  ber 
gefd^i^tlic^en  2Ba:^r|eit  nid^t  entgiel^en,  aud^  Wenn  barüBer  feine 
bisherigen  SSorftettungen  unb  ^htaU  in  Sirümmcr  finfen. 

9JJit  S3e§ug  auf  33aiern  fogt  Slie^ler  beSl^olb  fe^r  rid^tig : 
„|)ier  fanb  ber  ®reuel  ber  |)ei'enöerfolgungen  einen  feiner  legten 
@d^lu))ftt)in!el.  SBar  bod^  bie  Ttaä)t  be§  tlerus  nirgcnb  größer 
unb  lag  boä)  ta§  ßanb  feit  ®urc^fül)rung  ber  (SJegenreformation 
[burd§  bie  Sefuiten]  unter  einem  geiftigen  S)rucfe,  ber  jeben  freien 
Ö)eban!en  erfticEte,  jeben  inteHeftueüen  Stuffc^wung  lähmte.  SSon 
htm  bamaligen  iöaiern  oor  allem  gilt  tia§  SBort  ^ant'§,  ha^  ber 
^erifer  ben  Seien  ftrenge  unb  beftänbig  in  feiner  Unmünbigfeit 
erl)ält.  ®a§  SBort:  „@§  fte^t  gefd^rieben"  l)atte  l^ier  nod^  benfelben 
magif(^en  tlang.  Wie  im  ajJittelolter"  (a.  a.  D.,  ©.  297). 

©ine  S3eftätigung  be§  (Sefagten  unb  sugleid^  einen  erfc^recEenben 
SinblicE  in  baierifi^- religiös »Mtureüe  SSer^ältniffe  am  ©nbe  beS 
18.  Sal)rl^unbertS  er^lten  wir  bur^  mel^rere  um  biefe  3eit  er» 
fc^iencne  Schriften.  S)a  l)ei|t  e§:  „^aben  wir  nid^t  in  jebem 
Slofter  einen  eigenen  §ejenpater?  Unter  welc^  anberm  9^amen 
finb  bie  P.  Slfteri,  ein  S)armeliter  gu  Stroubing,  ein  P.  |)ugo 
5U  5lbenSberg  befannt  ol§  |)e?enpater?  ^cE)  felbft  l^abe  öon 
erfterem  einen  ^^ttel  gefeiten,  worauf  er  ou§  eigener  ^aft  bem 


VI.   §ejenn)af)n  unb  römijc^e  Sird^e.  587 

©Qtan,  ben  ^e^en  unb  allein  Unfieil  Befiehlt,  biefee  |)ou§  nie 
gu  betreten.  Sn  unb  um  Straubing  befinben  fic|  n^enige  |)äu|er, 
tt)0  nic^t  ein  folc^er  fettet  on  ber  Xpr  angebrad)t  ift.  Unb 
bafür  wirb  bejafilt  ttjenigften^  ein  $funb  Sutter.  2;er  ^fran-- 
jigfaner  P.  Söenno  f (^anbete  eine  Säuerin  öon  3fieuberg  unter  bem 
SSorgeben,  jie  baburc^  »on  SSer^epng  gu  befreien.  ®r  riet^  it)r 
bann,  i^re  !S(^tt)iegermutter,  welche  bie  M\)t  öer^ejt  t)obe,  mit 
einem  ^rügel  fo  tonge  ju  fc^Iagen,  bi§  S3Iut  flicke.  3Jiit  biefem 
iölut  feien  bann  bie  ßü^e  gu  beftreiifien.  S)ie  3tu§fü^rung  be§ 
l^efentäterlid^en  ffiat^t^  foftete  ber  Sd^iriegermutter  unb  (jätte  auc^ 
ber  ajiörberin  ha^  Seben  gefoftet,  I)ätte  nid^t  ein  oerftänbiger 
atid^ter  ben  |)ouptfd§uIbigen  in  P.  S3enno  entbedt.  Xurc^  mili= 
tärif(|e  ©jefution  toarb  ben  n)iberftrebenben  geiftlii^en  (Setoalten 
bie  SSer^aftung  be§  §ejen^ater§  abgerungen  unb  biefer  ju  ge^n 
So^ren  flöfterlid^er  §aft  bei  SOSaffer  unb  SBrob  t3erurt^eilt"  (bei 
gfjiesler,  a.  a.  D.,   @.  317). 

„^ie  aJienbifanten",  l^eißt  e§  in  einer  anbern  Sd^rift,  „oer= 
tf)eilen  bei  i^rem  SoIIeftiren  gan§e  SäcEe  ooü  ^ejenraurf)"  (9lie§Ier, 
@.  319). 

Stu§  einem  t^eil§  beutfd^,  t^eil§  kteinifd^  gefc^riebenen  §anb- 
Buc^  eine§  boierifi^en  „|)e£enpater§"  t^eilt  Üliegler  (a.  a.  D., 
<B.  317 ff.)  goIgenbeS  mit:  „§ier  finbet  man  ©jorgiSmen,  33ene- 
biftionen,  Stnlüeifungen  gur  ^Bereitung  ber  ^reuje  gegen  bie  ^ejen, 
be§  Cel§,  tt)Dmit  biefe  ^euje  gejalbt  werben,  be§  fogenannten 
flagellum  Daemonum  (§ejenn)ad^§),  be§  Agnus  Del,  be§  |)efenrauc^§. 
3u  le^term  finb  nic^t  n^eniger  aU  73  lauter  unb  ^flanjen  nöt|ig, 
hk  im  Sluguft,  jtoifcfien  2Kariä  Himmelfahrt  unb  SJiariä  (Se= 
burt,  gefammelt  werben  muffen,  gerner  ütesepte  für  ^ejenpiflen, 
für  einen  S3alfam  für  üerjauberte  ©lieber,  geuerSbrunftsettel 
bie  jum  Sd^u^e  gegen  f^euer  an  ben  öier  ©den  eine§  |)aufe§  ^u 
befeftigen  ftnb,  ^Reje^jte  für  einen  ©piritu»  für  bie  oerfrümmten 
©Heber  ber  SSer§auberten,  für  üerfc^iebene  ^flafter  gegen  ^ejen^ 
fd^äben,  für  ^urgirlatwerg,  für  ^ulüer  unb  Iränfe  wiber  bie 
3auberei,  für  So^onni§!rauttin!tur.  Db  ein  SRenfc^  oerjaubert  fei, 
erfenne  man,  Wenn  man  reine  Stf^e  in  ein  Xöpflein  legt,  ben 
Patienten  barauf  feinen  Urin  ge^en  unb  bie  Slfd^e  bann  an  ber 
Sonne  eintrocEnen  Iä|t ;  warfen  bann  §aare  barouä,  fo  ift  ba§  ein 


588  drittel  93ucf).    ^(Hjftt^um  unb  ^ejenuntuejen. 

fid^cre§  Beteten,  ba§  Qauhtxd  öorüegt.  2tud^  9)iittel,  um  ^ou^crer 
§u  erfennen,  tüerben  mitget^eilt,  unter  anberm  ba§  9ieäept  jur  Se» 
reitung  eine§  2Bad^je§;  ^It  man  biefe§  SBoc^g  in  ber^anb,  muffen 
3aubcrer  unb  |)ejen,  bie  jugegen  finb,  fogleic^  i^r  SCßaffer  laffcn. 
SSeiter  h)irb  gelehrt,  h»ie  bie  83efeffenen  gu  troftiren,  h)ie  bie 
^nber  üor  3<iuberbefd^reiungen  unb  ^egenbefc^tDörungen  fottiol^t  gu 
behüten,  al§  üon  benfelben  ju  befreien,  wie  bie  üon  S^^nhtui 
rü^renbe  S^oüfinnigteit  unb  9laferei  p  öertreiben  fei.  2tud^  finben 
fid^  Strjneimittel  tüiber  bie  bur(^  ^fiw^ei^ei  beigebrachten  ^^iltren 
ober  ßiebe^gifte,  fowie  gegen  ben  ^iifto^^b,  ba^  einer  in  Solge 
SSer^ejung,  ol^ne  eine  beftimmte  ^erfon,  e§  fei  SJlanng-  ober  Sßeibä* 
bilb,  burd^au^  nid^t  leben  !ann"  (bieg  „§anbbud^"  ift  auf  ber 
9Wünc^ener  58ibIiot^e!:  Cod.  Germ.  Monac.  3731). 

Unb  äu  fold^  Oerruc^tem,  gemeinfd^äblic^em  2Baf)nn)i^  fd^tüieg 
bie  Sird^e,  „bie  Se^rerin  ber  SBa^r^eit" !  ©d^on  i^r  ©d^toeigen 
toar  l^ier,  tt)o  e§  fic^  um  fo  gurd^tbareS  l^anbelte,  ein  on  ^Religion 
unb  ^uttur  begangenel  SSerbred^en.  ©ine  Ungetjeuerlid^feit  aber, 
für  njelc^e  bie  Segeit^nung  fe^It,  ift  bie  Xtiatfac^e,  ba^  ^atir^unbcrte 
■^inburd^  gerabe  bie  (Sinric^tung ,  bie  für  fic^  ben  Slnfprud^  erl^ebt, 
2röger  be§  S^riftent^um§  unb  ber  d^riftüd^en  (Sefittung  unb  gött^ 
liefen  Urfprungl  gu  fein,  ha^  bie  römifd^e  ^ird^e  unb  ba§  ^a|)ft< 
tl^um  burc^  Seigre  unb  §anb^abung  biefen  gemeingefä^rltd^en  SSol^n» 
n)i|  meiter  unb  Weiter  oerbreitete  unb  tiefer  unb  tiefer  befeftigten. 
S3enjei§;  ber  „^ejen^ammer"  unb  bie  übrigen  ga^IIofen  ©d^riften, 
bie  öon  ©eiftlid^en  gefd^rieben,  unter  bem  mächtigen  ©c^u^e  ber 
^rd^e,  mit  i^rer  SSilligung  üerfefien,  bi§  in  "oit  ©egentoart  l^inein 
in  ber  ®f)riften^eit  üerbreitet  unb  immer  unb  immer  wieber  neu 
aufgelegt  würben  unb  Werben. 

Sluc^  ber  berül^mt  geworbene  SBiberruf  be§  dornetiu^  2oo§ 
Weift  auf  ben  urfäcf)Iid^en  3ufamment)ang  gwifd^en  ^irc|e  unb  §e£en= 
Wa^n  beutlid^  ^in. 

2>er  Som^err  ®orneIiu§  Sod§  üon  (Souba  in  |)ottanb 
War,  obwohl  ein  heftiger  @egner  ber  ^roteftanten ,  bod^  fo  üor* 
urt^eil§frei  unb  üerftänbig,  baft  er  gegen  ben  Wa^nwi|igen  §e£en= 
glauben  auftrat,  ^n  ben  9^ieberlanben  üon  ben  ^rotcftanten  an» 
gefeinbet,  pd^tete  er  nad^  Xrier.  ißon  bort  ou§  gab  er  im  ^al^re 
1591  gn  ^öln  feine  ©d^rift  De  vera   et   falsa  Magia  l^erauä, 


VI.   §ejentDot)n  unb  römifc^e  Äirrfie.  539 

mxm   er    gegen    bie   ^efenbertolgungen   (Stellung    nimmt.      ^a§ 
mann\hxpt  biefer  Sd^rift  tourbe  befc^Iagnalimt.    2oo§  felbft  njurbe 
auf  »efe^I   be§  pä|)ftltd^en  9?untiu§   im  ßlofter  be§  ^I   ar?arimin 
3U  ^rter  etngeferfert.    ®ort  untergetclnete  er  am  15.  Tläv^  1592 
tn    ©egentüart   be§   Trierer    SBeiptfc^cfg   unb  fanatifc^en    |)efen. 
öerfo  gen    ^eter  Sin^felb    (oben  @.  534)    unb    meler   anberer 
S^eologen   folgenben  Sötberruf:    „^c^   (Jorneliug  Soo§  n^iberrufe 
üerbamme,  öermerfe,  miBbittige,  n,ag  id^  oft  f^riftlid^  unb  münbltcfi 
öor  ötelen  ^erfonen  be^au^tet  unb  aU  ben  ^au^tgrunbfa^  meiner 
©c^rtft   aufgeftent   ^ah,,   i^a^  e§   nämlid  nur  einBilbung     teerer 
2tbergraube  unb  ©rbic^tung  fei,    m^   man   üon   ben    för^erlicben 
^efenfa^rten  fc^reibt:    fott-o^t  todi  W§  ganj  unb  gar  nac^  fe|e. 
nfc^er  S8o§^eit  riecht,  aU  an^,  treil  biefe  SUnfid^t  ben  STufru^r  be= 
gunftigt.     Senn  ic^  ^alt  burc^  ^eimlid^  an   geniiffe  ^erfonen  ah 
gefanbte  ^Briefe  gegen  bie  Dbrigfeit  ^artnäcfig  o^ne  triftige  ©rünbe 
oerbrettet,  ha^  tk  ^.ejenfa^rten  nic|t  t^atfäcfitic^,  fonbern  eingebilbet 
feien,   tnbem  i^  obenbrein  be^au^tete,    bie  elenben  SSeiber  mürben 
burc^  bte  golterquaten  gestnungen,  p  gefte^en,  m§  fie  nie  getrau 
Iiaben,   unb  ha^  huxd)  ^artfier^ige  Schlächterei   unfc^uIbigeS  Slut 
unb   burc^   etne  neue  Slrt  öon   Sltd^imie   au§  menfc^Iic^em   «lute 
®otb  unb  ©ilber  gen^onnen  n^erbe.     ®urc^  biefe§  unb  STe^nlic^eä 
Vbe  t^  bte  Oberen  unb  $Ric^ter  bei  ben  Untergebenen  ber  5:^rannei 
befc^utbtgt.    Unb  folglich,  ^a  ber  ^o(^n,ürbigfte  unb  burt^Iauc^tigfie 
(Sräbtfc^of  unb  ^urfürft  bon  ^rier  nic^t  nur  geftattet,  \>a^  in  feiner 
S)ioäefe   bie  ^efen  unb   tauberer  gur   öerbienten  ©träfe    gegogen 
roerben,  fonbern  oud^  eine  «erorbnung  tcegen  be§  $ßerfaf)ren§  unb 
ber  ©ericfitgfoften  in  ^e^enfacfien  erlaffen  ^at,  ^ahe  id)  in  unüber^ 
legter    5?ern)egen^eit   ben    genonnten   turfurften    öon   Girier   ftiff-^ 
fc^meigenb  ber  ^^rannei  befd^ulbigt.    ^ä)  tüiberrufe  unb  öerbamme 
folgenbe  meiner  @ä^e:   ba^  e§  feine  tauberer  gebe,  bie  ®ott  ah-^ 
fogen,  bem  Xeufel  (£t)rfurct)t  ermeifen,  mit  feiner  ^ülfe  Ungeh)itter 
erregen  unb   anbere  2;eufer§ttjerfe  öoübringen,    fonbern   ha^   bie§ 
Stae§  nur  Sröume  feien,     ^c^   triberrufe,   ha^  e§  feine  «ertrage 
äWtfd^en  mm\ä)  unb  Teufel  gebe,  ha^  bie  Teufel  feine  Seiber  an-^ 
nehmen    fönnen,    ha^   ber  Teufel  fic^    nic^t   mit   bem    STJenfc^en 
fleifc^ric^   öermifcle,   baB  hk  Teufel  unb  bie  tauberer  feine  Un. 
getmtter,  SJegen  unb  ^agel  erregen  fönnen.    ^c^  loiberrufe    ba% 


590  ©rittet  93uc§.    ^a^)ftt:^um  unb  ^ejenuntoefcn. 

bic  ^äpfte  in  i^ren  iBttlten  nic^t  fagen,  ha^  bie  Sauberer 
unb  ©d^warjfünftler  bie  eben  genannten  SBer!e  nic^t  öoU^ 
bringen;  t(j^  föiberrufe,  ba^  bie  römifc^en  ^äpfte  beS'^alb 
bie  Sefugni^  üerliel^en  ^aben,  gegen  bic  Qau'btxtx  oor  = 
guge^en,  bamit  fie  nic^t  aU  ber  Räuberei  ergeben  er* 
fi^ienen,  niie  einige  if)rer  SSorgdnger  föal^r^oft  i^r  ergeben 
waren."  (Hauber,  Bibl.  mag.  I,  74  ff. ;  Gesta  Trevir.  III,  58; 
Bayle,  Reponse  aux  questions  d'un  provincial  eh.  3 ;  Delrio  S.  J., 
Disquisit.  mag.  1.  V,   Append.  1,  Ed.  Colon.  1679,  @.  858  ff.).i 

3ufotttntenfaftenb  fagt  §infc^iu§:  (Stiftern  be§  fat^oüfd^en 
ftir^enred)t§  VI,  398  ff.,  iöerün  1899): 

„@cit  bem  13.  ^a'^r^unbert,  bi§  ju  njetd^em  bie  ^irc^e  bie 
Räuberei  unb  ^egerei  nur  mit  i^ren  ürd^Iid^en  (Strafen  belegt,  bie- 
fclbe  aber  noc^  nic^t  aU  ^e|erei  be^anbelt  unb  bie  ttjeltlic^e  Söe* 
ftrafung  berfetben  geforbert  l^atte,  tritt  eine  SSenbung  ein.  3n 
biefer  3^it  erlangt  bon  ben  beiben  2lnfic^ten,  treidle  öon  Slnfang 
an  in  ber  ^ird^e  neben  einanber  l^ergegangen  finb,  ber  einen,  rtelc^e 
ba§  |)ejentt)efen  aU  einen  au§  bem  §eibentl§um  ftammenben  föiber» 
(^rifttid^en  ^i^^t^unt  betrachtete,  unb  ber  anbern,  ft)elc^e  bie  ^Realität 
ber  S)ämonentt)eIt  üorau§fe|t,  bie  Ie|tere  bie  Dber^anb,  unb  §mar 
wefentlidE)  burc§  bie  2;^ätig!eit  ber  bamat§  neu  errid^teten 
:päpftlid^en  ^e^ergerid^te  unb  ber  ^nqutfitoren,  toeld^e  balb 
na^  ber  9JJitte  be§  13.  ^ai)x1)UX[htxt§  für  biefe  bie  Slutoritöt  be§ 
tüie  bie  meiften  öon  it)nen  ebenfalls  bem  2)omini!anerorben  an* 
gehörigen  %^om.a§  öon  Stquino  in  'i>a^  %zlh  fül^ren  !onnten 
[ögld^.  oben  @.  220].     5(u§  bem  allgemeinen  93egriff  ber  ^anhtxd 

»  ^Zic^tl  ift  beäeidinenber  für  bie  2(rt,  ttiie  ^anffen^^aftor  „@efi^i(^te" 
f^reiben,  aU  ba'^  fte  Bei  93efprec^ung  beä  £oo§'f(f)en  SBiberrufe^  feinen  SBort^ 
laut  j(^einbor  mitt:§eUen,  aber  bk  bog  ^a:|)fttf)um  unb  bie  Äirc^e  am 
f ^werften  beloftenben  (5ä|e  unterbtüden  (©fäit.  beä  beutfc^.  SSoIfe^  VIII, 
582ff.).  Sie  ultromontanen  „QJejc^ic^tllügen"  —  eine  treffenbere  Selbft= 
^arafteriftif  giebt  e§  nti^t  —  njagen  e§  über  Soo^  gu  fc^reiben:  „Qm 
fot{)olij^en  Seutf^lanb  erfd^ien  in  Syrier  ein  mulmiger  SSorfämpf er  [gegen 
ben  öejentt)of)n]  auf  bem  ^lan,  ber  üon  ben  ^roteftanten  üertriebene  ^riefter 
^orneliuä  £oo§"  (o.  a.  D.,  lO.SIuflg.,  ©.  227).  ®oB  „ber  mut^ige  S5or= 
!ämpfer"  öon  ber  Äirc^e,  in  ber  ^ßerfon  bei  päpftUcfien  Siuntiuä,  üer= 
gewattigt  unb  unter  Sobe^bro^^ung  gum  SQSiberruf  feiner  üerminftigen  3[n= 
fixten  gegroungen  ttjurbe,  üerrött)  ber  tt)af)rl)eitgliebenbe  ©ef^ic^tälügen* 
fjabrüont  natürlic!^  nic^t. 


VI.  ^ejentoa^n  unb  tömijc^c  Kiri^c.  591 

fonbert  \i^  in  biefer  3eit  ein  eigener  SSerbrc(|en§begriff,  bie  ^ejeret, 
maleficium,  au§,  b.  ^.  ta^  SBünbni^  mit  bem  2eufel,  mit  iDcId^em 
gemö^nlic^  bie  Unjud^t  mit  bem  Xeufel,  fomie  bie  X^eilna^me  on 
|)ejenfal^rten  unb  am  ^ejenfabbat^  üerbunben  ^u  fein  pflegt.  S)ie 
^ejerei  tüurbe  aU  eine  ber  fd^ttierften  5Irten  ber  ^e^erei  betrad^tet. 
S)ie  ^e|erinquifitoren  gogen  fie  t>or  i^r  gorum  unb  öerlangten  für 
biefelbe  bie  gleiche  S3eftrofung  ttjie  für  bie  ^e|erei,  b.  t).  bie  SSoü* 
ftrecfung  be§  geuertobe§.  ©o  war  e§  bie  fat^olifd^e  ^ird^e, 
inSbefonbere  bie  ^e^erinquifition,  toelij^e  ben  ^ejen» 
lüal^n  neu  belebt  ^at,  unb  bi§  gum  15.  Sa^i^^unbert  traten 
^ejenöerfolgungen  nur,  aber  ourf)  überall  ba  auf,  lüo 
i>it  Snquifition  ^Jufe  Ö^fa^t  unb  i^re  SEl^ätigfeit  geübt 
l§at.  Stt  ben  ad^tjiger  So^ren  be§  15.  Safl^^uttbertS  tritt 
an  ©teile  be§  bi^^ertgen  S5oI!§abergtauben§  ber  t^eo» 
logifc^e  ^ejenglaube,  tt)el(^er  fi(f)  auf  bie  Sluftoritöt  ber 
^ird^e  ftü^t,  unb  bamit  njirb  bie  ^eriobe  ber  |)e£enpro5effe,  i|rer 
©reuel  unb  Unmenfc^lic^feiten  eingeleitet.  SBeiter  fam  ^inju,  ba^ 
bie  ^äpfte  an  ber  Stellung,  n^elc^e  i^re  SSorgänger,  in§befonbere 
^nnDjenS  VIII.,  bem  öejengkuben  gegenüber  eingenommen  tiatten, 
feft^ielten.  @o  STIejanber  VI.  (1494),  Suliu§  IL  [1507), 
§abrianVI.  (1523),  Seo  X.  (1521),  ^Icmeng  VH.  (1524).  Sn 
gofge  biefer  ©ntraidelung  gingen  bie  ^nquifitoren,  gebetft  burd^ 
bie  ^äpftlii^e  5tu!torität  unb  bie  be§  „^ejenfiammer^",  mit  ber 
SSerfoIgung  ber  §ejen  öor  unb  fanben  bei  einem  ettüaigen 
SSiberftanb  bie  Unterftü|ung  ber  ^öpfte". 

5tud^  Sofe^^  §anfen,  Slrd^iöar  ber  Stabt  ^öln,  fommt  su 
bem  gleichen  (Srgebnif;.  (Sr  bemeift,  ba'^  ber  furd^tbare  §ejenma^n  „ein 
gemeinfame§  (Sr§eugni^  ber  burd^  bie  fird^Iid^e  ^nquifition  öom 
13.  Sö^i^^ui^bert  ah  eröffneten  95erfoIgung  angeblicher  ^ejen,  fotoie 
ber  mit  biefer  SSerfoIgung  §anb  in  §anb  ge^enben  unb  buri^  fie  öer* 
anlasten  t^eologifc^en  (Srörterung  ber,  menn  man  fo  fagen  barf, 
toiffenfd^aftlic^en  SSeftimmung  be§  S3egriffe§  ber  §ejerei  anjufe^en  ift. 
@ert)i^  l^at  bie  fati)oIif(^e  ^iroEie  ftet§  gegen  biefen  „2lberglauben" 
[SSerbinbung  ber  9)?enf(^en  mit  bem  STeufel]  ange!äm|}ft,  aber  nid^t 
in  ber  ^^orm,  ba^  fie  bie  ifim  §u  ©runbe  liegenbe  95orfteIIung  in 
ba^  9leic^  ber  ^£)antafie  öernjieg,  fonbern  umgefetirt,  inbem  fie  ftet§ 
baöon  ausging,  ha'i^  bie  jauberifd^en  §anblungen  eine  reale  SSirfung 


592  5)ritte§  SBu^.    ^apfttl^um  utib  ^ejenuntBejen. 

^crbctsufü^rcn  im  ftonbc  feien.  Tlti^t  aU  al[(e§  Stnberc  ^t 
jtüeifelloS  biefe  burd^  bie  Si^^^wnberte  ununterBro(f)en  öerbreitctc 
firrfilic^e  Slnfc^auung  baju  beigetragen,  ben  @Iou6en  ber  SBelt  an 
bie  fReaütät  be§  ^ouberrtjefenS  unb  feiner  SEßirfung  lefienbig  ju  er» 
'^alten.  Stud^  ^eute  nod^  njirb  in  Solge  beffen  biefer  (Staubt  einem 
großen  2^^eil  ber  3Jlenfc^{)eit  [bem  fat^olifd^en]  autoritatio  unb 
fd^ulmä^ig  übermittelt.  @§  ift  nic^t  etma  nur  ba§  niebere  SSoIf, 
\)a§  in  geifttger  S3efd§ränft^eit  aud^  in  unferen  ^ogen  fid^  gelegent* 
lid^  an  ein  in  feiner  SSorftellung  ejiftirenbe§  bämonifd6e§  SEefen 
toenbet  unb  öon  ber  t^tfäc^Iic^en  SBirfung  üon  95efd^föDrung§» 
t)erfu(f)en,  bie  e§  unternimmt,  überjeugt  ift;  bie  t!^eoIogifd)c 
SOSiffenfd^aft  unferer  Sdt,  fottjeit  fie  oon  ber  fot^olifd^en 
©ird^e  gepflegt  rtirb,  l^ält  an  bem  realen,  inneren  3uf<immen' 
^ang  jtüifc^en  einer  al§  jaubcrif^  angefe{)enen  ^anblung  unb  bem 
©intreffen  eine§  Unglücks  feft.  5S}ie  SSerfaffer  ber  in  SRebe  fte^enben 
SBerfe  [§ejen'^ammer  u.  f.  \ü.\  bie  burc^  il^re  t^eologifd^e  Silbnng 
unb  burd^  i^re  inquifitorifcEie  ^rofig  o'^ne  ^tt'ßifeJ^  ^^^  fac^tierftän- 
bige§  Urt^eil  abzugeben  in  ber  Soge  hiaren,  ertüeifen  fic^  fämmtlic^ 
aU  üon  ber  Ueberjeugung  burc^brungen,  ba^  e§  fid^  beim  öejen» 
mefen  um  eine  früher  nic^t  öorf)anbene  §aerefie,  eine  insolita 
haeresis  ber  jüngften  ^eit,  l^anble,  unb  ta^  biefe  ^ejenfefte  bie 
üerabfd^euung^tüürbigfte  öon  atten  ^e^ereien  fei,  mit  ber  bie  SBelt 
erft  bamal§  geflraft  korben  fei,  bie  fie  unter  allen  Umftänben  mit 
ben  fc^ärfften  9)?itteln  auszurotten  beftrebt  fein  muffen,  ©benfo 
einig  mt  in  biefer  Ueberjeugung  finb  fie  in  ber  SBa'^rne'^mung, 
ba^  if)re  SJ^itftielt  jum  großen  2;^eil  an  ba§  SSor^anbenfein  biefer 
fc^eu^Iicöen  ©efte  nid^t  glaubt;  fie  erfennen  ficf)  bie  befonbere  Stuf' 
gäbe  ju,  i^re  2}?itmenf(^en  über  biefen  bebenflid^en  ^rrt^um  auf» 
§uflären,  üor  allem  bie  Pfarrer,  tteld^e  bie  gro^e  ©efa'^r  für  bie 
i^nen  anöertraute  §eerbe  S^^rifti  nid^t  erfennten,  ju  h)eden,  ben 
meltlid^en  2trm  an  feine  ^f(i(^t  ju  matinen  unb  allen  SBiberfprud^ 
aU   einen  Oerföegenen  Uebergriff  Unberufener  in  ba§  ©cbiet  t^eo« 

logifd^er    Sßiffenfd^aft    §u    branbmarlen    ^ie    ^äpftc 

^aben  bie  ©ntmicfelung  ber  SSorftellungen  über  i)a§ 
§ejcntt)efen  mit  i^rem  Söeifall  begleitet.  SBie  ber  (Staube 
an  §ejen  nun  einmal  ber  fird^tid^en  Se^re  entfprad^,  fo  l^oben 
^äpfte  feit  bem  Slnfang  be§  14.  ^a^rl^unbertS  eine  größere  Slnja'^t 


VI.    §ejentt)af)n  utib  romiicfie  Äirc^e.  593 

Don  Suffen  erlaffen,  in  benen  fie  bie  feierifc^en  Dualitäten 
ber  |)eEen  aU  ©runbloge  Don  ^Verfügungen  benu^ten,  bie  ben 
Snquijitoren  ta§  gerichtliche  9Sorgef)en  erleid^tern  jottten.  Xie 
wic^tigften  biefer  SSutten  ftammen  oon  ben  ^:ßäpften  öonifas  VIII., 
Sodann  XXII.,  Senebift  XII.,  ©regor  XI.,  Sllefonber  V., 
ajiortin  V.,  (äugen  IV.,  «Rifolaug  V.,  galiftuS  III., 
^:|Viu§  IL,  @ijtu§  IV.,  Snnoäen§  VIII.,  Stlejanber  VI., 
ßeo  X.,  2(brion  VI.,  ^Iemen§  VII.,  ©regor  XV."  (3ojep^ 
^onjen,  ^nquifition  unb  ^eyenöerfolgung  im  SJJittelalter,  ^iftorifc^c 
Beitfc^rift  1898,  III,  S.  386  ff.)  „^ie  ©ei^el  ber'öejen- 
öerfolgung",  fc^reibt  berfelbe  gorfc^er  an  anberem  Drte  (3auber= 
wo^n,  Snquifttion  unb  ^t]ctnpvoit^  im  9JJitteIaIter,  3J?ün(|en  1900, 
@.  535),'  „ift  oon  ber  Stjeologie  ber  c^riftlid^en  ^b.  ^. 
fatt)oIifcJ)en]  ^irc^e  geflochten  loorben.  9Jiemar§  lüürbe 
tro^  alle§  alten  $8olf»toa^n§  unb  tro|  aller  in  2Sirffic^!eit  ttor-- 
^anbenen  unb  mi^euteten  |3atf)Dlogif(^en  örfcfieinungen  in  ben 
©trafproäeffen  ber  tüeltlic^en  ©etüalten  bie  abfurbe  3?orftetIung  Don 
ber  ^leufelsbu^Ifcfiaft  pta^gegriffen  ^aben,  wenn  nic^t  bie  ben  ®eift 
ber  3eit  betjormunbenbe  ß'irc^e  fie  tüiffenfc^aftüd^  ern)iefen  unb  mit 
i^rer  33ermertt)ung  gegenüber  ben  Cpfern  ber  ^e|erinquifition  t)or= 
aufgegangen  tt)äre.  9HemaI§  tüürbe  auc^  bie  SSorftellung  oom 
^ejenfabbatf)  unb  üom  |)eEenftug  im  ireftüc^en  Strafre^t  i^re  üer= 
berblict)e  9totIe  ^abtn  fpielen  fönnen,  trenn  nidit  ber  ^e^erprojefe 
ber  ^ircfie  biefe  2(u»geburt  religiofen  3Ba^ne§  burd^  mefir^unbert-- 
jährige  ^rajiS  ben  üerföirrten  köpfen  ber  üon  i^r  abhängigen 
SOlenfcfien  glaubhaft  gemad^t  ptte." 

®erabe  für  einen  ber  unfinnigften  33eftanbtt)eire  be§  ^ejen^ 
lua^nS,  für  bie  ^cjenritte  auf  ©efenftielen  ober  Stegen« 
böcfen,  trifft  bie  ^äpftlic^e  X^eologie  fd^lrerfte  3d§ulD.  2tbgefe|en 
oon  ben  oben  angeführten  ^ejenflaffifern  (DHber,  Sprenger,  ^elrio, 
93in§felb  u.  f.  w.),  bie  ben  S3Iöbfinn  ber  |)eEen^  Suftritte  oer= 
t^eibigen,  unb  bie  fömmtli(^  ^^eotogen  finb,    laffen  fict)  noc§  eine 


•  O^ne  Sroeifel  ift  bieg  SSerf  |)anjen'§  bie  bebeutfomfte  fac^mönmfc^= 
miffenfc^afttic^e  Setftung  über  uniern  ©egenftanb,  bie  Bill^er  erfd^tenen  ift. 
D^ne  aulge?procf)enen  ^ampfc^arafter  gegen  ben  IHtramontani^mul,  cetfegt 
§anfen  mit  feinen  gorjc^uttgen  i^m  einen  ©c^tag,  rote  er  wuchtiger  nic^t 
fein  fann. 

ö.  §ocnößroec(),  i'apfttljitm.  I.  38 


594  drittes  58uc^.    ^ap[tt^um  unb  öejenuniuefen. 

ganje  9ietf)e  t£)eoIogifc^er  ©djriftfteKer  aufäöf)Ien,  bie  bie[e§  totle 
SSiberc^riftent{)um  geleiert  unb  baburd)  ben  ©lauten  an  bie  ^eyen^ 
ritte  Befeftigt  unb  üerBreitet  Ijaben.  Sefonber§  ift  e§  ber  5^omini'' 
!anerorben,  ber,  tüie  in  ber  ^nquifitionS'  unb  ^e^enliteratur 
über^au|)t,  fo  oud^  f)ier  bie  t^ül^rung  übernommen  ^at.  ^n  ber 
§tüeiten  §ä(fte  be§  15.  Sat)r^unbert§  finb  e§  brei  fierüorragenbe 
2)ominifaner,  bie  ben  ^jejenflug  miffenfcfiaftüd^  üertreten.  ^o-- 
:^anne§  SSineti,  |)äpj'tlid)er  ^nquifitor  unb  ^rofeffor  ber  %\)qo' 
logie  §u  ^ari§,  3^i!oIau§  S^cquier,  :päp[tlid)er  ^nquifitor  für 
Sfiorbfranfrei^  unb  fpöter  für  ©d^Iefien,  unb  §ieront)mu§  $8i§' 
conti,  jDominifanerproüinäial  ber  Som6arbci.  Um  ben  §ejenf(ug 
Biblif^  gu  begrünben,  beriefen  fie  fid^  auf  §aba!uf'§  glug  na6) 
93abt)Ion  unb  auf  ©^rifti  SSerfurf)ung,  al§  i|n  ber  Steufel  auf  einen 
t)D^en  $8erg  unb  auf  bie  3^nne  be§  'ZtmptU  ftettte.  Siefen 
S)omtni!anert^eoIogen  folgten  fe^r  balb  ber  fpanifc^e  S3ifc^of 
2(t|3^on§  Xoftatu§,  ber  Kölner  Xt^eologe  3 olianneS  STinctori^ 
unb  ber  ßanoni!u§  Söernljarb  S3afin  ju  ©aragoffa.  3n  5Deutfc|> 
lanb  fd^cint  ber  §ejenritt  juerft  üom  ^offaplan  be§  ^urfürften 
üon  ber  ^falj,  9KattJ)ia§  öon  ^emnat,  tfjeologifd)  öerfod^ten 
hjorben  gu  fein. 

m^  im  Sa^re  1453  ber  ^rior  SBil^elm  2lbeline  (ebelin) 
üon  @t.  ©ermain  en  Sal^e  erÜärte,  bie  üon  ben  ^nquifitoren  be« 
^aupteten  §egenritte  feien  unmöglid),  ft)urbe  er  öon  ber  Snquifition 
üertjaftet.  Gr  rettete  fein  Seben  boburcf),  ba^  er  fid)  felbft  aU 
SEeufelSanbeter  berichtigte  unb  feine  greulid^c  ©ünbe  abfd^wor,  tüorauf 
er  SU  lebenälänglid^em  Werfer  begnabigt  njurbe  (oben  <S.  503). 
Sünfäig  Satire  fpäter  (1505)  regte  fid)  abermaB  SSiberfprud^  gegen 
bie  5:^atfäc^Ii(|feit  be§  ^jCfenritte^.  S)er  SD^inorit  Samuel  be 
©affinig  au§  bem  Softer  ©anti  Stngeli  gu  9JiaiIanb  fc^rieb 
feine  Quaestio  lamiarum  (Argelati,  Biblioth.  Mediolan.  1^,  339; 
2-,  1971),  ttjorin  er  ben  §ejenflug  üern)irft,  im  übrigen  aber  bem 
XeufeB=  unb  ^^t^m\vai)n  ^ulbigt.  ©ofort  erl^ob  fid^  gegen  it)n 
ber  jS)ominifaner  SSincenj  ®obo  (Apologia  pro  Inquisitoribus 
hereticorum  et  lamiarum  bei  Quetif-Echard,  Script.  Ord.  Praed. 
2,  11),  unterftü^t  üon  feinen  Drben§genoffen  Sern^arb  üon 
©omo  unb  ©ilüefter  ^rieria§.  Sturer  biefen  finb  noc^  ^a1)h 
reid)e  2;t)eoIogen  Italiens,  granfreic^§  unb  ^eutfc^tanbS  ju  nen= 


VI.  öejenroa^n  unb  römijc^e  Äirc^c.  595 

nen,  bie  für  ben  ^ejenritt  eintraten.  Um  ha§  ^a^r  1520  ift  ber 
ipejenritt  ein  allgemein  ancrfannter  93e[tanbt^eii:  ber  t^eologifd^en 
SBiffeni'c^aft;  öon  if)r  ging  er  üBer  in  bie  mertlic^e  SuriS^ruben,^ 
^anfen,  ber  hk  au§fü^r(irf)en  Selege  für  biefc  hk  päpftüc^e 
21)eologie  fc^föer  belaftenbe  SSafjr^eit  bringt,  f)at  olfo  üoUftänbig . 
Stecht,  föenn  er  fagt:  „5:ie  getei)rte  2;f)eoIogie  ^otte  alfo,  jum 
2^eit  auf  ®runb  öon  SBa^noorftetlungen,  föelc^e  bie  Sirene  felbft 
eine  3eit  ^a^g  befämpft  ^atte  [Canon  episcopi,  unten  @.  598], 
atte  ©inföenbungen  be»  gefunben  9J?enf(fienüerftanbe§  fiegreid^  üBer= 
tt)unben"  (^nquifition  unb  ^ejenüerfolgung  im  9)iittelalter :  |)iftorifc^e 
Seitfc^rift  1898,  III,  @.  414  ff.). 

S)o(j^  \6)  lüiff  nic^t  nur  fogenannte  ©egner  ber  ^ird^e  ju  SSorte 
fommen  laffen,  üiel  mirffamer  ift  ha§^  Beugniß  i^rer  2(nf)änger. 

SBa§  (Spee  über  bie  ben  ^t^znwat^n  unb  bie  |)ej:enmorbc 
förbernbe  Xt)ätigfeit  ber  ©etftli^en  unb  2;f)eoIogen  feiner  3eit  ge= 
fagt  f)at,  ift  fc^on  angeführt  niorben  (oben  S.  558  ff.). 

2;ie  SBerantn)ortung  ber  ^ir^e  für  ben  |)e£ennja()n  mit  att  ben 
SSer'^eerungen,  bie  er  nad^  moterietter  n)ie  ibeeller  9tic^tung  im  @e= 
folge  ^atte,  I^at  aber  Sfiiemanb  beffer  ^eröorge^oben  —  feine  5lb'- 
ficf)t  war  jwar  eine  anbere  — ,  ai§  ein  aJJonn,  bem  wegen  feiner 
amtlid^cn  Stettung  inner'^alb  ber  römifd^en  ^irc^e  unb  wegen 
feiner  amtlid^en  engen  Se^ie^ungen  ^um  ^apftt^um  ba§  größte 
5tnfef)en  sufommt.  Seine  SBorte,  bie  eine  SSert^eibigung  ber  @ött^ 
Iid)feit  öon  ^irc^e  unb  ^apftt^um  fein  fottten,  finb  bie  öernicfitenbfte 
3ermo(mung  biefer  „©öttlid^feit"  geworben:  ein  Söileam,  ber,  im 
©egenfa^  jum  biblifdfien,  fegnen  woüte,  aber  ben  ^jluc^  au§fprac^. 

3)er  Sominifaner  S3artf)o(omäu§  Spina,  ber  fpätere  Ma- 
gister sacri  Palatii,  fdf)reibt  in  feiner  „5tbl^anbtung  öon  ben 
^ejen"  (oben  @.  428  ff.):  „®a^  fid^  mit  ben  §ejen  Sitte»  fo 
ereignet,  Wie  bie  Ferren  ^nquifitoren  beriditen,  !önnen  nur  93ö§» 
wittige  leugnen.  2:enn  bie  ^atre§  ^nquifitoren  finb  erprobte  unb 
erfaf)rene  SDJänner,  wot)I  bewanbert  in  ber  Xfieologie  unb  im  tano-- 
nifdien  9iecE)t,  unb  nur  Xf)eoIogen  unb  ^anoniften  I)aben  über  fold^e 
2)inge  ju  befinben.  3(I§  DrbenSleute  finb  bie  ^nquifitoren  öon 
öorne'^erein  jur  SDZilbe  geneigt,  wenn  fie  alfo  bennod^  gegen  bie 
^ejen  mit  äu^erfter  Strenge  öorgefjen  unb  fie  jum  SSerbrennen 
öerurtJieilen,  fo  ift  ha^^  i)a§i  offenbarfte  3eid^en    evidentissimnm 


596  ®ritte§  93uc^.    *Papj'tt:^um  unb  ^ejenumreien. 

indicium),   ba^  bie  2)inge  ficf)   lüirfüd)   fo  oer^alten.     5)ag  $8or= 

gelten    gegen    bie    ^ejen    tuirb    öon    ber  ^irc^e   gebilligt. 

SSo§    aber   üon   93eamten    be§    apoftolifcfien    (2tuf)Ie§    ge^ 

tDo^n^eit§mä§ig  unb  in   rid^terlic^er  ^^ornt  gefd^ie^t,   be- 

fonberS  loo   e§  fid^  um  ben  SSertuft  be§  2ebcn§  in  grau-- 

famfter  SBeife   l^anbeÜ,   fann  ni(^t  ungereij^t  fein.     5)enn 

fonft  müBte  bie  römijc^e  ^ir^e  ber  ^öc^ften  ^i^ad^Iäffigfeit, 

©raufomfeit  unb  Ungered^tigfeit  befd^ulbigt  »werben.  S)enn 

bie  Snpuifitoren    finb    bie   5)elegaten    be§  ^a^fte§;    h)a» 

fie  tl^un,  ®ererf)te§  ober  Ungerechtem,  gef)t  auf  if)n  jurüd, 

befonberS   ha   er  if)re  ^anblungSweife  fennt.     SSäre  olfo 

ha^  SSorgciien  ber  Sncjuifitorcn  ungered^t,  fo  fiele  e§  bem 

^opfte  jur  Saft,  lücnn  er  fd^h)iege  unb  e§  nid^t  !^inberte. 

gur  bie  2;f)atfäd^lic^feit   be§  förperlid^en  gliegenS   burdf)  bie  Suft, 

ha^  bei  ben  |)ejen  beobacf)tet  mxt,  unb  für  bie  Xf)atfäd^Iic^!eit  ber 

übrigen  §ejereien  fpred^en   aui^   nod^  folgenbe  ®rünbe:    tüer  tüiti 

n^ogen,  über  ba§  SSorfommen  folc^er  S)inge  anbers  ju  benfen,  aU 

unfere  l^eilige  9}iutter  bie  ^irc^e?     ^^re  5Xnfid^t  gel^t   aber 

fdjon  barau§   ^erüor,  baft  fie  i^r  Stnfe^en  unb  i^re  Unterftü^ung 

ben   ^nquifitoren  gen)äf)rt.     %üd)  ift  bie  ^iift^ii^niung   ber  ßirc^e 

jum  SSorge^en  ber  Qnquifitoren   nid)t  nur  eine  mittelbare,    inbem 

fie  im  allgemeinen  bie  Urtt)ei(e  ber  ^nquifitoren  nic^t  tabelt  ober 

fogar  billigt,  fonbern  ii)re  3uftimmung  ift  eine  unmittelbare 

unb  befonbere  (directe  et  specialiter),   inbem  fie  ben  Snqui= 

fitoren  befonbere  SSorrec^te  geioö^rt,  bamit  fie  bie  ^eyen 

bi§  gur  üölligen  9Iu§rottung  unb  bi§  jum  OöIIigen  Unter» 

gang  üerfolgen.     ^n  biefem  Sinne   finb   aud^  bie  Süllen 

ber  ^ä^3fte  Snno5en§  VIII.,    3uliu§  IL,  ^abrian  VI.,  ^Ie= 

men§  VII.    an    bie  Snquifitoren   gu   erüären"  (Questio  de 

Strigibns,  Ed.  Lugdun.   1669,   S.   95—103). 

Sine  unmi|öerftänb(id)e  S|3ra(^e!  3Iber  fie  fc^eint  bem  2;^eo= 
logen  noo^  nid^t  genügt  ju  l^aben.  (S§  bietet  fic§  i^m  eine  ®e= 
tcgentieit,  noc^  beutlic^er  gu  werben,  unb  er  ergreift  fie  mit  greuben. 

©in  Surift,  ^onjinibiu^,  f)atte  gegen  (Spina'§  Slb^anbtung 
eine  ©d^rift  üeröffentIicE)t,  nporin  er  SBebenfen  über  bie  SBirflid^feit 
ber  ^ejcreien  unb  Teufeleien  äußert.  @^jtno  bleibt  bie  Stntioort 
nid^t  fdEiuIbig.    S"  iirei  „5Ipotogien"  tritt  er  „für  ben  bebro^tcn 


\l.    öejenttja^n  unb  römijc^c  Kirche.  597 

GilauScn  ber  ^irc^e"  ein.  Sefonberä  beac^teniroert^  ift  bie 
folgenbe  SteKe,  wt'xl  fie  bie  ?5eftigfeit  be§  fircf)üc|en  ®Iauben§  an 
bie  §ejen,  ben  Bufammen^ang  gtuif^en  9lom  unb  beni  2öiber(^riften= 
t^um  liax  jum  5(u»brucf  bringt.  ^on§iniBiu§  f)atte  ben  ^n-- 
quifttoren  gerat^en,  ben  5(6erg(auben  ab^ufc^ioören.  darauf  Spina: 
„D  öerabjrf)euung»n)ert()er  23af)nfinn!  SSor  ben  3n<iui' 
fitoren  werben  nur  fte^ereien  abgei(f)tt)oren,  unb  nur  Äe^er 
fc^tüören  oor  i^nen  ab.  2(ffo  eine  ^e|erei  foll  e§  ^ein, 
h)a§  bie  Ferren  Snciuijitoren  bi§^eran  öert^eibigt  ^aben, 
tt)a§  X^eologen  unb  Äanoniften  aU  ed^te  Jatfiolifc^e  öe^re 
bcioicjen  ^aben!  C  Stumpffinn  be§  9)ianne§!  S5on  föem 
ft  biefe  3(nfiAt  oernjorfen  tnorben?  SSon  einem  irrfinnigen 
Suriften  (ab  uno  delirante  Juiista  .  Stile  X^eologen,  atlc 
Snquifitoren  '^taütn^,  Spaniens,  granfreic^§,  S)eutfc^  = 
lanbS,  bie  biefe  5(nfic^t  befolgen  unb  i^r  gemö^  bie  ^einbe 
S^rifti  üernid^ten,  follen  fie  abfd^lüören?  SSer  folt  benn 
3fiid§ter  im  ©lauben  fein,  tt)enn  bie  ©laubenlric^ter  fetbft 
abgeurt^eilt  werben?  SBa^rlid^  c§  wäre  gut,  wenn  "oie 
Jsnquifitoren  biefen  5}^enf(^en,  ber  eine  9{nfic^t  üerwirft, 
bie  i^re  Stär!e  fc^öpft  au§  ben  '^eiligen  ßunbgebungen 
ber  ^äpfte,  al»  S3egünftiger  ber  ^e^erei  berurt^eilten 
unb,  wenn  er  ^artnädig  bleibt,  it)n  bem  weltlid^en  Slrm 
überlieferten.  293enu  jener  Glenbe  Üiec^t  f}'ätU,  bonn  müßten 
ber  ^^opft  mib  bie  S^ifc^öfc  abftfiwörcn"  ^Apologia  tertia,  c.  UI, 
S.  180,  Ed.  Liigd.   1669). 

Sft  nocf)  ein  ß^^eifei  möglid^  an  ben  Sejie'^ungen  jwifc^en 
^^apftt^um  unb  fitei^enwa^n,    jwifc^en  ^apfttf}um  unb  öejenmorb? 

®ai  amtliche  (Siegel  ouf  biefe  ©ejie^ungen  brüdt  eine  „S(n  = 
weifung  ber  Kongregation  ber  ^eiligen  römifd^en  ^n- 
quifition"  öom  '^a^ve  1657.  (5§  fotl  nicfit  öerfannt  werben, 
bnß  biefe  „Stnweifung"  milbernb  ein^uwirfen  fuc^te,  aber,  unb 
barauf  fommt  e§  an,  auc^  fie  fte^t  auf  bem  blutigen  ©runbe  be» 
§erenwat)n§.  GJegen  Softer  unb  Sd)eiter^aufen  für  bie  §ej:en  t)at 
fie  nid^tl  einjuWenben;  nur  fott  bie  golter  angewenbet  werben  nad^ 
einget)oIter  ßrtaubni§  „ber  J)eiligen  Kongregotion",  unb  für  ge« 
Wö^nlicb  fofi  nid^t  länger  a(§  eine  Stunbe  ^intereinanber  gefoltert 
werben. 


598  drittes  93uc^.    «ßapfttf)um  unb  ^cjenuttttjefen. 

©el^r  Bc^eid^nenb  tft,  t)a^  „bie  I)eiltge  Kongregation"  i^re  Stn« 
lueifung  mit  bein  ©eftänbni^  Beginnt,  fc^on  lange  longo  tempore) 
fei  öon  i^r  bentertt  luorben,  ba^  faum  jemals  (vix  unquam!) 
ein  ^ejen^^roje^  öon  ben  päpftlic^en  Snqnifitoren  ber  ®ered)tig!eit 
gemä^  geführt  luorben  fei;  bie  ?^oIter  föerbe  übermö^ig  angeföanbt, 
unb  öiele  SEobesurt^eile  würben  ungerecht  gefaßt.  2Bäre  e§  ha  nidit 
„fc^on  lange"  ^fUd^t  „ber  Ijeiligen  Slongregation"  gewefen,  bie  int 
2tuftrage  be§  „Statthalters  ®f)rifti"  anttirte,  gegen  biefe  grenlidien 
9)?iPräu(j^e,  bie  ^^aufenbe  oon  9Kenfd}enIe6en  gefoftet  f)atten,  ein= 
jufc^reiten?  Statt  beffen  erläßt  bie  päpftlid^e  Kongregation  aüer» 
bingS,  wie  fc|on  gefagt,  einige  milbernbe  Sßerorbnungen,  beftätigt 
aber  in  S3aufd^  nnb  S3ogen  ben  gefammten  öejenwa^n  auf's  neue. 
5Da  l^eißt  e§  j.  33:  „Urtt)eilen  erfaf)rene  Stergte,  ta^  ber  Kranfe 
burcf)  $8e^e£ung  fran!  geworben  ift,  fo  fann  ber  Snquifitor  mit 
Si^erl^eit  gegen  bie  5(nge!Iagte  oorgeI)en.  S)ie  SBo^nung  ber  Stn* 
gefragten  ift  genau  gu  unterfudjen,  unb  ba§  Del,  3ett  ober  ber 
©(^mu^,  bie  fi^  bort  finben,  foüen  üon  erfahrenen  Scannern  unter-- 
fud^t  werben,  ob  fie  aU  SefiejungSmittel  bienlic^  finb.  SBerben 
9labeln  unb  ä^nlidie  Singe  in  ben  S3etten  ber  SIngeüagten  gefunben, 
fo  ift  ta§  nictit  immer  ein  Beit^en,  ha^  fie  öe^en  finb,  fonbern  e§ 
fann  aui^  fein,  ba^  ber  2;eufel,  um  bie  aSetreffenbe  in  SSerbad^t  ju 
bringen,  biefe  S:inge  in'S  S5ett  geftecft  t)at.  @o  etwaS  beobad^tet 
man  f)äufig  bei  2;eufel§au§treibungen,  wenn  bie  S3efeffenen  ©teine, 
Dkbeln  u.  f.  w.  auSf^uden,  bie  ber  Xeufet  i^nen  in  ben  SJJunb  ge« 
ftedt  l^at"  (Stbgebrudt  in:  Orationes  et  solemnitates  in  Universitate 
Regiomontaua  (Königsberg)  1814—1823,  Fase.  23,  K.  S3ibIiotf). 
Serün  A  h  12995).' 


2BeI(^  furchtbarer  2{berglaube  ift  bod^  unter  bem  Sinfluffe  9iomS 
allmät)tid)  in  ber  dEiriftlic^en  Kird^e  em^3orgewudf)ert! 

2)er  fogenannte  Canon  Episcopi  ouS  bem  6.  (9.?)  ^a^x- 
bunbert  (Deeret.  Grat.  C.  XXVI,  qu.Y,  c.  12),  ber  lange  Stit  ^im 
burd^  maa^gebenbeS  2{nfe^en  befa^,  {)at  baS  $8erWerfung§urtf)eiI  ge^ 


1  ®er  ^efuit  S)uf)r  erjäfilt  feinen  Seiern:  „S^ie  ^nftruftion  atf)me  ben 
©eift  ber  SSernunft,  ber  5ötilbe  unb  @erecf)tigfeit"  (3)ie  SteHung  ber 
Sejuiten  in  ben  beutfc^en  §ejenpro§effen,  ^öln  1900,  <B.  18). 


VI.    §eEentraI)n  unb  römijc^e  Sirene.  599 

f^jrod^en  über  bie  fpäter  eiiaffenen  tuüi'ten  S3utten  unb  .^unbgeBungen 
bcr  „Statthalter  ©(jriftt",  über  bie  im  Schatten  bei  „Stuhles 
^etri"  entporfci)ieBenbe  Xeufel§=  unb  |)ejenliteratur. 

Jln6)  jei^t  noc^",  fagt  ber  Sanon,  „gicbt  e§  geiüiffc  lafterf^afte 
SBetber,  n:)el(fie,  burrf)  bie  läufdjungen  unb  ÖJaufeteien  be§  Xeufet§ 
»erführt,  glauben  unb  auöfagen,  ha'^  fie  in  näc^tliifien  ©tunben 
mit  ber  ^eibnifdjen  ©öttin  2)iano,  mit  §erobia§  unb  in  58e= 
gleitung  öieter  onberer  SSeiber  auf  genjiffen  X^ieren  reitenb  tiiele 
Sänber  burc^eilen.  (Sine  unjä^Iige  9Kenge  f)at  fid^  öon  biefem 
falfd^en  SBo^ne  öerleiten  laffen  unb  l^ält  biefe  Xinge  für  föal^r. 
$)arum  muffen  bie  ^riefter  in  ben  i[)nen  anbertrauten 
^ird^en  bem  SSoIfe  ®otte§  mit  ollem  (gifer  ^rebigen  unb 
e§  belel)ren,  ba^  alle  biefe  Singe  nirf)tig  feien.  SDa^er 
tft  SlUen  ijffentlid^  ju  öerfünben,  ha^  berjenige,  ber 
©old^eg  al§  SSir!Iid^!eit  glaubt,  ben  ©tauben  tierloren 
^at."i 

S5a§  goÜ  im  6.,  7.,  8.,  9.^  10.  Saljrbyunbert.  (Srünblic^  fcöuf 
l^ierin  ta§  ^apftttjum  SBanbel.  S)er  „SBa^n"  würbe  tion  i^m  ot§ 
2ßir!Iid^!eit  ^ingeftedt,  feine  ^;j5riefter  unb  ^^^eologen  „^rebigten  mit 
allem  (£ifer  biefe  nicf)tigen  S)inge".  ®ie  „Stellüertreter  (ä^^rifti" 
übernahmen  auf  bem  SBege  be§  ®Iouben§  unb  ber  (S^efittung  bie 
f^ü^rung  ber  S^riften^eit,  unb  fie  führten  mit  i^rem  „göttlid6en 
^nfe^en"  ben  d^riftlid^en  (5JIauben  unb  bie  d^riftlic^e  (55efittung 
l^inob  in  ben  Sum^f  f)eibnifcf)er  SSorftettungen,  greutid^en  SBiber- 
d^riftentl^umä  unb  brubermörberifd^er  ÖJeiüaltt^aten. 


'  aSie  jel^r  biejer  Canon  Episcopi  im  SBibevftrett  ftefjt  mit  bem  fpäteven 
öon  ben  köpften  gebilligten  ^ejenttia^n,  Betoeift  bie  X^atfac^e,  bofe  bie  tf)eo» 
logtfc^en  .f)eEenf^nftfte(Ier  ©eiten  unb  Seiten  barauf  oerttienben,  nac^jumeiicn, 
bap  ifjr  blöbfinnigei  SBtberc^riftent^um  titelt  oom  Canon  Episcopi  ge= 
troffen  wirb. 


(SJgt^.  bie  ©inlettung:  „'SJa^  ^a^3[tt^um  unb  jeine  J03iaI=!ultureIIe  SBebeutung" 

S.  1-13.) 

I.  (gin  9^ü(l6H(f. 

©in  furchtbarer  SBeg  ift  e§,  ben  ititr  gegangen  finb;  ein  8Q3eg 
be§  @rauen§  unb  be§  (5ntfe|en§. 

9fle(^t§  unb  ünf§  ift  er  eingefäuint  üon  Xaufenben  öon  «Sd^eiter- 
{)aufen,  üon  Xaujenben  öon  93tutgerü|'ten.  ^raffelnb  f erlagen  bie 
glammen  gum  §immel;  unfer  gu^  überfcfireitet  rinnenbe  S3äcf)e 
t)on  SWenfrfienblut;  9)lenfd^enleiber  frümmen  fic^  in  ber  rotiien 
®tutf),  9]'Jenfc£)en!ö)3fe  roHen  über  ben  2Bcg.  5tn  un§  borüber= 
gefc^Ieppt  werben  ^ammergeftalten ;  i^re  2(ugen  finb  erlofc^en  im 
langen  ®un!el  be§  ^erfer§;  if)re  ©lieber  finb  üerrenft  unb  jer- 
fleifc^t  üon  ber  Wolter;  i|re  Seelen  finb  gelnicEt,  entehrt,  ge-- 
f(f)änbet. 

2)a  njanfen  fie  ^in,  biefe  @Ienben.  Sinft  tvaxtn  e§  Mftige, 
ftattüd)e  SDJanner,  ber  ©tolj  unb  bie  (Stü|e  itjrer  f^omilie,  järtlic^e 
©atten,  liebenbe  SSäter;  einft  toaxzn  e§  jugenbfrtfcfie,  anmut^ige 
grauen  unb  Jungfrauen,  liebenb  unb  geliebt,  unfc^ulbige,  ünbeä* 
fro^e  6)emütljer.  Unb  je^t?  ©eiftig  unb  leibüd^  5erbrod^ene 
©giftenjen;  belaben  mit  bem  glurf)e  ber  ©ottlofigfeit,  mit  bem  an» 
gebic^teten  Unflatt)  einer  entarteten  ^{)antafie;  bie  @tuni|3f^eit  be§ 
{Sntfe|en§  unb  ber  SSer^tüeifelung  im  S3Iicf,  aU  ^eufel§bui)ten,  ot§ 
üom  Satan  ©efcfiänbete,  aU  unbu^fertige  ^e^er,  b.  'i).  al§  SSer 
lorenc  in  jeber  S8e§iet)ung,  aU  ber  StuSwurf  be§  SJienfcfiengefd^Iedite», 
fo  fc^reiten  fie  ber  ©d^Iac^tban!  entgegen.  ®er  STob,  auc^  ber 
furrf)tbarfte,  ift  i^nen  ©rlöfung.   Jft'g  möglid^?     Jn  biefem  grauen» 


I.  ein  mdbüä.  601 

öotten  QüQZ,  ber  naä)  ^^öntaufenben  §ä§It,  fe^en  lüir  anä)  garte 
Sinber,  faft  6tl  jum  ©äugling^alter  ^inab;  bie  Steblinge  i^rcr 
SUiütter,  bie  Hoffnung  i^rer  $8äter.  Unb  neben  i^nen  a(ter§fd^tt)ad^e 
©reife ;  bcm  Sterbebette,  ba§  if)re  helfen  ©lieber  fd^on  aufgenommen 
fiatte,  n)erben  fie  entriffen,  um  nod^  in  le^ter  8tunbe  bem  geuer, 
bem  Sd^merte,  bem  ©triefe  überliefert  ju  lüerben. 

5(n  unfer  Dijv  bringen  furchtbare  Saute:  SSef)!fagen,  jammern, 
Stngft-  unb  SSergroeiftunglfc^reie,  Sludge,  Hilferufe,  Xobe§röd^eIn. 
S)ie  ßuft  ift  erfüllt  tion  qualmenbem  9tau(^,  öon  fd^eu^Iid^em  ®e= 
ftan!e  öerbronnten  9}ienfd^enf[eifc^e§,  öon  föiberlic^em  SÖIutbunft. 

SBelc^  ein  2Beg!  Unb  biefer  SGSeg  nimmt  fein  @nbe.  ^n  enb-- 
lofen  SBinbungen  jietjt  er  fid^  ^in  burdE)  alte  Sauber  be§  5tbenb= 
Ianbe§.  (Sr  fü^rt  burc^  Stalten,  burd^  ©panien,  burrf)  {^rant-- 
reid^,  burc^  SDeutfc^Ianb;  er  fü^rt  t)orüber  an  SJJittelpunlten  ber 
J^uttur  unb  ber  S3ilbung,  an  93rennpunften  ctiriftlic^en  Sebenl,  d^rift-- 
lic^er  i5tömmig!eit. 

(£§  ift  nidjt  ein  SSeg,  ben  tobenbe  Seibenf(^aft  fid^  ba^nt,  bereu 
©puren  eben  fo  rafc|  njieber  öerfd^ftiinben,  lüie  fie  entftanben  finb ; 
ni(^t  ein  SBeg,  tok  i^n  ettra  ^egSfurien  unb  ©eucfien  getjen.  5Rein, 
e§  ift  ein  planmäßig  ongelegter  2Beg,  ber  beftimmt  toax, 
Sa^r:^unberte  §u  Überbauern,  unb  ber  3af)r^unberte  überbauert  f)at. 
Sein  ©t)riftent{)um  unb  feine  Kultur  l^aben  ben  2tu§bau  biefeä 
Sobe§h)ege§  üerf)inbern  fönnen.  SSeld^  furchtbare  Tlaä)t  mu^  ber 
SBegebauer  geljabt  I^aben! 

Unb  wenn  tt)ir  unfern  S3Iid  abtüenben  öon  ber  fo^üal-fultureüen 
SSernjüftung,  bie  auf  bem  SBege  felbft,  in  ben  auf  i^m  einher* 
jie^enben,  bem  Stöbe  geiueifjten  9Jlenicf)enfcE)aaren  fict)  ausbreitet; 
lüenn  lüir  über  bie  SSeggrenjen  l^inüber  fcEiauen,  redf)t»  unb  linfS, 
^ört  ba§  eienb  tjüben  unb  brüben  be§  2Bege§  etma  auf?  2öie 
fönnte  e§?!  @§  ttjirb  üerboppelt,  e§  berjet^nfacfit,  e§  tier^unbcrt'- 
fac|t  fic^.  ©inb  bocf)  bie  Unglücf(id)en,  bie  be§  S3ege§  getrieben 
werben,  ?5antiüenglieber;  jiel^t  bod^  i()r  eigener  S^uin  ben  9?uin 
i^rer  2lnge[)örigen  narf)  fi(f). 

S)ie  S3anbe  bei  S3tute§,  ber  Siebe,  ber  greunbfc^oft  finb  ger-- 
fdinitten;  ba§  ©lud  Xaufenber  öon  gamilien  liegt  zertrümmert. 
Sßo  SSo^I^aben{)eit  unb  9ieicf)t^um  ^errf^te,  machen  ?Jot^  unb 
2trmut£)  fic|  breit;  über  ©tobten  unb  Drtf haften  lagert  ber  S)rucf 


602  9?ierte§  58i:c^.    2)ie  58eranttt)ortIid)feit  be§  ^apftt^umä. 

be§   ©d^recfenS ,  be§  $8angen§  öor  ber  3u^unft-     3Jli^trauen  imb 
"äxQtdo^n  finb   an  ©teile  be§  SSertrauen§  unb  ber  Siebe  getreten. 

SSerarmte  @öl)ne  unb  Zödjtn  fludjen  bem  SCnbenten  ifjrer  ge- 
morbeten  SItern,  bte  au^er  bem  (S(i)im^)fe  eine§  bemafeltcn  9tamen§ 
i()nen  ni(^t§  f)interIoffen  I)a6en,  ha  ®elb  unb  ®ut  oon  „§egen" 
unb  „^e|ern"  üerfatten  finb,  ©Itern,  aii§  ben  Werfern  unb  üon 
bcn  9ftid)tftätten  au§,  üerttiünfc^en  it)re  entarteten  Mnber,  bereu  ent= 
uKufc^te  Slnjeige  fie  bort{)tn  gebracht  f)at.  SBittnen  unb  S3aifen 
niefiren  fi^;  i^re§  ®rnä{)rer§  beraubt,  erliegen  fie  ber  5Rot^. 
laufenbe  üon  {^amilien  üerlaffen  §au»  unb  |)Df,  ©d)otte  unb 
|)eintatf);  fie  flü(f)ten  üor  ber  entfeffelten  ©raufamfeit  über  bie 
©renken  be§  SSaterlanbe»,  ja  über  bie  ©renjen  —  e§  ift  furrfitbar, 
e§  augjufprec^en  —  be§  (I^rtftentf)um§,  um  in  fieibnifd^-barbarifcfien 
Sönbern  grei^eit  ber  Ueberjeugung  unb  Sc^u^  üor  c^riftlic^= 
religiöfem  2Ba^nftnn  unb  d^rift{i(f)''religiöfer  9Jiorbfuft  §u  fu(^en  unb 
ju  finben.  SBunben  werben  bem  üaterlänbifc^en  23o^Iftanb  ge^ 
fc^iagen,  bie  3a'^rf)unberte  nii^t  ju  feilen  öermögen. 

Unb  welche  2tu§bücEe  erijffnen  fic^  erft,  wenn  h)ir  ba§  geiftige, 
ha^  religiijf  e  ßlenb  in  ©rloägung  jiefien!  2;[)ei(n3etfe  {)aben  ttiir  e§ 
f(f)on  berüf)rt;  ergreif enb  ift  el  auc^  in  ben  SSBorten  be§  eblen  (S^ee 
§um  2{u§brucf  gefommen.  5lber  ha§  gange  (glenb,  feine  ganje  2Bir!Iicf)= 
feit??  @te  finb  unauSfpre^Iid^.  S)ie  burd^  ben  §ej;entt)a^n  unb 
feine  ©ifirecfen  gejeitigten  intelleftuellen  unb  moralifc^en  SSer^ee- 
rungeii  überfteigen  bie  nienfc^Iic|e  gaffungg--  unb  S^arftettungSfraft 
ebenfo,  h)ie  biefe  Gräfte  überftiegen  Werben  burcf)  bie  $8tuttf)aten 
ber  ^nquifition. 

i^olter,  ©(Weiterlaufen  unb  Schwert  finb  bie  Stpoftet  ber 
9?eIigion  ^efu  ©iirifti  geworben!  2Bo§  wirb  bo,  unter  bem 
Ginftuffe  üon  geuer  unb  Gifen,  auö  biefer  Üteligion  geworben  fein! 
S)ie  jerfcEiunbenen,  §erquetfc^ten,  jerfelten  SKenfcJieuIeiber  geben 
nur  eine  fcE)Wacf)e  S^orftettung  üon  ber  SSerwüftung,  bie  in  ben 
Seelen  angerichtet  worben  ift.  2BeIc^  ein  ©otte^begriff  mu^  fid^ 
nid^t  au§gebilbet  (jaben  bei  ben  Unglürfüdjen,  bie  im  Sf^amen 
®otte§  burd^  ben  Werfer  unb  über  bie  golterban!  weg  gum  3c^eiter= 
tiaufen  gefc^Ie^j^t  würben;  bie  im  9?amen  ©otte»  fo  lange  un= 
menfc^Iid^  gequält  Würben,  bi§  fie  ©otttoftgfeiten  unb  Dbfcöni' 
täten  üon  fic^   aulfagten,    bie  man  in  bcn  üerrufenften  (Sd^riften 


I.  (Sin  Diücfblicf.  603 

bei  ^eibcnt^untg  ntd^t  finbet?!  SSelcEie  SSorftettuiigen  üon  einer 
überirbifrf^eii  SCBelt  mußten  nid^t  ^(a^  greifen  in  ben  ^ö|5fen  ber 
S??enge,  bie  faft  täglich  ]a1),  tüie  93?enfci^en  —  oft  i[}re  näcf)ften 
SSertünnbteii  —  qualüolt  beS^alO  gerirf)tet  tüurben,  tüeil  fie  fi(^ 
fleifc^Iid^  mit  bem  STeufel  üermifctit,  föeil  fie  buri^  bie  unfinnigftcn 
unb  läppifd^ften  „^e^ejungeu"  ©eud^en,  Unföetter  unb  Unglürfüfälte 
l^erüorgerufen  I)atten,  tüeil  fie  auf  33efen  unb  Stcicfen  gum  öc£en= 
fabbati)  ausgefahren  tt)aren. 

SSo  blieb  bie  reine,  abgeüärte  Öe^re  Sefu  in  SIRitten  be§  ^e^en* 
unb  2;eufe(§f|3ufe§?  93hifete  nidjt  für  bie  ungebilbete  SD^cnge  jebc 
religiöfe  §anblung  gum  „Qoubermittel"  icerben?  SSo  blieb  in 
93'dtten  ber  blutigen,  tüat)r:^aft  fiaarfträubenben  ©rcuel  ber  ©laube 
on  einen  geredeten,  n^eifen,  gütigen  ®ott?  Qux  %xa^z,  fc^eu^ücfier 
ai§  bie  inbifc^en  unb  afrifanifctien  @ö|en,  würbe  ha§  S3ilb  be§ 
Sf)riftengotte§  in  ben  ^erjen  ber  SSöIfer. 

Qtüti  Reiten  öon  ©[jriftenberfolgungen  !ennt  bie  2BeItgefct)id^te: 
bie  be»  att()eibnif(^en  9ftom§  unb  bie  ber  ^nquifition  unb  be§  ^t^tn- 
\vdi^n§.  SSelc^e  üon  biefen  beiben  SSerfolgungen  bie  furdjtbarere 
luar,  barüber  ift  ein  ßiüeifel  unnii3gIicE):  nad^  Sauer,  5(rt  unb 
2Bir!ung  übertrifft  ba§  Sf)un  ber  S^Quifition  bie  2f)aten  9Zero'§ 
unb  S)tofIetian'§. 

S)a^  bie  oon  ber  Si^tjuifition  tiergoffene  SJienge  be§  äRenfc^cu= 
bluteS  größer  ift,  aU  bie  Slutmenge,  bie  ber  Sanb  römifdier 
^Irenen  trau!,  ba^  bie  furcgtbaren  ^Folterqualen  üor  beut  enblidicn 
fiebern  2;obe  au§fd)üeBlid)  ber  ^nquifition  jur  iüaft  fallen,  will 
üer^ältni^mä^ig  inenig  befagen;  ein  quantitatioeS  ^M)x  ober  Söeniger 
an  ©raufamfeit  änbert  ifjre  21rt  nidf)t.  2tber  bie  ^nquifition  War 
^riftlid^,  Wäljrenb  ber  9iuf  ad  leones  üon  Reiben  erl)oben  Würbe. 
Unb  barin  liegt  bie  ungeheuere,  unauäbenfbore  @d)ulb  ber  ^nquifition 
unb  be§  .^ejenwaling.  @ie  wüttjete  gegen  bo§  eigene  gleifd)  unb 
Sßlut;  fie  üer!el}rte  ®l)rifti  gro|e§  ©ebot  ber  Siebe  in  ein  furdit-- 
bare§  ®efe^  be§  |)affe§.  @ie  lehrte  ben  §a^,  fie  fd)ürte  ii)n,  wie 
fie  bal  j^euer  ber  Sc^eiterfjaufen  f(^ürte.  SDa^  §eiben  au§  ber 
9?ac^t  i'^reS  §eibcntt)um§  l)erau§  ben  S^riften  greulidie  Sserbredicn 
unb  wüften  Stberglouben  anbid)teten,  lä^t  fid)  üerfteljen:  ha^  aber 
(i;^riften,  in  ber  Sllarljeit  be§  St)riftentf)um§  lebenb,  mit  ber  9{ein= 
I)eit  be§  SoangeliumS  üor  Slugen  anberen  Sliriften  iBerbredfien  a\§ 


604  SSiertel  93u^.    2)te  i8eraitt«ortüd)fett  be§  ^apfttt)umg. 

S^atfad^en  nad^fagten,  bie  an  blöbfinniger  ©emeinl^eit  unb  an 
n)ibernatürlid^er  Unflätfiigfeit  if|re§  ©leieren  nid^t  l^aben,  unb  \>a^ 
für  foId)e  erlogene  S5erbre^en  Stiriftenblut  in  «Strömen  bergoffen 
ttjurbe,  bafe  biefer  unge^euerlid)e  3w[tfin^  ja^rtjunbertelang  beftonb 
—  ütel  länger  aU  bie  I)eibnij'd)en  S^riftenüerfolgungen  — :  biefe 
gefd)id)tltdje  2;{)atfac^e  ift  üon  einer  fo  erfd)ütternben  Zxag,\t,  lüie 
fie  fein  onbere»  ©efc^e^ni^  ber  SJienfdiengefd^ic^te  Iierüorjurufen 
öermag. 

2öenn  luir  un§  SSorgänge  üergegeniüärtigen  —  unb  fie  finb 
lüa^rlic^  nid)t  üereinjett  —  iüle  ber  Snpuifitor  2BiIf)eIm  ^eliff o 
in  ^rmlofer  Unbefangenf)eit  fie  erjä^It  (oben  @.  80  ff.),  bann  ftodt 
unfer  S3Iut.  Ki)riftcn,  3Jiänner,  bie  fic^  ber  Äriftli^en  SSoIIfoinmen= 
Ijeit  gett)ei{)t  fjaben,  bie  fid)  9fadt)foIger  ber  5t|)ofteI  nennen,  der-- 
üben  unter  Sobpreifungen  @otte§  unb  S^rifti  SSerbredien,  bcnen 
man  au^erf)alb  be§  Sf)riftentl)um§  nur  bei  ben  am  tiefften  fte^en-- 
ben  SSöIfern  begegnet!  Unb  biefe  i^erbred^en  ge!)ören  ju  einem 
@t)ftem,  bal  bie  gan^e  c^riftlid^e  ^ulturlüelt  umf|3annt,  ta^  in 
5iorb  unb  ©üb,  in  Dft  unb  Söeft  materiellen  2ißoi)Iftanb  unb  geiftig= 
reügiöfe»  2eben  gteidiniä^ig  üernid^tet! 

®o§  ^eibent^um  in  feiner  SSutI)  gegen  ha^  Kt)riftent^um  fämpfte 
für  fein  ^afein,  unb  fo  lange  e§  felbft  ^a§i  Unbered)tigte  feine§ 
®afein§  nidit  ertannte,  Wax  ber  ^am^f  ein  ^am^jf  fcE)einbar  be= 
redEitigter  9^ott)ft>e^r. 

5tber  für  tt)a§  Mmpfte  bie  3"qiii[ition,  aU  fie  ^^aufenbe  tion 
^e^ern  unb  Slaufenbe  üon  ^ejen  morbete?  SBer  bebroI)te  ba§ 
©I)riftent(jum,  aU  bie  ^nquifitoren  at§  amttid^  begtoubigte  SJiörber 
burd)  bie  Sanbe  gogen?  (Btroa  bie  armen  SBeiber,  benen  auf  ber 
golter   bie  watinn^i^igen  (Selbftbe§ic^tigungen   ouage^re^t  tt)urben? 

2l(§  bie  I)eibnifd^en  ?Rid)ter  ba§  SSermögen  ber  E^riften  be* 
fc^tagnaljmten  unb  ben  diriftlic^en  2BoI)Iftanb  üerniditeten ,  ha 
urtl)eiüen  fie  wad)  fieibnifc^em  9tedit.  21I§  aber  Saf)rljunberte  Ijin-- 
burcE)  S:t)riften  öon  ßi)riften  ft)ftematifd^  unb  gefe^mä^ig  beraubt, 
aU  bie  materielle  ©jiftenj  ganger  Generationen  öernid^tet,  aU 
blül^enbe  ©tobte  unb  Sanbftridje  öertoüftet  würben,  ha  beftanb  bod^ 
c[)riftlid)e§  9led^t  unb  ^riftli^e  ©efittung?! 

SBa^rüdC),  ber  2Beg,  ben  wir  gegangen  finb,  füf)rt  un§  an 
^ulturtrümmcrn  ber  menfc^üdien  5Iu^en=  unb  Innenwelt  öorüber. 


II.  3)ie  jurtfttid)c  ©teaung  bei  «^apftt^uml.  605 

luie    fie    in    biefer   2(u§bef)nuiig   fein    ^tüeite»  Wai  in  ber  S33elt= 
gefd^ic^te  firfitbar  ttjerben. 

SSer  ift  ber  S3arbar,  unter  beffcn  Iritten  bie§  Srümmerfelb, 
beföet  mit  Seid^en,  üfcergoffen  oon  33Iut,  entftanb?  2Ber  i[t  e§, 
ber  biefe  ^utturftra^e  gebaut  Ijat,  auf  ber  SSerfoIgunggiuut^,  reli= 
giöfer  SSa^nfinn  unb  Unftät^igfeit  ütier  SJJenfrfjenglücf  unb  9)?enfd§en< 
leiber  tiinineg  mitten  burd)  ba§  ©^riftent()um  if)re  t^af)rt  mad^ten 
bur(^  bie  SSöIfer  unb  bie  3af)i^^unberte? 


II.  T)k  jitvtftifd;e  (Stellung  be0  ^a^^ftt^um^  tnner^alS 
ber  !at^oHf(i)en  ^irc^e* 

SJJit  ber  ®efammtüberfd)rift  biefe§  Stbfc^nitte§:  „^ßerantluort-- 
lid^feit  bei  ^o^3ftt^um§"  ift  bie  2(nttt3ort  auf  bie  eBen  gefteüten 
t^ragen  gegeben. 

Sßielel  öon  biefem  ©rgebni^  enthält  fc^on  ber  üorige  9(6fd^nitt: 
„^ejenuntrefen  unb  römifd^e  ^irdEie";  SSieIe§  Stnbere  finbet  fic^  in 
allen  öor^ergefienben  SCbfd^nitten. 

UeberatI,  mitten  in  ben  fo^ialen  unb  fuItureHen  SSertoüftungen, 
bie  Wir  gefd^out  l^aben,  begegnet  un§  bo§  ^a^jftt^um;  überall 
treten  "^eröor  ^yiamen  unb  ^unbgebungen  ber  „@tattf)alter  S^rifti" 
unb  Spornen  unb  ^unbgebungen  i()rer  t)ierarc§ifc£)en  ^d\iv:  ber 
©ifd^öfe,  ber  ^riefter,  ber  Drbenlleute.  2(uf  bem  gongen  langen 
Söcge  f)at  un§  ftänbig  begleitet  eine  unmittelbar  ^ä|)ftlic^e  ©inric^» 
tung:  bie  ^ä|)ftlid^e  ;3nquifitiou.  «Sie  n)ar  am  SBert  in  Italien, 
in  S^janien,  in  g^anfreid^,  in  2)eutfc£)Ianb.  2)ie  geber  ^öpftlid^er 
Snquifitoren  fa^en  toir  §a^  gegen  ^e|er  unb  ^ejen  öerbreiten; 
in  ber  |)onb  päpftüdEjer  ^nquifitoren  loberte  ber  j^euerbranb,  ber 
bie  ©d^eiter Raufen  entsünbete. 

So  ift  eigentlid^  fd^on  2lIIe§  gefd^e^en,  bem  $apfttt)um  "oa^ 
„©d^ulbig"  3U  fprecfien. 

©etüi^;  oÜein  bie»  „©d^ulbig"  ift  für  bie  35eurt^eilung  be§ 
päpfttid^en  5Infprud^e§,  gottgefanbter  2;röger  d^riftüd^er  ^uttur 
unb  ^ort  religiö§<göttlic^er  SSa^r^eit  ju  fein,  oon  fo  ungeheuerer 
SBic^tigfeit,  ta^,   al§  Sd^Iu^  be»  ©anjen,  eine   sufammenfaffenbe 


606  SBiertel  33u^.     2)ie  SSeranttDortIid)!eit  be§  ^ßopytt^umä. 

S)ar[tettung  über  bie  Sc^ulb  be§  ^ap[tt^um§  gerechtfertigt,  ja  ge-- 
boten  eridjeirtt. 

tetiren  lüir  gurücf  §ur  „Ginteitung".  !5}ort  I)aBen  lüir  bn§ 
^apftt^um  in  fat^oüfdier  Stuffaffung  fennen  gelernt,  aU  n)efentli(f) 
göttlid£)e  9}?ac^t:  göttüd^  nad^  Urfprung,  göttlich  nad^  SJJittcIn, 
göttlich  nac^  ßki  unb  B^^^^-  ^^"^  biefer  5{uffaffung  ergab  ficf) 
ber  unanfeditbare  @a^:  ^at  ba§  ^apftt^um  göttlid)e»  Sein,  fo 
mufe  e»  aud^  göttli(^e§  Scben,  b.  t).  eine  göttliche  ©efc^id^te 
Iinben,  imb  umge!ef)rt,  i]"t  fein  Seben,  ift  feine  ^Jefd^id^te  ungöttlid^, 
fo  ift  auc^  ungöttüd^  fein  Sein. 

(Siner  gülle  nngöttlic^er,  ia  gerabeju  teuflifi)er,  fludfituürbiger 
^[)aten  finb  tnir  begegnet,  darüber  fann  !eine  ^UieinungSOcr-- 
fcf)iebent)eit  befte^en.  S)ie  Silage  ift  nur  bie:  trägt  für  biefe  ja'^r-- 
f)iinberte(angen  ©reuel,  für  biefe  fojial^fuüuretlen  SSerföüftungen 
ba§  ^apftt^um  bie  SJerontloortung? 

9(uc^  t)ier  unb  gerabe  f)ier  gef)e  id)  ft)ftematifc^  tior.  G§  fomnit 
mir  nic|t  auf  blenbenbe  ^arftcüung,  fonbern  auf  ^lar^eit  unb 
SBucfit  ber  Setrei^fü^rung  an.  Sd^ritt  für  «Schritt  tüill  id^  ben 
(Sd^ulbbetneil  gegen  "öa^  ^apftt^um  fü£)ren;  2(ugf(ud^t  unb  Snt= 
rinnen  foßen  unmijglic^  geniadit  töerben.  ©§  fann  ntc^t  ouS^ 
bleiben,  ha''^  bei  biefem  S]erfaf)ren  früher  ©efagteg  jufammenfaffenb 
lüieberijolt  tüirb.  ^eber  §ammerfc^Iag ,  moburd^  ba§  ©efüge 
ber  $8alfen  fefter  in  einanber  getrieben  tüirb,  ift  eben  aud^  eine 
SBteber^oIung. 

Sn  ber  Einleitung  l^abc  id^  ben  fat^olifc^en  ©louben  an  bie 
@Jöttticf)feit  be§  ^apfttt)um§,  an  feine  gi3ttUc^e  Stellung  inner* 
I)alb  ber  Äircfie  bargelegt.  §ier  muffen  bie  golgen  gejogen  lüerben, 
bie  fic^  an^  ber  ©öttlid^teit  be§  ^apfttljumg  für  feine,  nennen  irir 
e§  einmal  juriftifd^e  Stellung  innerlialb  be§  firt^Iid^en  Drganig'- 
mu»,  ja  innerhalb  ber  2BeIt,  ergeben.  2:ie  fatfjolifc^en  Sogmatifer 
bel)anbeln  biefen  ©egenftanb  unter  bem  'Sitel:  De  vi  ac  ratione 
Primatus:  S3on  ber  S3ebeutung  unb  bem  2Befen  be§  päpftüd^en 
^rimate§. 

2Ba§  ber  ^apft  in  ber  ^irdie  unb  für  bie  ^irdfie  ift,  l§at, 
fu^enb  auf  ben  Gntfc^eibungen  ber  Son^iüen  üon  glorenj  (1438) 
unb  üom  Sßatüan  (1871),  ber  ^efwit  Siberatore  auf  ben 
fürjeften  2(u§brudE  gebrad^t:  „®ie  tc^ramtlii^e  unb  juriSbütio- 


II.  3)ie  juriftijc^e  Steßung  beg  $a))[ttt)ttmg.  607 

rtcUc  2tu!torität  ber  ^irdCie  tüirb  äufammengefo^t  unb  !ou  = 
jcntrirt  im  röntifcf)en  ^ontifeg.  SSon  feinem  Stuf)Ie  l^rüliet 
au§  ba§  Sic^t,  ba»  jid^  serftreut  unb  üerireitet,  um  ba§  Unioerjum 
äu  erleu^ten.  (Sein  2;t)ron  erf)et)t  fid)  über  olle  S^rone  ber  unter* 
georbneteu  Prälaten,  unb  Hon  ber  Siara,  mit  ber  feine  ©djiäfen 
umgeben  finb,  geljen  bie  <Strat)Ien  an§,  burd^  i^etcfie  bie  ^nfuln 
a[fer  58ifd)öfe  ber  SBelt  funfeln"  (La  chiesa  e  lo  Stato,  Napoli 
1871,  <B.  401—403). 

3n  biefen  Jüenigen  SBorten  liegt  SSiel;  id^  faffe  e§  in  folgenbe 
fünfte  äufammen: 

1.  (Setner  innerften  9?atur  nad^  ift  im  ^a:pfttf)um  uid^t  ettna 
ein  blofter  (S^renüorrang,  ober  ein  bIo^e§  5Imt  ber  Sluffic^t  ober 
Seitung  (potestas  directiva)  enthalten,  fonbern  eine,  ober  beffer 
bie  SSongenjatt  ber  ©efel^gebung,  ber  9legierung  unb  ©e* 
rid^t§bor!eit,  loetd^e  eine  für  bie  ganje  ^irctie  binbenbe,  nöt^igen* 
fatig  burc^  (Strafen  geltenb  ju  mac^enbe  £raft  (vis  coactiva)  befiM, 
unb  fid^  nic^t  bIo§  ouf  (Sadjen  be§  ®tauben§  unb  ber  (Sitten 
erftredt,  fonbern  aud^  auf  3t(Ie§,  ttia§  bie  SDi^ji^iIin  unb  fUt- 
gierung  ber  ^ird^e  betrifft.  2.  2)ie  @eredf)tfame  be§  ^a^fte§  ift 
eine  orbentlid^e,  burc^  fein  i^m  üou  ®ott  öerüef)ene§  SImt  ge= 
gebene  ©elüalt;  fie  ift  nid^t  eine  blo^  üorüberge^enbe,  unb  am 
föenigften  eine  blo^  üon  ber  ^irc^e  übertragene  SSoIImad)t,  tüoburdi 
ber  ^apft  nur  in  au^erorbentlic^en  gäHen  eingreifen  !önnte.  3.  S^ie 
Öjeiüalt  be»  ^a|3fte§  ift  eine  unmittelbare;  nic^t  nur  bem  Urfprunge 
nad^,  toüi  fie  i^m  unmittelbor  üon  K^riftuS  öerliel^en  hjorben  ift, 
fonbern  auä)  ber  91  uy Übung  nad),  infofern  er  fie  allen  ©Uebern 
ber  ^rdie  gegenüber  unmittelbar  betl)ätigen  fann,  o^ne  baju  irgenb= 
einer  SSermittetung,  einer  Seüoltmäditigung  ober  einer  Grlaubni^ 
üon  Seiten  einer  onbern  t)ierard)ifd^en  (Stufe  ju  bebürfen.  ^ebe 
S3efcf)rän!ung  ber  58ett)ätigung  ber  ^3äpftlid)en  9}Jac§t  ift  au»gefc^Ioffen. 
4.  ^ie  päpftlidie  ©eföalt  ift  nac^  5(u§bel)nung  unb  Snljalt 
eine  UjirüidEie  SSoIIgetüalt:  niemanb  !ann  fic^  if)r  ent§ie!^en,  unb 
fie  entt)ält  ^ße§,  nja§  gur  Seitung  unb  S^egierung  ber  ©efammt-- 
lird^e  unb  iebe?  ifjrer  '2^(}eile  nöttjig  ift.  5.  ®e§l)alb,  njeil  fie 
feiner  örtüdjen  ober  perfönlid^en  S3efc^ränfung  unterliegt,  ift  bie 
päpfttidie  ©ettjalt  im  eigentlichen  Sinne  eine  allgemeine;  fomit 
finb  afte  ©lieber  ber  ^irc^e:  Sifdjöfe,  ^viefter,  Saien,  bem  ^apfte 


608  SSiertel  93ud).     5^te  SBerantwortlic^feit  bt§  ^ap^ii'i)nm§. 

SU  toa^xtm  ©c^orfam,  ju  toirf lieber  Unterwerfung  öer|j[Iid^tet. 
6.  ®er  ^apft  fte^t  über  jebem  ^irc^engeie^  unb  ift  felbfi  an  feine§ 
gebunben.  7.  2)em  ^ap[te  fommt  bie  oberfte  ricf)terltc^e  ©e« 
lualt  ju;  tüte  er  für  alle  ©ad^en  unb  Urt^eile  bie  fiöc^fte,  abfolut 
unabhängige  Serufunggftelle  ift,  fo  giebt  e§  üon  i^m  ou§  feine 
^Berufung  mef)r.  8.  @e!rönt  mirb  bie  Stellung  be§  ^apfte^  burd^ 
feine  Unf  eljlbar!eit.  Spri(f)t  er  ai§  ^öc^fter  §irte  unb  Se^rer 
ber  ^ir^e  in  Sachen  be§  ©laubeng  unb  ber  ©itten,  fo  bewahrt 
it)n  ©Ott  t3or  ^rrt^um,  fein  8pruc§  ift  unfehlbar.  9.  SSa§  immer 
alfo  in  ber  ßird^e  an  @inrirf)tungen  beftef)t,  t)at  Seben  unb  '^n^cdt 
nur  burd)  bcn  ^apft  unb  nur  fo  longe  ber  5]ßa|jft  fic  i^m  belögt; 
o^ne  feine  ftillfd^raeigenbe  ober  au§brürflid^e  Sittigung  befi|t  ^Jlid^tS 
innerhalb  ber  !ati)Dlifd)cn  Sird^e  ©ültigfeit  unb  9te^t§beftanb. 

S)iefe,  oom  fat()oüfct)en  Stanbpunfte  au§  unanfecf)tbaren  Sä^c 
bilben  bie  ©runblage  für  bie  Seurt^eilung  ber  SScranttnortlic^feit 
be§  ^apftt^um»  für  2t(Ie§,  ma§  inner^olb  ber  ^irc^e,  b.  f).  inner- 
^Ib  be§  päpftlid)en  SJ^ac^tbereic^eS  gef^iefjt. ' 


1  SBie  biefe  bogmatijdien  gä^e  über  bie  Stellung  bes  $a:pfte§  glei^jam 
g'lcijd)  unb  93Iut  erhalten  im  2(IItag§Ieben  ber  fot^olijc^en  SI)riften^eit,  rcie 
l'ie  bort  üertrert^et  werben,  mag  man  aus  gofgenbem  erfe^en:  ber  Sarbinal» 
grjbijc^of  Sonnet  con  Sorbeauj  nennt  im  Qa^re  1866  in  einem  §irten= 
brief  ben  ^$apft:  „bie  lebenbige  gfeii'c^roerbung  ber  2tuftorität  (£t)rifti:  l'in- 
camation  vivante  de  Taiitorite  du  Christ"  »griebrid),  @fc^t.  beö  Batifan. 
Stonsil^  I,  499).  S.  aSeuillot  fc^reibt  über  ben  $opft:  „®er  ^apft  ift  burc^ 
g^riftug  gemacf)t  roorben  jum  abjoluten  .»pei-'J^ic^cr  ber  ®ett)iffen  unb  ber 
Sjepter;  er  ift  ber  tönig  ber  Könige;  feine  ®r(offe  finb  göttlicf),  untcanbelbar, 
eiüig.  StuBer  bem  58ereicf)e  ber  ©riaffe  bes  ^apfteg  giebt  eg  nic^tg  ®ute^." 
SSeuiüot  rebet  ben  $apft  an  wie  (Sott:  „^c^  glaube  an  biet),  id)  bete  bic^ 
an:  je  te  crois,  je  t'adore"  Illusion  liberale,  (3.  36—38;.  Sie  „(Sitilta 
cattolica"  erflärt:  „SSenn  ber  ^apft  benft,  ift  e§  ©ott,  ber  in  ii)m 
benft:  qnando  egli  medita,  e  Dio  que  pensa  in  lui"  (1868,  III,  259). 
23.  gaber,  einer  ber  einflufereic^ften  5Jat^oIifen  ©ngtonbä  im  19.  ^aijx^ 
t)unbert,  befürwortet  bie  ginfütjrung  einer  „3(nba^t  gum  ^apft":  „Ser 
$apft  ift  bie  britte  ficf)tbare  ©egenwart  ^c}u  G^rifti  unter  un^.  @r  ift 
für  unfer  ©efammtüer^alten,  was  ba§  fj.  3Utarfaframent  für  unfere  2tn« 
betung  ift.  Sie  Stnbac^t  jum  ^apft  ift  ein  wefentlic^er  %i)äi  ber  cf)riftlid)en 
grömmigfeit,  ein  notf)tt)enbige§  (Slement  aller  cfiriftlic^en  ^eiligfeit"  bei 
griebrii^,  a.  a.  D.  I,  503).  Siefer  Stnregung  folgenb  »erbreitete  ber  „päpft= 
lid)e  SBerleger"  Setaille  ju  ^axiä  Silber,  bie  ben  ^apft  auf  einem  Slltar 
jtüif^en  brennenben  Sterjen  barftellen,  mit  ber  Unterfci^rift:  „2Sir  beten  SefuS 
im  i).  «Saframent  an.    Ser  ^apft  ift  bie  füf)Ibare  ©egenmort  G^rifti  unter 


III.  5ßöpftltcf)e  Sßeraiitn3ortIid)feit  für  bie  ^nquifition.  609 

III.  ^ä^>flttd;e  35eranttr)üvtltd;!eit  für  bte  ^nqiüfition.' 

1.  '^nx  bie  XI)Oten  ber  Snquifition. 

S)ie  l^aten  ber  ^nquifition  l^aöen  mir  geiuigenb  !ennen  gelernt 
(o6en  @.  80 — 156);  i(f)  erinnere  befonber»  an  bie  ^Sefd^reiöung  ber 
inquifitorifcI)en  2£)ätig!eit  in  ©übfronfreicf)  burc^  ben  ^nquifitor 
Söill^elm  ^etiffo  (oben  @.  80  ff.),  an  bie  ©ranfantfeiten  gegen 
bie  Sllbigenfer  nnb  2öalbenfer  (oben  <B.  89  ff.;  100  ff.),  an  \)a§ 


un§;  toie  fein  gßttlid^er  SDieifter  ift  aud)  er  S'önici,  $rieftcr  unb  §oflie." 
©ieä  58i(b  fanb  inaffenf)aften  %h\aii  (griebrid),  a.  a.  £).].  ^iug  IX.  beftätigte 
jü(d)e  2(uffaffungen  unb  überbot  fte  no^,  inbem  er  bei  feierlidjer  ®elegenl}eit 
ba§  SBort  Ktjriftt :  „^d)  bin  ber  SBeg,  bie  3Bo^r:^eit  unb  baä  geben"  oon  fid) 
felbft  au^jogte  (Observatenr  catholique  1866,  <B.  357;  j.  oben  ®.  12). 

1  @ä  ift  angebrad)t,  f)ier  mitäutljeilen,  tt)Q§  einer  ber  bebeutenbften  nU 
tramontanen  X^toloQen  ber  @egentt)art,  ber  S^fuit  Set)nifuf)I,  über  bie 
SSerbinbung  leiert,  bie  jn^ifd^eu  pöpftlidjer  Unf  e'^Ibarfeit  unb  ^nnutfition, 
b.  fj.  „ber  Ijeiligen  Snquijition»*Äongregatiou  beftefjt.  ®er  9Sorfif;er 
ber  „^eiligen  Kongregation  ber  ^i^uifttion"  ift  nid)t  ein  S'arbinal,  mie  bei 
ben  übrigen  ^Kongregationen,  jonbern  ber  ^apft  jetbft.  ®at)er  ift  bag, 
maä  oon  biejer  S!ongregation  ouäge:^t,  e^er  mit  bem  ©f)aroftcr 
ber  Unfe^Ibarfeit  be!(e;ibet,  alä  bal,  tt)a§  üon  anberen  Äon* 
gregationen  au§gef)t.  ®ie  blofie  2lnn)ejenf)eit  ober  bie  einfalle  33i(Iigung 
beä  $apfte§  füf)rt  aber  bie  UnfeI}Ibarfeit  no^  nidjt  mit  \i<i) ;  fie  ift  nur  bann 
üorf)anben,  menn  ber  ^apft  einen  ^ejd)lu^  biefer  Kongregation  in  befonberer 
SBeife  (in  forma  specifica)  gutljei^t  unb  befief)lt,  biegen  SSefc^lu^  in  feinem 
Flamen  ber  Kird)e  ju  öerfünben  (Sel^rbud)  ber  SOioraltfieoIogie,  greiburg  1890, 
6.  ^ufl.  I,  131.  132). 

3u  metc^  intereffanten  (Erörterungen  e§  im  ©djoofee  biefer  ber  päpft= 
lid^en  Unfet)Ibarfeit  fo  na^e  gerüdten  „t)eiligen  ^nquifition^-Kongregotion" 
fommt,  üeranfd)auüc^en  folgenbe  Stnfrogen:  ©in  93ij(^of  !)  bittet  „bie  Ijeiüge 
Kongregotion"  um  ©rtaubni|,  einige  5lonnen,  bie  fid)  beut  2;eufel  ergeben 
unb  mit  i^iu  gei(^led)tlid)  oerfe{)rt  f)atten,  burd)  ®ift  ju  tobten.  „Ser 
I)eiügfte  §err"  (ber  ^ap\t)  befietjlt  am  1.  ^nü  1621,  ha'Q  if)m  geontföortet 
werbe,  er  möge  ben  ^iZonnen  einen  guten  58eic^toater  tjcrjdjaffen,  ber  fie  immer 
unb  immer  mieber  (toties  quoties)  abjotöire  unb  onbere  nü^tidje  Heilmittel 
bei  it)nen  anhienbe  (Analecta  juris  Poutificii,  Ser.  26  [1887]  <B.  681).  Sl^on 
einer  3Serurtt)eiIung  be§  fd)änblic^en  unb  b(utbürftigen  93Iöbfinn§  fein  SBörtlein! 

(Sine  Slnfrage  oom  7.  5(uguft  1603  an  bie  f)I.  ^nguifition  lautet:  „Db 
ein  obgefaUener  ^riefter  mit  gutem  ©emiffen  tobt gejc^ lagen  werben 
tonne?  Sie  5(ntmort  ber  ^l  Kongregation  ift  leiber  öerfc^miegen  (Analecta 
juris  Pontificii  1887,  ©.  677).  90?an  üergeffe  ni^t,  ba^  ben  SBorfi^  in  biefer 
„t)ei(igen"  Sfongregation  „ber  ©tatt^olter  ßt)rifti"  füf)rt. 

».  .^oeiiSbrocd),  'J.^ajifttfjiim.  I.  39 


610  SSiertel  95uc^.     Sie  SSeranttoortlii^feit  be§  ^ap^tt^umä. 

SBir!en  ^onrab'S  tion  9J?ar6urg  (oben  @.  117  ff.),  on  bie  un= 
gäpgen  ^nquifitionSo^fer  in  ©ganten  (oben  (S.  131  — 156), 
u.  f.  tu.  n.  f.  tt). 

SHtit  biefe  ©reuet  faüen  unmittelbar  imb  au§f(^üeBIid^  bem 
^opfttf)um  jur  2aft;  benn  1.  bie  Sn^«ifition  h)ar  eine  burd^  unb 
burd^  ^äpftlic^e  (Sinrid^tung,  in  i'^rem  ©ein  unb  in  i'^rer  SSirf= 
famleit  ganj  unb  gar  ab^ngig  üom  jeweiligen  „(Statthalter 
e^rifti"  (oben  ©.  20.  22.  23.  24.  26.  45.  46);  2.  biefe  2tb^ängig= 
!eit  ber  ^nquifition  üom  ^a|3fte  unb  fomit  feine  SSeranttüortung 
für  i^r  2f)un  fteigert  fic^,  »eil  bie  ^nquifition  ausgeübt  ttjurbe 
öon  rcligiöfen  Drben  —  ^ominifanern  unb  granjilfanern  — , 
b.  f).  üon  ©emeinfcfiaften,  bie  in  ganj  befonberer  5S3eife  bem  ^apfte 
untcrftetien,  bereu  unmittelbarer  unb  olImäc§tiger  SSorgefe^ter  er 
ift;  3.  Urljeber  ber  Xobe^ftrafe  für  ^e^erei  h)aren  bie  ^äpfte 
(©.  163—201);  bie  „3lu§Iieferung  on  ben  tüeltlid^en  SIrm"  unb 
„bie  SBitte  um  Sd^onung  be§  2eben§"  ujaren  nichts  aU  leere, 
:^euc^Ierifcf)e  formen  (S.  181  ff). 

2.  %üx  bie  ßefiren  ber  Stiquifition. 

S&nä)  für  bie  Se^ren  ber  Snquifition,  bie  itiren  S^^aten  gu 
@runbc  liegen,  trägt  au§fc^Iie^Iid^  unb  unmittelbar  ha§  ^opftt^um 
bie  SSerantJü Ortung;  benn  1.  bie  ^äpfte  fetbft  ^abtn  firf)  in  i^rer 
©igenfc^aft  al§  §au^3t  ber  ^ird^e  burc^  Söutten,  S3reüen  u.  f.  m. 
eifrig  unb  ausgiebig  an  SSerbreitung  unb  (Sinfdf)ärfung  biefer  blutigen 
Se^ren  betr^eiligt;  fo  finb  bie  S3Iutgefe^e  Sriebric^  II.  (©.  173  ff.) 
nid^t  nur  öon  ben  ^äpften  üeranla^t  toorben,  fonbern  bie  ^öpfte 
l^aben  mit  (Sinfe^ung  i^re§  ganjen  religiöfen  2tnfel^en§  unb  unter 
S{nbro:§ung  ber  fd^werften  religiöfen  (Strafen  bie  Befolgung  biefer 
SBIutgefe^e  geforbert  unb  burdE)gefe|t  (oben  <S.  177  ff.);  2.  bie 
üerbreitetften  unb  einftu^reid^ften  „^anbbüc^er  ber  Snquifition" 
(@.  34 — 67),  in  benen  bie  tüiberdfiriftlidtien  unb  graufamen  Se^ren 
vorgetragen  tt)erben,  finb  ou§fc^Iie|IidE)  öon  ©eiftlicEien  unb  Drben§» 
leuten  öerfa^t;  aüe  biefe  „|)anbbüd^er"  tragen  bie  !irdE)üd^e  SSilligung; 
bie  meiften  finb  in  9tom  unter  ben  5(ugen  be§  ^a|3fte§  unb  mit 
ßJutl^eifeung  feinet  oberften  ^^«foi^^  —  "^^^  Magister  s.  Palatii  — 
erfd^ienen. 


IV.  ^äpftlic^c  SSerantttJortlic^teit  für  ^^(beiglauben  unb  §ejenJt)a^n.    611 

IV.  ^vi^ftttd^e  33erantn)ortItd;feit  für  5IScvcjIauku 
unb  §e^-enn)a^n« 

1.  ^ür  bie  X^aten  be§  ^ejentoal^nS    öglc^-  <S.  501—551). 

2)a  üiele  S3Iuttf)aten  be§  §ejentüat)n§  SBerfe  bcr  ^nquifition  finb, 
fo  Betueifen  bie  ®rünbe,  bie  i(|  für  bic  SßerantiüortIicE)feit  be§ 
$apftt^um§  gegenüber  ben  X^aten  ber  ^nquifition  angeführt  ^be, 
aud)  feine  SSerantmortüc^feit  für  bie  X^aten  tt^  |)e£enft)of)n§. 

2.  gür  bie  2el)ren  be§  ^ejentüalinS. 

l.«Päpfte  — ©regor  IX.  (@.  215  ff.),  Sodann  XXII.  ((S.217ff.), 
Snno§cn§  VIII.  Iß.  384;  —  f)aben  in  feierlichen  ^unbgebungen 
bem  ©lauben  an  ben  fc^eu^Iidiften  unb  obfcönften  XeufelSfpu!  unb 
|)ejenn)a§n  SSorfc^ub  geleiftet;  fie  !)aben  in  biefen  ^unbgebungen 
bie  2Baf)ngebiIbe  einer  ganj  unb  gar  entarteten  ^^antafie  fo  fe^r 
für  X^atfaiiien  erflärt,  ha^  fie  gur  SSertilgung  ber  Xeufel»anbeter, 
ber  XeufelSbu'^Ien,  ber  öejen  unb  Sc^tüarjlünftler  '^tutv  unb 
©cfinjert  aufgerufen  ^aben.  Xer  ©laube  an  bie  in  S3od§-,  ^ater= 
ober  ^rötengeftalt  erfcEieinenben  Xeufel,  an  bie  unftät^igcn  daemones 
incubi  unb  succubi  ift  burc^  bie  ^äpfte  in  ha^  (I^riftentf)um  ein* 
geführt  unb  burrf)  fie  in  i^m  erl^alten  ttjorben.  2.  Xie  furd^tbare 
Siteratur  über  ben  §ejenn)at)n  ift  fo  gut  h)ie  auSfc^tie^Iict)  ba§  SBerf 
fatfjolifd^er  ©eiftlid^er  unb  Drben^Ieute;  bie  betreffenben  (Sd)riften 
finb  erfd^ienen  unter  au§brücflic§er  ober  ftiUfd^weigenber  Billigung 
ber  ^äpftlid^en  Benfur  (@.  387—469]. 


V.  3u^'tinmenfaffitng  be^  ©vin^en  unb  ^Btbevlecjung 
ultrautcntviner  ?ügen  unb  (^intüänbe» 

Xie  einfädle  5(neiuanberreif)ung  ber  iSdjuIbbenjeife  be§  ^apft« 
t^um§  genügt  nidjt.  ®rft  i^r  3ufammenl)ang  mit  ber  t^atfäd^« 
lidien  unb  bogmatifd^en  (Stellung  be§  ^a:pftt^um»  einerfeitS,  an» 
bererfeit§  mit  ben  5(u§flüd^ten,  Sügen  unb  Gntftetlungen,  bie  ber 

31** 


612  S?iertel  93ucf).     S;ie  SBerantraortUc^feit  be»  ^a^ftt^um». 

Uttramontani§niu§  jur  entfaftuiig  ber  ^äpfte  öerBrcitet,  läBt  bie 
ganje  SSud^t  biefer  ©^ulbbeiüeiie  jur  öollen  SBirfung  !ontmcn. 

(S8  fann  ttjo'^l  fein  3*^^^^^  barüBer  fjerrfdjcn,  haf^  blutige  SSer^ 
folgung  religiijfer  Ueberäeugungcn,  ba^  2;öbtung  SinberSgläubiger 
unreligiös,  unc^ri[tlid^  finb  (ofien  <S.  14  ff.).  (2oIcf)e§  Unc^riftent^um 
unb  folcfie  Unreügion  treten  um  fo  fc^örfer  ^eröor,  tücnn  blutige 
SSerfotgung  unb  ^öbtung  fidj  nicfjt  etiüa  aU  unüberlegte  2;^aten 
au§brec£)enber  2eibenfd)aft,  blinber,  üorübergef)enber  2But^  barfteüen, 
fonbern  wenn  fie  ba§  üorbebacEite  Biet  ""''  ^^r  gewollte  ©nbäloed 
eines  oon  ber  gefe^mä^igen  ©ewalt  eingericfjteten  ®t)ftemS 
finb.  S)er  Urt)eber  eineS  folcfien  2t)ftem»  fielet,  er  mag  fic^  nennen 
Wie  er  Witt  unb  fein  wer  er  Witt,  au^er:^ alb  ber  c^riftlic^en  g?e= 
ligion,  au|erl)alb  einer  menfcEienWürbigen  Kultur. 

(SoI($  ein  unc^riftlic^c§,  unreligii)fe»  Stiftern  nun  war  bie  ^i^'- 
quifition,  unb  if)r  Urtjeber  unb  i^r  Präger  ift  ber  ^^a:t3ft. 

®iefer  S?a'^r()eit  gegenüber  finb  otte  5(u§p(^te  l^infättig.  2}ir 
f)aben  —  um  jwei  |)aupteinWänbe  gleich  jurücfäuweifen  —  in  bem 
Slbfc^nitt:  „^apfttf)um  unb  2;obe§ftrafe"  (@.  163—201)  gefeiten,  bafe 
e§  nid)t  angebt,  'i>a§'  üergoffene  DlJJenfdjenblut  bem  ©taate  unb  feinen 
©efe^en  §ur  Saft  gu  legen,  ^ie  ultramontanen  @efd^id^t§fälf(i)er, 
bie  bie§  tf)un,  rechnen  mit  ber  gefcJ)ic^tIic^en  Unfenntni^  i^rer 
Sefer.     Sie  rechnen  aber  aii^  mit  ber  ®eban!enIofigfeit  ber  öefer. 

5^urfte  benn  ba§  ^apfttf)um,  beffen  Wefentlidfier  Seruf  e§  ift. 
bie  unwanbelbaren  ®runbfä|e  ec^t  (firiftlidier  ^efittung  unb  Kultur 
p  öerbreiten,  burfte  e§  ben  Staat  unb  bie  weltlid^e  ©efe^gebung 
^at)rl)unberte  lang  einem  unreligiofen  unb  uncEiriftlidfien  Sn;tl^um 
anklangen  laffen,  einem  ^rrt^um,  ber  üon  fo  furi^tbaren  fojial^ 
fultureüen  folgen  begleitet  War,  wie  bie  §inmorbung  ^aufcnber 
öon  9?ienf{f)en  um  i|re§  ©tauben»  (^e^er)  unb  um  eine»  wibcr= 
c^riftli(f)en  2ßat)neS  (|>ei-en)  Witten? 

83i§  5ur  I)eutigen  Stunbe  erftärt  ba§  ^apftt^um  e»  für  feine 
^f(i(f)t  unb  fein  9ied)t,  in  bie  bürgerlii^e  ©efe^gebuug  einsugreifeu, 
wonn  immer  unb  wo  immer  biefe  ©efe^gebung  gegen  bie  d^rift* 
licfien  ®runbfä|e  tjevftö^t.  2öie  t)at  e»  biefe  ^flid^t  unb  biefeS  Stecht 
gegenüber  ben  $8Iutgefe|en  gegen  ^e^er  unb  ^ejen  ausgeübt? 

3ur  ewigen  Sdianbe  be»  „Statthalters  (J^rifti"  fte^en  jwei 
Sljatfac^en  unerfctjütterlid)  feft:  unermüblid^  Waren  bie  ^ä^3fte,  bie 


V.  3iiiii'"'"cnfafjung  b.  ©anjen  u.  ^i^iberlcgung  iilti-amcntaner  Sügen.     613 

lueltlicfien  ©etualtcn  aufjuforbern,  ^e^er  mit  ^euer  iinb  Scfeiuert 
,5U  üertifgcn;  gevabesu  jatiltol  jinb  bie  betreftenben  ßuubgefiungen 
ber  tiaragefrönten  „9?ad^foIgev  ^etri".  ^^a»  ift  bie  eine  ^Sfiatjacfie. 
\l\\h  bie  anbere?  5[ucfi  nicf)t  ein  cinjigel  Wal  in  ben 
langen  ^afti'^unberten,  ipäOrenb  n'elcfien  biiv  dfiriften« 
bfut,  üon  Sfiriften  oergoffen,  ftrommetfe  floB.  ^at  ber 
„  itattfiarter  Glirifti"  feine  Stimme  erhoben,  bem 
©reuet  biefe^  S5(utoergieBen§  Ginbalt  3U  tftun. 

9hin  jagt  man,  bie  ^^i^en  luarcn  bamal§  ro^  unb  barbarifd^; 
au§  bem  Sbarafter  ber  3sit  tieraud  muß  bie  ^nquifition  erflärt 
unb  entfcfiulbigt  tucrbeu.     S5}ieberum  eine  große  ©ebanfenlofigfeit. 

^a^  'i|?ap|'tt^um  aU  ^üter  unb  ^ru^jpenber  religiöser  :mb  fitt= 
lidier  ©alirfieit  ift  —  nacf)  fcitfiolifcfier  ^^tuffaffung,  uad^ 
feiner  eigenen  '^efiauprung  —  unabhängig  üon  ber  3^^^, 
oon  ibren  Strömungen  unb  5lnicbauungen.  Cr-3  ijt  jein  göttlicher 
93eruf,  oerebelnb,  t)ebenb,  jittücbenb  auf  bie  D^ZenfAbeit  ein5U* 
iuirfen;  §ur  ©rfüllung  gerabe  biefel  53erufe»  ftebt  ibm  in  allen 
^Tragen  be»  @Iauben§  unb  ber  Sitte  bie  Unfeblbar!eit  jur 
Seite.  (Siebt  e>3  aber  Stnia^,  bal  enger  mit  bem  ©tauben  unb 
ber  Sitte  üerbunben  ift,  b.  b-  ba>:'  ^anbgrei'ticber  gegen  ©tauben 
unb  gegen  Sitte  uerftö^t,  alv  bie  löbtung  einel  9?^eni(^en  feine» 
©tauben§  ober  eine-:-  unrcligiöfen 'Statine-?  tregen?  Unb  ju  biefem 
furchtbaren  5?eritof3  gegen  9leIigton  unb  ©efittung,  ber  ficb  aU 
©tjftcm  burd)  bie  ^va^r^unberte  50g,  fcbroieg  ber  '$apft,  ber  göttlich 
beitetite  öüter  non  ©taube  unb  Sitte,  ber  gottbeftellte  'Jü^rer  auf 
bem  SSege  Jüabrer  c^uttur  unb  fojiaten  gorrfcbrittel! 

Sc^on  allein  ba-5  Sditreigen  ber  'Rupfte  gegenüber  ben  Un= 
traten  i^rer  ^npuifition  unb  gegenüber  ber  Slo^^eit  ber  »eltlic^en 
©efc^gebung  täßt  ben  9tnfprudi  be§  ^apfttbumc-  auf  göttticbe§  Sein 
unb  göttlichen  33eruf  ju  Soben  finfen.  i^ergegenjuärtige  man  fic^ 
boc^  nur,  tüo»  ber  ^apft  in  jenen  3^^*^"  *üar;  tt)clc^  crbrüdenbe» 
©emicbt  feine  Stimme  bamalc-  befaß,  meldien  &inbrud  33annf[uc^ 
unb  ^ircbenftrafen  im  S)^ittetalter  hervorriefen!  .»oätte  er  5lnfe^en, 
Stimme  unb  9}?ad)tmittet  angcn)anbt  ju  ©unften  ber  9}?enf(^ti(i^!eit 
unb  bc§  Sbriftentt)umli,  bie  ©efd^icftte  würbe  feine  f^ftemotifc^en 
Se|er-'  unb  feepenbinricbtungen  !ennen.  Ter  Sa^  qui  tacet.  con- 
sentire  videtur  ift  in  'i^e^ug  auf  hav  'ißapftt^um  unb  bie  S3tutt^aten 


614  SBiertes  33u(^.     ®ie  3SerontitortIid}feit  bei  ^apftf^wml. 

ber  Snciuifition  eine  unmrtftö^tidje  2BaI)rf)eit,  6efonber§,  ba  auc^ 
ber  ätüeite  2;^eU  biefeS  9te(i)t§grunbfa^e§  {)ter  §utrifft :  quando  loqui 
potuit  ac  debuit.  ®enn  ba§  ^opftt^um  fonnte  '\pxtä)tr\,  unb 
tool^rüc^,  e§  ^ätte  j^redien  muffen. 

Slu§  ber  ®efd^id)te  ber  ^nqnifition  I^aBe  trfj  grauenhafte  (Sinjel' 
fieiten  mitgettieilt;  bie  „(£^roni!"  be§  pä^ftlidjen  ^nquifitorS  SBil* 
:§elnt  ^eltffo  6erid)tet  ©d^redniffe,  benen  bie  l^eibmfd^en  Sfiriften-- 
üerfolgungen  faum  ettüaS  5te^nlid)e§  an  bie  ©eite  ju  ftetlen  l^atien 
(oben  @.  80  ff.)-  Unb  §u  aU  folc^en  SSerBredien,  bie  im  S^amen  (S)otte§, 
im  5yjamen  ©f)rifti  unb  im  9^amen  be§  ^apfte§  üerübt  ttiurben, 
fc^tüieg  ber  ^apft.  §atte  er  feine  ^enntni^  öon  biefen  fingen? 
Säd^erlic^e  ^ulfludit!  ©erabe  bie  Snquifition§-@d)anbtf)aten  ©üb-- 
franfreic^S  gefd^a^en  burc^  DrbenSleute,  ©ominifaner,  bie  in  fteter 
engfter  gül^tung  ftanben  mit  bem  Duett  it)re§  ®afein§  unb  Seben§, 
bem  ^a|)fte;  gerabe  bie  3nquifition§-8cj^anbt|aten  (Sübfran!rcid)§ 
gefd)ot)en  unter  ben  2tugen  :päpfttic^er  Segaten. 

S33ie  berebt  inaren  nic^t  §ur  gteic^en  ß^it  "^^^  „Statthalter 
g{)rifti"  anberen  gragen  gegenüber!  SBenn  mon  bie  biden  S3änbc 
be§  Bullarium,  ber  ©ammtung  päpfttidier  (Sriaffe,  burd^btättert, 
fo  erfaßt  einen  (Staunen  über  bie  Xt)ätig!eit  3flDm§.  9^adE)  ©ng-- 
tanb,  Sdiweben,  ^^ortoegen,  fRu^tanb,  ©änemarf,  ^oten,  Ungarn 
get)en  bie  ^^äpftüc^en  Senbfdjreiben ;  nid)t»  entgeljt  bem  wad^famen 
SStide  be§  obcrften  §irten,  überatt  greift  er  belefjrenb,  mat)nenb, 
ftrafenb  ein;  tein  $un!t,  befonber»  wenn  e§  ficE)  um  bie  ?tner= 
fennung  feinet  eigenen  2tnfe^en§  tjanbett,  ift  i^m  ju  geringfügig. 
Stber  bem  SSeptagen  graufam  üerfotgter,  fd)mät)tic^  l^ingemorbetcr 
SJtenfdienmaffen  gegenüber  ift  ba§  Dt)r  beg  „StettüertreterS  S^rifti" 
taub  unb  fein  SD^unb  bleibt  ftumm.  Unb  lüäre  er  nur  ftumm  getücfen! 
5Iber,  um  e§  noc^mat§  ju  n)ieberf)oten,  bie  Stimme  be§  ^apfte§, 
„be§  unfet)(baren  Se'^rerg  ber  2öa(}rt)eit  unb  ber  d)rifttic^en  ©efittung", 
Ujar  bie  tautefte  unb  gett)ic^tigfte  unter  aüen,  bie  ben  Sl^riftenmorb 
üertt)eibigt  unb  befürwortet  ^ben. 

SSenn  man  bie  geridjttictien  ©reuet,  b.  t).  bie  in  geri^ttic£)C 
gönnen  gefteibeten  ©reuet  jener  3eiten  an  fid^  üorüber  §iet)en  tä^t 
mit  bem  gefc^id^tlidien  SSettJU^tfein,  ba§  ha^  ^ap\tt^um  nid)t  nur 
nid^tg  ju  i^rer  S3efeitigung  gettjan  ^at,  fonbern  bafe  e§  i^r  Urfieber, 
it)r   ^ufrcd^ttiatter   unb    $8eförbercr   war,    bann    wirb    bie   fo^iat» 


V.  Sniainmenfaffung  b.  QJanjen  u.  33>iberfegung  ultramontoner  Sügen.     615 

fulturette  SSirffamfeit  ber  '^äp\tt  in  ein  fur(^t6are§  Std^t  gerüdt. 
SSor  biefem  gefc|i(^tli(i)en  Sichte  tüetc^t  ber  ©lortenfc^ein  ber  ^ä^fte 
aU  Präger  göttlicher  Sßal^r^eit  unb  d^riftüd^er  6)efittung,  tnie  ta^ 
Üinftlic^e  2icf)t  üor  bcm  @onnenftra{)Ie  meidet. 

(gd^on  etien  l^aBe  id^  I)erborgef)oBen,  ba^  bie  ftiftematifd^e 
Xöbtitng  t3on  2Jienfd^en  if)rel  religiöfen  S3efenntniffe§  ,ß'e|er;  unb 
untüa^rer,  fd^eu^tictjer  ©elbpeäid^tigungen  iregen  (^egen)  ein  8d^tag 
in'y  3tngefid^t  be§  @Iauben§  unb  ber  d^riftlid^en  9}?oraI  ift.  Unb 
in  S3ejug  auf  @(auben  unb  "SRoxai  ift  ber  ^apft  boc^  unfehlbar? 
Tiefe  üom  ^apfttf)unt  geptete  unb  ber  SJienfd^^eit  vermittelte  un= 
fef)Ibare  göttlirfie  ®IauBen§=  unb  8ittenle'^re  nimmt  fi^  im  «Scheine 
ber  brennenben  ©d^eiterfiaufen,  angeftcfit»  ber  unjöl^Ibaren  öom 
^a^ftt^um  beranla^ten  unb  gebilligten  ^uftigmorbe  rec^t  eigen= 
t^ümlicE)  au§. 

Stu^erbem  fnüpft  fid^  an  biefe  S!}?orbt^aten  nod^  ein  ganzer  SSuft 
üon  Und^riftentt)um  unb  Unmoralität,  SItleg  getragen  öon  ber  „giJtt^ 
Iicf)en  Unfe^Ibarfeit" ,  üon  ber  „maa^geknben  5(u!torität"  beä 
^apfteS.     §e6cn  tüir  @inige§  Iiertior. 

Ter  '^apit  ift  ber  „Stettoertreter  K^rifti",  ber  gortfe^er  bei 
2Berfe§  Gtjrifti.  K^rifti  2öer!  trar  aber  üorjugltüeife  bie  Slettung 
ber  Seelen  öor  ewiger  SSerbammnife:  „Sd^  tüiti  nid^t  ben  Tob 
be§  (Sünberg,  fonbem,  ha^  er  fic^  befe^re  unb  lebe."  Unb  fein 
„(Stettoertreter"?  Gr  überliefert  erbarmungslos  (absque  miseri- 
eordia,  oben  @.  41.  52.  53.  185.  187)  gerabe  bie  „unbu^ferttgen" 
^e^er  bem  geuer  unb  bem  ©d^ttjerte;  er  ftö^t  alfo,  fo  tiiel  an  ii)m 
liegt,  bie  Seelen  biefer  Unglücflid^en  mit  eigener  .^anb  in  bie  einige 
SSerbammni^;  er  gtoingt  burd^  fird^Iic^e  Strafen  bie  roettlic^e  Dbrig» 
feit,  mit^uföirlen  an  biefem  Jöiberc^riftlic^en,  blutigen  SSerfe. 

Oegentpärtig  ift  bie  fatfiolifd^e  Sird^e,  b.  Ij.  'i)a§  ^a|3fttf)um,  ber 
f(f)ärfftc  ©egner  ber  geuerbeftattung:  fattpIifc^eS  Togma  unb 
cfiriftUdie  SJioral  verbieten  fie.  Unb  ber  ^apft  mu^  e§  tuiffen, 
benn  er  ift  ber  „unfefitbare"  §üter  üon  Togma  unb  9JJora(.  2U§ 
aber  ^e|er  unb  §ejen  üerfolgt  tourben,  tüo  war  iia  ber  Ginfprud^ 
ber  ^äpfte  üom  @tanb|)un!t  be§  d^riftlicfien  @Iauben§  unb  ber 
d^riftlic^en  SJJorat  ge^en  bie  „und^riftlid^e"  ?5euerbeftattung?  Tie 
päpftlirfien  ^nquifitoren  fjaben  G^riften  ^u  Taufenben  in  ben  j^Iam« 
mcn  ber  S^eiterfjaufen  „beftattet";  fo   fef)r  war  bamaB  biefe  33e= 


616  SSierteg  58u(^.     ®ie  SSerantroovtüdjfett  be§  5ßa^)fttt)um5. 

ftattunggart  d)ri[tli(f)'^äpftüc^,  ba^  felbft  2eid}en,  bie  fc^on  Sal)i:e 
lang  im  ®raBe  rutjten,  üon  ben  pä^jftlidien  ^nquifitoren  lüieber 
ausgegraben  unb  auf  bie  (Sc^eiterljaufen  geftiorfen  tüutben  (oben 
@.  81.  83.  84.  86.  87.  89.   131.   136). 

Sluf  unfcrm  ®ange  burd)  bie  ©efdjidjte  ber  ^nquifition  unb 
ber  ^ejenöerfolgungen  finb  toir  einer  flänbigen,  jeber  SfieUgion  unb 
©efittung  |)o!^n  fpredienben  (5inrid)tung  begegnet:  ber  golter. 
©pee  unb  3(nbere  ^aben  un§  grauenüoüe  @d)ilberungen  tion  ber 
Stniüenbung  ber  ^^olter  fiintertaffen;  (£t)meric  unb  bie  übrigen 
Sdjriftfteöer  ber  ^nquijition  üerbreiteten  unmenjd)Ii(^e  ©runbfä^e 
über  bie  golter  (@.  49  ff.  59.  62.  64  ff.  451.  468.  470.' 


1  @in  genauer  tenner  ber  3SerI}ä(tniffe  icl)ilbert  un^  biefe§  „SeroeiSmittel": 
®em  SSerbrennen  ging  regelmäßig  bie  ^^oUerung  oorau§.  ®ie  f^olterung 
f)otte  mrf)rere  ©rabe.  3!Jian  begann  bie  :>5einUd^e  ^^rage  mit  bem  Säumen^ 
ftocf,  tnbem  man  bie  9(nge!(agten  entblößte,  anbanb  unb  bie  Säumen  in 
©c^rouben  brachte,  bie  langsam  angeirfjraubt  würben.  |)alf  bieg  nic^t,  fo 
nal)m  man  bie  58  e  in  jc^r  au  ben  ober  fpanifd)en  ©tiefet,  burc^  tt)eld)e 
©cf)ienbein  unb  SSaben  gepreßt  tt)urben,  nid)t  jelten  fo,  baß  bie  S^noct)en  5er» 
fpHtterten.  Qnx  Gr'^ö^ung  ber  Guat  tt)urbe  babei  §njii(i)enbur(^  mit  einem 
öammer  auf  bie  ©(^rauben  gefd^Iogen.  Um  m(^t  burc^  bag  ^flJnn'ergef^rei 
ber  ©efotterten  moleftirt  5U  irerben,  ftedte  ber  ©^arfric^ter  i^nen  einen 
Slnebel  in  ben  9Jiunb.  Ser  folgenbe  ©rab  war  bie  Sjpanfion  ober  ©leüation. 
S)en  5(ngefd)ulbigten  Würben  bobei  bie  §änbe  auf  im  Sxüden  gebunben  unb 
an  if)nen  ein  ©eil  befeftigt.  ?(n  biefem  ©eil  würben  nun  bie  Unglüdlic^en 
batb  frei  in  ber  Suft  fc^webenb  bur(^  einen  an  ber  ®ede  befinblid)en  Globen, 
balb  on  einer  aufgerichteten  Seiter,  bei  ber  oft  in  ber  aKitte  eine  ©proffe 
mit  furjen  f:pi^en  §öl§ern  —  bem  gefpidteu  §afen  —  angebracht  war, 
gemäd)li^  in  bie  §D:^e  gebogen,  bi§  bie  ?(rme  ganj  öerbretit  über  bem  ^opfe 
ftanben,  worauf  mon  fie  me^rmatg  rafi^  f)inabjcbnellen  ließ  unb  bann  wieber 
f)inauf§og.  Grfolgte  auc^  je^t  nod)  fein  ©eftänbuiß,  io  I)ing  man  bem  ®e= 
folterten,  um  bie  ©lieber  nod)  orger  unb  qualooller  au^einanberäurenfen, 
fd)were  @ewid)te  an  bie  güße  unb  ließ  i^n  jo  eine  {)albe,  oft  eine  ganje 
©tunbe  unb  nod)  länger  I)ängen,  legte  i£)m  oft  an<i)  noc^  bie  fpanifct)en 
©tiefet  an.  9tuc^  würbe  ben  ©efotterten  brennenber  ©djwefel,  gtül^enbeS 
$e^  ober  gewei^teS  2Bai^§  auf  ben  nadten  Seib  geträufelt,  ober  mon  !^ielt 
if)nen  godeln  unter  bie  §(rme  unb  gußfo^leu  (SBäi^ter,  o.  o.  D.,  ©.  120). 

£el)rreid)  ift,  \va§  ber  ^ntenbont  ber  gro^nteii^nomSproäeffion  Lic. 
Dr.  Subwig  SJiüHer  bem  ^erjog  ?nbred)t  üon  93aiern  über  bie 
golter  berichtet:  „©obil  bie  beJeff en  gottlojen  SSeiber  im  galtentfjurm  be* 
langt,  f ollen  d.  f.  ®.  wiffen,  ha'ii  wir  nod)  mit  feiner  met)r  2Rüt)e  ge^bt, 
alg  mit  bijer,  welche  man  2)üel  nennt  unb  weld^e  laut  Sluffog  —  ®ott  be= 
pet  un»  —  ben  Sucifer  bei  ir  f)oben  foü.    S)en  erften  Sog  ^ot  ft)  gar  Dil 


V.  3ufammenfaffung  b.  (Scnjcn  u.  SBiberlegung  ulttamontaner  Sügen.    617 

®ie[e  ©reuel  ber  golter  gefdE)af)en  unter  ben  Stugen  unb  mit 
SBiffen  ber  „@tattl)alter  Sf)ri[ti" ;  fie  tüurben  tierübt  üon  Sanbe§^ 
Ferren,  bie  S3ifct)öfe,  b.  i).  „9Zac^f olger  ber  St^oftet",  unmittelbare 
Untergebene  be§  ^apfte»  waren;  fie  gefc^atjen  nicfit  tiereinjelt,  fon= 
bern  2ag  für  ^ag,  in  gefe|mä^ig  tion  ber  ^irc^e  üorgef(f)riebenen 
formen ! 

9)ie()r  noc^!  Seb()afte  Silagen  ujurben  gegen  bie  Sniuifitoren 
geführt  über  bie  tjäufige  5(niüenbung  ber  ?5oIter;  fie  iDurben  be-- 
fdiutbigt,  neue,  ou^gefudjte  golterarten  einjufütjren  (tormeuta  de 
novo  exqnisita:  Collect.  Doat  XXXII,  266).  ©elbft  ein  ^apft, 
Clemens  V.,  fiet)t  fi(^  gu  bem  ÖJeftänbni^  gcni3tt)igt,  ha'^  biejenigen, 
bie  ben  ^nguifitoreu  in  bie  §änbe  fallen,  „n^egen  ber  (Sd^recfniffe 
ber  Werfer  unb  ber  dualen  ber  S'olter  (sevitia  tormentorum)  i()ren 
©eift  aufzugeben  gezwungen  finb"  Doat  XXXIV,  4).  Slber  tro^ 
SIttem  ift  bem  ^apftt()um  bie  (gr!enntni^  nid^t  aufgegangen,  ba^ 
bie  golter  unmenfdilic^  unb  und^riftlid)  fei!  SSiele  innerl)alb  ber 
(St)riftenl)eit,  ®eiftlid)e  tüie  Saien  —  id;  erinnere  nur  an  @pee  — 
finb  5U  biefer  (Sr!enntni^  gelangt,  bie  gottbefteHten  §üter  tion 
©taube  unb  Sitte,  bie  ^ä^fte,  nic^t.  ©ie  ^aben  bie  j^olter  tior= 
gefd^rieben,  fie  Ijoben  ^norbnungen  über  it)re  SInnpenbung  feftgefe^t! 
9}tan  bente  ftd^,  S^riftug,  beffen  „©teaüertreter"  bie  ^äpfte  finb, 
ol§  Urljeber  einer  {^otterorbnung ! 

Unb  noc^  me^r!  2JJit  ber  golterung  tt3ar  faft  regelmäßig  — 
bei  golterung  tion  |)ejen  immer  —  bie  gröbfte  SSerle^ung  ber 
©diaml)aftig!eit  tierbunben.  ^ie  armen  9Jienfd)en  »urben  am  ganjen 
Körper,  aud^  an  ben  ®efd^tedjt§t()eilen  gefdf)oren;  man  fu^te  na^ 
^ejenmalen,  uad)  öerborgenen  B^ubermitteln.  ®ie  „Statttjalter 
e^rifti",  bie  ^ad^folger  ber  ^Tpoftel",  bie  götttid)  beftettten  §üter 
unb  233äd)ter  ber  djriftlidjen  SUJoral  fanben  nic£)t»  2;abeln§tuertl)c§ 
an  foIcEien  Dbfcönitäten  (oben  @.  64.  65.  417.  558). 

unb  treuli^e  ftud  Be!ennt,  aber  geftevn  unb  I}eunt  f)at  fie  e§  über  afle  con- 
frontationes  unb  grofee  fettere  matter  aüe  wiber  getäugnet.  ©od^  ttjeint 
ft),  unangefe:^n,  ia^  ft)  {)eult  unb  fc^reit,  fatn  ainige  Qai}t;  trag  forg,  nix 
tüerbeu  nod)  üit  mit  ir  je^iibüi  t)aben,  bi§  njir  bie  lüal^r^^eit  be* 
lommcn  mögen.  Sie  9[Rargret  ift  geftern  üon  ber  5)üet  wegen  breimal 
on  unb  mit  ®en)icf)t  graufam  gemartert  ttjorben;  ®ott  ttjell,  bafe  fie  bie 
njo'^rf)eit  'herausbringen"  ^bei  Seift,  @efcf|i(^te  ber  ait^märtigen  SSer» 
tretung  Saierng  im  16.  3at)r^.,  SSamberg  1889,  ©.  48;. 


618  aSierteä  93ucf).     ®ie  SSerantttiortli^feit  beä  «ßo^ftt^umg. 

Man  tüitt  t)te  ^äxk  be§  SSerfa^ren§  gegen  ^e|er  unb  ^ejen 
mit  bem  ^intüei»  entfd^ulbigen,  ba^  bie  trettlid^en  @eridjte  nod^ 
prter  oerfaljren  feien  unb  ha'^  bie  ©raufanileit  be§  tüeltlic^en  ^ro» 
jeffel  für  ben  fircEiIid^en  SSorbilb  getuefen  fei.  Saffen  h)ir  biefe 
SBe^auptung  einmal  gelten.  Sft  e§  benn  aber  nidEit  2(ufgo6e  be§ 
^a)3fttt)um§  unb  ber  ^ircEie,  bie  »errötete  SD^Jeufd^fieit  auf  eine  ^ö|ere 
^ulturftufe  5U  führen?  bleiben  bie  „©tatttjalter  S^rifti"  felbft  in 
ber  9io^l)eit  if)rer  3^^^  fteden,  folgen  fie  fogar  biefer  fRoti^eit  al§ 
einem  SSorbilbe,  bann  ift  e§  mit  ber  @öttlicf)!eit  be§  ^apftt{)um§ 
bodE)  toof)!  enbgültig  au§. 

Dbenbrein  ift  e§  aber  eine  Unn)al)rf)eit,  jur  ©ntlaftung  be§ 
^apfttt)um§  unb  ber  ^ird^e  ben  lüeltli^en  ®ericf)ten  bie  fc^föere 
©c^ulbenlaft  ber  golter  auf^ubürben.  ytxä^t  bie  ^ird^e  ^t  bie 
©raufamfeit  üon  ben  meltlirfien  ©eriditen,  fonbern  bie  meltüdEien 
©ericEite  Ijaben  bie  (55raufamfeit  üon  ber  ^irc^e  gelernt.  ^Darüber 
finb  ernfte  gorfdier  einig;  id)  tüitt  nur  jtüeien,  fRiejIer  unb  ^Tanon, 
^räfibent  be§  ^arifer  ^affation§£)ofe§,  ha^  Söort  geben:  „S^em 
alten  beutfi^en  9fied)t  toar  bie§  33emei§mittet  fremb.  ^urd^  bie  ^n^ 
quifitoren  aber  trurben  bie  föeltlid^en  Sfiid^ter  angemiefen,  bie  ^^olter 
5U  gebraucf)en,  unb  nad^bem  fid)  bie  9ticf)ter  in  ben  Se^er-  unb 
§ejen)3ro3effen  an  biefe§  S3eiüei§mittet  geroöijnt  ^tten,  log  e§  naije, 
ha'^  fie  ba§feI6e  aud)  bei  anberen,  rein  meltlic^en  ^rojeffen  an* 
lüanbten.  SDie  9}JögIid)!eit,  bo^  baneben  noc^  ein  anberer,  birelt 
üon  ber  ^enntni^  be§  römifctien  9^ec^t§  f)erfül)renber  SBeg  betreten 
mürbe,  foll  nid)t  beftritten  merben.  S^urc^  ^öpft  ^nnosenSIV. 
ift  bie  ?5otter  bei  ^jejenprojeffen  gefefelic^  eingefüljrt  hjorben"  (@e» 
fc^i^te  ber  ^ejenprojeffe  in  S3aiern,  Stuttgart  1896,  ©.  60).  „®a§ 
Snquifition§tierfaf)ren  ^t  tiefe  ©puren  Ijintertaffen  im  ^riminalred^t 
?5ran!reicf)§  unb  ber  meiften  übrigen  S3ö(fer  (Suropa§.  S)ie  t)ärteften 
3üge  ber  ^riminaljuftiä  be§  9[RitteIaIter§  finben  in  i[)m,  menn 
nidE)t  if)re  erfte  unb  fd)ärffte  2tu§prögung,  fo  bod)  i()re  ft)ftematifd^e 
Slntoenbung"  (Tanon,  Histoire  des  tribuneaux  de  llnquisition  en 
France,  Paris  1893,  SSorrebe,  «S.  II.  Sie  gleid^e  5(nfid^t  öertritt 
®l§arle§  Sea,  Histoiy  of  the  Inquisition  I,  559). 

2Ö0  t)at  in  c^riftIicE)en  Staaten  jemals  ein  ®efe^  beftanben,  ha^ 
fo  barbarifc^  gegen  Xobte  müt^ete,  mie  bie  ^nguifition  ber  „Statt« 
Ijalter  S(}rifti"?    SDie  )3ö)3ftlid)en  ^nquifitoren  liefen  ^e^erleidfien 


V.  Qufammenfaffuug    b.  ©anjen  u.  SBibecIcgung  ultramontaner  iiügeit.    619 

au^graBen;  in  empörenber  Steife  njurben  bie  öeirf)name  burd^ 
bie  ©trafen  gefi^Ieift  auf  ben  (2d)inbacfer  geiüorfen  ober  öerBrannt. 
2(u(^  bei  biefer  äu^erften  9to{)f)eit  l^abtn  toir  e§  nid^t  ettoa  Uo^  mit 
öorüberge^enben  ^luSbrüd^en  ju  tfjun,  fonbern  biefe  Unmenfd^Iic^^^ 
feiten  n}aren  eine  ftefienbe  ©inrid^tung,  fie  traren  päpftlid^eS  ®efe^; 
unter  SInrufung  @otte§  tüurben  in  feierlid^er  @ericf)t§fi|ung  bie 
SSer[tor6enen  p  biefer  (Sd)änbung  üerurt()eilt  (@.  36.  48.  60.  159). 

STöbtung  unb  f^o^terung  ber  ^e|er,  Scid^enfcfiänbung  nnb  ©nt- 
e^rung,  jal)rf)unbertelang  oon  ber  Sirctie  üerübt,  finb  für  ben  2(n= 
fprud^  i^re§  |)aupte§,  j^ü^rer  auf  bem  SSege  einer  erleud)teten 
d^riftlid^en  Kultur  unb  SJJoral  ju  fein,  üernic^tenb.  SDie  üom 
^apfttl)uni  üertretene  Kultur  unb  9JioraI  ift  untilgbar  bemafelt  mit 
©raufamfeit  unb  Unreligion;  aber  bie  |3äpftlid^e  ^oxal  ift  aud^ 
nod^  beffecEt  mit  Sug  unb  2^rug.^ 

SWan  lefe  bie  3Rat()fdE)Iäge  nad),  bie  ber  |)äpftlic§e  ©eneral^ 
inquifitor  (St)meric  unb  anbere  berufene  ©diriftfteller  über  bie 
Snquifition  geben,  um  einen  ber  ^e|erei  ober  |)e£erei  5(ngefd^u(bigten 
in  ber  Ütebe  gu  fangen  unb  fo  feine  SSerurtl^eifung  {jerbeijufüfiren 
(oben  @.  41  ff.  414  ff.  452).  '^k  S^erlogent^eit  unb  Unwa^rf)aftig!eit 
finb  ^ier  (Stiftern  getoorben,  unb  bie§  abfc^eulid^e  Sl^ftem  ift  nid^t 
etttja  bie  3Iu§geburt  eine§  ©injelnen,  e§  ift  ba§  @t)ftem  ber  päp^i-- 
lid^en  ^nquifition  fetbft.  ®ie  in  ben  ^nquifitionS^aubbüdiern  auf= 
gef)aufte  Unmoral  fällt  bei  bem  bamal§  ollmäcfitigen  ^äpftliaien 
3enfurmefen  ganj  unb  gar  bem  apoftolifdien  Stutjfe  jur  Saft.  Unb 
biefe  öom  ^apftt^ume  gebilligte  Unmoral  öerfolgte  ben  Biued,  "i^a^ 
öergeffe  man  nid^t,  SDienfd^en,  ©Triften,  auf  ben  Sd§eiterf)oufen  ju 
bringen ! 

3ufammcnfaffenb  fdjreibt  äJloIinier  mit  üoffem  9ted)t  (a.  a. 
D.,  @.  462). 

„%k  ^rd^e  fd^manfte  in  Se§ug  auf  i§re  ©egner  eine  Zeitlang 
jtotfd^en  5tt)ei  ©tjftemen:  bem  ber  ©anftmutf)  unb  bem  ber  milben 
©emalt.  S)a§  ©üangelium  rietf)  if)r  ba§  erftere  an;  ba§  jtüeite 
tonnte  fie  nur  ben  fcf)Iimmften  römifdjen  ©äfaren  enttefjnen,  bie 
gebranbmarft    maren    üon   ben    d^riftlicfien    Stpologeten.     ®ennod§ 


1  ®ie  jc^änbUc^en  ©runbjä^e  ber  ultramontonen  SJioral  über  SSäa^c- 
Ijaftigfeit  unb  Streue  im  5lttgemeinen  betjanbele  id)  au^fü^rlicf)  im  äWeiten 
S3anbe  biefe^i  SBerfeä. 


620  58ierte§  5ßucf).     2}ie  5ßcrantroort(icf)feit  be§  $ap[tt^umi=. 

irä^Ite  fie  bie§  gtoeite,  üon  bem  bie  Erinnerung  an  bie  a)?ärt^rer 
fie  i^ätte  fern  I}alten  muffen:  fo  trat  bie  Snquifition  in'§  Seben. 
2{tl  bie  Snfl«ifition  üerfc^njanb,  iPar  ba§  ^apftt^um  fiegreid^,  aUx 
e§  toar  bemaMt,  e§  iüar  Beraubt  eines  X^eileS  feiner 
größten  Äraft:  feine§  moralifc^en  3flufe§.'' 

^ft  e§  5U  üiel,  trenn  ein  bclgifd)er  gorfc^er  bie  grage  fteüt: 
„SBer  ^at  ben  «Seelen  bcn  §o|  gegen  bie  ^e|erei  eingeflößt,  ta^ 
©amenforn  für  bie  9?eligion§friege?  S)ie  ^trc^e,  bie  ^on-- 
jilien,  bie  ^äpfte.  2öer  (jat  ben  Schlachtruf  gegen  bie  ^e^er 
ertioben?  S)ie  „^eiligen"  S3äter,  bie  „t)eiügen"  ^on  = 
gilien,  bie  5ßö^fte,  „bie  Statthalter  ®otte§".  SSer  I)at 
bie  gürften  aufge§e|t,  icer  I)at  it)nen,  unter  ©trofc  ber  (Sjlont' 
munifation  unb  Slbfe^ung,  befot)Ien,  bie  Sieger  auszurotten?  ®ie 
„fettigen"  ^onäiUen  unb  „bie  Statthalter  (J^rifti".  5tB 
bie  Scfieiter^ufen  nidjt  me^r  au§retcf)ten,  Wer  f)at  ha  bie  ©laubigen 
^u  ben  Söaffen  gerufen,  tt)er  f)at  an§^  bem  2;obtfc^tag  feiner  Srüber 
ein  3D?itteI  gemacf}t,  fic^  üon  Sünben  gu  reinigen?  ®ic  ^ird^e" 
(Revue  de  Belgique  1877,  8.343).  Sft  bie§  etföa  Uebertreibung? 
S^ein,  föa^rüc^  nic^t!  ^enn,  h)ie  Soffuet,  ein  getriß  unüerbäc^tiger 
^euge,  f(f)reibt:  „®ie  ^ird)e  ^t  uic^t  nur  bie  ®efe|e  [gegen  bie 
S?e|er]  befolgt,  fonbern  fie  l)at  fie  üon  ben  dürften  geforbert.  Sie 
i)at  fic^  niemals  über  bie  §ärte  folc^er  ©efe^e  befct)lüert,  im 
@egent(}ei(,  bie  meiften  finb  üon  ^onjitien  unb  ^äpften  gebilligt 
unb  üeranlaßt  Ujorben  (Oeuvres  XVII,  S.  412.  455). 

2luS  ber  ®ef^i(^te  ber  ^äpftlidien  ^nquifition  treten  un§ 
befonberS  abfrf)rec!enb  roI)e  ®raufam!eit  unb  bünbtüütl)iger 
|)aB  entgegnen;  h)enben  iuir  un§  gum  §ejenn)al)n  unb  feinen 
golgen,  fo  bleiben  biefe  3üge  in  bem  S3ilbe  ^äpftlic^er  foäial-- 
lultureöer  SBirffamfeit,  aber  eS  gefetlen  fi^  nod^  p  i^nen  h)üftefter 
5(b  er  glaube,  üerbunben  mit  einer  SttleS  überfteigenben  Uw- 
flätt)ig!eit. 

Sd)  erinnere  an  bie  SBuIIe  ©regor  IX.:  Vox  in  Kama 
(S.  215  ff.).  ®er  ©laube  an  einen  perfönli^en  teufet  —  id| 
laffe  feine  biblifd^e  ^eredjtigung  ba{)ingeftetlt  —  ift  I)ier  bur(^ 
ben  „Statthalter  Stjrifti"  jum  wiberUJÖrtigften  pornograp()if^en 
SBa^nfinn  geworben,  ©regor  IX.  foll,  fo  fagt  man,  nur  ertttä^nt 
t)aben,  njaS  i^m  berid)tet  loorben  ift.     ©elüiB,  aber   er  ftettt  ha^ 


\ 


V.  3uJöi"i"Cttfoffun9  ^-  ®anäeti  u.  SEBiberfegung  ultramontaner  Sügen.     621 

©crid^tetc  aU  ^^atfac^e  f)in,  er  forbert  aii]  ®runb  ber  95ericf)te 
§um  blutigen  ßinfcireitcn  gegen  bie  2{n6eter  be^  ^aitx--  unb  S8ccf' 
2;eufel§  auf,  unb  er  wu^te,  ba^  feine  2(ufforberung  üon  furdbt» 
Borftcr,  Blutiger  2Bir!ung  fein  werbe.  (Sin  h)irfli^er  „Stettoertreter 
©l^rifti"  l^fttte  fotc^e  S3erirf)te  aU  5(6ergIauBe  djarafterifirt,  er  f)ätte 
mit  bent  Sidfit  be§  wahren  S{)riftentf)um§  in  biefe  5(bgrünbe 
menfd^üc^er  ?5infterni§  aufftärenb  f)ineingeteucf)tet. 

Unb  ift  cttoa  ber  SeufelSaberglaube  ber  „(Statthalter  Ktjrifti" 
nur  eine  gefd^i($tIicE)e  (Erinnerung,  eine  95erfteinerung,  bie,  fo 
üerni(|tenb  fie  auc^  gegen  bie  (^Jijttlic^feit  be§  ^apftt^umg 
§eugt,  boc^  tt)enigften§  ^eute  nici^t  me^r  gum  SSeftanbe  pöpft» 
lieber  5tnfd§auungen  gefjört?  9^ein,  auc^  gegenwärtig  noc^  »er-- 
tritt  ber  ^apft,  \va§  feine  SSorgänger  ©regor  IX.  u.  f.  to.  im 
9Jiitte(aIter  oertreten  f)aben.  Xie  päpftlid^e  ^oenitentiarie  in 
9Jom  —  haSi  ^öc^fte  |5äpftlic^e  5ßu§tribunal ,  ba§  für  bie  ganje 
fatf)oIifcf)e  Stjriften^eit  bie  I)ö(f)fte  Serufung^inftanj  in  C^ewiffen»' 
facfien  bilbet  —  ertfjeitt  norf)  ^eute  ben  ©eid^töätern  „bie  'iQolU 
mad)t,  ju  abfolüiren  oon  ben  ürc^It^en  Strafen,  bie  ficf)  ^Jiänner 
ober  {grauen  jugejogen  f)aben  buri^  ß^uberei,  burct)  2(nrufung  be-3 
XeufeB  unter  ^ilbfd/Ue^ung  eine»  35ertrage§,  wobur^  if)nt 
bie  Seele  übertaffen  wirb.  ®ie  Urfdirift  biefe»  9Ser= 
tragen  mu^  jugleid^  mit  ben  ^ßw^ermitteln  üerbrannt 
Werben"  (Avanzini,  Commentarii  de  Constitutione  Apostolicae 
Sedis,  beutfc^  öon  ^ömftebt,  ^räfe«  be§  bifdjöff.  ^nabenfeminor» 
äu  SWünfter,  SWünfter  1873,  S.  10). 

Unter  bent  (Sinftuß  ber  ^eufetS-'SSutle  ©regor'g  in  $ßerbinbung 
mit  ö()nüc^en  ^unbgebungen  feiner  9cad^foIger  hiS^  l^erab  auf  bie 
Gegenwart  ^at  fid)  in  ber  fat^olifdien  ^ogmatif  unb  öon  bort 
ou§  in  ber  !at{)OÜfd)en  (£rbauung§üteratur  jener  blöbe  leufel^^ 
aberglaube  feftgefe^t,  ber  faft  au§  jebem  Suc^e  biefer  ©attung 
fra^en()aft  un§  entgegengrinft    f.  bie  ^Belege  oben  S.  291  ff.). 

©äbe  e§  aud^  feine  blutigen  ^ei-enoerfolgungen,  bie  ßulaffung 
unb  SSiHigung  biefer  2euf  elStiteratur,  bie  meiften§  in'»  obfcön 
©efd^Iec^tlid^e  au§artet,  genügte  allein,  um  ben  Stab  ju  bredien 
über  'ba^^  ^a|3fttf)um  al»  »ort  unb  Sd^u^  üon  (J^riftent^um  unb 
©cfittung. 

Unb  nun  erft  bie  blutigen  3?erirrungen  ber  öe^-engreuet! 


622         SSierteä  SSucf).    ®ie  SSerantroortUc^feit  be§  5]Sapfttf)umg. 

ߧ  ift  öon  SBidjtigfeit,  l^ier  gleid^  üon  üorn^erein  einem  Sin= 
föanbe  gu  begegnen,  ber  mt  ein  ^öollroerf  um  "üa^  ^apftt|um  auf= 
geworfen  wirb,  um  e§  f(^ü|enb  gu  trennen  üon  ben  grauenl^ajten 
SSernjüftungen ,  bie  ber  ^t^ctn'ma^n  auf  religiöfem,  fojialem  unb 
fultureüem  ©ebiete  angerichtet  ^at. 

3D^an  fagt:  ®er  'ißroteftanti§mu§  !ennt  ben  ^ejen^ 
föa^n  auc^;  in  proteftantifd^en  ©ebieten  finb  aud^  öiele 
|)unberte  üon  §ejen  gefoltert  unb  gemorbet  lüorbcn; 
proteftantifc^e  ^Ijeologen  l^aben  aud^  burc^  Sßort  unb 
(Schrift  5ur  ?(u§breitung  be§  blutigen  2Bal^nfinn§  bei- 
getragen. 

jDa^  biefer  Sinwanb  in  fat^olififien  föie  in  |3roftantifc^en  Greifen 
(Sinbrucf  madit,  ba^  mit  feiner  ftänbigen  2öieberf)oIung  bie  @e= 
mutier  \i<i)  beruhigen,  ift  ein  trauriges  ^eii^ien  für  bie  Sen!ober= 
fläd^üc^feit  ber  SJJenfc^en. 

Sa,  e§  ift  leiber  tvaijv,  ttia§  l^ier  üom  ^roteftonti§mu§  gefogt 
tüirb.  5(uc§  feine  ®efc^icf)te  ift  öon  S^riftenblut  befledt,  aucf)  bei 
i^m  finbet  fic^  biefer  greuliche,  un(^riftlid^e  21berglaube.  Slber 
ft)irb  burc§  biefe  Stl^atfacEie  bie  ©c^ulb  ber  fat^olifctien  ^ird^e  unb 
be»  $a|3fttt)um§  ttjeggemifc^t  ober  aud^  nur  üerminbert?  SBerben 
Unc^riftlic^feit  unb  Unmenfd^Iic^feit  be§  ^apfttt)um§  baburc^  jur 
(J^riftlid^feit  unb  9}^enfc§IicE)!eit,  ta'^  fte  fid^  au^  auf  md^t'-lat^o-- 
lifd^er  Seite  finben? 

"^iüä)  abgefe^en  üon  biefer  fe^r  nai)eüegenben  (Srnjögung,  bietet 
ber  ^intoeiä  auf  bie  33erfe^Iungen  be§  ^roteftanti§mu§  nic^t  nur 
feinen  Gntftfiulbigungggrunb  für  bie  „Statthalter  S^rifti",  fonbern 
er  lä^t  i^re  fd^lüere  Scfiulb  nur  um  fo  flarer  tierüortreten. 

3m  ^roteftanti5mu§  giebt  e§  feine  Stelle,  bie  fid^  göttlid§e§, 
entf(^eibenbe§  2lnfe|en  gufc^reibt,  bie  \iä)  jum  unfehlbaren  j^ü^rer 
auf  bem  ©ebiete  be§  ©laubenS,  ber  5IRoraI,  ber  Sluttur  u.  f.  tu. 
aufmirft.  SSerirrungen  innerhalb  be§  ^roteftantiSmu^  fallen  ben 
ßinjelnen,  bie  fie  bege^^en,  jur  Saft,  mögen  bieje  ©injelnen 
Sutl^er  ober  tüie  immer  Ijei^en.  2Ba§  aber  ber  ^apft  al§  ^apft 
tbut,  ift  —  nad)  fat^oIif(^er  2el)re  —  bie  Zijat  berjenigen  dm-- 
rid)tung,  bie  ©Ott  ^um  untrüglichen  Sd^u^e  be§  d^riftliclien 
®Iauben§  unb  ber  d^riftlic^en  ©efittung,  befleibet  mit 
^öd^fter  5iuftorität,  ber  alle  9}?enfc^en  gum  @et)orfam  üer* 


V.  3"iflni"icnf'iff""S  ^-  ®anjen  u.  SBiberlegung  ultramontaner  Sügen.     623 

pflichtet  ftnb,  in  bie  Söelt  gefegt  Ijat  Sutt)er  unb  bte 
übrigen  9ieformatoren  {)ätten  e§  tüeit  üon  fic§  gen)iefen,  fotd^  eine 
öon  ©Ott  gefehte  „(Sinridjtung"  ju  fein.  (Sine  parallele  siüifc^en 
^apfttt)nm  unb  irgenb  einer  anbern  religiöfen  ©emeinfd^aft  giefct 
eg  nic^t;  ta^  ^apfttl)um  ift  göttüc^,  oKeg  5tnbere  i[t  menfc^Iicf). 
^a§  ift  ber  ©tanb^unft,  üon  bem  au§  jeber  SSergleic^  än)ijd§en 
^apftt^um  unb  Sutt)ertl}um,  äiuifcfien  ben  2;^aten  be»  einen  unb 
benen  be§  anbern  jur  Unmöglidjleit  lüirb. 

lleberbieS,  feit  tvann  mifet  benn  bie  !att)otifd§e  ÄHrd^e  i^rc 
e()riftlic|feit  unb  ©ittlidifeit  an  ber  dfiriftlid^fcit  unb  ©ittlicfifeit 
be§  ^roteftanti^muS  ?  2)ün!t  fid^  Stom  mit  feinem  e^riftenti)um 
unb  feiner  SJioral,  e'ben  megen  feiner  Unfe^Ibarfeit  unb  (5JöttIi(f)!eit, 
nid)t  unenbli^  erfioben  über  \)a§  proteftantifc^e  S^riftent^um  unb 
bie  proteftantifd^e  Tloval?  ''Md)  römifd^er  Stuffoffung  nennt  fic^ 
ber  ^roteftanti^mu»  nur  gu  Unred^t  d^riftlid^.  2Bie  fönnen  alfo 
bie  l'^aten  biefe§  @c§eind^riftentt)um§  iierangejogen  lüerben,  um 
bie  2^()aten  be§  aßein  ed)ten  S()riftentf)um§  ber  fat^olifd^en  ^ird^e 
ju  entfc^ulbigen? 

Unb  enblii^,  üon  Wem  l^at  ber  ^roteftantilmuS  ben  ^ieufetS» 
unb  |)egeniüa{)n  unb  ba§  @t)ftem  ber  ^ei'enüerfolgungen  benn  üBer* 
!ommen?  Gben  weit  ßutl^er  u.  f.  w.  SJJenfd^en  toaren,  finb  fie 
in  SSietem  au§  bem  it)nen  eingeborenen  unb  Slnerjogenen 
nid^t  {)erauggefommcn;  fie  blieben  Sl'inber  it)rer  3eit,  fie  ot^meten 
bie  Suft  itjrer  B^it,  unb  biefe  Suft  toai  fattjolif^e  Suft,  ge  = 
fc^njängert  mit  bem  müften  XeufeU*  unb  ^egenmalin. 
Sa'^r^unberte,  elje  e§  ^roteftanti§mu§  gob,  ioud^erte  in 
ber  tat^olifd^en  ^ird^e  biefer  entfe|Iid)e  Aberglaube; 
fein  gortbefte^en  innertialb  be§  ^roteftanti§mu§  ift 
crOIii^e  Scioftuttg  burd^  ben  ^at^oIiji^muS.i 


'  Xreffenb  jc^retbt  §anfen  (Saubcvttja^n,  ^nquifitton  unb  |)ei-enpi-oäe6 
im  SJitttelalter,  Ttmi^tn  1900,  ©.535):  „(5o  erftärt  fic^  benn  auc^  ot)ne 
ttjeitere^  bie  ötet  erörterte  Xfiatjac^e,  ta'^  bk  Steformation  feinen  un  = 
mittelbar  befreienben  ©influfe  ou^  bie  Ungefjeuerüi^feit  be§  ^ejentuatinä 
geübt  t)at.  Um  bie  9Benbe  he§  16.  Qafir^unberty,  atfo  öor  bem  9Iuftreten 
£ut^er§,  mor  biefer  3Ba^n  bereite  fein  ougid^liefelic^  tI)eoIogifc^er  me:^r,  fon^ 
beru  er  war  jcf)on  §um  GJemeiugut  ber  gebilbeten  SBelt,  oI§  3;^ei[  ber  all* 
gemeinen  SBeltanficftt  geworben,  melcf)en  bie  bem  SBirflic^fettäf inne 
f^ftematifct)  entfrembete  9}tcnfcf)^eit  au^  ben  §änben  berjenigen 


624  SSicrtes  93u(^.    2^te  SSerantraortüdifeit  be»  ^apftt^uml. 

5:a§  finb  SBa^rfjeiten  gtei(f)fam  a  priori;  fie  tüerben  fceftätigt 
burc^  bie  ©efd^id^te. 

S)ie  fat^olifc^e  §ejenüteratur  i[t  SSorBilb  getücfen 
für  bie  :proteftantifc^e.  9J?an  mag  bie  233er!e  ^roteftantifd^er 
j^fieologen  ober  |3roteftantifd}er  fünften  auffctilogen,  i^re  2ei)ren 
über  Xeufell=  unb  ^ejenJüa^n,  ifire  Slufforberungen,  ^ejen  ju  tobten, 
ftü^en  fid)  auf  fatl^olifc^e  SSorgänger.  gorttt)ä[)renb  luerben  auf 
proteftantifc^er  Seite  ber  öejenljammer,  S^elrio,  Sin^felb 
u.  f.  tu.,  u.  f.  tö.  al§  5(utoritäten  aufgeführt. 

@in  Befonber§  fc^Iagenbe§  Söeif^iel  für  biefe  5Ib{)ängigfeit  be§ 
;)roteftantifc^en  ^eyetiglauBeug  öom  fat^olifc^en  §ejenglauben  bietet 
ber  berütjuite  proteftantifdie  Surift  ßariD^ott)  ^^1595 — 1666).  (§x 
war  ein  ^ejeuüerf olger  unb  |)eEenmörber  im  ©ro^en;  feine  Sd^riften 
^aben  üiel  beigetragen  gur  t^eftfe^ung  be§  blutigen  SBaf)ne§,  aber 
er  ftanb  auf  ben  Sdjultern  ber  päpftüdjen  ^nquifitoren  Sprenger 
unb  S^ftitorig;  i()r  SBerf,  ber  „^egen^ammer",  ift  bem  prote= 
ftantif(|en  fünften  unanfechtbare  ^^{utorität.  f5orttüä|renb  füfirt 
er  jum  S3elege  feiner  5(nftd)ten  bie  2(u§fprüd)e  ber  fatf)oIifd)en 
Slaffifer  be§  §ejenma()n§  an:  SSingfelb,  SDelrio,  S^ina, 
©riüanbi,  9fiemigiu§.  §Iuf  gwei  (Seiten  beruft  er  fid^  nic^t 
weniger  aU  fec^Smal  auf  ben  „§ejen^ammer".  2lud)  ©arpjott) 
tiert^eibigt  ben  greulid^en  5S^obn,  ha^  bie  2^eufel  mit  ben  SJJenfc^en 
ben  S3eif(^Iaf  oottgiefien,  aber  er  ftü^t  fid^  bafür  „auf  ta^^  2(n« 
fe^en  ber  gewid^tigften  2)?änner"  auctoritate  gravissimorum 
virorum;,  nämlic^:  bie  SSerfaffer  be§  §ejent)ammer§,  ^elrio, 
S3in§felb,  ©rillanbi  (Practica  nova  rerum  criminalium,  Witten- 
berg. 1635,  I,  404—436,  befonber§  415,  416).  Unb  wie  daip- 
§ow,  fo  erWeifen  ftcE)   au(^  bie  übrigen   proteftantifc^en  Srf)eoIogen 


Slutorität  (bei  ^a:pftt§umä)  entgegen  genommen  i)atte,  öon  ber  fie 
gen)of)nf)ett§mäBig  ©loubenloorfteüungen  überfam  unb  all 
unerflärlic^e  @ett)i§!)eiten  acce^jtirte." 

9(n  ber  3(uffaffung  öon  ber  erbücf)en  Setaftung  bei  ^roleftantilmul 
burc^  ben  ^atfjoliäilmul  in  SSejug  auf  Seufell^  unb  §ejenttia^n  mufe  ic^ 
feftt)oIten  tvofe  ben  Sluefü^ruiigen  öon  Dr.  Dtto  ^ellmutf)  §o^3fen 
(SJiünc^ener  Mq.  3tg.,  Seilage  üom  20.  Februar  1901).  (Seirife  bietet  bie 
33ibel  2(nl]attl:pun!te,  bie,  »enn  oerjerrt,  biejen  SBa^^n  äeitigen  fönnen.  SRic 
märe  er  ober  öon  ben  ^Reformatoren  gejeittgt  lüorben,  wenn  fie  in  biefer 
§initd)t  nic^t  in  fat^olij^er  Scf)riftaullegung  befangen  gettiefen  roären. 


V.  B"ii»"'"enfaffuttg  b.  ©anseu  u.  Sßibcrfegung  iiltratiiontaner  Sügeti.    625 

unb  Surften   ai§  bie   gelehrigen  <Bd)i\kx   i^rer  fatfiolifcfien  2d)X' 
meifter.  ^ 


1  ®§  ift  alfü  entoeber  grobe  ®cn!fouIf)ett  ober  betüufete  ©ntfteHung, 
föemt  ber  ^ejuit  ©uljr  jd)rei6t:  „®mi\]  trifft  manrfjc  [fatr)oIifc^e]  2;t)eo= 
logen  6(i)utb,  ober  I)aben  bteSui^iften  iiictit  ebeujoüiel  ober  no(^  mef)r  Sc^ulb 
ju  berantnjorten?  SBie  nel^men  fid)  §.  S3.  bie  ^jroteftontifdien  Xfjeologcn 
®ö:^aujen  unb  (Sarpgofö  gegen  bie  f atl^oüfcljen  Sfjeologen  Scanner 
unb  Spee  an§"  (3tfd)rft.  für  tattjot  Sfjeotogie  1899,  IV,  734)?  ®ie  einjig 
iDoI}re  2(nttt)ort  ouf  biefe  breifte  t5^age  ift:  ©ie  neljinen  fid}  oul,  njie  (Sd)üler 
fid)  gum  Seljrmeifter  ausnehmen.  5(uc^  ^anffen^^aftor  fd)reiben 
rutjig  ben  <Ba^ :  „3iir  9(u^breitung  ht§  ®Iau6enä  an  bie  ungemeffene  Wad)t 
bc§  ©atang  f)atte  ber  Stifter  ber  neuen  :j)roteftantifd)en  ®ird)e  [i!utt)er]  oufeer= 
orbentlid)  biet  beigetragen"  (®fc^t.  beg  bentfd)en  S8oIfe§  VIII,  491).  ®a§ 
aber  fd^on  Sa'^t^un^ei''te  bor  Sut^er  bie  „Statthalter  (£t)rtfti"  unb  i^re 
^nquifitoren  fid)  „bie  9(u5breitung"  biefeg  ®Iauben§  fe^r  angelegen  fein  liefen, 
baf3  it)re  3luäbreitung^mittel  geuet  unb  Schwert,  Äangel  unb  33e{d}tftu'^I 
föaren,  ia^  „ber  ®Iaube  an  bie  ungemeffene  9Jlad)t  be^  jEeufeli?"  öon  ben 
^jöpftli^en  2I)eoIogen  oB  Äennjeidjen  eckten  ©f)riftentt)um^  tlingeftetlt  inurbe: 
iia§  t)erf(^tt)eigen  biefe  ßJefc^idjt^fälfc^er.  —  3"  einem  lüatiren  §aufen  finben 
fid)  Untt5a^rt)eiten  unb  ©ntftellungen  aufgefd)icl^tet  in  bem  ultramontanen 
„Kir(^enIejtfon",  l^erau^gegeben  bon  JEarbinat  .^ergenrötl^er  unb 
5[5rofeffor  Jiauleu  tu  Sonn  (greiburg  1888,  V,  1988  ff.):  „®er  ^ampf  gegen 

ben  §ejengtauben  ift  öon  Seiten  ber  Uixdft  niemals  oufgegeBen  Sorben 

®ie  gro^e  5tu§breitung  be§  .'gejenglaubenS  ift  föefentlid)  ben  furdjtbaren 
retigiöä=:poUtifd)en  unb  fojialen  SBirren  beg  16.  So'f)rf)uubert)3  juäufd^reiben ; 
Sum  X^eit  aud^  bem  Sinflu^  berjenigen  |)umoniftcn,  bie  bon  einer  förmlichen 
Sc^ttjärmerei  für  bie  flaffifc^cn  ^tutoren  erfüüt  waren.  2III  eine  weitere  ge* 
mistige  Urfac^e  für  bie  5tu§bet)nung  jeneg  ®fauben§  ift  bie  :(Droteftantifc^e 
2ct)re  bon  ber  91tlgeitialt  Satans  über  jegliche  Kreatur,  bei  öoUer  Df)nma(^t 
beg  fünbigen  S[fJenf(^en,  gu  betrai^ten. . . .  ü)'lod)bem  ber  |)ejenma:^n  unter 
ben  beutfd^en  ^roteftanten  epibemifd)  geworben  war,  bro^  er  fid^  aud^  in 
fatt)otifc^en  Territorien  93a'^n.  Unter  ben  SJot^oIiten  ging  bie  9tufforberung 
gu  peinlichem  S'infcE)reiten  gegen  bie  .^ejen  meift  bora  SSoÜe  au§.  üßei  bin 
^roteftanten  bagegen  Waren  c§  Siii^ifte«  u"b  2;t)eoIogen,  weld^e  bie  §ejen= 
progeffe  aii§  rein  bogmatifd}em  ®runbe  wegen  93ünbniJ3  unb  58ul)lfd}aft  mit 

bem  S^eufel  eingeleitet  wiffen  wollten ^n  9Jom  felbft  ift  nie  eine 

§eje  berbrannt  worben.  Sie  SSuüe  ^nnoäcuä  VIII.  berbanft  it)r  @nt= 
ftet)en  einem  SJompeteuäftreite,  ber  in  Dber=2)eutfc^Ianb  gegen  bie  ^nquifi^ 
toren  er!)oben  würbe,  aU  get)öre  bie  Qauberfa^e  nid)t  bor  it)r  f^orum;  eä 
War  eine  iuri^biftionelle  SUJaafereget  jum  Sd)u^e  be§  fanonifd)en  9iec^te^  .  . . 
®er  S"^flW  be§  §ejent)ammer§  ift  bielfod)  fc{)eu^Iicf),  ober  bod)  nid^t  fo  fc^Iedjt 
aU  fein  Stuf"  (o.  o.  D.,  1994 ff.)  —  ®ie  bon  Korbinal  |)ergeurött)er 
fortgefe^te  „Sonjiüengefdjic^te"  §efele'^  (VIII,  297  ff.,greiburg  1887)  unter- 
brüdt  bei  ber  Sdjitberuug  ber  „Xptigfeit  ^nnoaenl  VIII."  (o.  o.  D.  297  ff.) 
u.  §1 0  e  n  ö  6  V  0  e  d) ,  i)3avfttl^um.    I.  40 


626         SSierte§  33u^.    '2;te  aSerantn)ortürf)feit  be§  ^aiDfttf)um§. 

jTic  ipejengreuel  iiiuerljalb  bes  ^roteftantiSinuS  entlaften  alfo 
ba§  ^aljfttfjum  nic^t,  fie  Belasten  e»  üielmeljr  auf»  neue;  benn  e§ 
finb  SBudEiecungen,  @rf)öJ3tinge  au§  ber  einen  gemeinjamen  SEurjel: 
au§  bem  2Biberc^riftentI)um  9tom§. 

ßinen  ber  §ö^e^un!te  biefeS  SBiber(^riftent(}um§  unb  jugteid^ 
einen  SJiarfftein  in  ber  ®ef(^id^te  be§  %tn\d§'  unb  ^ejenunlDejenS 
fcilbet  bie  ^ei'eniulle  ^nnogenS  VIII:  Summis  desiderantes 
öont  Satire  1484  ^üglc^.  @.  384).  Sie  in  iljrem  SBortlaut  5U 
lei'en  genügt,  ba§  ^apfttf)um,  beffen  (5r5eugni|3  fie  ift,  gu  öerur^ 
ll)eilen;  fo  I)at  benn  aucE)  Bi§I)er  fein  !at{)oIifrf)er  (Sc^riftftetter  ge= 
wagt,  hm  öollftänbigen  SSortlaut  biefeS  fdjmac^öolten  (Sd}rifl= 
ftüdeS,  in  iüe((f)em  SIberglaube  unb  Unfliitljigfeit  fid)  paaren,  ber 
fatf)oIifc^en  Sefelnelt  nütjut^eilen.  ^i^ie  gefeierteften  ultramontanen 
@efc!^i(i)t§f(^reiber  Ijelfen  fic^  bei  biefer  Suüe  loie  bei  ben  üielen 


bie  SSulle  Summis  desiderantes,  unb  ^t,  obtüof)!  fie  Dont  „öejen* 
I)ommer"  fprid)t,  fein  tabelnbes  SSort  für  bteä  fc^euBücf)e  Sud^  ia.  a.  D. 
298;.  —  ^rofeffor  Clroalb,  Se^rer  an  ber  bifcf)öf liefen  2(nftott  ju 
58raun^berg,  f^reibt:  „5;te  fat£)oU)(^e  Äivc^e  ftel)t  in  Segug  auf  bie  §ejen= 
öerfolgungen  ma feilog  ba.  S3en)ei§:  bie  fpesififc^  fat:^Dliic^en  Safir^unberte 
bei  SKittcIalterä  I}aben  ben  greulii^en  Unfug  nicf)t  gefonnt,  unb  in  SRom  ift 
fein  Seijpiel  einer  §ejenejefutton  fonftatirt  «orben"  (Slngelologie,  ^aberbotn 
1883,  S.  211 .  —  2)ie  ton  bem  Qentrumlabgeorbneten  unb  iRebafteur  ber 
„©crmania",  ^aul  Tlajunlt,  t)eraulgegebenen  „®efc^i^t§Iügen" 
f(f)reiben:  „33i§  jur  Qät  ber  eigentlid)en  ^ejenproäefje  begnügte  fic^  bie  Äirc^e 
immer  mit  ben  genannten  gtrafmitteln  [^Ji^äiplinarftrafen  unb  Stulfc^lu^ 
aü§  ber  Äirc^engemeinjc^aft;  unb  rief  niemals  ben  3(rm  ber  tt)eltlid)en  ®e= 

red)tigfeit  jur  blutigen  Seftrofung  ber  3auberei  p  §ülfe ©§  ift  ab furb 

unb  läc^erli^,  ber  Siri^e  eine  SSerantwortung  für  bie  ^»ejenprojeffe  bei= 
§umeffen"  10.  2tuflg.,  3.  219.  232).  —  3(ucf)  ber  gegenwärtige  Srjbifc^of 
öon  So  In,  ®r.  8imor,  ber  ouf  ultramontancr  Seite  aiä  großer  @elet)rter 
gefeiert  wirb,  f treibt  in  Unmiffenfjeit  ober  Unoufric^tigteit:  „diejenigen, 
tvddjt  ouä  ben  ^ejenprojeffen  einen  SSortuurf  gegen  bie  Sircf)e  l^erleiten 
möd)ten,  fotiten  bebenfen,  ta'Q  bie  Sircf)e  bas  Sejenmefen  allegeit  üerbammt 
l^at.  SSenn  xt)U  SSorjc^riften  allgemein  befolgt  irorben  rcären,  fo  ttJürbe  el 
nie  ^ei-enprojeffe  gegeben  fjaben.  'S:k  legteren  tjat  nid)t  bie  Sirene,  fonbern 
bie  roeltlic^e  Sufti§  in'»  Safein  gerufen;  i^r  fäüt  bie  33eranttt)ortUc^feit  ju 
für  bie  fc^mac^üoüen  Ungerec^tigfeiten  unb  ©raufamfciten,  nielc^e  babei  berübt 
njorben  finb.  %ii  Äir^e  t)at  bieiem  Hebel  burc^  $8ele^rung  unb  ©efe^= 
gebung  äu  fteuern  gefugt"  (Ser  Slberglaube,  3.  Stufig.,  S?öln  1894,  6.  69). 

|)ier  am  Sc^luffe  meines  23u^eg  erübrigt  el  fic^,  biefe  ßntftellungen  unb 
Sügen  einjelu  ju  roiberlegen. 


V.  3»ifii""ic"f°ff""9  i'-  ©aiij^en  u.  Söiberleguiig  ultvamontaner  Sügen.    627 

anberen  ijt'ddn  fünften  be^  Uttromontaui^mu»  mit  einem  [tet§  er= 
folgreic^en  3JlitteI:  im  SSertrauen  auf  bie  ^ölinbgläubigfeit  unb  lln= 
tuiffenljeit  iljrcr  Sefer  fälfi^en  fie. 

9iur  einige  SSeifpiele  bie[er  ultramontonen  Sßafjiijoftigfeit  neben 
ben  bieten  üou  mir  jdjon  aufgefüljrten  feien  I)ier  no(f)  bef^rodjen  (oben 
©.69.76.  131  132.  163.  164  ff.  199  ff.  376.  441.  451.  475  ff. 
481.  485  ff.  495  ff.  553.  590.  598). 

äßoljl  ber  berüljmtefte  u(tramontane  S^ird£)engefd)idjt§f(^reit)er  bc§ 
19.  3a()rf)unbert§  ift  ber  im  Satire  1890  aU  Sarbinat^^räfett  be§ 
üatifanifc^en  5(rd^iüö  üerftorbene^arbinat  Sofep^  C)e^"92"^"ötf)er. 
Sn  feiner  bidbänbigen  Slird^engefc^idjte  fi^reibt  er  über  bie  ^e^en- 
butle:  „SiinDjenS  VIII  beüodmäc^tigte  1484  metirere  ^n^uifitoren 
in  5)eutfd^tanb  jum  (5infd}reiten ,  inbem  er  übertjaupt  bie  (Saäjt 
an  bie  geiftüdien  öJerid^te  ju  bringen  fuc^tc,  nm  fo  milbernb 
unb  betet)renb  ju  lüirfen.  Xarauf  entftanb  ber  öietf ad)  mi^=^ 
braud^te  |)egent)ammer"  (§onbbuc^  ber  attgem.  Slird^engef(^id)te, 
1877,  II,  185). 

Sn  tüeniger  SSorten  laffen  fic^  nid^t  leidet  me^r  Unrt)a()rt)eiteu 
au^fpred^en. 

„$8etetjrenb"  tjätte  ber  „©tatttjatter  Sfjrifti"  getüirlt,  tüenn  er 
ben  ^ei'enlüatjn  at§  ba§  bejeidjnet  tjätte,  tcag  er  tdax:  und^riftlic^cr 
Stberloi^;  fo  aber  beftanb  feine  „$8elet)rung"  in  ber  feiertic^en  58e= 
ftätigung  biefe§  2öiberc^riftentt)um§.  ®er  „@tattt)alter  d^rifti"  „be= 
tet)rte"  bie  St)riftent)eit  über  \ia»  ®afein  unb  "ok  Xtjätigfeit  ber 
9e)d)tec^tüd;en  ^irngefpinnfte,  über  bie  daemones  succubi  unb 
incubi ! 

Unb  „mitbernb"  ^aht  ber  ^o^ft  eingegriffen?!  Seit  bie  Söett 
ftetjt,  finb  nic^t  fo  graufige  Unttjaten  unb  jiüar  ft)ftematifd^  üerübt 
loorben,  iüie  bie  „a)^itberung"  be§  ^a^fteS  fie  beförberte  unb  ^a^x-- 
t)unberte  lang  lebenbig  ert)iett.  ®ie  9Jienfd)eno^3fer  rof)er  SJotB^ 
ftämmc  öerfdE)U)inben  öor  ben  9iiefent)aufen  üer!ot)tter  a}?enfd^enleiber, 
bie  fic^  frümmten  in  ber  @tutt)  5:aufenber  öon  Sd^eiter^aufen, 
toelc^e  bie  ^anb  ber  päpfttid^en  ^nquifitoren  im  9^amen  Stjrifti 
entjünbet  f)atte. 

©ine  berbe  gefd^idjtlid^e  Untt)oI)rt)eit  ift  e§  aud^,  iüenn§ergen= 
rötl)er  fagt,  Snnoäen§  VIII.  tjabe  burd^  feine  SSuüe  „bie  (Baö^t 
on  bie  geifttid^en  (Serid^te  ju  bringen  gefud^t".    5Die  ^äpftUc^en  ^n* 

40* 


628         SSterteg  58itd).    ^ie  SSernntuiortüdjfeit  be!§  ^^i0pfttl)itnt§. 

quifitomt  ©l^renger  uitb  S"ftitort§,  geiüiffermaa^en  bie  3tbreffaten 
ber  S3utte,  ftrofen  beu  S'arbinal  Sügen.  @ie  er!(ären  aiiSbrücEM): 
tf^re  §au|)tabfid§t  fei,  burd^  Slbfaffung  be§  „|)eEen^mmer§"  ficEi 
üon  ber  |)ei-enüerfoIgung  gu  entlaften,  be§^aI6  lüottten  fie  bie 
lueltlid^en  Sfiidjter  über  ben  §eEenpro§e^  beteijren.  ®enn  fie  fäfien, 
ba^  fie  felbft  nur  einen  !(einen  ST^eit  ber  ifinen  jugeiüiefenen  ober-- 
beutfd)en  Sanbe  bereifen  unb  üiel  gu  lüenig  ^egen  bem  ©(fieiter-- 
tiaufen  überliefern  fönnten.  'Sie  Unttjätigfeit  ber  ttieltli(j^en  ©ericä^te 
fei  gu  be!äm)3fen.  2)ie  ^eferei  fei  in  Ijofiem  ßJrabe  ein  \vtltliä)t^ 
SSerbredjen,  unb  lueil  bie  tücItlicEien  @eri(f)te  'oaS'  $8IuturtI}eiI  au§» 
5ufpred)en  unb  gu  üoIIftrecEen  Ijätten,  fo  fönnten  fie  am  nteiften  §ur 
5(u§rottung  ber  |)e£en  beitragen  (Pars  III,  qu.  1,  Ed.  Lugd.  1669, 
(S.  212).i 

Sanffen-^aftor,  jtDei  anbere  ©rö^en  ultrantontaner  Ö^e-- 
fc^i^tgfdjreibung,  (©efd)ic^te  be§  beutfdien  S3oIfe§,  VIII,  507)  fudien 
ber  SuUe  i^ren  bogmatifc^en  ®^ara!ter  gu  nefimen. 

Sin  unmi3gli(^e§  S3egiunen,  nur  ber  großen  SSerIegenf)cit  ent= 
f|)ringenb,  in  bie  ber  lUtramontaniömu»  burd)  bie  SSutte  üerfe^t  tüirb. 

|)ej:erei,  STeufelei,  ^^w^ei-'ei/  ©dliüarjfunft  finb  nod)  ultramon» 
taner  ©ogmati!  SSerfe^tungen  gegen  bie  SEugenb  bei  tI)eoIogifd)en 
©laubeng;  (äntfdieibungen  über  fie  faüen  olfo  §tt)eifeIIo§  in  ba§ 
(SJebiet  be§  ®ogma§.  SBie  iiätte  aud)  ber  unglüdlidie  Sod§  (@.  588) 
bie  ^(ngtüeifelung  ber  tiäijftlic^en  ©ntfcbeibung  aU  ^e|erei  njiber* 
rufen  fönnen,  lüenn  if)r  ®f)aro!ter  nid)t  bogmotifd;  getüefen  lüäre? 

Ueberbiel  fte^t  feft,  'i)a'^  Sprenger  unb  Snftitori§,  auf  bereu 
SSitte  bie  berüd)tigte  SuHe  erlaffen  tüurbe,  eine  bogmatifi^e  Snt* 
fdjeibung  f)aben  loottten.  @§  fam  i^nen  barauf  an,  ha'^  9tont 
genou  feftfe|te,  tnetdieS  bie  Sierbrec^en  tttären,  gegen  bie  fie  ai§ 
„^nquifitoren  ber  !e|erifc^en  S3o§^eit"  (haereticae  pravitatis)  ein» 
fc^reiten  fonnten  unb  foüten.  '^^xt  grage,  i^r  ^^oeifel  tüaren  bog» 
matifc^er  ^JJatur,  alfo  aud^  bie  Stnttoort. 

@d)on  in  ben  erften  @ä|en  ber  SSutte  tritt  i^r  bogmatifc^er 
®e|alt  !Iar  t)erüor.    3nno§en§  VIII.  lüünfd^t,  hal^  burd)  bie  S3e» 


1  SSon  ben  furd)tbaren  ^ejenproäeffen,  bie  eine  fjolge  ber  ^ejenbutle 
njareit,  beriditet  §ergenröt^er  auf  12  (!)  geilen  (II,  653)  unb  ätoar  fo, 
ba§  bie  ganae  ©diulb  boran  ben  '^roteftonten  äur  Soft  fällt. 


V.  3«f'J'tt'"^"f'iff""9  ^-  ®flnäcn  it.  SBiberlegnng  ultramontancr  Sügen.     629 

ftimmungen  feiner  93iitle  „ber  !atf]oIii'(f)C  ßJIaube  mad^fe";  um 
„bo§  2Ba(i)gt()um  be§  @IauBen§  ju  fceförbern",  giefit  er  9JJitteI 
an.  @(^ii^  unb  2öad^§t^um  be§  ©laubenS  betreffen  aber  bo(^  föo^I 
ba§  ®ogma.  2tu§brücEüd^  fagt  oud^  ber  ^o^3ft,  er  lüolle  „bcnt 
Schaben  ber  Seelen"  unb  „ber  ©efa^r  be§  eföigen  @eeIen'£)eU§" 
öorfieugen. 

^anffen-^aftor  loibmen  bem  ^egeniüefen  eine  Stb^anblung 
üon  200  ©eiten  (a.  a.  D.  @.  494—694).  Slaum  loar  alfo  reid^Iid^ 
üor^anben,  bie  berüfimte  S3uHe  einge^enb  ju  erörtern.  5Iud^  njar 
W  eingeljenbe  Sel^anbtung  ^f(ic^t;  benn  ntan  mag  ftefien  ouf 
meld^em  (Stanb|3unfte  man  tritt:  bo^  bie  päpftlic^e  ^unbgebung 
hjeitauS  ta§  hjio^tigfte  2(ftenftücf  in  ber  gefammten  Siteratur  be§ 
^ejenföefen§  barfteltt,  ift  gef  c^ic^tlid^e  2SaI)r{)eit.  SSiele  (Seiten 
fütten  3<inffen=':Paftor  mit  SfuSsügen  an§  atten  möglichen  «Sd^riften 
unb  ©d^riftdjen ;  brei^ig  ^^^^en  genügen  tl^nen  für  ben  Sn^fllt  "^^^ 
Söutte ! 

Saju  fommt,  ba^  fie  ben  ^nl^alt  ber  ^nnbgebung  be§  „«Statt« 
Wolters  Stjrifti"  entftetten.  2tt§  to örtliche  SBiebergabe  ber  SSorte 
be§  ?|Sa)3fte§  —  fie  gebraud^en  2lnfül)rung§äeid^ett  —  tifd^en  fie 
i()ren  Sefern  goIgenbe§  auf:  „^^lid^t  o^ne  fctiWere  S3e!ümmerHif3 
Ipbe  ber  ^apft  öernommen,  baJ3  in  einigen  %f)dkn  Dberbeutfc^^ 
lanb»  fetjr  i3iele  ^erfonen  beiberlei  @efc£)Ied^t§ ,  abfattenb  tiom. 
fat^olifd^en  (S5Iauben,  mit  ben  ^Teufeln  fteifdili^e  SSünbniffe  ein-- 
gegongen  unb  burd^  i^re  ßau^terfprüciie  unb  ^^i^^erlieber,  burdEi 
i^re  S5efdE)tüörungen,  3?erlüünfd[}ungen  unb  anbere  nicEitSJoürbige 
^aubermittel  9}ienfd)en  unb  Xf)ieren  gro§e§  Unt}eil  jugefügt  unb 
aud^  fonft  argen  ©djabcn  tjerurfac^t  l^ätten."  9)?an  üergleid^e  nun 
bie  Ujirflic^en  2Borte  be»  ^apfte§  mit  biefen  üon  ^anffen^^aftor 
aU  „5Borte"  be§  ^opfte»  ausgegebenen  (Säfeen  (ber  wirüid^e  Sn* 
^alt  ber  ^öutte  ift  oben  @.  384  ff.  mitgettieirt). 

Gine  ®ef(^i^t§fä(frf)ung  ift  c§  aud),  wenn  Sanffen^^^aftor 
fd)reiben:  „2(m  tüenigften  fann  man  bie  $8utte  aU  Urfad^e  ber 
Greuel  bejeic^nen,  tt)el(^e  in  ben  folgenben  ^atirfiunberten  in  ^ro* 
teftantifdien  Säubern  bei  ber  SSerfoIgung  unb  Seftrafung  ber  .•pegen 
üerübt  tourben;  benn  üon  bem  „SIntidjrift  in  9lom"  liefen  fid^  bie 
^roteftanten  feine  SBeifung  ertl)eilen"  (a.  a.  D.  ©.  507) . 

W\t  biefem  ©a^e  ift  bie   gefd^id^tlid^e  X^atfac^e  befeitigt,   ha^ 


630         SSterteg  Sudf).    S)tc  Sßeranttt)ortrid)feit  be§  ^a^jftt^umg. 

bcr  ^roteftantifdEic  .fjegenglauBe  mit  feinen  ©reuetn  ganj  unb  gar 
in  ber  fatljolifrfien  SSorjeit  mtrgeÜ,  ba^  ber  ^roteftanti§mu§  üom 
„5lntic§rift  in  diom"  ^tror  feine  „SBeijnngen"  entpfing,  aber  öon 
i^m  erblich  bclaftet  war. 

^rofeffor  ^aftor  fe|t  bie  mit^anffen  begonnene  SSerbrcitung 
ent^teßenber  9tnfirf)ten  über  bie  §egenbuKe  in  feinem  breibnnbigen 
SBerfe:  „®efd)ic^te  ber  ^äpfte"  f^reiburg  1891—1899)  fort.  (Sr 
fagt  bort  öon  ber  Schrift  eine§  ultramontanen  ^farre§  (Saut er 
(3ur  §ejenbutte  1484,  Ulm  1884),  ba^  nadf)  beffen  Darlegungen 
„!ein  ernfter  gorfdier  bie  Stnüagen  gegen  bie  ^egenbutle  Snno  = 
3en§  VIII.  lüieberf)oIen  barf"  (a.  a.  D.,  III,  266). 

©e^en  tüir  un§  alfo  ben  „ernften  gorfcEier"  ©auter  an,  um 
öon  it)m  ben  ©djluf)  macEien  gu  fönnen  auf  ben  „ernften  f^orfdjer" 
^aftor. 

@auter'§  ©cfirift  trägt  bie  2luffrf)rift :  „3ur  ^e^enbuÜe  1484"; 
fic  min  fid)  atfo  auSgefprod^ener  ü)?aa^cn  in  ber  ^auptfodie  — 
eigentlich  au§fc^üe|Iid)  —  mit  ber  ^ejenbulle  befd^äftigen.  SBa§ 
finben  mir  aber?  S)ie  ©d^rift  gä^It  82  ©eiten;  üon  biefen  82 
Seiten  ^anbeln  nur  5  Seiten  unb  fieben  Qükw  Don  ber  „^egen-- 
bulle".  S)en  ^ni)alt  ber  Söuüc  mad^t  Saut  er  in  fieben  QtxUw 
ab,  unb  biefe  fieben  Bebten,  bie  er  burd^  S(nfüt)rung§jeidC)en  a(§ 
lüörtlidie  SBiebergobe  au§  ber  ©utte  tjinftetlt,  entf)alten  mieberum 
eine  ?5älfdf)ung  i|re§  ^n^(iU§',  inbem  Sanier  ben  $apft  nur 
öon  „gottlofen  93ünbniffen  mit  bem  SJ^eufel"  fpred^en  lö^t,  mö^renb 
ber  „@tattl)altcr  ©^rifti"  in  SSirfIidE)!eit  ben  müften  Unftatl^  ber 
daemones  succubi  unb  incubi  al§  2t)atfac^e  öerfünbet  ^at. 

Slu^er  biefer  gefälfdjten  Söiebergabe  be§  ^nf)alte§  ber  S3ulle 
bringt  Souter  auf  feinen  fünf  Seiten  nidf)t§  5)Cnbere§  at§  (Steßen 
ou§  ben  ultromontanen  Sc^rif tftellern :  S^lobt),  ^anffen,  D§- 
matb,  ®i3rre§,  um  gu  betoeifen,  ha'^i  bie  SSuÜe  nidf)t  „unfet)Ibar" 
fei.  @r  fc£)Iie^t  feine  Unterfucf)ung  über  bie  „^ejenbuHe",  bie  er 
al§  „ernfter  gorfd^er"  gefü'^rt  l^at,  mit  ber  breiften,  gcfd^ii^tlid^ 
längft  at§  unma^r  ermiefenen  S3ef)au|3tung:  „^n  3tom  ift  nie  Scii^a^i^ 
megen  ^cgerei  öerbronnt  morben"  (oben  (S.  501  ff.). 

Süic^  ma§  ber  „ernfte  gorfdier"  Sauter  über  ben  „^ejen-- 
"Jammer"  bringt,  ift  bejeid^nenb.  @r  mibmet  biefem  bebeutungS-- 
öotfen  SG?evfe  43  Sdkn,  moöon  über  bie  ^ölfte  3(nfüf)rungen  an^ 


V.  3u?"'"'"^"föff""9  ^-  ©onjcn  u-  SBiberlegnng  ultromontancr  Sügett.     631 

einer  @d§rift  be§  Sefuiten  S)iel,  au§  ber  aJJ^ftif  üon  ®örre§ 
unb  au0  ©olban^^eppe  entf)aften.  (Sauter  erjä^It  feinen  Sefern, 
„ba^  ber  „^ejenfiantmer"  »erfaßt  fei  öon  einem  gettiiffen  A)  '^atoh 
Sprenger  unb  feinem  Kollegen  ^leinric^  ^nftitor"  (©.  20).  2)aB 
biefer  „geiüiffe"  .^afob  Sprenger  unb  fein  Äottege  päpftütfie  ^n» 
quifitoren  lüaren,  "oa^  if)r  furchtbares  S3uc§  bie  ©ut^ei^ung  ber 
crften  tfjeologifcijen  2[utorität  Si^eutfc^IanbS,  ber  Kölner  Uniöerfität, 
erhielt,  ba^  e»  öiele  5{uflagcn  erlebte  unb  unge£)euern  ©influ^  auf 
bie  3(u§geftaltung  ber  |)ej:ent)erfofgungen  übte,  ta^  fein  ^ntialt  ein 
gerabe^u  ftuc^tüürbigcr,  njibcrc^riftlid^er  unb  pDrnDgrapt)if(^er  ift, 
üerfc^ftteigt  ber  „ernfte  f^orfcfier"  Sauter. 

Sn  ber  X^at,  hk  „ernftcn  gorf(^er"  Sauter  unb  ^oftor 
finb  par  nobile  fratrum.^ 

5ft  bie  „|)ei'enbutte"  ex  cathedra,  b.  f).  „unfehlbar"?  ^uitäc^ft 
ift  5U  anrtorten,  ba^  auf  ein  ^a  ober  9Mn  tuenig  anfommt.  Xie 
83utte  t)at  öiele  3rtf)i^i)U"berte  in  ber  ganjen  Süiriften^eit  unkftritteneS 
9tnfel)en  genoffen,  fie  ift  bi§  ^eute  nidEit  jurüdgenommen  toorben; 
auf  fie  unb  ben  „^ejenf^ammer"  geftüM  Ijaben  bie  päpftlid^en  3n= 
quifitoren  aller  Sänber  i^re§  blutigen  2{mte§  gemattet;  fie  ift  Xobe5= 
urtfieil  unb  (SrabfdEirift  gctrorben  für  2;aufenbc  unb  aber  STaufenbe 
bon  ßf)riftcn:  ?}Zänner,  i^vauen,  ^inber,  ©reife.  SE^a»  genügt  ^um 
Grföeife  i^rer  Und^tiftüd^feit,  mag  nun  biefe  Uni^riftlidjfeit  nod^ 
obenbrein  mit  bem  amtlichen  Stempel:  ,,es  cathedra"  üerfe^en  fein 
ober  ni^t. 

3cf)  perfönlic^  glaube,  \>a^  ber  95uffe  Snuo§en§  VIII.,  ebenfo 
n)ie  ber  Xeuf einbüße  ©regor  IX.  ber  formale  G^rafter  einer 


1  9)lit  bal  ©törffte  an  Untt)a^rf)aftigfeit  leiftet  ber  fcf)on  fattfam  gefenn= 
(^eidjnete  ultramontane  Sc^rtftftellcr 'Sief  enbacf)  (oben©.  166.  485;  in  feiner 
Schrift:  „53efefienVit/  Qanhixei  unb  öejenfabeln"  (granffurt  1893). 
3unäcfift  giebt  er  eineentftetlteQnliaU^angalie  ber  „©ej:enbuIIc"3nno5en5VIII. 
für  ifircn  „SBorttaut"  au§;  bann  folgert  er  au§  ber  SuIIe,  ha^  bicöcn  Stielen 
get^eilte  3(nfic^t  über  ben  gejc^kcbtUclien  i^crfe^r  mit  bem  Jeufel,  über  i:^re 
Waijt,  Unwetter  311  erregen  u.  '].  tu.,  boni  ^apfte  aU  „ji^änbli^er  2(berglaube", 
b.  I).  ot^  etiDOil  Unföirflicf)e^  d)arafteril'irt  würbe.  ®icfenba(^  ertaubt  fid) 
aljo  ba§  Jajc^enjpteterfmiftftücf,  ben  t^eologifc^en  S3egriff  „9lbcrglaube, 
snperstitio",  ber  at^  joldjer  b«rd)au5  nid)t»  Unn)irflid)e^,  Jonbern  etmaä 
fcljr  5ß?irfItd)C§  bebeutct,  ju  öertaiijcben  mit  bcm  SSorte  „9(berglauben", 
»üic  man  bici'  3S?Drt  jc^t  für  unlüirflidic,  religiö^^ocnno  rrcnc 
^^^antaftercicn  unb  ©cfpcnfterfef)crctcn  nniucnbct. 


632         SSiertel  33ud}.    '^k  58ei-ttntwort(td)fett  be^  ^4-^opftt^uml. 

ex  cathedra'-ßntfd^eibung  nid^täii^omiiit.  2Ba§  beiben  ^unbgeBungen 
aber  äu!ommt,  i[t  t)i3cf)fte§  reUgiöfeS  5tnf  e^en.  ©ie  finb  erlaffen 
tüorben  öom  ^apfte  al§  ^apft,  aB  bem  „©tetlüertreter  ®|ri[tt", 
bem  unbcbingter  religiöfer  ©el^orfam  gebührt.  S^ber  ^at^oli! 
ift  ben  (Sä^en  biefer  pä^ftlic^en  ^unbgebungen  gegenüber 
gu  einem,  mt  ber  t^eologijc^e  Stu^brud  lautet,  silentium  ob- 
sequiosum  üerpflid^tet.  S)er  ^atf)oIi!  üerftte^e  gegen  ben  bem 
^a|3fte  fd^ulbigen  ®ef)or[am,  tüenn  er  einen  ber  in  ben  Süllen  ent-- 
I)altencn  <Sä|e  öffentticf)  ober  priüatim  beftritte,  ober  auc^  nur 
einen  Bh^eifel  barüber  laut  toerben  lie^e.  ^ein  ^atf)oIi!  barf  ben 
üon  ©regor  IX.  üerÜinbeten  ^ater-Xeufel  ober  bie  üon  ^nno- 
jen§  VIII.  üerfünbeten  daemones  incubi  unb  succubi  leugnen 
ober  beätoeifeln  unb  bie  ^öpfte  f)ierin  be§  Si^i-'t'i)um§  be^icfitigen 
(oben  (5.  315.  384). 

§ier,  h)ie  beim  gerammten  SSer'^alten  ber  ^äp'ik  in  58ejug  ciuf 
^nquifition,  §ejenh)efen  unb  Stberglouben  i[t  unüerrüdEt  im  Stuge 
gu  be'^aüen,  ta^  jie  in  ifirer  ©igenjc^aft  at§  §oupt  ber  ^irdje, 
al§  ^öd^fter  2el)rer  ber  SBa^rfieit,  furj  aU  „©tetlüertreter  ©f)rifti" 
Sa^rf)unberte  f)inburc^  SJiaffenmorbe  unb  greutid;)en  Stbergtauben 
t^eilS  burc^  Söort  unb  X^at  beförbert,  tljeil»  ttiiffentüi^  gebulbet 
{)aben.  (So  finb  fie  ex  cathedra,  b.  ^.  üon  i^rem  §tmt§ft^e  ou3 
5(u§gang§=  unb  9}?ittetpunft  getüorben  für  ein  blutiges  ^orno= 
gra}3^ifd^e§  Söiberc^riftentljum,  für  eine  „^uttur",  tneld^e  bie  btü^enb- 
ften  Sänber  (Suro^aS  fojial,  etf)if(^  unb  religiös  öeriüüftet  ^at. 

Sieben  ber  „§ej:enbulle"  fte|en  al§  bleibenbe  S)enfmäler  ^ä^jft^ 
licfien  3Ifterd§riftent{)um§  ba§  „5tmeifenbud)" ,  ber  „§e£en  = 
l^animer",  bie  Disquisitiones  magicae  be§  S^fi^itett  S)eIrio, 
ber  Tractatus  de  confessionibus  sagarum  be§  $8if(f)of§  S3in§felb 
unb  übert)an|3t  bie  gefammte  ^ejenliteratur  be§  15.,  16.  unb  17, 
Sat]r!^unbert§.  ^k  fe^r  ausführliche  Inhaltsangabe,  bie  id)  oben 
t)on  Dielen  biefer  ©djriften  gemad)t  i)abt  (@.  387—469),  entfiebt 
mid)  ber  e!elf)aften  ?(ufgabe,  Ijier  nodimalS  in  biefen  iniberd^riftlid^en 
©d^mul^  Ijinabjufteigen. 

^oä)  im  3al)re  1693  lefirt  i>a§  gleidifam  amtliche  Sacro  Ar- 
senale beS  |)äpftlid)en  ^nquifitorS  SJ^eng^ini  —  eS  ift  gebrudt 
in  ber  a^oftoIifd)en  Kammer,  geföibmet  ^nnogenS  XII.  unb  mit 
bem  Imprimatur  beS  oberften  ^^äpftlicfien  33üfl)er5enfor§  üerfetjen: 


V.  3"ffl'"inß"fflff""n  i'-  ®f t'^en  «•  2BiberIei]utt(i  iittromotttaner  Sügen.     633 

„®ic  ^nquifition  get)t  öor  gegen  3awt)erer  unb  |)ejen;  e§  gtcBt 
bereit  üerfdji ebene  5(rten :  ©old^e,  bie  einen  $8ertrag  mit  bem  STeufet 
fdfilielen,  entföeber  fttttjd^tüeigenb ,  ober  augbnicnic^;  ©oI(J)e,  btc 
einen  STenfel  mit  fic^  tierumtragen,  eingefd^toffen  (costretto)  in  fRinge, 
©pieget,  SJÜinjen,  gtafc^en;  ©oldfie,  bie  [ic^  mit  2ei6  unb  (Seele  bem 
Steufet  üerfifirieBen  fiaben,  unb  jmar  mit  ifirem  eigenen  93Iute. 
S3eim  befragen  be§  STeufelg,  auf  melcfie  SBeife  er  in  einen  äJJenfcfien 
eingebrungen  fei,  ober,  lüie  er  ^emanb  be'^ej.'t  l)abt,  foQ  ber  ^nquifitor 
ober  ©forgift  ben  2(ntlt)orten  be§  Teufels  menig  Glauben  f(|en!en, 
bo  ber  2:eufel  gerne  lügt  (demonio  bugiardo).  §ejen,  bie  burc^ 
i|rc  ^ttuBereien,  SJIenfc^en  ober  S^^iere  getöbtet  ober  jum  3eugung§= 
oft  unfähig  gemad^t  l^aben  (impotenza  al  generare),  füllen  nad) 
ber  33uüe  Tregor  XV.  Omnipotentis  Dei  entmeber  bem  melt^ 
liefen  5trm  überliefert,  b.  'i).  öerbranut,  ober  lebenslänglich  ein= 
geferfert  werben  (Menghini,  Sacro  Arsenale,  Dedicato  alla  Santitä 
di  Nostro  Signore  Innocenzo  XII,  Roma,  nella  Stamperia  della 
Reverenda  Camera  Apoatolica  1693,  <B.  9.  240  ff.;  oben 
(S.  66). 

^eine  unter  allen  ^ReligionSgemeinfdjaften  ftot  aud^  nur  an- 
nöl)ernb  eine  äl)nlic^  fc^eu^Ii(^e,  gang  unb  gar  öerb erbte  Stteratur 
aufäutoeifen,  mie  fie  ha^  ©^riftenttjum  in  ben  unjä^Ibaren  §e£en= 
fd^riften  oufmeift.  Unreligion  unb  Unftat^  bilben  ^ier  einen  SJioraft, 
in  bem  d)riftlid^er  Qf>lanhQ  unb  d^riftlid^e  Floxal  faft  rettung§Io§ 
öerfunlen  finb. 

Unb  biefer  9}Joraft  banft  fein  beri3eftenbe§  Safein  ber  t^ätigen 
äRitmirfung  ber  ^ä|3fte.  ^ä)  mitt  nid^t  nod)mnI§  jurüdfommen 
auf  bie  S3uIIen  Tregor  IX.,  ^nnosenS  VIII.,  ^o^ann  XXII. 
Stber  jeber,  bem  e§  um  bie  Sßa^rljeit  über  bie  „götttidjc"  ©tettung 
bc§  ^o|3fttf}um»  gu  tf)un  ift,  fann  fid^  ben  Sn'^att  unb  bie  SSe^ 
beutung  biefer  ^äpftlid)en  Slftenftücfe  nidfit  genug  einprägen,  ©ic 
bilben  ben  Untergrnnb  für  atteS  Uebrige.  3)ie  gefammte  \in' 
ge{)euerc  §eEenIiteratur  ift  ntd^tS  3tnbere§,  aU  bie  Sort-- 
entmicEelung,  bie  2(u§geftaltung  ber  üon  ben  „©tatt-- 
flattern  ©f)rifti"  in  i^ren  Süllen  aufgeftellten  ©ä^e. 

©ine  ber  üornel^mften  unb  mid^tigften  Slufgaben  be§  göttlid^en 
S3erufe§  be§  ^apftt|um§  —  ic^  fpred^e  öom  !at()oIifc|en  @tanb= 
fünfte  au§  —  ift  bie  llebermad^ung  ber  j£()eotogie.     Siefe  lieber« 


634  SSiertcg  S3itd).    Sie  9Serauüüoi1Ii(i)!ett  bc§  ^opftf^umä. 

h)od)ung    ift   mit   ber   g?einerf)attung   ber   c^riftücfien    Seigre   über 
&ianhtn  unb  'SRoxal  unjertrennüd;  üerfnüpft. 

2Bie  {[t  ba§  ^afttfium  biefer  für  jeine  Stellung  tüefent» 
lid^en  ?tufgaBc  natfigefommen ?  (Sine  (SJefd^idEite  be§  '^nht]c 
iinb  ber  ipäpftlic^en  3snf"i^en  iüäre  bie  erf(i)ö|)fenbe  S(ntlt>Drt 
an]  biefe  grage.  ©erabeju  ungetieuer  ift  btefe  übertüa^enbc 
Slptigfeit  bey  ^a|3fttf)unil.  ^eine  ©rfrfjeinung,  flein  ober  gro^, 
auf  beut  unifangreid^en  ßJebiete  ber  Xf)eoIogie  entget)t  feiner  S3e» 
obndCitung;  üBeratt  greift  e§  ein,  üerBeffert,  tabelt,  öerrtirft. 
Ttan  iaim  fagen,  nichts  ben  ÖJIauben  ober  bie  Sitten  S3erü{)renbe§ 
föirb  auf  fatljolifc^er  «Seite  gefc^rieBen,  ia§  nidjt,  tnittelfear  ober 
unntittelfiar,  ber  Uetierlüodjung  burd^  ben  ^a^ft  unterftel^t.  S)cr 
5)Sa^ft  ift  im  tueiten  ÖJarten  ber  !at|oIifd]eu  Sd^rtftftellerei  ber 
©ärtner,  er  jätet  bn§  Uniraitt  au§,  er  Iief^neibet  bie  Sdiö^Iinge; 
bort  tüä(|ft  fein  ^ftän^Iein  nnb  fein  Saum  o^ne  feinen  SBiüen. 
Unb  biefer  ©örtner  läfjt  bie  luud^crnben  ßJiftjjftanjen  ber  blutigen 
85erfotgung§fuc^t  be§  Unglaubens  unb  be§  §ei*enlüal)n§  ruf)ig  in'S 
^raut  fc^ie^en! 

jDie  gefammte  Sdiotoftif  mit  i^rem  „f^ürften",  %f)oma§  bon 
Slquin,  an  ber  S^i^e  letjrt  bi§  t)eute  bie  f(cifd)lid)e  SSermifd)ung 
gföifd^en  %zvi\d   unb    SJienfd^;    ber   ^a^ft  fd^ttjeigt!    Ueber  biefen 
unf[ät{)igen    ©egenftanb    entftef)t    eine  auSgebe^nte  Siterotur,    on 
ber    fid^    oHe    ÖJrabe   ber    firc^Ii(^en    ^ierardjie,    aUe   religiöfen 
Drben    betljeiügen ;  ber   ^apft   fd)iüeigt!      2)ie   fc|mad)t)otten    ©r-- 
jeugniffe    biefer  Siteratur   tragen    bie    @ut()ei^ung   ber    fird^tid^en 
Dberen  bi§  f)inauf  jum  oberften  ^enfurbeamten  be§  ^apfte§  felbft, 
bem  Magister    sacri  Palatii;    ber  ^apft    fdimeigt!    Sluflage  über 
Stuffage  erleben  btefe  Sd^riften,    j;al)rf)unbertetang  fte^en    fie  im 
SSorbergrunb  be§  jeitgenöffifd^en  Sd}riftt[}um§;   ber  ^apft  fd^tneigt   | 
(oben  S.  220  ff.     9J?an   ügtdE).   aucE)  Lelimknhl,  Theolog.  mor.  I,    ' 
n.  351;  Marc.  Instit.   mor.  Alphonsianae  I,  396;  grüner,   Sel)r» 
bud)  ber  fotl).  9}?oraItl)eologie,  S.  267;  ®ö)}fert,  SKoraltl^eotogie  I, 
467  ff.,  482).    greilid^,  tüa§  fonnte  er  anbere§  tljun,  aU  f^tüeigen,   j 
er,  ber   felbft  Url)eber  unb  93eförberer  biefer   „religiöfen"    ^orno=   ■ 
gro^'^ie  toar  (oben  ©.  384)  ? 

SSelrf)  eine  SKcngc  öon  S3üd^ern  unb  Sd^riften  finb  nid^t 
iuäljrcnb   ber  ^ölüt^c^cit  beS  §ejenn)at)n»   in   9tom  jenfurirt  unb 


V.  3uyoJn"te"f''ff«"9  ^-  ©ansen  u.  SBiberfegung  ultramontonct  Sügeti.  635 

ouf  bcn  Snbej  gefegt  tüorben!  ®oci^  bie  ^(affifer  be§  blutigen 
unb  obfcönen  ^ejen--  unb  XeufelfpuB,  bie  9?ertl)eibiger  unb  Se^ 
fd^reiber  ber  2eufel§ef|en  unb  ber  S3efenfaf)rten  burd)  ben  @c^orn= 
ftein,  bie  ©prengcr,  bie  2)eIrio,  bie  S3in§felb,  bie  (Spina 
u.  f.  nj.,  u.  f.  tu.  treiben  i^r  Untoefen  üöüig  unbehelligt,  fie  cr= 
l^iclten  für  i^re  greulid^en  Grjeugniffe  ?5reibrief  unb  amtlid^e  ^tncr* 
fennung.  2;iefelbe  |3ä)3ftlid^e  B^i^fiti^'  meldte  bie  5(uft(ärung  eineS 
©alilei  unb  bie  Stömmigfeit  fo  manrfier  ^anfeniften  mit  5trf)t  unb 
Sann  belegte,  brücftc  ju  gleirfjer  3eit  bem  Unflat^  unb  bcm  SBiber^ 
djriftenttjum  eines  „.5ej:en'E)ammei;§"  unb  ber  ^a^IIofen  ätjulic^cn 
<Sd|riften  if)r  gntf]ei^enbc§  Imprimatur  auf. 

Turd)  ba§  pä)3ftlid)e  Stnje^en  füllten  fid^  bie  SSerfaffer  ber  5aljl= 
lofen  ^ejcnfd^riftcn  gebecft.  f^ort  unb  fort  berufen  fie  fid^  für 
it)ren  ?lbertr)itj  auf  bie  „@tattl)alter  d^rifti";  fie  f|3red§en  c§  gerabeju 
au§:  toenn  fie  irrten,  bann  irrten  auc^  bie  ^äpftc,  bie  baffelbe 
Iet)rten.  9J?an  lefe  bie  oben  niitgetl^eitten  3tu§fprüd)e  nac§  (@.  430. 
434.  445.  447.  454.  589.  596.  597),  unb  man  wirb  erfennen, 
iüic  fct)r  ^ejengtaubc  unb  2^eufet§fpu!  fid^  ber  ^läpftlic^en  SSoter= 
frfjaft  betüu^t  waren  unb  biefe  I)oI)e  Slbftammung  für  i^re  SSer= 
breitung  au§nu|ten. 

33ei  53eurtf)eitung  ber  Stellung  ber  ^äpfte  ^u  ben  §ejen= 
fd)riften  madf)t  man  fid^  üiet  ju  menig  flar,  wetdEje  SBirfungen, 
unb  jmar  non  ben  köpften  ge!annte  unb  gettJoUte  SBif 
fungen,  biefe  Sdjriften  f)atten. 

S)urd^  fie  ift  bn§  religiöS^d^riftlid^e  ®en!en  unb  (impfinben  mit 
ben  fd^euf}Iid^ften  93orfteltungcn  bcfubelt  morben;  in  il)r  fanb  bie 
barbarifd^e  ^infd^Iad^tung  ber  unglüdüc^en  „|)ej;en"  unb  „Qiij'mavy- 
fünftler"  ftet§  neue  5(nregung  unb  ©tü^e.  STaS  roufsten  bie  „Statt» 
fjatter  ®{)rifti",  unb  fie  fdjwiegen! 

??et)mcn  tüir  nur  ein  SSeifpiel  au§  Ijunberten:  ben  „öejen» 
Jammer".  S(n  jeber  ©eite  biefeS  S3udE)e§  flebt  UnfTatf)  unb 
SO'Jenfcfienblut;  wiebertjolt  rühmen  fid^  feine  SSerfaffer  i^rer  blutigen 
5lrbeit  gegen  bie  ^ejen:  „trir  üefjen  fie  einäfd^ern:  incinerari 
fecimns"  (oben  @.  395.  397.  398.  399.  401.  404.  405.  407. 
418.  420.  421);  ber  „§ej:enf}ammcr"  ift  S?orbi(b  geworben  für 
eine  9lci()e  ätjnlidjer  ©d^riften;  er  ^at  tiefgef)enben  ©inftu^  geübt 
auf  bie  tueltlidfie  ©efelgebung;   aU   unbeftreitbare  5tu!torität  galt 


636  Jiertcg  93u^.    ®te  58craittn)Drtttd)feit  be§  $opfttt)um§. 

er  Bei  ^atfjolifen  unb  ^roteftanten;  er  ift  ein  58u(^,  bem  ttad^ 
Urfpruitg  unb  SSirfung  lüenige  an  bie  ©eite  gestellt  lüerben  fönnen. 
Unb  tt)er  finb  feine  SSerfaffer?  ^ä^ftUc^e  S"n«tfitDren,  bie 
S)omini!anermönc^c  ©^renger  nnb  ^nftitoriS.  Unb  n)a§  ift 
fein  ©d^ilb  nnb  ÖJeleitfcEiein?  2)ie  S3nEe  ^nnogenS  VIII.  nnb 
ta'5  loöenbe  (^ntad^ten  angefetjenfter  bcntfc^er  3:^eoIogen  (oben 
(S.  422). 

S)ie  SBud^t  biefe§  „§ontmcr§",  ber  Stanfenbe  üon  „^cjen"  ger* 
fc^mettert  ^at,  !etjrt  fic^  fd^nnrftrad§  gegen  'ba^  „göttliche"  ^a^Dfi-- 
tijmn.  ^ 

®a^  bie  |)ei*enliteratnr  fo  gut  mie  anSfc^IieBüc^  bon  ©eift-- 
lidfien  nnb  glnar  üorängSlneife  üon  DrbenSlenten  gezeitigt  tüorben 
ifl,  f)nbe  iä)  fd^on  öfter  tjerborge^oBen.  S)iefe  ST^atfactie  ift  bon 
l^erborragenber  $8ebentnng.  Solchen  SSerfaffern,  faft  noc^  me'^r  n)ie 
fat^olifc^en  Saien  gegenüber,  ift  ha§  ^a^fttf)unt  nbfolut  fouberän; 
©eiftliij^e  nnb  Drben§Ieute  nnterftefien  einer  fe^r  gefcf)ärften  ^enfur; 
inaS  nad)  biefer  3eJ^f"^  ^^  bie  Deff entHc^!eit  tritt  nnb 
nnbe'^elligt  in  i!)r  berbteiBt,  ift  „ürd^Uc^"  im  eigent= 
liij^en  Sinne  be§  SöorteS. 

Sll§  bie  ^egenliteratnr  fo  äiemtidj  anf  Ü^rem  ^öt)e^nn!te  ftonb, 
aU  ber  „§ejenf)ammer"  S(nf(age  über  51nflage  erlebte, 2  erlief 
Seo  X.  in  Uebereinftimmnng  mit  bem  bamal§  im  Sateran  tagen« 
ben  ^on^it  am  4.  SOki  1515  bie  $8ul(Ie  Inter  sollicitudines.     Qn 


1  S8om  „§ejen'^ammer"  unb  feinen  SSerfaffern  fcfireibt  nod^  im  Satire  1899 
ber  ^efuit  §urter,  ^rofeffor  on  ber  K.  5?.  Uniberfttöt  ^nn^^rud: 
„©tue  bejonbere  (Jrtt)äf)nung  üerbienen  gioei  2)omint!anert^eoIogen,  ^atoh 
©pvcnger  unb  §einvic^  ^nftitori».  SSerleumberijc^  toirb  if)rem  „^ejen- 
I}ommer"  §ärte  unb  öraujaui!eit  gegen  bie  §ejen  öorgetoorfen;  bielme^r  ift 
er  gejrf)rteben  tcorben,  um  bie  ®raufam!eiten  §u  „milbern"  (Nomenciator 
literariüs  IV,  902).  —  ®er  „gro^e"  ultramontane  ®eji^ic^t§f(^reiber  i^of  ep^ 
tion  ®örre§  (oben  ©.  235  ff.)  nennt  ben  „^ejentiammer"  „ein  93u(i)  in  feinen 
Intentionen  rein  unb  untabel^aft"  (5IR^ftif  IV»,  585),  wenn  oud)  „auf  ungu* 
rctct)cnber  (£rfaf)rnng  beru^enb  unb  nic^t  immer  mit  gefdjärfter  Urt^^eiBfraft 
bnrcfigefnijrt". 

2  93i§  1520  lüaren  breije'^n  StuSgabcn  be§  „^ejentiammerS"  erf(^ienen; 
biä  1669  erjcf)ien  er  noc^  jed)§§e:^nmat,  olfo  im  ganzen  neununbänjan^igmal ! 
(Sed)g§e'^n  Sluflogen  bei  „^ejentjamerg"  erfdjienen  in  ®eutfd)lanb  ((Stras- 
burg, 93ofeI,  S^ürnberg,  S?ötn,  f^ranffurt),  elf  in  granfreic^  (^ari§,  Stjon), 
gtuet  in  Stallen  (S?enebig). 


V.  Si'faiimicufnj'jimfl  b.  &a^v^cn  u.  SBibcrIegung  ultramontatier  Sügen-    637 

biefer  oBer[tri^terIic^cn  tuubgetiuiig  beftimmt  ber  ^apft  für  ben 
ganzen  djriftüdjen  Srbfreiä:  Südjer  unb  Schriften  muffen  bie  ©ut- 
:^ei§ung  be§  päpftlidjcn  SteHücrtreter»  in  9?ont  (be§  Magister  sacri 
Palatii)  ober  be§  S^iö^cfaneubifdjofiS  ober  be»  Drt§=Snquifitor§  tragen; 
o§ne  biefe  ©uttjei^ung  barf  fein  S3uc^  erfc^einen.  SSer  bart)iber 
^anbelt,  verfällt  ber  (SjCommnnifation  nnb  mu^  eine  fe^r  f)of)e 
©elbbufje  an  bie  ^eterSfirc^e  äal)Ien;  au^erbem  üerliert  er,  tüenn 
er  Bruder  ober  SSerleger  ift,  für  ein  ^a^x  lang  ha§  9ted^t,  fein 
©efc^äft  weiter  gu  fül}ren.  ^artnädige  foden  bon  ben  Söifd^öfen 
fo  geftraft  lüerben,  ha^  2(nberen  bie  2uft  üerge^t,  Sle^nlidie»  gu 
öerfudien.  S^ie  SSutte  ift  „für  eföige  Reiten"  (ad  perpetuam 
rei  memoriam)  gültig  (Magnum  Bullar.  Ed.  Luxemburg  1727, 
I,  554). 

3fiic|t§  öeranfc§aulic|t  Keffer  ha§  SSerl^ältni^  ber  ^ö^fte  jur 
Ijegenliteratur  at§  ba§  (£rfc§einen  unb  in  ^raftbleiben  biefer  58uIIe 
jugleid^  mit  bem  unge^inberten  gorthjudiern  ber  ^ej;enfd^riften. 
®egen  fie  fiatte  ba§  bie  Süc^ererjeugung  bef^errfd^enbe  ^apfttfium 
nic^t§  ein§utDenben ! 

©inföanbfrei  lüaren  ^egentüaljn  unb  |)ej:engreuel,  ^jegenliteratur 
unb  |)eEentierbrennung,  ^e^ermorb  unb  2:eufel§f|)uf  aud^  für  ba§ 
^onsil  üon  2;rtent.  SD^eine»  SSiffenS  i)ot  auf  biefe  2;§atfad§e 
noc^  S^iiemanb  aufmerffam  gemad^t;  unb  bod^  entl^ält  fic  für  bo§ 
^apfttljum  bie  furd^tbarfte  SlnHage. 

S)a§  berühmte  Srienter  ^onjil,  ber  Inbegriff  2tIIe§  beffen, 
Uja»  9(iom  an  „grijmmigfeit"  unb  „®eleljrfam!eit"  Befa^,  tagte  ju 
einer  ^^it/  o^^  ringsum  in  ©uropa  bie  ^e^en^Sc^eiterl^aufen  p 
S;aufenben  auf(obcrten.  9}?it  Mem  {)at  fid§  „bie  ^oc^^eilige  ^irdjen» 
tierfammtung"  befd;äftigt;  jaf)relang  t)at  fie  über  SDogma,  äJJorat 
unb  2)i§5iplin  öer|anbe(t,  ober  nic^t  ein  SBort  be§  Säbeln  Ijatten 
bie  üerfammelten  „Dkdifolger  ber  Stpoftel"  für  bie  unert)örten 
©raufamfeiten,  bie  faft  unter  i^ren  Stugen  an  Unfc^ulbigen  üerübt 
würben. 

Sßäfirenb  bie  c^riftli^e  9leIigion  unb  ber  (^riftticEie  S^Jame  burd§ 
gefe^mö|igen  aJZaffenmorb  unb  religiös  üerbrämte  Dbfcönitäten  bi§ 
in'ö  äRarf  i)inein  befubelt  würben,  wä()renb  gan§e  ^efatomben  üon 
SKenfc^en  —  ®ott  wohlgefällige  „^ranbopfer"  (holocausta}  nannten 
c§  bie  päpfttidien  $5nquifitoren  (oben  @.  88)  —  einem  fc|eu^ü(|en, 


638         58tertel  Siic^.    5)te  SSeranttoortlic^fett  be§  ^apftt^um§. 

lüibevd^rii'tlidjeu  unb  loibermcnfi^tici^en,  epibemifd^  geworbenen  SBal^ne 
im  Dramen  bc§  (I[)riftentl)uni§  gefc{)Iad)tet  njurben,  Ijatten  bie  „üom 
©elfte  ®Dtte§  geleiteten  ßonjiI»öäter",  ber  ^apft,  bie  ßarbinäle, 
bie  S8i[(^ö[e,  bie  ^riefter,  für  biefe  jum  §imnicl  fd;reienbe  ©ott^ 
lofigfeit  lueber  5(uge  nodj  Dt)r.  SJ^oc^te  bie  ©rbe  ringsum  bam|)fen 
üon  S3ruberblut:  „bas  Ijodifjeilige  Slonjil"  achtete  beffcn  nii^t,  e» 
f)atte  2Bid)tigere§  ju  tl)un:  bie  ©diablonifirung  üon  S)ogmen,  bie 
Sefeftigung  ber  erfdjütterten  2J?ad)tftctIung  be»  ^a^ftt^umS. 

Sieben  ber  SSerfd)uIbung  be§  „StattljalterS  Sf)rifti"  an  ber  ^n-- 
quifition  unb  bem  ^ej:enn}al)n  t)erfd;tt)inbet  faft  feine  Slnt^eilnafjme 
an  ber  2lu§breitung  fonftigen  2(BergIouben§  (oben  (3.  253  bi§ 
290),  unb  bod)  iüäre  biefe  2;f|ätigfeit  für  fid)  allein  l^inreic^enb,  bie 
angemaa^te  ©öttüdifeit  be§  ^apftt^umg  al§  Süge  erfennen  gu  laffen. 

3m  Sdjatten  be§  ^o^jftt^um»  unb  unter  feinem  <S(^u|e  finb 
©ebräud^e,  Se^ren  unb  S^tnge  emporgeföud^ert,  bie  für  ta^  ©firiften* 
t^um  G^rifti  ein  @d)Iag  in'g  Öefic^t  finb.  ^n  ben  3fiitu§  ber 
römifd^en  ßirc^e,  b.  i).  in  iljre  amtlid^en  ©ebet»-  unb  Segensformen 
^at  ein  frauenhafter  SeufeBtoa^n  feinen  ©injug  gegolten  (Rituale 
Romanum,  oben  (S.  212  ff.);  bie  !atf)oIifd^e  S)ogmati!  in  ifiren 
berü^mteften  SSertreteru  l^at  biefe  rellgiöfe  SSerirrung  mit  obfcöncm 
Unflat^  umgeben  (oben  (S.  220—235);  au§  ben  ttjeologifc^en  i^üx-- 
fälen  unb  (Sd)ulen  ergo^  fid)  bie§  SBiberc^riftent^um  bur(^  äa^üofe 
ilanäle  —  ©rbauungSbüdier  unb  religiöfe  ^e^tfd^riften  —  in  ^a^ 
SSoI!,  feine  ^fiantafie  üergiftenb,  feinen  ©lauben  üer^errenb  (oben 
3.  291  —  391);  im  3IbIa|untoefen,  mit  feinen  äJJebaitten,  ^reujen 
unb  Sfapulieren  hiudjerte  ein  echter  unb  rechter  Setifd^iämui  auf  (oben 
©.  278— 390(;  unb  biefe  S3ertt)üftung  am  f)eiligen  £)rte  ift  ha^ 
SBer!  ber  „(Statthalter  S|rifti"!  S)ur(^  bie  ^efeer^  unb  §ej:en> 
üerbrennung  l^aben  bie  „Statthalter  G^rifti"  ba§  leibüdje  Üibtn 
Saufenber  üon  G^riften  gemorbet,  burc^  ben  2(berglauben  |aben  fie 
ben  Seelenmorb  im  ©ro^en  betrieben. 

SBel^   eine  fo^iole,    toeld^  eine  fulturette  SKjätigfeit!     SSor  i^r 
öerfdjminbet,   unb  gtoar   gonj  unb  gar,    ft)a§  ba§  ^a^jftt^um  fonfl 
foäial-fulturetl  geleiftet  f)at.     'iSiü§>  finb  feine  SSerbienfle  für  ^unft 
unb  2öiffenf(^aft  im  SSergleid^e  ju  ben  mit  93(ut  unb  Unftatf)  um 
l^üttten  aSerbrec^en  ber  Snquifition  unb  be§  ^ejenloal^nS ! 

Sft  e§  etnja  bie  „göttliche"  2(ufgabe  ber  „Statthalter  e;|rifti";i 


I 


V.  3wfß'"in£"f'^ff»"9  ^-  ®anäcn  it.  SBiberlecjung  ultramontaiiet  fiügen.     639 

ßuuftmäcene  511  fein,  ^radjtbauten  unb  9Jiufeen  ju  erridjteu,  an-- 
gefußt  mit  ben  ^un[tfd)äl^eii  bei?  griedjifc^en  unb  röniifd^en  2lltev= 
t^um0?  Sf)r  „göttlid)er"  Seruf  i[t,  bie  d^riftlic^e  Seljve  in  if)rcr 
5(bge!Iärt()eit  unb  9iein()eit  ju  bcloaljven,  bie  c^riftlidje  ©efittung  in 
il)rer  ^euji^Cieit,  9Kilbe  unb  Söarmfieräigfeit  ju  erhalten  unb  ä« 
üerljreiten.  SCa§  jinb  bie  cigentlid^en,  bie  lücfentlid^en  jovialen  unb 
fulturetten  Stufgoben  bc§  „üou  ©ott  eingefe^ten"  ^a:p[tt^uni§. 
2(ffe§  5tnbere,  e§  mag  noc§  fo  glänjenb  fein,  finb  für  ben  „@tatt= 
l^attcr  Stjrifti"  —  um  einen  3tu§brud  9(ugufttn'§  ju  gebraud^en  — 
grandes  passus,  sed  extra  viam:  gro^e  @d)ritte,  aber  au^cr» 
l^atb  feinet  2Bege§. 

S)er  2öeg,  ben  \ia^  ^o^jftt^um  aU  foIdjeS,  b.  l).  in  feiner  reü» 
giöfen  Sigenfd^aft  feit  bem  ^al^re  1000  —  um  eine  runbe  Qd}l 
ju  nennen  —  bi§  in  bie  ©egenluart  bur(^  bie  Sal)rfjunberte  unb 
bie  SSöIfer  gegangen  ift,  ift  ein  SBeg  mit  SJ^enfc^enleii^en  beföet, 
mit  bem  2)unfel  finftern  2lberglauben§  umpttt.  9^id)t  Seben  unb 
Sid)t  f))ro^te  unter  feinen  (Schritten  auf,  fonbern  ber  Xoh  in  feiner 
groufigften  ©eftalt  pftete  an  feinen  gerfen. 

SSaS  füge  \ä):  an  feinen  gerfen?  9?ein,  "Da^  ^apftttjum  £)at 
ben  9)ienfd^enmorb  in  fein  innerfte?  i^eiligtljum  aufgenommen, 
e§  I)at  5Diänner  —  feine  i^i^tt^J^onger,  bie  Snquifitoren  — ,  beren 
§änbc  troffen  üon  SOknfd^enblut,  auf  bie  9lltäre  erijoben  unb  fie 
oI§  „^eilige"  ber  SSere^rung  bei  $ßoIfe§  auSgeftetIt.  ^ 

®iefe  %i)at  be§  ^apfttf)um§,  in  ber  9Migion§gefc^id)te  ber  c^rift^ 
lidien  ^eiti^ef^nung  tt)oI)I  einzig  bafte^enb,  barf  bei  Erörterung  feiner 


1  Sebe  „|)ettigfpre(f)ung"  (canonisatio)  ift  ein  5Ift  beä  unfef)Ibaren 
^a^fteä,  b.  I}.  ber  ^apft,  ber  einen  SKenfc^en  „tieiüg"  f|)nc^t  unb  i^n  ha^ 
bütä)  alä  gürfprecfier  unb  5ßorbiIb  auf  bie  9lltäre  er:^ebt,  fann  bei  biejem 
Slfte  nid)t  irren:  ber  betreffenbe  „^eilige"  ift  wirflid)  im  ^immel  unb  fein 
Seben  War  ttjirfli^  ein  f)eiUge§  unb  ber  9?atf)a!)mung  würbtgel.  ®a§  ift  in 
ber  uttramontonen  jT'^eoIogie  feftftel)enbe  Sel)re. 

Ob  aut^  bie  „(Seligfpred)ung"  (beatificatio)  —  bie  ^ßorftufe  jur  „heilig- 
fprecf)ung"  —  mit  Unfe:^lbar!eit  gefc^tel)t,  barüber  ^^errf^t  unter  ben  Xf)co^ 
logen  feine  ©inftimmtgfeit;  einige  bejafien,  anbere  Verneinen  c§.  Qebenfall^ 
ift  ober  auc^  bie  „@eligjpred)ung"  ein  2lft  :^ö^fter  ^jäpftli(^er  SKai^tüoHfom* 
men'^ett,  ber  tief  in  bo§  religiö§=fittlic^e  Seben  ber  ^atf)oIi!en  eingreift;  benn 
ouc^  ber  „©eliggeipro^ene"  mirb  auf  hit  5(Uäre  jur  SBereljrung,  9iad)a(;muug 
«nb  Slnru^ung  crtjoben. 


640  S?ierteä  SSu^.    ®ic  58eroiilltJoitli^fett  beg  5]8apj"ttf)um§. 

SSerantiüortlid^feit  für  hav  tirubermörberi[c|e  Sfutöergie^en  nic^t  über- 
gangen tüerben. 

2Im  1.  ©eptemBer  1866  erlief  ber  fiarbinal  5J5atrtäi,  ^räfeft 
ber  3fiiten!ongregation,  ein  üom  ^apfte  ^tu§  IX.  beftätigteg  ®e!ret 
ta§  bie  ^nquifitoren  SSilfjetm  2(rnaub  unb  (Stepl^an  üou 
Sorbonne  für  „feltg"  unb  ber  bffentlii^en  SSere^rung  auf  ben 
5ntären  für  lüürbig  erflärt  (Analecta  juris  Pontificii,  9,  389^. 

SÖBag  berichtet  bie  ©efdjidjte  üon  biefen  „(Seligen"  ?  ^^r  eigener 
£rben§genoffe,  ber  S)ominifaner  ^  er  ein,  ^at  unä  Sinige§  auf-- 
beiral^rt. 

Sm  ^a^vt  1241  liefen  fie  p  2)Joiffac  in  @übfran!reic^ 
200  ^e^er  ben  @c§eitert)aufen  befteigen;  eine  ganje  Familie: 
©ro^eltern,  (SItern  unb  üier  ^inber  tourben  auf  einem  §oIjfto§ 
üerbrannt.  ^n  S:ouIoufe  lie^  Strnaub  eine  !ran!e  Srau  in 
i^rem  S3ette  auf  ben  ©rfieiter^aufen  bringen  unb  ü  erb  reu  neu 
(oben  <B.  82.  83);  ein  anbere§  9}M  luurben  brei^ig  SDJenfc^en  üon 
biefen  äöüt^eriifien  bem  f^euer  überliefert  (Monumenta  conveutus 
Tolosani,  ©.  49).  2tl§  fie  t|r  blutige»  §anblt)er!  in  Stöignonet 
fortfe|en  n^oHten,  fielen  fie  am  28.  9JJai  1242  ber  SBut^  be§  SSoIfeS, 
ba§  fie  erf(^Iug,  jum  £p]tx,  unb  je^t  ftetjen  fie  al§  „SJMrtl^rer" 
auf  ben  Siltären  fat^olijdier  Slirdjeu! 

Sm  Sßni  1867  fprac^  ^iu§  IX.,  geftü^t  auf  feine  Unfe^I= 
barleit,  ben  fpanifd^en  Qnquifitor  ^ebro  2trbue§  be  ^piia 
„^eilig".  2trbue§  tüar  om  4.  Wai  1484  üom  ©ro^inquifitor  2;or'- 
quem ab a  (oben  ©.  135)  jum  ^nquifitor  für  @aragoffa  ernannt 
tüorben.  9^ur  16  9Jfonate,  bi§  jum  15.  September  1485,  be-- 
Üeibete  er  biefe»  Slmt.  lieber  feine  2t)ätigfeit  tt)ä()renb  biefer  furjen 
3eit  berieten  bie  Cuellen:  @r  ging  fo  Ijeftig  üor,  ha'^  bie  ^e^er 
unb  bie  gum  Scheine  (^riftlid^  getüorbenen  Suben  %aQ  unb  9lad^t 
in  großer  5(ngft  tüaren.  ^ägüc§  Ijielt  er  ©erii^t,  unb  jnjar  mit 
Slei^,  ßlug^eit  unb  Stufmerffamfeit.  Gntfprei^enb  bem  Slmte  eine» 
SnquifitorS  jüc^tigte  er  hk  «Sd^ulbigen;  er  üerfolgte  bie  ^e^er  unb 
SSerbäc^tigen  mit  großem  ßifer,  entfc^Ioffen,  ©tabt  unb  Sanb  üon 
allem  Unfraut  unb  aller  $8o»t)eit  §u  reinigen  (Biancas,  Aragonensium 
rerum  Commentarii:  Hispaniae  S.  S.  III,  706 — 707,  Francof.  1606; 
Mariana  S.  J.,  Hist.  gen.  de  Esp.,  Val.  1795,  XXV  C.  8,  (S.  275; 
Lauuza,  Ilibt.  de  Aragon,  ©.   170). 


V.  Sufawmenfaffung  b.  ©aiisen  u.  SEibertegung  ultramotttoner  Sügen.    641 

SSenn  man  bie  ^^ätigfeit  ber  fpanifc^en  ^nquifition  jener  3eit 
fennt,  fo  taffen  fcf)on  biefc  atigemeinen  eingaben  auf  bie  Blutigen 
SSerbienfte  be§  ^nquifitory  5(rbue§,  be§  je^igen  „^eiligen",  mit 
@id^erf)eit  fcf)IieBen.  Httein  mir  befi^en  genauere  9!J?itt|eitungen, 
unb  jn^ar  au§  einer  ^enffc^rift  unb  au§  einem  £e6en§abri|,  bie 
in  fRom  öorgelegt  mürben,  um  feine  „Seligfpred^ung"  ju  ermirfen. 
93eibe  2(ftenftücEe  finb  in  iia§  befannte  2Ber!  ber  Sefuiten,  bie 
Acta  Sanctorum  SßoHanbiften),  aufgenommen  morben.  2(u§  biefen 
Acta  finb  bie  folgenben  eingaben  (Acta  S.  S.  Sept.  V,  728 ff.). 
„Unerfrfiroden  biente  2trbue§  aU  ^nquifitor  ber  ©ered^tigfeit ; 
meber  burc^  ^f)ränen  nod^  burc^  Sitten  mar  er  ju  ermeid^en, 
fonbern  unerfct)ütterlid^  t()eilte  er  jebem  fein  9?ed^t  ju.  Sa,  fo 
munberbar  mar  aU  ^nquifitor  feine  Unbeitgfamfeit,  "oa^  er  ficf)  aU 
fctiärffter  ^e|eröerfDlger  ermieS  unb  H'q  burc§  feinen  Sifer  unb 
feine  «Sorgfalt  üiele  ^e^er,  2(poftaten  unb  9iücffäßige  innerljolb 
furjer  ^eit  bie  öerbiente  ©träfe  [bie  'lobeSftrafe]  für  i^re  Sßerbred}en 
erlitten.  Söeil  er  nun  fo  unerbittlid^  fein  5lmt  üermaltete  unb  fi(^ 
ber  5(uffinbung  ber  ^e|er  unb  i^rer  Seftrafung  ganj  {)ingab,  fo 
erregte  er  ben  bitterften  ^a^  biefer  ber  25?a^r^eit  feinblid^en  unb 
mit  beut  9JJafe(  ber  ^e^erei  beljofteten  SJJenfcJien." 

SSiele  S(uto§  ba  ge  Ijat  Slrbue»  megen  ber  ^ürge  feiner  2Imt§= 
füfirung  nid)t  abge^tten.  S)ie  feine  „|)eiügfeit"  behmbenbe  ®enf= 
fd^rift  entf)ält  aber  ben  gemi(^tigen  @a|:  „^urd^  bie  ^inrid^» 
tung  SBeniger  erfüllte  er  SSiele  mit  Sd^recEen"  'a.  a.  0., 
@.  753).  SSon  biefen  „Söenigen",  bie  öon  ifim  üerbrannt  mürben, 
ift  ein  9lame  auf  un§  ge!ommen,  ber  für  2{rbue§  felbft  jum  SSer* 
■^ängni^  mürbe.  'äU  er  bie  ^e^erin  öababia  ben  3d^eiter()aufen 
befteigen  lie^,  fdimor  ii)X  iöruber  ^uan  be  Sababia,  ben  9Korb 
feiner  ©c^mefter  mit  ©leid^em  ju  öergelten.  @r  fül^rte  biefen  Sd^mur 
in  ber  S^iai^t  üom  15.  auf  ben  16.  September  1484  au§,  inbem 
er  5trbue§  mit  bem  ^otd^e  burd^bofirte.i 

S(rbue§,  ber  „Sd^reifen  üerbreitenbe"  ^nquifitor  mar  tobt;  aber 
\)a§    „menige"    93(ut,    'i)a§'    er    ju  Sebjeiten  öergoffen  I)atte,    fottte 


1  ®er$5eiuit  9?.  93 au  er  „fteHt  feft",  bofe  unter  3(rbues  überI)OUpt  feine 
Einrichtung  ftattgefunbcn  :^at  (Stimmen  aii§  9!)ioria  =  :0oa^  1882,  ©.208) 
unb  bie  ultromontanen  „@ei(^ic£)t  Flügen"  üerbreiten  biefe  „gei(^ii)tlic^e 
SBa]^rI)eit"  (15.  9(uf[g.  1898,  ®.  167;. 

».  ^  oenSferoed),  ^^Jajjpt^um.  I.  41 


642         Sßiertel  93ud).    Sic  SScranttt)ortIt^!ett  beg  ^apfttf)um§. 

naä)  feinem  ^Üob  gu  einem  ©trome  anjd^lüellen,  unb  —  ic^  folge 
bev  ertt)äf)nten  STentfd^rift  —  ^r6ue§  felbft  16ett)eiügte  fid)  üon  j[enfeit§ 
beS  &xahc§  an  biefem  SSIutbabe.  (£r  „erfc^ien"  bem  ^riefter  S(a§co 
(SJaIüe§  unb  trug  itjm  auf,  ben  ^nquifitoren  tion  «Saragoffa, 
feinen  9lac^foIgern,  {^olgenbeS  mit^utfjeilen :  er  genieße  je^t  im 
^immet  gro^e  ©eligfeit,  aucE)  it)nen  tt)erbe  biefe  ©eligfeit  ju  %^tU 
itterben,  wenn  fie  eifrig  i^re§  5tmte§  halteten;  fie  foHten  nid^t 
gtueifeln,  ba^  fie  fe'^r  h)oI)tgett)an  i)ätten,  eine  grof;e  'ün^a^l  üon 
9J?enf(f)en  ben  Stf^nimen  ju  üliergeben,  benn  ade  6i§  auf  Ginen 
feien  je^t  in  ber  ^ölle  [ein  eigentpmlitfier  ©runb  ber  i^eube  für 
einen  „^eiligen"];  aud^  follten  fie  bie  ouf  ber  Sanbftra^e  au§- 
geftetlten  ©lieber  feiner  l^ingeric^teten  aJlörber  föegnetjmen,  fie  üer- 
brennen  unb  bie  3Ifd^e  in  ben  ©bro  Werfen,  bann  würben  bie 
§agelfc£)läge  in  Stragonien  aufhören.  ^ 

©alüej  empfing  balb  barauf  nocf)  einen  näc^tüdien  83efuc^ 
be0  ermorbeten  3lrbue§;  bie  5(uf tröge  be§  „in  ber  (Selig!eit  be» 
^immely"  nod)  eifrigen  SnquifitorS  lauteten  bie§mal:  gerbinanb 
unb  Sfabella  unb  ber  (Srsbifc^of  5((fon§  öon  ©aragoffa 
igerbinanb»  unei)elic^er  ®of)n)  würben  wegen  i^rer  großen  SSer- 
bienfte  um  bie  Suquifition  tauge  leben  [eingetroffen  ift  bie  SSer-- 
Ijei^ung  bei  „^eiligen"  aüerbing»  nid^t,  benn  Sf^bella  würbe 
nur  53  ^al^re  unb  f^erbinanb  nur  65  ^af)tt  olt];  fie  fottten  in 
i^rem  Gifer  fortfahren  unb  atle  SJioriScoS  fcEiteunigft  avi§  Spanien 
üertreiben.  ^wgleid)  mu^te  (^alüej  im  9Zameu  be§  3(rbue§  noc^ 
einmal  ben  Snquifitoren  öon  ©aragoffo  fagen,  er  empfehle  i^nen, 
it)r  2(mt  aU  ^e^erric^ter  fräftig  §u  fü{)ren,  benn  burd^  folc^e  9(rbeiten 
'i^aht  er  einen  ^ta|  unter  beu  9Jiärtt)rern  in  ber  ewigen  §errtidE|= 
feit  erlangt.-    S)ie  Sf)atfäd)üdE)feit  ber  ©rfc^einungen  be»  2trbue§ 


1  ©e'^r  be^eic^nenb  für  bie  (Jt}rli^feit  ber  ^efutten  ift  e§,  ta%  fie  in 
i^rem  gco^en  @efc^id)tgit)er!  ;Acta  S.  S.)  biefe  Iet}rrei(i)e  Stelle  über  bie 
Sfiätigfeit  eine^  ^iiquifitorg  d'outre  tombe  unterbrüdt  f)aben;  fie  finbet 
fic^  6ei  Slorente  ,a.  a.  D.  I,  199 . 

-  2ööt}renb  biefer  Unterhaltungen  nannte  ©aloej  einmal  ben  3trbue3 
„t)eilig".  S)iefe§  Kompliment  lehnte  Strbue^,  ot)ne  Streifet  mit  Diücffic^t  auf 
bie  9iiteufongregation  in  5iom,  hk  feine  §eifigfprec^ung  erft  im  S^^'^e  1867 
Qugfpred^en  follte,  f)öftic^  ab  mit  ben  Söovten:  „er  I;offe  erft  t)ei(ig  ju 
Werben". 


V.  3ufflntmenfaffung  b.  ©anjen  it.  SBtberlegung  uttramontoner  Sügen.    643 

unb  ber  batet  geführten  Ö5e[präcfie  Befrfjtüor  @atüej  üor  bem  erj* 
bifd^öflic^en  ©eneralöifar  Dropefa,  unb  ber  Snqutfitor  ^raSmiero 
legte  ben  amtlid^en  SericE)t  über  bie  ©eiftererfifieinung  in  9?om  üor. 
S)ic  l§imnilifc|en  Slufreijungen  be§  Sd-Bueä  gur  giac^e  an  feinen 
gjJörbern  unb  gur  ^e^erüerfolgung  ü6erl)0upt  fanben  tüittigeS 
@e^ör.  ßlorente  giebt  an,  me()r  aU  200  9)Jenfc|cn  feien  bem 
2{nben!en  beg  5IrBue§  jum  €p\n  gefatten.  9kc^  (J^arleä  2ea 
(Martyrdom  of  Sau  Pedro  Arbues,  New- York  1889,  (S.  193 ff.) 
föäre  bie  Qä^i  nid^t  fo  gro^,  aber  noc^  immer  bebeutenb  genug, 
unb  n)a§  an  ber  Stnja^t  ber  iD|3fer  fehlte,  würbe  buri^  bie  t^rem 
S;obe  üor^ergefienben  Dualen  reirf)Ii(i)  erfe|t.  3lu§  einem  SBerid^t 
be§  ^uan  be  3(nc^ia§,  ©efretärg  ber  ^nquifition,  ttjeilt  Sea  mit, 
ha^  jföölf  DJZenfdjen  öerfirannt  luurben,  bereu  ^roje^  jur  ßnt' 
bedung  anberer  ^e|er  füfirte,  bie  bann  aud^  öerbrannt  würben ; 
einigen  Würben  üor^er  bie  |)önbe  abgehauen. 

SWan  muB  geftetien,  ber  §eiligenfc^ein  be§  5trbue§  ift  fattfam 
rotf)  gefärbt  burrf)  SD'ienfrfienblut. 

®a|  2(rbue§  „frfig"  «nb  „^eilig"  gefprod^en  Würbe  wegen  feinet 
2öir!en§  aU  Snquifitor,  ha^  alfo  ber  „©tattfialter  S^rifti" 
im  „^eiligen"  2(rbue§  ba§  blutige  SBirfen  ber  Snquifition 
mit  ber  ^ä:pftlid^en  Unfe^lbarfeit  becft  unb  e§  !raft  biefer 
Unfe^Ibarfeit  mit  „ber  (S^re  be§  2tltare§"  lol^nt,  unterliegt 
feinem  B^fcifet;  ber  SBortlaut  be§  @elig=  unb  §eitigfprec^ung§be!rete» 
ift  barüber  5U  !Iar. 

Sm  @etigf^)rec§ung§breöe  ^Uejanber  VII.  üom  17.  2lpril  1664 
(Acta  S.  S.  a.  a.  D.,  ©.  749)  '§ei|t  e»:  3lrbue§  £)abe  „treu  mit  bem 
l^ö duften  (Sifer  (summo  cum  zelo)  "oa^  5tmt  eine§  ^i^qi^ifitorS  für 
ben  fat^oüfd^en  ©tauben  gefül)rt".  ^iu§  IX.  brüdt  bie§  noc§ 
beutlic^er  au§>  in  ber  5(IIo!ution  gur  ^eiligfpred^ung  am  26.  ^uni 
1867 :  „(S§  l^anbelt  fid^  I)ier  barum,  einen  Reiben  ber  ^ird^e  fieilig 
gu  fpred^en,  ber  mit  rüt)mtid^em  ßifer  pr  ^Rettung  ber  ®(auben§= 
einl)eit  ober  um  bie  ber  ^irdje  ©ntriffenen  wieber  jurücfjufüliren, 
gefämpft  unb  ben  ^ob  erlitten  f)at."  günft^unbert  Sifd^ofe,  mit 
bem  „Statttialter  Sl^rifti"  an  ber  @|3i^e,  wohnten  am  29.  ^uni  1867 
ber  „^eiligfpred)ung"  be§  ^nquifitorS  bei,  fie  erl^oben  einen  Tlann 
auf  bie  5tttäre,  an  beffen  §änben  9J?enfd^enbIut  üebte  unb  ber  einem 

41* 


644  ?Sterte§  Sitc^.     5)te  9SerantnjortIid)feit  be§  ^opyttf)um§. 

(Softem  gebient  Ijatte,  ba§  bie  ungerechte  SSergie^ung  üon 
50?enfcf)eiiI)Iut  jum  @ritnb|afe  cr^otieu  fjatteJ 

Tic  ungeheuere  33httfd^ulb,  bie  unaustilgbar  an  ber  Snguijition 
unb  an  ben  Snguifitoren  f)oftet,  ift  burcf)  bie  8elig=  unb  §etlig= 
jprerfiung  ber  fübfranjöfifiiien  unb  jpanifrfien  ^nqutfitoren,  bie 
ber  „nnfet)(6are"  ^apft  im  9?amen  ®otte§  öottjog,  unliJ^Bar 
mit  bem  ^apfttlium  öerbunbcn  lüorben;  fie  möge  ben  Sc^tu^ring 
Iniben  in  ber  (ongen  33cn)ei§fette  für  bie  $ßerantn)ortürf)feit  ber 
„Stattf) alter  dfjrifti"  an  ben  furd)tbaren  burc^  bie  ^nquifition  öer* 
übten  foäialen  unb  futtureüen  Untfjaten. 

„@§  h)irb  nn§  üerfic^ert,"  fagt  2)13  Hing  er,  ber  biefe  eingaben 
über  3(rnaub  unb  ^trBue»  sufammengeftettt  I)at,  „ber  Si^puifttor 
3(rbne§  fei  ein  frommer,  tugcnbf^after  Tlann  geraefen.  2Bir  be= 
ftreiten  nicfit,  ba^  e§  unter  ben  ^nquifitoren  mehrere  gab,  bie  narf) 
bem  banmtigen  SO'Jaa^ftabe  fromm  maren.  2iorquem aba  felbft, 
auf  beffen  ©elüiffen  ^aufenbe  üon  Cpfern  loften,  ttjar  nac^  ber  SSer^ 
fidjerung  feiner  geitgenoffen  ein  frommer  SJiann  oben  S.  135).  ^iefe 
©attung  öon  9}?enfd)en  beotiac^tete  atCe  ^un!te  ifjrer  Drben»regel, 
betete  regelmäßig  il)r  S3reöier,  oerri(^tete  anftänbig  bie  fird^Iicfien 
i^unftionen,    trug   große  ^fJofenfränje,  t)atte  ^Reliquien  im  8(i)(af'' 


1  SJas  amtüd)e  ^efuitenorgatt,  bk  (£iütlta  cattolico,  fc^rieb 
über  bie  „öeifigipvec^ung"  be§  3(rbueä  bie  intereffanten  SBorte:  „'3}ei; 
Xtiump^  bcs  5(rbues  ift  eine  5tieberlage  für  bie  Quben  unb  Qui^en--- 
genojfen;  ja,  e»  mar,  wie  in  bem  .*pei(tgjpred)ung5befret  üom  23.  gebruar 
1865  ]^ert)orgeI)oben  lüirb,  eine  bejonbere  Fügung  ber  göttli^en  3Bei§t)eit, 
ben  legten  2(ft  ber  SBerl^errli^ung  be^  Seifigen  9)Järti)rerä  gerabe  unjerer 
Seit  öor§ubef)a(ten,  in  welcher  baä  gnbentfjum  ntef)r  ol^  je  barauf  bebac^t 
ift,  burc^  bie  treffe  unb  burd)  ba§  ©etb  ben  Stieg  gegen  bie  .^trdie  gu  för= 
bern.  SSie  feilten  olfo  bie  ^nhm  nic^t  auffdjreien,  lüenn  fie  je{)en,  wie  in 
ber  d)riftUd)en  S:ir^e  ein  ^ann  gu  ber  f)öd)ften  S^re^  ber  Stitöre  beförbert 
ttjirb,  ben  fie  al§  einen  SBerfotger  l^affen"  (6,  11,  227 .  Qunt  35erftänbni6 
biefer  3Borte  fei  fjtnjugefügt,  ha^  5(rbuel,  wie  bie  ipanijc^e  ^nquifition  über= 
l^oupt,  üorsug^toeiie  gegen  iit  fdjeinbar  c^riftlid)  geworbenen  Qn^^n  wütt)ete. 

©erabe  in  unferer  Qdt,  in  ber  bie  unroifjenbe  unb  oerlogene  antijemitifcf)e, 
fonieröatioe  unb  ultramontane  ^^reffe,  jum  Qwerfe  ber  §e|;e,  bie  oer= 
Ieumberiid)e  gabel  öom  jübijc^en  Siitualmorb  wieber  in  bie  leichtgläubige 
SKaffe  wirft,  ift  e§  gut,  an  ben  d)riftlid)en  „3\ituaImorb"  ber  Snqui^ 
fition  §u  erinnern.  SSg(d).  meine  Stuffäfee  in  ber  2Biener  „Seit" 
(25.  Sluguft  unb  15.  (September  1900,:  „SRitualmorb  unb  ^nfluifition"  unb 
„?(nttiemiti§mu^  im  Sichte  bec'  Gfjriftentfiums". 


V.  Swioitti^eiMfung  i>'  ©anjen  u.  SSiberfegung  uftromontaner  Sügen.     645 

gema(^;  baneben  aBer  öebodjten  jie  ficfj  nid^t  im  geriugften,  9??änner, 
grauen  unb  Sinber  jucrft  auf  bie  Wolter  unb  bann  auf  ben 
(5(^eiterl)aufen  ju  bringen ;  if)r  Sittücfifeitsgefüf)!  ^ielt  fie  nic^t  ob, 
jid§  SU  Sßerfjeugen  eine»  ^nftituts  ju  machen,  ba§  bie  fc^ulblofen 
Sö^ne  unb  @n!el  tüegen  angeblidjer  SdEiuIb  ber  S3äter  beraubte, 
ba§  '3:aufenbc  Don  föo^Ifiabenben  ?^amiüen  in  9?ot^  unb  Glenb  öer= 
fe^te;  unb  babei  üerfufiren  fie  nadj  [üon  ben  ^äpften  gegebenen] 
9tegetn  unb  Sakmgen,  bie  allen  in  bie  menfc^Iic^e  S3ruft  gegrabenen 
Sbeen  öon  ®eredjtig!eit  unb  S3inigfeit  §oI)n  fprac^en  unb  Un^ 
gäf)Iigen  bie  ©inftenj  auf  (Srben  jur  §öl(e  niaditen"  ^^kine  Sd)riften, 
(Stuttgart  1890,  @.  355). 

^d)  bin  am  Snbe  ber  @d)ilberung  biefe§  %^z\U^  ber  fojia^ 
fulturetten  SBirffamfeit  be^  ^apfttf)um§. 

9Jiu^  nic^t  bei  ^Betrachtung  ber  ^nquifition,  be»  5lberglauben§, 
be§  Xeufelefpu!»  unb  $ej;enwa()n§  bie  S3ebeutung  unb  bie  aBat}r- 
Ijeit  be§  SSorte»  un§  pm  ^etüu^tfein  fommen,  'Qa^  ber  Stifter 
be»  ß^riftent^um§,  GJ)riftu§,  gefprod^en  i)Cii,  unb  bag  aud^  gilt  für 
bie  „Stattfjalter  S^rifti" :  „Stn  iijren  grüd^ten  merbet  i^r  fie  er^ 
fennen;  benn  ein  guter  Söaum  fann  nid^t  fd^Ied^te  gi'üd^te  l^er-- 
öorbringen" ? 

|)ätte  ber  Saum  be§  ^apfttf)um§,  menn  er  „gut",  b.  ^.  rtenn 
er  göttlid^  tüäre,  biefe  ftudjluürbigen,  blutüberftrömten  j^rüd^te 
geitigen  fönnen? 

®§  ift  eine  unbeftreitbare,  gefd)icf)tlid)e  2;§atfad^e:  ^ie  ^äpfte 
Öaben  jal^rl)unbertelang  an  ber  Spi^e  eine»  9Jlorb=  unb 
S3tutfl)fteni§  geftanben,  ba§  metir  9}ienfd^enleben  ge= 
f(^Iad)tet,  mel)r  fulturelle  unb  fojiale  SSerwüftungen  an= 
gerichtet  l^at  aly  irgenb  ein  ^rieg,  al§  irgeub  eine  ^t\x6)t. 
„^m  9Jamen  ®otte§"  unb  „im  Spanien  ©tirifti"! 

2!a§  ^a^jftt^um  mar  bona  fide  bei  biefer  Kulturarbeit,  e§  glaubte 
mir!(i(^,  burd^  fie  @ott,  Sf)riftu§,  bem  ©^riftenttium  gu  bienen. 
®ett)i^,  bie  Ke^er  unb  §ej:en  morbenben  ^äpfte  maren  nicf)t  9JJörber 
ber  ©efinnung  unb  ber  ©rfenntni^  nad^.  5lbev  uid)t»  jeiigt  t>er= 
nid^tenber  miber  bie  „®öttlid)feit"  bc»  ^apfttfjums  al§  gerabe 
biefe  bona  fides  JDät)renb  feiner  fed^§^unbertjäf)rigen  iölutarbeit. 


^  u  I;  a  n  c\   1. 

3ufammcnftcKmin  Vii^f^l^^^r  ÄunbgeBungcn 
für  3n<|itifittott  uub  §ejcnttJa|n. 

Sni  ganäen  SSerlauf  meiner  ^arfteßung  finb  päpftlid^e  ^unb-- 
geBungen  für  Snpuifition  unb  ^ejenlratin  fierangejogen  morben. 
Um  aber  einen  gebrängten  Ueberbücf  über  bie  2;|ätigfeit  ber 
„@tattf)alter  Sljrifti"  nad)  biefer  9lic§tung  ^in  ju  geirinnen,  ftelle 
icE)  bie  ^au^tfäctiüd^ften  biefer  ^unbgebungen  i()rer  gefcfiic^tliiiien 
9teif)enfoIge  nacfi  §ufammen. 

3ur  33ebeutung  ber  ^unbgebungen  fei  no(^  bemerft:  1.  25ic 
meiften  finb  formeU  in'§  fanonifc^e  9te(i)t  übergegangen,  fie  bilben 
einen  bi§  ^ur  Ijeutigen  ©tunbc  in  ^aft  befte^enben  S3eftanbt^eil 
biefe§  9ted^te§.  2.  ^ie  nicE)t  formell  in'§  fanonifc^e  Siedet  über= 
gegangenen  (Jrlaffe  finb  au(f)  oI)ne  biefe  {Formalität,  in  i(}rer  Gigen« 
fd^aft  al§  ^öpftlid^e  ^uubgebungen,  firc^Iidjeg  9tec^t.  3.  ^eine 
biefer  Sunbgebungen  ift  jemals  n^eber  lüiberrufen  noi^  auc^  nur  ah-- 
gefd^Wäd^t  toorben.  4.  9hd)t  lüenige  ber  ^unbgebungen  finb  jn^eifel-- 
Io§  ex  cathedra,  b.  I>  mit  bem  ßljarafter  ber  „Unfe§Ibarfeit"  üer- 
fe^en. 

SSenn  bei  ben  ©rlaffen  leine  befonbere  Duetle  angegeben  ift, 
fo  finb  fie  entnommen  bem  öon  ^egna  bem  Directorium  Inquisi- 
torum  be§  (S^meric  (oben  (S.  40  ff.)  beigefügten  Appendix,  ^egna 
t^eilt  mit,  er  l^abe  biefe  :|3äpftlid^en  ^unbgebungen  öeröffentüc^t 
„auf  93efet)I  ber  f)0(i)tüürbigften  Ferren  ßarbinalinquifitoren" 
(a.  a.  D.,  @.  193). 

^a§c§ali§  IL  (1099-1118). 

2tm  21.  Januar  1102:  (gr  ermahnt  Stöbert  IL,  ©rafen  üon 
iJIanbern,   bie  ße^er  in  Süttic^   auszurotten,    unb   oerfpric^t  if)m 


SujammenfteHung  ^)äpftIic^er  Sunbgebungeii.  647 

unb  feineu  Kriegern  bafür  bie  SSergebung  ber  ©ünben  unb  bie  päp\t'' 
licElc  greunbfdjaft   Jaflfe,  I,  nr.  5889 ;  Fredericq,  Corpus  I,  nr.  10  . 

3rrej:auber  III.  (1159— 118i;. 

19.  SKai  1163:  er  öerorbnet  üon  9teim§  au§,  bei  Strafe  ber 
Gjfomntunifatiou,  iia'i^  9liemanb  ^e|er  befjer'berge  ober  irgenblüeldje§ 
©efc^äft  mit  itjueu  abjdilie^e;  bie  ©üter  ber  ^e^er  füllen  befd^Iag« 
no^mt  werben  (Fredericq,  Corpus  I,  nr.  39). 

Wit  bem  ^onjil  üon  9leim§  im  S^^re  1179  oerorbnet  er 
bie  S3ef(^(agna^me  beg  33ermi3gen§  ber  ^e^er;  äugleic^  ertljeilt  er 
ben  n)eltlid^en  |)erren  bie  SSo(Imad)t,  ^e^er  gu  Sftaöen  ^u 
mnd^en  (Mansi  XXII,  231—233;  Jaffe  I,  341). 

2tuf  bem  britten  Sateran-^onsil  im  ^a^re  1179:  S3ei 
©träfe  beS  S3anne§  ttjirb  tierboten,  mit  ^eöern  ^anbel  ju  treiben 
unb  fic  §u  beherbergen.  2Ber  fic^  bagegen  üerfet)tt,  erf)ält  fein 
d^riftlid^e»  Segräbni^.  Slfle  ©laubigen  foHeu  gegen  bie  ^eft  ber 
^e|erei  bie  SB  äffen  ergreifen;  n^er  bie§  tf)ut,  erhält  jluei  ^o^re 
58ufenac^Io^  unb  fte!^t  iuie  ein  ßxeujfaljrer  unter  bem  8d^u^e  ber 
^rc^e  (Mansi  XXII,   (g.  234;  Jaffe,  Ftegesta,  783). 

2uciu§  lU.  (1181—1185). 
3Iuf  bem  ^onjil  üon  Söerouo  im  ^a()re  1184:  „@ine  «Stabt, 
bie  auf  SJJa^nung  be§  83i|c^of§  t)in  bie  ^e|er  uid^t  beftrafe,  folle 
Oom  S5erfe^re  mit  allen  onberen  ©labten  auSgefditoffen  ujerben; 
alle  ©önner  ber  ^e^erei  finb  für  immer  infam,  niemolg  bürfen  fie 
oI§  ©a(j^n)alter  ober  Beugen  auftreten  unb  ein  öffentliche^  SImt  be» 
tleiben.  '3)ie  ©rafen,  SBarone  unb  Ujeltlic^en  Dbrigfeiten  muffen 
ouf  SSerlangen  ber  S8ijd)öfe  eiblidj  geloben,  bie  ^ird^e  gegen  bie 
^e|er  ju  unterftü^en  unb  biefe  SSerorbnung,  bie  fon:)ol)I  faiferlid^ 
wie  lirc^Iid)  fei,  au§äufü|ren,  bei  Strafe  be#  ^erlufteS  itjrer  SBürben, 
ber  (5j;fommunifation  über  il)re  ^erfonen  unb  be§  ^nterbift§  über 
i^r  ©ebiet"  (c.  9.  X.  de  haer.  V,  7;  ^efele^Snöpfler  t.-®.  V,  727). 

©oeleftinuö  III.  (1191  —  1198). 
2luf  bem  ^ou§iI  oon  2JJontpenier  im  ^a^xt  1195  üerorbnet 
er,    ba^   bie  ©üter   ber   ^el^er    befd^lagna^mt   unb    fie    felbft   ju 
©flauen  gemad)t  werben  (Mansi  XXII.  668). 


648  Srnljang  1. 

Snnoäeng  III.  (1198—1216). 

Spfilt  ber  |)evrfc^aft  Snno§en§  III.  beginnt  ein  neuer  Stbfc^nitt 
im  SSertjalten  be§  ^apftt^umS  gegen  bie  ^e^erei,  inbem  bie  ^'»ärte, 
bie  bi§  ba^in  met)r  oereinselt  nnb  fprungmeife  auftrat,  Softem 
njurbe.  SnnojenS  III.  war  unermüblid^,  bie  dürften  unb  Stabt-- 
obrigfeiten  gegen  bie  Se^er  ansueifern. 

3m  Januar  1198  jum  ^apfte  er»Dä{)It,  forbert  er  frfion  im 
Slpril  ben  ^ifc^of  öon  3(u(^  auf,  gegen  bie  ^c^er  „mit  §ülfe  be§ 
tüeltlirfien  (5c^n}erte§  öorjuge'^en"  (Innoc.  III.,  Epp.  I,  81).  ©einem 
Legaten  in  ber  ^roöence  giebt  er  eine  ^tntüeifung  an  ben  S3ifc^of 
öon  2t ij:  mit,  in  ber  e§  ^ei^t:  „SBir  befef)Ien  ben  gürften  unb 
|)erren,  bie  ©üter  ber  ^e|er,  bie  unfer  Segat  ejfommuniäirt,  ju 
befd^Iagnat)men  unb  fte  au§  iljren  S3efit^ungen  ju  üertreiben.  S3er= 
ijarren  fie  f)artnäcfig,  fo  follen  fie  öon  ben  lüeltlic^en  3JJac^tf)abern, 
tüie  e§  d)rift(id)en  gürften  giemt,  nod^  fct)iöerer  geftraft  werben" 
(Epp.  I,  94:  21.  2(prir  1198).  2(uf  feine  SSeranloffung  muffen 
bie  Dbrigfeiten  in  9KontpeIIier,  21rle»,  SJJarfeiÜe,  2(üignon 
fc^Wören,  bie  ße|er  nad)  Gräften  ju  öerfolgen  unb  auSjurotten. 
2lm  15.  Suni  1198  befiehlt  er  bem  ©räbiafon  öon  SJJailanb,  ben 
lombarbifc^en  Dbrigfeiten  einen  gteid^Iautenben  @ib  aufzulegen 
(Epp.  II,  298).  2lm  5.  Sanuor  1199  ergebt  fein  S3efe^I  an  ben 
(grjbif(f)of  öon  (St)ra!u§,  bie  ^e|er  eifrig  ^u  öerfolgen  unb  i^re 
^abt  burc^  bie  Dbrigfeiten  befd^tagnaf)men  ju  loffen  (Epp.  I, 
509).  Sroti  gfei^Iautenbe  ©rlaffe  be§  Sa^^'e^  1199  —  einer  an 
bie  @tabt  SSiterbo,  ber  gleite  an  ben  ^önig  öon  Ungorn  — 
erftören  bie  ^e^er  für  rechtlos,  erbunfät)ig,  i^re  ©üter  für  be-- 
f^Iagnaf)mt  (Epp.  II,   1;  Fejer,  Codex  dipl.  II,   378). 

Gin  Grta^  an^  bem  Sßfire  1200  beftimmt,  i>a'i^  ^efeer  ju 
feinen  SBürben  unb  Stemtern  §u5uIoffen  finb,  unb  H^  bie  töeltlicEien 
©eiöalten  einen  Gib  ju  leiften  l^aben,  biefe  Seftimmung  au§äufül§ren. 
2Ber  ben  Gib  nid^t  leiftet,  foH  ei'fommuniäirt  unb  fein  Sanb  mit 
bem  ^nterbift  belegt  werben. 

Gin  Grla^  für  ben  ^ird^enftaat  öom  23.  September  1207 
beftimmte:  jeber  ^e^er  fotl  fof ort  ergriffen  unb  bem  weltlid^en  2Irm 
gur  gebül^rcnben  Söeftrafung  übergeben  Werben;  feine  ©üter  foHen 
befrf)Iagna^mt  werben:  einen  ^fieil  erfiält  berjenige,  ber.  i^n  ge» 
fangen   f)at,    ben  jweiten   ber   ®eri(j^t§I)of ,    ber  i^n  beftraft,   ben 


3ujammen[teÜun9  pöpj'tlic^er  Sunbgebungen.  649 

brüten  %1)iii  foll  man  für  bie  ^u»befferung  ber  SO^auern  be§  DrteS 
Deriüenben,  tno  er  gefangen  tüorben  ift.  ®a§  §au§,  in  bem  ber 
ße|ier  )x>oi)nk,  foH  jerftört  njerben,  nieinanb  barf  e§  iüieber  ouf= 
bauen,  fonbern  ber  (Sc|Im)fminfeI  be»  Öiotttofen  foll  jum  Stblage-- 
rungöort  be§  (5df)mu^e§  werben  (Epp.  X,  130;. 

^m  ^a^vt  1208  ri(f)tete  ber  ^apft  an  bie  ©tabt  t^aenja  bie 
gleid^e  2Iufforberung  §ur  ^öernid^tung  ber  ^el^er  tt)ie  an  bie  übrigen 
gtäbte  (Epp.  IX,  204). 

SSon  ^aifer  Dtto  IV.  (ie^  er  fic^  im  ^afjre  1209  „njirffame 
^ütfe  gur  3(uyrottung  ber  ßegerei"  üerfpredien   M.  G.  L.  L.  II,  217). 

2(uf  bem  öierten  Sateran^ßongil  im  ^a^re  1215:  2((Ie 
üon  ben  ^nquifitoren  üerurt^eilten  ^efeer  finb  üon  ben  tneltli^en 
Dbrigfeiten  mit  ber  gebü^renben  (Strafe  (animadversione  debita) 
ju  beftrafen,  i^re  ®üter  finb  ju  befc^tagna^men.  SBenn  bie  ber 
^e^erei  S5erbäd^tigen  fid;  nid^t  üom  SSerbod)te  reinigen  fönnen,  fo 
finb  fie  ju  ejfommunijiren,  unb  fatl§  fie  ein  Sat)r  fang  im  S3anne 
bleiben,  a(§  ^efeer  ju  be^anbeln.  5{tle  lueltlidien  Dbrigfeiten  fotten 
eiblid^  geloben,  aüe  üon  ber  ^ird^e  iljnen  beseidineten  ße|er  (hae- 
reticos  ab  ecclesia  denotatos)  nac^  Gräften  ou^äurotten  (extermi- 
nare).  SBer  ba^j  nid^t  tf)ut,  foll  eglommuni^irt  Werben;  bleibt  er 
ein  ^a\-)v  lang  im  S3anne,  fo  ift  er  bem  ^apfte  anjujeigen,  bamit 
biefer  bie  Untert^anen  üom  Xreueibe  entbinbe  unb  ha^  Sanb  jur 
Sefefeung  ben  fiat^olifc^en  überlaffe.  2öer  gegen  bie  Se^er  bie 
Söaffen  ergreift,  um  fie  'qü  üertilgen  ^ad  haereticorum  exterminium 
se  accinxerint),  geniest  bie  Slbläffe  unb  ^riüilegien  ber  ßreujfal^rer. 
SSer  bie  Sefeerei  begünftigt,  foU  ejfommunijirt  Werben,  bleibt  er 
ein  3a()r  lang  im  S3anne,  fo  ift  er  infam  unb  für  alle  5lemter 
unfat}ig:  er  fann  Weber  ein  Seftament  machen,  noc^  erben;  er  !ann 
9Jiemanb  wegen  irgenbweldjer  @ad)e  öor  ®eric|t  f orbern,  wobi 
aber  !ann  er  felbft  üon  jebem  üorgeforbert  werben;  ift  er  9?ic^ter, 
fo  finb  feine  Urt^eile,  ift  er  5(nwalt  ober  9^otar,  fo  finb  feine 
9ted^t§()anblungen  nichtig.  Bweimal  im  ^aijre  fotten  bie  Sifc^öfe 
9?ac^forfd)ung  nad)  ^e^ern  l)alten  unb  einige  üerläffige  Seute  jwingen, 
ju  f^Wören,  ob  fie  üon  ^et3ern  etwa»  Wiffen  Mansi,  Conc.  Coli. 
XXII,  988). 

„dnä)  Slbüofaten  unb  9^otaren  üerbicten  Wir  ftreng,  ben  ^etjern 
unb  i^ren  S3egünftigern  irgenb  wel^e  .^ülfe,  9^atb   ober  ©unft  ju 


650  3tnf)an9  1. 

geiDäf)ren  ober  bei  ^rojeffen  §ur  Seite  ju  ftel^en  ober  Urfunben 
für  fie  au§5ufteßen.  SSer  baiuiber  {)anbelt,  ift  feine»  2tmte§  ent« 
laffen  unb  für  immer  infam"  (c.  11  Si  adversus  X  de  haeret.  V,  7). 
„^n  ben  Sänbern,  bie  unferer  |)errfc^aft  unterworfen  finb, 
foflen  bie  S3efi^t()ümer  ber  ^e|er  tierfteigert  werben,  unb  in  ben 
anberen  Säubern  fotl  bie§  burrfi  bie  weltücfien  ©elüalten  unb  Sür* 
ften  9cf(i)el)en:  füllten  biefe  barin  fäumig  fein,  fo  wollen  unb  Be- 
fehlen wir,  ta'Q  fie  burd^  firc^Iic^e  ©trafmittel  baju  gezwungen 
werben."  5(uc^  bie  rec^tgläufcigen  ^inber  ber  ^e|er  fallen  unter 
biefe  (Strafe:  „^eine  fogenannte  Söarm^ersigfcit  fpraetextus 
cujusdam  miserationis)  foll  biefe  Enterbung  ber  ßinber  l^in-- 
bern,  benn  oft  werben  naä)  göttlichem  ®eric^t  bie  @ö§nc  für  bie 
Später  beftraft,  unb  gemöB  ben  fanonifc^en  @a|ungen  trifft  bie 
9(f)nbung  ber  SSerbrecfien  ni(i)t  nur  if)re  Urf)eber,  fonbern  aurf)  bie 
9tad^!ommenf(^aft"  (c.  10  Vergentis  X  de  haeret.  V,  7  .  S)er 
päpftli(f)e  X^eologe  ^egna  mad)t  in  feiner  2(u§gabe  be§  Directorium 
Inquisitorum  üom  '^ai)xt  1585  Ijierju  bie  2(nmerfung:  „2(u(f)  l^eute 
befolgen  wir  bieg  päpftlic^e  ®efe^,  benn  ben  8öl)nen  oou  ^e^ern, 
auc^  wenn  fie  fat^olifc^  finb,  ift  nid^tS  ju  {)interlaffen,  nid^t  einmal 
ber  ^fli^tttieit,  ber  if)nen  bod^  gewiffeumaa^en  naturred^tlid^  ^n  ge= 
bü^reu  fcfieint"  (a.  a.  D.,  3.  103). 

^onoriuS  m.  (1216  —  1227;. 

„(Sin  Surft,  ber  über  ein  ^al^r  ejfommunijirt  bleibt,  gilt  oI§ 
^e^er,  feine  Unterttjanen  finb  be»  !Ireueibe§  gegen  i§n  lebig"  (Ex 
decretal.  titul.  de  poenis,  e.  13  Gravem). 

©regor  IX.  (1227—1241). 

12.  Suni  1227:  ®r  ermal^nt  ^onrab  öon  2JJarburg,  bie  Welt» 
licfjen  ©ewatteu  §u  öülfe  ju  net)men,  um  bie  ^e|er  auSjurotten 
(RipoU,  Bullar.  Oid.  Praedic,  Romae  1729,  I,   20:. 

13.  September  1230:  ©r  ermatint  bie  SDominifaner,  bie  ^att|o= 
lifen  jum  Kriege  gegen  bie  ^rut^enen  burc^  ^rebigten  ouf^uforbern 
(RipoU  I,  32). 

25.  Suni  1231:  Sin  (Srla^  on  ben  (är^bifi^of  oon  Xrier: 
SJ}ie  üon  ber  ^ird^e  öerurt^eilten  ^e^er  fotten  bem  weltlid^en  2trm 
(^obelftrafe)    überliefert  Werben;    bie   ^e^er   finb    erbunfät)ig,    fie 


SujammenfteHung  ^}äpftltci^ei-  Slunbgebungen.  651 

fönnen  feine  Slemter  befleiben:  irer  fie  auf  cfiriftlic^en  ^irc^fiöfen 
begräbt,  öerfättt  ber  ©j:!omntunifation,  bi»  er  bie  Seidfien  btefer 
SSerbamtnten  mit  eigenen  Rauben  ttjieber  ausgegraben  (jat;  auc^  bie 
@ö§ne  ber  ^e|er  finb  für  jebe»  3(nit  nnfäfjig  'Fredericq,  Cor- 
pus I,  77). 

26.  9JJai  1232:  (Sr  felpt  bie  ^ominifaner  ju  ^n^uifitoren  für 
bo§  ^önigreic^  5iragonien  ein  unb  befiehlt  i()nen,  gegen  bie  un= 
bußfertigen  ^e^er  o^ne  ©rbarnien  üorjuge^en  (RipoU  I,  38). 

19.  2(pril  1233:  @r  ermafjnt  ben  ^nquifitor  ^Robert  üon  glan« 
bern,  bie  ^e|er  beut  tueltlii^en  5trni  ju  übergeben    RipoU  I,  45,. 

20.  Stpril  1233:  Xiefelbe  (Srma^nung  an  ben  gefammten  ^o-- 
minifanerorben  (RipoU  I,  47). 

10.  ^uni  1233:  (Sr  ermahnt  ben  ^nquifitor  ^onrab  tion  Tlax' 
bürg,  gegen  bie  ^e|er  in  SDeutfc^Ianb  ba§  ujelttii^e  Sd^roert  auf-- 
äurufen:  „SBo  leicfite  2J?itte(  nid;t  {)elfen,  ntüffen  geuer  unb  ©c^wert 
angeraanbt,  unb  bie  faulenben  ©lieber  ntüffen  abgefc^nitten  tt)erben" 
(RipoU  I,  52). 

13.  Suni  1233:  ®ie  33uIIe  Vox  in  Rama  an  bie  ^ifc^öfe 
öon  ajJaiuä  unb  §ilbe§£)eim  über  ben  Xeufel§fult  in  2:eutf(j^(anb 
(Ripoll  I,  n.  81). 

17.  Suni  1233:  58uIIe  an  bie  S8ifd^i3fe  tion  Sübecf  unb  3^a^e= 
bürg:  bie  Stebinger  (oben®.  HO  ff.)  n)erben  ber  S^eufelSanbetung 
unb  be§  ®ebraudE)e§  üergauberter  SBarf)§biIber  angesagt  unb  „geuer 
unb  @(f)n)ert"  gegen  fie  em|3fo§Ien  (RipoU  I,  54  .  17.  ^uni  1233: 
2Ber  ^e^er  aufgenommen  unb  nicE)t  angezeigt  |at,  foü  ju  lebend* 
länglichem  Werfer  üerurt()ei(t  Ujerben  (RipoU  I,  55).  6.  unb 
7.  Dftober  1233:  S)ie  SDominifaner  füllen  gum  Kriege  gegen  bie 
{)eibnifd^en  ^reußen  aufforbern  (RipoU  I,  61.  62  . 

31.  DItober  1233:  ®ie  33ifc^öfe  üon  ajiainj  unb  §ilbe§" 
^eim  werben  ermafjnt,  bie  S^e^er  any^urotten  (RipoU  I,  65), 
1.  ^ejember  1233:  äliailanb  mirb  gelobt,  föeil  t§  bie  ^e^er 
üertilgt  {)at  (oben  8.  179;  RipoU  I,  65). 

1.  Sebruar  1234:  @r  befietjlt  bem  ©rjbifc^of  üon  9ieim§, 
eifrig  in  ber  ^e^eröerfolgung  gu  fein  unb  §ur  2tu§rDttung  ber 
^e^er  bie  Sominifaner  ^erbeiprufen.  Qn  bem  @rlaß  fommt,  nac^ 
einer  ©ifiilberung  früf)erer  ^e^erüerfolgungen,  bie  bejeirfinenbe 
©teile  üor:    „@§   gejiemte   fid)    in  unferen  9(ugen   für   ben 


652  Srnl)ang  1. 

apofto(i)(i)en  <Stu:^I  nic^t,  bie  |)änbe  üom  SSIutüergiefeen 
rein  ju  galten,  toeil  er  fonft  ha§>  S?ol!  S^rael  nic^t  ge= 
f)ütet  tiätte"   (Ripoll  I,   66;  Fiedericq,  Corpus  I,  94). 

17.  DftolJer  1234:  Xm  ßat[)oIifen  Ungaru§  tüirb  ber  ^reu^-- 
jugSabla^  üer^eiBen,    luenn  fie  bie  ^e^er  öertilgen  (Ripoll  I,  10). 

21.  5tuguft  1235:  Xer  S^ominifanerproüin^ial  bon  ^vanV- 
reic^  lüirb  aufgeforbert,  bem  Gif  er  ber  ©ominifanerinquijitoren  bie 
Sügcl  fd^ie^en  ju  laffen  (laxare  habenas:  EipoU  I,  80). 

23.  Stuguft  1235:  ®er  SDominifanerinquifitor  für  Sran!reic|, 
S^oBert,  tüirb  ermädfitigt,  bie  goUer  gegen  bie  ^e|er  einzuführen 
(Ripoll  I,  81;. 

7.  SpfJärä  1236:  5:ie  bon  ber  ^ird^e  üerurtfieittcn  ^e^er  finb 
bem  wcltlirfien  5(rm  §u  übergeben,  bamit  fie  mit  ber  gebüf)renben 
Strafe  beftraft  lueröen  (Ripoll  I,  85). 

„üöir  ejfommunijiren  unb  üerftudjen  alle  ^et^er,  bie  ©at^arer, 
^atarer  unb  alle  onberen  unter  toeld^en  Flamen  aud^  immer,  ©ie 
I)aben  öerfd^iebene  ©efic^ter,  aber  mit  ben  ©d^föänjen  finb  fie  an= 
einanber  gebunben.  ^on  ber  ^irc^e  üerbammt,  foüen  fie 
bem  toeltlid^en  @ericf)t  überlaffen  nperben,  bamit  fie  mit 
ber  gebüt)renben  Strafe  beftraft  loerben  (^obeSftrafe). 
Söenn  einige  oon  ifjnen  fic£)  befef)ren  iDoHen,  fo  foüen  fie  gum 
3tüerfe  entfprecfienber  S3u^e  ju  lebenSlänglid^em  §er!er  öer=^ 
urt^eitt  werben.  'Hluä)  bie  ^öegünftiger  ber  ße^er  ejlommunigiren 
tvix  unb  beftimmen,  ba^,  lüer  nac|  ber  Gjfommunüation  uidEit  ah 
gelaffen  i)at  bon  feinem  grebelmut^,  ber  Infamie  berfäHt;  er  fott 
unfähig  iberben  für  öffentlid^e  5lemter  unb  gur  ^ei^genauSfage;  er 
foH  ibeber  ein  ^eftament  mad^en,  nod^  erben  fönnen.  SBar  er 
fRid&ter,  fo  finb  feine  Urtt)eil§f|3rüd^e  nid^tig.  2Ber  ein  ^a^x  lang 
in  ber  @j!ommunifation  bleibt,  fott  bon  ta  an  aU  ^'e^er  berurtJieilt 
werben.  SSon  SoIcEien  fotten  feine  5lppetIationen  angenommen 
Iberben;  fein  D^id^ter,  fein  5lbbofat,  fein  9?otar  fott  i|nen  ju  5)ienften 
fein.  20er  folc^e  ©gfommunijirte  unb  ^e|er  beerbigt,  ift  fefbft  ej« 
fornmunigirt,  unb  er  foü  nid^t  e'^er  Io§gefprodf)cn  merben,  bi§  er 
mit  eigenen  ^änben  bie  Seidfjen  ijffentüc^  lieber  ausgegraben  unb 
bie  ^ör)3er  biefer  S5erbammten  ibeggertjorfen  I)at.  5lud^  berbieten 
ibir,  bofi  irgenb  ein  Saie  i3ffentlic^  ober  pribatim  über  ben  fat^o-- 
lifd^en  ©tauben  biSputire;  tber  e§  t[}ut,   wirb  in  bie  ©d^Iinge  ber 


SujammenfteHung  pöpfKic^er  Sunbgebungen.  653 

ögfommunifation  oerftricft.  2Ber  tioii  ber  ©Eiftenj  üon  ^e^ern  tüci^, 
foff  fie,  unter  ©träfe  ber  ßgfoinnuinifation,  anzeigen.  ®te  Söf)iie 
oon  ^e^ern  ober  if)ren  Söegünftigern  follen  511  feiner  %xt  tion  3tmt 
ober  SSenefij  jugetaffen  werben,  begeben  ju  5>itert)o  am  9.  9^0- 
üember  1236." 

Snno^en^  IV.    1243  —  1254). 

9(in  31.  Dftober  1243:  „SBir  lootten,  ha^  biefe  ©efe^c  [bic 
SBlutgefe^e  griebrid^  II.,  oben  S.  173  ff.]  jur  ©tärfung  be§  ®fauben§ 
unb  jum  $eile  ber  ©laubigen  beobadjtet  tüerben,  lüir  fcf)irfen  fie 
cud)  burd)  bie§  a:poftoIi|d)e  Sdireiben,  bamit  if)r  fie  in  euere  ®e= 
fe|e§fanimüingen  aufnefimt  unb  i()nen  entfpredienb  mit  ge= 
nauer  Sorgfalt  [exacta  diligentia'  gegen  bie  ^e|er  üorgeI)t. 
Ueberbie§  ^aben  lüir  ben  ^nquifitoren  befot)Ien,  ha^  fie 
eud^  burd)  S3ann  unb  ^nterbift  ^ur  S3eobad§tung  biefer 
©efe^e  atüingen"  Ripoll,  Bullar.  I,  125  ff.).  ^TJoüember  1247: 
@r  befief)It  ben  S)ominifanern  üon  S3efancon,  ©inige  ber  S^li^igen 
nad)  2otf)ringen  unb  $8urgunb  ju  fenben  gur  33erfoIgung  ber 
^e^er;  bie  ^äpftüc^en  ©trafgefe^e  gegen  bie  ^e^er  finb  auf§  ge> 
nauefte  ju  befolgen  (Fredericq,  Corpus  I,  117).  27.  Sept.  1251: 
(£r  ermahnt  bie  S^quifitoren  ber  Sombarbei,  ben  n)etttid)en  3(rm 
gegen  bie  ^e^er  anzurufen  (Ripoll  I,  199).  15.  HKärg  1252:  ®inc 
9fteit)e  ber  fcbärfften  58efef)Ie  ergebt  an  bie  lüeüüdien  ©etüalten,  mit 
ben  fc^ärfften  SDk^regeln  gegen  bie  ^e|er  üorjuge^en:  ®üterbefd)tag= 
nat)me,  ^äuferjerftörung  u.  f.  m.  (Ripoll  I,  209  ff.). 

2(m  15.  SJlai  1252  erläßt  er  ein  ®e!ret,  n:)Drin  auf  ha^  ge= 
nauefte  ben  niettlidien  Cbrig!eiten  üorgefc^rieben  föirb,  \va§  fie  jur 
Unterflü^ung  ber  ^nquifitoren  gegen  bie  £e^er  unb  i()re  S3egünftiger 
5U  t^un  ^aben:  „2Ber  immer  e§  wagt,  einen  ^e|er  ober  eine 
Ste^erin  auy  ben  Rauben  bei  ©rgreifer»  ju  befreien,  ober,  bamit 
fie  nid;t  ergriffen  lüerben,  gu  üertfieibigen;  tüer  üer^inbert,  ba^  bei 
ber  Sßerfolgung  öon  ^e|ern  ein  ^aul  ober  irgenb  ein  Drt  betreten 
luerbc,  beffen  (SJüter  foIIen,  gemä^  bem  ©efe^e  be§  ^aifer 
griebrid)  l^errenloi  fein,  er  felbft  foU  auf  ewige  Reiten  üerbannt 
fein,  "üa^  ^aul,  beffen  ®urdjfudiung  üert)inbert  luurbe,  fotl,  o^ne 
;poffnung,  el  jemall  wieber  aufzubauen,  jerftört  Werben,  wa»  in 
il)m  öorgefunben  Wirb,  fofl  benen  gel)ören,  bie  e§  in  Sefi^  neiimen, 


654  2Inf)ong  1. 

gerabefo,  al§  ob  bort  ^e|er  aufgefunbeu  tüorben  tüären.  §äufer, 
in  benen  ein  ^e|er  ober  eine  Seherin  aufgefunben  toorben  finb, 
foflen  Don  ©runb  an§'  jerftört  tüerben,  tüenn  nicfit  il)r  (Sigentpnier 
baju  gef)oIfen  ijat,  bie  Se|er  aufjufinben.  S3efi^t  ber  ©igentpmer 
biefer  §äu[er  nod^  anbere  benad)t)arte  Käufer,  fo  foEen  and)  biefe 
üon  @runb  au»  ger^tört  tüerben,  ba§  in  i^nen  öorgefunbene  §ab 
unb  &nt  ift  I]errenIo§.  ®er  ©igent^ümer  biejer  §äufer  tDirb  für 
elüige  QtiUn  infam  unb  foll  aufierbem  50  ^funb  jafilen;  !ann  er 
ia^  nid^t,  fo  folt  er  febenglänglitf)  eingeferfert  löerben.  SSer  im= 
mer  einem  ^c^er,  ober  einer  ^e^erin  9?at§  ert^eilt,  ober  §ülfe 
ober  ©unft  getüäljrt  {)at,  foH  für  immer  infam  fein,  er  ift  unfö^ig 
für  öffentüd^c  Stemter,  für  gerid^tlic^eS  3cugni§;  er  fann  tu eb er  ein 
^eftament  errid^ten,  nocf)  erben;  tüar  er  fRic^ter,  5(bt)ofat  ober 
S'Jotar,  fo  tierüert  er  fein  5tmt.  2(fle  entgegenftel)enben  tüeltlid^en 
©efe^e  folleu  ausgemerzt  unb  tjernic^tet  tüerben." 

5(m  28.  Ttai  1252  fc^örft  er  nochmals  bie  $8eobad^tung  ber 
®efe|e  ^aifer  griebric^  II.  ein:  „^a  ber  römif(^e  ^aifer  grieb- 
ricf)  gegen  bie  fe|erif(^e  93o§t)eit  einft  getüiffe  ®efe|e  erlaffen  t)at, 
burd^  bie  jene  ^eft  jerftört  tüerben  foü,  fo  tjerorbnen  lüir,  bo^  biefe 
©efe^e  §ur  Stärfung  be§  ©laubenS  unb  jum  §eile  ber 
©laubigen  beobad^tet  tüerben.  S)e§f)alb  ermäd^tigen  tüir  euc^ 
{tk  S^quifitoren),  bie  Dbrigfeiten,  bie  biefen  a^oftolifd^en  Söefe^t 
ou^er  5(d§t  taffen,  ju  feiner  Erfüllung  burd^  ©jfommunüation 
unb  Snterbüt  ju  giüingen". 

Stuguft  1252:  Sie  tüettlidfien  ©etüolten  f ollen  ben  S^quifitoren 
beiftel)en,  bie  ^e|er  ju  üertilgen  (RipoU  I,  214), 

Oftober  1252:  Unter  ©träfe  ber  ©i'fommunüation  foHen  alle 
tüeltli^en  Cbrigfeiten  ben  33efe^Ien  ber  ^nquifitoren  ge^orc^en. 

i^ebruar  1253:  S)ie  Snquifitoren  fönnen  bie  tüeltlid^en  Obrig^ 
leiten  anfingen,  itjren  S3efef)Ien  gu  gel^ord^en.  S^beS  entgegenfte^enbe 
$rit)ileg  ift  aufge()oben. 

Slpril  1253:  Sie  ^nquifitoren  fönnen  t)on  ben  SJJitfc^uIbigen 
ber  ^e^er  eine  ©elb^^aution  tjerlangen,  sur  ©id^er^eit,  ba^  fie  nic§t 
me^r  rüdfäüig  tüerben. 

9.  9)Jär5  1254:  Q3ulle  an  alle  ^nquifitoren  be§  Sominifaner» 
orben§,  tüorin  ber  ^opft  if)nen  auf's  neue  ben  Stuftrag  ert^eilt, 
alle  gegen  bie  ^eber,  i^re  ^inber,  S(nf)änger  unb  S3egünftiger  er* 


3ujamnien[teIIung  ^jöp^tUc^cr  Kunbgebungen.  655 

laffcnen  Öiefe^e  jur  2(u§fü()rung  ju  bringen;  bie  Spanten  ber  2(n= 
fläger  unb  3c"S2n  in  Sle^er^)roäefi'en  finb  get)eim  ju  ^tten  (Fre- 
dericq,  Corpus  I,  121). 

15.  Suni  1254:  ®r  tüieber^olt  in  einer  93utlc  atle  öon  Tregor IX. 
gegen  W  ^e^er  geridfiteten  ©rfaffe  (RipoU  I,  248). 

^uti  1254:  „?ttte  foßen  nji)fen,  ha^  toir  aße  ^e^er  ei-fornmuni-- 
§iren  unb  üerflucfien.  2)ie  öon  ber  Sirrfie  SSerflud^ten  joHen 
bent  tüeltlidjen  ©eridite  überlaffen  lücrben,  bamit  fie  mit 
ber  gebü^renben  Strafe  bestraft  luerben':  damnati  per 
ecclesiam  saecnlari  judicio  relinquantur,  animadversione  debita 
puniendi." 

^uti  1255:  ytofi)  einmal  töerben  bie  gnebericianifc^en  ©efe^c 
eingef(f)örft. 

^uli  1255:  (Sine  55orfd^rift  über  bie  B^rftörung  ber  Käufer 
öon  ^e|ern  unb  bie  S3ertl!) eilung  be§  S(bbrud)material§. 

Sllejonber  IV.  (1254—1261). 

2lIcjonber  IV.:  „2öer  immer  ^e^er,  i^re  Söegünftiger,  SSer^ 
tt)cibiger,  58e^erberger  fird^Iic^  beerbigt,  jott  bi§  jur  entf|3red§en= 
ben  @enugtt)uung  e£!ommuni§irt  fein,  ßr  luirb  nid)t  loSgefproc^en, 
bis  er  mit  eigenen  §änben  ben  $8eerbigten  ausgegraben  ^at.  S)ie 
Seicf)en  foldjer  3}erbammten  fotten  ujeggetrorfen  werben.  S?e|er, 
i^re  83egünftiger,  SSertljeibiger,  ^el^erberger,  ebenfo  iJire  9Ja($fommen 
bi§  jum  älüeiten  ®rab  fotlen  ju  feinem  !trd)Ii(^eti  Senefijium  unb 
gu  feinem  öffentlid^en  Stmte  jugetaffen  n:)erben.  SSer  burc^  ben 
(Sinflu^  ober  burc^  bie  Sitten  foId^er  peftilenjialifdien  ^erfonen 
(pestilentes  personae)  ju  einer  Sßürbe  gelangt  ift,  fott  fie  öerlieren" 
(c.  2  Quicunque,  in  6'"). 

„®ie  rüdfälligen  ^eher,  obtüof)!  fie  i^ren  StüdfaH  bereuen,  finb 


1  SSon  jetier  finb  bie  ghic^formen  ber  „©tattljaltet  S^rifti"  jef)r  nad^brucfg* 
tiott  gewefen.  2t)pifd)  für  fte  ift  eine  ^c^on  im  10.  ^a^r'^unbert  torfommenbe 
Sßerfluc^ung.  ^n  einem  ©(^reiben  be§  ^apfteä  ^(gapitug  IL  üom  ^aljre 
954  an  ben  Srsbtf^of  ©erarb  üon  ©aljburg  :^ei^t  e^:  „S)ie  un§  SBiber= 
ftatib  leiften,  bur^bo^ren  ttjir  mit  bem  SSannflud)  „Tlatanatl^a",  mx  t)er= 
bammen  fie  mit  bem  apoftolij^en  Urtf)ei(§fprui^e,  bitrd)  ben  9(namai  unb 
<Bap^ta  getöbtet  würben,  unb  mir  beftimmen  fie  mit  ben  2äfterern  Kiber  ben 
t).  ®eift  für  bie  ewigen  ööHenqualen"  (Bullarium  Korn.  I,  406.  Ed. 
Taiirin.). 


656  ?(n^ang  1. 

o^ne  jebeS  weitere  Sßer^ör  bem  njeltüd^en  ©erteilt  ju  übergeben. 
2Benn  fie  bemütl)tg  barum  bitten,  fönnen  if)nen  bie  Saframente  ber 
S3u^e  unb    bei  3IItare§   gereicEit  n^erben"    c.  4  Super  eo,  in  6''^'). 

„Seim  3nquifition§üerfat)ren  getüäf)ren  tuir,  ba§  Sjfommunisirte 
unb  ©enoffen  bei  SSerbrec^enl  aU  S^viQtn  gegen  S'e|er  unb  i{)rc 
$8egün[tiger  jugelaffen  irerben"   (c.  5  lu  fidei  favorem,  in  6*"\ 

„Surften  unb  Dbrigfeiten,  bie  ejfommunisirt  finb,  ober  unre(^t== 
mii^ig  im  S3efi|e  ber  ®etüoIt  fic^  befinben  (Ufurpatoren),  foßen 
bennod)  auf  C^rfud^en  tion  ^n^uifitoren  i^r  5(mt  gegen  bie  ^e^er 
aulüben;  nid)t  aber  in  anberen  Sachen"  (c.  6  Praesidentes,  in  6^'). 

„Cbiüol)!  für  getüD^nlid^  SJiein eibige  !ein  ^cugni^  ablegen 
fönnen,  fo  füllen  fie  im  ^itguifitionsoerfa^ren,  tttenn  fie  §u  ©unften 
bei  ©laubenl  aulfagen,  all  BeuQC^  gelten"  (c.  8  Accusatns,  in  6*°;. 

13.  Xejember  1255:  2tuf  @rfud)en  ßönig  Subluig  IX,  er= 
nennt  ber  ^$a|)ft  bie  2)ominifaner  unb  Sranjilfaner  ju  ^nquifitoren 
ür  granfreic^  unb  ermaf^nt  fie,  bei  S3erfoIgung  ber  Se^er  ben 
trelttid^en  2{rm  gu  §ü(fe  ju  rufen  (Fredericq,  Corpus  I,  125). 

Sejember  1258:  S)ie  befannten  ©efe^e  griebrid^  II.  werben 
pr  ^Beobachtung  eingefc^ärft;  ber  ^apft  nimmt  i|ren  SBortlaut  in 
feinen  (Srla^  auf  (oben  S.  177). 

30.  2{pril  1260:  2{uf  eine  3lnfrage  ber  Siominifanerinquifitoren 
erwibert  ber  ^apft:  „Obwof)I  bie  rürffäüigen  ^c^er  o^ne  jebe^ 
Weitere  @e^ör  bem  weltlichen  ®erid)t  ju  überlaffen  finb,  foflen 
if)nen  bocfi,  wenn  fie  3fieue  geigen,  bie  «Saframente  ber  S3u|e  unb 
bei  5lltarl  gefpenbet  werben"  (Fredericq,  Corpus  I,  132). 

günfjetin  Weitere  Srlaffe  wieber^olen  bie  fc§on  befannten  früheren 
päpftlic^en  SSerorbnungen. 

Urban  IV.    (1261—1264). 

1261:  „SSir  wotten,  ha'^  bie  gegen  bie  fe|crifd§e  SSol^eit  ge-- 
richteten  ^äpftlic^en  SSerorbnungen  unb  bie  ®efe|e  ^aifer  fjrieb» 
ric§  II.  unüerle|lic^  beobadjtet  werben." 

„^ebel  Statut  einer  Stabt,  woburdj  bie  ^^ätigfeit  ber  Sngui» 
fition  mittelbar  ober  unmittelbar  get)inbert  wirb,  i)at  feine  Geltung. 
Xie  SSorfte'^er  ober  ^onfuln  ber  (Stäbte  foßen  ben  ^nquifitoren  ober 
bem  SSifc^of  bie  Statute  jur  Prüfung  übergeben,  bamit,  wenn  etwal 


Sufammenfteüung  pä^jftHd^er  Äunbgebungen.  657 

ber  Snquifition  ^inberlid^eS   gefunben    toirb,    el    entfernt  njerbe" 
(c.  9  Statutum,  in  6*''). 

^lenteng  IV.   il265— 1268). 

9?oüem6er  1265:  SCie  bctannten  ©efe^e  gricbrid^  II. 
werben  jur  ^Beobachtung  eingefd^ärft,  ber  ^apft  nimmt 
i^ren  SBorttaut  in  feinen  Srla^  auf  (oben  @.  173). 

„S)a§  Slmt  eine§  ^nquifitorS  erlifc^t  nid^t  burd^  ben  Xot  bc§ 
^a^fte§,  ber  t§  öerlie^en  ^at"  (c.  10  Ne  aliqui,  in  6*"). 

„2ßir  njoflen  unb  befef)Ien,  ta'iß  alle  Dbrigfeiten,  aufgeforbert 
öon  ben  ^nquifitoren,  fc^ttjören,  alle  SSerorbnungen  ju  befolgen, 
bic  jemals  öon  ben  ^ä^ften  gegen  Se|er,  il^re  S3egünftiger,  i^re 
(Söfine  unb  ßnfel  erlaffen  Sorben  finb.  SSer  biefen  «Schwur  nic^t 
leiften  tüiü,  wirb  infam,  feine  2tmt§f)anbtungen  ^aben  feine  ©ültig- 
feit  me^r"  (c.  11  Ut  officium,  in  6**^). 

SD^artin  IV.  (1281—1285). 

21.  Dftober  1281:  ®er  ^apft  ^ebt  in  SBesug  auf  ^e^er  ha^ 
5lft|Ired^t  auf;  bie  Snquifitoren  !önnen  bie  ^e^er  aucf)  in  ben  ^irdien 
ergreifen  (Fredevicq,  Corpus  I,  145). 

|)onoriu§  IV.  (1285—1287). 

ajJai  1285:  (5in  (grla^  an  bie  ©tabt^armo,  öor  hm  p&p^U 
lid^en  iRid^terftu:^!  ju  erfd^einen,  weil  taS'  i8oIf  in  ^arma  fid^  gegen 
bie  Sttquifitoren  gewanbt  f)attc,  aU  biefc  eine  %vau  wegen  ^e|erei 
bem  weltlid^en  ©ericCjt  übergeben  {|atten  unb  fie  in  i^olge  beffen 
0  erb  rannt  werben  war. 

93onifo5  VIII.  (1294—1303). 

„55ie  Enterbung  ber  Sflaiiifommenfc^aft  Oon  ^e^ern  umfofet 
üäterli(f)erfeit§  ben  erften  unb  ^weiten  ®rab,  mütterlid^erfeitS  ben 
erften  ®rab"  (c.  15  Statutum,  in  6*°). 

„S)amit  bie  Snquifition  jur  @f)re  ©otteS  nnh  jur  Stärfung  be§ 
®Iauben§  blüf)e,  t)at  ber  ^aifer  ?5riebric^  einft  einige  ©efe^e  er= 
laffen  jur  2tu§rottung  ber  ®e^er  (oergld^.  8.  173),  bie  Wir  gebilligt 
^aben.  SBir  ermahnen  bie  weltlidEien  Gewalthaber,  bafe  fie  ben 
3(norbnungen   ber  ^nquifitoren  golge  leiften  bei  Stuffpürung  unb 

B.  §oene6roecf),  ^appt^um.  I.  42 


658  Stn'^ang  1. 

Ergreifung  ber  Sieger;  fie  füllen  btefe  ^eftilenstalifc^en  ^ßerfonen 
(personae  pestiferae)  in  bie  ©efängniffe  ber  S3ifc£)öfe  unb  ^snqui-- 
fitoren  Bringen,  wo  fie  in  fd^arfem  6Jctt»al)rfam  geilten  Werben 
fotten.  3tucf)  füllen  bie  tüeltlicfien  ©eföattfiaBer  atle  üün  ber  ^nc^nv- 
fttion  öerurtl^eilten  ^'e|er  o^ne  SH^^^  i"^t  ^e*^  ge6üt)renben  (Strafe 
Beftrafen,  üiine  giüdfic^t  auf  ^Berufung  ober  ©inreben  biefer  «Sö^ne 
ber  SBoS^eit.  2Ber  immer  öon  ben  föettlic^en  ®ert)aIt^Bern  gegen 
biefe  SSerorbnungen  fic|  üerfe^It,  toer  ben  ^nquifitoren  fid^  tt)iber= 
fe^t,  fie  tjinbert,  ber  wiffe,  ha'i^  er  üom  ^olc^e  ber  @j;fommuni'- 
!ation  (mucro  excommunicationis)  burcEiBo^rt  ift,  unb  ha^  er,  h)enn 
er  ein  ^a'^r  tang  in  ber  ©gtommunifation  öerBIeiBt,  aU  ^c|er 
üerurtt)eilt  tnirb"  (c.  18  Ut  inquisitionis,  in  6*°). 

„SDie  ®üter  ber  ^e|er  finb  oline  weiteres  (eo  ipso)  gu  Befd^tag- 
na^men.  2)ie  ^öefc^fagna'^me  foll  aBer  nirf)t  früher  ftattfinben,  aU 
Bi§  \>a§  ürc^Iid^e  Urttieit  üBcr  ben  ^e|er  au§gefprocficn  ift"  (c.  19 
Cum  secundum,  in  6*"). 

„SS:)a§  ^nquifitiünSöerfal^ren  gefrf)ie^t  fummarifc^,  o'^ne  Särm  ber 
moofaten"  (c.  20  Statuta,  in  6*«). 

Sol^onn  XXII.  (1316—1334). 

Wai  1328:  S)ie  SSuüe  Super  specula,  morin  bie  2ef)re  üon 
ber  (Sinfc^Iie^ung  be§  2:eufel§  in  9fiinge,  gläfc^d^en  u.  f.  m.  öor* 
getragen  toirb  (oBen  <S.  217  ff.). 

4.9J0Ü.  1330:  93uIteüBeräauBerifc^e2öa^§Bitber(üBen@.219ff.). 

SSenebüt  XII.  (1334—1342). 

13.  (SeptemBer  1341:  ®er  ^apft  forbcrt  ben  greiJierrn  UI-- 
rid^  bon  S^Jeu^oug  jur  StuSrottung  ber  ^e^er  auf;  ta  e§  ben 
Snquifitoren  an  ©efängniffen  für  bie  ^e|er  fe|Ie,  fo  t)aBe  er  ben 
SBifc^üf  üon  ^rag  Beauftragt,  feine  ©efängniffe  ben  ^nquifttoren 
5ur  SSerfügung  §u  ftellen  (Roma,  Archiv.  Vatic,  Registr.  n.  136, 
Benedicti  XII.  secreta  ann.  7,  Fol.   115=^-116%  n.  290). 

2(m  gleid^en  SToge:  ®er  ^o^ft  forbert  ben  9}?ar!grafen  ^ort 
öon  9JJö]^ren  auf,  bie  ^e^er  ganj  unb  gar  ju  üertilgen;  er  üer» 
fpric^t  i^m  bafür  l^immlifc^en  So^n  unb  ben  Segen  bc§  ^I.  ©tul^IcS 
(o.  a.  D.). 


3u?ammcnfteIIung  ^läpftUc^et  Sunbgcbungen.  659 

Snnosenl  VI.  (1352—1362). 
15.  Suli  1353:  ^er  ^apft  befiehlt  allen  gciftlic^en  unb  tüelt-- 
tid)en  Dbrigfeitcn,  i^re  Werfer  ben  ^nqutfitoren  jur  Sßerfügung  ju 
ftetten,  bi§  bie  Sitquifition  eigene  Werfer  ^abe  (Fredericq,  Corpus  I, 
204). 

©regor  XL  (1370—1378). 

3um  ^a^xt  1373  berid^tet  9?at)natbu§,  "oa^  ber  ^ap[t  gegen 
bie  ^e^er  in  ?^ran!reic^  bie  @id)el  ber  apoflolifc^en  (Strenge  fifilTjang; 
mit  frommem  Sifer  regte  er  an,  bafe  fie  i^re  Gräfte  §ur  3lu§rottung 
biefe§  Unt)ei(§  gebroucfiten  (Annal.  eccl.). 

gpfJartin  V.  (1417—1431). 
22.  gebruar  1418:  SöuIIe  gegen  bie  ^uffiten;  fie  werben  bem 
tüettlid^en  Slrm  übergeben  (Fredericq,  Corpus  I,  282). 

gugen  IV.  (1431—1447). 
Sn  einem  9tunbfd§reiben  an  bie  Snquifitoren  forbert  er  p 
ftrengfter  SSerfoIgung  unb  Seftrafung  ber  Räuberei  auf.  (5r  nennt 
oI§  „Zauberei":  ^eufeBanbetung,  SSerträge  mit  bem  2;eufel;  bie 
SJJad^t,  unter  SInrufung  be§  2;eufelg  burd^  SSorte,  Berührungen, 
3ei(^en  ober  Silber  Frontseiten  Seroorjurufen  ober  ju  l^citen,  Un» 
tnetter  ju  erregen  unb  ju  watirfagen  (Raynald.  ad  ann.  1437,  n. 
27;  ad  a.  1445,  n.  26;  üglc^.  oben  @.  219). 

(Sijtu§  IV.  (1471—1484).! 

1.  9^oöember  1478:  Sretje  an  gerbinanb  unb  Sfa^etlfi 
üon  (Spanien,   Ujorin   i^nen   „bie  ©riaubniß"    (Facultatem  con- 


1  2icf)t  auf  bie  foäiat=fuItureIIe  SBirffamfeit  ber  „@tattf)atter  ©^rtfti" 
ttjirft  auä)  eine  ?!Kttt{)etIung  über  ben  päpstlichen  ©^ag,  mt  ©ijtui  IV. 
iijxi  öorfanb:  @inen  ganzen  Sog  brauchten  bie  Karbinäle  unb  ber  ^apft  jur 
SBeftc^tigung  ber  Softbatfeiten ;  e§  »aren  üor^anben:  54  filbeme  ©c^alen, 
angefüllt  mit  perlen  im  SBert^e  öon  300000  Sufaten;  ®oIb  unb  (Jbelfteinc 
für  5«ei  Staren  gleid)fani  im  SBert^e  öon  300000  Tufoten;  ein  Siamant 
im  SIBert^e  bon  7000  2)uf aten ;  (Jbelftetne  unb  ©d^mudfac^en  im  SBertl^e  tion 
einer  ^Jiiüton  S)u!aten;  giften  mit  100  000,  60  000,  80000  unb  30  000  ®u= 
faten  gefüllt  '93eric^t  be§  ^ e t e r  be  aKobegnano  apost.  protonot.  an  ben 
^erjog  ©aleojäo  Sliaria  oon  9Jiaitanb,  bat.  9iom  14.  Stug.  1471,  bei 
^oftor,  ©jc^t.  ber  «JSäpfte  II,  437;. 

42* 


660  2In^ang  1. 

cedimus)    gur    ©rrid^tung    ber    fpanifc^en   ^nquifition    ert^eilt 
tüirb  (Slorente,  a.  a.  D.  I,  167  ff.;  IV,  410). 

29.  Januar  1482:  (Sin  S3reOe  Beftätigt  bie  beibeit  jDominü 
fanerinquifitoren  SHiguel  SJioriüo  unb  ^uan  be  8an  SJJartin, 
tro|  ber  öon  i^nen  begangenen  ^a^Ireid^en  Suftijmorbe, 
in  ijrem  SImte  fßlorente  IV,  394—397). 

23.  gebruar  1483:  ®er  ^Q^ft  erÜärt  fic^  mit  ber  fpanifc^en 
Snquifition  einöerftanben  (Slorente  IV,  402—406). 

2Jiai  1483:  2)er  (Sräbifc^of  öon  (geüitto  n^irb  üom  $apft  a(§ 
päpftlic^er  5IppeIIation§rirf)ter  für  ben  S3ereic^  ber  f^anifd^en  S"'- 
quifition  eingefe|t  (Slorente  I,   192;  IV,  411—412). 

2.  Sluguft  1483:  ®er  ^apft  oerorbnet,  ba^  bie  in  'Siom  er-- 
lebigten  Stppetlationen  aud^  für  ben  33erei(^  ber  fpanijd^en  ^nqui- 
fition  rei^tlfräftig  fein  fotten  (Storente  IV,  408  ff.). 

^crbft  1483:  S)er  ^a^ft  fe|t  „traft  apoftolifc^er  ^oUma^t" 
ben  erften  fpanif(^en  ©roBinquifitor,  %l}oma§  be  Xorquemaba 
ein  (Barthelemy,  Erreurs  historiques,  Paris  1875,  IV,   170). 

17.  Dttober  1483:  2)er  ^apft  be^nt  bie  ©erec^tfame  be§ 
®ro^inquifitor§  auf  ba§  Sönigreic^  Stragonien  au§  (ßlorente  IV, 
357). 

Snnojenö  VIII.  (1484—1492). 

5.  ©ejember  1484:  S)ie  berüd^tigte  ^ejenbuöe:  Summis  desi- 
derantes  (oben  @.  384  ff.). 

30.  September  1486:  Straferloß  gegen  bie  8tabtobrigfeit  oon 
93re§cia,  weil  fte,  oor  SSoüftrecfung  einc§  93Iuturt!)eiI§  ber  ^nqui- 
fitoren,  (Sinficfit  in   bie  ^roje^aften  öerlangt  ^atte  'oben  S.  192). 

Sllejanber  VI.  (1492—1503). 

„Xa  tt)ir  erfahren  Ijaben,  ha'^  in  ber  Sombarbei  ^erfonen 
beiberlei  ®efc^Ie(f)t§  firf)  ber  Qaubtxt'i  unb  2:eufelei  ergeben  unb 
burcf)  if)re  3au^er!ünfte  öiele  SBerbrec^en  begeben:  9J?enf(^en,  2f|ieren 
unb  getbern  Sd^aben  jufügen,  fo  f)aben  tvix  traft  unfereä  un§  öon 
Dben  üerlie|enen  2(mte§  befc^Ioffen,  biefen  SSerbret^en  ©inl^alt  ju 
t^un.  Xeät)alb  befef)Ien  rviv  bir  [ber  Srla^  ift  an  ben  Xomini-- 
fanerinquifitor  Sfngelo  öon  Sßerona  gerid^tetl   gegen  biefe  Seute 


Bujammen^tellung  päpftUc^er  ^unbgebungen.  661 

üorjuge^en   unb    fie  burd;    bie   ^ufüj   tieftrafen   ju   laffen"    (Lib. 
septim,  de  malefici.s  et  iueant.  V,   12). 

2eo  X.  (1513  —  1521). 

„SSir  fiaBen  gel^ört,  \)a'i^  in  «Spanien,  föo  bn  üom  a|)ofto  = 
rifc^en  Stu^t  ala  ©roBinqnifitor  beftellt  bift  (ber  düa^ 
ift  an  ^arbinal  ^abrian,  ©roBinquifitor  öon  ©l^anien,  gerichtet), 
SSiele  im  ^nquifitionäüerfal^ren  falfc^eS  3e"9niB  ablegen,  ober  Slnbere 
§um  folfd^en  B^ugni^  üerleiten.  (SJegen  biefe  9Kenfd^en  foüft  bu 
oorgel)en  unb  fie  bem  meltlid^en  5(rm  überliefern  o^ne  SBeforgni^, 
baburd^  inregutär  ju  loerben.  ©egeben  ju  9t om  am  13.  ^ejem» 
ber  1518." 

5(u§  ber  ©uffe  be§fetben  ^apftc§  Exurge  Domine  Dom  '^a^n 
1520  gegen  Sut[)er  geprt  t)ier£)er  bie  SSerurt^eilung  be§  Sut^er^^ 
fdien  @a^e§:  „S)ie  ^e^er  ju  öerbrennen,  ift  gegen  ben  1^1.  @eift". 
SDer  «Statthalter  S^rifti  erftärt  alfo  ex  cathedra,  b.  ^.  unfehlbar, 
^e^er  ^u  oerbrennen  fei  nid^t  gegen  ben  'i)i.  ©eift. 

„^n  ber  SS^iögefe  S8re§cio  ift  ein  fo  öermorfeneS  ®ef(^Ied^t 
üon  aj?enfc^en,  bie  fid^  nid)t  fd^euen,  @ott  gu  oerleugnen  unb  fid^ 
bem  'Jeufet  mit  2eib  unb  Seete  ju  übergeben  unb,  um  i^m  fid^ 
angenef)m  ju  machen,  tleine  ^inber  ju  tobten  unb  ^iit^^i'ei  ju 
treiben.  2Bir  ertl^eilen  eud^  (^nquifitoren)  bie  SSoHmad^t,  biefe 
9[RenfdE)en  ju  beftrafen  unb  bie  unüerbefferlidien  bem  njettlid^en 
2trm  auszuliefern.  ®a  nun  fd^on  ©inige  üon  i^nen  in  ber  5Jiä^e 
öon  S3re§cia  öerurtfieitt  unb  bem  n)eltlid)en  5Irm  übergeben  ujorben 
finb,  fo  fd^eint  el,  i>a%  ber  Senat  oon  SScnebig  befohlen  ^at,  ba^ 
biefe  Urtt)eile  nid^t  üoUftrcdt  tuerben  unb  bie  ^roje^alten  i^m 
ausgeliefert  n^erben  fotten.  SBir  befefjlen  eud^  be§t)alb,  ha^  i^x 
ben  Senat  öon  SSenebig  ermal^nt,  fid^  nid^t  in  fold^e  Sad^en  ju 
mifd^en,  fonbern  bie  öon  eud)  angeorbneten  ^inrid^tungen  o!§ne 
©infid^t  in  bie  ^roje^aften  ju  öollftreden.  SBenn  fie  fid)  weigern, 
follt  i^r  fie  burd^  fird)Iid§e  ^ud^tmittel  baju  jiüingen.  ©egeben  gu 
fJiom  am  15.  gebruar  1521." 

§abrian  VI.  (1522—1523). 
„^n  ©remona  finben  fid^  Seute  beiberlei  @efd^Ied§t§,  bie,  öom 
fat^olifd^en  ©lauben  obirrenb,   ben  Teufel  aU  i'^ren  ^errn  unb 


662  ?[nt)ang  1. 

Patron  annehmen,  if)m  @ef)Drfam  unb  (äf)rfurc^t  erweifen  unb 
burc^  feine  Räubereien  X^iere  unb  gelbfrüc^te  frf)äbigen  unb  anbete 
fd^rerfüc^e  SSerBrec^en  auf  fein  5tnftiften  tyn  begeben.  ®egen  biefe 
fotten  bie  Snquifitoren  in  ber  gen)o!^nten  Sßeife  oorge^en.  ©egeben 
au  9fiom  am  29.  ^uli  1523." 

Clemens  VII.  (1523-1534). 

^er  ^a^ft  ermahnt  ben  SSifd^of  unb  Snquifitor  üon  i8re§cio, 
gegen  bie  ^e|er,  befonberS  gegen  bie  Sutijeraner  öorjuge^en:  „SSenn 
fie  fid^  nid^t  belehren,  finb  fie  al§  faule  ©lieber  üont  Seibe  ber 
ßird^e  abjufd^neiben  unb  beut  (Satan  p  übergeben;  für  ertige 
Reiten  foHen  fie  red^tIo§  unb  erbunfä£)ig  fein,  i^re  @üter  fönnen 
oon  iebent  befc^Iogna^init  toerbcn,  fie  felbft  fotten  gefongen  unb  in 
beftänbige  8!Iat)erei  gebracht  ftierben  (perpetua  servitus).  ®c= 
geben  ju  SSiterbo  am  13.  Suli  1528." 

^aul  III.  (1534— 1549). 

S)ie  ©eneralinquifitoren,  bie  ^arbinäle  ^o^anneg  ^ctru§,  So'- 
l^onneS  unb  %^oma§,  erlaffen  am  12.  ^uli  1543  im  2tuftrage  be§ 
?)Sa^3fte§  ein  S)efret,  föorin  e§  tiei^t:  „2öir  ermahnen  im  §errn 
ben  ^aifer,  bie  Röntge,  bie  ?5ürften  unb  §erren,  an^  i^ren  Säubern 
aÜe  ße|er  unb  jeben  einzelnen  tüie  röubige  ©c^afe,  bie  bie  §eerbe 
be§  §errn  anfteden,  ju  »erjagen,  folange  fie  nic^t  üon  unferm 
l^eiligften  §errn  bem  ^opfte  anbere  Sßefet)Ie  empfangen;  fie  f ollen 
nic^t  bulben,  ba|  bie  ^e|er  in  i^ren  Säubern  h)o|uen,  SSerträge 
fd^Iie^en,  ^anbel  treiben  ober  menfd^ü^en  Siroft  öon  ben  ©Triften 
empfangen." 

SuUu§  m.  (1550—1555). 

®er  ^apft  befiehlt  in  ber  33une  Licet  a  diversis  üom  Tläx^ 
1550  allen  njeltlid^en  ®etDaItf)abern ,  bie  ^nquifitoren  in  i^rem 
5tmte  nic^t  ju  t)inbern.     2Ber  batüiber  ^anbelt,   ift  CEfornmuniäirt. 

^aul  IV.   (1555—1559). 

3m  Februar  1555  erlief  ber  ^apft  feine  üon  31  ^arbinälen 
mitunterjeid^nete  ©uUe  Cum  ex  Apostolatus  officio:  „2)a  un§  an§ 


Sujommeitj'tenung  päpftlic^er  Sunbgebungen.  663 

ber  SScrpflic^tung  bc§  apoftolifc^en  SImtel,  ha§  un§  oon  ©ott  an-- 
öertraut  njorben  ift,  bie  Sorge  für  bie  §eerbe  bes  |)erm  obliegt, 
unb  wir  geilten  finb,  al§>  ein  trac^lamer  §irte  bie  Sintieit  ber 
fat^olifc^en  Sirene  ju  j(^ü|en,  fo  erneuern  mx,  ber  mv  bie  Stelle 
®otte»  unb  S^rifti  auf  Srben  oertreten  unb  ber  mx  bie  Sütte  ber 
&mait  über  SSöIfer  unb  ßönigrei(^e  befi^en,  nacf)  reiflid^er  Ueber-- 
legung  mit  unfern  e^rmürbigen  Srübern,  ben  ßarbinälen  ber 
römifd^en  Äird^e,  atte  ßjfommunifationen  unb  ürc^Iic^en  Strafe 
mittel,  bie  jemale  öon  ben  ^äpften  gegen  bie  ße|er  erlaffen  morben 
finb.  S)urc^  biefe  unfere  au»  ber  %üüt  ber  apoftolifd^en  DJZac^t 
erlaffene  Slonftitution  fe^en  ttir  feft,  oerorbnen  njir,  beflimmen  unb 
befiniren  lüir  (sancimus,  statuimus,  decernimus,  definimus),  ba^ 
aüe  trafen,  Sarone,  ^erjoge,  Könige  unb  Äaifer,  bie  Se^er  ober 
gd^i»matifer  geworben  finb  ober  in  ^u^ii^ft  werben,  oon  biefen 
Sird^enftrafen  betroffen  werben  unb  überbieS  unfähig  werben  5U 
jeglicher  öerrfc^aft  unb  niemals  wieber  ,^ur  §errfd^aft  gelangen 
fönnen.  Sie  follen  öielme^r  burd^  bie  weltlid^en  ©eric^te  nac^ 
@utbün!en  mit  ber  gebü^renben  Strafe  beflraft  werben,  außer  fie 
t^un  würbige  SSuße.  S)ann  foIIen  fie  burd§  bie  @üte  unb  ^laä)-- 
\xd)t  biefe§  (jeiligen  Stu^Ieä  in  einem  Slofter  eingefpent  retradere) 
werben  unb  bort  geitlebenS  beim  33robe  ber  Sc^merjen  unb  beim 
2öaffer  ber  ^rübfal  ©uße  tljun;  jebeS  menfi^Iic^en  Srofte»  hnma- 
nitatis  solatium  füllen  fie  beraubt  fein.  ^i)xtx  Sänber  fotten  fie 
öcriuftig  ge^en,  üon  jebem,  ber  unter  unferm  unb  unferer  ^la^-- 
folger  @et)orfam  leben  will,  !önnen  fie  in  S3efig  genommen  werben. 
^ie§  unfer  Schreiben  foll  an  ber  S3afilifa  öon  St.  ^?etcr,  an  ber 
apoftclifc^en  ^an^elei  unb  in  acie  Campi  Florae  angefcblagen 
werben,  deinem  9)?enfd^en  foü  e§  erlaubt  fein,  biefe  unfere  fc^rift= 
Iid)e  SSiClenöäuBerung  5U  übertreten.  Sollte  ^emanb  bie»  oerfuc^en, 
fo  wiffc  er,  ba^  er  ben  Qdxn  be§  allmächtigen  @otte»  unb  ber 
t)eiligen  SIpoftel  ^etru§  unb  ^aulu»  auf  fic^  gie^t.  ©egeben  5U 
9lom  bei  St.  ^$eter  am  17.  ^^ebruar  1555." 

„Um  30.  Slprii  1556  befahl  unfer  ^eiligfter  ;perr  ^aul  IV. 
in  ©egenwart  ber  ßarbinal^^nquifitoren,  "i^a^  alte  ^ortugiefen,  bie 
in  Stadien  al§  Suben  leben,  aB  51poftaten  gu  beftrafen  finb,  auc§ 
wenn  fie  auf  ber  ?5olter  erflärt  l)aben,  ba^  fie  niemals  S^riften 
gewefen  unb  niemal»  getauft  worben  feien;  benn  für  ben  1)1.  Stul)l 


664  Sinljattg  1. 

fte^t  e§  feft,  ba^  fd^on  feit  60  ^a'^ren  fein  ungetaufter  Subc  in 
Portugal  nte'^r  gebulbet  irirb"  ;Decretum  s.  Officii  ultima  Aprilis 
1566  bei  Menghini,  Sacro  Arsenale,  Roma  1693,  <B.  389). 

^iug  IV.  (1560—1565). 

SDer  ^ap[t  fc^ärft  bem  S^quifitor  üon  Slüignon  ein,  bie  yiamtn 
ber  Sinfläger  unb  3^"9ß"  i"^  Snquijition§proäe|  geheim  ^u  polten, 
1.  9ioüember  1561. 

^iu§  V.  (1566—1572). 

S)er  '^ap\t  beftätigt  unb  erneuert  im  ©ejember  1566  bie 
iButte  $aut  IV.  Cum  ex  Apostolatus  officio  gegen  bie  fe^erifd^en 
^aifer,  ^ijnige  unb  f^ürften. 

„SBer  immer  öon  ben  tyeltlid^en  SOZad^t^abern  bie  ^nquifition 
unb  i^re  SSeamten  fcf)äbigt  ober  l^inbert,  ift  im  Saune  unb  öerliert 
feine  SBürbe,  fein  5lmt  unb  feine  ^errfd^aft,  feine  ^inber  toerben 
erbunfä^ig."  S)iefer  (grla^  öom  1.  5I^riI  1569  ift  üon  36  ^or-- 
binälen  mitunteräeic^net ;  er  tüurbe  angef dalagen  on  bie  STpren 
ber  93ofiüfa  üon  @t.  ^eter,  ber  a|3oftoIifd^en  ^anjelei  unb  in  acie 
Campi  Florae. 

„(Sutf^ired^enb  ben®e!reten  ^aul  IV.  |at  unfer  ^eiligfter  |)err 
^iu§  V.  üerorbnet,  ha^  hk  überfütjrten  ^e|er,  um  üon  it)nen  bie 
gan§e  SSa^rl^eit  ju  erlangen,  nad^  @utbün!en  ber  9lid^ter  gefoltert 
werben  foHen"  (Decretum  s.  Officii  28.  Julii  1569,  bei  Menghini, 
Sacro  Arsenale,  Roma  1693,  @.  303). 

^lemeng  Vm.  (1592—1605). 

9(m  4.  Tlai  1604  gab  er  bem  tropfte  Unf.  2.  grau  unb  bem 
2:ed^ont  üon  ©t.  ^eter  in  SOMnd^en  folüie  ben  kröpften  gu 
Sanb§]^ut  unb  Straubing  auf  brei  ^afjre  bie  SSoHmad^t,  Unter- 
fui^ungen  unb  ^rojeffe  gegen  tauberer  unb  §ej:en  ju  führen  unb 
Urt|eile  über  fie  ju  fällen,  auclj  wenn  biefe  Singe  ha^  Slmt  ber 
1)1.  ^nquifition  berül^ren:  »facultatem  inquirendi  et  procedendi 
contra  maleficos  et  striges  et  eorum  causas  cognoscendi«  (Da^ 
Original  bc§  |3ä^3ftlid&en  Sreüe  ift  in  9Jiünd^en:  ®e^.  §au§orc^iü 
VI,  m,  n.  1569). 


Sujammenfteüung  päpftftc^er  Sunbgebuttgen.  665 

©regor  XV.  (1621—1623). 

2tm  20.  Wäx^  1623  erlief  er  ba§  93reüc:  Omnipotentis  Dei, 
tüonad)  S^^ubmx  nur  bann  bem  lüettüd^en  ©eric^t  pr  Xobe^ftrafe 
gu  übergeben  finb,  ttjenn  fie  mit  ^ülfe  be§  2eufel§  :burd^  SSer^ 
träge!)  ben  Xob  öon  9)?enfdE)en  tjerurfod^t  traben;  f)aben  fie  aber 
nur  2;i)ieren  unb  j^etbfrürfiten  ©d^aben  jugefügt  ober  ben  e^elid^en 
2lft  öerljinbert,  fo  finb  fie  mit  lebenSlänglid^er  ©inferferung  gu 
bcftrafen.  SlBo  noc^  feine  SnquifitionSgefängniffe  üorfianben  finb, 
füllen  foldje  gebaut  werben  (BuUar.  Rom.  17,  796,  Muriner  StuS-- 
gäbe  1867). 

Snnoäen§  XI.  (1676—1689). 

?tm  22.  Sluguft  1681  erläßt  er  ein  33reüe  (»Romanus  Pontifex«), 
moburcf)  bie  ^nquifition  in  Portugal  geregelt  mirb  (bei  Menghini, 
Sacro  Arsenale,  Roma  1693,  (S.  413  ff.). 


^  n  ^  a  n  g  2, 
Ultramontanc  Bxxtit 

(SIbbrud  au§  ben  ^reufeifc^en  Qo^rbücfiern  1901,  Sanuarf)ett.) 

SSor  ^urjem  erjifiien  ber  erfte  S3anb  meinet  SSerfe§:  „^a§ 
^apftt^um  in  feiner  joäial'-fnlturellen  2Bir!fam!eit"  (Seipsig, 
SreiÜopf  nnb  gärtet).  Sd^on  I6ei  2tn!ünbigung  be§  SB3er!e§  tüurbe 
öon  ber  „Germania",  "ötm  „^entratorgan  ber  3entrum§partei", 
njie  fie  fid^  gern  nennt,  eine  „SSorfriti!"  an  i^m  geübt:  „SBir  ttjarten 
ha^  ßrjc^einen  be»  nenen  CpuS  öon  ^auldien  (mein  SSorname  ift 
mml\6)  ^aui)  ru^ig  ab,  um  ju  feigen,  föaS  feine  SBeiä^eit  ju  2:age 
geförbert  t)at.  SS)a§  aber  borf  f)eute  fcEion  gefagt  werben,  ba^  fcE)on 
größere  ©eifter,  al§  ber  ßnirpS  §oen§broec^,  fid^  oergeben§  bemüht 
l^aben,  ben  nic^t^göttli^en  Urfprung  be§  ^apfttf)uni§  ^u  erweifen. 
(2o  lange  ®raf  §oen§broec^  bie  (Stellen:  „2)u  bift  ^etru§  unb 
auf  biefen  gelfen  Witt  ic^  meine  ^ircfie  bouen"  unb:  „SBeibe  meine 
(Sd^afe,  Weibe  meine  Sommer",  nic^t  umftofeen  !ann,  glauben  wir 
Sat^olüen  an  bie  göttliche  (5infe|ung  be§  ^apftt:^um§,  mag  er  ou§ 
ber  ^ulturgefd^id^te  fo  üiel  öorbringen  aU  er  Witt"  (©ermania, 
26.  STuguft  1900,  3.  Statt). 

S)te  Slebewenbungen  über  meine  ^erfon  barf  id^  auf  fid^  be-- 
ru^en  laffen;  lel^rreid^  aber  ift  fd^on  |ier  ber  ©tanb^unft,  weldien 
bie  ultramontane  ^itif  üerfünbet.  S)ie  ©efd^id^te  ejiftirt  für 
bie  S8ertf)eibiger  be§  UItramontani§mu§  nid^t.  S"  ber 
(Schrift  ftef)en  §wei  ©tetten,  bie  'oa?»  ^apftt^um  auf  fid^  anwenbet; 
ba§  genügt,  ^nn  mag  bie  ©efc^i^te  mit  itiren  unwiberleglid^en 
X^atfad^en  fommen.  ^iefe  1f)atfacE)en  mögen  fd^Iagenb  beweifen, 
ba^  bie  ©tetten  auf  ein  „göttIidE)e§"  'ißapftttium  gar  nic^t  belogen 
werben  !önnen,  e§  t^ut  nid^tS:  bie  ®efdf)ic^te  „mog  fo  üiel  öor^ 
bringen,  wie  fie  Witt"! 


Uttramontane  Ärttif.  667 

9J?ein  93ud^  erfc^ten.  9?a(f)  ber  Stnfünbigung  ber  „©ermania" 
^atte  id^  erwartet,  al§  „^nirp§"  tiom  ultromontanen  5Riefen  fofort 
tritifd^  tobtgef dalagen  ju  tcerben.  Statt  beffen  öerlegte  fic^  ber 
Diiefe  auf's  ^lobtfcfimeigcn!  @r  mu§  n)o|I  feine  ©rünbe  gehabt 
fiaben.  SSod^en  »ergingen;  ba§  $8urf)  ttjurbe  fe^r  öiel  gefauft  unb 
gelefen,  eine  gleite  3tuf(age  mu^te  ausgegeben  lüerben.  Xa  broc| 
man  ha^  altum  silentium,  ob  propter  hoc  ober  post  hoc,  lafje  ic^ 
ununterfurfit,  unb  hk  ultramontane  „^riti!"  fe^te  ein  in  Öieftalt 
be§  —  ^PoIijeiftodfeS!  ®er  UttramontaniSmu»  im  gefegneten 
öfterreid^  ertnirfte  üom  Sanbeggericfit  in  Söien  baS  SSerbot 
meines  S3ud^eS  für  bie  öfterreidf)ifd^=ungarifd^e  SKonard^ie.  (3mi^ 
eine  einbrucfsoolle  unb  üor  StIIem  hjirffame  „^ritif" !  ©in  gut  ge^ 
fd^tüungener  ^nüppet  frf)tägt  bie  §iftorie  noc^  beffer  tobt  als  ein 
JBibelfprudE).  ©o  n)eit  finb  ft)ir  nun  allerbingS  im  S)eutfd^en  9?eid| 
nod^  nid^t  (ift  erft  ber  „2;oIeran5"''2(ntrag  beS  Zentrums  angenommen, 
toerben  loir  \a  lüo^I  aud^  ba{)in  fommen),  unb  fo  mu^te  ber  lUtra= 
montaniSmuS  in  XeutfdEiIanb  fe^r  contre  coeur  fidE)  jur  „toiffen* 
fd^aftlid^en"  ^iti!  auffdEitoingen. 

2(m  30.  S'Joüember  erf(^ien  in  ber  „Germania"  folgenbe 
„Srflärung"  beS  §errn  Dr.  ^oUwed,  ^rofeffor  am  bifc^öftii^eu 
«Seminar  in  (Sid^ftött: 

„Sn  feinem  58uc^  ,2^05  ^opfttf)um  in  i'einer  jo^ial^fulturellen  SSirffamfeit' 
Bringt  (@.  195)  .fioensbroed)  aucf)  ein  3itat  aul  meinem  SBerfe  „Sie  ftrc^« 
ürfien  Strafgejefee"  (5DJain5  1899).  ^c^  erfläre  fiiermit  öffentücf):  1.  S)oä 
3ttat  ift  abfid^tfic^  Oetftümmelt.  2.  2In  ben  ©ägen  meine!  93u^e§  l^alte  idf) 
al»  ben  ^Rejuftaten  einer  me^rjäf)rigen  ausf^Uefetic^en  ^cfc^äftigung  mit  ben 
Cuellen  unb  ber  Siteratur  be§  firi^Iic^en  (gtrafrec^t!  feft.  Sal  bagegcn  oon 
^oen^broed^  beigebrachte  unb  in  feiner  SIrt  be^anbelte  53JateriaI,  ba§  mir 
übrigen!  längft  tt)oi)(  beEannt  ift,  beroeij't  bagegen  ntc^t!.  3.  '3^ie  ^nfinuation, 
ai§  tjalte  id)  bie  ßnngenburc^ftec^ung  für  eine  entfprec^enbe  Strafe  für  J^e^er, 
roeife  ic^  entjc^teben  gurücf.  .^c^  will  annehmen,  baß  e!  fid)  t)ier  nur  um  un= 
öeräeif)U(i)e  miffenfc^aftlic^e  2eid)tfertigfett  l^onble,  benn  anbernfatl!  müfete  ii) 
t§  al§  fred^e  SSerleumbung  besei^nen.  ^ungenburc^ftec^ung  ift  befanntlid) 
für  ben  Äird)enftaat  öcn  ^^iu!  V.  alä  weltü^e  Strafe  bei  befonber!  fraffer 
S3Ia§pt)emie  im  SSieber^^oIunggfalle  oerijängt  niorben,  fanb  olfo  lebiglic^  für 
Sat^olifen  Slnwenbung.  ^oenlbroecf)  tonnte  ba!  @.  193  f.  meine!  93uc^e! 
finben.  SBer  je  Italiener  I)at  bla!p^emiren  tjören,  wirb  tk  Strafe 
nic^t  ejorbitant  finben  in  einer  3ett,  wo  anberraärt!  für  ®iebftat)l  Jobe!^ 
ftrafe  üert)ängt  roorben  ift.  Q^benfatl!  fann  au!  jener  Strafe,  bie  mit  einer 
9?obeI  üonjogen  rourbe,  nic^t  ein  ©egenbereei!  genommen  »erben  gegen  \>a§ 
Stjiom:  Ecclesia  non  sitit  sanguinem,  benn  biefe!  ttjurbe  öon  ber  Jobe!* 


668  5Xnf)Qng  2. 

[träfe  unb  aSerftümntelung  öerftaiiben.  S)o§  tiebe  ii^  in  ber  §uiammmen= 
faffenben  Ü(ulfüf)rung  in  ber  Einleitung  meinet  93u(^e§  I)ert)or.  Gin  9J?iß= 
üerftänbnife  ift  gar  md)t  möglic^.  ©egen  ben  S8ortt)urf  ber  „Unn^iffentieit 
unb  Unwafjrfjaftigfeit"  brauche  i^  mtt^  tt)oI)(  nic^t  ju  öert^eibigen  gegenüber 
einem  ^amp^fetiften,  ber  gerobe  in  biejem  jeinem  58uc^e  tüieber  beraeijt,  \>a^ 
er  jeglid^en  it)if)enfcI)aftUc^en  2lnftanbe§  bar  ift." 

^erfönlic^e  SIntüürfe  tüieberum  bei  (Seite  laffenb,  beantworte 
\d)  bie  brei  fünfte  ber  Grflärutig  ber  9iei§e  nac^: 

Ad  1.  ^ie  83e^uptung,  meit:  Sitat  au»  bem  |>DtIrt)erf'fd)eu 
SBucE)  fei  „abficfitlid^  üerftümmelt",  ift  unlt)a()r.  3(u§  brei  (Seiten 
(XXVII,  XXVIII,  XXIX;  be§  ^oUmid']ä)tn  ^uc^e§  §itire  ic^ 
(Steüen,  um  bie  StnficEit  be§  $ßerfaffer§  öorjulegen;  ha^  iä)  nic^t 
bie  gangen  brei  (Seiten  —  nebenbei  bemertt  Ouartfeitcn!  —  ju 
gitiren,  b.  ^.  obgufd^reiben  braudEie,  ift  ho6)  ttiolil  felbftüerftänbüd). 
3«^  ^abe  in  extenso  unb  oI)ne  jebe  SSerftümmelung  \)a^  gitirt, 
n)a§  bie  Stnfid^t  ^oüttJed'S  über  bie  genannten  fünfte  entl)ält. 
(Seine  übrigen  @j:pe!torationen  abjubruden,  log  für  mid^  gar  fein 
@runb  üor. 

Sd^  laffe  mein  ^itat  au§  bem  ^otttt)ecf'ftf)en  SSud^e  folgen, 
bamit  ber  Sefer  felbft  urt^eikn  fann: 

„Sft  au^  fporobifcf)  bie  9(nficf)t  öertreten  Sorben,  ba^  bie  ^rc^e  fogar 
bie  Sobelftrafe  öertjängen  ober  bereu  SSoIIftrecfuug  öom  (Staate  »erlangen 
fönne,  fo  ift  boc^  in  Softriu  unb  ^rajiä  fteti  baran  feftgeljalten  werben,  ba^ 
bie  Stircfie  3Serftümme[ungg=  ober  Sobe^ftrafe  jebenfallä  nic^t  felbft  ber^öngen 
unb  auc^  nid^t  öom  (Btaatt  öerIongen!önne:Eccle8ianon  sitit 
sanguinem.  S)iefe§  Sljiom  liegt  im  ©eifte  ^efu  Sfjrifti,  ber  ein  ®etft 
ber  SOiitbe  ift  unb  öor  bem  2(euBerften  gurücff^recft.  ßg  ift  geforbert  burc^ 
bie  (Senbung  be§  ."perrn,  icelc^e  auc^  jene  ber  Sirdie  ift.  S'iic^t  jur  9tu§= 
tifgung  ber  58öfen,  fonbern  gu  if)rer  Sefe^rung  ift  er  gefenbet.  SJtit  bem 
Sobe  Berliert  bie  Siri^e  bie  Hoffnung,  weiter  an  feinem  (5eelenf)eile  ju  or= 
beiten.  (Bit  fann  ja  bem  Staate  uic^t  ha§  9ted)t  beftreiten,  bie  STobelftrafe 
gu  ber'^ängen:  fie  fü^It  fic^  wegen  ber  großen  93ebeutung  eineg  georbneten 
unb  feften  Stoatämefenl  öerpjTic^tet,  bem  weltlichen  5(rm  SSerbrec^er  an§' 
guliefern,  üon  weld^en  fie  weiß,  baB  fie  bie  Sobesftrafe  werben  gu  bulben 
t)aben;  aber  fie  bebauert  biefe  {)arte  S^ot^wenbigfeit  unb  brüdt  i^re  ®e= 
finnung  auä  in  ber  58itte,  man  möge,  fofem  e§  t^unlic^,  (Betonung  walten 
laffen.  Dberfläcf)lid)feit  unb  ®et)äffigfeit  ^at  in  biefer  58itte  nur  §eud)elei 
gefunben,  im  beften  gatle  eine  leere  gormatität.  Gl  jpric^t  fi^  aber  in  ber 
Uebergabe  an  ben  weltlichen  Strm  ba§  Sefenntnife  ber  ^ir^e  aul,  bo§  fie 
fict)  für  tierpf[i(i)tet  erai^te,  ben  (Btaat  §u  unterftüfeen,  felbft  ba,  wo  el  i:^r 
fd)Wev  faden  muß.  ^n  ber  Sitte  bagegen,  weld)e  an  bie  Uebergabe  gefnüpft 
wirb,  fpric^t  fic^  ber  ©eift  ber  SDiilbe  au§,  ber  i^r  biefe  Uebergobe  al§  f^attt 


Ultramontane  Stritü.  669 

^flic^t  erfc^etnen  löfet.  .  .  .  ©§  ift  X^atfacf)e,  bafe  bie  Strebe  bie  ®e^ 
je^e,  njeIcf)e3;obe^ [träfe  über  Se§eroer^ängten,nid)tgeforbert 
ober  öeranlafet  ^at.  ®ie  Staatlfleroalt  ift  au§  eigener  ^nitiatioe  öor= 
gegangen.  3Bo  bie  ^irc^e  burd)  bireften  Sefet)!  bie  Staatäregierungen  ouf* 
forberte,  tt)elttid)e  ©trafen  sn  tierf)ängen,  l^anbelte  eg  fic^  nie  um  STobegftrafe 
ober  SSerftümmelung.  3u«9eni'«i^i^fted^ung  fiinterlie^  feinen  bleibenben  3la6)' 
tf)eil.  Wan  njoIUe  baburd)  nur  bal  ®(ieb  empfinblic^  ftrafen,  mit  bem  ge= 
fünbigt  würbe,  o'^ne  el  ju  üerftümmetn.  ®er  S3tutüer(nft  rvax  ein  mini= 
mater"  (Sie  !ird)(ic^en  ©trafgefe^e,  SIKaina  1899.  SDiit  biic^öf(id)er  2{ppro= 
bation,  ©.  XXVII-XXIX). 

2)er  bifi^öflicfie  ©eminarprofeffor  öertritt  alfo  bie  Stnjicfit:  1.  in 
fat^oIif(^=t^eoIog{fc|en  Greifen  finbe  fid^  bie  ^luffaffung,  bie  ^ircfie 
fönne  bie  2obe§ftrafe  üer^ättgen  ober  beten  SSoüftrecfung  üom 
(Staate  forbern,  nur  fporabifdfi;  2.  ber  frfiöne  ©runbfa^  Ecclesia 
non  sitit  sanguinem,  bie  ^irrf)e  bürftet  nid^t  nacf)  S3Iut,  werbe 
burd^  bie  ®ef(f)i(f)te  ber  ^ird^e  tüirÜicf)  bett)a{)r{)eitet;  3.  bie  öon 
ben  lird)Ii(^en  ^nquifitoren  bei  UeBergabe  ber  Se^er  an  bn§  Jüelt* 
lidEie  ©erid^t  auSgefprocfiene  $8itte  um  @c£)onung  be§  £eben§  fei 
n)ir!Iicf)  eiirlid^  gemeint  getüefen;  4.  bie  ^ird§e  ^aBe  bie  ©efe^e, 
tüelc^e  ^obeSftrafe  über  Ä'e^er  üerljängten,  tüeber  geforbert  noc^ 
öeranla|t. 

Ad.  2.  ^rofeffor  §oIIlt)ec!  erüärt,  ta^  er  an  biefen  öier  3tn» 
ftd^ten  feff^atte.  ^ä)  lüerbe  nun  ben  S8etüei§  führen,  \>a^  biefe  öier 
S3e{)auptungen  be§  bifd^öfticficn  ©eminar^rofeffor^  ebenfo  biele  ge» 
fcf)ic^tlic^e  UnJt)at)r^eiten  finb,  unb  ätüor  fo  grobförnige  Unmal^r» 
t)eiten,  ba^  fie  bei  einem  9Jianne,  ber  erflärt,  mit  bem  betreffenben 
gefd^ic^tlicfien  SDiateriat  üertraut  ju  fein,  uneutfctiulbbar  finb,  unb 
in  jene  klaffe  öon  Untoa^^r^eiten  gepren,  bie  man  bemühte  nennt. 
2)0  id^  biefen  lüic^tigen  Semei»  fe:^r  augfü^rlii^  in  meinem  S3ud^e 
üorgelegt  unb  burc|  eine  SBoIfe  öon  ftaffifc^en  Beugen  erf)örtet 
I)obe  (oben  @.  163—201),  fo  fann  irf)  ^ier  öer^ältni^mä^ig 
!urä  fein.  ÖJanj  borf  id^  aber  aud^  l^ier  bem  Sefer  ha§  CueÜcn* 
material  nic^t  erfparen.  e§  ^anbelt  fic^  bei  biefem  fünfte  um 
5)inge  unb  fragen  öon  f)öcf)fter  firc^en=,  fultur--  unb  reügionS-- 
gefd)id^tlid)er  S3ebeutung.  ®ie  Unh)iffenl)eit  be§  ©iciiftätter  ^rofeffor§ 
ift  öoUftänbig  Siebenfache.  §auptfac^e  ift  bie  g  ef  c^  ic^  t  ti(^  e 
SSa^r^eit,  bafe  ba§  ^a^fttljum,  bie  „SteUüertreterfc^aft 
etirifti",  jaljrfiunbertelang  ft)ftematifd§e§  ^inmorben  öon 


670  Slntjatig  2. 

^e^ern  mit  einer  |)eu(^elei  fonbergteid^en  unb  mit  einem 
efelerregenben  ^f)orifäigmu§  umijütit  f)at.  SDo§  ^a|3fttt)um 
toax  ein  9JJörber  tüie  ^ifatu§,  unb  gleich  tt)ie  biefer  römifrfie  (Statt= 
galtet  fiprac^  aud^  ber  „©tattl^alter  S^rifti"  bei  jebem  ^e^ermorbe: 
„'^Ö)  bin  unfc^ulbig  an  bem  93Iute,  ne"^met  i^r  i|n  unb  rid^tet  iljn 
naä)  eurem  Öiefe^e." 

Um  meinen  S3en)ei§  §u  füfiren,  gebe  ic^  nur  anerfannten 
ultramontonen  ©rö^en  unb  öerfdEiiebenen  ^äp[ten  ha§  Sßort. 
Wan  toirb  fe^en,  ta^  bon  ben  SSetjauptungen  be§  bif(^öfli(fien 
^rofeffor§  nic£)t§,  unb  öon  meiner  X^eje  über  ba§  ^apftt{)um  2ttte§ 
übrig  bleibt. 

^I)oma§  öon  ^Tquin  —  über  fein  maa^gebenbeä  ?Infef)en  inner= 
f^alb  ber  fatl^oüfcl^en  SSelt  brau(f)e  id^  !ein  SBort  ju  üerlieren  — 
fc^reibt:  „SBenn  bie  ^ird^e  feine  Hoffnung  mef)r  l^at,  ben  ^e|er 
gu  belehren,  fo  trennt  fie  i^n,  in  gürfoge  für  ta§  2Bof)I  ber 
SInberen,  burc^  bie  ©glommunüation  öon  it)rer  ©emeinfc^aft,  unb 
überbie§  überlädt  fie  i^n  bem  toeltlid^en  ®erirf)t,  bomit  e§  if)n 
burd^  ben  Xob  au§  ber  SBelt  fd^affe  (ulterius  relinquit  eum 
judicio  saeculari  a  mundo  exterminandum  per  mortem),  ^efeer, 
bie  bereuen,  Werben  gnjar  öon  ber  ^ird^e  jur  93u§e  gugeloffen, 
e§  mirb  il^nen  ober  barum  nidE)t  ba§  Seben  gefd^enft" 
(Summ,  theol.  2.  2al.  qu.  11.  A.  3.  4). 

S3ern:§arb  ®uiboni§,  einer  ber  berülimteften  |)äpftlid^en 
Snquifitoren  aüer  ^^it^^^  fc^reibt  in  feinem  „^anbbuc^  ber  ^n* 
quifition":  „Q^td  ber  ^nqwifition  ift  bie  ^e^^ftörung  ber^e^erei; 
bie  ^e^erei  !ann  aber  nid^t  gerftört  werben,  au^er  burd^  SSernid^tung 
ber  ^e|er.  ^luf  gweierlei  Strt  Werben  ober  bie  ^e|er  öernid^tet, 
erften§  inbem  fie  fid^  öon  ber  ^e^erei  jur  !atf)oIifd^en  3fleIigion 
äurücEmenben,  zweitens  inbem  fie,  bem  weltlid^en  ®eridE)t 
überliefert,  förperüc^  öerbronnt  werben  (Practica  In- 
quisitionis,  Ed.  Douais,  Paris  1886,  @.  218). 

S)ie  SSerfoffer  be§  berüchtigten  „^egentiommerS",  bie  päp^U 
lid^en  ^nquifitoren  ^a!ob  ©prenger  unb  §einrid^  ^nftitorig, 
fc^reiben:  „®er  rücffäüige  Äe^er  mag  nocf)  fo  fe^r  bereuen, 
bennod^  ift  er  bem  weltlidEien  Slrm  §u  übergeben,  um 
l^ingerid^tet  ju  Werben"  (Malleus  maleficarum,  Ed.  Lugd.  1669, 
@.  278—282). 


Urtrantontanc  ^xitil  671 

Soft  loörtüd^  ba§fcI6e  fd^reifet  ber  ipä^ftlid^e  ^nquifitor  9^i!o* 
Iou§  (5t)ntcric  (Directorium  Inquisitorum,  Romae  1585,  III,  548. 
550.  558).  Sr  fül^rt  oud)  eine  S3eftinnnung  be§  ^onjUl  üon  9iar-- 
IBonne  an:  „Senc,  bie  naä)  gefd)e'£)ener  ^tbfc^hJörung  hjieber  in  bic 
^e^erei  jurücfgefaUcn  finb,  foHt  if)r,  o^ne  jebe§  ÖJet)ör,  bem  n)elt= 
liefen  Öieric^t  oulliefern,  bamit  fie  mit  ber  gebü|renben 
©träfe  beftroft  werben  (b.  ^.  getöbtct  lüerben),  benn  e§ 
genügt,  ba^  fie  burd§  falfd^e  ^öefe'^rung  bie  ^rd§e  einmal  getäufd^t 
^aben"  (a.  a.  D.,  UI,  412). 

©arena,  %i§tal  ber  römifd^en  ^nquifition  unter  Urban  VIII., 
fd^rcibt:  „^e^er  müffer  mit  geuer  unb  ©diniert  be§n)ungen 
werben,  benn  leidster  werben  fie  überinunben,  aU  überrebet.  S)ie 
unbu^fertigen  ^e|er  finb  bem  weltlichen  Öierid^t  §u  übergeben, 
bamit  fie  lebenbig  üerbronnt  werben.  ®äbe  el  nod^  eine 
graufamere  ©träfe  aU  ben  f^euertob,  fo  wäre  fie  gegen  ben  ^e^er 
anjuwenben.  2)er  weltlid^e  9tid^ter  ^ot  nid^t§  2tnbere§  §u  t^un, 
aU  ha§^  Urt^eit  ber  ^nquifition  fofort  gu  üoflftrecEen"  (Tractatus 
de  officio  s.  Inquisitionis ,  Lugd.  1659,  Anteludia  §  4  unb 
@.  67.  357). 

®er  ^äpftlic^e  ^nquifitor  $8ern^arb  tion  Storno  fd^reibt: 
„SDie  SSottftredung  beg  Urt^eilS  ber  S^quifitoren  gefd^ief)t  burd^  bie 
Weltüd^en  ©eric^te.  ®ie  SSottftretfung  I)at  o^ne  Bögern  gu  gefd^el^en. 
3ögcrn  bic  wettüd^en  ©ewolten  mit  ber  SSottftredEung,  fo  üerfatten 
fie  ber  ©glommunifation.  ®ie  gebü^renbe  ©träfe  (für  bie  ^e|cr) 
ift  bie  ©träfe,  bie  Seib  unb  ©eele  trennt"  (Lucerna  Inquisitorum, 
Venet.  1596,  ©.  38). 

^er  Sefuit  2;anner  f(f)reibt:  „Sie  TobeSftrafe  gegen  bie 
]^e|er  wirb  üon  ben  weltüdEien  Gewalten  öoflftrecEt,  aber  im  Sluf« 
trage  unb  auf  S3efe^I  ber  firc^Iic^en  Gewalt"  (Theol.  schol.  t.  3, 
©.  474). 

S)er  Sefuit  Sla^naub  fd^reibt:  „Sie  SobeSftrafc  ift  feine  ju 
fd^were  ©träfe  für  bie  te^er.  Sic  ^ird^e  beftraft  gwar  nac|  i^rer 
93f?ilbe  bic  nitf)t  rücffäHigen  ^e|er,  bie  üor  ber  göttung  be§  Urt^eilä 
fid£)  belehren,  nidfit  mit  bem  Sobe.  Sic  ©d^ulb  ber  ^e^erei  fönnte 
ober  o6nc  Ungered^tigleit  aui^  bann  mit  bem  Sobe  gea^nbet  werben. 
Sa^  ba§  Sebenbigtierbrennen,   ba§  weichlichen  ©Triften  aB  (^xan-- 


672  2tnf)ong  2. 

fomfeit  erfc^eint,   eine  gered)te  SBeftrafung  für  ^e|eret  ift,  geigt  bie 
alte  ^ra^il,  beren  ©aftro  gebenft"  (Opp.  12,  535  b). 

S)er  Sefuit  ^etra  ©onta  jc^reibt:  „Su'Siom  toirb  (burc^  hk 
^äpftlic|e  Snquifition)  icegen  ber  erften  ^e^erei  Sfüemanb  mit  bem 
2:obe  beftraft,  h)enn  er  nic^t  ein  §ärefiarc^  ift.  9Jur  biejenigen, 
bie  in  biefelbe  ^e^erei  gurüdfaüen,  werben  gnm  Sobe  oerurt^cilt; 
aber  fie  ttJerben  nic^t  lebenbig  öerbrannt,  fonbern  juerft  er= 
broffelt  unb  bann  üerbrannt,  fatti  fie  fi(|  üor  bem  Xobe 
befe^ren.  SBenn  fie  fjortnädig  bleiben,  werben  fie  afferbingg 
lebenbig  öerbrannt,  aber  bo§  gefcf)ief)t  nic^t  au§  §örte, 
fonbern  in  ber  Hoffnung,  i^nen  bie  ^ortnöcEigf eit  au^» 
äu!o^en"  (Notae  in  ep.  Petri  Molinaei  ad  Balzacum,  Antw.  1634, 
(5.  230). 

S)er  berüfimte  ^efwiten-'^arbinal  Sellarmin,  felbft  Süiit« 
glieb  ber  römifd^en  ^nquifition,  fc^reibt:  „S)em  ^e^er  gefcf)ie^t 
!ein  Unrecfit,  raenn  er  üon  ber  ^ircfie  jum  Xobe  öerurt^eilt  ober 
auc§  burd^  eine  geiftüc^e  |)anb  getöbtet  wirb.  .  .  2)ie  ^'e^er  fönnen 
üon  ber  ^irc^e  bem  weltlichen  Slrm  übergeben  unb  fönnen  unb 
muffen  üon  bem  c^riftlic^en  weltlichen  2Irm  pm  STobe  üerurt^eilt 
unb  üon  bem  c^riftlic^en  genfer  getöbtet  werben"  (Apologia,  bei 
Kocaberti,  Bibl.  max.  pontif.  II,  100;  bo^  S3ettarmin  Sßerfaffer 
biefer  „2I|)oIogie"  ift,  beweifen  ^DöHinger-Steufc^,  (Selbftbiogrop^ie 
»ettarmin'S,  @.  219). 

^n  einem  amtlichen  ©rla^  ber  „^ongregotion  ber  ^eiligen 
römifrfien  ^nquifttion"  au§  bem  ^a^re  1657  wirb  bie  Slu^» 
lieferung  be§  ^e^er§  an  ben  Weltlid^en  2trm  burc^  bie  ^nquifitoren 
au§brücfli(f)  al§  gleidibebeutenb  mit  ber  2;obe§ftrafe  begeic^net: 
„Xa§  2;obegurtf)eiI  ober  bie  2Iu§Iieferung  an  ben  weltlid^en  Slrm" 
(abgebrudt  in  Orationes  et  solemnitates  in  Universitate  Regio- 
montana,  Königsberg  1814—1823,  Fase.  33,  @.  6  ff.). 

S)iefen  ^eugniffen  gegenüber  —  fie  laffen  fic^  beliebig  üer-- 
me^ren  —  wirb  e§  §errn  ^oüwecf  fc^Wer  fallen,  an  ben  oben 
I)erüorgef)obenen  @ä|en  feine§  S3uc^e§  „feftgu^ alten".  2Ifferbing§, 
einem  ftarfgläubigen  ©emüt^e  ift  SSieIe§  möglich,  unb  Wie  e§  feinem 
Kollegen  ^rofeffor  Sau^  in  SJiünfter  mögüc^  ift,  an  ber  2ln-' 
fiij^t  feftgu^alten ,  hk  SSuIfane  feien  bie  «Schlote  ber  |)ötte  unb  bie 
©rbbeben  entftünben  burd^  bie  Sranbung  be§  ^öHif^en  fjeuermeereg, 


Ultramontane  ftritif.  673 

fo  mag  e»  ouc^  bem  bifc^öflic^en  (Seminor^rofeffor  in  Si^ftätt 
möglich  bleiben,  auf  feinem  @tanb))unfte  ju  üer^arren.  2Ber  ge* 
fc^ic^tlic^e  Xfiatfad^en  gänjlid^  aufeer  2tcf)t  Iö|t,  ber  ^at  e^  ja  leicht, 
^^eorien  „feftjufjalten". 

Sc^  bitte  injnjifc^en  ben  Sefer,  mir  auf  bem  SBege  ber  ®e  = 
fc^ic^te  —  bistoria  magistra  veritatis  —  Weiter  ju  folgen. 

Sn  S3re§cio  ^atte  fic^  bie  ©tabtobrigfeit  gefträubt,  ba§  i§r 
oon  ben  :pä^)ftli(^en  Snquifitoren  gugefd^obene  §enteramt  bei  einigen 
Sehern  au^äuüben.  5^ie  Sn^uifitoren  befc^njerten  fid;  barüber  bei 
^apft  Snnoäen§  VIU.,  bem  SSater  ber  berüd^tigten  „^ejenbulle", 
ber  bann  folgenbeg  5)e!ret  erlief:  „  .  .  .  2Bir  tragen  eud^  (Sn-- 
quifitoren)  auf,  ber  ©tabtobrigfeit  ju  befehlen,  ha^  fie  innerhalb 
fed^§  Xagen,  nad^bem  i^r  fie  aufgeforbert  f)abt,  euer  Urti)eil  gegen 
biefe  ^e^er  ooßftrede,  unb  gftiar  o^ne  irgenbttie  oorl^er  in  bie 
^roje^aften  ©infic^t  ju  neJimen.  ©ollte  fie  biefem  93efeI)Ie 
nid^t  nad§fommen,  fo  oerfättt  fie  ber  ©jfommunifation.  begeben 
gu  9flom  unter  bem  gifd^erring  am  30.  September  1486  im 
britten  Sa§re  unfereg  ^ontifi!ate§"  (bei  Eymericus-Pegna,  Direc- 
torium,  ©.  609). 

(Sin  lebhafter  ©treit  »ar  im  '^a^xt  1521  in  33  e  neb  ig 
entftanben  älüifc^en  ben  bortigen  ^nguifitoren  unb  ber  ©ignoria, 
bie  fid)  weigerte,  einige  i^r  öon  ber  ^nquifition  überlieferte  ^e|er 
ju  öerbrennen.  Xa  erf)ob  fic^  „gegen  biefen  freoel^aften  Un» 
ge^orfam"  ber  „©tatt^olter  S^rifti"  Seo  X.  in  ber  S3utte  Honestis 
(Mag.  Bull.  I,  617).  2Iuc|  ^apft  $J^itoIau§  IV.  wanbte  gegen 
Dbrigfeiten,  \>it  fid^  weigerten,  bie  Urtl^eile  ber  Snq'»itfiHoii  ^u  odH-' 
ftreden,  bie  fird§Iirf)en  3tt>ang§mittel  an  (Wadding,  Annal.,ann.  1288, 
n.  19). 

eine  lange  ^ette  öon  ^eugniffen  unb  S^atfac^en!  ©ie  ift  fo 
ftar!,  fo  unjerrei^bar,  'i>a'^  felbft  ein  |)efele,  ben  Dr.  ^oßroed 
boc^  gewiB  aU  beugen  gelten  laffcn  wirb,  gefte'^t,  boB  „bie  notür- 
lidie  golge"  ber  2tu§Iieferung  ber  ^e|er  an  ben  „Weltü^en  5lrm" 
ber  geuertob  gewefen  fei  :|)efeIe'-^nDpfIer,  ^ird^engefd^ic^te,  1886, 
93b.  5,  @.  936). 

®eWi&,  bie  ^rd^e,  „bie  milbe  Tlntttv"  (pia  mater),  wie  fie 
fo  gerne  fic^  nennt,  f)at  niemals  ein  2obe§urtt)eiI  au§gef prod^en; 
bei  ßeibe  nic^t!     ©ie   ^at   ben  ^e|er   nur   bem   weltlichen  2trm 

0.  §ocnebroe(f|,  »Popftt^um.   I.  43 


674  2lnf)ang  2. 

, übergeben".  5t6er  —  unb  ba§  ift  le  revers  de  la  medaille  — 
mit  aßen  il^r  gu  ©ebote  fte^enben  SOJac^tmittetn  forgte  bie  „milbe 
SDJutter"  bcifur,  ha^  ber  überlieferte  ^e^er  burc§  bie  treltüd^e  Dbrig= 
fett  üerbrannt  tüurbe;  benn  Ecclesia  non  sitit  sanguinem,  bie 
^ird^e  bürftet  nirf)t  nac^  S3htt. 

Sft  fc^on  ^ier  bie  tüiberdiriftlic^c  ^eucfielei  mit  §änben  ju 
greifen,  fo  fteigert  fie  fid^  in  ber  bei  ber  StuSlieferung  üblid^en 
$8itte,  ba§  Seben  be§  ^e|er§  ju  fc^onen,  in'§  Waa^lo\t.  Wan  tarn 
in  Sejug  auf  biefe  „S3itte"  fagen:  niemals  innerhalb  be§  Sl^riften-- 
tl}um§  ift  bie  menfdiüd^e  ©prad^e  ft)ftematifc^  burc^  ^a^x^vLntntt 
fjinburd)  in  fc^nöberer  SBeife  miprauc^t  lüorben,  al§  in  biefer  bur(^ 
bie  „©tattf)atter  ^x^\i\"  eingeführten  „S3itte";  fie  entölt  bie 
brutalfte,  bie  empörenbfte  Süge. 

Sie  „$8itte"  lautete:  „^eS^tb  übergeben  wir  biefen  ^e|er 
bem  tüeltlic^en  ©eric^t  mit  ber  innigen  S3itte  (affectuose  rogantes), 
ba|  ba§  Urt£)eil  über  ifjn  nic^t  pm  Xobe  unb  nic^t  jur  SSerftümme-- 
lung  fü'^rc."  2Bo§  !ann  e§  9^üf)renbere§  geben,  aU  biefe  „innige 
Sitte".  Sßeil  ber  ^e^er  nidfit  met)r  im  mütterlid^en  ©cfioo^e  ber 
^irc^e  bleiben  tüitt,  mu^  fie  i^n  au§  i^rer  ©emeinfd^aft  entlaffen; 
aber  über  bie  Trennung  I)inüber  folgt  it)m  il^re  9JJutterIiebe,  unb 
gärtlic^  fle^t  fie  ben  «Staat  an:  fd^one  "öa^  Seben  unb  bie  @Iieb= 
maa^en  be§  üerirrten  ®d^äflein§! 

©0  bie  ultramontanen  ^arftetlungen  über  bo§  SSerf)aIten  ber 
„milben  SKutter",  ber  ^irrfie.  Unb  bie  ®efce)ic|te??  Söieberum 
rufe  id^  bie  Haffifd^en  Beugen  auf. 

2lntoniu§  ®iana,  ^onfultor  ber  Snquifition  für  ba§  ^önig= 
reid^  ©icilien,  fd^reibt:  „können  bie  Snqwifitoi^en  gegen  bie  h)elt= 
lid^en  3lid^ter  üorgel^en,  trenn  biefe  mit  ben  ©e|ern  milbe  »erfahren 
unb  if)nen  bie  'JiobeSftrafe  burd£)  %mn  nid^t  auflegen?  ^a,  benn 
bie  weltlichen  3flid^ter  finb  in  Sejug  auf  bie  ^e^cr  nur  bie  fSoU-- 
ftredfer,  unb  fie  finb  tier^3f[id£)tet,  ben  ^e|er  fofort  jum  2;obe  gu 
toerurt:^eiten.  ^n  S3eäug  ouf  bie  SSoüftredfung  be§^nquifi-- 
tion§urtf)eiI§  ift  ben  iüettlid^en  3flid^tern  jeber  ©igen» 
wiUe  entzogen.  2)em  ftel)t  ntc^t  entgegen  bie  be!onnte 
$8itte,  bie  öon  ben  ^nquifitoren  öorau^gefd^idt  ^u 
Werben  p'iitQt,  trenn  fie  ben  te^er  bem  treltlid^en 
Strm  überliefern,  inbem  fie  nömlic^  bitten,  man  möge 


llttramontone  Sritif.  675 

barm^ersig  mit  i()m  üerfa^ren.  5)enn  biefe  95itte  ift 
nur  eingeführt,  bamtt  bie  firc^Uc^en  9lic^ter  ber  ®e* 
faf)r  entge()en,  irregulär  ju  lüerben"  (Resolutiones  morales, 
Lngd.   1667,  V,  423). 

^ier  ^ben  iüir  tüpp  unb  tlax  ben  eigentUcfjen  Sinn  ber 
„innigen  Sitte",  ©ie  be^tuecfte  nicf)t,  i^rem  SBortlaut  entfprec^enb, 
bie  (Schonung  be§  ^e^erleben§  —  tüe'^e  bem  (Staate  unb  ber 
SDbrigfeit,  bie  fie  fo  aufgefajst  Ratten,  Sannftra^t  unb  ^nterbift 
toären  auf  fie  niebergefal^ren  — ,  fonbern  fie  6e§tüecfte,  bie 
|)erren  ^nquifitoren  öor  ber  „Irregularität"  ju  be-- 
hia^ren,  bie  nact)  fanonifc^em  Sted^t  mit  htm  S3Iutöergie^en  öer= 
bunben  tüar.  2)a§  Slut  be§  ^e^er§  mu^te  [tiefen,  unb  ba§ 
Urt^eil  bei  Snquifitor§  fü[)rte  unaulbleiblicf)  ^u  biefem  S3tut^ 
»ergießen;  ater  ba  Stutoergie^en  ben  ^riefter  „irregulär"  ma^t, 
b.  t).  unfähig  jum  ©enuffe  bon  ^frünben,  fo  f^rid^t  ber  fromme 
SJJann  bie  Sitte  au§,  e§  möd^te  fein  Slut  üergoffen  tüerben.  (So 
l^atte  er  für  firf)  bie  ^rregulorität  abgetüanbt,  unb  für  ben  ^e^er 
blieb  ber  2;ob  nac^  tüie  öor  unentrinnbar. 

SBomöglid)  nod)  beutlic^er  aU  ®iana  geftet)t  bie§  ber  l^erbor« 
ragenbe  römifdje  XEieotoge  gronj  ^egna  in  feiner  bem  ^apfte 
©regor  XIII.  getnibmeten  unb  üon  biefem  mit  öielen  ^riüilegien 
au§geftatteten  2tu§gabe  be§  fct)on  genannten  @t)meric'f(^en  „§anb= 
bud^eg  für  bie  ^nquifitoren" :  „SBenn  bie  Snquifitoren  bie  (S(^ul= 
bigen  'otm  tüeltlid^en  $Ri(f)ter  ausliefern,  fpred^en  fie  biefe  Sitte  au§, 
bamit  fie  nirf)t  ben  Sd^ein  ertüedfen,  bem  Slutoergie^en  jusuftimmen, 
unb  baburc^  irregulär  tüerben.  KooarruüiaS  l^ält  eö  sur  SSermei' 
bung  ber  Irregularität  für  fidlerer,  ba^  bie  ^nquifitoren  ben  SSer« 
urtfieilten  bem  tüeltlid^en  2(rm  nid^t  ouSliefern,  fonbern  er  rät^,  ta^ 
fie  i^n  in  ©egenltiart  be§  toeltlid^en  9^id^ter§  üerurtfieilen  unb  ba§ 
ber  fo  Serurtl)eilte,  au§  i^rer  @eric^t§barteit  entlaffen,  fogleid^  öom 
toeltlid^en  9?id^ter  übernommen  irerbe,  um  i^n  ^injurid^ten.  ^c^ 
mu^  I)ier  mitt^eiten,  tuaä  bie  mad^fame  gürforge  ber  römifd^en 
^äpfte  üeranftaltet  f)at,  um  öon  ben  ^^Quifitoren  unb  ^onfultoren 
bie  Irregularität  abgulüenben.  S)a  in  ben  Si^ungen  ber  römifd^en 
SttquifitionSf ongregation ,  beren  S^iitglieber  ©ciftlid^e,  Prälaten, 
Sifd^öfe,  ^arbinäte  finb,  e»  t)äufig  oorfommt,  ba^  Urt^eile  gefällt 
tüerben,  au§  benen  eine  ®Iiebert}erftümtne(ung  ober  bie  |)inrid^tung 

4:r 


676  Sln^ng  2. 

be§  SSerurt^ eilten  erfolgt,  fo  ^at  unjer  ^eiligfter  ^err  ^aul  IV.  am 
29.  '^pxü  1557  beftimmt,  um  bie  ©etüiffenSbebenfen  ber  3J?it'- 
güeber  ber  ^nquifition  p  berul)igen,  ba^  2(Üe,  bie  iljn  'bcn  ^apft) 
im  9fiic|teramte  unterftü^ten,  oline  einer  3^«!«^  ober  ber  Sne-- 
gularität  ju  oerfaüen,  ein  Urt^eil  fällen  fönnen,  ba»  bie  golter 
ober  ben  Xoh  be§  SSerurtfieilten  §ur  golge  i)ot.  ®iefe§  S)efret 
^aut  IV.  ^at  ^iu§  V.  erneuert.  9Zac^  biefen  2)efreten  erfd^eint 
alfo  biefe  f)ergeBrac|te  S3itte  überffüffig  gettjorben,  ba  bie  ^e|er 
bem  n)eltli(^en  5(rm  nur  überlaffen  n^erben,  bamit  bie  Snquifitoren 
ber  Irregularität  entgefien:  ad  hoc,  ut  Inquisitores  evitent  irre- 
gularitatem.  S)ennod;  foll  biefe  58itte  nic§t  unterlaffen  tüerben, 
benn  mef)rere  SD^littel  jur  ©rreic^ung  beg  gleidicn  SkU§>  (SSer-- 
mcibung  ber  Irregularität)  finb  üorjugietien.  Sft  e§  aber  nic|t 
oerboten,  für  bie  ^e|er  ^Bitten  einzulegen?  (Sine  93itte  ift  t3erboten, 
n)enn  fie  eine  ^Junftbejeugung  für  ben  ©e^er  ober  bie  ^inberung 
ber  gegen  if)n  5U  ^nb'^abenben  ®efe|e§ftrenge  jum  3^^^^  ^«t, 
nid^t  aber  wenn  fie  bie  SSermeibung  ber  Irregularität  (be»  '^w 
quifitorS)  bestoedt"  (Direct.  II,  131—132). 

5(n  einer  anberen  ©tette  erläutert  ^egna  ba§  oben  mitgetljeirte 
2)e!ret  ^nnoäenS  VIII.,  ha^  bie  ftieltlic^en  9iic^ter  unter  2{nbrot)ung 
ber  fd^lüerften  ^ird^enftrofen  ätüingt,  bie  2;obe§ftrafc  an  ben  i^nen 
üon  ben  ^nquifitoren  ausgelieferten  ^e|ern  ju  üott^ie^en.  3wuäc^ft 
erflärt  er  bie  Steigerung  ber  weltlichen  Dbrigfeit,  ta^  ^nquifitionö^ 
urtf)eil  äu  öoHftrecf en ,  für  „ein  fc§ttjere§  unb  unmenfc^Iid^ee  9Ser= 
bred^en".  ®ann  fäf)rt  er  fort:  „SSa§  foü  nun  aber  ber  Snquifitor 
tf)un,  wenn  er  fiet)t,  ba^  bie  tüeltlic|e  Dbrigfeit  bie  i()r  übergebenen 
^e^er  nidEit  innerfialb  üon  fecf)§  Xagen  ^inric^tet?  Sin  fe^r  er= 
fai)rener  äRann  fagte  mir,  bann  fönne  ber  l^nquifitor  ber  treltlid^en 
Dbrigfeit  befef)Ien,  ba^  fie  bie  te^er  öerbrenne,  weil  biefe  ©träfe 
für  bieS  SSerbred^en  bie  getoö^nlic^e  fei,  weS^alb  ber  Sttquifttor 
aud^  nid^t  irregulär  werbe.  2lttein  gan^  ungefäfjrlic^  fc^eint  e§ 
(mit  Slücffid^t  auf  bie  barauS  üieHeidit  entfte^enbe  S^regularität) 
bod^  nidE)t  ju  fein,  bie  (Strafe  be§  SSerbrennenS  mit  3^amen  ju 
nennen,  benn  üieüeid^t  öerfällt  er  baburd^  bodE)  ber  S^regularität, 
SU  beren  SSermetbung  er  jo  bie  f)ergebrad)te  „Sitte"  (um 
©rfjonung  be§  ^e^ertebenS)  abgiebt.  Sid^erer  ift  e§  be»^alb, 
ta'^  ber  ^nquifitor  nur  im  SlHgemeinen  bem  weltlichen 


Ultromontane  Strittf.  677 

«Richter  unter  2(nbro^ung  bcr  6£foinmunifation  befiehlt, 
feinen  (be§  ^nquifttovs)  Urtf)eit§fpruc^  auajufü^ren.  5)al 
toirb  au<i)  in  ben  Grlaffen  Sdei'anber  IV.  unb  Seo  X. 
ongerotl^en,  unb  e§  genügt,  um  bie  Si^tegularitöt  ju  öer  = 
meiben"   (Direct.  III,  609). 

ßine  fe^r  inteveffante  Söeftätigung  biefer  ©ingeftänbniffe  über 
bcn  (Sinn  ber  berütpiten  „S3itte"  liefert  un§  iia^  58er^atten  einiger 
liä^jftlic^er  ^nquifitoren  in  ben  S^ieberlanben.  (Sie  fürd^teten, 
wegen  ber  mit  i^ren  „Auslieferungen  an  ben  meltti(|en  ?lrm"  not^* 
tuenbig  oerbunbenen  -TobeSurtfieile  irregulär  ju  lüerben 
unb  baburd^  —  eine  fef)r  triftige  93egrünbung  biefer  gurc^t  — 
ifire  ^frünben  §u  öertieren:  oraindant  encourrir  irregularite,  Hz 
estaient  vexes  en  proces  sur  leur  beuefices ,  pour  la  dicte  irre- 
gularite. 9J?it  biefem  „'Btxnpzl"  (scrupule)  raubten  fie  fid;  an 
Äaifer  Kart  V.  ^arl  beruljigte  bie  üerängftigten  ®emütl)er  burd^ 
bie  95erfi(fierung,  er  ^aht  ein  „päpftlid^eS  83reoe"  ermirft,  bo§  bie 
©efa^r  ber  Irregularität  üon  itjnen  abn^enbe.  9H(f)t  lüegen  ber 
STobeSurt^eile  l^ätten  fie  fanonifd^e  (Strafen  §u  fürcE)ten,  fonbern 
tüeit  e^er  für  bie  (Saumfeligfeit,  mit  ber  fie  bie  5(u§rottung  ber 
Ke^erei  betrieben  (Poullet,  Histoire  du  droit  penal  dans  le  Ducke 
de  Brabant :  Memoires  courounes  etc.,  Bruxelles  1870,  t.  35,  n.  2, 
@.  96.   97). 

2Sa§  bleibt,  frage  \ä)  nod^maI§,  übrig  öon  ben  ©el^auptungen 
be§  bifd^öflid^en  @eminar|3rofeff  or§ ,  ber  biefe  S3ef)au|)tungen 
{)infteHt  aU  „9?efultate  einer  rae^rfä^rigen  auSfd^Iie^Iic^en  $8e* 
fc^äftigung  mit  ben  Ouetten  unb  ber  Siteratur  be§  ürd^Iii^en 
®trafred^te§"  ? 

Ad  3.  ^ier  tüirft  §err  ^oütüecf  mir  öor,  icf)  ^tte  „infinuirt", 
ha^  er  in  feinem  Söudbe  bon  ^""genburcfifte^ung  für  „^e^er"  ge= 
fprodben  ^aht,  tuä^renb  biefe  ©träfe  mit  „minimalem  S31utberluft" 
bo^  nur  für  „Sat^olifen"  öon  ben  ^äpften  öerf)ängt  tüorben  fei. 
3unäd^ft  ift  barauf  l^injumeifen,  "öa^  ein  Sctirer  on  einer  bifc^öf» 
Ii(^en  S3ilbung§anftalt  für  junge  !at^oIifcf)e  ©eifttid^e  biefe  mit 
„minimalem  Slutoertuft"  üerbunbene,  bon  ben  „Statthaltern 
Etirtfti"  eingeführte  (Strafe  ber  3"n9cn^"^^W""9  „^^^^  f"i^ 
ejorbitant"  ^ält.  2ßa§  ben  bon  §errn  ^oUwtd  betonten  „Unter-- 
fdiieb"  ^mifd^en  „Ke|er"  unb  „Kat^oüf"  angetjt,  beffen  DZid^tbead)-- 


678  Sln^ang  2. 

tiing  mir  al§  „tuiffenfd)aftltcf)e  Seid^tfertigfeit"  ober  gar  aU  „freche 
SSerleumbmtg"  üorgetrorjen  irirb,  fo  geigt  biefer  „Unterfd^ieb", 
ha'^  ber  bifd^öflirfie  ^ßrofeffor,  tro^  feiner  „mehrjährigen,  aulfc^tie^» 
lid^en  Söefc^äftigung  mit  ben  Duellen  be§  !trd)üc^en  Strafrec^teS", 
öollftänbig  uniüiffenb  über  biefe  Cuetlen  geblieben  ift.  2)er  (SotteS-- 
läfterer,  oucf)  menn  er  ^at|oIif  tvav,  üerfiel  baburc^,  ba|  er  ®otte§= 
läfterungen  au§ftie|,  eo  ipso  ber  ©erid^t^barfeit  „ber  ^eiligen 
Snquifition  gegen  fe^erifd^e  $8o§f)eit"  (inquisitio  haereticae 
pravitatis),  er  Würbe  burc§  bie  S3Ia§p£)emie  jum  ^e^er, 
wie  aud^  bie  §e£e  burc§  bie  Qanbnü  gu  ^e^erin  tnurbe.  SBurbe 
alfo  bem  (^otteälöfterer  lüegen  feiner  @otte§Iäfterung  bie  3unge 
burd^ftod^en,  fo  erlitt  er  biefe  (Strafe  ai§  ^e|er.  öerr  §oIIipecf 
möge  fid^  nod^  einige  ^af)re  mef)r  unb  nod;  auSfc^Iie^Iid^er  mit 
„ben  Oueüen  be§  !irc§IicE)en  ©trafrecfjteg"  befcC)äftigen,  bann  geCjt 
i^m  üielleic^t  bie  ©rfenntni^  auf,  bo^  ber  „Unterfd^ieb"  §h)if(^en 
bem  blaSp^emireuben  „^e^er"  unb  bem  bla§]3{)emirenben  „^atljotifen" 
nur  in  feiner  5]SI)antafie  befielt. 

|)iermit  Oerlaffe  id^  bie  „^ritif"  be§  §errn  ^rof.  Dr.  §oIIniecf 
unb  toenbe  mid^  ber  „^riti!"  be§  §crrn  Dr.  ®arboun§,  ©^ef- 
rebo!teur§  ber  „^ijlnifdjen  SSoI!§äeitung",  ju. 

Seb^oft  bebauere  id^,  bo§  ^umoriftifd^=fott)rifd)e  @d^reibtt)eife  mir 
öerfagt  ift;  für  einen  Wavi  Zwain  föäre  bie  33eleud^tung  biefer 
„^ritif"  ein  ^odigenu^. 

^err  Karbaun»  „fritifirt"  mein  S3ud^  —  ujol^l  nacE)  bem 
(Srunbfa^:  ®o|3^3eIt  genoßt  t)ö(t  beffer  —  an  jinei  (Stellen:  in 
einem  fpaftenlangen  Slrtitel  ber  „^ölnifc^en  SSoIf^äeitung" 
unb  in  einem  19  Seiten  langen  S(uffa|  ber  „^iftorifd^'-politifi^en 
SSIätter  für  bo§  !at^oIifc|e  3)eutfc^Ianb". 

5(I§  id^  bie  beiben  9?iefen!ritifen  gu  lefen  begann,  irar  mir 
faft  ein  ftentg  bänglich  gu  äTJut^e.  (Sin  geiüefener  5|Sriootbo5^nt 
ber  ©ejd^id^te,  alfo  ein  „gad^mann",  lüirb  auf  brei  großen  Spalten 
unb  auf  19  großen  ©eiten  getpi^  oiele  ertjebüd^e  geljler  unb  '^xx- 
t^ümer  jufammengetragen  ^aben,  fo  bai^te  id^.  Se  n^eiter  id^  aber 
Ia§,  um  fo  mel^r  at^mete  id^  auf,  unb  aU  id)  am  S^Iuffe  tüax, 
ba  fagte  id^  mir:  all  bie  anerfennenben  SSef|3red^ungen  in  3eitungen 
unb  3eitfdE)riften  finb  nidit  fo  oiel  mertf),  wie  biefe  uttramontane 
„^ritif";    benn    I)ier    befd^einigt   mir    ein    „freunbli(^"    gefinnter 


Ultramontane  Kritif.  679 

ultramoittaner  „Sa^mann",  ba^  mein  ^nd)  in'»  ©(^itiarje  ge» 
troffen  ^at,  unb  ba|  üon  n)irflicf)en  ^rrt^mern  unb  gestern  fo  gut 
tt)ie  nic§t§  in  beni  bieten  S3anbe  fic^  finbet. 

2)a§  f^patten-'  unb  feitenlange  ©ejeter  be§  §errn  CTarbaunS 
läuft  nämlic^  barauf  i)imn§,  ha'!^  bie  einfd^Iägige  Siteratur  unb  bie 
Duellen  fleißig  üon  mir  benu^t  lüorben  finb.  §err  ©arbaunS  ift 
empört,  ta'i^  \ä)  "öa^  in  üielen  ^unbert  Söüd^ern  unb  ©d^riften  jer» 
ftreute  9JJateriaI  gefammelt  (wofitgemerft,  ftet§  mit  SlngaBe  ber 
Duette,  au§  ber  ic^  fd^öpfte):  id^  fei  ein  „^IbfcEireiber" ,  ein 
„Plagiator",  ein  „^ompilator".  S)a§  finb  bie  „fritifd^en"  Urtfieile 
be§  ^errn  ©arbounS.  Sßenige  3;age  nad^  ©rfc^einen  biefer  „^riti!" 
Jüottte  ber  Bi^f^ittf  "^^^  id^  mit  einem  gefeierten  |)iftori!er  ^ufammen- 
traf,  ber  mein  S3ud^  unb  bie  ß^arbaunl'fd)e  „^itif"  gelefen  §atte. 
(£r  fagte  mit  gutem  §umor:  „^a,  inenn  mir  e§  fo  machten,  wie 
bie  Ultramontanen,  bann  toären  mir  freilid^  feine  „^bfd^reiber"  unb 
feine  „^om^jilatoren",  benn  bie  fougen  fidE)  bie  ©efd^id^te 
aul  ben  gingern;  mir  fc^reiben  bie  Duetten  „ab"  unb  „!om- 
piliren"  bie  %^at\aä^ix\."  §err  SarbaunS  nennt  mein  S8ud^  üer« 
äd^tlid^  „Sd^eerenarbeit".  (SJeiui^,  ici)  I^abe  bie  ©d^eere  benu^t, 
aber  ma§  id^  mit  i|r  augjd^nitt,  ift  I^erauSgefd^nitten  aii§>  bem 
lebenbigen  gleifdt)  be§  UUramontani0mu§,  unb  ha§  mar 
juft  bie  Stbfid^t  bei  meiner  „@dE)eerenarbeit". 

^dE)  t)abe  ober  nidf)t  bIo|  Duetten,  ic^  I)abe  §ur  prfiften  @nt= 
rüftung  be»  §errn  ©arbaun§  fogar  —  mid^  felbft  obgefd^rieben. 
Ttt^x  als  eine  ganje  ©eite  ift  mit  ber  ©mpörung  über  bie§ 
horrendum  angefüttt.  ^df)  tonnte  ^errn  Garbaun»  ermibern,  ma§ 
er  mir  fo  übet  nimmt,  tt)äte  er  felbft,  benn  feine  „^ritif"  in  ben 
„()iftorifd;=poIitifd)en  blättern"  ift  bie  tjielfad^  mörtlid^e  Stbfdirift 
feiner  „Slriti!"  in  ber  „Eöluifdjen  ^öott^seitung".  Unb  obenbrein 
bin  id^  nod§  ber  et)rlid^ere  „5Ibfc^reiber",  inbem  id^  meine  Duette, 
nämlic^  eine  üor  mel^reren  ^a^ren  erfd^ienene  ©d^rift  jitire, 
mä^renb  |)err  SarbaunS  feine  Duette,  nämlid^  feine  „^riti!"  in 
ber  „^ölnifd)en  SSo(!§äeitung",  in  ber  9ceuauflage  in  ben  „§iftorifd^* 
politifd^en  SSIättern"  nid)t  gitirt.  5tlfo  ein  „Plagiat"  attergemö^m 
lic^fter  ©orte !  ®0(^  ic^  ^abt  ouf  ben  unfäglid)  albernen  33ormurf 
be§  mic^--felbft''?(bfdf)reiben»  nodf)  eine  anbere  Slntmort,  nömüc^: 
biefer  SSormurf  ift  eine  Unma()rl)eit. 


680  'än^an  2. 

SSor  einigen  Si'^^en  lie^  id^  eine  8d^rift  erfd^einen:  „Sletigion 
ober  2(6erglaube?"  ^n  biefer  (Schrift  fammelte  iä)  unter 
2tnberm  eine  3Reil^e  bon  ©teilen  au§  üerfd^iebenen  (ärjeugniffen 
ber  uttramontanen  Siteratur:  ^"^eologie,  @rl6auung§titeratur, 
Seaetriftif  u.  f.  fö.  2ir§  id^  in  meinem  SSerfe:  „®a§  ^apfttl^um 
in  feiner  fo§taI'-fuUureIIen  SSirffam!eit"  an  ta^  Kapitel  üom 
Stberglauben  innerhalb  be§  UItramontani§mu§  iam,  machte  irf)  felfeft* 
öerftänbüd^  öon  ben  fc^on  bamalg  üon  mir  gejammetten  Zitaten 
au§  !att)Dlifc^en  S3üc§ern  ©ebraurf),  inbem  id^  biefe  Bit^^te  in 
mein  größeres  SBer!  üBernalim.  j£!ie  Qxtatt  mögen  §errn  Karbaun§ 
tool^I  fcl^r  me^  getl^an  fiaBen,  unb  e§  mag  i^m  jur  ©ntfd^ulbigung 
bienen,  ta'!^  er  öom  Sd^merj  gepeinigt  bie  Sxtatt  unb  mid^  fetbft 
öerwec^felt. 

SOiit  (Smp^afe  erjäfjlt  §err  ©arbaun§,  mein  „ganati§mu§" 
^abe  mic^  ba§  „Sefen"  berlernen  laffen.  Sewiefen  föirb  biefer 
onalpfiabetifd^e  „f5anati§mu§"  §tt)ar  nidf)t;  e§  ift  ja  audf)  nic^t 
nöt^ig,  benn  bie  Sefer  be§  §erru  EarbounS  glauben  e§  il^m  blinb. 
S03er  aber  in  2öir!üd^feit  au§  „t5anati§mu§"  gegen  feinen  ©egner 
\>a^  „Sefcn"  üerlernt  fiat,  bin  nid^t  id^,  fonbern  ift  mein  geftrenger 
„^itüer",  |>err  (JarbaunS.  2)a^  er  nid^t  einmal  ben  'Sitel  meiner 
©d^rift,  über  bie  er  fid^  fo  fe'fjr  ereifert:  „Üleügion  ober  ^Iber^ 
glaube?"  lefen  !ann,  obmol^I  e§  gettbrucf  ift,  fonbern  ftc  aU 
„^Religion  ober  Unglaube"  gitirt,  mag  burd^fc^Iüpfen.  Slber  red^t 
fatal  für  feinen  fiiftorifd^-fritifd^en  ©inn  ift  bie  X^atfad^e,  bof;  |)err 
GarbaunS  fid^  barüber  l^öd^ftlid^  entrüftet,  'Oa'^  id^  „mitSöejug  auf 
^efele  über  bie  9iieberungen  uttramontaner  SBiffenf^aft  fpotte". 
Unb  bod^  fte^t  in  meinem  93ud^e,  an  ber  öon  ^errn  Sarboun§ 
mit  echter  „@ele!^rten"'-2(fribie  gitirten  (Seite,  ba^  i<S)  §efele  nid^t 
gu  ben  „S^ieberungen"  fonbern  §u  ben  „|)ö^en"  ber  ultra- 
montanen  Söiffenfd^aft  rerfine.  greilid^  §err  SarbaunS  l^ot  eine 
©ntfd^ulbigung:  meine  S3emer!ung  üon  ben  „S^ieberungen"  unb 
㤚f)en"  ift  flein  gebrucft;  unb  ircr,  tote  mir  gef et) en  1^ ab en,  nid^t 
einmal  gettbrurf  lefen  fann,  öon  bem  !ann  man  \)a§  rid^tige  ßefen 
be§  ^(einbrudg  billiger  SBeife  ni(f)t  öerlangen. 

Sei  gett=  unb  ^leinbrud  ^aben  bie  klugen  be§  §errn  Karbaun^ 
öerfagt,  je^t  fommt  ber  SOiittelbrudE,  ba§  Corpus,  um  fad^männifd^ 
ju  fprecEien. 


Uttramontane  Ärttif.  681 

©r  tabett,  ta^  xd)  bie  fosial^futtureac  2Bir!fam!eit  bc§  ^a^ft= 
t^um§  „unter  Söefcfiränfung  auf  folcfie  ^tnge  fc^ilbere,  6ei  tüeld^en 
bie  Schattenseiten  ber  ©efc^ic^te  ber  fat^olifc^en  ^irc^e  befonbcr§ 
bunfel  ^erüortreten".  Unb  bocf)  fte^t  in  ber  (ginteitung  ju  meinem 
2Ber!e  ganj  beutlic^  gu  lefen  —  in  9J?itteIbrucf  — ,  ha^  mein  gtoid 
jei,  au§  ben  „Sd^attenfeiten"  beg  ^a|3ftt{)um§  feine  9?icl^t=ö)öttlicf)feit 
barjut^un.     Sine  SriHe,  ^nx  ö:arbaung,   fc^Ieunigft   eine  SriHe! 

@et)r  tabetnSn^ert^  finbet  ^txx  ®orbaun§,  ta'iß  iä)  in  bem 
2lbfd^nitt  über  GäfariuS  üon  ^eifterBat^  „bie  (ieben§it)ürbigen 
Seiten"  biefe§  SdCiriftfteller»  nid^t  ertüäfjne  unb  i^n  „lebiglic^  aU 
2ieb^oBer  üon  ^^eufelggefc^ic^ten"  l^inftetle.  Slud^  '^ier  wirb  ber 
au§gefproc|ene  Qrütd  meiner  ©orfteüung  öerfci^tt)iegen :  id^  iüollte 
bie  rteite  55er6reitung  be»  5;eufel§fpufe»  in  ber  fat^olifd^en  (gr= 
6auung§Iiteratur  frf)ilbern.  hierfür  !amen  aber  bie  „Iieben§= 
mürbigen  Seiten"  be§  ©äfariuS  nid^t  in  S3etradE)t,  fonbern  „Iebig= 
lid^"  feine  maa^tofen  „'Seufetggefd^id^ten".  Stetle  fid^  §err  Karbaun§ 
bod^  nidEit  einfältiger,  aU  er  ift.  Qtütd  feiner  „^riti!"  ift,  mid^ 
aU  Sd^riftfteller  ju  üernid^ten ;  tuirb  er  §ur  ©rreid^ung  biefe§ 
3tüedEe§  meine  „liebenSttiürbigen  Seiten"  aU  SJJenfd^  —  angenommen, 
id^  fei  nid^t  gang  o^ne  foldfie  —  ^erüorfieben? 

SScräd^tlid^  fd^reibt  §err  ®arbaun§,  ta^  icf)  ein  golter- 
protofoü,  ta§t  Solban  in  feiner  „©efrfiicfite  ber  §ej:enpro§effe" 
au§  ben  5t!ten  mitt^eiÜ,  „ttJörttid^  abgefd^rieben"  l)alt.  Sollte  id^ 
ethja  ein  ^rotofotl  ungenau  abfd^reiben?! 

ein  gor  gro^e§  SSerbred^en  madit  §err  ©arbaunS  mir  baraug, 
ba^  ic^  ^Riegler'S  auggejeic^nete  „®efd)id^te  ber  ^ejenprogeffe  in 
Söaiern"  „in  befonbere  3(ffe!tion"  genommen  ^aU:  i^  ^ätte 
9?iejler  „au§gefc^Iac^tet".  SBürbc  ^txx  ©arbaung  unter  „%u§' 
fd^Iad^tung"  bie  S3enu|ung  unb  —  nid^t  gu  öergeffen  —  bie  forg= 
fältige  Sitirung  ütiegler'g  üerftetien,  ic^  f)ätte  nid§t§  bagegen  ein- 
juwenben.  5tber  ba§  meint  mein  „^ritifer"  natürlid)  nic^t,  fonbern 
er  loitt  mid^  für  feine  Sefer  ^inftetten  al§  gertiffenlofen  „Plagiator". 
Unb  ^a^  ift  Wieberum  eine  berbe  Unföafir^eit.  UebrigenS  Wirft 
§err  (JarbounS  auc^  ^ier  wieber  unfreiwillig  fomifc^.  (Sr  erboft 
fic^,  wenn  icJ)  mit  ^Riegler  gef)e,  unb  er  erboft  fitf)  aud^,  Wenn  ic^, 
Wie  in  ber  $8eurtf)eUung  be§  ^efuiten  Banner,  öon  gtiegter  ah 
weiche!     ©erne  will  id]  aber  öerrn  darbounS  üerrat^en,  warum  ic^ 


682  Stnliang  2. 

gcrabc  bie  gorfd^ungcn  9lie§kr'§  fo  ausgiebig  benu^t  f^abt. 
9lie§Ier'§  S3ud^  ift  nömlid^  nid^t  nur  ba§  auSgeäeid^netfte,  lüa§  bi§ 
je^t  über  bie  ^egenprojeffe  in  33aiern  erfrf)ienen  ift,  fonbern  Siiejier 
ift  ouc^  fctbft  ein  ÖJele^rter  üon  9luf.  (So  niu^te  e§  mir,  ber 
id^  fein  ©ele^rter  öon  9iuf  bin,  bop:peIt  h)i(Ifontmen  fein,  ntid^  für 
ben  S3eh)ei§  meiner  ^{)efe,  ha^  tit  §ejengreuel  gum  grij^ten 
%^t\t  ber  fatl^olifd^en  ST^eoIogie  §ur  Saft  fatlen,  auf  ein 
fold^eä  S3uc^  unb  auf  einen  fold^en  SJiann  ftü|en  gu  !önnen. 
©äuäticE)  untüafir  ift,  ta^,  lüie  (£arbaun§  fd)reibt,  „für  bie 
:potemifd§e  gtiefenanmerlung  auf  ©.  611  unb  612  gtiegler  me^r« 
fad^  SBegweifer  gemefen  ift".  SHit  biefer  2lnmerfung  I)at  9lie§ter 
gar  ni(^t§  jut^un;  aber  el  §u  bel^au^Dten,  ift  §tt)erfbienlirf),  meit  e§ 
ben  ©inbrud  bei  „3tbfdE)reiben§"  ^eröorruft.  SSietteid^t  glätten  fic^ 
bie  (Jarbaun§'fdE)en  ^o^^neSioogen  über  meine  „3iu»frf)Iad^tung" 
9lie5ter'§  burd)  bie  SJlitt^eilung,  ba^  §err  ^^rofeffor  Stie^Ier  mir 
tt)arme  3(ner!ennung  für  meine  „bebeutungStioIIe  Seiftung"  brieflich 
aulgef^rod^en  ^t.  Unb  bocE)  lüöre  9iieäter  „ber  9iädf)fte  baran" 
gelüefen,  entrüftet  gu  fein  über  ben  „Plagiator". 

@e^r  „abfto|enb"  l^at  auf  §errn  S^arbaunS  getüirft,  ta^  ic^ 
ben  ultramontanen  ®efd^id^t§!Iitterern  ^aftor,  ^anffen,  tiefem 
bod^,  |)ergenrötf)er,  bauten  e  tutti  quanti  „Untriffen'^eit" 
unb  „Unttia'^rfiaftigfeit"  öorföerfe.  Stf)  ^abt  eben  bie  Stnfid^t,  ha'^ 
ft)ftematif(i)e  ®efd^id}t§fälfc£)ung  mit  htm  rechten  Dramen  begeidfinet 
merben  mu|,  unb  ha^  biefe  SSegeic^nung  bie  ridEitige  ift,  "Da^  fjobe 
ic^  —  für  §errn  ©arbaunS  mirb  e§  befonber§  „abfto^cnb"  ge= 
lüefen  fein  —  oulgiebig  bemiefen.  2Ber  5.  $8.  nicEit  eingeftei)t, 
unb  öerr  ©arbaunS  fc^eint  es  nid^t  einjugefte^en,  ita^  t)a§  SBort 
Ecclesia  non  sitit  sanguinem  eine  nic^tgmürbige  ^euc^elei  unb 
Süge  ift;  ober  loer,  roie  ber  gegeuiüärtige  (Srjbifd^of  üon  ^öln, 
Dr.  ©imar,  jebe  ©c^ulb  ber  ^ird§e  an  ben  §ejengreueln  unb  an 
ben  ^ejenprojeffen  beftreitet,  ber  ift  enttneber  abgrünblid^  unmiffenb 
ober  abgrünblid)  unmal^r. 

SBöre   e§  übrigen^  h)ir!Iic^   tt)af;r,  ta^  id^  meine  literarifdfien 
©egner  „in  äu^erfter  9tot)l§eit  ber  ©prad)e"  üerunglimpfe,  fo  ^ättej 
id^  gute  @ntfc§ulbigung§grünbe,  bie  gerabe  ber  ultramontane  unb 
jefuitenfreunblidie  §err  darbaunS  gelten  loffen  mü^te.     SSaS  giebt 
e§9iof)ere§  unb  pöbelhafteres,  aU  bie  ©^prac^e  fo  mandjer  „beutfd^en" 


Ultrumontane  ^ritif.  685 

^efutten  ber  ©egeniüart  in  if)ren  Sfngriffen  auf  ©egner?  ^ä)  er* 
innere  nur  an  bie  beiben  §auptcufer  im  «Streite,  an  bie  ®e* 
trüber  %.  unb  §.  ^efc^.  Sn  ben  6erüd)tigten  „|)amburger 
Briefen",  im  „^xaä)  öon  SLHttenberg",  in  ben  „f^Iugfc^riften 
gur  2e^r  unb  SBe^r"  finbet  \id)  wixUid)  „öu^erfte  gio^fjeit  ber 
©proc^e  gepaart  mit  förmlid)er  ©d^mä^fudjt".  23?äre  e§  atfo  ^n 
öertmtnbern,  tüenn  id^,  ber  ic^  im  ^efuitenorben  jum  Schrift* 
ftetler  auSgebitbet  hjorben  bin,  öon  foIcEien  SSorbilbern  gelernt 
l^ätte?  ^d)  mü  §errn  S^arbaun§  etiüaS  üerratfien:  ber  mit  bem 
3)refrf)ftegel,  oft  fogar  mit  ber  SDiiftgabel  fcbreibenbe  ^efuit  %. 
^efd^  njoHte,  aU  er  auf  bem  „^ö^tpuntt"  feiner  polemifd^en 
X6ätig!eit  ftonb,  mid^  jum  SJJitarbeiter  ^ben.  Dbjüol)!  mir  bie 
Stblefinung  biefe§  5tngebote§  feine  gute  Sflote  bei  meinen  Drben§* 
oberen  eintrug,  lehnte  \d)  ah,  weit  mic^  bie  „9lol^f)eit  ber  ©d^reib- 
njeife"  anefcite. 

aJJir  „äu|erfle  3ioPeit  ber  <Spxad)t"  unb  „«Sc^mä^fud^t"  öor* 
juttierfen,  ift  nid^t§  ttieiter  aU  ein  unel)rli(f)e§  Kampfmittel,  ^err 
ß^arbaunS  tüei^,  iia'i^  feine  Sefer  mein  S3ud^  nid^t  in  bie  ^anb 
nel^men  werben.  ©efaljrtoS  unb  h)ir!ung§öoII  jugleid)  Iä|t  fic^ 
atfo  ber  üer!ja|te  „Ülenegat"  auf  ein  möglid^ft  niebrigeS  SfJiöeau 
t)erabbrüden.  3lnbere  Kritifer,  benen  bie  ^arteituut^  S^rlid^feit  unb 
$ffia^r^eit§Iiebe  nid£)t  treggefreffeu  tjat,  urtt)eileu  über  meine  „Sprache" 
feljr  nnber§.  ©o  nennt  bie  „Df^ation"  (8.  ^ejember  1900)  bie 
©pradie  meines  S8ud)e§  „borne^m,  man^ootl  unb  fdiöu". 

^^erfdjiebentlid^  fc^on  I)abe  id§  §errn  (Jarbaun§  in  feiner 
„S^'riti!"  Untüal^r^eiten  nadjgemiefen.  Sttterbing»  inaren  fie  „ent» 
fd)ulbbar",  benn,  tüie  id)  aud§  nod^geföiefen  I)abe,  bie  „fritifd^en" 
Singen  be§  §errn  ß^arbaunS  finb  fo  gefcEinjödit,  ba§  er  toeber  gett^ 
nod)  SD'Jittel^,  nod;  Kleinbrud  richtig  tefen  !ann.  S)ient  bicfe  be= 
bauerlid^e  „Stugeufd^föädfie"  aud)  für  ben  folgenben  ^affu§  feiner 
„^iti!"  oI§  (äntfd^ulbigung  ? 

Ueber  meine  $8eurt^eitung  ber  fdjeu^tid^en  ^CEcnbuIIe  be§ 
„(Statthalters  St)rifti",  SnnogenS  VIII.,  fc^reibt  §err  (SarbaunS: 
„§oen§broed)  ift  anfangs  (S.  617;  ic^  bitte  ben  Sefer,  bieSeiten= 
äatjlen  gut  ^u  mer!en)  ebenfaffS  ber  9C?einung,  ba^  ber  Söutte  ber 
formale  S^arafter  einer  ex  cathedra=entfc|eibung  nic^t  äu^ommt, 
argumentirt  fid)  aber  auf  ber  folgenben  Seite  (S.  618]  ju  bem 


684  ^n^auQ  2. 

@a|;e  ^inburd^:  „<So  finb  ^äpfte  ex  cathedra,  b.  ^.  bon  il^rem 
9(nit§fi|ie  au§  3(u§gang§=  unb  SO^ittetpunft  getoorben  für  ein  bluttge§ 
pornograp^ifrf)e§  SSiberd^rtftentljunt. " 

§ier  foß  bcr  5(nfd^etn  ertüedt  werben,  id^  ^ttc,  n)a§  i^  auf 
ber  einen  Seite  (617)  fc^reibe,  auf  ber  „folgenben  Seite"  (618), 
b.  ^.  nad)  einem  3*^''^i<^en^ownt,  fd^on  wieber  bergeffen  unb  l^ätte 
mic^  gtüdfid^  jum  ®egent()eil  „^inburtf)  argunientirt".i 

^d)  laffe  nun  tba§  Wirüic^  bei  mir  fte^t,  unb  wie  e§  bei  mir 
fte^t,  b.  ^.  auc^  mit  S5ertljeilung  auf  bie  betreffenben  Seiten  (617 
unb  618),  folgen,  bamit  erhellt,  ba^  bie  bebauerngmert^en  Stugen 
meine»  „^riti!er§"  nid^t  nur  fd^loacf)  finb,  fonbern  ba^  fie  fo 
fonberbar  fonftruirt  finb,  ba^  fie,  Wa§  auf  ein  unb  berfetben  Seite 
fte^t,  burd)  eine  raerfmürbige  „optifd^e  2;äufd^ung"  auf  jmei  öer^ 
fc^iebenen  Seiten  fe^en.  Sei  mir  lauten  tit  §mei  legten  Xt^U 
§eilen  auf  Seite  617:  ^ä)  perfönlid^  glaube,  halß  ber  Söutte 
Snnosen§  VIII.  ebenfo  wie  ber  ^eufelSbuÜe  Tregor  IX.  ber 
formale  S^arafter  einer  (t)ier  mu^  umgeblättert  werben  unb  ber  auf 
S.  617  angefangene  Sa|  wirb  auf  S.  618  fortgefe^t:)  ex  cathe- 
dra=ßntfd|eibung  nid^t  gufommt.  2öa§  beiben  ^unbgebungen  aber 
jufommt,  ift  f)öc^fte§  religiöfeS  3Infet)en.  Sie  finb  erlaffen 
worben  öom  ^apfte  aU  ^apft,  al§  bcm  „Stetlöertreter  E^rifti", 
bem  unbebingter  religiöfer  ©el^orfam  gebül)rt.  ^eber  ^atf)oIt!  ift 
ben  Sä|en  biefer  päpftlid^en  ^unbgebungen  gegenüber  gu  einem, 
wie  ber  tf)eoIogifd^e  2(u§brucf  lautet,  silentium  obsequiosum  ber« 
pflid^tet.  ®er  ^at^oti!  berftie^e  gegen  ben  bem  ^apfte  fd^ulbigen 
©e^orfam,  wenn  er  einen  ber  in  ben  SSutlen  enf^altenen  Sä^c 
ijffentlid^  ober  pribatim  beftritte,  ober  auc^  nur  einen  3*^cifel 
barüber  laut  werben  lie^e.  ^ein  ^atf)0li!  barf  ben  bon  ©regor  IX, 
berfünbeten  ^ater'2;eufel  ober  bie  bon  Snnogen§  VIII.  berfünbetei 
daemones  incubi  unb  succubi  leugnen  ober  bejWeifetn  unb  bie 
^äpfte  f)ierin  be§  Srrtl^um§  bejidjtigen.  öier,  Wie  beim  gefammtet 
SSerl^alten  ber  ^äpfte  im  83ejug  ouf  Snquifition,  §ejenwefen  unbj 
9(berglauben  ift  unberrücft  im  5luge  ju  bellten,  bo§  fie  in  i^rerl 
©igenfc^aft  aU  §aupt  ber  ^ird^e,  al§  f)öd^fter  Se^rer  ber  Söa'^r^ 
i)eit,  !ur5  al§  „Stetibertreter  ©^rifti"  ^a^rfiunberte  l^inburd^  9Kaffen* 

1  SlUe  Seitenja'^ten  bcäiel^en  fic^  auf  bie  erfte  unb  gnjeite  Sluflage  meineälj 
2Berfe§. 


Ultramontane  Sritit.  685 

morbc  unb  greulirfien  5(berg(auben,  t^eilg  burc^  2ßort  unb  Z^at 
beförbert,  tijtxU  lüiffentlid^  gebulbet  f)abeii.  80  finb  fie  ex  cathedra, 
b.  i).  öon  iJirem  5(mt§fi^e  au§,  9üi§gangg=  unb  2}?itte(punft  getüorben 
für  einblütige^,  pornogro<3^ifcf)e§  SBiberc^riftent^um,  für  eine  „Kultur", 
Jüctd^e  bie  blü^enbften  Sänber  SuropaS  foäial,  et^ifd^  unb  religio! 
oerwüftet  \)at" 

2Cu§  bem  SSergleid^  beffen,  tva^  ic|  fage  unb  loal  ^err  (Jar« 
boun§  mic|  fagen  lä^t,  ergiebt  fic§  alfo:  1.  \)a^  i^  mxd)  in  feiner 
SBcife  jum  @egentf)eil  beffen,  WaS  ic§  „5(nfang§"  gefagt  l)dbt, 
„l)inburc^argumentire",  fonbern,  ta^  id^  an  ber  einen  ©teile  öon 
bem  bogmatifd^en  S3egriff  einer  formalen  ex  cathedra^önt-- 
fc^eibung  unb  an  ber  anberen  ©teile  üon  bem  5tmtgfiöc 
(cathedra  in  feiner  tüörtüc^en  SSebeutung-  ber  ^äpfte  fprecf)e; 
2.  bo^  meine  beiben,  unter  fid^  burd^auS  ^armonifd^en  ^Behauptungen 
über  bie  päpftlid^e  ..cathedra"  meber  burrf)  einen  3wifcf)enraum  ge= 
trennt  finb,  nod^  auf  äföei  öerfc^iebenen  Seiten  fid^  üorfinben,  fonbern 
ta^  beibe  in  i^ren  entfd^eibenben  Söorten  auf  ein  unb  berfelben 
«Seite,  nämlicf)  auf  Seite  618  ftetien. 

^oä)  einmal,  |)err  ®arbaun§,  fcfiaffen  Sie  fid)  eine  SriUe  für 
S^re  Saugen  unb  für  ^^ren  Sinn  etluaS  mel)r  —  (5I)rIicE)!eit  an! 

Sel^r  fd^Iimm  fie^t  e§,  nadE)  §errn  Sarbaun^,  mit  meiner 
^enntni^  be§  Sateinifc^en  unb  ®ried^ifd)en  au§.  3«"ä(^ft  f(^iebt 
mein  „^ritifer",  IieBen§n)ürbig,  tt)ie  er  nun  einmal  ift,  ben  offen- 
baren Srucffel)(er  ys-ixo?  ftatt  oye-ixo?  auf  meine  Unn)iffen^eit  im 
©ried^ifc^en.  S<^  Iiffe  il)m  unb  feinen  öejern  biefen  ^^riump^. 
S3ei  bem  folgenben  2(u§fan  mu^  ic^  aber  h^n  S^arbaunS'fd^en 
Sorbeerfranj  etwa»  jerflücfen. 

^n  ber  „(Sinleitung"  ju  meinem  S3udje,  loo  id)  bie  Stellung 
be§  ^apftt§um§  nac|  fat^olifdier  2(uffaffung  fc^ilbere,  ftel)t  ber 
Sa^:  „^n  (apibarer  ^iirje  brüdt  ba§  fanonifc^e  Siecht  bie  Stellung 
be§  ^apfteg  au§ :  Romanus  Pontifex,  qui  non  puri  hominis,  sed 
veri  dei  vicem  gerit  in  terris:  ber  römifc^e  ^apft  nimmt  nidjt 
bie  Stellung  eineg  bloßen  SDlenfc^en,  fonbern  bie  be§  ioa^r^aftigen 
Öiotte§  auf  biefer  SÖelt  ein".  (Bin  Cuartaner,  fdjreibt  ^err 
ßorboun?,  !önnte  mic^  belel)ren,  ha^  vicem  gerere  nic^t  Reifet:  ,,bie 
Stellung  einnehmen",  fonbern  „bie  Stelle  bertreten".  Xafe  vicem 
gerere  „bie  Stelle  oertreten"  (jei^t,  ift  mir  mxtüä)  nic^t  unbetannt. 


686  Stn^ang  2. 

®cnn  ni(j^t  nur  lüei^  i<S),  tva§  ein  SStce=S"eIbire6eI  ij't,  fonbern  \ä) 
fiabe  [ogar  f(j^on  mit  einem  leifi^ftigen  SSice'-Sönig  öerlefirt,  unb 
gwar  im  S3en)u§tfein,  ba^  er  bie  „©teile  eine§  ^önigg  öertritt". 
2(6er  nel^men  nicEit  gerabe  eben  be§^aI6  ber  SSice=Setbtt)ebeI  unb 
ber  SSice^^önig  bie  (Stellung  be§  %dhm^tU  unb  be§  ^önig§ 
ein?  Scf)  ttieiB  fei)t  gut,  ha^  bie  tedinifd^e  SBe^eidEinung  be§  ^a^fte§ 
„(SteHüertreter"  ©otteS  ober  ©t^rifti  lautet,  minbeftenS  l^unbert 
mal  in  meinem  93u(fie  Benenne  idf)  i{)n  fo;  bennod^  mu^te  id^,  um 
gut  äu  überfe^en,  ben  angefül)rten  <Sa^  be§  fanomf(f)en  9fie(|t§ 
fo  überfefeen,  Wie  irf)  überfe^t  Ijabe.  ®a§  vicem  gerere  bejie^t 
fi(^  nämlid^  auf  bie  b  ei  ben  ©lieber  be§  @a|e§:  Romanus  Pontifex 
non  vicem  gerit  puri  hominis  sed  veri  dei.  Ueberfe|t  man  nun, 
tt)ie  |)err  SarbaunS  tt)it(,  fo  loutet  ber  @a^:  „®er  römifrf)e  ^a|3ft 
üertritt  ni^t  bie  «Stelle  eine§  bto^en  ajJenfrfien"  u.  f.  h).  ®a§  wäre 
aber  eine  fe'^r  frfilectite  Ueberfe^ung.  ®enn  \)a  ber  ^a\)\t  9)Jenfc^ 
ift,  fo  !ann  nid)t  öon  iljm  gefagt  werben,  ba§  er  bie  „(Stelle" 
eine§  SJienf^en  „tiertrete";  wofit  aber,  ha^  er,  obtoo^I  er 
SOZenfd)  ift,  bennocE)  nid^t  bie  Stellung  eine§  bloßen  SD^enfd^en, 
fonbern  bie  be§  wahren  ®otte§  einne'^me.  ^n  bem  @a^e  be§ 
!anonifc§en  'tRtä^t^  fielen  fidf)  jtnei  2)inge  gegenüber:  ber  punis 
homo:  ber  bto^e  SUJenfc^,  unb  ber  verus  Deus:  ber  Wal^re  ©Ott; 
beibe  ®inge  werben  burd^  ben  gleid^en  2Iu§brucE  (vicem  gerere) 
in  S3e§iet)ung  jum  ^a^fte  gefe|t.  Sllfo  mu^  bie  Ueberfe^ung  biefe§ 
gleichen  ?(u§brude§  fo  fein,  tal^  fie  für  beibe  SSejie'Eiungen  zutrifft,  unb 
ha^  fie  nid^t  an  ber  fflaöifi^en  SBiebergabe  ber  Söorte  haftet, 
fonbern  bie  gute  SSerbeutfd^ung  be§  abäquaten  <Sinne§  entl^ält. 
Scfj  ge^e  ni(^t  fei)!  in  ber  2lnno|me,  ha'^  meinen  „^ritifer"  bie 
Ueberfe^ung  be§t)alb  fo  geärgert  I)at,  toeit  id^  an  fie  ben  5(u§ruf 
!nü)3fe:  „mfo  ber  ®ott-^^a|3ft,  ber  ^a^ft=©ott!"  S)a§  2tu§f|3red§en 
biefer  uüramontanen  2BaI)r{)eit  üerträgt  ein  |3oIitifirenbe§  ®emüt^, 
wie  haS,  be§  9^eba!teur§  ber  „^öln.  SSoIfSseitung",  nid^t.  Unb  bodf; 
ift  ber  „^apft=®ott"  ecEit  uttramontan=!at!^oIifdf)!  ^d^  ^be  biefe 
©(^t^eit  aud)  bewiefen,  aber  bie  Seweife  unterfd^Iögt  notürlid^ 
§err  (Iarbaun§.  Sie  finb  fo  Iel)rreid^  für  bie  ^enntni§  be§ 
lUtramontani§mu§,  ha^  id^  fie  f)ierf)er  fe|e,  felbft  auf  bie  ©efa^r 
"^in,  abermaB  üon  §errn  ©arbaun^  be§  mic^  felbft=?tbfc^reiben§ 
besichtigt  ^u  werben. 


Uttramontone  ftrttif.  687 

3)tc  göttlid^e  Stellung,  bie  im  fanonifcfien  $Re(f)t  unb  im 
S)ogma  in  6)e[talt  furjer  ©ä^e  n^ic  be§  eben  angegebenen 
bem  ^apfte  pertljeitt  h)irb,  tvijalt  erft  im  Sllltaglleben  bcr 
fat^olifd^en  ©[)nftent)eit  gleijo^  unb  S3Iut.  9Jur  irenige  $8eifpiele: 
S)er  ^arbinaI--Sr§bijdjof  üon  ^Sorbeauj;  nennt  in  einem  |)irten= 
briefe  ben  ^ap[t:  „bie  tebenbige  gleifctituerbung  ber  5(u!torität 
efirifti"  (griebric^,  ©fc^t.  bei  üatü.  ^onäilS  I,  499).  ß.  SSeuitlot 
rebet  ben  ^apft  on  wie  ®ott:  „^cEi  glaube  an  bid^,  id^  bete  bic^ 
on"  (Illusion  liberale,  @.  38).  ®ie  „eiöilta  cattolica"  er« 
Hört:  „SBenn  ber  ^apft  ben!t,  ift  e§  ®ott,  ber  in  i^m  benft" 
(1868,111,  259).  SB.  gober,  einer  ber  einftuBreid^ften  ^at^oüfen 
@ngIonb§,  befürwortet  bie  ßinfül^rung  einer  „'anhakt  jum  ^o|3ft" 
(bei  griebric^,  a.  a.  D.  I,  503).  ^er  „|)äp[tlic^e  $8erleger" 
Sctaille  gu  ^ari§  tjerbreitet  Silber,  bie  ben  ^a^ft  auf  einem 
Slttar  §n)ifd^en  brennenben  Kernen  barfteHen  (griebric^,  a.  a.  D.). 
35aB  pul  IX.  don  ftc^  bal  SSort  (Jtirifti  anlüanbte:  „2^  bin  ber 
SBeg,  bie  SBa^r^eit  unb  bal  Seben",  ift  befannt  (Observateur 
catholique  1866,  (g.  357). 

(Söldner  Stberwi^  ift  bie  natürli^e  golge  aul  Set)rfö|en,  wie 
ber  oben  angeführte  bei  ^anonifd^en  9ied^tl. 

einen  Ueberfe|unglfef)Ier  wirft  $err  S^arbaunl  mir  aber  mit 
9lecf)t  öor,  unb  ic^  bebaure,  ha'^  in  ber  rafd^  nöt^ig  geworbenen 
äWeiten  5tuf(age  meinel  2Ber!el  biefer  gei)ter  nid^t  fd^on  aulgemerjt 
Werben  !onnte.  Ser  gel^Ier  finbet  fid^  in  ber  berüd^tigten  |)e£en= 
'büUt  Snnosenl  VIII. :  Summis  desiderantes.  ^n  biefer  amtlid^en 
Sunbgebung  ht§  „©tattfialterl  S^rifti"  fommt  folgenbe  fc^eu^Iid^e 
(Stelle  üor:  „^Jlid^t  o^ne  ungeheuren  ©d^merj  ift  jüngft  ju  unferer 
ßenntnil  gefommen,  bo^  in  einigen  Xfieilen  SDeutfi^Ianbl,  befonberl 
in  ber  ajiainjer,  Kölner,  ^^rierer,  Satjburger  unb  Söremer  ©egenb 
fel^r  üiete  ^erfonen  beiberlei  ©efd^Ied^tl,  uneingebenf  i|rel  eigenen 
ipeill  unb  abirrenb  öom  fatf)oIif(^en  ©lauben,  fid§  mit  2^eufetn  in 
SJiannl^  ober  Söeibigeftalt  (cum  daemonibus  incnbis  et  succubis) 
gefd^IedE)tüd^  oerfünbigen  unb  mit  ii)ren  Sejauberungen,  Siebern, 
95efd§wörungen  unb  anbrem  abfdfieulic^en  5Ibergtauben  unb  jaube« 
rifd^cn  Stulfd^reitungen,  Saftern  unb  SSerbred^en  bie  9?ieberfünfte 
ber  SSeiber,  bie  Sei6elfrudE)t  ber  Xf)iere,  bie  grüd^te  ber  ©rbe,  bie 
SBeintrouben  unb  bie  Saumfrüdite,   wie  aud^   bie  9)?enfd^en,  bie 


688  mifariQ  2. 

grouen,  bic  ^ou^tl^iere  unb  anbere  2trten  öon  X^ieren,  aud^  bic 
SBcinberge,  bie  Dbftgärten,  bie  SSiefen,  bie  Sßeiben,  ba§  ©etreibe  unb 
anbere  (Srbfrüd^te  öerberben  unb  umfommen  mad^en,  aud£)  peinigen 
fie  bie  SKenfcfien,  bie  SBeiber,  bie  Buß-'/  Saft^  unb  §au§tf|iere  mit 
fürchterlichen  inneren  unb  äußeren  S^mergen  unb  ner^inbern  bie 
äRenfc^en,  bo^  fie  jeugen,  unb  bie  SBeiber,  ha^  fie  gebären,  unb 
bie  9}iönner,  ba|  fie  ben  Sßeibern,  unb  bie  SSeiber,  bofe  fie  ben 
9J?ännern  bie  efieüd^e  ^f[id)t  leiften  föunen." 

9Zun  mu|  e§  an  ben  beiben  (Stetten,  bie  i(|  mit  „SOlenfc^en 
unb  i5rauen"  (homines  et  mulieres)  überfe|t  I)abe,  ^et^en:  „Tlänntx 
unb  grauen".  S)a§  Si^rige  meiner  Ueberfe^ung  tritt  ht^i^aih  U-- 
fonberS  ^ertior,  ireil  id^  an  fie  bic  Söemerfung  fnü|)fe,  ber  ^apft 
fcfieine  bie  Si^oueu  ni(f)t  mel)r  ju  ben  eigentlid^en  ERenfc|en  ju 
red^nen,  inbem  er  öon  „SRenfcfien  unb  Stauen"  fpred^e.  SOBenn 
idf)  fo  meinen  ^rrttjum  eingefte^e,  fo  barf  id^  mitt^eilen,  tt)ie  xdi  ju 
biefem  ge'^Ier  gelommen  bin.  Stn  ber  nöt^igen  ^enntni^  be§  Satein 
bürfte  e§  mir  nid^t  mongein.  2Ser  breije^n  ^a^xz  lang  —  im 
Sefuitenorben  —  i>a§  SateinifdEie  al§  Umgang§fpradE)e  gef^irod^en, 
iüer  bie  auf  SateinifcE)  betriebenen  üieljö^rigen  jefuitifd^en  ©tubien 
mit  fe^r  gutem  ©rfolg  abfotöirt,  Wer  öor  biefen  breijel^n  ^äi)vtn 
bie  öoüftänbigen  (SJt)mnofiaI'  unb  Uniüerfitätgftubien  burc^gemad)t 
unb  feine  juriftifd^e  Prüfung  beftanben  ^at,  ber  lüirb  bie  SSer^ 
mut{)ung  für  fio^  Ijaben,  er  fei  im  ftanbe,  bie  Sßorte  homines  et 
mulieres  richtig  gu  überfe^en.  ^cEi  bin  irregeleitet  njorben  burd) 
meine  ©enntnif;  ber  ultramontanen  Z^tolo^k.  @ie  ift  fo  ooK  öon 
SSerod^tung  be§  SBeibeS,  ta^  im  §inblicf  auf  fie  bie  tt)örtIid)C 
Ueberfe^ung  öon  homines  (3)lenfcf)en)  et  mulieres  erltärli(^  ober 
boc^  entfd^ulbbar  erfd^eint.  9J?an  net)me  tiinju,  iia%  ic^  monatelang 
biefe  ^^eologie  ad  hoc  öon  ^Reuem  burc^ftubiren  mu^te,  um  ta^ 
SJiateriat  für  ben  2(bfcf)nitt  „^ejenliteratur"  in  meinem  SBerfe  ju 
fammeln,  bo^  alfo  bie  pöbelhaften  2tu§fäIIe  ber  römifd^en  2;|eoIogen 
gegen  ta^  SSeib  bamal§  meine  täglid)e  Seftüre  bilbeten,  unb  man 
lüirb  öerfte^en,  h)ie  ber  Ueberfe|ung§fet)Ier  entftanb.  Sßenn  jtuei 
ber  berül)mteften  pä^ftlid^en  Snpuifitoren,  bie  S)ominifanermönc^c 
^a!ob  ©^jrenger  unb  ^einrid^  Snftitori§,  in  einem  burc^ 
Sa^runberte  l)inburd^  maa^gebenben  S2Ber!e,  bem  „^ejenl^ammer", 
über  t>a§  ^Äeib  fc^reiben:    „5ß?a§  ift  benn  ha^  2Beib  anber^,   al§ 


Ultramontone  tritif.  689 

eine  SSerntc^tung  ber  greunbfc^aft,  eine  unentflie^Bare  Strafe,  ein 
notf|tt)enbige§  Ucbel,  eine  natürlicfie  SSerfuc^ung,  ein  begef)renä= 
mvti)z§  Unheil,  ein  reijooller  Scfiäbling,  ein  Diaturübel  (!)  mit 
fc^öner  garbe  beftrid^en?"  (Malleus  maleficarum,  Ed.  Lugd.  1669, 
8.  41),  ift  e§  ha  gu  öertt)unbern,  lüenn  man  2tu§brüde  be»  ^joupt-- 
begünftigerS  biefer  beiben  2öetber[d^mä^er,  nämlic^  be§  ^apfte§ 
3nno§en§  VIII.,  in  einer  für  ba§  Sßeib  ungünftigen  SBeife  über-- 
fe|t,  gumal  ha  biefe  Ueberfe^ung  njörtlid^  richtig  ift?  ®enn  ba§ 
wirb  §err  darbaung,  ber  eben  erft  bie  rolirtlid^e  Ueberfe^ung  fo 
fe^r  betont  ^at,  nirfit  leugnen  !önnen,  ha^  homines  n)  örtlich 
ri(^tig  mit  „9}Zenfcf)en"  überfe^t  föirb.  (Srft  ber  ßufammen^ang 
mu^  entf(f)eiben,  ob  nic^t  an  ber  betreffenben  ©teKe  ftatt  „HJienfc^en" 
„aJtänner"  gu  fe|en  ift.  3tber  gebocft  ^abe  i(^,  tro^  aüer  ©nt-- 
f(^ulbigung§grünbe,  unb  id)  fpred^e  mein:  Pater  peccavi. 

gaft  f)ätte  ic^  über  ber  ^olemif  gegen  ^errn  ©arbauni  öer^ 
geffen,  tü)m  I}ot)e§  Sob  ju  fpenben.  Sc^  bin  unbefangen  genug, 
bieg  SSerfäumni^  nad^3uf)oIen. 

|)err(Iarboun§  tt)irb  nämlid^  „forf(i)",  id^  mijc^te  fagen  „fdineibig", 
unb  5tt)ar  gegen  —  Üiom.  ©ine  erfreuüd^e  S^atfad^e,  §ut  ab  üor 
biefem  UeberjeugungSmut^,  fo  backte  ic^,  aU  biefe  „Sc^neibigfeit" 
mir  juerft  flüchtig  gu  ©efic^t  fam.  Sei  näfierm  3ufe^en  erlebte  ic^ 
ober  eine  bittere  (Snttoufi^ung.  ^enn  abermals  —  ha^  ttjieöielte 
9J?aI  ift  e§  je^t?  —  ift  §err  (JarbaunS  öön  ber  SBa^r^eit,  ^arbon, 
tc^  tüoEte  fagen  öon  feinen   „2(ugen"  im  @tid^  gelaffen  irorben. 

§err  KarbaunS  fdireibt:  „SSieüeid^t  intereffirt  e§  §oen§broec^ 
ju  erfal)ren,  ha^  ic^  aU  tat^oüf  mic^  nirfit  fc^eue,  bie  beiben 
iBuHen  (bie  2;eufet§butle  Tregor  IX.  unb  bie  ^ejenbutte  Snno^ 
jenS  vm.)  als  jnjei  ber  traurigften  S3Iätter  ber  ^irc^engefc^ic^te 
5U  besetcf)nen.  2)ie§  gur  Slntttjort  ouf  |>.'§  pat:^etif(|e  5tufforberung 
an  bie  uttromontanen  Sd^reiber."  Unb  wie  lautet  bie  „9(ufforbe= 
rung",  ber  §err  ©arbaunS  „fc^neibig"  gu  entfprec^en  öorgiebt,  in 
Söirflic^feit?  S3ei  Gelegenheit  ber  entlaröung  be§  Sefuiten  ^u^v 
fd^reibe  irf):  „SJiad^e  S)uf)r  ober  ein  anberer  uüramontaner  ©d^reiber 
nur  einmal  bie  ^robe  auf S  (Si-empel,  inbem  fie  öffentlich  erflären: 
SnnogenS  Vm.  ^at,  inbem  er  üon  ber  XeufeUbu^Ifc^aft  u.f.w. 
aU  öon  ^^otfac^en  fprid)t  unb  ben  Snquifitoren  gegen  bie  SJer-^ 
über   folc^er  Singe  2SoÜmarf)tcn    oerlei^t,    geirrt   unb    unrecht 

0.  §oen8broecf),  ';*a^jfttf)um.  I.  ^^ 


690  2tn^ang  2. 

gefianbelt.  2)ie  Slnttüort,  bie  9tom  i^nen  p  teil  tüerbcn  üe^c,  tüürbe 
fte  über  bie  S3ebeutung  ber  „^ei'eitbutle"  eine§  SSefferen  belel^ren." 
S)a§  ift  meine  5tufforberung:  öffentlich  gu  erltären,  ^opft  ^nno-- 
jenS  VIII.  I)abe  in  feiner  Sutfe  einen  groben  unb  ftfieu^tic^en 
Srrt^um  üerüinbet  unb  fc^wer  ungerechte  SJlaa^regeln  angeorbnet. 
öerrn  ©arbaunS'  „Sc^neibigfeit"  gegen  Slom  beruht  alfo  auf  einer 
gälfc^ung  meiner  SSorte.  SSenn  er  noc^  nad^träglic^  meiner  h)irf= 
licfien  Slufforberung  nad^fommt,  fotl  i^m  aber  Slbla^  unb  SoS-- 
fpre(f)ung  föerben. 

2)er  ganje  S^^^  ^^^  §errn  ©arboun§  gegen  mid^  l^at  übrigens 
fel^r  burc^fic^tige  Urfac^en.  ^w^äc^ft  ift  er  erboft,  H^  iä)  eine 
©d^rift,  bie  er,  ttjenn  ic^  nid^t  irre,  nod§  aU  „®ele:^rter",  b.  f).  aU 
^riöatbogent  »erfaßt  '^at,  aU  ta^  bejeid^ne,  föa§  fie  ift,  nämlic^ 
aU  „oberflächlich".  Sann  fränft  e§  i^n,  ta^  iä)  ha^  giu'^megblatt 
au§  ben  Stnnalen  ber  üon  i^m  geleiteten  „Söln.  SSoIBseitung", 
©ntlarüerin  be§  ^ajil'-Sc^tüinbelS  geftefen  gu  fein,  fc^onung§Io§ 
jerriffen  l^abe.  ^a,  toaxum  fd^reibt  er  oberftäc^üd^e  ©d^riften  unb 
föorum  fcfimüdEt  er  \iä)  mit  fremben  gebern? 

Ti-es  faciunt  Collegium.  2tt§  britter  „^itüer"  gegen  mic^  ift 
ber  ^efuit  33.  SDul^r  auf  ben  ^(an  getreten,  ^d^  mü^te  mi(i) 
nämlic^  fe^r  täufc^en,  wenn  bie  in  ber  „Söln.  SSoIfSjeitung"  öom 
1.  Sejember  1900  erfd^ienene  „^xitif"  meinet  93ud^e§  nid^t  üon 
®u^r  S.  J.  ttJäre.     SSon  einem  Sefuiten  ift  fie  auf  alle  gäÜe. 

S)ie  @efd^id^t§öerbrei)ung  be§  S^fiiiten  ®u^r  l^abe  id^  in  meinem 
SBerle  fo  au§füt)rlid§  an'§  öicE)t  geftellt,  ba^  ic^  t)itx  fef)r  furj  fein 
!ann,  inbem  id^  nur  eine  feiner  bieten  Unn)a!)r^aftig!eiten  btofe-- 
lege,  bie  jugteid^  einen  tiefen  ©inbüd  in  bie  SSerlogenl^eit  be§ 
Sefuiti§mu§  über^au|)t  gewährt. 

SDu^r  S.  J.,  ober  mer  immer  ber  anonyme  „^ritüer"  in  ber 
„^öln.  SSoI!§5eitung"  ift,  befrfiulbigt  mid^,  ber  Schrift  be§  ^efuiten 
S)ul^r:  „S)ie  ©teüung  ber  ^efuiten  in  ben  beutfc^en  ^egenprojeffen" 
Unrecht  getf)an  ju  l^aben,  inbem  icf)  nid^t  nur  bie  2Infid§t  S)u!^r§ 
über  feinen  Drben§genoffen  Selrio,  fonbern  aud^  bie  Slnfid^ten 
biefe§  berüd^tigten  §ei*enfd^riftfteller§  fafc^  tpiebergegeben  '^ätte. 
S)u^r  t)atte  über  S)eIrio  unter  5Inberm  gefd^rieben  (a.  a.  O.,  ©.  44): 

„Sa§  ®erect)tigfeit§gefü{)I  S)eh-io'S  bricht  fid^  föieber^olt  S3a'^n 
burd^  ba§  ®eftrü^|)  ber  |)eEengefd^icfiten,   bon   bem   er  fid^  nid^t 


Uttramontane  Äritif.  691 

Io»ntac^en  fann.  2;a»  jeigt  fic^  auc^  Bei  anberen  Gelegenheiten, 
wie  wenn  er  fic^  f^arf  gegen  bie  Stichler  ftienbet,  bie  burc^  faifcfie 
SSorfpiegelungen  unb  Sügen  bie  ^ejen  §um  QJeftänbniB  bringen 
ipollcn."  SDa  bieje  SSorte  eine  ber  benfbar  gröbften  Unroa^r^eiten 
enthalten,  fo  ^atte  id^  gu  il^ncn  bie  SBemerfung  gemad^t:  „SDufir 
fälfd^t  !§ier  benju^t.  ©r  fann  e»  unbeforgt,  benn  feiner  üon 
feinen  Sefern  h)irb  ^^leifel  in  feine  Söorte  fe|en  unb  S)eIrio  na(^= 
f flogen."  2)ie  S3ef(^ulbigung  ber  benju^ten  gölfd^ung  ^alte 
tc^  oottinüialtlid^  aufredet,  unb  ju  i^rent  S3ett)eife  fü^re  icE)  bie  SSorte 
®eIrio'§  on,  in  benen  fic§,  nac^  ber  S^erfic^erung  feine»  Crbenl' 
unb  ®efinnung§genoffen  ®u:§r,  ba§  „®erec^tig!eit§gefüf)I" 
S)eIrio'§  „S3a^n  bricht",  unb  burd^  bie  „er  ftd^  fc^orf  gegen  bie 
giid^ter  menbet,  bie  burd^  falfc^e  SSorfpiegelungen 
unb  Sügen  bie  §efen  jum  @eftänbni^  bringen  ttJoUen". 

5)eIrio  fd^reibt  an  ber  betreffenben  ©teile:  „SDurd^  lügnerifcbe 
Siften  bie  §ei*en  gum  G5eftef)en  3U  bringen,  ift  unerlaubt.  9}^ an 
beod^te  aber  tüo^I,  ba^  jtüifcfien  einer  Süge  unb  einer 
®op|)eIfinnig!eit  ein  großer  IXnterfd^ieb  beftel^t;  erftere 
ift  öerboten,  Ie|tere  ertaubt.  Ser  9lid^ter  !ann  alfo,  um 
ein  ©eftänbni^  5U  erlangen,  ber  So|3peIfinnigfeit  unb 
liftiger  SBorte  fic^  bebienen,  unb  er  !ann  gu  biefent 
Stütd  jttjeibeutig  beut  (SJefangenen  bie  grct|eit  üer  = 
fpredfien.  So  tt^ar  e§  erloubt,  ba^  ein  9?id^ter  in 
Süttirf)  einer  §cje  öerf:prad^:  wenn  fie  bie  SSal^r^eit 
geftänbe,  h)ürbe  er,  fo  lange  fie  lebe,  für  t^ren  Untere 
l^alt  forgen  unb  i^r  ein  neue§  §ou§  bauen,  inbent  er 
unter  bem  SBorte  „^an^"  bo§  ©erüft  üerftanb,  auf  bem 
fie  oerbrannt  Werben  foltte"  (Disquisitiones  magicae,  (S.  769). 

§ier  ^ben  wir  bie  wa^r^aft  öerftuc^te  ^efuitenmoral,  wie  fie 
leibt  unb  lebt,  bie  au§  ^a  9Zein  unb  au§  5Zein  ^a  macbt.  Unb 
ein  „beutfc^er"  ^t\mt  be§  20.  Sa|rt)unbert§  nennt  biefe  fcbänb= 
lic^e  Sügnerei  „SBorte,  in  benen  bal  ®erec^tigfeit§gefü^I  fic^ 
93a^n  bricht"! 

hiermit  fc^iebe  ic^  meine  ultramontanen  „^itifer"  in  bie  S8er= 
fenfung.  (Sie  ^aben  fic^  einanber  wert^  erwiefen.  Sttte  brei  finb 
Seuc^ten  ber  uttramontanen  „SSiffenfd^aft".  Strme  betrogene  !at|o'^ 
lifd^e  SSoIfygenoffen! 

44* 


692  %nf)anQ  2. 

Ueßrigeng  nod^  ein  (Sd^tu^tDort.  ®ic  uüramontane  ^ritif  mag 
in  bem  je^t  erfcöienenen  unb  in  bem  nod^  folgenben  S3anbe  meinet 
2Ser!e§  gegen  ta^  ^a^ftt^um  noc|  fo  üiete  üeinere  S^erftö^e,  Un^ 
genauigfeiten  unb  felBft  einzelne  ?5ef)Ier  finben  —  ta§  Mattvial, 
ha§  ic^  burc^arbeite,  unb  bei  bem  i(f)  mid^  öielfoc^  auf  bie  Stn-- 
gaben  2tnberer  SSertaffen  muf;,  ift  fo  gemaltig,  ha'i^  Sprüngen  in 
9^ebenfäcf)Iid^em  mögüij^  unb  fogar  n)af)rjc§einlid^  finb  — ,  bie 
2öu(^t  unb  S3ett)ei§!raft  be§  ©angen  tüirb  baburd^  nic|t  erfd^üttert. 
Sd^  ^ahz  bemiefen,  ba^  bie  „©tellüertreter  ©tirifti" 
Sa^r'^unberte  lang  on  ber  @pi|e  eine§  'Stanh--  unb 
SOiorbft)ftem§  gejtonben  l^aben,  baö  mie  fein  jmeiteS 
gluc§  unb  SSerberben  über  bie  blü£)enbften  Sönber 
Suropo§  gebracht  !§at;  id^  'i)a1)z  bemiefen,  bo^  bie 
„Statthalter  (Jt)rifti"  ^a^irl^unberte  lang  einen  Stbertüi^ 
gejüd^tet  {)aben,  ber  fo  fd^änblid),  fo  ^ornogra^l^ifc^« 
gemein  ift,  ha"^  er  buc^ftäblicfi  ^um  §immel  fünft;  xdi) 
l^abe  bettliefen,  bof;  bie  „Statthalter  ©l^rifti"  biefem 
fluc^tüürbigen  2lberh)i^  SEaufenbe  üon  9J?enfc£ienIeben 
unter  ben  furditbarften  Dualen  gefd^fad^tet  l^aben. 
2)iefe  unlüiberleglid^en  gefd^ic^tlic^en  ^fiatfad^en  jerfc^mettern  mit 
bem  gangen  ©emid^t  i^rer  blutburd^tränften  SBafirl^eit  ben  Sinfpruc^ 
be§  ^apfttf)umg,  eine  gbttlid^e  (Einrichtung  ju  fein. 

SDer  öfterreic^ifcEie  ©taat^annjatt  f)at  gefunben,  ba|  in  biefem 
^iftorifd^en  9lad^meife  ein  SSerge^en  gegen  §  303  be§  öftere 
reid^ifd^en  (StrafgefepucE)e§  liege.  SD^Jöd^te  fic^  bod^  ein  beutfc^er 
©taatSanmatt  finben,  ber  in  i^m  ein  SSergetien  gegen  §  166 
unfereS  (Strafgefe|bud^e§  erblidt!  S)er  SBal^rt)eit  über  ba§  ^apft* 
tf)um  fönnte  fein  befferer  Slienft  geleiftet  werben.  S)a§  ^apftt^um 
mu^  gurüdgebrängt  merben  in  bie  Stellung,  bie  i^m  gebührt:  ber 
menfd^ü(^,  f)iftorifd§  gemorbene  retigiöfe  SJiittelpunft  be§  ^at^oli« 
jismug;  ein  möd^tiger  9J?itteI^unft,  eine  umfaffenbe  ^entralgemalt, 
aber  eine  ©emalt  untermorfen,  tüie  alle  anberen  menfd^Iid^en  ®e= 
iüalten,  bem  inteUeftueUen  S^i^t^wi^c  unb  ber  morali-- 
fd^cn  Sßerfe^Iung.  ®er  göttlidfie  ®eburt§fd^etn  be§  ^a^fttf)um§ 
ift  eine  gälfd^ung. 


^  n  ^  a  n  g   3. 

(2luä  ber  SBiener  3eitic^nft  „®ie  ^eit",  23.  3«är5  1901). 

Subtotg  ^aftor  ift  öon  ber  öfterrei(f)i]d^en  9?egierung  mit  ber 
Scitung  be§  öfterreic^tfd^en  §tftorifd^en  ^nftitutS  in  JRom 
betraut  trorben.  2Ber  Subtrig  ^aj'tor  ift,  »ei^  bie  literarifc^e  SSelt. 
@r  ift  orbentüdier  ^rofeffor  an  ber  !.  !.  Uniöerfität  Snn§brucf, 
er  ift,  lüa§  met)r  bebeutet,  gortfe^er  ber  ^anffen'fc^en  „©efc^ic^te 
be§  beutf(|en  55oIfe§",  er  ift  alfo  eine  SeucEite  ber  ultramontanen 
SBiffenfc^aft.  Seine  „©efc^ic^te  ber  ^äpfte"  ^  l^at  einen  für  ein 
fo  umfangreid^eS  (2522  Seiten)  unb  ein  fo  tf)euere§  (34  SJJar!)  SBer! 
großen  (Srfolg  im  fatfioüfij^en  Öfterreid^  unb  S^eutfd^Ianb  ge^bt. 
©»  gilt  aU  einer  ber  ^ö^epunfte  fat^olifc^er  ®ef(f)idjt§f(^reibung. 
SJiit  bem  gangen  „Apparat  ber  SSiffenfd^aft"  tritt  e§  auf:  ard^iöalifd^e 
f^orf c^ungen ,  unebirte  Urfunben,  l^unberte,  ja  mo^I  taufenbe  öon 
Siteraturnac^toeifen  in  allen  ^ulturfprad^en  geben  ben  ftattüd^en 
S3änben  ein  folibgele^rte»  5tnfe^en.  5^abei  befennt  fid^  ber  SSer-- 
faffer  ju  tabellofen  @runbfä|en:  „Ser  |)iflorifer  barf  fid^  nie  burd^ 
a^jologetifd^e  Qwtdt  leiten  laffen;  fein  einziges  3iel  fott  bie  @r= 
grünbung  ber  SBaf)r:§eit  fein"  (II,  585) ;  icE)  biene  nad|  befter  Ueber-- 
gcugung  ber  gefd^id^tlidt)en  S5?a^rt)eit:  „Vitam  impendere  vero" 
(II,  782). 

Unb  bod^  ift  ^aftor'S  223er!  eine  ^enbenj-^^efc^ic^te 
gröbfter,  ober  auc^,  Joenn  man  tüill,  fcinfter  5(rt;  e§  ift 
in  jeber  Segiel^ung,  mä)  gmd  unb  9J?ac^e,  ein  tt)ürbige§  Seitenftücf 


1  „öefc^i^tc  ber  ^äpfte  im  Zeitalter  ber  9lenaif)ance"  öon  ^ubroig 
^l>aftor,  greiburg  1891  U§  1898,  1.  unb  2.  33b.,  2.  «luflage,  3.  S8b.  3.  unb 
4.  Sfufloge. 


694  Stn^ttg  3. 

gu  Sanffen'S  „(55e[c^icf)te  be§  beutfc^en  SSoI!e§",  bent  floffifc^en  a?or= 
Ibilbe  glänjenber  ®efc£)i(f)t§fä(fc^ung. 

Xa  bie  ^aftor'fcfie  ^apftgef(f)i(f)te  in  f)erborragenber  Sßeife  jum 
Sefeftoffe  ber  fatf)oIif(f)en  ^eüölferung  Dfterretc^ä  unb  S;eutfd^Ianb§ 
gehört;  ha  ou§  it)r  ber  geBUbete  Üat^olii  \id)  fein  Urtiieil  bilbet 
über  einige  ber  bun!elften  ^af^x^uniitxtt  be§  ^a;)fttf)um§  (1305  bi§ 
1523),  fo  ift  e§  aud^  für  un§  Slnbere  öon  l§of)em  Mtnrgefd^ic^t- 
lic^ent  Sntereffe,  über  ben  tüirftiifien  SSertf)  biefeS  2Ber!e§  un§  gu 
unterrichten;  um  fo  me^r,  aU  !)ier  ba§  SSort  gilt:  ex  uno  disce 
omnes,  b.  f).  bie  2Biffenfc^aft,  tnie  fie  in  ber  ^aftor'fcfien  ^a^3ft= 
gef(^i(f)te  un§  entgegentritt,  ift  bie  Sßiffenfd^aft  be§  UItramontant§= 
ntuS  üBert)au|)t. 

'än(i)  gum  2öert|urt^eil  üBer  ein  üterarifc§e§  SSer!  reichen  @tic6  = 
proben  au§,  befonber§  wenn  fie  bei  fünften  gemacht  ttierben,  bie, 
entfpred^enb  ber  5Jiotur  be§  SSerfe§,  einen  fieröorragenben  ^Ia|  in 
il^m  öer langen. 

Solche  fjerüorragenbe  fünfte  in  bem  üon  ^aftor,  be^anbelten 
3eitabf(j^nitte  be§  ^apftt^um§  finb  fraglos  Snc|uifition  unb  ^ejen- 
njefen.  Sie  befierrfcfien  gerabegu  bie  Kultur*  unb  9teIigion§gefc§ic§te 
bei  üierje'finten,  fünfjefinten  unb  fed§§3ef)nten  Sa^r{)unbert§ ;  unb 
ta  ber  3wfontmenf)ang  gtüififen  bem  ^apfttt)ume  unb  biefen  SSer= 
irrungen  —  laffen  "mix  bie  3lrt  biefeS  ^ufammen^ngeS  ganj  ba^in-- 
geftellt  —  unstoeifel^aft  ift,  fo  ift  e§  unabtoeiSbare  ^fti(f)t  be§  ge= 
toiffen^aften  unb  n)at)rl)eit§liebenben  ©efc^id^tfc^reiberS,  bie  Stellung 
be§  ^a|3ftt^um§  gu  biefen  beiben  h)i(i)tigen  !ultur=  unb  !ir(fiengef(f)i(i)t^ 
tilgen  ©rfc^einungen  einge'^enb  ju  erörtern.  S33ie  ift  nun  ^aftor 
biefer  $f[ic^t  nad^gefommen? 

^c^  ne^me  bie  brei  biefen  S3änbe  ber  Steü^e  nod^  burc^.  SD  er 
erfte  Sßanb:  @r  §ä^It  771  (Seiten  unb  umfaßt  bie  2;^ätig!eit  ber 
^äpfte  Clemens  V.  —  ^ali^t  III.  (1305  bi§  1458).  S«^  glaube 
üerfid^ern  gu  !önnen,  ha'^  in  bem  gangen  S3onbe  ha^  Sßort  „'^n-- 
quifition"  nur  ättjeimal,  unb  gttiar  in  ben  Xiteln  öon  gmei  gitirten 
2Ber!en  (S.  131,  Stnmerfung),  ba§  SBort  „^ejenwefen"  aber  gar 
nic^t  üorfommt.  2tHerbing§  ift  biefe  geftfteHung  nic£)t  leicht,  ta  ha§ 
^aftor'fc^e  2Ber!  fein  Sac^regifter  beft|t;  in  bem  elf  Seiten  füllen^ 
ben  Stt^ottSöerjeic^niffe  (ber  (5rfa|  für  ha^  Sad^regifter)  fommen 
bie  SOßorte  „^^pifttion"   unb  „^egenwefen"  beftimmt  nic^t  üor. 


Subtt)i9  ^oftor'ä  „öefc^ic^te  ber  köpfte".  695 

SebenfaffS  finbet  fic^  auf  ben  771  (Seiten  feine  einzige  3eile, 
bie  fic^  mit  ber  Stetlung  ber  ^föifc^en  1305  unb  1458  lefienben 
^äp\k  aur  ^nquifition  ober  jum  ^t^zn-  unb  leufelSunwefen  ober 
mit  ber  Xfiätigfeit  ber  ^nquifition  Befaßt.  Unb  boc^  ^at  bie  ©c- 
fc^ic^te  SSieleS  unb  SBicf)tige§  überliefert  üon  bem  SSer^ältniffe  bor 
^äpfte  bieje§  Zeitraumes  gur  ^nquifition  unb  jum  ^t^tnrüai^n  unb 
oon  ber  2;^ätig!eit  beB  „®Iauben§gericf)te§".  S)a  ift  bie  berühmte 
tn'§  fanonifdie  9led)t  aufgenommene  33uüe  ^o^nn  XXIL,  Super 
specula,  worin  ber  ^a|3ft  feinen  ©lauben  an  ©Riegel,  $Ringe  ober 
glöfd^d^en  befennt,  in  bie  2;eufel  äauberif(i)er  Söeife  eingefcf)Ioffen 
finb,  unb  bie  fd^n^erften  geiftlid^en  unb  leiblichen  ©trafen  feftfe^t 
für  aKe,  bie  fold^e  dUnq--  unb  ?^taf(^enteufel  bei  fid^  führen;  ha 
finb  bie  anberen  hk  ^nquijition  betreffenben  ©riaffe  begfelben 
^0))fte§  (ögirf).  Eymeric,  Directorium  Inquisitorum ,  Ed.  Pegna, 
Romae  1585,  App.  p.  74  bi§  84);  ba  finb  bie  ^nquifitiongbullen  unb 
Snquifition§be!rete  ber  ^ä^fte  ©regor  XI.,  2JZartin  V.,  ^alij;t  III. 
(Eymeric,  I.  c.  p.  69—98),  bo  ift  befonberS  bie  lt>äf)renb  biefe§ 
gangen  3eiti^öume§  (1305  bi§  1458)  ununterbrod^ene  blutige 
2;t)ätig!eit  ber  )3ä^ftli(^en  ^nquifitoren  au»  bem  S)omini= 
!aner''  unb  t^ransiSfanerorben  in  ©üb'  unb  yZorbfranfreic§ ,  in 
S;eutfcE)Ianb,  in  ben  9^ieberlanben,  in  ber  Somborbei,  in  Söl^men 
unb  in  9J?ä{)ren.  SSon  ott  biefem  ift  im  erften  S3anbe  ber  ^aftor= 
fd^en  ^a|5ftgefc§idE)te  nichts  ju  finben,  nid^t  einmal  bie  in  3tom 
felbft  im  Satire  1432  unter  ben  Stugen  be§  ^apfte§  ©ugen  IV. 
üott§ogene  ^e|er{)inric^tung  (Fredericq,  Corpus  docum.  inquis.  1, 309) 
ttfirb  ern)äf)nt. 

®er  5h)eite  Sanb:  @r  umfaßt  bie  2;|ätig!eit  ber  ^äpfte 
Pu§  IL,  ^oul  II.  unb  ©tEtu§  IV.  (1458  bi§  1484)  unb  ääf)It 
795  ©eiten.  t5ür  bie  S3ef(^reibung  ber  9tegierung  üon  nur  brei 
köpften  innerhalb  26  '^a^vtn  ift  alfo  biefer  S3anb  umfangreich 
genug.  Unb  fo  finben  h)ir  benn  aucfi  bie  minutiöfefte  2)arfteffung. 
9iid^t§  ift  bem  „gorfc^erauge"  ^aftor'S  entgangen;  feine  unermüb-- 
lid^e  geber  gefäHt  fid^  in  breitefter  ©d^ilberung  aurf)  ber  uniüefent-- 
licfiften  ®inge.  „SBeld^e  ®enauig!eit,  Ujeld^e  9(fribie",  trirb  ber 
erftaunte  Sefer  ein  über  ba§  anberc  Wal  aufrufen!  (Sinf)unbert= 
öierunbfünfsig  ungebrucEte  2lf tenftücf e ,  an§  ac^tjig  5(rc§iüen  unb 
§onbfcf)riftenfammIungen  Xeutfct)Ianb§,  ^Belgien»,  granfreic^§,  Cefter^ 


696  'ärü^ariQ  3. 

xtiä)^,  Stalten^,  (Spanien»,  @nglanb§,  ber  ©cEHüeij  ftnb  in  bem 
Söonbe  oertüert^et!  2Ba§  tüill  man  mti)v?  Gttt)a§.  SfJämtid^  ber 
ßunbige  lüitt  gerabe  au§  biefem  3eiti^iiini  S3iele§  unb  (£inge^enbe§ 
über  bie  Snpuifitton,  bie  allgemeine  unb  bie  fpanifc^c,  l^ören.  2Ba§ 
bietet  ^ai'tor  barüber?  ^i^^öd^ft  n)enben  tüir  un§  luieber  an  \)aä 
über  10  Seiten  füüenbe  ^n^It^öeräeii^niB  (ein  ©ac^regijter  ^ot 
auc^  biefer  Sanb  nic^tj.  9^id^t  ein  einjigeS  Tlal  luirb  in  i^m  bie 
allgemeine  Snqui[ition  auc^  nur  genannt;  einmal  finbet  ftd^  ein 
|)inn)ei»  auf  bie  fponifcfie  ^nqui|ition  (@.  XVI .  ©in  bebenftid^e§ 
3eid^en  für  bie  Sef)anb(ung  ber  Snciuifition  im  Zt^cV.  Unb  in  ber 
3:f)at,  auf  ben  782  ©eiten  Sejt  finbet  ftc^  üon  ber  allgemeinen 
Snquifition  n  i  d^  t  § ;  ber  fpanifd^en  ^nquifition  finb  tion  ben 
795  (Seiten  fünf  unb  eine  ^albe  Seite  geiribmet.  W)tv  föie?  (Sie 
ju  übergeben,  wie  bie  allgemeine  S^quifition  übergangen  ift,  toar 
gerabeju  eine  Unmöglid^feit;  benn  ou(f)  ber  ^albn)eg§  gebilbete 
Äatt)oIi!  t)at  baöon  läuten  tiören,  ha^  Sijtu^  IV.  irgenbtnelc^e  SSe- 
jiel^ungen  gur  f|3anii(^en  ^t^puifition  ^atte,  bafe  i^r  erfter  ®roB= 
inquifitor  Xorquemaba  ein  S)omini!anermönd§  tvai  unb  ba^  bie 
„firct)enfeinbli(^e"  treffe  i^m  allerlei  S3IuttI)aten  in  bie  Sc|u:^e 
fc^iebt.  5nfo  f)ier  mu^te  ^aftor,  rtodte  er  nid^t  Bei  feinem  eigenen 
2eferfrei§  SSerbactit  über  feine  Dbjeftiöität  erregen,  ba§  f)ei!Ie  S^ema 
berü{)ren.  (Sr  t^ut  e§  mit  üottenbetem  ©efd^id;  §toei  fliegen 
f(f)Iägt  er  mit  einer  fila|3|3e:  über  bie  ungefieuerlid^en  33(ut'  unb 
Sd^anbt^aten  ber  fpanifc^en  ^nquifition  fagt  er  fo  gut  mie  nid^tg 
unb  öcrfc^njeigt  baburd^  ooKftänbig  ben  3iiefenant!§eil ,  ben  ta^ 
^a^ftt^um  an  biefen  S8Iut=  unb  Sd^anbtfjaten  l^at;  gu  gleid^er  3eit 
fteigert  er  aber,  unb  jinar  burcf)  feine  unf)iftorifd^e  unb  in  ifirem 
^erfc^tüeigen  gerabeju  untüafjre  unb  fälfc^enbe  ®efd^i(^t§fütterung 
bei  bem  at)nung§Iofen  Sefer  ben  Schein  feiner  ftrengen  Sac^üd^feit. 
ein  2;afc^enf|)ieler!unftftücf  erften  9f?ange§! 

SBa§  bie  fpanifc^e  ^nquifition  gen)efen  unb  föie  fie  gekauft, 
mu^  icf)  aU  befannt  üorauäfe^en.  ^^re  SOOjä^rige  ©efc^id^te  ift 
eine  ©efd^i^te  üoll  2Biber^riftentf)um  unb  Söarbarei,  üoll  Siiränen 
unb  S^ntmer,  ooll  geuer  unb  S3Iut.  Ungesätilte  2'oufenbe  finb 
öon  ber  fpanifd^en  ^nquifition  ^ingefc^Iad^tet  Sorben,  ungejäfilte 
f^amilien  |at  fie  an  ben  Settelftab  gebrod^t  unb  in  bie  tieffte 
Sc^anbe  gefto^en.     Gin  üerru(i)tere6  St)ftem   aU  fie   ^at  e»  nie 


Subitjig  ^^aftov'l  „®eic^ic^te  ber  ^äpfte".  697 

gegeben.  Unb  biefe  Bänbereic^e  @rf)reden§gefd)t(^tc  be§  fpanifc^» 
päpftlic^en  „©lauBen^gericfiteg"  mac^t  ^aftor  in  üier  ganj  allgemein 
gehaltenen  5lu§brücfen  ab:  „ba§  attju  l^arte  unb  unorbentüc^e  (!) 
Jßerfol^ren  ber  ^nquifitoren"  (II,  982);  „bie  ^nquifitoren  ^tten 
unter  bem  SSorföanbe  bei  ^jäpftlid^en  S8reöe§  o^ne  Sinl^altung  be§ 
geric^tIicJ)en  SSerfa^reng  Stiele  in  angeredeter  SSeife  eingeferfert, 
graufamcn  Folterqualen  unterworfen,  aU  irrgläubige  erÜärt  unb 
bie  ®üter  ber  ^ingerid^teten  eingebogen"  II,  582);  „ber  SJ^iprauc^ 
be§  Snquifitionlüerfa^renl  na^m  fein  @nbe"  (U,  583);  „bie  un- 
üerantnjortlic^e  |)ärte  unb  llngered^tigfeit  gegen  hk  [oon  ber  '^n-- 
quifition]  geriifitlic^  Gelangten"  (II,  583).  Dhtoo^t  ber  öon 
©ijtu§  IV.  eingeteilte  erfte  ©ro^inquifitor  Xorquemaba  nad^  ben 
guüerläffigften  Duellen  (Mariana  S.  J.,  De  reb.  Hispan.  XXIV,  17; 
^efele,  Gorbinal  Ximenel,  @.  284)  2000  SO^enfd^en  bem  (Sd^eiter-- 
(laufen  überlieferte,  alfo  eine  feljr  nac^fialtige  unb  einfd^neibenbe 
„Kulturarbeit"  aU  pä^jftlid^er  SöeüoEmäcEitigter  entfaltete,  finbet  fid^ 
bei  ^aftor  anä^  ni^t  bie  leifefte  2Inbeutung  fotdfier  „religiöfer" 
@reueltf)aten.  Tlit  ben  Oier  eben  ongefü^rten  Sä^en  ift  ^aftor 
über  bie  mit  Slut  unb  Stammen  gefd)riebene  ©efd^id^te  ber  fpanifcEien 
Snquifition  ^intüeggeglitten.  Unb  jeM  fommt  bie  anbere  (Seite 
biefer  galfd^mün^e.  9Jiit  großem  föiffenfd^aftlid^em  3t|3parat  betüeift 
^aftor,  ba^  „bie  fpanifcfie  ^nquifition  aU  ein  gemifcfiteS  ^nftitut 
mit  üorföiegenb  fircf)Iicf)em  ©t)ara!ter  erfd^eint"  (II,  584).  S)ag  ift 
aüerbingg  eine  in  ber  njiffenfd^aftlid^en  SBelt  längft  feftftelienbe 
S^atfad^e,  aber  bie  ultramontane  treffe  nieberer  Gattung  mad)te 
bei  allen  Singriffen  auf  bie  fpanifc^e  ^nquifition  mit  SSorliebe  üon 
ber  Entgegnung  ©ebraud^ :  bie  fpanifd^e  .^nquifition  h)ar  eine 
ftoatlid^e  (ginrid^tung ,  il^re  S:^oten  fallen  alfo  ber  üixä^t  unb 
bem  ^apftt^um  nid^t  ^ur  Saft.  Se|t  tritt  ber  ultramontane  §err 
^aftor  auf  unb  betneift  ber  ultramontanen  SS?eIt:  bie  fpanifc^e  ^n-- 
quifition  t)atte  „öorn^iegenb  Ürd^Iid^en  S^orafter".  Sft  ba§  nid^t 
cd^te  Sßiffenfc^aft,  fatfilid^,  unparteiifc|  ?  ^aftor  frönt  ben  (SriüeiS 
feines  ed^t  l^iftorifd^en  ©inneS  mit  bem  pompöfen  (Sc^Iu^fa^:  „SDer 
^iftorüer  barf  fid^  nie  burd^  apologetifdie  ^l^ecfe  leiten  laffen,  fein 
einjigc^  S^ü  fott  bie  Grgrünbung  ber  SSa^r^eit  fein"  (II,  585). 
SJurd^  preisgäbe  ber  unbaltbar  geujorbenen  ultramontanen  Un= 
tüa^rl^eit    öon    ber    fpanifd^en    ©taat^'-^nquifition    ^at    er    ba§ 


698  3tnf|ang  3. 

„cin§ige  Biet  bc§  ^iftorifer§"  erregt;  um  fo  unauffälliger  uub 
fieserer  fann  er  jefet  oon  ber  SSerBrec^ergefc^id^te  ber  f^anif(i)=^ä|3ft= 
liefen  ^nquifitoren  —  fc^toetgen.  Sie  päpftIid)'-apD(ogetif(^e 
2;cnbeng  ift  burc^  bie  §intert^üre  Jüieber  eingefc^muggeÜ. 

S)ritter  S3anb:  ber  ftärffte  üon  allen:  956  Seiten  mit  133 
ungebrucften  Urfunben  au»  50  üerfcfiiebenen  Strd^ioen:  SSieberum 
finb  e»  nur  brei  ^äpfte,  benen  bie  faft  1000  Seiten  gemibmet 
finb:  Snnoäens  YUI.,  2IIejanber  VI.  unb  ^uim^  IL  (1484  bi§ 
1513).  2i3a§  oon  ben  Beiben  erften  Sänben  gilt,  gilt  aud^  l^ier: 
Sltte§  ift  „mit  lieBenber  Sorgfalt"  6et)anbelt,  nur  nicf)t  bie  :|3ä^ft= 
lic^e  Snquifition  unb  ber  gerabe  in  biefen  29  ^afl^cn  6efonber§ 
un^eilöott  njüt:§enbe,  üon  ben  ^äpften  geförberte  öegenfta^n.  SSon 
ber  Snqii^fition  finbet  fid)  nic^t».  SSenn  jnjeimal  ba»  23 ort  „^n-- 
quifition^proje^",  gnjeimal  ha^  SBort  „^nquifttion",  einmal  bo§ 
SBort  „fpantfc^e  Si^quifition"  unb  breimal  \ia^  SSort  „S^^P «Motoren" 
üorfommt  (III,  265,  266,  268,  514,  734),  fo  njirb  ha^  m^i  ^k-^ 
manb  al§  „Sth)a§"  beseiciinen  fönnen.  Sac^Iic^  unb  Uja^r^eitä-- 
liefienb  ift  e§  wol^l  andj  !aum,  wenn  ^aftor  öon  bem  S^^wif^tor 
^ebro  2(rbue»  fagt,  „mon  f)a6e  if)m  gang  fälfctiüd^  befonbere  §ärte 
angebiditet"  (III,  265).  Sttterbing»  „Befonber§"  war  bie  §ärte 
ni(f)t,  ey  njar  eben  bie  menfc^enmorbenbe  ^örte  aller  pö|3ftlid^en 
Snquifttoren.  Stber  ^aftor  i)ätte  ernjö^nen  muffen,  ba'i^  ber 
^eiligenfrfiein  biefe§  üon  ^iu»  IX.  „fieilig"  gefprod^enen  Snqutfitor§ 
fattfam  üon  ßtiriftenblut  gerottet  ift  (Acta  S.  S.,  Septemb.  V., 
728  ff.;  Mariana  S.  J. ,  Eist.  gen.  de  Esp.  Val.  1795,  XXV, 
C.  8,  S.  275). 

25ie  ^aftor  \)a§  für  haS^  ^apftt£)um  fel)r  unfc^öne  Kapitel  üon 
ber  Sn^iuifition  au§  feinem  2Berfe  fo  §u  fagen  ganj  auSgefd^altet 
|ot,  ebenfo  t)at  er  e§  mit  bem  nicEit  minber  unfc^önen  ^opitel 
|)ejenn)a^n  unb  ^egenüerfolgung  getf)an. 

Sin§  tonnte  ^aftor  aber  nidit  üerfctinieigen,  nämlic^  bie  ^t^tn-- 
bulle  Snnojens' VUI.  üom  5.  ©ejember  1884;  aber  in  S3et)anblung 
ber  SSuttc  entttjirfelt  er  ba§felbe  ©efc^id,  ta^  toir  fc^on  bei  $8e* 
f)anblung  ber  fpanifcEien  ^nquifition  beniunbert  l^aben.  9}iit  ber 
überlegenen  2{utorität  be§  gewiegten  |)iftorifer§  weift  er  bie  „üer* 
teerten"  SBel^auptungen  jurüd:  ber  ^apft  ^aU  burc^  biefe  Sude 
ben  ^ejenfpuf  bem  beutfc^en  SSoIfe  „  auf  gezwungen ";  bie  Sutte  fei 


Subtnig  «Paftor'^  „©ejdiidite  ber  ^ä^ftc".  699 

eine  „unfef)I6are  bogmatifc^e  Sntfc^etbung"  unb:  burc^  bte  $8uIIe 
jeten  bie  ^ejen^Droaeffe  „eingeführt"  n^orben  (III,  266—268].  '^a-- 
mit  ift  für  ^aftor  bie  @aci)e  afeget^an,  ba§  2Binbmüf)Iengefe(^t  ift 
fiegreic^  Beenbet,  ha^  ^apftt{)um  ftef)t  ntafeHoS  ba.  5Sia|  bie 
^ejenBuHe  ben  ^ejenglauBen  bent  beutfc^en  SSoIfe  nid^t  „aufge-- 
^^ttjungen",  aber  i^n  im  beutfc^en  SSoIf  tt)efentlic§  üertieft  unb  be< 
feftigt  ^at,  bo^  bie  ^eEenbutte  stüor  feine  „unfe^IBar^bogmatifc^e 
Gntfcfieibung",  afier  eine  okrftürc^üc^e  ^unbgebung  oon  überragen^ 
bem  9(nfef)en  voax,  gegen  bie  fein  ^atf)oIif  ^roteft  ergeben  burfte 
unb  anä)  ^eute  no(f)  nicfit  barf,  ha^  bie  ^egenbuHe  bie  §ejen= 
progeffe  shjar  nid^t  „eingeführt",  otier  i|r  Ueberfianbne'^men  un-- 
gentein  gefteigert  ^t,  ba^  bie  unmittelBare  ^^ruc^t  ber  ^ejenfiuüe 
ber  oon  jwei  ^ö|3ftlicf)en  S^qu^fitoren  berfa^te  „§eEen^ammer" 
loar,  ein  ©d^anbbud^,  ha§,  unter  ^äpftlidier  33ittigung  Sfuflage  üBer 
Sluflage  erleBenb,  mit  feinem  unftät^igen  unb  blutgierigen  ^n^a^t^ 
bie  c^riftlic^e  SBelt  bur(|feuc§te  unb  für  5;aufenbe  üon  unfd^ulbigen 
ajJenfcfien  ^obeSurtl^eil  unb  ©rabfc^rift  njurbe:  ta§  atle§  öer-- 
fd^Weigt  ^aftor,  treu  feinem  3Bo^IfprucE)e:  vitam  impendere  vero 
(II,  782). 

Unb  biefe  „SSiffenfc^aft"  tt)irb  in  ber  ^erfon  ^aftor'g  üon  ber 
öfterreid^ififien  9iegierung  an  bie  ©pi^e  be§  öfterreic^ifc^en  fiifto^ 
rifcfien  3nftitut§  in  giom  gefteüt!  ^a\tox  ift  an  Steüe  Sicfel'S 
§um  Seiter  biefeS  S"ft^tut§  ernannt  worben!  9Jiir  bäu^t,  biefe 
2tngelegenf)eit  ift  n)id§tig  genug,  um  im  öfterreid^ifdien  gieid^ä-- 
ratl^e  fiefprodien  ju  werben.  ®em  erfolgreic^ften  SSertreter  ber 
einfeitigften  ultramontanen  „SBiffenfc^aft"  wirb  bie  Seitung  eine§ 
ber  eckten  Sßiffenfc^aft  bienenben,  üon  öfterreicf)ifc§en  ©teuergelbern 
unterhaltenen  ^nftitutS  übertragen.  2öa§  fagen  baju  Cefterreic|§ 
ajJänner  ber  2BiffenfdE)aft,  wa§  jagen  baju  bie  ofterreic^ifcfien  ni^t= 
ultramontanen  ©teuer^a^Ier? 


(3SgId^.  ^erfoiten--  unb  DrtSöeräeic^ni^.) 


■Jlficrglttufic:  ©egenfo^  äum  ßf)riften= 
tf)um  207.  ©eine  tüeite  SSerbrettung 
unb  §eui(i)oft  207.  3'^u'&ßi^ifi^e 
2Sa^§biIber  üon  ^^ä|)ften  ancrfamit 
218;  ein  5ßapft  läfet  iiiretiüegen  einen 
i8i)c^of  öerbrennen  219.  ©otte^* 
urt^eile  264  ff.  58upüd)er  275  ff. 
Slbla^uniüefen  278 ff.  ßrbouung^^ 
bü(^er  unb  religiöfe  3eitiii)i^iften 
291  ff.  ®a§  ^apftt^um  ein  aSer= 
breiter  beg  Slberglaubeng  208  ff. 
Stberglaube  unb  $apftt£)um  389. 
428.  438.  445.  447.  454. 

Sibläffe:  ein aut^^entifc^eS  Su^  über 
fie  278.  SIbläffe  beg  SreusttJegS  283, 
be§  aftofenfranseg  283.  288,  be§ 
Sfapulierg  283.  Stbläffe  für  3Jer= 
tilgung  üon  Sehern  110. 112.  646  ff. 
«ßortiun!uIa=2lbIa6  286.  2lbta§  ber 
„priöilegirten  Slltäre"  288.  3lbläffe 
„ber  ©^Jinne"  289.  Stbläffe  ton 
100—12  000  Satiren  288—290. 
®er  über  indulgentiaruiQ  an§ 
bem  15.  Sa^rl)unbert  290.  SBeldie 
©egenftänbe  abla^fä^ig  finb  283. 

Agnus  Del:  3Kittel  gegen  S3efef|en= 
|eit  234.  456.  462.  463.  491. 

Stibigenf  er:  ifjreStbfd^tac^tung  bur^ 
päpftüdie  Segaten  unb  ^nQuifitoren 
89  ff. 

Slmeifenbucf)  (Formicarius) :  be§ 
:päpftlid)en  ®omimfaner=$5nquifitor 
$5of)anneä3iiber,einöauptDerbreiter 
be§  ^ex^nnai)\i§  unb  Seufellfpufg 
425  ff.  ^ 

Analecta  ecclesiastica:  päpit* 
Ii(f)e  3eiticE)rift  ber  ©egentcart:  i{)r 
2ob  ber  ©dE)eiter^aufen  155  ff. 

Stufna^ine:  ber  päpftüc^en  Sijqui= 
fition^erlaffe  in  bie  racitlidie  ®efefe= 
gebung  26.  27;  fie  njirb  buröf) 
fird)(id)e   Strofen    ersttjungen    27. 


33(utgefefee  itaifer  griebrid)  IL  in'ä 

fanonifcf)"e  9f{ed)t  aufgenommen  175. 

177. 
Stuftorität^gloube:  feine  2Jiocf)t 

in  fat^olifc^en  Streifen  5. 
5tugfoc^en  ber  Äe^erei:  79;  ügl. 

{^euertob. 
3(u§Heferung  an  ben  weltlicfien 

2trm:  gleicf)bebeutenb  mit  geuertob 

181  ff.  189  f.  421. 
Stutog  ba  ge:  befonberi  berüfimte 

143  ff.  149.  ©ie  f ollen  an  gefttagen 

ftottfinben,  bamit  bieSJienge  fürchten 

iernt  62.  185.    2(Ig  Krönung  üon 

geftlicfifeiten  145.  149. 

f6avti}olomäü§naäit:  bie  93et^eili* 
gung  be§  ^apftt^^uml:  ber  $apft 
(©regor  XIII.)  üerfierrlic^t  bie  58tut= 
tf)ot  burd^  ©otte^bienft,  Jubiläum 
unb  ®en!münse  204  ff. 

Söei^töater:  er  wirb  bem  Snqui=^ 
fitionlgefangenen  tierttjeigert,  bis  er 
geftanben  I)ot  62.  ©eine  ©tellung 
im  |)ejenproäe§  450  ff.  558ff. 

33enebittu§mebaiIIe:  Ü^re  @e= 
ftf)icftte  278;  it)re  getieimmfetJoHen 
geidien  279;  t^re  5(bläffe:  feine 
©ebete  erf orberlid^ ,  fonbem  nur 
förperlicf)eg  STrogen  280;  i:^reSBir= 
fungen:  §ülfe  gegen  S3e!^ejung, 
Seufelei  280. 

^efeffcn'^eit:  Stn^ei^en  if)re§  ®o= 
feini  212  ff.  232  ff.  439.  458;  üer- 
urfac^tbur^S3e:^ei-ung232ff.  ©örreä 
über  33efeffenl)eit  238  ff.  Slnja^I  ber 
Xeufel  in  einem  93efeffenen  232. 
240.  ^rofeffor  93au(5  über  5Be^ 
feffenl^eit  247.  95efeffent|eit  ber  Ieb= 
lofen  9?atur:  ©alj,  SBaffer,  Del 
212.  215.  Sefeffen^eit  unb  Äe^er 
231.   93ejeffenf)eit  üon  Ä'inbern  232. 


702 


©a(^t)eräeid)mfe. 


(SifeberSeieffen^eit:  gufeäcl^e,  §all, 
33rü[t,  @ejd)lec^t§t£)eile  233,  S?ef)Ie 
242.    $8eieffenf)ett  öon  Sfjieren  234. 

33  e  [t  e  cf)  I  i  cf)  f  e  i  t  ber  ^nquifitoren  31 ; 
ber  römifc^en  £urie  72. 

93t tte  um  Sd)onungbe§Seger§: 
fie  tft  §eu(^elei  193  ff ;  t:^r  etn= 
giger  3^"^^!  ift  SBermeibunq  ber 
Srregulatität  für  bie  Qnquifttoren 
181.  197  ff. 

93Iutge)e|e:  gegen  bie  S^efeer  ^aifer 
f^riebric^"  IL  37.  2)er  ^apft  if)r 
Ur{)eber  170ff.  3t)r  SBorttaut  173. 
Sf)re  5liifnat)rne  in'5  fanonifdie 
9ied)t  175.  177.  ^^re  gntpfe^Iung 
burd^  bie  3ni"U'toren  xmb  bur^ 
i>k  ^äpfte  177.  ®ie  ^äpfte  er= 
gtringen  ifjre  ®ur(f)fü^rung  für 
granfreic^  unb  2)eutfcf)Ianb  178. 
653—657. 

581uturtf)eile:  ber  römiji^en  ^n- 
guifition  124  ff.  Ser  fpanij(^en 
Qnquifition  137.  154.  2)er  füb= 
franjöfifi^en  ^nquifition  156  ff. 

S3ruberf(^aften:  i^rpolitij^erunb 
finangieller  Sf)ara!ter  288. 

33u§büd)er:  i^r  abergläubifc^er  3n= 
!^alt275ff.  ^Zeuja^^r^feier  ift  gott- 
lol  277. 

Cantio  criminalis:  bei  ^efuiten 
©pee  ntufete  onon^m  erfc^einen 
551  ff.  Snl)alt  ber  ©c^rift  556ff; 
er  fle^^t  im  ©egenfa^  gum  ©eifte 
bei  QefuitenorbenS  552  ff. 

K!^riftentf)um:  be§  Äat^oliäilmul 
2;  beg  ^roteftantilmul  2.  g§  ift 
wefentlii^  SJiorat,  m(f)t  ®ogma  3. 
Sein  Bi5Ufd)er  unb  gefc^i^tUc^er 
©el^att  2.  ©eine  ©teHung  §um 
Slberglauben  205  ff.  ®er  Sieufel  in 
i^m  210  ff. 

2)cutfc^Ianb :  bie  Maiestas  Karolina 
27.  Stnfänge  ber  ^nquifition  27. 
Snquifitionigefängniffe  28.  Äaifer 
Äarl  IV.  unb  bie  Qnquifition  29  ff. 
Slutige  2;f)ätigfeit  ber  ^nquifitoren 
29.  99.  180. 

Disquisitiones  magicae:  bei 
^efuiten  Selrio,  neben  bem  „©ej;en= 
I)ammer"  ha§  fcfieuBUc^fte"  unb 
un^eilöollfte  ^ui^  ber  fatf)oIii^en 
^ejenlitteratur  441  ff.;  tom  Sejui' 
tenorben  aulbrüdlic^  approbiert 
442.  tgl.  Qefuiten,  Sefuiten  = 
orben. 


S)ominifaner:  ßinfefeung  aU  ^n= 
quifitoren  20.  3t)re  blutige  2:bätig= 
feit  28.  29.  31.  80  ff.  119.  131. 
©ie  njerben  reic^  al§  Qnquifitoren 
31.  ©raujame  (Srunbfüße  39.  182. 
Untt3a^rf)afttgfeit  41ff. '  ©ie  üer= 
breiten  ben  ^ejennjal^n  566  f.  574  ff. 
ügl^.  §ejen^ammer,  ^ejeu* 
litteratur. 

(Sib;  ber  ftaatlic^en  58e!^örben  ben 
Qnquifitoren  gegenüber :  24.  25.  37. 
46.  47.  S)ie  fpanifc^en  Könige 
fc^roiJren  ber  Qnquifition  ©e'^orfam 
72.  145.    gib  Saifer  Dtto  IV.  25. 

ßntblöfeung  ttietbüc^er  ©efongener 
öor  ben  geiftfi^en  Snquifitoren64ff. 
417.  558. 

(Jrbauungllitteratur:  ultramon« 
taue:  S)er  f)f.  Sllpfionl  b.  Siguori 
oll  SSoIfsfcIriftftetler,  $ßerbreiter 
abermi^igenmb  unflätf)iger  2eufell= 
gef(f)ii^ten  224  ff.  Seufellgefi^ic^- 
ten  bei  Gaefariul  ö.  |)eifterbad^ 
228  ff.  ^i)x  einflu§  in  Ä'töftern 
228.  Seben  ber  3bnne  ©reljentia 
^öfe:  ttjunberbare  ©elböerme^rung 

292.  Slbenbmo^Ireic^ungburc^  einen 
©erap:^  292.  Seben  ber  Dionne 
^att)arina  ©mmeric^ :  ^^immlifc^e 
Strpetmittel  292",  ®elbt)ermet)rung 

293,  rounberbare  ©peife  293,  SSie^= 
fterben  burc^  STeufelei  293,  ßr* 
fc^einungen  ber  „armen  ©eelen" 
293,  ©eifter  auf  Planeten,  ©onne, 
SKUcfiftrafee ,  Sülonb ,  Kometen 
294  ff.  „2)al  fyegfeuer"  öon 
^rof.  Saufe:  feine  tt)i)fenf(^aftlid)en 
Ouellen  295,  ©rf^einungen  58er= 
ftorbener  296,  fie  loffen  Sranbmale 
prüd  296,  S)auer   bei  f^egfeuerl 

297,  ein  „"^anbgreifli^el  SRed^en^ 
ejempel"  298.  Seben  ber  2tnna 
SKaria  Xaigi:  3!JiiBt)anbIung  burc^ 
Teufel  298,  bie  wunberbare  ©onne 

298.  299.  ®ie  „93enebiftul=©tim= 
men"  301.  2)er  „^elifan":  90000 
Slbonnenten  301,  feine  Smpfe^Iung 
burd)  ben  $opft  unb  ben  3efuiten= 
S?arbinal  ©tein^^uber  301,  fein  toller 
gnfjalt  301  ff.  Sefuiüfc^e  (Sr- 
bauunglf^riften:  ^obriguej,  ia 
$onte,  Wciäijltt,  Stimmen  aul 
SJkria  Saad),  SBunberbare  Sreig- 
niffe  aul  bem  ^enfeitl,  ©enbbote 
bt§  göttlii^en  ^ergenl,  S9natiul= 
SBoffer  312  ff. 


Sac^öcräeic^m^. 


703 


Srbroiietung:  für  reumütfiigc 
^efeer  unb   $>ejen  üor  bem  S8er- 

brennen  60.  79.  98.  473.  \ 

Gjoräi§mu§:     jeine     bogmatticf)e  : 

Stellung   212.     S3ei   ®aframente=  1 

ipeubung     212.      SSortlaut    212.  ' 

Seine  ©efafiren  bei  jungen  Wäb'  ^ 

c^en  233.    Ser  Gjorjift   barf  ben  ; 

Teufel  ans  einem  guten  in  einen  ' 

ic^Iec^ten  ^Kenfc^en   faf)ren    laffen  : 

234,  jein  9fmt  409.    (fjor§iÄmen  ' 
um  ben  ^al§  getragen  409.  3Sert^= 
ooCe  ©jörgilmen  435  ff. 

3'fl^itcnetb:  burc^  Se^erei  gelöft  57. 

geuertob:  QJrunbfäge  ber  ^nquifi^ 
toren  unb  2:t)eolDgen  über  if)n  39. 
52.  59  ff.  79. 163:  er  ift  nod)  eine 
mitbe  Strafe  für  'Seßer  60.  toften  ! 
einer  Se|;erOerbrennung  85.  geuer* 
tob  für  |)ejen  394.  421.  428.  452.   : 

471.  473.  477.  482;  if)n  ju  öer-  ; 
pngen  ift  gerecht  438  f.  452  ff.  469.  j 

472.  477.  482.  595  ff.  | 
gleif  (Reffen  am  ^yreitagläßt^e^erei 

öermut^en  unb  berechtigt  gur  gol*  ; 
terung  60.  I 

golter:  49  ff.;  62.  64  f. :  66.  101.  ^ 
142.  ^^xe  öerf^iebenen  Wirten  66  f. 
148.  616.  golterung  öon  3^U9f^n 
51.  Sie  ift  bog  befte  Mittel,  bie 
SBa^r^eit  unb  innere  ©efinnung  ju 
erfahren  59.  62.  Sie  fte^t  im  Se= 
lieben  beg  Ütic^ter»  59.  Sie  barf 
wegen  be»ietben  SSergei^enl  nicf)t 
„erneuert",  vooU  aber  „fortgefefet" 
roerben  50  f.  456.  567.  Sie  feil 
Iiöufig  angeroonbt  roerben  62.  Q^re 
2)auer  59.  562.  gin  Selaftungl= 
jeuge  genügt  gur  golterung  beii 
S3elafteten  62.  C^nmacf)t  auf  ber 
golter  65.  67.  golterbefret  ^m§  V.  ! 
59  f.  129  f.  ^efonber?  graufame  ; 
Folterungen  142.  508.  515.  518. 
521.  526 f.  529 f.  535.  537.  golter  ! 
im  ^ejcnproäeB  415  ff.  455  f.  538. 
563.  Unempfinblicftfeit  ber  öejen 
447.  „greiroilliges"  Sefennen  auf 
ber  golter  66.  558.  562.  2ie  f^olter 
get)t  öom  fanonifc^en  5ßrose|  über 
in  ben  roeltüc^en  ^rosefe  49 ff.  565. 

grauenüeradjtung:  in  ber  fat^D= 
lifc^en  2^eofogie  385.  391  f.  473. 

Freimaurerei:  iefuitifcfie  „Gntf)ü(= 
lungen"  über  fie  321  ff.  ®ie  3^= 
fuiten  $acf)tler  321  ff.,  ^Sre^ciani 
330  ff.,  ©ruber  344  ff. :   2ie  5rei= 


maurerei  im  Sonflaoe  323;  if)r  ®in= 
fluB  in  ber  3Irmee  323  ff. ;  ba» 
maurerifc^e  9iotf)fignaI  in  ben 
Sc^tacbten  oon  2;rafalgar  unb  2Ba= 
terloo  325.  groben  bei  ber  5tuf= 
naf)me  326.  340  ff.:  348  ff.  ®a§ 
maurerifc^e  Cbertribunat  327 f.  gjtit 
Slut  gefc^riebener  Gib  330.  Sa» 
9Jiaurert)aupt  in  Sonbon  334  ff. 
2a^  teufelifc^e  $ferb  338  ff.  SJer 
SJieuc^elmorb  343.3.50.  2)ie5rauen= 
logen:  Cbfcönitäten  352.  2In= 
rufungen  be»  2;eufelg351.  SeoXIII. 
unb  bie  0-reimaurerei  347. 
giirften:  fie  unterftef)en  ber  SnQui= 
fition  45.  Sie  fönnen  gefoltert 
n)erben  50.  gine  2(ulnaf)me  ju 
i^ren  ©unften  57.  S^eserei  loft 
i^re  Untert:^anen  öom  Jreueib  57. 
649  f.  Se^erif c{)e  dürften  finb  abju^ 
fegen  unb  geitleben^  in  ein  Slofter 
äu  fperren  649  f. 


©ofccrenftrafc:  61.  128  f.  146. 

©e^orfam:  be»  Staaten  gegen  bie 
^nquifition  23  ff.  36  f.  45  ff.  72. 
144  f.  653. 

®  ermani  a  :3eitung  :  t:^re@efc^ic^t^= 
fälfc^ung  130  f. 

©eftänbniB:  „freiroilligel"  auf  ber 
Wolter  66.  558.  562. 

©ottelurtfieite:  it)re  3Siberc^rift= 
liebfeit  264.  Ultramontane  Sin= 
geftänbniffe  264  f.  270.  SSerfcfiuI* 
bung  ber  ^äpjte  265  ff.  273.  '^ixpitt 
unterwerfen  fic^  i^nen  265  f.  274. 
3f)re  Sirc^Iii^feit  271.  (Feuerprobe 
272.  419.  2Ibenbma{)[§probe  272. 
Sreujelprobe  273. 

@örres  =  @efeltf(f)aft:  i^r  SSor» 
fifeenber  ber  S^Tttrumlabgeorbnete 
pön  ^ertling  235.  570.  Unroiffen^ 
fc^aftlic^feit  i^re§  „Stoat^Iejifon" 
76.  166. 

®oetbe=Sunb:  er  ftetlt  unftarei 
SSoaen  bar   XIII. 

©raufamfeiten:  befonbere  81. 
83.  89  ff.;  157.  185.  2er  3n= 
quifitoren  in  5)eutfcfilanb  119  ff. ; 
ber  3nquifitoren  in  5Rom  126  f. :  ber 
^nquifitoren  in  Spanien  136.  33ei 
ber  Folter  142.  508.  515  ff.  526  ff. 
535  ff.  563. 

©ürtelbruberfd)aften:  253.289; 
ifire  9lbläffe  289. 

®üterbefct)(ognat)me:  53 ff.  647ff. 


704 


Sa(^t)er§eicf)niB. 


^obgier  bet  ^rölaten  unb  @eift= 
lidien  53.  519 ;  ber  «ßäpfte  72.  659. 

§onbbüd)er  ber  SnpuiUtion: 
Sernfiarb  ©uiboniS  34 ff.;  9iifo= 
lQU5ßt)menc40ff ;  2f)Dina5Sareüa 
58 ff;  ^Intomuä  ®iana  61  ff;  ©in 
Snquifttions^anbbu^  beg  f^ransi^^ 
IanerDrben§63ff;  Stomas  9JJeng'^ini 
66f.;  tjglcf).  ^nquijition  unb 
gnquifitoren. 

«pdufergerftörung:  39.  48 f.  60. 
159.  161.  648. 

|)eiüg=  unb  Setigfpre^ung: 
Don  ^nquifttoren  82.  639 ff.;  üon 
„efftatifc^en"  JJonnen  252;  eineg 
^erenglöubtgen  ^efuiten  488. 

|)en'fcr:  ber  8taat  genfer  ber  ^w 
quifttion  61.  185  ff.  196.  fRtd)-- 
nung  für  Äe^eröerbrennung  85. 

Öeren:  erregen  Untoetter  232.  256. 

'  260.  400.  404  f.  409  f.  419.  444. 
469.  515.  517.  523.  660.  2(bid)eeren 
i^rer  §aare  am  gangen  Körper 
234.  416  ff.  474.  515.  558.  g^r 
©eftanf  245.  ©ie  be^ejen  ß:^eleute 
256.  259  f.  385.  397.  ^i)xt  SSer* 
träge  mit  bem  Jeufel  262.  394. 
398.  93aierifcf)eg  Sanbgebot  gegen 
fie  261  ff.  Sie  befjejen  SDienfcfien, 
ü^iere  unb  gelbfrücf)te  385.  406  ff. 
410.  432.  484.  517.  660.  ©ie  ber^ 
f)inbern  ben  e^elic^en  9Ift  392.  402. 
432  f.  458.  Sie  öertranbeln  SOien^ 
i^en  in  S;f)iere  393.  426.  447.  ©ie 
tobten  unb  effen  f leine  Äinber  393  f. 
398.  405  t^eologifcfier  ©runb  ba= 
für)  428  f.  487.  521  f.  ©ie  ent= 
fernen  ta§  männli^e  ©lieb  393. 
402.  3^re  D^nmac^t  gegen  5n= 
quifitoren  unb  Diiditer  395.  Sine 
Öeje  aiä  ©eliebte  eine»  ^^ifc^ofl, 
fiebe^eft  U]n,  ber  $apft  erlaubt, 
fie  ju  tobten,  um  ben  33ii(^Df  gu 
retten  407  f.  ST^ränenlofigfeit  ber 
Öefen  416  f.  434.  524. 

Öejenfa^rten  143.  399f.  428.  431. 

'  434;  auf  ^öefenftielcn  429.  446. 
466.  482.  510;  auf  giesen^öden 
431.  434.  446.  462.  468.  505;  ouf 
einer  Cfenfdiaufel  515. 

^ejen glaube:  ber  $apft  befennt 
fit^  feierlich  bagu  385.  @r  ent= 
ipricf)t  ber  fatfiolifc^en  Sebre  389  ff. 
447.  454.  571  ff.  577  f.  588  ff.  593 ff. 
Öejenglaube  im  l^^roteftanti^mu^, 
fein  Ünterfd)ieb  Dom  fatf)oIijc^en 
.t)ejenglauben  622  ff. 


§ejenf)ammer:    387 — 425;    feine 

"  Stpprobation  burc^  bie  Uniöerfität 

Söln   422  ff.     gi^fiis'   Q"    biefer 

SIpprobation  422. 

^ejenlitteratur:  päpftüc^e 33uüen 

383 — 387.    ©cfjriften  üon  3npuiU- 

toren  unb  Xi^eoloQcn  387  ff.  574. 

583  ff. 

§ejenmoIe:   244.   417.   444.  508. 

510.  515.  523.  528. 

|)e5enpro§eB:  $Ricf)ter,  3eugen411f. 

Slngefc^ulbigte:   i^re   ^e^anbtung, 

ßinferferung,  Folterung  412  f. ;  i:^re 

^ertfjeibigung  414.  griaubte  Siften 

414  f.  5Diter416.  .558ff.  SSerbac^tg^ 

grünbe  419.    S3erufung  422.    Ur= 

fachen  ber  9(u§breitung  ber  §ejen= 

projeffe  555.    Ungerec|tig!eiten  im 

^roäe§  412  ff.  556.    X^ätigfeit  ber 

Sei^toäter    unb    ^riefter   558  ff. 

^rogeffe   gegen  Sinber  516.  523. 

531.  544—548.  583. 

§ej;enfabbotl)e:     ©efage     babei: 

"  5^enf(^enf[eifc^  mirb  gegeffen  244  f.; 

befonbers  ungetaufter  Äinber  245. 

510.  515.   ©efc^Iec^tlic^e  SSermifc^* 

ung  245.  431.     Äa^en  aU  Sifc^^ 

biener  515.    Teufel  machen  Safel- 

mufi!  515. 

Öejenfalbe:  418.  429ff.  466.  472. 

537;    0U5    Sinberleic^en    bereitet 

430.  446.  510.  515. 

Öejenfc^riften,  fleinere:  427  bi» 

'  441;    ögl^.    öejentitteratur, 

|)ejen!^ammer. 

öejenöerbrennungen  501  ff.;  in 

'  3ftom    501 — 503;    in    gi^anfreic^ 

503 — 510;  in  ©panien  510—514, 

in  Seutfc^Ianb:  in  J^rol  514 — .516, 

in   ©aljburg,   Sffaß,    Sotf)ringen, 

58reiggau  516— .519,    in    SSaiern 

520—528,    in  ^^^aberbom  528,   in 

gjtünfter  528—530,  in  gufba  530, 

in  9Jeiffe,  S3res(au,  DImü§  530  f., 

in  Äöln  532  f.,   in  2;rier  o.34,  in 

SJiains  535,  in  33amberg  536—543, 

in  SSürjburg  543 — 550.    2)er  Ie|ite 

.^ejenbranb  550  f. 

öejenroa^n   unb    römifc^e   Sircfie 

'  571—599. 

öölle:  im  grbinnem  246;  bie  SSuI- 

'  fane,  ifftt  ©d)Iote,  bie  Srbbeben, 

tf)re  Sranbung  246.    25a§  §öllen- 

feuer   naturttiiffenfc^aftlic^    ertlärt 

247. 

Öunnen:  üon  5;eufeln  mit  f)äBlicf)en 

'  @otf)enroeifcern  gezeugt  230  f. 


(Sadioetäeic^nife. 


705 


^fefttitcit,  ^cfttitcnorbeit:  ©runb^ 
ia|e  über  Se^er=  unb  £^ejenbren= 
nunfl  f„2(u§focf)en",  79.  130.  187  ff. 
204 ff.  452 ff.  471  ff.;  i^re  ®efd)ic^t§- 
fäljcf)imfl  76.  164  ff.  194.  452.  475. 
480f.  495 ff.  642.  Se^ren  überiBer= 
träge  unb  gefc^Iec^tlic^en  Umgang 
mit  bem  Jeufel  249.  445  ff.  478  ff. 
484  ff.  492  ff.  2)te  ^efuiten  @uate§ 
unb  Softerul  über  bie  SSorljaut 
e^rifti254f.  Slblafeuntüefen  278  ff. 
SBerbreitung  beg  9(berglaubeng:  bit 
iefmtij(i)en  „3a!)reäbertc^te"  312. 
490  f.,  jejuitifcfie  Grbauungäbü^er 
unb  Seben  ber  ^eiligen  314  ff.,  jefui* 
tifc^e  3ettic^riften  317  ff.,  jefuitifc^e 
„®ntf)üllungen"  über  Freimaurerei 
321  ff.  Sie  ^efuiten  unb  ber  %aiciU 
SSaugfjans'Sc^winbel:  ber  S^l'u^t 
©ruber  fein  öauptoerbreiter  344  f. 
376,  bie  „Stimmen  aug  SRaria 
äaad)"  345,  bie  (Xioilta  cattolica 
364.  644.  SJie  Disqnisitiones  ma- 
gicaebe§3£iuitenS}eIrto441 — 464. 
Stegier^afe  443;  SSerträge  mit  bem 
Seufel  444.  461.  ©eic^Ierfitacfier 
SSerfe^r  mit  bem  Seufet  446.  457  ff. 
493.  ^Sefjejung  tion  (Sf)eleuten  458. 
®er  Teufel  melft  Süf)e  445;  er 
bringt  Unge'^euer  f)eroor  445.  ."pejen 
aU  kafeen  447.  2^er  2:eufel  öer- 
jranbeft  9}?änner  in  grauen  unb 
umgefefirt  448.  -Jer  Teufel  al§ 
giegenbocf  457.  2)ie  leufellmeffe 
457.  SUtittel  gegen  ipejerei  458. 462. 
(Se^eimniBöotle  @tod)ci)Iäge  460. 
^ejenprebigten  477  ff.  Sin  SBä^r- 
tüolf  492.  Unwetter  burcf)  öejen 
erregt  444.  488.  (£d)aben  an 
3;^ieren,  gelbfrüc^ten  445.  484. 
^ejenfabbattie  446.  471.  483.  @e= 
fpenfter  448. 492.  2iebe^äauber449. 
5Kntt3enbung  ber  golter  450  ff.  456. 
470.  3au6erber©c^tt)eigfamteit452. 
Erlaubte  Unroat)r^aftigfeit  §ejen 
gegenüber  452.  iöejiefiung  stüiff^en 
Äegerei  unb  ©ejerei  443  f.  jeufel^* 
male  444.  5;eufel^finber  446.  93e= 
fonbere  Dbfcönitäten  446.  ©ejen 
reiten  auf  giege^böcfen  unb  58efen» 
ftielen  446.  462.  475.  482.  «peyen- 
glaube  ift  fati)oIifc^  447.  454.  öejen 
üermanbeln  fic^  in  Stetere  447. 
§ejenbeic^töäter  450.  457.  473. 
489.  522.  555—570.  geuertob  für 
^ejen  452  ff.  473—487.  493.  öejen 
öerge^ren  iiinber  487.    2)er  Teufel 


erfc^eint  al^  S^riftuä,  all  SJiaria 
488.  ein  SSä^rrooIf  492.  SSefeffen» 
:^eit  494.  ^efuitifc^e  Drbenlsenfur 
314.    553  f.      ^cfu^tenorben    unb 

Sejenma^n  470—500.  552  ff.  575. 
ibbrüc^igfeit      gegen      fegerifc^e 
gürften  57. 

^nquifition:  i^r  SSefen  unb  i^re 
@efcf)ic^te  18—34.  Sie  mar  ein 
Staub*  unb  9)brbit)ftem  mit  bem 
„Statthalter  et)rifti"  an  ber  ©pi|e 
17;  bifc^öftic^e  19;  mönc^ifc^e  20. 
Sf)r3med21.39.  Ql^re  (£r^abent)eit 
21  f.  38.  St)re  2lbt)ängigfeit  öom 
«ßapft  22  f.  74.  gtire  Dberf)ot)eit 
über  ben  Staat  23.  27.  g^re 
greangigeroatt    gegen    ben    Staat 

23  ff.  S^re  Stecfbriefe  31.  Q^re 
©efängniffe  32.  153.  Sib  ber 
ftaatli^en  93e:^örbe  ii)r  gegenüber 

24  f.  37.  45  f.  Spanifc^e  67—77: 
i^re  5tnfänge  67,  ii}x  firc^Iii^er 
e^arafter  68  ff.,  ultramontane  Qu-- 
geftänbniffe  71  ff. ;  ultramontane 
Unroiffeni^eit  17.  99;  uttramontane 
Sügen  69.  76. 130. 164ff .  gtomifc^e: 
77—79;  i^re  „d)riftlid)en"  ®runb- 
fäge  79.  Dpfer  ber  ^nguifition: 
f^ranfreic^  80—94.  ^JJieberlanbe 
94—99.  Seutf  erlaub  99-123. 
9tom  123—130.  Spanien  131  bi§ 
156.  gnquifitionöurtfjeile  128  f. 
130.  137  ff.  153  —  163.  2)ie 
Sominifaner  unb  5ran§ilfoner  all 
Slröger  ber  ^nquifition  20.  63.  67. 
97;  i^re  blutige  Söätigfeit  80  ff. 
86  ff.  132.  Staatliche  ©eleiti- 
machen  für  ^nquifitoren  27.  Staate 
li^e  2Bi[Ifät)rigfeit  ber  ^nQuifition 
gegenüber  23—30.  33efte^lic^fett  ber 
Snquifitoren  31.  ftlagen  ber  ^n* 
quifitionlgefangenen  31.  Erlaubte 
üügen^aftigfeit  Negern  gegenüber 
38.  41  f.  60.  3Se"rtl)eibigung  ber 
2lngeflagten  43.  Qen^m  im  3n* 
quifitionlprojeß  44  f.  51.  61. 
Sßergewaltigung  meiblid^er  Sp 
quifitionigefangener  140.  ©in 
öert)ängniBDoüer  ^rrt:^""!  Sianfe'l 
76.  Unroiffenb^ctjnifcbe  3Borte  ®ör= 
rei'  94.  «]ßäpftlid)=!ird]lic^er  ef)a= 
rafter  ber  niebertänbijd^en  ^^t^^i' 
fition  97.  „ölaubenlprebigt"  in 
®eutfcf)lanb  117.  i^^i^uM'itionl* 
tptigfeit  ju  Seüilla  139.  145;  §u 
2;olebo  145  ff.  Sauer  ber  :3ngut= 
fitionl^aft  31.    Sßon  ^axl  IV.  be= 


706 


<2a(^üeräei(^niB. 


yteQte  „2)efenioren"  utib  „Sonier^ 
Datoren"  ber  Snquijition  in 
%ent\d)lanb  30.  Sogiale  Unter= 
jc^iebe  äu  ®unften  ber  gür[ten  unb 
$Reid)en56f.  $äpftUcf)e  ^nquifitoren 
oerbinben  fiäi  mit  giäuberbanben 
jur  ©rgreifung  üon  Äe^ern  87. 
Snquifitoren  finb  aud)  §eEenrid)ter 
411.  Uftramontane  gntftellunflen 
über  Snquifition  17.  69.  76.  99. 
129  ff.  132  ff.  164  ff.  194.  199  f. 

Irregularität  181.  195ff. 

$5  üben:  oon  ben  Rupften  öerfolgt 
63.  129.  135  f.  138.  147.  644. 

fi^atcd|i§mu§,  fotf)Dlifcf)er:  ber  §ejen» 
toalju  in  i^m  gefe^^rt  482  f. 

Sat{)oliic^e  Sircfie:  if)rc  2f?ai)t  8; 
ber  ^ampf  gegen  fie  8 f.;  wag  ber 
tattiolif  öon  il)t  glaubt  9—12; 
i^re  Stellung  al^  S?ulturntacf)t  10; 
i^re  abfolute  Souöerönität  über 
Staat  unb  ©ejellfi^aft  11  f.;  if)re 
aReügiofität  unb  et)riftlic^feit  2  f. 

tegerftrafen:  ®t)r=  unb  9{erf)tIofig= 
feit  19;  ®üterbefc^Iagnaf)me  53 ff.; 
Srbunfäfjigfeit  55  f. ;  gt)etrennung 
57;  2(uft)ebung  jebe^  3;reue=  unb 
SBertragsüerf)ältniffe§  57;  |)äufer= 
jerftörung  48  ff.;  Seidienau^grabung 
unb  SSerbrennung  48.  81.  83.  86. 
89.  131;  ©erbftrafen  53.  148; 
©ei^efung  bon  grauen  unb  Stinbern 
61.  67;  Strafen  ber  ^nquifition 
öon  Solebo  146.  gür  Se^er  unb 
^egerei  oglcf).  ^nquifition  unb 
fyeuertob. 

^inber:  werben  al§  Sauberer  unb 
^ejen  öerbrannt  516  f.  523.  531. 
545  f.  583;  üom  Xeufet  gejeugt 
531. 

^irc^enlejifon:  uttramontaneg, 
feine  Untt)iffenic^aftlid)!eit  167  f. 
625. 

Kräuter:  Qme'iijte,  SJiittel  gegen 
SBefeffen^eit  unb  §ejerei  409.  417. 
435. 

Sreujföeganbac^t:  päpftlic^e  33e= 
ftimmungen  über  fie  283. 

S^reusjüge:  gegen  2(Ibigenfer  unb 
SSalbenfer  89—94;  gegen  bie  'Ste= 
binger  106  ff. 

Saftträger:  bie  S^iQuifition  ft^üt  f'C 

rei^tltd)  ben  ^uren  gleich  45. 
Sei^enf^änbung     afl     firc^li(^e 


Strafe  für  Kefeerei  36.  48.  81.  84. 

86.  89.  131.  136.  651.  652. 
Seirf)enöerbrennung  bei  ^efeeru: 

48.  132.  136.  159  f. 
Lex  §einje  XIII. 
Siebesjauber:  232.  392.  409.  449. 

aHaff enöerbrennung  oon  Sehern: 
2tlbigenfer  unb  SGBalbenfer  89  ff.; 
in  Strasburg  104  ff. 

Cfifcöttitätctt:  i^re  SSerbreitung  öer=^ 
onlafet  unb  gebulbet  burc^  bie 
$äpfte:  ^uf;  auf  ben  |)intern  bei 
3:eufelg  143.  215.  427.  457.  505 f. 

510  f.  Unjudjt  jnjifc^en  SOtenfc^  unb 
Senf  et  216.  221—223.  245-250. 
260.  359.  399.  401.  426.  431.  434. 
438.  446.  466  f.  504  f.  506  ff.  511. 
Un5ud)t  in  ber  Freimaurerei: 
grauenlogen  352;  Scfilüffel  ber 
geheimen  St)mboIe  353  ff.  Un§ud)t 
im  ^ejenproge^  234.  417  f.  515. 
558.    Obfcöne   „Sfiatfa^en"   433. 

511  ^ufe  auf  bal  mönnUc^e  (Slieb 
beg  SeufelS). 

^apft:  „©telltertreter  S^rifti"  1. 
208.  @r:^aben^eit  biefeS  ©ebanfenä 
für  ben  ^at^olifen  1  f. ;  feine  Un« 
roa^rf)eit  2.  ^aupt  ber  ^ircf)e  12. 
Seine  gottglei^e  Stellung  12.  608. 
Seine  Suttoicfelung  ift  rein  menfd)- 
lic^  4  ff.  „9k(^foIger  $etri"  5. 
i^äpftlic^e  |)esereien  90. 110  f.  117. 
122.  'Ser  $apft  begnabigt  SJiörber, 
oerbrennt  Sfeger  126.  '^äpftli^er 
©runbiag  über  Söbtung  Oon  Jfe^em 
167.  204.  ein  ^apft  :^m§  V.) 
al§  9)ieucf)elmörber  201  ff.  «ßäpft- 
liebe  greube  am  glie^en  oon  Jfeger^ 
blut  206.  Seine  „Unfebibarfeit" 
in  ©faube  unb  Ttoxal  209.  608. 
©reulic^e  grüc^te  feiner  |)irten= 
t^ätigfeit  211.  (Jr  oerbreitet  roiber« 
finnigen  unb  obfcönen  STeufel^  unb 
Siejenmafin:  ber  ^ater^Seufel  216, 
bie  daemones  incubi  unb  succubi 
oom  Zapfte  beftätigt 385.  ^äpftlic^e 
58erflucf)ungen  177. 655.  5)ie  ^äpfte 
Ur!)eber  ber  f  egertöbtung  unb  SSer= 
brennung  163ff ."  gin  ©ebet  i!eo  XIII. 
lüiber  ben  Teufel  358.  2eo  XIII., 
ZqtcH  unb  ®iana  SSaugf)an  348. 
356.  363  ff.  $apft  unb  3lberglaube 
207  ff.  218  f.  261.  golterorbnungen 


(öod^öeräei^nife. 


707 


ber  ^ä|)fte  59  f.  129  f.  597.    ®er 
^ap\t  jelbft  fann  ^eger  tobten  651  f. 

«ßopfttl^utn:  Sie  bebeutenbfte  SSelt- 
ntac^t  1.  ®ie  fat^oIifcf)e  Se^re  öon 
ttim  Iff.  605  ff.  ©eine  joäiol= 
fuItureUe  SBebeutung  3.  7.  10  f. 
208.  ©eine  ©d)rtftnjibrtgfeit  4. 
Seine  Ungöttlii^feit  ju  erioeifen 
bur^  feine  ©efcfiic^te  6.  58on  Ü^m 
gejeittgte  fojiale  6cf)äben  7.  Seine 
Sefämpfung  5  f.  ©ein  3Ser:^äIt- 
ni§  jur  XobeSftrafe  163-201. 
©ein  ©egenfafe  sunt  (S^ciftent^um 
208.  5)3apfttf)um  unb  ^nquifition 
14—206.  ^a^ftttium  unb  2Iber» 
glauBe  207—379:  ^Iberglaube  ein 
$rüfftein  für  bie  ®öttlic^feit  beg 
$apftt^umg  208  f. ;  iie  Xeufelälc^re 
be§  «ßopftt^umg  210  f.  köpfte  un= 
terjie^en  fi^  ©ottelurt^eilen  265. 
267.  5ßa))ftt^unt  unb  ^ejengkube 
384.  389.  428.  439.  445  ff.  454. 
571  ff.  577  f.  588  ff.  593  ff .  597  f. 
©eine  SSeranttt)ortlid)feit  für  bk 
®reuel  ber  ^^nquifition  unb  ^ejen^ 
öerfolgungen  600—645. 

^ßoltergeifter  (fobolbe):  ©örreg 
über  fie  235  ff. 

5ßreffe:  i^re  Unfenntnife  be§  UItra= 
ntontaniämug  XII. 

«ßrioilegtrte  SUtöre:  288. 

$roteftantiäntuä:  feine  ©ubjefti- 
üität  2.  3;  fein  Ijegenglaube  we* 
fentlicf)  unterfc^ieben  öom  fat{)oIi= 
fd^en  §ejenglauben  622  ff. 

tRec^tglättdigfeit:  i^re  SBe^ou^jtung 

burä)    ben  ^nquifition^gefangenen 

nü§t  i:^m  md)t§  44. 
SRedit^öerfiältniffe:  burd)  Äefeerei 

gelöft  57. 
SReligion:   d^riftlic^e,  i:^r  SIBefen  2. 

S^re  ©ubjeftiöität  2.  ^tjxe  SSerein« 

barfeit  mit  objeftioem  ^i'^t^uw  3. 

:3f)re    5i^ei:§eit   14.     ©ie    fcf)üef;t 

^ttJang    auä    14—16.     SReligiöfe 

2)ulbfamfeit  2  f. 
Sleliquien:    bie    SSort)aut    ßl^rifti 

254.    ®ie  SZabeIfcftnur  S^rifti  255. 

Sine  2;t)räne  ©f)rifti  255. 
Eituale  Eomanum:  fein  autori= 

totiö^bogmatifd)er   ßf)aro!ter   212. 

®er  Teufel  in  i:^m  212  ff.    ©eine 

©joräigmen  212  ff. 
SRitualmorb:  9iituaImorbe  ber  ^n* 

quifition  643;  bie  gabel  öont  iübi=^ 

fd^en  Siitualmorb  644. 


gflofenfrana:    feine    2lbläffe    283. 
288. 


Safratnente:  i^r  (gmpfang  burd^  bie 

Snquifition^oerurt^eilten  52. 
Sanctum  Officium:  feine  @rün» 

bung  unb  (£inrid)tung  78. 
©cfiftjargfunft:  223.  248.  389.390f. 

393.     ©c^npargfünftlerifcbe    «Bfeil* 

fc^ü^en  407.  421. 
©fabulier:  feine  gorm,  feine  f5ar= 

ben,  ®toff,  ttJorauä  eg  beftebt,  feine 

2trten  283  ff. 
©f  tat)  er  ei:  $ä^)fte  beftimmen,  ha^ 

Äefeer  ju  ©hauen  xu  macben  finb 

647.  663. 
Soäiale   Uuterfc^tebe:    ber   3«= 

quifition  §u  (Sunften  ber  IJürften 

unb  9teid^en  56  f. 
©tebinger:  it)re  2lu§rottung  burcb 

5ßapft  ®regor  IX.  106  ff. 


2;ajir  =  Sßoug^an*©cfin)inbeI:  XaiciVä 
SSerbienft  343;  feine  „SBefet)rung" 
344;  fein  §auptn)erf:  bie  „®rei= 
$unfte=93rüber"  buri^  ben  ^efuiten 
©ruber  überfe^tunb  t)erbreitet344; 
lobenbe  ©timmen  ber  ultramonta* 
nen  treffe  über  %a]ciVä  ©d)riften 
343  ff;  Za^iVB  bucb^änblerifd^er 
erfolg  343.  Sn^olt  ber  „®rei» 
fünfte  =  93rüber " :  SSer:^errIi(^ung 
©atani,  2)teu^eImorb,  Slnrufung 
beg  Xeufelg  347—352;  bie  grauen» 
löge:  mtü§  ber  SWöpfe  352;  ber 
©ällüffel  ber  getieinten  ©qmbole: 
®i)3fel  ber  Obfcönität  353—355; 
ber  ^Ritter  ^abof^  355;  ein  Xeufelg» 
bilb  355.  Le  diable  au  19.  siecle: 
Gibraltar  fein  SBo^^nfi^,  ber  Xeufel 
Subalfoin  356;  ber  ©atong^iapft 
356;  ber  2;eufel  aB  ©erlange,  Kro= 
fobil  357;  ein  &tM  £eo  XIII. 
miber  ben  Seufel  358.  S)ie  3D?e= 
moiren  ber  ®iana  SSoug^an:  ber 
2;eufel  Sitru;  bie  ©rofemutter  be§ 
2lnticf)rift  359  f.  ®er  Söttjenfd^mong 
be^  aJiarfu^engelg  360.  5)og  2Ser= 
fiatten  bei  Ultrantontanilntul:  feine 
Slinbgläubigfeit,  Seo  XIII.  unb 
^ojil  361—366.  XoEÜ  unb  ber 
2Intifreimaurer!ongrc§  ju  STrient 
366  ff.  @utact)ten  einer  römif(^en 
Kommiffion  über  ®iona  SSaug^an 
375.  SJieine  5ßro:p^e§eif)ung  über 
bie§   ©Utopien  375.     2)ie   „@nt= 

45* 


708 


©ac^bcrjetc^ml. 


larbung"  %aT^iV§  hnxd\  bie  u(tra> 
montane  greife:  t{)rc  ©eic^idlic^feit 
unb  SSerIogen!)eit  376.    $8ebeuhing 
ber  SEojilabe  für  ^Rom:  neuer  S5e* 
tüeiä   ^Jäpftüc^er   i]eid)tgtäubigfett, 
Seo  Xm.   fonnte  al§  $ap1t  nicfit 
onbcrg,  all  Zai'ii  anerfennen  377 
big  379. 
Selljc^ufe:  burc^  3auberei  407. 
Teufel:  ©ein  ©ai'ein  in  ber  Schrift 
210.    ef)rifti  ©laube  an  ben  2;eufet 
210.     Sie  ©ej^ic^te  bei  XeufetI 
in  biblii'c^er  unb  in  uttramontaner 
Sarftellung  210.    Seine  Stellung 
im  Eituale  Romanum  212—215. 
2)er    ^ater>    unb    Kröten =2;eutel 
215 ff.;  eingejc^toifen  in  Stinge  unb 
glajc^en  218.  262.  481.     fragen 
an  ben  Xeufel  beim  gjorgilmul 
213.  259.  435.    $ßerträge  mit  bem 
Teufel  224.   237.   249.   333.  394. 
444. 457. 460 f.  465.  SeinSIeuBerel 
216.  229.  231.  243.  248.  355.  439. 
466.  505.  510 f.  ©ein  gefilecfitü^er 
Umgang  mit  3!JJenid)en  222  f.  229  t. 
245.    248  f.    260.    360.    399.  401. 
426.  431.  434.  438.  446.  457.  467. 
504  f.  506  f.  511.  524.  533.    2)er 
Seufel  all  3}iol)r  236.  251.    (Sr 
betet  bal  Sater  Unfer  240.    Sr  ^at 
feinen  9iücfen  229.  240.    Sr  wirb 
eingegeffen  unb   eingetrunfen  231. 
242.   426.    Xeufeliic^er  Sc^roefel' 
geru^  243.    S^er  Jeufel  all  ^äfer 
ober  öorniß  243.    (Jr  bewirft  Un= 
Wetter,    Siegen   u. '].  w.   248.    Ser 
Seufel  Dt)ne  Sopf  251:    oll  Sunb 
252;   atl  Srofobil,   all  «Schlange 
357.   Seine  ©c^erje  213.  240.  S)er 
S^eufet  all  f  ammerbiener  225,  all 
ajiuttergottel  226.  312.  439,    all 
e^riftul  318.  439.  gr  belebtSeic^en 
231.    DJamen  ber  Seurel  233.  390. 
435.  441.  507  f.    gr  bringt  Wduit, 

teujc^reden  ^ernor  235.  467.  Sein 
.^uftleib  400.  431.  Seufetimeifen 
257.  331  f.  457.  511.  ®er  Seufel 
Xubalfain:  er  wofint  im  unter= 
l^ö^Iten  gelfen  Don  ©ibrattav,  er 
^pric|t5ranäDiiic^356.  SerJeufell^ 
pap\t  356.  2'er  teufet  Sitru  unb 
S)iana  SSaug:^an  359  ff.  Ser  Teufel 
all  yiihd  399.  Seufellfinber  410. 
426.446.  3ungfräuIi(^eSc^wanger= 
^c^aft  burc^  Teufel  bewirft  426. 
Sex  S^eufel  im  grauenfiaar  440. 
er  prebigt  404.    teufet  all  SSöget, 


Steine  459.  SKittel  gegen  ben 
3:eufet  457.  462.  ©locfengeldute 
ßerfc^eucfit  i^n  468.  515.  Seufell* 
male  444.  508.  510.  515.  Teufel 
atl  ^inber  411.  ®er  2:eufel  atl 
fliege  426.  479,  all  Safec  508. 
gr  melft  ^ü^t  445.  gr  üerwanbelt 
3)iänner  in  grauen  unb  umgefef)rt 
448. 

j:^ränenlDJigfeit  ber  |)eEen: 
ein  Seweil  gegen  fie  416  f.  434. 
524. 

Tractatus  de  confessionibus 
maleficorum  (Sinifelb):  464 
bil  469. 

2 räume:  fefeerifc^e  Sieben  in  ifjuen 
bered)tigen  'bie  ^t^Quifitoren  §um 
ginfdireiten  60. 

Orient:  bal  ^onsit  üon  Orient  unb 
ber  ^ejenwatin  637  f. 

ll{tramontani§mu§ :  er  belaftet  bie 
fatf)olii(^e  gteligion  2.  Sein  Sob 
über  bie  io§iaI=fuItureIIe  2;^ätigfeit 
iit§'  ^apfttt)uml  7.  Seine Unwifien= 
"^eit  17.  98.  Seine  Verlogenheit 
38.  41  ff.  180  f.  414  f.  419.  452. 
Seine  ©raufamfeit  83.  89  ff.  93 ff. 
118  ff.  126.  135  f.  157  f.  495  ff. 
Seine  ©efc^ii^tlfälfc^ung  69.  76. 
123.  129  f.  132  f.  152.  163—167. 
199.  222.  452.  475.  481.  485  f.  570. 
611—645.  Seine  S^riftberbre^ung 
21.  89  f.  Sein  Saß  gegen  tefeer 
91  f.  109  ff.  156. 177.  Seine  Seufell^ 
lel)re:  grotelf,  ungeheuerlich,  un= 
ftät^ig  210  ff.  215  ff.  223=252.  ©eine 
ftarre  Slbgejc^loff enl)eit  163  ff.  Seine 
Öeui^elei  180 f.  Sein  S(^rifttt)um 
163  ff.  210. 

Unbarm^erjigfeit:  52.  59.  83. 
185;  gegen  ^egerfinber  41.  55 f. 

Unfel}lbarfeit:  päpftlic^e  209.  212. 
608.  639. 

Un gel) euer:  SSerbot  fie  §u  taufen 
257;  buri^  Xeufel  t)erüorgebrad)t 
445. 

2Sa(^§biIbcr:  sauberij^c  218.  258f. 
449. 

SSaljrWölfe:   393.  492.  504  f.  517. 

SBalbenjer:  i^re  Slbjc^lad^tung  burc^ 
bie  „Statt£)alter  g^rifti"  in  Sa= 
t)Dt)en  unb  ber  Soup^ine  93;  iljre 
SSerfoIgung  in  ©eutfc^lanb  99  ff. 
Auflagen  gegen  fie  100  f. 

SBiebertaufe:  a3e^ejter  410. 


©a^öerjetc^niB- 


709 


SdVihtx  ber  ©c^roeigiamfeit:  auf 
ber  golter  399.  407.  415.  418.  452. 

Räuberei:  if)re  SSerbinbung  mit 
Se^erei  443.  592  f. 

3eugen:  gegen  Jfeßer  fann  jeber 
^euge  fein :  @E!ommuni5irte,  3!Kein= 
eibige,  §auggenoffen  51.  60.  61  f, 
aud)  2;obfeinbe  62.  golterung  ber 
3eugen  51.  SSerurt{)eiIung  auf 
foIj(^e§    geugnife    I)itt   44  f.     S}ie 


S'Zamen  ber  3e"9en  »rerben  bem 
2tngef(agten  üerf)eimlic^t  44.  51. 
141  f.  3e"9en  im  ^e^ceripto^i^: 
Sßer{)eimUcf)ung  ber  fjamen,  @j= 
fommunigirte,  SD^eineibige,  §au^* 
genoffen,  'jtobfeinbe  all  Saugen 
411  f.  656. 
3ungeuburc^fte^ung:  ©trofe  für 
^eger,  nod)  fieute  toon  fat^oliji^en 
2;i)eoIogen  nic^t  mißbilligt  200. 


^erfonent>erjetd^ntg. 


matsit  245. 
Slccufio  157. 
Sichert?  318. 

mel9ar,93.b.3lutun266. 
Slbeline,  j.  ©belin  594. 
SIbelttJort  525. 
Slbolf  VII.  D.  93erfl  114. 
SIbrian  VI.  139.  593. 
SIgapitug  II.  655. 
SIgobarb,  33.  ö.  ü^on  264. 
5limoin  268. 
Sllacoque  285.  297. 
mba  202.  203. 
Stlberic  179. 
Gilbert,  93.  ö.  SKenbe  257. 
3«bert,  93.  ö.  2Kagbeburg 

170. 
Sllbcrt  ö.  eremona  93. 
Stibcrt  b.  Orofee  403. 
8irbrec^tin.§ä.ö.93aiern 

502.  616. 
Sllbrec^t  ü.  93ranbenburg 

443. 
Sllcaubete  154. 
5lIciotul  485.  578. 
SItcfto  83. 
Sllejanber  IL  274. 
SlIcEanber  III.  89.  274. 

647. 
Sllejanber  IV.  21.  22. 26. 

27.  37.  45.  46.  47.  48. 

51.  54.  177.  193.  198. 

655.  677. 
SlfcEonber  V.  593. 
Snejanber  VI.  71.  139. 

288.453.501.591.593. 

660.  698. 
SlIcEanber  VII.  643. 
Sllfong,  93.  t».  ©arogoffa 

642. 
Stüiato  366.  367.  375. 
Sltmarsa  144. 
3IlDi)fiug  S.  J.  282. 


mp'ijania  88. 
Stlüoreä  S.  J.  313. 
Sllborej  127. 
Stiöaro  be©entifteüanl37. 
Slmanto  219. 
Stmfrieb  122. 
Slnanial  655. 
Stnaftafta  242. 
Stnc^tal  643. 
SInbreä  241. 
2lnbrea§   ö.   Dcbfenfurtb 

424.  425. 
3lnbrea§  ü.  9iegen§burg 

502. 
Slngelo  b.  SBerono  660. 
SInnibalb  19. 
Slntonin,  e.=93.ö.2fIorenä 

186. 
Slntoniuä  192.  314. 
2Iper  243. 

Slquobtüa  S.  J.  442.  489. 
Slquin,  2I)omo§  Bon  182. 

220—222.   390.   396. 

403.434.584.590.634. 

670. 
2trbueg,  «ßcter  21.   640. 

641.  642.  643.  698. 
9Irce  152. 
5lrIato  140. 
Strmaroli  129. 
9Irnaub,  SBü^elm  81.  82. 

640. 
Slmolb  425. 
2tntoIbu§  81.  84. 
SlntSberg,  ©rf.  ü.  123. 
^xp^a^cat  (Seufel)  508. 
2trtefto  129. 
m^autt  235. 
Stfteri  586. 
Slt^anafiuä  15. 
Stuguftin  223.  292. 
Slu^etit  506. 
9tuyttif  (Xeufel)  508. 


Slutter  31. 
St^carbi  160. 
S&\)oxa  140. 
Sljbente  306. 

»ocg  144. 

93albac^  132. 

93alli)  528. 

58oImeä  7.  165. 

93aptii'ta  129. 

Sarbi  516. 

5Borrio  154. 

93artoccio  126. 

93aftIio  129. 

93afin  594. 

93affer  547. 

$8ataitlc  356. 

99atjc^  546. 

93auer  519. 

93auer  S.  J.  641. 

93oumgarten  372.  373. 

93aunigartner  S.  J.  475. 

93oumftarf  16. 

93au^,^rofeffor245.295. 

672. 
93aöan  509. 
93eattiE  251. 
93eaumont  336. 
93ec^er  297. 
93ecl  519. 

93eba  b.  (J^m.  277. 
93eiffeita  84. 
$8ejor  145. 
SSeHormin  S.  J.  188. 189. 

202.457.476.503.554. 

570.  672. 
93elua  162. 

93cnebift  b.  |)Ig.  278. 296. 
93enebitt  XI.  19.  54. 
93enebi!t  Xn.  593.  648. 
93enebift  XIV.  212.  280. 

285.  287.  288. 
93enno  587. 


^erfonentierjeic^ni^. 


711 


^enxati),  «Profeffor  128. 
58eronbe  505. 
SBerger  547. 
Serincajo  285. 
Seringer  S.  J.  278.  280. 

283.  289. 
Sern^nrb  öon  GlairöauE 

229.  314.  408. 
58etn^arb  Somenftg  170. 

188.430.574.594.671. 
33ernt)arb  ®elicieuj  32. 
58ern:^arb  be  beüa  @arba 

160. 
S3ernt)arb,  Sn^iuifitor  132. 
Serquin  504. 
öertranb,  Srbl.  92. 
Söefe,  grt).  0.  531. 
Seffonieg  371.  372.  373. 
SSetoncourt  506. 
33e|!  547. 
S3e^er  519. 
Söetjneg  86. 
»iniet  374. 
»inlfelb  464—469.  470. 

471.473.495.534.570. 

574.581.589.624.632. 

635. 
SBinj  476.  477.  497. 
SBitru  (Teufel)  359.  360. 
Slanco  144. 
Slalquej  144. 
58Iö6er   S.  J.   76.   164. 

166. 
S3Ii)ffem  S.  J.  478. 
Sobieg,  ö.  XV. 
93omafftpio  81. 
SBommel  425. 
58ona,  f  rbl.  291. 
Sonanni  S.  J.  205. 
58onato  132. 
58onaoenturo  396. 
SonfioU  129. 
JBonifaä  VIII.  18. 19. 37. 

46.  52.  54.  593.  654. 

657. 
Sotiifas  IX.  29. 
Söonifas  XI.  22. 
«orgia  S.  J.  488. 
Söocno  159. 
Sorromaeug  Sari,  b.§Ig. 

58. 
93o&er  475. 
S3oune  509. 

S3raungberger  S.  J.  475. 
SBteba  425. 
»reäciani  S.  J.  330.  332. 

333.  340. 


Sricctug,  93.  öon  2:our§ 

268. 
»rieger  146. 
93rig'itta,b.§Ig.  295.  297. 
33rifc^ar  S.  J.  194. 
»rognoli  231—235.  574. 
Srotteauj  304. 
«rorrer  S.  J.  492. 
«rücf,  93.  t).  3Koin§  168. 
Srügion  372. 
33runo,  93.  ü.  Xrier  99. 
93runo,@torbanol27.165. 
93ueben^  97. 
93urcf)arb,  ©rf.  ö.  Dtben= 

bürg  112. 
Surc^arb,  93.  ö.  SSormg 

268. 
93urgarone  86. 
93urguete  132. 
93ujenbautnS.J.  223.249. 

6oboffo  88. 
Gabene  155. 
eabireta  131. 
Gaborna  322. 
Saeiariug  Don§eifterba(^ 

99.228—231.269.312. 

681. 
Gatijtul  III.   593.   694. 

695. 
Sampaneüa  485. 
Ganoä  154. 

Gaitifiug  S.  J.  487.  488. 
Ganug,  a}teldE)ior  144. 
GapQ»  440. 
Garbaunä  476.  477.  553. 

678—690. 
Garbucci  359. 
Garena  34.  58-61.  72. 

74.  79.  187.  469.  570. 
Garnejecc^i  124. 
Garpsoiü  387.  495.  624. 

625. 
Garrigliano  124. 
Gart^iana  241. 
Gafo  154. 
Gajpano  429. 
Gajftnig  594. 
Gaftelbon  132. 
Gafteüi  203. 

Gaftelnau  89.  133.  167. 
GoftiHo  237. 
Gastro  431.  574. 
Gatena  202. 
Gatinarig  129. 
Gauj  156. 
Gogaüo  49.  144. 


Gecco  157. 
Geüam  81.  92. 
Geraccio  129. 
Gerberuä   Xeufet;  505. 
G^oquet  95. 
G^orropique  505. 
G^^riftion    t.    ©u^firdien 

425. 
G^rtjfoftomuä  223. 
Gibo  220. 
Girce  490. 
Glaeifeng  164.  165. 
Glarij  288.  289. 
Glercq  100. 
Göleftin  III.  647. 
Gotign^  205. 
Golonna,  Srbl.  124. 
Gomo,  Srbt.  203.  206. 
Gonecte  124. 
Gongen  S.  J.  263.  470. 

481.  482.  490. 
Goppin  97. 
Gortegano  139. 
Gorte^,  Sonofo  7. 
Gortona  129. 
Gofta  132. 
Goftana  136. 
Gofterng  S.  J.  254. 
Gooarrubiag  197. 
Griäpi  366. 
Groc^et  510. 
Guba  154. 
Gueoa  139. 
Gummean  277. 
G^prian  b.  §Ig.  436. 

^(igojt  (XeuH)  508. 
Damiano  128. 
®aubenton  89. 
5)au§queiu§  448. 
Selaporte  373. 
Selrio  S.  J.  42.  223.  236. 

317.   441-464.   470. 

471.    473.    476.    490. 

495.    496.    497.    528. 

534.    552.    553.    555. 

570.    574.    575.    624. 

632.  635.  690.  691. 
S)ernbacf)  531. 
Sefibertuä  266.  268. 
Seja  139.  140. 
5)iana  34.  61—63.  79. 

196.417.570.674.675. 
Stefenbac^  63.  164.  166. 

167.    422.    473.    485. 

486.    487.    541.    631. 

682. 


712 


^ßerjonenöeräetc^niB. 


Siel  S.  J.  631. 
©ietricf)  t.  Äleoe  114. 
©ton^fiul  297. 
'Sobo  594. 
Söler  522. 
5^öUinger  189.  644. 
2)omin^ues  138. 
Sominici  241. 
Sominifug   b.  §Ig.   82. 

94.  167.  225.  320. 
Songo  231. 
Soniug  S.  J.  480. 
S)on  ^arlog  143.  374. 
2)onnet,  93.  ü.  Sorbeauj 

606. 
Soree  504. 
®omf)eitn,  93.  D.  93am» 

berg  536. 
S^orJD  119.  120. 
2!ouai§  35. 
2;ourabo  374. 
Sragoneti  88. 
2!rejel   S.  J.  470.  477. 

478.    481.    490.    552. 

553.  555.  570. 
2)ürer  387. 
Su^r    S.  J.    164.   441. 

451.    452.    473.    475. 

476.    477.    478.    479. 

481.    488.    495.    496. 

497.    498.    499.    551. 

552.    553.    555.    598. 

625.  689.  690.  691. 
2)ümortier  99. 
S)uren  532. 

(SBct^atb,  §.  ü.  3Sürt= 

temberg  407. 
gbeltn  503.  \.  Slbeline. 
ggbert  277. 
(Sgger  524. 
e^Iing  548. 
S{)renberg,  ßrnft  483. 
g^renberg,  S.  ö.  SSürj* 

bürg  483.  550. 
Si(i)enborfi  16. 
gibel  223. 
güag  122.  217. 
eiijabet^  o.  93at)ern  260. 
eiifabetb  ü.  ^nglanb  201. 

202. 
eiifabet^  b.  58aIoi§  145. 
©Hen^  S.  J.  535.  555. 
Srnbrinug  83. 
Sntmeric^,     ^ati).    252. 

291.    292.    293.    296. 

297.  300.  318. 


!  gmo  113. 
■  ©nbtgrueber  526. 
I  (Jrmengol  132. 
grmefinba  132. 
grnft  ö.  93aierTt,  S.  ö. 

SJtünfter  528. 
©ftraba  144. 
gugen  II.  273. 
Sugen  IV.  124.  219.  593. 

659.  695. 
guropa  220. 
göerarb  ü.  g^ateauneuf 

86. 
göerfiarb,  ©eorg  521. 
gijmeric  26.  34.  38.  40. 

72.  79.  132.  183.  185. 

388.    570.    574.    616. 

619.  671. 

^oBcr  608.  687. 
gabriciug  442. 
^acf)ineu^  581. 
galgairolle  257. 
gantineüi  129. 
%at>a,    93.  ö.  ®renobIe 

349.  351. 
gelten,  ^rofeffor  173. 
^erbinanbö.  33ai5ern261. 
gerbinanb  ö.  Stragonien 

68.  75.  135.  139.  140. 

642.  659. 
gerbinanb,  S.  ö.  9!Künyter 

528. 
gerbinanb  II.  461.  471. 
geriet  92. 
gerrari  66. 
gerrariuä  81. 
gerrera^  135. 
gerris  132. 
gicfer  171.  173.  179. 
gicfler  582. 
gigueroa  144. 
gineeg  122.  217. 
ginicella  502. 
gioraoanti  129. 
giic^art  387. 
glabe  492. 
glatignt)  266. 
glorentin,  (Srf.  o.  ^oU 

lanb  114. 
gloure  95. 
gömer,  95.  D.  93amberg 

534.  536.  541.  »42. 
goificomo  374. 
granco,  ^o'^ann  138. 
granco,  Suce  137. 
granco  S.  J.  375. 


graitg  SubtDig,  «ßfalggr. 

532. 
grana"üon9Iffi[i94.  286. 
granji^fa  SRomana  296. 
grangisfa   ü.  I).  ©afra» 

ment  298. 
granji^fu^,    granji^- 

faner=Snquifitor  87. 
griebricl  II.  ö.  58ranben= 

bürg  104. 
griebric^  II.  24.  25.  29. 

37.  38.  40.  46.  56.  168. 

170.    171.    173.    175. 

176.    177.    178.    183. 

185.    195.    610.    653. 

654.  655.  656.  657. 
griebric^n.t).^reuB.324. 
guente  140. 
gürftenberg,  93.  D.  Sßa-- 

berborn  528. 
gürfteners  529. 
gulfobiug  53. 
guijger  100. 

@oar   S.  J.   484.   485. 
565. 

GJabutiug  202. 

©aleajäo,    Setjog    boti 
Tlailant  659. 

&aim,  ®rf.  293.  370. 

©altgai  507. 

©alilei  635. 

©atoannu^  81. 

®alt)eä  642.  643. 

®amg  76.  164. 

®arcia  138. 

©arcia,  So^atw  144. 

©arba  159. 

©aribalbi  306. 

©arnier  504.  508. 

®arrici  162. 

©aufrebq  244. 

©Qufribi  506. 

©autiere  505. 

©eofroQ,   @rf.   ».    9Sen= 
I      bome  255. 

®eralbi  158. 

'  ®erarb,  93.  ü.  ©aljburg 
I     655. 
1  ©erarbi  219. 

®erf)arbll.,  93.t).58remen 

106.  107.  113. 
i  ®ering  544. 

®ertrub  b.  ölg.  295.  296. 

®eröafiu§  95. 

®frDrer  267. 

®^irlanbug  56. 


^erjonentjcrjei^nife. 


713 


©ieiebrec^t  267. 
(iiiffri  83. 

©obebert^a  b.  |>Ig.  282. 
©obefrebug,  S3iid)of  168. 
©öbelmann  497. 
®öi)aujen  625. 
©öppert,  graitä  519. 
mxu§  94.  231.  235  ff- 

264.    296.    317.    487. 

500.    570.    571.    630. 

631.  636. 
@oetf)e  387. 
©ograöiu^  529. 
©olfer,    93.    ö.   Srijen 

516. 
@on5aIe§  138. 
©onjaleä  S.  J.  205. 
@orä)en  435. 
©orf  527. 
©ottfrteb  ü.  Sujemburg 

129. 
©raefelb  371.  372. 
(Sreg'or  b.  @r.  265.  290. 

291.  295.  312. 
@regor  VII.  24. 133. 267. 

268.  273.  445. 
®regor  IX.  18.  19.  20. 

21.    23.    26.    28.    33. 

37.    67.    88.  92.   101. 

107.    109.    113.    114. 

115.    116.    117.    120. 

121.    122.    123.    167. 

168.    169.    171.    172. 

173.    178.    179.    215. 

216.    217.    285.    344. 

348.    378.    383.    384. 

611.    620.    621.    632. 

633.    650.    655.    684. 

689. 
©regor  X.  37. 
®regor  XL  22.  23.  28. 

30.  93.  178.  593.  659. 

695. 
®regor  XIII.  40.  41.  63. 

126.    168.    201.    205. 

206.  285.  675. 
©regor  XV.   256.   593. 

633.  665. 
®regor  XVI.  130.  212. 

286.  288.  323. 
®regor  ö.  5;our§  267. 
©reiffentlau ,      Äurfürft 

535. 
(Sremper  387. 
®rentere  100. 
®rien  387. 
©riUonbi  432.  434.  624. 


&xi\at    S.   J.   71.    164. 

188.  199. 
®rofinu§  448. 
®rou  S.  J.  313. 
©ruber  S.  J.  344.  345. 

346.    349.    353.    355. 

376. 
@rueber  524. 
®uoIa  171. 172.176.179. 
©uaneffi  258. 
©uarino  308. 
©uaftaöiQano  129. 
©ueranger  280. 
©uerctno  126. 
@ürt)  S.  J.  250. 
©uetiara  137.  144. 
©uibiü  308. 
©uiboni^  =  @ui,  i8ern= 

^arb  21.  26.  31.  34  ff. 

79.  87.  93.  158.  159. 

162.    176.    182.    191. 

194.195.196.259.570. 

670. 
©uillaume  le  Sreton  86. 
®uife,  ^erjog  o.  203. 
®ujman  20.  21. 

^aaS  584. 

^obofuf  594. 

Öac!§  356.  358.  359.  361. 

376.  377. 
öabrion,  ^bl.  661. 
|)0brian  II.  266.  273. 
§abrion  VI.  96.  97. 142. 

256.445.453.454.591. 

596.  661. 
^aeslin  399. 
|)ogen  104. 
datier,  93.   ü.  Salzburg 

370.  372. 
öaller,  ©imon  519. 
|)ammelmann  547. 
|)amnterftein  164. 
lanfen,  Sofep^  422.  510. 

591.  593.  595.  623. 
|)onftei:)n  30. 
öarnad  VII. 
©artlieb  502. 
|)arg{)eim  476.  477. 
^afoiükx^  505. 
Sauber  492. 
laupt  179. 
öoufer  519.  547. 
^efele,  93.  ü.  Otottenburg 

69.  76.  133.  134.  152. 

164.    192.    625-.    673. 

680.  697. 


|)egenmütler  479. 
|)eine  146. 
leinrief)  III.  133. 
öeinric^  IV.  144.  267. 
|)einric^IV.  t.  granfreic^ 

512. 
«peinrieb  VII.  178. 
ioeinricb,  58.o.5nbano89. 
'  191. 
c^einricf)  L,  S.  ö.  93re^Iau 

103. 
§einric{),  58.  ü.  9iegenl= 

bürg  103. 
^einric^  II.,  58.  t>.  ©trofe* 

bürg  104, 
^einrieb,  S  obn  griebrid^ 

II.  119.  122. 
§  einrieb,  $r§.  D.  93rabant 

114.  115. 
^einrieb,  ^rj.  d.  2otp 

ringen  28. 
|)einricb  0.  SJiailanb  178. 
|)einric^  ö.  ^Raborra  205. 
fiieü  S.  J.  489.  554. 
§enner  22. 
^enotf)  533. 
§ergenrötber,  £rbt.  164. 

167.265.497.625.627. 

628.  682. 
|)errerra  144. 
Iierresuelo  144. 
Wertung  235.  570. 
5)ettinger  7. 
|)e|Ier  518. 
§ilbenbranb    264.    266. 

270.  274. 
©iüebranb  531. 
|)incmar,   93.  ü.  Üteim^ 

264.  270. 
Öinj^iug  590. 
§ipi)ocrateg  458. 
|)iri^  547. 
5iobi^  532. 
|)ÖB  251.  252.  291.  295. 

300. 
©oE  558. 
fioEroecf,  «Profeffor  200. 

667-678. 
Öoigmann  518.  547. 
|)omer  458. 
§ompefcb,  ®rf.  370. 
öonoriug  III.  25.  26.  91. 

173.  286.  650. 
©onoriuä  IV.  657. 
|)onoriug,  58.  541. 
topfen  624. 
|)Drn  536. 


714 


^erfoncnöerjeic^mfe. 


^ornung  519. 

ÖDuffeau  97. 

§oje^  154. 

ipugo  b.  §lg.  243. 

^ugo  586. 

^ugo  ö.  (£gin§f)eim  278. 

|)ugDnibu§  161. 

feugueg,  93.  ö.  5lujerre85. 

§utft  96. 

JuTtalbi  83. 

ßunger  581. 

§urter  S.  J.  7.  315.  464. 

478.  636. 
^ux)ämarm§  333. 

QacohS  530. 
Sacquier  574.  594. 
Safob  ö.  Stragonien  132. 
Safob  I.  ü.  (Snglanb  202. 
Safob  ö.  93rabant  219. 
Safob  o.Äömg§f)ofen  267. 
Satob  ü.  Straelen  424. 
Safobo  ba  aSre^cia  157. 
Sanffen  69. 164.441.471. 

473.475.481.486.497. 

590.625.628.629.630. 

682.  693.  694. 
^atertiier  318. 
Scanne  b'Slrc  420. 
Seiler  251.  252.  291. 
Sepe§  138. 

Sgnatiulb.§Ig.240.317. 
Snfeffura  502. 
Sngeburge  259. 
Snigo,  $8.  ü.  ©eöiao  70. 
SnnojenS  III.  18.  20. 21. 

22.  24.  25.  41.  43.  53. 

56.  59.  80.  86.  89.  90. 

91.  94.  166.  168.  169. 

170.172.193.197.259. 

286.  291.  319.  648— 

650. 
SnnojenS  IV.  20.  21.  24. 

27.  37.  46.  47.  49.  54. 

67.  93.  177.  193.  197. 

572.  618.  653—655. 
Snnosen^  VI.   26.  221. 

659. 
Snnojeng  VIII.  24.  70. 

93. 139.  192. 196. 198. 

219.220.232.256.344. 

348.384.388.422.423. 

445.453.454.469.486. 

493.498.500.516.574. 

577.579.580.591.593. 

596.611.625.626.627. 

628.630.631.632.633. 


636.660.673.676.683. 

684.687.689.690.698. 
Snnoäcng  IX.  63. 
Snnoäeng  XI.  285.  286. 

532.  665. 
SnnDjeng  XII.   21.    66. 

205.  632. 
Snftitorig  183.  196.  385. 

387.423.425.427.443. 

449.464.496.516.534. 

566.570.574.576.577. 

624.628.631.636.670. 

688. 
Sotiann  XXI.  445. 
Sodann  XXII.   32.   35. 

87.  217.  218.  219.  257. 

262.285.344.348.404. 

405.445.449.453.481. 

593.611.633.658.695. 
So^anneg  «ßetru§,  trbl. 

662. 
Sofjannel,  Srbl.  662. 
Sodann  ö.  SRec^eln  425. 
Sodann  Xinftorii    100. 

594. 
Sodann  SBincenttuä  101. 
Sofiann  ü.  gran!furt  100. 
Sol^ann  t5on  ©anft  ^eter 

156. 
Soi)ann     93urc!^atb     ö. 

(Strasburg  501.  502. 
Sof)anna  ö.  Spanien  143. 
So^annel,      SSalbenjer* 

^rieftet  105.  269. 
Sodann,    58.   ü.   2nbid 

107. 
So'^anneä  Sejtor  81. 
Soljonne^  ü.  SBallumbrojo 

268. 
Sodann,  93.  ü.  9Sincenja 

107. 
Sorban  101. 
Sorbanäu§476.477.497. 
Sofua  123. 
SfabeUa  to.  loftilien  68. 

69.  75.  135.  139.  642. 

659. 
.Sjarni,  Diamunbu^  83. 
Siarni,  SBil^elm  159. 
Suliug  II.  71.  139.  454. 

591.  596.  698. 
Suliu§III.  287. 445.454. 

662. 
Suniul,  Stnna  542. 
Suniu^,  93rgm[tr.  0. 93am- 

berg  537. 
Soo  158. 


ßoltner  121. 

§^amp  425. 
Äannemann  104. 
Äant  586. 

tarl  II.  b.  Spanien  149. 
tarl  IV.  29.  30.  178. 
Karl  V.  72.  96.  97.  98. 

141.  199.  677. 
SfarIIX.ö.?5rantreic^204. 

205.  206.  465. 
SiarIX.ü.gran!rei(^336. 
fori  b.  ta^Ie  274. 
tarl  ü.  SJlä^ren  658. 
Sari  2I)eobor  ü.  «Pfal§* 

Sieuburg  263. 
^a\pax  518. 
Jtot^arina  öon  93ologna 

318. 
f  att)orina  b.  Oenua  295. 
Äat^arina  b.  2Jlebici  204. 
Siat^arina  ©auba  88. 
Raulen,   «ßrofeffor    167. 

193.265.487.498.625. 

682. 
Sau§  485. 
temnat  577.  594. 
Äerling,  9»altl)er  29. 
mtmtnä  IV.  21.  22.  27. 

37.   51.  54.    67.    177. 

193.  195.  197.  657. 
ÄlemengV.  19.  31.  67. 

617.  694. 
SIemen§VII.71.97.139. 

285.591.593.596.662. 
Siemens  VIII.  126.  212. 

261.  287.  454.  664. 
memenäX.202.285.286. 
Siemens  XI.  202.  285. 
Ileutgen  S.  J.  221. 
Snoa  548. 
tnoj  204. 
Äogler  517. 
f  olic^  425. 
Äonrab  b.  2Karburg  117 

bil  123.  609.  650.  651. 
Konrab  b.  ^orto,  fiegat 

117. 
^auB  33. 

Kreittmatjr  573.  583. 
Jtroten  547. 
Äünjle  301. 
Sumgunbe  b.  §Ig.  267. 

Sababta  641. 
Sabart^e  503. 
fiac^a  460. 
SacroiE  S.  J.  249. 


^erjonenbcrjei(^niB. 


715 


£agu§  521.  581. 
Soltanhul  15. 
Samberg  537. 
Sombert  423.  425. 
fiombrec^t  547. 
Song  261.  519. 
Sonja  322. 
Sateou  318. 
Sourenttul  S.  J.  193. 
Soutnet  532. 
Sot)mann  S.  J.  188.  249. 

473.    474.    475.    476. 

477.    490.    496.    497. 

528.    552.    553.    555. 

570.  574.  575. 
Sohnes  S.  J.  487.  488. 

490. 
Sojonig  255. 
Sa§äorelcf)i,  93.  ti.  9ieo= 

coejorea  370.  374.  375. 
Seo  146.  147.  618.  643. 
Sebo  220. 
SeI)m!u!)I  S.  J.  250. 498. 

499.  609. 
Seitjc^u^  542. 
Semmi  (Teufel)  358. 
Seniolg  503. 
Seo  m.  273. 
Seo  IX.  278. 
Seo  X.  24.  71. 139. 192. 

198.256.453.593.636. 

661.  673.  677. 
Seo  Xni.  131. 155.  220. 

221.222.252.285.286. 

288.289.300.302.323. 

344.346.347.358.359. 

363.364.367.369.378. 

379. 
Seo,  änton  430. 
Seo,  33.  0.  Eatonto  265. 
Seo,  f^ronj  431. 
Seofobio  127. 
Seopolb  VI.  ü.  Deftetreid) 

102. 
Se§<)inofje  156. 
SeUiug  S.  J.  223. 
Setotüe  608.  687. 
Sibetatore  S.  J.  606. 
Sic^tenftetn,  93.  ü.  DImii| 

532. 
Sieb  S.  J.  251. 
Siguori  222.   224.   249. 

291.  314. 
Simborc^  35.  158. 
Stnbinier  307.  309, 
Sinbmai}r  295.  296. 
Singarb  7. 


Slorente  132.  134.  139. 

642.  643. 
Sooijo,  Srbr.  143. 
Soe  17. 

Söper  S.  J.  494.  555. 
Söwenftein  368. 370. 371. 

374. 
SofoteEi  129. 
Songo  375. 
Soog  496.  497.  588.  589. 

590. 
Sooj  123. 
Soreüi  93. 
Sot!)orII.  270. 
Sot^or  ü.  Sottiringen  266. 
Souig  W^ipP  336. 
2ot}oIa,  Sgnotiui  240. 

317. 
Sucö  532. 
Sucero  140. 
Suciul  III.  24.  269.  274. 

647. 
Suboüifi  129. 
Subiüig  n.,  §.  0.  93aiern 

28. 
Subtt)ig  ü.  ßoligo  28. 
SubwigVm.  ö.gronfreid) 

26. 
SubroiglX.  b.  gronfrei^ 

26.  656. 
Subroig  XVIII.  305. 
Submig,  ^Kic^oel  237. 
SubttJtg,  @rf.  ö.  gtooen^* 

berg  114. 
Subw'ig  ü.  2;f)ünngen  230. 
Sugo  S.  J.  223. 
Suit^)ert,93.ö.3!Kain5274. 
Suitpronb  268. 
Suitworb,  93.  ö.  9SerceIIt 

268. 
Sufrejio  93orgio  501. 
Suppere  509. 
Sut^er  3.  223.  446.  622. 

661. 
Sujemburg,  ^erjog  öon 

509. 

SKöi^cretitiuä  S.  J.  482. 

570. 
aKobruäso  516. 
mäxi  585. 
SJiognoni  429. 
3Kaier  519. 
3Jiaiaot  506. 
gjtoir^ofer  S.  J.  471.  581. 
gjtoiftre  7.  164.  166. 
Wainnlt  130.  164.  626. 


mataxin^  393. 
5Kommotinuäb.§Ig.282. 
aJlomoril  435.  438. 
9KanaräuiS.J.236.442. 
SDianning,  Ärbl.  7. 
SJlonrique  154. 
gjionäella  129. 
ariorbocläuä  123. 
gjiorefio  125. 
S!Jlorgoret^e  b.  |)Ig.  253. 
S!Kargoret{)e  lo  $orete  89. 
SD'largoret^ebe©.  ©tefono 

144. 
2Jlargarett)et).93aIoi§205. 
ajiorgiotta  358.  359.  370. 

377. 
SOtorioStnno,  (Jrätierjogin 

261. 
2)iarta  oonben®ngeIn297. 
SKoriagronji^fo  üon  ben 

'^eiligen  5  3Sunben295. 

296.  297. 
gjioria  gKogboIeno  255. 
ajJorio  «Renoto  484. 
SÄariano  S.  J.  75.  131. 
SDlorie=Sutie  t)on93ourbon 

149. 
aKorinob.  (ggfobor  297. 

316. 
Wart  548. 
Wlavt  %min  678. 
aKorotto  307. 
gjiarrono  260.  261. 
gjiortene  271.  273. 
ajiorteng  193.  267. 
ajiortin  II.  445. 
ajiortin  IV.  92.  657. 
gjiartin  V.  502. 503. 593. 

659.  695. 
SKartin,  93.  0.  ^oberbom 

130. 
aßortin  265.  505. 
ajiortines  374. 
gjiortiniuä  S.  J.  58. 
SOZartino  68.  69. 
ajiartinug  100. 
2Jioruau0  219. 
ajiot^otial  122.  217. 
matt\)ia§  261. 
gjiouronb  191. 
ajlaurelli  159. 
SJiouroceno  191. 
aJioEimiüon  I.  388.  425. 
ajiojtmilion  I.  ö.  93atem 

260.    261.    262.    263. 

455.    470.    477.    481. 

482.  581.  582. 


716 


^erionenöeräet^ni^. 


iKojimin   b.  §Ig.    302. 

303. 
SKajimug,  33.  ö.  Salona 

265. 
2Jtaqenne,  ^enoQ  ö.  203. 
2«at)r  S.  J.  251. 
ajJajarin,  ^rbl.  509. 
9[)ie^t{)Ube  ö.  aJlagbeburg 

295.  296. 
3[Kec^tJ)iIbt§'  b.  |)Ig.  295. 
2«ebarbu§  b.  5)lg.  282. 
gKeiienbein  466,  467. 
gjielanc^t^on  224.  446. 
gjlelania  302.  303. 
aRelc^erg,  ^rbl.  371. 
2Rengt)itit    21.    34.    66. 

632. 
Smengo  351.  435.  439. 
SKennaä  265. 
ajiercabier  31. 
aJJerfurtan  S.  J.  478. 
ajlerula  129. 
aJletä  584. 
SDleicfiler  S.  J.  221.  317. 

318. 
mma  S.  J.  164. 
SJtic^aet  87. 
3[Jitcro  128. 
aJiiefen^jäd  525. 
minna  129. 
SKinnicfe  192. 
SRirabeau  324. 
5Kiranba  144. 
SKobegnano  659. 
gjlörl  318. 
2RoIene§  137. 
aKoIino  S.  J.  554. 
moünkx  32.  81.  619. 
9ÄoIttori§  485.  486. 
moUio  124. 
31RontaIembert  7.  16. 
5!JtontI)iaet  509. 
gjionti  124. 
5DfioraIe§  154. 
moxxUo  68.  69.  660. 
gjiorts,  SnQuifttor  142. 
SJionnoiron  94. 
gjioroni  130. 
aßofeg  122.  217. 
gjioija  129. 
5müIIer  616. 
SKuIceone  161. 
gjlunbbrot  S.  J.  482.  489. 
aßunforb  S.  J.  298. 
SlKurmanu  536. 
Sdhimer  485.  486. 
9KufteI  374. 


9?flflcl  519. 

Napoleon  I.  324.  336. 

Dkpoleon  III.  306. 

gjatona  241. 

g^etjon  325. 

3lm  204. 

9iero  136. 

9ieu^aul  658. 

^idd  S.  J.  480.  494.  553. 

SJiicfl  522. 

9?tber  398. 425. 426.  576. 

577. 
^iiberberger  525. 
gjiemöüer  S.  J.  475. 
Slieremberg  S.  J.  313. 
mtolau§  I.  274. 
gjifolaug  IV.  37. 191.673. 
3liMan§  V.  407.  593. 
g^ifolaug  ö.  SSenrai)  425. 
aZifoIaug  132. 
Dlorfolf  203. 
3lu%  530.  531. 

Dcantpo  144. 

Dcana  138. 

Dbegcalc^i  126. 

Dliöa  83. 

DUöertuä  S.  J.  447. 

Drefitt  306.  307.  309. 

Dropeja  643. 

£)tpijtu§  458. 

Drjini  76.  328. 

Drtega  144. 

Drtf)  530. 

Drtiä  374. 

Domo  148. 

CliDotb,   ^tofeffor  626. 

630. 
Ott  251. 
Otto  III.  ®rf.  ti.  ©elbern 

114. 
Dtto  IV.    25.    28.  104. 

169.  319.  649. 

^oor  289. 
^aceüi  375. 
^ac^ommg  315. 
^ac^tler  S.  J.  321.  323. 
^abiUa  144. 
^^aganusäi  374. 
^aJDt  504. 
^alacio§  154. 
^deario  125. 
«ßalub  506. 
^aromo  21.  73.  500. 
$arbo  442. 


481. 
625. 
631. 


130. 
197. 


289. 


«Parocc^t,  Srbl.  364.  365, 
$afcf)alil  II.  24.  646. 
^agquoli  124. 
ißartor,  <ßrofe[for  63.  69, 

134.    164.    165.    441, 

471.    473.    475. 

486.    497.   590. 

628.    629.    630. 

682.  693-699. 
«Batrisi,  Ärbl.  640. 
^aui  II.  695. 
^?aul  III.   71.   76. 

285.  456.  662. 
^aul  IV.  63.  129. 

662.  663.  664. 
«Paul  V.  212.  286 

290. 
$aul,  3rpDfteI  277. 
^aulfjen  VII. 
$05  142. 
^ebroja  144. 
$egna  40.   42.   43.   44. 

45.    46.    47.   48.    49. 

50.    54.    55.    56.    57. 

184.    185.    187.    197. 

198.  646.  650.  675. 
«Ißegueä  374. 
^elagiug,  ^ap^t  265. 273. 
^eltffo  80.  83.  167.  604. 

609.  614. 
^ennonug  440. 
$epi  502. 
^epin  257.  258. 
^ereilt  640. 
$eres  144. 
Pergola  129. 
^erini  125. 
$erag  161. 
^errone  S.  J.  247.  250. 

464. 
$efc^  S.  J.  164.  498.  683. 
$eter  o.  3Iragonien  131. 

170. 
$eter  maxtt)t  140. 
^eter  ö.  tjl  maxctM§  86. 
«Petra   Santa  S.  J.  79. 

188.  570.  672. 
5ßetrug,  ®ominifaner=Sn=^ 

quifitor  103. 
^etruä  ü.  $ßerona  311. 
^faunbler  515. 
^ij'üipp  2Iuguft  ü.  granl- 

reicf)  92.  259. 
«Philipp  II.  72.  98.  144. 

145.  202.  203. 
«Philipp  IV.  149. 
^i^mpS  130.  264. 


5]Ser^onent)er5ei^nif 


717 


^]:sianori  328. 

^vtccarb  508.  509. 

^:i:HCcmi  306. 

'iiidiler  515. 

^4>tco  bi  SDliranbuta  387. 

485. 
"^^ierret  375. 
'^ih  356.  357. 
i'inbor  458. 

Wm§  II.  422.  593.   695. 
t^m§  III.  139. 
i^ul  IV.    52.    78.    129. 

130.  454.  664. 
«ßiug  V.  21.  59.  63.  78. 

124.    129.    130.    197. 

201.202.204.212.285. 

286.  465.  664.  667. 
«ßiuä  VI.  288.  290. 
^m§  VII.  212. 
^iu§  IX.  XV.  82.  212. 

222.    285.    288.    289. 

302.    303.    305.    323. 

488.    609.    640.    643. 

687.  698. 
«ßoifel  520. 
«ßolattco  S.  J.  488. 
^olonat^iul  140. 
«Ponce  148. 

«Ponte  S.  J.  313.  316. 
^ontiug  82. 
i^Dn5tmbiu§    578.    596. 

597. 
'i^orrol  142. 
'i.'orte  505. 
^i^DUÜet  97. 
i^oäso  129. 
'i^rierial  574.  594. 
'i'roaubo  159. 
Wölä  523. 
t^iiecfjperbut  81. 
i^uloer  519. 

dueiran  509. 

9iobint:=3;ebegcf)i  375. 
9iae§felb,  58.  tj.  mün\kx 

528. 
Staimonbi  160. 
Siaimunb  be5alguario92. 
Kaimunb  ü.  ^ßennaforte 

20. 
9iaiinunbt).2;DuIoujel67. 
^Raimunbug  82. 
atamolb,  33.  ö.  min  99. 
SRamireä  448. 
S^ampotii  516. 
5Ranfe  76.  267. 


Stapine  255. 
9f{ogenftein  546. 
SRatjnaub  S.  J.  188.  671. 
«Ratinalbuä  659. 
9tecf,  t.  b.,  S.  ö.  ^aber- 

born  494. 
9tecorbi  259. 
gteiffenberflS.J.490.492. 

493.  555. 
JReinofo  144. 
Üxemigiuä  518.  624. 
9ienbi  344. 
gtensil  129. 
Siejpim  374. 
$Reuic^  318. 
mi)o  227. 

9iibabeneira  S.  J.  315. 
«Ribera  149. 
Üticci  S.  J.  490. 
Üiicbwb   öon  ©an  @er= 

mono  172. 
giic^arba  267. 
Siebter  494. 
Slifatba  159. 
aticfiug  274. 
giibolfi  202.  203. 
me^kx    100.   261.   382. 

474.    486.    520.    576. 

586.    587.    618.    681. 

682. 

mii§mt  96. 

«Riog  144. 
«Ripotl  112.  117. 
JRiüe,  be  la  374. 
fRobert,  @rf.  ü.  glanbern 

24.  641. 
SRobert,  2)onttnifaner=3n= 

quifitor  88.  95.  652. 
«Rocc^etto  129. 
$Robrigo  67.  72. 
9iobrigueä  S.  J.  313.  314. 

315. 
SRobt)  630. 

SRoaer,  93.  ü.  Sfiatong  84. 
gtoilanbuä  81. 
'iRomarm§  19. 
fRojentfial  533. 
gtofignoli  S.  J.  318.  319. 
JRo^foff  388. 
Stoftegut)  512. 
5Rotent)an  546. 
9iotf)  547. 
«Roja§  144. 
gto>5aä  51. 
giubotp^  II.  261. 
«Ruc  505. 
giung  527. 


$Rurart  269. 
3iuting  490. 
gitttjc^er  544. 

Soct^ittt  S.  J.  480.  481. 
555. 

Sac^g'  578. 
©alaä  142. 
(Salato  129. 
Salaoert  31. 
Salm  533. 
Sanceriuä  82. 
San^e  31. 

(Bancbej,  ©ominifua  144. 
@ani^e§,  F^ranj  136. 
Sandes,  Qoftann  144. 
©anc^ej  S.  J.  234.  554. 
Sanbooal,  58.  ü.  $ampe= 

luna  143. 
San  maxtin  660. 
Santo  Domingo  137. 
Santo  oat  154. 
Saptjira  655. 
Sarbi  366.  375. 
©arrati  93. 
©atorie  518. 
©auter  164.  630.  631. 
©atjn  123. 
Scaöiul  425. 
©d)eeben  298. 
©cberer  S.  J.  478.  479. 

481.    490.    552.    553. 

555.  570. 
Sc^ieler  425. 
©c^legel  7. 

Scbmöger  252.  291.  300. 
Scbneiber,  SRatttjias  529. 
Scbneiber,3eöl.2?iar.222. 
Schober  581. 
Sc^önfelb  100. 
Stramm  237. 
Schreiber  518. 
Srf)ubart  267. 
Sc^roägelin  551. 
Schwaiger  525. 
Sc^ftarg  548. 
©d)tt)ar5  372. 
Sc^warjenberg  30. 
S^njeiger  518. 
Sdjttei'tart,  turfürft  535. 
Sd)tt)en!  519. 
©d)trerbt  545. 
©erap^ine  297. 
Sejo  144. 
©fiafeipeare  387. 
©ibic^o,  58.D.©peier267. 
©icfel  699. 


718 


^erionentiersei^nife. 


©igfrib    üon    23alnf)uftn 

i2i. 
@tgfrib,S.b.9!Jiainäl22. 
Siiaini  307. 
©ilDefter  IL  445. 
©imar,  33.  o.  ^öln  626. 

682. 
Simon  =  beE'  £)\a  585. 
Bixtn§  IV.  68.  69.  70. 

75.  133. 135.  139.  422. 

593.    659.    695.    696. 

697. 
©ijtug  V.  73.   78.  126. 

130.    153.    202.    256. 

289. 
Smaragbuä  b.  |)Ig.  315. 
(Sntet  S.  J.  VII. 
Solaro  374. 
Solban,  §eppc  502.  631. 

681. 
©omnoata  241. 
©oria  154. 
©otelo  144. 
©paba  127. 
©pee  S.  J.  471.  487.  489. 

497.  551  ff.  595.  616. 

617.  625. 
©tiengler  518. 
©pina    428.    574.    581. 

595.  596.  624.  635. 
©mittler  139. 
©^renger  183.  196.  385. 

387.    423.    427.    443. 

449.    464. 


©tolberg  7. 
©tüber  547. 
©türmet  547. 
©uarej   S.  J.   58.   223. 

246.    254.    396.    554. 

528. 
©üe  333. 
©ürin  S.  J.  313. 

Saigi  298.  299. 
Xamburini  S.  J.  223. 
Xanner,  3(bam  S.  J.  188. 
471.    473.    474.    475. 
490.    496.    497.    553. 
570.  625.  671.  681. 
Xanner,  9Jlattt)iag  S.  J. 

237 
Zanon  172.  270.  618. 
Sojil  301.  343.  344.  345. 
346.    347.    348.    351. 
353. 
364. 
371. 
377. 


355. 
367. 
372. 
378. 


359. 
368. 
373. 
436. 


566 
576 
631.    635. 


496. 
570.  572. 
577.    624. 


636. 


534. 
574. 
628. 
670. 


©tab  547. 
(Btampa  435.  441. 
©teinarfier  545. 
©tein^uber   S.   J.    301. 

534.  536. 
©tensel  S.  J.  483. 
©tengel  267. 
©tep^an  V.  274. 
©tep^an,  33.  ü.  Sranbetts 

bürg  104. 
©te^j^an,  93.  o.  Xouxmt) 

89. 
Skpiiant).  ?Jarbonne640. 
©te^ana  191. 
©ter^inger  584.  585. 
©teub  531. 
©tetiatttug  S.  J.  581. 
©t.  Sure  S.  J.  313. 
©tocf  285. 


352. 

363. 

370. 

374. 

690. 
Sengler  580. 
Xertutlion  15. 
Xerraeforen  S.  J.  320. 
Seutberga  270. 
2;t)eobor,  93.  ü.  Kanter^ 

buri)  265. 
Sfieobuin,  93.  ti.  Süttidi 

84 
S^erefta  b.  §Ig.  317. 
%ijkt§  256.  289. 
Ziioma  519. 
Sfiomaä,  ^rbl.  662. 
%i)oma§  0.  Äempen  314. 
S^omaä    ö.    (2d)ott{anb 

424. 
S;f)uagne  501. 
Sitelmanä  98. 
%Dbia§  458. 
Soneneä  131. 
Sorquemoba  70.  72.  75. 

135.    152.    640.    644. 

660.  696.  697. 
Xorrefani  516. 
Softatuä  594. 
Sra^miera  643. 
%xdt\6)U  VII. 
2;reifeno  178. 
Sritf)emiu§     117.     269. 

485.  486. 
Slrummer  561. 
Zubaitain   Teufel)  356. 
Züxd  S.  J.  492. 


Siuntcio  159. 
Sugcug  176. 

Ulrit^  ü.  Solingen  425. 
Urban  b.  §Ig.  114. 
Urban  II.  167.  168. 169. 
Urban  IV.   24.  37.   45. 

46.   47.   67.   76.  177. 

197.  656. 
Urban  V.  28.  29. 
UrbonVIII.  58. 187. 671. 
Urgel  131. 
Urfinug  205. 

«oIbe§  143.  144. 
SSalentia  S.  J.  470.  471. 

490.    496.    552.    555. 

570.  581. 
aSalenjuelo  154. 
9SaUoUa  241. 
$8al{enberger  548. 
aSaluffi,  93.  ö.  Srient  370. 

374. 
aSafaro  205. 
9Saäqueä  S.  J.  223. 
9Saug^an  301.  343.  359. 

363.    364.    367.    370. 

371.    373.    374.    375. 

377. 
SBauIj  244.  570. 
«eüiug  58. 
58erbuneto  161. 
aSering  193. 
SSeme  362. 
SSemoig  506. 
S5eraid)t  366.  375. 
$8euiIIot  7. 164.  608.  687 
3Sibero  144. 
aSiepecf  261. 
9SigiUu§,  ^apft  265. 
^tgnate  431. 
9Siftor  m.  266.  268. 
SSiüaba  137. 
SSinett  594. 
9Sircf)on3  XII. 
SSilconti  594. 
SSifta  128. 
9SiteEegcf)i    S.   J.    489. 

553. 
aSiteCi  203. 
SSiteEiug,  Ktbl.  129. 

35?a(^tcr  261. 

SBabbing  87. 

SBäc^ter  382.  565.  576. 

Sogner  548. 

SBalber  357.  360.  362. 


^erfonetttier5et(f)ni§. 


719 


aSotbrobe  266. 
SBalter  519. 
SBattenbad)  103. 
SBajon,  33.  ö.  Sütti^  84. 
2Betngartnet  525. 
Seßeinäierl  524. 
2öefterftetten,  58.  D.  dii}-- 

ftätt  489. 
ilßei)benbufc^  548. 
28tIf)eImV.ü.93aient261. 

470.  471.  581.  582. 


SBil^elm  IV.    ö.   Süüd) 

114. 
2Büt)erm,    93.    ö.    ^öln 

253. 
SBil^eim,  93.  ö.  9«obeita 

113. 
mii\äm,  93.  ö.  5Retmg  95. 
2Stnbt  517. 
9Big legten  30. 
SCßoIfgang=2BiI^eIm     öon 

$faIä»9Jeuburg  523. 


SSunbt  545. 


XimcneS,  Krbl.  140. 141. 
697. 


Bcrbino  129. 
Sefi  525. 
Binbecfer  581. 
Bnidel  545. 
Sola,  93.  0.  Secce  302. 


Drtöi^erjeic^ttig. 


StbenSficrg  577. 
SIgen  509. 
2I^rroetIer  275. 
Slij  88.   170.  255.  506. 

507.  648. 
mU  31. 
m\ttx  532. 
Sllgier  336. 
Sllmeria  140. 
mttm\6)  115. 
SImberg  523. 
Stmer^ttJei^er  518. 
9rmien§  254. 
Slngermünbe  104. 
Stngermutib  534. 
Singers  256. 
2Intiocf)ien  133. 
2InttDerpen228.255.820. 

442. 
SIpt  94. 
Siragonien  20.  40.  67.  70. 

72.  132.  642.  651.  660. 
Strgentiere  93. 
Slriminium  241. 
SIrleg  25.  86.  88.  648. 
Slmftabt  30. 
SlrraS  85.  89.  94.  95.  96. 

100.101.260.270.503. 
Slr^enc  258. 

SIfcf)offenburg  475.  522. 
SIuc^  648. 
SlugSburg  445.  520.  527. 

528.  581. 
Slujerre  85. 
STöignon  24.  25.  86.  94. 

219.  648.  664. 
Slüignonet  640. 
Slüila  137.  138. 

Särwatbc  104. 
aSaiern   460.   465.   470. 

471.  520-528.  580  ff. 

586.  682. 


^Bamberg  5.36  ff.  550. 
Barcelona  131.  150. 
93afe(  404.  405.  426. 
Seautaiä  190.  507. 
SBebBurg  492. 
^Belgien  94.  99.  443. 
aSeliin  104. 
93enuno  123. 
93erg  31. 
Söergamo  25.  243.  245. 

429.  430. 
aSerlin  295.  356.  367. 
93ern  398. 
aSefancon  86.  653. 
Sesier'l  87.  90.  92.  148. 
58iberac^  520. 
93teüre§  504. 
Silftein  533. 
g3i)d)Dfl{)eim  266. 
58öf)men  102.  443. 
58oifft}  505. 

Bologna  242.  256.  440. 
33onn  230.  487.  532. 
Sorbeauj  35.  506.  509. 

608.  687. 
93ourg  306. 
58ourgeg  256.  417. 
93ourgogne  93.  509. 
33DUDigne§  96. 
SBojen  320. 
93rabant  30.  95.  113. 
SSräunlingen  519. 
SSrafiüen  445. 
SBraunfdjttJeig  30. 
Sreifacf)  398.  400.  404. 
33retlgau  117.  516. 
SBremen  28.  29.  106. 107. 

113.115.176.384.423. 
SBreScia  25. 171.179. 192. 

397.    460.    660.    661. 

662.  673. 
93reälau  102.   103.  460. 

531. 


S3rie  509. 

33rijen   397.   445.    514. 

516. 
S3rooflt)n  328. 
Srügge  321. 
Srüffet  96.  367. 
58uc{)el  399. 
SSürget  535. 
Sungi  459. 
58urgo§  136.  152. 
93urgunb  653. 

6obriere§  94. 

©ajeta  448. 
eaIaf)orra  139.  142. 
Salcutta  356. 
dambrai  84.  88.  95.  96. 

260.  269. 
Eambribge  285. 
ßamponien  265. 
Sampo  bi  giore  127. 
ßanoffa  267. 
Santerburt)  265. 
Eapeftanq  87. 
(Sapossi  306. 
Garcaffonne  32.  33.  81. 

85.  87.  91.  140.  162. 

225.  259. 
©afino  172. 
Saffer  91. 
(Saftro  241. 
Satania  265. 
eaüaiaon  93.  94. 
ef)alDnä  84.   243.   255. 

266. 
e^atü  506. 
Et)ampagne  88. 
G^anac  259. 
e^arlefton  356. 
eiteauj  133. 
Siubab  real  136. 
Slairac  509. 
eieremont=®effoug  259. 


DrtSöerjeid^niB. 


721 


SIermont  31.  257. 
Soimbra  461. 
Holmax  518. 
eomo  393.  398. 401.  418. 

429.  571. 
ßorboDo   139.  140.  149. 

150.  151.  154. 
Koulontmier^  505. 
ßremona  454.  469.  661. 
Ereuüre^  505. 
Kuenca   139.   144.   149. 

150.  151. 


^onit  405. 
2)ou^f)ine  93. 
2)eutic{)tanb  28.  99—123. 

178.    179.    215.    289. 

301.    384.    418.    443. 

454.  514  ff.  651. 
®e§a  448. 
5)ieburg  535. 
S)iemeringen  518. 
©ietrid^lroalbe  318. 
©illingen  522. 
S)tngoIfing  525. 
2)ittDn  §all  449. 
S)ijinube  447. 
®oIe  506. 
®Dnau»örtf)  522. 
Sortmunb  367. 
®ortrecf)t  100. 
5)ouai  44.  88.   89.   95. 

100.  506. 
Dublin  128. 
Dülmen  293.  300. 


©brebwit  88. 

©couon  89. 
©beffa  133. 
eicf)ftätt  200.  263.  489. 

522.  527.  581.  667. 
gimbed  30. 
einfiebeln  409. 
gaingen  522. 
©Utrangen  522. 
glfaß  117.  516. 
(Smbrun  88.  93. 
(änglonb  113.  443. 
@nfigf)eim  518. 
(Jrbing  526. 
(Srfurt  100.  121. 
©fd^enlo^e  520. 
gico  152. 
eoreuj  500.  503. 
©jaeten  313.  346. 


%acnia  169.  694. 

gQlfcnJralbe  104. 
gelbtircf)  331. 
gerrara  319.  429.  430. 
glamste  300. 
I  gianbent  85.  95.  98. 113. 

447.  449.  507. 
iglorenj   157.   169.   178. 
I      186.    221.    268.    606. 
f^oligno  296. 
grandie  ßomte  504. 
granfreid)  80—94.  178. 

285.    289.    305.    443. 

454.    503—510.    652. 

659. 
greiburg  33.  518. 
greifittg  399.  525.  527. 

572. 
greijfhiierel  93. 
greitüolbau  531.  532. 
grieiarf)  176. 
gulba  530. 

@oi0ling  523. 
©annifc^  520. 
©arften  103. 
®ent  98.  321. 
®enua  241.  375.  458. 
©erolg^ofen  549. 
©er^tüolbe  104. 
®ibraItor  356. 
©labbac^  534. 
®oa  32.  151. 
©oslar  99.  117.  192. 
®DUba  588. 
©ranaba  32.  140.   148. 

149.  150.  151. 
®rag  235.  261.  441.  460. 

461. 
©renoble  349. 
®roBfrD{;enburg  535. 
®roB-22übiier  104. 
©rüneberg  104. 

^oflg  ;33otern;  525. 
§Qog  i|)onanb}  96. 
|»agenou  399.  417. 
§aibau  524. 
§all  520. 
Hamburg  561. 
Iiomntelburg  530. 
§artberg  103. 
«pattfiabt  518. 
|)eimfel§  515. 
ßcmmel^famper  35?alb 
112. 


§errli#!^eim  518. 

§effen  29. 

|»ilbegf)eim     109.     215. 

651. 
^obofen  328. 
^otjenjorn  407. 
^oüanb  94.  113. 

;^actt  139. 

5at)an  459. 
geric^o  123. 
Ignc^en^ofen  521. 
3nbien  77. 
5ngoIftQbt470.  471.  521. 

523.  581. 
Snn^brucf  315.  464. 
Qona  277. 
Srenburg  404. 
Sfenburg  405. 
Stauen  63.  446.  454. 
Sülid)  30. 
Suftinopotig  192. 

^amtnin  29. 

Saftilien  67.  68.  69.  72. 

75. 
^otalonien  187. 
Kaufbeuren  300. 
Kempten  551. 
Strdienftaat  648. 
tIein*9[RonteI  104. 
ÄIein=il9ubtfer  104. 
mm  31. 
toblenj  408.  493. 
min  28.  99.  122.  228. 

253.    26C.    275.    298. 

384.    388.    398.    409. 

422.    423.    425.    426. 

435.    476.    532.    533. 
Äönigäberg  Maxi  104. 
f  önig§f)ofen  534. 
Äcegfelb  300.  529.  530. 
Äonftantinopel  255. 
f  onftons  236.  399.  400. 

406.  407. 
^afau  102. 
^emg  102. 
^ilm  318. 

fiobour  244. 
2a  Saoa  172. 
2a  ©uarbia  138. 
Sago  ntaggiore  462. 
Sanba^ut  399.  524.  664. 
i^angueboc  257. 
2ao-a  85.  89.  504. 


».  ^oenöbroed),  ^^tHJfittium.  I. 


iß 


722 


Drtlberjcic^nife. 


2a  Palette  302. 
Sateran   169.  254.  255. 

275.  636.  647.  649. 
Sauiannc  510. 
£aufi0  398. 
Sfltiaur  89.  91. 
Secce  302. 
Sed^terinfel  115. 
Sebenfe  114. 
Sebeüe  87. 
Seon  67.  69. 
Sefpinaffe  157. 
Sibrac  509. 
2ien§  514.  515. 
StQe  88.  95.  96. 
Simburg  30.  269.  295. 
Sinbau  409. 
2intoit)  115. 
Sins  484. 
Siffabon  367. 
SIercfta  150.  151. 
£obeöe  35. 
Söwen  (Belgien)  199. 442. 

457. 
fiogrogno  148.  511.  512. 
Sombarbei  20.  192.  454. 

653.  660. 
Sonbon  334.  357. 
Soretto  236. 
Sot=et=®arontte  509. 
Sotf)ringen446.518.653. 
Soubün  231.  507.  508. 
SouigüiHe  359. 
fiouöterg  508. 
Sosere  257. 
Succa  29. 

Sübecf  100.  109.  651. 
Sünet  87. 

£utttc^  84.  451.  570.  646. 
Sujemburg  30. 
St)on  85.  89.  167.  206. 

221.    231.    256.    304. 

435.  504. 

SWobrib  139.  149.  151. 

375. 
3JiäI)rcn  658. 
5Kaeftric^t  97.  228. 
ajlagbeburg  28.  29. 
SKaitanb    20.   25.    178. 

231.    268.    459.    594. 

648.  651. 
ÜKains  28.  122.  215.  256. 

266.274.384.423.445. 

535.  536.  651. 
SKalaga  154. 
maUoxta  150. 


manä  480. 
9Kantua  25. 

TlaxhnxQ  121.  404.  461 
gjtarebfoug  374. 
anarta=3eU  480. 
iOiartengarten  117. 
ajiarf  31. 
SKarmanbe  92. 
SJtarpingen  318. 
SJtarieiae   25.    87.    506, 

648. 
ajiaffa  88. 
gjtaubec  505. 
a«at)rf)off  300. 
SKec^eln    16.    256.    297. 

451. 
gjteersburg  402. 
9Jieerien  310. 
meiern  102. 
9)cenbe  257.  258. 
9Jleran  514. 
2)ierinbor  94. 
gjJetten  278. 
ajiettenbud)  318. 
2Ke^  318.  397. 
9Kinben  109. 
ajJittenttjalb  520. 
aJio^rin  104. 
aJloiffac  640. 
Wolätieim  237. 
9!)ionmortEon  509. 
monk  ©affino  266. 
ajlonte  gelio  287. 
SKontemfegurum  82. 
ajionteöibeo  356. 
Sütontpeüier  86. 647.  648. 
3!Jiontg  95.  96. 
9)lontjegur  82.  92. 
Wtontmirntt  82.  88. 
SOZoDiburg  523.  572. 
9)iol£)am  517. 
WüQÜ^  532. 
SJiüfjIborf  517. 
gjJünc^en  261.  465.  471. 

477.    480.    488.    520. 

523.  524.  584.  664. 
aJJünc^{)of  235. 
aKütirter  109.  528. 
muxda  139.   145.   150. 

151. 
gjiutina  240.  316. 

mamüv  96. 

SRanteS  444. 

9iarbonne  20.  22.  42.  47. 

52.    87.   89.  92.   186. 

671. 


SJaifau  30. 
5«aöarra  124.  143. 
9?eat)eI285.306.356.417. 
9ietffe  531.  532. 
Dieuberg  587. 
SJeuburg  502.  523. 
9JeuföiIIe4e=9ioi  505. 
Sceu^of  530. 
S'ieumarf  104. 
9?eumorft  274. 
$«eüerl  85.  86.  89. 
^m  ^oxt  328. 
Mcäa  133. 
Jttcflagborf  532. 
gfiieberlanbe  94-99. 199. 

677. 
9?imeg  42. 

Siimftiegen  227.  228. 
^im  306. 
9?ogarebo  514. 
SJorbamerifa  288.  289. 
9iorb^u)en  29. 
9iotmonbie  444. 
9?oüara  459. 
mxnbtxQ  103.  426. 

Dbcr^falj  263. 

■Dcf)tum  115. 
De[terreic^  103.  288.  301. 

460.  667.  699. 
Dffenburg  518. 
Dlbenburg  106. 
Dllen  115. 

Dlmü^  102.  461.  532. 
Dlpe  533. 
Di-Ieanä  84. 
Drüteto  170. 
Ognabrücf  109. 

«Pttbcrfiorn  109.345. 358. 

494.  528. 
^abuo  46. 
^aöansa  462. 
«ßamierl  259. 
^ampeluna  143.  149. 
<ßari§  86.  89.  204.  253. 

256.    273.    324.    360. 

367.    444.    461.    504. 

505.  507.  608. 
^arnta  657. 
^artenür^en  520. 
^ebro^a  144. 
<ßelD0U£  93. 
«ßeru  459. 
Perugia  116.  224. 
^erufin  241. 


Drt^üersetc^ui^. 


728 


$eft  367. 
^ejenaä  87. 
5ßiemont  167. 
$ierre-te=^uiüier  255. 
$ifa  127. 

«ßoitietä  435.  438.  504. 
«ßoligni)  504. 
5l5octiunfuIa=Äirc^e  286. 
$orto  374. 
Portugal  63.  445. 
<ßrabo  169. 
«Prag  261.  658. 
5^renätau  104. 
5ßroDence    86.   94.    170. 

648. 
«Prüm  230. 

Duemobcro  136. 
äuirteu  93. 

«Rottenbuc^  520. 
«Raftebe  113. 
9iatingen  534. 
SRafeeburg  109.  651. 
«Raüenno  171.  172.  176. 
gtaüen^burg    395.    396. 

397.    399.    400.    401. 

402.  406. 
«Reate  118. 
«Regenlburg    103.    176. 

318.  418. 
9ieic^ert^:^ofen  523. 
SReiBbad)  266. 
SlenaiE  98. 
SReime^  281. 
JRIjeimä    85.    95.    256. 

268.    269.    439.    647. 

651. 
SRibemont  505. 
gtifftan  320. 
adiom^  505. 
3lom  66.  77-79.  123— 

131.    172.    231.    254. 

265.    287.    290.    322. 

331.    356.    358.    367. 

432.    434.    501—503. 

625.  692.  695. 
SRomagna  20.  171. 
SRojfilb  29. 
aSofiano  203. 
aftottocf  497, 
SRouen   124.    206.    256. 

509. 
^Rottet  465. 
9to^etel  33. 
SHügen  29. 
5Rupprec^tlreut  263. 


©odifctt  30. 

©Qinteg  92. 
©atcmanfa  441. 
Satona  265. 
Salzburg  102.  274.  384. 

423.  516.  517. 
Santiago  139. 
©aragoffa  28.  139.  150. 

152.  448.  640.  642. 
Saäbac^  517. 
(Baüotjtn  93.  167.  509. 
©(feiern  585. 
@cf)tef)borf  520. 
Sc^lettftabt  419.  518. 
©c^önberg  532. 
©c^ongau  520.  521. 
©diottlanb  443. 
©diroaben  406. 
©^ttJarjenberg  30. 
©d}tt)ar5tt)atb  404. 
@d)tpeibniß  103. 
©c^tüeis  301.  443.  510. 
©cio  126. 
©eban  322. 
©efou  461. 
©elc^olü  104. 
©ebiUa  68.  70.  75.  131. 

134.    135.    136.    145. 

149.    150.    151.    203. 

660. 
©icttien  61.  69. 139.  171. 

196.  500. 
©igot^fieim  518. 
©ingapore  356. 
©ifteron  94. 
©oe[t  230. 
©oiffon^  270. 
©otteg'^em  98. 
©panien    26.     67-77. 

131-156.    454.    510. 

660.  661.  696.  697. 
©peier   267.    395.    403. 

421. 
©pon^eim  31. 
(gt.  mban§  113. 
©t  93aume  506. 
©t.  Senig  273. 
©t.  gtouc  509. 
©t.  ©allen  275. 
©t.    ©ermatn   en    2at)e 

594 
©t.  mara  533. 
©t.  ^aul  434. 
©t.    $eter    ü.    ^atemo 

306. 
©t.  55ötten  102.  480. 
St.  SSett  274. 


St.  3eno  516. 

©tabto  244.  570. 

©teiermart  103. 

Stettin  104. 

©te^er  103. 

©tilf^  320. 

©trofeburg     104.     117. 

176.    269.    386.    397. 

398.  399.  403.  517. 
©traubing  558.  586.  587. 

664. 
©übantecifa  77. 
©ulgbocb  518. 
Sunbgau  517. 
<Bt}xaiü§  648. 

3:o6Iaba  1.36. 
Staggia  306. 
SeEina  429. 
Senjfe^buri)  113. 
%i)ann  517. 
jT^üringen  29. 
SöIä  521. 
Xotebo  62.  134. 139. 140. 

145.    149.    150.    151. 

448.  461. 
Sonnerre  504. 
Solfana  157. 
Soulouje  19.  25.  26.  31. 

35.  49.  80.  81.  83.  86. 

87.  90.   92.  156.  158. 

191.    259.    503.    506. 

510.  640. 
Sournai)  95.  96.  507. 
SourI  268. 
Jrafalgat  325. 
3;reüiianer  3JJorf  20. 
Sribur  266. 
Irient    221.    364.    367. 

369.    370.    374.    488. 

514.  637. 
%mt  30.  99.  384.  423. 

445.    462.    464.    465. 

467.    468.    482.    490. 

491.    534.    535.    588. 

589.  650. 
%üüijdm  518. 
Surin  28.  367, 
Jtjrol  514—516. 


Ucfcrmorf  104. 
Ueberreeiler  399. 
Ugento  302. 
Ungarn  648. 
Unter=3ea  484.  485. 


4(i* 


724 


Crtlüeräei^niß. 


Uri  100. 

Utreci)t  28.  94.  96. 

SSoIcitcio  132.  139. 150. 

656. 
a?aIIaboUb  49.  139.  142. 

143.    144.    151.    374. 

656. 
SSaöepute  88. 
SSaüouiie  93. 
aSatüan  221.  606. 
Sßeltlin  51. 
^enbome  255. 
«enebig  192.   231.  429. 

673. 
SSerceüi  178.  267. 
58erben  109. 
S^erona    25.    105.    169. 

270.  273.  647. 
3?e)ouI  507. 
SSeselot)  85.  89.  270. 
JBtenne  221. 


33ierfen  534. 
SBillamebtana  144. 
mtexbo  170.  648. 
SSoigtsberg  235. 
Sßoigtäborf  104. 

aSolb§!)ut  400. 
SSaric^au  337. 
aBajtiington  356.  357. 
äßatertoo  326. 
Sßeiben  263. 
Söeilfieim  520. 
2BerbenfeI§  520. 
aSefterftetten  522. 
SBeftpfialen  113. 
Söeftftebingen   112.  115. 
SEic^berg  31. 
SBien  1Ö2.  103.  241.  291. 

367.    426.    461.    478. 

480.  667. 
SlBinbberg  524. 
aEinterberg  533. 


aBinjen!^eim  518. 
m§max  100. 
3ä:<ittenberg  30. 
SEBoIfern  103. 
Sßormbierbab  418. 
aSorml    256.    266.  268. 

274.  403. 
aSrecfiott)  104. 
2Bür$burg  100.  176.  256. 

459.  483.  484.  543  ff. 

549.  550. 
SB^nanb^robe  194. 

Xanten  371. 

Sahtvn  405.  518. 
gamora  136. 
3e{)ben  104. 
3iegen{)alg  532. 
giüerttjal  514. 
gucfmantef  531.  532. 
Süric^  100.  374. 


Verlan  mu  'BvnlUoyf  ^  Bävfcl  in  Ceip^ 


PoIIftänbiö  in  12  Bänbcn.   6el}.  W  ^Hf .,  ©ob.  m  ^Hf. 
s-^j2.^<)2.G-ä:^&^(r3:^s^    Daraus  einzeln:    ^^^Kai^^a^^ai^Q^^-a^ 

1  SBb     Sllte  Äivc^enge)(^td)te.    3.  SfujI.    ©6^.^7  12.—. 

2  53b.    Sttte    Ätr^engeiAtc^te.       aJHttleve    Älteren» 

geic^td^te.    2.  ^2luf(.    ®e^.  J?12.— . 
3.33b.    9Uue  Ätrc^engefcf)icl?te. 

1  aifct    2.2Iuj(.  ®eb...//7.— .      2.5lbt.  l.^altte.  2.  'ilufl. 

®e^..y/6— .    2.9Ibt.  2.§ä(fte.    I.  2.?IiitX  ®e^.-''/6-— • 

2.  3Ibt.    2.  ^äljte.  11.     2.  2Iufl.    ®e^.  ^  6.—. 

9iefDrmotii)uunb@C8cnreformotiott.(HI.l.)2.2tufI.  ®el}. ../'/"•— • 

Ätrc^eitgcftf)id)tebcäl7.u.  l8.^ol)tt).  (111.2.1.)   ®et).j'/6.-. 

®cf(fiitf)te  bct  protcftantifii^cn  5?trt^c  im  19.  ^fll)rt).    HI.  2. 

II.  1.)  2.  21ufl.  ®e^.  ^/Sre.— . 
©cfthtdite  bcr  fotl)oliftf|cn  Ätr(^e  im  19.  ;jal)r^.    HI.  2. 11.  2.; 

2.  Slufl.  ®e^.  .//  6.—. 
®cf  t^id)tc  ^ef  II.  ^la<i)  afab.  SBortefungen.  (IV.)  2.2Iuit.  ®e^.  ^/  1 2.—. 
^citigeubilbcr.    2.  ^luflage.     (V.l.)    ®e^.  ^  6.—. 
9Jeuc  i|5ro^)l)ctcn.     3.  ^tuilage.    (V.  2.)    ®el^.  J/  G.— . 
Stieologifie  (£räöf)luugcn.    (VI.  1.)    ®et).  .Y/  5.—. 
'^hcoloflift^c  ersätilungcn.  (yeiftlt^c0  Säjoufpiel  «nb  Otofcii' 

»oricfungcn.    (VI.  1.  u.  2.)    ®eb.  J/  10.—. 
®noft§  ober  v^rotei't.=etiange{.  ®lauben8tebre.  (VII.)  ®el).  .-//  15.—. 
2:^cotogifd)c  3trcitfd)riftctt.    (VIII.  1.     ®e^.  ^// 6.— . 
Tljcologifcfic  9il)rcnlcfc.     (VIII.  2.)    ®el).  ^/Z  12.—. 
*i5rotcftonti|(f)c   ^olemif    gegen    bie    römiicb'fat^oUfc^e    Itrdje. 

JX.;    ü.  2(utlage.     ®e&.  jST  12.—. 
S:i)colDgii*(t)c  Oieben  unb  i)enffd)riften.    (X.)    ®eb.  .//12.— . 
^culfd)riften5nmfott)oIif(f)cuÄir(^enftrcitc.(X.  !.;®c^..-//6.— . 
*^rotcftautifd)c  5Rcbctt  mtb  2)cnffd)riftcn.  (X.  2.)  ®ef>. .//  6.—  . 
Obcatc  unb  Irrtümer.    3ii gen be rinne nui gen.    (XL  1.  I. 

5.  ^iluflage.     ®e^.  .ä  4.—. 
erinncrungcu  an  Italien  in  Söriefcn  an  bie  üinftige  ©eliette. 

fXI.  1.  II.)     3.  ^itujlage.     ®e^.  .// 4.— . 
Slnnalcn  mcincS  fiebcnS.    (XL  2.)     ®e^.  J(  6.—. 
ajntcrlänbifd)c  9Reben  unb  2)cnf Triften.  (XIL)  ®e^.  .//  10.—. 
ItRcbcn  on  bie  ^ünglinac  bcr  freien  ^ot^fc^ulcn  2)eutftf|Ianb§. 

(XII.  1.  L)     ®e^.  .a  3.-. 
Äird)cnge)d)itl)te.     12.  5Iuf(age.     35otl3anSgate     ®eb.  J/  5.—. 

'änd)  iit  10  Lieferungen  je  5U  ^. 
5>ant6Hcfi  bcr  protcflontifc^en  *|5oIemif  gegen  bie  riJm.=Iot^. 
ßirt^e.    T.  ^3luilage.   25olfcauSgate.    ®cb.  J/  5.-. 
5lucb  in  10  $!tcfcrnn;icn  je  50  ^. 
G^s^s^     (einbände  Balbfranz)  ]i  mi<.  i  so.     .=i;?  ^s  -x.-^ 


^djriftcn  öon  ®raf  tjou  ^ocn^öt 


5SerIag  bort  ^ermann  Jöalttjcr  in  Berlin  S.W. 
SDlein  5(ii«tritt  aui^  bcm  ^cjuttcnorbcn.  s.saufenb.  44®.  gv.so.  1 
Ultramontane  Seiftungen, 

I.  Uuramcniant»tnu8  unb  ©cäialbemofratie.    II.  Sie  SunberBeri^te  b«8  33if{^of8 
3.  Sau'enb.     52  gelten  gr.  8».    ^n-etg  So  ^^f. 

^cr  Scfuitcnantrag  bc§  3^«^^"^^,   4.  saufenb.  40  @.  gc.  so.  ^ 
9icltgbn  ober  ^(BerglauBe? 

ein  Scifrog  jur  6f)oraftcrifltI  bc§  UUromontttuiSmuö. 

2.  2au)enb.     135  Seiten  gr.  8o.    «preis  2  Wll. 

StantC'fefretair  tion  ^ülotu  unb  euangelif^er  23un| 

1.— 3.  Saufeub.    20  Seiten  80.     %^xni  50  ^\. 


2)er  U(tramontoniömu§. 
Sein  Jlöcfen  unb  feine  23efämvfung. 

(Sin  firc^enipoUtifd^eS  §anbbuc^. 
-^"•— K    3>^«itf  termefjrte  unb  »erteffcrte  Sluflage.     -«•■ 
XXVin  unb  471  (Seiten  8o.    <prei«  6  m.,  geb.  7  2«f. 

S)ie  „"^jeutfc^e  Sieüue"  fc^retbt: 

„9iac^brücflid)fter  Srnft  ift  ber  S^arafter,  ben  bte  @^)ra(^e  beS  S3ud^c3  jeigt; 
»eife  ifirb  fie  üon  f)o^cr  Scibenfc^aftUt^feit  bcl^evrfd^t." 
Sie  „pamtnirger  DJac^ric^ten"  [^reiücn: 

„Maxi  tamx  nur  wünfc^en,  ba§  ber  berte  SBedruf  eineö  SITfanneS,  ber,  trie  e~ 
ficb  i'agt,  im  lUtramcntanismuS  geboren,  in  feineu  ©runbfä^en  aufcrjogen,  in  langci 
GIV     pciulidjeit  kämpfen  jur  Älar^eit  über  fein  Söefen  gelangt  ift,  ben  9tigierungen 
^^       irie  tem  teutfc^cu  SJolfe  uad^baltig  tpirtfam  iu8  ©ettjiffen  töneu  möge." 


3n  eigener  Sa^c  unb  5(nberC)^. 

VIII  unb  170  Seiten  8».     «Ureiä  2  mt. 


ißerlog  öon  9t.  A^aacf  in  Jöerlin  N.W. 
^ic   rÖmift^C   Srage.      2.  Sluflage.    20  Seiten.    !ßrei8  50  <Pf 


^cr  (^-ntttjurf  bc^  Bürgerlichen  (Bcfe^Bu^^  unb  römifÄi 
uüramontaned  ©^erc^t,   ss  Seiten,  ^ret«  50  ^t. 

^ic  beutit^cn  S^fwiten  ber  ©egenmart  unb  ber  fonfeffij 

triebe,     2.  aufrage.    31  Seiten,    ^ret«  50  <Pi. 

Ultrrtmontanea  jur  Lex  Heinze.    se  Seiten,  ^^reis  i 


'^fr^^iNG  SECT.  FEB  191973 


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i- 


Ba  Hoensbroech,  Paul  Kajus, 

1765  Graf  von 

H58  Das  Papstthuni  in   seiner 

1901  sozial-kulturellen 

Bd.l  Vürksamkeit 


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