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Haebler, Konrad
Das Wallfahrtsbuch des
Herrnannus Kunig von Vach
und die Pilgerreisen der
Deutschen nach Santiago
de Corapostela
:ke und Holzschnitte des xv. und xvr. Jahrhunderts
IN GETREUER NACHBILDUNG.
DAS WALLFAHRTSBUCH
DES
HERMANNUS KÜNIG VON VACH
D DIE PILGERREISEN DER DEUTSCHEN NACH
SANTIAGO DE COMPOSTELA.
VON
KONRAD HÄBLER.
' STRASSBURG
J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel)
1899.
Verlag von J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) in Strassburg.
BIBLIOGRAPHISCHE WERKE.
HAEBLER, Spanische und portugiesische
Bücherzeichen des i 5. und 16. Jahrhunderts. M. 40.
HEITZ, Die Frankfurter und Mainzer Drucker-
und Verlegerzeichen bis Anfang des
17. Jahrhunderts. M. 45.
» Die Zierinitialen in den Drucken des
Thomas Anshelm. M. 6.
» Die Zierinitialen in Drucken des Johann
Grüninger und des Johann Herwagen.
M. 6.
» Dietrich von Bern. 14 strassburger
Originalholzstöcke. M. 1.
» Original-Abdruck von Formschneider-
Arbeiten des XVI. und XVII. Jahr-
hunderts. 2 Bände. M. 16.
>, Neuiahrswünsche des XV. Jahrhunderts.
M. 35.
HEITZ und BERNOULLI, Die Basler Bücher-
marken bis Anfang des 17. Jahrhunderts. M. 40.
HEITZ und BARACK, Elsüssische Bücher-
marken bis Anfang des 16. Jahrhunderts. M. 3o.
HEITZ und ZARETZKY, Kölner Büchermarken
des 1 5. und 16. Jahrhunderts. M. 35.
KRISTELLER, Die italienischen Buchdrucker-
und Verlegerzeichen bis 1 5 1 5 . M. 5o.
SCHMIDT, Repertoire bibliographique stras-
bourgeois jusque vers 1 532. 8 Bände.
Zusammen M. 68.
VOLTZ, Dies Puchlein saget uns von allen
Paden die von natur heis sein. Facsimiledruck.
M. 1.
Drucke und Holzschnitte des xv. und xvi. Jahrhunderts
in getreuer nachbildung.
DAS WALLFAHRTSBUCH
DES
HERMANNUS KÜNIG VON VACH
UND DIE PILGERREISEN DER DEUTSCHEN NACH
SANTIAGO DE COMPOSTELA.
VON
KONRAD HÄBLER.
STRASSBURG
J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel)
DAS WALLFAHRTSBVCH
DES
HERMANNUS KÜNIG VON VACH
UND
DIE PILGERREISEN DER DEUTSCHEN
NACH
SANTIAGO DE COMPOSTELA.
VON
KONRÄD HÄBLER.
STRASSBURG
J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündelj
1899.
3x
SEINEM LIEBEN VATER
ZUM SIEBZIGSTEN GEBURTSTAGE
GEWIDMET.
Die Materialien \u der vorliegenden Abhandlung
waren im Wesentlichen schon vor Jahren gesammelt
und \ur Verarbeitung fertig; ich nahm aber damals
von der Veröffentlichung Abstand, weil es mir nicht
gelang, ein Exemplar des Santiago-Pilgerbuches auf-
zutreiben. Ein solches wies mir querst Herr Dr. Hoff-
meister, Oberbibliothekar \u Rostock in der dortigen
Bibliothek nach, und ich hätte wahrscheinlich nach
diesem eine neue Ausgabe veranstaltet, hätten mich
nicht die Vorbereitungen \u einer Studienreise nach
Spanien und Portugal verhindert, mich sofort an die
Arbeit ^u machen. Mittlerweile wurden mir aus Co-
pinger's Supplement to Hains Repertorium die alten
Ausgaben bekannt, ivelche die Kgl. Bibliothek in Ber-
lin besitzt; nachdem mir die vier dortigen Drucke
freundlichst hierher geliehen worden ivaren, konnte
für mich kein Zweifel mehr bestehefi, welche Ausgabe
es in erster Linie verdiente, einem Neudruck \u Grunde
gelegt \u werden. Dem Verleger spreche ich meinen
besonderen Dank dafür aus, dass er keine Mühe und
Kosten gescheut hat, um denselben so a?ischaulich als
möglich \u gestalten.
Dresden, im Dezember i8g8.
KONRAD HAEBLER.
Nicht weit von dem heutigen Santiago de Compo-
stela, da wo das Flüsschen Ulla in breiter Mündung sich
in den Ozean ergiesst, lag zur Römerzeit die Stadt Iria
Flavia. Ihr Name macht es wahrscheinlich, dass sie erst
zur Zeit der flavischen Kaiser, vermuthlich unter Vespa-
sian begründet, oder doch zum Rang einer Stadt erhoben
worden ist. Nachmals muss sie aber zu einem gewissen
Ansehen gediehen sein, denn in der Zeit der spanischen
Gothenkönige, vom 5. bis ins 7. Jahrhundert, war Iria
der Sitz eines Bischofs, der abwechselnd den Metropoliten
von Lugo oder von Tuy unterstand. Als dann die Sara-
zenen in raschem Anlaufe fast die ganze iberische Halb-
insel sich unterwarfen, ist Iria, an der äussersten Nordgrenze
ihres Herrschaftsgebietes gelegen, von Grund aus zerstört
worden. Bis heute ist auf derselben Stätte noch nicht
wieder eine beträchtlichere Ansiedelung entstanden; nur als
Name des Bischofssitzes ist Iria zu Beginn des 9. Jahr-
hunderts wieder aufgelebt, bis dessen Inhaber, die von
Anfang an nicht mehr in den Ruinen der Stadt residiert
haben können, auch den Namen gegen denjenigen von
Santiago vertauscht haben.
Mit der Veranlassung dazu hat es eine eigene Be-
wandtnis gehabt. Die Historia Compostellana erzählt uns,
zu dem Bischof Theodemir von Iria, der um das Jahr 800
den Bischofssitz inne hatte, seien zu wiederholten Malen
die Einwohner der Dörfer in der Nähe der Ruinen von
— 8 —
Iria, besonders von S. Felix de Lobio, gekommen, und
hätten ihm berichtet, dass sie auf einer nahen Anhöhe,
wo nach der Ueberlieferung eine von den Sarazenen zer-
störte Kirche gestanden haben sollte, wunderbare Licht-
erscheinungen gesehen, und überirdische Klänge gehört
hätten, so dass sie glaubten, es müsse etwas Besonderes
mit dieser Stätte auf sich haben. Von diesen Erschein-
ungen habe sich dann auch Theodemir selbst überzeugt,
und als er daraufhin an der Stelle Nachgrabungen ver-
anstaltet habe, sei man auf eine kleine unterirdische Ka-
pelle gestossen, die neben einem wohlerhaltenen Altar die
Grabmäler des heiligen Jakobus, des Sohnes des Zebedäus,
und seiner beiden Schüler Theodorus und Athanasius ent-
halten habe. Der Bischof benachrichtigte in Eile den
König von Leon, Alfonso II. mit dem Zunamen des
Keuschen, von dem wunderbaren Funde. Der König eilte
selbst herzu, und erwies den heiligen Reliquien seine Ehr-
erbietung. Dann aber ordnete er an, dass über der Fund-
stätte sogleich eine kleine Kirche, daneben aber ein später
den Benediktinern eingeräumtes Kloster errichtet, und den
Mönchen desselben die Pflege des heiligen Ortes zur Auf-
gabe gemacht werde. Von dieser Verpflichtung erhielt das
Kloster seinen Namen: Monasterio de Ante altares. Die
königlichen Anordnungen wurden demnächst von Pabst
Leo III. bestätigt, und zum Unterhalte dem Heiligthum
die erste Landschenkung, drei Miglien in der Runde um
den Altar des Heiligen, überwiesen.
Obgleich wir es in dieser Erzählung anscheinend mit
lauter geschichtlichen Persönlichkeiten und Ereignissen
zu thun haben, ist sie doch wissenschaftlich sehr schwach
begründet. Die Legende in ihrer obigen Form stammt
erst aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts, und die zu
ihrer Begründung überlieferten, angeblich gleichzeitigen
Urkunden, haben einer gewissenhaften Kritik nicht Stand
gehalten. Es scheint vielmehr, als sei die Auffindungsge-
schichte nur als ein Theil der spanischen Jakobus-Legende
— 9 —
erst zu Anfang des 12. Jahrhunderts ausgestaltet worden,
und zwar jedenfalls unter dem Einflüsse des auch in der
politischen Geschichte vielgenannten Bischofs Diego Gel-
mirez, der ihrer bedurfte, um seine Bemühungen um die
Erhebung Santiago's zum Erzbisthum zu unterstützen.
Zu seiner Zeit war allerdings schon Vieles geschehen,
was einen solchen Schritt erklären kann. Die Nachfolger
Alfonso des II. hatten in der Freigebigkeit gegen die hei-
lige Stätte gewetteifert; immer weiter hatten sich die Gren-
zen des dem heiligen Jakobus geschenkten Landes ausge-
dehnt; er war zum Schutzheiligen des gesammten König-
reiches Spanien (d. h. Asturien) ernannt, in dem voto de
Santiago, einem Gelübde, welches angeblich Ramiro I.
im Jahre 843 in der Nacht vor der Schlacht von Clavigo
that, in welcher der Heilige auf weissem Rosse in den
Reihen der Christen einen glänzenden Sieg über die Un-
gläubigen erringen half, war seine Verehrung über das
ganze Land verbreitet worden ; an Stelle der kleinen Kirche
aus der Zeit seines Urahnen hatte Alfonso III. einen neuen
herrlichen Tempel über dem Grabe erstehen lassen. Noch
immer aber gab Iria dem Sitze der Bischöfe den Namen,
und ein Bischof von Iria, Sisenandus IL, war es, der im
Jahre 969 bei der Gelegenheit sein Leben einbüsste, dass
er mit bewaffneter Hand das Grab des Apostels gegen die
Einfälle der Normannen zu schützen suchte. Alle diese
Thatsachen beweisen, dass die Ueberzeugung von dem Vor-
handensein der Gebeine des heiligen Jakob sich mehr und
mehr befestigt hatte, dass sie zu einem Glaubensartikel auf
spanischem Boden geworden war. Es ist nicht zu ver-
wundern, dass sich nun die Tradition auch daran machte,
den wunderbaren Vorgang zu erklären und in logischen
Zusammenhang mit der ältesten Geschichte der christ-
lichen Kirche zu bringen. Dies geschah in der Legende
von dem spanischen Apostolate des heiligen Jakobus.
Christus hatte seinen Jüngern befohlen : Gehet hin in
alle Welt und lehret alle Völker, und auf Grund dieses
— 10
Gebotes soll unter den Aposteln eine Theilung der Erde
stattgefunden haben, bei welcher dem Apostel Jakobus die
Aufgabe zufiel, das Evangelium in Spanien zu verkünden.
Wann und wie er sich derselben entledigt haben möchte,
dafür fehlt jeder Anhalt ; es bestehen sogar sehr begründete
Zweifel, ob er je dahin gelangt ist, denn er starb als das
Opfer einer der ersten Christenverfolgungen in Jerusalem
unter dem Könige Herodes Agrippa, ehe noch die Jünger
des Herrn Jerusalem verlassen hatten. Die spanische Le-
gende aber nahm die Thatsache seines Apostolates auf der
iberischen Halbinsel als unzweifelhaft an, und liess ihn
von einigen spanischen Schülern begleitet nach Jerusalem
zurückkehren. Diese Schüler nun sollen sich nach dem
Märtyrertode des Apostels seinen Leichnam erbeten, ihn nach
Joppe hinunter an das Meer transportiert haben, und von
da soll ihn ein wunderbares Fahrzeug ohne Segel und
Ruder mit zweien seiner Schüler nach den fernen Gestaden
Galiciens gebracht haben, wo er inmitten seiner Getreuen
eine würdige, aber Jahrhunderte lang der Vergessenheit
anheimgefallene Ruhestätte fand.
Diese Legende hat vielfältigsten Widerspruch gefun-
den, und es lässt sich nicht leugnen, dass ihr die gewich-
tigsten Schwierigkeiten entgegenstehen. Tn den früheren
Jahrhunderten der christlichen Kirche wurden die Gräber
der beiden Jakobus, des Aelteren, des Sohnes des Zebe-
däus, und des Jüngeren, des Bruders des Herrn, in Palä-
stina gezeigt und verehrt. Venantius Fortunatus, der christ-
liche Dichter des 5. Jahrhunderts nennt damals als National-
heiligen Spaniens den heiligen Vincentius. Auch Toulouse
rühmt sich, in der Kirche Saint Saturnin die Gebeine
desselben Apostels zu besitzen, und Theile seines Körpers
werden — obwohl die Gebeine zu Santiago den ganzen
Körper des Heiligen darstellen sollen — an verschiedenen
Stellen als Reliquien verehrt, so allein in Spanien Stücke
des Schädels in Toledo, in Sahagun, Arm- und Bein-
knochen in Ucles, im Escorial u. a. m.
1 1
Nichtsdestoweniger gewann die Legende von Santiago
immer weitere Verbreitung und immer allgemeinere An-
erkennung. Im Jahre 1096 erlangte Bischof Dalmatius von
Iria von Pabst Urban II. das wichtige Zugeständniss, dass
der alte Name des Bischofssitzes getilgt und durch den-
jenigen von Santiago de Compostela ersetzt werde. Gleich-
zeitig wurde das Bisthum von jeder Abhängigkeit von
einer andern Metropolitan-Kirche unabhängig erklärt und
direkt dem Pabst in Rom unterstellt. Die Krönung des so
begonnenen Werkes erreichte der schon erwähnte Diego
Gelmirez, indem er die Erhebung Santiago's zum Erzbis-
thum im Jahre 1 1 20 durchsetzte.
Diego Gelmirez ist für Santiago in den verschiedensten
Beziehungen von ausserordentlicher Bedeutung gewesen.
In politischer Beziehung hat er ganz offen dahin gestrebt,
den Primat für Spanien, den Toledo seit 1088 beanspruchte,
auf seine Kirche übertragen zu lassen, und er hat sich
nicht gescheut, die weltlichen Verwickelungen, in die er
wiederholt mit bewaffneter Hand eingegriffen hat, diesem
Zwecke dienstbar zu machen. Er war überhaupt kein
Mann, der sich durch Skrupel in der Verfolgung seiner
Ziele beirren Hess. Bis zu seiner Zeit ruhten die Gebeine
des Apostels noch immer an der Stelle, wo sie um das
Jahr 800 aufgefunden worden sein sollten, auf einem Hügel
unweit Iria bei einem Dorfe, das nach dem Apostel «El
Padron» benannt worden ist. Inzwischen war die Stadt
Santiago zu einer gewissen Bedeutung gelangt; dank ihrer
natürlichen Lage und einer starken Befestigung hatte sie
wiederholt feindlichen Angriffen Stand gehalten, die über
die unbefestigte heilige Stätte widerstandslos hinwegge-
gangen waren. Um dem abzuhelfen scheute sich Gelmirez
nicht, die Grabstätte zu zerstören und die heiligen Gebeine
aus ihrer Ruhestätte in die von ihm erbaute Kathedral-
kirche von Santiago zu überführen. Der von ihm begon-
nene und im Wesentlichen vollendete Bau steht noch
heute, er bildet den Hauptbestandtheil der jetzigen Käthe-
12 —
drale, die also fast 8 Jahrhunderte Zeugin der Verehrung
gewesen ist, welche der heilige Jakobus bei den Christen
des ganzen Erdkreises gefunden hat.
Die Wallfahrten nach Santiago müssen schon sehr
frühzeitig eine bedeutende Ausdehnung gewonnen haben.
Das lässt sich zwar nicht durch direkte Ueberlieferung
beweisen, aber indirekte Angaben lassen es unzweifelhaft
erkennen. Die ersten Santiago-Pilger waren jedenfalls die
asturischen Könige ; wie Alfonso IL, der Keusche, gleich
nach der Auffindung der Gebeine mit seiner Familie und
seinem ganzen Hofstaate an der geweihten Stätte erschien,
so haben auch seine Nachfolger fast ausnahmslos und zum
Theil zu wiederholten Malen die Pilgerfahrt dahin unter-
nommen. Aus dem to. Jahrhundert werden auch schon
Pilgerreisen aus dem Auslande zum heiligen Jakob erwähnt.
Godescalcus, Bischof von Le Puy (Aniciensis) soll im
Jahre 951 nach Santiago gepilgert sein und unterwegs auch
an anderen heiligen Stätten Spaniens Halt gemacht haben.
Dass der Ruf des Heiligthums damals bereits weit hinaus
im Auslande verbreitet war, ersehen wir aus den nor-
dischen Sagen. Die Normannen haben im 10. Jahr-
hundert wiederholt die Küsten der iberischen Halbinsel
heimgesucht ; besonders bei dem Einfalle vom Jahre 969
sind sie bis zu der heiligen Stätte selbst raubend und
sengend in das Binnenland vorgedrungen. Es lässt sich nun
zwar nicht erweisen, dass sie dazu veranlasst worden sind
durch Gerüchte von deren Reichthum, die bis in ihre
nordische Heimath gelangt waren, jedenfalls aber war oder
wurde das Heiligthum auf diese Weise im Norden be-
kannt, denn das westliche Galicien erscheint seit jener Zeit
in ihren Gesängen als Jakobsland,1 und wird so auch noch
in dem merkwürdigen Itinerar bezeichnet, welches Adam
von Bremen für die Seefahrt von den norddeutschen
1 Fabricius, Krist. La connaissance de la peninsule espagnole par les
hommes du Nord. S. 3.
I 5
Küsten nach dem gelobten Lande in seiner Chronik über-
liefert hat.1
Die meisten Pilgerfahrten aber bewegten sich jedenfalls
damals auf dem Landwege, und müssen schon ziemlich
zahlreich gewesen sein. Es wird nämlich in der Lebens-
beschreibung des heiligen Adelhelm erzählt, dass er lange
Jahre dem Könige Alfons VI. treulich an seinem Hoflager
gedient, dann aber in die Kirche des heiligen Johannes
Evangelista vor den Mauern von Burgos sich zurückgezogen,
und sich da der Pflege der Jakobspilger gewidmet habe,
zu deren Unterstützung die Kirche in erster Linie begrün-
det worden sei. 2 Dass sich schon in diesen frühen Zeiten
Vorkehrungen für den Unterhalt der grossen Pilgerstrasse
nöthig machten, die vom Fusse der Pyrenäen bis nach
Santiago de Compostela führte, geht auch aus der Lebens-
geschichte eines anderen spanischen Heiligen hervor. Der
heilige Dominicus, mit dem Zunamen de la Calzada, soll
diese Bezeichnung dadurch sich erworben haben, dass er
sich die Unterhaltung des Pilgerpfades — calzada bedeutet
eine steil hinauf oder hinabführende Strasse — sein ganzes
Leben lang zur besonderen Aufgabe machte. Insbesondere
wird ihm die Erbauung der Brücke über den Ebro in
Logroho zugeschrieben.3 Tragen nun auch diese Ueber-
lieferungennoch immer einen so legendenhaften Charakter
an sich, dass man an ihrer unbedingten Thatsächlickeit zu
zweifeln berechtigt ist, so erhalten sie doch durch andere
zeitgenössische Angaben wenigstens in ihrem allgemeinen
Inhalte eine wesentliche Bekräftigung.
Schon die Bulle Calixtus II. vom 27. März 11 23 er-
wähnt bei den Anordnungen über den Dispens von Kreuz-
zugs- und Wallfahrts-Gelübden neben dem heiligen Lande
nur noch Spanien als deren Ziel.4 Der Codex des Aimeric
1 Adam v. Bremen. Scholion 96.
2 Acta Sanctorum Januarii tom. II. S. 1059.
3 Madoz, Diccionario Geografico. Bd. 5. S. 309, 2.
4 Mon. Germ. Hist. Legum Sectio. Bd. 4, 1. S. 576.
— 14 —
Picaud, der gleichfalls der ersten Hälfte des 12. Jahrhun-
derts entstammt, nennt nicht weniger als sieben Namen
bestimmter Persönlichkeiten, die sich zu seiner Zeit um die
Unterhaltung der Jakobsstrasse besondere Verdienste er-
worben hatten.« Und dass die Pilger aus den verschiedensten
Ländern zusammenströmten, ergiebt sich auch aus der ge-
schichtlic hinteressanten Bulle Pabst Innocenz III., der im
Jahre 1207 den Erzbischof von Santiago, Pedro Muniz,
ermächtigte, die Kathedrale mit Wein, Weihwasser und
Asche zu entsühnen, nachdem die Pilger im Wetteifer
darüber, welche Nation am Grabmale des Apostels die
Nachtwache ausüben solle, so miteinander handgemein ge-
worden waren, dass es Verwundete und Todte in der Kirche
gegeben hatte.2
Das Eine geht aus diesen Dokumenten unverkennbar
hervor, dass im 11. und 12. Jahrhundert die Pilgerfahrten
nach Santiago einen stabilen Charakter angenommen hatten,
dass sich ein bestimmter Weg für dieselben gebildet, und
dass sie bereits auf den wirthschaftlichen Charakter der da-
von berührten Gegenden einen Einfluss auszuüben begonnen
hatten, indem man dem Zustande der Strassen und Brücken
nothwendigerweise seine Aufnahme zuwenden und durch
die Begründung von Asylen und Hospitälern für die Be-
dürfnisse der Pilger Vorkehrungen treffen musste.
Der Anfang des 12. Jahrhunderts, die Periode, in
welcher Diego Gelmirez die Erhebung Santiago's zum
Erzbisthum erreichte, und in Compostela die berühmte
Kathedrale errichtete, ist jedenfalls die Zeit, in welcher die
Pilgerfahrten zum heiligen Jakob ihren bedeutendsten Auf-
schwung nahmen. Es kamen zahlreiche Umstände zu-
sammen, um zu einem solchen Resultate hinzuwirken.
Der Kampf gegen die Ungläubigen, der auf der iberischen
1 Le Codex de S. Jacques de Compostelle. Livre IV. publ. p. F. Fita et
J. Vinson. p. 8. , . _ .. • 0 _-
ä Fita y Fernandez Guerra, Recuerdos de un viage a Santiago. £>. 7».
Anm. 1.
— i5 —
Halbinsel allerdings schon seit einigen Jahrhunderten mit
wechselndem Erfolge, aber mit eiserner Beharrlichkeit fort-
gesetzt worden war, hatte die anfangs sehr bescheidenen
christlichen Königreiche Spaniens nach und nach zu be-
achtenswerthen politischen Faktoren erstarken, und sich
kräftig entwickeln lassen. Die Könige von Navarra, von
Leon, von Aragon waren nun schon nicht mehr aus-
schliesslich auf politische und dynastische Verbindungen
unter sich angewiesen, sondern sie begannen, zunächst
wenigstens für die benachbarten Fürsten jenseits der Pyre-
näen, bündnisfähig zu werden. Dazu kam, dass zu Ende
des 1 1. Jahrhunderts die Begeisterung für die Bekämpfung
der Ungläubigen, die bisher fast ausschliesslich den un-
mittelbar durch ihre Nachbarschaft Bedrohten, vor allem
also auch den Spaniern überlassen gewesen war, nunmehr
mit einem Male die ganze Christenheit zu erfassen begann;
und wenn sie sich zunächst auch in erster Linie die Wieder-
gewinnung der Stätten zum Ziele setzte, an welchen sich
die evangelische Heilsgeschichte abgespielt hatte, so er-
weckte sie doch in den weitesten Kreisen ein sympathisches
Interesse für die gleichartigen Bestrebungen der spanischen
Christen, und führte binnen Kurzem direkte Berührungen
zwischen Kreuzfahrern und Maurenbekämpfern herbei.
Soweit die Kreuzfahrer der nördlichen und westlichen
Lande den Seeweg nach Palästina einschlugen, verfehlten
sie selten, an den spanischen Küsten zu landen. Von
Coruna (el Faro) aus zogen ganze Schaaren von ihnen
hinauf, um, wie andere am Wege gelegene heilige Stätten,
auch das Grab des heiligen Jakobus zu besuchen, und dort
ihre Andacht zu verrichten. Dass sie wiederholt den
Spaniern willkommene Hilfe in dem ununterbrochenen
Kampfe gegen den Halbmond gebracht, manche Veste ihnen
geholfen haben aus den Händen der Ungläubigen zurück-
zuerobern, ist hinlänglich bekannt. Während aber in Pa-
lästina nach einer kurzen Blüthezeit alle die Errungen-
schaften der Kreuzzüge einem gewaltigen neuen Auf-
— i6 —
schwung der muhamedanischen Welt zum Opfer fielen,
welcher den Kampf mehr und mehr zu einem aussichts-
losen machte, drangen auf der iberischen Halbinsel die
christlichen Waffen trotz aller Wechselfälle langsam aber
stetig gegen die Ungläubigen vor, und erhielten den Geist,
der die Kreuzzugszeit im Allgemeinen charakterisiert, inner-
halb der beschränkteren Grenzen auch dann noch leben-
dig, als er in dem weiten Gebiete der Christenheit schon
längst anderen neueren epochemachenden Ideen hatte Platz
machen müssen.
Diese Verquickung mit den Kreuzzugsideen darf man
nicht aus dem Auge verlieren, um sich die ganz eigen-
artige Bedeutung zu erklären, welche die Pilgerfahrten
nach Santiago während des ganzen Mittelalters für die
gesamte Christenheit gehabt haben. An sich war die Rolle,
welche der Apostel Jakobus in der Heilsgeschichte gespielt
hatte, keineswegs eine hinreichend hervorragende, um die
ihm zutheil werdende allgemeine Verehrung zu erklären.
Es fehlte wahrhaftig in günstiger gelegenen Wallfahrts-
stätten nicht an Reliquien von einer unmittelbareren Be-
deutung, und an sich ist es schwer verständlich, aus
welchen Anlässen die christliche Kirche und ihr irdisches
Oberhaupt fortgesetzt der Wallfahrt nach dem entlegenen
Bergstädtchen Galiciens eine so ganz besondere Verdienst-
lichkeit zuerkannten. Wurde doch die Pilgerfahrt dahin
sowohl als Strafe und Busse für begangenes Unrecht, wie
auch als verdienstliche Bethätigung christlicher Gesinnung
vielfach direkt nach oder gar neben der Pilgerschaft nach
dem gelobten Lande oder nach der ewigen Stadt gewür-
digt, schon lange bevor Pabst Alexander VI. im Jahre 1497
dieselbe direkt und ausdrücklich als gleichwerthig aner-
kannte. Das geschah unzweifelhaft nicht nur wegen der
— oft genug bis vor den Pabst angefochtenen — Bedeutung
der zu Santiago verehrten Reliquien, sondern es war dies
vielmehr, ein Ausfluss und eine Folge der eigenartigen
Stellung welche Spanien bis weit in die neueren Zeiten
— I7 —
hinein als Vorkämpferin gegen den Islam zu der gesamm-
ten Christenheit und zu ihrem Oberhirten einnahm. Es
war wohl längst schon zu einer seltenen Ausnahme gewor-
den, dass derjenige, der von weiter Ferne her zu den
Füssen des Apostels pilgerte, dann auch noch seine Waffen
direkt in den Kampf gegen den Erbfeind der Christenheit
trug. Trotzdem aber war der Santiago-Kultus auch dann
noch auf das Engste verbunden mit den Vorstellungen des
Kampfes gegen die Ungläubigen. Seinen Namen trug der
älteste und bedeutendste der geistlichen Ritterorden, die in
der Zeit der Maurenkämpfe in Spanien begründet worden
waren mit dem ausgesprochenen Zwecke, den Krieg gegen
die Ungläubigen rastlos fortzusetzen, ein Zweck, der wieder-
holt den Päbsten den Anlass bot, die Unterstützung des
Ordens allen Christen bis in die entlegensten Provinzen
angelegentlichst ans Herz zu legen;1 mit dem Schlachtrufe
«Santiago» stürzten fast alljährlich die kampfesmuthigen
Krieger Spaniens mit den Bundesgenossen, die ihnen fort-
gesetzt aus allen Theilen der Christenheit zuzogen, in den
nie rastenden Kampf gegen den falschen Propheten ; San-
tiago war der Schutzheilige des ganzen Reiches und Volkes,
das sich mit dem vollsten Rechte den Rang einer ältesten
Tochter der Kirche erworben hatte, und dessen Herrscher
mit Stolz den Titel der Katholischen trugen. Es war also
nicht so sehr die Bedeutung, welche der Apostel, dessen
Gebeine in Santiago verehrt wurden, zur Zeit seines Le-
bens gehabt hatte, was seinem Kultus den besonderen
Charakter, die auszeichnende Würdigung verlieh, sondern
es waren die Verdienste, die er sich als Schutzheiliger und
Schirmherr des spanischen Volkes erworben, es waren die
Verdienste, welche dieses Volk und seine Herrscher sich
in jahrhundertelangen Kriegen als Vorkämpfer der Christen-
heit erworben hatten : Das war es, was die Päbste und
1 Vergl. W. Lippert, Des Ritterordens v. Santiago Thätigkeit für das
heilige Land.
— i8 —
mit ihnen die ganze Christenheit ehrte und anerkannte, indem
sie die Wallfahrt nach Santiago für ganz besonders verdienst-
lich, für ganz hervorragend gnadenreich ansah und erklärte.
Diese Auffassungen, die unzweifelhaft für die Päbste
wiederholt schwer ins Gewicht gefallen sind für die Be-
gnadungen der Wallfahrtsstätte, sind nun allerdings den
Pilgern selbst wohl nur selten zu vollem Bewusstsein ge-
kommen, und zwar um so weniger, je weiter die Erfolge
der christlichen Waffen den Lärm des Kriegsgetöses von
der heiligen Stätte hinweg verdrängten. Im späteren Mittel-
alter war es natürlich weit mehr die allgemeine Veräusser-
lichung der christlichen Kirche, was die Wallfahrten zum
heiligen Jakob gerade in der Zeit ihren Höhepunkt er-
reichen liess, als der Krieg gegen den Erbfeind der Christen-
heit auf spanischem Boden seinem Ende entgegenging, ja
noch nachdem er bereits seit fast einem Menschenalter
seine Endschaft gefunden hatte. Aber wie gerade damals
der enge Bund zwischen Spanien und dem Pabstthum in
der Verleihung des Titels eines «rey catolico» an den spa-
nischen Herrscher seinen Ausdruck fand, so war auch die
Gleichstellung der Wallfahrt nach Santiago mit der nach
Rom und nach Jerusalem eine Anerkennung und Be-
lohnung für den allein in Spanien fast ungeschwächt fort-
lebenden Kreuzzugsgeist.
Wenn die Franzosen besonders frühzeitig und beson-
ders zahlreich nach Santiago gepilgert sind, so erklärt sich
dies durch die nachbarliche Lage und die dynastischen
Beziehungen. Aehnliche Motive bestanden für die Eng-
länder, die ja über ein Jahrhundert hindurch einen be-
deutenden Theil der an die Pyrenäen grenzenden süd-
französischen Länder inne hatten, und immer wieder die
Könige von Kastilien und Leon in ihre Kämpfe hinein-
zuziehen wussten.1 Weniger unmittelbar erkenntlich sind
1 Rymer's Foedera enthalten eine grosse Menge von englischen Geleits-
briefen für Santiago-Fahrer.
— i9 —
die Anlässe, welche auch unsere deutschen Landsleute bewe-
gen konnten, sich an den Pilgerfahrten zum heiligen Jakob
hervorragend zu betheiligen. Und doch haben sie dieses
seit den ältesten Zeiten gethan, und im Uebergange vom
i5. zum 16. Jahrhunderte haben sie wahrscheinlich allen
anderen Nationen in dieser Beziehung den Rang abge-
laufen.
Nach der legendarischen Tradition wäre der erste
Deutsche, der zu dem Grabe des heiligen Jakob pilgerte,
kein geringerer gewesen als Karl der Grosse. Die Chronik,
die angeblich von dem Bischof Turpin verfasst sein soll,
berichtet darüber, dass Karl, nachdem er die Sarazenen
für den Ueberfall von Ronceval gezüchtigt hatte, den
grössten Theil seines Heeres entliess, mit seiner unmittel-
baren Begleitung aber nach Santiago zog und die Wall-
fahrtsstätte besuchte. Die Christen, die er ihrem Glauben
treu erfand, suchte er auf alle Weise zu fördern, die aber
den Ungläubigen sich unterworfen, verfolgte er mit Feuer
und Schwert. Dann berief er ein Concil der spanischen
und französischen Bischöfe, und machte sie alle der Kirche
des Heiligen botmässig. Auch hob er das Bisthum der
zerstörten Iria auf, und übertrug es auf Compostela.
Turpin selbst will bei dieser Gelegenheit am i. Juni auf
Bitten Karls des Grossen die Kathedrale von Santiago in
Gegenwart von 40 Bischöfen geweiht haben. 1 Die Tur-
pin'sche Chronik ist ja trotz ihrer Unglaubwürdigkeit
während des Mittelalters vielfach ausgeschrieben worden,
und so ist mit anderen Nachrichten auch die Geschichte
von Karls des Grossen Zug nach Santiago vielfach wieder-
erzählt worden. Jetzt steht es wohl ziemlich fest, dass
die angebliche Schrift des Rheimser Bischofs erst zu An-
fang des 12. Jahrhunderts abgefasst ist, und zwar gehört
zu den Quellen, aus denen ihr Verfasser geschöpft hat,
1 Turpini Historia de vita Caroli Magni et Rolandi cpt. 19.
20 —
besonders auch jene Historia Compostellana, deren legen-
darischer Charakter oben hervorgehoben worden ist.1
Historisch lässt sich auch nicht ein Wort dieser Ueber-
lieferung begründen, schon desshalb nicht, weil die Gebeine
des heiligen Jakob jedenfalls noch gar nicht aufgefunden
waren, als Karl der Grosse seinen Straf- und Rachezug
nach Spanien unternahm.
Es sind nicht nur Jahrzehnte, sondern mindestens
noch ein Jahrhundert ins Land gegangen, ehe wirklich
ein Deutscher vor dem Altare des heiligen Jakob sein Gebet
verrichtet hat. Die Gesandtschaft, die im Jahre 955 im
Auftrage Otto's I. nach Cordoba zog, gedenkt nicht mit
einem Worte des galicischen Heiligthums, obwohl ihr
längerer unfreiwilliger Aufenthalt in Tortosa ihr recht
wohl Zeit zu einem Abstecher nach Santiago gelassen
hätte.2 Auch in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
wird noch kein deutscher Santiago-Pilger erwähnt ; erst
um das Jahr 1080 soll Siegfried, Erzbischof von Mainz,
eine Wallfahrt dahin unternommen haben. Auch in diesem
Fall ist es nicht unzweifelhaft, ob er sein Ziel erreicht
hat. Der Bischof war weltmüde geworden, und seine
Wallfahrt war vielleicht nur ein Vorwand, um sich den
schweren Pflichten seines Amtes zu entziehen. Denn als er,
es ist nicht klar, ob auf dem Hin- oder Rückwege, in dem
weltberühmten Kloster von Clugny anlangte, begehrte er,
dort den Rest seiner Tage verbringen zu dürfen. Nur die
dringenden Vorstellungen des dortigen Abtes vermochten
es, ihn von diesem Vorhaben abzubringen, und zur Rück-
kehr auf seinen Bischofssitz zu bewegen.3
Um dieselbe Zeit ist auch schon die erste deutsche
Pilgerin nach Santiago gekommen. Die Gräfin Richardis
von Sponheim stammte von dem Kärnthener Dynasten-
hause derer von Lavant ab, und scheint mit ihrem Gemahle
1 G. Paris, De Pseudo-Turpino. (Paris 1865.)
9 Giesebrecht, Geschichte d. deut. Kaiserzeit. Bd. I. S. 504 ff.
3 Monumenta Germaniae historica. Scriptores. 25. S. 524.
— 21
eine ausgesprochen religiöse Gesinnung getheilt zu haben.
Graf Siegfried zog um io65 nach dem heiligen Lande,
kehrte aber nicht in die Heimath zurück, da ihn der Tod
auf dem Rückwege in Bulgarien überraschte. Da gelobte
auch Richardis eine grosse Wallfahrt zu unternehmen : sie
zog zum heiligen Jakob nach Galicien. Aber auch sie sah
die Heimath nicht wieder; sie starb in Sponheim. Erst
ihr Sohn, Engelbert von Sponheim, Hess die Gebeine seiner
Eltern in die alte kärnthnische Heimath überführen, und
über denselben das nachmals berühmte Benediktinerstift
von Sankt Paul im Lavantthal errichten. '
Aus ungefähr derselben Zeit werden noch zwei Wall-
fahrten erwähnt, die hier genannt zu werden verdienen.
Die Auffindung der Gebeine der heiligen Märtyrer von
Trier steht insofern mit den Santiago - Pilgerfahrten in
Verbindung, dass Folbert angeblich auf einer solchen
Wallfahrt begriffen war, als er, in Trier rastend, von den
Traumgesichten verfolgt wurde, die der Anlass zu der
Entdeckung wurden. Freilich kann man in diesem Falle
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es wohl mehr
die Analogie der wunderbaren Entdeckungen, als ein ernst-
licher geschichtlicher Grund waren, welche dem Chronisten
den Namen Santiago's in Erinnerung brachten.2
Unstreitig historisch ist die Wallfahrt des Grafen Balduin
von Flandern, der in Begleitung des Bischofs Ingelram
von Lille i. J. 1084 nach Santiago aufbrach.3 Allein hier
ensteht die andere Fr,age, ob wir Balduin den Deutschen
zuzählen dürfen. Aus dem deutsch-französischen Grenz-
gebiete, aus den Landen des alten Reiches von Arelat
sind die Nachrichten über Pilgerfahrten nach Santiago be-
sonders zahlreich. Ihre Anfänge gehen noch weiter in die
sagenhaften Zeiten zurück, als die der Deutschen : die Frisia
1 AeJschker, Geschichte Kärnthens. Bd. 1. S. 241 ff.
2 Ib. Scriptores. 8. S. 221.
3 Ib. Scriptores 24. S. 560. 575. 691.
des Martinus Hamconius lässt den heiligen Evermarus
nach Santiago wallfahrten, der schon unter den Pippinen
gelebt, ja vor dem Jahre 700 geboren sein {soll.» Ausser-
halb Spaniens hat es wohl kein Land gegeben, wo die
Verehrung des heiligen Jakob so verbreitet war, als in den
Niederlanden, und zwar schon zu einer Zeit, wo von einer
politischen Verbindung beider Länder noch längst nicht zu
denken war. Ob dieselbe mit den allerdings bis in sehr
frühe Jahrhunderte zurückreichenden Handels-Beziehungen
zwischen der spanischen Nordküste und den niederländi-
schen Gestaden in Beziehung gebracht werden könne,
muss ich dahingestellt lassen; sicher haben die Ereignisse
des 12. Jahrhunderts zu deren Belebung viel beige-
tragen.
Erklärlich ist es, wenn auch aus burgundischen
Landen frühzeitig und häufig Pilgerfahrten nach Santiago
unternommen worden sind. Obwohl nicht unmittelbare
Nachbarn der spanischen Lande haben doch die Grafen
von Burgund schon im 10. Jahrhundert vielfache Bezieh-
ungen zu den Königreichen jenseits der Pyrenäen gehabt;
kein Fürstenhaus des übrigen Europa hat so oft seine
Söhne zur Theilnahme an dem Kampfe gegen die Ungläu-
bigen über die Pyrenäen entsandt, als das von Burgund ;
und dass zwei seiner Prinzen, Raimund und Heinrich, mit
den Töchtern Alfons, VI. vermählt, die Dynastie von
Kastilien fortgesetzt, die von Portugal begründet haben,
führte naturgemäss zu engeren Beziehungen mit den iberi-
schen Reichen, als sie die entfernteren Lande deutscher
Zunge aufzuweisen hatten. Aber die burgundischen Her-
zöge des 11. und 12. Jahrhunderts, obwohl dem deutschen
Reiche noch nicht völlig entfremdet, waren doch schon
viel mehr Romanen als Germanen, und es wäre unrecht.
1 Acta Sanctorum. Julii tom. VI. S. 35, 1.
— 23 —
sie unter die Zahl der deutschen Santiago-Pilger auf-
zunehmen.'
Die Wallfahrt aus deutschen Landen zum «fernen
Sankt Jakob» war naturgemäss zu jenen Zeiten fast noch
ausschliesslich den höchsten geistlichen und weltlichen
Würdenträgern möglich. Sie führte durch so viele fremde
Länder, die sich in den Zeiten eines unentwickelten Ver-
kehres weit strenger gegen einander abschlössen, als in
späteren Jahrhunderten; sie bedingte einen immerhin in
jener Zeit nicht gewöhnlichen Schatz von Kenntnissen,
sie erforderte selbst materielle Mittel in einem Umfange,
wie sie nur die Bevorzugteren besassen, so dass sie, ab-
gesehen von einzelnen besonders ausdauernden religiösen
Schwärmern, die allen Fährnissen zum Trotz Leib und
Leben daran setzten, ein so verdienstliches Werk zu voll-
bringen, wohl nur von den Gliedern fürstlicher Familien
oder von den reicheren Prälaten unternommen wurde. Es
kommt dazu, dass naturgemäss auch unsere Quellen in
der Hauptsache nur den Pilgerfahrten solcher Persönlich-
keiten ihre Aufmerksamkeit zuwenden^ die im Vordergrunde
des öffentlichen Interesses standen. Sie gedenken zwar
auch einmal eines Bettlers, der in einem Kloster zu Mün-
ster des Diebstahls verdächtigt, zur Strafe geschunden, und
ins Wasser geworfen werden soll, durch die Vermittelung
des heiligen Leodegarius aber gerettet und geheilt wird,
und zum Danke gen Santiago pilgert;2 oder einer Tob-
1 Nur anmerkungsweise zähle ich auf, was mir von Santiago-Fahrten aus
dem deutsch-französischen Grenzgebiete weiter bekannt geworden ist : es wall-
fahrten dahin :
1153. Nicolaus, Bischof v. Cambray. Mon. Germ. Hist. Scr. 16. S. 525.
Vor 1172. Philipp, Herzog von Flandern. Mon. Germ. Hist. Scr. 27. S. 408.
1192. Wilhelm, Erzbischof von Rheims. Mon. Germ. Hist. Scr. 25. S. 149.
1220. Hugo. Bischof von Lüttich. Mon. Germ. Hist. Scr. 25. S. 134.
1223. Johann, König von Jerusalem. Mon. Germ. Hist. Scr. 26. S. 470.
ca. 1228. Gobert, Abt von Villers, Mon. Germ. Hist. Scr. 25. S. 227.
1429. Die burgundische Hochzeitsgesandtschaft. Gachard. Coli, de doc.
in<5dits. Bd. 2. S. 63. ff.
ca. 1435. Jacques de Lannov. Tafur. Andancas. Bd. I. S. 258.
2 Monumenta Germ. Hist. "2. S. 425.
— H —
süchtigen, die, aus Cöln gebürtig, von einem wunder-
tätigen Heiligthum zum andern wallfahrtet, bis ihr am
Schreine des heiligen Thomas a Bekett in einem nächt-
lichen Gesichte ihre Heilung verkündet, ihr aber eine
Wallfahrt nach Santiago als Dankesleistung auferlegt wird.»
Von einer anderen Besessenen erzählen sie, dass sie lange
Jahre vergeblich von allen Heiligen die Befreiung von
ihren Leiden erfleht habe: weder der heilige Vater zu
Rom, noch der heilige Jakobus zu Compostela konnte
sie von den bösen Geistern erlösen, die von ihr Besitz
ergriffen hatten. So kam sie auf ihren Irrfahrten nach
Formbach, zur Zeit als Abt Heinrich dem Kloster vor-
stand. (1179—96-) Dort endlich fand sie durch einen Tage
lang fortgesetzten Exorcismus die Erlösung durch die
Wunderkraft des heiligen Andreas. 2 Eine Dritte solche Un-
glückliche scheint schon im Jahre 1 233 beinahe dieselbe
Pilgerstrasse genommen zu haben, auf welcher sich nach-
mals die Schaaren der deutschen Jakobsbrüder einher-
bewegt haben. Ihr war an dem Altare des heiligen Jakob
selbst Befreiung von den bösen Geistern zutheil geworden,
von denen sie gequält wurde, wie uns aus Lausanne be-
richtet wird, wohin sie auf dem Wege in ihre schwäbische
Heimath gelangt war. 3
Aber abgesehen von diesen mehr legendarischen Er-
wähnungen, bei denen die Wallfahrt doch nur einen neben
sächlichen Umstand bildet, sind es doch nur die Grossen
der Erde, deren Santiagoreisen uns überliefert werden.
Zunächst ist es wieder ein Erzbischof von Mainz, dem
wir in Santiago begegnen. Konrad, Graf von Witteisbach
und Domherr von Salzburg war auf Wunsch Kaiser
Friedrichs I. im Jahre 1161 an Stelle der beiden Prälaten,
die sich um den Bischofssitz stritten zum Erzbischof von
> Ib. Scr. 27. S. 34.
2 Ib. Scr. 10, 2. S. 1133.
3 Ib. Scr. 24. S. 785.
— 25 —
Mainz erwählt worden. Allein diese kaiserliche Gunst
blieb ihm nicht dauernd erhalten. Im Winter 1164/65
unternahm Konrad eine Wallfahrt zum heiligen Jakob
in Galicien, und auf dem Rückwege schloss er sich so eng
an den Gegenpabst Alexander III. an, dass er, als der
Kaiser sich diesem feindlich entgegenstellte, von Mainz
fliehen, und den Rest seines Lebens an dem päbstlichen
Hofe zubringen musste. l
Eine wunderbare Geschichte wird von der Gräfin So-
phia von Holland erzählt, die im Jahre 1176, auf ihrer
dritten Wallfahrt in das gelobte Land zu Jerusalem ge-
storben ist. Auch sie war einstens nach Santiago gewall-
fahrtet; das Ziel ihrer Reise hatte sie zwar ohne Fährlich-
keiten erreicht, auf dem Rückwege aber fiel sie mit ihren
wenigen Begleitern in die Hände von Strassenräubern, die
in Kastilien die Jakobsstrasse unsicher machten. Allein
als die Räuber daran gingen, die Begleiter der frommen
Dame mit Messern und Dolchen zu bearbeiten, machten
sie die wunderbare Entdeckung, dass ihre schärfsten Waffen
nicht imstande waren, die Bedrohten zu verletzen. Dieses
Wunder, das dem Gebete der Gräfin zugeschrieben wurde,
machte einen solchen Eindruck auf die Uebelthäter, dass
sie ihr zu Füssen fielen, und ihre Verzeihung und ihre
Fürbitte bei Gott erflehten. 2
Mit den Deutschen, die im Mittelalter nach Santiago
gepilgert sind, muss auch Heinrich der Löwe genannt
werden. Er hatte es im Vertrauen auf seine gewaltige
Macht gewagt, dem Kaiser den Gehorsam zu verweigern,
und der über ihn gesprochenen Acht zu trotzen. Allein
sein Stolz hatte ihm auf allen Seiten der Feinde zu viele
zugezogen ; eins nach dem anderen fielen seine Herzog-
tümer in die Gewalt Kaiser Friedrichs, und schliesslich
verdankte er es nur der Intervention seines Schwieger-
1 Böhmer, Regesta archiepiscoporum Maguntinensium. Bd. 2. S. 6 ff.
2 Acta Sanctorum. Juli Bd. 6. S. 34. col. 2.
— 26 —
vaters, des Königs von England, dass ein Vergleich zu-
stande kam. Darin musste er sich verpflichten, den Boden
des Reiches nicht eher wieder zu betreten, bis der Kaiser
es ihm gestatten werde. Da hat er denn Weib und Kind
an den Hof König Heinrichs II. von England gebracht,
er selbst aber hat eine Wallfahrt nach Santiago unter-
nommen.1
Wenige Jahre später dürfen wir wohl die Wallfahrt
Heinrichs von Supingen ansetzen. Obwohl damals noch
Laie zeichnete sich Heinrich schon lange durch seinen
frommen und religiösen Sinn aus, der ihn unter Anderem
veranlasste, das Kreuz zu nehmen und Wallfahrten nach
Rom und nach Santiago auszuführen. Nachdem er von
dort zurückgekehrt war, trat er in das Kloster von March-
thal ein, und wurde dort nach dem Tode des Probstes
Meinhard zu dessen Nachfolger erwählt. Allein die welt-
lichen Angelegenheiten, die ihm diese Stellung aufdrängte,
waren ihm so zuwider, dass er schon nach einem Jahre die
Würde niederlegte.2
Die nächste deutsche Pilgerreise, deren wir zu ge-
denken haben, ist wieder etwas problematischer. Im Jahre
1209 nämlich bestätigt der Rheingraf Wolfram mit seiner
Gattin Guda, dass er dem Kloster zu Eberbach einen
Hof zu Igelesheim zu seiner Seelen Seligkeit vermacht
habe, und zwar weil er damals im Begriffe stand, mit seiner
Gattin eine Pilgerreise nach Santiago anzutreten. Da diese
Schenkung offenbar einige Jahre nach ihrer ersten Aus-
fertigung ratificiert wird, so müsste man erwarten, dass
der Rheingraf inzwischen seine Reise gemacht habe ; allein
eben dies erscheint nach der Urkunde nicht ganz sicher,
denn auch sie gedenkt nicht einer vollendeten, sondern
nur einer beabsichtigten Pilgerfahrt.3
' Mon. Germ. Hist. Scr. XXVII. S. 104.
2 Mon. Germ. Hist. Scr. XXIV. 673.
3 Rössel, Urkkbuch d. Abtei Eberbach. I. S. 114. u. 141.
— 27 —
Wenn sich nun auch damals nur die grossen Herren
den Luxus gestatten konnten, allein und auf eigene Kosten
gen Santiago zu pilgern, so sind doch auch im 12 Jahr-
hundert wiederholt schon die einfachsten und unbemittelt-
sten Männer aus deutschen Gauen zum heiligen Jakob ge-
wallfahrtet, nur nicht einzeln und auf ihre Kosten, sondern
in Schaaren und, wenn man anachronistisch den Ausdruck
gebrauchen darf: auf Staatskosten, und zwar bei Gelegen-
heit der Kreuzzugsfahrten. Der erste Kreuzzug war wesent-
lich auf dem Landwege unternommen worden ; allein er
hatte die Ueberzeugung gezeitigt, dass auf diese Weise eine
gewaltige Summe von Zeit und Kraft vergeudet werde,
die dem eigentlichen Zwecke nicht unmittelbar zu Gute
kam, und desshalb wurde für die späteren Kreuzfahrten
vorwiegend der Seeweg in Aussicht genommen. Für die
Oberdeutschen und für die östlicheren Reichsgebiete ward
Venedig der fast ausschliesslich benutzte Ausgangshafen,
die Niederdeutschen aber, und mit ihnen die Rheinländer,
die durch ihren Handelsverkehr an den Weg zur Nordsee
gewöhnt waren, nahmen bald auch für ihre Kreuzfahrten
die Häfen der Rhein- Ems- und Weser- Mündungen zum
Ausgangspunkte. An erfahrenen Seeleuten war kein Mangel,
denn die Tradition der grossen Westfahrt hatte sich von
den Normannen auf die Nordgermanen fortgepflanzt, und
wir sehen deren geographische Kenntniss von den franzö-
sischen, spanischen und mittelländischen Küsten mit ihren
oft eigens erfundenen Namen unmittelbar in den Dienst
unserer frühesten deutschen Westsee-Fahrer gestellt.1
So finden wir denn, dass im April 1147 eine grosse
Flotte von Kreuzfahrern sich in Dartmouth versammelt,
zu der unsere deutschen Landsleute neben den Engländern
und Niederländern ein starkes Kontingent gestellt hatten,
das sich schon rheinabwärts und über den Kanal zu
1 Adam v. Bremen. Scholion 96.
— 28 —
Schiffe bewegt hatte. Die Annales Sancti Disibodi haben
uns den originellen und anschaulichen Brief erhalten, in
welchem Duodechinus von Loginstein dem Abte Cuno die
Ereignisse der Fahrt bis zur Einnahme von Lissabon
schildert. Nach achttägiger stürmischer Fahrt auf hoher
See war ein Theil der Pilgerflotte endlich in den ersten
Juni-Tagen in einen Hafen der spanischen Nordküste un-
weit Vivero eingelaufen; die Pilger fanden es ganz natür-
lich, dass sie von dort nach der Bucht von Tambre segel-
ten, und alle gemeinsam hinauf pilgerten zu der Stadt des
heiligen Jakob, um an dessen Altare feierlich das Pfingst-
fest zu begehen. Erst dann nahmen sie ihren Kreuzzug
wieder auf, den sie bekanntlich damit begannen, dass sie den
Portugiesen behilflich waren, das feste Lissabon den Hän-
den der Ungläubigen zu entreissen.1
Ganz analoge Vorgänge haben sich dann bei den
nächsten Kreuzzügen noch mehrmals wiederholt. Die
Kreuzfahrer-Schaaren, welche Richard Löwenherz von
England und Philipp August von Frankreich dem auf
dem Lande vorausgezogenen Friedrich Barbarossa über
See zuführten, waren abermals durch Zuzüge aus Nieder-
Deutschland beträchtlich verstärkt worden. Liessen sich
nun auch diese Führer nicht so leicht von ihrem eigent-
lichen Ziele ablenken und in den Kampf gegen die Un-
gläubigen verwickeln, so machte doch auch dies Mal ein
Theil der Flotte an der spanischen Nordküste Halt, um den
Kreuzfahrern zur Wallfahrt nach Santiago Gelegenheit zu
lassen. 2
Etwas anders lagen die Verhältnisse bei dem Besuche,
den Herzog Leopold von Oesterreich mit seinen Mannen
dem Heiligthum in Galicien abstattete. Auch er hatte mit
den Seinen das Kreuz genommen, um gegen Ungläubige
zu fechten, aber nicht die Sarazenen im heiligen Lande,
1 Monumenta Germaniae hist. Scr. XVII. S. 1"
2 Ib. S. 796.
— 29 —
sondern die Ketzer in Südfrankreich, die Albigenser, soll-
ten die Schärfe seines Schwertes fühlen. Allein als Her-
zog Leopold mit seinem Heere auf dem Kampfplatze er-
schien, war die Entscheidung schon gefallen und er fand
keine Gelegenheit mehr, seinen Glaubenseifer durch Waf-
fenthaten zu bekunden. Da entschloss er sich, um nicht
ohne Waffenehre heimzukehren, die Pyrenäen zu über-
steigen, und seine Schaaren dem Könige von Kastilien als
Bundesgenossen gegen die Mauren zuzuführen. So haben
unsere deutschen Landsleute geholfen, den Sieg bei Cala-
trava zu erfechten. Ehe sie dann in die Heimath zurück-
kehrten, haben sie auch noch Santiago de Compostela be-
sucht, und gewiss hat mancher deutsche Kriegsmann dort
einen Theil seiner Siegesbeute zu den Füssen des Heiligen
niedergelegt. 1
Dagegen nahm der Kreuzzug von 12 17 wieder einen
ganz analogen Verlauf, wie derjenige von 1 147. Graf
Wilhelm von Holland und Graf Georg von Wied hatten
ihr Heer von Kreuzfahrern, Niederländer und Deutsche,
bei Viaardingen versammelt, und segelten Ende Mai nach
Dartmouth ab. Von da ward erst das Heiligthum des
heiligen Matthäus, am Kap Finisterre besucht, dann lan-
deten sie bei Coruna, um zum heiligen Jakob zu pilgern;
es scheint hier schon ein ganz absichtliches Pilgern von
einer Gnadenstätte zur andern gewesen zu sein. Endlich
kamen sie nach Lissabon und Hessen sich dort, wie ihre
Vorgänger, zur Theilnahme am Kampfe gegen die Un-
gläubigen überreden, denen sie eine empfindliche Nieder-
lage beibrachten und manchen festen Platz entrissen.2
Seitdem hat sich der Vorgang nicht mehr in dieser
Form wiederholt wohl um desswillen, weil in Deutschland
die Kreuzzugsbegeisterung wesentlich nachliess, die Spanier
aber bald darauf den Mauren den ganzen Westen der
1 Juritsch, Geschichte der Babenberger. S. 420.
2 Monuraenta Germaniae hist. Scr. 17. S. 829.
— 3o —
iberischen Halbinsel entrissen. Deutsche Männer, Ritter
und Söldner, haben den Spaniern noch oft im Kampfe
gegen den Halbmond beigestanden, bis dessen letztes
Bollwerk im Jahre 1491 fiel, und mancher, der heil und
gesund aus dem Kriege zurückkehrte, wird gewiss deh-
müthig nach Santiago gepilgert sein, ehe er in die Hei-
math zurückkehrte. Aber in Schaaren und unter Führung
deutscher Fürsten sind, wenigstens so weit unsere Quellen
dies bekunden, deutsche Kreuzfahrer nicht wieder in dem
galicischen Heiligthum erschienen.
Bald darauf begegnen uns die Santiago-Fahrten in
einem neuen Zusammenhange. Sehr frühzeitig sind
Wallfahrten sowohl zu einem benachbarten Heilig-
thume, als auch solche in weite Ferne, nach Rom,
Jerusalem oder Santiago, als Kirchenstrafen verhängt
worden. Weiterhin haben auch weltliche Gerichte zur
Sühnung schwererer Vergehen solche angeordnet. Von den
deutschen Gauen sind es allerdings wieder die niederländi-
schen Grenzgebiete, von denen uns der Brauch am frühesten
und am häufigsten überliefert ist.1 Allein er hat sich aucn
in rein deutschem Gebiete eingebürgert : als der Knappe
Marquard von Westensee von lübischen Bürgern erschlagen
worden war, bestimmt das für die Aburtheilung dieses
Falles besonders gebildete Schiedsgericht im Jahre 1 354,
dass der Rath zu Lübeck neben manchen anderen Sühne-
veranstaltungen je einen Pilger nach Jerusalem, nach Rom,
nach Santiago, nach Ridzemadun (?) und nach Aachen
schicken soll.2
1 In niederländischen Quellen finde ich folgende Buss- u. Strafwallfahrten
erwähnt:
1326 Karl d. Schöne von Burgund befiehlt denen von Brügge u. Courtray
100 Pilgerfahrten nach Santiago in Galicien u. 200 nach andern Orten. Gilliodts
van Severen, Inventaire. Bd. II. S. 357 f.
1391. Juli 27. Sohier Scace wird verurtheilt nach Santiago zu pilgern, zur
Sühne des an Jean Dubos verübten friedbrüchigen Ueberfalles. Ib. Bd. III. S.
208.
1491. Mai 20. Francois de Wes wird zur Sühne des an Simon de Kienrue
begangenen Todtschlags unter Anderem dazu verurtheilt, nach Santiago zu
pilgern. Ib. Bd. 6 S. 355.
2 Cod. dipl. Lubec. III p. 200.
3; —
Eine ganz ähnliche Entscheidung wird im Jahre 1369
in Bremen gefällt. Bei dem Verrath der Stadt an den Erz-
bischof im Jahre 1 366 hatten die Vertriebenen das Gelübde
abgelegt, wenn sie in den Besitz der Stadt zurückgelangen
sollten, alljährlich einen Pilger zum heiligen Jakob in
Galicien zu entsenden. Allein nachdem der Friede herge-
stellt war, fand der Magistrat diese Stipulation recht be-
schwerlich, und wandte sich an den Pabst, um dessen
Einwilligung zu einer Aenderung des Gelübdes zu erlangen,
die dahin erfolgte, dass der Rath in der Hauptkirche dem
heiligen Jakob eine Kapelle und einen Altar stiftete, zu
dessen Unterhalt eine Summe gespendet wurde, die den
Kosten der Wallfahrt annähernd entsprach. 1
Die Hanseaten sind es ferner auch, die im Jahre 1 3g3
bei Gelegenheit eines Friedensschlusses mit den Flämin-
gern von diesen verlangen, dass sie je eine Anzahl von
Pilgern nach Rom, nach Santiago und nach Jerusalem
senden sollen. Nach Santiago sollten 16 Mann wallfahrten ;*
wie weit dies erfüllt worden ist, vermag ich nicht anzu-
geben, mir sind nur die Namen von fünf Pilgern bekannt,
die aus diesem Anlasse auf Befehl des Raths zu Brügge
die Wallfahrt -unternommen, und jeder 3 U Groschen zu
diesem Zweck erhalten haben.3
Noch ein weiterer Fall einer Pilgerfahrt als Strafe
kam im Jahre 1424/25 abermals auf hanseatischem Gebiete
vor. In den Verhandlungen mit dem Könige Erich von
Dänemark im Jahre 1416 hatten die lübischen Gesandten
unterschiedliche Verpachtungen auf sich genommen, dar-
unter auch diejenige einer Wallfahrt zu Unsrer Lieben
Frauen zu Einsiedeln. Vermuthlich aber ist es dem Rathe
nachträglich leid geworden, eine so beschwerliche Pilger-
reise in 'das Binnenland hinein gelobt zu haben, und an
1 Bremisches Urkundenbuch. Bd. 3. S. 312, 331 u. 382.
2 Röhricht, Deutsche Pilgerreisen. S. 113.
3 Giliiodts van Severen, Inventaire III. 256
02
Stelle von Einsiedeln wurde Santiago als Ziel der Wall-
fahrt ausersehen. So müssen wir daraus schliessen, dass
dieselben lübischen Gesandten, welche den Vertrag mit
König Erich gemacht hatten, ein Paar Jahre später den
Peter Hope um 220 lübische Mark anwarben, um in ihrem
Namen die Fahrt gen Santiago anzutreten. Es scheint,
dass Hope mit der Summe nicht zufrieden gewesen ist,
denn in einer zweiten Urkunde erscheint dieselbe auf
35o Mark erhöht; ob die Reise aber dann zur Ausführung
gelangt ist, geht auch aus dieser nicht hervor. *
Noch zwei ganz analoge Fälle werden aus dem fünf-
zehnten Jahrhundert aus hanseatischem Gebiete erwähnt. Im
Jahre 1447 war ein Kaufmann von Nieder-Wesel mit einer
Ladung Wein nach Brügge gekommen, und hatte dieselbe
in Gegenwart des «assyser» Johann von Nieuwenhofen
löschen lassen. Im weiteren Verlaufe waren aber die vor-
geschriebenen Formalitäten nicht korrekt beobachtet worden,
und desshalb liess der von Nieuwenhofen den Hanseaten
verhaften und trotz aller Proteste in das Gefängniss schlep-
pen. Das war ein offenbarer Bruch der hanseatischen Pri-
vilegien, und der «gemeine Kaufmann» nahm sich desshalb
sehr ernstlich der Sache an, und verlangte, Johann von
Nieuwenhofen solle nicht nur vor der Wet von Brügge
dem deutschen Kaufmann Abbitte leisten, die Gefängniss-
kosten ersetzen und den angerichteten Schaden vergüten,
sondern auch bei 25 U grote Strafe binnen einem Jahre
eine Wallfahrt zum heiligen Jakob in Galicien ausrichten.
Erfolg scheint die hanseatische Forderung allerdings nicht
gehabt zu haben, denn im Jahre 1449 fühlten sich die
deutschen Kaufleute in Brügge veranlasst, bis auf weiteres
alle geschäftlichen Beziehungen zu Nieuwenhofen und
seinem Hause abzubrechen. 2
» Codex dipl. Lubecensis. Bd. 5. S. 661 ff. Bd. 6. S. 602 u. 621.
2 Hanse-Recesse. II, 3. S. 431. u. II, 7. S. 806.
— 33 —
Ein ähnlicher Fall wird zum Jahre 1476 aus Kampen
berichtet. Drei Kampener Kaufleute hatten in Bergen, da
gerade keine hanseatischen Schiffe zu haben waren, ihr Gut
in ein holländisches Schiff geladen, obwohl dies zur Zeit
durch hanseatische Anordnung streng verboten war. Darauf
Hess sie der Rath von Kampen vor sich erfordern, und so
lange von allem Verkehre mit der Kaufmannschaft aus-
schliessen, bis sie um Gnade baten. Sehr anschaulich
schildert das Dokument den Vorgang ihrer Begnadigung:
«Der Kaufmann hat sie vor der ganzen Gemeinde drei Mal
vor sich entboten, mit blossen Füssen, nackten Beinen,
blossem Haupte, die Hosen um ihre Hüfte geschlungen,
in ihren blossen Wämsern und so mussten sie den Kauf-
mann um Gnade bitten. Der Kaufmann hat ihnen auf-
erlegt, sie sollten um der vorgenannten Sache willen
Bittfahrten ausrichten zu St. Jakob in Galicien, zum heili-
gen Blute nach Wilsnack und zum heiligen Olaf nach
Drontheim», doch sind ihnen die Bittfahrten nachträglich
erlassen worden gegen eine Busse von 5o Bergener Gulden.1
Wenn der ursprüngliche Zweck solcher Anordnungen
jedenfalls der war, dass der Schuldige durch eine demü-
thige, mit allerlei Entbehrungen verknüpfte Wallfahrt sein
Vergehen sühnen sollte, so ist doch schon sehr frühzeitig
von der persönlichen Leistung der Busse abgesehen
worden : in vielen Fällen wird nicht verlangt, dass die
Wallfahrt gethan, sondern nur dass sie ausgerichtet wird.
Es sollen Bettler geradezu ein Geschäft daraus gemacht
haben, für andere Bussfahrten zu thun. Endlich wurde,
wie der Kampener Vorgang lehrt, auch das nicht mehr
als unerlässlich betrachtet : die Wallfahrt konnte mit einer
Geldbusse abgelöst werden. Ob dort die 5o Bergener
Gulden eine annähernde Schätzung der Bittfahrtskosten
enthalten, mag zweifelhaft sein. Aus den Rechnungen von
» Hanse-Recessc. II. 7. S. 603.
- 34 -
Brügge lässt sich ein Fall vom Jahre 1405/6 nachweisen,
in welchem ein dortiger Tuchweber sich mit der Summe
von 24 üb. par. von der Strafe einer Pilgerfahrt nach
Santiago löst. *
Wenn nun auch die Kosten einer wirklichen Wall-
fahrt vielleicht noch nicht auf ein so bescheidenes Maass
reduciert waren, so zeigt sich doch, dass schon im 14.
Jahrhundert dieselben für die wohlhabenderen Bürger nicht
mehr unerschwinglich waren. Auch diese Nachrichten
stammen zunächst noch fast ausschliesslich aus hanseatischem
Gebiete. In den Kreisen der niederdeutschen Seehandels-
städte war man vertraut mit längeren überseeischen Fahrten,
und was man häufig genug für irdischen Gewinn zu unter-
nehmen gewohnt war, das that der Eine oder der Andere
wohl auch einmal lediglich um seines Seelenheiles willen.
Das älteste Zeugniss dafür stammt aus dem Jahre 1 3 1 7.
Am Sonntage Quasimodogeniti dieses Jahres macht Volmar
von Baumgarten (de Pomerio) zu Rostock sein Testament,
weil er sich zu einer Pilgerfahrt nach Santiago aufmacht.
Dass er ein ziemlich bemittelter Mann war, beweisen seine
Legate, die sich auf mehrere hundert Mark (lüb.) in
baarem Gelde, neben ausgedehntem Grundbesitz belaufen.
Leider macht er aber keine Andeutung darüber, wie hoch
er die Kosten seiner Reise schätzt. 2
Ein ähnliches Dokument aus der Mitte des 14. Jahr-
hunderts, das Datum fehlt, stammt aus Wismar. Der
dortige Bürger Thiedeke Bernewater macht sein Testament,
und bestimmt darin, dass dasjenige, was nach Auszahlung
verschiedener Legate und Befriedigung aller seiner Gläu-
biger von seinem Vermögen übrig bleibt, von den Stadt-
pflegern zum Besten der Armen verwendet werden soll,
mit dem Bedingniss, dass sie stets (semper) je einen Pil-
1 Gilliodts van Severen, inventaire IV. S. 161.
* Meklenburgiscb.es Urkundenbuch. VI. S. 264.
— 35 —
ger zum heiligen Jakob und einen nach Aachen schicken
sollen. 1
Von einer anderen Pilgerfahrt erfahren wir aus einem
anderen sehr drolligen Dokumente, aus der Zeit um 1370.
Ein ehrsamer lübischer Schustermeister, Johannes Bodde,
hatte dem Ritter Vieregge wiederholt für sich und seine
Leute Schuhwaaren geliefert, aber nicht immer für dieselben
baare Zahlung erhalten können. Im Laufe der Zeit waren
beide Parteien von Lübeck fortgezogen; der Ritter war als
Hauptmann in schwedische Dienste getreten, und der ehr-
same Schuhmacher fühlte sich auch zu Höherem berufen,
als über dem Leisten zu sitzen. Er unternahm eine grosse
Pilgerfahrt nach Rom und zum heiligen Jakob in Gali-
cien, dann aber trat er in den Deutsch-Ritterorden und
Hess sich in Elbing nieder, von wo aus er durch den
Rath zu Lübeck seinen ritterlichen Schuldner mahnen
Hess. Die höchst drollige Unterredung, mit welcher er die
Anerkennung der Schuld von Seiten Vieregge's darstellt,
gebe ich in der Anmerkung im Originaltext wieder. 2
Von weiteren Santiago-Fahrten hören wir aus Preus-
sischen Landen. Der Danziger Hermann von Rüden war
in seiner Vaterstadt der Acht verfallen, und um sich aus
derselben zu lösen, hat er im Jahre 1377 eine Wallfahrt
nach Santiago unternommen, von der er in geistigem und
körperlichem Sinne heil zurückgekehrt ist. 3
Ein minder günstiges Geschick war einem anderen
Preussen beschieden, der nach Santiago gefahren war.
» Ib. XIII. S. 134. ,_ . . ,.. , . . „
s Do gink ich selber czu Viereckden. Do sprach ich: Vieregde, mir ist
nicht me worden, wen syben guldyn. Do sprach her : myn lvber Hannus , wi
vil ist man dir noch schuldik? Do sprach ich: ir Sit mir noch schuldik achte
guldvn ir wist das wol, ich gink czue Rome vnd czu sente Jacob, daz ir mir
do blib'it sechs guldin schuldik; nu hat ir syder genomen sent ich von
Rome quam, also vil als vor nvne guldin, dez wart uch selber eyn nu par
stvuüen vnd vier par nvderschu, dy stisen uer Knechte in den woytsac, vor
mer so nomen uer knechte V par nuer stiuilen, do ir ken Sweden czoget, vnd
nue schu doczu etc. - (6 Paar Stiefeln u. 9 Paar Schuh für 9 Gulden !) Mek-
lenb. Urkbuch. XVI. S. 637.
» Th. Hirsch, Danzigs Handel- u. Gewerbsgeschichte. S. 86. Anm. Zi.
— 36 —
Tideman Sticker war als Meister eines Schiffes, das dem
Goswin Grote gehörte im Jahre 1378 von Danzig ausge-
segelt, um nach Santiago in Galicien zu fahren. Er hatte
verschiedene preussische und lübische Gefährten an Bord,
und seine Reise galt wohl ebensosehr geschäftlichen als
frommen Zwecken. Die Reisenden hatten ihr Ziel glücklich
erreicht, und waren wohlbehalten bis in die Nähe des Kap
Finisterre zurückgelangt; da wurden sie dort von engli-
schen Freibeutern gesichtet, und in der folgenden Nacht
überfallen. Tideman Sticker wurde am ärgsten misshandelt :
nachdem die Räuber ihn niedergeschlagen, schnitten sie
ihm die Finger ab, um sich seiner Ringe zu bemächtigen;
dann warfen sie ihn ins Wasser. Er und drei seiner Be-
gleiter blieben todt, die anderen kamen mit dem nackten
Leben davon. Der eingeklagte Schaden belief sich allein
für den Rheeder auf 1 5o 8 grote. 1
Die See war damals durch den Krieg der Engländer
und Franzosen lange Jahre hindurch für die Hanseaten
sehr unsicher. Wurde doch 141g ihre ganze Westfahrt-
Flotte vor La Rochelle genommen und geplündert. Den-
noch dauerten die Wallfahrten nach Santiago fort. Zum
Jahre 141 7 berichtet die Fortsetzung der Preussischen
Chronik des Johann von Posilge : «Auch war dies Jahr
eine grosse Fahrt zum Sankt Jakob zu Compostella von
vielen Leuten aus manchen Ländern.»2 Mir sind keine
Namen bekannt geworden von solchen, die an der Fahrt
von 141 7 theilgenommen haben; aus dem Jahre 1420 aber
erzählt eine Danziger Quelle von einem ähnlichen Vor-
gange. Jakob Lübbe war am Tage des heiligen Jakob im
Jahre 1400 geboren, und das war ihm wohl ein besonderer
Anlass, nachdem er das 20. Lebensjahr erreicht hatte, zu
dem Grabe seines Schutzpatrones zu wallfahrten. Die günsti-
gen Vermögensverhältnisse seiner Eltern hätten ihm wohl ge-
1 Hanse-Recesse I. 3. S. 106 u. 192.
2 Scriptores rerum Prussicarum. III. S. 372.
- 37 -
stattet, die Reise mit aller Bequemlichkeit an Bord eines
guten Schiffes zu machen; mit Geld und mit Empfehlungs-
briefen war er auf das Beste versehen. Er aber hielt den
weiteren und beschwerlicheren Landweg für verdienst-
licher. Auch war er nicht allein : der Priester Adrian von
Marienburg, und dessen Schwester, die Nonne Gertraud
machten die Wallfahrt in seiner Gesellschaft und es scheint,
dass alle drei unversehrt und wohlbewahrt von der weiten
Reise zurückgekehrt sind, i
Von der äussersten Grenze des deutschen Sprachgebietes
machte sich ein anderer Pilger zum heiligen Jakobus im
Jahre 1429 auf. Ein gewisser Wilhelm von Reval hatte in
höchster Sturmesnoth auf dem Meere das Gelübde abge-
legt, eine Wallfahrt nach Rom und nach Santiago zu unter-
nehmen, wenn sein Schiff glücklich in den Heimathhafen
zurückkehren würde. Dieser Wunsch war erhört worden,
und nun Hess er sich am Michaelistage von dem Revaler
Diakon Detmar ein lateinisches Beglaubigungs- und Em-
pfehlungs- Schreiben mitgeben auf seine weite Pilgerreise. 2
Ein ähnlicher Fall wird aus dem Jahre 1455 wieder aus
Meklenburg berichtet. Auch hier ist es ein Empfehlungs-
brief in lateinischer Sprache, der uns von der Santiagofahrt
Kunde giebt. Der Rostocker Dr. jur. Heinrich Bekelin,
Professor an der Universität und Pfarrer zu Sankt Marien
bescheinigt seinen Beichtkindern Hans und Matthias Hey-
denrik, dass sie aus besonderer Devotion und um ihrer
Sünden willen den Pilgerstab ergriffen haben, um zum
heiligen Jakobus zw wallfahrten, und bittet alle christlichen
Seelen den Beiden Schutz, Hülfe und Förderung zutheil
werden zu lassen. 3
Ob es gerade ausschliesslich religiöse Anlässe waren,
welche für die Fahrt bestimmend waren, welche vier Ham-
1 Scriptores rerum Prussicarum. IV. S. 694.
2 Uv.-Esth.- u. Kurländisches Urkkbuch VIII. S 62.
3 Meklenb. Jahrb. Bd. 43. S. 189.
— 38 —
*
burger Orlogschiffe in Gesellschaft anderer hanseatischer
Fahrzeuge.am 10. April 1473 von der Elbe aus nach Santiago
antraten, lässt sich billig bezweifeln. Aber wenn wir nicht
durch andere Zeugnisse hinlänglich davon unterrichtet wären,
wie häufig unsere niederdeutschen Landsleute das spani-
sche Heiligthum aufsuchten, so würde schon der Um-
stand, dass sie — wie einst die Wikinger von einem
Jakobslande sprachen — 'die Fahrt zur spanischen Nord-
küste als eine solche nach Santiago bezeichneten, uns
darauf hinweisen, welche bedeutende Rolle in der grossen
hanseatischen Westfahrt die Aufsuchung des berühmten
Wallfahrtsortes spielte.1
Ein besonderer Anlass hat es bewirkt, dass wir zum
Jahr 1479 von mehr als einer Pilgerfahrt aus den nord-
deutschen Seestädten nach Santiago hören. Es war die
Zeit in welcher das spanische Heiligthum sich der be-
sonderen Begünstigung der Päbste wieder zu erfreuen
begann: im Jahre 1479 war ^ur alle> die zu dem Grabe des
Apostels pilgern würden, ein besonders reicher Ablass be-
willigt, was unsere Quelle so ausdrückt, es sei damals zu
Santiago ein «goldenes Jahr» ein Jubiläumsjahr gewesen.
Diese Botschaft war es, welche den Danziger Kaufmann
Christoph Beyer veranlasste, sich in der Charwoche mit
Kleiss Voss auf die Fahrt zu machen, um der besonderen
damit verbundenen Ablässe theilhaftig zu werden.2 Gewiss
ist es nur ein Zufall, dass uns gerade nur die Namen diesd-
beiden preussischen Pilger überliefert werden ; viele andere
unserer Landsleute mögen demselben frommen Motive in
die Ferne gefolgt sein. Das können wir mindestens noch
von Einem derselben nachweisen. Der Lübecker, «Krämer?
Hinrich Dunkelgud ist um dieselbe Zeit nach Santiago ge-
fahren, und auch er erzählt uns wenigstens von einem Lands-
1 Scriptores rerum Prussicarum. Bd. IV. S. 736.
a Ib. Bd. IV. S. 743 u. Bd. V. S. 440.
- 39 -
mann, dem Hans Sledorn, der die Reise mit ihm gemacht
hat. Sein Bericht ergänzt in bezeichnender Weise die Notiz
von den Hamburger Orlog-Schiffen, die nach Santiago ge-
segelt waren, denn auch bei Dunkelguds Reise sind religiöse
und geschäftliche Motive, wie dies aus seinem auf uns
gekommenen Geheimbuche hervorgeht, auf das Engste mit
einander verwoben. Er nahm den Seeweg über Brügge,
und obwohl er nicht nur dort eine Zeit lang der Geschäfte
halber verweilte, sondern sogar aus solchem Anlasse nicht
unbeträchtliche Abstecher von dem geraden Wege machte,
hat seine Wallfahrt doch noch nicht fünf Monate gedauert:
am 2. Februar ist er von Lübeck, nach Mitte März von
Sluys aufgebrochen, und bereits am 21. Juli ist er in der
Heimath wieder angelangt. 1
Wenn wir bei dem Jahre 1484 schon wieder in einer
preussischen Chronik angemerkt finden, dass zu Santiago
«goldenes Jahr» gewesen sei, so dürfen wir mit Zu-
versicht darauf rechnen, dass auch diesmal Landsleute des
Chronisten die Wallfahrt unternommen haben. Deren
Namen nennt freilich weder er, noch finden sich solche
in anderen Quellen angemerkt.2
Dann hat im Jahre 1498 der Herzog Balthasar von
Meklenburg eine Pilgerreise nach Santiago unternommen,
derselbe, über dessen Wallfahrt nach Jerusalem wir durch
umfängliche Aufzeichnungen so gut unterrichtet sind.
Eigentümlicher" Weise haben sich solche von der spani-
schen Reise des Herzogs nicht einmal in den Rechnungs-
büchern ausfindig machen lassen. Trotzdem dürfen wir
an der Thatsächliclikeit seiner Santiago-Fahrt nicht zwei-
feln, denn es wird wiederholt in hanseatischen Urkunden
seiner Abwesenheit Erwähnung gethan.3
1 Mantels, Beiträge zur lüb.-hans. Geschichte. S. 353 ff.
2 Scriptores rerum Prussicarum. Bd. 4. S. 752.
» Hanse-Recesse. Abth. 3, Bd 4. S. 78.
— 40 —
Aus späterer Zeit ist mir nur noch eine Pilgerfahrt
aus Niederdeutschland zum heiligen Jakob bekannt. Im
März i5o3 befindet sich der Lübecker Kaufmann Her-
mann Stegmann unterwegs auf einer solchen Pilgerreise.1
Allein es wäre verkehrt, aus dem Mangel bezüglicher
Nachrichten schliessen zu wollen, dass die Wallfahrten
aus niederdeutschen Landen abgenommen hätten. Zu-
nächst ist wohl der Grund für das Ausbleiben weiterer
Erwähnungen darin zu suchen, dass die Santiago-Fahrten
so sehr etwas Alltägliches geworden waren, dass man es nicht
mehr der Mühe werth erachtete, ihrer zu gedenken. Dass
sie noch Jahre lang in gleichem Umfange andauerten wie
früher, dafür spricht der Umstand, dass auch in nieder-
deutscher Sprache ein Santiago- Pilger- Buch im Jahre
1 5 1 8 gedruckt worden ist. Obwohl dieses angeblich den
Weg von Braunschweig aus und bis wieder dahin zurück
schildert, so vermuthe ich doch, dass es nichts weiter ist,
als eine niederdeutsche Redaktion ebendesselben hoch-
deutschen Pilgerbuches, von dem sogleich die Rede sein
wird. 2
Für die Niederdeutschen hatte die Santiago-Fahrt einen
wesentlich anderen Charakter als für ihre hochdeutschen
Landsleute. Sie waren von den burgundischen Niederlan-
den her damit bekannt geworden : die Handelsunternehmun-
gen führten die Hanseaten Jahr für Jahr in die unmittelbare
Nähe des Heiligthumes, und die Seefahrt machte die Pil-
gerreise ziemlich bequem und wenig zeitraubend. Man
würde aber sehr irre gehen, wenn man desshalb annehmen
wollte, dass von unseren Landsleuten ausschliesslich oder
auch nur vorwiegend die Niederdeutschen zum heiligen
Jakob gewallfahrtet hätten ; im Gegentheil, um die Wende
vom i5. zum 16. Jahrhundert scheinen vielmehr die Mit-
1 Hanse-Recesse Abthl. 3, Bd. 4. S. 529.
2 Der von Röhricht erwähnte Druck: De overen ende medelen Straten
von Brunswygk tho Sünte Jakob in Galicien, Brunswygk 1518, 8° ist anschei-
nend unwiederbringlich verschollen.
— 4i —
tel- und Oberdeutschen bei weitem das grösste Kontingent
zu den Santiago-Pilgern gestellt zu haben.
Das hat sich allerdings herausgestellt, dass vor dem i5.
Jahrhundert nur ganz vereinzelt einmal Pilgerreisen aus Ober-
deutschland nachdem spanischen Heiligthume unternommen
worden sind. Die wenigen, die wir zu erwähnen hatten, ge-
hörten der Kreuzzugs-Periode an. Nach dieser aber trat für
Spanien wieder eine Periode der Vereinsamung ein, aus der
es erst zu Anfang des i5. Jahrhunderts wieder heraustrat,
als die kirchlichen Angelegenheiten einen lebhafteren Ver-
kehr und einen engeren Zusammenschluss aller christlichen
Staaten nothwendig machten. Die Konzilien von Konstanz
und von Basel haben zuerst wieder häufiger die Spanier
über die Pyrenäen zu uns geführt, und es lässt sich auf
allen Gebieten verfolgen, wie damit unseren Landsleuten
der Anlass gegeben wurde, ihre Aufmerksamkeit wieder
mehr der iberischen Halbinse-1 zuzulenken, die sie seit
dem Ausgange der Staufenzeit mehr oder weniger verges-
sen hatten. Damals sind deutsche Kaufleute zuerst in grös-
serer Anzahl von den oberdeutschen Städten nach Barcelona
gezogen, und haben sich dort Bevorzugungen zu erringen
gewusst, wie sie keiner anderen Nation zutheil geworden
sind. Damals haben ganze Schaaren deutscher Ritter
den Zug in die Ferne unternommen, um sich im Schein-
kampfe des Tournieres oder in ernstem Waffengange gegen
die Ungläubigen die Insigniender Ritterorden zu verdienen,
die wetteifernd von den Königen von Aragon, von Navarra,
von Kastilien und von' Portugal zur Auszeichnung ritter-
licher Tugenden gestiftet wurden. Wie sollte da nicht auch
oft das Heiligthum des Apostels aufgesucht worden sein, das
schon damals eine der bekanntesten und gnadenreichsten
Wallfahrtsstätten der Christenheit war?
Das erste Mal, wo eine Santiago-Fahrt in oberdeut-
schen Quellen erwähnt wird, gehört schon dem Jahre [397
an. Damals bestimmt Bruno von Rappoltstein in seinem
Testamente, dass seine Erben um seines Seelenheiles
— 42 —
willen eine Anzahl Wallfahrten ausrichten sollen. Da
erscheint an erster Stelle Santiago in Galicien ; daneben
Heiligthümer besonders in Südfrankreich. i
Die Santiago-Pilgerfahrt scheint dann in seiner
Familie üblich geworden zu sein. Caspar von Rappolt-
stein, der um das Jahr 1457 gestorben sein soll, lag
auf Sankt Jakobs Strasse «zu der Kronen» begraben.2
Unter der «Krone» kann in diesem Zusammenhange
ebensowohl La Coruna als Logrono verstanden werden,
je nachdem Caspar seine Wallfahrt rheinabwärts und
von den Niederlanden aus zu Schiff, oder aber durch Süd-
frankreich und über die Pyrenäen, auf der sogenannten
oberen Strasse, gemacht hat. Ich halte die letztere Annahme
desshaib für die wahrscheinlichere, weil man gemeinig-
lich nicht in Verbindung mit der Meerfahrt von einer
Jakobsstrasse sprach.
Um 1430 werden die Santiago-Fahrten aus oberdeut-
schen Landen ausserordentlich zahlreich. Den Reigen er-
öffnet der Nürnberger Patricier Peter Rieter. Er wallfahr-
tete im Jahre 1428 dorthin mit der Bequemlichkeit, die
ihm seine Verhältnisse gestatteten, d. h. er machte den
Weg zu Pferde und Hess sich von einem berittenen Knecht
begleiten. In der Kathedrale von Santiago stiftete er ein
ansehnliches Gemälde, das im Chore aufgehangen wurde;
auf dem Rückwege besuchte er auch den Montserrat, zog
von Ober-Italien nach Rom hinunter, und hielt sich dort
volle vier Wochen auf. So kam es dass ihn die Reise die,
für die damalige Zeit recht ansehnliche Summe von 25o
Dukaten kostete. 3
Schon der Bericht über diese Reise erweckt den An-
schein, als ob es mindestens ebenso sehr die Lust am
Reisen, der Wunsch fremde Länder und Menschen zu
1 Rappoltsteinisches Urkundenbuch. Bd. 3. S. 555 j 6.
* Ebda. Bd. 4. S. 601. u. Bd. 5. S. 571.
3 Bibliothek des lit. Vereins Bd. 168. S. 9.
- 43 -
sehen, als ein religiöses ßedürfniss gewesen ist, was unseren
Landsmann in die Ferne trieb. Unzweifelhaft aber waren
solche Motive ausschlaggebend für diejenigen Deutschen, die
wir demnächst in Santiago antreffen. Das Geschlecht der
Grafen von Cilli in Kärnthen war gegen das Ende des 14.
Jahrhunderts rasch emporgeblüht und hatte durch die Be-
günstigung, deren es sich von Seiten der deutschen Kaiser
seit Ludwig dem Bayern zu erfreuen hatte, eine führende
Stellung erlangt. Ihren Höhepunkt erreichten diese Be-
günstigungen in den ersten Jahrzehntendes 1 5. Jahrhunderts,
als König Sigismund sich in zweiter Ehe mit Barbara, der
Tochter des Grafen Hermann von Cilli, vermählte. Bald
darauf aber drohte der Mannesstamm der Grafen schon
einmal auszusterben; nur auf einem Neffen der Königin,
Ulrich IL, beruhte die Hoffnung, das Geschlecht fortzu-
pflanzen. Es ist desshalb nicht zu verwundern, wenn Graf
Ulrich eine vielumworbene, vielbeachtete Persönlichkeit
wurde. Dieser Graf Ulrich nun hat im Jahre 1430 mit
einem grossen Gefolge von Rittern und Knappen einen
Zug nach Spanien unternommen, der ein solches Aufsehen
erregte, dass selbst die spanischen Chronisten seiner ge-
denken und dass man sich noch lange Jahre nachher seiner
erinnerte. Auffallender Weise enthält die Chronik der
Grafen von Cilli kein Wort darüber, so dass wir weder
den Anlass zu der Fahrt noch den Termin des Aufbruchs
näher bestimmen können. Der Grossvater, Graf Hermann,
spricht gelegentlich in einem Dokumente von seinem Enkel
der «um Ritterschaft» nach Granada gefahren sei, * und dass
die Reise thatsächlich mit der damals aufgekommenen Mode
der (weltlichen) Ritterorden in enger Beziehung steht, das
wird auch durch die weiteren Nachrichten bestätigt, die
wir von dieser Reise hören. Im Staatsarchive von Aragon
zu Barcelona habe ich kürzlich die Urkunde aufgefunden-,
Liv.-Esth. u. Kurland. Urkundenbuch. Bd. 8. S. 125.
— 44 —
durch welche König Alfons V. dem Grafen von Cilli die
Insignien seines Ordens amprisiae stolae et jarrae1 verleiht.
Sie ist datiert aus Segorbe vom 21. März 1430. Mit der
gleichen Auszeichnung wurden am selben Tage noch i3
Begleiter des Grafen bedacht; ihre Namen sind zum Theil
arg verunstaltet, und darum schlecht zu entziffern ; ich
habe gelesen: Franz, Graf von Barbavia (?), Georg Tam-
pech (?), Johann Ungnad, Georg Saiorer (?), Warmund
Starnberger, Jobst Helfenberger, Wilhelm von Stein,
Johann Welsberger, Bernhard Sachs, Opitz von Seydlitz,
Georg Colniczer (?) Johann Stanyer (?) und Otto von
Rathmannsdorf.
Um die Pringstzeit langte der Graf mit seinem Gefolge,
60 Pferde stark, zu Hamusco am Hofe König Johann's II.
von Kastilien an, und hier wird als das eigentliche Ziel
der Reise Santiago angegeben. Hamusco liegt ja auch für
den von Segorbe kommenden Reisenden am Wege. Auch
hier wurde am Hofe für einige Tage Rast gemacht, aber
der Ordenssegen fiel nicht ganz so reichlich aus, als zu
Segorbe. Nur 4 seiner Begleiter theilten mit Graf Ulrich
die Ehre, mit den Insignien des Escama-Ordens geschmückt
zu werden. 2
Auffallend ist es, dass in der Liste der Decorierten
der Name eines Mannes fehlt, dessen gleichzeitige An-
wesenheit durch einen anderen Bericht verbürgt wird, und
dessen Persönlichkeit schon damals eine solche Bedeutung
erlangt hatte, dass man sich wundert, ihn nicht unter den
Bevorzugten zu finden. Pedro Tafur, jener kastilische
Edelmann, der in dem Jahre 1436 eine ähnliche Reise
«um Ritterschaft» fast durch die ganze bekannte Welt
unternommen hat, erzählt uns, dass Caspar Schlick, der
allmächtige Kanzler der beiden römischen Könige Sigis-
1 Der Orden de las azucenas, der Lilien, oder de la jarra, vom Kruge,
war der erste aragonische Ritterorden, gestiftet i. J. 1403.
2 Cronica de D. Juan II hei Rosell. Cronicas. Bd. 2. b. 4ö_.
- 45 -
mund und Friedrich III. gleichfalls unter den deutschen Rit-
tern gewesen sei, die auf der Pilgerfahrt zum heiligen Jakob
1430 das Pfingstfest zu Hamusco am Hofe seines Königs
gefeiert hätten. Diese Angabe, die mit der der Chronik Juan's
II. so genau übereinstimmt, wird um so weniger auf einem
Irrthume beruhen, als Tafur sich, indem er dies erzählt,
auf die Erneuerung alter Anknüpfungen beruft. J
Derselbe Tafur erzählt uns noch von zwei anderen
Persönlichkeiten, deren Bekanntschaft ihm um deswillen
interessant erschien, weil auch sie die Fahrt nach Santiago
gemacht hatten, er also mit ihnen von seiner Heimath
sich unterhalten konnte. Die eine war eine Aebtissin, die
er in der Nähe von Brügge wieder traf; sie hat den frem-
den Ritter zu sich zu Tische geladen, und mit einem aus-
gesuchten Mahle bewirthet ; sie scheint also auch zu der
Sorte von Klosterfrauen gehört zu haben, denen der Rei-
sende nicht eben das glänzendste Zeugniss für ihren geist-
lichen Lebenswandel ausstellt.2
Der andere erscheint bei Tafur unter dem Namen
eines Grafen von Hanesbergue, und sein Schloss soll gegen-
über von Coblenz am Rhein gelegen haben. Vielleicht
ist es ein Graf von Johannisberg gewesen. Dieser war auf
seiner Pilgerfahrt gen Santiago ganz besonders vom Un-
glück verfolgt worden. Als er durch Burgos kam, war er
dortvon den spanischen Behörden in Haft genommen worden,
um dafür Vergeltung zu üben, dass zwei Burgaleser Kauf-
leute damals in Deutschland festgehalten worden waren.
Er konnte nur dadurch seine Auslösung erreichen, dass
er die Freigabe der verhafteten Kaufleute in Deutschland
durchsetzte. Aber auch so kam er noch nicht ohne Fähr-
lichkeiten heim. Zwar wurde er in Santiago und auf dem
Rückwege in Spanien nicht behelligt, in Südfrankreich
aber fiel er in die Hände des Rodrigo de Villandrando, und
1 Tafur, Viajes v Andan^as. Bd. 2. S. 553.
a Ebda Bd. 1. S. 250.
- 46 -
musste dort noch einmal erhebliche Opfer bringen, um
seine Freiheit zurückzuerlangen. Tafur fürchtete denn
auch, von ihm eine schlechte Behandlung zu erfahren,
und wich von der Landstrasse ab, um an seinem Schlosse
unbehelligt vorüberzukommen. Trotzdem erhielt er von
dem Grafen, wie er vermuthet auf einen Wink vom kaiser-
lichen Hofe, eine freundliche Einladung, der er doch nicht
zu folgen wagte. 1
Noch ein deutscher Pilger wird aus denselben Jahren
angeführt. Jobst Keller von Augsburg soll sich auch im
Jahre 1430 aufgemacht haben, um das Heiligthum des
Apostels aufzusuchen. Allein es gelang ihm damals nicht,
es zu erreichen ; unsere Quelle sagt : er konnte es nicht
finden. Im Jahre 1433 aber wiederholte er mit grösserer
Beharrlichkeit den Versuch, und wenn er auch volle fünf
Monate dazu brauchte und viel Ungemach erleiden musste,
so hatte er doch die Genugthuung, sein Ziel dies Mal zu
erreichen.2
Weit mehr war ein anderer Landsmann vom Schick-
sal begünstigt, der wenige Jahre später nach Santiago pil-
gerte. Jobst Piintzing von Nürnberg trat im Jahre 1436
seine Wallfahrt an, deren nähere Umstände nicht erzählt
werden ; er soll aber insgesammt nur 7 Wochen zu der-
selben bedurft haben. 3
Bald darauf fand abermals eine grössere Fürstenfahrt
nach Spanien statt, auf welcher gleichfalls zu einem Be-
suche Santiago's Gelegenheit genommen wurde. Die Ver-
lobung der Herzogin Anna von Cleve mit dem unglück-
lichen Prinzen und Titular-Könige von Navarra D. Carlos
de Viana war am burgundischen Hofe durch die Vermit-
telung Herzog Philipps des Guten zustande gekommen.
Im Jahre 1438 erhielt nun deren Bruder, Herzog Johann,
1 Tafur, Viajes y Andancas. Bd. 1. S. 239.
ä Vrgl. Hormayrs Taschenbuch 1837. S. 170.
3 Röhricht u. Meissner, Deut. Pilgerreisen. S. 95.
— 47 —
den Auftrag die Schwester dem königlichen Bräutigam
zuzuführen. Mit einem Gefolge von 70 Edelleuten und
Knappen, mit fast 200 Pferden zogen die fürstlichen Ge-
schwister zunächst nach Sluys, und schifften sich dort
ein. In welchem Hafen von Biscaya sie gelandet seien,
erzählt die Chronik nicht ; aber erst sechs Wochen, nach-
dem sie von Sluys aufgebrochen, langten sie zu Valladolid
an, wo unter dem Schutze des Königs von Kastilien die
Vermählung mit mehrtägigen Festlichkeiten gefeiert wurde.
Dann nahm Herzog Johann .von der jungen Königin Ab-
schied, und ritt mit seinen Begleitern nach Santiago.
Unterwegs stattete er dem kastilischen Hofe einen erneuten
Besuch in Burgos ab; seinen Rückweg nahm er dann
durch Navarra und Aragon gen Barcelona, und von da
auf der grossen Handelsstrasse, die ihn durch Südfrank-
reich und Savoyen zum Rheine und in die Heimath zu-
rückführte. J
Zufällig hören wir aus dem nächsten Jahre von einem
deutschen Landsmann, der Gelegenheit fand, der jungen
Königin in der Fremde seine Aufwartung zu machen. In den
Aufzeichnungen, die er von seinen Reiseerlebnissen hinter-
lassen hat, nennt er sich nicht; 2 wir wissen aber jetzt, dass es
Sebald Ilsung von Augsburg war, und es scheint dass er
1 Schuren, Clevische Chronik, S. 147.
2 Seit Waitz im Neuen Archiv f. alt. deutsch. Geschichtskunde Bd. IV,
S. 350 auf die Handschrift des Britischen Museums Nr. 14 326 aufmerksam ge-
macht hat, ist wiederholt, zuletzt noch von Th. Hampe in den Mittheilungen
aus dem german. NationalrMuseum 1896, S. 63, Anm. 5, der Wunsch nach deren
Veröffentlichung ausgesprochen worden. Es scheint demnach in Deutschland
vollkommen unbekannt geblieben zu sein, dass i. J. 1883 eine von E(milia)
G(ayangos) R(iario) besorgte spanische Uebersetzung dieser Handschrift er-
schienen ist unter dem Titel : Viaje de Espaüa por un anonimo (1446-8). Tra-
ducido directamente del Aleman por E. G. R. Sie entbehrt allerdings des
sprachlichen Interesses, welches das Original besitzen könnte, ersetzt es aber
sachlich vollständig, insofern es sogar die bildlichen Darstellungen nach photo-
graphischen Aufnahmen (in allerdings ziemlich mangelhaftem Holzschnitt) re-
produciert. Die Veröffentlichung geschah zu einem wohlthätigen Zwecke, und
das Buch ist allerdings nie in den Handel gelangt. Ein Exemplar davon ist
aber jetzt auf der Kgl. oft". Bibliothek zu Dresden. Dass die Hdschr. des Brit.
Mus. mit dem Reiseberichte Usungs identisch ist, ergiebt sich aus dem Ver-
gleich der von Farinelli in Rev. crit. de hist. y lit. III, S. 163 gegebenen Proben
mit dem span. Texte des Viaje de un anonimo.
- 48 -
seine Reise, wenn nicht unmittelbar im Auftrage, so doch
mit besonderen Empfehlungen des Herzogs von Savoyen
gemacht hat, der ihm zu diesem Zwecke einen eigenen
Diener zur Begleitung mitgab. Der Zweck seiner Reise
muss in einer oder der anderen Weise mit den kirchlichen
Angelegenheiten zusammengehangen haben — die Heraus-
geberin vermuthet, dass er im Interesse des schismatischen
Pabstes Felix V., vorher Herzogs von Savoyen gereist sei
— wenigstens sehen wir ihn beständig bemüht, die spani-
schen Prälaten aufzusuchen. Dass er unter solchen Um-
ständen an Santiago nicht vorbeiging, versteht sich von
selbst. Er kam dahin über Barcelona, Montserrat, Tortosa
— hier schmückte ihn die Königin von Aragon eigen-
händig mit dem Lilien-Orden — über Zaragoza, nach
Olite — hier war es, wo er der Königin von Navarra
seine Ehrerbietung erwies, die sich lange bitten Hess, ehe
sie sich entschloss, deutsch mit ihm zu sprechen — dann
nach Burgos, und von dort machte er die Wallfahrt zum
heiligen Jakob in der Gesellschaft eines Landsmannes,
Georg Deringer. Auch traf er in Santiago selbst noch einen
anderen Deutschen, dessen Namen er, wie den eigenen,
verschweigt, der ihm aber ausführlich von Portugal und
von dem maurischen Königreiche Granada aus eigener
Anschauung zu erzählen wusste. Dem Heiligthum von
Santiago widmet er mehrere Seiten seiner Schilderung,
und illustriert dieselbe sogar durch mehrere Abbildungen,
deren eine das Innere des Heiligthums, eine andere die
steinerne Barke darstellt. Den Rückweg nahm Ilsung auf
der sogenannten Niederen Strasse, die ihn durch die west-
lichen Pyrenäenpässe nach Frankreich und zum Herzog
von Savoyen zurückführte.
Wenn uns in den nächsten 20 Jahren kein Name
eines deutschen Santiago-Fahrers überliefert wird, so brau-
chen wir desshalb nicht anzunehmen, dass die Pilgerreisen
in Abnahme gekommen seien. Gerade damals bestand
fortgesetzt ein lebhafter Handelsverkehr zwischen den
— 49 —
oberdeutschen Städten und der iberischen Halbinsel, und
es müsste merkwürdig zugegangen sein, wenn nicht einer
oder der andere Geschäfts-Reisende die Gelegenheit zum
Besuche des weltberühmten Heiligthumes benutzt haben
sollte.
Im Jahre 1457 stattete Georg von Ehingen dem
Grabe des Apostels einen flüchtigen Besuch ab. Er war
von Südfrankreich nach Kastilien geeilt auf das Gerücht,
dass ein grosser Herreszug gegen die Mauren beabsichtigt
werde ; als er aber in Navarra von dessen Vertagung ver-
nahm, zog er zunächst über Burgos nach Santiago, stieg
aber dann nach Corufia hinab, und schiffte sich nach
Lissabon ein. In portugiesischen Diensten hat er dann
gegen die Ungläubigen in Afrika gekämpft. »
Im Jahre 1462 folgte Sebald Rieter den Spuren seines
Vaters auch nach Santiago. Schon von Nürnberg aus hatte
sich ihm sein Schwager Axel von Liechtenstein ange-
schlossen; in Genf stiessen noch Hans Ortolff, Ulrich
Haller und Erhart Pessler zu ihnen, so dass sie mit den
Knechten 10 Pferde stark durch das Land zogen. Geleits-
und Empfehlungsbriefe des Herzogs von Bayern, des
Herzogs von Sachsen und des Bischofs von Würzburg
ebneten ihnen die Wege ; auch ermangelten sie nicht, sich
an jedem fremden Hofe, den sie besuchten, Empfehlungen
an den nächsten mitgeben zu lassen. So reisten sie trotz
kriegerischer Verwickelungen zwischen Frankreich, Kasti-
lien und Aragon, sicher, oft sogar von königlichen Herol-
den begleitet hinein und heraus. Von ihnen erfahren wir,
dass es Brauch bei den edlen Herren war, ihre Wappen,
auf Pergament gemalt, im Chore der Kathedrale zu Santia-
go aufzuhängen; auch Hess Sebald Rieter das 1428 von
seinem Vater gestiftete Bild im Chore erneuern und dadurch
erweitern, dass er die Portraits aller Familien-Angehörigen
1 Itinerarium d. i. hist. Beschreibung- weil. Hn. G. v. E. raisens nach der
Ritterschaft. (Augsburg 1600). Bl. D.
— 5o —
darauf anbringen Hess. Die Reise dauerte 35 Wochen,
und kostete den Sebald Rieter allein 400 Gulden, wie er
uns in eigenen Aufzeichnungen berichtet. Er giebt übrigens
auch für seinen ganzen Weg die Entfernungen an. *
Wenige Jahre später hat der böhmische Ritter Leo von
Rozmital seine Reise durch Spanien gemacht, über die
zwei verschiedene Berichte auf uns gekommen sind. Wenn
aber Rieter mit dem ausgesprochenen Zwecke auszog, um
seines Seelenheiles willen das Grab des Apostels aufzu-
suchen, so war für Rozmital der Besuch in Santiago nur
eine Episode seiner Fahrt, die er fast ausschliesslich zu
dem Zwecke unternommen hatte, um fremde Länder und
Völker kennen zu lernen. Er ist denn auch weiter in
Spanien und Portugal herumgekommen, als einer seiner
Vorgänger, selbst das maurische Königreich von Granada
hat er besucht, und von den herkömmlichen Pilgerpfaden
ist er vielfach und beträchtlich abgewichen.5
Nun würde man aber sehr irre gehen, wenn man an-
nehmen wollte, dass solche Herrenfahrten die Mehrzahl der
deutschen Pilgerreisen nach Santiago ausgemacht hätten. Es
ist sehr begreiflich, dass Aufzeichnungen sich im Wesent-
lichen nur von solchen erhalten haben. Die grossen Herren
konnten sich den Luxus leisten, sich einen schriftgewand-
ten Reisemarschall mitzunehmen, oder waren doch selbst
so weit der Feder mächtig, dass sie uns eine kurze Notiz
oder einen Eintrag in ihre Geschäftsbücher über ihren
Aufenthalt in Santiago hinterlassen haben. Dass solche
Wallfahrer aber nur die bevorzugte Minderheit waren,
dass mit und neben ihnen eine weit grössere Anzahl von
armen Schluckern die Pilgerfahrt machte, die sich schlecht
und recht von einem Orte zum andern durchschlugen und
1 Röhricht und Meissner, Reisebuch der Familie Rieter. (Bibl. d. lit. Ver.
Nr. 168) S. 10—14.
» Des böhm. Herrn L. v. R. Ritter-Hof u. Pilgerreise. Beschrieben von
zweien seiner Begleiter. (Bibl. d. lit. Ver. Bd. 7.)
— 5i —
durchbettelten, bis es ihnen gelang das Heiligthum zu er-
reichen, durch dessen Besuch sie ein Gott gefälliges Werk
zu thun und Vergebung für ihre Sünden zu erlangen hofften,
dafür giebt es wenigstens aus dem Ende des i5. und An-
fang des 16. Jahrhunderts vielfache Beweise.
Das Kloster Ilsenburg, unfern von Wernigerode am
Harze gelegen, stand doch gewiss nicht an einer Strasse,
auf der man einen sonderlich lebhaften Verkehr von Wall-
fahrern zu dem fernen heiligen Jakob in Galicien ver-
muthen sollte. Und doch hielt man es dort für der Mühe
Werth, in ein zwischen den Jahren 148 1 und 1 5 1 6 geführtes
Formular-Buch das Modell eines Reisepasses nach Santiago
einzutragen, welcher in dieser Zeit für die Brüder Hein-
rich und Hans Peters ausgestellt worden war.1 Und die
Rechnungen desselben Klosters ergeben, dass im Jahre
1 5 14(1 5 drei verschiedene und im Jahre i52o abermals
ein Santiago-Pilger daselbst vorsprachen, und mit Almosen
unterstützt wurden. 2
Auch Felix Fabri, der Verfasser des vielgenannten
Evagatorium hat seine Pilgerfahrt nach Compostela jeden-
falls als armer Jakobsbruder zu Fusse, und unter Inan-
spruchnahme der öffentlichen Mildthätigkeit ausgeführt.
Das ist jedenfalls der Grund, warum er dieser Reise nur
flüchtig gedenkt, während er seine Jerusalemfahrt recht
eingehend und ausführlich geschildert hat. 3 So erfahren
wir denn von ihm auch nur bei Gelegenheit seines Zu-
sammentreffens mit Smassmann von Rappoltstein in Spoleto,
dass dieser als der ^dritte seines Hauses, gleichfalls das
Grab des Apostels besucht hatte. Smassmann hatte die Reise
in Begleitung seines Neffen, des Junkers Wilhelm von
Rappoltstein unternommen, und traf im November 1493
wieder in der Heimath ein.*
1 Jacobs, Urkbuch. des Klosters Ilsenburg. Bd. 2, S. 97.
3 Ib. Bd. 2, S. 438. , , ,
3 Evagatorium in terrae sanctae, Arabiae et Aegypti peregrinationem.
Bibl. d. lit. Vereins Bd. 2—4.
* Rappoltsteinisches Urkundenbuch. Bd. 5, S. 453.
— 52 —
Dafür, dass er uns die Santiago-Fahrt nicht eingehender
geschildert, hat Felix Fabri uns in einer ganz eigenartigen
Weise entschädigt, indem er einen Traktat abgefasst hat
unter dem Titel: die Geistliche Pilgerfahrt, und darin
widmet er auch der Jakobsfahrt eine gebührende Berück-
sichtigung.1 Es sei ja nicht jedem vergönnt und möglich,
die fernen Heilsstätten selbst zu besuchen; desshalb habe er
denen, die im Geiste mit ihm pilgern wollten, dies Buch
verfasst, dessen frommes Studium und gewissenhafte Be-
folgung einen Gottesdienst in sich schliesse, der an Ver-
dienstlichkeit einer wirklichen Wallfahrt nicht nachstehe.
Und nun lässt er seine «Sions-Pilger» in einzelnen Ab-
schnitten die drei grossen Wallfahrten gen Rom, Jerusalem
und Santiago machen, weist sie an, wie sie sich mit Beichte
und Gebet zu rüsten haben, und führt sie, wenn auch
manchmal abenteuerlich genug, zu allen den heiligen
Stätten, die an den betreffenden Wallfahrtsstrassen liegen.
Die Santiago-Reise geht von Ulm und der dortigen Sankt
Jakobskirche aus und erreicht ihr Ziel in 38 Tagereisen.
Als eine Probe lasse ich nun folgen, was er von dort er-
zählt: «Da gand sy in die kirchen an das ort da der hailig
apostel jacobus leit und singen die an. o beate Jacobe und
das rf. ecce ego mitto und empfahen da ablas und also
schickent sich die pilgrim mit beicht und andern, dass sy
morgens zu sacrament migent mit andacht gan und wachen
die nacht by Sant Jacob. Die 39. tagraiss ist also : frie
singen die syon pilgrim mess von S. Jacob und under dem
ampt gand sy zu dem hailigen sacrament und darnach
dingen sy ain schiff und faren uff daz mer hinus, da ist
ain insel Sant Michels und aini Sant Marie und aini Jhesu
Christi und aine von S. jergen und aine S. andrea ; die
inseien besuchen die pilgrim vil tag, daz dem syon pilgrin
ain tagraiss ist, und finden da uff dem land des mers vil
1 Die noch ungedruckte Hdschr. befindet sich in der Bibliothek des Kgl.
Museums in Berlin.
— 53 —
seltzner muscheln, gross und klain, die nemen sie an ir hiet
und mentel, as den Jacobs pilgrin tund und beleiben by
S. michel die nacht. Hinder dene inseln ist kain weit me,
denn eitel wasser, dem niemen kain end mag kumen.
Darum heisset das land finis terre, end der weit, aber die
ainfeltigen leyen, die nit latin verstand, mainen, das finis-
terre haiss der vinster stern».
Zwei andere deutsche Pilger, die auch in den achtziger
Jahren des i5. Jahrhunderts das Heiligthum besucht haben,
gehören wieder den bemittelteren Ständen an.
Daniel Kaufmann war ein Handelsherr aus St. Gallen,
und hatte für seine Zeit ein grosses Stück Welt gesehen;
er war in England, Frankreich, Spanien und Portugal ge-
wesen, und im Jahre 149 1 traf ihn Dietrich von Schachten
in Neapel. Diesem, der selbst auf einer Wallfahrt nach
dem heiligen Lande begriffen war, erzählte er dann von
seinen Reisen, und dass er auch zu dem Grabe des Apos-
tels Jakobus nach Compostela gepilgert sei.1
Noch umfänglicher fast sind die Reisen des Nikolaus
von Popplau gewesen, der, nachdem er fast die ganze da-
mals bekannte Welt durchstreift hatte, auf der Heimreise
aus dem gelobten Land in Alexandria vom Tode über-
rascht wurde. Er war der rechte Typus eines fahrenden
Ritters, aber nicht in dem höheren Sinne des Wortes, wie
ein Ehingen oder Rozmital, sondern mehr eine Natur nach
der Art des Don-Quixote, den nicht die Wissbegierde,
sondern die Vorliebe für das Abenteuerliche in die Welt
hinaustrieb. Die Fahrt nach Santiago hat er von den
Niederlanden aus ixx Schiffe gemacht, das Grab des Apos-
tels im Juli 1484 besucht, sich aber dort nicht lange auf-
gehalten, sondern nach Besichtigung der Heiligthümer von
Santiago, el Padron und Finis terrae seine Abenteuerfahrt
nach Portugal fortgesetzt. 2
1 Röhricht und Meissner, Deutsche Pilgerreisen. S. 224.
2 Liske, F. J. Viajes de extranjeros por Espaiia y Portugal p. 15 ff.
- 54 -
Zeigen uns schon die vielen Namen von Jakobspilgern,
wie weit die Sitte, nach Santiago zu wallfahrten in Deutsch-
land verbreitet war, so geben sie uns doch immerhin nur
einen geringen Bruchtheil derer bekannt, die die Reise unter-
nommen haben. Das dürfen wir daraus schliessen, dass
die Santiago-Wallfahrt in der deutschen volkstümlichen
Litteratur besonders im Ausgange des i5. Jahrhunderts
eine bedeutende Rolle spielt.
Aus dem Volksmunde stammen, und auf die ärmlichen
Verhältnisse der Bettelpilger weisen die Santiago-Pilger-
lieder hin, die Unland in seinen Volksliedern aufgezeichnet
und allgemein bekannt gemacht hat. Ihre Sprache lässt
darauf schliessen, dass auch sie in Oberdeutschland an der
Grenze zwischen dem i5. und 16. Jahrhundert entstanden
sind. Es fehlt auch in der mittelhochdeutschen ritterlichen
Dichtung nicht gänzlich an Hinweisen auf Pilgerfahrten,
die von deutschen Landen aus nach Santiago de Compos-
tela unternommen worden sind. Volksthümlich im weites-
ten Sinne aber sind sie in unserem Vaterlande erst im
Ausgange des i5. Jahrhunderts geworden, und der sicherste
Beweis dafür ist die ausserordentlich weite Verbreitung,
welche das Pilgerbuch gefunden hat, welches hiermit neu
herausgegeben wird.
Das Büchlein nennt sich «Die Wallfahrt und Strasse
zu Sant Jakob» und ist nicht mit Unrecht als ein «Bädecker
für St. Jakobs-Pilger» bezeichnet [worden, denn es enthält
thatsächlich eine genaue Beschreibung des einzuhaltenden
Weges. Ein ähnliches Handbuch war schon einmal einige
Jahrhunderte früher verfasst worden. Unter den fremden
Wallfahrern, welche für das Heiligthum von Santiago eine
besondere Bedeutung erlangt haben, spielt der Vlamländer
Aymeric Picaud eine ganz besondere Rolle. Wie jeder
Pilger, der sich dem Grabe des Apostels nahte, hatte auch
Aymeric, als er um das Jahr i 140 mit seiner Begleiterin
Girberga von Vezelay-le-Vieux nach Galicien pilgerte, ein
Geschenk auserwählt, um ein dauerndes Andenken an seine
— 55 —
Pilgerfahrt zu hinterlassen. Es war dies ein kostbar ge-
bundenes, reich mit künstlerischen Miniaturen ausgestattetes
Buch, in welchem die Geschichte des Heiligthums und die
Wunder des Apostels in 4 Büchern ausführlich beschrieben
waren.1 Aus den ersten Büchern haben alle die Hagio-
graphen geschöpft, die sich mit dem Grabmal des Apostels
Jakobus eingehender beschäftigt haben, dagegen galt das
4. (letzte) Buch seit Jahrhunderten für verloren, bis es dem
unermüdlichen Eifer des Pater Fidel Fita S. J. gelang,
dasselbe wieder zu entdecken.2 Dabei hat sich nun heraus-
gestellt, dass dieser Theil des Codex eine genaue Anweis-
ung besonders für französische Pilger berechnet, enthielt,
auf welchen Wegen und in welcher Zeit sie zu dem Grabe
des Apostels gelangen konnten. Eine weite Verbreitung
kann allerdings dieser älteste «Bädecker für Santiago» nicht
gefunden haben, sonst hätte ja der Inhalt des Codex nicht
bis auf unsere Tage unbekannt bleiben können. Es scheint
nicht, dass Abschriften oder Nachahmungen davon in
Frankreich verbreitet gewesen sind, obwohl bekanntlich in
verschiedenen französischen Städten alte und zahlreiche
Brüderschaften von Santiago-Pilgern bestanden haben.3
Interessant aber ist der Umstand, dass schon in diesem
alten Denkmal vielfach dieselben Orte als Stationen der
Pilgerreise erwähnt werden, die wir in unserem deutschen
Wallfahrtsbuche wieder genannt finden, dass also die
«Strasse zu St. Jakob» thatsächlich seit Jahrhunderten eine
feststehende gewesen ist.
Das deutsche Pilgerbuch nennt zwar auf dem Titel in
keiner der verschiedenen Ausgaben einen Verfasser, es
1 Ich sehe hier absichtlich von der über die Echtheit der Handschrift
geführten gelehrten Controverse als unwesentlich für meinen Gegenstand ab.
Es genügt mir, dass wir es unzweifelhaft mit einer Handschrift des 12. Jhdts.
zu thun haben.
* F. Fita et J. Vinson. Le Codex de Saint-Tacques-de-Compostelle. Livre
IV. Paris 1882.
3 Vergl. den interessanten Artikel von H. Bordier, La ConfnJrie des p6-
lerins de S. Jacques in McSmoires de la soc. de l'hist. de Paris. Bd. I, S. 186 ff.
II, S. 330 ff.
— 56 —
beginnt aber in allen übereinstimmend mit den Worten:
Ich, Hermannus künig von vach
sein Verfasser war also ein gewisser Hermann Künig oder
föie ftrafj öno mrilen
3wfant 3aeob x>$x>nb fninvMüß
$cttgM% crfaren fitit>|fn
tnbifemPuc$lüt*
Titelblatt der Ausgabe Strassburg s. a.
König. Es giebt eine Reihe von Ortschaften' des Namens
Vach, sämmtlich • in oberdeutschem Gebiete gelegen, aber
auch sämmtlich gleichmässig unbedeutend, so dass es schwer
hält zu entscheiden, welches von ihnen die Heimath un-
- 57 -
seres Dichters ist. Alle späteren Drucke enthalten über
seine Person nichts weiter als die erste Zeile ; ausschliess-
lich die unserer Reproduction zu Grunde gelegte Ausgabe
enthält nach dem Schlüsse des eigentlichen Werkes die
weiteren Zeilen :
Ich Hermannus künig ordens der mergenknecht
Hab gedieht diss buchelyn recht
Das dan heist sant Jacobs strass
Got wolle mich nymmer gesterben lass
Ich solt dan ewiglichen by im blieben
Als man schryb M. cccc. vnnd xcv ist ess geschryben
Vff den tag der heyligen frawen sant Annen
Gott wolle vns behüten vor den ewigen banden Amen.
Diese Verse waren insofern eine werthvolle Entdeckung,
als man bisher nur zwei datierte Abdrucke von dem Pil-
gerbuche des Hermann Künig kannte, deren einer zu
Nürnberg bei Jobst Gutknecht im Jahre i520, der andere
zu Leipzig, ohne Angabe des Druckers im Jahre 1 52 1 ge-
druckt ist. Nun kannte man zwar noch drei Ausgaben
— abgesehen von der im Jahre 1 5 1 8 in Braunschweig
herausgekommenen niederdeutschen Version, wenn anders
dies nicht etwa ein unabhängiges Erzeugniss ist — denen
es an einer Datierung gebricht. Die eine von diesen zeigt
denselben Titelholzschnitt wie die Nürnberger Ausgabe,
und stimmt auch sonst so weit mit dieser überein, dass
man sie örtlich und zeitlich in deren Nähe wird bringen
dürfen. Eine andere dieser undatierten Ausgaben nennt
wenigstens als Druckort Strassburg, und wenn sie auch
dialektisch nicht ganz mit der reproducierten Ausgabe
übereinstimmt, auch der Schlusszeilen entbehrt, so steht
sie doch von den erwähnten Drucken unbedingt unserer
Ausgabe am nächsten.
Dass auch diese nicht allzufern von Strassburg ent-
standen sein muss, darauf lässt schon die Sprache schliessen.
Jede der späteren Ausgaben hat die Wortformen ihrem
Heimathsdialekte angepasst; aber schon als ich die Leip-
- 58 —
ziger Ausgabe kennen lernte, auf die ich zuerst durch die
Güte des Herrn Dr. Hoffmeister in Rostock aufmerksam
warbeit gan^ etfareru
Titeblatt der undatierten Nürnberger Ausgabe.
gemacht wurde, fiel es mir auf, dass die Reime vielfach
auf eine Vorlage hinwiesen, in welcher Buchlin für Büch-
lein u. s. w. gestanden haben musste. Unsere Ausgabe
hat denn auch vollständig diese Vermuthungen bestätigt,
- 59 -
und zeigt uns einen Lautstand, der auf die Lande unfern
der schweizerischen Grenze, in Baden oder im Elsass, als
Heimath des Verfassers hinweist. Unter solchen Umstän-
den dürfen wir denn auch wohl das erwähnen, dass die,
in dem von uns reproducierten Texte verwendeten Typen
mit denen vollkommen übereinzustimmen scheinen, welche
der Strassburger Drucker Matthias Hupfuff angewendet hat,
dessen Thätigkeit an diesem Orte sich von 1496 bis über
das Jahr 1 5oo hinaus verfolgen lässt.
Nach dem Vorhergesagten glaube ich also die chrono-
logische Reihenfolge der Ausgaben, die mir bekannt ge-
worden sind, so aufstellen zu dürfen :
1. Die reproducierte Ausgabe; unmittelbar nach der
Abfassung des Gedichtes zu Strassburg von Matthias Hupfuff
gedruckt.
2. Die undatierte Strassburger Ausgabe ; vielleicht aus
derselben Druckerei.
3. Die undatierte Nürnberger Ausgabe; ich halte diese
nach Typen und sonstigen typographischen Eigenthümlich-
keiten für älter als :
4. Die Ausgabe Nürnberg, Jobst Gutknecht, i52o; und
endlich:
5. die Leipziger Ausgabe von i52i.
Zwischen 2 und 3 oder zwischen 3 und 4 würde ev.
die niederdeutsche Ausgabe ihren Platz zu finden haben,
wenn auch sie nur eine Uebertragung von Hermann Künigs
Buch ist.
Nach seiner eigenen Angabe war Hermann Künig
Mönch des Serviten-Ordens, (mergenknecht = Marien-
knecht, servi b. Mariae,) und dass er als Ordensbruder
selbst die Wallfahrt zum heiligen Jakob gemacht hat, geht
aus dem Texte seiner Dichtung deutlich hervor, obwohl
er in derselben durchaus vermeidet, auf irgend welche
persönlichen Erfahrungen einzugehen, und sich darauf
beschränkt, den freundschaftlichen Rathgeber vorzustellen.
Als Schriftsteller ist er im Uebrigen eine völlig unbe-
— 6o —
m (träfe tm&
tntpktmufant Darob
aufivnb ein in vc&ttytytQan% trfam
ftn&eflt* in öyfcm Guc^levrc
Titelblatt der Ausgabe Leipzig 1521.
— 6i —
kannte Persönlichkeit, und das nimmt uns nicht Wun-
der, wenn wir das Erzeugniss seiner Müsse vom ästhe-
tischen Standpunkte aus betrachten. Obwohl es in ge-
reimten vierfüssigen Verszeilen geschrieben ist, thut man
ihm doch beinahe Unrecht, wenn man es als Dichtung
bezeichnet, denn sowohl mit den Reimen als den Vers-
füssen nimmt es der Verfasser sehr wenig genau. Er er-
weckt die Empfindung, als habe er die Versform über-
haupt nur desshalb gewählt, um den äusserst spröden, um
nicht zu sagen langweiligen Stoff in eine Form zu giessen,
die es erleichtert, ihn im Gedächtniss zu bewahren. Er
erhebt sich nirgends zu einem poetischeren Schwünge, auch
nicht in den zahlreich eingestreuten Anrufungen an Gott,
die Jungfrau und die Heiligen; vielmehr behandelt er seine
Aufgabe fast formelhaft, indem er gewissenhaft die Ent-
fernungen von Ort zu Ort, die Wegkreuzungen, die Fluss-
übergänge und die Gelegenheiten verzeichnet, wo der
Pilger auf eine freundliche Aufnahme oder auf eine Unter-
stützung zu seiner Reise rechnen darf.
Von den Reisevorbereitungen erwähnt unser Autor
nur die Anrufung Gottes und der heiligen Jungfrau, die
ihn auf seinem Wege gnädig behüten sollen. Wir wissen
aber aus anderen Quellen, dass diese nicht ganz so ein-
fach zu sein pflegten. Die äussere Ausrüstung der Pilger
mochte allerdings wohl nicht verschieden sein, gleichviel
welche von den entfernteren Heilthumsstätten aufgesucht
werden sollten. Das Lied der Jakobsbrüder schildert sie
folgendermassen1 : '
zwai par schuch der darf er wol
ein schüssel bei der flaschen
Ein braiten hut den sol er han
und an mantel sol er nit gan
i Uhland, Volkslieder. Bd. 2. S. 798.
— 62 —
mit leder wol besezet
es schnei oder regn oder wähe der wint
dass in die luft nicht nezet.
Sack und stab ist auch darbei etc.
Auch Hermannus Künig gedenkt gelegentlich dieser
unentbehrlichen Ausrüstungsstücke, nämlich da, wo er den
Pilger ermahnt, sich wohl vorzusehen, damit ihn nicht
Noth und Tod überraschen in den öden Strecken zwischen
Capetang und Cabezac und dann besonders in der «Bar-
deweschen Haide» d. h. den Landes. Hier ist es auch,
wo er auf die zahlreichen Pilgergräber hinweist, die man
entlang der Pilgerstrasse und besonders in ihren unwirk-
licheren Theilen rindet. Die Möglichkeit eines plötzlichen
Todes bildet denn auch fast überall einen Gegenstand der
Erwägung für diejenigen, die sich zur Wallfahrt rüsteten.
Wer den Seinen etwas zu hinterlassen hatte, machte sich
nicht leicht auf den Weg, ohne zuvor sein Haus zu be-
stellen. Aber auch damit waren die üblichen Reisevox--
bereitungen nicht abgeschlossen. Einen wesentlichen Ge-
genstand derselben bildete die Frage der Beichte. Da der
Pilger einen grossen Theil der Reise durch Länder zurück-
zulegen hatte, wo man seine Sprache so wenig verstand,
als er diejenige des Landes, genügte es für ihn noch
nicht, dass ihm sein Beichtvater die Erlaubniss gab, an
beliebiger anderer Stätte die Vergebung seiner Sünden nach-
zusuchen ; er bedurfte dazu noch der Ermächtigung, so
lange sein Unrecht überhaupt ungebeichtet mit sich herum
zu tragen, bis er einen Beichtvater fand, der seine Sprache
verstand. Für die deutschen Pilger war dies, wenn sie
die Schweiz verlassen hatten, meist erst wieder zu Santiago
der Fall. An diesem internationalen Wallfahrtsorte fehlte
es selten an einem Beichtiger, der auch des Deutschen so-
weit mächtig war, um neben der General-Absolution, wie
sie für die Wallfahrer durch den Besuch der heiligen Stätte
— 63 —
erlangt wurde, sie auch im Einzelnen von den Bekümmer-
nissen loszusprechen, die sie drücken mochten.
Der von dem Beichtvater ausgestellte Wallfahrtsbrief
enthielt gemeiniglich zugleich eine Empfehlung des Pilgers
an alle geistlichen Stätten, bei denen er vorsprechen würde.
Für den gemeinen Mann war dies wohl der einzige «Fürder-
brief», den er mit auf seine Reise nehmen konnte ; wer aber
irgend Beziehungen zu einem hohen Magistrate oder zu
geistlichen und weltlichen Fürsten hatte, der verfehlte nicht
leicht, sich noch besonders durch diese an die entsprechen-
den gesellschatflichen Kategorien der Länder und Staaten
empfehlen zu lassen, die auf der Fahrt berührt werden
sollten. Wie dann solche Empfehlungen von Etappe zu
Etappe weiter gegeben wurden, ist in einzelnen Fällen
schon erwähnt worden.
Nach der kurzen Einleitung geht Hermannus dazu
über, die «Strasse» selbst zu beschreiben.
Dass er die Eintheilung der Reise erst jenseits der deut-
schen Grenzen zu berichten beginnt, kann uns bei ihm,
der der Grenze so nahe lebte, am wenigsten verwundern;
übrigens theilt seine Darstellung diese Eigenthümlichkeit
mit fast allen anderen Berichten über Santiagofahrten, die
in der unmittelbaren Nähe der Heimath meist ganz von
Angabe der Etappen absehen, diese nur in grösseren Ab-
schnitten angeben, so lange die Reise sich in einigermassen
bekannten Bahnen bewegt, aber ganz ins Einzelne die Tage-
reisen und oft noch die passierten Ortschaften nennen,
wenn sie in die fernen, wenig bekannten südfranzösischen
und spanischen Gegenden kommen, in die eigentlich so-
genannte Pilgerstrasse einmünden.
Unser Autor schickt seine Pilger zunächst zu Unsrer
Lieben Frauen von Einsiedeln. Diese Wallfahrtsstätte
wurde vielfach zum Ausgangspunkt der Pilgerfahrten ge-
nommen. Auch Sebald Rieter hat seine Wallfahrt dort
begonnen, und ein Gleiches wissen wir von einigen spä-
teren Santiago-Pilgern. Von da geht die Reise über Luzern
- 64 -
— dessen lange Brücke erwähnt wird — um den Pilatus
herum, den der Autor irrthümlicher Weise rechts liegen
lüsst. Damit käme er aber auf den Brünig zu, statt, wie
er weiterhin angiebt, über Bern nach Freiburg, Romont,
Lausanne. Selten unterlässt es der Dichter, der Reliquien
zu gedenken, die in den von der Reise berührten Ortschaf-
ten verehrt werden ; aber ebenso gewissenhaft registriert er
die Uebergänge über die Landesgrenzen, mit ihren unver-
meidlichen Zollscherereien. Der erste solche Punkt liegt
zwischen Morsel uud Rol, wo er aus eidgenössischen
Landen auf savoyisches Gebiet übertritt. Bis nach Genf
nennt er die Städte Neuss, Coppet, Wase (?). In Genf em-
fiehlt er dem Reisenden besonders das deutsche Wirths-
haus des Peter von Freiburg, welches vorwiegend eine
Herberge für die Jakobsbrüder gewesen zu sein scheint:
das Bild des Heiligen ziert die Wirthsstube und dessen Ka-
pelle steht gleich daneben. Diese Empfehlung findet sich
übrigens mit denselben Worten auch in allen späteren
Ausgaben , obwohl es mindestens doch recht zweifelhaft
erscheinen muss, ob der biedere Peter von Freiburg noch
immer Herbergsvater war, 25 Jahre nachdem Hermann
Künig bei ihm eingekehrt war.
So hat der Verfasser öfter einmal in sein Itinerar
Bemerkungen eingestreut, die beweisen, dass er mit
offenen Augen gereist ist. Nachdem er Rumilly pas-
siert hat, kommt er nach Aix-les-Bains, dessen Wildbad
er nicht übergeht ; weiter über Chambery, Les Echelles
und Voiron nach Arbons, wo er der Kamm-Fabrikation
gedenkt; endlich über Vinay und St. Marcellin nach St.
Antoine de Piedmont, wo die zweite Landesgrenze erreicht
wird zwischen Savoyen und Frankreich. Hier ist abermals
ein deutscher Gastwirth angesessen, dessen Hülfe beson-
ders bei dem Geldwechseln anempfohlen wird, um sich
gegen die Bübereien der Welschen zu schützen. In Saint
Antoine sind die ersten ioo Meilen von Einsiedeln aus
überwunden.
— 65 —
Weiter geht der Weg das Thal der Isere hinunter über
Romans nachValence und folgt der Rhone auf dem linken Ufer
über Livron — er empfiehlt die dortige Fähre zu vermeiden,
wegen ihrer Kostspieligkeit — Loriol, Montelimar, Chateau-
neuf du Rhone, Donzere, Pierrelatte, La Palude zum
Pont Saint Esprit, über dessen steinerne Brücke man ohne
Zoll zu zahlen gehen kann. Bis Nismes nennt er weitere
6 Stationen: Trebis (?) Bagnols, Le Pin, Valabris, und
Uzes.
Hier gedenkt er zum zweiten Male eines für die Pil-
ger zugänglichen Hospitals, — das erste erwähnt er in
Romans, — und wir ersehen auch aus dem alten Codex
des Aymeric Picaud, dass der Verfasser sich auf der ersten,
der vier dort erwähnten französischen Pilgerstrassen be-
wegt. Von Uzes aus geht der Weg über die Berge, auf
schlechten Pfaden, — man soll sich zuvor die Schuh
flicken lassen, räth er — nach Nismes ; neben dem schie-
fen Thurm gedenkt er besonders des dortigen Augustiner-
Klosters, wo der Pilger auf eine Gabe rechnen kann. Da-
gegen ist in Montpellier, das auf dem Umwege über Aigues
Mortes erreicht wird, schlecht für die Wallfahrer ge-
sorgt. Es giebt zwar auch dort ein Hospital für die Pilger,
allein der «Spittelmeister» ist ein geschworener Feind der
Deutschen und nach seinem Beispiele lassen es sich auch
die Kapunen, die Welschen, angelegen sein, die armen
Pilger zu verhöhnen.
Darnach geht es weiter über Gigeau, Loupian, und
St. Thibery nach Bezleres, dort über den Orb nach Cape-
stang; von hier aber beginnt die Einöde. Bis Cabezac
findet man auf 8 Meilen nur ein Paar ärmliche Wirths-
häuser, und auf Mildthätigkeit darf der Wallfahrer in ihnen
nicht rechnen. Erst von Ulmes (?) führt die Strasse wieder
durch dichter bevölkerte Gegenden, an Marseillette und
Trebes vorbei nach Carcassone, wo wieder einmal ein
Hospital den Pilger aufnimmt. Von Carcassone, oder rich-
tiger schon von Marseillette an folgt die Pilgerstrasse, wie
5
— 66 —
Künig sie beschreibt, der Bodensenkung, die nachmals
zur Anlage des Canal du midi benutzt worden ist. Sie be-
rührt die Orte Villepinte, Villefranche, Castelnaudary —
die Knoblauchstadt zubenannt, mit einem Pilger-Hospital
— Armeto (?), Fasesio (?), Montgiscard, Castanet — aber-
mals mit einem Spital — und mündet endlich in Toulouse.
Toulouse war mit seinen vielen Reliquien selbst eine
Wallfahrtsstadt und für den Santiago-Pilger desshalb von
besonderem Interesse, weil es gleichfalls den Anspruch er-
hob, unter den Reliquien von 6 Aposteln die Gebeine des
heiligen Jakobus zu besitzen. Es herrschte eine bittere
Eifersucht in dieser Beziehung zwischen Toulouse und
Santiago, erbitteter aber noch an letzterer Stätte als in
der französischen Stadt. Davon erzählt uns ein anderer
deutscher Wallfahrer eine erbauliche Geschichte. Arnold
von Harff erlaubte sich zu Santiago gegenüber seinem
Führer unter Berufung auf das, was ihm in Toulouse ge-
zeigt worden war, Zweifel daran zu äussern, dass die Ge-
beine des heiligen Jakob vollständig daselbst vorhanden
seien, und bat desshalb, dass ihm dieselben gezeigt wer-
den möchten. Er erreichte aber seine Absicht keineswegs,
sondern der Führer wies ihn mit der Behauptung ab, dass
derjenige, welcher den Leib des Apostels erblicke ohne
voll von gläubiger Ueberzeugung durchdrungen zu sein,
unrettbar einem rasenden Wahnsinn anheimfalle, von dem
es keine Heilung gebe.
Von da an werden die Pilger-Hospitale immer zahl-
reicher ; Künig kritisiert sie bald als gut, bald als schlecht;
es findet sich aber fast alle Tagereisen weit ein solches
und manchmal sogar mehrere an einem Orte. Die Pilger-
strasse geht jetzt bergauf und bergab über die zahlreichen
Zuflüsse der Garonne und des Adour, die von den Pyre-
näen herabkommen, und berührt nach einander L'Isle
Jourdain, Gimont, Aubiel, Auch, Barran, Isle de Noe,
Montesquiou, Marsiac und Maubourget. Von da an geht
der Weg durch das berüchtigte «Armer-Jacken-Land»,
- 67 -
(Armagnac), das erst bei Roncevalles sein Ende findet.
Gleich hinter Maubourget kommt man in ein Dorf, das
dem Verfasser wegen seiner umfänglichen Töpfer-Industrie
bemerkenswert!! erscheint ; den Namen nennt er nicht,
es ist wohl Nouilhan gemeint. Auch hier muss man viel
Berge auf- und absteigen, und Gebirge, Wald und Haide,
einsam und beschwerlich, trennen von jetzt ab alle die
einzelnen Rastpunkte : Morlaas, Arthez, Orthez, Sauve-
terre, Saint Palais und S. Jean Pied-de-Port. Hinter
Sauveterre betritt der Pilger den Boden von Navarra, und
muss natürlich Zoll geben und sein Geld verwechseln.
Weiterhin findet er wiederholt nur einzelne Klöster oder
Spitäler, allenfalls ein Wirthshaus zwischen den weit von
einander entfernt gelegenen Ortschaften. Von S. Jean steigt
die Strasse den eigentlichen Pyrenäenpass hinauf — ein
Dörfchen, in welchem Schuhnägel fabriziert werden, bie-
tet eine passende Gelegenheit, das Schuhwerk für die
Bergwanderung zuzurüsten — auf dessen Höhe das Klo-
ster Roncevalles liegt. Von da bis Pampelona geht es
wieder 6 Meilen bergab, und nur ein einziges Hospiz
bietet dem Pilger auf dem weiten Wege eine Zuflucht.
In Pampelona hält der König von Navarra Hof; den
Text unseres Autors könnte man so verstehen, als seien
die königliche Residenzstadt und Pampelona zwei ver-
schiedene Orte; aber die Angaben, die er über die Hospi-
täler macht, lassen erkennen, dass es nur eine durch den
Reim hervorgerufene Unbeholfenheit des Ausdrucks ist,
welche die missverständliche Auslegung ermöglicht. An
wohlthätigen Stiftungen ist hier kein Mangel; bei der
Domkirche werden 12 Pilger beköstigt; bei Unsrer Lieben
Frauen und bei S. Maria Magdalena sind zwei Hospitale,
vor und hinter der Stadt in geringer Entfernung liegen
weitere zwei, und ein drittes auf halbem Wege nach
Puente Reina.
An diesem Punkte vereinigen sich, nach dem Itinerar
des Aymeric Picaud die vier französischen Pilgerstrassen,
— 68 —
von denen die unsere die erste ist, und mit geringfügigen
Abweichungen stimmen von hier bis Santiago alle uns
überlieferten Reiseberichte überein. Das erklärt sich
sehr einfach dadurch, dass die Herrscher der spanischen
Königreiche schon seit dem 12. Jahrhundert, wenn nicht
noch früher, längs dieser Strasse Vorkehrungen für die
Unterkunft der Wallfahrer zu treffen und für Unter-
haltung der Strasse selbst zu sorgen begonnen hatten. Die
Strasse ist übrigens noch bei weitem älter, denn sie folgt
genau der alten Römerstrasse, deren Reste an verschie-
denen Stellen wieder aufgedeckt worden sind.i
Eine auffallende Eigenthümlichkeit unsres Pilgerbuches
ist es, dass es auf spanischem Boden wesentlich sparsamer
ist mit Angabe der Stationen, die, so lange sich die
Reise durch Südfrankreich bewegte, selten mehr als 2—3
Meilen von einander entfernt waren. Dass sich darin eine
vergleichsweise erheblich dünnere Bevölkerung dieser Lan-
destheile wiederspiegelt, wird nicht in Abrede gestellt
werden können, obgleich der Verfasser nur selten Anlass
nimmt, über Einsamkeit und Oede zu klagen. Dass that-
sächlich eine bei weitem grössere Zahl von Ortschaften am
Wege zu finden war, das erhellt aus den Aufzeichnungen
des Arnold von Harff, der nur wenige Jahre später als
unser Autor — und ich vermuthe mit Hülfe von dessen
Anweisungen — die Pilgerfahrt nach Santiago grössten-
teils auf denselben Wegen unternommen hat, gelegentlich
aber zwischen den einzelnen von Hermann Künig erwähn-
ten Stationen 3 — 4 und noch mehr Ortschaften ver-
zeichnet.
Charakteristisch an den weiteren Anweisungen ist es
auch, dass Künig vielfach die Stellen erwähnt, wo der
Pilger Wasser findet. Man erkennt daraus, dass die Dürre,
welche heute so weite Strecken Spaniens charakterisiert,
1 F. Fita et A. Fernandez Guerra. Recuerdos de un viaje ä Santiago. S. 28 f.
- 69 -
schon zu Ausgang des i5. Jahrhunderts auffallend war,
also keineswegs erst einer neuzeitlichen Misswirthschaft
ihren Ursprung verdankt. Man kann sogar noch weiter
damit in die Vergangenheit zurückreichen. Das Itinerar
des Aymeric Picaud aus dem 12. Jahrhundert widmet
schon den Wasserverhältnissen der Pilgerstrasse ein be-
sonderes Kapitel, worin neben den zu überschreitenden
Flüssen auch den gesundheitlichen Eigenschaften dieser
und der am Wege gelegenen Quellen besondere Beachtung
geschenkt wird. 1
Von Puente Reina geht die Pilgerstrasse über Los
Arcos — das als Juden-Stadt nur von Künig bezeichnet
wird — und Viana nach Logrono, der ersten Stadt im
Herrscherbereiche des Königs von Kastilien, berühmt durch
seine alte Brücke über den Ebro. Das Pilgerbuch gedenkt
auch an dieser Stelle nur des Wechsels der Münze ; alle
anderen Reiseberichte aber unterlassen nicht, auf die Zoll-
scherereien hinzuweisen, denen der Reisende dort unter-
worfen war. Die einzelnen Provinzen Spaniens waren auch
dann noch, als durch die Ehe Ferdinands des Katholischen
von Aragon mit Isabella von Kastilien die Union der spani-
schen Königreiche zur Thatsache geworden war, durch
Zollschranken von einander getrennt, und der Verkehr von
Land zu Land war auf die bezeichnender Weise «puertos
secos, trockne Häfen», genannten Uebergangsstellen be-
schränkt. Die Zölle auf Handelsartikel berührten natürlich
den Pilger nicht; er musste jedoch auch von seinem Baar-
gelde zollen. Vor allem aber durfte er nicht vergessen, an
der Eingangstelle seine Pferde genau aufnehmen zu lassen,
und sich eine Bescheinigung über deren Einfuhr zu ver-
schaffen, denn nur auf Grund einer solchen war es ihm
gestattet, dieselben an dieser oder einer beliebigen anderen
Zollstelle wieder ausser Landes mitzunehmen.
» Fita et Vinson. 1. c. S. 8 ff.
— 7o —
Die noch heute gangbare Strasse geht von Logroiio
über Navarrete und Najera nach San Domingo de la
Calzada, einer der ältesten Raststätten der Jakobsstrasse,
von der es seinen Namen erhalten haben soll. Es ist
der Schauplatz des auch in den Jakobsliedern besungenen
Wunders von den gebratenen Hühnern, die vom Brat-
spiesse weg in die Kirche geflogen sind, wo ihre Nachkom-
men noch immer gepflegt und jedem Pilger gezeigt wurden.
Von da nach Burgos berührt der Pilger die Orte Granon,
Redecilla del Campo, Belorato und Villafranca, fast alle
mit Pilgerherbergen ausgestattet, deren Burgos sogar 32
aufweisen soll. Das lässt sich verstehen, wenn man be-
denkt, dass die Stadt vielfach königliche Residenz, dass
sie das Centrum für den spanischen Handel nach dem
Norden Europas — Bretagne, Flandern, England, Deutsch-
land — war, und dass bereits Alfons III. im 10. Jahrhundert
das erste Hospital für die Wallfahrer dasselbst begründet
haben soll. Künig gedenkt nur flüchtig der Geschichte vom
Spittelmeister, der Hunderte von Pilgern vergiftet haben
sollte, ehe er an der zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt
gehörenden Martersäule durch Pfeilschüsse hingerichtet
wurde, eine Form der Justiz, die im Norden von Spanien
noch zu Ende des i5. Jahrhunderts in Brauch war, und
von verschiedenen Wallfahrern, Rozmital, Harff, erwähnt
wird. Wer zu Pferde reiste hatte in Burgos abermals Ge-
schäfte zu erledigen, deren zu gedenken das Pilgerbuch
nicht für nöthig befand. Da die Wege weiterhin vielfach
beschwerlich, steil und steinig waren, so pflegten die be-
rittenen Santiago-Fahrer ihre Pferde in Burgos zurückzu-
lassen, und sie gegen Maulthiere zu vertauschen. Nikolaus
von Popplau, der von der Seeseite nach Santiago kam,
erzählt uns eingehend, welche Schwierigkeiten ihm sein
Pferd bereitete, das er dort mit einem Maulthiere nicht
vertauschen konnte. Die sicher gehenden, an die landes-
üblichen Wege gewöhnten Maulthiere haben den Pilgern
ausnahmslos die besten Dienste geleistet, und wurden auf
— 7* —
dem Rückwege in Burgos wieder gegen die Rosse ver-
tauscht. Das war ein Geschäftszweig, den die Pilgerstrasse
nährte, wie manchen anderen.
Von Burgos nach Leon sind die Angaben unseres
Autors ganz besonders dürftig, er gedenkt zwar zahlreicher
Hospize und anderer Stätten, an denen der Wallfahrer auf
Unterstützung rechnen kann; mit Namen nennt er aber
nur die Orte: Fromista, Carrion (de los Condes), Saha-
gun und Mansilla (de las Mulas). Harff hat, indem er den-
selben Weg beschreibt, nicht weniger als zwanzig Orts-
angaben, ein Beweis, dass es nicht auschliesslich der Mangel
an Wohnstätten ist, was Künig's dürftige Angaben begründet.
Von Leon nach Ponferrada weicht unser Autor, an-
geblich weil der Weg minder beschwerlich sei, von der
gewöhnlichen Pilgerstrasse ab, die über Puente d'Orbigo
und Astorga allerdings in einem starken Bogen dahin führt.
Obwohl er zunächst sehr klar die Wegscheide charakterisiert,
sind doch seine weiteren Angaben — sie beschränken sich
auf die Orte Santa Marina und Ravanal — so dürftig, dass
man den heute nicht mehr gangbaren Weg kaum mit voller
Sicherheit erkennen kann. Von da an geht es aber wieder
auf der alten wohlbekannten Strasse, die jenseits Cacabelos
und Villafranca den in allen Pilgerliedern und Reisebe-
richten erwähnten Allefaber oder Malefaber, die Wasser-
scheide des Cantabrischen Gebirges, überschreitet. Wenn er
empfiehlt, den Allefaber ebenfalls links liegen zu lassen, um
den beschwerlichen Aufstieg zu vermeiden, so ist dies nicht
recht zu verstehen, denn der Gebirgskamm bietet nördlich
von der Strasse ebensowenig bequemere Pässe ; auch zeigt
die nächste von Künig erwähnte Station, Lugo, dass seine
Schilderung der Strasse selbst, und nicht dem von vielen
Pilgern eingeschlagenen direkt westlichen, kürzeren Wege
über Triacastela und Sarria folgt. Aber auch hier sind
seine Angaben entschieden dürftig und werden nicht aus-
führlicher bis Santiago, denn auf der Strecke von iS
Meilen erwähnt er nur das einzige Villarumpeta.
72 —
Wer aber nun erwartet, wenigstens eine eingehende
Schilderung der Wallfahrtsstätte zu finden, der wird aber-
mals enttäuscht. Künig erwähnt den aus der ältesten Zeit
herrührenden Brauch, dass jeder Pilger einen Stein den
Berg vor der Stadt hinaufträgt, und einem gewaltigen
Haufen hinzufügt, den seine Vorgänger dort angesammelt.
Aber dessen Bedeutung ist zu seiner Zeit längst vergessen.
Er stammt aus der Zeit des 12. Jahrhunderts, wo der
Compostellaner Erzbischof Diego Gelmirez die Hülfe der
Wallfahrer sich zu Nutze machte, und sie durch die Ver-
heissung eines besonderen Ablasses vermochte, bei dem
streckenweisen Transporte der Werkstücke zum Bau der
neuen Kathedrale mitzuhelfen. Im Uebrigen giebt der
Dichter nur mit kurzen Worten der Befriedigung Ausdruck
über die glückliche Erreichung seines Zieles, und unter-
bricht mit einem Amen den Gang seiner Darstellung.
Andere Pilger haben uns ausführlicher geschildert,
was es da zu sehen gab. Alle bewundern sie den majestäti-
schen Bau des von Gelmirez errichteten Domes; wenige
von ihnen haben ihn aber unter so eigenthümlichen Um-
ständen kennen gelernt, wie Rozmital und seine Begleiter.
Im letzten Drittel des i5. Jahrhunderts brachen wieder-
holt zwischen der Bürgerschaft von Santiago und dem
Erzbischofe blutige Fehden aus, die den Frieden der hei-
ligen Stätte störten. Eine solche wurde gerade ausge-
fochten, als der böhmische Ritter mit seinen Begleitern
heranzog; der Erzbischof war in die Gewalt der Städtischen
gefallen, und seine Waffenträger waren aus dem grössten
Theile der Stadt verdrängt ; nur die Kathedrale war noch in
ihren Händen, und wurde von der Mutter und dem Bru-
der des Gefangenen auf das Aeusserste vertheidigt. Den-
noch erhielten nach einigem Parlamentieren die fremden
Pilger durch die Reihen beider Kriegerschaaren hindurch
Zutritt zu dem Heiligthum. Man legte ihnen besonders
schwere Bedingungen auf, indem man ihnen zumuthete,
barhäuptig und barfüssig an der heiligen Stätte zu erschei-
- 73 -
nen. Der Kontrast mit ihrer Umgebung wurde so doppelt
fühlbar; denn in den mächtigen Wölbungen des Domes
hallte das Gewieher der Pferde wieder, die dort von den
Anhängern des Erzbischofs installiert worden waren, und
der grösste Theil des Gebäudes glich mehr dem wüsten
Feldlager des Kriegers, als der geweihten Grabstätte des
Heiligen.
Die Gebeine des Apostels ruhten in einer unterirdi-
schen Krypta unter dem Hauptaltare; welche Schwierig-
keiten dem bereitet wurden, der dort eindringen wollte,
ist schon erwähnt worden. Ueber dem Altare erhob sich
ein hölzernes Standbild des Heiligen, das reich bekleidet
und mit einer schweren silbernen Krone geschmückt war.
Gegen klingendes Entgelt durften die Andächtigen hinter
dem Standbild emporsteigen, und sich die Krone aufsetzen.
Verschiedene Pilger gedenken des Brauches, dass die Wall-
fahrer aus edlem Geschlechte ihre Wappen im Chor der
Kirche aufhängen Hessen. Natürlich wurde auch daraus
ein Geschäft gemacht: ein Maler war da, der sich erbot,
das Wappen in der üblichen Form herzustellen.
Das verbreitetste Symbol des heiligen Jakob von Com-
postela waren die Muscheln. In der ältesten Zeit mögen
wohl die Pilger selbst sie am Strande des nahen Meeres
aufgelesen, und als Zeichen der vollbrachten Wallfahrt
mit heimgenommen haben. Im i5. Jahrhundert war es
den Wallfahrern bequemer gemacht worden : vor den Tho-
ren der Kathedrale sassen die Händler, die Berge von
Muscheln auf ihren, Tischen vor sich ausgebreitet hatten.
Je nach seinem Vermögen konnte dort der Pilger eine
einzelne einfache Muschel zur Zierde seines Pilgerhutes,
oder eine ganze Garnitur zum Schmucke seines Gewandes
kaufen, und die reichen und edlen Herren begnügten sich
nicht mit den unscheinbaren Muscheln, die das Meer aus-
wirft, sondern sie Hessen sie in Silber und Gold nach-
bilden, um sie an ihrem ritterlichen Wamse anzubringen.
Bald dies bald jenes Heiligthum Santiago's wird ge-
- 74 —
legentlich von anderen Wallfahrern erwähnt. Es fehlte
aber auch nicht an einem Hülfsmittel, sich über deren
Gesammtheit rasch zu orientieren. Zur Zeit, als Hermann
Künig seinen gedruckten Wegweiser für die Santiago-
Pilger veröffentlichte, war die Druckerkunst auch in Spanien
schon weit verbreitet, und obwohl man bisher nicht ver-
mocht hat, ein in Santiago gedrucktes Buch aufzufinden,
wissen wir doch aus urkundlichen Quellen, dass der Erz-
bischof schon im Jahre 1483 von den wenig bekannten
Meistern Juan de Bobadilla und Alvaro de Castro ein
Breviarium Compostellanum in einer Auflage von 120
Exemplaren drucken Hess. Eine zweite grössere Auflage
ist 1497 von Nicolaus de Saxonia nach dem alten Drucke
hergestellt worden ; während aber die erstere vermuthlich
in Santiago selbst gedruckt wurde, ist die zweite in Lissabon
gemacht, wo Nicolaus Ritualbücher für verschiedene Kirchen
hergestellt hat. l
Die Kunst des Buchdrucks ist aber auch unmittelbar
in den Dienst des Heiligthums von Santiago gestellt wor-
den. In dem Hauptstaatsarchive von Spanien zu Simancas
wird das vermuthlich einzige Exemplar eines Ein-Blatt-
Druckes2 aufbewahrt, der die Unterschrift trägt: Gundisal-
vus de la passera natione astur. Das ist nun nicht etwa der
Name des Autors oder eines Geistlichen von Santiago, der
die Richtigkeit der Angaben bescheinigt, sondern der Name
eines Buchdruckers, von dem wir zwar bisher nur wussten,
dass er im Jahre 1494 ein Missale für die Kirche von
Orense (Auriense) in Gesellschaft eines bekannteren Buch-
händlers von Salamanca, Juan de Porras, herausgegeben
hat; von dem wir aber nunmehr annehmen dürfen, dass
er nachmals in die Dienste der Kathedrale getreten ist,
um deren Bedarf an Ablässen und Heilthumsbriefen zu
drucken. Das kann leicht durch die Vermittelung des
1 Lopez Ferreiro, Galicia. en el ultimo tercio del siglo XV. S. 464 ff.
* Patronato Real.-Jubileos y gracias sueltas. leg. 2. fol. 48.
- 75 -
Porras geschehen sein, denn auch dieser bemühte sich um
Druckaufträge von Erzbischof und Kapitel, für die er
1495/96 ein Missale Compostellanum gedruckt hat, das
leider gleichfalls völlig verschwunden ist, trotz einer Auflage
von 700 Exemplaren.
Der Heilthumsbrief entbehrt allerdings der reichen
künstlerischen Ausstattung, durch welche alte deutsche
Druckerzeugnisse ähnlicher Art, wie der von Wittenberg,
berühmt sind. Er enthält vielmehr nur zwei Verzeichnisse
deren erstes unter der Ueberschrift : «He sunt reliquie que
habentur in hac sanctissima ecclesia compostellana in qua
corpus beati jacobi zebedei in integrum» 39 Reliquien auf-
zählt, von den Gebeinen des Apostels Jakobus bis zu den
extra muros verwahrten der Märtyrerin Santa Susanna,
während das zweite Auskunft ertheilt über die Ablässe,
welche durch die Anbetung der Heiligthümer Santiago's
erworben werden konnten. Daran schliesst sich der Ver-
merk, dass die Kathedral-Kirche im Jahr 1084 (in era
millessima centessima decima sexta) zu bauen begonnen
und in 44 Jahren vollendet worden ist.
Jedenfalls ist dieses Blatt, ähnlich wie die «Führer»
heutzutage, vor den Thoren der Kathedrale den Pilgern
feilgeboten worden; es kann wohl den Anspruch erheben,
eine Ergänzung zu unserem Wallfahrtsbuche zu bilden,
und ist jedenfalls das authentischste und vollkommenste
Verzeichniss dessen, was unsere pilgernden Landsleute seiner
Zeit in Compostela bewundert haben.
Noch ein anderer Name erscheint in den Wallfahrts-
berichten seit der ältesten Zeit auf das Engste mit dem-
jenigen von Santiago verknüpft. Das ist der «Finstre
Stern». So bezeichnete nämlich der Volksmund das vier
Meilen von Santiago gelegene, wegen seiner imposanten
Brandung von den Wallfahrern ebenso bewunderte wie von
den Seeleuten gefürchtete Cap Finisterrae, das Ende der
Welt. Mit der Santiago-Legende hat es ursprünglich sicher
nichts zu thun gehabt, denn die Auffindung der heiligen Ge-
_ 76 -
beine war angeblich an einer Stelle erfolgt, die von San-
tiago ungefähr ebenso weit nach Süden gelegen ist, wie
das Kap nach Westen. Aber die häufigen Besuche von
Pilgern hatten erst zur Begründung eines Klosters in dessen
Nähe Anlass gegeben, und dann bemächtigte sich die Le-
gende auch dieses Platzes : sie zeigte die Fussstapfen des
Apostels, einen von ihm gegrabenen Brunnen, einen Sitz
von welchem er mit den Aposteln Johannes und Petrus
dem Rauschen des Meeres gelauscht haben sollte ; endlich
die sogen, barca de S. Maria, einen enormen Steinblock,
der so künstlich auf seiner Unterlage lag, dass ihn ein
Kind in Bewegung setzen konnte, obwohl er viele Zent-
ner wog.
Welchem Zwecke dies steinerne Schiff gedient haben
sollte, vermag ich nicht zu sagen ; entstanden war die Le-
gende vermuthlich im Anschluss an das steinerne Schiff,
welches den Leichnam des Apostels nach Spanien gebracht
haben sollte, und in El Padron, der ältesten Ruhestätte
der heiligen Gebeine so lange gezeigt wurde, bis die Neu-
gierde und Reliquiensucht der Pilger den Anlass gab, dass es
am Strande wieder in das Wasser versenkt wurde, um es vor
dem Schicksale zu schützen, aus lauter Frömmigkeit in
kleine Splitter zerschlagen zu werden. Auch hier war ein
Jakobsbrunnen, ein Felsensitz und andere heilige Plätze,
die nicht nur mit der Ueberführung der Gebeine, sondern
auch mit der Predigt des Apostels bei Lebzeiten in Ver-
bindung gebracht wurden.
Alle diese Plätze wurden fast von jedem Wallfahrer
von Santiago aus aufgesucht, ehe er daran dachte, den
Heimweg wieder anzutreten. Hermann Künig schilderte
auf der Fahrt nach Santiago das, was man im Volksmunde
als die obere Strasse bezeichnete, weil sie von Oberdeutsch-
land ausging und in ihrem Anfang entlang des Gebirges
der Alpen lief. Auf dem Rückwege führt er seinen Pilger
dagegen auf der sogenannten Niederstrassen. Wenn er
dieselbe auch wahrscheinlich aus eigener Erfahrung kennen
— 77 —
gelernt hat, so hat er sich doch nicht die Mühe genom-
men, sie auch nur soweit genau zu beschreiben, als er
dies mit der spanischen Jakobsstrasse gethan hatte. Jenseits
der Pyrenäen war der Weg bis in die unmittelbare Nähe
der Gebirgspässe der gleiche ; nur wer über den Pforten-
berg— die Route Irun-Hendaye — zurückging, wich schon
in Burgos von dem zuvor beschriebenen Wege links ab,
und die Wegscheide wird hinreichend charakterisiert. Der
Verfasser weist uns die Strasse über Pampelona nach
Bayonne, aber so summarisch, dass er für die ganze Strecke
nicht eine Ortsangabe macht, ausser dem Pass der Niclaus-
P forte.
Von Bayonne nach Bordeaux, durch die Landes,
der Verfasser nennt sie die Bardewesche Haide, war der
schlimmste Theil der ganzen Reise. Man konnte ihn auf
zwei Wegen zurücklegen : durch die kleine Haide, wobei
Dax berührt wurde, war wohl der betretenere Weg; da
es aber an Vorkehrungen für die Jakobspilger fehlte, war
die Bevölkerung des Almosengebens überdrüssig und den
Wallfahrern feindlich. Er empfiehlt desshalb selbst die
grosse Haide zu gehen, eine 36 Meilen weite Einsamkeit,
in der mancher .Pilger ein unerwartetes Grab am Wege
fand; in ihrem letzten Theile aber war sie wieder reich-
licher mit Pilgerherbergen ausgestattet. Auch in Bordeaux
war durch öffentliche Anstalten und in Bezug auf private
Wohltätigkeit gut für die Jakobsbrüder gesorgt.
Aus Sparsamkeit räth Künig nicht in Bordeaux über
die Garonne zu setzei), sondern den Fluss bis Blaye hin-
abzufahren, und dann der Strasse über Pons, Saintes und
Lusignan nach Poitiers, Chatellerault und Tours zu fol-
gen. Dort theilen sich wieder die Pilgerstrassen, indem
manche Wallfahrer von Tours in östlicher Richtung der
deutschen Grenze bei Metz zustreben. Er selbst folgt der
Strasse über Amboise, Blois, Orleans und Etampes nach
Paris. Auch von da aus kann man wieder verschiedene
Routen einschlagen ; summarisch giebt er die Entfernungen
- 78 -
bis Amiens auf 28, bis Arras auf 14 Meilen an ; die letz-
tere Route scheint er befolgt zu haben: erst ist er zu
den Schätzen von Saint Denis gepilgert und über Cler-
mont, Arras, Douai, Valenciennes weitergezogen. Dann
geht es durch die Niederlande : Mons, Soignies, Braine-
le-Comte und Hai werden genannt auf der Strecke bis
Bruessel und von dort nimmt er endlich über Louvain,
Diest und Maestricht den Heimweg nach Aachen. Bei
dessen Heiligthümern endet er seinen Reiseführer, wie er
ihn bei Einsiedeln begonnen, und schliesst sein Gedicht
mit wenigen frommen Zeilen, denen — aber nur in der
ältesten Ausgabe — die 8 Verse mit den Angaben über
seine Person und über die Abfassungszeit des Gedichtes
folgen.
Dass dasselbe eine weite Verbreitung gefunden hat,
geht schon daraus hervor, dass es bis 1 52 1 immer wieder
und zwar an ganz verschiedenen Orten neu gedruckt worden
ist. Ich glaube, dass z. B. der Ritter Arnold von Harff,
der im Jahre 1499 im Anschlüsse an eine Wallfahrt in
das gelobte Land auch Santiago besucht hat, unser Pilger-
buch gekannt hat. Er weicht zwar an mehr als einer
Stelle etwas von dem Wege ab, den Hermannus Künig
beschreibt, dagegen machen seine Angaben gelegentlich
den Eindruck, als wenn sie von dem Verfasser dazu be-
stimmt gewesen seien, summarische Angaben des Wall-
fahrtsbuches oder Stellen, die eine Missdeutung zuliessen,
aufzuklären oder zu ergänzen.1
Auch Peter Rindfleisch, der Sprössling eines reichen
Breslauer Kaufmannshauses, folgt auf der Wallfahrt, die er
im Winter 1 5o6f 7 von Antwerpen aus nach Santiago
unternommen hat, fast durchaus den von Hermann König
beschriebenen Strassen. Obwohl er es von der flandrischen
Handelsstadt sehr bequem gehabt hätte, die Reise nach
1 Groote, E. von. Die Pilgerfahrt des Ritters Arnold von Harff. S. 221 ff.
— 79 —
ßizcaya zu Schiffe zu machen, hat er doch den Landweg
gewählt, folgt aber der «niederen Strasse» und verzeichnet
fast von Ort zu Ort dieselben Stationen, wie unser Pilger-
buch. f Aber Rindfleisch ist wieder nach Antwerpen zu-
rückgekehrt, es ist also wenig wahrscheinlich, dass er auch
die obere Strasse kennen gelernt hat.
Er ist auf seiner Fahrt wiederholt zusammengetroffen,
wenn nicht etwa gar streckenweise zusammengereist, mit
dem Herzog Heinrich von Sachsen, der, nachdem er schon
1498 im heiligen Lande gewesen war, damals auch eine
Fahrt nach Santiago unternommen hatte. Die Reise er-
innert einigermassen an diejenige des Grafen von Cilli,
denn auch Herzog Heinrich reiste mit grossem Gefolge, —
sein Reisezug war in Jrun 24 Pferde stark — in welchem
sich viele ritterliche Herren befanden. Namentlich aufge-
führt werden : ein Herr von Colditz, Hans Roch, Eme-
rich Loefel und Andreas Rittereisen. Auch hier war der
religiöse Gesichtspunkt wohl nur der äussere Anlass und
vielleicht entscheidend für die Wahl des Zieles, im Uebri-
gen war es mehr die Lust an dem Herumschweifen in
fremden Landen als ein frommes Herzensbedürfniss, was
den Herzog zum Grabe des Apostels trieb. Eine ein-
gehende Schilderung der Fahrt ist nicht auf uns gekom-
men; die Begleiter des Herzogs, nach ihrer Rückkehr be-
fragt, wussten nur von Saufen und von Schlemmen zu
berichten. Auch das klingt nicht sonderlich nach Pilger-
stimmung, dass der Herzog im ßaskenlande grosses Ge-
fallen an der eigenartigen Tracht der Frauen und Mäd-
chen nahm, und sie für sich abkonterfeien liess.2 Er ist
aber bis nach Santiago gezogen, wo Rindfleisch 5 Tage
lang sein Gast war.
1 Röhricht und Meissner, Deutsche Pilgerreisen nach dem h. Lande.
2 Röhricht und Meissner, Deutsche Pilgerreisen. S. 316 u. 521; dazu Rind-
fleisch's Notizen ebenda S. 346|7.
— 8o —
Im Anfange des 16. Jahrhunderts haben die politi-
schen Verhältnisse vielfach Reisen zwischen Deutschland
und Spanien veranlasst, und dabei wird gewiss Mancher
die Gelegenheit wahrgenommen haben, Santiago zu be-
suchen. 1495 fuhr die Erzherzogin Margarethe von Flan-
dern nach Coruna, um dem spanischen Erbprinzen ange-
traut zu werden. Nachdem der Tod rasch nach einander
diesen und ihr Kind hinweggerafft hatte, gingen die An-
sprüche auf den spanischen Thron auf die Prinzessin
Johanna über, die mit Philipp dem Schönen, dem Sohne
Maximilian's, vermählt war. Sowohl im Jahre i5o2, wo
das prinzliche Paar nach Spanien kam, damit die Cortes
ihnen als den Thronfolgern huldigen konnten, als im
Jahre i5o6, wo der Prinz für wenige Wochen thatsäch-
lich für seine geistig umnachtete Gemahlin die Regenschaft
geführt hat, ist Santiago von ihm auf seinen Reisen be-
rührt worden. Aber es standen dabei natürlich zu viel
anders geartete Interessen im Vordergrunde, als dass des Be-
suches der Heiligthümer besondere Erwähnung geschehen
wäre. Dasselbe gilt für die Zeiten Karls V., die ja die
Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland vorüber-
gehend noch weit enger knüpften. Es sind nur noch ver-
einzelt uns Namen von solchen überliefert, die Spanien
im wesentlichen als Wallfahrer besuchten.
Im Jahr 1 5 1 4 trat Bernhard Pfoll von Esslingen,
Stiftsherr von Sankt Florian zu Coblenz eine Wallfahrts-
reise an, deren Hauptziel allerdings das heilige Land war,
die er aber damit begann, dass er sich in Antwerpen nach
Spanien einschiffte, und zum Grabe des Apostels nach
Santiago pilgerte.1
Im Jahre 1 5 1 7 fand sich wieder einmal eine Gesell-
schaft adliger Herren zusammen, um über Land gen San-
tiago zu reisen. Die Anregung dazu ging von Schweikhard
1 Röhricht, Deutsche Pilgerreisen. S. 223.
— 8i -
von Gundelfingen und Georg Truchsess von Waldburg
aus, ihnen aber schlössen sich dann noch eine Menge an-
derer Herren an, als : Albrecht von Landenberg, Haug
von Landenberg, Wilhelm von Reischach, Reinhart von
Neuhausen, Konrad Dreisch (genannt der lange Hess),
Bernhard von Schonow, ein Herr von Neideck und end-
lich Johann Werner Graf von Zimmern, aus dessen Fa-
milien-Chronik wir die Nachrichten über den Zug ent-
nehmen. Ausser den nöthigen Knappen nahmen die Her-
ren noch einen Apotheker Wolf von Ueberlingen, und
den Pfaffen Seibold als ihrer aller Reisekaplan mit sich.
Das Rendevouz fand theils zu Konstanz theils zu Frei-
burg statt, von wo aus die Herren jedenfalls die «obere
Strasse» gen Santiago eingeschlagen haben. Die Reise ging
ohne sonderliche Zwischenfälle vor sich, und nach Cor-
pus Christi (den 11. Juni) waren die Herren wieder
daheim.1
Die Zimmerische Chronik zeigt uns in verschiedent-
lichen Aufzeichnungen, dass die Wallfahrten nach San-
tiago weit in das 16. Jahrhundert hinein noch in ihrer
alten Bedeutung fortbestanden. Mehrfach werden solche
als Bussen und Strafen erwähnt. So soll schon zu Leb-
zeiten des Grafen Johann Werner von Zimmern (f 1495)
ein Bauer von Rohrdorf um etlicher Missethaten willen,
die er sich hatte zu schulden kommen lassen, nach San-
tiago pilgern. Um seiner Einfalt willen gab man ihm
aber einen Narren des Grafen, den Wolf Scherer genannt
Peter Letzkopf zum Gesellschafter. Dieser letztere war sein
ganzes Leben lang ein unsteter Gesell gewesen ; er soll
allein in Santiago vier Mal gewesen sein, und immer Brief
und Siegel über die vollbrachte Wallfahrt heimgebracht
haben. Allein dieses Mal machte er sich dringend ver-
dächtig, die Pilgerfahrt nicht ausgeführt zu haben ; ja man
1 Zimmerische Chronik hrsg. v. Barack. (Bibl. d. lit. Ver. Bd. 92. S. 369 ff.)
6
— 82 —
meinte sogar, er möge wohl den Klenker bei Seite ge-
schafft und sich seines Geldes bemächtigt haben.' Aus
den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts erzählt die
Chronik von einer anderen Bussfahrt. Ulrich Stüber hatte
seinen Schwager den Vogt von Falkenstein durch einen
Strolch ermorden lassen ; als dieser aber wegen anderer
Unthaten gefasstund gefoltert wurde, gestand er auch diesen
Mord, und daraufhin ward auch Ulrich Stüber verhaftet.
Eine Zeit lang war dessen Lage eine sehr bedenkliche,
auf allerlei Fürsprache wurde aber schliesslich doch die
Strenge des Gesetzes nicht gegen ihn zur Anwendung ge-
bracht. Dagegen unternahm er freiwillig zur Sühnung
seiner Unthat eine Wallfahrt nach Santiago.2 Endlich wird
ein ähnlicher Fall einer Sühnungswallfahrt noch aus dem
Jahre r 554 berichtet. In Mösskirch wurde ein Landfahrer
abgefasst, der einem Meier am Königseckerberg zwei Pferde
gestohlen hatte. Das Gericht verurtheilte ihn zum Tod am
Galgen; er war aber noch ein junger Mensch und zudem
war es das erste Unheil, welches Graf Froben Christoph
von Zimmern fällen sollte. Aus diesen Gründen Hess er
ihn, als er schon die Leiter zum Galgen hinaufgestiegen
war, begnadigen; doch musste er vier Tage darauf schon
sich aufmachen, um eine Pilgerfahrt nach Santiago de
Compostela zu thun.3
Wenn wir bei der Herrenfahrt von i 5 i 7 nur allgemeine-
ren Angaben über die Richtung der Reise begegneten, so ver-
zeichnet Sebastian Oertel, der im Herbst i52i von Nürnberg
ausritt, um die Wallfahrtsstätte aufzusuchen, seinen Weg
wieder mit minutiöser Genauigkeit. Er nahm auf dem Hin-
wie auf dem Rückwege die obere Strasse durch Südfrank-
reich und die Schweiz, und die meisten von ihm erwähnten
Orte finden sich auch im Pilgerbuche; dass er dieses
1 Zimmerische Chronik 1. c. S. 356 f.
2 Ib. S. 514.
3 Ib. Bd. 94 : S. 296.
— 83 —
aber benutzt oder auch nur gekannt habe, verräth sein Be-
richt an keiner Stelle.1
Er ist zwar nicht der letzte Deutsche, dem wir in
Santiago begegnen, allein es ist nicht zu verkennen, dass
nach dem Beginne der Reformation das Wallfahrten dahin
sehr abgenommen hat. Die Pilgerfahrten wurden nicht nur
von den protestantischen Reformatoren verurtheilt, sie
wurden auch vielfach und heftig von den katholischen
Geistlichen angegriffen, die sich bemühten, durch ihre
Predigten der Veräusserlichung des kirchlichen Lebens
entgegenzuarbeiten. Wenn auch die katholische Kirche im
Prinzipe noch immer durch die Gewährung weitgehender
Ablässe daran festhielt, den Besuch der heiligen Stätten
als gutes Werk anzuerkennen, so war sie doch gleichzeitig
bemüht, den Uebelständen zu steuern, welche das Wall-
fahrten mit sich brachte. Wie wir sahen gab es noch bis
gegen die Mitte des i5. Jahrhunderts auch in Deutschland
Frauen, welche die weite Pilgerreise nach Santiago gemacht
hatten. Welche Unzuträglichkeiten sich daraus ergeben
mussten, dass einzelne Frauen unter den vielen männlichen
Pilgern bei den einsamen Wegen und den mangelhaften
Unterkunftsstätten an den Wallfahrten theilnahmen, liegt
auf der Hand. Schon Berthold von Regensburg eifert ge-
gen die Wallfahrten der Frauen, und meint, dass sie
mehr Sünde davon heimbringen, als Ablass.2 In späterer
Zeit haben denn wohl auch die Beichtväter ihren weib-
lichen Beichtkindern die Erlaubniss, zu den weit entfern-
ten Heiligthümern zu pilgern, fast immer versagt.
Aber auch unter den männlichen Pilgern war vielfach
das Leben, welches sie führten, wenig im Einklänge mit
dem Zwecke ihrer Reise. Ob es wirklich vorgekommen
ist, was Matthaeus Paris meint,s dass die Wallfahrt zum
• Mitteilungen aus dem Germanischen National-Museum 1896. S. 61 ff.
2 Predigten. Bd. I. S. 448.
3 Mon. Germ. Hist. Scr. 28. S. 233.
- 84 -
heil. Jakob von fürstlichen Personen nur als Vorwand be-
nutzt werde, um bei dieser Gelegenheit die verwundbaren
Stellen in den Ländern ihrer politischen Gegner zu er-
kunden, mag dahingestellt bleiben. Sicher aber wurde das
Wallfahrten vielfach als eine Speculation auf die Mild-
thätigkeit frommer Seelen betrieben. Unser Pilgerbuch
verräth dies deutlich, wenn es verzeichnet, auf welchen
Wegen, an welchen Städten Almosen gern verabreicht
werden ; wenn es dagegen warnt die allzu oft betretenen
Bahnen zu wandeln, weil dort die Anwohner des Spendens
überdrüssig geworden sind. Ein deutlicher Beweis, wie
sehr gerade diese gewöhnlichste Sorte von Wallfahrern
noch lange nach der Reformation zu öffentlichem Aerger-
niss Anlass bot, sind die Verordnungen von Bern vom
Jahre 1 523, welche die Jakobsbettler mit Marodeuren,
Hausierern und Heiden gleichstellt, und verbietet, sie in
der Stadt zu beherbergen und jene andere von Freiburg
i. B. vom Jahre 1 56 5 welche den Jakobspilgern die Er-
laubniss zu öffentlichen Aufzügen u. s. w. nur dann er-
theilt, wenn sie die eidliche Versicherung abgeben, dass
sie binnen einem Jahre nicht in gleicher Weise in der
Stadt vorgesprochen haben.1
In welcher geringen Achtung die Jakobspilger im Aus-
lande, bei den Welschen standen, geht gleichfalls aus dem
Pilgerbuche des Hermannus Künig hervor. Fast immer
dienen sie zum Gespött der Fremden, und zwar nicht nur
wie das Pilgerbuch glauben liesse, in den Herbergen und
Hospitälern an der Pilgerstrasse, sondern auch an der
Wallfahrtsstätte selbst. Leo von Rozmital und Arnold von
Harff waren alle beide nichts weniger als irreligiöse Leute,
denen der Besuch von Santiago nur ein müssiger Zeitver-
treib gewesen wäre. Aus den Erzählungen über ihre Er-
lebnisse geht aber, mit besonderer Deutlichkeit aus dem
1 Angeführt bei Unland, Schriften Bd. 4. S. 316.
- 85 —
Berichte Harffs hervor, dass sie keineswegs einen erheben-
den Eindruck von der heiligen Stätte mitnahmen, sie viel-
mehr mit dem Gefühle verliessen, dass man in Compos-
tela selbst der Gläubigen spotte. Unter solchen Umstän-
den war es denn nicht zu verwundern, wenn ein protes-
tantisches Flugblatt über den Nutzen der Wallfahrten in
die Worte ausbricht :
Hernach folgt nun sant Jakob
genant zu Compastel
Da laufen die narren mit häufen auf
der narren der sind vil.1
Aber nicht nur die reformatorische Bewegung that dem
Wallfahrten Abbruch, selbst denen die gut gläubig an der
alten Kirche festhielten, wurde der Besuch von Santiago
mit der Zeit verleidet durch die Unannehmlichkeiten, die
ihnen gelegentlich dort bereitet wurden. In der ersten Zeit
der Reformation hatte sich die Inquisition kaum veran-
lasst gefühlt, Häretiker auch unter denen zu suchen, die
zu dem Grabe des Apostels in Santiago wallfahrteten. Allein
seit die neue Lehre selbst in einzelnen Städten des ortho-
doxen Spaniens Anhänger gewonnen hatte, wurde die In-
quisition überaus misstrauisch gegen Alles, was auch nur
entfernt unter dem Verdachte stand, nicht streng recht-
gläubig zu sein. So bildete sich in Spanien eine geradezu
feindselige Stimmung aus gegen alle Deutschen : weil in
unserem Vaterlande weite Kreise der neuen Lehre an-
hingen, sah man zunächst in jedem Deutschen so lange
einen Ketzer, bis man sich hinlänglich davon überzeugt
hatte, dass der spanischen Rechtgläubigkeit keine Gefahr
drohte. Unsere deutschen Kaufleute, denen ihr Beruf häu-
fige Reisen nach und längeren Aufenthalt auf der Pyre-
näen-Halbinsel zur Nothwendigkeit machte, haben uns
1 Angeführt in Grimm, "Wörterbuch Bd. 4, 2. S. 2202.
— 86 —
zahlreiche Klagen darüber hinterlassen, weichen Hinder-
ungen und Unbequemlichkeiten sie um ihres Glaubens
willen ausgesetzt waren. Dass es aber selbst denen nicht
besser erging, die nur als Reisende, und selbst als San-
tiago-Pilger das Land besuchten, davon weiss uns Bar-
tholomäus Khevenhüller eine bemerkenswerthe Geschichte
zu erzählen. Es war ja wohl nicht eigentlich gläubiger
Eifer, was ihn und seine Begleiter, den Caspar Then von
Salzburg, den Bernhard Besserer von Ulm und den Prä-
ceptor der beiden Letzteren, den Stephan Küling nach
Santiago führte ; allein über den Verdacht ketzerischer Ge-
sinnungen hätten die jungen Leute wohl erhaben sein sol-
len. Zunächst wurden ihnen denn auch keine Hindernisse
in den Weg gelegt, als sie am 4. Oktober i55o. in Com-
postela Quartier nahmen, und ein paar Tage damit zu-
brachten, die Sehenswürdigkeiten des Wallfahrtsortes und
seiner näheren Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Bald aber sollten sie es gewahr werden, wie aufmerksam
sie beobachtet worden waren. Sie rüsteten sich nämlich
am f>. zum Abschied, ohne dass sie, wie das bei den
meisten Wallfahrern üblich war, bei den Geistlichen der
Kathedralkirche ihre Beichte abgelegt hätten und der Sün-
denvergebung ausdrücklich theilhaftig geworden wären.
Das genügte vollkommen, um sie verdächtig zu machen,
und die Inquisition an ihre Fersen zu heften. Es gelang
ihnen zwar, indem sie einen halben Tag früher aufbrachen,
als verabredet war, die Stadt unbehelligt zu verlassen ;
allein bereits in ihrem ersten Nachtquartier wurden sie
aufgespürt, verhaftet, von weltlichen und geistlichen Obrig-
keiten verhört und ausgefragt, und obwohl sich dabei
nicht das Geringste ergab, was dem Verdachte ketzerischer
Gesinnung zur Grundlage hätte dienen können, mussten
sie es sich doch gefallen lassen, als Gefangene nach San-
tiago zurückgeführt, und dort erneut langwierigen Verhören
unterworfen zu werden. Erst nach 6 Wochen, am i5.
November gelang es ihnen durch allerlei Fürsprache und
- 87 -
nach beträchtlichen Geldopfern ihre Freiheit wieder zu er-
langen und der heiligen Stadt endlich den Rücken kehren
zu dürfen.'
Natürlich konnten solche Vorgänge nur dazu dienen,
die Deutschen vom Besuche der spanischen Wallfahrts-
stätte abzuschrecken. Was die einen unterliessen, weil es
mit ihren religiösen Anschauungen nicht mehr im Ein-
klang stand, das versagten sich andere, um sich die Un-
annehmlichkeiten zu ersparen, denen sie ausgesetzt waren.
Zudem machte sich auch innerhalb der katholischen Kirche
ein Umschwung der Meinungen geltend, der den Wall-
fahrten nicht günstig war. So kommt es, dass gegen Ende
des \6, und im 17. Jahrhundert die deutschen Reisenden,
welche die iberische Halbinsel besuchen, sich mehr und
mehr den weiten Abstecher nach dem galicischen Heilig-
thum schenken, und nur die spanischen Städte besuchen,
in denen sich mehr und mehr das politische und das geist-
ige Leben Spaniens koncentrierte. Selbst die spanischen
Monarchen bezeugten dem Grabe des Apostels nicht mehr
die gleiche Aufmerksamkeit, wie ihre Vorfahren. Von den
drei letzten habsburgischen Königen ist wohl nicht einer
in Santiago gewesen, und bereits unter den Bourbonen
sinkt die Stadt zu der Rolle einer unbedeutenden Provin-
zialstadt herab. Aus dieser hat sie sich nicht wieder heraus-
zuarbeiten vermocht; wohl ist sie auch heute noch ein
bekannter Wallfahrtsplatz, zu dem nicht nur Spanier son-
dern Gläubige aller Zungen pilgern; allein wer die Stadt
betritt, empfindet sofort den Gegensatz zwischen einer
grossen Vergangenheit, deren Zeugen ihm, Bewunderung
heischend, auf Schritt und Tritt entgegentreten, und einer
Gegenwart, deren beschränkte Lebensverhältnisse sich da-
neben besonders kläglich ausnehmen. Was in der Stadt
einen neuen Aufschwung verkündet, das steht in keinem
1 Czerwenka, Die Rhevenhüller. S. 147 ff.
— 88 —
Zusammenhange mehr mit dem, was ihre einstige Grösse
ausgemacht hat, und die Schaaren frommer Pilger, die
Jahrhundertelang durch die mächtigen Gewölbe der alten
Kathedrale ein- und ausgewandert sind, werden wohl nie-
mals wieder in ähnlicher Weise nach dem fernen Heilig-
thum Galiciens ihren Weg finden.
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©am4c^94ffa»ujf,m^Pero'n^ei6jttcfwn ffcerc
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Undjfinbtftutiamaficynyoifflyn Salbt
SaxnadgfaRueyn Berg anflögen
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X>nb Qateyn fdJPogfoa C4«^f nickte 4#er 4?
©4rti4c§ vPereyn myPfmbefäieyn fyitafyüQant
2lforx>ffa: eyn myPejm Jfo: ditefmm genaue
©4 frä$en$wey fpitaP voi^ct ftat
$a gu vfor cm 6m £m ijfl m?» rafc t
T>nO &g3ic#mt$ii jere verfolgen
§ii$afEe?efi*$$£,my PvontCoPofa gegangen
Mnatyftnbtfatyn$<>tffx>{>cv,).my£vntynfyüdl
<x>8tuj*my£finbcftaein ta$exn*ia, müfUi^e wtn S$4l
Wer ej>n ropPPom jlü gen fcßia tcrmSoe iwrcPeff*
$amüfluv$n$enguÜ>ctt3o8Pcfc£ert
©4mad? föftuge^cn v£ere?n tfnuf ett
^nfc f4ft%»t feef ePmit Cowrmten fc^müef ett
>£yn C©2on4te»muffric(e£en w&cr$ufavtn
2liK#ro4gf?ü w$P?pn geftfparen
Vforcyn mj>Pftn&effuej?n fjpitfipßy tyntv Brücken
2l8et*$excynmy? jaltusitfant Äfiifio rucken
©arnod? v£er*yn mrPfwtcßüeptt fpiraPfcrn
2lf>cr vßenennntpPfmfecfluatt j,tAftm
©4 ffateffu eyn fptt4P?eö f4Pfu metft feeP
*?tt4imyfögtcyn ftofyn % madjftmtn negeP
%txnM§{aUucyn my? fürtet gan
l&<if9nbt{Hitynft>iu£%e6fdw$ct)e(§ngfytt
VStt^mytißcyn^otfi vnbeyn motfiafy
Qarna^ fr nbcjlu aucQfy tynetm&Ccn eyn heg
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Qan jHlril 9e« mxttclfteu gm (f&
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TOtia cyii my? f omef«* m {am jofan* ff.rt
9uftwi 9wy w&crfc$«yfcun<r £at
Vffrr fiiufpnyf fmocftüty n glo/Tcr$u #ant
StonmdJ vte»Mf*tnyCfinöe(!M audfcytt fpi'rafT
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Sp9er ßeutftftrc^en'Sed faltu nie$tvcr$effcn
*3&ilttfyntfm fjmt ttf 9er fpimPwifcrljeft fr***
9u fy n5eft eyn f£tr*P$ts fanet (Danen ma^N* l?ii
9*rn4$f<ittiieyri (faflßmpPwetfee furrer^ei*
9mt fmfcejf ü cyn fpiraPßp f«wt 2iif f?ofi.it6 £*|f
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$>4r jnne fynbeftiijj.vpita?%ax inne magflii cfQcn
Hiutffmbeftiicyti $U${c$eßYuehn$a |?*en
^p8er<j.my?fmbeftu cyn^ottfjiifyvCincfcn ßant
vntf Cffiritfctjfcrn (>o:n mrtgjfrij&rmcfc i)l$irßn$t
Vtfer^icficrocn £ome(Tii tu Tic 3u&cn (tat
2lrcuo nciiiienfic9ü w«U£cn%l"
V£er,iiij<mprß'#t,ÜiAJmA
$4 V02 fyiictj.ßo:n gelegen
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*0#tx<\j,myifmbeftu cyn JTar (jeifl (Sfumngefl
t>aa iflfyc er|?c ffcir jn Jp)ifpan\cn
X.agrona iftfevff \vclf<§ genant
Utvn anbei münqxoirt^ir^at Scfant
©ie (Lotsnaten QaSen^a cyn enbc
bütfßaimebifimuftn ßrnen Pennen
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^Urn4(#cf(?e.t/.mpf£cn n«5«rctd ifFmynrat
fco* nac^fmfccffri cyn £©in (ty Carter £irc$en jlccnv
*5Dtlru fb nid cffTü cyn £cr# an g$ecn
bat vff fmfccfhjcpn ß><$if?cfteiimrflc§
€o #affü«n j,myP0*04ii£en von n^ateto
^biß efen rtojera ma^ftii werben frö|
$4£yPt W44i? £fpf ii vmvgotltt tDiffVn
3n*9cn fpttafnt faftiiafonfynen wifliii
X>|§ gnomeu |n ßnt *j$ac&$i fpJtA&
bat iff (Jonetfifrf Ä^e)Ui«aCr
t* ff lYelfr^t w 9e» 5m$em vyPfcftvUf rvi 9«t
%ü$li$&njj.f§&f täcv ?rrf&*
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JimfgitaFfinütfHixüyTUKpen viibiitcffen.
T>ndf4'tfrcrcc^tfc#.tnwi <*it
®tbcd*$<l$ £fot rttf^^incfwonbeifid^ciaM^cft;»
jc#wctf*fnn?dr?aseßmcf?Mperlc#?ii
fax vfi eyttd 9eni andrrtn tirt<# fl<5c$
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ttü f(d tu yix$ fiixtex oerrtfeu
Vnd <j*k tpx iwPvßcrcpttßrurfcti f($OJ!
3«* em fTat?te £et|? <5r«ucoit
2lu<$fldfu<iterw;c#tf£crepn rupfte
3« cfji j&rC/n ^ei'ßct Xcdiftft
$*rrma? (ritdffiü0ff fpimPfererta
"Ün6 ^4f?jf«myPitic>ii frar^etflrfcoPotop;
9 *r jn «jrrför m4n mid? pttBcnb
^4 jolru #£ttft vft r cyn frrncrVn fo#*n6
2tuc#eyn y^licffcr fti^er 9a roercf cn f*P
b*6 ?4 if* Vcr rtttcr fpimP
Q<\x H<u§QaftüM'j.my?gtn *Dylfvat\c?cn
b*i faß vflF?er ftinicjm ffitaTgtbAmttn
<$(\x \r\ne $v$t mannen ßinbemeyngüte pteßcnb
bce>fpxin$cn&cn &owfi $u*irtncBiwfS iitc^t ßc$cnd
fcani? er manchem £ruocr$ttrt wc
$4rndd?faltu*vnfn Sacran^C
X?Jtö falrnictfr^iiftrc yOn
töcn^tir^eß^ajlinioctf.vij.niyfm
Vff ?cm £ci#e friibc|Tucvti xeege fcQcybcn
yOtü$a\% mit ttw^jTii <?(fru v>«e>ci|ii Pcy6cn
5w9cr rechten £antfiii$cfWerti fpifaP?« i'jtfcm
Vff $ic P*ik&u #<wt fjmfccfhi cni tafom
9ftr»iac# tffaffüvftf epn tfrticfen fyn
6* ßomeftu (>al£>c g en 23uigc6jn
©ät jttite fyii&cffci«£££tf.fpitAP
©es £um#ö fptraPcjat vo: j*te afö 5« map
$41: f tme cjpfanmii |<ttt$u untief en vnfc$uc(fcn
iftcnmffiigfptw.PjHltumK^nK^tvcrcfcffcii
©Ar /ntie fyn&e (TU mic^güte Sct^ vnö eyn p:efeti5
2lud?mrtcfjTu 9t($jn 9eu rittet fyittfxocnb
Sie ffcit (fat gü^fc^er r(?urit \>i0F
*Üit5 wePc^er ffruOer VHfuVfjtQtn wi(f
9ir<ut mausen fpuePmerfTcr erfc#o jfen $at
©et\>n*t£aff?5onömflruC>ern vergeben §at
yOaniiigQeil vSct^ie Stufen 511 vet r<c#ret) ffcnt
ffa$ 6y $ea §ünig$ fpi ta? ift fyc $ü Qant
Qänmct? (fafht tttc^c fern pti er 11 m£Pen
$4£pfom4np:e(>cn&aQf«n<ihccf3 uemen wofän
Qrtwacflftnöcflu.iuj.fpifrtf jn adftfta&mpP
SJanftit&effcifantCtföncfej? Pirc#$a £pn mö^(TufP
Via eyn 9a%my?finbeßucyn fc§&$ faift frig
Vff t£mtj#tfted$c£ctlJeii9tc fan^e (Tat
$4* f'n nMtMuj. jpttaP 9*t
'Ofot.ij.mrfett t(l (>p eym$o:(f epn tfnicPeit
2K?et*tJ4tnpPtff evn fptraf 9ar >rt macjfTü nieftit
iPfte&j.myPpn&cffuepn fptmPlfy e rncr (>riic6e täfc
l?Ser.tj.tityPaffer«ytiett&;r |n maerffu 3#ett
V$acynmy?fyn&eftucynftat§tift(5amon
(Ott ey ner ßruefen $ie ift fafoix
$4 cfpDtmmi jn $wcrcti flofTent trrti vti6 ffrot
Qucfowey fptr^C^yttgct^cr £ruc£cn 1 jf fyiß n tf
QwnAd$fynbefiityn$<>ff.K>totyt\my?
i>a$y$tm<w <m$ Mt obtt mdft $ü vyP
•t>»6 fyn&ef* vte*|'.myftito4iÄÄ wiCtc$ 9tc$ P<*
©4d matter innegvSt wyn vnfc tfrft
2ifor t>£ct«?,myPtf!eyn f:trc§9ert#ctffim*ti6tt6t
Sw#9*:|f*r <y» ft*c#\>ti& tytx Gtucfcn fy$$tn tt«
Vnfceyrt (tat tßgettattt ©4£lwi4
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Jftinßtt<$ ®mch eyn ygiidjtr xcyn vh Sxttnmlftf
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TOdtii AGafoffam m ynct Peer
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?4rn<u5 (fa|tfcv<m)>P$en TDittcfranePcit
fc*9rutt(;9eit wpn mit FCu^eti efeCwiefen
9<vn er f?ctnet manchem *fo fyn §etr$
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^awi<*c# faltü vfter eyn ßmefen ^rjett
i?n6Gfor vfor *y n »u> faltu mi$rec#t verfielt
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bAfynbefhivfadl.myPtyniQiffiüQtnt
fyto n<w§ faiUi* v*my? fürtet g$e
bm fynbefiüeyn^tffvffcym forcf 9er tftjtit
V£«uüj*mpf £om<| cw gen Xucae jn 9ie ffttt
5><i (flu f&t £? ey ne r ffmefcni fr cyn wittfafc
Sie jfat t (TcflettturPycf? geSuvtet
laßvantyn pgltc$erw*ffc$4wet
^anfalt^fy<?)^(ta^ vfovcyn ffrucfe^en ijTnijmrat
So (fafftUy«mpPjii9te $»ftroc#e» jfat
6a fyn&cfKfeyn fptraP^er ifi nic§t* wert
tan v$tt.\$,myCfynb ff» fant jAtoff tf£9irf? ßcffiett
(IßytnaiMti)n t>etftat$ü CompofTeCP
3a* er fte froit^e« m<*£ fcQa wen Alf
IfPan er t>ffc)>m £er#e muß ffcw
vb)?e)w aüts^&n tygteyn cfrog £«itff (fcjti
Ou wö(Te v«d Riffen (foäri'a^ie juncjftaw ttyn
(ißit j rem liefen f^ynfce
Qafi xviv fantjjaco$mitfinb<i$tm&$en Jyn6eft
fcaß wirnac#9ißem ßfenni Stfen f^nöenÄje Ion
t>nfc tnt>#en enpfaen §ie ßy mdfdfc frört
Qiegot fant 3<uo£ ßat cffgefen
VnbMt £etii£e ?te?4 Onrjnftni ctui'^cn ftfen
Tkmau
flu voil u#a rtfer Qcßen jm #otf*e namen 4«
9te wecfe jß wifiTen $te vff lüer npfccrffwflen gm
60 faltu wifcer *ü 23ur#e|3 $u##en
9a fvnbeftu vo;9cr ffat eyn fTeynm au^ftit»
t>ait falm vff^tc liefen §ant gan
bamagftu frage wo man $u $em porten fer0e*u<fctt
©0 fjmfeeftu ;tt<££VMtij>U nic§t vpP9o:ffero$fce*
"XDtltu aKcr $u fant ntcfaßpo:ten *u#ari
So ma gftufyn we$$ (kffen a n fr an
X>nbmagflg§m $u9er rechten Qant
Qan femefm efen Qtrafißurg $11 Qarrt
2lii($ma$[tu ft>$e crnt^uScr rechte QantaßftQGt
Vnb StycVeft jntyv ofer ftraß feߣen pompelcnu*
©4» 0#eftu atfe.ljmßet^er ft&t
&y<wnfpita?$$evff<$u\yntf*n fantifbnjwra*
Ttubfaföa* wajfer^en vfffic retfttn Qant
60 fomeftit vfar<$vpmyPgtn 23yon ;u fjant J
V£tfaii|u*iFf fynfcefro eyn fpftaf jn eytie9o:ff \y$£t
Gar ri/u£iti S/Tu cpn #o# cn fortan ffygm
fyxfyiibcflu v8crAiij*mr?cyn f]>ttaCVenf1#n£
&4rfrtncntfMii9cn tfrufcew cfftdtc^tt r$u*
*£r t ff $u rtOourc (an cm man« #enatit
Vfot^vj^myP^omefTucfen 2>ron $u £ant
fcanmc#£afTü.frv<vv7,*>for ?te 23ai&cwe/c# £c?$e
fct*9m ahnen ftrufcern t$ü$ vy?$ü fcybe
X>etf*t$c*$td$ mit Prot x>nt> aucQmit *$<tn ^fttticS
3$ fagc^it fuxwatxva $at vff xvivt 6 rancß
fccrtfl von 9en wallen #rtHg#ePaf}e?&
©tc#PcsrraPcn #ar v yC tfrufccr vff f ife (Treffen
Jte^at t>ff ftuncprd ffrrtfert
ban j^cauc^xvÄrrunsr faö^crHiußat ^a^erPett
fBufynöejlmc^tvyffptrÄPrtn^cn feiert tnbtn
3»» $e» ftfTemvuj,mrPcn #rPt man,x>ij0pic$tnbtn
*Wiltüa$et vfor^ie f&yn #e;fc*g(?<n9e6 ü$mtraf
©<t £$mcfri* <fm 2lv jn e>n tutlttfafc
$4« cf £$en alfo \>r P Prufcer f ff ?<r feflPeti jTralfctü
$>46$KpUr(J$eö #efoüö werfcm vcxbtofftn
2fu<# ifT 9ie (Trag xvyt vm$
(foündjet^az vffixrct x>nb rtiadSt jm fe€9a friittf
Ic^rat^tr faftu$&d§tg$cß$cn !E4rfceweg
)4 fynbcjT« 4uc# v pPfepPfet £ ct&ß
immagftuVaeafmüfi (frrflTm tfl$iran$t
&ic gcStn in^et flAtgtm w yn vnt Pr$t
©*mdc#rorttK#fy™ #clt xroPfparen
&ÄmufWt>pP<j<#en *Pcr$uf*u*ctt
*t>ff?rtitu>a(fcr ^rtffiLvt^mrf ^grfen 23Pc
fca ma#fTu jn epi £ lo fTernad? eynex puScnbtn <f§tn
§axn<üß §aftu gm ptngguUx m^Prtcf 1
£5*6 rrifin cfyft^ft yhvQVePuSßnh*
Van ?4# hmtmgtn 2Uttfi»ir|
ba fpnUfiu tyn fc#k§ $4* ifl |$*ft
©atrtadjfiltu tfjit läutyrUrcy je
%tnnd$ gm Sctfatteßircye
^artladSj4t1t'l^4t^cryne;n fcffSn £ treffen (fat
©rtntac#g$nte|Tu£cit tLßotg jn^tefot
Vff xvclfc§t(l fie |en«nt C9"r^»t
©ant (Oarwiid f trc#9ic ijl f<$on
Sä ©c(t Segmticn $er liefa £en f4nt (töattin
$A$$cn a$e mlu§ Früher stäex redeten ßant
*Onb VömcnviirtfyVtfttiid} jnr^eurj^&nt
tamadftH ?rc§^rned Pcpfcec eTcfetj (tßt%
*Vff$ftrafima$flü $$w gen'XVibttfibtiff otf^cit
$4 ranflumtt $en (Uten efefo^
*>4t*ii4C§ ferne (Tu von tL#©:g£*w 2lrofo$
©4 fytft fae ftim'cfa fon ven jr4nc£rir§
fornrtcSfygtlMfe ern fl^t ^te tf?fuforfic#
t>4 fejt^uejw WÄ)fct^£f£tm t>ff9te rechten #4Ht
$4M4<(J 94fht9tc;(7ert n4c#em 5« (fant
©4it m p«Pcii6 tneynd (frfle^offö £oflFißmynr4ti
$<ww$ CVc^c -Otßettö fete ejm fftifffäfe (Ta t
fc4m4mnymcrnM:'jT4t 9^t(T Qtampofi xcat
?4timc9^t^erymvff^iiemfcriß(c^4rcffcnF(it
&4rit4c$eomeffu(?4U>e gen Vwf
faffwuyn ygltcfler )fi«je{*£t Wwh tvifwerM wyfl
Tit 6<inffciivn& wren ßcybc #et|lPtc£o&er wcWt<§
TPff ertrtc#f4cfftc#n>!c?er ffat^Ucß
Von 9er fcu $*fb£g*uj.myf gen 2tnnott
Vffwelfct? ?et jtf <#4mwn|5 t>nt> f(T fe« fdfaii
&4riwc# vfcr,£Mtj,m)f &mcfTü?ctfar faß
Öat n<t<# (mtü mi$ rccfr verffeen
Unfc (ktt.ij.mppT>on p4n?ß$a fant 6i*n?ftu64eeH
baznwQ vBtuv.myPfynotfhityntnfyitailP
¥>y tyntm ffifofi ff y tynan Steffen w(T
VSc&upmyVsytiftu tyn pftnmg x>$cv *u faren
60 fyn^tßu^an tyn tÜfttt fy&faltunuQtfyavcn
fcaetfl^edotfccne faneti Z>frwfcicft genant
\)(>er,#*f.m)>P£ome(?ii <fcn CPaemonju (Jatit
öu frn6e/f auetf cyn^ioiff v8tx. uj«m yP
wcratytmi P«jw cU(frr$*r gyn m«# ?P
¥}f?txtynmy?f)Aßcn tyn $u$ wteutfdjcn £r«m
9dc naef? ftefhi ^wtti penß von fem
5Ei'Hf.mj>r fomcjltt^fD ^oarrn(j ju Qant
X>ff «dfc§ i|T f)PC föifammsenflnt
fcar nrtc&vu;.£fen fant faflfcnnuö
?4r wk# frim vij.my? #en Bergen ;n ^ene^w
VßctÄijtmyP€<inKftu$en Sone wiitu^icffoaw
Sftrn*c$ ifT«pn myp£*n SirnßEont
VfonMf.mFf font<|tü^«i ^SaffVi (Tönt
>4r na<§ fynr,tj,mFP gen prülfccP
9ACii<w^aü^myPam^fin^iecfe(?ö(cgMeP
Wnrtd^uij*£cn Stffci^nC). vtf.gm Cricffc
tfo6.iiit.0cit 2lc#9* (4Uu?fn funfceffjtfftcn
X>n6 (alt <5o* w6(l0«um?4nc£ v«fc Pol? faefen
SrtjfüfogpH Pomcn fr ff mitgcfuubm tagtn
*Vnb (alt (Bot vnb <Dari*n Sieben mit faß
Qoma^ffci fyrgnabtnyeflttßafigcnyß
bic vyPrticn fdjVn*?« fa^en pf$ faxen Qmben
GOma woöfc vna Sejjwtm vot 9en ewigen (fon^e
1>i6 w>$tvn&ATmcn fUnfrew ^ntöcnverffm
©<t* *fc nitimlätxftt* txcitfn tlbt* fürten
Gütertafi mrgotvh fwt'ZacoßcxvigixcSifdjime
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BX Haebl8r, Konrad
2321 Das Wallfahrtsbuch des
S34H3 Herraannus Kunig von Vach
und die Pilgerreisen der
Deutschen nach Santiago
de Gorapostela