Skip to main content

Full text of "Das Wallfahrtsbuch des Hermannus Künig von Vach und die Pilgerreisen der Deutschen nach Santiago de Compostela"

See other formats


,,  ^^=^ 

=co 

"    "• 

:0 

t-  ^""'" 

■o 

in  — 

a  ■ 

iii-i— ■— 

I  ^  ■ 

>— 

z^^^= 

-CD 

-i- 

=  r— 

-"^  ' 

CO 


Haebler,  Konrad 

Das  Wallfahrtsbuch  des 
Herrnannus  Kunig  von  Vach 
und  die  Pilgerreisen  der 
Deutschen  nach  Santiago 
de  Corapostela 


:ke  und  Holzschnitte  des  xv.  und  xvr.  Jahrhunderts 

IN    GETREUER    NACHBILDUNG. 


DAS  WALLFAHRTSBUCH 


DES 


HERMANNUS  KÜNIG  VON  VACH 
D  DIE  PILGERREISEN   DER  DEUTSCHEN  NACH 
SANTIAGO  DE  COMPOSTELA. 


VON 


KONRAD  HÄBLER. 


'    STRASSBURG 
J.   H.   Ed.   Heitz  (Heitz  &  Mündel) 
1899. 


Verlag  von  J.  H.  Ed.  Heitz  (Heitz  &  Mündel)  in  Strassburg. 


BIBLIOGRAPHISCHE  WERKE. 

HAEBLER,      Spanische      und       portugiesische 
Bücherzeichen  des  i  5.  und  16.  Jahrhunderts.   M.  40. 

HEITZ,  Die  Frankfurter  und  Mainzer  Drucker- 
und Verlegerzeichen  bis  Anfang  des 
17.   Jahrhunderts.  M.  45. 

»  Die  Zierinitialen  in  den  Drucken  des 
Thomas  Anshelm.  M.  6. 

»  Die  Zierinitialen  in  Drucken  des  Johann 
Grüninger  und  des  Johann  Herwagen. 

M.  6. 

»  Dietrich  von  Bern.  14  strassburger 
Originalholzstöcke.  M.    1. 

»  Original-Abdruck  von  Formschneider- 
Arbeiten  des  XVI.  und  XVII.  Jahr- 
hunderts.  2   Bände.  M.    16. 

>,         Neuiahrswünsche  des  XV.  Jahrhunderts. 

M.  35. 


HEITZ  und  BERNOULLI,   Die  Basler  Bücher- 
marken bis  Anfang  des   17.  Jahrhunderts.    M.  40. 

HEITZ    und     BARACK,     Elsüssische     Bücher- 
marken bis  Anfang  des   16.  Jahrhunderts.    M.   3o. 

HEITZ  und  ZARETZKY,  Kölner  Büchermarken 
des   1  5.  und    16.  Jahrhunderts.  M.   35. 

KRISTELLER,   Die  italienischen  Buchdrucker- 
und Verlegerzeichen  bis    1  5  1  5 .  M.    5o. 

SCHMIDT,   Repertoire     bibliographique    stras- 
bourgeois  jusque  vers    1  532.  8  Bände. 

Zusammen  M.  68. 


VOLTZ,     Dies     Puchlein    saget    uns    von    allen 
Paden    die    von    natur    heis    sein.    Facsimiledruck. 

M.    1. 


Drucke  und  Holzschnitte  des  xv.  und  xvi.  Jahrhunderts 
in  getreuer  nachbildung. 


DAS  WALLFAHRTSBUCH 


DES 


HERMANNUS  KÜNIG  VON  VACH 

UND   DIE  PILGERREISEN   DER  DEUTSCHEN  NACH 

SANTIAGO  DE  COMPOSTELA. 


VON 


KONRAD   HÄBLER. 


STRASSBURG 
J.   H.   Ed.   Heitz  (Heitz  &  Mündel) 


DAS  WALLFAHRTSBVCH 

DES 

HERMANNUS  KÜNIG  VON  VACH 

UND 

DIE   PILGERREISEN    DER   DEUTSCHEN 

NACH 

SANTIAGO  DE    COMPOSTELA. 

VON 
KONRÄD  HÄBLER. 


STRASSBURG 

J.  H.  Ed.  Heitz  (Heitz  &  Mündelj 

1899. 


3x 


SEINEM  LIEBEN  VATER 


ZUM  SIEBZIGSTEN  GEBURTSTAGE 


GEWIDMET. 


Die  Materialien  \u  der  vorliegenden  Abhandlung 
waren  im  Wesentlichen  schon  vor  Jahren  gesammelt 
und  \ur  Verarbeitung  fertig;  ich  nahm  aber  damals 
von  der  Veröffentlichung  Abstand,  weil  es  mir  nicht 
gelang,  ein  Exemplar  des  Santiago-Pilgerbuches  auf- 
zutreiben. Ein  solches  wies  mir  querst  Herr  Dr.  Hoff- 
meister, Oberbibliothekar  \u  Rostock  in  der  dortigen 
Bibliothek  nach,  und  ich  hätte  wahrscheinlich  nach 
diesem  eine  neue  Ausgabe  veranstaltet,  hätten  mich 
nicht  die  Vorbereitungen  \u  einer  Studienreise  nach 
Spanien  und  Portugal  verhindert,  mich  sofort  an  die 
Arbeit  ^u  machen.  Mittlerweile  wurden  mir  aus  Co- 
pinger's  Supplement  to  Hains  Repertorium  die  alten 
Ausgaben  bekannt,  ivelche  die  Kgl.  Bibliothek  in  Ber- 
lin besitzt;  nachdem  mir  die  vier  dortigen  Drucke 
freundlichst  hierher  geliehen  worden  ivaren,  konnte 
für  mich  kein  Zweifel  mehr  bestehefi,  welche  Ausgabe 
es  in  erster  Linie  verdiente,  einem  Neudruck  \u  Grunde 
gelegt  \u  werden.  Dem  Verleger  spreche  ich  meinen 
besonderen  Dank  dafür  aus,  dass  er  keine  Mühe  und 
Kosten  gescheut  hat,  um  denselben  so  a?ischaulich  als 
möglich  \u  gestalten. 

Dresden,   im  Dezember  i8g8. 

KONRAD  HAEBLER. 


Nicht  weit  von  dem  heutigen  Santiago  de  Compo- 
stela,  da  wo  das  Flüsschen  Ulla  in  breiter  Mündung  sich 
in  den  Ozean  ergiesst,  lag  zur  Römerzeit  die  Stadt  Iria 
Flavia.  Ihr  Name  macht  es  wahrscheinlich,  dass  sie  erst 
zur  Zeit  der  flavischen  Kaiser,  vermuthlich  unter  Vespa- 
sian  begründet,  oder  doch  zum  Rang  einer  Stadt  erhoben 
worden  ist.  Nachmals  muss  sie  aber  zu  einem  gewissen 
Ansehen  gediehen  sein,  denn  in  der  Zeit  der  spanischen 
Gothenkönige,  vom  5.  bis  ins  7.  Jahrhundert,  war  Iria 
der  Sitz  eines  Bischofs,  der  abwechselnd  den  Metropoliten 
von  Lugo  oder  von  Tuy  unterstand.  Als  dann  die  Sara- 
zenen in  raschem  Anlaufe  fast  die  ganze  iberische  Halb- 
insel sich  unterwarfen,  ist  Iria,  an  der  äussersten  Nordgrenze 
ihres  Herrschaftsgebietes  gelegen,  von  Grund  aus  zerstört 
worden.  Bis  heute  ist  auf  derselben  Stätte  noch  nicht 
wieder  eine  beträchtlichere  Ansiedelung  entstanden;  nur  als 
Name  des  Bischofssitzes  ist  Iria  zu  Beginn  des  9.  Jahr- 
hunderts wieder  aufgelebt,  bis  dessen  Inhaber,  die  von 
Anfang  an  nicht  mehr  in  den  Ruinen  der  Stadt  residiert 
haben  können,  auch  den  Namen  gegen  denjenigen  von 
Santiago  vertauscht  haben. 

Mit  der  Veranlassung  dazu  hat  es  eine  eigene  Be- 
wandtnis gehabt.  Die  Historia  Compostellana  erzählt  uns, 
zu  dem  Bischof  Theodemir  von  Iria,  der  um  das  Jahr  800 
den  Bischofssitz  inne  hatte,  seien  zu  wiederholten  Malen 
die  Einwohner    der    Dörfer   in    der    Nähe  der  Ruinen  von 


—    8    — 

Iria,    besonders   von  S.  Felix  de    Lobio,    gekommen,    und 
hätten    ihm    berichtet,    dass    sie    auf  einer   nahen  Anhöhe, 
wo  nach  der  Ueberlieferung    eine   von  den  Sarazenen  zer- 
störte Kirche    gestanden    haben  sollte,    wunderbare  Licht- 
erscheinungen   gesehen,    und    überirdische    Klänge    gehört 
hätten,    so    dass    sie  glaubten,    es  müsse  etwas  Besonderes 
mit   dieser    Stätte   auf   sich    haben.     Von  diesen  Erschein- 
ungen   habe    sich  dann  auch  Theodemir   selbst  überzeugt, 
und   als    er    daraufhin   an    der    Stelle  Nachgrabungen  ver- 
anstaltet   habe,    sei    man  auf  eine  kleine  unterirdische  Ka- 
pelle gestossen,  die  neben  einem  wohlerhaltenen  Altar  die 
Grabmäler  des  heiligen  Jakobus,  des  Sohnes  des  Zebedäus, 
und  seiner  beiden  Schüler  Theodorus  und  Athanasius  ent- 
halten   habe.     Der    Bischof   benachrichtigte    in    Eile    den 
König    von    Leon,    Alfonso    II.    mit    dem    Zunamen    des 
Keuschen,  von  dem  wunderbaren  Funde.     Der  König  eilte 
selbst  herzu,  und  erwies  den  heiligen  Reliquien  seine  Ehr- 
erbietung.    Dann  aber  ordnete  er  an,  dass  über  der  Fund- 
stätte sogleich  eine  kleine  Kirche,  daneben  aber  ein  später 
den  Benediktinern  eingeräumtes  Kloster  errichtet,  und  den 
Mönchen  desselben  die  Pflege  des  heiligen  Ortes  zur  Auf- 
gabe gemacht  werde.     Von  dieser  Verpflichtung  erhielt  das 
Kloster  seinen    Namen:    Monasterio  de  Ante  altares.     Die 
königlichen   Anordnungen    wurden    demnächst    von    Pabst 
Leo  III.  bestätigt,  und  zum    Unterhalte    dem    Heiligthum 
die  erste  Landschenkung,    drei    Miglien  in  der  Runde  um 
den  Altar  des  Heiligen,  überwiesen. 

Obgleich  wir  es  in  dieser  Erzählung  anscheinend  mit 
lauter  geschichtlichen  Persönlichkeiten  und  Ereignissen 
zu  thun  haben,  ist  sie  doch  wissenschaftlich  sehr  schwach 
begründet.  Die  Legende  in  ihrer  obigen  Form  stammt 
erst  aus  dem  Anfange  des  12.  Jahrhunderts,  und  die  zu 
ihrer  Begründung  überlieferten,  angeblich  gleichzeitigen 
Urkunden,  haben  einer  gewissenhaften  Kritik  nicht  Stand 
gehalten.  Es  scheint  vielmehr,  als  sei  die  Auffindungsge- 
schichte nur  als  ein  Theil  der  spanischen  Jakobus-Legende 


—     9     — 

erst  zu  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  ausgestaltet  worden, 
und  zwar  jedenfalls  unter  dem  Einflüsse  des  auch  in  der 
politischen  Geschichte  vielgenannten  Bischofs  Diego  Gel- 
mirez,  der  ihrer  bedurfte,  um  seine  Bemühungen  um  die 
Erhebung  Santiago's  zum  Erzbisthum  zu  unterstützen. 

Zu  seiner  Zeit  war  allerdings  schon  Vieles  geschehen, 
was  einen  solchen  Schritt  erklären  kann.  Die  Nachfolger 
Alfonso  des  II.  hatten  in  der  Freigebigkeit  gegen  die  hei- 
lige Stätte  gewetteifert;  immer  weiter  hatten  sich  die  Gren- 
zen des  dem  heiligen  Jakobus  geschenkten  Landes  ausge- 
dehnt; er  war  zum  Schutzheiligen  des  gesammten  König- 
reiches Spanien  (d.  h.  Asturien)  ernannt,  in  dem  voto  de 
Santiago,  einem  Gelübde,  welches  angeblich  Ramiro  I. 
im  Jahre  843  in  der  Nacht  vor  der  Schlacht  von  Clavigo 
that,  in  welcher  der  Heilige  auf  weissem  Rosse  in  den 
Reihen  der  Christen  einen  glänzenden  Sieg  über  die  Un- 
gläubigen erringen  half,  war  seine  Verehrung  über  das 
ganze  Land  verbreitet  worden  ;  an  Stelle  der  kleinen  Kirche 
aus  der  Zeit  seines  Urahnen  hatte  Alfonso  III.  einen  neuen 
herrlichen  Tempel  über  dem  Grabe  erstehen  lassen.  Noch 
immer  aber  gab  Iria  dem  Sitze  der  Bischöfe  den  Namen, 
und  ein  Bischof  von  Iria,  Sisenandus  IL,  war  es,  der  im 
Jahre  969  bei  der  Gelegenheit  sein  Leben  einbüsste,  dass 
er  mit  bewaffneter  Hand  das  Grab  des  Apostels  gegen  die 
Einfälle  der  Normannen  zu  schützen  suchte.  Alle  diese 
Thatsachen  beweisen,  dass  die  Ueberzeugung  von  dem  Vor- 
handensein der  Gebeine  des  heiligen  Jakob  sich  mehr  und 
mehr  befestigt  hatte,  dass  sie  zu  einem  Glaubensartikel  auf 
spanischem  Boden  geworden  war.  Es  ist  nicht  zu  ver- 
wundern, dass  sich  nun  die  Tradition  auch  daran  machte, 
den  wunderbaren  Vorgang  zu  erklären  und  in  logischen 
Zusammenhang  mit  der  ältesten  Geschichte  der  christ- 
lichen Kirche  zu  bringen.  Dies  geschah  in  der  Legende 
von  dem  spanischen  Apostolate  des  heiligen  Jakobus. 

Christus  hatte  seinen  Jüngern  befohlen  :  Gehet  hin  in 
alle  Welt   und    lehret    alle  Völker,    und    auf  Grund  dieses 


—       10 


Gebotes  soll  unter  den  Aposteln  eine  Theilung  der  Erde 
stattgefunden  haben,  bei  welcher  dem  Apostel  Jakobus  die 
Aufgabe  zufiel,  das  Evangelium  in  Spanien  zu  verkünden. 
Wann  und  wie  er  sich  derselben  entledigt  haben  möchte, 
dafür  fehlt  jeder  Anhalt ;  es  bestehen  sogar  sehr  begründete 
Zweifel,  ob  er  je  dahin  gelangt  ist,  denn  er  starb  als  das 
Opfer  einer  der  ersten  Christenverfolgungen  in  Jerusalem 
unter  dem  Könige  Herodes  Agrippa,  ehe  noch  die  Jünger 
des  Herrn  Jerusalem  verlassen  hatten.  Die  spanische  Le- 
gende aber  nahm  die  Thatsache  seines  Apostolates  auf  der 
iberischen  Halbinsel  als  unzweifelhaft  an,  und  liess  ihn 
von  einigen  spanischen  Schülern  begleitet  nach  Jerusalem 
zurückkehren.  Diese  Schüler  nun  sollen  sich  nach  dem 
Märtyrertode  des  Apostels  seinen  Leichnam  erbeten,  ihn  nach 
Joppe  hinunter  an  das  Meer  transportiert  haben,  und  von 
da  soll  ihn  ein  wunderbares  Fahrzeug  ohne  Segel  und 
Ruder  mit  zweien  seiner  Schüler  nach  den  fernen  Gestaden 
Galiciens  gebracht  haben,  wo  er  inmitten  seiner  Getreuen 
eine  würdige,  aber  Jahrhunderte  lang  der  Vergessenheit 
anheimgefallene  Ruhestätte  fand. 

Diese  Legende  hat  vielfältigsten  Widerspruch  gefun- 
den, und  es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  ihr  die  gewich- 
tigsten Schwierigkeiten  entgegenstehen.  Tn  den  früheren 
Jahrhunderten  der  christlichen  Kirche  wurden  die  Gräber 
der  beiden  Jakobus,  des  Aelteren,  des  Sohnes  des  Zebe- 
däus,  und  des  Jüngeren,  des  Bruders  des  Herrn,  in  Palä- 
stina gezeigt  und  verehrt.  Venantius  Fortunatus,  der  christ- 
liche Dichter  des  5.  Jahrhunderts  nennt  damals  als  National- 
heiligen Spaniens  den  heiligen  Vincentius.  Auch  Toulouse 
rühmt  sich,  in  der  Kirche  Saint  Saturnin  die  Gebeine 
desselben  Apostels  zu  besitzen,  und  Theile  seines  Körpers 
werden  —  obwohl  die  Gebeine  zu  Santiago  den  ganzen 
Körper  des  Heiligen  darstellen  sollen  —  an  verschiedenen 
Stellen  als  Reliquien  verehrt,  so  allein  in  Spanien  Stücke 
des  Schädels  in  Toledo,  in  Sahagun,  Arm-  und  Bein- 
knochen in  Ucles,  im  Escorial  u.  a.  m. 


1 1 


Nichtsdestoweniger  gewann  die  Legende  von  Santiago 
immer  weitere  Verbreitung  und  immer  allgemeinere  An- 
erkennung. Im  Jahre  1096  erlangte  Bischof  Dalmatius  von 
Iria  von  Pabst  Urban  II.  das  wichtige  Zugeständniss,  dass 
der  alte  Name  des  Bischofssitzes  getilgt  und  durch  den- 
jenigen von  Santiago  de  Compostela  ersetzt  werde.  Gleich- 
zeitig wurde  das  Bisthum  von  jeder  Abhängigkeit  von 
einer  andern  Metropolitan-Kirche  unabhängig  erklärt  und 
direkt  dem  Pabst  in  Rom  unterstellt.  Die  Krönung  des  so 
begonnenen  Werkes  erreichte  der  schon  erwähnte  Diego 
Gelmirez,  indem  er  die  Erhebung  Santiago's  zum  Erzbis- 
thum  im  Jahre    1 1  20  durchsetzte. 

Diego  Gelmirez  ist  für  Santiago  in  den  verschiedensten 
Beziehungen  von  ausserordentlicher  Bedeutung  gewesen. 
In  politischer  Beziehung  hat  er  ganz  offen  dahin  gestrebt, 
den  Primat  für  Spanien,  den  Toledo  seit  1088  beanspruchte, 
auf  seine  Kirche  übertragen  zu  lassen,  und  er  hat  sich 
nicht  gescheut,  die  weltlichen  Verwickelungen,  in  die  er 
wiederholt  mit  bewaffneter  Hand  eingegriffen  hat,  diesem 
Zwecke  dienstbar  zu  machen.  Er  war  überhaupt  kein 
Mann,  der  sich  durch  Skrupel  in  der  Verfolgung  seiner 
Ziele  beirren  Hess.  Bis  zu  seiner  Zeit  ruhten  die  Gebeine 
des  Apostels  noch  immer  an  der  Stelle,  wo  sie  um  das 
Jahr  800  aufgefunden  worden  sein  sollten,  auf  einem  Hügel 
unweit  Iria  bei  einem  Dorfe,  das  nach  dem  Apostel  «El 
Padron»  benannt  worden  ist.  Inzwischen  war  die  Stadt 
Santiago  zu  einer  gewissen  Bedeutung  gelangt;  dank  ihrer 
natürlichen  Lage  und  einer  starken  Befestigung  hatte  sie 
wiederholt  feindlichen  Angriffen  Stand  gehalten,  die  über 
die  unbefestigte  heilige  Stätte  widerstandslos  hinwegge- 
gangen waren.  Um  dem  abzuhelfen  scheute  sich  Gelmirez 
nicht,  die  Grabstätte  zu  zerstören  und  die  heiligen  Gebeine 
aus  ihrer  Ruhestätte  in  die  von  ihm  erbaute  Kathedral- 
kirche von  Santiago  zu  überführen.  Der  von  ihm  begon- 
nene und  im  Wesentlichen  vollendete  Bau  steht  noch 
heute,  er  bildet  den  Hauptbestandtheil  der  jetzigen  Käthe- 


12      — 


drale,  die  also  fast  8  Jahrhunderte  Zeugin  der  Verehrung 
gewesen  ist,  welche  der  heilige  Jakobus  bei  den  Christen 
des  ganzen  Erdkreises  gefunden  hat. 

Die  Wallfahrten  nach  Santiago  müssen  schon  sehr 
frühzeitig  eine  bedeutende  Ausdehnung  gewonnen  haben. 
Das  lässt  sich  zwar  nicht  durch  direkte  Ueberlieferung 
beweisen,  aber  indirekte  Angaben  lassen  es  unzweifelhaft 
erkennen.  Die  ersten  Santiago-Pilger  waren  jedenfalls  die 
asturischen  Könige  ;  wie  Alfonso  IL,  der  Keusche,  gleich 
nach  der  Auffindung  der  Gebeine  mit  seiner  Familie  und 
seinem  ganzen  Hofstaate  an  der  geweihten  Stätte  erschien, 
so  haben  auch  seine  Nachfolger  fast  ausnahmslos  und  zum 
Theil  zu  wiederholten  Malen  die  Pilgerfahrt  dahin  unter- 
nommen. Aus  dem  to.  Jahrhundert  werden  auch  schon 
Pilgerreisen  aus  dem  Auslande  zum  heiligen  Jakob  erwähnt. 
Godescalcus,  Bischof  von  Le  Puy  (Aniciensis)  soll  im 
Jahre  951  nach  Santiago  gepilgert  sein  und  unterwegs  auch 
an  anderen  heiligen  Stätten  Spaniens  Halt  gemacht  haben. 
Dass  der  Ruf  des  Heiligthums  damals  bereits  weit  hinaus 
im  Auslande  verbreitet  war,  ersehen  wir  aus  den  nor- 
dischen Sagen.  Die  Normannen  haben  im  10.  Jahr- 
hundert wiederholt  die  Küsten  der  iberischen  Halbinsel 
heimgesucht ;  besonders  bei  dem  Einfalle  vom  Jahre  969 
sind  sie  bis  zu  der  heiligen  Stätte  selbst  raubend  und 
sengend  in  das  Binnenland  vorgedrungen.  Es  lässt  sich  nun 
zwar  nicht  erweisen,  dass  sie  dazu  veranlasst  worden  sind 
durch  Gerüchte  von  deren  Reichthum,  die  bis  in  ihre 
nordische  Heimath  gelangt  waren,  jedenfalls  aber  war  oder 
wurde  das  Heiligthum  auf  diese  Weise  im  Norden  be- 
kannt, denn  das  westliche  Galicien  erscheint  seit  jener  Zeit 
in  ihren  Gesängen  als  Jakobsland,1  und  wird  so  auch  noch 
in  dem  merkwürdigen  Itinerar  bezeichnet,  welches  Adam 
von    Bremen    für     die     Seefahrt    von    den    norddeutschen 


1  Fabricius,  Krist.    La   connaissance   de  la  peninsule  espagnole  par  les 
hommes  du  Nord.  S.  3. 


I  5 


Küsten  nach  dem  gelobten  Lande  in  seiner  Chronik  über- 
liefert hat.1 

Die  meisten  Pilgerfahrten  aber  bewegten  sich  jedenfalls 
damals  auf   dem    Landwege,    und  müssen  schon    ziemlich 
zahlreich  gewesen  sein.     Es  wird  nämlich  in  der  Lebens- 
beschreibung des  heiligen  Adelhelm  erzählt,  dass  er  lange 
Jahre  dem  Könige  Alfons  VI.  treulich  an  seinem  Hoflager 
gedient,    dann    aber    in    die  Kirche  des  heiligen  Johannes 
Evangelista  vor  den  Mauern  von  Burgos  sich  zurückgezogen, 
und  sich   da   der  Pflege   der  Jakobspilger   gewidmet  habe, 
zu  deren  Unterstützung  die  Kirche  in  erster  Linie  begrün- 
det worden  sei. 2    Dass  sich  schon  in  diesen  frühen  Zeiten 
Vorkehrungen  für  den  Unterhalt  der  grossen  Pilgerstrasse 
nöthig    machten,    die    vom    Fusse  der  Pyrenäen  bis  nach 
Santiago  de  Compostela  führte,  geht  auch  aus  der  Lebens- 
geschichte eines  anderen  spanischen  Heiligen  hervor.    Der 
heilige  Dominicus,  mit  dem  Zunamen  de  la  Calzada,  soll 
diese  Bezeichnung  dadurch  sich    erworben  haben,    dass  er 
sich  die  Unterhaltung  des  Pilgerpfades  —  calzada  bedeutet 
eine  steil  hinauf  oder  hinabführende  Strasse  —  sein  ganzes 
Leben  lang  zur  besonderen  Aufgabe  machte.   Insbesondere 
wird    ihm   die    Erbauung    der    Brücke    über    den    Ebro  in 
Logroho    zugeschrieben.3     Tragen    nun  auch  diese  Ueber- 
lieferungennoch  immer  einen  so  legendenhaften  Charakter 
an  sich,  dass  man  an  ihrer  unbedingten  Thatsächlickeit  zu 
zweifeln  berechtigt  ist,  so  erhalten  sie  doch  durch  andere 
zeitgenössische    Angaben  wenigstens  in  ihrem  allgemeinen 
Inhalte  eine  wesentliche  Bekräftigung. 

Schon  die  Bulle  Calixtus  II.  vom  27.  März  11 23  er- 
wähnt bei  den  Anordnungen  über  den  Dispens  von  Kreuz- 
zugs- und  Wallfahrts-Gelübden  neben  dem  heiligen  Lande 
nur  noch  Spanien  als  deren  Ziel.4  Der  Codex  des  Aimeric 


1  Adam  v.  Bremen.  Scholion  96. 

2  Acta  Sanctorum  Januarii  tom.  II.  S.  1059. 

3  Madoz,  Diccionario  Geografico.  Bd.  5.  S.  309,  2. 

4  Mon.  Germ.  Hist.  Legum  Sectio.  Bd.  4,  1.  S.  576. 


—      14     — 

Picaud,  der  gleichfalls  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhun- 
derts entstammt,  nennt  nicht  weniger  als  sieben  Namen 
bestimmter  Persönlichkeiten,  die  sich  zu  seiner  Zeit  um  die 
Unterhaltung  der  Jakobsstrasse  besondere  Verdienste  er- 
worben hatten.«  Und  dass  die  Pilger  aus  den  verschiedensten 
Ländern  zusammenströmten,  ergiebt  sich  auch  aus  der  ge- 
schichtlic  hinteressanten  Bulle  Pabst  Innocenz  III.,  der  im 
Jahre  1207  den  Erzbischof  von  Santiago,  Pedro  Muniz, 
ermächtigte,  die  Kathedrale  mit  Wein,  Weihwasser  und 
Asche  zu  entsühnen,  nachdem  die  Pilger  im  Wetteifer 
darüber,  welche  Nation  am  Grabmale  des  Apostels  die 
Nachtwache  ausüben  solle,  so  miteinander  handgemein  ge- 
worden waren,  dass  es  Verwundete  und  Todte  in  der  Kirche 
gegeben  hatte.2 

Das  Eine  geht  aus  diesen  Dokumenten  unverkennbar 
hervor,  dass  im  11.  und  12.  Jahrhundert  die  Pilgerfahrten 
nach  Santiago  einen  stabilen  Charakter  angenommen  hatten, 
dass  sich  ein  bestimmter  Weg  für  dieselben  gebildet,  und 
dass  sie  bereits  auf  den  wirthschaftlichen  Charakter  der  da- 
von berührten  Gegenden  einen  Einfluss  auszuüben  begonnen 
hatten,  indem  man  dem  Zustande  der  Strassen  und  Brücken 
nothwendigerweise  seine  Aufnahme  zuwenden  und  durch 
die  Begründung  von  Asylen  und  Hospitälern  für  die  Be- 
dürfnisse  der  Pilger  Vorkehrungen  treffen  musste. 

Der  Anfang  des  12.  Jahrhunderts,  die  Periode,  in 
welcher  Diego  Gelmirez  die  Erhebung  Santiago's  zum 
Erzbisthum  erreichte,  und  in  Compostela  die  berühmte 
Kathedrale  errichtete,  ist  jedenfalls  die  Zeit,  in  welcher  die 
Pilgerfahrten  zum  heiligen  Jakob  ihren  bedeutendsten  Auf- 
schwung nahmen.  Es  kamen  zahlreiche  Umstände  zu- 
sammen, um  zu  einem  solchen  Resultate  hinzuwirken. 
Der  Kampf  gegen  die   Ungläubigen,  der  auf  der  iberischen 


1   Le  Codex  de  S.  Jacques  de  Compostelle.  Livre  IV.  publ.  p.  F.  Fita  et 

J.  Vinson.  p.  8.  ,  .    _     ..         •  0    _- 

ä  Fita  y  Fernandez  Guerra,  Recuerdos  de   un  viage   a  Santiago.  £>.  7». 

Anm.  1. 


—     i5     — 

Halbinsel  allerdings  schon  seit  einigen  Jahrhunderten  mit 
wechselndem  Erfolge,  aber  mit  eiserner  Beharrlichkeit  fort- 
gesetzt worden  war,  hatte  die  anfangs  sehr  bescheidenen 
christlichen  Königreiche  Spaniens  nach  und  nach  zu  be- 
achtenswerthen  politischen  Faktoren  erstarken,  und  sich 
kräftig  entwickeln  lassen.  Die  Könige  von  Navarra,  von 
Leon,  von  Aragon  waren  nun  schon  nicht  mehr  aus- 
schliesslich auf  politische  und  dynastische  Verbindungen 
unter  sich  angewiesen,  sondern  sie  begannen,  zunächst 
wenigstens  für  die  benachbarten  Fürsten  jenseits  der  Pyre- 
näen, bündnisfähig  zu  werden.  Dazu  kam,  dass  zu  Ende 
des  1 1.  Jahrhunderts  die  Begeisterung  für  die  Bekämpfung 
der  Ungläubigen,  die  bisher  fast  ausschliesslich  den  un- 
mittelbar durch  ihre  Nachbarschaft  Bedrohten,  vor  allem 
also  auch  den  Spaniern  überlassen  gewesen  war,  nunmehr 
mit  einem  Male  die  ganze  Christenheit  zu  erfassen  begann; 
und  wenn  sie  sich  zunächst  auch  in  erster  Linie  die  Wieder- 
gewinnung der  Stätten  zum  Ziele  setzte,  an  welchen  sich 
die  evangelische  Heilsgeschichte  abgespielt  hatte,  so  er- 
weckte sie  doch  in  den  weitesten  Kreisen  ein  sympathisches 
Interesse  für  die  gleichartigen  Bestrebungen  der  spanischen 
Christen,  und  führte  binnen  Kurzem  direkte  Berührungen 
zwischen  Kreuzfahrern  und  Maurenbekämpfern  herbei. 
Soweit  die  Kreuzfahrer  der  nördlichen  und  westlichen 
Lande  den  Seeweg  nach  Palästina  einschlugen,  verfehlten 
sie  selten,  an  den  spanischen  Küsten  zu  landen.  Von 
Coruna  (el  Faro)  aus  zogen  ganze  Schaaren  von  ihnen 
hinauf,  um,  wie  andere  am  Wege  gelegene  heilige  Stätten, 
auch  das  Grab  des  heiligen  Jakobus  zu  besuchen,  und  dort 
ihre  Andacht  zu  verrichten.  Dass  sie  wiederholt  den 
Spaniern  willkommene  Hilfe  in  dem  ununterbrochenen 
Kampfe  gegen  den  Halbmond  gebracht,  manche  Veste  ihnen 
geholfen  haben  aus  den  Händen  der  Ungläubigen  zurück- 
zuerobern, ist  hinlänglich  bekannt.  Während  aber  in  Pa- 
lästina nach  einer  kurzen  Blüthezeit  alle  die  Errungen- 
schaften   der    Kreuzzüge    einem    gewaltigen     neuen    Auf- 


—     i6     — 

schwung  der  muhamedanischen  Welt  zum  Opfer  fielen, 
welcher  den  Kampf  mehr  und  mehr  zu  einem  aussichts- 
losen machte,  drangen  auf  der  iberischen  Halbinsel  die 
christlichen  Waffen  trotz  aller  Wechselfälle  langsam  aber 
stetig  gegen  die  Ungläubigen  vor,  und  erhielten  den  Geist, 
der  die  Kreuzzugszeit  im  Allgemeinen  charakterisiert,  inner- 
halb der  beschränkteren  Grenzen  auch  dann  noch  leben- 
dig, als  er  in  dem  weiten  Gebiete  der  Christenheit  schon 
längst  anderen  neueren  epochemachenden  Ideen  hatte  Platz 
machen  müssen. 

Diese  Verquickung  mit  den  Kreuzzugsideen  darf  man 
nicht  aus  dem  Auge  verlieren,  um  sich  die  ganz  eigen- 
artige Bedeutung  zu  erklären,  welche  die  Pilgerfahrten 
nach  Santiago  während  des  ganzen  Mittelalters  für  die 
gesamte  Christenheit  gehabt  haben.  An  sich  war  die  Rolle, 
welche  der  Apostel  Jakobus  in  der  Heilsgeschichte  gespielt 
hatte,  keineswegs  eine  hinreichend  hervorragende,  um  die 
ihm  zutheil  werdende  allgemeine  Verehrung  zu  erklären. 
Es  fehlte  wahrhaftig  in  günstiger  gelegenen  Wallfahrts- 
stätten nicht  an  Reliquien  von  einer  unmittelbareren  Be- 
deutung, und  an  sich  ist  es  schwer  verständlich,  aus 
welchen  Anlässen  die  christliche  Kirche  und  ihr  irdisches 
Oberhaupt  fortgesetzt  der  Wallfahrt  nach  dem  entlegenen 
Bergstädtchen  Galiciens  eine  so  ganz  besondere  Verdienst- 
lichkeit zuerkannten.  Wurde  doch  die  Pilgerfahrt  dahin 
sowohl  als  Strafe  und  Busse  für  begangenes  Unrecht,  wie 
auch  als  verdienstliche  Bethätigung  christlicher  Gesinnung 
vielfach  direkt  nach  oder  gar  neben  der  Pilgerschaft  nach 
dem  gelobten  Lande  oder  nach  der  ewigen  Stadt  gewür- 
digt, schon  lange  bevor  Pabst  Alexander  VI.  im  Jahre  1497 
dieselbe  direkt  und  ausdrücklich  als  gleichwerthig  aner- 
kannte. Das  geschah  unzweifelhaft  nicht  nur  wegen  der 
—  oft  genug  bis  vor  den  Pabst  angefochtenen  —  Bedeutung 
der  zu  Santiago  verehrten  Reliquien,  sondern  es  war  dies 
vielmehr,  ein  Ausfluss  und  eine  Folge  der  eigenartigen 
Stellung    welche    Spanien    bis   weit    in  die    neueren  Zeiten 


—    I7   — 

hinein  als  Vorkämpferin  gegen  den  Islam  zu  der  gesamm- 
ten  Christenheit  und  zu  ihrem  Oberhirten  einnahm.  Es 
war  wohl  längst  schon  zu  einer  seltenen  Ausnahme  gewor- 
den, dass  derjenige,  der  von  weiter  Ferne  her  zu  den 
Füssen  des  Apostels  pilgerte,  dann  auch  noch  seine  Waffen 
direkt  in  den  Kampf  gegen  den  Erbfeind  der  Christenheit 
trug.  Trotzdem  aber  war  der  Santiago-Kultus  auch  dann 
noch  auf  das  Engste  verbunden  mit  den  Vorstellungen  des 
Kampfes  gegen  die  Ungläubigen.  Seinen  Namen  trug  der 
älteste  und  bedeutendste  der  geistlichen  Ritterorden,  die  in 
der  Zeit  der  Maurenkämpfe  in  Spanien  begründet  worden 
waren  mit  dem  ausgesprochenen  Zwecke,  den  Krieg  gegen 
die  Ungläubigen  rastlos  fortzusetzen,  ein  Zweck,  der  wieder- 
holt den  Päbsten  den  Anlass  bot,  die  Unterstützung  des 
Ordens  allen  Christen  bis  in  die  entlegensten  Provinzen 
angelegentlichst  ans  Herz  zu  legen;1  mit  dem  Schlachtrufe 
«Santiago»  stürzten  fast  alljährlich  die  kampfesmuthigen 
Krieger  Spaniens  mit  den  Bundesgenossen,  die  ihnen  fort- 
gesetzt aus  allen  Theilen  der  Christenheit  zuzogen,  in  den 
nie  rastenden  Kampf  gegen  den  falschen  Propheten  ;  San- 
tiago war  der  Schutzheilige  des  ganzen  Reiches  und  Volkes, 
das  sich  mit  dem  vollsten  Rechte  den  Rang  einer  ältesten 
Tochter  der  Kirche  erworben  hatte,  und  dessen  Herrscher 
mit  Stolz  den  Titel  der  Katholischen  trugen.  Es  war  also 
nicht  so  sehr  die  Bedeutung,  welche  der  Apostel,  dessen 
Gebeine  in  Santiago  verehrt  wurden,  zur  Zeit  seines  Le- 
bens gehabt  hatte,  was  seinem  Kultus  den  besonderen 
Charakter,  die  auszeichnende  Würdigung  verlieh,  sondern 
es  waren  die  Verdienste,  die  er  sich  als  Schutzheiliger  und 
Schirmherr  des  spanischen  Volkes  erworben,  es  waren  die 
Verdienste,  welche  dieses  Volk  und  seine  Herrscher  sich 
in  jahrhundertelangen  Kriegen  als  Vorkämpfer  der  Christen- 
heit erworben  hatten :    Das    war    es,    was    die    Päbste  und 


1  Vergl.  W.  Lippert,  Des  Ritterordens  v.  Santiago  Thätigkeit   für  das 
heilige  Land. 


—     i8     — 

mit  ihnen  die  ganze  Christenheit  ehrte  und  anerkannte,  indem 
sie  die  Wallfahrt  nach  Santiago  für  ganz  besonders  verdienst- 
lich, für  ganz  hervorragend  gnadenreich  ansah  und  erklärte. 

Diese  Auffassungen,  die  unzweifelhaft  für  die  Päbste 
wiederholt  schwer  ins  Gewicht  gefallen  sind  für  die  Be- 
gnadungen der  Wallfahrtsstätte,  sind  nun  allerdings  den 
Pilgern  selbst  wohl  nur  selten  zu  vollem  Bewusstsein  ge- 
kommen, und  zwar  um  so  weniger,  je  weiter  die  Erfolge 
der  christlichen  Waffen  den  Lärm  des  Kriegsgetöses  von 
der  heiligen  Stätte  hinweg  verdrängten.  Im  späteren  Mittel- 
alter war  es  natürlich  weit  mehr  die  allgemeine  Veräusser- 
lichung  der  christlichen  Kirche,  was  die  Wallfahrten  zum 
heiligen  Jakob  gerade  in  der  Zeit  ihren  Höhepunkt  er- 
reichen liess,  als  der  Krieg  gegen  den  Erbfeind  der  Christen- 
heit auf  spanischem  Boden  seinem  Ende  entgegenging,  ja 
noch  nachdem  er  bereits  seit  fast  einem  Menschenalter 
seine  Endschaft  gefunden  hatte.  Aber  wie  gerade  damals 
der  enge  Bund  zwischen  Spanien  und  dem  Pabstthum  in 
der  Verleihung  des  Titels  eines  «rey  catolico»  an  den  spa- 
nischen Herrscher  seinen  Ausdruck  fand,  so  war  auch  die 
Gleichstellung  der  Wallfahrt  nach  Santiago  mit  der  nach 
Rom  und  nach  Jerusalem  eine  Anerkennung  und  Be- 
lohnung für  den  allein  in  Spanien  fast  ungeschwächt  fort- 
lebenden Kreuzzugsgeist. 

Wenn  die  Franzosen  besonders  frühzeitig  und  beson- 
ders zahlreich  nach  Santiago  gepilgert  sind,  so  erklärt  sich 
dies  durch  die  nachbarliche  Lage  und  die  dynastischen 
Beziehungen.  Aehnliche  Motive  bestanden  für  die  Eng- 
länder, die  ja  über  ein  Jahrhundert  hindurch  einen  be- 
deutenden Theil  der  an  die  Pyrenäen  grenzenden  süd- 
französischen Länder  inne  hatten,  und  immer  wieder  die 
Könige  von  Kastilien  und  Leon  in  ihre  Kämpfe  hinein- 
zuziehen wussten.1     Weniger  unmittelbar  erkenntlich    sind 


1  Rymer's  Foedera  enthalten   eine  grosse  Menge  von  englischen  Geleits- 
briefen für  Santiago-Fahrer. 


—     i9     — 

die  Anlässe,  welche  auch  unsere  deutschen  Landsleute  bewe- 
gen konnten,  sich  an  den  Pilgerfahrten  zum  heiligen  Jakob 
hervorragend  zu  betheiligen.  Und  doch  haben  sie  dieses 
seit  den  ältesten  Zeiten  gethan,  und  im  Uebergange  vom 
i5.  zum  16.  Jahrhunderte  haben  sie  wahrscheinlich  allen 
anderen  Nationen  in  dieser  Beziehung  den  Rang  abge- 
laufen. 

Nach  der  legendarischen  Tradition  wäre  der  erste 
Deutsche,  der  zu  dem  Grabe  des  heiligen  Jakob  pilgerte, 
kein  geringerer  gewesen  als  Karl  der  Grosse.  Die  Chronik, 
die  angeblich  von  dem  Bischof  Turpin  verfasst  sein  soll, 
berichtet  darüber,  dass  Karl,  nachdem  er  die  Sarazenen 
für  den  Ueberfall  von  Ronceval  gezüchtigt  hatte,  den 
grössten  Theil  seines  Heeres  entliess,  mit  seiner  unmittel- 
baren Begleitung  aber  nach  Santiago  zog  und  die  Wall- 
fahrtsstätte besuchte.  Die  Christen,  die  er  ihrem  Glauben 
treu  erfand,  suchte  er  auf  alle  Weise  zu  fördern,  die  aber 
den  Ungläubigen  sich  unterworfen,  verfolgte  er  mit  Feuer 
und  Schwert.  Dann  berief  er  ein  Concil  der  spanischen 
und  französischen  Bischöfe,  und  machte  sie  alle  der  Kirche 
des  Heiligen  botmässig.  Auch  hob  er  das  Bisthum  der 
zerstörten  Iria  auf,  und  übertrug  es  auf  Compostela. 
Turpin  selbst  will  bei  dieser  Gelegenheit  am  i.  Juni  auf 
Bitten  Karls  des  Grossen  die  Kathedrale  von  Santiago  in 
Gegenwart  von  40  Bischöfen  geweiht  haben. 1  Die  Tur- 
pin'sche  Chronik  ist  ja  trotz  ihrer  Unglaubwürdigkeit 
während  des  Mittelalters  vielfach  ausgeschrieben  worden, 
und  so  ist  mit  anderen  Nachrichten  auch  die  Geschichte 
von  Karls  des  Grossen  Zug  nach  Santiago  vielfach  wieder- 
erzählt worden.  Jetzt  steht  es  wohl  ziemlich  fest,  dass 
die  angebliche  Schrift  des  Rheimser  Bischofs  erst  zu  An- 
fang des  12.  Jahrhunderts  abgefasst  ist,  und  zwar  gehört 
zu    den   Quellen,    aus    denen    ihr  Verfasser  geschöpft  hat, 


1  Turpini  Historia  de  vita  Caroli  Magni  et  Rolandi  cpt.  19. 


20       — 

besonders  auch  jene  Historia  Compostellana,  deren  legen- 
darischer Charakter  oben  hervorgehoben  worden  ist.1 
Historisch  lässt  sich  auch  nicht  ein  Wort  dieser  Ueber- 
lieferung  begründen,  schon  desshalb  nicht,  weil  die  Gebeine 
des  heiligen  Jakob  jedenfalls  noch  gar  nicht  aufgefunden 
waren,  als  Karl  der  Grosse  seinen  Straf-  und  Rachezug 
nach  Spanien  unternahm. 

Es  sind  nicht  nur  Jahrzehnte,  sondern  mindestens 
noch  ein  Jahrhundert  ins  Land  gegangen,  ehe  wirklich 
ein  Deutscher  vor  dem  Altare  des  heiligen  Jakob  sein  Gebet 
verrichtet  hat.  Die  Gesandtschaft,  die  im  Jahre  955  im 
Auftrage  Otto's  I.  nach  Cordoba  zog,  gedenkt  nicht  mit 
einem  Worte  des  galicischen  Heiligthums,  obwohl  ihr 
längerer  unfreiwilliger  Aufenthalt  in  Tortosa  ihr  recht 
wohl  Zeit  zu  einem  Abstecher  nach  Santiago  gelassen 
hätte.2  Auch  in  der  ersten  Hälfte  des  11.  Jahrhunderts 
wird  noch  kein  deutscher  Santiago-Pilger  erwähnt ;  erst 
um  das  Jahr  1080  soll  Siegfried,  Erzbischof  von  Mainz, 
eine  Wallfahrt  dahin  unternommen  haben.  Auch  in  diesem 
Fall  ist  es  nicht  unzweifelhaft,  ob  er  sein  Ziel  erreicht 
hat.  Der  Bischof  war  weltmüde  geworden,  und  seine 
Wallfahrt  war  vielleicht  nur  ein  Vorwand,  um  sich  den 
schweren  Pflichten  seines  Amtes  zu  entziehen.  Denn  als  er, 
es  ist  nicht  klar,  ob  auf  dem  Hin-  oder  Rückwege,  in  dem 
weltberühmten  Kloster  von  Clugny  anlangte,  begehrte  er, 
dort  den  Rest  seiner  Tage  verbringen  zu  dürfen.  Nur  die 
dringenden  Vorstellungen  des  dortigen  Abtes  vermochten 
es,  ihn  von  diesem  Vorhaben  abzubringen,  und  zur  Rück- 
kehr auf  seinen  Bischofssitz  zu  bewegen.3 

Um  dieselbe  Zeit  ist  auch  schon  die  erste  deutsche 
Pilgerin  nach  Santiago  gekommen.  Die  Gräfin  Richardis 
von  Sponheim  stammte  von  dem  Kärnthener  Dynasten- 
hause derer  von  Lavant  ab,  und  scheint  mit  ihrem  Gemahle 


1  G.  Paris,  De  Pseudo-Turpino.  (Paris  1865.) 

9  Giesebrecht,  Geschichte  d.  deut.  Kaiserzeit.  Bd.  I.  S.  504  ff. 

3  Monumenta  Germaniae  historica.  Scriptores.  25.  S.  524. 


—       21 


eine  ausgesprochen  religiöse  Gesinnung  getheilt  zu  haben. 
Graf  Siegfried  zog  um  io65  nach  dem  heiligen  Lande, 
kehrte  aber  nicht  in  die  Heimath  zurück,  da  ihn  der  Tod 
auf  dem  Rückwege  in  Bulgarien  überraschte.  Da  gelobte 
auch  Richardis  eine  grosse  Wallfahrt  zu  unternehmen  :  sie 
zog  zum  heiligen  Jakob  nach  Galicien.  Aber  auch  sie  sah 
die  Heimath  nicht  wieder;  sie  starb  in  Sponheim.  Erst 
ihr  Sohn,  Engelbert  von  Sponheim,  Hess  die  Gebeine  seiner 
Eltern  in  die  alte  kärnthnische  Heimath  überführen,  und 
über  denselben  das  nachmals  berühmte  Benediktinerstift 
von  Sankt  Paul  im  Lavantthal  errichten.  ' 

Aus  ungefähr  derselben  Zeit  werden  noch  zwei  Wall- 
fahrten erwähnt,  die  hier  genannt  zu  werden  verdienen. 
Die  Auffindung  der  Gebeine  der  heiligen  Märtyrer  von 
Trier  steht  insofern  mit  den  Santiago  -  Pilgerfahrten  in 
Verbindung,  dass  Folbert  angeblich  auf  einer  solchen 
Wallfahrt  begriffen  war,  als  er,  in  Trier  rastend,  von  den 
Traumgesichten  verfolgt  wurde,  die  der  Anlass  zu  der 
Entdeckung  wurden.  Freilich  kann  man  in  diesem  Falle 
sich  des  Eindrucks  nicht  erwehren,  dass  es  wohl  mehr 
die  Analogie  der  wunderbaren  Entdeckungen,  als  ein  ernst- 
licher geschichtlicher  Grund  waren,  welche  dem  Chronisten 
den  Namen  Santiago's  in  Erinnerung  brachten.2 

Unstreitig  historisch  ist  die  Wallfahrt  des  Grafen  Balduin 
von  Flandern,  der  in  Begleitung  des  Bischofs  Ingelram 
von  Lille  i.  J.  1084  nach  Santiago  aufbrach.3  Allein  hier 
ensteht  die  andere  Fr,age,  ob  wir  Balduin  den  Deutschen 
zuzählen  dürfen.  Aus  dem  deutsch-französischen  Grenz- 
gebiete, aus  den  Landen  des  alten  Reiches  von  Arelat 
sind  die  Nachrichten  über  Pilgerfahrten  nach  Santiago  be- 
sonders zahlreich.  Ihre  Anfänge  gehen  noch  weiter  in  die 
sagenhaften  Zeiten  zurück,  als  die  der  Deutschen  :  die  Frisia 


1  AeJschker,  Geschichte  Kärnthens.  Bd.  1.  S.  241  ff. 

2  Ib.  Scriptores.  8.  S.  221. 

3  Ib.  Scriptores  24.  S.  560.  575.  691. 


des  Martinus  Hamconius  lässt  den  heiligen  Evermarus 
nach  Santiago  wallfahrten,  der  schon  unter  den  Pippinen 
gelebt,  ja  vor  dem  Jahre  700  geboren  sein  {soll.»  Ausser- 
halb Spaniens  hat  es  wohl  kein  Land  gegeben,  wo  die 
Verehrung  des  heiligen  Jakob  so  verbreitet  war,  als  in  den 
Niederlanden,  und  zwar  schon  zu  einer  Zeit,  wo  von  einer 
politischen  Verbindung  beider  Länder  noch  längst  nicht  zu 
denken  war.  Ob  dieselbe  mit  den  allerdings  bis  in  sehr 
frühe  Jahrhunderte  zurückreichenden  Handels-Beziehungen 
zwischen  der  spanischen  Nordküste  und  den  niederländi- 
schen Gestaden  in  Beziehung  gebracht  werden  könne, 
muss  ich  dahingestellt  lassen;  sicher  haben  die  Ereignisse 
des  12.  Jahrhunderts  zu  deren  Belebung  viel  beige- 
tragen. 

Erklärlich     ist     es,    wenn     auch    aus     burgundischen 
Landen  frühzeitig  und  häufig  Pilgerfahrten   nach  Santiago 
unternommen    worden    sind.     Obwohl    nicht  unmittelbare 
Nachbarn  der    spanischen  Lande    haben    doch   die   Grafen 
von  Burgund  schon  im   10.  Jahrhundert  vielfache    Bezieh- 
ungen zu  den  Königreichen  jenseits  der  Pyrenäen  gehabt; 
kein   Fürstenhaus   des    übrigen    Europa    hat    so    oft  seine 
Söhne  zur  Theilnahme  an  dem  Kampfe  gegen  die  Ungläu- 
bigen über  die  Pyrenäen  entsandt,    als    das  von  Burgund  ; 
und  dass  zwei  seiner  Prinzen,  Raimund  und  Heinrich,  mit 
den   Töchtern    Alfons,    VI.    vermählt,    die    Dynastie     von 
Kastilien    fortgesetzt,    die  von    Portugal    begründet  haben, 
führte  naturgemäss  zu  engeren  Beziehungen  mit  den  iberi- 
schen Reichen,    als    sie    die    entfernteren  Lande  deutscher 
Zunge  aufzuweisen  hatten.     Aber  die  burgundischen  Her- 
zöge des  11.  und  12.  Jahrhunderts,  obwohl  dem  deutschen 
Reiche  noch  nicht  völlig    entfremdet,     waren    doch    schon 
viel  mehr  Romanen  als  Germanen,    und    es  wäre  unrecht. 


1  Acta  Sanctorum.  Julii  tom.  VI.  S.  35,  1. 


—       23       — 

sie    unter    die    Zahl    der    deutschen     Santiago-Pilger    auf- 
zunehmen.' 

Die  Wallfahrt  aus  deutschen  Landen  zum  «fernen 
Sankt  Jakob»  war  naturgemäss  zu  jenen  Zeiten  fast  noch 
ausschliesslich  den  höchsten  geistlichen  und  weltlichen 
Würdenträgern  möglich.  Sie  führte  durch  so  viele  fremde 
Länder,  die  sich  in  den  Zeiten  eines  unentwickelten  Ver- 
kehres weit  strenger  gegen  einander  abschlössen,  als  in 
späteren  Jahrhunderten;  sie  bedingte  einen  immerhin  in 
jener  Zeit  nicht  gewöhnlichen  Schatz  von  Kenntnissen, 
sie  erforderte  selbst  materielle  Mittel  in  einem  Umfange, 
wie  sie  nur  die  Bevorzugteren  besassen,  so  dass  sie,  ab- 
gesehen von  einzelnen  besonders  ausdauernden  religiösen 
Schwärmern,  die  allen  Fährnissen  zum  Trotz  Leib  und 
Leben  daran  setzten,  ein  so  verdienstliches  Werk  zu  voll- 
bringen, wohl  nur  von  den  Gliedern  fürstlicher  Familien 
oder  von  den  reicheren  Prälaten  unternommen  wurde.  Es 
kommt  dazu,  dass  naturgemäss  auch  unsere  Quellen  in 
der  Hauptsache  nur  den  Pilgerfahrten  solcher  Persönlich- 
keiten ihre  Aufmerksamkeit  zuwenden^  die  im  Vordergrunde 
des  öffentlichen  Interesses  standen.  Sie  gedenken  zwar 
auch  einmal  eines  Bettlers,  der  in  einem  Kloster  zu  Mün- 
ster des  Diebstahls  verdächtigt,  zur  Strafe  geschunden,  und 
ins  Wasser  geworfen  werden  soll,  durch  die  Vermittelung 
des  heiligen  Leodegarius  aber  gerettet  und  geheilt  wird, 
und  zum  Danke    gen    Santiago    pilgert;2    oder  einer  Tob- 


1  Nur  anmerkungsweise  zähle  ich  auf,  was  mir  von  Santiago-Fahrten  aus 
dem  deutsch-französischen  Grenzgebiete  weiter  bekannt  geworden  ist :  es  wall- 
fahrten dahin : 

1153.  Nicolaus,  Bischof  v.  Cambray.  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  16.  S.  525. 
Vor  1172.  Philipp,  Herzog  von  Flandern.  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  27.  S.  408. 
1192.  Wilhelm,  Erzbischof  von  Rheims.    Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  25.  S.  149. 
1220.  Hugo.  Bischof  von  Lüttich.  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  25.  S.  134. 
1223.  Johann,  König  von  Jerusalem.  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  26.  S.   470. 
ca.  1228.  Gobert,  Abt  von  Villers,  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  25.  S.  227. 
1429.   Die   burgundische   Hochzeitsgesandtschaft.   Gachard.    Coli,    de  doc. 
in<5dits.  Bd.  2.  S.  63.  ff. 

ca.  1435.  Jacques  de  Lannov.  Tafur.  Andancas.  Bd.  I.  S.  258. 

2  Monumenta  Germ.  Hist.  "2.  S.  425. 


—     H    — 

süchtigen,  die,    aus    Cöln    gebürtig,    von    einem    wunder- 
tätigen Heiligthum    zum    andern  wallfahrtet,    bis  ihr  am 
Schreine  des  heiligen  Thomas  a  Bekett   in    einem    nächt- 
lichen   Gesichte   ihre   Heilung    verkündet,    ihr    aber    eine 
Wallfahrt  nach  Santiago  als  Dankesleistung  auferlegt  wird.» 
Von  einer  anderen  Besessenen  erzählen  sie,  dass  sie  lange 
Jahre  vergeblich   von   allen    Heiligen    die    Befreiung    von 
ihren  Leiden  erfleht    habe:    weder    der    heilige    Vater    zu 
Rom,    noch   der   heilige   Jakobus   zu    Compostela    konnte 
sie  von  den  bösen    Geistern    erlösen,    die    von    ihr    Besitz 
ergriffen  hatten.     So    kam    sie    auf    ihren    Irrfahrten    nach 
Formbach,    zur    Zeit    als   Abt  Heinrich   dem  Kloster  vor- 
stand. (1179—96-)  Dort  endlich  fand  sie  durch  einen  Tage 
lang    fortgesetzten    Exorcismus     die    Erlösung     durch   die 
Wunderkraft  des  heiligen  Andreas. 2  Eine  Dritte  solche  Un- 
glückliche scheint  schon   im   Jahre    1 233   beinahe   dieselbe 
Pilgerstrasse  genommen  zu  haben,  auf  welcher  sich  nach- 
mals   die    Schaaren    der    deutschen    Jakobsbrüder    einher- 
bewegt  haben.    Ihr  war  an   dem  Altare  des  heiligen  Jakob 
selbst  Befreiung  von  den  bösen  Geistern  zutheil  geworden, 
von  denen  sie  gequält   wurde,    wie  uns  aus   Lausanne  be- 
richtet wird,  wohin  sie  auf  dem  Wege  in  ihre  schwäbische 
Heimath  gelangt  war. 3 

Aber  abgesehen  von    diesen   mehr    legendarischen    Er- 
wähnungen, bei  denen  die  Wallfahrt  doch  nur  einen  neben 
sächlichen  Umstand  bildet,    sind  es  doch  nur  die  Grossen 
der  Erde,  deren  Santiagoreisen  uns  überliefert  werden. 

Zunächst  ist  es  wieder  ein  Erzbischof  von  Mainz,  dem 
wir  in  Santiago  begegnen.  Konrad,  Graf  von  Witteisbach 
und  Domherr  von  Salzburg  war  auf  Wunsch  Kaiser 
Friedrichs  I.  im  Jahre  1161  an  Stelle  der  beiden  Prälaten, 
die  sich  um  den  Bischofssitz    stritten  zum  Erzbischof  von 


>  Ib.  Scr.  27.  S.  34. 

2  Ib.  Scr.  10,  2.  S.  1133. 

3  Ib.  Scr.  24.  S.  785. 


—      25      — 

Mainz  erwählt  worden.  Allein  diese  kaiserliche  Gunst 
blieb  ihm  nicht  dauernd  erhalten.  Im  Winter  1164/65 
unternahm  Konrad  eine  Wallfahrt  zum  heiligen  Jakob 
in  Galicien,  und  auf  dem  Rückwege  schloss  er  sich  so  eng 
an  den  Gegenpabst  Alexander  III.  an,  dass  er,  als  der 
Kaiser  sich  diesem  feindlich  entgegenstellte,  von  Mainz 
fliehen,  und  den  Rest  seines  Lebens  an  dem  päbstlichen 
Hofe  zubringen  musste. l 

Eine  wunderbare  Geschichte  wird  von  der  Gräfin  So- 
phia von  Holland  erzählt,  die  im  Jahre  1176,  auf  ihrer 
dritten  Wallfahrt  in  das  gelobte  Land  zu  Jerusalem  ge- 
storben ist.  Auch  sie  war  einstens  nach  Santiago  gewall- 
fahrtet; das  Ziel  ihrer  Reise  hatte  sie  zwar  ohne  Fährlich- 
keiten  erreicht,  auf  dem  Rückwege  aber  fiel  sie  mit  ihren 
wenigen  Begleitern  in  die  Hände  von  Strassenräubern,  die 
in  Kastilien  die  Jakobsstrasse  unsicher  machten.  Allein 
als  die  Räuber  daran  gingen,  die  Begleiter  der  frommen 
Dame  mit  Messern  und  Dolchen  zu  bearbeiten,  machten 
sie  die  wunderbare  Entdeckung,  dass  ihre  schärfsten  Waffen 
nicht  imstande  waren,  die  Bedrohten  zu  verletzen.  Dieses 
Wunder,  das  dem  Gebete  der  Gräfin  zugeschrieben  wurde, 
machte  einen  solchen  Eindruck  auf  die  Uebelthäter,  dass 
sie  ihr  zu  Füssen  fielen,  und  ihre  Verzeihung  und  ihre 
Fürbitte  bei  Gott   erflehten.  2 

Mit  den  Deutschen,  die  im  Mittelalter  nach  Santiago 
gepilgert  sind,  muss  auch  Heinrich  der  Löwe  genannt 
werden.  Er  hatte  es  im  Vertrauen  auf  seine  gewaltige 
Macht  gewagt,  dem  Kaiser  den  Gehorsam  zu  verweigern, 
und  der  über  ihn  gesprochenen  Acht  zu  trotzen.  Allein 
sein  Stolz  hatte  ihm  auf  allen  Seiten  der  Feinde  zu  viele 
zugezogen ;  eins  nach  dem  anderen  fielen  seine  Herzog- 
tümer in  die  Gewalt  Kaiser  Friedrichs,  und  schliesslich 
verdankte  er    es    nur    der    Intervention    seines     Schwieger- 


1  Böhmer,  Regesta  archiepiscoporum  Maguntinensium.  Bd.  2.  S.  6  ff. 

2  Acta  Sanctorum.  Juli  Bd.  6.  S.  34.  col.  2. 


—       26       — 

vaters,  des  Königs  von  England,  dass  ein  Vergleich  zu- 
stande kam.  Darin  musste  er  sich  verpflichten,  den  Boden 
des  Reiches  nicht  eher  wieder  zu  betreten,  bis  der  Kaiser 
es  ihm  gestatten  werde.  Da  hat  er  denn  Weib  und  Kind 
an  den  Hof  König  Heinrichs  II.  von  England  gebracht, 
er  selbst  aber  hat  eine  Wallfahrt  nach  Santiago  unter- 
nommen.1 

Wenige  Jahre  später  dürfen  wir  wohl  die  Wallfahrt 
Heinrichs  von  Supingen  ansetzen.  Obwohl  damals  noch 
Laie  zeichnete  sich  Heinrich  schon  lange  durch  seinen 
frommen  und  religiösen  Sinn  aus,  der  ihn  unter  Anderem 
veranlasste,  das  Kreuz  zu  nehmen  und  Wallfahrten  nach 
Rom  und  nach  Santiago  auszuführen.  Nachdem  er  von 
dort  zurückgekehrt  war,  trat  er  in  das  Kloster  von  March- 
thal  ein,  und  wurde  dort  nach  dem  Tode  des  Probstes 
Meinhard  zu  dessen  Nachfolger  erwählt.  Allein  die  welt- 
lichen Angelegenheiten,  die  ihm  diese  Stellung  aufdrängte, 
waren  ihm  so  zuwider,  dass  er  schon  nach  einem  Jahre  die 
Würde  niederlegte.2 

Die  nächste  deutsche  Pilgerreise,  deren  wir  zu  ge- 
denken haben,  ist  wieder  etwas  problematischer.  Im  Jahre 
1209  nämlich  bestätigt  der  Rheingraf  Wolfram  mit  seiner 
Gattin  Guda,  dass  er  dem  Kloster  zu  Eberbach  einen 
Hof  zu  Igelesheim  zu  seiner  Seelen  Seligkeit  vermacht 
habe,  und  zwar  weil  er  damals  im  Begriffe  stand,  mit  seiner 
Gattin  eine  Pilgerreise  nach  Santiago  anzutreten.  Da  diese 
Schenkung  offenbar  einige  Jahre  nach  ihrer  ersten  Aus- 
fertigung ratificiert  wird,  so  müsste  man  erwarten,  dass 
der  Rheingraf  inzwischen  seine  Reise  gemacht  habe  ;  allein 
eben  dies  erscheint  nach  der  Urkunde  nicht  ganz  sicher, 
denn  auch  sie  gedenkt  nicht  einer  vollendeten,  sondern 
nur  einer  beabsichtigten  Pilgerfahrt.3 


'  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  XXVII.  S.  104. 

2  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  XXIV.  673. 

3  Rössel,  Urkkbuch  d.  Abtei  Eberbach.  I.  S.  114.  u.  141. 


—     27     — 

Wenn  sich  nun  auch  damals  nur  die    grossen  Herren 
den  Luxus  gestatten  konnten,  allein  und  auf  eigene  Kosten 
gen  Santiago  zu  pilgern,    so    sind  doch  auch    im   12  Jahr- 
hundert wiederholt  schon  die  einfachsten  und  unbemittelt- 
sten Männer  aus  deutschen  Gauen  zum  heiligen  Jakob  ge- 
wallfahrtet, nur  nicht  einzeln  und  auf  ihre  Kosten,  sondern 
in  Schaaren  und,  wenn  man  anachronistisch  den  Ausdruck 
gebrauchen  darf:  auf  Staatskosten,  und  zwar  bei  Gelegen- 
heit der  Kreuzzugsfahrten.   Der  erste  Kreuzzug  war  wesent- 
lich auf  dem  Landwege    unternommen    worden ;    allein  er 
hatte  die  Ueberzeugung  gezeitigt,  dass  auf  diese  Weise  eine 
gewaltige   Summe    von    Zeit   und    Kraft    vergeudet    werde, 
die    dem    eigentlichen    Zwecke    nicht   unmittelbar  zu  Gute 
kam,  und  desshalb    wurde    für  die    späteren    Kreuzfahrten 
vorwiegend  der  Seeweg  in  Aussicht    genommen.     Für    die 
Oberdeutschen  und  für  die  östlicheren  Reichsgebiete  ward 
Venedig  der    fast    ausschliesslich    benutzte    Ausgangshafen, 
die  Niederdeutschen  aber,  und  mit  ihnen  die  Rheinländer, 
die  durch  ihren  Handelsverkehr  an  den  Weg  zur  Nordsee 
gewöhnt  waren,    nahmen  bald  auch  für  ihre  Kreuzfahrten 
die  Häfen  der  Rhein-  Ems-  und  Weser-  Mündungen  zum 
Ausgangspunkte.  An  erfahrenen  Seeleuten  war  kein  Mangel, 
denn  die  Tradition  der  grossen  Westfahrt    hatte    sich    von 
den  Normannen  auf  die  Nordgermanen  fortgepflanzt,    und 
wir  sehen  deren  geographische  Kenntniss  von  den  franzö- 
sischen, spanischen  und  mittelländischen  Küsten  mit  ihren 
oft  eigens    erfundenen    Namen    unmittelbar    in  den    Dienst 
unserer  frühesten  deutschen  Westsee-Fahrer  gestellt.1 

So  finden  wir  denn,  dass  im  April  1147  eine  grosse 
Flotte  von  Kreuzfahrern  sich  in  Dartmouth  versammelt, 
zu  der  unsere  deutschen  Landsleute  neben  den  Engländern 
und  Niederländern  ein  starkes  Kontingent  gestellt  hatten, 
das    sich    schon    rheinabwärts    und    über     den    Kanal    zu 


1  Adam  v.  Bremen.  Scholion  96. 


—       28       — 

Schiffe  bewegt  hatte.  Die  Annales  Sancti  Disibodi  haben 
uns  den  originellen  und  anschaulichen  Brief  erhalten,  in 
welchem  Duodechinus  von  Loginstein  dem  Abte  Cuno  die 
Ereignisse  der  Fahrt  bis  zur  Einnahme  von  Lissabon 
schildert.  Nach  achttägiger  stürmischer  Fahrt  auf  hoher 
See  war  ein  Theil  der  Pilgerflotte  endlich  in  den  ersten 
Juni-Tagen  in  einen  Hafen  der  spanischen  Nordküste  un- 
weit Vivero  eingelaufen;  die  Pilger  fanden  es  ganz  natür- 
lich, dass  sie  von  dort  nach  der  Bucht  von  Tambre  segel- 
ten, und  alle  gemeinsam  hinauf  pilgerten  zu  der  Stadt  des 
heiligen  Jakob,  um  an  dessen  Altare  feierlich  das  Pfingst- 
fest  zu  begehen.  Erst  dann  nahmen  sie  ihren  Kreuzzug 
wieder  auf,  den  sie  bekanntlich  damit  begannen,  dass  sie  den 
Portugiesen  behilflich  waren,  das  feste  Lissabon  den  Hän- 
den der  Ungläubigen  zu  entreissen.1 

Ganz  analoge  Vorgänge  haben  sich  dann  bei  den 
nächsten  Kreuzzügen  noch  mehrmals  wiederholt.  Die 
Kreuzfahrer-Schaaren,  welche  Richard  Löwenherz  von 
England  und  Philipp  August  von  Frankreich  dem  auf 
dem  Lande  vorausgezogenen  Friedrich  Barbarossa  über 
See  zuführten,  waren  abermals  durch  Zuzüge  aus  Nieder- 
Deutschland  beträchtlich  verstärkt  worden.  Liessen  sich 
nun  auch  diese  Führer  nicht  so  leicht  von  ihrem  eigent- 
lichen Ziele  ablenken  und  in  den  Kampf  gegen  die  Un- 
gläubigen verwickeln,  so  machte  doch  auch  dies  Mal  ein 
Theil  der  Flotte  an  der  spanischen  Nordküste  Halt,  um  den 
Kreuzfahrern  zur  Wallfahrt  nach  Santiago  Gelegenheit  zu 
lassen. 2 

Etwas  anders  lagen  die  Verhältnisse  bei  dem  Besuche, 
den  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  mit  seinen  Mannen 
dem  Heiligthum  in  Galicien  abstattete.  Auch  er  hatte  mit 
den  Seinen  das  Kreuz  genommen,  um  gegen  Ungläubige 
zu  fechten,    aber  nicht  die  Sarazenen    im    heiligen    Lande, 


1  Monumenta  Germaniae  hist.  Scr.  XVII.  S.  1" 

2  Ib.  S.  796. 


—     29     — 

sondern  die  Ketzer  in  Südfrankreich,  die  Albigenser,  soll- 
ten die  Schärfe  seines  Schwertes  fühlen.  Allein  als  Her- 
zog Leopold  mit  seinem  Heere  auf  dem  Kampfplatze  er- 
schien, war  die  Entscheidung  schon  gefallen  und  er  fand 
keine  Gelegenheit  mehr,  seinen  Glaubenseifer  durch  Waf- 
fenthaten  zu  bekunden.  Da  entschloss  er  sich,  um  nicht 
ohne  Waffenehre  heimzukehren,  die  Pyrenäen  zu  über- 
steigen, und  seine  Schaaren  dem  Könige  von  Kastilien  als 
Bundesgenossen  gegen  die  Mauren  zuzuführen.  So  haben 
unsere  deutschen  Landsleute  geholfen,  den  Sieg  bei  Cala- 
trava  zu  erfechten.  Ehe  sie  dann  in  die  Heimath  zurück- 
kehrten, haben  sie  auch  noch  Santiago  de  Compostela  be- 
sucht, und  gewiss  hat  mancher  deutsche  Kriegsmann  dort 
einen  Theil  seiner  Siegesbeute  zu  den  Füssen  des  Heiligen 
niedergelegt. 1 

Dagegen  nahm  der  Kreuzzug  von  12 17  wieder  einen 
ganz  analogen  Verlauf,  wie  derjenige  von  1 147.  Graf 
Wilhelm  von  Holland  und  Graf  Georg  von  Wied  hatten 
ihr  Heer  von  Kreuzfahrern,  Niederländer  und  Deutsche, 
bei  Viaardingen  versammelt,  und  segelten  Ende  Mai  nach 
Dartmouth  ab.  Von  da  ward  erst  das  Heiligthum  des 
heiligen  Matthäus,  am  Kap  Finisterre  besucht,  dann  lan- 
deten sie  bei  Coruna,  um  zum  heiligen  Jakob  zu  pilgern; 
es  scheint  hier  schon  ein  ganz  absichtliches  Pilgern  von 
einer  Gnadenstätte  zur  andern  gewesen  zu  sein.  Endlich 
kamen  sie  nach  Lissabon  und  Hessen  sich  dort,  wie  ihre 
Vorgänger,  zur  Theilnahme  am  Kampfe  gegen  die  Un- 
gläubigen überreden,  denen  sie  eine  empfindliche  Nieder- 
lage beibrachten  und  manchen  festen  Platz  entrissen.2 

Seitdem  hat  sich  der  Vorgang  nicht  mehr  in  dieser 
Form  wiederholt  wohl  um  desswillen,  weil  in  Deutschland 
die  Kreuzzugsbegeisterung  wesentlich  nachliess,  die  Spanier 
aber    bald    darauf  den    Mauren    den    ganzen    Westen    der 


1  Juritsch,  Geschichte  der  Babenberger.  S.  420. 

2  Monuraenta  Germaniae  hist.  Scr.  17.  S.  829. 


—     3o     — 

iberischen  Halbinsel  entrissen.  Deutsche  Männer,  Ritter 
und  Söldner,  haben  den  Spaniern  noch  oft  im  Kampfe 
gegen  den  Halbmond  beigestanden,  bis  dessen  letztes 
Bollwerk  im  Jahre  1491  fiel,  und  mancher,  der  heil  und 
gesund  aus  dem  Kriege  zurückkehrte,  wird  gewiss  deh- 
müthig  nach  Santiago  gepilgert  sein,  ehe  er  in  die  Hei- 
math zurückkehrte.  Aber  in  Schaaren  und  unter  Führung 
deutscher  Fürsten  sind,  wenigstens  so  weit  unsere  Quellen 
dies  bekunden,  deutsche  Kreuzfahrer  nicht  wieder  in  dem 
galicischen  Heiligthum  erschienen. 

Bald  darauf  begegnen  uns  die  Santiago-Fahrten  in 
einem  neuen  Zusammenhange.  Sehr  frühzeitig  sind 
Wallfahrten  sowohl  zu  einem  benachbarten  Heilig- 
thume,  als  auch  solche  in  weite  Ferne,  nach  Rom, 
Jerusalem  oder  Santiago,  als  Kirchenstrafen  verhängt 
worden.  Weiterhin  haben  auch  weltliche  Gerichte  zur 
Sühnung  schwererer  Vergehen  solche  angeordnet.  Von  den 
deutschen  Gauen  sind  es  allerdings  wieder  die  niederländi- 
schen Grenzgebiete,  von  denen  uns  der  Brauch  am  frühesten 
und  am  häufigsten  überliefert  ist.1  Allein  er  hat  sich  aucn 
in  rein  deutschem  Gebiete  eingebürgert :  als  der  Knappe 
Marquard  von  Westensee  von  lübischen  Bürgern  erschlagen 
worden  war,  bestimmt  das  für  die  Aburtheilung  dieses 
Falles  besonders  gebildete  Schiedsgericht  im  Jahre  1 354, 
dass  der  Rath  zu  Lübeck  neben  manchen  anderen  Sühne- 
veranstaltungen je  einen  Pilger  nach  Jerusalem,  nach  Rom, 
nach  Santiago,  nach  Ridzemadun  (?)  und  nach  Aachen 
schicken  soll.2 


1  In  niederländischen  Quellen  finde  ich  folgende  Buss-  u.  Strafwallfahrten 
erwähnt: 

1326  Karl  d.  Schöne  von  Burgund  befiehlt  denen  von  Brügge  u.  Courtray 
100  Pilgerfahrten  nach  Santiago  in  Galicien  u.  200  nach  andern  Orten.  Gilliodts 
van  Severen,  Inventaire.  Bd.  II.  S.  357  f. 

1391.  Juli  27.  Sohier  Scace  wird  verurtheilt  nach  Santiago  zu  pilgern,  zur 
Sühne  des  an  Jean  Dubos  verübten  friedbrüchigen  Ueberfalles.  Ib.  Bd.  III.  S. 
208. 

1491.  Mai  20.  Francois  de  Wes  wird  zur  Sühne  des  an  Simon  de  Kienrue 
begangenen  Todtschlags  unter  Anderem  dazu   verurtheilt,  nach  Santiago    zu 
pilgern.  Ib.  Bd.  6  S.  355. 

2  Cod.  dipl.  Lubec.  III   p.  200. 


3;     — 


Eine  ganz  ähnliche  Entscheidung  wird  im  Jahre  1369 
in  Bremen  gefällt.  Bei  dem  Verrath  der  Stadt  an  den  Erz- 
bischof im  Jahre  1  366  hatten  die  Vertriebenen  das  Gelübde 
abgelegt,  wenn  sie  in  den  Besitz  der  Stadt  zurückgelangen 
sollten,  alljährlich  einen  Pilger  zum  heiligen  Jakob  in 
Galicien  zu  entsenden.  Allein  nachdem  der  Friede  herge- 
stellt war,  fand  der  Magistrat  diese  Stipulation  recht  be- 
schwerlich, und  wandte  sich  an  den  Pabst,  um  dessen 
Einwilligung  zu  einer  Aenderung  des  Gelübdes  zu  erlangen, 
die  dahin  erfolgte,  dass  der  Rath  in  der  Hauptkirche  dem 
heiligen  Jakob  eine  Kapelle  und  einen  Altar  stiftete,  zu 
dessen  Unterhalt  eine  Summe  gespendet  wurde,  die  den 
Kosten  der  Wallfahrt  annähernd  entsprach. 1 

Die  Hanseaten  sind  es  ferner  auch,  die  im  Jahre  1 3g3 
bei  Gelegenheit  eines  Friedensschlusses  mit  den  Flämin- 
gern von  diesen  verlangen,  dass  sie  je  eine  Anzahl  von 
Pilgern  nach  Rom,  nach  Santiago  und  nach  Jerusalem 
senden  sollen.  Nach  Santiago  sollten  16  Mann  wallfahrten  ;* 
wie  weit  dies  erfüllt  worden  ist,  vermag  ich  nicht  anzu- 
geben, mir  sind  nur  die  Namen  von  fünf  Pilgern  bekannt, 
die  aus  diesem  Anlasse  auf  Befehl  des  Raths  zu  Brügge 
die  Wallfahrt  -unternommen,  und  jeder  3  U  Groschen  zu 
diesem  Zweck  erhalten  haben.3 

Noch  ein  weiterer  Fall  einer  Pilgerfahrt  als  Strafe 
kam  im  Jahre  1424/25  abermals  auf  hanseatischem  Gebiete 
vor.  In  den  Verhandlungen  mit  dem  Könige  Erich  von 
Dänemark  im  Jahre  1416  hatten  die  lübischen  Gesandten 
unterschiedliche  Verpachtungen  auf  sich  genommen,  dar- 
unter auch  diejenige  einer  Wallfahrt  zu  Unsrer  Lieben 
Frauen  zu  Einsiedeln.  Vermuthlich  aber  ist  es  dem  Rathe 
nachträglich  leid  geworden,  eine  so  beschwerliche  Pilger- 
reise in 'das  Binnenland  hinein  gelobt   zu  haben,    und    an 


1  Bremisches  Urkundenbuch.  Bd.  3.  S.  312,  331  u.  382. 

2  Röhricht,  Deutsche  Pilgerreisen.  S.  113. 

3  Giliiodts  van  Severen,  Inventaire  III.  256 


02 


Stelle  von  Einsiedeln  wurde  Santiago  als  Ziel  der  Wall- 
fahrt ausersehen.  So  müssen  wir  daraus  schliessen,  dass 
dieselben  lübischen  Gesandten,  welche  den  Vertrag  mit 
König  Erich  gemacht  hatten,  ein  Paar  Jahre  später  den 
Peter  Hope  um  220  lübische  Mark  anwarben,  um  in  ihrem 
Namen  die  Fahrt  gen  Santiago  anzutreten.  Es  scheint, 
dass  Hope  mit  der  Summe  nicht  zufrieden  gewesen  ist, 
denn  in  einer  zweiten  Urkunde  erscheint  dieselbe  auf 
35o  Mark  erhöht;  ob  die  Reise  aber  dann  zur  Ausführung 
gelangt  ist,  geht  auch  aus  dieser  nicht  hervor.  * 

Noch  zwei  ganz  analoge  Fälle  werden  aus  dem  fünf- 
zehnten Jahrhundert  aus  hanseatischem  Gebiete  erwähnt.  Im 
Jahre  1447  war  ein  Kaufmann  von  Nieder-Wesel  mit  einer 
Ladung  Wein  nach  Brügge  gekommen,  und  hatte  dieselbe 
in  Gegenwart  des  «assyser»  Johann  von  Nieuwenhofen 
löschen  lassen.  Im  weiteren  Verlaufe  waren  aber  die  vor- 
geschriebenen Formalitäten  nicht  korrekt  beobachtet  worden, 
und  desshalb  liess  der  von  Nieuwenhofen  den  Hanseaten 
verhaften  und  trotz  aller  Proteste  in  das  Gefängniss  schlep- 
pen. Das  war  ein  offenbarer  Bruch  der  hanseatischen  Pri- 
vilegien, und  der  «gemeine  Kaufmann»  nahm  sich  desshalb 
sehr  ernstlich  der  Sache  an,  und  verlangte,  Johann  von 
Nieuwenhofen  solle  nicht  nur  vor  der  Wet  von  Brügge 
dem  deutschen  Kaufmann  Abbitte  leisten,  die  Gefängniss- 
kosten ersetzen  und  den  angerichteten  Schaden  vergüten, 
sondern  auch  bei  25  U  grote  Strafe  binnen  einem  Jahre 
eine  Wallfahrt  zum  heiligen  Jakob  in  Galicien  ausrichten. 
Erfolg  scheint  die  hanseatische  Forderung  allerdings  nicht 
gehabt  zu  haben,  denn  im  Jahre  1449  fühlten  sich  die 
deutschen  Kaufleute  in  Brügge  veranlasst,  bis  auf  weiteres 
alle  geschäftlichen  Beziehungen  zu  Nieuwenhofen  und 
seinem  Hause  abzubrechen.  2 


»  Codex  dipl.  Lubecensis.  Bd.  5.  S.  661  ff.  Bd.  6.  S.  602  u.  621. 
2  Hanse-Recesse.  II,  3.  S.  431.  u.  II,  7.  S.  806. 


—     33     — 

Ein  ähnlicher  Fall  wird  zum  Jahre  1476  aus  Kampen 
berichtet.  Drei  Kampener  Kaufleute  hatten  in  Bergen,  da 
gerade  keine  hanseatischen  Schiffe  zu  haben  waren,  ihr  Gut 
in  ein  holländisches  Schiff  geladen,  obwohl  dies  zur  Zeit 
durch  hanseatische  Anordnung  streng  verboten  war.  Darauf 
Hess  sie  der  Rath  von  Kampen  vor  sich  erfordern,  und  so 
lange  von  allem  Verkehre  mit  der  Kaufmannschaft  aus- 
schliessen,  bis  sie  um  Gnade  baten.  Sehr  anschaulich 
schildert  das  Dokument  den  Vorgang  ihrer  Begnadigung: 
«Der  Kaufmann  hat  sie  vor  der  ganzen  Gemeinde  drei  Mal 
vor  sich  entboten,  mit  blossen  Füssen,  nackten  Beinen, 
blossem  Haupte,  die  Hosen  um  ihre  Hüfte  geschlungen, 
in  ihren  blossen  Wämsern  und  so  mussten  sie  den  Kauf- 
mann um  Gnade  bitten.  Der  Kaufmann  hat  ihnen  auf- 
erlegt, sie  sollten  um  der  vorgenannten  Sache  willen 
Bittfahrten  ausrichten  zu  St.  Jakob  in  Galicien,  zum  heili- 
gen Blute  nach  Wilsnack  und  zum  heiligen  Olaf  nach 
Drontheim»,  doch  sind  ihnen  die  Bittfahrten  nachträglich 
erlassen  worden  gegen  eine  Busse  von  5o  Bergener  Gulden.1 

Wenn  der  ursprüngliche  Zweck  solcher  Anordnungen 
jedenfalls  der  war,  dass  der  Schuldige  durch  eine  demü- 
thige,  mit  allerlei  Entbehrungen  verknüpfte  Wallfahrt  sein 
Vergehen  sühnen  sollte,  so  ist  doch  schon  sehr  frühzeitig 
von  der  persönlichen  Leistung  der  Busse  abgesehen 
worden :  in  vielen  Fällen  wird  nicht  verlangt,  dass  die 
Wallfahrt  gethan,  sondern  nur  dass  sie  ausgerichtet  wird. 
Es  sollen  Bettler  geradezu  ein  Geschäft  daraus  gemacht 
haben,  für  andere  Bussfahrten  zu  thun.  Endlich  wurde, 
wie  der  Kampener  Vorgang  lehrt,  auch  das  nicht  mehr 
als  unerlässlich  betrachtet  :  die  Wallfahrt  konnte  mit  einer 
Geldbusse  abgelöst  werden.  Ob  dort  die  5o  Bergener 
Gulden  eine  annähernde  Schätzung  der  Bittfahrtskosten 
enthalten,  mag  zweifelhaft  sein.  Aus  den  Rechnungen  von 


»  Hanse-Recessc.  II.  7.  S.  603. 


-     34    - 

Brügge  lässt  sich  ein  Fall  vom  Jahre  1405/6  nachweisen, 
in  welchem  ein  dortiger  Tuchweber  sich  mit  der  Summe 
von  24  üb.  par.  von  der  Strafe  einer  Pilgerfahrt  nach 
Santiago  löst. * 

Wenn  nun  auch  die  Kosten  einer  wirklichen  Wall- 
fahrt vielleicht  noch  nicht  auf  ein  so  bescheidenes  Maass 
reduciert  waren,  so  zeigt  sich  doch,  dass  schon  im  14. 
Jahrhundert  dieselben  für  die  wohlhabenderen  Bürger  nicht 
mehr  unerschwinglich  waren.  Auch  diese  Nachrichten 
stammen  zunächst  noch  fast  ausschliesslich  aus  hanseatischem 
Gebiete.  In  den  Kreisen  der  niederdeutschen  Seehandels- 
städte war  man  vertraut  mit  längeren  überseeischen  Fahrten, 
und  was  man  häufig  genug  für  irdischen  Gewinn  zu  unter- 
nehmen gewohnt  war,  das  that  der  Eine  oder  der  Andere 
wohl  auch  einmal  lediglich  um  seines  Seelenheiles  willen. 
Das  älteste  Zeugniss  dafür  stammt  aus  dem  Jahre  1 3 1 7. 
Am  Sonntage  Quasimodogeniti  dieses  Jahres  macht  Volmar 
von  Baumgarten  (de  Pomerio)  zu  Rostock  sein  Testament, 
weil  er  sich  zu  einer  Pilgerfahrt  nach  Santiago  aufmacht. 
Dass  er  ein  ziemlich  bemittelter  Mann  war,  beweisen  seine 
Legate,  die  sich  auf  mehrere  hundert  Mark  (lüb.)  in 
baarem  Gelde,  neben  ausgedehntem  Grundbesitz  belaufen. 
Leider  macht  er  aber  keine  Andeutung  darüber,  wie  hoch 
er  die  Kosten  seiner  Reise  schätzt. 2 

Ein  ähnliches  Dokument  aus  der  Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts, das  Datum  fehlt,  stammt  aus  Wismar.  Der 
dortige  Bürger  Thiedeke  Bernewater  macht  sein  Testament, 
und  bestimmt  darin,  dass  dasjenige,  was  nach  Auszahlung 
verschiedener  Legate  und  Befriedigung  aller  seiner  Gläu- 
biger von  seinem  Vermögen  übrig  bleibt,  von  den  Stadt- 
pflegern zum  Besten  der  Armen  verwendet  werden  soll, 
mit  dem  Bedingniss,    dass  sie  stets  (semper)    je  einen  Pil- 


1  Gilliodts  van  Severen,  inventaire  IV.  S.  161. 
*  Meklenburgiscb.es  Urkundenbuch.  VI.  S.  264. 


—     35     — 

ger  zum  heiligen  Jakob  und  einen  nach  Aachen    schicken 
sollen. 1 

Von  einer  anderen  Pilgerfahrt  erfahren  wir  aus  einem 
anderen  sehr  drolligen  Dokumente,  aus  der  Zeit  um  1370. 
Ein  ehrsamer  lübischer  Schustermeister,  Johannes  Bodde, 
hatte  dem  Ritter  Vieregge  wiederholt  für  sich  und  seine 
Leute  Schuhwaaren  geliefert,  aber  nicht  immer  für  dieselben 
baare  Zahlung  erhalten  können.  Im  Laufe  der  Zeit  waren 
beide  Parteien  von  Lübeck  fortgezogen;  der  Ritter  war  als 
Hauptmann  in  schwedische  Dienste  getreten,  und  der  ehr- 
same Schuhmacher  fühlte  sich  auch  zu  Höherem  berufen, 
als  über  dem  Leisten  zu  sitzen.  Er  unternahm  eine  grosse 
Pilgerfahrt  nach  Rom  und  zum  heiligen  Jakob  in  Gali- 
cien,  dann  aber  trat  er  in  den  Deutsch-Ritterorden  und 
Hess  sich  in  Elbing  nieder,  von  wo  aus  er  durch  den 
Rath  zu  Lübeck  seinen  ritterlichen  Schuldner  mahnen 
Hess.  Die  höchst  drollige  Unterredung,  mit  welcher  er  die 
Anerkennung  der  Schuld  von  Seiten  Vieregge's  darstellt, 
gebe  ich  in  der  Anmerkung  im  Originaltext  wieder.  2 

Von  weiteren  Santiago-Fahrten  hören  wir  aus  Preus- 
sischen  Landen.  Der  Danziger  Hermann  von  Rüden  war 
in  seiner  Vaterstadt  der  Acht  verfallen,  und  um  sich  aus 
derselben  zu  lösen,  hat  er  im  Jahre  1377  eine  Wallfahrt 
nach  Santiago  unternommen,  von  der  er  in  geistigem  und 
körperlichem  Sinne  heil  zurückgekehrt  ist.  3 

Ein  minder  günstiges  Geschick  war  einem  anderen 
Preussen    beschieden,    der    nach    Santiago    gefahren    war. 


»  Ib.  XIII.  S.  134.  ,_  .  .     ,..  ,         .     .  „ 

s  Do  gink  ich  selber  czu  Viereckden.  Do  sprach  ich:  Vieregde,  mir  ist 
nicht  me  worden,  wen  syben  guldyn.  Do  sprach  her  :  myn  lvber  Hannus ,  wi 
vil  ist  man  dir  noch  schuldik?  Do  sprach  ich:  ir  Sit  mir  noch  schuldik  achte 
guldvn  ir  wist  das  wol,  ich  gink  czue  Rome  vnd  czu  sente  Jacob,  daz  ir  mir 
do  blib'it  sechs  guldin  schuldik;  nu  hat  ir  syder  genomen  sent  ich  von 
Rome  quam,  also  vil  als  vor  nvne  guldin,  dez  wart  uch  selber  eyn  nu  par 
stvuüen  vnd  vier  par  nvderschu,  dy  stisen  uer  Knechte  in  den  woytsac,  vor 
mer  so  nomen  uer  knechte  V  par  nuer  stiuilen,  do  ir  ken  Sweden  czoget,  vnd 
nue  schu  doczu   etc.  -  (6  Paar  Stiefeln  u.  9   Paar  Schuh  für  9  Gulden !)  Mek- 

lenb.  Urkbuch.  XVI.  S.  637.  

»  Th.  Hirsch,  Danzigs  Handel-  u.  Gewerbsgeschichte.  S.  86.  Anm.  Zi. 


—     36    — 

Tideman  Sticker  war  als  Meister  eines  Schiffes,  das  dem 
Goswin  Grote  gehörte  im  Jahre  1378  von  Danzig  ausge- 
segelt, um  nach  Santiago  in  Galicien  zu  fahren.  Er  hatte 
verschiedene  preussische  und  lübische  Gefährten  an  Bord, 
und  seine  Reise  galt  wohl  ebensosehr  geschäftlichen  als 
frommen  Zwecken.  Die  Reisenden  hatten  ihr  Ziel  glücklich 
erreicht,  und  waren  wohlbehalten  bis  in  die  Nähe  des  Kap 
Finisterre  zurückgelangt;  da  wurden  sie  dort  von  engli- 
schen Freibeutern  gesichtet,  und  in  der  folgenden  Nacht 
überfallen.  Tideman  Sticker  wurde  am  ärgsten  misshandelt : 
nachdem  die  Räuber  ihn  niedergeschlagen,  schnitten  sie 
ihm  die  Finger  ab,  um  sich  seiner  Ringe  zu  bemächtigen; 
dann  warfen  sie  ihn  ins  Wasser.  Er  und  drei  seiner  Be- 
gleiter blieben  todt,  die  anderen  kamen  mit  dem  nackten 
Leben  davon.  Der  eingeklagte  Schaden  belief  sich  allein 
für  den  Rheeder  auf  1  5o  8  grote.  1 

Die  See  war  damals  durch  den  Krieg  der  Engländer 
und  Franzosen  lange  Jahre  hindurch  für  die  Hanseaten 
sehr  unsicher.  Wurde  doch  141g  ihre  ganze  Westfahrt- 
Flotte  vor  La  Rochelle  genommen  und  geplündert.  Den- 
noch dauerten  die  Wallfahrten  nach  Santiago  fort.  Zum 
Jahre  141 7  berichtet  die  Fortsetzung  der  Preussischen 
Chronik  des  Johann  von  Posilge  :  «Auch  war  dies  Jahr 
eine  grosse  Fahrt  zum  Sankt  Jakob  zu  Compostella  von 
vielen  Leuten  aus  manchen  Ländern.»2  Mir  sind  keine 
Namen  bekannt  geworden  von  solchen,  die  an  der  Fahrt 
von  141 7  theilgenommen  haben;  aus  dem  Jahre  1420  aber 
erzählt  eine  Danziger  Quelle  von  einem  ähnlichen  Vor- 
gange. Jakob  Lübbe  war  am  Tage  des  heiligen  Jakob  im 
Jahre  1400  geboren,  und  das  war  ihm  wohl  ein  besonderer 
Anlass,  nachdem  er  das  20.  Lebensjahr  erreicht  hatte,  zu 
dem  Grabe  seines  Schutzpatrones  zu  wallfahrten.  Die  günsti- 
gen Vermögensverhältnisse  seiner  Eltern  hätten  ihm  wohl  ge- 


1  Hanse-Recesse  I.  3.  S.  106  u.  192. 

2  Scriptores  rerum  Prussicarum.  III.  S.  372. 


-     37     - 

stattet,  die  Reise  mit  aller  Bequemlichkeit  an  Bord  eines 
guten  Schiffes  zu  machen;  mit  Geld  und  mit  Empfehlungs- 
briefen war  er  auf  das  Beste  versehen.  Er  aber  hielt  den 
weiteren  und  beschwerlicheren  Landweg  für  verdienst- 
licher. Auch  war  er  nicht  allein :  der  Priester  Adrian  von 
Marienburg,  und  dessen  Schwester,  die  Nonne  Gertraud 
machten  die  Wallfahrt  in  seiner  Gesellschaft  und  es  scheint, 
dass  alle  drei  unversehrt  und  wohlbewahrt  von  der  weiten 
Reise  zurückgekehrt  sind,  i 

Von  der  äussersten  Grenze  des  deutschen  Sprachgebietes 
machte  sich  ein  anderer  Pilger  zum  heiligen  Jakobus  im 
Jahre  1429  auf.  Ein  gewisser  Wilhelm  von  Reval  hatte  in 
höchster  Sturmesnoth  auf  dem  Meere  das  Gelübde  abge- 
legt, eine  Wallfahrt  nach  Rom  und  nach  Santiago  zu  unter- 
nehmen, wenn  sein  Schiff  glücklich  in  den  Heimathhafen 
zurückkehren  würde.  Dieser  Wunsch  war  erhört  worden, 
und  nun  Hess  er  sich  am  Michaelistage  von  dem  Revaler 
Diakon  Detmar  ein  lateinisches  Beglaubigungs-  und  Em- 
pfehlungs-  Schreiben  mitgeben  auf  seine  weite  Pilgerreise.  2 

Ein  ähnlicher  Fall  wird  aus  dem  Jahre  1455  wieder  aus 
Meklenburg  berichtet.  Auch  hier  ist  es  ein  Empfehlungs- 
brief in  lateinischer  Sprache,  der  uns  von  der  Santiagofahrt 
Kunde  giebt.  Der  Rostocker  Dr.  jur.  Heinrich  Bekelin, 
Professor  an  der  Universität  und  Pfarrer  zu  Sankt  Marien 
bescheinigt  seinen  Beichtkindern  Hans  und  Matthias  Hey- 
denrik,  dass  sie  aus  besonderer  Devotion  und  um  ihrer 
Sünden  willen  den  Pilgerstab  ergriffen  haben,  um  zum 
heiligen  Jakobus  zw  wallfahrten,  und  bittet  alle  christlichen 
Seelen  den  Beiden  Schutz,  Hülfe  und  Förderung  zutheil 
werden  zu  lassen.  3 

Ob  es  gerade  ausschliesslich  religiöse  Anlässe  waren, 
welche  für  die  Fahrt  bestimmend  waren,  welche  vier  Ham- 


1  Scriptores  rerum  Prussicarum.  IV.  S.  694. 

2  Uv.-Esth.-  u.  Kurländisches  Urkkbuch  VIII.  S   62. 

3  Meklenb.  Jahrb.  Bd.  43.  S.  189. 


—    38     — 

* 

burger  Orlogschiffe  in  Gesellschaft  anderer  hanseatischer 
Fahrzeuge.am  10.  April  1473  von  der  Elbe  aus  nach  Santiago 
antraten,  lässt  sich  billig  bezweifeln.  Aber  wenn  wir  nicht 
durch  andere  Zeugnisse  hinlänglich  davon  unterrichtet  wären, 
wie  häufig  unsere  niederdeutschen  Landsleute  das  spani- 
sche Heiligthum  aufsuchten,  so  würde  schon  der  Um- 
stand, dass  sie  —  wie  einst  die  Wikinger  von  einem 
Jakobslande  sprachen  — 'die  Fahrt  zur  spanischen  Nord- 
küste als  eine  solche  nach  Santiago  bezeichneten,  uns 
darauf  hinweisen,  welche  bedeutende  Rolle  in  der  grossen 
hanseatischen  Westfahrt  die  Aufsuchung  des  berühmten 
Wallfahrtsortes  spielte.1 

Ein  besonderer  Anlass  hat  es  bewirkt,  dass  wir  zum 
Jahr  1479  von  mehr  als  einer  Pilgerfahrt  aus  den  nord- 
deutschen Seestädten  nach  Santiago  hören.  Es  war  die 
Zeit  in  welcher  das  spanische  Heiligthum  sich  der  be- 
sonderen Begünstigung  der  Päbste  wieder  zu  erfreuen 
begann:  im  Jahre  1479  war  ^ur  alle>  die  zu  dem  Grabe  des 
Apostels  pilgern  würden,  ein  besonders  reicher  Ablass  be- 
willigt, was  unsere  Quelle  so  ausdrückt,  es  sei  damals  zu 
Santiago  ein  «goldenes  Jahr»  ein  Jubiläumsjahr  gewesen. 
Diese  Botschaft  war  es,  welche  den  Danziger  Kaufmann 
Christoph  Beyer  veranlasste,  sich  in  der  Charwoche  mit 
Kleiss  Voss  auf  die  Fahrt  zu  machen,  um  der  besonderen 
damit  verbundenen  Ablässe  theilhaftig  zu  werden.2  Gewiss 
ist  es  nur  ein  Zufall,  dass  uns  gerade  nur  die  Namen  diesd- 
beiden  preussischen  Pilger  überliefert  werden  ;  viele  andere 
unserer  Landsleute  mögen  demselben  frommen  Motive  in 
die  Ferne  gefolgt  sein.  Das  können  wir  mindestens  noch 
von  Einem  derselben  nachweisen.  Der  Lübecker,  «Krämer? 
Hinrich  Dunkelgud  ist  um  dieselbe  Zeit  nach  Santiago  ge- 
fahren, und  auch  er  erzählt  uns  wenigstens  von  einem  Lands- 


1  Scriptores  rerum  Prussicarum.  Bd.  IV.  S.  736. 
a  Ib.  Bd.  IV.  S.  743  u.  Bd.  V.  S.  440. 


-     39     - 

mann,  dem  Hans  Sledorn,  der  die  Reise  mit  ihm  gemacht 
hat.  Sein  Bericht  ergänzt  in  bezeichnender  Weise  die  Notiz 
von  den  Hamburger  Orlog-Schiffen,  die  nach  Santiago  ge- 
segelt waren,  denn  auch  bei  Dunkelguds  Reise  sind  religiöse 
und  geschäftliche  Motive,  wie  dies  aus  seinem  auf  uns 
gekommenen  Geheimbuche  hervorgeht,  auf  das  Engste  mit 
einander  verwoben.  Er  nahm  den  Seeweg  über  Brügge, 
und  obwohl  er  nicht  nur  dort  eine  Zeit  lang  der  Geschäfte 
halber  verweilte,  sondern  sogar  aus  solchem  Anlasse  nicht 
unbeträchtliche  Abstecher  von  dem  geraden  Wege  machte, 
hat  seine  Wallfahrt  doch  noch  nicht  fünf  Monate  gedauert: 
am  2.  Februar  ist  er  von  Lübeck,  nach  Mitte  März  von 
Sluys  aufgebrochen,  und  bereits  am  21.  Juli  ist  er  in  der 
Heimath  wieder  angelangt.  1 

Wenn  wir  bei  dem  Jahre  1484  schon  wieder  in  einer 
preussischen  Chronik  angemerkt  finden,  dass  zu  Santiago 
«goldenes  Jahr»  gewesen  sei,  so  dürfen  wir  mit  Zu- 
versicht darauf  rechnen,  dass  auch  diesmal  Landsleute  des 
Chronisten  die  Wallfahrt  unternommen  haben.  Deren 
Namen  nennt  freilich  weder  er,  noch  finden  sich  solche 
in  anderen  Quellen  angemerkt.2 

Dann  hat  im  Jahre  1498  der  Herzog  Balthasar  von 
Meklenburg  eine  Pilgerreise  nach  Santiago  unternommen, 
derselbe,  über  dessen  Wallfahrt  nach  Jerusalem  wir  durch 
umfängliche  Aufzeichnungen  so  gut  unterrichtet  sind. 
Eigentümlicher"  Weise  haben  sich  solche  von  der  spani- 
schen Reise  des  Herzogs  nicht  einmal  in  den  Rechnungs- 
büchern ausfindig  machen  lassen.  Trotzdem  dürfen  wir 
an  der  Thatsächliclikeit  seiner  Santiago-Fahrt  nicht  zwei- 
feln, denn  es  wird  wiederholt  in  hanseatischen  Urkunden 
seiner  Abwesenheit  Erwähnung  gethan.3 


1  Mantels,  Beiträge  zur  lüb.-hans.  Geschichte.  S.  353  ff. 

2  Scriptores  rerum  Prussicarum.  Bd.  4.  S.  752. 
»  Hanse-Recesse.  Abth.  3,  Bd    4.  S.  78. 


—     40     — 

Aus  späterer  Zeit  ist  mir  nur  noch  eine  Pilgerfahrt 
aus  Niederdeutschland  zum  heiligen  Jakob  bekannt.  Im 
März  i5o3  befindet  sich  der  Lübecker  Kaufmann  Her- 
mann Stegmann  unterwegs  auf  einer  solchen  Pilgerreise.1 
Allein  es  wäre  verkehrt,  aus  dem  Mangel  bezüglicher 
Nachrichten  schliessen  zu  wollen,  dass  die  Wallfahrten 
aus  niederdeutschen  Landen  abgenommen  hätten.  Zu- 
nächst ist  wohl  der  Grund  für  das  Ausbleiben  weiterer 
Erwähnungen  darin  zu  suchen,  dass  die  Santiago-Fahrten 
so  sehr  etwas  Alltägliches  geworden  waren,  dass  man  es  nicht 
mehr  der  Mühe  werth  erachtete,  ihrer  zu  gedenken.  Dass 
sie  noch  Jahre  lang  in  gleichem  Umfange  andauerten  wie 
früher,  dafür  spricht  der  Umstand,  dass  auch  in  nieder- 
deutscher Sprache  ein  Santiago- Pilger- Buch  im  Jahre 
1 5 1 8  gedruckt  worden  ist.  Obwohl  dieses  angeblich  den 
Weg  von  Braunschweig  aus  und  bis  wieder  dahin  zurück 
schildert,  so  vermuthe  ich  doch,  dass  es  nichts  weiter  ist, 
als  eine  niederdeutsche  Redaktion  ebendesselben  hoch- 
deutschen Pilgerbuches,  von  dem  sogleich  die  Rede  sein 
wird.  2 

Für  die  Niederdeutschen  hatte  die  Santiago-Fahrt  einen 
wesentlich  anderen  Charakter  als  für  ihre  hochdeutschen 
Landsleute.  Sie  waren  von  den  burgundischen  Niederlan- 
den her  damit  bekannt  geworden  :  die  Handelsunternehmun- 
gen führten  die  Hanseaten  Jahr  für  Jahr  in  die  unmittelbare 
Nähe  des  Heiligthumes,  und  die  Seefahrt  machte  die  Pil- 
gerreise ziemlich  bequem  und  wenig  zeitraubend.  Man 
würde  aber  sehr  irre  gehen,  wenn  man  desshalb  annehmen 
wollte,  dass  von  unseren  Landsleuten  ausschliesslich  oder 
auch  nur  vorwiegend  die  Niederdeutschen  zum  heiligen 
Jakob  gewallfahrtet  hätten  ;  im  Gegentheil,  um  die  Wende 
vom    i5.  zum    16.  Jahrhundert  scheinen  vielmehr  die  Mit- 


1  Hanse-Recesse  Abthl.  3,  Bd.  4.  S.  529. 

2  Der  von  Röhricht  erwähnte  Druck:  De  overen  ende  medelen  Straten 
von  Brunswygk  tho  Sünte  Jakob  in  Galicien,  Brunswygk  1518,  8°  ist  anschei- 
nend unwiederbringlich  verschollen. 


—    4i     — 

tel-  und  Oberdeutschen  bei  weitem  das  grösste  Kontingent 
zu  den  Santiago-Pilgern  gestellt  zu  haben. 

Das  hat  sich  allerdings  herausgestellt,  dass  vor  dem  i5. 
Jahrhundert  nur  ganz  vereinzelt  einmal  Pilgerreisen  aus  Ober- 
deutschland nachdem  spanischen  Heiligthume  unternommen 
worden  sind.  Die  wenigen,  die  wir  zu  erwähnen  hatten,  ge- 
hörten der  Kreuzzugs-Periode  an.  Nach  dieser  aber  trat  für 
Spanien  wieder  eine  Periode  der  Vereinsamung  ein,  aus  der 
es  erst  zu  Anfang  des  i5.  Jahrhunderts  wieder  heraustrat, 
als  die  kirchlichen  Angelegenheiten  einen  lebhafteren  Ver- 
kehr und  einen  engeren  Zusammenschluss  aller  christlichen 
Staaten  nothwendig  machten.  Die  Konzilien  von  Konstanz 
und  von  Basel  haben  zuerst  wieder  häufiger  die  Spanier 
über  die  Pyrenäen  zu  uns  geführt,  und  es  lässt  sich  auf 
allen  Gebieten  verfolgen,  wie  damit  unseren  Landsleuten 
der  Anlass  gegeben  wurde,  ihre  Aufmerksamkeit  wieder 
mehr  der  iberischen  Halbinse-1  zuzulenken,  die  sie  seit 
dem  Ausgange  der  Staufenzeit  mehr  oder  weniger  verges- 
sen hatten.  Damals  sind  deutsche  Kaufleute  zuerst  in  grös- 
serer Anzahl  von  den  oberdeutschen  Städten  nach  Barcelona 
gezogen,  und  haben  sich  dort  Bevorzugungen  zu  erringen 
gewusst,  wie  sie  keiner  anderen  Nation  zutheil  geworden 
sind.  Damals  haben  ganze  Schaaren  deutscher  Ritter 
den  Zug  in  die  Ferne  unternommen,  um  sich  im  Schein- 
kampfe des  Tournieres  oder  in  ernstem  Waffengange  gegen 
die  Ungläubigen  die  Insigniender  Ritterorden  zu  verdienen, 
die  wetteifernd  von  den  Königen  von  Aragon,  von  Navarra, 
von  Kastilien  und  von'  Portugal  zur  Auszeichnung  ritter- 
licher Tugenden  gestiftet  wurden.  Wie  sollte  da  nicht  auch 
oft  das  Heiligthum  des  Apostels  aufgesucht  worden  sein,  das 
schon  damals  eine  der  bekanntesten  und  gnadenreichsten 
Wallfahrtsstätten  der  Christenheit  war? 

Das  erste  Mal,  wo  eine  Santiago-Fahrt  in  oberdeut- 
schen Quellen  erwähnt  wird,  gehört  schon  dem  Jahre  [397 
an.  Damals  bestimmt  Bruno  von  Rappoltstein  in  seinem 
Testamente,    dass    seine    Erben     um     seines     Seelenheiles 


—     42     — 

willen  eine  Anzahl  Wallfahrten  ausrichten  sollen.  Da 
erscheint  an  erster  Stelle  Santiago  in  Galicien ;  daneben 
Heiligthümer  besonders  in  Südfrankreich. i 

Die  Santiago-Pilgerfahrt  scheint  dann  in  seiner 
Familie  üblich  geworden  zu  sein.  Caspar  von  Rappolt- 
stein,  der  um  das  Jahr  1457  gestorben  sein  soll,  lag 
auf  Sankt  Jakobs  Strasse  «zu  der  Kronen»  begraben.2 
Unter  der  «Krone»  kann  in  diesem  Zusammenhange 
ebensowohl  La  Coruna  als  Logrono  verstanden  werden, 
je  nachdem  Caspar  seine  Wallfahrt  rheinabwärts  und 
von  den  Niederlanden  aus  zu  Schiff,  oder  aber  durch  Süd- 
frankreich und  über  die  Pyrenäen,  auf  der  sogenannten 
oberen  Strasse,  gemacht  hat.  Ich  halte  die  letztere  Annahme 
desshaib  für  die  wahrscheinlichere,  weil  man  gemeinig- 
lich nicht  in  Verbindung  mit  der  Meerfahrt  von  einer 
Jakobsstrasse  sprach. 

Um  1430  werden  die  Santiago-Fahrten  aus  oberdeut- 
schen Landen  ausserordentlich  zahlreich.  Den  Reigen  er- 
öffnet der  Nürnberger  Patricier  Peter  Rieter.  Er  wallfahr- 
tete  im  Jahre  1428  dorthin  mit  der  Bequemlichkeit,  die 
ihm  seine  Verhältnisse  gestatteten,  d.  h.  er  machte  den 
Weg  zu  Pferde  und  Hess  sich  von  einem  berittenen  Knecht 
begleiten.  In  der  Kathedrale  von  Santiago  stiftete  er  ein 
ansehnliches  Gemälde,  das  im  Chore  aufgehangen  wurde; 
auf  dem  Rückwege  besuchte  er  auch  den  Montserrat,  zog 
von  Ober-Italien  nach  Rom  hinunter,  und  hielt  sich  dort 
volle  vier  Wochen  auf.  So  kam  es  dass  ihn  die  Reise  die, 
für  die  damalige  Zeit  recht  ansehnliche  Summe  von  25o 
Dukaten  kostete.  3 

Schon  der  Bericht  über  diese  Reise  erweckt  den  An- 
schein, als  ob  es  mindestens  ebenso  sehr  die  Lust  am 
Reisen,    der    Wunsch    fremde    Länder   und    Menschen    zu 


1  Rappoltsteinisches  Urkundenbuch.  Bd.  3.  S.  555 j 6. 

*  Ebda.  Bd.  4.  S.  601.  u.  Bd.  5.  S.  571. 

3  Bibliothek  des  lit.  Vereins  Bd.  168.  S.  9. 


-    43     - 

sehen,  als  ein  religiöses  ßedürfniss  gewesen  ist,  was  unseren 
Landsmann  in  die  Ferne  trieb.    Unzweifelhaft  aber  waren 
solche  Motive  ausschlaggebend  für  diejenigen  Deutschen,  die 
wir  demnächst  in  Santiago  antreffen.     Das  Geschlecht    der 
Grafen  von  Cilli  in  Kärnthen  war  gegen  das  Ende  des  14. 
Jahrhunderts  rasch  emporgeblüht  und  hatte  durch  die  Be- 
günstigung, deren  es  sich  von  Seiten  der  deutschen  Kaiser 
seit  Ludwig  dem  Bayern  zu  erfreuen  hatte,  eine  führende 
Stellung  erlangt.     Ihren    Höhepunkt    erreichten    diese  Be- 
günstigungen in  den  ersten  Jahrzehntendes  1  5.  Jahrhunderts, 
als  König  Sigismund  sich  in  zweiter  Ehe  mit  Barbara,  der 
Tochter  des  Grafen  Hermann  von  Cilli,  vermählte.     Bald 
darauf  aber  drohte   der    Mannesstamm   der    Grafen    schon 
einmal  auszusterben;    nur  auf  einem  Neffen  der  Königin, 
Ulrich  IL,  beruhte  die  Hoffnung,    das  Geschlecht  fortzu- 
pflanzen.  Es  ist  desshalb  nicht  zu  verwundern,   wenn  Graf 
Ulrich    eine    vielumworbene,    vielbeachtete    Persönlichkeit 
wurde.     Dieser    Graf  Ulrich    nun    hat    im  Jahre   1430  mit 
einem  grossen  Gefolge    von    Rittern   und    Knappen    einen 
Zug  nach  Spanien  unternommen,  der  ein  solches  Aufsehen 
erregte,  dass   selbst  die  spanischen   Chronisten    seiner    ge- 
denken und  dass  man  sich  noch  lange  Jahre  nachher  seiner 
erinnerte.     Auffallender    Weise    enthält    die    Chronik    der 
Grafen  von  Cilli  kein  Wort    darüber,    so  dass  wir  weder 
den  Anlass  zu  der  Fahrt  noch  den  Termin  des  Aufbruchs 
näher  bestimmen  können.  Der  Grossvater,  Graf  Hermann, 
spricht  gelegentlich  in  einem  Dokumente  von  seinem  Enkel 
der  «um  Ritterschaft»  nach  Granada  gefahren  sei,  *  und  dass 
die  Reise  thatsächlich  mit  der  damals  aufgekommenen  Mode 
der  (weltlichen)  Ritterorden  in  enger  Beziehung  steht,  das 
wird  auch  durch  die    weiteren    Nachrichten    bestätigt,    die 
wir  von  dieser  Reise  hören.  Im  Staatsarchive  von  Aragon 
zu  Barcelona  habe  ich  kürzlich  die  Urkunde  aufgefunden-, 


Liv.-Esth.  u.  Kurland.  Urkundenbuch.  Bd.  8.  S.  125. 


—     44     — 

durch  welche  König  Alfons  V.  dem  Grafen  von  Cilli  die 
Insignien  seines  Ordens  amprisiae  stolae  et  jarrae1  verleiht. 
Sie  ist  datiert  aus  Segorbe  vom  21.  März  1430.  Mit  der 
gleichen  Auszeichnung  wurden  am  selben  Tage  noch  i3 
Begleiter  des  Grafen  bedacht;  ihre  Namen  sind  zum  Theil 
arg  verunstaltet,  und  darum  schlecht  zu  entziffern  ;  ich 
habe  gelesen:  Franz,  Graf  von  Barbavia  (?),  Georg  Tam- 
pech  (?),  Johann  Ungnad,  Georg  Saiorer  (?),  Warmund 
Starnberger,  Jobst  Helfenberger,  Wilhelm  von  Stein, 
Johann  Welsberger,  Bernhard  Sachs,  Opitz  von  Seydlitz, 
Georg  Colniczer  (?)  Johann  Stanyer  (?)  und  Otto  von 
Rathmannsdorf. 

Um  die  Pringstzeit  langte  der  Graf  mit  seinem  Gefolge, 
60  Pferde  stark,  zu  Hamusco  am  Hofe  König  Johann's  II. 
von  Kastilien  an,  und  hier  wird  als  das  eigentliche  Ziel 
der  Reise  Santiago  angegeben.  Hamusco  liegt  ja  auch  für 
den  von  Segorbe  kommenden  Reisenden  am  Wege.  Auch 
hier  wurde  am  Hofe  für  einige  Tage  Rast  gemacht,  aber 
der  Ordenssegen  fiel  nicht  ganz  so  reichlich  aus,  als  zu 
Segorbe.  Nur  4  seiner  Begleiter  theilten  mit  Graf  Ulrich 
die  Ehre,  mit  den  Insignien  des  Escama-Ordens  geschmückt 

zu  werden. 2 

Auffallend  ist  es,  dass  in  der  Liste  der  Decorierten 
der  Name  eines  Mannes  fehlt,  dessen  gleichzeitige  An- 
wesenheit durch  einen  anderen  Bericht  verbürgt  wird,  und 
dessen  Persönlichkeit  schon  damals  eine  solche  Bedeutung 
erlangt  hatte,  dass  man  sich  wundert,  ihn  nicht  unter  den 
Bevorzugten  zu  finden.  Pedro  Tafur,  jener  kastilische 
Edelmann,  der  in  dem  Jahre  1436  eine  ähnliche  Reise 
«um  Ritterschaft»  fast  durch  die  ganze  bekannte  Welt 
unternommen  hat,  erzählt  uns,  dass  Caspar  Schlick,  der 
allmächtige  Kanzler  der    beiden    römischen    Könige   Sigis- 


1  Der  Orden   de   las  azucenas,  der  Lilien,  oder  de  la  jarra,  vom  Kruge, 
war  der  erste  aragonische  Ritterorden,  gestiftet  i.  J.  1403. 

2  Cronica  de  D.  Juan  II  hei  Rosell.  Cronicas.  Bd.  2.  b.  4ö_. 


-    45     - 

mund  und  Friedrich  III.  gleichfalls  unter  den  deutschen  Rit- 
tern gewesen  sei,  die  auf  der  Pilgerfahrt  zum  heiligen  Jakob 
1430  das  Pfingstfest  zu  Hamusco  am  Hofe  seines  Königs 
gefeiert  hätten.  Diese  Angabe,  die  mit  der  der  Chronik  Juan's 
II.  so  genau  übereinstimmt,  wird  um  so  weniger  auf  einem 
Irrthume  beruhen,  als  Tafur  sich,  indem  er  dies  erzählt, 
auf  die  Erneuerung  alter  Anknüpfungen  beruft.  J 

Derselbe  Tafur  erzählt  uns  noch  von  zwei  anderen 
Persönlichkeiten,  deren  Bekanntschaft  ihm  um  deswillen 
interessant  erschien,  weil  auch  sie  die  Fahrt  nach  Santiago 
gemacht  hatten,  er  also  mit  ihnen  von  seiner  Heimath 
sich  unterhalten  konnte.  Die  eine  war  eine  Aebtissin,  die 
er  in  der  Nähe  von  Brügge  wieder  traf;  sie  hat  den  frem- 
den Ritter  zu  sich  zu  Tische  geladen,  und  mit  einem  aus- 
gesuchten Mahle  bewirthet ;  sie  scheint  also  auch  zu  der 
Sorte  von  Klosterfrauen  gehört  zu  haben,  denen  der  Rei- 
sende nicht  eben  das  glänzendste  Zeugniss  für  ihren  geist- 
lichen Lebenswandel  ausstellt.2 

Der  andere  erscheint  bei  Tafur  unter  dem  Namen 
eines  Grafen  von  Hanesbergue,  und  sein  Schloss  soll  gegen- 
über von  Coblenz  am  Rhein  gelegen  haben.  Vielleicht 
ist  es  ein  Graf  von  Johannisberg  gewesen.  Dieser  war  auf 
seiner  Pilgerfahrt  gen  Santiago  ganz  besonders  vom  Un- 
glück verfolgt  worden.  Als  er  durch  Burgos  kam,  war  er 
dortvon  den  spanischen  Behörden  in  Haft  genommen  worden, 
um  dafür  Vergeltung  zu  üben,  dass  zwei  Burgaleser  Kauf- 
leute damals  in  Deutschland  festgehalten  worden  waren. 
Er  konnte  nur  dadurch  seine  Auslösung  erreichen,  dass 
er  die  Freigabe  der  verhafteten  Kaufleute  in  Deutschland 
durchsetzte.  Aber  auch  so  kam  er  noch  nicht  ohne  Fähr- 
lichkeiten  heim.  Zwar  wurde  er  in  Santiago  und  auf  dem 
Rückwege  in  Spanien  nicht  behelligt,  in  Südfrankreich 
aber  fiel  er  in  die  Hände  des  Rodrigo  de  Villandrando,  und 


1  Tafur,  Viajes  v  Andan^as.  Bd.  2.  S.  553. 
a  Ebda  Bd.  1.  S.  250. 


-    46    - 

musste  dort  noch  einmal  erhebliche  Opfer  bringen,  um 
seine  Freiheit  zurückzuerlangen.  Tafur  fürchtete  denn 
auch,  von  ihm  eine  schlechte  Behandlung  zu  erfahren, 
und  wich  von  der  Landstrasse  ab,  um  an  seinem  Schlosse 
unbehelligt  vorüberzukommen.  Trotzdem  erhielt  er  von 
dem  Grafen,  wie  er  vermuthet  auf  einen  Wink  vom  kaiser- 
lichen Hofe,  eine  freundliche  Einladung,  der  er  doch  nicht 
zu  folgen  wagte.  1 

Noch  ein  deutscher  Pilger  wird  aus  denselben  Jahren 
angeführt.  Jobst  Keller  von  Augsburg  soll  sich  auch  im 
Jahre  1430  aufgemacht  haben,  um  das  Heiligthum  des 
Apostels  aufzusuchen.  Allein  es  gelang  ihm  damals  nicht, 
es  zu  erreichen  ;  unsere  Quelle  sagt :  er  konnte  es  nicht 
finden.  Im  Jahre  1433  aber  wiederholte  er  mit  grösserer 
Beharrlichkeit  den  Versuch,  und  wenn  er  auch  volle  fünf 
Monate  dazu  brauchte  und  viel  Ungemach  erleiden  musste, 
so  hatte  er  doch  die  Genugthuung,  sein  Ziel  dies  Mal  zu 
erreichen.2 

Weit  mehr  war  ein  anderer  Landsmann  vom  Schick- 
sal begünstigt,  der  wenige  Jahre  später  nach  Santiago  pil- 
gerte. Jobst  Piintzing  von  Nürnberg  trat  im  Jahre  1436 
seine  Wallfahrt  an,  deren  nähere  Umstände  nicht  erzählt 
werden ;  er  soll  aber  insgesammt  nur  7  Wochen  zu  der- 
selben bedurft  haben.  3 

Bald  darauf  fand  abermals  eine  grössere  Fürstenfahrt 
nach  Spanien  statt,  auf  welcher  gleichfalls  zu  einem  Be- 
suche Santiago's  Gelegenheit  genommen  wurde.  Die  Ver- 
lobung der  Herzogin  Anna  von  Cleve  mit  dem  unglück- 
lichen Prinzen  und  Titular-Könige  von  Navarra  D.  Carlos 
de  Viana  war  am  burgundischen  Hofe  durch  die  Vermit- 
telung  Herzog  Philipps  des  Guten  zustande  gekommen. 
Im  Jahre   1438  erhielt  nun  deren  Bruder,  Herzog  Johann, 


1  Tafur,  Viajes  y  Andancas.  Bd.  1.  S.  239. 

ä  Vrgl.  Hormayrs  Taschenbuch  1837.  S.  170. 

3  Röhricht  u.  Meissner,  Deut.  Pilgerreisen.  S.  95. 


—     47     — 

den  Auftrag  die  Schwester  dem  königlichen  Bräutigam 
zuzuführen.  Mit  einem  Gefolge  von  70  Edelleuten  und 
Knappen,  mit  fast  200  Pferden  zogen  die  fürstlichen  Ge- 
schwister zunächst  nach  Sluys,  und  schifften  sich  dort 
ein.  In  welchem  Hafen  von  Biscaya  sie  gelandet  seien, 
erzählt  die  Chronik  nicht ;  aber  erst  sechs  Wochen,  nach- 
dem sie  von  Sluys  aufgebrochen,  langten  sie  zu  Valladolid 
an,  wo  unter  dem  Schutze  des  Königs  von  Kastilien  die 
Vermählung  mit  mehrtägigen  Festlichkeiten  gefeiert  wurde. 
Dann  nahm  Herzog  Johann  .von  der  jungen  Königin  Ab- 
schied, und  ritt  mit  seinen  Begleitern  nach  Santiago. 
Unterwegs  stattete  er  dem  kastilischen  Hofe  einen  erneuten 
Besuch  in  Burgos  ab;  seinen  Rückweg  nahm  er  dann 
durch  Navarra  und  Aragon  gen  Barcelona,  und  von  da 
auf  der  grossen  Handelsstrasse,  die  ihn  durch  Südfrank- 
reich und  Savoyen  zum  Rheine  und  in  die  Heimath  zu- 
rückführte. J 

Zufällig  hören  wir  aus  dem  nächsten  Jahre  von  einem 
deutschen  Landsmann,  der  Gelegenheit  fand,  der  jungen 
Königin  in  der  Fremde  seine  Aufwartung  zu  machen.  In  den 
Aufzeichnungen,  die  er  von  seinen  Reiseerlebnissen  hinter- 
lassen hat,  nennt  er  sich  nicht;  2  wir  wissen  aber  jetzt,  dass  es 
Sebald  Ilsung  von  Augsburg  war,  und  es   scheint  dass    er 


1  Schuren,  Clevische  Chronik,  S.  147. 

2  Seit  Waitz  im  Neuen  Archiv  f.  alt.  deutsch.  Geschichtskunde  Bd.  IV, 
S.  350  auf  die  Handschrift  des  Britischen  Museums  Nr.  14  326  aufmerksam  ge- 
macht hat,  ist  wiederholt,  zuletzt  noch  von  Th.  Hampe  in  den  Mittheilungen 
aus  dem  german.  NationalrMuseum  1896,  S.  63,  Anm.  5,  der  Wunsch  nach  deren 
Veröffentlichung  ausgesprochen  worden.  Es  scheint  demnach  in  Deutschland 
vollkommen  unbekannt  geblieben  zu  sein,  dass  i.  J.  1883  eine  von  E(milia) 
G(ayangos)  R(iario)  besorgte  spanische  Uebersetzung  dieser  Handschrift  er- 
schienen ist  unter  dem  Titel  :  Viaje  de  Espaüa  por  un  anonimo  (1446-8).  Tra- 
ducido  directamente  del  Aleman  por  E.  G.  R.  Sie  entbehrt  allerdings  des 
sprachlichen  Interesses,  welches  das  Original  besitzen  könnte,  ersetzt  es  aber 
sachlich  vollständig,  insofern  es  sogar  die  bildlichen  Darstellungen  nach  photo- 
graphischen Aufnahmen  (in  allerdings  ziemlich  mangelhaftem  Holzschnitt)  re- 
produciert.  Die  Veröffentlichung  geschah  zu  einem  wohlthätigen  Zwecke,  und 
das  Buch  ist  allerdings  nie  in  den  Handel  gelangt.  Ein  Exemplar  davon  ist 
aber  jetzt  auf  der  Kgl.  oft".  Bibliothek  zu  Dresden.  Dass  die  Hdschr.  des  Brit. 
Mus.  mit  dem  Reiseberichte  Usungs  identisch  ist,  ergiebt  sich  aus  dem  Ver- 
gleich der  von  Farinelli  in  Rev.  crit.  de  hist.  y  lit.  III,  S.  163  gegebenen  Proben 
mit  dem  span.  Texte  des  Viaje  de  un  anonimo. 


-     48     - 

seine  Reise,  wenn  nicht  unmittelbar  im  Auftrage,  so  doch 
mit  besonderen  Empfehlungen  des  Herzogs  von  Savoyen 
gemacht  hat,  der  ihm  zu  diesem  Zwecke  einen  eigenen 
Diener  zur  Begleitung  mitgab.  Der  Zweck  seiner  Reise 
muss  in  einer  oder  der  anderen  Weise  mit  den  kirchlichen 
Angelegenheiten  zusammengehangen  haben  —  die  Heraus- 
geberin vermuthet,  dass  er  im  Interesse  des  schismatischen 
Pabstes  Felix  V.,  vorher  Herzogs  von  Savoyen  gereist  sei 

—  wenigstens  sehen  wir  ihn  beständig  bemüht,  die  spani- 
schen Prälaten  aufzusuchen.  Dass  er  unter  solchen  Um- 
ständen an  Santiago  nicht  vorbeiging,  versteht  sich  von 
selbst.  Er  kam  dahin  über  Barcelona,  Montserrat,  Tortosa 

—  hier  schmückte  ihn  die  Königin  von  Aragon  eigen- 
händig mit  dem  Lilien-Orden  —  über  Zaragoza,  nach 
Olite  —  hier  war  es,  wo  er  der  Königin  von  Navarra 
seine  Ehrerbietung  erwies,  die  sich  lange  bitten  Hess,  ehe 
sie  sich  entschloss,  deutsch  mit  ihm  zu  sprechen  —  dann 
nach  Burgos,  und  von  dort  machte  er  die  Wallfahrt  zum 
heiligen  Jakob  in  der  Gesellschaft  eines  Landsmannes, 
Georg  Deringer.  Auch  traf  er  in  Santiago  selbst  noch  einen 
anderen  Deutschen,  dessen  Namen  er,  wie  den  eigenen, 
verschweigt,  der  ihm  aber  ausführlich  von  Portugal  und 
von  dem  maurischen  Königreiche  Granada  aus  eigener 
Anschauung  zu  erzählen  wusste.  Dem  Heiligthum  von 
Santiago  widmet  er  mehrere  Seiten  seiner  Schilderung, 
und  illustriert  dieselbe  sogar  durch  mehrere  Abbildungen, 
deren  eine  das  Innere  des  Heiligthums,  eine  andere  die 
steinerne  Barke  darstellt.  Den  Rückweg  nahm  Ilsung  auf 
der  sogenannten  Niederen  Strasse,  die  ihn  durch  die  west- 
lichen Pyrenäenpässe  nach  Frankreich  und  zum  Herzog 
von  Savoyen  zurückführte. 

Wenn  uns  in  den  nächsten  20  Jahren  kein  Name 
eines  deutschen  Santiago-Fahrers  überliefert  wird,  so  brau- 
chen wir  desshalb  nicht  anzunehmen,  dass  die  Pilgerreisen 
in  Abnahme  gekommen  seien.  Gerade  damals  bestand 
fortgesetzt    ein    lebhafter     Handelsverkehr    zwischen     den 


—    49    — 

oberdeutschen  Städten  und  der  iberischen  Halbinsel,  und 
es  müsste  merkwürdig  zugegangen  sein,  wenn  nicht  einer 
oder  der  andere  Geschäfts-Reisende  die  Gelegenheit  zum 
Besuche  des  weltberühmten    Heiligthumes    benutzt   haben 

sollte. 

Im  Jahre  1457  stattete  Georg  von  Ehingen  dem 
Grabe  des  Apostels  einen  flüchtigen  Besuch  ab.  Er  war 
von  Südfrankreich  nach  Kastilien  geeilt  auf  das  Gerücht, 
dass  ein  grosser  Herreszug  gegen  die  Mauren  beabsichtigt 
werde  ;  als  er  aber  in  Navarra  von  dessen  Vertagung  ver- 
nahm, zog  er  zunächst  über  Burgos  nach  Santiago,  stieg 
aber  dann  nach  Corufia  hinab,  und  schiffte  sich  nach 
Lissabon  ein.  In  portugiesischen  Diensten  hat  er  dann 
gegen  die  Ungläubigen  in  Afrika  gekämpft. » 

Im  Jahre  1462  folgte  Sebald  Rieter  den  Spuren  seines 
Vaters  auch  nach  Santiago.  Schon  von  Nürnberg  aus  hatte 
sich  ihm  sein  Schwager  Axel  von  Liechtenstein  ange- 
schlossen; in  Genf  stiessen  noch  Hans  Ortolff,  Ulrich 
Haller  und  Erhart  Pessler  zu  ihnen,  so  dass  sie  mit  den 
Knechten  10  Pferde  stark  durch  das  Land  zogen.  Geleits- 
und Empfehlungsbriefe  des  Herzogs  von  Bayern,  des 
Herzogs  von  Sachsen  und  des  Bischofs  von  Würzburg 
ebneten  ihnen  die  Wege ;  auch  ermangelten  sie  nicht,  sich 
an  jedem  fremden  Hofe,  den  sie  besuchten,  Empfehlungen 
an  den  nächsten  mitgeben  zu  lassen.  So  reisten  sie  trotz 
kriegerischer  Verwickelungen  zwischen  Frankreich,  Kasti- 
lien und  Aragon,  sicher,  oft  sogar  von  königlichen  Herol- 
den begleitet  hinein  und  heraus.  Von  ihnen  erfahren  wir, 
dass  es  Brauch  bei  den  edlen  Herren  war,  ihre  Wappen, 
auf  Pergament  gemalt,  im  Chore  der  Kathedrale  zu  Santia- 
go aufzuhängen;  auch  Hess  Sebald  Rieter  das  1428  von 
seinem  Vater  gestiftete  Bild  im  Chore  erneuern  und  dadurch 
erweitern,  dass  er  die  Portraits  aller  Familien-Angehörigen 


1  Itinerarium  d.  i.  hist.  Beschreibung-  weil.  Hn.  G.  v.  E.  raisens  nach  der 
Ritterschaft.   (Augsburg  1600).  Bl.  D. 


—     5o     — 

darauf  anbringen  Hess.  Die  Reise  dauerte  35  Wochen, 
und  kostete  den  Sebald  Rieter  allein  400  Gulden,  wie  er 
uns  in  eigenen  Aufzeichnungen  berichtet.  Er  giebt  übrigens 
auch  für  seinen  ganzen  Weg  die  Entfernungen  an.  * 

Wenige  Jahre  später  hat  der  böhmische  Ritter  Leo  von 
Rozmital  seine  Reise  durch  Spanien  gemacht,  über  die 
zwei  verschiedene  Berichte  auf  uns  gekommen  sind.  Wenn 
aber  Rieter  mit  dem  ausgesprochenen  Zwecke  auszog,  um 
seines  Seelenheiles  willen  das  Grab  des  Apostels  aufzu- 
suchen, so  war  für  Rozmital  der  Besuch  in  Santiago  nur 
eine  Episode  seiner  Fahrt,  die  er  fast  ausschliesslich  zu 
dem  Zwecke  unternommen  hatte,  um  fremde  Länder  und 
Völker  kennen  zu  lernen.  Er  ist  denn  auch  weiter  in 
Spanien  und  Portugal  herumgekommen,  als  einer  seiner 
Vorgänger,  selbst  das  maurische  Königreich  von  Granada 
hat  er  besucht,  und  von  den  herkömmlichen  Pilgerpfaden 
ist  er  vielfach  und  beträchtlich  abgewichen.5 

Nun  würde  man  aber  sehr  irre  gehen,  wenn  man  an- 
nehmen wollte,  dass  solche  Herrenfahrten  die  Mehrzahl  der 
deutschen  Pilgerreisen  nach  Santiago  ausgemacht  hätten.  Es 
ist  sehr  begreiflich,  dass  Aufzeichnungen  sich  im  Wesent- 
lichen nur  von  solchen  erhalten  haben.  Die  grossen  Herren 
konnten  sich  den  Luxus  leisten,  sich  einen  schriftgewand- 
ten Reisemarschall  mitzunehmen,  oder  waren  doch  selbst 
so  weit  der  Feder  mächtig,  dass  sie  uns  eine  kurze  Notiz 
oder  einen  Eintrag  in  ihre  Geschäftsbücher  über  ihren 
Aufenthalt  in  Santiago  hinterlassen  haben.  Dass  solche 
Wallfahrer  aber  nur  die  bevorzugte  Minderheit  waren, 
dass  mit  und  neben  ihnen  eine  weit  grössere  Anzahl  von 
armen  Schluckern  die  Pilgerfahrt  machte,  die  sich  schlecht 
und  recht  von  einem  Orte  zum  andern  durchschlugen  und 


1  Röhricht  und  Meissner,  Reisebuch  der  Familie  Rieter.  (Bibl.  d.  lit.  Ver. 
Nr.  168)  S.  10—14. 

»  Des  böhm.  Herrn  L.  v.  R.  Ritter-Hof  u.  Pilgerreise.  Beschrieben  von 
zweien  seiner  Begleiter.  (Bibl.  d.  lit.  Ver.  Bd.  7.) 


—     5i     — 

durchbettelten,  bis  es  ihnen  gelang  das  Heiligthum  zu  er- 
reichen, durch  dessen  Besuch  sie  ein  Gott  gefälliges  Werk 
zu  thun  und  Vergebung  für  ihre  Sünden  zu  erlangen  hofften, 
dafür  giebt  es  wenigstens  aus  dem  Ende  des  i5.  und  An- 
fang des   16.  Jahrhunderts  vielfache  Beweise. 

Das  Kloster  Ilsenburg,  unfern  von  Wernigerode  am 
Harze  gelegen,  stand  doch  gewiss  nicht  an  einer  Strasse, 
auf  der  man  einen  sonderlich  lebhaften  Verkehr  von  Wall- 
fahrern zu  dem  fernen  heiligen  Jakob  in  Galicien  ver- 
muthen  sollte.  Und  doch  hielt  man  es  dort  für  der  Mühe 
Werth,  in  ein  zwischen  den  Jahren  148 1  und  1  5 1 6  geführtes 
Formular-Buch  das  Modell  eines  Reisepasses  nach  Santiago 
einzutragen,  welcher  in  dieser  Zeit  für  die  Brüder  Hein- 
rich und  Hans  Peters  ausgestellt  worden  war.1  Und  die 
Rechnungen  desselben  Klosters  ergeben,  dass  im  Jahre 
1 5 14(1 5  drei  verschiedene  und  im  Jahre  i52o  abermals 
ein  Santiago-Pilger  daselbst  vorsprachen,  und  mit  Almosen 
unterstützt  wurden.  2 

Auch  Felix  Fabri,  der  Verfasser  des  vielgenannten 
Evagatorium  hat  seine  Pilgerfahrt  nach  Compostela  jeden- 
falls als  armer  Jakobsbruder  zu  Fusse,  und  unter  Inan- 
spruchnahme der  öffentlichen  Mildthätigkeit  ausgeführt. 
Das  ist  jedenfalls  der  Grund,  warum  er  dieser  Reise  nur 
flüchtig  gedenkt,  während  er  seine  Jerusalemfahrt  recht 
eingehend  und  ausführlich  geschildert  hat.  3  So  erfahren 
wir  denn  von  ihm  auch  nur  bei  Gelegenheit  seines  Zu- 
sammentreffens mit  Smassmann  von  Rappoltstein  in  Spoleto, 
dass  dieser  als  der  ^dritte  seines  Hauses,  gleichfalls  das 
Grab  des  Apostels  besucht  hatte.  Smassmann  hatte  die  Reise 
in  Begleitung  seines  Neffen,  des  Junkers  Wilhelm  von 
Rappoltstein  unternommen,  und  traf  im  November  1493 
wieder  in  der  Heimath  ein.* 


1  Jacobs,  Urkbuch.  des  Klosters  Ilsenburg.  Bd.  2,  S.  97. 
3  Ib.  Bd.  2,  S.  438.  ,  ,       , 

3  Evagatorium  in   terrae    sanctae,  Arabiae  et  Aegypti  peregrinationem. 
Bibl.  d.  lit.  Vereins  Bd.  2—4. 

*  Rappoltsteinisches  Urkundenbuch.  Bd.  5,  S.  453. 


—       52      — 

Dafür,  dass  er  uns  die  Santiago-Fahrt  nicht  eingehender 
geschildert,  hat  Felix  Fabri  uns  in  einer  ganz  eigenartigen 
Weise  entschädigt,  indem  er  einen  Traktat  abgefasst  hat 
unter  dem  Titel:  die  Geistliche  Pilgerfahrt,  und  darin 
widmet  er  auch  der  Jakobsfahrt  eine  gebührende  Berück- 
sichtigung.1 Es  sei  ja  nicht  jedem  vergönnt  und  möglich, 
die  fernen  Heilsstätten  selbst  zu  besuchen;  desshalb  habe  er 
denen,  die  im  Geiste  mit  ihm  pilgern  wollten,  dies  Buch 
verfasst,  dessen  frommes  Studium  und  gewissenhafte  Be- 
folgung einen  Gottesdienst  in  sich  schliesse,  der  an  Ver- 
dienstlichkeit einer  wirklichen  Wallfahrt  nicht  nachstehe. 
Und  nun  lässt  er  seine  «Sions-Pilger»  in  einzelnen  Ab- 
schnitten die  drei  grossen  Wallfahrten  gen  Rom,  Jerusalem 
und  Santiago  machen,  weist  sie  an,  wie  sie  sich  mit  Beichte 
und  Gebet  zu  rüsten  haben,  und  führt  sie,  wenn  auch 
manchmal  abenteuerlich  genug,  zu  allen  den  heiligen 
Stätten,  die  an  den  betreffenden  Wallfahrtsstrassen  liegen. 
Die  Santiago-Reise  geht  von  Ulm  und  der  dortigen  Sankt 
Jakobskirche  aus  und  erreicht  ihr  Ziel  in  38  Tagereisen. 
Als  eine  Probe  lasse  ich  nun  folgen,  was  er  von  dort  er- 
zählt: «Da  gand  sy  in  die  kirchen  an  das  ort  da  der  hailig 
apostel  jacobus  leit  und  singen  die  an.  o  beate  Jacobe  und 
das  rf.  ecce  ego  mitto  und  empfahen  da  ablas  und  also 
schickent  sich  die  pilgrim  mit  beicht  und  andern,  dass  sy 
morgens  zu  sacrament  migent  mit  andacht  gan  und  wachen 
die  nacht  by  Sant  Jacob.  Die  39.  tagraiss  ist  also  :  frie 
singen  die  syon  pilgrim  mess  von  S.  Jacob  und  under  dem 
ampt  gand  sy  zu  dem  hailigen  sacrament  und  darnach 
dingen  sy  ain  schiff  und  faren  uff  daz  mer  hinus,  da  ist 
ain  insel  Sant  Michels  und  aini  Sant  Marie  und  aini  Jhesu 
Christi  und  aine  von  S.  jergen  und  aine  S.  andrea ;  die 
inseien  besuchen  die  pilgrim  vil  tag,  daz  dem  syon  pilgrin 
ain  tagraiss  ist,  und  finden  da  uff  dem  land  des    mers    vil 


1  Die  noch  ungedruckte  Hdschr.  befindet  sich  in  der  Bibliothek  des  Kgl. 
Museums  in  Berlin. 


—     53     — 

seltzner  muscheln,  gross  und  klain,  die  nemen  sie  an  ir  hiet 
und  mentel,  as  den  Jacobs  pilgrin  tund  und  beleiben  by 
S.  michel  die  nacht.  Hinder  dene  inseln  ist  kain  weit  me, 
denn  eitel  wasser,  dem  niemen  kain  end  mag  kumen. 
Darum  heisset  das  land  finis  terre,  end  der  weit,  aber  die 
ainfeltigen  leyen,  die  nit  latin  verstand,  mainen,  das  finis- 
terre  haiss  der  vinster  stern». 

Zwei  andere  deutsche  Pilger,  die  auch  in  den  achtziger 
Jahren  des  i5.  Jahrhunderts  das  Heiligthum  besucht  haben, 
gehören  wieder  den  bemittelteren  Ständen  an. 

Daniel  Kaufmann  war  ein  Handelsherr  aus  St.  Gallen, 
und  hatte  für  seine  Zeit  ein  grosses  Stück  Welt  gesehen; 
er  war  in  England,  Frankreich,  Spanien  und  Portugal  ge- 
wesen, und  im  Jahre  149 1  traf  ihn  Dietrich  von  Schachten 
in  Neapel.  Diesem,  der  selbst  auf  einer  Wallfahrt  nach 
dem  heiligen  Lande  begriffen  war,  erzählte  er  dann  von 
seinen  Reisen,  und  dass  er  auch  zu  dem  Grabe  des  Apos- 
tels Jakobus  nach  Compostela  gepilgert  sei.1 

Noch  umfänglicher  fast  sind  die  Reisen  des  Nikolaus 
von  Popplau  gewesen,  der,  nachdem  er  fast  die  ganze  da- 
mals bekannte  Welt  durchstreift  hatte,  auf  der  Heimreise 
aus  dem  gelobten  Land  in  Alexandria  vom  Tode  über- 
rascht wurde.  Er  war  der  rechte  Typus  eines  fahrenden 
Ritters,  aber  nicht  in  dem  höheren  Sinne  des  Wortes,  wie 
ein  Ehingen  oder  Rozmital,  sondern  mehr  eine  Natur  nach 
der  Art  des  Don-Quixote,  den  nicht  die  Wissbegierde, 
sondern  die  Vorliebe  für  das  Abenteuerliche  in  die  Welt 
hinaustrieb.  Die  Fahrt  nach  Santiago  hat  er  von  den 
Niederlanden  aus  ixx  Schiffe  gemacht,  das  Grab  des  Apos- 
tels im  Juli  1484  besucht,  sich  aber  dort  nicht  lange  auf- 
gehalten, sondern  nach  Besichtigung  der  Heiligthümer  von 
Santiago,  el  Padron  und  Finis  terrae  seine  Abenteuerfahrt 
nach  Portugal  fortgesetzt.  2 


1  Röhricht  und  Meissner,  Deutsche  Pilgerreisen.  S.  224. 

2  Liske,  F.  J.  Viajes  de  extranjeros  por  Espaiia  y  Portugal  p.  15  ff. 


-     54    - 

Zeigen  uns  schon  die  vielen  Namen  von  Jakobspilgern, 
wie  weit  die  Sitte,  nach  Santiago  zu  wallfahrten  in  Deutsch- 
land verbreitet  war,  so  geben  sie  uns  doch  immerhin  nur 
einen  geringen  Bruchtheil  derer  bekannt,  die  die  Reise  unter- 
nommen haben.  Das  dürfen  wir  daraus  schliessen,  dass 
die  Santiago-Wallfahrt  in  der  deutschen  volkstümlichen 
Litteratur  besonders  im  Ausgange  des  i5.  Jahrhunderts 
eine  bedeutende  Rolle  spielt. 

Aus  dem  Volksmunde  stammen,  und  auf  die  ärmlichen 
Verhältnisse  der  Bettelpilger  weisen  die  Santiago-Pilger- 
lieder hin,  die  Unland  in  seinen  Volksliedern  aufgezeichnet 
und  allgemein  bekannt  gemacht  hat.  Ihre  Sprache  lässt 
darauf  schliessen,  dass  auch  sie  in  Oberdeutschland  an  der 
Grenze  zwischen  dem  i5.  und  16.  Jahrhundert  entstanden 
sind.  Es  fehlt  auch  in  der  mittelhochdeutschen  ritterlichen 
Dichtung  nicht  gänzlich  an  Hinweisen  auf  Pilgerfahrten, 
die  von  deutschen  Landen  aus  nach  Santiago  de  Compos- 
tela  unternommen  worden  sind.  Volksthümlich  im  weites- 
ten Sinne  aber  sind  sie  in  unserem  Vaterlande  erst  im 
Ausgange  des  i5.  Jahrhunderts  geworden,  und  der  sicherste 
Beweis  dafür  ist  die  ausserordentlich  weite  Verbreitung, 
welche  das  Pilgerbuch  gefunden  hat,  welches  hiermit  neu 
herausgegeben  wird. 

Das  Büchlein  nennt  sich  «Die  Wallfahrt  und  Strasse 
zu  Sant  Jakob»  und  ist  nicht  mit  Unrecht  als  ein  «Bädecker 
für  St.  Jakobs-Pilger»  bezeichnet  [worden,  denn  es  enthält 
thatsächlich  eine  genaue  Beschreibung  des  einzuhaltenden 
Weges.  Ein  ähnliches  Handbuch  war  schon  einmal  einige 
Jahrhunderte  früher  verfasst  worden.  Unter  den  fremden 
Wallfahrern,  welche  für  das  Heiligthum  von  Santiago  eine 
besondere  Bedeutung  erlangt  haben,  spielt  der  Vlamländer 
Aymeric  Picaud  eine  ganz  besondere  Rolle.  Wie  jeder 
Pilger,  der  sich  dem  Grabe  des  Apostels  nahte,  hatte  auch 
Aymeric,  als  er  um  das  Jahr  i  140  mit  seiner  Begleiterin 
Girberga  von  Vezelay-le-Vieux  nach  Galicien  pilgerte,  ein 
Geschenk  auserwählt,  um  ein  dauerndes  Andenken  an  seine 


—     55     — 

Pilgerfahrt  zu  hinterlassen.  Es  war  dies  ein  kostbar  ge- 
bundenes, reich  mit  künstlerischen  Miniaturen  ausgestattetes 
Buch,  in  welchem  die  Geschichte  des  Heiligthums  und  die 
Wunder  des  Apostels  in  4  Büchern  ausführlich  beschrieben 
waren.1  Aus  den  ersten  Büchern  haben  alle  die  Hagio- 
graphen  geschöpft,  die  sich  mit  dem  Grabmal  des  Apostels 
Jakobus  eingehender  beschäftigt  haben,  dagegen  galt  das 
4.  (letzte)  Buch  seit  Jahrhunderten  für  verloren,  bis  es  dem 
unermüdlichen  Eifer  des  Pater  Fidel  Fita  S.  J.  gelang, 
dasselbe  wieder  zu  entdecken.2  Dabei  hat  sich  nun  heraus- 
gestellt, dass  dieser  Theil  des  Codex  eine  genaue  Anweis- 
ung besonders  für  französische  Pilger  berechnet,  enthielt, 
auf  welchen  Wegen  und  in  welcher  Zeit  sie  zu  dem  Grabe 
des  Apostels  gelangen  konnten.  Eine  weite  Verbreitung 
kann  allerdings  dieser  älteste  «Bädecker  für  Santiago»  nicht 
gefunden  haben,  sonst  hätte  ja  der  Inhalt  des  Codex  nicht 
bis  auf  unsere  Tage  unbekannt  bleiben  können.  Es  scheint 
nicht,  dass  Abschriften  oder  Nachahmungen  davon  in 
Frankreich  verbreitet  gewesen  sind,  obwohl  bekanntlich  in 
verschiedenen  französischen  Städten  alte  und  zahlreiche 
Brüderschaften  von  Santiago-Pilgern  bestanden  haben.3 
Interessant  aber  ist  der  Umstand,  dass  schon  in  diesem 
alten  Denkmal  vielfach  dieselben  Orte  als  Stationen  der 
Pilgerreise  erwähnt  werden,  die  wir  in  unserem  deutschen 
Wallfahrtsbuche  wieder  genannt  finden,  dass  also  die 
«Strasse  zu  St.  Jakob»  thatsächlich  seit  Jahrhunderten  eine 
feststehende  gewesen  ist. 

Das  deutsche  Pilgerbuch  nennt  zwar  auf  dem  Titel  in 
keiner    der    verschiedenen    Ausgaben    einen    Verfasser,    es 


1  Ich  sehe  hier  absichtlich  von  der  über  die  Echtheit  der  Handschrift 
geführten  gelehrten  Controverse  als  unwesentlich  für  meinen  Gegenstand  ab. 
Es  genügt  mir,  dass  wir  es  unzweifelhaft  mit  einer  Handschrift  des  12.  Jhdts. 
zu  thun  haben. 

*  F.  Fita  et  J.  Vinson.  Le  Codex  de  Saint-Tacques-de-Compostelle.  Livre 
IV.  Paris  1882. 

3  Vergl.  den  interessanten  Artikel  von  H.  Bordier,  La  ConfnJrie  des  p6- 
lerins  de  S.  Jacques  in  McSmoires  de  la  soc.  de  l'hist.  de  Paris.  Bd.  I,  S.  186  ff. 
II,  S.  330  ff. 


—     56     — 


beginnt  aber  in  allen  übereinstimmend  mit  den    Worten: 

Ich,   Hermannus  künig  von  vach 
sein  Verfasser  war  also  ein  gewisser  Hermann  Künig  oder 

föie  ftrafj  öno  mrilen 

3wfant  3aeob  x>$x>nb  fninvMüß 

$cttgM%  crfaren  fitit>|fn 

tnbifemPuc$lüt* 


Titelblatt  der  Ausgabe  Strassburg  s.  a. 

König.  Es  giebt  eine  Reihe  von  Ortschaften'  des  Namens 
Vach,  sämmtlich  •  in  oberdeutschem  Gebiete  gelegen,  aber 
auch  sämmtlich  gleichmässig  unbedeutend,  so  dass  es  schwer 
hält  zu  entscheiden,    welches    von  ihnen  die  Heimath  un- 


-     57    - 

seres  Dichters  ist.  Alle  späteren  Drucke  enthalten  über 
seine  Person  nichts  weiter  als  die  erste  Zeile  ;  ausschliess- 
lich die  unserer  Reproduction  zu  Grunde  gelegte  Ausgabe 
enthält  nach  dem  Schlüsse  des  eigentlichen  Werkes  die 
weiteren  Zeilen  : 

Ich  Hermannus  künig  ordens  der  mergenknecht 

Hab  gedieht  diss  buchelyn  recht 

Das  dan  heist  sant  Jacobs  strass 

Got  wolle  mich  nymmer  gesterben  lass 

Ich  solt  dan  ewiglichen  by  im  blieben 

Als  man  schryb   M.  cccc.  vnnd  xcv  ist  ess  geschryben 

Vff  den  tag  der  heyligen  frawen  sant  Annen 

Gott  wolle  vns  behüten  vor  den  ewigen  banden  Amen. 
Diese  Verse  waren  insofern  eine  werthvolle  Entdeckung, 
als  man  bisher  nur  zwei  datierte  Abdrucke  von  dem  Pil- 
gerbuche des  Hermann  Künig  kannte,  deren  einer  zu 
Nürnberg  bei  Jobst  Gutknecht  im  Jahre  i520,  der  andere 
zu  Leipzig,  ohne  Angabe  des  Druckers  im  Jahre  1 52 1  ge- 
druckt ist.  Nun  kannte  man  zwar  noch  drei  Ausgaben 
—  abgesehen  von  der  im  Jahre  1 5 1 8  in  Braunschweig 
herausgekommenen  niederdeutschen  Version,  wenn  anders 
dies  nicht  etwa  ein  unabhängiges  Erzeugniss  ist  —  denen 
es  an  einer  Datierung  gebricht.  Die  eine  von  diesen  zeigt 
denselben  Titelholzschnitt  wie  die  Nürnberger  Ausgabe, 
und  stimmt  auch  sonst  so  weit  mit  dieser  überein,  dass 
man  sie  örtlich  und  zeitlich  in  deren  Nähe  wird  bringen 
dürfen.  Eine  andere  dieser  undatierten  Ausgaben  nennt 
wenigstens  als  Druckort  Strassburg,  und  wenn  sie  auch 
dialektisch  nicht  ganz  mit  der  reproducierten  Ausgabe 
übereinstimmt,  auch  der  Schlusszeilen  entbehrt,  so  steht 
sie  doch  von  den  erwähnten  Drucken  unbedingt  unserer 
Ausgabe  am  nächsten. 

Dass  auch  diese  nicht  allzufern  von  Strassburg  ent- 
standen sein  muss,  darauf  lässt  schon  die  Sprache  schliessen. 
Jede  der  späteren  Ausgaben  hat  die  Wortformen  ihrem 
Heimathsdialekte  angepasst;    aber  schon  als  ich  die  Leip- 


-     58    — 

ziger  Ausgabe  kennen  lernte,  auf  die  ich  zuerst  durch  die 
Güte    des    Herrn  Dr.  Hoffmeister    in  Rostock  aufmerksam 


warbeit  gan^  etfareru 


Titeblatt  der  undatierten  Nürnberger  Ausgabe. 


gemacht  wurde,  fiel  es  mir  auf,  dass  die  Reime  vielfach 
auf  eine  Vorlage  hinwiesen,  in  welcher  Buchlin  für  Büch- 
lein u.  s.  w.  gestanden  haben  musste.  Unsere  Ausgabe 
hat    denn    auch    vollständig  diese  Vermuthungen  bestätigt, 


-     59     - 

und  zeigt  uns  einen  Lautstand,  der  auf  die  Lande  unfern 
der  schweizerischen  Grenze,  in  Baden  oder  im  Elsass,  als 
Heimath  des  Verfassers  hinweist.  Unter  solchen  Umstän- 
den dürfen  wir  denn  auch  wohl  das  erwähnen,  dass  die, 
in  dem  von  uns  reproducierten  Texte  verwendeten  Typen 
mit  denen  vollkommen  übereinzustimmen  scheinen,  welche 
der  Strassburger  Drucker  Matthias  Hupfuff  angewendet  hat, 
dessen  Thätigkeit  an  diesem  Orte  sich  von  1496  bis  über 
das  Jahr    1  5oo  hinaus  verfolgen  lässt. 

Nach  dem  Vorhergesagten  glaube  ich  also  die  chrono- 
logische Reihenfolge  der  Ausgaben,  die  mir  bekannt  ge- 
worden sind,  so  aufstellen  zu  dürfen  : 

1.  Die  reproducierte  Ausgabe;  unmittelbar  nach  der 
Abfassung  des  Gedichtes  zu  Strassburg  von  Matthias  Hupfuff 

gedruckt. 

2.  Die  undatierte  Strassburger  Ausgabe  ;  vielleicht  aus 
derselben  Druckerei. 

3.  Die  undatierte  Nürnberger  Ausgabe;  ich  halte  diese 
nach  Typen  und  sonstigen  typographischen  Eigenthümlich- 
keiten  für  älter  als : 

4.  Die  Ausgabe  Nürnberg,  Jobst  Gutknecht,  i52o;  und 
endlich: 

5.  die  Leipziger  Ausgabe  von   i52i. 

Zwischen  2  und  3  oder  zwischen  3  und  4  würde  ev. 
die  niederdeutsche  Ausgabe  ihren  Platz  zu  finden  haben, 
wenn  auch  sie  nur  eine  Uebertragung  von  Hermann  Künigs 
Buch  ist. 

Nach  seiner  eigenen  Angabe  war  Hermann  Künig 
Mönch  des  Serviten-Ordens,  (mergenknecht  =  Marien- 
knecht, servi  b.  Mariae,)  und  dass  er  als  Ordensbruder 
selbst  die  Wallfahrt  zum  heiligen  Jakob  gemacht  hat,  geht 
aus  dem  Texte  seiner  Dichtung  deutlich  hervor,  obwohl 
er  in  derselben  durchaus  vermeidet,  auf  irgend  welche 
persönlichen  Erfahrungen  einzugehen,  und  sich  darauf 
beschränkt,  den  freundschaftlichen  Rathgeber  vorzustellen. 
Als    Schriftsteller    ist    er  im    Uebrigen    eine    völlig  unbe- 


—     6o     — 


m  (träfe  tm& 

tntpktmufant  Darob 

aufivnb  ein  in  vc&ttytytQan%  trfam 
ftn&eflt*  in  öyfcm  Guc^levrc 


Titelblatt  der  Ausgabe  Leipzig  1521. 


—    6i     — 

kannte  Persönlichkeit,  und  das  nimmt  uns  nicht  Wun- 
der, wenn  wir  das  Erzeugniss  seiner  Müsse  vom  ästhe- 
tischen Standpunkte  aus  betrachten.  Obwohl  es  in  ge- 
reimten vierfüssigen  Verszeilen  geschrieben  ist,  thut  man 
ihm  doch  beinahe  Unrecht,  wenn  man  es  als  Dichtung 
bezeichnet,  denn  sowohl  mit  den  Reimen  als  den  Vers- 
füssen  nimmt  es  der  Verfasser  sehr  wenig  genau.  Er  er- 
weckt die  Empfindung,  als  habe  er  die  Versform  über- 
haupt nur  desshalb  gewählt,  um  den  äusserst  spröden,  um 
nicht  zu  sagen  langweiligen  Stoff  in  eine  Form  zu  giessen, 
die  es  erleichtert,  ihn  im  Gedächtniss  zu  bewahren.  Er 
erhebt  sich  nirgends  zu  einem  poetischeren  Schwünge,  auch 
nicht  in  den  zahlreich  eingestreuten  Anrufungen  an  Gott, 
die  Jungfrau  und  die  Heiligen;  vielmehr  behandelt  er  seine 
Aufgabe  fast  formelhaft,  indem  er  gewissenhaft  die  Ent- 
fernungen von  Ort  zu  Ort,  die  Wegkreuzungen,  die  Fluss- 
übergänge und  die  Gelegenheiten  verzeichnet,  wo  der 
Pilger  auf  eine  freundliche  Aufnahme  oder  auf  eine  Unter- 
stützung zu  seiner  Reise  rechnen  darf. 

Von  den  Reisevorbereitungen  erwähnt  unser  Autor 
nur  die  Anrufung  Gottes  und  der  heiligen  Jungfrau,  die 
ihn  auf  seinem  Wege  gnädig  behüten  sollen.  Wir  wissen 
aber  aus  anderen  Quellen,  dass  diese  nicht  ganz  so  ein- 
fach zu  sein  pflegten.  Die  äussere  Ausrüstung  der  Pilger 
mochte  allerdings  wohl  nicht  verschieden  sein,  gleichviel 
welche  von  den  entfernteren  Heilthumsstätten  aufgesucht 
werden  sollten.  Das  Lied  der  Jakobsbrüder  schildert  sie 
folgendermassen1  :     ' 

zwai  par  schuch  der  darf  er  wol 
ein  schüssel  bei  der  flaschen 
Ein  braiten  hut  den  sol  er  han 
und  an  mantel  sol  er  nit  gan 


i  Uhland,  Volkslieder.  Bd.  2.  S.  798. 


—       62      — 

mit  leder  wol  besezet 

es  schnei  oder  regn  oder  wähe  der  wint 

dass  in  die  luft  nicht  nezet. 

Sack  und  stab  ist  auch  darbei  etc. 


Auch  Hermannus  Künig  gedenkt  gelegentlich  dieser 
unentbehrlichen  Ausrüstungsstücke,  nämlich  da,  wo  er  den 
Pilger  ermahnt,  sich  wohl  vorzusehen,  damit  ihn  nicht 
Noth  und  Tod  überraschen  in  den  öden  Strecken  zwischen 
Capetang  und  Cabezac  und  dann  besonders  in  der  «Bar- 
deweschen  Haide»  d.  h.  den  Landes.  Hier  ist  es  auch, 
wo  er  auf  die  zahlreichen  Pilgergräber  hinweist,  die  man 
entlang  der  Pilgerstrasse  und  besonders  in  ihren  unwirk- 
licheren Theilen  rindet.  Die  Möglichkeit  eines  plötzlichen 
Todes  bildet  denn  auch  fast  überall  einen  Gegenstand  der 
Erwägung  für  diejenigen,  die  sich  zur  Wallfahrt  rüsteten. 
Wer  den  Seinen  etwas  zu  hinterlassen  hatte,  machte  sich 
nicht  leicht  auf  den  Weg,  ohne  zuvor  sein  Haus  zu  be- 
stellen. Aber  auch  damit  waren  die  üblichen  Reisevox-- 
bereitungen  nicht  abgeschlossen.  Einen  wesentlichen  Ge- 
genstand derselben  bildete  die  Frage  der  Beichte.  Da  der 
Pilger  einen  grossen  Theil  der  Reise  durch  Länder  zurück- 
zulegen hatte,  wo  man  seine  Sprache  so  wenig  verstand, 
als  er  diejenige  des  Landes,  genügte  es  für  ihn  noch 
nicht,  dass  ihm  sein  Beichtvater  die  Erlaubniss  gab,  an 
beliebiger  anderer  Stätte  die  Vergebung  seiner  Sünden  nach- 
zusuchen ;  er  bedurfte  dazu  noch  der  Ermächtigung,  so 
lange  sein  Unrecht  überhaupt  ungebeichtet  mit  sich  herum 
zu  tragen,  bis  er  einen  Beichtvater  fand,  der  seine  Sprache 
verstand.  Für  die  deutschen  Pilger  war  dies,  wenn  sie 
die  Schweiz  verlassen  hatten,  meist  erst  wieder  zu  Santiago 
der  Fall.  An  diesem  internationalen  Wallfahrtsorte  fehlte 
es  selten  an  einem  Beichtiger,  der  auch  des  Deutschen  so- 
weit mächtig  war,  um  neben  der  General-Absolution,  wie 
sie  für  die  Wallfahrer  durch  den  Besuch  der  heiligen  Stätte 


—    63     — 

erlangt  wurde,  sie  auch  im  Einzelnen  von  den  Bekümmer- 
nissen loszusprechen,  die  sie  drücken  mochten. 

Der  von  dem  Beichtvater  ausgestellte  Wallfahrtsbrief 
enthielt  gemeiniglich  zugleich  eine  Empfehlung  des  Pilgers 
an  alle  geistlichen  Stätten,  bei  denen  er  vorsprechen  würde. 
Für  den  gemeinen  Mann  war  dies  wohl  der  einzige  «Fürder- 
brief», den  er  mit  auf  seine  Reise  nehmen  konnte  ;  wer  aber 
irgend  Beziehungen  zu  einem  hohen  Magistrate  oder  zu 
geistlichen  und  weltlichen  Fürsten  hatte,  der  verfehlte  nicht 
leicht,  sich  noch  besonders  durch  diese  an  die  entsprechen- 
den gesellschatflichen  Kategorien  der  Länder  und  Staaten 
empfehlen  zu  lassen,  die  auf  der  Fahrt  berührt  werden 
sollten.  Wie  dann  solche  Empfehlungen  von  Etappe  zu 
Etappe  weiter  gegeben  wurden,  ist  in  einzelnen  Fällen 
schon  erwähnt  worden. 

Nach  der  kurzen  Einleitung  geht  Hermannus  dazu 
über,  die  «Strasse»  selbst  zu  beschreiben. 

Dass  er  die  Eintheilung  der  Reise  erst  jenseits  der  deut- 
schen Grenzen  zu  berichten  beginnt,  kann  uns  bei  ihm, 
der  der  Grenze  so  nahe  lebte,  am  wenigsten  verwundern; 
übrigens  theilt  seine  Darstellung  diese  Eigenthümlichkeit 
mit  fast  allen  anderen  Berichten  über  Santiagofahrten,  die 
in  der  unmittelbaren  Nähe  der  Heimath  meist  ganz  von 
Angabe  der  Etappen  absehen,  diese  nur  in  grösseren  Ab- 
schnitten angeben,  so  lange  die  Reise  sich  in  einigermassen 
bekannten  Bahnen  bewegt,  aber  ganz  ins  Einzelne  die  Tage- 
reisen und  oft  noch  die  passierten  Ortschaften  nennen, 
wenn  sie  in  die  fernen,  wenig  bekannten  südfranzösischen 
und  spanischen  Gegenden  kommen,  in  die  eigentlich  so- 
genannte Pilgerstrasse  einmünden. 

Unser  Autor  schickt  seine  Pilger  zunächst  zu  Unsrer 
Lieben  Frauen  von  Einsiedeln.  Diese  Wallfahrtsstätte 
wurde  vielfach  zum  Ausgangspunkt  der  Pilgerfahrten  ge- 
nommen. Auch  Sebald  Rieter  hat  seine  Wallfahrt  dort 
begonnen,  und  ein  Gleiches  wissen  wir  von  einigen  spä- 
teren Santiago-Pilgern.  Von  da  geht  die  Reise  über  Luzern 


-     64    - 

—  dessen  lange  Brücke  erwähnt  wird  —  um  den  Pilatus 
herum,  den  der  Autor  irrthümlicher  Weise  rechts  liegen 
lüsst.  Damit  käme  er  aber  auf  den  Brünig  zu,  statt,  wie 
er  weiterhin  angiebt,  über  Bern  nach  Freiburg,  Romont, 
Lausanne.  Selten  unterlässt  es  der  Dichter,  der  Reliquien 
zu  gedenken,  die  in  den  von  der  Reise  berührten  Ortschaf- 
ten verehrt  werden  ;  aber  ebenso  gewissenhaft  registriert  er 
die  Uebergänge  über  die  Landesgrenzen,  mit  ihren  unver- 
meidlichen Zollscherereien.  Der  erste  solche  Punkt  liegt 
zwischen  Morsel  uud  Rol,  wo  er  aus  eidgenössischen 
Landen  auf  savoyisches  Gebiet  übertritt.  Bis  nach  Genf 
nennt  er  die  Städte  Neuss,  Coppet,  Wase  (?).  In  Genf  em- 
fiehlt  er  dem  Reisenden  besonders  das  deutsche  Wirths- 
haus  des  Peter  von  Freiburg,  welches  vorwiegend  eine 
Herberge  für  die  Jakobsbrüder  gewesen  zu  sein  scheint: 
das  Bild  des  Heiligen  ziert  die  Wirthsstube  und  dessen  Ka- 
pelle steht  gleich  daneben.  Diese  Empfehlung  findet  sich 
übrigens  mit  denselben  Worten  auch  in  allen  späteren 
Ausgaben  ,  obwohl  es  mindestens  doch  recht  zweifelhaft 
erscheinen  muss,  ob  der  biedere  Peter  von  Freiburg  noch 
immer  Herbergsvater  war,  25  Jahre  nachdem  Hermann 
Künig  bei  ihm  eingekehrt  war. 

So  hat  der  Verfasser  öfter  einmal  in  sein  Itinerar 
Bemerkungen  eingestreut,  die  beweisen,  dass  er  mit 
offenen  Augen  gereist  ist.  Nachdem  er  Rumilly  pas- 
siert hat,  kommt  er  nach  Aix-les-Bains,  dessen  Wildbad 
er  nicht  übergeht  ;  weiter  über  Chambery,  Les  Echelles 
und  Voiron  nach  Arbons,  wo  er  der  Kamm-Fabrikation 
gedenkt;  endlich  über  Vinay  und  St.  Marcellin  nach  St. 
Antoine  de  Piedmont,  wo  die  zweite  Landesgrenze  erreicht 
wird  zwischen  Savoyen  und  Frankreich.  Hier  ist  abermals 
ein  deutscher  Gastwirth  angesessen,  dessen  Hülfe  beson- 
ders bei  dem  Geldwechseln  anempfohlen  wird,  um  sich 
gegen  die  Bübereien  der  Welschen  zu  schützen.  In  Saint 
Antoine  sind  die  ersten  ioo  Meilen  von  Einsiedeln  aus 
überwunden. 


—     65     — 

Weiter  geht  der  Weg  das  Thal  der  Isere  hinunter  über 
Romans  nachValence  und  folgt  der  Rhone  auf  dem  linken  Ufer 
über  Livron  —  er  empfiehlt  die  dortige  Fähre  zu  vermeiden, 
wegen  ihrer  Kostspieligkeit  — Loriol,  Montelimar,  Chateau- 
neuf  du  Rhone,  Donzere,  Pierrelatte,  La  Palude  zum 
Pont  Saint  Esprit,  über  dessen  steinerne  Brücke  man  ohne 
Zoll  zu  zahlen  gehen  kann.  Bis  Nismes  nennt  er  weitere 
6  Stationen:  Trebis  (?)  Bagnols,  Le  Pin,  Valabris,  und 
Uzes. 

Hier  gedenkt  er  zum  zweiten  Male  eines  für  die  Pil- 
ger zugänglichen  Hospitals,  —  das  erste  erwähnt  er  in 
Romans,  —  und  wir  ersehen  auch  aus  dem  alten  Codex 
des  Aymeric  Picaud,  dass  der  Verfasser  sich  auf  der  ersten, 
der  vier  dort  erwähnten  französischen  Pilgerstrassen  be- 
wegt. Von  Uzes  aus  geht  der  Weg  über  die  Berge,  auf 
schlechten  Pfaden,  —  man  soll  sich  zuvor  die  Schuh 
flicken  lassen,  räth  er  —  nach  Nismes  ;  neben  dem  schie- 
fen Thurm  gedenkt  er  besonders  des  dortigen  Augustiner- 
Klosters,  wo  der  Pilger  auf  eine  Gabe  rechnen  kann.  Da- 
gegen ist  in  Montpellier,  das  auf  dem  Umwege  über  Aigues 
Mortes  erreicht  wird,  schlecht  für  die  Wallfahrer  ge- 
sorgt. Es  giebt  zwar  auch  dort  ein  Hospital  für  die  Pilger, 
allein  der  «Spittelmeister»  ist  ein  geschworener  Feind  der 
Deutschen  und  nach  seinem  Beispiele  lassen  es  sich  auch 
die  Kapunen,  die  Welschen,  angelegen  sein,  die  armen 
Pilger  zu  verhöhnen. 

Darnach  geht  es  weiter  über  Gigeau,  Loupian,  und 
St.  Thibery  nach  Bezleres,  dort  über  den  Orb  nach  Cape- 
stang; von  hier  aber  beginnt  die  Einöde.  Bis  Cabezac 
findet  man  auf  8  Meilen  nur  ein  Paar  ärmliche  Wirths- 
häuser,  und  auf  Mildthätigkeit  darf  der  Wallfahrer  in  ihnen 
nicht  rechnen.  Erst  von  Ulmes  (?)  führt  die  Strasse  wieder 
durch  dichter  bevölkerte  Gegenden,  an  Marseillette  und 
Trebes  vorbei  nach  Carcassone,  wo  wieder  einmal  ein 
Hospital  den  Pilger  aufnimmt.  Von  Carcassone,  oder  rich- 
tiger schon  von  Marseillette  an  folgt  die  Pilgerstrasse,  wie 

5 


—     66     — 

Künig  sie  beschreibt,  der  Bodensenkung,  die  nachmals 
zur  Anlage  des  Canal  du  midi  benutzt  worden  ist.  Sie  be- 
rührt die  Orte  Villepinte,  Villefranche,  Castelnaudary  — 
die  Knoblauchstadt  zubenannt,  mit  einem  Pilger-Hospital 
—  Armeto  (?),  Fasesio  (?),  Montgiscard,  Castanet  —  aber- 
mals mit  einem  Spital  —  und  mündet  endlich  in  Toulouse. 
Toulouse  war  mit  seinen  vielen  Reliquien  selbst  eine 
Wallfahrtsstadt  und  für  den  Santiago-Pilger  desshalb  von 
besonderem  Interesse,  weil  es  gleichfalls  den  Anspruch  er- 
hob, unter  den  Reliquien  von  6  Aposteln  die  Gebeine  des 
heiligen  Jakobus  zu  besitzen.  Es  herrschte  eine  bittere 
Eifersucht  in  dieser  Beziehung  zwischen  Toulouse  und 
Santiago,  erbitteter  aber  noch  an  letzterer  Stätte  als  in 
der  französischen  Stadt.  Davon  erzählt  uns  ein  anderer 
deutscher  Wallfahrer  eine  erbauliche  Geschichte.  Arnold 
von  Harff  erlaubte  sich  zu  Santiago  gegenüber  seinem 
Führer  unter  Berufung  auf  das,  was  ihm  in  Toulouse  ge- 
zeigt worden  war,  Zweifel  daran  zu  äussern,  dass  die  Ge- 
beine des  heiligen  Jakob  vollständig  daselbst  vorhanden 
seien,  und  bat  desshalb,  dass  ihm  dieselben  gezeigt  wer- 
den möchten.  Er  erreichte  aber  seine  Absicht  keineswegs, 
sondern  der  Führer  wies  ihn  mit  der  Behauptung  ab,  dass 
derjenige,  welcher  den  Leib  des  Apostels  erblicke  ohne 
voll  von  gläubiger  Ueberzeugung  durchdrungen  zu  sein, 
unrettbar  einem  rasenden  Wahnsinn  anheimfalle,  von  dem 
es  keine  Heilung  gebe. 

Von  da  an  werden  die  Pilger-Hospitale  immer  zahl- 
reicher ;  Künig  kritisiert  sie  bald  als  gut,  bald  als  schlecht; 
es  findet  sich  aber  fast  alle  Tagereisen  weit  ein  solches 
und  manchmal  sogar  mehrere  an  einem  Orte.  Die  Pilger- 
strasse geht  jetzt  bergauf  und  bergab  über  die  zahlreichen 
Zuflüsse  der  Garonne  und  des  Adour,  die  von  den  Pyre- 
näen herabkommen,  und  berührt  nach  einander  L'Isle 
Jourdain,  Gimont,  Aubiel,  Auch,  Barran,  Isle  de  Noe, 
Montesquiou,  Marsiac  und  Maubourget.  Von  da  an  geht 
der     Weg    durch    das     berüchtigte   «Armer-Jacken-Land», 


-     67     - 

(Armagnac),  das  erst  bei  Roncevalles  sein  Ende  findet. 
Gleich  hinter  Maubourget  kommt  man  in  ein  Dorf,  das 
dem  Verfasser  wegen  seiner  umfänglichen  Töpfer-Industrie 
bemerkenswert!!  erscheint  ;  den  Namen  nennt  er  nicht, 
es  ist  wohl  Nouilhan  gemeint.  Auch  hier  muss  man  viel 
Berge  auf-  und  absteigen,  und  Gebirge,  Wald  und  Haide, 
einsam  und  beschwerlich,  trennen  von  jetzt  ab  alle  die 
einzelnen  Rastpunkte :  Morlaas,  Arthez,  Orthez,  Sauve- 
terre,  Saint  Palais  und  S.  Jean  Pied-de-Port.  Hinter 
Sauveterre  betritt  der  Pilger  den  Boden  von  Navarra,  und 
muss  natürlich  Zoll  geben  und  sein  Geld  verwechseln. 
Weiterhin  findet  er  wiederholt  nur  einzelne  Klöster  oder 
Spitäler,  allenfalls  ein  Wirthshaus  zwischen  den  weit  von 
einander  entfernt  gelegenen  Ortschaften.  Von  S.  Jean  steigt 
die  Strasse  den  eigentlichen  Pyrenäenpass  hinauf  —  ein 
Dörfchen,  in  welchem  Schuhnägel  fabriziert  werden,  bie- 
tet eine  passende  Gelegenheit,  das  Schuhwerk  für  die 
Bergwanderung  zuzurüsten  —  auf  dessen  Höhe  das  Klo- 
ster Roncevalles  liegt.  Von  da  bis  Pampelona  geht  es 
wieder  6  Meilen  bergab,  und  nur  ein  einziges  Hospiz 
bietet  dem  Pilger  auf  dem  weiten  Wege  eine  Zuflucht. 

In  Pampelona  hält  der  König  von  Navarra  Hof;  den 
Text  unseres  Autors  könnte  man  so  verstehen,  als  seien 
die  königliche  Residenzstadt  und  Pampelona  zwei  ver- 
schiedene Orte;  aber  die  Angaben,  die  er  über  die  Hospi- 
täler macht,  lassen  erkennen,  dass  es  nur  eine  durch  den 
Reim  hervorgerufene  Unbeholfenheit  des  Ausdrucks  ist, 
welche  die  missverständliche  Auslegung  ermöglicht.  An 
wohlthätigen  Stiftungen  ist  hier  kein  Mangel;  bei  der 
Domkirche  werden  12  Pilger  beköstigt;  bei  Unsrer  Lieben 
Frauen  und  bei  S.  Maria  Magdalena  sind  zwei  Hospitale, 
vor  und  hinter  der  Stadt  in  geringer  Entfernung  liegen 
weitere  zwei,  und  ein  drittes  auf  halbem  Wege  nach 
Puente  Reina. 

An  diesem  Punkte  vereinigen  sich,  nach  dem  Itinerar 
des  Aymeric  Picaud    die  vier  französischen  Pilgerstrassen, 


—    68     — 

von  denen  die  unsere  die  erste  ist,  und  mit  geringfügigen 
Abweichungen  stimmen  von  hier  bis  Santiago  alle  uns 
überlieferten  Reiseberichte  überein.  Das  erklärt  sich 
sehr  einfach  dadurch,  dass  die  Herrscher  der  spanischen 
Königreiche  schon  seit  dem  12.  Jahrhundert,  wenn  nicht 
noch  früher,  längs  dieser  Strasse  Vorkehrungen  für  die 
Unterkunft  der  Wallfahrer  zu  treffen  und  für  Unter- 
haltung der  Strasse  selbst  zu  sorgen  begonnen  hatten.  Die 
Strasse  ist  übrigens  noch  bei  weitem  älter,  denn  sie  folgt 
genau  der  alten  Römerstrasse,  deren  Reste  an  verschie- 
denen Stellen  wieder  aufgedeckt  worden  sind.i 

Eine  auffallende  Eigenthümlichkeit  unsres  Pilgerbuches 
ist  es,  dass  es  auf  spanischem  Boden  wesentlich  sparsamer 
ist  mit  Angabe  der  Stationen,  die,  so  lange  sich  die 
Reise  durch  Südfrankreich  bewegte,  selten  mehr  als  2—3 
Meilen  von  einander  entfernt  waren.  Dass  sich  darin  eine 
vergleichsweise  erheblich  dünnere  Bevölkerung  dieser  Lan- 
destheile  wiederspiegelt,  wird  nicht  in  Abrede  gestellt 
werden  können,  obgleich  der  Verfasser  nur  selten  Anlass 
nimmt,  über  Einsamkeit  und  Oede  zu  klagen.  Dass  that- 
sächlich  eine  bei  weitem  grössere  Zahl  von  Ortschaften  am 
Wege  zu  finden  war,  das  erhellt  aus  den  Aufzeichnungen 
des  Arnold  von  Harff,  der  nur  wenige  Jahre  später  als 
unser  Autor  —  und  ich  vermuthe  mit  Hülfe  von  dessen 
Anweisungen  —  die  Pilgerfahrt  nach  Santiago  grössten- 
teils auf  denselben  Wegen  unternommen  hat,  gelegentlich 
aber  zwischen  den  einzelnen  von  Hermann  Künig  erwähn- 
ten Stationen  3 — 4  und  noch  mehr  Ortschaften  ver- 
zeichnet. 

Charakteristisch  an  den  weiteren  Anweisungen  ist  es 
auch,  dass  Künig  vielfach  die  Stellen  erwähnt,  wo  der 
Pilger  Wasser  findet.  Man  erkennt  daraus,  dass  die  Dürre, 
welche    heute   so    weite  Strecken  Spaniens   charakterisiert, 


1  F.  Fita  et  A.  Fernandez  Guerra.  Recuerdos  de  un  viaje  ä  Santiago.  S.  28  f. 


-    69     - 

schon  zu  Ausgang  des  i5.  Jahrhunderts  auffallend  war, 
also  keineswegs  erst  einer  neuzeitlichen  Misswirthschaft 
ihren  Ursprung  verdankt.  Man  kann  sogar  noch  weiter 
damit  in  die  Vergangenheit  zurückreichen.  Das  Itinerar 
des  Aymeric  Picaud  aus  dem  12.  Jahrhundert  widmet 
schon  den  Wasserverhältnissen  der  Pilgerstrasse  ein  be- 
sonderes Kapitel,  worin  neben  den  zu  überschreitenden 
Flüssen  auch  den  gesundheitlichen  Eigenschaften  dieser 
und  der  am  Wege  gelegenen  Quellen  besondere  Beachtung 
geschenkt  wird. 1 

Von  Puente  Reina  geht  die  Pilgerstrasse  über  Los 
Arcos  —  das  als  Juden-Stadt  nur  von  Künig  bezeichnet 
wird  —  und  Viana  nach  Logrono,  der  ersten  Stadt  im 
Herrscherbereiche  des  Königs  von  Kastilien,  berühmt  durch 
seine  alte  Brücke  über  den  Ebro.  Das  Pilgerbuch  gedenkt 
auch  an  dieser  Stelle  nur  des  Wechsels  der  Münze  ;  alle 
anderen  Reiseberichte  aber  unterlassen  nicht,  auf  die  Zoll- 
scherereien hinzuweisen,  denen  der  Reisende  dort  unter- 
worfen war.  Die  einzelnen  Provinzen  Spaniens  waren  auch 
dann  noch,  als  durch  die  Ehe  Ferdinands  des  Katholischen 
von  Aragon  mit  Isabella  von  Kastilien  die  Union  der  spani- 
schen Königreiche  zur  Thatsache  geworden  war,  durch 
Zollschranken  von  einander  getrennt,  und  der  Verkehr  von 
Land  zu  Land  war  auf  die  bezeichnender  Weise  «puertos 
secos,  trockne  Häfen»,  genannten  Uebergangsstellen  be- 
schränkt. Die  Zölle  auf  Handelsartikel  berührten  natürlich 
den  Pilger  nicht;  er  musste  jedoch  auch  von  seinem  Baar- 
gelde  zollen.  Vor  allem  aber  durfte  er  nicht  vergessen,  an 
der  Eingangstelle  seine  Pferde  genau  aufnehmen  zu  lassen, 
und  sich  eine  Bescheinigung  über  deren  Einfuhr  zu  ver- 
schaffen, denn  nur  auf  Grund  einer  solchen  war  es  ihm 
gestattet,  dieselben  an  dieser  oder  einer  beliebigen  anderen 
Zollstelle  wieder  ausser  Landes  mitzunehmen. 


»  Fita  et  Vinson.  1.  c.  S.  8  ff. 


—     7o     — 

Die  noch  heute  gangbare  Strasse  geht  von  Logroiio 
über  Navarrete  und  Najera  nach  San  Domingo  de  la 
Calzada,  einer  der  ältesten  Raststätten  der  Jakobsstrasse, 
von  der  es  seinen  Namen  erhalten  haben  soll.  Es  ist 
der  Schauplatz  des  auch  in  den  Jakobsliedern  besungenen 
Wunders  von  den  gebratenen  Hühnern,  die  vom  Brat- 
spiesse weg  in  die  Kirche  geflogen  sind,  wo  ihre  Nachkom- 
men noch  immer  gepflegt  und  jedem  Pilger  gezeigt  wurden. 
Von  da  nach  Burgos  berührt  der  Pilger  die  Orte  Granon, 
Redecilla  del  Campo,  Belorato  und  Villafranca,  fast  alle 
mit  Pilgerherbergen  ausgestattet,  deren  Burgos  sogar  32 
aufweisen  soll.  Das  lässt  sich  verstehen,  wenn  man  be- 
denkt, dass  die  Stadt  vielfach  königliche  Residenz,  dass 
sie  das  Centrum  für  den  spanischen  Handel  nach  dem 
Norden  Europas  —  Bretagne,  Flandern,  England,  Deutsch- 
land —  war,  und  dass  bereits  Alfons  III.  im  10.  Jahrhundert 
das  erste  Hospital  für  die  Wallfahrer  dasselbst  begründet 
haben  soll.  Künig  gedenkt  nur  flüchtig  der  Geschichte  vom 
Spittelmeister,  der  Hunderte  von  Pilgern  vergiftet  haben 
sollte,  ehe  er  an  der  zu  den  Sehenswürdigkeiten  der  Stadt 
gehörenden  Martersäule  durch  Pfeilschüsse  hingerichtet 
wurde,  eine  Form  der  Justiz,  die  im  Norden  von  Spanien 
noch  zu  Ende  des  i5.  Jahrhunderts  in  Brauch  war,  und 
von  verschiedenen  Wallfahrern,  Rozmital,  Harff,  erwähnt 
wird.  Wer  zu  Pferde  reiste  hatte  in  Burgos  abermals  Ge- 
schäfte zu  erledigen,  deren  zu  gedenken  das  Pilgerbuch 
nicht  für  nöthig  befand.  Da  die  Wege  weiterhin  vielfach 
beschwerlich,  steil  und  steinig  waren,  so  pflegten  die  be- 
rittenen Santiago-Fahrer  ihre  Pferde  in  Burgos  zurückzu- 
lassen, und  sie  gegen  Maulthiere  zu  vertauschen.  Nikolaus 
von  Popplau,  der  von  der  Seeseite  nach  Santiago  kam, 
erzählt  uns  eingehend,  welche  Schwierigkeiten  ihm  sein 
Pferd  bereitete,  das  er  dort  mit  einem  Maulthiere  nicht 
vertauschen  konnte.  Die  sicher  gehenden,  an  die  landes- 
üblichen Wege  gewöhnten  Maulthiere  haben  den  Pilgern 
ausnahmslos  die  besten  Dienste  geleistet,  und  wurden  auf 


—     7*     — 

dem  Rückwege  in  Burgos  wieder  gegen  die  Rosse  ver- 
tauscht. Das  war  ein  Geschäftszweig,  den  die  Pilgerstrasse 
nährte,  wie  manchen  anderen. 

Von  Burgos  nach  Leon  sind  die  Angaben  unseres 
Autors  ganz  besonders  dürftig,  er  gedenkt  zwar  zahlreicher 
Hospize  und  anderer  Stätten,  an  denen  der  Wallfahrer  auf 
Unterstützung  rechnen  kann;  mit  Namen  nennt  er  aber 
nur  die  Orte:  Fromista,  Carrion  (de  los  Condes),  Saha- 
gun  und  Mansilla  (de  las  Mulas).  Harff  hat,  indem  er  den- 
selben Weg  beschreibt,  nicht  weniger  als  zwanzig  Orts- 
angaben, ein  Beweis,  dass  es  nicht  auschliesslich  der  Mangel 
an  Wohnstätten  ist,  was  Künig's  dürftige  Angaben  begründet. 

Von  Leon  nach  Ponferrada  weicht  unser  Autor,  an- 
geblich weil  der  Weg  minder  beschwerlich  sei,  von  der 
gewöhnlichen  Pilgerstrasse  ab,  die  über  Puente  d'Orbigo 
und  Astorga  allerdings  in  einem  starken  Bogen  dahin  führt. 
Obwohl  er  zunächst  sehr  klar  die  Wegscheide  charakterisiert, 
sind  doch  seine  weiteren  Angaben  —  sie  beschränken  sich 
auf  die  Orte  Santa  Marina  und  Ravanal  — so  dürftig,  dass 
man  den  heute  nicht  mehr  gangbaren  Weg  kaum  mit  voller 
Sicherheit  erkennen  kann.  Von  da  an  geht  es  aber  wieder 
auf  der  alten  wohlbekannten  Strasse,  die  jenseits  Cacabelos 
und  Villafranca  den  in  allen  Pilgerliedern  und  Reisebe- 
richten erwähnten  Allefaber  oder  Malefaber,  die  Wasser- 
scheide des  Cantabrischen  Gebirges,  überschreitet.  Wenn  er 
empfiehlt,  den  Allefaber  ebenfalls  links  liegen  zu  lassen,  um 
den  beschwerlichen  Aufstieg  zu  vermeiden,  so  ist  dies  nicht 
recht  zu  verstehen,  denn  der  Gebirgskamm  bietet  nördlich 
von  der  Strasse  ebensowenig  bequemere  Pässe  ;  auch  zeigt 
die  nächste  von  Künig  erwähnte  Station,  Lugo,  dass  seine 
Schilderung  der  Strasse  selbst,  und  nicht  dem  von  vielen 
Pilgern  eingeschlagenen  direkt  westlichen,  kürzeren  Wege 
über  Triacastela  und  Sarria  folgt.  Aber  auch  hier  sind 
seine  Angaben  entschieden  dürftig  und  werden  nicht  aus- 
führlicher bis  Santiago,  denn  auf  der  Strecke  von  iS 
Meilen  erwähnt  er  nur  das  einzige  Villarumpeta. 


72       — 


Wer  aber  nun  erwartet,  wenigstens  eine  eingehende 
Schilderung  der  Wallfahrtsstätte  zu  finden,  der  wird  aber- 
mals enttäuscht.  Künig  erwähnt  den  aus  der  ältesten  Zeit 
herrührenden  Brauch,  dass  jeder  Pilger  einen  Stein  den 
Berg  vor  der  Stadt  hinaufträgt,  und  einem  gewaltigen 
Haufen  hinzufügt,  den  seine  Vorgänger  dort  angesammelt. 
Aber  dessen  Bedeutung  ist  zu  seiner  Zeit  längst  vergessen. 
Er  stammt  aus  der  Zeit  des  12.  Jahrhunderts,  wo  der 
Compostellaner  Erzbischof  Diego  Gelmirez  die  Hülfe  der 
Wallfahrer  sich  zu  Nutze  machte,  und  sie  durch  die  Ver- 
heissung  eines  besonderen  Ablasses  vermochte,  bei  dem 
streckenweisen  Transporte  der  Werkstücke  zum  Bau  der 
neuen  Kathedrale  mitzuhelfen.  Im  Uebrigen  giebt  der 
Dichter  nur  mit  kurzen  Worten  der  Befriedigung  Ausdruck 
über  die  glückliche  Erreichung  seines  Zieles,  und  unter- 
bricht mit  einem  Amen  den  Gang  seiner  Darstellung. 

Andere  Pilger  haben  uns  ausführlicher  geschildert, 
was  es  da  zu  sehen  gab.  Alle  bewundern  sie  den  majestäti- 
schen Bau  des  von  Gelmirez  errichteten  Domes;  wenige 
von  ihnen  haben  ihn  aber  unter  so  eigenthümlichen  Um- 
ständen kennen  gelernt,  wie  Rozmital  und  seine  Begleiter. 
Im  letzten  Drittel  des  i5.  Jahrhunderts  brachen  wieder- 
holt zwischen  der  Bürgerschaft  von  Santiago  und  dem 
Erzbischofe  blutige  Fehden  aus,  die  den  Frieden  der  hei- 
ligen Stätte  störten.  Eine  solche  wurde  gerade  ausge- 
fochten,  als  der  böhmische  Ritter  mit  seinen  Begleitern 
heranzog;  der  Erzbischof  war  in  die  Gewalt  der  Städtischen 
gefallen,  und  seine  Waffenträger  waren  aus  dem  grössten 
Theile  der  Stadt  verdrängt ;  nur  die  Kathedrale  war  noch  in 
ihren  Händen,  und  wurde  von  der  Mutter  und  dem  Bru- 
der des  Gefangenen  auf  das  Aeusserste  vertheidigt.  Den- 
noch erhielten  nach  einigem  Parlamentieren  die  fremden 
Pilger  durch  die  Reihen  beider  Kriegerschaaren  hindurch 
Zutritt  zu  dem  Heiligthum.  Man  legte  ihnen  besonders 
schwere  Bedingungen  auf,  indem  man  ihnen  zumuthete, 
barhäuptig  und  barfüssig  an  der  heiligen  Stätte  zu  erschei- 


-     73    - 

nen.  Der  Kontrast  mit  ihrer  Umgebung  wurde  so  doppelt 
fühlbar;  denn  in  den  mächtigen  Wölbungen  des  Domes 
hallte  das  Gewieher  der  Pferde  wieder,  die  dort  von  den 
Anhängern  des  Erzbischofs  installiert  worden  waren,  und 
der  grösste  Theil  des  Gebäudes  glich  mehr  dem  wüsten 
Feldlager  des  Kriegers,  als  der  geweihten  Grabstätte  des 
Heiligen. 

Die  Gebeine  des  Apostels  ruhten  in  einer  unterirdi- 
schen Krypta  unter  dem  Hauptaltare;  welche  Schwierig- 
keiten dem  bereitet  wurden,  der  dort  eindringen  wollte, 
ist  schon  erwähnt  worden.  Ueber  dem  Altare  erhob  sich 
ein  hölzernes  Standbild  des  Heiligen,  das  reich  bekleidet 
und  mit  einer  schweren  silbernen  Krone  geschmückt  war. 
Gegen  klingendes  Entgelt  durften  die  Andächtigen  hinter 
dem  Standbild  emporsteigen,  und  sich  die  Krone  aufsetzen. 
Verschiedene  Pilger  gedenken  des  Brauches,  dass  die  Wall- 
fahrer aus  edlem  Geschlechte  ihre  Wappen  im  Chor  der 
Kirche  aufhängen  Hessen.  Natürlich  wurde  auch  daraus 
ein  Geschäft  gemacht:  ein  Maler  war  da,  der  sich  erbot, 
das  Wappen  in  der  üblichen  Form  herzustellen. 

Das  verbreitetste  Symbol  des  heiligen  Jakob  von  Com- 
postela  waren  die  Muscheln.  In  der  ältesten  Zeit  mögen 
wohl  die  Pilger  selbst  sie  am  Strande  des  nahen  Meeres 
aufgelesen,  und  als  Zeichen  der  vollbrachten  Wallfahrt 
mit  heimgenommen  haben.  Im  i5.  Jahrhundert  war  es 
den  Wallfahrern  bequemer  gemacht  worden  :  vor  den  Tho- 
ren  der  Kathedrale  sassen  die  Händler,  die  Berge  von 
Muscheln  auf  ihren, Tischen  vor  sich  ausgebreitet  hatten. 
Je  nach  seinem  Vermögen  konnte  dort  der  Pilger  eine 
einzelne  einfache  Muschel  zur  Zierde  seines  Pilgerhutes, 
oder  eine  ganze  Garnitur  zum  Schmucke  seines  Gewandes 
kaufen,  und  die  reichen  und  edlen  Herren  begnügten  sich 
nicht  mit  den  unscheinbaren  Muscheln,  die  das  Meer  aus- 
wirft, sondern  sie  Hessen  sie  in  Silber  und  Gold  nach- 
bilden, um  sie  an  ihrem  ritterlichen  Wamse    anzubringen. 

Bald    dies    bald    jenes  Heiligthum  Santiago's  wird  ge- 


-     74    — 

legentlich  von  anderen  Wallfahrern  erwähnt.  Es  fehlte 
aber  auch  nicht  an  einem  Hülfsmittel,  sich  über  deren 
Gesammtheit  rasch  zu  orientieren.  Zur  Zeit,  als  Hermann 
Künig  seinen  gedruckten  Wegweiser  für  die  Santiago- 
Pilger  veröffentlichte,  war  die  Druckerkunst  auch  in  Spanien 
schon  weit  verbreitet,  und  obwohl  man  bisher  nicht  ver- 
mocht hat,  ein  in  Santiago  gedrucktes  Buch  aufzufinden, 
wissen  wir  doch  aus  urkundlichen  Quellen,  dass  der  Erz- 
bischof schon  im  Jahre  1483  von  den  wenig  bekannten 
Meistern  Juan  de  Bobadilla  und  Alvaro  de  Castro  ein 
Breviarium  Compostellanum  in  einer  Auflage  von  120 
Exemplaren  drucken  Hess.  Eine  zweite  grössere  Auflage 
ist  1497  von  Nicolaus  de  Saxonia  nach  dem  alten  Drucke 
hergestellt  worden  ;  während  aber  die  erstere  vermuthlich 
in  Santiago  selbst  gedruckt  wurde,  ist  die  zweite  in  Lissabon 
gemacht,  wo  Nicolaus  Ritualbücher  für  verschiedene  Kirchen 
hergestellt  hat. l 

Die  Kunst  des  Buchdrucks  ist  aber  auch  unmittelbar 
in  den  Dienst  des  Heiligthums  von  Santiago  gestellt  wor- 
den. In  dem  Hauptstaatsarchive  von  Spanien  zu  Simancas 
wird  das  vermuthlich  einzige  Exemplar  eines  Ein-Blatt- 
Druckes2  aufbewahrt,  der  die  Unterschrift  trägt:  Gundisal- 
vus  de  la  passera  natione  astur.  Das  ist  nun  nicht  etwa  der 
Name  des  Autors  oder  eines  Geistlichen  von  Santiago,  der 
die  Richtigkeit  der  Angaben  bescheinigt,  sondern  der  Name 
eines  Buchdruckers,  von  dem  wir  zwar  bisher  nur  wussten, 
dass  er  im  Jahre  1494  ein  Missale  für  die  Kirche  von 
Orense  (Auriense)  in  Gesellschaft  eines  bekannteren  Buch- 
händlers von  Salamanca,  Juan  de  Porras,  herausgegeben 
hat;  von  dem  wir  aber  nunmehr  annehmen  dürfen,  dass 
er  nachmals  in  die  Dienste  der  Kathedrale  getreten  ist, 
um  deren  Bedarf  an  Ablässen  und  Heilthumsbriefen  zu 
drucken.     Das    kann    leicht    durch    die    Vermittelung    des 


1  Lopez  Ferreiro,  Galicia.  en  el  ultimo  tercio  del  siglo  XV.  S.  464  ff. 
*  Patronato  Real.-Jubileos  y  gracias  sueltas.  leg.  2.  fol.  48. 


-     75     - 

Porras  geschehen  sein,  denn  auch  dieser  bemühte  sich  um 
Druckaufträge  von  Erzbischof  und  Kapitel,  für  die  er 
1495/96  ein  Missale  Compostellanum  gedruckt  hat,  das 
leider  gleichfalls  völlig  verschwunden  ist,  trotz  einer  Auflage 
von  700  Exemplaren. 

Der  Heilthumsbrief  entbehrt  allerdings  der  reichen 
künstlerischen  Ausstattung,  durch  welche  alte  deutsche 
Druckerzeugnisse  ähnlicher  Art,  wie  der  von  Wittenberg, 
berühmt  sind.  Er  enthält  vielmehr  nur  zwei  Verzeichnisse 
deren  erstes  unter  der  Ueberschrift :  «He  sunt  reliquie  que 
habentur  in  hac  sanctissima  ecclesia  compostellana  in  qua 
corpus  beati  jacobi  zebedei  in  integrum»  39  Reliquien  auf- 
zählt, von  den  Gebeinen  des  Apostels  Jakobus  bis  zu  den 
extra  muros  verwahrten  der  Märtyrerin  Santa  Susanna, 
während  das  zweite  Auskunft  ertheilt  über  die  Ablässe, 
welche  durch  die  Anbetung  der  Heiligthümer  Santiago's 
erworben  werden  konnten.  Daran  schliesst  sich  der  Ver- 
merk, dass  die  Kathedral-Kirche  im  Jahr  1084  (in  era 
millessima  centessima  decima  sexta)  zu  bauen  begonnen 
und  in  44  Jahren  vollendet  worden  ist. 

Jedenfalls  ist  dieses  Blatt,  ähnlich  wie  die  «Führer» 
heutzutage,  vor  den  Thoren  der  Kathedrale  den  Pilgern 
feilgeboten  worden;  es  kann  wohl  den  Anspruch  erheben, 
eine  Ergänzung  zu  unserem  Wallfahrtsbuche  zu  bilden, 
und  ist  jedenfalls  das  authentischste  und  vollkommenste 
Verzeichniss  dessen,  was  unsere  pilgernden  Landsleute  seiner 
Zeit  in  Compostela  bewundert  haben. 

Noch  ein  anderer  Name  erscheint  in  den  Wallfahrts- 
berichten seit  der  ältesten  Zeit  auf  das  Engste  mit  dem- 
jenigen von  Santiago  verknüpft.  Das  ist  der  «Finstre 
Stern».  So  bezeichnete  nämlich  der  Volksmund  das  vier 
Meilen  von  Santiago  gelegene,  wegen  seiner  imposanten 
Brandung  von  den  Wallfahrern  ebenso  bewunderte  wie  von 
den  Seeleuten  gefürchtete  Cap  Finisterrae,  das  Ende  der 
Welt.  Mit  der  Santiago-Legende  hat  es  ursprünglich  sicher 
nichts  zu  thun  gehabt,  denn  die  Auffindung  der  heiligen  Ge- 


_     76    - 

beine  war  angeblich  an  einer  Stelle  erfolgt,  die  von  San- 
tiago ungefähr  ebenso  weit  nach  Süden  gelegen  ist,  wie 
das  Kap  nach  Westen.  Aber  die  häufigen  Besuche  von 
Pilgern  hatten  erst  zur  Begründung  eines  Klosters  in  dessen 
Nähe  Anlass  gegeben,  und  dann  bemächtigte  sich  die  Le- 
gende auch  dieses  Platzes  :  sie  zeigte  die  Fussstapfen  des 
Apostels,  einen  von  ihm  gegrabenen  Brunnen,  einen  Sitz 
von  welchem  er  mit  den  Aposteln  Johannes  und  Petrus 
dem  Rauschen  des  Meeres  gelauscht  haben  sollte  ;  endlich 
die  sogen,  barca  de  S.  Maria,  einen  enormen  Steinblock, 
der  so  künstlich  auf  seiner  Unterlage  lag,  dass  ihn  ein 
Kind  in  Bewegung  setzen  konnte,  obwohl  er  viele  Zent- 
ner wog. 

Welchem  Zwecke  dies  steinerne  Schiff  gedient  haben 
sollte,  vermag  ich  nicht  zu  sagen  ;  entstanden  war  die  Le- 
gende vermuthlich  im  Anschluss  an  das  steinerne  Schiff, 
welches  den  Leichnam  des  Apostels  nach  Spanien  gebracht 
haben  sollte,  und  in  El  Padron,  der  ältesten  Ruhestätte 
der  heiligen  Gebeine  so  lange  gezeigt  wurde,  bis  die  Neu- 
gierde und  Reliquiensucht  der  Pilger  den  Anlass  gab,  dass  es 
am  Strande  wieder  in  das  Wasser  versenkt  wurde,  um  es  vor 
dem  Schicksale  zu  schützen,  aus  lauter  Frömmigkeit  in 
kleine  Splitter  zerschlagen  zu  werden.  Auch  hier  war  ein 
Jakobsbrunnen,  ein  Felsensitz  und  andere  heilige  Plätze, 
die  nicht  nur  mit  der  Ueberführung  der  Gebeine,  sondern 
auch  mit  der  Predigt  des  Apostels  bei  Lebzeiten  in  Ver- 
bindung gebracht  wurden. 

Alle  diese  Plätze  wurden  fast  von  jedem  Wallfahrer 
von  Santiago  aus  aufgesucht,  ehe  er  daran  dachte,  den 
Heimweg  wieder  anzutreten.  Hermann  Künig  schilderte 
auf  der  Fahrt  nach  Santiago  das,  was  man  im  Volksmunde 
als  die  obere  Strasse  bezeichnete,  weil  sie  von  Oberdeutsch- 
land ausging  und  in  ihrem  Anfang  entlang  des  Gebirges 
der  Alpen  lief.  Auf  dem  Rückwege  führt  er  seinen  Pilger 
dagegen  auf  der  sogenannten  Niederstrassen.  Wenn  er 
dieselbe  auch  wahrscheinlich  aus  eigener  Erfahrung  kennen 


—    77    — 

gelernt  hat,  so  hat  er  sich  doch  nicht  die  Mühe  genom- 
men, sie  auch  nur  soweit  genau  zu  beschreiben,  als  er 
dies  mit  der  spanischen  Jakobsstrasse  gethan  hatte.  Jenseits 
der  Pyrenäen  war  der  Weg  bis  in  die  unmittelbare  Nähe 
der  Gebirgspässe  der  gleiche  ;  nur  wer  über  den  Pforten- 
berg—  die  Route  Irun-Hendaye  —  zurückging,  wich  schon 
in  Burgos  von  dem  zuvor  beschriebenen  Wege  links  ab, 
und  die  Wegscheide  wird  hinreichend  charakterisiert.  Der 
Verfasser  weist  uns  die  Strasse  über  Pampelona  nach 
Bayonne,  aber  so  summarisch,  dass  er  für  die  ganze  Strecke 
nicht  eine  Ortsangabe  macht,  ausser  dem  Pass  der  Niclaus- 
P  forte. 

Von  Bayonne  nach  Bordeaux,  durch  die  Landes, 
der  Verfasser  nennt  sie  die  Bardewesche  Haide,  war  der 
schlimmste  Theil  der  ganzen  Reise.  Man  konnte  ihn  auf 
zwei  Wegen  zurücklegen :  durch  die  kleine  Haide,  wobei 
Dax  berührt  wurde,  war  wohl  der  betretenere  Weg;  da 
es  aber  an  Vorkehrungen  für  die  Jakobspilger  fehlte,  war 
die  Bevölkerung  des  Almosengebens  überdrüssig  und  den 
Wallfahrern  feindlich.  Er  empfiehlt  desshalb  selbst  die 
grosse  Haide  zu  gehen,  eine  36  Meilen  weite  Einsamkeit, 
in  der  mancher  .Pilger  ein  unerwartetes  Grab  am  Wege 
fand;  in  ihrem  letzten  Theile  aber  war  sie  wieder  reich- 
licher mit  Pilgerherbergen  ausgestattet.  Auch  in  Bordeaux 
war  durch  öffentliche  Anstalten  und  in  Bezug  auf  private 
Wohltätigkeit  gut  für  die  Jakobsbrüder  gesorgt. 

Aus  Sparsamkeit  räth  Künig  nicht  in  Bordeaux  über 
die  Garonne  zu  setzei),  sondern  den  Fluss  bis  Blaye  hin- 
abzufahren, und  dann  der  Strasse  über  Pons,  Saintes  und 
Lusignan  nach  Poitiers,  Chatellerault  und  Tours  zu  fol- 
gen. Dort  theilen  sich  wieder  die  Pilgerstrassen,  indem 
manche  Wallfahrer  von  Tours  in  östlicher  Richtung  der 
deutschen  Grenze  bei  Metz  zustreben.  Er  selbst  folgt  der 
Strasse  über  Amboise,  Blois,  Orleans  und  Etampes  nach 
Paris.  Auch  von  da  aus  kann  man  wieder  verschiedene 
Routen  einschlagen  ;  summarisch  giebt  er  die  Entfernungen 


-     78     - 

bis  Amiens  auf  28,  bis  Arras  auf  14  Meilen  an  ;  die  letz- 
tere Route  scheint  er  befolgt  zu  haben:  erst  ist  er  zu 
den  Schätzen  von  Saint  Denis  gepilgert  und  über  Cler- 
mont,  Arras,  Douai,  Valenciennes  weitergezogen.  Dann 
geht  es  durch  die  Niederlande  :  Mons,  Soignies,  Braine- 
le-Comte  und  Hai  werden  genannt  auf  der  Strecke  bis 
Bruessel  und  von  dort  nimmt  er  endlich  über  Louvain, 
Diest  und  Maestricht  den  Heimweg  nach  Aachen.  Bei 
dessen  Heiligthümern  endet  er  seinen  Reiseführer,  wie  er 
ihn  bei  Einsiedeln  begonnen,  und  schliesst  sein  Gedicht 
mit  wenigen  frommen  Zeilen,  denen  —  aber  nur  in  der 
ältesten  Ausgabe  —  die  8  Verse  mit  den  Angaben  über 
seine  Person  und  über  die  Abfassungszeit  des  Gedichtes 
folgen. 

Dass  dasselbe  eine  weite  Verbreitung  gefunden  hat, 
geht  schon  daraus  hervor,  dass  es  bis  1 52 1  immer  wieder 
und  zwar  an  ganz  verschiedenen  Orten  neu  gedruckt  worden 
ist.  Ich  glaube,  dass  z.  B.  der  Ritter  Arnold  von  Harff, 
der  im  Jahre  1499  im  Anschlüsse  an  eine  Wallfahrt  in 
das  gelobte  Land  auch  Santiago  besucht  hat,  unser  Pilger- 
buch gekannt  hat.  Er  weicht  zwar  an  mehr  als  einer 
Stelle  etwas  von  dem  Wege  ab,  den  Hermannus  Künig 
beschreibt,  dagegen  machen  seine  Angaben  gelegentlich 
den  Eindruck,  als  wenn  sie  von  dem  Verfasser  dazu  be- 
stimmt gewesen  seien,  summarische  Angaben  des  Wall- 
fahrtsbuches oder  Stellen,  die  eine  Missdeutung  zuliessen, 
aufzuklären  oder  zu  ergänzen.1 

Auch  Peter  Rindfleisch,  der  Sprössling  eines  reichen 
Breslauer  Kaufmannshauses,  folgt  auf  der  Wallfahrt,  die  er 
im  Winter  1 5o6f 7  von  Antwerpen  aus  nach  Santiago 
unternommen  hat,  fast  durchaus  den  von  Hermann  König 
beschriebenen  Strassen.  Obwohl  er  es  von  der  flandrischen 
Handelsstadt  sehr    bequem    gehabt    hätte,    die    Reise    nach 


1  Groote,  E.  von.  Die  Pilgerfahrt  des  Ritters  Arnold  von  Harff.  S.  221  ff. 


—     79     — 

ßizcaya  zu  Schiffe  zu  machen,  hat  er  doch  den  Landweg 
gewählt,  folgt  aber  der  «niederen  Strasse»  und  verzeichnet 
fast  von  Ort  zu  Ort  dieselben  Stationen,  wie  unser  Pilger- 
buch. f  Aber  Rindfleisch  ist  wieder  nach  Antwerpen  zu- 
rückgekehrt, es  ist  also  wenig  wahrscheinlich,  dass  er  auch 
die  obere  Strasse  kennen  gelernt  hat. 

Er  ist  auf  seiner  Fahrt  wiederholt  zusammengetroffen, 
wenn  nicht  etwa  gar  streckenweise  zusammengereist,  mit 
dem  Herzog  Heinrich  von  Sachsen,  der,  nachdem  er  schon 
1498  im  heiligen  Lande  gewesen  war,  damals  auch  eine 
Fahrt  nach  Santiago  unternommen  hatte.  Die  Reise  er- 
innert einigermassen  an  diejenige  des  Grafen  von  Cilli, 
denn  auch  Herzog  Heinrich  reiste  mit  grossem  Gefolge,  — 
sein  Reisezug  war  in  Jrun  24  Pferde  stark  —  in  welchem 
sich  viele  ritterliche  Herren  befanden.  Namentlich  aufge- 
führt werden  :  ein  Herr  von  Colditz,  Hans  Roch,  Eme- 
rich  Loefel  und  Andreas  Rittereisen.  Auch  hier  war  der 
religiöse  Gesichtspunkt  wohl  nur  der  äussere  Anlass  und 
vielleicht  entscheidend  für  die  Wahl  des  Zieles,  im  Uebri- 
gen  war  es  mehr  die  Lust  an  dem  Herumschweifen  in 
fremden  Landen  als  ein  frommes  Herzensbedürfniss,  was 
den  Herzog  zum  Grabe  des  Apostels  trieb.  Eine  ein- 
gehende Schilderung  der  Fahrt  ist  nicht  auf  uns  gekom- 
men; die  Begleiter  des  Herzogs,  nach  ihrer  Rückkehr  be- 
fragt, wussten  nur  von  Saufen  und  von  Schlemmen  zu 
berichten.  Auch  das  klingt  nicht  sonderlich  nach  Pilger- 
stimmung, dass  der  Herzog  im  ßaskenlande  grosses  Ge- 
fallen an  der  eigenartigen  Tracht  der  Frauen  und  Mäd- 
chen nahm,  und  sie  für  sich  abkonterfeien  liess.2  Er  ist 
aber  bis  nach  Santiago  gezogen,  wo  Rindfleisch  5  Tage 
lang  sein  Gast  war. 


1  Röhricht    und    Meissner,    Deutsche    Pilgerreisen    nach    dem   h.  Lande. 

2  Röhricht  und  Meissner,  Deutsche  Pilgerreisen.   S.  316  u.  521;  dazu  Rind- 
fleisch's  Notizen  ebenda  S.  346|7. 


—     8o     — 

Im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  haben  die  politi- 
schen Verhältnisse  vielfach  Reisen  zwischen  Deutschland 
und  Spanien  veranlasst,  und  dabei  wird  gewiss  Mancher 
die  Gelegenheit  wahrgenommen  haben,  Santiago  zu  be- 
suchen. 1495  fuhr  die  Erzherzogin  Margarethe  von  Flan- 
dern nach  Coruna,  um  dem  spanischen  Erbprinzen  ange- 
traut zu  werden.  Nachdem  der  Tod  rasch  nach  einander 
diesen  und  ihr  Kind  hinweggerafft  hatte,  gingen  die  An- 
sprüche auf  den  spanischen  Thron  auf  die  Prinzessin 
Johanna  über,  die  mit  Philipp  dem  Schönen,  dem  Sohne 
Maximilian's,  vermählt  war.  Sowohl  im  Jahre  i5o2,  wo 
das  prinzliche  Paar  nach  Spanien  kam,  damit  die  Cortes 
ihnen  als  den  Thronfolgern  huldigen  konnten,  als  im 
Jahre  i5o6,  wo  der  Prinz  für  wenige  Wochen  thatsäch- 
lich  für  seine  geistig  umnachtete  Gemahlin  die  Regenschaft 
geführt  hat,  ist  Santiago  von  ihm  auf  seinen  Reisen  be- 
rührt worden.  Aber  es  standen  dabei  natürlich  zu  viel 
anders  geartete  Interessen  im  Vordergrunde,  als  dass  des  Be- 
suches der  Heiligthümer  besondere  Erwähnung  geschehen 
wäre.  Dasselbe  gilt  für  die  Zeiten  Karls  V.,  die  ja  die 
Beziehungen  zwischen  Spanien  und  Deutschland  vorüber- 
gehend noch  weit  enger  knüpften.  Es  sind  nur  noch  ver- 
einzelt uns  Namen  von  solchen  überliefert,  die  Spanien 
im  wesentlichen  als  Wallfahrer  besuchten. 

Im  Jahr  1 5 1 4  trat  Bernhard  Pfoll  von  Esslingen, 
Stiftsherr  von  Sankt  Florian  zu  Coblenz  eine  Wallfahrts- 
reise an,  deren  Hauptziel  allerdings  das  heilige  Land  war, 
die  er  aber  damit  begann,  dass  er  sich  in  Antwerpen  nach 
Spanien  einschiffte,  und  zum  Grabe  des  Apostels  nach 
Santiago  pilgerte.1 

Im  Jahre  1 5 1 7  fand  sich  wieder  einmal  eine  Gesell- 
schaft adliger  Herren  zusammen,  um  über  Land  gen  San- 
tiago zu  reisen.  Die  Anregung  dazu  ging  von  Schweikhard 


1  Röhricht,  Deutsche  Pilgerreisen.  S.  223. 


—     8i      - 

von  Gundelfingen  und  Georg  Truchsess  von  Waldburg 
aus,  ihnen  aber  schlössen  sich  dann  noch  eine  Menge  an- 
derer Herren  an,  als  :  Albrecht  von  Landenberg,  Haug 
von  Landenberg,  Wilhelm  von  Reischach,  Reinhart  von 
Neuhausen,  Konrad  Dreisch  (genannt  der  lange  Hess), 
Bernhard  von  Schonow,  ein  Herr  von  Neideck  und  end- 
lich Johann  Werner  Graf  von  Zimmern,  aus  dessen  Fa- 
milien-Chronik wir  die  Nachrichten  über  den  Zug  ent- 
nehmen. Ausser  den  nöthigen  Knappen  nahmen  die  Her- 
ren noch  einen  Apotheker  Wolf  von  Ueberlingen,  und 
den  Pfaffen  Seibold  als  ihrer  aller  Reisekaplan  mit  sich. 
Das  Rendevouz  fand  theils  zu  Konstanz  theils  zu  Frei- 
burg statt,  von  wo  aus  die  Herren  jedenfalls  die  «obere 
Strasse»  gen  Santiago  eingeschlagen  haben.  Die  Reise  ging 
ohne  sonderliche  Zwischenfälle  vor  sich,  und  nach  Cor- 
pus Christi  (den  11.  Juni)  waren  die  Herren  wieder 
daheim.1 

Die  Zimmerische  Chronik  zeigt  uns  in  verschiedent- 
lichen  Aufzeichnungen,  dass  die  Wallfahrten  nach  San- 
tiago weit  in  das  16.  Jahrhundert  hinein  noch  in  ihrer 
alten  Bedeutung  fortbestanden.  Mehrfach  werden  solche 
als  Bussen  und  Strafen  erwähnt.  So  soll  schon  zu  Leb- 
zeiten des  Grafen  Johann  Werner  von  Zimmern  (f  1495) 
ein  Bauer  von  Rohrdorf  um  etlicher  Missethaten  willen, 
die  er  sich  hatte  zu  schulden  kommen  lassen,  nach  San- 
tiago pilgern.  Um  seiner  Einfalt  willen  gab  man  ihm 
aber  einen  Narren  des  Grafen,  den  Wolf  Scherer  genannt 
Peter  Letzkopf  zum  Gesellschafter.  Dieser  letztere  war  sein 
ganzes  Leben  lang  ein  unsteter  Gesell  gewesen  ;  er  soll 
allein  in  Santiago  vier  Mal  gewesen  sein,  und  immer  Brief 
und  Siegel  über  die  vollbrachte  Wallfahrt  heimgebracht 
haben.  Allein  dieses  Mal  machte  er  sich  dringend  ver- 
dächtig, die  Pilgerfahrt  nicht  ausgeführt  zu  haben  ;  ja  man 


1  Zimmerische  Chronik  hrsg.  v.  Barack.  (Bibl.  d.  lit.  Ver.  Bd.  92.  S.  369  ff.) 

6 


—       82       — 

meinte  sogar,  er  möge  wohl  den  Klenker  bei  Seite  ge- 
schafft und  sich  seines  Geldes  bemächtigt  haben.'  Aus 
den  zwanziger  Jahren  des  16.  Jahrhunderts  erzählt  die 
Chronik  von  einer  anderen  Bussfahrt.  Ulrich  Stüber  hatte 
seinen  Schwager  den  Vogt  von  Falkenstein  durch  einen 
Strolch  ermorden  lassen  ;  als  dieser  aber  wegen  anderer 
Unthaten  gefasstund  gefoltert  wurde,  gestand  er  auch  diesen 
Mord,  und  daraufhin  ward  auch  Ulrich  Stüber  verhaftet. 
Eine  Zeit  lang  war  dessen  Lage  eine  sehr  bedenkliche, 
auf  allerlei  Fürsprache  wurde  aber  schliesslich  doch  die 
Strenge  des  Gesetzes  nicht  gegen  ihn  zur  Anwendung  ge- 
bracht. Dagegen  unternahm  er  freiwillig  zur  Sühnung 
seiner  Unthat  eine  Wallfahrt  nach  Santiago.2  Endlich  wird 
ein  ähnlicher  Fall  einer  Sühnungswallfahrt  noch  aus  dem 
Jahre  r  554  berichtet.  In  Mösskirch  wurde  ein  Landfahrer 
abgefasst,  der  einem  Meier  am  Königseckerberg  zwei  Pferde 
gestohlen  hatte.  Das  Gericht  verurtheilte  ihn  zum  Tod  am 
Galgen;  er  war  aber  noch  ein  junger  Mensch  und  zudem 
war  es  das  erste  Unheil,  welches  Graf  Froben  Christoph 
von  Zimmern  fällen  sollte.  Aus  diesen  Gründen  Hess  er 
ihn,  als  er  schon  die  Leiter  zum  Galgen  hinaufgestiegen 
war,  begnadigen;  doch  musste  er  vier  Tage  darauf  schon 
sich  aufmachen,  um  eine  Pilgerfahrt  nach  Santiago  de 
Compostela  zu  thun.3 

Wenn  wir  bei  der  Herrenfahrt  von  i  5  i  7  nur  allgemeine- 
ren Angaben  über  die  Richtung  der  Reise  begegneten,  so  ver- 
zeichnet Sebastian  Oertel,  der  im  Herbst  i52i  von  Nürnberg 
ausritt,  um  die  Wallfahrtsstätte  aufzusuchen,  seinen  Weg 
wieder  mit  minutiöser  Genauigkeit.  Er  nahm  auf  dem  Hin- 
wie  auf  dem  Rückwege  die  obere  Strasse  durch  Südfrank- 
reich und  die  Schweiz,  und  die  meisten  von  ihm  erwähnten 
Orte    finden    sich     auch    im  Pilgerbuche;     dass    er  dieses 


1  Zimmerische  Chronik  1.  c.  S.  356  f. 

2  Ib.  S.  514. 

3  Ib.  Bd.  94 :    S.  296. 


—     83     — 

aber  benutzt  oder  auch  nur  gekannt  habe,  verräth  sein  Be- 
richt an  keiner  Stelle.1 

Er  ist  zwar  nicht  der  letzte  Deutsche,  dem  wir  in 
Santiago  begegnen,  allein  es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass 
nach  dem  Beginne  der  Reformation  das  Wallfahrten  dahin 
sehr  abgenommen  hat.  Die  Pilgerfahrten  wurden  nicht  nur 
von  den  protestantischen  Reformatoren  verurtheilt,  sie 
wurden  auch  vielfach  und  heftig  von  den  katholischen 
Geistlichen  angegriffen,  die  sich  bemühten,  durch  ihre 
Predigten  der  Veräusserlichung  des  kirchlichen  Lebens 
entgegenzuarbeiten.  Wenn  auch  die  katholische  Kirche  im 
Prinzipe  noch  immer  durch  die  Gewährung  weitgehender 
Ablässe  daran  festhielt,  den  Besuch  der  heiligen  Stätten 
als  gutes  Werk  anzuerkennen,  so  war  sie  doch  gleichzeitig 
bemüht,  den  Uebelständen  zu  steuern,  welche  das  Wall- 
fahrten mit  sich  brachte.  Wie  wir  sahen  gab  es  noch  bis 
gegen  die  Mitte  des  i5.  Jahrhunderts  auch  in  Deutschland 
Frauen,  welche  die  weite  Pilgerreise  nach  Santiago  gemacht 
hatten.  Welche  Unzuträglichkeiten  sich  daraus  ergeben 
mussten,  dass  einzelne  Frauen  unter  den  vielen  männlichen 
Pilgern  bei  den  einsamen  Wegen  und  den  mangelhaften 
Unterkunftsstätten  an  den  Wallfahrten  theilnahmen,  liegt 
auf  der  Hand.  Schon  Berthold  von  Regensburg  eifert  ge- 
gen die  Wallfahrten  der  Frauen,  und  meint,  dass  sie 
mehr  Sünde  davon  heimbringen,  als  Ablass.2  In  späterer 
Zeit  haben  denn  wohl  auch  die  Beichtväter  ihren  weib- 
lichen Beichtkindern  die  Erlaubniss,  zu  den  weit  entfern- 
ten Heiligthümern  zu  pilgern,  fast  immer  versagt. 

Aber  auch  unter  den  männlichen  Pilgern  war  vielfach 
das  Leben,  welches  sie  führten,  wenig  im  Einklänge  mit 
dem  Zwecke  ihrer  Reise.  Ob  es  wirklich  vorgekommen 
ist,  was  Matthaeus  Paris    meint,s    dass  die  Wallfahrt  zum 


•  Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  National-Museum  1896.  S.  61  ff. 

2  Predigten.   Bd.  I.   S.  448. 

3  Mon.  Germ.  Hist.  Scr.  28.  S.  233. 


-    84    - 

heil.  Jakob  von  fürstlichen  Personen  nur  als  Vorwand  be- 
nutzt werde,  um  bei  dieser  Gelegenheit  die  verwundbaren 
Stellen  in  den  Ländern  ihrer  politischen  Gegner  zu  er- 
kunden, mag  dahingestellt  bleiben.  Sicher  aber  wurde  das 
Wallfahrten  vielfach  als  eine  Speculation  auf  die  Mild- 
thätigkeit  frommer  Seelen  betrieben.  Unser  Pilgerbuch 
verräth  dies  deutlich,  wenn  es  verzeichnet,  auf  welchen 
Wegen,  an  welchen  Städten  Almosen  gern  verabreicht 
werden  ;  wenn  es  dagegen  warnt  die  allzu  oft  betretenen 
Bahnen  zu  wandeln,  weil  dort  die  Anwohner  des  Spendens 
überdrüssig  geworden  sind.  Ein  deutlicher  Beweis,  wie 
sehr  gerade  diese  gewöhnlichste  Sorte  von  Wallfahrern 
noch  lange  nach  der  Reformation  zu  öffentlichem  Aerger- 
niss  Anlass  bot,  sind  die  Verordnungen  von  Bern  vom 
Jahre  1 523,  welche  die  Jakobsbettler  mit  Marodeuren, 
Hausierern  und  Heiden  gleichstellt,  und  verbietet,  sie  in 
der  Stadt  zu  beherbergen  und  jene  andere  von  Freiburg 
i.  B.  vom  Jahre  1 56 5  welche  den  Jakobspilgern  die  Er- 
laubniss  zu  öffentlichen  Aufzügen  u.  s.  w.  nur  dann  er- 
theilt,  wenn  sie  die  eidliche  Versicherung  abgeben,  dass 
sie  binnen  einem  Jahre  nicht  in  gleicher  Weise  in  der 
Stadt  vorgesprochen  haben.1 

In  welcher  geringen  Achtung  die  Jakobspilger  im  Aus- 
lande, bei  den  Welschen  standen,  geht  gleichfalls  aus  dem 
Pilgerbuche  des  Hermannus  Künig  hervor.  Fast  immer 
dienen  sie  zum  Gespött  der  Fremden,  und  zwar  nicht  nur 
wie  das  Pilgerbuch  glauben  liesse,  in  den  Herbergen  und 
Hospitälern  an  der  Pilgerstrasse,  sondern  auch  an  der 
Wallfahrtsstätte  selbst.  Leo  von  Rozmital  und  Arnold  von 
Harff  waren  alle  beide  nichts  weniger  als  irreligiöse  Leute, 
denen  der  Besuch  von  Santiago  nur  ein  müssiger  Zeitver- 
treib gewesen  wäre.  Aus  den  Erzählungen  über  ihre  Er- 
lebnisse   geht    aber,    mit  besonderer  Deutlichkeit  aus  dem 


1  Angeführt  bei  Unland,  Schriften  Bd.  4.   S.  316. 


-     85    — 

Berichte  Harffs  hervor,  dass  sie  keineswegs  einen  erheben- 
den Eindruck  von  der  heiligen  Stätte  mitnahmen,  sie  viel- 
mehr mit  dem  Gefühle  verliessen,  dass  man  in  Compos- 
tela  selbst  der  Gläubigen  spotte.  Unter  solchen  Umstän- 
den war  es  denn  nicht  zu  verwundern,  wenn  ein  protes- 
tantisches Flugblatt  über  den  Nutzen  der  Wallfahrten  in 
die  Worte  ausbricht  : 

Hernach  folgt  nun  sant  Jakob 
genant  zu  Compastel 
Da  laufen  die  narren  mit  häufen  auf 
der  narren  der  sind  vil.1 

Aber  nicht  nur  die  reformatorische  Bewegung  that  dem 
Wallfahrten  Abbruch,  selbst  denen  die  gut  gläubig  an  der 
alten  Kirche  festhielten,  wurde  der  Besuch  von  Santiago 
mit  der  Zeit  verleidet  durch  die  Unannehmlichkeiten,  die 
ihnen  gelegentlich  dort  bereitet  wurden.  In  der  ersten  Zeit 
der  Reformation  hatte  sich  die  Inquisition  kaum  veran- 
lasst gefühlt,  Häretiker  auch  unter  denen  zu  suchen,  die 
zu  dem  Grabe  des  Apostels  in  Santiago  wallfahrteten.  Allein 
seit  die  neue  Lehre  selbst  in  einzelnen  Städten  des  ortho- 
doxen Spaniens  Anhänger  gewonnen  hatte,  wurde  die  In- 
quisition überaus  misstrauisch  gegen  Alles,  was  auch  nur 
entfernt  unter  dem  Verdachte  stand,  nicht  streng  recht- 
gläubig zu  sein.  So  bildete  sich  in  Spanien  eine  geradezu 
feindselige  Stimmung  aus  gegen  alle  Deutschen  :  weil  in 
unserem  Vaterlande  weite  Kreise  der  neuen  Lehre  an- 
hingen, sah  man  zunächst  in  jedem  Deutschen  so  lange 
einen  Ketzer,  bis  man  sich  hinlänglich  davon  überzeugt 
hatte,  dass  der  spanischen  Rechtgläubigkeit  keine  Gefahr 
drohte.  Unsere  deutschen  Kaufleute,  denen  ihr  Beruf  häu- 
fige Reisen  nach  und  längeren  Aufenthalt  auf  der  Pyre- 
näen-Halbinsel   zur    Nothwendigkeit    machte,    haben    uns 


1  Angeführt  in  Grimm,  "Wörterbuch  Bd.  4,  2.  S.  2202. 


—     86     — 

zahlreiche  Klagen  darüber   hinterlassen,    weichen    Hinder- 
ungen   und  Unbequemlichkeiten    sie    um    ihres    Glaubens 
willen  ausgesetzt  waren.     Dass  es  aber  selbst    denen  nicht 
besser    erging,    die    nur  als  Reisende,  und    selbst  als  San- 
tiago-Pilger   das    Land    besuchten,    davon    weiss   uns  Bar- 
tholomäus Khevenhüller  eine  bemerkenswerthe  Geschichte 
zu    erzählen.    Es    war    ja  wohl  nicht    eigentlich  gläubiger 
Eifer,  was  ihn  und  seine  Begleiter,  den  Caspar  Then  von 
Salzburg,  den  Bernhard    Besserer    von  Ulm  und  den  Prä- 
ceptor    der    beiden    Letzteren,    den    Stephan  Küling    nach 
Santiago  führte  ;  allein  über  den  Verdacht  ketzerischer  Ge- 
sinnungen hätten  die  jungen  Leute  wohl  erhaben  sein  sol- 
len. Zunächst  wurden  ihnen  denn  auch  keine  Hindernisse 
in  den  Weg  gelegt,  als  sie  am  4.   Oktober   i55o.    in  Com- 
postela  Quartier    nahmen,    und    ein    paar  Tage    damit  zu- 
brachten, die  Sehenswürdigkeiten  des  Wallfahrtsortes  und 
seiner    näheren    Umgebung    in  Augenschein    zu    nehmen. 
Bald  aber  sollten    sie    es  gewahr  werden,  wie  aufmerksam 
sie  beobachtet  worden    waren.     Sie  rüsteten    sich  nämlich 
am  f>.  zum    Abschied,    ohne    dass    sie,    wie    das    bei  den 
meisten  Wallfahrern    üblich    war,  bei  den  Geistlichen  der 
Kathedralkirche  ihre  Beichte  abgelegt  hätten  und  der  Sün- 
denvergebung   ausdrücklich    theilhaftig    geworden    wären. 
Das    genügte    vollkommen,  um  sie  verdächtig   zu  machen, 
und  die   Inquisition  an  ihre  Fersen  zu  heften.     Es  gelang 
ihnen  zwar,  indem  sie  einen  halben  Tag  früher  aufbrachen, 
als    verabredet    war,    die    Stadt    unbehelligt  zu  verlassen ; 
allein    bereits    in    ihrem    ersten  Nachtquartier  wurden  sie 
aufgespürt,  verhaftet,  von  weltlichen  und  geistlichen  Obrig- 
keiten    verhört    und    ausgefragt,    und    obwohl    sich  dabei 
nicht  das  Geringste  ergab,  was  dem  Verdachte  ketzerischer 
Gesinnung    zur  Grundlage    hätte    dienen  können,  mussten 
sie  es  sich  doch  gefallen  lassen,  als  Gefangene    nach  San- 
tiago zurückgeführt,  und  dort  erneut  langwierigen  Verhören 
unterworfen    zu    werden.    Erst    nach    6  Wochen,    am    i5. 
November  gelang  es  ihnen  durch  allerlei  Fürsprache    und 


-     87    - 

nach  beträchtlichen  Geldopfern  ihre  Freiheit  wieder  zu  er- 
langen und  der  heiligen  Stadt  endlich  den  Rücken  kehren 
zu  dürfen.' 

Natürlich  konnten  solche  Vorgänge  nur  dazu  dienen, 
die  Deutschen  vom  Besuche  der  spanischen  Wallfahrts- 
stätte abzuschrecken.  Was  die  einen  unterliessen,  weil  es 
mit  ihren  religiösen  Anschauungen  nicht  mehr  im  Ein- 
klang stand,  das  versagten  sich  andere,  um  sich  die  Un- 
annehmlichkeiten zu  ersparen,  denen  sie  ausgesetzt  waren. 
Zudem  machte  sich  auch  innerhalb  der  katholischen  Kirche 
ein  Umschwung  der  Meinungen  geltend,  der  den  Wall- 
fahrten nicht  günstig  war.  So  kommt  es,  dass  gegen  Ende 
des  \6,  und  im  17.  Jahrhundert  die  deutschen  Reisenden, 
welche  die  iberische  Halbinsel  besuchen,  sich  mehr  und 
mehr  den  weiten  Abstecher  nach  dem  galicischen  Heilig- 
thum  schenken,  und  nur  die  spanischen  Städte  besuchen, 
in  denen  sich  mehr  und  mehr  das  politische  und  das  geist- 
ige Leben  Spaniens  koncentrierte.  Selbst  die  spanischen 
Monarchen  bezeugten  dem  Grabe  des  Apostels  nicht  mehr 
die  gleiche  Aufmerksamkeit,  wie  ihre  Vorfahren.  Von  den 
drei  letzten  habsburgischen  Königen  ist  wohl  nicht  einer 
in  Santiago  gewesen,  und  bereits  unter  den  Bourbonen 
sinkt  die  Stadt  zu  der  Rolle  einer  unbedeutenden  Provin- 
zialstadt  herab.  Aus  dieser  hat  sie  sich  nicht  wieder  heraus- 
zuarbeiten vermocht;  wohl  ist  sie  auch  heute  noch  ein 
bekannter  Wallfahrtsplatz,  zu  dem  nicht  nur  Spanier  son- 
dern Gläubige  aller  Zungen  pilgern;  allein  wer  die  Stadt 
betritt,  empfindet  sofort  den  Gegensatz  zwischen  einer 
grossen  Vergangenheit,  deren  Zeugen  ihm,  Bewunderung 
heischend,  auf  Schritt  und  Tritt  entgegentreten,  und  einer 
Gegenwart,  deren  beschränkte  Lebensverhältnisse  sich  da- 
neben besonders  kläglich  ausnehmen.  Was  in  der  Stadt 
einen  neuen  Aufschwung    verkündet,  das  steht    in    keinem 


1  Czerwenka,  Die  Rhevenhüller.  S.  147  ff. 


—     88     — 

Zusammenhange  mehr  mit  dem,  was  ihre  einstige  Grösse 
ausgemacht  hat,  und  die  Schaaren  frommer  Pilger,  die 
Jahrhundertelang  durch  die  mächtigen  Gewölbe  der  alten 
Kathedrale  ein-  und  ausgewandert  sind,  werden  wohl  nie- 
mals wieder  in  ähnlicher  Weise  nach  dem  fernen  Heilig- 
thum  Galiciens  ihren  Weg  finden. 


Die  walfar  t  vnb  &tttö 
5«  Unt  $Qcob. 


JDieivaIfatfvnt>2>tta0 

5ti  fatlt  $&€0h. 


jfc£  Ifiemt&nnu*  fünft  von  Va<$ 
rtOtt^ttce  §ulffwiCmac§ 
Utf\\  Heynes  {htxfiefyn 
Ö4S  f&Cfxnt  Jaco^ö  ftraß  efeimnr  fr« 
©ar  intt*ü$  wtC&rcn  wecje  vnfc  fTc#e 
*P»t>  wie  frncrepit  t^Oc^cr  taco^a^ruöcr  faPpfcd* 
<»tt%mcrm  vii6auc^mitcjfen 
2Ui$wrfK§$4r  junemrffr  ver^efleu 
tfpawfrrßp  $o^eit$ic9ic  fappuntri^e« 
©4  von  wtPic§  #ü£jc§c  ßre  fc$ifcn 
©4  vo:  fic^eFni^ec^afcttöer^f  Qütett 
Vfiö(4fft^fr6müif  ^Itc  vo:#otvnö  vot^eßite 
4/n^  faP#ot vnö  f4nt34coP dienen  mttfog 
"je*  (?ftfmicfi0»r  vnfe  faiirficoßgrenrß 
©o  nympter  von  srot^roffen  fön 
vnd  n<^?9ißem  ftfrn?«  (frmelfcf c  fron 
i*t*#ot  fcnt  j4co  S  (farr^efefon 
2'^  *ttbt  fkikgtn  intern  twigm  Petfen 
^on^cme\\tm  n>4n$u  wir  vpefan 
€3o  frtlracjor  (Vncrfjuiffernmnen 
S4rnflc^^04ncu  4#cr  £i?4Öcn  eyn  (cfrvit 
Ö4dfc^ir^(rcH  fr6lic#fctffcn$4  9yn 

©4%|mif3<ico^mö^ejIm!t4nÖ4^c  finden 
<0<m'en  mir  jjrm  heften  Fmbc 

3\6mfc$$nab  tfn6  4^(4^  $u  verdienen 

©4frümocrjrfc9ut  werden  vo:$er  £e(Ten  ppneu 

unbfaltevft$ü$m  i£vnf\beft\gan 
©4f.ne>efru^6nifH?c£iia5  vSer9icm4g 
©4  fompfru  $4n  v$  tye  ofor  fttafi 
Qnt  vff  %  fwbcft  vaT  (fahler  fferr 
Sar  na  c£  man  c£er  Prüfer  fjw  flerrs  4&  £e*£ 


«3e*  XD*?Pcn$ctmt$t  Peffen 
TPoftcrmcrcf m9tg  $uc$fyn  cPm 
Vn&  woPc  fofijeti  matter  ßrrc 

©o  femcr3äf4nt3acoP?eff4froit'^ 

Vtt&  wo;$>*  §c$nt  voitnanuQet&y  fotgfclbtftyt 

Qitnwtdjem  ßmbet  Prmcftt»  Joffes  feyt 

Vfi5man^em  fogcgntt  #r6g  \>ncre6ic# 

e$w  vm(?  jtft^efhi  $u  9en  JÜSpfifftcßi  er«  fimcf 

6offrc$  vn£ßic£$&  wrmyfcn 

Gaftucrff  eytt  £ccrert  ßer<f  anffrgeif 

23p  ?ei?  cruccn  fafiru  vfffytt  ftmfaffett 

Vn^faftcd^ot  vnt>  ^aticnmffcn  waKch 

•£?nfc  faftfie  bitten  on  vnfcerf4f$ 

©4$fte?tc#wo(Fctt  formen  vff  9erf?r4j$ 

©4ttfaPtu$tc#crot  #41113  ertfefort^em 

60  f mfceffti  ^for*mj\fny  f ey  tt  (Tat  £et#Xucem 

Qte  ftat  &$t  in  cyncm  griffen  fcße 

©amßfTtt  vffer  e^n  fange  Eueren  efe^en 

*Ünfc  4&  tc$t>on  vyfge&vten  Qaßgtfhi 

©$  tff  ptPatttö  t>6  2vott*  vß  ?*rt;>£er  ?4  gyn  £fefui$ 

X>ff  ey  nett  Qezg  tfDontc  ftacte  genant 

©cn  faftu  fyggen  vff  $te  redftett  ^atit 

©4t  vff  fy^tenttejweni  tfroflen  fe#e 

©affy  hyn  mtnfftobetfrQeyatffgefytn 

*Vnb  wutbc  etw^d  gtxowffen  9a  r  ut 

60  fem?4ö^4tiQ&nt)tfi  greffepptt 

tfDttfomterti  #a#eftt  xwfc  (föcfm 

4nt'r  vm&u>ol&  e$  ßnctu*  <Swg*ttu&  al|o  fc#tc£  eit 

©46  er  |ttt  vonüvm  v$*ietty$et§atgencm€n, 

©4ttert£et$ett  2temem  (eyntn  ftom  wen 

©Äft^te  tyffer  vn&9ea  wettere  ffewe#lt£eyt 

35r4cifc?tc69te  2tfmertn  cfroffea  bergen  ßyt 


2Ud  CÄ^tcg  x>nb  tyei(i$efäefoniuZucatt 
®atna<8$aftüMj*myPgen  Jöetn 
bat m$Mwyeineyti{fatiil  ftyButg  genant 
lu  tftge&gen  in  X)$te  font 

Qitfygte$entüdi$x>nb  Qat  tynltQutn$i{{  ffioti 

bat  n<w8  Qaftü.vtt.myfgen  (Ißetbon 

***  ifteyn  Weyne  jörfrodfae  (tat 

V)iltüa$etg$en  gen  Heymenbiftmyn  tat 

jpontfDetbon  \>for,  iiptny  PfomejTü?mt 

Jneynffatiftge$cyflen  Zofan 

Qafygt{ant2Lnna%t  mutet  tfOavicn 

betQeybex  CoSfaltü  nic§tvevfd$yx>igen 

jfnnen  dienen  fahüfyn  gar  ft#nel 

went>.m;PfrttC>efTü  eyn  ftat  %e  %e\ft  föoifel 

&4d  ifteyn  ftet€yn  garPCevn 

Z>atnac§fynbeftü  eynen  vqw  ^etiffteyn 

<jat  nacQmüftu  ge$en  qoQ? 

X>nO  §«fLvj.my?(n  eyn  fferPyn  fcifßtSfef? 

^atnacQ  faftüwo  myPfttr&tg 

3«  ejm  ffer  fyn  ifl  getiahtTUfaß 

batnacfyfyaftiieync&yn  vny?  gen'küp  aneyn  fcffc 

\>«6  aferepit  cßytfftteyti  fr4t$et'f¥1S>A|fe 

©ar  tifi$faltug$enMimyefuTBa$ 

Go  fome/r«  t'n  eyn  ftat genant  Senef*£ 

*Vfft$wtf<§i{i  fye  (Senff  genant 

X>nb  fygt  an  ey  m  xvaffettft  9er  (Benffer  fc£  genant 

^er  rfl  tt»ß$v;«mrf  ßwerg 

*3u  (öenff  #4terf>neitvf&4ncf 

ÖJenffijf $4xtyn  fußetlidjeftat 

^üyemtütfcGenxeivbtfaltügQeinfttnyntat 
9er  tfl  vo: 9er  ffat  jm erfrVn  £uge geftffen 

Qafynbefthgnug^nncScn  xnb\ueffen 

4    tlj 


!&m0cyn  )rmli<fcti  f  fennig  \>nt>9tUfyr  <fPy<£ 
ounCDnt^nrii  <id?cn  i(Tcr  $yr  fiir&ttfyd? 
"peravon  frrfnjicjrjTrc^nuiit 
©4f  ffetffo  Pili)  $cn$tyci  fync  ßnfoü  SUncti  £St 
2luc#fTcf  ?a  vct  (WntjMcofo  cnpcffcti 
*>CH$|?it$ii  jm  fo  *DtVff«ttiid^nc#f  fdfclfcen 
öariMcfffniöjTu  vfor.f.tmPcif<#Poß  tfin&eymwrtlfr 
SUr  nac$  vfat\if.m;»f  fynfccfTu  o>n  fpiml  $a\b 

iVnd(f(Tiic^ffrtti(I^cmtli«ni6  9fjmnt 
itarnaci?  »for»n;,myP£otnrfIu$t<u 
(fjcn  2l^;n  cyn  mit  foi6 
6ArnAc#vfterjf,mvPPrtß(?)yrt^rcf* 

£&n(faft$i€$eift€>fftltiiefryc 

'Öantacff  0*|Tn  $ü$<r  ZepmiuVj.riiyC 
Hii  $&c  turtö  id?  $yr  fr  gen  ivvP 
"TOanflüCFn  ßAfifonipf «Afrp^rt  ffat  Sr/? 
ißjrn  w>u.n^cr&ul<cf?c}<£ii  ge^u^A  (y(fft 
frörimctf  vScrMi.myffygt 5crcmt>€pi  \Ut?yn  fyu 
3fT  vff  u>clfc^5cii4iir  (lOcrcnii 
*D8cxtyn  groß  inyP fyntofTü om  ffr Pvn  fci>5 it 
Y>fi&rtftcEvSer.j.myPrrii  (Ttit9ic  f)<iff  2lt t>oit 
©Äiiiacfjtnian  (^uSfctic  Pcm  vnd  (Ticdcn  vvP 
fcrtrnacßYfarcynßAfFcnipP 

§arna<#v£cranfor(faflfrmyPfVn&/hieytt  ffrxlits  fyuL 

bae  $afl$h  faut  (foarccflPyit 

örtrnÄC^v^r.i^roßmyPnia^fTiitspertcnfro 
^n  fpufcefTti  e^n  (Wt  (?ei)T *ü  f<uit  2inr^onio 
bau  9rt^u^on5crrmyUvoTc  /£tynftocßi<jffJAti3l& 
£)Afrn&cßuÄud?\^pQw#ei)  (fangen 


9ä  f<iefffyd§M<$'Mcmunti€nbet 
Die  mÄii  Die  Patten  nennet 
&;  faku^yn  tfelt  wcjfefcn  mit  pyg 
X>mSÄnfcer#eUtf?  genant  2fi*r6r£ 
2ku£fy»i>eflu94eyH  feurfc#et:  wirr  oJ>cr  jweiTj 
Siefyty xs> o? Cevn  8y  fem  flepßt  jß^gm 
Jirynenf?  .genant  ?n  Ttyncrcfer 
§er$tc#ej$w$l&tncrePent 

^:|l9fir9yrti6t94ffu9i(§woPfurf»^ 

fco»  er  t<1  **P£c£en&tf  ey  t  vn  £>  «15er  Pyfl 

9arn^fßlni«ttj.myffurKrtf4n 

©o£ome|lu  jn  cy«  ffatftc  £ei#2totfilU* 

^flf  weife?  tflegsfcnant  ^manm* 

&<t  fcCPßey  11  ^tjtra  fpttafrfi 

tarjnne^yb'tmrtnorof  vn5wyn 

2luc9fvnt9fc  Pctt  £u£fcf?\>*5  fyii  rt# 

We^u  j.royf  £oni  (lupfen  jfe&ent}  eyn  jfctf/n  fc?fcf 

"ÜforeynSfafl?  fomeftu^en  Xifcron 

XtPcront6t(Tfycvffwclf^cn<int 

tott  ferflu vtfer eyn  waffer  3u  ^ant- 

?4r  vfffoimfyn  geltfpaxcn 

.$£,ynJo**by$tnufzü  gtSen  v$ez$ü  faxen 

Satnatf  Vierern  Qafömy?  Sotutfxü$ü  #tf»t 

3n  cynitat  t'(f2tureolt  genant 

Dar  nacs  faltu9ic§  mc#r$  w  fere  vPcn 

Intpi  ffcyn  fteftn  ffajfufunfjFre^flfmyßn 

Jff^ttÄMt(toenrelot&$&er2l$emarfc#ne£. 

fax  nac$  vfcr  eyn  tnyffyntejtft  eyn  caftet 

3f?tfenanrcaj?ePfccrÄti6ofcerc<tf?cfnouc 

©«vnaeg  fa  Im  afor  eyn  my?$%t 

$an  fonbeftueyn  fc§Coߣfentfnt6ufev4 

2l?er  vStztyn  myfijTcy«  fc^tog  £etf  pefra  fö/4 


*©an  fhlrü  tyn  wemcf  fiirtergQtn 

fyxnacQ x>8et eynmyP £cmcftü$u  $<xnt 

"In  zyn  (Tat  ift$u  fancr*  fptrtme  genant 

Qrt  fynbeftü  cy  n  frrucPen  $ie  ifl  fu^erlictfcn 

J(§ mtyn^asman  m<ßtfynbe)rn  gfyctftn 

y*vna<$v8zr,ij.myPfYnb(ftiievnftat$c\ft'<[r<\\6 

"X?n&4(>«v6Vrc)>nnirP£Fn$i€(?etp  I3afneoho 

baxnadSv&trcynmyCiftcyn  $ie  (^ijl^nuni 

T>n£>  vPcr.tj.mpPcrn^ie^ftflVafe^rurunt 

Qar  nac§\)for.tj.mpPf>afTu  fere  na 

3«  c?n  ffat^Kr  (>et|T  Zuceru; 

üarjnneijTc^n^jrjff^off^ejeffcn 

$Af«ltüfy$fpit*le>mdi)tvergtfftn 

2tuc§ic§^r^eritrltc^eiirat 

fcaflü  £y  ?tc#  nemcfl  w  pn  \>n6  Prot 

2lt!<#f<UmM9«rnac#f$icferi 

TDan^uFomefTcpn  mvP»on$cr  (Td$ 

&ofcitüg§a\  vtftran  Stucfen  i'ftmjmrat 

§4pFf?nfceJ?uepn  €l6\lirf\ctn 

bau  fAltti  vff  $iercc£m»  (fanr  eyn  Pa#  an  <j(>m; 

©ertwerf  t|T(?arrvnö  voPfTcyn 

fcar  ji^(faj?ü.uj\myP$icf>ntnic#t  f  Peyn 

(E>en  npmaßjri  epn  #uff(c&.  f7ar 

§a  fynbtfhi  eyn  tfyürn  $en  ePen tüdictf  gcSiivotf  §Att 

t?nöauc§epn  fl^frer^ar  jnnecjyPr man  pieffenfcc 

^ü$en2liicju(Tmeni  #6:tcrt)e|3  nennen. 

Sßrimc#vPer.vuj.mrPfcn)cfru  fc^yc 

In  e;n^rog  ffatfteiff  C^ompetyr 

4?ß  ^er  |T*r  faltü  g$en  -off  ^ie  reefren  ffant 

Wer,j.myPfyHfre|Iucyn  )fiPr^eii  fcflftfcu  £awt 


9*tna$fmbtftu  aPeteyn9o:ff  x>Sex  eynmyf 
9rey  mjrfywiAcg  faPru$tc#  yf 
60  fyne>e(fueyn$o:ff  ifiaqm&  mortis  genant 
Qafmbcftucw  ßnuPcn  St  eynermufen  %u$Ant 

eat  nacQf  mteffii  vyPcaff  cPan  eynem  feg* 
m  faftttjfteynerofioffcr  *nsre$en 
VnfcPaßftc^mtffere  Vertonten  g 

(foompefvr  tfterti  errofle  (Fat 
Gie<££Wj<myf  t>on  ©0&J3  (Tat 
oh  tfOompefyr  fuetfey  n  p:cffcnö  ijf  m?»  r<rf 
3  n  er  n  cPoffercf  tft  man  flcif<#  \rr  ti  W*  *>*  <* 
CJeem  fantjaeofo  foywPtftSnf  nit 
©ar  jrtne  ffy  jfufar  Fahimen  fast 
QicfaPcnfarjnneejani^wAß:  p 

©crfbitePntciffcr  if^^ew  riirfc^m  nic^t  Rolt 
Sarwtcfl  faftu.  j.myfttt  eyti  ?o*ff  fa«  iftpftyw 
Vnfc  tn  cy  11  anfccr  ?*tff  afor  cy  n 
1Pn69an  eyn  ^cti  <5r$«msm 
VnM«ftß  gen  Zupuimmt 
ÖJenCyffermm  (?af£uPPeynermyPfyre 
\?nft«ttj«m  eyn  (Tat  ftaftSyfcre 
9*ftn&efTtrauc#eyn  fu£erlte#c  ffnscf  <n 
•Ünfcfaft^arnaefeyn  nrf  fnmr  ruefen 
GofmfccjTueyn  fcffPog  3fi?errccfffcn  0ant 
VfibV^ercynmyPevnjfatcapuffTu^nitgenr 

$aa  #at  aneff  cyn  SmcPcn  vnfc  Cy$t*n  eynem  fc 
«4rn4cßmfiffiftiti<fmyPwrf<ö0e?cn 
T?ff9cm  weefe  fynfccjTu:  no$  ^nncPen  ofctf  ej  Jen 
^vtißf  flefleffen  vnb  feef  fafmntt  verwerten 
Vnbpift^icßitiitwriiTn^PjötwoPPcß^e» 
jbr  war  ce  flniujrftr  feynen  (cf^i&m 


9u  fynttft  t»oP$t»$  obct?«f raffem 
6ic  <jc£cn  a(>er$en  armen  Btübcxn  niißt^m 
2ludSfaltu^ic^ntt  Caflcn  Ccybcn 
%uftnbtftvnt>cxxoy&ngv\\fatveScyb<n 

iafinbcft  audjtyn  fctfPoß  (Taifofaccum  <jtnant 
9a6fo|hiߣ£cn$ü^crrcc#rcn  f>.;nt 

?Äma^^4(luaii.myP^n,t>Cfiiiö^icfynt»irt5 
Vufc  £aft$art%eyni?P3enrt0ar|Uia 
oxvo  m;r  Ptß ^en  tDre^t fi iff  cy  n  (TetPyn  fc§oit 
vufc  epn  myPm  eyti  fTat&c  (JeifT  (fiar^on 
9teP^t^a^vffcfmPaqcvi^(>A^inc;mtAÖ^ 
\>n6  ftntefTeynen  ^üren  fpvta^ 
9ariia$(fcfTu  vfot'funff  myPiinf? 
jr»  cpn  fhu$ie  #et  (T  XWa pmra 
¥afaltu#c#en  vfta  tyn  ftrucfcti 
vnbfakeyn  mpPfurmrucfen 
60  £omeffti  #en  2l(FefrancPen 
C«fFcPrtoue^eArno?et(lnac^rti^nem^c54McP(W 
9»'e£*u$  Raffen  fycDie  £no(?ß>rf>*  (Tat 
v$:$«  f  o:rcti  tyn  gutta  fpiraP  (Tat; 
Qar  tiad?  faltu  ntc^f  feie  y&n 
<Defitkfrfa#ajTunoc#,vuj.mpPm 
#£rfT*wo  myPtn  eyn  ftat  (>ei(l  2lmut$ 
vnb  a£er  epn  myf$<n  ^afcfio 
9anutc9^(Tu$xvomF^enrtOontefeare 
\>£cr  ^wo  mv£  t  |T  epn  fpitaP  vo  :9a  po:t*n  fart 
Vc:tjWttf!afci|c  Crt(Taneto£enant 
$anrad?t>8cr*jwnipt^nde(fu*ü  fanr 
tCoß>fön  (f*r  ey  n  efrofle  (Tat  #u£(<(}  wiöfr* 
6tt(f  i^mcd  fofön.^l.ap*ffoflto$o,f{fit 
p9üippuÄ3acoPus  vn6  audJBarMAflaft 


Qar>w<#  vfor  cyn  m;f  fmde(?iü\>ü/.T4Pem 
viifteyn  jjMraP?enmtf#(Fufhc#eti  $cm 
^8eteynmy?finb?ftüvffeym8a$eynffifoß 
ünbet'kn  for#  pmt  TT^otijpd  friede  rtfl  eyn  Gucf  £& 
ä3y9er  fefl?en  £tr$cn  tu  eyisrrsi-  W(C  fcl; 

t>for  c  yn  my£  Ugtm  fula  jfotfcan  te 

Qafow  aiK^ejpncföne  frriicfen  ifl 

vtfcveyn  myPUgteyn^oiff  vf)'$iclijicfcn  (fallt 

Sartttfcftvtfcrcyji  myPfornrfiiig'ci)  Remote  fc^ncö? 
ipfor  ejKitfroffe  rtiyP  cjin  (Tat  $et  ft£&e£ 
34nmc§  i{lij<my?$cn  2tnfl  m?tc  j?ac 
^aSton  xfttyn'aiia}  cpifopaz 
%*  magftütftv  fvcSmben  nadfiyüttt 
fyxnatf  Qaflii  §en'&attan*ii<my(kn 
Qavna$vßcr<)*my£iftcyn%tff^aft'3n{UQi 
Vnbcyn  fpttaP  $y  cynemfaiff  na§ 
<$Avnatf!ltgtcYnft4t\ft<$Dontc$$i$*$aiAnt 
Vßevcyn  myCUgteyn  fc^Pof?  $y  erriet  £trc§en  $u  f>*it 
$4rrt4<$  vber  cyn  myPligteyn  fc$fs£  i(|  wie  eö  m#$ 
Vnt>  Qaföaneyn  my?$ta  Cföarjl  4c£ 
Qafinbiftu  eynen  vpreefren  martt 
vnbtijifpittfyarvffmagfUi  warft 
^Aniac^^fli^ijLmyP  jf«n  rtDamercjet* 
C§e$m?en  fyitaz%mü0\ia  $mjm  (TrS 
©afmöefl  cynen  foffern  infyt  (Tat 
'?4rriÄC#  tfe$  vforeyn  tbAJjertf?Ki7BT& 
">4i|?\)ff  epnem  (?es#eeyn$«ff^}j  ffey» 


Jnten  am  &tt$  fynbefht  eyn  $*tn  ftatt 
Wcrj^wiy  Pf&tlu  f&tbet  gm 
94  fynbefaicfn'ioiffvnbeynfpitA? 
Slrmer  t4cPen  &nfc  wettftg  att$en  TfonQefcf 
©4m4c#  fmt>e|Tu  v&r.t j»m)>P<?3oißug  eyn  ffetßtt 
©am4c^94ffa»ujf,m^Pero'n^ei6jttcfwn  ffcerc 
$4n  fynbeftu  ejm  fpitaPtn  eynem  waU>e 
Undjfinbtftutiamaficynyoifflyn  Salbt 
SaxnadgfaRueyn  Berg  anflögen 
V&raMf,mpßfdftu2UTeJ$  P4f|e»  fyggen 
^ieftattigtaneymßexg  x>nb  fyateyn  fptWP 
X>nb  Qateyn  fdJPogfoa  C4«^f  nickte  4#er  4? 
©4rti4c§  vPereyn  myPfmbefäieyn  fyitafyüQant 
2lforx>ffa:  eyn  myPejm  Jfo:  ditefmm  genaue 
©4  frä$en$wey  fpitaP  voi^ct  ftat 
$a  gu  vfor  cm  6m  £m  ijfl  m?»  rafc  t 
T>nO  &g3ic#mt$ii  jere  verfolgen 

§ii$afEe?efi*$$£,my  PvontCoPofa  gegangen 
Mnatyftnbtfatyn$<>tffx>{>cv,).my£vntynfyüdl 
<x>8tuj*my£finbcftaein  ta$exn*ia,  müfUi^e  wtn  S$4l 
Wer  ej>n  ropPPom  jlü  gen  fcßia  tcrmSoe  iwrcPeff* 
$amüfluv$n$enguÜ>ctt3o8Pcfc£ert 
©4mad?  föftuge^cn  v£ere?n  tfnuf  ett 
^nfc  f4ft%»t  feef ePmit  Cowrmten  fc^müef ett 
>£yn  C©2on4te»muffric(e£en  w&cr$ufavtn 
2liK#ro4gf?ü  w$P?pn  geftfparen 
Vforcyn  mj>Pftn&effuej?n  fjpitfipßy  tyntv  Brücken 
2l8et*$excynmy?  jaltusitfant  Äfiifio  rucken 
©arnod?  v£er*yn  mrPfwtcßüeptt  fpiraPfcrn 
2lf>cr  vßenennntpPfmfecfluatt  j,tAftm 
©4  ffateffu  eyn  fptt4P?eö  f4Pfu  metft  feeP 
*?tt4imyfögtcyn  ftofyn  %  madjftmtn  negeP 


%txnM§{aUucyn  my?  fürtet  gan 

l&<if9nbt{Hitynft>iu£%e6fdw$ct)e(§ngfytt 
VStt^mytißcyn^otfi  vnbeyn  motfiafy 
Qarna^  fr  nbcjlu  aucQfy  tynetm&Ccn  eyn  heg 
faufltftdfan'ittycnb  fttweg 
Qan  jHlril  9e«  mxttclfteu  gm  (f& 

9<m  vl?ci\;«myf  fihbcßücyn  ßruefe  Py  eyn<t£n<$ 
TOtia  cyii  my?  f omef«*  m  {am  jofan*  ff.rt 
9uftwi  9wy  w&crfc$«yfcun<r  £at 

Vffrr  fiiufpnyf  fmocftüty  n  glo/Tcr$u  #ant 

StonmdJ  vte»Mf*tnyCfinöe(!M  audfcytt  fpi'rafT 

©**imc§  fajfcUtf  «großer  my  Wie  fynt  n  ict>*r  114 

&m  fomcftajtt  eyn  jWfrciJfpcpefoma 

"X?n&  wäh%  fomefE  wer  9tc  ßruefett 

?4iim^ffüpieyn  fptmf  mcf m 

Qarjwne^tftmanwynvu&ffrot 

ftuji  *r£&tlte  fmbcfföftttftjtyf»  tft  ^^rjS  ti  6t 

©4t  rm<^ttt45f?ü  g$en  jn  ey  n  ffcif  efem 

fttr  jmte  wonet?cr  £ow#  von  ffefem 

6yn  Poiii^ndR^^myPßMirf  frfft 

T>n6  ((l^i|9myr  w/tfe«  foeyr 

jftt  Sfttft  cjitfc  m&tf  t'i^n^ent  3«?  wicfc  vn  i  w  cfjcn 

Sp9er  ßeutftftrc^en'Sed  faltu  nie$tvcr$effcn 

*3&ilttfyntfm  fjmt  ttf  9er  fpimPwifcrljeft  fr*** 

9u  fy  n5eft  eyn  f£tr*P$ts  fanet  (Danen  ma^N*  l?ii 
9*rn4$f<ittiieyri  (faflßmpPwetfee  furrer^ei* 
9mt  fmfcejf  ü  cyn  fpiraPßp  f«wt  2iif  f?ofi.it6  £*|f 

(> 


^Vnbeynen  $in$et*iemf>mgz<$e7ifltiia 

$>4r  jnne  fynbeftiijj.vpita?%ax  inne  magflii  cfQcn 
Hiutffmbeftiicyti  $U${c$eßYuehn$a  |?*en 
^p8er<j.my?fmbeftu  cyn^ottfjiifyvCincfcn  ßant 

vntf  Cffiritfctjfcrn  (>o:n  mrtgjfrij&rmcfc i)l$irßn$t 
Vtfer^icficrocn  £ome(Tii  tu  Tic  3u&cn  (tat 
2lrcuo  nciiiienfic9ü  w«U£cn%l" 
V£er,iiij<mprß'#t,ÜiAJmA 
$4  V02  fyiictj.ßo:n  gelegen 
*Vnb§*iftMij.fpita?vnbtrwecten 
*0#tx<\j,myifmbeftu  cyn  JTar  (jeifl  (Sfumngefl 
t>aa  iflfyc  er|?c  ffcir  jn  Jp)ifpan\cn 
X.agrona  iftfevff  \vclf<§  genant 
Utvn  anbei  münqxoirt^ir^at Scfant 
©ie  (Lotsnaten  QaSen^a  cyn  enbc 
bütfßaimebifimuftn  ßrnen  Pennen 
2luc(? ffatcyn  frnicP  vc:  $er  ffat 
^Urn4(#cf(?e.t/.mpf£cn  n«5«rctd  ifFmynrat 
fco*  nac^fmfccffri  cyn  £©in  (ty  Carter  £irc$en  jlccnv 
*5Dtlru  fb  nid  cffTü  cyn  £cr#  an  g$ecn 
bat  vff  fmfccfhjcpn  ß><$if?cfteiimrflc§ 

€o  #affü«n  j,myP0*04ii£en  von  n^ateto 
^biß  efen  rtojera  ma^ftii  werben  frö| 
$4£yPt  W44i?  £fpf ii  vmvgotltt  tDiffVn 
3n*9cn  fpttafnt  faftiiafonfynen  wifliii 
X>|§  gnomeu  |n  ßnt  *j$ac&$i  fpJtA& 
bat  iff  (Jonetfifrf  Ä^e)Ui«aCr 
t*  ff  lYelfr^t w  9e»  5m$em  vyPfcftvUf rvi  9«t 


%ü$li$&njj.f§&f  täcv  ?rrf&* 

<5§c«tiipmv£$ii  (an*j9«tiiifitcii6  tffmyttr&t 

JimfgitaFfinütfHixüyTUKpen  viibiitcffen. 

T>ndf4'tfrcrcc^tfc#.tnwi  <*it 

®tbcd*$<l$  £fot  rttf^^incfwonbeifid^ciaM^cft;» 

jc#wctf*fnn?dr?aseßmcf?Mperlc#?ii 

fax  vfi  eyttd  9eni  andrrtn  tirt<#  fl<5c$ 

*On&9cn  (>m§rtr  vff  fye  fyntgcßwiten 

ttü  f(d  tu  yix$  fiixtex  oerrtfeu 

Vnd  <j*k  tpx  iwPvßcrcpttßrurfcti  f($OJ! 

3«*  em  fTat?te  £et|?  <5r«ucoit 

2lu<$fldfu<iterw;c#tf£crepn  rupfte 

3«  cfji  j&rC/n  ^ei'ßct  Xcdiftft 

$*rrma?  (ritdffiü0ff  fpimPfererta 

"Ün6  ^4f?jf«myPitic>ii  frar^etflrfcoPotop; 

9  *r  jn  «jrrför  m4n  mid?  pttBcnb 

^4  jolru  #£ttft  vft  r  cyn  frrncrVn  fo#*n6 

2tuc#eyn  y^licffcr  fti^er  9a  roercf  cn  f*P 

b*6  ?4  if*  Vcr  rtttcr  fpimP 

Q<\x  H<u§QaftüM'j.my?gtn  *Dylfvat\c?cn 

b*i  faß  vflF?er  ftinicjm  ffitaTgtbAmttn 

<$(\x \r\ne $v$t  mannen  ßinbemeyngüte  pteßcnb 

bce>fpxin$cn&cn  &owfi  $u*irtncBiwfS  iitc^t  ßc$cnd 

fcani?  er  manchem  £ruocr$ttrt  wc 

$4rndd?faltu*vnfn  Sacran^C 

X?Jtö  falrnictfr^iiftrc  yOn 

töcn^tir^eß^ajlinioctf.vij.niyfm 

Vff  ?cm  £ci#e  friibc|Tucvti  xeege  fcQcybcn 

yOtü$a\% mit ttw^jTii  <?(fru  v>«e>ci|ii Pcy6cn 


5w9cr  rechten  £antfiii$cfWerti  fpifaP?«  i'jtfcm 
Vff $ic  P*ik&u  #<wt  fjmfccfhi  cni  tafom 
9ftr»iac#  tffaffüvftf  epn  tfrticfen  fyn 
6*  ßomeftu  (>al£>c  g en  23uigc6jn 
©ät  jttite  fyii&cffci«£££tf.fpitAP 
©es  £um#ö  fptraPcjat  vo:  j*te  afö  5«  map 
$41:  f  tme  cjpfanmii  |<ttt$u  untief en  vnfc$uc(fcn 
iftcnmffiigfptw.PjHltumK^nK^tvcrcfcffcii 
©Ar  /ntie  fyn&e  (TU  mic^güte  Sct^  vnö  eyn  p:efeti5 
2lud?mrtcfjTu  9t($jn  9eu  rittet  fyittfxocnb 
Sie  ffcit  (fat  gü^fc^er  r(?urit  \>i0F 
*Üit5  wePc^er  ffruOer  VHfuVfjtQtn  wi(f 
9ir<ut  mausen  fpuePmerfTcr  erfc#o  jfen  $at 
©et\>n*t£aff?5onömflruC>ern  vergeben  §at 
yOaniiigQeil  vSct^ie  Stufen  511  vet  r<c#ret)  ffcnt 
ffa$  6y  $ea  §ünig$  fpi  ta?  ift  fyc  $ü  Qant 
Qänmct?  (fafht  tttc^c  fern  pti  er  11  m£Pen 
$4£pfom4np:e(>cn&aQf«n<ihccf3  uemen  wofän 
Qrtwacflftnöcflu.iuj.fpifrtf  jn  adftfta&mpP 
SJanftit&effcifantCtföncfej?  Pirc#$a  £pn  mö^(TufP 

Via  eyn  9a%my?finbeßucyn  fc§&$  faift  frig 

Vff  t£mtj#tfted$c£ctlJeii9tc  fan^e  (Tat 

$4*  f'n  nMtMuj.  jpttaP  9*t 

'Ofot.ij.mrfett  t(l  (>p  eym$o:(f  epn  tfnicPeit 

2K?et*tJ4tnpPtff  evn  fptraf  9ar  >rt  macjfTü  nieftit 

iPfte&j.myPpn&cffuepn  fptmPlfy  e  rncr  (>riic6e  täfc 

l?Ser.tj.tityPaffer«ytiett&;r  |n  maerffu  3#ett 

V$acynmy?fyn&eftucynftat§tift(5amon 

(Ott  ey  ner  ßruefen  $ie  ift  fafoix 

$4  cfpDtmmi  jn  $wcrcti  flofTent  trrti  vti6  ffrot 

Qucfowey  fptr^C^yttgct^cr  £ruc£cn  1  jf  fyiß  n  tf 


QwnAd$fynbefiityn$<>ff.K>totyt\my? 
i>a$y$tm<w  <m$  Mt  obtt  mdft  $ü  vyP 

•t>»6  fyn&ef*  vte*|'.myftito4iÄÄ  wiCtc$  9tc$  P<* 
©4d  matter  innegvSt  wyn  vnfc  tfrft 
2ifor  t>£ct«?,myPtf!eyn  f:trc§9ert#ctffim*ti6tt6t 
Sw#9*:|f*r  <y»  ft*c#\>ti&  tytx  Gtucfcn  fy$$tn  tt« 
Vnfceyrt  (tat  tßgettattt  ©4£lwi4 
|)4ß  #4t  cyn  8&$  x&afftv  vnb*MJ*ffitA? 
Jftinßtt<$  ®mch  eyn  ygiidjtr  xcyn  vh  Sxttnmlftf 
jfntynmifpit&Fy&rjnnt  faltii^e 
b4tt  faftiu vtj,myP  \ n  tyn  (tat  £etjf  tfOrtttftß* 
©4*  jn  ma0  ügQtn  $at  fty 
$4r  jnnt  frnOe  jfti  gutta  fpttaPttdPiJry 
QaznK$fynbt1Uuij£tuiee  Hrttf  «Vit 
•OPera;  ^myPfy^t  Ztoneyn  jfatxfl  tn$W  «ty« 
^4rfnltcfrn^CJjlafptMp£flHIg 
<S*£  jn  (4ttr  C^ncre^^plMpßrtf<p5^f^l£f, 
2lua?  fyntfytfant  JactBs  ^yc^cn  fr  f 
21u$  Wi*  ftc§*#ic  rtmfr  m?cc/  rcyf 
j£pn  9tc£tt£$t»j<int  (SaPtMtot 
$4tt  £4|W  vß  $u  wn  »ftrt$*2 
Ö6er  wtltä  $tt©to:^eg$S  rucPm 
©o  f4ltii£9cenrt>SctSrey  fftutfcn 
**?no  #£cjt  ?4ti  cjmen  foref  4fi 
Sä  frri&e|Tü  cyn  groß  fttynen  cr«Q  (toft 
fc4ttf4lm$£mx>(f9icPjiicPcii  gant, 
€o  fomeftii  #o»  ©to#cf5  $6  Q*nt 
TOdtii  AGafoffam  m  ynct  Peer 
€5o  faltuSufc  $u9ara^ten  fane  fem 
)4T4*ffifti  fernen  fortfÄnftj^enl 
Jußjffw#flS:vff9i€iiijrfe^<wit:l^£fcic 


jR5n*9f<9  vot  9er  Ttoßtnäiff  ttiyn  rat 
vff  9iger  ffatß  f  omcjTü  ^5e^m  Eonf*:** 
©afaUerrt  fracje»  $u  fmtete  <tÖa»rm 

öa»  f)m&ejT»a&e?»9<>:ff  am«»^»* 
lto&  Qfiflght  fofcf  \>iiö  fyc^er  wanOent 
X)t\b  $y&t<ftm  w;n  v»6  tfr$l 
na^evttif  33o»f*mc 
T«  ^rtfar  i  (I  cyn  gut  fcflPc  ß 

?4rn<u5  (fa|tfcv<m)>P$en  TDittcfranePcit 

fc*9rutt(;9eit  wpn  mit  FCu^eti  efeCwiefen 

9<vn  er  f?ctnet  manchem  *fo  fyn  §etr$ 

t>Aettv$$c§tafoeyn  Pert$ 

^awi<*c#  faltü  vfter  eyn  ßmefen  ^rjett 

i?n6Gfor  vfor  *y  n  »u>  faltu  mi$rec#t  verfielt 

WtltuSe»  2lfäf4ffer»ictft4fi(ty£eH 

©o  &f*  w  \>(f^ic  PjmePen  (fant  £j#$m 

Vnb  $e§  8p  Vet  Bmthn  vff?ie  rtflUn  fallt 

bAfynbefhivfadl.myPtyniQiffiüQtnt 

fyto  n<w§  faiUi*  v*my?  fürtet  g$e 

bm  fynbefiüeyn^tffvffcym  forcf  9er  tftjtit 

V£«uüj*mpf  £om<|  cw  gen  Xucae  jn  9ie  ffttt 

5><i  (flu f&t  £? ey ne r  ffmefcni  fr  cyn  wittfafc 

Sie  jfat  t  (TcflettturPycf?  geSuvtet 

laßvantyn  pgltc$erw*ffc$4wet 

^anfalt^fy<?)^(ta^  vfovcyn  ffrucfe^en  ijTnijmrat 

So  (fafftUy«mpPjii9te  $»ftroc#e»  jfat 

6a  fyn&cfKfeyn  fptraP^er  ifi  nic§t*  wert 

tan  v$tt.\$,myCfynb  ff»  fant  jAtoff  tf£9irf?  ßcffiett 

(IßytnaiMti)n  t>etftat$ü  CompofTeCP 


3a*  er  fte  froit^e«  m<*£  fcQa wen  Alf 
IfPan  er  t>ffc)>m  £er#e  muß  ffcw 
vb)?e)w  aüts^&n  tygteyn  cfrog  £«itff  (fcjti 
Ou  wö(Te  v«d  Riffen  (foäri'a^ie  juncjftaw  ttyn 
(ißit  j  rem  liefen  f^ynfce 

Qafi  xviv  fantjjaco$mitfinb<i$tm&$en Jyn6eft 
fcaß  wirnac#9ißem  ßfenni  Stfen  f^nöenÄje  Ion 
t>nfc  tnt>#en  enpfaen  §ie  ßy  mdfdfc  frört 
Qiegot  fant  3<uo£  ßat  cffgefen 
VnbMt  £etii£e  ?te?4  Onrjnftni  ctui'^cn  ftfen 

Tkmau 

flu  voil  u#a  rtfer  Qcßen  jm  #otf*e  namen  4« 
9te  wecfe  jß  wifiTen  $te  vff  lüer  npfccrffwflen  gm 

60  faltu  wifcer  *ü  23ur#e|3  $u##en 
9a  fvnbeftu  vo;9cr  ffat  eyn  fTeynm  au^ftit» 
t>ait  falm  vff^tc  liefen  §ant  gan 
bamagftu  frage  wo  man  $u  $em  porten  fer0e*u<fctt 
©0  fjmfeeftu  ;tt<££VMtij>U  nic§t  vpP9o:ffero$fce* 
"XDtltu  aKcr  $u  fant  ntcfaßpo:ten  *u#ari 
So  ma  gftufyn  we$$  (kffen  a  n  fr  an 
X>nbmagflg§m  $u9er  rechten  Qant 
Qan  femefm  efen  Qtrafißurg  $11  Qarrt 
2lii($ma$[tu  ft>$e  crnt^uScr  rechte  QantaßftQGt 
Vnb  StycVeft  jntyv  ofer  ftraß  feߣen  pompelcnu* 
©4»  0#eftu  atfe.ljmßet^er  ft&t 
&y<wnfpita?$$evff<$u\yntf*n  fantifbnjwra* 
Ttubfaföa*  wajfer^en  vfffic  retfttn  Qant 
60  fomeftit  vfar<$vpmyPgtn  23yon  ;u  fjant J 
V£tfaii|u*iFf  fynfcefro  eyn  fpftaf  jn  eytie9o:ff  \y$£t 


Gar  ri/u£iti  S/Tu  cpn  #o#  cn  fortan  ffygm 
fyxfyiibcflu  v8crAiij*mr?cyn  f]>ttaCVenf1#n£ 
&4rfrtncntfMii9cn  tfrufcew  cfftdtc^tt  r$u* 
*£r  t ff  $u  rtOourc  (an cm  man«  #enatit 
Vfot^vj^myP^omefTucfen  2>ron  $u  £ant 
fcanmc#£afTü.frv<vv7,*>for  ?te  23ai&cwe/c#  £c?$e 
fct*9m  ahnen  ftrufcern  t$ü$  vy?$ü  fcybe 
X>etf*t$c*$td$  mit  Prot  x>nt>  aucQmit  *$<tn  ^fttticS 
3$  fagc^it  fuxwatxva $at  vff  xvivt  6  rancß 
fccrtfl  von  9en  wallen  #rtHg#ePaf}e?& 
©tc#PcsrraPcn  #ar  v  yC  tfrufccr  vff  f  ife  (Treffen 
Jte^at  t>ff  ftuncprd  ffrrtfert 
ban  j^cauc^xvÄrrunsr  faö^crHiußat  ^a^erPett 
fBufynöejlmc^tvyffptrÄPrtn^cn  feiert  tnbtn 
3»»  $e»  ftfTemvuj,mrPcn  #rPt  man,x>ij0pic$tnbtn 
*Wiltüa$et vfor^ie f&yn  #e;fc*g(?<n9e6 ü$mtraf 
©<t  £$mcfri*  <fm  2lv  jn  e>n  tutlttfafc 
$4«  cf  £$en  alfo  \>r  P  Prufcer  f  ff  ?<r  feflPeti  jTralfctü 
$>46$KpUr(J$eö  #efoüö  werfcm  vcxbtofftn 
2fu<#  ifT  9ie  (Trag  xvyt  vm$ 
(foündjet^az  vffixrct  x>nb  rtiadSt  jm  fe€9a  friittf 
Ic^rat^tr  faftu$&d§tg$cß$cn  !E4rfceweg 


)4  fynbcjT«  4uc#  v  pPfepPfet  £  ct&ß 
immagftuVaeafmüfi  (frrflTm  tfl$iran$t 
&ic  gcStn  in^et  flAtgtm  w  yn  vnt  Pr$t 
©*mdc#rorttK#fy™  #clt  xroPfparen 
&ÄmufWt>pP<j<#en  *Pcr$uf*u*ctt 
*t>ff?rtitu>a(fcr  ^rtffiLvt^mrf  ^grfen  23Pc 
fca  ma#fTu  jn  epi  £  lo  fTernad?  eynex  puScnbtn  <f§tn 

§axn<üß  §aftu  gm  ptngguUx  m^Prtcf 1 

£5*6  rrifin  cfyft^ft  yhvQVePuSßnh* 


Van  ?4#  hmtmgtn  2Uttfi»ir| 
ba  fpnUfiu  tyn  fc#k§  $4*  ifl  |$*ft 
©atrtadjfiltu  tfjit  läutyrUrcy  je 
%tnnd$  gm  Sctfatteßircye 
^artladSj4t1t'l^4t^cryne;n  fcffSn  £  treffen  (fat 
©rtntac#g$nte|Tu£cit  tLßotg  jn^tefot 
Vff  xvclfc§t(l  fie  |en«nt  C9"r^»t 
©ant  (Oarwiid  f  trc#9ic  ijl  f<$on 

Sä  ©c(t  Segmticn  $er  liefa  £en  f4nt  (töattin 
$A$$cn  a$e  mlu§  Früher  stäex  redeten  ßant 
*Onb  VömcnviirtfyVtfttiid}  jnr^eurj^&nt 
tamadftH  ?rc§^rned  Pcpfcec  eTcfetj  (tßt% 

*Vff$ftrafima$flü $$w  gen'XVibttfibtiff otf^cit 
$4  ranflumtt  $en  (Uten  efefo^ 
*>4t*ii4C§  ferne  (Tu  von  tL#©:g£*w  2lrofo$ 
©4  fytft  fae  ftim'cfa  fon  ven  jr4nc£rir§ 
fornrtcSfygtlMfe ern  fl^t  ^te  tf?fuforfic# 
t>4  fejt^uejw  WÄ)fct^£f£tm  t>ff9te  rechten  #4Ht 
$4M4<(J  94fht9tc;(7ert  n4c#em  5«  (fant 
©4it  m  p«Pcii6  tneynd  (frfle^offö  £oflFißmynr4ti 
$<ww$  CVc^c  -Otßettö  fete  ejm  fftifffäfe  (Ta  t 
fc4m4mnymcrnM:'jT4t  9^t(T  Qtampofi  xcat 
?4timc9^t^erymvff^iiemfcriß(c^4rcffcnF(it 
&4rit4c$eomeffu(?4U>e  gen  Vwf 


faffwuyn  ygltcfler  )fi«je{*£t  Wwh  tvifwerM  wyfl 
Tit  6<inffciivn&  wren  ßcybc  #et|lPtc£o&er  wcWt<§ 
TPff  ertrtc#f4cfftc#n>!c?er  ffat^Ucß 
Von  9er  fcu  $*fb£g*uj.myf  gen  2tnnott 
Vffwelfct?  ?et  jtf  <#4mwn|5  t>nt>  f(T  fe«  fdfaii 
&4riwc#  vfcr,£Mtj,m)f  &mcfTü?ctfar  faß 


Öat  n<t<#  (mtü  mi$  rccfr  verffeen 
Unfc  (ktt.ij.mppT>on  p4n?ß$a  fant  6i*n?ftu64eeH 
baznwQ  vBtuv.myPfynotfhityntnfyitailP 
¥>y  tyntm  ffifofi  ff  y  tynan  Steffen  w(T 
VSc&upmyVsytiftu  tyn  pftnmg  x>$cv  *u  faren 
60  fyn^tßu^an  tyn  tÜfttt  fy&faltunuQtfyavcn 
fcaetfl^edotfccne  faneti  Z>frwfcicft  genant 
\)(>er,#*f.m)>P£ome(?ii  <fcn  CPaemonju  (Jatit 
öu  frn6e/f  auetf  cyn^ioiff  v8tx.  uj«m  yP 
wcratytmi  P«jw  cU(frr$*r  gyn  m«#  ?P 
¥}f?txtynmy?f)Aßcn  tyn  $u$  wteutfdjcn  £r«m 
9dc naef? ftefhi ^wtti penß  von  fem 
5Ei'Hf.mj>r  fomcjltt^fD  ^oarrn(j  ju  Qant 
X>ff «dfc§  i|T  f)PC  föifammsenflnt 

fcar  nrtc&vu;.£fen  fant  faflfcnnuö 
?4r  wk#  frim  vij.my?  #en  Bergen  ;n  ^ene^w 
VßctÄijtmyP€<inKftu$en  Sone  wiitu^icffoaw 
Sftrn*c$  ifT«pn  myp£*n  SirnßEont 
VfonMf.mFf  font<|tü^«i  ^SaffVi  (Tönt 
>4r  na<§  fynr,tj,mFP  gen  prülfccP 
9ACii<w^aü^myPam^fin^iecfe(?ö(cgMeP 
Wnrtd^uij*£cn  Stffci^nC).  vtf.gm  Cricffc 
tfo6.iiit.0cit  2lc#9*  (4Uu?fn  funfceffjtfftcn 
X>n6 (alt  <5o*  w6(l0«um?4nc£  v«fc  Pol? faefen 
SrtjfüfogpH  Pomcn  fr  ff  mitgcfuubm  tagtn 
*Vnb  (alt  (Bot  vnb  <Dari*n  Sieben  mit  faß 
Qoma^ffci  fyrgnabtnyeflttßafigcnyß 
bic  vyPrticn  fdjVn*?«  fa^en  pf$  faxen  Qmben 
GOma  woöfc  vna  Sejjwtm  vot  9en  ewigen  (fon^e 
1>i6  w>$tvn&ATmcn  fUnfrew  ^ntöcnverffm 


©<t*  *fc  nitimlätxftt*  txcitfn  tlbt*  fürten 
Gütertafi  mrgotvh  fwt'ZacoßcxvigixcSifdjime 

2bn«f« 

©*6Wi  ßeiftfznt  JacoGe  ftwß 
<Dot  wofä  mic£  "FttimcT  gcffetfon  ßtg 

¥>fffyn  tag  9<r  ffcihgtfi  fmwcn  fönt  2!ti  tteit 
<5*  t  wcfTe  vn*  Pesten  v*i  ?e»  evi^cn  fen&tft 


!Dictt>alfart\>ttt>5tta£ 
511  fant  $acob. 


PLEASE  DO  NOT  REMOVE 
CARDS  OR  SLIPS  FROM  THIS  POCKE 

UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY 


BX  Haebl8r,   Konrad 

2321  Das  Wallfahrtsbuch  des 

S34H3       Herraannus  Kunig  von  Vach 
und  die  Pilgerreisen  der 
Deutschen  nach  Santiago 
de  Gorapostela