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Full text of "Das Weltbild von Darwin und Lamarck; Festrede zur hundert jährigen Geburtstag-Feier von Charles Darwin am 12. Februar 1909, gehalten im Volkshause zu Jena"

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Das  Weltbild  von 
Darwin  und  Lamarck 


j, Freudig  war,  vor  vielen  Jahren, 
Eifrig  so  der  Geist  bestrebt, 
Zu  erforschen,  zu  erfahren. 
Wie  Natur  im  Schaffen  lebt. 
Und  es  ist  das  ewig  Eine, 
Das  sich  vielfach  offenbart; 
Klein  das  Große,  groß  das  Kleine, 
Alles  nach  der  eignen  Art.- 
Immer  wechselnd,  fest  sich  haltend. 
Nah  imd  fern,  und  fern  und  nah; 
So  gestaltend,  umgestaltend  — 
Zum  Erstaunen  bin  ich  da." 


Goethe. 

(Parabase,  aus  i,Gott  und  Welt".) 


Das  Weltbild  von 

Darwin  und  Lamarck 

Festrede  zur  hundertjährigen  Geburtstagfeier  von 

Charles  Darwin 

am  12.  Februar  1909 
gehalten  im  Volkshause  zu  Jena 


von 


Ernst  Haeckel 


Zweite  Auflage 


LEIPZIG 

!röne 
1909 


Alfred  Kröner  Verlag 

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Druck  von  Oscar  Brandstetter  in  leipzig. 


Hocliansehnliche  Festversammlung! 

Das  hohe  Fest  der  Wissenschaft,  das  uns  heute  hier 
zusammengeführt  hat,  wird  gleichzeitig  an  zahl- 
reichen Orten  der  gebildeten  Welt  feierhch  begangen. 
Nicht  allein  an  den  meisten  Universitäten  und  Akade- 
mien des  alten  Europa,  sondern  ebenso  in  Asien  und 
Afrika,  in  Amerika  und  Australien,  sind  heute  viele  ge- 
lehrte Gesellschaften,  Naturforscher  und  Philosophen, 
Lehrer  und  Ärzte,  Freunde  der  Aufklärung  und  Förderer 
der  Wahrheit  versammelt,  um  einmütig  den  hundert- 
jährigen Geburtstag  von  Charles  Darwin  zu  feiern. 

Kein  anderer  großer  Schriftsteller  hat  in  der  zweiten 
Hälfte  des  neunzehnten  Jahrhunderts  so  tief  in  den  inneren 
Entwicklungsgang  des  menschlichen  Geistes  eingegriffen, 
hat  so  viel  zur  Begründung  unserer  modernen  Welt- 
anschauung beigetragen,  wie  es  diesem  gewaltigen  eng- 
lischen Naturphilosophen  zu  tun  beschieden  war.  Als 
1859  sein  epochemachendes  Hauptwerk  „Über  die  Ent- 
stehung der  Arten  im  Tier-  und  Pflanzenreich"  erschien, 
hatte  Darwin  bereits  sein  fünfzigstes  Lebensjahr  über- 
schritten; so  reif  war  diese  Frucht  seines  zwanzigjährigen 
Denkens  und  Forschens,  daß  sie  schon  in  kürzester  Zeit 
ihren  anregenden  und  teilweise  umwälzenden  Einfluß 
auf  alle  Gebiete  menschlicher  Erkenntnis  zu  äußern  be- 
gann.    Und  doch  war  der  weltbewegende  Grundgedanke 


—     6     — 

desselben,  die  Theorie  von  der  beständigen  Umbildung 
aller  Lebensformen,  keineswegs  neu;  schon  50  Jahre 
früher,  im  Geburtsjahr  Darwins  selbst,  hatte  der  geist- 
reiche französische  Naturphilosoph  Jean  Lamarck  ihn 
in  eine  klare  und  feste  Form  gegossen,  in  seiner  bewunde- 
rungswürdigen „Philosophie  zoologique"  (Paris  1809). 
Allein  dieser  kühne  Versuch  war  seiner  Zeit  viel  zu  weit 
vorausgeeilt  und  wurde  in  den  Kreisen  der  strengeren 
Naturforschung  bald  vergessen. 

Erst  im  Laufe  der  letzten  dreißig  Jahre  hat  sich 
Lamarcks  Werk,  und  zwar  in  zunehmendem  Maße,  die 
verdiente  Anerkennung  gewonnen,  die  ihm  seine  Zeit- 
genossen versagten.  Es  hat  sich  sogar  in  neuester  Zeit 
eine  extreme  Schule  des  „Lamarekismus"  gebildet, 
welche  seine  Bedeutung  übertreibt  und  zu  seinen  Gunsten 
den  ,, Darwinismus"  herabsetzen  will.  Selbst  zwei  mo- 
derne Schulen,  die  sich  als  „Neolamarckismus"  und 
,, Neodarwinismus"  gegenüberstehen,  kämpfen  gegen- 
wärtig um  den  Vorrang.  Da  nun  außerdem  auch  noch 
andere  Epigonen  besondere  Richtimgen  der  Entwicklungs- 
lehre vertreten  und  im  Kampfgewühle  derselben  oft  be- 
trächtliche Staubmassen  das  sonnenklare  Licht  der  Wahr- 
heit verdunkeln,  wird  es  zweckmäßig  sein,  wenn  wir 
heute  unseren  Blick  vor  allem  auf  die  Werke  und  die 
Personen  der  beiden  großen  Heerführer  lenken,  die  wir 
gleichzeitig  hier  zu  feiern  das  Recht  und  die  Pflicht 
haben.  Worin  besteht  denn  eigentlich  das  große  Reform- 
werk von  Lamarck  und  Darwin  ?  Und  in  welchen  Rich- 
tungen unterscheiden  sich  die  beiden  Geisteshelden? 

Kurz,  in  zwei  Worte  zusammengefaßt,  ist  das  Haupt- 
verdienst der  Lamarck-Darwinschen  Theorie  die 
endgültige    Lösung    der    großen     ,, Schöpfungsfrage", 


die  wissenschaftliche  Beantwortung  des  uralten  Problems : 
,,Wie  sind  die  unzähligen  Arten  von  Tieren  und  Pflanzen, 
die  unsere  Erde  bevölkern,  in  die  Welt  gekommen  ?  Wie 
sind  die  vielen  zweckmäßigen  Eim-ichtungen  ihrer  Or- 
ganisation entstanden?  Und  woher  ist  der  Mensch 
selbst  gekommen,  das  vollkommenste  aller  organischen 
Wesen?" 

So  lange  es  denkende  Menschen  auf  diesem  Erdball 
gibt  —  oder  richtiger  ausgedrückt:  Seitdem  sich  das 
Nachdenken  des  Menschen  über  sein  Wesen  und  sein 
Verhältnis  zur  Natur  langsam  entwickelt  hat,  ist  die 
Beantwortung  jener  großen  Schöpfungsfrage  in  der  ver- 
schiedensten Weise  versucht  worden ;  gewöhnlich  durch 
die  anthropistische  Hypothese  eines  persönlichen  Schöpfers. 
Dieser  ,, allweise,  allgütige  und  allmächtige  Gott"  sollte 
für  die  Erschaffung  einer  jeden  einzelnen  Art  einen 
,, Schöpfungsplan"  entworfen  und  ihn  mit  zweckentspre- 
chenden Mitteln  technisch  ausgeführt  haben.  Bald  wurde 
dabei  der  menschenähnlich  denkende  und  arbeitende 
Schöpfer  mit  einem  phantasiereichen  Dichter  verglichen, 
der  die  wunderbaren  Erzeugnisse  seiner  Einbildungskraft 
aus  reinem  Geiste  erschuf;  bald  mit  einem  kunstreichen 
Welten -Baumeister,  der  mit  vollendeter  Technik  seine 
komphzierten  Maschinen  zusammensetzte  und  ihnen  seinen 
lebendigen  Odem  einhauchte.  Noch  1859  konnte  der  be- 
rühmte Louis  Agassiz  sagen:  ,,Jede  einzelne  Tier- und 
Pflanzen- Art  ist  ein  verkörperter  Schöpfungsgedanke  Got- 
tes." Bekanntlich  ist  die  besondere  Form  dieses  Schöp- 
fungs-Mythus, welche  sich  im  ersten  Buche  Moses  findet, 
durch  die  Ausbreitung  der  Bibel  zur  Weltherrschaft  ge- 
langt und  wird  noch  heute  in  den  meisten  Schulen  früh- 
zeitig den  Kindern  als   zweifellose  Wahrheit  eingeprägt. 


—     8     — 

Durch  Linne  fand  sie  (1735)  auch  Eingang  in  dessen 
grundlegendes  Natursystem. 

Seine  bedeutungsvolle  Definition  des  Art -Begriffes 
lautete:  „Es  gibt  so  viel  verschiedene  Spezies,  als  ur- 
sprüngUch  verschiedene  Formen  vom  unendhchen  Wesen 
erschaffen  worden  sind". 

Diesen  und  anderen  mythologischen  Schöpfungssagen 
gegenüber  hatten  schon  sechs  Jahrhunderte  vor  Christus 
mehrere  Häupter  der  bewunderungswürdigen  jonischen 
Naturphilosophie  den  Versuch  gemacht,  die  Entstehung 
der  Erde  und  ihrer  Organismen  auf  natürlichem  Wege 
zu  erklären,  durch  die  Annahme  einer  selbständigen 
Entwicklung  der  Materie;  so  vor  allem  Anaximenes, 
später  Heraklit  und  Empedokles.  Allein  diese  ersten 
Keime  einer  naturgemäßen  Entwicklungstheorie  und  einer 
darauf  begründeten  monistischen  Naturphilosophie  wur- 
den bald  unterdrückt  durch  die  Ausbreitung  der  dualis- 
tischen ,, Geistesphilosophie",  die  im  vierten  Jahrhundert 
vor  Christus  von  Plato  und  seiner  transzendenten  Ideen- 
lehre ausging.  Sie  gewann  durch  ihre  Verknüpfung  mit 
dem  christlichen  Dogmengebäude  bald  die  weiteste  Gel- 
tung und  erhielt  sich  bis  zum  Beginne  des  neunzehnten 
Jahrhunderts. 

Diesen  herrschenden  Anschauungen  trat  zuerst  vor 
hundert  Jahren  Jean  Lamarck  bestimmt  entgegen.  Er 
behauptete,  daß  alle  Organismen,  die  unseren  Erdball 
gegenwärtig  beleben,  von  älteren,  davon  verschiede- 
nen Arten  früherer  Erdperioden  abstammten  und  daß 
sie  aus  diesen  durch  allmähliche  Umbildung  entstanden 
seien.  Das  war  der  bedeutungsvolle  Grundgedanke  der 
neuen  Abstammungslehre  (Deszendenz -Theorie)  oder 
Umbildungslehre  (Transformismus).     Als  die  wichtig- 


_     9     — 

sten  Faktoren  dieses  beständigen  langsamen  Umbildungs- 
prozesses erkannte  Lamarck  die  Anpassung  und  die 
Vererbung.  Die  allgemeine  Veränderlichkeit  oder  Varia- 
bilität aller  organischen  Formen,  der  Gebrauch  oder 
Nichtgebrauch  der  Organe,  gestattet  durch  Anpassung 
an  neue  Lebensbedingungen  ihre  weitgehende  Umbildung 
(Transformation);  anderseits  ist  die  konservative  Ver- 
erbung bestrebt,  die  von  Eltern  und  Voreltern  über- 
tragenen Eigenschaften  bis  zu  einem  gewissen  Grade  be- 
ständig zu  erhalten.  Bei  der  beständigen  Wechselwirkung, 
welche  zwischen  den  beiden  physiologischen  Tätigkeiten 
der  Vererbung  und  Anpassung  stattfindet,  ist  von  höch- 
ster Bedeutung  die  progressive  oder  transformative  Ver- 
erbung, die  vielumstrittene  ,, Vererbung  erworbener  Eigen- 
schaften". 

Da  Lamarck  von  dem  einheitlichen  Zusammenhang 
aller  Naturerscheinungen  fest  überzeugt  war,  da  er  eine 
ununterbrochene  Kette  zusammenhängender  Entwicklung 
von  den  niedrigsten  bis  zu  den  höchsten  Lebensformen 
annahm,  konnte  er  vernünftigerweise  auch  den  Menschen 
davon  nicht  ausschließen.  Mit  klarem  Scharfblick  hatte 
er  bereits  1794  die  natürliche  Einheit  des  Wirbeltier- 
Stammes  erkannt,  der  die  vier  höheren  Klassen  des  da- 
mals herrschenden  Linneschen  Systems  umfaßt,  die 
Fische,  Amphibien,  Vögel  und  Säugetiere.  Ihnen  stellte 
er  die  beiden  niederen  Klassen,  Insekten  und  Würmer, 
als  Wirbellose  gegenüber.  Alle  Merkmale  des  Körper- 
baues, durch  welche  sich  die  Säugetiere  von  den  übrigen 
Wirbeltieren  unterscheiden,  besitzt  auch  der  Mensch. 
In  der  Klasse  der  Säugetiere  selbst  aber  stehen  ohne 
Zweifel  die  Affen  und  Halbaffen  dem  Menschen  am 
nächsten;  deshalb  hatte  sie  schon  Linne  1735  mit  ihm  in 


—     10     — 

der  Ordnung  der  Menschenartigen  (Anthropomorpha) 
oder  Her  rentiere  (Primates)  vereinigt.  Folgerichtig  zog 
Lamarck  daraus  den  Schluß,  daß  auch  ihr  Ursprung 
gemeinsam  sein  müsse,  und  daß  das  Menschengeschlecht 
im  Laufe  sehr  langer  Zeiträume  durch  allmähliche  Um- 
bildung aus  einer  vielgestaltigen  Stufenleiter  von  Säuge- 
tieren hervorgegangen  sei.  Als  die  ältesten  Wurzeln 
aber  dieses  vielverzweigten  Stammbaumes  betrachtete 
er  niederste  Tiere  einfachster  Art,  durch  Urzeugung  aus 
anorganischer  Materie  entstanden. 

Diese  Ansichten  von  Lamarck,  die  wir  heute  als 
Grundpfeiler  unserer  modernen  Entwicklungslehre  be- 
trachten, und  welche  die  alte  Schöpfungslehre  beseitigten, 
erregten  zwar  bei  ihrem  Erscheinen  vor  hundert  Jahren 
vielfaches  Aufsehen;  sie  eilten  aber  ihrer  Zeit  so  weit 
voraus  und  wurden  von  den  herrschenden  Autoritäten 
(voran  dem  großen  Cuvier)  so  energisch  bekämpft,  daß 
sie  bald  nahezu  vergessen  wurden.  Als  dann  fünfzig 
Jahre  später  Charles  Darwin  sie  von  neuem  aufnahm, 
und,  mit  ganz  anderen  Hilfsmitteln  arbeitend,  von  an- 
deren Gesichtspunkten  ausgehend,  sie  in  kurzer  Zeit  zu 
weitester  Geltung  brachte,  erschien  die  ganze  Abstam- 
mungslehre als  eine  völlig  neue  Theorie,  die  vielfach 
kurzweg  als  Darwinismus  (im  weiteren  Sinne !)  bezeichnet 
wurde.  Im  Verlaufe  weniger  Jahre  machte  sich  ihr  ge- 
waltiger Einfluß  im  Gesamtgebiete  der  Wissenschaft 
geltend. 

Der  auffälHge  Gegensatz  zwischen  dem  Mißerfolge 
Lamarcks  und  dem  reichen  Erfolge  Darwins  erklärt 
sich  zunächst  durch  die  glänzenden  Fortschritte  der 
Naturwissenschaft,  welche  in  das  fruchtbare,  zwischen 
beiden   liegende    halbe   Jahrhundert   fallen.      In   diesem 


—    11    — 

merkwürdigen  Zeitraum  entstand  eine  ganze  Reihe  von 
biologischen  DiszipHnen,  welche  die  Aufgaben  und  Ziele  der 
Lebenswissenschaft  unendlich  erweiterten.  Schon  in  die 
ersten  Dezennien  des  neunzehnten  Jahrhunderts  fällt  die 
Begründung  der  vergleichenden  Anatomie  und  Paläonto- 
logie durch  Cuvier.  1828  veröffentlichte  Carl  Ernst  von 
Baer  seine  klassische  Entwicklungsgeschichte  der  Tiere, 
gegründet  auf  „Beobachtung  und  Reflexion".  1838  schufen 
Schieiden  und  Schwann  die  Zellentheorie  und  öffneten 
dadurch  die  Einsicht  in  den  inneren  feineren  Bau  des 
Tier-  und  Pflanzenkörpers.  1833  erschien  das  klassische 
Lehrbuch  der  Physiologie,  durch  welches  der  große  Jo- 
hannes Müller  die  Lebenserscheinungen  auf  physika- 
lische und  chemische  Gesetze  zurückfülirte.  Gleichzeitig 
wurde  durch  zahlreiche  überraschende  Entdeckungen 
unsere  Kenntnis  vom  Körperbau  und  Leben,  von  der 
Entwicklung  und  Verwandlung  besonders  der  niederen 
Tiere  und  Pflanzen  außerordentlich  gefördert.  So  häufte 
sich  in  der  ersten  Hälfte  des  neunzehnten  Jahrhunderts 
ein  ungeheures  empirisches  Material  von  Kenntnissen 
an,  von  denen  Darwin  1859  zur  Stütze  seiner  Theorien 
den  ergiebigsten  Gebrauch  machen  konnte,  während  sie 
seinem  Vorgänger  Lamarck  noch  gefehlt  hatten. 

Das  großartige  Gebäude  der  Entwicklungslehre, 
dessen  Umrisse  der  geniale  Griff  von  Lamarck  1809 
mit  einemmale  in  die  Welt  gesetzt  hatte,  glich  dem 
eisernen  Gerüste  eines  gewaltigen  Palastes,  von  dessen 
höchsten  Zinnen  das  erstaunte  Auge  des  denkenden 
Naturforschers  eine  entzückende  Übersicht  über  das  ein- 
heitliche Weltbild  genoß.  Aber  die  zahlreichen  Säle 
dieses  monistischen  Museums  und  die  langen  Korridore, 
die  sie  in  vielen  Stockwerken  verbanden,  waren  großen- 


—     12     — 

teils  leer.  Der  skeptische  Beobachter  sah  sich  vergebens 
nach  den  empirischen  Beweisgründen  um,  welche  die 
kühnen  Hypothesen  des  weitblickenden  Baumeisters 
durch  handgreifliche  Tatsachen  stützen  sollten.  Durch 
die  hohen  offenen  Fenster  stürmten  von  allen  Seiten  die 
Zweifel  und  Bedenken  herein,  welche  einerseits  die  Kritik 
der  Vernunft,  andererseits  die  Selbstgewißheit  des  tra- 
ditionellen rehgiösen  Glaubens  den  neuen  Lehren  des 
Transformismus  gegenüber  stellten. 

Ganz  anders  gestaltete  sich  der  wundervolle  massive 
Bau  der  Entwicklungslehre,  welcher  jenem  schimmernden 
Phantasiepalast  von  Lamarck  gegenüber  fünfzig  Jahre 
später  von  Charles  Darwin  errichtet  wurde.  Darwin 
füllte  die  weiten  Räume  seines  Museums  mit  Tausenden 
von  anschaulichen  Objekten,  welche  der  Bienenfleiß  der 
neuen,  inzwischen  entstandenen  biologischen  Wissenschaf  ts- 
zweige  gesammelt  hatte.  Tausende  von  Beobachtungen 
und  Versuchen  aus  allen  Zweigen  der  modernen  Biologie 
lieferten  nun  die  handgreiflichen,  jeden  klar  denkenden 
Forscher  überzeugenden  Beweise  für  das  stolze  und  fest- 
gegründete Hypothesengebäude  der  Deszendenztheorie. 
Außerdem  aber  füllte  Darwin  mit  erfahrener  Meister- 
hand die  weite  Lücke  aus,  welche  Lamarck  darin  noch 
offen  gelassen  hatte.  Durch  die  Aufstellung  seiner  Se- 
lektionstheorie —  der  ihm  eigenen  „Zuchtwahllehre" 
—  löste  er  das  große  Rätsel  von  der  mechanischen  Ent- 
stehung der  zweckmäßigen  Organisation;  er  erledigte 
zuerst  befriedigend  die  dunkle,  bisher  noch  von  niemand 
beantwortete  Frage:  ,,Wie  können  die  verwickelten, 
offenbar  für  einen  bestimmten  Lebenszweck  zusammen- 
wirkenden Einrichtungen  im  Körperbau  der  Tiere  und 
Pflanzen    von  selbst  entstanden  sein,  ohne  daß  eine  be- 


—     13     — 

wußte  Schöpferkraft  oder  ein  zielbewußtes  metaphysisches 
Prinzip  dabei  mitwirkte?"  Die  klare  und  überzeugende 
Antwort  auf  diese  schwierigste  Frage  der  Natui-philo- 
sophie  ist  eben  die  Selektionstheorie,  der  Darwinismus 
im  engsten  und  eigentlichsten  Sinne. 

Wenn  wir  als  das  höchste  und  letzte  Ziel  aller 
unserer  wissenschaftlichen  Arbeiten  die  Gewinnung  eines 
klaren  und  einheitlichen  Weltbildes  betrachten,  und 
wenn  wir  in  dieser  Hinsicht  die  allgemeinsten  Ergebnisse 
der  riesigen  Lebensarbeit  unserer  beiden  bahnbrechenden 
Meister  vergleichen,  so  kann  es  keinem  Zweifel  unter- 
liegen, daß  dieses  Ziel  für  beide  Begründer  dasselbe  war. 
Das  höchste  Streben  von  Lamarck  ebenso  wie  von 
Darwin  war  darauf  gerichtet,  die  natürUchen  Ursachen 
für  die  wundervollen  Erscheinungen  der  organischen 
Natur  zu  erkennen,  die  uns  überall  umgeben  —  ,,Rerum 
cognoscere  causas."  Die  Allmacht  des  unbeugsamen 
Naturgesetzes  sollte  erwiesen  werden  gegenüber  den 
althergebrachten  mystischen  Vorstellungen  von  der 
technischen  Arbeit  eines  persönlichen  Schöpfers.  Die- 
selbe Gesetzmäßigkeit  in  der  historischen  Entwicklung 
der  Erscheinungsketten,  welche  für  die  anorganische 
Natur,  in  der  Astronomie  und  Geologie,  längst  nach- 
gewiesen war,  sollte  nun  auch  für  die  gesamte  organische 
Natur  geltend  gemacht  werden,  für  die  stufenweise  Ent- 
wicklung der  gesamten  Pflanzenwelt  und  Tierwelt,  und 
für  den  Menschen  an  deren  Spitze.  Indem  so  die  natür- 
liche Einheit  des  Weltbildes  nachgewiesen  wurde, 
führte  die  Naturphilosophie  von  Darwin  und  Lamarck 
zum  reinen  Monismus. 

Die  Wege,  auf  denen  Lamarck  und  Darwin,  un- 
abhängig  voneinander,   zur  Konstruktion  ihres  einheit- 


—     14     — 

liehen  Weltbildes  gelangten,  waren  völlig  verschieden, 
zum  Teil  sogar  entgegengesetzt.  Schon  vor  20  Jahren 
hat  Arnold  Lang  in  einem  Vortrage,  den  er  hier  in  Jena 
„Zur  Charakteristik  der  Forschungswege  von  Lamarck 
und  Darwin"  hielt,  gezeigt,  wie  sich  dieser  Gegensatz 
erklären  läßt:  einerseits  aus  den  verschiedenen  Geistes- 
anlagen und  inneren  Charakterzügen  der  beiden  großen 
Naturphilosophen,  anderseits  aus  ihr'.-m  ganz  verschie- 
denen Lebenslaufe  und  äußeren  Arbeitsbedingungen. 
Trotzdem  war  beiden  gemeinsam  der  Charakter  des 
Autodidakten;  beide  erwarben  sich  ihre  ausgedehnte 
und  tiefgründige  Naturerkenntnis  nicht  durch  regelmäßige 
akademische  Studien,  nicht  durch  Vergraben  in  eine 
umfangreiche  Literatur,  sondern  durch  unmittelbare  An- 
schauung der  Naturerscheinungen  selbst  und  durch  un- 
befangenes Nachdenken  über  ihre  Ursachen.  Beide  For- 
scher blieben  so  bewahrt  vor  manchen  Irrtümern  und 
Vorurteilen,  welche  der  Autoritätsglaube  im  gewöhn- 
lichen regulären  Gange  des  akademischen  Studiums  mit 
sich  zu  führen  pflegt ;  sie  wurden  dadurch  befähigt,  ihre 
eigenen  neuen  Wege  selbständig  einzuschlagen  und  ganz 
neue  Pforten  der  Erkenntnis  zu  öffnen. 

Jean  Lamarck  wurde  am  1.  August  1744  zu  Bazentin 
in  der  Picardie  geboren,  als  das  elfte  Kind  des  Barons 
Pierre  de  Monet,  Ritter  von  Lamarck.  Der  Vater,  der 
nur  ein  sehr  bescheidenes  Vermögen  besaß,  bestimmte 
ihn  für  den  Dienst  der  Kirche  und  brachte  ihn  bei  den 
Jesuiten  von  Amiens  unter.  Die  dortige  klerikale  Er- 
ziehung war  ihm  aber  so  zuwider,  daß  er  gleich  nach 
dem  Tode  des  Vaters,  1760,  aus  dem  Kloster  austrat 
und  nach  dem  Beispiele  seiner  älteren  Brüder  sich  zur 
französischen  Armee  nach  Westfalen  begab.  Hier  zeichnete 


—     15     — 

sich  der  17jährige  JüngUng  in  einem  Gefecht  bei  Lipp- 
stadt so  aus,  daß  er  sofort  zum  Offizier  befördert  wurde. 
Nach  dem  bald  erfolgten  Friedensschluß  wurde  er  in 
Garnison  nach  Toulon  und  Monaco  geschickt.  Hier  er- 
regte die  herrhche  Pflanzenwelt  der  Riviera  sein  leb- 
haftes Interesse,  und  er  stürzte  sich  eifrig  in  die  systema- 
tische Botanik.  Als  er  dann,  infolge  von  Erkrankung 
pensioniert,  nach  Paris  übersiedelte,  setzte  er  diese 
Studien  im  dortigen  Pflanzengarten  fort  und  wurde  mit 
Buff on  bekannt.  In  kurzer  Zeit  vollendete  er  hier  sein 
erstes  großes  Werk,  die  dreibändige  Flore  FrauQaise,  ,,die 
Mutter  aller  späteren  Floren,  die  zum  leichten  Bestimmen 
der  Pflanzen  imd  zur  Übersicht  des  Systems  dienen". 
Nachdem  dieses  Werk  unter  Buffons  Protektion  1778 
(im Todesjahre  vonLinne)  erschienen  war,  wurde  Lamarck 
in  die  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  aufgenommen. 
Der  intime  viel  jährige  Verkehr  mit  dem  geistreichen 
Buffon  —  einem  der  ersten  Naturforscher,  die  an  der 
Beständigkeit  der  Arten  zu  zweifeln  wagten  —  wird 
vielleicht  den  ersten  Keim  der  Abstammungslehre  in 
Lamarck  gelegt  haben.  Sie  befestigte  sich  in  ihm  durch 
die  ausgedehnten  systematischen  botanischen  Studien  der 
folgenden  20  Jahre.  In  einem  umfangreichen  Werke  von 
12  Bänden,  einem  Teile  der  großen  Encyclopedie  metho- 
dique,  gab  Lamarck  die  Charaktere  von  2000  Pflanzen- 
gattungen und  illustrierte  sie  durch  900  Kupferstiche; 
von  dem  Ertrage  dieser  mühsamen  Arbeiten  fristete  er 
sein  nicht  vom  Glück  begünstigtes  Leben. 

So  war  Lamarck  als  berühmter  Botaniker  50  Jahre 
alt  geworden,  ohne  doch  in  Paris  eine  feste  Stellung  er- 
langen zu  können.  Da  öffnete  sich  ihm  die  Gelegenheit, 
an   dem    neu  gegründeten  Museum  für   Naturgeschichte 


—     16     — 

eine  Professur  für  Zoologie,  und  zwar  für  Naturgeschichte 
der  niederen  Tiere,  zu  erhalten.  Auch  in  dieses  neue, 
ihm  bisher  wenig  bekannte  Gebiet,  arbeitete  er  sich  mit 
solchem  Eifer  und  Talent  ein,  daß  er  nach  einjähriger 
Vorbereitung  schon  1794  seine  zoologischen  Vorlesungen 
beginnen  konnte.  Sein  erster  glücklicher  Griff  dabei  war 
die  Unterscheidung  der  Wirbeltiere  von  den  Wirbellosen, 
sowie  die  Einteilung  der  letzteren  in  eine  größere  An- 
zahl von  verschiedenen  Klassen.  Die  ausgedehnten 
systematischen  Forschungen  über  dieses  große  Gebiet 
fanden  ihren  Abschluß  in  den  sieben  Bänden  der  be- 
rühmten ,, Naturgeschichte  der  wirbellosen  Tiere"  (1816 
bis  1822). 

Viele  Tausende  von  Tier-  und  Pflanzenarten  hatte 
Lamarck  durch  eigene  kritische  Untersuchung  genau 
kennen  gelernt  und  bei  den  Bemühungen,  sie  in  die 
Fächer  des  Systems,  in  die  Gattungen,  Familien,  Ord- 
nungen, KJassen  einzuordnen,  sich  überzeugt,  daß  ein 
inneres  Band  wirklicher  Verwandtschaft  sie  alle  verbindet. 
Das  natürliche  System  gewann  so  bei  ihm  zuerst  die 
Bedeutung  eines  hypothetischen  Stammbaums  der  Orga- 
nismen. Da  er  nicht  nur  die  lebenden  Arten  mitein- 
ander vergUch,  sondern  auch  die  ausgestorbenen  Formen, 
die  in  früheren  Perioden  der  Erdgeschichte  gelebt  hatten, 
zu  ihnen  in  Beziehung  brachte,  gelangte  er  zu  der  Über- 
zeugung, daß  die  letzteren  die  wirklichen  Vorfahren  der 
ersteren  seien.  Dadurch  geriet  er  in  scharfe  Opposition 
zu  Cuvier,  der  das  herrschende  Dogma  von  der  Spezies- 
Konstanz  hartnäckig  verteidigte  und  überdies  durch  seine 
sonderbare  Lehre  von  den  Katastrophen  der  Erde  und 
der  wiederholten  Neuschöpfung  ihrer  Bewohner  der  De- 
szendenztheorie jeden  Boden  entzog.  Seiner  hohen  Autori- 


—     17     — 

tat  gegenüber  vermochten  die  weitgehenden  Hypothesen 
von  Lamarck  keine  Geltung  zu  gewinnen.  Er  beschloß 
sein  arbeitsreiches  Leben  1829  in  dem  hohen  Alter  von 
85  Jahren  in  dürftigen  Verhältnissen,  noch  dazu  in  den 
letzten  10  Jahren  erblindet. 

Völlig   verschieden    gestaltete    sich    der   Lebenslauf 
und  Bildungsgang  von  Charles  Darwin.   Am  12.  Februar 
1809   zu  Shrewsbury   als    Sohn   eines   angesehenen   und 
wohlhabenden  Arztes  Robert  Darwin  geboren,   wurde 
er  von  diesem  schon  im  17.  Lebensjahr,  zusammen  mit 
einem  älteren   Bruder,    nach  Edinburgh   geschickt,    um 
Medizin  zu  studieren.    Allein  der  dortige  Unterricht  war 
so  jämmerlich  und  die  Abneigung  des  angehenden  Medi- 
ziners gegen  Anatomie  und  Krankensäle   so  groß,    daß 
er  diesen  Beruf  schon  nach  zwei  Jahren  aufgab.    Er  be- 
zog dann  die  Universität  Cambridge,    um  Theologie   zu 
studieren  und  sich  auf  den  angenehmeren  Beruf  des  Land- 
pfarrers vorzubereiten.     Aber  auch   dafür  vermochte  er 
keine  tiefere  Neigung  zu  gewinnen.     Er   benutzte  seine 
Zeit  mehr  zur  Pflege  seiner  allgemeinen  körperlichen  und 
geistigen  Ausbildung,    besonders   aber   zu    Exkursionen, 
auf  denen  er  sich  mit  Reiten  und  Jagen,  Sammeln  von 
Käfern   und    anderen  Naturobjekten    beschäftigte.     Das 
theologische    Studium    nahm     ihn    nur    wenig    in    An- 
spruch;   er    bestand   zwar    nach   drei  Jahren    das    erste 
Examen  und  wurde  Baccalaureus  Theologiae;   aber  ein- 
gehender Vertiefung  in  theologische  und  philosophische 
Probleme  war  er  abhold. 

Um  so  wichtiger  wurde  für  Darwin  in  Cambridge 
der  nahe  persönliche  Umgang  mit  mehreren  ausgezeich- 
neten Lehrern,  vor  allem  mit  dem  liebenswürdigen  Bota- 
niker Henslow.    Durch  ihn  gewann  er  auf  gemeinsamen 

2 


—     18     — 

botanischen  Exkursionen  das  tiefere  Verständnis  für  das 
Pflanzenleben  sowie  für  die  systematische  Unterscheidung 
der  Arten.  Henslow,  der  selbst  zugleich  streng  gläu- 
biger Theologe  war,  erkannte  richtig,  daß  in  dem  jungen 
Darwin  mehr  Talent  zu  einem  tüchtigen  Naturforscher 
als  zu  einem  gewöhnhchen  Landpfarrer  stecke.  Er  ver- 
anlaßte  ihn  auch,  sich  am  Schlüsse  seiner  dreijährigen 
Studienzeit  noch  mit  Geologie  zu  beschäftigen  und  an 
einer  geologischen  Exkursion  in  das  westliche  Eng- 
land, unter  Führung  von  Professor  Sedgwick,  teilzu- 
nehmen. Hierbei  gewann  Darwin  Geschmack  und  Ein- 
sicht für  das  Fach,  in  dem  er  bald  darauf  so  fruchtbare 
eigene  Tätigkeit  entfalten  sollte.  Aber  zu  einem  ent- 
scheidenden Entschlüsse  über  seine  Zukunft  konnte  er 
nicht  kommen. 

So  stand  der  22  jährige  Darwin  am  Schlüsse  seiner 
akademischen  Studien,  ohne  ein  bestimmtes  Lebensziel 
erreicht  zu  haben.  Da  traf  ihn  ganz  unerwartet  die 
Einladung  zu  einer  mehrjährigen  Reise  um  die  Welt, 
welche  mit  einem  Schlage  ihn  in  die  richtige  Bahn  lenken 
und  sein  ganzes  epochemachendes  Lebenswerk  bestimmen 
sollte.  Die  englische  Regierung  hatte  eine  Expedition 
ausgerüstet  für  die  Aufgabe,  die  noch  ungenügend  be- 
kannten südhchsten  Küsten  von  Südamerika,  sowie  ver- 
schiedene Punkte  der  Südsee  genau  zu  erforschen  und 
kartographisch  aufzunehmen.  Der  ausgezeichnete  Führer 
des  Forschungsschiffes,  das  den  Namen  ,,Beagle"  (Spür- 
hund) trug,  Kapitän  Fitzroy,  wünschte  einen  jungen 
Naturforscher  mit  an  Bord  zu  nehmen,  der  diese  vor- 
zügliche Gelegenheit  zum  Sammeln  von  Naturalien  be- 
nutzen sollte,  und  auf  Empfehlung  von  Professor  Hens- 
low wählte  er  dazu  Darwin. 


—     19     — 

Die  Weltreise  des  „Beagle"  dauerte  nahezu  fünf 
Jahre  (vom  Dezember  1831  bis  Oktober  1837);  die  erste 
und  größere  Hälfte  davon  entfiel  auf  die  Ostküste  und 
später  die  Westküste  von  Südamerika.  Darwin  konnte 
in  diesem  merkwürdigen  Erdteile  viele  und  weite  Land- 
reisen selbständig  ausführen,  während  die  Schiffsoffiziere 
mit  Küstenaufnahmen  beschäftigt  waren.  Besonders 
wichtig  wurde  nachher  der  Besuch  der  Galapagos-Inseln 
und  der  zahlreichen  Korallen -Inseln  der  Südsee.  Die 
seltsamen  Formen  der  letzteren,  die  ringförmigen  Atolle 
und  wallartigen  Küstenriffe,  über  deren  Entstehung  sich 
viele  Naturforscher  vergebens  den  Kopf  zerbrochen  hatten, 
erklärte  der  junge  Darwin  durch  eine  geniale  Theorie, 
die  ihn  zuerst  als  selbständigen  Naturforscher  berühmt 
machte.  Auf  der  weiteren  Reise  wurden  auch  Neusee- 
land und  Australien  berührt,  später  das  Kap  der  Guten 
Hoffnung  und  Sankt  Helena,  zuletzt  wieder  die  Küste 
Brasiliens  bei  Bahia. 

Darwin  selbst  hat  diese  fünfjährige  Weltreise  mit 
Recht  als  das  glücklichste  Ereignis  seines  Lebens  ge- 
priesen. Aber  die  Umstände,  unter  denen  er  sie  aus- 
führte, waren  auch  höchst  eigentümlich.  Seine  natur- 
wissenschaftliche Vorbildung  war,  trotz  seines  frühzeitig 
entwickelten  Enthusiasmus  für  Naturbetrachtung  und 
Naturaliensammeln ,  höchst  mangelhaft  und  unsystema- 
tisch, in  keinem  einzigen  Zweige  streng  durchgeführt. 
Seine  Kenntnis  der  Literatur  und  der  technischen  Arbeits- 
Methoden  war  sehr  beschränkt.  Aber  diese  empfind- 
lichen Mängel  wurden  bald  aufgewogen  durch  den  eisernen 
Fleiß,  den  er  an  Bord  des  Schiffes  zu  ihrer  Ausfüllung 
entwickelte,  durch  eine  seltene  Beobachtungsgabe  und 
Originalität  der  persönlichen  Auffassung,  und  durch  die 

2* 


—     20     — 

rege  Vielseitigkeit  und  Tiefe  seiner  geistigen  Interessen. 
Das  ausführliche  Tagebuch,  das  er  mit  größter  Gewissen- 
haftigkeit führte,  lieferte  später  die  Grundlage  für  sein 
hochinteressantes  Werk :  ,, Reise  eines  Naturforschers  um 
die  Welt",  welches  dem  klassischen  Reisewerk  seines  Vor- 
bildes, Alexander  von  Humboldt,  an  die  Seite  ge- 
setzt wurde. 

Nach  der  glücklichen  Rückkehr  von  der  gefahr- 
vollen, vielen  Wechselfällen  unterworfenen  Weltreise  ver- 
lebte Darwin  zunächst  sechs  Jahre  teUs  in  London, 
teils  in  Cambridge,  um  deren  wissenschaftliche  Ergeb- 
nisse im  Verein  mit  einer  Anzahl  ausgezeichneter  Fach- 
genossen zu  verarbeiten.  AUein  die  außerordentlichen 
Strapazen  der  fünfjährigen  Reise,  und  besonders  der  un- 
aufhörliche Kampf  mit  der  widerwärtigen  Seekrankheit, 
hatten  seine  Gesundheit  so  zerrüttet,  daß  er  gezwungen 
wurde,  sich  von  dem  unruhigen  und  aufreibenden  Leben 
in  London  ganz  zurückzuziehen.  Nachdem  er  sich  1839 
verheiratet  hatte,  kaufte  er  sich  im  Herbst  1842  ein 
Landgut  in  dem  kleinen  Dorfe  Down,  in  der  Nähe  von 
Bromley  in  der  Grafschaft  Kent  (mit  der  Eisenbahn 
kaum  eine  Stunde  von  London  entfernt).  Auf  diesem 
lieblichen  Landsitze,  dessen  Gärten  und  Wiesen,  Felder 
und  Wälder  seinem  feinen  Natursinne  eine  stetige  Quelle 
reinsten  Genusses  und  vernunftgemäßer  Offenbarung 
bildeten,  verbrachte  Darwin  in  stiller  Zurückgezogen- 
heit, begünstigt  von  einem  glücklichen  und  behaglichen 
Familienleben,  die  letzten  vierzig  Jahre  seines  Daseins. 
Hier  konnte  er,  abgeschieden  von  dem  rastlosen  Treiben 
und  den  vielen  Zerstreuungen  der  Weltstadt,  seine  ganzen 
Kräfte  ungestört  auf  die  Lösung  des  großen  Rätsels 
verwenden,    auf    das    er  schon  im  Beginn  der  Weltreise 


—     21     — 

durch  seine  originellen  Beobachtungen  in  Südamerika 
hingelenkt  worden  war,  auf  die  Frage  von  der  natür- 
lichen „Entstehung  der  Arten"  —  oder  kurz:  die 
Schöpfungsfrage. 

Dieses  Hauptproblem  der  Entwickelungslehre  hatte 
Lamarck  ,  gestützt  auf  die  ausgedehntesten  systemati- 
schen Forschungen  und  morphologischen  Vergleichungen, 
wesentlich  auf  deduktivem  Wege  zu  lösen  versucht, 
durch  Synthese  und  Reflexion.  Er  erkannte  im  natür- 
lichen System  der  unzähligen  Tier-  und  Pflanzenarten 
ihren  hypothetischen  Stammbaum  und  suchte  die  Ab- 
stammungs-Verhältnisse der  größeren  Gruppen  von  den 
einfachsten  Infusorien  bis  zum  Menschen  hinauf  zu  er- 
kennen. Indem  er  als  weitschauender  Naturphilosoph 
seine  Entwickelungstheorie  auf  das  Naturganze  ausdehnte, 
aber  seine  umfassenden  Hypothesen  durch  die  ungenü- 
genden empirischen  Beweismittel  des  damaligen  Be- 
obachtungskreises nicht  genügend  zu  stützen  vermochte, 
verlor  er  sich  in  luftigen  Spekulationen,  die  keine  An- 
erkennung fanden. 

Ganz  anders  verfuhr  fünfzig  Jahre  später  Darwin. 
Er  ging  aus  von  der  unmittelbaren  Erfahrung,  daß  alle 
Tier-  und  Pflanzenarten  variieren  und  daß  eine  scharfe 
Grenze  zwischen  Art  und  Spielart,  zwischen  Spezies  und 
Varietät  nicht  zu  finden  ist.  Gestützt  auf  seine  geo- 
logischen und  chorologischen  Beobachtungen  in  Süd- 
amerika, gelangte  er  zu  der  Überzeugung,  daß  die  eigen- 
tümlichen, heute  dort  lebenden  Säugetiere  aus  den  ähn- 
lichen, aber  spezifisch  verschiedenen  Formen,  die  daselbst 
in  früheren  Zeiten  lebten,  durch  Umbildung  entstanden 
sein  müßten.  Die  Fragen  dieser  Transformation  suchte 
er   nun   durch    induktive  Forschung   zu   beantworten, 


—     22     — 

durch  exakte  Analyse  und  physiologisches  Experiment. 
Zu  diesem  Behuf e  studierte  er  jahrelang  auf  das  sorg- 
fältigste die  Umbildung  der  Arten,  welche  der  Mensch 
durch  künstliche  Züchtung  seit  Jahrtausenden  an  den 
Haustieren  und  Kulturpflanzen  hervorgebracht  hat.  Als 
erfahrener  Gärtner  und  Landwirt  und  speziell  als  um- 
sichtiger Taubenzüchter  lernte  Darwin  die  speziellen  Be- 
dingungen und  Erfolge  des  künstlichen  Züchtungspro- 
zesses genauer  kennen  als  irgendein  früherer  Naturforscher. 
Er  war  sogar  der  erste  Physiologe,  der  sich  in  die  ver- 
wickelten theoretischen  Verhältnisse  desselben,  die  aus 
der  Praxis  längst  bekannt  waren,  kritisch  vertiefte.  Als 
die  wichtigste  umbildende  Kraft  erkannte  er  die  Zucht- 
wahl oder  Selektion,  die  Benutzung  auserlesener  In- 
dividuen zur  Nachzucht.  Als  er  dann  durch  einen 
glücklichen  Zufall  (1838)  das  berühmte  Werk  des  National- 
ökonomen Malthus  über:  ,,Die  Bedingungen  und  die 
Folgen  der  Volks  Vermehrung"  in  die  Hand  bekommen 
hatte,  entdeckte  er  den  gewaltigen  ,, Kampf  ums  Dasein" 
—  das  große  züchtende  Prinzip,  welches  in  der  freien 
Natur  beständig  die  allmähliche  Umbildung  der  Formen 
ebenso  unbewußt  leitet,  wie  sie  im  Zustande  der  Do- 
mestikation bewußt  durch  den  zwecktätigen  Willen  des 
Menschen  geleitet  wird. 

Obgleich  nun  Darwin  schon  1838  die  Grundzüge 
seiner  Selektionstheorie  festgestellt  hatte,  konnte  er  sich 
doch  mehr  als  zwanzig  Jahre  lang  nicht  entschließen, 
sie  zu  veröffentlichen.  Zwar  hatte  er  tausende  und  aber- 
tausende  von  Beobachtungen  und  Mitteilungen  gesammelt, 
die  zu  ihrer  Stütze  dienen  sollten ;  er  wollte  aber  immer 
noch  mehr  empirische  Beweise  beisammen  haben,  um 
seine  Theorie  auf  möglichst   breiter  Erfahrungsbasis  un- 


—     23     — 

erschütterlich  zu  begründen.  So  wäre  er  vielleicht  über- 
haupt nicht  zu  ihrer  Publikation  gelangt,  wenn  nicht 
1858  ein  unerwarteter  Zwischenfall  ihn  direkt  dazu  ge- 
zwungen hätte.  Ein  ausgezeichneter  systematischer 
Zoologe,  Alfred  Wallace,  der  jahrelang  in  den  Ur- 
wäldern von  Südamerika  und  in  den  Wüdnissen  des 
malayischen  Archipels  umhergestreift  war ,  sandte  an 
Darwin  selbst  ein  Manuskript  ein,  in  dem  ähnliche  Ge- 
danken enthalten  waren,  scharfsinnige  Betrachtungen 
,,über  die  Neigung  der  Varietäten,  in  unbestimmter 
Weise  von  dem  ursprünglichen  Typus  abzuweichen". 
Darwin  teilte  dieses  Manuskript  zweien  seiner  besten 
und  berühmtesten  Freunde  mit,  dem  Geologen  Charles 
Lyell  und  dem  Botaniker  Josef  Hooker,  Beide 
kannten  Darwins  Arbeiten  seit  langer  Zeit  und  be- 
standen nun  darauf,  daß  in  den  Proceedings  of  the 
Linnean  Society  gleichzeitig  (am  1.  Juli  1858)  ein  Aus- 
zug aus  Darwins  Arbeiten  und  das  eingesandte  Manu- 
skript von  Wallace  veröffentlicht  wurden. 

Dem  dringenden  Rate  dieser  beiden  Freunde  folgend, 
entschloß  sich  nun  Darwin  endlich,  eine  kurzgefaßte 
Darstellung  seiner  Theorie  baldigst  folgen  zu  lassen. 
Schon  im  Jahre  1844  hatte  er  einen  Abriß  derselben  (im 
Umfang  von  230  Seiten)  niedergeschrieben.  Aber  die 
Sammlung  von  Beobachtungen  und  Mitteilungen  wuchs 
bald  dergestalt  an,  daß  ein  großes  Werk  von  vielen 
Bänden  daraus  zu  werden  drohte.  Als  ein  Auszug  dieses 
großartig  entworfenen  Hauptwerkes,  das  niemals  voll- 
ständig geworden  ist,  erschien  nun  im  November  1859 
das  epochemachende  Buch:  ,,Über  die  Entstehung  der 
Arten  im  Tierreich  und  Pflanzenreich  durch  natürliche 
Züchtung,    oder    die   Erhaltung    der    vervollkommneten 


—     24     — 

Rassen  im  Kampfe  ums  Dasein".  Es  wurde  in  wenig 
mehr  als  Jahresfrist  niedergeschrieben.  Die  deutsche 
Übersetzung  von  Bronn  erschien  1860.  Unter  den  zahl- 
reichen Schriften,  welche  Darwin  in  den  folgenden  zwanzig 
Jahren  noch  veröffentHchte  und  welche  in  einer  deutschen 
Gesamtausgabe  von  13  Bänden  erschienen,  sind  die 
wichtigsten:  1868  das  zweibändige,  äußerst  inhaltreiche 
Werk  über  ,,Das  Variieren  der  Tiere  und  Pflanzen  im 
Zustande  der  Domestikation"  und  1871:  ,,Die  Abstam- 
mung des  Menschen  und  die  geschlechtliche  Zuchtwahl". 
Ein  physiognomischer  Anhang  des  letzteren  erschien 
1872  unter  dem  Titel:  „Der  Ausdruck  der  Gemüts- 
bewegungen beim  Menschen  und  bei  den  Tieren". 

Weniger  allgemein  bekannt  als  diese  Hauptwerke 
Darwins  sind  seine  geistvollen  und  originellen  botanischen 
Arbeiten:  über  die  Befruchtung  der  Orchideen  (1862), 
über  die  verschiedenen  Formen  der  Blüten  (1877),  über 
kletternde  Pflanzen  (1864),  über  insektenfressende  Pflanzen 
(1875),  über  die  Wirkungen  der  Kreuz-  und  Selbst- 
befruchtung (1876)  u.  a.  Aber  auch  auf  ganz  anderen 
Gebieten  der  Biologie  hatte  Darwin  schon  viel  früher 
eine  Fülle  von  wichtigen  neuen  Beobachtungen  mit- 
geteilt und  sie  durch  originelle  Gedankenverbindungen 
zu  erklären  versucht.  Dahin  gehört  vor  allem  das  be- 
wunderungswürdige Werk  über  die  Entstehung  der 
Korallenriffe,  das  zuerst  seinen  hohen  Ruf  als  Natur- 
forscher begründete  (1842);  ferner  die  grundlegende 
Monographie  der  Cirripedien  —  einer  Ordnung  von  fest- 
sitzenden Krebstieren,  die  früher  sehr  irrtümlich  beurteilt 
und  selbst  von  Cuvier  noch  für  Weichtiere  gehalten 
worden  waren.  Nichts  beweist  aber  mehr  die  Vielseitig- 
keit   dieses   umfassenden  Genius    als  die  Tatsache,    daß 


—     25     — 

er  auch  auf  den  entfernter  liegenden  Gebieten  der  Greo- 
logie  und  Geographie  vielfach  anregend  und  bahnbrechend 
arbeitete.  Ja  gerade  diese  weitblickenden  Forschungen, 
die  er  schon  im  Anfang  seiner  Weltreise  begann,  mit 
ungenügenden  Vorkenntnissen  ausgestattet,  aber  um  so 
mehr  vorurteilsfrei  und  originell,  lieferten  den  großartigen 
Hintergrund  für  sein  einheitliches  Weltbild. 

Südamerika  fesselt  hier  in  erster  Linie  unsere  Auf- 
merksamkeit, jenes  wundervolle  Land,  welches  auch  für 
Darwins  großen  Vorgänger  und  leuchtendes  Vorbild, 
Alexander  von  Humboldt,  nicht  nur  der  Ausgangs- 
punkt seiner  besonderen  Forschungen,  sondern  auch  seiner 
allgemeinen  Naturanschauung  geworden  ist.  Betrachten 
wir  diesen  merkwürdigen  Erdteü  in  gewohnter  Weise,  so 
wie  ihn  jedes  Kind  im  geographischen  Schulunterricht 
kennen  lernt,  so  erscheint  er  nur  als  die  südliche  Hälfte 
von  Amerika,  von  einem  der  sogenannten  fünf  Erdteile. 
Wii'  brauchen  aber  nur  in  der  Geschichte  der  Erde  ein 
wenig  zurückzugehen  und  uns  von  der  Gegenwart  in  die 
vorhergehende  sogenannte  „Tertiärzeit"  zu  versetzen, 
um  eine  ganz  andere  Ansicht  zu  gewinnen. 

Die  Tertiärzeit  oder  das  zänozoische  Zeitalter  der 
Erde  ist  der  jüngste,  nächstliegende  und  kürzeste  von 
den  vier  oder  fünf  Hauptabschnitten,  in  welche  die 
moderne  Geologie  die  organische  Erdgeschichte  einteilt. 
Viele  Millionen  Jahre  —  jedenfalls  mehr  als  hundert  — 
sind  verflossen,  seitdem  das  organische  Leben  auf  unserem 
Planeten  begann  und  sich  durch  unzählige  Verwandlungen 
hindurch  bis  zur  gegenwärtigen  Gestaltung  entwickelte. 
Eine  bestimmte  Berechnung  der  einzelnen  großen  Ab- 
schnitte derselben,  entsprechend  der  Dicke  der  Schichten 
der  Erdrinde,  die  während  derselben  aus  dem  Meere  ab- 


—     26     — 

gelagert  wurden,  ist  nicht  möglich.  Wenn  wir  aber 
auch  nur  nach  der  bescheidensten  Schätzung  in  runder 
Zahl  hundert  Jahrmillionen  für  ihre  ganze  Dauer  an- 
nehmen, so  fällt  die  größere  Hälfte  (etwa  52)  auf  den 
ungeheuren  Zeitraum,  in  dem  die  ältesten,  archozoischen 
Schichten  abgelagert  wurden  (vom  Laurentium  und  Algon- 
kium  bis  zum  Cambrium) ;  aus  diesem  ganzen  Schichten- 
komplex sind  noch  keine  Reste  von  versteinerten  Wirbel- 
tieren bekannt.  Dann  folgte  das  paläozoische  oder  pri- 
märe Zeitalter  (etwa  auf  32  Millionen  Jahre  geschätzt) ;  da 
treten  zuerst  im  Silur  versteinerte  Fische  auf,  die  Stamm- 
formen aller  folgenden  Wirbeltiere.  Es  folgen  im  Devon 
die  Lurchfische,  im  Carbon  die  ältesten  landbewohnen- 
den Wirbeltiere,  salamanderähnliche  Amphibien  (Stego- 
cephalen),  im  Perm  die  ältesten  Amniontiere.  Dagegen 
fehlen  noch  alle  Spuren  der  höchst  entwickelten  Klasse, 
der  Säugetiere.  Diese  erscheinen  erst  im  Beginn  der 
Sekundärzeit  oder  des  mesozoischen  Zeitalters,  während- 
dessen die  Schichten  der  Trias,  Jura  und  Kreide  ab- 
gelagert wurden  (zusammen  auf  etwa  elf  Millionen  Jahre 
geschätzt).  Indessen  sind  alle  diese  älteren  Mammalien- 
Reste  noch  sehr  spärhch  und  gehören  nur  kleinen,  unan- 
sehnlichen Formen  der  niedersten  Ordnungen  an,  den 
Monotremen  und  Marsupiaüen.  Die  vielgestaltige  Ent- 
faltung der  Säugetierklasse  fand  erst  in  dem  nachfolgen- 
den zänozoischen  oder  tertiären  Zeitalter  statt,  das  viel 
kürzer  war,  vielleicht  nur  drei  bis  vier  Millionen  Jahre, 
nach  neueren  Schätzungen  allerdings  das  Doppelte  oder 
noch  mehr. 

Die  großen  Fortschritte  der  modernen  Geologie  haben 
uns  in  den  Stand  gesetzt,  uns  ein  allgemeines  Bild  von 
der  Oberfläche  unserer  Erde  im  Beginn  der  Tertiärzeit, 


—     27     — 

also  vor  mindestens  3  Millionen  von  Jahren,  zu  ent- 
werfen. Die  eozäne  Erdkarte  ist  von  unserer  moder- 
nen so  verschieden,  daß  es  schwer  hält,  sich  hinein- 
zudenken. Die  Verteilung  von  Wasser  und  Land,  die 
Ausdehnung  der  Ozeane  und  Kontinente,  war  völlig 
anders  als  jetzt.  Die  ungeheuren  Gebirgsketten,  welche 
gegenwärtig  die  Physiognomie  unserer  fünf  Erdteile  in 
erster  Linie  bestimmen,  die  Alpenkette  in  Europa,  der 
Atlas  in  Afrika,  der  Himalaja  in  Asien,  die  Kordilleren 
in  Amerika,  existierten  noch  nicht ;  sie  alle  sind  infolge 
langsamer  Erhebung  von  Falten  der  erstarrten  Erdrinde, 
unabhängig  von  vulkanischen  Katastrophen,  erst  während 
der  Tertiärzeit  entstanden.  Ein  riesiger  zusammenhängen- 
der Kontinentalgürtel  bedeckte  wie  eine  Kappe  die  ark- 
tische Zone;  die  nördlichsten  Teile  von  Europa,  Asien 
und  Nordamerika  standen  Hunderttausende  von  Jahren 
in  ununterbrochenem  Zusammenhang,  so  daß  vielfache 
Wanderungen  der  landbewohnenden  Tiere  und  Pflanzen 
von  Osten  nach  Westen  und  umgekehrt  stattfinden 
konnten.  Hingegen  war  Südamerika  ein  selbständiger 
Kontinent,  durch  ein  breites  und  tiefes  Mittelmeer  von 
Nordamerika  getrennt;  erst  viel  später,  in  der  jüngsten 
Tertiärzeit,  trat  er  mit  ihm  durch  die  Hebung  von 
Zentralamerika  in  Verbindung. 

Bereits  in  der  vorhergehenden  Kreideperiode  war 
Australien  von  dem  übrigen  Festlande  abgeschnitten 
worden  und  auch  später  isoliert  geblieben.  So  erklärt 
sich  der  uraltertümliche  Charakter  der  landbewohnenden 
Fauna  und  Flora,  den  dieser  Erdteil  bei  seiner  Ent- 
deckung bot.  Abgesehen  vom  Menschen  und  seinem 
steten  Begleiter,  dem  Hunde,  sowie  einigen  kleineren, 
durch  Fhegen  oder  Schwimmen  zu  Wanderungen  besonders 


—     28     — 

befähigten  Säugetieren  —  sämtlich  erst  später  ein- 
gewandert —  fehlten  in  AustraUen  damals  alle  Plazen- 
taltiere,  alle  jene  höheren  und  vielgestaltigen  Säugetiere, 
die  erst  in  der  Tertiärzeit  die  Weltherrschaft  gewannen; 
Raubtiere  und  Huftiere,  Nagetiere  und  Herrentiere.  Die 
emgeborene  Mammalien-Bevölkerung  von  Australien  be- 
stand nur  aus  Vertretern  der  niedrigsten  Ordnungen : 
Monotremen  und  Marsupialien;  das  sind  jene  älteren 
Ordnungen,  zu  denen  auch  die  ausgestorbenen  Säugetiere 
gehörten,  deren  versteinerte  Reste  sich  im  Jura  von 
Europa,  Asien  und  Amerika  finden.  Ihre  ältesten,  klein- 
sten und  niedrigsten  Stammformen  liegen  in  den  oberen 
Schichten  der  Trias-Formation,  im  Keuper  begraben. 

Während  mehrerer  Millionen  Jahre  gab  so  in  der 
älteren  und  mittleren  Tertiärzeit  die  räumliche  Isolie- 
rung des  großen,  damals  wahrscheinlich  viel  weiter  aus- 
gedehnten, südamerikanischen  Kontinentes,  die  Gelegen- 
heit zur  Entwicklung  selbständiger  Formengruppen,  die 
der  übrigen  Welt  fehlten.  Noch  heute  ist  Südamerika 
ausgezeichnet  durch  den  Besitz  mehrerer  höchst  eigen- 
tümHcher  Familien  von  altertümlichen  Säugetieren,  be- 
sonders Westaffen,  Nagetieren  und  Zahnarmen  (Gürtel- 
tieren, Ameisenfressern  und  Faultieren).  Dieselben  Grup- 
pen sind  aber  auch  versteinert  in  den  düuvialen  und  den 
darunter  liegenden  Tertiärschichten  desselben  Erdteils  zu 
finden,  vertreten  durch  ähnliche,  aber  verschiedene,  zum 
Teil  riesengroße  Formen.  Auf  Darwin  machte  es  den 
tiefsten  Eindruck,  als  er  selbst  dort  Ausgrabungen  mit 
reichem  Erfolge  anstellte  und  ausgestorbene  Gürteltiere 
(Glyptodon)  und  Faultiere  (Megatherium)  von  der  Größe 
eines  Rhinozeros  und  Elephanten  entdeckte.  Unwill- 
kürlich drängte  sich  ihm  der  Gedanke  eines  direkten  Zu- 


—     29     — 

sammenhanges  zwischen  diesen  fossilen  Riesen  und  den 
ähnlich  gestalteten  Zwergen  der  Gegenwart  auf  —  beide 
ausschließlich  auf  diesen  Erdteil  beschränkt.  Dieser  Zu- 
sammenhang konnte  nur  ein  genetischer  sein ;  die  heute 
noch  lebenden  Gürteltiere  und  Faultiere  mußten  die  ver- 
kümmerten Nachkommen  derselben,  charakteristisch  ge- 
stalteten Familien  sein,  die  in  früheren  Zeiten  dieselben 
Gegenden  in  jenen  erstaunlichen  Koloßformen  bewohnt 
hatten. 

Diese  genetischen  Gedankenverbindungen,  die  ersten 
Keime  von  Darwins  eigener  Deszendenztheorie,  erhielten 
weitere    Begründung    durch    die    vielseitigen    chorologi- 
schen    und   geologischen  Beobachtungen,    die  der  eifrige 
junge  Naturforscher  auf  seinen  Wanderungen  durch  Süd- 
amerika   während    eines    Zeitraumes    von    S-^/g    Jahren 
machte  (vom  April  1832  bis  zum  Oktober  1835).   Durch 
unmittelbare    eigene  Beobachtung   lernte  Darwin,    längs 
der    Ostküste    Südamerikas     hinabwandernd,     die    ver- 
schiedensten   Zonen   und    Klimate,    die    größten    Gegen- 
sätze der  Landschaft  und  Bevölkerung  kennen,  von  den 
üppigen  Urwäldern  Brasiliens    zu  den  ungeheuren  Gras- 
steppen Argentiniens,  von  diesen  Pampas  weiter  hinab  zu 
den  Einöden  von  Patagonien  und  den  undurchdringlichen 
Wäldern    des   Feuerlandes ;    den    wüsten   Falklandinseln 
und  der  berüchtigten  Magellanstraße.   Dann  wieder  längs 
der  Westküste  bis  zum  Äquator  aufsteigend  besuchte  er 
das    südliche,    zentrale  und  nördliche  Chile,    den  wilden 
Archipel  der  Chonosinseln  und  Chiloe,  überstieg  die  ge- 
waltige Kette    der  Kordilleren    und  erforschte    die  öden 
Bergwerke    von  Peru.     Obgleich  nun  diese  Gegenden  in 
bezug  auf  Klima  und  Lebensbedingungen  die  auffallend- 
sten Unterschiede  zeigen,    bleibt  dennoch  der  Charakter 


—     30     — 

ihrer  Fauna  und  Flora  in  vielen  Beziehungen  derselbe; 
verschiedene,  aber  naheverwandte  Arten  derselben  Fa- 
milien ersetzen  einander  in  den  verschiedenen  Breiten; 
auch  diese  Erscheinung  erklärt  sich  nur  mit  Hilfe  der 
Deszendenztheorie  und  Migrationstheorie. 

Von  ganz  besonderer  Bedeutung  für  diese  wurde  aber 
der  Schlußakt  der  langen  Südamerika-Reise,  der  Besuch 
der  einsamen  Galäpagos-Inseln  (im  September  und 
Oktober  1835).  Dieser  merkwürdige  Archipel,  aus  fünf 
größeren  und  zehn  mittleren  und  vielen  kleineren  Inseln 
bestehend,  liegt  unter  dem  Äquator,  gegen  600  Meilen 
von  der  Westküste  Südamerikas  (von  Ecuador)  entfernt. 
Die  Gebirgsmasse  dieser  Inseln,  die  sich  bis  gegen 
4000  Fuß  Höhe  erhebt,  ist  rein  vulkanischer  Natur  und 
erst  in  neuerer  Zeit  aus  dem  Schöße  des  pazifischen 
Ozeans  emporgestiegen ;  über  2000  einzelne  Kraterberge 
lassen  sich  unterscheiden.  Die  organische  Bevölkerung 
dieser  öden,  früher  von  Menschen  selten  besuchten  Inseln 
ist  höchst  eigentümlich.  Die  Mehrzahl  der  Tier-  und 
Pflanzenarten  ist  eingeboren  und  findet  sich  sonst  nir- 
gends; sogar  die  einzelnen  Inseln  sind  teilweise  durch 
den  Besitz  besonderer  Arten  ausgezeichnet.  Aber  alle 
diese  Spezies  sind  mehr  oder  weniger  nahe  mit  ähnlichen 
Arten  verwandt,  welche  die  benachbarte,  600  Meilen  ent- 
fernte Küste  des  Festlandes  von  Ecuador  bewohnen. 
Es  kann  kein  Zweifel  bestehen,  daß  alle  diese  ,, ein- 
geborenen" Bewohner  der  Galapagos-Inseln  von  anderen 
Arten  abstammen,  die  erst  in  neuerer  Zeit  von  der  West- 
küste Amerikas  eingewandert  und  durch  Anpassung  an 
die  besonderen  Lebensbedingungen  der  einzelnen  Inseln 
spezifisch  umgebildet  worden  sind. 

Von   hohem    Reize    ist    die    Schilderung   dieser    ori- 


—     31     — 

gineilen  Beobachtungen  und  der  daran  geknüpften  Schluß- 
folgerungen, die  Darwin  selbst  in  seinem  Reisetagebuch 
gibt.  Schritt  für  Schritt  läßt  sich  hier  der  strenge  in- 
duktive Charakter  seiner  mustergültigen  Forschungs- 
weise verfolgen,  das  ängstliche  Bestreben,  überall  Massen 
von  sicher  beobachteten  Tatsachen  zu  sammeln,  und  doch 
anderseits  der  weite  und  klare  philosophische  Blick,  der 
die  ursächlichen  Beziehungen  dieser  mannigfaltigen,  oft 
scheinbar  isolierten  Erscheinungen  zu  erkennen  strebt. 
Das  tiefsinnige  Wort  von  Goethe:  ,,Es  kommt  alles 
auf  die  Beziehungen  an"  —  ist  in  Darwins  Forschungen 
tatsächlich  der  Leitstern  geblieben.  Dasselbe  gilt  ja 
eigentlich  auch  von  seinem  großen  Vorgänger  Lamarck, 
aber  freilich  in  anderem  Sinne.  Bei  dem  großen  fran- 
zösischen Naturphilosophen  war  in  erster  Linie  das  um- 
fassende morphologische  Verständnis  der  verwandten 
Gestalten  bestimmend,  zu  welchem  ihn  seine  vieljährigen 
systematischen  Untersuchungen  von  unzähligen  Tier-  und 
Pflanzenarten  geführt  hatten,  und  das  beständige  Be- 
streben, sie  möglichst  naturgemäß,  d.  h.  ihrer  wahren 
,, Verwandtschaft"  entsprechend,  in  die  gewaltige  Re- 
gistratur des  ,, Natürlichen  Systems"  einzuordnen.  Hier- 
bei mußte  der  deduktive  Charakter  seiner  Spekulationen 
um  so  mehr  hervortreten,  zu  je  höheren  Stufen  seiner 
Naturbetrachtung  er  sich  erhob.  Dagegen  besaß  La- 
marck weder  Neigung  und  Talent,  noch  Anregung  und 
Gelegenheit  zu  jenen  überwiegend  physiologischen 
Untersuchungen,  die  Darwin  namentlich  in  späteren 
Jahren  zur  exakten  Begründung  seiner  Selektionstheorie 
anstellte  und  vielfach  experimentell  stützte. 

So  verschieden  nun  auch  in  diesen  und  anderen  Be- 
ziehungen die  Forschungswege  der  beiden  Begründer  der 


—     32     — 

Abstammungslehre  waren,  begegneten  sie  sich  doch  nicht 
nur  in  den  höchsten  allgemeinen  Zielen,  sondern  auch 
in  vielen  wichtigen  besonderen  Fragen.  Von  diesen  ist 
keine  bedeutungsvoller,  als  das  Problem  vom  Ursprung 
des  Menschen  —  die  „Frage  aller  Fragen",  wie  sie 
Huxley  1863  genannt  hat. 

Mit  voller  Klarheit  und  Sicherheit  erklärte  Lamarck 
schon  vor  hundert  Jahren,  daß  es  nur  eine  richtige 
Antwort  auf  diese  Frage  gebe,  und  daß  diese  durch 
die  Abstammungslehre  bereits  gegeben  sei.  Wenn  alle 
höheren  Tiere  sich  ursprünglich  aus  niederen  entwickelt 
haben,  so  muß  dieser  Satz  auch  für  das  höchstentwickelte 
Wirbeltier,  den  Menschen,  gelten.  Da  aber  der  Mensch,  wie 
schon  1735  Linne  erkannt  hatte,  im  gesamten  Körperbau 
unter  allen  Säugetieren  den  Affen  am  nächsten  steht,  da 
er  im  System  der  Herrentiere  (Primates)  von  diesen 
nicht  getrennt  werden  kann,  so  ist  die  Hjrpothese  durch- 
aus gerechtfertigt,  daß  der  Mensch  ursprünglich  durch 
Umbildung  aus  einer  Reihe  von  menschenähnlichen  Affen 
entstanden  ist.  Lamarck  erörtert  auch  bereits  in  sehr 
scharfsinniger  Weise  den  wahrscheinlichen  Gang  dieses 
Transformations-Prozesses.  Er  nimmt  an,  daß  zunächst 
die  Angewöhnung  an  den  aufrechten  Gang  ( —  der  ja 
auch  bei  noch  heute  lebenden  Menschenaffen  zeitweilig 
versucht  wird  — )  die  Sonderung  der  vorderen  und  hin- 
teren Gliedmaßen  herbeigeführt  habe ;  vorn  entwickelten 
sich  Greifarme  und  Hände,  hinten  Waden  und  platte 
Fußsohlen.  Der  aufrechte  Gang  hatte  die  freiere  Um- 
schau, die  höhere  Entwicklung  der  Sinne  und  des  Ge- 
hirns zur  Folge.  Die  Herrschaft  über  die  Natur, 
welche  die  Anthropoiden  dadurch  erlangten,  wurde 
verstärkt    durch    ihre    sozialen    Gewohnheiten,    die    Bil- 


—     33     — 

düng  von  Gesellschaften,  in  denen  die  Mitteilung  ihrer 
Gedanken  und  Neigungen  zur  allmählichen  Ausbil- 
dung der  Sprache  führte.  Die  weitere  Artikulation  der 
Sprache  hatte  wieder  eine  höhere  Entwicklung  des  Ge- 
hirns zur  Folge,  und  so  entstand  zuletzt  als  dessen 
höchste  Tätigkeit  die  Vernunft.  Auch  diese  vollkom- 
menste Seelenfunktion  ist  langsam  durch  stufenweise 
Entwicklung  entstanden;  sie  ist  in  Wahrheit  eine  physio- 
logische Arbeit  der  Gehirnzellen,  und  als  solche  zuletzt 
auf  physikalische  Verhältnisse  zurückzuführen. 

Genau  dieselbe  Auffassung  des  großen  „Menschen- 
Problems'  *  wie  bei  L  a  m  a  r  c  k ,  finden  wir  auch  bei  D  a  r  w  i  n ; 
sobald  er  sich  ( —  schon  im  Jahre  1838  — )  von  der  Ver- 
änderlichkeit der  Arten  und  von  der  gemeinsamen  Ab- 
stammung formverwandter  Spezies  fest  überzeugt  hatte, 
war  er  nicht  in  Zweifel,  daß  dieses  allgemeine  Gesetz 
auch  auf  den  Menschen  seine  Anwendung  finden  müsse. 
Er  fürchtete  aber  mit  Recht,  daß  das  allgemein  herr- 
schende Vorurteil  gegen  die  tierische  Abstammung  des 
Menschen  auch  für  die  Annahme  seiner  allgemeinen  De- 
szendenz-Theorie hinderlich  sein  werde.  Als  er  daher  deren 
Grundzüge  1859  in  seinem  Hauptwerk  veröffentlichte,  be- 
schränkte er  sich  darauf,  im  Schlußkapitel  die  wichtigsten 
Folgeschlüsse  zu  berühren  und  dabei  den  kurzen  Satz 
einzuschalten:  ,, Licht  wird  auch  fallen  auf  den  Ursprung 
des  Menschen  und  seine  Geschichte".  Aber  selbst  diese 
geheimnisvolle  Andeutung  erschien  dem  deutschen  Über- 
setzer, B  r  o  n  n ,  so  bedenklich,  daß  er  sie  wegheß .  Erst  nach- 
dem 1863  der  kühne  Thomas  Huxley  in  seinen  gedanken- 
reichen drei  Vorlesungen  über  ,,die  Stellung  des  Menschen 
in  der  Natur"  die  morphologischen,  embryologischen  und 
paläontologischen  Beweise  für  die  verhaßte  „Abstammung 

3 


—     34     — 

des  Menschen  vom  Affen"  überzeugend  dargestellt  hatte, 
und  nachdem  auch  Karl  Vogt,  Ludwig  Büchner  und 
andere  sich  in  gleichem  Sinne  geäußert  hatten,  entschloß 
sich  Darwin,  in  einem  selbstständigen  Werke  seine  An- 
sichten darüber  zu  entwickeln;  dieses  gedankenreiche 
Buch  erschien  1871  unter  dem  Titel:  ,,Die  Abstammung 
des  Menschen  und  die  geschlechtliche  Zuchtwahl".  Dieser 
letztere  Gegenstand,  ein  besonderes  Kapitel  seiner  Se- 
lektions- Theorie,  gab  Darwin  wieder  Gelegenheit,  die 
Fälle  seiner  vielseitigen  biologischen  Kenntnisse,  im  Ver- 
ein mit  dem  Reichtum  seiner  originellen  Ideenverknüp- 
fungen, im  glänzendsten  Lichte  zu  zeigen.  Dasselbe  gut 
auch  für  das  physiognomisch- psychologische  Werk  über 
den  ,, Ausdruck  der  Gemütsbewegungen  beim  Menschen 
und  bei  den  Tieren",  welches  im  Jahre  1872  erschien. 

Die  hohe  allgemeine  Bedeutung  dieser  anthropo- 
logischen Werke  Darwins  liegt  besonders  darin,  daß  er  in 
ihnen  offen  und  rückhaltlos  seine  einheitliche  oder  moni- 
stische Auffassung  des  menschlichen  Organismus  bekannte. 
Ebenso  wie  jedes  einzelne  Organ  unseres  Körpers  sich 
als  ein  Erbstück  von  unseren  affenartigen  Säugetier- 
Ahnen  nachweisen  läßt,  ebenso  hat  sich  auch  seine  ge- 
samte Seelentätigkeit  aus  den  niederen  Vorstufen  dieser 
letzteren  stufenweise  entwickelt.  Die  ,, Seele"  des  Men- 
schen ist  kein  besonderes  übernatürliches  Wesen,  sondern 
die  Summe  seiner  Gehirnfunktionen ;  und  ebenso  wie  der 
verwickelte  Wunderbau  unseres  menschlichen  Gehirns 
sich  morphologisch  von  einer  langen  Kette  aufsteigender 
Entwicklungsstufen  unserer  tertiären  Säugetierahnen  ab- 
leiten läßt,  ebenso  ist  auch  physiologisch  unsere  Geistes- 
tätigkeit aus  der  psychologischen  Stufenleiter  der  letzte- 
ren hervorgegangen.    Das  gilt  nicht  allein  für  die  niederen 


—     35     — 

Sinnes-  und  Verstandes-Tätigkeiten,  sondern  auch  für  die 
höheren  Gehirnfunktionen  der  Vernunft  und  des  Ge- 
mütes; auch  unsere  feinsten  moraHschen  Eigenschaften 
sind  ursprünglich  aus  den  sozialen  Instinkten  tertiärer 
Säugetiere  hervorgegangen. 

Zur  Vermeidung  vielfach  noch  herrschender  Mißver- 
ständnisse und  zur  Beseitigung  altgeheiligter  Vorurteile 
ist  es  wichtig,  bei  dieser  Gelegenheit  daran  zu  erinnern 
daß  die  verhaßte  ,, Affen- Abstammung  des  Menschen" 
noch  heute  vielfach  ganz  falsch  aufgefaßt  wird.  Erstens 
ist  es  ganz  sicher,  daß  keine  einzige  von  den  lebenden 
Affenformen  ( —  auch  nicht  die  menschenähnlichsten, 
Gorilla  und  Schimpanse,  Orang  und  Gibbon  — )  als 
direkter  Vorfahre  des  Menschen  gelten  kann;  sie  sind 
sämtlich  einzelne  Ästchen  eines  vielverzweigten  Stamm- 
baums, dessen  meiste  Äste  längst  abgestorben  sind. 
Zweitens  ist  es  aber  für  die  außerordentliche  Tragweite 
dieser  phyletischen  Erkenntnis  und  insbesondere  für  ihre 
philosophischen  Folgerungen  ganz  gleichgültig,  ob  wir 
die  besondere  Stammlinie  des  Menschengeschlechts  weiter 
oben  oder  weiter  unten,  in  geringerem  oder  in  größerem 
Abstände  von  dem  gemeinsamen  Primatenstamm  ab- 
gehen lassen. 

Das  wichtigste  allgemeine  Ergebnis  der  zahlreichen 
genauen  Untersuchungen  über  die  Naturgeschichte  der 
Säugetiere  ist  die  Überzeugung  der  Einheit  ihres  Stam- 
mes, die  jetzt  fast  alle  Zoologen  und  Anatomen  ( —  mit 
vereinzelten  skeptischen  Ausnahmen  — )  teilen.  In  vielen 
wichtigen  Merkmalen  ihres  Körperbaues  stimmen  alle 
Mammalien  —  trotz  der  großen  Manigfaltigkeit  äußerer 
Körperform  —  völlig  überein ;  ihre  Haut  trägt  Haare  und 
Milchdrüsen ;  ihre  Brusthöhle  (Lunge  und  Herz  enthaltend) 

3* 


—  se- 
ist von  der  Bauchhöhle  (in  der  Magen,  Leber  und  Dünn- 
darm liegen)  durch  ein  Zwerchfall  vollständig  getrennt, 
während  beide  Höhlen  bei  den  übrigen  Wirbeltieren  noch 
zusammenhängen ;  das  Kiefergelenk  der  letzteren  ist  nicht 
so  stark  umgebildet  wie  bei  den  Mammahen;  auch  die 
Gaumenfalten,  der  Kehldeckel,  die  Kniescheibe  u.  a. 
sind  Körperteile,  die  nur  den  Säugetieren  zukommen. 
Wir  müssen  daraus  auf  den  monophyletischen  Ursprung 
aller  Säugetiere  schließen,  von  den  niedersten  Mono- 
tremen  und  Beuteltieren  bis  zu  den  Affen  und  Menschen 
hinauf;  und  dieser  wichtige  Schluß  wird  bestätigt  durch 
die  Paläolontogie.  Die  ältesten  Säugetierreste,  die  wir 
kennen,  sind  in  der  oberen  Trias  (im  Keuper)  gefunden 
worden;  sie  gehören  kleinen  Formen  an,  deren  Gestalt 
etwa  zwischen  Eidechse  und  Maus  die  Mitte  hielt,  weshalb 
man  sie  heute  vielfach  als  ,, Molchmäuse"  bezeichnet.  Auch 
in  der  folgenden  Juraperiode  bleiben  die  fossilen  Reste 
noch  spärlich  und  unbedeutend,  ebenso  in  der  jüngeren 
Kreide.  Erst  in  der  nachfolgenden  Tertiärzeit  beginnt 
jene  reiche  Entfaltung  der  vielgestaltigen  Säugetierklasse, 
welche  für  diesen  jüngsten  Zeitraum  der  organischen 
Erdgeschichte  charakteristisch  ist. 

Wenn  wir  uns  die  auffällige  Verschiedenheit  der 
lebenden  Säugetiere  vor  Augen  halten  und  besonders  die 
mannigfaltige  Form  ihrer  Bewegungsorgane  und  ihres 
Schädels,  so  erfüllt  uns  mit  immer  neuem  Staunen,  daß 
trotzdem  ihr  inneres  Knochengerüst  überall  in  gleicher 
Weise  aus  denselben  Stücken  zusammengesetzt  ist. 

Die  kurzen  Beine  der  kriechenden  Mäuse  und  Spitz- 
mäuse, die  langen  Laufbeine  der  schnelKüßigen  Raubtiere 
und  Huftiere,  die  gedrungenen  Grabschaufeln  der  Maul- 
würfe und  Wühlmäuse,  die  breiten  Schwimmflossen  der 


—     37     — 

Robben  und  Waltiere,  die  verlängerten  Finger  in  den 
Flughäuten  der  Fledermäuse,  die  schlanken  Kletterbeine 
der  Halbaffen  und  Affen,  die  gesonderten  Arme  und 
Beine  des  Menschen  —  sie  bestehen  alle  aus  denselben 
Knochen- Gruppen;  ihre  Unterschiede  sind  bloß  durch 
verschiedene  Größe  und  Form  der  einzelnen  Teile  be- 
dingt, und  deren  Ursache  ist  das  verschiedene  Wachstum, 
inAnpasssung  an  die  verschiedenen  Lebensbedingungen 
und  Gewohnheiten.  Die  Gemeinsamkeit  ihrer  inneren 
Struktur  ist  nur  durch  Vererbung  von  gemeinsamen 
Stammformen  erklärbar.  Das  wurde  ebenso  von  La- 
marck  wie  von  Darwin  klar  erkannt;  und  beide  stim- 
men auch  darin  überein,  daß  sie  dabei  das  größte  Ge- 
wicht auf  die  transformative  Vererbung  legen,  auf  die 
vielbestrittene  ,, Vererbung  erworbener  Eigenschaften". 

Aber  schon  Jahrzehnte  vorher,  und  ohne  von  La- 
marck  etwas  zu  wissen,  war  durch  ähnliche  Studien  in 
der  vergleichenden  Anatomie  hier  in  Jena  unser  größter 
Dichter  und  Denker,  Wolf  gang  Goethe  zu  ähnlichen 
Anschauungen  gelangt.  Es  ist  viel  darüber  gestritten 
worden,  inwieweit  Goethe  als  wirklicher  Vorläufer 
von  Darwin  angesehen  werden  kann.  Aber  so  viel  steht 
jetzt  fest,  daß  die  Morphologie,  wie  sie  Goethe  zuerst 
hier  1807  nannte,  die  vergleichende  Formenlehre,  uns 
überall  zur  Erkenntnis  einheitlicher  Entwicklungsgesetze 
hinführt.  Ebenso  in  seiner  ,, Metamorphose  der  Pflanze", 
wie  in  seiner  „Wirbeltheorie  des  Schädels"  ist  der  ge- 
meinsame Grundgedanke  unserer  modernen  Entwick- 
lungslehre offenbar,  die  Entstehung  der  mannigfaltigen 
Gebilde  aus  gemeinsamen  einfachen  Urformen.  Und  daß 
Goethe  aus  diesem  allgemeinen  Entwicklungsgesetze 
auch  den  Menschen  nicht  ausschloß,  ergibt  sich  unzwei- 


—     38     — 

deutig  aus  dem  unermüdlichen  Eifer,  mit  dem  er  jahre- 
lang den  Schädel  des  Menschen  und  der  übrigen  Säuge- 
tiere vergleichend  studierte ;  die  glänzenden  Früchte  dieser 
Studien,  auf  die  Goethe  mit  Recht  stolz  sein  konnte, 
waren  die  Entdeckung  des  Zwischenkiefers  beim  Men- 
schen —  hier  auf  unserer  Anatomie  in  Jena  ausgeführt 
—  und  die  berühmte  ,, Wirbeltheorie  des  Schädels." 

Diese  bewunderungswürdigen  biologischen  Studien 
von  Goethe,  die  er  schon  als  Studiosus  juris  in  Straß- 
burg begann  und  über  sechzig  Jahre  hindurch  mit  leben- 
digem Interesse  verfolgte,  lieferten  den  festen,  realen 
Untergrund,  auf  welchem  der  größte  deutsche  Genius 
sein  ideales  einheitliches  Weltbild  aufbaute.  In  seiner 
klaren  monistischen  Weltanschauung  sind  die  Begriffe 
von  Gott  und  Natur  untrennbar  verknüpft;  und  wenn 
wir  in  den  erhabensten  Dichtungen  von  Goethe  uns 
an  den  unvergleichlichen  Offenbarungen  seines  tief  reli- 
giösen Gemütes  erbauen,  so  beruht  das  auf  ihrer  Har- 
monie mit  unserem  modernen  Monismus.  Das  ist  die- 
selbe pantheistische  Religion,  die  schon  vor  300  Jahren 
Giordano  Bruno  und  Baruch  Spinoza  gelehrt  hatten 
und  die  durch  unsere  moderne  Entwicklungslehre  erst 
ihre  volle  empirische  Begründung  erlangt  hat.  Bruno 
sagt  von  dieser  ,, Weltseele,  die  das  ganze  Weltall  er- 
füllt und  erleuchtet:  „Ein  Geist  findet  sich  in  allen 
Dingen,  und  es  ist  kein  Körper  so  klein,  der  nicht  einen 
Teil  der  göttlichen  Substanz  in  sich  enthielte,  wodurch 
er  beseelt  wird". 

Ebenso  legt  Spinoza  seiner  allumfassenden  univer- 
salen Substanz  die  beiden  fundamentalen  Attribute  der 
Ausdehnung  (Materie)  und  des  Denkens  (Geist)  bei. 
Nachdem  die  Gesetze  von  der  Erhaltung  des  Stoffes  und 


—     39     — 

der  Kraft  jetzt  sicher  nachgewiesen  sind,  vereinigt  unser 
Monismus  beide  im  „Substanz-Gesetz". 

Die  großen  Grundzüge  dieses  klaren,  einheitlichen 
Weltbildes  sind  bei  Goethe  dieselben  wie  bei  Lamarck 
und  Darwin,  obgleich  seine  Ausführung  im  einzelnen 
bei  diesen  drei  Naturphilosophen  vielfach  verschieden  ist. 
Gemeinsam  ist  ihnen  vor  allem  das  Endergebnis  ihres 
tiefgründigen  Denkens,  daß  ein  großes  einheitliches  Ent- 
wicklungsgesetz das  Gesamtgebiet  der  Natur  beherrscht, 
und  daß  auch  der  Mensch,  als  deren  vollkommenstes 
Produkt,  von  diesem  Gesetz  nicht  ausgeschlossen  ist. 
Durch  seine  Anerkennung  gewinnen  wir  jene  umfassende 
kosmologische  Perspektive,  welche  unseren  forschenden 
Geist  über  die  Schranken  von  Zeit  und  Raum  erhebt; 
wir  werden  dadurch  von  den  Irrtümern  und  Vorurteilen 
der  traditionellen,  dualistischen  und  anthropistischen 
Weltanschauung  befreit.  Kopernikus  hatte  den  geozen- 
trischen Irrtum  widerlegt,  daß  die  Erde  der  feststehende 
Mittelpunkt  der  Welt  sei.  Darwin  zerstörte  das  anthro- 
pozentrische Dogma,  daß  der  Mensch  der  vorausbestimmte 
Mittelpunkt  des  Erdenlebens  und  die  übrige  Natur  nur 
zu  seinem  Dienste  erschaffen  sei.  Wohl  aber  dürfen  wü' 
es  als  den  höchsten  Vorzug  des  Menschen  rühmen,  daß 
seine  höher  entwickelte  Vernunft  ihn  allein  befähigt, 
sich  ein  beglückendes,  klares  und  einheithches  Weltbüd 
auf  Grund  der  Naturerkenntnis  zu  entwerfen ;  und  wir 
dürfen  schließlich  mit  Goethe  sagen: 

,,Was  kann  der  Mensch  im  Leben  mehr  gewinnen, 
Als  daß  sich  Gott-Natur  ihm  offenbare: 
Wie  sie  das  Feste  läßt  zu  Geist  verrinnen, 
Wie  sie  das  Geisterzeugte  fest  bewahre." 


Phyletische  Tabellen 

des  Verfassers  zur  Erläuterung  seiner  eigenen  Auffassung 
vom   hypothetischen    Stammbaum    des   Menschen. 


Abgedruckt  aus:    Ernst  Haeckel,    Über  unsere  gegen- 
wärtige   Kenntniss    vom     Ursprung    des    Menschen. 
Leipzig,  Alfred  Kröner  Verlag.     10.  Auflage.     1908. 


(Die  nähere  Begründung  dieser  stammesgeschichtlichen  Hjrpothesen 
enthält  des  Verfassers  Schrift  über:  Unsere  Ahnenreihe  (Pro- 
gonotaxis  hominis);  kritische  Studien  über  Phyletische  Anthropologie. 
Festschrift  zur  350  jährigen  Jubelfeier  der  Universität  Jena,  am 
30.  Juli  1908.     Mit  6  Tafeln.     Jena,   Gustav  Fischer). 


Erläuterung  der  Ahnenreihe  (Progonotaxis)  des  Menschen. 

In  den  nachstehenden  phyletischen  Tabellen  (S.  44,  45)  ist  neben 
jeder  Stufe  der  Ahnenreihe  (1 — 30)  rechts  diejenige  Gruppe  von  lebenden 
Organismen  der  Gegenwart  angegeben,  welche  die  nächsten  Verwandten 
der  hypothetischen  Ahnen  enthält.  In  den  drei  schmalen  Spalten 
daneben  (rechts)  ist  von  jeder  der  drei  phylogenetischen  Urkunden 
der  relative  Wert  angedeutet,  welchen  dieselbe  (bei  dem  gegen- 
wärtigen Zustande  unserer  empirischen  Kenntnisse)  für  die  Begrün- 
dung der  betreffenden  phyletischen  Hypothese  besitzen  dürfte.  In 
der  ersten  Spalte: 

Paläontologische  Urkunde,  bedeutet: 

0  gänzlichen  Mangel  an  versteinerten  Resten, 
w  daß  dieselben  selten  und  unbedeutend, 

ß  daß  sie  in  mäßiger  Fülle  bekannt  und  wichtig, 
K  daß  sie  reichhaltig  mid  bedeutungsvoll  sind. 

Ontogenetische  Urkunde  (zweite  Spalte),  bedeutet: 
?  daß  ihr  phylogenetischer  Wert  zweifelhaft, 
!    daß  er  gering  oder  vieldeutig, 
I!  daß  er  bedeutungsvoll,  und  endlich 
!!!  daß  er  höchst  wichtig  und  lehrreich  ist. 

Morphologische  Urkunde  (dritte  Spalte),  bedeutet: 

1  daß  die  vergleichende  Anatomie  nur  wenig, 

II  daß  sie  viel  historische  Auskunft  gibt, 

III  daß  sie  sehr  viel  über  die  Phylogenie  aussagt. 


System  der  Primaten  oder  Herrentiere. 

(NB.    +  bedeutet  ausgestorbene  Formen,  —  V  noch  lebende  Gruppen,  —  ®  die  hypothetische 

Stammform.    Vgl.  meine  Natürliche  Schöpfungsgeschichte,  11.  Aufl.  1909,  Vortrag  27; 

Anthropogenie,  V.  Aufl.  1903.  Vortrag  23.) 


Ordnungen 


Unterordnungen 


Familien 


Gattungen 


Prosimiae 

Halbaffen 

(Hemipitheci  vel 

Lemures ) 

Orbita  von  der  Tem- 
poral-Grube  durch 
einen  Knochenbo- 
gen unvollständig 
getrennt.  Uterus 
duplex  oder  bicor- 
nis.  Placenta  dif- 
fusa indeeidua 
(meistens  1).  Groß- 
hirn relativ  klein, 
glatt  oder  schwach 
gefurcht. 


1.   Lemuravida 

(  Palalemures  ) 
Alte  Halbaffen 

(Generalisten) 
Ursprünglich  Krallen 
an  allen  oder  den 
meisten  Fingern,  spä- 
ter Übergang  zur 
Nagelbildung.  Tar- 
sus primitiv. 


2.  Lemurogona 

(Neolemures) 
Moderne  Halb- 
affen 
(Spezialisten) 
Gewöhnlich  alle  Finger 
mit    Nägeln    (ausge- 
nommen  die   zweite 
Hinterzehe).    Tarsus 
modifiziert. 


1.  Pachylemures     + 

( Hyopsodina) 

Dent.  (44)  =  I :  -1 :  |. :  I 

Primitive  Dentur 


2.  Necrolemures     + 

(  Anaptomorpha) 

Dent.  (40)  =  |-:|:|-:| 

Eeduzierte  Dentur 

3.  Autolemures       V 

(Lemurida ) 

Dent.  (36)=  |:|:|:|- 

Spezialisierte  Dentur 


4.  Chlrolemures      V 

(Chiromyida) 

Dent.  (18)  =  i-:-g-:-^:|- 
Rodentien-Dentu^ 


Archiprimas 
Lemuravus 
Alt- Eozän 

IPelycodus 
Alt-Eozän 
Hyopsodus 
Jung-Eozän 


® 

+ 

+ 

+ 


Adapis  -f 

Plesiadapis      + 
Necrolemur       -h 

Eulemur 
Eapalemur 
LepUemur 
Nycticebus 
Stenops 
,  Oalago 

Chiromys 

(Krallen  an  al- 
len Fingern,  ex- 
cepto  Halluce) 


II. 
Simlae 

Affen 

{Pitheci  vel 
Pitheeales) 

Orbita  von  der  Tem- 
poral-Grube  durch 
ein  Knochen-Sep- 
tnm  vollständig 
getrennt.  Uterus 
Simplex,  pyrifor- 
mis.  Placenta  dis- 
coidea,  deciduata. 
Großhirn  relativ 
groß,  stark  ge- 
furcht. 


I 


3.  Platyrrhinae 

Plattnasige 

Affen 
Eesperopitheca 
Westaffen 
(Amerika) 
Nasenlöcher     seitlich,  ' 
mit  breitem  Septum, 
Drei  Prämolaren. 


4.  Catarrhinae 

Schmalnasige 
Affen 

Eopitheca 

Ostaffen 

(Arctogaea) 

Europa,  A^ien  u.  Afrika 

Nasenlöcher  vorn,  mit 
schmalem     Septum. 

ZweiPrämolaren.  Nägel 
an  allen  Fingern. 


5,  Arctopitheca 

Dent.  (32) 


■>    i    3    2    }  S^ap«"^« 
T  •  T  •  "3  •  Y  :  I  Midas 
Nur  am  Hallux  ein  Nagel  \  \ 


6.  Dysmopitheca     V 

Dent.  (36)  =  f :  -}- :  f :  I 
Nägel  an  allen  Fingern 

7.  Cynopitheca      V 

Dent.  (32)  =  f :  t;  :  f :  f 

Meist  mit  Schwanz  und 
Backentaschen.  Kreuz- 
bein mit  3  oder  4  Wirbeln,  i 


8.  Anihropomorpha  V 

Dent.(32)  =  |:|:|:| 

Ohne  Schwanz  und  ohne 
Backentaschen.     Kreuz- 
bein mit  5  Wirbeln 


Callithrix 

Nyotipithef-us 

Cebus 

Mycetes 

Ateles 

'  Cynocephalus 
Cercopithecvs 
Inuus 

Semnopüfiecus 
Cdobus 
Nasalis 

'  Hylobates 
Satyrus 

Pliopitkecus         + 
Oorilla 

Anthropithecus 
Dryopitfiecus       + 
Pithecanthropus  -|- 

l  Homo 


Progonotaxis  des  Menschen. 

Erste  Hälfte: 
Ältere  Ahnen-Reihe,  ohne  fossile  Urkunden,  vor  der  Silur-Zeit. 


PalS- 

Mor- 

Haupt- 

Stammgroppen 

Lebende  Verwandte 

onto- 

Onto- 

Dho- 

Stufen. 

der  Ahnen-Reihe 

der  Ahnen-Stufen 

logle 

genle 

logie 

1.  Monera 

1.  Chromaeea 

O 

!? 

I 

1.— 5.  Stufe: 

(Plasmodoma) 
Ohne  Zellkern 

(Chwococcus) 
Phycochromacea 

Protisten- 

\ 

Ahnen 

2.  Algaria 

Einzellige  Algen 

Z.  Paulotomea 

Palmellacea 

O 

!P 

I 

Einzellige 

Mit  Zellkern 

Eremosphaera 

Organismen 

/             3.  Lobosa 

3.  Amoebina 

0            !! 

n 

1—2: 

Einzellige  (Amoebina) 

Amoeba 

Plasmodome 

Rhizopoden 

Leucocyta 

Protophyten 

4.  Infusoria 

4.    Flagellata 

O       I       P 

II 

8 — 5: 

Einzellige 

Euflagellata 

Infusionstiere 

Zoomonades 

Plasmophage 
Protozoen 

6.  Blastaeades 

Vielzellige  Hohlkugeln 
(Coenobia) 

5.  Catallacta 

Magosphaera,  Volvocina 
Blastvla! 

o 

I  ;  1 

ITT 

6.  Gastraeades 

6.  Gastrula 

o 

!  !  ! 

m 

Mit  zwei  Keimblättern 

Hydra,  Olynthus 

Urdarmtiere 

Pemmatodiscus 

6.— 11.  Stnfe: 

7.  Piatodes  I 

7.  Cryptocoela 

0 

P 

I 

Wirbellose 

Platodaria 

(Convoluta) 

Metaioen- 

(Ohne  Nephridien) 

(Proporus) 

Ahnen          < 

1 

8.  Piatodes  II 

8.  Rhabdocoela 

0 

? 

I 

6—8 

Platodinia 

(Vortex) 

Cölenterien, 

,       (Mit  Nephridien) 

(Morwtus) 

ohne  After  und 

9.  Provermalia 

9.  Gastrotricha 

o 

? 

I 

Leibeshöhle 

(Urwurmtiere) 

Trochozoa 

i                i 

fr-11: 

Rotatoria 

Trochophora 

j                 1 

Vermalien, 

10.  Frontonia 

10.  Enteropneusta 

o 

? 

I 

mit  After  und 

(Rhynchdminthes) 

Balanoglossus 

mit  Leibes- 

höhle 

1 

Küsselwürmer 

Cephalodiscus 

11.  Prochordonia 

11.  Copelata 

0 

j  ! 

II 

Chordawürmer 

Appendicaria 

Mit  Chorda! 

Chordula-Larvenl 

12.  Acrania  1 

12.  Larven  von 

O            !!!           II 

12.— 15.  Stufe: 

Ältere  Schädellose 

Amphioxus 

Monorrhlnen- 
Ahnen 

(Prospondylla) 

18.  Leptocardia 

0         !        m 

1 

13.  Acrania  II 

Amphioxus 

11  teste 

Jüngere  Schädellose 

(Lanzelot) 

Wirbeltiere, 

ohne  Kiefer  und 

14.  Cyclostoma  1 

14.  Larven  von 

O           !  !  !           n 

ohne  paarige 

Ältere  Rundmäuler 

Petromyzon 

1 

Gliedmaßen, 

(Archicrania) 

15.  Marsipobranchia 

1                 1 
O              !             III 

mit  unpaarer 

15.  Cyclostoma  II 

Myxinoides 

1 

Naaenbildung 

Jüngere  Rundmäuler 

Petromyzontes 

Progonotaxis  des  Menschen. 

Zweite  Hälfte: 

Jüngere  Ahnen-Reihe,  mit  fossilen  Urkunden,  im  Silur  beginnend. 


Perioden  der 
Erdgeschichte 

j 
Stammgruppen                  Lebende  Verwandte 
der  Ahnen-Reihe         i         der  Ahnen-Reihe 

! 

Paiä-       „  . 
Onto- 

onto- 

.    ,         gerne 

logie 

Mor- 
pho- 
logie 

Silurische 

Periode 

Silurische 

Periode 

Devonische 

Periode 

Karbonische 

Periode 

Permische 

Periode 

r         16.  Seiachii 
}             Urflsclie 
1            Prosdachii 

(         17.  Ganoides 
}         Schmelzfisciie 
y          Proganoides 

(        18.  DIpneusta 
<           Lurcliflsche 
y        Paladipneusta 

(        19.  Amphibia 
i               Lurche 
(          StegocephcUa 

(         20.  Reptilia 
i            Schleiclier 
(          Proreptüia 

16.  Notidanidet 

Chlamydoselachus 
Heptanchus 

17.  Accipenserides 

(Störfl'^che) 
Polypterus 

18.  Neodipneusta 

Ceratodus 
Protopterus 

10.  Phanerobranchia 

Salamandrina 
(Proteus,  Triton) 

20.  Rhynchocephaiia 

Ureidechsen 
Hatteria 

ö 
H 

0 

B 

!I 
! 

!! 
! ! ! 
t  f 

111 

n 

ni 
n 

Trias- 
Periode 
(Mesoz.  I) 

Jura- 
Periode 
(Mesoz.  II) 

Kreide- 
Periode 
(Mesoz.  111) 

(       21.  Monotrema 

<  Gabeltiere 

y        Promammalia 

(      22.  IVIarsupialia 
}           Beuteltiere 
[^          Prodidelphia 

(       23.  iVlallotherla 

<  Urzottentiere 
y           Prochoriata 

21.  Ornithodelphia 

Echidna 
Ornithorhynchus 

22.  Didelphia 

Didelphys 
Perameles 

23.  Insectivora 

Erinaceida 
(Ictopsida  +) 

H 
H 

!!! 

M 

; 

TTT 

n 

I 

Alt- Eozän- 
Periode 

Neu- Eozän- 
Periode 

Ollgozän- 

Periode 

Alt-Miozän- 

Periode 

Neu-IMiozän- 

Periode 

Pliozän- 
Periode 

Pleistozän- 

Periodo 

(      24.  Lemuravida 

l       Ältere  Halbaffen 
[        Dent.  3.  1.  4.  3. 

(      25.  Lemurogona 

<  Jüngere  Halbaffen 
[       Dent.  2.  1,  4.  3. 

(     2d.  Dysmopitheca 
l             Westaffen 
y       Dent.  2.  1.  3.  3. 

(      27.  Cynopitheca 

<  Hundsaffen 
[          (geschwänzt) 

(      28.  Anthropoides 

<  Menschenaffen 
y         (schwanzlos) 

(    29.  Pithecanihropl 

<  Affenmenschen 
y     (Alali,  sprachlos) 

f         30.  Homines 
(.(Loquacea,  sprechend) 

24.  Pachylemures 

(Eyopsodus  +) 
(Adapis  -{-) 

25.  Autolemures 
Evdemur 
Stenopa 

2Ö.  Piatyrrhinae 

(Änthropops  +) 

(Homunculus  -\-) 

27.  Papiomorpha 

Papstaffen 

Cynocephalm 

28.  Hylobatida 

Hylobates 
Satyrus 

29.  Anthropitheca 

Anthropithecua 
Gorilla 

SO.  Weddalet 

Australneger 

ö 

M 
ö 

H 

H 

H 

a 

M 

IP 

!? 

1 

! 

I! 
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in 

n 

II 

n 

ni 

in 

in 

III 

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1.  Band:  Kleine  Schriften.  Preis  geb.  4  M.  50  Pf. 

2.  u.  3.  Band:  Das  Leben  Jesu.  Preis  in  1  Band  geb.  6  M. 

4.  Band:  Der  alte  und  der  neue  Glaube.    Preis  geb.  4  M.  50  Pf. 

5.  Band :  Ulrich  von  Hütten.  Biographie.     Preis  geb.  4  M.  50  Pf. 

6.  Band:  Voltaire.     Sechs  Vorträge.  Preis  geb.  4  M.  60  Pf. 

—  „  —  Ausgewählte  Briefe.   Herausgegeben  und  erläutert  von  Eduard 

Zeller.  Preis  2  M. ;  geb.  3  M. 

—  „  —  Das  Leben  Jesu.    Für  das  deutsche  Volk  bearbeitet.    2  Teile. 

Volksausgabe  in  2  Bänden.  Kart.  Preis  2  M. 

—  „  —  Der  alte  und  der  neue  Glaube.    Ein  Bekenntnis.    Volksans- 

gabe. Kart.  Preis  1  M. 

—  „  —  Voltaire.   6  Vorträge.   Neu  herausgegeben  von  Dr.  B.  Lands- 

berg.    Volksausgabe.  Kart.  Preis  1  M. 

—  „  —  Poetisches  Gedenkbuch.     Eingeleitet   durch   Eduard  Zeller. 

2.  Auflage.  Preis  2  M. ;  geb.  3  M. 

Zeller,  Eduard,  David  Friedrich  Strauss  in  seinem  Leben  und  seinen 

Schritten.    2,  Auflage.  Preis  3  M. 

Zu  beziehen  durch  alle  BucbhandluDgen. 

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