DENKSCHRIFTEN
DER
KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
SIEBENUNDDREISSIGSTER BAND.
MIT ZWÖLF TÄFELN.
WIEN, 1881)
I N C () M M 1 S S 1 () N BEI F. T E M P S K Y
r.UCTITIÄNDI.EK DER KAIS. ,\KAnKMIE PER WISSENSCHAFTEN.
AS
Druck von Adolf Holzbausen,
» k. Hof und Uriivcr.iull,.Buchdrucker In Wien.
INHALT.
Erste Abtheilung.
Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie.
>
Soitö
Miklosich: Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen.
(Griechisch, albanisch, rumunisch, bulgarisch, serbisch, kleinrussisch, gross-
russisch, polnisch.) Nachtrag 1
Hößer: Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne, Don Pedro
Luis, erster, tmd Don Juan, zweiter Herzog von Gandia aus dem Hause
Borja 89
Bühler: Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra, des Schülers des
Devachandra aus der VajraöakhA 171
Zweite Abtheilung.
Abhandlungen von Nicht-Mitgliedern.
Müller: Epigraphische Denkmäler aus Arabien. (Nach Abklatschen imd Copien
des Herrn Professor Dr. Julius Euting in Strassburg.) Mit 12 Tafeln. . 1
Wessely: Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm 97
Erste Abtheilung*.
Abhandlungen von Mitgliedern der Akademie.
DIE
TÜRKISCHEN ELEMENTE
IN DEN
SÜDOST- UND OSTEUROPÄISCHEN SPRACHEN.
(GRIECHISCH, ALBANISCH, RUMUNISCH, BULGARISCH, SERBISCH, KLEINRUSSISCH,
GROSSRUSSISCH, POLNISCH.)
D^ FRANZ MIKLOSICH,
WIRKLICHEM KIIGLIEDE UER KAISERLICHEN AKiDEMlE DER WISSENSCHAFTEN.
NACHTRAG ZU DER UNTER DEM GLEICHEN TITEL IM XXXIV. UND XXXV. BANDE DER DENKSCHRIFTEN
GEDRUCKTEN ABHANDLUNG.
TORGELEGT IN DEK SITZUNG AM 5. OCTOBER 1887.
JLJie nachfolgende Abhandlung ist ein Nachtrag zu der unter demselben Titel im
XXXIV. und XXXV. Bande der Denkschriften gedruckten Untersuchung. In derselben
sind für das Serbische die Arbeiten von Dj. Popovid, J. S. Jastrebov und Mehmed Beg
Kapetanovid Ljubusak und für das Rumunische die Studien von L. Saineanu verwerthet.
Es ist ferner auf die gehaltreichen Eecensionen von J, Budenz in den Nyelvtudomänyi
Közlemcnyek, Band XIX, und von Th. Korsch im Archiv für slavische Philologie, Band
VIII und IX, gebührend llücksicht genommen worden.
Erste Hälfte.
A.
ab, pers. v_>l Wasser, Glanz.
rum. abitir, hell, eig. heller: str§lucea maj ahitir ca un soare. Z. ab 1. 1.
aba, grober Wollenstoff.
nslov. aba. bei. serb. baja für abaja. poln. haba, chaba.
abad, pers. oLI, bewohnt, bebaut, schön (von einer Gegend).
Vergl. serb. japad, schattiger Ort (wohl falsche Erklärung). Z. 1.3.
abanos, Ebenholz.
serb. abonos, eban, evanis. klruss. poln. heban.
abdar, pers. >lju') wässerig, glänzend.
russ. obhjari, Mohrstoff, obhjarinnyj. Z. 3. 1.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. ]
9 Franz Miklosich.
abdest, Waschung.
serb. avdesmica, Badetuch, avdesli marama. rum. abdes.
aöek, offen,
serb. acik.
aömak, türk. ij^^T, öffnen.
Man vergleicht serb. aciti se diducere voces. Z. 12. 3.
ada, Insel.
rum. adaliü, Bewohner einer der Donauinseln.
'adet, Sitte.
rum. adet. Man vergleicht deti^ es ist erlaubt.
'adzöm, fremd, nichtarabisch.
serb. aiamija neben adzamija. konj adzamija. Jastr. dzemoglani. russ. azjams. azjam-
skij. poln. adziamski persisch: möwi sie o kobiercach, munsztukach, siodlach. rum. adzamlik,
Dummheit, hadzimesk. adzemoglam.
aförin! bravo!
serb. be aferin^ ferim.
afjun, Opium.
\Vie die Formen dieses Wortes in den verschiedenen Sprachen zu ordnen sind, um
die Filiation derselben ersichtlich zu machen, ist mir auch jetzt nicht klar. Auszugehen
ist vom griech. Sicwv aus öicos, Saft, Milchsaft: daraus ar. und pers., aus einer dieser
Sprachen türk. afjun ^ aus dem türk. serb. und magy. Neugr. d'^icovi ist w^ohl ar.: auf
fX'fuöv'. beruht die hulg., alb. und rum. Form.
aga, Herr.
russ., poln. aga.
agabani, bunter Turban, Stoff dazu.
rum. uganhani, Art kostbarer Stoff. Z. hat das Wort nicht.
agadz, Baum.
russ. karagach, daraus karaics.
agel neben av§l, avl^, havl§, Hürde.
klruss. ahei, Hürde für Schafe, aui tatarische Hütte, poln. aui.
ager, schwer.
bulg. agirlik, wie es scheint, Mitgift: platja agirlik, türk. agerl^k. serb. agr^ vom
Menschen: stolz; von Kaffeh: stark, agrsak, zvrk na vreteno kao pretega. rum. ag§rlik^
angarlik, argalik.
agez, Loch.
alb. agpzot. ngriech. a-^il^özi.
atikam, ar. ASis>.\ plur. von hühn, /iüküm, Urtheil, Gesetz.
serb. ahcam, oberstes Gericht, nar.-bl. 100. Z. 16. 1; 392. 2.
ahval ar. Jl^l, plur. von lial, Zustände.
serb. sve mu jade i avale kaie. Z. 382. 1.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 3
ayor. Stall.
Vergl. serb. neprodavno iinu6e zadruge zove se (u Crnoj Gori) stozer, a u Hercegovini
se cuje i turska rijec akar. Bogis. 23. 402.
ajak, Fiiss.
bulg. ajakter : die Bedeutung , Botenlohn' ist schon türkisch.
a'jan, Augen, Magnaten.
serb. Die ajani prvaci traten in Bosnien an die Stelle der kapetani. rum. ajan^
hajan, ajenesk.
ajg^r, Hengst.
Vergl. serb. ohajgora, opajgora, unverschämtes Weib, klruss. oger, vor.
aköe, weisslich.
serb. ak, weiss, ak haha, Art Sperber, akmadza, atmadza, Jagdfalke, rum. akca.
ak^ndzp ^-s^l, Streifer.
serb. akinidzija, Art leichter Reiter. MeniÄski 1. 343. Muchl. 144.
akran, die Gleichen.
serb. moji dosti i akrami. Volkslied, prilika, drug. In Bosnien.
akreba, ar. Ljöl, die nächsten Verwandten,
serb. akreha, Verwandte. Z. 78. 1.
aktar, türk. sLäjI, Krämer.
bulg. ahtarlfk, Gewürzkrämerei. Z. 76. 1.
aktarmak, türk. (^.Lxil, umladen.
bulg. pravja aktarma^ umladen. Z. 76. 1.
al, roth.
nslov, alat. bei. bulg. aljan. serb. alev^ feuerroth. alhasca. herc. 357. rum. alik roth.
ala Uli, Schlange,
bulg. ala, eine mythische Schlange, Lindwurm, zmija jalovita. kaß, 487, zmija
halavita. mil. 38. ala trojeglava. kac. 317. hala, Sturm, Morse, halosan. toll. serb. aln,
Drache, Lindwurm, hale, ale. jastr. prohice nas hala i vremena. petr. 109. halovita glava.
ib. dve ale goleme. Volkslied. Das Wort, das bei Z. fehlt, verdanke ich einem
praktischen Kenner des Türkischen.
'ala, ar. ^^JU über, gegen, für.
serb. alec: selara aled. juk. 248. a Mujo mu aleö prifa6aie. 539. selam aleöim, alekim.
danic. Z. 636, 3.
aladza, bunt.
russ. aladza, alaca, Art türkischer Seidenstoff, rum. alac. aladza.
alaj, Gefolge,
serb. ala,j-emini.
alak bulak, drunter drüber.
serb. alapaca ist mit türk. aladza buladza zu vergleichen, rum. arahaburg, harababur§.
A FkANZ MlKLOSICH.
alaman, deutsch.
alaman ist in der Bedeutung .Räuber' nordtürkisch und wird mit almak, nehmen,
zusammengestellt: ma7i ist Suffix: kodza, kodzaman. Dunkel bleibt serb. alaman, gierig:
kao alatnani pojedose; ebenso alaman. Zigeuner.
alamet, ar. jLo^La Zeichen,
serb. alamet, Zeichen. In Bosnien. Z. 635. 1.
alasa, RUcken.
russ. loSa. poln. ioszak., Maulesel.
alb, alp, türk. ,»*Jt, wJI tapfer, Held,
serb. alba, starker Mensch. Z. 85. 3.
alöak, niedrig.
Nicht ar., sondern türk. serb. alcakcina, nichtswürdiger Mensch.
'alem, auch Schmuck am Kleide, nordt. alam.
altruss. alams: dva kozuha ss alamy. alams malyj ss ^encugi. serb. od zlata alemi
Vergl. lemeta, jabuka na vrhu munare. rum. alem.
'alömdar ist zu streichen, 'amildar ar. pers. »IjJUä.
serb. auch mahdarh. Z. 638. 2.
alem, türk. JLc Greifen, Nehmen.
rum. alim, Steuer der Tataren. Z. 90. 3.
aleS veriS, Handel.
serb, alis veriä, Handel, rum. auch ilis. ngriech, d/aoßcptat.
'ali, ar. ^Jlt, hoch, erhaben.
serb. a/, visoko, uzviieno. Z. 637, 1.
allah, Gott.
bulg. jalahi: ar. jä-llaha, o Gott! alb. bismilahi: ar. bi ^smi 'llahi, in Gottes Namen.
allah idün, ar. |J«äjI jJUI, bei Gott. serb. Hak icum, kiöeni svatovi. Z. 143. 1. bilah,
bilaj, bogme. bismilah. ala versun! gebe Gott! rum. alah, hala, alalah.
alma, türk. kS\ Apfel.
serb. alma. magy. dlma. 7a. 91. 1.
alt, türk, oJI der untere Theil.
serb. alet, Art Kleid. Z. 85. 3.
alte, sechs.
russ. altynniks, Knicker. altynSciks, gewinnsüchtiger Mensch, altyns, alte Rechnungs-
münze.
altelek, türk. (jJLjT Sechser.
serb. antiluk, artiluk, türkische Münze von sechs Groschen. Z. 87, 2.
alten, Gold.
serb, altun. altun-celo. jastr. 376. altanba,H. russ. dial. bezaltynnoj. poln. altemhas.
amarr, bitter, Leid.
Dieses soll ein gelehrtes Wort und daher hier nicht am Platze sein. Man denkt an
pers.-türk, amar, Rechnung, und meint, ,Leid' sei nur eine ungefähre Übersetzung.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 5
'amedza, Vatersbruder.
'amme ar., dia türk. Suffix, serb. adze für amidza. nar.-bl. 17.
amma, aber.
Durch vergl. it. ma wird angedeutet, dass ngriech. [id und rum. ma so wie serb.
ma vielleicht it. Ursprungs sind. rum. ama.
'ammeten, ammöt, allgemein.
serb. pomrijese Ijudi ametice, ametimice. nslov. harnet, ganz und gar. Z. 620. 3.
ana, türk. LI Mutter.
serb. ana. Z. 98. 3.
ana/tar, Schlüssel.
Das Wort wird von Zenker 103. 1. als pers, bezeichnet und türk. ana'ftar agas§,
ana'ftar oglan§^ Schlüsselbewahrer, angeführt. Bei Hammer miftahaga.
anbar, Scheune.
ar. anhär, plur, von nibr, Brotkammer. Statt mat. 126 lese man 24 oder 81. poln.
ambar, ivihar.
'anbör, Ambra.
serb. amber, ambor, ambra.
anisun, Anis.
anisun bietet Zenker 110. 1. serb. anisun mik. klruss. anyz; rum. anis; nslov.
janez sind europäisch.
ankarijö, Zwang.
serb. angarija.
antep, türkischer Weichselbaum,
klruss. anlypka, Holz zu Pfeifenrohren.
'anteri, Unterkleid.
serb. anterija, Oberkleid mit langen Ärmeln, anteriluk, der für ein solches Kleid
nöthige Stoff, rum. anterlik. Hieher gehört auch androk, Vortuch, das sich an klruss.
andarak anlehnt, poln. inderak, Unterrock, ist deutsch.
ar J Zenker 22. 3, nach Herrn Korsch 'ar, eig. 'är.
'araba, Wagen.
serb. aucli roba. rabadzijska kola.
'arak, ^yc Schweiss, Brantwein ; auch 'arak§., meist rak§. arakcin, Schweisstuch,
Haube, eig. schweisssammelnd.
serb. arakcin. Z. 627. 2. Vergl. rak§.
aralaä, ji^M Mischung.
russ. eralass, jarolass, erolass, Geschwätz, Unsinn. Anderwärts wird aralas durch
,Trennung' übersetzt.
aralek, Ort, Raum.
serb. araluk: daj mi araluka! t. j. da malo dahnem, daj mi malo roka.
ard, türk. 0*1 das Hintere, die Rückseite. ard§.
serb. ardija. Ort hinter dem Hause, arkapija, Hinterpforte. Z. 26, 3.
g Franz AFiklosich.
areä, türk. ji^f Arm, Elle.
Vergl. bulg. ar^, jarfi, Deichsel, klruss. arasi, Deichselstangen. Z. 28. 1.
arg und ar§k bietet Zenker 28. 2. in der Bedeutung: Furche, Graben usw.
russ. jaruga (ovrags), Schlucht, eruga, jarugs, Bach, krutojars, steiles Ufer. magy. drok,
Graben, slovak. jai'ok. Vergl. rum. a/f, Art Grube und ja7\
argamak, edles Pferd.
russ. argamakö, orgamaks : so heisst jetzt die beste Pferderasse Mittelasiens, argamak
lautet nach Muchl. 110. nordtUrk. uruhmak, woher poln. rumak.
arka, Rilcken, Beschützer.
Nach russ. ist arka zu streichen, arhaluks, Art Hausrock, klruss. archaiuk. rum.
arka, Beschützer.
armagan, Geschenk,
serb. auch ormagan.
armjak, Art Kaftan.
poln. auch jarmak.
arnavad, Arnaut.
klruss. arnaut.
aroba, nordtUrk. ju»l Spreu.
poln. oroh. Fehlt Z. Muchl. 97.
arpa, Gerste.
serb. arpakasa, das auch im magy. ärpakdsa vorkommt: der türk. Ursprung des
serb. Wortes ist demnach nicht zweifellos, arpahik, Gerstengeld, Gnadengehalt : davsi
mu sandzak hercegovacki za arpaluk, a to znaci turski zob. Milakovic 97.
arslan, Löwe, arslan grus bei Hammer.
serb. arslanija, Art türkische Münze, magy. oroszlän scheint auf der älteren Form
arfslan, arszldn auf der jüngeren arslan zu beruhen.
artmak, mehren.
serb. arta, Rest, arterisati, übergreifen, nadmasiti, überbieten, artovati, berathen,
hofmeistern.
'arza, Darreichung,
serb. arzi-mahzar, Art Denkschrift, rum. arz, harz, Bericht, arzmahzar^ arzumagzar,
Collectivgesuch .
'arzuhal, P^ingabe.
bulg. herzoval. serb. arzohal, arzuhal, arzovan, rzoval. rum. arzuhal, arzihal, arzahal,
arzaval, harzoval, Gesuch,
asaba jl^oä ar., Seitenverwandte, Art der Erbschaft.
serb, hasaba, in Montenegro jener Theil des väterlichen Vermögens, der nicht auf
die Töchter übergeht, auch stozer genannt, dahin gehört das Haus, die Tenne, der
Garten, der Stall usw. Z. 630. 2.
'agi, Rebell.
serb. vrlo se je asi ncinio. Volkslied, poasiti se, pohasiti se, sich empören.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 7
'askör, Heer,
rum. asker.
asma, Aufhängen.
serb. asmaluk, asmanluk, Waldrebe.
asar wil ar., übermässige Freude, Ausgelassenheit.
serb. asarija, vraguljasto, saljivo momce. herc. 157. 357. Z. 53. 3.
a'äar, Zehent.
serb, usur, Zehent. Vergl. \sr.
asdz§, Koch.
serb. akcija, ascija. asluk. petr. 1. 598. für und neben -fariluk, Kosten; hasluk juk.
619; asluciti sind zu jardz zu stellen.
'aä^k, verliebt.
serb. auch esak, Extase. asikluk. Was bedeutet asikovina? Da ja imam gusle javorove
i gundalo od asikovine. Ungedrucktes Volkslied.
asikare, pers. s.UCil öffentlich, offen.
serb. asicare, eskero offenbar, Öffentlich. Z. 55. 1.
'askile, mit Liebe.
ile ist türk. Präposition ,mit', ' ask.
at, Pferd.
rum. at, hat. atmajdan. Statt ät)i5a ist ä.z\rfi zu lesen und für atlu wohl atl§ zu
setzen.
at6s, Feuer,
serb. ates, feurig.
atlas, glatt, Atlas.
serb, atlas. poln, attas, das auch europäisch sein kann. rum. atlaz, aklaz.
auen, nordtürk, Getreidedarre, Riege ostroum.
russ, ovins, Art Scheune, Korndarre. Reiff 638, alt: moljatb sja predd ovinoms i vilams
sbom. saec, XVI, moljath sja ognevi preds ovinoms.
av, Jagd.
serb. avanica, wohl ptica lovica, Jagdfalke, kohac avanica. rum. avdziü, Jäger.
avle, Hof.
serb. avliste. Vergl, ag§l.
az, klein.
az im bulg. azbafca und im serb. azhasca ist nach Herrn Korsch wahrscheinlich
Tiazz \ ergnügen, da az in der Bedeutung ,klein' nicht vorkommt, sondern immer nur
,wenig' bedeutet. Die Ansicht wird bestätigt durch haz-bahce^ bei Jastr. Mit türk. az,
azdzi verbinde ich bulg. azcelija, geizig mil,
azad, frei.
Das unter azad angeführte bulg. azadziji ist nach Herrn Korsch eine Verdrehung
des ar. 'izaz, plur. von 'aziz^ ein Vornehmer,
g Franz Miklosich.
azde, pers. 8*>y, durchstochen, gestickt, bunt.
serb. azdija, Art langes Oberkleid: kolasta azdija. hazdija danic. Nach Vrcevid
ist azdija zlatan lanac oko vrata, was unrichtig ist.
'azeb, ar. k_>yfi, der Ehelose.
serb. azap, ehedem unverheirathete Soldaten. Z. 628. 1.
azmak ^LeJ, Bach.
bulg. azmak, hazmak, Morast ger. alb. yasmak.
azmak, sich verirren.
serb. azgin, gewaltthätig, abtrünnig, azman. azmanovit.
azder, Schlange, Drache.
Herr Korsch zieht die Ableitung vom avest. azi dahäka der vom pers. plur. azdaha
vor, weil azdaha als sing, verwendet wird, serb, auch ezder, azda. rum. azder. griech.
adschder, mariup.
B.
ba, türk. L, interj.
serb. ba. Z. 156. 1.
baba, Vater.
serb. od habazemana, seit alter Zeit, babaljko. bahovina. babovic. rum. baba. babaka,
babaku.
badem, Mandel.
russ. badems, Art Nuss. '
bad heva, unentgeltlich.
nslov. badav: alt da je vec za badav. Volkslied aus Ungern, bvdg. badihava. serb.
badiava, badiala, badijala. Jastr. zabadava, zabandava. Mit serb. bambada ist zu ver-
gleichen türk. bom in bom bos, ganz leer, bom bol usw.
badia, nordtürk. Weinkrug.
poln. badja. rum. badie, Korb, Schachtel.
badz, Gabe, Zoll.
serb. bardarina für bazdarina. petr. 3. 130. 132. serb. badzafer, babadzafer, Laza-
reth in Ragusa (nach einer brieflichen Mittheilung P. Budmani's).
badia, Rauchfang,
rum. b(;dzak, badzak§.
bag, türk. cb Band, Bund.
serb. baff. In Bosnien. Z. 167. 1.
bag, pers. clo Garten.
serb. bag, Garten, Weingarten. In Bosnien. Vergl. bagca. Z. 167. 1.
bagazija, ai-. ^oväU Art Zeug.
poln. bagazyja. bagazjowy. Fehlt Z. Muchl. 5.
bagöa, zu schreiben «tsv^iU.
serb. basta, bajca. baitovan, baicokan. klruss. baStan. poln. basztan. rum. bagca,
bakievan. ngriech. jAxay-asßdvoi;.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 9
bahader, hadur, tapfer, Held.
wruss. bohatyr. lit. bagotirus , reicher Mann. poln. bohater, bohaterz, Held, mongol.
bahatvr. tat. bahadyr. Muchl. 12. rum. bahadtrk^.
bayt, Glück.
serb. batuna, Glück, baksuz, unglücklich: pers.-türk. bayts§z. ngriech. [>.T:a.y-ri\i.a Pass.
baj böjük, türk. J^ ^L zu gross.
russ. bajbaks, Faulenzer, poln. bajbak. Fehlt Z. Muchl. 5.
bajflmak, in Ohnmacht fallen.
serb. bajaldisati, bailisatl se, in Ohnmacht fallen.
baj§r, Hügel.
bulg. bajrak. serb. bair, Ufer, klruss. bajrak, Waldthal: po ternach, po bajrakach.
poln. bajor, stek biota, kaluza. Muchl. rum. bajur, bair, Berg.
bajkus, türk. jiJblj Eule, Uhu.
bulg. bajkus. Z. 174. 2.
bajmak, türk. ;3^b binden, bezaubern, betrügen. bajdz§, Zauberer, Betrüger.
Man vergleicht aslov. bajati fabulari, incantare, mederi und magy. bdj, Zauber, bdjolni^
bezaubern, bäjos., reizend, Z. 174. 3.
bajrak, Fahne.
serb. bajrak. bajraktar. rum. bajrak. bajraktar.
bajram, Bajramfest.
poln. bajram, bajran, ehedem bajeran. bajramy^ hulanki. bajramoivaö, lmla6, jak to
bywa u Tataröw w bajramy. Muchl. rum. bajram.
bak^r, Kupfer.
serb. bakrenica. bakrenjaca. obakriti. bakarisati.
bakkal, Höker.
serb. bakalin. bakalac. bakcdliti. bakalka. bakalnica. 7j. 203. 2.
bakkam, rothes Färbeholz.
klruss. bakan, rothe Cochenillfai-be. rum. b§kan.
baklak, nordtürk. ^-^Lj Wassergefäss aus Leder.
russ. baklaga. poln. bukiak. bukiaszek. Fehlt Z. Muchl. 14.
baklava, Blättertorte, ist im ar. ein türkisches Lehnwort.
bakmak, schauen.
poln. bakaö, rufen, vom türk. bak, baka, schau, hakad^ wohl rufen: schau, zabakaö,
zawoia^. Muchl.
bakurö, ar. ss^L Erstlingsfrucht.
Vergl. serb. bacir, Art Melone. Z, 169. 2.
bal, Honig.
serb. balane plur., yde se med cedi. rum. baldziu: türk. baldz§, Honigverkäufer.
baldzibasa. klruss, balmus bedeutet , Dichtes (von Speisen)'. Dieses wie die angeführten
rum. und klruss. Wörter, sowie poln. balmosz, Maisgrütze, und magy. bälmas, Art Speise,
Denkschriften der phil.-hist. Cl. .XXXVII, lid, 2
[,( Franz Miklosich.
sind vielleicht zu bal zu stellen; dagegen sind russ. halmosb, balmoch, balomosh, Faselei,
das an balamuts , halamutith und an türk. bulamak mischen , trüben erinnert , sicher
davon fern zu halten.
balaban, gross, dick, Pauke.
nslov. bolvan, idolum. Jambr. poln. baiahan, P^isenfresser, Bramarbas, balwan, Götze,
Masse, grosse Welle, magy. bdlvdmj, Bildsäule, Götze, russ. bolovans, Steinblock, Masse.
bolvans, Balken, Puppe. Herr Korsch deutet türk. balaban^ das kirgis, palwan, balwan
o-eworden, aus dem pers. pShlivan, Athlet, Streiter, Held, das später in das türk. in
seiner ursprünglichen Form aufgenommen worden ist. klruss. soköi baiaban, Art Jagd-
falke, poln. bahian, gatunek tvielkiego krogulca. rum. b§Ieb§nos: oM b^l§b^,nosl. bolovan,
Block, Klumpen, serb. balaban kommt auch in der Bedeutung , Schnupfen' vor.
balabang, pers. JuLj^fb, balaban lauten Ton habend, Trommel,
bulg. baraban, Trommel, neben t^pan. barabanar. russ. barabans. klruss. baraban,
taraban. lit. barabants. fehlt Z. Muchl. 6.
balamut, luong. Eigenwille, eigenwillig.
russ. balamuts, Schwätzer, poln. baiamut. Muchl. 7.
balöek, zu lesen balcak.
serb. auch zbaoc. Vergl. russ. nabaldacniks Stockknopf.
balderan, Schierling.
Das russ. baldynjans ist das deutsche Baldrian.
baiek, Fisch,
serb. baluka. baluciti. balucka. balikleja, Charfreitag. Jastr. poln. chodzic na baiuku,
na batyku, auf allen vieren gehen, wie die Irischer thun, um die Fische nicht zu ver-
scheuchen, wenn sie des Nachts iischen. Muchl. rum. baltkdis, Fischgräte: dis, Zahn.
Bei Tzetzes: zh %ap(X'::a/.o6% (woiil für xdf- (i.icaXo6x) 5' sXX'/jViaOsv izrAic, lyboiov Xsyct, zb
y.df(jJL Y^p Tzöhi a'/'jO'.x(T);, zb 5s xaAoöx (ixiraXo'jy.) r/Ö6s?. Chil. VIII. v. 773.
balija.
Das Wort ist kein türkischer Mannsname, sondern steht für abajlija, türk, 'abajl§,
abaj§l§. Z. 621. '6. im Sinne von ,aus aba verfertigte Kleidung': damit wird in Bosnien
der in aba gekleidete Mohammedaner vom Lande bezeichnet, nar.-bl. 17.
bal-jömez-topu, Art Kanone.
rum. balhnez, baljemez. Nach ßianchi : canon qui ne mange pas du miel (mais qui
d6vore les hommes), volksetymologische Deutung eines unverstandenen Ausdruckes:
nicht deutsch , scharfe Metze' bei Hammer, sondern it. ,palla e mezzo' bei Barbier, serb.
auch bonomez.
balkan, bal/an. hohes Gebirge,
serb. bolkan. poln. baichany.
balsam, Balsam.
poln. baham neben dem europäischen balzam.
bamia, Art Gemüse.
serb. bamja, bamnja, babnja. rum. bame, bambe.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 11
ban, wohl ,Hiiter'.
Herr Korsch sagt: ,Es liegt kaum etwas näher als das Wort aus bojaii oder richtiger
aus dem ächten mongolisch-türkischen bajan, welches z. B. bei den Avaren und Bulgaren
wenigstens als Eigenname gebraucht wurde, abzuleiten.'
bandira, Fahne.
nslov. handera. Unmittelbar aus dem it.
bar, Mahl.
Herr Korsch möchte eher an har, Bürde, denken, weil das pers. bar, Mahl, bei den
Türken nur in gewissen, wiederum persischen Redensarten vorkomme.
barak, Pudel.
serb. kobila barak bedevija. Volkslied, klruss. bajrak, grosser Schäferhund.
barbunja, Barbe.
serb. barbun. russ. barbunja, barabunja, barabidhka. rum. barbzm. it. ven. barbon.
bardak, Krug.
rum. b§rdak, b§rdak§. Hieher wird auch poln. burdziuk gestellt, das in der Ukraine
auch bardziak lautet und das man vom Deminutivum bardadz^k ableitet. Muchl. 14.
bareta, türk. «üo rothe wollene Mütze,
rum. barat§, Art Mütze, it. berretta. Z. 160. 1.
bares, Friede.
klruss. barys Gewinn, barysnyk^ barysivnyk, Mäklerlohn, wruss. borys. poln. borysz,
Leikauf. borysznik, Kaufzeuge, barasznik, barasnik.
bar§t, Pulver.
serb. barudzija, barugdzija. rum. barut. barutan§.
bari, einmahl.
nslov. bar, barem, klruss. najbar, am wenigsten. Vergl. bar und serb. ovaj par,
diesmahl. magy. bär gehört zu dem gleichbedeutenden bdtor; slovak. bdr, bdrs.
barrakan, sorte de gros camelot.
aslov. barhaU. serb. brhan, leinener Unterrock, russ. barhats. deutsch Barchent.
Vergl. magy. bdrsony, nslov. serb. barsun, rum. barson.
basamak, Stufe.
Vergl. serb. basati, gaziti, zgaziti.
basgak, Abgaben.
klruss. baskak, Steuereinnehmer, poln. baskak, Vorgesetzter. Von basmak.
bask§, Latte.
bulg. baskam hacken, sbaskuvam, nabaskuvam echarper.
basma, Druck.
klruss. baxaman ist poln. pasaman, it. passamano.
basmak, eindringen.
Vergl. poln. basaiyk, an der Spitze mit Blei oder Eisen versehene Peitsche.
baä, Kopf.
serb. baSluk, auch Kopfbedeckung, baslija, glavata igla. russ. baslykn, kormscikn.
baäly ist zu streichen, ilykd^ Art Kopfbedeckung, ist bailyks, poln. sziyk. klruss. baslovka,
12
Franz Miklosich.
dar iz dobyä. ehrest. 419. poln. baszlyk, Art Kopfbedeckung, basa LäL und pasa U,L
sind auseinander zu halten.
basbakikuli, türkischer Finanzbeamter.
rum. basbakikuli, Steuereinnehmer. Bei Saineanu.
baskaden, tiu-k. ^o\ji jitj erste Favoritin.
rum. basardina, basoldina, zügelloses Frauenzimmer, Z. 677. 2.
baämak, Schuh.
serb. pasmag, pasmaga. poln. baczmag. rum. pasmak.
bastarda, türk. s^^yc-iü Galeere.
rum. bastard^, Art Schiff. Z. 1G4. 3. Aus dem it.
bat: Zenker bietet ou und ioi.
batak, Morast.
serb. bata, bara, glib. rum. batak. bodirl§ü, Taucher: türk. bat§rmak , einsinken
machen, untertauchen, serb. batisati, zu Grunde gehen, ngriech. batchar. mariup.
batman, Art Gewicht.
bezmem (bezmSns) wird von Herrn Korsch von vezne "Wage abgeleitet : vergl. cag.
(sart.) iväzmin, schwer, lett. bezmens. rum. bezmin, bezmen. bezm§nar. anord. schwed.
besman. dän. bismen. Vergl. Tamm 2. 17.
battal, müssig.
serb. batalija. poln. bataiaszki, bajtaiaszki, fraszki. rum. batal, berbece tntors. batalama.
bazar, Marktplatz.
nslov. spazariti. In Unterkrain. serb. bazrdjan. bazrdjance. wruss. bazo^rnicac. baza-
rinok, bazarinka, Geschenk, rum. bazargjanbasa.
bazen, türk. ^.vlj Art Barchent.
rum. bazea, Art Stoff. Z. 163. 1. Aus dem franz. basin.
bazi, pers. ^Xj Spiel, Glücksspiel, Scherz.
serb. bazi, plur. Spiel, sat sa bazima soll die Repetiruhr sein, Vergl. bazati, herum-
streichen, alb. bast, Wette. Z. 163, 1.
ba'zi, Theil, einige,
serb. bazi, mancher,
bazlamadz, türk, _UJ\Lj dünner Brotkuchen,
serb. bazlamaca, Art Kuchen, Z, 163, 1,
bebürgi, türk, ^^yo Maiblümchen.
serb. baber, Art Blume: das serb, Wort ist wohl magy, baber, Lorber: Herr Korsch
möchte baber mit türk, b4berijS, ßosmarin , vergleichen. Im griech, dixirsoxot erkennt
er pers, 'ambär-boj (btij)^ nach Ambra duftend,
bed, schlecht,
serb. bedena, Übel,
bed-du'a, Fluch.
serb. bedv.ü. beduast, böse, zle cudi. beduati se, einen anfahren.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 13
b6del, Ersatz.
serb. bedelija, Ersatz, Äquivalent, ngriech. {iTCStsXtC^^sc, ixxs^sXtCtÖs?. Acta et Diplo-
mata. V. 202.
beden, Wall,
rum. hedean.
bedevij, Beduine,
nslov. bedovija, arabische Stute, bulg. beduh, Hengst.
bedz, Wien.
Herr Korsch führt magy. becs in der Bedeutung ,Keller' an und hält demnach das
Wort für ursprünglich magy. Die gleiche Bedeutung findet sich im rum. becer, care
purta griza becuhij sau k§marej, pivnicfrul. oaineanu.
beg, Fürst.
serb. begoglija : tUrk. beg-oglu. begum , Witwe eines grossen Herrn : türk. begim.
poln. bej. rum. bejlik, konak turcesk.
bögenmek, Gefallen finden,
serb. auch begendisati. Jastr.
behane, ar. iüL^ Vorwand, Grund.
serb. beana, Ursache. Jastr. Z. 229. 2. Das Wort ist identisch mit mahana, das
unter m angeführt ist.
behar, Frühling.
serb. behare. sefteli bear. Jastr. 333.
beit, ar. c^uo Vers,
alb. beit, Gedicht. Z. 231. 3.
b^jaz, blanc, carte blanche,
rum. bieaz, vieaz, kaiserlicher Befehl.
bek, türk. dL» fest, hart,
rum. bek, beg, beim Nussspiel die schwerste Nuss. Z. 204. 1.
bekar, Junggeselle.
In diesem Worte sieht Herr Korsch das pers. bikdr ohne Werk und das ar. bikr^
Jungfrau verschmolzen. Vergl. serb. beöarusa, bubuljica na momacku Heu.
böklemek, schauen.
V
rum. besli ist noch nicht befriedigend erklärt : Saineanu 15. denkt an bas, es dürfte
wie serb. beslija richtiger unter b^s zu stellen sein.
bela, Unfall.
serb. belarvesum, ein Schimpfwort, ngriech. [xiCcXtaupaviiCw erklärt Herr Korsch aus
türk. beljaje ograd§ (ugrad§)^ er hat einen Unfall erlitten.
belömek, türk. >iJLJL) graben.
russ. beleza, Kalfateisen, lebeza : die Vergleichung ist unsicher. Z. 209. 1.
bell, gewiss.
serb. besbeli ist pers. bh sehr und türk. b^li.
belki, vielleicht.
serb. baljkim. Jastr.
14
Franz JIiklosicii.
ben, Muttermal.
rum. bengjii, mursf. benik, atlas pestrit.
bend, Band.
serb. benluk, belnuk, langes weibliches Frauenkleid mit Armein. Blau 32 schreibt
b^iik^ Hüftbinde, rum. bent, Damm.
bengilik, Berauschung durch Beng.
serb. obendjati, obendjelnciti.
bönzer, türk. »Jo gleichend; benzU, türk. ^vX? färbig.
serb. benzir, benzirli kosulje. Jastr. 291. 292. Z. 204. 3; 205. 1.
beraber, gleich.
bar^, alles, und bdr, eins.
börat, Diplom.
serb. baratb danio. ngriech. [iirspd'ciov. rum. berat.
berber, Barbier.
rum. berbelik. magy. borbebj und klruss. borbil\ in Ungern, sind europ.
berböris, ij^.y^>^ Berberitze.
poln. berberys, deutsch auch Berbis und entstellt Breiseibeere, Peiselbeere, Preisel-
beere, Reiselbeere, Fersich u. s. w. Fehlt Z. Muchl. 151.
ber6k, pers. J^j Tuch aus Kameelhaaren.
türk. burk (wohl bürk) Art Mantel daraus. russ. burka, Art Filzmantel. poln.
burka. Fehlt Z. Muchl. 15.
berr und jaban, ar. 1? ijLjLj wüstes Land,
rum. baragan, ödes Land. Z. 184. 1; 946. 1.
berü, hieher.
serb. berijakati, um Hilfe rufen.
beste, pers. sju^ Lied.
rum. besten, Lied. Z. 197. 6.
beS, fünf.
rum. besiik, türkische Münze von fünf Lej.
beäik, Wiege.
serb. auch be^a.
b6z88tan, Markthalle.
serb. bezistan, bezisten. poln. bezestan, basistan. rum. bezestin, bezestie, bezesten, kl§dire,
Gebäude.
bözmek, überdrüssig werden.
serb. bezderisati, lästig fallen: türk. bezdirmSJL bezderisati setzt ein griechisches
[LTZZZfjzrA^in, dessen i^w an hezder angetreten.
bezz, Leinwand.
russ. bjaz'. und — volksetymologisch — vjazh, nach Herrn Korsch.
Die türkischen Ei.emente'in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 15
bekmak, türk. ^^ Ekel empfinden,
bulg. b§ktisam, b^ktisuvam. Z. 203. 3.
berlant^, türk. ^5^^rJ Brillant.
rum. berlant neben briljant. Z. 191. 2. Aus dem franz.
bibör, Pfeffer.
serb. biberli. bibernjaca. biberdzija. poln. pieprz, daher pierny.
bicke, Säge.
serb. bicak ist wohl magy. bicsak. bicakdzija. rum. bricag scheint eine Verbindung
des rum. bric und des magy. bicsak zu sein.
biyud, von Sinnen.
serb. behut, beut, ubevutiti se, ubeutiti se, oheznapiti se. Vergl. iznebuha, hnebusen.
In Bosnien.
bilen, türk. ^jJb P^'alke, Sperber.
rum. bleando., Art Sperber. Z. 209. 1. Saineanu vergleicht das türk. bilen und das
pers. bdlend tUJj, hoch.
bilözik, Armband.
serb. belenzuk, belendjuk. belezgke. Jastr. 189, russ. dial. biziliki. rum. belezik. Herr
Korsch denkt bei aslov. behcugz an die Wurzel böl, bil (cag. böldürgä, bildilrgä, Ring
aus Riemen) und das Suffix cug : b'ölcüg. Vergl. magy. bilincs.
bilgü, Zeichen.
Man führt ein cagat. belek an.
billor, Krystall.
serb. biljorka, igla vd biljura.
bilmöz, unwissend.
russ. behmesz. obehmesith, täuschen. Vergl. wruss. balbes, Spassmacher. baibos, Art
Schimpfwort, poln. bihnez {wyraz na Podolu vzywany) der Unwissende.
bin, tausend.
rum. bhnbaso.
binek, Reitj^ferd.
rum. binek. binidziu.
bir, ein.
serb. birden. birkatica, Mauer von der Breite eines Ziegels, birlija, Einheit: ohne
türk. Vorbild. Herr Korsch führt russ. binka, birka, Zahlstäbchen, auf bir iki, eins zwei
zurück.
birjan, bürjan, pers. ^jLj-» gebraten, geschmort.
serb. pirjan. pirjaniti. pirge ispirgala. herc. 265. Vergl. jedoch prigati. Z. 194. 3.
birkut, nordtürk. <y«i^jj Art Adler, burgut.
russ. berkuts. klruss. berkut. poln. berkut, birkut (unrichtig birkui) Art Adler, Gold-
falk. Fehlt Z. Muchl. 11.
birmek, geben.
bulg. bir, für russ. pustb, puzaluj, soll von birmek, geben, getrennt werden: man beachte
jedoch dati in einer ähnlichen Bedeutung.
j^4 Franz JIiklosicit.
ben, Muttermal.
rum. hengju, murs^. benik^ atlas pestrit.
bend, Band.
serb. henluk, belnuk, langes weibliches Frauenldeid mit Armein. Blau 32 schreibt
bÜluk, Hüftbinde, rum. bent, Damm.
bengilik, Berauschung durch Beng.
scrb. obendjati, obendjeluciti.
bönzer, tilrk. .JC? gleichend; benzli, türk. JyJo färbig.
serb. benzir, benzirli kosulje. Jastr. 291. 292. Z. 204. 3; 205. 1.
beraber, gleich.
bare, alles, und bir, eins.
berat, Diplom.
serb. baratb danie. ngriech. ixircpartov. rum. berat.
berber, Barbier.
rum. berbelik. magy. borb6ly und klruss. borbil\ in Ungern, sind europ.
bei'böris, ij^,yiy> Berberitze.
poln. berberys, deutsch auch Berbis und entstellt Breiseibeere, Peiselbeere, Preisel-
beere, Reiselbeere, P^ersich u. s. w. Fehlt Z. Muchl. 151.
berök, pers. Jo Tuch aus Kameelhaaren.
tilrk. burk (wohl bürk) Art Mantel daraus. riiss. burka, Art Filzmantel. poln.
burka. Fehlt Z. Muchl. 15.
berr und jaban, ar, I» ^jLjLj wüstes Land,
rum. baragan, ödes Land. Z. 184. 1; 946. 1.
berü, hieher.
serb. berijakati, um Hilfe rufen.
beste, pers. «ji«j Lied.
rum. besten,, Lied. Z. 197. 6.
beS, fünf.
rum. beäik, türkische Münze von fünf Lej.
besik, \Yiege.
serb. auch beSa.
bözestan, Markthalle.
serb. bezistan, bezisten. poln. bezestan, basistan. rum. bezestin, bezestie, bezesten, kl§dire,
Gebäude.
bözmek, überdrüssig werden.
serb. bezderimti, lästig fallen: türk. bezdirmSk. bezderisati setzt ein griechisches
jxir=3^s,o{C"), dessen Ü^tn an bezder angetreten.
bezz, Leinwand.
russ. bjazh und — volksetymologisch — vjazb^ nach Herrn Korsch.
Die tCkkischen Elbmente'ix den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 15
b^kmak, türk. ^j.*äj Ekel empfinden,
bulg. b^ktisam, b§k(isuvam. Z. 203. 3.
b^rlante, türk. i^'^j-? Brillant.
rum. herlant neben briljant, 7i. 191. 2. Aus dem franz.
bib6r, Pfeffer.
serb. biberli. bibernjaca. biberdzija. poln. pieprz, daher pierny.
bicke, Säge.
serb. bicak ist wohl magy. bicsak. bicakdzija. rum. bricag scheint eine Verbindung
des rum. bric und des magy. bicsak zu sein.
bi/ud, von Sinnen.
serb. behut, beut, ubevutiti se, uheutiti se, obeznapitl se. Vergl. iznebuha, iznebusen.
In Bosnien.
bilen, türk. ^^Jb Falke, Sperber.
rum. bleand§, Art Sperber. Z. 209. 1. Saineanu vergleicht das türk. hiJen und das
pers. belend JoJLj, hoch.
bilözik, Armband.
serb. belenzuk, belendjuk. belezqke. Jastr. 189. russ. dial. biziliki. rum. belezik. Herr
Korsch denkt bei aslov. behcugt an die Wurzel böl, bil (cag. böldürgä, bildilrgä, Ring
aus Riemen) und das Suffix cug : bölcüg. Vergl. magy. bilincs.
bilgü, Zeichen.
Man führt ein cagat. belek an.
billor, Krystall.
serb. biljorka, igla od biljura.
bilmöz, unwissend.
russ. behmess. obehmesith, täuschen. Vergl. wruss. baibes, Spassmacher. baibos, Art
Schimpfwort, poln. bilinez (loyraz na Podolu vzyivany) dei' Unwissende.
bin, tausend.
rum. bimbas^.
binek, Ueitjjferd.
rum. binek. binidziu.
bir, ein.
serb. birden. birkatica, Mauer von der Breite eines Ziegels, birlija, Einheit: ohne
türk. Vorbild. Herr Korsch fülirt russ. birika^ birka, Zahlstäbchen, auf bir iki, eins zwei
zurück.
birjan, bürjan, pers. ^jLjvJ gebraten, geschmort.
serb. pirjan. pirjaniti. pirge ispirgala. herc. 265. Vergl. jedoch prigati. 7a. 194. 3.
birkut, nordtürk. «y*^jj Art Adler, burgut.
russ. berkuta. klruss. berkut. poln. berkut, birkut (unrichtig birkul) Art Adler, Gold-
falk. Fehlt Z. Muchl. 11.
birnaek, geben.
bulg. bir, für russ. pusti,, puzaluj, soll von birmek, geben, getrennt werden: man beachte
jedoch dati in einer ähnlichen Bedeutung.
J3 Fbanz Miklosich.
bujurmak, befehlen.
poln. bujiirdun, bujurdan, Todesurtheil mit des Sultans Unterschrift, rum. hujurdiü.
bujurultiü. hujurdi, bujurdisi ^'erbum.
bukage, Fesseln,
serb. bukalije.
bulak, tilrk. ^bl^ gemischt.
serb. bulog, buloga, Tumult, buloziti. 7i. 224. 3.
bulan. bulanmak, sich trüben, nicht: trüben.
Hieher gehört serb. bulandisati, irrsinnig werden, tatar. bulamak, trüben, nord.-
türk. bidgamak, woher bidgak, trübe: russ. hidga, Unruhe, Wirrwarr; bulgacih, bulgatitb,
in Unruhe bringen, poln. buiany, masci plowej.
bulava, bulav, nordtürk. I^^^j Keule.
klruss. bidavka, äpil'ka. wruss. bulava, sars ili jabloko na cerkovnoms kupoli. poln.
butawa. Herr Korsch erklärt das Wort für romanisch: it. bolla usw. Fehlt Z.
Muchl. 14. Damit wird auch rum. bulamak, grosse Säule, Pfosten, verglichen, mit Unrecht.
bulgar, Bulgar.
rum. bulgari, Juchten.
bunduk, ar. ,j"jJoo Haselnuss, Flintenkugel.
rum. bondok^ klein und dick. Z. 211. 3. Die Erklärung ist wenig wahrscheinlich.
Vergl. türk. funduk, Flintenkugel, f§nd§k, Haselnuss. Z. 611. 2.
bur, fuchsroth.
russ. buryj.
bur, Art Seidenstoff.
rum. buhnr, Art Stoff. Das Zenker unbekannte türk. Wort wird von Saineanu an-
geführt. Die Zusammenstellung ist unwahrscheinlich.
burani, ar. ^-jI;»j leckere Speise.
serb. boranija, grüne Fisolen, Füllsel. Dj. Popovic 52. führt ein türk. burani, Speise
von gekochten Fisolen mit Fleisch und saurer Milch, an. Z. 215. 2.
burda, nordtürk. »Ox^j trübes Getränk.
poln. burda, zam§t, wrzawa, halas. Fehlt Z. Muchl. 14.
burdz, Thurm.
rum. burdi. Yergl. griech. xüpyoc.
bürge, Bohrer.
russ. buravs, buravh wird von Herrn Korsch für türk. erklärt.
burgul, Grütze.
serb. bungurati, Grütze mahlen.
buri, Wolf,
wruss. birjuk.
burma, Schraube.
serb. burrnenjak, mali svrdliö. burmali, burmalija, rund: prstm burmalija. Jastr.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 19
burnus, ar. (j«jvj arabischer Mantel.
serb, burnus, Art Mantel, poln. burnus. Das serb. wie das poln. Wort können aus
dem franz. stammen, bask. albonoz. Z. 192. 3.
burun, Nase.
Ein türk. burnot§ aus burun ot§ existirt im heutigen Türkisch nicht mehr; es wird
dafür das arab. enßje gebraucht, magy. burnöt.
burundzuk, büründzük Schleiertuch.
Aus diesem Stoffe werden in Bosnien die Trauerkleider verfertigt, nar.-bl. 335.
poln. burunczuk. Z. 192. 2.
bus, pers. ^rr? Kuss. bus etmelc, küssen.
Man vergleicht poln. buzia, buziak, puz, Kuss. Z. 219. 1. Muchl. 15. 107.
buz, Eis.
russ. buz ist zu streichen, russ. dial. buzluki, bazluki. mat. 15. 16. 34. türk. buzl§k,
huzliik.
buza, Getränk aus Hirse usw,
serb. auch boza. bozadzija. Vergl. magy. büza, Weizen, serb. büza, trüber Wein.
In Sirmien. wruss. buza., Bodensatz.
bübrek, Niere.
aslov. bubregs. Vergl. serb. bubalo. Dj. Popovic. bubreznjaci.
bülbül, Nachtigall.
serb. biäbul, buljbulj, biljbilj.
bürek, Pastete.
serb. burek, Art Kuchen.
bütevi, aus einem Stück gemacht,
serb. bitevija: pa on baca koplje biteviju.
V
0.
ßabatan, Überziehstiefel.
wruss. cebot. lett. cabatas. Herrn Korsch scheint russ. cobotn nicht pers. zu sein,
sondern mit finnischen Wörtern für .Stiefel' (suom. sappika, wot. säppoga usw.), also auch
mit aslov. sapogs zusammen zu hängen : der Wechsel zwischen s und ö sei den uralalt.
Sprachen eigenthümlich ; b zwischen Vocalen sei türkisch. Der Weg, den das finnische
Wort genommen haben soll, um in das russ. zu gelangen, macht die Zusammenstellung
wenig wahrscheinlich.
öaö, äadz, türk. pers. _Ls»., —\a Körnerhaufen.
serb. cadj, cadja, sitna pljeva, dünne Spreu, cadjavica. Ti. 339. 1.
öad^r, Zelt.
nslov. sator, Sotor. bulg. cjadqr, cadara, mil, 126. serb. cad§r. Jastr. satra.?ce^
Abgabe für Verkaufsbuden ist nach Dj. Popovic türk. cadir akce. sator wird für eine ältere
Entlehnung als cador gehalten, klruss. cadra^ Schleier mohammedanischer Frauen,
cech. Mtor, Sdtro, iatr. poln. szatr, szatra. lit. cietra^ sMra, Hütte. ipasUra, Schutzdach,
rum. cadir, satr^. satrar. mrum. cad§r. kirg. kat^.r. türk, satra, Marktbude.
3*
20 Franz Miklosich.
daj, Thee.
klruss. <^aj.
öajer, Wiese.
serb. Cair, caira. cairiste. klruss. cahar. poln. czair, czahar, czahor, drobne krzaki.
öak, bis.
Die Bedeutung des magy. csak ist der Vergleich ung ungünstig.
öakal, Schakal.
serb. auch cagalj. magy. sakdl ist europ., ebenso poln. szakal. rum. cakal, 'cekal.
öakalos, tilrk. ^J* JLüä. kleine Kanone.
rum. Si-kfluS, Art kleine Kanone, magy. szakallds. Z. 359. 2.
öaker, weisslich.
rum, cakp'. cekfrez, öakgrie. türk. cak§i', Sperber, weisser Falke, ist vielleicht rum.
cokfrlan, cok^lie, Feldlerche, klruss. ÖukurUj, alauda cristata.
öakser, lange weite Hose.
russ. cakciry, rakcury, öikciry, cachcury, kickiry. poln. czechczery.
öale, Gebüsch,
rum. caliä.
öalma, Turban.
klruss. cahna. magy. csalmaddr, Lockvogel.
äalmak, läuten.
Man vergleiche serb. calakati, lärmen.
dalpara, Castagnette.
rum. dzampara, zampara, campara.
öam, Fichte.
serb. camovina. damuga. camulja.
öamaäer, türk. vyiUU». Leibwäsche. camas§rdz§, Wäscher,
rum. samasirdzin^ Art Ilofbeamter. Z. 344. 3.
öan, Glocke,
serb. auch coktar.
öanta, dzanta, Ränzel.
serb. öantra. rum. dzantQ.
öapken, schnell laufend.
serb. cavkun und öapkun. cavkuniti. rum. capkin, capin.
öaprak, Pferdedecke.
nslov, caprag. Jambr. Capraka. serb. caprak. cech. caprak. lit. sahrakas. magy.
csäbrdg, zsabrak.
öapraz, Knopfborten.
serb. caprazi. Jastr. Vergl. campara, camparaga, campraga in der Bedeutung ,Heftel';
klruss. caprjaha, cepraha, ceprjaha, cypraha, Spange, Klammer.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 21
öapul, tiirk. JijLs. Streifzug in Feindesland, capmak.
poln. czambut^ czamhoi, Streifzug, w czambui, en hloc. w czamhui konia puscid. is6
w czambui, w czambule. Auch czwal, cwai, Galopp, wird mit capul in Verbindung ge-
bracht, das tat. auch cavul laute, klruss. cambui, reitende Streifwache der Tataren und
der Zaporoger Kosaken, rum. cambui, cambur, Angriff. Z. 337. 2; 338. 1.
öar, Mittel.
serb. cara, care^ n. Hilfe, Mittel. Z. 339. 3 ; 340. 3.
carek, Stiefel.
russ. carijkz), Frauenstiefel, caroks, Art Schuhe, rum. coarek, Art Beinkleider.
öark, Eadscheibe.
rum. carkliü, mit Rädern versehen.
carka, Scharmützel.
serb. carkas. carnuti se, Scharmützeln, rum. carkadziü, Angreifer.
öarkula, dzarkula, zarkula, Art Kopfbedeckung.
Herr Korsch bringt armen, sarkulaj, sakulaj, cucullo dei dottori armeni, bei. Richtig
ist die Vergleichung mit serkidah (zerkiolah) goldgestickte Haube : zer .v, Gold, und liülah
sUi", Kopfbedeckung, ngriech. C,z^y.vj)Xn. Hammer, Geschichte 7. 179, 596. Ducange.
carsaf, Betttuch.
rum. auch carcaf.
öartak, Gerüst auf dem Dache.
nslov. cerdak. Habd. serb. cerdag, loznica. crtag^ crtog. djerdek: mladijence n, djerdek
svedose, Völkslied, gdje niladi prvu noc spavaju. nar.-bl. 341 : aus dem Liede 344 ergibt
sich, dass cardak und djerdek dieselbe Sache bezeichnen. Vergl. gird^Jc. altruss. cardaks^
cerdakd: azerb. cardak^ Hütte, klruss. certoA, innerer Theil eines Gebäudes, certo^, Grenz-
wachthaus. cerdak, Boden, Verdeck. Vergl. magy. csärda, Heidewirthshaus, das dem
serb. cardak gleichbedeutend ist.
cased, türk. <xäLä> Spion,
rum. carsit. Z. 341. 1.
dasnigir, casni., cesni, Vorkostcr.
rum. cisniü.
öatal, Gabel.
serb. cntal, Zacken, furca. catale.
öatmak, sich verknüpfen.
rum. catma, Art Sammt.
öat-pat, türk. c^L «uLs. dann und wann,
rum. cat-pat. Z. 338. 2.
öavuä, Trabant.
serb. caja, cajo. klruss. raus, caus, türkischer Höfling, Eilbote, poln. czausz, Kammer-
junker.
ööhiz, Aussteuer.
serb. auch 6ejiz.
22 FrAKZ MlKLOSICH.
66hre, Gesichtsfarbe.
poln. cera ist mit diesem Worte unverwandt.
6ejrek, Viertel.
serb. rascereciti, viertheilen, rum. cerkliü^ Art Münze.
Ö61iiö. Hammer.
aslov. cekans, malleus. nslov. cekan und cekel. In Metlika. cech. cekan, Streitkolben.
Mgaii. obtiSek. klruss. (okan, cukan, Keilhaue, cekan, Streitkolben.
öökmö, Stiefel,
rum. cekmea.
6ekmen, Oberkleid.
russ, cekmeniks. klruss. cekman, cekme'A, tatarisches Oberkleid, poln. czekman, czech-
man, Art Kleid, rum. i'ekmen. Von der Nebenform nordtürk. sükmän (cuvais. suyman)
kommt russ. sukmans, poln. siikmana. Archiv 9. 495. rum. sukman, suman, Art Tuch.
magv. szokmdny. sokman wird in der Bedeutung , grosse Stiefel der Turkmenen' angeführt.
öelebi, Herr.
rum. celebiü, cilihiü.
öelenk, Art Zierath.
rum. celengju.
66lik, Stahl,
rum. cilik.
6ein6n, pers. ^J.*s>. Wiese,
serb. reinen. Z. 366. 2.
öenber, Reif, Kopftuch.
serb. cembiluk, Netz gegen die Mücken, türk. ^hnher y^^^ wird auch gemher und
gSmbr§n gesprochen, daher poln, gruhryn, Art Muslin zu Kopfbedeckungen. Muchl. 105.
campar, camparaga ist wohl unter capraz zu stellen, russ. dial. cembary für sahvary
ist dunkel, rum. cimbir, öimberiü^ cimbel, Art Kopftuch.
ööngi, Harfenspieler.
Vergl. serb. cingrija, Art Musikinstrument, rum. cingie, Harfe. cingeas§, cingireas§.
öenk, Haken.
Vergl, serb. f-anjak, Stummel, rum. öinie für cingie, Haken.
66p, pers. ,_Aa. linke Seite, falsch,,
rum. cap, Betrug. Z. 347, 3.
6era-dza, pers. U.I>ä. Weideplatz.
\'ergl. serb. cergija. Z. 352. 1.
öeröi, türk. ^^>a. Hausirer.
Vergl. rum, cercelar, Krämer. Z. 353, 1. 2.
6er6ive, Rahmen.
serb, auch öercev, djerdjev. rum. cerdevea, öuröuvea, dzurdzuvea.
6erg6, Hütte, Zelt.
alb. cerg^, nicht cergo, daneben cereg^.. Unerklärt ist klruss. öerha, Ordnung, Reihe,
Gefolge,
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Si-rachen. 23
öeside, pers. der gekostet hat,
tUrk. cesit, cesllt, Muster, echantillon.
cesme, Quelle.
rum. cismea. öicmidziü, cesmedziü.
öevkan, gekrümmter Stock,
rum. cojan, Stock. Bianchi.
cevre, Umkreis.
serb. cevre, gesticktes Tuch: vergl. vezena cevrma. Pukler 56. rum. dzehrea, dze-
vrea, dzivrea, dzuvrea, v§l subcire.
cegertma, türk. x^^*»- Pfeife,
serb. cekrt. 7i. 358. 1.
öeken, türk. ^ää. Art Sack,
rum. cinkina, cokina. Z. 360. 1.
öekma: jeni c§kma, türk. jujjs. ,^JQ neue Mode.
rum. jeniciknia, kopil§ de kurind deßorat^. Z. 360. 1.
öekrek, Ead.
serb. cekrkli kosije. Vergl, cicjra, Kreisel, poln. cyga. magy. csiga. rum, cikricniü.
cepur, türk, >vaä Spitze von Eisen.
poln, czymhury, cijmbury, Fesseln. Fehlt Z, Muchl, 19.
öerag, Leuchte usw.
bulg. cirak, garcjon. rum. carak.
öiöe, Tante,
serb. auch cid.
öiöek, Blume.
serb. cicak. griech. tschitsche. mariiip. klruss. cica. cice, Collect, rum. ciciklik, Blumen-
parterre, ciöakliü.
öift, Paar, pers, diift, dzuft.
serb, cift, cif. cifne piscoli, Jastr, Mit diesem Worte wird russ, ju/h, juchtt,, juchta,
poln, juchta, Juchtenleder, verbunden ,weil die Häute paarweise gegerbt werden', svja-
zyvajuU kozi poparno. Übergang des dz in j kann in mehreren türkischen Dialekten
nachgewiesen werden; cht für ft erklärt sich aus der Abneigung der Slaven gegen/,
Korsch, serb, cikti, djikti. cikmi? tekmi? lijo ili tako? paar oder unpaar? türk. cift mi?
tek mi? mi ist türkische Fragepartikel, ciftijane: dafür ciltijan, cintijan, Frauen-Unterbein-
kleid. Z. 363. 2.
öift, Joch Ackerstiere.
serb. auch cifte. ciftlik, ciflak für russ. hutors. Jastr. civlik. pocitluciti. cipcija, ko
drzi tudju kuöu. ngriech. x^i'^zki'na 'fVi^irf. Acta et diplomata V. 201 für (izoyj.[jvx. rum,
ciftilik, cefteUk, ceflik.
öifud, Jude.
bulg. cafutin. serb, cifut. cifta, Krämer, öifieli, sefteli^ licemernyj, upornyj. Jastr. aslov.
zidins, zidovins neben ijudej aus judaeits, daher nslov. zidov, poln. zyd^ lit. zidas, lett.
zldf, magy. zsidö^ aserb. ziidij.
24 Franz JIiklüsich.
öigde, tiirk. IjjCa». rothe Brustbeere,
rum. cikudiU, roth. Z. 379. 1.
öil, Rothscliimmel, eig. gefleckt,
rum. cilat, roth.
öile, türk. xJLa. Sclinur.
rum. cid, culea, Pack. Z. 364. 2.
Omar, Platane.
serb. cenar, hell javor, platan. klruss, cynar.
öinöin, türk. jC^viC^ in klingender ]\Itinze.
Vergl. bulg. zingus, cingus, Bargeld. Z. 360. 2.
öingane, cingjani, Zigeuner.
,l)ie versuchte Erklärung des Wortes „Zigeuner" aus einem auf dÖLyT*^^^^ unberülir-
bar fussenden ngr. -^b^yxvrjC, wird kaum jemand unterschreiben : nach Pott liegt Egiziani
zu Grunde' meint ein ßecensent. Die Gründe für die Ableitung von ,Zigeuner' aus
äOtYYavoc, dem Namen einer religiösen Secte in Kleinasien, finden sich ausführlich ent-
wickelt in meiner Schrift: ,Uber die Mundarten und die Wanderungen der Zigeuner
Europa's.' VI. rum. cinginea.
öini, Porzellan, öin, China, cini, Chinese.
russ. cenina, cenina^ Fayence. Hieher gehört auch sini.
6iri§, Kleister,
klruss. cyryz.
öirpi. cprpQ^ türk. ^.y^ Messschnur der Zimmerleute.
serb. cirjnja. rum. ciripie. Z. 352. 3.
öitme, türk. »^Äa- Art gelbe Spitzen.
serb. citma. citmati. Z. 350. 1.
öivi, Nagel.
serb. civlija, civhik, oruznica. Vrcevid. civüik, eig. der Ort, wo man allerlei, daher
auch Waffen, an Haken hängt.
öizine, Stiefel.
nslov. cizm. cech. cizma. lit. cizma, cuzmas. Im nslov., fech., poln. aus dem magy.
magy. csizmadia beruht vielleicht auf cizin6 mit Suffix dzi.
6oban, Hirt.
klruss. coban, hölzernes Milchgefäss, ist aslov. cbhand. cohanyk, Bachstelze.
öogan, cügen, türk. ^Lt^, ^f!> Seifenkraut.
bulg. diodzan, Münze. Z. 373. 1.
6oha, Tuch.
nslov. coha. poln. czucha. czuha, daher auch czuhaj, czuja, czujka, szuja. serb. coador
Tuchfabrikant: türk. cohadar Kammerdiener. Z, 374. 1 Ob rum. cokoj hieher zu stellen,
ist zweifelhaft.
öolan, Vorrathskammer.
klruss, culan.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 25
6oltar, türk. ;bJ^ Satteldecke.
serb. coltar, Pferdedecke, poln. czoidar, czoMak, zottige Pferdedecke, rum. coltarul
kaluluj. Sai. : brache, magy. csoltdr. Z. 374. 3. Vergl. cul.
öorab, Strumpf.
serb. auch carap, carapice, cerapa. klruss. curapej, Oberkleid.
öorba, Suppe.
nslov. corba, Jauche. klruss. corba soll , etwas unbestimmtes' ,djaha' bezeichnen,
poln. szorba, ciorba. Ursprünglich ar. sorba, surbä xjwi, so viel man auf einmal aus-
trinkt. Wenn dies richtig, so ist slav. corba gleich dem it. sorbetto, fz. sorbet. Devic 64.
öotura, hölzerne Flasche.
nslov. cutura, cutara, cotara. serb. ispiöutura. klruss. öitura, Blechbüchse, cutora.
Cech, cutora. magy. csutora. ngriech. tauotpa, hölzernes Weingefäss, auf Paros, was das
alte yß'^o. sein soll; andere denken an xdvöapo?; wieder andere an it. ciotola.
ööl, türk. J^ colli Je, iUU^ Wüste.
rum. cul, culuk. Z. 374. 2.
öölkja, Strumpf.
klruss. culok. lit. cjulka, Socke, kum. culgau 283.
öörek, Kuchen.
klruss. curek, Haferkuchen.
öuar, nordtürk. bunt.
Vergl. russ. cubaryj, bunt, getigert, mat. 92.
öubuk, Pfeifenrohr.
klruss. cubuk. poln. cybuk. lit. cibukas.
öujen, Gusseisen.
russ. dial. cygiau. klruss. cahun, cavun, caun, cuhun, Gusseisen, Topf aus (xusseisen,
cuhunnyj, eisern, cag. cüjün.
dukur, nordtürk. >»i.Ä. Grube,
ngriech. tschhir. Mariup. Z. 374. 1.
öul, Pferdecke,
ngriech. '(^oo)!. Vergl. coltar.
äulak, türk. ^^'^y=>' Krüppel.
rum. colak. Vergl. serb. cula, culav, culko, mit kleinen Ohren. Z. 374. 3.
öuma, Pest.
aslov. ciiina. klruss. cuma.
öumak, türk. ^l^^a. Keule, cumak-dar, Keulenträger. Quatremere, Histoire des Mam-
louks. I. 138.
russ. cumakzi, Fuhrmann, klruss. cumak, Ukrainer, der aus der Krim und vom Don
Fische oder Salz holt, wruss. cumak.
öuval, Sack.
klruss. cuvaL
6ürük, faulig.
serb, curuk zid. nar.-bl. rum. curuk.
n™kschriftcn der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 4.
2g Franz Miklosich.
dada, Kindermagd.
serb. dada. Vergl. daje. dijete dadiskovati. nar.-bl. 315. rum. dad§, Frau, ältere
Schwester. Vergl. daj^.
da'i, der Anrufende.
Das serb. dahija ist nach Herrn Korsch wahrscheinlich türk. daj§, Onkel, wie die
Janitscharen ihre Vorgesetzten nannten. Für die Vergleichung mit da'i wird angeführt,
dass das diesem zu Grunde liegende Verbum ,fordern' bedeutet, Vergl. da'va. Devic 31.
daire, ar. 'i^\c>^ Bezirk, Gefolge, Handtrommel.
serb. daira, skup, skupstina. nar.-bl. 111. Z. 422. 3. Herr Korsch möchte serb.
dairi, Art Zauber, mit der ursprünglichen Bedeutung von daird, Kreis, verbinden, rum.
auch dajerea.
dajanmak, sich stützen.
serb. dajaiiiti^ widerstehen.
daj^, pers. jultj, Kinderwärterin, Amme,
serb. daja, Amme. Z. 422. 3. Vergl, dada.
dakek§, Minute,
serb. dekika.
daljan, türk. ^^LJIiJ, Weiher,
serb. daljan, Zaun zum Fischfange, ngriech. raXtdvi. Z. 421. 1.
dalkavuk, türk. ji-.LäJUo, Langmütze.
serb. dalkauk. Z. 420. 3; 592. 2. rum, auch dalkauk.
dafmak, türk. ^^[ic. sich versenken.
serb. daldisati, untertauchen. Dj. Popoviö. rum. daldisi. Z. 421. 1.
dam, Mauer.
serb. dam, Damm. Dj. Popovid. rum. dam, kl§dire, zidire.
damga, Marke.
lit. tamozna. damga, tamga ist im nordtürk. zu (dängä), tängä (bei Muchl. 66. pers.
äXju, tSngiS, eine in China und der Bucharei gangbare Münze) geworden; auf jenem
beruht demnach russ. denhgi. Daher poln. dziqga, dziqzka. klruss. denezka, kleine Kupfer-
münze.
daraj, pers. ^^Mo, Taffet.
poln. daraj. Fehlt Z. Muchl. 22.
darat, pers. «yUiJ, Pracht,
rum. darat. Z. 419. 6.
darba, ar. ä^y^, plur. darabat, Schlag.
poln. tarapaia, Lärm. Z. 585. 1. Muchl. 132.
dar^, türk. ^J^, Hirse.
Vergl. magy. dara, Gries. Z. 419. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 27
da§, Gefährte.
Das ist kein selbstständiges Wort, sondern ein aus dem Suffix des Locals da und s
bestehendes Suffix: nordt. auyl, Dorf, auylda loc, auyldas, Dorfgenosse. So Ostroumovb 27.
da'va, Process.
bulg. davadzija. rum. dava, davadziu, dovadziu, dever, devr§. Vergl. dai.
davor.
Das Wort erklärt Vrceviö als izrek od milosti: davor dobro moje\ davorija als sloga.
davranmak, türk. ;j.*j.jl4> sich ermannen.
serb. davran, halte dich. Jastr. 189. 390. Z. 422. 2.
davul, Trommel.
bulg. dahoani. Mil. 131. serb. dalhulhana, damhulhana, davnrlana, daidhana, durli-
hana. rum. tahulhana, tubidhana. türk. davulbaz ist Trommelschläger.
de, türk. 8i>, und, auch, wohlan.
serb. de: nach Imperativen: zovni de ga; vor der Personalendung: razberidete, recidete.
Vergl. der aus deze: Smiljanicii, doma der se nadji. Auch türk. häufig nach Imperativen.
Z. 444. 3. Verschieden ist wohl das russ. c?e, das zur Bezeichnung der Rede eines an-
dern dient.
def , ar. *io das von sich Stossen.
serb. defli, reizbar: kako neöa defli biti? Herc. 255. deflija sam nego paäa. Z. 430. 1.
döfter, Schreib tafel.
serb. defter hakani, Grundbücher, russ. devten, defterh^ nicht -rs. defterh, chanskij
jarlyks. rum. defter, tefter. anatefter. tefterdar. tefterdziu.
döhij, ar. ^o schlau.
rum. dahin, listig. Z. 445. 1.
deli, toll, Wagehals.
serb. delija devojka. ruo delijansko. Jastr. 272. poln. delijunak. Vergl. delija, Waffen-
rock, rum. deliü. Turcy uwa^ajq szalonych za natchnionych duchera boskim i majq dla nich
wielki szacunek, stcid to najidejcsi ich bohaterowie mieli przydomek deli. Die Türken nennen
Stefan Bathory deli k§ral^ etwa toller König. Muchl. 70.
demöt, Bündel.
rum. demetun. Aus ngriech. hs.\).dzi.
derbeder, denbeder Vagabund.
Das Wort ist pers. : der be der, von Thür zu Thür. serb. derbeder, Bettler. In
Bosnien, derbederina , derbedenica, Landstreicher, derbendenica. rum. richtig derbedeü ;
daneben derbeder.
derbend, Plngpass.
rum. derbend, Engpass.
derd, Schmerz.
Daneben war pers. derdmend anzuführen, serb. derd. derni, unglücklich, rum. dert.
d6r6dze, ai'. ^ü».^^> Stufe, Grad.
serb. teredze, Modell der Goldarbeiter. Z. 425. 2.
4*
28 Franz Miklosich.
dörman. Heilmittel.
Kasan, und Baschkir. turman, Pferdearznei; dazu gehört wohl auch russ. durmans, datura
stramonium, durch Anlehnung an russ. duritb^ daher durmam etwas betäubendes, klruss.
dnnnan, diirzile. durmanyty, betäuben. Archiv 9. 497. serb. durman stammt aus dem russ.
derviä, Derwisch.
poln. derwisz, derhisz. rum. dervis^ dirvic.
döstimal, Handtuch.
serb. testemelj, in einem dalmatinischen Volksliede. Archiv 3. 663. testemenj, testegan. Jastr.
dövar, ar. .1^^ sich drehend, periodisch wiederkehrend.
serb. devar, Berechnung: niz Undjurus devar uciniti. ode sluga niz zemlju undjursku.
polu ga je devar ueinio. Volksl. Z. 436. 3. Vergl. d^vr.
döve, Kameel.
serb. devedzija, der ein Kameel reitet, nar.-bl. 257.
dövetuju, türk. ,^Li s.o Kameelhaar, gelblich braune Farbe.
rum. devetuj. Z. 444. 1.
devlök, Art Melone,
serb. dulek, dumlek.
devl6t, Macht.
serb. auch devlat. rum. devlet, dovlet, Majestät, die hohe Pforte.
dövr, Drehung.
serb. devercin^ wohl Zopf band : devr Kreis , ein Locke, devermavis österr. Krapfen-
radi. Vergl. devar.
demesk^, damasciert.
poln. damaszek. adamaszek. demesz, demiesz, demeszka. rum. muski.
diba, Art Seidenstoff.
serb. terlidiha, terlidiva Art Zeug. Vergl. dihan Art Kopfbedeckung türkischer
Frauen, rum. diba Art Seidenstoff, poln. dyba. Man denkt an griech, 5'lßa'fo?.
dikel, Haue.
aslov. dikela. bulg. dikel.
dik6n, tiirk. ^^^ r^JQ*^ Dorn, Distel.
serb. dikica dornige Spitzklette. Z. 432. 2.
dildzik, türk. JLsÜjO Zäpfchen im Schlünde: von dil Zunge.
serb. dilcik, divcik Stange bei der Kunkel und der Schnellwage. Z. 432. 3.
dilim, türk. j^jJo Schnitte, wohl auch dil§m.
serb. dilum. Z. 434. 3.
dJlkuSa, türk. LuCb das Herz erquickend, schön.
serb. delkuiica, denkusica^ nach Vuk Art Vogel : man hat auf den Papagei gerathen,
der jedoch bei den Türken nicht diesen Namen führt. Z. 433. 2.
dirai, Barchent.
Herr Korsch erinnert an russ. klruss. dymka. klruss. poln. dyma Canevas. rum.
dimikaton ist franz. türk. dirai b6zi besteht aus Lein und Baumwolle. Aus ngriech.
5{[i'.-oc zweifädig, Vergl. s^diJt'.TOC.
Die tükkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. ■ 29
din, Glaube.
serb. dinsuz, dinsuzin, dimsuzin Ungläubiger.
dinar, Goldmünze.
nslov. denar, Geld, stammt aus Italien.
direvis, türk. ^ß^^ö Pfrieme, Ahle,
serb. dervis. Z. 427. 1.
di§, Zahn.
serb. dispara (Zahngeld), ein Geschenk, das ehedem der Türke von dem erhalten
haben soll, der ihn bewirthet hatte. Dj. Popovic. rum. halikdis^ Fischgräte.
disi, türk. ji^ Weibchen.
serb. disija Weib, Weibchen. Z. 429. 2.
div, Dämon, aind. deva.
Dass die Perser im zwölften Jahrhundert dev sprachen, beirrt die Zusammenstellung
des serb. div mit pers. div nicht, div findet sich nicht nur im bulg. und im serb., son-
dern auch im poln. : ^Dziioy it Podhalan sq röwnie istoty nadprzyrodzone , takze dziwozony,
utwör zdaje sie Göralöw i im samym wiasciwy : caie cialo u nich niezwykle kosmate, hyly
ziosliwe, porywaiy dzieci u matek''. Muchl. 26.
divan, Hof.
serb. divana ist divan 'fan4. carska divona. Vrßevi(5. Man füge hinzu russ. divans
Sofa und poln. dywan türkische Decke, klruss. dyvan Teppich.
divan, Zollamt.
Das Wort ist mit divan Hof identisch. Herr Korsch stellt hieher auch russ. duvans,
Theilung der Beute, duvaniU die Beute theilen. klruss. duvanyty. u für i vor v ist
türkisch : duvar, pers. divar. serb. dugana Jastr. stammt aus dem it. Devic 32.
divit, Schreibzeug.
rum. diviktar eine BojarenwUrde: türk. divitdar.
diz, Knie, dizge.
bulg. dizgija. serb. dizga Strumpfband, dizluk, dizlik. Jastr. dizluci, dizluke.
diz, Schloss.
rum. dizdar. kroat. dazdar. Sirena.
dizgin, Zügel.
serb. auch djizdin, dizdjen.
dogramadze, türk. ^=,j-o^^ Tischler,
bulg. douromazija. Bog. Z. 609. 3.
dojum. Beute, Überfluss.
russ. duvanitb, die Beute theilen. klruss. duvanyty. rum. dujum, Menge. Vergl. divan.
dolama, Art Kleid.
nslov. dolama. Jambr. Das Wort wird von einigen für magy. gehalten : dolmdny ;
von anderen für türk.: dolamak, etwa gürten; wieder andere bringen es mit lat. dalma-
tica in Verbindung. Der türkische Ursprung ist wahrscheinlich.
30 Franz Miklosich.
dolanmak, die Runde machen.
Zu bessern ist danl§ndis in dal^ndis. Die Zusammenstellung ist mindestens gewagt.
Herr Korsch denkt an dar§l, prät. dar§ld§, in Zorn gerathen. alb. dal§ndi Unruhe.
dolma, Füllsel,
rum. dulma.
dolmak, türk. (j-JJo voll sein.
Man vergleicht damit rum. doldora, doldura, duldora, voll, und beruft sich auf die
Reduplication in bolbol. Zi. 611. 2.
dolii, voll.
serb. bedeutet nach nar.-bl. 414. dolija auch pobjeda.
domuz, donuz, türk. Sja Schwein.
serb. domuz. Z. 610. 1. durmiz, nekakav otok na konju, tomuz. Z. 603. 1.
donanma, Schmuck.
rum. dunanma. bulg. da storis golema donamha. Mil. 131.
donderma, türk. x««tXj^ doild§rma^ Gefrorenes.
serb. doldrma. Felilt Z.
dorn, braun.
bulg. konce dorice. serb. dorija. dorusa.
dönüm, türk. ^^i:> Morgen Landes.
bulg. sto dulum lozie. Ka2. 190. devet duljuma gora 480. djuljum bezs. 2. 108. djujm,
djtim. serb. dnlnm, komad njive manje od dana oranja. Z. 443. 3.
drinketa, trinlieta, tirinket, türk. üJo»i> Fockmast.
griech. Tpouyys'^- ™m- trunket, Art Bauholz. Aus dem it. trinchetto, trinchetta.
Z. 427. 1.
du'a, Gebet,
rum, dova.
dud, Maulbeere.
Auf serbischem Sprachgebiete findet man dud neben murva, nördlich davon, nslov.
morva, murva, herrscht das romanische Wort. rum. agud^ jagod, morus alba, nigra, gehört
zu slav. jagoda, Beere.
dudu, Dame.
Das Wort wird mit tuti, ^^ Papagei, zierlich, identificirt.
du/an, Rauch.
klru.ss. auch dohan, duhan. cech. dohdn, duhän, duchan.
dukkan, Laden.
serb. duganja, doganja. duganj. Jastr. 281.
duman, Nebel.
Das Wort ist mit tuman, das unter t erscheint, identisch.
dumdar, pers. ^J^o geschwänzt {dum, Schwanz), Nachtrab des Heeres.
serb. dundar. Fahne, Haufen Leute, kroat. dundar, öeta. Sirena. magy. danddr. Z. 435. 2.
duraöak, ein Stehender.
Nach Herrn Korsch duradiak.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 31
duran, diirak, türk. ^;l;^*>, o';^'> der müssig dasteht, Faulenzer, Dummkopf.
Vergl, russ. durak. poln. duren. Man beachte jedoch die zahlreiche Wortsippe dur.
Fehlt Z. Muchl. 24.
durmadan, ohne Pause.
serb. durmadan. Z. 607. 2.
duvak, Brautschleier.
serb. duvak, didak. Jastr. 75, pidi duvak, koprena. nar.-bl. 341.
düdük, Pfeife.
klruss. wruss. duda. dudka. lit. duda. poln. duda^ dudka. Vergl. russ. dudaks^ otis
tarda, aslov. duda^ neuma.
dülger, Zimmermann,
serb. auch dundjer, dundjerin. dundjerisati. dundjerluk.
dümbelek, Pauke.
rum. auch timhelik und tumbelekiu. timheledziu. nordtürk. tümbeJc.
dümen, Steuerruder.
klruss. demeno, Steuerruder. Vergl. demen, Ruderbank, alb. dümen.
dünja, ar. Lj;> Welt, Menschen.
serb. dunjaluk. Z. 436. 2.
dürpü, Feile.
Daneben türpü, daher serb. turpija. Man füge hinzu russ. terpugs.
düsek, Bett.
bulg. djuseklik, Zwillich, rum. deseklik, grobe Leinwand auf Matratzen, wruss.
tuchvjak. rum. tufek, Matratze.
düsmek, türk. A^.c> fallen,
rum. dusis, das Straucheln des Pferdes: ein türk. d/ilsüs wird von Saineanu 119
angeführt. Z. 440. 1.
düz, eben, flach.
serb. dustaban, ravan taban.
duzen, türk. ^j\^i>, (jvi> Ordnung, Putz.
serb. duzen, Putz, Schminke, duzli. 7i. 439. 2. Vergl. düzmek.
düzmek, ordnen,
rum. duzdisi.
dzabba, dzeba, türk. La Geschenk, als Geschenk, umsonst.
serb. dzaba, dzabe, umsonst, dzabaisati. Dj. Popovic. mrum. de gjaba ixa-caao?. Z. 347. 3,
dzam, Glas,
serb, diamajli pendzer. Jastr.
dzam'adan, Mantelsack,
nordtürk, camadan. serb. auch dzemadan, cemadan. russ. dial. cebotans. klruss.
cemodan, cymajdan^ cemajdancyk^ Reisetasche, lett. camada.
dzame, pers. iwU». Kleid, Stück Zeug, dzame suj, Wäscher,
serb, djama, dzama, Art Frauenkleid, rum. dzamasirdzi-basp, Vorstand der Wäscherei,
Z. 345. 1,
32 Franz Miklosich.
dzami', Sammler.
rum. dzamie. poln. bei Mickiewicz dzamid.
dzan, Seele.
serb. dzan auch Seele, dzanum, dzanom und dzan§m. Jastr. Hieher stellt man auch
canibula, papaver rhoeas, Feldmohn, dzandar, Mörder, entspricht dem türk. dzandar,
Leben habend, Waffenträger, dzandrljiv, streitsüchtig. Z. 345. 3.
dzanbaz, Seiltänzer.
Auch snrb. Seiltänzer: dzan, Seele, baz, spielen, bei Hammer Seelenspieler, Frei-
williger.
dzan eriji, pers. türk. (-Jo»! ^La. Orleanspflaume.
serb. dzanarika, dzenarika^ dzana, Art Pflaume : dzan, erik. 7a. 29. 3.
dzanfes, türk. ^^äjU» Wandeltafft.
rum. dlanfes, canfes. Z. 346. 1.
dzar, öar, pers. .U», ,L Tuch, Shawl.
rum. dzar. Z. 339. 2.
dzöbbar, ar. ^LLa., stark, mächtig.
griecli. dzainbar, muthig. Mariup. Z. 347. 3.
d2öbe, Harnisch.
serb. djebeta. Art Zierat an Männerkleidern. Juk. 621 nehen ilike, dugmeta undi puceta.
rum. dzebedziu. dzebedzibas§.
dzeb/ane, Pulvermagazin.
Das Wort gehört unter dzebe. rum. dzebehana, dzebhana, dzabhana, zaphana.
dzebrö, Beutel von Ziegenhaar,
rum. dzebrea.
dzedd, ar. JU», Ahn.
rum. dzet bi dzet, echt, eig. von Geschlecht zu Geschlecht vererbt. Z. 350. 3.
dzehennem, Hölle,
serb. auch, dzenem.
dzejb, Tasche.
russ. zepi. und zepn. rum. dzep hardziu, dzep harsltk : dUjb, yardz Auslagen, Aufwand.
dzeleb, Waaren.
rum. dzelep, dzalep.
dzemal ojunu ^y^.^\ JU^ Art Spiel (Verkleidung usw.).
rum. diemalt} Ungethüm, Riese. Z. 365. 2.
dzemi'et, Versammlung.
serb. diemat, Gemeinde, nar.-bl. 95.
dzenabet, ar. «uU». Befleckung durch Samenergiessung, unreiner Mensch,
serb. dzenabet, poyan covjek. rum. dianabet. Z. 367. 1.
ds^nk, Schlacht.
serb. dzenk pravit. Jastr. 81.
Die türkischen- Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 33
dzennet, Paradies.
Daher das adj. dzanniti schön, schönes Pferd, span. ginete. it. ginnetto, giannetfo.
franz. genet. poln. dzianet. Muchl. 25. Nach Devic 39. von ar. zenata , nation herbere
dzörime, ar. x^jva. Verbrechen, Strafe.
serb. dzerima, gloha. rum. dzeremea Strafe, ngriech. TCspe[JL£c amende. Z. 355. 3.
dzevher, Edelstein,
serb. dieverlija.
dzevherdar, damascirt.
serb. auch ceferdar. daher vielleicht kovrdin^ Art Schwert, dzeverusa.
dzevz, dzeviz, ar. \y^ Nuss.
bulg. indistan dsevizi Muskatnuss. Z. 372. 2.
dzezve, Kaifeekanne,
serb. dzezva.
dzida, Wurfspiess.
serb. auch dzid: pa on uzme dzid na ramu. Volksl. wruss. dzida. poln. dzida (nicht
dzida). niagy. dzsidäs. rum. dzudea.
dzidzi, türk. j-äxä Kinderspielzeug,
serb, dzidza, dzadza. Z, 378. 1.
dzijer, die Innern Theile des Körpers,
serb. dzigericar, dzigernjaca. rum. ciger.
dzilit, Stock.
serb. dzilit imicke. rum. dziret, dzeret, dzerid.
dzimdimek, türk. viJUjjc,Ä kneifen.
Vergl. alb. cimp, cimbi, Zwicken, ngriech. z^iinzdoi. Z. 365. 3.
dzimri, dzümrü, arm, knauserig,
serb. nmrijati, geizig sein.
dzinn, Dämonen.
rum. dzin. alb. dzi7it böser Geist,
dzizjet, ar. ibj^ Schutzsteuer der nicht muhammedanischen Unterthanen,
rum. dzajzea, Tribut. Z. 35ß. 3.
dzömerd, dzevanmerd, freigebig,
rum. dhimert.
dzübböt, Art Kleid.
serb. auch dzup., dzupa, dzupeleta, dzupet, dzuhe. poln. jupa. rum, dzubea. ngriech.
CouTcovt. fz. jupon. serb. suba geht auf das deutsche Schaube, schuba zurück, mlat, jopa.
sp. chupa. it. giubba. Wohl alles ar. Ursprungs. Devic 44.
dzüdz6, Zwerg.
hvlg. guznk, kurzschwänzig. russ. zuzu. rum. dzudzea. Vergl. serb. gedza , wofür
türk. gedze, jusvi" Tölpel, angeführt wird. Rjecnik.
dzüdzütmök, türk. viJUjya,..Ä angenehm machen,
rum. dzudzidi, liebkosen. Z. 370. 3.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 5
34 Franz JfiKLOSicH.
dzül, ar. Jl». das Ganze, die Hauptsache.
rum. d£ol, der Einsatz (beim Knöchelspiel). Z. 362. 1.
dzülüs, Thronbesteigung.
serb. dzulus, wahrscheinlich eine Abgabe bei der Thronbesteigung, daher odzulusiti,
oglobiti, durch Erpressungen schinden.
dzüm'a, ar. x«,-^ Versammlung, Freitag,
serb. dzuina, Freitag. Z. 366. 1.
dzümbiä, Bewegung.
serb. d-ambiis. rum. dzumbus. dzumbuälhi.
dzüm.16, ar. üJUä. das Ganze, alle zusammen,
serb. dzumle, zusammen. Z. 366. 2.
dzüvan, Jüngling.
serb. d£uvan. adzuvan wird als hazz dzüvan gedeutet, rum. dzuhan, Liebhaber.
dzüzdan, Mappe.
bulg. zozdan. rum. gjozdan.
E.
edzel, ar. J^l Todesstunde.
serb. edzel, dzel, Todesstunde. Jastr. Schicksal: svoj edzel opasati. lijecnik. Z. 12. 2.
efendi, Herr.
serb. efendum, fendnm. rum. efendi.
ege, Feile,
serb. jege.
egeö, türk. ^\ Haken. Mdz.
rum. kec. Z. 80. 3.
egir, tilrk. S\^ y*f\ acorum.
russ. irs , in, airs. poln. agier ^ ajer, auch tafarak, Kalmus, griech. dxopov. Me-
niAski 1. 349.
egri, 4/n, türk. ^S\ krumm.
serb. egri, krivo, koso. Vergl. erlav, krumm. Z. 81. 2.
ehali, ar. ^^^1»! plur.
serb. ehalia, P"'amilie, Publicum, nar.-bl. 248. 418. Z. 137. 3.
6/tijar, der Alte.
serb. ihtihar, starac. rum. iftiar.
ejalet, Provinz,
serb. ejalet.
ejlenmek. verweilen.
aerb. eglenisati, jeglenisati beruht auf jeglen -tCö>. jeglen -laa, eglendi'^ati hingegen auf
eglend(i) -tC<o, eglendfi) -za. rum. eglendza, englendza^ iglidia, Unterhaltung, eglendisi.
p.nfih'Uftixi .
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 35
ejvalla xJül^ ^1.
serb. ejvala, evala, evalaj, Wort des Dankes, ejvala ist nach Blau 9 das slavisehe
hvala, Lob, Dank, was unwahrscheinlich ist.
eksik, Mangel.
serb. eksican.
elbett, gewiss.
serb. elbet. helbet je izio habina horosa. nar.-bl. 72.
elemije, türk. xaJI Garnwinde,
serb. ekmija. Blau 228. Z. 92. 1.
elmas, Diamant,
serb. elmaz.
öraek, Arbeit, Dienst. emeKdar, arbeitsam, alter Diener,
rum. emektar. Z. 96. 3.
emin, Aufseher.
serb. emin. rum. emin. ngriech. sixtvt^sc. Acta et diplomata V. 202.
emir, mir, Fiii-st.
serb. emir, emirin, amir, awiira, amire, Titel des Sultans in älteren Denkmälern, Aus
emir zad^, 4mir zad, emir za. mir za^ Z. 98. 1, entstand bulg. russ. mirza^ russ. murza,
klruss. murza, tatarischer Fürst, murzaie6 .^ dessen Diener, poln. mirza, murza, rum.
mirzak. Befehlshaberschaft bei den Tataren, mirzacesk. mirzacie.
emir-ayor »^i.! yycl {imbro'for, mira'for. imra-ijjr. Hammer), Oberstallmeister,
serb. imraor, konjusar. rum. imbrihor. ngriech. ä[iO'jpa)(öptoc. Z. 97. 3.
emir-ül-mumemin, ar. ,j.aäxi^I -jucI Oberhaupt der Gläubigen.
ngriech. |Xc,oi[iYj(>äv7jC. Acta et diplomata \'. 197. |i,S(ii[Ji.Y^vdpYjC 196. Z. 98. 1.
emr, Befehl.
serb. emer. Z. 95. 3.
endaze, die kleinere Elle,
serb. auch endaze. alb. end§z§.
önginar, Artischocke,
rum. anginar^.
er, ir, türk. A Mann, erlik., irlik, Männlichkeit,
serb. arJi, silan. rum. el-ag§, el-agasi, Commandant. Z. 22. 3; 30. 2.
erbab, ar. i-jLjnI die Intelligenten,
serb. erbab, kundig. In Bosnien. Daher ervapan. Z. 458. 2.
ergen, ledig.
bulg. irgen, heiratsfälliger Mann. Jürgen, hirgjeniwam. Vergl. russ. irgew.. Widder.
In Sibirien. Aus dem Mongolischen, nach Dalb.
ergevan, erguvan, syringa vulgaris, nach andern cercis siliquastrum.
erkök, türk. JU'.I Mann.
serb. er6ek. Mann. In Bosnien, sonst Männchen (von Vögeln). Z. 30. 1.
36 Franz JIiklosich.
erz, erz, pers. \ji Preis, Würde.
serb. rz: kod svog rza i kod svog obraza. rzelija^ ehrbar. Jastr. 79. Z. 27. 2.
6rzak, ar. lj');' plur. von rizk, Lebensunterhalt, Vermögen.
serb. erzak, Nahrung. In Bosnien. Z. 462. 2.
örzan, pars. ^\\^ würdig.
An dieses Wort denkt wohl Hammer, Geschichte 6. 67, bei griech. öpoadyyat, acojjia-
TO^'jXaxs;, anderwärts Wohlthäter des Königs bei den Persern. Herodot 8. 85. Z. 27. 2.
ösir, Gefangener.
russ, jasyrb, jasijrs. klruss. jasyr. poln. jasyr, Gefangener, Gefangenschaft, rum.
isirdiiu. kirgiz. dzasyr.
öski, alt.
serb. auch, eski, e^öi. eskija, wohl des Reimes wegen.
esnaf, Zunft,
serb. esnaf.
eSek, Esel.
serb. esek. esekluk. eskerac, eskerica^ jedes kleine Thier: Rjecnik vergleicht türk.
esek ares§, ^5*-J^^ «iJLil Bremse. Z. 54. 3. russ. isakd ist unter isjak zu stellen. Vergl.
arm. eä, Esel.
etba'. ar. cLil Gefolge.
rum. ekpaea, ehjpaea^ Dienerschaft. Z. 7. 1.
ötmek, ekmök, Brot.
serb. ekmek. ekmedzija, ekmendzija. Jastr. ekmescija. ekmedziluk.
6ved, türk. i>^t ja, gewiss,
rum. eved, ja. Z. 115. 1.
6zan, xVufforderung zum Gebet.
serb. ezan, jezan. poln. izan, ezan. rum. ezan.
ebrek, Wasserkrug.
klruss. imbricok, Kaffeekanne.
'ebret, ar. c^^ Betrachtung, Beispiel, merkwürdige Begebenheit.
serb. ibret, Wunder, ngriech. i|X7rfiS-c exemplum. Pass. Z. 622. 1.
eflak, türk. ^iUI Walach, Walachei,
rum. kara ißik, Moldau. Z. 74. 3. veladz 69*J. 1.
egreb, türk. k_>*Ajl Fischgarn.
serb. grib, grosses Netz, griech. '([ätz'jZ. mlat. gripia. Z. 148. 3, grih und §gr§b
stammen aus dem Griechischen.
eladz, Heilmittel.
bulg. IfdSa, Heilquelle, serb. iljac. .Jastr.
ergad, Tagelöhner, irgadije, Robottage. Hammer,
klruss. argat, argot.
erlamak, ar. ^j^y»! singen.
öcrb. arlati, ariiti, arlovati, arlnkati. Z. 145. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 37
esmarlamak, bestellen,
serb. smarlaisati.
'eter sahi, ar. pers. ^»Li -Jols. geranium: ''§t§r^ wohlriechende Essenz, und sahi, kaiserlich,
rum. indrisaim, indrisaja, endrisaim, lathyrus odoratus. Z. 61. 1; 631. 3.
F.
fagfur, Porcellan.
klruss. fajfur.
fajda, Nutzen.
Unrichtig mit feuduni zusammengestellt.
fakir, ar. yJü Armer, Derwisch, Ascet.
poln. fakir. Z. 669. 2. Muchl. 28. Vergl. fnkara.
fal, Vorbedeutung.
serb. fale, Wahrsagerei.
falaka, Block.
rum. f§lang§. Die ganze unter falaka verzeichnete Wortsippe kann von dem griech.
^d/.aY^, ngriech. (f'iKa'[~(aQ , wohl nicht getrennt werden. Man füge hinzu poln. falagi
zadaö, wziqc. kroat. falanja^ ala (exercitus).
faras, türk. yilji Kehrichtschaufel.
serb. feras, lopata za iznosenje smeta iz sohe. 7a. 660. 1.
farfara, Schwätzer.
ngriech. '^ap'fapä?, Prahler. 'fap'faftCw usw. rum. farfara. Vergl. frz. fanfaron.
fark, ar. ^jjj Unterscheidung,
serb. yerÄ;, razlika. nar.-bl, 77. poln, _^VÄ;a, nichtsnutzige Sache, vergleiche man mit
a,T.ßrka, sSyi gemeine Leute. Z. 663. 2. Muchl, 30.
fekr, flkr, ar. Jo Überlegen, Gedanke.
Damit vergleicht man serb, ferak in ferak cemu uhvatiti. Rjecnik. Z. 669. 2.
fönör, Laterne.
serb,/e?ier. rum. fener, fanar. (pdpOQ für '^äpoc ist zu streichen. Die gebotene Kürze
musste es dem Leser überlassen die Wörter in jene Ordnung zu bringen, aus der ihre
Verwandtschaft ersichtlich wird: in manchen Fällen ist dies nicht allzuschwierig, in
vielen wollte es mir nicht gelingen.
fenn, ar. Jjj Kunstgriff, Finte, Kriegslist.
serb. fen, Art Spiel in Montenegro. Z, 671. 1,
föradze, Oberkleid,
nslov. fareza.
feres, Pferd.
Das ar, Wort steht an der Spitze, weil es auch dem griech, zu Grunde liegt, aus
dem allerdings das altbulg. usw. stammt, serh. fariz, fariz. ^oln.furys. rxxm. farij, frij.
sp. alferez. it. alfiere. fz. alfier. Devic 6.
ferfijun ^Jy^■ri Euphorbium.
mm. f elf in, Sonnenblume. Man meint, ferfijun sei aus äö'fopßtov entstanden. Z. 663, 2.
38 Franz Miki.osich.
förik, ar. ^3jjj Abtheilung der Infanterie.
serb. ferik, divizija u vojsci. Z. 665. 3.
förjad, pers. objj Jammer, Klage, ferjaddz^^ klagend, Kläger.
serb. ferjadzija, Trauerbote. Volkslied. Z. 665. 2.
fönnan, Befehl.
poln. ferman, firman. rum, ferman.
fermen, Art Kleid.
serb. fermen, fermene, n. Art Weste. Fehlt Z.
förta, Erziehung.
serb. ferta. Rjecnlk. Fehlt Z.
fes, Fes.
poln, fes. rum. fes. Nach der Stadt Fes.
fösad, ar. oL»ö Verderbniss.
serb. fesada. Jastr. 384: die Stelle ist mir dunkel, rum. fesat, vesat, Unordnung.
Z. 666. 1.
fesleken, basilicum.
serb, auch vasledjen, veslidjen, veslidjan, velsagenj.
testan, Weiberrock.
serb. fistan, fustan. fstan. d. i. f^stan. Jastr. 177, nslov, frstanj. Im Westen.
fetva, Entscheidung.
serb. auch fetva. rum. fetva. poln. feiwa. griech. plur. ipsrßaosc.
fedan, fidan^ junge Pflanze.
serb. fidan. findika, miadica, letorast,
fend^k, Haselnuss. fundukl^.^ alte Münze.
iQvh. f^ndek, Nuss, geringe Menge, /^nc^aA:. Jastr. 331. rwvü.. funduk.^funduklm, ältere
rum. Münze. Aus griech. irovxaov. türk. f§nd§k, Wirthshaus, aus griech. 7cav5o)rslov, xdv-
^oxoc Devic 37. Z. 671. 2.
feröa, Bürste.
rum. vircf^.
fei^na, Sturm.
nslov. fortuna. bulg, veter fortuna. klruss. chvortuna, nicht hvortnna.
festek, fist§k, fustak^ türk. ^^i^j, Pistazie.
rum, ßstik, fistik§. poln. pistacja ist europäisch. Z. 666. 1.
feSke, türk. ^ÄAj Mist.
serb. fiiAkija, vnskija, Pferdeurin, ngriech. 'frj(ja%i^jV , Mist. Z. 667. 1.
flgan, fiigan^ pers. ^^Lxs Wehklage.
serb. ßyan. 7i. 668, 3.
fijat, ar, cyLi Cours, Valuta, plur. von fij, i.
rum. fijat, Preis, Tarif. Z. 672. 3.
fll. Elefant.
serb. fil. fildes. rum. fil. Dux-ch Russland nach dem Norden: anord. fill. sp. alfil,
arfil. afz, anfin, und wohl auch nfz. fov^ Läufer im Sehach. Devic 37.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 39
filandra, Kjoiü Schiffswimpel.
serh. ßlandra, Wetterhahn: na kuli od srme filandra. Volkslied. Z. 670. 1.
filar, Schnürstiefel.
serb. auch firala, filare. rum. filer. Bei Devic 36. filali.
flldzan, Becher.
klruss. fyndza. poln. auch fiizanka.
fllemenk, holländisch.
rum. fjamenk. Das Wort beruht auf einer Form flamingo, woraus auch das it.
firar, ar. .t-s Flucht, firari, Flüchtling,
serb. firar, bjegunac. nar.-bl. 424. Z. 659. 3.
flr6nk, /renk, Franke.
serb. /renk, frendjija. frengistan . frenga, frenjak, vrenjga, vrenjak, Siphilis. efrenk,
efrendz. efrendzi. rum. franzel§. frink, Italiener, frengie.
fisulia, fasulja, fasul, Fisole.
russ. fasolh. poln. fasola. serb. fasulj, pasulj, faaol, fasolj, fadzuo, fadzola. magy.
paszuly. Natürlich stammen nicht alle Formen aus dem türk. Vergl. Fremdwörter:
hazulj.
fitnö, ar. jUxi Versuchung, Verführung, Aufwiegelung, fitnedzi.
rum. fetnedzea, Intrigant. Z. 657. 1.
fodul, stolz.
serb. fodul, fudid, Prahler, fodulast. rum. fudul. Vergl. russ. choduli, Bombast.
forta, Geschwätz.
serb. vortati, votati, vu6i za nos, wohl: spotten.
fuöi, Fass.
serb. auch fucija. nslov. hü6. Im Westen. Herr Korsch vermuthet Zusammenhang
mit bscbka durch ngriech. ßoytat.
furun, Backofen.
serb. auch furna. Jastr.
futa, Badeschürze.
serb. futa. Jastr. 139. vuta. Devic 37.
fürsi, persisch.
Gewöhnliche und richtige Form farsi, woher bulg. farsija.
G.
gaddare, Art W^affe.
poln. katera, Art Schwert. Muchl. 59. stellt das Wort zu ar. katr, katir.
gadr, ar. vjte Verrath, Betrug.
serb, gadar, gen. gadra. Schade: ti si meni gadar ucinio. Z. 645. 3.
gaile, Plage.
serb. gajle te fatilo. Jastr. 61. gajlelija 437. serb. galiba, galidba, slovak. galiba.
Ungelegenheit, sind magy. galiba.
4Q Franz Miklosich.
gairet, Eifer,
serb. garjet.
gajda, Hirtenflöte.
nslov. gajde. serb. kajda, Musiknote, kajde zasvireo. Jastr. 276. klruss. gajda. gaj-
dattj. cech. kejda. gajdoS. slovak. gajdy. Die Magyaren sind die Verbreiter dieses und
manches anderen türkischen Wortes.
galat, ar. JaJLi, Versehen, Fehler beim Sprechen.
serb. galatan, nepristojan (o rijecima). Z. 650. 1.
ganni, reich.
serb. gani. ganiluk.
gar: gargin ^^^S scabiosus. Darmesteter 1. 272: giii ist Suffix.
Vergl. nslov. garje, Krätze, garjav, garat kratzen. Im Westen.
garaz, Hass.
serb. garaz, garez, Zank.
garge, Lanze.
serb. gargija.
garib, v;'-^ fremd.
serb. garih. Bei Vuk ohne die Bedeutung. Hammer, Geschichte 1. 494. vergleicht
ngriech. xaptirt^s?. Fehlt Z.
garz, Pflanzenreis.
serb. gerz, djerz, Bursche.
gelaf, kelef, Scheide,
rum. auch k§laf, k§lifan.
gena, Zufriedenheit.
Der Artikel hat zu entfallen: tat. g§na, ginä taugt nicht zur Erklärung des serb. djene.
gomeiia, Tau. Aus dem it. Vergl. ar, al-gommal, Ankertau.
kroat. gumina. rum. gomen§.
gonöe, Knospe.
ngriech. xovtjc calyx rosae. Pass.
guU, ar. Ja, Halsband, Joch, Pranger,
rum. gul, gjul. Z. 649. 2.
gurama, ar. tLowc plur., im tUrk, sing., Concurs.
serb. gurema: kad mnozina plaöaju po jednaku: platimo po guremi. Vrcevic. rum.
kurama. ngriech. %o'jpa[iäc. Z. 647. 3.
H.
hajd6, hajda, auf, vorwärts, nordtürk. haj ^Uc, pour exciter un cheval. Pavet 515.
nslov. hajde. serb. hajd, aid, hajdemo, kajdete. klruss. hajdej, Ochsentreiber, haj-
tuvaty, jagen, wruss. hajda. poln. hajda, hejda. hejdasz. chojda. hajta. na hajtus, na spacer.
hajdaj^ hajdak, Ochsentreiber, de jure et de hajda, prawnie i gwattem. gajda, Landstreicher.
Mit russ. nagajka, Peitsche; klruss. nahajka' poln. nahaj vergl. nogaj.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 41
hava, Luft,
serb. havaj.
havudz, gelbe Rübe.
griech. auch '/a.'^'jözZi.
hegbe, Mantelsack,
serb. hegbe.
helde, Buchweizen.
serb. auch jelda.
hole, türk, aJL* wohlan, sicher.
serb. ele, elem, folglich. Z. 941. 2.
hem, heman, hemen mit. zugleich.
serb. hem^ em, ema, eman, sowohl — als auch. Jastr. Sava em Diinava 57. Z. 941. 2;
942. 2. Vergl. kroat. hemjava Menge. Sirena.
hemseheri, Mitbürger.
serb. emserija, hemso.
hergele, herdzele, l'ierdzüe, pers. 'fßrgele, Gestüt.
serb. ergela. Glasnik 9. 198.
hidz, hec, etwas, mit der Negation nichts.
klruss. hie, ni hie. ni hie odvitu ne daje. Bandur.
hind dek : Ju» indisch, Joj» Hahn.
poln, indyk, Truthahn, russ. indejskij petiichs. Muchl. 4ß.
hintov, h§ntov, Wagen,
nslov. hintov.
H.
üabs, Haft.
serb. avsa, Gefängniss.
hadzat, ar. ka.U» Bedürfniss, Noth.
alb. hadzet, Schuld. Z. 380. 2.
fiadze, Pilger.
poln. hadzy. russ. hadzi, hanza.
üadzib, ar. ^_*=»L». Schleier, Vorhang, Thürhüter.
serb. adzah, adzap, adjap, Pförtner. Z. 380. 1.
hajdamak, eine Herde Vieh treiben.
serb. hajdamak, Stock, toljaga. russ. gajdamak, Strassenräuber. wruss. hajdamaka,
Vagabund. Die Türken nannten so jene Kosaken, mit denen Polen Krieg führte, und
die Ukrainer, die sich gegen ihre Herren empörten. Muchl. 152.
hajdud, hajdud, ungrischer Soldat zu Fuss, Räuber, hajdudl^k.
nslov. hajduk. serb. hajdut, ajdut. Jastr. ajdutuvam. russ. gajdiikd. dial. hajduks,
Dieb, Räuber, wruss. hajduk, Diener reicher Leute, cech. hajduk. alb. hajduk.
Räuber.
Denkschriften iler phil.-hist. Cl. XXXVII. BJ. 6
42 Franz Miklosich.
hajlaz, Faulenzer.
serb. ajlaz, der MuthwilHge. Jastr,
hajvan, Leben,
serb. ajvan, das vierfüssige Thier, dessen Fleisch genossen wird.
hakk, Recht.
serb. ak od zemalja. klruss. hak, der dreissigste Theil als Erwerb des ücman, das
dreissigste Schaf.
hakem, ar. jjC». Richter.
serb. haöim. In Bosnien. Z. 392. 2.
hal, Lage, Zustand.
serb. hal^ al, Noth. aval, das Übel, ist der plur. aTival. hala, Ausruf: hala, cuda
velikoga. no traiite hala i bijeda. halakati, alb. häl, Kraft, Vermögen, Sorge.
üammal, Träger.
poln. hamat. kroat. hamalija, moöi. Man füge hinzu die nicht unmittelbar aus dem
türkischen entlehnten Wörter: russ. amulets. poln. nmulet.
üarba, Hellebarde.
bulg. arha. kroat. harha. rum. arhiu.
üarf, ar. v_j^ Wort.
serb. nekoliko zametnuo harfa. Volkslied. Z. 386. 1.
üarir, ar. wy*- Seide.
serb. herir, erir, Art Seidenstoff, weisser Seidenzeug. Z. 386. 3.
haruin, stätig (vom Pferde),
serb. arunnijak, Thor.
üarvan^, türk. ^^^y^ Art Mantel.
serb. avramija. Petr. 2. 160. Z. 386. 2.
hasa, Gott bewahre!
serb. haiati, haüti, inöariü, ableugnen, zaasati, udarati u bah. Bogis. 540.
hasa, Decke.
serb. aSanjka, aäanka, Art weibliche Kopfbedeckung.
haäiS, ar. ^jüjuia.. getrocknete Kräuter, Präparat aus der Hanfpflanze, welche eine
Art geistiger Exaltation hervorbringt. Vergl. hhigilik. Devic 41.
bulg. hasis. Z. 388. 3.
hav, yav, Scherwolle des Tuches. havl§, yavl^,.
serb. havlija, Art Tuch, havli, avli, avlija mahrama. Z. 382. 2; 402. 2.
üaz^r, fertig.
serb. az^, azir. Jastr.
üazret kitab, ar. i^jUT Swäa. das heilige Buch.
serb. hazret öitab. azretli: sva tri azretli öitaha. Vrcevic. Z. 389. 3.
üazz, Logs, Vergnügen.
serb. -/az-haäca. Jastr. 380. az-hasca 321. Hieher gehört auch bulg. azhafca, das
unter az gestellt ward.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osTEaROPÄisciiEN Sprächen. 43
hölva, Art Speise.
serb. halvadzi, der halva verfertigt. Ich bemerke hier, dass aldumasce, Trinkgeld,
magy. dldovids, Kauftrunk, ist.
liers, ar. ^jä Begierde, Zorn, Gewalt,
serb. rs, Kraft. Z. 386. 1.
Mkmöt, Wunder,
serb. hidmet. Vrcevi(^.
üile, List.
serb. hezilan, aufrichtig, uhiliti.
liiinar, Esel.
serb. magar, durch Metathese.
Mrfet, ar. jü^ Zunft.
griech. po'j<pctta: türk. po'jfpsz ist gleichbedeutend mit iaivd'f. xVt. V. 1. 333. 343.
Z. 386. 1.
Hokka-baz, ar. pers. \L jüLä. Gaukler: Tiokka.
rum. kabaz. kahazltk. Z. 391. 3.
hödzdz6t, ar. xä^ Beweis,
ngriech. yo'JtCsuov. Z. 383. 3.
hukumet, Richteramt.
serb. uöumat. Bogis. 528.
liuzur, Ruhe.
serb. uzur. nzuran. uzuriti^ razuzuriti.
hürmet, ar. jw^ Achtung.
serb. iirmet i postenje. hurmet. nar.-bl. 415. Z. 386. 2.
"/aber, Meldung,
bulg. h§bdr. In Vinga.
yain, treulos.
serb. hain. In Bosnien.
"/airet, ar. iy^ fromme Stiftung.
serb. hajir. nar.-bl. 296. Vermengung mit yaj§r. Z. 417. 2.
yajalet, ar. jüUi. Gespenst.
Damit verbindet man serb. avet, avetinja. Rjecnik. Z. 417. 1.
•/aj^r, gut.
serb. hajer, Nutzen. Vrcevid. hairUja, airlija. bulg. hären, aren, gut. Kac. 561. neh§r
für russ. neoprjatnosth. Ger. serb. haran tüchtig: da si arna, ne hi sama dosla. Jastr. 152.
poarno 256. klruss. ckaren, firmus. serb. haran^ dankbar, kann von '/drAQ nicht getrennt
werden: vergl. aslov. hart, gratia. Vergl. Fremdwörter: harh.
6*
44 Franz Miklosich.
yakau, Herr, Herrscher, Grossherr.
aslov. hagaiiö, Chagan Avarum. bulg. Boritakan, Tarkanns. russ. kand, chana. poln.
chan. 2ech. chan. cham. yakan, yan ist chinesischen Ursprungs: yakani ein, Kaiser von
China. Quatremöre, Histoire des Mongols. Vorrede 10. 86.
yalaika, Dienerin.
serb. alajka. Jastr. Z. 411. 1. bietet ,^2^^^. yaJaik, yalaiket.
yalez, ar. (jaJLa. rein, wahr, echt.
serb. alis-cuvek, ehrlicher Mensch. Z. 401. 2.
•/al/al, Beinring.
serb. halhal, halal. Jastr. rum. harhal.
•/all, ar. ^^-'U». leer, allein, frei.
serb. alija, zu keinem Dorfe gehöriges ödes Land, aliluk. Z. 401. 3.
yali, Teppich.
serb. halija, 6'dim, sag: pod cadorom prostrta halija, na haliji careva gazija, Volkslied.
yalifö, Stellvertreter,
serb. kauf.
yalk, Volk.
serb. kalk, nar.-bl. 415.
yalvet, einsamer Ort.
serb. halvat, halvet, mesto medju zenama: sedi u halvetn, avlat-odaja. alvatan, avlatan,
geräumig.
yam, pers. -Li. roh, unbearbeitet.
serb. am-pamuk, ungesponnene Baumwolle. Herc. 29. 357. Z. 401. 3.
yamir, ar. >**=»■ Teig, Sauerteig.
serb. hamur^ amur, Hefe. Jastr. hamurluk, amurluk, das Gemach, in welchem die
Bäcker den Teig kneten und wo der Teig gesäuert wird. Z. 413. 1.
yan66r, Dolch.
türk. lautet das Wort auch yandzar.. russ. kinzah entspricht kirg. kaldzan und mong.
kingara: kin ist wohl Anlehnung an k§n, Scheide, cingalisce. serb. handzarlija, mit einem
HandXar bewaffnet, klruss. cynhai. poln. chandzar, chandziar, gandziar, handziar, andziar,
gindzai, kindzai. frz. cangiar. sp. alfange. Devic 5.
yanem, vornehme Frau.
serb. hniwrii, hanuina, Frau. Iianka.
yanemöö, pers. xä^U». Fräulein.
bulg. han^mce: pasovo han^mce. Z. 402. 1. Von yan§vi.
yarab, ar. lolj-a. zerstört.
serb. harah. arahatan. Z. 404. 3.
yaradz, Kopfgeld.
serb. Iiäräc, gen. hardca. arac. podaraciti. poln. podharaczyö.
yaradzlamak. türk. ^j^J^\y~^ versteigern,
rum. huraskidisi. Felilt Z.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 45
yardal, Senf.
serb. ardalj, ardalija.
/ardz, Kosten,
serb. harc. harcalija, ' arcalija. harcljiv. asluk. asluciti, russ. dial. harn, Fleisch.
harcoba. harcitb. wruss. charc. bulg. iskarca, isliarcevam. serb. harciti , arciti. klruss.
ohcharcyty , Mangel an Lebensmitteln leiden, wruss. procharcevac. Vergl. bulg. haram,
verwüsten, serb. harati (gradove). zlato harato. nar.-bl. 28. pohara zita. Bogis. 540.
yarinön, ■/§rman, Tenne.
serb. harman. klruss. harmanuvaty, durch Treten das Getreide dreschen.
yarrub, Johannisbrod.
ngriech. yapouTtid. Pass. sp. garruhia. fz. carovhe, carouge.
yas, ar. ^Li. höhere Volksclasse.
Man vergleicht mit Unrecht poln. chasa, cliasa, Pöbel. Z. 400. 1. Muohl. 17.
yasm, ar. ».^.a.: das Wort jv-cl» ist zu streichen,
serb. hasum. In Bosnien.
yass, eigen, kaiserlich.
serb. richtig asovina. Vergl. ngriech. ot yäi ßosßövSac. Acta et diplomata V. 197.
yä; ßosßovSdSsc 202.
yasyas: das Wort hat zu entfallen,
poln. haszysz ist unter Tiasis zu stellen.
yataj, Nordchina.
serb. kitalija, citajka usw. beruhen wahrscheinlich zunächst auf russ. kitaj, dessen
Verhältniss zu yataj dunkel ist: nach Muchl. 63. besteht yjtaj neben yataj: jenes
findet sich bei den älteren ßeisebeschreibern. klruss. kytaj. kytajec. kytajka, Taffet.
poln. kitaj.
yater, Gedanke.
serb. hajter, ajter^ ater. za hator mletacki, den Venetianern zu Liebe, ator. ater imat.
Jastr. 449. po hataru uciniti. Bogis. 344. Vergl. hajtor ili mito 593.
yatm, ar. |Vää Recitation des Korans von Anfang bis zu lünde.
serb. hatma: je li hatrnu proucio? nar.-bl. 330.
yavjar, Caviar.
Die mit k anlautenden Wörter sind unmittelbar europäischen Ursprungig.
yavvan, ar. ,j!^ Verräther.
serb. avan. avanica. Z. 414. 2.
yazinö, yazana. yazne, Schatz. kaznadz§. yazinMar.
aslov. kazna. serb. azna, azno. aznatarce. kaznacej aus dem russ. russ. kaznacej.
lett. kozna, Vorrath. ngriech. yrxC^o^rj.c.. sp. hacienda. magy. haszon und das damit zu-
sammenhangende serb. nslov. hasniti usw. sind mit yazine unverwandt.
yersez, Dieb.
y<^rs§z aus yoj^rs§z: vergl. yajp\
^g Franz Miklosich.
yjidmet, y^dm^t, fizmd, Dienst.
serb. hizmeöar. In Bosnien, rum. husmet Accise. mrum. husmekjar. ngriecli. wird
wohl 5(oo(iYjrndpr^c der richtige nom. sing. sein.
^'at, Kaftan,
russ. chalatB, Schlafrock, poln. bei Mickiewicz chylat.
Xodia, Herr.
serb. odza. Mit der Zusammenstellung von jodza mit russ. chozjams, chozjajka ist
Herr Korsch einverstanden und bringt dafür entscheidende Gründe bei. wruss. chod-
zain. rum. hozain. Aus dem magy. stammt serb. gazda^ gazdasag: man beachte gazdaluk,
gazdarluk.
yoros, Hahn,
serb. horos.
^oäab, angenehmes Getränk.
serb. osav, osaf, osap, gedörrtes Obst.
'/oä geldin, bene venisti.
Mit osdjeMlja vergleiche man prisidjeldija.
^uni, Tricliter.
Dass ngriech. yyaVt. vom agriech. ywvtov stammt, ist selbstverständlich. Wenn ich
das türk. yuni an die Spitze stelle, so will ich damit andeuten, dass möglicherweise die
Türken es waren, die das griechische Wort zu anderen Völkern trugen, wie sie so zahl-
reiche arabische und persische Wörter verbreitet haben: es hängt dies mit der politi-
schen Bedeutung der Türken zusammen, yimi ist durch sie den Kurden vermittelt worden.
yurma, Dattel,
rum. auch hurmal.
I.
ibka, ar. ,üul das im Amte Belassen, Bestätigen.
rum. ipka. Z. 5. 1.
ibra, ar. cl«j| Befreiung,
rum. ihra. Z. 3. 2.
ibrö, Nadel.
rum. andrea, indrea, undrea.
ibrisim, Seidenfaden.
rum. auch ibriäim. Das Wort ist aus Persien nach Arabien (ihrisam), Armenien
(aprüoüm), Afghanistan (wresam^ reyam) usw. gewandert.
iö oglan^, Page.
kroat. ^V; ogljanin, plemöe. serb. auch icoglan. poln. pokojowy iöogian, Art Kammer-
diener, rum. icoglan, icolan.
iö6r, türk. väoI darinnen.
rum. idirliu, der im Innern des Serails bedienstet ist. Z. 142. 3.
idzra, ar. cI^äI: idzra etm^Jc, ins Werk setzen,
rum. izra, Ausführung. Z. 11. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 47
ifta, ar. ^\si\ Entscheidung,
rum. efta. Z. 71. 2.
iftira, Verleumdung,
rum. iftira^ eftira.
igirmi, irmi, türk. ^s^-Xi} zwanzig. igirmüili, irmili/c, Goldstück im VVerth von
zwanzig Piastern.
rum, irmüik. Ahnlich ngriech. cixoadpt, deutsch Zwanziger. Z. 150. 1; 965. 1.
iktiza, Bedürfniss.
Vergl. ngrich. izCiC^d (yapazCmv). Acta et diplomata V. 196.
iki, zwei.
rum. ikilik. türk. ilciliJc.
» ikram, ar. JjS\ Ehrenerweisung,
serb. i&am. rum. ikram. alb. iöiram. Z. 81. 1.
I i'lam, Bescheid,
serb. ilam. In Bosnien, ilmi haber, Quittung, rum. ilam.
ildiz, j§ld§z, türk. \tXJb Stern.
serb. ildiz. Jastr. Z. 966. 3.
ile, türk. xJbl mit.
serb. sakaile: da jedemo sakaile, sakacki, mit der Hand.
imam, ar. Ajq\ Vorsteher, Vorbeter in der Moschee.
serb. imam. imam-zade. Dj. Popovic. rum. imam. alb. imam.
imate, Tödtung.
Der Zusammenhang von serb. ametli mit ar. imatS wird bezweifelt, und zwar mit Recht.
imdad, Hilfe.
rum. im dat.
imrönmek, türk. JUJ^I heftig begehren.
serb. imrenisati se, emrenisati se, sich verlieben. Z. 96. 1.
i'nad, Trotz.
Die Form ar. Hnajät, türk. inajet steht dem bulg. inaet, usw. sehr nahe. inaddz§ ist
hinzugefügt worden wegen des serb. inadzija, des rum. anakciu und des alb. inatsi.
serb. zaintaciti .se.
indze, türk. xäjI dünn, schwach,
serb. indzi. Jastr. Z. 102. 2.
indzi, Perle.
Herr Korsch führt ein cagat. jinzü an. alb. idzi.^ edU^ dzi. Aus dem magy. stammt
nslov. djundja. jambr. dzundz.
indzir, Feige.
Man lese russ. indzirs. inzirs sind nach Dalb ßgi, nach anderen ist inzlrn vinnaja
jagoda, imd wieder nach anderen Feigenbaum, serb. indzirica, Art Birne.
inkar, Nichterkennen.
serb. in6ariti.
48
Franz Miklosich.
insan, Mensch,
serb. auch iksan.
in äa allah, ar. sJT Li ^1 wenn Gott will.
serb, iiisala. rum. isala. maiala. kum. ysala 312. alb. isala^ so Gott will. sp. ojala.
Z. 534. 1.
ipar, pers. sLI Dost, ^YohlgeInuth.
rum. nipariu. Z. 1. 3.
irsal, ar. JU,,! Sendung.
kroat. arsal: komu poslu se govori hrvatski arsal. Zakon vindolski LXXII. Z. 27. 3.
isbat, ispat, ar. cjLjI Bestätigung, Beweis,
bulg. ispahat. serb. ispat, Zeuge, hpatiti, bezeugen. Z. 9. 3.
isfanadÄ, —bLi*«!, aspanay^ ^l-^^N isfinadz, §spnak, Spinat.
serb. spanaö. ngriech. aTCivdxta. sp. espinaca. it. spinace. fz. epinai'd. mlat. spa-
nachiitm, spinacium. Man vergleicht lat. spina. Z. 36. 2. Devic 33.
isköle, Hafen,
rum. skele.
iskemle, iskemni, Schemel.
serb. söemlija. rum. skemni agasi, skimni-aga, skimni-ömis. Die Geschichte der Ver-
breitung der mit scamnum zusammenhangenden Wörter ist mir dunkel.
isköndzö, pers. xääX*«I Folter.
rum. skindziu, skindzuire, skindzuesk. ngriech. axsvrasc, cruciatus. Pass. Z. 49. 2.
iskörlet, sakarlat, Scharlachtuch.
serb. skrlet. Hieher gehört auch skrli, ckrli roth : skrli merdzan. Puk. 91. ckrli merdzan.
Herc. 359. russ. sarlahs, poln. szari'at, szkarlat sind europäisch.
ispöndze, tUrk. 2iääxauI Steuer von Kriegsgefangenen, Sclavengeld, bei Zinkeisen
3. 767. auch spanza.
serb. spendza, Aufwand. Jastr. rum. spendze, Steuer. Das Wort hängt mit it. xpesa
zusammen. Bei Hammer ipendsche, pendschik^ Gefangenensteuer. Z. 36. 2.
Istalia, vulg. estar^ LJU*«! Liegezeit eines Schiffes, Ort, wo die Schiffe befrachtet
oder die Waaren ausgeladen werden.
rum. ustalia. Z. 36. 3.
istanbol, istarahul, Constantinopel.
poln. stamhui. stambuika, Art irdene Pfeife, rum. stambid. stamhoal§, Art Getreidemass.
stamhol, Art Münze. Aus z'.z ~'r{^i TCÖXt-V, nach anderen aus {Con)stan(tino}pol. Aus istanbol
entstand islam-bol, gleichsam der Heerd des Islam, ,miasto, gdzie obfituje wiara islainu\
Muchl. 122. Vergl. tilrk. istankoj ^yiixxM^\ die Insel Kos Istanchio aus st? r/jv K(b. Z. 516. 1.
istlfan, Krone bei der Trauung.
serb. istifan, Art weibliche Kopfbedeckung, griech. atscpavoc.
istife, istifje (lüUsi) Meerschaum.
st-rb. istiva, meerschaumene Pfeife. Hind.
isgüzar -jjCiol geschickt: z'/, Arbeit, yüzar, verrichtend.
rum. isguznr, fähig. Z. 741. 1.
Die TüRKiscnEN Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 49
iskil, schwierig, dunkel, Zweifel, Bande.
serb. uisöiliti, errathen. Die Bedeutung von serb. iscil, Ring, beruht auf einem Irrthum .
iätiha, ^stak, Appetit.
serb. isfal. Utah. In Bosnien, zaistaliti.
itdzek, Schuh.
Herr Korsch führt an aruss. icetygi, icedogi, icedoki.
itlak, Freilassung.
rum. itlak.
izn, Urlaub.
bulg. jas ot tatka izan ne si zedof. Mil. 119. serb. auch izum und izin.
J.
jaban, wüst.
rum. jabandziu, Landstreicher.
jad, pers. 4>L, jadest^ Art Wette, gabelförmiger Brustknochen der Vögel.
rum. jades, jedes, Art Wette, Gabel, Z. 947. 3.
jad-kar, Andenken.
serb. jadidjar. In Bosnien.
jag, türk. gL> Fett, Öhl.
serb. jag, mirisno idje. In Bosnien. Z. 952. 1.
jagl§k, Taschentuch,
serb. jaglf^k. Jastr. 348.
jagma, Raub.
nslov. na jagmo, um die Wette, jagmiti, Wettlaufen, silum jagmiti, rapere. jagmiti se,
sich um etwas reissen. kroat. jagma, direptio. In Poljica. Beute. In aruss. Denkmälern
als türk. Wort: no da sotvorims jagmu.
jagmurlek, Regenmantel.
russ. jemurluks. poln. jarmuiuk, doppelter Barcan. jamuriach. Muchl. 42.
ja/ni, gekochtes Fleisch.
serb. auch jahnija. In Bosnien.
jalan, falsch,
serb. jalandzija.
jald^z, Vergoldung.
serb. jaldaz: mu napravi kovceg od jaldaza. Jastr. 224.
jalenmak, türk. demüthig bitten, nordtürk. zal§n, zal§nd§r, bitten. Salc§. Ostroum.
russ. zalovath, vergelten, bezahlen, zalovanie, Verleihung, Dotation, eigentlich das
Erbetene : aus dem subst. ist die Bedeutung des Verbum erklärbar.
jamak, Zugabe, Gehilfe,
rum. jamak.
Denkschriften der phil-hist. Ol. XXXVII. Bd. 7
50 Franz Miklosich.
Jan, Seite.
serb. jankesa, Seitentasche, jankesedzija, Räuber, jandal, seitwärts jandan als Adverb
jVorbei'. andati (kuöa), einsam. Vrcevic. janda. Marian.
jandzek, tilrk. »jjiL Sack, Tasche.
serb. jandzik, Art Tasche, poln. janczyk. Z. 955. 3. Vergl. jan.
jang^n, Feuersbrunst.
serb. jangija. In Bosnien, rum. jangin.
jap^ämak, türk. (^.t^L sich an etwas halten,
serb. japasitij ergreifen. Z. 946. 3.
jaral§, verwundet.
Richtiger ist es jara an die Spitze zu stellen.
jar6ak, nordtürk. ^^ä-Ls Art Sattel.
poln. jarczak. Fehlt Z. Muchl. 43.
jardem, Hilfe.
serb. jardumdzija, Helfer, nar.-bl. 104.
jarek, Spalte, auch jar, türk. .U.
russ. krutojars, steiles Ufer. poln. jar.
jargag, dzagat. Pelz,
russ. ergak.
jarleg, Diplom.
russ. erlykö. rum. jarltk, jerlik, erlik. nordtürk. zarl§ka, nicht zarl§ga.
jarmak, nordtürk. ^Lc.L» Gold, Silber.
rum. jaiinakl, mflorat ku aur. Z. 949. 1.
jasaul, nordtürk. J^L«Ls Kämmerer am Hofe der Chane in Turkestan.
russ. esaulö, osaub. klruss. asaui., osaui, esaui^ asaula^ asavuia, Unterhetman bei den
Kosaken, poln. asaui, asawul, jesawui, asauia, asawula, Kosakenlieutenant, rum. asaul,
eine Würde bei den Kosaken. Z. 951. 1.
Jasmin, pers. |^j^.a*^Lj Jasmin.
russ. Jasmins, poln. Jasmin, ngriech. '(i(i.'zz\i.i, '^i'j.ooo^L At. IV. 1. 79. Pass. Z. 951. 2.
jassak, Anordnung: richtig jasak.
rum. jasak,
jatagan, grosses Messer,
poln. jatagan, atagan.
jatak, Ort, wo man schläft.
Vergl. poln. jata, jatka, erklärt durch budka, namiot.
jatse, Schlafengehen,
rum. jac§.
javaä, zahm.
serb. Javas, langsam, rum. javah.
jave, pers. s^L» verloren.
Vergl. serb. jova, herrenloses Pferd. Z. 957. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 51
jav6r, pers. »^L Helfer, Adjutant.
alb. javer, Adjutant. Jarnik. Z. 956. B.
jazlek, türk. ^^JjU Sommerkleidung.
rum. gizluk, Herbstkleidung. Z. 950. 1: vergl. jedoch ^wz, türk. v^ Herbst. Z. 772. 6.
jazmak, schreiben,
rum. jazadziu.
jedek, Leine, Handpferd,
rum. jedek, edek, Handpferd.
jedi, sieben.
serb. jedikida. poln. jedikul, jedikule, jedikuia, Gefängniss. Muchl. 44. rum. edekide,
edikula.
jedikdzi, türk. ^-^Jo der ein Thier fuhrt.
ngriech. jEVcaCtSsc. Acta et diplomata V. 196. Z. 960. 1.
jejna, Eule.
jeina, jejina findet sich in den türkischen Wörterbüchern nicht, serb. eja, jej, Art
Raubvogel, Geier, ist türk. gej ^. Z. 782. 2.
jel, türk. Jij Wind, Rheuma,
rum. jeZe. alb. jel. Z. 965. 3.
jelök, Unterkleid der Frauen,
serb. caprazli jelece. Jastr. 320.
jein6k, Essen.
serb. jemek, das aus Versehen unter etmeU gestellt ist. jedzek, Speise, türk, jejedzik.
Z. 968. 3.
jemeni, bunter Zeug, Art Hausschuh.
serb. djemelija. jemenice. Jastr. 117. jemelije. Mai'ian. rum. imenej, iminej.
. j6ini§, Obst,
serb. jemis. misana^ Obstdarre : jimiä und ^/ani.
j6nge, Tante.
serb. auch enga., jendjija. cador jendjiski. Jastr. 353.
jenl, jeili^ neu. jan^ ist die ältere Form für j^fii.
serb. auch janicar. russ. janycan. öech. jancar. poln. janczar, janczaryn. janczarka.
janczarycha, janczarynka.
jeni, j6ni behar: pers. .Ljj, türk. Jl>, eigentlich frisches Aroma,
rum. enihahar. Z. 229. 1; 965. 2.
jenmek, türk. vjJUäj überwinden,
serb. jenjisati, nadjacati. Z. 969. 3.
jerbu'a, ar. c^vj Springhase.
russ. erboizn die ägyptische Springmaus. Das russ. Wort stammt unmittelbar aus
dem franz.: gerhoise, gerbo, das nur in der Naturgeschichte gebraucht wird. Z. 961. 1.
j6rlü, türk. Jjj Einwohner.
serb. erlija. rum. jerliu. Z. 960. 1.
52 Franz Mikl.osich.
jeäil, türk. >»Li-) grün.
serb jes^l Jemenice. Jastr. 117, Z. 962. 2.
jeter, genügend, eigentlich ein Glied im Paare, Genosse, Freund.
Herr Korsch denkt an sraipo^.
jövm, türk. j.^ Tag. jevmie aZe^jt Tagelohn,
rum. evmiea^ Tagelohn, gevme. Z. 976. 2.
jigit, igit, türk. v:>Jo junger Mann, tapferer Mann,
serb. igit. Jastr. 323. 324. iöit^ junak. Z. 965. 1.
jogurt, Art saure Milch.
serb. jogurt. rum. jaurt. jaurdziu.
jok, nichts, richtig ,nein', ,ist nicht da'.
joktnr: türk. jokt^r.
jol, Weg.
serb. jol. joldzija, ßeisender. In Bosnien, pol. joldasz. rum. joldas.
jolbaz, türk. jol J^ und baz vL spielend, wie in kus baz usw.
serb. jolpaz, Vagabund. Z. 162. 2; 975. 1.
jongar, türk. ^lij^ Art Laute,
alb. jongar. Z. 977. 3.
jorga, türk. U,^ Traber.
serb. jorga, konj kasac. Z. 971. 1.
jorgan. Decke.
rum. jorgan. poln. dial. jargan, kudiacz.
jufka, fein,
rum. eßca. efkale.
jurt, jurd, Wohnung.
russ. auch juris, jurtovecz, jurtovskij tatarins. poln. jurt, jurta, urt, hart, hurt, be-
weglicher Zaun um auf dem Felde das Vieh einzuschliessen, Herde.
jük, Last, Gepäck.
russ. auch juks. klruss. «a-, povjucyty (kone). ehrest. 481. poln. juk, Juki., Saumsattel.
juczyC. przyjuczyö jukami.
jüksük, türk. ^L^yj Fingerhut.
rum. juksucea, glob de z§pad§, eig. etwas rundes. Z. 974. 3.
jürüjüs, Angriff.
serb. juriti. juruä. Jastr. Vergl. jurne u najzescu vatru. rum. auch jur§§. jurusi.
jürük, Herumtreiber.
rum. juruk-bqjrak. jurukbajraktar. Z. 233. 2; 971. 2.
jüz, hundert.
serb. juzbaia. rum. juzbaSQ. juzluk, jusluk, Art türkische Münze.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 53
K.
kaba, nordtürk. ULls grob, gemein.
serb. kahast, dick, kabadahija, gemeiner Soldat. Z. 674. 1.
kabaöaj, pers. ^Us-Lä Art kurzes Kleid.
serb. kacabajka. Dj. Popovid, Vergl. wruss. kucbaj, Art Gewebe, poln. kuczbaja,
zottige Boje. dial. kacabaj. Z. 689. 2.
kabaüat, Schuld.
serb. kabajet, Fehler, Verschulden. Jastr. Vrcevi(5. Man vergleicht, wohl mit Unrecht,
rum. kabadaj, Räuber.
kabak, Kürbis,
klruss. poln. kabak. magy. kabak, Kürbisflasche.
kabak, Kneipe.
Man meint, die Russen hätten das Wort vom Occident bekommen.
kabalet, Vertrag.
russ. kabala, Schuld; magazinn zapasnyj. kabahnyj rabotnika. zakabaliti, zum Leib-
eigenen machen, klruss. kabala^ Verschreibung zum Leibeigenen. Vergl. sp. alcabala.
ar. kabalet hat auch die Bedeutung Pachtung, Pachtsumme und Abgabe : damit hängt
serb. ^a6e/a, vectigal, zusammen, das unmittelbar wohl aus dem it. stammt: gabella, caballa,
cabella, gablum. sp. gabela. Minder wahrscheinlich ist die Verbindung mit ags. gaful,
gafol. Devic 37. Diez: Gabella.
kaban, männliches Schwein.
klruss. kaban, verschnittenes Schwein, nekian kaban, wilder Eber. poln. kaban.
kabanina, chahanina.
kabara, türk. »»LaS Flitter,
rum. gabara. Z. 689. 3.
kabarma, türk. «JO^Lo getriebene Arbeit.
serb. kabare, toke. Art längliche Metallplatten. Vergl. kabarmak.
kabarmak, türk. (^xvLü anschwellen,
serb. kabardisati, kabarisati. 7a. 689. 2.
kabil, möglich,
serb. kabil.
kabr, plur. kubur, ar. yj, .yj3 Grab.
Damit vergleicht man serb. kubur., kümmerlicher Zustand, kuburiti. Z. 690. 2.
mgriech. xußcoptov ist nicht ausser Acht zu lassen.
kabul, Annahme.
rum. kabulipsi setzt ein ngriech. %a|XTro'jXs6(o voraus.
kaöamak : findet sich in den Wörterbüchern nicht.
, bulg. kacamak, kacemak. Col. 136. serb. kacamak, Kukuruzbrei. alb. kacamak, Polenta.
kaö^rmak, türk. (^wa.ü> einen Umweg machen. kac§rma, Schmuggel,
rum. kacerdisi, fliehen. Z. 676, 3; 677. 1.
54 Franz Miklosich.
kaöu, nordtUrk. ^U P"'lucht.-
Vergl. iigriech. ■x.diaa. Pass. Z. 677, 1.
kade, Richter.
serb. kadijnica. kadijnac. poln. kady. rum. kadki. kadie. kadiasker, kazasktr. sp.
alcalde. Devic 3, Man füge hinzu kroat. kadiaSöer. Sirena.
kad§n, Frau, aus )(atun.
serb. kadka. kadundzika, kadudzika. rum. kadin§. Man vergleicht auch kadin, bos-
haft. Devic 45.
kaderga, Galeere.
rum. katargg, katarg, Schiff. In katarg für und neben katart, ngriech. xa.z6.rj-u für
Mastbaum liegt eine Verwechslung vor; ebenso im serb. katarka.
kadifö, Sammt.
serb. kadifica, Art Blume.
ka'ed, ar. tXtU ausgedienter Soldat oder kaid joU Führer.
serb. kaid: die Bedeutung wird nicht genau angegeben. Z. 682. 1; 687. 3.
ka'eda, ar. »jk^U, Basis, Regel, Brauch.
serb. kajda, Musikaote. okajditi, visieren. Z. 682. 2.
kafös, Käfig.
serb. kafes. sp. capazo, capacho. lat. cabacus, cahacius. Devic 23.
kafil6, ar. jiJLiU Karawane,
serb. kafala. Jastr. Z. 682. 2.
kaftan, kaptan, Oberkleid, Hülle.
russ. gewöhnlich kaftans. wruss. kaptan.
kahr, Zwang, Kummer.
serb. kaar.1 kahar. karet, Strafe beim Prsten-Spiel. kaharlija. Jastr. 442. raskariti se.
Alt karhba. karetiti. Dj. Popovi6 führt ein ar. kahret an. Vergl. korot^ korota, Trauer um
Todte. korotovati.
kahröman, ar, ^LcjjcU überwältigend.
serb. kahriman: pa ce se Jos najci kahrimana. Volksl. Z. 725. 1.
kahve, Kaffee.
serb. kavaodiak, Kaffeezimmer.
kahpe, schlechte Dirne.
rum. kjapoglu, Gauner: vergl. serb. kurviö.
kaid, ar. x^ä Urkunde,
rum. kaid. Z. 726. 2.
kaime, Billet.
serb. kaime, türkisches Papiergeld, rum. kaimea.
kaja, nordtiirk. LU Fels.
Vergl. serb. kaja, Cement. Z. 687. 2.
kajd, Binden, ar. kajdany^ Dual von kajd.
klruss. kandaiy. wruss. kajdany. poln. kajdany.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 55
kaj§k, Barke,
poln. kaik.
kaj§n, ka§n, türk. ^\ji Schwager,
serb. kain. In Bosnien. Z. 688. 3.
kaj§s, Riemen.
serb. kaislije, Art Opanken, kaisar. kaisariti. Man merke kajas, kajasa, Riemen,
rum. kejus.
kajmakam, Stellvertreter.
serb. kajmakam. kajmakamluk. poln. kaimmekam.
kajnak, türk. ^UjU Steiss, Kralle der Raubvögel,
rum. kojnak, vertebre. Z. 688. 3.
kajsar, kajs6r, ar. j-ojlS Kaiser.
serb. kajsar., kajser, Karmesinleder. Von der Stadt Caesarea, kajsarli, kajserli.
Z. 728. 2.
kajtan, Schnur,
russ. dial. gotjans,
kakula, ar. xJyS\j Art Gewürz, Cardamome.
serb. kakule, Art Arznei, rum. kakuli. Z. 682. 3.
kal'a, Schloss.
serb. kaljaja. Jastr. russ. kalanca, Wachtthurm, vom Deminut. kaVadza.
. kalaba, Menge,
serb. kalahuriti, mengen, kalahurnja, Mischmasch. Vergl. kalamutiti und galama,
galamiti. klruss. kalabahjk, kabalyk, Hader.
kalaj, Zinn.
serb. kalajlija, zinnernes Gefäss. kalajsuz, unverzinnt.
kalambak, vii-^Jj wohlriechendes Aloeholz,
rum. kalembek. Z. 708. 1.
kalöen, Art Socken.
serb. kalcinast. Petr. 3. 140. bedevija u cetiri noge kalcinasta 3. 307. rum. auch
kolcun. k§hunar. kelcunas. kaIcodet§, kalcavet^, aus dem Neugriechischen.
kalem, Rohr, Rohrfeder.
serb. kalemcarka, Art Musslintuch: ar. kalemkari. rum. kalem. kalemie. kalemdiiu,
Schreiber.
kalevi, Art Turban.
rum. kalevi. Bianchi 2. 528.
kaleb, Form.
serb. kalupiti. rum. auch kalup. russ. kalypi, eisernes Modell. Vergl. klruss. kadub,
kadob, kadovo, Scheuerfach, Bansen, fz, calibre. Devic 24.
kalfat, Kalfatern.
Davon russ. konopatitb, mit Anlehnung an konoplja. rum. kalafat. k§lf^tuesk, kalafatez.
fz. calfater^ calfeutrer, letzteres mit Anlehnung an feutre. Devic 24.
5g Franz Miklosich.
kalga, nordtUrk. LiJls Vertreter des Khan, Kalgaj-Sultan,
poln. gaiga, gaika. rum. kalga. Z. 707. 2. Muchl. 31.
kaliun, Kriegsschiff.
russ. galbjuns. rum. galion. magy. galya aus it. galija.
kaliun, pers. ^o»*^'^» Wasserpfeife, galian.
poln. kaljan. Z. 684. 3. Muchl. 52.
kalkan, Schild.
poln. kaikan. serb. kalkan, zahat, Giebel, kalkaluk. kalkan, Mütze der Mädchen,
ovrljina.
kallaä, Sclialk.
serb. raskalasan. kalastura, Schimpfwort vom Hunde, alb. kailaz, insolente, serb.
djilas, dissolutus, ist dunkel, kurd. kajas ist mit ar. kajjis, schelmisch, zusammenzustellen.
kaloä, nalin, Holzpantoffel zum Überziehen bei Schmutz.
bulg. galosi, nal§ni. Hiev. Vielleicht aus dem frz. galoche, it. galoscia, sp. galocha,
das Diez auf gallica zurückführt. Man beachte klruss. koiosa, Hose.
kalpak, Mütze.
bulg, kalpak^ Nachtmütze, kalpak igumenski, kl§pak. Col. 128. klruss. khhuk. cech.
koblouk. poln. kobiuk, kabluk, kablqk. russ. kaplaks. wruss. kovpak. poln. kolpak.
türk. auch kalabak. Z. 705. 3.
kalta, Quersack.
serb. kaltacina. wruss. kalita. lit. kolita. lett. kalite. Altere türkische Form jalita:
ar. yantah. Vergl. kalfa aus 'falife.
kaltak, Sattelholz.
Man vergleicht poln. kulbaka, tatarischer Sattel, kulbaczyc, satteln, während andere
an ein türk. kulbeg, Soldat zu Pferd, denken. Muchl. 71.
kalura, alter Schuh.
rum. kalevrij, Art Pantalons, aus dem bulg. Herr Korsch denkt an griech. )(aXa6pa,
•/ctXdü).
kama, türk. LcU Dolch, Messer.
serb. kama, zweischneidiges Messer. Z. 685. 1.
kamara, Kammer.
serb. komora. komordzija. poln. klruss. komora.
kamö^, Peitsche.
serb. kamcik. Jastr. wruss, konöuk. slovak. kancuch. lit. kancius, kanciukas. lett.
kancuka. magy. kancsuka.
kameS, Rohr, Schilf.
klruss. komys. poln. komysz: w komysz i§6, na bok, na siron^ uniknqö. klruss. hinys-
nyk^ Landschilf.
kan, türk. ^U Blut.
bulg. kanli in kanli cizmi, wohl , blutbefleckt', nicht ,schmutzig'. Z. 685. 1.
kaua'at, ar. «xLäü Zufriedenheit.
Vergl. serb. kanat, stednja, Sparsamkeit. Dj. Popovic. Z. 709. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 57
kanad, Flügel.
serb. kanat, Scheidewand; krilo od vrata: otvori mu kanat od avlije. Volksl. kanatiti.
kanak, nordtürk. ijjL» Frauenhalsband,
poln. kanak. Fehlt Z. Muchl. 53.
kanape, jolÄä Kanapee.
serb. kanape, kanabe. russ. kanape. klruss. poln. kanapa. griech. xcov^irslov. lat.
conopeum. Z. 709. 2. Theilweise europäisch.
kand: seMrkand JolsJCä Zuckerkand, Kandelzucker, frz. sucre candi.
serb. seiierkand. ar. kand aus aind. khanda, Stück. Z. 547. 3; 710. 1.
kandza, Haken.
serb. auch kanca. rum. auch kance, kandze, Feuerhaken.
kanövat, Canal.
Herr Korsch ist geneigt kanava von Canal abzuleiten.
kangal, Rolle.
serb. kancelo wird mit mlat. canceUi, Art Garn, verglichen.
kanta, Kanne,
niagy. kanta.
kantar, kurzes Leitseil,
cech. kantar. lit. kandaras.
kantar, Zentner, Wage (Haken).
serb. kantarina, Wagegeld, kantarnica, Wagschale, poln, kantar. Gewicht von drei
Steinen, sp. frz. quintal. it. quintale, cantaro. Das Wort ist aus dem lateinischen (cente-
nariusj in's arabische (kantar) und aus diesem in mehrere europäische Sprachen, spanisch,
französisch, italienisch, aufgenommen worden.
kanun, Gesetz,
serb. kanun.
kapak, Deckel.
serb. kapaklija, Kessel mit Deckel, klruss. kapkac, hölzerner Topfdeckel, poln.
kapak. rum. kapak. ngriech. xa'snrdxc.
kapamak, schliessen. kapama.
serb. kapama, geröstetes Fleisch, klruss. kapama. rum. kapama. Man vergleicht
serb. kaptar, Deckel von Bienenkörben.
kapan, fangend, Netz.
klruss. kapkan. wruss. kapkanij. rum. kapan, kaba7i, Magazin. k§pkan§, Falle, magy.
kaptäny Falle.
kapcuk, nordtürk. ^^äjU", deminut. von kah ■^\ji Behältniss, Sack, Beutel,
russ. kapcuks. klruss. kapcuk, kapsuk, Tabaksbeutel, poln. kapcuk, kapsuk, kapciuch,
Z. 673. 3; 674. 2. Muchl. 54.
kap§simak, türk. (^^^U plündern, von kapmak.
Vergl. serb. japasiti. Z. 674. 2; 675. 1.
Denkschriften der ptil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 8
58 Franz JIiklosich.
kaplamak. füttern, doubler.
nun. kapladisi.
kaplan, Tiger.
sorb. kaplan, Tiger, Leopard.
kapu, Thür.
serb. kapuoglan. kapuöehaja. Slamkom vrata kapijala. Ilerc. 277. rum. kapudziu, ka-
pidziu. kappiz, Landstreicher.
kapudan, Capitän.
serb. kapudan.
kaput, ^yKs Caputrock aus dem it.
serb. kaput. Wohl nicht unmittelbar aus dem it. cappotto. Z. 691. 3.
kara, schwarz, seit Osman ein glückverheissender Beiname. Hammer, Geschichte 1. 84,
daher so häufig in Personennamen.
serb. kara. karagaca, Art Traube, karagoj, Art Blume, karakosa^ crnokosa. türk. kara
karga ist Kornkrähe, graculus; kara tavuk, Amsel, daher bulg. cer kos. nordtürk. karagac,
karagaj, pinus larix. Koppen. Für kara veladz ist kara velay^ (ii^lf^y) zu lesen, russ. karij
und karyj. Vergl. rum. karagace, karagac§, Elster (ngriech. v.apav.d^a) . karadza. karagros.
Die Anwendung von crii (crsm, schwarzj in der Bedeutung , entehrt" ist dem Serbischen
unter den slavischen Sprachen eigenthümlich: obraz crniti, ocrniti, pleme ocrniti, cm ü
obraz bio: man vergleiche potamniti obraz für zagrditi. Der Ausdruck scheint aiif dem
türk. jilzi kara, schwarz von Antlitz, entehrt, zu beruhen. Z. 699. 2. Dieselbe Anwen-
dung findet bei sijah, schwarz, statt: sijah ru, sijeh ru, ruj sijah^ von schwarzem Antlitz;
nijahcehre, dasselbe und Bosheit, mit Schmach bedeckt.- dagegen ruj sepid Ehre, eig.
weisses Gesicht. Z. 530. 2; 533. 3. Das ausgezeichnete Wörterbuch der südslavischen
Akademie sagt über crni obraz, obraz, na kom se ne poznaje stid, po tome celjade crna
obrnza kao i bezobrazno, prijekorno.
karabasmak, nordtürk. ij^, ...l ;| •«• aus kara \ji schwarz und basmak (^.».^b bedrücken,
serb. pokarabasiti se, pokvariti se. 7a. 166. 1.
karabe, pers. xjlji" gläsernes Gefäss. ar. garaf.
russ. karafinri, grafind. poln. karafka. Z. 695. 1. Muchl. 55. Die slavischen Wörter
sind europäisch : it. caraffa, fz. garaf e usw. Devic 25.
kara boja, Vitriol, zadz.
rum, kara boja. Z. 699. 1.
kara duzen, türk. ^j\^o »»ü Guitarre mit vier Saiten.
serb. karaduzen. 7i. 699. 1.
karagu, Sperber.
kroat. auch kragulj, kravidj. serb. karagidj ist eine Art Seefisch, klruss. krohuj, kro-
litih6, krehniec. kriüiav. skryhuieö. slovak. kraJmlec PN. rum. korojat, mit einer Adlernase.
karagöz, türk. \ySiJ> schwarzäugig, Hanswurst im türkischen Schattenspiel.
serb. karagjosdija. karagjozluk. rum. karagios, farceur. Z. 772. 1.
karakulag, lynx caracal.
rum. karakolak.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprächen. 59
karaman, Karmanien.
serb. kucka karamanka. bulg. karaman, Schäferhund, kon karaman. Kaß. 493. serb.
karamanka, Art Birne.
karanfel, Nelke.
kroat. kalafur, galafur^ kalomper. serb. karanßc^ nicht -ßc. garofan. poln. karafiat. russ.
gravilata ist caryophyllata. Herr Korsch erinnert an nordtürk. kan§f§r und an russ. kanuferti.,
kani(pers^ kalufers, serb. kaloper, wruss. kaiufer, rum, kalap§r, kalomfer, balsamita vulgaris,
und, wie es scheint mit Recht, trotz der Verschiedenheit der Bedeutungen. Aus xapuo-
tpuXXov entstand ein türk. kalenper, bei Ostroumovt kalänpär, dieses in der Bedeutung
,Nelke'. Das Wort ist im osmanischen Türkisch jetzt nicht nachweisbar, rum. auch
karamfil, calomßr., kalonßr, balsamita vulgaris. Man merke serb. gariful, garofuo.
karan, türk. S\Ji finster.
serb. karamluk, karamJak, Finsterniss. türk. karaül§k, kuman. karanluk, ngriech.
charanluk. Mariup. Z. 696. 1.
kara pul, türk, Jy t.U : kara, schwarz; pul, runder Fleck.
kroat. karabul: da se v Arabije ta karabul, vele, skroz vetrov izbije iz kobile bele. Sirena.
Z. 679. 3; 224. 2.
karar, Festigkeit,
serb. Mass: ima mala, da nema karara, vergleiche man mit türk. karar, Art Sack.
karaves, türk. ji^lvä Magd, gekaufte Sclavin.
poln. karaiüusz. Z. 696. 3. Muchl. 56.
karavul, Wache.
klruss. karaui. karavul'nja. karauiytij. wruss. kaiavur.
kardaä, kar§ndas, Bruder.
poln. kardasz, kordasz, kierdasz. kardasztico, szkardasztwo . Man merke russ. dial. karan-
dys5, Zwerg, wruss. karandas. rum. k§rd§sie, Clique.
kares, Mischung, Zank.
serb. karistisati, karisterisati : türk. kar§M§r§S, Mischung. Herr Korsch stellt das Wort
unter garaz (volksthümlich karez), Hass.
karga, Krähe.
serb. karga bicden, Brechnuss: türk. karga böUen ^jSij Is-Xs. Z. 679. 1,
karmak, Angel.
ngriech. %a[JL7.'/t ist vielleicht doch mit %d^a^ zu verbinden: die Bedeutungen , Stange'
und , Angel' lassen sich vermitteln. Vergl. klruss, kamak, Stöckchen.
karman, Tasche.
klruss. karman, karajman. Vergl. gaman. lit. karmonas.
karpuz, Wassermelone.
serb. auch karpuz. russ. auch garbnz. wruss. harbuz. poln. auch karpuz.
karse, gegenüber.
serb. karm, karsija, entgegen, karsiluk, Begegnung. In Bosnien. karUlok, Antwort. Jastr.
kartopu, türk. ^^^.U Schneeballenbaum: kar, Schnee; to^?<, Ball, i'rz. boule-de-neige.
serb. kartop. Z, 677, 2.
8*
gO Franz Miklosich.
kasaba, Städtchen.
rum. kasaba. ngrieeh. xaaafiTcdtc, Flecken.
kasavet, Härte, Trauer.
serb. kasavet, Trauer, rum. kasabert.
kasd, Absicht.
serb. kasde^ eigens, iiakastiti, sich vornehmen, ngrieeh. xaaxeXa, absichtlich.
kasne, türk. j-*-^ Mutterharz,
rum. ka^7i^. Z. 703. 1.
kassab, Fleischer,
serb. kasapiti.
kasage, Striegel.
serb. auch kesagija und cesagija, dieses mit Anlehnung an cesati, cesern.
kaäek, Löffel.
serb. kasiluk. kasikar. kasiCara. kasik. Jastr.
kastan, zu lesen kostan.
katan, Hürde für Schafe.
ngrieeh. %a-oöva, Zelt, Haus, tcöv xarouvcov 6 zötzoq, Lagerplatz. xatoovoTÖTTC. xarou-
vs6co. schlage eine Zeltwohnung auf. xa~o6v£(Jia, Zeltwohnung.
kate, türk. ^jü", ^Jiis hart, rauh, streng.
Yergl. poln. cech. osorb. klruss. wruss. kat, Henker, Z. 676. 2. Muchl. 59.
katil, Mörder.
katal im serb. katal fermati ist wohl katl, Mord.
katmer, türk. j^'U gefüllt (von Blumen): katmer ^ü/, katiner karanf^l,
serb. katmer, gospodsko cvijece. nar.-bl. 347. alkatmer. Z. 676. 1.
kavad, Art Kleid.
russ. kabatö, Spenzer, klruss. kabat. kabatyna. lit. kabotas, Frauenjacke, magy.
kabdt, ßock. Muchl. 49 vergleicht pers. kaba Li", deminut. kabaöS xä-Lj.
kaval, Schalmei.
serb. kavel. Jastr. Vergl. griech. xauXöc.
kavga, Lärm.
serb. zametkavga, zametnikavga. klruss. kavza, Schölten.
kavi, ar. ^j» stark.
serb. kavi. In Bosnien. Z. 723. 3.
kavl, Reden, Wort.
serb. kaid: knpiti konja na kaul.
kavramak, festpacken.
serb. kavra, Schlinge.
kavuk, Art Mütze.
serb. kauk, Turban. Vergl. klruss. kauk, misok.
kavuu, Zuckermelone.
wruss. kavun.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 61
kavurma, Geröstetes.
serb. kaurma^ Eingeweide, kaurdisati, rösten, von kavurmak.
kavvaz, Polizeidiener.
Vergl. bulg. gavazin, Wächter, rum. kavaz.
kaza, Richteramt.
serb., rum. kaza, Bezirk.
kaza, ar. cLai" Entscheidung, Schicksal,
rum. kezij. Z. 703. 2.
kazak, Wegelagerer.
klruss. kozak, Held. poln. kozak. lit. kazokas. lett. kazaks. kazacka, Kosakentanz,
rum. kazak, Weinhändler aus ßussland.
• kazamek, türk. {^\Ji Masern,
bulg., serb. kazamak, Pocken.« Z. 700. 1.
kazan, Kessel.
serb. kazandziluk^ Kesslerhandwerk.
. kazanmak, gewinnen.
serb. kazandisati, kazanisati.
kazek, Pfahl.
serb. kazukasce, Ufergeld. magy. kai'ö, Pfahl.
. kazzaz, ar. JZs Posamentier, kazz, ßohseide.
serb. kazaz, Knopfmacher. Z. 700. 1.
kebr^s, türk. ^j^yS Cypern.
. serb. kuhruz, Art Stickerei, nach Art der in Cypern vorkommenden, kuhruzati. Vergl.
kdbrzne carapide. Jastr. 380. Z. 690. 2.
keö, türk. ^j' Hintertheil.
serb. kicina, Rücken. Z. 692. 3.
kejafet, Ansehen.
serb, kijafet, Kleid, Aussehen, rum. kajafet, kaifet.
kejak, türk. ^Lä grausam.
Man vergleicht serb. gejak, geak, roher Mensch. Z. 725. 3.
kelabdan, Gold-, Silberfaden, kilahudan, gesponnene Seide. Hammer,
ngriech. «XaTTtoroi; bei Hammer.
kelaguz, Führer.
serb. kalauziti. kalaustina. ngriech. xaXaouC'']?, xa/.ayoua-^C bei Hammer.
keleö, Säbel.
serb. kilic. kuluc-kesa. Herr Korsch vergleicht türk. k§lagu, Spitze (des Säbels,
Degens usw.). rum. k§l§c.
k^na, jUi", Ha. Hennakraut.
serb. auch kana. knali: na knali ruci. nar.-bl. 337. pol. hinna, chonom. Muchl.
17. 40. sp. alcana, alhena, alfena. it. alcanna, alchenna. fz. kenne. Devic 42.
(^2 Franz Miklosioh.
kenamak, quälen, strafen.
Z. 730. 1. hat die Bedeutung , quälen, strafen'. Vergl. serb. ako mi niste kidisali
glavi. Volkslied, kcmju, glavi kindisati. Marian. 46. 83. 119.
kennare, kanara, ar. iüLiä Schlachthaus.
serb. kanara: dreci se kao jarac na kanari. nar.-bl. 54. ne6e viik na kanaru 140.
rum. kanara. Z. 709. 2.
kenneb, Hanf, Hanfstrick.
nslov. konop, Strick. Vergl. serb. kanac, Hanffaden, magy. kanaf, Faser, pers.
kanab, Hanf. rum. kunabiu, konabiu. konop hängt mit konoplja zusammen, kann jedoch
davon kaum abgeleitet werden, eher umgekehrt.
ker, grau.
serb. kr-at, Art arabisches Pferd: svom krhatii prikupi dizgene. Volkslied. Vergl.
klruss. %r, Trauerflor.
ker, türk. ^ö" llaide.
poln. kier: wpadli na kier. Z. 726. 3. Muchl. 61.
kerba, türk. juvj" Wasserschlauch.
serb. krbanj, Kürbiss zum Wassertragen. Z. 697. 1.
kerbaö, Ochsenziemer.
bulg. g^rbac. klruss. korbac, karbac. poln. korbacz. lit. karbacius. lett. karbaca.
kerdza, Ortsname.
bulg. kirdzjali, kirdzali. Bezs. 1. 242. 249. k§rzalija. Milad. 173. k§rzalije bas delije 172.
k§rzalija, turski hajduk. Bog. rum. k§rd^ali. k§rdzali, Vagabunden, serb. krdzalija: krdza-
lije, türkische Hajduken zu Ende des vorigen und zu Anfang des gegenwärtigen Jahr-
hunderts. Herrn P. Budmani verdanke ich die Notiz: ,Buduci, da ji (kesedzija) je iz
pocetka najvise bilo iz varosi Krdze, zato se prozovu krdzalije.' Danica 1827. 95. Bei
Hammer, Geschichte 6, 627 finde ich kirdschali, Tabaksorte, wohl nach derselben Stadt
so benannt: Verfassung 1. 330 steht dafür kirdscha ali.
ker^k, türk. ^^ gebrochen, niedergeschlagen.
serb. pa turcinu krko besjedio. Juk. 217. krko govorio 318. 392. Vergl. k§rmak. Z. 698. 1.
kerente, türk. ^gXjy/S Trümmer.
bulg. karantija, Geschlinge, serb. krndija, Haufen übereinander geworfener Gegen-
stände. Vergl. krtog, Unrath im Zimmer, zakrtoziti. ngriech. viapavit tumultus. Pass.
Z. 727. 2.
kergaul ist Fasan.
russ. krochalh, mergus merganser.
kerk, türk. ^^Ji vierzig.
rum. kerk-serdnr, Befehlshaber über vierzig Mann. Z. 697. 3.
kerkmak, scheren.
serb. krkme n. zul, Locke.
kernaa, türk. tje^ Bruch, Falte, Flechte,
serb. krmali rttke. Herc. 215. Z. 727. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 63
k§rmak, brechen.
serb. öerdisati, derdosati, öordisati, verderben, sind wegen 6 für k nicht unter k§rmak
zu stellen, trotz bulg. kerdosam. Mil. 19. rum. kurm§tur§. kurmezis.
kerm^z, Scharlachlaus.
ngriech. xf.jJLiC^'''- frz. alkermhs, cramoisi. sp. carmesi, it. chermisi, cremisi. Devic 9. 30.
kerrat, iotp> Johannisbrot, Karat.
aslov. kerath (vergl. instbka). poln. karat: wohl europäisch, frz. carat. griech. xspa-
uov. Devic 26.
kesa, kurz.
bulg. k§sic§k. ok§sja, sk§s^vam. serb. kus, gestutzt, kusalj.
kesmet, Theil.
serb. kismet^ krsmet. Vergl. krsme, Art Gebühr bei Todesfällen.
kesla, Winterquartier.
rum. kfsl§, k§sla. kisleak, Keller: türk. k§s, k§slak^ Winter. Vergl. bulg. zimnica
Keller.
keverdzek, k^vr§dz§k, türk. ^^ä-.jjö kraus.
serb. kovrcast, kraus, kovrciti, kräuseln, kovrcica, Haarlöckchen. Z. 730. 2.
k§z, Tochter.
serb. kiz. bulg. kuzum gehört unter kuz§,, Lamm. rum. kez. kizlar, k§zlar, Herma-
phrodit, kfzlaraga.
k^zau. nordtürk. Korb aus Baumrinde.
poln, kazuh, Baumrindenkörbchen zu Erdbeeren, russ. kuzovs, Körbchen aus Baum-
rinde, kvzovka. klruss. kozuh. Vergl. nslov. kozulja, Körbchen aus Fichtenrinde zum
Einsammeln von Erdbeeren, serb. kazolica, Wetzkiste, lett. küzuls, an einen Baum im
Walde gehängter Bienenstock.
kezel, türk. Jyä roth.
serb. krzU. Herc. 357. krzli merdzan. Juk. 284. 446. krzli nogavice. Herc. 17. Vergl.
krzi jemelije. Marian. 154. ckrli merdzan. Herc. 118. krcmi: od krcmi merdzana. Juk. 141
hängt nicht mit k§z^l zusammen: es soll sitan^ droban bedeuten 619. russ. kizih, Alpen-
mispel: türk. k§z§Mz§k, Kornelkirsche. Z. 700. 3. klruss. kyzl'yk, Art Blume, magy. kazul,
Perser. Vergl. k§z§lbas.
kezkanmak, beneiden,
serb. kaskandisa. Jastr.
kindzuga, nordtürk. jLt^ÄS Art Riemen um Lasten auf den Pferden zu befestigen.
Vergl. poln. kindiak. Fehlt Z. Muchl. 62.
koö, ^Yidder.
rum. kucij, Art Maskenaufzug. Saineanu. Man vergleiche serb. koöa, sich sträu-
bendes Kind, kocoperan. koCoperiti se. russ. kncand stellt Herr Korsch zu (nord)mong.
kuca(n)^ Widder.
kodza, alt.
serb. kodza. knezovi i kocohase, kapovila ili kocohasa. Bogis. 511. 521. rum. kodza.^
godza. koskodza, gosgodza. kodlamite.
g4 Frakz Miklosich.
kofa, kova, koga, türk. «Äy» Eimer, Krug,
serb. kofa. klruss. kofa. Z. 719. 1.
kokola, Kapuze.
Herr Korsch verbindet kokola mit kukla.
kokoros, Mais.
klruss. auch kukurudz, kukurudza^ kurudza. poln. kukurudz, kukurudza^ kukuruca,
kukunisa, kukuruga, kukuryca. nslov. auch koruza. kroat. kokuruz. rum. kukuruz. magy.
kukuricza. Das Wort ist unbekannten Ursprungs.
kol, türk. J^' Schaar, Patrouille.
alb. koi: Z. 719. 3. Vergl. kul.
kol, ttlrk. J^' Arm.
serb. koltahta, das Brett, auf dem gebügelt wird. Z. 719. 3.
kolaj, leicht.
serb. kolaj. koladjeJe, koladjer aus kolaj und djele von gelmeK; kommen, also etwa:
Willkommen.
kolan, Gurt.
serb. kolan^ lederner Gürtel. In Montenegro. Vergl. aruss. bieiiö budeti kolanovz
tritcath.
kolbag, türk. cLJy» Armband.
bulg. kolbaji, grivne ili narukvice. Verk. Z. 720. 3.
kolöak, Armschiene, Muff,
serb. kolczikj auch Muff.
kolöan, kulcav, Köcher,
puln. koiczan.
koldz§, türk. bei Saineanu.
rum, koldziu, perceptor.
kolgan, türk. (jUJyi Name einer Pflanze, maranta galanga, Galgant.
russ. kalgans. klruss. kaihan. Vergl. cech. galgan. poln. gaigan. Z. 721. 1.
koltuk, Achsel.
russ. kidtuks^ auch Meerenge.
komaki, türk. ^Le^- vielleicht.
Vergl. bulg. komaj, fast. Morse, komahaj, bien. Bog. Das türkische Wort ist mir
von einem gelehrten Armenier mitgetheilt worden, nslov. kumaj, vix, aegre, kann von
mhd. küme nicht getrennt werden. Die Bedeutungen von komaj und kumaj stimmen nicht
ganz mit einander Uberein.
komSu, Nachbar.
serb. komio. komSiluk. konäija. konüluk. kona.
kondura, Schuh.
serb. kondur. Jastr. 388. klruss. kondurg, Stiefel mit Absätzen.
kondzoloz, Art Dämon, Werwolf. karakondzolos.
Vergl. ngriech. xdzaopa, £'fidXr/jC, 5atjxcov. köndzolos in Asien, %a)vtxdvxaapO(; in Europa.
alb. karkandzol. Literarisches Centralblatt 1886. 1533.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 65
koumak, wohnen.
serb. konaciti. konakovati. kondisati, langweilen, Jastr. befremdet.
kontos, Art Kleid.
nslov. kantus. klruss. auch konfus, wruss. kuntus. rum. kontes. Linde vergleicht
griech. xdv^o?.
konuSmak, türk. (j.^xiöy> Verkehr haben,
serb. konustisati se. nar.-bl. 257. Z. 722. 2.
kopca, Agraffe.
nslov. kopca. rum. auch kopt^^ koft§.
kopuz, Art Guitarre.
kroat. kopuz, durch leut erklärt. Sirena. russ. kohuzz, kobyzs, balalajka. wruss.
kobza. cech. kohza. rum. kobihz. kobz§. kobzar. kobz§rie. kopuz ist eine Art Guitarre in
Birnenform mit einer sehr dicken Saite.
kor, korluk, türk. sji, Ö^»^' glühende Kohle,
rum. turluk, Kohlenmeiler. Z. 713. 3.
kordela, Band.
klruss. kordac, Schnur zum Umgürten.
korsak, nordtürk. ^L^vy» Art Fuchs.
russ. korsakn. poln. korsak. Fehlt Z. Muchl. 67. Vergl. kursak.
koru, Gehege, Wald: zu lesen korudl§ für korudzija.
rum. kiirudziu, Veteran: türk. korudz§, eigentlich Waldhüter, Veteran.
kos, Hürde.
klruss. koäevnyj. kocuvaty, nomadisiren. poln. kosz tatarski. koczowaö. rum. kos.
kosmak, laufen.
serb. kusama, feierlicher Empfang des Vezirs.
kovan, Bienenstock.
Man merke türk. kovanos, Hammer, Geschichte 7. 95-, 9. 551. Bei os wolle man sich
an zig. os in ato«, Pferd, jarpos, Gerste, knezos usw. erinnern, worüber in Über die Mund-
arten und Wanderungen der Zigeuner Europa's IX. 4 gehandelt wird. Denkschriften XXX.
Man vergleiche auch türk. bailos, konsolos.
koz, Trumpf.
russ. vykozyrjatb. klruss. kozyr. poln. loykozerowaö. koz ist nach Herrn Korsch rum.
oder griech., das rum. aus russ. kozyn entlehnt.
kubbe, Kuppel.
rum. kubea, kumbea. ngriech. xoD[i7CcC. sp. alcoba usw.
kubur, Behältniss.
russ. gewöhnlich kobura. klruss. kobur.
kubuz, türk. Haubitze. Nach Dj. Popovid.
serb. kubuz, obica. Das cech. houfnice wurde deutsch haufnitz, Haubitze, frz. obus.
obuz \yi^\, Z. 111. 2., aus dem frz.
kugu, ku, türk. ys-ys, yä Schwan,
rum. kukov§. Z. 711. 1; 718. 3.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVK. Bd. 9
66 Franz Miklosich.
kujruk, Schwanz.
tiirk. kujruk und mong. urungge (oroüga) sind zwei verschiedene Wörter: das letztere
liegt näher; y kann türkisch sein. Ersteres ist im ngriech. /.oupio'jxa, Fettschwanz, vor-
handen, russ. kudrjuks, Fettschwanz kirgisischer Schafe, kurdjukn. Vergl. serb. kurjuk,
auch Boden des Flintenlaufes, kurjuöiti^ den Boden des Flintenlaufes anschrauben. Richtig
ist die Ableitung von horqgy aus dem goth.: hrunga, Stange. Man füge hinzu klruss.
choruhov, korohva. kroat. horugva. Sirena. Vergl. Fremdwörter: horqgy.
kujumdze, Goldschmied.
serb. auch, kujumdzija, kovendzija, kulundzija usw.
kuka, Knopf, Art Mütze.
Man vergleicht serb. kukma, Schopf der Henne, kukmast. kukmarka.
kukla, Puppe.
klruss. kukia. Bei den Huculen gugüa, Mantel mit Kaputze.
kul, Sklave.
serb. kuluk, Sklaverei, Frohne. kuluciti. kulukovati. kuluköija. kuloglija, kiduglija, Art
Reiterei: kid und oglu. rum. kuluk, Wache: türk. kuluk, Gendarmerie. Vergl. kol.
kula, fahl.
serb. kulatast beruht auf kul at. kidin. kulusa. miäkulas, mausfahles Pferd, ngriech.
xoüXac, Schecke, xoüXoc, gefleckt.
kulaö, türk. ^ Galopp.
serb. kolac: konj skace za kolace. kolacki adv. Z. 705. 3.
kuladz, Armvoll.
aslov. kolakö pugnus : koJakomh phhajeim, bysti, izb^ Tcatstat. prol. rad. klruss. kuiak.
magy. kidyak.
kulan, Eselsfüllen,
russ. kulana^ onager.
kulb, türk. ^^- Henkel, Ursache,
rum. kulp, Ursache. Z. 706. 2; 720. 3.
kuUe, Burg.
serb. kula, befestigtes Haus, kulaca.
kulule, pers. xJp»j> das Runde.
bulg. kolelo, Rad. Fehlt Z. Muchl. 64.
kum, türk. -yi Sand.
serb. kum. In Bosnien. Z. 721. 2.
kumar, kemar, ar. ^Uä Glücksspiel, daher kumardz^., Spieler.
bulg. hnnarUja, Taschenspieler, komarzalek, Taschenspielerei. Z. 708. 3.
kumaä, Art Stoft'. nordtürk. kumac, komaö.
ru.ss. auch kumaks. finn. kuomikko. Alilquist 85.
kumbara, (Tranate.
rum. kumbara, biimbara, gombara. serb. kumhura, Art Flinte.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 67
kum§z, nordtUrk. y^, mong. kumiz^ Kumiss.
russ. kumyss, Getränk aus Stutenmilch, poln. komiz. Fehlt Z. Muchl. 64. Ver-
schieden ist xatxöc bei Priscus 138, der aus Gerste bereitet wurde.
kumgan, kumkum^ türk. ^jUvo^j, ^Ji^ grosse Kanne aus Metall.
russ. kumgani' kungans, kubgans, kulgand, metallene Kanne. Z. 709. 1; 722. 1.
kumri, Turteltaube.
serb. kumrikusa. Vergl. bulg. moma hubava Skumrio. eol. 283.
kundak, Schaft der Flinte.
In dieser Bedeutung ist das Wort neugriechischen Ursprungs: xovrdw. serb. knnda-
citi. griech. xovto?.
kupsin, Krug.
russ. kovss , auch kuksins. lit. kausas. klruss. kavus , kaus. finn. kausa, kauha.
xihlquist 141.
kurabije, korahiji, gurabije jujIjJj Art rundes Confect von Mandeln,
serb. gurabija, Art Kuchen, rum. korabea. Z. 695. 1. Vergl. gälabije.
kuran, Koran.
serb. auch koran, kuran. poln., rum. koran.
kurban, Opfer,
rum. kurban.
kurbet, ar. joj» Nähe,
rum. kurbet. Z. 697. 1.
kurd, Wolf.
serb. curdija, kurzer Pelzrock, gehört unter kürte, kurze Jacke.
kurdman, Art Kleid.
russ. kodmans, Wamms der Bauernweiber, poln. korman, Bauernkittel, kroat. kadmen.
Verant. magy. ködmön, vestis pellicea. Meninski 1680. p. 3665.
kurkhane, Grabhügel.
russ. kurgam, korgans, kumgan5, Grabhügel, ist türk. kurgan ^J^\%S ^^^^Qi befestigter
Platz. Z. 715. 1. klruss., wruss. kurhan. poln. kurhan, kurchan, kuran, Hügel. Der-
gleichen Hügel nannten die Rumunen ehedem gurgan, die Magyaren nennen sie hie und
da korhdng. Ung. Revue 1885. 644. Vergl. kurmak.
kurmak, herrichten.
serb. auch kurdisati.
kurs, ar. ^yi Scheibe, Pastille,
rum. kurs§, Wohlgeruch. Z. 697. 2.
kursak, türk. (3*«^^■ Art Fuchs.
rum. korsak, Art Fuchspelz. Z. 714. 3. Vergl. korsak.
kursan, Seeräuber.
ngriech. xotipaoc. %o'jpa£6oj, plündern. ■Äoupodptoc. xoupaapwd c,okrx. mlat. cursarius.
magy. huszär. Vergl. Fremdwörter: hursan. Die Türken scheinen das Wort verbreitet
zu haben.
9*
Qg Franz Miklosich.
kuräun, Blei.
Alan beachte die älteren Formen kursiim, kugursum. rum. telkursum, Bleikugel.
kurtarmak. befreien.
serb. kurtalisnti. kutarisati befreien für und neben kurtarisati. rum. kortorisi.
kuskovuk, türk. ^•jyu-yj Holztaube.
rum. guguSöuk, guguscuk§, Ringeltaube. Z. 717. 2.
kusur, Mangel, Rest.
serb. para bez kusura. dokusuriti, vollends bezahlen.
kus, Vogel.
russ. karaguäs, falco chrysaetus.
ku&ak, Gürtel,
klruss. kuäak.
kutas, Quaste,
wruss. kutas.
kutni, Art Stoff, kntn, kutun, Art Halbseide.
serb. kutnija, svilena kutnija. Jastr. mlat. coto, cotonum. frz. coton. mhd. kattun.
kutu, Schachtel.
serb. kiäifce. Jastr. russ. kutejniks, das mit kutija , triticum coctum cum melle,
zusammenhängt, hat mit kutu nichts zu thun.
kuze, Lamm.
serb. kuzum.
K.
ka'be, "Würfel, Kaba.
serb. öahe jag, mirisna mast od Meke. In Bosnien, kaba ist europäisch.
kabus, ar. ^yi\S' der nächtliche Alp.
Daran denkt man beim serb. 6aba, Dummkopf, wohl ohne Grund.
kafir, Ungläubiger.
serb. caur , 6afir. kauriti. kroat. kurin. Ma2. 19. poln. giaur, gaur. rum. gjaur.
gjaurlik. Hieher zieht man auch klruss. cura, dzura, Diener, ngriech. xaßoupiSs?. sp.
cafre, grausam, frz. giaur. Devic 39. Über cafard vergl. 23.
kafur, Kampfer.
cech. kafr. kamfor. slovak. gdfor. magy. kdfor, kdmfor. aind. karpüra.
kahruba, Bernstein.
serb, öeribar, 6eriban, auch öehlubar. alb. cehribar. ngriech. %£)(pi[j.Ti;dpi. sp. it.
carabe. frz. carab^. Devic 25. rum. auch kihrimbar, kilimbar. Vergl. harpax. Plinius.
kahia, Stellvertreter.
serb. kjaja, Viehzüchter, öejaja, öeaja, Agent. Jastr. rum. kihaea: kapukikaea, kapukihaj.
kalak, missgestaltet.
russ. kalika, dial. auch arm. dial. kaljaga. kalech f. collect, klruss. kaUka^ Krüppel.
katic. kali^.e, uSkodiene. wruss. kaleka.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 69
kard, Messer, Dolch, zend kareta, Messer.
nslov. kord. kordez. kordel, Schärge. serb. nacordisati. lit. kardas. Die slavischen
Sprachen verdanken das Wort der Vermittlung der Türken, aslov. oskrsds^ cech. oskrd,
poln. oskard ist von kard zu trennen.
kar)(ane, Werkstatt,
rum. kirhana.
katib, Schreiber,
rum. kjatip.
kavkar.
ngriech. C£'->T^P^ mag ursprünglich dieselbe Sache bezeichnet haben.
kebab, Braten.
Vergl. bulg. kibapcija, hi^§zac, häteur bei Bog. : türk. kebabdz§, Bratenmeister,
keböe, pers. ääaJ' Schöpflöffel.
serb. cevcija, saplak, metallene Trinkschaie der Reiter, bind. 392. Z. 735. 2; 754. 1.
kebö, türk. sjS rauher Wollenstoff, Decke.
bulg. kebe. plur. kebeta, Bauernkittel. Z. 736. 2. rum. auch gebe.
köber, Kapern.
russ. kapersy erinnert an dän. kapers: es beruht nicht auf griech. mTCiraptc.
keöe, grober Wollenstoff.
kroat. keöa, Art Mantel. Sirena. ngriech. xsxasc, Filzmütze der Janitscharen. poln.
kiecza, Art Tuchrock: towary tureckie^ kobierce, kilimy, kiecze. Linde. Daher kieca, leinener
Kittel der Bauernweiber, kiecha, kieta. poln. kuczma und russ. kosma sind mit kece
unverwandt.
ke66rme, Überwurf.
serb. jacerma, jecrma. Dj. Popovid erklärt türk. gecirm4 durch ,neki prsnjak bez rukava'.
keöi, Ziege.
alb. kece. magy. kecske. Wer hat entlehnt?
k6d6r, ar. ^oS Kummer.
rum. keder, Unruhe. Z. 740. 2.
köfal, Meeräsche,
rum. kefal.
k6f6, Bürste,
nslov. serb. kefa.
köfll, Bürge,
rum. kefil.
kel, Flechte, kahl.
serb. 6elvpaöa. öelekula von den Türken 1809 bei Nis aus Schädeln getödteter Serben
errichtetes Denkmahl. Vergl. celepus, Art Mütze, rum. auch kihig. kelie, kelb§. kelbas,
kelbos. kelb§si verb. kelb§sie.
kel6pir, Beute.
ngriech. xaKäTzw^i, Fund.
70 Franz Miklosich
kelimöt, ar. kjS' Wort, Rede,
rum. kelimet. Rede. Z. 757. 3.
keman, Bogen, Violine.
bulg. svirka kevienita. Vö. 1. 376.
kömer, Gewölbe.
serb. Lttka jami öemerliju krivu. Volkslied.
kemör, Gürtel.
serb. kemer, demer. Jastr.
kem/a, Damast.
aslov. kamsha. nslov. kamuka. Taflfet. Gutsm. russ. klruss. karaka entspricht kirg.
kamka. dial. kamaha, kraska cervecs. rum, kamh§. kamohas. frz. camocan. Vergl. canque.
Devic 25.
könar, Rand, Ufer.
bulg. kanar, Spitze, kanara, Fels.
könef, Seite, Gegend,
rum. keneaf, Abort.
kepek, türk. dLx^ Kleien.
Vergl. serb. depeklija, Art Birne. Z. 736. 1.
kepenk, Fallthür.
bulg. auch kjupenk ili kapak. Pok. 1. 32.
kerbela "3^^ Stadt nicht weit von Bagdad,
Daher poln. karabela. Art tatarischer Säbel, krumm, schmal, dünn und leicht.
Muchl. 55.
kereke, k6rake, türk. xTl^^ nS'S Art Kleid.
serb. 6ere6e^ 6ere6elija, derdelija, tereklija, Art Leinwand, rum. kereke, kerake. Z. 742. 2;
747. 2.
kerem, ar. ^S Grossmuth.
rum. kerem. Z. 746. 1.
keremit, gebrannter Ziegel.
serb. 6eramida, öeremida, öeremet, ceremit.
kerevet, Bettgestell.
klruss. krovat' . magy. kerevet, Ruhebett.
kervan, Karavane. Mrvan sSrai.
russ. karavansaraj. klruss. karavana. karavus. poln. karawana. karawanserai. kar-
waser. rum. auch karavani, k§r§vane.
kesad, ar. c>L^ Flauheit des Marktes,
rum. kesat. ngriech. xsodxt. Z. 749. 1.
kese, Beutel, khidzi, Beutelschneider ist nomen agentis von Ms, schneiden.
bulg. auch kisija. serb. auch öeserdzija. russ. kisets. wruss. keska. klruss. kysa.
kySeüa, keieüa, lit. kieska. rum. kjesadar , Bureauchef: türk. kisedar. Much. 61 trennt
poln. kieszefi von kiesa und stellt das erstere zu pers. kis ji^ Art Gewebe.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 71
köser, Zimmeraxt.
russ. kosarb. rum. keserdziu, kisardziu, Zimmermann.
käsime, Bauschsumme.
serb. ukesimiti zemlju. Bogis. 540.
köskin, scharf.
bulg. keskin medovina. rum. keskin. Hieber gehört vielleicht auch poln. kiescieü,
kiscieii, Art Streitkolben. Muchl. 61.
kesmö, tiirk. )^,,,,X Schneiden, Zuschnitt.
serb. 6esma^ Art Stickerei, öesmati. Vi. 751. 1.
köstane, Kastanie.
serb. öesten. kestendzija. russ. kastand. poln. kasztan. magy. gesztenye.
kösf, ar. ^JuiS Enthüllung.
serb. cefs, 6e§, Todtenbeschau. 6esiti. Z. 752. 2.
köskek, Art Speise,
rum. kesket.
köten, Flachs.
nordtUrk. ziten hat zu entfallen.
k6zab, Scheidewasser,
serb. auch cesap.
kibit, Kaufladen.
poln. kihitka, tvoz i buda na niem; namiot okrqgiy z filcu, rozpi^tego na lekkiem szkie
lecie drzewnianem. Vergl. äji.a^oipöpYjxot oixot.
kibr, kahir, Stolz.
serb. dibar, höflich, rum. kjabur, reich, gibirdik, stolz.
kilar, Speisekammer.
serb. ^elar. celardzi. Jastr. russ. kelan. rum. keler, Kammer, ngriech. v.s)Xdpt.oc„
xsXXdpTjC.
kil6, Scheffel.
poln. kila, kilata. Muchl. 61.
kilermeni ^^^IJ^J' rother Bolus.
rum. kilermene, bolus armeniaca. Z. 755. 2.
kilim, grober Wollenzeug.
russ. kilims, gladkij, polosatyj kovers. wruss. kilim. ngriech. %i)ä|j.t und -COd\).i.
kiluy, küluy, pers. ^yJS Schleuder,
poln. kilof, rodzaj obucha, nadziak, Art Streitaxt. Z. 758. 3. Muchl. 62.
kir, Schmutz.
Vergl. serb. Ar; nagadja mu kao 6irv. na debelim mesima. nar.-bl. 131. klruss. keryfia
Schmutz, Kehricht, alb. kjiros der Kopfgrindige.
kira, Miethe.
serb. auch kirajdzija. kiridzovati.
7-_>
kiredz, Kalk.
serb.
krecana.
krecar
kiriS,
Kleister.
serb.
öiriz.
Franz JIiklosich.
kisvet, ar. c^y^ Kleidung.
serb. öispet. In Bosnien. Z. 751. 1.
kismis, Korinthe,
poln. kiszmisz.
kiSniS, pers. ^ßjjiS Koriander,
klruss. kysneö. Z. 752. 3.
kor, blind.
serb. önrtauk, Art Krankheit des Viehes in der Zeit der Paarung: man vergleicht
öortauk. blinde Henne, rum. kjor usw.
köle, tilrk. idyS Sklave.
rum. gjuler aga, Chef der Artillerie. Z. 777. 3.
köpek, Hund, Art Münze, köpSgi.
Davon soll russ, kopejka herkommen. Andere vergleichen afries. Kopkin, Kopeken
oder Kufe. O. Schrader, Handelsgeschichte 1. 139. Es ist an der Herleitung von kopije
festzuhalten.
köpür-köpür, türk. w^vj^ haufenweise.
sei'b. kopirati , wimmeln , das auch von einem einzigen Wurm gesagt wird.
Z. 765. 2.
kö8 fj^yS grosse Trommel.
Man vergleicht serb. goc. gocevi biju. Jastr. Z. 773. 2.
kösele, türk. «JL-^ Art Leder, nach Hiev Maroquin,
rum. kjusoleu, Art Ziegenleder. Z. 774. 1.
köSk, Kiosk.
serb. auch coska. rum. kusk§, Landhütte der Juden wird mit bulg. kssta zusammen-
gestellt, käse und kösk sind nicht zu trennen.
kötek, kütük, Stock, Klotz,
serb. ^utak, öutuk, Stamm, Klotz.
köz, türk. \yS' crepitus ventris.
serb. djozara, Art Hose, eigentlich crepitum ferens. Z. 772. 2.
kufter, Jcubt^r, pers. ri:i*S', y^y^ Gewebe.
poln. kofter, koftyr, Art Seidenzeug. Fehlt Z. Muchl. 63.
kuh, pers. i^ Berg.
Vergl. serb. öuvik, Hügel. Z. 781. 3.
kukanak, nordtürk. AiLSlS" Uhu.
Vergl. serb. 6uk, Art Eule, Z. 775. 3. Dj. Popovi6 bietet pers. kuke.
kuknar, pers. >U^^ Art Fichte.
rum. knkunar, kokonar, kukunavQ, kokonar§, Fichte, ngriech. xotjxoovapid. Z. 776. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 73
kup, Jcub, ar. i^jS', <_>j5 Krug ohne Henkel und Schnabel.
serb. äiip, 6upa. russ. kuhs, kubynja, kubyska. poln. kuhek. rum. kjub. Z. 765. 1.
Muchl. 71, Verschieden ist kopa, kupa joyj, it. coppa. Z. 712. 1.
kus6, kose, kösS, pers. g^^yf Dünnbart,
serb. öosa, öoso. öosast. Z. 774, 1.
küöük, klein.
serb, kucuk. magy. kicsi, kicsik.
küdzele, türk. x-U.^ Brechnuss.
russ. kucelja, kuceljaba. poln. kulczyba. 7a. 767. 3.
kül, türk. J^ Asche.
serb. cul. In Bosnien, culan: türk. kül'fane, kjub^an4. öulanija, Vagabund, der in
der Asche bei Bädern schläft, öulbas, 6ulbastija: türk. külbast§, in der Pfanne gebratenes
Fleisch, rum. kjulhan, gjolhan. kjolhaniu. Z. 756. 3; 777. 1.
külah, Mütze.
serb. 6ida^ culav^ öulah. In Bosnien. Vergl, carkida.
külünk, türk. viL-LS" Streitkolben.
serb. öulumak, kleine Keule. Dj. Popovid. Z. 777. 3.
kümö, ar. «,x^^ Hügel, Haufen, Klumpen,
bulg. gjome, Anstand, affüt. Z. 778. 3.
kürdije, ar. xj^^S Art Reitrock.
serb. curdijce, Art Oberkleid. Jastr. rum, gjordie. Z. 744, 1.
kürek, Schaufel.
Vergl. russ. kirka, Karst.
kür6ii, geschlossener Kreis,
russ, kurenh, Gesellschaft von Kaufleuten, Horde, Lager, dial, armselige Hütte. Vergl.
wruss. kurevnik, Vagabund.
kürk, Wolf.
rum. kjurcibasa. Man vergleiche poln, kiereja, Art Kleid, serb. kurjak gehört nicht
unter kürk.
kürt6, kurze Jacke.
serb, öurta. russ, knrta, kurtka, hirtiks. poln. lit. kurta.
kütürum, türk, ^y^S gelähmt, verstümmelt,
serb. djuturum. Z. 766. 3.
G.
gah (richtig gah d, i, g für aS"), pers, si Zeit, gah-gah, bald-bald.
serb, dja dja. djadjas.
g6öit, gecid, türk. c>-sv5, tX-ysai' Übergang,
rum. gecit, gecet. Z. ^738. 2- 739. 3.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 10
74 Franz Miklosich.
göömö, türk. juäT Einsatz, aus mehreren in einander zu fügenden Stücken bestehen-
des Pfeifenrohr.
serb. djecma. Z. 739. 3.
gödzö, ffidz^, türk. «äaT Nacht. gidzSliJc.
serb. djedzeluk^ Nachtmütze, rum. gidzelik, Nachtzeit, Schlafmütze, gidzalik, gidzüik,
gicelik. Z. 783. 2.
gelin, türk. ^XS" Braut, junge Frau.
serb. djelina, junge Frau. Jastr. Z. 758. 3.
gelismök, türk. aU^coJLS' zusammenkommen,
rum. gjului, Versammlung. Z. 758. 2.
gelmek, kommen.
aslov. jela in sehr späten Quellen, serb. gel, djel, dodji, hodi. djeldi^ venit. djeledjek.
rum. gelaj, vino. Herr Korsch sieht im griech. sXa, eXdze von sXauvw, serb. ela, elamo,
elate, die Quelle der unter gümik verzeichneten Imperative. Eine andere Erklärung
bietet Rjeßnik.
gemi, Schiff.
serb. gemija, magy. gemia.
göndz, pers. ^ji' Schatz.
magy. kincs; daher nslov. kroat. kinö. Z. 763. 1.
gene, türk. ijS" wieder.
serb. djene, meist djene djene. Z. 764. 3.
gerö6k, türk. d^yf das Wahre.
serb. djercek, zbilja, eben recht, ä propos. Z. 743. 3.
gerdan, Hals.
bulg. auch gerdav. serb. djerdan, djendar, jerdan^ gerdan, djender, gendar. klruss.
gerdan, d'ord'an, gardy, Halsschmuck aus Silbermünzen.
gerdun, pers. ^^C)^ Rad, Glückswechsel.
Vergl, rum. gjordum, Art Spiel. Z. 744. 3.
gerej, türk. ^'>^ Titel der Krim-Chane.
klruss. geraj (Seiym-geraj). rum. gerej, giraj, krimger. Z. 742, 3.
gärgedan, kerkedan, pers. jjljJlT Nashorn,
poln. giergiedanowy (noi). Ti. 745. 3.
gergef, Werkstätte.
nordtürk. kejergec ist zu streichen.
geriz, türk. yjS Kanal, Kloake,
serb. djeriz. Z, 747. 3.
görmsud, Art Stoff.
rum. germesut^ Art Atlas, gemesit. Hammer 17. 225.
gevrek, türk. J.^ Art Backwerk.
serb. djevrek, lornko, tako se zovu i neki kolaci. Z. 769. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 75
gevsem, tiirk. ^^ Widder.
Vergl. bulg. kjosem. Mil. 323. kjosema, kjusema. Col. 283. 284. Z. 774. 1.
gezi, pers. ^■S', Art grobe Leinwand.
bulg. gezija, gizija, Taffet. rum. gizea. 7a. 748. 3.
gidi, Interj.
serb. aj djidi! ej kurviöu! gidija, Hahnrei, russ. postrih, nicht prostreh. ngriech.
Yxt.3'/]C, xspaTäc, hecco cornuto. Som. Vergl. serb. djida, djidija für Hure.
girdab (g§rdah), girdbad.
Jenes ist Wasserwirbel, serb. gerdap, dieses Wirbelwind.
göö, Wanderung.
Herr Korsch verweist auf nordtürk. köc, das als kjuc (küc) unter dem damit ver-
wandten kos erscheint. Man vergleiche jedoch koc ^ das nach Muchl. 68 auch gioc
lautet; ebenso kocmSk >iU=?-^, giocmek^ poln. koczowad. 63.
gön, Fell, Leder.
bulg. gjon. serb. djonovica, Art Feige.
gönie, türk. juj^ Winkelmass.
serb. djunija, Winkeleisen. Aus dem griech. ytöVia. Z. 780. 2.
görmek, türk. •i^\yS' sehen,
serb. djor, sieh,
götür6, kötüre, türk. »«JVS' in Bausch und Bogen, gösgöturi.
serb. djuture, in Bausch und Bogen: zgrade se rade vise djuture (na pogodbit) nego u
nadnicu. BogiS. 478. 479. djuturica. djuturice. djuturicar. rum. gjotur§. gjoSgjoare. Z. 766. 2;
773. 3.
göveröile, gogercile, türk. sXs^SS Salpeter.
rum. gjuverdzilea. 7i. 776. 1; 782, 1.
gözleme, türk. «*-)*^ Art Kuchen,
serb. djuzleme n. 2. 773. 1.
gune, pers. lüS Art, Weise.
serb. djunija, oblik, sorta. 7i. 780. 1.
gübre, gümrS, Dünger.
serb. djubra. djubriti. djubris. djubriste. rum. gubre, gobre.
güö, Last.
Daneben güdz, daher das bulg. Wort: djudz.
güdzömin, türk. ^j^a^^S Mütze.
rum. gudzuman, gudzu. Z. 768. 1.
güdzen, gödzen, türk. ^j^yi' Iltis.
rum. gjudzin. Z. 768. 1.
gügüm, pers. ^yi" metallener Wasserkessel.
serb. djugum. rum. gjum. Z. 776. 3. Vergl. kumgan.
10*
76 FUANZ MlKLOSlCH.
gül, Rose.
serb. djid^ djulj. Jastr. djulgondze, papoljak ruzin. gjulihrislm, Art Pflanze, djidnar.
gjnlisian. djid-su. Jastr. djuldjuljaja , von Rosen umgeben. Jastr. djulpüa. djulbaklava.
russ. gii/jqfö. rum. gjidgjuliu, gjurgjuliu, rosenfarbig.
gülab, Rosenwasser.
Davon gülabi, worauf serb. djulabija, djulavlija beruht. Vergl. griecb, 65popoadrov,
serb. drosato. Vergl. gülabije.
gülabije, Oblate.
serb. gurabija na slunce pecena. Jastr. 191. u maslu varena 186. Vergl. gülab.
güle, Kugel.
poln. kitla.
gümrük, Zoll.
aslov. knmenkö stammt aus dem Griechischen, rum. gimuruk, giimruk,
gümüs, Silber.
kuman. kümüs.
gün, Sonne, Tag.
tilrk. gündelik. günd^likci, daher das bulg. Wort. rum. kjundelik, Tagelohn.
günah, Sünde.
serb. dßinah, djuna: sto me turi u veliki djuna. Jastr. 249. alb. dzünahcar ist türk.
dzünahkar.
güvedz, türk. yS" irdener Topf.
serb. dJHvece. Z. 767. 1.
güvendi, türk. Hure.
serb. djuvendija^ Sklavin eines krdzalija. Fehlt Z.
güvez, türk. \yS röthlichbraun,
serb. djuvez, roth. djuvezlija^ Art rothe Seide, djidvezija. 7i. 780. 2.
güzer, pers. ^J Übergang.
bulg. g§zer: na g§zer padn§lo, Mil. 77., wohl: ,ist abhanden. gekommen.' Z. 741. 3.
güzin, erwählend.
Das pers. "Wort ist sammt dem bulg. zu streichen.
L.
laden, pers. Art Seidenstoff.
rum. lavdan. Bianchi 2. 688 bei Saineanu.
ladzüverd, ar. lazverd, Azur.
Dem griech. usw. sowie dem russ. luzun steht das von Diez angeführte pers. lazw
näher, it. azurro. frz. azur. mlat. lazulum^ lazurius, azurrum, azolum. Devic 17.
laf, Geschwätz.
serb. laf lafiti. nar.-bl. 364.
lafazan, Schwätzer.
icrb. lapazan. Vergl. laparati, laparalo, loparati, loparalo.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 77
laHana, Kohl,
rum. lahaniu, grün,
lakerda, türk. so^S"!^ eingesalzener Thunfisch.
klruss. lakerda. griech. Xaxsp5a. lat. lacerta. Z. 789. 2.
lakse, Art Nudeln.
klruss. lapsa. cech. lukse. slovak. loksa. magy. laska.
lala, Diener.
poln. lala^i lalka: jaki z niego lala, Muchl. 74.
lavut, Laute.
nslov. lapt. Habd. kroat. leut. Sirena. leutas, Lautenschläger, klruss. lavuta. poln,
liitnia, aus dem Deutschen: mhd. lüte. Devic. 46.
lazim, ar. ^-3 nothwendig.
serb. lazum. In Bosnien, lazun Luki hijase. Volkslied, alb. l'az§m. Z. 788. 3.
löbade, Art ßegenmantel.
kurd. libas usw. ist zu streichen.
lebiza, Betrüger.
Das Vorhandensein des Wortes wird bezweifelt.
leblebi, geschmorte Erbsen,
serb. leblebija.
lejlak, Flieder.
bulg. luljak. lejlaJi ist pers. Ursprungs: liladz, lilaiidz, lilang neben nilah, niladz,
UlaTi, bläulich: nil, Indigo, blauer Waid. ar. an-nil (nil mit dem Artikel), sp. aful,
afdr. frz. anil. aind. riila, blau, dunkelblau. Also aind., pers., ar. (türk.), sp., fz., deutsch.
Z. 925. 1. Devic 10.46..
lejlek, UMek Storch.
serb. auch lejlek. Dunkel ist aslov. lilikö, Ulijaks, mergus.
leke, Fleck,
rum. likea.
leked, pers. jjCJ Ohrfeige,
serb. lekediti. Z. 795. 1.
leken, Kübel.
serb. auch legen, legenj. griech. Xdyr^vo?, Adyovo?, russ. laguns^ aruss. legiiu.
lövend, freiwilliger Soldat, Vagabund.
klruss. Ievene6, aus dem magy. ledin, legin. ngriech. XsßsVTr^c, Räuber.
lezzet, ar. »Jj Genuss, Vergnügen,
alb. lezet, Geschmack. Z. 792. 2.
liman, Hafen.
poln. liman, eine Bucht des schwarzen Meeres. Vergl. serb. viliman, filiman, Wirbel.
limun, Uma, Limone.
rum. alem§j, l^nifj, alimon.
78 Franz Miki.osich.
lokma, Bissen.
rum. lokma, lukma. Vergl. lokmadzun.
lokum, Art süsse Speise.
rum. htkum§.
londza, porticus.
ngriech. XövxC<*- Über die Frage, ob londza iinnaittelbar oder durch das türkische
Medium in das serbische gelangt ist, vergleiche man Archiv 9. 691. it. loggia ist deut-
schen Ursprungs: ahd. lauha (laitbja). kroat. lopa.
luban dzavi ^.La-^LJ Benzoe, eigentlich javanischer, d. i. aus Sumatra stammender
Weihrauch, luban.
poln. h^diwin. ngriech. [xsvxC^fiß^ ßsvtCoußt, Atacta IV. 1. 320. frz. benjoin. it. benzoino
belzuino, balgivi, belghä usw. sp. benjui. frz. oliban wird auf ar. al-luban zurückgeführt.
Den gleichen Ursprung hat Xißavoc (natürlich ohne Artikel). Z. 791. 1. Devic 20. 54.
lulu, lull, pers. JJ, 'J schöner Knabe, schönes Mädchen, Buhlerin.
rum. lele, lea, ältere Schwester. Die Vergleichung ist unstatthaft. Z. 796. 3.
ItUfc, löU, türk. viJL!, J^ rother Lack.
bulg. Ijok, roth. rum. Ijokiu. Z. 795. 1; 796. 2.
Iül6, Röhre, Pfeife.
nslov. lula, lulka. serb. luledHja. nhd. Lull, bair. Ludel.
M.
ma'ad^n, ar. ^oviL*» plur, von maden ^jtXjw Bergwerk,
serb. majdan. rum. madem^ madim. Z. 859. 3; 861. 3.
mab6jn, ar. ,^»joLx! Zwischengemach, Vorsaal.
serb. mabein. rum. mabej, majbent, Vorzimmer. Z. 798. 3.
maddöt, ar. äiLo Materie, Stoff,
rum. madea. Ta. 799. 2.
madzar, Unger.
serb. madzarin. madzuka, Unger, katholischer Bosniak, poln. madziar.
ma'dzun, Latwerge,
serb. madzunisati.
magdanos, Petersilie.
serb. auch magdanos, magdonos.
maguna, mauna, türk. «jyw grosse Barke,
rum. magunp. Z. 803. 2; 866. 3.
mahana, m^hanSt, ar. »jLg^ Missachtung, Verachtung.
Vergl. bShane. Z. 896. 2.
mahmuz, Sporen.
kroat. mamuza. Sirena. serb. mamuza bedeutet auch österr. Krapfenradi. rum.
magmuz§.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 79
maümudi, ar. ^^•^y*^ ^^t Silbermünze,
serb. mahmudija. Z. 825. 3.
mahrama, Taschentuch.
kroat. mahrama^ daneben zahrama. Istr. serb. auch maframa. wruss. mochra. poln.
machram, Art türkischer Stoff.
maEsul, Frucht.
bulg. viaksid. V6. 1. 26.
mahzar, ar. . ^-^ Anblick: arz-i maTizar, Petition.
serb. mazar, Bitte, mazariti, Volkslied, rum. mahzar. Z. 824. 2.
malizön, ar. Lxi^ rein, einfach, nur.
serb. baksum, gleichwie. Z. 824. 2.
maymur, an Kopfschmerz nach einem Rausche leidend, berauscht,
serb. auch mahmurav. rum. mahmur, trunken, magy. mdmor, Rausch, daher slovak.
märaor.
ma/suz, ar. Lo^-.ais' eigen, eigenthümlich.
serb. maksuz. Z. 828. 1.
mayzan, Magazin.
poln. magaz, magazen, magazyn.
maina, türk. still! nach Dj. Popovi6 Tnterjection.
serb, maina, Windstille. Wahrscheinlich aus dem it. mainare, ammainare, die Segel
einziehen.
maja, Stoff, Sauerteig.
bulg. maja für siriste. rum. maja, kostbarer Stoff, Lab.
majasei, Hämorrhoiden.
serb. majasil, rnojasin, Art Aussatz.
majmun, Affe.
serb. majmunisati. rum. auch viajmucoj, mom,ic§, momicoj. Vergl. kroat. muna. Meg.
poln. munia, Maulaffe.
major, türk. oLo Meierei.
serb. majur, Meier, viajurdlija. Aus dem magy. m,ajor. ahd. meior, Meier, mlat.
major domus. Z. 804. 1.
makam, ar. -Lux Lied, Gesang.
serb. mekam. In Bosnien. Z. 869. 3.
makara, Welle, Spule.
serb. makare, Winde. Vuk Stef. Karadzic, Erklärung, lazila, skele, ist wohl unrichtig.
makas, Schere.
serb. mumakaze^ Lichtschere.
mak'at, ar. JuüLc Art Decke.
serb. makat^ Bettdecke, poln. makat^ makata, Teppich, rum. makat. 7i. 872. 2.
gO Franz JIiklosich.
makbul, ar. J^aäx angenehm.
serb. maghid, kabul. alb. maghhul. gut. Z. 870. 1. magbtit ist als mit dem serb.
und alb. Worte nicht zusammenhangend zu streichen,
maksed, maksad, ar. jcoJLe Zweck, Absicht,
bulg. maksus, eigens. Z. 872. 1.
mal, Habe, Gut.
serb. vial-kaduna, reiche Frau.
malluta, Oberkleid.
serb. auch maluta, malvuta, haljinac krafak s rukavima. moluta, Brautschleier. Jastr.
rum. malote, Frauenpelz. it. melota. fz. melofe. sp. marlota.
mamaljuga, Kukuruzbrei.
serb. mamaljuga. russ. mamahjga, klruss. mamaiyga (kuiesa). magy. mamaliga. ngriech.
[jLa{xa).(Yxa. Fehlt bei Z., wird von Dj. Popovid als türk. bezeichnet. ]\Ian vergleicht
it. melica, meliga. Gleichbedeutend ist kacamak.
mamluk, mimlvk Sklave.
russ. mameljuks. poln. mameluk.
mamur, nordtürk. Art Pflanze.
russ. mamura, rubus arcticus. Listy 10. 60.
manav, türk. ^U-e Obsthändler.
rum. viannf^ Art Schenke. Z. 882. 1.
mandra, Hürde.
it. mandra. agriech. [idv^pa. Das Wort ist aufgenommen worden, weil es die
Türken verbreitet haben dürften, ein Geschäft, das bei vielen türkischen Wörtern die
Magyaren besorgten.
mandza, Speise.
serb. mandza. Das Wort ist auch in Kleinasien bekannt.
mandzelek, mendz4n§k, Art Wurfmaschine,
rum. mandzaltk, Hebel.
mane, türk. ^^Lc Lied,
rum. manea. Z. 803. 1.
manger, Art kleine Kupfermünze,
rum. mang^r.
mani', hindernd.
serb. manisati, bemängeln.
manseb, ar. v_>-.aÄx) Amt, Würde,
rum. mansup. Z. 885. 1.
mantar, türk. JüLc Pilz.
rum. mt^n^tr^kQ. ngriech. [iavtapc, |jiavcTdf>t.
mant^k, ar. ^\nx<o Rede, Gespräch.
poln. maniyk, langweiliger Mensch, nudnik. mantyczyc. Z.- 886. 1. Muchl. 81.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. ' 81
marangoz, )»*J;l->« Zimmermann, Tischler.
mm. marangoz. Z. 800. 1. it. marangone.
ma'raz, ar. ^vjw Ursache.
rum. m§raz. Z. 862. 2.
ma'rifät, Talent.
serb. marifet, Schlauheit, marifetluk.
marpiö, wie eine Schlange gewunden.
marjnis ist zu streichen.
mart^, tUrk. j-Is^Lc, martin Möwe.
serb. martin, galeb, Art Wasservogel. Z. 800. 1.
martolos, Art christlicher Soldat in der Türkei, nach andern Grenzwächter.
nslov. martolos, mango. kroat. martolos, Weiberräuber, serb. auch martonosa, merto-
losa. martaluzi, inace turski vojnici^ Jesu hristijani, a nahode se osohito po krajinama. Glasnik
I (XVIII), 176. (Sech, martaloz, martalous. poln. martauz, martahuz. rum. martodü. magy.
martalöz,- martaloc ; martolosz in den Defterek. martolossi erano Turchi. Sanudo. Hammer denkt
an griech. äji-apifoXöc, ,weil die martolosi sich allerlei Excesse zu Schulden kommen Hessen'.
masad, Wetzstahl.
serb. namasatiti , schärfen, nasatice, mit der Schneide, sjecimice, weder 2)ljostim,ice
noch tilutice. bulg. musat, Flinte, russ. musats, Wetzstahl, klruss. musat^ Schleifstein,
Feuerstahl, poln. musat, musad, Wetzstahl, rum. masat. Muchl. 89. führt ar. musa (-«/ye an.
mas/ara, Gespött.
rixss. muskaradriyj ist Guro'p&isch: Maskerade, vum. m§skar§. nhd. Maske, frz. masqiie
beruht auf mlat. viasca, mascus, Hexe.
maslaüat, Geschäft.
rum. maslahat.
maslak, (^JLa^c berauschender Trank : ar. maslaj'ia x^^^*»^ Art Solanum nigrum. Vergl.
bSngilik, Jiasis.
poln. maslach, maslok, berauschender Trank, Maschlach. mashcznik, ein von Masch-
lach Wüthender. nslov. kroat. maslak für cemerika bei Linde, it. maslocco. frz. masloc,
massac, malach. Fehlt Z. Muchl. 82. Devic 19.
masraf, Kosten.
bulg. masrafcija, koji prihavlja hranu. Bogis. 521.
masur, Rohr.
kurd. masur ist zu beseitigen.
masa, Zange.
bulg. masa.
ma äalla, ar. ^JUI *L^ Lc was Gott will,
bulg. masala. Z. 834. 1.
mat, er ist todt.
russ. matd. serb. mat. poln. met. mlat. mattus. fz. mat, terne. it. matto. deutsch
matt. engl. mate. Aus dem Schachspiel stammendes Culturwort.
matara, Feldflasche,
rum. mataradzi: türk. mataradzf. alb. matar.
DenkMhriften der phil -bist. Ol. XXXVII. Bd. 11
g2 Franz Miklosich.
matba/, Küche.
serb. matvak. rum. viatbah, mutpak.
matrali, ar. ^y^ Matratze.
kroat. viatracT serb. matarac. russ. matracs. poln. materac, matrac, alles aus dem
Deutschen, sp. almadraque. it. matarazzo, materasso. frz. matelas, alt materas. Devic 48.
mavi, blau.
klruss. pava razmavista, etwa: ,himmelblaues Pfauenweibchen'. Vergl. rum. mahut
t'Ur niavut.
mavusa, tilrk. jue^L Transportschiff.
rum. viauz§. Z. 803. 2.
mazbata, ar. xJomsjii Protokoll.
serb. mazbata, schriftlicher Akt. Z. 856. 1.
maze, pers. ^\Lc Gallapfel.
serb. mazija, Probe des glühenden Eisens und des heissen Wassers, morska mazija.
Petr. 3. 164. Marjan. 102. 112. Galläpfel werden im Orient mit etwas Öhl gelDrannt,
um ein Haarfärbemittel zu gewinnen und daher die serbische Benennung nach Dj. Popovic.
mazija soll auch ,Stahl' bedeuten. Vergl. a tahani od morske mazije. Petr. Z. 800. 2.
mazgal, Schiessscharte,
rum. VKizgal.
meded, ar. t>juc Hilfe!
serb. medekati, medet exclamare. medeknuti. Z. 831. 1.
mödrese, ar. iLwsJuc Art Schule.
serb. medresa. poln. medrese. Z. 830. 1; 831. 2.
medzlis, Sitzung.
serb. medzlis.
meger, magar, wenn nicht. Man füge hinzu pers. agar ci, wenn auch.
nslov. makar ga stalo glave. Prip. 19. serb, medjer wird erklärt durch osim, all,
dakle, moida. kurd. eger, wenn, griech. \s.r^-^6.^i wird mit (Aig y^^P zusammengestellt, venet.
magari. g mag schon im Orient in k übergegangen sein. Die Aufnahme einer Con-
junction ist nichts überraschendes. Vergl. Darmesteter 1. 245.
mehönk, Probirstein.
rum. auch mehenger usw.
mehter, Musikant, bei Hammer auch ,Zeltaufschläger'.
serb. mefter. dva rala mefteri. Jastr. 52. rum. mehter. mehterbasa. mehterhane.
möhkeme, ar. jL^Xkiwe Gerichtshof.
serb. mehöema, meäöema. Z. 825. 1.
mej/anö, Weinbaus.
serb. mejana. mehandzija, krSmar, birtaä. mehanedzi. mehanisati.
mejt, Leiche,
serb. mejit.
m6kteb, ar. v_^jcXxi Schule.
serb. mejtef, türkische Kinderschule. Z. 873. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 83
mektub, Schrift.
nim. mektup und mehtup.
melek, ar. vdULc Bote, Engel.
serb. melek, meleö, Engel, melicet. Z. 878. 1.
raelhem, Salbe.
serb. melemasce, Heilungskosten, russ. mahchans.
melik, ar. aLLo Herr, König.
ngriech. (JisXix 6 aouXxdvoc. Z. 878. 1.
merun, ar, ^j^dLc verflucht, Scheusal.
serb. melun, Teufel. Z. 877. 3.
meml6k6t, Land.
serb. memleöet, Heimat. In Bosnien, rum. memleket.
mö'mur, ar. ;»/>Lc Beamter.
serb. memur. carski memur i njegov vecil. Bogis. 551. rum, meemur. memuriet. Z. 802. 2.
mendzuk, pers. ^^ssj^ goldener Knopf auf der Fahne, kleiner Halbmond des
Banners, verzierter Knauf einer Lanze, cagat. huncuk. türk. hundzuk.
russ. huncugs queue de cheval; toug, touc, etendard turc ä, queue de cheval;
ancien bäton de commandement de l'hetman des cosaques. lleiff, klruss, huncuk^ Ross-
schweif als Kriegsfahne , als Zeichen der Hetmanswürde. poln. bunczuk, honczuk. serb,
bundzuk, allerhand Schmuck für Pferde, Maulesel usw. bulg. boncuk, huncuk, Schweif
als Fahne. Z. 883. 2. Muchl. 14. Mit mendzuk neben bundzuk vergleiche man mahana,
vn&nivse neben bahane, bSnefse.
menevis, schmelzähnlich.
serb. mormenevis^ violett.
mengene, Maschine.
rum. mengin§, mengine.
mer'a, ar. Ujx Weide.
bulg. mera, Gemeindeweide, serb. mera, meraja. Juk. 198. rum. mirüte. Cihac. Z. 837. 2.
merak, Leidenschaft für eine Sache.
bulg. merak. serb. merak. meraklija. Bei Bianchi merakk ,Ilw« partie les plus deli-
cates du bas venire.
tnörarn, ar. ^.Iwc Vorsatz, Absicht.
serb. meram, Wunsch. In Bosnien. Z. 834. 1.
merdzan, Koralle, kleine Perle.
serb. mrndzela, Glasperle, russ. marzans. Vergl. rum. m§rdzik§, melica uniflora.
Man denkt an griech. [jiapYaptrTjC. frz. almargen ^ corail pulv6ris6, terme de l'ancienne
pharmacie. Devic 8.
merüabba, ar. lÄ^j^o Begrüssungswort.
serb. meraba: da6u ti merabu, ironisch für , Schlag in's Gesicht'. Z, 835. 3.
merüamöt, Erbarmen.
serb. auch mehramet. rum. merhamet.
mersin, türk. ,j-;y«wo Myrte.
rum. mersin. Z. 837. 1.
11*
34 Franz Miklosich.
mertebö, ar. üjjyx Stuto, Rang,
rum. mertepea. Z. 834. 3.
mertek, türk. Jjy. Pfeiler, Pfosten,
rum. martak. Z. 835. 2.
mesdzed, Moschee.
biilg. auch mecit. serb. mesdzid. slovak. mesita. poln. auch meszkita. rum. mece^.
magy. mecset.
mest, Art Fussbeklcidung.
nslov. mestve. Unterkrain; socci e corio facti. Habd. serb. mestija. Jastr.
meäin, Schafleder.
serb. meäin: dagegen mesina, mjesina, Balg. rum. mesin§.
mösreb, Trinkort, Getränk.
aslov. mastrapa. bulg. mastrap§, Napf. serb. auch mastrava. rum. n^strapf. griech.
{AaoTpaxd, [Laaipa.Tzäz, [xaarpoTCÖi;.
möta', ar. cüoc Niess brauch, Eigen thum, Gut.
rum. metah. Z. 808. 1.
m6teriz, Wall.
bulg. auch meteriz.
mövla, Gesetzkundiger.
serb. mevlakana. poln. moUa. rum. w?o/a.
mezad, Versteigerung.
bulg. auch mezat.
mezar, Grab, nordtürk. mazar.
Daher das russische Wort.
mözlaka, ar. iÄlya schlüpfrige Stelle.
bulg. mazlaka. Z. 840. 3.
mezra'a, ar. «a;v« Saatfeld, Ackerfeld.
serb. mezraja. Z. 840. 2.
mesr, Ägypten.
Man vergleicht russ. misjurka, Art Helm. poln. misiurka, Visier am Helme. Muchl. 86.
rum. misurk§. Helm. Vergl. nslov. mosur, Cucurbita oblonga. Habd. serb. mosiir für kalem
und für kukuruzin klip.
mezrak, Lanze.
serb. mizrak. In Bosnien. mizdrakUja.
mihman, pers. ^U^/» Gast, Gastfreund, mihman-dar.
rum. mehmendar, majmendar, der Gesandte einführende Würdenträger. Z. 897. 3.
mihnet, ar. kjLs» Trübsal, Elend.
serb. raiihanet: i od derta i od muhaneta. Volksl. Z. 825. 3.
mihrab, ar. wl»^ Nische in der Wand der Moschee, vor der der Imam das Gebet hält,
serb. mihrab. Z. 823. 1.
milb^s, ar. ,j«uJLo Kleidung.
poln. melihbasz. Z. 876. 2. Muchl. 84.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 85
minaret, menara, Leuchttliurm, Thurm.
serb. minare. Jastr. poln. minaret. rum. minarea. griech. auch [xouvapd. sp. al-
menar, almenara.
ininbör, mimhir, mimher^ ar. w^wo Kanzel in der Moschee.
serb. member. Z. 882. 2.
mintan, türk. ^^UiÄ^e kurze Jacke. Vergl. nimten bei Hammer.
rum. mintean^ langes Oberkleid. Yergl. magy. mente. Z. 882. 3.
miralaj, i^'^^>^ Oberst, General.
serb. rum. miralaj. Z. 899. 2.
miras, Erbschaft.
ngriech. [Jiotpäacov.
miri, Staatsschatz.
serb. ima u svojoj miriji po deset ili vise sela. BogiS. 517. rum. miri, mirie. Vergl.
ngriech. [JLtpt[iax-oO. Acta et diplomata V. 201. 202, eine Art Steuer, ^Tjfxöatov.
mirri/, ar. #0^x1 der Planet Mars,
aslov. mer/Ä3. Op. 2. 3. 92. 114. Z. 839. 2.
misk, ar. müsH^ pars. dLwuc, JUuo Moschus,
rum, misket. 7i. 847. 1.
miskal, ar. JLiüöo Art Gewicht.
serb. miskal, Art Gewicht: za hrata hi dala miskal zlata. 7a. 817. 2.
mitjuk, nordtürk. *iJ*ÄAj« kurze Schabracke,
poln. mitjuk. Fehlt Z. Muchl. 87.
miz, pers. vy« Wirth.
Vergl, russ. myza, Landhaus. Z. 899. 3.
mokaddim, vorziehend, vorzüglich.
Mit serb. mukadem^ mukadin pojas vergleiche man mukaddem, espece d'etoffe de soie
eraployee pour les turbans et les ceintures. rum. mukadir.
mor, dunkelblau.
bulg. morav. serb, morast. morm,enevis. mor menekse. Jastr. 333, rum. moriü, dunkel-
blau, mormaziü, violett, ist vielleicht türk. mormavisi, etwa ,dunkelblau'. Vergl. rum.
sahmara unter Sah.
mos^l, die Stadt Mosul.
klruss. musUn. musiiAbas, Art baumwollener Stoff, poln. muslin; musulbas, mnzulbas,
maszeibas: türk. mos§l bSzi. alb. musul. Man vergleiche auch poln. drociane musuty.
rum, musid.
mu'amöle, Verhandlung, vulg. mamele, mamSledzi.
ngriech. {xaiJLaXä^, Wucher. jxa(JLa)vaT:C"'i^, Wucherer,
mu'anid, ar. JoLju! eigensinnig.
serb. muanat, muhanad. Z, 860. 2,
mubajö'at, ar. iüijL.o Handelsvertrag.
rum. rnumbaea, Handel, mubaedziu. Z. 805. 3.
muezzin, Ausrufer der Gebetszeit.
bulg. mjuezin. sp. almitedano.
gg Fkanz Miklosich.
mufettiS, ar. ^JiJJüe Untersuchungsrichter,
serb. intifctis, Art Beamter. Z. 867. 2.
muft, umsonst.
nslov. muhte, sorglos. In Unterkrain. rum. moft.
muliafiz, ar. (jcjLä' Commandant einer Besatzung,
serb. muhaßs. rum. muhaßz. Z. 821. 2.
muhamiued, Mohammed,
rum. mahmetesk, mohammedanisch.
muhasöbe, ar. jo-«L^ Rechnung.
rum. muhasehea, buhasebea , Controle. ngriech. [xirdc jJLOuyaasfXTCS Xoyapiaafxot : türk.
baä muhasihi. Acta et diplomata V. 196. 202 Z. 821. 1. Vergl. müJitesib.
muhaserö, Belagerung,
rum. miihaserea.
mubzer, ar. , ■a-o» Vorführer, Gerichtsdiener. muTiz§r-aga.
rum. muhzur-aga, Janitscharenofficier. Z. 824. 2. Vergl. malizar.
mu/ajjer, ar. Zj^ der die Wahl hat. muyajjerlilc, Art Stoff.
poln. muchajer, muchair, Art Stoff, rum. muhajar, muhajan, unbeschränkt, muhajer,
Art Stoff, it. mucajardo. Mit diesem Worte bringt man frz. moire und engl, mohair in
Verbindung. Z. 829. 2. Bianchi 2. 842. Devic 50.
mu/bir, ar. jjj^ Nachricht gebend.
serb. muhbir, Gerichtsdiener im Dorfe. Z. 827. 1,
mukarane, ar. kj.LiLc Verbindung.
Vergl. ngriech. |JLO'j%api£[At. Pass.
mukarr§r, ar. .jl« festgesetzt.
rum. mukarer, Art Steuer. Z. 871. 2.
multan, ^ULo Stadt, darnach Art Stoff, Art Weste, Multon.
poln. multan, multanka^ Art Säbel nach der genannten Stadt, russ. multans. Z. 876. 3.
Muchl. 88.
mum, Wachs, Kerze,
rum. mundziü.
murayyas, ar. i^oLyo bevollmächtigt.
rum. murahaz. Z. 835. 3.
murtad, Renegat.
serb. murtasen. rum, murtad.
musa'adö, ar. »(XeL^uo Hilfe.
rum. musadea. Z. 841. 3,
musadere, ar. s.i^Lä* ungestüme Forderung, Confiscation,
rum. satara, Confiscation, Ungemach. Z. 853. 1.
musahib, ar. ..j>a.La>o Gesellschafter des Sultans.
rum. musahib, musaip, saip, Günstling des Sultans. Z. 853. 1.
musikar, ^[Ät^ye Hirtenflöte.
rum. muskal, maskal. maskaladziü. Aus dem Griech. Z. 892. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 87
musmula, Mispel.
russ. musmula. Vergl. magy. näspolya, naszpolya, ngriech. yiaTzrtorja.
mutab, pers. Rosshaarflechter.
bulg, mutafin^ pochetier. serb. mutab, mutaf, koji pravi pasove za konje. mutavdzija.
mutesarrif, ar. ow^äJOe Herr.
serb. mutesarif. Z. 811. 3,
muza'fer, ar, >Aeye mit Safran gefärbt.
bulg. minzufar, crocus des fleuristes. Z. 840. 3.
muze, pers. 8\yo Art Stiefel.
griech. ]i.<jo(^d%io^ , Art öxo^Y^jxa'ca. Codinus. ]i,rt'JzC,rlxvi , bottine. Dozy. ar. ^\y«.
mübarök, ar. JnLaxi gesegnet.
serb. mubarec. bumbareöe: cestito ti! Vröevic. Z. 805. 1.
mübasir, ar. yiXj^ Commissär, mübaseret.
rum. mumbasir, bumbasir. mumbasiret. Z. 805. 2.
müderris, ar. u*,"^Joc Lehrer.
serb. muderis. alb. müderis. 7i. 831. 2.
müdir, ar. »jJoc Verwalter eines Bezirks.
serb. mudir. Z. 832. 2.
müflis, Bankerott.
serb. mufliz.
müfti, ßichter.
russ. muftij. poln. mufty. rum. muftiü.
mühimmat, plur. von mühimm, ar. .••■! , |^^, 1^ Geschäft, Verproviantirung des Heeres.
rum. mihimat. Z. 897. 2.
mühir, Petschaft. Aus älterem aind. mudhrä. Darmesteter 1. 47.
bulg. muhtar, koji drzi seoske pecate. Bogiä. 521: türk. mühürdar. rum. muhur.
mühtesib, ar. >_,.«*xs? Rechner, Marktmeister.
rum. mortasipie^ Art Taxe, ngriech. {xoup-aacTUTjc, Z. 822. 2, Vergl. mvliasebe.
mükalömö, ar. JU-'lXc Gespräch.
rum. mukealemea. Z. 873. 2.
müköllöf, ar. ^äJLC« reich geschmückt,
rum. mukelef, elegant. Z. 874. 3.
mülaim, ar. i^SiLo zuträglich,
serb. mulaim. Z. 876. 2.
mülazem, Adjutant,
serb. mulazim.
mülk, ar. v»JLLo Eigenthum.
bulg. mjulk, Meierei, serb. midjk, mal, bastina, imetak cijele zadruge. Bogis. 23. miljak,
Gut. mvluc, Herrschaft, ngriech. jj,o6X%ra, xxTj(JLata [AoyXxtavs. Acta et diplomata V. 201.
Cf. Z. 878. 1.
mültözim, ar. |,yJLx Pächter.
serb. multezim, kmet. rum. multezem. Z. 876. 3.
88 Franz Miklosich. Die türkischen Elemente in den Südost- und osteukopäischen Spkachen.
mü'min, ar. ^y» gläubig.
serb. viumin, Muselman. Z. 895, 1.
münöt, ar. xj^ Proviant.
Vergl. serb. niunitva, List. Z. 895. 1.
mürasele, ar. «JLwIwc das Senden von Schreiben, Boten.
serb. murasela. Z. 833. 3.
müsafir, Reisender,
serb. nmsafir.
müsellem aus mütSsellim, anerkannt.
)"um. muselim.
müsülman, Muselman.
serb. miisloman^ musulman. wruss. basurman. cech. bosorka. poln. musuiman^ muzui-
man. bisurman, bisurmanin, beserman. pobisurmanic, zum Muselman machen, rum. musul-
man^ bustirman. russ. besermenins, besurmenins. ngriech. [JLOuaouX|JLdvo?. muslim^ daher russ.
mnsljums. ngriech. |i.oua£Xt|Ji7]C-
müsav6r6, Berathung.
rum. musQverea. ngriech. 6 [iouaaßspei;.
müSemma', Wachsleinwand,
jigriecli. [i.0'J3a[xä?.
müäir, ar. v^iuc Staatsrath, General,
serb. musir. Z. 852. 3.
müste, pers. xüiiuo Griff, Schlägel.
serb. musta^ mustva, Art Werkzeug der Schuster, rum. mustea, muskea. Z. 850. 2.
müst6ri, ar. ^wOia der Planet Jupiter,
aslov. mostirs. Op. 2. 3. 92. Z. 850. 1.
müteförreka, ar. xiyüjc Trupp von Reitern, die den Sultan begleiteten,
rum. lautcferika, mutefaraka. Z. 813. 2.
mütövelli, ar. J^ der Vorgesetzte,
rum. muteveli, motefeleü, Verwalter. Z. 816. 2.
müzar§', Bewirthschafter eines Feldes.
Das russ. Wort beruht auf mazar§^ ,urbares Land' in der Sprache der Krimtataren.
müz6vvir, Fälscher.
kroat. muzuvir, calumniator. klruss. buzovir, busovir, Ungläubiger, Ketzer, buzuvirka
tur busurmenka. mozavir.
müzdö, gute Nachricht.
serb. mjuzde, mizde. Jastr. mustunluk, mustiirluk, mustedhik. muzdedzija, mustedzija,
mustuldiija. poln. mnsztuiuk, munsztiduk, Geschenk, alb. müzd§.
DON RODRIGO DE BOR JA
(PAPST ALEXANDER Yl.)
UND
SEINE SÖHI^E,
DON PEDRO LUIS, erster, und DON JUAN, zweiter herzog von gandia
AUS dem hause borja.
VON
CONSTANTIN R. VON HÖFLER,
WIRKLICHEM MITGLIEDE TER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN,
VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 2. NOVEMBER 1887
Vorwort.
XJen nächsten Anlass zur Abfassung dieser Schrift gah die Auffindung von Urkunden
des Hauses Borja im Archive des Herzogs von Ossuna in Madrid. Ihr Studimn führte zur
Ueberzeugung, dass die Vorgesclüchte Papst Alexander's VI., welcher als Cardinal Don Rodrigo
de Borja in so vielen Pontificaten einen hervorragenden Einfluss ausübte, ohne genaue Be-
rücksichtigung der spanischen Quellen nicht riclitig aufgefasst werden könne, diese aber bis-
her niclit stattgefunden habe. Ob dann die neueren Versuche, den Papst rein zu waschen,
der Alles für erlaubt hielt, was er unternahm, weil es ilun so frommte, ihren Zweck erreichten,
lasse ich ebenso dahingestellt, als ob jene Anderen, die nur schwarz in Schwarz malten,
über die psychologische Entwicklung eines Herrschers richtige Aufschlüsse geben konnten,
welcher seiner erhabenen Stellung nach am wenigsten zu dem berufen war, was er am meisten
beabsichtigte: Begründer fürstlicher, wo nicht gar einer königlichen Dynastie zu werden.
Man darf die Versuchung nicht für gering erachten, die an den Mann herantrat, den
die Wahl der Cardinäle an die Spitze der Christenheit berief und dem alle christlichen Könige
Obedienz zu leisten sich verpflichtet fühlten, nachdem er einst Unterthan eines Fürsten ge-
wesen, jetzt über alle gesetzt war, der Neigung Folge zu leisten, ein Fürstenhaus zu begründen,
das einen anderen Ursprung hatte als die in stetem Streite untereinander hadernden, deren
Ursprung selbst aber, namentlich in jenen Tagen, von höchst zweifelhafter Legitimität war
und meist auf dem glücklichen Ausgange einer Schlacht, auf Mord oder Meuchelmord beruhte.
Ich muss mich jedoch verwahren, als wenn meine Absicht wäre, mich mehr, als es un-
umgänglich nothwendig ist, in jenen Schlamm zu vertiefen, in welchem sich der Valencianer
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 12
9Q Höfler.
Dou Rodrigo de Borja, Neffe eines Papstes, wohl befand, der ebenso sehr an dem allgemeinen
Wühle der Christenheit arbeitete, als Calixt's III. Neffe an seinem und ihrem Verderben.
Das Haus Borja hat in dem grossen geistigen Aufschwünge, den Spanien nach dem
Untergange seiner gothischen Dynastie, der reyes gotos, unter dem ersten Könige eines ale-
mauischen Hauses, Karl V., nahm, eine so bedeutende Rolle gespielt, dass fiir den Forscher
der geistigen Bewegiuigen jener Tage und einer allgemeinen Refonii des kirchlichen Lebens
sich die Nt)thAvendigkeit ergab, diesem Hause eine grössere Beachtung zu mdmen, als es
vielfach bisher geschah. Die vorliegende Schrift soll den Boden bereiten, auf welchem sich
nicht etwa nach einer Auffassimg, die, beinahe möchte ich sagen, gedankenlos und ohne
Prlifimg nachsprechend angenonunen Avvu*de, die Gegenreformation entwickelte, sondern die
Reformation, welche schon im 15. Jahrhundert betrieben wiu-de und ebenso durch Don Rodrigo
de Borja aufgehalten imd selbstsüchtigen Endzwecken zu Liebe verhindert wurde, als sie
wenige Jalu-zehnte sjjäter mit einer Anstrengung und einem Erfolge ohne Gleichen von
Spanien aus und nicht ohne Zuthim eines Borja imtemommen, die Erneuerung der gesammten
christlichen, die Bekehrung der ausserchristlichen Welt versuchte. Auf die beispiellose Selbst-
täuschung, die den Uebergang vom 15. ziun 16. Jahrhunderte, die Jahre 1492 — 1503, in eine
Schmcrzensperiode venvandelte, die man nur widerwillig berührt, musste naturgemäss eine
Periode der grössten Enttäuschung, jenes ,desengano' folgen, der sich die edelsten Gemüther,
zum Theil in immittelbarer Nähe Kaiser Karl V., zuwandten imd ohne deren tiefe Kenntniss
und Einsicht die wichtigsten Vorgänge seiner die christliche Welt ziim letzten Male vereini-
genden Regierung einem Buche mit sieben Siegeln gleichen.
§•!•
Die allgemeine Lage der Dinge im 15. Jahrhundert. Ost und West. Das Königreich
Valencia.
Das wechselvolle Gestalten und Verschwinden neuer Staatengebilde, der Untergang alter,
innerhch verrotteter, die endlich zusammenstürzen, die Unhaltbarkeit dessen, Avas au ihre
Stelle tritt, drückt dem 15. Jahrhunderte den vorherrschenden Charakterzug auf. Der Historiker
befindet sich glänzenden Lichtbildern gegenüber, die aber in dem Augenblicke schon ver-
sclnrinden und anderen, ebenso vergänglichen Platz machen, als man sie festzuhalten ver-
sucht. Der europäische Orient, die grosse südöstliche Halbinsel, deren Basis die untere
Donau bildet, gleicht einem Landstriche, der imuuterbrochen von Erdbeben heimgesucht
und erschüttert wird. Die Berge, die da entstehen, die Thäler, die da ausgefüllt werden,
die Ebenen, die mit einem Male zur Hügelkette wurden, was Jahrhunderte gezeitigt, wie das,
was erst gestern entstand, verschwindet, um anderen Gebilden Platz zu machen, das bul-
garische Kaiserthum, das serbische, das romäische, wie das Königreich Bosnien, die frän-
kischen Herrschaften in Griechenland und Morea, venetianische und genuesische Nieder-
lassungen. Eine neue Zeit soll kommen und das Alte wird morsch, zerbröckelt sich und
geht in Trümmer.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 91
Aber auch was auf jenem Boden entsteht, der mehr und mehr den peninsolaren Cha-
rakter Mitteleuropas an sich trägt, kann keine Dauer gewinnen. So oft Polen und Ungarn
im gemeinsamen Interesse der Selbsterhaltung sich nähern, löst sich sehr bald ihre ephemere
politische Verbindung. Mit der ihnen eigenthümlichen Beharrlichkeit im Zerstören und gleichen
Unfruchtbarkeit im Schaffen vernichten die Cechen im 15. Jahrhundert die Cultur, die sie
im 14. erlangt, und das Bedeutendste, was sie hervorbringen, das Königthum Georgs von
Podiebrad, verschwindet wie ein Meteor. Es war gestern da und heute wird es schon nicht
mehr vermisst. Die apenninische Halbinsel scheint sich das Schicksal der Balkanhalbinsel
zum Muster zu nehmen. Die Aufrichtung einer anjovinischen Herrschaft auf den Triimmem
der staufischen hat im 13. Jahrhundert den Sturz des damaligen Kaiserhauses beschleunigt,
die Franzosen erst nach Sicilien, dann selbst nach Ungarn, aber auch die Aragonesen nach
der Insel Sicilien geführt und Kriege erzeugt, in denen mehr als Ein Staat sich verblutete.
Die Auflösimg der anjovinischen Herrschaft in Neapel brachte die Aragonesen auch in den
Besitz des continentalen Siciliens, Avährend die Insel schon im Anfange des 15. Jahrhunderts
ein integrirender Bestandtheil der aragoneischen Krone geAvorden war. Filippo Visconti suchte
die mailändische Herrschaft über Ober- und Mittelitalien auszubreiten und seiner Seemacht
erlag König Alfons von Aragon, welcher nachher Neapel seinem Bastard übergab. Ueber
Repiibliken imd fürstliche Hen-schaft breitet Venedig, einst Herr von drei Viertheilen des
romäischen Reiches, nun seinen continentalen Besitz von Italien aus. Das deutsche Reich,
in welchem Jahrhunderte lang die Erbfürsten gearbeitet, zu. ihrem Vortheile das Kaisertlumi
zu schwächen, schien nur eine Aufgabe zu kennen: sich in eine Masse fürstlicher, geistlicher
weltlicher, republikanischer Territorien aufzulösen, die alte Verbindung mit Italien und dem
arelatischen Reich als unbequem preiszugeben und den eigenen Zersetzungsprocess zu Gunsten
der Nachbarn zu beschleunigen. Wie aber die Staatengebilde Italiens kamen und schwanden,
war es im Westen auch mit der burgundischen Macht, die in dem Momente zusammenbrach,
als der kühne Herzog nach der Königskrone greifen wollte. Schon hatte König Heinrich V.
von England die Vereinigung Englands und Frankreichs zu Stande gebracht, eine politische
Combination, die Spanien, Skandinavien imd Deutschland zugleich bedrohte, und nach wenigen
Jahren trat statt der siegreichen Vereinigung der beiden Königreiche unter englischem Scepter
der heilloseste Bürgerkrieg der Dynastie selbst ein. Eine andere politische Combination der
Vereinigung des Königreiclies Navarra mit dem Königreiche Aragon führt zu den heftigsten
Bürgerkriegen, in denen Karl, Prinz von Viana, gegen seinen Vater, den König Don Juan
von Aragon und Navarra auftrat. Das Königreich Castilien schien unter Heinrich IV., f 1474,
nur die Aufgabe zu kennen, die Macht des Adels auf Kosten der Krone und des öffent-
lichen Rechtes zu vermehren. Das Resultat aller dieser Umwälzungen aber war, dass schon
um die Mitte des Jahrhunderts das christliche Europa nach der Eroberung von Constantinopel
durch die Osmanen (1453) sich in den Zustand des 8. Jahrhunderts versetzt sah, als die
Araber dasselbe im Osten wie im Westen me mit einer Zange zu fassen suchten. Ja
es war eigentlich noch viel schlechter geworden, da Constantinopel, jetzt Stambul, und
Granada die beiden Brückenköpfe bildeten, von wo aus das moslemische Asien mid das
mit gleichem Fanatismus erfüllte moslemische Afrika Flotten und Heere zur Unterwerfung
der auf halb Europa zusammengedrängten letzten christlichen Völker, nach Ost imd West,
auszusenden im Stande waren, im Innern aber nur Streit und Uneinigkeit herrschten. Es war
einst unendlich klug gewesen, an der Schwelle von Asien imd Afrika Jerusalem zu erobern.
Alle Macht musste aufgeboten werden, es zu erhalten, um die Ueberfluthung Europas durch
12*
92
Höfler.
Tllrken im Osten, Berljern im AVesten abzuwehren. Es war nicht geschehen und das
15. Jahrhundert büsste bitter das Versäumniss der früheren Zeiten.
Aber wenn sich jetzt auch Ost und West in mancher, und zwar nichts weniger denn
gUickhcher Beziehung einander genähert hatten, so war doch gegen früher auch ein un-
ermessHcher Unterschied vorhanden.
Der Araber, der Eroberer Spaniens, war von Natur aus edler angelegt als der Osmane,
der das Recht des Eroberers im wildesten Sinne auffasste und an den Besiegten ebenso
seine viehische Grausamkeit ausübte, als er sie als Mittel zur Befriedigung der gemeinsten
Wollust betrachtete. Wohin der Osmane drang, hörte auch die Cultur auf, die der Araber
angenommen, bei welchem auch das weibliche Geschlecht eine viel edlere Stellung einnaluii
als bei dem Türken.
Im Osten galt nm* der Sinn ftir Eroberung und Herrschaft, für Unterdrückung und
Knechtschaft; der Osmane nahm nur die Erfindungen an, die zur Ausdehnung der Herr-
schaft dienten. Er schuf sich aus Christenkindern, die er ihren Eltern wegnahm und ihrem
Glauben entfremdete, sein un^\^derstehliches P\xssvolk. Renegaten und Ueberläufer aus aller
Herren Länder errichteten die Kanonengiessereien, bauten die Schiffe, zu welchen man
Christensclaven als Ruderer verwandte. Der Osmane hatte nm- ein Ziel im Auge, die Ver-
nichtimg der christlichen Herrschaft, und zwar womöglich durch die Christen selbst, und
den Sieg der brutalen Gewalt. Als Constantinopel erobert wurde, gehörten die Gebäude
dem Padischah der Osmanen, die Bevölkerung den Eroberem. Jede Stadt, die sie gewannen,
jedes Land, das sie eroberten, wiu'de in einen neuen Angriffspunkt zur Fortführung der
Eroberung verwandelt, das ursprüngliche Reitervolk erlangte die beste Infanterie, die grösste
Artillerie; die Umwandhmg aus einer Landmacht in eine Seemacht geschah ohne Aufsehen.
Von Stambul aus war Eiu'opa wie Asien, Indien wie Afrika bedroht. Nichts war wohl-
feiler als das Menschenleben, auf das zii Wasser wie zu Lande unablässig Jagd gemacht
wnrde.
Der Kriegszustand hörte hier eigentlich nie auf Alle Friedensverträge waren nur
Waffenstillstände. Nachdem die griechische Nation zertreten war, traf es die slavische, die
magyarische; erst vor Wien brachen sich die Fluthen der Eroberung, die südlich bis an die
venetianische Grenze züngelten.
Auf der Höhe des Mittelalters, dem 13. Jahrhundert, hatte derjenige Kaiser, welcher
durch »eine Machtstellung als König von Sicilien am meisten berufen war, den Weltkampf
zwischen Christenthmu und Islam siegreich zu Ende zu führen, sträflich verabsämnt, dem
christlichen Oriente auch nur jene Hilfe zu leisten, zu welcher er sich feierlich verpflichtet
hatte, Kaiser Friedrich II. Das absichtliche Versäumniss ward ilmi und seinem Hause zum
Fluche, und Europa, wo 110 Jahre nach seinem Tode sich die Osmanen in Adrianopel
niederliessen, zimi un>viderbringlichen Nachtheile. Aber in seiner Zeit war es, dass der
grosse Sieg von las naves de Tolosa erfochten und der vierte Versuch, von Afrika aus
Spanien zu erobern, in eine gewaltige Niederlage der heranstürmenden Afrikaner umgewandelt
>\'urde. Zu seiner Zeit war es, dass Don Fernando, nachdem er die Königreiche Leon und
Castilien vereinigt, zur Eroberung von Andalucia aufbrach, das mit seinem Quellenreichthum,
den 8clmeebede(!kten Gipfeln seiner Berge, den fruchtbaren Ebenen luid dem tiefen breiten
Strom, auf welchem die Meerscliiffe bis nach Sevilla kamen, den Afrikanern als das Paradies
der Erde erschien. Auf die Eroljenmg von Cordova auf dem rechten Ufer des Guadalquivh-,
1236. folgte die von Estremadura und Jaßn, endlich 1248 die des herrlichen Sevilla, gerade
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 93
in dem Jahre, in welchem Kaiser Friedrieh mit der Vernichtung Parma's die Freiheit der
ItaHener zu zerstören, den Sieg über die Kirche zu erringen hoffte und König Ludwig IX.
von Frankreich fruchtlos durch die Eroberung Egyptens das heilige Land für immer von
moslemischer Herrschaft zu befreien strebte. Schon gedachte der castilianische Eroberer
den Krieg nach Afrika zu tragen, als durch seinen Tod, 30. Mai 1252, die Befreiung
Spaniens von moslemischer Herrschaft in Stocken kam, so dass selbst 1340 ein fünfter
Versuch' der Afrikaner, Spanien zu erobern, stattfinden konnte, aber wie der vom Jahre
1212, im Angesichte der afrikanischen Küste zurückgeschlagen wurde. Es war der letzte,
der gemacht wurde; aber noch immer musste man den südlichen Theil von Andahicia mit
den festen Küstenplätzen als der moslemischen Welt angehörig, als einen Theil von Afrika,
mindestens als einen Brückenkopf in feindlichen Händen ansehen.
Was König Ferdinand auf dem festen Lande versuchte und glücklich durchführte,
unternahm Don Jayme, König von Aragon, zur See. Er befreite die Küste von Aragon
und Cataluna, überhaupt das spanische Meer von der Herrschaft, die bis dahin von den
Balearen aus afrikanische Moslini geübt, legte dadurch den Grund zu einem eigenen
Königreiche der Balearen und bahnte endlich seinem Hause den Weg nach Sicilien, das
erst als Trinakria eine aragonesische Dynastie erlangte, 1410 mit Aragon vereinigt wurde.
Auf die Erobenmg der Balearen folgte die des Königreiches Valencia, wodurch erst die
östliche Küste der Halbinsel den Moslim entrissen wiirde. 154 Jahre vor der Eroberung
von Granada fiel die Hauptstadt mit ihrer fruchtbar gemachten Umgebung — la Huerta —
in die Hände der Catalanen und Aragonesen, mit der Festung Jativa, 1244, mit Gandia,
Denia und anderen Küstenstädten. Murcia kam an Castilien, Valencia aber ward unter die
Eroberer getheilt, in ähnlicher Weise, wie es einst der Normane mit dem angelsächsischen
Königreiche gemacht. Die moslemischen Einwohner wanderten entweder nach Afrika aus,
oder blieben im Lande tributpflichtig in den Mororien, in besonderen Stadttheilen, in Dörfern,
als Unterthanen des neueingewanderten christlichen Adels, der an dem Kopfgelde jedes
Einzelnen eine sichere Einnahme hatte und dafür den Uel)erwundenen seinen Schutz
gewährte. Blieb der Osmane auch in seinen europäischen Niederlassungen, die er von
Adrianopel wie die losen Glieder einer Kette gegen Belgrad vorschob, nur Eroberer, nur
Herr und Soldat, so bebauten die Moros das Land, das nur durch regelmässige Bewässerung
fruchtbar wurde, oder wetteiferten mit den christlichen Bürgern der Städte in industrieller
Thätigkeit. Sie hatten nur die Herrschaft verloren.
Die Eroberung und Colonisation von Valencia ist eines der wiclitigsten und folgen-
reichsten Ereignisse des Mittelalters. Jetzt erst war im weiten Bogen von Reggio und
Sicilien an, der italischen Küste entlang zur französischen und aragonesischen mit den Inseln
an der italischen Küste und den neuerworbenen an der spanischen, am tyrhenischen Meere,
dem ligurischen Meerbusen und dem von Lyon und Marseille, nach Barcelona und Penis-
cola zur Mündung des Guadalaviar und des Jucar Land und Meer von den Moslim
gesäubert und in christlichen Händen, und nm* von der Fortfiihrung des von Don Fernando
und Don Jayme gegebenen Impulses hing es ab, den Zugang zu Afrika bis zur punta de
Eiu-opa zu gewinnen. Wir wissen, welchen Lehenstaat seinerzeit Wilhelm der Eroberer
in England aufrichtete, und der Geschichtschreiber von Valencia hat uns auch die Namen
vieler ,Conquistadores', die Don Jayme bei der Austheihmg (repartimiento) des Königreichs
bedachte, erhalten, wenn auch kein valencianisches Domesday-book auf unsere Tage kam.
Drei Tage nach der Eroberung von Valencia, das sich am Tage vor St. Michael dem Erz-
94 Höfler.
engel, 1238, dem Könifj-Eroberer ergeben, zogen 60.000 Mauren, Moros, nach Almeria und
Gninada ab. Dem Sieger kam die Aufgabe zu, das Christenthum in dem durch seine
eigenthiimhche Lage abgeschlossenen Reiche nach zwei Seiten neu zu begründen. Man
rechnete, das» im Anfange des 16. Jahrhunderts der weltUche Gnmdbesitz sich in den
Händen der Krone und etn^a 2000 Herren vom Adel befinde, nachdem die erste Ansiedelung
von 400 Rittern ausgegangen, die vorzugsweise Frauen aus Lerida sich geholt. Die
städtische Bevölkerung stanmit aus Saragossa und Barcelona, wo das Andenken an diese
Colouisation nie erlosch. Was es in Aragon an Unterschieden im Adel gegeben, ricos
hombres (Granden), Barones, hidalgos, infan^ones, donzeles, hombres de paraje, gentiles
hombres, galt auch hier. Wer nicht Nobile, adelig, war, aber doch von Adeligen abstammte,
sich das Don nicht vorsetzen durfte, setzte sicli wenigstens mossen vor, Avoran man den
Valencianer auch in Castilien erkennt.^ An der Spitze der Granden standen der Herzog
von Segorbe, nördlich von Valencia, der Graf von Ampurias, die (späteren) Herzoge von
Gandia xmd Villa Hermosa, die Grafen von Albaryte und Albayda, von Oliva, die Mar-
quesen von Denia, tind, eine Schöpfimg König Ferdinands fi^lr den Sohn des Cardinais
Mendoza, von Zenete; vor Allem auch der Grossmeister und die Würdenträger des Ordens
von Montesa, in welchen die valencianischen Tempelherren aufgegangen waren.
Vierhundert Marienkirchen, zweifelsohne frühere Moscheen, soll König Jakob, der Er-
oberer begründet haben, das Bisthimi Valencia entstand bereits 1239; erst der Valencianer
Alexander VI. erhob es 1492 ziun Erzbisthimi mit den Suffraganbistliümern Mallorca und
Cartagena. Es ward seinem Range nach das dritte Erzbisthum Spaniens. Schon unter
dem Eroberer erlangten auch die castihanischen geistlichen Ritterorden von Santiago (San
Jayme de Vcles) von Calatrava Besitzungen im Königreiche. Aber sie konnten doch gegen
den einheimischen von Unserer Frau von Montesa nicht recht aufkommen, an welchen
sich später auch der von San Jorge de Alfema anschloss. Auch die Hospitahter von
St. Johann in Jerusalem gaben me die Templer an den Orden von Montesa ihre Be-
sitzungen ab.
Ueberlegt man diesen gewaltigen Off'ensivstoss der Castilianer und Aragonesen im
13. Jahrhundert und den Zug König Lud^vigs zur Eroberung Egyptens, und vergleicht
man damit die schmähliche Rolle, die der deutsche Kaiser Friedrich IL durch Preisgebung
von Damiette, durch seine trügerischen Versprechungen, den Kreuzzug anzutreten, und den
Spaziergang nach Jerusalem, 1229, spielte, so kann man sich dem Gedanken nicht ver-
schhessen, dass er das Geschick Europas, ja dreier Erdtheile in seinen Händen hatte. Sein Streit
mit den Päpsten, die ihm als Mahner an seine Pflicihten unbequem und lästig geworden
waren, beraubte das dmstliche Em-opa der Superiorität über den Islam und be^virkte, dass
dieser, neugestürkt durch die Osmanen, die Off"ensive ergreifen konnte. Das Königreich
Jenisalem, mit dessen Krone sich Friedrich in der heiligen Grabkirche selbst geschmückt.
blieb in den Händen der Moslim, der Untergang des Chalifates von Bagdad durch die Mon-
golen änderte nicht einmal etwas in der damaligen Weltstellung, wohl aber verfiel das
deutsche Reich durch eigene Schuld, ging für 62 Jahre das Kaiserthum ein, 1250 bis 1312,
so dass man glaubte, es würde nie wieder emporkommen, und traten die Deutschen,
denen ihre inneren Streitigkeiten mehr galten als die Noth der Christenheit,
factisch die bisher behauptete Hegemonie an die Franzosen ab. — Das war das
' Eecolano, Hirt, de la ciudad y reyno de Valencia. 1610. f. I, 1105. 1091.
1096.
Don Rodkigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 95
Ende der staufischen Periode. Unter diesen Verhältnissen war es von äusserster Wichtig-
keit, dass die spanischen Eroberungen, zu welchen sich auch die portugiesischen von Algarve
gesellten, die Moros auf den Süden beschränkten vind die bisherige Offensivstellung der-
selben in eine gewaltsame Defensive umgewandelt hatten. Ungleich mehr noch, als im Süd-
westen der Pyrenäenhalbinsel die Eroberung Algarve's war, war aber im Südosten die des
Königreiches Valencia.
Vom ersten Augenblicke an hatte seit der Eroberung unter Don Jayme von Aragon
das herrliche Königreich Valencia als ein christlicher Vorposten gegolten und wurde auch
in dieser Art organisirt. Es gab in der Kathedralkirche 24 Canonicate, darunter 7 sehr
reiche Dignitäre, 230 grössere Beneficien neben 800 anderen. Die Anzahl der Cleriker und
Mönche stieg allmälig auf 2000, die Nonnen waren dabei nicht gezählt; das jährliche Ein-
kommen der Kirchen, Hospitäler und Klöster berechnete man auf eine Million Ducaten.
Nirgends gab es so viele Stiftungen für verschämte Arme, für Waisen, für Heranbildung
von Lehrknaben und Lehrmädchen. Die Stadt hatte Kinderspitäler, schon im Jahre 1409
ein In-enhaus, Spitäler für arme und kranke Fischer, fllr arme Studenten und arme Rei-
sende. Als das im Jahre 1484 gegründete allgemeine Hospital abbrannte, wurde es 1545
in grossem Massstabe wieder aufgebaut und das Spital für Findelkinder damit verbunden.'
Nicht die Pracht des Gottesdienstes allein sollte den Sieg des Kreuzes über den Halbmond
des Islams darthun; der Mildthätigkeit und Barmherzigkeit war der reichste Spielraum
eröffnet, während die zahlreichen Gewerbe der Tuclunacher, Notare, Schiffer, Sattler, Schuster,
Schneider, Bettdeckenmacher, Fleischer, Krämer, Barchentmacher, Kürschner, Weissgärber,
Silberarbeiter^ etc. mit ihren Wahlrechten zimi städtischen Rathe die grosse Thätigkeit
bewiesen, die im Innern der Stadt herrschte. Die Stadt, selbst nicht am Meere liegend,
aber von dem Hafenplatze Grau nur eine kurze Strecke entfernt, in der weitgedehnten
Huerta, ebenso reich an Brunnen als Murcia daran Mangel hatte — man zählte allein in
der Stadt 30.000 Brunnen — galt als die Stadt der Paläste, als die schönste Stadt
Spaniens. Die beiden burgundischen Begleiter des Prinzen Philipp, Erzherzogs von Oester-
reich, auf seiner ersten Reise nach Spanien, Anton von Lalaing, Herr von Montigny, und
Anton von Quiövrain, die 1502 einen Abstecher nach Valencia machten, staunten über
das, was sie gesehen. Sie versäumten nie, die spanischen Städte, durch welche sie kamen,
mit ihren niederländischen zu vergleichen. Für Valencia aber gibt es keine Vergleichung.
Neben Reis und Baiunwolle gedieh das Zuckerrohr, das im benachbarten Gandia seine
künstliche Verwx'udvmg fand.* Ein Zuckerarbeiter, Carro, spielte selbst im Anfange der
Germania (des Arbeiteraufstandes, 1521) eine grosse Rolle, die später fiü- ihn verhängniss-
voll A\Tirde. Sie sahen den Palast des Herzogs von Gandia, waren erstaunt über die Menge
der Irren,* noch mehr über die Schönheit der Frauen, die Pracht und Eleganz ihrer Kleidung
und meinten, dass sich die Frauen am Hofe der Königin Isabella mit den Valencianerinen
nicht vergleichen Hessen. Es entging ihnen nicht der Nachtheil eines bequemen Hafens,
da Schiffe nur nach Tortosa (20 Stunden von Valencia) wie nach Taragona (36 Stunden)
kommen konnten. Aber dieser Mangel hinderte nicht die beträchtliche Ausfuhr von Waaren
und Producten, noch die grossen Einkünfte, die die Stadt an Zöllen, Auflagen etc. bezog
' log ninos bordezillos. Jährlich wurden 130 Mädchen ausgesteuert.
' Ebert, Quellemforschungen. 1849, 8. 106.
ä Neun Stunden von Valencia. On affine en la ville de Candia; daher der Candelzncker.
* il y avait alors beaucoup.
96 Höfler.
imd die man auf 100.000 Ducaten jilhrlicli anschlug." Die Burgunder sahen auch das grosse
Quartier an, welches eigens zur Absonderung der Dienerinnen der Venus vulgivaga bestimmt
war imd rülmiteu die Ordnimg, die daselbst herrschte.* Die Aerzte von Valencia waren
berühmt in der Behandlung der damals so sehr um sich greifenden Krankheit, die man los
bubos nannte und unter dem Namen der Bubonenpest so sehr in Deutschland um sich grifft
imd keinen Stand verschonte.
Es war ganz gegründet, wenn in dem grossen Kriegsrathe, den Don Jayme der Er-
oberer vor dem Zuge nach Valencia unternahm, Don Blasco de Alagon hervorhob, Stadt
und Land mit seiner ungeheuren Anzahl von Burgen, von welchen 40 bis 50 nur durch
Hunger bezwungen werden könnten, sei der schönste Fleck der Erde.
Der Herr von Lalaing behauptet, dass eine Aeusserung des Prinzen, seines Herrn, über
die Gefahr, che dem Reiche von der grossen Anzahl der Moros und ihrer Verbindung mit
ihren Glaubensgenossen in Afrika drohte, Ursache geworden sei, dass sich die Königin
Isabella zu harten Massregeln gegen die Moros in Granada entschloss; diese waren aber
erfolgt, ehe der Prinz den Boden Spaniens betrat, und machten imter den afrikanischen
Glaubensgenossen so grosses Aufsehen, dass der Sultan der Mameluken mit Repressahen
gegen die Cliristen in Jerusalem drolite und Don Pedro de Anghiera deshalb von König
Ferdinand nach Cairo gesandt wairde.* Der Prinz selbst war nicht wenig erstaiint, als er
nach Saragossa kam und nun auch die Moros mit besonderen Fahnen an ihm vorüberzogen,
die maiu-ischen Mädchen ihre eigenthümlichen Tänze aufführten und seinen Bekehrungs-
versuchen Widerstand leisteten. Die Anzahl der Moros in Valencia wurde den bm*gmadischen
Herren auf 50.000 angegeben. Es gab Dörfer, in welchen wohl eine Kirche, auch ein
Pfarrer imd ein paar christliche Einwohner waren. Städte und Dörfer, berichten sie aus
Aragon, seien voll Moslim, die Freitags ihre Melchitten (Moscheen) besuchten. Das
peeuniäre Interesse verlieh ihnen Schutz. Ihre Verfolgung wie ihre Bekehrung entzog dem
Adel ein sicheres Einkommen. Es Avar vorauszusehen, dass die massenhaften Bekehrungen
von Juden und Moslim, die im Anfange des 15. Jahrhunderts durch den heiligen Vincenz
Ferrer in Aragon stattfanden, sich in die Länge nicht bewährten. Bald nach seinem Tode,
1418, fielen mehr als 17.000 Moros \rieder von ihrem neuen Glauben ab. Das aber hatte
zur Folge, dass der zweite König der castilianischen Dynastie Aragons, König Alfons,
den Papst Martin V. um eine eigene Inquisition für das Königreich Valencia bat. Papst
Martin ging auch auf diese Bitte ein und das Inquisitionstribunal zu Valencia beschäftigte
sich nun mit Denjenigen, die von ihrem (christlichen) Glauben abgefallen waren. Da ge-
stalteten sich nun ganz eigenthümliche Zustände. Jeder Maure, Mann oder Weib, Kind
oder Greis, zahlte seinem Herrn, sei er König oder Caballero, jährlich eine Dublone.^ Das
war ein regelmässiges Einkommen, das aufliörte, wenn aus dem Moslim ein Christ geworden
' Escolano 1, p. 856.
' le lieu des filles publique», eine eigene Stadt mit einem einzigen Thore; un monasterio de monjas que servia de mancebia,
wie man den Ort spöttisch nannte. Escolano I. 1128.
• Erasmus nennt sie aucli in den CoUoquien Scabies hispanica. Die Aerzte hatten den Vornehmen kuieend den Puls zu
fühlen. Es galt als Anraajisung, als der Doctor Collando der Gemahlin des Vicekönigs von Valencia, der Marqueso von Mon-
dejar, stehend den Puls fühlte. Als man ihn auf das Unschickliche seines Benehmens aufmerksam machte, kam er nicht
wieder, bis der Vicekönig ihm zugesagt hatte, er dürfe sich das nächste Mal setzen. Dadurch war auch für seine Collegen
das Eis gebrochen.
* Es ist derselbe, den deutsche Historiker als Martyr bezeichnen, weil er den Taufnamen Petras Martyr und nicht Petrus
Apostolus hatte, er auf den Namen des von den Patarenern der Lombardei umgebrachten Dominicanermönches getauft war.
' vaillante ung escu dor.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 97
war. Auch die Krone empfand die Einbusse dieser sicheren Einnahme, und zwar schwer,
mochte sich jedoch im Bekehrungseifer darül)er hinwegsetzen. Der Caballero, der Adel,
war zwar sehr eifrig christlich, aber bedurfte der sicheren Einnahme, die aufhörte, wenn
der Moro Christ wurde, und war eben deshalb den Bekehrungen abgeneigt und der Be-
lassung der alten Ordnung der Dinge zugethan. Nun waren die Juden 1498 ausgetrieben,
und zwar imter grossen Grrausamkeiten, und ging verloren, was die Krone bisher von ihnen
gezogen, dem Lande aber blieb, was sie bisher diu-ch Wucher sich eigen gemacht, das aber
wohl zerrann, wie es gewonnen war. Das Volk blieb den Moros abgeneigt. Es hasste die
Judenchristen al)er vielleicht noch mehr, da sie schändlicher Heiichelei bezichtigt Miirden.
Die Vertreibung der Juden isolirte die Moros und gab ihren Gegnern neue Stcärke. Eine
neue Frage kirchlichen und staatsrechtlichen Inhaltes ergab sich aus der. Controverse, ob
man die Moros, die erst übergetreten und dann abgefeUen waren, als moros oder als cristia-
nos zu behandeln habe und welche praktischen Folgen daraus entstehen konnten. Die
Vertreibung der Juden aus ganz Spanien und die Aufforderung an die Mauren von Granada,
sich entweder taufen zu lassen oder auszuwandern, erzeugten dann auch für die aragone-
sischen Königreiche eine eigenthümliche Spannung. Der christliche Spanier hatte von den
Mauren Mehreres gelernt, die leichte Reiterei, die ginetas, das Reiterspiel, la cana, an-
genommen, die Frauen und Mädchen die maurischen Tänze, die namentlich ein Bedürfniss
am Hofe der lebenslustigen Witwe König Ferdinands, der Königin Germaine, ^^'urden
und zu ihren täglichen Untei'haltungeu gehörten, wie Aughiera nicht ohne Spott bemerkte.
Die auffallende und eigenthümliche Tracht der Moros machte den nationalen Unterschied
noch greller und enthielt für Diejenigen, die in der dreifachen Einheit des Glaul^ens,
der Sprache, der Nationalität das Heil Spaniens erblickten, eine stete Herausforderung.
Schon wenn man von Frankreich aus die Pyrenäen überschritt, bemei'kte man an den
ungewohnten Sitten und Geljräuchen, dass man sich in einer neuen Welt befinde, ein Ge-
fühl, das ungleicli weniger sich bemerkbar machte, wenn man von Deutschland, geschweige
von Flandern nach Frankreich kam. Der Verfasser der Beschreibung der ersten Reise des
Prinzen Philipp nach Spanien erzählte als Augenzeuge, dass bei einem Abendessen, das
der spanische König gab, eines der schöösten Fräuleins, zu deren Dienst drei Herren ])e-
stimmt waren, mit einem derselben, der mit blossem Kopfe vor ihr kniete, anderthalb
Stunden, mit dem zweiten eine Viertelstunde, mit dem dritten eine halbe Stunde sich in
der Art unterhielt, dass, während sie mit dem einen sprach, sie dem andern mit den
Augen zuwinkte und dem dritten die Hand auf die Schulter legte, imd als sie nach der
Tafel, die 2 — 3 Stunden dauerte, gefragt wurde, warum sie Diejenigen, welche sich um
ihre Gunst bewarben, so behandle, antwortete sie, wir machen uns ein Vergnügen daraus,
wenn \rir noch nicht verheiratet sind, unsere Verehrer so zu ])ehandeln; denn sind wir
einmal verheiratet, so sperrt man uns in einem Zinnner oder in einem Schlosse ein, imd so
gemessen wir die gute Zeit, ehe wir uns verheiraten.'
Kam man aber nach Granada oder in ein aragonisches oder valencianisches Mauren-
quartier, so befand man sich in Afrika. Die Nachrichten des Herrn von Lalaing wie die
Berichte des Venetianers Navagero, der Spanien ungefähr zwei Jahrzehnte später bereiste,
decken sich. Der hässliche Schleier der Türkinen, der das ganze Gesicht bedeckt und
' Premier voyage p. 179. 180. Die Königin von Portugal Donna Catalina, Schwester König Carls, liess einmal bei einer sehr
wichtigen Unterredung den kaiserlichen Botschafter eine Stunde vor ihr knieen, so dass er einen Gichtanfall davontrug,
wie er selbst nacli Hause berichtete.
Denkschriften der plil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 13
98 HöFLKR.
nur die Angcu frei lässt. war den !Maurinen unbekannt. Sie waren in einen langen weissen
Schleier eingehüllt, den die Reichen mit G(ildstickereien versahen und aus welchem sie mit
einem Ange herausblickten, trugen kiirze Hemden, die nur etwas über den Nabel reichten,'
und statt der Röcke weite Hosen, über dem Hemde eine kiu*ze Jacke, Schuhe an den Füssen,
die Nagel getilrbt. Die Pomade, die sie gebrauchten, eroberte die weibliche Welt. Einer
der grössten Kenner S])aniens, der Graf von Schack, hat aufmerksam gemacht, um wie
>nel freier die Stellung der arabischen Frauen war als die der Türkinen, von denen man
keine Geistespflege verlangte, oder der Mamelukenweiber, die zur Erhaltung iln-er Schönheit
auf Mittel sannen, keine Kinder zur Welt zu bringen. Der Verlust ihrer Selbstständigkeit
brachte die weissen Mohren — les blancs mores ^ — niu* zu einer noch grösseren nationalen
Zähigkeit, einer noch grösseren Abgeschlossenheit, zu noch grösserer Erbitterung gegen die
Sieger.^ ^lan beschuldigte sie, dass sie, wo sie könnten, Christenkinder verstümmelten und
ermordeten, die man dann auf den Strassen von Granada am frühen Morgen fände. Es ist
sichergestellt, dass die Verbreitung derartiger Gerüchte am wirksamsten war, das Volk gegen
sie zu blutigen Aufständen zu vermögen, und dass man z. }^. in den Tagen der Germania
in Valencia Leichen mit Dolchstichen versah, um das Volk glauben zu machen, die Aga-
rener, die Heiden, die Moros, hätten Cliristen ermordet.
Zwei der grössten Gegensätze, die sich seit Anbeginn bekämpften, in unversöhnlicher
Feindschaft einander gegenübergestanden, fanden sich jetzt in engem Raxune bei einander,
geschieden durch Alles, Avas Scheidung erzeugen konnte, frühere Gewaltherrscher nunmehr
Besiegte, Zinsbauem, die früher Herren gewesen, die Nachkommen der Araber und die
Nachkonnnen der Gothen, von deren deutscher Abstammung noch künnnerliche Reste sich
erhielten, während der Koran die Erhaltung der arabischen Sprache verbürgte. Ein semi-
tisches Volk war bereits ziu: Auswanderung genöthigt worden. Wie lange konnten sich die
Ismaeliten halten, wenn die Israeliten hatten weichen müssen? Ein Weltkampf, der die Erd-
theile mit seinen Wehen erftillt, neigte sich in Spanien zu Ende. Dem Sieger lilieb der
ausschliessliche Besitz der spanischen Erde. Was aber entstand dann, wenn der Gegensatz
aufliörte, der so lange den Inlialt des Lebens und Denkens einer grossen Nation gebildet?
§. 2.
Die Päpste und das Haus Borja aus Valencia.
Der Untergang des alten deutschen Kaisertluuns im Jahre 1250 hatte wie ein gewal-
tiges Erdbeben den ganzen politischen Bau des Mittelalters erschüttert, das Centrum ge-
brochen und den Päpsten, die siegreich aus dem grossen Kampfe mit dem Kaiserthiim
hervorgegangen waren, die ungeheure Last aufgelialst, ohne den Schutz imd die Hilfe des
Kaisers die Ziele der christlichen AVeit zu verfolgen. Päpste aus den verschiedensten
Nationen folgten, bis endlich die französische das ausschliessliche Vorrecht erlangt zu haben
schien, die christlichen Völker zu regieren, und zwar nicht von Rom aus, nicht vom Grabe
des heiligen Petrus, sondern von Avignon aus. Das Kaiserthiim erscheint nur mehr frag-
mentarisch, in Pausen, machtlos, mehr Schimmer und Schein als Wirklichkeit. Es erleidet
' Tutte, gafft Nftvagero, si rompono le poppe, sieche crescono e pendono assai e siano grandi che queste reputano hello.
' So nannte man sie. Premier voyage, p. 225.
^ Morel-f'azio p. 6, n. 1.
Don RoDRiGO de Borja (Papst Alexander VI.) und seink Söhne. 99
im 14. Jahrlmndert eine Restauration, aber es ist nicht mehr, was es früher war. Bald
auch das Papstthum nicht. Als Pflicht und Noth, der üble Zustand Roms und Italiens
o-ebieterisch die Rückkehr heischten, p;irteien sich die Cardinäle, das Nationalitätsprincip
siegt auch hier, die Franzosen wählen dem italienischen Papst gegenüber einen der Ihrigen
und das 14. Jahrhundert endigt mit dem heillosen Schisma der Päpste; da, wo die Einheit
sein sollte, herrschte die Zwietracht, und das Mittel, zu dem man zuletzt griff, die beiden
Papstreihen zu beseitigen, führte nur zu einer dritten. Es war ärger geworden als im
11. Jahrhunderte, als man sang: ,una Sunamitis nupsit tribus maritis'. Während aber im
11. Jahrhunderte Kaiser Heinrich III. mit den deutschen Päpsten die zertrümmerte Ein-
heit wieder hei'stellte, arbeiteten im Anfange des 15. Jahrhunderts, als das Schisma sich in
die dritte Generation fortzog, Könige und Völker, Bischöfe und Universitäten, Laien und
Geistliche an der Wiederherstellung der Einheit; nur die Cechen glaubten als Lärmmacher
der Weltgeschichte das Schisma von Oben nach Unten mit einem Schisma von Unten nach
Oben beantworten zu müssen. Sie standen allein da. Die gesammte Kirche vereinigte sich
auf dem Concil zu Constanz, das päpstliche Schisma zu beseitigen und die Einheit des
Papstthums durcli die Wahl eines allgemeinen Papstes, und zwar eines Römers Oddo Colonna
wieder herzustellen.' Es ist bezeichnend, dass er für lange Zeit der letzte Römer war, der
Papst wurde. Denn sein Nachfolger, Eugen IV., war ein Venetianer (1431 bis 1458),
Nicolaus V. aus Sarzana. Dann griff man zu einem Spanier, zu einem Senesen, wieder zu
einem Venetianer, zu einem Piemontesen, zu einem Genuesen und endlich wieder zu einem
Spanier, zu einem Florentiner, zu einem Deutschen, nur nicht zu einem Franzosen oder
Römer. Mit einem französischen Papste verband sich die Idee der Unterdrückung der Kirche
durch das französische Königilumi. Der Sieg Frankreichs und der Verfall in die Knecht-
schaft schien selbstverständlich; mit der Wahl eines Römers entstand die gerechte Besorgniss,
es werde das Papstthum ein Spielball der römischen Factionen werden, der Kampf der Orsini
und Colonnas in das Papstthum einziehen. Für die Geschichte des Papstthums ist der
Schluss des Schismas durch die Wahl des Papstes Martin V. auf dem Concil zu Constanz
das Ende des Mittelalters und der Anfang einer neuen Zeit. Das ganze politische System
der frülieren Zeit war in der langen Zeit des Schismas von 1379 bis 1417 in Auflösung
gerathen. Man nuisste von Neuem anfangen und ebenso daran arbeiten, die christlichen
Völker, die sich nach den verschiedenen ,Obedienzen' getrennt hatten, wieder zu vereinen,
als sie gegen den gemeinsamen Feind, die gewaltigen Vorkämpfer des Islams, die Osmanen,
zu schützen. Man nmsste verhindern, dass nicht auf das päpstliche Schisma ein Schisma
der Völker, ein Abfall erfolge. Die Nachwehen des ersteren mussten beseitigt werden und
das Concil zu Basel und die Erhebung eines Gegenpapstes daselbst gaben dazu reichlichen
Anlass. Das grosse Schisma der orientalischen und occidentalen Kirche, dessen Beseitigung
so oft in Angriff genommen Avorden war, schien endlich durch das Concil von Florenz
getilgt, Avie die neue abendländische Trennung beseitigt wurde, als dem Cechenkönige Georg
der Utraquisnms des Sacramentes, den das Basler Concil bedingungsweise den ,Husiten' zu-
gestanden, wieder entzogen wurde. Statt wie es in den Tagen des Schisma's gewesen war,
imi die Anerkennung der Könige — die Obedienz, zu buhlen, leisteten allmälig die Fürsten
wieder dem einen rechtmässigen Papste bei dem Antritte des Pontificates die Oliedienz und
halte der . so Gewählte nicht Ursache, sich durch schwere Concessionen dieselbe zu erkaufen.
' Zu seiner Erhebung liatto wesentlich beiffetrageu, dass seine kircliliclien Anliänffer auf die roinische Papstreihe, Urban VI.
zurückgingen.
13*
JQQ HöFLER.
Concordate bahuten ein KeclitsverhiÜtniss au der Stelle vielfach eingerissener Willkür an.
Audi das Kaisertluun wurde in der alten Fonn durch die Krönung des letzten Luxeni-
bui^ejs Sigmund. 31. ^lai 1433, imd des ersten habsburgischen Kaisers Friedrich III.,
19. März 1452, zu Koni wieder hergestellt. Es war eine Restauration in vollem
Gange, diese aber wesentlich bedingt durch die Herstellung der Ordnung im Kirchenstaate,
der wahrend der langen Abwesenheit der Päpste — bereits im 13. Jahrhundert — in eine
Zerrüttung geratheu war, welche nur zu oft Leben und Freiheit der Päpste gefährdete und
eine ruhige und geordnete Entwicklung der Dinge nicht aufkommen Hess. Wenn die Ver-
bindung mit den Griechen die Kenntniss der griechischen Sprache und Literatur mehrte,
das Alterthmn mit seinem reichen Ideenvorrathe jetzt wie aus dem Grabe hervorti-at und
Auseinandersetzung mit den christlichen Ideen verlangte, der Sinn für die Schönheit der
Antike sich beleV)te und auf die Entwicklung der bildenden Kunst einen wesentliclien VAn-
flttss ausübte, der envachte Fonuensiun auch in der Literatur sicli geltend machte, das
Zeitiilter einen Reichthum an Talenten und bald eine Fülle geistiger Arbeit aufwies, dass
es die früheren Jahrhunderte weit hinter sich zurückliess, so bewies dieses den gewaltigen
Aufschwmig, den die Zeit genommen und der grell abstand von der Unfruchtbarkeit, die
sich überall zeigte, wo man in die theologischen Streitigkeiten eingelenkt hatte, die den
Byzantinern so verderblich gewesen waren. Die Thatsache blieb, dass, seit die kirchliche
Einheit wieder hergestellt worden war, eine früher nicht gekannte Blütlie der Literatur
und Kunst sich bemerklich machte, die dem Zeitalter seinen eigentliündichen Charakter
verheil ; andererseits aber auch unablässig daran gearbeitet -wurde, die kirchliche Einlieit
aufrecht zu erhalten und daher auch Vorkehrungen zu treffen, damit sich nicht die Scenen
des verflossenen Jahrhunderts erneuten, nicht Cardinäle und Päpste sich aufs Neue trennten.'
So wichtig es war, dass jetzt gelehrte Männer, entschiedene Förderer des wissenschaftlichen
Aufschwunges und des geistigen Lebens, das Pontificat erlangten und damit ihrem Zeitalter
eine neue Richtung gaben, so tritt die Begründung der vaticanischen Bililiothek und die
mannigfaltige Unterstützung griechischer und italienischer Gelehrten doch vor dem Streben
zurück, die Einheit des Glaubens, des Cultus, der Lehre, der Disciplin im Gegen-
satze zu der vorausgegangenen Zeit wieder herzustellen, die sich beinahe vierzig Jahre und
nicht ohne Erfolg bemülit, alle kirchlichen Bande zu lockern. Zu den grossen Aufgaben
des Papstthums war durch den unablässigen Hang der Römer nach Neuerungen und gewalt-
samem Umsturz der Dinge die Nothwendigkeit getreten, sich zunächst gegen sie vor Ver-
schwörungen zu schützen. Beinalie wäre Papst Nicolaus V. der Stefano Porcari's zTim
Opfer gefallen. Er entging meuchlerischer Ermordung, starb aber aus Kmnmer und von
der Ueberzeugung durchdrungen, dass die Päpste sich vor Allem gegen die Neuenmgen
im Innern zu schützen hatten, 24./25. März 1455.
Es ist eigenthiunlich, dass in dem nun folgenden Conclave nur von einem Italiener.
Donienico Capranica, von dem reichen Franzosen Guillaume d'Estouteville, Erzbischof von
Rouen, Bischof von Maurienne, Digne, Beziers, einem Pfründenhäufer ohne Gleichen, und
dem gelehrten Griechen Bessarion die Rede war, die Stimmen der Cardinäle sich aber auf
den Bischof von Valencia, Don Alonso de Borja, Cardinal von Santi Quattro vereinigten.
Die Wahl eines Valencianers, welcher unvermuthet die Reihe italienischer Päpste durchbrach,
' Ich Labe in der zweiten Abtheilung: Zur Kritik und Quellenkunde, Wien 1878, die Wahlcapitulationen der Päpste zu
publifiren begonnen (S. 62). Es war mir ein grosse» Vergnügen, von dem Vorstande des vaticanischen Archives selbst zu
erfahren, da« ihm dieselben bisher unbekannt geblieben waren. Ich habe seitdem die Sammlung vervollständigt.
Don RoDRiGO de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 101
konnte mir insot'erne niclit überraschen, als der Gewählte wesentlichen Antheil an der
Wiederlierstelhmg der kirchlichen Einheit genommen, indem er den letzten der schisma-
tischen Päpste, den Canonicus Egidio (Diego) von Barcelona, der sich als Cle\nens VIII.
nach Peniscola im Königreiche Aragon zurückgezogen, niclit ohne persönliche Gefahr auf-
suchte und zuletzt zur Untenverfung bewogen; dadurcli war auch die letzte Spur des
Schismas vom Jahre 1379 getilgt. Don Alonso stammte aus einer der Conqiiistadoren-
faniilien. Die Abkömmlinge der Borjas lassen sich bis in das 13. Jahrhundert verfolgen.
Sie hatten ihren Sitz in der Landesveste Xativa genommen, welche, landeinwärts gelegen,
mit Alcira am Jucar im Norden und Gandia im Osten ein Dreieck bildet. Einer Seiten-
linie des in Xativa ansässigen Hauses gehörte der Donzel Domingo de Borja an, welcher
von Francina de Valencia den Don Alonso de Borja und zwei Töchter Isabel und Cata-
lina hatte. Die Jüngere heiratete den Caballero Luys del Milan und wurde Mutter des
nachherigen Don Luys del Milan, Cardinal, Bischof von Segorbe, dessen Sohn, Don Jayiiie
del Milan erster Graf von Albayda wurde, das der Vater gekauft hatte. ^ Die ältere
Schwester Don Alonsos, des nachherigen Papstes, Isabel, heiratete in das Haus der Borja
von Xativa, und zwar den Sohn des Rodrigo Gil und der Catalanin Sibylla Doms, Jotfr^
de Borja,^ von welchem sie zwei Söhne, Don Pedro Luys de Borja und Don Rodrigo
de Borja hatte. ^
Galten die Valencianer im Allgemeinen als begabt und ungemein thätig, so war es
Don Alonso in liohem Grade. Er besuchte bereits mit 14 Jahren die Universität von
Lerida, wo er sich den Doctorgrad aus dem bürgerlichen unil canonischen Rechte erwarb.
Geboren in dem Jahre, als das päpstliche Schisma begann, und jüngerer Zeitgenosse des
berühmten Predigers Vincenz Ferrer fiel seine Jugend in eine geistig ungewöhnlich bewegte
Zeit. In Aragon folgte 1412 eine neue Dynastie nach, deren Begründer, König Ferdinand
(von Castilien), an den kirchlichen Zerwürfnissen einen liervorrageiiden Antheil nahm. Als
der zweite Fürst dieses (castilianischen) Hauses, Don Alfonso V., König von Aragon und
Sicilien geworden war (1416), stieg Don Alonso im königlichen Dienste zur Würde eines
königlichen Secretärs und Rathes empor. Als König Alfonso sich mit Papst Martin aus-
söhnte und durch die Bemühungen Borja's der Einsiedler von Peniscola das Bisthmii von
Mallorca als Preis seiner endlichen Unterwerfung erhielt, wurde Don Alonso de Borja
Bischof von Valencia (1429). Er söhnte seinen königliclien Gebieter mit seinem castilianischen
Vetter, dem Könige Don Juan, aus. Er sollte dann an dem Concil von Basel sich bethei-
ligen, als König Alfonso sich in den neapolitanisclien Erbschaftsstreit einmischte und bald,
von diesem umstrickt, mehr in Italien als in Aragon verweilte. Vergeblich bemülite sicli
' Escolano U, p. 201.
2 Caballero principal. Escolano.
' So Escolano gefjen Panvinio. Ich scliliesse mich an ilie Auseinandersetzunfr des Geschichtschreibers yon Valencia an: Die
zweite Tochter der Donna Isabel, Schwester Papst Calixt III., Donna Tecla, heiratete den Vidal von Villanueva; die dritte,
Donna Heatrix, den Don Exinian Perez de Arenon. Pedro Guillen, Gemahl der ältesten Tochter, Donna .Jnana, hatte einen
Sohn (Lansol), Joffre, der der erste aus diesem Hause war, der den Namen ISorja annahm. Dieser .JoiTri hatte von Donna
Jnana de Moncada drei Sohne, von welchen Don Juan de Borja und Don Pedro Luis Cardinäle wurden. Der dritte, Don
Rodrigo de Borja senor de Castelnon hatte zwei Sühne: Don Oaspar Joffre de Borja, Bischof von Segorbe, und Don Juan
geüor de Castelnon. Die Besitzungen dieses Zweiges fielen alle an Donna Beatrix de Borja.
Es war natürlich, da.ss Donna Isabel die schiine Gelegenheit, für die ihrigen zu sorgen, als ihr Bruder Papst ge-
worden war, nicht unbenutzt verstreichen Hess. Sie nahm aber die Hilfe ihres Bruders, der nur an den Krenzzug dachte,
»o sehr in An.spruch, da.s8 er klagte, seine Schwester .suche ihre Töchter aus dem Beutel des heiligen Petrus gross zu
machen. Escolano II, p. 202. Offenbar hatte er dazu keine Lust, und wenn er Geld sammelte, war es nur, um den Kreuz-
zug zu Wasser und zu Lande zu führen.
JQ2 HöFLEB.
der Hisc-luit, deu König durch die Köuigiu zur Rückkeiir uacli Aragon zu bewegen. Don
Alt'onso setzte deu Kampf, der inuner grössere Ausdehnung gewann und die Einkünfte des
Mutterlandes verschlang, fort, erwarb von Papst Eugen Terracina und Benevent und konnte
sich endlich als den Herrn des zweifachen Siciliens ansehen.
Der Bischof von Valencia unterhandelte den Frieden Papst Eugens mit dem Könige.
Er nahm die ihm angebotene Würde eines Cardinais erst an, als derselbe in Ordnung
gebracht war. zeigte aber dann den vollen Ernst seines Wesens, indem er sich mit äusserster
Bescheidenheit benahm und den gewöhnlichen Pomp der Cardinäle verschmähte.' Als er
am 8. April 1455 zum Papst gewählt AYiirde, leistete er das Versprechen, alle seine Kraft
aufzubieten, damit Constautinopel wieder erobert werde. Allein er musste sich begnügen,
durch den Kreuzzug, dessen Seele Johannes Capistran war, Belgrad vor den Osmanen zu
wahren und dadm-ch Avenigstens Ungarn für 70 Jahre geschützt zu haben, die, recht
benützt, ausgereicht hiitten, die osmanische Macht zimi Stehen zu bringen. Wir besitzen
über den Eindruck, den seine Wahl unter den Italienern hervorrief, einen Brief des gelehrten
und später heilig gesprochenen Erzbischofs Antonin von Florenz, der kein Hehl daraus
machte, dass anfänglich die Besorgniss herrschte, er möchte als Valencianer oder Catalane
— man wusste es nicht genau — seine Residenz in das Ausland, nach Spanien verlegen
und die festen Plätze im Kirchenstaate Catalanen übergeben, aus deren Händen sie schwer
wieder erlangt werden könnten. Da man jedoch, setzte der Erzbischof hinzu, die Dinge
reiflicher überlegte, verbreitete sich auch der Ruf seiner Grüte, seiner Weisheit, seiner
richtigen Einsicht und Unparteilichkeit und die in Bezug auf den Türkenkrieg ab-
gegebene Erklärung zerstreute vollends alle Besorgnisse.^
Allein ein anderer Punkt nahm die Aufmerksamkeit des Papstes, der bei seinem
Regierimgsantritte schon 77 Jahre zählte, so in Anspruch, dass auf eine wirksame Abhilfe
gedacht werden musste: der stete Bürgerkrieg der römischen Barone, jetzt des Grafen
Everso von Anguillara luid des Napoleone Orsini, Hauptes dieser Familie, welche es für ihre
besondere Aufgabe erachtete, den Frieden zu stören. Der Papst versuchte erst auf dem
Wege der Vermittlung die Streitenden zu beruhigen und wenigstens dafür zu sorgen, dass
der Kampf nicht in die Strassen und öffentlichen Plätze von Rom verlegt würde. Dann
aber entschloss er sich, als er die beiden Söhne seiner älteren Schwester nach Rom berufen
und den jüngeren, Don Rodrigo de Borja, sowie deren Vetter, Juan, zu Cardinälen erhoben
hatte, sich auf den älteren zu stützen, oder ihm doch die nothwendige Macht zu gewähren,
tun die hadernden Parteien zu Paaren zu treiben. Er erhob Don Pedro Luis zum Herzoge
von Spoleto, zum Gonfalonier der Kirche, zum Präfecten der Stadt, zum Castellau der
Engelsburg. Man ist inmier bereit, die Erhebung päpstlicher Nepoten zti tadeln und in
diesem Falle umsomehr, als der Cardinal Don Rodrigo als Papst dem Hause Borja und
dem Papstthum einen Flecken auflud, der auch das Andenken seines Oheims verdüsterte.
Allein der Histijriker nuiss aufmerksam machen, dass, wenn dem späteren Papste Alexander VI.
— Rodrigo Borja — vorzüglich die Versorgung seiner Kinder als Ziel seiner Politik vor-
schwebte, das späte Datmn ihrer Geburt darauf hinweist, dass in den Tagen Calixt III.
' Sein Name Bildet nicli auch unter dem Coiiconlate von Torreoctava, 6. Jänner 1450, das König Don Alfonso iu Betreff der
vemucliten Besteuerung der valencianischen Kirche abschloss. Hist. de la ciudad y reyuo de Valencia por Gasi)ar Esco-
lano I, p. 886.
2 A. V. Keuniout, Briefe heiliger und gottesfürchtiger Italiener. 1877, S. 143. Der Sdiatten Alexanders VI. triilite das An-
denken »eine« Oheims, jedoch ohne hinreichenden Grund
Don Rodkigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 103
von diesen noch keine Rede war, wenn aiich Don Rodrigo früh Beweise ablegte, dass sein Sinn
wehlichen Dingen in hohem Grade zngeAvandt war. Don Pedro Luis aber vermochte, sei
es ans Kränklichkeit, sei es als Spanier den Italienern verhasst, den Absichten seines
Oheims nicht gerecht zu werden. Piatina, welcher als Zeitgenosse sprach, wenn er die
Massigkeit des Papstes, seine Leutseligkeit in Ertheilung von Audienzen, aber auch seine
Gebrechlichkeit, die Liebe zum Studium, das er untmterbrochen fortsetzte, hervorhob, ver-
schweigt auch nicht, dass die Beförderung seines Neffen, dem er auch Benevent und
Terracina zuwandte, ihre Spitze gegen die römischen Barone richtete, die von dem Rechte,
Unruhen zu stiften, bisher einen umfassenden Gebrauch gemacht hatten. Wenn Don Pedro
Luis eine Besatzimg von Catalanen zum Schutze des Papstes in die Engelsburg legte, so
war dieses wohl fiir die Italiener kein Vergnügen, aber doch wohl das einzige Mittel, Rom
die erwünschte Sicherheit zu geben. Eigenthümlich hatte sich das Verhältniss des Papstes
zu seinem früheren Herrn, dem nunmehrigen Könige von Aragon und der beiden Sicilien
gestaltet. Don Alonso V., \vie die Aragonesen den zweiten König aus dem castilianischen
Königshause nannten, war eine der prächtigsten und glänzendsten Gestalten des späteren
Mittelalters. Er hatte von seinem Vater, König Ferdinand, mit dem Königreiche Ai'agon
in seiner weiten staatsrechtlichen Ausdehnung auch das Königreich Sicilien — die arago-
nesische Insel — übernommen und nach äusserst blutigen und hartnäckigen Kämpfen, die ihn
selbst einmal als Gefangenen nach Mailand brachten, der Herrschaft des Hauses Anjou in
Neapel ein Ende bereitet, wie dieses dem staufischen, letzteres dem normannischen. Dadui'cli
war aber der grosse französische Knoten zerhauen, den das 13. Jahrhundert, die Höhe des
Mittelalters, geschaffen, imd wenn etwa, wie es 1452 schien, der aragonesische Eroberer von
Neapel deshalb Ansprüche auf das Königreich Ungarn in sich nJihrte, weil die Primogenitur-
linie König Carls von Anjou die Krone von Ungarn erlangt, so waren in dieser Beziehung
durch die Häuser Luxemburg imd Hal^sburg Thatsachen geschaffen worden, die eine arago-
nesische Prätension auf Ungarn als ein Hirngespinnst erscheinen Hessen. Dafür waren aber
durch die Vereinigung der beiden Sicilien unter dem Scepter des Königs von Aragon,
Valencias, der Balearen, in Betreff Italiens und Spaniens Verhältnisse eingetreten, die bis
dahin gar nicht vorhanden waren und die Zukunft zu beherrschen vermochten. Nicht
nur, dass der französischen Herrschaft in Italien ein _ Ende gemacht Avurde, der neue arago-
nesische Gebieter auch Sicilien besass, das die Anjou's in Folge der sicilianischen Vesper
verloren hatten, Don Alonso hatte sich auch Theile des Kirchenstaates bemächtigt, er
streckte seine Hand nach der fruchtljaren Romagna aus, und während er so an der West-
küste des adriatischen Meeres sich auszubreiten strebte, hatte er zuletzt noch mit allem
Nachdrucke einen Kampf um Genua begonnen. Kam auch dieses in seine Gewalt, so
besass er den Schlüssel zum Herzogthum Mailand, eine dominirende Stellung am ligurischen
Meerbusen, und der Plan, stückweise die apenninisclie Halbinsel zu erobern, war um einen
guten Theil seiner Vollendung nahe gerückt. Die Erol)erung Neapels hatte aber nicht blos
die Krieg vmd Abenteuer liebenden Catalanen nach Italien geführt, sie hatte die pecuniären
Kräfte Aragon's, Valencia's, Sicilien's gewaltig in Anspruch genommen, den Eroberer, trotz
seiner Versprechungen, sich an der gemeinsamen Angelegenheit der christlichen Fürsten,
dem Kampfe gegen die Osmanen zu betheiligen, demselben entfremdet und ihn dadurch in
eine schiefe Stellung gebracht. Der König überliess .sich nicht blos seiner Herrschsucht,
sondern auch seiner Leidenschaft für schöne Frauen. Es gab bereits der Bastarden genug,
die versorgt werden nmssten, und wobei dann immer die Kirche als grosse Versorgungsanstalt
1Q4 Höfler.
dienen sollte. Die Königin Donna Maria. Schwester des Königs Don Juan von Castilien,
hatte selbst den Sohn einer Valencianerin, Don Ferrante, nach Neapel gebracht; er befand
sich auf demselben Schitfe, das den nachherigen Papst Calisto nach Italien führte. Er
wnirde Herzog von Calabrien und sein nicht legitimer Sohn, Don Enrique de Aragon, sollte
mit eilf Jahren Erzbischof von Saragossa werden.* Der König, welcher von seiner Gemahlin
keinen Sohn besass, hatte sich gewöhnt, kein anderes Gebot zu kennen, als seinen Willen,
gerade dadurch aber sich diejenigen entfremdet, welche, wie Papst Calisto, seine treuesten
und ergebensten Anhänger waren, aber doch noch höhere Interessen kannten als die-
jenigen, welchen König Don Alonso gewaltthätig nachjagte. Der echte Aragonese kannte
überhaupt jene servile und byzantinische Auffassung politischer Verhältnisse nicht, die seit
dem 16. Jahrhundert einriss und den Historikern der Neuzeit so sehr geläufig ist. Der
König war selbstverstündlich durch die Fueros beschränkt, die er zu beschwören hatte, und
hielt er sie nicht, so war er der Meineidige und nicht das Volk. Das wnsste auch König
Don Alonso sehr wohl und ebensosehr, dass ihm das Parlament von Neapel wenig Schranken
zog. Je mehr er sich aber als absoluter Herr von Neapel benahm, desto mehr ward die
Tyrannei, die er übte, dem echten Aragonesen ein Greuel. Die Misshelligkeiten zwischen
Papst Calisto in Betreff der Besetzung der bischöflichen Stellen nahmen zu. Pochte der
König auf sein Recht als Eroberer, so nahm der Papst das Recht des obersten Lehensherru
ftir sich in Anspruch, und die Dinge näherten sich der Wiederkehr jener Zerwürfnisse, die
um die Mitte des 13. Jahrlumderts stattgefunden, als Papst Innoceuz IV. die Sicilianer zur
Eroljerimg ihrer Freiheit gegen staufische Tyrannei aufgerufen. Zum vollständigen Bruche
aber scheint es gekommen zu sein, als der König mit dem Gedanken umging, selbst
hochl^etag-t, sich von seiner Gemahlin scheiden zu lassen, obwohl sie ein Muster von Tugend
und Ehrbarkeit war.^ Bereits war die Geliebte des Königs, Donna Lucrezia de Alaiio,
mit grossem Pompe gleich einer Königin nach Rom gekommen, um dem Papste ihre Auf-
wartimg zu machen. Allein dieser hatte von frühereu Zeiten so grosse Verpflichtungen
gegen die Königin, dass er sie fast mehr ehrte als die eigene Mutter, und als er die Ab-
sichten der Donna Lucrezia kennen lernte, maclite er auch kein Hehl daraus, dass er
.wegen ihrer nicht Lust habe, in die Hölle zu fahren'. Don Alonso hatte in der Achtung
des Papstes niclit zugenommen und Letzterer scheint auch seinem Unwillen gegen den
König hinlänglich lauten Ausdruck gegeben zti haben. Als aber die Alxsicht Don Alonsos
immer unverhohlener hervortrat, das mit so vielem aragonesischen und valencianischen Gelde
und Blute erworbene Königreich nicht seinem Bruder Don Juan, bisher König von Navarra,
zu überlassen und somit gleich der Insel Sicilien mit Aragon zu vereinigen, sondern eine
neue Bastarddynastie in Neapel zu begründen und Aragon somit um den Preis aller seiner
Opfer zu bringen, das vereinigte Sicilien wieder zu trennen und in Süditalien eine neue
aragonesische I)\Tiastie, aljcr getrennt von der liauptlinie und mit den Tendenzen auf-
zurichten, die er selbst offen genug ausgesprochen hatte, empörte sich das Gemüth Cahsto's
ebenso als Aragonese, wie als Papst, der als oberster Leliensherr Siciliens eine so tief ein-
greifende Verändemng ruhig genehmigen sollte. Als Don Alonso am 27. Juni 1458 im
Castel deir Uovo in Neapel starb, befand sich das Heer, welches Papst Cahsto aufgel)raclit,
im Kampfe gegen die Osmanen, das des Königs im Kampfe mit den Fregoso's lun Genua,
denen der Sohn des Herzogs von Anjou Hilfe brachte, so dass der alte Kampf imi Neapel
' Qurita anal XVI, c 38
' C^nHta. anal. XVI, c. 47
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 105
zwischen den Anjon's und dem aragonesisclien Könige, der so lange Zeit Italien erschüttert
hatte, sich wieder erneute. Von der Königin Maria war im Testamente keine Rede. Die
arao-onesischen Reiche vermachte Don Alonso seinem Bruder Don Juan, dessen Sohn erster
Ehe, der Prinz Carlos von Viana, sich damals bei seinem sterbenden Oheim befand. Er war
nach seinem Vater der Nächstberechtigte, und erst wenn er starb, der Sohn König Don Juans
aus zweiter Ehe, Don Fernando (Hernando), den die Königin Donna Juana Enriquez ihrem
Gemahl in der Villa de Sos an den Grenzen von Navarra am 10. März 1452 geboren
hatte, ' gerade als der König im Streite mit dem Erstgeborenen diesen in Gefangenschaft hielt.
Der fünfjährige Knabe ward durch seinen Oheim der Krone von Neapel-Sicilien beraubt,
vergass aber niemals, dass er der echte Repräsentant der aragonesisclien Königsfamilie sei,
und wenn ihn die Verhältnisse zwangen, im Oeffentlichen davon abzusehen und sich selbst
durch engere Familienbande mit dem neuen Könige von Sicilien zu verknüpfen, so vergass
doch Don Hernando — Ferdinand der Katholische — niemals, dass er der eigentliche
König von Sicilien sei, wie er sich denn auch so nannte, bis er durch die Heirat mit
Donna Isabel erst Prinz, dann König von Castilien und endlich durch den späteren Tod
seines Vaters Don Juan 1479 König sämmtlicher aragonesischer Länder — aber nicht des
continentalen Siciliens, noch Navarras wurde.
Man mag darüber streiten, ob ein achtzigjähriger Papst klug handelte, als er sich um das
Testament des Königs Alfons zu Gimsten Don Ferrante's nicht kümmerte, die Successions-
ordnung venvarf, das Recht der Verfügung über die Vasallenkrone sich vorbehielt, Don
Ferrante trotz seines Schreibens^ vom 1. Juli nicht anerkannte und selbst ,apostolische
Censm*eu' autl)ot, um seine Anerkennung im Königreiche Sicilien zu verhindern. Man hat
darin niu- eine Begünstigung des Hauses Borja gesehen' und nicht bemerkt, dass selbst der
Schwager des neuen Königs, der eine Orsini zur Gemahlin hatte, Giovanni Antonio Orsini
und Don Baucio, Prinz von Tarent, sich dem Prinzen von Viana genähert, hatten, der Herzog
von Lothringen aus dem Hause Anjou, von König Ludwig XL von Frankreich unterstützt,
in Italien stand, die anjovinische Partei ,iui Königreiche' sich rührte luid Don Ferrante
wohl \\ni8ste, warum er dem Prinzen von Viana — einer mehr passiven als energischen Natur
— eine Rente von 12.000 Ducaten anbot, wenn er sich aus dem Königreiche entfernte,
was er auch that. Aber auch jetzt noch ruhte die Partei der Grossen, die die schlechten
Eigenschaften ihres neuen Königs schon an ihm als Herzog von Calabrien kennen gelernt
hatten, nicht und boten sie erst durch eine eigene Gesandtschaft dem neuen Könige von
Aragon-Sicilien, Don Juan, die Krone des continentalen Siciliens an. Allein dieser hatte
genug zu thun, sich ini Besitze Navarras und Aragons zu behaupten. Don Ferrante aber
zeigte die ihm innewohnende Thätigkeit und Rücksichtslosigkeit in der Behauptung der ihm
vom Papste abgesprochenen Krone im gefährlichsten Augenblicke; er zog die Republik Venedig
und den Herzog von Mailand auf seine Seite und traf so kriegerische Vorkehnmgen, dass
alle BenüÜumgen Calistos sich als unwirksam erwiesen und statt der Annahme eines richter-
lichen Ausspruches vielmehr die Gefahr eines allgemeinen italienischen Krieges in nächster
Aussicht stand, als der Papst dem Kummer und den Sorgen erlag,* die ihm die neue
' gurita anal. XVI, c. 7.
2 ^urita anal. XVI, c. 48.
' Nach König Ferrante's Darlegung hatte der Pap.st vielmehr dem Herzoge von Mailand die Krone von Neapel angeboten.
^Hirita anal.-JV, p. 55.
■• 6. August 1458. Si no le atajera la iiiuerte, sagt Q'urita, Hist. del rey Don Hernando I, v. 27, el fuera parte en breves dias
que no reynara.
Denkschriften der phil.-liist. Cl. XXXVII. Bd. 14
jQg Höfler.
Wentlimff der Dinge bereiteten. Wenn aber das Andenken des ersten Valencianischen
Papstes unter dem vergeblichen Bemühen litt, Neapel vor einer Dynastie zu bewahren,
welcher es au Legitimität ebenso wie an Humanität gebrach, so hat die spätere Zeit das-
selbe voUstilndig gerechtfertigt. Die Härte und Grausamkeit, die Don Ferrante übte, die
willkürlichen Einkerkerungen und Hinrichtungen, der Bruch der Verträge, der Hass, der
sich an ihn und sein Haus anknüpfte und der frühe Untergang desselben reclitfertigen
vollständig die Politik Calisto's IH., die Italien einen ungeheuren Jammer ersjiart hätte.
Ganz natürlich aber war es, dass mit dem Tode des Papstes auch die Vollmachten seines
Neflfen, des Herzogs von Spoleto, Don Pedro Luis, erloschen. P]r hatte die wichtigsten
Castelle Catalanen anvertraut, die nun Anderen Platz machen nmssteu. Die Engelsburg
wurde, wie gewöhnlich bei einer Sedisvacanz, zur Verfügung des Cardinalscollegiums gestellt.
Die Italiener sahen in dem Vertrauen, das der Papst einem seiner valencianischen Neffen
schenkte, die Gefahr einer Fremdherrschaft, die ihnen schon als solche verhasst war. Aber
Terracina und Benevent waren durch den Tod Don. Alfonso's der römischen Kirche wieder
anheimgefallen. Der König selbst hatte 60.000 Ducaten für die Flotte gegen die Türken
bestinnnt. Es Avar das Wenigste, was der König thun konnte, nachdem die christliche Flotte
ohne ihn im Jahre 1457 den Sieg bei Metelino erfochten hatte. Don Pedro Luis, wie es
scheint, von seinem Bruder zur Nachgiebigkeit bewogen, fügte sich selbstverständlich den
Anordnungen des Cardinalscollegiums.* Er begab sich am Todestage des Papstes heimlich
nach Ostia und von da nach Civitk vecchia. Die Orsini, welche dm-ch seine Erhebung am
meisten sich in ihrem Parteitreiben gestört sahen, da es sich zunächst darimi handelte, die
von ihnen widerrechtlich besetzten Burgen wieder abzunehmen, wählten ihn zum Gegenstande
ihres Hasses und ihrer Verfolgung und der Samen, der damals schon aufgegangen war,
kam auch noch in späteren Tagen zu üppiger Blütlie. Don Pedro, an und für sich kränklich,
starb bald nachher (26. September) in Civitk Vecchia. Wenn aber von einem Sturze der
Borja in jüngster Zeit gesprochen wurde, so ist dieser Ausdruck den Verliältnissen nicht
angemessen. Don Rodrigo wurde noch 1457 Vicekanzler des römischen Stuhles und be-
kleidete dieses eiuHussreiche Amt bis zu seiner Papstwahl im Jahre 1492. Die Differenzen
des Papstes mit König Alonso wegen des Bisthums Valencia erledigten sich nach dem Tode
des Letzteren von selbst, indem es der Papst seinem Neffen Don Rodrigo verlieh, dessen
schon sehr bedeutende Einkünfte dadurch um 18.000 Ducaten jährlich vermelirt wurden.
Er konnte es ertragen, wenn nach dem Tode seines Oheims, der römischen Unsitte gemäss,
sein Palast geplündert wurde. Wird man somit die Zerwürfhisse mit Don Ferrante,
welche aus einer nur zu richtigen Erkenntniss des falschen und treulosen Charakters dieses
Bastarden und aus der Ueberzeugung hervorgegangen waren, wie nothwendig es sei, Neapel
in das gemeinsame Vertheidigimgsbündniss liineinzuziehen, dem ersten Papste aus dem Hause
Borja kaum zur Last legen können,^ so wird man den Versuch, durch Don Pedro Luis
' Pastor, nach dem Berichte de» Antoniu Catabeno, der übrigens fünf Tage vor dem Tode Papst Calistos geschrieben ist,
I, S. 605. Uebrigens stimmt meine Darlegung C'alixts III., wie eine Vergleichung zeigt, nielit mit der des erwähnten
Gelehrten Oberein.
' E« int zur Rechtfertigung des Verfahrens Papst Calistos in Betreff Neapels von Wichtigkeit, was sein Nachfolger, Pio IL,
auf dem Concil von Mantua sagte, als er selbst wegen Verleihung der Investitur an Don Ferraute von französischer Seite
heftig angegriffen worden war:
Que Calisto no vuiera negado la investitura al rey Don Alonso sino le pidiera que se Juntaron con el reyno la marca
de Ancuna y otra» muchas tierras, y no se sabia la causa que le avia movido de remover de la .sucesion del reyno al
rey Don Heraando aviendolo reconoscido por legitimo sucessor del en la confederacion y paz genera] de Italia. Dezia
Pio que si equel .sagaz y prudente y magnanimo Pontifico viviera algunos dias, conocerian todos adonde le llevavan sus
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 107
Ordnung im Kirchenstaate aiifziiricliten, dem Papste noch viel weniger zmii Vorwurf machen
können. Es Ijleibt als solcher nm- die Erhebung Don Rodrigo's zum Cardinal zm-ück und
dieser mrd gemässigt, wenn man die allgemeine Sitte jener Tage, Neffen zu Cardinälen zu
ei-heben, bedenkt und sich an die ungewöhnlichen Fähigkeiten des jungen Mannes erinnert,
die ihn von Würde zu Würde führten und denen er in einem sittlich beispiellos herab-
gekommenen Zeitalter erst später seine gleich grossen Laster zur Seite setzte.
Man kann das Zeitalter des Hmnanismus, des überstürzenden Eindringens antiker Ideen,
Lebensanschauimgen und Gnmdsätze nicht von der Anklage freisprechen, die scharfen Unter-
schiede zmschen Tugend und Laster, den sittlichen Werth menschlicher Handlungen und
den Begriff des Sündhaften im Gegensatze zu dem, was dem natürlichen Menschen erlaubt
schien, vei'\\'ischt zu haben. Die christliche Gesellschaft schied sich allmälig in zwei Hälften,
die untereinander lebten und nur durch die Verschiedenheit kenntlich waren, welche in ihren
Begriffen von der Aufgabe des menschlichen Lebens und ihrer persönlichen Handlungs-
weise sich kund that. Die grossen Gegensätze der früheren Zeit hatten anderen Platz
gemacht.
Friedlich war die Kaiserkrönung des dritten Friedrichs erfolgt. Er bedurfte keines
Heinrichs des Löwen, um gegen die Steinwürfe der Römer Schutz zu finden. Das Kaiser-
thum hatte auch flir Rom seine Bedeutung verloren, seit die Kaiserkrönung nur mehr eine
Ceremonie geworden war, die flir kurze Zeit die Alltäglichkeit des inneren Kampfes unter-
brach. Die Orsini's, Colonna's, Savelli's balgten sich fortwährend um Land und Leute und
der eigentliche Römer überfiel Catalanen und plünderte bei Gelegenheit Cardinalspaläste.
Die alten Guelfen und Ghibellinen waren gleichfalls versch^ninden und die alten Namen
deckten neue Factionen,' die sich gegenseitig als Feinde verfolgten. Aber auch das
Schlachtfeld war ein anderes geworden. Geistlich und weltlich, die Päpste und die Könige
von Gottes Gnaden, die sich in List und Gewaltthat zu übertreffen suchten und oft mehr
von Gnaden einer ganz anderen Macht zu herrschen schienen, bekämpften sich gegenseitig
auf dem geistig einflussreichsten Gebiete, das el)en deshalb am meisten allen Zufälligkeiten
und allem Parteitreiben hätte entzogen werden sollen, der Verleihung der Bisthümer, wo-
durch ebenso sehr ein unberechenbarer Schaden wie ein ganz ausserordentlicher Gewinn
erzielt werden konnte, je nachdem dieselben Unwürdigen oder Würdigen zukamen. Gerade
in dieser Beziehung war aber unter Papst Calisto ein heftiger Streit entbrannt, und zwar
nicht blos um Valencia, sondern auch um das Bisthum Pamplona in Navarra und das Erz-
bisthum Saragossa in Aragon. Was in dieser Beziehung vorging, gewährt selbst einen tiefen
Einblick in die damalige Auffassung der wichtigsten Verhältnisse. Als Calisto Papst geworden
war, musste er auf das Bistlumi Valencia Verzicht leisten. Er hatte es als Cardinal behalten,
aber seine Diöcesanen hatten das Antlitz ihres Bischofs nicht zu sehen bekommen; seine
bischöfliche Thätigkeit ging in der neuen Würde, die den Bischof von Valencia an Rom
fesselte, unter. Als aber nun die Valencianer hofften, einen in ihrer Mitte verweilenden
Bischof zu erhalten, hatte der Papst die Schwäche, seinem lebenslustigen Neffen Don
peiisiamentos y a lo que aspirava en auiino del qual nuuca se persuadeo niiiguno que tuviere fin de querer aquel reyuo
ni de couservar le para la casa de Francia. Piies era cierto que no avia declarado quo el reyiio volviesse a la easa
de Anjous, si no a la Sede apostolica.
gurita anal. XVII, c. 1, f. 73.
' Eppure allora rincrudivano le parti de' guelfi e de' ghibellini, doi») che erano maucati gli oggetti lor prinütivi, cioe la
independenza e la liliertä: ma giielfi diceansi i partitanti di Francia, e gliibellini il partito nazionale. Ces. Cantü, in der in
vielfacher Beziehung le.sen.swerthen Prefazione al vol. III dell' archivio .storico italiano p. 11.
14*
JQg HöKLER.
Rodrigo das Histlmm zu übertragen, imd bestand König Alfons darauf, dass dasselbe dem
Bastardsohne seines Bruders, des Königs Don Juan von Navarra/ Don Juan de Aragon y de
Navarra übertragen werde, l'apst und König von Aragon vereinigten sich darin, dass Don
Juan bis zu seinem siebenundzwanzigsten Jahre 10.000 Ducaten Rente von dem l^isthum
\'aleneia bezielien sollte. Dann aber übergab Calisto das Bisthiun seinem Neffen Don Rodrigo,
Cardinal von S. Nicolaus in carcere Tulliano, und versetzte den Bastardprinzen von Aragon und
Navarra wider seinen Willen auf das Erzljisthuin von Saragossa. Jetzt verlangte König Don
Juan, sein Sohn solle das Bistlnuu Valencia und das Erzl)isthum erlialten, der Prinz von
Viana aber betrieb die Verleihung der Kathedralkirche A'on Pamplona, der einzigen von
Navarra. an den gelehrten mid ausgezeichneten Cardinal Bessarion, während König Don
Juan datiir einen Abt von Santa Pia bestimmte, der ebenso ungebildet war^ als Bessarion
gebildet. Alier auch Bessarion hutte niclit in Pamplona residirt. Der Abt von Santa Pia
wurde durch das Betreiben des Königs, der bereits auch König von Aragon geworden war,
Bisehof von Pamplona, der Bastard p]rzbischof von Saragossa (gestorben 1475) und Vor-
laufer des Bastarden König Ferdinands, Don Alfonso, und der Söhne desselben, Don Rodrigo
aber Bischof von Valencia imd der Sohn dieses Bischofs wurde dann erster Erzbischof von
Valencia, ohne je die AVeihen zu empfangen — Cesare Borgia.
Wir werden spUter auf diese imd ähnliche Uebelstände nochmals zurückkommen müssen.
Es genügt hier, sie angedeutet zu haben.
Die Thronstreitigkeiten in Spanien und die Mission des Cardinais Don Rodrigo
de Borja als legatus a latere.
Das aragonesische oder valencianische Pontificat wäre unter den vorausgegangenen
drei italienischen und den nachfolgenden vier, inn mich eines italienischen Sprichwortes zu
bedienen, vric ein Loch im Wasser verschwiuwlen. wenn nicht die vorherrschende That
Calisto's III., die Aufnahme des grossen cliristlichen Befreiimgskrieges gegen die Osmanen,
von seinem Nachfolger Pio IL mit der Energie eines Jünglings und der Besonnenheit und
Umsicht des Alters ergriffen worden wäre; gleichwohl hat Pio in sechs Jahren nicht das zu
Stande gebracht, was Calisto in drei Jahren durchführte. Die letzten Massregeln des valen-
cianischen Papstes in Betreff Don Ferrantes hatten jedoch wesentlich eine der Absicht des
Paj)stes entgegengesetzte Wirkimg gehabt. Sie dienten nicht nur zur Befestigung der
Bastarddynastie von Neaj)el, sondern wurden auch von dem neuen Könige von Aragon als
ein Attentat gegen die casa real de Aragon — gegen das gesammte königliche Haus von Ara-
gon, ja selbst als ein Act des Undankes von Seite eines ehemaligen Mitgliedes des königliclien
Rathes von Aragon, das seine P^rhebung zum Cardinalate der Verwendung des Königs Don
Alfonso verdankte, aufgefasst. p]s wäre zu ernstlichen Zerwürfnissen nicht blos mit Don
Ferrante, sondern auch mit Don Juan IL gekommen, hätte ihnen nicht der Tod des Papstes
ein frühes J^nde bereitet. PZs bedurfte der Erfahrung von einem Menschenalter, um Calisto IIL
auch in dieser Beziehung Gerechtigkeit zu verschaffen ; vorderhand aber bahnte der Umschlag
der Dinge Don Ferrante den Weg zur Befestigung seiner Monarchie und seiner Dynastie, die sich
' qne »e criava en su ca»a. ^"urita anal. XVl, c. 52.
' hombre prophano. I. e. c. 54.
Don Rodrigo de Bor ja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 109
in allen Thaten einer bodenlosen Tyrannei erging' und dadurch sieli einen jähen Sturz und
nach fünfundvierzigjährigeni Bestände ein frülies Grab durch den Sohn Don Juan's selbst
bereitete. Unter den Zerwürfnissen aber, welche zunächst Aragon-Navarra und Castilien
nicht zur Ruhe kommen Hessen, erschwang sich selbst das aragonesische Königreich von
Neapel-Sicilien vorübergehend zu einer Art von Primat.
Uebrigens schien das Jahr 1458 bestinnnt zu sein, nicht blos im Süden der Alpen
eine grosse Veränderung, oder blos im Schoosse der romanischen Staaten liervorzubringen,
sondern auch im Norden derselben. Wie Don Ferrante mit seinem dunklen Ursprünge,
der Calisto das geflügelte Wort in den Mund legte, man wisse nicht, Aver sein Vater sei,
die Reihe der legitimen Könige diirchbrach, that es der Böhmenkönig Georg von Podiebrad
und Cunstatt, der ,vffgerukte' König, wie ihn der Kurfiirst Albrecht Achilles von Brandenburg
nannte, im Norden, da er die rechtmässige Erbfolgeordnimg durchbrach und durch seine
Begünstigung des Utra(juismus den kaum zum Stillstand gebrachten husitischen Streit
erneute, die Brandfackel in das eigene Lager warf mid, selbst wie ein Meteor vergehend,
(1471) den polnisch-lithauischen Jagelionen — der geistig imbedeutendsten Dynastie — den
Weg nach Böhmen und Ungarn und in das Herz des deutschen Reiches bahnte, zu den
grössten Erschütterungen iii Centraleuropa Anlass gab.
Man konnte es als ein grosses Unglück betra(^hten, dass der ausgezeichnete Cardinal
Domenico Capranica, den Papst Älartin zmn Cardinal erhoben und der sich ebenso sehr
durch seine clnnstlichen Tugenden als durch seine Gelehrsamkeit hohe Achtimg erworben
hatte, erst 58 Jahre alt, am 14. August 1458 starb. Viele Hoffnungen eines Besserwerdens
wurden mit ihm zu Grabe getragen. Die Wahl des Cardinais Prospero Colonna liätte den
Hass der ohnehin schon übermäclitigen Orsini noch mehr entflammt; die des französischen
Cardinais d'Estouteville hätte die Cumulation von Bistlüimern und Abteien sanctionirt, die
der kunstliebende Cardinal von Ostia besass, aber schwerlicli die reformatorische Richtung.
Die Cardinäle vereinigten ihre Stimmen auf einen der jüng.sten Cardinäle, Enea Silvio
Piccolomini (Pio H.), den am 18. December 1456 Calisto zum Cardinal erhoben hatte. Er
wurde dessen Nachfolger auch in der rastlosen Sorge der Fortführung des Osmanenkrieges,
Avährend er im Gegensatze zu ihm durch Anerkennung Don Ferrantes und der früheren
Verfügungen Papst Eugens über die neapolitanische Erbfolge dem Süden Ruhe zu geben
suchte. Als es keinen Nepoten in der Weise des Don Pedro Luis mehr gab, richtete der
Graf Everso von Anguillara, aus einem NebenzAveige der ( )rsini, seine Herrschaft im Norden
Roms auf. Als man glaubte, Neapel sei befriedigt, erfolgte erst der Protest des französischen
Königs auf dem Concil zu Mantiia gegen die Investitur Don Ferrante's ' und als Vorläufer
noch grösserer Umwälzungen der Kriegszug des Herzogs Johann von Calabrien, Sohn König
Ren^'s von Anjou, gegen welchen sich König Ferrante bei dem Abfalle so vieler Barone
nur mit Mühe behauptete. Seine Regierung nahm seitdem mehr und mehr den Charakter
einer ZAvingherrschaft an, Rom aber gleichzeitig den einer Zufluclitsstätte der aus ilireii
Besitzungen vertriebenen Fürsten und Fiirstinen des cliristliclien Orients, der auf dem
Punkte stand, moslemisch zu werden. Lahm am Körper, über alle Massen gebrechlich,
aber voll kriegerischen Geistes, voll Begierde, sich an die Spitze eines Kreuzzuges zu stellen,
den christlichen Völkern eine andere Richtung zu geben, als sich im Streite ihrer Fürsten
zu zerfleischen, hatte sich Pio H. nach Ancfma bringen lassen. Die venetianische Flotte
^■urita anal. XVII, c. 1.
110 HöFLER.
wjir zu gleichem Zwecke tlaselbst eingelaufen. Ehe aber der Papst den Dogen empfangen
konnte, wj\r er eine Leiche (14. August 1464). Sein Ruhm war, den Impuls aufgenommen zu
lial)en, den Calisto gegeben. Leider fanden beide Päpste darin keine Nachfolge. Eine neue
Zeit schien anzubrechen, als der Venetianer Pietro Barbo, Cardinal von S. Marco, gewählt
«nirde, die Cardinäle ihm (Paul II.) eine Wahlcapitulation vorlegten, der Papst aber, von Don
Ui>drig») de Borja am 16. Septeiiiber gekrönt, sie zwang, die Vereinbarung zurückzuuehmen.
Er fühlte die Nothwendigkeit, im Innern Ordnung zu schaffen, l)rach nach dem Tode des
(irafen Everso (4. September 1464) die Macht seiner Söhne und damit der Orsiui, erlebte
aber durch den Tod erst Cosimo's de' Medici, dann seines Sohnes Piero (1469), des
herzoglichen Begründers des Hauses Sforza in Mailand, Francesco Sforza's, endlich des
Borso von Este, den Paul II. zum Herzoge von Ferrara erhoben, auch nach dieser Seite
hin den Beginn von Veränderungen, deren Entwicklung, als Paul IL in der Nacht vom
25. Juli 1471 unvermuthet sein Ende gefunden, seinem Nachfolger Sisto IV., Francesco della
Rovere aus Albizzola (gewählt am 9. August 1471), vorbehalten war. Er wurde Papst, als
»ich Don Rodrigo de Borja im Vereine mit dem Cardinal Latiuo Orsini und Francesco
Gouzaga tiir ihn entschied. Rodrigo krönte ihn, erhielt von ihm die Abtei von Subiaco
als Conunende, Orsini wurde Canierlengo, Gonzaga erhielt die Abtei von S. Gregorio. Als
aber das Concil, welches Sisto IV. wünschte, auf zu grosse Hindernisse stiess, trat jetzt selbst
eine gewisse Theilung der Gewalten ein, indem der neue Papst mit Zustimmung der Car-
dinäle vier Legaten ndt besonderen Vollmachten ernanute, den Cardinal Bessariou für
Frankreich, seinen Neffen Älarco Barbo für Deutschland, Rodrigo für die spanischen Länder
luid Ciiratta für das gegen die Osmanen zu verwendende Heer. Damit tritt der Neffe Papst
Calisto's III. in den Vordergrund.
Es war hohe Zeit, dass der Versuch gemacht wurde, die Dinge in Westeuropa, die
ausser Rand und Band gegangen waren, in Ordnung zu ])ringen. Was vielleicht einzig in
der Geschichte dasteht, war in Frankreich und Na varra - Aragon vorgefallen, wo König
Karl VII. imd König Don Juan II. sich untereinander gegen ihre Erstge) Jörnen verbanden,
der Dauphin Ludwig (später XI.) in Burgund, der Prinz Don Carlos von Viana in Mallorca
eine Zuflucht fanden. Die Erhebung der Römer gegen die Catalanen in den letzten Tagen
Papst Calisto'» fand 1470 ein Gegenstück in dem Aufstande der neapolitanischen Barone
gegen Don Ferrante unter dem Vorwande, das italienische Königreich von dem harten und
liabsüchtigen Joche der Catalanen zu befreien,* worunter die Italiener die Spanier verstanden.
Bereits wurde die Verlobimg des Prinzen Ferdinand, ältesten Sohnes des Königs Don Juan II.
und der Königin Donna Juana Enriquez, mit Donna Isabel von Castilien, Schwester König
Heinrichs IV., eingeleitet und der Prinz von Viana, dem als ältester Sohn erster Ehe die
Nachfolge in Navarra-Aragon gebührte, hatte Gelegenheit genug, sich von den feindlichen
Gesinnungen seiner Stiefnuitter^ zu überzeugen, die ihrem Sohne die Nachfolge in Aragon
zuzuwenden strebte und ihren Gemahl belierrschte. Der Prinz von Viana trieb sich mehr
als Flüchtling denn als Thronfolger herum, ohne auch nur das Herzogthum Gaudia, das er
dringend ]>egehrte, erhalten zu können,^ und als endlich die Vereinbarung mit seinem Vater
' pars librar lofl de la tlura y avara «ugecion de los Catalaiies. Anal. c. 61.
' madrautra, anal. c. 60. Ausdrücklich wird aber erHähnt, dass die Vereinbarung vom 26. Januar 1460 zwisclieu Vater und
Sohn auf Bitten der K(ini)pn als piadosa madre (?) stattgefunden habe, c. 63. Hinter der Königin st.ind der Almirante Don
Kadrique, Vater der Königin und erklärter Feind de» Prinzen, Urljeber der Feindschaften zwisclien Vater und Sohn, c. 65.
' Anal. f. 61, 64. y el rey sc cscusava dello diziendo (jue »e le avia dexado a el por el dueado de Nemours, f. 67, 6.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 111
stattfand und die Catalanen ihn al.s primogenito begrüssten, wurden sie deshalb von dem Könige
zurechtgewiesen.' Der Aussöhnung z-\vischen Vater, Stiefmutter und dem Prinzen folgten
neue Zenvürfnisse bis zur verrätherischen Gefangennehmung des Prinzen durch seinen Vater.
Er war seines Lebens nicht sicher. Was er unternahm, ward ihm als Verbrechen ausgelegt,
sein Recht als Erstgeborner, als legitimer Erbe der Königreiche Navarra und Aragon, dem
nun auch die Königreiche Mallorca, Sicilien und Sardinien nebst den Grafscliaften Roussillon
imd Cerdaigne incor]jorirt wurden,^ von dem Vater nicht anerkannt, seine Verlobung mit
der Infantin Donna Isabel von Castilien durch die Stiefmutter und deren Vater hinter-
trieben, der Prinz förmlich zu Tode gehetzt, damit er ja nicht Erbe der Gesanuntmonarchie
werde. Er starb an einem hitzigen Fieber mit Hinterlassung dreier Kinder, die er durch
nachträgliche Heirat auf dem Todbette zu legitimiren, vielleicht aus Gründen der Politik sich
weigerte.^ Der Tod des Prinzen am 23. Septem1)er 1461 brachte die nur zu gegründete
Entrüstung der Catalanen über das Benehmen des Königs, seines Vaters, der ihn immittel-
bar nach erfolgter Aussöhnung gefangen gesetzt hatte, zum Ausbruche, während der König
nach dem Tode seines Sohnes sich selbst zu spät überzeugt hatte, dass die von seiner Ge-
mahlin gegen ihren Stiefsohn vorgebrachten Beschuldigungen ungegründet waren. Der Auf-
stand der Catalanen imd Barcelona's insbesondere zog sich von einem Jahre in das andere,
(lehnte sich zuletzt zu einem zehnjährigen Bürgerkriege aus, der alle Thatkraft Don Juans
lähmte, ihn in bittere Armuth stürzte und dem Könige Ludwig XL Anlass gab, sein Reich
bis über Perjjignan mit List und Gewalt auszudehnen, den König Don Juan aber zwang,
Hilfe bei seinem Vetter in Neapel zu suchen. Mindestens ebenso schlimm, wo niclit schlinnner,
war, dass der frühe Tod des Erstgebornen König Juans die Vereinigung der Königreiche
Navarra und Aragon für die Zukunft löste, indem Don Fernando, welcher sich jetzt als
Erstgeborner benahm, es wohl in Bezug auf Aragon, die Insel Sicilien und die übrigen
Bestandtheile des aragonesischen Königreiches war, aber keinen Ansprucli auf die Nachfolge
seines Vaters im Königreiche Navarra erheben konnte, da das Erbrecht nach dem Tode des
Bruders den Schwestern des Prinzen von Viana zukam. War jenes im langen Streite zwisclien
Don Juan und Don Carlos die Beute eines heillosen Bürgerkrieges geworden, so bahnte der
Tod des letzteren dem Hause der Grafen von Foix den Weg zu dem Throne von Navarra,
der aber nach kurzer Zeit wieder an das Haus des Sire d'Alain (Albret) kam. Der Tod
des Prinzen von Viana wurde so der Anfang der grössten imd nachhaltigsten ZeiTüttungen,
die nicht wenig beitrugen, die Muclit Frankreiclis zu erhöhen, die Aragons zu scliAvächen,
ja selbst den Prätendenten von Neapel, den der König Don Ferrante, aus seinem Reiche ver-
trieben, eine für König Don Juan gefährliche Stellung zu verschaffen, als Jean de Lorraine,
' (jue al principe D. C'arlo.s s« liijo (Barcelona) ni attribuyesse titulo ni prerogativa alguna de primogenitura. Anal. f. 70.
2 Uie aber schon 1462 Künig Don Juan an den König Ludwig XI. von Frankreich für 200.000 Thaler verpfändete, ^urita
anal. f. 129.
' Hätte er es gethan, so wäre sein ältester Sohn Tlironerbe von Navarra geworden und Rivale de» nachherigeu Königs Fer-
dinand des Katholischen in Bezug auf die Nachfolge in Aragon, wo der Streit zwischen dem Enkel König Don Juans II.
und des letzteren Solin aus zweiter Ehe ent.standen wäre. Don Carlos war aber bereits selbst ein Opfer der Ränke seiner
Stiefmutter, der Königin Donna Juana, und ihres Vaters Don Fadri([ue Enri(juez geworden und mochte sterbend überlegen,
ob es nicht besser sei, seinen Kindern eine melir untergeordnete, aber sichere Stellung, als eine licihere, aber heftig bestrittene
zu verschaffen. Sein ältester Sohn Don Feli])e wurde sjiäter Maestro de Montesa, tiel aber rühmlich im Kampfe gegen die
Moros. Pulgar c. 98. Die Tochter Anna, von hervorragender Schönheit — ihre Mutter war Donna Maria de Annandurez
(muger muy noble, ^'urita anal. XVIII, c. 36) — wurde Gemahlin des Don Luys de la Gerda, conde di Medina Celi, nach-
dem dieser seilte erste Frau wegen Ehebruchs Verstössen. Der jüngste, Don Juan Alonso, geboren in Sicilien, Abbad de
S. Juan de la Pefia, wurde später obispo de Hue.sca, wie sein älterer Bruder anfänglich ]iroveydo de) Arijobispado de Palermo,
conde de Beafourt geworden war. Don Felipe's Mutter war Donna Brianda Vaca. ^urita anal. IV, f. 97.
112 HöFLBR.
wie sich der Sohn König" Ren^'s aus dem Hause Anjou nannte, in Barcelona Aufnahme ge-
funden und nun selbst auf spanischem Boden den Kampf gegen das Haus Aragon erneute.'
So gross aber die Zerrüttung war, die in Aragon und Navarra entstanden, seit dem
Prinzen Don Carlos von Viana sein Erbrecht auf die Doppelmonarchie zu Gunsten seines
Stiefbrudei-s Don Fernando bestritten und entrissen wurde, und so schwere Unthaten hiebei
zum Vorschein kamen, als seine Schwester Blanche de Navarra vergiftet wurde, um der
Princessin Leonor den Weg zum Throne von Navarra zu bereiten (1462), so kamen sie
docli denen nicht gleich, welche nach dem Tode König Don Juans II. von Leon und Castilieu
— Zeitgenossen Don Juans I. von Aragon — in Castilien ausbrachen, als der unselbstständige
Don Enrique IV. ihm 1454 nachfolgte. Niemand konnte damals sich auch mu- mit einiger
Wahrscheinlichkeit vorstellen, dass die beiden Don Jiian die vorletzten, ihre Söhne, Don
Enri(iue. geboren 1425, und Don Fernando, geboren 10. März 1452, die letzten Könige ihres
Stannnes sein würden, nach wenigen Jahrzelmten in Leon und Castilien wie in den aus-
getlehnten Königreichen Aragons der Mannesstamm erlöschen w^erde, und doch war es so.
Eine schwere Blutschidd hing sich an den Namen des Königs Don Juan IL ^■()n Leon imd
Castilien. Sein Sohn und Nachfolger Heinrich IV. schied sich von seiner ersten Gemahlin
Maria von Aragon, um Donna Juana von Portugal zu heiraten, die ihm 1459 eine Tochter,
Donna Juana, gebar, welche von den Granden und Prälaten des Reiches als Thronerbin
anerkannt wurde. König Don Juan von Castilien und Leon hatte aber von seiner zweiten Ge-
mahlin Donna Isabel von Portugal, welche nach langjährigem Wahnsinn im Schlosse von Are-
valo, ihrem Witthum, erst 15. August 1496 starb, zwei Kinder, Donna Isabel, geboren 23. April
1451, und den im Jahre 1453 geborenen Prinzen Don Alfonso, der am 5. Juli 1468 starb,
somit sechs Jahre vor seinem älteren Bruder, dem Könige, welcher, nachdem er sein Reich
in die äusserste Zerrüttung ^•ersetzt, er selbst ein Spiell)all der Parteien geworden wixr, am
12. December 1474 sein Leben beschloss, was unstreitig die beste und heilsamste That seiner
Regierung war. Brachte die portugiesische Isabella, die Mutter der gleichnamigen Königin
(Gemahlin des Don Hernando el catolico), den Wahnsinn in ihre spanische Nachkommenschaft,
so gab das ausschweifende Betragen der portugiesischen Donna Juana — zweiten Gemahlin
Don Enrique's — Anlass, an der Legitimität ihrer Tochter zu zweifeln luid den einer
Schwächung des König-thums und geradezu einer Thronverftnderung geneigten Parteien unter
den Granden \villkommene Gelegenheit, die Regierung Heinrichs IV. zu einer der trostlosesten
der ganzen spanischen Geschichte zu machen.
Während der König, aller Energie l)aar, die Theorie geltend maclite, dass alle Könige
im Namen Christi auf Erden regierten und, das Amt Gottes auf Erden versehend, die Armen
zu erhöhen, die Kleinen aus dem Staube aufzurichten hätten, nahm l)ei der zunehmenden
Schwäche seines Charakters und dem Hange, Alles gehen zu lassen, wie es ging, selbst aber
immer nachzugeben und, im Besitze der Macht, diese nie gegen üebelthäter anzuwenden,
im Gegentheile auf Kosten seiner Ehre und Würde Concessionen auf Concessionen zu machen,
der I'ebemuith des Adels bis zu dem Grade zu, dass eigentlich der Admiral Don Fadrique
Enriquez, der Erzbischof von Toledo, Don Pedro Giron, Grossmeister von Calatrava, und
der Marques von Villena, Don Juan de Pacheco, die Herren von Castilien waren. Als es
ihnen gelang, Don Bertran de la Cueva, den der König zum Grafen von Ledesma erhoben
' Er gUrb erst 1470, in demselben .Jahre, in welchem Gaston aus dem Hause Foix, Prinz von Viana, Enkel Köni<r Don .Juans
von seiner Tochter I^onore, im Turniero liidtlich verwundet, st.arb.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 113
und der dann mit päpstlicher Bewilligung Grrossnieister von Santiago geworden war, dahin
zu bring-en, dass er im Interesse des Friedens auf diese hohe und einflussreiche Stelle Ver-
zieht leistete, der König aber nun ihnen gegenüber wie entwaffnet dastand, schritten die
Granden zum offenen Aufruhr. Sie verhöhnten ihn als König, Gemahl und Vater auf die
ehrenrührigste Weise, bemächtigten sich seines jüngeren Bruders Don Alonso, um ihn als König
auszurufen; wiederholt fanden Mordanschläge gegen den König statt, der sich seiner treuesten
Diener berauben liess und ein Wohlgefallen daran zu finden schien, wenn man ihn als Spiel-
zeug behandelte. Während der König seine Schwester Donna Isabel mit dem Könige von
Portugal zu vennählen beabsichtigte, gedachte Don Pedro Giron, Grossmeister von Calatrava,
Gemahl der Prinzessin zu werden, und nur sein Tod hinderte die Ausführung dieses Planes,
nicht aber, dass Don Alonso, sein ältester Sohn, ihm im Grossmeisterthiune nachfolgte, der
jüngere, Graf von Vrena wurde und sein Bruder Don Juan de Pacheco, Marques von Villena,
ohne Zustimmung des Königs oder des Infanten Don Alonso, zu dessen Gunsten König
Enrique auf das Grossmeisterthum Verzicht geleistet hatte, und ebenso ohne den Papst be-
fragt zu haben, sich des Grossmeisterthums von Santiago bemächtigte und nim eigentlich
den schwachen König und das Reich regierte, inwiefern letzteres nicht die Beute anderer
Granden geworden war. Was jetzt in Castilien vor sich ging, war das Vorspiel dessen,
was später die Bourbons und Chatillons in Frankreich, was gleichzeitig der böhmische und
ungarische Adel, später auch der österreichische versuchten und die deutschen Fürsten den
Kaisern gegenüber durchzufuhren strebten. Es war der Kampf des Adels gegen die Krone,
der imter der verschiedensten Gestaltung sich durch die verschiedensten Länder hindm-chzog,
in Castilien aber besondere Nahrung dadurch fand, dass der Adel gegen den König seine
nächsten Angehörigen auszuspielen vemiochte. Diego Enriquez del Castillo, welcher als
Caplan und Cronista des Königs Mitglied des königlichen Rathes war und zu wichtigen
Missionen venvendet wurde, auch die bis zvu- Charakterlosigkeit gehende Schwäche König
Heinrichs so wenig verschweigt als die unausbleiblich daraus entstehenden Folgen, machte
es sich in seiner Chronik König Heinrichs IV. zur Ijesonderen Aufgabe, hervorzukehren, wie
oft der König mit seiner portugiesischen Gemahlin an den verschiedenen Orten vei'weilte,
mit welcher Liebe er ihr zugethan war, und wie die Königin, als sie bereits Donna Juana
geboren, nochmal sich in anderen Umständen befand, aber zu früh niederkam. Er ver-
schweigi; ebensowenig, wie bei der ersten grossen Adelsverschwörung, trotz der Huldigung zu
Madrid, die der Prinzessin Donna Juana zwei Monate nach ihrer Geburt zu Theil geworden
war und wobei die Prälaten und Granden wie die Städteprocuratoren der Cortes die Tochter
König Heinrichs als rechtmässige Erbin anerkannten, die Granden sich gegen sie erklärten
und der Erzbischof von Toledo, Don Alonso de Carillo, der bei der Huldigung das Kind
in seinen Armen hatte, dann sich in den unwürdigsten Ausfällen gegen den König, seineu
Herrn und Wohlthäter, erging. Jetzt auf einmal hiess es bei den vier Punkten, die die
Beschwei-den der Granden bildeten, der König habe durch die Madrider Huldigung dem
Reiche und den legitimen Nachfolgern das grösste Unrecht zugefügt, indem er wohl gewusst
habe, dass Donna Juana nicht seine Tochter war und deshalb auch nicht ihn gesetzlich
beerben könne.' Diese infamirende Anklage nuisste aber Boden gewinnen, als der König,
anstatt die Rebellen, wie er konnte und musste, zu Paaren zu treiben, in seinem geheimen Rathe,^
' Diego Enriquez de Castillo, c. 65.
2 muy alto consejo.
Denkacliriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 16
J14 HöFLER.
dem uoch Don Beitran de la Cueva als Maestro de Santiago, der damalige Bischof von Cala-
horra, Don Pero Gonzalez de Mendoza — der nachherige Cardinal von Spanien — und Don
Lope de Barrientos, Bischof von Ciienca, des Königs früherer Lehrer, neben den anderen
Rilthen beiwohnten, sich gegen die Meinung des Bischofs von Cuenca erklärte, welcher auf
das Entschiedenste betilrwortete, dass gegen diese Lügner und Verächter der Wahrheit und
Gerechtigkeit der König die Waffen entscheiden lassen müsse.* Der König war jetzt wie
später, als er seine Gegner bei Simancas vernichten konnte imd es siclier war, dass man
gegen ihn Meuchelmord jjlane, nicht zu bewegen, Gewalt zu gebrauchen oder es nöthigen-
falls zur blutigen Entscheidung kommen zu lassen, während es sich doch um seine Ehre
und das Recht seiner Tochter handelte, die er durch seine Schlaffheit moralischer Vernich-
tung preisgab. Natürlich musste durch ein derartiges Benehmen die von den Rel)ellen in
Burgos mit aller Keckheit ausgesprochene Behauptung Glauben finden, der König aber alle
Achtung verlieren, da er, ganz abgesehen von seiner Tochter und dem ihr angethanen
Schimpfe, geduldet hatte, dass er in Gestalt einer auf den Thron gesetzten Puppe öffentlicli
seiner lusignien beraubt und abgesetzt wurde. Als aber etwas später Don Juan II. von Ara-
gon, benüiht, die Vennählung der Donna Juana mit dem Herzoge von Guyenne, Bruder
König Ludwigs XL, zu hindern, einen eigenen Gesandten an Don Pero de Velasco, Grafen
von Haro, sandte, um ihn zu bewegen, der ,im Ehebruche geborenen Donna Juana' die Treue
nicht mehr zu halten, musste der königliche Bote die Antwort hören, er habe bei der all-
gemeinen Huldigung zu Madrid der Prinzessin den Eid der Treue geleistet, und werde, dem
Rathe erfahrener und gelehrter Männer, die er befragt, gehorchend, den einmal geleisteten
Eid lialten.* Wir werden später in der Lage sein, nachzuweisen, dass der Graf von Haro
in Anerkennung der Rechte der Donna Juana nicht allein dastand. Der Gedanke, die
Tochter mit einem französischen Prinzen zu vermählen, welcher dann König Enrique's Nach-
folger würde, die Schwester aber, Donna Isabel, mit dem Könige von Portugal, durchkreuzte
so viele andere Pläne und namentlich den des Almirante von Castilien, Don Fadrique, seiner
Tochter, der unternehmenden Königin von Aragon, ihres Gemahls und des ,Erstgebornen
von Aragon', des Prinzen Don Fernando, durch die Vermählung des letzteren mit Donna
Isabel die Vereinigung von Aragon und Castilien zu Stande zu bringen, ein , Spanien' zu
schaffen, so dass es nicht wundern kann, wenn die Gegner des Königs, entschlossen, ,ihn zu
vernichten', das Aeusserste wagten, vor keinem Mittel zurückscheuten und auch Alles wagen
konnten, da die Schwäche Don Enrique's ihnen wunderbar in die Hände arbeitete und die
Königin nicht minder durch ihr späteres Benehmen nicht wenig beitmg, die Legitimität ihrer
Tochter zu beanstanden.
Die Ereignisse überstürzten sich. Die Heirat der Erbin von Leon-Castilien mit dem
Herzog von Guyenne kam nicht zu Stande, da er früh starb. Er war der königlichen Gift-
pflanze, die man Ludwig XL nannte, zu nahe gekommen. Das Bestreben, den einen Bruder
durch den andern zu entthronen, nahm ein klägliches Ende, als Don Alonso fünfzehnjälirig
am 5. Juli 1468 .starb imd der Plan des Grossmeisters von Santiago, den aragonesischen
Prinzen Don Enrique, Sohn eines Bruders * König Don Juans I. und der Donna Beatrix
Pimentel aus dem Hause der Grafen von Benavente, nach Castihen zu berufen, erwies sich
selir bald als ein frecher Scherz, den sich sein Urheber mit einem königlichen Prinzen und
' porque «u« enemigo» eran traydores — gu» desleales vasallos traian la t'alsedad como mentirosos y a la veridad & la justicia. c. 65.
» t»riU anal. XVIII, 32.
' Uun Eiiri(|iie, ge«torbeii 1445.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 115
dessen ehrgeiziger Mutter erlaubte. Der Prätendent trug nur den Spottnamen Fortuna —
eigentlich Fortunio — davon; er zählte politisch nicht mehr. Wohl aber war anzunehmen,
dass diejenige Partei, welche mit Consequenz und unverrückt an ihrem Programm festhalten
würde, zuletzt auch der Schwäche und Rathlosigkeit gegenüber den Sieg davontragen
werde, besonders da sich die Successionsfrage seit dem Tode Don Alonso's vereinfachte,
ohne dass dieser, me der Plan ursprünglich gelautet hatte, seine Nichte Donna Juana ge-
heiratet hatte. Der Hauptstanmi der gothischen Könige, und an den gothischen Traditionen
hielt man unbewegt fest, beruhte seit dem 5. Juli 1468 nur mehr auf König Heinrich IV.,
dessen Tochter und Schwester; die castilianische Secundogeniturlinie, die seit 1412 Aragon
besass, auf dem alten Könige Don Juan, der erst 1479 starb, auf seinem einzigen Sohne
Don P^ernando und endlich auf dessen Vetter, den vorgenannten Infanten Enrique. Je mehr
sich aber dadurch die Möglichkeit einer künftigen Vereinigung der beiden spanischen Haupt-
massen zu einem Ganzen ergab, desto mehr fand das, was uns als selbstverständlich und als
das Natürlichste erscheint, in Castilien wie in Aragon Widerstand. Die Interessen beider
Staaten, ihre ganze politische Entwicklung, ihre Verfassimg wie die Richtung ihrer Macht-
sphären waren zu verschieden, als dass nicht auf beiden Seiten schwere Besorgnisse in Betreff
der Zukunft sich ergeben mussten. Die Aufgabe Castilieus bestand in der Beendigimg des
Kampfes mit den Moros, in der völligen Untenverfung der moslemischen Bevölkerung und
der Staaten, die seit 711 auf gothischem Boden entstanden waren. Das Unglücksjahr warf
noch immer seine Schatten auf die spanischen Geschicke, und der Name des Verräthers Opas
ward gerade damals auf den Erzbischof von Toledo angewendet. Die maritime Richtung
der aragonesischen Politik nach den Balearen, Sicilien, Sardinien und Neapel war den
Castilianeru fremd. Aragonesen und Castilianer waren einander eher feindlich gesinnt als
freundlich; sie luiterschieden sich im Dialekte, in der Kleidung. Spanisch war eigentlicli
castilianisch. Eine Vereinigung beider Staaten konnte an und für sich nur auf dem Wege
einer Personalunion stattfinden, und da fürchtete noch der Aragonese für den Bestand der
grossen fueros, mit welchen er seine Könige wie mit Zangen festzuhalten pflegte, und die
den Begriff des modernen Staates gar nicht aufkommen Hessen. Dazu gesellte sich aber
noch ein anderer Umstand. Das Königthum in Aragon war durch die Empörung der Cata-
lanen, die Wirren in Navarra, die Einmischung der Franzosen, die ununterbrochenen Kriege
bis zum äussersten Grade der Erschöpfung gebracht. Als der Erstgeborne und nachherige
König von Sicilien Don Fernando sich entschloss, sich um die Hand der lufantin Donna
Isabel zu bewerljen, nuisste das kostbare Halsband,' das er ihr zum Geschenke bestimmte,
erst ausgelöst werden, und der Erbprinz der aragonesischen Reiche trat die Brautfahrt mit
300 Goldstücken in der Tasche an, die er sich erst in Valencia geholt hatte.^ Noch schlimmer
standen aber die Dinge in Castilien selbst, wo König Heinrich abwechselnd bald seinen
Freunden, bald seinen Feinden Städte und Schlösser der Krone abtrat und dadurch jene
Veränderung veranlasste, die die Städte nachher so sehr Ijeklagten, dass die Last des Staates
auf ihnen beruhe, seit die Krone sich selbst ilirer Besitzungen beraubt hatte, der Adel
factisch herrsche, die grössten Rechte und die ausgedehntesten Besitzungen inne habe.
Unter diesen Verhältnissen brachte auf einmal der Entschluss des Hauses Guzman, die
Infantin Donna Isabel als principesa, als Erbin ihres Brudei's anzuerkennen, die entscheidende
' 40.000 üucateu im Werthe. Q'urita anal. XVIII, c. 24, wo aucli von der Abneigung der Aragonesen gegen die Heirat Don
Fernando's mit Donna Isabel die Rede ist. f. 166 b.
2 Qurita T. IV, f. 1C9: certificava el rey su padre que no tenia sino trecientos Enrique.s que le avian levado de Valencia.
15*
1 1 ß Höfler.
Wendung der Dinge herbei. Don Juan de Guzman, Herzog von Medina-Sidonia, Don Juan
Pouce de Leon, Conde de Arcos und seine Söhne Don Enrique de Giizman und Don Ro-
drigo Ponee de Leon gaben in Sevilla das Zeichen zur Proclamirung der Prinzessin als recht-
mässiffer Erbin, und wahrend nun der hohe Adel wie die Stndte Cordova und Xerez sich
beeilten, dem Beispiele zu folgen, betrieb Don Juan IL die Verlobung des ,König8 von SIcilien'
mit der Prinzessin. Während die Tochter des Königs sich in Gewahrsam des Marques de
Santillana befand, erfolgte die grosse Zusannnenkunft der Granden und Prälaten in Toros
de Guisando mid die Anerkennung der Prinzessin als Erbin auch von Seiten des Erzbischofs
von Toledo und seiner Partei.' Antonio Jacobo de Veneris, Bischof von Leon und papst-
licher Nuntius, erliess denjenigen, welche Donna Juana als Erbin anerkannt, ihre Eide. Dem
König blieb der Titel auf Lebenszeit, Donna Isabel begnügte sich mit dem einer Prinzessin
und König Heimich erkannte sie als seine Nachfolgerin eidlich an.^
Die Revolution war iniblutig erfolgt. Der schwache König hatte, um Ruhe zu gewinnen,
in die Entthronvmg seiner Tochter eingewilligt, die neue princesa in die vorausgegangene
Beraubimg der Krone durch den Adel, der mui ruhig der Thronveränderung entgegensehen
konnte, die der Tod des letzten gothischen Königs von Castilien herbeiführen musste. Casti-
lien. Andalucia imd Mm-cia nahmen an, was in Toros de Guisando beschlossen war und der
König am 25. September 1468 in der villa de Casaruvios bekannt machte. Er war der
Herold seiner eigenen Schande.^
Nun aber brach erst die Eifersucht der Granden in hellen Flammen hervor, da der
Grossmeister von Santiago die Heirat der Prinzessin mit dem Könige von Portugal betrieb,
mn das Ansehen des Erzbischofs von Toledo zu schmälern, der für die Vermälilung mit
dem Könige t^on Sicilien war, das Haus Mendoza aber mit dem Mar(pies von Santillana
und seinem Bruder, dem Bischöfe von Siguenza, Don Pero Gonzalez de Mendoza, noch
immer an Donna Juana festhielt. Aber derselbe Bischof, welcher bereits die dieser ge-
schworenen Eide zu lösen sich berechtigt fühlte, übernahm es jetzt auch, die Scrupeln der
princesa selbst zu beseitigen und ihr, obwohl ihr die päpstliche Dispens wegen des nahen
Verwandtschaftsgrades fehlte, gegen gute Belohmmg* seine Zustimmimg zur Heirat zu geben.
So gedieh die Sache endlich so weit, dass Ferdinand, als König von Sicilien, am 5. März 1469
die Bedingungen seiner Vermählung mit Donna Isabel beschwor, während eine französische
Gesandtschaft ihre Hand für den Herzog Johann von Berry (Guyenne) begehrte. Mit Mühe
entrann sie einer Gefangennahme durch den Grossmeister, stellte sich aber unter den Schutz
des Hauses Enriquez^ und verkündete nun, sobald sie nach Valladolid entronnen war, ihre
Verlobung mit König Ferdinand (8. September). Nur verkleidet und von vier seiner Getreuen
umgeben betrat Don Fernando Castilien. Am 9. October 1469 kam er nach dem festen
' Natürlich unter Bürgscliaften für sich, seine Brüder und seine beiden Söhne Carillo <le Troilos und Lopez Vasquez.
^nrita anal XVIII, c. 19.
' el rey Üon Enrique juro a su hermana jxir princesa successora.
' Man darf nicht vergessen, dass die Chroniken, welche der Donna .Juana einen andern Vater geben als den König, späteren
Üatums sind und unter dem Einflüsse der Regienmg der Königin Isabella standen. So sagt Andre Bernaldez c. 1 : en este
»cpindo caMmient» »e manifesto su impotencia (des Königs) porque como quier que estuvo casado con ella por espacio de
16 aflos l: tenia tomunicacion con otras mujeres nunca jindö haber ä riiuguna un allegamiento de varon. Das steht mit
Diego Enriquez, der den König so genau kannte, in offenem Widerspruch.
• Er fand aber doch für gut, sein Bisthum mit dem von Cartagena zu vertauschen, musste sich aber mit dem von Orihuela
in Valencia begnilgen. Interessant ist, aus ^urita XIX, c. 21 zu ersehen, welche Bestechungen gemacht wurden, um auch
nur die Umgebung der princesa (Isabel) für das Heiratsproject mit Don Fernando gewinnen zu können.
» Don Alonso'», ältesten Sohnes des Admirals, und Don Enrique's Enriquez, des jüngeren Sohnes, gurita, IV, f. 167 b. An Don
Pedro Enriquez, adelantado de Andalucia und tio del rey de Sicilia, wurde eine besondere Mittheilung gesendet.
DoK RoDRiGO DE BoRjA (Papst Alexander vi.) und seine Söhne. 117
Duefias, wo er 36 Jahre später seine Hochzeit mit der unbedeutenden Mad. Gremiaine,
Gräfin von Foix, feierte, am 14. October kam er nach ValladoHd, die Prinzessin zu sehen,
die zwei Tage früher den König, die Prälaten, Granden und Städte von ihrem Entschhiss
in Kenntniss gesetzt liatte. Am 18. October erfolgte durch den Erzbischof von Toledo und
unter dem Schlitze der Häuser Manrique und J^nriquez in Valladolid die Vermählung, ohne
die päpstliche Dispensation abzuwarten, so dass nach der zu Recht geltenden canonischen
Bestimmung beide sich im Kirchenbanne befanden.' Während der König sich in Still-
schweigen einhüllte, der Süden der Prinzessin und ihrem Gemahle beinahe feindlich gegenüber-
stand, brachen am neuen Hofe Streitigkeiten aus, da sich der Erzbischof von Toledo durch
das Vertrauen zurückgesetzt fühlte, das die jugendlichen Fürsten ihrem Verwandten, Don
Alonso Enriquez schenkten. Die Heirat, ohne Zustimmung des Königs von Castilien erfolgt,
brachte aber den Erbfolgestreit zwischen der Tochter und der Schwester Don Enrique's
weder in den Vordergrund. Die finanzielle Notli Don Juan's, auf dessen Unterstützung
König- Ferdinand angewiesen war, nahm zu wie die Gefahr, die noch immer von einer mög-
lichen Vermählung der Donna Juana mit dem Herzoge von Berry drohte, und anstatt dass
die Partei des Königs von Sicilien sich verstärkt hätte, befanden sich König und Königin
von Sicilien in Duenas wie in einem Gefängnisse.^
Die spanischen Reiche boten damals ein ganz eigenthümliches Schauspiel dar. Noch
immer tobte der Kampf um Barcelona, den das Verfahren Königs Don Juan gegen seinen
erstgebornen Sohn hervorgerufen, und der nun ein Gegenstück in dem Streite der Gräfin
Leonore von Foix gegen ihren Vater, den König, fand. Auf ihr ruhte der Verdacht, sie
habe, imi sich und ihrem Gemahle den Weg zum Throne zu bereiten, ihre ältere Scliwester
Blanche vergiftet. Wenn aber die Catalanen selbst mit Hilfe des Auslandes ihre fueros
vertheidigten und sich zu Rächern ihres Erbprinzen aufwarfen, so lag darin docli noch ein
höherer Sinn, während dem Kampfe in Castilien die Frage von der Impotenz des Königs,
dem Ehebruche der Königin zu Grunde lag, und ob der Eid gelte, der in Madrid der Infantin
Donna Juana geschworen worden war, oder der, welcher nachher ihrer Tante geleistet wurde.
Aus der Bruderfehde, in welcher der Adel den eilfjährigen Don Alonso^ seinem älteren
Bruder, dem Könige, entgegengestellt, war die Fehde zwischen Bruder und Schwester ge-
worden, und erlebte man jetzt das Schauspiel, dass in Buytrago bei Lozoya in Gegenwart
des Königs und der Königin der Adel aus dem Hause Mendoza, der Grossmeister von Sant-
iago, Herzoge und Grafen nochmals der Prinzessin Donna Juana als rechtmässiger Erbin
von Castilien zuschworen und sie so als Tochter des Königs anerkannten.'* Es war die Ant-
wort König Heinrichs auf die Meldung der Vermählung des Königs von Sicilien mit Donna
Isabel, die sich jetzt vergeblich auf die Eidesleistung von Guisando berief und die Entschei-
dung Don Pero Fernandez de Velasco und den Ordensvorständen der Dominicaner, Fran-
ciscaner, Hieronymiten und Karthäuser zu übergeben vorschlug. Drei verschiedene Eides-
leistungen, von denen die nachfolgende der vorausgegangenen widersprach; der König immer
bereit, auf Kosten der Krone dem Adel neue Zugeständnisse zu machen ; der Bürgerkrieg
• König Don Juan wurde gebeten, deshalb den Bischof von Sessa nach Rom zu senden, ^urita IV, f. 170.
2 como en una prision. ^urita, Ende de.s 30. Capitels. König Ferdinand hatte damals schon eine Tochter Donna Juana de
Aragon und einen Solin Uon Alonso de Aragon. Anfangs Mai 1471 wurde in Duefias die Infantin Donna Lsabel geboren,
ä mozo de onze afios. Andre Bernaldez, c. I, nach Pulgar.
* como ä hija del rey por Princesa lieredera de Castilla. El marques de Santillana ni el obi.spo de Siguenza ni los otros
sus hermanos (aus dem Hause Mendoza) no hizieron aquel juramento, porque dixeron que ya lo habien hecho al tiempo
que por todos los del reyno generalmente habia seydo jurata. Cronica de Don Fernando ^ Donna Isabel.
113 Höfler.
iui Sclioosse der köniurlicheu Familie ; der Tod des Herzogs Karl vou Berry ^ uud neue
Projecte, ilie Prinzessin Donna Juana zu vennähleu; im Süden eine grosse Verfolgung der
Couversos (Maranos), der Kryptojuden, welche in Jaen und Andalucia sich von Stadt zu
Stadt hinzog; eine steigende Venvirrung aller Rechtsbegriffe und die oberste Leitung der
Dinge in den Hilnden eines ganz selbstsüchtigen Mannes, der die Kirnst, Alles hinzuhalten
und nichts zur Ruhe konmien zu lassen, meisterhaft verstand, des Grossmeisters von Santiago ;
das Tebergewicht des Königthums über den Adel für lange Zeit, wo nicht für immer,
vernichtet; das ganze Reich in Gähruug uud Unordnung: das war der Zustand der
Dinge, als am 20. Juni 1472 der Valencianer Don Rodrigo de Borja, Cardinalbischof, Vice-
kanzler und Legat a latere, mit einem Gefolge von Bischöfen imd Rechtsgelehrten auf nea-
politanischen Schiffen in Grau bei Valencia landete. Seine Mission galt zunächst dem Könige
von Aragon, der im Januar sich Anipurdan's ))emäclitigt hatte und nun vor Barcelona gerückt
war, diesen Herd des Aufstandes zu belagern. Der Krieg stand durch die Fortschritte der
Franzosen in Roussillon, die Theilnahme der Genuesen als Verbündete des Königs Renfe,
auf dem Punkte, imnxer grössere Ausdehnung zu gewinnen, als der Cardinalbischof von dem
Papste den Auftrag erhielt, auch hier die streitenden Fürsten und Völker zu einen; all-
gemeinen Zuge gegen die Osmanen zu gewinnen. Gleichzeitig war auch eine Gesandtschaft
des Herzogs Karl von Burgund angelangt, die Biuidesgeuossenschaft mit dem Könige von
Aragon zu erneuern, uud fürchtete der König von Sicilien durch die Annäherung des Infanten
Don Enrique an den Grossmeister von Santiago den Ausbruch von Unruhen in Valencia,
zugleich mit der Vermählung Don Enrique's mit einer Tochter des Alles vemiögenden
Grossmeisters, der selbst einen Vormarsch der Franzosen nach Castilien betrieb.^ Wenn auch,
wie Qurita behauptet, die Aufgabe des Cardinallegaten, Castilien und der Beilegung der dor-
tigen fürstlichen Streitigkeiten galt, so war es doch undenkbar, dass der Cardinallegat, selbst
ein Valencianer und Bischof von Valencia, nicht zuerst sich dem Könige von Aragon und
Valencia zugewendet hätte, um so mehr, als ja dieser dem neuen Papste noch nicht die
Obedienz geleistet und somit ihn offen noch nicht anerkannt hatte. Während sich aber der
Legat nach dem Norden wandte, begab sich der König von Sicilien nach einer mit seinem
Vater gepflogenen Rücksprache nach dem Osten und trafen beide in Taragona zusammen,
wohin sich nun auch der König von Aragon, wenn er von der Belagerung von Barcelona
abkonmien konnte, und die burgundische Gesandtschaft, welche in Lerida Halt gemacht
hatte, begeben sollten.' Zuerst aber musste die Angelegenheit der Vermählimg des Königs
von Sicilien imd der Prinzessin, seiner Gemahlin, in Ordnung gebracht werden. Denn wenn
auch der Papst dem Erzbischofe von Toledo die Vollmacht ertheilt hatte, beide von dem
Kirchenbanne zu befreien, so war diese Entscheidung doch nur sehr zögernd und im Hin-
blicke auf die sonst unausbleiblichen Folgen am 1. December 1471 ertheilt worden. Papst
Sisto erklärte sich hie])ei gegen eine Trennung der Ehe beider Gatten,* bestand aber darauf,
dass der Erzbischof von Toledo die Dispens unter der Bedingung ertheile, dass beide eine
gewisse Zeit von einander getrennt lebten, das Ehebündniss sich erneue, aber die bereits
gebome Infantin Donna Isabel sowie die nachfolgenden Kinder dieser Ehe als legitim
anzusehen seien. Am 16. August 1472 ertheilte der Legat dem Könige von Sicilien die
■ 24. Mai 1472.
5 ^urite an&l. XVUI, c. 39.
> Anal. c. 40.
' divorcio.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 119
päpstliche Dispens und erst von dieser Zeit an waren Don Fernando und die princesa
(Isabella) legitim vermählt mid konnte somit von Seiten ihrer Gegner keine Einwendung
in Betreff der Legalität ihrer Vermählung stattfinden. Ein wchtiges Hindemiss ihrer poli-
tischen Anerkennung war damit beseitigt. Wenn avich die spanischen Geschichtschreiber,
unter dem i]influsse der machtvollen Regierung der Königin Isabella stehend, sich sehr wohl
hüten, diesen heiklen Punkt zu berühren, so begreift jnan doch, dass dem Könige von
Sicilien imgemein daran liegen musste, vor Allem diese seine eigene Angelegenheit in Ord-
nung zu bringen, und welch grosser Dienst ihm dadiirch geschah, dass der Cardinallegat
sich von Valencia nach Aragon und nicht gleicli nach Castilien wandte.
Wohl kam am 19. August die burgundische Gesandtschaft nach Taragona und erneute
Don Fernando daselbst die alte Freundschaft der Häuser Aragon und Burgund, aber der
König Don Juan konnte von der Belagerung von Barcelona nicht abkommen, und während
nun die Gesandtschaft in Taragona in der freilich eitlen Hoffnung blieb, nach Barcelona
kommen und eine Aussöhnung mit dem Könige vermitteln zu können, beeilte sich Don
Fernando, plötzlich nach Valencia zu gehen, wo er auch über Murviedro am 7. September
ankam.' Der Legat aber begab sich über Villafranca nach San Cugat, das König Don
Juan zur Zusammenkunft bestimmt hatte. Die Angelegenheit der Obedienz wurde zugleich
für Aragon, England und Burgund geordnet; aber auch der Legat konnte keinen Eintritt
in Barcelona erlangen, und als er, dem Wunsche des Königs Don Juan entsprechend, am
4. September sich nach Tortosa begab, in der Hoffnung, am 10. noch mit König Ferdinand
zusammenzukommen, war dieser schon eiligst nach Valencia abgereist, einer befürchteten Ver-
schwörung zuvorzukommen.' Dann aber eilte er nach Castilien, wo unterdessen sich Don
Pero Gonzalez de Mendoza, Bischof von Siguenza, sein Bruder Don Lorenzo de Figueroa,
Graf von Coruila, und Don Pedro Hemandez de Velasco, Graf von Haro, durch Vermittlung
des Bischofs von Coria, Don Inigo Manrique, auf die Seite des Grossmeisters geschlagen
hatten. Die Partei der Prinzessin Donna Isabel war dadurch in starke Abnahme gerathen
und ihr Gemahl selbst war durch die von seinem Vater gemissbilligte Fahrt nach Valencia
nicht in grösseres Ansehen gekommen. Wohl aber stieg, als König Don Juan jetzt die
Capitulation von Barcelona abschloss, das des Königs von Aragon, im Gegensatze zu seinem
Sohne, und hätte es jetzt der Grossmeister mit der Berufung des Infanten Don Enrique
imd seiner Vermählung mit Donna Juana ernst gemeint und sich nicht geradezu mit dem
Schwestersohne König Don Juans ein frevles Spiel erlaubt, so konnten die Dinge bei An-
wesenheit des Cardinallegaten eine sehr schlimme Wendimg für Donna Isabel nehmen. Die
Partei, welche es darauf angelegt hatte, die Prinzessin und ihren Gemahl aus Castilien zu
vertreiben,* bestand, und gab ihr Spiel durchaus nicht für verloren. Unmittelbar nachdem
der Prinzessin Donna Isabel als Erbin geschworen worden war und der Bischof von Leon,
Nuntius des Papstes, den früheren Eid als nichtig erklärt hatte, erliess die Königin durch
Luis Hurtado de Mendoza eine Protestation gegen dieses Verfahren, als präjudicirlich gegen
ihre und des Königs Tochter Donna Juana, an Papst Paul IL Ohne Vorliebe und ohne
Leidenschaft zu reden, meinte aber Diego Fernandez de Castillo, der dieses berichtet, nniss
man an der die Königin treffenden Entehrung und dem Ruine ihrer Tochter ersterer grosse
' qnando llegö a Castellon de la Plana hallö preso un cavallero que »e deüia mosson Guin y fue seutenziado y muert<j. ^lurita.
2 Ich wage eg rncht, geradezu zu behaupten, dass damit die Einkerkerung des letzten Herzogs von Gandia in Verbindung stand.
' Diego Fernandez, c. 153: creyendo que los scandalos del reyno en alguna manera se amansarian, si los principes Don Fer-
nando 6 Donna Isabel fueron echados fuera del reyno.
120 Höfler.
Schuld geben. Denn wenn sie ehrbarer gelebt hätte, wäre ihre Tochter nicht mit so ^äeler
Schmach behandelt worden.' Dann waren wegen des Bischofs von Segovia^ Klagen bei
dem Papste angebracht imd der Bischof auch nach Rom citirt worden, um sich wegen der
verrätherischen Uebergabe von Segovia an die Feinde des Königs persönlich zu verantworten.
Ebenso erhielt der Erzbischof von Toledo, welcher auf Seite der Donna Isabella gestanden,
ein päpstliches Breve, welches ihn aufforderte, sich sogleich an den König (und Donna
Juana) anzuschliessen.'' Der Erzbischof rechtfertigte sich aber, indem er auf den früheren
Befehl des Königs hinwies, der Prinzessin Isabella als heredera zu huldigen, und auch das
Versprechen des Königs, seinen Söhnen Troylos Carillo und Lope Vasquez 3000 Vasallen
zu geben, konnte ihn nicht beirren, seinem Eide imtreu zu werden. Als aber nun der König
wiederholt an den Papst die Bitte stellte, den Bischof von Siguenza (früher von Calahora)
zum Cardinal zu erheben und so die Familie Mendoza zu belohnen, so durchkreuzte der
Grossmeister diesen Plan, weil der rothe Hut nicht auch zugleich für seinen Verwandten.
den Bischof von Burgos, verlangt worden war. Diese Intrigue brachte aber bei dem Bischöfe
eine so grosse Verstimmung hervor, dass er jetzt seinen ZM^eifeln über die rechtmässige Geburt
der Donna Juana lauten Ausdruck gab. Sie beruhten auf der ausschweifenden Lebensart
der Königin.* Der Grossmeister aber suchte nun sich mit den Häusern Mendoza und Velasco
zu verbinden, um an ihnen für sich eine Stütze zu gewinnen und als er dem Bischöfe von
Siguenza versprach. Alles aufzubieten, damit er Cardinal werde, zog er ihn auch wieder
auf seine Seite. Der Bischof wurde nach Valencia gesandt, den Cardinallegaten zu be-
grüssen und ihm die königliche Vollmacht zur Ausübung seines Amtes zu überbringen.
Diego Enriquez, der dieses berichtet, übergeht, dass der Cardinal zuerst nach Taragona
ging, wahrscheinlich kehrte er aber von da nach Valencia zurück, um abzuwarten, welche
Massregeln König Heinrich in Betreff seines Enqjfanges treffen würde. Er durchzog dann
unter grossen Festlichkeiten die Ländereien des Maestrasgo, des Grossmeisterthums, und
wandte sich hierauf nach Madrid, wo sich der König und der Grossmeister aufhielten. Er
wnirde von den Caballeros vor der Stadt erwartet und in dieselbe geleitet, wo ihn der ver-
sanmielte Clerus mit dem Bischöfe von Astorga erwarteten. Die Regidores und Caballeros
der Stadt trugen den mit den Wappen des Papstes und des Königs geschmückten Baldachin;
zur Linken des Cardinais, aber ein wenig vor ihm, ritt der König bis zur Kathedralkirche, wo
beide abstiegen. Der Legat ertheilte den Segen und verkündete einen Ablass, worauf der
König ihn bei der Hand nahm und bis zu der Thüre seiner Behausung neben der Kirche
führte. Vier Tage später überreichte der Legat in San Heronymo del Paso dem Könige in
Gegenwart des hohen Käthes das Breve des Papstes und setzte in eleganter Rede auseinander,
der Papst habe ihn zu seinem Legaten a latere für alle Spanien'^ und die benachbarten Inseln
ernannt, um sie ,al8 geistlicher Vater der ganzen christlichen Religion und als Stellvertreter
Jesu Christi zu besuchen'. Ihm gebühre es, seine Heerde kennen zu lernen und ihr die
geistliche Medicin zu reichen, die ihr zukomme. Der Legat ersuchte den König, zu diesem
Zwecke eine geeignete Person " zu ernennen, mit welcher er sich benehmen könne. Der König
' 8i tau bonestamente ella viviera, u» fuera su hija tratada coii tal vituperio. c. 120.
» c. 129.
' Diego Enriquez, c. 149.
• porqne dulwUva xi la Princesa Donna Juana era hija del Rey visto el disoluto vivir do la Reyna su madre. Diego Enriqueis,
c. 157.
* en todas su« Eitpaflas.
' que fuese leal i accepta a »u »ervicio, c. 159.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 121
antwortete dem Legaten in entsprechender Weise und bezeichnete dann den Geschicht-
schreiber Diego Enriquez de Castillo, dem wir die ausführUche Mittheihmg verdanken,
als seine Vertrauensperson. Das Erste, was ferner geschah, war, dass König und Gross-
meister in den Legaten drangen, die Cardinalserhebung des Bischofs von Siguenza zu
betreiben, zu welchem Zwecke auch der Legat einen Courier nach Rom sandte. Der König
hoffte an dem neuen Cardinale eine Stütze zu erlangen, musste aber sehr bald die Erfahrung
machen, dass, wenn man selbst keine Stärke besitzt, fremde Stütze diese nur in geringem
Grade gewähren kami. Der Legat blieb mit dem Könige bis über Weihnachten in Madrid
und begab sich dann mit dem Hofe nach Sego-sHa, das mit seinem festen Alcazar in jenen
Tagen des Bürgerkrieges beinahe die Stelle einer Hauptstadt einnimmt. Wir wissen, dass
der Lesrat von hier aus am 17. Januar an Köniff Don Juan schrieb und ihm über den
Eintritt des Infanten Don Enrique in Castilien und seinen Aufenthalt in Requena Mittheilung
machte, nicht ohne die Uebelstände zu bezeichnen, die daraus hervorgingen.^ Am meisten
aber lag dem Legaten daran, sich seines eigentlichen Mandates zu entledigen. Nachdem er
in Segovia festlich aufgenommen worden, berief er von jeder Kathedralkirche einen Dignitär
und einen Canonicus nach Segovia und stellte dann an die Versannnelten den Antrag, dem
Verlangen des Papstes entsprechend, letzterem durch eine Geldsumme zu Hilfe zu kommen.
Es gereichte den Anwesenden nur zur Ehre, dass sie die Bewilligung an die Bitte knüpften,
es solle an jeder Kathedralkirche von Seiten der Prälaten und des Capitels ein eigentlicher
Theologe imd ein Canonist gewählt werden. Dieser Bitte wurde denn auch durch eine
besondere päpstliche Bidle entsprochen^ und dadurch der Aufnahme Ungelehrter ein Riegel
vorgeschoben. Die Verliandlungen wurden mit Ertheilung eines allgemeinen Ablasses ge-
schlossen. Nun stand erst noch ein schwieriger und vielleicht der schwierigste Theil der
Mission in Aussicht, den Frieden unter den sti'eitenden l'arteien zu vermitteln, der aber
selbst niu" durch Erledigung der Erbfolgeordnung erlangt werden konnte. Hier standen sich
aber die Parteien einander unversöhnlich gegenüber, da entweder Donna Juana oder Donna
Isabel anerkannt werden musste, ein Drittes nicht denkbar war. Da aber die Bischöfe,
welche zu Donna Isabel hielten, nicht nach Segovia gekommen waren, verfugte sich Don
Inigo Manrique, Bischof von Coria, zu dem Legaten, um in ihn zu dringen, er möge sich
zur Prinzessin imd dem Prinzen nach Valladolid verfügen, wo er Dinge erfahren würde,
,die zum Besten des königlichen Interesses und der Erbfolge in Castilien seien'. Der König,
durch den Legaten imd Don Diego Enriquez de Castillo von dem heftigen Andringen des
Bischofs unterrichtet, ^viderrieth dem Legaten, sich nach Valladolid zu verfügen. Er kenne
bereits die Zustände von Castilien und möge sein Ohr boshaften Einflüsteningen verschliessen.
Die Antwort des Legaten lautete wohl dahin, dass er, die Verhältnisse, d. h. die Zerwürfnisse
von Castilien kennend, zu thun entschlossen sei, was der König wünsche ; allein me war
ein Friede herzustellen, wenn er nicht auch mit der Gegenpartei sich benahm? Der König
berief den Infanten Don I^nrique zu sich, um ilnn seine Tochter zu geben, und da der
Legat darin nur eine Vennehrung der Uebelstände erblickte, begab er sich nach einem
zweimonatlichen Aufenthalt in Segovia nach AlcaM de Henares,^ wo sich Donna Isabel und
Don Fernando befanden, und stellte sich so, gleichsam Donna Juana preisgebend, auf die
' gurita anal. XVIII, c, 49.
2 para que el prelado y cabildo de cada uiia de las iglesias de Espafia tuviesen la preseutaciou de dos caiiingios que liiil)ieieii
de caer precisaniente eri un teolo((i) la una y la otra en un caiionista. Cronica do los reyes de Castilla, c. 7, n 2,
' Diego Enriquez, c. 161.
Donkschriften der pUU.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 16
J22 Höfler.
Seite des aragonesischen Priltendenteu. Es ist die Frage, ob mit vollem Herzen oder nur
in der Hoftnimg, dadnrdi den Frieden zu vermitteln?
Sclion während seines Aufenthaltes in Segovia hatte der Legat ununterbrochen gearbeitet,
den Frieden im Königreiche herzustellen, und zu diesem Zwecke sich bemüht, auf den Gross-
meister Don Luis de Pacheco einzuwirken. Es war jedoch leichter, den Herzog von Medina-
Sidonia, Don Pedro de Stiiniga, älteren Sohn des Grafen von Plasencia, imd andere Granden
von Andalucia fiir die Prinzessin Isabella zu gewinnen, die denn auch wirklich am 21. März
ilir zuschworen,' als der Eifersucht des Granmaestre und des Erzbischofs von Toledo zu
begegnen, welclie beide ausschliesslichen Einfluss auf die Herstellung der Ordnung der
Dinge zu gewinnen strebten. Don Fernando luid Donna Isabella hielten sich, während die
Unterhandlungen des Legaten in Guadalajara fortgesetzt Avurden, in Talamanca (Anfang
April) auf. Schon schien der Abschluss eines Vertrages mit dem Grossmeister und dem
Hause Mendoza sicher, als der Marques von Villena,^ Don Juan Pimentel und andere
Caballeros sich Sepulveda's zu bemächtigen suchten und die Nachricht sich verbreitete.
Konig Don Juan sei in Perpignan von den Franzosen eingeschlossen, und darauf der
Erzbischof von Toledo unter Troilos Carillo Truppen absandte, Don Alonso Enriquez,
C)heim Don Fernandos, und am 3. Mai Don Fernando selbst von Talamanca aufbrachen
und eine Annee sich sammelte, den alten König zu befreien, Castilianer, Aragonesen und
Valencianer. Am 8. Mai fand eine Verständigung zwischen dem Grossmeister, welcher sich
um jeden Preis in den Besitz des Alcazar von Segovia setzen wollte, wohin König Heinrich
seine Juwelen und Schätze gebracht hatte, mit Andres de Cabrera, Mayordomo des Königs,
imd dessen Gemahlin Donna Beatriz de Bovadilla, die im Besitze des Alcazars waren, statt.
Das gegenseitige Misstrauen bewirkte aber, dass n;m Cabrera im Geheimen mit der Prin-
zessin unterliandelte, mn mit Wahrung der Rechte des Königs und seiner Partei die An-
erkennung der Prinzessin als Erbin durchzusetzen.^ Was aber jetzt Cabrera zum bleibenden
Danke der späteren Königin Isabella und mit Berücksichtigung der Ehre und der Erhaltung
des Königs unternahm, war unabhängig von dem, Avas von Seiten des Legaten geschah.
Denn während dieser sich zuletzt denn doch zu der Prinzessin Isabella begeben und ihr damit
das Siegel der päpstlichen Anerkennung verlieh, war König Heinricli mehr als je entschlossen,
Castilien dadurch den vermeinten Frieden zu verleihen, dass er seine Tochter mit dem
Infanten Don Enrique vermählte. Wollte er aber sich nicht in eine ähnliche Lage versetzen,
in welche Don Fernando und Donna Isabel durch ihre Heirat ohne Dispens gerathen waren,
so nuisste er dieselbe von dem römischen Stuhle zu erhalten suchen. Zu diesem Ende
wandte er sich wohl zuerst an den in CastiUen anwesenden Legaten. Als aber dieser nicht
darauf einging, weder die Königin Donna Juana noch deren Tochter besuchte und damit
seine Gesinnimg hinlänglich zu erkennen gegeben, sandte König Heinrich den Hernando
de Pnlgar als seinen Procurator nach Rom, und zwar nicht blos um die Dispens für seine
Tochter zu erlangen, sondern, wie der Erzbischof von Toledo dem Cardinallegaten mittheilte,
sich aucli über des letzteren Betragen zu beschweren. Man muss selbst nach der Darstellung
des ^urita annehmen,* dass die Kenntniss dieser Vorgänge den Legaten bewog, Segovia zu
verlassen und gewiss zum grossen Verdrusse des Königs Don Enrique nach Alcalä de Henares
' f;urita anal. XVIII, c. 51,
^ Sohn de» GroHNmeiHterB.
' Es war dabei auch dt» Legaten gedacht, dessen Unterschrift den Documenten Glaubwürdigkeit geben sollte. C'urita c. 56.
* 1. c. c. öl.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 123
ZU gehen und allmälig die Rückreise anzutreten. Es gelang ihm noch, das mächtige Haus
Mendoza mit der Prinzessin auszusöhnen/ König Don Juan, der jetzt seinen siegreichen
Einzug in Barcelona hielt, als er von Perpignan zurückgekehrt war, bot dem Cardinallegaten
diu*ch Pero Vaca seine Galeeren zur Ueberfahrt nach Italien an und dankte ihm besonders
für seine Bemühungen in Castilien, wenn sie auch vorderhand noch nicht die gewünschten
Ergebnisse zeigten.^
Es war unter dem Wirrwarr von Intriguen und einander durchkreuzenden Bestrebungen
von Wichtigkeit, dass, während der Legat sich noch in Guadalajara befand, ein Courier
das päpstliche Breve über die Cardinalspromotion des Bischofs von Sigiienza überbrachte,
worauf der neue Cardinal sich sogleich zu dem Legaten verfügte. Man kann wohl als
sicher annehmen, dass, als er auf das Freundlichste empfangen worden war, beide Cardinäle
nicht blos Höflichkeiten austauschten, sondern auch die Lage des Reiches und die Mittel
besprachen, dasselbe der heillosen Verwirrung zu entreissen und überhaupt Spanien eine
festere Gestaltung zu geben. Diese Hess sich aber denn doch wohl nur dadurch schaffen,
dass eine Aussöhnung der beiden Geschwister, König Heinrichs und der Princesa, herbei-
geführt und dadurch die künftige Vereinigung der beiden Hauptländer Aragon und Castilien
angebahnt wurde. Gerade damals nahmen die Volksbewegungen gegen die conversos einen
sehr blutigen Charakter an. Der Condestable Miguel Lucas, welcher die Einwohner von
Jaen von dem Morde der Maranos abhalten Avollte, wairde von dem Volke am 21. März 1473
in der Kirche erschlagen. Andererseits trug sich der Grossmeister von Santiago mit dem
Plane, sich des Prinzen Don Fernando, der Prinzessin und des Erzbischofs von Toledo
durch einen Handstreich in Segovia zu bemächtigen.* Er wurde aber, als der Cardinal von
Spanien sich vom Legaten zu dem Könige nach Madrid begeben, hievon abgehalten, und
der Gedanke, den Frieden von Castilien auf der Basis einer Verständigung der Geschmster
zu begrilnden, nahm mehr und mehr greifbare Gestalt an.
Der Legat hatte, soweit es ihm möglich war, seine Aufgabe in Spanien erfüllt. Es war
Zeit, nach Rom zurückzukehren und dem Papste über den Zustand der Dinge, \A'ie er ihn
getroffen und wie er sich während seiner Anwesenheit gestaltet, was er selbst vollbracht,
Rechenschaft zu geben. In Aragon war unbedingt eine Besserung eingetreten; in Castilien
hing sie von Factoren ab, die ausserhalb der Machtsphäre eines Legaten sich ihre eigenen
Wege bereiteten. Es war genug geschehen, wenn er die Gestaltung vorbereiten half, aus
der allein Friede und Ruhe entstehen konnte. Am 1. Januar 1474 erfolgie bereits die Aus-
söhnimg der Geschwister in Segovia, nicht ohne thätiges Eingreifen von Seite Don Pero
Gonzalez' de Mendoza, des Cardinais von Spanien.*
Der Legat hatte vorgezogen, statt sich den aragonesischen Schiffen anzuvertrauen, mit
seinem zahlreichen Gefolge zwei venetianische Galeeren zu liesteigen, von welchen die eine
ihn, die andere die Bischöfe und Rechtsgelehrten, das übrige Gefolge und sein Gepäck auf-
nahm. Da es aber schon September geworden war und die Gefahr einer so weiten Seereise
nahe lag, machte er am 11. September 1473 sein Testament, wobei er seinem Neffen, dem
Caballero Don Jofre de Borja — senyor de la Vall de Villa longa e del Loch de Anna —
> 1. c. c. 62.
' 1. c. c. 68.
' Diego Enri(iuez c. 57.
* ^urita anal. XVIII, c. 62.
16*
224 Höfler.
8000 livres. nioneta reals de Valencia, vermachte.' Noch später in einem leider nicht datirten
Briefe erwähnte König Ferdinand, dass der Cardinal in friedlichen und kriegerischen Zeiten
sich so um ihn verdient gemacht liahe, dass er der grössten Belohnungen würdig sei, ihn
zum Gevatter wählte und als seinen besonderen Freund betrachtete.*
Die Befürchtungen des Cardinallegaten waren nicht ohne Grimd. Die Ueberfahrt war
beschwerlich und sttlrmisch imd vor Allem schlinmi, als sich die Galeeren den Gestaden
Italiens näherten. Diejenige, welche die Bischöfe und Doctoren an Bord hatte, wurde auf
der Höhe von Savona so von Sturm und Wellen gepeitscht, dass sie endlich unterging imd
180 Personen mit ihr.^ Nur wenig fehlte und auch das Schiff, das den Legaten trug, wäre
an den Gestaden von Pisa ein Raub der Wellen geworden. Er gelangte nur mit dem Ver-
luste eines grossen Theiles seines Gepäckes an das Land.
Er war ftlr andere Dinge aufbewahrt.
§.4.
Der Epilog der spanischen Mission.
Die Aussöhmmg zwischen dem Könige und seiner Schwester, der Prinzessin Donna
Isabel, bezog sich nicht auf ihre Parteien. Wenn Don Enrique als grosser Freund der
Musik bei der Zusammenkunft mit dem Könige von Sicilien und seiner Gemahlin selbst
sich als Sänger hören liess, so blieben doch der Grossmeister, der Herzog von Alburquerque
und der Graf von Benavente nebst dem Licenciaten von Ciudad Rodrigo, Mitglieder des
alto consejo, auf Seiten der Donna Juana und wurden gegenseitig Dinge vorgebracht, die,
wie Diego Enriquez del Castillo schrieb,* zu gefährlich waren, als dass man sie aufzeichnen
konnte. Mitten in den Festlichkeiten erkrankte der König. Der Grossmeister wandte sich
nun im Geheimen der Prinzessin Isabella zu, starb aber imvermuthet und nun bestätigte
der König seinem Sohne, dem Marques de Villena, in dessen Verwahr sich die Prinzessin
Donna Juana in Madrid befand,' nicht blos den ausgedehnten Besitz seines Vaters, sondern
auch, ohne sich mit dem römischen Stuhle oder den Granden in Benehmen zu setzen, das
Grossmeisterthum von Santiago. Der König vernachlässigte das Uebel, an welchem er litt, so
dass es tödtUch wurde. Aufmerksam gemacht, dass er nur mehr drei Stunden zu leben habe,
ernannte er den Cardinal von Spanien, den Herzog von Ar^valo, den Marques von Villena
und den Grafen von Benavente zu seinen Testamentsvollstreckern und starb dann am 11. De-
cember 1474,*' der letzte Ftirst seines Stammes. Unmittelbar darauf wurden Don Fernando
' Documente aus dem Arcliive des Herzogs von Ossuna in Madrid. Herausgegeben von Thuasne, Job. Bnrchardi diarium,
ni, .Su|iplcment 1. Valencianisch. Eines Sobnes wird in dem Testamente, so wie es vorliegt, nicbt gedaelit, obwolil damals
Don Peilro Luis scbon am Leben gewesen sein muss.
' Documente, 8. 3: nt maximis premiis dignissimus videatur, cum demum ad tantura dignitatis ac meritorum gradum ascen-
deret ut cum et in corapatris necessitudinem admiserimus et peculiaris araici loco semper ac libentissime habuerimus. Die
Gevatterschaft bezog sieb doch wolil auf den am 28. Juni 1478 in Sevilla geborenen Prinzen von Asturien, Don Juan.
' Panvinins, vito Alexandri VI. Nach Qurita XVHI, c. 59 gingen 274 Personen zu Grunde, los 74 todos de la familia del
legado y entre ellos tres obispos y diversos dotores y maestros en Tbeologia.
« c. 164. Der Maestre betrieb selbst einen Anschlag auf die Personen des Künigs von Sicilien und seiner Gemahlin.
' pero la Reyna apartada de all! por su deshonesto vivir. c. 166. Sie starb 17. Januar 1475, wie man behauptete, in Folge
einer Niederkunft, (^"nrita anal.
• por BUS testamentarios y Albaceas, ein Beweis, dass er ein Testament hinterliess. Quedö tan deshecho en las cames que no
fue menester embalsamallo. Diego drückt »ich über die Vorgänge unmittelbar vor seinem Tode sehr zurückhaltend aus.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 125
und Donna Isabel als König und Königin von Castilien ausgerufen, Donna Juana aber fand
einen Beschützer an dem Könige Dom Affonso von Portugal, Bruder ihrer Mutter und der
Kaiserin Leonore, Mutter König Maximilians. Trat dadurch eine neue Combination ein, indem,
als sich der König von Portugal und beider Algarben mit der einzigen Tochter des letzten
Königs von Leon-Castilien verlobte, die Vereinigung Portugals und Castiliens angebahnt
schien, die von Aragon und Castilien aber nicht stattfand, wenn Ferdinand und Isabella
den portugiesischen Waffen erlagen, so trat vorderhand nur der Wiederausbruch des Bürger-
krieges, und zwar in Verbindung mit einem auswärtigen Kampfe, als die dem Tode König
Heinrichs zunächststehende Thatsache hervor. Aber selbst in dem Falle, dass das Erbrecht
der Donna Juana durch den Ausgang des portugiesischen Krieges zu ihren Gunsten ent-
schieden >vurde, blieb noch immer die Frage, ob der römische Stuhl zum Ehebündniss des
Königs von Portugal und der Donna Juana bei so naher Verwandtschaft seine Zustimmung
geben würde, und hing bis zu einem gewissen Grade die Entscheidung des castilianischen
Erbfolgestreites von dem römischen Stuhle ab. Hier aber hatte der Cardinallegat wesent-
lich zu Gimsten Don Fernandos und der Donna Isabel vorgearbeitet. Alonso de Palencia,
den (^rndta öfter anführt, behauptet, dass König Heinrich, von seinem Beichtvater Fray
Pedro de Macuelo aufgefordert, in der Todesstunde sich in Betreff der Erbfolge auszusprechen,
es wirklich that : respondiö, que declarara ä su hija por legitima heredera e sTXcessora.^ Der
äusserst vorsichtige Don Lorenzo Galindez Carvajal, Verfasser der anales breves der Regie-
rung der reyes catolicos, König Ferdinands und der Königin Isabella, die sich durch ihre
Zuverlässigkeit auszeichnen, behauptet auf das Bestimmteste, dass König Don Enrique nicht
etwa blos ein Memorial in den Händen seines Secretärs Jiian de Oviedo hinterliess, sondern
ein wirkliches Testament, zu dessen Vollstreckung er, wie wir sahen, Executoren ernannte,
wenn auch dasselbe von seinem Secretär verborgen gehalten wurde und erst in den letzten
Tagen der Königin Isabella zum Vorschein kam.*
Der aragonesische Geschichtschreiber ^urita, den wir so vielfältig wegen des Reichthums
seiner Angaben zu grossem Danke verpflichtet sind, scheint denn doch bei der Ausgedehntheit
seines Werkes manchmal in späteren Capiteln vergessen zu haben, was er in früheren sagte.
Er erwähnt bei der Erzählung, wie der König Dom Affonso die Einladung der Partei der
Donna Juana, nach Castilien zu gehen, annahm, ausdnicklich, dass, während er sich im
December 1474 in Estremoz befand, ihm die Nachricht zukam, König Heinrich sei gestorben
und habe ihn in seinem Testamente zum governador seiner Königreiche bestimmt, die er
seiner Tochter als Erbin und Nachfolgerin überlassen. Ja er bat ilm nicht nur die Regie-
rimg zu übernehmen, sondern auch die königliche Erbin zu heiraten und da wir den Secretär
des verstorbenen Königs, Juan de Oviedo, in Diensten der Prinzessin finden, als diese sich
schon als Gemahlin Dom Affonsos schrieb und benahm, dürfte kein Zweifel sein, dass dieser
es übernahm, dem Könige den zuverlässigsten Bericht über die letztAvilligen Bestimmimgen
König Heinrichs zu übermitteln, während Don Diego Lopez de Pacheco, Marques von Villena,
dem Könige den Weg zu günstiger Aufnahme in Castilien bereitete.^
Nach diesen Zeugnissen dürfte denn doch kaum ein Zweifel dartlber walten, dass König
Heinrich auf seinem Todbette zu der Madrider Huldigung als dem rechtmässigen Acte in
Betreff seiner Tochter zurtickgekehrt war.
' ^'orita anal. XIX, c. 13.
' Carvajal ad 1474.
' ^'urita XIX, c. 18. Cronica de Don Fernando i Donna Isabel, c. 11.
126 Höfler.
Während aber Don Affonso die Reclite seiner Nichte und GemahUn mit den Waffen
vertrat und der Krieg vorzugsweise am Duero sich hinzog, erschien, wir ^^i■lrden sagen die
Staatssclirift der Donna Juana, von Gottes Gnaden Königin von CastiUa, Leon, Portugal,
Toledo, Galicia, Sevilla, Cordova, Murcia, Ja6n, del Algarbe, Algezira, Gibraltar, Herrin von
Vizcaya und lyiolina.' Sie berief sich auf die Rechtmässigkeit der Ehe ihrer Eltern und ihrer
eigenen Geburt, sowie dass sie von beiden öffentlich als ihre Tochter angesehen wurde,
geboren aus gesetzlicher Ehe,* die durch Dispensation und Confirmation apostolischer Bullen
bekräftigt war. Ihr sei ohne allen Widerspruch als Erbin gehiddigt worden." Ihr Oheim Don
Alonso (Affonso), welcher sich mit ihr verlobte, sei bereits als principe anerkannt worden, als
Donna Isabel sich als Königin bezeichnete. Diese habe aber geschworen, sich ohne Zu-
ßtinuuung des Königs nicht zu vemiählen; dieser dann, eingeschüchtert und um seinen Ländern
Frieden zu geben, unter Protest* zugegeben, dass ihr als erster Erbin geschworen würde,^
Eide, die schon deshalb ungiltig seien, weil sie zum Nachtheile der rechtmässigen Erbin
geleistet worden waren. Sie habe dagegen an den römischen Stuhl appellirt und vor dem-
selben wiederholt Protest eingelegt. Isabella aber habe mit Verletzung ihres Eides einen
fremden Fürsten, der dem Könige verhasst und verdächtig war, geheiratet," mit offener
Verletzung der castilianischen Gesetze, die Mädchen unter 25 Jahren eine Heirat nur mit
Zustiimnung ihrer Poltern gestatten, und wenn sie es doch thun, sie ihres Erbes verlustig
erklären. Ja sie hätten nicht einmal die päpstliche Dispens dazu gehabt. Da sie nun auch
den König befehdeten, habe dieser ihre Mutter und die Prinzessin selbst unter dem Schutze
des Diego Hurtado de Mendoza, Marques de Santillana von Buytrago nach Val de LoQoya
kommen lassen und zur Entlastung seines Gewissens in Geg•en^^^art vieler Granden, Prä-
laten und Procuratoren, die als Cortes versammelt waren, und mit Zustimmung des Cardinais
von Spanien, Don Pedro Gonzalez de Mendoza, des Marques von Sautillana und seiner
übrigen Brüder die der Donna Isabel geleisteten Eide für ungiltig erklärt und sie selbst als
Erbin und künftige Königin ausgerufen und seine gesiegelten Patente erlassen. Zugleich
hätten die Anwesenden, zu welchen nebst dem Cardinal iind seinem Bruder die meisten
Granden gehörten,' geschworen, die Infantin Donna Isabel nie als princesa oder heredera
dieser Königreiche anzuerkennen. Nichtsdestoweniger hätten der König von Sicilieu und
Donna Isabel die grössten Unruhen angestiftet, dem Könige grossen Schaden bereitet,* sich
heimlich nach Segovia begeben und dort den König in Lebensgefahr gebracht, ja ihn
gefangen gesetzt, wenn nicht Andres de Cabrera als mayordomo dagegen gewesen wäre.
Endlich hätten sie ihm sogar Gift" gegeben, an welchem er starb, wie schon acht Monate
früher ausgesprengt worden war, König Don Enrique werde Weihnachten nicht überleben.
» Bei ^•urita anal. XIX, f. 235—239.
5 Uiitersucliungeu über die physische Fälligkeit Don Enrique'« hatten schon 1464 stattgefunden. Qurita l)ringt XVI, c. 60 einen
Au.<szug aus dem Parere seines Arztes und seines ajo bis zum 12. Jahre. Dann liabe er seine Kraft verloren. Warum,
wnssten der Bischof von Cuenca und der Marques von Villena. Letzteres erscheint sehr unglaublich.
' sin contradicion alguna intitnlada recibida e obecida por princesa e primogenita heredera.
* protestando primeramente.
' aunqne no en concordia ni por procuradores en corte ni en la forma que devia.
• Key estrafio e non confederado nin aliado con el rey mi sefior, nin amigo suyo, antos muy odioso n sospechoso a su persona
e real estado.
' Mit Namen angeführt f. 236.
' para su defension e conservacion de enagenar e dar e destribuir de sus rentas y vasallos e patrimonio real mas de treinta
quentos de maravedis de" renta en cada uu afio
' yerva» e pon<;oHa.
Dos RoDRiGO DE Bor JA (Papst Alexander VI.) ukd seine Söhne. 127
Beständig habe aber der König Prälaten und Granden eidlich versichert, dass sie in Wahr-
heit seine Tochter sei. Ebenso habe er auch in der Nacht auf den 12. December, nachdem
er gebeichtet, sie als seine einzige, legitime natürliche Erbin' eingesetzt und den Cardinal
von Spanien, den Herzog von Ar^valo, den Marques de Villena, den Condestable von
Castihen imd den Grafen von Benavente zu Vormündern und Wächtern seiner . Tochter ^
ernannt. Und als dann sein Beichtvater, der Prior Fray Juan de Ma^uelo vom Orden der
Hieronymiten, ihn aufgefordert habe, zur Beruhigung seiner Reiche und um allen Zweifel
zu heben, die Wahrheit zu bekennen, geantwortet, zur Ruhe seiner Seele, Donna Jua^a
sei wahrhaft seine Tochter und ihr gehörten diese Reiche.* Obwohl nun ihre Vormünder
durch Rodrigo de Ulloa und Garci Franco Donna Isabel auffordern Hessen, sich des Titels
einer Königin zu entschlagen, bis das Recht entschieden, habe sie ihn doch mit Berufung
auf ihre erste Anerkennung angenommen, ohne der ersten Huldigung der Donna Juana, noch
der Cassation der (Donna Isabel) geleisteten Eide durch den König zu gedenken. Sie habe
sich in den Besitz der Verlassenschaft gesetzt, aller Kostbarkeiten und Juwelen, ja sich ihrer
selbst zu bemächtigen gestrebt, um sie für immer einzukerkern.
Die Staatsschrift machte nun auf die Folgen aufmerksam, die entstehen müssten, wenn
der Grundsatz Geltung fände, dass das Eherecht und die geleisteten Eide keinen Werth
hätten, und ruft den Castilianern die von dem Könige empfangenen zahlreichen Wohlthaten
ins Gedächtniss, mn sie schliesslicli aufzufordern, nicht zu didden, dass König und Königin
von Sicilien Castilien erbten. Zugleich machte sie den Castilianern bekannt, dass, während
sie unter dem Schutze des Marques von Villena sich in Truxillo befand, König Aifonso durch
einen Botschafter sich um ihre Hand beworben und der König sich mit ihr in Plasencia
vermählt* habe, sie somit König und Königin von Castilien-Leon seien; der König aber
sei von dem königlichen Hause Castilien und Einheimischer (natural), kein Fremder, noch
Feind, wie König Don Juan von Aragon (Vater König Ferdinands) der Feind ihres Gross-
vaters, der diesen bekriegt. Schon ihre Grossmutter wie ihre Mutter seien Portugiesinen
gewesen, sie selbst aber wie der König, ihr Gemald, bereit, ilire Rechte der Entscheidung
der drei Stände Castiliens zu überlassen, wenn König imd Königin von Sicilien dasselbe
thäten.^
Statt rechtlicher Auseinandersetzung erfolgte der Entscheid durch die Waffen und trat
das Gegenstück zu dem ein, was in Aragon stattgefanden, wo der Erstgeborne und reclit-
mässige Erbe seiner Rechte beraubt wurde, um König D(m Fernando den Weg zum Throne
zu eröffnen. Die Königin Isabella verfolgte ihre Nichte mit glühendem Hasse, ohne selbst im
Stande zu sein, Castilien ein bleibendes Geschlecht von Königen zu geben; wohl aber
schwand die unter ihrem Enkel® angebahnte Vereinigung Castiliens, Aragons und Portugals
noch bei ihren Lebzeiten wie ein Meteor und blieb nur die durch ihre eigene Mutter ihrem
Hause eingepflanzte Neigung zum Wahnsinn.
Nur mit äusserster Anstrengung hatte sich in einer Reihe von fast ununterbrochenen
inneren und äusseren Kämpfen König Don Juan im Besitze von Aragon und, was Navarra
' heredera e sucessora.
2 tutores e curadores e giiardadores de mi persona.
' dixo que para el pa«80 en que estava assi stj anima ovie.se reposo, que yo era verdaderamente sii fija e a mi pertenecia
e.stos SU8 reynos. f. 237.
* Als legitimo esposo e marido.
'' Plasencia, 30. Mai 1475.
• Don Miguel, Sohn der Prinzessin Isabella und des Königes Don Manuel von Portugal.
128 Höl'LEB.
betraf, eigentlich nur im Besitze des königlichen Titels erhalten. Dagegen stand aber nach
Bewältigung des Anfstandes des neapolitanischen Adels König Ferrante von (Continental)
Sicilien durch seine 31acht und seine ausgedehnten Faniilienbande auf dem Höhepunkte seines
Auschens. Die casa de Aragon in Italien schien selbst den Glanz des aragonesischen Stamm-
hauses zu verdunkeln. Um aber die beiden Zweige desselben, die ja zwei Brüdern ent-
stannnten, Don Alonso V. imd Don Juan 11., noch enger mit einander zu verknüpfen, be-
warb sich König Ferrante ' um die Hand der Tochter Don Juans, Donna Juana, eine Dame
Aon hervorragender Schönheit,*' die ihm auch zugesagt wurde. Seine Tochter Beatrix ver-
mahlte sich mit König Mathias von Ungarn und brachte ilirem Gemahle Verzichtleistung
der Rechte der neapolitanischen Krone auf Ungarn mit.
Noch innner hatte König Don Juan die feierliche Obedienzleistung in Rom verschoben,
obwohl der König bereits dem Cardinal von Monreal und anderen angesehenen Persönlich-
keiten die Vollmacht dazu ertheilt hatte. Dann war aber die Absicht eingetreten, hiemit
die Obedienzleistung von Seiten Don Feniando's luid der Königin Isabella zu verbinden,^
ober diese Zögenmg der Thronstreit mit König Don Affonso entstanden und dadurch eine
neue Controverse, aus welchen Händen sie der Papst für Castilien annehmen sollte. Als
der Grossmeister von Montesa und der Decan von Burgos als Gesandte Don Fernando's
und der Donna Isabel am 15. Juli 1475 nach Rom kamen, ^nirden sie von Ausias Dozzuch,
Cardinal wn Monreal und den Aragonesen auf das Freundlichste empfangen, auch der
Gewohnheit gemäss von den Verwandten des Papstes und den Cardinälen, aber aus Rück-
sicht auf die portugiesische Gesandtschaft wurde eine Bulle Papst Pius IL erneut, dass der
Empfang von Botschaften durch den Papst anderen Ftirsten kein Präjudiz bereite. Es war
ein Act grosser Klugheit des sechsundsiebzigj ährigen Königs von Aragon, der es an guten
Rathschlägen bei seinem Sohne nicht ermangeln liess, wenn sie auch nicht immer günstigen
Boden fanden, die Obedienzleistung so lange zu verschieben, bis sie auch für Castilien statt-
finden konnte; die Cardinäle von Valencia imd Moureale bewirkten jedoch, dass nur ein
Ausschuss der Botschafter zu dem Acte selbst verwendet wurde. Der Magister Juan Gatto,
Bischof von Cefalii, leistete mm zuerst für die castilianisclien Könige und dann besonders
fili- Aragon die Obedienz. Wohl legte dann ein Consistorialdecret im Namen Portugals,
jedoch in sehr zarter Weise Protest ein; der Bischof von 0%'iedo widerlegte aber sogleich
das Gesagte, worauf der Papst auf ])eide Erklärungen eine Antwort gab und liiebei den
Vater und die Kinder (hijos) als Einen Körper bezeichnete.* In einer anderen Audienz
wurde von dem Maestre de Montesa das zweifache Verlangen A^orgebracht, der Papst möge
dem Marques von Villena das Grossmeisterthum von Santiago und dem Könige Dom Aftbnso
die Dispensation zur Ehe mit Donna Juana verleihen. Der Papst betonte aber in der Ant-
wort nur seine persönlichen Beziehungen zum aragonesischen Königshause, ohne sich mit
einiger Bestinmitheit für oder wider die Anträge auszusprechen.'^
Es folgten Unterhandlungen wegen Veniiählung des Prinzen von Cajeta (Fernandino),
Enkel König Ferrante's, mit der Infantin Donna Isaliel, der Tochter der Königin Isabella,
die dem Hause Aragon Erl)ansprüche auf die Insel Sicilien in Aussicht stellte und dem
> muy didcreta ya maravilla hermosa y de liuyna grati«. XIX, c. 10, p. 218.
' ^urita »igt, er »ei «lamal» 42 oder 43 .lalire alt gewesen Wenn er aber 1479, achtziff Jahre alt, .starb, war er 1474 fünf-
undKielienzig Jahre alt.
» gurita, XIX, c. IG.
< Don Juan von Aragon unri Don Fernando als K«nig von Castilien.
5 ^•antii XIX, c. 38.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 129
Könige Ferdinand die Mittel zu gewähren schienen, sich seiner Feinde in Castihen zu er-
wehren, dem Prinzen von Capua aber durch seine Braut dereinst CastiUen zu erlangen und
dem Hause Aragon dieses Königreich zu sichern.' Vorderhand aber fand die Vermählung
der Schwester König Ferdinands mit dem Könige Ferrante wirklich statt. Einerseits wurde
Donna Beatrix, Tochter des Königs von Sicilien, in Neapel von dem Cardinal Oliver Carafifa
am 15. September 1476 als Königin gekrönt, worauf sie sich in Manfredonia nach Ungarn
einschiffte, andererseits kam Don Alfonso, Herzog von Calabrien, mit grossem Gefolge nach
Barcelona, die Braut seines Vaters abzuholen und nach Neapel zu führen.^ Gleichzeitig mit
Donna Juana kam von Rom her Don Rodrigo de Borja, Cardinal von Valencia und Vice-
kanzler, um als päpstlicher Legat der Krönung der neuen Königin beizuwohnen. Er ritt
mit ihr unter demselben Baldachin, als es sich danun liandelte, sie in feierlichem Aufzuge
nach dem Castel von Porta Capuana zu geleiten. Er ertheilte am folgenden Tage ihr den
Segen, als sie zwischen dem Könige und dem Cardinal Don Juan von Neapel, dessen Sohne,
in die Kathedralkirche ritt, und hielt dann das Amt. Er that am 16. September dasselbe in
der Kirche da la Coronada und krönte sie sodann mit einer Krone, die Papst Sisto ihr zum
Geschenke gemacht hatte (20. September 1477). Dann wurde dem Verlobten der Prinzessin
von Castilien, Prinzen von Capua, von den Baronen gehuldigt, so dass für drei Generationen
die Erbfolge in Sicilien gesichert schien. Der König, der seiner Gemahlin 25.000 Ducaten
Rente anwies, verheiratete jetzt Barone mit seinen nächsten Verwandten. Seine Tochter
Leonor von Ferrara gebar damals im Castel Porta Capuana den Herzog Fernando. Das
Haus Aragon in Neapel feierte Tage voll Macht, Glanz und Herrlichkeit. Es befand sich
auf der Höhe seines Glückes.
Der König von Sicilien (Neapel) war nicht blos der mächtigste Fürst Italiens, sondern
auch, obwohl ihm die Inseln Sicilien und Sardinien nicht gehörten, durch seine zahlreichen
Familienverbindungen einer der angesehensten der Christenheit geworden. Doch beruhte
seine bedeutende Stellung wesentlich auf dem günstigen Verhältnisse zu dem päpstlichen
Lehensherrn und war er moralisch genöthigt, auf die Pläne einzugehen, durch welche der
jedesmalige Papst seinen Blutsverwandten Besitzungen und fürstliche Macht zu verschaffen
suchte. Gerade jetzt trat aber ein neues Zerwürfniss ein, indem König Ludwig XL als
Bundesgenosse des Königs von Portugal in den Papst drang, Dom Affonso die Ertheilung
der Dispensation zur Vermählung mit seiner Nichte nicht länger zu verweigern. Der Papst
hatte bisher an dem Gnmdsatze festgehalten, an den Erklärungen des Königs Don Enrique
zu Gunsten der Donna Juana stillschweigend vorüberzugehen und in ihr nur die Sclnvester-
tochter des Königs von Portugal zu erl)licken. In dieser Auffassung wurde er auch durch
den Cardinal Don Rodrigo de Borja und den Cardinal von Monreale bestärkt. Namentlich
machte der Cardinal -Vicekanzler geltend, dass eine Dispensation, jetzt ertheilt, den Bürger-
krieg in Spanien aufs Neue anfachen würde. Auch sei kein Grund vorhanden, sich dem
Könige von Frankreich zu Liebe die Könige aus dem Hause Aragon zu Feinden zu machen,
die sich doch als die treuesten Anhänger des römischen Stuhles erwiesen ! König Ludwig
konnte sich aber auf den Cardinal von S. Pietro in vinculis, Julian de la Rovere (Neffen
des Papstes Sisto) stützen, der schon damals sich auf die französische Seite geschlagen hatte.
' Dezia el rey (Don Juan) que no le parecia que en la christianidatl oviesse otro niatrimoiüo que por todos respetos satisfacie.sse
tanto al repoüo de sus estados como este. ^'urita XIX, e. 47.
' König Ferdinand, der verhindert war, seine Schwester noclimals zu sehen, sandte an seiner Stelle Don Enrique Enriquez,
BU tio, nach Barcelona. XX, c. 7.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 17
1 30 Höfler.
Der Cardinal von Valencia erklärte jedoch dieseni ganz ununiAvundeii, dass er sich weder als
C'ardiual noch als Verwandter des Papstes benehme, wenn er zu einem so grossen Aergernisse
seine Zustimmung gebe. Er möge bedenken, dass er nicht inmier Neffe des Papstes bleibe,
und wek'lie Wohltliaten er und sein Bruder, den der Papst zum Stadtpräfecten erhoben, a'ou
dem Könige von Neapel und dem Hause Aragon erhalten. Die Worte machten aber weniger
Eindruck, da man sie der persönlichen Abneigung des Cardinais de Borja gegen den Neffen
des Papstes zusclirieb, durch den er in Schatten gestellt worden war. Nun trat aber auch
Don Ferrante in den Vordergrund. Da die französischen und portugiesischen Botschafter
in Kom sich rühmten, wie sehr sie daselbst gegen den König von Castilien Unterstützung
fänden, so Hess Don Ferrante dem Papste und dem Cardinal von S. Pietro erklären, dass
er selbst mit dem Könige durch die engsten Bande verknüpft sei; dass der Schlag, welcher
gegen den König von Castilien gerichtet sei, ihn selbst treffe und er entschlossen sei, mit
aller Kraft gegen derartige Gegner seiner Person mid seines Staates aufzutreten.^ Nichts-
destoweniger gewährte der Papst dem Könige von Portugal die Erlaubniss, jedes ihm beliebige
3Iii<lclien seiner Verwandtschaft zu heiraten,^ indem er glaubte oder zu glauben den Anschein
nahm, es werde durch diese Form dem Könige von Castilien keine Präjudiz geschaffen werden.
Der Papst hatte nicht blos sich geweigert, den Bischof von Girona, Don Juan Margerit. zum
Cardinal zu erheben, sondern auch durch seine Cardinalsernennungen bewirkt, dass ,die
Könige von Aragon' im Cardinalscollegium nur auf die Cardinäle von Valencia, Monreal
und den früheren Bischof von Leon, Cardinal Antonio de Veneris, zählen konnten.^ Kein
Wunder, wenn diesem Uebelstande später in sehr nachdrücklicher Weise abgeholfen imd
der spanischen Nation eine grosse Vertretung im Cardinalscollegium zu Theil wurde, ja
geradezu an der Erhebung eines Valencianers au.f den päpstlichen Thron gearbeitet wurde.
Bereits hatten sich der König von Castilien iind sein sorgsamer Vater Don Juan mit
dem Gedanken vertraut gemacht, dass die Königin Isabella keinen Sohn gebären werde, und
war selbst bei der Verlobung der Prinzessin Donna Isabel mit dem Prinzen von Capixa diese
als Nachfolgerin ihrer Mutter, sobald letztere stürbe, erklärt worden, als die Königin doch am
28. Juni ' in Sevilla den Prinzen Don Juan gebar, König Don Juan einen legitimen Enkel,
König Don Fernando einen Sohn erhielt, welcher präsumtiver Erbe von Castilien und Aragon,
beide Reiche zu vereinen, die Dynastie fortzusetzen bestimmt schien, dessen Geburt aber auch
der Aussicht, dass Castilien dereinst dem Enkel Don Ferrante's zufallen würde, ein Ende
bereitete. Beide Könige, Vater und Sohn, wandten sich jetzt an den Papst, imi ihn zu
bitten, den sechsjährigen Don Alonso, natüi-lichen Sohn des Königs von Castilien von der
Donna Aldonza Rocli de Iborra aus Cervera zum Erzbischofe von Saragossa zu erheben.
Der Papst erklärte jedoch, er könne Ijei der Jugend des Vorgeschlagenen die verlangte Pro-
vision nicht gestatten, schon damit dadm-ch nicht für andere Fälle ein Thor eröffnet werde;
hingegen wolle er das Erzbisthum dem Cardinal von Monreale übergeben, wodurch das
letztere Erzbisthum dem Könige zu seiner Verfügung anheimfalle. Allein dieser, schon durch
die frühere Bestinunung des Papstes in Betreff der portugiesischen Dispensation aufgebracht,
sjih darin eine grosse rnbill gegen seine Person, drohte mit Gewaltmassregeln gegen den
' como oe declararia contra lo« que quisiesKon quitarle el estado y la vida. ^Jiirita XX, c. 10.
' en qiialquier grmld lateral de coniuini^uinidad e affinidad exceptaiido el )irimo f^rado. 3. Februar 1477.
' y eran muy tnaltratailos por el Papa. 1. c.
♦ Nach ^Hirita am 30. Juni. InterexHant ist der Kath, den jetzt Don Juan Heiuem Solino gab, den Prinzen nicht in Castilien
erziehen zu la8Hen, und die ablehnende Antwort des Kdnips von Ca.stilien. Anal. XX, c. 22.
Dom RoDRiGO de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 131
Cardinal und den Maestre de Montesa, dessen Oheim ; Don Ferrante mischte sich gleiclifalls
in die Angelegenheit und die Sache nahm endlich eine so scharfe Wendung, dass dem Car-
dinal nichts Anderes übrig blieb, als auf Saragossa Verzicht zu leisten. Am 14. August 1478
erhob Sisto IV. den Knaben, der eben mit einer Gräfin von Modica verlobt werden sollte,
zum Administrador perpetuo des Erzbisthums Saragossa. Die Ernennung geschah in Gegen-
wart der Cardinäle von Valencia, von Ronen, Taragona, Recanato und S. Nidal zu Braccano,
dem später so oft genannten orsinischen Castelle.' Don Juan und Don Ferrante begnügten
sich aber nicht mit diesem Siege, der die vornehmste Kirche von Aragon einem Knaben
Überhess, welcher der Liebling und auch in seinen Neigungen das Ebenbild seines Vaters
Avar, der zum grossen Verdrusse der Königin, seiner Gemahlin, fortwährend die Anzahl seiner
natürlichen Kinder vermehrte. Andererseits aber hinderte Don Fernando eine grosse Demon-
stration, welche sein Vater und die Königin Isabella, die ihre Nichte mit aller Leiden-
schaft hasste und verfolgte, wegen der Dispensation gegen den Papst in Scene setzen wollten.
Der Grossmeister von Montesa imd König Ferrante arbeiteten wieder unermüdlich dai'an,
dass die portugiesische Dispens auf demselben Wege, auf welchem sie zu Stande gekommen
war, auch Avieder zurückgenommen werde.^ In der Hoffnung, dadurch den Kämpfen und
dem Blutvergiessen ein Ende zu machen, nahm Papst Sisto wirklicli auf besonderes An-
dringen des Königs von Neapel die Dispensation zurück imd übersandte durch den Erz-
bischof von Bali dem Könige von Castilien die hiezu ausgefertigte Bulle.
Auf die eine Errungenschaft, die der Uebermnth des Hauses Aragon dem Papste ab-
presste, der vergeblich zwischen zwei Klippen zu segeln sich bemüht hatte, kam eine zweite,
als der Friede von Alcantara ZAvischen Castilien und Portugal abgeschlossen Avurde und in
diesem Donna Juana auf den Titel Königin oder Infantin Verzicht leistete. Wohl war dann die
Rede, dass der Prinz Don Juan, vierzehnjährig, sie heiraten solle, wenn er wolle ; aber noch
viel mehr, dass Donna Juana in eines der fünf Klöster von S. Clara in Portugal eintreten sollte.
Würde sie aber dasselbe verlassen, ohne Profess gemaclit zu haben, so sollte sie an König
und Königin ausgeliefert werden. Sie hatte femer alle Acten, die sich auf ihre Erbfolge
bezögen, auszuliefei*n — daher wohl auch, dass das Testament König Heinrielis verborgen
und erst spät entdeckt wurde — und die Entsagung auf die Krone wie die übrigen Verträge
zu beschwören.^ Es waren alle denkbaren Cautelen getroffen worden, nur daran war nicht
gedacht, dass die nunmehrige senora excelente, wie man Donna Juana jetzt nannte, seit
sie nicht mehr Infantin oder Königin genannt werden durfte, in den Händen der Könige
von Portugal eine Geisel werden und bleiben würde, deren sich diese zum Schaden der
castilianischen und zum eigenen Nutzen nach Belieben bedienen konnten.
Donna Isabel gebar, als der Friede zu Stande kam, in Toledo am 6. November 1479
eine Tochter; sie wurde wie zum Triumphe Donna Juana genannt. Nach einiger Zeit erhielt
sie den Beinamen la loca, die Wahnsinnige, wie ihre Grossmutter Isabella. Die Tocliter
König Heinrichs, gleich Don Carlos de Viana ihres Erbes, ja auch ihres Gatten und ihres
guten Namens beraubt, entschloss sich, allen lästigen Clausein und Bedingungen des Friedens
ein Ende zu machen, noch im November im Kloster der heiligen Clara zu Coimbra den
Schleier zu nehmen. König imd Königin sandten auf dieses Mitglieder des königlichen
Rathes ab, sich zu überzeugen, dass dies wirklich geschehen sei. Das hinderte aber den
' Anal. XX, c. 23.
2 Anal. XX, c. 2.5.
3 f^urita XX, c. 24.
17*
132 Höfler.
katholischen König nicht, ihr später seine Hand anzubieten, die Donna Juana mit Verach-
timg von sich wies.
Withrend der König von CastiHen und seine energische Gemaldin sich bemühten, mit
Wafiengewalt die Portugiesen zu vertreiben und ihren Angriffskrieg gegen Castilien durch
einen Offeusivstoss gegen Portugal zu erwidern, traten Ereignisse ein, die zwar zum Tlieile
nicht mierwartet kamen, zum Theile ausser aller lierechnung standen, wohl aber geeignet
waren, eine tief eingreifende Veränderung im Westen herbeizuführen.
Als der Erzbischof von Bari zu Weihnachten des Jahres 1478 in Barcelona ankam,
imi den Widerruf der DispensationsbuUe zu überbringen, zeigte sich in einer die beiden Könige
Don Juan tmd Don Fernando höchst empfindlichen Weise, dass sich Don Ferrante auch in den
langTNnerigen Streit des Königs von Aragon mit dem Könige von Frankreich über Roussillon
und Cerdaigne. und zwar zu Gunsten seines eigenen Sohnes Don Federigo (Fadrique) ein-
gemischt. Vater und Sohn wollten sich deshalb, sowie über den heillosen Zustand des König-
reichs Navarra, der unter den Händen der Prinzessin Leonor, Witwe Don Gastons, Grafen
von Foix, mit jedem Tage ärger -vvurde, besprechen, als, ehe Don Fernando Guadelupe ver-
liess, Don Juan am 23. Januar 1479 in Barcelona in Gegenwart seiner Enkel Don Jayme von
Navarra und der beiden Sölme des Prinzen von Viana, Don Felipe und Don Carlos, sowie
Don Juans de Aragon, Sohn des Herzogs von Villahermosa und der Donna Anna (Tochter
des Prinzen von Viana), 82 Jahre alt an Altersschwäche, starb.' Der König von Aragon
und Navarra befand sich in einer so traurigen Lage, dass zu den Kosten seines Begräbnisses
imd zur Bezahlung seiner Diener seine Juwelen, ja selbst das goldene Vliess, ein Geschenk
des Herzogs von Burgund, verpfhndet werden mussten. An diesem Tage ^^a^rde der König
von Sicilien und Castilien auch König von Aragon, aber nicht König von Navarra, wo
Donna Leonor in Kraft der mütterlichen Erbfolge Königin wurde, und, da Don Fernando's
Söhnlein, Don Juan, dem Rechte der Natur nach Erbe von Castilien wie Thronfolger von
Aragon war, seinen endlich der Moment einer dauernden Vereinigung wenigstens der beiden
Hauptreiche von Spanien zu einem bleibenden Ganzen gekommen zu sein. Der 27jährige
König Don Fernando, der eben seinen früheren Beschützer, den Erzbischof von Toledo,
gezwungen liatte, von der Partei der Prinzessin Donna Juana zm-ückzutreten, besass bereits
eine so grosse Anzahl von Königreichen, dass, wenn dieselben nicht durch die voraus-
gegangenen inneren und äusseren Kriege sich gegenwärtig im Zustande der äussersten Zer-
rüttung V)efunden liätten, sie eine geradezu imposante Macht bilden mussten; die bisher in
gleicher Art noch nicht vorhandene Combination der Vereinigung der castihanischen und
aragonesischen Königreiche, freilich auch noch nicht in Einer Person, litt aber, selbst nach-
dem der Friede mit Portugal hergestellt worden war, an einem zweifachen Gebrechen.
Einerseits war beinahe die ganze feüdUche Küste mit ihren Sierren und den fruchtbaren Nord-
aldiängen gegen das Thal des Guadalquivir in dem Besitze einer äusserst fanatischen und
kriegerischen Bevölkenuig von Moshm, Mauren, die mit ihren Glaubensgenossen in Afrika
in Verbindung standen, so dass, so lange nicht der ganze Süden unterworfen worden war, eine
freie Entwickhmg nach Aussen, eine unmittelbare Theilnahme an der Lösung oder Schaffung
von Venricklungen in Süd- oder Mitteleuropa unräthlich war. Das maurische Bleigewicht hing
' ^'arita fiUirt XX, c. 27 an, lians huAi lici dem Leicheiibegängriisse befanden ]>on Alonso, administrador de Saragoya, Sohn
Ktinig Kerdinatid«, Don Alonso de Aragon, IJischof von Tortosa und Erzbischof von Taragona, und Don Hernando de
Araifon, Prior vom Orden de» heiligen Johann von Catalufla, Brüder, Söhne des ducjue de Villahermosa, Enkel des Königs,
im Ganzen sieben Enkel.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 133
nocli immer an den Füssen der Könige von Castilien. Ein älmliclier Zustand war aber auch
im Norden eingetreten, als Donna Leonor, König Ferdinands ältere Stiefschwester, endlich
ihren sehnlichsten Wunsch, Königin von Navan-a zu werden, durch den Tod ihres ver-
hassten Vaters erreicht hatte und die Bande gelöst waren, die sie widerwillig noch immer
mit Aragon verbunden hatten. Allein Schlimmes war unterdessen vorgegangen. Donna
Leonor hatte nicht blos ilu-e ältere ScliAvester Bianca, Erbin ihres Bruders, des Prinzen von
Viana, beseitigt, um sich den Weg zmii Throne zu bereiten, sondern auch ihren Vater be-
kämpft, ihren Gemahl, der das Haus Evreux in das Haus Foix hinüberleitete, und ihren
ältesten Sohn Gaston Vicomte de Castillon, Grafen von Foix, Prinzen von Viana, verloren
— 1469 im Tm-niere — , so dass Franz Phöbus, ihr Enkel, Sohn der Prinzessin Madelaine
von Frankreich, Schwester Ludwigs XL, ihr Erbe ward. Aber auch er starb früh, so
dass ihn 1483 seine Schwester Katharina beerbte. Die Königin von Navarra-Foix, Donna
Leonor, genoss aber selbst die durch den Tod ihres Vaters erlangte Würde nur km-ze Zeit.
Die gekrönte Königin von Navarra, Lifante von Aragon und Sicilien, Herzogin von Nemours,
Gandia, Momblanc und Pefiafiel, Gräfin von Foix, Herrin von Bearn, Gräfin von Bigorre
und Ribagor^a, Herrin der Stadt Balaguer, starb 23 Tage nach ihrem Vater König Don
Juan.' Sie wies ihren Enkel und Nachfolger an, sich in allen Fällen an Frankreich zii
halten imd dort Hilfe zu suchen, so dass sie den Hass, von dem sie gegen den König Don
Fernando als Beschützer der Partei de Beamonte erfüllt war, stets zur Schau getragen, auch
auf ihren Enkel und ihr Geschlecht übertrug,^ das glücklicherweise bald zu Ende eilte.
Die andere Tochter König Juans, und zwar aus zweiter Ehe, die Königin Donna Juana,
beschenkte ihren Gemahl König Don Ferrante mit der schönen Donna Juana, beide
Frauen aber finden wir nach 25 Jahren durch König Ferdinand ihres Königreiches beraubt,
als eine Art Staatsgefangene in Valencia, nachdem Don Fernandino, Enkel Don Ferrantes
und Gemahl der jüngsten Tochter seines Grossvaters, gestorben und sein Oheim König
Friedrich, letzter König der casa d'Aragon in Neapel, in seinem Gewahrsam zu Tours ein
bejammemswerthes Ende gefunden (1504)!
Ein Jahr nach dem Tode seines aragonesischen Gegners (Januar 1480) starb auch
König Ren6, der sich bis zu seinem Tode König von Aragon, Neapel und Jerusalem nannte
und durch seine zuletzt doch resiütatlosen Bemühungen, die Ansprüche auf den Thron von
Neapel gegen das Haus Aragon zur Geltung zu bringen, wesentlich zur Beunruhigung der
Zeit und zur Verl)itterung der Gemüther beigetragen hatte. Aber der Streit, den er ent-
zündet, ruhte auch nach seinem Tode nicht, da er mit seinem Besitzthume in der Provence
seinem Nefi^en Karl auch vermeintliche oder wirkliche Anrechte an Neapel vermachte, die
' Von ihren Kindern ward Jean, Vicomte de Narljonne, Gemahl der Maria von Orleans, Sdivvester des nachlierigen Königs
Ludwig XII. von Frankreich, Prätendent von Navarra und Gegner des Hauses seines Bruders Gaston. Don Pedro ward
Cardinal von Foix. Don Jayme von Navarra erbte 30.000 fl., angewiesen auf (verpfändete) Güter in Castilien, Aragon,
Valencia und Catalonien und die Grafscliaft Cortes. Maria war Gemahlin des Markgrafen Wilhelm von Montferrat, damals
aber schon gestorben; Juana heiratete den letzten Grafen von Armagnac, Margarita den Herzog Franz von der Bretagne,
Katharina den Gaston de Foix, Herrn von C'andale, und die Tochter dieser Ehe war Ainia von Candale, später Gemaliliu
des Königs Wladislaus von Ungarn und Bülimen und Mutter des Königs Ludwig II. und der Prinzessin Anna (Gemalilin
Kaiser Ferdinands). Die jüngste Tochter Donna Leonor star)> unverheiratet. Der Enkel der Königin Leonor von Jean,
Vicomte de Narbonne (f 1500) war Gaston, Herzog von Nemours, der 1512 bei Kavenna siegte und fiel. Durch eine merk-
würdige Verkettung von Umständen ward aber der von Leonoren so gründlich gehasste König Ferdinand Gemahl ihrer
Enkelin Germaine (geb. vor dem Brande des Schlosses von Mazeres 1493, nach P. Olliagaray, p. 407), und eben dieser
Gemahl der Enkelin der Königin Leonor beraubte 1512 eine andere Enkelin derselben, Katharina, Gemahlin des Königs
Jean d'Albert und Schwester des 1483 gestorbenen Franz Pliöbus, des die.sseitigen Navarra's.
2 gurita, anal. XX, c. 28.
J34 HöPLER.
dann König Lndwig XI. envarb. Da aber auch dieser, der bis zu seinem Tode unermüdlich
nnd mit allen Mitteln, die zmn Ziele führten, an der Vergrösserung Frankreichs und seiner
eigenen Herrschaft gearbeitet, drei Jahre später starb, ward Platz für eine neue Generation,
unter welcher sich König Ferdinand durch seine ungeheure Rührigkeit nicht minder bemerk-
lich machte als durch die Consequenz, mit der er seinen Plan, was einst der Krone
Aragon gehörte, wieder zu erlangen, verfolgte, Neapel und Navarra. Ur-Urenkel des
Don Alonso Enriquez, der selbst der Frau des Haushofmeisters seines Vaters das Leben
verdankte und im Jahre 1429 starb, Enkel des zweiten Admirals aus dem Hanse Enriquez,
des im Jahre 1473 verstorbenen Don Fadrique, der seiner Tochter, der Königin Donna
Jnana Enriquez, jene Rathschhlge gegeben, durch die Don Fernando gegen seinen älteren
Bruder, den Prinzen von Viana, die Nachfolge gewann, hing Don Fernando, der 1468 seine
Mutter verloren, ndt besonderer Vorliebe an dem Hause derselben. Sein Oheim Don Alonso
Enriquez, nach dem Tode Don Fadrique's dritter Admiral (f 1486), war sein Rathgeber in
so ausschliesslicher Art, dass darüber die gerechte Eifersucht des Erzbischofs von Toledo,
welcher so viel fiir sein castilianisches Königthum sich bemüht, erwachte. Mit voller Hin-
gebung standen aber auch die jüngeren Brüder Don Alonso's, der Adelantado mayor de
Andalucia Don Pedro Enriquez* (f 1492) und vor Allem Don Enrique Enriquez,^ später
mayor domo mayor des Königs und Gemahl der Donna Maria de Luna, auf seiner Seite.
Es gab wenige oder gar keine Schlachten König Ferdinands, an welchen er nicht einen
riihmlichen Antheil genommen. Schon König Don Juan verstand es, durch Concessionen,
die das Mass des Zulässigen zu übersteigen schienen, sich Ruhe zu verschaffen und augen-
blickhchen Verlegenheiten zu entgehen; er kam aber beinahe niemals aus der Armuth heraus,
während sein Vetter in Neapel durch Confiscationen und P^inkerkerung seiner Gegner sich
Macht und Reichthum schuf. König Ferdinand verstand es selir wohl, seine Anhänger zu
belohnen, seine Gegner durch Concessionen auf seine Seite zu ziehen. Er wusste sehr genau,
warum er den ältesten Sohn des Cardinais von Spanien Don Rodrigo zum Marques von
Zenete (in Valencia) machte und auch den jüngeren in ähnlicher Weise bedachte. Der
Cardinal hatte die Partei des Königs, der ihm die Cardinais würde verschafft hatte, und die
der Donna Juana verlassen und die Stelle im Ratlie der Königin eingenommen, die früher
der Erzbischof von Toledo besass, der aber bald sich beklagte, dass er seines Lebens nicht
sicher sei. König und Königin verstanden es aber auch, als sie ihre Macht befestigt, dem
Adel wieder stückweise abzunehmen, was er der Krone in beinahe unaufhörlichen Bürger-
kriegen entfremdet. Als Don Jayme de Aragon sich in den Besitz des Herzogthums Gandia
zu setzen suchte, das nach dem Ehevertrage König Don Juans mit seiner navarresisclien
Gattin den Kindern dieser Ehe (sammt Momblanc und Ribagorza und der Herrschaft Bala-
guer) gehören sollte,' der König aber dem Don Alonso de Aragon, seinem Sohne, als Herzog
' hermano del Almiraiite. ^'iirita, anal. XIX, c. 19.
' Don Enrique Enriquez liijo del Alniirante Don Fadrique mayor domo mayor (jue fu5 de.spues de Don Fernando, en cuya
herencia «uccdiö el conde de Alba de Liste, gu nieto y Don Enriqne hermano del condo qua vive en Baeza. Memorial de
diversoB hazaHos por Mosen Diego de Valera, p. 43. Ein sieben/.igjäliriger Condo de Alba de Liste, Don Enrique Enriquez
tio del rey, wird in der Schlacht von Zamora erwähnt, 1476. ^'urita, anal. XIX, c. 44.
* ^"nrita fillirt XIX, c. 61 aus, Don Jayme de Aragon, Sohn de.s Don .layme und Enkel de.s Don Alonso, duque de Gandia,
oinde de Kibafforza und Denia, habe «ich 1476 Villahermosa's, des Haujjtorte« der IJaronie Arenos, bemächtigt, die König
Don Juan seinem Sohne Don Alon.so 1463 übergeben Der Graf von Foix, Gemahl der Donna Leonor, reclamirte sie fiir
die Prinzen von Navarra, ^'urita XVIII, c. 23. Don Jayme wurde schon 1464 im Schlosse von Xativa eingesperrt, seine
Frau und die Ttlchter nebfit drei SShnen, unter ihnen Don Alonso, duque de Gandia, in den Thnrm von Torrent (Qurita
XVn, c. 68), von wo sie nach Castilien entrannen und sich anno 1472 unterwarfen.
Don RoDRißo de Boeja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 135
von Gandia übergeben hatte, und darüber ein heftiger Kampf um das Herzogtluim Villa-
hermosa entstand, den Don Jayme mit aller Grausamkeit führte, so wurde dieser, als er sieh
zuletzt ergeben musste, nach Barcelona gebracht, zum Tode verurtheilt und öifentlich hin-
gerichtet.* Damit fiel das Herzogthum Gandia, wenn auch ein Sohn Don Jayme's sich
Herzog schrieb,^ an die Krone zurück, die es wieder vergeben konnte.
Während nun in Castilien imd Aragon die gewaltige Incju^isition eingeführt wurde,^ die
gegen die Kryptojuden gerichtet war und der Erneuerung des Kampfes gegen die Semiten,
Äloros und Juden, vorausging, starb im Aug-ust 1481 in Santarem Dom Affonso, König von
Portugal, -w-ie Hernando del Pulgar die. Sache darstellt, tief betrübt über seinen fruchtlosen
Feldzug nach Castilien und die grossen Ausgaben, in Avelche er sich deshalb gestürzt. Er
hatte seine Gemahlin Donna Juana nicht berührt. Er liess sie nach dem Kloster in Santarem
bringen, wo sie mit grosser Bewachung, aber angemessenem Unterhalte als la excellente
Senora blieb,* bis König Dom Manoel sie im Jahre 1506 nach Lissabon bringen liess. Der
zweifache Schwiegersohn König Ferdinands — erst als Gemahl der Donna Isabel, dann als
der ihrer Schwester Donna Maria — fand für gut, sich ihre Erbrechte an Castilien abtreten
zu lassen! Die portugiesischen Könige gaben so wenig die Hoffmmg auf, Castilien-Aragon
zu erwerben, als die spanischen, dereinst Portugal -Algarve zu gewinnen."'
§. 5.
Don Pedro Luis, Sohn des Cardinais Don Rodrigo de Borja, erster Herzog von
Gandia aus dem Hause Borja von Valencia.
Das Pontificat Sisto's IV., 1471 löblich begonnen und grosse Hoffnungen erregend, neigte
sich nach dreizehn Jahren seinem Ende zu, ohne Italien den so wünschenswerthen Frieden,
dem Kirchenstaate die so nothwendige Ordnung gegeben zu haben. Nur das Ansehen von
Fürsten war gestiegen, die die Kirche in ilirem Interesse auszubeuten entschlossen waren;
die allgemeine Verwirrung hatte zugenommen, und die Thatsache, dass die moralischen Ge-
brechen der Zeit, trotz der Heiligkeit des Lebenswandels Einzelner, die in dem allgemeinen
Verderben wie Felsen aus dem Meere hervorragten, jeder Heilung Widerstand leisteten,
mochte auch den Edelsten imd Besten entmuthigen. Der Papst musste sich sagen, er habe
seine Zeit in fruchtlosem Bemühen, Italien den Frieden zu geben, verzettelt, und derjenige,
den am 8. August 1484 er mit Venedig abschloss, war nach dem Ausspruche des Papstes
selbst ein Friede voll Schmach und Unehre, eine Quelle der Verwirrung und künftigen
Uebels. So oft er konnte, hatte ihn Don Ferrante mit den schönsten Versprechungen zu
bethören gesucht; im Streite mit Lorenzo von Medici, dem Gewaltherm von Florenz, ge-
schworen, er wolle eher zehn Reiche und die Krone verlieren, als dem Mediceer sich
zuwenden, mit dem er im Geheimen unterhandelte. Wie konnte bei der Falschheit und
' 5'i"t* erwähnt, dass, als König Don .Juan sich November 1472 in Barcelona befand, liei üini Don Jayme de Aragon y Don
.Juan y Don Pedro de Aragon — hijo.s de Don Jayme de Aragon, que fu(5 hijo de Don Alonso, dnque de Gandia el pos-
trero, waren. Anal. XVHI, c. 44.
2 1477, Qurita XX, c. 4.
3 Hernando del Pulgar c. 43.
* con mucha guarda. Pulgar c. 49.
'•' Beinahe auf dem Todbette .sandte Kaiser Karl V. den Urenkel Papst Alexanders, Franz de Borgia, in geheimer Mission zu
seiner Schwester, der Kfjnigin -Witwe Donna Catalina nach Lissabon, die Erwerbung Portugals einzuleiten.
J36 Höfler.
Selbstsucht der Fiirsten eine Besserung der Dinge erwartet werden? Die steten inneren
Fehden der römischen Barone lähmten alle Thatkraft; der Papst war seines Lebens nicht
mehr sicher, und als er am 12. August 1484 starb, war Rom ein Heerlager der streitenden
Barone geworden, die während der Exequien in der Stadt sich bekämpften. Selbst Otranto
war (11. August 1480) in die Hände der Osmanen gefallen; man musste befürchten, dass
auch die mittlere der drei südlichen Halbinseln Europa's dem Geschicke der östlichen nach-
folgen, Rom dem Schicksale von Constantinopel verfallen werde. Mit erneuten Hoffnungen
tiilu^en die Äloros in Spanien den Kampf mit den christlichen Sijaniern. König und Königin
fühlten, was auf der Spitze stand, und einer der glänzendsten Heerzüge des castilianischen
Adels bereitete sich mm im Frühlinge 1485 vor. Er schien der wichtigen Seestadt Malaga
zu gelten, als der Herzog Marques von Cadix den König beredete,^ statt nach dem Süden
sich nach dem Westen zu wenden und das für uneinnehmbar erachtete Ronda, das die
gleichnamige Sierra vom Meere trennte und beinahe zwischen Sevilla imd Granada (südlich)
in der Jlitte liegt, zum Angriffspimkte zu wählen. Die Grossmeister von Santiago und
Alcantara, die Herzoge von Medina Celi, Albuquerque, Alba, Ntljera, der Condestable von
Castilien, der höchste Adel, 12.000 — 13.000 Ritter, mehr als 80.000 Fusssoldaten, eine für jene
Tage ftirchtbare Artillerie, sammelten sich Anfang April 1485 zum Kampfe auf Leben und
Tod. den die Moros mit gleicher Unerschrockenheit aufnahmen. Schon waren nach hart-
näckiger Belagerung die christlichen Spanier in die Stadt gedrungen, als die Einwohner um
Abzug baten. Sie erhielten ihn, nachdem sie ihre christlichen Gefangenen überantwortet, an
400 Personen,* die nun nach Cordova zogen, der Königin sich in ihrem Elende und ihrer Frei-
heit vorzustellen. Am Tage vor Pascua del Espiritu santo, vor Pfingsten (22. Mai 1485), ward
Ronda üljergeben und zogen die moslemischen Einwohner aus, christlichen Platz zu machen.*
Wir besitzen einen Erlass König Ferdinands * aus dem Feldlager von Ronda, zu Gunsten
seines Kämmerers und Streiters,^ des Herrn Pedro Luis de Borja und seiner Brüder Cäsar,
Johannes de Borja und (der vierte ist nicht mit Namen genannt), denen der König sämmt-
lich den Grad, die Prärogative und den Titel: egregius (Don?)*^ verlieh. Hiebei erfahren
\v\r, dass bei der Erobeiimg der Stadt Ronda der edle (nobilis) Pedro Luis unter anderen
Kämpfern einer der ersten in die Vorstadt von Ronda eindrang,' wodurch sich die Ueber-
gabe entschied. Diesem einen Gnadenerlasse, der bereits auf frühere hinweist, folgte am
3. December 1485 aus Alcala de Henares ein anderer nach, kraft welchem der König dem
Don Pedro Luis* fiir die Summe von 63.121 Timbre, 3 sueldos und 9 dineros das Herzog-
thum Gand\a, die villa Gandia und das Castel de Vareynt verkaufte, und zwar fiir ihn und
seine Nachfolger, Hiebei wird nun ausdrücklich gesagt, der Herzog stamme von edlen
Eltern (ex claris et nobilibus parentibus), habe sich durch Kriegskunde und militärische
Disciplin ausgezeichnet imd in dem Kriege gegen den König von Granada eifrig gedient.''
' Piilgar c. 76.
' lo» caballos o barbas fa«ta lag cintas, desnndos o desarrapedos i aherrojados e liambrientos.
' Cronica de Don Fernando HI, o. 44.
* Extracto de los principales documento.s que existen en el arcliivo de la ca.sa de.s seßor duque de Cssuna en Madi-id relativo.s
al cardinal Don Kodrigo de BDija y Boija y a svis hijos y descendientes, primeros duques de Gandia, p. 10.
' aliaft pngTiator et camcrlengng noster.
' E« ist mir trotz aller N'acliforsclmng nicbt gelungen, ausfindig zu machen, welchem Grade des Adels, der Infanzonen, hijos-
dalgog etc., da« Prädicat egregin» entsprach. Zweifelsohne aber war damit ein caballero bezeichnet.
'' cnm aliig nonnullis viriliter ac vi amiorum prior intra.stis.
' AJg camerlengus, wohl in der Umgebung deg KiSnigs.
• Documeiit'.x (■ I.V. n. 1. p. X.
Don RoDRiGO de Bob ja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 137
Als dann im darauffolgenden Jahre der gesammte Adel nach Cordova zum Ziige nach Velez
Malaga berufen wurde, womit der Küstenfeldzug begonnen wurde, um Granada auch im
Süden von aller Verbindimg mit den Moros abzuschneiden, kamen auch die hervorragendsten
Personen von Aragon, Valencia, Sicilien, Catalonien, der Inseln und der übrigen Herrschaften
des Königs und der Königin in das Feldlager, in erster Reihe Don Felipe de Navarra,
ältester Sohn des Prinzen Don Carlos von Viana, Maestre de Montesa, und Don Luis de
Borja, Herzog von Gandia (Don Pedro Luis, 1486).^
Hiemit tritt für uns die Nothwendigkeit ein, so weit die Urkunden uns Aufschlüsse
geben. Näheres über den neuen Herzog zu berichten. Sie geben aber zuerst Aufschlüsse
über den anderen der vier Brüder, Cäsar, welchen als sechsjährigen Knaben von vielver-
sprechenden Anlagen Papst Sisto IV. am 1. October 1480 von dem canonischen Hindemisse
zum Empfange der Weihen disjjensirt,^ das aus dem Mangel an ehelicher Geburt (defectu
nataliimi) hervorging, da er einen Cardinalbischof zum Vater iind eine verheiratete Frau
zur Mutter hatte.^ Der römische Scolar Cäsar de Borja, an den dieses Breve gerichtet ist,
hatte somit, wenn er die Weihen empfangen wollte, nicht mehr nöthig, von seiner unehe-
lichen Geburt Meldung zu machen.* Der römische Scolar sollte seitdem in allen Beziehungen
als legitim gelten. Da er einen Vater besass, der direct (recta via) aus dem edlen Hause
Borja stammte, erkannte sodann im Hinblicke auf die grossen Verdienste des Cardinais, seines
Gevatters, König Ferdinand auch seinerseits die Legitimimng des Cäsar de Borja an.^ Erst
ein Jahr später, am 5. November 1481, sprach Papst Sisto IV. die Legitimation über Petrus
Ludovicus de Borja aus, den er im Gegensatze zu dem Knaben Cäsar, dem römischen Schul-
knaben," einen römischen Jüngling adolescens nennt. Bei Cäsar wrd als Gnmd der Legi-
timimng angegeben, dass er sobald als möglich zu den niederen Weihen gelange, bei Pietro
Luigi ein frei^\'illiger Gnadenact. Er ist auch nicht eines Cardinalbischofs Sohn, sondern
des Cardinal-Diaconus. Nichtsdestoweniger wird von der gehässigen Geburt (odiosus ortus)
gesprochen, als seine Mutter aber nicht eine Verheiratete, sondern eine Unverheiratete,
.soluta' bezeichnet, und von ihm selbst als ehrbar und gesittet gesprochen.' Der Papst setzte
ihn in alle Rechte legitimer Kinder, namentlich in Betreff des Erwerbes von Liegenschaften
nach öffentlichem und gemeinem Rechte ein. Er solle berechtigt sein, Wappen und Namen
der Borja zu fiihren, die Adelsprivilegien zu gemessen und in allen Dingen als legitim gehalten
werden. Von einem Eintritte in den geistlichen Stand ist bei ihm keine Rede. Eigenthümlich,
dass er erst nach seinem jüngeren Bruder legitimirt wurde und dieses sich vorzugsweise auf
seine künftige weltliche Stellung bezieht. In ähnlicher Weise wurde dann auch, wie die Bulle
des Papstes vom 4. Februar 1482 es ausspricht, das Kind (infans)* Johannes (Don Juan) legi-
timirt. In dieser Bulle bestätigt nämlich der Papst dem Cardinale, welcher schon an 24 Jahre
die Würde eines Cardinais und Vicekanzlers bekleidete i;nd in dieser Zeit aus diesen Aemtern
über 100.000 Ducaten zog, eine Schenkung von 50.000 Ducaten für Pietro Luigi ^ imd von
' C'ronicas III, c. 69.
2 Cäsar muss diesem zufolge um 1474/75 nach lier Rückkehr Don Rodrigo's aus Spanien geboren worden sein.
' de episcopo cardinali genitus et conjugata.
* nullam de defectu natalium et de dispensatione hujusmodi mentionein facere tenearis.
'■• Siehe das früher angeführte undatirte Document.
^ tue infantilis etate».
'' honestate morum et vita aliisqne probitatis meritis.
' Diesem Ausdrucke nach mUsste man annehmen, dass Don Cäsar älter war als Don Juan, was auch Burchard (natu mayor)
ganz bestimmt ausspricht.
' Documentos p. IV.
DcDkBobriften der pliil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 18
238 Höfler.
25.000 liir das unter V'orimmdschaft stehende Kind Johann, Sölme des Cardinais, ziun An-
kauie vdu HerzogthUniern, Urafschatteu oder Baronieu. Der Papst gewährte dieses für Zeit
uud Tod des Cardinal -Vicekauzlers, nicht auf seine oder seiner Söhne Bitten, sondern aus
Rücksicht auf die grt)S8eu Verdienste, die sich der Cardinal-Bischof und Vicekanzler um ihn
uud die römische Kirche erworben/
Zu diesen gehörte denn doch wohl vor Allem die lievocation der König Dom Aft'onso
t rtheilten Dispensation. Es war nur seltsam, dass die Verdienste eines Cardiual-Bischofs und
langjährigen Vicekauzlei's in dieser Art belohnt wurden, die uns einen tiefen Einblick in
den Haushalt eines der angesehensten Männer jener Zeit gewährt. Kehrte sie sich auch
wenig daran, ob die Kinder eine soluta oder eine verheiratete Frau zur Mutter hatten, und
handelte es sich vor Allem danmi, sie als legitim erscheinen zu machen und ihnen Rechte
zu verschatfeu, die sie durcli ihre Gebui-t Aerwii'kt hatten, so urtheilt doch eine spätere Zeit,
die trotz aller ihr eigenthümlichen Verkehrtheiten ein feineres sittliches Gefühl besitzt, über
diese Zustände anders als das 15. Jahrhundert und kann sich der Historiker, der dieses
berichten muss, eines peinlichen Gefühles nicht ei'wehreu.
Wenn Don Cäsar de Borja im Jahre 1480 sechs Jahre alt Avar, muss man seine Geburt
statt in das Jahr 1476, wie es bisher geschehen, in das Jahr 1474/75 setzen, in Avelches man
die Geburt Don Juans, des jüngeren Bruders Don Pedro Luis, zu versetzen pflegt. Er war
aber 1482 noch Infans, während Don Cäsar 1480 als Scolaris Romanus imd sechsjährig^
erscheint. Der Ausdnu'.k infans scheint sich aber vorzugsweise darauf zu beziehen, dass er
unter Vormündern stand, die ihm der Generaluditore des römischen Stuhles und Vicesecretär
der Stadt bestellt hatte.^
Der Unterschied der Jahre der beiden Brüder Don Juan und Don Cesare, Söhne der-
selben Mutter, die sich 1483 zum zweiten Male verheiratete, uud des älteren, welcher in der
Urkunde vom 29. Januar 1483 als spectabilis et magniflcus Dominus Petrus Ludovicus er-
wähnt wird, mag inmier sehr erheblich gewesen sein. Man wird in Betreff seines Ursprunges
in jene Zeiten Papst' Pius H. versetzt, als dieser sich bewogen fühlte, dem jugendlichen Car-
dinal-Dia(!onu8 sehr ernsthafte Vorstellungen über sein Benehmen Frauen gegenüber zu
machen. Die Anlage, welche damals schon stark genug war, hatte sich nicht nur ausgebildet,
sondern war allmälig zu einer Zügellosigkeit ausgedehnt worden, die, je älter Don Rodrigo
de Borja wurde, desto mehr über ihn eine schrankenlose Herrschaft ausübte. Der Cardinal,
welcher dundi seine Klugheit, Erfahning und Beherrschung schwieriger Angelegenheiten sich
ein hervorragendes Ansehen im sacro coUegio, dem Cardinalscollegimn, erworben, bestimmte
Don Pedro und Don Juan für die weltliche Laufl)ahn, musste aber die furchtbarste Ent-
täuschung erleben, und leider nicht er allein, als er schon von Kindesbeinen an Cesare
ßorgia gegen dessen entschiedenen Willen füi- den geistlichen Stand bestimmte. Die beiden
Brüder erhielten an den Kindern, die ihre Mutter Vanozza, Tochter der Donna Menica
und des Jacobo l^inctore von ihren angeheirateten Männern (Anton von Brescia und dann
Georgio de Croee [1480 — 1486] und endlich von Carlo Canale) erhielt, Stiefbrüder,* die es
wünschenswerth machten, jene unter Vormundschaft zu stellen.
' Ob ip-andia nol)!» et oidciii J{. ecciesie impenna obsecnüa.
' Nach der Urkunde de« raps^'s luudi-fu/. Vril vimi 12 SHptfMnbor 1484 damals im neunten.
» Urk. p. 6.
* So den Giovanni Hatti»Ui, Caiicjinnin von .>. Maria in via lata. Tliuasne, Documentos p. XII. Sein Vater war Antonius de
Brixia Diesem ging aber unter den Gatten Vanozza's Domonico de Arignano voraus. Burch. II, 84.
Don RoDuiGO de Bor ja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 139
Am 5. April 1483 erhielt Cäsar durch den Papst ein Canonicat und eine Präbende, die
von dem Archidiakonat von Xativa abhing; am 2. October 1483 die Propstei von Albar,
am 12. September 1484, als er neun Jahre alt war, durch Papst Innocenz VIII. das Schatz-
amt der Kirche von Cartagena. Eine andere Bulle Papst Sixtus' IV. vom 3. Mai 1483 belehrt
uns, dass, nachdem die beiden Vormünder des Kindes Johann de Borja, Petrus Ludovicus
de Boria * und Otto de Boria übereingekommen waren, die von Don Rodrigo de Borja seinem
Sohne oder dessen Vormündern übergebene Summe von 25.000 Ducaten in Valencia zu ver-
wenden, und nun Don Pedro Luis und Don Franciscus Rochemora* nach Valencia gehen
wollten, sie diese Summe daselbst in Empfang- nehmen konnten. Da ferner ein Wechsel Don
Rodrigo's (Rom, 2. October 1483) für Don Pedro Luis de Borja auf 5700 Ducaten sich
erhalten hat,* kann man als sicher annehmen, dass Don Pedro Luis de Borja sich 1483
nach Valencia begab und am 3. December 1485 der Kauf des Herzogthums Gandia und
des Castels von Vareynt abgeschlossen wurde.
Wir können nun aus anderen Urkunden und Berichten ergänzen, dass sich der Herzog
von Crandla, Baron von Lombay, Herr von Gallimora, Belreguard, Cerera, Alcodar, Alquerias,
mit der Tochter des Mayor domo mayor König Ferdinands und Oheims desselben, Donna
Maria Enriquez verlobte. Nicht minder, dass er es war, der die Verlobung seiner am
18. April 1480 geborenen Halbschwester Donna Lucrezia mit Don Juan de Centelles, Herrn
von Val d'Ayrea, und Bruder des Grafen von Oliva betrieb, der selbst einem der an-
gesehensten Geschlechter von Valencia angehörte, von dem sich ein Zweig nach Neapel
zog, wo sich Don Antonio de Centelles am Aufstande der Grossen gegen König Ferrante
1469 stark betheiligt hatte.^ Don Rodrigo selbst hatte 1484 sich gewaltig bemüht, Papst
zu werden, stiess aber damals noch auf entschlossenen Widerstand.*
Es war klar, dass die Absicht bestand, die Kinder Don Rodrigo's in Valencia unter-
zubringen, und dass die Erwerbung des Herzogthums Gandia durch Don Pedro Luis dazu
den Anfang machen sollte. Auch Don Juan sollte ein Besitzthum in Valencia erwerben,
beider Schwester daselbst verheiratet werden. Don Cäsar, der zum Kirchendienste erzogen
wurde, erliielt Präbenden von Xativa und Cartagena, und selbst den jüngsten Bruder, Don
Joffre, finden Avir in der valencianischen Verlobungsurkunde seiner Sclnvester als Canonicus,
Präbendar und Archidiaconus mayor de la seu (Kathedrale) von Valencia angegeben. Die
Heirat der Donna Lucretia sollte, wenn sie am 18. April 1492 zwölf Jahre alt geworden, in
Valencia stattfinden, sie dahingebracht imd innerhalb sechs Monaten, nachdem sie den Boden
Spaniens betreten, vollzogen werden."
Wie ganz anders hatte sich Alles gestaltet, wenn dieser ursprüngliche Plan, das Haus
Borgia zu einem echten Hause de Borja zu machen, es in Valencia, seiner Heimat, ein-
zubürgern, in Ausführung gebracht worden wäre!
Wir wissen nicht, was den ersten Herzog von Gandia aus dem Hause Borja bewog,
sich nach Rom zu begeben,' wo wir ihn im August 1488 todtkrank im Hause seines Vaters,
' spectabilifi et magnificus. ' ,iuo ex dictis tutoribiis.
' 8ur un credit qu'il avait dans la baronie (Marqnesat) de Lombay. Docum. p. 8. * ^!mita, anal, ad 1469.
' El vicecancelliere fa f;Tiin<le for/.a per se con prometter denari, officii, la casa sua, beneficii, ma 4 teniito si superbo e di
mala fede che non se ne ha paura. Guidant Vespuccius orat. an Lor. di Med., 21. August 1484. Thuasne I, append. p. 507.
Siehe auch die Depesche vom 15. Aufjust 1499.
" Oregorovius, Lucrezia IJorgia. Aetenstücke n. 4.
■> Kfinig und Köiiigin machten Februar 1488 dem Papste ungefähr 100 gefangene Mauren zum Geschenke, lebende Trophäen
eines .Sieges über den König von Granada. Burch., Diarium I, p. 291. Ich führe das nur an als einen Beweis fortwährender
freundlicher Beziehungen Spaniens mit dem römischen Stuhle.
18*
J40 Höfler.
des Cardinais, finden. In dem Verzeichnisse der Granden, die an der Eroberung Mälaga's,
dessen ganze niaurisehe Bevölkerung ki'iegsgefangen ^v^lrde' (1487), Antlieil nahmen, finden
wir den Namen des Herzogs von Gandia nicht. Allein das beweist nichts für oder gegen seine
Anwesenheit, da das Verzeichniss nur die Granden von Castilien und nicht die von Aragon
enthalt* Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Nichtcastilianer, die sich an der Eroberung
von Velez betheiligt hatten, naoli Hause gingen, ohne auch die Belagerung von Malaga mit-
zumachen, luid der Herzog von Gandia t'üi-s Erste genug zu thun hatte, sich sein neues
Besitztluun einzm-ichten und seinen Palast in Valencia zu bauen. Ebensowenig können wir
auch sagen, ob ihn sein Vater nach Rom berufen hatte. Nur das ist gewiss, dass er, tödtlich
erkrankt, in seinem Testamente (14. Augaist 1488) seinen Bruder, den ,egregimn' dominum
Joannen! de Borxia,' Herrn von Chela in der Diöcese von Valencia, zum Universalerben
ernannte, zu seinem Vormunde aber, bis Don Juan zwanzig Jahre alt sei, was ja erst 1494 oder
1496 der Fall war, seinen Vater als Generaladministrator. Seiner Schwester, der domicella
Donna Lucrezia Borgia, vermachte er zu ihrer Heirat 10.000 valencianische Gulden. Von
seiner Braut, der Tochter des Don Enrique Enriquez, ist in dem Testamente, so wie es auf
uns kam, keine Rede. Man wird wohl annehmen dürfen, dass die Verloloung sich noch in
ilirem ersten Stadium befand.'' Die Krankheit erwies sich als tödtlich, wie Don Pedro Luis
selbst gefühlt hatte. Seinen Todestag können wir jedoch nicht angeben.
Man ist es der Wahrheit schuldig, zu sagen, dass in Betreff des ältesten Sohnes Don
Rodrigo's, des Herzogs Don Pedro Luis, kein Moment vorliegt, das gegen ihn zeugt; was
wir von ihm wissen, ihn als den Besten unter den Söhnen Don Rodrigo's erscheinen lässt.
Wir wissen nicht, wie dieser den Tod seines Erstgebornen ertrug, können aber es nur als
ein Glück flu- Don Pedro Luis ansehen, wenn es ihm nicht beschieden war, die Irrgänge
zu durchwandern, denen in nächster Zeit seine Geschwister, die Kinder aus ehebrecherischer
Verbindung, verfielen. Aber auch Eins war dem Herzoge von Gandia nicht beschieden
gewesen, das ihn, so weit wir ihn kennen, gewiss mit hoher Freude erfüllt hätte, das wich-
tigste Ereigniss der spanischen Geschichte zu erleben, die Eroberung von Granada und
damit die Vollendung der von der Königin Isabella mit so grosser Beharrlichkeit unter-
nommenen und von ihrem Gemälde durchgeführten Befreiung Spaniens von der letzten
moslemischen Herrschaft. Als am Tage der heiligen drei Könige 1492, der Epiphania, die
Kreuzesfahne über der Alhambra wehte, war einer Gefahr ein Ende bereitet, die dem christ-
lichen Europa fortwährend gedroht hatte, durch eine neue moslemische Invasion im Westen
in seiner Entwicklung aufgehalten zu werden. Jetzt erst war Don Fernando von einem
Hemmschuh befreit worden ; jetzt erst begann er seine zögernde, aber sicher voranschreitende
Politik nach dem Westen zu entfalten. Er hatte bei diesem letzten und entscheidenden
Kampfe mit dem Islam die ganze Falschheit seines Vetters Don Ferrante von Neapel kennen
gelernt, der heimlich die Moros gegen ihn unterstützt hatte, und es bedurfte nur mehr des
einen oder des anderen Ereignisses, um ihn zu bewegen, statt der Nordküste von Afrika
entlang den Kampf mit den Moros fortzusetzen, die Insel Sicilien als den archimedischen
' Circa 150 mauriHc-liu Mädclieri wurden von Köni^ Ferdinand »einer Schwester Donna Juana zum Geschenke gemacht, 30 der
Knnig-iu von Portugal, andere vertheilte die Königin an castilianische Frauen (otra grau cantidad). Pulgar, c. 94.
' Pulgar, c. 88. Ah^r auch unter denen, die C'ronicas c. 84 namentlich als von Valencia kommend, augeführt werden, wie Don
Diego de Sandoval, Marques de Denia, in der nächsten Nähe von Gandia, finden wir Don Juan nicht.
' constitutu» in graviggima infirmitate et egritudine. Docum. p. XI.
* Muriii, »agt Martin de Viciano in der mir nicht zugänglichen Genealogie des Hauses ISorgia, siendo desposado quedando
intacta Donna Maria Enriquez la (jual con bula apostolica casd con Don Juan Borja hermauo segundo.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 141
Punkt zu betrachten, von welchem aus ItaUen aus den Angeln gehoben und Stück für Stück
in die Machtsphäre des aragonesischen Reiches hineingezogen werden konnte.
Bei dem grossen Brande,^ der bei nächtlicher Weile im Zeltlager der Königin vor
Granada ausgebrochen war und ungeheures Unheil anstiftete, hatte auch der Mayor domo
mayor des Königs, sein Oheim Don Enrique Em-iquez, nm* sein Leben gerettet, sonst Alles
eingebüsst. Der König entschädigte ihn, als die grosse Güteraustheilung nach der Eroberung
von Granada stattfand, reichlich. Er erhielt das Capitanat von Baza, wo dann seine Ge-
mahlin Donna Maria de Luna ihren bleibenden Sitz aufschlug, und die ganze Sierra de
Filabres mit ihren zahlreichen Besitzungen.^ Da wir Don Enrique so oft in den voraus-
gegangenen Kämpfen in der nächsten Nähe des Königs finden, kann man mit Sicherheit
sagen, dass er das volle Vertrauen König Ferdinands besass und die Verlobung Don Pedro
Luis de Borja mit Donna Maria Eni-iquez dem ersten Herzoge von Gandia eine Aufnahme
in den Kreis der königlichen Familie selbst verhiess.
Der Bewerbung des Don Pedro Luis folgte nach seinem Tode die des Herzogs Don
Juan nach, seines Erben im Herzogthimie \^ae im Besitze der Braut, deren bedeutende Eigen-
schaften in späteren Jahren mannigfachen Weh's so glänzend hervortreten.
§.6.
Don Juan de Borja, zweiter Herzog von Gandia, Gemahl der Donna Maria Enrlquez.
In demselben Jahre, in welchem sich Granada ergab und Christdbal Colon die denk-
würdige erste Reise antrat, um auf einem bisher nicht befahrenen Ocean nach Indien zu
kommen, starb am 25. Juli 1492 Papst Innocenz VIII. (Cibö) und wm-de am 11. August Don
Rodrigo de Borja, Cardinalbischof von Porto, zur grossen Freude der Römer von den Car-
dinälen in übliclier Weise zu seinem Nachfolger gewählt. Er nahm den Namen Alexander VI.
an. Obwohl der älteste unter den Cardinälen imd seit 35 Jahren Vicekanzler, befand er
sich auch nach dem Tode Innocenz VIII. nicht unter denjenigen, deren Wahl mit einiger
Wahrscheinlichkeit vorausgesagt worden war. Den Bemühungen des Cardinais Ascanio und
den grossen Versprechungen, die gemacht wurden, ward es zugeschrieben, dass dieses Mal
Don Rodrigo gewählt wurde. Fünf Cardinäle hätten sich geweigert, gleichsam einen Lohn
für ihre Stimme anzunehmen.^ Nichtsdestoweniger müssen sie Don Rodrigo als des Ponti-
ficats würdig angesehen haben, da er einstimmig gewählt wm-de. Die Krönung erfolgte mit
nie gesehener Pracht und die Belohnung der Getreuen mit einer Freigebigkeit ohne Gleichen.*
Man kannte die grosse Geschäftsgewandtheit des neuen Papstes, seine ungewöhnliche Thätig-
keit, seine bedeutenden politischen Verbindungen ; aber selbst in Spanien besorgte man ein
gewaltiges Ausgreifen ; man war in Rom der Meinung, es wei'de ein Pontificat voll Majestät
und Pracht geben. Als Alexander dem Cardinal Orsini und dem Cardinal Colonna grosse
Geschenke machte* und er sich so den grössten I'einden und Unruhestiftern als unparteiisch
1 14. Juli 1491.
' cerca de Baza con muchas alcairias y puebloe. Doii Loreiizo de Padilla, Cronica del rey Felipe el hermoso, p. 11.
' Neapolitanu», Senensis Portugallen.si.s, S. Petri ad vincula, (S. Maria in Porticu; hi soll nihil habere voluerunt dixeruntque
in pontificatu voces danda» esse gratis et non muneribus. Burcli. II, p. 3.
* Der venetianische Botschafter Valori berechnete den Antheil Ascanio's auf 100.000 Ducaten.
5 Bericht Valori's vom 12. August 1492. Nicola Ursino hielt mit 20 Schwadronen während der Inthronisation den St. Peterg-
platz besetzt, Bern. Corio. Hingegen beklagte sich der Papst sehr über Virginio Orsini. Valori, 20. Januar 1493.
j^2 Höfler.
zeiote; als or erklltrte. er fühle sicli verpflichtet, liuhe zu erhalten und Allen gemeinsamer
N'ater zu sein ; ' ala von allen Seiten Botschafter kamen, den einstimmig gewählten als recht-
mUssigeu Papst anzuerkennen und ihm die Obedienz zu leisten, konnte man hoffen, dass
die Stürme der vorausgegangenen Pontificate sich legen und kein Virginio Orsini mehr es
wagen würde, zu drohen, den Papst in den Tiber zu werfen. Die entsetzlichen Scenen, die
Viririnio sich in der Zwischenzeit zwischen dem Tode Sisto's IV. und der Wahl Innocenz VIII.
in Kom erlaubt, hatte man diesmal nicht zu erneuern gewagt.^ Während die Krönung sonst
zu oTossen Tumulten Anlass gegeben, diesmal waren sie ausgeblieben. Man hatte ihn bisher
als schlau und verschlagen gekannt.^ Seine persönlichen Neigungen konnten nach den
Bullen Sisto's IV. zu Gunsten seiner Kinder kein Geheimniss sein. Die Frage war nur,
welche Richtung die vorherrschende werden würde, als er, 59 Jahre alt, die höchste Wtirde
der Christenheit erlangte, die mächtigsten Könige dem Sohne eines valencianischen Edel-
mannes ihre Obedienz leisteten, ob die strenge Erfüllung seines hohen Amtes, die Erfüllung
des Versprechens, Allen ein gemeinsamer Vater zu sein, oder die Liebe zu seinen natür-
lichen Kindern, den lebenden Zeugen einer noch in späten Jahren aufflammenden wilden
Leidenschaft, und der eigene Hang, das Haus Borja, das sich schon den spanischen Königen
näherte, zum zweiten Male die Tiara erlangt hatte, zu dauernder Maclit und dauerndem
Glänze zu erheben? Auch das Haus Borja hatte seine Traditionen! Die nächsten Thaten
konnten über diese verhängnissvolle Frage Aufschlüsse geben. Musste man aber zu diesen
Traditionen nicht auch zählen, was in den letzten Wochen Papst Innocenz' VIII. vor sich
gegangen war, als Theodora, die Tochter des Papstes, Peretta und Battistina Cibc'), ihre
Töchter, Magdalena, Tochter des Lorenzo de Medici und Gemahlin des Sohnes des Papstes,
Franz Cibci, zur Vermählung der Enkelin des Papstes, Battistina, mit Don Luigi (Aloisius)
de Aragona, Marques von Gerace, gekommen waren und nun bei dieser Gelegenheit Be-
stimmungen über die neapolitanische Erbfolge getroffen wurden,* und zwar trotz der Pro-
testationen König Karls VIII. von Frankreich?
Der neue Papst fand einen betretenen Weg vor.
Es war auch für einen Mann von ungewöhnlichen Eigenschaften und von einer ausser-
ordentlichen Selbstbeherrschung und Pflichttreue schwer, nicht den mannigfaltigen Ver-
suchungen zu erliegen, die sich demjenigen von allen Seiten näherten, der, zum Stellvertreter
Jesu Christi erkoren, eine Fülle von irdischer Macht und Herrlichkeit besass, die ihrer Natur
nach das irdisdie I.,eben bestimmten und über dasselbe hinausreichten. Wenn die Erhebung
des Don Pedro Luis zum Herzoge von Gandia, wie nicht zu zweifeln ist, Ursache war der
Verlobung seiner Schwester Lucrezia,^ der fille carnale des Herrn Cardinais Don Rodrigo, mit
Don Cherubin Juan de Centelles, und der Herzog auf seinem Todbette ihr, der adeligen
un<l tugendhaften senora Donna Lucrezia, eine Siunme vermachte, die in dem valenciani-
schen Notariatsinstrumente auf 12.000 valencianische Timljres (sous) angeschlagen wurde,
zu welcher dann die anderen Brüder, der Procurator des römischen Stuhles Don Cäsar und
<ler Canonicus, Präbendar imd Anihidiaconus, der Knabe Don Joffr<5, 8000 Timbres, Don
Juan aber als Herzog ungefähr ein Dritttheil der Mitgift beisteuerten, so zeigt ein anderes
' o' in^e^neHk di non mancare da l'uffitio suo in mantenere la quiete et easer padre commune a tutti indifferentemente,
Valori, 16. Au^Bt.
' Valori, 27. Aupuot.
' oltra modo diveniito liom« cailido e a.stuto. Bern. Corio.
* Juni 1492. Burch. I, p. 488.
'- 26. Februar 1481.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 143
Actenstüek vom 30. April 1491, dass der Plan, Donna Lncrezia nach Valencia zn veriieiraten,
anfgegeben war, ehe noch ihr Vater Papst geworden war. Und da die Urkunde, in welcher
von ihrer Verlobung mit Don Juan Gasparo, Sohn des Don Francisco de Procida, Grafen
von Aversa, die Rede ist, den jüngsten Bruder Don JofFr^ als Baron von Villa longa anführt,
so sieht man', dass der Tod des ältesten Sohnes zunächst die Wirkung hervorrief, Donna
Lucrezia und den Knaben Don JoftVe in der Nähe des Vaters zu erhalten. Don Juan de
Centelles wm-de mit Geld abgefunden.
Kaum Avar aber Don Rodrigo Papst geworden, so wurde auch die zweite Verlobung
der donzella Donna Luci'ezia. welche in der Nähe ihrer Mutter eigene Erfahmngen von der
Heilighaltung des Ehestandes zu machen Gelegenheit hatte, rückgängig gemacht und die
dreifache Braut mit Giovanni Sforza, Herrn von Pesaro, verlobt. Don Joffrö sollte Ritter
werden, und König Don Fen-ante, der für sich über die Begierde des Papstes .spottete,
seine Kinder zu vei'sorgen, bot, als es seiner Politik zusagte, dazu die Hand. Es war von
einer Verlobimg Joifr6's mit einer seiner Töchter, Lucrezia, die Rede, bis Donna Sanzia,^
eine natürliche Tochter des Herzogs Alfons von Calabrien — des nachherigen Königs Don
Alfonso H. — bestimmt wurde, Braut des Don Joffr^ zu ^verden, der nun Fürst von Scpiillacc
wnirde, die Grafschaft Cariati, die Fürstenthümer Benavente, Terracina und Pontecorvo
als Vicariate zugewendet erhalten sollte.^ Bereits war französischerseits ein gewaltiger Sturm
gegen das Haus Aragon in Anzug, da König Karl VIH. entschlossen war, die Rechte des
Hauses Anjou auf Neapel, die er an sich gebracht hatte, persönlich zur Geltung zu bringen,
und man auf eine Thatsache gefasst sein musste, die in der Geschichte Italiens noch nicht
vorgekommen war, dass, nicht ein nachgeborner Prinz, wie einst Karl von Anjou, sondern
der König von Frankreich selbst mit Aufgebot seiner ganzen Macht sich nach Italien warf
imd im Süden sich ein Besitzthum schuf, das das übrige Italien zwischen Frankreich und
der neufranzösischen J^rwerbung in die Mitte nahm. Wollte man denn doch wissen, dass
der französische König bereits 20.000 Ducaten in Rom, 100.000 in Genua in Bereitschaft
gehalten habe, um zu bewirken, dass nach dem Tode Innocenz' VIII. ein den französischen
Plänen günstiger Papst gewählt werde.* Die Versorgung päpstlicher Kinder in Neapel bot
Don Ferrante eine Bürgschaft dar, dass der neue Papst sich nicht auf die französische
Seite schlage.
Eigenthümlich stand es mit Don Cäsar, den sein Vater, nachdem schon Innocenz Valencia
zmn Erzbisthume erhoben, mit diesem betraute und den er nun zxun Cardinal bestimmte.
Der Darstellung ^"ri^^'s gemäss hatte der Papst erklärt, Don Cäsar sei nicht sein Sohn.*
Die Sache sei dann einer Commission von drei Cardinälen übergeben worden, welche durch
viele Römer als Zeugen be^viesen, dass Cäsar Sohn des Domenico de Arignano und der
Vanozza, Eheleute, sei und er in ihrem Hause geboren war. Als Arignano starb, habe er
ihn zu seinem Erben eingesetzt. Denjenigen aber, die von dem Papste wissen wollten, warum
er Cäsar, wenn er sein Sohn nicht sei, ohne Verdienste zu einer so hohen Würde erheben
wolle, habe der Papst erwiedert, weil er Bruder des Herzogs (Juan) von Gandia und Sohn
der Vanozza sei. Der Gerichtshof der Rota sprach nun definitiv die Legitimität seiner
' i di etji d'anni Xu in XIII (1493) veramente <li un bello et grato aspecto. Antonio Guidocto de Colle. Burch. II, p. 642.
' Der Hochzeitsvertra^ bei Guidocto, p. 642. Trinchera Cod. Aragonese, p. 515, 526.
' Aus der Unterredung des Cardinais Ascanio mit dem Cardinal von S. Pietro (bei Corio) geht aber hervor, dass die Partei
der Cardinäle^. welche anfanglich Don Rodrigo nicht wählen wollten, nur einen gebornen Italiener zum Papste wählen wollte.
* Hist. del rey Don Hernando, I, c. 22: diziendo que por no tenerlo por tal, puesto el duque Don Pedro Luys su hijo diö
el ducado de Gandia a Don Juan de Borja siendo minor, f. 28.
J44 Höfler.
Ut'bm-t aus. Im Consistorinm widersprach Niemand, liöelistens überliess man die Sache ,dem
Gewissen' des Papstes, da das Gegentheil nicht sicher war. Der Ceremonienmeister Johann
Biirchard erwtthnt bei der Cardinalspromotion am 20. September 1493, wobei Don Cäsar als
erster unter den zwölf ernannten erscheint, es hätten nur sieben Cardinäle dafür gestimmt.
Cäsar sei der Sohn des Papstes von einer Frau, die er selbst an einen gewisSten Dominicus
von Arignano verheiratet habe ; ' er sei stets als Sohn desselben angesehen und gehalten
worden. Der Papst habe ihn zum Bischof von Pampluna in Spanien gemacht.^ Er erhielt
als Cardinal von Valencia am 26. März 1494 zugleich mit dem Protonotar Juan Borja,
Neffen des Papstes, die vier niederen Weihen und das Subdiaconat.^ Gewiss ist, dass Donna
Vauozza auch von ihren Männern Kinder hatte, die als Geschwisterte der Kinder Alexanders
angeselien wurden. Letzterer wird es wohl am besten gewiisst haben, wie es mit dem Car-
dinal von V.ilencia stand,* und Papst Sisto hat es 1480 auch gewusst!
Im Allgemeinen herrschte eine ungemeine Spanjiung der GemUther vor. Man hatte das
unbestimmte Gefühl, vor einem grossen Ereignisse zu stehen, und die Wahl Don Rodrigo's
zxxm Papste, die offene Feindscliaft zti ihm, welcher der Cardinal di S. Pietro, der Neffe Papst
Sisto's, dadurch einen Ausdruck gab, dass er sich nach der befestigten Burg von Ostia be-
gab und trotz wiederholter Aufforderungen des Papstes niclit nach Rom zurückkehren w^oUte,
bewäesen, dass auch hier die Dinge nichts weniger als in Ordnung waren. Der neue Papst
flösste nur denen Vertrauen ein, in deren Interesse es lag, sich ganz an ihn anzuschliessen.
Auch in Spanien, wo man Don Rodrigo genau kannte, war man nicht ohne Besorgnisse
in Betreff' der Zukunft.^ Man kannte seine Neigung, Schwieriges zu unternehmen, und
schrieb ihm Lust zu grossen Thaten zu. Hatte er als Cardinal das Herzogthum Gandia be-
gründet, was gedachte er nicht als Papst für die Seinigen zu tliun? Man hielt ihn für den
Urheber der vielen Zenvürfnisse, die zwischen Papst Innocenz und König Ferrante statt-
gefunden, und erinnerte sich sehr wohl der Politik Papst Calisto's gegen das Haus Aragon
in Neapel. König Ferdinand hatte sich dem Könige Karl VIII. durch den Vertrag von
Barcelona genähert, der den langen Streit über Roussillon und Cerdaigne beendete und dem
französischen Könige in Betreff ItaHens freie Bahn Hess. Man befürchtete eine aggressive
Politik des neuen Papstes in Betreff Neapels und der A^erbindung König Ferrante's mit
Virginio Orsini." Der König von Castilien und Aragon w^ar nicht mehr der junge Mann,
welcher einst den Erzbischof von Toledo, seinen Wohlthäter, auf die Gegenseite getrieben
und seiner eigenen Sache schweren Schaden bereitet hatte. Auf den portugiesischen Krieg
war eine Versölmung zwischen Spanien und Portugal, selbst die Heirat der Prinzessin Donna
Isabel mit dem Thronerben erfolgt. Der Krieg mit den Moros Avurde mit meisterhafter
Strategie und glänzendem Erfolge geführt und beendet und hatte das Ansehen des Königs
sowohl im Innern als nach aussen hin gefördert. Der König war sein eigener Minister
und erwies sich auch den schwierigsten Verhältnissen gewachsen. Man musste bald empfinden,
' Der Nacliricht Unrcliard'» und 9""<* zufolge raus» man diesen Dominicus als den ersten Mann der Vanozza ansehen, die
«ich bald des einen, bald des andern zn entledigen verstand.
' Burch. 11, p. 84. Die osounischen Urkunden beweisen, dass die Legitimirung Don Cäsars schon früher stattgefunden habe.
' 1. c. 11, ]). 99. ad ((uatuor minores et subdiaconatus sacro ordines.
* Bei der Cardinalspromotion am 20. December 149.3 machte Papst Alexander aucli filinm Gabrielis de Cesarinis fratrem generi
«ni zum Cardinal. Diener gener war Giovanni Cesarini, der die Oirolama de Borja am 24. Januar 1482 geheiratet hatte.
Burch. 11, p. 84, n. 4.
* Hi»t. del rey Don Hemando, I, c. 11.
* Er war zuerst in Ootia bei dem Gegner des Papstes, dem Cardinal de la Rovere, und ging dann am 29. Juni nach Bracciano,
wo er den Antonio Conti aus Genua aufhängen lie.ss. Burch. II, p. 82.
Don Rodrioo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 145
dass in der europäischen Welt, die der französische König bisher zu beherrschen, König
Don Ferrante durch seine Intriguen zu leiten versucht hatten, ein neuer Factor aufgetreten
war, der ein festes Ziel verfolgte, dieses aber, so lange es nicht Zeit war, mit dem Geheim-
nisse seiner Politik herauszurücken, mit aller denkbaren Schlauheit zu verdecken A\aisste.
Schon damals war der Plan gefasst, Neapel mit Aragon zu vereinigen und nicht zu dulden,
dass es, wenn eine Katastrophe eintrete, in fremde Hände falle. Zu diesem Zwecke waren
selbst im Geheimen Unterhandlungen mit den neapolitanischen Baronen angeknüpft worden,
die sich nach dem letzten Aufstande gegen König Ferrante nach Frankreich geflüchtet hatten,
und die dann in Rom fortgesetzt \\au-den.' Der König erhielt gei-adezu von den mit der
Tyrannei Don Ferrante's und seines noch mehr verhassten Sohnes unzufriedenen Baronen
die Aufforderung, seine Rechte auf Neapel geltend zu machen und den Treubruch nicht zu
dulden, den sich beide erlaubt, als sie gegen ihr dem jVbgesaudten König Ferdinands, Don
liiigo Lopez de Mendoza, Grafen von Tendilla, gegebenes Versprechen, den Aufgestandenen
zu verzeihen, sie in scheussliche Kerker geworfen, gemartert und ennordet hatten. Nur die
Kenntniss dieser heillosen Zustände und der allgemeinen Unzufriedenheit vemiochte den
jugendlichen König von Frankreich, wider den Ratli der Seinen selbst einen Zug nach Neapel
zu unternehmen, der die Franzosen bis Sicilien fuhren sollte. Dem Könige Don Fernando aber
wurde in das Gedächtniss gerufen, wie die neapolitanischen Barone nach dem Tode König
Alfonso's dreimal seinem Vater Don Juan die Aufforderung zukommen Hessen, sich Neapels
zu bemächtigen ; wie Don Federigo, Bruder des Herzogs von Calabrien, eine Nichte des
Königs von Frankreich geheii-atet, sein Vater Don Ferrante einen Aufstand in Sicilien her-
vorzurufen gesucht und nicht blos die Könige von Granada unterstützt habe, sondern auch
Ursache geworden sei, warmn der Krieg mit den Moros sich so lange hinausgezogen. Leicht
könne König Ferdinand sich in den Besitz des Königreichs setzen, Italien Frieden geben
und den Kampf mit den Osmanen ))eginnen.
Von dem Entschlüsse, den der König fasste, hing ab, ob Italien die Beute der Fran-
zosen oder der Spanier werde. Wer zuerst zugriflf, konnte sich zum Herrn erschwingen.
Don Fernando zögerte jedoch, den Kampf gegen den Gemahl seiner Schwester zu beginnen
und kaum dass der Krieg mit den Moros zu Ende gekonuiien, sich in ein neues kostspieliges
und doch zweifelhaftes Unternehmen einzulassen. Wir begreifen aber, dass sein Verhalten
dem Herzoge Ludovico, genannt il Moro, dem Usurpator von Mailand, wie dieser selbst
1496 gestand, Anlass gab, die französische Invasion nach Kräften zu beschleunigen, und
dass der gänzlich morsche Zustand Italiens dann den Franzosen einen unerwartet günstigen,
beinahe fabelhaften Erfolg bereitete. Der lange Aufenthalt, welchen König und Königin
dann in Barcelona nahmen, steht mit dieser zuwartenden Haltung im Zusammenhange. Von
hier aus wurde Diego Lopez de Haro nach Rom gesandt, dem Papste die übliche Obedienz
zu leisten und zugleich ihm jene Vorstellungen zu machen, die König und Königin den
Verhältnissen für angemessen erachteten.
Ein Brief, welchen Don Enrique Enriquez, der ältere Bruder der Donna Maria Enriquez,
an den Papst in Angelegenheiten der Vemiählung Don Juans richtete und den der angeblich
17jährige Cardinal-Diakon Erzbischof von Valencia beantwortete, der uns aber leider nur
aus der Antwort des Letzteren bekannt ist, konnte den Papst in Betreff der Stimmung vor-
bereiten, die am königlichen Hofe zu Barcelona seit seiner Thronbesteigung herrschte.^ Die
' Siehe da« interessante 20. Capitel des ersten Buclies der Hist. del rey Hernando.
' Thuasne, Docum. p. XII.
DenkschrifteD iev phii.-hiat. Cl. XXXVII. Bd. 19
J46 Höfler.
AutAvort, die von Joan. erwilhltem Bischöfe von Perugia, Datar, unterzeichnet ist und das
Datum vom 28. Milrz 1493 trUgt, wendet sicli zuerst gegen unrichtige Anschauungen, die
man am spanischen Hofe von dem Leben, Greniüthe und Benelmien des Papstes habe.'
Keiner der vorausgegangenen Papste liabe bei dem Beginne seines Pontificates so schhmme
Ertahrungen gemacht, so argen Unbilden sich ausgesetzt befunden ; keiner von denen, welche
Don Enrifpie Enriquez, der ältere Bruder der Donna Maria, angeführt, habe auch eine so
erhabene Xatur gezeigt, noch sei er so sehr gefürchtet als Papst Alexander durch seine lange
Erfahrung, seinen scharfsinnigen Geist und den stürmischen Nachdiiick seiner Handlungen.^
Wohl hätten Neid und Bosheit, Avie sich bei dem von König Ferrante aufgestachelten Car-
dinal von San Pietro in vinculis gezeigt, den Versuch gemacht, so weit sie konnten, Neue-
rungen zu stiften, zuletzt aber hiitten doch Klugheit und rechtliches Benehmen gesiegt.^ l^ald
werde der einem Alexander würdige Ridim hell hervortreten und würden nach dem Schrift-
worte diejenigen vor Furcht zittern, die bisher keine Furcht hatten. Wenn man aber sähe,
mit welcher Grazie und süsser Rede, mit welcher Gerechtigkeit und Milde sich Seine Heilig-
keit, mit welcher Andacht und Freigebigkeit in religiösen Dingen benehme, würde man
sicher Bewunderung hegen. Er gebe mit Geduld imd Hingebung auch den Armen Audienz ;
in S. Maria maggiore, im Palaste von St. Peter und so vielen anderen Orten würden Bauten
aufgefiihrt; den grösseren Theil seiner Einkünfte verwende der Papst zu gerechtem und
gutem Gebrauche imd gebe so vor Gott und der Welt Zeugniss von seinem glorreichen
Leben, so dass Alle damit zufrieden und in Erstaunen versetzt seien.* Schliesslich ersucht
der Cardinal-Diaconus, es möge, nachdem der Papst die Abreise des Herzogs von Gandia
nach Spanien bestimmt habe, Don Enrique J]nriquez Sorge tragen, dass er bei den Königen
freundliche Axifnahme finde, wie er es verdiene.*
Der Botschafter König Ferdinands und der Donna Isabel kam zur Zeit des höchsten
Glanzes des neuen Pontificates. Als am 5. Mai 1493 der Papst feierlich ausritt, ritten vor
ihm der türkische Staatsgefangene Dschem, Bruder Sultan Bajesid's, zur Rechten und Don
Juan. Herzog von Gandia in türkischer Kleidung zur Linken." Beide begaben sich mit dem
Papste nach S. Giovanni im Lateran. Als der Botschafter am 13. Juni, von den spanischen
Gesandten begleitet, in Rom seinen feierlichen Einzug hielt, ritten ihm Don Juan und sein
Schwager, der Herr von Pesaro, in prachtvoller Kleidung, wie Könige mit Gold und Edel-
steinen bedeckt, entgegen. Doch machte man damals schon die Bemerkung, wie sehr Don
Juan seinem jüngeren (?) Bruder gegenüber abstand, ,der, 17 Jahre alt, fröhhch, heiter und von
grosser Bescheidenheit' in seinem Aeusseren, weitaus besser und hervorragender als der
Herzog von Gandia war.' Nachdem am 25. Mai die beiden Gesandten der katholischen Könige
und der Gouverneur von Rom, Don Gonsalvo, Bischof von Tarragona, dem Botschafter
' la vida corazon y destreza de la Santidad de nuestro seilor.
' por »u luenga experiencia, acntis«imo ingenio e vehementia en las aciiones.
' I)ero al fin de la carrera la prudencia y rectitud en las cosas agibile» prevalese y clarese.
• trabaja vnestra Senori« »e a recibido tratado y beneticiado por su9 alteza» como es la esperanzas de qui en lo mando y
el merece.
' In dem Schreiben an Don Enrique Enriquez wird Don Juan vuestro liijo genannt. Sollte das niclit suo heissen müssen,
nämlich de» PapsteH, so milsste man annelimen, da.s» niclit der Bruder, sondern der Vater der Donna Maria der Briefsteller
war. Vielleicht war es blosse IlUflidikeit.
• Valentinu» filiu» .SS. D. N. pape in habitu Turcorum. Burch. II, p. 69.
' Lon^fe meUoria et praestantioris aspectus (|uam sit dux Gandia. Giov. Andrea Boccaccio, florent. Gesandter. Gregorovius,
Lucrezia Borgia, p. 64.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 147
mehrere Tagereisen weit entgegengeritten, war am 10. Juni die Verlobung des Don Alexander,
wie Burchard ihn nennt, Sohn des Herrn von Pesaro, mit Donna Lucrezia * erfolgt, nach-
dem der erste Gatte für 3000 Ducaten auf seine Rechte Verzicht geleistet.^ 150 vornehme
Römerinen A^•^lrden am 12. Mai zum Feste eingeladen und 50 Becher mit Confect zum Zeichen
grosser Freude ihnen in eigenthümlicher Weise gespendet.' Unter den zum Abendessen ein-
geladenen Frauen befand sich axicli Julia Bella de Farnese, die damals sich der besonderen
Gunst Alexanders VI. erfreute.* Zum Schlüsse führte der Vater seine Tochter ihrem Gatten
selbst zu.
Man könnte diese Vorgänge als Commentar zu dem Briefe des Cardinal-Erzbischofs
von Valencia an Don Enrique Enriquez betrachten. Der Papst hatte befohlen, dass, imi König
und Königin besonders zu ehren, sein Neffe, der Cardinal von Monreal, dem Botschafter
sechs Meilen weit entgegenreite und dann, ihn zur Linken lassend, mit ihm in Rom einziehe.'^
Als der Zug an die Porta viridaria gekommen, wurde der Botschafter von dem Schwieger-
sohne des Papstes und dessen Sohn in die Mitte genommen, der Letztere ritt zur Rechten,
der Botschafter in der Mitte. Drei Tage später \\iirde Don Diego de Haro in das Con-
sistorium geführt und entledigte sich nun, nachdem er Obedienz geleistet, seines Auftrages.
Der König sehe mit grossem Missfallen, wie in Italien sich Christen untereinander bekämpften,
während er selbst bereit sei, Staat und Leben ziu* Bekämpfung der Ungläubigen zu wagen.
Der Botschafter versicherte, der König wolle wissen, wer Urheber der Friedensstörung sei,
und gedenke diesen als seinen Feind anzusehen. Er beschwerte sich femer, dass die Mara-
nos, die er aus seinem Reiche als Feinde des Glaubens vertrieben, in Rom Aufnahme ge-
funden.'^ Der Papst als Haupt -des Glaubens solle sie aus den Ländern der Kirche verjagen.'
Endlich wurde der Papst gebeten, dem Könige zum Zwecke eines Krieges zur Befreiung
Jerusalems den Ueberschuss von spanischen Pfründen, die über 100 Ducaten trügen, zu
verleihen; sonst würde er sie selbst dazu verwenden. Da ferner es in Rom unmöglich sei,
eine geringe oder grosse Pfründe, ohne dafür Geld zu geben, zu erlangen, sie geradezu ver-
steigert würden, so möge der Papst dafilr sorgen, dass Niemandem mehr als eine Curatpfründe
zukomme. Burchard sagt selbst, dass er Anderes, was sich auf den Zustand der Kirche*
' Filia spuria Pape Alexandri, II, p. 78. Mit beissendem Spotte fügt der Ceremonienmeister p. 79 lünzu: Alexander consue-
tudinem jam ceptam per Innocentium de maritanda prole feminina pro.'iecutus est et ampliavit. Incuml)it igitur clerus
omnis et quidem cum diligentia, circa sobolem creandam Itaque a majore ad usqiie ad minimum concubinas in figiira
matrimonü et quidem publice attinent. Quod nisi a Deo provideatur, tran.sibit hec corruptio usque ad monaclios et religio.so.s,
quamvis raouasteria urbis qua.si omnia jam facta sint lupanaria nemine contradicente.
' adliuc suo primo marito vivente et propter dictam pecuniara tacente et renuneiante.
ä in sinum multarum mulierum potissime pulchrarum projecte fuerunt (cuppe argentee) et hoc ad honorem et laudem omui-
potentis Dei et ecclesie Romane, wie der Erzähler in gerechtem Grimme hinzufügt.
* Ejus concubina. p. 80.
^ post triduum, nämlich nach der Hochzeit.
* Diese Beschwerde gibt Thuasne II, p. 81, n. 1, Anla.ss zu einer patlietischen Klage über die Grausamkeit der Spanier gegen
die Matiren. Auch heisst es (p. 681); apres avoir expulse le.s Maures de son royaume voyalt avec ^tonnement le pape
recevoir ces deniiers dans ses etats. Wäre doch Papst Alexander von allen ihm gemachten Vorwürfen so leicht loszusprechen
als von diesem! Die Marauos, denen wir auch in Macchiavelli's principe begegnen und die den deutschen Uebersetzern so
schwere Sorgen bereiten, haben mit den Mauren, den moros, so wenig zu schaffen als letztere mit den Mohren, sondern
waren die Kryptojuden, die wieder nicht mit den 1498 aus Spanien vertriebenen Juden verwechselt werden dürfen, wie
beides Thuasne that.
' Marrani steterunt in maxima quantitate extra portani Ajjpiam apud capnt Bovis, Burch. II, p. 82. Von da drangen sie in
die Stadt umi brachten die Pest hinein. Am 29. Juli 1498 erhielten 180 Marrani in Kom die feierliche Aussöhnung.
Burch. II, p. 491.
' ad statum et honorem ecclesie Burch. II, p. 81.
19*
J48 HöFLBR.
bezogen, übergehe. Qurita aber erwähnt.' dass der Botschafter dem Papste nocli erklärte,
dass sein König die Angek^genheiteu Neapels, der casa de Aragon daselbst, wie seine
eigenen betrachte und da aus Bündnissen, wie sie bereits Papst Alexander geschlossen,
Kriege hert-orzngehen pflegten, so möge er nichts thun, was den allgemeinen Frieden stören
könne. Die von Papst Cahsto herrührende Feindschaft der ßorja gegen König Ferrante
und geheime Verhandlungen, in die sich Papst Alexander zum Theile aus Furcht vor Gewalt-
schritten des Königs von Frankreich eingelassen, erzeugten bei König Ferdinand Besorgnisse,
denen Don Diego lebhaften Ausdruck verlieh, ohne dass wir angeben könnten, welche Ant-
wort ihm der Papst gegeben. Doch wissen ynr, dass der Papst verlangte, Virginio Orsini
solle die Lftndereien der Kirche zurückgeben, die er von Francisco Cibö erworben. Der
Botschafter aber bot dazu die Vermittlung seines Königs an imd rieth, den Weg der Güte
einzuschlagen.* Auch bericlitet ^urita, dass es dem Botschafter gelungen sei, ein besseres
Verhultniss zwischen Papst Alexander und Don Ferrante anzubahnen und vor Allem den
Plan Ludovico Sforza's und seines Bruders, des Cardinais Ascanio, dem französischen Könige
die Investitur über Neapel zu verleihen, zu vereiteln. Es konnte fiir den Papst kein Ge-
heimniss sein, dass König Ferdinand an seiner Berechtigung auf Neapel festhielt und die
des Hauses Anjou, geschweige König Karls nicht anerkannte, sie für ihn nicht vorhanden war.
Eines der wirksamsten Mittel, den Papst auf seine Seite zu ziehen, war aber, den an-
erkannten Lieblingssohn desselben, Don Juan, nach Spanien iind an den Hof zu ziehen ' und
ihn mit der Braut seines verstorbenen Bruders zu vermählen. Seit Monaten, schrieb der Far-
nesische Agent Boccaccio nach Hause, waren die kunstfertigen Goldschmiede Roms beschäftigt,
kostbaren Schmuck 7AI fassen, den der Herzog von Gandia nach SiJanien nahm.* Er wohnte
um 12. Juni der Vermilhlung seiner Schwester mit Giovanni Sforza bei imd verliess dann
am 4. August 1493 Rom.'' Der Papst, schrieb Don Ferrante am 6. Juli 1493, thut das
Aeusserste, um seinen Sohn in Spanien gross zu machen, obwohl er weiss, dass die Königin
ihm wenig gewogen ist." Don Juan begab sich nach Civitk vecchia, wo seiner vier Galeeren,
sogenannte sotiles, warteten, die ihn nach Barcelona trugen, wo seit Anfang 1493 König
und Königin Hof hielten. Ausdrücklich erwähnt Don Lorenzo Galindez Carvajal, dass alle
Granden des Königreiches aufgeboten worden waren, sich dahin zu begeben,' so dass man
sich kaum eine grössere Feierlichkeit vorstellen konnte, als die jetzt bei der Vermählung
' Hist. del rey Don Jleriianrto, I, p. 26, 27.
' Am 24. August 1493 sölnite »ich auch Virginio Orsini und der Cardinal de la Rovere mit dem Papste au.s. Hnrch. II, p. 84.
' que y residiesse en su corte. ^'urita, Hist. I, c. 22, f. 27 b.
• Gregoroviug, Lucrezia Borgia. Dritti^ Aiifljige, I, p. 64.
' Gregorovitu 1. c.
• et pur M el pontifice quella Ser»'-' rcgina osserle stata poco affettata. Trinchera, Cod. Arag. II, 2, p. 175, 177.
' Oregorovin» scheint den spanischen Quellen wonig Aufmerksamkeit gewidmet zu haben, und doch berichten sie sehr beherzigens-
werthe Dinge. Wenn er p. 64 sagt, Don Juan hatte »ich dort — in Spanien — mit D(mna Maria Enriquez, einer vornehmen
Valencianerin, vermählt, und erst kurz vor der Thronlie.steigung seines Vaters, denn es gibt ein Breve Alexanders schon vom
6. October 1492, worin er die.sem Sohne und seiner Gemahlin von jedem beliebigen Beiclitiger die Absolution zu nehmen
gestattete, so muss bemerkt werden, dass nur von einer Verlobung damals die Rede sein konnte, der zufolge kirchenreclit-
lich beide als Gatten angesehen wfurden. Donna Maria war aber keine Valencianerin, sondern eine gute Castilianerin, auch
nicht die Tochter des Don Enrique Enriqnez, Grosscomthurs von Leon, .sondern des Oheims König Ferdinands, Don Enrique
Enriqnez, und die Verwandtschaft mit dem Kdnigshause Aragon stammte von der Donna .luana Enriquez, Mutter König
Ferdinand», her. Wann aber und unter welchen Verh.=iltnissen die Hochzeit gefeiert wurde, bericliten die .spanischen Quellen
»ehr genau, »ie sie auch von Don .Juan selbst eine scharfe Charakteristik geben. Da,ss Don Juan II. sich mit Giovanna d' Ara-
gon», einer Prinzessin des gestürzten Königshauses, vermählte, p. 373, ist gleichfalls irrig. Donna Juana de Aragon war eine
Enkelin KCnig Ferdinands von seinem natürlichen Sohne, dem von ihm so viel geliebten Erzbischofe von Saragossa. Nicht
minder ist irrig, was Gregorovius p. 372 von Donna Maria erzählt. Mir ist kein Fall bekannt, dass sie am Hofe der Königin
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 149
des zweiten Herzogs von Gandia mit Donna Maria, Tochter des Oheims des Königs/ statt-
fand,- als es zuerst zum Handkiiss des Königs und der Königin, dann zur Ceremonie der
Verschleierung (velare) und Vermählung kam imd der ganze Hof sich daran betheiligte.
Wir wissen aus ihren späteren Schicksalen, welch hoher Geist Donna Maria beseelte. Die
Herzogin von Gandia gebar ihrem Gemahle erst eine Tochter, Donna Isabella, wahrschein-
lich Pathenkind der Königin, dann einen Sohn, der nach seinem Vater genannt Avurde.
Dieser selbst aber hat in Spanien ein schlimmes Andenken zuinickgelassen. Andrö Bernaldez,
der die Materialien seiner Chronik zum Theile von dem Beichtvater König Ferdinands, dem
Erzbischofe Deza von Sevilla, erlangte, schildert den zweiten Herzog von Gandia nach
seinem Auftreten in Spanien, das er 19jährig betrat, als sehr böse, hochmüthig und von
seiner Grösse aufgeblasen, von schlechter Gesinnung, sehr grausam und unvernünftig. Ver-
nunftgründen nicht zugänglich.'
Papst Alexander hatte in kürzester Frist das Aeusserste gethan, seine Kinder zu ver-
sorgen, und wenn dieses zunächst z;x seiner Aufgabe gehörte, so hatte er diese sehr um-
fassend gelöst. Don Juan, Herzog von Gandia, vemiählt mit einer Base des Königs und
der Königin von Spanien, sein Vater sehr bald im Besitze einer Enkelin und eines Enkels ;
Donna Lucrezia nach zweifacher Verlobung endlich in Rom vermählt, der jüngste Bruder
Gemahl der Enkelin imd bald auch der Tochter eines Königs, endlich Don Cäsar, inwiefern
er nicht blos Bruder dieser drei Geschwisterten als Kinder Einer Mutter war,* Cardinal-
Diakon mit 18 Jahren. Das Haus Borja war glücklich versorgt, und zwar in Spanien,
Rom und Neapel (Sicilien), und noch immer war Alexander VI. bemüht, demselben Zuwachs
zu verschaffen. Er erklärte sicli selbst urkundlich am 1. September 1501, TOjährig, als
Vater eines Sohnes Don Giovanni de Borja.* Er sollte den vier Jahre früher eiTnordeten
ersetzen. Man konnte schliesslich seine Kinder eintheilen nach den verschiedenen kirch-
lichen Graden, die er durchschritten, um zum höchsten zu gelangen, mit welchem jene Ver-
antwortlichkeit verbunden war, die ihn erdrücken musste.
Als im Jahre 1494 nach dem Tode König Ferrante's der Cardinal von MontreaP als
legatus a latere nach Neapel ging, den neuen König, bisher Herzog Alfons von Calabrien,
zum Könige zu krönen und damit die von König Karl VIH. angeregte Investiturfrage in
einem für die casa de Aragon günstigen Sinne zu erledigen, fand auch unter den grössten
Feierlichkeiten die Vermählung der Donna Sanzia mit Don Joffre de Borja statt,' der
Isabella lebte, wohl aber, das» sie 1802 sich in Gandia aufhielt. Das.*! ,mit ihr auch ihre Tochter Isabella Nonne wurde',
ist ebenfalls irrig. Donna Maria ging in das Kloster, deren Aebtissin ihre Tochter geworden war. Mehreres Andere p. 372
und 373 übergehe ich, da ich, wenn die Lebenstage gefristet werden, auf den vierten Herzog von Gandia und sein Ver-
hältniss zu Kaiser Karl V. zurückzukehren hoflfe.
' prima hermana del rey catolico. Don Alvaro Cienfuegos, la heroyca vida del grande S. Francisco de IJorja. Barcelona,
1754, f., p. U.
' por tener nias preudAdo al Papa, ^""t'ii 'I'^t- ^t c- 22, f. 27 b.
' Un inuy mal hombre, mal hombre, soberbio, muy enlodado de grandeza 6 de mal pensamiento era muy cruel e rauy fuer.i
de razon — das Aergste, was man nach spanischen Begriffen sagen konnte, wenn man nicht geradezu Verrücktheit aus-
sprechen wollte. A. B., e. 152.
* Im Hause Don Juans war die Tradition, dass er und Donna Lucretia Kindtir der ,noble Donna Benosa' aus Rom waren.
Docum., p. 14.
' Docum., p. 14. •> El Valenciano. Escolano II, p. 120.5. Er .starb am 25. Januar 1494.
' In Camera predicta, wo das Brautbett war, domicelle et mulieres spoliarunt sponsum et sponsam et eos in lecto simul
imposuerunt sponsum a dextera sponse. Quibus sie nudis jacentibus sub linteameuta et cooperta intramnt rex et legatus
(die bisher inl" Vorzimmer geblieben waren); in quorum presentia sponsus et sponsa per domicellas fuerunt detecti usque
ad nmbilicnm vel citra et sponsus sponsam sine verecundia deosculatus est. Reraanserunt ibidem legatus et rex circa medium
horam confabulantes. Deinde dimissis sponso et sponsa, recesserunt omnes. Burch. II, p. 168.
J50 Höfler.
bereits Prinz von Squillace, Graf von Cariati, Protouotar und Stellvertreter des Königs auf
dieser Seite des Pliams, vom Könige ziun Ritter geschlagen Mairde und den Hermelin'
empfing. Hi-i dieser Gelegenheit >Aiirde aber auch der Herzog von Gandia Fürst von Tri-
carico, Graf von Chiaranjonte, Lauria und Carinola.^ König Ferdinand hatte erreicht, was
er wollte. Papst Alexander befand sich ganz im Fahrwasser der aragonesischen Politik.
§•7.
Don Juan, zweiter Herzog von Gandia, Generalcapitän im Orsini-Kriege. Schlacht
von Soriano (24. Januar 1497).
Bisher war Alles, was Papst Alexander unternommen, vom Glücke begünstig-t gewesen.
Nur leise war die Mahnung an die Vergänglichkeit irdischer Dinge und an die Hinfälligkeit
menschlicher EntAvürfe durch den Tod seines ältesten Sohnes an ihn herangetreten. Aber
die Lücke war bald ausgefüllt. Die glänzende Aufnahme, die Don Juan in Barcelona ge-
fimden, mochte den zärtlichen Vater in der üeberzeugung von der Vortrefflichkeit seines
Lieblingssohnes bestärken, wenn auch, je mehr sich dieser entwickelte, der Contrast zwischen
dem, was er wirklich war, und der hohen Meinung, die Papst Alexander von ihm hegte,
früh genug zur grossen Beschämung des Letzteren lierAortrat.
Der Herzog befand sich während des grossen Einfalles König Karls in Italien in seiner
neuen Heimat. Wenn auch allgemein das Gefühl vorherrschte, dass der Königszug die Lage
der Dinge wesentlich verändern werde, so konnte doch Niemand auch nur annähernd sich
eine Vorstellung von dem jähen Umstürze der Dinge machen, der in kürzester Frist eintrat,
seit Ludovico Moro den Franzosen das Thor Italiens geöffnet ; Niemand vorher eine Einsicht
besitzen, wie hohl und morsch Alles in Wirklichkeit sei, während das mediceische Zeitalter
den Schein ungewöhnlichen Aufschwunges an sich trug; hatte Niemand die Erfahrung ge-
macht, wie erbärndich ein Gemeinwesen sei, dem alle sittliche Grundlage fehlte; Niemand
konnte eine Ahnung haben, dass die französische Invasion, welche der spanischen voran-
ging und ihr den Weg wies, den Charakter eines militärischen Spazierganges von Lyon nach
Neapel annehmen werde, bei welchem gelegentlich der Umsturz italienischer Hauptstaaten
erfolgte; Niemand auch nur im Entferntesten sich vorstellen, welches Ende der Zug des
Königs selb.st nehmen, welche Veränderungen er herbeiführen, welche bleibende Folgen sich
ergeben würden, wenn, nachdem Italien sein Verhältniss zum deutschen Kaiserreiche längst
gelöst, es auch seiner Hilfe entliehrte, selbst aber zu schwach, sich romanischer Invasionen zu
erwehren, nunmehr abwechselnd von Franzosen und Spaniern zertreten wurde ! Der Umsturz
der mediceischen Herrschaft in F'lorenz war nur ein Vorspiel dessen, was in Neapel stattfand,
dessen König in der Unmöglichkeit, den Stm-m aufzvdialten, der die Herrschaft seines Hauses
wegfegte, starb (25. Januar 1494), als er vielleicht der Einzige war, der den urplötzlichen
Eintritt der Katastrophe hätte verhindern können. Sein Sohn und Nachfolger Don Alfouso,
die verhassteste Persönlichkeit, grausam, geizig, wollüstig und tyrannisch, im entscheidenden
Augenblicke muthlos bis zur Feigheit, war wde gemacht, den Ruin der casa de Aragon zu
beschleunigen. Gott und die Menschen zugleich schienen denselben seinen Sünden preiszugeben.
< Barch. II, p. 161.
' p. 160. Gentile Verginio — ,ile UrKinis rex coruitituit de domo Aragoiiiae et grandem condestabilem regni' — , welch letztere
Würde Don Joffr^ nach Burch. p. 161 auch erhielt.
Dox RoDRiGO DE BoRjA (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 151
Papst und König Ferdinand waren durch das unerhört rasche Vordringen der JVanzosen
gleich sehr überrascht. Papst Alexander VI. hatte endlich Stellung genommen, und zwar
im engen Anschlüsse an den Sohn Don Ferrante's, über welchen sich die Päpste, seine
Vorgänger, und er selbst so oft beklagt, an König Alfons IL Aber die Dinge überschlugen
sich so rasch, dass, anstatt eine Stütze Anderen zu verleihen, er selbst einer gegen König
Karl bedurfte, der, ohne dass es der Papst wusste, sclion in Rom übernachtet hatte. Alexander
war nicht der Einzige in jenen stürmischen Tagen, der imter dem raschen Wechsel der
Dinge rathlos dastand, in der Flucht sein Heil zu finden glaubte wie in dem Anschlüsse
an den Padischah der Osmanen,^ als die Notliwendigkeit ihn zwang, sich mit dem französi-
schen Könige, der Herr von Rom geworden war, auseinanderziTsetzen. Der Papst, welcher
noch Anfang November dem Cardinal Ascanio, der ihn zu bewegen suchte, die Partei König
Alfons' IL aufzugeben, erklärte,^ lieber sterben zu wollen, als dieses zu thun, und Ascanio
selbst einsperren Hess, musste sich am 15. Januar 1495 bequemen, einen Vertrag mit König
Karl abzuschliessen,^ welcher unter der Form einer Begleitung des Königs den Cardinal
von Valencia in dessen Hände lieferte. Jetzt gab König Alfons seine Sache für verloren.
Während noch König Karl sich in Rom befand, legte er seine Krone zu Gimsten seines
Sohnes Don Femandino nieder und verlies« in schimpflicher Flucht (22. Januar 1495) Neapel,
Krone, Ehre imd Alles preisgebend. Auf diese Feigheit seines Vetters, des zweiten Königs
aus der valencianisch-aragonesischen Dynastie, hatte König Ferdinand nicht gerechnet, als
er von Zaragoza aus wie ein zweiter Hepliästos seine Netze ausbreitete, in deren geheimniss-
vollen Maschen sich König Karl verstricken sollte. Gerade als dieser Rom verlassen hatte,
kamen am 28. Januar Antonio de Fonseca und Joan de Albion'' an, eilten ihm nach und
überreichten ihm zu Pferde den schriftlichen Protest ihres Königs gegen eine Fortsetzung
des Zuges, ohne zuerst Ostia dem Papste zurückgegeben zu haben. Wenn nicht, so sähe
der König darin einen Bruch der Freundschaft und halte er sich der Vertragsverpflichtungen
für erledigt. Jetzt traf es den König.'' verblüfft zu werden. Er versprach den Botschaftern,
ihnen in Velletri Bescheid zu geben, erfuhr aber von ihnen erst noch, dass König imd
Königin in Kraft des französisch-spanischen Vertrages, in welchem sich eine Clausel zu
Gunsten des Papstes befand, nicht dulden könnten, dass er dem apostolischen Stidde und
dem Stellvertreter Clu-isti durch Besetzung Roms und des Kirchenstaates so grossen Schimpf
anthue. Er solle Ostia herausgeben, den Cardinal von Valencia frei entlassen und statt
den Krieg fortzuführen, den Rechtsweg einschlagen. Da der König sich in der Unmöglich-
keit befand, dem an ilm gestellten Verlangen zii entsprechen, war, ehe er die Grenze des
neapolitanischen Königreiches überschritt, der Krieg mit Spanien ausgebrochen. König und
Königin erschienen als Vertheidiger des römischen Stuhles und stellten sich nun an die
Spitze eines italienischen Bundes zur Vertlieidigung der Freiheit der Kirche und Italiens.
König Karl fand, als er am 22. P^ebruar 1495 in Neapel einzog, an dem wundervollen Golfe
die Grenze seiner Eroberung. Er erfreute sich an theatralischen Darstellungen, die den
Papst, den römischen König, Ferdinand und Isabella und den Dogen von Venedig lächerlich
' Sultan Bajesid bot ihm 300.000 Ducaten an, wenn er den Prätendenten Djein lieseitige. Der Papst könne für diese Summe
seinen Kindern Besitzungen kaufen. Burch. Damals wurde auch das Haus ,der Frau Rosa, Mutter des Cardinais von
Valencia', durch die Franzosen (Schweizer; geplündert, 8. .Tanuar 1495.
2 Bericht des Aut. Guid. de Colle, 3. November 1494.
' Thuasne p. 661. .^'urita, Hist. I, c. 42, viendose opresso y que noavia esperanija que le fuesse socorro tan presto de ninguna parte.
* il quäl poi morite ivi, heis.st es bei M. Sanuto. August 1496, p. 283.
'■' Quedii como salteado el rey en oyr esta requesta. Hist. I, c. 43.
152 Höfler.
machteu.' Am 20. Mai aber sah er sich bereits genötlii^, mit einem Tlieile seines Heeres den
Rückzug anzutreten, um nicht von der Heimat abgeschnitten zu werden; das in Neapel
ziyückufcbhebene Heer hatte sich gegen Don Gon^alo Hernandez, den kühnen Heerführer
König Ferdinands, zu verthcidigen. er selbst sich bei Fornovo gegen das Heer der neuen
Liga zu kehren, das ihm am G. Juli am Taro den Rückzug zu verlegen suchte. Am 7. Juli
kehrte Don Fernandino, Sohn des Königs Don Alfonso IL, als König nach Neapel zurück.
Schon in der Nacht nach der Auseinandersetzung der Botschafter zu Velletri und als die
Rilthe des Königs auf deren Verhaftung gedrungen, Hess sich der Cardinal von Valencia
au einem Seile über die Älauer von Velletri herab und entkam glücklich nach Spoleto,^ Rom
vermeidend, damit es nicht scheine, der Papst wisse von der Flucht.' Letzterer entsclnddigte
sich auch durch eine eigene Gesandtschaft bei dem Könige wegen des Benehmens des Car-
dinais, das die Franzosen als Treubiiich, und zwar von Seiten des Cardinais wie des Papstes
ansahen.
Nach dem Abzüge König Karls handelte es sich zunächst, das in Neapel zurückgebliebene
französische Heer zu Paaren zu treiben, eine Aufgabe, der sich König Ferdinand IL (Fer-
nandino) und Don Gon^alo Hernandez, freilich jeder mit sehr verschiedenen Absichten,*
unterzogen. Sie war nm so schwieriger, als die Franzosen Zeit gehabt hatten, sich der
vielen festen Plätze zu bemächtigen, und, namentlich die Schweizer im französischen Solde,
den Krieg mit unmenschlicher Grausamkeit führten.'' Andererseits hatte der Franzosenzug
so alle Bande der (3rdnung gelöst, eine so grässliche Verwilderung und Anarchie geschaffen,
dass eine Restauration sich als uubeding-te Nothwendigkeit erwies. Der Krieg Avar allmälig
allgemein gewoi'den, da er auch an den Pyrenäen ausbrach. Der erwählte römische Kaiser
Maximilian, von Herzog Ludwig imd den Venetianern gewonnen, brach 1496 in Oberitalien
ein, während der Papst nicht ohne Besorgniss war, es möchten sich zuletzt die drei Könige,
Maximilian, Karl und Ferdinand, zu einer Theilung Italiens vereinigen." Unter diesen Ver-
hältnissen eutschloss sich Papst Alexander, seinen Sohn, den Herzog von Gandia, von dessen
militärischen Fähigkeiten er eine hohe Meinung hegte, obwohl sie bisher nicht erprobt
worden waren, nach Rom zu berufen, und zwar auf neapolitanischen Galeeren, lun die er
den König Ferdinand IL l>at,' da er an dem Kampfe mit der französischen Armee in Neapel
Antheil nehmen sollte. Wir wissen, dass Don Juan, nachdem er in Civith vecchia gelandet,
am 10. August 1496, eingeholt von dem Gefolge (Familie) sämmtlicher Cardinäle, in Rom einzog.
An dem Thore von Porto erwartete ihn der Cardinal von Valencia,* der ihn auch mit allen
Ehren empfing und in den apostolischen Palast begleitete, wo er sein Absteigquartier nahm.
Der Magister der Ceremonien lässt nicht unbemerkt, dass der Cardinal zur Rechten, der
Herzog zur Linken ritt. Man wartete auf das Einrücken seiner Truppen, um den Franzosen
• collusorie et more gallico derisorio. IJurcli. II, p. 246.
» Hirt., SehltiM des ersten Buches. Burch. II, p. 239, 240.
> Schon am 1. April erliiolten die Scliweizer, die den Palast der Frau Rosa (Vanozza) geplündert, ihr 800 Ducaten und ihre
«onstig-e Habe (rebus et bonis suis aliis in propria domo sua, vi et absque ratione indebite spoliavenint) abgenommen, durcli
Spanier im Auftrage de» Cardinal» von Valencia ihren Lohn. Burch., p. 248, 249.
• In den von ihm eroberten Städten Wem Uon üonzalo die Einwohner dem Könige Don Hernando, seinem Herrn, den Eid
der Treue schwören. Hist. I, f. 77 b.
» Man sehe den Bericht Qurita's, Hist. II, c. 9, über ihre Menschenschlächtereien in Fiuraar de Muro.
• le partiessen el seüorio de toda Italia. Hist. II, c. 14.
' 1. c. Damals entschloss sich der jugendliche Fürst, da ihm die Infantin Donna Juana verweigert wurde, die Tochter seiner
Stiefgrossmutter Donna Juana und seines Orossvaters Don Fernando I., Donna Juana, su tia, sagt yurita, zu heiraten.
' dicti ducis frater germanus et natu mayor. Burch. II, ji. .33.5.
Don RoDRiGO de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 153
eine Schlacht Uefern zu könaeu.' Der spanische Heerführer, der gran capitan, wie man jetzt
Don Gon^alo Hernandez von Cordova zu nennen pflegte, hatte in Atella den französischen
Obercommandanten, den Herrn von Montpensier, zum Stehen gebracht und mit ilim auch
Virginio Orsini, der sich an die französische Partei angeschlossen, seinen Sohn Giovanni
Giordano und den Paolo Orsini zu capituliren gezwungen. Der König gewährte, wenn
binnen 30 Tagen kein Entsatz käme, freien Abzug nach Frankreich gegen Uebergabe ihrer
Artillerie und sämmtlicher von ihnen besetzten Plätze (Gaeta, Venosa und Tarent aus-
genommen). Wie ^urita anführt, erwartete mau den Zuzug der päpstlichen Truppen unter
dem Herzoge von Gandia, der aber erst nach Abschluss des Vertrages von Atella nach Rom
gekommen war. Dieser aber gab nun dem gran capitan Gelegenheit, sich gegen den andern
französischen Befehlshaber, den Herrn von Aubigny, nach Calabrien zu wenden, wälirend
Montpensier sich in Castellamai-e einschiffen sollte. Bis es aber dazu kam, ging der grössere
Theil des Heeres durch Krankheiten zu Grunde. Virginio Orsini aber und sein Sohn ,Zuan
Zordam' wurden von König Femandino zurückgehalten und gefangen gesetzt.^ Bereits im
Anfang September wusste man in Venedig, dass der Papst von König Femandino — Ferando,
wie die Venetianer ihn nannten — die ihm geliehene Artillerie zurückverlangte, auch Truppen
von ihm begehrte und die Absicht hegte, den Orsini ihre Castelle zu nehmen und sie seinen
Söhnen zu geben. ^ Beinahe zugleich aber kündigte sich eine neue Wendung der Dinge an,
da der König von Neapel erkrankte imd schon am 30. September Paolo Capello nach Venedig
berichtete, es sei wenig Hoffnung für sein Leben vorhanden.* Bereits am 7. October starb
der 28jährige König, nachdem er nicht einen Tag seiner Regierung im Reiche zugebracht.
Schon sprach man, dass Neapel an König Ferdinand von Aragon-Castilien fallen werde
und der gran capitan sich deshalb Verhaltungsbefehle erbeten habe, als der Prinz von
Altamura, Oheim des Königs und jüngerer Sohn Don Ferrante's, als König Federigo (Don
Fadrique) dem Wunsche der Neapolitaner gemäss seinem Neffen auf dem wankenden Throne
nachfolgte.*
Es ist die Frage, ob die Rückkehr Don Juans nach Italien mit oder ohne die Zustim-
mung König Ferdinands erfolgte, in dessen Politik es lag, den Sohn des unternehmenden
Papstes im eigenen Lande zurückzubehalten. Allein das Jahr 1496 hatte grosse Ver-
änderungen herbeigeführt. Der römische König war nach Italien gezogen, seine Tochter
Margaretha war mit dem Prinzen von Asturien, Don Juan, König Ferdinands einzigem
Sohne, verlobt; eine Flotte mit 9000 — 10.000 Mann an Bord sollte von Laredo aus die
Braut des Erzherzogs von Oesterreich, Herzog Philipps von Burgund, nach Flandern bringen.
Die Königin begleitete ihre Tochter Donna Juana nach Laredo, wo ihre Einschiffung sich
verzögerte. Der König war im Norden beschäftigt, wo die Franzosen den Anschlag gegen
> gurita, Hist. II, c. 26, f. 72 vind 72 b.
2 M. Sauuto, I, p. 302, September 1496. Virginio war nacli einem Berichte vom 19. September auf Befehl des Königs im
Castello nuovo gefangen gesetzt, p. 330. Era a Napoli mal content« che li pareva non fasse servä la proniessa, p. 332.
ä porche al tutto voleva andar a tuor i castelli di Orsini et quelli ruinarli di loro dominio et il stato darlo k suoi figlioli. Et
di äpa^a era vennto a Roma suo fiel duca di Candia dil quäl piü di sotto fortasse ne parleremo. I. c. p. 323.
* havia pur febre dopia terzana et finxo adeo qua.si fuora di speranza di la vita sua. 1. c. p. 338. Vergl. auch die Berichte
p. 343, 344. Beinahe gleichzeitig, wie Qurita gegen Commines beliauptet, starb auch der dreijälirige Dauphin, Anfangs October,
II, c. 36. Reumont, III, 1, S. 227, hat den 9. October 1496, der Venetianer gibt bestimmt den 7. an, p. 345, 347.
' gurita erwähnt, II, c. 33, das» der Prinz König Ferdinand dringendst um seine Gunst gebeten und angeführt habe, que el
siempre ayia sido muy aflFetado siempre y hijo del rey. Er täuschte sich jedoch sehr, wenn er glaubte, dass der König
ihm gewogener sei, als er zuletzt seinem Vater war. Marin Bezichanci schrieb am 8. October aus Neapel, Alles sei erfreut
über König Friedrich» Thronbesteigung, excepti li Spagnoli, p. 348.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. X.\XVII. Bd. 20
1 54 HöFLEP.
die Grenzfestiing Salsas untornalnnen. Ein grossei* Plan war mit Kaiser Maximilian in Ab-
rede, zu dessen Venvirkliohung das Heer an der Küste von Flandern ausgeschifft wurde,
dort aber zii Grunde ging. Der Admiral Don Fadrique Enriquez befehligte die Flotte; es
ist begreiflich, wanmi Don Juan mit seinem spanischen Gefolge sich neapolitanischer Galeeren
bediente. Sein Scliwager, der Gemahl der Mad. Lucrezia, befand sich im Hochsommer bei
dem königlichen Heere in Neapel,' der König war jedoch bereits schwer erkrankt.^ Den
Papst aber mochte die Gefangenschaft Virginio Orsini's besonders antreiben, den Kampf
gegen die Orsini aufzunelmien, da sie jetzt ihres Hauptes und bedeutendsten Heerführers
entbehrten; nur stand seine Artillerie im königlichen Lager.
Es ist hier nicht der Ort, auf die Ver<änderungen einzugehen, die zunächst die Thron-
besteiginig König Friedrichs liervorrief, der der letzte König seines Stammes war.^ Es gab
jetzt zwei verwitwete Königinen von Sicilien, Donna Juana und ihre gleichnamige Tochter,
Schwester imd Nichte König Ferdinands (el catolico).
Jetzt wurde Don Federigo's Sohn, Fernando, Herzog von Calabrien. Bereits war eine
Erhebung der Stadt Neapel zu Gunsten König Ferdinands beabsichtigt. Die Annahme der
Krone auf Andringen der neapolitanischen Grossen, die bisher Feinde des Königs Fernandino
gewesen waren, erschien in Spanien als ein Eintrag in die Rechte des Königs Ferdinand;
ja es wurde bereits an den Papst das Ersuchen gerichtet, dem Könige von Aragon-Castilien
die Investitur über Neapel zu verleihen. Da aber der Papst darauf nicht einging und die
Bimdesgenossen König Ferdinands dem Könige Friedrich günstig waren, fügte sich König
Ferdinand der Thatsache des neuen Königthums bis auf Weiteres, wie auch seine Schwester,
die Königin -Witwe Juana, Stiefmutter König Friedrichs, die bei dem Thronwechsel sehr
eifrig die Partei ihres Bruders genommen hatte. Nicht minder, wie ^^^^ta die Sache dar-
stellt, auch der Papst, dem der Gedanke gekommen sein soll, Neapel einem seiner Söhne
zu verschaffen.^ Vorderhand handelte es sich um andere Dinge. Der Feldzug gegen die
Orsini, denen das Haus l?orja immer gram gewesen, wurde in grossartigem Massstabe in
Scene gesetzt. Am 23. October kam Guido, Herzog von Urbino,* als Stellvertreter des Papstes
von den F'amilien der Cardinäle empfangen, in Rom an. Am 26. begaben sich sowohl der
Herzog von Urbino als auch Don Juan, Herzog von Gandia, beide in voller Rüstung, in
das Consistoritim, in welchem der Cardinal de Limate" zum Legaten a latere ernannt wurde,
um der P>oberung der Castelle der Orsini beizuwohnen. Nach Beendigung der Messe be-
gaben sich beide Herzoge zu dem Throne des Paj^stes, der nun drei Banner weihte. Der
Herzog von Urbino und der Herr Fabricio Colonna standen in der Mitte, umgeben von den
beiden Söhnen des Papstes, dem 22jährigen' Herzog von Gandia und seinem jüngeren*
Bruder, dem Fürsten von Squillace. Unter den grössten Feierlichkeiten wurde der Herzog
von Gandia zum Gonfalonier der Kirche erhoben und erhielt nun mit dem gleichfalls ge-
weihten Sta])e als Zci(h<ii seiner Würde drei Fahnen, die der Kirche mit dem Schlüssel-
> M. Sanuto I, p. 294.
' p. .330.
* Wie KOnig Heinrich IV. von CaBtilien, König Karl VIII., König Ferdinand von Castilien-Aragon, König Ludwig XII.; es war
dieseg ebenso ein charakteristigche« Zeichen der Zeit als der Tod so violer Thronerben vor ihren Vätern.
* Hirt. I, p. 102.
* locum tenen». Burch.
* el cardinal di Lima di nation Pavese e tutto dil Cardinal Ascanio a compiacentia dil quäl el Papa lo fece cardinal. M. Sanuto
I, p. 3C9. Habiando deliberä el sumo pontifice di tuor tutto il stado de li Orsini, p. 372.
' fBpano di cfä di aniii 22. M. Sanuto p. 369.
* loveneto.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 155
Wappen, die andere mit dem Wappen des Hauses Borja/ die dritte mit dem von Gandia.*
Der Herzog leistete den übliclien Eid, worauf ein feierlicher Umzug auf dem Platze vor
St. Peter stattfand mit allem kriegerischen Gepränge. Am 27. October aber zogen der Gon-
falonier, der Legat und der Herzog von Urbino mit den zur Eroberung der Grafschaft
Anguillara und der übrigen Besitzungen Virginio Orsini's bestimmten Truppen aus der
Stadt. Der Papst hatte Sorge getragen, dass Virginio und sein Sohn in das Castel dell' Uovo
gebracht wurden.^ Dann aber wurde das Verlangen gestellt, entweder Virginio auszuliefern
oder im Gefängnisse zu beseitigen. König Friedrich wagte nicht, sich zu widei'setzen, und
so endete Virginio, der ehemalige Vicekönig und Condestable von Neapel, der grösste Gegner
der Colonna's, der Päpsten mit dem Tode gedroht und Unheil genug gestiftet, wie Qurita
schreiljt, erbärmlich im Gefängnisse,* gewaltsam, wie er sein Leben in Gewaltthätigkeiteu
zugebracht. Die Ermordung des Hauptes der Familie, einst einer der angesehensten Männer
Italiens, nun heimlich und im Kerker erfolgt, war nicht blos ein furchtbarer Schlag für die
Orsini's, die daraus das ihnen zugedachte Schicksal ersehen konnten. Sie hatten, wo sie
konnten, den Vertilgungskrieg gegen ihre Feinde geführt ; jetzt hatte sich das Blatt gewendet,
jedoch ohne den Muth der Ueberlebenden zu brechen. Im Gegentheile, sie rüsteten sich
zum Kampfe auf Leben und Tod, und sie müssten nicht diejenigen gCAvesen sein, die sie
waren und als die sie sich immer gezeigt hatten, wenn sie nicht eines Tages für den Tod
ihres Oberhauptes die empfindlichste Rache genommen hätten.
Anfänglich freilich ging der Feldzug gegen sie sehr glücklich von Statten. Die kleinen
Orte Anguillara, Sitz der Grafschaft, Galera, Bassano, Sutri, Campagnano, Fonnello, Scrofano,
Casena, Viano, Bieda und Trivignano fielen mit leichter Mühe in die Hände des vor-
rückenden Heeres. Die Orsini concentrii-ten ihre Vertheidigung in Bracciano, am südwest-
lichen Ufer des gleichnamigen Sees, von wo aus Bartolomeo d'Alviano mit ebenso grosser
Geschicklichkeit als Energie den Angreifern Widerstand leistete. Der Papst hatte geglaubt,
dass der Krieg rasch zu Ende gebracht würde, die Ai-tillerie, die er dem neuen Könige zur
Belagerung von Gaeta geliehen, zurückverlangt, und liess es auch, als der Krieg sich wider
Erwarten in die Länge zog, am gehörigen Nachschub nicht fehlen. Bald häuften sich aber
von allen Seiten Verlegenheiten. Die Orsini, als der guelfischen Partei angehörig, konnten
auf die Sympathien der Letzteren rechnen, wenn man auch damals unter Guelfen etwas ganz
Anderes verstand als früher. Als aber von den Mauern und Wällen Bracciano's der Ruf:
Franza, Franza! (Frankreich) ertönte, französische Fahnen wehten, wusste man sehr genau,
was unter guelfisch in einer Zeit zu verstehen sei, in welcher der Papst fortwährend auf den
Kampf mit dem französischen Könige drang und die Trünmier der orsinischen Partei sich nach
Frankreich flüchteten. Wiederholt haben wir Nachrichten, dass sich in Rom selbst die orsinische
Partei rühre. Die eigenen Verbündeten des Papstes, Venedig und der Herzog von Mailand,
waren dem Unternehmen abgeneigt, da es die Kräfte der Liga versplittere, und als sich der
Papst, bekümmert über den schlechten Fortgang der Sache, an Herzog Ludovico wandte, gab
' Dem Ochsen, bove, aus welchem auch ein Stier gemacht wurde.
' uno fulgor che spezava uno monte. M. Sanuto I, p. 372.
ä M. Sanuto p. 371. Nach der Depesche vom 24. December 1496 wurde auch Paolo Orsini dahin gebracht, p. 418, a requi-
sition dil pontifice perche'l facesse che suo fiel Carlo Orsini non si difendesse nk molestasse il papa. Letzterer habe Don
Ferando Gonsalvo gegen die Orsini aufgeboten.
* I, p. 108. Esser lettere li a Roma di la regina di Napoli in Don Hironimo Sperandeo orator suo in corte existente, de
18 (Jan. 1497) come el Sgr. Virginio Orsini in tre di era morto li a Napoli in castel di l'uovo da cataro et molti judicono
fusse manchato di morta violenta; et cussi compito. M. Sanuto I, p. 484.
20*
156 Höfler.
dieser sehr trocken zur Antwort, er möge sicli mit den Orsini aussöhnen. Dazu kam, dass
gleich anfangs, als die Stiidte am See in die Ililnde der beiden Herzoge fielen, sich schlimme
Symptome zeigten. In Bracciano hielt die Gemahlin des tapferen Alviano, Schwester des
Herrn Virginio, den Muth der Ihrigen aufrecht,' während ,Bartolo' d' Alviano Streifzüge in
die Umgebimg machte, bald eine Reiterschaar zersprengte, die einen Artilleriepark geleitete,
bald den Cardinal-Diakon von Valencia auf der Jagd überfiel, so dass dieser mit genauer
Noth entraim, bald gegen Rom streifte und so den Feinden die Verbindung mit Rom ab-
schnitt. Als Trivignano, am nördhchen Ende des Sees von Bracciano, sich ergab, kam es
der Pliindenmg wegen zu heftigem Streite zwischen Spaniern und Deutschen (Schweizern)
im Heere des Herzogs von Gandia, und danlber brannte zum grossen Verdrusse des Papstes
das Städtchen ab.* Als sich Anguillara ergab, um dessen willen seit Langem Streit zwischen
dem Papste und Virginio Orsini obwaltete, hielt sich das Schloss. Nur wenige Miglien von
Rom hielt sich bis zum 11. December Lisola, das alte Veji. Das Schlimmste aber war, dass
nach einem Berichte schon vom 5. November der Herzog von Urbino, der eigentliche Heer-
ftihrer, der vor Bracciano gerückt Avar, durch einen Schuss aus einer Archebuse verwundet
wurde imd nun das Commando an den juugen und unerfahrenen Herzog von Gandia abtrat.^
Welche f^rfolge aber dieser in den nächsten Wochen errang, zeigte sich, als die Belagerten
einen grossen und schönen Esel aus der Festung in das Lager jagten. Er trug am Halse
ein Schreiben mit der Bitte, ihn gehen zu lassen, da er als Botschafter zum Herzoge von
Gandia gehe. Unter dem Schwänze aber war ein Brief an Letzteren befestigt, welcher die
grössten Beschimpfimgen als Antwort auf eine Aufforderung enthielt, die dieser an die Be-
satzung gerichtet hatte.* Man brachte, als der Papst zu Weihnachten nicht den Gottesdienst
abhielt, sein Unwohlsein mit dem Verdnxsse in Zusammenhang, den ihm der schlechte Erfolg
des Feldzuges verursachte. Papst Alexander wandte sich an den gran capitan, damit dieser den
Krieg siegreich beende ; aber Don Gonc^alo hatte in Neapel Wichtigeres zu thun und empfand
möglicher Weise auch ein geheimes Behagen, den Sohn des Papstes, der ohne alles Ver-
dienst zu lehren und Würden gekommen war, sich seine Sporen selbst verdienen zu lassen.
Die Mission des Esels und der Uebei-fiiU der päpsthchen Reiter durch Bartolo d' Alviano
scheinen ziemlich gleichzeitig stattgefunden zu haben.
Sehr ernstlich aber wurde die Sache, als Carlo Orsini^ und der guelfische Heerführer
Vitellozzo mit französischem Gelde Truppen warben, die zerstreuten sammelte und endUch cittk
di Castellf», Vitellozzo's Herrschaft, nördlich von Perugia, zmn Ausgangspunkte für den Ent-
satz von Bracciano wählten. Um aber den 800 deutschen Lanzknechten im Heere des Herzo"-s,
die am meisten den Italienern Furcht einflössten," tüclitigen Widerstand zu leisten, versah
Vitellozzo seine Infanterie mit Piken, die fast um eine Elle länger waren als die gegnerischen,
so dass der für unwiderstehlich erachtete Ötoss der Lanzknechte ftir sie selbst verderblich
wirde. Er rückte dann mit Carlo Orsini mit 200 Reitern (liuomini d' arme), 1800 Infanteristen
und einer Artillerie, die nach französischem Muster ausgerüstet war, zum Entsätze von Brac-
ciano herbei. Jetzt wurde — am 9. und 15. Januar 1497 — wiederholt Bracciano gestürmt,
' Gregorovins, Geschichte der Sta.lt Rom, 3. Aufl., VIT, p. 383, verweist auf die im Archive Gonzaga befindlichen Depeschen
de» Joh. Carolus, widmet aber dem Kriege selbst nur eine Seite.
' M. Sanuto I, p. 401.
3 1. c. p. 376.
« 1. c. p. 410.
» Baxtard des Gentile Orsini. IJiirch. 11, p. 3.!i3.
• Fr. Guicciardini III.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 157
beide Stürme aber mit grossen Verlusten abgeschlagen. Die Venetianer drangen auf einen
Vergleich,* während Vitellozzo von Cervatello und Carlo Orsini von Soriano^ herbeizogen, die
päpstlichen Truppen aber, ohne Geld ^ und in schlechter Verfassung, um nicht zwischen zwei
Feuer zu kommen, die Belagerung aufhoben,* die schwere Artillerie nach Anguillara brachten
und sich gegen Sutri an der Strasse nach Rom wandten.^ Sie wurden aber, als sie die hügelige
Gegend durchschritten, von der Besatzimg verfolgt und angegriffen. Sie trieben diese im
Thale zurück, und hier mag es gewesen sein, dass Francesco Orsini von den Colonnesen
gefangen wurde. Nun aber erschienen von der entgegengesetzten Seite die Truppen Vitel-
lozzo's und griffen die Päpstlichen an f die bereits auf die Höhen Zurückgetriebenen kehrten
auf dieses um und begannen aufs Neue den Kampf, welchen die Päpstlichen, von zwei Seiten
angegriffen, in der ungünstigsten Stellung auf sich nehmen mussten. Jetzt wurden der Herzog
Guido von Urbino, Juan Piero Graf von Gonzaga' und mehrere andere Truppenfährer
gefangen, an 800 Soldaten erschlagen.* Der Legat rettete sich nach Ronciglione, verlor
aber all sein Silbergeschirr. Der Herzog wurde an der Lippe verwundet und flüchtete sich
eiligst nach Rom, Fabricio Colonna nach Ronciglione. Das ganze Heer war aufgelöst oder
vernichtet,^ der Gonfaloniere hatte sich mit Schmach bedeckt. Der Feind schweifte auf
beiden Tiberufern umher, und dem Papste blieb nun nichts Anderes übrig, als den Frieden
80 anzunehmen, wie er bei gegenseitiger Erschöpfung möglich war. Die Orsini erhielten
die ihnen abgenommenen Plätze zurück, zahlten dem Papste 50.000 Ducaten und durften auf
der französischen Seite bleiben, ohne verpflichtet zu sein, die Waffen gegen die Kirche zu
ergreifen (5. Februar).*" Als am 2. Februar, dem Feste Maria Reinigung, der Papst die Kerzen-
weihung vornahm, stand sein Schwiegersohn, Don Giovanni Sforza von Pesaro, ihm zur
Linken. Als in diesen Tagen, sagt Burchard" zur Aufzeichmmg vom 8. Februar 1497, der
Generalcapitan der Heeresmacht der Kirche, der Herzog von Gandia, nur von seiner Familie
eingeholt, nach Rom gekommen war, erschien er nicht in der päjjstlichen Capelle zum
Gottesdienste. Der Legat, der auch nur von seinen Hausgenossen eingeholt worden war,
zeigte sich am 8. Februar zum ersten Male öffentlich, starb aber bald nachher.
Die Schlacht bei Soriano war eine würdige Tf)dtenfeier für Virginio Orsini, der in
diesen Tagen gestorben war.'^ Der Herzog von Gandia hatte eine schimpfliche Niederlage
^ M. Sanuto I, p. 478 2 Zwischen Viterbo und Orto, nördlich Ton Ronciglione.
' La zente dil Papa in mali termeni, senza denari e poclii. 1. c.
* 21. Januar. Burch., p. 353.
'•I Bericht vom 21. und 24. Januar, come el pontifice era contento di acordarai con Orsini per amor (!) di la Signoria nostra
e dil ducha di Milano che lo haveano exortado et per que.sto era sta mandato e Brazano a Madona Bartolomeo e poi al
Sgr. Carlo Orsini domino Benedicto con salvo conducto . . . Item che Orsini haveano soldo dil re de Franza, portavano
le armi del rey et cridavano Franza, Franza. — Item le gente dil Papa erano levate da Brazano e se dovea redur a Sutri.
L' arteleria redntta in l'Anguilara. Le zente Orsini a Suriano haveano preso do castelli de la chiesa nominati Montelione,
Montecabione. M. Sanuto I, p. 483, 484. — Ferito sul labro el ducha di Gandia el qual fuzite corendo fino a Roma.
1. c. p. 496.
• Am 24. zwischen Bracciano, Ba.ssano und dem castrum Surianum. Burch., p. 352.
'' conde di Nugolara. Guicciardini.
8 Nach Burch. über 200 Schweizer, unter ihnen ihr geistlicher Provisor D. Georg von Rinolsberg, von den anderen an 300
und viele verwundet.
' omnes machine nostre per Ursinos capte et gentes omnino disperse.
'" M. Sanuto, p. 506, che l'Anguilara e Cervetre siano date al pontifice libere, che Zuan Zordan et Paolo Orsini erano a
Napoli fosseno lassati et cus.si el signor Paoli Vitelli, era a Mantova.
" p. 255. Eh liegt in diesen Worten, gentium armorum S. R. E. capitaneus generalis, der sich nicht in die päpstliche Capelle
zu gehen traut, eine unverkennbare Ironie, wie man ihr Öfter bei Burch. begegnet.
" O di febbre o come alcuni credottono di veleno. Guicciardini — Lettere a Roma di la regina di Napoli — de 18 come el
Sg. Virginio Orsini in tre di era morto li a Napoli. M. Sanuto, p. 484.
158 HöFLEK.
erlitten, von deren moralischer Wirkung er sich nicht mehr erholte. Der Plan, die Grafschaft
Sora an Don Joffr^, die grossen Orsiuischen Besitzungen an Don Juan zu bringen, war in
Rauch aufgegangen. Am ersten seheint sich Don Juan selbst getröstet zu haben. Der
venetianische Botschafter berichtete schon Ende October 1496, er habe eine Spanierin mit-
gebracht, die grosses Wohlgefallen bei seinem Vater gefunden. Der einer solchen Abkunft
wirdiffe Sohn* suchte und fand Trost und Zerstreuung in nächthchen Abenteuern.
Im Ganzen wai- der Kampf mit den Orsini doch nur eine E]iisode in dem allgemeinen
und grossen Kriege gegen die Franzosen, auf deren Seite ja auch der Cardinal von S. Pietro
in vinculis, der persönliche Gegner des Papstes, Julian de la Rovere, einen hervorragenden
Antheil nahm. Papst Alexander aber befand sich, so lange wenige Miglien nördlich von
Rom, in Bracciano, das französische Wappen auf den Fahnen prangte und das Feldgeschrei :
Franza. Franzal ertönte, und andererseits beinahe ebenso weit südlich von Rom das feste Schloss
von Ostia in den Händen eines französischen Befehlshabers des Cardinais von S. Pietro war,
so dass von Norden wie von Süden, zu Wasser und zu Lande Rom die Zufuhr abgeschnitten
werden konnte, in einer unerträglichen Lage. Endlich kam am 19. Februar 1497 der grosse
Capitün, von dem Herzoge von Gandia und dessen Schwager Giovanni Sforza geleitet,^ mit
600 Pferden imd ungefähr 1000 Mann zu Fuss' nach Rom, jedoch nur, dem Papste seine
Aufwartung zu machen. Am 21. entfernte er sich wieder gegen Ostia, das am 23. von den
päpstlichen Truppen umzingelt war. Am 24. kam der gran capitan selbst vor Ostia an,
das er nun beschiessen liess, worauf sich Minaldo de Guerra, dem der König von Frank-
reich die Burg übergeben hatte, am 9. März dem gran capitan übergab, der mm im Triumphe,
von dem Herzoge von Gandia und dessen Schwager begleitet, am 15. in Rom einzog.* Eine
grosse Gefalu- war dadurch von Rom abgewendet, den Franzosen ein wichtiger Stützpunkt
entrissen, und wenn deshalb der gran capitan als Triumphator in Rom einzog, ehrte man
den, der König Karl der Früchte seines königlichen Feldzuges nach Neapel beraubt hatte.
Nach Andres Bemaldez* war es bei der Belagerung von Ostia zu Streitigkeiten zwischen
den beiden Schwägern, Solm und Schwiegersohn des Papstes, gekonmieu, die aber durch
den Papst und den Cardinal Ascanio wieder beigelegt worden seien. Don Juan befand sich
noch am 26. Februar in Rom, kam an diesem Tage, als die Predigt schon begonnen hatte,
in die Capelle und stellte sich zm- Recliten des Papstes auf.'' Bei dem Einzüge Gonsalvo's
am 19. Februar' ritt noch Giovanni Sforza zur Linken, der Herzog von Gandia ziu- Rechten
des gran capitan. Am 15. März l)egab sich der Papst mit dem Cardinal von Valencia und
zwei anderen Cardinälen nach Ostia, einen neuen Castellan einzusetzen. Die Begegnung des
spanischen Feldherm mit dem Generalcapitän der Kirche hatte die Achtung des Ersteren
gegen diesen nicht erhöht. Als am Palmsonntage (19. März) dem Sieger von Atella keine
geweihte Palme gereicht wurde, wohl aber dem Herzoge und dem Herrn von Pesaro, die
• 8i godeva con la sua »pagnola menatali di Spagna per suo fiol duclia di Gandia, parameute li venuto. M. Sanuto I, p. 369.
' Burch. II, p. 367.
' malisKÜno armati — qui quidem vestibus et armis ita leves imo iiudi inceduiit ut hostibus lucrum ex bis sperare non liceret.
M. Sanuto, p. 539.
• Biirch., p. 350. Am 26. Februar kam der Herzog von Gandia (S. R. ecdesie capitaneus generalis) in die päpstliclie Capelle
und nahm seinen Platz zur Hechten de» Papstes, der anordnete, dass, wenn der Herzog und Don Johannes Sfortia Pisauri
in der Capelle anwesend seien, der Gubemator von Rom geinen Platz bei den Conservatoren einzunehmen habe.
» c. 152.
• qui diiit mihi quod presentibna D. duce et D. Johanne Sfortia Pisauri in capella ipse Senator resideret a loco suo solito et
staret cum conservatoribug, quod et feci et Senator ipse observavit. Burch. II, p. 357.
' Burch., p. 357.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 159
ZU Seiten des Papstes standen, nahm Don Gonzalez seinen Platz statt wie jene an den
Stufen des päpstlichen Thrones, auf der Bank der Botschafter ein und als diesen Pal-
men gereicht Avurden, keine an, wie Burchard ausdrücklich bemerkt,' des Herzogs von
Gandia wegen, dem er den Vortritt nicht gestatten wollte, und ebensowenig wollte er eine
Palme nach dem spanischen Botschafter annehmen. Am Gründonnerstag trug der Sohn
des Papstes die Schleppe desselben, als das Sacrament in der Capelle verwahrt wnrde.^ Bei
dem grossen Hochamte am Ostertage (26. März) hatte der gran capitan den Vortritt vor
dem Herzoge. Dieser reichte als Vierter, jener als Dritter das Wasser zum Waschbecken.
Am OsteiTnontag'e aber erhielt der spanische Feldherr an den Stufen des Thrones seinen
Platz nach dem Herzoge.^ Endlich am Osterdienstag, als der Papst in feierhchem Gepränge
nach der Kirche ad Minervam ritt, konnte sich der Herzog von Gandia in vollster Pracht
und Herrhchkeit zeigen. Er ritt, unmittelbar vor dem Papste, ein herrliches Pferd, über
imd über mit langen silbernen Glocken geziert ; er selbst trug eine kostbare Halskette, von
Perlen und Gemmen zusammengesetzt, und auf dem Haupte ein Baret mit herrlichem
Kleinode. An der platea rotunda schloss sich der magnificus Gondisalvus, wie Burchard
den gran capitan nennt, an den Zug an. Er ritt zur Linken des Herzogs, wie dieser nach
allen Cardinälen. In ähnlicher Weise kehrte der Zug zurück.
Man konnte sich den Gegensatz zwischen wirklichem Verdienste und unverdientem
Glücke, das sich an illegitime Geburt anschloss, zwischen einem wahren Feldherrn und
Staatsmanne und einem läppischen Theaterprinzen, der sich mit Schmuck und Gold bedeckte,
das von dem Verkaufe von Pfründen und ähnlichen kirchlichen Einnahmen herrührte, nicht
schärfer und in hervorragenderen Persönlichkeiten vorstellen als in diesem Zusammentreffen
Don Gonzalez' und Don Juans ; des ruhmgekrönten Siegers der Franzosen, und des eitlen,
nichtsnutzigen Knaben, der nichts war, wenn sein Vater aufhörte zu sein. Er rief aber mit
seinem dummen Hochmuth und seiner läppischen Eitelkeit nicht etwa blos die Kritik über
den Papstsohn hervor, die sich in beissenden Bemerkungen Luft machte, sondern sehr bald
auch einen thatsächlichen Beweis der Wahrheit des alten Satzes, dass man ungestraft das
rächende Gescliick nicht herausfordern dürfe. Jetzt freilich duldete Don Juan Niemanden
neben sich. Es ist irrig, wenn Gregorovius sagt, der Herr von Pesaro, Gemahl der Mad.
Lucrezia, habe am Osterfeste (26. März) die Osterpalme (?) neben Cesare und Gandia von
dem Papste erhalten.* Don Giovanni erhielt am 19. März (Palmsonntag) zugleich mit seinem
Schwager Don Juan aus den Händen des Papstes die an diesem Tage geweihte Palme,
erscheint aber bei den Functionen der Charwoche, bei welchen der Ceremonienmeister die
vornehmen Anwesenden namentlich anzuführen pflegt, nicht mehr. Ein Brief des venetiani-
schen Botschafters in Rom vom 24. März,^ das ist vom Charfreitage 1497, meldet nun aus-
führlich dartlber: Giovanni Sforza, der seit einigen Monaten mit seiner Gemahlin Mad.
Lucrezia sich in Rom aufgehalten, sei unter dem Vorwande, seine Andacht in S. Honofrio
vor dem Stadtthore zu verrichten, man weiss nicht warum, dahingegangen. Dort hätten ihn
zwei schnellfüssige Pferde" erwartet, er habe sich auf eines geschwungen und sei auf und
' de quo cum — cardinales factum considerarent, mirarentur. p. 300.
2 fimbrias posteriores sive candam pluvialis Pape. p. 301.
' Dux locatus fnit ante prelato.s a.s.sistentes et post eum dictus capitaneus. p. 303.
* Lucrezia Borgia, 3. Aufl., I, p. 164.
^ M. Sanuto I, p. 569. Der Brief ist unter dem 24. März rubricirt, der nächstfolgende trägt das Datum vom 26. März, p. 660.
5 do cavalli coredori. Nesciebat, sclirieb der Orator, qua de causa. Es ist .sehr eigenthümlich, dass auch spätere Berichte
nichts Näheres über diese Angelegenheit angeben. Wenn die Flucht Giovanni's in der Charwoche vorgefallen ist — et era
160
Höfler.
davon "erittcn. nach Posaro, mit Zurücklassiiug seiner Frau. In Rom war es zu Streitig-
keiten zwischen den Spaniern Don Gon^alo's und den Römern gekommen und hatte sich
dann der gran capitan -ndeder nach dem Königreiche zurückbegeben.^
Fort und fort geschahen Dinge, die wir berichten müssen, ohne ihren Zusanmienhang
mit anderen Ereignissen zu kennen und ohne uns zu Vermuthungen verleiten zu lassen, die
der hist«)ri8chen Unterlage entbehren.
Am 4. Juni 1497 begab sich die Gemahlin des Herrn Johannes Sforza, Grafen von
Colignola, von Pesaro, Tochter des Papstes, von den Ihrigen begleitet, zu Pferde nach dem
Kloster der Nonnen von S. Sisto (de urbe), um daselbst zu bleiben.* Es war eine ganz
natilrliche Sache, dass Frauen in der Lage der Gräfin von Colignola, die von ihrem Gemahle,
wir wissen nicht ob mit oder ohne ihre Zustimnmng, verlassen worden waren, sich in ein
Kloster beo-aben. dort ftir alle Fälle eine Zuflucht zu finden. Und wenn es mrklich, wie
kaum zu leugnen sein wird, zwischen Don Giovanni und dem Herzoge von Gandia, dessen
Gemüthsart Andres Bernaldez mit so düsteren Farben gemalt, zu argen Streitigkeiten ge-
kommen war, Don Juan aber, der theuerste Sohn des Papstes,^ trotz seiner im Feldzuge
erwiesenen Unfähigkeit bei seinem Vater, wie sich am 7. Juni wieder so recht auffallend
zeigte, Alles vermochte, so war Mad. Lucrezia jedenfalls bei den Nonnen von S. Sisto vor
jeder Vergewaltigung- sicherer als im vaticanischen Palaste, den Don Juan beherrschte.
Bereits hatte Papst Alexander seinem erbitterten Feinde, dem Cardinal von S. Pietro, die
Hand zum PVieden gereicht, ihm selbst Ostia wieder eingerämnt, als er, um Burchards Worte*
zu gebrauchen, im geheimen Consistorium am 7. Juni 1497 die Stadt Benevento zum Range
eines Herzogtliums erhob, unter Zustimmung aller anwesenden Cardinäle,^ und damit den
erlauchten Herrn Johannes Boi-gia von Aragon, Herzog von Gandia und der heil, römischen
Kirche Generalcapitän, seinen theuersten Sohn, und alle seine männlichen Nachkommen für
immer belehnte, und zwar mit dem Herzogthume Benevent, der Stadt Terracina und Pontecorvo
ftlr ewige Zeiten. Hiebei erwähnt der Ceremonienmeister, dass zwar der Cardinal von Siena,
der nachherige Papst Pius III., den Antrag muthig bekämpfte, jedoch allein blieb. Der Car-
dinal Ascanio, welcher krankheitshalber bisher die Consistorien nicht besucht hatte, war ab-
sichtlich zu diesem gekommen, um für den Autrag zu stimmen. Am darauffolgenden Tage
(8. Juni) wurde der Cardinal von Valencia, den Burchard jetzt nicht als Sohn des Papstes
bezeichnet, im geheimen Consistorium als legatus de latere verkündet, der Friedrich von
Aragon, König von Sicilien, als solchen zu salben und zu krönen bestimmt sei.
Papst Alexander hatte dadurch nicht nur zu erkennen gegeben, dass er selbst, naclidem
die Unterdrückung der Orsini nicht gelungen war, an dem Plane festhalte, seinem Sohne
ein italienisches Fürstenthum zu verschaffen und ihm so gleichsehr im Kirchenstaate als im
Königreiche eine Stellung zu begründen. Indem er aber auch dem Cardinal von Valencia
den Auftrag gab, den König Friedrich zu krönen, hatte er sich für das Anrecht desselben
aettimaiuk sancta, Palmgonntag fiel auf den l'J. März, Ostern auf den 20. — so dürfte sie etwa am Mittwoch oder Donners-
tag, den 22. oder 2.S. März stattgefunden haben.
' I. c. p. 569.
» ibidem permanHura, propter quod multa diversi finxerunt, sagt Burcliard, ohne das Riclitige anzugeben, p. 386. Der Aus-
dnick: insalutato liospito in einem Briefe Aretin's an den Cardinal Hippolyt von Este (Thuasne II, p. 386, n.) dürfte beweisen,
dam Rie auf eigenen Antrieb den Aufenthalt im Kloster nahm, aber auch nicht mehr.
' filii cariMiimi. Burch., p. 387.
« 1. c. p. 386, 387.
» Wf»durch »ich von gelbst das: cardinalibus repugnantibus bei M. Sanuto widerlegt.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 16 X
an dem Königreiche entschieden, das thatsächhch mehrere Herren hatte. In Calabrien war
durch Don Gon9alo die spanische Herrschaft begründet; aber auch Venedig, der Herzog
von Mailand, vor Allem der König von Frankreich hatten oder beanspruchten Theile,* so
dass, um seiner Herrschaft den Stempel der Legitimität aufzu.drücken, König Friedrich kein
besseres Mittel erkannte, als die Krönung durch einen Legaten des obersten Lehensherrn
zu empfangen, selbst wenn dafür, wie ^^^^'i^a die Sache darlegt, von dem Lehenzinse
100.000 Ducaten dem Doppelherzoge Don Juan zukamen.^ Dadurch ward aber den Plänen
König Ferdinands, welcher durch den gran capitan im Stillen Neapel für sich erobern liess
und für sich entschieden war, im continentalen Königreiche Sicilien keine andere Macht auf-
kommen zu lassen als die seine, in sehr empfindlicher Weise entgegengearbeitet. Der
spanische Botschafter hatte den Auftrag, gegen den Consistorialbeschluss zu Gunsten des
Herzogs von Gandia und dessen Nachfolger Protest einzulegen, ohne dass jedoch dadurch
an der Sache selbst etwas geändert worden wäre.
Der Kirchenstaat war voll L'nruhe und Bewegungen. Der flüchtige Gemahl der Mad.
Lucrezia war in Pesaro angekommen. Er begab sich von da nach Mailand zum Her-
zog Ludovico. Man erfuhr, dass er, der Herr von Camarino, der Herzog von Urbino, an
dessen Freiwerdung aus der Gefangenschaft der Orsini der Papst nicht gearbeitet hatte,
und Andere einen Anschlag gegen Alexander VL verabredeten.^ Andererseits handelte es
sich um Auflösung der Ehe der Mad. Lucrezia, welche durch die neapolitanische Politik
des Papstes eine ihr angemessenere Stellung erlangen sollte. Orsini und Colonna's waff-
neten aufs Neue ; die Anhänger des Giovanni Sforza aber wurden mit Gewalt genöthigt,
Rom zu verlassen.* Man hätte wohl Ursache genug, auch von dieser Seite eine Gewaltthat zu
befürchten. Wollte man aber den Papst nicht blos treffen, sondern moralisch zerschmettern,
so gab es kein besseres Mittel, als den Schlag gegen denjenigen zu führen, den er so ge-
waltig erhoben, den man als einen der mächtigsten Fürsten in nicht ferner Zukunft ansehen
musste und der zugleich in dem Masse emporgehoben worden war, in welchem es ihm an
Avirklicher Achtung gebrach. Es war Zündstoff genug vorhanden, und wenn der Wetter-
strahl niederfidir und ein Haupt traf,' war Vielen ein grosser Dienst erwiesen, nicht blos
einer Partei.
Im Hause der Frau Rosa Vanozza war grosse Freude. Man feierte acht Tage nach
der Ernennung ihres einen Sohnes zum Herzoge von Benevent, des andern zum Legaten
und Krönungscardinal in ihrer Vigna ein frohes Fest, dem als dritter auch der Cardinal
Borgia beiwohnte. Als es spät geworden war, betrieb der Legat den Aufljruch, und beide
Brüder ritten nun mit ihrem Vetter von dem Weinberge in der Nähe von S. Pietro in vin-
culis zu dem Palaste, den einst Don Rodrigo als Cardinal -Vicekanzler sich erbaut und nach
seiner Papstwahl dem Cardinal Ascanio geschenkt hatte. Hier trennten sich nicht nur die
Cardinäle, sondern der Herzog entliess auch sein Gefolge bis auf Einen, der seit einem
Monate jeden Tag ihn im apostolischen Palaste besucht hatte und, mit einer Maske versehen.
' Siehe die interessante Auseinandersetzung des Venetiaiiers Marin Zorzi bei M. Sanuto I, p. 647.
2 Hist. III, c. 5.
' M. Sanuto, p. 649. Der eliemalige Präfect von Rom, Bruder des Cardinais von S. Pietro, kam damals nach Sinig'aglia,
p. 650.
* Man theilte sich mündlich mit, was Donna Lucrezia betraf. Nihil scribo quare haec omnia jam diu noscere debuisti, schrieb
Ugolino Mateo an den Secretär des Grafen Philipp de Rubels (Rossi), 16. .Juni 1497. M. Sanuto, p. 658. Pisauriensium quo-
que discessum et guorum ab urbe expnlsionem intelligere debuisti.
' inverso (il dncha di Gandia) era 1' ochio dreto (des Papstes) in quo spes prolis erat et gloriae. Bericht vom 17. Juni 1497.
Denkachriften der phil.-hi«t. Cl. XXXVII. Bd. 21
IQ2 HöFLEB.
auch in die Vig-na gekommen war, worauf der Aufbruch erfolgte.' Dieser setzte sich auf die
Gnippe des Mauhhieres, das der Herzog ritt, der, auf dem Judenplatze augekommen, noch
den Ueitknec'ht,- der allein von seinem Gefolge bei ihm geblieben war, mit dem Auftrage
entliess, ihn hier bis zur 24. Stunde zu em^arten, und wenn er bis dann nicht zurückgekehrt
wäre, in den herzoglichen Palast sich zu verfugen. Dieser wurde jedoch nach einiger Zeit meuch-
lings überfallen. Schwer verwundet fand er bei mitleidigen Leuten Aufnahme, ohne jedoch
wegen seiner Wunden im Stande zu sein, Auskünfte über das, was vorgefallen war, zu
geben. Nach einem anderen Berichte ward auch das Maulthier, das herrenlos herumirrte, auf-
gefangen und zeigten sich an dem einen Steigbügel Spuren einer Gewaltthat.^
Als der Herzog am 14. Juni Abends nicht in den Palast zmlickkehrte, werden die Diener
imd Vertrauten desselben unruhig, und einer zeigte dem Papste an, dass zwar der Cardinal
von Valencia spiit Abends zurückgekehrt sei, jedoch nicht der Herzog. Der Papst, die
Neigungen seines Sohnes kennend und wohl auch wissend, warum der Vermummte jeden
Tag in den Palast gekommen war, tröstete sich, obwohl bestürzt, mit der Meinung, der
Herzog sei zu einem Mädchen gegangen und habe am hellen Tage nicht mehr nach Hause
gehen wollen. Er werde am Abende schon wieder kommen. Der Abend des 15. kam,
brachte aber keine Spur von dem Vermissten. Der Papst, auf das Tiefste ergriffen, befahl,
die genauesten Nachforschungen anzustellen. Als sich aber jetzt in Rom die Nachricht ver-
breitete, der Sohn Papst Alexanders, der Generalcapitän der Kirche, Herzog von Gandia
und Benevent sei abhanden gekommen, glaubte man nicht, dass es sich um eine vereinzelte
That handeln könne. Man befürchtete das Aeusserste, nach der Vertreibung der Pesarischen
Partei einen gewaltsamen Ueberfall. Die Läden wm-den geschlossen, die Hausthüren ver-
ranmielt. Alles war voll Furcht und Schrecken über das Ungeheure der That; aber auch
alle Nachforschungen waren vergeblich, bis man von einem Sclavonier, der in einem Kahne
nahe an der Stelle, wo man zwischen der Engelsbrücke und der Kirche S. Maria del popolo
Unrath in die Tiber zu werfen pflegte, ein Holzschiff bewachte, erftihr, dass in der Nacht
vom 14. auf den 15. (um die fünfte Stunde nach Anbruch der Nacht) erst zwei Personen
die Gegend imtersucht hatten, ob Niemand in der Nähe weile, dann seien zwei andere ge-
kommen und hätten dasselbe gethan. Endlich auf ein gegebenes Zeichen sei ein Reiter auf
einem Schimmel gekommen, der eine Leiche hinter sich gehabt und mit ihm zur Rechten und
zur Linken die zuerst gekommen waren, damit die Leiche nicht auf den Boden falle. Dann
sei das Pferd mit dem Rücken zum Flusse gewendet worden, jene Beiden hätten die Leiche
ergriffen und mit aller Gewalt in den Fluss geworfen. Der Reiter habe sie dann gefragt,
ob es geschehen sei, sie es bejaht, aber der Mantel habe sich doch losgemacht und sei den
Flu.S8 hinabgeschwommen, worauf sie so lange mit Steinen auf ihn warfen, bis er unterging.
Dann entfernten sich alle Fünf auf dem Wege zum St. Jacobspitale. Der Sclavonier, be-
fragt, warum er darüber keine Anzeige gemacht, erwiderte, es seien wohl schon hundert
Personen in den Tiber geworfen worden, ohne dass man sich bisher darum gekümmert hätte.
Auf dieses \\Tirden alle Fischer und Schiffer aufgeboten, den Fluss zu durchsuchen, aber
erst am Abende gelang es, die herzogliche Leiche, wohl bekleidet, selbst mit 30 Ducaten
im Gürtel, aber auch mit neun Wunden (mit durchschnittenem Halse und acht Wunden am
' Er hiem Michalot de Prats. Hist. de Don Hemando, III, c. 5. Auf ihn fiel zunächst der Verdacht, der Mörder gewesen
zu sein.
' Btafferinm. Durch. II, p. 388.
• con Uno staBlo golo e V altro tagliato. Bericht vom 17. Juni, M. Sanuto, p. 659.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 163
Kopfe) aufzufinden.^ Sie wurde nach dem Castel gebracht, dort gewaschen, militärisch an-
gekleidet und gegen 24 Uhr, von allen Prälaten des Palastes, den Kämmerern und anderen
Beamten gefolgt, auf offener Bahre nach S. Maria del popolo gebracht, dort ausgestellt imd
beigesetzt. Alle Hofftiungen, die Papst Alexander auf ihn gesetzt, alle Entwürfe von Grösse
und Herrlichkeit ^\nirden mit ihm zu Grabe getragen. Der Schmerz des Vaters kannte keine
Grenzen. In Gandia trauerten zwei Waisen und Donna Maria Enriqviez, die in diesen Tagen
auch ihre Schwester Donna Teresa Enriquez, Gemahlin des Don Enrique Enriquez de Guz-
man, verloren.^ Dem Verlobten, Don Pedro Luis, der ihr früh entrissen worden war, folgte
der Gemahl durch die Hände von Meuchelmördern im raschen Tode nach, um mit dem
englischen Dichter zu reden, in der Sünden Blüthe. Der erste Herzog von Gandia war in
den schönsten Jahren gestorben; was wir von ihm wissen, ist nur ehrenvoll. Der zweite
Sohn Papst Alexanders hatte wohl zu dem einen Herzogthume ein zweites errungen. Das
herbe Urtheil, das der spanische Geschichtschreiber nach seinem Benehmen als Herzog von
Gandia fällte, wird durch sein Benehmen als Generalcapitän der römischen Kirche nicht
gebessert. Kannte Donna Maria das Leben ihres Gemahls in Rom, so mochte der Schmerz
über seinen Verlust sich sehr mildern. Für Papst Alexander aber war es eine furchtbare
Lehre in Bezug auf die Richtung, die er eingeschlagen, als ihm nach dem besseren Sohne
auch der so sehr gehätschelte, auf den er alle seine Hoffnungen gesetzt, und zwar in einer
geradezu entsetzlichen Weise entrissen, seinem eigenen Leben und Treiben ein nicht miss-
zuverstehendes Halt zugerufen wurde.
Er ertheilte dem Cardinal von Valencia den Auftrag, ein Verzeichniss der Hinterlassen-
schaft des ermordeten Herzogs für dessen Wit\ve aufzunehmen.
Da das Attentat offenbar lange geplant und gut in Scene gesetzt war, die Mörder Sorge
getragen hatten, den Staffier, der die Richtimg angeben konnte, nach welcher sich der Herzog
mit seinem verlarvten Begleiter entfernt hatte, unschädlich zu machen, die Mörder selbst
einen Vorsprung von zweimal 24 Stunden hatten und der Holzhändler auf der Tiber sich
wohl gehütet hatte, aus seinem Verstecke hervorzutreten und sich bemerklich zu machen,
so gelang es, alle Spur zu venvischen, die auf die Entdeckung der Urheber führen konnte.
Der Papst war in seinem Schmerze unzugänglich. Die Ermordung Avar geschehen, die Leiche
gefunden und mit dem gehörigen Prunke bestattet worden. Das Uebrige glich, um ein
itaUenisches Sprichwort zu gebrauchen, dem Loche im Wasser, das ein hineingeworfener
Stein bereitet: ein paar Wasserringe und Alles ist vorüber.
Natürlich war dadurch den Vermuthungen über die Person des Mörders Thür und Thor
geöffnet, und es kann auch gar nicht die Absicht dieser Schrift sein, die Anzahl derselben
durch eine neue zu vermehren. Wohl aber müssen folgende Thatsachen wohl erwogen
werden. Zu den grossen Zerwürfnissen mit den Orsini's, die ihre Spitze gegen den Herzog
gekehrt hatten, und zu dem räthselhaften Tode Virginio Orsini's im Kerker des Eischlosses
zu Neapel, der nach Rache schrie,' war der Streit mit Giovanni Sforza gekommen, der,
offenbar für sein Leben fürchtend, heimlich entflohen war und nun im Norden Anhänger
' Mantello vestitum, was doch mit der Aussage niclit übereinstimmt. Burch.
' Hist. de Don Hernando, III, c. 5.
' Seine Leiche kam am 26. April aus Neapel in Rom an und wurde von da nach Bracciano gebracht, wohin sich bereits
Giovanni Giordano und Carlo Orsini zum Begräbnisse begeben hatten. Bnrch. II, p. 365. Es ist sehr begreiflich, dass dieses
Ereigniss den Hass der Orsini gegen die Borja's aufs Neue entflammte, und wenn sie den von ihnen so sehr verachteten
Herzog von Gandia aus dem Wege schafften, so wnssten sie genau, welcher von den Lebenden dadurch am empfindlichsten
getroffen würde.
21*
164 Höfler.
warb. Der Autenthalt seiner Gemahlin bei den Nonnen in San Sisto dürfte zweierlei be-
weisen, dass Donna Lucrezia eher auf Seite ihres Gemahles stand und nicht Lust hatte,
sich geradezu als Spielball behandeln zu lassen. Leider wissen wir ,von der Vertreibung
der Sforzesen* aus Rom zu wenig, um daraus andere Folgerungen zu ziehen, als dass diese
gutwillig nicht gingen und so lange sie sich in Rom befanden, der Plan, den man in Bezug
auf Donna Lucrezia hatte, nicht in Angriff geuonunen werden konnte. Dass es zu Zerwürf-
nissen zwischen Don Juan und den Sforzesen gekommen war, der Herzog, persönlich be-
scliimpft, blutige Rache nahm, liegt nahe.' Es stellte sich aber nicht blos sehr bald heraus,
dass Frau Lucrezia, in die Absicht des Papstes, seine Kinder in Neapel zu versorgen, hinein-
gezogen, eine Ehescheidung mit Giovanni Sforza, eine neue Ehe mit dem Herzoge von
Bisceglia, Bastarden König Alfons H., eingeleitet wurde, sondern auch dem rechtmässigen
Gatten Giovanni Sforza das Brandmal des Lächerlichen aufgedrückt werden sollte, da seine
Ehe wegen persönlicher Unfähigkeit gelöst wurde.* Konnte man glauben, dass Giovanni den
grössten Schimpf ruhig ertragen und sich dafiir nicht auf das Empfindlichste rächen werde ? !
Interessant ist die Bestinuiitheit, mit welcher sich Andr6 Bernaldez über den Mord aus-
spricht, den er jedoch irrig auf den 29. Mai verlegt. Er erwähnt genau die Zer\^ürfhisse
zwischen Sforza und Don Juan, nennt die Geliebte des Letzteren Madame Damiata und
bezeichnet die Person mit der Maske als eine Kupplerin,^ die das Stelldichein verabredete,
zu dem der Herzog betnmken und lasterhaft, wie er war, sich verfügte. Nicht blos, dass
in Spanien gesagt wiu*de, Don Juan sei von den Sforzesen getödtet worden, sondern man be-
zeichnete Don Giovanni Sforza geradezu als den Mörder, der im Palaste des Cardinais Ascanio
Zuflucht gefunden, wie man dann in Rom selbst diesen Cardinal bezichtigte* und er sich
zu rechtfertigen tiir nothwendig erachtete. Auch von Kämpfen der Pesarischen Partei wusste
man in Spanien, und zwar, wie es scheint, viel mehr, als in Rom selbst stattgefunden hatte.
Man kann als sicher annehmen, dass Bernaldez in seiner Chronik die Anschauung aus-
sprach, die man in Spanien von dem blutigen Vorgange hatte. Noch muss hinzugefügt
werden, dass der Chronist nach Mittheilung der Ermordung und des Aufstandes der Pesari-
schen des Cardinais von Valencia erwähnt, aber in keiner Art und Weise seine Person mit
dem Morde in irgend eine Beziehung bringt.* Es ist kein Grund zur Annahme vorhanden,
dass Donna Maria und ihre Verwandten Cesare für den Mörder seines Bruders ansahen. Der
Papst wies jedoch im Cardinal-Consistorium am 19. die Vermuthung, dass der Herr von Pesaro,
oder der Fürst von Squilace, Bruder Don Juans, oder der Herzog von Urbino der Mörder
war, von sich.* Aber dass zuerst an den Herrn von Pesaro gedacht worden war, ist klar.
• Reumont IX, 1, p. 225.
' 20. December 1497. Die neue Heirat erfolgte am 26. Jänner 1498. Nach Qurita III, c. 8 war die Dispens für die Ehe mit
dem Soline de» Condo de AverHa nicht erfolgt gewesen, was nun auch als Vorwand genommen wurde.
3 (jue e« de aquelhts carAtulas quo usan en Roma para ir disfrazado.
• dubitandu di le zanze che vien ditto per questa terra che lui 1' ha fatto amazar et che '1 si ha fatto capo di la parte Orsina.
So sagte der xpaniHche Botschafter im Consistorium am 19. Juni zu dem Papste. M. Sanuto I, p. 654. Liegt liierin nicht
ein Fingerzeig in Betreff des MOrder»? Ueber die Reformpläne, welche Papst Alexander jetzt fas.ste, aber bald wieder auf-
gab, Tbuasne, appcnd. zu Bd. II, n. 29, 30.
' c. 152. Es ist somit durchaus irrig, was Gregorovius p. 105 sagt, ,Ce8are sei nach dem allgemeinen Urtheile jener Zeit und
nach allen GrUnden der Wahrscbeinlichkeit der Mörder »eines Bruders'. Damit fallen auch alle Folgen hinweg, die Gre-
gorovius atis dieser vermeintlichen Thatsache zieht. Die Depesche des Ales». Brassio vom 23. Juni 1497 sagt, der Papst
habe genaue Beweise der Schuld — aber nicht Cäsar» — ma andr4 dissimulando per far pruova se potesse giungnere li
autori al sonno, per essero huomini d' importanza. Thuasne II, append. n. 30.
• L'^sta dirulgato 1' habbi fato amazar el signor di Pescaro: ne semo certi non esser vero. Dil principe de Squilaze fratello
dil prefato ducha, minime. Dil ducha de Urbino etiam somo chiari. M. Sanuto, p. 653.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 165
Dass die Orsini gleiclifalls genannt worden waren, geht aus der Entschuldigung des spani-
schen Botschafters auch hervor. Diese betrifft aber zunächst den Cardinal Ascanio und lässt
der Vennuthung in Betreff der Orsini um so mehr Raum, als der Papst von diesen schwieg.
Es bleibt aber noch für die Vermuthung Raum, dass, selbst wenn Don Griovanni Sforza der
Mörder war, Papst Alexander seine guten Gründe gehabt haben konnte, die Grässliclikeit der
That nicht dadurch zu vermehren, dass er selbst denjenigen bezeichnete, den er seiner Tocliter
zum Gemahle gegeben. Doch wir enthalten uns, das Gebiet der Vermuthungen zu betreten.
Der Papst wusste, wer der Mörder sei,' wollte aber, wie er sagte, sich nicht mehr um die
Regierung der Kirche annehmen und diese sechs Cardinälen übergeben, die zunächst einen
Legaten nach Spanien wählen sollten — doch wohl nur, über das Geschehene zu berichten
— und für die Ruhe Italiens zu sorgen hätten.^
Leider haben die guten Vorsätze nicht lange gedauert und begann, als der Seelensturm
vorüber war, der eigentliche Wahnsinn des Pontificates Alexander VI.
Wenn nun aber Francesco Guicciardini eine geraume Zeit später mit grosser Bestimmt-
heit, aber ohne Antuhrung eines Beweises, den Cardinal von Valencia als Brudermörder
bezeichnet und französische und deutsche Historiker auch ohne Beweise selbst nur der Wahr-
scheinlichkeit auf diese etwas späte Autorität hin Don Cesare des greulichen Verbrechens
schuldig erkannten, seinen Bruder, mit dem er kurz vorher bei der gemeinschaftlichen Mutter
am Tische gesessen, durch schändlichen Meuchelmord aus dem Wege geräumt zu haben,
so sieht man sich vergeblich nach einem Stützpunkte für diese Behauptung um, die zuletzt doch
nur darin wurzelt, dass, weil unter ganz anderen Verhältnissen Cesare, um sich zum Herrn der
Romagna zu erschwingen, die kleinen Tyrannen daselbst beseitigte, er, man weiss nicht
warum, mit der Kainsthat in einem Augenblicke begonnen haben soll, als ihm selbst eine der
grössten Ehren bevorstand, den König von Sicilien zu krönen und dadurch an den Ehren
und Wüi-den theilzunehmen, die jetzt der Papst dem Hause Borja bestimmt hatte. Zur Ent-
schuldigung oder um die Greuelthat, welche in Spanien und Portugal so grosses Entsetzen
hervorrief, zu erklären, weiss man aber nur zu sagen, Don Juan sei dem Don Cesare in dem
Wege gestanden und deshalb habe dieser, unzufrieden mit seiner kirchlichen Stellung, ihn aus
dem Wege geräumt. Nun. ist sicher, dass, wenn auch Don Juan beseitigt war, dessen Sohn und
nicht Don Cesare das Herzogthum Gandia und das neue Herzogthum erbte und seine Beseiti-
gung die Stellung Don Cesares nicht veränderte. Nicht minder aber müsste denn doch be-
wiesen werden, dass Don Juan ihm wirkhch im Wege stand und dass die Pläne, mit denen
sich damals Don Cesare getragen, nur auf diesem Wege sich realisiren Hessen. Dieser Be-
weis ist nicht geliefert und wird auch nicht geliefert werden können. Während wir ihn daher
ruhig abwarten, steht fest, dass Papst Alexander durch nichts verrieth, dass er Don Cesare
als Urheber der Mordthat ansah. Wohl aber wird, da der Cardinal-Diaconus von Valencia der
Mörder seines Bruders gewesen sein muss, als Beweis angefühi-t, was geradezu das Gegen-
theil l)eweist. Er bleibt ruliig in Rom, geht erst am 22. Juli, um seine neapolitanische
Mission zu übernehmen, nach Neapel, und da er unterwegs erkrankt, kommen sein Bruder
und Donna Sanzia zu ihm. Er war somit Zeuge aller Vorgänge in Rom vom 14. Juni bis
23. Juli, und doch findet sich kein Beweis, der aus seinem Benehmen abgeleitet werden
' lo so ben chi 1' ha morto, sagte er nach dem Berichte vom 17. (M. Sanuto, p. 660), der auch hinzufügt: Gran cosa h non
fosse cognosciuto queUo soprascripto li saltö in groppa, clie prima li havea parlato in I'orechia et alhora lasö insieme con
quello solo, tutta 1' altra compagnia che intendo era con Valenza e molti altri.
J6g Höfler.
konnte, gegen ihn. Es ist ferner geradezu imdeukbar, dass der Papst, wenn er der Meinung
o-elnüdiot hatte, Cesare sei der Mörder seines Bruders, ihm die Verlassenschaft Don Juan's
übergeben und die Base des Königs von Spanien, Donna Maria, gezwungen hätte, mit ihm,
dem Mörder ilires Gemahls, in nähere Beziehungen zu treten. Wenn Gregorovius der Meinung
ist,' die schwächlichen Gründe, mit denen Roscoe Cesare freispricht, ehren das Gefühl dieses
mittelmässigen Autors, doch sie erregen nur das Lächeln des Richters, so darf doch der
Beweis der Schuld nicht in einer moralischen Unmöglichkeit gesucht werden, noch ein Richter,
vorausgesetzt, dass das Richteramt dem Historiker zusteht, ohne die überzeugendsten Beweise
das Verdict eines noch dazu so scheusslichen Mordes aussprechen. Und welchen nachweis-
baren Vortheil zog er denn wirklich von der Ermordung seines Bruders, den er nicht wohl-
feileren Kaufes hätte erringen können?
Die Frage, auf welche es hier ankommt, lautet einfach so : ist es denkbar, dass Papst
Alexander, welcher sich jetzt ganz und gar auf die casa de Aragon im Mutterlande und in
Neapel stützen musste und stützte, König Ferdinand den Schimpf anthun konnte, seine
Base, die Mutter der Kinder des ermordeten Don Juan, zu zwingen, mit dem Mörder ihres
Gatten in Betreff der Verlassenschaft in die intimsten Verbindungen zu treten ? Ist es denk-
bar, dass Papst Alexander, welcher damals mit König Friedrich von Sicilien (Don Fadrique
de Aragon) auf dem allerbesten Fusse stand, auch diesem Zweige des königlichen Hauses
von Aragon den Schimpf anthat, den Brudermörder frisch von der blutigen That als legatus
a latere nach Neapel zur Krönung zu senden? So blödsinnig darf man sich doch Papst
Alexander nicht vorstellen, um diesen Schimpf dem stolzen königlichen Hause anzuthun,
und so gemein darf man weder den stolzen König von Spanien, der gerade damals sich
auf das Engste mit dem römischen Könige verband, und Don Fadrique nicht denken, der-
artige Zunuithungen sich ruhig gefallen zu lassen.
Der Cardinal begab sich nach Neapel und kam am 5. September 1497^ zurück, ging
mit dem Papste auf die Jagd (17. October), und erst als König Karl VHI. am 7. April 1498
gestorben, der Herzog von Orleans, Ludwig XII., ihm nachgefolgt und die Vermählung der
Mad. Lucrezia mit dem Herzoge von Bisceglia entschieden war, entschied sich auch der
Cardinal-Diaconus von Valencia, Don Cesare de Borja, im geheimen Consistorium das Ver-
langen zu stellen, der Papst und das Cardinalscollegium möchten ihm gestatten, seine Würde
niederzulegen und zu heiraten. Er führte aus, dass von Jugend an sein Sinn nur dem welt-
lichen Stande zugewendet gewesen und nur der Papst wünschte, dass er Diaconus wurde.'
Seinem Wunsche sich fügend, habe er die geistlichen Pfründen und Würden angenommen,
während sein eigener Wunsch darauf gerichtet war, dem weltlichen Stande anzugehören.
Der Papst befrug am 17. August 1498 die Cardinäle, ob sie einer Dispens beistimmten und
die Resignation auf alle Kirchen und Kirchenpfründen annähmen.* Einstimmig überliessen
die Cardinäle diese Sache dem Papste, der ihm die Dispens gewährte. Am 1. October ver-
liess Don Cesare in aller Stille, aber begleitet von dem K. Kämmerer Louis de Villeneuve
lixMU. Schon am 18. December 1498 hielt er als Herzog von Valentinois in unerhörter
' Bd. Vn, p. 397, n, 3.
' Uurch. II, p. 402.
* Nach ^"urita, III, c. 28, habe Cäsar im Cardinalscollegium (Consistorium) gesagt: que quando murio el duque Don Pedro Luys
KU hermano estuvo muy renitente y quiso matar Don Joan de Borja, que era menor que el por aver el ducado de Gandia,
y mucbo tiempo estuvo en aquella porfie de no querer ser elerigo. Letzteres ist richtig.
* Burch., II, 493.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 167
Pracht seinen feierlichen Einzug in Chinon zur Audienz bei König Ludwig.^ Das CoUier,
das er trug, wurde auf 30.000 Ducaten geschätzt. Jetzt begann Don Cesare die Laufbahn,
die ihm eine wenig beneidenswerthe, aber wehhistorische Berühmtheit verschaffte und tragisch
endete. Dazu war nicht nothwendig, den unbedeutenden Don Juan, der, je mehr er Ehren
und Würden erlangte, desto verächtlicher sich machte, umzubringen und den Papst in einen
Zustand der Verzweiflung zu setzen!
So wenig stand aber 1497 Don Juan den Plänen Don Cesar's im Wege, dass es sich
vielmehr darum handelte, Don Joffr^ zu bewegen, geistlich zu werden, worauf dann Cesare
zugleich dessen Fürstenthum und Donna Sanzia als seine Gemahlin sich angeeignet hätte,
ein Plan, für welchen König Friedrich, der Herzog von Mailand und dessen Bruder, der
Cardinal Ascanio, waren.' Der Elirgeiz Cesare's de Borja strebte aber selbst nach der Hand
einer Königstochter.
Wenn nun der bisherige Cardinal-Diakon in dem Consistorium, in welchem er um seine
Säcularisation bat, den Ausdruck -svirkhch gebrauchte, er habe nach dem Tode Don Pedro
Luis,' ersten Herzogs von Gandia, im Verdrusse, dass er widerwillig zum geistlichen Stande
bestimmt worden und als der ältere (was auch Burchard von ihm behauptete) dem zweiten
Herzoge von Gandia, Don Juan, nach dem Leben gestrebt, tun das Herzogthum Gandia
für sich zu erlangen, so lag es freilich nahe, jetzt, als Don Juan das Opfer eines Meuchel-
mordes geworden war, Don Cesare als Mörder anzunehmen.
Es ist mir nicht bekannt, dass ein Schriftsteller auf diese zweifelhafte Angabe Qurita's
hin sich berufen fühlte, Cesare der Ermordung seines Bruders zu beschuldigen. Was Qurita
erzählt, steht selbst im Widerspruche mit einer Angabe Marin Sanuto's, welcher den Bericht
über die Niederlegung des Cardinalates mit der Behauptung verljindet, es sei dieser Plan
von dem Papste ausgegangen, der ihm eine Herrschaft in Italien verschaffen, ihn zum Gon-
falonier der Kirche ernennen wollte und ihm selbst die Hand der jüngeren Königin -Witwe
von Neapel bestimmt habe.* Jedenfalls Aväre es aber sehr ü])erflüssig gewesen, dafür Rache
zu nehmen, dass vor geraumer Zeit Don Juan Herzog von Gandia geworden war und nicht
Don Cesare. Marin Sanuto erwähnt ganz bestimmt, dass, als der Cardinal von Valencia
am 22. August 1497 aus Neapel nach Rom zurückkehrte, er für den Sohn des Herzogs von
Gandia, Enkel Alexander VI., die königliche Investitur für das Herzogthum Benevento, für
die Baronie von Flumari imd die Grafschaft Montefoscolo mitbrachte. Diese Thatsache
beweist lunlänglich, dass man nach der Ermordung Don Juans römischerseits nicht daran
dachte, den Enkel Alexander VI. seines Herzogthums und seiner übrigen Besitzungen in
Italien zu berauben. Der Tod Don Juans mag wesentlich dazu beigetragen haben, in Don
Cesare den Plan zur Reife zu bringen, das ihm lästige Cardinalat niederzulegen, zu heiraten
und sich, wenn es sein konnte, irgendwo ein Königthum zu verschaffen, und wenn dieses
nicht ging, sich mit einem mittelitalienischen Grossherzogthume zu begnügen. Was aber die
Frage betrifft, wer den Mordstahl geschliffen, dem der Lieblingssohn Alexander VI. bei
nächtlicher Weile meuchlings erlag, so dürfte diese Frage durch den Decemberbericht Marin
' Burch., p. 496 und die Anmerkungen. Ueber da.s Project de.s Papstes, Don Cesare mit der Prinzessin Carlotta, Tochter König
Friedrichs, zu vermählen, ^'urita. Hist. III, c. 22.
2 Wie ^urita, Hi.Ht. III, c. 7, au.seinandersetzt. So lange Don Cäsar Cardinal war, glaubte man aucli, seien alle Reformbestre-
bungen vergeblich.
3 Also vor ungefiihr acht Jahren als zehnjähriger Knabe?
« M. Sanuto I, p. 787.
1 68 Höfler.
Sanuto's entschieden sein.* Hiebei ist ausdrücklich gesagt, dass der Papst die Gewissheit
erlangt habe, die Orsini hatten seinen Sohn ermordet (perchfe li Orsini certo havia far
aniazar suo fiol diiclia di Gandia). Man wusste damals in Rom, der Schwiegervater des
Emionleten bereite in Spanien einen Heereszug nach dem Kirchenstaate vor, um die Er-
mordung des Schwiegersohnes zu rächen. Ob dem letzteren Gerüchte Wahrheit zu Grunde
lag. kann man bei dem Schweigen der spanischen Quellen nicht angeben. Nur so viel ist
gewss, dass die kluge Herzogin -Witwe von Gandia das Schicksal ihres Hauses nicht mehr
an die Wechselfalle Mittel- oder Süditaliens zu knüpfen dachte und consequent daran
arbeitete, aus dem Hause Borgia wieder ein Haus Borja zu machen.
Darf ich aber, indem ich die Resultate meiner Forschungen wohlwollender Prüfixng
unterbreite, in Betreff einer Biographie Alexanders VI. meine persönliche Meinung aussprechen,
so lautet sie dahin, dass Avir noch lange werden warten nüissen, bis wir eine Geschichte dieses
hochstrebendeu Papstes erlangen, die diesen Namen verdient. Ihr muss eine Reihe von höchst
genauen und umsichtigen, quellenmässigen und kritischen Untersuchungen von Detailfragen
vorausgehen. Es ist beinahe Alles Controverse und erst, wenn so Schritt für Schritt
mühsam fester Boden gewonnen wurde, mag, wer nicht bereits dieser Mühe erlegen, den
grossen Schritt wagen, aus der bisherigen Verworrenheit zur Geschichte Alexanders VI. zu
gelangen. Die vorliegende Schrift möge von diesem Standpunkte aus ihre Erklärung und
Berechtigung finden.
Wir haben zum Schlüsse noch einer Thatsache zu gedenken. Im ersten Schmerze über
die Ermordung seines Sohnes hatte Papst Alexander die besten Vorsätze in Betreff der
Reformation der Kirche, der Besserung des eigenen Lebens, einer durchgreifenden Aenderung
der Dinge gefasst und zu diesem Ende eine Commission von sechs Cardinälen niedergesetzt
(19. Juni). Es war der entscheidende Punkt seines Lebens. Erfüllte er die in den travirigsten
Stimden seines Lebens gefassten Vorsätze, sah er sich in der That künftig nur mehr als
den Verwalter und nicht als den Herrn der Kirche an, entfernte er Kauf und Verkauf und
jede Art der Simonie und erblickte er nicht mehr wie bisher in der Versorgung seiner Kinder
die Hauptaufgabe seines Pontificates ; wollte er wirklich, wie er im ersten Augenblick des-
selben ausgesprochen, der allgemeine Vater der Christenheit sein und seinen erhabenen
Pflichten leben, so hatte er jetzt eine fürchterliche Warnung erhalten, nicht länger damit
zu säumen. Noch konnte er, da von allen Seiten die Anforderungen nach einer durch-
greifenden Reformation kamen, durch consequente Hebung der zahllosen Missstände, vor
Allem durch lieseitigung jener grossen Wechslerbank des officiellen Pfründenverkaufes und
durch Austreibung der Käufer und Verkäufer aus Rom seiner Zeit eine bessere Wendung
geben. Aber die Reform musste Schritt für Schritt imaufhaltsam voranschreiten, bei dem
Papste beginnen, zum Cardinalcollegium übergehen, allmälig Bischöfe, Prälaten, Priester,
Mönclie und die gesammte LaieuAvelt umfassen. Der 14. Juni 1497 bildet den kritischen
Moment im Leben Papst Alexanders. Was wir von seinem damaligen Treiben aus den
venetianischen Berichten erfahren, beweist, dass er gerade jetzt bemüht war, zu der Generation,
die ihn bereits Vater nannte, eine neue hinzuzufügen, und Avie lange dauert es und es Avird
für einen neuen Don Juan, Sohn einer Römerin und des Papstes Alexander, nicht des Car-
dinais Don Rodrigo, das Herzf)gthum Nepi geschaffen.^ Es kam nicht so weit, an das
CardinalscoUegium die Aufforderung zu stellen, sich heilige Männer zu Mustern zu nehmen,
< I, p. 827.
' Barch., November 1501.
Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne. 1 69
Papst Alexander fehlte bereits die moralische Kraft, aus einem zügellosen Leben einzulenken.
Er hätte sich, Avenn es sich nicht um flüchtige Vorsätze, gefasst in furchtbar ernster
Stunde und bald vergessen, sondern um ein grosses Beispiel handelte, wo nur eine voll-
stäudio-e Umkehr helfen und retten konnte — wenn nicht in ein Kloster zurückziehen, doch
mit seiner ganzen Vergangenheit, und, was vielleicht noch schwerer war, mit seiner ganzen
Umgebung brechen müssen. Er durfte nicht Don Rodrigo de Borja gewesen, nicht Papst
Alexander sein, um noch die Kraft zu besitzen, ein Anderer zu werden.
Der entscheidende Wurf war geschehen. Bei der Krönung König Friedrichs scheint
in dem Krömingslegaten, dem Cardinal von Valencia, der Entschluss gereift zu sein, mit
dem Wunsche seines Vaters zu brechen und geradezu die Säcularisation zu verlangen, um
womöglich die Hand einer Königstochter zu gewinnen. Es ist aufgezeichnet worden, dass,
als er zurückkehrte, Vater und Sohn miteinander zu sprechen vermieden. Allein Don Cesare
setzte seinen Willen durch und der Vater verfiel dem geistigen Banne, den der Solm mit
steigender Ruchlosigkeit über ihn ausübte. Die letzten Jahre des Pontificates Alexander VI.
übertrafen sehr bald die früheren und riefen jene furchtbare Macht heraus, die die Sünden
der Menschen bis zu einem gewissen Punkte anhäufen lässt, sich aber das Gericht vorbehält.
Während wir aber diese Entwicklung des grossen Dramas einem Biographen Alexanders VI.
überlassen müssen, ist es unsere Pflicht, im Anschlüsse an früher Erwähntes noch eines
Vorfalles zu gedenken.
Als Ende December 1498 Don Ifiigo de Cordova und Micer Felipe Ponce im Auftrage
des Königs und der Königin (Ferdinands und Isabella's) dem Papste Vorstellungen über
sein Benehmen machten und hiebei selbst die Rechtmässigkeit seiner Wahl in Zweifel zogen,
brachte der Zox-n über diesen Angriff die wahre Gesinnung des ehemaligen Legaten Papst
Sisto's IV. zum Vorscheine. Jetzt mussten die königlichen Abgesandten aus dem Munde
des Papstes hören, er besitze als einstimmig gewählt das Pontificat mit ganz anderem Rechte
als König und Königin von Spanien ihre Reiche, da sie sicli derselben ohne Rechtstitel
imd gegen alles Gewissen bemächtigt.* Sie seien nur Eindringlinge und besässen gar kein
Recht an dieselben.^ Wie süss mussten diese Worte für Donna Juana, la seilora excelente,
klingen, wenn sie dieselben erfuhr. Mochte der Herzog von Valentinois, Gemahl der Char-
lotte d' Albert, Schwester des Königs Johann von Navarra, niclit ihrer eingedenk sein, als
nach dem Tode Papst Alexanders der frühere Cardinal von Valencia von dem gran capitan
hinterlistig gefangen genommen, nach Spanien gebracht und, im Alcazar von Segovia ver-
wahrt, nun zum einzigen Zeitvertreibe seine Falken fliegen liess!
Auch der Streit um Bracciano hatte ein eigenthümliches Nachspiel. Der Cardinal Orsini
wurde in die Engelsburg gebracht, der Herzog von Valentinois angewiesen, Bracciano zu
belagern und sammt den übrigen Castellen der Orsini zu erobern, ihm dazu Bombarden
aus der Engelsburg zugesandt. Der Papst benachrichtigte am 20. Februar 1503 die Cardinäle
von einem Anschlage der Orsini auf sie. Am 22. starb der Cardinal Orsini im Gefängnisse.
Da ich, schrieV) Burchard, über seinen Tod nicht mehr wissen wollte, als nothAvendig war,
Avar ich nicht bei der Leiche und mischte mich in keiner Weise in diese Sache.'
' ^'urita, Hist. III, c, 33.
2 que eran iiitrusos en ellos »in teuer deredio alcuno I, f. l.iO b. Noch im Jahre l.i22 (lö. Juni) überg'ab Donna Juana als Kiinigin
von Castilien ihre Anrechte auf dieses KOiügreicli an Dom Joäo III., Sohn und Nachfolger Dom Manoels. Clemencin, p. 497.
' Burch. III, p. 238. Die Erzählung von der Concubine des C'ardinals, die, als der Mutter desselben nicht mehr gestattet
wnrde, durch ihre Leute ihrem Sohne Speise und Trank in die Engelsburg zu schaffen, als Mann verkleidet dem Papste
Llenllüchriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. BJ. 22
170 HöKLEB. Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne.
Mau wird kaum irre gelten, wenn mau die Thatsache vom 22. Februar 1503 mit der
vom 14. Juni 1497 in Verbindung- In-ingt. Am 18. Aug-nst 1503 beendete nach eiltjährigem
Pontiticate Papst Alexander sein Dasein. Die christliclie Welt konnte aufathmen. Am
21. August verbrannten die Spanier den Palast Orsini auf Monte Giordano (in der Stadt),'
ziu* Leichenfeier des valencianischen Papstes imd zur Beendigung des grossen Haders der
Hftuser Borgia imd Orsini.*
Es drilngt sich aber zum Schlüsse noch eine Frage auf. War, nachdem Alexander VI.
das Princip der Reform einem beispiellosen Absolutismus zu Liebe aufgegeben, noch zu
hoffen, dass diese von Oben nach Unten durchgeführt werde? Diese Frage war nur bejahend
zu beantworten, wenn die nächsten Nachfolger Alexanders ungesäumt nachholten, was ihr
Vorgänger sträflich vernachlässigt hatte. Geschah dieses nicht, so war nicht sowohl eine
Reform als vielmehr eine Revolution auf dem kirchlichen Gebiete, eine Zerstörung des
genetischen Zusanuuenhanges, ein vollständiger Bruch mit der Vergangenheit, ein Umsturz
ohne Gleichen zu erwarten und ist dieser auch eingetreten, wie Ende des 18. Jahrhunderts
das absolute Königthum die politische Revolution gebar! Zum Träger der kirchlichen
Revolution machte sich Deutschland, zum Träger der politischen Frankreich. Die
Erkenntniss dieser sehr einfachen Wahrheit, die die Klanuuern zeigt, innerhalb welcher Adr
uns fortwährend bewegen, gibt allein den Schlüssel zur richtigen Bevu-theilung des Ganges
der Weltgeschichte in den drei letzten Jahrhunderten und der Mitteleiu*opa erschütternden
welthistorischen Begebenheiten. Freilich tritt sie der jetzt herrschenden Auffassung ent-
schieden entgegen!
die grosse Perle an» dem Nachlasse des Virgiuio Orsini, die ihr der (Jardinal geschenkt hatte und Alexander begehrte, ül)er-
brachte, mag man bei Burcli., p. 236, nachlesen. Orsini erhielt auf dieses weiter von der Mutter Speise und Trank; in der
Zwischenzeit aber ut a vulgo affirmabatur, biberat caliceni ordinatione et jussu Pape sibi paratuni.
' Burcli. III, p. 245. Es liegt eine eigenthiiniliche Genugthuung darin, dass Burehard selbst seinen Aufzeichnungen über Papst
Alexander schliesslich das lateinische Gedicht beifügt, das mit dem Distichon sclilo.'ss:
Vendit Alexander cruces, altaria, Christum,
Emerat ille prius, vendere jure potest.
2 Er fand aber rasche Fortsetzung am 2.3. August. Burch., p. 248.
UEBER DAS LEBEN
DES
JAINA MÖNCHES HEMACHANDRA,
DES SCHÜLEBS DES DEVACHANDRA AUS DER VAJRASÄKHÄ.
VON
G. BÜHLER,
WIRKLICHEM MIIGLIEDE DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
VORGELEGT ]N DER SITZUNG AM lf>. DECEMBER 1888.
o
Oo vielfach sicli europäische Gelehrte seit den letzten fünfzig Jahren mit den Werken
Hemachandra's beschäftigt haben, so fehlt doch bis jetzt eine eingehendere Untersuchung über
das Leben dieses merkwürdigen Mannes, der durch seine atisgebreitete literarische Thätigkeit
den Namen der Svetämbaras allgemein in der Grelehrtenwelt Indiens bekannt machte und
durch seinen Einfluss auf einen mächtigen König von Gujarat während der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts der Jaina-Lehre, zeitweilig in seiner Heimat eine dominirende Stellung
verschaffte. Abgesehen von dürftigen , zum Theil ungenauen Angaben in H. H. Wilsons
Werken und in den Vorreden zu den Ausgaben einiger Werke Hemachandra's findet sich
nur in K. Forbes' Ras Mala, p. 145 — 157, ein ausführlicher Bericht über das Leben des
berühmten Mönches, den ein kurzer Artikel von Bhäü Daji im Journal of the Bombay
Brancli of the Royal Asiatic Society, vol. IX, p. 222 f., zu ergänzen bestimmt ist. Forbes'
Erzählung ist im Wesentlichen eine Wiedergabe der Nachrichten, welche sich in Merutuü-
gächärya's Prabandhachintämani finden. Die in dem letzten Werke enthaltenen Anekdoten
sind in eine bessere chronologische Ordnung gebracht und die auffälligsten Unwahrschein-
lichkeiten beseitigt. Am Schlüsse sind einige der mündlichen Tradition entnommene Legenden
hinzugefügt. Diese Behandlung des Stoffes entspricht dem Charakter von Forbes' Werke,
welches nicht den Anspruch erliebt, eine kritische Bearbeitung der Geschichte von Gujarat
zu geben, sondern den Titel ,ein Kranz von historischen Sagen' trägt.
Seit dem Jahre 1856, in welchem die Ras Mftla erschien, hat die systematische Er-
forschung der Jaina-Bibliotheken im westlichen Indien eine grosse Menge von neuen Mate-
rialien für die Geschichte Hemachandra's zu Tage gefördert. Einerseits haben sich zahlreiche
Werke, wie das Prabhävakacharitra, der Prabandhakosha, Commentare zvim Rishimandala-
stotra imd eine Anzahl von Kumarapalacharitas oder KumärarAsas gefimden, welche das
Leben des geistlichen Hauptes des Kali-Zeitalters mehr oder weniger ausführlich behandeln.
Andererseits sind Hemachandra's eigene Schriften wahrscheinlich alle und fast vollständig
zugänglich geworden. Es ist somit jetzt möglich die Angaben der secundären Quellen
durch eine Vergleichung mit einander und mit Hemachandra's leider spärlichen Aeusserungen
22*
^■^2 ^- BChler.
über seine Person unci Schicksale kritisch zu sicliten. Der Charakter der secundäreu Quellen,
sowie der Umstand dass die Mehrzahl derselben lange nach Hemancliandra's Zeit geschrieben
ist und dem 14., 15. und 16. Jahrhundert angehört, macht es unnöthig dieselben sämmtlich
zu berücksichtigen. Eine Auswahl genügt vollständig, da die späteren Autoren hauptsächlich
nur ihre Vorgänger ausschreiben.
Für die folgende Untersuchung sind benützt :
1. das Prabhävakacharitra , eine Sanmdimg von Lebensbeschreibungen von 22 Jaina-
Lehrern, die ilu-em Glauben Glanz verliehen; es wurde um 1250, etwa 80 Jahre nach
Heniachandra's Tode, von Prabhächandra und Pradyumnasftri verfasst,'
2. der Prabandhachintämani des Merutungächärya aus Vardhämanapura oder Vadhvan
in Käthiavad, eine Sammlung von historischen Erzählungen, vollendet am Vollmondstage
des Monates Vai^akha Vikrama-Saiiivat 1362, d. h. im April — Mai 1305 oder 1306 p. Chr.,^
3. der Prabandhakosha des Raja^ekhara, eine Sammlung von Biographien berülmiter
Mönche, Dichter und Staatsmänner vollendet in Dhillt oder Delhi, Vikrama - Saihvat 1405,
1348/9 p. Chr.,^'
4. das KmnArapalacharita des Jinamandana Upadhyaya, eine Lebensbeschreibung des
Königs Kumärapäla von Gujarät V. S. 1199 — 1230, vollendet Vikrama-Saiiivat 1492, 1435/6
p. Chr.*
Das Verhältniss dieser Werke zu einander stellt sich f'olgendermassen. Das Prabhä-
vakacharitra imd der Prabaudliachintämani repräsentireu zwei verschiedene, wie es scheint,
von einander unabhängige Ströme der Tradition. Sie weichen sehr häufig und zum Tlieile
in sehr wichtigen Punkten von einander ab, wobei das ältere Werk in einigen Fällen die
weniger vertrauenswürdigeren Angaben bringt. Der Verfasser des Prabandhakosha kennt
den Prabandhachintämani und charakterisirt seinen Bericht über Hemachandra als einen
Nachtrag zu demselben. Er sagt, er wolle das dort Gegebene nicht wiederholen, dagegen
eine Anzahl von unbekannten Anekdoten bekannt machen.'^ Was er vorbrinsrt ist, allerdinas
meist in den früheren Werken nicht zu finden und scheint aus der Tradition geschöpft zu
sein, auf welche er sich oft beruft. Das Kumärapälacharita endlich ist eine rohe Compi-
lation aus den drei erstgenannten und mehreren anderen ähnlichen Werken. Mitunter werden
die widersprechenden Berichte des Prabhävakacharitra und des Prabandhachintämani un-
vermittelt nebeneinander gestellt; in anderen Fällen sind Versuche gemacht, dieselbe durch
Aenderungen in Einklang zu bringen. Diese Wiederholungen haben natürhch keinen grossen
Werth, ausser wo Jinamandaua's breitere Darstellungsweise zum liesseren Verständnisse der
bisweilen zu kurzen Notizen seiner Vorgänger beiträgt. Werthvoller dagegen sind seine
Auszüge aus einigen älteren schwer zugänglichen Werken, besonders die aus dem Moha-r
paräjaya, einem Drama, welches Yaäahpäla, ein Rath oder Minister des ,Kaisers' Ajayadeva
d. h. des Königs Ajayapäla von Gujarat, zu Ehren von KumarapAla's Bekehrung zum
Jaiuismus verfasste.'' Da Ajayapäla unmittelbar nach Kumärapäla regierte und mu' drei
Jalu-e auf dem Throne sass, so verdienen die Angaben des Dramas als die einer zeit-
genössischen Quelle ernstliche Beachtinig.
Wie alle Charitras und Prabandhas sind auch selbst die ältesten der aufgezählten Werke
keine rein historische Quellen, noch auch den europäischen Chroniken des Mittelalters oder
•lenen der Araber vergleichbar. Sie sind sämmtlich ParteiscJiriften , bei deren Gebrauche
man nicht blos den Tendenzen der Secte, von welcher sie ausgehen, sondern auch anderen
Nebenumständen und einigen Eigenthiunlichkeiten des indischen Charakters Rechnung tragen
Uebek das Leben des Jaina jröNCHES Hemachandea. 173
rnuss. Der Definition zufolge, welche Raja^ekhara in der Einleitung zu dem Prabliandliakosha'
gibt, sind die Charitras der Jainas die Lebensbeschreibungen der Tirthaiiikaras oder Propheten,
der alten ganz oder halb mythischen Kaiser von Indien, welche gewöhnlich Chakravartin
genannt werden, imd der Seher, d. h. der grossen, alten Häupter der Secte bis auf Ärya-
Rakshita, der im Jahre 557 nach Vira oder 50 p. Chr. gestorben sein soll. Mit dem Namen
Prabandha werden seiner Angabe nach die Erzählungen von Männern späterer Zeiten,
Mönchen w-ie Laien , bezeichnet. Die Zwecke , zu welchen die Charitras und Prabandhas
verfasst wurden, sind, die Gemeinden zu erbauen, sie von der Herrlichkeit und Macht des
Jaina-Glaubens zu überzeugen und den Mönchen Stoff für ihre Predigten zu liefern, oder,
wenn der Gegenstand ein rein weltlicher ist, dem Publikum eine angenehme Unterhaltung
zu verschaffen. Metrische Werke dieser Classe sind stets nach den Regeln der brahmanischen
Poetik verfasst und bestimmt, die Kunstfertigkeit und Gelehrsamkeit der Autoren zu zeigen.
Indem die Verfasser von diesen Gesichtspunkten ausgehen, machen sie ihre Werke natürlich
mehr zu Sanmilungen von interessanten, ihren Zwecken dienlichen Anekdoten, als zu eigent-
lichen Biographien oder genauen Aufzeichnungen der Begebenheiten der Vorzeit. Sie bewegen
sich fast immer in Sprüngen und lassen oft sehr wchtige Punkte ganz im Dunkel. Zugleich
verräth das, was sie geben, häufig eine starke absichtliche Färbung im Interesse ihres Glaubens,
während an anderen Stellen dichterische Uebertreibungen oder Ei'findungen, welche die Er-
zählung pikanter machen sollen, leicht zu erkennen sind. Andere Umstände, Avelche die ge-
scliichtliche Venverthrmg der Charitras luid Prabandhas erschweren, sind die Unsicherheit
ihrer Grundlagen, die zum grossen Theile in der mündlichen Ueberlieferung der Mönchs-
schulen oder der Barden bestehen, und der crasse Wunder- und Aberglauben, der bei den
Indern vielleicht noch tiefer als bei den europäischen Nationen im Mittelalter eingewurzelt ist.
Die Verfasser der Prabandhas gestehen die meisten der erwähnten Punkte und damit
ihre Hauptschwächen selbst offen ein. So sagi RäjaSekhara in der Einleitung zum Prabandha-
koslia, indem er zugleich den Predigern seines Glaubens interessante Rathschläge gibt:'
,Hier nuiss der Schüler bei einem Lehrer, der den Ocean der heiligen Schrift durchmessen
hat und eifrig seine religiösen Pflichten erfüllt , denmthsvoll nach der Vorschrift alles studiren.
Dann niuss er zum Heile der Frommen die Predigt halten , welche die Qual der Sünde
stillt ; und die Vorschrift für dieselbe ist folgende : Die heilige Schrift muss fehlerlos vor-
getragen werden, ohne die, Worte zusammenzuziehen und ohne Silben auszulassen. Die Er-
klärung derselben muss in edler, anmuthiger Sprache gegeben werden. Man muss, den
Körper sorgfältig hütend und ringsum auf die Versammelten blickend, solange sprechen,
bis die Sache verstanden mrd. Meist kann der Redner mit den Charitras und Pra-
bandhas seinen Zweck erreichen.'
Noch ausführlicher äussert sich Merutuiiga in der Einleitung zimi Prabandhachintämani,
Vers 5 — 7, über den Zweck seines Werkes und den Charakter seiner Quellen:"
5. ,Der berühmte Gaiiin Gunachandra hat von dem neuen Werke, dem Prabandha-
chintämani, welches lieblich wie das Mahabhärata ist, die erste Copie hergestellt.'
6. ,Die alten Erzählungen erfreuen die Herzen der Verständigen nicht so
sehr, weil sie dieselben oft gehört haben; desshalb verfasse ich das Buch Pra-
bandhachintämani mit (Benützung der) Lebensbeschreibungen (meiner Zeit) nahe-
stehender edler Männer.'
7. ,Wenn.auch die Erzählungen, welche die Weisen je nach ihrem Verständ-
niss vortragen, nothwendiger Weise in ihrem Charakter verschieden werden, so
174
G. Bühler.
dürfen kluge Leute dieses Werk trotzdem nicht hämisch kritisiren, da es sich
auf eine gute Tradition gründet.'
Menitun<'-a gesteht also ein, dass sein Hauptzweck war, sein Publikimi zu unterhalten,
lind dass über die von ihm geschilderten Personen und Ereignisse verschiedene einander
widersprechende Nachrichten vorlagen. Er ist sich der Unsicherheit des Grundes auf dem
sein Gebäude ndit, vollkommen bewusst. Sein Trostgrund ist von sehr zweifelhaftem
Werthe.
Diese Selbstbekenntnisse und die Thatsache, dass in allen Theilen der Prabandhas,
welche man durch die Berichte authentischer Quellen controliren kann, neben offenbaren
Absurditäten recht viele Anachronismen , Auslassungen und andere Fehler vorkommen,
machen die grösste Vorsicht bei ihrer Benützung nöthig. Sie dürfen indess nicht zu einer
vollsläudigeri Verwerfung ihrer Nachrichten verleiten. Denn die Prabandhas enthalten sehr
vieles, was durch Inschriften und andere glaubwürdige Zeugnisse durchaus bestätigt wird.
Besonders muss man zugeben, dass in den älteren, wie auch in den späteren, die auftretenden
Personen sänuntlich historisch sind. So ausserordentlich häufig eine Persönlichkeit zu früh
oder zu spät gesetzt wird, oder die verkehrtesten Dinge über dieselbe erzählt werden, so
ist doch kein Fall vorhanden, in dem man mit Sicherheit behaupten könnte, dass ein be-
stimmter von ihnen genannter Mann ein Erzeugniss der Einbildungskraft ilu-er Verfasser sei. Im
Gegentheile liefert fast jede neue Insciuift, jede Sammlung von alten Handschriften und jedes
neu aufgefundene ältere wirklich historische Werk, Bestätigungen für die wirkliche Existenz
der einen oder anderen von ihnen genannten Persönlichkeit. Ebenso verdienen ihre genau
angegebenen Daten innner die ernsthchste Berücksichtigung. Wenn dieselben in sonst von
einander unabhängigen Werken dieser Classe auftreten, so darf man sie ohne Bedenken
fiir historisch richtig ansehen. Dasselbe gilt natürlich auch für andere Angaben. Es wird
sich in der Folge zeigen , dass alle , sowohl im Prabhävakacharitra als im Prabandha-
chintamani üljer Hemachandra gegebenen Nachrichten, die nicht von vornherein durch ihren
Charakter verdäclitig sind, vollständig richtig sind. Im Allgemeinen muss aber zugestanden
werden, dass Hemachandra selbst im Prabhävakacharita eine halb mythische Persönlichkeit
geworden ist. Bei dem geschilderten Charakter der Prabandhas sind natürlich Hemachandra's
eigene Angaben über seine Person und seine Zeit von der grössten Bedeutung. Dieselben
linden sich vorzüglich :
1. im Sanskrit Dvyäärayamahäkävya, welches einen Abriss der Gescliichte der Chaulukya-
Dynastie von Gujarät, von Mülaräja bis auf Kumärapala gibt (Note 28) ;
2. im Prakrit Dyä^rayamahäkävya oder Kumaravälachariya , welches seinen Gönner
Ktmiärapala feiert (Note 88);
3. in der Praäasti zu seiner Grammatik, welche zu Ehren seines ersten Gönners Jaya-
siridia-SiddharÄja und der Vorfahren desselben geschrieben ist (Note 33);
4. in dem MahA,vtracharita , welches zu dem Trishashtii^aläkäpurushacharita gehört
(Note 66).
Einzelnheiten finden sich ausserdem in fast jedem seiner Werke zerstreut. Ohne diese
authentischen Mittheilungen würde eine Untersuchimg über Hemachandra's Leben wenig
sichere Resultate liefern. Mit Hilfe derselben lässt sich wenigstens ein Umriss seiner
Biographie herstellen. Es bleiben aber bedeutende Lücken, die bis auf Weiteres nicht aus-
gefttllt werden können.
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandua. 176
Hemacliandra's Jugendzeit.
Hemacliandra's Geburtsort Avar allen Berichten zufolge Dhandhüka, eine früher sehr
bedeutende und auch noch jetzt nicht unwichtige Stadt, die zum CoUectorate von Ahma-
däbad gehört und hart an der Grenze zwischen dem Festlande von Gujarät und der Halb-
insel Gujarät liegt.** Dort wurde er im Jahre 1145 der Vikrama-Aera in der Nacht des
Vollmondtages des Monates Kärttika, d. h. im November — ^December 1088 oder 1089 p. Chr.
geboren.*" Seine Eltern, Chachiga und Pähini, gehörten der Kaste der Kaufleute (vänid)
an und zwar der Abtheilung, welche sich nach ihrem ursprünglichen Sitze, dem Orte Modhera,
Srimodh Väniäs nennen." Beide waren Anhänger der Lehre des Jina. Pahini zeichnete
sich durch besonderen Glaubenseifer aus und wurde durch ihre Frömmigkeit bewogen, ihren
Sohn, dessen weltlicher Name Chängadeva oder Chaiigadeva war,'* in früher Kindheit einem
Mönche, Namens Devachandra, als Schüler zu übergeben und somit dem geistlichen Stande
zu widmen. Die näheren Umstände, welche den Eintritt Changadeva's in den Orden der
Yatis veranlassten, Averden verschieden berichtet, und alle Erzähhuigen sind mehr oder
weniger romanhaft ausgeschmückt. Das Prabhävakacharitra gibt nur eine ganz kurze Dar-
stellung. Pahini , heisst es , träumte einst , dass sie ihrem geistlichen Berather den alle
Wünsche geAvährenden Stein, den Chintamani, geschenkt habe. Sie erzählte ihren Traiun
dem Mönche Devachandra , welcher ihr die Erklärung gab , dass sie einen Sohn gebären
würde, der ,dem Kaustubha-Juwel des Oceanes der Jaina-Lehre gliche'. Als Chängadeva fünf
Jahre alt war, begleitete er seine Mutter in den Tempel und setzte sich, während diese ihre
Andacht verrichtete , auf das Sitzpolster des Devachandra. Der Mönch erinnerte sie an
ihren Traum und bat, dass der Knabe ihm als Schüler übergeben werden möge. Pähini
verwies ihn zuerst an den Vater. Als Devachandra dazu schwieg, erfüllte sie obschon
ungern seinen Wunsch, ,weil sie sich des Traumes erinnerte und weil das Wort des Lehrers
nicht missachtet werden durfte.' Darauf nahm Devachandra den Knaben mit sich nach
Stambhatirtha , dem heutigen Cambay, wo er am vierzehnten Tage der lichten Hälfte des
Monates Magha des Vikrama-Jahres 1 1 50, einem Sonnabende, die erste Weihe im Tempel des
Pärävanätha erhielt. Bei dieser Gelegenheit richtete der ,berühmte' Udayana das übliche Fest
aus. Chängadeva erhielt den Namen Somachandra." Merutunga ist viel weitläuftiger. Er weicht
in einigen nicht unwesentlichen Punkten von dem Prabhävakacharita ab und erzählt einen
vollständigen, kleinen Roman. Ihm zufolge kam Devachandra auf einer Reise von Pattana
oder Anhilväd nach Dandhüka und ging in den mit einem Kloster verbundenen Tempel der
Srimodh Kaufleute, um einem dort befindlichen Bilde des Jina seine Verehrung darzubringen.
Der ungefähr aclitjährige Chängadeva, welcher sich mit anderen Altersgenossen spielend henim-
trieb, kam herbei und setzte sich auf Devachandra's Ruhekissen, das auf ,dem Thronsitze',
der gewöhnlichen Kanzel der Jaina-Klöster, niedergelegt war. Dadurch erregte er die Auf-
merksamkeit des Mönches, der den Knaben bei näherer Betrachtung mit den Anzeichen
einer hohen Bestimmung ausgestattet fand. Der Wunsch , ihn zum Schüler zw gewinnen,
A\iirde rege, er rief ,die Gemeinde', d. h. die angesehensten Jaina-Kaufleute der Stadt zusammen
und ging mit ihnen zum Hause des Chachiga. Dieser war abwesend, aber seine Gattin
Pähini bewllkommte den Mönch und seine Begleiter in gebührender Weise. Devachandra
theilte ihr mit^ die Gemeinde sei gekommen, um sich ihren Sohn zu erbitten. Obschon
durch die ihr angethane P^hre zu Freudenthränen gerührt, erklärte sich Pähini zuerst ausser
J76 ö- Bühler.
Stande, das Anliegen zu ei-tüUen, da ihr Mann von ,ketzeri8cher' Gesinnung und noch dazu
abwesend sei. SchhessHch Hess sie sich durch das Drängen ihrer Verwandten bewegen,
den Knaben auf ihre Verantworthchkeit dem Guru zu übergeben. Audi Changadeva, der
der Vorschrift gemäss betragt wurde, AviUigte ein, der Schüler des Mönches zu werden.
Uumittell)ar darauf wanderte Devachandra mit Changadeva weiter und begab sich nach
Karnavati , wo er den Knaben in das Haus eines königlichen Rathes (mantrin) Namens
Udavana tiihrte. Ohne Zweifel fürchtete er, dass ihm sein Schüler \^^eder genommen werden
könnte \ind suchte er sich den Schutz eines einflussreichen Mitgliedes der Jaina- Gemeinde
zu sichern. Die folgenden Ereignisse zeigten, dass er nicht Unrecht hatte. Denn bald er-
schien Chächiga, der, von seiner Reise zurückgekehrt, mit dem Schwnre keine Nahrung
zu nehmen, bis er seinen Sohn wieder gesehen, sofort nach Karnsivati geeilt war, um
Changadeva zurückzuliihren. Dort begab er sich in die Wohnung des Mönches , zeigte
diesem, voll Zorn, geringe Ehrerbietung und wollte sich nicht begütigen lassen. Erst als
Udavana herbeigeholt wurde und sich ins Mittel legte, gelang es ihn zu versöhnen. Udayana
tiihrte ihn in sein Haus, behandelte ihn achtungsvoll wie einen älteren Bruder und bewir-
thete ihn. Dann Hess er Changadeva holen, setzte ihn in des Vaters Schoss und bot dem-
selben ausser anderen Ehrengaben, eine grosse Summe Geldes an. Chächiga wies die
Geschenke zwar stolz zurück, erklärte aber, dass er die ihm erwiesene Ehre , welche un-
schätzbar sei, als Preis ftir den gleichfalls unschätzbaren Sohn annehmen wolle. Er schenke
denselben seinem Wirthe. Auf dessen weitere Vorstellungen erlaubte er dann, das Udayana
seine Rechte auf Devachandra übertrug, luid richtete schliesslich das Fest der Weltentsagung
für Changadeva aus."
Eine dritte Version, die weder mit dem Prabhävakacharita noch mit Merutiniga stimmt,
findet sich bei Räjaiekhara. Hienach kam Devachandra auf Reisen nach Dhandhüka und
predigte dort häufig. Eines Tages erhob sich in der Versammlung ein Gläubiger mit Namen
Neminäga und sagte Changadeva, der Sohn seiner Schwester Pahini und des Thakkura
Chächika, sei durch die Predigt erweckt und bitte imi die Mönchsweihe. Vor seiner Geburt
habe seine Mutter im Traume einen Mangobaum gesehen , der , als er an einen anderen
Ort verpflanzt sei, reiche Früchte getragen habe. Devachandra erklärte darauf, der Bitt-
steller werde, wenn er in den geistlichen Stand trete. Grosses leisten. Er sei mit glücklichen
Zeichen versehen und würdig, geweiht zu Averden , nur müsse die Einwilligung der Eltern
eingeholt werden. Als Chäiigadeva's Wunsch den letzteren vorgetragen wurde, widersetzten
sie sich zuerst, gaben aber am Ende seinen Bitten nach.'"*
Der Verfasser des Kumarapälacharita endlich gibt die beiden ersten Erzählungen mit
einigen Ausschmückungen und verflicht dieselben nach seiner Weise, ohne sich um ihre
Widersprüche zu künmiern. So erklärt er drei Mal, dass Changadeva im Jahre 1145 der
Vikrama-Aera geboren wurde, gibt aber als den Zeitpunkt seiner Weihe zwei IMal in Ueberein-
stimmung mit dem Pabhavakacharita das fünfte Lebensjahr xmd das Jahr 1150 und ein Mal
das Datum Vikrama-Sarhvat 1154, also das neunte Lebensjahr, im Anschhisse an Merutunga.
Seiner Behauptung nach erhielt Changadeva nach der Weihe den Namen Somadeva. Er
fügt hinzu, dass ,bei Einigen' die Form Somacliandra vorkomme.*"
Selbstverständlich verdient die P>zählung des Kumarapalacharita keine Berücksichtigung.
Auch Raja.4ekhara's Bericht ist nicht glaubwürdig, da er den Wunsch verräth, zu beweisen,
dass Hemachandra in genauester Uebereinstimmung mit den Lehren der heiligen Schriften
der Jainas in den geistlichen Stand eintrat. Nach diesen ist nur der würdig, ein Mönch
Ueber das Leben des Jaina Mosches Hemachandra. 177
zu werden, der, durch die Predigt und eigenes Nachdenken erleuchtet, von der Eitelkeit
der Welt überzeugt ist und den Drang nach dem ewigen Heile, der Mukti, fühlt. In der
Wirklichkeit gestalten sich die Sachen ganz anders. Wenn der Orden der Yatis sich nur
aus Freiwilligen recrutiren dürfte, die der Welt zu entsagen wünschen, so wäre es schlimm
um denselben bestellt und würden die Jaina-Gemeinden Mangel an Predigern leiden. Man
sorgt deshalb für den nöthigen Nachwuchs gewöhnlich dadurch, dass die reicheren Gremeinde-
mitglieder Knaben noch im zartesten Alter von ihren Eltern kaufen und den Yatis zur
Erziehung übergeben. ^Vlit Vorliebe nimmt man die unehelichen Kinder brahmanischer Wittwen,
die natürlich billig zu haben sind und bei denen man , da meist auch die Väter der ge-
bildetsten Kaste Indiens angehören, günstige Geistesanlagen voraussetzen darf. Indessen
kommt es auch nicht selten vor , . dass, besonders zur Zeit von Theuerung, Kinder armer
Brahmanen oder Väniäs gekauft werden. In einzelnen Fällen sind auch die Yatis selbst
thätig und sichern sich Nachfolger, indem sie verlassene Waisen bei sich aufnehmen oder
sich Kinder ihrer Glaubensgenossen, an denen sie Gefallen finden, erbetteln.''' Diese Ver-
hältnisse der Jetztzeit zeigen deutlich, dass Räja^ekhara's Erzählung eine Erfindung ist,
zumal da die widersprechenden Behauptungen des Prabliävakacharita und Merutuhga's mit
den ersteren übereinstimmen. Aus eben demselben Grunde -wird man dagegen die Angabe,
dass Chäiigadeva durch Devachandra seiner Mutter abgebettelt wurde, für vollständig glaub-
würdig erklären müssen. Es ist durchaus wahrscheinlich , dass ein Mönch , der auf einen
intelligenten ,mit glücklichen Zeichen' verselienen Knaben aufmerksam wurde, denselben
zum Schüler zu gewinnen suchte und seinen Zweck erreichte, indem er die Frömmigkeit
und die Schwäche der Mutter klug benützte. Die Erzählung von dem Traume und dessen
Auslegung vor der Geburt des Knaben, welche sich im Prabhävakacharitra findet, ist natürlich
als ein Ausfluss einer sich stets bei den Jainas wiederholenden Vorstellung zu verwerfen,
nach welcher die Geburt grosser Männer durch Träume den Müttern verkündigt wird.
Ebenso wenig wird auf die Behauptung der beiden ältesten Quellen, dass sich Chäügadeva
auf dem Sitze des Mönches niedergelassen, etwas zu geben sein. Dagegen wird es mit
dem Widerspruche Chächiga's und seinem Versuche den Sohn zurück zu führen, von dem
Merutuiiga erzählt , wohl seine Richtigkeit haben. Wenn derselbe , wie Merutunga sagt,
,ketzerischer Gesinnung', d. h., obwohl zur Jaina-Gemeinde gehörend, doch den alten An-
sichten anhing, so ist sein Widerspruch gegen den Eintritt seines Sohnes in den Orden der
Yatis leicht zu verstehen. Er wird von dem Glauben des orthodoxen Inder erfüllt gewesen
sein, die von ihren männlichen Nachkommen durch die regelmässige Darbringung der Todten-
opfer dauerndes Glück im Himmel erwarten und desshalb den vorzeitigen Eintritt derselben
in einen geistlichen Orden als das grösste Unglück ansehen. So wenig diese Anschauungen
mit dem Jainismus übereinstimmen, so finden sie sich doch nicht selten bei den Jaiua-Laien,
die, wenn sie auch keine Todtenopfer darbringen, doch die Gefühle der orthodoxen Inder
für ihre männlichen Nachkommen theilen. Ebenso ist kein Grund vorhanden, die Angabe
zu bezweifeln, dass Üdayana zwischen dem Mönche und Chächiga vermittelte. Udayana ist
gewiss eine historische Persönlichkeit. Er war ein Örimäli Väniä, der aus Srimal oder
Bhinmäl in Märväd nach Gujarät einwanderte. Er soll sich zuerst in der Stadt Karnävati,
welche nach K. Forbes die Stelle des heutigen Ahmadäbäd einnahm, niedergelassen haben.
Bald darauf wurde er von Siddharäja-Jayasimlia zum Mantrin oder königlichen Rathe in
Stambhatirtha-Cambay ernannt und bekleidete wahrsclieinlich das Amt eines Civil-Gouverneurs
in der Stadt.'* Er kommt noch wiederholt in der Biographie Hemachandra's vor. Auch
Dcnkschriflcn ilpr phil.-liist. Cl. XXXVII. H,). 23
178 ^- BÜHLER.
die kurze lieinerkmig' des PnibliAvakaclmritra , der berühmte Udayana habe das Fest der
Mönchsweihe tiir Changadeva in Cambay ausgerichtet, deutet darauf hin, dass Merutunga
mit Recht Udayana als Hesclilitzer Devacliandra's darstellt. Wenn dem so ist, so ergibt sich
auch eine Lösimg der Widersprüche in den beiden ältesten Quellen betreffs Changadeva's
Alter zur Zeit seiner Weihe und betreffs des Ortes, wo dieselbe stattfand. In Bezug auf
erateren Punkt wird Merutunga, in Bezug- auf den zweiten das Prabhfivakacharitra Recht
behalten. Denn es ist au und liir sich unwahrscheinlich, dass Changadeva Vikrama-Saiin^at
1150 im fünften Lebensjahre zum Mönche gemacht wurde. Dies A\'ird ganz unglaublicli
durch die Angabe, dass Udayana zu der Zeit schon königlicher Rath war oder zur Zeit in
Cambav lebte. Denn der König Jayasiiiiha, unter dessen Regierung er in GujarAt ein-
wanderte, bestieg erst im Vikrania- Jahre 1150 den Thron. Mithin verdient Merutunga's
Datum txir die Weihe, das achte oder neunte Lebensjahr, nach Jinamandana das Vikrama-
Jahr 1154 entschieden den Vorzug. Dagegen wird der Ort, wo dieselbe vollzogen wurde,
Cambay, nicht Karnavati gewesen sein. Hiefiir lässt sich noch anführen, dass das Prabhä-
vakacharitra weiterliin bemerkt, KumarapAla habe nach seiner Bekehrung in Cambay einen
Dikshavihara, d. h. einen Tempel nebst Kloster zur Erinnerimg an Hemachandra's Weihe
bauen lassen. Merutunga gibt diese Thatsache trotz seiner früheren widersprechenden Be-
hauptung zu.'*
Ueber die nächsten zwölf Lebensjahre Hemachandra's, oder richtiger Somachandra's,
die er als Schüler und Diener seines Guru verbrachte, sagen die Quellen wenig. Im Prabhava-
charitra allein finden sich bestimmte Angaben. Es wird dort erzählt, dass er Logik und
Dialectik, sowie Granunatik mid Poetik studirt liabe imd dass er sich diese Wissenschaften
vermöge der Kraft seiner Intelligenz, ,die klar und rein wie das Mondlicht glänzte', schnell
zu eigen gemacht habe. Es versteht sich von selbst, dass Somachandra diese Zweige der
brahmanischen Gelehrsamkeit nur als Zugaben zu der Theologie der Jainas erlernte. Denn
seine Ausbildung als Lehrer und Prediger des Jaina-Glaubens erforderte natih'lich vor allem
eine Vertraut! leit mit dem Prakrit-Dialecte , in welchem die Jaina-Sütren geschrieben sind,
sowie ein gründliches Studium der letzteren, ihrer Commentare und anderer dazii gehöi-iger
Schriften. Seine späteren wissenschaftlichen Leistungen zeigen, dass die Angabe des Prabhäva-
kacharitra über seine Fähigkeiten richtig ist, und dass er allerdings eine mehr als gewöhnliche
Fassungskraft besessen haben muss. Ob Devachandra allein ihn unterwies, oder ob er auch
andere Lehrer hatte, wird niclit gesagt. Die erstere Annahme ist iudess nicht unwahrschein-
lich, da Devachandra kein unbedeutender Mann gcAvesen zu sein scheint. Devju'haudra wird
zwar in <len Lehrerlisten nicht genannt. Dagegen behauptet Räja^ekhara, dass er zu dem
Pi'irnachandra Gachchha tmd der Linie des Ya^obliadhra, eines von Dattasüri bekehrten
Käna von Vaüipadra gehört habe, indem Ya^ol)hadhra's Schüler Pradyumnasüri, der Ver-
fasser vieler Werke, und dessen Schüler Gunasena, der Lehrer Devacliandra's gewesen sei.
Er fügt hinzu, dass Dev^achandra einen Commentar zum Thäna, d. h. dem Sthananga, sowie
ein Leben des ^antinatha vertasst habe. Die letzteren Angaben dürften richtig sein. Denn
l>evasuri envähnt in der Einleitung zu seinem Öantinäthacharitra, dass es aus dem grossen
gleicrhnamigen Prakrit-Gedichte des Devachandra, des Lehrers des Hemachandra, übersetzt
sei. Rj)ja.4ekhara's Ikricht über Devacliandra's Schule und Lehrer sclieint dagegen zum
Theil irrthündich zu sein. Jinamaudana sagt zwar ganz älmlicdi, dass Dattasüri aus dem
Kotikagana, der Vajra Sakha und dem Chandra Gachchha, den Räna Yaäobhadra bekehrt
habe, und gibt dieselbe Reihe von Lehrern, Pradyumnasüri, Gunasena, Devachandra. Aber
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 179
das Prabhavakacharitra, (siehe Note 13, Vers 14) uennt den letzteren einen Schüler des Pra-
dynmnasüri, nnd Hemachandra selbst sagt im Mahäviracharita, dass er zAir Vajra^akha und der
Linie des Mnnichandra gehörte.^" Den Namen seines Lehrers nennt Hemacliandra in keinem
der bis jetzt bekannten Werke, trotzdem dass sich mehrfach Gelegenheit dazu geboten hätte.
Es sieht fast so aus, als ob sein späteres Verhältniss zu demselben kein freundliches gewesen
wäre. Hierauf könnte man auch eine Anecdote bei Merutuhga deuten, in welcher es heisst, De-
vachandra habe sich geweigert, seinen Schüler die Kunst des Goldmachens zu lehren, weil
er, der schon die übrigen leichteren Wissenschaften , schlecht verdaut habe', eine so schwere
Kunst zu erlernen weder würdig noch im Stande sei.^' Was aber auch die Lösung dieser
Schwierigkeiten sein mag, soviel steht sicher, dass Devachandra ein gelehrter Mann war,
welcher die Befähigung besass, einen Schüler wie Hemachandra auszubilden.
In die letzten Jahre von Somachandra's Lehrzeit verlegt das Prabhavakacharitra eine
Reise oder vielmehr den Plan zu einer Reise, auf welcher der junge ^lönch sicli die Gunst
der Göttin Brahmi, der Patronin der Gelehrsamkeit, erwerben wollte, um durch ihre Gnade
alle Nebenbuhler zu überwinden. Mit der Erlaubniss seines Lehrers brach er in Gesellschaft
anderer, der Sästras kundiger Sädhus nach dem Lande der Brahmi via Tamalipti auf. Er
kam aber nur bis zmn Raivatavatara , dem Heiligthume des Neminatha, wo er sich im
Madhumata sartha (?) asketischen Uebungen hingab. Während derselben erschien ihm die
Herrin der Rede und verkündigte ihm, dass er seine Wünsche in der Heimat erreichen werde.
Er stand desshalb von seinem Vorhaben ab und kehrte zu seinem Lehrer zurück.^^ Obschon
es in Indien nichts Ungewöhnliches ist, dass ein Gelehrter oder Dichter den Särasvata
Mantra, einen Zauberspruch, der ihm Gewalt über die Rede gibt, zu gewinnen sucht, und
obschon Hemachandra selbst seinen Glauben an solche Mittel in seinem Lehrbuche der
Poetik, dem Alaiiikärachüdämani, unumwunden eingesteht,^* so wird man die obige Erzählung
doch nur für einen explicativen Mythus erklären müssen. Hierauf fiihren schon die ausser-
ordentlich naiven geographischen Anschauungen des Verfassers. Wenn er angibt, Soma-
chandra habe , um nach dem BrAhmideSa d. h. Kai5mir zu gelangen , über Tamalipti oder
Tamluk in Bengalen reisen wollen, so zeigt er damit, dass er den Brähmide^a mit dem
Brahmade^a oder Birma verwechselt hat. Noch absurder ist es, dass Somacliandra auf der
Reise zuerst nach Raivatavatara , d. h. nach Junägadh in Käthiäväd gekonnnen sein soll.
Der spätere Jinamandana hat diese Absurdität bemerkt und die Sage durch eine Umänderung
glaubwürdiger zu machen gesucht (siehe Note 22).
Allen Quellen zufolge wurde Somachandra's Lehrzeit Vikrama-Samvat 1166 dadurch
abgeschlossen, dass er zum Süri oder Ächärya, d. h. zum selbstständigen Erklärer der lieiligen
Schriften und zum Nachfolger seines Lehrers geweiht wurde. Bei dieser Gelegenheit wecli-
selte er nach der Sitte der Jaina-Asceten wiederum seinen Namen, und wurde Hemachandra
genannt. Das Prabhavakacharitra deutet an, dass Devachandra zu dieser Zeit ein alter
Mann war und bald darauf den Kasteiungen oblag, die den pflichtgetreuen Jaina zum
Nirväna füliren. Er wird, ausser in der oben erwälmten Geschichte bei Merutunga, in den
Pra1)andha8 später nicht mehr genannt. Das Prabliävakacharitra fügt noch liinzu, dass
Pähini , als ihr Sohn die zweite Weihe erhielt , chdritra nahm , d. h. in den Orden der
Jaina -Nonnen eintrat. Nach einer weiterhin anzuführenden Notiz Merutuiiga's lebte sie noch
lange imd starb erst um V. S. 1211.
23*
130 Cr- ßtltLEK.
Hemachandra und Jayasimha-Siddliaräja.
üeber die Schicksale Hemacliandra's während der Zeit, welche seiner Weihe zum Süri
unmittelbar foljjrte, berichten die Quellen nichts. Sie überspringen eine längere Reihe von
Jahren und beginnen erst wieder mit seiner Uebersiedlung nach Anahillapätaka oder Pattana,
dem heutigen Anhilväd-Patan , der Hauptstadt von Grujarat, wo er, wie die Prabandhas
ausdrilcklich und entschuldigend bemerken, den grössten Theil seines Lebens zubrachte.
Dort eröffnete sich dem Süri durch köuigliche Gunst eine ehrenvolle Laufbahn als Schrift-
steller und Förderer seines Glaubens. Sein erster Göuuer war der Chaulukya-König Jaya-
simha, geuanut Siddharaja, Avelcher im Jahre 1150 der Vikrama-Aera den Thron bestiegen
hatte und bis zum Vikrauia-Jahre 1199 Gujarat sowie die angrenzenden Provinzen des west-
lichen Indiens beherrschte. Allen Quellen zufolge war Jayaslmha einer der thatkräftigsten
und ehrgeizigsten Könige der Chaulukya-Dynastie. Er erweiterte sein Reich sowohl nach
Osten als nach Westen. Unter seinen glücklichen, kriegerischen Unternehmungen wird
besonders die Eroberung von Surashtrah oder Sorath im Süden von Käthiavad und die
Einnahme von Ujjain, welcher die Gefangennehnumg des Königs Yasovarman und die
wenigstens zeitweilige Annexion des westlichen Malvä folgte, in den Prabandhas wie in den
Inscliriften vielfach erwähnt. Ebenso berühmt ist er durch seine Bauten und die Anlegung von
gewaltigen Teichen in Ptitan, Siddhapura, Kapadvanj, Viramgam und anderen Städten, die zmn
Theil noch erhalten sind. Den Prabandhas zufolge war er ein Freund der schönen Literatm',
und hegte er den sehnlichen Wunsch, seine Thaten durch einen grossen Dichter verewigt
zu sehen. Er begünstigte deshalb die Barden und Dichter und hielt sich einen Hofpoeten,
den Kaviivara Sripäla, der, obschon Verfasser verschiedener Kunstgedichte, es freilich nicht
verstanden zu haben scheint, die von seinem Herrn ihm gestellte Aufgabe in befriedigender
Weise zu lösen. Dieselben Quellen sprechen auch von Jayasiüdia's Beschäftigung mit der
Philosophie. Obschon er, wie seine Vorfahren, ein Sivit war luid, wie einige Erzählungen
zeigen, die Vorrechte des brahmanischen Glaubens streng aufrecht erhielt, so wird doch
berichtet dass er, begierig die volle Erlösung aus den Banden der Wiedergeburt zu erlangen,
aus allen Ländern Lehrer der verscliiedenen Secten berief, die er um die Wahrheit über
Gott und das heilige Gesetz befragte und in seiner Gegenwart disputiren Hess. Hemachandi-a
bestätigt diese Angaben in der Pra^asti zu seiner Grammatik (Note 33, Vers 18, 22), avo er
von Jayasimha's ascetischen Neigungen spricht, und im Dvyasrayakavya , welches die
Errichtiuig von Schulen erwähnt, in denen Dialectik, Astronomie und die Puränas gelehrt
Avurden (siehe Note 28).
Es ist leicht verständlich dass selbst ein Jaina-Mönch, der eine tüchtige Kenntniss der
Sanskrit-Literatur und der brahmanischen Wissenschaften, sowie Fertigkeit in der Dicht-
kunst besass, sich die Gunst eines solchen Königs erwerben konnte. Ueber die Art und
Weise aber me Hemachandra bei Jayashidia eingeführt wurde, sind die Quellen nicht ganz
einig. Dem Prabliavakacharitra zufolge verschaffte ihm eine zufällige Begegnung die Be-
kanntschaft mit deui Könige, und eine geschickte Benützung der gebotenen Gelegenheit
den Zutritt zum Palaste. Plinst, heisst es, ritt Siddliaräja auf einem Elephanten durch die
Strassen seiner Hau])tstadt und sah Hemachandra ])ei einem Kaufladen stehen, der an einem
Abhänge errichtet war. Der König liielt sein Thier vor der Anhöhe (timhaka) an und
rief dem Mönche zu: ,Recitire etwas." Sofort antwortete dieser mit einem aus dem Steareif
Uebeu das Lebks des Jaina Mönches Hemachakdua. 181
verfassten Verse: ,Siddha, lass dem herrlichen Elephanten iinbedenkUch freien Lauf! Die
die Welt behütenden Elephanten mögen zittern. Was soll's mit denen? Von dir allein Avird
die Erde geschützt.' Jayasiriiha fand an dem Verse so grossen Gefallen, dass er den Ver-
fasser einlud, tftglich imi die Mittagsstunde sich im Palaste einzustellen und ihn zu unter-
halten. Hemachandra folgte der Aufforderung und gewann allmählig des Königs Freundschaft.
Mit dieser Erzählung stimmt Jinamandana im Wesentlichen überein. Er hat aber an-
scheinend aus einer anderen Quelle geschöpft. Denn der Vers, welchen er dem Hemachandra
zuschreil)t, hat eine abweicliende Form und er versucht die Anrede des Königs durch sein
Erstaunen über die frappireude Erscheinung Hemachandra's zu motiviren.^' Merutunga weiss
von dieser Begegnung und ihren Folgen nichts. Nach seiner Darstellung wurde Hema-
chandra erst viel später mit Jayasimha bekannt, als derselbe von seinem erfolgreichen Zuge
gegen Malva heimkehrte. Bei dieser Gelegenheit hielt Jayasimha einen feierlichen Einzug
in seine Hauptstadt, bei dem der gefangene König von Mälvä, Ya^ovarman, und die reiche
Kriegsbeute im Triumphe aufgeführt wurde. Nach indischem Brauche erschienen unter den
Deputationen von Anhilvad die Häupter der verschiedenen Glaubensgenossenschaften, um
dem Sieger ihre Segenswünsche darzubringen. Unter der Zahl der Jaina s war auch Hema-
cliandra, der wegen seiner grossen Gelehrsamkeit zum Sprecher gewählt war und seinem
Herrn mit folgenden Worten huldigte : ,AVunschkuli, besprenge die Erde mit deinem Nass !
Ilir Oceane , streut Svastika-Figuren von Perlen aus ! Mond , werde du ein voller Krug !
Ihr Eleijhanten, Hüter der Weltgegenden, bringt Zweige des Paradiesbaumes und flechtet
mit euren langen Rüsseln Triumph - Guirlanden daraus! Denn kommt jetzt nicht König
Siddha, der die Welt erobert hat?' Der Vers, der ,mit einem Commentare geschmückt' war,
ward vom Könige gelobt und trug dem Verfasser hohe Ehre ein.^^
Das Prabhävakacharitra (siehe Note 24) und Jinamandana kennen diese Erzählung
gleichfalls, behaupten aber dass Hemachandra bei der Rückkehr des Königs aus Malva
seine Bekanntschaft mit demselben nur erneuert und eine neue Einladung in den Palast
erhalten habe.
Was die Glaubwürdigkeit dieser Angaben betrifft, so wird die zweite derselben sicher
historisch sein. Der Vers, mit welchem Hemachandra den König begrüsst haben soll, ist
authentisch. Denn derselbe findet sich am Ende des vierundzwanzigsten Päda von Hema-
chandra's Grammatik, die, me weiterhin gezeigt werden wird, fünfiuiddreissig zu Ehren
der Chaulukya-Könige vom Autor verfasste Verse enthält. Die Schlussworte ,Denn konunt
jetzt nicht König Siddha , der die Welt erobert hat' , geben nur einen guten Sinn,
wenn man annimmt, dass der Sloka, wie die Prabandhas Ijchaupten, ursprünglich zur Feier
eines Triumphzuges als Gelegenheitsgedicht verfasst und später in die Grammatik eingefügt
ist. Für die Erzählung von der Begegnung im Bazar ist es nicht möglich, mit gleicher
Entschiedenheit einzutreten. Dieselbe klingt an und für sich abenteuerlicli. Es hat zwar
nichts Unwahrscheinliches, dass ein indischer Fürst, der sich für die Dichtkimst interessirte,
einen Mann anredete , dessen Aeusseres ihm auffiel und denselben zur Belohmmg für ein
gescliicktes Compliment Zutritt zu den gebräuchlichen Audienzen der Gelehrten und Dichter
gewährte. Aber es bleibt schwer verständlich, %vie Jayasiriiha bei einem ihm unbekannten
Jaina-Mönche eine Fertigkeit in der Dichtkimst voraussetzen konnte. Sodann ist es ver-
dächtig, dass der Vers, den Hemachandra bei dieser Begegnung verfasst haben soll, in
zwei verschiedenen Recensionen gegeben wird und keine derselben in den authentischen
Werken Hemachandi-a's zu finden ist. Endlich ist es merkwürdig, dass das Prabhävaka-
■[82 C^. Bühler.
chai-itra ilber den Verkehr Hemachandra's mit Jayasiiiilia während der Zeit zwischen der
ersten nnd der zweiten Begegnung nichts Näheres zu berichten weiss. Erst bei Jinamau-
dana AA'erden ilber denselben eine Anzahl von Anecdoten erzählt, die aber den anderen
Quellen zutblge in eine spätere Zeit fallen.^" Unter diesen Umständen ist die Glaubwürdigkeit
der ersten Erzählung zweifelhaft. Trotzdem sind aber Cxrlinde vorlianden, welche es wahr-
scheinlich machen, dass Hemacliandra vor der Eroberung von Mälvä am Hofe Jayasiiiilia's
eingeführt wai". Der Feldzug gegen ]\Iälvä, dessen Datum in keiner Quelle genau angegeben
wird, muss nach dem Vikrama- Jahre 1192 stattgefunden haben, da der von Jayasiiiilia besiegte
und gefangene Fürst Yaiovarman im ^lonate Mägha dieses Jahres eine Landsclienkung
machte, also noch auf dem Throne sass.^' Wahrscheinlich wurde derselbe sehr bald nach
diesem Datum unternommen. Denn Jayasiiiilia selbst starb im Vikrama- Jahre 1199 und es
ist aus der Beschreibung seines Lebens in Hemachandra's Dvya^rayakävya ersichtlich, dass
er noch längere Jahre nach seiner Rückkehr aus Mälvä regiert haben muss.^* Wäre nun
Hemacliandra mit Jayasiiiiha erst bei dem feierlichen Einzüge bekannt geworden, so könnte
das nicht vor Vikrama-Sariivat 1194 geschehen sein, und er könnte nur etwa fünf Jahre
lang an dem Hofe des Königs Einfluss besessen haben. Dass dies aber auch nach IMerii-
tunga's Quellen viel länger der Fall war, geht aus dem Berichte des letzteren über die
berühmte Disputation hervor, welche der Övetämbara Devasüri und der Digambara Ku-
mudachandra vor Jayasimha hielten. Er erzählt,*^^ dass bei diesem Ereignisse der ,junge'
(kimchidvyatikräntasaisava) Hemacliandra als Devasüri's Beistand gegenwärtig gewesen sei und
es verstanden habe, die ]\Iutter des Königs Mayanalladevi seiner Partei günstig zu stimmen.
Das Prabhävakacharitra, XXI. 195, gibt als das genaue Datum der Disputation den Vollmonds-
tag des Monates Vai^äkha, Vikrama-Saiiivat 1181,^" während Merutunga dieselbe nach dem
Zuge gegen MMvä gegen das Ende von Jayasiiiiha's Regierung stattfinden lässt. Es kann
keinen Zweifel leiden, dass die Angabe des Prabhävakacharitra den Vorzug verdient und dass
Merutunga sich eine wUkürliche Verschiebung des Datums erlaubt hat. Letzteres wird be-
sonders durcli die Bemerkung erwiesen, dass Hemacliandra zur Zeit ein junger Mann war.
Wenn die Disputation gegen das Ende der neunziger Jahre stattgefunden hätte, so wäre He-
macliandra über fünfzig Jahre alt gewesen. Unter diesen Umständen lässt sich nicht leugnen,
dass auch nach den Quellen, welche Merutunga benützte, die erste Bekanntschaft Hemachandra's
mit Jayasiiiilia vor die Zeit des Krieges mit Mälvä fiel. Natürlich ist damit nicht bewiesen,
dass die Erzählung des Prabhävakacharitra von dem ersten Zusammentrefi'en der Beiden
der Wahrheit gemäss ist. Ihre innere Unwahrscheinliclikeit bleibt so gross wie vorher. Die
Geschichte wird wol nur als ein Gegenstück zu der liistorischen Begrüssung erfunden sein,
nachdem der Avirkliche Anlass zu Hemachandra's Elinfülirung am Hofe seines Herrn ver-
gessen war. Dieser wird wahrscheinlicli in Jayasiiiiha's Bestrebungen zu suchen sein, die
Lehrsätze der verschiedenen Secten kennen zu lernen. Mögliclier Weise mag Hemacliandra
auch seine Verbindung mit dem einfiussreiclien Udayana bei Hofe geholfen haben. Es wird
sich weiterhin zeigen, dass sogar Udayana's Söhne in näherer Beziehung zu Hemacliandra
standen. Umsomehr ist dies von Udayana selbst vorauszusetzen, der den Knaben Chängadeva
unter seinen Schutz genommen hatte. Sehr intim wird Hemachandra's früherer Verkehr mit
Jaya.siriiha nicht gewesen sein, da, wie sclion liemerkt, die älteste Quelle keine Einzelnheiten über
denselben anzuführen weiss und die Erzählungen Jinamandana's keinen Glauben verdienen.
Durch seinen Segenswunsch bei dem Einzüge sclieint sich Hemachandra dagegen einen
•lauernden F^influss erworben zu haben. Er wurde zunächst Hofpamjit und weiterhin Hof-
Ubber das Leben des Jaina Mosches Hkmachandua. 183
annalist. In erster Eigenschaft MTirde ihm zunächst von Jayasiiiiha die Abfassung einer
neuen Grammatik anvertraut. Das Prabhavakacharitra erzählt die nälieren Umstände, Avelche
den König zu diesem Schritte bewogen , folgendermassen.^^ Einige Zeit nach dem feier-
hchen Einzüge in seine Hauptstadt Hess Jayasiriilia sich und den Gelehrten seines Hofes
die in Üjjain erbeuteten Manuscripte zeigen. Unter denselben fiel ihm eine Grammatik auf.
Auf seine Frage, was das für ein Werk sei, wurde er belehrt, dass es die von dem Paramara-
Könige Bhoja verfasste Wortlehre sei, und die ausgebreitete literarisclie Thätigkeit dieses
Polyhistors, der Werke über alle Wissenschaften A-erfasst hatte, hoch gepriesen. Dieses Lob
erregte Jayasiinha's Eifersucht xmd er äusserte sein Bedauern, dass sein Schatz keine ähn-
liche Reihe von Lehrbüchern, die in seinem Reiche verfasst seien, aufzuweisen habe. Da
richteten alle die versammelten Gelehrten ihre Blicke auf Hemachandra und deuteten damit
an, dass sie ihn für würdig hielten, der Bhoja von Gujarat zu werden. Der König pHichtete
ihrer Ansicht bei und bat Hemachandra, weil die vorhandenen Graunnatiken ihren Zwecken
nicht genügten, zu kurz oder zu schwer und antiquirt seien, eine neue zu verfassen. Hema-
chandra erklärte sich bereit, dem Wunsche seines Herrn zu willfahren, erbat sich aber dessen
Hilfe, um die nötldgen Materialien, die acht ä,lteren Grammatiken, zu erlangen, die sich
vollständig nur in der Bibliothek des Tempels der Sarasvatl in Kalmir fänden. Sofort ent-
sandte Jayasimlia hohe Beamte nach Pravarapura, um die Manuscripte holen zu lassen.
Diese l)egaben sich in den Tempel der Göttin und trugen ihr Anliegen vor. Erfreut durch
ihre Loblieder , erschien ihnen Sarasvatl und befahl den Bibliothekaren , die geminschten
Werke ilirem Günstling-e Hemachandra zukommen zu lassen. Ihr Befehl wurde ausgeführt
und der gelehrte Utsaha kehrte mit den Büchern nach Anhilvad zurück. Heimgekehrt
erzählten die Gesandten dem Könige , wie hoch sein Schützling bei der Göttin in Gimst
stehe, und dieser pries sein Land glücklich, dass es einen solchen Mann besitze. Hema-
chandra aber sah sich die mitgebrachten Manuscripte an inid verfasste seine Grammatik in
acht Adhyäyas und zweiunddreissig Pädas, welcher er seinem Könige zu Ehren den Titel
Siddhaliemachandra ,von Hemachandra verfasst und Siddharäja gCAvidmet' gab. Wie der
Brauch es forderte, 1>estand das Werk aus fünf Tlieilen, den Aphorismen, dem Verzeichnisse
der mit den Unadisuffixen gebildeten Wörter, einem Wurzellexicon , einer Darstellung der
Geschlechtsregeln und einem fortlaufenden Commentare. Hemachandra fügte auch noch
zwei Le^ica, die Nämala und den Anekarthakosha, hinzu. Um die Grammatik als ein höfisches
Werk zu kennzeichnen, schmückte der Verfasser sie mit einer Pra^asti, einem Lobgedichte
von fünfunddreissig Versen zu Ehren der Cliaulukya-Fürsten von Mülaraja bis auf Jayasiiidia.
Am Ende jedes Pada stand ein Vers und am Ende des Ganzen vier. Nach ihrer Voll-
endimg wurde die Grammatik am Hofe vorgelesen und wegen ihrer Klarheit mid Verständlich-
keit von den Gelehrten als Richtschnm* angenommen. Der König liess dann dreilumdert
Absclireiber nach Anliilvad kommen, die drei Jaln-e lang Copien zu machen hatten. Dann
schenkte er den Häuptern aller Secten seines Reiches je ein Exemplar und versendete
andere C!opien dm-ch ganz Indien, ja über die Grenzen von Indien liinaus nach Persien,
Ceylon und Nepal. Auch nach Ka^mir wurden zwanzig Exemplare gescliickt, welche die
Göttin Sarasvatl für die Bibliothek ihres Tempels annahm. Um das Studium des Werkes
noch mehr zu fördern, wurde der Kayastha Kakala , ein sehr gelehrter Grammatiker, be-
auftragt, es in Anhilvad zu lehren. Allmonatlicli wurde an der Jnanapaüchami ein öffent-
liches Examen seiner Schüler abgelialten. Wer seine Sache gut maclite, erhielt vom Könige
einen Sliawl, goldenes Geschmeide, eine Sänfte oder einen Sonnenschirm.
^84 Gr. Bühler.
Menitunga's Bericht, den Jinamandana beinahe wörtheh abschreibt, ist viel kürzer uud
lautet bedeutend anders. Als der König Hemachandra's den zur Feier seines Einzuges ge-
dichteten Vers pries, heisst es im Prabandhachintaniani,^^ bemerkten einige neidische Brah-
manen: ,Der Mönch hat seine Weisheit blos aus unseren Büchern geholt!' Darauf fragte
der König Hemachandi-a, ob dem so sei. Dieser antwortete : ,Wir studiren die Jaina-Granmiatik,
welche Mahavira in seiner Kindheit dem Indra erklärt hat." Die Neider erwiderten, das
sei eine Geschichte aus der grauen Vorzeit; Hemachandra möge doch einen moderneren
Granunatiker seines Glaubens nennen. Da erbot sich der Mönch, wenn der erlauchte
Siddharaja ihm helfe, in einigen Tagen eine neue Grammatik zu schreiben. Der König
sagte zu und entliess die Gelehrten. Nachdem die Einzugsfeierlichkeiten beendigt waren,
wurde Jayasiridia an die Geschichte von der Grammatik erinnert und er liess, wie er es ver-
sprochen, aus vielen Ländern Manuscripte aller existirenden Grammatiken herbeischaffen,
sowie Gelehrte berufen, welche die verschiedenen Systeme verstanden. Hemachandra ver-
fasste dann in einem Jahre das funftheihge Siddhahemachandra, welches 125.000 Doppel-
zeilen von je 32 Silben enthielt. Als das Buch fertig war, wurde es auf dem Staats-Elephanten
mit königlichen Ehren in den Palast gebracht und dort im Schatze niedergelegt. Alle
anderen Gramnuitiken wurden von da an bei Seite gelegt und das Siddliahemachandra allein
aller Orten studirt. Das verdross Hemachandra's Neider und einer derselben hinterbrachte
dem Könige, dass die Grammatik nicht, wie es sich gehört hätte, ein Lobgedicht auf das
Chaulukyageschlecht enthielte. Hemachandra erhielt von dieser Ohrenbläserei Kunde und
erfuhr, dass der König ihm wegen seines Versehens zürnte. Rasch entschlossen verfasste
er sofort zweiunddreissig Verse zii Ehren der Chaulukyas und recitirte dieselben am folgenden
Morgen, als seine Grammatik im Palaste vorgelesen wurde. Der König wurde dadurch
versöhnt und liess die Grammatik noch weiter verbreiten.
Es ist auf den ersten Blick ersichtlich, dass keine der beiden Erzählungen in allen
Einzelheiten Ansprach auf Glaubwürdigkeit besitzt. Da Hemachandra's Grammatik aber
vollständig erhalten ist und neuerdings viele auf dieselbe bezügliclie spätere Werke bekannt
geworden sind, so ist es möglich, die Angaben der Tradition kritisch zu sichten und dar-
zuthun, dass vieles in derselben, besonders im Prabhävakacharitra, ganz richtig ist. Hieher
gehören zunächst die Angaben des letztgenannten Werkes über den Umfang, die Anlage
und den Charakter der Grammatik, soAvie über den Anlass, der zu ihrer Abfassung führte.
Das Siddhahemachandra enthält allerdings acht Adhyayas und zweiunddreissig Pädas und
am Ende des Commentares eines jeden Päda steht je ein Vers zu Ehren eines der ersten
sieben Chaulukya-Könige, während am Ende des Ganzen vier Verse stehen.'* Das Siddha-
hemachandra wird auch in den MSS. ein fünftheiliges Werk genannt, und es finden sicli
ausser den Sütren noch separate Abschnitte über die Unadi-Suffixe, die Ganas, die Wurzeln
und _ das Geschlecht der Nomina. Ausserdem hat der Verfasser alle Theile seines Buches
mit einem Commentare in zwei Recensionen versehen,^* dessen Abfassung, wie einige auf
Jayasimha's Siege bezüglichen Beispiele und die Pra^asti zeigen, in die Regierungszeit dieses
Königs fällt. Es ist ferner nicht blos dem Könige Jayasiriiha-Siddharaja, wie sein Titel
besagt, gewidmet, sondern verdankt auch der Bitte oder Auffordenmg des Königs seine
Entstehung. Ganz ähnlich wie in dem Prabhavakacharita , wird in der Pra^asti, Vers 35,
gesagt, dass Siddharaja, unzufrieden mit den älteren Grammatiken, den Mönch Hemachandra
gebeten habe eine neue zu schreiben, und dass dieser darauf das vorliegende Werk ,nach
der Kegel* verfasst habe. Für die weitere Angabe des Prabhävakacharitra, der zufolge die
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 185
Besichtigung der in Mälvä erbeuteten Manuscripte der unmittelbare Anlass zu des Königs
Aufforderung war, findet sich zwar keine Bestätigung in anderen Werken. Doch ist dieselbe
an und für sich nicht unwahrscheinlich. Denn da, wie schon erwähnt ist, Jayasimha den sehn-
lichen Wunsch hegte, das Andenken an seine Regierung durch literarische Werke zu verewigen,
so war es nur natürlich, dass der Anblick von Bhoja's Werken seine Eifersucht rege machte
und ihn bewog, den besten Gelehrten seines Reiches zur Abfassung von ähnlichen Schriften
zu veranlassen. Das Siddliahemachandra ist sodann, wie die Tradition behauptet, eine Com-
pilation aus früheren Grammatiken. Dasselbe ruht besonders, wie Kielliorn gezeigt hat, auf der
Grammatik des Sakatayana imd dem Kätantra. In seinem Commentare zu demselben citirt
Hemachandra sehr häufig die Ansichten ,anderer', ,einiger' u. s. w. und mit Hilfe von leider
vmvoUständigen Glossen zu dem Commentare hat Kielhorn nachgewiesen, dass für die ersten
fiinf Pädas nicht weniger als fünfzehn verschiedene grammatische Werke benützt sind.^^
Für das Ganze wird die Zahl ohne Zweifel bedeutend grösser sein. Es erscheint hiedurch
ganz glaubwürdig, dass Hemachandra, ehe er sich an seine Arbeit machte, Materiahen aus
verschiedenen Gegenden gesammelt hat, sowie auch, dass sein Gönner ihm hiebei behilflich
gewesen ist. Noch jetzt versorgen die indischen Fürsten ihre Hofgelehrten fast regelmässig
mit Manuscripten inid lassen dieselben oft mit gi-ossen Kosten von weit herkommen. Wenn
aber das Prabhävakacharitra in Bezug auf diesen Punkt behauptet, dass alle Manuscripte
aus der Bibliothek des Temjjels der Sarasvati in Kaänür gekommen seien, so wird das
eine Uebertreiljung sein , die durch des Verfassers zu hohe Ideen von der literarischen
Grösse des Landes der Öäradä veranlasst ist. ^lerutunga's Angabe , dass der König die
Grammatiken aus verschiedenen Ländern kommen Hess, ist wahrsclieinlicher. Endlich wird
man die in beiden Quellen gemachte Angabe , dass Jayasiiidia die Verbreitung des neuen
Vyäkarana förderte, Abschriften desselben vertheilte und einen Lelirer anstellte, um es vor-
zutragen, nicht für unglaublich erklären können. Da die von Berüui erzählten Bemülumgen
des Königs Änandapäla um die Verbreitung der von seinem Lehrer Ugrabhüti verfassten
Sishyahita ohne Zweifel geschichtlich sind,*" so verdienen ähnliclie Angaben über Werke,
die auf den Befehl von Fürsten geschrieben sind, volle Beachtung. In dem Falle des Siddlia-
hemachandra tritt noch der Umstand hinzu, dass der im Prabliävakacharitra als sein Er-
klärer genannte Granunatiker Käkala nicht blos eine historische Persönlichkeit ist, sondern
auch sich A^rklich um die Auslegung des Werkes verdient gemacht hat. Eine Ansicht des
Kakkala wird in dem von Kielli(n-n benützten Nyäsa zum Commentare des Hemachandra
angeführt. Ferner preist Gunachandra, ein Schüler des Devasüri, einen grossen Dia-
lectiker, Dichter und Grammatiker, Kakkalla, der eine Art von Professor war, und erzählt,
dass er den Tattvaprakä.4ikä oder Haimavibhrama genannten Beitrag zur Erklärung des
Siddliahemachandra auf Befehl des Kakkalla geschrieben habe.^' Käkala, Kakkala und
Kakkalla sind drei zum Theil durch verschiedene Accentuation verursachte Prakritformen
und alle Diminutive des Sanskritnamens Karka. Sie bezeiclinen ohne Zweifel ein und
dieselbe Persönlichkeit. Devasüri, der geistliche Lehrer Gunaehandra's, wird der schon er-
wähnte, berühmte Jaina-Bischof sein, welcher V. S. 1181 die Disputation mit Kumudachandra
hielt und V. S. 1226 starb. Gibt man dies zu, so erhält man durch Gunaehandra's An-
gaben eine fast vollständige Bestätigung derjenigen des Prabhävakacharitra. In einem anderen
Punkte, der Angabe über die Zeit, in welcher Hemachandra sein Werk vollendete, sind die
Behauptungen der Prabandhas zu berichtigen. Das Prabhävakacharitra sagt hierüber zwar
nichts Genaues, deutet aber an, dass die Grammatik innerhalb einer kurzen Frist verfasst
Denkschriften der phil.-bist. Cl. XXXVII. Bd. 24
186 G. BüHLEK.
wurde. Mi-nituü^a dagegen behauptet külmlioh, sie sei in einem einzigen Jahre gesclirieben.
Das ist einfacl» eine Unmöglichkeit und wird auch durch eine Bemerkung in Vers 23 der
Pra^sti widerlegt. Dort erwflhnt Hemachaudra, dass Jayasimha ein Wallfalu-tsfest gefeiert
liabe (yätr&nandah kritah). Das Dvya^rayakavya spricht nur von einer einzigen Wall-
fahrt des Königs na(;li Devapattana imd Girnar, welche in seine letzten Regierungsjahre
gefallen zu sein scheint (siehe Note 28). Die Pra^asti nuiss also nach dieser Reise ge-
schrieben sein und, da sie gewiss erst nach der Vollendung der Gramnuitik verfasst sein
■wird, kann auch die letztere erst nach dieser Zeit beendigt sein. Zwischen der Rückkehr
aus MAlvä und der Beendigung der Wallfahrt dürften nach den Angaben des Dvyääraya
etwa zwei bis drei Jahre liegen. Da die erste nach den obigen Ausfuhrungen wahrscheinlich
in das Vikrama-Jahr 1194 fnllt, so wird die Grammatik frühestens gegen das Ende des
Vikrama-Jahres 1197 fertig geworden sein.
Der Erfolg seiner Grammatik scheint Hemachaudra bewogen zu haben, den Kreis seiner
Arbeiten weiter auszudehnen und eine Anzahl Handbücher zu schreiben, welche dem der
Sanskrit-Composition und besonders dem der Dichtkunst Beflissenen eine vollständige An-
leitung geben sollten, sich correct und elegant auszudrücken. Aus diesem Streben sind eine
Anzahl Sanskrit-Lexica und Lehrbücher der Rhetorik imd der Metrik hervorgegangen, so^ne ein
zur Illustration der grammatischen Regeln bestimmtes Kunstgedicht, das schon oben erwähnte
Dvyairayamahäkavya, welches die Geschichte der Chaulukya-Fürsten enthält. Die Reihe
dieser Arbeiten eröffnete das Abhidhanachintamani oder Namamala genannte homonymische
Lexicon. Dann folgte das synonymische Lexicon, der Anekarthasariigralia, hierauf das Lehr-
buch der Poetik, der Alaiiikarachüdämani und zuletzt das Chhandonu^äsana, die Metrik.
Diese Ordnung wird im Wesentlichen durch die in den genannten Werken enthaltenen An-
gaben festgestellt.** Bezüglich der ersteren beiden behauptet das Prabhavakacharitra (Note 31,
Vers 98), dass sie zugleich mit der Grammatik vollendet seien. Dies hat wenig Wahrscheinlich-
keit, da die Abfassung der Grammatik, ihrer Appendices und der Commentare dazu Arbeit
genug für die kurze Zeit gegelien haben wii-d, selbst wenn Hemachandra, wie das in Indien sehr
gewöhnlich ist, bei der Abfassung der letzteren die Hilfe seiner Schüler in Anspruch nahm,
und vielleicht schon früher Vorarbeiten zu seinem Werke gemacht hatte. Die Grammatik
enthält zwar nicht, wie Merutunga sagt, 125.000 Slokas. Aber mit den Commentaren und den
gleichfalls commentirten Anhängen umfasst sie doch zwischen 20.000 und 30.000 Ölokas. Es
mag indess richtig sein, dass die beiden Koshas vor Jayasiihha's Tode vollendet wurden. Man
])raucht sich nicht daran zu stossen, dass keiner derselben eine Dedication oder sonstiges
Anzeichen enthält, welches beweist, dass er auf königlichen Befehl verfasst ist. Hema-
chandra scheint sie, wie auch ihre Nichterwähnung im Alariikarachiidamani (siehe Note 38)
andeutet, als Supplemente zur Granmiatik angesehen zu haben, und dürfte aus diesem
Grunde eine Ei-wähnung seines Gönners für überflüssig gehalten liaben. Einer kurzen Note
zufolge,"' welche Merutunga am Ende der Geschichte von der Granmiatik gibt, gehört aucli
das DvyA^rayamahavya dieser Periode an. Es soll unmittelbar nach der Grammatik ver-
fasst sein, um die Eroberung der Welt durch Siddharaja zu verherrlichen. Vollständig
richtig kann dies nicht sein. Denn die letzten fünf Gesänge des Gedichtes, Sargas XV — XX,
beschreiben einen grossen Theil der Lauf1)ahn des Königs Kumarapala, welcher Jayasiiiiha's
Nachfolger war. Der Schluss deutet an, dass Kumarapala noch am Leben war und auf
der Höhe seiner Macht stand. In der vorliegenden Gestalt kann es nicht vor V. S. 1220
vfdlendet sein. Da aber, wie weiterhin gezeigt wird. Hemachandra auch ein anderes Werk
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 187
gegen das Ende seines Lebens einer Revision unterworfen liat, so ist es wohl möglicli, dass das
Dvyä^rayakavya auf Jayasiiiilia's Wnnsch unternommen und vielleicht bis zu der Besclnx'ibung
der Tliaten dieses Königs, d. h. bis zum vierzehnten Sarga, fertig gestellt wurde. Hiefür kann
man nocli anführen, dass der Verfasser der Ratnamalä sagt,''" Jayasirhha habe die Annalen
seines Geschlechtes schreiben lassen, und dass von der Existenz einer anderen umfassenden
Chronik der Chaulukyas, ausser Hemachandra's Werke, nichts bekannt ist. Während so be-
treffs der beiden Koshas und des Kävya wenigstens noch eine Wahrscheinlichkeit vorhanden ist,
dass ihre Abfassung ganz oder theilweise in Jayasimha's Regierungszeit fällt, ist dies bei dem
AlamkaraclmdAmaui und dem Chhandonu^äsana nicht der Fall. Diese Averden im Anfange der
Regierung Kumärapala's geschrieben sein. Die Gründe für diese Annahme werden imten gegeben.
Ueber Jayasiridia's Verkehr mit Hemachandra nach der Abfassung der Grammatik werden
in den Prabandhas noch viele Anekdoten erzählt. Die Mehrzahl derselben verdient von
vornherein ihres Charakters wegen keine ernstliche Beachtung und die wenigen, Avelche auf
den ersten Blick aussehen, als ob sie historisch wären, erweisen sich })ei näherer Betrachtung
als von zweifelhaftem Werthe. Die erste Geschichte, welche das Prabhävakacharitra erzählt,
belehrt uns, dass Ramachandra, ein bedeutender Schüler Hemachandra's, das rechte Auge
verlor, weil Jayasiihha, dem er von seinem Lehrer vorgestellt wurde, ihn ei*mahnte, nur
ein Auge filr die Jainalehre zu haben (ekadrishtir bhavaj. Merutunga dagegen hat eine
andere Erklärung für die wahrscheinlich historische Thatsache, dass Raniacliandra einäugig
war. Nach seiner Darstellung entstand dieses Gebrechen in Folge einer vmvorsichtigen Kritik,
die Ramachandra, obwohl von seinem Lehrer gewarnt, an Sripäla's Lobgedicht auf den
Sahasralinga- Teich übte.^' Eine zweite Geschichte des Prabhävakacharitra soll darthun,
wie klug sich Hemachandra in scliAvierigen Lagen zu helfen und die neidischen Brahmanen
zum Schweigen zu bringen Avusste. Einst, heisst es. beklagte sich ein Brahmane, der die
Erklärung des Nemicharita im Chaturnmkha-Tempel der Jainas angehört Jiatte , bei Jaya-
simha, dass die Ketzer selbst die ehi-würdigen Traditionen des Mahäbliärata nicht respectirten
und die Bekehrung der Pandavas zum Jaina-Glauben lehrten. Er fügte die Bitte liinzu,
der König möge solchem Unfuge steuern. Jayasiriiha wollte, ehe er ein ürtheil fällte, erst
die andere Partei hören und liess Hemachandra rufen, da er ihn für den gelehrtesten und
wahrheitliebendsten Jaina liielt. Auf die Frage, ob die Anklage des Brahmanen berechtigt
sei, gab er zu, dass die heiligen Schriften der Jainas die erwähnte Lehre enthielten. Er
entschuldigte dieselbe aber dadurch, dass er sich auf eine Stelle des Mahäbliärata berief, in
welcher von hundert Bhislimas, dreihundert PAndavas, tausend Dronas und zahllosen Karnas
die Rede sei. Er fügte hinzu , es sei nun leicht möglich , dass sich einige von diesen
vielen zum Jaina-Glauben bekehrt hätten. Audi seien die Statuen derselben in Satruüjaya,
Näsik und Kedära zu sehen. Da die Bralimanen hierauf nichts zu antworten wussten, so
weigerte sich der König, gegen die Jainas vorzugehen.^^
Die drei anderen Prabandhas erwähnen diese Geschichte nicht. Dieselbe kommt aber
in dem KathAkoi^a in einer anderen Version vor. Dagegen findet sich die dritte Erzähhnig
des Prabhävakacharitra von der Abfertigung des Purohita Amiga durch Hemacliandra bei
Merutunga in etwas abweichender Fassung wieder. Amiga tadelte es, dass die Jaina-Asceten
die Frauen in ihren Klöstern empfingen und sich v(m zu guten Speisen nährten. Solche
Gebräuche, meinte er, führten leicht zu Uebertretungen des Gelübdes der Keuschheit. Da
braclite ihn Hemachandra mit einem Gleichnisse zum Schweigen, das die Enthaltsamkeit
des fleischfressenden Löwen den erotischen Neigungen der nur kraftlose Kömer verzehrenden
24*
188 ^- BüHLER.
Taube geofenüberstellt, und das somit die Unwesentlichkeit der Art der Nahrung darthut. Meru-
tuiiga behauptet, der Auftritt sei unter der Regienmg Kumarapäla's vorgefallen,*' und es ist
wahrscheinlich, dass Amiga dem letzteren diente. Die vierte Erzählung im Prabhävakacharitra
handelt von dem Bhagavata-Asceten Devabodha, der in Anhilväd eine Zeitlang eine grosse
Rolle spielte und sich, obschon vom Könige reich beschenkt, gegen denselben und den Hof-
dichter i^ripala sehr arrogant benahm. Später kam er in den Verdacht, dass er gegen die
Rejreln seines Ordens Trinko^elage feierte. Obwohl er es verstand, den Beweis seiner Schuld
zu verhindern, wurde er nachher vernachlässigt und gerieth in Armuth. Schliesslich ging
er zu Hemachandra imd verfasste ihm zu Ehren einen Vers. Hemachandra erbarmte sich
seiner und verschaffte ihm vom Könige ein Lakh. Damit bezahlte er seine Schulden. Dann
ginff er zur Ganffa und erlangte dort Erlösung. Auch diese Anekdote wird sonst nirs^ends
erwähnt. Dagegen kommt ein Devabodhi als Gegner Hemachandra's in Jinamandana's Be-
richte über Kumarapäla's Bekehrung vor, und es scheint, als ob Raja^ekhara (siehe Note 5)
auf die letztere Geschichte anspielte.*^'
Die fünfte und letzte Erzählung des Prabhävakacharitra betrifft Hemachandra's Erlebnisse
auf der schon erwähnten Wallfahrt, welche Jayasiiiiha gegen das Ende seiner Regierung nach
Somanätha oder Devapattana, dem jetzigen Veraval in Sorath machte. Jayasiriiha, hcisst es, war
wegen seiner Kinderlosigkeit in grosser Betrübniss. Er unternahm deshalb eine Wallfahrt, auf
der ihn Hemachandra begleitete. Zuerst wurde Satrufijaya besucht, wo Jayasiriiha dem ersten
Tirthanikara seine Verehrung darbrachte imd dem Heiligthume zwölf Dörfer schenkte. Von 6a-
tnnijaya begab er sich nach Sariikali l)ei Girnar und sali von dort aus den Tempel des Neminätha,
welchen sein Beamter Sajjana, ohne dazu ermächtigt zu sein, mit dem Tribute der Provinz
Sauräshtra hatte erbauen lassen. Um sich die P]hre und das Verdienst des Baues zu sichern,
erHess er dem Gouverneure die Rückzahlung der verwendeten Summe, die 27 Lakh betrug.
Darauf bestieg er den Berg Girnar und verehrte den Jina. Dann zog er mit Hemachandra nach
Some.^varapattana und brachte dem Siva seine Verehrung dar, den auch Hemachandra als den
Paramätman pries. Die letzte Station auf der Reise war Kotinagara, das heutige Kodinär in
Sorath, wo sich ein Heiligthum der Ambikä befand. Jayasiriiha flehte die Göttin an, dass sie
ihm einen Sohn verleihen möge. Hemachandra vereinigte seine Gebete mit denen des Königs
und fastete drei Tage lang. Da erschien ihm Ambikä und that ihm kund, dass Jayasiriiha
keinen Nachkommen haben Averde, sondern sein Reich dem Kuniärapäla hinterlassen müsse.*'
Dieselbe Erzählung findet sich mit einigen Auslassungen und Zusätzen bei Jinamandana.
Ausgelassen wird dort der Besuch des Girnar und die Anekdote von Sajjana's Tempel und
der Verehnmg Siva's durch Hemachandra. Dagegen heisst es, dass Jayasiriiha nach seinem
Besuche in Kotinagara oder Kotinäri, wie die Prakrit-Form lautet, noch einmal nach
Somanäthapattana ging, um sein Anliegen dem 6iva vorzutragen. Der Gott erschien dem
Könige und verweigerte es, ihm einen Sohn zu geben.*" Ganz anders stellt sich die Sache
bei Merutuiiga. Dieser kennt die Wallfahrt Jayasiriiha's sehr wohl. Er weiss aber nichts
davon, dass Hemachandra an derselben Theil nahm und er behauptet Hemachandra habe
den im Prabhävacharita angeführten Vers an Öiva bei einem Besuche in Somanäthapattana
gedichtet, der in Kumarapäla's Gesellschaft viel später gemacht wurde. Nach seiner Dar-
stellung war auch die Marschroute eine andere. Der König besuchte Somanäthapattana
zuerst. Auf dem Rückwege lagerte er am Fusse des Girnar, bestieg den Berg aber nicht,
weil die neidischen Brahmanen ihm erklärten, derselbe sehe wie ein in einem Wasserbassin
stehendes Linga aus, und dürfe deshalb nicht mit dem Fusse betreten werden. Von Girnar
Uebbr das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 189
heisst es bei Merutunga weiter, wendete sich Jayasiriiha nach Satruiljaya, und besuchte das
dortige HeiUgthum trotz des Widerstandes seiner brahmanisclien Rathgeber bei Nacht und
in Verkleidung. Merutunga erwähnt auch die Schenkung der zwölf Dörfer. Die Geschichte
von Sajjana kennt Merutunga gleichfalls, bringt sie aber nicht mit der Wallfahrt in Ver-
bindung.*' Den Besuch von Kotinagara erwähnt er nicht. Vergleicht man nun das, was
Hemachandra selbst im Dvya^raya über Jayasiiiiha's Wallfahrt berichtet, so ergibt sich, dass
die Darstellung des Prabhavakacharitra entschieden falsch ist und auch Merutunga's Bericht
Fehler enthält. Dem ersteren Werke Aviderspricht das Dvyä^raya dadurch , dass es über
Hemachandra's Betheiligung an der Reise schweigt, dass die Marschroute nicht stimmt,
sondern dieselbe ist, welche Merutunga angibt, und dass von einem Besuche in Kotinagara
und einer Erscheinung der Ambikä nicht die Rede ist. Dagegen wird behauptet, Siva sei in
Somanäthapattana dem Jayasimha erschienen imd habe ihm die Bestimmung Kuiuärapüla's
verkündet. Im Widerspruche mit Merutunga's Berichte behauptet das Dvya^raya, Jayasiriiha
habe den Berg Girnar bestiegen und dort den Neminätha verehrt. Er tritt endlich sowohl
dem Prabhavakacharitra als Merutunga entgegen, indem er Jayasiüiha von Girnar nicht nach
Jiatruiijaya, sondern auf dem directen Wege nach Siriihapur oder Sihor ziehen lässt und von
der angeblich dem Heiligthume des ersten Jina gemachten Landschenkung nichts sagt. Da
Hemachandra sonst im Dvyä^raya recht sorgfältig alle Begünstigungen hervorhebt, welche
seinem Glauben zu Theil wurden, so ist sein Schweigen in diesem Falle sehr bedeutsam.**
Zu diesen Erzählungen des Prabhavakacharitra fügt Merutunga noch drei andere, von
denen eine auch bei Jinamandana vorkommt. Die ersten beide'n derselben sollen ^ie Ge-
lehrsamkeit Hemachandra's darthun, indem erzählt wird, dieser allein hal)e einen Sanskrit-
vers erklären können, den der König von Dahala geschickt hatte, und derselbe habe bei
einer anderen Gelegenheit sofort die zweite Hälfte eines Prakrit-Dodhaka verfasst, von dem
der König von Sapädalaksha die erste Hälfte als samasyä für Jayasimha's Dichter gesendet
hatte. Der Sanskritvers ist das bekannte Räthsel mit dem Worte hära. Es gehört zu den
beliebtesten Stücken, mit denen sich die Pandits in ihren Sabhas amüsiren, und ist so leicht,
dass zu seiner Auslegung nicht viel Gelehrsamkeit gehört.*^
Die dritte Erzählung hat einen ganz andern Charakter. Einst, sagt Merutunga, liess
Siddharaja , der den richtigen Pfad zur Erlösung zu finden suchte , in allen Ländern , bei
allen Secten über ihre Lehren Nachforschungen anstellen. Das Resultat war nicht befrie-
digend. Jeder Lehrer pries seinen eigenen Glauben und tadelte alle anderen Systeme.
Der König wm-de dadurch ,auf die Schaukel des Zweifels' gesetzt imd wendete sich schliesslich
an Hemachandra, um zu erfahren, wie er sich verhalten solle. Dieser gab seinen Rath in
der Gestalt einer Parabel, wie sie sich in den Puranas finden. Vor Zeiten, sagte er, lebte
ein Kaufmann, der seine Gattin verliess und all sein Gut einer Hetäre hingab. Seine
Frau strebte eifrig darnach, die Liebe ihres Gatten Avieder zu gewinnen, und erkundigte
sich überall nach Zaubermitteln, um dies zu bewerkstelligen. Da versprach ihr ein Gauda
,ihren Gatten mit einem Zügel an sie zu fesseln' und gab ihr eine Arznei mit der Weisung,
dieselbe in die Speisen zu mischen. Als die Frau einige Tage nachher diesen Rath be-
folgte, wurde ihr Gatte in einen Stier verwandelt. Da wurde sie von aller Welt getadelt
und verfiel, weil sie die Folgen ilirer unseligen That nicht zu ändern wusste, in tiefe
Betrübniss. Einst führte sie ihren verwandelten Gatten auf die Weide und setzte sich, laut
klagend, während er graste, in den Schatten eines Baumes nieder. Da hörte sie eine Unter-
haltung, die der in einem Vimana durch die Luft schwebende 6iva mit seiner Gemahlin
190 G. BüHLER.
Pftrvati tiilirte. l'ärvati tra<rtt' nach der Ursache des Leides der Hirtin imd Siva erzählte
sie ilir, indem er hinziüiigte. dass im Scliatten des Banmes ein lieilki-fiftiges Kraut wachse,
welches dem verwandelten Kaufmanne seine ursprüngliche Gestalt zurückzugeben vermöge.
Da die Art des Krautes nicht niilier bezeichnet war, so raffte die Frau alles zusammen,
was im Schatten des Baumes wuchs, und warf es dem Stiere vor. Der frass es und wurde
wieder ein Mensch. Wie nun das unbekannte Kraut , so schloss Hemuchandra , sich lieil-
kniftig envies, so führt auch eine gläubige Verehrung aller Glaubensgenossenscliaften zum
Heile, wenn man auch nicht weiss, welche unter ihnen eigentlich der Verehrung werth ist.
Von da au verelirte der König alle Secten.'^** Eine unabhängige, vielfach besser stilisirte
Version der Erzählung wird von Jinamandana "' gegeben. Derselbe Autor schliesst noch
zwei andere kleine Anekdoten unmittelbar an dieselbe an. Die eine berichtet von einer
zweiten Unterhaltung über dieselbe Frage, bei welcher Hemachandra dem Könige die
sogenannten ,allgemeinen Pflichten', Freigebigkeit gegen würdige Männer, geziemendes Be-
tragen gegen ehrwürdige Personen, Barndierzigkeit gegen alle Wesen u. s. w. empfahl und
mit den Worten des Mahabhärata den eines frommen Wandels Beflissenen, nicht den
Kasteiungen Obliegenden oder den Gelehrten für den wahrhaft Würdigen erklärte. Der
anderen Anekdote zufolge belehrte Hemachandra den König, als dieser in Siddhapura
Tempel des Siva und des ^lahävira bauen Hess, dass die letztere Gottheit noch grösser sei
als die erstere. Denn Siva trage zwar den Mond auf der Stirne, aber alle neun Planeten
seien zu Mahavira's Füssen zu sehen. Die der Baukunst Verständigen bestätigten diese
Angabe und fanden, dass die Tempel der Jinas nacli den Regeln ihrer Lehrbücher vor
denen der brahmanischen Götter auch in anderer Hinsicht ausgezeichnet seien. Darauf,
heisst es zum Schlüsse", warf Siddharäja die Finsterniss des Zweifels von sich.**^
Angesichts der Thatsache, dass einige der angeführten Erzählungen sich auf den ersten
Blick als mythisch zu erkennen geben, betreffs der meisten übrigen aber die Prabandhas
einander widersprechen, würde es mehr als gewagt sein, von irgend einer derselben zu be-
haupten, dass sie wirklich historisch sei. Dagegen ist es gar nicht unwahrscheinlich , dass
sie die Art und Weise, in welcher Hemachandra sich dem Könige gegenüber benommen
haben wird, im Ganzen richtig schildern. Hemachandra wird natürlich in den letzten
Lebensjahren zu den Audienzen seines Herrn Zutritt gehabt haben. Er wird ohne Zweifel
sich bemüht haben, durch seine Gelehrsamkeit und Schlagfertigkeit zu glänzen, und er wird
keine Gelegenheit haben vorüber gehen lassen, um ein gutes Wort für seine Secte oder
wenigstens für die Gleichberechtigung der nicht-brahmanisclien Secten einzulegen. Dabei
wird er es sich haben angelegen sein lassen, die Punkte besonders hervorzuheben, in welcher
die Jaina-Lehre sich mit der brahmanischen berührte. Es wird weiterhin gezeigt werden,
dass er auch in seinen Werken, als kluger Missionär, solche Anknüpfimgspunkte nicht un-
benutzt Hess imd. wo es anging, die Autorität der beHebtesten brahmanischen Textbücher
zu seinen (Gunsten anrief. Er wird endHch ohne Zweifel Gelegenheit ffenuir gehabt haben,
»ich und seine Glaubensgenossen gegen die Angriffe der neidischen Brahmanen zu ver-
theidigen und die Angabe, dass er sich solcher Kniffe bediente, wie des bei der Vertheidiguny
(les Nemicharita ermahnten, ist nicht unglaublich. Solche Züge sind echt indisch und finden
sich besonders l»ei den Jainas recht häufig. Wie gross der j:influss gewesen ist, den He-
machandra zu Gunsten seiner Secte auf Jayasiriiha ausübte, lässt sich bis jetzt nicht mit
Sicherheit ermitteln. Man wird Hemachandra's eigener Angabe im Dvyääraya, der zufolge
Jayasiihha in Siddhapura einen Tempel des MahAvira baute, und auf dem Berge Girnär
Ueber das Leben des Jainä Mönches Hemachandra. J91
dem Neminätha seine Verehrung darbrachte, gewiss Glauben schenken düi-fen. Denn es
gibt Beispiele genug aus alter und neuer Zeit, dass indische Fürsten, die nicht bigott,
sondern eher lax in ihren religiösen Anschaungen waren, vielen fremden Göttern Schen-
kungen machten, sowie dass sie auch solche verehrten , wenn sie, wie Javasimha , auf die
Erfüllung eines heiss ersehnten Wunsches lange vergeblich zu Avarten hatten. Eine andere
Frage ist es aber, ob Jayasiiiiha's Hinneigung zum Jainismus oder Begünstigung desselben
ausschliesslich dem Wirken Hemachandra's zuzuschreiben ist. Die neuesten Forschungen
machen es höchst wahrscheinlich, dass das nicht der Fall war , da sie zeigen , dass noch
andere Jaina- Mönche an Jayasiiiiha's Hofe Zutritt hatten und ihm ihre Lehren vortragen
durften. Unter diesen wird ein zweiter Hemachandra mit dem Beinamen Maladharin ge-
nannt, der, den Daten seiner Werke nach zu urtheilen, etwa zehn bis zwanzig Jahre älter
gewesen zu sein scheint, als Hemachandra, der Verfasser der Grammatik. Ein Avahrscheinlich
dem 13. Jahrhunderte angehöriges Werk sagt, dass ,Jaya8imha den Nectar seiner Rede
trank'. In einer um 1400 p. Chr. verfassten Pra^asti wird sogar behauptet, er habe Jaya-
siiiiha bekehrt imd ihn veranlasst, die Jaina Tempel in seinem eigenen und fremden Reichen
mit goldenen Flaggenstäben und Knäufen zu schmücken , sowie ein Edict zu erlassen,
welches das Tödten von Thieren jährlich während achtzig Tagen untersagte. Wenn man
diesen letzteren Angaben Glauben schenken dürfte, so würden die Verdienste des Gramma-
tikers Hemachandra sehr zweifelhaft sein. Leider ist aber der Verfasser der erwähnten
Pra^asti, derselbe Räja^ekhara, welcher den Prabandhakosha schrieb, so Aveit von den ge-
schilderten Ereignissen entfernt, dass man ihm scliwerlich unbedingt vertrauen kann.^^ Ausser
diesem älteren Hemachandra soll auch ein Yati Namens Samudraghosha ,den Siddhapati in
der Hauptstadt von Gürjara ergötzt haben'.^* Auf alle Fälle sind diese Angaben hinreichend,
um zu beweisen , dass der Grammatiker Hemachandra nicht der einzige Jaina - Günstling
Jayasiiiiha's war , wie das nach der Darstellung des Prabhavakacharitra , Mei'utunga's und
Jinamandana's der Fall gewesen sein soll. Er ist ihr Held und sie sind von dem Glänze
seiner Stellung am Hofe Kumärapäla's geblendet. Diese Umstände haben natürlich auf
ihre Darstellung seines Verhältnisses zu Jayasiiiiha eingewirkt.
Die Sagen über Kumärapäla's und Hemachandra's erste Bekanntschaft.
So zweifelhaft es ist, ob Hemachandra am Hofe Jayasiiiiha's mit P^rfolg als Missionär
gewirkt hat, so sicher steht die Bekehrung des nächsten Chaulukya- Königs durch seinen
Glaubenseifer und durch seine Beredsamkeit. Jayasiiiiha starb im Vikrama- Jahre 1199,
ohne dass sein Wunsch, einen Sohn zu bekommen, in Ertiillung gegangen war. Nach einem
kurzen InteiTegnum bestieg sein Grossneffe Kumärapäla, von seinem Schwager, dem Generale
Krishna oder Känhada unterstützt und von den Grossen des Reiches erwählt, den Thron
von Gujarät. Kumärapäla's Urgrossvater war Kshemaräja, der älteste Sohn Bhima's I.,
welcher nach einem Berichte freiwillig den Tlu'on ausschlug , nach einem andern aber in
der Thronfolge übergangen wurde , weil seine Mutter Chakuladevi eine Hetäre war, die
Bhlma in seinen Harem aufgenommen liatte. Kshemaräja's Sohn Devaprasäda war eng mit
Bhima's Sohne, dem Könige Karna, befreundet gewesen , und hatte von diesem das Dorf
Dadhisthah, das jetzige Dethli, nicht weit von Anhilväd als Apanage erhalten. Bei Karna's
Tode verbrannte er sich, nachdem er Jayasiiiiha seinen Sohn Tribhuvanapäla anempfohlen
192 ^- Bühler.
hatte. Tribhuvanapj'ila , hielt ebenso treu zu dem Haupte seiner Familie , wie sein Vater.
In der Schlacht pÜegte er vor dem Könige zu stehen, um ihn mit seinem Leibe zu decken.
Er muss längere Zeit vor dem Ende von Jayasiiiiha's Regierung gestorben sein , da er in
den Berichten über die letzten Jahre dieses Königs nicht erwähnt wird. Als Jayasimha bis
in sein Alter kinderlos blieb, trat Kumarapäla natürlich als präsumtiver Thronerbe in den
Vonlergruud. Es bedurfte sicher keiner Offenbarungen des Mahädeva oder der Ambikä,
und keiner Weissagungen der Hof-Astrologen, von denen das DvyMraya und die Prabandhas
sprechen, um Jayasiniha zu überzeugen, dass sein Grossneffe nach seinem Tode den Thron
von Anhilvad besteigen würde. Jayasiniha aber konnte sich mit diesem Gedanken nicht
befreunden. Er warf einen grimmigen Hass auf Kumarapäla und trachtete ihn zu tödten.
Nach Merutuüga's Angabe war der Grund seiner Abneigung die Abstammung Kiunärapäla's
von der Hetäre Chakuladevi. Nach Jinamandana's Berichte hoffte er, dass, wenn Kumara-
päla aus dem Wege geräumt wäre, Siva ihm doch noch einen Sohn gewähren würde. Als
Kumarapäla von den Gesinnungen des Königs Kunde erhielt, floh er aus Dethli und führte,
als ^ivitischer Ascet verkleidet, mehrere Jahre ein unstetes Wanderleben. Zuerst scheint er
sich noch in Gujarat aufgehalten zu haben. Später zwangen ihn die immer ernstlicher
werdenden Nachstellungen Jayasiiiiha's sein Vaterland zu verlassen."^ Die Prabandhas wissen
eine Menge von romantischen Begebenheiten zu erzählen, die sich bei Kumärapäla's Flucht
und während seiner Irrfahrten in Gujarat und in fremden Landen ereignet haben sollen,
und sie geben sich grosse Mühe Hemachandra als den Beschützer des verfolgten Prinzen und
als den Propheten seiner zukünftigen Grösse darzustellen. Das Prabliävakacharita enthält
folgende Angaben über Hemacliandra's Eingreifen in Kumärapäla's Geschick. Jayasimha,
heisst es, erfuhr durch seine Spione dass Kumarapäla sich unter einer Schaar von drei-
hundert Asceten befand, die nach Anhilvad gekommen war. Um seiner habhaft zu werden,
lud der König alle zu einem Mahle. Er wusch ihnen selbst die Füsse, anscheinend um
ihnen seine Verelirung zu bezeigen, in Wirklichkeit aber um herauszufinden, welcher unter
ihnen die Zeichen der Königswürde auf seinen Fusssohlen trage. Sowie er Kumärapäla's
Füsse berührte, fand er die Linien, welche einen Lotus, eine Fahne und einen Sonnenschirm
bildeten. Er gab seinen Dienern ein Zeichen mit den Augen, Kumarapäla sali das und
floh eiligst, von den Spähei-n des Königs verfolgt, in die Wohnung Hemachandra's. Dieser
deckte ihn rasch mit einem Haufen Palmblätter zu, unter dem die bald herbeigekommenen
Beamten ihn zu suchen vergassen. Als die unmittelbare Gefahr vorüber war, entwich
Kumarapäla aus Anhilvad und kam nach manchen Abenteuern in der Begleitung eines
andern isiviten, des Brahmanen Bosari, in die Nähe von Stambhatirtha oder Cambay. Dort
angelangt, sendete er seinen Gefährten in die Stadt zu dem Örimäli Väniä Udayana, dem-
selben Manne, welcher nacli der oben angeführten Erzählung Hemachandra's Vater begütigt
hatte, und liess ihn um Hilfe bitten. Udayana weigerte sich mit einem Feinde des Königs
etwas zu thun haben. Da ging Kumarapäla, vom Hunger getrieben, bei Nacht selbst in
die Stadt, und kam von ungefähr in ein Jaina-Kloster, wo Hemachandra seinen Aufenthalt
während der Regenzeit genommen hatte. Hemachandra empfing ihn freundlich, da er gleich
an seinen glücklichen Zeichen erkannte, dass er es mit einem zukünftigen Könige zu thun
hatte. Er sagte ihm voraus, dass er im siebenten Jahre den Thron besteigen würde, und
liess ihm von Udayana Speise und Geld geben. Kumarapäla wanderte dann weiter und
zog sieben Jahre lang als Käpälika, von seiner Gattin Bhopaladevi begleitet, in der Fremde
umher. Im Jahre 1199 starb Jayasiniha. Als Kumarapäla das erfuhr, ging er nach
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 193
Anhilväd zurück um sich den Thron zu sichern. Bei seiner Ankunft traf er dort den
Öriniat-S&ba (?) , eine sonst nicht bekannte Persönhehkeit. Dieser führte ihn, da er noch
zweifelte, ob er sein Ziel erreichen würde, zu Heniachandra, um ein günstiges Vorzeichen zu
suchen. Bei seinem Eintritte setzte sich Kumärapäla von ungefähr auf den mit Kissen
bedeckten Thronsitz des Klosters nieder und lieferte dadurch , nach Hemachandra's Aus-
spiniche, das gewünschte Omen. Am folgenden Tage ging der Prinz mit seinem Schwager
Krishnadeva, einem Sämanta, der 10.000 Soldateii befehligte, in den Palast und wurde zum
Könige gewählt."^"
Merutunga's Bericht über Kumsirapäla's Flucht und Wanderungen, stimmt im Ganzen
mit dem des PrabhAvakacharitra. Was die Abweichungen in Einzelheiten betrifft, so ist her-
vorzuheben, dass Heniachandra in Merutunga's Erzählung nur ein Mal auftritt. Memtunga
weiss nichts davon, dass Kumarapala in Anhilväd durch Hemachandra unter Palmblättern
versteckt wnirde, noch envähnt er die zweite Weissagung unmittelbar vor der Königswahl. Er
erzählt nur die Geschichte von der Begegnung in Stanibhatirtha mit einigen kleinen Varianten.
Nachdem Kumarapala auf seiner Flucht von Anhilväd verschiedene Länder durchwandert
hatte, wendete er sich nach Cambay, um Udayana um Reisegeld zu bitten. Da Udayana bei
seiner Ankunft sich gerade im Jaina-Kloster befand, so ging er auch dahin. Dort traf er
Hemachandra , der ihm alsbald voraussagte , dass er ein die ganze Erde beherrschender
König Averden Avürde. Als Kimiärapäla dies nicht glauben wollte, schrieb Hemachandra
seine Weissagung nieder und gab eine Copie dem königlichen Rathe Udayana, und eine
andere dem Prinzen. Dieser sagte darauf: ,Wenn das wahr Avird, so sollst Du König sein,
ich aber nur der Staub Deiner Füsse'. Hemachandra antwortete, ihm sei an der HeiTschaft
nichts gelegen, Kumarapala möge aber sein Wort nicht vergessen und sich später dankbar
und der Jaina-Lehre ergeben zeigen. Darauf \vurde Kumarapala von Udayana in seinem
Hause mit Speise und Trank erquickt, und erhielt das gewünschte Reisegeld. Er begab
sich dann nach Mälvä, wo er bis zu Jayasimha's Tode blieb. Als der letztere gestorben
war, kehrte er nach Anhilväd zurück und setzte mit Hilfe seines Schwagers Kähnadadeva,
,der ihn mit seinen , zum Kampfe gerüsteten Truppen , in den Palaste fiihrte', seine Wahl
zum Könige durch.*'
Jinamandana bringt Kumarapala und Hemachandra noch viel früher zusammen. Er
erzählt, Kumarapala sei einst, lange ehe der König ihn verfolgte, an den Hof gekommen,
um seine Huldigungen darzubringen. Da habe er Hemachandra vor dem Könige sitzen
sehen , und sei bald darauf in das Kloster des Mönches gegangen , um ihn zu besuchen.
Dort habe Hemachandra ihm eine Predigt gehalten, und schliesslich das Gelübde abge-
nommen ,die Frauen Anderer hinfort als Schwestern zu betrachten'." Jinamandana's Version
der Fluchtgeschichte Kumärapäla's ist, soweit die Betheiligung Hemachandra's in Betracht
kommt, eine Mischung aus den Sagen des Prabhävakacharitra und des Prabandliachintämani.
Nach seiner Darstellung begegnet Hemachandra, wie bei Merutunga, deYn Flüchtlinge zuerst
in Cambay. Die Begegnung findet aber zufällig in einem Tempel vor den Thoren von
Cambay statt, wohin auch Udayana kommt, um Hemachandra seine Verehrung darzubringen.
Udayana's Ankimft wird benutzt um seine ganze Vorgeschichte einzuflechten, welche Hema-
chandra auf Kumärapäla's Frage, wer der Besucher sei, erzählt. Dann folgt Hemachandra's
Weissagung und Kumärapäla's gastliche Aufnahme bei Udayana, ganz so wie bei Merutunga.
Dagegen heisst es, dass Kumarapala längere Zeit bei seinem Wirthe geblieben sei. Jaya-
siihha habe von seinem Aufenthalte in Cambay erfahren, und Soldaten gesendet, um ihn
»pnkRchriftBD der phil.-hist. Ol. XXXVII. Ki. 25
J94 ^- Hi-HLEK.
ZU fiiugeu. V'ou dieseu verfolgt , sei er iu Hemachandra's Kloster gefloheu, und dort unter
einem Hauten von Manuscripten im Keller versteckt. Der letztere Zug ist wahrscheinlich
eine Umarbeitung der Geschichte von der ersten Hilfeleistung Devachandra's , von der das
Prabhavakacharitra erzählt. Jinamandana scheint gefiililt zu haben , dass es absurd ist,
Heniachandra zuerst in Anhilvad auftreten zu lassen, und kurze Zeit darauf in Cambay.
Er wird desshalb die Erziihhmg von Kumärapäla's Rettung durch die Pahnbliltter an den
letzteren Ort verlegt haben und, mn den Schein der Wahrheit zu vermehi-en, hinzugefügt
haben , dass die Manuscripte , wie ja stets der Fall ist , im Keller lagen. Jinamandana's
weitere Beschreibung der Wanderungen Kumärapäla's ist viel ausführlicher, als in den
beiden andern Werken, und muss aus anderen Quellen geschöpft sein. Er lässt den Prinzen
erst nach Vatapadra-Baroda , dann nach Bhrigukachchha-Broach , von da nach Kolli Apur,
Kalyäna, Käüchi und anderen StJidten des Dekhan ziehen, endlich über Pratishthäna-Paithan
nach Mälva gelangen. I^in grosser Theil dieses Abschnittes ist in Versen , und scheint
einem der vielen metrischen Kmuärapälacharitas entlehnt zu sein.'"
Die Sagen über Kumärapäla's Bekehrung.
Nach diesen Erzählungen, welche Heniachandra als den Lebensretter des flüchtenden
Prinzen, und als den Propheten seiner zukünftigen Grösse darstellen, sollte man erw^arten,
dass sogleich nach Kumärapäla's Thronbesteigung, von einer engen Freimdschaft zwischen
den beiden die Rede wäre. Das ist jedocli durchaus nicht der Fall. Gerade nach den
beiden ältesten Werken, beginnt der vertraute Verkehr des Mönches mit dem Könige sehr
viel später , und wird derselbe nicht durch die früheren Wohlthaten , sondern durch ganz
andere Umstände veranlasst. Nachdem Kumärapäla gekrönt war, heisst es im Prabhava-
kacharitra, lieschloss er Arnoräja, den übermüthigen König des Sapädalaksha-Landes, d. h.
des östlichen Räjputänä , mit Krieg zu überziehen , und rüstete sich zum Kampfe. Von
allen seinen Baronen , und deren Aufgeboten begleitet , zog er aus. Nach einigen Tagen
erreichte er die Festung Ajameni , das heutige Ajmir. Er belagerte dieselbe , konnte sie
aber trotz aller Anstrengungen nicht einnehmen. Als die Regenzeit kam, kehrte er un-
verrichteter Sache nach Anhilvad zurück. Beim Anfange der kühlen Jahreszeit zog er
i\'ieder aus, musste jedoch am Ende des Sommers sich wieder zurückziehen, ohne dass
Ajmir gefallen war, Sogingen elf Jahre hin. Da fragte er einst seinen Minister Vägbhata,
den Sohn des Udayana, ob es nicht einen Gott, Yaksha oder Äsura gebe, der ihm sicher zum
Siege verhelfen könnte. Vägbhata rieth ihm ein Bild des Ajitasvämin zu verehren, das in
Anhilvä<l sich befand, und von Heniachandra consecriit war. Kumärapäla willigte ein, und
brachte dem Ajitasvämin die Spenden von wohlriechenden Sul)stanzen dar, welche der
Jaiua-Cultus erfordert. Zugleich versprach er, dass, falls er seinen Feind durch des Ajita
Gnade überwände, dieser allein ,sein Gott, seine Mutter, sein Guru und Vater' sein sollte.
Dann zog er noch ziun zwölften Male nach Märväd. In der Nähe des Berges Arbuda-Äbü
wurde eine Schlacht geliefert, in der Arnoräja gänzlich geschlagen wurde. Kumärapäla hielt
einen Trimnph-Einzug in Anhilvad. Er vergass Bein Versprechen nicht und brachte wiederum
in dem Tempel des Ajitanätha seine Verehrung dar. Bald darauf erklärte er dem Minister
Vägbhata, dass er im Jaina-Glauben unterrichtet zu werden wünsche, und forderte ihn auf,
ilim einen Lelirer zu verschaffen. Vägbhata schlug vor, dass Heniachandra l)erufen werden
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 195
möge, um des Königs Wunsch zu erlullen. Dies geschah. Hemachandra predigte vor
Kumärapjila und das Resultat war, dass dieser sich bewegen liess, die Gelübde der Laien
abzulegen, dem Genüsse des Fleisches und aller anderen verbotenen Speisen zu entsagen,
und das Gesetz der Jainas zu studieren.""
Merutunga's Erzählung weicht von der obigen sehr stark ab und ist recht romanhaft.
Nach seiner Darstellung liatte Kumarapala unmittelbar nach seiner Krönung niit innern
Feinden zu thun. Hierauf folgte der Feldzng gegen Arnoraja oder Anäka von Sapadalaksha
und später ein Krieg gegen Mallikärjuna, den König des Konkan, der von Amrabhata oder
Ambada, einem zweiten Sohne Udayana's, erschlagen wurde. Zwischen diese beiden Er-
zälilungen ist eine Anekdote von dem Sänger Solläka eingeschoben, in der auch Hema-
chandra erwähnt ^drd. Im Widersprucli hiermit steht aber weiterhin erst der Bericht über die
Art und Weise, in welcher Hemachandra der Freimd und Lehrer Kumarapala's wurde. Eine
Beleidigung, welche Hemachandra bei dem Begräbnisse seiner Mutter Pahini von den Asceten
des Tripurushaprasäda in Anhilväd zugefügt wurde, versetzte ihn nacli Merutunga's Angabe
in solchen Zorn, dass er beschloss , sich EiiiHuss bei Hofe zu verschaffen, um sicli rächen
zu können. Er begab sicli in das Hoflager, welches sich damals in Malvä befand. Sein alter
Gönner , der Rath Udayana führte ilm bei dem Könige ein. Dieser erinnerte sich der
früheren Prophezeiung, welche ihm Hemachandi'a auf seiner Flucht gegeben hatte, bot ihm
seine Freundschaft an, und gestattete ihm zu jeder Zeit Zutritt zu seiner Person. Der Ver-
kehr, welcher sich so entspann , hatte aber keine unmittelbaren Folgen tiir die religiösen
Ueberzeugungen des Königs. Es werden nur einige Anekdoten erzählt, z. B. die von dem
Streite mit dem Purohita Aniiga (siehe oben S. 187), welche Hemachandra's Gewandtheit in
der Abwelir von Angriften beweisen sollen. Erst als Kumarapala einige Zeit darauf nach
Anhilväd zurückkehrte , fand Hemachandra eine Gelegenheit , sein Bekehrungswerk zu be-
ginnen. Kumarapala, heisst es, fragte einst seinen Freund, wie er das Andenken an seine
Regierung lur alle Zeit verewigen könnte. Da rieth ihm Hemachandra, entweder, wie Vikra-
mäditya, die Schulden aller Leute zu bezalilen, oder an der Stelle des verfallenen hölzernen
Tempel des Siva-Somanätha in Devajjattana , einen neuen steinernen bauen zu lassen.
Kumarapala wählte das letztere, und entsendete sofort einen Beamten, um den Bau zu be-
ginnen. Als bald darauf die Meldung eintraf, dass der Grundstein gelegt sei, schlug Hema-
chandra dem Könige vor, sich ein Gelübde aufzuerlegen, um die glückliche Vollendung des
Baues zu sichern, und entweder vollständige Keuschheit zu versprechen, oder dem Genüsse
von Spirituosen und Fleisch zu entsagen, bis die Fahne von der Zinne des Tempels wellte.
Kumarapala schwur bei Siva's Liüga, die verbotenen Getränke und Speisen so lange zu
meiden. Nach zwei Jahren war der Tempel vollendet, und Kumarapala wünschte von
seinem Gelübde losgesproclien zu werden. Hemachandra aber überredete ihn, es nocli weiter
zu halten , bis er dem Gotte in dem neuen Tempel seine Verehrung dargebracht habe.
Unmittelbar darauf wurde eine Wallfalirt nach Somanatha- oder Devapattana unternommen,
und auf den Rath der feindlichen Brahmanen auch Hemachandra dazu eingeladen. Dieser
erklärte sich gern bereit , den Tempel des Siva zu besuchen , machte aber vorher einen
Umweg zu den Jaina-Heiligthümem von Satrunjaya und Gimär. Vor den Thoren von
Devapattana traf er mit dem Könige zusammen, nahm zusammen mit diesem und mit dem
Ganda Brihaspati , dem Tempelpriester des Somanatha , an dem festlichen Einzüge Tlieil,
und liess sich durch die Bitten seines Herrn bewegen, selbst den Siva zu verehren. Mit
einem kostbareii Gewände bekleidet, betrat er. von Brihaspati geleitet, den Tempel, pries
J96 G'- Bchlkr.
dessen Herrlichkeit, brachte nach der Vorschrift des Sivapurana die gebräuchUchen Opfer-
spenden dar lind warf sich vor dem Linga nieder, indem er folgende Verse au den Gott
richtete :
1. Du existirst, wer Du immer seist, was immer Dein Ort, Deine Zeit, und Dein Namen
sei. Wenn Du der einzige von Flecken und Fehlern freie bist, so sei Dir, o Anbetungs-
würdiger, Verehrung !
2. Verelirung dem , bei dem die Leidenschaft und die anderen Erzeuger des Keimes
der Wiedergeburt geschwunden sind, sei er Brahinan, Vishmi oder Mahe^vara !
Als Hemachandra geendigt hatte , verehrte Kumärapala seinerseits den Gott nach der
Anweisung des Priesters Brihaspati, und vertheilte reiche Gaben. Dann befahl er seinem
Gefolge sich zurückzuziehen, und betrat mit Hemachandra das AUerheiligste. Dort forderte
er seinen Freund auf ihm Angesichts des Liüga den Weg zur Erlösung wahrhaftig zu
erklären. Hemachandra sann einen Augenblick nach. Dann schlug er vor, den Gott, der
hier sicher verborgen sei, zu bewegen, dass er sich zeige und selbst den Weg zum Heile
verkünde. Er selbst übernahm es, um das gewünschte Ziel zu erreichen, sich in die tiefste
Meditation zu versenken, und wies den König an, fort und fort Rauchopfer von Aloe-Holz
zu bringen. Als sie so sich beide abmühten, und das Adytum ganz mit Rauchwolken an-
gefüllt war, erscliien plötzlich ein helles Licht und wurde die strahlende Gestalt eines
Asceten auf dem AVasserbassin sichtbar, das den Liiiga mugab. Der König betastete die Er-
scheinung von den Füssen bis zum Kopfe, und bat sie, nachdem er sich überzeugt hatte, dass
sie göttlichen Ursprungs sei, um Unterweisung. Da erklärte sie ihm, Hemachandra sei ein
Seher, der die höchste Weisheit erlangt habe, dessen Lehre sicher zur Erlösung führe.
Damit verschwand sie. Der König aber bat nun Hemachandra demüthig um Belehrung,
und dieser lies ihn sofort das Gelübde ablegen, sein Lebenlang weder Fleisch noch Spiri-
tuosen zu berühren. Kurze Zeit nachher kehrte Kumärapala nach Anhilvad zm-ück. Er
wurde dm-ch Hemachandra's Unterweisung in den heiligen Schriften, sowie durch dessen
Werke, das Trishashti^aläkäpurushacharitra und das Yoga^ästra nebst den zwanzig Versen zu
Ehren des Vitaräga, immer mehr dem Jaina Glauben gewonnen, und erhielt den Titel
Paramarhata ,der eifrige Verehrer des Arhat'. Er Hess dann ein Edict ergehen , welches
die Tödtiing von Thieren, in den ihm unterworfenen achtzehn Provinzen, auf vierzehn Jahre
verbot, er lies 1440 Jaina-Tempel bauen, und legte die zwölf Gelübde der Jaina-Laien ab.
Als das dritte, welches das Stehlen verbietet, erklärt wurde, bescliloss er hinfort den alten
Brauch abzuschaffen, dem zufolge das Vermögen ohne Söhne verstorbener Unterthanen con-
fiscirt wurde.''*
Jinamandana sdiliesst sich im Wesentliclien an Merutunüfa au. Doch ist ihm der innere
Widerspruch aufgefallen, den die Erzählung des Prabaudhachintamani , wie auch die des
Prabhavakacharitra enthält. Es ist ihm unglaublich erschienen, dass Hemachandra, der
Kumärapala auf seiner Flucht geholfen, und die Thronbesteigung vorausgesagt liat, nachher
während vieler Jahre vergessen wurde, und erst durch die Intervention der Jaina-
Minister Zutritt ]>ei Hofe erlangte. Er hat desshalb am Anfange seiner Darstellung eine
neue Geschichte eingeschoben, welche zeigen soll, dass Hemachandra sehr bald nach
Kiunarapala's Krönung an den Hof kam. Dieselbe verräth aber ganz deutUch, dass der
Verfasser die älteren Berichte kannte, und dieselben absichtlich änderte. Nachdem er die
Belohnungen aufgezählt hat, welche dem Rathe Udayana und den andern Wohlthätern des
Königs zu Theil wurden, sagt er, Hemachandra sei gänzlich vergessen. Trotzdem sei er
Ueber das Leben ues Jaina Mönches Hemacuandra. 197
kurze Zeit nach Kuniärapäla's Krönung von Karnävati nach Anhilväd gekommen. Er habe
dann Udayana gefragt, ob der König sich seiner erinnere. Als dies verneint sei, habe er
Udayaua gebeten , Kumärapäla an einem gewissen Tage vor dem Betreten der Wohnung
seiner Königin zu warnen, und ihm erlaubt, seinen Namen zu nennen, falls der König
darauf bestehe, den Warner kennen zu lernen. Udayana habe die Warnung dem Könige
hinterbracht und dieser habe danach gehandelt. An dem genannten Tage sei der Palast
der Königin vom Blitze in Brand gesteckt und verbrannt. Darauf habe der König nach
dem Namen des unbekannten Rathgebers gefragt. Als Hemachandra genannt sei, habe er
denselben sofort zu sich berufen, sich demüthig bei ihm wegen seiner VergessHchkeit ent-
schuldigt, und ihm versprochen, allgemach ganz nach seinem Rathe zu regieren.''^ Nachdem
Jinamandana so gezeigt hat, das Hemachandra bald nach V. S. 1199 Kumärapäla's Freund
und Rathgeber wiu-de, gibt er eine kurze Beschreibung ,der Eroberung der Welt' durch den
König. Er folgt dann in der weiteren Erzählung Merutunga ganz genau, ausser in dem
einem Punkte, dass er nichts von der Hemachandra beim Begräbnisse der Pähirii wider-
fahrenen Beleidigung . und der darauf folgenden Reise nach Mälvä sagt. Diese Angaben
passten ihm natürlich nicht. Im Einzelnen ist er viel weitläufiger als Merutunga und zieht
den Bericht über Kumärapäla's Bekehrung durch viele Citate, die er Hemachandra machen
lässt, sehr in die Länge.''"
Hemachandra's eigene Angaben über Kumärapäla's Bekehrung.
Vergleicht man diese verschiedenen Erzählungen über die Bekehrung Kumärapäla's
mit einander , so lässt sich nicht leugnen , dass die von Merutunga gegebene mit grosser
Geschicklichkeit verfasst ist, und dass seine Darstellung auf den ersten Blick manches Be-
stechende hat. Es scheint so natürlich, dass Hemachandra durch eine Beleidigung von Seiten
der Brahmanen auf den Gedanken gebracht wurde, seine Unabhängigkeit aufzugeben und sich
unter den Schutz des Königs zu stellen. Die schlaue Art und Weise , wie er Kimiärapäla
bewegt, eine Zeit lang einige der wichtigsten Sätze der Jaina-Lehre zu befolgen, während
er sich sorgfältig hütet, seines Gönners Verehrung des 6iva etwas in den Weg zu legen,
sondern ihn im Gegentheile darin bestärkt, scheint durchaus durch die schwierigen Ver-
hältnisse gegeben, in denen er sich bei Hofe befand. Dieses Anschmiegen und scheinbare
Nachgeben, die Uebertölpelung des Königs durch einen Hokus-Pokus und die darauf folgende
kluge Ausnützung des günstigen Augenljlickes — alles dies sieht recht glaubwürdig aus und
stimmt sehr schön zu dem Charakter und der Methode der Jaina-Missionäre. Bei näherer
Betrachtung finden sich allerdings manche Unwahrscheinlichkeiten oder Unmöglichkeiten in
dem Berichte. So ist es leicht erkennbar, dass Merutunga sich einen argen Anachronismus
zu Schulden kommen lässt, wenn er behauptet, Udayana sei Kumärapäla's Minister gewesen
und habe Hemachandra bei diesem eingeführt. Nach Merutunga's eigenem Berichte (S. 177)
wanderte Udayana kurz nach dem Anfange der Regierung Jayasiiidia's, also um V. S. 1150 in
Gujarät ein. Kumärapäla bestieg den Thron beinahe fünfzig Jahre später, V. S. 1199. Es ist
also rein unmöglich, dass er noch lange unter dem letzteren Fürsten gelebt oder gar gedient
haben kann. Auch Merutunga's Behauptung, dass Hemachandra die Wiederherstellung des
Tempels in Devapattana angerathen habe, stimmt mit den Angaben eines älteren Docmnentes
durchaus nicht. Denn in der Valabhi-Saiiivat 850 oder V. S. 1225 datirten Inschrift im
igg G. BüiiLKR.
Tempel der Bhadrakäli zu Devapattana, welche zuerst von Colonel J. Tod bekannt gemacht
ist, wird Vers 11 ganz deutlich gesagt, dass der Ganda Briliaspati, welcher schon bei Jaya-
aiiiilia in grosser Gunst stand, Kumarapala bewogen habe, den verfallenen Tempel des
6iva-Somauatha weder aufzubauen."* Eine solche l^ehauptung hat, zumal da sie aus Kumä-
rapäla's Regierungszeit staunnt, bedeutend mehr Wahrscheinliclikeit als Merutunga's viel
spittere Angabe. Hat die Inschrift aber recht, so wird die ganze weitere Erzählung des
Pral)andhacliintamani unglaubwiü-dig. Wenn schon diese Punkte gegen die Treue der in
Merutuiiga's Werke enthaltenen Tradition Verdacht erregen, so wird dieselbe ebenso wie
auch die Erzählung des Prabhavakacharitra, durch Hemachandra's eigene Aeusserungen über
Kumarapäla's Geschichte und seine Beziehungen zu ihm, als beinahe vollständig wertldos er-
wiesen. Hemachandra mdmet im Dvya§rayakavya der Beschreibung der glücklichen Kriege,
welche Kumarapala gegen Arnoraja, den König von Öakambhari-Sambhar in Rajputana, imd
gegen BallAla, den König von Mälva, fülirte, nicht weniger als vier Gesänge, XIV — XIX.
Obschon keine genauen Daten gegeben werden, so ist es doch aus der Schilderung mit
Sicherlieit zu entnehmen, dass Kumarapala bald nach seiner Krönung in äussere Ver-
wicklungen hineingezogen wurde, und dass eine längere Zeit verfloss, ehe er als Sieger aus
denselben hervorging. Der Krieg mit Arnoraja l^egann unmittelbar nach Kumarapäla's
Krönung, und scheint eine ganze Reihe von Jahren gedauert zu haben. Dann erst folgte
der Feldzug gegen Ballala, welcher in kürzerer Zeit beendigt zu sein scheint. Nachdem
dieser vorüber war, heisst es im XX. Gesänge, verbot Kumarapala die Tödtung von Thieren
in Gujarat. Nachdem der König das Edict, die Thiere zu schonen, veröffentlicht hatte,
Jieisst es weiter, gab er den Brauch auf, das Vermögen derjenigen zu confisciren, die ohne
Söhne zu hinterlassen starben. Später liess er die Tempel des Siva zu Kedara oder Kedarnath
in Garhwal, und zu Devapattana in Kathiäväd wiederherstellen, und darauf Tempel des Par-
övauAtha in Anhilvad und Devapattana erbauen, von denen der erstere den Namen Kumara-
vihara trug. Die letzten im DvyaSraya erwähnten Umstände aus Kumarapäla's Regierungs-
zeit sind der Bau eines Tempels des 6iva in Anliilvad , und die Gründung einer neuen
Aera, welche seinen Namen trug."' Aus diesen Angaben kann man mit vollständiger Sicher-
heit folgern , dass Kumarapäla's Bekehrung zum Jainismus nach dem Kriege mit Mälava
stattfand. Es wird ferner wahrscheinhch , dass Hemachandra, obschon er im Dvyä^raya
sein eigenes Verliältniss zum Könige mit keinem einzigen Worte berührt, nicht früher mit
demselben bekannt wurde und bei demselben Einfluss erlangte. Die letztere Schluss-
folgerung wird dm-ch eine Stelle in einem andern Werke Hemachandra's vollständig be-
stätigt. Hemachandra lässt in seinem Mahäviracharita den Tirthariikara dem Prinzen Abhaya
eine Prophezeiung über Kumarapäla's Regierung geben , in welcher sein Name vorkommt,
und der Anfang seiner Bekanntschaft mit dem Könige erzählt wird. Nachdem Mahavira
eine Beschreibung der Stadt Anliilvad vorausgeschickt hat, fährt er folgendermassen fort:
45 — 46. Wenn, o Abhaya, 1669 Jahre nach meinem Nirväna verflossen sein werden,
dann wird in jener Stadt (Anhilvad) der grossarmige König Kumarapala , der Mond des
Chaulukya-Geschlechtes, ein strenger Herr des Alls leben.
47. Dieser Ho(ddierzige, ein Held in der Erfidlung des Gesetzes, in Freigebigkeit imd
im Kampfe, wird sein Volk zum höchsten Wohlstande führen, wie ein Vater es beschtltzend.
48. Sehr klug, doch geraden Sinnes — in seiner Ilerrschermacht feurig wie die Sonne,
doch voller Seelenruhe — übermüthigen Angriff strafend , doch bereit zu verzeihen , wird
er lange die P>de beschützen.
Ueber das Leben ues Jaina Mönches Hemachandra. 199
49. Sein Volk wird er sich ähnlich , in der Erfüllung des Gesetzes beständig machen,
me ein mssensreicher Lehrer einen guten Schüler.
50. Den Schutzflehenden Schutz gewährend, den Gattinen anderer ein Bruder, wird
er das heilige Gesetz höher als Reichthum und als das Leben achten.
5L Durch seine Tapferkeit, seine Erfüllung des Gesetzes, durch seine Freigebigkeit,
durch sein Erbarmen, durch seine Herrschermacht und durch andere Mannestugenden, wird
er ohne Nebenbuhler dastehen.
52. Die Himmelsgegend des Kubera wird er bis zum Reiche der Turushkas erobern,
die des Indra bis zum Fluss der Götter, die des Yama bis zum Vindhya, den Westen bis
zum Oceane.
53. Einst wird dieser Fürst den Lelu-er Hemachandra sehen, der dem Geschlecht des
Munichandra in der Vajra^äkha entsprossen ist.
54. Diu"ch seinen Anblick Ijeglückt, wie der Pfau durch das Erscheinen der Wolken,
wird dieser Gutgesinnte eilen, jenen Mönch täglich zu verehren.
55. Mit seinem Jina-gläubigen Minister wird dieser König hingehen, um jenen Süri zu
verehren, während derselbe im Tempel des Jina eine Fredigt über das heilige Gesetz hält.
56. Dort wird er, obschon der Wahrheit unkundig, den Gott anbeten und mit natürlich
reinem Herzen jenen Lehrer verehren.
57. Nachdem er mit Wohlgefallen aus seinem Munde die reine Predigt über das Gesetz
gehört hat, wird er die kleinen Gelübde auf sich nehmen, und zuvor (das der) Vollkommen-
heit nachzustreben.
58. Nachdem Erleuchtung ihm zu Theil geworden ist, wird er den Wandel der Gläu-
bigen ganz erlernen, und sogar, im Audienzsaale weilend, an Reden über das heilige Gesetz
sich ergötzen.'**'
Diese Prophezeiung stimmt mit den Augalien des DvyäSrayakävya vortrefflich und er-
gänzt dieselben. Die etwas poetisch gefärbte Beschreibung der Grenzen des Gürjara-Reiches
lässt leicht erkennen, dass dasselbe im Nordosten durch die Unterwerfung des Sapädalaksha-
Landes oder von Sakambhari-Sambhar im östlichen Rajputänä, und im Südosten dm'ch die
Eroberung von Mälvä erweitert war, ganz wie das auch im Dvyä^rayakävya erzählt vsärd.
Kumärapäla's Bekanntschaft mit Hemachandra begann nach Vers 53 in der Zeit, als das
Reich seine grösste Ausdehnung erlangt hatte und als seine Kriegszüge und Eroberungen
vorüber waren. Seine Bekehrung war die Folge einer Predigt, die ihm Hemachandra hielt,
als er in Begleitung eines ungenannten Ministers in den Jaina-Tempel gekommen war,
um den Mönch, der einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht hatte, zu verehren.
Diese eigenen Angaben Hemachandra's machen es erstlich nothwendig, alle die oben
ausgeführten Anekdoten über seine früheren Beziehungen zu Kmiiärapäla während dessen
Flucht als Erfindungen zu verwerfen, die walu-scheinlich zu dem Zwecke erdichtet sind, um
das spätere Verhältniss zu motiviren. Sie zeigen sodann, dass auch die weiteren Berichte
der Prabandhas über die Erneuerung der Bekanntschaft und die Bekehrung wenig historische
Elemente enthalten. Die oben gegebene Erzählung des Prabhavakacharitra , nach welcher
Kumärapäla durch seinen Minister Vägbhata bewogen wurde, den Ajitasvämin um Hilfe
gegen Arnoräja anzurufen und durch die Erfüllung seines Gebetes zum Jainismus hingezogen
wurde , kann nicht richtig sein , da der im Pral)hävakacharitra nicht erwälmte Krieg mit
Mälvä noch vor die Bekehrung fiel, und nicht ein Wunder, sondern Bewamderung den
König beweg, die Predigt Hemachandra's zu hören. Merutuiiga's umständlicher Bericht
200 Cr- Bt'HI.ER.
widerspricht Heinacliandra's eigener Darstellung, wie leicht ersichtlich ist, noch viel mehr.
Es gibt nur zwei Punkte, in denen die Prabandhas mit Hemachandra einigermassen stimmen.
nnd dieselben also eine echte Tradition aulbewahrt haben. Zunächst haben sie ohne Zweifel
Recht . wenn sie behaupten , dass Kumai'apäla's Jaina - Minister Hemachandra bei Hofe
eingeflihrt und zu Gunsten seines Glaubens gewirkt habe. Denn die Erwähnung des ,Jaina-
gläubigen' Ministers, welcher, dem Mahäviracharita zufolge, den König in den Tempel be-
gleitete, wird nicht ohne Gnuid gemacht sein. Man darf gewiss annehmen, dass dieser
Jaina-Begleiter Hemachandra's Bekanntschaft mit dem Könige vermittelt und den letzteren
zum Besuche im Tempel bewogen haben wird. Höchst wahrscheinlich war dieser Minister
Vägbhata, der Sohn des Udayana, welchen das Prabhavakacharitra in seiner oben gegebenen
Bekehnmgfstreschichte nennt. Das von Hemachandra's Schüler Vardhamana verfasste Lob-
gedieht auf den Kmnaravihara bezeugt dass Vfigbhata Avirklich zu den Ministern Ktimarapala's
gehörte. Mehrere Geschichten der Prabandhas deuten an, dass Hemachandra stets mit der
Familie des Udayana in Verbindimg blieb. So behaupten alle Prabandhas, dass Hema-
chandra entweder V. S. 1211 oder 1213 den Tempel einweihte, welchen Vägbhata zu Ehren
seines in der Schlacht gegen Navaghana, den Chüdäsamä-König von VAmanasthali, gefallenen
Vaters in Öatrunjava errichten. Ein Prabandha sagt ferner, dass Hemacliandra V. S. 1220
dem zweiten Sohne Udayana's Amrabhata für seinen Tempel des Suvrata in Boach den
gleichen Dienst ervsaes, während die andern (siehe unten) eine Sage von Anu-abhata's Heilung
durch Hemachandra erzählen.*" Nimmt man noch hinzu, dass Merutunga, Avenn auch mit
einem starken Anachronismus, Hemachandra durch den Vater der beiden Brüder (S. 195)
bei KumarapAla einführen lässt, so scheint es nicht zu gewagt, wenn man die Familie
Udayana's als die Urheberin von Hemachandra's Einfluss am Hofe von Anhilvad bezeichnet.
und ihn für ihren besonderen Schützling ansieht. ICin zweites historisches Element in den
Erzählungen der Prabandhas ist die Angabe, dass Kumärajjäla's Bekehrung nicht im An-
fange , sondern um die Mitte seiner Regierung stattfand. Auch hierin stimmen sie , wie
gezeigt ist, mit Hemachandra's Angaben.
Das genaue Datum dieses Ereignisses scheint in dem schon erwähnten Drama des
Rathes Ya4ahpala, dem Moharajaparajaya, aufbewahrt zu sein. Dort wird die Bekehrung
des Königs allegorisch als seine Heirat mit der Prinzessin Kripasundari, d. h. der schönen
Bamdierzigkeit , der Tochter des Dharmaräja und der Viratidevi, beschrieben und Hema-
chandra als der Priester genannt, welcher den Ehebimd vor dem Arhat einsegnete. Nach
Jinamandana's Auszuge aus dem Moharajaparajaya, fand diese Hoclizeit Vikrama-Saiiivat
1216. ^lÄrga sudi 2 statt. "Wenn, wie man wohl annehmen darf, dies Datum sich wirklich
in dem Drama findet, so wird man es für authentisch ansehen müssen, da der Moharaja-
parajaya. wie Note 6 gezeigt ist, wenige Jahre nach KumarapAla's Tode, zwischen V. S.
1229 — 12.32. geschrieben wurde.** Hiefür kann man noch anführen, dass Kumärapala in
dem Colophon eines alten Manuscriptes, welches fünf Jahre später, V. S. 1221, geschrieben
wurde, den Titel Paramaöravaka, d. h. der eifrige Hörer (der Jaina-Lehre), erhält, während
in einer Jaina- Inschrift von V. S. 1213, seine Bekehnmg nicht erwähnt wird.""
Nimmt man nun V. S. 1216 als das Datum von Kumarapäla's Bekehrung an, so wird
man seine erste Begegnung mit Hemachandra, etwa ein bis zwei Jahre früher setzen dürfen.
Wenn das MahAviracharita auch behauptet, dass der König, nachdem er den ausgezeichneten
Lehrer kennen gelernt hat, ,eilen wird, ihn tilglich zu verehren', so wird es nicht gerathen
»ein, diese Worte auf die Goldwage zu legen. Es wird eine längere Periode vertrauteren
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandua. 201
Verkehres nothwendig gewesen sein, ehe der König sich bequemte, den Jaina -Upa^raya zu
besuchen, und als Hörer der Predigt zu Hemachandra's Füssen zu sitzen. Ueber die Art
und Weise aber, wie die allmähhche Annäherung sich vollzog, und wie Hemachandra die
Grünst und das Vertrauen des Königs gewann, kann man mit Hilfe einiger Andeutungen
in seinen andern Werken, wenn nicht volle Gewissheit erlangen, so doch wenigstens nicht
ganz grundlose Vermuthungen aufstellen. Diesen Bemerkungen sind indess noch einige
andere über Hemachandra's Thätigkeit während der Zeit von V. S. 1199, dem Todesjahre
Jayasimha's, bis zu seiner Bekanntschaft mit Kumarapäla V. S. 1214 oder V. S. 1215
vorauszuschicken.
Nach dem oben (S. 186) Gesagten hatte sich Hemachandra, nachdem er um V. S.
1094 Jayasimha's Hofgelehrter geworden war, die Aufgabe gestellt, eine vollständige
Serie von Handl)üchern fiir die weltlichen Wissenschaften und besonders für die Sanskrit-
Compositlon zu verfassen. Von diesen waren bis zu Jayasimha's Tode sicher die Grammatik
und ihre Anhänge nebst dem Commentare, vielleicht auch die beiden Sanskrit -Lexica
und die ersten vierzehn Gesänge des DvyaSrayakävya vollendet. Nach V. S. 1199 scheint
er nun , unbekümmert imi den Verlust seiner Stellung am Hofe , seinen Plan weiter
verfolgt und als Privatgelehrter rastlos weiter gearbeitet zu haben. Das erste Werk, welches
dieser Periode angehört , ist sein Lehrbuch der Poetik , der Alariikärachudämani.'^'''' In der
oben, Note 38, mitgetheilten Stelle desselben lieisst es , dass es nach der Vollendung der
Grammatik geschrieben sei, und ein anderer höchst auffälliger Umstand zeigt recht deutlich,
dass seine Abfassung in eine Zeit fiel , wo der Verfasser sich nicht der königlichen Gunst
erfreute. Denn es fehlt nicht nur in dem Texte jede Dedication, sondern in dem Commentare,
welcher eine sehr grosse Anzahl von Versen entliält, jedes Compliment für die Herrscher
von Gujarät. Gerade dieser letztere Punkt fällt besonders schwer ins Gewicht, da von
höfischen Schriftstellern über Poetik stets Verse zu Ehren ihrer Gönner eingeflochten werden,
und da Hemachandra in zwei andern Werken eine Gelegenheit, seinem Herrn zu schmeicheln,
nicht versäumt. Der eine Fall dieser Art, welcher im Commentare zu seiner Grammatik
vorkommt, ist oben erwähnt und der zweite wird sogleich zu besprechen sein. Gerade in
einem Werke über Poetik wäre es leicht gewesen, die Heldenthaten Jayasiriiha's oder
Kumarapäla's in ähnlicher Weise zu feiern, wie der ältere Vagbhata das in seinem Alam-
käraäästra gethan hat.'" Da dies aber nicht geschieht, so liegt die Vermuthung nahe, dass
der Verfasser zu der Zeit, als er schrieb, keine Beziehung zu einem Könige hatte, und es
ist nicht schwer zu erkennen, dass diese Periode diejenige war, welche zmschen Jayasimha's
Tode und dem Beginne der Bekanntschaft mit Kumärapäla lag. Dasselbe gilt von dem
ChhandonuÄäsana," der Metrik, welche, wie die einleitenden Verse besagen, unmittelbar nach
dem Alaiiikärachüdamani verfasst wurde, sowie von dem dazu gehörigen Commentare. Auch bei
diesen fehlt die Dedication, und fehlen die Complimente für den König in den Illustrationen.
Es ist noch hervorzuheben, dass der Text dieser beiden Lehrbücher zuei-st fertig gestellt
ist, und der Commentar zum Alamkärachüdamani erst nach der Vollendung des Chhando-
nu^äsana geschrieben ist. Dies ist aus dem Umstände ersichtlich, dass Hemachandra sich in
dem ersteren auf den letzteren bezieht, und von demselben als von einem vollendeten Werke
spricht.'^ Aus dieser Periode stammen auch vielleicht eine Anzahl Nachträge zu den beiden
grösseren Sanskrit-Koshas, sowie gewiss der Text des Prakrit-Lexicons, der DeSinämamäla
oder Katnävali. . Zu den Nachträgen gehört zunäclist die Öeshäkhyä Nämamälä, welche den
Abhidhänachintämani zu vervollständigen bestimmt ist, und besonders Auszüge aus Yäda-
Dcnkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 26
202 Gf- Bühler.
vaprakä^a's A'aijavanti enthält." Sodaim ist der bis jetzt wenig bekannte Nighantn oder
Nighantn^esha zu nennen. Die Tradition der Jaina-Gelehrten behauptet, dass Heiiiachandra
seohs kleine Abhandlungen dieses Namens geschrieben habe. Bis jetzt haben sich aber nur drei
derselben ffefunden. Zwei sreben kurze Uebersichten botanischer Namen, während die dritte
die edlen Steine behandelt.'* Es ist nicht unwahrscheinlich , dass dieselben dem älteren
Dhanvantjirinighantu und einer Ratnapariksha nachgemacht sind. Aiich bei diesen Werken
fehlt jede Andeutung, dass sie auf königlichen Befehl verfasst sind. Trotzdem ist wenigstens
bei der Öeshäkhyä Namamälä ein Zweifel möglich, ob sie zwischen V. S. 1199 und 1214/5
gesdirieben ist, weil dieselbe in vielen Handschriften in den Commentar des Abhidhänachin-
tamani eingefügt ist, und letzterer, wie unten gezeigt werden wird, den letzten Lebensjahren
Hemachandra's angehört. Die De^inämamälä dagegen wird kurz vor Hemachandra's Be-
kanntschaft mit Kmnärapäla geschrieben sein. Denn Hemachandra deutet im dritten Verse
der Einleitung an, imd sag-t in der Erklärung desselben (p. 2 — 3) ganz deutlich, dass er vorher
nicht blos seine Grammatik, sondern auch seine Sanskrit-Koshas und sein Handbuch der
Poetik vollendet hatte. Andererseits enthält der Commentar, Avelcher natürlich später verfasst
ist, nicht weniger als fünfzehn Verse, in welchen der König mit seinem Namen genannt
ist, während in weiteren neun die Benenniuig Chulukya oder Chalukya vorkonmit, und eine
sehr grosse Anzahl einfach an den König gerichtet ist. Diese Verse, welche sämmtlich auf
Kunuirapäla zu beziehen sind, feiern seine Heldenthaten, schildern die Grösse seines Ruhmes
und das Elend seiner Feinde oder preisen seine Ereigebigkeit. An einer Stelle scheint auch
eine Anspielung auf ein bestimmtes, historisches Ereigniss vorzuliegen. Es heisst dort VI. 118:
,0 du, dessen Muth ununterbrochen Funken sprüht, 0 Gemahl der Siegesgöttin, irrt
nicht deine Fama frei, wie ein unkeusches Chändala-Weib, selbst im Palli-Lande umher?' '°
Das Palli-Land ist die Gegend von Pali in Räjputäna zwischen Jodhpur und Ajmir.
Man wii-d desshalb in diesem Verse eine Anspielung auf Kumärapala's Sieg über Arnoraja,
den König von Sapadalaksha oder Säkambhari-Sämbhar, zu erkennen haben.
Wie man aber auch immer über diese Stelle denken mag, die Thatsache, dass Hema-
chandra in dem Commentare zu seiner De^inämamäla nur die Siege und die Tapferkeit
Kumärapäla's verherrlicht, nicht aber von seiner PVömmigkeit und seinem Glauben an den
Jina spricht , bleibt sehr auffällig. Dieselbe berechtigt zu dem Schlüsse , dass das Werk
geschrieben wurde, nachdem Hemachandra an Kumärapäla's Hofe Zutritt erlangt liatte, aber
bevor er sein Bekehrungswerk begann. Damit erhält man für die Abfassmig des Commen-
tare» das ungefähre Datmn V. S. 1214 — 1215. Die erwähnte Thatsache gibt ferner einen
Wink über die Art und Weise, wie Hemachandra es anfing, sich bei dem Könige in Gunst
zu setzen und ilm für sich zu gewinnen. Zunächst scheint er sich seiner weltlichen Kunst und
seines weltlichen Wissens bedient zu haben, um einen günstigen Eindruck hervorzurufen.
Nacli seiner Vorstellung durch seinen Gönner, den Minister Vägbhata, hat er wahrscheinlich
zunächst die Erlaulmiss erhalten, l)ei den gewöhnlichen, täglichen Audienzen der Gelehrten er-
scheinen zu diu-feu. Seine Stellung wird nattirlich vom Anfang an eine hervorragende gewesen
sein. Sein Ruf als Gelehrter war seit langer Zeit fest begründet, und wird seine Wirkung
auf Kiunärapäla niclit verfehlt haben, selbst wenn dieser, wie eine Anekdote bei Merutunga
berif^htet,'" erst in seinen alten Tagen die Wissenschaften zu studiren begann. Hemacliandra
wird auch sein Licht nicht unter den Scheffel gestellt haben, sondern bei den Discussionen
der Gelehrten in des Königs Gegenwart, durch sein reiches Wissen geglänzt haben. Ausser
durch streng wissen.schaftliche Leistungen wirkte er ohne Zweifel durch seine Panegyrici
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 203
auf Kumarapfila's kriegerische Thaten, von denen die zum Theil sehr geschickt abgefassten
Verse im Conmientare zur De^inamamalä Proben geben. Die Gelegenheit zu rehgiösen
Unterhahimgen bei Hofe wird nicht gefehlt haben. Nacli allen Berichten war Kuniärupäla,
als er den Thron bestieg, beinahe fünfzig Jahre alt und liatte, als die Beendigung seiner
P^eldzüge ihm erlaubte, sich Ruhe zu gönnen, das dreiundsechzigste Lebensjahr erreicht. In
einem solchen Alter ist die Beschäftigung mit religiösen Fragen leicht verständlich , und
besonders bei den Indern sehr gewöhnlich. Hiezu kam, dass er, wie man den Prabandlias
wohl glauben darf, Jahre lang als bivitischer Ascet in der Welt herumgezogen war, und
dass er, wie Hemachandra im Yogasastra erzählt (siehe Note 80), verschiedene Lehrbücher
des Yoga .gesehen' hatte und sich sehr für die Uebungen der Asceten interessii-te , welche
zunächst übernatürliche Kräfte verleihen, zuletzt aber zur Erlösung führen sollen. Auch
Hemachandra war, wie sein genanntes Werk zeigt, in diesen Lehren sehr bewandert, und
scheint die vorgeschriel)enen geistlichen Exercitien selbst gemacht zu haben , da er seiner
Beschreibimg auf eigene Erfahrung gegründete Rathschläge hinzugefügt (siehe Note 80).
Somit waren die Bedingungen wohl vorhanden, unter denen ein geschickter Missionär es
möglich machen konnte, selbst einen König aus einem, seit alter Zeit dem Saivismus huldi-
genden Geschlechte, zum Uebertritte zu einer heterodoxen. in Gujarat einflussi-eichen, und
seit vielen Jahren geachteten Secte zu bewegen." An Geschicklichkeit fehlte es Hemachandra,
wie seine Werke zeigen , durchaus nicht. P^r wird gewiss sehr vorsichtig begonnen und,
wie die Prabandlias behaupten, zunächst, wo dies immer möglich war, die Uebereinstimmung
der Lehren des Jainismus mit denen der orthodoxen Systeme hervorgehoben haben. Das
Kumarapalacharita , p. 124if., insbesondere gibt lange Predigten in extenso, in welchen
Hemachandra die Identität des Jina und des Siva , sowie des Vislinn nachzuweisen sucht,
und sich für die Lehre von der Schonung des Thierlebens auf die canonischen Werke der
Brahmanen benift. So wenig man auf den Wortlaut dieser und ähnlicher Stellen etwas
geben kann, so stellen dieselben doch die Art und Weise, in welcher Hemachandra zu
Werke ging, ohne Zweifel richtig dar. Denn im Commentare zu seinem Yoga^A,stra, führt
er allerdings mitunter Stellen aus brahmanischen Werken, mit den einleitenden Worten: ,So
sagen sogar die Falschgläubigen', zur Bestätigung der Jaina-Lehren an, und auch im Texte
dieses Werkes III. 21, 26 sind Manu'.s Aussprüche gegen das Fleischessen, mit Nennung
seines Namens, eingefügt. Von einer Identification der brahmanischen Götter mit den Jinas
findet sich allerdings bei ihm keine Spur. Trotzdem ist es recht gut möglich, dass er sich
bei seinen Predigten derselben bedient hat, da sie schon im 12. Jahrhunderte gewöhnlich
waren. In dem Mangala zu der Nanidol Schenkungsurkunde der Prinzen Alhana und Kel-
hana von V. S. 1218 heisst es:
,Zum Heile mögen auch die Götter Brahman , Sridhara und Saiikara führen , welche,
stets der Leidenschaft entsagend, in der Welt als Jinas bekannt sind !'
Trotzdem wird Hemachandra's Arbeit eine mühsame gewesen, und nicht so rascli von
Erfolg gekrönt sein, wie eine zu stricte Interpretation der oben angeführten Stelle des
^lahaviracharita glauben machen könnte. Besonders ist es sehr wahrscheinlich, dass Hema-
chandra, wie die Prabandlias erzählen, bei derselben fort und fort durch feindliche Einflüsse
gestört worden ist, und dass die Brahmanen alles daran setzten, um seinen Einfluss auf den
König zu vernichten . luid vor allem um den formlichen Glaubenswechsel des letzteren zu
verhiiid(;rn. Merutunga's oben erwähnte Anekdoten, nach denen die boshaften Neider Hema-
chandra Fallen stellten, schildern, wenn man auch auf das Einzelne nichts geben kann, die
20*
204 tJ. Bchler.
I^iffe im Allgemomen gauz richtig. Ebenso mag die Erzählung Jinaman.(]ana's, welche den
Räjächarva Devabodlii, den geistlichen Director des Königs, für den alten Glauben in die
Schr.inken treten Issst, eine historische Grundlage haben, trotzdem dass dieselbe in ihrer
jetzigen Fassung rein mythisch ist.'* Ohne harte Kämpfe, wird es sicher nicht abgegangen
sein. Zu Kumärapala's Befestigung in seinem neuen Glauben trug, wie auch die Prabandhas
angeben,'* ohne Zweifel besonders das schon erwähnte Yoga^ästra sehr wesentlich bei, welches
Hemachandra auf den Befehl seines Herrn verfasste.*"* In dem Schlussverse des Werkes,
XII, 65, heisst es:
.Diese Geheimlehre des Yoga, welche — der eine Theil hier, der andere dort — aus
der heiligen Schrift, aus dem Munde eines guten Lehrers, und aus eigener Erfahrung erlernt
ist, und welche Staunen ini Herzen des competenten Publikums erregt, ist in Folge der
inständigen Bitten des erlauchten Chaulukya Königs Kumarapäla, vom Lehrer Hemachandra
in Worte gekleidet.'
Ganz dasselbe besagen die unmittelbar folgenden beiden Verse , am Ende des Com-
mentares :
1. ,Veranlas8t durch die Bitte, welche der erlauchte Chaidukya König an mich richtete,
verfasste ich diesen Commentar zu dem nach mir benannten Lehrbuche des Yoga, einem
Ocean des Nectars der Wahrheit. Möge es sich (der Existenz) erfreuen, so lange diese drei
Welten, Erde, Luftraum und Himmel, die Jaina-Lehre besitzen.'
2. .Möge durch das Verdienst, welches ich durch das Lehrbuch des Yoga und durch
dessen Erklärung mir erwarb, der gute Mensch geneigt werden, die Erleuchtung des Jina
sich zu gewinnen.'
Auch in dem Colophon zu jedem der zwölf Prakä^as, wird jedesmal von dem Werke
gesagt, dass Kumarapäla es zu hören wünschte, und dass es ,gekrönt' (sav'ijdtapattabandhaj
wurde, also die königliche Approbation fand. Die ersten vier, schon veröflPentlichten Capitel,
welche etwas über drei Viertel des Ganzen ausmachen, geben einen kurzen Abriss der Jaina-
Lehre, insbesondere so weit dieselbe den Laienstand angeht, und der sehr weitläufige Com-
mentar erweitert denselben zu der klarsten und fasslichsten Darlegung des Systems, welche
je geschrieben ist. Sehr deutlich zeigt der Verfasser, dass dieser Theil zur Belehrung seines
Herrn verfasst ist, indem er nicht selten speciell über die Pflichten eines Jina-gläubigen Königs
im Commentare sich ausführlich äussert. Die letzten acht Prakä^as beschäftigen sich mit dem
eigentlichen Yoga, den ascetischen üebungen, welche schliesslich zur Mukti oder Erlösung
führen. Die Erklärung dieses Theiles, nach welchem das Werk eigentlich benannt ist, ist viel
kürzer gehalten, und ninmit nur etwa ein Zehntel der ganzen Vritti ein. Auffällig ist es, dass
dem Jaina-Yoga eine sehr lange Darstellung derjenigen Üebungen vorausgeht, welche nach des
Verfassers eigenem Ausspruche, für die Erlangung der Mukti nutzlos sind, dagegen einen
Einblick in die Zukimft gestatten, und (ibernatürliche Kräfte verleihen sollen. Es scheint,
dass auch Hemachandra an ihre Wirksamkeit glaubte , und sich vielleicht ihnen hingab.
Wenn er ihrer Beschreibung ein langes Capitel einräumt, so wird das mit Rücksicht auf die
Liebhaberei des Königs für die Yoga-Uebungen geschehen sein, von welcher er im Commen-
tare zu XII, 55 berichtet. Geringere Bedeutung wird das gleichfalls fiir Kimiärapäla verfasste
Vitaragastotra gehabt haben, welches vielleicht noch früher als das Yoga^ästra geschrieben
wurde, imd eine kurze Darstellung der Jaina-Lehren in der Form eines Lobliedes auf
den Jina gibt."' Der Text des Yogasastra, sowie das Vitaragastotra, wird bald nach V. S. 121ti
verfasst sein. Der Connnentar dagegen wird erst einige Jahre später vollendet sein. Der
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 205
sehr bedeutende Umfang des letzteren lässt vermnthen, dass Hemachandra, selbst wenn er
noch so fleissig' war, und noch so sehr die Hilfe seiner Schüler in Anspruch nahm, längere
Zeit daran gearbeitet hat.
Die Resultate von Kumärapäla's Bekehrung.
Was imn die Frage betrifft, welche praktischen Erfolge Hemachandra durch Kumä-
rapäla's Bekehrung erzielte, so gibt ausser den oben (S. 198) angeflihrten Mittheilungen des
Dvyä^rayakävya, die Prophezeiung in dem Mahäviracharita eine sehr klare Antwort. Die-
selbe fährt (Note 66) nach der schon gegebenen Schilderung der Bekehrung folgender-
massen fort :
59. ,Er (Kumärapäla) wird täglich insbesondere die Reis, Gemüse, Früchte und andere
(Speisen) betreffenden Gelübde halten, indem er meistens Keuschheit übt.'
60. ,Dieser Weise wird nicht nur die Hetären meiden, sondern er wird auch seine
ehelichen Gattinen ermahnen Keuschheit zu üben.'
61. ,Nach der Anweisung jenes Mönches (Hemachandra) wird er, der die Grundpriucipien
(des Glaubens), die Lehre von dem Beseelten und dem Unbeseelten und so weiter, kennt,
we ein Lehrer, auch andern Erleuchtung verschaffen.'
62. ,Auch die Brahmanen der Pänduranga (Secte) imd andere, welche den Arhat
hassen, werden auf seinen Befehl den geborenen Gläubigen gleich werden.'
63. ,Dieser Gesetzkundige wird , nachdem er die Gelübde eines Gläubigen auf sich
genommen hat, seine Mahlzeiten nicht einnehmen, ohne die Jaina-Tempel verehrt zu haben
und ohne vor den Lehrern sich zu verneigen.'
64. ,Die Habe der Männer, welche ohne Sölme zu hinterlassen , gestorben sind , wrd
er nicht nehmen. Das ist das Resultat der richtigen Einsicht; denn (nur) die Einsichts-
losen sind nie gesättigt.'
65. ,Die Jagd, welche selbst die Pändus und andere (fromme Könige der Vorzeit) nicht
aufgegeben haben, wird er selbst aufgeben, und alle Leute auf seinen Befehl.'
66. ,Da er die Verletzung lebender Wesen verboten hat, ist an Jagd und dergleichen
nicht zu denken; auch der NIedrigstgeborene Avird selbst Wanzen, Läuse und dergleichen
(Ungeziefer) nicht tödten.'
67. ,Nachdem er die Jagd verboten hat, wird das Wild aller Arten im Walde so un-
gestört wiederkäuen, wie die Kühe im Stalle.'
68. ,Er, der dem Indra an Herrschermacht gleicht, wird stets auf die Schonung der
verkörperten Wesen halten, mögen sie im Wasser, auf dem Lande oder in der Luft sich
bewegen.'
69. , Sogar die Wesen, welche von Geburt an Fleiscli verzehren, werden in Folge
seines Befehles, selbst die Erwähnung des Fleisclies wie einen bösen Traum vergessen.'
70. , Geistige Getränke, deren (Genuss) die Daöärhas, obschon Jina-gläubig, nicht auf-
gegeben haben, wird dieser (Fürst) mit der reinen Seele überall verbieten.'
71. ,Die Bereitung geistiger Getränke wird er so vollständig auf Erden verliindern,
dass selbst der Töpfer keine Branntwein-Krüge mehr machen wird.'
72. ,Die Trunkenbolde, welche durch ihre Leidenschaft für geistige Getränke verarmt
sind, werden, nachdem sie auf seinen Befehl dem Trünke entsagt haben, Avieder reich werden.
206 ^- Bühler.
73. .Selbst dou Namen des Würfelspiels, das Nala und andere Fürsten nicht aufgegeben
haben, wird er, wie den eines persönlichen Feindes, vernichten.'
74. .So lauge seine glorreiche Regierung dauert, wird auf Erden kein Tauben-Wett-
kanipf, werden keine HahnenkUnipfe stattfinden.'
75. ,Fast in jedem Dorfe Avird er, dessen Reichthümer unermesslich sind, die Erde
mit Tempeln des Jina schmücken."
76. ,Auf der ganzen Erde bis zum Oceane wird er in jedem Dorfe, in jeder Stadt,
die Statuen der Arhats in Festaufzügen auf Wagen undierfahren lassen.'
77. ,Nachdem er fort imd fort Geld verschenkt, und die Schulden aller Leute getilgt
hat, wird er auf der Erde seine Aera einführen.'
78. ,Einst wird er bei Gelegenheit einer Erzählung dm-ch den Mund seines Lehrers,
von jener im Staub begrabenen (Jina-) Statue hören, welche der Seher Kapila weihte.'
79. Dann wird er den Wunsch fassen: ,Die sandige Stätte will ich aufgraben, und die
das All heiligende Statue herbei bringen lassen.'
80. ,Indem der König so grossen Eifer fühlt und auch von anderen günstigen
Zeichen Kunde erhält, wird er dann überzeugt sein, dass die Statue in seine Hände ge-
langen wird.'
8L , Darauf wird er nach eingeholter Erlaubniss seines Lehrers, seinen Beamten Auf-
trag geben, und beginnen jene Stätte von Vitabhaya aufgraben zu lassen.'
82. ,In Folge der Reinheit des dem Arhat treu ergebenen Königs, wird dann die
Göttin erscheinen, die über die heilige Lehre wacht.'
83. ,In Folge des überaus grossen Verdienstes des Königs Kumärapäla wird die Statue
bald zum Vorschein kommen, wenn die Stätte aufgegraben wird.'
84. .Dann wird auch die Schenkung von Dörfern , welche der König Udayana dieser
Statue gemacht hatte, an den Tag konnnen,'
85. ,Die Beamten des Königs werden diese alte Statue, wie eine neue, auf einen Wagen
stellen, nachdem sie diesellje nach der Vorschrift verehrt haben.'
86. ,Währeud auf dem Wege Gottesdienst mannigfacher Art gehalten wird, während
Tag und Nacht Concerte unaufhörlich veranstaltet werden,' ^ .
87. ,Während die Dorfbewohnerinnen laut in die Hände klatschen und jauchzen,
während die auf fünf Töne gestimmten Trommeln freudig schallen,'
88. , Während die Wedel zu beiden Seiten sich heben und senken, werden die Beamten
diese heilige Statue zur Mark von Pattana bringen.'
89. , Begleitet vom Harem und den Dienern, unigeben von den vier Abtheilungen seines
Heeres, wird der König sammt der ganzen Gemeinde ihr entgegen gehen.'
90. ,Vom Wagen selljer absteigend und den Staatselephanten besteigend, wird der P^ürst
das Bild in die Stadt hinein füliren.'
9L ,Nachdem Kumärapäla sie in einem Lusthause bei seinem Palaste aufgestellt hat,
wird er sie nach der Vorschrift am Morgen, Mittage und Abende verehren.'
92. ,Nachdem er die der Statue gemachte Schenkung gelesen hat, wird er das bestätigen,
was Udayana gegel)en hat.'
93. ,Jener Tempel nur aus Gold erbaut , wird , o Kronprinz , weil (seine Pracht) un-
glaubüch scheint, das Staunen der ganzen Welt erregen.'
94. ,Naclidem die Statue darin aufgestellt ist, wird der Fürst an Macht, Reichthum und
höchstem Glücke wachsen.'
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemaciiandra. 207
95. jDurcli seine Hingebung" an die Götter, durch seine Hingebung an den Lehrer wird
der König Kumärapäla deinem Vater, o Abhaya, im liliarata-Lande ähnhch sein.'
P^'asst man nun diese Angaben mit denen des Dvya^rayakavya*'' zusammen, so ergil)t
sich, dass Kumärapäla Gujarät in gemsser Hinsieht zu einem Jaina-Musterstaate zu machen
suchte. Er entsagte nicht blos fiir seine Person den Genüssen und Vergnügungen, welche
die Jaina-Lehre verbietet, sondern er zwang auch seine Unterthanen, sich dieselben Ent-
behritngen aufzuerlegen. Er erliess ein Gesetz , welches die Sclionung des Thierlebens in
weitestem Umfange gebot und in allen Theilen seines Reiches auf das Strengste gehandhabt
Aviirde. Die Brahmanen, welche bei ihren Opfern Tliiere tödteten , wurden , wie das Dvyä-
^raya sagt, gezwungen, den Brauch aufzugeben und Getreide zu substituiren. Auch im
Pallide^a in Räjputänä musste man diesem Gebote gehorchen, und die dortigen Asceten,
welche sich mit Antilopenfellen l>ekleideten , fanden es schwer, sich solche zu verschaffen.
So kam es, dass, wie es im Maliäviracharita heisst, die Pändurangas, d. h. die Siviten, vmd
andere Bralmianen wie geborene Sravakas leben mussten. Das Verbot der Jagd, von welchem
das letztere Werk spricht, war die natürliche Folge dieses Edictes, und demselben mussten
sich, dem Dvya^raya zufolge, sogar die Bewohner des Paiichälade^a, d. h. die Stämme des
mittleren Käthiävad l^eugen, welche arge Sünder gCAvesen Avaren. Eine weitere P^olge Avar
die im Dvvä^raya berichtete Massregel gegen die Fleischer, Avelche ihr Gewerbe aufgeben
nuissteu, und dafür eine Entschädigung im Betrage ihres dreijährigen Einkommens erhielten.
Nach dem Mahaviracharita dehnte sich der Schutz des Thierlebens sogar auf das Ungeziefer
aus. Wenn man Merutuiiga trauen darf, so ist auch diese Angabe keineswegs eine Ueber-
treibiuig. Denn im Yükävihäraprabandha erzählt*^ er, wie ein ,thörichter' Kaufmann im
Sapädalakslia-Lande , der eine Laus geknickt hatte , von dem mit der Durchführung des
Schonungsgesetzes betrauten Beamten nach Auhilväd geschleppt wurde, und 7Air Strafe für sein
Vergehen mit dem Aufwände seines ganzen Vermögens den Yükavihära erbauen musste. So
unverhältnissmässig diese Strafe erscheinen mag, so war sie noch gnädig im Verhältnisse zu
der, welche, dem Prabhävakacharitra zufolge, Lakslia, den Betell)üclisenträger Kelhana's, des
Fürsten von Nadüla-Nariulol, traf. Als dieser ül)ei-führt wurde , dass er eine Schüssel mit
rohem Fleische vor den Lokäloka-Chaitya in Anhilva(] gestellt hatte, wurde er hingerichtet.
An das Verbot des Fleischgenusses schloss sich in Uebereinstimmung mit dem zweiten
Gunavrata der Jainas das der geistigen Getränke, sowie das des Würfelspieles, der Thier-
kämpfe und Wetten . welche letztere das dritte Gunavrata als verwerflich bezeichnet. Das
Dvva.^ravakävva sagt nichts von Edicten über diese beiden Pimkte. Dieselben werden aber
auch in den Prabandhas erwähnt." Wie die angeführte Erzählung Merutuiiga's zeigt, und
Jinamamlana ausdrücklich bestätigt, stellte Kumärapäla eigene Beamten an, welche die
Ausführung seiner Edicte übei-wachten. Von sehr grosser Bedeutung für die Jaina-
Gemeinden war endlich die Aufliebung der Contiscation des Vermögens derjenigen Kauf-
letite, welche keine Söhne, wohl aber Witwen hinterliessen. Es scheint, dass dieser harte
Brauch, welcher den Grundsätzen der Smritis widerspricht, seit alter Zeit in verschiedenen
Ländern Indiens, besonders im Westen, herrschte. Schon Kälidäsa, dessen Heimat das
Gujarät benachbarte Mälvä war, kennt densellien und erwähnt ihn in dem Abhijüäna^ä-
kuntala. Dort meldet der Minister dem Könige Dushshanta, dass der Kaufherr Dhana-
vriddhi bei einem Schiffbruche umgekonmien sei, und dass, da er keine directen Descendenten
hinterlassen habe (anapati/a) , sein aus vielen Millifinen bestehendes Vermögen dem könig-
lichen Schatze verfallen sei. Dushshanta, der durch seine eigene Kinderlosigkeit weich
208 Gr- Bchler.
gestimmt ist, erklärt zuerst, dass er seine Ansprüche zu Gunsten einer schwangeren Frau
des \' erstorbenen aufgeben will, besinnt sicli aber dann und erlässt ein Edict, durch welches
derartige Confiscationen überhaupt aufgehoben werden. Aus dieser Erzählung, die gewiss
nicht zu der j^lten Sakuntala-Sage gehörte, sondern von Kalidasa hinzugedichtet sein wird,
darf man sicher schliessen, dass die Confiscation des Vermögens kinderloser Kaufleute im
sechsten Jahrhunderte unserer Aera wenigstens in der Heimath des Dichters gewöhnlich
war. Es versteht sich von selbst, dass dieser Brauch die Jainas besonders hart traf, da
die Mehrzahl derselben von Handel und Geldgeschäften lebte. Auch werden die orthodoxen
Könige gerade ihnen, als Ketzern, gegenüber besonders rücksichtslos vorgegangen sein. Es
ist desshalb leicht verständlich, dass, wie das Dvyä^rayakiivya sagt, Kumärapäla's Beschluss
mit grossem Jubel begrüsst wurde, und dass nicht nur die Prabandhas sondern auch der
Brahmaue Some^vara in der Kirtikaumudi, den König desshalb hoch preisen."*"
Ausser diu-ch diese Zwangsmassregeln bethätigte Kumärapala seinen Eifer für den Jaina-
Glauben durch die P^rbauung von Tempeln, durch Avenigstens eine Landschenkung und
durch die volle Gleichstellung des Jaina-Cultus mit dem der brahmanischen Glaubens-
genossenschaften. Den letzteren Punkt erwähnt nur das Mahaviracharita , indem Vers 76
gesagt wird, Kumärapala habe überall ,die Statuen der Arhats in Festaufzügen auf Wagen
mnherfahren lassen'. Man wird diese Aeusserung so zu verstehen haben , dass der König
nicht selbst in allen Orten Jaina-Rathayätras veranstaltete, sondern dass er den im ganzen
Lande zerstreuten kleinen Gemeinden die Erlaubniss gab, solche abzuhalten. Wie leicht
verständlich ist, sind die Lider auf keine Cultushandlung so eifersüclitig, als auf die öffent-
lichen Umzüge mit den auf hohe Wagen gestellten Götterbildern. Wo es immer möglich
ist, werden die in der Minorität befindlichen Secten durch die Mächtigeren darin gehindert
und es sind besonders die Jainas, welche in dieser Beziehung unter dem Drucke der anderen
leiden. Noch in den letzten Jahren hat es in Delhi heftigen Streit zwischen den Vaishnavas
imd den Digambaras wegen der Rathayätra gegeben, welche die letzteren veranstalten wollten.
Es kann keinen Zweifel leiden, dass zu den Zeiten der orthodoxen Könige die Svetämbaras
von Gujarat ihre Götterbilder nicht öffentlich zeigen durften und dass erst Kumärapala
ihnen dieses Recht zugestand. Nimmt man diese Erklärung an, so ist die Behauptung des
Mahaviracharita, dass Rathayäträs in jedem Dorfe stattfanden, nicht unglaublich. Denn
fasst jedes Dorf in Gujarat hat seine kleine Jaina Gemeinde, welche aus den Gekhvechslern
und den Händlern besteht. Was die Tempelbauten betrifft, so spricht das Dvyä^rayakävya
nur von zwei, dem Kumäravihära in Anhilväd, und einem andern ebenso bedeutenden
in Devapattana. Das ^lahäviracharita dagegen behauptet, Vers 75, dass ,fast jedes' Dorf
einen Jaina Chaitya erhielt, führt speciell aber nur einen einzigen in Anhilväd auf, in dem
man den Kumäravihära zu erkennen haben wird. Die erstere Behauptung ist natürlich eine
Uebertreibung , wie sie sich für den prophetischen Stil passt. Man wird die Aeusserungen
des ^Mahaviracharita gewiss so zu verstehen haben, dass Kumärapala eine grössere Anzahl
von kleineren Bauten auffiihren Hess, welche der besonderen Nennung nicht werth schienen
und ausser diesen den besonders prächtigen grossen Tempel in Anhilväd. Bei dieser Inter-
pretation lassen dieselben sich mit denen des Dvyäiraya sehr wohl vereinigen , wenn man
annimmt, dass das letztere nur die bemerkenswerthesten Bauten aufzählen will, und dass es
etwas später als das Mahaviracharita geschrieben ist. Die Prabandhas wissen auch alle von
vielen Tempelbauten zu erzählen. Das Prabhävakacharitra spricht zuerst von dem Kumära-
vihära in Anhilvä^l, dessen Erbauung es dem Minister Vägbhata zuschreibt. Sodann berichtet
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandka. 209
es, dass der König 32 kleine Vihäras als Busse für die Sünden seiner Zähne errichten Hess,
dass er ferner im Tempel seines Vaters , des Tihunapäla oder Tribhiivanapäla, eine Statue
des Neminätha aufstellte , dass er einen Tempel auf dem Berge Satrunjaya erbauen Hess,
und dass er alle deiasthdna, d. h. die Hauptorte der einzelnen Provinzen mit Jaina-Chaityas
schmückte. Ganz am Ende des Werkes findet sich auch die Geschichte aus dem Mahävi-
racharita über die Auffindung des Bildes des Arhat in den Ruinen von Vitabhaya.^"
Merutunga's Zahlen sind noch grösser. Zuerst spricht er von 1440 Tempeln, die in
verschiedenen Provinzen errichtet wurden. Weiterhin heisst es, dass Kumärapäla in Väg-
bhatapura bei Satrunjaya ein Bild des Par^vanjitha in einem Tempel, der seinem Vater zu
Eliren Tribhuvanapälavihara genannt war, aufstellen Hess. Ferner werden die zweiunddreissig
Sühne-Tempel auch erwähnt, sowie der Kumäravihara, dessen Errichtung jedoch nicht speciell
geschildert wird. Endlich werden noch vier Tempel einzeln aufgezählt: 1. der Müshaka-
viliara, welcher in Anhilvad erbaut wurde, um den Tod einer Maus zu sühnen, die aus
Verzweiflung darüber starb , dass Kumärapäla auf seiner Flucht vor Jayasimha ihr einen
Schatz geraubt hatte ; 2. der Karambavihara, der in Anhilvad zu Ehren einer unbekannten
Frau errichtet wurde , welche Kumärapäla auf seiner Flucht mit Reismuss gespeist hatte ;
3. der Dikshävihära, eine Restauration des alten Tempels in der Säligavasahikä zu Cambay,
wo Hemachandra zum Mönche geweiht war, und 4. der Jholikävihära, der Wiegen-Tempel,
welchen Kumärapäla in Dhandhüka an der Stelle von Hemachandra's Geburtshause auf-
führen Hess.*' Wenn auch nicht alle Einzelheiten in diesen Angaben als echt anzusehen
sind, so sprechen dieselben doch dafür, dass Kimnärapäla's Bauten sich nicht auf Anhilvad
und Devapattana beschränkt haben. Auch die moderne Tradition hat das Andenken an
dieselben bewahrt. In Satrunjaya und auf dem Girnär wei'den noch jetzt Kumäravihäras
gezeigt, die aber vielfach restaurirt sind und keine alten Inschriften enthalten. In Cambay
und Dhandhüka behauptet man, wenigstens noch die Stellen zu kennen, wo Kumärapäla's
Bauten einst standen.
Trotz dieser ausgebreiteten Thätigkeit im Sinne der Jaina-Lehre und zu Gunsten der
Jainas vergass Kumärapäla den alten Cultus seiner Familie nicht vollständig. Im Dvyä^raya
berichtet Hemachandra selbst von der Restauration der Tempel des Siva-Kedäranätha und
des Siva-Somanätha, welche der Proclamation des Schonungsgesetzes folgte, sowie von der
Erbauung eines Kumäreövara in Anhilvad, welche in eine noch spätere Zeit, in die Periode
nach der Errichtung der Kumäravihäras in Anhilvad und in Devapattana fiel. Die Motivirung
des letzteren Baues ist sehr eigenthümlich. Mahädeva, sagt Hemachandra, sei dem Könige
im Traume erschienen, habe ihm kund gethan, dass er mit seinen Diensten zufrieden sei,
und den Wunsch ausgedrückt, in Anhilvad zu wohnen. Aus diesen Thatsachen wird man
folgern dürfen, dass Kumärapäla trotz aller Anhänglichkeit an Hemachandra und trotz
seiner Annahme der Jaina-Gelübde nie von den Siviten seine Hand ganz abzog. Er mag sie
gezwungen haben, ihre blutigen Opfer aufzugeben, aber er wird den Tempelpriestern und
den Asceten ihre Bezüge aus dem königlichen Schatze gelassen haben. Es werden auch Zeiten
gekommen sein, wo er selbst sich wieder dem Saiva-Glauben genähert und neben dem Jina auch
dem Siva seine Verehrung dargebracht hat. Ein solches Schwanken und eine solche Mischung
der Religionen ist in Indien nichts Ungewöhnliches und wird auch aus älterer Zeit von
anderen Königen, die sich heterodoxen Secten anschlössen, wie zum Beispiel von Harshavar-
dhana, dem bekannten Könige von Thänesar und Kanoj, berichtet. Auch der letztere erwies,
wie Hiuen Tsiang als Augenzeuge erzählt, bei seinen Festen sowohl den Buddhisten als den
DeD»8Chriften der phil.-hist. Cl. XXXVII, Bd. 27
210 G- Bühler.
Unihiuaneu und Jainas Elire. Die Gründe für diese Erscheinungen liegen nahe genug.
An den Höfen gab es immer neben den lieterodoxen auch orthodoxe Parteien, deren Ein-
Huss auf die Fürsten mitclitig blieb. p]ine solche war sicher in Anhilväd vorhanden, da den
Prabandhas zufolge der Jaina Vagbhata keineswegs der einzige Minister Kumarapala's war.
Neben ihm tritt ein Mantrin Kapardin auf, von dem nicht behauptet wird, dass er ein Jaina ge-
wesen sei. Ebenso erscheint ein t^aiva Lehrer Devabodhi, der früher Kumarapala's geistlicher
Kath gewesen sein soll (siehe S. 204, 215), auch nach der Bekehrimg. In dem Colophon zu einer
Handschrift von V. S. 1218 wrd auch ein Mahaniatya Ya^odhavala als erster Minister genannt,
welcher wahrscheinlich mit dem von Kumarapala eingesetzten gleichnamigen Paramära-
Vasallenfürsten von Chandravati identisch ist.** Der Einfluss der orthodoxen Partei Avurde
natürlich durch die alten Gewohnheiten des Königs und seine frühere Verbindung mit den
öivitischen Asceten unterstützt. Dazu kam endlich die Neigung des indischen Charakters,
scliroffe Gegensatze in religiösen Systemen dadurch zu vermitteln , dass dieselben nur als
verschiedene Formen derselben Grundwahrheit aufgefasst und dargestellt werden. Es ist
oben gezeigt, dass im zwölften Jahrhunderte die brahmanischen Götter der Triraürti mit den
Jinas identificirt wurden, und dass wahrscheinlich Hemachandra selbst sich solcher Identifi-
cationen im Anfange seines Bekehrungsversuches bediente, um Kumarapala zu seinen Lehren
herüberzuziehen. Da war es denn nur natürlich, dass sein Convei-tit nachher dem Siva
neben- dem Jina huldigte. Vielleicht darf man auch annehmen, dass das mit Hemachandra's
Billigung geschah, da er sonst schwerlich die öivitischen Tempelbauten seines Gönners und
Schtilers so imbefangen verzeichnen würde. Wie dem aber auch sein mag, jedenfalls wird
Hemachandra den öivitischcn Neigungen Kumarapala's keinen zu starken Widerstand entgegen-
gesetzt und. um nicht sein ganzes Werk zu gefährden, lieber als kluger Missionär ein Auge
zugedrückt haben. Diese Vemiuthungen erhalten eine weitere Bestätigung dadurch, dass
Kumärapjila in der oben erwähnten Inschrift in Devapattana zu Ehren des Bhava-Brihaspati,
welche Valabhi-Sariivat 850 oder Vikrama-Saiiivat 1225 nur vier Jahre vor seinem Tode
verfasst ist, zum Siviten gemacht wird. Natürlich ist in derselben von dem Uebertritte des
Königs zum Jainismus durchaus keine Rede. Im Gegentheile , es wird von Schenkungen
erzählt, die er Brihaspati und andern Öaivas machte, und er wird (Z. 50) noch mähesvara-
nripägraijtih ,der Führer der 6iva-Gläubigen Könige' genannt. Es lagen also Thatsachen
vor, die es dem Saiva-Priester möglich machten, ihn noch zu den Seinigen zu zählen, ebenso
wie solche, die es den Jainas erlauliten, ihm den Beinamen Paramärhata zu geben. Einen
ganz vollständigen Triumph feierte Hemachandra demnach nicht, aber erreichte gewiss ebenso
viel wie irgend ein anderer heterodoxer Lehrer bei einem königlichen Proselyten erreicht
hat Er konnte Kumarapala zwar nicht ganz von dem Öaivismus abziehen. Aber es gelang
ihm, denselben zur steten Beobachtung der wichtigsten Jaina-Gelübde zu bewegen und sich
einen grossen Einfluss auf die Regierung zu verschaffen. Gujarat wurde zwar nicht in dem
Sinne ein Jaina-Reich , dass die Mehrzahl seiner Bewohner zum Jainismus bekehrt wurde.
Eine sehr bedeutende Ausbreitung des Jainismus war schon dadurch ausgeschlossen, dass
die Satzungen desselben seinen stricten Bekennem manche der uothwendigsten Beschäfti-
gungen , wie z. B. den Ackerbau , untersagen. Aber die Edicte gegen die Tödtung von
Thieren, gegen die geistigen Getränke, gegen die Wetten und Glücksspiele griffen tief in
da« Leben jede» Einzelnen ein und erzwangen den Gehorsam gegen einige der wichtigsten
Leliren des Jainismus.
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 211
Hemachandra's literarische Arbeiten nach Ktunärapäla's Bekehrung.
Auch während der Periode seiner grössten Macht, wo der Verkehr mit Kumarapala
ihn gewiss sehr in Anspruch nahm , blieb Hemachandra seinen Hterarischen Bestrebungen
treu. Ausser dem schon erwähnten Yoga^ästra und dem ausführlichen Commentare dazu,
verfasste er zwischen V. S. 1216 und 1229 die gleichfalls schon erwähnte Sammlimg von
Heiligengeschichten , welche den Titel Trishashti^aläkäpurushacharita ,da8 Leben der drei-
uudsechzig besten Männer' führt. Dieselbe gibt in zehn Parvans die Legenden über die
vierundzwanzig Jinas, die zwölf Chakravartins oder Kaiser von Indien, die neun Väsudevas,
die neun Baladevas und die neun Vishnudvish oder Gegner der neun Incarnationen Vishnu's.
Ein Anhang, das Pari^ishtaparvan oder Sthavirävalicharita behandelt die Geschichte der
DasapürvinSi der ältesten Lehrer der Jaina-Religion von Jambüsvämin bis zu Vajrasvämin,
welche noch die Pürva genannten alten canonischen Lehrbücher kannten. Das Werk ist
fast ganz im heroischen Metrum geschrieben und wird vom Verfasser ein Mahäkjivya oder
grosses Kunstgedicht genannt. Sein Umfang ist ein sehr grosser, so gross, dass er den
stolzen Vergleich mit dem Mahäbharata, welcher durch die Eintheilung in Parvans angedeutet
wird, einigermassen rechtfertigt. Es enthält nach Jinamandana's Angabe 36.000 Anushtubh-
Ölokas.""* Seine Abfassung fällt später als die des Yoga^ästra, weil es in dem Commentare
zu dem letzteren nicht citirt Avird, dagegen in den Noten zu 111. 131 die Geschichte des
Lehrers Sthülabhadra fast mit denselben Worten erzählt wird, wie im Pariäishtaparvan VIll.
2 — 197 und IX. 55 — 111 ^ Nur die einleitenden Verse sind verschieden und hie und da
finden sich einige abweichende Lesarten , welche jedoch den Sinn kaum berühren. Es ist
somit unverkennbar, dass die betreffenden Stellen aus dem Commentare zu Yogaäästra in
das Pari§ishtaparvan hinübergenommen sind. Andererseits ist das Trishashti^aläkäpurusha-
charita früher geschrieben als das Dvyä^rayakävya , oder wenigstens als dessen letzte fünf
Sargas — wenn man nämlich Merutuüga's Angabe glaubt, dass dieses Gedicht ursprünglich
nur die Siege Jayasimha-Siddharäja's verherrlichte, und annimmt, dass der Schluss später
hinzugefügt ist (S. 186). Das Dvyäöraya führt die Geschichte Kumärapäla's ein wenig weiter
als das Mahaviracharita. Denn es erwähnt, wie schon oben S. 198 bemerkt ist, den prächtigen
Tempel des Pär^vanätha zu Devapattana. Von diesem schweigt das Mahaviracharita, schildert
dagegen die Umstände, welche die Erbauung des etwas früher errichteten Kumäravihära in
Anhilväd veranlassten, mit grosser Ausführlichkeit. Dem Sanskrit-Dvyä^raya folgte ferner
das Präkrit-Dvyääraya oder Kumaravälachariya , ein kleines Werkchen, das dem Kumara-
pala ganz gewidmet ist und seine Frömmigkeit und Hingabe an den Jina hoch preist,
zugleich aber die Regeln der Prakrit-Granmiatik durch Beispiele illustrirt."" Den Schluss
der wissenschaftlichen Arbeiten dieser letzten Periode dürfte der Commentar zu dem Abhi-
dhänachintämani gemacht haben. Die Thatsache , dass in demselben das Yogaäästra und
das Trishashtiäaläkäpurushacharita citirt wird, beweist nicht blos, dass derselbe der Zeit
nach V. S. 1216 angehört, sondern dass er in des Verfassers letzten Lebensjahren geschrieben
ist. Dafür, dass es seine allerletzte Arbeit gewesen ist, lässt sich noch ein anderer Umstand
geltend machen. Mit dem Abhidhänachintamani , dem synonymischen Lexicon , eng ver-
bunden ist der Anekärthakosha , das homonymische, welches das erstere ergänzt. Hiezu
existirt allerdings auch ein Commentar, die Anekärthakairaväkarakaumudl. Dieser ist aber
nicht von Hemachandra selbst, sondern nach seinem Tode von seinem Schüler Mahendra
in des Meisters Namen verfasst. Es heisst in der Praäasti am Ende dieses Werkes :^^
27*
212 ^- iiüHLER.
1. .Durch den berühniteu Maliendrasüri, den stets treu ergebenen Schüler des berühmten
Heuiasiirl. ist dieser Connnentar im Namen seines (Meisters) verfasst.'
2. ,Wo tiudet sich bei UughickUchen meiner Art eine solche Geschicklichkeit in der
Auseinandersetzung (wie sie) für das liuch des berühmten Herrn Hemachandra , eines mit
unendlichen Vorzügen begabten Schatzes der Vollkommenheit und des Wissens, (erforderlich
ist)? Wenn ich es trotzdem erklärt habe, so ist das kein Wunder; denn ich wiederhole
die (nüindlidien) Erklärungen jenes (Mannes), der beständig in meinem Herzen lebt.'
Die letzteren Worte deuten au, dass Hemachandra zur Zeit, als Mahendra schrieb, todt
war, und dass Mahendra aus Pietät gegen den Verstorbenen dessen mündliche Erklärungen
niederschrieb und in dessen Namen veröffentlichte. Hemachandra scheint also daran gedacht
zu haben, auch den zweiten Theil seines Koslia selbst zu commentiren, aber vom Tode über-
rascht worden zu sein, ehe er seineu Plan ausfüln-en konnte. Es liegt somit nahe einzunehmen,
dass der Commentar zum ersten Theile kurz vorlier vollendet war. Noch ist zu wieder-
holen (siehe S. 202), dass auch die Seshakhya, Namamäla möglicher Weise dieser letzten Zeit
angehören kann, falls dieselbe nämlich ursprünglicli in den Commentar zum Abhidhäna-
chiutAmani eingefügt war. Man kann für diese Ansicht die älmlichen Erscheinungen im
Conmientare zum Yogasastra geltend machen, welclier metrische Nachträge zum Texte ent-
hält (Note 80). Gewisslieit über diesen Punkt wird sich aber nur erlangen lassen, wenn
alte Palmblatthandschril'ten des Commeutares zum Kosha untersucht werden. Betreffs der
Abfassungszeit des im Prabhävakacharitra (Note 74) erwähnten Werkes über die Jaina-
Dialectik, welches dort Pramänamimäihsä , in den Handschriften aber Syädvadamanjarl
genannt wird,'*' kann ich nichts Sicheres sagen. Da es aber im Conmientare zum Yoga-
äj'istra uicht erwähnt wird, so geliört es vielleicht auch zu den Arbeiten der Periode von
V. S. 1216 — 1229. Hiemit ist die Liste von Hemachandra's Werken erschöpft. Der Ver-
fasser des Prabhävakachai'itra sagt zwar, dass , einfältige Leute wie er' (Note 74) nicht alle
Werke des grossen Meisters kennen, und Räja^ekhara behauptet kühnlich, dass Hemachandra
30,000.000 Slokas verfasst habe. So oft die letztere Angabe in den Pattavalis oder GurvA-
valis wiederholt wird, so ist sie natürlich nur eine absurde Uebertreibimg. Bis jetzt liegt
kein Grund vor, Hemachandra mehr als die erwähnten Werke zuzuschreiben, die etwa
100.000 Slokas enthalten mögen. Besonders fallt ins Gewicht, dass die Erforschung der
alten Bibliotheken von CamV)ay, Jesalmir und Anlülväd auch niclit ein Werk ausser den
in der Liste des Prabhävakacharitra entlialtenen zu Tage gefordert hat.
Hemachandra's Leln-tliätigkeit scheint nicht minder ausgebreitet gewesen zu sein, als
seine literarische Thätigkeit. Sein ältester bedeutendster Schtder war der oben (S. 187)
erwähnte einäugige Rämachandra, von dem die Prabandhas berichten, dass er einhundert
Werke geschrieben habe. In neuerer Zeit sind zwei Dramen dieses Mannes aufgefunden,
Kaglmvilapa und Nirbliayabh'mm. In der Unterschrift zu dem letzteren nennt sich Räma-
chandra selbst mtaprahandhakartri , ,Verfasser von hundert Werken'. Ausser ihm nennen
die Prabandhas bei verschiedenen Gelegenheiten Gunachandra, Yai^aächandra , Balachandra
und Udayachandra , unter denen der letzte auch in dem Colophon des Commeutares zur
Briliadvritti der Grammatik (Note 34) genannt wird. Die Pra^asti des Commeutares zum
Anekartliakosha beweist, wie gezeigt ist, die Existenz eines seclisten^^ Schülers, des
Maheurlra und die Kumaravihärapra^asti lelirt uns einen siebeuten, den Vardliamana-
gamn kennen. Die moderne Sage ist natürhch mit so besclieidenen Zalilen nicht zufrieden.
Noch jetzt wird in Anhilväd ein mit Tinte befleckter Stein gezeigt, auf dem Hemachandra's
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandba. 213
Sitzpolster gelegen haben soll. Hundert Schüler, so sagen die Jainas, umringten denselben
täglich und schrieben die Werke nieder, welche ihr Lehrer ihnen dictirte.
Legenden über den Verkehr zwischen Hemachandra und Kumärapäla und über
ihr Ende.
Ausser den schon angeführten Einzelheiten über Hemachandra's Wirksamkeit nach
Kumärapäla's Bekehrung enthalten die Prabandhas noch viele Erzählungen, welche seinen
Verkehr mit dem Könige und einige andere Ereignisse schildern. Obschon die Mehrzahl
dieser Anekdoten geschichtlich werthlos ist, so mögen sie doch der Vollständigkeit halber
kurz angeführt werden. Wie zu erwarten steht, ist ihre Zahl im Prabhävakacharitra am
kleinsten. Dieses Werk kennt nur fünf Merutunga dagegen gibt sechzehn. Rajasokhara
fügt noch einige hinzu. Jinamandana bietet wiederum etwas mehr und bringt von anderen
künstlichere Recensionen, in denen der alte Stoff besser verarbeitet ist. Ihrem Inhalte nach
zerfallen sie in zwei Hauptclassen , solche , die Hemachandra's Wissen und Charakter ver-
herrlichen, und solche, die Kumärapäla's Ergebenheit gegen seinen Lehrer und Anhänglich-
keit an den Jainismus beweisen sollen.
Was Hemachandra betrifft, so werden zunächst eine Menge von Versen angeführt, die
er bei verschiedenen Anlässen gedichtet haben soll. Merutunga lässt ihn Kimiärapala's Lob
singen, als dieser die Confiscation des Vermögens kinderloser Kauflexite aufgab. Seine An-
gabe stimmt aber nicht mit der des Prabhävakacharitra. In dem letzteren Werke wird
behauptet , dass der Vers , welchen Merutunga ,den Gelehrten' zuschreibt , Hemachandra
gehört, während der von Merutunga als Hemachandra's Composition genannte nicht vor-
kommt. Sodann führt Merutunga einen Sloka an, der Amrabhata, den zweiten Sohn seines
Gönners Udayana, wegen der Vollendung des Tempels des Suvrata in Broach preist, sowie
ein Loblied auf diesen Tirthamkara. In diesem Falle hat auch das Prabhävakacharitra
den ersten Vers. Ausserdem kommt im Prabandhachintämani noch ein Prakrit-Dandaka
vor, welches Hemachandra in Satrunjaya verfasst haben soll, und ein Apabhram^a-Halbvers,
dessen Inhalt für einen Mönch nicht passt, da er sich auf eine Tänzerin bezieht. Jina-
mandana kennt noch eine viel grössere Zahl, von denen sich die meisten in seinem Berichte
über Kumärapäla's Erfiillung der zwölf Jaina-Gelübde finden.*^
Interessanter als diese wahrscheinlich durchweg apokryphen Beweise für Hemachandra's
Fertigkeit in der Dichtkimst , ist eine Legende , welche zeigen soll , wie klug er sich den
brahmanisclien Priestern gegenüber benahm, die den König zwingen wollten, sein Gelübde
zu brechen. Räja.4ekhara, bei dem dieselbe sich zuerst findet, erzählt sie folgendermassen :
,Kurze Zeit nachdem Kumärapäla die Schonung der lebenden Wesen geboten hatte , kam
die lichte Hälfte des Monates Aövina herbei. Da Hessen die Priester der Kante^var! und der
übrigen Göttinnen den König wissen : „Herr, am siebenten Tage muss der König nach dem
Brauche der Vorfahren den Göttinnen siebenhundert Ziegen und sieben Büffel geben, am
achten achthundert Ziegen imd acht Büffel, am neunten aber neunhundert Ziegen luid neun
Büffel." Als der König das gehört hatte , ging er zu Hemachandra und theilte ihm die
Sache mit. Der grosse Lehrer flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf der König sich erhob
und den Priestern das Gebührende zu geben versprach. Nachts wurden die Thiere in den
Tem])el der Göttin geführt, die Schlösser desselben fest zugemacht und verlässliche Räjputen
als Wachen aufgestellt. Am nächsten Morgen kam der König und Hess die Thüren des
214 Gr- Bohlbr.
Tempels öffnen. In der Mitte sah man die Thiere wiederkäuend liegen, erquickt durch das
vor dem Winde geschlitzte Lager. Da sagte der Fürst: „Priester, diese Thiere habe ich
den Göttinnen gegeben. Wenn die an ihnen Gefallen gefunden hatten, so würden sie die-
selben verzehrt haben. Sie sind aber nicht verzehrt. Desshalb finden die Göttinnen keinen
Gefallen an Fleisch. Ihr aber liebt es. Darum seid ganz still ; ich werde nicht erlauben,
dass lebende Wesen getödtet werden." Die Priester Hessen die Köpfe liängen. Die Ziegen
wurden freigelassen. Der König Hess aber den Göttinnen Speiseopfer geben, die ebenso viel
werth waren als die Ziegen.'""
Diese Erzählung, welche Jiiiamandana in etwas kürzerer Fassung gibt, erinnert einiger-
massen au die biblische Geschichte von Elias und den Baalspfaffen. Man wird sie jedoch
schwerlich für eine Adaptation der letzteren halten dürfen. Sie wird gewiss unabhängig ent-
standen sein. Wenn sie auch nur eine Ei-findung ist, so ist sie doch eine gute Erfindung,
da sie die Schwierigkeiten, auf die Kumärapäla nach seiner Bekehrung stiess, imd das Ver-
falu"en seines geistlichen Rathes, um dieselben aus dem Wege zu räumen, richtig schildern
wird. Beachtenswerth ist es, dass ihr zufolge der Cultus der Kanteivarl nicht abgeschafft,
sondern niu* aus einem blutigen in einen unblutigen verwandelt wurde.
Zwei andere Erzählungen bei Merutuhga zeigen, wie sich Hemachandra gegen seine
Feinde benahm. Die erste belehrt uns , dass der mächtige Saiva-Priester Brihaspati einst
irgend eine Unannehmlichkeit betreffs des Kumäravihära in Devapattana verursachte. Sofort
verlor er durch Hemachandra's Ungnade seine Stelle. Darauf kam er nach Anhilväd, lernte
das Shodhä^vayaka und diente dem Jaina-Mönche. Ein Bittvers besänftigte diesen schliess-
Hch und Brihaspati wurde wieder als Aufseher der Saiva-Stiftungen eingesetzt. Ebenso
streng, aber auch ebenso versöhnlich zeigte sich Hemachandra gegen einen alten Feind,
Vämadeva oder Vämarä^i, der unter der Regierung Jayasiriiha's sein Nebenbuhler gewesen
war, und ihn nach seiner Erhöhung mit einem bösen Spottverse verhöhnte. Zur Strafe
lies» er ihn schimpflich durch seine Diener mit ihren Lanzenschäften aus dem Hause treiben
und über ihn den asastra vadha, ,die unblutige Todesstrafe' verhängen, welche in der Ent-
ziehung seiner vfitti, seiner Einkünfte aus dem königlichen Schatze, bestand. Vämarä^i
fristete dann durch das Auflesen von verstreuten Getreidekömern sein Leben und stand oft
vor der Schule seines Feindes. Als eines Tages dort Ana und andere Fürsten das Yogasästra
lernten , pries Vämaraii dieses Werk in einem Verse ,mit voller Aufrichtigkeit'. Hiedurch
wurde Hemachandra versöhnt und verlieh ihm eine doppelt so grosse vritti als die frühere
war."' Die Erzählung über Brihaspati stellt wahrscheinlich das Verhältniss dieses j\Iannes
zu Hemachandra in ein richtigeres Licht als die oben (S. 195) gegebene Legende, nach
welcher der Saiva und der Jaina-Mönch gute Freunde waren.
Die bei weitem grösste Zahl der in den Prabandhas gegebenen Legenden schildert
aber Hemachandra's übernatürliche Kräfte, seine Gabe der Prophezeiung, seine Kenntniss
der fernsten Vergangenheit, seine Macht über die bösen Geister und die dem Jaina-Glauben
feindlichen brahmanischen Gottheiten. Schon im Prabhavakacharitra wird eine Weissagung
Hemachandra's erwähnt, welche richtig in Erfüllung ging. Der König von Kalyäuakataka,
heiest es, der durch seine Späher erfahren hatte, dass Kumärapäla ein Jaina geworden und
machtlos sei, zog mit einem grossen Heere aus, um Gujarät zu erobern. Voll Sorge ging
Kumärapäla zu Hemachandra und fragte, ob er diesem Feinde unterliegen würde. Hema-
chandra tröstete ihn, indem er sagte, dass die Schutzgöttinnen der Jaina-Lehre über Gujarät
wachten, und dass der Feind am siebenten Tage sterben würde. Wirklich brachten Kumära-
UüBEU DAS Leben des Jaina j\[öxciies Hemachandra. 215
päla's Spione bald darauf die Nacliricht, dass die Prophezeiung eingetroffen sei. Merutmiga
und Jinamandana kennen diese Sage gleichfalls. Der feindliche König ist aber in ihrer
Version Karna, der Herrscher von Dähala oder Tivar in den Central Provinces. Sie wissen
auch zu berichten , wie er umkam , und erzählen , dass er bei einem nächtlichen Marsche
auf seinem Elephanten eingeschlafen , mit seiner goldenen Halskette an einem Banianen-
Baume hängen geblieben und so erdrosselt sei. Karna von Dahala regierte ungefähr hundert
Jahre vor Kumärapala und war, -wäe Merutunga an einer andern Stelle richtig angiljt, ein
Zeitgenosse Bliimadeva's I.'"*
Einen zweiten Beweis seiner Sehergabe lieferte Hemachandra nach Merutunga, indem er
dem Könige seine Greschichte in einem früheren Leben verkündigte. Raja^ekhara und Jina-
mandana geben dieselbe in extenso und fügen hinzu, dass Hemachandra sie nicht selbst erzählen
konnte, sondern zu diesem Zwecke die Vidyädevis in Siddhapura erscheinen liess. Der König
erfuhr dadurch den Grund seiner Feindschaft mit Jayasimha xmd war, wie Jinamandana sagt,
so sehr über die Weisheit seines Lehrers erstaunt, dass er ihm den Titel kalikälasnsarvajna,
,der Allwissende des Kali-Yuga' gab.^' Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass Hemachandra,
wie die Jaina-Mönche öfter es in älmlichen Fällen gethan haben, vorgab, dem Könige seine
Schicksale in einem früheren Leben erzählt zu haben. Eine andere Frage ist es, ob die
ims erhaltene Version wirklich den von Hemachandra erzählten Pürvavrittänta wiedergibt.
Recht albern, aber charakteristisch für die allmählige P^ntwicklung der Legenden, ist
eine dritte Sage bei Jinamandana, welche Hemachandra die Kraft des Fernsehens zuschreibt.
Einst , heisst es , sass Hemachandra mit dem Könige und dem Saiva-Asceten Devabodhi
zusammen und erklärte die heiligen Schriften. Plötzlich hielt er inne und stiess einen lauten
Wehruf aus. Devabodhi rieb sich die Hände und sagte: ,E8 macht nichts.' Dann wurde
die Erbauungsstunde fortgesetzt. Als Hemachandra geendigt hatte, fragte Kumärapala, was
er mit Devabodhi gehabt hätte. Da antwortete der Mönch : , König, ich sah, dass eine Ratte
im Tempel des Chandraprabha zu Devapattana einen Lampendocht wegschleppte und da-
durch eine Feuersbrunst entstand. Devabodhi löschte dieselbe , indem er sich die Hände
rieb.' Darauf sandte Kumärapala Boten nach Devapattana und fand, dass Hemachandra's
Angaben richtig waren.'""
Auch für Hemachandra's Zauberkraft weiss schon das Prabhävakacharitra einen Beleg
anzuführen. Es berichtet, dass Amrabhata, als er den Tempel des Suvrata in Broach
restauriren liess, mit der Saindhavi Devi und den Yoginis in Conflict gerieth und von ihnen
krank gemacht wurde. Seine Mutter rief Hemachandra zu Hilfe, der sich mit seinem Schüler
Yai^ai^chandra nach Broach begab, die Devi durch Zaubermittel sich unterwürfig machte und
Amrabhata heilte. Etwas verschiedene Recensionen der Anekdote finden sich bei Merutunga
und bei Jinamandana.'"'
Die letzteren beiden, sowie auch Räja^ekhara, erzählen ferner, dass Hemachandra
Kumärapala vom Aussatze geheilt habe. Nach Merutunga befiel diese Krankheit den König
in Folge eines Fluches, den die fromme Mutter des Königs Laksha von Kaclih über die
Nachkommen seines Ueberwinders, des Mülaräja, ausgesprochen hatte. Hemachandra reinigte
ihn durch die Kraft seines Yoga. Nach RäjaSekhara rächte sich Kante^vari Devi, die
Familiengöttin der Chaulukyas, für die Vorenthaltimg ihrer Opfer (S. 213), indem sie
Kumärapala erschien und ihn mit dem Dreizack auf das Haupt schlug. In Folge davon
wurde er aussätzig. Er rief den Minister Udayana zu sich und klagte ihm sein Leid. Auf
dessen Rath Mairde Hemachandra um Hilfe gebeten, der die Krankheit durch mit Zauber-
216 G- BüiiLER.
Sprüchen «reweihtes Wasser heilte. Jhiamautlana gibt erweiterte Recensionen beider Er-
zähhiuiren uud lässt das Wunder zweimal vollbracht werden.'*'^
Noch phantastischer sind zwei Greschichten , die bei Jinamaudana allein vorkommen.
Kumarapala, sa^ die erste, hatte gelobt, um das sechste Gelübde der Jainas zu erfüllen,
während der Regenzeit nie seine Hauptstadt zu verlassen. Da erfuhr er durch seine Späher,
dass der Saka-Fürst von Grarjana, d. h. der muhammedanische Sultan von Gazni, sich vor-
genommen hatte, gerade um diese Jahreszeit Gujarat mit Krieg zu überziehen. Kumara-
pala's Verlegenheit war gross. Wenn er sein Gelübde halten wollte, konnte er sein Land
nicht vertheidigen. Wenn er aber seine Herrscherpflichten erfüllen wollte , musste er dem
Jaina-Glauben untreu werden. In diesem Dilemma wendete er sich an Hemachaudra, der
ihn sofort beruhigte und Hilfe versprach. Hemachaudra setzte sich dann in die Lotussitz-
Positur und gab sich tiefer Meditation hin. Nach einer Weile kam ein Palankin durch die
Luft geflogen, in dem ein schlafender Mann lag. Dieser Schläfer war der Fürst von Gar-
jana, den Hemachaudra durch die Kraft seines Yoga-Zaubers herbeigezogen hatte. Er wurde
nur wieder freigelassen, nachdem er versprochen hatte, mit Gujarat Frieden zu halten und
in seinen Staaten die Schonung aller lebenden Wesen während sechs Monaten zu gebieten.
Die zweite Erzählung schreibt Hemachaudra eine noch grössere Macht zu. Plinst hatte er mit
Devabodhi einen Streit, ob es Vollmoudstag oder Neumondstag sei. Er selbst hatte die erstere
Behauptung aufgestellt, die aber irrig war, und wurde desshalb von Devabodhi verspottet.
Trotzdem erklärte er sich nicht für besiegt, sondern versicherte, dass der Abend die Richtigkeit
seiner Ansicht beweisen werde. Als die Sonne unterging, bestieg Kumarapala mit Devabodhi
und seineu Baronen den Söller des Palastes, um zu sehen, ob der Mond aufgehen würde, und
entsendete zur Vorsicht noch Boten auf einem schnellen Dromedare nach Osten. Wirklich ging
der Vollmond im Osten auf, schien die ganze Nacht hindurch und ging am folgenden Morgen
im Westen unter. Die königlichen Boten, welche weit in das Land hineingeritten waren, berich-
teten bei ihrer Rückkehr, dass sie dasselbe beobachtet hatten. Es war also nicht ein Blendwerk,
das die Augen des Königs getäuscht hatte, sondern ein ^virkliches Wunder, das Hemacliandra
mit Hilfe eines dienstbaren Gottes vollbrachte , der ihm ein Siddhachakra gegeben hatte.""*
Die Zahl der Legenden der zweiten Classe ist viel kleiner, und sie kommen fast alle
schon im Prabhävakacharitra vor. Die erste Erzählung, welche die Anhänglichkeit des
Königs an Hemachaudra beweisen soll, berichtet von einer wunderbaren Verwandlung der
gewöhnlichen Palmbäume des königlichen Gartens in Sritäla-Bäume. Einst, heisst es, waren
bei dem Abschreiben der zahlreichen Werke Hemachandra's die Palmblätter ausgegangen
und keine Hoffnung vorhanden, dass bald ein neuer Vorrath aus dem Auslande importirt
wtlrde. Kumarapala war tief betrübt, dass die Thätigkeit seines Lehrers unterbrochen wurde.
Er ging in seinen Garten, wo viele gewöhnliche Palmbämne standen, verehrte dieselben mit
wohlriechenden Substanzen und Blumen, legte mit Perlen und Rubinen verzierte, goldene
Ketten um ihre Stämme und betete, dass sie sich in Sritäla-Bäume verwandeln möchten.
Am folgenden Morgen meldeten die Gärtner, dass des Königs Wunsch erfüllt sei. Die
Ueberbringer der frohen Nachricht wurden reich belohnt, und die Schreiber arbeiteten munter
weiter. Die Fabel wird von Jinamandana ganz ähnlich erzäldt. Dieser bringt nur einen
Anachronismus hinein, indem er behauptet, die Schreiber liätten sich mit Papier geholfen,
was der König unpassend fand. Wie die Durchforscliung der alten Jaina-Bibliotheken ge-
lehrt hat, kam der Gebrauch des Papiers erst hundertzwanzig Jahre später nach der Er-
oberung des Landes durch die Muhammedaner in Gujarat auf.*"*
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemaciiandra. 217
Einen zweiten , noch grösseren Beweis seiner Verehmng' lieferte Kums'irapäla seinem
Lehrer dadurch, dass er ihm sein Reich schenkte. Dem Prabhavakacharitra zufolge geschah
dies bei Gelegenheit der Erklärung einer Gätha, die dem Gläubigen volle Hingebung zur
Pflicht macht. Hemachandra, heisst es, weigerte sich, das Geschenk anzunehmen, indem er
einwendete, dass er als Ascet von allem Besitze und von allen Wünschen frei sein müsse.
Trotzdem wollte der König nicht nachgeben. Da legte sich der Minister ins Mittel imd
schlug vor, Kumarapäla solle König bleiben, aber nur mit der Bewilligung seines Guru die
Geschäfte füliren. Der Ausweg wurde angenommen, und Hemachandra verfasste das Yoga-
^astra, um Kumarapäla zu zeigen, wie ein ghlubiger König sich verhalten müsse.'"''
Sehr viele specielle, aber wahrscheinlich apokryphe Angaben über Kmnärapäla's Be-
thätigung seines Glaubens an den Jina finden sich bei Jinamandana. So erzählt derselbe,
der König habe nach seiner Bekehrung alle Bilder des Mahesvara und der übrigen Götter,
welche seine Vorfahren verehrt hatten, an die Brahmanen verschenkt und nur Statuen der
Jinas in seinem Palaste geduldet.'"" Ferner weiss er in seinem langen Berichte über die
Ablegung der zwölf Gelübde vor Hemachandra bei jedem genau yax erzählen, wodurch der
König demselben genugthat und was für Birudas oder Ehrentitel er dafür erhielt. Unter
den Massregeln, welche die Befolgung der Jaina -Vorschriften veranlasst haben soll, verdienen
noch folgende hervorgehoben zu werden. Um das siebente Gelübde zu erfüllen, das unnütze
Gewaltsamkeit und damit verbundene Beschäftigungen verbietet, entsagte der König den
Einkünften, die er aus dem Kohlenbrennen, aus dem Walde, aus der Steuer auf zur Miethe
gehaltenen Ochsenkarren und so weiter bezog, und liess die Register darüber vernichten.
Der Inhalt des zwölften Gelübdes veranlasste ihn . Steuern im Betrage von zwölf Lakh zu
erlassen, welche die ,Gläubigen' fsräddha) bezahlten. Aus demselben Grunde gewährte er
dürftigen Jainas Unterstützungen an Geld und liess Häuser (sattrugära) erbauen, in welchen
den Bettlern Speise vertheilt wurde. Was seine Ehrentitel betrifft, so nannte ihn Hema-
chandra für seine Erfüllung des ersten Gelübdes saranägataträtä, , Schützer der Sclmtz-
flehenden', für die des zweiten Yudhishtira, für die des vierten Brahmarshi.""
Ausserdem findet sich in allen Prabandlias die Angabe , dass Kumarapäla in Hema-
chandra's Begleitung eine oder mehrere Wallfahrten zu den Jaina-Heiligtliümern von Gujarat
unternommen haben soll. Nach dem Prabhavakacharitra fand nur eine einzige ganz am Ende
seiner Regierung statt. Auf derselben besuchte er Öatrunjaya und Gimär. Den letzteren
Berg bestieg er jedoch nicht selbst, sondern verehrte den Neminätha am Fusse desselben.
Seinen Minister VagVjhata beauftragte er mit der Herstellung eines besseren Weges aiif den
Felsen. Merutunga's Tirthayäträpraljandha gibt einen ganz ähnlichen Bericht. Er verbindet
mit demselben aber die Anekdote von dem geplanten Einfalle des Königes von Dähala, und
lässt Kumarapäla als Führer der Jainagemeinde (saihghädhipati) über Dhandhüka nach Sa-
trunjaya ziehen. In ersterer Stadt , heisst es , wurde bei dieser Gelegenheit der ,Wiegen-
vihära' (S. 209) gebaut. Auch Merutuiiga scheint die Wallfahrt an das Ende von Kumära-
päla's Regierung zu setzen. Räja.4ekhara dagegen spricht von zwei Wallfahrten, von denen
die eine nach Käthiäväd, die andere nach Stambhapura oder Cambay ging, welche letztere
Stadt der König dem Jina Pär^vanätha geschenkt haben soll. Jinamandana endlich stimmt
mit Menitunga, erklärt aber in seiner allgemeinen Uebersicht über Kumärapäla's Verdienste,
dass derselbe durch sieben Wallfahrten sich geheiligt habe, imd bei Gelegenheit der ersten
den Jina mit neun Juwelen verehrt habe, die neun Lakh werth waren.'"* Wenn nun auch
eine Bestätigung dieser Angal)en durch Documente aus Kumärapäla's Zeit fehlt, so wird
Denkschriften der phil.-bist. Cl. XXXVII. Bd. 28
218 G. Blhi.e«.
iiKiu doch den Prabaudlias olaviben dürfen, dass der König Satriifijaya und Grirnär gegen
das Ende seiner Kegierung wirklich besuchte. Das Schweigen des Dvya^rayakävya inid des
Maliäviracharit^i über diesen Punkt hat keine grosse Bedeutung, weil beide Werke, wie oben
gezeigt ist. einige Zeit vor dem Ende von Kmiiarapala's Regierung geschrieben sind.
Dagegen ist die seltene vollständige Uebereinstinnnung der beiden ältesten Prabandhas ein
gewichtiges Argument ftir die allgemeine Richtigkeit ihrer Angabe, inid ein noch gewichtigeres
die innere Wahrscheinlichkeit derselben. Gerade in ihren späteren Jahren machen die
indischen Fürsten Walltahrten sehr gewöhnlich, und es ist leicht verständlich, dass Kumära-
päla, der selbst in verschiedenen Orten der Halbinsel Kathiavad Tempel erbaut liatte, sich
bewogen fühlte, dieselben zu besuchen. Dagegen ist es sehr fraglich, ob die näheren Um-
stünde dieser Wallfahrt richtig dargestellt sind. Denn es ist schwer glaublich, dass Kumara-
pälu zwar GirnAr l>esuchte, aber das nicht weit entfernte Devapattana, wo seine Tempel
des Parivanätha und des Somanätha standen, unberücksichtigt Hess. Die Angaben über
seinen Besuch in Cambay und über die sieben Pilgerfahrten haben natürlich , da sie sich
nur in späteren Werken finden, wenig Anspruch auf Glaubwürdigkeit.
Ueber Hemachandra's f]nde sagt das Prabhävakacharitra nichts Näheres. Es gibt nur
au. dass er V. S. 1229 starb. Merutunga ist etwas ausführlicher. Nach seinem Berichte
sah Heniachandra voraus, dass er am Ende seines vierundachtzigsten Lebensjahres sterben
würde inid begann, als er dasselbe erreicht hatte, miter den bei den Jaina üblichen Cere-
monien das letzte Fasten , welches den Mönch sicher in das Nirväua führt. Vor seinem
Tode weissagte er seinem um ihn trauernden Freunde, dass auch er nach sechs Monaten
sterben werde und ermahnte ihn, da er kinderlos sei, noch bei Lebzeiten die letzten Riten
für sich selbst zu vollziehen. Nachdem er so gesprochen hatte, ,entliess er den Lebenshauch
durch die zehnte Oeffnung des Körpers'. Kumärapäla Hess seinen Leichnam vei'brennen
und machte sich , da er die Asche für heilig hielt , das Stirnzeichen mit derselben. Alle
Barone des Reiches und die Bürger von Anhilvad folgten seinem Beispiele. In Anhilväd ist
desshalb noch jetzt, fügt Merutunga hinzu, der llemakhaiida bekannt. Kumärapäla verbrachte,
heisst es weiter, den Rest seines Lebens in tiefer Ti-auer und starb nach einer Reaierunsr
von 31 Jahren an dem vorhergesagten Tage ,den Tod der Versenkung'. Mit dem letzteren
Ausdrucke scheint gemeint sein, dass auch er den Hungertod des Weisen sich erwählte.
JinamaiKlana wiederholt Merutunga's Bericht, so weit derselbe Hemachandra betrifft.
Er fügt aber noch einige Einzelheiten über seine letzten Lebensjahre hinzu. Er erzählt,
dass diese durch eine Spaltung unter seinen Schülern getrübt worden seien. Bei seiner
Kinderlosigkeit und seinem hohen Alter sei Kumärapäla wegen der Wahl eines Nachfolgers
in Sorgen gewesen und habe gezweifelt, ob er Ajayapäla, den Sohn seines Bruders, der
nach dem Gewohnheitsre(;hte die nächsten Ansprüche liatte, oder den Sohn seiner Tochter
IVatäpanialla zum Erben einsetzen solle. Hemachandra habe sich für den letzteren erklärt,
weil er 1)ei dem Volke beliel)t imd fest im Glauben sei, während Ajayapäla schlechten
Leidenschaften fröhne, die Brahmanen begünstige und sicher seines Onkels Massregeln wieder
beseitigen werde. Trotzdem habe Bälachandra mit Ajayapäla gegen den Wunsch seines
Lehrers und gegen die Interessen seines Glaubens enge Freundschaft geschlossen. Räma-
chaudra und Guuachandra seien dagegen ihrem Lehrer treu geblieben. Kumärapäla's Ende
beschreibt Jinamauijana etwas anders als Merutunga. Nach seiner Angabe wurde derselbe,
nachdem er Hemachandra's Rathe gemäss I'ratäpamalla zum Nachfolger bestinnnt hatte, von
Ajayapäla vergiftet. Als er die Wirkung des Giftes fühlte, sandte er nach einer Gift ver-
Ueber das Leben des Jaixa Mönches Hemaciiandka. 219
treibenden Muschel, welche sich in seinem Schatze befand. Ajayapflla hatte dieselbe bei
Seite schaffen lassen. Als der König das erfuhr, bereitete er sich nacli den Jaina-Riten
zum Tode imd starb , nachdem er das Gelübde , aller Speise zu entsagen , abgelegt hatte.
Ajayapäla bestieg dann mit Hilfe der brahmanischen Partei den Thron.'""
Diesen Berichten lässt sich nur soviel mit Sicherheit entnehmen , dass Hemachandra
V. S. 1229, kurz vor Kumarapala starb. Die Angabe, dass er sich während seiner letzten
Lebenszeit in die Intriguen um die Tlironfolge mischte und den berechtigten P^rben im
Interesse des Jaina-Glaubens von der Thronfolge auszuschliessen suchte, ist an und tilr sich
nicht unwalirscheinlich. Man kann zu Gunsten derselben geltend machen, dass, allen Quellen
zufolge , nach seinem Tode eine starke Reaction gegen den Jainismus stattfand , und dass
besonders Hemachandra's und Kumarapäla's alte Freunde, Ramachandra und Amrabhata,
der Sohn Udayana's, von dem neuen Könige verfolgt Avurden. Ebenso ist die Geschichte
von Pratäpamalla's Bestimmung zum Thronerben und von Kumarapäla's Vergiftung keineswegs
unglaublich. Bevor man dieselbe jedocli unbedenklich für historisch erklärt, wird eine Be-
stätigung derselben durch ältere und zuverlässigere Quellen als Jinamaiidana's Compilation
notliwendig sein.
28*
220 ö- Bühler.
A 11 m e r k u n ff e n.
1 Das Leben Hemachandra's füllt den XXII. und letzten Öringa des Pürvarshicliaritrarobanagiri
oder Prabbävakacharitra, und einige Notizen über ihn kommen auch im XXI. vor. Dieses Werk, eine
Fortsetzung von Hemachandra's Parisishtaparvan zum Trishashtisaläkäpurushacharita, wurde von Prabbä-
cbandrasüri, dem Nachfolger des Chandraprabha verfasst und von Pradyumnasüri, dem Schüler des Kanaka-
prabhasüri, der seinerseits ein Schüler des Grammatikers Devänanda war, durchcorrigirt. Vors 16 der
Einleitung lautet:
sn-Devdnanda^aikshasri-Kanakaprahhasishyarät \
sri-Pi'adyumnaprahhur jiyäd granthasydsya visuddhikrit \\ 16 \\
,Es siege der berühmte Herr Pradyumna, welcher dieses Werk (von Fehlern) vollständig reinigte,
er der König unter den Schülern des berühmten Kanakaprabha, des Schülers des berühmten Devänanda.'
Ganz dasselbe besagen die Verse, welche am Schlüsse eines jeden Sriöga stehen. Am Ende von
XXII heisst es folgendermassen :
iri-Chandraprabhasitripattasaradhamsaprahhah Sri-Prabhä-
chandrah sitrir anena chetasi krite hi-Rdma-Lakshmbliuvä \
irt-PürvarshicIiaritrarolianagirau srt-Hemachandrah i)räthä[dra prabhoh]
sri-Pradyumnamunindunä vimditah §ringo dvikadvi2)rama[h]\\
,Auf dem Throne des berühmten Chandraprabhasüri (sitzt), wie ein Schwan im Teiche, der berühmte
Süri Prabhächandra. In der von diesem, dem Sohne des Sri-lläma und der Lakshmi, concipirten dem
Adams Pik vergleichbaren Lebensbeschreibung der berühmten Seher der Vorzeit (bripürvarshichantra-
rohanagin) (endigt hier) der zweiundzwanzigste Gipfel (srihga), welcher von dem berühmten Pradyumna,
einem Monde tmter den Mönchen, von Fehlern gereinigt ist.'
Auch mehrere andere Verse am Ende von Öriüga I, V, VII, XI, XIII, XV, XVII, XIX und XXI
sind dem Lobe Pradyumna's gewidmet. Der drittletzte derselben ist wichtig, da er eine Angabe enthält,
welche uns erlaubt, Pradyumna's Zeit wenigstens annähernd zu bestimmen. Derselbe sagt Folgendes:
hi-Devänandasürir disatu mudain asaii lakshanäd yenem/na] Huimäd
nddhj-ltyäprajnahetor vihitam abhinavam Siddhasärasvafdkliya[m] |
iäbdam ktstram yadiydnvayi-Kanakagiristhdnakalpadrumas clia
snnuin Pradyumnasürir visadayati giram nah padärthapraddtd \\ 329 1|
, Freude schenke euch jener berühmte Süri Devänanda, durch den um der Unverständigen willen
eine neue Grammatik, Siddha-Särasvata genannt, verfasst wurde — indem er sie aus dem Lehrbuche
Hemachandra's auszog — und dessen Schülers, des Kanakaprabha, Nachfolger, der berühmte, einem
Paradiesbaume vergleichbare, Pradyumnasüri unsere Rede reinigt, er der Reiniger der Wortformen und
des Sinnes.'
Aus diesem Verse, von dessen zweiter Hälfte ich nur den allgemeinen Sinn ohne Berücksichtigung
der Wortspiele gegeben habe, geht hervor, dass Devänanda ein Elementarbuch der Grammatik, genannt
Siddha-Särasvata, verfasste, das ein Auszug aus Hemachandra's Werke war. Da Ilemachandra seine
Grammatik Siddha-Hemachandram nennt und dieser Titel ,das von Hemachandra zu Ehren des Königs
Jayasiiiilia-Siddharäja verfasste Lehrbuch' bedeutet, so hegt es nahe, den Namen von Devänaiida's Werk
in ähnlicher Weise zu deuten und denselben durch ,das zu Ehren des Königs Siddharäja verfasste Säras-
vata' (d. h. durch die Gnade der Göttin Sarasvati vollendete Werk) zu erklären. Falls diese Erklärung,
der »ich allerdings eine andere entgegenstellen lässt, richtig ist, so wäre Devänanda ein Zeitgenosse
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 221
Hemachandra's gewesen und hätte unter Jayasiriiha-Siddharäja (f Vikrama-Sariivat 1199, Karttika sudi 3
oder 1142/3 p. Chr.) geschrieben. Die literarische Thätigkeit des Pradyumna Süri, des Schülers seines
Schülers, würde demnach etwa in die erste und zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts fallen. Der Notb-
wendigkeit, auf so unsicheren Grund zu bauen, entheben uns indess einige sehr interessante Mittheilungen
aus den Prasastis des Cambay-Manuscriptes von Bälachandra's Vivekamaiijaritikä in Dr. Peterson's Third
Report, App. I, p. 101 — 109, die ein ganz sicheres Datum für die Thätigkeit des erwähnten Pradyumna-
süri geben. Die erste Prasasti (1. c, p. 101 — 103), ein Lobgedicht auf den Verfasser der Vivekamanjari
und auf den des Commentares, erzählt Folgendes : Der Dichter Asa(Ja, aus dem Bhillamälavaihäa gebürtig,
(d. h. ein Srimälä Väniä) und ein Sohn des Katukaräja, welcher wegen seiner Verdienste um die Erklärung
von Kälidäsa's Meghadiita von den Hofgelehrten (räjasabhydh) den Titel Kavisahhäiringära ,die Zierde
der Dichterversammlung' erhielt, hatte von seiner Frau Jaitalladevi zwei Söhne, Räjada-Bälasarasvati und
Jaitrasiriiha. Als der erstere starb, verfiel er in tiefe Trauer. Durch einen Süri namens Abhayadeva
,erweckt', verfasste er V. S. 1268 (Peterson, First Report, App. L, p. 56) oder 1211 — 12 p. Chr. die
VivekamaSjari (Vers 12). Sein zweiter Sohn Jaitrasimha veranlasste später den Ganin Bälachandra, einen
Commentar zu des Vaters Werke zu schreiben (Vers 13). Hiebei bediente sich dieser der Hilfe dreier
Männer, des Vijayasenasüri aus dem Nägendragachchha, des Padmasüri aus dem Bvihadgachha (Vers 14)
und des Pradyumnasüri, welcher der Schüler des Kanakaprabhasiiri, ,des den Himmel der Schule Devä-
nanda's zierenden Mondes,' war. Hier findet sich dieselbe Reihe, Devänanda, Kanakaprabha und Pra-
dyumna, wie im Prabhävakacharitra und es ist somit sicher, dass der Corrector des letzteren der Gehilfe
Bälachandra's war. Der letzte Vers der zweiten Prasasti, eines Lobgedichtes auf den edlen Geber des
Cambay-Manuscriptes, (1. c, p. 109, Vers 38) belehrt uns, dass das Manuscript am achten Tage der
dunklen Hälfte des Monates Karttika, im Jahre 1322 [der Vikrama-Aera], einem Montage oder nach Herrn
Dr. Schram's Berechnung, ain 2. November 1265, der wirklich ein Montag war, vollendet wurde. Un-
mittelbar darauf folgt die Notiz, dass diese Prasasti durch den verehrungswürdigen berühmten Pradyumna-
süri corrigirt wurde (praiastih samäptd ji suhham astu || piijyasri-Pradyumnasiü'ihhih lyrasastihsamsodhiteti).
Damit ist nun ein sicheres Datum für die Thätigkeit Pradyumna's gewonnen. Es mag noch hinzugefügt
werden, dass derselbe noch bei der Herstellung eines dritten Werkes geholfen hat, von dem man mit
grosser Wahrscheinlichkeit behaupten kann, dass es spätestens der Mitte des 13. Jahrhunderts angehört.
Deväsüri sagt in der Einleitung zu seinem Säntinäthacharita (Peterson, First Report, 1882 — 83, p. 60,
App., p. 4—6), dass sein Gedicht eine Bearbeitung eines gleichnamigen Prakrit- Werkes des Devachandra-
bi'iri sei (Vers 13). Dann preist er den Schüler desselben,' Hemachandra, welcher einen König [Kumära-
päla] bekehrte (Vers 14 — 15). Darauf bringt er (Vei's 16) dem Devänanda, dem Verfasser der Siddha-
Särasvata-Grammatik, seine Verehrung dar und erzählt (Vers 17), dass Pradyumna, der Fürst unter den
Schülern des Kanakaprabha, des Schülers des Devänanda, sein Werk durchcorrigirt habe. Vers 17 ist
dem oben citirten Verse des Prabhävakacharitra XVH. 329 so ähnlich , dass er sicher demselben Ver-
fasser, dem Pradyumnasüri, zuzuschreiben ist. Das Alter des Säntinäthacharita wird annähernd dadurch
bestimmt, dass das Cambay-Manuscript desselben Sainvat, d. h. aller Wahrscheinlichkeit Vikrama-Sanivat 1338
oder 1282 — 83 p. Chr. geschrieben ist. Die Aera lässt sich in diesem Falle nicht mit voller Sicherheit
bestimmen, da die näheren Angaben fehlen. Für die Annahme, dass die Vikrama-Aera gemeint ist, spricht
jedoch die Thatsache, dass die Jainas sich derselben fast immer bedienen.
Diese Ergebnisse der Untersuchung über Pradyumna's Zeit erlauben es, mit Sicherheit zu behaupten,
dass das Prabhävakacharitra dem 13. Jahrhunderte angehört und machen es wahrscheinlich, dass das
Datum seiner Abfassung nicht weit von 1250 p. Chr. entfernt liegt. Es ist deshalb die älteste Quelle
über das Leben Hemachandra's. Es ist um so nothwendiger, dies zu betonen und ausführlich dai-zuthun,
da mein verehrter Freund Räo Bahädur 8. P. Pandit dieses Werk in eine viel spätere Zeit setzt. Er
meint in seiner Einleitung zum Gaudavaha, p. CXLIX, dass es nach Räjasekhara's Prabandhakosha (siehe
Anm. 3) verfasst sei und dass Räjasekhara Prabhächaritra XL 1. genannt sei. Der betreffende Vers
lautet aber in seiner richtigen Form:
222 *^'' BfHLER.
Bappabhafti/ji irii/e h-tman i/advriltagagandügane
Khelati sma gatäydtai rdjeivarakavir bndhali || 1 1|
Das mir zu Gebote stehende J[anuscript, das ebenso wie Nr. 412 der Deccan College Collection
von 1879,80 nach der Copie in Hathisifig's Bhantjar zu Ahmadabad angefertigt und voll von Fehlern ist,
bietet gatdyätaik rdje^varaJj. Das Deccan College-Manuscript hat diese beiden Fehler nicht, dafür aber
am Ende statt budhnh die unsinnige Lesart hudd, für welche R. B. Pandit mudd schreiben will. Diese
Correctur ist nicht blos unnüthig, sondern stört auch den Sinn. Die Uebersetzung des Verses ist:
,(Möge uns) der berühmte Bappabhatti zum Heile (gereichen), in dessen Leben der weise (budha)
Räjesvarakavi gehend und kommend (eine Rolle) spielte, wie der Planet ^[erkur (budha) am Firmamente.'
Rajesvarakavi bedeutet dasselbe wie Väkpatiräja, und dient deshalb zur Bezeichnung des Verfassers
des Gaudavaha, welcher der Jaina-Legende nach wiederholt mit Bappabhatti in Berührung kam. J^r wird
budha , weise' genannt, und dieses Wort, welches auch ein Name des Planeten Merkur ist, veranlasst den
weiteren Vergleich des Lebens Bappabhatti's mit dem Firmamente. Letzterer ist bei den Jaina-Dichtern
sehr beliebt und Erschien dem Verfasser deshalb passend, da er andeutet, das Leben des Lehrers sei
rein gewesen wie das Firmament, an dem, wie der Inder sagt, kein Schmutz haftet. Räo Bahadur Pandit's
Annahme, dieser Vers besage, dass die Lebensbeschreibung Bappabhatti's dem Prabandhakosha entlehnt
sei, ist somit irrig. Eine genaue Vergleichung der Angaben im Prabhävakacharitra mit denen des Pra-
bandhakosha würde deutlich gezeigt haben, dass der Bericht des letzteren auf dem ersteren ruht. Ein
anderes Argument, welches R. B. Pandit für die späte Abfassung des Prabhävakacharitra vorbringt, ist
ebenso wenig stichhaltig. Er sagt, loc. cit., p. CLIII:
"The author of this work lived long after Hemachandra (A. D. 1089—1174) because in addition to
writing a story of the latter's life in his work he speaks of liim as having written long ago (purd XI. 11)
certain works on the lives of some of the men about whom he writes himself." Dieser Ausspruch enthalt
mehrere Irrthümer. Die Stelle, welche R. B. Pandit im Sinne hat, findet sieh nicht Pr. Char. XI. 11,
sondern I. 11 in der Einleitung zu dem Werke. Sie besagt auch nicht, dass der Verfasser sich auf
Hemachandra's Werke stützt, sondern dass er die von Hemachandra im TrishashtiSalakäpurushacharitra
begonnene Lebensbeschreibung der Jaina-Lehrer weiter führt. Dort bricht in dem Pariäishtaparvan die
Erzählung mit dem Leben des Vajrasvämin ab. Die hieher gehörigen Verse lauten in meinem IManuscript:
Kalau yugapradhdnasri-HemachaiidrahfdraJpiitbhith purd \
irUaldkdnyimih vjinürh [vrittam] prdstavtn nyipabodhakrit j|ll||
srutakevalindm skannuth daiapürvabhfltdm api |
d-Vajrasvdmivrittam cha charifdni vyadhatfa sah ||12||
dhydtatanndrnamantrasya prasdddt prdptamsanah \
drokshyann iva hemddrim pdddbhydih vUvahdsyabhiih ||13||
iri-Vajrdnupravi'ittdndm msanonnatikärindni \
prabhlvakamumndrdndih vj-iüdni kiyand[td]m api j] 14 1|
bahuirutamunUebhyah prdgra[ggra]nthehhyo.i cha kdm[chit] \
varnaylshye kiynntij api jj 15|| viseshakam ||
Die Lücke im letzten Verse wird durch avagamya yathdbuddhi auszufüllen sein. Der Ausdruck purd
endlich, den R. B. Pandit durch long ago übersetzt, bedeutet nur ,früher' und ist unbestimmt. Er wird
ebenso häufig auf Ereignisse angewendet, die der Zeit des Redenden gar nicht weit vorausliegen, als aut
solche, die vor Jahrhunderten stattfanden.
2 Von diesem Werke stehen mir ausser der kürzlich in Bombay erschienenen Ausgabe von Sä-stri
Rämachandra Dinanätha zwei nicht ganz vollständige Handschriften I. 0. L. Bühler S. MSS. Nr. 295
und 29f5 zu Gebote. Der Schlussvers, welcher das Datum enthält, ist in Dr. Peterson's Second Report,
p. 87 veröffentlicht. Derselbe findet sich genau so in Nr. 296.
Uebkr das Leben ues Jaina Mönches Hemachandra. 223
3 Das Datum des Prabandhakoslia oder der Prabandhacliaturvim^ati habe ich im Journ. Bo. Br.
Roy. As. Soc. vol. X, p. 32 Note, gegeben: vgl. auch Räo Balladur «. P. Pancjit, Gaucjavaho, p. CXLIII.
Das IManuscript, welches ich weiter citire, ist I. 0. L. Büliler S. MSS. Nr. 294. Das Leben Heraachandra's
bildet den 10. Prabandha.
4 Die Unterschrift dieses Werkes lautet in Nr. 286 der erwähnten Sammlung :
o
Prahandho yojitah svi-Kumdranripater ayam\\\
gadijapadyaih navaifh] kaiscMt 2>'>'<-ipta[kta]nanirmitaik ||
S)-iSomasundaraguroh iishyena yathdSrutdmisurena \
M-Jinamandanaganind doyankamanu 1492 pramitavatsare ruchirah ||
iti sri-Somasundaraid[sn]rUwira-&ri-Jinamandanopadhydyaih srt-
Kumdrapdlafprabandho] drUldasrutdnusdrena yoji[talj.] granthdgram
4200 iti sri-Kiimdrapdlacharitram samj)iirna)n\\
Der erste Vers scheint ein verstümmelter Anushtubh zu sein. In der ersten Hälfte dürfte srimat-Kumdra°
und in der zweiten präktananirmitair api zu lesen sein. Das Datum des Werkes ist schon von Col. Tod,
Travels in Western India, p. 192 richtig angegeben, der Autor dort aber fälschlich Sailug Acharj genannt.
5 Es heisst dort auf p. DU, Z. 9 der erwähnten Handschrift:
tena yathd Siddhardjo runjito vydkaranam kriiai'a vddino jitdh \ yathd cha Kumdrapdlena saha pixtti-
])annai'n Kumdrapdlopi yathd panchdsadvarshadeiiijo nishamyo[bhishikto?] yathd srt-Hemasürayo gundvena
pratipanndh \ tair api yathd Devahodhih pratipakshalt pardkritah | rdjd samyaktvath grdhitah svuvakah kvitah \
nirvti-ddhanam cha mumocha sah \ tat Frahandhachintdviainto jiieyam | kiih charvitacharianena \ navinu[nds]tii
kechana prabaiidhdh pi-akdgyante\\ Die Geschichte von Devabodhi kommt nicht im Prabandhachiutamani vor.
6 Eine Handschrift dieses seltenen Werkes befindet sich in der Deccan College Collection of 1880/81,
siehe Kielhorn, Report of 1880/81 Ap. p. 32 — 34. Der Kaiser (chakravartin) Ajayadeva, dem Yaäahpäla
diente, dürfte der Nachfolger Kumärapäla's, Ajayapäla, sein, der auch häufig Ajayadeva genannt wird.
Der Titel Chakravartin verbietet, an irgend einen kleinen Häuptling zu denken. Sonst könnte man, da
die Aufführung des Stückes in Thäräpadra, dem heutigen Tharäd in Klein-Marvagl , an der Grenze von
Räjputänä und Gujarät stattgefunden haben soll, annehmen, dass Ajayadeva ein früherer Tbakur von Tharäd
gewesen wäre. Die Erwähnung von Thäräpadra-Tharäd wird man vielleicht durch die Annahme erklären
dürfen , dass Yasahpäla dort Civil-Gouverncur des Königs von AnhilväfJ war.
7 Es heisst in der Prosa-Einleitung unmittelbar nach dem fünften Verse des Maiigala, S. 2, Z. 3 ff.:
Iha k'da Hshyena vinitavinayena irutajaladhipdraiiigamasya kriydparasya guroh samipe vidhind sarvam
adh)/etavyavi \ tato Lhavyopakdrdya deiand klesavindiini vistdryd \ tadoidhii chdyam | askhnlitam amilitam
ahindksharaih mtram \ agrdmyalalitahhahgyurthah kathyah | kdyaguptena paritah sabhi^Kshu dattadrishtind ydva-
darthävahodhaih vaktavyum \ vaktuh prdyena charitaih prabaiidhais cha kdi-yam \ tatra in-Ri$habhddi-Vardha-
vidndntdndiii chakryddindm rdjndm j-inhindik ch-Aryarakuhitdndm vn'tfdni chin-itdny nrhyante \ tatpa§chätkula-
jhasd[gatd]nuih tu nardndrh vritldni prahandhd iti ||
S Prabandhachiutamani p. 1 :
hi-Gunachandruyanesah l'rabandhachintdmauiih navaih grantham \
Bhuratam ivdbhirdmum prathamädar&etra ntrmitavdn |[5||
bhfisai'a irutatvdn na kathdh purdndh
jjrinanti chetuihü tathu budhdndm \
vrittais tad dsannasatdm l'rabundhu-
chintdmanigranf.ham ahaih tanomi |j6|j
budhailj. prabundhuh svadhiyochyamdnd
bhavatity ava^yaik yadi bhinnabhdvdh ||
granthe taihdpy alru bussampraddya-
driuhle na charchä chatuvair vidheyd ||7||
224 Gr- Bühler.
9 Siehe Prabliävakacharitra XXII. 9, wo die Stadt .eine feste Schaubüiine der Maciit (des Glaubens)'
gerannt wird, und Note 10. Merutuftga (^sielie Note 15) fügt hinzu, dass die Stadt im Ardhtlshtama-Districte
liege. Der Name Ardhäshtama bezieht sich wahrscheinlich, wie viele ähnliche, auf die Zahl der zu dem
Bezirke gehörigen Ortschaften und bedeutet , zwölf Dörfer oder Städte enthaltend'. Das Jlodlierakardhä-
shtama wird in der Landschenkung Mülaraja's, Indian Antiquary vol. VI., p. 192 erwähnt. Ueber die
moderne Stadt Dhandhüka, siehe Sir W. W. Hunter, Imperial Gazetteer sub voce und Bombay Gazetteer
vol. IV., p. 334.
10 Das Geburtsjahr wird von Jinaman(.lana und im Prabh. Char. XXII. 852 gegeben (s. u. Note 14),
vergleiche auch Note 16. Ich gebe in der Folge nur die Vikraraa-Jahre, weil die Umrechnung in christ-
liche Jahre in den meisten Fällen nicht mit Sicherheit gemacht werden kann.
11 Der Name des Vaters lautet im Prabhävakacharitra Chäehah, bei RäjaSekhara immer und bei Jina-
ma9<jlana mitunter Chachikah, der der Mutter wird bei Merutuflga und Räjasekhara Pähini geschrieben.
Die Srimo<Jh Vätliäs sind noch jetzt zahlreich. Es gibt auch zahlreiche Brahmanen, die sich nach dem-
selben Orte Srimo(}h nennen (Jour. B. Br. R. A. S. X., p. 109 — 110). Der Name beider ist von der
alten Stadt Mocjihera, südlich von AnhilvärJ, abgeleitet, siehe Mr. K. Forbes, Ras Mala, p. 80.
13 Die Manuscripte haben auch mitunter Chaflgadeva. Merutufiga (siehe Note 15) sagt, Pähini
habe dem Chämuncilägotra angehört, und der Name ihres Sohnes fange deshalb mit chä an. Chunga
oder Ckanga dürfte aber mit dem Desi-Worte chai'igam, Sindhi changu, gut, und Maräthi chäihgalä, gut,
zusammenhängen.
13 Prabhävakacharitra XXII. 13 :
sä strich üildmanis chintämanim svapnenyadaikshata \
dattarh nijagurtindm cha hhaldyä . . •^ vesatal} ||13||
Cham[Chän]dragachchha8aralipadmarh taträste mandito gunaih \
Pradywinnamri-iishyairi-DevachandramwiUvarali, || 14 1|
(Iva [chajkhyau Fahim prdtah svapnavi asvapnasüchitam \
tatpurah sa tadartham va[cha] Msfradridha[dfishtam]jagau gurufh] \\lö\\
Jainaiusanapäthodhikaustuhhali samhhavi sutali \
te cha 8tam[sta]vaknto yasya devä api suvjdttatali || 16 1|
sri-VUardgavivt/himhuJndrh pjratishthddohadam dadhau \
tasydtha paiichame varshe varshiyasa ivdbhavat |
matilj, sadgiirtmitrushuvidhau vidhxiritainasah ||25||
asya[nyajdu Modhachaityäntah prabhiindm chaityavaiidanam \
kurvatdra Pdhini prdydt ma[sajputrd tatra purnjahhüh ||26||
sd va[cha] prddakshinyam dattvd ydvarku[fkurydt]sfufhh Jine |
Changadevo nishadydydm tdvan ni[nya]vi[vi]vimd mdjfguroJj ||27
smarasi tvot'n mahdsvnpnarh yam taddlyokayishyasi.[lokavafyasi] \
tasydhMj))dnam tkshasva svayam pulrena te kptain ||28||
ify uktvd guruhhilj. piifrah saghanadena nandanah [samghdnandavivardhanali?] \
kalpavfiksha ivdprdrthi sa jnnanydfh] samtpatah ||29[|
«rt prdha prdrthyatdm asya pltd ytiktam idark nanu \
te tadiydnamijndyd bhitdlj, kirn api ndhhjadhiih ||30||
aJahghyotvdd guror vdchfäjm dchdrasthitayd tayd |
dünaydpi sutasnehdd drpyata sthafsvaJpjiasMhsmnfeh || 31 1|
tarn dddija Stambhaf[ijrthe jagmuh Sri- Pdr^vamandire |
mdghe sifachaturdahjdih hrdhme dhishfnjye .^atefnejr dine ||32!|
[dhijshnye tathdgh^ame dharmasthite rhnndre vyishopage \
lagne vrisyataunu (?) sthitayo[h] suryabhaumayoh ]|33||
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 225
srimdn Uduyanas fasya dikshotsavam akdrayat |
Somachandra iti khyätam ndm[ä]sya guravo daduh \\ 34 1|
Die schon von Klatt, Indian Antiquary, Vol. XII, p. 254, Note 55 gegebenen Verse, welche die
Daten der wichtigsten Ereignisse in Hemachandra's Leben aufzählen, lauten :
iaravede4vare 1145 varshe Kdrttike puniimdnisi \
janmdbhavat prabhor vyomahdnaiamhliau 1150 vratam tathd ||852||
rasashad[i]svare 1166 silripratisht[h]d samajdyata \
nandadvayaravau 1229 varshevasdnam abhavat prabhoh ||853||
14 Merutuftga lässt im Prabandhachintämani p. 207 , den Mantrin Udayana die Greschichte von
Hemachandra's Jugendzeit folgendermassen erzählen : Anyadd srt-Hemachandrnsya lokottarair gunair apa-
hfitahridayo nfipatir mantrisry- Udayanam iti paprachchlia \ yad idfisam purusharatnam samastavaiMdvatamse
vaiMe de&e cha samastapmiyapraveSini nihsesJiagundkare nagare cha kasmin samufpannam iti \ nfipddeSdd
anu sa mantrt janmaprabhriti tachcliaritram pavitram ittham aha | Ardhdshtamandmani deSe Dhandhukkd-
bhidhdne nagare sriman-Modhavamse Chdchigandmd vijavahdri \ satijanamdtallikd Jinasdsanadevtva tatsadhar-
machdrini iaririnwa h-ili Pdhintndmm \ Chdmundagotrajayor ddydksharendnkitandmd tayoh^ putraS Chdiigadevalt
samajani | sa chdshfavarshadesyah &ri-Devacliandrdchdryeshu h-i-Pattandt prasfhiteshu Dhandhukkake sri-Modha-
vasahikdydm devanamaskarandya prdptesliu simhdsanastJiitatadiyanishadydyd upari savayobhih sisuhhih samam
ramamdnali sahasn nishasdda \ tadangapratyaitgdndm jagadvilakshanäni lakshandni nirikshya \ ayath yndi
kshatriyakule jdtas tadd sdrvabhaumas chakravarti \ yadi vanigviprakule jdtas tadd mahdmdtyal}, \ ched darsanam
pratipadyate tadd yugapradhdna iva turye yugepi kritayugam avafdrayati \ sa dchdiya iti vichdrya tanna-
garavdstavyair vyavahdribhih samam talUpsayd Chdchigagriham prdpya tasmimi Chdchige grdmdntarabhdji
tatpatnyd vivekinyd svdgatddibhih paritoshitah srisamghas fvatputram ydchitum ihdgata iti vydharan \ atha sd
harshdSrüni munchanti svaih ratnagarbhaiii manyaniand \ Msamghas tirthakfitdm mdnyah sa matputrarh
ydchata iti harshdspade vishddali \ yata etatpitd nitdntamithyddrishtih | aparam tddri&opi samprati grame na \
taih svajanais tvayä diyafdm ity abhihite siadoshottarandya mdtrdmdtram gunapdtram putras tebhyo gurubhyo
dade | tadanantararii tayd §ri-Devacliandrasürir iti tadtyam abhidhdnam abodhi \ tair guruhhih sopi si^mä
HsTiyo bhavishyadti prishta om ity uchcharan pratinivyittais taih samam Karndvatydm djaguma | mantry-
Udayanagrihe tatsufaih samam bdladhdrakaih pdlyamdno ydvad aste tdvatd grdmdntardd dgataS Chdchigas
tarn Vfittdntaih parijndya pmtradarsandvadhi samnyastasamastdhdras teshdm gurfmdm ndma matvd Karndvattm
prdpya tadvasatdv upetya kupitopi tdn ishat pvanamya gurid>hih sutdnusdrenopalakshya vichakshanatayd vivi-
dhdbhir dvarjandbhir doarjitas tatrdniten-Odayanamantrind dharmabandhubuddhyu nijamandire nitvd jydyali-
snhodarahhaktyd bhojaydriichaki-e \ tadanu Chdngadevarii sutam tadutsange niveSya paiichdiigaprasadasahitam
dukülafrayam praiyaksharh lakshatrayam chopaniya sabhaktikam dvarjitas tarn prati Chdchigah prnha j ksha-
triyasya mülyeiityadhikasahasrarh turagasya mülye panchdSadadhikdni saptadaia satdni \ akimchitkarasydpi
vanijo mülye navanavatikalabhdhi | etdvatd navanavatilakshd bhavanti \ tvam tu lakshatrayam arpayann audd-
ryaehchhadmand kdrpanyavi prddushkurushe \ madiyalt sutas tdvad anarghyo bhavadtyd cha bhaktir anargliya-
tamd I tad asya mülye sd bhaktir astu | sivanirmdlyam ivdspp'syo me dravinasaiiichayuh | ittham Chdchige
sutasya svai-upam abhidadhdne pramodapuritachitfah sa mantry akunthotkanthatayd taih parirahhya sddhu
sddhv iti vadan Srimdn Udayaitah prdha \ mama putratayd samarpito yogimarkafa iva sarveshdm jandndm
namaskdram kurvan kevalam apamdnapdtraih bhavitd \ guründm dattas tu gurupadam prdpya bdlendur iva
tribhuvananamaskaramyo jdyate \ yathochitam vichurya vydharety ddishtaJt sa bhavadvichdra eva pramdnam
iti vadan gurupdrsve nitah sutam gurubhyodidapat \ tadanu sutasya pravrajydkaranotsavaS Chdchigena chakre\\
Der obige Text stimmt nicht genau mit der Ausgabe. Einige bessere Lesarten sind aus den er-
wähnten Manuscripten eingefügt. Merutuüga's Sprache ist hier, wie meist im Prabandhachintämani, stark
mit Gujaräti-Idiomen vermischt. Das Wort vasahikd, welches oben, Z. 17, vorkommt, bezeichnet einen
Complex von Gebäuden, in dem sich ein Tempel und Kloster finden, und entspricht dem Terminus basti
d. h. vasati, welcher bei den Digambaras gebräuchlich ist.
Denkschriften rler pliil.-hist. Cl. XXXVII. lid. 29
226 ^- BüHLER.
15 Prabandhakosha, p. 08 f. :
Te viharanto Dhaudimkkapuram Gfvrjaradhard-Suräshti-dsamdhisthaih gatdh \ tatra de&andvistaral} \
sabhnudm ekadd Nemindgandmd irdvakah samutthdya Devachandrasürifi jagau j hhagavann ayam Modha-
jiUUiyo madbhagini- Fdhinikukshisush thakkiira-Chddhi[cld]kanandana& Changadevandmd bhavatdm desandm
irutvn prabiiddho dikshdiU ydchate \ asmiiiiS clia garbhasthe mama bliag[i]nyd sahakdrataruh svapne drishfah |
ta va[chaj sthdndntare guptas tatra inahatim phalasplidtim dydti sma \ gurava dhuh \ sthdndntaragatasydsya
mahimä praidhühyate \ mahat pdtram asau yogyah sidaksliano dikshamyah | kevalaih pitror anujTid grdhyd |
gatau mdtulnbhdg[i]neyau Pdhinim[nt]-Chum[chi]kdntikam \ uktd vraiavdsand \ kfitas tdhhydm pratishedhaJi \
karunavachanaiataU Chdi'tgadevo dikshdm lalau \\
16 Obschon die Erzählung kaum etwas Neues bietet, so gebe ich die betreffende Steile des
Kumärapälacharita, um an einem Beispiele zu zeigen, wie Jinaman4ana seine Vorgänger zu benutzen
pflegt. Nach Nr. 286, p. 27 — 31 lautet die Greschichte, der ein dem Prabandhakosha (siehe Note 20)
entlehnter Bericht über Devachandra vorausgeschickt ist, folgendermassen :
Sri-Devachandrasuraya ekadd viharanto DhandhiVcapure prdpuh | tatra Modhavaiii&e vd[Chd]chikaSresht[h]t |
PdhindfmJ bhdryä \ taydnyedyuh svapne chintdmanir drishtah pararii gurubhyo dattal). \ tadd tatrdgat[d]h sn-
Devachandraguravah pflshtdh svapnaphalam \ gurubkir üche \ putro bhdvt tava chintdmanimu[mü]lyali \ param
sa sitrirdd Jainaidsanabhdsako bhavitd gurundih ratnaddndd iti | guruvachali Srutvd muditd Pdhini taddine
garbhaih babhdra \ saihvat 1145 kdrttikapüriiimdrdtrisamaye putrajanmah[ma] |
tadd vdgaiariräsid vyomni (snbhdvye) fbhdvyah] sa tattvavit \
nijafjinajvaj Jinadharmasya siliäpaka[i sürise[ie]kharah || 1 1|
janmoch}ia[tsa]vapürvaih Chdngadeveti ndma dattam \ kramena paüchavarshiko mdtrd saha Mocjhavasahikäydm deva-
vandandydgato bdlachdpalyasvabhdvena devanamaskarandrtham dgataih/ta-] sri-Devachandragurunishadyäyäm
nishannah[nnah] \ tathd dfishtvd gurubhir üche Pdkind[ni] \ susrdvike smarasi svapnavicliuram pürvakathitam
samvddusaphalam \ bdlakdhgalakshammi vilokija mdtur agrekathi | yady ayam kshatnyakule tadd sdrvahhaumo
narendra[hj \yadi br[d]hmana vai}ikkule tadd mahdmdtyali | ch[e]d dikshdm gi-ihndti tadd yugapradhdna iva turye
yuge kfitayugam avat[d]rayatüi \ sd Pdhini guruvachomritolldsitd sasutd gi'iham gatd | guravopi sdldydm dgatya
irisarhgham dkdi-ya gatd[h] srdvakdfh] &r[e]sht[h]ignhe \ vdvi[Chdchi]ke grdmdntaram gute vd[Pd]hinyd Sri-
saihgho gyikdgatah svdgatakaranddind toshituh \ mdrgita& Ch[d]hgadevah \ hfishtd Pdhini harshdsrüni muH-
chanti[ti] svdrh ratnagarbhdm manyamdndpi chintdturd jdtd | ekata etatpitd mithyddfishtih \ tddj-iSopi grdme
ndtti I ekatas tu Msamgho gfihdgatali putram ydchata iti kirn kartavyarh müdhachittd kshanam abhüt \ tata[da]nu
kalpadrumas tasya gj-ihevatinuii chintdmanis tasya kare lü[lu]lotha j
trailokyalakshmir api tarn vrin[i]te gfikahganarh yasya punite samghah || 1 1|
tathdW
urvi gurvi tadanu jaladah sdgarali kumbhajanmd
vy[o]md[yäJtau ravihimakarau tau cha yasydmhripithe |
sa praud.ha&rir Jinaparivj-idhah sopi yasya prananfd
sa Srisaihghas tribhuvanaguruh kasya k[im] syän na mdnyah || 2 1|
iti pratyupta[tpa]nnamatir mAtä hisamghena sama[m] gurün kalpatarün iva grihugutun jiidtvdvasarajnd
»vajandnumafiih Idtvd ni[ja]tum[pu]tram. irigurubhyo dadau \ tatal], Srigurubhi/t 6risamghasamaksham \ h[e]
vatsa irit[i]rthaT!ikarachakrava[r]tiganadharair dsevitdrii suräsuranikarandyakamahan[i]yävi muktikdntdsafih]-
gamadul[i]m diksluhh tvaih Idsyasiti prokte \ sa cha kumdrah prdghh[d]vacMritrdoaraniyakarmakshayopasa[m]-
mena saviyamairavanamdtrasamjdtaparammvegali saham[ha]sd Oin ity uvucha \ tafo mdtrd svajanaii chdnu-
mataih putrarh sarhyamdnurdgapavitraih Idtvd Mtirthaydträm vidhdya Karndvatirh jagmuh Mguravah | tatr-
Odayanamantrigj-ihe tatsutaili samuih bdladhdrakaih pdlyamdnah sakalasamghalokamdnyah samyamaparind-
madhanyo vainayikddigunamjiio ydvad aste tdvatu grdmdntardd dgatai Chdchigah jjaiuinichefveJditaMgttru-
sarhghdgamaputrdrpanddivrittdntali putradarsandvadhi [samjnyastdhdralj. Karndvatydm gatah \ tatra vandifd
guravah \ Srutvd[tdJ dharmadeiand | sutdnusdrenopalakshya vichakshanataydbhdni Mgui-ubhih |
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandba. 227
kulam pavitram janam kritdrihd vasumdkarä bhdgyavatt cha tena \
avdkyamdrge sukhasindhumagne Itnam parabrahmani yasya chefali || 1 1|
kala[7h]karh kurute ka&chit kuletivimale sutah \
dhanandsakarah kascliid vyasanair gunandsanaili ||2||
pitroh samtdpakali kopi yauvane pr[e]yasimu[sio]khah, \
bdlyepi ni[mri]i/ate kopi sydt kopi vikalendriyah ||3||
sarvdngasundarah leim tu jTidnavdn gunamradhih |
sri-Jinendrapathddhva[n]yali prdpyate punyatah sutah ||4||"
iti irigui'umukkdd dkarnya samjdtapram[o]dali prasannachittas Chdchigas tatra &ngii,rup[ä]ddravindanama-
syäyai samäydten-Odayanamanfrind dharmabdndhavadhiyd nijagrihe mtvd bhojaydmchakre | tadanu Ch[d]nga-
devaih taduchha[tsa]hge nivesya panchdngaprasädapürvakam duk[ü]latrayaih chopamya sabhaktikam ävar-
tt[ji]tai Clidchigah sdnandam mantrinam avudftjt \ mantrin kshatriyasya miUyesityadhikaJi sahasrah 1080 |
a&vamülye pa7nchdi[a]dadhikdni saptadasa kitäni 750 [sie!] sämdnyasyäpi vanijo navanavati 99 gajendi-dh\
etdvatä navanavatilahshd bhavanti \ tvam fu lakshatrayam arpayan sthülalakshdyase \ ato ■machh.u[tsi(,]tonarghyas
tvadiyd bhaktis tvanarghyatamd | tad asya millye sd bhakHr astu \ na tu me dravyena prayojanam as[t]y
asparsyam, etan mama Sivanirniulyam iva \ datto mayd putro bhavatdm iti \ Chdckigavachah srutvd pramudi-
tamand mantri tarn par[i]rabhya sddhu yuktam etad iti vadan punas tarn praty uvdcha \ tvaydyam putro
mamdrpitah | param yogpjmarkata iva sarveshdm ap[i] jandndm naviaskdram kurvan kevalam apatrapdpdtrairi
bhavitd \ sngurundm tu samarpitali Srigurupadam prdpya bdl[e]ndur iva mahatiftdmj maliantyo bhavatiti
vickdryatdih yaso[tho]chitam | tatah sa bhavadvichdra eva pramdnam iti vadan sfaJkalaSrisamghasamaksham
ratnakarandam iva rakshaniyam ud[ujmbarapushpam. iva durlabham putravi kshamd&ramanapürvdkam guril-
ndrii samarpaydmdsa \ srtgurubhir abhdni \
dhanadhdnyasya ddtdra[h] santi kvachana kerkana |
putrabhikshdpradah kopi durlabhah punyavdn pumdn \\ 1 1|
dhanadhunyddisampatsu loke sdrd n[tu] samtatih |
tatrdpi putraratnaih tu tasya ddnam mahattamam \\ 2 1|
svargasthdh pitaro vd[vt]ksh[y]a dikshitam Jinadikshayd |
mokshdblnldshinam putrani triptu[li] syuh svargasarnsadin[dij \\ 3 1|
Mahdbhdratepy abhdni \
tdvad bh(i[bhra]manti sanisdre pitarah pindakdnkshinah \
ydva[t] kule msuddhdtmd yatt[tih] putro na jdyate || 1 1|
iti h'utvd pramuditena Chdchigen - Odayanamantrind cha pravrajydmahotsada[va]h kdritah, | Somadevamunir
ndma dattaih kvachit Somachandramunir iti vu \ irivikramdt 1145 sn-Hemasüri[nJdm janma || 1154 dikshd cha
In dem letzten Theile der Erzählung ist der Text im Manuscripte in grosser Unordnung, weil der
unverständige Abschreiber die am Rande des Originales stehenden Ergänzungen verkehrt eingefügt hat.
Am Ende des Werkes, p. 283 werden die Daten der Hauptereignisse aus Hemachandra's Leben noch
einmal gegeben. Da heisst es, wie am Ende des Prabhävakacharitra : samvat 1145 kdrttikaptlnümdniSi
janma h-i-Hemasicrinam saih 1150 dikshd sam 1166 süripadam sarh 1229 svargali. Diese Anführungen
dürften genügen, um das oben (p. 172) ausgesprochene Urtheil über Jinaman(Jana zu rechtfertigen und
zu zeigen, dass sein Charitra als Quelle absolut werthlos ist, ausser wo er aus nicht zugänglichen
Werken Auszüge gemacht hat.
17 Die obigen Angaben beruhen auf genauen Erkundigungen, die ich in den Jahren 1873 bis 1879
an verschiedenen Orten des westlichen Indiens eingezogen habe. Zuerst hörte ich in Räjputänä aus guter
Quelle, dass mehrere Yatis, deren Bekanntschaft ich machte, und von denen einer eine hohe Stellung
einnahm, Fehltritten brahmanischer Witwen ihren Ursprung verdankten. Später, im Jahre 1877, wurde
mir dies von Yatis in Khedä bestätigt, die mir ganz offen die Namen der Mütter ihrer Chellas nannten
und erzählten, durch wen sie dieselben erhalten hatten. Mit einem Falle, in dem ein Yati zur Zeit der
29*
228 ö- Bohler.
Hungersnoth von 1868/69 ein verwaistes Kind zu sicli genommen und vor dem Hungertode geschützt
hatte, wurde ich 1873 zu Näiiicjol in Rajpiitänä bekannt. Der Knabe, welcher mich mit seinem Guru
beBUchte, mochte damals acht Jahre alt sein. Er hatte schon Tlieile der Sütras und Stotras gelernt und
recitirte den Anfang des Dasavaikälika Sütra, sowie das Bhaktamara recht hübsch. Die erste Weihe
hatte er noch nicht erhalten. Ein Fall, wo ein kleiner Jaina-Knabc von seinen Eltern einem Mönche auf
dessen Bitten als Schüler und mit der Bestimmung, dass er Yati werden sollte, übergeben wurde, kam
1875 oder 1876 in Surat zu meiner Kenntniss. Bei näherer Bekanntschaft leugneten weder die Yatis
noch die Laien auch in anderen Städten, dass es bei der Ergänzung ihres geistlichen Ordens nicht nach
den Idealen ihrer heiligen Lehre zugehe, und gestanden ein, dass man sich in deui Duhshamära oder im
Kaliyuga eben helfe, wie man könne.
18 Ueber die Lage von Karnävati siehe K. Forbes Ras Mala, p. 79—80, besonders Note 1. Uda-
yana's Einwanderung wird im Prabandhachintämani, p. 136 — 138 und im Kumärapälacharita p. 67 — 68
erzählt. An ersterer Stelle heisst es, dass Üdä oder Udayana aus Märväd nach Gujarät kam, um zer-
lassene Butter einzukaufen. Ein Omen bewog ihn , sich sammt seiner Familie in Karnävati nieder-
zulassen. Er erwarb sich dort Reichthümer, und als er die Fundamente zu einem neuen Hause aus
Ziegelsteinen legen Hess, fand er einen grossen Schatz. In Folge davon wurde er unter dem Namen
,Rath' Udayana berühmt. Er Hess in Karnävati einen Tempel, den Udayanavihära, bauen. Von ver-
schiedenen Frauen hatte er vier Söhne: Vähadadeva [Väghbafa], Amba4a [Amrabhafa], Bohada und Sollaka.
Die Namen der letzteren beiden differiren zum Theile in den verschiedenen Manuscripten. Jinaman(.lana
wiederholt Merutuftga's Angaben, fügt aber hinzu, dass Udayana zur Srimäli-Kaste gehörte und von
Siddharäja zum Jlantrin in Stambhatirtha ernannt wurde, tatah Siddhe&ena Stambhattrthe mantri kj-itah.
19 Prabandhachintämani, p. 232 und oben S. 209.
20 Die Nachrichten über Devachandra stehen am Anfange des Hemasüriprabandha. Mit Weg-
lassung der Bekehrungsgeschichte des Rä^ä Yasobhadra lauten dieselben folgendermassen :
Punm[chandi-a]gachchhe sri-Dattasüriprdjno Vägadadese Vatapadram purum gatali | tatra svämi YaSobha-
dranämd rdiiaka j-iddhimun \ tatsaudhdntika updsrayah srdddhair dattah \ rdtrdv unmudracliandrdtapdydrii
rdnakena jiahayo dfishtd updSraye nishannah \ tasya rdnain-Ya&ohhadrasya gitdrthatvdt
Buripadaih jdtaih M-Yasobhadrasärir iri[ti] näma \ tadhjapatte Pradyumnasürir granthakdrah \ tatpade Sri-
Gunasenasürik \ 6n- YaMhadrasüripafU [?] srt-Devachandrasürayali \ Thdnavj'itti-ädntindthacharitddimahdidstra-
kara7ianirvyudhapr[d]jilaprdgbhdrul}
Das unmittelbar folgende Stück von Räjaäekhara's Erzählung ist oben, Note 15, gegeben. Jinamap-
dana gibt Kumärapälacharita, p. 25 ff. die von Räjasekhara erzählte Geschichte wieder. Der Anfang
lautet p. 25, Z. 2: Kotikagane Vajrasdkhdydm Chandragachchhe sri-Dattasitrayo viharanto Vdgadadesastha-
Vafapadrapure p7-dpu/i \. Die Reihenfolge der Lehrer wird folgendermassen gegeben: tatpatte Pradyumna-
sürih I tachchJiishyah iri-Gunasenasürih | tatpatte sri-Devachandrasürnyali, || Vägatja ist der alte, auch noch
jetzt gebräuchliche Namen des östlichen Theiles von Kachh. Hemachandra's eigene Angabe findet sich
oben, p. 179 und Note 66. Betreffs Devasüri's Angabe über Devachandra's Säntinäthacharita siehe oben
Note 1, S. 221.
31 Prabandhachintamarii, p. 239 f. Hemachandra wünschte das Geheimniss des Goldmacliens zu
lernen, weil Kumärapäla beabsichtigte, wie andere Stifter von Acren, die Schulden der Welt zu bezahlen,
siehe auch S. 179. Im Texte wird Devachandra's Namen nicht genannt, sondern nur von Hemachandra's
Guru gesprochen.
33 Die wichtigsten Verse des Prabhävakacharitra über die Schülerjahre Hemachandra's lauten:
Somachandras tatai chandrojjvalaprajfidhaldd asau |
TarkalakHhanamhityavidyd[h] paryutthifchchhijnad drutavi ||37
prabhavakadhurddhuryam amurii 8Üripadochintamh[chitamJ \
vijndya mfiiijghum dsa[man]trya mu[gu]ravomantrayann iti ||47||
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 229
yogyani sishyam pade nyasya svavi kdryam [kajrtum auchiti \
asmatpCirvesum[shdm] dchdra[h] sadd vi/ii[di]taptirvinu[m] | 48
tadaiva vijüadaivajilavratdl lagnam vydvdfchdjrayan \
muhürt[e] pürvanirnite Jda[kn]ta-Nandividhikramdh \
dlwanachü[ttüJryaravonmudramaü(jaMm[lä]chdrabandhuramli[rdhJ ||56||
sahdddvaitetha visrdnte samdya[aye] yoshifchochijte sati \
pürakäpüri[ta]svdma[svarna]kumbhakodbhedamedurdh \\ 57
&ravanegurukarpürachandanadravacharcMte \
kritinali Somuchandvasya [b7'ahma]nisht[h]dntardtmamah[nahj ||58
&ri-Gaii,tamddisiu'[iJmiv drddhüam dbddhitam \
Sri- Devachandraguravalji sürimantram acMkatkanahfthan] 1|59||
pafichabkih kulakam ||
tiraskritakaldkelih kaldkelikuldsrayah |
Hemachandraprabhu/h] irimanndmnd vikhydiim dpa sah ||60||
tadd cha Pdhini snehavdhini mufsujta uttame \
tatra chdritram ddattdvihastd guruhastatah || 61 |
■pravartiin[m] pratisht[h]dih cha ddpaydmdsa namrugih \
tadaiva nivdchdryo (?) gwubhyah sabhyasdkshikam ||62||
simhäsandsanam tasyd anvamdnayad esha cha |
katare (?) jananibhaktir uttam[d]ndm k[a]shopalah || 63 1|
Die Geschichte von der Reise ist ausgelassen, weil die meisten Verse sehr arg verderbt sind. Die-
selbe steht Vs. 38—46. Merutuftga fasst sich viel kürzer. Das Ende der oben, Note 15, mitgetheilten
Stelle lautet : atha cha kumbhayonir ivdpraiimapratibhdbhirdmatayd saniastavdnmaydmbodhimushtimdhayobhy-
astasamastavidydsthdno Hemachandra iti giirudattandmnä pratitah sakalasiddhdntopanishannishannadhih shat-
tfimiatd gunair alamkritatanur gurubhih süripadebhishiktah \ iti mantry- üdayanoditam janmaprabhriti vidttdutarh
dkarnya nripatir munmdetardm ]| Merutunga kennt also den zweiten Namen Somachandra nicht. Seine
Behauptung, Udayana habe Hemachandra's Jugendgeschichte dem Könige Kumärapäla erzählt, enthält
einen starken Anachronismus. Da Udayana um Vikrama-Samvat 1150 in Gujarät einwanderte, Kumära-
päla aber im Vikrama-Jahre 1199 den Thron bestieg und, ehe diese Unterhaltung stattfand, schon mehrere
Kriege geführt haben soll, so kann Udayana unmöglich noch am Leben gewesen sein.
Jinamandana, Kum. Char., p. 31, Z. 12 bis p. 36, Z. 5, weiss noch mancherlei, aber nur absurde Ge-
schichten über Hemachandra's Lehrzeit zu berichten. Zunächst erzählt er, p. 31 — 42, dass Somadeva
den Namen Hemachandra erhielt, weil er im Anfange seiner Lehrzeit im Hause eines Öreshthin Namens
Dhana Kohlen in Gold (hemaj verwandelt. Weiterhin widerspricht er sich selbst auf p. 36, wo er im
Wesentlichen mit dem Prabhävakacharitra übereinstimmt. Sodann kennt er statt einer Reise Somadeva's
und einer übernatürlichen Erscheinung deren zwei. Die erste Reise sollte nach Kasmir gehen, die zweite
in Gesellschaft eines Devendra und des bekannten Commentators Malayagiri nach dem Gauda-Lande.
Bei ersterer Gelegenheit erscheint die Göttin Sarasvati, bei der zweiten die Säsanadevatä. Endlich hören
wir, dass ein Kaufmann, Dhanada genannt, dem Somadeva mit Bewilligung seines Guru und des Samgha
die Würde eines Achärya im Vikrama-Jahre 1166 geben Hess. Das Datum kommt bei Jinamandana
dreimal vor, ist jedesmal dasselbe und stimmt mit dem des schon erwähnten Verses des Prabhävaka-
charitra, vergleiche auch Bhändärkar, Report on the Search etc. 1883/84, p. 14.
23 Alaihkärachüdäma^i I, 4:
Mantrdder aupddhiki ||4||
Mantradevatdnugrahddiprabhavaupddhiki pratibhd \ iyam apy dvaranakshayopaiamanimittaivu djislito-
pddhinibandhanatvdt tv aupddhikity uchyate\\
230 Gl. BüHLKU.
84 Prabhavakacharitra XXII, 64 — 73:
sri-Hemachandrasürih h'tsaihghasdga[ga]rakaustuhhali
vijahurdnyadd &rtmad-Anahillapura[m] purum 1|64||
hi-Siddha[bhü]bhrid anyedyü rdjapdtikayd va[cha]ran \
Hemachandraprnbhufin] vikshya tatasthavipanisthitam || 65 1|
nirudhya timvafmbajkdsanne g[a]japrasaram afikuSdtaft] \
kimchid hhanishyate[the]ty dha provdcha pra[bhu]r apyatJia ||66||
kdrayn prasaram Siddha hastirdjam aSaiikitam, |
irasyaniu diggajdh kirn tauffair] bims tvayaivoddhriti[td] yatah ||67||
irutveti bhüpatih prdha tushtipushtah sudlmvarali \
madhydhne ine pramoddydgantavyam bhavatd sadd ||68||
tatpilrvarii dar§andm[nam] tasya jajüe kutrdpi ina[fa]tkshane \
dnandamandire rdjnd yatrdjaryam abhüt prabhoh ||69||
anyadd Siddhardjopi jitvd Mdl[a]vamandalam \
samdjagdma tasmai vä[chd]§isham darSanino daduh ||70||
tatra iri-Hemachandropi BÜrir bhürikaldnidhih \
uvdcha kdvyafm ajvyagram atih'a[Sa]yanidarsanam\\ll\\
tathd hi \
bhümhh kdmagavi svagomayarasair dsiiicha ratndkard
muktdsvastikam dfanudhvam udupa ivam pürnakumbhibhava \
dhfitvd kalpataror daldni saralair digvdrands torandny
ädhatta svakarair vijifya jagafim nanv aiti SiddhddhipaJi ||72||
vydkhydvibhüshite vjitte [HemachanJ dravibhos tatal.i \
djuhdvdvaniydtafpdlah] sürini saudhe punak punali || 73
Vers 72 ist mit Vergleichung des Prabandhachintämaiii, sowie der andern unten, Note 33, genannten
Werke hergestellt. Alle mir vorliegenden Quellen haben im vierten Päda nanv eti. Trotzdem kann nur
nanv aiti das Richtige sein.
Die obige Erzählung von der ersten Begegnung Hemachandra's mit Siddharäja findet sich auch im
Kumärapälacharita. Dort aber lautet der von ihm angebHch verfasste Vers, p. 36, Z. 9 — 11, folgender-
massen :
Siddharäja rdja[gaja]rdjain uchchakaih
kdraya prasaram etam agrataff |
saihtrasantu hat •[ijfima tamgajds
t[ai]h kirn adya bhavataiva blutr dhritd \\
Die abweichende Form beweist, dass Jinamandana aus einer andern Quelle geschöpft hat.
35 Prabandhachintämani, p. 144.
26 Das Kumärapälacharita gibt folgende Anekdoten unmittelbar nach der ersten Begegnung. 1) Hema-
chandra erklärt die Lehren aller Secten für gleich heilkräftig, p. 36—38; 2) Hemachandra gibt die
Eigenschaften eines frommer Gaben würdigen Mannes (putra) an, p. 38 — 39; 3) Hemachandra gibt dem
Könige in Siddhapur den Unterschied zwischen Mahädeva und dem Jina an, p. 39 — 40; 4. Einige fromme
Stiftungen Jayasiriiha's.
Ueber die zeitlich verschiedenen Angaben der andern Quellen betreffs dieser Erzählungen, siehe S. 189.
27 Colebrooke Mise. Essays II, p. 275, ed. Cowell, wo auch gezeigt ist, dass Yaiovarman wahr-
scheinlich erst V. S. 1190 den Thron bestiegen hat. Die widersprechende Angabe in der Kirtikaumudi II.
32, nach welcher der von Jayasiihha besiegte Fürst von Mälva Naravarman, der Vorgänger Yasovarman's
war, kann man unberücksichtigt lassen. Denn YaSovarman wird im Dvyäärayakävya deutlich erwähnt, und
man darf Hemachandra gewiss zutrauen, dass er den Namen des von seinem Herrn besiegten Königs kannte.
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hbmachandra. 231
38 Nach Forbes' Auszügen aus dem Dvyäärayakävya , Indian Antiquary, vol. IV, p. 266 f., voll-
brachte Jayasimha nach der Heimkehr aus Mälvä folgende Thaten : 1) Er hielt sich eine Zeitlang in
Siddhapura-Sristhala auf und Hess dort den Rudra Mala oder richtiger Rudraraahälaya genannten Tempel
restauriren und einen Tempel des Mahävira bauen; 2) er machte eine Wallfahrt nach Somnäthpattan
und Girnär; 3) er Hess nach seiner Rückkehr nach Anhilvä(J den Sahasralinga-Teich graben und mancherlei
andere Anlagen machen. Da Hemachandra sonst, wo man ihn controliren kann, die Ereignisse in der
richtigen Reihenfolge gibt, so darf man ihm auch hier wohl Vertrauen schenken. Thut man das,
so ist es selbstverständlich, dass Jayasimha noch eine Reihe von Jahren nach seiner Rückkehr aus Mälvä
regiert haben muss und diese nicht später als im Vikrama-Jahre 1194 stattgefunden haben kann.
39 Prabandhachintämani, p. 161 — 171.
30 Der Vers ist von Klatt, Indian Antiquary, vol. XI, p. 254, Note 54 angeführt. Das Prabhävaka-
charitra erwähnt Hemachandra's Gegenwart bei der Disputation nicht direct. Es deutet dieselbe aber an,
indem es einen Vers anführt, den Hemachandra zu Ehren des Sieges der Svetämbaras gedichtet haben
soll. Es heisst XXI. 253—54:
sri-SiddhaheinacJiandrdbh.idhän[e] äabdänusäsane \
sütradhäraJ} prahhuh irimän Hemachandraprabhur jagau ||253||
tathu hi I
yadi ndma Ku'niudachandra[rh] ndjeshyad Devasürir himaruchüii |
katiparidhdnam adhäsyat katamah Svetämbaro jagati || 254 1|
Der Vers sieht aus, als ob er verfasst wäre, um den Gebrauch des Conditionals zu illustriren. Kiel-
horn theilt mir mit, dass er in dem Commentare zur Grammatik nicht zu finden ist.
31 Prabhävakacharitra XII. 74—115:
Anyad' -Avantiko^yapustakeshu niyukt[a]kaih \
darsyamdneshu bhüpenaschai[ndtrai]kshi lakshanajJUstakamW 74 1|
Kim etad iti paprachchha svdmi te vyajijTiapan \
Bhojavydkaranam hyeta[ch] sadasdstrapravartane || 75 1|
Anio[sauj hi Mdlavddhi&o vidvachchakraSiromanih |
&abddlamkdradaivajnatdrkamstrdni nirmame || 76 1|
chikitsdrdjasiddhdntarama[sa] vdstü(ta)daydm cha \
a[m.Jkasdkiinikddhydtmasvapnasdmudrikdny api ||77 ||
granthdn nimittavyäkliydnaprasnachüddrnanin iha \
vivfit(t)i['m.] vdyam.a[chdrthasa]dbhdverthasdstra7neghamdlayol} || 78 1|
Bhüpdlopy avadat kirn ndsmatkoshe idstrapaddhafih |
vidvdn kopi kathani ndsti de.se visvepi (l) Gürjare j|80 [79]
Sarve sambhüya vidvdihso Hemacliandraih vyalokayan \
mahdbhaktyd rdjndsdv abhyarchya prdrthi[tas tatah] ||81 [80]
Sabdavyutpattikiich chhdstrarh nirmdydsmanmanoratham \
pürayasva maharshe tvam vind tvdm atra kah prabhuh ||82 [81]
Samkskiptai cha pravyittoyam m[s]amayesmin Kaldpakah \
lakshana[e] fatra nishpattih sabddnd[mj ndsti tädriii ||83 [82]
Pdnini[ne]r lakshanam vedasydngam ityabravan dvijäl} \
' ' •1|84||
Ya(h)^o mama tava khydtil), punyam cha munindyaka(li) \
vüvalokopakdrdya kuru vydkaranam navam || 85 [84]
(kdlj.) kdryeshu nah kiloktih[r] vd [valj,] smdraiid(r)ye[ai]va kevalam \\ 86 [85]
Paraih vydkarannny ashtau Variante pustakdni cha \
teshdih h-i-Bhdratidevikoia emstitd dhruvam 1|87 [86]
232 Gr. Bühler.
Andyaifatu Kdhniradesut üini svamdnushifaijlj, \
mahumjo yathd samyak iabdaMstraih pratanyate ||88 [87]
Iti tasyoktim dkarnya tat(a)kshandd eva bhüpatiht \
pradhdnapurushdn praishid Vdgdevideiamadhyatali ||89 [88]
Praiardkhyapure tatra prdptds te devatdih Giram |
va[cha]ndamtdihlnr [ahhyjardiya fushtuvuh pdvaiiastavailjt ||90 [89]
Samddikshabhüt[kshat tu taijs tushtd nijddhisht[h]uyakun gird |
mama prasddachittah Sri-Heniachandrah sithdmvarali [SvetambaraJ^ ||91 [90]
Tato mürtyantarasyeva madiyasydsya hetave |
natappa [samtarpya] preshyatdfni] preshyavargah[th] pustakasamchayaih[h] ||92 [91]
Tatall satkfitya tan samyag Bhdratisachivdlariisan[vdh samam] |
pimtakdny arpaydmdsuh prai[pre]shus cli-Otmd[sd]hapa[n]ditam ||93 [92]
Achirdn nagaram sviyaih prdpiilt[r] devtpramddi(dh[sddatah] \
harshaprakarshasampanna^ndakdhkurajniritdh \\ 94 [93]
Sarva[veJ vijüapaydmdsur bhüpdldya Giroditä/tam] \
nishto [drishtam ?] | jii'abhau Hemachandre [parijtoshamahddaram \\ 96 [94]
Ity dkarnya chamatkdram dhdrayan vasudhddkipal} \
uvdcha dhanyo maddeSo (ha)[mdnyo]yatredj-isali kriti \\ 97 [95]
tSri-Hemasürayopy atrdlokya vydkaranavrajam \
■sdstram chatka[kru]r navam inmat-Siddhahemdkhyam adbhutam ||97 [96]
dvdtrim&atpddasampürnam ashtddhydyam Unddisa/majt |
Dhdtupdrdya7id[noJpetam ragalli[saha-Li]ngdnuMsanam, || 98 [97]
sütra-Sadvj-ittwian Ndmamdl-Anekdvthaswhda&a [sundaram] |
maidim lakshana&dstreshu mSvavidvadbhir ddfitaliftam] 99 [98]
tribhir vUeshakam ||
Adau vistirnasdstrdni na hi pdtliydni sarvatali |
dyushd sakalendpi pumarthayavalandni tat (?) || 100 [99]
Samkirndni va[cha] durbodhadoshasthdndni kdnichit |
Etat pramdnitai'n tasmdd vibliaktir [vidvadbhir] adhundtanaih\\ 101 [100]
Sri-Mülardjaprabhi^itirdjapürvajafbhüjbhfitdm |
vartiavarnanafiiij sambaddham pdddnte iloka [eka]kam[h] || 102 [101]
tachchatushkaih cha sarvdnte slokaufaijs fi-iiMadbhir adbhutd \
panchadhikal[h] praiastii cha vihitd vihitais taftah] || 103 [102]
yugmatn ||
EdjahpurafjaguniJpurogaiS cha vidvadbhir vdchitaiii tafah |
chnkre rarshatrayarsheva [truyenaiva] rdjnd j)Ustakalekhano[nam.] '^10A\Wi\
Rdjddemn niyitktais cha sarvasthdnebhya tra[u]dyataih |
ddvdhüvasnchchake [samdhityata PattaneJ lekhakdnam iafafrayam ||105 [104]
Puntakdh samalekhyanta sarvadarianindi^i tatah |
pratyekam evddiyantddhyetfinain udyamaspri&dm || 106 [105]
viieghakam \\
Aiiga- Vanga-Kalingeshu Ldta-Kariid{a-Kunkane |
Mahdrdshpa-Surdshirdmu [su] Vachhe [tse] KacJichhe cha Mdlave || 107 [106]
Sindhu-Sauvira-Nepdle Pdrdsika-Mxtrundayoh |
(Jahgdpdre Haridvdre Kdsi- Ve(C'he-Jdi-Gayd8u cha \\ 108 [107]
Ku(ha)rukshetre Kanyakubje Gauda-iri-Kdmarüpayoh \
Sapddnlakshavaj-Jälandhare cha Khasamadhyatal} || 109 [108]
MfSJimhaletha Mahdbodhe Chaude MdlavakauSike |
Uebeu das Lehen des Jaina Mönches IlEMAcnANDUA. 233
du [iJtyddivUvadeseshu Mstrarh vyd[a]stäryafa sphutam || 110 [109]
chaturbhih kaldpakam \\
Amyemoya [Anyeshäm cha ?] nihandhändm pusfakdndm cha vvhsati[h] \
prdhiyata nripendrena KasfSjmireshu mahddardt ||111 [HO]
Etat tatra gatafm] Mstraih svtyakose nivesitam |
sarvo nirvdhayet svenddritaih devyds tu kd kathd ||112 [111]
Kdkalo ndma Kdyasthakulakalydnaiekharah \
ashtavydkaran[d] dliy [e]td p7-ajndvijita.-Bliogirdt ||113 [112]
Prahhus tarn drishtainutrena jndtatatvdrtham asija cha |
Sdstrasya jfidpakam (d)[tc]dsu vidadhedhydpaka[rh] tathd || 114 [113]
Pratimdsam sa cha Jndnapafichaviydih pi'ichclihandm dadhau \
rdjd cha tatra niryithdn(a) kaiikanaih samabhushayat || 115 [114]
Nishpannd atra Mstre cha dtiknlasvarnabhiishanaih \
sukhdsandtapatraiS cha te bhvpdlena ynj{toh[tdh] \\llß [llö]
Hinter Vers 76 steht im Manuscripte ein Theil von 78 und hinter der Zahl 78 noch 79. Ich ghiube
nicht, dass etwas ausgefallen ist. Die zweite Hälfte von Vers 84 ist ausgelassen, weil sie im Manuscripte
so verderbt ist, dass kein Sinn herauskommt. Die Bemerkung Vers 93, dass die Diener der Sarasvati
den Utsähapa^^ita sendeten, wird dahin zu verstehen sein, dass dei-selbe unter den Gesandten Jayasiihha's
war imd dass er heimgeschickt wurde. Denn nach Prabhävakacharitra XXI, 135 war Utsäha schon bei
Devasiiri's und Kumudachandra's Disputation Vikrama-Samvat 1181 als pdrshade§vara gegenwärtig. Er
kann also nicht erst in dieser viel späteren Zeit nach Anhilväd gekommen sein.
33 Prabandhachintämani, p. 144 — 146, p. 147 — 148, am Ende der Ei-zählung gibt Merutufiga den
ersten Vers der PraSasti. Vergleiche auch Kumärapälacharita, p. 41 — 42.
33 Für die Herstellung der fünfunddreissig Verse, welche die ersten sieben Chaulukya-Könige
verherrlichen, habe ich ausser A. Weber's Angaben im Kataloge der Berliner Sanskrit- vmd Prakrit-
Handschriften, Bd. II, Erste Abth., p. 211, 220—21, 230—31, 235, 242—43, die in Peterson's Third
Report und in Pischel's Ausgabe der Prakrit-Grammatik I, p. V, II, p. 57, 98 — 99, 129, sowie eine
Collation der Bombayer Manuscripte für die ersten achtundzwanzig Verse benutzt, welche mein Freund
Kielhorn mir gUtigst überlassen hat. Ihre meist sehr werthvollen Lesarten werden mit K. bezeichnet.
Päda 1 (Metrum: Äryä).
Harir iva balibajidhakaras tri&aktiyuktali Pindkapdnir iva |
kamaldirayaS cha Vidkir iva jayati Srt-Mülardjanripah || 1 1|
Päda 2 (Metrum: Äryä).
Pürvabhavaddragoptharana^marandd iva jvalitamanyuh |
h-i-MülardjapurushottamovadMd durmad-Abhirdn \\2\\
Päda 3 (Metrum: Anushtubh).
Chakre hi-Mülardjena navah kopi ya&ornavah \
parakirtisravanttndm na pravesam adatta yah || 3 1|
Päda 4 (Metrum: Vasantatilakä).
Sotkanf.ham angalaganaih kachakarshanaii cha
vaktrdbjachumbananakhakshatakarviabhii cha |
Sri-Mfdardjahatabhüpatibhir vilesuh
sarhkhye cha khepi cha Sivdi cha surastriyas cha ||4||
Päda 5 (Metrum: Anushtubh).
Prdvrid jdteti he bhüpd md sma tyajata kdnanam |
Harih ietetra nanv esha Mulardjamahtpntih ||5||
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. 30
234 G. BciiLER.
Päda 6 (Metrum: Aiuisbtubli).
MiilärkaJi &rüyate Mstre sarväkalyänakdrmiam ' |
adhunä Mülaräjas tti chitraih lokeshu giyate || C ||
Päda 7 (Metrum: Anushtubh).
Mulardjusidhdräyäm'^ nimagnd ye mahthhujdh \
unmajjanto ^ vilokyante svargagaiigdjaleshu te |j 7 ||
Päda 8 (Metrum: Upajäti).
Sri-MülardjakshUipasya hdhur
hihharti pürvdchalfdyihga&ohlidm \
samkochayan vairimukhdmhujdni
yasminn ayaih sphürjati chandrahdsali ^ |i 8 1|
Päda 9 (Metrum: Anushtubh).'
Asamrdbdhd api chiravi dussahd vairibhübh}-itdm \
Chanddi Chdmundaräjasya pratdpaHkhinal} kandJj, \\9\\
Päda 10 (Metrum: Anushtubh):
Srimad-Vallabkarajasya * pratdpah kopi dussahah |
prasaran vairibhüpeshu dirghanidrdm akalpayat ||10|j
Päda 11 (Metrum: Anushtubh).
Sn-DnrlabhesadyttmaneJi pddds tushluvire ^ na kaik |
luladbhir medinipdlair Vdlakhilyair tt)a^rafa/i || 11||
Päda 12 (Metrum: Anushtubh).
Pratdpatapanali kopi Maulardjer ^ navobhavat \
ripustrtmukhapadmdnd'ni na sehe yali kila iriyam || 12 1|
Päda 13 (Metrum: Anushtubh).
Kurvan Kuntalasaithilyam Madhyade&am nipidayan \
Ahgeshu vilasan bhümer bhartdbhüd BhtmabhüpatUi '^\Z\
Päda 14 (Metrum: Anushtubh).
8ri-Bhimapritanotkhdtarajobhir vairibhübhujdm '^ \
aJio chitram avardhanta laldte jalabindavali^lA^l
Päda 15 (Metrum: Anushtubh).
Kariiam clia Sindkurdjam clia nirjitya yudhi durjayam \
iri-Bhtmenddhund chakre Mdhdbliäratam anyathd || 15 1|
Päda 16 (Metrum: Upajäti).
Duryodhanorvipatijaürabdliur
gfilitta-ChedUakarovatiniali \
anugrahitum punar InduvaiMam
&ri-BMmadevalj, kila Bhima et)a||16||
Päda 17 (Metrum: Aryä).
Aganitapaücheshubalah purushottamachittavismayam ^ janayan
rämolldsanamürtilj, iri-Karnahi Karna iva jayati\Vl\
Päda 18 (Metrum: Anushtubh).
Akfiivdsananirbandham abhittvd pdvanhh gatim |
üiddhardjah 2)arapuraprave&ava8itäm ^ yayau || 18 1|
« 8arvaka° M88.
> So nach K.
' Wahrscheinlich hat der letzte Päda ursprünglich hinter dem ersten gestanden.
' So nach dem Manuscri|ito des Elpb. Coli. (K.).
Ueber das Leben des Jaina AIönches Hbmachandka. 235
Päda 19 (Metrum: Amishtubh).
Mätrayäpy ' adliikarh kamchin na sahante jigishavalj, ' |
itiva tvani dharänätha Dhdrdnätham ap«/crt<Äa/j ||19||
Päda 20 (Metrum: Sä,rdülavikri(Jita).
Kshunnäh kshonibhiitäm anekakafakd hhagnutha Dlidrd tatalj,
kunthah Siddhapateh kripdiia iti re md mamsata kshatnydh \
drCidhaprahalapratdpadahanali saihprdptadhdras chirdt
pttvd Mdlavayoshidairusalilam Jiantdyam edhtshyate || 20 1|
Päda 21 (Metrum: Upajäti).
Sri-Vikratnddifyanare^varasya
tvayd na khh viprakjitarii ' narendra |
yaidmsy ahärsliih prathamam samantät
kshandd ahhdhkshir atka rdjadhdmm\^2\\
Päda 22 (Metrum: Öikharini).
Mriditvä dohkandüih samarahhuvi vainkskitihlmjdih
bhujddande dadhruh kati na navaJchanddm vasumattm \
yad evam sdmrdjye vijayini vitfishnena manasd
ya§o yogUdndm pibasi nfipa tat kasya sadnsam || 22
Päda 23 (Metrum: Öikharini).
Jayastambhdn svmany adhijaladhivelam nihitavän
vitdnair brahmdndam hichigunagarishthaih pihitavdn |
yasastejorilpair alipata jaganty ardhaghusfinaih
krito ydtrdnando viramati na kij'n SiddhanjipatiJ} ||23||
Päda 24 (Siehe oben Note 24).
Päda 25 (Metrum: Anushtubh).
Labdhalakshd vipaksheshu vilakshds tvayi mdrgandhi \]
Tathdpi tava Siddhendra ddtety utkamdharam ya&ah || 25 1|
Päda 26 (Metrum: Vasantatilakä).
Utsdhasdhasavatu bhavatd narendra
dhdrdvratam Mm api tad vishamam sisheve \
yasmdt plialam na khalu Mdlavamdtram eva
Sriparvatopi tava kandukakelipdtram || 26 1|
Päda 27 (Metrum: Mälini).
Äyam avanipatmdo Mdlavendrdvarodha-
stanakalampaviträm pattravallhh lundtu |
katham akhilamahtbhj-inmaulimdnikyabhede
gliafayati patirndnaih bhagnadhdras taväsihi \\21 \\
Päda 28 (Metrum: Mälini).
Kshitidhara bhavadiyah, kshiradhdrävalakshai
ripuvijayayasobhih sveta evdsidandah, \
kirn Uta kavalitais taili kajjalair Mdlamndm
parinatamahirndnam kdlimdnam tanoti || 28 1|
Päda 29 (Metrum: Särdillavikridita).
Yad dormandalakundalikj'itadJianurdandena Siddhddhipa
kntam vairikuldt tvayd kila dalatkunddvaddtarh ya&ali, \
< So nach K
30*
236 G. BcuLEu.
bhrdntvd trini jaijanti kliedavivasam tan Mälavhidm vyadhdd
dpdndau stanaman^ale cha dhavale gandasthalcvasthitim\\2d\\
Päda 30 (Metrum: Upeudravajrä).
Dvishatpurakshodaiiuodahetor
Bhavdd avamasya bhavadbhujasya \
Ayam visesho blmvanaikamra
paraih na yat kdmam apdkaroti |) 30 1|
Päda 31 (Metrum: Särdülavikriijita).
Urdhvaih svarganiketandd aj)i tale pdtdlamüldd api
tvatkirtir bhramati kshitUvaramane pdre payodher api \
tendsydh pramaddsvabhdvasulabhair uchchdvachaU clidpalais
te vddiamyamavrittayopi munayo maunavratam tydjitdh || 31 |
Päda 32 (Metrum: Vasantatilakä).
Asid vlsdmpatir anmdrachatuhsamicdra-
mudrdiikitakshitibharakshainabdhudandali |
sn-Mülardja iti durdharavairikumbki-
kanthiravali Suchi-Chidukyakuldvatariisah ||32
Tasydnvaye samajani prabalapratdpa-
tigmadyutih kshitipatir Jayasimhadevah \
yena svavai'n&asavitary aparaih sudhaiiisau
4ri-Siddhardja iti ndvia nijarh vyalekhi || 33 1|
Samyag nishevya chaturas cliaturopy tipdydn
jitvopabhujya cha bhuvam chaturabdhikdnchim \
vidydchatusktayavinttamatir jitdtmd
kdshthdm avdpa purushdrthachatushtaye yaJi \\ 34 1|
Tendtivistfitadurdgamaviprakirna-
sabddniddsanasaim'ihakadartMtena \
abhyarthito niravamam vidhivad vyadhatta
iabddnuMsanam idani viuni-Hemachandrali || 35 1|
Uebersetzung.
1) Siegreich ist der erlauchte König Midaräja, der, die Abgaben festsetzend (balibandhakara) Hari,
dem Fessler des Bali (balibandhakara) gleicht, — der, mit den drei (königlichen) Kräften (sdkti) aus-
gestattet, (oiva), dem von der (Göttin) Trisakti begleiteten Träger des Pinäka, gleicht, — der, eine Wohn-
stätte der (Glücksgöttin) Kamalä, Brahman gleicht, welcher auf dem Lotus (kamala) thront.
Anmerkung. — Die drei Kräfte des Königs entstehen aus seiner Majestät, aus seiner Energie und
aus Zaubersprüchen. Ueber die Göttin Trisakti, siehe Aufrecht, Oxf lat. p. 59. Der dritte im Verse an-
gewendete Vergleich findet sich schon in Mülaraja's Landschenkung, Indian Antiquary, vol. VI, p. 191.
2) Zornentbrannt ob der Erinnerung an den Raub der Hirtinnen, seiner Weiber in einem früheren
Leben, erschlug der erlauchte Mülaräja, eine Incarnation Purusholtama's, die übermüthigen Abhiras.
Anmerkung. — Mülaräja tödtete, wie im Dvyääraya erzählt wird, (Indian Antiquary, vol. IV,
p. 74 — 77) Gräharipu, den Abhira-König von Sorath, der als eine Incarnation Narakäsura's gedacht wird.
Letzterer hatte eine Menge Hirtinnen geraubt, die Krishiia befreite und heiratete, siehe H. H. Wilson,
Vishijupuräpa, vol. V, p. 87—92, 104 (ed. F. E. Hall).
3) Der erlauchte Mülaräja hat aus seinem Ruhme ein Meer von neuer i\rt geschaffen, das den
Flüssen, den Ehren seiner Feinde, den Zutritt wehrt.
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemaciiandka. 237
4) Mit den Fürsten, die der erlauchte Mülaräja erschlug, ergötzten sich, wie auf dem Schlachtfelde
die Schakahnnen, so im Himmel die Apsarasen, durch sehnsüchtiges Erfassen der Leiber, durch Zerren an
den Locken, durch Küsse auf das Lotus-Antlitz, durch Verwundungen mit den Nägeln.
Anmerkung. — Die letzten Worte beschreiben, auf die Apsarasen bezogen, den im Kämasästra vor-
geschriebenen hdhya sambhoga,
5) Verlasst nicht den Wald, ihr Fürsten, indem ihr denkt: ,Die Regenzeit ist gekommen!' Liegt
hier nicht ein Leu, dieser König Mülaräja?
Anmerkung. — Die Fürsten, die von Miilaräja besiegt, in den Wald geflohen sind, könnten meinen,
dass in der Regenzeit die Gefahr wegen der Unmöglichkeit der kriegerischen Operationen vorüber wäre.
Sie müssen aber wissen, dass Mülaräja' s löwengleiche Energie sie doch zu linden wissen wird.
6) Das Lehrbuch sagt, die Müla-Sonne sei die Wurzel alles Uebels — und doch, o Wunder, wird
jetzt der Müla-König in den drei Welten besungen.
Anmerkung. — Die Conjunction der Sonne mit Müla ist verderbenbringend, wie überhaupt dies
Mondhaus, dessen Schutzgottheit Nirriti ist, nur schädlich wirkt.
7) Die Fürsten, welche im Wasser von Mülaräja's Klinge untergegangen sind, sieht man in den
Fluten der himmlischen Gangä emportauchen.
8) Der Arm des erlauchten Königs Mülaräja, an dem dieses Schwert blitzt, besitzt die Schönheit
des Gipfels des östlichen Berges, auf dem der Mondschein blinkt — er verunstaltet das Antlitz der Feinde
(wie dieser) die Tag-Lotusse.
9) Die grimmen Funken von König Chämunda's Macht-Feuer sind, obschon lange nicht berührt,
den feindlichen Fürsten unerträglich.
Anmerkung. — Ich vermuthe, dass der Sinn ist: Wenn Chämunda auch schon lange todt ist, so ist
das Andenken an seine Macht den Feinden noch jetzt schmerzlich.
10) Eine unerträgliche Hitze war dem erlauchten Könige Vallabha eigen; wenn sie die feindlichen
Herrscher bestrahlte, verursachte sie einen langen Schlaf.
11) Wer unter Herren der Erde, die den Välakhilyas gleichen, hat nicht die Füsse des sonnen-
gleichen Königs Durlabha gepriesen, vor ihm sich wälzend?
Anmerkung. — Die Könige werden mit den Välakhilyas verglichen, um anzudeuten, dass sie Dur-
labha gegenüber, wie diese, Däumlinge, sind. Die Conjugation von lul nach der sechsten Classe stimmt
nicht mit Pä^iini's Vorschrift. Auch in Hemachandra's Dhätupäräyana findet sich das Verb nicht unter
denen der sechsten Classe. Luladhhili wird entweder ein Schreibfehler statt luthadbhilj. sein, oder Hema-
chandra hat sich eines Prakriticismus schuldig gemacht.
12) Von neuer Art war die Sonne der Majestät von Mülaräja's Sprossen, da sie die Schönheit der
Taglotusse, der Gesichter der Frauen seiner Feinde, nicht duldete.
Anmerkung. — Mit dem Sprossen des Mülaräja dürfte Bhima L gemeint sein.
13) König Bhima war der Gemahl der Erde, da er ihr Haargeflecht löste (kuntala), indem er das
Gefüge des Kuntala-Reiches lockerte, da er ihre Taille (madhyadem) presste, indem er Central-Indien
(madhyadeäa) bedrückte, da er an ihrem Leibe (aiuja) sich ergötzte, indem er im Lande der Aögas sein
Spiel trieb.
Anmerkung. — Diese Siege des Königs Bhima werden im Dvyäärayakävya nicht erwähnt und
dürften poetische Fictionen sein, die erfunden sind, um Wortspiele anzubringen.
14) Der Staub, den des erlauchten Bhima Heere aufwühlten, mehrte, o Wunder, die Wassertropfen
auf den Stirnen der feindlichen Könige.
15) Der erlauchte Bhima hat jetzt das Mahäbhärata umgedichtet, da er Kariia überwand und den
Sindhu-König, der im Kampfe schwer zu besiegen ist.
Anmerkung. — Bhima L besiegte, dem Dvyäsrayakävya zufolge, Karna, den König von Chedi oder
Dähala und Hammuka, den Fürsten von Sindh; Indian Antiquary, vol. IV, p. 114, 232. Der epische Bhima
238 ^- Bühler.
besiegte Karna wiederholt; Mali. VII. 131; 133; 130. Letzterer wurde aber von xVrjuna getödtet; Mab.
VIII. 91. Auch der epische Sindhu-Fürst Jayadratha wurde von Arjiina erschlagen; Mah. VII. 146.
16) Der erlauchte Bhimadeva, dessen Arm schwer zu bekämpfende Könige (duryodhanorvipati) be-
zwang und der vom Chedi-Fürsten Tribut (kara) nahm, ist, ftirwahr, der Bhima, dessen Arm König
Duryodhana bezwang und der des Chedi-Fürsten Hände (kara) ergriff, und der herabgestiegen ist, um
das Jlondgeschlecht wieder zu beglücken.
Anmerkung. — Die Chaulukyas oder Solaükis von A^ihilväd gehörten zum Mondgeschlechte, siehe
unten Vere 33 und das Dvyftsrayakävya passim und Pan(J"iden ebenfalls als Nachkommen des Püne.
17) Siegreich ist der erlauchte Karna, der die Macht des Gottes mit den fünf Pfeilen nicht achtete,
der Verwunderung im Herzen der besten Menschen erzeugte, dessen Gestalt hellen Glanz besass, und
der deshalb dem Karna gleicht, der die fünf Pfeil-starken (Helden) nicht achtete, der Verwunderung im
Herzen des Purushottama erzeugte, dessen Gestalt lieblichen Glanz besass.
Anmerkung. — In der Ratnamäla, Jour. Bo. Br. R. A. S., vol. IX, p. 37, heisst es : "His (Bhima's)
son Karna was of fair complexion." Der Sonnenglanz der Gestalt des epischen Karna wird im Mah.
VIII, 91, 60 — 61 geschildert. Purushottama oder Krishna war Arjuna's Wagenlenker im Kampfe gegen
Kania. ,Die fünf Pfeil-starken' sind die fünf Pändusöhne. Die Behauptung, dass König Karna ,die Macht
des Liebesgottes verachtete', dürfte eine unberechtigte Schmeichelei sein. Denn in der Ratnamäla. heisst
es von ihm, loc. cit., "he was lustful".
18) a) Ohne langen Halt im Lager zu machen, ohne die Windeseile des Marsches zu unterbrechen,
gewann Siddharäja die Kraft in des Feindes Stadt einzudringen.
h) Ohne Ausharren in den Posituren der Ascetcn, ohne Unterbi-echung des Laufes des Athems, ge-
wann Siddharäja die Kraft in die Leiber anderer Wesen einzudringen.
Anmerkung. — Der Vers ist doppelsinnig. Einerseits wird Siddharäja als glücklicher Eroberer
geschildert mit besonderer Beziehung auf die Einnahme von Ujjain; Indian Antiquary, vol. IV, p. 266.
Andererseits wird ihm das Compliment gemacht, dass er, ohne den Uebungen der Asceten obzuliegen, eines
der Ziele des Yoga erreicht habe. Der parainirapravesa wird von Hemachandra im Yogasästra V. 264 — 272
ausfiihrlich beschrieben. Der zweite Sinn von abhittvd pdvainm gatim ist prändydmän dkritvä.
19) Die Eroberer dulden keinen, der ihnen, sei es auch nur um eine Vocal-Länge, überlegen ist.
Darum, scheint es, hast du, Herr der {dhard genannten) Ei'de, den Herrn von Dhärä gefangen fort-
geschleppt.
Anmerkung. — Der Herr von Dhärä ist Yasovarman, den Siddharäja gefangen nahm.
20) Ha! die Krieger dürfen nicht meinen, das Schwert des Königs Siddha sei stumpf, weil es
viele Heere der (feindlichen) Könige vernichtet hat und darauf Dhärä (die Stadt und die Schneide des
Schwertes) zerstört ist. Ach, es wird noch stärker werden, da an ihm ein gewaltiges Feuer der Macht ent-
flammt ist, da es Dhärä (die Stadt und eine Schneide) gewonnen hat, nachdem es lange das Wasser der
Zähren der Mälava-Frauen getrunken.
Anmerkung. — Die zweite Hälfte des Verses besagt, dass das Schwert umgeschmiedet ist.
21) Wie viel Leides hast du nicht, o Herrscher, dem erlauchten Könige Vikramäditya zugefügt?
Erst hast du ihm rings herum seinen Ruhm geraubt, dann hast du in einem Augenblicke seine Haupt-
stadt zerstört.
Anmerkung. — Jayasimha raubte Vikramäditya's Ruhm, indem er noch freigebiger war als der
berühmte König von Ujjain, vergleiche unten Vers 25.
22) Wie viele haben nicht die neuntheilige Erde im starken Arme gehalten, nachdem sie den
Machtkitzel der feindlichen Herrscher auf dem Schlachtfelde vertrieben? Dass du, o König, bei einer
so siegreichen Allherrschaft wegen deines gierdefreien Sinnes den Ruhm der Ascetenfürsten geniessest,
wem ist das ähnlich?
Anmerkung. — Der Vers bestätigt die Angaben der Prabandhas über Jayasimha's philosophische
Stadien.
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 239
23) Siegessäulen hat er an seiner Grenze, am Gestade des Oceans, aufgerichtet; Brahman's Ei hat
er mit einem Baldachin überdeckt, das sehr kostbar ist wegen des glänzenden Gewebes — (seiner)
glänzenden Tugend; die Welten hat er mit reichlichem Saffran, in der Gestalt seines Ruhmes, gesalbt;
ein Wallfahrtsfest hat er gefeiert; warum ruht der König Siddha jetzt nicht?
Anmerkung. — Obschon ydtrd ein zweideutiges Wort ist, kann es hier nur ^Wallfahrt' bedeuten.
Denn von den ki'iegerischen Unternehmungen Jayasimha's ist schon vorhin die Rede gewesen. Ausser
diesen will der Verfasser noch die Frömmigkeit des Königs, ganz wie im vorhergehenden Verse, hervor-
heben. BetreflFs der Frage, welche Wallfahrt gemeint ist, siehe oben S. 186.
24) Sieben oben S. 181 des Textes.
25) Bei den Feinden erreichen die Mdrganas ihr Ziel, bei dir verfehlen sie es. Trotzdem hebt
der Ruhm deiner Freigebigkeit, o König Siddha, den Nacken hoch empor.
Anmerkung. — Märgana bedeutet sowohl , Bettler' als ,Pfeil'.
26) Du, o König, der du Thatkraft und Wagemuth besitzest, hast ein schwieriges Wagniss, das
Gelübde, Dhärä zu nehmen, vollbracht, durch das nicht nur Mälava dir zum Lohne ward, sondern auch
Sriparvata zum Fangball.
Anmerkung. — Dhärävrata ist für das gewöhnlichere asidhdrävrata gesetzt, vim ein Wortspiel mit
dem Namen der Stadt Dhärä zu gewinnen ; von einer Einnahme einer Bergfestung, Sriparvata , wird in
den Prabandhas und dem Dvyä^raya nichts gesagt. Vielleicht ist das Wort nicht als Nomen proprium
zu fassen, sondern bedeutet es nur ,ein Berg von Reichthümorn*.
27) Dieses dein Schwert, o Mond unter den Fürsten, mag die Schminke abnehmen, die durch den
runden Busen der Weiber des Mälava-Königs geheiligt ist! Wie kann es Schärfe besitzen, da bei dem
Spalten der Karfunkelsteine auf den Häuptern aller Fürsten Dhdrd (die Stadt und die Schneide) zerstört ist?
28) Herr der Erde, ist dein starkes Schwert weiss von dem wie ein Milchstrom glänzenden Ruhme
des Sieges über die Feinde? Oder ist es von der verschlungenen Augenschminke der Mälaverinnen tief
schwarz gefärbt?
29) Mit dem durch die umspannenden Arme zum Ringe gekrümmten Bogenschafte erwarbst du,
König Siddha, deinen Ruhm, der weiss strahlt wie der aufbrechende Jasmin; der Hess sich, todtmüde
von der Irrfahrt durch die drei Welten, zur Ruhe nieder auf die blässlichen runden Brüste der Mälaverinnen
und auf ihre bleichen Wangen.
Anmerkung. — Für den letzten Theil des Verses vergleiche Navasähasäükacharita XI. 100, wo
auch die durch Kummer und Angst verursachte Blässe der Frauen mit dem Ruhme des Siegers identificirt
wird. Anders Pischel, Hern. Prak. Gram. Bd. II, p. 57.
30) Zwischen Bhava, der Freude bereitete durch die Zerstörung der drei Bui'gen seiner Feinde
(der Asuren), und deinem rechten Arme, der Freude bereitete durch die Zerstörung der Burgen (deiner)
Feinde, ist, o einziger Held der Welt, der Unterschied, dass dieser fremde Wünsche nicht abweist (param
kttinam vdpakaroti), während jener den höchsten Liebesgott vernichtete (param Icdmam apdkaroH).
Anmerkung. — Vergleiche Pischel, loc. cit., p. 99.
31) Selbst über dem Himmelspalaste, selbst unter dem untersten Grunde der Hölle, selbst über
den Ocean hinweg irrt, o Juwel unter den Fürsten, deine Fama. Darum haben ihre vielerlei Leichtfertig-
keiten, die der Frauennatur eigen sind, sogar die Zügler der Rede, die Asceten, verführt, das Gelübde
des Schweigens zu brechen.
Anmerkung. — Vergleiche Pischel, loc. cit., p. 129, der im Texte irrthümlich te ndsyäli abtheilt und
deshalb den Sinn der zweiten Hälfte des Verses verfehlt. Weber hat richtig ten'dsydh, d. h. tena asydh
(seil. Mrteh) gegeben.
32) Es war einst ein Männerfürst, der erlauchte Mülaräja genannt, ein Leu für der unwiderstehlichen
Feinde Elephanten, ein Schmuck des reinen Chaulukya-Geschlechtes, dessen starker Arm die Last der
von den vier unermesslichen Oceanen begrenzten Erde zu tragen im Stande war.
Anmerkung. — Oder ,ein Leu für (jene) Elephanten, seine schwer zu besiegenden Feinde'.
240 <J- BcnnBK.
33) In seinem Geschlcchtc ward der König Jayasimhadeva geboren, eine Sonne gewaltigster Majestät,
der seinen andern Namen bri-Siddharaja, im Äfonde, dem Zeuger seines Stammes einschrieb.
Anmerkung. — Die Chaulukyas gehören zum Mondgeschlechte ; siehe oben Vers 16. Die Flecken
im Monde werden oft von den Dichtern für Praäastis ihrer Gönner erklärt.
34) Er, der Kluge, wendete alle die vier Mittel (der Politik) richtig an, er eroberte und genoss
(den Besitz) der von den vier Oceanen umgürteten Erde; durch (das Studium der) vier Wissenschaften
bildete er seinen Verstand; sein Selbst bezwang er. So erlangte er das Ziel bei den vier Arten des
Strebens der Menschen.
Anmerkung. — Wegen der vier Wissenschaften, welche Jayasimha studirte, vergleiche Manu VII. 43.
35) Von ihm gebeten, den die Menge der zu langen, schwer erlernbaren, (in aller Welt) zerstreuten
Wortlehren quälte, verfasste der Mönch Hemachandra nach der Regel diese Wortlehre, die nicht (im
Range) die letzte ist.
Anmerkung. — Durugama ,schwcr erlernbar' kann auch ,Falsches lehrend' bedeuten. ,Nach der Regel',
d. h. 80, dass sie mit den U^iädisütren, dem Ganapätha, dem Dhätupätha, dem Liügänusäsana und aus
fUnf Theilen bestand und ein paüchdngam vydkaranam bildete, wie der Brauch es forderte.
34 üeber die Grammatik Hemachandra's siehe Kielhorn, Wiener Zeitschrift für die Kunde des
Morgenlandes, Bd. II, p. 18, Pischel's Bemerkungen in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Adhyäya VTTT
und die Beschreibung der Manuscriptc in A. Weber's Katalog der Sanskrit- und Prakrit-Handschriften
der Berliner Bibliothek, und über die Anspielungen auf historische Ereignisse aus Jayasiihha's Zeit in
den Beispielen des Commentares, Kielhorn, Indian Antiquary, vol. VII., p. 267. Hemachandra's selbst-
verfasster Commentar existirt in zwei Versionen, der Brihatt und der Laghu Vritti. Beide sind authentisch.
Ausser der Thatsache, dass beide Commentare die Beispiele und die Praäasti enthalten, lässt sich noch
Folgendes zum Beweise für ihre Authenticität anführen. Devendra, ein Schüler von Hemachandra's
Schüler Udayachandra, verfasste möglicher Weise noch zu Hemachandra's Lebzeiten, jedenfalls aber vor
1214 p. Chr. einen Commentar zu der Brihati Vritti unter dem Namen Katichiddurgapadavyäkhyä. Manu-
scriptc dieses Werkes sind in Berlin, siehe Weber, loc. cit., p. 237, vgl. p. 233, 240. Eine Palmblatt-
Handschrift desselben, welche sich im Bnhajjfiänakosha zu Jesalmir findet, ist etwa vierzig Jahre nach
Hemachandra's Tode geschrieben. Nach meinen Noten lautet der Anfang:
II Arhaih || Pranamya kevaldlokdvalokiiajagattrayam \
Jine^am iri-Siddhahemachandraiabdänu^dsane || 1 1|
&abdavidydviddih vandy- Odayachandropadesatah \
Nydsatah katiclnddurgapadavydkhydhhidhiyate || 2 1|
und das Ende , fol. 186 : vydkaranachatusJikdvacMrnikdydm shashthah pudali samdptaJj, \ prathamapustikd
pramdrnkrüä || saüivat 1271 varshe kdrttika Sudi shashtJiydm iukre M-Narachandrasürinäm ddeianapa°. Das
Datum entspricht Oct. 10, 1214, einem Freitage.
Was die Laghu Vntti betrifft, so ist das älteste in der Cambayer Bibliothek aufbewahrte Manuscript
zu Hemachandra's Lebzeiten V. S. 1224, hhddrapade sudi 8 hudhe geschrieben, siehe Peterson, First
Report App., p. 70 — 71. In den von Pischel für seine Ausgabe der Prakrit-Grammatik benutzten Manu-
scripten trägt die Laghu Vptti den Titel Prakäsikä, der sonst häufig fehlt.
Die Dhu^dhikfi oder etymologische Erklärung der im Commentare vorkommenden Wörter ist trotz-
dem, dass sie in dem Colophon der Pädas mitunter Hemachandra zugeschrieben wird, nicht von diesem
verfasst. Die Phun^hikä zur Sanskrit-Grammatik rührt (Weber, loc. cit., p. 238) von Vinayachandra
her, die zu der Prakrit-Grammatik von Udayasaubhägyagani (Deccan College Collection 1873/74, No. 276).
Letztere enthält auch eine Sanskrit-Uebcrsetzung sämmtlicher Prakrit- Verse, welche im Commentare an-
geführt sind.
:J5 Siehe Kielhom's Aufsätze in der Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, loc. cit.
und im Indian Antiquary, vol. XV., p. 181 f , vergleiche auch O. Franke, Liügänusäsana, p. XIV. Ueber
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 241
die Grammatik des Buddhisägara, welche Hemachandra benutzt hat, kann ich noch hinzufügen, dass die-
selbe existirt. Ein im 13. Jahrhunderte geschriebenes Palmblatt-Manuscript derselben findet sich im
Bj-ihajj5änakosha zu Jesalmir. Nach dem von Klatt, Indian Antiquary, vol. XI., p. 248, Note 20, citirten
Verse des Prabhävakacharitra enthält das Werk achttausend Granthas. Buddhisägara lebte im Anfange
des 11. Jahrhunderts, wie die loc. cit. von Klatt gegebenen Nachrichten aus der Pattävali des Kharta-
ragachchha zeigen. Derselbe ist somit der älteste bekannte Grammatiker der Svetämbaras.
36 Indian Antiquary, vol. XV., p. 32.
37 Kielhorn, Indian Antiquary, loc. cit.; Weber, Katalog der Berliner Sanskrit- und Prakrit-
Handschriften, Bd. II, I. Abth., p. 254, wo Vers 5 der Prasasti und das Colophon folgendermassen lautet:
shattarkakarka^amati/i kavichakravarti
sabddniisdsanainahdmbiidhipdradrUvu \
swhydmbiijaprakarajj'i[jri]nibhanachitrahhdnuh
Kakkalla eva sukriti jayatl s^/kV««/«))» || 5 |j
iti panditapun(}ari.kena in - Kakkallopadesena Tatvaprakdsikd Vfittih hn-Devasüripddapadmopajtvind
Gunachandrena svaparopakdrdriham sri-Hemachandravydkarandbhiprdyena prdnuyi ||
Die CoiTectur in dem dritten Päda rührt von Weber her. Bezüglich des Namens Käkala-Kakkala-
Käkalla vergleiche den des letzten Räshtrakvita-Königs von Mänyakheta, der in den Inschriften Karka,
Kakka, Kakkara oder Kakkala genannt wird, siehe Fleet, The Dynasties of the Kanarese Districts, p. 38.
Es mag noch bemerkt werden, dass Käkala, dem Prabandhachintämani, p. 169, zufolge, bei Devasüri's
Disputation gegenwärtig war und die Frage, ob die Form koti für koti richtig sei, durch einen Nachweis aus
Säkatäyana's Grammatik löste. Das Prabhävakacharitra schreibt dieselbe Leistung dem Utsähapaiidita zu.
38 Siehe Abhidhänachintämaiji, Vers 1 (ed. Böhtlingk und Rieu), Anekärthakosha I. 1. (Benares edition),
Chhandonusäsana, Weber, Katalog, Bd. II, p. 268. Weder im Chhandonusäsana noch im Alariikäi-achü-
dämani wird gesagt, dass die Koshas vollendet waren. Es ist allein von dem Sabdänusäsana die Rede,
gerade wie in der Einleitung zum Abhidhänachintämani. Wenn man nicht annehmen will, dass Hema-
chandra die Koshas und die Rhetorik zugleich schrieb, so ist es wahrscheinlich, dass er die Koshas, wie
auch das Prabhävakacharitra andeutet, als zur Wortlehre gehörig ansah und desshalb eine specielle Er-
wähnung derselben für unnöthig hielt. Das Sabdänusäsana wird Alamkärachudämani I. 2 erwähnt:
Sabddnusdsanesmdbhili sddhvyo vdcho vivechitdh \
Tdsdm iddnim kdvyatvam yathuvad anuSishyate \\ 2 \\
Im selbstverfassten Commentare bemerkt Hemachandra: Anena &abddmisdsanakdvydnuM-
sanayor ekakariritvam chdha | ata eva hi prdyogikam anyair iva ndrabhyate \
Zu den , Andern' gehört z. B. Vämana, welcher die bei den Dichtern gebräuchlichen ungrammatischen
Formen aufzählt.
39 Prabandhachintämani, p. 148:
Tathd cha Siddhardjadigvijayavarnane Dvydsrayandmd granthah kfitali || Für das Dvyäsraya liegt
mir ausser dem oft citirten, sehr guten Auszuge von K. Forbes im vierten Bande des Indian Antiquary ein
Manuscript der Wiener Universitätsbibliothek vor, welches die ersten zehn Sargas nebst dem Commentare
des Abhayatilaka enthält.
40 Jour. Bo. Br. R. A. Soc, vol. IX., p. 37.
41 Prabhävakacharita XXII. 130—140 [129—139]; Prabandhachintämani, p. 155—156. Ueber
Ramachandra siehe S. 212. Vor dieser Erzählung steht im Prabhävakacharitra XXII. 117—129 eine
Geschichte von einem Barden, der Hemachandra mit einem Apabhramäa- Verse pries und dafür eine
grosse Belohnung bekam. Merutufiga, Prab. Chint., p. 235—236, erzählt etwas Aehnliches, das unter der
Regierung Kumärapäla's vorgefallen sein soll.
42 Prabhävakacharitra XXII. 141—173 (140—172).
Denkschriften dw phil.-hi»t. Cl. X.XXVII. Bd. 31
242 ^- Bühler.
43 Prabhavakatbaritra XXII. 174—183 (173—182), Prabandhachintämani , p. 205. Der Purohita
Amiga ist eine historische Pei'sönlichkeit, und wird von seinem Grosssohne SomeSvara im Surathotsava
erwähnt, Bhandarkar, Report on the Search etc. 1883/4, p. 20. Es wird dort nicht gesagt, welchem Könige
er diente. Doch spricht die WahrscheinUcbkeit dafdr, dass er unter Kumarapäla lebte.
Heraachandra's Gleichniss war, dem Prabbävakacbaritra zufolge, in folgendem Verse enthalten:
Shhho hall harinasükaramdmsabhoji
samvatsarena ratim eti kilaikavdram |
pdrdpatal,i khalaSildkanabhojano pi
kdmi hliavaty antidinam vada kotra hetuh^
Merutuilga hat im ersten Pada die Variante dviradasükara , im zweiten rataih kilaikavelam. Eine
noch starker abweichende Version findet sich in Böhtlingk's Indischen Sprüchen, No. 7044. Ein un-
anfechtbarer Beweis, dass der Vers Hemachandi-a gehört, ist meines Wissens nicht vorhanden.
44 Prabhävakacharitra XXII. 184 — 310. Der Vers, den Devabodha zu Ehren Hemachandra's ver-
fasst haben soll, lautet:
Pdtu vo Hemagopdlali kambalam dandam udvahan |
shaddarianapahigramam chdrayaJi Jainagockare ||
Derselbe kommt auch im Prabandhachintämani, p. 227 vor, wo die erste Hälfte einem Dichter
Visvesvara aus Benares, die zweite aber dem Könige Kumarapäla zugeschrieben wird, lieber Devabodhi
siehe S. 204 und Note 78.
45 Prabhävakacharitra XXII. 311 — 355. Hemachandra's Verehrung der Ambikä ist orthodox, da
diese Göttin als die Säsanadevatä von allen Jainas verehrt wird. Die Verse, welche Hemachandra an
Isiva gerichtet haben soll, sind unten Note 61.
46 Kumärapälacharita, p. 55 — 57.
47 Ueber die Wallfahrt siehe Prabandhachintämaiji, p. 160 — 161; über die Geschichte von Sajjana
ibidem, p. 159 — 160; der Vers zu Ehren Siva's findet sich ibidem, p. 213.
48 Indian Antiquary, vol. IV., p. 267.
49 Prabandhachintämani, p. 156 — 157
dynktal), prdnado loke viyukto munivallahhah \
sarhyukto sarvathdnishtali kevali strlshu vallabhali \\
50 Prabandhachintämani, p. 173 — 175.
51 Kumärapälacharita, p. 37 — 38. Die Erzählung hat hier die gewöhnliehe Form der Jaina-Parabeln.
Der Ort der Handlung ist Saftkhapura, der Kaufmann wird SaAkha, seine Frau Yaäomati genannt. Von
einer Hetäre ist nicht die Rede, sondern der Kaufmann nimmt sich eine zweite Frau, weil er die erste
nicht mehr liebt. Es sind auch einige Sanskrit- und Prakrit-Verse eingeflochten.
52 Kumärapälacharita, p. 38—39.
53 Dieser zweite Hemachandra, welcher häufig mit dem Guru Kumärapäla's verwechselt ist, war
der Schüler Abhayadeva's, der die Linie der Maladhärin gründete und zu dem Praänavähanakula, der
-Madhyamasäkhä und dem Harshapuriya Gachchha gehörte. Dieser Hemachandra wird desshalb mitunter
schlechthin .Maladhäri-Hemachandra genannt. Er verfasste:
1) Jivasamäsa, ein Prakrit-Werk mit einem Sanskrit-Commentare, Peterson, First Report, App. I.,
p. 18 und Kielhom, Report of 1880/1881, App., p. 93, No. 151. Das Cambayer Manuscript ist V. S. 1164
vom Autor selbst geschrieben. Dr. Peterson hat in seinen Bemerkungen, Report, p. 63, dasselbe irr-
thümlich dem Grammatiker Hemachandra zugeschrieben und ich habe dieser Ansicht ebenso irrthümlich
in meiner Recension beigepflichtet;
2) Bhavvabhävanä, ein Prakrit-Werk mit einem Sanskrit-Commentare, welches V. S. 1170 vollendet
wurde, siehe Peterson, Third Report, App. I., p. 155—156, besonders Vers 6—11 der Prasasti;
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hbmachandra. 243
3) Uvaesamälä, ein Prakrit -Werk, Peterson, First Report, App. I., p. 91, zu dem vielleicht gleich-
falls ein vom Autor selbst verfasster Sanskrit-Commentar gehört, Peterson, Third Report, p. 176;
4) kSatakavj-itti Vineyahita, ein Sanskrit-Commentar zu einem Prakrit- Werke des Sivaäarma-Süri;
5) Anuyogasutratikä, Peterson, Third Report, App. I., p. 36 — 37, Weber, Katalog, Bd. IL, II. Abth.
p. 694;
6) Sishyahitä vrittih, ein Sanskrit-Commentar zu Jinabhadra's Bhäshya zum Avasyasütra, Weber,
loc. cit., p. 787.
Es ist zu beachten, dass die Jainas selbst die obigen Wei-ke dem Guru Kumärapäla's nicht zu-
schreiben, also die Thatsache der Existenz zweier gleichnamigen Zeitgenossen sehr wohl kennen. Dass
Hemachandra, der Schüler des Abhayadeva, an Siddharäja's Hof kam, wird von Devaprabha in Vers 3
der Prasasti zu seinem Pändavacharita (Peterson, Third Report, App. I., p. 133) erwähnt, wo es heisst:
,Auf seinem (Abhayadeva's) Sitze erschien der berühmte Herr Hemasüri, ein Mond unter den Besten,
dessen Rede-Nektar der erlauchte König Siddhanija trank.' Zwischen Devaprabha und Hemachandra lagen,
wie die Prasasti weiter angibt, drei Generationen von Lehrern und Devaprabha wird desshalb im 13. Jahr-
hunderte gelebt haben. Ein entfernteres Glied derselben Schule ist Räjasekhara, der Verfasser des Pra-
bandhakosha, welcher um das Ende des 14. Jahrhunderts schrieb (siehe oben Note 3). In der Prasasti
zu seinem Commentare von Sridhara's Nyäyakandali, Peterson, Third Report, App. I., p. 274, schildert
er Hemachandra, den Schüler Abhayadeva's, folgendermassen:
8) ,Mit vielen Tugenden ausgestattet war aber der Süri, welcher Sri-Hemachandra heisst, der Ver-
fasser von einhundei'ttausend Slokas, der den Nirgranthas Auszeichnung gewann.'
9) ,Er erweckte Siddha, den Gemahl der Erde, und Hess (durch ihn) ringsherum die Tempel seines
und anderer Reiche mit goldenen Flaggenstäben und goldenen Knäufen schmücken.'
10) ,In Folge seiner Belehrung Hess Fürst Siddha den Befehl, die Creaturen alljährlich je achtzig
Tage lang zu schonen, aut Kupfertafeln eingraviren.'
54 Peterson, Third Report, App. I., p. 95, Vers 9 der Prasasti des Amamasvämicharita. Der Ver-
fasser, Muniratna, schrieb sein Werk V. S. 1252 und war ein Schüler des Samudraghosha.
55 Die Vorfahren Kumärapäla's werden von Hemachandra im Dvyääraya, Indian Antiquary, loc.
cit., p. 232, 235, 267, erwähnt und es heisst an der ersten Stelle, dass Kshemaräja freiwillig dem Throne
entsagte, da er ascetische Neigungen hegte. Das Prabhävakacharitra XXII. 354 — 355 gibt einen Theil
des Stammbaumes, der mit dem des Dvyäsraya stimmt. Es heisst dort:
Ital} hi-Kariiab]mj>dlaba[n]dhuh kshe[a]traSiromanih \
Devaprasdda iti) äsit jyräsdda iva sampaddm \\ 354 1|
tatpu[tra]h ir[i]-Trihhuvanapdla[h] pdlitamam[sa]dvratah \
Kumdrapdlas tatputro rdjyalakshanalakshitah ]| 355 1|
Merutuüga, Prabandhachintämani, p. 191, weicht ab, indem er folgende Reihe: 1) Bhima I., 2) Haripäla,
3) Tribhuvanapäla, 4) Kumärapäla gibt. Bei ihm allein findet sich auch die Nachricht, dass Kumärapäla's
Alm der Sohn einer Hetäre, Namens Chauladevi, war. Trotzdem, dass diese Angabe somit einer späteren
Quelle entstammt, dürfte dieselbe richtig sein, da sie Jayasimha's Abneigung gegen Kumärapäla auf ein-
fache Weise erklärt. Wenn Hemachandra nichts davon sagt, so bedeutet das nicht viel, da er seinem
Gönner seine illegitime Abstammung nicht vorhalten konnte. Jinamaijdana, Kumärapälacharita p. 8, sagt, dass
Bhima's erste (vriddhd) Gemahlin Cliakuladevi die Mutter Kshemaräja's gewesen sei, und dass der Letztere
aus Liebe zu seinem jüngeren Bi-uder den Thron ausgeschlagen habe. Den Stammbaum gibt er, p. 43,
genau wie Hemachandra und fügt' hinzu, Kumärapäla's Mutter sei eine Ka^mirische Prinzessin (Kdirmradem)
gewesen. Das Letztere ist glaubHcher als die Annahme eines anonymen historischen Fragmentes (Bhän-
därkar, Report etc. 1883/4, N. 11), dass dieselbe die Schwester Jayasimha-Siddharäja's gewesen sei. Eine
solche Heirat innerhalb derselben Familie ist bei Räjputen nicht erlaubt und kommt nicht vor. Jaya-
simha's Feindschaft gegen Kumärapäla motivirt Jinamaijdana, p. 58, damit, dass er behauptet, der König
31*
244 Gl. BüiiLEu.
habe gehofft, nach der Wegriiumung Kumürapala's doch noch einen Sohn durch Siva's Gnade zu erhalten.
Hemachandra erwähnt, wahrscheinlich weil er als höfischer Dichter schreibt, Jayasimha's Hass gegen
Kumärapäla im Dvyairaya nicht. Auch die Geschichte von Kuraärapäla's Flucht und Wanderungen kommt
nur im Prabhavakacharitra, bei Merutufiga und den späteren Prabandhakäras vor. Indessen spricht
für die Richtigkeit dieser Erzählung ein Vers des Jloharäjaparäjaya (^Kielhorn, Report 1880/81, p. 34),
wo es heisst: ,Wem ist dieser Fürst der Giirjaras, das Banner des Chaulukya-Geschlechtes , nicht be-
kannt, der aus Neugierde den ganzen Erdkreis allein durchirrte?* u. s. w. Hier liegt eine deut-
liche Anspielung auf Kumarap.äla's Irrfahrten vor. Da Yasahpäla unter der Regierung Ajayapala's
unmittelbar nach Kumärapäla's Tode schrieb, so hat sein Zeugniss grosses Gewicht. Die Krönung Kumära-
päla's tallt sicher in das Vikrama-Jahr 1199, wie die Prabandhas behaupten, da Hemachandra (siehe
unten Note 66) im Mahäviracharita eine gleich werthige Angabe hat. Die älteste Inschrift aus seiner
Regienxngszeit ist die von Mangrol-Maügalapura, welche im Jahre 1202 datirt ist, Bhavnagar Prächtn
Sodhsaihgraha p. 1 — 10. Der Tag des Ereignisses ist nach Merutuftga's Vichärasreni Märgasira sudi 4,
nach dem PrabandhachintamaBii desselben Autors, p. 194, aber Kärttika badi 2, Sonntag unter dem Nak-
shatra Hasta. Jinamandana, Kumärapälacharita p. 58 und 83, nennt Märgaäirsha sudi 4, Sonntag.
56 Prabhavakacharitra XXII. 356—417.
57 Prabandhachintamani p. 192 — 195.
58 Kumärapälacharita p. 44 — 54. Die mit vielen angeblichen Citaten aus der brahmanischen Literatur
gespickte Predigt ist in extenso gegeben.
59 Kumärapälacharita p. 58 — 83. Die Begegnung mit Hemachandra und Udayana wird p. 6*5—70
geschildert.
60 Prabhavakacharitra XXII. 417—595.
Der Abschnitt wird durch die Einschiebung von mehreren meist irrelevanten Erzählungen so sehr
verlängert. In seiner ersten Rede an den König, 429—456, flicht Vägbhata die Geschichte von dem Tode
seines Vaters Udayana ein, der Kumärapäla's Bruder Kirtipäla auf einem Feldzuge gegen Navaghana,
den König von Sauräshtra, begleitete und in der Schlacht fiel. Weiterhin wird der letzte Feldzug gegen
Arnoräja, sowie die Entscheidungsschlacht sehr ausführlich geschildert, und die Beschreibung durch die
Erzählung von einem Attentate, welches Vikramasimha, der Paramära-König von Chandrävati und Abu
gegen Kumärapäla versuchte, sehr ausgedehnt. Die Stelle, welche sich auf Hemachandra's Berufung
und die Bekehrung Kumärapäla's bezieht, lautet folgendermassen :
Anyedyur Vdghhatnmdtyaih dharmdfyantakavnsanah \
fiffichchhad Arhatdchuropadeshtdram gururh wfjpa/« ||581 1|
8Üre[1i] iri-Heyama [Hemajchandrasya gunagauravasaurabha[m] \
nkhyad akhydma[ta] vidyaugham adhydmo[dhydtm.aJpraiamah-iyam\\5S2\\
iighram dhüyatdm uktoftej rdjnu Vdghhatamantrind \
rdjaveimafny ajniyanfa sürayo baJmmd7iatah\\bSS\\
ahhyutthdi/a mahi&ena datidsamnyu[sand u]pdvi£an\\
rdjdha mu[8u]guro dharmam dUa Jainam tamoharam \\ 584 1|
ntha hamva[tam cha] daydimllam dchakhyau sa munUvaral}, \
asatyastenatdbrahmaijarigrahavivarjanam || 585 1|
nUdbhojanamuktü cha mämsahärasya keyatd |
irutismritisva»iddhdntan{ydmaka£atai[rj dridhd ||586 1|
uktmh cha Yoga>idMre\\ [Prakäsa III. 18—22)
ityddisarvaheydndrh paritydgam upddiiat |
tatheti thatißritvdj jagrdha teshäm cha niyamdn nj-ipalj. || 592 1|
iri-C'haityavandanagtotra[mJ stuttmukhyam adhitavdn j
ÜEBER DAS Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 245
vamdanaiakslidmanälocliapratikramanakänfi api (?) ||593
pratydkhydnäni sarvuni tathugd[gama]vichdrikä[ihj \
nityadvyasanam ddhaim (?) parvasv ekiUanam <a^Äa||594j|
std[sto]trdchdraprakdram chdrdtrikasydpy asikshate[ta] \
Jainani vidhim samahhyasya chirairdvakavad babho[hhaio] \\b95\\
61 Prabandhachintämani p. 195 — 197 werden Kumärapäla's Kämpfe mit seinen rebellischen Räthen
beschrieben, p. 197 — 199 der Feldzug gegen Arnoräja und die Belohnung seiner Wohlthäter, p. 200 — 201
die Abenteuer des Sängers Solläka, p. 201 — 203 der Krieg gegen Mallikärjuna und dessen Fall, p. 203 — 206
die Einführung Hemachandra's bei Kumärapäla und die Ereignisse, welche derselben unmittelbar folgten;
p. 207 — 217 der Bau des Tempels des Siva-Somanätha, die Wallfahrt nach Devapattana und die Bekehrung
des Königs. In die letztere Erzählung ist der Bericht des Udayana über Plemachandra's Jugend ein-
geschoben, p. 207 — 211, siehe oben S. 175. Die Verse, welche Hemachandra zu Ehren Siva's verfasst
haben soll, lauten p. 213 folgendermassen :
yatra tatra samaye yathd iathd
yosi sosy abliidhayd yayd tayd \
mtadoshakalushali sa ched bhavdn
eka eva bhagavan namostu te |] 1 1|
bliavahijdhkurajanand rdgddydh kshayam updgaid yasya |
Brahma vd Vishnur vd Maheivaro vd namas tasmai || 2 1|
Es sind dieselben, die, dem Prabhavakacharitra zufolge, gedichtet wurden, als Hemachandra mit
Siddharäja den Wallfahrtsort Devapattana besuchte. Die Frage, ob dieselben echt sind, ist schwer zu ent-
scheiden. Es ist aber wohl möglich, dass Hemachandra sich bei irgend einer Gelegenheit dazu herbei Hess,
einem seiner sivitischen Gönner zu Gefallen Siva in so eigenthümlicher, doppelsinniger Weise zu feiern.
63 Kumärapälacharita p. 87 — 88:
Atha Karndvatydh sn-Hemdchdrydh sri-Kumdrasya rdjydptim h-utvu Udayanamantrikritapravesotsavdk
Pattane pi'dpidi \ pi'ishto mantri \ rdjdmndkam smarati na veti \ mantj-inoktam | neti | tatah kaddchit süribhir
üche I mantrin tvarh bhüpam bruyd raliah \ adya tvayd Natii. rdjnyd grihe jiaiva suptavyam (sie) rdtrau sopa-
sargatvdt \ kenoktam iti prichehhet tadutydgrahe manndma vdchyam \ tato mantrind tathokte rdjnd cha tathd
kj-ite niii vidyutp>dtdt tasrain gjnhe dagdhe rdjiiydrh cha myitdydrh chamatkrito rdjd jagdda sddaram | mantrin
kasyedam andgatajndnaih mahat paropakdritvam cha \ tato rdjüotinirbandhe mantrind h-iguründm dganianam
üche I p)ramudito nripas tan dkdraydm dsa sadasi | surin drishtvdsandd utihdya vanditvd prdnjalir iwdcha |
bhagavan ahani nijusyam api dar4ayitum ndlaih tatrabhavatdm \ tadd cha Stamhhatirthe rakshito bhävird-
jyasam.ayachitikd chdrpitd \ param aharh prdptardjyopi nasmdrsham yushmdkam nishkdranaprafhamopakdrindm \
kathamchandpy aharh ndnj-ino bhavdmi \ süribhir üche \ katham ittJiaih vikatthase tvam dtmandth miidhd rdjnn
upakdrakshano yat te samprati samdgatosti | tato rdjdha \ bhagavan pürvaprntisrutam idam rdjyam grihitvd
mdm anugyihdna \ tatal} sürih provdcha \ rdjan nissahgdndm asmdkam rdjyena[kim]\ ched bhüpatvam pratyupachikir
asi dtmanite (?) tadd Jainadharme dhehi nijam manah \ tato rdjäha | bhavaduktam karishyeham sarvam eva
ianaih snnaih | kdmayeham param saiigarh nidher iva fava prahho(h) || ato bhavadbhir iha pratyaham sanid-
gamyarh prasadya \ evam ahgik]-itya yathdprastdvaih cha sabhdydm dgatya dharmamarmdntardni sürir
dkhydtavdn \\
63 Kumärapälacharita p. 88 — 137. Es mag noch bemerkt werden, dass Jinamandana den Bericht des
Prabhavakacharitra über Kumärapäla's zwölfjährigen Krieg mit Arnoräja und dessen Besiegung durch die
Gnade des Ajitanätha auch nicht verschmäht. Er fügt denselben später, p. 232 ff., recht unvermittelt ein.
64 J. Tod, Travels in Western India p. 504, No. V.
Der dort gegebene Auszug ist ganz unzuverlässig. Besser ist die theilweise Uebersetzung von Forbes,
Jour. Bo. Br. R. A. Soc. Vol. VHL, p. 58 — 59. Eine Ausgabe der wichtigen Inschriften von Mr. Vaje-
shankar G. Ozha ist in der Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, Bd. III, p. 1 ff .
erschienen. Der betreffende Vers lautet:
246 G- Bühler.
Evam rdjyam audratam vidadhaii srivirasimhdsane
Srimadvira-Kumdrapdlanppatau trailokyakalpadrume \
gai}4o Bhdva-Bfihaspatih Smararipor udvikshya devälayaiii
jirnai'n hhupatim dha devasadanam proddhartum etad vachahi lill||
Das Datum der Inschrift, Valablii-Saiiivat 850, lässt sicli nicht mit Sicherheit umrechnen, da der Monats-
uud Wochentag nicht angegeben ist. Es entspricht aber V. S. 1225 und wahrscheinlich Mai oder Juni 1 169 p. Chr.
65 Indian Antiquary, Vol. IV., p. 267—269.
66 Diese wichtige Stelle, auf welche Professor H. H. Wilson, Works, vol. I., p. 303f. (ed. Rost),
zuerst hingewiesen hat, findet sich im Mahäviracharita, Sarga XII. 45 — 96. Ich verdanke der Güte des
Herrn Dr. R. G. Bhäi.ujärkar die nachstehende Abschrift, welche von S&stri Vämanächärya Jhalkikar
nach einem von mir im Jahre 1874 gekauften Mauuscripte der Deccau College Collection angefertigt ist.
Die Emendationen zu Vers 45, 52, 53, 54, 62, 63, 68, 69, 74, 79, 83, 85, 91 sind von dem Abschreiber
voi^eschlagen.
Asmi[a]nniri'unato varshasatyd[td]ny Ahhaya shodaia \
navashashtis cha ydsyanti yadd tatra pure tadä \\ 45 11
Kumdrapdlablmpdla^ Cho[Chau]lukyakulacliandramdli \
hhavishyati mahdhdhuh prackanddkhandasäsanah ||46||
sa mahdtmd dharmaddnayuddhamrah prajdvi nijdm \
yiddhim neshyati paramdia piteva paripdlayan ||47||
]-ijur apy atichaturalj. Mntopy djnddivaspatih \
kshamdvdn apy adhj-ishyaS cha sa chiram kslimdm avishyati ||48|j
sa dtmasadyisaih lokaih dharmamshtham karishyati \
vidydpürnam[na] ujmdhydya ivdntevdsinam hitam ||49
saranyalj. iaranechchhündm parandrtsahodarah \
prdnebhyopi dkanebliyopi sa dharmam bahu mamsyate || 50 1|
pardkramena dharmena ddnena dayaydjnayä \
anyaU cha purushagxmaih sodviiiyo bhavishyati^bl'^
sa kauberim d-Turushvamfshkam] aindrim d-Tridasdpagam |
ydmydtn d-Vindhyam dvdrdhhhfdhij pa&cldmdm sddhayishyati ||52||
anyadd Vajraidkhdydoh Munichandrakulodbhavam |
dchdryaiüi Hemachandram sa drakshjati ksha[kshi]tindyaka1}, || 53 1|
taddar&andt pramuditah kekivambudadaHandt |
tarh muniih vanditum nityam sa bhadrdtmd tvarishyate |[54||
tasya sfirer Jinachaitye kurvato dhavnuideSandm \
rdju sa&rdvakdmdtyo vandandya gamishyati \\bb\\
tatra devam namaskritya sa tattvam avidann api \
vandishyate tarn dchdryam bhdvasuddhena chefasä \\ 56 1|
sa irutvu tanniukhut prityd viiuddhuih dharmade&andm |
anuvratdni samyakfvapürvakdni prapatsyate \\ 57 ||
sa prdptabodho bhavitd irdvakdchdraparagah |
dsthdnepi sthito dharmagoshthyd svaih ramayishyati || 58 1|
annaSdkaphalddindrh niyamdmi cha viseshatah \
dddsyate sa pratyaham prdyena brahmacharyakfit ||59||
sddhäraiiastnr na pararii sa sudbir varjaytshyati \
dharmapatnir api bralima ckaritutii bodhayishyati \\ 60 1|
munes tasyopadeüena jivdjivdditattvavit \
dchdrya iva sonijeshdm ajyi bodhim praddsyati'^&i^
yei-ha[d]dharmadvipah[shahj kepi Pdndurahgadvijddayal} |
Ueber das Leben des Jaina Mönches IIemachandra. 247
tepi tasi/äjüayd garhhasrävakä iva bhdvinah || 62 1|
apüjiteshu cJiaityeshu guriccha[shva]pranateshu clia |
na bhokshyate sn dharmajnah prapannasrdvakavratah \^Q^^
aputramritapuihsdrii sa dravinam na grahishyati \
vivekasya phalam hy etad atriptd hy avivekinah \\64:\\
Pdnduprabhritibhir api yd tyaktd mrigayd na hi \
sa svayaih tyakshyati janah sarvopi cha taädjüayd \Qb\
hirhsänishedhake fasmin dürestu mrigayddikam |
api matkmiayükddin ndntyajopi hanishyati \QQ^
tasmin nishiddhapdparddhdv aranye mriyajdtayah \
saddpy avighnaromanthd bhnvinyo goshihadhenuval || 67 ||
jalacharastkalacharakhaga[khe]chardndm sa dehindm \
rakshishyati saddmdrirh sdsane päkaMsanam[nah] || 68 1|
ye vd[chdjjannidpi mdmsddds te mdmsamya[sya] katlidm api \
duhsvapnam iva tasynjiluvasdn neshyanti vismritim || 69 1|
DaSdrhair na pariiyaktam yat purd irdvakair api \
tan madyam anavadydtmd sa sarvatra nirotsyati || 70 |
sa tathd madyasamdhdnam nirotsyati maküale |
na yathd madyabhdnddni ghatayishyati chakry api\\ll
niadyapdnarhfndmj sadd madyavyasanakshinasampaddvi |
taddjndtyaktamadydndrh prabhavishyanfi sathpadah ||72||
Nalddibhir api kshmdpair dyütaih iyaktam na yat purd \
tasya svavairiiia iva numdpy umnülayishyati || 73 1|
pdrdvatapanakriddkurkku[ukku]tayodhandny api |
na bhavishyanti medinydrh tasyodayini Msane ||74||
prdyena sa pratigrdinam api nihstmavaibhavah \
karishyati mahim etdih Jinäyatanamnnditdm || 75 1|
pratigrdmaih pratipuram dsamudraih mahitale \
rathaydtrotsavarh sorha[t] pratimundm kariskyati || 76 1|
ddyaihddyam dravindni virachayydniinam jagat \
afikayishyati medinydih sa samvatsaram dtmanah || 77 ||
pratimdm pd§xi[pdiiisu]guptdih tdtfi Kapilarshipratishthitdm \
ekadd sroshyati kathdprasahge tu guror mukitdt || 78 1|
pdrhsu[sujsthalaih khdnayitvd pratimdm visvapdvifvajmm |
dneshydmifi sa tadd karishyati manoratham \\19\\
tad evam [tadaitam] anamdsdharh nimiitdny apardny api \
jüdtvd niScheshyate rdjd pratimdm hastagdminim, \\ 80 1|
tato gurum anujüdpya niyojydyuktapaurushdn \
prdrapsyate khdnayitum sthalavi Vitabhayasya ia<||81||
sattvena tasya Paramurhatasya pyithivipateh |
karishyati [tu] sdmnidhyam tadd Sdsanadevatd ||82||
rdjnah Kumurapdlasya tasya pimyena bhuyasd |
khanyamdne sthale mu[ma]nkshu pratirndvirbhavisliyati ||83||
tadd tasyai pratimdyai yad Uddyanabhübhujd \
grdmdndm sdsanam dattam tad apy dvirbhavishyati ^9iA^
nripdynktds tdrh pratimdm prannd[tnd]m api navdm iva |
ratham dropayishyanti püjayltvd yathdvidhi ^'ib\
pujdprakdreshu pathi jdyamdneshti anekasah \
248 Cr. BüHLEK.
kriyumdneshv uUorätrum samgtteshu nirantaram \\S6\\
ttilikarfhikeshitchckair bhavati [bhavatsu] gräma>/oshitdm \
paiichasabdeshv utodyeshu vädyamäneshu sanimadät || 87 1|
pakshadvaye chämareshütpatatsu cha paiatsu cha |
neshyauti sa[i]pratimäm tum yuktäh jPa<toHaOTma)n || 88 1|
11 trihhiv viieshakam ||
säntaltpuraparivdra^ chaturangachamuviitali \
sakalam samgharn dddya rdjd tdm abhiyäsyati \\ 89 1|
svayam rathdt samuitirya gajendram adhiruhya cha \
pravekiyishyati pure pratimdm tdm sa bhupatUj, \\ 90 1|
upasvabhu[bha]vanam kriddbhavane samniveSya tdm |
Kumdrapdlo vidhivat trisathdhyaih püjayishyati '^Ql'^
pratimdyus tathd tasyd vächayitvd sa säsanam \
Uddd[dd] yanena yad dattam tat jyranuuiikarishyati || 92 1|
prdsddoshtdpadasyaiva Yuvardjahfja] sa kdritah \
janayishyaty asamhhdvyo vismayam jagatopi lii || 93 1|
sa bhüpatik pratlmayd tatra sthäpitayd tayd \\
edhishyate pratdpena fiddhyd niMreyasena cha || 94 1|
devabhaktyd gurubhaktyd tvatpituh sad^'Uobhaya \
Kumdrapdlo bhüpdlah sa bhavishyati Bhdrate ||95||
iti iratvd namaskjitya bhagavantam ath-Abhayah \
upa-Sro l Srejnikam dgatya vaktum evam prachakrame |j 96
Ausserordentlich interessant ist das Datum im ersten Verse. Es zeigt deutlich, dass Hemachandra,
wie die übrigen Svetämbaras, das Nirväna Mahävira's 470 Jahre vor den Anfang der Vikrama-Aera
setzte. Denn nur 1669 — 470 gibt das richtige Datum V. S. 1199 für den Anfang der Regierung Kumära-
päla's. Jacobi, Kalpasütra p. 8, hat darauf aufmerksam gemacht, dass Hemachandra's Angaben im
Parisishtaparvan mit der gewöhnlichen Rechnung nicht stimmen. Dort wird, VIII. 339, die Krönung
Chandragupta's 155 Jahre nach dem Nirväna angesetzt, während die alten Gäthäs sechzig Jahre mehr
aufweisen. Die Letzteren sagen, dass Mahävira in der Nacht starb als Pälaka gekrönt wurde. Pälaka
regierte, ihnen zufolge, sechzig Jahre, die Nandas 155 und zwischen der Krönung Chandragupta's und
dem Anfange der Vikrama-Aera verflossen 255 Jahre. Hierauf gründete Jacobi zwei Vermuthungen,
erstens, dass Hemachandra im Anschlüsse an eine bessere Tradition die sechzig Jahre des Pälaka aus-
gelassen habe, und zweitens, dass er das Nirväna, 410 Jahre vor den Anfang der Vikrama-Aera, in das
Jahr 467/66 vor Christo gesetzt habe. Ich glaube nicht, dass diese Deductionen haltbar sind. Denn nach
Pariäishtaparvan VI. 243:
anantaram Vardhamdnasvdminirvdnavdaardt \
gatdydih shashtivatsarydm esha Nandobhavan nripah\\
bestieg Nauda I. sechzig Jahre nach Mahävira's Tode den Thron. Die Rechnung des Parisishtaparvan ist
demnach: vom Nirväija bis Nanda I. 60 Jahre, von der Krönung Nanda's I. bis zur Krönung Chandragupta's
95 Jahre oder Summa 155. Hiedurch wird Jacobi's erster Satz als irrthümlich erwiesen. Was den zweiten
betrifft, so ist es bis jetzt nicht bewiesen, dass Hemachandra, wie die Gäthäs, zwischen Chandragupta
und den Anfang der Vikrama-Aera nur 255 Jahre setzte. Der Umstand, dass nach dem Mahäviracharita
das Nirväpa 470 Jahre vor Vikrama fiel, macht es, falls im Parisishfaparvan nicht ein Flüchtigkeitsfehler
vorliegt, wahrscheinlich, dass Hemachandra oder seine Quelle zwischen der Krönung Chandragupta's
und dem Anfange des Vikrama-Saihvat 315 Jahre zählte und ähnlich, wie die ceylonesischen Buddhisten,
das erstere Ereigniss zu früh ansetzte. Die Annahme, dass es im 12. Jahrhunderte bei den Svetämbaras
zwei verschiedene Ansätze, 527 '6 und 467/6 v. Chr., für Vardhamäna's Nirväna gab, ist desslialb, wie mir
scheint, nicht glaublich. In Note 15 zu meinem Vortrage über die Jainas, p. 38 des Separatabzuges,
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 249
habe ich gezeigt, dass das Datum 467/66 v. Chr. für Vardhamäna's Tod nicht richtig sein kann, falls
Öäkyamuni Gautama um 477 v. Chr. starb.
67 Die Angabe, dass Vägbhata ein Minister Kumärapäla's war, findet sich in der Kumäravihära-
prasasti Vers 87, siehe Petersen, Third Report, App., p. 316. Dieser Punkt ist von einiger Bedeutung. Denn
Vägbhata kommt in den bis jetzt bekannt gewordenen Inschriften aus Kumärapäla's Regierungszeit nicht
vor. Da aber die Prasasti von einem Schüler Hemachandra's herrührt, so verdient ihre Angabe Glauben.
Das Prabhävakacharitra XXII. 676 nennt V. S. 1213 als das Jahr der Einweihung des Tempels zu
!:5atrunjaya, der Prabandhachintämani p. 219, V. S. 1211. Das Kumärapälacharita p. 184 stimmt mit
dem letzteren Werke.
Das Datum der Weihe von Amrabhafa's Tempel in Broach kommt im Kumärapälacharita p. 185 vor.
68 Der Auszug aus dem Moharäjaparäjaya, in welchem unter andern auch der letzte von Kielhorn,
Report of 1880/81, citirte Vers, srUvetämhara-Hemachandravachusäm etc., vorkommt, beginnt im Kumärapäla-
charita p. 161, Z. 14 und endigt p. 177, Z. 1. Die hier in Betracht kommende Stelle findet sich p. 167,
Z. 17 ff., wo es heisst:
Atlia sampräpte suhhalayne nirmalabhdvaväribhih kritamangalamajjanali saikirtichandandvaliptadehah
[ho] naikahhigrahollusadbhi(shanälamkritah[to] dänalcahkanarochishnudakshinajjdnili saihveguramgahga[<jaga]jd-
dhirüdhah saddchdrachchhatropasohhitali Sraddhdsahodarayä kriyamänalavanoitaranavidhiht 1 3 satakotivrata-
hliahgasubhagajanyalokapararitah S)-idevagurubhaktidemviratijuni7iibhir(?) giyamdnadhavalamafigalah kramena
prdptah paushadhdgdradvdratorane panchavidhasvddhyäyavddyamdndtodyadhvanirüpe prasarpati Viratüvasrvd
kritaprenkhandchdrah 8ama-Damädisd[syd]lakadariitasaranir Ttuitj-igrihamadhyasthitdydJj. Siladhavalachivara-
dhydnadvayakundana[la]padürhare (?) tapobhedamudrikddyalaihkritdydli Kj-ipasundarydli sani 1216 mdrga
gu° 2 dinn pdnirh jagrdha sn-Kumdramahipdlah \ srimud-Arha[d]devatdsamakshaih tatah srydgamoktaSrdddha-
gunagunitadvddaiavratakalasdvalim vichdrachurutorandth navataUvanavdngavediih kritvd prabodkdrpiim uddpya
[uddipya] hhdvandsarpistarpitafii sri-Hemdchdryo bhiidevah savadhükam nfipam pri[ra]daksh[i]naydm asa ||
69 Das betreffende Manuscript ist beschrieben von Petersen, Third Report, App. I., p. 67. Die In-
schrift ist die Landschenkung des malidmandaltka Pratäpasiiiiha, welche im Tempel des Pärsvanätha zu Nad-
4üla-Nämdol aufbewahrt wird. Der Anfang derselben lautet nach meiner im Jahre 1873 gemachten Abschrift:
II Ornjl Samvat 1213 varshe mdghe vadi 10 sukle \\ srimad-Aiiahilapdtake samastardjdvalisamalamkfita-
paramabhattdrakamahardjddhirdjaparameivara- UmdpativaralabdhapraMdapraudhapratdpanijabhujavikramara-
julmganavinirjjita-Sdkambhavibliüpdla-sri-Kumdrapdladevakalydnavijayai'djye \ tatpddopajivini tnahdmdtya - sH-
Chdhadadeve si-Urikaranddau sakalamudrdvydpdrdn paripantkayati
Da die Inschrift eine Schenkung an die Jainas enthält, so dürfte man gewiss erwarten, dass Kumära-
päla's Bekehrung erwähnt wäre, falls dieselbe schon vor der Zeit stattgefunden hätte. Das genaue Datum
derselben ist nach Herrn Dr. Schram's Berechnung Januar 20, 1156, ein Freitag.
69^ Der Alamkärachüdämani ist in Sütras geschrieben und mit einem sehr klaren, ausführlichen
Commentare versehen, der eine grosse Anzahl Beispiele zur Illustration der Regeln enthält. Das Werk
besteht aus acht Adhyäyas, deren Inhalt folgender ist:
I. Maftgala, Zweck der Poesie, Qualificationen des Dichters, das Wesen der Poesie, die drei saktis
des Wortes, p. 1 — 48
II. Die Lehre von den Rasas, p. 49 — 96
in. Die Fehler der poetischen Composition, p. 97 — 169
IV. Die Vorzüge der poetischen Composition, p. 169 — 174
V. Die Sabdälaihkäras, p. 175—200
VI. Die Arthälamkäras, p. 201—250
VII. Die für die poetische Darstellung geeigneten Charaktere, p. 251 — 279
VIII. Die Arten der poetischen Composition, p. 280 — 291.
Das Manuscript, welches ich benutzt habe, ist India Office Library (Sanskrit-Manuscripte Bühler) No. 111.
Es wurde von Sästri Vämanächärya Jhalkikar unter Vergleichung mehrerer alter Handschriften hergestellt.
Denkschriften der phil.-hUt. Cl. XXXVII. RA 32
250 Cr. Bühler.
TO Siehe Vägbliatälaihkara, ed. Borooah, IV. 45, 76, 81, 85, 125, 129, 132, 152.
An der fünften und an der achten Stelle wird Jayasiihha's Sieg über Varvaraka oder Barbaraka
erwähnt, von dem im Dvyäsrayakävya und in den Chaulukya-Inschriften die Rede ist.
■JI Ueber das Berliner- Jfanuscript des Chhandonusasana oder Chhanda^chtidämani siehe Weber,
Katalog, Bd. II, Abth. I, p. 268. Seiner Beschreibung ist hinzuzufügen, dass die Blätter 27, 29—31,
36 — 40 neben den gewöhnlichen Zahlzeichen links die der alten aksharapaUi zeigen. Der Commentar zu
dem kleinen Werkchen ist sehr ausführlich und enthält nach dem Colophon der Jesalmirer Handschrift
4100 Granthas. Für diese Arbeit stand mir kein Manuscript des letzteren zu Gebote. Meine Bemerkungen
gründen sich auf früher gemachte Notizen.
73 Alaihkärachüdamai.ii III. 2 heisst es in der Erläuterung zu dem Fehler, hatavr'Matva: etadapa-
cddas tu sva-ChhnndoniiiäsanesmähMr nirüpita iti neha pratanyate.
Ti Die Seshiikhyä Nämamälä ist in Böhtlingk und Rieu's Ausgabe des Abhidhänachintilmani
abgedruckt. Ueber die Berliner Manuscripte siehe Weber, Katalog, Bd. II, Abth. I, p. 258 f. Das Werk
stimmt in sehr auffälliger Weise mit der älteren Vaijayanti des Yädavaprakäsa, der eine Anzahl seltener
Wörter entlehnt ist.
74 Der Nighantu wird in der Liste von Hemachandra's Werken am Ende des Prabhävakacharitra
unter dem Xamen Nirghanta aufgeführt. Es heisst dort, XXII. 836—40:
Vydkarana[m] panchdngaih pramänakistra[ih] Pramänamhndmsdh[säm]
Clihandolamkniichüddmant cha Mstre vibhur vyadlntfahfdliita] |j836||
Ekdrthdnekdrthd Desyd Nirghanta iti cha chatvdrah \
vihitdS cha td[nd]makosdh hichikavitdnadyupddhydi/dh || 837 1|
StyufTrytiJtta rashashü&aldkänaretivyittaih (jfihivrnta vichdre \
Adhydtmayoga^dstram vidadhe jagadupakritimdhitsuh || 838 1|
lakghanasdhityagimarh vidadhe cha Dvydiraija[ih] mahdkdvyam \
ehakre viiMatim nchrhaik sa Vitardgastavdndm cha || 839 1|
iti tadvihitagranthasaihkhyaiva na hi vidyate \
ndmdni na mdanty emthd [eshdm] mddrisd mandamedhasah \\
Ueber die aufgefundenen Stücke siehe meinen Report on the Search for Sanskrit Manuscripts 1874/75,
p. 6 f. und die Liste der Elphinstone College Collection 1866 68 unter Kosha. Eine Copie des Nighanju-
sesha, dhänyakäijda, findet sich in der Deccan College Collection 1875/77, No. 735.
75 Die Verse, in denen Kumärapäla genannt wird, finden sich in Pischel's Ausgabe (Bombay
Sanskrit Serie/J No. XVII) I. 97, 107, 116, 127; II. 39, 90; III. 46; IV. 16; VI. 10, 19, 26; VII. 7, 13,
40, 53. An den Chulukka oder Chälukka sind gerichtet: I. 66, 84; II. 30; VL 5, 7, 15, 17, 111; VIII. 51.
Es mag noch bemerkt werden, dass Jayasiihha-Siddharäja in einem einzigen Verse II. 4 genannt und
sein Sieg über Barbaraka erwähnt wird. Auf denselben König bezieht sich vielleicht der Vers IV. 32:
,0 irdischer Paradiesbaum, o du, dessen starker Arm einem Baume gleicht, die Rinnsteine der
Häuser in Paitthäna sind gefüllt mit dem Brunstsafte deiner Elephanten.'
Bhäijfjarkar hat kürzlich Fragmente eines historischen Werkes aufgefunden, welches von einer
Eroberung von Pratishthäna-Paithän durch Jayasiihha spricht, siehe Report on the Search for Sanskrit
Manuscripts of 1883,84, p. 10. Es wäre indess auch möglich, dass Iläla-Sätavähana mit dem ,irdischen
Paradiesbaume' gemeint wäre, da sein Name auch sonst in der Deälnämamälä vorkommt.
76 Prabandhachintilmapi, p. 225—226, erzählt, dass Kumärapäla sich einen sprachlichen Solöcismus
zu Schulden kommen Hess, indem er das Wort aupamyd anstatt upamd oder aupnmyam gebrauchte.
Nachher, heisst es, studirte er mit irgend einem Pandit die Sästras vom mdtrikdpdtha an. Er absolvirte
in einem Jahre drei Kävyas mit den Commentaren und erhielt dann den Ehrentitel Vichdrachaturmukha.
Dieselbe Erzählung kommt im Kumärapälacharita p. 105 vor, wo Hemachandra als Lehrer genannt wird.
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 261
<? Ein interessanter Beweis für die Bedeutung des Jainismus in Anliilväd vor Hemachandra's Zeit
ist durch die Auffindung des kürzlich in der Bombayer Kävyamälä von Pandit Durgäprasäda veröffentlichten
Dramas Karnasundari geliefert. Das Stück ist von dem bekannten Dichter Bilhana verfasst und war
bestimmt im Tempel des Säntinätha an dem Feste des Näbheya aufgeführt zu werden, welches der
Minister Saihpatkara (Säihtu?) veranstaltete. Der erste Vers der Nändi, eine Nachahmung des Anfanges
des Nägänanda, ist desshalb an den Jina gerichtet. Der Held ist, wie der Dichter Act I, Vers 10
selbst angibt, der Sohn des Bhimadeva, d. h. der König Karna, welcher von V. S. 1120 — 1150 regierte.
Andere Beweise für den Einfluss der Jainas am Hofe zu Anhilväd sind in den Prasastis der alten
Manuscripte zu finden, wo mehrfach Jainas genannt werden, die unter den ersten Chaulukyas Hofämter
besonders in der Finanzverwaltung bekleideten.
78 Die Erzählung findet sich Kumärapälacharita p. 137 ff. , und ihr Inhalt ist folgender. Als
Kumärapäla sich dem Jaina-Glauben zuneigte, riefen die Brahmanen den Räjächärya Devabodhi herbei.
Dieser war ein grosser Yogin , der sich die Göttin Bhärati unterthänig gemacht hatte , der Zauberei
kundig war und die Vergangenheit und die Zukunft kannte. Nachdem der König gehört hatte, dass
Devabodhi in die Nähe von Anhilväd gekommen war, empfing er ihn mit grossen Ehren und führte ihn
in seinen Palast. Mit den Empfangsfeierlichkeiten ging der grösste Theil des Tages vorüber. Am Nach-
mittage verehrte der König ein Bild des Säntinätha in Gegenwart des ganzen Hofes. Da ermahnte ihn
Devabodhi, von dem Jaina-Glauben abzulassen. Als Kumärapäla den letzteren wegen der Ahimsä-Lehre
pries und den Si-auta Dharma wegen der Pliiiisä tadelte, Hess Devabodhi die Götter Brahman, Vishnu
und Siva, sowie die sieben Chaulukya-Fürsten Mülaräja und seine Nachkommen erscheinen, die natürlich
für die Religion des Veda sprachen. Am folgenden Morgen überbot Hemachandra Devabodhi's Leistungen
noch um ein Bedeutendes. Zuerst Hess er sich den Sitz wegziehen und führte das bei den Yogins
angeblich sehr beliebte Kunststück aus, sich frei schwebend in der Luft zu halten. Dann Hess er den
ganzen Olymp der Jainas vor dem Könige erscheinen sammt allen Vorfahren des Königs, welche die
Jinas anbeteten. SchliessHch erklärte er, dass die Erscheinungen nur Blendwerk seien, ebenso wie die,
welche Devabodhi hervorgezaubert hatte. Nur das sei die Wahrheit, was Somanätha dem Könige im
Tempel zu Devapattana gesagt habe. Damit war natürlich sein Sieg gesichert. Ueber Devabodhi, der
wahrscheinlich eine historische Persönlichkeit war, siehe auch oben S. 188.
79 Merutuftga's Angabe ist oben S. 196 und Note 61 angeführt. Er gibt fälschlich an, dass das Trisha-
shtisaläkäpurushacharita vor dem Yogasästra geschrieben wurde. Diese Angabe wiederholt Jinamandana.
Das Prabhävakacharitra XXII. 775 ff. und 899 ff. setzt die Abfassung der beiden Werke viel später,
stellt aber das Yogasästra voran.
80 Die ersten vier Prakäsas des Yogasästra sind durch E. Windisch's Ausgabe und Uebersetzung
in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. XXVIII, p. 185 ff. bekannt. Der
Inhalt der letzten acht Prakäsas, die nur in sehr wenigen Handschriften erhalten sind, ist folgender:
Prakäsa V, über gewisse zum Yoga gehörige Uebungen und deren Resultate, wie sie von andern,
nach dem Commentare von Pataiijali und andern, gelehrt werden. Hiezu gehören 1) der Pränäyäma, durch
welchen man die Winde im Körper und das Manas beherrschen lernt, .41. 1 — 25, 2) die Dhärauä, durch
welche man die Winde in beliebige Theile des Körpers führen und aus denselben wieder herausziehen lernt,
sl. 26 — 35, 3) die Beobachtung der Bewegungen der Winde im Körper, wodurch man Tod und Leben, Glück
und Unglück vorhersagen kann, k\. 36 — 120, 4) andere Methoden, um den Tod durch Meditation und Divi-
nation vorherzubestimmen, sl. 121 — 224, 5) Methoden, um Sieg und Niederlage, Gelingen oder Fehlschlagen
von Unternehmungen und so weiter zu bestimmen, sl. 225 — 251, 6) die Reinigung der Nädis, der Arterien,
welche die Wege des Windes sind, sl. 252 — 263, 7) der Vedhavidhi und ParapurapraveSa , die Kunst,
die Seele vom Körper loszutrennen und in andere Körper eindringen zu lassen, kl. 264 — 273.
Prakäsa VI, slokas 7, über die Nutzlosigkeit des Parapurapravesa und des Pränäyäma, um die
Erlösung zu erlangen, für welchen Zweck der von einigen gelehrte Pratyähära aber nützlich ist, und
über die Theile des Körpers, die bei der Meditation (dhyäna) in Betracht kommen.
252 G. Bühler.
Prakäia VII, slokas 2S, das PirKjastha Dhyäna, die Meditation über Körper, mit seinen fUnf
Dhäraljiä genannten Unterabtlieilungen, der Pärthivi, Agneyi, Märuti, Värurii und Tatrabhü, siehe Bhän-
darkar, Report of 1883 84, p. 110—111.
Prakasa VIII, slokas 78, das Padastha Dhyäna, die Meditation über heilige Wörter oder Silben,
die man sich auf den Blättern eines Lotus eingeschrieben denkt (siehe Bhäpdärkar loc. cit. p. 111).
Prakäsa IX, slokas 15, das Rupastha Dhyäna, die Meditation über die Gestalt des Arhat, siehe
ßhäpdärkar loc. cit. p. 112.
Prakäsa X, slokas 24, 1) das Rupätita Dhyäna, die Meditation über den formlosen Paramätman,
der nur Intelligenz und Wonne ist, d. h. die erlöste Seele, mit der man sich identificirt und der man
dadurch gleich wird; 2) eine andere vierfache Eintheilung der Meditation, in Ajiiädhyäna, Apäyavichaya-
dhyäna, Vipäkavichayadhyäna und Samsthänadhyäna.
Prakäsa XI, ilokas 61, das Sukla Dhyäna, siehe Bhäijcjärkar, loc. cit. p. 110.
Prakäsa XII, slokas 55, auf eigener Erfahrung beruhende Schlussbemerkungen des Verfassers über
das was dem Yogin besonders Noth thut und ihn zur Erlösung führt.
Es ist nun leicht verständlich wesshalb dieser Theil des Werkes, der eigentlich erst den Titel des
Werkes rechtfertigt, wenig abgeschrieben worden ist, während die Manuscripte der ersten vier Prakäsas
noch jetzt häufig den Laien als Textbuch für ihre Pflichten erklärt werden.
Der Commentar zum Yogasästra ist von Hemachandra nach der Vollendung des Textes sowie des
nach den Prabandhas zum Yogasästra gehörigen Vitarägastotra (Note 81) geschrieben. Denn Verse des
letzteren werden mehrfach citirt, z. B. zu II. 7, III. 123, IV. 103, und der letzte Vers des Yogasästra
selbst in der Erklärung von I. 4.
Die Erklärung der ersten vier Prakäsas ist ausserordentlich ausführlich. Die Worte des Textes
werden durch sehr zahlreiche Citate erläutert und die Geschichten, auf welche angespielt wird, werden
weitläufig erzählt. Besonders interessant ist es, dass die Legende von Sthülabhadra zu III. 131 fast
genau mit denselben Worten wie im PariSishtaparvan VIII. 2—193 und IX. 55—111» gegeben ist, ohne
dass jedoch die Existenz des letzteren Werkes erwähnt wird. Von Hemachandra's eigenen Werken
werden, meist mit der Bemerkung yad avochdma oder yad uktam asmdhhih, ausser dem Vitarägastotra,
noch die Grammatik, der Dhätupätha, der Abhidhänachintämani und das Liügänuääsana citirt. Der
Commentar gibt auch häufig nachträgliche Erläuterungen des Verfassers zu schwierigen Punkten, welche
mit den Worten atrdntare ilokdh eingeleitet werden. Am Ende des Commentars zu Prakääa IV findet
sich ein Vers, welcher andeutet, dass der erste Haupttheil abgeschlossen ist.
Iti nigaditam etat sddhanam dhydnasiddher
yatigiihigatabheddd eva ratnatrayarh cha \
sakalum api yad anyad dhydnahhedddi samyak
prakafdam uparishtdd ashtabhis tat praknsaih ||
Der Schluss des Werkes XII. 55 lautet folgendermassen :
Yd Sdstrdt suguror mukhdd anubhavdch chdjfidyi kithchit kvachid
Yogasyopanishad vivekaparishachclietaichamatkdrini \
Sri- Chaulukya-Kumdrapdlanj-ipater atyartham abhyarthandd
dchdryena niventd pathi girdih sri-Hemachandrena sd ||55||
yd yogagyopanUhad rahasyam ajüdyi jüdtd | kutah \ Sdstrdd dvddamngdt | suguroJi saddgamavydkhydtur mukhdt
snkthddupadeidt | anubhavdch cha svasamvedanaiHpdt \ kiiiichit kvachid iti svapnajndndnusdrena \ kvachid ity
ekatra tarvasya jildtum aiakyatvdt pradeäabhede kvachana | upanishadam viMnashti \ vivekindm yogamchtndrh
yd parishat sabhd tasyd yach rJietas tach chamatkarottty evamiild sd Yogcypanishat \ sn-Chaulukyo yah
humdrapalanj-ipatis tasydtyartham abhyartluinayd \ sa hi yogopdsanapriyo drishtayogaidstrdntaras cha
bhyo yogaidstrebhyo ni . . riarii yogaMstrarh suirüshamdnah sarvanaro vachanasya
girdfh pathi niveii[tav]dn dcharyo Hemachandra iti Subham 1
Ueber das Leben des Jaina Mönches Hemachandra. 263
ii'i-Chaulukyakshitipatikritaprdrthandpreritoham
saftajtvajüdnänämntajalanidher Yoga&ästrasya Vriftim \
svopajilasya vyarackayam i[mäm tävad] eshä cha nandydd
ydvaj Jainapravachanavati bMrbhuvaJwva[stra]yiyam || 1 1|
samprdpi Yogasdstrdt tadvivrites chäpi yan mayd sukjitam \
fena Jinahodhildbhapranayt bhavyo jano hhavatdf || 2 1|
Dann folgt das bekannte Colophon. Das mir vorliegende der Wiener Universitätsbibliothek gehörige
Manuscript enthält 167 Blätter mit 19 Zeilen auf der Seite. Die letzte Seite hat leider stark durch den
Gebrauch gelitten und lässt sich nicht vollständig entziffern. Das Datum scheint zu fehlen. Die sehr
alterthümliche Schrift macht es jedoch wahrscheinhch, dass das Manuscript etwa 300 — 400 Jahre alt ist.
Die Granthägras der einzelnen Prakäsas sind: Pr. I = 2000; Pr. II = 3500; Pr. III 3900; Pr. IV 2300;
Pr. V = 640; Pr. VI = 18; Pr. VII = 39; Pr. VIII = 149; Pr. IX = 21; Pr. X = 84; Pr. XI = 210;
Pr. Xn nicht lesbar. Es wird noch hinzugefügt, dass die Granthasamkhyä der letzten acht Prakäsas
1500 sei und die des Ganzen 12.000, was nicht ganz richtig sein kann. Alte Handschriften des Werkes
werden beschi-ieben in Dr. Peterson's First Report, App. 22, 57 und im Third Report, App. 14, 15, 74,
143, 176. Die älteste, Third Report, p. 74, stammt aus dem Jahre V. S. 1251 und ist somit zweiund-
zwanzig Jahre nach Hemachandra's Tode geschrieben.
81 Nach einem Manuscripte, welches mir kürzlich aus Bombay übersendet ist, besteht das Vitarä-
gastotra aus zwanzig ganz kurzen Abtheilungen, von denen jede den Namen stava oder prakdia führt:
1) Prastävanästavah, 8 slokas, beginnt:
Yah parätmd parark jyoiih, paramak parameskthindm |
ddityavarnaih tamasah purastdd ämananti yam || 1 1|
2) Sahajätisayastavah, 9 slokas, beginnt:
sri-Hemachandraprahhavdd Vüarägastavdd italj. \
Kumdrapdlahhüpdlah prdpnotu phalam ipsitam [| 1 1|
3) Karmakshayajätistaval?, 15 slokas.
4) Surakj-itätisayastavat, 14 slokas.
5) Prätihäryastavalj, 9 slokas.
6) Pratipakshaniräsastavah, 12 slokas.
7) Jagatkartriniräsastavat, 8 slokas.
8) Ekäntaniräsastavah, 12 älokas.
9) KaHstavah, 8 slokas.
10) Adbhutastavah, 8 41okas.
11) Mahitastavah, 8 slokas.
12) Vairägyastavah, 8 slokas.
13) Hetuniräsastavah, 8 Mokas.
14) Yogasiddhistavah, 8 Mokas.
15) Bhaktistavah, 8 slokas.
16) Atmagarhästavah, 9 ölokas.
17) Saranagamanastavalj, 8 älokas.
18) Kathoroktistavah, 10 Slokas.
19) Ajnästavah, 8 61okas.
20) Asistavah, 8 älokas, endigt:
tava preskyosmi ddsosmi sevakosmy asmi kimkarahi \
Om iti pvatipadyxsva ndtlia ndtali param bruve || 8 1|
Das Stotra ist ein kurzes poetisches Compendium der Jaina-Lehre und dürfte Hemachandra's erster
Versuch sein, Kumärapäla mit den Grundlehren des Jainismus bekannt zu machen.
254 ö- BüHLBR.
83 Indian Antiquary, vol. IV., p. 268—269.
83 Die Erziililiing vom Yukavihära findet sich im Prabandhachintämani p. 232, die von der Bestrafung
des Laksba im Prabhävakacliaritra XXII. 823 — 830. Kelhana von Nacjidüla ist eine geschichtliche Persön-
lichkeit und wird in einer Inschrift vom Jahre V. S. 1218 erwähnt, siehe oben S. 203. Die Erlassung des
Edictes der Amäri wird natürlich auch in allen Prabandhas erwähnt. Im Prabhävakacliaritra XXII. 691
hcisst es, dass es unter Trommelschall im ganzen Reiche verkündigt ward. Im Prabandhachintämani p. 211,
243 wird gesagt, dass das Ediet auf eine beschränkte Zeit, vierzehn Jahre erlassen wurde. Im Kumärapäla-
charita wird es p. 144, Z. 16, p. 152 S. erwähnt und werden viele Einzelheiten angegeben, welche die an-
geftihrten Berichte des Dvyäsraya und des Prabandhachintäma^ii wiederholen und erweitern.
84 Prabhävakacharitra XXII. 690 — 691; Kumärapälacharita p. 154.
85 Prabhävakacharitra XXII. 692 — 702; Prabandhachintämani p. 216 — 217; Kumärapälacharita
p. 205, wo auch eine Anekdote über einen bestimmten Fall erzählt wird; Kirtikaumudi II. 43 — 44. Das
Prabhävakacharitra bemerkt Vers 693 ausdrücklich, dass es die Kaufleute (vyavahärin) waren, deren
Vermögen confiscirt wurde, wenn sie ohne Söhne starben. Die eben erwähnte Stelle im AbhijSänaSä-
kuntala findet sich im sechsten Acte, p. 138 — 139, ed. Pischel.
86 Die sehr verderbten Verse, Pi-abhävakacharitra XXII. 603—609, beziehen sich auf den Kumära-
vihära. Eine zweite Stelle über die Bauten findet sich Vers 683 — 689, wo es heisst:
PräsädaUj saptahadaii cha yavdvanio (V) mahipatih |
dväInrhSatam vihdrdndm sdranydm niramdpayat || 683 1|
doau hibhrau dvau cha — ^ dvau raktotpalavarnakau \
dvaii nilau shodaidtha syuJi prdsdddh kanakaprahhdh \\6S4i\\
srirohiniS cha samavasaranam prahhupddukd |
a^okavitapi chaivaih dvdtrivüat sthdpitds tadd || 685 1|
chaturohhSatichaityeshu Snmanfa Rtshahhddayah |
Simandliarddydi chatvdro chaturshu nilayeshu »a/cAaJ |[ 686 1|
dvdtriihmtah pürushundm anyindsmdiiijarhhitam (?) |
vyajijüapat prahhor hhfipa[h] pürvavdhydnusdrafaJi \\ 687 ||
sa panchavhh&aüvdtdngidamdno Jine6varah \
himat-Tihimapdldkhye j)anchavimiatihastake ||688 1|
vihdresthdpyata irimdn Nemindihoparaiv api \
samastadeiasthdtieshu Jainachaitydny achikarat ||689||
Der Rath Hemachandra's, demzufolge Kumärapäla zweiunddreissig Tempel als Busse für die Sünden
seiner zweiunddreissig Zähne erbauen sollte, findet sich loc. cit., Vers 701. Drittens wird, Vers 722 — 726,
von einem Tempel in Satrufijaya berichtet, der 24 Hastas hoch war, und der, wie der Verfasser hinzu-
fügt, noch jetzt zu sehen ist.
Die vierte Stelle findet sich Vers 807—821:
Evaih kfitdrthayan. janma saptakshetryd dhanaiii vapan |
chakre Samprativaj Jainahhavanair manditdm mahim || 807 1|
in-Saldkdn}'i7idrh vylUarii svopajfiam prabhavonyadd \
vydchakhyur n^-ipater dharmasthirikaranahetave |j 808 ]!
&ri-Mahdviravj-ittaih cha vydkhydfafntah] aürayonyodd \
devddhidevasa7hya7h[ban]dhaih vydchakhyur hhilpateh pural} ||809||
yathd Prahhdvati devt hhüpdl- Odayanapriyd \
iri-Vefhakdvanipdlaputri tasyd yathd TJWJ-a ||810||
vdridhau dya[vyan]farah ka&chid ydnapdtrarh mahdlayam |
stamhhayitudipayatfch] ^rdddhasydrdhaih[cha] samputam dvidham \^%\\\^
Uebbr das Lkben des Jaina Mönches Hemachandra. 255
enarii devddhidevam jja upalaksharjitd jjyabhum |
sa prakdsayitdnya (^?) ity uktvdsau tirodadhe '\%i2\
pure Vitahhaye ydnaputre samghaiite yathd \
anyalr nodghdtifam devyd Vträkhydydfi [khyayd] prakdsitaJi[tam?] \\SIS\\
yathd Pradyotardjcisya hastmh sd pratlmd gatd \
ddsyd tafpratiblmham chn muktam pa&chdt pure ?/a^Aa || 814 j|
granthagaurablntyd cha td [na] tathd varnitd kathd \
h-i-Viracharitdddro[jjne]yd tasydfa srufisakautukaih ]|815||
shadhhih kidokam ||
tdiii srutvd bhüpatUi kalpahastdnnipunadhiradhnu (?) |
preshya Vitahhaye sna[sd]nyevi[chtjkhanattad bhuvani fcsÄa?irt< || 816 1|
rdjamandiram dlokya bhuvomuna[onta]s tetiharshitdh |
devatdvasarasthdnam prdpur himhaih tathdrhatah ||817j|
dnttam cha vibho rdjadJidnim atisayofsavaih |
sa praveiafm] dadhe tasya saudhadaivatamsmani '^^\%\\
prdsddah sphdtikas tatra tadyogyah prithivibhrltd |
prdrebhetha nishiddhai cha prabhubhir bhdvivedibhik \\S19\\
rdjaprdsddamadhye cha na hi devagufgrijham bhavet |
itthagdnyd[mdjndjm, anullahghya nyavartata tato »^•«pa/« ]| 820 1|
ekdtapatratdm Jainnidsanasya prakdsayat f yan] |
mithydtva^ailavajram sn-Hemachandraprabhur babhau ||821||
Dieselbe Geschichte wird erzählt im Kuraärapäiacharita p. 264 f.
87 Prabandhachintämani p. 216, 219, 231, 232, 238. Jinamandana wiederholt die Angaben seiner
Vorgänger und bringt nichts wesentlich Neues, ausser, dass er p. 282 die Zahl der von Kumärapäla
gemachten Restaurationen auf 16.000 bringt.
88 Der Minister Yasodhavala wird in der Unterschrift eines Manuscriptes der Kaipachiirni erwähnt,
Kielhorn, Report, App., p. 11. Von Yasodhavala, dem ParamärafUrsten von Chandrävati und Achalagadh,
erzählt Somesvara in der Pra.sasti (Kirtikaumudi App. A, p. 5 und 14, Vers 35), dass er mit Kumarapala
gegen Mälvä zog und den König ßalläla erschlug. Das Prabhavakacharitra weiss, dass er von Kuma-
rapala nach der Hinrichtung seines Onkels Vikramasiiiiha auf den Thron gesetzt wurde. Vikramasiiiiha
wird von Somesvara nicht erwähnt, dagegen im Dvyäärayamahäkävya genannt. Die Fürsten von Chandrävati
waren niclit sehr mächtig und im 12., sowie im 13. Jahrhunderte Vasallen der Chaulukyas. Es ist desshalb
gar nicht unwahrscheinlich, dass Yasodhavala eine Zeitlang Kumarapäla's Pradhan war. Ueber Kapardin
siehe z. B. Prabandhachintamarii p. 226 — 230; nach dem Prabandhakosha p. 102 war er im Paramära-Rajput.
89 Ich bin leider nicht im Stande, über den Umfang dieses Werkes ganz genaue Angaben zu
machen, da ich nur einige Abschnitte, das in Calcutta gedruckte Jainaramslyana , das von H. Jacobi in
der Bibliotheca Indica herausgegebene Parisish^aparvan und das JVIannscript der Royal Asiatic Society
welches das achte Parvan enthält, habe einsehen können. Die Handschrift des Deccan College, No. 47,
Coli, of 1874/75, in welcher Pai'vans I, II, IV fehlen, ist auf 715 Blättern, mit 15 Zeilen auf der Seite,
geschrieben. Der Cambay-Bhandar enthält Palrabiatt-Handschriften von Parvan I (Petersen , First Rep.,
p. 87), II (Peterson, First Rep., p. 19), III (Petersen, First Rep. A., p. 11, Third Rep. A., p. 124),
VII (Peterson, First Rep. A., p. 23, Third Rep. A., p. 145), VIII (Peterson, First Rep. A., p. 34, Third
Rep. A., p. 144), X (Peterson, First Rep. A., p. 35) und vom Parisishtaparvan (Peterson, First Rep.,
p. 35). Jinama^idana's Angabe findet sich im Kumärapälacharita p. 235, Z. It) und dürfte annähernd
richtig sein.
90 Ich fand dieses Werk (siehe Report on S. MSS. 1879 80, p. 2, 5) in einem Jlanuscripte auf,
wo es hinter dem Sanskrit-Dvyäsrayakavya steht. Ueber andere Handschriften siehe Peterson, Third Rep.,
256 ö. Bchler.
p. lil uud Kielliorn, Report for 1880 81, p. 77, No. 374. Es enthält sammt dem Commentare nur 950 Ölokas.
Citate daraus linden sich bei Jinaman(Jana, Kumärap&lacharita p. 194. Letztere sind die einzigen Theile
des Werkchens, die mir jetzt zugänglich sind.
91 Siehe Böhtlingk und Rieu, Abliidhänachintämani p. VII.
93 Die betreffenden Verse lauten nach meiner Abschrift aus No. 702 Deccan College Collection
1875 77:
iri-HemasürUishyena iriman-Mahendrasiirind |
hhakünishthena tikeyaih tannämnaiva pratishthüä \\ 1 1|
samyaktvajnänanidher gunair anavadher sn-Hemachandraprabhor
granthe vydkritikausa[sa]lam vyasanifnäm] kvdsmädfimm tddrisam \
vydkhydma snia tathdpi tarn j)unar idaih nd&charyam antarmanas
• tasydjasram sthitasya hi vayarh vydkhydm anubrümahe || 2 1|
Vergleiche auch Th. Zachariae, Beiträge zur indischen Lexicographie p. 75 ff. Ich glaube nicht,
dass Hemachandra den Anfang des Commentares selbst geschrieben hat, was Zachariae für möglich erklärt.
93 Handschriften dieses Werkes mit einem Commentare von Mallishena finden sich Deccan College
Collection 1872,73, Nos 195—196; 1873/74 No. 286; 1880/81 No. 413. Ich bin nicht im Stande, etwas
Näheres über das Werk zu sagen, da mir jetzt keine Copie desselben vorliegt.
94 lieber Rämachandra's Raghuviläpa siehe meinen Report on the Search for 8. ÄISS. 1874 75.
Eine Copie des Werkes findet sich in der Deccan College Collection 1875 77, No. 760. Das Colophon
des Nirbhayabhima ist in Peterson's First Report, App. I., p. 80 gegeben. Rämachandra scheint sich
(S. II) am Ende von Kumärapäla's Regierung in die Intriguen wegen der Thronfolge gemischt und gegen
dessen Neffen Ajayapäla gewirkt zu haben. Als Ajayapäla trotzdem auf den Thron kam, Hess er ihn,
wie Merutufiga (Prabandhachintamani p. 248) erzählt, auf einer Kupferplatte lebendig rösten. Yaäaschandra
wird erwähnt Prabhävakacharitra XXII. 746, Prabandhachintamani p. 206, p. 223, Kumärapälacharita
p. 188; Bälachandra und Gunachandra Kumärapälacharita p. 283, siehe auch oben S. 218. Im Brihajjnäna-
kosha zu Jesalmir finden sich Fragmente einer sri-lidmachandra-Gtmachandravirachitd svopajna-Dravydlavi-
kdrattkd. Hinter dem tiitiyonkaprakdsah steht das Datum Saiiivat 1202. Von Udayachandra erzählt
MerutuAga, Prabandhachintamani p. 230, eine Anekdote, welche möglicher Weise eine historische Grund-
lage haben kann. Einst, heisst es, las er in seines Lehrers Gegenwart dem Könige das Yogasästra vor.
Als er an den Vers, IH. 105
dantakeSanakhdsthitvagromndm grahanam dkare |
kam, wiederholte er die letzten Worte mehrmals. Hemachandra fragte ihn, ob irgend etwas im Manu-
scripte nicht in Ordnung sei. Er antwortete, dass es nach der Grammatik ° tvagromno heissen müsste,
da Aufzählungen von Thiergliedern im Dvandva die Singularendung bekämen. Da lobte ihn sein
Lehrer. Die Handscliriften haben an der betreffenden Stelle sämmtlich den Singular und der Commentar
verweist auf die Grammatik , nach welcher derselbe erforderlich ist. Ueber Udayachandra's Erklärung
von seines Lehrers Grammatik, siehe Note 34.
95 Der erste Vers findet sich Prabandhachintamani p. 216 — 217 und Prabhävakacharitra XXII. 701,
der zweite Prabandhachintamani p. 223 und Prabhävakacharitra XXII. 765, der dritte Prabandhachintä-
maiji p. 224 und Kumärapälacharita p. 188. Das Dancjaka wird Prabandhachintama^ii p. 238 erwähnt
und der Halbvers, welcher einen von dem Minister Kapardin begonnenen vollendet, p. 228. Die Beschreibung
der Art und Weise, wie Kumärapäla die zwölf Gelübde der Jainas erfüllte, findet sich Kumärapäla-
charita p. 187—213.
96 Prabandhako.sha p. 99 — 100: Kumdrapdlendmdrau prdrabdhdydm Asvmasudipakshah samdgdt \
devatdndm Kaiü/tiDaripramukhdndm atofcho 'ijtikair n]'ipo vljfiaptali \ deva sapfamydrh sapta satdni pamvalj,
sapfa mahishd ashiamydm ashta mahishd mhtau iatdni pa&avo navamydrh tu nava satdni pasavo nava mahishd
Uebek das Leben des Jaina Mönches Hbmachandra. 257
devibhyo rdjhä deyä bhavanti pürvapurusliakramdt \ räjd tad dkarnya sn-Hemdntikam agamat | kathitd sd
vdrttd I sriprabhvihih karna evam evam iiy uktain | rdjotthitah \ bhdshitäs te | deyam ddsydma ity uktvd chati-
kdkramena rdtrau devtsadane kshiptdh pasavah | tdlakdni dridlukritdni | upaveSitds teshu prabhütd dptardja-
putrdli I prdtar dyäto n]-ipendrah | udghdtitdni demsadanadvdrdni \ madhye drishtäh paAavo romanthdyamdnd
nirvdtasayydsusthdh \ bhiqidlo jagdda \ bho ackotikd ete pasavo maydbhümya [mtlbhyoJdatf.dll \ yady amübhyo-
rodhi[chi]sliyantaite taddgrasishyanta \ param nn grastds tasmdn[n]dmübhyo de[vibhya]h palam ruchitam \
hhavadbhya eva riochitam \ tasmdt tiishntm ddhvam nd[ham] jivdn ghdtaydmi | sthitds te vilakshdh 1 muktdi
rhhdgdli \ chhdgaviillyasamena tu dhanena devibhyo naivedydni ddpitdni ||
Jinamanclana's Version findet sich Kumäi-apälacharita p. 155 ff.
97 Prandhachintämani p. 233 und p. 234 — 35. Die beiden Erzählungen stehen in umgekehrter
Ordnung im Kumärapälacharita p. 190 und 191.
98 Prabhävakacharitra XXII. 703 ff.; Prabandhachintämaflii p. 237; Kumärapälacharita p. 246 f.
99 Prabandhachintämani p. 240; Prabandhahosha p. 112 ff.; Kumärapälacharita p. 268 ff.
100 Kumärapälacharita p. 267.
101 Prabhävakacharitra XXII. 731 ff.; Prabandhachintämani p. 223 f.; Kumärapälacharita p. 188 f.
103 Prabandhachintämani p. 243 f.; Prabandhakosha p. 100 f.; Kumärapälacharita p. 156 ff. und
p. 272 ff.
108 Die erste Erzählunjg tindet sich im Kumärapälacharita p. 213 f. Die zweite, welche p. 267 f. am
Ende des Werkes steht, steht in engem Zusammenhange mit der von K. Forbes, Ras Mala p. 155 f.,
mitgetheilten brahmanischen Sage über Saökarächärya und Hemächärya. Wahrscheinlich ist die letztere
nur eine Umbildung der Jaina-Legende im brahmanischen Sinne.
104 Prabhävakacharitra XXII. 710 ff. ; Kumärapälacharita p. 236 f. Mit den gewöhnlichen Palm-
bäumen werden die im westlichen Indien häufigen Phoenix sylvestris oder Kharjüra gemeint sein; mit
den Sritälas die in Gujarät seltenei-en Exemplare des Borassus flabelliformis.
105 Prabhävakacharitra XXII. 769 ff. Auch die übrigen Prabandhas behaupten, dass Kumärapäla
sein Reich dem Hemachandra schenkte. Der Anlass wird aber verschieden angegeben.
106 Kumärapälacharita p. 146.
107 Kumärapälacharita p. 211 — 223. Am Ende des Werkes p. 279 findet sich noch eine andere
Liste von Birudas, welche in vielen Punkten abweicht.
108 Prabhävakacharitra XXII. 850 f.; Prabandhachintämani p. 237 f.; Prabandhakosha p. 102 ff.
und p. 112; Kumärapälacharita p. 243 und p. 279.
109 Prabhävakacharitra XXII. 852—53; Prabandhachintämani p. 244 f.; Kumärapälacharita p, 286 ff.
Da Jinamandana's Bericht über Kumärapäla's Todesart möglicher Weise historische Elemente enthält, so
mag derselbe in extenso gegeben werden. Derselbe lautet (p. 284 f.) folgendermassen :
Tatah Mguruvirahdtwo rdjd yävad dnukitrarh Pratdpamallam rdjye nivesayati tdvat kirhchid oikp,ta-
rdjavargabhedo-(A)jayapdlo bhrdtrivyali h-i-Kumdrapdladevasya visham addt \ tena vidhuritagdtro rdjd jüdta-
tatprapanchah svarh vishdpahdrasuktikdm ko^asthdm sigliram dnayuteti nijdptapurushdn ddideM | te cha tdih
purdpy AjayapdlagriMtdm jndtvd tüshnhii sthitdh \ atrdntare vydkule samastardjaloke vishd[paj hdre[ra]Sukter
andga[via]ha[he]fu'm jndtvd kopi papdtha \ ity dkaniya ydta[va]d rdjfd] vimfUati tdvat
kopi dsannasthah. \ kintakfltyosi bhüpdla kalikdlepi bhütale \ dmantrayati tena tvdih Sd vidhi/j, | dvayor
Inkshaih laksharh dattvd &iprdndgamahetum jndtvd |
arthibhyah kanakasya dipakapiid vUrdnitdh kotayo
vddesku jjrativddindm pratihatdh k'tstrdrthagarbhd girah \
Denkiohriften der pbil.-hist. Cl. XXXVII. Üi. 33
258 Cf. BCULER. Ubber das Lebbn ües Jaina Mönches Hemachandra.
titräna [uttihui ?] pratiropitair nripatibhi/i säruir iva kn4itam
kartavyaih kfitam arthanä yadi vidhes tatrdpi sajjd vayani\\
ity udirya (hiitidhärndhanihh kj-itvd grihitdnaiano varsha 30 mdsa 8 divasdn 27 vdjyam kritvd kiitdrfhikj-ita-
purushdHhah
narvajiiuik liridi samumaran gunim api ir'i-Hemacliundraprublmm
dharinam fadgaditai'n chu kalmaishaimishlpfakshdlandpushkalam \
vyomdqnyaryama 1280 vatsare visa[sha]laharyutsarpimürclikdhharo
mpitvdvdpa Kumdrapdlanyipatih na thya[vya]ntarddhUatdni ||
Die ausgelassene Zeile enthält einen hoffnungslos verderbten Prakrit Vers.
Verbesserungen und Xachträj^e :
3G statt Mohaparäjaya lius Mohurü.jajjaräjaya.
50 Jahre lies 30 Jahre.
Chänyadeva lies Chängadeva.
Raivatavat&ra lies Raivatävatära.
den zur Feier lies zur Feier.
Kalyäna lies Kalyäna.
Versen lies Stavas.
Pänduranga lies Pänduranya.
fasst lies fast,
yehaltenen lies gehaltene.
Note 15 lies Note 14.
POliini habe lies die Eltern hätten,
mantrisry lies mantrisry.
Die citirte Ausgabe von K. Forbcs Käs Mala ist die zweite, Bombay 1878, orsohioiiuiie.
172,
Z.
3G
173,
n
5
175,
r
18
179,
„
30
184,
„
2
194,
u
12
196,
„
27
205,
„
02
208,
„
31
217,
»
21
224,
r
16
224,
„
16
•225,
„
11
Zweite AbtheilTing".
Abhandlungen von Nicht -Mitgliedern.
EPIGRAPHISCHE DENKMALER
AUS
ARABIEN.
(KACH ABKLATSCHEN UND COPIEEN DES HERRN PROFESSOR D"- JULIUS EUTING IN STRASSBURG.)
VON
. D^ D. H. MÜLLER,
PROFESSOR AM DER UNIVERSITÄT WIEN.
(MIT 12 TAFELN.)
VORGELEGT IN DEK SITZUNG AM 9. MAI 1888.
Einleitung.
Vor mehr als drei Jaliren hatte ich die Ehre der kais. Akademie eine Mittheihing
über das von Prof. JuUus Euting ans Arabien mitgebrachte epigraphische Material zu
machen und die Vorlage einer Bearbeitung desselben in Aussicht zu stellen.' Die Bearbeitung
dieses Materials musste leider durch Verhältnisse sachlicher imd persönlicher Natur länger
hinausgeschoben werden, als es mir im Interesse der Wissenschaft lieb war. Ich darf aber
%aelleicht die Ueberzeugung aussprechen, dass das Werk der Entzifferung dadurch an Sicher-
heit und Vertiefung gCAvounen hat. Indem ich jetzt der kais. Akademie den wichtigeren,
wenn auch der Zahl nach weitaus geringeren Theil dieser Inschriften mit Übersetzung und
Commentar unterbreite , halte ich es für nothwendig , hier über die mir vorliegenden , in
jeder Beziehung bedeutsamen und werthvollen Denkmäler Rechenschaft zu geben. Ich hatte
schon in meinen^ ersten Berichte erwähnt, dass mir von Prof. Euting sechzig Abklatsche von
Inschriften aus el-'Ola übergeben worden sind und dabei bemerkt, dass diese Inschriften in
zwei verschiedenen Schriften und Sprachen abgefasst sind; ausserdem dass mir Professor
Euting die Übergabe der Copieen von vielen Hunderten kleiner Inschriften, die er auf
seiner Reise gesammelt hatte, zugesagt habe. Um einen Einblick in die geographischen
und Volksverhältnisse dieser Gegend zu gemnnen, hielt ich es für nöthig, eine Reise nach
Strassburg zu imternehmen , wo ich durch die Güte Euting's Gelegenheit hatte , die Tage-
bücher dessell)en durchzulesen und zu studiren. Dort, wo das geschriebene Wort und das
gezeichnete Bild nicht ausreichten, griff Euting durch seine so lebendige und klare Schil-
derung ein. Nachdem ich also vorbereitet an die Entzifferung der Inschriften heranzutreten
entschlossen war, unterzog sich Euting der grossen Mühe und fertigte mit der ihm eigen-
' Vgl. den Anzeiger der plulosopliisch-historischen Classe vom 17. December 1884, Nr. XXVIII.
Denkschriften der pbil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Alihandl. Ton Nichtmitgliedem.
2 D. H. Müller.
thüinlichen Genauigkoit und Meisterschaft von allen auf der Reise gesammelten Inschriften
— mit Ausschluss der grossen nabatäischen — die in den Tagebüchern zerstreut waren,
sorgtstltige Copieen an, und so ist ein kleines ,Liber inscriptionum proto-arabicarum, sabaearum,
minaicarum, thanuldicarmn etc.' entstanden, welches auf 85 Blättern mehr denn 900 Inschriften
in verschiedenen Alphabeten und Dialecten, viele Zeichnungen von Thieren, die in die Felsen
gemeisselt sind, Ansichten der durchforschten Gegenden, tJbersichtskarten und architectonische
Omaniente etc. enthält.
Obgleich die vorliegende Arbeit sich lediglich die Publication der in el-'Ola und Um-
gegend gesammelten Inschriften zur Aufgabe stellt und über die durch den ganzen nord-
westlichen Theil der Halbinsel zerstreuten kleinen Inschriften zunächst nur einige orientirende
Bemerkungen gegeben werden sollen, scheint es mir dennoch nöthig eine üebersicht aller iii
dem ,Liber inscriptionum' verzeichneten Denkmäler nach ihren Fundorten weiter unten zu
geben,' wobei ausdi*ücklich hinzugeftigt werden möge, dass die grossen minäischen und lihjä-
nischen, von denen Abklatsche vorliegen, Avie nicht minder die kleinen nabatäischen und ara-
mäischen nicht mitgezählt worden sind.
Die 900 Inschriften zerfallen der Schrift und Sprache nach in drei Gattungen, von
denen die zwei ersten grösstentheils in el-'Öla, el-Higr und Umgegend sich finden, während
sie in den übrigen Fundstätten nm- sehr selten vorkommen. Die dritte Gattung ist, wie
man aus der Übersiclit ersieht, weit verbreitet, und -\vird sich uacli festgestellter Entzifferung
in mehrere Unterabtheilungen zerlegen lassen. Für jetzt genügt es, zu sagen, dass man in
diesen Gnippen zunächst die vertical- und horizontallaufenden Inschriften unterscheiden nuiss,
die auch in Bezug auf Alter und Schrift von einander abweichen.
Bei der Entzifferung ist der Weg vorgezeichnet gewesen. Man musste bei diesen der
Schrift und Sprache nach verschiedenen aber doch mit einander eng verwandten Inschriften
mit dem Sicheren und Bekannten beginnen und zur Erforschung des Unsicheren und noch
nicht Bekannten fortschreiten. Denselben Weg werde ich jetzt bei der Beschreibung dieser
Denkmäler einhalten. Ich beginne daher mit der bekanntesten Gattung, der sabäischen,
oder, genauer gesagt, der minäischen, von der in dieser Abhandlung 25 grössere In-
schriften nach Abklatschen und etwa 50 kleinere nach Copieen veröffentlicht werden. Wie
ich schon früher hervorgehoben habe, rühren diese Denkmäler nicht von vorüberziehenden
Caravanen her, sondern von einer durch Jahrhunderte hier ansässigen Colonie aus Ma'in.
Es ist sehr zu bedauern, dass von den grossen Inschriften nicht eine einzige ganz erhalten
blieb und wir nur Fragmente überkommen haben. Eine grosse, ganze Inschrift wäre für
die Entzifferung von unschätzbarem Werthe gewesen, weil dann durch Vergleichung die ver-
stümmelten Stellen und die dunklen, diesen Inschriften allein eigenthümlichen Phrasen leicht
hätten hergestellt und erklärt werden können.
Da.s vorhandene Material reicht aber vollkommen aus, um daraus den Schluss zu ziehen,
dass die Inschriften von einer in jener Gegend ansässigen minäischen Colonie gesetzt worden sind.
Die Sprache flieser Inschriften ist, wie die dialectische Eigenthümlichkeit evident dar-
thut, unzweifelhaft minäisch. Die Stifter dieser Denkmäler rufen 'Attar, Wadd und Nakrah,
die Gottheiten von Ma'in, an; sie erbauen Thürme und Plattformen zu Befestigungs- und
sacralen Zwecken, ganz Avie in Ma'in; sie erwähnen mehrere Könige, die schon aus den
Inschriften von Ma hi bekannt sind. Dies alles sind Thatsachen, die unwiderleglich beweisen.
' Vgl. die Übersicht, .S. 7 und dazu die Reiseroute auf Tafel XI.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 3
dass die Denkmäler von einer durch Jahrhunderte sesshaften Bevölkerung stammen. Wir
sind sogar in der Lage, den Beweis zu führen, dass die minäische Colonie in el-'üla min-
destens während der Regierungszeit von neun minäischen Königen bestanden hat. In einer
Inschrift von el-'Öla* wird nämlich der König IljalV JaSür (der vorletzte der ersten Gruppe
minäischer Könige)^ in einer andern' Abftkarib Jati', Sohn des Waqahil Sadlq (der
siebente König der zweiten Gruppe) erwähnt. Da die zweite Gruppe erwiesenermassen nach
der ersten regiert hat, so ist der Schluss gesichert, dass die Colonie während der Regierung
dieser neun Könige (also etwa 180 Jahre) geblüht hat.
Das Alter dieser Inschriften genau zu bestimmen ist nicht möglich, man darf aber ver-
muthen, dass sie etwas jünger als die älteren sabäischen Inschriften, also etwa in die Zeit
nach Sargon zu setzen sind.
Wir wissen, dass die Königin Samsi von Arabien (Sa-am-si sar-i'at mat A-ri-hi) und Jatamar
Sabal an Sargon nach dessen Siege über Hanno , den König von Ghazza , Tribut gezahlt
haben. Der Umstand, dass in el-'Öla nur minäische und keine eigentlich sabäische Inschriften
gefunden wurden, während in der Sargoninschrift der König der Sabäer Jatamar aber kein
Minäer envähnt wird, macht es wahrscheinlich, dass zur Zeit Sargon's die Minäer noch nicht
soweit nördlich vorgedrungen waren, es sei denn, sie standen den fremden Mächten gegen-
über unter dem Scliutze des Sabäerkönigs. Die Königin Samsi wird auch schon auf In-
schriften des Vorgängers Sargous, auf Inschriften Tiglat-Pilesers IL als tributäre Fiu-stin ge-
nannt. Ihre Regierungszeit fällt also in die letzten Jahre Tiglat-Pileser's und die ersten Jahre
Sax-gon's. In den Annalen des Ersteren zum Jahre acht (738 v. Chr.) wird auch Zabibi, die
Königin von Arabien (Za-hi-hi sar-rat mat A-ri-hi) neben dem König Menahem von Samaria
und Resin von Damascus angeführt. Diese Königin war also die luimittelbare Vorgängerin
der Samsi. Es ist wohl der Schluss gestattet, dass zu jener Zeit in einem nordarabischen
Gemeinwesen Frauen die Herrschaft gefuhrt haben. Nun findet sich in der minäischen In-
sclirift von el-Higr (XXVII, 5) die Stelle :
,Adab[i] die Königin dieser Stadt'
wodurch die Existenz einer weiblichen Herrscherin in jener Gegend gesichert erscheint.
Man darf daraus vielleicht folgern, dass die Zeit der Inschriften nicht sehr weitab liegt von
der Zeit Sargon's, da vms sonst nirgends weibliche Regentinnen in dauernder Aufeinander-
folge ül>erliefert worden sind. Das ist leider Alles, was man vorderhand für die Bestimmung
des Alters dieser Colonie beibringen kann.*
Was den Inhalt der Inschi-iften betrifft, so sind sie grossentheils Bau- und Weihinschriften,
die im Style sich den minäischen Denkmälern anschliessen, aber auch neue, nur diesen In-
schriften eigenthümliche und daher sclnver zu erklärende Wendungen aufweisen.
In einzelnen Wörtern und Eigennamen glaube ich auch nordsemitischen Einfluss und
nordsemitische Entlehnmigen zu erkennen.^ Daneben kommen auch dialectischc Abweichungen
vor, die gehörigen Ortes erwähnt werden sollen. Es sei auch ausdrücklich hervorgehoben.
1 Vgl. V, 4 und XXII, I. 2 Vgl. Burgen und Schlösser II, S. 67 (Sitzungsberichte, Bd. XCVII). ' Vgl. Nr. XI, 7.
* Icli darf nicht verschweigen, dass in der Inschrift XXIV, 8 der Name f ^^^ (also Samsi oder Samsaj) zu stehen scheint.
Der Zusammenhang ist leider dunkel, das dritte Zeichen auch nicht ganz sicher, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass
hier eine Erwähnung der in den assyrischen Inschriften gedachten KOnigin Samsi vorliegt.
!• Vgl. z. B, das Wort ^n-h'M (IV, 5).
a*
4 D. H. Müller.
dass die kleineren Inschriften auch von vorüberziehenden Caravanen herrühren können.
Unter diesen findet sich eine, wo ein Mann sich ausdrückhch als Thlli^ ,Sabäer' bezeichnet.^
Es scheint auch , dass Nordaraber sich ebenfalls dieser Schrift bedient haben , um ihre
Namen im Felsen zu verewigen; denn nur so erkläre ich mir das Vorkommen einiger sonst
nxur im Nordarabischen nachweisbarer Eigennamen. Freilich muss man bei solch' feineu
Unterscheidungen mit iiusserster Vorsicht zu Werke gehen, da man leicht blosse Zufällig-
keiten für dialectische Eigenarten erklären kann.
Von ganz besonderem Werthe ist die zweite Gattung der Inschriften, die in el-'Öla in
grosser Anzahl vorkommen und die ich die Lihjfinischen nenne. Sie sind historisch, sprach-
lich und grapliisch gleich mchtig.^ Eine Prüfung der Schrift dieser Denkmäler hat ergeben,
dass sie ein Mittelglied bildet z-\^äschen dem altphönikischen und dem sabäischen Alphabete.
Der ganze Schriftcharakter zeigt schon die regelmässigen, ja fast geometrischen Formen des
sabäischen Alphabets. Die meisten Zeichen sind ihrer Grundform nach mit den sabäischen
ganz identisch, einige wenige zeigen jedoch leichte Veränderungen, die sich fast alle
älter erweisen, als die entsprechenden sabäischen Formen. Besonders merk^^ürdig ist es, die
Versuche zu beobachten , wae die südsemitischen Alphabete graphische Ausdrücke für die
den Südsemiten allein eigenthümlichen Laute bildeten. In einem A])sclmitt über die Schrift der
lihjanischen Inschriften, der weiter unten folgt, werde ich im Einzelnen die hier aufgestellten
Behauptungen begründen und die Folgerungen für die Geschichte der semitischen Schrift
ziehen. Hier sei nur noch kurz erwähnt, dass eine lihjänische Inschrift sich auf einem
babylonischen Cylinder findet, der nach der Meinung der besten Autoritäten aus dem Jahre
1000 V. Chr. stammt. Man hat bis jetzt die Inschrift irrthümlich für sabäisch gehalten.
Die Thatsache selbst, dass in dieser Gegend lange vor Christi Geburt eine arabische Schrift
vorhanden war, ist von eminenter Bedeutung, wenn man, wie schon Renan bemerkt hat,
bedenkt, dass vor kaum 70 Jahren ein so hervorragender Gelehrter, wie Silv. de Sacy, eine
Abhandhmg veröffentlichte, worin er zu beweisen sucht, dass die Araber vor Muhammed
überhaupt nicht schreiben konnten.
In sprachlicher Beziehung erweist sich dieser Dialect, sowohl was das Lautliche als
die Formenbildung betrifft, als ein südsemitischer und zwar nordarabischer Dialect, wenn
er sich auch von dem uns bekannten classischen Nordarabisch in einigen Punkten unterscheidet.
Die wesentlichen Merkmale des Sabäischen und Minäischen, die Mimation und der Status de-
monstrativus oder der nachgesetzte Artikel n fehlen hier, dafür wird ein Artikel ha vorgesetzt.
Das Vorkommen dieses Artikels, sowie eine andere grammatische Erscheinung, die Bildung
des Participiums der VII. Form ohne praefigirtes m (also Jl*äj für Ji.*ää>c) gestatten nicht den
Schluss, dass luer ein von nordsemitischen Sprachelementen beeinflusster Dialect vorliege,
vielmehr ist die Anwendung des Artikels in den semitischen Sprachen so spät durchgedrungen,
dass jede Sprache hierin einen eigenen Weg eingeschlagen hat, und es ist nur blosser Zu-
fall, dass hier wie im Hebräischen das demonstrative ha als Artikel gebraucht wird. Das
Gleiche ist der Fall mit dem Participium des Niph'al. In einem Abschnitt über die Sprache
der lihjanischen Inschriften habe ich versucht, einen kurzen grammatischen Abriss dieses Dia-
lectes zu geben. Es ist aber ein ftir die Sprachgeschichte hochwichtiges Factum aus diesen
« Vgl. Eating 383 = 496: ? h Fl f^ I HY I ^fM-
5 Der erste Versuch einer Entzifferung dieser Inschriften wurde auf Grund der Doughty'schen Copioen von dem scharfsin-
nigen Forscher Joseph HalÄvy gemacht, der in der Kevue des Etudes juives 1884 einige Inschriften transscribirte und
Übersetzte. Ich theile seine Transscription und Uebersotzung im Commentare vollständig mit.
Epigraphische Denkmäler aos Arabien. 5
Inschriften erwachsen : Die Existenz einer nordarabischen Schriftsprache 1000 oder
1200 Jahre vor Muhammed.
Nachdem Schrift und Sprache dieser Denkmäler erkannt sind, so tritt uns die Frage
entgegen: Wer war das Volk, von dem diese Inschriften herrühren? Man hat in erster Reihe
mit Recht an die Thamüdäer gedacht. Der Name der Thamüd findet sich schon auf einer
Liste der von Sargon unterworfenen Stämme Arabiens aus dem Jahre 715 v. Chr/ Auch die
classischen Schriftsteller Agatharchides, Diodor, Plinius und Ptolemäus kennen die Thamüdäer
und erwähnen sie als Grenzuachbarn der Nabatäer. Noch hundert Jahre vor dem Aiiftreten
des Islam werden thamüdäische Reiter im römischen Heere erwähnt. Zur Zeit Muhammed's
waren die Thamüdäer vom Schauplatze der Geschichte verschwunden, und die koränische Sage
lässt sie in den Madäin-Sälih schmählich zu Grunde gehen. Die Thamüd haben also nach-
gewiesenermassen in dieser Gegend nahezu zwölf Jahrhunderte gehaust und man darf mit
Fug- und Recht die Thamüd oder ihnen verwandte Stämme als die Urheber dieser Inschriften
bezeichnen. Leider kommt der Name der Thamüd in den Inschnften nicht vor.^ Dagegen
nennt sich das Volk, welches die Denkmäler errichtet hat, selbst j'Tl'? = Li hj an. Der Name
Lihjän kann eine Unterabtheilung der Thamüd bezeichnen, die vielleicht eine Zeit lang die
Hegemonie im Lande führte. Es ist auch möglich, dass der Name Thamüd ihnen von ihren
Nachbarn beigelegt worden war, wie ja oft Völker anders genannt werden und sich selbst
anders nennen. Das steht fest : Das Volk selbst nennt sich Lihjan und seine Könige nannten
sich ,die Könige von Lihjän', wesswegen ich mich für berechtigt halte, den Namen Lihjän
in die Wissenschaft einzuführen.
Die Könige der Lihjän, nach denen die Inschriften datirt werden, sind folgende:
Talmi, Sohn des Hanu'äs (4, 5);
Talmi, Sohn des Laudän, König der Lihjän (8, 5);
Tahmi, Sohn des Hanu'äs (9, 3);
Hanu'äs, Sohn des Talmi, König der Lihjän (25, 5/7).
Über diese Dynastie ist uns sonst keine Nachricht erhalten und nur die Zukunft kann uns
durch neue Ausgrabungen Aufschlüsse bringen. Es scheint mir aber sicher zu sein, dass es
eine nordarabische Dynastie war. Dafür sprechen die Namen. An eine Vergleichung des
n. pr. Ptolemäus zur Erklärung des Namens ''übn ist nicht zu denken.
Über den Cultus dieses Volkes lässt sich aus den Inschriften nur sehr wenig Sicheres
zusammenstellen. Die gemeinsemitischen Wörter für Gott hn und nbx finden sich in lihja-
nischen Eigennamen, ebenso die rhu (= c.)^JI?). Ausserdem ist in einer Inschrift (22, 2) die
Rede von den Statuen und Göttern Nasr ...(.. "1D3 nnnnSs), daneben werden die Götter Wadd
und Jagüth (beide in Eigennamen) nachgewiesen werden können, also dieselben Gottheiten,
welche der Koran, Surah 71, V. 21 ei-wähnt. Auch eine Gottheit Jaqin scheint dieses Volk
verehrt zu haben. Allerdings kommt auch Ba'al (im Eigennamen h'l!'2ir\'i 35, 1) vor, es ist
aber wahrscheinlich der Name eines Phönikiers.^
Über die Abkunft der Thamüd haben die arabischen Genealogen die Behauptung auf-
gestellt, sie wären sabäische oder südarabische Einwanderer gewesen. Die Ähnlichkeit der
Schrift, wie die Nähe der sabäischen Colonie mögen zu dieser Annahme Veranlassmig gegeben
1 I. E. 36, Z. 20 und Botta 7,ö, 3.
2 Vgl. jedoch Eutiug 008 g^l>| (= >5^J?) und Doughty, PI. XXII, Fol. 41, Nr. 14 >|wgV = -\ünn.
ä ijber die wahrscheinliche Erwähnung einer offenbarten Religion und die Berührung mit dem Judenthume wird weiter
unten (zu Nr. 21 und 23) gesprochen werden.
6 D. H. Müller.
haben. Wir werden aber sehen, dass die Lihjan nicht den Sabäern die Schrift entlehnt haben,
sondern das Gegentheil ist der Fall: Das phönikische Alphabet ist durch Vermittlung- der
Lihjäu oder verwandter Stumme nach Sttdarabieu gekommen. Die Sprache ist ebenfalls nord-
arabisch. Wir sind daher (vorausgesetzt, dass Lihjan und Thanutd identisch sind) Ijerechtigt,
gegen die arabische Tradition die Thamful als alte nordarabische Stämme zu betrachten,
denen die Nabatäer die Herrschaft über jene Gegenden streitig gemacht haben.
Fragen wir nach dem Alter dieser Insclu-iften, so können wir nur mit Sicherheit be-
haupten, dass sie älter sind, als die nabatäischen Inschriften in Arabien, in denen wir Lehn-
wörter aus dem lihjAnischen Dialect nachzmveisen im Stande sind.' Die Alterthümlichkeit der
Sprache, die Thatsaclie, dass lihjanische Schriftzeichen schon axif einem babylonischen Cy-
linder aus dem Jalu-e 1000 v. Chr. vorkommen, sowie die Berührungen mit den Inschriften
der minäischen Colonie* legen die Vermuthung nahe, dass diese Denkmäler spätestens aus
dem iiinften oder sechsten Jalirhundert v. Chr. stammen.
Die dritte Gattimg der Inschriften, die nur in Copieen Euting's (und zum Theil auch
Huber's und Doughty's) vorliegen und die ich vorderhand die protoarabischen nennen
werde, sind sehr verbreitet und erreichen die Zahl von 750 Nummern. Eine genaue WUr-
digimg derselben wird erst nach vollständiger Entzifferung und Pul)lication stattfinden können.
F.ä möge mir aber schon jetzt gestattet sein zu bemerken, dass diese Inschriften zur Er-
kenntniss der Entwicklungsgeschichte der südsemitischen Schrift sehr Wesentliches beitragen
werden. Neben den liorizontal laufenden Inschriften finden sich darunter sehr viele Inschriften
mit verticaler Richtung. Durch die verschiedene Art der Schriftrichtung erklärt sich leicht,
wie gewisse sabäische Formen aus den phönikischen hervorgegangen sind. Audi scheinen
einzelne Zeichen dieser Alphabete dem Sabäischen noch näher zu stehen, als die entspre-
chenden Zeichen der lilijänischen Denkmäler. Der Sprache nach gehören sie wohl demselben
oder einem sehr verwandten Dialecte an, wie die lilijänischen. Besonders ist die Existenz
des Artikels ha hervorzuheben. Joseph Hal^vy hat nach den Copieen Doughty's vier In-
sclxriften dieser Gattung transscribirt und übersetzt. Ich kann ihm nicht in Allem lieistimmen,
muss aber den Scharfsinn be^^^lndern, der auf Grund so weniger Inschriften so glückliche
Entzifferungsversuche gemacht hat. *
Nach diesen einleitenden Bemerkungen lasse ich eine Übersicht der Inschriften und
eine Beschreibung el-'Öla's aus der Feder des Professors Euting folgen, welche den Leser
tlber die Fundorte der Inschriften orientiren werden. Ich widme hierauf einen Abschnitt der
Sprache und einen weiteren der Schrift der Lihjän'schen Denkmäler um dann an die Er-
klärung der Inschriften selbst heranzutreten.
Ein sabäisches und möglichst vollständiges lihjänisches Wörterverzeichniss und ein Sach-
register schliessen diese Abhandlung.
Von den zwölf Ijeigegebenen Tafeln enthalten Tafel 1 — 5 die Reproductioiieu der
Abklatsche auf photo-mechanischem Wege ohne jede Beihülfe eines Zeichners oder einer
Retouclie, so dass man auch ihnen die Worte vorsetzen kann: ,Sol ipse solus, chemia la-
lioris participe, imagines pingit'. Die Tafeln 6 — 12 sind nach Professor Euting's Zeichnungen
photo-lithographisch abgebildet \\orden.
' So z. B. die häu6g in den nabatäischen Inschriften vorkommenden Wörter K"IB3 und piSK.
' Hierzu rechne ich die gleichen Fundstätten und die Entlehnungen aus dem Minäischen, so das Wort nnss = minäisch
HXOfl (^8' 2 und 67, 2) und die Eigennamen yniöy = oX)^<D und pbs = HY1°-
Epigraphischb Denkmäler aus Arabien. 7
Übersicht der Inschriften.
N° der Inschriften Fundstätte Datum
1. i_20 Twer in der Oase Gjof (o^l ^ ^^) .... 11. October 1883
2. 21—98 Gjobbeh (^L) 18. „ „
3. 99 — 132 Asaba' el-Gildijje (sjJJJ.! ^'^^) H- November „
4. 133—142 El-Gildijje (xljdil) 12. November „
5. 143—175 Saib Buäb (^^^ ^^*^) 12. „ „
6. 176 — 214 Beim Brunnen KMsareli (5j..«=Li».) in den Rumai-
minät (cjLäa^ajn) 15. „ „
7. 215—225 Salitse oder Sa'like (xXAx^) 16. „ „
8. 226—235 Gebel es-Serra (.yjt Ju.=.) 27.-28. Januar 1884
9. 236—239 Am Belüm (,w^0 im G. Misma' ([♦«uo Ju=.) . . 6. Februar „
10. 240—288 Im Alai (^Ül) des G. Misma 6. und 7. Februar „
11. 289—301 Am Radir (^tU) des 'Erqüb (o^^*Jl) 7. Februar „
12. 302—311 Am Nadim el-'Erqüb (v^-^»^l ^i) 8. „ „
13. 312—326 Am'Erqftb 8. „ „
14. 327—335 Am Felsen Rükham (^j) .10. „ „
15. 336—339 Qänn-ali (s^^äJI) 10. „ „
16. 304—500 Mahaggeh (ji^) 10. und 11. Febr. „
17. 501—651 Laqat (iaÄJ) . 12. Februar „
18. 652—680 Landschaft Kholeh (xj^) in Kebad oder Akbäd,
(sprich Tsebad oder Atsbad o\~S oder oLi'l) . 13.
19. 681—682 Teimä, Mantar bani 'Atijjeh (xlk* ^ JäJuc) . . 21.
20. 683—684 Teimä, Tebük, Feldhügel im Süden 28.
21. 686 — 687 Eine Tagreise nördlich am Berge Farwa (s^vi) . 5. März
22. 688 — 690 Zwei Stunden westlich von Teimä am sogenannten
Kser (»juais) 6- ;?
23. 691 Teimä, im Kasr ed-däir ^- »
24. 692—718 Teimä, Rar el-Hamäm (j.Uil J^) V/, St. nordöstl. 8. „
25. 719 — 754 Auf dem Weg von Teimä nach el-Hegr im Dirs
(uii^^l) 14. „
26. 755—769 El-Hadab {^^\) 15. „
27. 770—792 El-Higr (^1) 25. „
28. 793—899 P:i-*Öla (^^i.l|) in el-Khreibeli (^aj^I) 27. „
29. 900—903 P:i-'Öla (in der Stadt) 24. „
n
T^
)?
D. H. Müller.
El-'Öla, beschrieben von Julius Euting.
Parallel mit dem syrischen Derb el-hagg, d. li. der Pilgerstrasse nach Mecca — auf
seiner westlichen Seite — läuft von Tebük bis el-Higr (oder Madä'in Sälili) der zusammen-
hangende Gebirgszug der Harrat el-'awerid (.jöoyiJI sZä-), auf dessen nördlichen Gipfeln
Läjeh. Wutar, Scheiban, ich im Anfang Mäi-z 1883 noch zusammenhängende Schneefelder
gesehen habe. Der Gebirgszug, im nördlichen Tlieil gipfelig gegliedert, ninnnt gegen Süden
tafelförmige Gestalt an, besteht im Norden aus Granit und Gneis, aus welchen vulkanische
Kegel herausragen, gegen Süden aber aus buntem Sandstein; er scheint jedoch auf der
ganzen Ausdehnung mit vulkanischem Auswurf überstreut. Der Sandstein, welcher in der
Umgebung von el-Higr durchweg weisse Schichten zeigt, geht bei der Annäherung an el-
'01a in eine kräftig - rothe Färbimg über; und Avährend bei el-Higr die Felsen in ab-
getrennte Gruppen oder freistehende, stumjjfe Kegel zerfallen, zeigt der rothe Sandstein bei
el-'Öla geschlossene, fast senkrecht abgeschnittene Wände, zwischen denen nur selten eine
tiefere Spalte sich hinzieht.
Die Stadt el-'Ola (JkAjl),' ehemals die nördlichste Grenzfactorei der Sabäer, welche von
hier ab ihre Waaren an die Caravanen der Nabatäer abgaben, ist eine reiche Fundstätte
protoarabischer (sabäischer, minäischer, thamüdäischer?) Inschriften.^ Die Ansiedlung liegt
in einer tiefen, so ziemlich von Nord nach Süd laufenden, kaum eine halbe Stunde breiten
Schlucht (siehe den Plan, Taf. XI), zwischen 2—300 Meter hohen Felswänden eingeschlossen,
ist ganz von Mauern mngeben, welche zugleich die Palmen mit ihren reichen Quellen um-
fassen. Das Klima ist heiss und fieberreich; Eisbildung ist hier selbst in den strengsten
Wintern unbekannt. Dagegen ist der Boden an Wasser sehr ergiebig, und hat darum schon
früh eine feste Ansiedelung begünstigt. Die eine der sieben (oder acht) Quellen zeigte 27'5'' C.
Wärme und enthielt kleine, spiralförmig zugespitzte Muscheln, welche ich auch in dem Brunn-
quell (el-Haddäg _ljL^|) zu Teimä beobachtet hatte. Aus der Mitte der Häuser stösst ein
steiler Fels heraus, der Umm Nasir, welcher die Ruinen eines Castells^ trägt. Die Gassen
der Stadt sind sehr eng, oft überbaut, durchweg schmutzig, unglaublich staubreich, und mit
einem berüchtigten Fliegenreichthum gesegnet. Die Häuser sind meist zweistöckig; ausser-
dem werden häufig auch die Dächer als drittes Stockwerk zum Aufenthalt benützt, und es
wäre ein Leichtes (wird auch von Dieben so practicirt), von einem Ende der Stadt zum
andern über die Dächer seinen Weg zu nehmen. Wenn man aus dem Innern von Arabien
kommt, fallen einem, im Gegensatz zum Lehmziegelbau, die regelmässigen rotlien Sandstein-
quadern und die hohe Bauart der Häuser auf, Avas sicherlich auf alten Eiufluss oder alte
Erbschaft aus Südarabien zurückzuführen ist. Alle die Inschriften, welche hier unten als aus
el-'Ola stammend a»ifg(;f(l]n-t werden, befinden sich sammt und sonders nicht mehr an ihrer
ursprünglichen Stelle, sondern sind in späterer Zeit als vorgefundenes Baumaterial beliebig
in die Häuser und Gartenmauern eingefügt worden. Überhaupt so ziendich alle schönen Steine
' An Ort und Stelle auch ^jiH , aJlsJI geschrieben, wird gesprochen ungefähr wie deutsches el-'Öla, mit dem Accent auf
dem i), einem trüben Vocal, der am ehesten dem russischen Jerrui entspricht. Der Name wird von den Keisenden ver-
schieden umschrieben: Burckhardt: el-Aala, el-Olla; Seetzen, ziemlich zutreffend: ol-Äle; unter Verkennung des quiesci-
renden Jod (^^ ' ) auf Karton: el-AUi (Uoughty: Ally).
2 An nabatäischen Inschriften sind nur zwei grössere zum Vorschein gekommen, s. J. Euting, Nabat. Inscliriften aus Ara-
bien Nr. 1 und Nr. 30, vgl. daselbst Einleitung, S. 13 f.
' Von diesem mag ursprünglich der Name el-'ÖIa, ,die Höhe' oder dgl. gegolten haben.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. ' '9
stammen aus früheren sabäischen Häusern, Thürmen, Tempeln und sind wohl grösstentheils aus
den jRuinen' (el-Khreibeh) an die spätere, den Quellen näher belegene Stadt verbracht worden.
Auf dem Boden der heutigen Stadt, also eben in unmittelbarer Nähe der Quellen, mag in
alten Zeiten der Lager- und Umladepiatz der Caravanen sich befunden haben. Ausser den
zahlreichen, aber eben wegen der baulichen Anpassung kaum je vollständig erhaltenen Iii-
schriftensteinen, ist auch sonst eine Menge einst liebevoll behauenen Materials, mit oft schwer
zu deutenden Ornamenten oder solchen von unsicherer Bestimmung, in die Mauern ein-
gelassen (siehe die Proben, Taf XII).
Alle diese Zeugen ehemaliger Kunstfertigkeit und Bauliebhaberei sind als südarabisch
in Anspruch zu nehmen. Gleichwohl lag der Kern der sabäischen Ansiedelung nicht auf
dem Platze der heutigen Stadt el -'01a, sondern etwa eine halbe Stunde weiter nördlich, an
einer Stelle, die el-Klireibeh («wOjjlt), d. h. ,Ruinen', genannt wird. Mit diesem Namen wird
ein etwa einen Quadratkilometer grosser, uuregelmässiger Haufen oder Hügel von Steinen
bezeichnet, aus welchem zur Noth noch die Umrisse oder Grundmauern einiger grösseren
Gebäude sich erkennen lassen.
Im Mitteljjunkt befindet sich ein seltsames, aus dem Sandstein gemeisseltes und in
seinem Fusse noch mit dem natürlichen Felsen verwachsenes Steingefäss von kreisrunder
Gestalt, nahezu zwei Meter hoch, und etwa drei Meter im Durchmesser. Die Wände mögen
30™ dick sein. Auf der Aussenseite sind eine Menge alter und neuer, aber kaum lesl^arer
Namen eingehauen; auf der inneren Seite führten ehemals einige, jetzt fast ganz zerstörte
Treppenansätze hinab auf den Grund.
Dieses Gefäss bezeichneten meine einheimischen Begleiter als ILa ^5AÄ.'I ibji^ Hald-
wijet en-nebt Sälih, was sie durch den Beisatz erläuterten : wUil L^jjo \yjX^. ,die Milchbütte,
aus der einst die heilige Kameelin des [zu den ungläubigen lliamüdäern gesandten] Pro-
pheten Sälih mit Milch getränkt -ttau-de'. Der Anblick erinnerte mich sofort an die sogenannte
,Bütte des Abts von Maursmünster', welche zwei Stunden südlich von Zabern (Elsass) mitten
im Walde liegt.
Sonst fand ich unter den Trümmern zwei Paar Schienbeine von Statuen; erstens von
einer doppellebensgrossen , an welclier noch die Ansätze der Sandalen zu erkennen sind,
sodann von einer zweiten weit kleineren, zu welcher auch der Kopf mit der ägyptisclien
Haartracht gehört haben mag; dann Reste von Steingefässen aus einem hübsch gebänderten
Sandstein saul)er ausgeschaft, Bruchstück einer Steinlam2)e. Später wurde mir in der Stadt
ein Thongefäss, ohne besonderen Kunststil, zum Kauf angeboten, das ein Weib nach starkem
Regenfall aus dem Erdreich bei den Ruinen ausgegraben hat. Es ist jedenfalls alt, denn
heutigen Tages ist die Fabrication von Tö}ifergeschirr irgendwelclier Art im Innern von
Aral^ien unljekannt , aucli unmöglich , weil kein passendes Brennmaterial existirt , und die
jetzige Bevölkerung an die Einfuhr weder des einen noch des anderen je denken wird.
Auf der Ostseite der Khreibeh läuft an den Felsen her eine natürliche Steinbank oder
auch sclimaler Fussweg im Geröll, parallel mit den zahlreichen Grablöchern und Grab-
kammern. Diese Löcher, deren es im Ganzen wohl zweihundert oder mehr sein mögen, heben
im Norden an, bei einer abschüssigen Stelle, welche mit grün-schwarzen Schlacken (einer
alten E^isenschmelze ?) bedeckt ist, und ziehen sich in der Ausdehnung von etwa einer
Viertelstunde an den schwachen Einbuchtungen der steilen Felswände hin. Die Grablöcher
imd -liölilen öffnen sich entweder zu ebener Erde oder in Entfernung vom Boden bis zu
Menschenhölle, daher alle leicht zu betreten oder zu erklimmen sind.
Denkscliriften der pbil.-hist. Ci. XXXVII. Bd. Ahbandl. von Nichtmitgliedevn. b
10 D. H. Müller.
Im Inneren konnte ich keine Inschriften entdecken. In den Grablöchem fand ich ab
und zn noch kleine Fetzen von Leichengewändern, Sandalen und Splitter von den Holz-
sftrgen, habe auch Proben davon piitgenommen.
Die grosse Insclirift (Nr. 52) ist in der nördlichen Gräbergn^ppe in einer künstlichen
Einbuchtung der Felsen eingehauen ; ein Theil der Linien unten am Boden ist verwittert,
und scheint sich noch weiter im Schutt fortzusetzen. Andere Inschriften sind an den
Felswänden oft in fast unbegreiflicher Höhe eingemeisselt. Unterhalb eines hoch oben in den
Felsen eingezwängten Thurmes oder alten Castells befinden sich die merkwürdigsten Sculp-
turen, welche ich im ganzen mittleren und nördlichen Arabien gesehen habe, nämlicJi zwei
Paare von Mumienfratzen, halb an ägyptische, halb an mexicanische Kunst erinnernd. Sie
siiid etwa zehn Fuss über dem schmalen, kaimi einen Schritt breiten Felspfad in kleinen
Nischen aus dem Fels gemeisselt, und das erste Paar trägt zwischen sich eine himjarische
Inschrift (Nr. 858), ganz gut erhalten. Da die Örtlichkeit aber kein Zurücktreten gestattet,
und mein Reisebegleiter Huber meine aus Europa mitgenommene Leiter — angeblich, weil
sie in el-'Ola nicht vonnöthen sei — im Castell zu el-Higr zurückgelassen hatte, so war
ich nicht im Stande, sie vollständig zu erkennen (vgl. Doughty, p. 20 und PI. XLIII).
Die heutigen Einwohner el-'Öla's sind keine Araber, sondern Neger oder Leute mit
vorwiegendem Negerblut. Das erstreckt sich bis auf die Tracht hinaus; die Vorliebe für
Putzsucht (glänzende Knöpfe, Perlmutterbehang) findet sich auch bei Männern.
Sie zahlen seit einer Reihe von Jahren die Steuer an den Emir zu Häjel, Mnhammed
ihn Ra§ld, sind aber ausschliesslich auf die Mauern ihrer Stadt beschränkt, und wagen es
kaum je, dieselbe wegen der räuberischen Beduinen zu verlassen. Ihre mächtigsten Nach-
baren sind im Westen bis an's Meer die unabhängigen B61i, im Nord-Osten die Füqarah,
welche seit einigen Jahren ebenfalls zum Schammar-Gebiete gehören; iui Süd-Osten die
'Aleideh, vor vier Jahren von Muhammed ibn RaSid überfallen, ausgeplündert und tribut-
pflichtig gemacht ; im Süden die bis Medineh reichenden Geheineh. Von allen diesen Leuten
erleben die Einwohner el -Ola's nur Schlimmes ; kein Einwohner getraut sich weiter als
hundert Schritte vor die Thore der Stadt; sie müssen ihren Lebensimterhalt und das Futter
für ihre Schafe und Esel in ihren ummauerten Gärten suchen, und können von den Dächern
der Häuser die Räuber in unmittelbarer Nähe lagern sehen. Während meines zehntägigen
Aufenthalts in der Stadt erlebte ich an einem Tage, dass Morgens ein Mann, Nachmittags
eine Frau, welche wenige Schritte vor dem Thor kärgliches Futter für ihre Schafe holen
wollten, von den lauernden Böli überfallen und der Kleider beraubt wurden. Nebenbei
findet Niemand etwas Auffallendes darin, dass diese aufsässigen Räuber stolz in der Stadt
aus- und eingehen, sich selbst bei dem guten Sa' id, welchen der Emir als Wakil zu el-'Öla
eingesetzt hat, zu Gast laden und nach genossenem Cafi^ ohne ein Wort des Dankes — wie
alle Beduinen — unbehelligt entfernen.
Einen Besuch meinerseits in den eine halbe Stunde von der Stadt entfernten ,Rninen'
duldete der besorgte Sa'id nicht früher, als bis er sämmtliche Flintenbesitzer des ganzen Orts
(23 Mann) zusammengenifen hatte, in deren Schutz ich nun die Ruinen begehen und aucli die
Wände an den Felsen mit den Inschriften und Gra])kanmiern untersuchen konnte. Beim Heran-
rücken einer solch ungewohnten Heeresmaclit verzog sich alsbald verschiedenes Gesindel und
die ganze Umgegend war von ihnen gesäubert. Die so seltene Gelegenheit, einmal ausserhalb
der Stadt ungeplündert Futter einsammeln zu können, benützte ein grosser Tlieil der Ein-
wohnerschaft sammt Weibern und Kindeni, belud Esel und füllte die Mäntel und Hemden
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 11
mit allerlei Futter, dessen sie in acht Stunden habhaft werden konnten. Die Rückkehr
bei Sonnenuntergang glich einem Volksfest, und die Flintenträger (bawärdijj eh) gaben ihrer
Freude durch Tanzen und reichliches Abfeuern ihrer Gewehre den lebhaftesten Ausdruck.
Die Sprache der lihjanischen Denkmäler.
I. Die Sprache dieser Inschriften steht lautlich auf derselben Stufe wie das Nord-
arabische und Sabäische:
1) es findet sich ö neben o und y.
-I3T =yfc> 14, 4; n-r = lii öfters; ni — cjlj 58, 2; mx = lö]_ 1, 2; nns = jö.f öfters; t =^i
häufig; ph = ^'-^p 8, 5.
Daneben kommt vor 11 = Jo\ (öfters) und hl]}: von der "Wurzel hl^ = Jlä 6, 3.
2) e> neben icy und ji:
n-n = «iJ^j 9, 2; -i2n = ^ ("i?^, i?ri) 9, 3; jnn =^^^1:0^1 15, 3; nun = »i*^'> 24; rin = e>^
37, 1; xÜT = sab. hSH 27, 3. 4.
3) Im Bezug auf den Wechsel von U> und t? stimmt das Lihjänische mit dem Arabischen
und Sabäischen ttberein, nur dass hier, wie meistentheils im Sabäischen, D ftir t^ steht:
a) n:tt> iLUu nJD öfters; tt^ÖPI jjjli. DOPi öfters; tt?SJ jj^ DBJ 14, 5. 25, 2; üStr^ ^ d'?D
(in den Eigennamen cho, dSdk, JöSd, HüSdö); tri« ij-^l DK 6, 1; J?^ri «Ij yofl 52, 3. 1^3
^ ID: 22, 2; D'Öt;^ .UI- '1ÖD 4, 5; D'n^ ^^ |nD 54, 8.
b) Dagegen ontr^ ^)rM P^^ öfters; xiuy^ nV^. (aram. nro).' Das radicale D bleibt
selbstverständlich unverändert und kommt sicher nur in der Wiu-zel 1^0 vor.
4) Das i: entspricht dem arab. ^, eine Wurzel mit ^_^ ist bis jetzt mit Sicherheit niclit
nachge^^-iesen :
dSj: = arab. ^, sab. ^M 22, 1. 24, 1; pnj£K = ^j-J^t 16, 2; yji: = ^ 24. 25, 2; Dity =
^Lr: 25, 9; HltB« = ^*\ 30. 32.
5) Das ta kommt nur in drei Wurzeln vor, ein J<s ist mit Sicherheit nicht nachgewiesen:
ans = Jfiws sehr häufig; ntaip = Ria j' 12, 2 und 'JDJDp 23, 1.
6) Das Lihjänische hat zwei n (n =: _ und n = ^), wie das Arabische, Sabäische und
Äthiopische :
a) ipn = ^ 25, 3. 27, 7; lön = tU^ 25, 8; ''ina = ^tXL| 8, 4; n-in = C>'.^ 1, 2; pnS =
^Ui 8, 5 etc.; |iaJ2n = ^^Ua. 74; mn = ^\^ 27, 2; nm = v:!»^ 24.
b) in« = j^l öfters; nn« =;^' öfters; fj^ = ^t 27, 8. 34, 3; n-|« = sab. X)h 21, 7;
man = äIaaä 49; n^Sri = xlU. 14, 8; Dün = ij«-»^-; jnn = ^JxL 71, 3.
7) Ebenso hat das Lihjänische ein doppeltes J?, und zAvar I^ = c und jj = a:
1 Vgl. noch böE> = Ji4-w 29, 1; ^^^ ß4, 1; "B>nö 51; nw: 28, 3; IPHB = ,yia.ü 57, 2; DB»! 36, 1.
b*
12 D- H. Müller.
a) TPD = Juuw häutig; IZS = tUc öfters; Slpy = y^yic 25, 1; nrin = iito 24; p'^J," =
^jLjJU 73; ptfj? = ^^j^-Ä^ Otters; |j;=nx = ^^«j^l 54, 2. T;f2 = Jaui 23, 6. lyp = juü 14, 4
und 23, 5. Weitere Beispiele tindet man im Index.
b) Mit y sind nur anzufiiliren : |DJ7 = jjLljt 1, 1. 21, 4; n^jJT = jLjLä ^j sehr hiiutig;
ausserdem die n. 1. nhyi 25, 2; jrijjn 39, 2 und das unkhire npn 18, 4.
n. Auch in Bezug auf Formenbildung steht das Lihjftnische auf gleicher Stufe vne
das Nordarabische und Sabäische:
1) Die Form 'afal (JJiil) ist allerdings eine gemein-semitische Bildung, als Adjec-
tiviun kommt sie aber ausschliesslich im Südsemitisclien vor. Die Wörter dieser Bildung
erscheinen im Lihjanischen mit einer einzigen Ausnahme als n. propria : n^SS =^_.«ait 30. 32;
D^DK = lU^t 33, 2. ay;x = ^il 37, 2; ijrscs = ^y^Lll 8, 4; nj?2S = ^^1 1, 1 imd pnits =
ij Jj^l »Rechtsnachfolger' 16, 2.
2) Der Dual ist hier nicht wie im Hebräischen auf die paarweise vorkommenden Dinge
beschränkt, sondern wird wie im Arabischen und Sabäischen auch sonst gebraucht. Neben
fnfi (= ^j-yiAjf, DN^D etc.) kommt im Lihjanischen vor psnöH (= *^"/Sij\) 9, 3 ; ferner r\T!^n I nss
(äüuyÄJI 'vui') idie beiden Grossen (Ältesten) der Secte' 23, 3 (also im Nominativ aj wie im Sa-
bäischen, und nicht ä wie im Nordarabischen) ; "1S3 I ^ipra ,an beiden Seiten (^'^kk) der Grab-
höhle' 25. 3. 27, 7. Ebenso hat das Lihjanische ein Suffix dual: ''ön = sab. ?^Y = arab. U»,
z. B. "ttnnnnsi i "lam^rci I "arr'Bi 8, 3. 70, 2 imd "önbp (U4IJU) 27, 3.
3) Als innere Plurale können mit einiger Sicherheit bezeichnet werden : nüp = **^Uij>
4, 2. 8, 2; SiCO (= *J^Ux?) 8, 1; null = >^\y, 9, 2; nn['7K] = i^J 22, 2; in« = yLl 34, 3.
4) Vom äusseren Plural shid nur sehr wenige Beispiele anzuführen und zwar durchwegs
in solchen Fällen, wo man auch im Arabischen und Sabäischen den äusseren Plural erwarten
müsste: Die Numeralia p^5? (^^lA*), |yn-lS (^^Jl), jnD (jyiL) und die 'Afalformeu p1J£K
{^jySjJe\) und JPSC« (^^Älll).
5) Charakteristisch ist der Gebrauch des Wörtchens S = ü^, welches ausser im Nord-
arabischen auch im Sabäischen und als Entlehnung im Nabatäischen ' nachgewiesen worden
ist: TOKS = L'li 14, 7; nbs == SU 14, 6 und -l-ijrE = ^^ 29, 2.
0) P^igenthümlich nordarabisch sind die Präpositionen yj2 = ic" 21, 3; "'nS = ^jj 27, 3
und JJJ in |0J7 = ^[^^ 29, 3.' Daneben finden sich die gemein-semitischen Präpositionen 3, S, |Ö.
7) Ausschliesslich nordarabisch ist auch die Form ''inx = ^tX=k| 8, 4.
8) Beachtenswerth ist ferner die Schreibung bnp = Jiä« gegenüber nordsem. bttp. Freilich
scheint das n ursprünglich und das U nur durch Assimilirung an p entstanden zu sein.*
9) Zu erwähnen sind hier endlicli JKI = ^Ij 24, 6 und njSS = xlü 14, 7.
' Vgl. Eiiting, Nabafilische Inschriften, S. 31.
' Da« Sabäische hat wie das Nordsemitische (hebr. 03?, aram. DJ?) ^o.
' Beide fehlen im Sabäischen.
• Vgl. syr. l/s yO neben arab. ■ i,-ii, hebr, DOp.
Epigraphisciie Denkmäler aus Arabien. 13
III. Die Orthographie dieser Inschriften bietet eine Reihe von Eigenthümhchkeiten,
die um so wichtiger sind, weil vielfach die Erklärung mancher Wörter davon abhängt:
1) Inlautendes i, u und selbstverständlich auch ä -wird nicht ausgedrückt: ptt^J^ ( .., ^-^r),
fyrnx (^^y), jno (^^), pn^:« {^^c^\\ ii?edk (^^*a-I); nrtrn l nsa = äUxiJl ^^x? 23. 3-,
:2n (vH^x^) 10; i^n («y^) 37, i; xnn (*^3) 27, 3; man (xlsv^) 49.'
2) Auslautendes % und u wird durch,;", beziehungsweise 1 ausgedrückt: ''300 (^-jUj) 55, 3;
die nom. propr. ■'ö'?n und "'lann, die wohl — ^^^' und ^^Jsf sind ; die 3. Pers. Plur. des Verb.
ipSK (IjÄsl)' '''^^ ('r^)' '''''^' '^'^ (S*^')- Nicht ausgedrückt wird jedoch ü im Suffix n (= 5,
sab. in) und DH (= "|f, sab. löü), weil das lange ö hier bereits eine Verkürzung erfahren
hatte, beziehungsweise ganz weggefallen war.
3) Das 1 und '' werden auch in der Mitte des Wortes nach ursprünglich kurzem a
nicht geschrieben, wohl aber im Auslaute:
a) C« = ;j-]l 6, 1; "n = Jo^ sehr oft; ro = ^4^ öfters; fb = ^\'<>yi 8, 5; fy^, = ^"^ 66;
|Ö1 = ^J^\^ 67, 1; |nn = ^j4^Ajl; p-riö = *^yl« und wahrscheinlich auch JöSd = |jUaJ.-1<
26, 4 und bö^ = <J4*-^ 29' 1- Statt der Diphthonge ist wahrscheinlich ö und e gesprochen
worden, also: 'O.9, ^ecZ, hU etc.^
b) n2D = ^yju.^ und ^ipn = ^lii.
4) Über den Gebrauch des n im Lihjiinischen ist Folgendes zu bemerken:
a) Wo das Nordarabische I hat, steht in diesem Dialect n, z. B. riT = li öfters; TTy^ = lö(
1, 2 und wahrscheinlich nSs = ^ ,so nicht' 14, 6.
b) n tVir nordarab. ^ in nifSX = ^s^^\ ^^HÖ = ^ 28, 1; nrna = ^1\k 41; nrnü =
*^^xi^ 51, femer n«D3 28, 1. rrsi 27, 8.
c) Das n tritt aber auch öfters für das D fem. auf. Ein ganz sicheres Beispiel ist
nÖJ7T 24, welches im Arabischen Xico lautet und in sabäischer Schrift X°?i>l geschrieben
wird (XXXV). Ebenso sicher ist HöSdü (54) = jL-_JL«x) oder jiL___XiIwi. Demnach darf
man nSH (68) = jU», Höin (1, 2) = jw^ setzen. Die Schreibung des n für das M fem. ist
nicht weiter auffällig, da die Verflüchtigimg des n zu n auch im Hebräischen und Nordarabi-
schen (s) nachweisbar ist. Auch im Sabäischen sind Spuren dieser Erscheinung vorhanden.*
Im Stat. const. wird selbstverständlich das n fem. im Lihjanischen beibehalten, wie 7133 c>äj,
n3D ju-ww, nysr i*A.*i, niax jlc!. Vgl. aber auch man, nnss:, nia-ip.
IV. Als besondere Eigenthümlichkeiten dieses Dialectes sind hervorzuheben:
1) Der schon von Hal^vy erkannte Artikel n für nordarab. Jl, z. B. HT I DDH ,diese8
Haus' 16, 4 (arab. oytJI ij^); "iSSn ,die Grabhöhle' öfters; njjpDn = JolöJI 23, 5; yjsn =
«jL.«JI 24. 25, 2 u. s. w.
' Eine Ausnahme scheint nur pp" HOK = ,-y^i_ ^\ 2ß, 1 zu bilden,
' Demnach ist Hin 27, 2 = 0\y^; i'n"? = o^V^' '^''''" '-^, 8 = illiiL.
' Vgl. Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft XXX, S. 683.
14 D. H. Müller.
Daneben kommt abei- auch S als Artikel vor. Ein sicheres Beispiel ist nnsICK 67, 2,
wofilr in einer ganz {ihnlichen Stelle (58, 2) nPtSlCn steht. Demnach darf man auch |pp« I hn)
(21, 4) gleich stellen ^12Jl}\ JoIj und dies für eine andere Schreibung ansehen von I hiC
pfn 1, 1.
2) Das Participimn der VII. Form hat nicht das im Arabischen übliche präfigirte Ö, lautet also
JüUj anstatt JläaI*, wie im Hebräischen. Hiervon sind folgende vier Beispiele zu verzeichnen :
STJTjn (JvjoJI) 6, 3; -l2p:n (Part, der VII. Form von yä) 35, 2; -I3j?3n 4, 3 und |ia><3n 14, 8.
3) Diesem Dialect eigenthümlich ist das Wort DD] ,Frau' (26, 2) eine Singularbildung, die
in den anderen semitischen Sprachen nicht vorkommt. Sie gehört zu dem Plur. xL»ü, hebr.
DT?3, aram. ^j- Seltsamer Weise scheint d: auch , Gatte, Mann' zu bedeuten (26, 4).
V. Ausserdem sind noch folgende grammatische Erscheinungen zu verzeichnen:
1) Die Verba tertiae j bilden den Plural des Perfectums, wie die gesunden Verba, ohne
Contraction, z. B. "33 ,er hat gebaut' (64, 3), VJD ,sie haben gebaut' (8, 1) (arab. ^ lIIS,
dagegen sab. THII und <D?Hn), ferner m ,er hat gestiftet' (14, 5. 7), Plur. rtl (27, 2).
2) Die Causativform scheint zwischen Spsn und bj^SX zu schwanken. Beispiele für er-
steres sind das n. pr. Ji^nn (26, 3), IV. Form imperf. von rj^ und vielleicht nnxn» (27, 2/3) =
^"Je. Daneben vergleiche 5?riK (25, 2) = cül.
3) Die Verdoppelung eines Consonanten wird bei Liquidis^ durch die doppelte Schreibung
desselben ausgedrückt in n'?'?3 = lLlr(9, 2. 23, 5), |10ön = ^^l^ (74), pöcr (35, 5/6) und viel-
leicht auch in TIJ? (29, 2. 3), wenn es gleich ist ^ und nicht T^. Dagegen wird Dnai =
jv^j» und jriD = (jjJlw etc. geschrieben.
4) Ein Beispiel für die Elision eines n ist |nri = ^J^-^ÄAJ|. Auch im Sabäischen kommt
""nri neben TlJri vor.* Es wurde also tüten für tinitn gesprochen. Daraus geht aber hervor,
dass im Lihjäuischen ein Elif prostheticum nicht vorgesetzt worden ist, weil sonst die Elision
des n unmöglich wäre.
5) Der Ausfall des K von n"?« = »ill findet statt in den Eigennamen nbnyo, nbam, nblT,
6) Personal-Pronomina sind bis jetzt nicht nachgewiesen worden, dagegen kommen Pro-
nominal-Suffixe vor imd zwar n für s und Lp, z. B. nDJ731 I nn2 I fö = jujü. jCuo ^ (10);
nrim l Sl I nS = «-Jljpj '»^ (9, 2); n3«E = xiü (14, 7); nn = ju (2, 3) etc. Der Plur. masc.
lautet an (= Jp): nnsnn = i^:^ (i, 2); onnöSit (22, i); nnnnS« (22, 2); nnyö^i^Äi (2i, 3).
Vgl. auch 4. 4. 23, 7. 8. Dual 'on (8, 3. 14, 3. 27, 3).
7) Von Pronom. demonstr. sind HT = 16 und riT (= cjIö) zu notiren, die beide dem
Nomen nachgesetzt werden, wie nn I lEDn (9, 2. 29, 3); HT I nsn = o^l Ijüc (16, 4); HT I lypöH =
juüLjl IJüD (23, 3); nnlnnsicn (58, 2). Ausserdem findet sich noch die Nota relationis T (= ,6?).
8) Von Numeralia sind folgende in den Inschriften zu verzeichnen:
• Wie im Sabäischen. Vgl. XI, 4.. 2 Vgl. auch hebr. D-nttf.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 15
I nnK I nJD ,im Jahre eins' 8, 4.
■"ührh I jnri I DJD ,im Jahre zwei des Talmi' 9, 2.
üüinh I Dön I nJD ,im Jahre fünf des Hanu'äs' 25, 5 (vgl. 23, 8).
■':iani I ptry I nOD ,im Jahre acht und zwanzig' 55, 3.
pom I pÜJ? I nOD ,im Jahre neun und zwanzig' 52, 3.
D"Ip I fflD I nJD ,im Jahre ein (?) und sechzig' 28, 4.
pül^l I nxö I ,ein Hundert zwanzig' 27, 5.
|J72"l«1 I DKÖ I ,ein Hundert vierzig' 28, 2.
10) Das Nomen gentilicium wird durch Ansetzung von j gebildet : ''3n3n = j^KJI (1 , 1),
"'1ÖD = ^^U*w (4, 5). Es scheint jedoch auch daneben eine Nisbebildung ohne langes i, be-
ziehungsweise ijj vorzukommen in fDJJn I hn,) (1, 1. 21, 4) = ^L«JtJt Jol^, wobei man arab.
^Cj, (»Li vergleichen kann.
11) Merkwürdiger Weise kommt in diesen Inschriften keine Spur einer Nunation und
nur an einer Stelle eine Mimation vor: Dnn'?Ö (20). Da jedoch die Erscheinung vereinzelt
steht, so gestattet sie keinen weiteren Schluss. Es ist möglich, dass das ^ durch sabälschen
Einfluss hier eingedrungen war. Vielleicht ist dieses Wort von einem Sabäer, allerdings in
lihjanischer Schrift, niedergeschrieben worden.
Die Schrift der lihjänischen Denkmäler.
Die Schrift dieser Denkmäler zeigt eine grosse Ähnlichkeit mit dem sabäischen Alpha-
bete. Es sind dieselben regelmässigen, monumentalen Formen und nur wenige Zeichen
zeigen wesentliche Veränderungen. Freilich haben manche selbst von jenen Zeichen, welche
vollkommen dem entsprechenden sabäischen Buchstaben älmlich sind, so verschiedene Formen,
dass man sie auf den ersten Blick kaum für graphische Ausdrücke eines Zeichens halten
würde , wie es thatsäcldich der Fall ist. Es ist daher nötliig , die einzelnen Zeichen mit
ihren Varianten zu besprechen und das Verhältniss der Grundform zu den sabäischen und
phönikischen Zeichen zu erörtern.'
K. Die Zeichen für K unterscheiden sich wesentlich untereinander und von dem sabäi-
schen h. Anstatt des Doppelhackens oberhalb der Basis zeigt das lihjänische Zeichen entweder
zwei senkrechte, meistens aber nach unten convergirende Strichlein oder einen einfaclien
Hacken. Daneben kommt die cursive Form :^ vor. Es kann kein Zweifel sein, dass von
diesen Formen die mit Hacken am ältesten ist. Aus dem Hacken ist einerseits die
Form mit den zwei senkrechten Strichlein, andererseits die cursive entstanden, indem die
beiden ursprünglich senkrediten Striche, die im Lihjänischen sich gegen einander neigen
(convergiren) , einen Winkel bilden und die obere horizontale Linie der Basis ganz ver-
schwindet. Vergleichen wir mit der ältesten lihjänischen Form des K das sabäische h, so
vfird man erkennen, dass ersteres ursprünglicher, d. h. dem phönikischen Buchstaben
näher steht als das sabäische. Übergangsfomien vom lihjänischen zum sabäischen Zeichen
Vgl. die Schrifttabelle von Euting's Hand auf Taf. X. Ich habe bei dieser schriftgeschichtlichen Untersuchung prlncipiell,
das Safa-Alpliabet nicht berücksichtigt, indem ich mir vorbehalte, dasselbe bei anderer Gelegenheit zu erörtern.
18 D. H. MtLLER.
bietet das Protoarabische , welches vielfach folgendes r^ hat, woraus leicht durch Weg-
lassuug des rechtseitigeu llackeutheiles h geworden ist.
3. Das Zeichen für 3 weicht vom sabäischeu nur dadurch ab, dass die beiden vir-
sprilnglich senkrechten Schenkel öfters sich gegeneinander neigen, ohne jedoch einen Winkel
zu bilden. Die alte Form mit parallelen Schenkeln kommt aber auch noch vor.
a. Das Zeichen für 3 unterscheidet der Hacken oben links von dem sabäischen Zeichen "1 ;
es koimut ziemlich selten vor (vgl. 1, 3. 15, 4. 51, 3 und 54, 3).
1. Besonders zu beachten sind die Varianten des Zeichens für 1. In der Inschrift 11, 2
ist das 1 fast dem sabiiischen t>| gleich, ebenso in 14, 2. 4 und 20. Die Inschriften 28. 30
und 32 zeigen das Dreieck von dem senkrechten Strich getrennt. In 7. 12. 15. 52 etc.
sieht es vne ein in einem Halbkreise eingeschriebener Kreis aus, so dass mau es leicht für
zwei Buchstaben halten kann.
n. Das lihjanische n ist augenscheinlich ursprünglicher und der phönikischen Grund-
form nither als das sabäische V. Wie wir weiter unten bei Besprechung des n sehen
werden, ist das sabuische Zeichen durch Umkehrung des lihjänischen entstanden. Die
protoarabische Schrift bietet verschiedene Zeichen für n , meistens aber solche , die den
sabäischen sehr nahe stehen.'
1. Das lihjanische 1 ist genau dem sabäischen <i> gleich , nur dass daneben statt des
Kreises ein Viereck und sogar einmal, Avie im Altätliiopischen, ein Dreieck vorkommt. Die
Übereinstimmung dieser beiden Alphabete ist wichtig für die Geschichte dieses Zeichens.
Denn bekanntlich kommt im Sabsischen neben dem <» auch die Form «> vor, welche von
Josef Hal(ivy fiu' die ältere Bildung gehalten wird.^ Ich habe schon früher au anderer
Stelle die letztere Form des 1 für die jüngste Bildung erklärt^ und diese Annahme wird
durch die Form des 1 im Lihjänischen vollkommen bestätigt.
t. In Bezug auf das 1 haben die beiden Alphabete verschiedene Wege eingeschlagen.
Das Lihjanische hat hierfür das alte phönikische Zeichen mit leichter Umstellung erhalten^
und für das i> einen besonderen Buchstaben differenzirt, während das Sabäisclie scheinbar
das alte semitische Zeichen für i> verwendete (H) und für \ ein neues schuf X. Im Äthiopi-
schen hat merkwürdiger Weise das Zeiclien H den doppelten lautlichen Werth von \ und ö.
Die protoarabischen Alphabete schwanken, das eine hat noch das H für ö imd y das andere
kennt schon den lihjänischen Buchstaben H für ö. Aus diesen Thatsachen lässt sich
die Entwicklungsgeschichte dieses Zeichens vollkommen erschliessen. In der Zeit der ge-
meinsamen Entwicklung der südsemitischen Alphabete hat H sowohl \, als auch ö aus-
gedrückt. Die Diiferenzirung trat erst nach der Trennung der sabäo-äthiopischen imd
lihjänischen Alphabete ein. Das Lihjanische differenzirte aus dem H (0 das ö durch den
angesetzten Strich. Das sabäo-äthiopische Alphabet hatte ebenfalls in seiner gemeinsauien
Periode niu- das H, welches im Äthiopischen auch heute noch \ und 6 ausdrückt. Eine
Differenzirung war überflüssig, weil die beiden Laute in dieser fremden Einflüssen aus-
' Selir Läufig kommt n (Y,Y) »'» Artikel und auch sonst vor, so bsyn ipPSaNb I nsPinö (Eut. 392/9 = 434/5); hüSn nSH'h
(399 = 427); büTT^ Kll ]Z tin'? (464/5); hliVr^ rhlLsb (471); büVn Q-nb (618); bom njb (645): "jam "^Könb (701). Das
Wort Sepn .facieuti' oder ,qui lioc fecit' kehrt unzählige Male nach den Eigennamen wieder. Dasselbe Wort ist auch bei
Doughty XXU, Fol. 41, 42, Nr. 6, 18, 17 und 19 zu erkennen. Für htiV' findet sich einmal Ditsn OS'b (441) ,scribenti',
indem ich arab. ,_^_^ vergleiche, üeachtenswerth ist auch mxsn rS!^üh (290, vgl. auch 284, 722 und Doughty, Fol. 44)
.fodienti'. Das n findet »ich ausserdem noch in non JS n'jNDön'? ,dem RamsiU'ih, Sohn de.-! K . s . t' (314).
' Vgl. Essai «ur Tinscriplion de Safa, Colum. sabeo-öthiop. 3 Sabäische Denkmäler, S. 107.
• Die Umstellung wird durch die verticale Kichtung der Inschriften leicht erklärt
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 17
gesetzten und lautlich depravirten Sprache nicht mehr unterschieden worden sind. Bei der
lautlichen Intactheit des Sabäischen nuisste das Zeichen H differenzirt werden. Eis geschah
in doppelter Weise : Das j durch einen Strich in derselben Richtung wie der vorhandene,
also H, das \ durch einen Querstrich cxi, Avoraus dann sich die Form X ergab.
n. Verschieden ist wieder das Zeichen für n vom sabäischen f , äthiopischen rh; in dem
protoarabischen Alphabete tritt auch das Zeichen m auf, welches, wie Hal^vy schon richtig
beim Safazeichen vermuthet hat, durch die Übergaugsform 13 aus altphönikischem B ent-
standen ist.' Die sabäo-äthiopischen Zeichen erweisen sich jünger als das lihiänische.
tD. Im Sabäischen und Lihjänischeu liat das tfl die Form Q] und zeigt keine wesentlichen
Schriftvarianten. Die unten geöffnete Form des Äthiopischen scheint somit erst auf äthiopi-
schem Gebiete entstanden zii sein.
\ Beim ? kommt im Lihjanischen anstatt des liiugelchens öftex'S auch ein A"iei"eck
vor, was sich an die phönikische Form des "^ besser anscldiesst; es kann jedoch ebenso
gut secimdärer Art sein, ^xie bei J7 und S.
D. Das lihjänische D ist ursprünglich genau dem sabäischen fn ähnlich und unterscheidet
sich in seinen jüngeren Formen nur dadurch, dass die beiden ursprünglich parallelen Schenkel
der Basis öfters convergiren, ja sogar einen AVinkel bilden, wie bei h, Fl und i^. Die Ab-
leitung dieser Form aus dem phönikischen Zeichen ist deutlich. Es ist die axif den Kopf
gestellte pliönikische Forni. Eine gute Übergangsform h bietet das Protoarabische.
h. Auch das 1 , ursprünglich in beiden Alphabeten gleich , ist das auf den Kopf ge-
stellte phön. l. Die Varianten dieses Zeichens im Lihjänisclien sind zwar ziemlich ab-
weichend, eine Continuität der Entwicklung lässt sich jedoch wohl erkennen. Die älteste
Form des h im Lihjanischen ist in der kleinen Inschrift, Lih. 20 = Euting 44 enthalten, die
aus Avenigen Buchstaben besteht und für sabäisch gehalten werden niüsste , wenn nicht
das Zeichen für ri sie als zweifellos lihjänisch qualihciren würde.
Ö. Ebenso ist die älteste Form des Ö (^), die genau mit der sabäischen übereinstimmt,
noch in der erwähnten kleinen Inschrift erhalten. Das zweite Zeichen auf der Tafel ist
der Inschrift 11, 1, das dritte der Inschrift 31 entlehnt. Die «leisten Inschriften zeigen die
weiteren geschlossenen und offenen Formen.
3, Besonders charakteristiscli für die lihjänische Schrift ist das n, welches im Gegensatz
zum phönikischen und sabäischen eine Neigung nach links zeigt. Es ist jedenfalls eine
jüngere dem Lihjanischen allein eigenthümliche Bildung.
D. Zwischen dem phönikischen Zeichen für D vmd dem südsemitisclien Hi fehlen noch
die Mittelglieder. Das Lihjänische hat mehrere Varianten, die namentlich der Neigung
entsprechen, die ursprünglich senkrechten Sclienkel convergireud zu gestalten. Besonders
zu beachten sind die ciu-sive Form 4,, die der cursiven Form des K ^ der graphischen
Entwicklung nach sich anschliesst, und die Fomi \j, welche durch Verlängerimg der Linien
der Basis in divergirender Richtung entstanden ist. Das letztere Zeichen sieht dem für 6
ganz ähnlich und kann leicht mit demselben verwechselt werden.
y. Das phön. J7 blieb im Südsemitisclien imveräudert und bietet keine Veranlassung
zu irgend einer Bemerkung.
B. Gegenüber der geschlossenen Fonn des Q im Sabäischen (0) bietet das Lihjänische
verschiedene, aber lauter offene Formen. Es darf wold kaum hervorgehoben werden, dass
' Vgli diese Form z. B. auf der phüiiikisclien Insclirift, Corp. Ins. .Sem. ö.
Denkschriften der phil.-bist. Cl. XXXVII. Bd. Abhandt. von Nichtraitj?liedein.
jg D. H. Mcller.
die letzteren iüter und dem phönikisehen Zeichen näher stehen, als das sabäische Zeichen,
Das Äthiopische zeigt ebenfalls nur offene Form , scheint also hierin alterthttmlicher zu
sein, als das Sabftische.
S. Von den verschiedenen Varianten des IC ist das in der Tafel an erster Stelle sich befin-
dende Zeichen dem sab. i am nächsten stehend. Daneben kennt das Sabäische noch die Form A.'
Nach Ver<rleichun<j des lihjänischen Zeichens kann kein Zweifel sein, dass letzteres eine
jüngere Bildung ist. T)as ätliiop. Ä schliesst sich scheinbar an das lihjanische Zeichen
noch enger an, als das sabäische, kann aber sehr wohl auch secundär sein.
Über die Entmcklung dieses Zeichens aus dem entsprechenden phönikischen ist noch
keine rechte Klarheit vorhanden; es fehlen die Mittelglieder. Jedoch scheint mir, dass
das phöniki.sche Zeichen für IC auf den Kopf gestellt und das Kingelchen oben zur Unter-
scheidung von A angefügt worden ist. In einer protoarabischen Inschrift (Eiit. 253) finde
ich das Wort 21t3 ,Standbild' (ITH geschrieben. Sollte dies die ältere Forai sein?
p. Beim j5 sind keine wesentlichen Varianten. Das äthiop. + scheint dem phönikischen
Zeichen näher zu stehen, als das sab. und lilij. <!', ist aber wieder secundär.
1 hat keine besonderen Varianten und ist dem sabäischen Zeichen sehr ähnlich.
C7. Durch die Form des ^ im Lihjjinischen wird die von mir (Sab. Denk., S. 107) auf-
gestellte Behauptung, dass im Sabäischen ^ älter ist als 3, vollkommen bestätigt. Die äthio-
pische Form I»» scheint weder, wie das w, dem phönikischen Zeichen näher zu stehen. Die
Übereinstimmung des Sabäischen und Lihjänischen erhebt es aber zur Gewissheit, dass es
secundäre, wahrscheinlich in Folge der Vocalansetzung entstandene Bildungen sind.
n wird wie im Sabäischen durch X ausgedrückt. Die protoarabischen Alphabete haben
gTo.ssentheils die Form -|-, ebenso das Äthiopische, wo es jedoch secundär zu sein scheint.
Nachdem wir die gemeinsemitischen Zeichen besprochen haben, bleibt uns noch übrig,
die nur dem südsemitischen Alphabete eigenthümlichen Buchstaben einer vergleichenden
Betrachtung zu unterziehen.
T = ö ist schon oben unter T ausführlich behandelt worden.
n = ^ wird in beiden Alphabeten seltsamer Weise nicht, wie man erwarten sollte,
aus n, sondern ans n differenzirt: sab. Y nnd ^ xmd lihj. >\ und X- Dass beide Alphabete
unabhängig von einander diese Differenzinmgen vorgenommen hätten, ist kaum glaublich.
Auch graphisch wird von beiden derselbe Vorgang eingehalten , dass an die Linie ein
kleiner Strich angesetzt wird. Der Unterschied liegt nur in der verschiedenen Form des n,
welches im Sabäischen auf den Kopf gestellt erscheint. Wir dürfen hieraus folgern, dass
noch während der gemeinsamen Periode der beiden Alphabete die Differenzirung statt-
gefimden habe. Da das Äthiopische ganz dasselbe Zeichen für n hat, wie das Sabäische,
so muss daraus geschlossen werden, dass das H (U) im Äthiopischen in älterer Zeit unten
ebenfalls einen Stiel hatte, der aber später verloren ging. Die protoarabischen Alphabete
zeigen fiir n und n dem Sabäischen ähnliche Formen.
Ö = Jb hat gewiss im Lihjänischen ein besonderes Zeichen gehabt, wahrscheinlich
auch im Protoarabischen. Meine Untersuchung hierüber ist aber noch nicht abgeschlossen.
Das Gleiche gilt v<m i = ^.
p = d erscheint im Lihjänischen in derselben Form, wie im Sabäischen. Die nach
unten convergirenden oder gar einen Winkel bildenden Formen sind gewi.ss jünger. Es
wäre zwar verlockend, anzunehmen, die geschlossene Form /v sei die älteste und aus "^ ^^ g
differenzirt, wie im Arabischen. Aber einerseits die sabäische Form, andererseits die Neigung
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 19
der Uhjäuisclien Sclirift offene P^ormen zu scliliessen, macht diese Annahme zur UumögHch-
keit. Es stellt also fest, dass das d noch wahrend der gemeinsamen Periode gebildet und
wahrscheinlich aus 3 (~|) differenzirt worden ist, indem zwei ~|~| nebeneinander gestellt A\'urden.
Dies halte ich für lautlich ixnd graphisch wahrscheinlicher als die Annahme, es sei aus 3 ((^)
durch Verschiebung des oberen Striches entstanden.
Es ist nicht der einzige Versuch geblieben , den c-Laut schriftlich auszudrücken. In
den protoarabischen Inschriften glaubt Halevy ein Zeichen für c zu erkennen bei Doughty,
PI. XI, in dem Worte rnjJtrmS (e>^Xcii.^J). Das Zeichen sieht also aus ^. Ist Halövy's
Annahme richtig, so läge hier eine Differenzii-ung aus J7 (») vor. Dieses Zeichen, oder ihm
mehr oder weniger ähnliche findet man bei Euting öfters. So weit ich jetzt darüber
urtheilen kann, stecken darin verschiedene Buchstaben. Ein weiteres sicheres Beispiel für e
ist bis jetzt von mir nicht gefunden worden. Dagegen habe ich ein neues Zeichen für a,
wie ich glaube, mit aller Bestimmtheit erkannt, was aber nicht ausschliesst , dass daneben
auch ein anderes (in einem anderen protoarabischen Alphabete) vorhanden war. Das Zeichen
kommt in dem viermal wiederkehrenden Worte §%Tw+-| (Eut. 403, 423, 433 und 663) vor,
das n^önS = cjJij *AiJ gelesen wei'den muss. Das Zeichen erscheint graphisch als zwei
aneinander geschobene Tl und mag vielleicht mit dem Tl irgendwie zusammenhängen.
n = e). Diesen Laut kennen beide Sprachen, das Sabäische soAvohl wie das Lihjänische,
sie haben aber hierfür graphisch verschiedene Zeichen. Das sabäische Zeichen ist X, das
lihj. X. Die lihjänische Bildung ist sehr durchsichtig, das X — f wird durch einen Strich
unten in e> = engl, th differenzirt. Schwieriger ist die Entstehung des Zeichens l zu er-
klären. Zum Glück bieten uns die protoarabischen Alphabete Mittelglieder. Dort kommt
neben l auch die Form X vor.' Die Ditterenzirung hat also ebenfalls aus X stattgefunden durch
Ansetzung eines Striches. Der Strich ist aber nicht unten angesetzt, sondern in die Mitte
eingeschoben worden. So ist aus X das Zeichen X entstanden, aus welchem leicht | geworden ist.
Bevor ich daran gehe, die Resultate dieser Untersuchung zusammenzufassen, muss ich noch
auf eine sehr merkwürdige Thatsache aufmerksam machen. Es findet sich im British Museum
ein Cylinder, der aus Anat am Euphrat stammt und nach der figuralen Darstellung zu ur-
theilen, von hohem Alter sein muss. Sir Henry Rawlinson setzt ihn in's zehnte Jahr-
hundert V. Chr. Auf diesem CyHnder steht eine kleine Inschrift, die schon mehrfach publicirt
worden ist. Sie lautet:'''
• Des Barik, Sohn der 'A/a.'
Man hat diese Inschrift für sabäisch gehalten imd die leicht veränderten Formen
einiger Buchstaben auf verschiedene Weise erklärt. I>s unterliegt aber keinem Zweifel, dass
die Schrift nicht sabäisch, sondern lihjauisch ist. Die für das Lihjänische ganz be-
sonders charaktei'istischen Buchstaben i< und 3 beweisen dies zur Genüge, ebenso die ältere
Fonii des D mit dem Striche rechts. Ist die Inschrift gleichalterig mit dem Cylinder, d. h.
ist die Inschrift nicht erst später eingravirt worden, dann liätten wir den stricten Beweis,
dass das lihjänische Alphabet schon im zehnten Jahrhundert v. Ch. gebraucht wui'de. Zu
' Das Zeichen findet sich in sbsn = ,_Jj>j' (Eut. SU), nözn (Eut. 162. .3-21. .S-24) = sab. X^I^S (Derenbourg, JÖtutl. 5, 4),
•jrn = J^'y (Eut. 118 = Hub. .il; Eut. 116 = Hub. 52 etc.).
ä Vgl. Taf. .5 und ZDMO. XIX, Taf. 3.5; feiner Halevy, ]!;tud. Sab, p. 181.
20 D- H. Müller.
beachten ist, was schon Halevy bemerkt hat, dass diese Inschrift von einem Aramäer her-
rührt, der sidi also in dieser Zeit der hhjänischen Schrift bediente.
Wir kennen auch eine Gemme des Wiener Hofmnseums (abgebildet anf" Tat'. 5 und
bei Osiander, ZDMG. XIX, Taf. 35), die ebenfalls eine Inschrift lihjfinischen oder vielleicht
besser gesagt protoarabischen Charakters trägt. Sie lautet nach meiner Lesung:
jlljahabsin- Adhad.'
Das K ist ganz lihjanisch, dagegen das n schon dem Sabäischen näher, wie öfters auf
den protoarabischen Inschriften. Sehr seltsam sind die zwei mittleren Zeichen, die bis jetzt
Niemand zu bestimmen wagte. Das erste erinnert an sab. ^, welches auch in den proto-
arabischen Inschriften vorzukommen scheint. Das zweite Zeichen ist sehr auffallend und
hat keine Analogie in irgend einer bekannten semitischen Schrift; man ist vielmehr
geneigt, es als Abbildung eines Thrones oder als Verzierung anzusehen. Jetzt taucht al)er
dieses Zeichen vier Mal in den protoarabischen Inschriften auf, und zwar: Euting 681
imd 682:
689 r^[^[b[bin°n/// //öj?2 l hnloö'?
752 w^w-f- nöhlö
Ich wage vorderhand hierfiir den Werth 1 vorzuschlagen, da d aus ) leicht entstanden
sein kann. Ist die Annahme richtig, so liesse sich 689 ■nDöS = ,jLliJ lesen; 681 und 682
kann KIWÖPlJlS ergänzt und in K"i2? irgend eine Gottheit vermuthet werden (^j.*i ^«i?)-
Auf der Gemme würde der Name "itTDiTbK bedeuten : ,Gott verleiht Freude' und Adhad der
Beiname sein.
Fassen wir das hier Gesagte zusammen, so ergibt sich:
1) Von dem lihjänischen Alphabete sind den sabäischen Zeichen vollkommen gleich
die Buchstaben:
2) Einige andere Zeichen unterscheiden sich mehr oder minder von den entsprechenden
sabäischen:
« n n j s i:
3) Von diesen Zeichen haben alle mit Ausnahme des 3 im Lihjänischen ältere, ur-
sprünglichere Formen als im Sabäischen, nur das 3 zeigt eine jüngere Bildung.
4) Von den ausschliesslich den sUdsemitischen Alphabeten eigenthümlichen Zeichen
haben beide Alphabete die Buchstaben ftlr n und j? gemeinsam, sie unterscheiden sich aber
in Bezug auf die Zeichen cj, ö. Über die Bildung der graphischen Ausdrücke für Jb
und jjc im Lilijimischen wissen wir vorderhand nichts Gewisses.
5) Das pro toarabi sehe Alphabet zeigt dagegen in Bezug auf die Bildung von n und n
femer von f\ dieselben Vorgänge wie das Sabäische.
6) Das äthiopische Alphabet steht in fast allen Punkten auf der Stufe des Sabäischen,
nur dass dort die Zeichen für t, «i>, Je und t? fehlen.
7) Demnach repräsentiert das lihjänische Alphabet die Gestalt des südsemitischen
Alphabetes, bevor sich das sabäo-äthiopische und protoarabische davon getrennt haben.
Epigraphische Denkmäler als Arabien. 21
8) Das sabäo -äthiopische Alphabet liatte noch eine Zeit gemeinsamer Entwickelung
mit einem der protoarabisclien Alphabete, in welchem sich die Übergang-sformen zwischen
den lihjänischen und sabäischen Zeichen sowie die Neubildungen nachweisen lassen.
9) Diejenigen Formen, welche dem Lihjänischen und Sabäischen gemeinsam sind,
müssen auch im Äthiopischen vorhanden gewesen sein. Wenn daher das Äthiopische einige
Zeichen aufweist, die den phönikischen näher zu stehen scheinen als die sabäischen, wie
z. B. 0", w und m, so können sie nur als secundäre Formen erklärt werden, die sich zu-
fällig den phönikischen Zeichen wieder genähert haben.
10) Nach dem babylonischen Cylinder mit lihjänischer Inschrift zu urtheilen, ist die
lihjanische Schrift um das Jahr Tausend v. Chr. schon in der Form festgestanden, wie auf
den uns vorliegenden Inschriften, da auf jenem Cylinder die jüngere Form des n bereits
nachweisbar ist.
Die minäisclien Inschriften von el-'Öla.
I. (Euting 3 auf Tafel I).
Doughty, Documenta Epigraphiques, PI. XII, Fol. 21. ,Is scored obscurly upon a small stone in a house wall, not
embossed nor interlined.' M. 0'2.5 breit, 0"19 hoch.
1 ni^1rShl®t^hn<f|ol°r^ M2 I nbox MD:m I nyo i
2 l?H*NIH<i>i^nrSniXX1 [| bs] hjpT I J13 I Sdd I na 2
3 Nl hTX°IX°<i'l^V^HY [nnrlT I py Iw I nnö2n 3
4 Hl^YlMYo'l ^X?)l) [«]T I nnb I nm I onnl -1 4
5 .... i>in°IT1Yhlt^--T nay I 'bns ItonSln 5
1. Sa'd und sein Sohn 'Aslam, die Söhne des
2. Gaziz Basil, war es, der geweiht hat alle
3. cnöjn und sie zueignete als eine Stiftung des 'Att-
4. ar Rait" und Sorge trug für sein Ge-
5. schlecht, das Geschlecht des Abd ....
Z. 1. nyo = jJLl oder JuuL« (ohne d). während in OM. 5, 2. 7, 2. 35, -2 und Hai. 42, 1,
durchwegs sabäischen Inschriften, mj7D geschrieben wird. Wie ich schon zu Langer I, 1
bemerkt habe, zeigt das Minäische bei den Eigennamen eine starke Einbusse der Mimation.
Es ist nun zu constatiren, dass auch die Inschriften von el-' 01a, die ja von einer minäischen
Colonie herrühren, mit sehr geringen Ausnahmen, die Mimation bei Nom. propria nicht
mehr aufweisen.
1D321. Das Suffix 1D kommt noch in ^'D'^h^ XIII, 6 vor. Daneben findet sich aber auch,
wie auf den Inschriften von Ma'in, das Suffix D in U^h^ XIII, 5 und Dn in D.T3p1 XIII, 6 etc.
dSdk ist nur noch einmal in einer minäischen Inschrift (Hai. 231, 3) nachweisbar. Zu
vergleichen ist ^.-ail ^ JLw-l Ibn. Dor. 281 und Lih. 33, 2.
Z. 2. Die Lesung 113, worin das J nicht ganz deutlich ist, wird gesichert durch XXIV, 3 :
T'rD I bos I tu I 'Jp"!. Ob dieses TJJD nur plene geschrieben (tX**-!) und mit unserem IPD
zu identificiren sei, lasse ich dahingestellt. Die Wurzel tU findet sich noch GC. 1, 7 I jn I mh
jnns und 17, 3 r\lh\ Vgl. auch das hebr. n. pr. n; (I Chr. 2, 46).
22 1^- H. MlLLEK.
boz ist liior, au der anoeführteii Stelle XXIV, 3 und wahrscheinlich auch Hai. 342, 1
Beiname. Dagegen sind SdS XIII, 3, Hai. 243, 6 und d'^DS Hai. 187, 1 mrkliche Eigennamen.
Ausserdem finden wir noch die Wurzel boa, Hai. 408, 2: d'?D3D"'3 in dunklem Zusammen-
hang. Die Aussprache des Namens ist unsicher, zur Bedeutung kann arab. JkA^b, Ju-J und
Juu«j .kühn, nuithig' verglichen werden.
':p"i I p3. lieachteuswerth ist diese Wendung ,war es, der geweiht hat' für einfaches ''JpD
,hat geweiht'. Die Übersetzung von ""Op bedarf" einer besonderen Begründung. Es bedeutet
sonst .erwerben , besitzen', so z. B. Os. 25, 5/6 : ]y:p^) I VJpT I lön^Jp« I •'SU ,und zum Heile
ihrer Besitzthümer, die sie erworben haben und erwerben werden', OM. 1, 10 fjp"' I 1J73
,die Kameele, die sie besitzen'.* In der vorliegenden Inschrift scheint mir jedoch "'Jp (viel-
leicht = ^Ää) den Sinn ,weihen' zu haben. Ganz besonders spricht hierfür die parallele
Stelle X, 3 DH*? I Dm -11 ^Ipl, wo die Verbindung 1) I ':pT kaum eine andere Fassung zu-
lässt.- Vgl. auch XXIV, 2/3.
Z. 3. onajn I hz ist nach VII, 1 ergänzt, avo dieselbe Phrase vorkonmit. Die Bedeutung
dieses seltsamen Wortes ist schwer zu bestimmen. Das Arabische bietet f^xst ,eine Art Dat-
teln' (L^-u pjj jl v4^'0' "^^'^^ ^lit-i* iiwnierhin möglich wäre, wenn man bedenkt, dass auch in
der alt-aramäischen Inschrift aus Tema dem Gotte Salm der Ertrag von Dattelhainen ge-
widmet worden ist. Leider sind jedoch die Stellen, wo das Wort sonst noch vorkommt,
Hai. 386, 1 I nojn I ptot'' und GC. XVIII, 1 und 2 1 nüjn I fmSlIia I D3 I ^:: zerstört und dunkel.
Vgl. auch Wiener Zeitschrift für die Kimde des Morgenlandes II, S. 7; GC. 4, 1 fÖJn und
H. 188,5 In» l:n I D':p I by
pil? I TJJ1 halte ich gleich lobye >S'r^) ^^^^ <^^' eignete es zu als eine Zueiguiuig des 'A.'
Im Arabischen wird allerdings ^yt (tertiae w) im Sinne von ._f.w.' gebraucht. Zur Schreibung
TJ7 fiir 'TJ? vgl. «n für "«"l, SED für ''KBD etc.
Z. 4. nnn I ninnyh ist gesichert durch XI, 2, XXXIII, 3: onn I ntt ,dem Wadd von
Rajt'"', fiir nn'-iT I -innjr imd cnnn I ni, wie DüS'-I I nbxn und aptrs I -innp kurzweg gesagt wird
im Sinne von .Ta'lab aus Kijäm', ,'Attar aus Na§(]['. Ein n. loci oos oder «yLsx kaiui ich
nicht nachweisen.
anh I cm. Diese Phrase wiederholt sich X, 3 • ■ D I anh I Dm • I ni I "^pn und XXIV, 4
"nrc I an'? I Dm. Ich lese I^' '9. ,und er kümmerte sich, trug Sorge um . . .'. Dieselbe
Wurzel findet sich auch in den Eigennamen bKÖön Hai. 385, 2 und nnynön (o^ic kl») in
det grossen Inschrift der königlichen Museen in Beidin.
Z. 5. 'Spik I lonblnlxh- Die Ergänzung ist nicht sicher, aber durch Vergleichung von
XXV, 6 I "Sn« I caSriK sehr wahrscheinlich. Es ist eine besondere Eigenthümlichkeit dieser
Inschriften, dass das bekannte und im Sal)äischen sehr häufig wiederkehrende Wort bn«
(Jjel) hier mit PI geschrieben wird. Ausser an den angeführten Stellen kommt diese
Schreibung noch vor XI, 5 D'3p1 I ü:n I ''Sn« ,das Geschlecht des Häni' und sein Besitz'.'' Das
/ in 'Sns k;nni Z<iclicn des Pliirids oder des Genitiv SiuL;\ sein.
' \gi. amh Hai. '■'••■■^, L' \ii.ii .'rj?.
2 Wenn man aber ":p iliircliau» ,erwerben' übersetzen will, so kann es nur lieissen ,das er für Wadd erworben bat', was
dem Sinne nach auf dasselbe iiinauskonimcn wird.
' Davon zu trennen sind »iclier die Formen "K0"'7nK GC. !.s, :i. 4. .'> und lificbst waljrscbeinlicl] aucli 'bnK GC. 2,.") iHal. i.iH)
und 3, 4. Sie sind von dem Stamme 'bPI abzuleiten.
Epigraphische Denkmäleb aus Arabien. ^ 23
II. (Euting 4 niclit reproducirt.)
M. 0'14 breit, 0'55 hoch; ein schmaler langer Streifen mit neun Zeilen, der aber in jeder Zeile nur wenige Buchstaben
enthält, so dass nicht ein einziges Wort mit Sicherheit bestimmt werden kann.
1
mn
1 nz
2
1^))
1 D-n
3
0)Y(D
r,m
4
(D (D 1 U|
nll
5
XX1
nnb
6
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21 1
9
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n:n I
III. (Euting 5 auf Tafel I.)
M. 0-18 breit-, 0-17 hoch.
1 ^m)^Hni Dlp?2=l|-
2 I ) Y ^ rt I <» I nnrs 1 1
3 |1hr^<i>h I bKDIK
Mit Sicherheit ist nur der Eigenname "^SDIS in der dritten Zeile zu bestimmen, der
auch sonst öfters vorkommt. In der ersten Zeile ist der erste Buchstabe 1 oder Tl zu
lesen. Das folgende J"ltt"t ist entweder von der Wurzel "lÖT (>x)6) abzuleiten oder j^ll/» jj>
zu lesen, womit ^liX^JC Jui mIv« jii hei Hamdäni verglichen werden kann. ~intt?3 heisst wahr-
scheinlicli ,dem Sahir' (vgl. Dintyn, ZDMG. XXX, 680 und ^^^ oyo hei Hamdäni 82, 7 und
111, 18j.
IV. (Euting 9 auf Tafel I.)
M. 0'55 bi'eit, 030 hoch. Von allen Seiten abgebrochen.
1 ^ I Ö ■ ■ 1
2 Y^N'^a'IHX?niHniiH<i'IYX?nni>lh^<i> nsrnpi l in'3 l p m l nn^^n ns?2i 2
3 Xr^ha'I^Y<»10<i'l^^?XI1i^<i>I^XYY)r^ noxi I Dmbsi I Qu"!! ^31 1 DnnmD 3
4 <i'l^rSXYnH^<»l^r^XY<»XI<=OBIX)Xr^ 1 I Donnsnisi I nonmn I isä I mno 4
5 Ya.|iiYmiH1^l?[X^]ir^ni°>lj^mi,^ m l p^bnaa l nnal'^Dn l n:: l ^'7= 5
6 <i>1HI1 133 I b 6
2. . . . und vermehrt im Tempel des Wadd, im Tempel (selbst) und [seinem] Vorbau ....
3 schnelle Kameele und alle Kameelheerden und Kameelfullen und die Vorhän[ge] ....
4. . . . verhüllten die ihrer Räucherfässer (?) und ihrer Altäre und . . .
5. . . von jedem der losbrechen wird die Steine (?) der beiden Thürme und . . .
Es ist, wie man sieht, das Fragment einer Weihinschrift, und zwar der Schluss der-
selben. Von der ersten Zeile sind nur undeutliche Spuren geblieben, die eine Lesung nicht
ermöglichen.
24 D« H. Mcller.
Z. 2 kann unter Vergleiclumg' von Hai. 478, 20 etwa folgeudernmssen ergänzt werden:
D-l^J7a^ I olnanpi I [n'2 I p I t I nn'22 I nxfii [| yp:^ I "ssm I comr I nja • • ■ I tn-nl ,Und es stellte
N. N. diese Denkmäler etc. . . in den Schutz der Gottheit .... gegen jeden, der sie zer-
stört, vernichtet, vermindert] oder vermehrt im Tempel des Wadd, in dem Tempel (selbst)
und in seinem Vorbau ' Über nxa vergleiche Siegfried Langer's Reiseberichte, S. 24,
Note 6 (= ZDMG. XXXVII, 342).
nn'23- Das Wort D'S bedeutet im Sabäischen ,Burg', wohl desswegen, weil die meisten
grösseren Häuser in der Form von Burgen gebaut worden snid, wie die *ial in Medina
und f^\ in der Gegend von Teimä. Derselbe Gebrauch scheint auch, wie aus Hamdäni
hervorgeht, in späterer Zeit üblich gewesen zu sein. Auch Bekri in seinem Geographischen
Wörterbuche, S. 190, führt unter der Überschi-ift ^j~^\ äj»aj eine Reihe jemenischer Burgen
au. die sonst als ^yoji bezeichnet werden. Es ist merkmirdig, dass man heutzutage diese
Art Burgen imd selbst einfache Häuser buiUg nennt.*
Das Wort ITS bedeutet aber auch vor dem Namen eines Gottes ,Tempel'. Auch die Tempel
waren burgartig gebaut, mit Thürmen und Festungswerken versehen. So ist also in den In-
schriften die Rede von dem npaSs I iT2(Hal.50, l = Fr.9,4. 10,2), nnnj; I n^3 (H. 196, 15. 257, 2.
379, 1), D'On I n-i I n'n (631 + 630, 7. 628 + 632, 3/4), m I ]^^a (532, 1). Die Sclireibung nn^2
(mit Zufiigimg des dem Minäischen eigeuthümlichen n) findet sicli Hai. 520, 21: inri'; I nn''3
und weiter unten, XIII, 2.
nöHpl ist ein bautechnischer Ausdruck für ,Vordcrbau' oder ähnlich, und mit dem in
den Bauinschriften häufig vorkommenden D"1"TS?Ö1 I D5:^p (z. B. Hai. 424, 1. 465, 5) ,Vorder-
bau und Schutzmauer' zu vergleichen.
Z. 3 bietet lauter o.vj.q XcYÖ[J.£Va, deren Übersetzung noch dadurch erschwert wird,
dass diese Wörter aus dem Zusammenhange gerissen sind. Dennoch scheinen die nach
Analogie des Arabischen vorgeschlagenen Bedeutungen sich gegenseitig zu stützen.
DrinniD ist ein Plural von niD, arab. ^y^ ,freiweidende Kameele' oder _*-* , schnelle
Kameek".
DÜ"'T = (Vjv, Plur. von x^jj .Kameelheerde'. Dazu passt sehr wohl:
ambs = yXi, Plur. von As ,das Junge von einem Kameele'. Das letzte Wort der Zeile
ist vielleicht hlnOKI (;t-Ä*>,l) zu ergänzen. Über den Zusammenhang dieser zwei Zeilen lässt
sich Verschiedenes vermuthen, aber kaum etwas Sicheres behaiipten.
Z. 4 mno hängt wohl zusammen mit dem vorangehenden ["ilDDK.
Von den folgenden drei Wörtern ist nur das letzte nnsna = M'<J^' I'liii'- von nsn»
{^iXjo) ,Altar' sicher. Auch Fr. 41 scheint nnriO Plur. zu sein, dagegen kann es Prid. XIII, 10,
Hai. 645, 1 und 648, 1 als Sing, der Form &Xjüu: angesehen werden.
Zu DDnmn I isi sind zu versrleichen :
Hai. 188, 4 p'r I 'nn I 'bns I srno I 3'd I isliil
Hai. 196, 13/15 nnnj; I rra iTlri I "hmn I bDlia I isici
Wie schon Sabäische Denkmäler, S. 78, bemerkt worden ist, steht isä (arab. JUi) in
den angeführten P'ällen in \'erbindung mit Räucherwerken. Dieser Annahme wird durch
Vgl. .Siegfried Langer'», Kebeberichte aus Syrien und Arabien, S. XXIV.
Epigrapiiisciie Denkmäler aus Arabien. 2t5
unsere Stelle nicht widersprochen; das danebenstehende nnD"io macht es sogar sehr wahr-
scheinlich, und das dunkle DDnmn scheint mit Tin (verschrieben für oder abgekürzt aus ^'T1^?)
zusanunenzuhängen. Das arab. Lb. ,Honig' und ^e^-a. ,leer sein' bieten keine passende Etymo-
logie und Erklärung. Neben manö darf man \in vielleicht bis auf Weiteres ,Räucherfässer'
übersetzen. Vgl. in der Parallelstelle TÖ und damit 11 I n"'I?riÖ.
Z. 5. J?11C, sonst in den Inschriften nicht nachweisbar, scheint wie arab. cJco , spalten,
losbrechen' zu bedeuten.
Inölbc. Die fehlenden zwei Buchstaben sind nur vermuthungsweise ergänzt, es ist aber
auch kaum, eine andere Ergänzung möglich. Die Bedeutung , Stein' flir 'Ltll^ wird von den
arabischen Lexicographen auch als stidarabisch überliefert. Es ist sehr merkAvürdig, dass
das Arabische das ursemitisclie Wort für Stein J3S (Hebr., Aram., Sab., Athiop. und Assyr.)
verloren und daiur zwei Wörter geschaffen hat, die nur auf Umwegen zu dieser Bedeutung
gelangt sind, ich meine die Wörter Ist und juXil. Die Wurzel hgr ist gemeinsemitisch und
bedeutet ,umgeben, umgürten'. Sab. "laHD (r^) heisst ,Umzäunung, Umfriedmig' und ^
, Stein' ist das Ding, womit eine Mauer, eine Umfriedung hergestellt wird. In ähnlicher
Weise scheint äuJU« erklärt werden zu müssen. Der Gebrauch des Wortes nö'^D anstatt pK,
das im Sabäischen und Minäischen sonst üblich ist, mag vielleicht aus dem Einflüsse
der nördlichen Sprache erklärt werden, wie ja auch das folgende Wort bl^JS nur in den
Inschriften von el-'Ola sich findet. Auffallend wäre noch die Bildung des masc. Plurals
neben dem fem., wofür freilich das Sabäisehe auch sonst Belege bietet, wie Tin^K, %"l52Kty,
Das Wort Tlü'^D lässt jedoch auch eine andere Deutung zu; es kann ein Dual fem.
von arab. ^J^^ ,Leiter, Stiege' sein, womit hebr. ü^D (Plur. niO*??), Mischna "il^ btt' nabo,
x)i[j.a$ T'jpicov, phön. ria'^D Corpus Inscriptionum Semiticarum I, 88 zu vergleichen ist.' Für
diese Erklärung scheint auch der Dual des Wortes jrubiJÖ zu sprechen. Wir hätten dann
die Stelle zu übersetzen ,an den beiden Treppen der beiden Thürme'.
p^IJÖ. Das Wort steht hier für das sonst häufig in den Inschriften und im Äthiopischen
ausschliesslich gebräuchliche Jisnia. Das Wort SlJÖ ist aus dem Hebräischen bekannt. Es
kommt hier in der Bedeutung ,Thurm, Festung' und in mehreren Ortsnamen vor. Auch in
der Mesa-Inschrift, Z. 22 ist es nachgewiesen:
,und ich habe ihre Thore errichtet und ilire Thürme gebaut'.
Die aramäischen Dialecte kennen das Wort ebenfalls. In der Targumim schwankt die Voca-
hsation zwischen kSijp und «Sl3Ö (syr. P,^). Auch das Arabische, wo es sowohl als Appel-
lativum wie auch als nom. loci vorkommt, kennt beide Formen Jt>-a?- Sicher Appellativum
ist es Imrulqais 50, 8: Ji^LÄÜf u^-^^; i eU*Jl jj-Jj^^i ferner Bekri 116, 1. Z. : s'j.S w^ «jLa*
jJisLs'., endlich im Verse des al-A'sa:^
t'i ( II ' '(' ' " ' "! ' ' 'i ' " ' I '■'
j_jLiaJI j-üä iUfi Jjo *J'-*^ <Jyy*' ut^T? li-
' Vgl. Hamdäni Gazirah 76, 7 ff.: i^ ^J y.,.^ J.i-^V\ ,JlLJ\ ^ ^^^Ll-> jikj' ^\ ^_j-JiJ\ ^J>\ ^\ '<L»SS
U-^-«*^ J)-«üx»31 ,_ji6 j_^^\ CU-oj ^JyJL^\ L,_f^Lo IjtLi s-oij; ^j\ ^> j_j)i ^_^ixi\^ LiLi.
2 Vgl. Jäcüt IV, 888 s, V. k^l, und Bekri 847.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. d
26 I)- H. Müller.
Der Vers bei Bekri bezieht sich auf" Hagr in Jemama, der el-A'§a s auf eine Ortschaft
iu Hima Darijja. Durch unsere Inschrift ist der Gebrauch des Wortes für Nordhigäz ge-
sichert. Ob man das AVort als eine aramäische oder sagen wir besser nordsemitische Ent-
lehnuntj ansehen muss/ lasse ich dahingestellt.
V. (Euting 10 auf Tafel I.)
M. 0-43 breit, 02 1 hocli.
1 *r^a> I HXOTI I Xt=l I X?1°IHh°H poi I jnsn^i I m In^bj? I pn • • • i
2 ^XIHlr^)[Er^h®lr^X?H*i^<i>lrhX<i>Ul nnn[y] I DitüDsi I Dn^3pDi I cmb:: I 2
3 hOr^a>l)i^Hr^<i'l^r^n)n?[IHHn]IH°^IXi K2D1 MD3D1 1 DD3nr N n:3l I jya I n *? 3
4 .?^Tl)nrtni^H°^lrt1^l)^?l°0?1hlV^ ^ün MDani bjyj: I ^bü inrM rs^Ss 1 nb 4
5 ■|Y)nf^niHY)nhNIHX?h^r^a>iHXOn I ^^333 I p-,;3j^T I j^,3poT I .^^2^:: 5
6 l°X)^°HI<D?Ymni1hnYa.|^o^^l , ^,^^^2^^^ 1 ,,„ 1 p 1 bxnm 1 dij^d 1 6
1 der bedeckt hat den Söller dieser Plattform und ....
2. [Und es widmete] .... seine mbüi, und seine Weihungen und seine Inschriften dem 'Attar
3. [von Qabd und Wadd, den Gött]ern von Ma'in gegen Jeden, der sie entfernt, zerstört, vernichtet,
4. [und losrcisst von ihrer Stelle am Ta]ge des Iljafa' Jasur, des Königs von Ma'in, nobst dem Fürsten
von Hirn ...
5. die Plattformen und Weihungen der Frommen von Seiten des Fürsten ....
6. [des Häuptlings] Wahab'il, Sohn des Hajw, von 'Amrata'.
AVieder ein Fragment einer Bauinschrift , dessen Inhalt im Grossen »und Ganzen er-
mittelt Averden kann und dessen Phraseologie auch im Einzelnen bis auf Weniges ziemlich
deutlich ist.
Z. 1. Das Wort pp findet sich noch VII, 2 :
jnBn:i I riT I n-'bj; I j : y I onnsi I Ds:st> i Sd I njsri^ I ^ns I )}ü),
femer XI, 6
II fnslnic I rh I n^bj? I py I nSro I 'sior'
Zur Bestimmung der Bedeutung von pj? kann besonders die erste Stelle dienen: ,und er
Avidmete denen von Jatmiat sein ganzes Qüi:^ und IT'nB für das pp des Söllers dieser Plattform'.
Gleichviel was D«2? und n^ns bedeuten, das Wort J2I? muss irgend einen Bestandtheil des
Söllers bezeichnen, für dessen Ausführung der Stifter gesorgt hat. An der zweiten Stelle
sclieint py in gleichem Sinne zu stehen und ebenfalls Substantiv zu sein, wogegen in unserer
Inschrift pt'T sowohl Verbum als aucli Nomen sein kann. Zu der ganzen Phrase I r\''hv i pPT
jnEnX i rn vergleiche ich Hak 192, 4/7 : Dlpm I niy I SSän I 'SSpl I ':dT ■ ■ • DSnx I rno ,sechs
Plattformen . . . die er erbaut, mit Söller versehen und mit Holz imd Balken bedeckt
hatte'. Es scheint nun py in gleichem Sinne zu stehen, wie b'?lD .bedecken' an der angeführten
Stelle, Dies passt tiberall in den Zusammenhang inid ist wichtig für die Ergründuug der
' Vgl. 8. Fraenkfel, iJio aramäisclieu rremdwörter im Arabisclion, S. 236.
^ Sonst kommt JUr als n. pr. öfters in den Insclirifteu vor. Appellativum sclieint es jedoch Ual. 03, 7 I p;y I p zu sein,
der Kagammenliang ist aber dort unsicher.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 21
Bedeutung der Wurzel pj7 in den semitischen Sprachen. Die Wolke, welche den Himmel
bedeckt oder unserem Auge verdeckt, heisst daher hebr. |3J?, aram. pii,, arab. iolxc. Das
Wort piya ,Zauberer' bedeutet wörtlich ,Verhüller',' wie P]^?» (vgl. arab. ^^A^).
n'''?J?, öfters in den Euting'schen Inschriften in gleichem Zusammenhang, ist = arab.
ilXc, hebr. iT^y, aram. r\''h^ (l^-*^) idas Obergemach' auf dem platten Dache der Häuser
oder der Plattform der Burgen. Es ist mir jetzt wahrscheinlich, dass "'bbj? (= J^jt) Hai. 192, 7.
226, 1. 485, 3 und 520, 9 nicht , aufführen', sondern als Denominativ von r^'h)} ,mit einem
Obergemach, einem Söller versehen' bedeutet.
Am Ende der Zeile ist naheliegend in Hinblick auf Zeile 5 [ffT'JlpDI zu ergänzen. Mög-
lich ist aber auch P]pD1 zu lesen. Vgl. Hai. 485, 2. 4 und Langer 1, 3.
Z. 2. Zu Anfang dieser Zeile sind, wie aus den am Anfange der beiden folgenden Zeilen
mit ziemlicher Sicherheit ergänzten Lücken hervorgeht, etAva 15 — 18 Buchstaben ausgefallen.
Die Zeile hat wahrscheinlich, wie XI, 2, mit ^n"n begonnen, worauf dann der Name des
Weihenden gefolgt war. In dieser Zeile bedarf nur das Wort mSlt noch einer näheren Be-
stimmung. Schon Sabäische Denkmäler 88 ist die Vemiuthung ausgesprochen worden, dass
es eine Baulichkeit bezeichnet. Diese Verrauthimg wird durch unsere Inschriften vollkommen
bestätigt, Aveil iDlSil I friBniC wiederholt in denselben neben einander vorkommen.^ Ich stelle
es mit der Wurzel yX^ ,nahe sein' zusammen und übersetze es vorderhand mit ,Anbau'.*
Dn^jpm ist sicher Infinitiv, wie QnD''3p[D] Hai. 535, 4 (23), rT'DpD Os. 29. 2 und rT^3prt
Os. 30. G., wahrscheinlich Plural, und bedeutet , Stiftungen'. Vielleicht muss auch mit Mordt-
mann. Sab. Denkm. 51 jJT'OpK I p I pDI. OM. 12, 12 als Infinitiv gefasst werden, wo « für n
geschrieben wäre. Dagegen ist DD-Jp«'! Hai. 465 und 504, 9 Plur. von 'jp und heisst ,Besitz-
thümer'.
Z. 3. Anfang ist zu ergänzen : I nSlxbs I mn I ppT |] "innj?,
die folgende Zeile muss gelautet haben : I nf:i[r2 I DDHiapÖ I p I IDÖI ] XSD1.
r-iy kommt nur in den Euting'schen Inschriften vor. Über die Bedeutung des Verbmns
kann jedoch kein Zweifel sein. Es ist = arab. ^^^ä , entfernen' und synonym mit n33D , zer-
stören, entstellen'.* Die von mir vorgeschlagene Ergänzung der Lücke zwischen Z. 3 und 4
stützt sich auf die Parallelstelle VII, 4 :
onapa I p I -IDÖ1 1 x£Di 1 13301 1 DDDir [l 'ijal-
Vergleicht man Hai. 465: DDnSjpa I p I DD"'X£C"'1 I aD"lt'!ai I DD"I33D'' I 132
Hai. 474, 6: [DClnapa I p I Dcrss^n I pi I DDIfan I p
Hai. 478, 20: DDHöpO I p | 002 I lOnpi I IS»! I fpil I 'X201 I D0-l3[JD^n I p]
Hai. 485, 15: DOnSipiS I p I '-h' ■ nm I ^«201 I OC123'' I So I p
so ergibt sich daraus :
1) dass die Ergänzung der Stelle unzweifelhaft richtig ist;
2) dass «SD eine Verkürzimg aus "'SSO ist;
1 Syr. pJ^ ,iueptus ad genituram', arab. ^^U* und ^^j^ hängt damit zusammen und heisst eigentlich ,verzaiibert' (li\ TA
j^^- *\j-Ji\ 1^ 5->-o). Die Bedeutung von ^ .erscheinen, entgegentreten' scheint trotz Zimmern, Babylonische Bus.spsalmen,
S. 13 secundär zu sein.
2 Vgl. VI, -A. XXII, 1 und XXIV, 8. ' Vgl. Wiener Zeitschrift f. d. Kunde d. Morg. 11, S. 5.
■• Dieses ^^ ist also von ;_j^ .untergehen' und i_j_i< , Westen' zu trennen. Letzteres wird im Sabäischen C2iya (mit
o nicht 'pij geschrieben. » Lies banm ? — Weitere Stellen vergleiche ZDMG. XXX, 696 ff.
d*
28 D. H. Müller.
3) dass "IDS = "if a g'cstellt werden muss , woraus wieder folgt , dass die Bestininuiug
des Zeichens ^ als t? den tliatsäoldichen Verhältnissen entspricht;
4) djiss das Iniperfectuni entweder von einem Imperfectnm oder auch, wie im Hebräi-
schen, von einem Pertectum fortgesetzt werden kann. Der erste Fall tritt ein: a) wenn t
wiederholt wird, b) wenn jedes folgende Verbuni mit Suffix versehen ist.
Z. 4. Über ntf' I irE^bs vergleiche Burgen und Schlösser 11, S. 62. Der Beiname dieses
Königs ist wahrscheinlich Jasur (nicht Jasir) zu lesen. P]tyniologisch hängt er vielleicht mit
arab. «Lil ,rathen' zusammen.
Die Ergänzung ro"!]'?:!! I "1-22, die nahe liegt, scheint mir wenig wahrscheinlich, aber
immerhin nicht immöglich.
Z. 5 jm2Kl = eHr^' ''^^^ Frommen' scheint ein anderer Ausdruck für "1"12D 1 hr\H zu
sein. Beachtenswerth ist erstens die jJiil-Form, die bis jetzt wohl in Eigen- und Beinamen,
aber nicht als Adjectiv nachgewiesen wurde , ZAveitens der äussere Plural , den man aller-
dings nach Analogie des Nordarabischen von dieser Form erwarten muss.'
Die Lücke zwischen Z. 5 und Ü ist mit zienüicher Sicherheit njJÖD [l D"i22 I ]ti1pl zu er-
gänzen. Dies ergibt sich aus der Vergleichung folgender Stellen:
GC. 1,8: SsciK" I Di'öD I D-122 I pip I ^211 1 Sssm I m22n I mriKT
GC. 18, 6 : i:a I ci'JiD I Dn-2 I piip II -112 I m
Hai. 237, 10: as?n I nnysin I Dyj:D I 0122 I jiatp
Hai. 188, 4: nSl I 0122 I fSnp ■ • • Ö^T I bülll I -122-
Xin, 3 : [l Cyac I D-122 II pnp I f2UT I '?D2 I nn22-
Leider bleibt trotz all dieser Parallelstellen der Sinn der l'hrase noch immer dunkel.
I\Ian wird aber aus dieser Zusammenstellung ersehen, warmii ich die Ansicht des Herrn
H. Derenbourg nicht theilen kann, der zu GC. 1, 8 ]f2'lp als Nomen loci = ^^^^ aiifgefasst
liat, und warimi ich andererseits ^21 für ein nom. loci erklärte. Die Parallelen DJ7n, p12T
( .b^) lassen eine andere Deutung nicht zu.^
rn als n. pr. schon bekannt, Hai. 428. 577, 4. 618; mit Mimation nVPt, Hai. 629, 1.
Zweifelhaft ist OM. 4, 6 und Fr. 3, 4.
ymaj? konunt wiederholt in den Euting'schen Inschriften , den minäischen sowohl als
lihjänischen vor, ist aber sonst nicht nachzuweisen.
VI. (Euting 13 auf TaM I.)
Doughty, PI. XVI, Fol. 30 mit folgender Notiz : , Building stonc in an outward wall near the towu end south.
M. 0-43 breit, O'IT lioeh.
1 • • ^lhYlr^[XTtH]0 |a>lir^^h^lHni b I p I onnai I DöKtt^ I p I i
a • • ^h^l1i^lXn)nMI1hy)^?fnl on^iEi I Dlösty I b2 In2nn I Ssnn:r'2 I 2
3 . . r)^?<i> I hX<i>iia> I hxon I X ['7xinnur^ilfm'72:ilinsn2:ln[=iln'bsrpyl 3
4 thlYI .«ml 4
' Vgl. Zur Vergl. sem. SpracliforKcliuiig, S. 19.
» Vgl. Wiener Zeitschrift f. d. Kuudo d. Morgeul. 11, ü. Ij
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 29
1. . . . von seinen Stiftungen und Lösegeldern (Zöllen)
2. . . . dem Jasrah'il von Gharbat alle Stiftungen und Zölle [zui- Bedachung des Söllers die-]
3. ser Plattform und dieses mb2f. Und Jaära^'il
Z. 1. Zu vergleichen sind VII, 1: DnölH I Sa I lins-llS I n^-IS1 I DXÜ I Ss I p
und VII, 2 : [fnsni: II ni: I ivb]! I pj? I on^-isn I Diaxtr l h^ I niari^ I •'ns I i3öi,
woraus sich die Ergänzungen zu Zeile 1 und 2 von selbst ergeben.
Die Wurzel üü'^ hat im Sabäischen verschiedene Bedeutungen, die sich zum Theil mit
_ _ t>
den arabischen decken. Hai. 535, 2 (12) : fltSStl^n I n2Ü''T t |''3 (jULi. Ri.^) ,zwischen denen von
Süden und denen von Norden'. Dieses DS»2^ ist gleich arab. *Li und hängt wohl mit
JLÜ-i, hebr. bsöt? ,links und nördlich' zusammen.' Aus dem Begriffe ,links' entwickelte sich
die Bedeutung infaustus ,unglückbringend', böses Omen, die im Sabäischen nur an einer
Stelle nachzuweisen ist, Hai. 252, 4/5:
iD"ay2 I pn[2] i p-123 I ddhü I dsitki
,Und die bösen Omina seines Wassers, als ein Blitz aufleuchtete an seinem Ufer.'
Ausserdem hat aber die Wurzel DS^ eine andere Bedeutung, die nur dem Sabäischen
eigenthümlich zu sein scheint. — In der grossen Inschrift von Hadaqan (Gl. 302) und Fr. 40, 2/3
DN^I I ''DJJ'I kann es nur ,stiften' heissen. Man darf vielleicht die Vermuthung aussprechen,
dass dieses ,stiften' aus UüCI! ,Omen' sich entwickelt hat, wie ja auch im Lateinischen Omen
, vorbedeutende Zusage, feierlicher Gebrauch' bedeutet.^ Auch in unserer Inschrift können
msi DS^ nur , Stiftungen und Lösegelder' bezeichnen, da sie wie die nyiSI niirp ,Zehenten
und Abgaben' der minäischen Inschriften zur Deckung der Baukosten verwendet werden.
Wenn m^fS dem hebr. "1^7^(2, ny"iS dem heljr. Hönn entspricht, so darf man in n''1S
hebr. fVlS erkennen. Anstatt der einheimischen Naturalsteuer tritt hier in der Colonie eine
Wert- oder Geldabgabe. Die Wurzel "'TS (arab. Ijö, hebr. niS, aram. «"IS) ist allen semitischen
Sprachen gemeinsam. Die Form ms kommt noch weiter unten, XI, 5 neben ''3p vor, ferner
Hai. 354, 3 : üpTT I jn^-ISD I Dt''' • • und vielleicht auch 355 : 2nü I DDfT'nlS], aber beide Stellen
sind dunkel.
Z. 2. '^xm^r'' findet sich auch Hai. 504, L
naiyn wohl gleich liyLf^. Ein n. 1. lj't*-'' ^^'"^ kennt Hamdani (81, 26. 82, 4) in der
Nähe von Hadaqan, eine Ortschaft ^ly^JI -i^y^ im Gauf (83, 2. 244, 19), «yUl^ bei Taif (139, 1),
«i>LjIj*JI in Jemama (261, 8) führt er ebenfalls an. Vgl. auch Jäcfit III, 783, 3 s. v. oli.
Halövy sagt: , Gharbat me semble appartenir k l'Oasis de Nadjran'.
VII. (Euting 16 auf Tafel I.)
M. 0-55 breit, 0-15 hoch.
XHIXT1o|HH°lr^X?iH0<Blrh^h^ni^lX^??l?H^I<i>H^^I? 2
a'I^N<i'a'IBn^Hl)X?°lrSX?H^r^a'lr^)[n^hlX^STIXM|o|<i' 3
X1°lr^Y^^Y^Ihni)r^^a)|hOr^<i'l)fiHr^<i>l^r^n)Tl? 4
' Die Tiansposition diw X erklärt sich vielleicht als eine Folge des Ansatzes von 7, wodurch zwei Liquidae neben einander
zu stehen kamen.
2 Das Wort CNB' kommt noch sonst an einigen dunklen Stellen vor, die Sabäische Denkmäler, S. 74; verzeichnet sind.
30 D- H. Moller.
• 3 I onaon I ba I ninx-i!2 I msi I nx'^ I Sa ja I riDlri^
1
inenxl I rn I n""*?? I pj? I Dnnsji l casc* I Sd I nan" l na i ijai h 2
1 1 D-m I fapT I -inny- 1 orcipci I cibds I nan'' I ni I m[nK-iö ■ • ■ 3
n*?;* I DHöpo I p I -iDöi I «BDI I -i3:di I DD2-ir [| ^33 I jyö I ribsS« ■ • • • 4
1 Jati]mat von allen Stiftungen und Lösegeldern der Mar'atwadd alle DnaJÜ ....
2. . . . und er thcilte zu den beiden [Herren] von Jatimat alle seine Stiftungen und Lösegelder zur Be-
dachung des Söllers dieser [Plattform]
3. . . . Mar'atjwadd, die von Jatimat, ihre Inschriften und ihre Weihungen dem 'Attar von QahatJ und
dem Wadd und ....
4. [den Göttern von Ma'in gegen Jeden, der] sie entfernt, zerstört, vernichtet und zerschlägt, von ihrem
Orte 'AJat.
Z. 1. h2:z ohne Trenmmgsstrieh für h:> I p {Sf ^), ^vie Hai. 385, 3: DOPlÄ I ^332, 485, 14:
DD-Or I "^s:*. Os. 4, 19: onnhp I "73331 itnd weiter tmten, XV, 2: DairT I '^333. Vgl. auch
Hill. 51. 5: 'br33 für "bj? I J3 {JS ^^).
n-Tfii I Dut. Vgl. VI, 1.
"Tinx^ö, wörtlich ,die Fürstin des Wadd' oder ,die Frau des AVadd'. Der mangelnde
Zusanimenhaug macht es schwer zu entscheiden, ob ^^ns"ll3 ein Personennamen oder der
Name einer Gottheit sei. Wir kennen eine Gottheit inn:?ö« ,die Mutter des 'Attar',' wir
wissen auch aus der Inschrift von Schabwat (Os. 29, 5), dass 'Attar der Vater des Gottes
Sin war (D3S I inrij?1 I üb^l I pD), ferner ist von mir die Vermuthung ausgesprochen worden,
dass die Frauen von Ma'in den Cidtus der Frau des 'Attar pflegten.^ Es Aväre also nichts
Auffnlliges, wenn wir eine neue Gottheit ,die Frau des Wadd' fanden.
Es könnte aber auch mnxiö als n. pr. fem. aufgefasst Averden und Aväre dann ein
Seitenstück zu nbs"lÖ, ^^-uJiJt ^ye\ etc.
üna3n I '?3. Vgl. zu I, 8.
Z. 2 132. Das Verbum 130 erscheint hier zum ersten Male und ist = arab. J^, hebr. njl^p
.zuzählen, zutheilen'. Von derselben Wurzel kommt ein n. loci m3Ö öfters vor.
nari" I ''13. Das Wörtchen 'T findet sich meines Wissens nur noch in der von Hal^vy und
Praetorius veröffenthchten Inschrift aus Aden:"
I 03311 1 ficns I '?n3
MKn3 I n33K I n I hr\'
.Bahil Ahsan mid Dabbäb Jatil, die von Abnat bauten etc.'
Praetorius erklärt die.ses 'T für einen Plural von n, fem. ni, indem er von der Vor-
aussetzung ausgeht, dass ,zu dem Relativum n, fem. rn der Plural Sk, 'hn gehört, während
das gewöhnliche Demonstrativum „dieser" nur in der singul. Form (n) belegt ist'. Dies ist
nicht richtig. Der Plural von p lautet ]hn, z. ß. Hai. 352, 3 fJÜIK I ]ha 1 1]! ,bis zu diesen
Bildsäulen', Reh. 10, 5 jnynö I \hH ,diese Räucheraltäre'. Das Wört(;lien n scheint vielmehr
Dual zu .sein und bezieht .sich auf die friilier genannten zwei Personen.-'
' Vgl. Derenbonrg, Etudes sur rKjMfrr. <1. Yciiien, p. C5, Nr. 11, 2. 7.
' Wiener Zeitschrift f. <1. Kunde d. Morpenl., II, 10. 3 Vgl. ZDMG., XXVI, S. 417 ff. = Hai. C86.
Praetorius lif.«t :rz und ;r". Da.s Facsimile scheint mir jedoch in beiden Fällen b zu haben, wie HaWvy wirklich copirt hat.
I'raetorius hat übrigen» die Möglichkeit dieser Lesung später gelbst zugegeben. Wenn Praetorius dieses 'T auch in DP3"i
O». 29 erkennen will, so spricht sowohl der Sinn als das Fehlen des Trennungsstriches entschieden dagegen.
' Die Nichtübereinstimmung des Verburns mit den Substantiven im Numerus ist auffallend, aber nicht ohne Analogie.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 3:1
Auch in unserer Zeitschrift darf ''"i als Dual von 1 aufgefasst werden. Es ist hier aber
wieder die Frage, was unter den nsjri'' I '''1 zu verstehen sei, zwei Menschen, welche früher
genannt worden sein mögen, oder zwei Götter, etwa D'in I "nnrij?, die Z. 3 erwähnt werden,
oder 1) und IIDKIÖ, wenn letztere eine Gottheit ist.'
nari"' ist u. loci und kann der Wurzel nach mit hebr. ])Ü'''p] und niü''tt" ,Wüste, Einöde'
zusammengestellt werden.
Z. 3. Zu Anfang der Zeile ist vielleicht iri"n, am Schlüsse möglicher Welse [n"l53]1 zu
ergänzen.
Z. 4. Die Fluchformel ist schon oben zu V, 3 besprochen worden. Zu beachten ist der
Wechsel der Tempora, ferner SSD1 für "'XSDI mit Verschleifung des j, endlich IDÖl für "it^ül,
womit schon Praetorius äth. 9"/iC verglichen hat.
nby. Sollte hierin vielleicht der heutige Name von el-'Ola zu erkennen sein?^
VIII. (Euting 17 auf Tafel I.)
M. 0'60 breit, O'lö hoch. Sehr verwischt und zerstört.
1 ////////////, 7///V/7/ • nii'l)0^ltr^lhlh^h<} /////////.v///////7///////;/,7/;/ • • i MEty I • • ■ • I pHZ i
2 /////!//// )^HiyX0IT)i^HnTI1^hniTX0IH^ /////'///////// Sii 1 nna I nns] I jn I bpin I nna l p 2
3 <B|°^rSI<i>UIY)rthni^lTXO<i>lh^nOHIihi-PiT/// ilyaDhS^ilmsjljnlnnsiliSisan--- l--n////// 3
4 ////'////// ' I lOXTa» I o^,^i>\ oH?,^® I o)/////////'//// /////////7//// 1 ÖEnm 1 pödi I vro^ \ ■ ■ llililliUhlliilil 4
Z. 1. JI2X2. Dasselbe Wort scheint auch Z. 2 zu beginnen Jü[SS] u.nd in Z. 3 sich zu
wiederholen |S:s21. Es ist nicht mit Sicherheit zu erkennen, ob r^ oder h zu lesen sei,
aber die Spuren des oberen Theiles in der ersten und die ziemlich niedere Basis des
Zeichens in der dritten Zeile sprechen für h. Diese Lesung wird bestätigt durch XXIV, 4
|!2XS I ni. Vgl. auch Hai. 220 (Ma'in) --ÖKSn I p • • ■
nSÄ' findet sich noch Hai. 157, 3 [p]!2n I nstrs I onnhsl und vielleicht Fr. 27 und 42
niE^n I nna l wtji-
Z. 2. Die Lesung bpoa ist unsicher.
n"l3: I 2n, welches auch in der folgenden Zeile vorkommt, kann heissen ,wegen des
Nakräh' oder ,die Pilgerfahrt zu Nakräh', wie Hai. 149, 6 bn'n I '1ÖD=t I MTW Letztere Annahme
halte ich für wahrscheinliclier.
Z. 3. nnsi 1 iÖSST scheinen Verba zu sein, ersteres von der Wurzel j,ü. Wu- hätten
also hier ein Beispiel für perf. energet. mit n an erster Stelle. Vgl. auch SÜD! I nns I pU>-
Z. 4 ist PTD grammatisch bemerkenswerth. Es bildet ein Seitenstück zu ''S1D, also Causa-
tivformen mit D von den Verben primae j und w, was sonst in dem minäischen Dialecte
vermieden wird.^
-c
[ä.srim so ist wohl zu lesen = iäjiia.1,.
1 Dass fler Dual masc. von einer männlichen und weiblichen Gottheit gebraucht wird, ist natürlicl). Vgl. zu Langer 2,^ 3.
2 Vgl. xiii, ß und Hai. 237, 8 ^hv^ I nsy.
3 Vgl. Burgen und Schlösser II, S. 57, Note.
32 t)- H. Mcllek.
IX. (Eutiiig 18 auf Tafel I.)
M. 0-24 breit, 0-31 }ioch.
1 I h^r^X))nr^H I Hi I laomnaoT l jS ■ • i
2 YXhfi I ^B[)h] 1 1X nnio I nih«] I Sn • • 2
3 <Dhl°i?]^r^®l))n/'/// IX t r^DI I m2///V/// :-5
4 n)1a> I 1h) //////////A mal I hü'illiii/iniiiilili 4
ö /" ^0, 1 VII um III Hill/ //öl I \iiiiiiiiiiiiiiiiii/iiiiii 5
6 x)"» I ^Il/I/Il/IIIHHII ny\\nii!iiilliiliimiiliill 6
7 ////Ir^-BhlHfl///////////// ////// I D1K I pllllll/lim 7
8 H°0? I /////////// \y&'' \ llllHilllli 8
Z. 1 ist |iaDni"iDD"1 entweder = U^'ol oder als Infinitiv n"n3D mit dem Dualsuffix an-
zusehen. Über i^D =: 'an = U*, vgl. Wiener Zeitschrift f. d. Kunde des Morgenlandes II, S. 6
imd Mordtmann, ZDMG. XXXIII, 493. mato] oder -nslDö! ist wohl auch Z. 3 zu erkennen.
Vgl. XV, 1 und XXIV, 5 und zu m-lSD Hai. 272, 5 und weiter unten XV, 5 DDnm-|3D.
Z. 2 ist ciis (^jß;!) wahrscheinlicher als DJCIB. Vom ) ist eine Spur noch vorhanden;
an erster Stelle kann ein 0 kaum gestanden haben.
Z. 3 röDI I -nslDö] scheinen Eigennamen zu sein. Vgl. nröD OM. 12, 1.
Z. 4 kann, wenn hier ein auf hü auslautender Eigenname vorliegt, bxibD''], ^«^["lan],
^»nbT]- Sk-iIiT], '?K-|[m] oder ähnlich ergänzt werden.
D2ia ist als Ort, wo ein 'Attartempel vorkommt, in den Inschriften bekannt.
Z. 6 ist das Wort Pill ,Monat',
■f.
Z. 7 der Eigenname D1K (u-'jl),
Z. 8 der Personen- oder Ortsname JJ?E'' zu erkennen.
X. (Euting 19 auf Tafel I.)
M. 0"55 breit, 0'22 hoch. In der Mitte ein grosses Stück ausgebrochen.
1 Bh[nY?]in)nTHINniiHn°|tH<»iii//// f« bni I nnrn I p I n=y I m • • • i
2 of^ I H® I /i//////////n« I n)n?M I ^1 pa m l b/////////////////-i l anrn i ab 2
3 r^ I ^V1l ^ Yo» I lll'HHI/M 0. 1 ? h ^ H I H 0)//// D I anb I am I [onnl I m l ^opn I p ■ .3
4 »HIXH?ni?a,niI^YhniiHno<i>l'//y// n l nra I (rinj? I pnxa I nayi I ///// 4
Z. 1 ist nur m ,Wadd', naj? ,Diener' und airn ,der entfernt' zu erkennen. 11 kommt
auch in Z. 2 und Z. 3 vor. Ebenso wiederholt sich airi in Z. 2.
Z. 3 erinnert ihrer ganzen Fassimg nach an Nr. I:
onb I Dm I cnn i inrijr • ■ "apn i pa
Indessen ist die Lesung Jhal zweifelhaft. Am Ende der Zeile ist wahrscheinlich nach XXIV, 4
(liplc zu ergänzen.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 33
Z. 4. {rönwa ist dica^ Xsyöfisvov.
rny ist nicht sicher, weil der untere Theil des % fehlt, das Zeichen also auch ?, kaum
aber 1 sein kann.
Zu nJ-S vgl. Hai. 485, 3 : jnnx I n3'3 und 395, 2 : Dnn3'2.
XI. (Euting 22 auf Tafel I.)
M. 0-54 breit, 0-33 hoch.
1 I • • I ))ni^? I cH°? I ^rSYiH?^ in) [n I ] I -nnc^ I nr I dhtd I 3-1 1
2 . •IB?ni=|a'lhhYlt>ID®MX?) I tH®!^ t hH bpn I inny] I pnni I «an nnni I nnn In« I «3 2
3 T1?H] I hfl I h°^ I X1h1h I Y)i^H<i> I iHo'® I B tnoanrln I p I jra I nSsbs I m3:i I mi l f 3
4 a,§?M 1 >h I )^Xh I V<"> I ^r^Y^*^ I Hn im I '71s I nnnx I m I Donapa l p 4
5 Y I r^YX?HOa> I rSY?ii^<i> I hHY I ?1Yhn n I Dnnnsi I ompi I «jn I ^bnsa 5
6 YIIXH IX?> I HH° I Nl'^i^ I ?0<i>r^<i>lr^ [nar: I jnsJn:: I nn i n'*?!' I pj? nbns I 'sim I D 6
7 ?fi1^ 1 oj? I n)(^nha) I ^MJ^ I 1hY*<ß I ■ • • I jyö |] ^dSd I yn' I nnD3xi I pn:: I ':5snpi 7
8 . i n I H°^ I Y)n(^ I ii°0 • •• n I fj;ö I msa I fj?sN 8
1. [Von den Ehrengaben, die Uberjgeben hat in ihre Hand Ja'üd Jusabrir . . . [Hä-
2. ni' dem Wadd4iait'", und es stellten (diese Dinge) liäni' und Dü-Bid [in den Schutz des 'Attar von Qaba-J
3. d und Wadd und Nikräh, der Götter von Ma'in, gegen Jeden, der [sie entfernt]
4. von ihrer Stelle und das Erste an letzter Stelle setzt. Derjenige ....
5. in der Familie des Häni', in seinem Besitz und seinem Erwerb
6. und er erhielt unversehrt dem ^Jälid die Bedachung' des Söllers dieser Plattform, [am Tage]
7. des Waqah'il Sadiq und Abukarib Jati'', der beiden Könige [von Ma'in] und des
8. Jaf'än, des Fürsten von Ma'in ....
Diese Inschrift ist oben und links abgebrochen. Es fehlen aber links , wie aus den
sicheren Ergänzungen von Z. 2, 3 und 6 zu ersehen ist, nur wenige Zeichen. In der vierten
Zeile zwischen h^H und [3liri'''i ist ein freier Zwischenraum von etwa drei Buchstaben ge-
lassen, wodurch der Anfang eines neuen Absatzes markirt zu sein scheint, ähnlich wie in
OM. 15, 4 (Sabäische Denkmäler, S. 63).
Z. 1 ist wahrscheinlich zu ergänzen DDnT3 I 31 (ns I D"in3] ,von den Ehrengaben, die
fibergeben hat in ihre Hand'. In allen bis jetzt bekannten Fällen steht T im Singular,
wenn es sich auf Eine, im Plural (iTs) aber, wenn es sich auf mehrere Personen bezieht.^
Hier ist der erste Fall, wo T mit dem SuflF. Plur. (ddh) verbunden wird.'
' oder ,<len H. für den Söller' JSJ? = X.e, wie JOy = DJ?
2 Vgl. Siegfried Langer's Reiseberichte, S. 24, Anm. ö und GC. 3, 2 (H. Derenbourg in Babyl. et Orient. Rec. I, p. 173).
' Das Arabische führt die Trennung zwischen Singular und Plural streng durch- Man sagt also »jj und l^joi, <*.X^ und
^.Jf^L^l Ebenso j,^LJ\, f-f^\>\, ,,4-^?^' ,,.«-J»ül, ^».{.^.3^3, j,.^_*cj^j, (»,fJii.*Jl etc. Das Sabäische stimmt hierin mit
dem Arabischen sonst überein lO.T'JDbK OM. 42, 2; nönsabN Crutt., Z. G; DnDBJ« Hai. 353, 3 (8). 465, 12. 504, 8; 'OnOBK
Derenbourg, 6tudes sur l'Äpigraphie du Yemen 11, 5. Selbst Abstracta werden im Sabäischen in den Plural gesetzt,
wenn sie sich auf mehrere Personen beziehen (vgl. Sabäische Denkmäler, S. 29). Im Hebräischen ist der Gebrauch sehr
schwankend, wie CDITB? und DS'nUTB?, DS'? und Dn^3^, D*?!"] und DH'^JT etc. Das Syrische und Aethiopische gebraucht in
der Regel den Plural, selbst in Uebersetzungen aus dem Hebräischen iind in Fällen, wo das Hebräische den Singular hat.
Dass aber auch im Aramäischen der Plural nicht ausnahmslos verwendet worden ist, beweisen Fälle wie Dn"l"2 Ezra 8, 8.
llrupKi -lyiri pnaipjn Dan. 3, 27.
Denkjchriftcn der phil.-bist. Cl. XXXVU, Bd, Alihandl. von Nichtmitfjliedfjn. e
34 1^- H. Mci.i.ER.
"nSD" I "IT. Ersteres scheint Personen-, letzteres Beiname zu sein, ähnlich wie nnilT I DT
OM. 14, 1. Sonst ist nr als n. loci bekannt (Hai. 154. 12. 163. 271, 4 und 206). Zu niaD" vgl.
oben IX. 1.
Z. 2 nn"-i I "to. Vgl. cn-i I -liiüy I, 1 und [nnnl I "n X, 3.
f'Zn. Als Personenname nachgewiesen ZDMG. XXIX, 601.
Z. 4 m = j. In den südsemitischen Sprachen können einzelne Buchstaben, die ein
Wort bilden, nicht getrennt geschneben werden. Sie werden in der Regel mit dem folgenden
Wort verbunden. Ähiss aber ein solches Wörtchen allein stehen, so tritt ein n dazu, um
demselben Halt zu verleihen, daher arab. ki für ^ von ^\ oder xS für ^ von ^y Aehu-
lich scheint auch hier ni für 1 zu stehen.
"inns ~ yä-'i ^^'ie Derenbourg, Etud. sur l'Epigr. du Yem. 12, 4: • ri«n I "inrtKT und
r"«TÖ I mnnK weiter unten, XHI, 4. Die Eigenthümlichkeit, den verdoppelten Buchstaben
zweimal zu schreiben, ist auch sonst im Sabäischen nicht selten. Ein weiteres Beispiel der
Verdoppelung eines Gutturals ist mnnü = ^L^-i (Hai. 193, 2).' Am häufigsten tritt diese Er-
scheinung bei Liquidis auf: j;n-i£5 = ^^ Hai. 188, 2; \nj?-i"iB = ^^cl^ 192, 2; 'hhy = JS 192, 2.
485, 2. 520, 9. 526, 1; J7-|"IS = ^^ 191, 1; DIöönD = <X^' Derenbourg, Etudes 14, 1. Vgl.
jedoch auch J?nriO''T = *£►;> (XLXIV, 5). Über die Verdoppelung im Lihjänischen vgl, oben, S. 14.
Beachten-swerth ist der Wechsel der Tempora (nnns nach üDSir'l) trotz des dazwischen
stehenden DOnüipö I p.
biK (= j^I) wie SiS 1 rnn« I ^S I bl«1 (Hai. 374, 3/4 = 401) und 'Jinai^Do'^IK Prid. 16, 1. Die
angeführten Stellen sind jedoch unklar. Die Phrase J^l yL\ entspricht dem "l3ny, HSSSI I yp:
etc. der Schlussformeln.
fclljTT beginnt einen neuen Abschnitt.
Z. 5. Dnn'lBI I DH^Jpl I K3n I ■''^nsta ist meines Wissens die erste Stelle in den Inschriften,
in welcher die gemeinsemitische Construction zur Anwendung gebracht wird, dass nämlich
nur einer der durch den Stat. constructus zu bestimmenden Begriffe (""bllK) vorangestellt
wird, während die anderen (cnmai I OrT^pi) mit Pronominalsuffixen versehen, dem Worte
»on folgen. Sonst gehen im Sabäischen, wie in den modernen Sprachen, alle die zu bestim-
menden Begiiffe voran.^
Über bn« für Snx vgl. zu I, 5. ms ist schon zu VI, 1 besprochen worden. Am Ende
der Zeile darf man vielleicht InnöJln ergänzen.
Z. 6 ""SIDI. Ich habe schon (Burgen und Schlösser II, 57, Note) darauf hingewiesen,
da.S8 im Minäischen die Verba primae w und j keine Causativform bilden. Während im
Sabäischen folgende Causativbildungen dieser Verba vorkonnnen: D2in (öftei-s), pDliT (Hai.
344, 18), 'Sin (sehr häufig), ys^n (Hai. 607, 2), nitin (öfters), 2fiin (Fr. 21), pnin (Hai. 48, 4),
V^T^ (öfters); nmn (Hai. 154, 27), Ssin (349, 4), nnin (sehr liäufig), Spin (OM. 31), pin (^^^^
OM. 12, 7), jnin (Derenbourg, PW. 14,6), nrinfnn (öfters), yfl^H" (Fr. 51), [SlK^ri'n (Prid. 18, 1),
' EU ist unricbtip, wenn gesagt wird, ,dass im Ilebräisdien die Kolillauto kein Dago» forte liildeii, da man Hauclilaute zwar
verstärken, aber nicht verdoppeln kann'. Audi ist die Verlängerung des vorangelienden Vocal« nidit eine Folge der weg-
gebliebenen Verdoppelung (Ersatzdehnung). Das Gegenthoil ist richtig: Die Verlängerung des kurzen Vocals durch den
«Ibenschliesscnden Hauchlaut bewirkt die Aufhebung der Verdoppelung. 2 Vgl. ZDMG. XXX, S. 117.
Epigeaphische Denkmäler als Arabien. 35
findet sich im Minäischen nicht eine einzige Causativform von den Verben primae w und j. Es
scheint sogar der minäische Dialect diese P^ormen absichtUch zu vermeiden. Daher erklUrt sich
das Fehlen der aequivalenten Form von ^Sin, die in den sabäischen Inschriften so ungemein
häufig vorkommt. Ebenso vermied das Minäische das Wort iriin, das in der Phrase I prilH
ppcrn fast stereotyp geworden ist. Es verwendete dafür die Wurzel D"itt> (pp^ I "^1 1 Dltl^K I JS).
Der Gott DSin wird minäisch durch po wiedergegeben.
Einen directen Beweis kann man allerdings aus den negativen Thatsachen nicht ab-
leiten. Entscheidend aber dafür ist die Thatsache, dass in minäischen Eigennamen das Cau-
sativum der primae w und j mit n (nicht mit d) gebildet wird, so: Ss£in (Hai. 353 und
GC. 18); nnyssin (Hai 237, 10. 187, 5 und sab. ZDMG. XXXI, 675); nnnmn (Hai. 398,
GC. 23 und sab. Prid. 4, 1) und '7SS?t?TI (Wrede, Z. 3 neben sab. Sxjrjn'Tl). Dass alle diese
Eigennamen von den Sabäern entlehnt sein sollten, ist mindestens sehr unwahrscheinlich.
Im Gegensatz zum einheimischen Dialect von ■Ma'in, weist nun der Dialect der minäi-
schen Colonie in el-'Öla die Causativform 'S1D und JTTD (VIII, 4) auf.
"hn (= JJU*) ist schon Hai. 210, 10 ihn I p I [blsnjJDS (ebenfalls ohne Mimation) nach-
gewiesen. Vgl. auch das Glossar zu den lihjänischen Inschriften.
Z. 7. jyö I 'dSd I I?ri* I 2132X1 I pilC I '?Knp1 [| navn]. Diese Datirung ist sehr wichtig, weil
sie uns in den Stand setzt, wenn auch nicht die Zeit dieser Inschriften zu bestimmen, so doch
ilire Gleichzeitigkeit mit gewissen minäischen Denkmälern zu erkennen. Von den 26' Königen
von Ma'in konnten wir (Burgen und Schlösser II, 67) nach den verwandtschaftlichen Be-
ziehungen drei grosse Gruppen bilden,^ von denen uns hier nur die ersten zwei interessiren.
Ich setze sie hierher:
I.
Jat'ail §adiq
Waqah'il Jati'
Iljafa' Jasur
Flafn Rijäm.
n.
Iljafa' Jati'
tVbjada' Jati', König von Ma'in [Ma'diJ Karib
König von llacilramaut
Waqa'il Rijäm Iljafa' Rijäm
Iljafa'
Waqah'il §adiq
Abu Karib Jati'
Ausser den zwei Königen, die in unserer Inschrift erwähnt werden, kommt noch XXII, 1
-12^1 I ys'Sx, der dritte König der ersten Gruppe, vor. Der Name desselben Königs ist
auch möglicher Weise XX , 5 zu lesen , wo aber auch, da nur . M J? ■ gesichert sind,
' Dazu kommt jetzt noch jyo I ^bö I npi I yc'^K (GC. 3, 1), der aber vorderliand nicht eingereiht werden kann.
2 Man darf nach genauer Prüfung der von mir angefülirten Stelle noch eine vierte Gruppe bilden:
Abjada' und sein Bruder Jata'il
Hafn Hälkarib
' Neu hinzugekommen nach unserer Inschrift I.
36
D. H. MüLi.Eu.
Ipril' I p[T3Kl (der zweite König der Gruppe II) ergänzt werden kann. Da an der augeführten
Stelle der Burgen und Schlösser der Beweis erbracht worden ist, dass die Könige der
Gruppe 1 vor den Königen der Gruppe II regiert haben, so ergibt sich hieraus eine rela-
tive Altersbestimuuing der bezeichneten Inschriften von el-'Öla. Wir gewnnen aber auch
die sichere Thatsache, dass die minäische Colonie in el-'Öla schon unter dem Könige
icr P2"Sk bestanden und mindestens bis zu Abükarib Jatf, also unter der Regierung von
neun Königen, fortgedauert hat.
XII. (Euting 23 auf Tafel I.)
M. 0"45 breit, 015 hoch. Sehr zerstört und verwischt.
1 l?H^I1i>l////./X?//////////////0
3 )nr^*l^ö*Oa>l?t /////// ///X
4 l!''llllllllllllllllHIIIIJllllf)X'!
I ':p I h'i IUI ri'iiimiii/il^^ i
tote I cänx I bDij Sriö ■ • i 2
/.■isDi I papai I ■ h/u/iiiiim n 3
/ih//iii///iiinr\r 4
Z. 1 ist 'jp ,erwerben' oder ,weihen' sicher zu erkennen.
Z. 2 [Dlh'D I Di"iK I bsi ,und das ganze Land in seiner Gesammtheit.' Zur Ergänzung
und zur Phrase sind folgende Stellen heranzuziehen :
XXIV, 8 : d'?2 I Dil« I ^32 I "Opn I ^31 I |ÖK[S]=I
XV, 7 : Dbs I Dil« I ■ . • an I jrjpn I Sm.
Aus den anderen semitischen Sprachen kann nur hebr. ü^5 da "'S'pö h^ (Jes. 14, 18) ver-
glichen werden.
Es ist vielleicht hier eine passende Gelegenheit, einen kurzen Excurs über den Ge-
brauch des Wörtchens Sd (JT) int Sabäischen einzufügen.
1) In der Behandlung des Wörtchens Sd schliesst sich das Sabäische nicht dem Äthio-
pischen,' sondern mehr dem Hebräischen und Arabischen an. Das Wort bs wird dem zu
bestimmenden Begriffe stets übergeordnet und vorangestellt. Ein Beispiel einer appositio-
nellen Nachsetzung mit Suffix ist, mit Ausnahme der eben angefülirten Fälle, die nur im
Dialect von el-'Ola vorkommen, bis jetzt nicht nachgewiesen worden.
2) Wenn sich bs mit einem determinirten Subst. sing, verbindet, bedeutet es ,ganz' :
jn-'n I ^2 .das ganze Haixs' (Hai. 365, 3); jnsni: I •'3DÖ I Sa ,den ganzen Bau der Plattform' (Hai.
577, 4; vgl. auch 221, 1. 504, 2 etc.); innp I h^ ,sein ganzes T^p' (GM. 31, 9); "iläm I my I bs
DD'?inö I .die ganze Herstellung tmd Befestigung ihrer Riuidpfeiler' (Hai. 353, 4. Vgl. auch
529, 2).
3) Folgt auf h^ ein Plural, so bedeutet es ,alle'.
a) Das Subst. plur. ist meistens determinirt:
• I p-nx I r;i:a I h^] I mn l rnsna I Sa ,alle Burgen von Raidat und alle Festungen der
Raiditen- (Dereiibourg. Etud. 14, 14);
jnK2D I nS« I Sa p ,von allen diesen (Kriegs- oder Handels-) Zügen' (daselbst 14, 15);
pSlK I non I Sa l vm ,und es blieben am Leben alle diese Kinder' (daselbst 11, 4);
' Vgl. A. Dillmanii, Uraminatik der äthiupUcheu Sprache, §. 157, 2 (Seite 285).
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 37
• ■ ■ S'aii I nS2D I Sds ,auf allen Handels- und Kriegszügen ..." (daselbst 14, 4);
isrc I nS3C I Sr I p ,von allen Zügen, die sie unternommen' (OM. 12, 14);
Ji"nia I p I msnai I 23ya i Sdi und alle aajra und Thürme dieses Räuchertempels' (Fr. 55);
'?iT1 I fJ?Ö I rh»hn f Sd ,alle Gottheiten von Ma'in imd Jatil' (öfters) ;
K2D I syrsi I -[SöSI I ^^a'tn I rhnbn I bs ,alle Götter, Patrone, Könige und Stämme von
Saba" (Hai. 485, 13);
1S:npni I sbö« I bsn ,mit allen Arten der Erfüllungen, mit denen er sie beglückte' (Os. 12, 10);
lanx-iö I J?T>2? I ri"l3« I h::2 ,auf allen Auszügen der Partei ihres Fürsten' (Os. 8, 7);
ij:n'7XD I Dil«! I nnsi I intsi I i?ödxi I n'^'ixD I Sa (Hai. 51,8).
b) Das Subst. plur. kann auch nicht determinirt sein:-
nryrs I rhahn I h:: ,alle Götter der Stämme' (Hai. 257, 3);
nrprxi I DDönsn I nSxSx I Sd ,alle Götter der Gaue und Stämme' (Hai. 478, 17);
ncr": I C-inan I nSsSs I h^t ,und alle Götter des Meeres und des Continents' (478, 18);
DmSsi I cm I h3) ,und alle Kameelheerden und Kameelfüllen' (IV, 3).
4) Wenn auf bs ein Collectivum folgt, so bedeutet es ebenfalls ,alle' :
^Thr\H I bm I ^nhr\ I Ssi ,und alle seine Palmschösslinge und alle Tamarisken (OM. 15, 6);
irbm I h^ ,alle seine Palmen' (Hai. 176, 2);
D-ipm I OÜV I Sdi ,und all sein Holz und Gebälk' (Hai. 520, 6);
ITJpi I im*?! I h^) ,und alle seine Kinder und sein (ganzer) Besitz' (Fr. 56. Gl. 302);
D"löri I h2 ,alle Früchte' (Hai. 349, 12), wobei es unter 3, b) zu subsuramiren wäre. ü"lön
kann übrigens auch Plur. sein (sUj).
5) Wenn bs mit einem indetemiinirten Substantiv singular verbunden ist, bedeutet es
jeder, jeglicher' :
Dljr^ I 1X2 I D"133 I n-iüD I bs ,jeder Schreiber (Beamte) gross oder gering' (Os. 35, 6) ;
cnsbp I Sri I pl I D*n2 I p ,vor Kälte und jegUchem Brande' (Os. 4, 20). Vielleicht gehört
hierher auch DDJX I bs ,eines jeden Menschen' (Os. 17, 10) und n:iD[pn I nhn2 I DD3X I h:3 (Hai.
362, 1). Im ersten Falle kann DD3X als Collectivum angesehen werden, aber auch
(= ij*-Ljl) Plural sein.
Zu vergleichen sind noch Dr\fi:n I Sn VII, 1 und n^ona I h^D^ (OM. 21, 3), das dem Zu-
sammenhange gemäss eher ,und das ganze heilige Gebiet' übersetzt werden müsste.
6) bs wird mit dem Relativum 1 verbunden:
Dirbii I "jpn I bs ,alles, was Halkarib envorben liat' (Fr. II, 4); plSHT I ^D (Fr. 11, 5);
'\^':p'n I h^ ,alles, was erwerben wird' (XV, 7); SSD1 I 3"irT I '73 I |3 ,vor einem Jeden, der
entfernen mid zerstören wird' (XV, 2. XVII, 5 und XXVI, 5). Mit Ausfall des T : DD-l3r I ^3 p
,von einem Jeden, der sie zerstört' (Hai. 485, 7). Vielleicht gehört hierher auch I 3rin I '^3
tbösnr (Hai. 51, l).
7) 3^3 (JS) absolut nur: 3*73 I inbno I pbnü" (Hai. 147, 7).
' Das determinirende Verbum fehlt, weil die Inschrift abgebrochen ist. X'SX (= *bl.;^, Plur. von ''< _
2 Ähnlich im Hebräischen. Man sagt in der Kegel Ci::! bD ,alle Völker', D-a'n b'i ',Me Tage', daneben 'aber mjn'?» ^3
(Jes. 2«, 8), C^J "sbo br (Jes. 14, 18). Im Arabischen ist meines Wissens der Plural nach j!s stets determinirti ,_^UJ\ Ji,
oii\^\ Js.
38 D- H. Moller.
8) Mit der Nisba n''73 = ilX^:
nolnn"'?:: l pnce .die Sclmtzlinofe in ihrer Gesanimtlieit' (Prid. 14, e, 1) 1önn"''?33 I ptföl
.und die Fürsten in ihrer Gesanimtlieit' (Hai. 51, 5).
9) Endlich Ss mit Suffix appositionell nachgesetzt : dSs I Di"!« I h'D in den oben an-
geführten Beispielen.
Z. 3 ist pBpBI ziemlich sicher zu lesen. Das Wort ist d-jra^ XcYÖ|jlcVOV. Im Arabischen
heisst ^jAfti , bellen, klilffen'. Neben pSpB sind DDÖD (= Jü^ v.d-^Y.a^x'jv)^ und 1J21ÖT (y^^ec»
oder jjcjjc.j?) als reduplicirte Formen anzufiüiren.
Von Quadrilitteris sind im Sabäischen zu verzeichnen:
Durch r gebildet: DISTn (öfters), nsnn (Hai. 208, 1), -i=i:n (Hai. 199, [1] 4), fn-iS3D (Deren-
bom-g. Etud. 13, 1), ppn:? (o^^ ZDMG. XXIX, S. 600), pnpj? (^^ik OM. 20, 1). Vgl. auch
nn-12^ (Hai. 504, 1) und nmr (Hai. 625), p^lf) (Hai. 353, 3) und das bekannte innj?.
Durch m gebildet: DOini: (Hai. 151, 2), naSn (= fJiLL Os. 22, 1), DH^D (^^ II. 615, 28).
Durch l gebildet: böm (Hai. 478 öfters).
Durch n: DSnjn (Fr. II, 5), -^r\m (?), DlCSin (= uaaxs^ bei liamdani Gazirat 82, 2, Hai. 154),
"laJJ? (= yllk Grabstein der Berliner Museen).
Durch tc oder j: C"l''ön {^^^ nn2£ (^l^jlf), p313 (^La5^), nörn (JUxAic).
Dunkle oder zweifelhafte Formen: Dvhz^ (1. niSr? Hai. 192, 7), "ixin (Hai. 192, 1), nö:n
(Hai. 669).
XIII. (Euting 24 auf Tafel I.)
M. 0-45 breit, 0-23 hoch.
1 -(DX I ?X^<i> ) I ^r^hh . iDn I 'nai n I ddj« i
2 X n<i> I HiHHn I >l<o I YX?nn n \ h) \ jma I m I nn^nn 2
3 I h^t>|^iHn<i>nNI1r^niV)nf^ l pip l pian l bos l mw 3
4 ?lthniXh?)^IY)XXhlV^ ^"^nxD I nxnö I mnnx I • ö 4
ö . HYnir^lH1a><D|1h?1°a'nY^ . p3 I D^Sn I '^S"'?!?! I Snö 5
6 IX]t=IIX1°IHH°l^rS?H^a>|a>r^i>l> nJT I nbp I p:? I DD^Jpl MDISi 6
1. . . . Menschen .... und wann . .
2. ... im Tempel des Wadd in Dedän, ' und es möge . . .
3. . . . der Fürst Basil von Bubän,
4 die Hintansetzung (?) in der Familie (?)...
5 und 'Ali'el und seine Kinder ....
ß und seine Kinder und ihr Besitz zur Bedachung di[eser Plattform . . .
Z. 1 i.st DC:k .Mensclien' und Tlöl = ^-ioo zu erkennen. Letzteres Wort findet sich noch
XVII, 4 n I TlÖl und vielleicht auch XXIV, 5 • • nöl. Ausserdem in der Schreibung na bei
Wrede. Z. 3 CTönz I nnn I na und endlich "nn I DTIÖ = SJ Leüjo GG. 1, 3.=*
Am Ende der Zeile kann [njltöfl ergänzt werden. Vgl. GG. 6, 3 : pnniCl I n:^rn = vLlk2|
^JJuCol^. Andere Ergänzungen nston, mritsn etc. sind jedoch möglich.
' Sabküche Denkm. 81 und Burgen und Schlösser II, 24. ' Oder ,des Wadd-Badd.'in', d. h. des Wadd von Baddän.
' Vgl. Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenlandes 11, S. 10.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 39
Z. 2 kann p13 verschieden aufgefasst werden. EntAveder es ist gleich ,in Dedan' oder
es ist Baddan zu lesen und zu übersetzen ,im Tempel des Wadd A-'on Baddän'. Für die
Lesung pTa ist anzuführen, dass el-'Ola unweit von Teinifi liegt und dass auch von den
Propheten Dedan neben Teimä erwähnt werden, so Jerem. 25, 24 Ka%'1 nsi JTl"riK. Vgl.
auch 49, 7/8 und Ez. 25, 13. Liest man aber ^^Ijo, so kann man die Badanäer, Layard
66, 3 vergleichen, die neben den Thamänäem und Sabäern erwähnt werden.'
Z. 3 ist nach dem oben zu V, 5 Gesagten zu ergänzen:
[• • • • I DPÖD I D-135 |] pip I ho'Z I n-CS.
Über bon vgl. zu I, 2. Neu ist der Ortsname |212, der mit (jb^ in der Nähe von
Haiwan bei Hamdäni 82, 19. 112, 16. 221, 5 ixnd 243, 6 identisch zu sein scheint. Auf der
Karte von Niebuhr ist Boban nordöstlich von Haiwan verzeichnet.
Z. 4 niPinx. Über diese Form ist oben zu XI, 4 gehandelt worden. Es scheint ein In-
finitiv der IL Form zu sein (*.Li.|), da beim Perfectum (väI) das auslautende n schwer zu
erklären wäre.
riKHÖ kann Deminutiyum von ns"lü (ü-Jp oder = *k^j|lc) sein. Einen passenden Sinn
dieser Phrase kann ich nicht finden.
Z. 5. Sna ■ • • scheint das Ende eines mit dem Gottesnamen (?) hn zusammengesetzten
Eigennamens, etwa Snislpl, wie Sxö|T Hai. 615, 4 und Fr. 52 zu sein. Vgl. hrhü ptt33flö (Hai.
146) und ^'^«bn I inii'^'KI (Hai. 359, 5 und Mordtmann, ZDMG. XXXI, 85).
'?K"''?r. Nomina propria composita mit "'S? sind: "hv^ü, ^Syiön, ''SytS23. Der Name '?X'''?J?
findet sich auch im Nabatäischen (vgl. Euting, Nab. Inschriften 25, 1).
Zu beachten ist die Schreibung DiSl neben IDlbl in der folgenden Zeile.
Z. 6. rhv stellt hier für sonstiges iT'by, wobei es schwer zu entscheiden ist, ob das j
nur durch ein Versehen des Steinmetzes weggelassen , oder ob hier eine Nebenform von
iiJuLc. vorliegt, etwa JUJLe, SiLe. Vgl. lÖHnbv OM. 2'', 9, dessen Bedeutung unsicher ist, und
]h'; I D-in"*r (Hai. 193, 2), wo der Beiname ]by aus pSp verkürzt sein kann.
Am Schlüsse der Zeile ist wohl [jnsrtJi I nlT I nSj? zu ergänzen.
XIV. (Euting 25, nicht reproducirt.)
M. 0-2(; breit, 0'14 hoch.
Das Wort Dil (= 3^) ist in grösseren, die zwei Wörter links sind in kleineren Lettern
geschrieben.
' Vgl. Schrader, KGF,, S. 261 ti'.
40 ü- H. Müi-i.ER.
XV. (Euting 26 aiif Tafel IL)
M. 0-45 breit, 0-35 hoch.
1 t^^®l^Y))nr^^lHT<i>INr^hl<»r^Hn • cai I Dnnnncö I jm I idh I iDWh I nj?ö] i
2 fnhi^® irDUTHMi^hfl IN^i^lN»^ [••nD)2il«£3Dil-ib:Dib-irTl'?3Jnm3hi7öll-inii] 2
3 ®|iH<i'IYX?nniX<i'UnK°Ir^?IHY iminn^^n I mSi:3 I pir^D^ I p 3
4 i ®Y)^n I r^YHHhn I r^*°lr^? [• • • • pS-'l^itno • • •] hrnpnlDHj^xa I ppiCD' 4
5 ll|-|^rSYX))nf^l--DX?]°a>|iHa.|)o^XrS • • • Donnm-D • • hnn]j?i ni I nptt'no 5
6 ••^n I hHtH^?Hnri<i'l°X)^°l1YhlhY-. »= I p^n I b^i I ymap I "^ns I jn 6
7 . . . . (^ . . . ^ rS h • • X . • I r^ 1 1^ I ^ B ) h D •• I DD3 ■ . n • • dS3 I Dinx . • • • 7
8 ^fl i2^ 8
1. [Ma'dd und se]in Sohn Asad und Hinn-Musabrir" und Mus ....
2. [Und es stellte] es Ma'dd in den Schutz des Wadd gegen Jeden, der es entfernt, zerstört ....
3 dass er (ihn) mit einem Donnerkeil treffe im mbj£ des Tempels des Wadd . . .
4 er (ihn) mit einem Donnerkeil treffe in seinem Besitztluim
5 es nahmen wahr Wadd [und 'Attar] .... ihre Fröiijmigkeit ....
6 das Geschlecht des 'Amrata' und alles, was er erwerben wird . . .
7 [in allen] Ländereien, in ihnen allen
Z. 1. Zu Anfang der ersten Zeile ist wohl 1D3D[1 I *1J?al zu ergänzen, am P^nde derselben
mag 11 I )'ipTi ,weihten dem Wadd' oder etwas ähnliches gestanden 1 iahen.
no« = SJ^\ n. pr. Daneben QTD« (Xull) Os. 11, 1 und pS2?1D« Ilal. 615, 3. Vgl. auch
ÜIDK auf der gefälschten Bronzetafel, ZDMG. XXX, 24. Als Appellativum bedeutet es ,kriegs-
tüchtige Männer', so |n:si I pD» (OM. 9, 2), mo« I fnxö (OM. 9, 4) etc.' Damit ist arab.
ij-Lül ^^1, ^U)l J^ (Jäcüt III 473, 17) tmd j^t, üiLl (Jäcüt III 615, 13) zu ver-
gleiclien. Die Bedeutung ,Löwe' als Sternbild scheint mox in der Inschrift von 'Ohne bei
Wrede zu haben.
Drm"l2DC I jn ist ein eigenthümlicher Personenname und auch der getrennten Sclireib-
weise wegen beachtenswerth. Er bedeutet ,die Liebe des Frommen'. Vgl. hebr. '^^''jn, h^::n
rrjjpi, phön. '?p2:n, r\iphü:n etc.
Z. 2 erinnert an arab. jJLo, den Vater des 'Adnan. Derselbe Name ist aucli in den
lihjäni.schen Inschriften 23 und 26 nachgewiesen worden. Man könnte aber auch an eine
Zusammenstellung mit dem südarabischen Namen 213Tj;ö, ^S ^Jow denken.
S:::, Vgl. zu VII, l.
Z. 3. Zu dieser und der folgenden Zeile können verglichen werden :
XVII, 4 : I Tiöi I cnsz I Dpy2i[D'']
XXIV, 6 : CT I piri'ncn I h^ I i:np2 I cnnsn
XXV, 6 : . . 'hr»i I Dcbnx I p-jT I jnö l h^.
Die Wurzel py'ji, welche nur im minäischen Dialect von el-'Öla vorkommt, erscheint
somit in der IV. und X. Verbalform. Fraglich ist, ob XXV, 6 die 1. oder IV. P'orm zu
Vgl. 8al)äi»che Denkmäler, 8. liT.
Epigraphische Denkmäler aus Arabikn. 41
erkennen sei, also p]!T für ^^J-äA^IJ. Ich liabe schon auf die Wichtigkeit dieses Wortes,
welclies auch im Kor.in gelegenthch der Erzählung von ThamCid vorkommt, hingewiesen.'
Die bezüglichen Stellen im Koran sind 41, 12 und 41, 16.
In gleichem Sinne wie jüLcLo wird im Koran xäo gebraucht, so von dem Geschlechte
des Sälih und dem des Schu'aib 11, 70 und 97. Desgleichen wendet Muhammad dies Wort
vom Untergange Sodoms an, Söra 15, 73/74 imd von den Einwohnern von Higr, daselbst
Vers 80 ff.
Aus diesen Stellen, die sich alle, mit Ausnalune von 15, 73, auf die Gegenden beziehen,
aus denen unsere Inschriften stammen, ist zu ersehen, dass mit kÄcL.«fl oder üss^ms ein plötzliches,
gewaltsames Natiu'ereigniss gemeint sei, wodurch ganze Geschlechter oder Städte zu Grunde
gingen.
Es kann daher nicht ein vorübergehendes Gewitter, sondern muss viel eingreifen-
dere Elementargewalten bezeichnen, etwa I^rdbeben oder vulkanische Eruptionen, Avie ja
auch in der angeführten Koränstelle 15, 73 die Zerstörung von Sodom eine Saiha ge-
nannt wird.
Allerdings ist unter lULcL.o aucli der Blitz zu verstehen, aber immer mit besonderen
gewaltsamen Erschütterungen der Atmosphäre verbunden. Man vergleiche besonders Koran
2, 52 und 4, 52, wo jüLtLaJI angCAvendet wird. Diese beiden Stellen sind sicher eine An-
spielung auf Exodus 19, 16 — 19, wo die Erscheinungen auf dem Berge Sinai beschrieben
werden, die ganz den Eindruck eines vulkanischen Ausbruches machen.
Für unsere Inschriftenstelle DnK3 I pyitD"' ist besonders Koran 2, 10 interessant:
,Oder wie bei einem Wolkenbruche, mit Finsterniss, Donner und Blitz verbunden, stecken
sie ihre Finger in die Ohren, wegen der gewaltigen Donnerschläge, aus Furcht vor
dem Tode.'
Es bleibt jedoch zweifelhaft, ol) J"TK in den Inschriften auch ,Ohr' bedeutet. Sonst heisst
es da immer ,Macht, Besitz'.
Gleichviel was XÄALaJI bedeutet, die ähnliche Anwendung derselben Wurzel in den In-
schriften und der koränisclien Sage, deutet darauf liin, dass Muhammad die Localfarbe der
Sage ziemlich treu erlialten hat.
Z. 4 ist man geneigt, nach XXIV, 6 zu ergänzen :
[pyliclnon I 'r\ I i3l"ipn I ^r\'n)iä I pjriCD'.
Auf dem Abklatsch scheint jedoch eher in"ipD zu stehen. Was in"lp2 oder 10"lp3 be-
deutet, weiss icli uiclit; letzteres erinnert an die Stadt 13"ip, eine der Hauptstädte des
niinäischen Reiches, passt aber wenig in den Zusammenhang.
Z. 5 "lycnc ist X. Fonn von IJJtT (»*-*)• Die I. Form in der Bedeutung , wissen, ver-
nmthen' findet sich schon ZDMG. XXIV, 198 "iC'n I cb I '?S1 I mj?C? I fnn I bs = J^j oyuci ^Jl
IkJJ jJ ^^y Hier scheint die X. Form eine älniliclie Bedeutung zu liaben, etwa ,wahrne]nnen'.
' Anzeiger der phil.-hist. Classe der Wiener Akademie 1884, Nr. XXVHI (17. December).
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Ahhandl. von Nichtmitgliedern. f
42
D. H. Müller.
DDm"l3D, vgl. IX, 1 zu |löDn"n2D.
Z. 6. Zu bn« vgl. I, 5; zu pnnöp V, 6.
Z. 7 d'?3 I Dil«, vgl. zu XII, 2.
XVI. (Euting 33 auf Tafel IL)
M. 0'36 breit, 0*2 1 hoch. Die Buchstaben nehmen fast die ganze Höhe ein. Vgl. Doughty, Fol. 21.
Wohl zu ergänzen nnyn'?.
XVII. (Euting 37 auf Tafel II.)
M. 0-54 breit, OSö hoch.
1 h n 1 n I h 1
^•IHh<"'1IN®l?H'^-l- .lixibMiMjpl-.s
3 . I ^ tH® I )rt°T I ? • • r^ • . I nm I -i3yM'--b. ■ 3
4 YI?X^<i>lr^YHHhnir^^°l n Mnöi I D2nxD I Dpy:i[D^ 4
5 lr^n)Tl?HI1i^lhni>|a'^lrS<i> iDD^jjnlSslplmslDi. ■ 5
6 VX?nni«°:^niH°lh)^i^ nn^anlpnpüDlplpiaiD-- ß
7 M)1'hHnh)f^H?|.-- I n^nsT I bs^DT • ■ • • 7
2 er erwarb für' Wadd den Priester ....
3 verletzt den Wadd"
4 möge er ihn treffen mit einem Donnerkeil an seinem Ohr, nnd wann . . .
5 [er stellte es in den Schutz] des Wadd gegen Jeden, der es entfernt ...
6 in den pnyö des Tempels ....
7 Jadkar'il von 'Ahram ....
Z. 2. Zu I \^)h I ni I ^ip ■ I bieten sich folgende Parallelstellen :
XXIII, 2/3: onnn I niD I p:nMh] I ^:[p]n l bai
XXIV, 1/2: n I mi? I DnnsiS I noa 1 ^öbo
■•••II D'Jpl I 'ö'^D I jnKib I ^1 I ■':p^
Aus diesen Stellen geht hervor, dass jXlS eine (männliche) Person bezeichnet, die in
irgend einer Beziehung zum Gotte Wadd steht. In der Inschrift XXIII ist wohl die Rede
von zwei solchen Personen (jrUKl"? ist augenscheinlich Dual), endlich wird in der zuletzt
angeftllirten Inschrift gesprochen von ,Selma, der Tochter seiner flSlS 'Adat' und dann
heisst es weiter ,da98 er weihe dem Wadd die nah fSelnia und ihren (oder : seinen) Besitz',
also von einer solchen weiblichen Person.
Es scheint mir nicht allzu gewagt, die Vernmthung auszusprechen, dass unter JKlS und
]r\H'h , Priester', beziehungsweise ,Priesterin' des Wadd zu verstehen sei. Welcher Art die
Functionen dieser männlichen oder weiblichen Priester waren, können wir vielleicht aus
dem von den arabischen Lexicographen überlieferten Worte s* J , Schändliches, Schmähliches'
erschliessen. Sollte hierin etwas ähnliches Avie in t&tp und n^lp (ispoSooXoc) der Astarte zu
' oder ,weihte dem'.
Epigraphmche Denkmäler aus Arabien. 43
erkennen sein? — Ist diese Vemiuthimg richtig, dann hätten wir in Wadd (5^ bei den Nord-
arabem) wirklich einen Gott der Liebe zu erkennen.
Z. 3. Die Wurzel "Oy ist aus den Inschriften bekannt. Hai. 259, 2/3: DDD I 13^ I p ,wer
ihnen Unheil zufügt, sie angreift' und daselbst Z. 5 f'?na I bjra I "lay I nm ,und wer verletzt,
angreift den Herrn von Midwalan' (wohl "inrip oder eine andere Gottheit gemeint). Häufiger noch
ist die VIII. Fomi IDny, so Hai. 257, 5 D2]in I fH^Dr I "iDny^T I pl ,und wer Unheil stiftet im
Tempel Rasaf"'. Vgl. auch Hai. 239. 478, 19. 429, 2. Der Etymologie nach ist es mit hebr.
135? ,trüben, betrüben', arab. jCä ,l)etrüben- und ,wiederholt angreifen' zusammenzustellen.
Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Bedeutungen ist freilich schwer zu finden.
Z. 4 DHXD I pp:iD^ vgl. zu XV, 3 imd TlÖ (= ^Jjo) XIII, 1.
Z. 6 pJ2, vgl. III, 1. Das folgende \]} ist kaum mit der Präposition ^£ identisch,
wie das D im pns?Ö3 beweist, es hängt wahrscheinlich mit pjj (V, 1) zusammen.
Ich halte es jetzt nicht für ausgeschlossen, dass in pj? a. a. O. ,j^ + demonstr. n steckt, ebenso
ist vielleicht Jöip auch aus der Präposition Qip + n demonstr. zusammengesetzt. Vgl. JÖJ?, fS, p.
pnVfO^. Der Stamm pnj? ist nur in dem n. pr. pnpaj? (Derenbourg, Etudes 11, 9) nach-
weisbar. Hebr. pri^, arab. (^.üä ,alt sein' und hebr. pnj7 ,verschieben, versetzen' tragen wenig
zur Erklärung des Wortes bei. Zur Construction nrT'aa I pn^ÖS, vgl. nn''32 I m'ritS (XV, 3).
Z. 7 '?S"i3"l\ Denselben Namen führen zwei Personen in den minäischen Inschriften,
Hai. 187, 1 und 192. 1: phv I p I '?«-i3T nnd rwhn I p I '7S13T. Vgl. liebr. innST.
DinKH. Von der Wtirzel Din kommen im Sabäischen die Eigennamen D"in (Hai. 411, 6.
504, 1/3) und bsöin^ (Hai. 504, 1/3) vor, Ibn Doraid kennt einen Stamm j.!.-. ^. Ein
Orts- oder Stammesname ^IsJ ist sonst nicht nachzuweisen.
XVIH. (Euting 38 auf Tafel II.)
M. 0-13 breit, 0-12 hoch.
1 r^®h I rmT bis • • • • • • • 'Aus . . .
2 H I Y)n(^H IX n I n-12DT In ... des Fürsten von
3 j^ n Y 0» <i> I H SlKSnn I J . . . n und Wahb'il
XIX. (Euting 39 auf Tafel II.)
M. 0-1 y breit, 0-45 hoch.
1
////////// 1 II n 1
//////////////////////////
2
/;/V/Xr^ !//////
/////// ////liD 1 ///////
3
//////XYlhlHH
///////////nnbx 1 p
4
//////// IH?^T i
////////////// 1 pan i
5
V//////////X11h
!/illlli/i/il/iiiirhha
6
////////////n //////
1II///////IIII/I/ÜIIIII/
{*
44 ^^- H. Müller.
Mit Sicherheit ist nur nnSs , Gottheit' (Z. 3) und fDn (^L^ä-, Z. 4) zu erkennen. Das
n im letzten Worte ist verkehrt geschrieben.
XX. (Eiitiug 43. Nicht reproducirt.)
M. 0"5G breit, 0'35 hoch. Sehr verwischt.
i iill<i>lHXnxiiiH---ntl i • • -1 linnn I I I n- • . .^i? i
'■i <D|3 /,-/../.. xnir^nn ,/////- 1 1 n//////////,n3 l oni//, ////;-// 2
;5 H//// 7/ V////////X/?' /////////// . '^'i/iin/iiiii/niihriiiin^/H/iiiHiii 3
4 //i/,, 1i^ ,/////////// /IU^lWII/illl/ll'ili/b'2lillH!IUhlil 4
Z. 1 jnan. Dasselbe AVort schon Hai. 403, 3 : ns I ns I jnnnnn I p I yriSI in dunklem
Zusammenhange. Der Eigenname roan findet sich Hai. 190, 12 •■"in"' I p I rann (Ibn Doraid
269 Z^)- Vgl. auch Hai. 189, 1 1122110 und 154, 11 inssn«. Alle Stellen sind imklar.
Z. 3 — -5 möchte ich unter Vergleichinig von V, 2/4 mid Burgen imd Schlösser H, S. 62
folgendermassen ergänzen :
3. nliini
4. I nr:Di I nDsiyn 11 "^a ip I c;;;» I nbsSs I dhidji I anii I f'zp'i I nnns; ■ • •
5. 'an II -1222 I c;yj: I ^nSo I na" II ya''?« I d32i I yn^ I Sxnpi I n!2V2 1 canöpa I p I idöi I «bdi
Wie man aus dieser im Grossen und Ganzen mir sicher scheinenden Ergänzung sielit,
haben wir nur ein ganz kleines Fragment einer ziendich umfangreichen Inschrift vor inis.
XXI. (Euting 45.)
Ist meines Erachtens identisch mit Nr. III und nur irrthümlicher Weise als eine be-
.sondere Inschrift bezeichnet.
XXII. (Euting 48 auf Tafel II.)
M. 0-48 breit, Oit hoch.
i)<">IHo^lfi1^l)^?l°0? Ia>IHXOyi nm I jyö nSo int:" I ys' ^1 I psn^
*l?<i'X<>HI>l?XIY)n^H?r^1 o . . <^' . . p MnyT I TT I nn22n hoS V-p--
Rechts der Lücke sind die Schriftcharaktere grösser, wie in der hebräischen Trans-
scription angedeutet worden ist. Möglicher Weise ist die Lücke absichtlich gelassen worden,
als ein Zwischenrainn zwisclien den beiden ungleichmässig geschrieljenen Columnen ähnlich
wie in GC. Nr. 1.
In der ersten Zeile ist rechts zweifellos zu ergänzen: [fnilb^l I jnsn::, links I 12?'' I ySlSsl
nnim I jr» I l"?». Die fünf ergänzten Buchstaben können nicht in der Lücke gestanden, son-
dern müssen sich in der folgenden, beziehungsweise vorangehenden Zeile befunden haben.
Z. 2 i.st die Lesung 1TJ?n I TT ,Zaid von 'Azwaj' oder ,'Azaw{\j' sicher. Ein Nom. loci 'ITJ?
kann ich jedoch nicht nachweisen.
Epigraphischb Denkmäler au.-; Arabien. 45
XXIII. (Eiiting 49 auf Tafel IL)
M. 0-35 breit, 0-20 hoch.
1 . .TX<i'IN®U?a>Xr^o . . • nm m I pninci-. i
2 il?H<^?Hn^<i>l?iHn° ■ r:|TT I bsi innj? • ■ 2
4 ^Y1hli//7////'/''/7/// cr^baliiiiililli/ilHh'iii.l 4
1 und er vorti'auto dem Wadd und ....
2 'Abdi und alles, was er erwerben wird ....
;-5 die beiden Priester (?) dem Wadd von Rait™ ...
4 Götter [und Mensehen] ....
Z. 1 pninDI = i^yj^\.. In ähnlicher Weise heisst es GC. 28, 1 "ÜnS? I pön, das schon
H. Derenbourg- als (^il erklärt hat.
Z. 2 nz'i! kann eine Nisba von ^3y, aber auch ein Nora. prop. fem. *;ctUÄ (vgl. ^^^) sein.
Z. 3. Über die Ergänzung p^KlS und den Sinn des Wortes vergleiche XVII, 2.
Z. 4 ist wohl wie XXIV, 4 [DD:ki II nnbs zu ergänzen.
XXIV. (Euting 55 auf Tafel IL)
M. 0-70 breit, 0-45 hoch.
1 HIX^Iolr^YXh^llXhniT^lr^lr^X =i I my I cnnsiS ln3n raSo I Dn 1
2 o|^?ii>^<Di<f^1r^lHXhi>1M<i> I ?H<^T 1 I D^2pi I 'ühD I fnxiS I m 1 ':p' 2
3 <D|))nr^?nitHTor^a>l1r^niXX1ITH^HI 1 I -inyc'2 I TpDI I ^0= I m I ^jpT 3
4 )r^|))nr^l^V1l^Y<i>l^r^Hh<i>l^Y1hnrtlH • D InnJTD I DH'? I cm I DDJSI I CnSx I ^D 1 1 4
5 X^<i'l^))nr^^lh^h01H<i>l°XX^?HIYX? nai I nm^cia I pxa I =n lpnnö^=iln*T 5
6 (^ <!> I .^ o j^XrSXI>l<i>H)'^nir^YHHhM DI I py::nDn I 'r^i I ^i-^p^ I Djnsn 6
7 lr^1rtl^B)hnr^ni?H<^?MI1rt<ß|h^hOHI I dSd I ains I bsn I ^3pn I bot I iö«st 7
8 n(^HI?^^^HIHX<i'1I<i'hX0iTI]---IHX<i'UIX 33il\t?]a-^Tlfm':'::ilfna[nü]-ljmb^ln 8
1 Sehnaj, die Tochter seiner Priestcrin 'Adat ....
2 dass er weihe dem Wadd die Priesterin Seimaj und seinen Besitz und ....
3 welches weihte Gaziz, Basil und Su'aid "l~iyD''3 . . .
4 alle Götter und Menschen. Und er trug Sorge für 1"iyD ....
b denjenigen, der beschenkt und der Fülle verhchen hat dem Musabrir ....
ß seines Besitzes (V) in Karnü. Und sie möge niedergedonnert werden ....
7 der Fülle verliehen hat und alles was er weihen wird im ganzen Lande, in seiner Gesamratheit
8 den Anbau .... Plattform und Anbau der Sam[s]i, der Für[stin] ....
Z. 1. Anfang ist vielleicht zu ergänzen oninz) I CÜH'i^l
'labD = ^^jL (Ibn Doraid 22 oben und Mustabih 270). Im Sabäischen ist der Name
sonst nicht nachgewiesen.
onnsib, vgl XVII, 2.
46 D- H. Müller.
mj? scheint u. pr. zu sein und zwar der Nmne der Priesterin , der Mutter der Salniii.
Möglicherweise ist es aber Epitheton zu Sehna.
Z. 3. Zu Tjrci I Sd2 I m vgl. I, 2.
"inrD'S ist ein sicheres Beispiel der Präposition 3 vor dem Verbum imperfectum. Ähn-
lich Hai. 412, 2 (= GC. 26): fn^2=T I nnD^3 I p I jnni, 408, 2 DbDSD'D I f, vielleicht auch 404, 5:
"ima. HaMvy (Ltud. sab., p. 90) sagt: Le D Joint i\ Timparfait sert ii former une sorte de
subjonctif; je n'en connais qn'un seul exemple: D3|Tn Hai. 2.59, 7 ,qu'il soit mis ii l'amende'.
Gerade dieses von Halevy angeführte Beispiel ist sehr zweifelhaft. Es lautet:
D:p''3 I jbna l bv^ I idjj' l ^2)
und ist wahrscheinlicli zu übersetzen: ,imd gegen Jeden, der Schaden zufüg-t dem Herrn
von Midwalan in seiner Sicherheit', wobei arab. ijjj) und ^jj-j verglichen werden kann.
An unserer Stelle hake ich ni^D^a = ^.ii {^\) ^,c , ebenso D'?D2D^n = «ü.*JJ (^^1) ^/i.
Leider ist der Sinn des Verbums "ni?D, obwohl es auch in der folgenden Zeile vorkommt,
sehr dunkel. Arab. Ic ,betrügen, täuschen' passt niclit in den Zusammenhang.
Z. 4 CDJK1 I nnb« I h^. So ist vielleicht auch XHI, 1 zu ergänzen : DDJStl I DH'^s!, vgl.
auch XXHT, 4. Es ist eine in den semitischen Sprachen beliebte Phrase. Hebr. n'^'j«! D^'^'?K
(Rieht. 9. 13. 23), aram. triSI nbü (Dan. 6, 8. 13), trOKI pbn) (Altaram. Inschr. aus Teimä, Z. 20).
Im Koranarabischen steht datür ^J^jbll. ,\A.\.
Zu -i-iyD I cnS I nm vgl. l, 4 und X, 3.
Z. 5 I |ö«S I ni I rnnan. An Stelle des ? ist auf dem Abklatsch in Folge einer Verletzung
des Steines eine Lücke. Eine genaue Prüfung der Buchstabenbreiten dieser Inschrift hat
mich überzeugt, dass nur ? gestanden haben kann. Das Zeichen X, an welches dem Inhalte
entsprechend auch gedacht werden könnte, fordert in dieser Inschrift einen fast doppelten
Raum. Die Wurzel J?nö ,befreien, erretten', aber auch wie im Arabischen ,beschenken', ist
in den Inscliriften selir häufig. Hier haben wir die Form «£»j' (mit doppelt geschriebenem X).
Zu dem darauffolgenden f^KD I ni sind zu vergleichen |axBn (Z. 7), DXST (Hai. 220),
JCKfi (VIII, 1) und nnsi I jÄSSn (VIII, 3). Aus diesen Stellen geht hervor:
1) dass [ö«s ein Verbum ist,
2) dass auf das Imperf. ynnün ein Perfectum energ. Jose (*^Li) folgen kann,
3) haben wir in VIII, 3 nnsi I JÖKST ein Beispiel eines Perfec. energ. an erster Stelle.'
Zur Bedeutung ist arab. ^li ,voll sein' zu vergleichen und JÖKS ,Fülle verleihen' zu
übersetzen (vgl. «Sano I kSä«).
Z. 6 ^:'\p2 I Dnnxi. Vgl. XV, 4.
Z. 7. Das 0 in föKET I ist zwar beschädigt, lässt sich aber ziemlich sicher erkennen.
Z. 9. TJ^^^H = "ItrlOtt^T ein sehr seltsames Wort, dessen Lesung leider nicht sicher ist.
Zwischen dem ^ und ? sind nocli auf dem Abklatsch Spuren eines Zeichens, ich glaidje eines ^,
zu erkennen. Ist die Lesung richtig, so hätten wir hier den in den assyrischen Denkmälern
Tiglat-Pilesers II. imd Sargons erwähnten Namen der ,Königin von Arabien' Sa-am-si.
Die Annahme eines consecutiven Infinitiv (Praetorius) ist dnrch das vorangehende "11, resp. T ansgeBchlossen.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien.
47
Leider ist das Zeichen nicht ganz sicher und das folgende Wort, etwa ["l'aiD'l oder
[mlDST zu ergänzen, gibt uns keine Gewähr, dass hier wirklich von einer arabischen Königin
die Rede ist, obgleich es auch dieser Annahme nicht widerspricht.
Es ist aber noch zu bemerken, dass in den minäischen Inschriften von el-'Ola das
Zeichen ^ sonst nicht vorkommt.' Das einzige Wort "ite^Ö, welches in den minäischen In-
schriften des Heimatslandes )^^ geschrieben, findet sich in unseren Inschriften VII, 4 in
der Schreibung )r^^ (also r^ für ^).
Für die Chronologie der minäischen und auch der sabäischen Inschrift wäre das Vor-
kommen der Königin Samsi von grosser Wichtigkeit.
XXV. (Euting 57 auf Tafel II.)
M. 0"50 breit, 0'22 hoch. Diese Inschrift stammt nicht aus el-'Öla, sondern aus Madäin Salih. Auch Doughty hat von
dieser Inschrift einen Abklatsch mitgebracht, der in Documcnts epigraphiques, Madäi'n Salih 30, facsimilirt worden ist.
1 '^?<i>)Hl^i)ll)i ///////////////////7/////////////// p'rr\ I D i nl -1 • ■ ^ i
2 //Y)Tnit>l<i>IViH>hl>lg)<i>lH1r^n<»IHV)V°/// rnna I ^i I mbis 1 nnm I ibam I pinr • 2
3 /A;Xhlhr^rh^<''r)TniHo^lX1h1hlr^)J0<D/// nnx l snoöi I Snn I |Pö I rb^hx l d^ösi ■ 3
4 //hXl^niinxX?l?^yiHY<'>l^r^fHnh)^?///// «n l nn l bnnn^ ^dh l pi l nonn l '^k^su^v . 4
5 ,/1IH?n?ni^^r^01h)lYIHHIXr=il^ltnNha'/// S I jnrn I döds I p3n I p I riabö I ^ansi ■ 5
6 /////////?1Yh<i>l^r^1ThKHX?|iiY^ll^li/// 'bnsi I DDbnx I pij^lrl pö I ba I i . 6
7 /!llfll!IHlilllllllllllllllllllll///llllllllll/l V ) T n I nnna 7
1 von Ruwail^
2. . . . MuJ'ähiräu und Bakilan. Und er weihte die Söhne des Wadd in "IH . . .
3. . . . und seine "iriS den Göttern von Ma'in in "in und der Station Ath . . .
4. . . . Jaäkuril von IJism, und wenn zerstört wird an
5. . . . und Adabi, die Königin dieser Stadt Fsm"
6 all ihr Geschlecht und das Geschlecht . . .
7 in Harr ....
Z. 1. p^TT\ = (3j^v Deminutiv von ^°^'y Einen Ortsnamen ^y. in Iraq, unweit von Hira,
führt Jäcüt 8. V. II, 861 an und belegt dasselbe mit einem Vers des Abt\ Du ad al-Iyadi.
Vgl. auch III, 808, 19 in einem Verse: tjXU^ ^j^' ij.Ij , wofiir jedoch 736, 19 J^ ge-
lesen wird.
Z. 2. Anfang ist vielleicht pnnjJÖT zu ergänzen, womit pnnyji'l I nS''D (Prid. II, 1) und
jJcLjm j6 der arabischen Autoren zu vergleichen wäre. Über die Wurzel "iny vgl. Sab. Denkm.,
Seite 17.
Die folgenden Worte liest Hal6vy: Dinsi I TTTI I mSlS I "fnil und übersetzt: ,. . . a con-
sacr6 ses enfants, ses bestiaux et ses meubles (?) aux dieux des Ma'in'. Auf dem Abklatsche
steht deutlich rnn3 I ^^. Ausserdem kann n im Minäischen nicht Suffix der dritten Person
sing. sein. Dies lautet D, DH oder ID.
11 I mblS kann nur heissen ,die Kinder des Wadd'. Wadd mag hier entweder Personen-
name^ sein, oder unter ni I mSiK sind Gottheiten zu verstehen.
' Vgl. jedoch Nr. XLIX, 3. 2 Vgl. hebr. IT n. pr. masc. und nnn; n. pr. fem., ferner e-'L-s^., aram. KS"3n.
48 D. H. McixER.
rnna. Die ersteu drei Buclistabeu sind ganz sicher, vom Y glaube ich noch eine Spur
zu erkenuen, die aber auch von einem X herrühren kann. Es ist kein Zweifel, dass sich
dasselbe Wort Z. 3 ins und Z. 7 mn: wiederholt. Das Wort n"in und "in findet sich öfters in
den Inschriften,' der Sinn desselben konnte jedoch noch nicht festgestellt werden. An unserer
Stelle w,1re möglich ,vulkanischer Boden' zu übersetzen und arab. sIä- zu vergleichen. Diese
Bedeutimg passt jedoch nur an wenigen Stellen.
Z. 3. "lös ist OLTzai XsYÖ[Jisvov; die entsprechende Wurzel im Arabischen Lia) fehlt.
Zu »aCD vgl. Sab. Denkra., S. 52,
Z. 4. Ssnrtr"' ist wahrscheinlich auch Hai. 388 1h[)]l^^? zu lesen. Die Wurzel IDUr
erkenne ich noch Hai. G08, 3.
nonn. In Südarabien ist mir ein Ortsname |V*»a. nicht bekannt. Dagegen kennt Jacüt II,
267 8. v, einen Ort («-.La., den schon Näbigha und Labid anführen, ferner ^-iJli^, zwei Tage-
nijtrsche nördlich von Wadilkiu-a. Auch bei Hamdäni findet sich **!=. .3 (123, 22. 180,
11. 12) und ^^^^ (129, 19. 179, 17).
'?2nn'' I ■'On I jm. Die Wurzel bau erscheint ausser Hai. 238, 2 (= GC. 3) und 485, 6 nur
noch GC. 3, 6 : hnü^l I 1S I lir=I I ''SOm.^ An imserer Stelle liegt die VIII. Form vor JJiU.
Ich vemiuthe auch, dasa ■'öH I |m, dessen Lesung ziendich sicher ist, dem minäisclien "'Küm
,und wenn' entspricht, das hier ohne S, aber mit verstärkendem p geschrieben wird. Wie
•K^n und "ön, mit nth. ho"'/., so ist jn, wie es scheint, mit äth. K*» in h'itt, hltt?.^, h'}tt^
etc. zusammenzustellen.
c: (= Uj?). Vgl. zu Langer 14 und Wiener Zeitschr. f. d. K. d. M. II, S. 9.
Z. 5 ■'31KV Das Zeichen, welches ich ? lese, ist nicht ganz deutlich; sicher ist aber
der senkrechte Strich. Von dem olieren Ringelchen glaube ich zwar eine Spur zu erkennen,
das Auge täuscht sich aber leicht. Man könnte auch an 1 denken, weil der Stiel des ?
von den beiden Seitenwinden der angrenzenden Buchstaben gleich weit entfernt sein müsste,
während hier der Zwischenramn links grösser, als der auf der rechten Seite zu sein scheint.
Ich habe desshalb früher Smx gelesen und es mit dem Namen '7821>< und keilsclu-iftlich Idi-
b'du und Idihilai zusaunnengestellt, welche in den Inschriften Tiglat Pileser's IL neben Saba
und Teimu erwähnt werden. Jetzt scheint mir jedoch "'mx niclit der Name eines Stammes,
sondern der einer Königin zu sein.
rchfü. Auf dem Abklatsch steht deutlich //(f^1^, das letzte Zeichen kann also nur X sein. Die
Thatsache allein, dass hier von einer Königin die Rede ist, verdient die grösste Beachtung.
Wir wissen aus den Keilinschriften, dass neben dem sabäisclien König Jatha'amar, die Königin
von Arabien (sarrat mat Arilji) Sa-am-.si dem Sargon Tribut gezablt hat. Auch unter Tiglat
Pileser II. wird diese Königin und ihre Vorgängerin Zabibi erwälmt.' P]s ist also durchaus
in der Ordnung, dass auch in den minäisclien Inscln-iften eine Königin aus dieser Gegend
auftaucht. Diese Thatsache macht es aber sehr wahrscheinliitli, dass die minäisclien Inschriften
' Vgl. die Stellen bei Monltmann (ZDMG. XXXIII, 490).
5 Vgl. Wiener Zeitschr. f. il. Kunde d. Morgen!. II, 8. 16.
' Neben der Kßnigin Zabibi wird in den Annalen Tiglat-Pilesers II. ein U-ri-im-mi- i U-sim-na-ai ,Urinii von fluSim'
erwKhnt. Die« konnte sehr wolil mit DDni /.nsammengestellt werden.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. -49
von el'-Öla aus der Zeit stammen, in welcher weibliche Dynasten an der Spitze der ara-
bischen Reiche gestanden haben — also annähernd aus der Zeit Sargons.
DÖDS als Name einer Stadt ist nicht belegt, selbst die Wurzel **** fehlt im Arabischen.
jnra. Steckt darin e>^', wie Hai. 615, 30 ri[1]r?
Z. 6 pO kommt noch vor Hai. 253, 5 I pian I riD I JD und 412, 5 (= GC. 26) nran«*)
• • • S5"inD'' I |nö1 I pnno^ I h^ I «im I. In beiden Fällen scheint jnb ,Wa8ser' zu bedeuten , wie
riD (für "TlD = '1^^') und in der letzteren Stelle f]^ji {— o^-«*i.. ,Brunnen') beweisen. In
unserer Inschrift ist die Bedeutung ,Wasser' kaum mit dem Inhalte in Einklang zu bringen.
Sollte vielleicht jnü eine Zerdehnung aus ^Jo sein, wie |n2 aus p?
pS^lf ist der Lesung nach ziemlich sicher. Der Form nach kann es gleich j^ju^j, aber
auch contrahirt p^T für py^D"' sein.
XXVI.
Diese Inschrift stammt ebenfalls aus Medai'n SaKh und ist in den Documents epigraphiques unter Nr. 30 nach
einem Abklatsche Doughty's facsimilirt.
1
2 h-lr^.H^ a-b^-iü
3 . . r^BHMIXI.o- ■■■■Din inS . p.
4 XJHIX?1°IHH°lr^<D. nn I n^br l py l m •
5 ^r^n)nTMItrilHni Dcnirn I hü I p]
4. . . die Bedachung des Söllers dieser [Plattform]
5. . . gegen jeden, der sie entferntf, vernichtet etc. ...
Die folgenden Inschriften sind nach Copien Euting's veröffentlicht. Abklatsche davon
sind nicht vorhanden. Die Copien Huber's (Bulletin de la Soci^t^ de Geographie 1884)
und Douglity's sind ebenfalls benützt und gehörigen Ortes angeführt worden.
XXVII. (Euting 805 auf Tafel VI.)
^y Hin?r^^ a -n I n'DO Musaüab von . M
I^XV-H- I nnn- 3- • • n. h. t™
Zu 3rö vgl. ^LUjI bei Ihn Doraid 171 m. und 191 letzte Zeile.
XXVIII. (Euting 806 auf Tafel VI.)
° H 1 ri) rn J?n I 3-13 Karib von 'A-
o X ) ^ J?rnä mmrata'
Im Sabäischen, wo die Wurzel 2"I3 sehr gebräuchlich ist und viele mit a"i3 zusammen-
gesetzte Eigennamen vorkommen, ist der Name yi'S nicht nachgewiesen worden, wohl aber
Denkschriften der phil.-bist. Ol. XXXVII. Bd. Athandl. von Nichtmitglicdcin. g
50 D- H. Müller.
der Fraueunaine ro"l3 (Dereuboiirg, Ltudes 11, 1. 6). Vgl. den Namen ^^I^a^ ^jj J. J' bei
Ibu Doraid 157 unteu.
XXIX. (Euting 807 auf Tafel VI.)
Xri'i'HI nSpT I Du Qubbat.
Ob es mit sIs zusammenzustellen ist, wage ich nicht zu behaupten. Vgl. I n^p'l Hai.
205 = OM. 34. Dort ist aber wahrscheinlich bn^pT zu ergänzen (Sabäisclie Denkmäler 94).
XXX. (Euting 808 auf Tafel Vi.)
i°H®?T [yn-lialpn rn Hajw von 'A[mmra.ta']
XXXI. (Euting 809 auf Tafel VI.)
H^XfM)Y ^"l p^r\ I nnn °^ Haräm Hazmän
Der Name D"in ist im Sabäischen bereits nachge-sviesen (Hai. 411, 6. 504, 1. 3). Die (.j.ä ^
kennt auch Ibn Doraid 154 m.
Zu fÖ?n vgl. die arabischen Nomina propria |»)Ls., -vp. und Jy^- Was das darüber-
stehende DJ bedeutet, weiss ich nicht.
XXXn. (Euting 810 auf Tafel VI.)
HYXH-riY)^ inn3 • sn^ss
iHTnXIHnilHOT Tm I p I nsn Hafd, Sohn der Zubaid
nsn als Stammesname Hai. 466, 1. 3 und 465, 2.
T3T = tUj)- Vgl. mnt Hai. 168, 1.
XXXHI. (Euting 814 auf Tafel VI.)
°X)^°HI^1r^ ymön I Cho Salm von 'Ammrata'
D7D = |Jl1, ein im Nordarabischen liäufigcr Name, von Ibn Doraid wiederholt an-
geftihrt. Von derselben Wurzel im Sabäischen D^DX (Hai. 251, 3. 579) und nö''bD (Hai. 581).
XXXIV. (Euting 815 auf Tafel VII.)
TFIM • ?^T I 'DT • "ün Himai von Bai
EpiGRAPHißCHE Denkmäler aus Arabien. 51
XXXV.
(Euting 856 auf Tafel VIII = Huber 118 = Doughty, Fol. 24.)
X§°!>l nnjri üa'tat
Ist gleich arab. giXAO n. pr. m. bei Ibn Doraid 291 m. Vgl. Lih. 24.
XXXV^ (Euting 857 auf TaM VIII.)
XtHhHNItHTXl^ mxn l TD Dem Zaid von Na dat
Die Wurzel oLj kommt im Arabischen und Sabäischen vor. Vgl. OM. 12, 5 I o'^pEX
ÜIM ,reichliche Ernten'. Hier ist mw nom. loci.
XXXVI.
(Euting 858 auf Tafel IX = Huber 110.)
Zwischen zwei Mumienfratzen in den Felswänden bei der Khreibeh von el-'Ola. Die Inschrift
ist ziemlich hoch und schwer zu copiren, vgl. Doughty, PI. XLIII, Nr. 33. Von Euting liegen
mir zwei Copien vor, die er zu verschiedenen Zeiten gemacht zu haben scheint.
Hl 171 j.- Rectificirter Text in hebräischer
über Euting Transscription
1 Ir^nVo-IHni-HV -IhnV-^-IHnir^HH l Sssm l p l «^n
2 nXHffliiYirn^N nx>IIl-XY l YI^H sn-ta-nlnSan
3 nYh I >l<i><i> I Y)ri ?H1T->|a>o I x)r^ • ■ n • Inn I ms
4 )^° H)H.I1Hii?H )^°IH)nH1*H?H nssy I pnp I "^pri
5 HH)r^<i' I H°)V K)ha'lhö)X pnici I isnü
1. Hani', Sohn des Wahb'il
2. aus ]V[ilb [Na-
3. kräh und Wadd [mögen bestrafen denjenigen]
4. der fortschaffen wird das Grab ' . m . r
5. im Herbst (?) und
Z. 2. Zu nSon vgl. Hai. 478, 6. 520, 8. 559. 560.
Z. 4. bpr"! von der Wurzel hp: = Jüii. "lOJ? kann der Name der Grabstätte sein ,Wohnstätte
für den Herbst und . . .', d. h. für alle Jahreszeiten.
XXXVII.
(Euting 860 auf Tafel VIII = Huber 114.)
°X)^°I=1 yniSSPT "^on 'Ammrata*.
XXXVIII.
(Euting 861 auf Tafel VIII = Huber 114.)
so
Huber: r^h)niHniM<i> Euting: r^Ofl | Hill ^r^'i' Dp-Q I p I D«1
,Wa'm, Sohn des Birqis.'
52 D. H. Müller.
Beide Eigeimameu sind sonst nicht zu belegen. Die Wurzel J. kommt jedoch im
Arabischen vor. Oder soll hvn = Jul^ gelesen werden? Die Form des Namens Dp-|3 erinnert
HÜ ^^MjjUb.
XXXIX.
(Eutinj; 863 auf Tafel VIII = Hubor 115.)
HXnHHIHnril pnn I 3K 'Abän von Nabzän
p« = arab. ^^Ul. Vgl. auch n:2X Lih. 58, 1. ICin Ortsname ^lyö ist mir nicht bekannt.
Die Wurzel yj bedeutet ,8chinipfen, einen Spottnamen geben'. Für p23 kann vielleicht p2S
gelesen werden.
XL.
(Euting 865 auf Tafel VIII = Huber 111.)
Huber: MH?X Euting: ihcHTX 'JSTT Zaidil
hSrifi hXHH Kmn von Dir
SkTT auch Ilal. 178 und 534, 1. ani als ,Frühling' ist im Sabäischen bekannt, als Orts-
name bleibt es auffallend. Es ist daher vielleicht besser mit Huber «na zu lesen und aUS
bei Jacüt I, 492, 19 s. v. zu vergleichen.
XLI. (Euting 866 auf Tafel VIII.)
I ? o li I TJ Na'j
Hr^®n pn Bausän
Die Wurzel T3 ist im Sabäischen nicht nachgewiesen, kommt jedoch im Arabischen
vor, aber nicht in Nom. propria.
pi2 heisst der , Einwohner von Baus, der Bausanite', wie jSSD ,der vom Stamme Bakil'.'
Einen Ort ^°yj o-uo nördlich von San'ä kennt Hamdäni 81, 23. 195, 23. Vgl. auch JUiLw»j
112, 3.
XLII. (Euting 867 auf Tafel VIII.)
*»— >■ rir^r^H°^^ Cüyi n^DK 'Aslam von 'Amm
Zum Ortsnamen DÖj; ist ^[^L und der kananäische Volksname Jlöj? zu vergleichen.
XLIII.
(Euting 868 auf Tafel VIII = Huber 106.)
Huber: IHIoiHin Euting: IHI<i'hn | mja Banäwadd
X ^ n H X ^ T I M nönn von Jatimat
' Vgl. Siegfried Langers Keiseberichte, S. 17 und weitere Belege pba LXVI und ]a^bx LXVII.
EriGRAPHiscHE Denkmäler aus Arabien. 53
nun (= m + ''32) auch Hai. 577, 2. 3. Vgl. auch bn:^ (Wrede, Z. 2) und hebr. n;:3. Zu
nöri"'T ist VII, 2 das Nöthige beigebracht worden.
^IV.
(Euting 869 auf Tafel VIII = Huber 107.)
Huber: ° X ) ^ ° I r^ «> h Euting: o X ) ^ | r^® r^ S?möJ? I D1S Aus [von] 'Ammrata'
5?n"IÖI? für J?n"lö:?T wie weiter unten yil für yTTl.
XLV. (pAiting 870 auf Tafel Vlll.)
f^io rSy 'Alwä
Hamdäni 82, 14 kennt einen Stamm i^pU ^. Vgl. auch ^ JjlII bei Hamdäni 169,
194, 23; ^^\ 163, 4; xj^ 220, 4.
XL VI. (Euting 871 auf Tafel IX).
M^-T^TMinillhh-- ni • • D'T I 3tD!<3 ■ •
■ •XBi°i[EXni-Hn ■ • niSyJDnn l ■ 33
...ni-?^l(^iHiH<D •••• I ■'» I D^m
XL VII.
(Euting 872 auf Tafel IX = H. 96 = D. PI. XIV, Fol. 25.)
^>|0 mi Wadd™
XLVIII.
(Euting 873 auf Tafel IX = Huber 96.)
Huber : • 0 I X 1 h <i> "1 Euting : Y 0 I X 1 h <b ^ ns I nbxiü Mau alat Füh-
ri7«ia ist = sJ\Je (Ibn Doraid 160 m). Der Beiname |ÖKnS als Syi ,Mund' und ^j^\ ,treu'
(,Treumund') zu erklären, scheint sehr gewagt. Ich dachte anfangs dafür H^hY? zu lesen,
einen Beinamen, der im Sabäischen schon nachgewiesen worden ist, aber das 0 steht deut-
lich in beiden Copien. Es kann übrigens jÖKriS als ,und (3) Ha 'man' gedeutet werden.
54 D. H. Müller.
XLIX.
(Euting 874 auf Tafel IX = H. 116, wo jedoch die dritte Zeile fehlt.)
)|l>|)^ 11 -na Muräd Ru-
l/jf® p wjsin
i • h ^ I n h ^- «12^1 I 3X Vater des . . .
Die Lesung ofJo ist nicht sicher, aber wahrscheinlich. Über den Ausfall des n, resp. D
des Causativiims im Participiiim vgl. Sabäische Denkmäler, S. 90.
pi kommt noch weiter unten vor und findet sich auch Hai. 275, 1 : pn I "löS2n"i.
Das Zeichen ^ ist in den Inschriften von el-'Ola vielleicht nur noch XXIV, 8 nachzuweisen.
L. (Euting 875 auf Tafel IX.)
Xn)nin?1[fi] ra-Ql3'''?b] Kulaib von Rabbat
Für das fn steht in der Copie ein fi. Die Inschrift erinnert an Hai. 662, 1 I m^bs
ri2"l2 I Dsbs I p. Wahrscheinlich ist jedoch hier wie dort n3"l'l (H für Fl) zu lesen.
LI.
(Euting 876 auf Tafel IX = Huber 117.)
Huber : N I X • V Euting : H 1 X • V H. t. von
h:>n h)?t; Zajrän
H)?t> kommt noch weiter unten vor. Halevy liest es H)Y'fv. Das wiederholte Vorkommen
des Wortes, die Übereinstimmung der Copien und besonders die eckige Fomi des V in der
ersten Zeile sprechen gegen die sonst wohl zulässige Vermuthung.
LH. (i:uting 877 auf Tafel IX.)
Ihr^^h? bKDI»'' Jaus'il
)[DXr^l • flYN IJ^riD I • SHT von H . . . schrieb (es)
LIII. (Euting 878 auf Tafel IX.)
<i>ftJ vn IJajw
H ) ^ pa Ma[rr]än
LIV.
(Euting 879 auf Tafel IX = Huber 121.)
Huber: t=IIXT^?X Euting: H I X1^?X nlnba^n TaimJät von
)[I]Xr^°tH)X1^?X )[I]Xrh°H) mono nn Ridä' schrieb (es)
Efigbapbische Denkmäler aus Arabien. 55
Der Name 0"^! steht schon Hal^vy 171, 3. Vergleiche v:yüUI jvaj (Ihn Doraid 315,
Zeile 2).
LV.
(Euting 880 auf Tafel IX = H. 121 = D. PL XVII, Fol. 32.)
Doughty: X11?) Eut.undHub.: X1^?X r\hü'r\ Taimlät
>i>l) oi>|) yn-i Ridä'
o
LVI.
(Euting 881 auf Tafel IX = Huber 123.)
°>l)HIXl^?X<i>lh°OTMIH?^T nn=i I nbü'm I j5?sn I pan
5imjän von Jafän und Taimlät von Ridä'
jys' \Adederholt in den minäischen Inschriften (Hai. 206, 477, 520, 2. 529, 535, 1. 564, 2.
567. Vgl. auch OM. 20).
LVII.
(Euting 882 auf Tafel IX = H. 120 = D. PI. XVII, Fol. 31.)
thlHoOTHIHT^T Ol I^S'^ I P^n Ilimjän von Jafän
)[I]X "lisri schrieb (es)
LVIII.
(Euting 883 auf Tafel IX = Doughty, Fol. 31.)
1 Y H ? ? <^ riy'P
2 //IVHIX ///iDTh
3 oa)o|tin nylp
4 oX)^o|r| rman von 'Ammrata
Für YH in der ersten Zeile hat Doughty Yl.
LIX.
(Euting 884 auf Tafel IX = Doughty, Fol. 31.)
h ? ®) I ? B ) P"^ I 'it-l Ridäj Ruwjän
Für ? B ) ist nach Eutings Copie eher ? B h zu lesen. Doughty hat jedoch ein deutUches ).
Vgl. die arab. n. pr. »Le», ^j'^; imd äLuö;-
ö$ D. H. Müller.
LX. (Euting 885 auf Tafel TX.)
(D "f T 1'n Hajw
höOfH jysn von Jafän
LXI. (fAiting 886 auf Tafel IX.)
H)T pn Hurrän
Es ist ein Eigenname, der dem arab. lif zu entsprechen scheint. Vgl. auch pn, Langer
16*, 5 (= Prid. 14).
LXII.
(Euting 887 auf Tafel IX = Doughty, Fol. 31.)
°X)^°HI?0® >'mttI7T I 'Sl Wafaj von ' Ammrata'
Der Name "'BT erscheint hier zum ersten Male, ist aber durch das arab. n. pr. ^\J1 ge-
sichert. Für °X)^°H hat Doughty <i><)^°H.
LXIII. (Euting 889 auf Tafel IX.)
X>l>l°) mnn Ri'didat
otH) yn-l Ridä'
n'npn = äJu<Xc;) das aber als n. pr. mir sonst nicht bekannt ist.
LXIV. (Euting 890 auf Tafel IX.) ^
Hädil' von Jaf'an, Tawäb'il 'Ammati (?)
Zu ~jicn vgl. sab. pitn n. loci und arab. yils>. ^1 (Ibn Doraid 127 oben) und . ^ ./^ -^
s_*jLX!I (Bin Doraid 263 m). bxDiri ist schon aus den sabäischen Inschriften (Hai. 485, 1.
Oh. 18, 1) bekannt.
LXV. (Euting 891 auf Tafel IX.)
Xnin robi Kaibat
Für Xmn lese ich XFlIfn und vergleiche na^D I 1:D (Os. 19, 2).
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 57
LXVI. (Enting 892 auf Tafel IX.)
°X)^°lhrhHV yn"10ir l SOJn HanasI' [von] 'Ammrata'
l>|a>|:j|)HJ nn I -in Hun- des Wadd.
'inifnl?°<i' pba I Man Wafaj KalMn
I>l®t=ll h^1l^ Tl'l I p'^S Kaiman des Wadd.
Es scheinen zwei Inschriften unter einander geschrieben zu sein. SD3n erinnert an
HKD: Lih. 28, 1. Für ?oa) lese ich mit Rücksicht auf LXII TO®. Die Epitheta in I in und
in I JöSd können heissen ,Freier, Edler des Wadd', resp. , Sprecher des Wadd'.
LXVn. (Euting 893 auf Tafel IX.)
AI^Tr^^ 2i I DlDltt^ Sukaim
|l/|^n p''h von Sulaim
Für n"'DU^ lese ich D'^StT (f\ für r^) und vergleiche sab. D3tt> (= fXÄ) und den Eigennamen
D"ll2aDtr bei Wrede, Z. 1, ferner die arabischen Nom. propria jöcK-i und vJ3J\ *jCi.
Der Beiname ]'a''b'^ setzt einen Ortsnamen wh^ (*JfjJo) voraus. Da dem gemeinsemi-
tischen dSic nordarab. A^ entspricht, so müsste ein Ortsname ü^b^ nordarab. *aLö lauten.
Thatsächlich finden wir ^UloJl und JLo (Jaqüt III, 429) als Nom. loci. Der Ort hiess
wahrscheinlich wh^ oder *11«ö von einem ,kleinen Gottesbilde', das sich daselbst befand.
LXVni. (Euting 895 auf Tafel IX.)
XBTIINTX ntaJTüjTT
. . . I <D (^ H • • • lia:
X fl I H T nnitjn
Nur T*! = (X3\ ist in der ersten Zeile mit Sicherheit zu erkennen. Die Wurzeln jajuo
und v-A-xaÄs- sind weder im Sabäischen, noch im Arabischen nachweisbar. Dagegen kommt
in beiden Sprachen uoaää. vor.
LXIX.
(Euting 896 auf Tafel X = D. PI. XVII, Fol. 32.)
r^?h D^« Ijäs
Sab. DD'K (ZDMG. XXX, S. 675); D^K (Hai. 577, 4) = ^^Ll.
LXX.
(Huber 109 = D. PI. XIV, Fol. 24.)
H 1 X ) ^ ° T I i^"^^!! 'Imärat von
H)^ pia Marrän
map ist gleich arab. »»Ux:.
Denischriftcn der phil.-hist. CI. XXXVn. Bd. Abhandl. TOn Nichtmitgliedem. h
58 D- H. Moller.
LXXI. (Doughty Fol. 35.)
H°^-^?1rSllOT ^J?Ö- O^'^C fSn Wafn, Sulaim . Mu'ad.
Es scheinen drei Namen zu sein, die niclit zusammengehören. Der Name |En ist im
Minäischen bekannt. Mehrere Könige fuhren ihn. Ci'hD = *IJLL und 'ipö = arab. jLjuc.
LXXII. (Doughty Fol. 35.)
T)^1h ni^hn Ilsarb
LXXIII. (Doughty Fol. 35.)
r^iTT D^n Hais
Hais {^J>JM:».) ist als Ortsname in Stidarabien bekannt.
Die lihjänischen Inschriften von el-'Öla.
1. (Euting 1 auf Tafel III.)
Hnber 92 = Doughty, PI. XVI, Fol. 30 mit der Bemerkung; ,5. Jan. Building stone sitc undcr the first copied at the
window side.' M. 0"46 breit, 015 hoch.
I "sriDn nysK I pjrn I bxi l ■' i
I Dronn I nn« I niann I p I n 2
n I ni: I piit I 2n522 I nbn 3
1. . . . Wä'il, der Ghass&nide, 'Af ä (?), der Schreiber ....
2. . . . Sohn des Harmä, als er sie mit Krieg überzog . . .
3 an der Cisterne Ba^'än (?)
Z. 1. p^n I hiC = ^LIaJI JoI^, wobei man jedoch "'JDyn mit dem j der Nisba erwarten
müsste, wie in dem folgenden 'ansn. Zu vergleichen ist pjj« I '?S1, Nr. 21, 4, wo das « für
das n des Artikels zu stehen scheint. Das Fehlen des j der Nisba könnte auf zweifache Art
erklärt werden. Entweder dass in diesem Dialecte von ^jLl.c das Nomen gentilicium in gleicher
Weise gebildet worden ist, wie im Arabischen aus -Li, sJcL^ und ^j«^, ohne Artikel -Li, -Lgj
und (jL»j, mit Artikel ^^Lül, ^_xiLgjd| und ^U^JI, dieses j aber als nichtconsonantisches in
unseren Inschriften nicht ausgedrückt wird, oder wir haben eine Genitiv -Verbindung wie
in ^j\(X^ ^5-^^'» c^'t^ 15**'' *i5^ '^^^ y^t cJ^<^ tr^" Allerdings bleibt bei der zweiten
I>klflrung der Artikel auffällig. Das Vorkommen der GhassAn in unseren Inschriften wäre
von hohem Interesse, weil man hierin eine Spur der Wanderung dieses Stammes nach
seinem späteren Wohnsitze finden könnte. Leider sind beide Stellen zerstört und die
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 59
Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass JDJJn ein Epitheton zu Wa'il sei, etwa gleich ^^m^\jJ\
oder ähnlich.
njjas, seiner Lesung nacli unsicher, wage ich nicht zu erklären; es scheint aber n. pr.
zu sein und erinnert an den arabischen Personennamen ^Jil (Ibn Doraid 218) und ,_^l
= inschriftHch n:iSS.
''anDn = "^K-'l, ,der Schreiber' oder , Schriftkundiger'.
Z. 2. nü*in ist wohl gleich arab. *^5<>* oder kxJi». Diese Formen kommen als Nom.
propria im Arabischen allerdings nicht vor, aber l»jc (Ibn Doraid 172, 197), (Ixlso (135)
und SJs) (147), sab. D"in, Haram, hebr. n"in (I. Clir. 4, 8). Wegen der Grleichung r\r:n7\
= JLcwff Vgl. nnj71 und arab. 'ilt.ö.
Dn2"in I rriK = '^^"-f^ lö[, also auch hier n für nordarab. I, worüber weiter unten noch
mehrere Beispiele angeführt werden sollen. Nach der, Phrase zu schliessen, scheint von
einem Kriegszuge die Rede gewesen zu sein.
nbn ist nicht sicher, es kann auch Thf\ gelesen werden, so dass arab. ^" u, oder iLä. u,
zu vergleichen wäre.
ariö = i._jlJwo, .Cisterne, Zusammenkunftsort, Versammlungsort'.
jy ■ D ist der Name des ^.jÜüo, also ein Nom. loci, aber die Lesung macht grosse Schwierig-
keiten. Das erste Zeichen scheint 3 (~l) zu sein, es ist aber wahrscheinlich, dass der link-
seitige Strich noch dazu gehört hat und nur durch eine Vei-letzung des Steines davon getrennt
worden ist. Wir müssten dann das erste Zeichen D (p) lesen, wie es Huber thatsächlich thut.
Das zweite Zeichen, das etwa so a\ aussieht, kann keinen der früher bestimmten Buchstaben
des lihjänischen Alphabetes darstellen. Man darf hierin jb oder ^ suchen, welche beide
Zeichen noch nicht in den Inschriften nachgewiesen worden sind. Das dritte Zeichen ist
wahrscheinlich J?. Wir hätten demnach einen Ortsnamen |S72i3 (= ^J.juäS) anzusetzen, womit
der Wurzel nach ilcLäj bei Jäqöt s. v. zu vergleichen wäre.
-li:, vgl. Euting 28, 1 und 20.
2. (Euting 2 auf Tafel IIL)
M. 0-46 breit, 0-15 hoch.
I p ■ • n I p I nSam i
• :is« I baas l nä 2
n I bn ■ • I nn I die I s 3
1. Wahbläh, Sohn des Du . . . rän
2 in dem '700 des 'AM . .
.3 in demselben ....
Z. 1. nbnm kommt noch vor 4, 1 und 27, 1. Der Name ist wohl Wahbläh zu
sprechen, verkürzt aus Wahb-'ilah. Die nabatäische Schreibung dieses Namens ist TiT'KDrn
und wird von Nöldeke «J.JI vl»jo; der Nordaraber gleichgesetzt. ' Die entsprechende Form im
Dialecte der Lihjan müsste nbxnDm lauten, die kaum zu rhlTW zusammengeschrumpft wäre.
Vgl. Euting, Nabatäische Inschriften, S. 32 und 7ö.
h»
60 ^- H. Müller.
Ähnliche Verkürzungen sind rhi), nbiPD, nbprin und n'?län. Das Wort nbx (= sit[) ist nicht
nachgewiesen, wohl aber nnl"?«! = jL^'I, 22, 2. Dagegen ist nbx"lö, 25, 1 zusammengesetzt aus
nb« +K'lö. Daneben kommt jedoch auch nblö vor mit Weglassung beider »( (34, 1. 4), wenn
man nicht vorzieht dasselbe als xJlLc zu erklären.
Z. 2. Das erste Wort kann auch "'"ij? gelesen werden.
boö^ ist wohl von der Wurzel bbo abzuleiten. In der Inschrift Nr. 10 führt ein Mann,
Namens SSPI (^aaä.) den Beinamen bSöri. Die Bedeutung kann auf Grund dieser beiden
Stellen nicht bestimmt werden.
Das letzte Wort kann }2iSK, wie 28, 5, oder n^^BK, wie 30 und 32 ergänzt werden. Über
den Namen selbst wird an den angeführten Stellen das Weitere beigebracht werden.
Z. 3 ist die Lesung tflIB unsicher. Vor der Gruppe I "^n scheinen auf dem Abklatsche
ein oder zwei Zeichen zu stehen, die jedoch nicht bestimmt werden können.
3. (Euting 6, nicht reproducirt.)
M. 0*57 breit, 0'14 hoch. 3 Zeilen, äusserst zerstört. Nur -wenige Zeichen sind mit Sicherheit zu erkennen.
DI 1 1
I D'Sün D 2
n I : r 3
4. (Euting 7 auf Tafel III.)
Huber 91 = Doughty, PI. XII, Fol. 20 mit der Glosse: ,28. Dec. Building stonc of a window set on end. The stonc,
a tablet, 2 feet in length, is built and set up lengthwisc in the wall of rooni spannig the street, in the manner there (see
the plate), at the side of a window.' M. 0'4G breit, 0"35 hoch.
I -jpii I f3 I [nSa] m i
n I r\:iv^ I nyj I nö^p 2
I -jjyjm I -npan I i 3
bi I Dna-iB I ipsx 4
n I p I -öbn I •'1I2D2 5
1. Wahbläh, Sohn des Zajdkanaja [und
2. die Verwalter der Viehherden von Ghäbat bau[tcn . . . und bestimm]
3. ten das Ausmass und das Fundament [und]
4. erreichten ihr GlUck und ihr H[eil] ....
5. beim himmlischen Talmi, Sohn des Ha[nu'äsj.
Z. 1. nSam, vgl. zu 2, i.
'3p*n kommt auch Nr. 27, 1 vor und ist zusammengesetzt aus jJC + 'Jp, ,Zajd hat
geweiht'. Das Fehlen des j darf nicht auffallen, denn in unserer Inschrift werden j und w
in der Mitte des Wortes selbst dann nicht geschrieben, wenn sie nach dem Vocal n
in geschlossener Silbe zu stehen kommen. So steht also wiederholt ro für n"'3, ^^^ ,IIaus';
inn (Nr, 9, 3) für pn^fi, ^j^yjül; DU für Dl«, ^^f etc. Speciell für 1) = ju^ ist der Eigen-
Epigraphischb Denkmäler aus Arabien. 61
name Thi) massgebend, dem nab. ^'^b^<T^, arab. sJUI Jov, sab. bsTt an die Seite gestellt
werden können.
Z. 2. Zu 3 I n^^l I du: I HDp ist Nr 8, 2 I V33 I nsj?-! I SnüÜ I nöp zu vergleichen,
ohne dass ftir das Verständniss der Phrase viel gewonnen wäre. DJ?3 scheint = arab. »iS,
,Viehherde' zu bedeuten, wofür Nr. 10: I n52J7:i I nns I fö (= xjü^ ääIj (>>o) als Beleg an-
geführt werden kann. Wie aus dem 1 in der folgenden Zeile hervorgeht, welches ohne
Zweifel die Pliiralendung eines Verbuins perf. andeutet (etwa 1["l"ipi • •• I V3]S), und nicht minder
aus den Pluralendungen Z. 4, waren die Stifter dieser Inschrift mehrere Personen. Demnach
könnte nap sehr wohl ein Plural von Wp (*ls oder ^jU), etwa *«>Uaj( sein und ,Verwalter'
übersetzt werden. Leider ist b"tÄÖ nicht zu erklären, so dass wir die Probe auf die Richtig-
keit dieser Aufstellungen nicht machen können.
Z. 3. lipon = vIjülJI, ,Mass, Raumausdehnung' wohl des Baues, den sie unternommen
haben; es kann auch ,tX.i^'l gelesen werden und ist vielleicht eine Bezeichnung des Lotli-
masses. Merkwürdig ist das folgende "[3^311, welches nur eine VII. Form der Wurzel "JiS? sein kann.
Was die Bildung betrifft, so ist lediglich eine Form bj7S3 im Sinne des Participiums hierin zu
erkennen. 13p: steht also für *AlxJuc^ wie ja auch im Hebräischen das Nif al im Participium
kein präfigirtes Ö hat. Eine ähnliche Bildung scheint auch Nr. 6, 3 in blJJJn und 14, 8
in JüKin = hebr. |Ö>?3n vorzuliegen. Was die Bedeutung betrifft, so heisst viJLÄÄ ,Wurzel,
Fundament', dann auch ,Thor', das Verbum dSs., , dicht, fest sein' und ,das Thor schliessen'.
■^JJ?} kann also ,das Dichte, Verschlossene', aber auch ,das Festbegründete', ,das Fundament'
bezeichnen. Ich habe es mit Rücksicht auf das vorangehende "ilpÖH ,Fundament' übersetzt.
Z. 4. [nmj?]D1 I nno"lS I ipax Zum Verständniss dieser Phrase müssen besonders Nr. 8
2/3: I "anmnsi I 'amyoi l ■'önions l nnynS • • • n I nn I v:n und 25, 4/5: i niaia I -iss I ■'iprii
nmnxi I myoi herangezogen werden. Die Wendung myoi I nt3"lS kommt auch sonst öfters in
den Inschriften vor. In den meisten Fällen könnte man geneigt sein, dieselbe als verbale
Wunschformel aufzufassen. Die beiden Stellen jedoch, wo mnxi folgt, machen diese Aiif-
fassung unmöglich. Es sind also tSIS, 1J?D und ri"inK lauter Substantiva. Ich dachte anfäng-
lich, dass diese Phrase analog sei der in den nabatäischen Inschriften häufig wiedei*-
kehrenden mnsi Hlbn rUTSib, ,für sich, seine Kinder und Nachkommen', aber niJJDI ntSIS
will dazu wenig passen. Ich übersetze daher jetzt diese Phrase, 8, 2/3 , bauten das
Haus .... dem Dü-Ghj\bat zu ilu-em Siege, zu ihrem Heile und zu ihrem zurück-
bleibenden (Denkmal)'. Eine Erklärung braucht nur ta"lS, welches = arab. is»i, ,jemand
übertreffen, besiegen' bedeutet. Beachteuswerth ist auch das Fehlen einer jeden Präposition,
also U-gij.ia.lj Uicjai^j U-glsji für U^IcwaJ etc. Nur an unserer Stelle geht dem DiltaiS ein
Verbum ipss voran. Icli setze es gleich arab. (^1 ,das Höchste erreichen' (^ »yL-g^l >^
x^LoaJI i jI ^I i ,1 pyül).
Z. 5. "'1ÜD3 = j^jU-o, Adjectivbildung von sUaL. Ist dieses ,himmlische' ein Epitheton
der Könige von Lihjän (Augustus), oder hatte speciell dieser König den Beinamen? Darüber
zu entscheiden fühle ich mich nicht berufen. In Nr. 9, 3 wird ebenfalls ein QMn I p I ''öSn
erwähnt, aber ohne dieses Epitheton, dessen Vor Setzung auch auffallend ist. Von dem er-
gänzten DK;n ist nur das n und dies auch nicht mit voller Sicherheit zu erkennen.
g2 I^- H. MCli.bk.
"oSn halte ich jetzt fitr einen echt arabischen Namen, wahrscheinUch von der Wurzel
»oS. Ein Eigenname ""öS tindet sich Nr. 27, 1. Für die J,jLftj-Bildung bei n. pr, masc, vgl.
anch -ann (Nr. 8, 4/5) und Spnn, 26, 3.
5. (Euting 8, nicht reproducirt.)
M, 0-23 breit, 0'17 hooli; zerstört und schwer lesbar.
■ ■ hs) 1
ml
nn 3
6. (Euting 11 auf Tafel III.)
Doughty, PI. XII, Fol. 21 mit der Note: ,Obscure luscription. Stonc ovcr a doorway, embossed lettres. 31. Dec,
M. 0"46 breit, 0*27 hoch. Anstatt der Trennungsstriche sind Doppelpunkte angewendet.
////: ^»n : f3 : Ds i
///;: f n : 1 1? D 2
Uli'. S 1 r 3 n b 3
1. 'Aus, Sohn des lliraär .... [undj
2. Sa'd, Sohn des .... [setzten dieses]
3. dem Scheidenden (?)....
Z. 1. DX, wohl = ^°.| mit Weglassung des 1, was in diesen Inschriften Regel ist.
Allerdings kennt Ibn Doraid 226 auch ein n. pr. J^l Vgl. auch Nr. 38,5: • in I DX I f^CSS.
Zu -lön ist das arab. n, pr. .L^, Ibn Doraid 147, ferner ^j^l und i^^L (Ibn Doraid 137)
und hebr. "llOD (Gen. 33, 19) zu vergleichen.
Z. 2. nj?D = Juu»,. Vgl. n'^nyo, Nr. 36 und das Verbum IPD in der öfters wiederkehren-
den Phrase I mpDI I rraiS.
Z. 3. StJTJn'?, ,dem Scheidenden'. Die Bedeutung kann nur vennuthungsweise angesetzt
werden. Sicher ist dagegen die Form hl'Si = arab. Jyjtxx), wie "[iVi (Ni'. 4, 3) ~- »iLÄiÄx.
7. (Euting 12 auf Tafel III.)
Doughty, PI. XVI, Fol. 30 mit der Bemerkung: ,other shallow building stono'. M. 0-17 breit, 0'6 hoch.
1« I rhii I j3 1 3 •
[IJab]ib, Sohn des Zedläli . . .
I
Zu abn] vgl. Nr. 10. nbnt = «Jl ju',. Im Nordarabischen kommt neben jJUI Jo-,
(Ibn Doraid 285) .noch cj^JI Jo\ (315) und »Iäx Jo\ (133, 284) vor. Das Nabatäische
kennt diesen Namen in der Form TlbsT: (Euting, Nabatäische Inschriften, 8. 19). Heran-
zuziehen sind nodi sab. SxTl und nSTT.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 63
8. (Euting 14 auf Tafel III.)
M. 0'88 breit, 0"26 hoch. Oben abgebrochen, sonst fast vollständig erhalten.
poin I nDlv32 I ronjrlbiöö I napln 2
ninsi I 'ömyDi I ^ariB-ia I ns^nS 3
n I jysDxn I •'x-i:n I nns I r\:c I 'an 4
I nni I i'nb I -[% I fih I p I ■'an 5
1. (N. N., Sohn des N. N. und N. N., Sohn des )
2. h, die Verwalter der bnOO des Dvi-Ghäbat, bauten den Tempel ....
3. dem Du-Ghäbat zu ihrer Beider Gedeihen, ihrer Beider Heil und für das Andenken von ihnen
4. Beiden im Jahre Eins des "'XliÜ der 'Asfä'in, Ta-
5. tni') Sohnes des Laudän, Königs der Lihjan von Bih.
In der ersten Zeile standen ohne Zweifel die Namen der beiden Stifter dieser Inschrift.
Dass es zwei waren, beweisen die Dualsuffixe in der dritten Zeile. Von der ersten Zeile
sind aber nur wenige Buchstaben mit einiger Sicherheit zu erkennen.
Z. 2. Die Phrase ro^rn I blöö I r^fi^p ist schon oben Nr. 4, 2 besprochen worden. blÖÖ,
eine J.*ac- oder Ji^LiLc -Bildung von einer dunklen Wurzel hlü, kann ich nicht erklären.
r22 (= \yXi) weist noch die uncontrahirte Form auf, wie das Sabäische V3pn etc. Vgl.
auch m, Nr. 27, 2.
ns = v;>AJ, wie öfters in den Inschriften.
pi^r\ ist der Lesung nach nicht ganz sicher. Vgl. hebr. pi''^ Jer. 29, 26.
Z. 3. nDJJ't'? bezeichnet wahrscheinlich eine Gottheit, vielleicht den 'Attar oder Wadd,
wie ja auch im Sabäischen f'2pl für DJJSpT I inrij? gesagt wird.
■'öntSIE. Über die ganze Phrase vgl. oben zu 4, 2. Beachtenswerth ist die Schreibung
des Dualsiiffixes ''ön für nordarab. U».' Im Sabäischen lautet es bekanntlich ebenfalls "'ön.
Ohne Zweifel ist dieselbe Phrase noch zu erkennen bei Doiighty, Documents Epigraphiques,
PI. XII, Fol. 20. ^]ö[nm]nK1 I 'Öirnyml. Vgl. weiter unten Nr. 70, 2.
mns kann neben tD"lS und I^D nur ,die Zukunft' oder ,das für die Nachwelt zurück-
bleibende Denkmal' bezeichnen, etwa arab. Sjä'- Oder hatten diese Heiden schon eine
Ahnung von der mohammedanischen S^ä.^!, ,das Jenseits, das zukünftige Leben'?
Z. 4. nns — ^tX^I- Diese Form ist für das Nordarabische charakteristisch. Das Äthio-
pische und Sabäische haben diese Bildung nicht.
fi'EDST I •'«liPl scheint ein Nebentitel des Königs der Lihjan zu sein. Die Wurzel ^i
bietet jedoch keine passende Bedeutung zur Erklärung dieses Wortes. An al-Higr zu
denken, verbietet das verschiedene n. Auch das K ist nicht leicht zu erklären und die Form
überhaupt sehr seltsam. JPSDK ist Plur. von «ill und scheint eine gewisse Classe von Menschen
oder eine bestimmte Stammesgenossenschaft zu bezeichnen, an deren Spitze der König
der Lihjan gestanden hat.^
' Vgl. auch 27, 3, 'Onbr = U-t-t^«*-
2 Vgl. den Eigennamen aiU*w«, Ibn Doraid 60, 82 etc.
64 1^- H. Müller.
Z. 4 — 5. 'öPtn. Man ist • zunächst geneigt "'öbn zu lesen, einen Namen, der öfters
wiederkehrt. Der Al)klatsch hat aber zu Anfang der Zeile 5 ein deutliches Pl. Es ist
^Ljtii-Forni von ^,^- ,dick, stark sein'.
pS = ^I<ip7 ein Name, der in der Genealogie der südarabischen Stämme siebenmal und
in der Genealogie der Nordaraber einmal vorkommt (vgl. Wüstcnfeld, Register, S. 273).'
Die Lesung pn'? I "^iböl, welche filr die Bestimmung der Urheber der Inschriften von
gi-össter AVichtigkeit war, konnte ich lange nicht erkennen, obwohl sie sich noch zweimal
wiederholt, nUndich Nr. 25, 7 und 29, 2. An allen Stellen ist das Wort "jbiS theilweise
zerstört. Am deutlichsten ist es noch 25, 7, wo nur das Ö zweifelhaft erscheint. Nachdem aber das
Wort l'?Ö vemuithet wurde, konnte man aus den Spuren der ZA\'ei ersten Buchstaben in
unserer Inschrift die Zeichen bö leicht feststellen und die Thatsache ausser jedem Zweifel
setzen.
ppiS = (jLxi. Die arabischen Genealogen kennen Lihjan ibn Hudail (Wttstenfeld, Gen.
Tab. M, 8 imd Index s. v.) und Lihjan ibn Ma'n (Bahila). Die Sitze dieser beiden Stämme
liegen weit ab von dem Gebiete unserer Inschriften.^
Der Zusatz n2"f = ^ jO oder f^. ^c> kann sich sowohl auf den König als auch auf
den Stamm beziehen.
9. (Euting 15 auf Tafel III.)
Doughty, PI. Xir, Fol. 21 mit der Bemerkung: ,Is thc now tbc lintel of a housc door. Is daubed witb wbitening
and many of thc lettrcs aro perished away. Embossed double Icttres dividcd witb embossed lines. M. I'IO breit,
0-23 hocb.
I nölsla I nanit I nSs l p I a-irnny i
I n'^Sa I rri I -issn I nrim l Si I nb I -iS3 2
n I [3 I 'öbnb I jnn I njo I jinnön l nüxi 3
DK3 4
1. 'Abdljarim, Sohn des F . ., Priester (?) des Dii-Ghäbat, mit seiner Mutter
2. grub fiir sich und für seine Erben diese Höhle in ihrer Gesamnitheit
3. und nahm in Besitz die beiden Grabkammern im Jahre Zwei des Talmi, Sohn des Ha-
4. nu'as.
Z. L mnnsy. Namen von der Wurzel Din sind im Arabischen nicht selten, so ijc'J^
(Ibn Doraid 52, 70), (.Ziff (238) und die Nom. loci ^t«vi^' und .Lc^, hebr. |1Ö-in. Die
Grundbedeutung von -j^ ist ,8palten, zerklüften'. Sonderbar ist die Zusammensetzung
nirnsp, ,der Diener des Dlpj', was voraussetzen lässt, dass D"in Name einer Gottheit sei.
nba ist etwa gleich arab. *Jö von der Wurzel Jö, von der jedoch im Arabischen kein
Eigenname nachweisbar ist. Vgl. hebr. SlSs und .T^S.
' Bemerkeniwerth ist besonders Lau4än ibii 'Amr ibu Mäzin (= Gliassän), Wüstenfeld, Gen. Tab. 11, 12.
' Mein Freund, Prof. Fritz Hommel, schreibt mir: ,Ich bemerke, da.S8 aus 3 Kawl. 10, Nr. 2, Z. 38, amilu ^i -''a-a-a
atia iepd-ia uiaknii (vorher war ausfUiirlich von der Samsija die Kede), hervorgeht, dass dies der eigentliche Stamm dieser Königin
war. Erst dann folgen die Mas'äer, TeimS, Sabäer etc. Wie ist nun zu lesen? /iiV-'Rer oder etwa gar iiVt-'äer (= ^Lü.).'
Vgl. jetzt auch Hommel, Geschichte Babyloniens und Assyriens, S. 665, Note 4.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 65
n2J7"Tn!. Wahrscheinlich ist der Trennungsstrich aus Versehen weggelassen worden, es
steht also für nsjJT I It Das Wort 1) kommt noch vor in den Eigennamen ""JpTT und rhn
(— iJUt Jo)). Insbesondere aus dem letzten Namen geht hervor, dass Ju\ zu lesen ist. An
unserer Stelle muss jedoch "IT als Appellativum aufgefasst werden, der 1] des n3J?T, also
etwa ,Priester' oder ähnlich. Möglich ist auch zu erklären ,der It von Ghäbat' = ,Fürst
von Ghabat' Avie "13D.
Holst- Wenn die Ergänzung richtig ist, muss es wohl ,mit seiner Mutter' übersetzt
wprden. In ähnlicher Weise macht ein Mann eine Grabstätte ,f"ür sich, seine Kinder und
Hubbu seine Mutter' (nöK mm mS'1 HtTSi'?) bei Euting, Nabat. Inschriften 4, 2.
Z. 2. Das Wort "ISD ,Höhle, Grabhöhle' ist in den nabatäischen Inschriften sehr häutig.
Über die vermuthliche Etymologie des Wortes hat Nöldeke in Eutings Nabatäischen In-
schriften S. 27 gehandelt. Das Wort scheint von den in jener Gegend wohnenden Arabern
zu den Nabatäern gekommen zu sein. Das Substantivum findet sich noch Nr. 25, 3 und
27, 7 und ist vielleicht auch 29, 2 zu ergänzen. Das Verbum erscheint nur in unserer In-
schrift, ist aber wohl denominativ.
I nnil I h^ I nh = «tijiyj »J (oder »jOj) ähnlich wie im Nabatäischen mnKSl m'?''Sl mh
,fiir sich, seine Kinder und Nachkommen' oder niHKI m'^lbl niS^Sj'?.
In der Schreibung I b) I zeigt sich dasselbe orthographische Gesetz wie im Sabäischen,
dass zwei oder mehrere einbuchstabige Partikel in der Schrift zu einem Wortcomplex ver-
einigt werden.
rirn^ = *^;l^ oder Flur. lOCi. Vgl. hebr. ^-fi-^ sab. nnv
nbSs I rn I -laan. Ebenso Nr. 29, 3 ni I lEDn; 23, 5 rhb3 I nn I lyp^rt ,diese Basis in
ihrer Gesammtheit' ; 16, 4 rh I n^n ,dieses Haus' und 58, 2 (= D. fol. 22 = Hub. 104),
I
rn I nnsjcn , diese Plattform'. Im klassischen Arabisch müsste man v»ulJI I Jüc sagen, in der
Vulgärsprache ist die Verbindung \^ oyuJI wohl möglich. Im Sabäisclien wird das Pronomen
demonstrativmn immer vorangeschickt: JöSjt I p, pjtra I p, jnsni: DT etc. Vgl. hebr. ntn n'2n
und phön. p ntTTO n2Tön und T D3^Ö.
Z. 3. panan I nriXI hatte ich im ,Anzeiger' übersetzt ,und er begann die Steinbohrung'.
Die Übersetzung ist unhaltbar, weil diese Bedeutung von "inx an den übrigen Stellen,
wo dieses Verbum vorkommt, nicht passt, und weil das n in p^Öün nicht erklärt werden
kann. Für nilK ,in Besitz nehmen' spricht Nr. 58 rn I nm^tn I HPIS t HJD« ,'Abnä hat Besitz
ergriffen von dieser Steinhöhle',' ferner 29, 4 nSSs I HT I nypöm I bsöH I Tinx. Dunkel ist die
Form nnsna, 27, 3.
r
jnsrion halte ich jetzt für einen Dual (*^jlijl) ,die beiden Grabkammern' von der
Wurzel jjj (aram. "I2n , hebr. "iStt^ brechen), vgl. auch ^v^l ^j »jÄa. 5»aj. Die ganze Höhle
scheint aus zwei grösseren Abtheilungen bestanden zu haben. Instructiv für die Kenntnis
der Bestandtheile einer solchen Höhle ist Euting, Nabatäische Inschriften Nr. 15 (Seite 51 ff.).
jnn = ^^^- = jj-A^iol (nach einer Vemiuthung von Nöldeke). Vgl. hebr. D'lpÜ, sab. "nn
(Hai. 63, 3 und 667, 2) neben 'r\ifi (Hai. 598, 5).
■•öSn. Vgl. oben zu 4, 5.
' Ich übersetze JBtzt "friK lieber .herstellen, herrichten' wie im Nabatäischen Euting Nr. 55 (S. 19) HHK 'T K33tra Hil ,die»
ist die Lagerstatt, welche bereitete NN.'
DeDluchriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Ablundl. toq Nichtmitgliedern '
£S D. H. Müller.
Cion kommt noch vor 23, 9 und 25, 6. Ich erkläre es jetzt als ^\Jj\ und vergleiche
zur Etyn\ologie des Wortes ^\yj ^3, den Namen des berühmten jemenischen Königs, der
ursprünglich DDWT gesc^hrieben war.'
10. (Euting 20 auf Tafel IH.)
M. 0"70 breit, 0'8 hoch. Von der oberen Zeile sind noch deutliche Spuren vorhanden, aus denen aber nicht ein
einziger Buchstabe mit Sicherheit bestimmt werden kann.
"^bön I 33n I nöy:i l nns I |ö I nicön
,Der nstD von seinem Hause und seinem Vieh, Habib der bhü.'
13CÖ ist, da der Zusammenhang fehlt, schwer zu bestimmen. Man kann sowohl arab.
jua-e als auch juue vergleichen.
Die folgenden 3 Wörter kann man arab. ««jü^ jOju ^t^x transscribiren. Zu HÖPJ vgl.
oben 4, 2.
23n = v_^-AAÄ, ein im Arabischen häufiger Name. Es kann auch v_Jw>=»- verglichen
werden. Den Beinamen wage ich nicht zu erklären. Vgl. zu 2, 2.
11. (Euting 27 auf Tafel III.)
M. 0-30 breit, 0-7 hoch.
1 1 ronn^s = o->^ ^3 o4o
,Im Hause des Üö-Grhäbat und . . .'
12. (Euting 28 auf Tafel III.)
Huber 93, wo die Inschrift auf den Kopf gestellt ist. = Doughty, PI. XII, Fol. 21 mit der Bemerkung: .Obscure
worn Sandsteine in a wall. Embossed lettres and lines.' M. 0"23 breit, 0'17 hoch.
I niti 1 10 •
1 1 1 nta-ipi
I -im I jpi I
Z. 1. Zu 1X1 vgl. 1, 3 und 20. Das 3C ist sicher, obgleich nur der obere Ring desselben
erhalten ist, infolge dessen beide Copien J? haben. Ebenso steht die Lesung des "l fest, wofür
Huber ein n, Doughty ein unlesbares Zeichen hat.
Z. 2. fltonp = arab. klelä , Ohrringe, Diadem'.
Z. 3. Die Lesung ist vollkommen sicher. Huber hat "IDT I irj71, Doughty "'DI I *J71. VAne
Erklänmg kann nicht gegeben werden, da nicht einmal die Wurzeln sicher stehen, weil
IDI I jy J^ 'i^'l v,;^!V*) bezw. 3<^ und J^a-w darstellen können.
' Vgl. 8abäi«che Denkmäler, .S. 18.
Epigrai'hischb Denkmäler aus Arabien. (57
13. (Euting 29 auf Tafel III.)
M. 0-43 breit, 015 hoch.
• • • I hav I p I y-1 ■ ■ . 1
'inan I nan i • • • 2
1. . . . jgh, Sohn des öimäl ....
2. . . . Dü-Ghäbat, der Schreiber (?).
hü-Z' = arab. JU4JI Miistabih 273 oder jl^i Kotaiba, Kitiib al-Ma'arif 269, Jacfit, Index.
Zwischen Sar und nspT muss noch ein Wort gestanden haben, wie der Trennungsstrich
vor napT beweist.
Zu '■^nn^n vgl. 1, 1.
14. (Euting 30 auf Tafel HI.)
M. 0-30 breit, 0-35 hoch.
n 1
• MX n 2
• 1 1 DHC? I jö I 3
I nup" 1 15=1 1 nn 4
• Dn I 023 1 ■'11 1 r 5
I ja) I IT I nSa I b 6
n' I n:Ka j m I m 7
I n-'bn I pwn 8
I '^npan l 9
• T I • 10
Z. 2. IS = °^f ,oder'.
Z. 3. Dnv} I fO = |v4-i ^ oder ..^ g A ^ ,aus Schrecken', ,wegen Schnelligkeit' oder
ähnlich.
Z. 4 ist Juüb ^j zu erkennen.
Z. 5. I DE3 I ''11 , stiftete ein Denkmal' übersetze ich nach dem Vorgange Hal^vy's, der
27. 2 DB3 I Vit durch ,ont erige le monument' wiedergegeben hat. Damit ist äth. fl»Rj&
,po8nit' zu vergleichen. Im Nordarabischen hat ^^S'. die specielle Bedeutung ,den Mord durch
Zahlung des Blutgeldes sühnen', die aber hier nicht passt. Vgl. auch Z. 7 ni I ""ll , stiftete
dieses'.
DS3 als ,Denkmal' ist auch im SabJiischen und Aramäischen nachgewiesen.
Z. 6. JK1 I 1J7"' 1 nSs möchte ich arab. transscribiren : ^jU jtij ^ ,so soll er es nicht
noch einmal thun, und wenn . . .'. Andei-e Möglichkeiten sind freilich vorhanden: nbs kann
gleich sein jJLi ,so soll ihm', nSs als n. pr. haben wir 1, 1 kennen gelernt. Trotzdem scheint
mir iki hier das Walirscheinlichste. Die Schreibung hat nichts Auffallendes; neben n"i« = lij>'
und ni = 16 darf r\h = ^! nicht beanstandet werden.
Beachtenswerth ist das E = vj in nbs, welches eine ausschliessliche Eigenthümlichkeit
der arabischen Dialecte ist (wozu auch das Sabäische gezäldt werden muss).
^68 D. H. M01.LER.
Z. 7. n" I n3«e I HT I 'TI = 00 nj\j \i> ^i>y Die zwei Buchstaben fT' sind wahrscheinlich
der Anfang des Iniperfects einer V. oder VI. Verbalforni (Juiääj oder JlcIaXj).
f.
Z. 8 iöwn ist Participium der VII. Foi-m von ^^ und erinnert lebhaft an das hebr.
je^sn. \g\. yvin Nr. 4, 3 und Siyan 6, 3.
r\''hn = iUi^- Die Bedeutungen des arabischen Wortes passen hier aber nicht.
Z. 9 ist hr\p^r[ = JkiÜJI, JüC-'l oder auch J^xäJ\. Wenn die Lesung richtig ist, hfttten
wir hier die Wurzel brp mit n geschrieben wie im Arabischen, nicht mit ü wie in den
nordsemitischen Sprachen. Das n ist auch allenfalls ursprünglicher und wurde nur durch
Assimilation an das p zu 13.
15. (Euting 31 auf Tafel IV.)
M. 0"36 breit, 0'24 hoch. Gitterwerk, rechts eine menschliche Figur darstellend. Darüber:
16. (Euting 32 auf Tafel IV.)
M. 0-37 breit, 023 hoch.
— n ■ • • 1
a I |pni£K I n 2
• I nn I ran I n • 4
1 h
2. . . . Rechtsnachfolger an [Rechtsnachfolger]
3. . . . Damär von Ghäbat ....
4 dieses Haus ....
Z. 2. IpIXK ist deswegen besonders interessant, weil es an eine ähnliche Phrase in
den nabataischen Inschriften erinnert. Dort ist öfters die Rede von pni£« z. B. DI"'! pTltK ^:n bs
jeder Rechtsnachfolger und Erbe', onp^^fKI omb'''? ,ihren Kindern und Rechtsnachfolgern'.
Besonders häufig ist die Wendung p1^K3 pi:^« ,Rechtsnachfolger an Rechtsnachfolger'.' In
gleicher Weise ist wohl auch hier [|pni£K]2 I Jp^iCK = ^^'tX^I zu ergänzen. Das n ist Plural-
zeichen. Vielleicht ist auch Nr. 18, 2 ppl^ü zu lesen = ^^ö<^\. Dieses Wort ist wie
"1B3 von den Nabatäem aus dem Dialecte der Lihjän übernommen worden.
Z. 3. nen kann n. pr. sein, dann heisst ro^n ,von Ghäbat'. Da jedoch von der Wurzel
lOn im Nord arabischen keine Eigennamen vorkommen, so kann nsn I "lüT auch , Schützling
des Du-Ghäbat' übersetzt werden.
Z. 4. m I ran = Ij v»uuJI, wofür im Nordarabischen besser v:y^j| ( jjc gesagt wird.
' Vgl. Euting, Nabatäigche Inschriften, 8. 37.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 69
17. (Euting 36 auf Tafel IV.)
M. 0*26 breit, 0"43 hoch. Der Stein ist im Besitze des Herrn Prof. Euting und scheint oben abgebrochen zu sein.
s : nsjr
rr-ts-i
,. . . . dem Dü-Ghäbat zu seinem Glücke'
Das • in H'ICIS kann ich mir nicht erklären.
18. (Euting 40. Nicht reproducirt.)
M. 0*34 breit, 0*22 hoch. Sehr nachlässig eingravirt und schwer lesbar.
1
■ • I ppi I ix 2
• ■ • "^öD I naph] 3
.... ä I npn 4
• • X • • s I nn I n 5
6
In der zweiten Zeile ist vielleicht jnpilCK zu lesen (vgl. zu 16, 2), in der dritten
nsyT zu erkennen.
19. (Euting 42. Nicht reproducirt.)
M. 0'46 breit, 0"16 hoch. Nachlässig eingravirt und sehr verwischt. Nur eine Zeichengruppe ist leidlich lesbar.
Rechts eine figurale Darstellung, etwa ein Reiter auf einem Kameele mit langer Lanze.
Die beiden k wie das d haben die cursiven Formen.
20. (Euting 54 auf Tafel IV.)
M. 0-31 breit, 0-10 hoch.
j7 1 nnn'?ö Miihat". . .
Dieses kleine Fragment mit den wenigen Buchstaben ist schriftgeschichtlich sehr merk-
würdig. Die Buchstaben, namentlich die beiden Ö und das "?, sehen wie die sabäischen
Zeichen der ältesten Periode aus. Auf den ersten Anblick hielt ich die kleine Inschrift auch
für sabäisch. Das Pl jedoch, welches sich scharf vom sabäischen Zeichen s^ unterscheidet, hat
mich eines Bessern belehrt. Beachtenswerth ist aber auch die Mimation onn'^Ö = ki^.
Dies ist die einzige Spur, dass auch in diesem Dialect ein nasaler Auslaut vorhanden war,
wie im Nordarabischen und Sabäischen. Das Wort kann aber sehr wohl von einem Sabäer
geschrieben sein, der, seiner Gewohnheit gemäss, die Mimation angefügt hat.
fO D. H. Mcllkr.
21. (Euting 46 auf Tafel IV und V.)
M. 0-35 breit, 0-46 hoch.
• an • l_n • • I nr i
I n X a n 3 i ' : p i 2
I Sdü I Dnrö I fi7 3
I ] DPS I bxi I T 4
. I nn I --n I in I n 5
o I arh • 1 1 • • 1 M 6
n-iKni I nir: I nam 7
r K 8
1
2. . . . und er weihte in
3 mit ihnen ....
4. . . . d Wail der Ghassänide . . .
5 lebend ....
6 ihnen
7. . . und sie zerstörten das Gesetz und den Weg.
Z. 2 ist '3(51 ,und er weihte' oder ,und er erwarb' deutlicli zu lesen. Das darauf folgende
Wort ist ebenfalls ganz deutlich; das dritte Zeichen ist jedoch neu und noch nicht bestimmt.
Man darf hier ein Zeichen für Jt oder ,^0 vermuthen.*
Z. 3. Dnpö ist trotz des mangelnden Zusammenhanges doch kaum anders als *-jjw
,niit ihnen' aufzufassen,
baa kommt auch vor 23, 6 und 7, ferner 27, 5, 6, bleibt aber trotzdem dunkel. Ich
vermuthe, dass es = Jl*x (Part, von Jo IV) sei in der Bedeutung ,Sieger' oder älmlich.
HeiT V. Kremer möchte es arab. Ju^ ,Kameelzüchter' gleichsetzen. Hebr. S130 ,Sinthfluth'
zu vergleichen, wage ich trotz der Phrase Z. 7, die sehr an Gen. 2, 12: riK "itt'a bs riTtirn "'3
12 "IT erinnert, nicht.
Z. 4. Über pr« hH) vgl. zu 1, 1.
Z. 5 ist nur 'n ,lebend' oder , Stamm', Z. 6 Onh (LgJ) zu erkennen.
Z. 7 bietet uns die räthselhaften Worte nism I rnn I Tism, deren Lesung mir ziemlich
feststeht. Ich traute anfangs meinen eigenen Augen nicht und ersuchte Prof. Euting, auf
dem dritten in seinen Händen sich befindenden Abklatsch dieser Inschrift diese Zeile zu
controHren. Auch er glaubt dieselben Buchstabengruppen zu erkennen. Dieser Zeile wegen
Hess ich beide Abklatsche reproduciren (vgl. Tafel IV und V), da einige Zeichen auf dem
einen, andere auf dem andern deutlicher zu erkennen sind. Die ganze Phrase klingt sehr
an ähnliche biblische Ausdrücke an. Häufig ist der Ausdruck n'ID "iSn ,den Bund (zwischen
Gott imd den Menschen) brechen'. Höchst auffallend ist das Wort m für Religion, das
nur in späteren Schriften des jüdischen Kanons mit Sicherheit erkannt imd von Einzelnen
sogar als persisches Lehnwort erklärt worden ist. Das Wort nis ,Weg' im ethischen Sinne
wie hebräisches fTIk* ist sehr merkwürdig.
Ich wage jedoch nic^ht ans dieser Phrase allein auf jüdisclien Einfluss in dieser Gegend
bestimmte Schlüsse zu ziehen.
' Vgl. jedoch oben zu 2, 3.
' Vgl. z. B. D'n Pnx Ps. 16, II. Spr. .5, 6 etc.; npt? niK Ps. 119, 104. n-lK '30 IBt ,sie wiclien ab vom Wege' Jes. .'JO, 11,
Epiqraphische Denkmäler aus Arabien. 71
22. (Euting 50 auf Tafel IV).
M. 0-35 breit, O'l.O hoch.
• • • nnnab:: I j • • i
• • • 1 -iDJ I nnnnibxl 2
mylDlbil I n-siS • • 3
1. . . . ihre Bildsäulen
2. . . . ihre Götter Nasr [und ...
3. . . [zu] seinem Heil [und seinem] G[lUck].
Z. 1. Das Wort üh:t kommt fast in allen semitischen Sprachen und im Nordarabischen in
der Form ^JjJa vor. Nur im Äthiopischen ist es bis jetzt nicht nachgewiesen.* In unserem
Dialecte erscheint es also in der gemeinsemitischen Form. Sowohl im Hebräischen als auch
im Sabäischen ist oSlC masc. und der Plural lautet im Hebräischen D^öSjt. Im Palmyreui sehen
findet sich neben dem masc. KüSlC auch das fem. xnö'^lC^, es bedeutet aber dann die Statue
einer Frau, ähnlich wie im Phönikischen nSoD. ^ Man darf annehmen, dass auch liier von
Statuen weiblicher Personen oder Gottheiten die Rede ist.
Z. 2. 103 I Dnnn [hui Die Ergänzung ist kaum einem Zweifel unterworfen. Diese Stelle
erinnert an den Koran Sure 71, Verse 22 und 23:
Möglicherweise folgten auf "1D3 in unserer Inschrift dieselben Gottheiten, die der Prophet
aufgezählt hat.
Z. 3. Für sonstiges mj?D1 I niO"lS steht hier • • . D ■ • I rfSI, so dass die Elrgänzung n''B1('?]
[rnj?]D[bl] I sehr wahrscheinlich, aber durchaus nicht sicher ist. Dagegen ist "'El durch die
ähnlichen Phrasen im Sabäisclien lörfBlb etc. seiner Wurzel und Bedeutung nach voll-
kommen klar.
23. (Euting 51 auf Tafel II und IV).
Relief. M. 0-68 breit, 0-46 hoch.
■ • • b^i^p I JD I ei^KSK 1
nsm ] y:n I nrtr I njjtrn 2
33 I "^n 'njp I iwö-i *n I D 3
'joön I nn« I pn l_nrr I n 4
rö I fö I nbSa 1 m l nypam 5
Dnö I 'Sywn I "^aan I j 6
s I S'7Ds;nj hnf^T} I nj?a 7
'snn I Dan I d^d I onton 8
bwn I p3j? 9
1. Abü'ilf Sohn des Qat.k . . . [und] die
2. Partei, die Partei der Überliefening und ihr Herr (Lehrer)
' Vielleicht weil die Wurzel chü mit der Wurzel obö zusammengefallen ist.
2 VogU^, Syrie centrale, Nr. 13 und 29.
' Corpus Inscription. Semit. Nr. 11.
* Es scheint mir ein cursives Zeichen für n zu sein, abgekürzt aus X. Ua.s Zeichen für H in derselben Zeile sieht an-
ders aus.
f^ 1). H. Mcller.
3. Tarmnaliar, 8ohn des Taljil, die beiden Altes-
4. ten der Secte der Überlieferung, stifteten diesen 730
5. und diesen Sitz in seiner Gesammtheit von Ma-
6. 'an des SSÖ des
7. Ma'add, des Ss)2 . . . ., zu
8. ihrem Glück. Im Jahre fünf . . .
9. Hanu'äs.
Obwohl die Zeilenant'änge und Ausgänge dieser Inschrift, wie auf der Tafel zu sehen,
und wie in der hebräischen Transscription sichtbar gemacht worden ist, nicht in eine senk-
rechte Linie fallen, so ist die Inschrift dennoch fast ganz imversehrt. Auf der linken Seite
sind nur einzelne Zeichen verwischt.
Z 1. s]7K2S ein zusammengesetzter Eigenname, etwa <^\^ ^1, vgl. auch 25, 2 — 3.
Z. 2. nj?C?n = k*jUiJI. Auch in den sabäischen Inschriften kommt MPIT vor (Hai. 3 =
Fr. 3 xmd Hai. 63, 1). Die Lesung f^^ ist nicht ganz sicher, noch minder aber die Erklärung
durch arab. (jäi ,Überlieferung'.
DTiam = l^Cj. Zwischen Zeile 1 und 2 scheint also nichts zu fehlen. JÜJl ,der Herr'
konunt auch von Menschen vereinzelt in der alten Poesie vor, so z. B. bei Härith ihn
HUliza Vers 82.
Z. 3. Merkwtirdig sind die Namen nnJÖ-in (oder iraüin) und "^nn (oder hnh). Der
Name "IPIJOiri ist zusammengesetzt aus Diri + "inJ, wovon das letztere an den biblischen
Namen 1in: erinnert.
Z. 3/4. npr I "132 = iüuuÄ "^"^j ein Dual wie 123 I ""Ipn (= ^ ^^'y^) Nr. 25, 3. Ähn-
lich im Sabäischen prt: I -13S?1 I -1^««1 I "IX I n33 (Hai. 535, 2).
Z. 4. Für S3ön vermuthet Herr v. Kremer p^rt (^jÜC«).
Z. 5. n'7'?3 I rn I iypi2T] = ids' JuülJI I j^c.
Z. 6. "''?5?K3rt und in der folgenden Zeile b'^DWn sind äusserst schwer zu erklären. Für
die Annahme zusammengesetzter Eigennamen ^ -f- ^Ue und JoJL« + ^^ü» fehlt jede Analogie.
Ich möchte lieber beide Formen für Participia der VII. Form von J^a beziehungsweise
SSd halten, in welchem Falle das k den kurzen Vocal der Naf alform ausdrücken würde,
was freilich auch seine grossen Schwierigkeiten hat.
Auch in dieser Inschrift ist man geneigt, jüdischen Einfluss zu vennuthen. Was sollte
denn sonst eine ,Secte der Tradition' mitten in Arabien bedeuten?
24. (Euting 52 auf Tafel IV.)
Doughty, n. XV fol. 26 und 27. Diese Inschrift befindet sich oberhalb der Inschrift Euting 52", hängt aber mit
letzterer nicht zusammen. M. 0'82 breit, 0'9 hoch.
• j£i2 ah:in I nn: I j?:i:n I nnyn
,Da'tä, der Bildhauer, hat diese 8tatue gehauen.''
' HaIÄvy hat die Inicbrift nach der Copie Doughty's richtig gelesen, er übersetzt dieselbe aber: ,Datha a fait faire la
po«e (?) de la statue*. Die Unchstaben 3C0 scheinen eine neue Inschrift zu beginnen.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 73
nnyn = x^>>. Vgl. Ibn Doraid 291 und 323, wo er es durch v.^JUiJI ^i sUJI ^1 tXiiil erklJlrt.
Ich stelle es gleich jixco imd nicht *^yic3, wie man erwarten mUsste, weil sich derselbe
Name auch in sabäischer Schrift findet Xl°>l geschrieben (Huber 118 = Doughty PI. XIV,
Fol. 24 = Euting 856).
j?32tn = «jLflJI wie 25, 1 ; es scheint hier dem aram. s'^DS zu entsprechen.
m: = y^Aji, , Steine behauen' und ,Holz bearbeiten'. Im Koran wird das Wort zweimal
von den Thamfid gesagt, so 7, 72 und 26, 149: Lijlj J^^^ uj^^^' ^"^™^1 '^'^^ ^i^n Jsl i^LäpI
(Madäin Sälih) 15, 82: LLxj JLil ^ ijy^^. ^y^^y '^^^^ ™^^^ ^^^* geneigt sein könnte anzu-
nehmen, in der alten Sage habe sich das einheimische Wort erhalten. Ausserdem kommt
das Wort noch vor Koran 37, 93: ^yX^3 Cs ^j^jÜjü;' J^-i ^^'^ Abraham seinen Vater und
sein Volk wegen des Götzendienstes zur Rede stellt: , Verehret ihr denn diejenigen, die
ihr selbst schnitzet', wie die Commentare richtig hinzufügen: j.LÄ^!yi ^ xjy,Ls\j Lx!. Dieser
Vers ist ein ganz besonders Avichtiger Beleg für unsere Inschrift.
Zu D^icn vgl. oben 22, 1. Die ganze Inschrift erinnert lebhaft an die Künstlerunter-
schriften der nabatäischen Denkmäler, z. B. nsy X^DS ■'nSssm "Q m3jr 1ZV ,'Abd'obodat, Sohn
des Wahbilah der Steinmetz, hat es gemacht' und andere mehr.
25. (Euting 52'' auf Tafel IV.)
Doughty, PI. 15, Fol. 26 und 27. M. 0-52 breit, 0-46 hoch. Die obere Zeile ist um 0-6 breiter (also O'CO breit)
Z. 8 und 9 sind nur 0'30 breit en relief und mit grösseren Buchstabon geschrieben.
2£n I nSxnüs l p I 2ipj? i
K 1 ynx I ribn i i?3 2
3 I ^ipna I s^SsD 3
1 1 mym I ntsns I ns 4
I Dan I r\:D l nrnn« 0
I ■'tt'rn I p I on:r:h 6
I pnb 1 1S0 7
'I nj?n?2n l ü:tv •'
1. 'Akrab, Sohn des Mar'läh, der Bild-
2. liauer von Ghalh, bildete ab (?) den
.3. Abü'ilf an den beiden Seiten der Grab-
4. höhle zu seinem Gedeihen, seinem Glück und
5. für seine Zukunft, im .lahre fünf
6. des Hanu'as, Sohnes des Talmi,
' HaUvy transscribirt und übersetzt die.se Inschrift also:
Sn I nbH-\a I p I anpy .'Aqrab, fils de Mariiaii a fait
nbsT I r: faire ce (?)... .
1 1 myci (?) na-Q ■ • ses . . .? ses aides et
COn I njD I nmnK ses descendants, l'annee cinquienie
•öbn I p I CKJn"? de Khanas, fils de Talmi.
Denkschriften der phi) -hist. C]. XXXVII. Bd. Aljhandl. von Nichtmitüliedern.
74 D- H. Müller.
7. Königs der Lilyän.
8. Alatbamid, Tochter des
9. 'Asim (ist) die Spenderin.
Z. 1. 2"ipj?. yvÄÄ als n. pr. fem. kennt Ibn Doraid 316, hier haben wir es als n. pr.
masc. Es hangt mit dem arabischen Sprachgebrauch zusammen, der wj*ää sowohl als masc,
wie auch als fem. behandelt (öwüLJI xxJLc v^JUül^ c?^-^'? r^^-' J'-*:? • • • ^yÄx5\). Im Sa-
biiischeu konunt p"lpS? als n. pr. masc. vor, womit Mordtmann Axpaßavoc in der griechischen
Inschrift von Haurän verglichen hat.^ Die griechische Foi-m setzt also ^L?^e voraus, während
die arabischen Lexicographen (jloj,it für den männlichen Scorpion überliefern. Ganz analog
heisst das Hasenmännchen ^LJüij (von ■_>!*:), während das n. pr. des Himjareufürsten
LlXij .0 von Neswau überliefert wird."
n'^Klö = nSs + Kia ,Mann Gottes', wie ^;*4l)I ^lof. Euting 793 glaube ich nbnss, also mit
Weglassung l>eider s zu erkennen. Ob 1Ö 27, 2 = <-~« oder Lo sei, kann ich nicht ent-
scheiden. Zu vergleichen ist noch "IH"'"!!: 58.
I?JSn = *^Ll!l. Vgl. oben 24.
Z. 2. nhvi- Die Lesung ist vollkommen sicher, ein Nomen loci j^JLc aber nicht nach-
weisbar; selbst die Wurzel konmit im Arabischen nicht vor. nby für eine dialectische J^orm
statt Xi. zu halten, das als Nom. loci von Jäqüt und Anderen angeführt wird, ist mehr
als gewagt.
5?nK scheint IV. Form von cü zu sein, die Bedeutung des arabischen Verbums ,flies8en'
passt jedoch hier nicht. Das Wort kann dem Zusammenhange gemäss nur ,ab bilden, einhauen'
oder Ahnliches bedeuten.
Z. 3. fhx^H. Vgl. 23, 1.
Sc.,
"IS3 I "ipra findet sich auch Euting 27, 7. "IpHS ist Dual von ipn = arab. yia. ,Seite,
Bergabhang'.
Z. 8. Es ist fraglich, ob die letzten zwei Zeilen zu der obigen Inschrift gehören oder
eine Inschrift für sich bilden, denn auf dem Felsen reiht sich ein Denkmal an das andere, von
denen manche von verschiedenen Personen und zu verschiedenen Zeiten gesetzt worden sind.
nannSK entweder = rhu + nan ,die Hat pries er' oder "?« 4- nann, ein eigenthüudiches
n. pr. fem. Von der Wurzel lÖPl kommen im Arabischen mehrere Eigennamen vor d<*^U
tXA^i.. J^ etc., im Sabäischen '^ö^^ Dtöönü (vgl. hebr. f"]pn).
Was rhu betrifft, so ist es fem. von Sk (= hvi) und von cj^l zu trennen. Im Sabäischen
findet sich rh» in verkürzter Form in den Eigennamen n^DIX, n^TI, nSnsj?, rhl^Ü und
voll Hai. 152, 3 nnÜI? I rhüh, vielleicht das weibliche Prhicip des 'Attar, welches ich jüngst
in den Insel iriften erkannt zu haben glaube.^
DltP. Im Arabischen finden sich von dieser Wurzel die n. pr. («-f Le, [»Loa, »*cc und 'i^jAA.
nrnön = kxjLJI ,die Spenderin, Stifterin' oder ,die Freigebige' (von «x« = oLa.).
* > SabSische Denkmäler, S. 71.
' Vgl. Zeitschrift der deutschen morgeuländischen Gesellschaft XXIX, 022. Für die Bildungen auf ^^\- zur Uezoichuung
des Männchens ist auch Ajmäi's Kitäb al-Wuhüs (ed. K. Geyer) Z. 403 j^LaJLöJl ^jJ\j i*-^"^^ ^J~^\, ferner ,jA»\ und
masc. ^^^yJ^i\ zu vergleichen.
• Vgl. Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenlandes U, S. 10.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 75
26. (Euting 52^ auf Tafel IV.)
D. PI. XV, Fol. 2G und 27. M. 0-57 breit, 0-47 hoch.
n:3 I p p ' n a X i
I p nya I nc; I m 2
Spnn ]2 I fp'nn 3
D3 I Dfin 1 phch 4
rrans I nax I n'r'j,*m 5
mpDi 6
1. Amatjaqin, Tochter des
2. Dad, Frau des Ma'dd, des Sohnes des
3. Tuhajqiii, des Sohnes des Tahqal,
4. dem Salmän DÜSn, dem Gatten der
5. Kata'läh, ihrer Mutter, zu ihrem Gedeihen
6. und ihrem Heile.'
Z. 1. |'p*riJ:x = ^j-KÄj xxj. Nacli Analogie der mit nöK zusammengesetzten Nomina
propria in den übrigen semitischen Sprachen,^ muss pp^ Name einer Gottheit sein. Ich
vermuthe, dass er eine der sLjuo verwandte Schicksalsgottheit bezeichnet. Auch im Koran
heisst 'y^jküJI ,die Bestimmung, der Tod' z. B. Sura 15, Vers 99: dUüLj ^J^a. ^'. jJ-c')
^jf~fÄx]\ ,Bete an deinen Herrn bis zu dir kommen wird das Gewisse', d. h. der Tod, wie
die Commentatoren sagen. Auffallend ist die Schreibimg J^p"!, da sonst das lange i mitten im
Worte nicht ausgedrückt wird. Von derselben Wurzel stammt auch der Eigenname Jp^"I^l (Z. 3),
dessen Lesung jedoch nicht sicher ist.
Z. 2 "n wohl = Däd. Vgl. hebr. ^yh, -innil, arab. ^^b^i, sab. p"! und 3-13-11.
nD3 scheint mir von Halevy sehr glücklich gelesen und übersetzt worden zu sein. Das
Zeichen, welches hier D transcribirt ist, kann in dieser cursiven Form leicht mit dem Zeichen
für T verwechselt werden, Dli gibt aber keinen Sinn. Man würde freilich nach den anderen
semitischen Sprachen (^-iif, sab. nn:«, aram. «nn:x, hebr. HC^k) hier nnJ (abgekürzt aus nrüs)
erwarten, es scheint aber ein Singular zu sein von der in allen semitischen Sprachen vor-
kommenden Pluralform mit s, beziehungsweise 5, ich meine arab. «Lwj, hebr. D^tt^jl, aram. Wtt?:,
syr. \lj etc.
1J7Ö ist nicht ganz sicher, weil das Zeichen für ö etwas ungeschickt gemacht wurde,
so dass es auch 3 gelesen werden kann. Im ersten Fall ist arab. jJLo, im zweiten der südara-
bische Name ^jljuu zu vergleichen. Der Trenmtngsstrich zwischen nya imd p fehlt, ebenso
in der folgenden Zeile nach p.
' Hal^vy liest und übersetzt diese Inschrift:
n33 I l'p'nöK Ammatyaijin, fiUe de
p im I nD3 I m Uad, femme de Ma'd, fiUe
• "ypnn I p I ipnn de Tahqan, fils de Tahqal . . .
(?) nei: l nia« I nbym Rata'Vläh, sa mfere, ses . . .?
1 I myci et ses aides . . .
2 Vgl. phön. 'rranisK, ninipyrö«, mpbonisK, noKnöK, sab. ncairnaK, ijnnBK.
76 D- H. Müller.
Z. 3 J|Tnn. Halevy liest hier n anstatt ^"!, was aber nicht zulässig ist. Selbst auf der
Copie Doughty's steht deutlich | n, auf dem Abklatsche scheinen mir beide Zeichen ziemlich
sicher. Wir haben also ein Imperfectum der IV. Form (3. p. fem.) von ^jJü. Im Arabischen,
wo das n beziehungsweise das I des Causativums aufgefallen ist, würde die Form ^jsJ>
lauten. Die Bildung Jp'nn stimmt mit den sabäischen Formen D^ilT', pSirf etc. ttberein. Mög-
licherweise ist auch 27, 2/3 nprSHö ein Participium der IV. Form von nn« = arab. tXi».^'.
Daneben scheint aber auch das K als Zeichen des Causativums vorzukommen. Vgl. V^^
(= £ÜI) 25, 2.
Zu bpnri vgl. den Eigennamen JLä^ bei Ibn Doraid 285.
Z. 4. JöSd'? — ^^UJLJ oder ^jj^jjj. Vgl. auch 27, 6. Die Lesung des folgenden Wortes
ist nicht sicher, weil in der cursiveu Form D und "7 leicht zu verwechseln sind; es ist auch
zweifelhaft, ob ein Trennungsstrich beabsichtigt wurde, da er kaum die halbe Höhe eines
sonstigen Theiluugsstriches hat. Das Wahrscheinlichste ist jedoch, dass DÖH ehi Epitheton zu
lobo sei und das folgende D2 masc. von nD3 ,Mann, Ehemann' bedeute. Diese Insclu-ift ist
demnach dem Stiefvater der Stifterin errichtet.
Z. 5 nSpm ,Gott gewähre Überfluss'. Ein Orts- oder Stammname S7m kommt im
Sabäischen (Hai. 234, 7 — 10, vgl. aiich 529), desgleichen 3?n"lÜS; in den minäischen In-
schriften von al -'01a vor.
Ob die ins Viereck eingezeichneten Buchstaben zu dieser Inschrift gehören oder davon
zu trennen sind, ist nicht zu entscheiden.
27. (Euting 52"= auf Tafel V.)
Doughty PL XV, Fol. 28. M. 1-10 breit, 0-46 hoch.
I p I ''üh^ I 'ipi) I p I nbnm i
nü I mn l p I na l dsj I rm I rrso 2
n I nS I snnm I 'pn I ^lanbi? I nnx 3
xsn I nanSi l p|'?s=t2 l can an 4
• ■ ■ ö"iD 1 ptt^pi I n«;: I p I Sa .5
I pbn I Dnsbn I nnnn I DSin I bi 6
• . • ni n I nsD l ■'ipna 7
3 I injjr I nan r nnnsi 8
9
' D I nnDb 10
1. Wahbläh, Sohn des Zcd^ani und Lami, Sohn
2. des Nafjä, stifteten das Denkmal des Murr, Sohn des IJawwät, von dem
3. was sie sich auferlegten im Herbste und von den Erstlingsfriichten im Früh-
4. lingc eine bestimmte Gabe dem Dü-'Ilf und Dü-Ghäbat OH
' Josef Haldvy transscribirt und übersetzt diese Inschrift wie folgt :
I J2 I 'Obl I 'jpit I p I nbsm Walibilä, fils du Zidkani et Lami, tils
ncn I p I na I de: I rm (■>) nap: de Na'ma (?) out &Tig& le monumcnt de Mar, fils de Hift
n(?) n'piKrnm le^^^ l(?)oan'pplnnK propri^taire . . . hiver et &t6 e-
• • I nam; l ei^Kia I Oan l xn td . . . . avec des troupeaux et des biens (?)
• ■ • no I pvT' I rxa I p I (?) S: ceut vingt
Epigraphische Denkmälek aus Arabien. 77
5. 73 von Hun(iertundzwan,zig ....
6. Und er möge ... in seinem Hause ihren Verbündeten (?) Sulaimän
7. an beiden Seiten der Grabhöhle
8. und ihre Schwester
Z. 1. Zu n'?Dm vgl. 2, 1, zu "jp-IT 4, 1.
'öb. Von dieser Wurzel findet sich auch der Eigenname "'öSfl in unserer Insclirift, im
Nordarabischen ist mir ein n. pr. von diesem Stamme nicht bekannt, der Stamm selbst ' J
kommt jedoch vor und bedeutet ,dunkelbraune (Lippen) haben'. Der heljräische Eigenname
hvt^fih (auch bKiab geschrieben und = hi<h gedeutet) Prov. 31, 1. 4 kann möglicher Weise
zur Vergleichimg herangezogen werden. Das Hebi'äische kennt freilich sonst die Wurzel ""öS
nicht, wohl aber das Assyrische, wo lamit ,um8chliessen, belagern' heisst, wobei jedoch lamü
als eine lautliche Veränderung für ursprüngliches Imvü (m'?) angesehen werden kann.
Z. 2. Zu n"'£53 (so, nicht nt:!^:'-) ist nab. rS3 (Euting, Nabatäische Inschriften 4, 2) und
V&:h» (Euting 43, Seite 13) zu vergleichen.
1Ö ist wahrscheinlich gleich arab. Ic. Der Name nis: (»v«) ist im Nabatäischen (Euting
18, 1) nachgewiesen. Vgl. auch nblö 34, 1 neben nSsnö 25, 1.
mn ist vne nab. imn (Euting 24, 8) mit arab. «yl J». Ibn Dor. 262 zusammenzustellen.
Durch die volle Schreibung (mit 1) ist die Zusammenstellung mit Ao^OQ und <i>ys. aus-
geschlossen. Freilich lileibt der Wechsel von n und ^ auffällig.
Z. 2/3. nnsnö ist man zunächst geneigt als Participium des Causativums, also gleich
iXiä-jx anzusehen, aber die Form gibt in diesem Zusammenhange keinen Sinn. Ausserdem
musste es als Epitheton von DB3 oder von mn J3 "lö den Artikel haben. Ich halte es daher
vermuthungsweise = tinsniS, d. h. wir haben hier ein Partie, pass. der I. Verbalfonn "ins (= 6^1
für i>yL\Je), dem das n des Artikels und die Präposition Ö (abgekürzt aus |ö) vorgesetzt sind.
Die ganze Phrase mll sagen: Sie stifteten das Denkmal von dem, was ihnen als Verpflichtung
zu zahlen auferlegt war (1 , |^ . i r ö^LJI ^), an (jedem) Herbste und von den Fi'ühlings-
früchten während (^jJ) des Frühlings.
Z. 4. Zu Dort vergleiche ich f^ ,nach Mass und Gewicht bestimmen' zu P|bn arab. i_äxJLa»..
Den Zusammenhang der weiteren zerstörten Zeilen wiederherzustellen ist nicht möglich.
28. (Euting 54 auf Tafel V.)
M. 0"45 breit, 0'30 hoch. Der Stein ist oben und rechts unversehrt.
• • • I nsD3 1 p I nana i
• • ty I jymsi I nxo I -i 2
■ • nm I ntyji I "is:: 1 1 3
nnp I pD I n2D 4
nlslin I DK I ji:sx 5
1. Mahmä, Sohn des Nasah . .
2. . . . Hundertundvierzig ....
3
4. im Jahre sechzig ....
5. Afsän stiftete die Grabhöhle
78 D. H. Müller.
Z. 1. nena = ^^J^. Zur Schreibung vergleiche n2£EK = ^^^1 (uab. K:iEK). Von derselben
Wurzel sind die arabischen Nomina propria As>. (Ibn Doraid 305) und >^^_,°-^ (Ibn Doraid 245
und 305), femer pan bei Euting, Nabatäische Inschriften 25, 3, ein Name, der auch in den
sabäischen Inschriften vorkommt.
rWDO wohl = *^Llj. Ein Nom. proprimn von dieser Wurzel kann ich sonst nicht nach-
weisen.
Z. 2 ]vz•^»^ I nxö = ^^^-ou^l, 5oLe.
Z. 3. "IKJC hat keine entsprechende Wurzel im Arabischen, die darauffolgenden Wörter
kann ich in ihrer Abgerissenheit und Zusammenhangslosigkeit nicht erklären.
Z. 4 = ^J-*iL- ül-l; die letzten drei Buchstaben scheinen Dtp zu sein, vielleicht das
Ordinal von nns wie im Äthiopischen, wofiir im Nordarabischen j!( gebräuchlich ist.
Z. 5 ist mit Sicherheit nur das n. pr. jiCBK zu erkennen. DX kann ^»^1, aber auch J«|
,gründen' ausdrücken.
29. (Euting 56 auf Tafel V.)
M. 0-46 breit, 012 hoch.
I ni:D [| • • ■ nJEhs] i
n I nnjrs I pnb I ^iböl 2
ni I nsrn I nny I jisj? \ 3
1 zu seinem Gedeihen .... im Jahre ....
2. des Königs der Lihjän. Und es möge schänden . . .
3. von demjenigen, der diese Grahhöhle schändete.
Neu in dieser Inschrift ist nur das Verbum "i"lj? = Ze. oder .Ic ,Jemandem Böses zufügen'.
Der Sinn scheint mir zu sein: ,P]s möge (der Gott so und so) Böses zufügen (und Rache
nehmen) von demjenigen der diese Grabhöhle verletzt.' 1"1I?S ist also = lii, wobei das a den
Satz einleitet, und Jöj? in der dritten Zeile ist gleich JjIä = °Ji "jl.
30. (Euting 57 auf Tafel V.)
ii. 0-26 breit, 0-14 hoch.
n^2« 'Afsä
Derselbe Name findet sich noch Nr. 32, femer im Nabatäischen in der Form k^SS
(Euting, Nah. Inschr. 10, 8 und 24, 8), endlich im Arabischen in der Schreibung ^aif (Ibn
Doraid 196 etc.). Vgl. auch die Euting' sehen Copien 828.
31. (Euting 58 auf Tafel V.)
M. 0 30 breit, 0-10 hoch.
(^nn'tnö^ Marjahir
Epigraphischb Denkmäler aus Arabien. i^:%
Ein Eigenname zusammengesetzt aus S"ia (syo) Mann und "in" = isi Imperf. von ja.
zürnen'.
32. (Euting 58 auf Tafel V.)
M. 0-29 breit, O'IS hocli.
nitBX Afsä
33. (Euting 60 auf Tafel V.)
M. 0-15 breit, 0-10 hoch.
DTl Ruwäs
choü 'Aslam
Das erste Zeichen ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Es scheint aber "l und die
Vertiefung links nur eine Verletzung des Steines zu sein. Man darf dann den arabischen
Namen ^1:. bei Ibn Doraid 180 vergleichen. D7DX ist = JL«I. Ibn Doraid 281 kennt einen
Die folgenden Inschriften liegen mir nur in Copien von Euting vor. Zum Theil finden
sie sich auch bei Huber und Doughty. was jedesmal ausdrücklich bemerkt worden ist.
34. (= Euting 793 auf Tafel VI.)
1. I VV^n I 132 I nS . m I nS-ia Marllah und H . iläh, die Söhne des
2. • . I ■'n.ayn I nns In-: N.r, stifteten das
3. ■ I nn I "i I DmpiKI I nn l • n I -l ihre .... und ihre Brüder und ....
4. I n • • rmP nblÖ • Marilah
5. • • 1?
Es scheint, dass hier zwei oder gar drei Inschriften zusammen copirt worden sind, wie
schon die verschiedene Anzahl der Zeilen beweist. Mit nbsiö (Z. 4) mag vielleicht eine
neue Inschrift beginnen.
Z. 1. nbna, vgl. 25, l. Der folgende Name ist vielleicht nSiäpn (adl iL..) zu lesen. Vgl.
21, 2, 55, 1 und Euting 813, 2.
Z. 2 ist nnx (= \}d<L\) sicher.
Z. 3. DmPTKI (= (VäIL.1^) ist kaum zu beanständen, obwohl das Zeichen, welches ich K
lese, eher wie ein ) aussieht; es sind jedoch nur die oberen zwei Striche etwas mehr aus-
einandergerath en.
80 t)- H. Müller.
35. (= Euting 794 auf Tafel VI.)
1
1 byrJnjS
Dem Natanba'l
2
3n 1 v:^ i p
Sohn des WN', der
^
1 En 1 HT 1 -op
begraben (ist) hier . .
4
jO' 1 r^-ip
.... Janiin
5
ött^ 1 ■''^yi
und 'Ah Sam-
6
-ip-i • 1 ro
män
Der Punkt auf dem : in der ersten Zeile steht schon in der Copie, ebenso ist das Ö
in der fünften Zeile als nicht ganz deutlich von Euting bezeichnet. Alle übrigen Punkte
rüliren von mir her.
Z. 1 ist der Name "jyajnJ ganz nordsemitisch, darf aber neben jn^Dp (Euting, Nah.
Inschr. 12, 1) und fDIJÖI (Doughty, PI. III, fol. 1)' nicht auffallen.
Z. 2. J?:i als Eigenname sonst unbekannt, auch die Wurzel ist nicht nachweisbar.
12p;n ist Participium der VII. Form für jjJlx. Vgl. oben zu b, 3. Im Nordarabisclien
würde man in dieser Bedeutung lieber )j-».äJI gebrauchen.
36. (Euting 795 auf Tafel VI.;
1 Dtr-i
R . s . m,
l'o 1 "p
Sohn des Sa'-
. 1 rhi
diläh . .
nSnpD = äJL'I t\«*L.
37. (Euting 796 auf Tafel VI.)
nmt Zedhüt
DJ?:» An'am
nn-j? . h. r
nmi = vi>^ jo\ oder ähnlich. Einen Stamm ^ja kennt Ibn Doraid 254 (vgl. auch
Hamdäni 82, 20 vmd 112, 6).
nr:« = |JüI Ibn Doraid 299.
38. (Euting 797 auf Tafel VI.)
n • sSn nnx Sj?-1 Re'l hat gestiftet das
-,0.10
Die Trcnnungsstriclie fehlen. Zu byi vgl. J^^ Ibn Doraid 188 und ^"il'^ (ibid. 286).
Beide fehlen im Index der Eigennamen.
> Vgl. Jos. H»Mvy in Rev. itud. juiv. 1884, p. 7 und Iß.
Epioraphische Denkmäler aus Arabien. {^1
39. (Euting 798 auf Tafel VI = Huber 95.)
I n^6 p nbb jVralla, Sohn des Madamm '
n • Dn I injjn l '?SJ2n IJam'il von Ghahn der ....
nSö kann gleich sein «JLo Muschtabih 502, aber auch Jl«. Zu aiti vgl. oben 31. Sxttn
ist abgekürzt aus "'On + '^S und hat Analogien im Sabäischen: 'jsön'' und nriSTön. Die Wurzel
JÖy (^^»-Ä^) kommt sonst nicht vor.
40. (Euting 799 auf Tafel VI.)
41. (Euting 800 auf Tafel VI.)
ni7^il2 n nS ■ ■ • • • '''^l'j Sohn des Mad'ä.
nnö = ic^J^- ^^'^ Namen eines Gewässers führt es Jaqüt s. v. an. Die Trennungs-
striche fehlen. Vgl. auch Hamdäni, Gazirat 146, 9 ff.
42. (Euting 801 auf Tafel VI.)
43. (Euting 802 auf Tafel VI.)
In der sehr undeutlichen Copie ist in der vierten Zeile 3"ny zu erkennen.
44 und 45. (= Euting 803 und 811 auf Tafel VI.)
In der ersten Inschrift sind nur einzelne Buchstaben sicher, in der zweiten lese ich:
• ■ • n-iDn I
• 1 ■ : • I p i i?3jn
46. (Euting 812 auf Tafel VI.)
3 I CS I • . • ■ = ^°,\?
' Dio erste Zeile fehlt bei Euting.
Denkschriften der phil.-hist Cl. XXXVII. IM. Abhandl. von Nichtmitglicdern.
%2 D- H. Müller.
47. (Eutinir 813 aiif Tafel VI)
ist in der ersten Zeile jöDS 11 = ^j-^mA Ju\ zu erkennen. In der zweiten ist das vorletzte
seltsame Zeichen 3 zu beachten, welches vielleicht Sb oder ^ö ausdrückt. Vgl. oben S. 70 und 79.
48. (Euting 816 auf Tafel VII.)
Ist wohl n. pr. Vgl. arab. JjJ^ .grossherzig, makellos'.
49. (Euting 819 auf Tafel VII.)
nkan
Das K ist sehr zweifelhaft imd sieht eher einem phönikischen K ähnlich. Vgl. arab. »Xa^
Ibn Doraid 213.
50.
Euting 823 auf Tafel VII. An einem Grabe:
= ^JJiJ\ ? Anstatt n kann man auch n lesen.
51. (Euting 824 auf Tafel VII.)
• • • S I jn I n^nia Mahia, Sohn dos ' . . .
nm;: von ^i,^ oder ^^.Äa.. wie naPIÖ von ^»i..
52.
Enting 826 auf Tafel VII = Huber 97. Trotz der doppelten Copie ist die Inschrift äusserst schwer zu lesen.
1 . : . I • • n ■ I Diari ■
2 -i^'r I n3D I nbn I Sd
3 ?: ■ s ■ w I pnm I j
4 j; I sDm Dir I ybn
5 nb I ühm ■ ,• ■ •
fi . • ?: ■ n • sbiDi I nn«n •
Mit vollkommener Sicherheit kann nur in Z. 2 — 3 gelesen werden J?Dm I j"Hr!7 I nJD
= f-v>'. t,^s,Af JU.«-. Alles Ul)rigc ist sehr problematisch.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 83
53.
Eutinp; saC» auf Tafel VII = Huber 99.
n Ö b D Ö Maslama.
Der Name ist = xJLm;c oder kJLu^jc. Wegen der Wiedergabe des S durch n vgl. das
oben zu nriJ71 Bemerkte.
54.
Euting 826'' auf Tafel VII = Huber 102 = Doughty, PI. XIII, Fol. 22.
55.
Euting 827 auf Tafel VII = Huber 100 = Doughty, PI. XIII, Pol. 23.
1 23 I D-a'7D2fn
2 D,l . ■ •• I n •
.3 ^jöm I pw I r\i
4 ba • I DJ?« • in
5 bn • • D I 'S-l
Auch diese Inschrift ist trotz der drei Copien nicht lesbar. Sicher steht nur I ]"-['£>]} | no
''30m = ^^Uj^ |J.jwä^ jU-u, ,im Jahre acht und zwanzig'.
56.
Euting 832 fehlt auf Tafel VII = Doughty, PL XVI, Fol. 29, Nr. 2.
• 131? p I 11 Zed, Sohn des 'Abd . .
57.
Euting 889—841 auf Tafel VII = Doughty PL XIII, FoL 23.
■^DO I r\pn %^\ P.Iiqqat Missik
-^ ^\ C?nS I bai^ri) und Ham'il Fäfeiä
1 I '33p I h»b^'\ I :?niöP I Ssi I yhn I ya^lT ^^^ . . . . möge befreien . und Güte erweisen
DÖJ? I ■'SJ/// dem 'Amrata' und Wali'il »
Ilal^vy liest und übersetzt diese Inschrift:
• • ■ ^Köm KOa I npn Haqqat-Masa et Hamel .
av (') ban ybn que Hobal (?) sauve 'Am-
■ • ■ "^Kbn I m rata' et Walel ....
84 D. H. MüLLEK.
Z. 1. Zu npn vgl. die ^^ ^ und (jlill Ibn Doraid 144, die Lesung ist freilich nicht
ganz sicher, da das Zeichen für p bei Eutiug auch D gelesen werden kann. Der Beiname
"pO (JLwLe oder viLulo ,geizig') scheint aber festzustehen, denn auch bei Doughty sieht das
letzte Zeichen eher einem "j als einem k ähnlich.
Z. 2 Ssan, vgl. 39, 2. Der Beiname rns (= ^ß^li ,8chamlos') passt zu dem voran-
gehenden "^DO sehr gut.
Z. 3. Ob die zwei folgenden Zeilen mit den vorangehenden zusammenhängen, ist sehr
zweifelhaft. Bei Eutiug bilden sie eine Inschrift für sich.
ybn = (jaJLb. .retten, befreien, bewahren' lese ich nach dem Vorschlage Hal^vy's. Das
folgende "521 halte ich = Jj^ ,sich freundlich, gütig erweisen'.
pmap kommt öfters, auch in den minäischen Inschriften vor.
hvh'i = ha -\-'^l,y ,P"'reund, Gehebter Gottes', vgl. liebr. .TTT etc.
58.
Euting 844 auf Tafel VIII = Huber 104 = Doughty, PI. XIII, Fol. 22.
nrix I n33S 'Abna hat gestiftet
n"t nn22fn diese Plattform'
njzs ist wohl gleich *^yljl und stammt entweder von der Wurzel JjTjI, von welcher das
n. pr. ^^bl im Arabischen vorkommt oder von ö, in welchem Falle es eine J.*il -Bildung
ist, wie ^^-oil.
nnss^n so ist zu lesen (nicht nn"i^n!). Dafür sprechen nicht nur alle drei Copien, sondern
auch Euting 859, eine ganz ähnliche Inschrift, wo das Zeichen B wie o aussieht, Avas öfters
vorkommt, indem sich das Zeichen durch die Verbindimg mit der unteren Linie dem Be-
schauer als unten geschlossen darstellt. Aus 1 kann aber das Zeichen o niemals hervor-
gehen. Der Form und Bedeutung nach entspricht nsni^in dem sabäischen fnSH^.
ril, fem. von n"T, kommt nur an dieser Stelle vor.
59. (Euting 845 auf Tafel Vlll.)
I p ■ ■ I nnm ,Wahbwadd . . /
num = 3^ v^j- ^S^- ^^' v^> ^^^" Doraid 315, ^^bs2m in den nabatäischen Inschriften,
femer DIKSm, "^KSm und nnpam im Sabäischen.
60.
Euting 846 auf Tafel VIII = Huber 106.
- ■ 2n!3J71 I ns"! I T • ■ l^abb und 'Abdb . .
Hal^vy liest nnd Übersetzt diese Inschrift:
"IHK I nJSK Abna, propri^taire
n"t I rmsn de cette tour (?).
Epigraphische Denkmäler aus Arabien. 85
Der Name HS"! kommt noch einmal in unseren Inschriften vor (Euting 850), ist aber
sonst nicht zu belegen.
61.
Euting 847 auf Tafel VIII = Doughty, PL XIII, Fol. 23.
2Dp I nbartl Wahbiläh Qäsib
62.
Euting 848 und 849 auf Tafel VIII = Huber 108 = Doughty, PI. XIII, Fol. 23.
• • dpi: Nahs . .
^n« I ]hü Malän stiftete (es)
63.
Euting 850 auf Tafel VIII = Doughty, Fol. 23.
nnn = Rabh
Vgl. oben Nr. 60.
64.
Euting 852—854 auf Tafel VIII = Huber 112 = Doughty, PL XIV, Fol. 24.
bbtr I n~IÖ Maräm Öalil
htn von AI
■"33 hat [es] gebaut .
D"10 von der Wurzel -l., von der auch die Namen (»J5; ^^^ c>^i) ^^^^geleitet werden.
Vgl. auch Iklil X. Bd., S. 8 Jjx yi. Das Zeiclien für ■} ist sabäisch. Zu hn als Ortsname
vgl. ,j^\j3 JM und Jb)[ Jäqöt s. v.
65.
Euting 851 auf Tafel VIII = Doughty, Fol. 22.
nön Himä
Vgl. die Nomina propria nanö. pöH. bsöH etc.
66. (Euting 855 auf Tafel VIII.)
]h2 Baulän
Vgl. arab; ^ü^, Ibn Doraid 237.
86 D. H. ilüLi.KR.
(i7.
Euting 859 auf Tafel VIII = Doughtj-, Fol. 24. Rechts von dem Steiuraumienpaar.
fÖT I p I '?nn yatl, Solm des Daumän,
nns::s I nns stiftete die Plattform.
bnn = Js^ ,Gabe' wie jj«^l, v_Jb; etc. Als Eigenname sonst nicht nacligemesen.
]!21 = ^Lo^o Ibu Doraid 256.
Vergleicht man Z. 2 nns^X I inn mit Nr. 58 nns^n I IHK, so kann kein Zweifel sein,
dass hier K ftir n des Artikels steht, also eine Annaherimg an den nordarabischen Artikel Jl.
Das Zeichen, welches ich 0 (b) lese, sieht in beiden Copien eher einem o (j;) ähnlich. Neben
nnSJCn der eben angefülirten Inschrift mnss die Lesung nnsscs« als gesichert erscheinen.
Die folgenden Inscliriften finden sich ausschliesslicli bei Doughty.
68.
Mcdain Salih, Jebel Ethlib, PI. IV, Fol. 3 und 4.
■ ■ • 1 I njrii I :^:ir\ Hiba §an a und ....
• • • • 1 "['? nn I 'nii und stiftete das ... .
ron = »*»? — Zu ""n vgl. oben Nr. 14, 5.
69. (Daselbst.)
PI. Vni, Fol. 14 mit der Note: ,16. Jan. (and impres.sed Jan. 18.) Hastily sculptured with single blows of a chisel
on the face of the »mall quarry. S. Side of J. Ethlib. The lettres all distinct, oxcepted the last line whieh
l have iniitatcd in drawing.
D^ivh Dem 'Ä.sim
////ön I OäSh dem Vhtim, dem . . . .'
DICJ? Vgl. oben 25, 9. — CCS = *JoLi ist das Masc. zu dem bekannten weiblichen Namen
&Jäü und «,"t^«
Efigraphische Denkmäler aus Arabien. g7
70.
El-Ally, el Khereyby PI. XII, Fol. 20 mit der Note: ,Stone in a wall, a littlc within the northern gate, 3 feet
from thc ground, in the like embossed letters; but somo obscure and somc mutilated. It was brought from the
Helweiyil en Naka. from which pcrhaps the other building stones wero fetched.'
■ I jrx • « I n
i!2[nn]-inxi I ■•ö
ii M • nn I ^s-Q
Sicher kann nur Z. 2 gelesen und ergänzt werden I •'»[nnlin«! I "'»[mjJDI I "'önions].
Vgl. 8, 3. Zur dritten Zeile vgl. 23, 8/9 DSin I pDJ? I »«-|3.
71. (Daselbst.)
PI. XIV, Fol. 25 mit der Note: ,4. Jan. On an outlying sandstone rock. Scored in piain great lettre».'
^Kni« I p I '^Kjrnö Mata'U, Sohn des . . . hil
hin I DJ?3n Hanä'im >
IT jnn 1 h ■ SIJ? 'Azz' . 1, der Schwiegersohn des Dad.
SKJjna. Vgl. 25, 9. — DJ?jn halte ich liir einen Beinamen des Ssm« und das folgende
"j^in für ein Verbum (etwa gleich jls.). Die dritte Zeile bildete eine selbständige Inschrift,
worin das Wort jnn =. ^jji~^ beachtenswert]! ist. Zu "TT vgl. 26, 2.
72. (Daselbst. PI. XVII, Fol. 32.)
n b « "I Ö Mar'iläh.
73.
Kikb el Hejr (^Äi.\ ^j), PL XXI, Fol. 38.
■ ■ jn*?!? 'Alhän
Vgl. sab. ph:: = ^L^.
74. (Daselbst.)
i Ö ö n IJimmän.
Nordarab. ^I*JI Ju^ ^^Ua. bei Ibn Doraid 150.
75. (Daselbst.)
pari I pin tlazlän Habiq
' Halevy liest und übersetzt:
bxmK I p I bKSnü Mata'el, fils de Auh'e),
hin I ayjn a r^par^ le mur (?).
88
D. H. Müi-i-EK.
Sabäisches Glossar.
(Die mit * versehenen Wurzeln oder Formen kommen in den Euting'scUeu Inschriften zum ersten Male vor.)
Hif^n XXV, 2.
Hfl (o^l) 'i'i"%; «r^hn (^:i) I, 1- XV, 1.
hn (^) IV, 2. VI, 1. VII. 1. X, 1. XI, 3, 4.
XV, 2. XVII, 3.
tHoHn "• pr. m. XLIII, 2.
xhn (^V ^^^'^' ^■
Ir^n "• pi-- m- I, 2. Xin, 2. XV, 3.
*t^<l>)n n- pr- XXXVIII.
))n davon ))[! IX, 3; ■)nr^ Xtl , 2;
*H^(^X))nr^ IX, 1; *^ri,Y))nr^ XV,
•^: *))nr^? XI, 1; *^))nr^3 XXIV,
5; *^))nr^^lHT XV, 1; *HY)nh
V. 5.
ItHI davon *LlYll1l>l1^ IV. 5.
XX 1 "■ Pi-- m- I, 2. XXIV, 3.
*^"1 XXXI.
n)1 IX, 4.
*X|ot>| (Aiej) n. pr. m. XXXV.
*h§>l "• 1- XL, 2.
|::j nota relationes (häufig).
rnH davon ^r^iXTPHl] i^-^^^) IV, 4.
friH XXXIV.
'i'H Dual von ^ VII, 2.
HH «cmonstr. Tron. m. XIX, 3. XXV, 5.
),^H im n. pr. 1h)fnM7 XVII, 7.
h)^H III, 1.
XH Domonstr. Pron. fem. V, 1. VII, 3.
. nv "■ 1- LH, 2.
H)1Y XXV, 5.
X . Y "• pr- I-I, 1-
^Y ((U) in der Phrase *^ Y1 I ^ Y^) 1= ^t^ (^ij)
I, 3. X, 3. XXIV, 4.
hHY (oriS n. pr. m. XI, 2, 5. XXXVI, 1.
XXXVII, 1.
*?^Y (Ä«"»?) XXV, 4.
hY XXV, 4,
^Y^HY I- ;5- vn, 1.
*hr^HY "• pr. LXVI, 1.
Rh
XLIX. 3.
n)i^nh
Xame eines minäischen Königs XI, 7.
*Hnh
n. pr. m. (^^b\) XXXIX.
*HY)nh
^J0) V. 5. ■
*?ntHh
Name einer Königin der Stadt C&CS XXV, 5.
HHh
mit SnfF. r^HHh XVII, 3. XXIV, 6;
r^iVHHh XV, 4.
t^®h
(cr»y>) n. pr. m. IX, 7. XVIII, 1. XLIV.
1<»h
{j;h XI. 4.
Ihr^'i'h
n. pr. m. III, 3. (Vgl. hüC^H' LH. 1 und
C-K LXIX.)
*1f h (ar -lYh = Jit) XV, 6; flYh I. 5. XI, 5.
XIII, 4. XXV, 6; ^r^1Yh XXV. (5 [I, 4].
*^)Yh
n. loci XVII, 7.
*I^Yh
X, 4.
*)XXh
ijL\) XI, 4; *Y)XXh XIII, 4.
.^?h
i^^bj) n. pr. m. LXIX.
1 h C^!*) !•> den Eigennamen ^KCIK, bKnm, '^snv.
bxc'K', bHTzi; •jK"'?», bKm©', bKSiii, ye^bK,
n-itp^K.
X1h1h
XI, 3. XXV, 3.
oOTIh
Xame eines minäischen Königs V, 4. [XX,
5], XXII, 1.
*^Y1h
iU\) XXIII, 4. XXIV, 4.
XYlh
XIX, 2.
*X11h
XIX, 4.
T)^1h
n. pr. m. LXXII.
h^h
in lOKHB XLVIII.
^r^hh
(\_^\) XIII, 1. XXIV, 4.
Hi^h
XJi) n. pr. m. XV, 1.
^Ir^h
((LJLi)\) n. pr. m. I, 1.
• • Xr^h
IV, 3.
3B)h (J'J^» [IX, 2], XII, 2. XV, 7. XXIV, 7.
• • • Xh
IX, 2,
^htHiHn (=o»-^-) XIII, 2.
*hn<"'n <o'^>^) "• '• XIII, 2.
*Hr^<i'n 1^>J) Beiname XLI, 2.
xH?n X, 4.
B?n n- 1- XI, 2.
X?n '^^J con,st. I YXTn IV, 2. XIII, 2. XV, 3.
XVII, 6; demon.^tr. llXTfl IV, 2.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien.
89
XNo'
Y<D
davon *X1h®^ (ÄJ^^^) n. pr. m. XLVIII, 1.
n. pr. XXXVm.
(Sj) Gottheit IV, 2. VII, 1. X, 2, 3. XII, 2,
3. XIII, 2. XV, 2. XVII, 5. XXIII, 1, 3.
XXIV, 2, 5. XXV, 1. XXXVI, 3. LXVI, 2,
4; in lH®Xh)^ VII, 1, 3 und t^ol^l] n. pr.
XLIII 1.
(tjf) VII, 3. XIV. XVIII, 3. XLVII.
XXIV, 1.
= _; XI, 4.
n. pr. m. V, G. XVIII, 3. XXXVI, 1.
mit SufF. f^itHI® XIII, 5; 0(i,I>|1<D XIII,
6; Plur. Yt>l1<»h XXV, 2.
davon *f 0®r^ ^I. 6 ii°fl da.s n. pr. *f 0®
(= fUj) LXII. [LXVI, 3.]
Name eines Königs von Main XI, 7.
(fllCV) IX, 6.
davon *<i>X(I>Xr^ (ö^j^^O XXIII, 1.
iHTnX (>4y) n. pr. m. XXXII, 2.
tH?X (>>lj) n. pr. m. XXII, 2. XXXV». LXDI.
•1hlH?X (?) "• pr. m. XL, 1.
*^^?x i;i.}) IV, 3.
*H^XT
*xnihi'
*HY
HOT
)BY
)T
H)T
VIII, 2, 3.
Beiname XXXI.
n. pr. m. V, 6. XXX. LIII, 1. LVIII, 8. LX.
(,jr4Q Lxxiii.
XXXIV.
n. pr. m. XIX, 4. LVI. LVIL
r V, 4.
davon j^^Yh X, 4.
LXVIII, 3. (Vielleicht = HY + Xfll-)
im n. pr. ^Y))nrH^IHT XV, 1.
(^„»:»i.) n. loci XXV, 4.
XXXII.
davon *l0Xf (tJL;:^\) VIII, 4.
n. pr. LXXI.
n. pr. LXIV.
LXVI, 2.
LXI.
n. pr. m. XXXI; davon ^)Y^ n. 1. XVII, 7.
-inX davon *inXX? (Jt^-) XXV, 4.
HXnx XX, 1.
*XY<i'X mit SufF. ^r^XY<»X IV, 4.
CH1X {^^) n. pr. XI, 6.
U|0)X XXXVII, 5.
Denischriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedem.
*H)n LI- 2.
H? {^.) t^YH? XI, 1.
otH? davon caus. *o\>{<i^ VIII, 4.
1h)flH? n. pr. XVII, 7.
Y^[<»?] V, 4.
*))nr^? Beiname XI, 1.
l>|of n. pr. m. XI, 1.
oO? in oOf-l[ii und
H o 0 f n. 1. IX, 8. XI, 8. LVI. LVIL LX. [LXIV.]
*H|T1? XXV, 5.
1h)ri^? n. pr. m. XXV, 4.
) ^ f Beiname eines minäischen Königs V, 4.
[XX, 5.] XXII, 1.
1hY)^? n. pr. m. VI, 2, 3.
ogf Beiname eines minäischen Königs XI, 7.
*X^?? n. 1. VII, 1, 2, 3. XLIIL
(^ Präposition III, 2. VI, 2. VII, 2. [IX, 2.]
XI, 1, 6. XV, 2. XVII, 5. XXIII, 3.
XXXVL
}r\6 V, 4. XX, 5; Y)ni^ V. 5. XI, 8. XIII
3. XVIII, 2.
Hörn (o^) I, 2.
1l^ (Js) vgl. S. 36 ff.
Hfllfi I>XVI, 3.
Xnir^ i^xv.
*H:^1l^ LXVI, 4.
*n)fn (v»/) n- pr- m. XXVIII, 1.
1 Präposition.
fY1 XVL
*Hti,®1 XVII, 1; DualliYhh®1XXIIL 3;fem.
HXh®1 XXIV, 2. Mit Suff. r^YXha>1-
Nh^ IV, 1.
*iiYh1H1^ C'l^ö) IV, 5.
hY^ XXV, 6.
XYHH^ IV, 4.
iY^ XIII, 5.
*X1h®^ (^^^) n- pr- m. XLVm, 1.
Y1^ n. 1. XXXVII, 2.
1^1^ (icU) V, 4. XXII, 1. Dual const. f f^-]^
XI, 7. XX, 5.
*X(^1^ l^) XXV, 5.
H^ . . VIII, 2.
hHr^^ XXV, 3.
*^))nr^^ XXIV, 5.
90
D. H. MüLLEK.
*n?r^^ (>-rv^) ■»• pr- >"• XXVII, 1.
*)r^^ ^fiir )g^) VII, 4.
t>|o^ i^jji^) n. pr. m. XV, 2.
^o^ {>\j^) n. pr. m. LXXI.
Ho^ (Stadt Main) V, 3. XI, 3, 8. XXII,
1. ^ll°^ V, 4. XX, 5.
*.{>Xo^ XVII, (>.
^^^ ^,U.)fl,Y^*^VII,4.^r^Y^'^^XI,4.
*iH®Xh)^ VII, 1 [3].
*X?h)^ XIII. 4.
H)^ n. 1. XVII, G. [LIII, 2.J LXX; H)^H
III, 1.
TX^ ic^) xiii, 1. xvn, 4.
oX^ davon *oXX^?H XXIV, 5.
*Xl>lhh "• 1- XXXV».
*HXnH i') °- 1- XXXIX.
®"1H IV, 6.
*f ) 1^ H Gottheit VIII, 2, 3. XI, 3. [XXXVII, 3.]
),^U| davon )^li^ V, 3. VII, 4. XV, 2.
*}=L,rSH r davon *hr^llY "• W- LXVI, 1.
*"foUi n. pr. XLI, 1.
l'j.Ul davon *1'!'H?H XXXVII, 4.
)nr^ xi,3. vgi.^Y))nr^^und ))nis?-
*^r^VX))ni^ IX, 1.
*h^r^X))nr^ IX, 1.
}\Q^ davon )X|]]r^ (yii-il) LH, 2. LIV,
2. LVII.
^ 1 r^ n. pr. XXXIII und ^ 1 r^i h I, 2. XLII.
*?^1r^ (c^) '1- pr- fem. XXIV, 1, 2.
*?X^1r^ IV, 5.
^?1rS (^^iJ') LXXI.
o^r^ vra, 3, 4. o^^^ IX, 3.
^°^r^ V, 6.
*hOr^ vgl. fhO-
T)rt davon *^XYy)rt IV, 3.
)X,^ davon *X)Xr^ • • Xr^h IV, 3/4.
tHn° I. '>■ X, 1, 4; *?tHn° XXIU, 2.
iiYii)Y° XXV, 2.
*?X° davon |H?X°IX° I- 3-
fdiXo n- 1- XXII, 2,
t>|0o davon I>|of XI, 1.
)(^o davon ),«^of XVII, 2.
n° davon *X?1° V, 1. VII, 2. XI, ß.
XXVI, 3 und 1Kl?-|o XIII, 5.
f(D> n. pr. XLIV.
X1° VII, 4. XIII, (j.
*^^o n. 1. LXII.
)^o XXXVII, 4.
*fX^° LXIV.
oX)^o n. 1. V, 6. Vil, 2. XI, (i. XXVI, 3. [XXX.]
XXXIII. XXXVII. XLIV. LVIII, 4. LXII.
LXVI, 1.
*Ho XVII, 6.
*hHo V, 1. VII, 2. XI, {>. XIII, 6. XXVI, 3.
^X° davon *.^X°^-
)X?o Gottheit [L 3.] V, 2. Vn. 3.
tofl X, 4. Vgl. *hSriTn XXV, 5.
*n)n davonrDTiTHxii, 2. XV, 2;r^n)n?t=i
XVII, 5;^fl,n)n?V, 3. VII, 4. XXVI, 4.
*Xn)T] n. 1. VI, 2.
*))n davon))nr^XXIV,4;))nr^?nXXIV,3.
?hO davon f^OrS (für ?hOr^) V, 3. VH, 4.
*H^hO VIII, ], 3. XXIV, 5, 7.
THO davonfliX?I>|0VI,l.VIII,2;rhYX?H0XI,5.
*H^hYO (ot-\ *3i?) XLvm.
*^Ya>10 IV, 3.
^^r^O n. 1. XXV, 5.
^0^0 XII, 3.
YXO VIII, 2, 3.
*r^)gO XXV, 3.
*°t^l IV, 5.
<{>I>|^ Beiname eines minäischen Königs XI, 7.
HXOYl V, 1, 5. VI, 3. fXI, 6.] XX, 1. fXXIV, 8.]
<D1X VIII, 3; Xa)1l XV, 3; HX<I>U VI. 3.
[XXII, 1.] r^X<i>U V, 2.
*H^?U i^xviL
<i.oJf^ davon ^ojf^^ XXV, 6; «^ojl^r^f XV, 8, 4;
rt<^°I[r^?J XVII, 4. ^oj^Xr^ [XV, 4.];
'^»IXr^X XXIV, 6,
Bn<^ vn, 3. [XL 3.J
*Xn'l' n- 1- XXIX.
H)n['^] XXXVII, 4.
^>|<|. davon Y^lH'l' TV, 2; 1/|^I>|<|> XIH, 3.
^(D<J davon ri,Y^<^^ VII, 4. ^,^Y^*^ XI, 4.
'ii^if 1, 2. X, 3. XII, 1. xvn, 2; rhTH"!" xxiv,
2; fi,YTh<^ XI, ö; ^r^TH^ Xm, (1; ?H^f
XXIV, 2, 7;®<fH<^f|=|XXin, 2;LlX?H^t^
V, 5; r^XTH-^r^ V, 2. vn, 3.
®H)'I> XXIV, G. Vgl. XV, 4.
EpicRAPHtscHE Denkmäler aus Arabien.
91
xn) "• 1- L.
°t>|) (t'^>_j) n- 1- I'!^'? 2. LV, 2. LVI. LXIII, 2.
l/|fa)) n. 1. XLIX. LIX.
*<J>"i'<D) n. 1. XXV, 1.
*^X?) n- 1- I. 4. XI, 2. XXIII, 3.
*Xl>|lH°) (i'^.J^^) n- Pr- I^XIII, 1.
*?B) (=Lij) n. pr. LIX.
°X) vsl. oX)^o.
tH?) XI, 2. [XXII, 1.] XXV, 2.
^h^ VII, 1; r^^h^ VI, 1, [2.] VII, 2.
)Y^ n. pr. III, 2.
*^?rn^ n- pr- m. LXVII.
)f^^ davon 1h)|^^? n. pr. XXV, 4.
*f^^^ n- pr. fem. XXIV, 8.
)0^ VIII, 1.
)o^ davon *)o^Xr^ (_;ji-iJivü\) XV, 5.
Y)^ davon T)^1h VII, 2; 1ht)^? VI,
2, 3.
X1^?X (CjV\ ^0 LIV. 1. LV, 1. LVL
. . . <Dg XI, 4.
Ihn®? n- pr. m. LXIV.
Lihjänisches Glossar.
K
El"?«:«
n-ix
1K
bxmK
C1X
PIK
nnx
-inK
bH
hü
nbx
DK
als Artikel statt n 21, 4.
n. pr. m. (uJ\ j^l) 23, 1. 25, 2.
n. pr. m. 58, 1.
OH) 1> 2.
G^) 14, 2.
(vielleicht = bü f o^jl) n- pr. 71, 1.
vgl. OK.
(^j^l) 8, 4.
(^\) davon Plur. omnK ((O-ft^^-l) 34, 3. nnnii
27, 8.
(j.i.\) 9, 3. 38. 51, 1. 62, 2. 67, 2. Plur. nriK
O^ii-t) 23, 4. 34, 2. Participium nÜKHO 27, 2/3.
(yL\) davon nmnK (^^\) 25 , 5. ■'önmnx
{l^yL\) 8, 3. 70, 2.
n. 1. (?) 64, 2.
(= hcbr. ■?!<) in den u. pr. ^KPlix, ■JKiay 53.
bKön 39, 2. 57, 2. "tk"?! 57, 3.
(s"!jj) in den Eigennamen nbani, n"?!], n'?K"lÖ,
nb^a, nb[ä]n, n'^nyo, nbrm. Davon der Plural
nnnfflbKi ((.-«-^'») 22, 2.
(^\) in dem n. pr. rjbxaK 23, 1. 25, 2 und
in Pi^Kna 27, 4.
in dem n. pr. fem. nöPinbK 25, 8.
(J\) davon na[Kl3 (a^SU) 9, 1 und nöK (l-{-«0-
(<L«\) in dem n. pr. fem. ppTlSK (^f^. *-«0
26, 1.
{^\) davon jöKJn (Pai-ticipium der VII. Form)
14, 8.
[K (ol) in [Kl (oli) 14, 6 und njKB (ajÜ) 14, 7.
oyjX ((Uj\) n. pr. m. 37, 2.
DX (Jcj!) n. pr. m. G, 1. Vgl. auch 38, 5. 46.
d'tDK (Puo\) n. pr. m. 33, 2.
fr BOX 8, 4.
[Cyx Ccj-^^ oder ^^LviaJ\ ?) 21, 4.
nyEK (,>a»0? n. pr. m. 1, 1.
IpnXK (jfj^aj^t) IG, 2; ppT 1 JtX 18, 2.
nXBX (or^l) "• pr. ra. 30. 32. Vgl. auch 2, 2.
ISEK 28, 5.
PEN (^1?) davon ipex {\)^\) 4, 4.
IWIX (o>*^j^) 54, 2.
rnx (hobr. n"iX, sab. nix) mit Artikel nixn 21, 7.
ynx (Causat. von yin?) 25, 2.
3 (i )) Präposition häufig. Mit Suffix na (*o) 2, 3.
ia 21, 5.
bia vgl. i'^a.
na Orts- oder Stammesnamo in na"! I pn*? 8, 5.
rra vgl. na.
nsa 27, 8.
[ba (o^^^jj) 11. pr. 66.
ba (Ji) 57, 3.
'33 (^^S) 64, 3. Plur. vja 0>^O 8. 1-
p (j^\) häufig.
n:3 (C^) 25, 8. 26, 1.
jyäa (o^O 1. 3-
by3 (J-»4) i™ Eigennamen byasnj 35, 1.
92
D. H. Müller.
ra iS^). Davon . . n I ns Ö, l. ll. Mit Artikel
na-t (cu*-J\) 16, 4. Mit SufF. nns (^) 10.
27, 6.
-n n. pr. m. 26, 2. 71, 3.
p"I (o^^) "• P'- ™- ^'^' ^•
nnin (iic^, sab. XX°N) 'i- pr- ''^4-
ttfn (^'i. sab. hXlH)- Mit Artikel xrnn 27, 3, 4.
m (hcbr. n-j?). Mit Artikel mn 27, 7.
n nota rclationis, wohl gleich )i oder ^i. Vgl.
napn. nan, B]'»n, n'?pi, ipcDK-i.
rn (\i) pronomen demonstrativum, immer dem 8ub-
stantivum nachgesetzt: rn I loan (M jj^\) 9, 2.
29, 3; rn I nan (\5 c--^^) 16, 4 ; ni l nypan
23, 5 (li >ii.;)\\ Vgl. auch 14, 7 und
18, 5.
T3i (/i) 14, 4.
DT (fir) davon nnö n. pr. 15.
TOT (^i) 16, 3.
nn (OU) pronomen demonstrativum fem. ebenfalls
nachgesetzt riT I nnosn 58, 2.
n Artikel , häufig ; sehr selten dafür K. Als
Pronominalsuffix steht es für i (sab. a> Y) und
\jb (vgl. s. V. ck). Der Plural lautet nn ((t*),
der Dual «ön (U-*, sab. f^V)-
nan (Ä^*?) n. pr. 68, 1.
DXJn {^\y^\}) n. pr. m. 1) Vater des 'öbn 4, 5.
9, 3/4. 2) Sohn des -abn 25, 6. 3) ohne nähere
Bestimmung 23, 9.
Kjn ? in •'bvtan 23, 6 und bbDKJn 23, 7. Vgl. jedoch
•'bv und '?'?D.
ncn (^ hcbr. nan) Gaus, von ns 70.
nenn (Ä-«yb) n. pr. m. 1, 2.
1 copulativ arab. i.
■jKI (JJ\j) n. pr. m. 1, 1. 21, 4.
"^1 (flȀ/i) .stiften' (ein Denkmal) 14, 5, 7. Vgl.
auch 68, 2. Plural i-m 27, 2.
mam (>5 v_-o65) n. pr. 59.
nbiani (»-^l c-^^) n. pr. m. 2, 1. 4, 1. 27, 1. 61.
bHb^ (* J ^^) n. pr. 57, 3.
p:: n. pr. 35, 2.
noi (?) 12, 3.
-Ül (?) 12, 3.
'Bl (^}) TTtflb (<»^>J) 22, 3.
nm (vi*;;,) nnni I "ji "(Ai^J^Jj) 9, 2.
ni (jo p "• pr. m. 47 (?) 56. Dagegen scheint es
Appcllativum zu sein in napnm 9, 1.
fimt (iJljjal Joj) n. pr. 37, 1.
nblt (»"^l joj) n. pr. m. 7.
'JiilT (,_^" joj) n. pr. ra. 4, 1. 27, 1.
•^•in (?) Beiname 15.
aan {^.^--^) n. pr. m. 10.
bm 71, 2.
mn (0\>^) n. pr. m. 27, 2.
fiin siehe nn.
]bm n. pr. 75.
"n 21, 5.
e|bn davon onebn 27, 6.
nan (j.^) im n. pr. nannb« 25, 8.
nan {,^f^ n. pr. (?) 65. Vgl. auch das n. pr.
nana 28, l.
bxon n. pr. m. 39, 2. 57, 2.
nan 27, 4, 6. Davon
laan (0*-*=^) "• P""- ™- '^^■
ipn (^8a) davon -lea I •'pna (Dual) 25, 3. 27, 7.
bpn davon bpnp n. pr. m. 26, 3.
ann (03^) davon onain (^Jfj'jL) 1, 2.
rrn davon das n. pr. na^no 51.
npn n. pr. 57, 1.
bnn (J.J^) n. pr. m. 67.
nn (ö)s».) im n. pr. nniT 37, 1.
nxan (ÄX^) n. pr. 49.
pari (i3^) Beiname 75.
^tn:n 8, 4.
nsön (?) 21, 2.
n^bn (ilXr;.) 14, 8.
n'jR (?) 52, 1.
Dbn (?) 52, 5.
rbn (?) 52, 4.
•an davon das n. pr. m. 'ann 8, 3/4.
Dan {,jJ;J^) 23, 8. 25, 5. 52, 1 (?).
,nn i^xL) 71, 3.
. . . ts 18, 4.
la' 35, 4.
nr 14, 6.
2T 21, 1.
]P" (^{yäi) davon pp'nBK n. pr. fem. 26, 1 und
IP'nn n. pr. 26, 3."
npp' (jjiÄj) 14, 4.
Epigraphische Denkmäler aus Arabien.
93
-Q= (;--S) Dual n33 (^^) 23, 3 '4.
bbs (JS) mit Suff. r^hh3 Ojs) 9, 2. 23, 5. Viel-
leicht davon bsian 23, 4.
102 (nah. -IS3, arab. j^) 25, 3. 27, 7. Mit dem
Artikel nasn 9, 2. 29, 3. Vgl. auch 13, 2.
Das Verbum -iS2 (llj) nur 9, 2.
ans (v-.*;^) davon •'nnsn (^-j'bü\) l, 1.
b (J) Präposition 8, 3. 25, 6. 26, 4. Mit dem
Suff. r\h (iJ) 9, 2. Mit vorangehendem i ver-
bunden I bi I 9. 2. Vgl. auch 27, 6.
nh (i^jJ) Präposition 27, 3.
pb (i^\>^) n- pr- m. 8, 5.
nb (^?) davon ty T^bt (üi iU) 14, 6.
r"''-' (o^^) Name des Stammes oder Volkes, von dem
die Inschriften herrühren 8, 5. 25, 7. 29, 2.
'üb n. pr. m. 27, 1. Davon das n. pr. 'öbn.
TKö (iSL.) 27, 5. 28, 2.
bzü mit Artikel "sasn 21, 3. 27, 4, 5, 23, 6, 7.
na 12.
-\1Q 23, 6.
bis vgl. "^noa.
nna n. pr. 15. 39.
npna (t_ysj^) n. pr. 41.
'pna (?) 40.
nana (^r*^^ "■ pr- m. 28, 1.
nwna n. pr. 51.
p8 (o*^^'' ™'t Artikel pan 50.
nSa n. pr. m. 39, 1.
bsö mit Artikel b'Dün 23, 4.
Dnnba 20.
iba (dJ^) 8, 5. 25, 7. 29, 2.
■sba (J<Ju>) mit Artikel bbön Beiname 10. Davon
vielleicht rhu n. pr. m. 39, 1. Vgl. auch ^öö.
I^a Beiname 62, 2.
bnaa 8, i.
büü 2, 2.
I» i^^) 10.
ja (^) in lar (^) 29, 3.
^Da {i>$iyZ^:) Beiname. Mit Artikel "^Dön 57, 1.
naboa (Ä.^.l.tt-< oder Ä.»JiXiiwc) n. pr. 54.
Öa mit Artikel ban 26, 4.
nya (i.ii) n. pr. 23, 6. 26, 2.
pa (g^) Präposition, nur onya (J«-<-a-«) 21, 3.
j . ra 23, .5/6.
nsa 10.
ippö (j^iJLi), mit Artikel nppan 23, 5.
nnpa (j\jX«), mit Artikel inpan 4, 3.
bnpa (JJX«), mit Artikel "rnpan 14, 9.
na (J-i) n. pr. m. 27, 2.
r^b-^a {»•^\ '^) n. pr. 34, 1, 4.
in'Kia n. pr. 31.
nbsia (!s'J\ 'j.~>) 25, 1. 72.
pna (^-c), davon nynan (ÄjoUJ\) Partie. fem. 25, 9 und
bxyna n. pr. m. 71, 1.
ana (i_j>-tc) 1, 3.
pana (^J..ii«), mit Artikel panan 9, 3.
DK3 (i_^\y, sab. (^ }ii U)), mit Artikel DKJn n. pr. m.
9, 4. 23, 9. 25, 6.
jaw mit Artikel pKjn, Participium der VII. Form
von pK 14, 8.
J?a3 mit n, wsn 45, 2.
n: mit Artikel njn 23, 2.
a • cm n. pr. 62, 1.
-inj im n. pr. nnsain.
nnj (viuäaj) 24.
id: Cr-li) ,Gottheit' 22, 2.
nKDJ (^li^) n. pr. m. 28, 1.
DJ Mann, Gemahl 26, 4.
riDJ ,Frau' (vgl. *UJ) 26, 2.
üs: CJo) 4, 2. Mit Suff, nayj {*^) 10; crin
71, 2. Davon auch nyjN ^fJ>J\) w. s.
Ij^yj (= hüi) Participium der VII. Form von
Jj.s, birjnb 6, 3.
■^jyj (^ ^»JUä-Lc) Participium der VII. Form von
v»X-U, "ijyjm 4, 3.
"BJ 57, 4. Davon das n. pr.
n'BJ (nah. rej) 27, 2.
Cr
DB5 (^j»^) Denkmal 14, 5. 27, 2.
p 72.
"lapJ {= r-«^^) Participium der \'II. Form von ^,
napjn 35, 2/3.
-|»3 28, 3.
byajnJ nord semitischer Eigenname 35, 1.
. .no 12, 3.
bbo in "r^bDSjn (VII. Form?) 23, 7. Vgl. 'bs-
D^D (|«-l-»*>) Euting 814. Davon die n. pr. aboK
{ßJ^\) 33, na^DB (Ä.»i..v.^) 54 und
pbo (oUJuo oder ^^jU^J--») n. pr. m. 26, 4.
'IBD (^^U^) 4, 5.
nJD (il^o) 8, 4. 9, 3. 23, 8. 25, 5. 28, 4. 52, 2. 55, 2.
nyo (jJi-^), mit Suff. sing, ntpo («jJi^) 25, 4. 22,
3. 26, 6. Mit Suff. dual. 'ampD {lJ>,JJ..ii) 8, 3.
94
D. H. Müller.
nyo (j>i~») n. pr. m. IJ, 1.
n'7-trc \>i'^\ jj«-»)) n. pr. 36, 2/3.
rcc davon JPBBKI 8, 4.
ino (Ö5^) ä4, 8.
■ . ap mit Artikel . ajn 34, 2.
■ irr (j^) n. pr. 56.
■ 3127 n. pr. 60.
bttnz:: (hebr. ^xnay) n. pv. 53.
pzs 23, 9.
Bin"!:j? n. pr. m. 9, 1.
nanj? (vgl. ^^J^) n. pr. 48.
"iir (ils) davon nr (j^.) 14, 6.
h ■ KIP n. pr. 71, 3.
•br (,jii) Präposition. Davon -lOrhs (U4-*J^) ^7, 3.
"bp (,^) n. pr. m. 42. 35, 5. Vgl. auch 'bp«:."!
(VII. Form von ""^r?) 23, 6.
BÖP (?) 57, 4.
pn-OP (sab. oX)^°) n- pr- 57, 3.
pp (^) 29, 3.
IM? (>i^^-^) davon das Participium ^Jpsn (,»>UäXJ\) 4, 3.
njp f?) 27, 8.
Bl'P (f^^ oder j,-oc) n. pr. m. 25, 9.
Z-ip:! (i_>^ü) n. pr. m. 25, 1.
-nf (Je oder jji) 29, 2, 3.
nap (ÄjU) n. 1. mit vorgesetztem n (^3) nap-i) 4, 2.
8, 1. 9, 1. 11. 13. 16, 3. 17, 3. 18, 3. 27, 2.
jnp n. 1. ]f\Tn 39, 2.
PlSp n. 1. nbpT 25, 2.
JCP (o*-^) fCPn 1, 1. ppx 21, 4.
£ {= arab. tj Conjunctionspartikel) -npB (>^-«i)
29, 2. nbo (^ji) 14, 6 und njKB (.illi) 14, 7.
rnc (,_yÄa-l») Beiname 67, 2.
OöB (vgl. Ä.^U) n. pr. 69, 2.
nbc n. pr. m. 9, 1.
■l'B davon die n. pr. nxBK (,^j-o»\) 57. 59. jitBK (?)
28. 4. Vgl. auch 2, 2.
ts-B (t.^) Substantivum 2, 3 (?). Mit SufF. rtBlB
25, 4. 26, 5; ri'BIB 17, 3/4. DHEnB 4, 4.
23, 7/8. 'OnD-iB 8, 3.
-»« ''?) 28, 3.
nx (?) 1. 3. 28, 1. Davon vielleicht njto 10.
piü (^J^) davon [pnjt« (^^-jv^l) IG, 2. Vgl. 18, 2.
obx {f,^^, hebr. obs, sab. ^I^). mit Artikel nbxn
21. cnna'jjt 22, 1.
Viü (jiUo), mit Artikel yjxn (fJUaJ\) 24. 25, 2.
nnsi" (sab. XTOl,), mit Artikel nnssn 58, 2 und
nPlBXK 67, 2.
bap 57, 3.
aip 28, 4.
inp (jjJJ) davon -npan (j\o.i-J\ oder jjkl^l) 4, 3.
■JaJBp n. pr. 23, 1.
nisp (*'UJi) 4, 2. 8, 2.
'jp 21, 2 und im n. pr. ^ptt 2, 1. 4, 1. 27. 1.
'::}p (SJ^), davon isp' (j^»«Jö.) 14, 4; ippan (jjiäJI)
23, 5.
abp Beiname 61.
riDip (Älj_r*) 12, 2.
bnp (j-üJ), bnpön (J.;XJ\) 14, 9.
'KT 23, 8. 55, 5. 70, 2.
na-l n. pr. 60. 63.
Din (^j-\5j) n. pr. 33.
•jpi (Ji^) n. pr. 38.
DSn n. pr. 36, 1.
n'^pm (!S^;\ 5^;) n. pr. 26, 5.
ontr 14, 3.
bb(P Beiname 64, 1.
büV (jX;-i>) n. pr. 29, 1.
pÜV 35, 5/6.
nptr C-i-x-y^) 23, 2. 4
anir 43.
bpnn n. pr. 26, 3.
fp'nn n. pr. 26, 3.
•'önn n. pr. m. 8, 4/5.
nhh 1, 3.
'tt'?n n. pr. m. 1) Vater des oxjn 4. 5. 9, 3,4.
2) Sohn des OKJn 25, 6.
pcn (^') 52, 3.
npn 18, 4.
-an (j^) pano 9, 3.
ain (s->ü"), an» ((v^^) i. 3-
'Jon (,_yUJ') 55, 3.
inn (o'-=^'*) 9. 3.
EpIGKAPHISCIIB DjilNKMÄLER AUS ArABIBN.
95
Abükarib Jati", König von Ma'in 3.48.
Adabi, Königin der StadtFusam 3. 35.
Adabil (Adbcl, Idbilai) 48.
Aliram n. 1. 43.
'Aleidah, Nachbarn von el-'Öla 10.
xilphabet, phöniliisches 4. 6. 20.
Alphabet, proto-arabisches 20.
Alphabet, sabäisches 4. 6.
Alphabet, sabäo-äthiopisohcs 20. 21.
Alphabet, südsemitisohcs 4. 18. 20.
Alter der minäischen Inschriften 3.
Alter der lihjänischen Inschriften 6.
Altäre 25.
'Ammrata' n. 1. Vgl. oX)^o und
'Attar, Gottheit 2. 26.
'Attar-Rait ■» 21. 22.
'Attar du-Qabid 30. [33.]
'Azwaj n. 1. 44.
Baddän, Cultusstätte Wadds (?) 39.
Ba'lauflihjänischon Inschriften 5. 80.
Bauart von cl-'Öla 8.
Beli, Nachbarn von el-'Öla 10.
Bübän n. 1. 39.
Bütte des Abtes von Maursmünster 9.
Carawanen. sabäischc 4.
Carawanen, nabatäische 8.
Colonien, minäischc in el -'Öla 2. 3.
6. 9.
Cultus der Lihjan 5.
Cylinder, babylonischer mit lihja-
nischer Inschrift im British
Museum 4. 19.
Da'that n. pr., min. 51. lihj. 73.
Doughty 6. 10. 16. 21. 28. 42.
47. 49. 51. 53 — 58. 60. 62. 64.
66. 72. 73. 76. 83. 87.
Epigraphisches :
Getrennte Schreibweise bei Eigen-
namen 40.
Trennungsstrich fehlt 30. 40. 80.
etc.
Zeichen ^ kommt in den minäi-
schen Inschriften von el -'Öla
nicht vor 47.
Sach- und Namen-Register.
Zwischenraum als Markirung eines
Absatzes 40.
Euting's Beschreibung von el -'Öla
8—11.
Euting's Libor inscriptionum proto-
arabicarum, sabaeorum, thamudi-
oarum etc. 2.
Euting's Eoiseroute 2 (Tafel XI).
Euting's Tagebücher 1.
Frauenherrschaft in Arabien 3.
Fundstätte der Inschriften 7.
Füqarah, Nachbarn von el-'Öla 10.
Fusam n. 1. 47.
Geheine, Nachbarn von el -'Öla 10.
Gemme des Wiener Hof-Museums
mit proto-arabischer Inschrift 20.
Ghabatn.l. Vgl. Lihjänisches Glossar
s. V. nay.
Ghahn n. 1, 81.
Ghalh n. 1. 74.
Ghassän, Stamm 58. 70.
Ghuräbat 29.
Grab 51.
Grablöcher und Grabhöhlen 9. 10.
Grammatisches :
Afa'I-Form im Minäischen 28.
Afa'1-Form im Lihjänischen 12.
Artikel in den semitischen Spra-
chen 4.
Ai'tikcl ha im Lihjänischen 4. 13.
Artikel a im Lihjänischen 14.
Ausfall des K im Lihjänischen 14.
3 (Präposition) dem Imperfectum
des Verbums vorgesetzt 46.
Causativ im Minäischen 34.
Causativ mit s bei Verba primae
w und j 31. 34.
Causativ im Lihjänischen 14.
Conditionalpartikel 'ön I p 48.
Conjunotion ^ wird s^ geschrieben
34.
Deminutiv 39. 45.
Deminutiv im Lihjänischen 13.
Doppelte Schreibung des ver-
doppelten Consonanten 14. 34.
Dual im Lihjänischen 12.
Dual von n = ^n 30.
Dualsuffix löD 32.
Elision des n im Lihjänischen
12. 14.
Elision des n im Sabäischen 30.
Genitiv -Verbindung der n. pr. 46.
j plene geschrieben 21.
j Verschiffung des — • 22. 33.
j im Inlaute und im Auslaute
13.
Ma'in vgl. 1^°^.
Mimation im Lihjänischen 15.
Nisba im Lihjänischen 15.
Numeralia im Lihjänischen 15.
Orthographie des Lihjänischen 13.
Partikel fa (ljI im Lihjänischen
und Nabatäi sehen 12.
Perfectum energeticum 31. 46.
Plural , äusserer im Lihjäni-
schen 12.
Plural, innerer in Lihjänischen 12.
Plural, masc. neben dem fem. 25.
Pronomina im Lihjänischen 14.
Pronominalsuffix im Minäischen
21.
Quadrilitterae 38.
Eeduplicirte Wurzeln 38.
Syntactischer Gebrauch des Wört-
chens ba 36 if.
Syntactischer Gebrauch des Suf-
fixes im Singular und Plural 33.
Syntactischer Gebrauch des Stat.
oonst. eines Wortes in Ver-
bindung mit zweien oder meh-
reren Wörtern 34.
Transposition des K 29.
Uebereinstimmung des Verbums
mit dem Substantivuni im Nu-
merus 30.
Wechsel von h in h 22.
Wechsel von to in D 28.
Wechsel der Tempora 31.
Haläwijct cn-Nebi-Sälih 9.
Halevy (Joseph) 4. 6. 16. 17. 19.
72. 73. 75. 76. 80. 83. 84.
Hanu'äs, Sohn des Talmi, König
der Lihjän 5. 73.
Hanu'äs, Vater des Talmi (Königs
der Lihjän) 61. 64.
96
D. H. Mollbu. Epigraphische Denkmäi-er aus Arahibn.
Harrat al-'awerid 8.
el-HigT 2. 3. 8. 10.
Huber ß. 10. 19. 51 — 53. 58. 60.
e«. 83 — 85.
Husam n. 1. 48.
Iljahabsirr n. pr. 20.
Iljafa' Jaäftr, König von Ma'in 3.
26. 44.
Inschriften, die minäi.schen von cl-
'Öla 21—58.
Inschriften, die lihj&nischen von el-
'()\a. 58—87.
Inschriften, proto-arabi8che6. 16.19.
Inschriften, phönikische 17.
Inschriften, horizontal und vertical-
lanfende 2. 6.
Inschriften auf Felsen 10.
Inschriften, nabatiiischc in 'üla 8.
Inschriften, nabatäisohe in Arabien 6.
Jafan n. 1. Vgl. HoOf.
Jaghüth, Gottheit 5. 19.
Jaqin, Gottheit (?) 5. 76.
Jatha'amar Sabai' 3.
Jathimat n. 1. Vgl. X^S?-
Jüdischer EinHuss in Arabien 5. 70.
72.
Kameele, freiweidende 24.
KameelfüUen, 24.
Kameelherde 24.
ul-Khreibeh, Ituinen von el-'Öla 9.
Klima von el-'Ola 8.
Königinnen in Arabien 48.
Koran 41.
Koranische Sage 41.
Laje, Gipfel des Harrat al -'Awerid 8.
Landau, Vater des Ta^mi (Königs
der Lihjän) 64.
Laute, südsemitische 4.
Lehnwörter, lihjanische im Naba-
täischen 6.
Lehnwörter, sabäische im Lihjäni-
schen 6.
Lehnwörter, nordsemitische im Mi-
näischen 3. 26.
Lehnwörter, nordarabische im ili-
näi sehen 4.
Leichengewünder 10.
Lihjäii, Volk in Nordarabien 5.
Lihjanische Gottheiten 5.
Lihjanische Könige 5.
Lihjanische Sprache 11 — 15.
Lihjanische Schrift 15—21.
Lihjanische Inschriften 58 — 87.
Lihjanische Inschrift auf babyloni-
schem Cylinder 4. 19.
Mar'atwadd n. pr. oder Gottheit
(?) 30.
Masrür n. pr. 20.
Medain Sälih 2. 8. 47. 49.
Milchbütte des Propheten Sälih
9.
Minäische Colonien 2. 3. 6. 9.
Minäische Gottheiten 2. 47.
Minäisehe Könige 3. 35. 44.
Minäische Sprache 2.
Muhammad ihn RaÄtd 10.
Mumienfratzen 10.
Na'dat n. 1. 61.
Nabzan n. 1. 52.
Nabatiiischc Inschrift in el-'Üla 8.
Na'amÄara ii. pr. 20.
Nakrali, Gottheit. Vgl. Sabäisches
Glossar T)(^H.
Nasr, Gottheit 6. 71.
Natanba'al, nordsemitischcr Eigen-
name im Lihjdnischen 80.
Neger, heutige Einwohner von el-
'Öla 10.
Nordaraber bedienen sich der sa-
bäischen Schrift 4.
Nordarabische Schriftsprache vor
Mohammed 5.
Nordarabisoher Dialect 4.
Nordseniitische Entlehnungen im
Minäischen 3. 26.
el-'Ola, Stadt in Nordarabien, nörd-
lichste Grcnzfactorei der Sabäer
8 — 11.
Ornamente von el-'Öla 9.
Priester und Priesterin 42.
Quellen, warme in el -'(Jla 8.
Eabbat u. 1. 60.
llait'" n. 1. 21. 32. 4,5'.
Räuchcrfiisser 25.
Eidii' n. 1. Vgl. Sabäisches Glossar.
lli'didat n. pr. 66.
Ruwjän n. 1. 64. 55.
Ruwaiq n. 1. 47.
Sa'i'd, Statthalter von el-'ÖIa 10.
Sälih, Prophet 9. 41.
Samsi, Königin von Arabien 3. 46.
Sargon 3.
Scheiban, Gipfel des Harrat-al-
Aworid 8.
Scho'aib 41.
Schrift der Lihjän 15 — 21.
Schrift, südsemitische 6.
Schrifttabelle 15 (Tafel X).
Sculpturen in el-'Öla 10.
Secte der Ueberlieferung.
Schneefelder in Arabien 8.
Sprache der Lihjän 11 — 15.
Statuen 9. 71. 72.
Steine 9. 25.
Steingefässe 9.
Steuer 29.
Tahmi, Sohn des Laudän, König
der Lihjän 5.
Taimjaghüth n. pr. 19.
Talmi, Sohn des Hanu'äs, König
der Lihjän 5.
Thamüdäer 5. 6. 9.
Thongefässe in el-'Öla 9.
Thürrae 2. 25.
Tiglat-Pileser II. 3.
Trümmerfelder von ol-'Öla- 9.
Umm Näsir, Fels des Castells von
el-'Öla 8.
Wadd, Gottheit 2. Vgl. Sabäisches
Glossar s. v. C>| 3).
Wadd-Baddän 39.
Wadd-Rait"» 45.
Waqahil Sadiq, König von Ma'in 35.
Wutar, Gipfel des Harrat al-'awe-
rid 8.
Zabibi, Königin von Arabien 3.
D. H. Müller. Epigraphische Denkmäler aus Arabien.
Taf. I.
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Taf. II.
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D. H. MüLLEii. Epigraphische Denkmäler aus Arabien.
Taf. III.
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D. H. MüLLKK. Epigraphische Denkmäler ans Aral
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Taf. IV.
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Lichtdruck von E. Jaffö & A. Albort in Wien.
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D. H. MüLi.Eu. Epigraphische Denkmäler aus Arabien.
Taf. V.
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(Wiener Hofmaseum)
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Taf. X.
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DIE
PARISER PAPYRI DES FUNDES VON EL-FAIJÜM.
VON
D^ C. WESSELY.
VOKGELEGT IN DER SITZUNG AM 3. APRIL 1889.
Welche Schicksale der grosse Papyrusfund von El-Faijüm gehabt hat, dass der grösste
und wichtigste Theil desselben sich in Wien befindet, der Rest sich auf Paris, Berlin und
London* vertheilt, ist bekannt und auch in den Publicationen der kaiserlichen Akademie*
berülirt worden. 1881 waren mir die ersten griechischen Stücke aus diesem Funde bekannt
geworden, mit Ausnahmen meist Fragmente aus dem VI. und VII. Jahrhundert n. Chr., deren
Studium mich doch schon bei der Veröffentlichung der Resultate^ die Wichtigkeit erkennen
Hess, die ihm zukommt; bald erschien die auf dem arabischen Grebiete orientierende Ab-
handlung Professors Karabacek ,Der Papyrusfund in El-Faijüm' in den Denkschriften der
kaiserlichen Akademie der phil.-hist. Classe XXXIII. 1883, p. 206 — 242, welche zugleich von
dem damaligen Stande der Kenntnis und Bearbeitung des Papyrusfundes in der Einleitung-
Nachricht gab. Den weiteren Gang der Studien überschaut Professor v. Hartel in dem
,Vortrage in der feierlichen Sitzung der kaiserlichen Akademie am 10. Mürz 1886'. Im
August 1883 hatte ich zum erstenmal Gelegenheit, den Faijümer Antheil im Louvre zu sehen;
man hatte bis dahin nur von einigen litterarischen Stücken aus demselben gehört;'' sonst war
die Meinung verbreitet, dass es zmueist koptische Schriften seien; damals und Juli-August 1885
habe ich, von Unbedeutendem abgesehen, alles durchgearbeitet, was an griechischen Papyri
und Pergamenen sich vorfand; ich kann nicht genug die Liberalität rühmen, mit der mir
Eugene Revillout, Conservateur am Louvre, entgegenkam. Seiner Aufforderung folgend
habe ich die Schriftstücke, welche nui- im Allgemeinen eine Numerirung trugen, mit den
Nummern der vorliegenden Arljeit bezeichnet, welche somit auch als Katalog jener Papyrus-
massen gelten kann.
In einem Berichte über diß griechischen Papyri in Paris und London (Wiener Studien
yin. 2) gaben wir eine Notiz über das Pariser Papyrusmaterial, soweit es aus El-Faijüm
' Mittlerweile von mir veröffentlicht den Wiener Studien IX. 1887. p. 235 ff.
2 Karabacek, 1. c. 1883, v. Hartel, 1. c. 1886.
■' Prolegomena ad papyrorum graecorum nouam collectionem 1883. Gerold. (MS. Februar 1882.)
* H. Weil, Revue de phil. 1882, p. 179 ff. R. Dareste Nouv. revue liist. de droit VII. p. 304 ff.
Denktchriften der phil.-hut. Cl IIXVII. Bd. Abhandl. Ton Nichtmitgliedeni.
98 C. Wessely.
stammt; auf seine Sondenmg in Gnippen wird man während des Studiums durch den
Inhalt und auch schon durch die äussere Form und die Sclirift gefillirt. Die Unciale
charakterisirt litterarische Stücke, die bald auf Papyrus, Avie die Pariser Vita Abrahami
eremitae, bald auf Pergamen, wie Theokrit und die lateinisch-griechische Grammatik, ge-
schrieben sind; aber auch kalligraphische Briefe sind in ihr ausgeführt; alles Andere, auch
die Pergamene, ist in der Cursivschrift geschrieben, deren Eigenthümlichkeit, Entwicklung
und Leben gleichsam wie eine neue Welt durch die Papyrusfunde wiederentdeckt ist. Es
heben sich nunmehr nach dem Inhalte die Briefe, die Rechnungen verschiedenster Art mit
ihren verwandten Schriftstücken, die grösseren und kleineren Urkunden unter der Masse
der Schriftdenkmäler aus dem V. und VI. Jahrhundert und auch selbst der arabischen Zeit
ab. Bisher sind unter den Faijümer Papyri aus byzantinischer Zeit zumeist die grösseren
Urkunden bearbeitet worden, nachdem wir den Weg dieser Urkundenpublication im All-
gemeinen in unseren Prolegomena (1883) gezeichnet, und dieses Gebiet ist auch jetzt rela-
tiv am sichersten zu betreten. Nicht so steht es um die anderen Arten, und -wir hoffen,
den Schlüssel zur Entzifferung, die Erörtenmg der Hauptfragen nunmehr durch diese Ar-
beit zu geben; man möge auch die absoluten ;md relativen Schwierigkeiten unseres Begin-
nens billigerweise in Betracht ziehen.
Wir beginnen mit den grösseren Urkunden, von denen einige mit längerem Commen-
tar (MS. Jänner 1885) von uns herausgegeben worden sind in der Revue ^gyptologique 1885,
p. 161, 1886, p. 177.
So mannigfaltig auch ihr Inlialt ist, sie selbst zerfallen im Allgemeinen erstens in die
Einleitung; wie das Urkundenformular überhaupt, so hat auch insbesonders das Präscript
der Urkunden seine eigene Geschichte. An der Hand des vorzüglich ausgebildeten demoti-
sclien Urkundenwesens, entwickelte sich das ptolemäische, das in den uns vorliegenden
Papyri des H. Jahrhunderts v. Chr. einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat.
Entsprechend einem demotischen Präscripte, wie es z. B. der Wiener Contract Nr. XXVI
bietet ,an 49 choiak 18 du roi Ptolömde le dieu 6vergfete fils de Ptol(^m(ie et de la reine
Cl<5opatre sa soeur et de la reine CMopatre sa femme les dieux Evergfetes et (sous) le
pretre d' Alexandre et les dieux sauveurs des dieux frferes des dieux 6vergfetes des dieux
philopators des dieux dpiphanes du dieu philomdtor du dieu eupator des dieux ^vergfetes
et la porteuse d' a^Xov de Bdrdnice 6verghte et la candphore devant Arsinoe philadelphe
et la pretresse d'Arsinoö philopatre . . .' (wir citiren die Übersetzung E. Revillout's in der
Nouvelle Chrestomathie ddmotique p. 87 f.) heisst es im Papyrus N von Leyden: ßaacXcOÖV-
tcov KXsozdrpa? v.[ai] n-coXsfjiacou toö sTrtx,aXou[i,£Voo AXc^avSpou, 9c(öv OiXofJirj'coptov, SwxT^pwv
Ito'jc tß' xoö y.al h' £(p' tspscoc zoü ovxoi; sv AXs^av^psicf, Wks^ayZpoD %at. öswv Ewxr^pwv,
%al Ostöv ASsA'^Äv, xai Ösöiv Eösp^sKöv, xal [Öjsöjv ^iXoxaioptov, xai Osäv ' Eiti^avwv, xal
QcoO ^cXoiJf/j-opot: , %ai Qsoö Eü'!cd'c[opoc], v.ai 6cä)V E'jcpycxcöv dOXo<pöp&ü B£pcva-/]c Eösp-
ysSiTOi; (sie), xavr/fopo'j Apatvor^? OtXäosXtpoc (sie) xai Qsdc Apowo-rjc EÜTraxopou (sie) täv
ovroov ev A[X£]^av5p£tcf • iv M lho}.B[>.atZi vqz ör^ßatSoc i'f t£p£a)V xoö |X£V Swr/^po? twv
oVTWv xal o'Jaö)V £V Uzo\z[i.ruZi [xr^voc zofA v.0' ett' 'A'iro[XX](ov{ou xoö irpöc z-q dyopavo[Jit«f
z&v M£('txvo)Vio)v), %al zf^z y.6.[z]u) T[o]xap-/i7.c xoO IJaBopizoo (Col. II. 1 — 5), ebenso im
Pariser Papyrus Casati; kürzer ist der Anfang des Decretes von Canopus: ßaaiX£6ovroc
nxoX£|iato'j ToO ]I-:oA£(iato'j vcal 'ApcivoTyC fi£o)v d5£X'fO)V eto'jc hdzou, £(p' iöpiioz 'AiroXXco-
vi8ou xoO MoaytcDVo; 'AX£4dvSpoo, v.ai 0£(i)v a^jak^pm, 7ial 0£ö)v £Ü£pY£t(i)V, xav/jfpöpoo Apai-
vÖYjc $'.Xa5£//fO'j M£V£xpax£tac zf^z OtXa|JL|xovo?, 'AiisDmrjo £ßc)6|rfj Aiyü^tccov §£ xußl iizza-
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 99
xat^sxdxY] ; des Papynis O von Leyden (Z. 4 — 7): ßaaiXs'JÖvctov Uzo\s\i.a.ioo xo5 %al WXb-
^dvSpou, xai KXcOirdTpac , t^c d^cXtpvjs xai Y^^c)tt/,ö(;, öscbv $tXo[j.7jtöpa)V, Ixouc sxxo'j %ai si-
ÄOOToO, £(p tcpscoc xoO ov-cos 'AXsidvöpou %al ^[cöjv äXXcov xotvcöv/) [jltjVÖi; Atot> 6(ouÖ
TsaaapscxatSsxdtT] , etci tyj? 67r&y,d['cto] MsjJKpcO);; ^uXaif^?. Die weitere Entwicklung wird
nunmehr durch die Papyrus Erzherzog Rainer aus römischer Kaiserzeit aus ihrem Dunkel
in klares Licht gestellt. Während also das erste und zweite Jahrhundert n. Chr. sich auf
die Datirung und den Nachweis des Ortes beschränkt, sehen wir, wie im dritten Jahr-
hundert, seit Septimius Severus, ein grösseres Formelwesen um sich greift, mit Reminis-
cenzen an die Vergangenheit. Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1409: zzooz z]zzap[zoD ao]zo-
xp[atop]oc xataapoc •(a[i'jtj io]okou ouYjpoü [Jia^ijxtvou suasßouc sozoyooc, [asßaatojo £(p tspscov
x(ov ovxcov £V aXs^avJSpetai xat xcov aXXcov tcov Ypa(po[jLsv(ov xoivcov [[A'rjvoc] ^avöcicou ixs^stp
sva-r^C ot £TCtrri[pYjX(ov] ayopavciixtac [xspcov ro'7i;ap)(tac ayT^ixazoc [zoo uicjcp (xsjx'ftv Tjpa'x-Xso-
TCoXcitou. Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1428: aZO'JZ sßSojxou au'co7ipat[opos xaiaapoi; [xapxryj]
aupTjXiou asou'^pou aX£^av5[poo s'jasßou^ cutuyouc] asßaato'j £(p tspscov xwv ovrtov £V aXjs-
^avSpcta] xat xcov aXXcov 'cwv Ypöt'fO[JL£Vcov xoivcov [[ayjvos] a§ptavou y^iax öcxaxTj §t £':rc'CTj[p7]-
xcov aYopavo[i.t]ac '^CEpo XEXjxei tou uiTEp [JL£{A'ftv YjpaxX[£0'3roXtrou]. Papyrus Erzherzog Rainer
Nr. 1444: ezoog bxzo'j a'JT;o/,paxopoc xa'.aapoc [i,apxou aupTjXtou GerjO'qpoo aX£^av5pou c'joe-
ßouc eut:u)(0'j[? aEßaaro'j] £9 t,£p£cov tcov ovtcov sv ake^ay^paia ^ai ^{«[v aXX(ov tmv] ypa^o-
|J.£V(1)V XOtVCDV [AY^VOC ^aVTt/,OU fsicj [XE/eip [ScUIEJpa 8t ETCt.tiTjpTj'CWV aYOpaVO[J,taC [JlEpfOV jXEaYjC
X££[v]a[JL£tt)C 1:00 üTzep |JL£|X(ptv TjpaxXcOTToXtxou. Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1726: £rouc
•SEutspoü a'j-:o%patopo[? xaiaapoc (Jijapxo'j aupyjXcou av-o)Vtvou soasßouc Euruyouc a£[ßaaxou
£]'f t£p£cov Tcov oVTOiv £V aX£^av3p£ta /,at tcov aXXtov ^«[v yP^'P^IJ''*''']^'» ■jco'.vcov [xy^vo?
a£ßaatou aOup TtcjjiTcr/j 8t £ict,TY/[pYj'ctov] aY&pavo[jitac 7ü£pt xExjJLEt xou uicEp [ji£[x^tv 7jpaxX£o-
';coX[t'cou. Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1485: zzooz zzzapzoo auToJxpatopo? %ataapo? [xap-
xou «^[pYjXtou avTcovivoo £ua£ßotj?] £t>xu)(oac aeßaarou [sip t]£p£0)v x(ov ovtcov £V aXz^av-
8p£ta xott [x(i)V aXXcov t]cov y^a^oiiz^aiy %otva>v (X'/jvoc y^P''^^°^'^^ eizeif oy^otj 8t EirtTTjpTjxcov
aY[opavo|J.tac] zoo xotxojxEpo'j UTC£p [Ji£[JL'^[tv Tjpjay.XcOTCoXt-uou. Pariser Papyrus 17 [L t^ aozo-
xpjaropoc xataapoc xtxo'j atXtou aSptotvou avtcovtvo'j a£ßaaxo'j EoaEßoui; ^apjxo'jöt X . . . . Qvj-
ßat^o? [xjo'j X£pt £X£(pavxtVYjV vo|J.o'j £7ct poucptXXou vtYpou aYopavo[jLOU. Papyrus Erzherzog
Rainer Nr. 1574: sxo'jc x£xapxou x[at Etxojaxou aüxoxpaxopoc xataapoc [xapxou aapvjXtou xojx-
jxoooy avxoovstvou a£ßaaxou ap[j,£Vta%o'j [XY^otxou TcapÖtuou aap{xaxt%ou Y=Pt^°^"^'-^°^ (ji£Ytaxoü
[XYjVOC Xtoto'j -Tcauvt tg £v irxoXsiJLatot £U£pY£tt8t xou apatvoEtxoo vo(Jiou u. s. w. — Unter Dio-
cletian wurde mit der Vergangenheit in dieser Beziehung gründlich gebrochen, unter ihm
beginnt die Datirung nach Consuln mit dem kurzen Nachweis des Ortes; die Rückseite
der Schriftstücke enthält eine summarische Inhaltsangabe; das früheste Beispiel für diese
Änderungen ist der Papyi-us Erzherzog Rainer Nr. 3: £itt üirax(ov xcov xupt(ov -/jjjtcov (xa^t-
(xtavou a£ßaaxou xo £' xat (xa^tixtavo'j xataapo^ xo ß'.
Die diocletianische Einrichtung dauerte jahrhundertelang fort; das Präscript ändert
sich nicht, es kommt höchstens vom IV. Jahrhundert an die Indictionsangabe hinzu; an
der Hand der Papyrus Erzherzog Rainer, welche die ältesten Indictionsangaben enthalten
imd überhaupt für jede dieser geschichtlichen Perioden von fundamentaler Wichtigkeit
sind, können wir constatiren, dass zu allem Anfang der Indiction wohl im Texte des Con-
tractes Erwähnung gethan wurde, dass sie aber im Präscript erst etwas später Eingang
Vgl. [iEToc ra xoiva im Antigraphnm Greyamim (Lettre k Mr. H. Saboulard sur rautheiitioit^ des actes . . Paris 1889).
100 C. Wesselt.
fand; seitdem ist ihr Auftreteu regelmässig, z. B. unser Papynis I f uicatiq. OXaouiou AoyYi-
voa TG'J \(x\s.'Kpo[za-oo etc. (486); XXVIII f [lexa ttjv u-rcattav OXaoutou 'Opsatou xai Aa(i.-
TcaStoy -tbv EvSo^wzdzcov ^a(o(pi la' tß' tvStx-cubvoc £V ApotvocrYj App. 4. [[xsxd xi^v 6ic]atiav
OXaouio'J BaaiXiou [toö Xaix'irpotdroD <pa(X£v]{b9 t' rrjc [. . tvöix-wbvoc £V 'HpaxJXsou^ iröXst
App. 685 pot>]ortxou xat oX'j[xßpiou ^ap|JL0u6t . . . ivSjtx cTC apasvoirrj (464); bezüglich
der ägyptischen Indiction, die wir zuerst in den Prolegomena p. 48 ff. constatirten, ver-
weisen wir auf' J. Krall's imd unsere Ausführungen in den Mittheilungen aus der Sammlung
der Papyrus Erzherzog Rainer I. p. 12 — 29. Die letzte Entwicklung in unseren Urkunden
kam auf Initiative des Kaisers Justinian durch eine uns erhaltene Verordnung (Nov. XL VII,
a. 537). Sie entspricht dem Zuge der Zeit; das Formelwesen macht sich immer mehr breit,
und nicht nur der Name Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, auch
der ganze Chor der Heiligen im Allgemeinen, und Maria, Johannes der Vorläufer ... mi
Besonderen, ferner das Regierungsjahr des Kaisers (eventuell nebst Mitkaiser und Cäsar),
der nebenbei serenissimus, himianissimus . . . titulirt wird, auch das Consulat, die Indiction,
Monat, Tag und Ort finden zu Anfang der Urkunde Erwähnung. Die Angabe des Consu-
lats fällt bald. Solange als noch nach dem Sturze der byzantinischen Herrschaft die Con-
tracte griechisch waren, beginnen sie mit dem gebräuchlichen £V övöiAatt u. s. w. und sind
nur nach der Indiction, also ungenau, datirt; endlich kommt die diocletianische Ära zur
Anwendung. Zahlreiche Belege für das Gesagte bieten auch unsere " Papyri, vgl. III. IV.
XVII. XXIV. XX\^I. XXX. XXXI. XXXIII etc.
Dann werden die contrahirenden Parteien, ihre Abstammung, ihr Aufenthalt, Charakter
. . . namhaft gemacht; im Unterschiede zur ptolemäisch-römischen Zeit wird auf das
Signalement der Person kein Gewicht gelegt. Das Wort )(acp£tv, in der Regel, wie schon
in frtiher Zeit, abgekürzt ^, ist als Bindeglied beliebt; vielfach wird der grösseren Persön-
lichkeit der Vortritt bei der Aufzählung gelassen.
Zumeist mit optoXoY«), 6[XoXoyo'J|jl£V . . . beginnt der eigentliche Gegenstand. Auch in
diesem Theile ist die geschichthche Entwicklung der Rechtsformeln durch Jahrhunderte zu
verfolgen; hier nur einige Beispiele: In demotischen Contracten wird das Rechtsgeschäft
eingeleitet mit der Formel un tel dit k un tel; daran erinnert 6|XoXoY£l 6 ^Eiva früher
griechischer Contracte und das eben erwähnte 6|xoXoy(ö; der Name o\i.oXo'(ia für Contract,
der auch "(^diiixa, Ypa[i[Ji.dxiov, xttidxtov, d[JL£pijJiv{a, da(pdX£ta in den Urkunden selbst heisst,
lässt sich so erklären. — Pour completer in den demotischen ist zIq auiAinXi^pwatv in den
griechischen Contracten. — Die Formel vj oi dv coai yzizovsz nach der Angabe der Nach-
barn bei Contracten über Grund- und Häuserbesitz, schon in ptolemäischer Zeit aus dem
Papyrus M und N von Leyden nachweisbar, lautet in demotischen Contracten que 6tant ses
voisins; sie lebte in römischer Zeit fort: Papyrus Elephantine (Nr. 17 der Pariser Ausgabe)
Z. 9 Tj Ol £av (oaiv '(aizrj^SQ, T:av'co9£V, und später noch im VII. Jahrhundert. — Man bürgt
ftir die Einhaltung des Vertrages mit seiner eigenen Person^ und all' seinem Vennögen
£* •:£ £(ji.oö xal £x T(öv öirap/övctov (xot -TcdvTWV . . xaGduEp £% Zixriz, wie es im Papyrus
Erzherzog Rainer vom 10. Jänner 192 heisst; so und ähnlich lautet die Formel in ptole-
mäischer Zeit und dann wieder in den anderen Jahrhunderten bis in die arabische Epoche
lünein (Mittheilungen H. 32). — Im Leydener Papyrus O wird die Rechtskräftigkeit der
Urkunde betont mit den Endworten: Tj Zi auYYpa'f'/] "fjris xupta üozoi xavca^oö, in einem
' Die Verblirgung mit der eigenen Person fehlt zum erstenmal in einem Papyrus aus der Zeit Diocletians, in späterer
Zeit immer: Wiener Stadien VJI. 133.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 101
Pariser Papyrus (Nr. 21'''') aus dem VII. Jahrhundert n. Chr. fast mit denselben Worten wie
in ptolemäischer Zeit äarpaKeiav xupiav ouaav v.ai ßsßatav -Tcavtapö itpocpspoiAEVTjv, ebenso
in römischer Zeit: Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1409 aus dem Jahre 238: zä 3s 5i(0[ji.oXo-
YVj[X£va %'jpta ehai . . . q Tcapa/copvjaK; xupta. — Die Formel STrcpcotYjöctg (ojxoXÖYVjaa,
welche regelmässig zu finden ist, lautet so im I. wie im VII. Jahrhundert n. Chr. — Die
Unterschrift des Schuldners in dem Darlehensvertrage aus dem Jahre 89 v. Chr., dem Ley-
dener Papyrus O, ist so stilisirt: IlsTSifJLOOÖTjC "ßpou, IIspoYji; zffi etciyovtji; , ijiü xö icpoxi-
[J.SVOV Savr^ov xdc toö äpYopbu vojxbjiaxo? 5pa)(|xd^ Scxa§6o xal aTcoScbao) xaööxi irpOYS-
YpaTTTat; ebenso im Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1577: ''ßpoc 6 xfOYSYP^^f-t^^voi; 8£§dvia[ji,at
xdc Spa/fxd? xptaxoaiac xeaaapdxovxa S6o xal dTcoStöaco (ö? xpoxstxat; in einem Miethscon-
tracte Nr. 1509: Aüp'/^^.toc Mdptov |i.£[Ji.b6(o%a x,al dTToStoaa) (o? Tcpoxstzat; in dem Darlehens-
vertrage Nr. 1528, 1529: At3u[Aoc At5u[j,ou Bjyi xd? xoö %£cpa)vaiou §pax{Adc sxaxöv xat duo-
Scbao) a'jv xoli; xoxot; ihz icpoxccxat, in den Pfandverträgen Nr. 1527: 'Apiioxpaxicav A7j[j,Yjxptot>
6|jLoXoYä) lyscv irapd x-^c lat^cöpac xdi; xtj? ■Trapaöf^xT]? Spa/fidc sicxaxoaia? öxxtb xal diroStoaco
.... xaöcbc TTpöxtxai. Nr. 1530: Mdpxoc A6pr;[Xioi; Aii:oX).](ovio<; iXaßov xi^v icapaöf^xYjv xdc
xoö dpY^pioa 5p[ayjx]d(: ':r£Vx[axoai]a<; xai d'jco[3{oa(o] (öi; 'jrpöx[txai. Alles das sind Papyri
aus dem II. und III. Jahrhundert n. Chr. — Der Consens und die Zeugenunterschriften,
die, ebenso stilisirt, auch im VII. Jahrhunderte dann folgen, zeichnen sich schon äusserHch
durch die Verschiedenheit der Hände aus, nachdem bis dahin der Zug des Urkunden-
schreibers gegangen war.
In seiner Unterschrift (seit dem IV. Jahrhundert n. Chr.) zeigt der au[JLßoXat,OYpd(poc,
oft in lateinischer und griechischer Schrift zugleich unter eigenthümlicher Verschnörkelung
der Endbuchstaben, dem Vorläufer unseres Manupropria, seine Kunst, wohl um der Fälschung
von Urkunden vorzubeugen, vielleicht auch den des Schreibens weniger oder gar nicht
Kundigen zu imponiren; für die letzteren hatte dann ein anderer schreiben müssen, daher
der Beisatz: £Ypa'|a OTCsp atjxoö Ypd|X[J.axa {ii^ stSöxoc und dYpatAtxdxou ovxoc; so schon im
n. und III. Jahrhundert n. Chr.: Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1485 aus dem Jahre 221,
Z. 10 xo'j xai oTücp aux'/j? YP^'f^'^'^^^ '^^n.\^]^rxx>x [xy] £!.Sut7]c und Atipi^Xioc Tupavvoc Atoaxou-
p{5o'j £Yp(a'];a) üir£p aöxfYjs) '^^{ö.\i.\xa.za,) [jltj £l§utY]C. Nr. 1529 aus dem Jahre 184
n. Chr.: 'AtcoäXcuvioc "\\^oiVo[z EYpa'j^a] ÜTCsp aüxoö dYpa|JL[xdxoü. Nr. 1527 aus dem Jahre 184
n. Chr.: IlxoXXdi; AtSa lYpct^-a tiitsp aoxöJv dYpa|Jt[Jidx(ov. Leipziger Fragment 31 Recto p. 272
meiner Ausgabe: avxto(viO(;) £Yp(a<|^ot) o(ircp) auxcov \(x-^^<3.]i.\i.aziü'i.
Wenn nun unsere Urkunden vor allem geeignet sind, das Interesse des Juristen zu
erwecken, so enthalten sie ausserdem vielfach Notizen und Nachrichten verschiedenster Art;
sie haben uns die Existenz einer Ägypten eigenthümlichen Indiction erschlossen; mannig-
fach sind die Angaben, die für die Culturgeschichte in Betracht kommen; das gesellschaft-
liche Leben wiederspiegeln die Würden und Titel, auch die übertriebenen; wir finden:
dYWoauVYj A. 642, XXIII. ,Heihgkeit'. — x(p dYtfoxdxtp XXIII. — EvSo^oxdxtp uiq> xoö
XTj? £v56^oa (iV'/^(Jir;C Mr^vd XXIV, EvSo^oxdxtov gesagt von Consuln XXVIII, vgl. Xa|ATrpo-
xdx{ov. — vTi 6|jL£X£prf £'JxX£Ccj, A. 483. — x(p EöXaßsaxdxcp VIII, x-^c söXaßoöi; [xvi^txTri? Vni.
— £6XoYo5to[jLOYVYjatot? III. — £üxu)(£axdxou xataapoc A. 25. — 9aü[xaat(oxdxotc III. 9aü(xa-
atoxdxq) A. 661. — xtjc 6{1(öV ÖaüjAaatcoxTjxo? III. — 9£0!piX£axdx(p Siaxovcp XXXIII, A. 885 e.
— XajJiTupoxdxou Titel des Consuls I. 'looaxqi XajJiTcpoxdxfp ui (qj) Tt[i.oÖ£ou xoü Xa|xicpoxdxoo
A. 422. x(p Xocjxirpoxdxqj uitp 'Ia)dvvou '(zrtO'pb'^zi I. Xa|j.7cpoxdxq) ptiraptq) XXXI. — xtjc
ü{i£X£pa? XajXTcpöxTjxoc IL IX. zt^q otjc XafJLxpöxvjxoc I. — XoYto>tdx(p exÖLxq) XI. — TraV£U-
102
C. Wessely.
<pi{iq> üxdr(p xat Tza-^dp'/rQ A. 792, aucli t>TcdT(|) ist wohl niclit genau zu nehmen. — irspt-
ßXeicToo iraYdpxou VII. — xpovj (oTf^rrj«;) XXVI. — rrj? 6[JL£T£pac uirspo/Tj? XXIV. — ^iXav-
öpcoicot) Scoxotou IX. Der Kaiser wird mit zahlreichen Titulaturen aiisgeschmückt. — b6-
YcV£ ardrr] xupcf. XXVI.
Von den Gewerben und Beschjtftigungen , denen Personen oblagen, die in unseren
Contracten genannt werden, zählen wir auf: ä|xiC£XoupYoC) I. — ßatpEi A. 563, ^rxfpia A. 686
(die ägyptische Industrie in diesem Zweige ist bekannt). ßo£Xdxou A. 774 (durch die Angabe
ßosXdnrjc STjixoTcXir^c in einem Papyrus Erzherzog Rainer Nr. 1557 a. 162 n. Chr. wird diese
erklärt). — y^^^X^'^'*''''' I- "^S^- dvTCY£oö)(0(;. — yP°^[^[^°''^2^ *°^^ ETCtatdr/] zfjz 'Apatvolttöv ir6X£(oc
XXin. — EVOVKokofCt) XXVin unser , Häuseradministrator'. — xa[i,7jXtt7jC A. 467. — xou'fo-
XspaixoupYOC IX. Hersteller der für die Aufbewahrung des Weines wichtigen xoöcfa. — xsoa-
{i£a)^ III. — XaxavoTCpdnr] A. 139 Gemüseverkäufer. — [iuXoxö-rtoc XXIV. — ^uXoxöjjlcov
A. 871 b vgl. die -reptoToirptoavtEg td £,ö\a xoö {jLovaaxYjptoü. — öV£XdTYj? XII. XVH. XVIII.
— itapafxovdpjcifjc XH. — ircojxaptTYjc HI. Obstgärtner (Ttcojxaptrat r?]^ itsSidSoc), Feminin:
'JC(0(jLapi'ctaaa; abzuleiten vom lat. pomarium ircüjAdpiov. — pauTorpuXaxcC XXII. — at^Tjpoup-
yöz A. 699. — aiTO[jL£tp'(] A. 685. — qzoXotzoiöq A. 487. — -cExrovoc HL tsxtovo? oi>io5ö[xou
A. 634. — cp6Xax£c III. — yopzrjT:apakri\i.Tzvqz XIV. vgl. den aizo'Kapakr^\x':zv'qz benannten
Beamten, der schon in dem Papyrus aus Saqqarah genannt wird: izapa aupvjXicov vaapw-
oozoQ a{i|Jtü)va xat ta)(upi(ovoi; col. I, dazu: col. II a[JL'fot-£po)V ac'co':cap[a]X7j[i.['n;':cov
(Zeit des Diocletian).
Bei Häuserverkäufen und Miethen werden uns Beschreibungen der Objecte zum Besten
gegeben; wir ersehen aus einer Zusammenstellung, die wir in den Wiener Studien IX 248
gegeben haben, dass in byzantinischer Zeit auch zwei- und dreistöckige Häuser nicht selten
waren, in Arsinoe, in Herakleopolis . . . ; wir erinnern femer an Ausdrücke wie : zotzoz ^
oiia-jZUT, olxia, £iua6Xiv, oiey^j, tpix/.tvov, -/p'/jar/^pta, aiöpiov, |xovo/,otriv, xpäXcvov, 5(bjxa,
xcoX'jßvj, -/opTOÖT^xTj , adXri, i^£§pa, xottcovdptv, xa[JLdpa, ainQXacov, dproö-z^xirj , (pp£ap ....
Die Contracte geben uns vielfach Gelegenheit, die Topographie des ai'sinoiti sehen
Gaues und der Stadt Arsinoe zu erkennen; denn die Namen, welche jetzt als Ortsbezeich-
nungen fungiren, kehren' vielfach in Listen wieder, die offenbar als Ortslisten anzusehen
sind. Wir stellen, was die Pariser Papyri aus El-Faijüm für die Geographie und Topo-
graphie Ägyptens Neues bieten, hier in mehreren Verzeichnissen zusammen; das erste ist
ein allgemeines Ortsverzeichnis, im arsinoitisclien Nomus ist die Topographie der Haupt-
stadt zu berücksichtigen, von der ein Strassenverzeichnis und eine Liste der Kirchen gege-
ben wird.
/fop aYatcov App 558 MN 6922
7(op otY^ojvo^ Ap 131 MN
6863 K y avxwvo? (arabi-
sche Zeit) Ap 740 MN 6846
■/o)p/ av[xo)vo? App 634 MN
6846. /(op aYX(o[voi; Ap 618
MN 6912. Mittheilungen IL
61. nKdkTVdwHiie^
■/(op a5. . . o'Ji Ap 241 MN7078
Ortsverzeichnis.
)((op a6apö) mit Weinbau Ap
243 MN 7078
OL aBoüalia Ap 552 MN 6918
yojp axauX« Apl31 MN6863K
r/Tüo y axavötovj Ap 148 MN
7137
axfooy Ap 488 MN 6846
ywp aXaßavxi App 241 MN
7078. irp^ rxTzox aXaßavzt»
LXXIIP^ MN 6972^''. axo]
£'7urjt[xt]ou aXotßavtcSoc Ap
864 MN 6561
aito aXßwv Ap 583 MN 6846
AX£^av3p£covAp695MN7121.
£V aX£6av3p/ Ap 805 MN
6846. £V aXE^«/ MN 7737a
Ap 72 (ein Betrüger, der
nach Alexandria geeilt ist,
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Fauüm.
108
soll arretirt werden) üiusp-
[irXotcov ax£pxo|Ji.£]v(ov £V
a).££av5psta MN 6919 Ap
450. äva[JL£Vovt£c ta TrXoia-
. . . £V aX£^av3p£ta CXXXI
MN7130 Z. 4 f. ttXocwv x£a]-
a£p3 a';r£pyo{JL3 ev aXs^av-
8p£taMN 7644LXIII. 7121,
6863, 6951. aT:£X6£tv £V
'y.X£$av8p£ta Tcpo? auxov Ap
845 MN 6914
ywp aXs^avSp App 131 MN
6863 K. 8r;|ji.'>(aiov) afj.'^/wp
aX£iav3pouAp54lMN69lO
also mit Weinbau: y aKs-
^avSpou a[XTC£^ V£0(p" (apou-
pat) C gehören einem Spitale
App 87 MN 6707 Mittheil. IL
62
xo)[A3 aÄ£i;av° VTjaou mit Wein-
bau VI MN Grec 162, 6600.
aT:o] xcojjLTj? aX£^av3p[o'J vtj-
Gou Ap 667 MN 6705 air]o
%a)[[XTjc] aX£i;av3poo vr^aoo
Tou [apawot-cou] vo[j,ou App
661 MN 6650. xtioÖevccov
(UTCO Ti|xoe£Oi> iraYap/ryj)
STTt xfoixj aXs^avSpoo vr^aou
ZOO ap[aivofcou vo[ji,ou VII
MN Grec 173, 6583 Wiener
Studien VIII. p. 114
X«)p rA'JTUvrjO^A])2Al MN7078
aTCO £7:oixtot> aXcoXco eizi apoj
vo|JLOO wird Heu verkauft
für Arsinoe XVLEI a. 616
XO)p/a|jLßa)aouAp364MN6846
aTTOy ajji . . 00 Ap 149 MN
7137. -/(op a|j.{J.ou Ap 131
MN 6863 K
X a[x{xoui/ Ap 889 MN 7353.
aix|xoyix«pApl89 MN6752
a!J.(iO)Vo^ Ap 488 MN 6846
a[xx£Xio'j Ap 573 MN 6653
arabische Zeit Ap 244 MN
7087. £tc to x">pto^ ajATTS-
Xto'j Ap 76 MN 7738c. xfop
atx7C£XiouAp 488 MN 6846;
X^op a|j.x£X, x^P ^V''^^*^^^
Xcopa a[JLir£Xtou Ap 185
MN 6846 Zeile 2, 3, 4.
y_ a!J.TC£XiouAp 300 MN 7085
Äp 618 MN 6912 MittheiL
II. 61 Tfccone.'Xdi.evTV.i
X(op avSp£ zahlt l'/e Dinar
CXIII arabische Zeit. Wie-
ner Studien VIII. 114
y avöar hat alroc XC
^ avÖoX Ap 843 MN 6846
ä(i:o) avwou Ap 552 MN 6918
aito ^ avv Ap 148 MN 7137
airox av. ^ Ap 252 MN 7079
a(Tco)avtoTY]cAp552MN6918
ai/ X aitsi) Ap 637 MN 6907
arabische Zeit. ? x"^P^o^]
air . . . Ap 453b MN 7018
£xoa/ aTioXXco Ap 875 c MN
6846
xtt)[j.'/jc appaßtov too apowoiTOU
vo{JLO'j British Museimi (Con-
tract über Essigverkauf)
apaßwv Ap 174 MN 6846,
Ap 759 MN 6899, MN 6585
XCrV''apa]ßo)V Ap 488 MN
6846. a^ apaßcov Ap 370
MN 6846 aus Apaßcov wird
geschickt eiz to ataßXov tou
Boußaaxw Ap 624 MN 6929
y apaßov mit olvoc, XC.
äpaircov Ap 298 MN 7085
]J ap[Y;]ou Ap 843 ]\IN 6846
arabische Zeit; airox apyjou
Ap 133 MN 6863 arabische
Zeit, a apvjoo Ap 552 MN
6918
ycöp ap|xaTOupY][c Ap 241
MN 7078. X apRtou mit
ai-oi XC X ap[!J-^'!:^^f^ ^P
870 b MN 6846 Wiener
Studien VIII 114
a-jco apaa£tooAp583 MN6846
Xwp apatvo7]cAp241MN7078.
apatvo-rjc Ap 760 MN 6899.
öiToSox x(0|ji,3 apatvoTjC Ap
499 MN 7362 Verso. apat-
VOTQ (arabische Zeit) Ap 244
MN 7087
a(iro) ap(o axpa Ap 552 MN
6918
airo aoayovx Ap 269 MN 7051
y auToSoTco mit alzoc, XC
airo afpavtou yovx Ap 269 MN
7051 y acpavi Ap 738 MN
6846
a^poStrco Ap 234 MN 7022 A,
App 298 MN 7010 Zeile 6.
Wiener Studien VIII. 114:
a<pp(oxut(o
£t/ ßocßuXtova Ap 1 76 MN 6846
(arab. Zeit). a7C£X6£iv ziQ
ßaßuX[cova]Ap548MN69l0
£V ßaßoXtovi Xoyco ßaata-
Covrcov Ap 207 MN 6752
Z. 2, 3. ßaßuXwvoc Ap 691
MN 7121. %apaß(ov ßaßu-
XtoVT]? Ap 272 MN 7053.
ßaßu^ Ap 637 MN 6907.
%e\).f £v ßaßuX«" Ap 269
MN7051. £V ßaßu^ Ap 681
MN 6922. Mittheilungen n.
58
airo ^Bv.i^on Ap 269 MN 7051
5; ߣpvw8 Ap870b MN6846
Wiener Studien Vm. 114
B£pvixt8oc
airx ßrpvou Trayap apawot Ap
67MN6846EZ. 6,7 (arab.
Zeit). x<öP ^fikoo Ap 587
MN 6846 (4 Personen). x">p
ß7]X mit Weinbau Ap 243
ÄIN7078. ßvjXou (mit Wein-
bau Ap 124 ÄIN 6863 b und
LXXXVI) XCin*'^ 6585.
aTC ß-r^X Ap 370 MN 6846.
104
C. Wessely.
y ßTjX Ap 738 MN 6846.
y ßTjXou Ap 843 MN 6846,
Ap 740 MN 6846 aus arab.
Zeit. App 583 MN 6846 Z. 2
y ßixr Ap 618 MN 6912
ßoüßaato; XCIV MN 6846,
11, Ap552 MN6918 arab.
Zeit: Ap 244 MN 7087.
6c[jL[x« X' ßoXYjc y(op ßou-
ßaatou mit 16 darunter
15 christliclien Personen-
namen, arab. Zeit CIII.
ßoußaa-:) mit Weincultui-
Ap 797 ÄIN 6846. airo ßou-
ßaatj Ap 853 MN 7400.
azaßXov tou ßoußaarö) da-
hin wird aus Apaßwv ge-
scliickt Ap 624 ]\IN 6929.
y ßoußaaro) Ap 604 IHN
6846. airo ßoaßacro) Ap 257
MN 7079. xou(poxcp(a[ji.oup-
Yöc) ßoüßaoTO) MN 7105 E
LIII, 14
ßouatp^ XCni MN 6846, 11
ßooatp/. Daraus schreibt
ein GeistHcher einem an-
deren CXXXV MN 6846,
10. -/(opto'j ßouatpso)c (im
Arsinoitischen Gau) ÄIN
6531 LXVP'^ Mittheil. IL
62. noTTCipi
Xcop ßouü) App 118 MN 6846
(arabische Zeit), /cop/ ßoucö
(arab. Zeit) zahlt 17i2 Dinar
CXIII
ß(o6ou XCIIP'^ MN 6585
ysjjLsXXou LXXXIX,]V1N6846,
17
Ss/cV mit Weinbau Ap 124
MN 6863 b
Scxato'j XCIV MN 6846, 11
aito 5aatot> yovx Ap 269
MN 7051. aicox 5oxatoü ou-
a:(a4j S'/j(jxoaiai;) App 580
MN 6846
El/ y ato6 Ap 637 MN 6907
Xwp Sta-ccxt", X(«P ttaxtx^ Ap
108 MNE 6846 Zeile 8, 9
(arab. Zeit), x ^lonyö Ap
131 MN 6863 K. x«>p/ 5t-
ozt.yoo zahlt lO^^ Dinar
(arab. Zeit) CXHI
SiTiap XCIIP'^ MN 6585
Eicot/ Spax/ Ap 514 MN 6936
[i-efal-qz SiopüYJ Ap 138 MN
7164a
. . sXcotX (dprdßai) 6[ji5'y Ap
345 MN 6546
y sXsuai/ mit alxoc XC. yj
EAcuatv« Ap 130 MN 68631
(arab. Zeit),
xcop euooi Ap371 MN6691.
axo £tx(oai (dptdßat) xtj
Ap 345 MN 6546 Wiener
Stucüen VIII. 114. Mitthei-
lungen IL 62
X stTj (arab. Zeit) Ap 130 MN
68631
X(op3 £cp7]V7]s 8ca cuXoyoou
TcX-ovoc zahlt für ein Ge-
bäude 4810 Denare Brit.
Museum. [j,7jxava(d) opYava
Xcopp ccpvjVTjc Brit. Museiun
X(op spißrjXouAp 753 MN 6846.
aTroX£[AßoXAp522MN6951.
^' EfJtßoX mit axop MN 6846,
9 XCIIP" aTco J sjjißoXou
Ap 148 MN 7137, actou
£[jLßoX Ap 545 MN 6910
y EVEVi : ou und sein Kataster;
es hat im Ganzen 19 Aruren
19 Ammata [mit £xxX7jat.a
. Xoivtoo a(xa) iopB\).iai; xai
'fOiß/Yccop xat -Kiouat CXIX
MN 6570
SvjjjLoawv X S'^^tß'" zahlt 4
Nomismat. 1 Kerat Grund-
zins Brit. Mus. p. 276
£py;^ Ap 417 MN 6846
£icotx/ £T7jp Ap 871 MN6846.
X stTjp arab. Zeit Ap 130
MN 6863 i. aTco ettjp yovx
Ap 269 MN 7051
X EuXoT Ap 131 MN 6863K
arc xwpp/ £<p/ MN 7121 Ap 692
?£X9£ac/ mit Getreideanbau
LXV'^^ ÄIN 6846 saec. VI
aizrjx Ca Ap 769 MN 6596
C . Tzazoo (arab. Zeit) Ap 244
MN 7087
aizoy Civvccos Apl48 MN 7137
aizo CwvEox; icsStou aoXto-
voc x£otou Öav^ xsStou irxt|JL-
rsfi Ap 504 MN 7072
yjXelx ? otxcia XCIV MN 6846,
11
£Tcoa/ TjXta Ap 759 MN 6899
TZ(ji\)/i aizo STzovKioo TjXca L
MN 6526 (saec. Vn)
xayapxca -/jpaxX- Ap 637 MN
6907
avOpcoTroui; vjpaxXcoUTCoXtTcov
Ap 341 MN 6846. sl[d'qQ
BIZ X7]v yjpaxXcOuc Ap 734
MN 7386. axo vjpaxX'^ Ap
7181 MN 6846. yjpaxJXE-
ooz Tzols[i Ap 4 MN 6952 D
X Ba\ia.av... mit oizoq XC
ot axo öajjißatopo zahlen 11
-1-4+9 Nomismatia Gnmd-
zins (der 9. Indiction) durch
drei verschiedene Hände
Ap 62 MN 7132
6püox'^ zaz apoüp/ xi aa^ 6a-
[vExwc LXXXII Z. 3 MN
6485
BBa^zvi^oQ Ap 488 MN 6846.
e£]aY£Vt[S Ap 651 MN7382.
xcop 6caY£ViÖou Ap 185 MN
6846. X ösayevts Ap870b
MN 6846. ax xtoij,) Beayz-
vi8oc Ap 147 MN 7133 e
Wiener Studien VIIL 114
Die Parisee Papyri des Fundes von El-Faijüm.
105
Öca^svtc mit alroc V. Jlirhdt.
LXXXIX MN 6846, 17
Wiener Studien VUI. 114
y ÖtaXauk/ Ap 677 T^IN 7113
(mit Weingegend) 6iaXatj-
li Ap 583 IVIN 6846
apotvoiTwv xai ÖsoSoaiouir Ap
628 MN 6929
yco[x Ö[i,otaii CXX'" «tco ^
6[i.o'Jta[[j.o'jv]£0)? Ap 149
MN 7137. x<ö[J-" eixocaix"'^
Ap 771 MN 6543
•/o)p taxa).t (arab. Zeit) Apl76
MN 6846
XCDp tßcwvoc Ap 189 IVIN 6752
(zweimal) es zahlt in ara-
bischer Zeit 16 Dinar CXIII
y tßuovj (XC) mit GlzocWie-
ner Studien VIII. 115
X tspa" Ap 719 MN 6846
Xtop tsp VI Ap 558 MN 6922,
icpas VTjaou LXXXIX MN
6848, 17
X(op a(ßßa) tspYjfJL'.o'j Ap 131
" MN 6863 k
X cvco'j (arab. Zeit) Ap 130
ÄIN 68631
X T Ap 618 MN 6912
y *a6i£ mit alto? XC
X xotivou mit altoc XC. xö>P
' y-a'.[vou Ap 558 MN 6922.
axo xawou XCIX MN
7022 B (V. Jhrhdt.)
y -/.aivo'j ßop(povoo) Ap 870 b
' :MN 6846 Wiener Studien
VIII. 115
xaX'/favo'j mitairoc LXXXIX
MN 6846, 17 (V. Jhrhdt.)
/(op '/.a/M zahlt 10724 Dinar
CXIII (arabische Zeit)
ywp «aXcov Ap 118 MNE 6846
aTTO X %a|x'.voiV Ap 148 MN
7137. x%c/.[ji:v Ap586 MN
6846. ot aito itaiJiivoiV tou
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd.
apaivoixou vo|xou Brit. Mus.
p. 256. xa[JLWcov arab. Zeit
Ap 244 MN 7087 Mittheil.
IL 63
xapTCS mit xpcÖi^ Ap 463 MN
6881 Wiener Studien Vm.
115
XcXxc (arab. Zeit) Ap 244 MN
7087
BTtou xzp-A Ap 586 MN 6846
axo X Xcpxcooüx opooc, Ap
148 MN 7137'. u[iiv xoi?
axo x<öpto'j x£px3a[ao'Jx^^]
opouc'Ap 748 MN 6584. x
xspxsax axop/ akg XCIV**'
MN 6846, 9. xspxsaaoux
vß xspdxia ß Ap 436 MN
6628. /.spXcGO'jyj opouc
(arab. Zeit) Ap 244 MN
7087. xspxx opoQ Ap 586
MN 6846. Schafe von xsp-
xso'JX'j werden von Schä-
fern aus Tebetny gestohlen
MN 6474
Tojv jxstC^vcov xcov axo xsp-
/.sOoY^pscoc Ap 486 MN
6846. ^(rja^).-^ vtcpxsÖOYjp^ Ap
856 MN 6846. ^ %£p%o Ap
343 MN 6846, axx x£p%o
Ap 557 ÄIN 6922. axox
x=pxV Ap 557 MN 6922
Wiener Studien VIH. 115:
K£p/.£^0Tj'jp£O)C
axo X x£p'»v)at.? Ap 550 MN
6910. xcpxTjoso)? Ap 586
]yiN 6846
axo xcpxsaYj'f cO)c v t§ Ap 853
MN 7400. X «£p>i3aYj9 Ap
719 MN 6846. x^spxsatrp Ap
586 MN 6846. xcop %spxcat(p
Ap 558 MN 6922
Xcp-AS'jcpic LXXXIX MN 6846,
17 (mit GizoQ) 5. Jahrhdt.
X y^Bioa Ap 843 MN 6846
Äbbandl. von Nichtmitgliedern.
axo sxoixto'j xtapa-ou too ap-
[a'.vo'.-oo vo[JLoo XIX MN
6448. X xLcpazoo (arab. Zeit)
Ap 117 MN 6679. ■Äispatou
LXXXII MN 6485
X %t|i.o'.T7j Ap 586 MN 6846
axo X XTjVou Ap 550 MN 6910
axo xXoxov Ap 583 MN 6846
ax'^- xva Ap 769 MN 6596
sxoi/xovxXou Ap 514 MN 6936
Exoi/ xoax/ Ap 514 MN 6936
axo xotaßpot Ap 157 MN 7159
si/ xouito Ap 637 MN 6907
(arabische Zeit)
xcop %<>" Ap 131 MN 6863 K.
'f xouXcöxcovj mit al~oc XC
axox xoupaßci; Ap 149 MN
7137. X xoopaßsac (arab.
Zeit) Ap 117 MN 6679
ax'^ xtTja^ Ap 580 MN 6846
xup . . . XCnil"'^ MN 6585
X xuvcov oixtoii mit aixoz XC
x'jvco vortVTj Wiener Studien
VIIL 115
xax; MN6585 XCüP'^ daselbst
Frohnden in arabischer Zeit
XCVIP'^ MN 6984 enfic 7.
axox V.OK Ap 148 MN 7137.
axo] sxowcou y.(OQ tou apat-
[votTou vo[jiou Ap 703 MN
6534
axo cXotx,toü xtostaav xou 0cO-
SoatouxoXiTOU vo[j.o'j liefert
Heu bis nach Arsinoe Brit.
Mus. p. 250.
cxoa/ k'qzooQ (daraus zwölf
Steuerpflichtige)LX"\T:i MN
7086
X Xvjvo'j (arab. Zeit) Ap 740
MN 6846. Xtjvou MN 6585
XCIIIP'^ (zweimal)
ax^ Xwpo'j Ap 252 MN 7079.
kopo'j 7/op Ap 189 MN6752.
Xcopou XCIIII MN 6846, 11 .
X X(op/ Ap 300 MN 7085.
106
C. Wessely.
X l(b Ap 870b MN 6846
Wiener Studieu VIII. 115
ai:o|ia-ac5 Ai)204l MN 6870.
{jLarat^cov Ap 174 MN 6846.
}iarat5oc Ap 488 MN 6846.
|xaTai:8° MN 7449 LXXHI
Wiener Süidien VIII. 115
axo X [Aaxp Ap550 MN 6910.
X [Aaxpfovos aixirsX vsotpu
apoupa a geliört einem Spi-
tale Ap 87 ^klN 6707 Wiener
Studien VIII. 115
[jLSYaXo'j sxotx/ Ap 138 MN
7164a
[jLsX'.Ttovoc mit oizric, LXXXIX
MN 6846, 17 (5. Jalirhdt.)
XCVm MN 6846 C 1. {XcXi^
Ap 41.7 MN 6846. x \>-^'^^'^
afJLicsX V£0(p'j apoupat . . . ge-
hören einem Spitale Ap 87
MN 6707
Xcop [XcXovTj Ap 243 MN 7078
mit Weinbau
aico x(o[i,r^? |JiYjrpo8(opcov tou
apatvo'.zo'j vopiou wird Heu
bis nach Arsinoe verkauft
XVII (Jahr 593). -ov sv \i.r,-
tpoSopo'j Ap 418 MN 9912
Zeile 27. scc ta [i£rpco[5(op
Ap 409 MN 6846. aica laax
n.TZ'ij [ir,zrj o 5o)p v £ XCVQI
MN 6846 C 1, fxr^rpS ot^tzol
IV2 Dinar XCIIII quattuor
(7. — 8. Jalirhdt.). sv %(o|X7j
[JL'/;-pO^OpO'J . . x).7]pOV . . . TOV
B'.z '0 voTTyVov |j.£poc aico avo
■:ou 5iopoYcoy £0? xato) op-
Ooi;Ap418MN7712Z.7ff.
SV TO £7C0'.X0C0'J TOU [JLTJtpO-
5ü)pou Ap 418 MN 7712
Z. 14 fF. Wiener Studien
\TII. 115: Mstpooojpcov
/top |X'/jva Ap 618 MN 6912
axo £T:ix[tou] [XY^va Ap 492
MN 6846
Xfioo/icm. otTO?XC;LXXXIX
MN 6846, 17. \i.oo/ßioz
mit Weinbau Ap 124 MN
6863 b. \i.ooyßrjz mit Wein-
bau LXXXVI. aitox [JLOux^
Ap 455 MN 7018 Ap 685b
MN 6561. [axox] (jiotjx^ Ap
36 ]\IN 6847, 12. izoi^^ no-
pcou |jioux= MN 7105 D LIII
15. (Vn. Jahrhdt). [Aou/Ap
759 MN6899. \i.ooi'e\ai(oo)
(^samOß Ap 35 MN 6847,
10 E. (JLOt>XUOU TcXotoü Ap
770 MN 6597
vap\i.ooBiz (arab. Zeit) Ap 244
SIN 7087 x^P vapixo» Ap
558 JVIN 6922. aTco vap(j.ouO
Ap 853 MN 7400
XO)p V££p (arab. Zeit) Ap 108
MN E 6846
8 £PYY o'lxvsiXou TCO MN 7105
CLIII, 17. vsc'^ xoXscos Ap
871c MN 6846
X vso'j Ap 738 MN 6846
XO)p V£a'coc (arab. Zeit) Ap 118
MN 6846
Xtop V£'c zahlt V/g Dinar CXIII
(arabische Zeit)
Xwp voxTQS Ap 395 MN 6736.
SV TüsSto) y^mpirjo vixtjc yriz
azopt[i.ou gehört einem Spi-
tal Ap 864 MN 6561 Mit-
theilungen II 63
aico vo[Ji,. — Ap 769 MN 6596
nrjc Exocxta? vo[ißwa tou ap-
atvo£C'cou [vo(jio'j] I MN 7128
daselbst Weinbau (5. Jahr-
hundert)
stC T'/jV voußtv (bei M'/jrpoSo)-
p(ov) Ap 418 MN 7712
Xfopoc ojjiaa-ou (arabische Zeit)
Ap 838 MN 6846
ovtrtov (arab. Zeit) App 244
JIN 7087
o^up'jyyrjQ XCmi MN 6846,
11. o^up'jYX^ "^* <3t-coc MN
6846. x">p o^upoYX -^P ^58
MN6922. o]^u[püYxXCIin
bis MN 6585. £v o^apuYX^^
MN 6605 Ap.874. o^upt^YX
zahlt 772 Artaben alxoi; Ap
323 MN 6846. opjxcoiJisvoc
aicn xco[i7]C otopi>yyu)[v] tou
apaj voji./ Ap 563 MN 6846.
axo x(0[jnQc o^tptvx"'" Ap 491
MN 6846. SV oc'jptYX"> Ap
389 MN 6726 Wiener Stu-
dien Vm. 115
X oov Ap 843 MN 6846. ouvco
mit aizpz (saec. V) LXXXIX
MN6846, 17 oo]v(o XCIIII
bis MN 6585
X ooGi Ap 870b MN 6816.
X ouo) ßopp mit oiTOC XC.
ou](o ßopp Ap 376 MN 6846.
X ou(o ßopp und X oo(ü vott
Ap 586 MN 6846 Wiener
Studien VIII. 115
X xaYXic (arabische Zeit) Ap.
266 MN 7053. pa'^avj sXai/
. . aYOp*/ Tcapa iravxi? zwei-
mal (VE. Jahrh.) LXXXK
MN 6485
Xwp TToti^ Y= • • • -^P 453 MN
6715
Xwpirai^ >l) . . Ap 453 MN 6715
. . xaUtx Ap 269 MN 7051
xavOotp-rj XCHII bis MN 6585
Xcop xavcax Ap 558 MN 6922
axo X xava°7 vorsivou Ap 149
MN 3137
X xavxti axop/ ol XCIIII'" MN
6846, 9 vgl.
axo X x7.[vxr]ixou Ap 148 MN
7137 vgl.
xaVTixo'J mit attoc (V. Jahrhdt.)
LXXXIX, MN 6846, 17
oo\).\x(a-/fJc) xaVTixp/XCVlII
MN 6846 C 1.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faij6m.
107
Tcavrjr,Q XCmi bis MN 6585
Grundzins Ap 456 MN 6846
aicox iraoXta^ Ap 650 MN 6910
irc|J,'J;ai£tc touc zoTzooc, a'j-[(ov]
aTTo TCccfjLvac CXXXIII"''
MN 6955 A Zeile 7, 8,
vgl. xaava[JL£ Papyrus du
Louvre No. XII, 2 (157
vor Chr.). ßaatXixou Y=o^p-
you £X X. tou Yjpay.Xsoiuo-
X'.TOU und Ttssvajxsa PER
x,t[a|j,o'jX TcoJ'cs [icV axo xco-
[XTji; xapcjJtßoX'/ic zoo atp-
poStxo'jcoXi'cou v[o[iouvuv
5s v/jv otJxTjatv £yj etci ttjc
aur/jc x(o[j.Y)c iCcXr^OTjascoc
macht in Arsinoe ein Ge-
schäft ab XXXVII MN 6998
Z. 5 — 7 ibid. axo %a)(j,'r]S
X Tzel-q Ap 719 MN 6846 st
X TC£[X]Yj Ap 637 MN 6907
X Tzel'A/ Ap 870b ]\IN 6846.
-jrsiA'j/at . . vaapa'j rov [jl£i-
Cova -ou y/op^^^ -jCcXxsTQac
Ap 3 MN 6952 C
ir£vv'/j to'j [6so5o)]aiou7:o)axou
VOIJLOU XXIII
£v TC£5'.[(o z-qc •fl\i.ZZB[j{aQ) icw-
[ATjC £V [A£V rOTTCO XA'r]p(ou)
xotXo'j[X£Voy TC£[j.ira apoupav
|j.tav Tj[xwo %ac £V toxw ta-
xt. . Ap 877 MN 7104
irspt. . . XCIII^'^MN 6585 vgl.
f TTspV Ap 719 MN 6846
yojp Tzzrjo-qKa . . mit Weinbau
" Ap 243 MN 7078
ax ZTZ'ji%{iri'j) ZOO xupoo llsT-
rYjpiou Ap 27 MN E 6847
sxot" Tzszpoo Ap 853 MN 7400
£111 TTj? YjjJLSXcpai; V.(0[Xr^Q £V
TCTjY'rjc XXVI MN 6842
d[ji.Tr£X(i%öv x«>P^^-'"*') IhaßoXtou
Ap204dMN 7111. Wiener Studien VIII. 115. Ssßsv-
Studien VIII. 115. Otaßa- vut(ov 2£ß£VVCx{ov Mitthei-
lungen II 60 atefeenoTTTi
aizo asAY^^ • • '^^'^ '^^^ apai-
[vocrou vo|JLOv] Ap 137 MN
6863 q Zeile 6, 7
osXtj Ap488 MN 6846. x oeXy]
axop/q:-^ XCmr" MN 6846,
9 Wiener Studien VIII. 115
oizoo airo asVTjxtou Ap 345
MN 6846
a£o]'JYip[o!jXCIIIIMN6846,l 1
aüVÖ£q) £[jißoX7j X 0'']'' n^it ac-
XQC und xpiÖTj hat min-
destens 13 Bauern App 93
MN 7023, 6
axo X a-rjpcov Ap 651 MN 6910
axo STcoauo'j ar^po'j Ap 491
MN 6846
airo STcot . . . atjxt. zcio [apatvot,-
Tou vo|xou Ap 823 MN 6944
Verso Z. 2. (ev dpatvoüxöv)
aico X atvv£oc Ap 550 IVIN 69 10.
Vgl. Cwvccoc und xCwv£(oc
axo atvccoou Ap 493 MN 6895.
ta'jp(£)X(a'C7j) xtoptoü otvcwu
LIII MN 6512 (VII. Jahr-
hundert) TtXcv'' X aiVTcoou MN
6518, xxxxvm. (vn.
Jahrhdt.)
aipo)V (vgl. aupcov) Ap 175 MN
6846
X G%z/lryjQ Ap 586 MN 6846
axuXXtavoü XCIIII^'^ MN 6585
Xa'cpat(ovocAp8706MN6846,
App 128 MN 6863g. aipa-
xcovoc XCVm MN 6846 C 1 .
X CT. . Ap 130 MN 68631
(arab. Zeit). aßoEX(Xa) aTCox.
axp (VIII. Jahrhdt.) App 266
MN 7053. irp airo a'cp«Ap755
MN 6899. axoaxp'^EVow/und
axo G'Lp'^ zahlen 6 Personen
Getreide CXIV JklN 6846, 6
Wiener Studien Vin. 115
X xta|j,ou axop/x XCIIIP' MN
6846, 9 aizo ^ Tziaiioosi Ap
149 MN 7137
7cta[JL£p/ni. Weinbau LXXXVI
X Tccfispc/ Tcayapx |jl£ . . . Ap
637 MN 6907 (arab. Zeit)
maa£l mit Weinbau Ap 124
MN6863b. x^Tiaai/LXXXV
MN 6534
£V xeScco xou a'jzvj £'ji:oat(ou)
£V xoxo) xaXoujJLSVco TcXaixaXco
daselbstein Weinberg II MN
7118 C
Xcop Tcox zahlt 10y24 Dinar (ara-
bische Zeit) CXIII. x^op T^o^l
Ap 108 MN E 6846
xcop xoXXst Ap 453 MN 6715
X irxoXEtx Ap 738 MN 6846
Kataster aus xxoXEiJ.ai^ Ap
13 MN 7155 A TtxoX£!J.at5V
Ap 86 MN 7045 %zrAz\i.ain/
XCIIII MN 6846, 11. a(ito)
TcxoXsix CXVII
xx(0£t LXXXIX MN 684.6, 17
papT^ou Ap 174 MN 6846
pa(p . . zweimal Ap 174 MN
6846
otvou p(o§£ovos LXXX'"
Xfopco'j %aXo'j[Ji£vou [Awpou aasX
Ap 688 Ap 7121
BTzrA'- aa[Jiß Ap 759 MN 6899
op[i,co[j.£Vot aTzo x(o[JLr^c a£ß£V-
vuxtov Ap 641 MN 6630.
xcop a£ß£Vi53/ Ap 185 MN
6846. a(iro) osßsvuxj Ap 853
MN 7400. a%o xcöjxtj« oe-
ߣV7jx[(üV Ap491 MN 6846.
osßEvaS XCniP'' MN 6585
OEßsvv mit Weinbau Ap 124
MN 6863. OcßEV mit Wein-
bau LXXXVI. X <3£ß£ Ap
131 MN 6863 K Wiener
108
C. Wessely.
atpa-'.eovoc diu'aus Frolinden
XCVH"'"' MN 6984 cuiic. 7
uirsp TpiÄv xXouov äircp)^otJL£-
v(ov SIC n^v o'jpcov s«p (o xa-
/.a'. (biAOTiXtvöoc cU ypstav
Trpoaarto'j rwv sxstas LXIH
"'' MN 6958 liegt wohl an
einer Wasserstrasse (V.— VI.
Jalirlult.). airo y auptov Ap
149 MN 7137. aufJLixayj aupÄ
XCVm MN 6846 C 1 y aü-
pov mit Getreide XC y au-
pwv Gxop/ . . . XCIIIP' IVIN
6846,9.x«)p]aup(ovAp453b
MN 7018
aupfovoc daraus aito? (5. Jahr-
hundt.) LXXXIX MN 6846,
17. S'jpo'j Wiener Studien
VIII. 115
taXaXi Ap 651 'MN 7382, vgl.
taXiXCIIII ÄIN6846, 11. -iroi-
[xsvcc ycopiou taXt XXXXIX
MN 6514
ra|xa3c(oc daraus Frohnden
XC\^I'"^ MN 6984 enfic. 7
ta[v]'.c (V. Jahrhdt.) LXXXIX
MN 6846, 17 daraus gIzoq.
rjLTzo ravstoc LXXXII, 5 ÄIN
6485. f ravso)!; daraus at-
zoc XC.
£v TOTtö) -ctTTi Ap 877 MN 7104
sitocx/'uap^'.cov (eine Person da-
raus zahlt 27g+7i2 Artaben)
Brit. Mus. p. 277
azo tapyiojv Getreide CXIV
MN 6846, 6
':aaaaO daraus oi-o? 372+73+
7,2ArtabenLXV''^MN6480.
X ! Ap 131 MN 6863 K.
7.p xaaoaz (1472+7i2 Arta-
ben) Ap 191 MN 6728a
Wiener Studien VIII. 115.
Taaa-, ta^aO, TaaaaT
£1 X tarCsp Ap 637 MN 6907
airox tsßstVü (zahlen 5 Per-
sonen) Ap 253 MN 7079.
X tsßstvu Ap 719 MN
6846. -csßsxvu hat AVeinbau
LXXXVIAp 124MN 6863b
Verbrecher ausrsßstvu (itoi-
[icvsc) werden in der '^0-
XaxT] eingesperrt, sie stahlen
Scliafe aus XcpXcauy) jVIN
6474
a% tsxsrv'j 2 Personen Ap 147
MN 7133e Wiener Studien
Vm. 115, Mittheilung. II 62
X TcfiTsp axop/ . . [X XCIIII*"
MN 6846, 9
TcVispa Ap 154 MN 6982 recto
Zeile 11
X xsirx Ap 738 MN 6846
tcp|XO'JC (arab. Zeit) Ap 130
MN 6863i
aicö r£xpa6u|^ CXVII Leute
aus zszpaQ'Jp/ werden in der
'fUÄaxTQ eingesperrt, woliin
auch Leute aus Tebetny
kommen MN 6474
Et X ■^P tC^vvcWC Ap 637 MN
6907 (arab. Zeit), vgl. Ctv-
V£0)i; und ccvv£(oc
airo ''QZ TtxcO'j (apxaßat) x[j,5'
Ap 345 MN 6846. aßp airo
tix^ (VIII. Jahrhdt.) Ap 266
MN 7053, vgl. Aixaiou Wie-
ner Studien VIII. 1 15. TtXcOU
5ix£0'j Stxatou
XO)p uoxaX"Ap 131MN 6863 K
XO)p/ xta . . (arab. Zeit) CXIII
ocrto [x(o|X7jc] Ttva xou apat-
[voixou] vo|j.o'j Ap 139 MN
7164b Z. 5. 6.
aico xt . . Ap 853 MN 7400
Weingegend, ano Eirotx/ ttv
TO'j 6£o[5(oaio'j'7c]oX[irou vo]-
[JLO'J LVIII. Wiener Studien
vm. 115
OLTzö TO'jp^ LXXXni.
xptarojioc daraus aizoz 5. Jahr-
himdertLXXXIX MN 6846.
17. airoy xpcaroiAou Ap 148
MN 7137. UTCoSox) [-isp/ xa)(x
[tpi]3to|Jiwu Ap 559 MN
6922. Tpi[aro[j,oa i:[ou apa.
vo[xryj] Ap 808 MN 6882.
aito xpiaTOfiO" yovx Ap 269
MN 7051. x«>p zpiavov- Ap
558 MN 6922
avrXr^aat £x tcov hon |xou x">-
ptcüv xaXoü[A£V(ov xpm xat
itiaxatoYiC in einer Wein-
gegend Ap 686 MN 7121
Ypa'^ovirpo^TouvEtotEpou (ovsX/
£irava) to u5(op CXXVIII
MN 6934
? «paß-cEorou zweimal Ap 157
MN 7159
axox r^a[X£t Ap 828 MN 6496
X cpava[i.£x Ap 870b MN 6846.
s.Tzout.o'J (pava|A£r im Arsi-
noitischen Gau LXVI MN
6846, 18 (pava[i,cT mit Wein-
bau LXXXVI Ap 124 MN
6863b; XCIin MN 6846,
11. airox (pavajij Ap 204e
MN 6870 A. x<"P «pavva-
\i.zx''" Ap 653 MN 6715
X cpavxEtc apoupat 957ä+78 Ap
889 MN 7353, vgl. iraYxtc
X(opo'jffav7i£iAp83MN6996,5
aico cpav/jc XCIIIP"' MN 6585
Xfop<pavr>uAp453MN6715 Ge-
treidebau CXIV MN 6846,
6. fwoo XCIIII«'^ MN 6585
X(op ^ap[j.iv Ap 453 MN 6715
ocicox ^svrsjjio'j Ap 204 e MN
6870 A
rxTZ X «pöaX Ap 532 I\IN 7388
^ftpa XCIIIP'^ MN 6585
£t? xo «p'/jßcS apoupav {xtav xou
({^vjXov airo xyjc ?ltopuYou Ap
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm.
109
418 MN 7712 Z. 10 bei
MiTjTpoScopcov gelegen
Xcop tfilr4 Ap 453 MN 6715
apacvottou vo[ji.o'j XXIII MN
6469 (Leute machen in Ar-
sinoe ein Geschäft)
•/(op 'foupöw Aji 453 MN
' 6715. (po'jpOw All 483
]\IN 6846 Wiener Studien
Vni. 115. «poupxt, rpo'jpxtv,
'foupOtv
'^'Ska%f] dorthin kommen Ver-
brecher aus Tebetny und
Tetrathyron MN 6474. X3-
Tcpaxsvat . . . £]% -Yjc (foXa-
v.rfi App 731 MN 7386
? xapt^oo Ap 86 MN 7045
X£(oc Ap 298 MN 7085
XoXo'jX^ XCIIIP^ MN 6585
£t X '}ocpax(07c Ap 637 MN
6907 (arab. Zeit)
X tjJcYjX (arab. Zeit) Ap 130
MN 6863i
4-£Vupt? XCIin MN 6846, 11
(daraus olxoc IV3+V12 -^"
tabe) LXV MN 7013. £tx
'|£V'j[ptc] Ap 637 iVIN 6907.
jjLscCC° yjx>^i'"' ■ ■ ■ ({'svopscof;
CXXVI MN 7092. ot aTio
(p£Vup/(arab.Zeit)LXXin'^^
X(op (|;£Vup£(oc Ap453b MN
7018
a% '}£T£p/ Getreide CXIV MN
6846, 6
({^£'jtv[a](pp£[(;D Ap 492 MN
6846
'\ie'/ . . . mit aizoQ (5. Jahrhdt.)
LXXXIX MN 6846, 17
aTTo '|t[JtWT:o'j '(rr/x Ap 269 MN
7051
airox (j;ov£up£cos Ap 148 MN
7137 Ap 204e MN 6870
zahlt für 180 Aruren Ap
106 MN 7056 (VI. Jhrhdt.).
öV£XdT7]C X ^tV£!>p£OC (VII.
Jahrhdt.) MN 7105 H LEI,
10. ditV£yp^ mit Weinbau
LXXXVI, App 124 MN
6863b. icotjJi.^X^'^P^^'-* '^tv^MN
7105 LIII"=' Mittheilungen
n 63. \\riHOTrpec
(fvnzio Ap 604 MN 6846. axo
X [cj^]cvx . . Ap 148 MN
7137 '|[t]vT£(o XCnil"'^ MN
6585
rxTzo X t|;(o Ap 204 e MN 6870.
(];(o Ap 488 MN 6846. (|;(0£t
LXXXIX, MN 6846, 17
X (o%£(o^ (mit 7 Steuerträgern)
arab. Zeit Ap 16 MN 7155
{ov£t- Ap 298 MN 7085
Fragmente.
. . . Sps . . XCIIII^'^ 6585
. . . YjXt Ap 124 MN 6863b
X(op . oc[Jiova . . Weinbau Ap 243 ]VIN 7078
axo X • • i\>-^ozooc, Ap 149 MN 7137
Xwp a . 00 . ot Ap 558 MN 6922
jizrjo . . oiQoc Ap 224 MN 7331
•AptOT) . . 0 . . . Ap 322 MN 6623
axo %(ly\i.r^c . . . too 0£o^oat[ouxoXt'cou vo[ioü] Ap 171 MN 6846
V£(p£p7.c 'Jcoc xocjAouv axo £xoc'Äiou . . to'J apowottou vo{AOü Ap 336 MN 6846
Arsinoites Nomus.
xayapx 7.pc;ivo'r;to'j Ap 691 MN 7121. too apc£VotTou Ap 696 MN 7121. £x apa£V0£tT7j Ap
685 MN 6546 a. d. J. 464
Namen von Arsinoe: apatvoct['ca)]v xoX£0)C LVIT MN 7450. apatvjoTj-ov xoXcCO? Ap 250
MN 7079
a'jptov 5s sXsuaoixai Exi z'qz xöXecoc Ap 210 MN 7045. £X£[i.(|;a töv a6(j.[jLaxov alz aypouc . .
^yfsO.ovta £V£Y%at uixä? sk tvjv xoXtv CXXVI MN 7093. xoXic Ap 417 MN 6846. xoX^
Ap 455 MN 7018 — Gegensatz bIq rr^v x^p'^v (arab. Zeit) Ap 745b MN 6920
Spital in Arsinoe: zb voao%o{jilov XXXIII (a. ä. J. 678) Ap 864 MN 6561 Ap 555 MN
6918 Reclmung Ap 866 MN 6616 besitzt einen Weinberg (süaysc voaoÄO(j.lov) Ap 87
110 C. Wessely.
MN 6707. Eiu vo3oxo{ilov liegt siel Xa'jpa? r];avTCaXXcoy Ap 862 MN 6693. y.7jitto'j voao-
xöjJLOU Siaxovou . . . Ap 207 MN 6757
Bad. Brit. Mus. p. 244. Fspovuoc TTSpt/ünrjc toü 8Yj[j.oaioo ßaXavtoo; ßaXavso'j MN 6816
Ap 340. zw ßaXavj MN 6580 Ap 886
YTjpoxoixtov ÄIN 6920 App 743 Zeile 7
Theile der Stadt: STComo'j Bsdrpou Ap 580 MN 6846. £V ko] cirotxotco xyji; tcoXsoc £tc to
von;vov {Xspoc airo ttjc tcdXt^c xat sa«) . . xat st? to aicrjXiotYjxov [xspoc xoy sitoatou
App 418 ÄIN 7712 Z. 20. dTia oX (j^dAxyjs [dx]ö -coö s-jtotxtotj ttjc (xsYdXYjC sxxXvjaiac
Ap 680 MN 7113. ä%rj |j,£pou? cvoix" t"^? {xsYdXirjc iv.f.Xrpi(j.z Ap 679 MN 7113
ir«){iapiov EV iic^to) TavraXo'j irpoaatuov xtjc itoXctoc darin Cisterne und Häuseben für Auf-
bewahrung der Werkzeuge III I\IN 7073
£V TOijc Tcpo[aa]xioi(; nr]? 5c xtj? ttoXscoc sv [r/j] ■coTToQsata . . . oupa Br. Mus. p. *260
0.7: oixiou axXo- Ap 583 MN 6846 verso
irpoc Toitco [JiaxcSovoc otxia Ap 583 MN 6846
irpjo;: roTTto ixixpo'j ji . . . Ap 583 MN 6846
Klöster.
ziZ zo |xov« zTö aßßa . . . -jcpoc ycuiJ.« B|j,oia[i" CXX*°' xo [iov» xö aßßa App 771 MN 6543
{Aova/ou {JLOvaaxYjptou xou aYiou Xouxa LXXIIII
xou {JL0V0OX1 VciAouTT^ (VII. Jalirlidt.) XXXV MN 6502
]jL0vaaxr)pt5 aßßa laaax XCIX ÄIN 7022 B (V. Jalirhdt.)
Aus einem {iovaaxvjptov kommt ein Brief an den Bischof Abba Petros CXXIV MN 7129
x]o) [jLOvaaxr^piv Ap 765 MN 6491
Strassen von Arsinoe.
Xaupa OLTZolloi MN 6489. ayc/ airoUa) MN 6889
aico] a{X(po§0'J aiu . . . App 648 ]^IN 7382
Xa'jpa azoXÄcovtou LXXIIH 6. auoXXcovtorj MN 6889 Ap 106 MN 7056
aico a|j.rpooo'j aXuTCCOU Ap 374 MN E 6846 dort wohnt ein Gärtner (VII. Jahrhdt.) III MN 7073
X. aiicpax MN 6489
aico a[i'fo3o'J ßaatX[wou ein Winzer wohnt dort I MN 7128 (V. Jahrhdt.)
Xaopa xoü ayi/ ßcxxopoc Br. Museum p. 278; MN 6528 Aj^p 670, MN 6622 Ap 683. Xaupa]
aYt(ov) ßcxxop Ap 283 ^IN 6609. X. ayiou ßax MN 6489
Xaupa zo'j ayt ßaxwpoc (IIV4 Carat Steuer) MN 7106 LXVHH (VII. Jahrhdt.) MN 6889
Xa'jpa Y£«>fT arab. Zeit Ap 176 MN 6846
axo ajx'fooou] '(ü'/ai%wj Ap 792 MN 6846
Xa'jp aYi» SoipoOs Ap 580 MN 6846. aYi/ oo)poO£ou MN 6889 Ap 106 MN 7056
v/ß'jrjTzpdzrii dirö xtjc 'ApatvotxSv xoXscoc aTcrj d|X'fö5ou exxXYjaiag xatvÄv Br. Mus. p. 261 a.
d. J. 543
Xa'jpa TjXta LXXIII, 6
Xa'jpa aY'. hr/.h LXXIII, 6. axo Xa'jpas aYt OsxXa Ap 106 MN 7056. aYc 6cxX-/jc MN 6889
Xa'jpa aY'.o'j Oso^topo'j MN 6489, 6889, LXXIII. Ein Öso^cDpo? xsxxojv zahlt 5taYpa<p'^c Xa'j-
pa? xo'j dYCO'j 0£o5(opo'j e'/^-j-V^ Karat i. J. 646 Br. Mus. p. 278
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. Hl
ayt Gsoxoxo'j IVm 6889
airo a(JL'f/ 6«paTC£tYj? XI IVIN 7400
2X a[jLi^o5o'j tspcov g^yvcov yoptoÖTjXT^v A^) 531 MN 7393
aji^ xövuaupou Ap 159 MN 6671
Xa'jpa xKaoirarp Ap 209 MN 7115. x^soxa-cpiou MN 6889. Xaüpaj; xX= (VIT. JahrMt.) Ap
164 MN 6677
aytoy Xswvcto'j LXXIII 6
i-/6'joirpdrr^C . . äicö ä|X'fö5oy Au%i(ov Brit. Mus. p. 261 a. d. J. 543
ayt/ |JLapt'jp(ov ]\IN 6889. tcov {Aaptvjptov LXXIII 6
[ityrikriz =.%^\riQVj.z MN 6889
X(a'jpa) (dycou) Mvjvä LXXIII 6
a{Ji9o5o'j [AO)7jp£(oc Ap 685 IVIN 6546 (VI. Jahrlidt.). yswpYOt . . . aiio a[Ji'fo5ou (JioTjpcfoc
Br. Mus. p. 261 a. d. J. 595
a(J.'fo5o'j jxoapou, [jioüiapwu Br. Mus. p. 244
Xaup V£ox Ap 209 MN 7115
sitoatov üsdxpoD MN 6489
a[i.!po5ou oXujXTTwu öcatpou Ap 707 MN 0588. dpaifvitdjpio? dito XXIX ]VIN 6846. X(aopa)
oX^ LXXIII 6. azo] a{j,'^o5ryj OXyjjtirto'J Ap 197 MN 6983a
Xaup Tcapspißo'- dort wohnt ein op^eo^dTt-rjXrj? MN 7111 LXXIII; MN 6530 LXXIII quinque
a-rto 8taYpa'f(Yjc) irap£[j.ßoX LXXIII quinque MN 7105 ein xou'f oxspaixoopyoc wohnt axo
a[jLrpo5o'j itap£[JißoXY]C VIII MN 6908 a. d. J. 635 IMN 6889
a{i'fo5o'j TTspasa? Ap 185 MN E 6846 daselbst ein zweistöckiges Haus Ap 392 MN 7711 (oi-
xoxsocov STtl a. X.). Ein aeßaatcorpopoc wohnt daselbst XXVIII. tspscoc £x a|i,cpo^ xs . . .
Ap 876 MN 6608. Xocypat; Trspasac LXXI''^ LXXUI 6. xspasac MN 6889. X xspoj MN
6489. Xa'jp^ xsp' MN 6970 Ap 481
X ayiou xs-cpo'^ MN 6489, MN 6970 Ap 477
Xot'jp aytou aavavsco Ap 598 MN 6846, MN 6889. X. a-j-cou aavavso" MN 6489
ajxfpo^o'j xa[ji.ia)V r^roi xatcoxspoo (Hausmiethe) Brit. Mus. p. 249 (im VI. Jahrlidt.) MN 6846,
35. f^ajiKov ot'co[t . . ]VIN 7384 LXVI, 4. [jlüXoxoxoc axo a[i(fo5ou r XXIV. Xaupac %a-
TOTspo'j ]^IN 6489. ÄarcoTspo'j MN 6889
p . . . XXIX MN 6846
Xaupa 'foiXto'^ Ap 176 MN 6846 (arab. Zeit)
Xa'Jpa aytoy 9 Ap 17 ÄIN 6846 (arab. Zeit)
a|x^o5]o'j <];7.vxaXXio'j (V. Jahrhdt.) Ap 667 MN 6705 Spital in der Xaupa ({^avxaXXto Ap
862 ÄIN 6693
Kirchen.
oa[ovo[X(o zoyf aycfov axooroXfov xVp 576 MN 6562. sxxXtj tcov a[Ytcov . . Ap 787 MN 7381
sxxX) TO'j ayt ßtxroipos besitzt 1'/^ Aruren zahlt 7'/« Karate Brit. Mus.
%£[XXaptoc] to'j aytou YcX[aacoy XCIX MN 7022 B. (V. Jahrhdt.)
ExxXr^o'.a Tou aytov ^(opoOso'j Ap 280 MN 7384
vffi ä'fiaz Hsxl MN 7100 LXXI, App 664 MN 6661. xa'jXou xpscßüTspo'j -yjc ayta«; sxxX)
TT^C aYW4 BsxXac CXXII (VI. Jahrhdt.)
ixxXr^at -1 aytac BswSoxoy Ap 280 MN 7384
112 C. Wessely.
Staxovo? ayta; xfxboKVArfi sxx>.7]aia<; IV MN 6846 App 708 MN 6846 (iu Ai-siuoe)
Ttpsaß'Jicpoc xat o[txovo|xoc rr^js aytac xaOoXaTjc sx^Xirjaiai; nrjc apaivosirov 'iC[oXc(o?] xsvcov
Brit. Mus. p. 270
sxxXT^aj zo'J ayiou (xapxou Ap 260 MN 684G A 2
-(ov aYto]rarcüv {iß [iaptuptov Br, Museum
(pavairrou ztov y [locptr^pwv LXII y [iaptup/ zahlt 5 Goldstücke Brit. Museum
jjLcYaXT] cXxXirjata Ap 697 MN 7113, Ap 680 MN 7113. avaX. sxxXtjoj jxsy« • • l^rit- Museum,
apo'jpat rfjc [AsycitATj? exxATjacac £V TcsSctj) . . . MN 7106 LXXIII 7. xyj? (xy. sx^Xr^aoac
Brit. Museiun xVp 280 MN 7384. dpytStdxovoc xyj? [Asyd^? sxxXY^atac Ap 615 MN 6912.
Siaxov. Tf^; [isya).) sxxX. App 722 MN 6846 Ap 874 MN 6563 ? sXaiou r/jc cxxXY;atac
MN6515, LIII, 19
otxovo|jL(o Tirjc aytac |jl£y<^^* sxxXTjata? xai tyj; aYiac sxxXvjatac "cou ayio'j TUcipoa Ap 423
MN 6669
oixovj Tou ayt ar£(pavoü MN 6485 LXXXIl
sxxXr^at/ tou aco^T^p Ap 280 MN 7384
ocxovofJLOC to'J aytou /ar^X LXXIIII''''
Theodosinpolites Nomus.
aito x(o|i.Yji; . . ZOO Ö£o5oai[o!>'iroXt-CiU vo[xou Ap 171 MN 6846
£Zoix/ Tou Bso[o(oatoDx]oXt[':o'j vojxotj LVIII
zcVVYj . . xoü [9£o§(o[atouT:oXtxoy vo|jlou XXXIII
Aphroditopolites Nomus.
xcoiATj Trap£]JißoXTjC s. oben.
Aus den Papyri lernen Avir Einiges über den Anbau und die materielle Kultur des Landes;
Ap 157 MN 7159 ist eine Rechnung über Steuereinnahmen für Arak, Dattelbau, yöpxoo,
ä|n:cXotV(ov, oivou, [isXtstJ^ou. Die xco|Ji7] KajJicvcov producirte ßupaapccov, speac, yöpzoo, iipo)-
ßdrtov, (puX^oiV, paffdvoü, otpcoixdzcov (British Museum p. 256, a. d. J. 639/40); im Ap 72
MN 7737 werden erwähnt Culturen von Papyrus (yapxcoxov), dann vsixoXdtov, iairapixcva
otTtj) ■;capaX'j6(X£Va (?) irjXiou, 5taC'/J[J.tXtov; in einem Vororte Arsiuoes werden eingeerntet 901-
vtxsc, xopioiov, y^O£6g|jlou, ßsXoxtcov, yrjfyöXio'^, xttpou, icc'xövtv 'TUSpGixd. Getreide-, Wein- xmd
Obstbau kommen vor allem in Betracht; als Weingegenden sind zu nennen: Moöyti; (Steuer-
quote 7273 Solidi und 1090 [Krüge?] Wein), Tebetny (20 Sohdi, 300 Wein), Psineuris (40 So-
lidi, 600 Wein), Plianamet (46% Solidi, 700 Wein), Themen (10 Solidi, 150 Wein), Piamer
(4673 Solidi, 700 Wein), Belu (5273 SoUdi, 1000 Wein), Sebennyton; Papyr. LXXXVI. Belu
zahlt ein andennal 12 Solidi; die Weinsteuer wird dabei auf die einzelnen Kelter vertheilt
(LXXXVII). Rhodeonos hat ebenfalls Weinbau (LXXX""). Ein Privatmann erhält aus Tin
im Nomus Theodosiupolites 17 Kor Most. Die Weinberge haben aber auch Obstbäume, z. B.
Dattelbäume, und andere Cultui*j)flanzen in sich; bei ihnen sind Häuschen zm- Aufljewalirung
der Arbeitswerkzeuge (I). Vgl. noch Ap 243, LXII, App 124 ÄIN 6863b App 185, App 87
MN. 6707.
Xitoc wird gebaut z. B. in Ihcöst, W(azi, llavxixo'j, Tavt,?, icpdc vr^aou, ßcd^cVtc, lypco-
voc, TptaTOfioc, KspxsO'fti;, Wok:, KaXicpdvou, Atxatou, TsixsXXou, 06v(m, MsXixcbvos, Moü/i? (zu
Ende: sie, -ut^v ^'£tXo6^:oXw xo(JLtaÖ£iaat dpxdßai 963) Papyrus LXXXIX, vgl. XC. CXIV.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 113
SsßcVTjTou, Tixsou Aj) 746 MN 6920 Wivo^AQ, TaaaaÖ, 'O^upuy^/oi;, ' E[j.ßö/.o'j, siroäiov SeßsvYj-
xo'j Ap 191 MN 6728a. KptOf^ wird angebaut in Taaaar App 191. In Sele ist das Verhält-
niss des Anbaues so, dass circa viermal mehr alto? als xpi6Yj gebaut wird, App 93 MN 7023,
6 Wiesenculturen, die feines Heu bis nach Arsinoe und weiter lieferten, waren in M7j"po8d)-
pcov XVII a. d. J. 593; hi stcoixiov 'AXwXco (xoö Apacvolzou vo[Jioü) XXIII a. d. J. 616. kizoi-
x'.ov Ktociaav zoö ösoStoatouTCO/i'cou, vo[i.o'j 13rit. Mus. p. 250. Zweimal wird im Papyr. LXXXII
MN 6485 das Repsöl von Pankis erwähnt, paipavivou äXaioo dyopaaOsvcoc irapd Ildvxtc- Wir
notiren sonst Mou/so)? sXaiou ^sarai ß' Ap 35 MN 6847, 10 E. Mr^xpoScöpot^ aTjiua XCIV
quattuor; aoA(tva?) App 61 MN 7006. Für die Existenz besonderer Obstgärtner und deren
Zunft spricht App 788 MN 7381 TZ(»\irxpizat. xt^c aözfjQ tzb^iöZciC, und rcäv dXX(ov ircoixapcrcbv.
Ein Privatgarten wird erwähnt Ap 207 MN 6757: x'/jirtov voao/,ö[JLO'J Scaxovou zoö Sstva.
Auf den Handel und Verkehr, Reisen und Fluctuationen der Bevölkerung beziehen
sich zahlreiche Angaben; Alexandria, Hermupolis (sie 'EpjJLÖiroXiv Ap 637 MN 6907), Mem-
phis (aiüo \i.B\x'f/, SV |xs[JL'f Ap 575 MN 6562), MsuaopjJLOico^ (XCIV, 4), Heracleopolis, Nilo-
polis, Babylon werden so erwähnt. Ein Betrüger eilt nach Alexandrien Ap 72 MN 7737a,
Frachtschiffe langen dort mit arsinoitischen Producten an, Arsinoiten besuchen Alexandriner
und correspondiren in persönlichen inid Geschäftsangelegenheiten: Ap 450 MN 6919, Ap 845,
MN 6914, LXIII MN 7044, 7121, 6863, 6951, CXXXI MN 7130. Ap 72 MN 7737a. Sen-
dungen nach Babylon erwähnt Ap 269 MN 7051. Die wiederholt vorkommende Formel
öpii.o)ji.£voc dTCÖ tfjC Sslva v.u)\i.rfi vüv 5s x'^v rjlxr^ai^ sy(ov sv zip oslvt z6%(p zeigt, wie die
Bevölkerung Wohnsitze wechselte, so z. B. ein gewisser KtajiooX, von dem es heisst tcoxs
jxsv aTCÖ y.(o|iYjc llaps[jLßo),7;c toä Atppo^txouicoXtTou vojjloö vüv 5s tt^v oar^aw £-/(ov siri xtjc
x(i)[iT;C 11sXt/J7]gsco^, und der in Arsinoe den Contract XXXVII MN 6998 abschliesst; das-
selbe thut ein Producent von Heu ditö iTcouLoo Kcostaav zoö 8so§oatooTCoX{rou vo|xo'j, Brit.
ilus. p. 250. In Arsinoe wurden überhaupt alle Interessen concentrirt; auch für die Boden-
cultur der Provinz war es wichtig, dass dort die Grundherren lebten, die ihre Bodenrente
verzehrten, welche die Pächter aufbringen nuissten; so hatte der Grundbesitzer Flavius Julius
Besitzungen im sicotztov NojJißtva. I. MN 7128, vgl. App 688 IVIN 7121. xiber auch, juristisclie
Personen besassen Einkünfte aus Gütern auf dem Lande, so die [isydXT] iv.vXriaia von Ar-
sinoe: dpoupai r'qc ixsYdXvjc iv-xkr/iaiac, sv Tcsottj) zq> Sstvt, LXXIII Septem MN 7106; ebenso
ein Spital, das Gründe im )((opcov Nixr^c vermiethet App 864 MN 6561; daraus erklärt sich,
dass das Spital eine Rechnung für Weinkufen bezahlt, welche die Grundbesitzer bei der
Weinlese selbst beizvistellen hatten App 866 MN 6616; das Bad in Arsinoe scheint über
Weinberge verfügt zu haben; es zahlt Gehalte in Wein aus Ap 886e, MN 6580. In QiaXao'ki
hat eine Kirche Weinberge App 677 MN 7113, vgl. App 692 MN 7121. Die Kirche dyiac
BsxÄ'/jC kommt so in die Lage, eine Rechnung für Weinkufen zu bezahlen App 664 MN
6661, vgl. auch Ap 615 MN 6912. — Von einem Pilger nach Palästina hören wir in
XXXVIII. MN 6503.
Auch eine gewisse Bauthätigkeit lässt sich verzeichnen. Ziegelbrennereien — man denke
an den Ortsnamen Ka[Ji.iv(ov — lieferten die öirtcoicXtvOoDC, von denen 21000 Stück im 6. Jahr-
hundert 372 Solidi kosteten (CXXIL); die unternehmende Frau Sophia betrieb mit Ziegeln
einen schwiinghaften Handel bei weitem Transporte. 30000 ungebrannte Ziegel kosteten
1 Solidus, Prolegomena Papyrus II p. 56 flF. Pap". CXXII ist eine Rechnungsurkvmde , die
ein Baiuneister vorlegt,, über 18^4 Solidi, vgl. App 103 MN 6994. Reparaturen an einer
grossen Mauer erwähnt App 428, das Putzen der axa^uov und jJiTjtp" App 278 MN 7384.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abhandl. TOn Nichtmitgliedem. p
114 C. Wessbly.
Die Bautliätigkeit erstreckte sich auch auf die vielfach zu Gärlen und Culturen l)enützten
Plätze von der Ortschaft selbst; so kommen drei Schiffe nach Syron beladen mit guten Roh-
ziegeln für den Bau in der dortigen Vorstadt LXIir"' MN 6958. Die xpoaaxsia von Arsi-
noe werdön genannt im Pap. III MN 7073 sv TcsSttp TavrdXou Tcpoaaruov z'qz iroXsw? und
Brit. Mus. p. 260 sv Tol^ Tcpootauot? ttjoSs tt;? tz6\=.(üz sv r^ Toicoösaicj. . . . o'jpa . .;
Garten und Cisterne daselbst: III. Es entsteht so ein Nord- imd ein Süd-Neudorf (Ap 870b
MN 6846), ein doppeltes ()ü(6 Ap 586 MN 6846, Ap 376 MN 6846, ein Süd-Paniku App
149 MN 7137; die Nachkommen einer Familie legten wohl auch zusammen eine neue Ort-
schaft an, daher der Name )((optov Traiöcov Fs . . .. und Wsoozva'-fploo. Ap 453 MN 6715.
Für die Bewohnerzahl einzelner Orter haben wir nur wenige Andeutungen; das siüoiäiov
Arjtoöc; hat mindestens 12 steuerpflichtige Personen LXVII. Das S'jcotxtov xliroX/^to mindestens
sechs Famihen App 875c MN 6846. Dreizehn Personen sind die Vertreter der Gemeinde Ka[Jit-
v(ov Brit. Mus. p. 256 a. d. J. 639/40. ICin 6s[xa v-aza^oKfiC, yiapioo ßoußda-ou mit 16 Per-
sonennamen stammt ans arabischer Zeit CHI, ebenso die Angabe sieben steuerpflichtiger Per-
sonen in "iixcco; App 16 MN 7155. Phankis scheint 957« Aruren Culturen gehabt zu haben
App 889 MN 7353; Psineuris: 180 Aruren App 106 MN 7056; Eikosi: 25 Aruren. Einige
Steueransätze sind in den Ortslisten und kleineren Ui'kimden enthalten: Kerkethoeris zahlt
6927^ Solidi App 343 MN 6846; der Schreiber von Magais übergibt an Steuern der 3. In-
diction 48 SoHdi LXXIII; die Bewohner von Thambatori zahlen ll-f4-f-9 .Solidi Grund-
zins der 9. Indiction durch dreierlei Hände Ap 62 ; Belu zahlt ausser Naturalsteuer in Wein
12 Solidi LXXXVII; wir können beobachten, dass auf je 1 Solidus Steuer in baarem Gelde
je 15 xavtSta (die gelegentlich 5 Xestes hatten) Wein kamen. — Die Ortschaft Syron hatte
einen eigenen Briefträger XCVIII MN 6846 C 1. Arsinoe mochte starke Besteuerung zu
tragen haben: die Theklastrasse brachte allein 124 Solidi ein App 106 MN 7056. Die
Steuerraten einzelner Personen schwanken zAvischen liy^, l^i (zahlt ein Obstgärtner), 4 (zalilt
ein äva^vwazT^c). 6*/. (zahlt ein Weizenbäcker), V/,^, 4^/^ Karaten.
Über die Lage der Ortschaften ist zu bemerken, dass in der Nähe von Neilupolis sicli
vielleicht Muchis. Bubasto, Psineuris, Sintou, Tali und siroixtov 'Wkia befanden; in allen diesen
hat das aus den Olreclmungen bekannte Kloster bei Neilupolis etwas zu schaffen. Leute
sowohl aus Tebetuy wie aus Tetrathyron kommen in dieselbe (puA.ax7j LXXXI MN 6474.
Endlich wiederholen sich in den Ortslisten gewisse Gemeinden gruppenweise, vielleicht weil
sie einander bcn!iclil);ivt wmi'cu.
Was die sprachliche Ausbeute aus unseren Contracten betrifft, so bietet sich bei den
eigenhändigen Unterschriften der Contrahenten und Zeugen Gelegenheit genug, die fort-
schreitende Entwicklung des Vulgärgriechischen zu beobachten; dagegen zeichnen sich die
vom Urkundenschreiber nach vielfacher Übung verfertigten Texte durch relative Reinheit
der Ortliographie aus.
Es wechseln at und e: 'fcVOtJicVTj XVIII — ya|X£ III — [j.c[JLCa9(o(j,£ Ap 595, [xz\xrio-
9(0[Ac Ap 392 — /.s V Ap 418 — a^ispsxou Ap 418 — iccXXs Ap 418 — 5i%eov Ap 418
— statpo) = £t£p(p Ap 495 — '/.a'/faXatoo Ap 137 — aicoAYjaaTat Ap 486.
o und (o: £|jlo Ap 611 — Exavo, avo Ap 418 — C^V XXXIV, vgl. C^jsi^-jrxy 1 — xa-
IJicXovoi; Ap 418 — 'filirjbr^yi-n XXIII — xojayj Ap. 418 — aytov Ap 137 — apof^pov Ap 418
— aoTov XXXVI — auv tov 'fuvtxov Ap 418 — ti£VY]|j.axov Ap 418 — a|x[j,atov Ap 418 —
Tov vojicaiAOL-ov Ap 418 — itoXcO? Ap 418 — o? Ap 418 Ap 595 — eoc Ap 418 — £zoi-
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Fauüm. 115
(Jioc XXV — aßpaa|icö)c, (o icf;(oxi|j.£V(oc, onoc, tco svoxuov, y7C(0Ypat|^a Ap 144 — to OTCto-
Ypa([ac Ap 392 — -Jtpcoxctxat Ap 518 — xa» — zö XIV Ap 864 — Öauixaauotirjto«; III —
asßaaxco'fopoc XXVIII — zo 8r;[JLoa«ov XXVI — Siaxtovou XIV — a7roYY(o%£<paXoc XXXIII
— yatp'/jiKovoc XXXVIII — £!j5at[i(ovoc XXXIII — selbst t(ou III V — zwic III.
In folgenden Fällen zeigt sich das Schwanken zwischen £ und tj: c[Xc = S(j.7i Ap 499
£[xiapo'jpiv Ap 418 — %(ü\s.rizuoo neben x(o[A£-üixou XVII, XVIII — eiQ ttXtjpt]? = sie itX"^-
ps; XXII — -/jato-cpa Ap 418 — avyxspTVjtou XXXIV — a7CYjV£Y%ctv Ap 69.
Dagegen sind die Erscheinungen des Jotacismus mannigfach:
Tj = i: [j,£[jLY^aOco[i£ Ap 392 — yji^i] ^]yfl = X^^P^ ^F?) Ap 392 — a'^zriv.azakayric Ap 418
OTTTySto Ap 418 - — sjJttapoupvjv neben cjJLtapouptv Ap 418 — voiyjvov Ap 418 — Sr^ya Ap 418
Tj = «; NyjXo'j Ap 418 — TyStoyjjpov Ap 418 X"^?"^ -^P ^^^
61 = t; aiüoSc^scoc XXXV — Tzpaoi XXVI — TzpoaozKay III — auvirjÖtav Ap 496 —
ytpt Ap 499 Ap 144 — sxiytpsiv Ap 809 — oitattav XXVIII, Ap 4 — Xaßtv Ap 41 —
eseniiothai passini — X£pa3':r/ta[Ji.£V7jC II III (-ov) — apTOXOiciou Ap 418
Ol = v: svoxaov Ap 144 — ip'jvixov Ap 418 — aY.rjiXavz(OQ neben axuXavtöx; Ap 144
Ap 127 — icpoaTYjfJLOv Ap 418 — ztz-q = ZTzi Ap 418 — Yj^ioyvjpov Ap 418 — XT^x-axiov
XXI — X^Wi -^P ^42 — ajjLsravo'.Tco XXXIV
7^ = i;.- axoXYjas Ap 486 — |j.apr^pco XXIV Ap 1156
Ti = oi: rjrj'j[A£V7jc = ot^ooixsVY^c XXXIV — '^~f}y} XXVI
i — ei: ctSia XXb — cTiscösScoxa Ap 78 — apatvostxtov XXVIII Ap 139 Ap 685 —
Co£t5av I — xpsia I — v£0[jL7jV£ia<; XI — aTCoXoYSia? XXIII — a[j.iptß&X£tai; XXXVII —
svoascou Ap 144 — xäXXs'.oo Ap 418
i = ot ^owoaov Ap 418 — siuoaotoü Ap 418 — otxota Ap 418 — oziyi Ap 59, Ap 674
zz-r^yi XXVI.
Schwächung der Vocalisation gab Anlass zu der Fomi Apasvocr^ Ap 685.
Wie TCOtso) zu irocco verhält sich pota? zu poa? (in III).
pa'JTO<p'>XaÄ£S (für paßSo-) XXII belehrt über die Aussprache von ß und a'J. G. Meyer,
Gr. Gr. § 121.
icwpwic := xpöxctrac und '7r(opy,t|J.£V0C = lupoxsciJLSVO^ erinnert an Erscheinungen wie
a'fop^ito — für a'fpoStxo — . G. Meyer, Gr. Gr. § 175 A. 1.
Die Endung lov erscheint als tv: Tr£7i:ovtv lU £|Jiiapoyptv Ap 418 TTTjrtaxcv XXI siua'j-
Xtv XIX.
Die Vocalelision wird in der Schrift willkürlich bald beachtet (xa(JLOt I 8£[Ji,£ XI), bald
nicht; 'f ' i'ftkv.'jozuöy steht natürlich auch vor Consonanten (£tX£V xat £).aߣV -koli Ap 418).
Die Schreibung ta[j,£tov erscheint regelmässig (XXXVII Ta(i£ico).
Die Dentallaute zeigen wie immer im ägyptischen Dialecte Regellosigkeit: 0e(o§(o%ou
Ap 137 — cVoo^or/jSoc Ap 320 — a|Ji(poxapy Ap 205 — auvÖEVtpov III — pauxo- XXII
— cYYf^^Oa Ap 418 — avuicspnrjTou XXXIV.
Ebenso die Kehllaute: apY^^iac Ap 823 — %ahpoza.zotj XXXIV — TrjYOUfiEVYjc XXXIV.
r4uptC ftir o^'jpis XXXIII.
Im Gegensatze zu cu[x '^o'.vacov III sind Schreibungen wie sv'(Bypa\i.\>.^ XXVI £V[i.£ivai
Ap 25. An erstere Erscheinung erinnert das fehlerhafte oo\x ypTjorrjpiotc Ap 392.
Nasale zu. Ende der Wörter verschwinden vor Labialen und Nasalen des folgenden
Wortes {ji£ x£xuai XXXVIII zr^ [iiaÖtootv XVI siz ßoppa \t.zza passim.
IIG
C. Wesskly.
Unterdrückung der Consouantengeniiuation findet statt in avrrjxataXaYY^C Ap 418 —
viXa(ia)voc Aj) 392 — Koavvj; VUI — irpoYcYpaixsvot XXXV — svsvr^xovra III Ap 595 neben
svvaxocjta; Ap 144 — STCcpwn . . V. XI. XU. XIV. XVII. XXIV. Ap 137 Ap 392 Ap 426.
In sirsfipw^ liegt jedoch nicht ein Beispiel vor für unnütze Gemination, sondern eine
iingeschickte pluralische Abkürzung für siispwTsOsvTSi; Ap 69.
Apo'jpa hat den Gen. Sing, apoupyjc Ap 454
Lateinische Wörter erscheinen im griechischen Gewände; Xe(OV(ov = leonum Ap 492.
Formen von Zahlwörtern: Suat Ap 523 ':pstaxai5c%aT7j(; XXXVIIl tsoaapac'x.aiSsxaTTjc XI
Ap 352 tsrspiov Ap 418 — td = a Ap 418 — sdv = dv III.
Auf dem Gebiete der Verbalformen gibt es fehlerhafte Angmentirungen : aircoXuaa Aj) 392
'jiucoYpa'l-a Ap 144 oXoYpa'|ajX7]V Ap 418; fehlerhafte Reduplicationen: cxsp[x«.xou[jL(£va) XI (v.aX-
XispYT^|J.svov oder ■xaaa/.Ät£pY"/i(J.£Vov ? III. Dann: sxXTjpoÖYjtai Ap 418 — cyT^^^^*^^' sf-fjotj-
{isöa XXXrV, XXIII — ■^Bya\).{B-^(jy) Ap 792 £axa|jL£V Ap 418 — cYpa'jJSi; Ap 418 — auvst-
8a{iEV XXXVII Ap 156 e — icapcdvj'^ov III sXafx^aixsv XXVI — Xa/£vxa Ap 418.
Was die Wortbildung betrifft, sind starke Zusammensetzungen beliebt. Endlich erinnern
wir hier noch an die Wortformen feryjj^oz -^zooyrjoyzi I tr^c [xtac C'^zi^rjQ I Osiouars^pou XXXIV.
Das sprachliche Bewusstsein ist, wie zahlreiche Verstösse in der Setzung der Casus be-
zeugen, im Schwinden begriffen: zic. ßoppa XII -ctjv aozoo [XTjxspa = 'q k\xaozoC) [JiiQtYjp XXVI
rnzhqi aa'f aXsta XXXIV ouaa für ooaav Ap 701 sicav«) rou aizoiv.no Ap 41^ )r°^ip7j[jL(ovo? utoc
jjLTjVa XXXVIIl. AVir heben das oft Aviederkehreude (at>v tov ipuvaov Ap 418 aujA cpoivtxwv III)
aov Tcov ^O'.v'.xojv I unter anderen Erscheinungen gleicher Art heraus. — aou Irapc'/OVKOV VIII
erklärt sich dux'ch den häufigen Gebrauch der zweiten Person Pluralis bei der Anspraclie.
Durch Attraction, die noch nicht erstorben ist (vo[Ata[JLa'ca)V (ov sa/ov IX), dürfte zu erklären
sein apo'jpag oaac £av (oatv Ap 482.
Die palä<)gra]>lii.s(lien Kige
verzeichnet:
tStO) App 352
■icp£[xia Ap 707
IcpcO)? Ap 876
ivSt(y.Ttovoc), 'ivj Ap 85 Ap 392 ;
Ap 69 Ap 567
toüXuo I
Irj'JGZO'J Histu Ap 574
loax Ap 69
tT/opovXXVHt^xupav XXVII
iwavvo'j Ap 672
apa'.voixo^v XXVI XXVII (ap-
atvotxou) Ap 867 ap]atvotr/j
Ap 672
(fiXar>to'j Ap 367
oioi I XXVI XXXIV Ap 2
Ap 4 Ap 205 Ap 669 Ap
687 Ap 784
oüo I Ap 415 Ap 685 Ap 707
nthündichkeiten sind in der nachstehenden Zusammenstellung
iototc Aj) 69
(j'i(o Ap 139 6tco Ap 392
ü[JL£T£pa Ap 392
l = 10 XXb
ü|Ac-C£pa Ap 499
ö^jazciQ V
öirap[yov I
öTuazou Ap 792 üxaxta I
iJTzerj IX. XIV Ap 70
ÖTTT^pEGta V
üTZ'jfJE-/./ Ap 85
öito3o)y Ap 499
i:aüvt Ap 69 Ap 792
£V in dreimal, = £v
'jTo«; III Ap 78
uio'j Ap 434
!X(o Ap 563
uXou III
U|J,tV U[XOJV III
t>TC£p XXIII Ap 784
UTTEpOXY)? XXV
U7to%£t!Ji.£V(ov Ap 784
UTCC/GTclAa|X£VOt X
o)ar£ Ap 972
u X
üir£p Ap 392
iTrap/ovKov Ap 392
OK XXIII
yOpTB XVII
r7.piO[i« Ap 328
aozri XV
xaOo/aÄYj Ap 708
-jcoXäo) Ap 4
t'^ Ap 4
/£ipo XVII
uto Ap 672
Die Pariser Papyri des Fundes von El-F'auüm.
117
w XI
a.% MN 276
S:a<:p£povi: III
xajiTt: XXV = xapiKbv
riXrizrlp XXIII
r^ Ap 831
xscpaXato- XVH. XIX. XVIII
Xoyj- XXV
irapo" I zrjQ XIX
TOTCO" Ap 156 e
awVTjTO)" Ap 53
apatvotto)- XXXI
Yjjj.o)- Ap 709
ovx(o- XXXVII
Ypa|ji.ixc XIX
airoX'Xo) Ap 107
oata aVeWYlAcVY) Ap 392 zwei-
mal
ßop pa Ap 392
aXXTjy'yuov Ap 69
e(o]6 If Ap 669 vgl. i = 10
Vgl. auch das Verzeicliniss der Kürzungen.
Bezüglich der Abkürzungen ist im allgemeinen zu bemerken, dass sie in den grossen
Urkunden nicht so häufig sind wie in den anderen Arten von Schriftstücken; ja die eigent-
liche Urkunde selbst weist nur zufällig Kürzungen auf z. B. bei Raummangel zti Ende der
Zeilen, ebenso gelegentlich der Geldangabe in Ziffern, wo oft starke Kürzungen stehen.
Reich an ihnen ist das Verso bei der summarischen Inhaltsangabe des Contractes, und die
Unterschrift des Notars. Das Präscript kann ebenfalls Kürzungen enthalten, ebenso die Bei-
schriften der Contrahenten und Zeugen. So findet sich die bekannte Abkürzung für xai an
den genannten Stellen; in der Regel nicht im Haupttheile der Urkunde, wenn wir von
, der vielfach gekürzten Schlussfonnel xupta [r^ 6[JLoXoYia) xat £7:cppco[XcVTj absehen, einem
Analogon zu dem ebenfalls gekürzt geschriebenen Schlüsse e-irspcotTjÖcU cöixoXöyYjOa. Da nach
dem Gesagten fair die Anwendung von Kürzungen in den grösseren Urkunden Grenzen ge-
zogen sind, kann man anderseits beobachten, dass, wenn Kürzungen vorkommen, dieselben
sich vielfach wiederholen; so mag sich eine eigene Zusammenstellung der in unseren Ur-
kunden vorkommenden Kürzunen rechtfertigen.
£V tTj a aTS^Y] Ap 821 apraßj = äprdßac Ap 184
atcovj = alcovtou III IV Ap 309 ap/ = äp)c^ IV
Ap 374 Ap 708
ayp) = dypaiJLjJLdTOU Ap 595
aYpa|A|X3 = dYpa|Ji.|JLdT(ov
XXXVII b
a5c//f/ = dScÄ^pöc Ap 418 =
d^sA'f (jj Ap 74 = d§£X<poü
Ap 648
a£tTrap**= dsticapQsvou XXXII
a^"^ = djjLTtsX'JU Ap 482
a[A(ptßaXXoix3 XXXVII
avatpcxK/ = dvaipdXaxpo?
XXXIII
a^Sctej = dicöoct^ig VII
aitoxpiaj Ap 74
V Y ap** Ap 536
apaivj III Ap 438
apa) XVIII Ap 563
ap/ IV XVII XVIII xxin
XXIX Ap 197 Ap 279 Ap
340 A 374
apx = «•PX'^ Ap 438
ap/3 = dp)('?j Ap 309
auY&uarj = aüYOÜaxoo Ap 708
a'jp/ = Adp'qKi'jQ, AöpTjXiou,
A'jpTjXtov V IX XIV xvm
XIX XXXVIIb Ap 187 Ap
595
a'jp~ = AöpTjXtou Ap 499
aup) = AöprikiciQ IX
aupirjX) Ap 69
auT) = aÖToö Ap 831 au^ =
auzÄv XXXVIIb. tyjc aut/
Ap 97
auxoxp/ = afJxoxpdropo^ III
XVUI
£V z-fj ß azz-^ri Ap 821
ßaip/ = ßafpea Ap 686
ystopY = Y^topY^av Ap 482
Y'i = YY;<; Ap 864
Yi/ Ap 97 Ap 516 XXV
y' XIX y" xxxvni
Y£VO(JLj = Y£VO[JI,£VOU XIV =
Y£V0[jiEV75 XL Ysvajx) = y="
vd(A£vov Ap 792 = -(z^a.-
\i.BVoo Ap 792
YEC/ux (ü)) Ap 762
Ypa[X[JL^ = YpafJi'lJ.dTtov XIX
YpafAfxj- XIX. Ypa[Ji-[Af Ap 69
= YP'^I^!^^'^*^
Ypa|Ji[JL^ = YpaixixaxcU? Ap 536
Ypa[jLjjL3 = YP'^l'-l''^'^^^ ^1? 661
8/ = 5t XXXVIII
8' XVII
Seotc = ScOirörou Ap 309 ÖEaTCj
= 8£aTtörot> IV Ap 714
ÖEaicoiVj = ScOTcotVTji; Ap 329
Ap 438 Ap 661 Ap 714
ÖEaitot/ = SEaxoiVT^c XXXIII
5tavctv5uv3 XXXIU
5ta%7 = Stdxovoc, Siaxövq)
XXXIII Ap 722 Ap 885 e.
Stax/ Ap 634
118
C Wessely.
Sta'fs.oovr III
8oa) = 8öas(o? IX
£Y*-tW = SY^S'-lAsVfOV IX
sYpa?/ = ^TP^^'fi XXXIII
XXXVIII
syp = lypadfa 187 = syptttpr^
XXXVI
SCpTjjXj = £tpYj[X£VOl XXXVII
sxaatj = ExaoTov XXI Ap 518
SXSpjJiaTOUlJL) XI = £X£p|iaTOU-
•xsva
=x%Ä). sxx'' = sxxXTjatac Ap
722 Ap 787
XXVI
£7:cpp(0|J,j = £7C£pp(0[Jl£V7jXXni
£ir£p(o/ XVII idem
E7:£p/ (ojxj Ap 56 idem Ap 784
£i:£p(o|i3 V IX XI Xn XIV
XXIV Ap 137 Ap 392 Ap
426 Ap 722
£7C£p/ = iizzpoivrßBiz Ap 127
Ap 467 XIX
EICSpp/ VI
£ir£pp'' = iTtEppwnrjÖivTsc
XXXV XXXVI
£T£pp(l)^ = i'KBppUiZrfii'^ZZi
Ap 69
STT'.ypEtoato'jfJL) XXIV
£k01x'./ = £iroacou II
svot*/ = ivoatoo Ap 561
£0/ Ap 265
£pY0t:;a3'' = ipYaaaaÖai Ap864
£'ja£,3) = £Öa£ßoOc EuasßäaTd-
Tou n XVn Ap 309 Ap
594 Ap 645 Ap 714 = £6o£-
|5(t)V Ap 25
£-//= £/ov XVIII. £yj XXXVII
T^fiETcp/ = •/i|X£'C£pac Ap 877
T^[jLö) — T^|X(öv und Tjiij App
495; Ap 594
0£o-:ox/ = t)-£0-£X0O XII
0£O'f'j/./(axT(o) Ap 83
'.V) XVII Ap 328 = ivZuzirjVoz
tv^ Ap 141 Ap 178 idem
tvS/ III idem
tv8V XV
X) = xai Ap 496
xaivoxoufp/ = xatvoxo6(p(ov IX
xaAoji./ = xaXofjLTjvac Ap 536
xap'JT) = xapTccov Ap 495
XEVTTjVap/ = XEVTT^VdptOV Ap
392
x£p/XIV XVII XIX Ap 85 =
Xcodua
4
Xcp'^ Ap 518 idem
x/ XIX idem
x£p|i.j = xEpixatoc XIV XIX
Ap 831
x£p{i.j xEp/ = xEpfiaro;; xspcü-
rca Ap 85
x£p[i,j y = x£p|xatoc [jf^ptd^EC
Ap 392
tfXrjp/ = xÄT^pou Ap 877
xo|XTrpo[xj = xoixirpöiJLioaov
XXXVII
xoc|jL) = KoajJLd Ap 129
xou'^ox£pajxorjpY3 IX
x'j = xuptou Ap 495
x(o|x) = xtt)[X75? VII XXVI
XXXI Ap 499 Ap 559
xco^cxV Ap 537
XafA-TCpY = Äa(XTCp&-7jT0C II
Xa|xicp/ = Xajxxpo-aTov IX
Xj = XtTd XIV
(xaxap/ = [xaxapto'j Ap 784 =
[xaxapta;; XXVI
(xax/ = |xaxap(o'j Ap 386
|xaxap^ = [xaxap-droo Ap 438
{xav5/ = [xdvoaxa XVII
[x/ = (XcYdXr^c Ap 722
|X£lC^jtcp°/ = [X£tC^k£pOC Ap
700
|X£p/ = [XEpO'JC Ap 559 = [X£p7J
Ap 319 = |X£poc XXXVIII
{X£aop = (xsaopY^ Ap 85
|X£T£YY3 = \izzz'(^6rj'j Ap 499
|xx = \>-^'/ß^? XXII
[x'/i = [xy/vi XXXVIII
|xixpp) = [xtxpd Ap 712
(xiiTtxd) = [i.ijbo)zu(b Ap 706
[XtaÖWTtx/ = (XtCÖWTLXÖV XIV
[xto6(oaj = [xia6(oat? III Ap 392
|xt(i =|xia8d)0£t Ap 722 [xiaÖ)
= |x{aG(oatc V XIV
{xia6(oaajX3 = [xta9(oaa|x£vou
XIV
[Xj = [xöva Ap 97
V£tXa|x|X3 = Nct>.d[X|x(ovoc N£c-
Xd|xix(ova III Ap 129 Ap 563
V) = V0(XtT£6cTat V0[Xlt£60VTai
III XVIII XXXVI. vo[X{X3 =
vo|xix£6ovTac X. vo[Xj = vo-
[xfCEÜovTat Ap 392
V = vc-ixtcixa-uiov vo[xia[xdrta Ap
156e
vo|Xj idem XI XVIII
vo[xiaw id. XXXVI XXXVIII
Ap 561
vo|x/ = vo[xoO Ap 563
^'JAOTO[X|X)' ^ ^'jX0T0[XO)V Ap
871, 6
oßpoC XXXVIII
o(x)''° = oixoXoY^*^ Ap 499
OVT = öv Y^ X
opp) = öppta Ap 712
opj = öaa? Ap 482
TCOlV£'J«p/ XXXVl
irav^ = TcdvTtt Ap 156 b
% = Tiapd XVII XIX xm
Ap 328 Ap 518
Ttaprj} = TrapaXY^ixTCTYjC XIV
'Tcapatxovap/ = xapa^xovdpyou
XI
irapEyj = Tuapsyovtoc XIV
Tüapoooj = TtapoOaa irapoüoYjc
III XIX
irap/ = icapöv Ap 746 = ica-
pövtoöv XXXVII b
7C£(piXoxaXYj[X3^ = Tt-^iXo-KaK-f]-
|X£VOV III
TcX^ = xXeov Ap 763
XOA) XVIII = TloXct
xoXy = iiöX£(oi; Ap 115 c Ap
159 Ap 536 Ap 885 e
Die Pariser Papyri »es Fundes von El-Faij6m.
119
iuo).cr^ = xoXiro'j Ap 78
TCf-ayfJH Ap 574, irpayii^ =
•JTpayfj.d'Ccov Ap 844b
irpsaßj = Tcpsaß'JTSpou XXVI
Ap 392
Tup/ = TcpGysYP^I^P'-^"^^^ XIX
TrpoY£Ypotti3[Ji( = 7upoYcYpa[A-
[ji£va XXVI
Ap 701
i:pox£t[jLj(JL3 = -irpoxstiJLcVot
XXXVII a. Trpoģt[JL3^ lU
Tcpoxcttj = TTpöxscrat XIV
TCpoxV XXIV Ap 372
Ttpcox»/ Ap 20
irpo" V XII = 'irpöxst'ccit
irp/ x/ idem Ap 70
Tip/ idem IX XIX Ap 687
it,e idem Ap 467
-jrpo/,/ = ■rtpoxct'ai in XVII
XXVI XXVII XXXVI
XXXVIIa Ap 28 Ap 595
= icpoxscixcvoi Ap 69
icpoau[j," = TCpoa-c[j,o'j Ap 483
■rtO) jJLaptrjTj = -irtoiiapl-cai Ap5 1 7
p" = p'JTcapov XII
puirap/ idem Ap 129
Yi OTZ" = Y''i'^ aTropt|xotj Ap 864
0x0X0x01/= stoXoxoiöc Ap467
atj[JL(Aax = a'j\i.\xdyyj Ap 486
at>(j.xXY]p/ = a'j[JixXYjp(oa£(oc
Ap 523
au{JL(p/ ~ ao[j.'foy/el XIX
ouvo = o'jvOcq) III IX XIV
XV Ap 276 Ap 706
awiTyp/ = o(or?jpo^ XXIX
toYxxx Tog XXXI fxx Ap 572). -q5
Ap 178
XI = zfiz Ap 722
zi/ = zi\i.% XVIII
tox,/ = xöxou XIX
xpsio) ^£%V Ap 669
x" = xoßt Ap 386
ut/ = 'jto^ XXVII Ap 85 Ap
115b = oüp Ap 319
Ol"/ idem Ap 20
D[X£X£p/ = (3|Jl£X£paC XXVI
uxoScXX) = öizoM'x.zrjQ öxoSs-
XX oü Ap 499 Ap 630
OTchhziit./ idem Ap 85
uxo5o)() = ÖTZfj^riyri Ap 559
(pa|jn Ap 839
tpX' = OXdo'Jiov Ap 496. (f'ka-
oto) Ap 51
(pX) = OXdo'Jtov tDXaoutou I IV
IX XVII XXVIII XXXIV
Ap 4 Ap 25 Ap 69 Ap 82
Ap 197 Ap 291 Ap 374
Ap 392 Ap 594 = OXaouio)
XI XXIV Ap 107
(potßajjLii) XVIII XXXVI (potß-
a|X{x/ Ap 4
'fotß/ XXXII. 'fotß XXXIII
= <Doißä[jL|x(i)voc
tfolXf — rpöXXsic Ap 516
(puXax./ XXII. 'f uXaxtxj Ap 265
(fiox/ = (IXoxaixd XX
'^"'(p = tfrxMfpi Ap 178
5^5 durchstrichenes y mit Ab-
kürzungsstricli II-III IX XI
XVII XVIII XXIII XXV
Ap 4 Ap 107 Ap 115c Ap
137Apl39 Ap290Ap374
Ap 392 Ap 672 Ap 774 Ap
792 Ap 864 Ap 886 =
)^a{p£tv ausgeschrieben in
XXXIV Ap 542
Wf Ap 467
XP/ = XP^^^^" Ap 97 XX
Xpoo) idem XVIII
/P XIX idem
f = ymirjQ Ap 885 e
(0[AoX = (oixoXÖY'/jaa I XIX
XXII ((i\i.rj^ idem (o^'^ Ap
467
(o|AoX/={o[j.oXoY'^aa|X£vXXXV
co(i/ idem XXXVI
Conventionelle Zeichen.
\j- — dpoüpac Ap 482 Ap 864
0— = dpxdßac XXV
j^ = yxsp XXXVIII b
S = -^[iiou passim
y = ^t(j.ocpov XXXVIII
5^<" = in xcpixaxoc /" = x£p|i.a-
xoc [jLtjptd8£i: 1
s = %at III XVII XXIV Ap
722 auch im Präscript XI
Ap 708. %'jpLa j £X£p(0[JL3 XI.
zoy ) £xX[t)P(o6yjV Ap 265
bei d. Zeugenunterschrift X
•i = ■x.zodzi'jv XIV
Papyrus I.
Musees nationaux Nr. 7128, neue Nummer ,58, Höhe 30-.5 '>™, Breite 12"", Schrift auf den Horizontalfasern,
Faltungen unerkennbar; vgl. Revue ögyptologiquc 1. c. p. ]ß5. Diese 22 Texte mussten wegbleiben.
Papyrus IL
Musees nationaux Nr. 7118 C, neue Nummer 138, Höhe 6™, Breite 16-5 <=■", Revue egyptolog. 1. c. p. 167.
Papyrus III.
Musees nationaux Nr! 7073 und 7396, neue Nummer 48, Höhe 33'='°, Breite aö"", Schrift auf den Hori-
zontalfasern; Faltung senkrecht darauf; 13 Faltungsproducte mit 2*2 ™ Breite; Rand links 0-7 "'", oben 1 '="°, unten
120 C. Wessely.
5"°, Collesis 10'4 '" weit vom linken Rande; mit l'ü ""; dann folgt ein Blatt mit 16"™. Revue egyptolog. 1. e.
p. 168 ff.
Papyrus IV.
Musöes nationaux Nr. 6846, Höhe Ö'ö«"', Breite 10-.5™\ Revue ögyptolog. 1. c. 172.
Papyrus V.
Musees nationaux Nr. 7047, neue Nummer 9, Höhe 16™, Breite 19™. Schrift auf den Horizontalfascrn ;
Faltungen senkrecht darauf zu 3"""; die Collesis, 1-4™ gross, befindet sich 9'5™ weit vom linken Rande; Revue
cgyptolog. 1. c. p. 173.
Papyrus VI.
Musöes nationaux Nr. 6600, Grec 162, Revue egyptolog. 1. c. p. 175.
Papyrus VII.
Musees nationaux Nr. 6583, Grec 173, Revue ögyptolog. 1. c. p. 175 ff.
Papyrus VIII.
Musees nationaux Nr. 7118, Höhe 9'6'^, Breite lO"", Schrift auf den Verticalfasern ; weil zu der II. Ur-
kundengruppe gehörig; Faltungen horizontal in Abständen zu 2"4™, Rand links l'S""", Verso verwischt, Revue
^yptolog. 1. c. p. 176.
Papyrus IX.
Mus6e8 nationaux Nr. 6908, neue Nummer 19, Höhe 32"™, Breite 6'5°"', Revue egyptolog. 1. c. p. 177.
Papyrus X.
Höhe 17"=", Breite 13"'", Revue egyptolog. 1. e. p. 179.
Papyrus XL
Musöes nationaux Nr. 7400, neue Nummer 54, Höhe 30"5 ■"", Breite 10 "•", Schrift auf den Horizontalfasern,
Faltungen .senkrecht darauf in den Abständen: 1™, l-l"», 1-2"", 16™, 1-6™, 1-5"™ und IS™. Ausserdem
geht in der Mitte eine Querfalte parallel mit der Horizontalfaser. Revue ögyptolog. 1. c. p. 181.
Papyrus XII.
Musöes nationaux Nr. 6763, neue Nummer 81, Höhe 12™, Breite 7'6"", Schrift auf den Horizontalfaaern ;
Faltungen senkrecht darauf in den Abständen 13™, 1-4™, 1-7™, 16™, 14™; rechts ist noch der Papyrus-
stempcl zu sehen.
Papyrus XIII.
Höhe 11'2™, Breite 13'5""; zwei von mir zusammengefundene Fragmente, Ilovuc ögyptolog. 1. c. p. 185.
Papyrus XIV.
Musees nationaux Nr. 7446, neue Nummer 129, Höhe 137™, Breite 7-2™, Revue egyptolog. 1. C. p. 186.
Papyrus XV.
Höhe 4™, Breite 3-5™, Revue ögyptolog. 1. c. p. 187.
Papyrus XVI.
Höhe 5-5™, Breite 19™, Revue egyptolog. 1. c. p. 188.
Die Pariser Papyei des Fundes von El-Faijüm. 121
Papyrus XVII.
Musees nationaux Nr. 7022 C, neue Nummer 53, Höhe 32'5 ™, Breite 7"", Schrift auf den Horizontalfasern;
Faltungen senkrecht darauf in den Abständen 1-6™, 1-7'™, l'ö™, 1-7™, l"!™, Wiener Studien IX, 251.
Papyrus XVIII.
Höhe 22-3'='", Breite 72™, Wiener Studien IX, 251.
Papyrus XIX.
Musees nationaux Nr. 6448, neue Nummer 40, Schrift auf den Horizontalfasern, 8 Faltungen senkrecht dar-
auf in Abständen zu 1-5™, Höhe 31™, Breite 10™, Eevue egyptolog. 1886 p. 177.
Papyrus XX.
Höhe 5™, Breite 7'5™, Revue egyptolog. 1. c. 180. Fragmentarisch.
Papyrus XXb.
Höhe 5™, Breite 9™, Eevue egyptolog. 1. c. p. 181. Fragmentarisch.
Papyrus XXI.
Höhe 23™, Breite 3-5™, Revue ^gyptol. 1. c. p. 181.
Papyrus XXH.
Höhe 13™, Breite 4™, Revue egyptolog. 1. c. p. 182.
Papyrus XXIH.
Musöes nationaux Nr. 6469, neue Nummer 56, Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen senkrecht darauf in den
Abständen 2, 1'4, 2, 2 °™ u. s. w. Collesis 3'™ vom linken Rande, 1-6™ gross, dann ein Blatt von 8'™; femers
eine 2. Collesis von 2-5™. Verso verklebt. Höhe 29™, Breite 17™.
1 tvSwTtOVO;] cTC af/
2 xo) aYtfoxa[-{o irpsaßuTSpco %ai Yp]a[j.[j,a-£t x,ai z%i
3 OTatYj TTj? apacvoi-(ov itoXeco? au[j-A)[XcO(; uto?
4 xawoi» %at 5a[j,iavo? oioz aßpaa[i.co'j xat [XTjVas
6 'flXo^cVO-' TOU apaiVOlTOU VOIJIOU -ß 0jX0X0Y0t>[JI,£V
8 aya<jBbr/ßrj.i :rapa tr^ 'j[Ji£':£pa ayicoauv/j aopri^
9 lov a[j.[X(ova uiov aaayoovoc otiro x-/]? au-rjc
10 %co(j.TjC ov xat £YYUou[X£6a £T0t[jLO)c Y][i.ai;
11 £/ctV TZrj.rjrj.OY.B'Jaoa'. a'JTOV tptXlo9'/]Vai frj
12 aujroy yajxsr/j [j.apt.a xai 0aÄ7r£cv a'jzr^v coc a^t
13 o[v Eoxtjv Tcov £X£'jO£p(ov y'jvai%o)V a'n;£V'i£'jO£V x
14 B'-pav-qz^^' £t 5£ [JLYj -o'Jto xocTjaoiJicV a^^ayv-r^^^ 'fi\i.ct.Q £Wai
15 '3r[ap]aY0tY£t,v a'jxov xat irapaSouvai £V xo) u[JLcX£pco YjXaxTjp
16 .... £v %a'. •/;jJL£'-? xo'jxov irapc'.Xr/f 7.(jl£V £t ■3£ [xt] xo'jxov
17 TCapa5toa(o{JL£V cöc iCpr^xa'. c7riC''ixo'j[Ji£Vov £7Ct7p£
18 (oaxo'jjXsV xac axoXoYitv-i; öiucp auxoo iror/jaaaOai auxig iccpi
19 Tcavjxcov xcov ZTZt.!^r,zvj\i.^'^(ow itpo? '/Jtxa? irap a'JXT;c
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedern. q
122 C. Wessely.
20 oaa''* aurou xupta ry e'^^uri xat £7Ccpp«)|X)t aup-/]^''
21 ^wc icoavvTjc uco; lou [xaxapto" xaXou [iapTupo) zt^b zt]
22 BfyjTf [coc Ttpox/] YECopYtoc YP°'tJ''W "^^^iJ R'^a [i.ap-up(o -tjSs xtj
23 £T]T^''i ^^ Tr[poxstT]at
24 t di emu kal f St £(jlo" xaX . . . to" f
Papyrus XXIV.
Neue Nummer 44, MN 7022 D, Schrift auf den Vcrticalfasern, Paltungen senkrecht darauf zu ungefähr 1-7 ™, Höhe
3 7'^'", Breite 8"».
1 t £V ovotxaxt, ZOO xup[tou xai SsoÄ tYjoou
2 xpiozoo ZOO 6£o" xat a(oxY]p[oc xai ttj? ^cOTroiVT]?
3 Tjjxcov TTjc ayta? 6£oto'ä[oo xat a£raapG£Vou \i.apiaz
4 xa'. TravtcöV tcov ayttov eto'ji; §to[xXY]^ . . . tv) £v ap/
5 yX.) [lapouviiT; £vSo^Ot[aru) . . . uito tou -tjs
6 EvSo^ou [ivr^fATjc ^•■'3^°^ f^^^i^W STTtataxou?
7 TauTYji rr^; apat[v&t'C(ov itoX£(oc
8 xouat (jl'jXoxottoc aTTO T7j[s aunrjc . • .
9 zoX£(o; aTzrj a[JL'f oSo"^ x[a!Jit(ov yj
10 oiAoXoyco £xooaia yvcoiJiyj [ E^yuacÖat
11 y-at ava5£5cy6ai xapa r/jc ujx£[t£pa(; EvSo^orrjTOC
12 aupTjXiov ßix-topa xaXoy
13 aTCO tyjoSe xtjc TtoX£coi; (o[at£ . . .
14 aTC£X6£iv autov . E^YjyYpat
15 [JLsÖXt DQV . £Y. %V
16 auTov £(0? v£0[X7j(vtac) [t]ou £tai[ovxo; [jlyjvoc
17 ':£X£t TYjc [TCapjouaTjC £v5[£]%aT;Yj(; tv) £|x
18 TZpoBBO\i.OiZ [Jf^i zoozov
19 (OQZZ |j.£ xapaSo'jvat ü[jitVT
20 xat zapcXaßov £c §£ [xy^ zoozo [iroiTjaoo avayxT)
21 Souvat U|xiv cirf/pEcoatoapLj . . .
22 xupia •/; Eyyur^ 3 cTTEpo)]!)
23 xaXo: 5ct[j.'.avoü [jLapTr;p(o zrfis: [ttj EyyuTj (Oi; zpox/]
24 a£p]Yioc utoc xou {jiaxapiö toua-ou [j.ap[Tupco r/]5£ trj £7]
25 yoYj (0? xpo%'/ )^{iY
t di emu menna
Verso: f £YT"''i ß'-^'copo? y^'^^I^''' ^ Tcooat [jluXoxo £c 'f/.j |i.apofjvttYjV £v3o^/
Papyrus XXV.
MN 7140, neu 163, Höhe lO""", Breite 12"", Mittheilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog Eainer
II 32, Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen senkrecht darauf in Abständen zu 3"", der Band zu links
beträgt ll"'".
1 ZOO a]pC3t[V0!;]t0U VOfJtOU y- cotxoXoY[ou|XEV
2 £$ akK'QKZ'^yoriz £ayrjX£vat Yjfxas
3 zapa rrjc o\i.=zopaQ uTr£po)(TjC £tc Xoy'^~
4 axspiJLoßoXEia? to'j tjIxodv aypo'j xapx
5 Ocxa-Y^; iv5/ atro'j apraßac xEaaapaxovca ooo
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 123
6 Y7 a [iß: %ox zzoi^xtaz '/][Jia? sysiv
7 OTsSav ßo'jXTjöötr^-c a';ro[8o'Jvat xtjv
8 Touxtov xi[i'^v avaY7.r^v
9 . aa . . . auvs';ia[%oXo'j6
Papyrus XXVI.
MN 6842; zwei Fragmente, das eine IS-ö""» hoch, 205™ breit, das andere 13 <^"' hoch, 24-8™ breit, sind hier
vereint. Schrift auf den Verticalfasern, Faltungen senkrecht darauf in Abständen von 1'5"".
Fragment A.
Neue Nummer 14. Die Collesis zieht sich, 15 '^™ breit, am unteren Rande, dann folgt ein Blatt mit 115''™.
1 uj'jcap/ov [xot xoajjia aico iraTpix'/jC [Jlö %Xr;povo[JLta?
2 sTCi tTj? 7][i,cTcpa(; x]o)[ji7j< £V toirco xXvjpö %aXö|J.cV5 Tü'/jYTjc [xaxapiou
3 Y=^'^]^''=^ voxou %Xyjp5 xXr^p ovo 1X01? irsGoup -jrpsaßj
4 ßoppa nXvjpS . . . apiavo aii'^Xtcotou o§o? 3'^(xoaia Xtßo? xX'/jpou
5 ßaa<jj(ovaa xac airsyctv 7j[ji,a? xou? aTCoSojJicVoUi;
6 xoa|Jiav xat xtjv auxou [XTjxJspa jxap'.oc -irapa oot xyj suYcVsaxaxvj xupa xaXYj xyjv
7 xouTOU xt{j,r/^ 0 sajxw ypuaiou vojjica[j.otxca Ssairoxwa xcov aptG[X(ov
8 3ta /cipoc Tcpo? xo azo xou vuv x'r; ■7rpia|j,£VYj «upa
9 xaXyj %pax£tv xat, xupisuccv] xat s^ouatav as s/etv ^toastv oixovo[jlc!.v stcsi
10 xsXciv TTspt auxoov Tiavxa -irpaxxjsw xai xap'TroüaOat cViauatcoc otxo xapitcov xtjc stato''a[7)c
11 tv5ixxiovoc .... ]3xo Sr^jjLoatov auxo" %ac ßap . (; %at apyupca?
12 xat Xtx . . .
Fragment B.
Neue Nummer 13.
1 . . . y.at ':rav[xac] xo'j? yjjjlcov xXTjpovojJiouc £t^ 5= [J.'/] xo'jxo icof/jawfjisv
2 . . . £'. TjV Tr[ap]£Xa[j.'fajx£V irapa oot xat ovy^yp^H-W "ctixvjv StitXYjV
3 . xai xajßXaßiQ xai xa avaXco[JLaxa xai auxa icavxa SticXa ■/] itpaatc xupta
4 xat STTsp^jfx) . . t aupyjXcoc xoaixa? oio? atcov xat x-rjV auxo" jJiYjxspa [xapiot 6uYaxYj? |j.(07jaYjc
5 'iüJc'jrpaxajJLcV cxouaia yvcojjlt] xyj ouysvcaxccxYj xupa xaXirj bo^(a.z^i xou xvj? \i.rf.v.ap/
6 !JLvrj[jir^(; (|*£a]£tO'' airo xtji; apawotxcov iroXccoc sv irc^tco xyjc u(X£X£p/ x(o(xj apoupav [xcav
7 . . . . £va xat axTjyi r^ixiv luavxa xa ixpoYöYpotiJLjJij (o? xpox/ aop-/jXioc irouac? otoz
8 . . . . iroi? xoit -Tcouai? icpovj oto? TjXia xat aTcoXXco? oloc !poißa[i(jL(ovoc
9 . . . . txta u'ioc aira coX xai jxaxapco? ulo? avo'JTC [jiapxopo'j[jL£V xtj npaat xai
10 -niajvxa xa TCpoYcYpajXjJLEva ^oz irpox/
11 t 5i c[Ji,ou ßixxopoc cYpa(|;a f • • •
Papyrus XXVII.
ITN 6842, Höhe 23-5™, Breite 122™, unterer Rand 5-5'="'. Schrift auf den Horizontalfascrn , Faltungen senk-
recht darauf, viermal im Abstände von 2 '4''", zuletzt, nach rechts hin gezählt, im Abstände von 2''™; Collesis rechts
am Rande oben zu sehen.
1 . . . . c3(ox'rj]po? 7j|x(ov ßaatX£ta? xoo £ua£ß£axaxo"
2 . . . . £xo'jJi; Etxoaxo'^ ScUXcpou xai uiraxtac xyj? aoxtö
3 . . . . xaxo'j £xo'j? X £7C£t'f cC ? tv^/ cV ap/
4' . . . . 'JTcJsp ZOO a'JXOO [JLOO {ASpOUC Xt[J,'f]V
q*
124 • C. Wessely.
5
ijÄoxÄr^pov xai rou äo'.tto'j
6 . . . Yi|JLO)v [iirj srspov ttva
7 . . . TO'J aUTOU (lOU [ASpOÜC TWV aüTCOV [JLOU
8 ... V TtiiYj? xo auvoXov aXXa xai aSsiav |i=
9 . . . a5ta%(oXu-(o; a'jvQsjjisvYi (oast xatpw
10 . . . 6ai |J.£ Trapaayäcv aoi Äoyco 7rpo3Tt[i,ou
11 'TcaXtv ioxupav sivat xwjzrp zip
12 Tcpjox/ atot)^£t |xot -Travra (o? -^rpox/ f
13 fiaxapiou tcoavvoa fxap-upü) xri ( ,^„,„„ ,^,,,^,
14 tcöavvo" aiio tr^c apaivoirov iroXs«); )
15 oü "ou apaivotzoy vo|j.o'j oij z y.'jp aixaio'-' jjiapT'jpa) rr;3c ttj (andere schnft)
1
Papyrus XXVIII.
MN 6846, Höhe 9 ■=», Breite 11"».
1 t [A=-a zrp 'JTzazt.i'v (p/vj opsatou
2 xat ).a(ji7ta5LO'' xwv EvSo^oza-cov
3 'faoyft ca tß tvj s:: ap/
4 aupTjXtoc ta)aT;<p uio^ Y^Xta
5 asßaazto'fopoc aTio ttj? apotvo
6 ctxtov 7:oÄc(wc aTTo a[j.'fo3o"
7 7cspa£[ac] a'jpvjXco) Vcüva[j.[xa)V[,
8 svotxoXoyo) %Xt;POVO|a(ov xou
Papyrus XXIX.
MN 6846, Höhe ll«^"", Breite 7'="'.
1 t] £V ovofia-ct to" x'jpto" xat Ssaii/
2 CTrj]ao'j /piarou tou ösou xat atoTTjp/
3 x^^]'^'^ '^- £vatr;C ivj £v ap/
4 . . . . YcCopYioc utoc
5 . . . C apaatapio? airo
6 TfjC apaivotzcov 7:o).£03;
7 azo a|X'fo5o'j oa'jjjltcco"
8 beazpoo t£p£[ita
9 o'M aX£cav5po'j airo ttjC ciuttj?
10 ';ioX£(MC [ «TCO «[JL'fOOO'J
11 p , . . [ 0[X0X0Y(O £3/Y^X£VaC
12 £tc t^tav [ (xou y.ac avaYy.ai7.v ypctav
Papyrus XXX.
MN 6494, neu 86, Höhe 8 <^"', Breite leö"", Schrift auf den Horizontalfasorn ; CoUesis 13'8™ vom rechten Bande
in der Grösse von 1'3 •=■".
1 t] £V ovojxaxt ZOO xupto" y.at Ssairotoü irpw ypiato'^ rou Öeou
2 %at ocorr^po? y^|X(ov xat rr^c ScGitoivyjc y^ijloiv r/)c aytac
3 Ösoroxo" %at a£CT:ap6£V0'' |xapca: v.at iravxojv x(ov ayttov
4 sto'j; hovSfj' z(j'( lJ.£"/£'.p ir£vxs%ai5£xar/j exty^c w) f
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 125
5 autTjc
6 . . . . Xto) . . . oc, utou Safxtavo"
Verso t to) Xa[ATcpo) .......
Papyrus XXXI.
Höhe 10-6 <=", Breite 1&-5™, Musees nationaux 6488, neu 76.
1 t £V ovo[A[aT]t ZOO xuptou %at ^zotzozoo ivjaou XP^^'^°"
2 Tou 6cO" [%a]i ao)XY^pr;c 7j|jlo)v xai z'qq SsaTuotVYj? "/ilA)
3 TYjc aytas ösoxoxou iiac xavccov xcov «y^"»"^ stou«; StoxX/
4 to5 6(o6 TpstaxatSsxarTjc xpttvj? ivj f
5 Tto Xa[i.7cpoTat{o avfpou ptTcapico zaoz-qc, zriz apawotxö)
6 'TCoXeüoi; a.oprfkwc, avouir uio^ y^P^"^''^^^^ Q''^^ yt.(a[i.}
7....X [JLjy 0{JL0X0Y(O
Papyrus XXXII.
MN 6868, neu 155, Höhe 8-6<='°, Breite 9 18<'"', Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen senkrecht darauf
zu je 2''".
1 t £V ovojjiaTt zcio xuptou xat Ssaicorou itp
2 xp^i^rou ZOO öcoy xat acoTT^poc Yi(j.{üV xai
3 nrjc SsoTcoiVTji; tjjjlwv ttjc ayiac, Bbozo%^/
4 %ai asiTcapö [xapiac xat iravTiov tcov aytcov
5 srou? StoxXy uy ^ ■x.yj i5 tvS/ f
Verso t SYYUYj <potß/
Papyrus XXXIII.
Musöes nationaux 6470, neu 43. Höhe 17«», Breite 26-3'=» 3-7'=" weit vom linken Eande ist die Collesis in der
Grösse von 2-5'="'. Dann folgt ein 10-2 <="" breitos Blatt, dann eine CoUesis von l-2<""; der Rest (9-3'='") gehört
dem dritten Blatt an. Schrift auf den Horizontalfascrn ; Faltungen senkrecht darauf in den Abständen 2, 1-7, 2
2-6, 2-2, 2-2, 2, 2, 2, 1-7, 1-5, 14, 1-3, 2™.
1 t £V ovo[[Aa]xi To'-" xupto" %at Ssaitorou irpoo yr^ozoo zoo Oso'^ %ai acoTYjpoc Vjixcov xat tyjc
2 '/j[JLOiv [tjt^c Ösoroxo" xat asticapöcvou [jLaptac xat x[a]vT(ov t(ov aytoiv zzooc
3 ^to/.X'i tqS x'jßt %3 sxxYjC IV) SV ap/
4 "CO £'Joi.Y£t vc/ao%o|X£t(o tautTjc ttjc apaivotrtov 'iroXscos 8ra xoXXouQo" tou ösoiptXsataxo" Stax"/
5 xai voaoÄO[xc/" aupTjXtot «ptß uto? -icsocuato" %w. aicov utoc vpau xat ousva^ptoc uioc axa oX
6 %ai] aita oX aicoYY^o^s'faXric aicavoaico^Ytov tJtos ousvacppto'-' xat asvouöio? o^uptC otoc
7 ^cß /,at aTC'ira xupoc (j'!zo'(yjv.=.'^aKoc, oioc vs'fspa %at i£p£|xtai; apiaxoTuvjpoc uw?
8 aßpaa|j,io!> %ai aajJLßac xai oturoc airavjTccoYov £uoat[jicovoc xat ystopY^^^ "^^"^
9 STEpo" EüSacpicüVoc xat (ptXoöcO? avacpaXaxpo? utoc vapau -jrpaxKov 8taxiv5uv"j
10 'JTCcp toux[oü x]o" 'Jtou iTsxpo" Staxovo" £xt [jiYjV xai [Aa)[u]a7]s ava(paXaxpo^ utoc (Jtaviap/
11 Tcpatttov xai aoroc 'JX£p -co'jto" tr>" Y^[J-ßP'-'" Tcooat xo" /.ai irairtai; xat y^ö^py^oc ava'^aX/
12 xat auxo? utoc avouir o xat ']^-rjp7]X7]c xat y^<^"PT^'^^ '-*!^ s'csp^? irpovo'/jxvj? uto?
13 [ATjVa 7c['pa]xx(ov uitsp nauXo" ■j!;X£ßix£ß %ai asvo'JÖwu uto" xoajjia xat ^oiß «pXa
126 C. Wessely.
Papyrus XXXIV.
Musees nationaux 7399, neu 45, Höhe 37'='", Breite 31™. Vorso: Verwischte Schriftzügo. Schrift auf den
"Verticalfasem, Faltungen horizontal, 16 Theilungen, von unten angefangen, zu 2"9, 2 oder 3'5'=™.
1 t *v ovoixau VTfi ayta«; a^pavTOu xat C<oö''totoo xai o[iooüatoü xptaSoc Tzazpoz xai uwu [ xai
ayioo
2 xv£'j{Aa-o<; ßaotXstac tou öccatatou %at xaXTjVoxaxou xat Ostouatsipou 7][icov SsairoToy <pX)
[T^aaxXcWui
3 ro'j aiwvto''' aoYOuarouxataoioxpaxopocÄat (JLSYwrou suspYTjtou sroui; tstaptoü SYpatp/ !pa[(o(pt . .
4 £v 8Tj|Aoat(o xoirco ap^siauo ty;? x(i)[jl7]c tcsvvy] [xou ÖeoSoatouTroXiTou vo(xou
5 aupTjXioi; cVco)(tc uloc iraTjatoc a[jL[jL(ovto" [i-r^zpoc, «[Aavoitt^ jSpa^cfoc utcoy • • • .
6 aTco v«o[(jLTj(;] iccwr^ toy [ÖcoSoJatouTcoXtxou vofxou aup7]Xt(o luaYjatco utco xoo t[7j(;
7 •ir3paxAajJi[j.o)[vo? airawovoc [aicjo xr;? autirjc xcofATjC )(aip£cv o[aoXoyco . . . o lupo
8 YSTP^l'-t*'*'''^^ [a'j-oc o'j 5ta Tcapsvöstou] irpoacoTcou sirt 87j|ji.oato) x[o'7r](o
9 irpoXsyöstaTj? x(o[j.7j(; xaza tTjvSe tvjv aicX^jv zi-fprx^pov -Tcpoc 0£ ao'faXsca xat v[ov
10 TcXtac Tcpaascoc xupi£UTt[x73 SYjYf^ouvrt sie: tov as: xat z^rjZ airavxa sv
[iSVOVT
11 sxouaia y'*'">{a''] *ott oox a[va]YxaiY£t %at aotatpsKo xat aixs-cavotxco xac a{j,£ra[tp£'3rxa) Xo-
YtO|Ao xai]
12 o*[oii(o avuTCcpßXTjJrto x^P^^ §oXou Tiavxoc xat (poßob xat xtvSuvou
13 «occ avaY^T^? %at 'ic[a]o£t xspi xat aovapTraYYjC >f.at 7rocVTo<; axpatiriY'']IA(^t^^C
14 sjJißaatXcUct atpopiJLYji; %ai aXXou
15 . . asp Berio xat xirjv 9p[t]%xY3V xat (poß[£tj5av
16 8£a'jr[ox£iac 5i]xai(o Sav xac xyjv 6£tav
17 t£ xptaSa %«tt XTTjv vtxr^v xauxTjv' %ai 3ia[jLovov C^w^jv xo'j £üa£ß£axaxou [%at <ptXav9p(oxou
18 ^Ea-rtoxoD XTj? •/)YO'j|XcVY]i;'''' 9X3 TjpaxXiou xou aifovwu a'^yMozoo if.ri.i ayxoxpaxopoc[
19 'ic£'jrpax£Vat xai v.aza'^fZj^'X'frfif.z'^at. cot xai 7rapa')C£yo)p'/jx,£vat aot %at va . . .
20 ^£5(0 .... ata . . ova airpa . . .
21 ScGTc v.0.1 xaXwv ....
22 xäXXtciv . . . j£]pY£tO(; £i T)(jlo)V . . %at s^ouatocv Tcaaav
22"' . upYS^oc . . £t/w
23 •r){jii.a£Oi(; {ji.£po'ji; "wou oXoxXr^poo . . . [(j.£xa] Xaxxo'j xat . . . xac
24 xat xo)V 'jc£pw[£t[J.cV(ov] xai ^uXixou %at [ Tcavxo? auxou xou 5aaiot>
25 otiro xou Tca xat YjXia . . .
26 axo xtov 'jr£pi . . .
27 Xa]y.%o'j
28 xo'j xai
29 xai 7]Xta xaixoatJV . . . 6£
Zeile 17—19 stehen auf einem Fragmente von 10-4'="' Höhe, 105™ Breite: Zeile 22—26
auf einem andern von 9-.5"° Höhe, 13*5"° Breite; Zeile 19 — 29 auf einem dritten von 1.5°'"
Höhe, ö-ö"^'" Breite.
Papyrus XXXV.
MN 6846, Höhe 17'=°', Breite 9 '"°.
1 Bi
2 aT:o5t$£(o[c
3 x[ouc Tcpca[Ji£Vou<;
Die Pariser Papvri des Fundes von El-Faijöm. 127
5 xaxayvwascoc Xoy«)
6 XP" ^] S (oe vo[j.tt£yciVcai
7 vuxo iraVTCov yjijlcov
8 xac sicepp" cd[xoX/
9 oc icpoYSYpafjLiJLsvot
10 acou
11 t 5i £[j.o'' axa oX
Papyrus XXXVI.
MN" 6846, Höhe 16 '=^ Breite 8™.
1 sJTCt xo) TjiJiai; SiSovat Xoyco TcpooTt^io" )(P^<3^^" vo|xia|JL3
2 s^ o>^] Vj xp/ V s (i)c Vj s^ UTcapxovxtov Tj[xcov icavtcov xat cTcspp/ (Ojji/
3 . . c «pavaiJL) uio? [Jiaxapio" j sxspoc 8a[j.tavo(;' oto? aajJLßa (jLsyaXj . . .
4 . . . coc TTpox/ aupYj/ .... SYpa'|a uxsp auxov aYpa[j,[j.at3 ovrcov f
5 t di emu strategiu esemiotlie . . . S/ B[i.o'j axpaxTjYWU syp/
Verso: ^otßa[JL[JLj . . . /reavjsu'^/ uiratou
Papyrus XXXVII.
MN 6998, neu 49, Höhe 33"", Breite 23-2™. Schrift auf Horizontalfasem ; Faltungen senkrecht darauf, in
Abständen von 2'5 """ von links angefangen, zuletzt rechts im Abstand von 1'4'^™.
1 [t cV ovojjiau ZOO xypiou xai Ssaitorou tYjoou ypiarou xou Ösou xat] ao)-c7]po?
2 [7j{A{ov xat tYjc Ssaicotvr^C 7j|Ji(ov ttj? aY^a? ösotoxou %ai astjirapösvo"
3 [[Aaptac xai -Jiavccov -ccov «y'-^'^'^ • • • '^'H^ Sswa] ivj f
4 toc -JcpoiJLj^
5" oao . . . . x]ov [JLSV tptß a]ira[X'f^/
5 uiov vaapau axo xo)[xy;c icsXYjöascos xoct xt[a[AouX icojxs [xsv aTco
6 %ti)(J.7jc TcapcfJißoXTj? Tou acppoStxoTcoXiTou v[o[jLou vuv 3£ xYjV o]a7jaiv syj
7 STct XTji; a'JXYj? xcojxtjc icsXYjQTjascoc 8ird£^a(j.[£V0U(;] xofJnrpojJLj
8 [Acta TtpoaxtiJLou /puaou vo!i,ia(j,a[xo)x] Suo aÄo[Xou6co? ttjc '7c]poÖ£a£ü)(;
9 xcti aicaXXa^at auxouc «at Sr; a%poa . . £Vot x(o . . . a[j.(ftßaXXo[jL3
10 %at £';ca)|xoY . . . aav xyjv xou xax auxouc irpaYixaxo? . . . av xaSco?
HO.... oxY]p£a syrj^rj-^r^oBV xo) xairEWco Ty[x(ov X . . . xo Saatov
12 £ir£t5av . . ax£ • • aozooQ TrapaY£V£a9at Eitt xtjc [auxiQC %(o[i.*^?] ir£X7)9rja3
13 xat UTcsp a[ux(ov] xoaiJ,oc[v utov ^^ojapoo xat o'j£Va[9ptov uiov (potßa][jL[j,(ovoc
14 xai [|xa]xap[tov utov] £X£po'j (pr>[.ßa|x|j.(ov(;c xai £av £ix«)atv oxt [ji.apxupot>|j.£v
15 'iva . . . ScX . . ■ ÄcV o] £tpYj[i.£Voc (ptß XO) auxco 7(,ia[j,ouX xP'-><J^^>f^ vo[xta[Aaxa ';r£VX£
16 Sex« a[JL<f>cßoX£ta<; £(p fo xov £ipTj[i£Vov (fiß xauxa airoSouvat xto auxco %ta[i,ouX
17 £1 §£ [Aij ouxco? [xapxapTjawaiv £y co xa 8uo (J-spY^ itpo? o X£Youatv oi £tp7j[jL3^
18 xp£tc av5p£(; T:£pi xou auxoü y^paooQ E^axoXoüövjaat xtj (pcovr^ auxtov oozoiz -^ap
19 a'JV£t5aiJL£v 5aatov £ovat f
20 t 5t £[Ji.ou louoxo" a'j{ißoXatoYpot'fO'j xaoxYjc xtj? apoiVJtxj
21 icoXeoc SYpafpvj o ■Tcapcov Tcpo? £%(p(ovr^C t(ov £tpYj[X£Vcov
22 SaaaxoDV f
128 C. Wessely.
Papyrus XXXVII '''^
Höhe 5-5'^™, Breite 7™, Mus^es nationaux 7448, neu 128.
1 aSsXtpov taaax ot Tzpoyi.zi\s.^\i.^
2 ou(xcpcovst r^\s.t.v zo xojjLirpoiJ.iaaj
3 (OQ lupox/ aupj ösoipcXoc tcoavvs
4 £Ypa«];a ;^ au^ -rcap/ aypaixfJij ovxFo f
5 t di emu zachariu ... 5/ s[jl8 Co^/otpis f
Papyrus XXXVm.
Musöes nationaux 6498, Höhe ll-^". Breite lO"™.
1 xapCO" [JL . . . . pl
2 IQ £^ aozo~ 3 Tcspt To . . . . aTC-AX
3 oux £X^^ itapa t
4 auxTjc xat Trspt zcov . . . (o^ . . i/ [isp/
5 Tcov ZcWwv aitoX>.a)V odä £)(£t
6 . . . o'' TCSpt aüTcov ';ucpt xou
7 svoi; vopitafxj oßpt>C toü £V aypco £V
8 uiroÖYjTiTjC xXvjpo" )(aip-/j[i(ovoc
9 uto? (iYjva irsxusto" (j.£ptG9'rjvai
10 (xozoo E^ aurcov £^ taou jxspoüc
11 Tptxou 0 [J.EV axoXXo) {Ji£p/ y xat
12 0 {j,£ x£xuai [i.£p y" ootcoc yap 8
13 £(pav7j Stxatov £Ypa(pj jj,*^ (pacocp
14 Tp£t.axat8£xat7j(; ivj f o/ £|xo" apiaxo(j./
Appendix 2. Mus^s nationaux 6952 B, Höhe 16™, Breite 5-3'='"; Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen
senkrecht darauf im Abstände von je 2'4 "".
1 . . . . COV £Uap£at(OV '7C£V[X£
2 . . . . xjaOapcov xoupi 3tay[t.Xt
3 Et« tt[jL7j]v xaivo xouffcov [xat, ttjv
4 aufinXTjJpwatv aunr] iioi[Yjao|i.at
5 £V TCO Xaipjo) tlfJC <3UV 9£C0 £ao[[JL£V7]C
6 tp^Y'^i? £V TO) xoo(p]ox£pajj,oupYt(o
7 . . . . ava|xrpc]ßoX(oi; xat XO)pt[c zivoz
8 u7r£p9£a£OK ] 5r^Xovoti a7:o5[(i)<; . . .
9 £':t£taYaY=^'^ ^A^ • • •
10 £^ uirapxovjtcov |j-ou TravcoiV [ xat £X£p/ (0[jlo^
11 0 5etva Staxjovoc aYtac xa')r>[}dv.'QQ ExxXvjatac
12 . . 0 TTpoYSJYp^-'-lJ-IJ-*'^'^^ c;'J[xrpo^[v£t jJ.ot
13 iravxa wc; Trpoxjsuat a'jpYjXtoc t&ua[xoc syP'^'1'*^
14 UTtsp aüxoü . . aYp]ajx(j,7.xou o[vxoc
15 t di emu] hel[ia esemiojthe ....
Was die hier erwähnten xatvoxoO'fa betrifft, erinnern wir an den Papyrus IX unserer
Sammlung.
n
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 129
Appendix 4. Musees nationaux 6952 D, Höhe 16™, Breite 7'="'. Schrift auf den Horizontalfasern, Falten, zn 1 "^
Distanz von einander, senkrecht darauf.
3 . . . tvj £v TTj T)pa%]Ä£ouaxoX£t
4 0 Sstva ] uioc [JL'rjva
5 airo TTjC a'JTT^^ TjjpaxXsoü^ iroXsw
6 OTScpajvo) uuo Too x'/]C
7 [iaxapia(;] [j.vry|X'r]? (potßa[JL[Ji/
8 . . . ?poüa ßouXsuTY] aTTO 'Cfi
10 ^OCl VÜV £)(=tV
11 ? i:a]paa/£iv aico Xoyou
12 iTcJiJntrr);;
13 otvjou cUapEaxo"
Im Jahre 541 war das Consulat des Basilios gewesen, die folgenden Jalire 542, 543
waren dvOiraxot. Der Act ist in Herakleopolis abgeschlossen worden, wo schon im III. Jahr-
hunderte nach Chr. sich nach dem Zeugniss der Papyrus Erzherzog Rainer eine Bule be-
fand. Gegenstand ist Weinkauf bei Voranzahlung des Kaufschillings.'
Appendix 20. Musees nationaux 7155 H, Höhe 13'=", Breite 5-5™.
1 [t £V ovo|a.att tou xupiou xat ] ^Eairo-ö
2 [frjooo YpiGZoo ZOO dsoo r.ai <:jon]'q[poc] r^[i,(ov x[ai
3 [tTjc rtsoTzrAYqi; rj[i(j)v zTiz aytac Bzozov.oo v.ai a£t'3rap6]£voo jxaptac
4 [xat icaVTCDV tcov ayucv . . . zr^z zoaa!Jz]rjQ tvo'
5 [o Ssiva £u%X££axaroi;] 5ou^ 5ta xou
6 [xapxouXaptou . . avJaY^too ^c
7 Y£(opYtou Ol"/
8 xai irpcox"/ tcX
9 oi; xat T:£%uat
10 aa[Aßa ui"/ irpt
11 xat Tcsxuat,
12 xy
Uns würde der Contract, wenn vollständig, wegen des hier erwähnten §oö^, einer be-
deutenden Persönlichkeit, in Mittelägypten zumal, interessiren. Diese schliesst mit einer An-
zahl Privatpersonen, vertreten durch den Secretär, den Pakt ab.
Appendix 25. Musees nationaux 7104 C, Höhe 33'=°', Breite 31'5'='". Schrift auf den Verticalfasern , Faltungen
senkrecht dazu, zu 3 "=" Distanz von einander. In der Mitte des Papyrus zieht sich die Collesis, so dass oben ein
Blatt von 13'="' Höhe, unten ein zweites mit 19-3'=" bleibt.
1 ZOOZ £[iO'JC ß . . p
2 0|JL0X0Y vX£X'J'ä£V TTpOC 0\>.rj.Q
3 . . . . xaXcoc £t yz.vn.\x=.'^ri''^ t(ov a'jxcov
4 .... . £po)V cUpcW . . . ziK . . z irpoaco7c[ovJ xat. T:oir;a(o
5 va . . . . irpoc vtctraXüotv [(o^ s.lpr^zrn] zaoz'fiz |J.o" z-qq 5cop£ac . . . aca
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Alihandl. von Niohtmitgliedein. r
130 C. Wessely.
(3 xa: avt3)(upov stvat to [xst auroü yi^oiiBvo^ -Tcap c{aou o[to]v§YiTroTS a'JvaX^vCcyiAa
7 icpoc xaraXuatv (oc sipiQTai tauTTjc [xo" xr^; Scopsac opx(o yap xaTS^Tjaa
8 s[iaurov cV[isivai fis stc to StTjVsxcC rau-cY] [jlou ty^ y'^toiA'/j xa: £TC(0[jLooa[A7jV
9 ::poc to" 6cOU TO'j Tcav:oxpaiop[oc x]at nf][c vaj-ig? [xa}. ^ia\i.[o-^oo Ctovjc] tcov euasßsa-cj
10 [v/jicov SsaxoTtov 'fJXj toüauvo'j to'j «kovio'-' a.üyMzxrj'j xac auzoxpatopoi;
11 adta; aoipta? r/j^ 7][jl(ov [a'JYOuajr/j? xat ^Xj
12 Tou s'JT'j/Eararo'j xataapo? xopcav xat ßcßaiav
13 raonrjv ttjv] icapouoav SwpsTixTjv oixoXoytav xai
14 5Yj]iro-£ ^lairpa^at £v opxco iraaav ap/i^v e^o"atav
15 xai cDa£ß£a':[ .... zo'c/a'^'jooaw . . yi
16 oajjLco . 5i[otac 5]Y3Tro'c[c ] op|i7jc svavrt
17 at^vjaXXaYfJ.a'üa
18 xai a(p . . . . %ai 'jtc£6c[j.7]V
10 ava5[ouv]at /,at
Das Fragment gehört zu einer Schenkungsurkunde, also einer der seltensten Urkunden.
Was die hier angewendeten formelhaften Ausdrücke betrifft, lässt sich die Aehulichkeit mit
dem Testament Abrahams nicht läugnen, das wir in den Wiener Studien 1887, S. 235 ff.
herausgegeben haben.
Appendix 51. Musees nationaux 6846, 2, Höhe 6-5 "", Breite IS"'".
1 'fXauKD 'i (p . . . .
2 %(o(j.£T'. x(ov %aO(oauo[j,£V(o[v
3 ?5(o[JL£ar]tx(o(v) (fpovrta-:-^
4 . . . . oiric ZOO z-qz |ia(xapiac (JtVYjfXTjt;)
Appendix 53. Musees nationaux 6846, 4, Höhe 10 """j Breite 4"2
1 xapaay£tv
2 to Y^jx'.ay
3 [iwv ':£ %'.VT^t(i)V y,a'.] ax'.VYjrw"
4 [xott auToxivr^TtoJv avSpa
5 V'.r.
Appendix 56. Musees nationaux 6846, 7, Höhe 10™, Breite 5'="'.
1 . . . c(X [Acaa . . . -0?
2 . . . Tj [i'.aOojotc
3 . . . 'f^z-q'^ a).(0V£ia xpo?
4 . . . £■/;// (oarE [jle ava/[{op£tv
5 "/(op'^ y.a':aY]vo)a£OK xai xara'f [poVY^a£(oc
6 TrOpStC^IASVOU X£p5oU4
7 ■:]•/) Tzrxar^ .... xat etc'. -oo
8 . . . . a'j-oa 7p£0'jc xac £Tr£p/a)[j,) f
t di e[mu
cm
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 131
Appendix 65. Musees nationaux 7132, 4, Höhe 6'='", Breite 29'^"'. Vgl. Nr. XXVI A.
1 zwjza. zic, tSiov x£p5o? *x[=^"^
2 . xov xat Touxou ic[av]t[oc] xpatsiv %at xupisuciv xat iraaav 5cairox£tav xat c^ouat[av
3 . . EtTj 5(opco '/j cxspo) otwÖYjTCOtc C'^j'^'^'^st 7] £'reo)(Yj TcavTota to ouvoXov 8ta to x,ata touc "rj
Appendix 69. Musees nationaux Nr. 6846, Höhe 19™, Breite 12-2"", neue Nummer 146. Schrift auf den Horizontal-
fasern, Faltungen senkrecht darauf in einer Distanz von 1'7 bis 2*^".
1 xat . . auxo[t .... yt/ cX[atoy ayiT" (Jtova
2 x[at Y][Jictc] STO^ixoc s/^^t^^''' ''tapaaxEW
3 icpoc r/jv auT7]V syXaßstav o'jv 6c«) i(o
4 [XYjVt Tiaüvt zt]Z Tzrj.^vj'jTfi irpcotTjc l'vS/
5 Y£V7][iatoc Ssutepa? cirwslJ.Tjascoc
6 TCO a(o[xatta«o [JLsrpo) xai aTT'/jVcYxsiv
7 auras st? tov oixov goü OiioiQ t^|xo)v
8 avaX(o[JLaatv xat stc tyjv aarpakziay
9 xouto TCSTTOtTjiJ.at -0 rxDa]Kty'{0''y^ Ypajiii)«
10 xupLov xai ßcßatov %at sucppo)' (OjjioXoY7]aa[jL£v f
11 t aupYjX) tcooTjip S7t Tiarpo?
12 §tou xai avva Boyazrip (Jia
13 6£toy (zu aQ corrigirt) ot Tcpox/ £6£[j,£Ga
14 to aXXYjXEYY'Jov Ypa[jL|xariov %at
15 a'tx£t [xoi Tiavta wq xpoV
16 t <P^3 '"^"^ax X£ovit[oo] a^tcoOcic
17 cYpa'l'ct 'JTCEp ay-cov Yp^^l-'-IJ-^'C^ (Jitj
18 £i5o'ta)V t ?'^j xo[j.£a . . oaoo'-'
19 [Aapxupo)
20 8/ £[JL°''' %'JpiaXO'J EpIJLctO''' £Yf'V t
Aelmliche Stipulationen wie in Zeile 6 ff. finden wir im Papyrus 7 des Louvre der
Notices et Extraits XVIII 2 . . xat airoxataatTjOatco ziz otxov irpo? autov toii; tStot? avTjXo)-
[xaat £av 8s {jltj airoSwi xaö a y*YP(^''^'^°^0 aTto-ötoatcot ro Savstov ■:«? xou (iiupou apraßa?)
xß L u. s. w.
Schwieriger ist die Erklärung von (xstpov aa)[j.axtaiov; wr erinnern hier vor Allem an
die von uns nachgewiesenen Ausdrücke IScoxa'/^ [lEtp'/jats und So/txd [istpa ttbv ÖTjoauptöv,
[iSTptp 8pö|JL(ov T£xpa)roivtx(p ÖY^aaupoö (Mittheilungen aus den Papyrus Erzherzog Rainer III 33);
vielleicht ist atofiaTialov mit corpus, Corporation in Zusammenhang zu bringen; es wäre
denn in dieser Hinsicht an das griechisch-lateinische £a(0[idttaa = incorporaui bei Acten aus
dem T'em-Kloster zu erinnern (Wiener Studien 1887, S. 240).
Zu corrigiren ist hier Zeile 2 (£TOtjj,(o<;), 6 aTCSYcYXclv, 15 (t/[aIv). Der Name Dios wurde
von uns schon aus einem Panopolitischen Papyrus belegt (Neue Papyrus aus This und
Panopolis, Wiener Studien 1885, S. 135) was sein Vorkommen in späterer Zeit anbelangt.
Appendix 70. Höhe 6-7'='°, Breite ig-ö«™.
1 a TTjv 8tajJL£p/ coc icp/V
2 ßjixxcopoc £YP'^4'°' ü-Ttsp aozoo
132 C. Wessely.
3 . . . . [jLot '(^a\i.\iaza [at^ stSoto;
4 . . . . öcöÖ C tpiriQC tv8a/
Appendix 74. Höhe 9"», Breite 9"". Mnseos nationaux 6864 G.
2 c5(ov3 /«£Y0|X3= a/,£ ....
3 tj[xac Tcapa (oa . . .
4 aSsXfp/ xa'. "(o sv
Verso: . . . (aj avaxptaj sijx ....
Appendix 78. Musees nationaux 7738 C. Höhe ö-r)«^"", Breite irS»"» (aus dem IV. Jahrhundert).
1 . . . aroiv a-axTcov
2 . . . £ia
3 . . . C OirjQ
4 aaßtvou iroXiTj £7CcC§£5(oxa
5 |xa]p-uptav (os xpox/
Zu corrigiren ist Zeile 4 STTi^sömxa; das Ganze ist das Fragment eines Zeugnisses.
Appendix 82. Musees nationaux 6996, Höhe IS-ö"", Breite 7-5'="'.
1 . . . . ai 'jrpo(p£povu toSs 7J(jl«)V
2 . . c TY^s £taiooar^c Scxa-cTjc
3 . . . »<; vo|Ata[j,aT(ov xa auta r . . . .
4 . . . aXA.0 To ypuatov £a9u %
5 . . . Yji; a-TCeVCEUÖEV Xai £l[5t'X0K %oit
6 . Y£Vt]x(Oi; £V£xupou XoYO) [xat utcoöy^xtjc
7 Scxauo . . . ]vo[ji,ta[jLa-a S£xa
8 . . uir]£p xooxo'J Tou
9 .... 71 apatvo'.Ko
10 . . . Tcpjoxc-a!./
11 . . . UTi; avciuifij . .
Verso: . . ziz" zr^Q ...
Die Zeilen 7 — 11 sind von einer andern Hand.
Appendix 83. Musees nationaux 6996, 5, Höhe 132™, Breite 15-6™.
1 t cV ovojxatc zr^i; ayca^ %ac o)
2 -tO)
3 t £'■' ovoixa't
4 tfov aX(OYOiV ipXj azE^avo'j r«) £v5o^
5 cyto a£Vou6coc /(opö (yavYjEt a7co~
6 -TcaviEc oc xpo%/ t
Verso 1 cicJtOToÄY^ sc? r
2 aTS'f'/ 6£s5' y/ ig' x?/ XßSy S' %5'
3 eVO) ai ZYj U|X£r£pa bzcj<p'A/
ap£i 5£ oao-cYj . . .
C. Wessely. 133
Das Recto des Papyrus enthält Schriftübungen mit Rechts- und Contractsformularen,
das Yerso solche mit Zahlen und Briefformeln.
Appendix 85. Musöes nationaux 6996, 7, Höbe 11-5'="', Breite l-ö'"".
Recto 1 .... C" afxßXayapp/
2 . . . . x£p/ Xa Y^/
3 . . . . yyjffBoiz ö
4 . aTcoa]-[o]Xto) xspiAj x
5 . . . 8 . . . %£p[i,j X£p/ 5
6 . . Ol j^ yobb^ 6
Verso 1 . . . . (ov sti; xyjjx xoXs . . .
2 . . . avV'-' XYji; aoryjc s . . .
3 . ■ . (OVOC ÜTTOSSX- . . .
4 . . rr;?]auT7]i; £ l'Vj v ac;
5 . . . c [Asaop/ Xo 'ivS
Appendix 92. Musees nationaux 7023, 5, Höhe 3-7'=", Breite 4-3'="'.
1 . . . r,c, u'.oc (JLTjvfa
2 ... CO 5iaxov(o %'j
3 . . . a];; [i-^rtiiriQ
Appendix 97. Musees nationaux 7000, 2, Höhe ö«^», Breite 11'="'.
1 . . . (OV ai:o Tcauv'w a
2 ap/T; XI Y iVj xac
3 SCO? aQup X x'qz a'jTj y ^'*'3 ^ «'^
4 rtv yp'joou xspatta Ssxa
5 £$ Sco^cxarov -(i/ ^p/ ^ [15] tß' [jlj
6 Tcaovc . . .
Appendix 100. Musöes nationaux 7000, 5, Höhe 2-5 «"j Breite 3-7'="'.
1 . . . auTO'j Tcarp . . .
2 . . . £aTtv TO 36 . . .
3 . . £t 7C£Vt£ . . .
Appendix 105. Musees nationaux 6994 d, Höhe lO'ö™, Breite S-ö«"».
1 . . . acp'^rat Tcoto
2 . . . (OV '3rat5uo[v
3 . . . (OV jJ.£V -(l)V £t
4 . . . tO'J jJLVr^!J.OV[£UÖ£VtO(;
5 . . . /.at 7,a':aYcYpa'f[y]X£vat
6 . . 'All a|j.£Tavo[7jT(o axoir(o
7 ösaicorEtac] 5'.%7.uo y.at £^[o'jaia
8 . . £i]c ypov^j^
9 . . Y^ UXEpO'JC
10 . . bifizla%fx'. . . .
134 C. Wessely.
Appendix 107. Musöes nationaux 7033 a, Höhe ll'", Breite 8"".
2 Tjjxcov xai nrjc ^saTCOivirjc r;[[X(ov xvjc ctYta? Ösotoxoü xat asiTrapÖsvoo]
3 jiapcac xat icav-cov rwv ayicov
4 'fXj 7:a'jA(o to) £[xirpc';rca'cat(o sxStxd) airo xyji; apatvotttov]
5 TZOKBioz aopYjkoc .... sav
6 rrjaSe tTjc itoXswc 5( o(x[oXoy(o
Verso .... '3:£~p[ . . . aTCJoX'Xw . . .
Appendix 115. Musöes nationaux 6679, Höhe 6-5«™, Breite 2-9 <^".
1 .... Xcvapt . . .
2 . . . o[jio]YV75otot a§[£X^oi . . .
3 otc cic taur . . .
4 . . ojsvou^to" t£ . .
5 . . U[xa<; airo . . .
Appendix 115b. Musees nationaux 6694, Höhe 4°", Breite 6«=™.
1 . . . . 1C£'JC0lYj[Aat
2 . . . . ut/ aictpav" [ji,ap'CYj[pa)
Appendix 115C. Musees nationaux 6694 und 6679 von mir vereinigt. Höhe 13°", Breite 7'^'°. Schrift auf den
Horizontalfasern, Faltungen senkrecht in einer Distanz von 1'4'''°.
1 avaa-caata ßo
2 VciXa(A(jLa)Vo[(; airo xyjc (Kjtqz
3 TtoX^ ■/ 0|JioXoY(o [j.[£|xtaöcooÖat
4 «710 ro)V 07cap-/ovt(ov [ aot cxi xou
5 a'JTOu a[jLff ooo'j [ £V otxta av£(o
6 Yl^]*"^''J «^^ ßoppav £v [ nrj 8£üX£pa
7 aiEYTj [ xoTcov cva avcto
8 '{\xv^'j[^ £^ oXoxX-rjpo'j] £t(;
9 a7rYj/a](or/jV xat £V z-q vpiz-q
11 XplxXlVOV £V £^ oXoxXTJpO"
12 av£(OY[J.£vov xat aotov £t(;
13 a7c]Yj[>a(0T]Y^[v] iJL£'ca xat xou
14 otx7.tr> -j] tf oaov /povov
15 ßoüXct aTTO V£0|x]YjVtaC xo['j
Verso .... IC cxav au^ aspo;
Wiederholt erhalten wir aus Miethscontracten solcher Art Aufschlüsse über die bauliche
Beschaffenheit der Häuser in Arsinoe; in unserem Papyrus XIV ist erwähnt £V z^ 'cptXY]
ozi'CQ ein TptxÄtvov, in unserem App. 393 £V zip 3(0[JLatt eine x(oX6ß'/]; ein Haus in Herakleo-
polis enthält £v r^ Zsozi^q. azi-('fl s^^opav [xtav ßdXXo'jaav b\z vötov xat xotxcovdptv §v . .
xat xajAdpav [xtav £v z(\i OTZ-q\ak\) . . xat ärjz^/yffK-fjy, vgl. Wiener Studien 1887 S. 248 ff.
Die Pariser Papyri des Fundbs von El-Faij6m. 135
Appendix 120. ifusees nationaux 6875a, Höhe 6'8°", Breite 5"6'='". Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen
darauf in einem Abstände von je 2"2°°'.
1 XP^
Appendix 121. Musees nationaux 6875b, Höhe 7'^", Breite 9'2"°. Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen
senkrecht darauf im Abstände zu 1"", l'l''".
esemiotlij .... 8t sfxo" xoaiJLa <ptß stcX"
Appendix 129. Musees nationaux 6863h, Höhe 7-5™, Breite 5«™.
1 airo'cajx'cou ^opo'J
2 svta'jaicoc ypu[ato'j voix'.ajjiaua xpta
3 p'Jirap/ xp V y[p
4 xapa ao" xara
5 x(o jxsv rpa[(0'ft iXTjVi vo[Aia[xaT:tov
6 £V xat x{o[ . . . [17JVC ta aXXa
7 hoo vo[xi[a[j.aTta axo-ca%
8 TO" ^OpO"
Verso . . . utco xoaiJi) o^ypty^
. . v]£lXa|JL[Xj TOV j ßo'/j6
Das Fragment betrifft die Ratenzahlungen bei der Entrichtung des Grundzinses.
Appendix 127. Musees nationaux 6863 f, Höhe 7™, Breite 4""".
1 a.ozy}C.[ svictoatco^ %cp{xaro? xspaTta
2 [i'jrjia iiGlyikia
3 a%uXavc[o)C '/] [JiwÖmatc xupia
4 xat £itsp/[
5 . . -co^opYjC 0 ':rpox[£i[i.£Voc
6 ziQ t«)[avVYjV
Man vergleiche den in den Prolegomena S. 50 von mir herausgegebenen Papyrus
Zeile 29—34.
Appendix 136. Musees nationaux 6863p, Höhe e-S«^", Breite lO"". Schrift des VII — VIII. Jahrhunderts.
1 . . . . OT^][i.OaUO
2 xara tou ooco'j Yp^'f£^^tJ
3 otpa oVt(oc ÖcOü Xc^.E'JoVTOi; x
Wir haben das Fragment hier angesetzt wegen der in Zeile 3 vorkommenden Phrase.
Appendix 137. Musees nationaux 6863 q, Höhe 36-2'=™, Breite 6-4'=™.
1 t £V ovojjLaxi TO'j] xoptou -/.rn Scairotj»" [r^txwv
2 tYjoou xptorofj too] G£ou xat zrfi cisa[Tzov>r^c,
3 YjfJLCov xTjC ayta]; 0£(o5(O7(,'j'j [xat astTcapOsvou
4 [iaptac xat luav-Jov xov aytov . . .
136
C Wessely.
o
6
a
Tj ivö/
7 xov ZOO apat[voirou vo|jlou
8 x]awoc (0
10 Toy ayio'j vo|jlod] -/ 0(xoXoy(o
11 eax''ix£vat [xs 3t]a x^^P'^'^ [^^'^ ^^^
12 av [Aou XP^l^oiv xpf^otoy [vo
13 {itaiAatia . . . .] 7j[itau apt6(jna
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
. ai -piov
aa^paXctac
. . . söcjjLoiaot
. . . rfi cjA-rtat^io)
... SV t(0 0(0
. . . pouitt . vapisv
. . . . ov V cS5'
. . . airo xapir(ov[r/](;
. TuapcxJovtoc xa
xoüc tsXsc
[XOt taOTYjV
[AcJxptc aitopoosox;
oXou x]oü XP^^'''^'^
aov Tov auxov
. XOV SXl
(OV £'jrav(o
X(0 10(1)
Tiaüjvi 7] . iv8/
puotat o£
y,ac xou svoc
%upt]a
xat cTi£p(0|X5
Der lange schmale Streifen entstammt einem Contraete, in welchem gegen eine Voraus-
zahlung der Aussteller sich Wein zur Zeit der Ernte zu liefern verpflichtet.
Appendix 139. Musees nationaux 7164b, Höhe 10'3™, Breite 4'9'^'", Schrift auf den Horizontalfasern; Falten
senkrecht darauf im Abstände zu je S*"". Zwei Fragmente gegenwärtig.
1 (pa(x[£V(o6 tv5c%xt(ovoc cß]
2 5ojxr;c ocüpr^/.!,
3 OC aVO'JTt 0 XCft TTc
4 Xcxtot a'rto/Juov
5 airo[ 7.oj[xrjc] x'.va xo"
6 apot[voixo]'J voiJLO"
7 ayp-/)/.uo avvto)
8 ot(o •;r[auXo'j XJaxocvoTCj
Die Pariser Papyri des Fund?;s von El-Faijüm. 137
9 paxTj [axo zfqz apat
10 vo£iro[':i:o]XcCoc y^
11 oji[o)vOYO) sa]/Y^v.£Vai
Verso .... axpa . . . a
Ein Xa'/avoTCpdtTj«; erscheint auch in dem Londoner Papyrus auf Seite 249 der Wiener
Studien.
Appendix 141. Musccs nationaux 7164(1, Höhe 6"'", Breite 5™.
1 [j-oc ÖfjyaTVjp avvac
3 5]c%ax7](; 3 . iv^ xcov % . . .
Appendix 144. Musees nationaux 7133b, Höhe 16"5™', Breite 7"". Schrift des V. Jahrhunderts.
1 (xVc<oY{JL£Vo" SIC, ßoppa
2 avstoYjXcVo'' zic, Xtßa
3 |JLc-ca xav-oc aurou] rou Swatoo
4 sici )(privr>v oaov ßo'jXJsc airo SsüTspac xai saa^oc
5 toy . . . [A7JV0C z]riz irapo^arjc Tpta/,ai[5cxaTY](:
6 tv5 'jcap£x]ovT[oc ][iio" To" [JicaQ(oaa(JL£Vou
7 . . . 10" UTCsp cVocxeto" ttUTOU ävtauata)?
8 \x]s:^akrj(J x£p[[xaroc jj.ü]p[ia]5ac /iXta? cvvaxoatac
9 . . . xovxa axot/^avxwc yj [jna0a)[acc "/.upia
10 xai £TC£p(pto[X£V'/j) a'jJpTjXuoc aßpaa[JLUoc uccoc
11 fO Xp(OXt[Jl£V(0?
12 . . . aTiojÖMao) t(o £VU%t(ov
13 . . %]£ 'JTOOYpa']/a ytpi ejitj
14 esemiojthe
Zeile 10—13 sind in einer uncialartigen Schrift von AureUos Abrahaniios selbst ge-
schrieben.
Appendix 145. Musccs nationaux 7133c, Höhe IG""", Breite 27"".
1 TTjc x^P'^'^ ^*P' ^■'Q? "^^"^ 57][XOac[(OV
2 a yjizoy'j eaziy s^wOr/iTjvac
3 xott ot xa^£0)Tai irav-c£c
4 ^Y^ixjoato'j 'Jcap£V'j-/Xo'JG'.v [xot
5 5(opov '!rapaay£tv
6 Y^ixEVY/.* xaYapycav xa[:
7 ßcßatouvtat 5c
8 $/ £'ICl9£p0jX£V0t
9 £v XapYiovoiV
10 £vat aa'focXciav £v rw Tupatrcopto)
11 Yj{x]£VY^^ 'itaY7.py[tac
12 z-qz TTpoaooo"' to"
13 avot |X£v-cotY£ s'fyiopirjt.
14 TYjV [a]a'faX£i[av] xat y^ • ■
Vielleicht ein officieller Act mit Verhaltungsmassregeln für die Gerichtsdiener.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. IW. Abhandl. von Nichtraitglicdcrn. 8
138 C. Wkssely.
Appendix 152. Musöes nationaux 6982, Höhe 12"", Breite 5'^'".
1 aico r]o)V uir[apx^vt(DV
2 aot] cw a|x^o8ou
3 av]£C0Y[j.sv7jv stc
4 xp'^3'C''Jptotc iraatv
5 'jcapjovxoc (XTjvoc
6 '3ra]ps)(0VT0<; (jiou
7 svtauatcöi;
8 xspatija £';rr[a
Fragment eines Miethsvertrages.
Appendix 154. Musöes nationaux 6982, Höhe 6<"", Breite ö-ö™.
1 [XY
2 apoupcov xoc
3 (oat £V V Y
Appendix 156a. Musees nationaux 6982, Höhe 7-5'^"', Breite 7""".
1 touXtou xai
2 Tirjv Tjjxspav auTOTCOoX
3 (JKOÄlV V.ai \XOV . . . ttp . . cICTTJC
4 87j[JLoaiov 10" auTo" spyaaat
Appendix 156b. Musees nationaux 6982, Höhe 7™, Breite 8™.
1 aux(ov Tuapaa^civ ta
2 xupta] TQ o[i.oXoYta x,at sitcpcoJfieVYj
3 c(7ca](oX ozoiiei 7]jj.!,v irav^ (o[c xpoxstrat
4 t Y^töpTL^^"^
Fragment vom Ende eines Contractes.
Appendix 156e. Musees nationaux 6481, Höhe 22.5'^™, Breite 9™, neue Nummer 6. Hchrif't auf den Horizontal-
l'asern; Faltungen senkrecht darauf in den Abständen 1*2, 1'9, 1"7, 1'5, 1'5, l'l™.
1 av
2 a\i.szaT:
3 cV xov Trat
4 apio" t
5 Tjv xai ÄoXXsxtapiov
6 5oft£VT(ov T(o a'Jt«) airoXXo)
7 Tou auTOU xaXo|JL7jva Xa|i
8 ova xopoXXtou xat itpoc
9 T(ov aurcöV Ä/poupYt«>v xuxo" (oder rouTCöV?)
10 £pYO)V £%£i aV£iaO£Vto)V auto)
11 aicoXXö) avaYVcoaxou )(puato" vo[jl3^
12 sjvoc %at auiou tou £tp7j|XcVou
13 avaYVO)]aiot> SiaTctoXvjaavtoc ro icaXatv to
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 139
14 aov£t5a[i.£v ouv (oc. xpost-jcaiAsv
15 0 tov auTov -rtsptßXsir-cov xaXo(X7jv[av
16 0) airoXXco avaYVcoaoj uirsp -TcaaTjc
17 aüxcov x£<paXatou icpoaaira^ Xpuato
13 xspaxt Tpta xat touxcdv 8t8o|i.[cva)V
19 {iVjSsva Xoyov s^*^^ '^^'^'^ *^ aut(ov . . . tö
20 ouaov jJicpta Äspaifioup/ Xcpt[X£V7]
21 'Jcspt aXX(ov otou§7]TCO-c itpaYixaroc
22 . . . sivou £(o<; T-rjc a7j|JL£pov xat irp[o%£t{jL£VYjC
23 t yotßa[i|i.cov 010? xoo [Aaxap
24 • • [xaTCTjxi. . .
Vielleicht eine Urkunde derselben Art, wie die in den Wiener Studien 1887 S. 266 ff.
herausgegebene Londoner Versöhnungsurkunde.
Appendix 159. MN 6671, Höhe 6™, Breite 7'2""'. Schrift auf den Horizontalfasem; Faltungen senkrecht darauf
in Distanzen von je 1 <'™.
1 a.[i.(p/ x£Vxaupou j^j ofioXoya)
2 5£8£x6at irapa rrj''" u{X£X£pa
3 a]iio TT]? auTTjc iroXy
4 xaX
Vielleicht der Anfang einer Bürgschaftsurkunde.
Appendix 160. MN 6671, Höhe 6-5™, Breite 3-75«"'.
1 a3£X(pOU t
2 TcaxTjp Y£(opY
3 (0 £)(a)|jL£V ap
4 £)(0)iJL£V av
Appendix 171. MN 6846, Höhe 7™', Breite ö«™.
1 aiioXXcovi . . .
2 aiuo xwixYjc . . . rou
3 9£o5oat[ou'3roXiTou vo[iou
4 to) 9au{A[aauorato)
5 (ov . . . . xat
6 ti]axap/ xoa{i[a aito itjc
7 apatvo]tx(o[v 'Jt]oX[£(Oi;
Appendix 178. MN 6761, Höhe 4"=", Breite 5-3'^"'. Schrift auf Horizontalfasern, Faltungen senkrecht darauf in
Distanzen von je 2™'.
1 xai] tTjc 5£axotVYjC [yj[Jl(ov xtj? aytai;
2 Qeotoxou xai a£t]Trap6£Vou [Aaptac [xai itavtcov ttov ayttov
3 ETOuc zitoxXTjttavou] tqS (p"'(fi 5 ? tv'^ f
Das Jahr 394 ist nach der diokletianischen Aera zu berechnen.
140 C. Wessely.
Appendix 184. MN E (5840, Höhe 9"", Breite 6™.
1 Ttov aytcöv xoa|Jia %ac Sa[JLiavo"
2 xat ypoatou vojxta[j.axiov
3 tsXst nrji; icapouaTj? sv8«[%a':Yj?
4 roüTJcG-ct xpcGwv xaOapcov apraßj
5 [ATjvt ztißi Xc ta tvj t 5t £[j.ou irstpoy voiJtaou
Appendix 185. Musöes nationaux E 6846, Höhe lOS ™', Breite 4-5«™. Schritt auf den Horizontalfasern.
1 f\} arp[arviyKo . . . airo zr^c
2 apatvotT{o[v xoXswc
3 ^oißotjx[x[(ov
4 0 xat 'rtS'x[uaiO(;
5 aTzo a[X!^[o§o[j
6 'n:£pac[a(:
7 o(j,oXo[y(o
Appendix 187. Musees nationaux 6846, Höhe 'J-5™, Breite 10™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf in Abständen zu je 1 "■«.
1 a(o[jt£v Xcpt tac uixäzEpac v.zk'
2 uio . . . . Y)( . . . . xai
3 £p(o . . opiQ . . xupia 7j
4 '7capoüaa[ %at
5 c';c£ppoj[jij t aup VctXa[ji.[i.(ov otoc ^[auXJotj /,ai
6 TcauXoc ütoc otp %at [jiaxaptoc uto?
7 arot/ct YjjJitv ta r/j? o/ . . . coc
8 irpoitctrat aopj X[£ovu]oc syp uxsp aorcov
9 xapovTOJV aYpa|a.[j,at(ov ovro)V
10 t fli emii panufin es''
Appendix 188. Musees nationaux 0742, Höhe 3-5 «", Breite 5™.
1 Y=[fOp[T^^'^] V£lXa[J.[X
2 ^i'jyrf.z[A zrjo |j,
3 £roi|Ji{o? £/£t,v
Appendi.K 197. MN 6983 d, Höhe 8™', Breite 7™ (aus dem Jahre 584),
1 ... 00 5=0710X00 (pXj |j.aopatoo
2 .... oy^o'/jc w £11 ap/
3 -(0 £voo^oxaT(o aJtpaTTjXaTTj Tcayapyo)
4 TYjC cipacvotTOJV %7.t OsoSoatooJicoXt-cojv aop-^Xioc
^ oYj](xoata?
6 aicoJaix'foSoü oXyiAittou
Appendix 205, MN 7115, Hölie ll'=">, Breite 8'^".
1 apatvj [ttoXcCoc
2 y.opw.%o'j a|jL'fOTapy[oo
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 141
4 v]][xa; irapa tyjc u(JLcTSpas
5 -/puatou vo|j,ia[jL
6 aiv % 0? 'jjJLctc
Aus einer Darlehensurkunde.
Appendix 206. Musees nationaux 6731, Höhe 6"=", Breite lO*^"", Schrift auf den Horizontalfasem.
1 %ai [xoi vtjOt;
2 %at [JtovoxotTWV
Fragment eines Miethsvertrages.
Appendix 265. Musdes nationaux 7053, Höhe lO'ö'^"", Breite 6'=".
1 t £V ovo[iat[t verso: cTtcjjL'^^öV
2 sax 3 £'jcX[yjp(o9yjv
3 . . . . Tov (paaxp j^
4 'fuXaxitj so/ cO'/j
5 X X «p
6 Ssaic ooaiac too
7 cp tp
Schreibübungen zum Formulare der Acten, Quittungen und Briefe.
Appendix 271. Muaees nationaux 7053, Höhe 10™, Breite 7"=".
1 cJ-csXcOcV aouo
2 z aTCsXOsiv
3 ovojxatt [JLO'J 71
4 vocic Z'((a ooz(oi;
5 xov C''ilJ-"oOr^v[at
Appendix 273. Musees nationaux 7053, Höhe 8'^™, Breite 10'^".
1 i zz'q tXTjva ac, taou ■^o\xiG\i.nza
2 . . ap*" icpoc xov apt8(iov tou [xoXo
3 V %ai -a avaXo)[JLaTa aozrto
4 5cov stva: f
5 au[JLßoXatoYpa<you f
Appendix 275. Musees nationaux 7384, Höhe 13'=", Breite 10™.
1 ... oopaaat . . .
2 /(optoa icssjvajxy . . .
3 [Acxa icav-(jc ayrou] toü 5t'/,[atou] =7ct
4 jpovo-^ apt6[xoujJL£Vov airo /.apztov
5 nr)«; auv" sv^ExaxTji; i.v5 r^apaoyca aoc
6 UTTcp a'Kozav.z'jO ?popot> aorcov [£vta]uai[o)c
7 -/püatou vo[Jita|i,aua £^ airo x£[paTio)v et]/.o[ct ouo
142 C. Wessely.
8 irjfxtoscoc XP/ V ? aÄ f,xßs irj
9 OfJLoXoyia xopta xai sirspp/
10 ÖsoScopaxcoc
11 aroc/jci (ji[ot
Verso ^£oJ8(opaxiou [-jtapa • • • ] uiou [LiQpeJiitou
Appendix 275. Masses nationaux 7384, Höhe 9"™, Breite S"".
1 aapa]x
2 6üYa'c[pc
3 o|j,oXoYfo
4 xopaatov
5 ßtXTOpOC
6 xat TzXlrip
7 nrjv ß
Appendix 279. Musees nationaux 7384, Höhe 4'="', Breite 9*=™.
1 a6]up x£ zpirqc. tv) cV ap
2 <poißa[j,{A(ovt xat autco
3 V(ov XTjv T«) auTO) [xaxapto)
4 Tj Trj[Atau {Aspo? Xoy
5 u {Jispoc
Appendix 289. Musees nationaux 7010, Höhe 9'='", Breite 5"".
1 xataXoYwaaöat
2 st? Xoyov tpo^Tjc
3 TTJC tVj VOjJlia[|J.
4 xaQuTcsc • •
Appendix 290. Musees nationaux 7010.
1 cspa?
2 OU TZKiXt.
3 (oatotaro)
4 ßo7]6ü)
5 oa[x]ßa airo [tTjc aurirjc
6 icoXJscoc X
Appendix 291. Musees nationaux 7010, Höhe 10™, Breite Sö'^"'.
1 xat a[cCi:apQcVou {xaptac
2 ßaatXstjac tou
3 ^X,j [Aau[pi%tou ttßsptou rou atwvj auy)
4 SToyc X . . .
5 aupirjXt . . .
6 aito xo)[i['irj<; . . . tou apacvo
7 txo'j vo[a[ou . . .
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 143
Appendix 307. Musees nationaux 7394, Höhe 7'^", Breite S«"". Schrift auf Horizontalfasern.
1 . . OfJloXoYO) ZV.0OOirx YV(0[[AYj
2 aico] £txaSo€ t:o[u irapojvcoc jayjvoc
3 . . xac 8uo apoopac x^^^'^P^'J
4 ys^opY^J*'']"^ ^^[^2 SX^^'*' '^^ Öspst
5 . . au lov 'j[Ji£X£pov xX[Yjpov] xai
6 . . £Vov xtvSovo) . . .
7 ICOUat 0 XplTTTjC IV
8 8i] £{xo{> aöpyto" ....
Appendix 309. Musees nationaux 7394. Höhe 5"", Breite 6*^™. Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen zu
31'=«' Distanz.
1 Ssair iTjaou xp^o'co"
2 7j][j.(ov ^aatlsiaz zod suacß)
3 (laujptxtou rtߣpiou tou atoovj
4 apx) £v5£xaT73(; ivj £it ap
Appendix 319. Musto nationaux 6713, Höhe 7™, Breite 14°'".
1 tpctC (ASp/ SOZV^
2 ajitoXXo) uc/ [xaxap stc y' [X£p/ xsp^oc xac
3 xat . . ov cpYaaxwov ixtxo^"*''']'^ e'(poirf[ri
Appendix 320. Musees nationaux E 6846, Höhe 13™, Breite 7"".
1 xai £v5&^o'C7j§oc
2 TlEtpt TTjV C^XtJV
3 TIEptEt . .
Appendix 324. Musöes nationaux E 6846, Höhe 7'2"='", Breite 5"4'"". Schrift auf den Horizontalfasem; Faltungen
in Abständen zu 2'2'='".
1 £V 0]V0[AaU TOU XUptOÜ
2 itai ^[oaTuotou tTjao'j xp^^^tou
3 tou 6c[ou %at acoTYjpoc
4 TJjJKOV xa]t TTjC ÖEaiUOtVTJC
5 YJIKOV tYjc] 6£0T0X0U
6 xat icavjtcov tcov aywov
Appendix 325. Musees nationaux 6846, Höhe 10'='°, Breite S™.
1 (üQ ]vojxtt£[uov'cai
2 xat ßatp
3 7]](ita£C0(;
4 "cou ov[xo(;
5 tirjc ■Tca
6 EtSsa
7 'Jcapa[jio[v7j
8 auixicX-rj] pcoaswc
144
C. Wessely.
ii ava/(o[pct,v
10 y.'jfita] Et, 'j'jra(>y[ovxo)V
Verso 0" aSsXipo- vsiXai^fi
Appendix 328. Musc-c- nuiiuuau.x E <J846, Höhe 16"°, Breile !»""'. Schrift auf Horizontalfasern.
1 axarJaippovYjKoc
2 BIZ svtautov £v aptO|X8
3 [xsvov aTuo VcO|X7jvtac
5 itapouaTj? T£-apTr;c tvj 5c
6 yo[ji£voc Tzrxpa aou Xoyto
7 [itaÖou cjxou TO(j cVtarjotB
8 xP^<3tou vofjLtafxattov sv
9 ircipa xcparia sirra 7]|i,ioü tsiapT)"
10 xai airou soapcGzoo [apraßac
11 . . . yi] yrj V ar/ C[S5'
12 ... icapa . . .
13 ... votp'j . .
14 ... ai {AOt u . .
15 ... aosu . . .
16 . . Ocfco . . .
17 ... 001 stt . . .
18 'ÄJat av£u x[tvoi;
19 . . . at %upi[a . . .
20 . . . (J.£ t
Verso t xo Trav
Am Rande links sieht man noch den Kest des Protokolls des Papyrusvolumens
GICJ AIN . . .
Appendix 329. Musöes nationaux 6846, Höhe 3"", Breite lOT"". Schrift auf den Horizontalfasern, Faltung senk-
recht in Distanzen zu ll"".
1 t cV ovo|x]aTt zr^z ayta? xai o[i.oouato~ rptaSoc
2 Tuatpoc] 'J'-o- xat aytö icvcuixatoc /.ac rqc, Ssairotvj
Appendix 336. Mus^es nationaux 6846, Höhe 3™, Breite 11™.
1 VE'fSpaC OIOC, TCttjXO'JV aiTO SXOIXIO'J
2 "O'j apa'.voao" vo|xo" fpaf^no^^ aot
3 .... VT'. . . (ovcov
Appendix 340. Musöes nationaux 6846, Höhe 13'^'", Breite lO""'. Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen
in Distanzen zu 15""'.
1 . . . OC '/JtX(OV xat TYjC SSOTCOIVT]? Yj|J,Ö)V X[7]C
2 . . . . tvj £7C ap t
3 . . TTjC {xaxap'.a? Oäo^otTjc ßaXavsoo -co
4 . . yzjcp TO)v £|jL(ov Tpto)V TEvivtov %'jpaoo too %ai
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 145
6 . . . aiiovtcov azz^-fovzo)^ a'jvsij. . . o . . . 5ta
7 Tj-ca? . .
8 aupYjX'.d) 'iQXi[a
9 TYjs] a'j-Yj? icoXfsö)!; ,
Verso: Spuren von Notizen in Schnellschrift.
Appendix 352. Musees nationaux 6846, Höhe 10 '^", Breite 13*^". Schrift auf den Horizontalfasern.
2 airo x^povofjitas xoo a-j-coa [xaxaptou
3 oc ouavjC 7](j.cv oaaiocc xai xt)
4 'Jiov yptarofpopov
5 7] votou 'r:poarjYopcav irapa aup7]Xt[ou
6 7]-piat§rJS T£Acio:)6cV
7 a-jro zr;c Tsaaapaaxat^cxa-Tjc wj
8 YP'^f *^ aovaKKrj.y\xa to ypa^
9 aTCJoXXwv jAiav [XcV et? ttjv tou
10 iratpoc aspT/vou |j.'. . . . .
Das Verso enthält das Fragment eines Privatbriefes:
Verso 1 t Tzapa%}:rfl'q o ScOTüotTj? [xou xac %=)«eu3Y^
2 Tcov Öso'^uX/ r (Jiaptav ....
3 Xoyco T7]C aa6£v(£)tac [l-too?] . . . o xat i5ou
4 Xoyto tTjC asOsvtac |jlo'j . . . uXaaiJtovr^aa
5 sXsT^acv sTciaroXtov ... otcs
6 oTCa'.fov to ulou . . .
at
7 -Tcpaäcoi; apa: la . . .
8 |XY]0£Va £■/'/] ....
9 XYj yj^oabäY.kr).Q xtj? S7jXo[uu.£Vvjc
10 aXO £tp'/][X£V(OV . . .
11 Ös^YTTja
12 X 7J . . . .
13 [i'f*^ /./.Yip*^ [JLY^va 0 (Eigenname)
14 '(=.rjo[yyx/zoQ]
Appendix 354. Musees nationaux 6846, Höhe 7 <^'°, Breite 4™. Schrift auf den Vcrticalfasern.
1 ojjloXoy[o)
2 CO'fS!.).
3 vo'j •/p['ja:o'J
4 tcTapf-cov
5 (OC TCi
6 OUT
Denkschriften der phil.-hist. CI. XXXVII. Bd. Abhandl. von Nicitmitgliedern. t
146 C. Wessely.
Appendix nationaux 367. Musöes 6846, Höhe 4'^™, Breite S"^". Schrift auf Horizontalfasern.
1 t ßaatXct[a(;
3 auToxpax[opoc
Appendix 372. Musees nationaux 6666, grec 124. Höhe 65™, Breite 7"5™. Schrift auf den Horizontalfasern,
Faltungen senkrecht darauf zu 2*^" Distanz von einander.
1 ras airoXoYiac y]it£p au-cö icoivjoaaQai u[jliv
2 'Jcspt TcaVTCov Tfov ZTZiCTfZrj'j^i.evMy] 7:ap 0[i{ov icpoc jXc UTCsp atitö
3 uoavvr];; uio^ to'j !i.a%apt[o'j xaAou [laptupw
4 vrfiB rt] ] £YYy''i <o? Tcpox^ f
Appendix 374. Musees nationaux E G846, Höhe 7™, Breite 13™'.
1 ZTfi ösotoxou xac naVKOv kov ayuov ßaaiX£t[a^ etc.
3 sro'Ji; ] rpito'j Tcaavt x ztkti -q tv) sie ap/
4 au[[Ji][ia)(oc uto? to'j [xaxapto" [ATjVa Tipotyii.)
5 ap]ai[vot]'C(ov xoXscoc airo a(X'fo3o" aXoxiou
6 c^7)C uxoYpafpJwv t3ta x=^p^ a'jp-/jXuo tptßo'jvm
7 'JUo]v£tXo" axo TY^c aotTjc itoXscoc ■/
Appendix 382. Musees nationaux 6869, Höhe 6'7'^™, Breite 12'^"'. Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen
senkrecht darauf zu 2™ Distanz.
1 aupr^X
2 cto [j.-
3 vo[j.ic[Aa[Ta cxatov xapa Xcpaiia
4 Cf^Y*'* apatvotTO''
Appendix 386. Musees nationaux E. 6846, Höhe 8™, Breite 13'='".
1 £V ap[t6jXtOV
2 [xattov £V
3 autov (jitaGov
4 Cl'l'CY/acDjxsv
5 £YpCt«pY^ {XYjVt X X£ -
6 t aira vstXo? a^ . . 'Jtoc to'j [xax/
Appendix 390. Musees nationaux 6846, Höhe 10'^'", Breite 16™'.
1 Tov apt6[j.ov Ocxa aptG[xta yp'' i ap
2 lACipi'jpwv TTpoa-axKov GS tov [xpcaiJicVov
3 xpaTäcv xat xuptsüctv xat £^or>[aiav systv
Diese Stelle lehrt augenscheinlich, dass die Abkürzung ap® nicht auf den Ausdruck apt6jj.(p
7:X-?)pcC oder t(p äpi6(xt}) liinweist.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 147
Appendix 391. Musees nationaux 6846, Höhe 7-1'="', Breite 5-7'=™. Schrift auf den Horizontalfaaem , Faltungen
senkrecht darauf in Abständen zu je l'S""'.
1 (0 tcoSs ICO ßouX7][xa[xt
2 aico TYjc apaivotttov
3 Xsjovcioc «ptXo^cVov
4 atwöv axouaaaa t
5 a]p3tVt;cit(0V '3:[oXs(o?
6 aupTjjuo? (poißa[j,[j.a)v t>t[oc
7 CO? ■:rpox]sirat f aupTjXco?
Appendix 392. Musees nationaux 7711, Höhe 23-7™, Breite 14-7'=°', neue Nummer 2. Schrift des V. Jahr-
hunderts auf den Horizontalfasern, Faltungen senkrecht darauf in Abständen zu 2 '^'".
Recto 1 %£V-7]vaptco apt6(xo[u xcov YSVvJacotaTcov X£co[v]cov
2 %)aßavaptcov utco zoo xtjc [j.axaptac {avt^iatj? tcoavvou
3 aiuo TT^c auzYjC iroXscoc 5( o^xoXoyco [X£[Ata9coa6at Tuapa aou
4 aico xcov üxapyovrcov ooi ocxotcsScov stti xifjaSs tyjc icoXecoc
5 xat too 7cpoY£Ypa(Ji.[ievoo a|j.?po§ou icspasac sv ttj 6|jL£t£pa
6 oixTj-ctxYj oata' av£C0Y|J.£Viri £tc ßoppa £V xr^ S£ux£pa
7 arcYTj toirov £va' aV£coY|X£Vov £tc vorov aufjL/pvjarYjpootc "'''
8 xaatv £!p oaov xpovov ßouXEC axo V£ojj.7]Vtac xou ovtoc
9 [ATjVo? (papjIöQt TY^c zapooar^c xpcoiYjc l'vj xap[£)rovT]oc
10 [xo'j tou (jiicÖcoaa[i.£Vou 6'!C£p £voaioo aozoo (JLTjVtat[coc
11 xepjjLaxo? [iopiaSac Exatov £txoat x£p(j,3 j^" p% coc vojx)
12 ay.otXav-co? tj \s.igBo)gic, xupia xac £TC£pco[i5 f av6ouac
13 '7C£pß'JT£pC0C UIO? Vt)va[JlCOV0C CO ircopxt[j.£VOi;
14 (JL£[xr^a6co|j.£ co? 7Ccopxc-£ xat uxcoYpa'^a?
15 X'']p''i =F'i otTCOiXoaa
16 t di emu alb .... esemioth//
Verso: [Jiia6[coaj toitoü £Vo: oxo avöoua xpöoß) £tc ^Xj xaXXtvtxov XEVtvjvap/
Zu wiederholten Malen erscheinen Soldaten als Contrahenten bei verschiedenen Rechts-
geschäften; so in einem Londoner Contracte vom Jahre 498, Wiener Studien 1887 S. 262,
mit einem ^Xaoutcp nXot>rd[i|xcovt dxö xa!JLXtSotJXT;öpcov dpt6[j,oü icbv YSVVato-üdTcov TpavoTiYpt-
tavcöv utcp Toü TYj? [xaxapta? |j.VYj[xrj? 0cO^{Xoy ycoa/oüVTi £xl t'^c 'ApawoEtrwv x6X£co?; in
einem Papyrus Erzherzog Rainer vom Jahre 409 mit einem tptßouvcp vou|Xcpou tcöv y*'^'
vatoxdroiV TpavattYpcxavcöv; in einem andern Papyrus dieser Sammlung aus derselben Epoche
erscheint auch unser Numerus (leonum = Xecövcov).
In paläographischer Hinsicht ist bemerkenswerth : Zeile 13 die Ligatur vi in vtXa[Jicovo(;,
in welcher t so angebracht ist, dass die Verlängerung der rechten Verticale es ausdrückt;
es erinnert dies an die Ligatur 8t, in welcher c ebenfalls durch die Verlängenxng des Deckungs-
striches von A ausgedrückt wird.
ßoppa und o'.xta' aVcCOY[J.£VYj erklären sich gegenseitig.
Zeile 12 — 15 ist eigenhändige Schrift des Presbyters.
148 C. Wessely.
Appendix 403. Musees nationaux 684f5, Höhe 4 °™, Breite 4 '="'.
1 . . . . av TtO 3|JLß^ ....
2 .... CO? TTQC EtatOUOYj? ....
3 3(0? tO'J T'jßt ....
4 . . . . [XSXStp 7j £ IV5 t . . .
Appendix 415. Musees nationaux 6738, Höhe 34'5'^"', Breite 32'3'"; erst kommt, von links gerechnet, ein 19*.5<='°
breites Blatt, dann die Collesis mit 2"=", drittens ein Blatt mit 13'^". Die senkrechten Faltungen stehen von
einander in folgenden Distanzen ab: 4-5™, 4™, 3-8™, 3-4™, 3"^™, 3™, 2-5'^'", 2-5™, 2-6'="', 2-5''"'; 06™ darauf
ist der Rand.
1 ciXsv xac sXaßcV xac sxX7ipo9yi[j.ai o ahsX'f/ {ivjvocc £V tr^ 3ia(p[spou]
2 or, ix'jzry ocxota ta Xa/svia [lot [jjL]svr;|jLata azo rou {xaxaptoo {xou
3 a^sX'fo^ ifoavvo'' zooz roTCOüc ro'j? siravo xo-* siro'.xuov co? [jlev co?
4 Hrj'j ayaztoy
5 [iirjvac UTcsp avnrjxaraXaYVj? tou xatXstO"' to-" sv tco snoaw t
6 {isya xat roo auxo-' \izpoc, xo'-' irpoaxoXXaro'' oixo'' (xo"^ xai xo
7 xsxapxov xov |ji.£VTj[iaxov xoy [xaxapiou vtXo-' xa sr/sv sv xt]
8 X0CV7] £[iO-' OtXOta Xai £V X0[JL7j [J.T^XpoSopO'-' OXOV xo SlX£OV
9 xou ira[i[x-/jxY3 St/*^ xov xov XP=^^ "^^^ l^= AajSiv £tc aoxov xov
10 xAYjpov a[j,|xaxov £xaxov 7C£Vxe xov ctc xo votr^vov jicpoc
11 aico ocvo xo'J ötopuyto'-' £0? xaxto opOo? xai ci? xo tp"r)ߣ? apo'J
12 pav [xtav xo'' tj^r^Xov aico xyj? oiopyyorj xat xr^v apoopav xo'' x . Et .
13 a'j^ov(?) aoxTjV ttoavvo'j xai xo £{xtapouptv auv xov «puvtxov xou
14 utO'' tayupiovo? xai xo £[jLtapo'jpr^v xoooü aßa|jL).avx '^xoi (ovtxto
15 xat xo -/Epaov xou xotfo-' irpoaxoXXaxopjjLTjv oXov xai ev xo sicocxot
16 O'J xo'j [i-rjxpo5(opo" '/j 5'jo xeXXs xe xX-^po? xo'' apxoxoictO'' azofi . .
17 xat xo E^affo? xtj? xsXa? xo" [jiaxaptou vy^Xo'j Et? xyjV vo'j
18 ßtv xat -q xEXXa xov 5uo ^oivoaov xcti Eyyu? xa xEXXa xa
19 icvo''' 6io" üto" -TCEooup TtpoaxoXXo'j xat 'q xEÄXa uoavvo'' r^ xo'' oto'^ avo'^ßto-'
20 xat . . . po? xo-» B.'ccjofia a'jxvj? xaßXo'^ xaxa xo Stxatov xr;? avaXoyta'
21 xat [sv xco] ETüotxotco zr^c, itoXeo? Etc xo ^^oz-fi^^rj^ [AEpo? aTio xr^?
22 tc'jXt^c *cct Eoco xEXXta xEoaspa xat Et? xo aTT'/jXtoxTjXOV jXEpo? xo*^
23 ETiotxto" xsXXa? 5uo yj luptox'/j r^ jAEya'"! xat yjatoxspa OTuy^aco xvjc
24 Ece^pa? [XO-- xat q xEtXXa [XTjva xou uto'' (paXßt xat yj xsXXa '/^uip'^Z ^X^
2.5 rr^? [aXjXr^c a^Xr^? aux"^? xat aiio zr,z ixEyaXrj? a^Xr;? xo-' Eiiotxoto''
2H xo zc, [airJ'^Xtoxo" xo" eiao" {ispo" xaxa xo 5txatov xyj? avaXoyta? xat xo
27 xsxspxov to" xa|j.YjXovo? e^ a^tEpExo" xat xo XExapxov xov 3 sypaaxYjptov
28 apo'jpov aTca vy^Xo" xov ev xo |jLExpo5opo" xat C^iVY^ e xaxa avaXoytav
29 xat xo TrpodXYyiAOV xov OExaS'JO vo[Jit3jJLaxov 0? etc-/] xo" Oeou
30 xaOo; xat £Ypa'}£? {AOt xo Yj^to/Y^pov "" Eypa'f/] ■/■'/p''i =Ri itauXo" xptß(ojvou)
31 oXoYpa'|/a|JL£V '^üJ-Epa Etxaot . . x x . .
32 ... . xaxa[i . . .
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 149
Appendix 420. Musees nationaux 6689, Höhe 6-2™, Breite 10-5"". Schrift auf den Verticalfasern.
3 aTcXT] .... 5
Appendix 422. Musees nationaux 6686, Höhe 6''"', Breite IS"", Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf zu 3*2 °™.
1 |jLSxa Tüav-cov xfov [XiVTjiiatcov [stp oaov
2 XP^^^^^ ßouXst Yj u|X£rcpa Xa[Ji7cp[or/jC axo tyj?
3 ^sxaxTjc tv3/ soj^tjäo-coc [J.oo xotj
4 aropoc Tt|JLo6£ou tou Xa(xicpoxaxo'-' stv
5 [Jijspouc Tcov . Eirotxcov tctpaxoSwv
6 sitiJ^aVKo
Appendix 423. Musees nationaux 6669, Höhe 9".5"™, Breite 5™. Schrift auf den Horizontalfasern.
1 Xo xai (p
2 [Aaupcovoc
3 tfO \!.Z'(aX0TpBTz]sGZaZ0i lytß . . [otXOVOjJL« T7J?
4 aytac (icy'^^]'^? £xxXYjat[ac xai r^c ayta?
5 cxxXvjata? ] zoo «Ytou TCctpou ut[(o . . .
6 o[JLoXoY(o £a)crj]%£vai [jls icapa ao" o[tct
7 x^^P^'S XP'^^^^^ votiiajfia-cia §uo '7tapa[x£paTta
Appendix 425. Musees nationaux 6685, Höhe 6"4™, Breite 6°". Faltung auf den Horizontalfasern.
Recto 1 £V £Trout«) Verso 1 f P °^/ ^'i
2 |j.£]|xta6(oa6ai xapa x[qz 2 xaxo)V v
3 aico x(ov ] 5ia'f£povT(o[v aurrj 3 S^ XcoXio"
4 Xotov aXta 4 5^ xavcovt
5 aic]apxta£a)c £'f 5 3^ xavo . .
6 XEplTE
Appendix 426. Musees nationaux 6846,- Höhe 4-4'="', Breite 6-7'="'. Schrift auf den Horizontalfascrn , Faltungen
nicht mehr zu erkennen.
1 . .. . OTCotTjaa £7ct Ya[A ...
2 . . . (patvo[xat 5£^a[Ji£V0(; irapa
3 . . . (opYjaat xat cTTöpcopLj
4 . . . ftto'j atoiX't tJi.^1 Tcavxa
5 5/ £{JLOU touaxo''
150 C. Wessely.
Appendix 427. Muaees nationaux 6846, Höhe 10'="', Breite 4"".
1 . . . t§
2 . . yjaaixsv
3 . . TOüx sott [xpuatou vo[iia[j.aua
4 . . . £x,aoT[ov irapa xepaxta
5 . . ta (oars
Appendix 434. Masses nationaux 6846, Höhe 8'=", Breite 9"'^.
1 t SV 0[V0[JLaTc] TOU v.'jpi[oo
2 TTjfjKov [xat TYj?] ayca? 6£oxo[xoü
3 to xotvov TT]? spYaatai; . . [§ta
4 irj/vta ETciaratou üiou aira v[stXoü
Appendix 438. Musees nationaux 6846, Höhe S-ö"", Breite lö""".
1 pOC Tj^ltOV Xat T7JC SsaiTotvj
2 ?p xC af- £ß5o[jL7i; ivj SV apatvj f
3 xoo op{JLO)|JL£VOij aTuo rauTTjc tyj?
4 ya[i£TY] zo'J [xaxap^
5 xat xp''Q[Ji-°^'^^[C<>t>aa
Appendix 440. Musees nationaux 6846, Höhe 4'5'=™, Breite lO"".
t di emu leii . . .
Appendix 451. Musees nationaux 6552, Höhe 14«"', Breite IT-^". Schrift auf den Verticalfasern, Faltungen
horizontal, in Abständen zu 3'6'="'.
1 airJoXoYStac rtov Stakuascov
2 (ov xat "itt)touvrac irpoc
3 (0 xai a[icxavoY]rto yvwjxyj
4 aiJLETaßXyjTO) XoYta[X(o opÖvj Sta[voia
5 tc yiopiQ TzwxoQ 3oXou xat. <poßou
6 xat avaYXYj? xat iraoTj? irsptYpa^vjc
Appendix 452. Musdes nationaux 6719, Höhe 6''°', Breite 10'="'.
Recto 1 [Xcxa to" y
2 ococ ypovuaat £t z
3 (Airj xapaX£t'];at 3'jvajxtv
4 |i.to6ov Xaßr^ irapa xtji;
Verso 1 vj avöpcoitoi;
2 «p^C
3 twavvo'' 'fotßa|xiJ.) ).oy" xoa[ia xoü
4 (potßa|X[A(ov
5 ^tß tG» aTcaatwt
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faij6m. 151
Appendix 454. Musees nationaux 7018, Höhe 17™, Breite 14-4 ""'. (Zwei Fragmente.) Schrift auf den Horizontal-
fasern, Faltungen in Abständen von 3'4'™. Die Collesis ist 9"2™ vom Rande in der Grösse von 4™.
1 t SV ovo[|xaTt rou] xüptou xat ^saicoxou tvjaou y^piozoo xo]o 9so[u
2 Y][A(ov xat tTjc [SsaiioijvTjC yj[jicov x-/]? aytac 6£oxoxo'j xai astirapOsvoü
3 ixapta? xat iravxtov xcov ayuov ci:i'f x
4 aupTjXtoc [ • • • yto]c (potßa(JLjJi(ovoc uto" xou xtj? £ü[a£ßoy<;
5 [xVYj{Ji7]i; . . . ] ai5£at|X(o uuo xoo [JL[a7ap
6 a-TTo xYjc a'jx-/]? TtoXsjtoc ^ o[{ji,oXoy(o jX£jjLi]a6(oa9ai xat irapa
7 auxo" £7uot%t[ou
8 'f a? £71
9 \).ZTqQ xat
10 apoupvj? Xcxapxov
11 x]'/]a3£ o[i,oXoYtac
12 apoopYjc TcXsov sJXaxxov
13 x,ai aOac £t
14 ovxcoc . . aozoo
Appendix 457. Musees nationaux 6846, Höhe 8™, Breite 3™.
1 XO
2 c/ ttoXewc Verso
3 uto? 7:£Xpo'j -/pcaxjo'fop £'j(p/ '^ C^'
4 xoofias a
5 ajxai
6 x]ai Xoyo
7 £v5]o;;oxYj
Appendix 459b. Museea nationaux 6846, Höhe U™\ Breite 5'". 'Schrift auf den Verticalfasern.
1 [i.£pO
2 ÖYjXajXcxoicx
3 xat aapaxTjV
4 £tx£ aÄXov
5 £U3ai aXc^av
6 xooxo
Appendix 467. Musees nationaux 6970, Höhe 16"1'^", Breite 10'='". Zwei Fragmente, am 11. August 1885 zusammen-
gesetzt; Faltungen zu 2™, Schrift auf Horizontalfasern.
1 (jLTjvac itcvxä apiQjxo'jjjLcVO'j?
2 awo £XX7]<; xai ctxa^o? xouc ^vxoc {jitj-
3 'fa[JL£V(oQ [xTjc] Ttapoyairjc xpftXTj;] ivj
4 AsjofA xov afjxoo [jLtaOo"
5 oü[j.7:XYjp(i)a£(Oi:
6 X(OV a-JxfcOV TCEVXc jx]y;V<OV STTt X(0
7 avaSouvat . . £X£p . . . £y£v itap a'JXTjC
1
152 C. Wessely.
9 v-ni cirsp/ co[i.'' f
11 atotyst [xot iravia coc 'Jcp° f
12 t di em]u iustu es(emio") §t sjjio'j touatou
Verso (ptXo^jsvou xa[iVjX[ixou] [xaxap
Appendix 468. Mus^es nationaux 6970, Höhe 7"=™, Broito 4™. Faltungen senkrecht in Abständen zu 2™; Schrift
auf Horizontalfasern.
1 au|jnrXYjp
2 irpoösaiJLta
3 ETTi -0" aurov
4 xpoa"L[jLOu /[paaiou vo(i.ia[JLauou
5 svoc xp "^ [a
6 t vjXtac 3 0
7 XP^T <ö? '^PV t
Verso 8 t di emii
Schrift auf Horizontalfasern.
Appendix 468. Mus^es nationaux 6970, Höhe 17-4™, Breite lO-ö'^'». Faltungen horizontal a 2"", Schrift auf
Verticalfasern.
Fragment I. UTTOÖJTjXYj (0? TTpOXSttat
avjayvouc %at OT:oYpa(j;a?
a]pi9[i.ou (i.axptovoc [jiapTOpa) xa au[ji
aajißac (pXaoüto?
IL . . ypwToSwpoy xp/
. . Ypa[JL[iaTta) (oc irpoxsaat
m. xJcöSc x(ö uiroÖYjxrj/fxaico Yp''J^[|J-!JLazt(o
apatvoEtTov iroXstoc |jiapt[upo)
(pot.ßa(j,iJicov uio? ato)voc 5
C xai xapaSc^coxot si? X=P
Xp]'-^°^'^^ vo(j,ia[jiatta £T:-axoot[a
Appendix 474. Musöes nationaux 6970, Höhe 3'4"", Breite 6'2"=™. Schrift auf den Verticalfasern.
1 jxaptupo) tYjSs TT] irapa
2 •Kkrjzv/.'q ojJLoXoyta (oc xpo
3 xstrat t
Appendix 482. Musöes nationaux 7120, Höhe 17'", Breite 14'=". Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen in
Distanzen von 2'2'="' senkrecht auf dieselben.
1 mzij z(ay ojirap/ovctov ao:
2 ciuoifx'.o'j . . . xaTc a|j.TCs).o" 7:sp'.[TCcTc).[aa'CcU|i£v[r)?
Die Parisee Papyri des Fundbs von El-Faijüm. 153 '
3 x[ai Tc]Eptr£t£t[xia[x]£V7]? apoupac oaac sav toaiv a[jL'' ^ oSj £[av (oaiv
4 jJL£ta Tcavcoc auTcov xou Saato" £rp oa&v /povov ßouX£i -irpoc to
5 Epyaaaaöat xtjv autTjv aiiiTEXov aitEptiypoVTjta)!; xat
6 axataYVcoarcDC xat a7ia<|;at tTjv yvjv auxTj? ÖEUxspov xou
7 cViauto" §£xo|i£V(>(; icapa ao" xtjV £|ji7]V £^ autTjc y^fopYt/
8 icpoc to EÖoc xoi£ia6at S £|ji,£ zip (ptXo[xaXtav] xat avopu^ov
9 t[o)V tauTirjc] 5iopuY(ov evcedOev tjStj eo^ov xapa aou
10 Et? a'jr[£pYaatav aiSvjpoo kxpjac 8uo st Ss Tcspi^povTjao)
11 aixirsXo" Yj[jLt
12 <f6a
Appendix 483. Musees nationaux 7120, Höhe 5™, Breite 15'=". Schrift auf den "Verticalfasern, CoUesis von 0-9""»
Breite am oberen Eande, dann folgt vom nächsten Blatte ein 5'2'''^ breites Stück.
Verso 8' 9j
Recto 1 £t §£ (Jista tauxa au[JLß7] xwa oa
2 tir] (j[JL£T£pa £uxX£ia xat £[j.ö(a) (oc toutov TTjuati
3 £V£X£a6ai T^|J.ac irapaaystv aunrj Xo^co irpoattpiö xpü[atou
4 cujjißYj Ttva [^\'*. tcov aurcov xai -TcapaSoÖEVxcov {xot
5 ö . . . . ÖYjßaiS . . . 9a . . .
Appendix 486. Musöcs nationaux 6846, Höhe ö-ö»", Breite 22«'».
1 a Tcov {ji£tC^va)V xcov aiio xspxEÖoTjpEcoi; öeXirjoaTS aicoXvjOE autouc
2 £^£1 £t<; Touc oaou? auzwv aXXa -Tcavxcoc töütoüi; aitoXr^aatat f
3 ax[oXou6£tv
Verso t £111?/ TTttaiJLaxj a louXiou aupttJiax ..(];.
Möglicherweise zu den Briefen gehörige; a6[j.{J.a)(oc bedeutet in der ägyptischen Gräcität
»Briefträger'.
Appendix 490. Mus&s nationaux 6846, Höhe 15'=", Breite 16'=".
1 %w. xXTjpovofJLot £%ataX
2 SsoicoxtÄW Sfnatco ' a^taxcoXuToc
3 if]|A£ti; ot aicoSofAEVot ou viX7jpov&[Ao[uc
4 Tj] £X£X£UaO(Jl£VOV aTCOaXYjaCOlJLEV
5 t5iotc ] avaXco[iaatv £t §£ [xtj touto 'JtotTr3a(0[j.[£V
Appendix 495. Musees nationaux 6895, Höhe 28'=", Breite 15"5'=". Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen in
Abständen von 2"7'="; die beiden Fragmente wurden von mir am 12. August 1885 vereinigt.
Erstes Fragment.
1 t £V ovoiJLa]-« to" xO
2 %ai SsairoTou tvjjao" /ü to'^
3 Ö£ou xat a{ot7]]poc vj[JLtö
4 «at zr^z Ssajirj vjjxcö
Denkschriften d. pliil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Alihimdl. von Niclitmitgliedern. °
154
C.
Wessely.
5
00 ro"
6
7
8
9
10
0" etooz
a le tv) ap/
rivoQ
[1=T=Y
oi]o- aicoXXco
11
apxo]%OTr(o
12 a-Tco zTiobs tyjc JapatVj
13 -JcoXcOx; airo j afjKpoSo"
14 aJupyjXto)
15 QUO av]5p£o"
16 aJ-TTO tTJC
17 auTTjc apacv) ] itoX) f
18 Zweites Fragment.
19 xXst^Tj [airo] xapirj
20 XYjc stato[oa]7j(: irpco
21 TTjC tVJ [JITJ c^StVat 0£
22 v]|jitv statpco'*'^ xpoao)
23 11(0 Sta'JTcoXscv
24 ex (ov ^otvt
25 x(ov a]xo x(o
26
27
28
29
30
31
32
Verso
. (OV hXt]
. xsauxac
. XtDC c^
. . X(0~
. V xavTco"
. (ptXo^cVO" üt
utoc jaTToXXto atot
33 X'^ [Ji-o^ iravxa co«;] itpoxcttat f
34 t di em]u mhna es) . . .
(OV 9otvi%3
Appendix 496. Musees nationaux 6895, Höhe lö-ö«"», Breite 14-5™, (IV.—V. Jahrhundert). Neue Nnmraor 264,
Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen senkrecht darauf in Distanzen zu 28™.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
. . £V apaivotTY] S'Tcapxtac apitaSta? . .
. TTjc a^cXfpYji; sautou vovvo'jc
. COptY£VC(Ö ^Xßcavü) VOUjX£pO" xcov
. 'fX' -jtetpov ava5£)(^[X£vov xat v(o [xr^vt
CMTO xo'j vuv cTTt tov axavca ^povov
xX-/jpovo|jnac xcov avaTcayaa(|i£V(ov)
a7:paxov [i£[xv7jx£vat stti xr^c
ap^TjC /,j [Jl£Xpt xou vuv aoTfflirxv
zfj auxYj aytojxaxTj ExxXvjota Xtßoc
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 155
0 zv.(üv airpairou Wcpt 7cpta|j.svov tpX'
11 . . . %t(i,£ ...
12 . . . vjv . . .
Appendix 498. Musees nationaux 6895, Höhe 9-3™, Breite 3°".
1 (jLou «pXaout
2 ako'(oovzaQ
3 o|JLoXoY£i a
4 'Ct[JL7][iaTt
5 OV -TCXOXSIA . . .
6 Saatotc aTco
7 ^ös . . .
8 xaxaicot
9 [AatcSto)
10 xataap
Appendix 499. Musees nationaux 7382, Höhe Sl»", Breite 5™.
1 tpXj axt . .
2 6£o5oai[ouiroXit{ov
3 avaSs/ . . .
4 Xap . . .
5 aTco X7]c »[unrjc TCoXecoi;
6 itpoc £t8[tav xat avayxatav {jlou /peiav
7 toat£ Co[(p£l>.£CV
8 a§cX(p . . .
9 X(0[A7J ...
10 tOUTOD . . .
11 XO|X£ ...
12 8£0V . . .
13 v-cüi a6 . . .
14 xov E . . .
15 £W7:p . . .
16 aXX(ov . . .
17 -rtapcfA . . .
18 xo8 . . .
19 UTCoaxaa . . .
20 ü[A£X£pav ...
21 aupTj'' . . .
22 aupTjXtoc £u[>.OYt.oc . .
23 xXctXTJ XYj'7C0[up . .
24 x^P^''° £1X£''° £^at . . .
25 ovxat, Tta|Ji|xiou . . .
Verso t '^W'-" r;paxXYj<; üico^o/ %o)[j.j apatvoYjc uiro aup £üXoYtou uiraSExxj |J.£X£YYJ touxou
156 C. Wbssely.
Appendix 511. Mustes nationaux 6846, Höhe 66'="', Breite 5'="'. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf in Distanzen zu 2'2'='".
1 aSsXtpou |i.apt'jp(o ttjSs
2 [JLaxaptoc oto? tou [Aa[xapiou
3 r/jVJSs XTjV ©{JLoXoycav
4 uc xaXX'''tvtxo[u
Appendix 516. Musöes nationaux 7383, Höhe 10™, Breite 5™.
Recto 1 . YW sXato Verso l [j.)
2 xpuojto" vo[A) cv 2 y V a yt/ [j./
3 itsv]-£ vo[ita[Aaria 3 ta s^oX^/ %
4 /.Sparta Tsaasp 7j[Ata
5 aiov £V
Appendix 517. Musöes nationaux 7383, Höhe 14™, Breite 4™.
1 <p)^aßiavo" fJLsyaX
2 . . TcoXt . .
3 Ttwixapttj Tj
4 touXcavoc Tcov
5 avo) iroX/ oa
Appendix 518. Musees nationaux 6846, Höhe 16™, Breite 6™. Schrift auf den Horizontalfascrn; 3 Faltungen
senkrecht darauf in den Abständen 22, 22 und 1-7™.
1 e'Cforj
2 [Aou )rp£tav
3 ExaoTov irapa
4 [xspa-cia] -/p v ß sxaotj %/ xsp^
5 vo][jLia|i.atta sir-ca
6 xirjv §£ "ourcov [a-nroSoatv
7 8c]%aTYj To" irauvt
8 sß5o][j.Tji; tv) £t
9 [).'q ctTZOTzXri
10 atOU TO ZTjZ . . . . 0£t
11 rrjTü) xai 7C
12 ÄJap-rtcov
12'' VYJV j
12'= a
12'^ Setc . . . . y;X . . . r>[jLOY ....
13 otojc woavvou a'Tto tyjc ap
14 aivoiTCöV TcoXcCoc • . . ]o)i; TzrAüv.zizai xai
15 apotvocttoov T:oKz[oiz
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijöm. 157
Appendix 523. Musees nationaux 7077, Höhe 16"=", Breite 10'^". Schrift auf Horizontalfasern; Faltunajen senk-
recht darauf in Abständen von 1'9 bis 2'1'="'.
1 COV/] ....
2 cjSajJLTjVov xpovov [ api6|JLOtj[isvov airo --qQ zo<zaoxy]z]
3 %at SsxaxTjc 'co''^ [Kap]s'kb[ovzoQ [xy^vo?
4 ot6u]p z-qz laiooG-fiz 7j' tv[öc%-i'jVo? . . .
5 ':c]cVt£x,oti5s%atY]c xo . . .
6 UTCoataascoc ttj«; tj tvj . . .
7 £]aTrapjJ.[£v]o
8 ci[xoat] uXsov sXaxTov
9 (0^ Äat 'ic]ap£[Xaßov
10 aapaxtav
11 Trai^oi; irpo o'JixTCX-rjp/ [-couau
12 xoo [XP^"^]^^
13 Z!^[t]
14 . . t cli emu mlma
Appendix 531. Musees nationaux 7398, Höhe 32'^", Breite G'S*^™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf in Abständen zu 1'4''™.
1 . . azfiz
2 TcoXscoi; st: a[x[9o§ou
3 tspcov aiyvcov x^P'^'^
4 ÖTjXTjV c^ oXoxXYjpO''
5 av£a)Y[JLcV'/jv] £1? ßoppa
Appendix 535. Musees nationaux 7393. Höhe 7'6''™, Breite 5"5™. Schrift auf den Verticalfasern ; Faltungen
senkrecht darauf. Abstände derselben je 135™.
1 voixou
2 o[ji,]oXoY(o sax'i'j'Jisvac
3 £ß50[JL7]X0Vta
4 oir£p aoi aico^mao)
5 [ . (J-Vjvji [irau]v[t
6 a]'jt[o 7(,ap'7r[o)V X7]c
Appendix 536. Musees nationaux 7393, Höhe 4-7'="', Breite 11™.
1 apawocrtov iroXcCoc
2 x(o aTüo XTjc aüTYj? TcoXy ojjioXoYci) [JL£[Jita9co%[£vat
3 aitEptjppovJYj-o)? xat axa-cayvcöaTO)? £Tct
4 airo TTjc a73[j,£pov Tjjtii; £atcv x^Jt^[*
5 . . ou xp/ ^ T ^P" =^ ^l-
6 Tou cvcaurou y*!^-*^^
7 xo xo^P^3[x«
8 v.rxX'j^i./ f^a^^^
158 C. Wessely.
Appendix 537. Musees nationaux 7393, Höhe 4'=™, Breite 12-3 «'". Schrift auf den Horizontalfasern. Das Verso,
auf den Verticalfasern geschrieben, enthält ausser arabischen Notizen auch noch die Zahlen Y^^'i ''''/'ß-
1 t auv** xwStxV 0[JLa5£p
2 t otJv" '»(oSixY opiaSspovtou avua[6)
3 ouv'* xtoStx"/ o{i.aSspov'cou a[vua65
4 aTC£6 . . .
Appendix 542. Musees nationaux 6910, Höhe 4°'", Breite 9°".
1 aico a\i.(p'j^oo Tzapz[i.^[rj\ric Verso f t7jV§ . . .
2 c^irjc uiroypatpcov tSta X'^P'^i süXoyiou . .
3 xatpstv o[jLoXoY(!) sxoüata oaat X . . .
Appendix 559. Musees nationaux 6922, Höhe 10™, Breite 5'="'.
1 aunrjv xa-ca xo . . Verso utco5o)(j [jisp/ xcojjl) . . ,
2 [ispouc 7j a[jL . , (Dvoc SIC ^(oxav utov .
3 xatc^c^a . . .
4 ojJLoXoY^a . . .
5 xpt] a-cojJLtou . .
6 xai aöavao . .
7 ««[xir] X . .
Appendix 561. Musöes nationaux 6846, Höhe 4'^"', Breite 4°™.
1 UllSp svot/,/
2 £Vtau[aio" vo[j.ia!J,j
3 Ssjxa 'Tcsvts
Appendix 563. Musees nationaux 6846, Höhe 4'™, Breite 7™.
1 &pjJico[j,£Vos aico xo)(Ji)
2 o^upuYX<oM xo" apaj vo(Ji/
3 aupTjXio) [aicajoX uuo vsiXafi.
4 [Xj "'" ßarp[ct airo] tyjc apaj
Appendix 563b. Höhe 4'='», Breite 11'".
1 [xaxap
2 S'Tctaxat^sxarr^v tou 9a
3 SVO'J X'J[X
Appendix 567. Musdes nationaux 6846, Höhe 4™, Breite 8™.
1 ßaacXcijac xai [Ssaj-iroxstac xo" 6£[co'catou
2 'fXj touativo" ro" atcovio" ayYo[uo'cou
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Paijüm.
159
3
4
5
BZOOQ ZpiZO £V ÖCoO
[j.a]upcxta X7] sv
Verso (aus arabischer Zeit):
1 ä](0§IYI Yj|J.£pO)X0Yt XP^oi
3 aßiva Y=top a[Ji(ovt ataupaxioü
4 axcoo"
Appendix 572. Musees nationaux 6747, Höhe 11™, Breite 8™.
1 . . . 6£o~ %at ato'CYjpot; 7][acov xai t7][c
2 cTou?] tiovX'qzia^o" rptaxoaioa-co" OY§OY3%[oa'Cou
3 . . . «Tuo zrxoz-qc, TTjc apatvocTfo[v
4 5( o[xoXoYOU{i£[v
5 . . . . xai ■7rpoY£YP'^{J''tJ^*''
6 . . . . Yjc xaxaYVcoaöco svvo
7 icov tou Xap
Appendix 574. Zwei Fragmente, das eine trägt die Nr. 6562, das andere Nr. 6706; Höhe 13"^", Breite IS"^™.
Faltungen senkrecht auf die nach den Horizontalfasern laufenden Schriftzeilen, Abstände je 2 *^™.
1 c7C£p[coTY]63t(; o)[i.]oXoY'i'jaa a!X£pt(jL[v
2 ßouX7jO£t7j a . . . [Ji£ivat a^taxcoXuTco? %at a5!,avo£i[T(o?
3 t lUANNHC CTIXIMinANTAt OCHPOKIT
4 t di emu iustu p .... 8t £[Jiou touatou
Verso jjn auTov irpaYfAj t
Appendix 576. Musees nationaux 6562, Höhe 4"'°, Breite 10™.
1 otxojvojxco Tcov aYtcov aicoaroXwv otto tou [ji[axaptou
2 T)V a-rto X7]? auxTji; ttoXeco? ^
Appendix 579. Musees nationaux 6846, Höhe 9™, Breite 9'="'.
1 £pyO[JL£VOU TZpOQ 0\i.niQ
2 aozo (j,£ta tou Stxatou
Appendix 594. Musees nationaux 6846, Höhe 9' 7™, Breite 9' 7'=". Schrift auf den Horizontalfasorn ; Faltungen
senkrecht darauf in Abständen zu 1'5 — 2"™.
1
2
3
4
5
6
7
. . xupto" xat ZsoTzozo'^
■/pta['cou ZOO 6£&'j %ai aootYjpoc 7j(i)
cpXj jjiaupcxio'j tou atoiVj
aUX0]xp) £X0O(; l8 [JLcOOpTJ %£
. . 8c]xafr]<; ivj etc ap/
. . a]7coX[X]a)Vco(; pa
160 • C. Wessely.
Appendix 595. Musöes nationaux 6846, Höhe 9'="', Breite S"^". Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen senkrecht
darauf in Abständen zu je 2'^"'.
1
2
3
4
5
ptOO
C SVSVYJXOVta E$
. . 7j iAt,a6(oatc xüpta
6 . . SYP ] UTüsp aozo~ ayp) ov-oc
7 t di em]ii epifaniu ... 8/ STrctpavto"
Appendix 611. Musees nationaux 7059, Höhe 10'^", Breite 9™.
1 yOlQ UTÜO -(OV . .
2 c6 . . auo £% -(OV xap . .
3 %[w]5üvo) £|j.o xai [zTjC B\i:r,c, uxoataasco;
4 Ötojjiav {jLapxupa) t(oo= ko . . . .
Appendix 616. Musees nationaux 6912, Höhe 12™, Breite 10™. Schrift auf Verticalfasern.
1 t £V OVO . . .
2 t £V ovoiAa-t . .
3 f £V ovo|JLaTt . .
4 t £V ovo[Aaxt . .
5 t a'i' OVOfXaXt ZOO öcOO . .
6 1="^ ovo[Aatt ZOO Ösou . .
7 t aixato" TP['']]t^*^P/ • •
Appendix 628. Musees nationaux 6929, Höhe 11™, Breite 11'5™, Schrift auf den Horizontalfasern.
1 Ösou v.ai atoxYjpos tj[jicov
2 icavtjcov xcov ayicov yotax
3 apatvo'i'cwv xai ÖsoSoato'-' ';r[oXtt(ov
Verso 1 vo[j,ta|j.a'cta svvsa ....
2 3 J^ SiotYpa'f cou vojj,iaiJ.[ar ....
33;^ sjAou voiJLiaixazcov sv yp/ . . .
4 sßpoiXTjXOV-ca XcVXc xa-
5 tax(oß 81 avYjascoc . . .
Schrift auf den Fasern vertical.
Appendix 630. Musees nationaux 6929, Höhe 7™, Breite 12-5™.
1 . . 0(o|jLa toi ffiK . . .
2 . . V.'XXOZ OTCOOcXtj ZT-Kl . . .
3 • . aX>.ov 8i7.Ypacpciv . . .
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 161
Appendix 634. Musees nationaux 6907, Höhe 85™, Breite 9™. Schrift auf den Verticalfasem ; links sind als
Eand 3-6 •=" frei.
1 %oc\i.a öiax/ ....
2 XcviTovoc oao5o[[i,ou . . .
3 C(oa7](f) [lapTupco tTjSs . . .
4 0)C irpoxatrai . . .
5 utco xo) [j-a%ap . . .
6 [ispoac ....
Appendix 635. Musees nationaux 6907, Höhe 4-3™, Breite 8-5™.
f di emu mhna . . .
Appendix 641. Musees nationaux 6630, Höhe 7-5™, Breite 12-5™. .
2 z'^'CjJfj-'j'j v.rjx ava^owua
3 . . '.£pc[JHo'' 5taÄOv[ou 8]a[jnavo(j aico
4 . . Siaxovo" xoct ysp" stp
5 . . optxa)|JL£VOt aiio r.is:>\i.rfi asßsvvu'ccov
6 . . o[AoXoYO'J[j,£V 5t aXXr^XsYY
Appendix 642. Musees nationaux 6873, Höhe 4'^", Breite 8-7™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
vertical darauf in Abständen zu 1"6™.
2 vtac xoo] ovTOi; [iyjvoi; x^tax tsXst ttjc
3 TtapouaY]?] 5s%arrjs tv^ f-^J-^ irapaa/co uirsp
Appendix 643. Musees nationaux 6872, Höhe 8'™, Breite 12«".
1 . . . X3
2 . . av] öpto-rtj x(o
3 . . itXrjpcoOo) Guv
Appendix 645. Musees nationau.x 7389, Höhe 14'6"'", Breito 2'^". Schrift auf den Horizontalfascrn.
1 . . . ypia-uo'J tO"
2 . . s'jjasß) Yj[j,[(ov
3 . . . zo'j ato)Vt[o'j
4 . . . tjvj eil apa
5 . . . tY]C X
ß . . . airo X7]e
7 . . £%TO)V [JL
8 . . atJLJ'foSo'j
9 . . ]X'fi'irxYfi
10 . . U!J.£T£[p
11 . . apx^a . .
12 . . -rj r/]C TZ
Uenkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Ahlmndl. von Nichtmitgliodoin. . v
162 C. Wessely.
Appendix 648. Masses uationaux 7382, Höhe O*^", Breite 4'5<^"'. Schrift auf den Horizontalfasern.
1 . . . . airo ] apupoSou aT:[o}jMVi.oo
2 . . . . ojAo] Y'^^'iatou aScXif/
3 . . ofioXoyo)] [Ji£|Ji.ta8(oa6[oct a^o zcov uzap^ovrcov t>[jnv stti
5 pa cV jJLS
G . . . . rov Tctti
7 TOJTTOV cVOt
8 . . . . TO'j aX)s
9 . . . TOTCOU 7.
Appendix 649. Musees nationaux 7382, Höhe 7"=", Breite 7"=". Schrift auf den Parallelfasorn ; Faltungen senkrecht
darauf in den Abständen zu 2"", lö"", 1-5"=", l-2<^".
1 . . a'jp'/]}.uo xa . .
2 . . xavou Tcapa
3 . . xuaio'j xat £p|j,i . .
4 . . vsac apiJ.coT . .
5 . . ttTca OTCOpou .
6 . . o|JLoXoyoo[Ji£V |i.[£(i.'.a
7 . . öoxsvai zo uTt[ap)rov
Appendix 657. Musees nationaux 6957, Höhe 12™, Breite 5«"'. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen in
Abständen von 1-9—2™.
1 auiYyV xarax
2 [Jispo'j? /,(o[jl[yj^
3 xaicScSazo
4 o|i,oAOYia
5 £7:0[JLVU[[J.£V0C
6 xat aOavaT[ou xop'j'fyjc
7 %CO|XT^ 7.
Verso ÖTCoSst^ fxsp xtojj.) . . sp
(ovoc ctc 'fX) . . . ayr^Ttov
Appendix 661. Musdes nationaux 6650, Höhe lO-ö""", Breite ll""". Schrift auf den Horizontalfasern; die Faltungen
sind nicht mehr erkennbar.
1 f SV ovo[j.axt [ tou x'jptou -/jijkov
2 i'/]ao" ypc3-ou 'ot> ftso'j %ai c(orY^p[oc
3 TjjXtOV Xat TT;? ÖSaTTOtVj YJ1JL(0V [tYjC
4 aytac] ÖcOtoxo" 7.at irav-tov tcov
5 aytcov iraycöv c7:~a%ai5£%ar/} y Wj sir ap
6 aupTjXtoi; 7(ovaravxic/c YP''-itIJi.|xj
7 u'ioc y[otßa|X[AO)Voc air]o xo)
8 [ATjC ] a).£i;avopotj vvjaoo xo'j
9 apacvoiTou] vofio" tco Öa'Jixaaiomtco
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm.
IßS
Appendix 662. Musces nationaux 6702, Höhe 7-5'=™ Breite 63™.
1 a'jzoo -jiapa vqc, ufjLstspac aflnü'zovriQ
2 £xot[i(oc] ^x^i^ touTOV irapayaysiv xai
3 -üTja^c z-qz iroXscoc
5 TTöpt TraVTcov xcov e'jriC'']T[ou[J.sva)V
Appendix 664. Musces nationaux 6701, Höhe 6'5'=™, Breite 11™. Schrift auf den Horizontalfasern.
1 a\>.\i.rxza a'JTcov taz 'Kr/'j
2 t 'ii 6mu lielia 3/ sploü rpaa
3 aopr^Xi . . . (ov
4 ata'jp [JL7] . .
Appendix 669. Musees nationaux 6703, Höhe 22™, Breite 7-3™, Schrift auf den Horizontalfasern;
senkrecht darauf zu je 2^^" Distanz. Vgl. 703.
1 ^Tprj ypiCZOO ZOO ÖSO'J
2 OSaXOWYJC '/ifJ-tOV ZTji
3 c, %ai itavrcov zcov aytcov
4 6 tf xpstaj 5c%Y ivj
5 aß]ßa TTcxpco c-irtaxoTico
6 ico]X£(oc 5ia xoXXouGo'-' zo'j 6so(ptXy
7 utoc Xa(|avi
8 t(ocrJ'f utoc
9 ouc s-rrap/
10 |J.ap%
11 tt|j.a^t[jioc
12 [xaptupco [ 1:7) oixoXoyia w [icpoxstTat]
13 0 Sctva . . o[i.o]XoYta co; irp
14 5c ] £[j,o'j aspY^ou
Faltungen
Appendix 672. Musees nationaux 6599, Höhe 17-.5™, Breite 9-6™. Schrift auf den Horizontalfascrn ; Faltungen
zu 1-5™.
1 .... SsaTuor
2 uzanjav a-jzo'j bzooc,
3 ... X xayo)V ^«[^sxarTj
4 ... w]5t%icovoc
5 ... cv5o;;o-7]
. . OUO ZOO \x
. . coOtj . . . p
xpayixa-s'jrrjc 'Jto' Qsov
9 apJatvoctTj rto sv^focjto-ratco jrr^va
10 ÄOita XTjV aurrjv[ apatv]oi-:(ov tuoXiv j^
11 viat ßcoii; xac aizriz-qc, tsv. rxvrx-^'/.ric, £7:[o[j,vujji.£Vo<;
164 C. Wessely.
12 v[a7jv awrr^piav -s %ac voxvjv luap
13 o'j av saurot? iiavra za. 7tapa§
14 xa]'. [Xc/pi ^Xrxyi[Qzr^z uiroaraasco?
15 0]y§£V £^ a'JTCOV
16 £:V
Verso . . vvj U'jto uoavvo'j
Appendix 685. Musöes nationaux 6546, Höhe 8-6™, Breite 12-5™ (a. 464). Schrift auf den Horizontalfasern.
1 u['jraua . . ? poujauxou %ac oX'j[ißpcou (pap[Jiou6i . .
2 Y^t iv5]a/ cX apasvosixY]
3 otup[7jXiO(;] Ycpovuo; uio; /pTjazou
4 auo [ttjoSs xTjc] apaivocttwv 'TtoXso)?
5 aico a[j.^oS(;U |j.(oirjp£0)? auprp.uo
6 -Tcouat ul'o) ^^pirjOTO'^ at-o[j,ETp7]
7 aiCO TTJ? WJZTfi TCoXcCOC OjXOYViatO"
8 a§£)i.(pO" OIJLoXoyW (Ende)
Verso Tisvraato yp/ ''^ X" ^ iT?
3 OTcsp vao'jXo'j o? y" a irapö x" ,a §av . . .
/X" aCX8 . . C V §t£ 1 . .
Lr^" xupiXXö vyjT ,y8' x" »air ,a(j% o /"ST
%at o|xoco)? £t V auToo v a « ,yuX
Appendix 686. Musees nationaux 7121, Höhe T'ö"", Breite 11™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
zu 2'^™.
1 £]uptaX0[X£V0V
2 . . a.TZ'Jiri . . . £%aarc>'j tou (jltjvoc . . .
3 \ol(ü cot otvo[v £uap]£CTov xac [jltj
4 E^ctvai jjiot avcXv^aat £x xcov 5uo (xou
5 x^p^^"** %ccXou|X£V(ov Tp(o xai irca
6 raorAjC ccoc avairXYjpcoao) a£ xat,
7 EITEppCOlXj- t
8 t (ii emu helia . . . ot £[j.ou 7))aa
Verso X . |X£a3 tß tvj . . . [xa%7.ptv ßa'f-/ f
Appendix 687. Mus6es nationaux 7121, Höhe 13'=", Breite 7™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungoi senk-
recht darauf zu 1'5"™ Distanz.
1 z^j.c aTroXoysiac 'TrJoiYjoaaOat. aoTY] -iTEpt iravtcov
2 . V 7:poa£0)3£ . . uiräp auroü
3 . . . voixj t TtooGi u'io^
4 . . . Ttavca (oc "irp/ f
5 . . . 5l £[JI.O'J GöpYto" t
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 165
Appendix 693. Musees nationaux 7121, Höhe ll'ö'^'", Breite 8™. Schrift auf den Horizontalfasem.
1 Tcav
2 [Jic To xpirov
4 y-at U'jc7]p£ci[ac X
5 . . v.aza xr^v S'jva[xw xy][(;
6
7 (J.ap-'j]pCO -CYjSs TYj
8 xoXX^ ut] axs^avou {lap)
9 t di emu mhna
10 aa(jLßa vtx"/ •irstpou f
Appendix 694. Musees nationaux 7121, Höhe 9 °", Breite 11"5"'™. Schrift auf Horizontalfasern, senkrecht darauf
Faltungen zu 2-2™.
1 upcov S/ 7)pa ÖDyaT
2 Yj [J.axap/ |i,vr)[j,7]C a(J[JL£(ov o -jrp
3 SajJLtavoc 8cax/ sxXr^oia'l z[oo
4 eÄi Callmi[ku ....
Appendix 696. Musees nationaux 7121, Höhe 13'6'=", Breite 12"=™. Schrift auf den VerticaUasern ; Faltungen senk-
recht darauf zu 1'5'=™.
1 t »V ovo[iaT:t ZOO ösou Verso f a" aXa£[jLßtaT-. . z
2 ZOO apasvotro" ctpvjvvj u|jn[v Aus einem amtlichen arabischen Schrift-
3 . . 0) . ap . . (puXo) stücke.
4 . [xs-ccpav ßooA .... x^jp'^^" apoup
Appendix 697. Musees nationaux 7121, Höhe 16'5'™, Breite 7'7™. Schrift auf Horizontalfasern.
1 -TcauXo" aico v.oi\i.riz
2 VI 01(0 laxcöß ano z
3 /puatou voiJ,ta[iaxcou tpitou
4 . . zt] ZOO ziaiovzoQ [ivjvoc
5 o[Aovo7ja{o (oars as •
6 Ol ZTfZ ZOOZOO
7 TTO" jJLaptupo)
8 ep/
Appendix 699. Musees nationaux 7121, Höhe 4™, Breite 7-7'="'.
1 •/pjsojato) EYO) ■/.03[xoi.z aioTjpo[upYoc
IQQ C. Wessely.
Appendix 700. Masses nationanx 7121, Höhe S"™, Breite e""". Schrift auf den Verticalfasern ; Faltungen nicht
erkennbar. ,
1 svcauöa
3 aotouc >iat jJLT]
Verso 8(0 |j.£tC^t£p7
Appendix 701. Musees nationaux 7121, Höhe 91™, Breite G-i"". Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf zu 2" 7"".
1 u(x]£xspav aa^aXstav
2 TCcTTOiTjtiai laoz-r^v
3 x'jptav ouaa"" xat
4 TjXiac ars'favou
5 Trp]oY=TP^W °^!J^<P^
6 Vct [xoc . . ]oz Tcpoxxac YjXjtac
Appendix 702. Musees nationaux 7121, Höhe 20™, Breite 19™. Band links 47™.
1 zap BaozriiQ
3 xat xXyjpovojJLoi? aot? xac ■7ravroio[tc Siaoopi?
4 xaxa nrjv . 8'jva[j.tv xcov et
5 rcov xai aü|JLTC£fpo)vr^(X£Vcov
6 cV TW TTjC (^{f-
Appendix 703. Muste nationaux 6537. Höhe ll'd™, Breite 6™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf in Distanzen zu je 1'2™. Vgl. G69.
1 ^saTroro'j tYjoou )(pcai[ou
2 iraVTWv t(öv ayuov stoc
3 aßßa TCcTpto £irta%o[irco
4 ocTTo ] £xot%iou xcoc Tou apac[vot'cou
5 £V(oa£t aico nr]<; a-/j?
6 ^EvcaiTjc tvj xac £'f
7 £^lo6c
Appendix 706. Musöes nationaux 6588, Höhe 7™, Breite 9-3™.
1 £ tv'^ t xoa[Aai;
2 [jLaprupco x(o[5£ t(o ixtsrcxco coc
3 t 5/ £[iO'j Tzrx'Aoo o'jv" a'j[jLßoXaio[Ypa<pou
Appendix 707. Musees nationaux 6588, Höhe 11-7™, Breite 9™. Schrift auf den Horizonfalfascrii; Faltungen
senkrecht darauf in Abständen zu 2'2 — 2'8°"'.
2 lYjJjOU "/ptoToy TOfJ Q£OU xai ao)-T;p/
3 y/^^]'^"'' ^5 Evanrjc tvj £z ap/
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 167
5 avo) apat7,7.pioc aTuo
6 tvjs apatvotxcov iroXsco;
7 aTco a|j,(poSoü oXujxxtou
8 Ösatpou aupY]XKo i£ps[jna
9 üco) aXc^avSpou axo xy]c aoxTQC
10 TtoXstoc ....
11 pu6-r]
12 xaa 8tax
13 vioatac
Appendix 708. Musees nationaux 6846, Höhe 6-7 "", Breite g-ö«". Schrift auf Horizontalfasern.
1 tr^aou )(piatou zoo ösou ^ aco'cr^[po?
2 ßaotXsta? xo" soasß) y][j.(ov ^eotc^
3 9X3 [xaupw.o" ußsptou TO'J atcovj
4 aoYOuax) sxou? t ^a(0(pc %?
5 ScxaxTjc tv) £V ap/
6 vstXos Staxovoi; ayta? v-abrAurf
7 sxxXyjota? uto? aira v airo xyj?
8 [aoz-qz . . . JttoXeox; aito a[|j.<po§ou]
Appendix 709. Musees nationaux 6588, Höhe 17-5™, Breite 7-5™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf zu 2 ■>" Distanz.
1 . . V Öl . .
2 . . V aicoSi^so)"
3 Y£Ypa[j.[i£VO'j?
4 v-OLi xaxaßaXctv
5 xaxaYVcoascoc Xoyoj
6 (üQ votii-csuovrac
7 ouxo 'TcavroiV 7j|ico~
8 «ai STcepp^ (ojxoXo
9 aicai ot TrprJY£Yf''^-M'
10 'at t
11 St £[xo- aiia oX
Appendix 710. Musees nationaux 6846, Höhe 7-8'=", Breite 7-5'='". Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen zu
2.7cm Distanz.
1 xptaSo?
2 'Tcavjxcov xcov aYCO)v ■
3 |J.(OV §£(3TC0X
4 auxoÄpaxopoc
5 7] OY^^'']^ ^"^3 =''' ^P
6 XO)V XYj
7 .... C Tcp£a[ßux£poc
168 C. Wessely.
Appendix 712. Musöes nationaux 6846, Höhe lO-ö«"", Breite 3-4'='".
1 oppj !J.app3
2 |j.7)xav3
3 XO'JttOV TT
4 TsrjaptTj? tv5/
Appendix 714. Musees nationanx 6846, Höhe 12"6°™, Breite 9"™. Schrift auf den Horizontalfasern. Verso: C^xaA.
1 t s^* ovo[jLa[tt . . . . c xai [o{Aoriuat
2 ou tpcaSj xat ttjc ^saxotvj y][jl]cov
3 r/]i; ÖEOToxou [xac xav]z(ov xcov
4 ayicov ßaaiXsta^ to-j suasßj yjjjlwv
5 SsaTCj (pXj «pcoxa tou aicovtou
6 auYouatou stouc tsrapiou ira^cov
7 nrj + 6 tvj SIC apai/
8 ^X) oupcpapaoc uc[oc
9 <p
10 xap[ou]aati;
11 oc aupYjXioi;
12 £t 0"
Appendix 722. Mus6es nationaux 6846, Höhe 8-7'=», Breite 14™. Vgl. XVI. Verso: |J.r,X . . . auT . .
1 ZOO ^pyrj- (JlSta stoßX
2 . x'jp . . aux(ov xat «pöaao) xcov xatpov tcov tpay ou
3 rfjV s^ouacav sxJstv aTcoStw^at [jis s^ aottov X'^P^'J ^^"^^"^ 3 £1^*?«^^
4 t laxwßoc auv** ^jiax"/ ti [xy sxxY (i-aptupo)
5 nrjSJs X7J {ita*^ coc zpo'- . t(oav]virjc 8tax/ ut/ arsfpavou
6 (Jiaptupa) rrj ]{jna^ coc '3rp° y^^'^PTV
Appendix 723. Musees nationaux 6846, Höhe 13"=", Breite 8-5"".
Verso 1 t ^^T3 '^ Recto 1
2 sax) TCav 2 y [J./
3 cicaytoY 3 citco [jlcV koolvvoü •niTjp/
4 8 saxj ctTco TT 4 aico xo" fsio^f
5 £GX) 'X'JCO Y^ Wohl auch zu Rechnungen gehörig.
6 £CX5 ctTco -jra . .
7 saxj airo aßpajxt
8 icouot o^oot:
9 0(o6 C aTCo
10 £0X aico
Appendix 726. Musees nationaux 7331, Höhe S-ö«", Breite 7-3™.
1 -jcpoc auxa
2 o)ji,^ t aßpaci(i
Die Pariser Papyri dks Fundes von El-Faijüm.
169
3 tax(oßoc 'Jtoc t.a
4 o[j.oXoYta ....
6 t ^^i 6"^^^ "'^ • •
Appendix 728. Mustes nationaux 7331, Höhe 10™, Breite 7-.5'"". Schrift auf den Horizontalfasem.
1 .
2 .
. . . \xtza z-qz rAXiö
.3 .
a[jL . . . aaj . zt] ujjiszspa
4 .
V au- . . . aiv <popp3 apoü[p(ov
5 .
siowoaTjc suapsoTov
6 .
. -t^oas s/scv ocvj ax
7 .
Tou £v . . . xap
8 .
XATJpj °
Appendix 729. Must'es nationaux 7386, Höhe 9'4™, Breite 2'8'='". Schrift auf den Horizontalfasem.
1 . . pa QuY'^"''iP
. xoJXswi; rj[j,oXoY
. £xo sviauxov
. . axo" ctc zov a
. . scac vo[jLta|Ji
. £X0 . . "OV Xo
TjXiac [j.apx[fjpa)
Verso (Jiap-rupco koSs r(o xaxaxuo (Schrift auf den Horizontalfasern)
Appendix 731. Musees nationaux 7386, Höhe ll-.'J™, Breite 12-5™.
1 V XoXcWC
2 xjcxpotxsvai aot xo
3 £]% XTjC (puXaxTji;
4 lACOVOC XTjV [JLt[JL
5 puxap/ xp/ V xC p'" [X»
Appendix 743. Musees nationaux 6920, Höhe 11™, Breite 11™. Schrift auf den Verticalfasern : Faltungen zu 2-5™
Distanz.
1 %nx xa^£(oc ....
2 xo aux . . .
3 X7]C xota . . .
4 xaxa ....
b xaxpt . . .
6 xac xo o(JioXoYV][|JLa . . .
7 Y'']p^^^lJ'-^'^^ ^^'^ ■ - -
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVll. Bd. Abhiinill. von Nichtmitglindcin. w
170 C. Wkssely.
Appendix 746b. Musöcs nationaux 6626, Höhe 11'^'", Breite G*"". Schrift auf den Horizontalfascrn : Faltungen
unkenntlich.
1 vov £tjXaßcat[atov
2 '](0 [JLSV §T;[AOa»0 Xoy[(i)
3 xcpaTia] hs%a. tpstc yt,/ /p M [ty
4 u{ji(ov aa(p[aXs:av
(5 taj/Ociv iTjV zapo'jaav
Appendix 762. Musees nationaux 6899, Höhe 7™', Breite 7™. Schrift auf den Horizontalfasern.
1 (xt . . Verso zoo aozoo f
2 St 5s ZI 5s^St . {J.OU S(JL .
3 stspai Tj XTj xptast autco"
4 cVs/saSat to xapaßatvov
5 (Aspo? 8t§ovat TCO YSO^X
6 AOY(o Tcpoaufxou ypuaou
7 vo|JLta[i.a-:ia öcoösx/
Appendix 763. Musees nationaux 6846, Höhe 6".5^"', Breite S™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen senk-
recht darauf zu l-ö*^™ Distanz.
Recto 1
auv aozio
Verso 1 8s . isvai
2
Tz'k^ sXaxTov
2 zcL irpa-c . . tairpatYja . .
3
cXsc Ttov a'j-ctov apoDpwv
3 xat yiXox[ptat(o
4
TtVOUji,
4 auptov xauia i:
5 xcti <fOjjy^
6 ap/tacc
Appendix 767. Musees nationaux 6594, Höhe 10™, Breite 6™.
1 rirjp/ aYaicj
2 xspaiia 8(o3sxa
Appendix 768. Musees nationaux 6594, Höhe 4'5'^"', Breite lü'ö'^'".
1 XoY«) TCpotxo?
2 UTTSp (JISV Y'"J^(J''t')^f«>'^
3 S.(.Q XOYOV 'TCpOtXOC
Appendix 772. Musees nationaux 6642, Höhe 7™, Breite 11-7"'".
1 t(ov s?p '/)[J.ac u[i£TSpa)v apoup(ov oua(o[v
2 TcX]7jp-/jc SYpa^yj [itjvi 'fapixouöt
3 t OsoSwpoc %oa|xa [iaptupa) rr^^s iy; aTr[o8st^st
DiK Pariser Papyri des Fundes von El-FauOm. 171
Appendix 774. Musees nationaux GG29, Höhe lO-ö"™, Breite 15-5™'. Schrift auf Horizontalfasern; Faltung senk-
recht auf dieselben.
1 tTjaoü Y^piozoo ZOO Bsoo xai acotvjpoc tjjjkov
2 7][xco]v ^saiT) ^Xj ripav.Kz.ioo t[ou
3 sici[(pi .... ^sxar^c tvj •
4 ßap'JoXopi.atotj ßosXazo'j xat öcojjia
5 to" -caurTjC avSpoc S[jlou aoprikiou . . tvcopofj
6 |Jia%apwu avouit tou xat taßcßßoc op[[jL(o]|j.£Vou aiuo tTjc [xto[jLY]i;
7 v]o|Jiou aupr^/aco (potßa(Ji[JLCOvi u»o «oavvö zycjrilzri
8 X) o[xoXoYou[JLcV cxouata yv(o[X7] 5r/a SoXou xat . . pst
9 TCapaxcXcopYjjxsvai sc? ■jcaaav Ssa-jcc/Tciav airo xou vuv xai sie [rov aitavca )(povov
Appendix 784. Musees nationaux 7381, Höhe g'ö«", Breite 7""°.
1 o5ov sx*^''
2 UT:ox£t[X£Vcov aot biq
3 Xat, STTSp/ tO[i3 t Xctpo?
4 u'io«; rou [laitap/ cUTpoii:i[ou
5 irpojxsctat ys^öpYioc oioc zo'j [JL[axaptoy
6 a^twficic oYpatJ;a uicsp
7 f di eniu
Verso Y=]<öPY^^^ pousj
Appendix 787. Musees nationaux 7381, Höhe 17-5'"", Breite 12'5™.
1 £V OVOIAaTt . . .
2 sxoc £V§c[xa':ov
3 £xx/.^ r(ov a[YU0V
4 3 XP= • ■
5 Saxatov -pi
Appendix 788. Muaces nationaux 7381, Höhe 6™, Breite 8™.
1 £iit(pav]£aTa'cr;c x[at
2 . ■ sr xat axoXX«)
3 irojjjiaptxai z'qc aoz-qQ TZS^uxhoQ
4 . . V akuoy ircofJLapfccov
Appendix 789. Musees nationaux 7381, Höhe 5-7™, Breite 4«'".
1 |xaptac %at
2 aY""^"^ xa/tov
3 . . tv3/
4 6£o5](opaxt{o
5 Eujocßcotatco
6 £aa(xivou
172
C. Wessely.
Appendix 791. Musöcs natiouaux 7381, Höhe O*^'". Breite B"">.
1 V i:&Xs(o;
3 xat SIC oXoxX[7jpov
Appendix 792. Musees nationaux 7381, Höhe 17*5'''", Breite 14'5"". Schrift auf Horizontalfusern; Collesis-
verhältnissc: freies Blatt zu 3-7'^"'. dann eine 1'5'='" breite Collesis, dann ein S'ö™ breites Blatt.
1 . . xat osaxoto" r^[j,](ov itjcsod )(pt]aTOU
2 . . . . ßaatXstac [tou Y^Xr^votarou
3 . . ^soTTJotoo rp/.) [ia-jpixto" xt^ßspiou] zo" atwv)
4 .... Ö iraüvt Yj rsXsi . . . ttjc tvj sie ap/
ö . . . iravsütpYyix«) ^^[arco xat jiraYoipy/o -y^c t£
6 . . apaivojci/ xai QäoooatouTroXtTcov aupYjXiotc
7 . . V uioc {JLaxapiou %at, STspoc 'foißa[ji[X(ov
8 . . C oirjQ aatxßa (XcÖXt.'cap/ airo ty^c a^tr^C tcoXsww
9 azo a[i'^o]5ou o[a£v '3rpoY£Yp'<^[J^[J''»^^C 'fotßa[i.[ji,(ov
10 c 0 0£ cTspo? tpotßa[i[jicov Yf^vatxcou jy
11 o[ji.o/.OY]ou[i,£V sxouaia y'^<"[J|'''] «><3X£ [jlyj c^sivat Yj{iac
12 . ovzt . . . (OTCO" r^|X(ov
Verso 1 '(v^a\).f, 'JTioupfY'j'J
2 Tou 3 Tisßa [Jicö/.t'aptou
Appendix 808. Musees nationaux G882, Höhe 4-5'^'", Breite 5-2™.
1 Tpt](j-0[JLOU t[0U apaiVOlTOU V0|JL0U
2 ojxoXr>Y<o [ sxo'jata Y'^<'^!J''''i
4 OcVOUÖtOV
Appendix 809. Mtisöcs nationuux 6558, Höhe 8"'", Breite 8'^". Schritt auf Verticalfascrn; Faltungen senkrecht
darauf zu 2"'".
1
2
3
4
5
OZM . . . . |X VO'J
cTif/ipctv xapTTouaOai
yapcCsaÖai xÄ-/jpovo|ioi? [xaza/.ijATraVctv xai xavta irparrscv
oJ|J.OAOYO'J[icV 0 Ct'JTOC
y./.[Yjpovo[iO'j; a'j-co'j
Appendix 821. Musees nationaux (;!t44. Höhe 5'^'", Breite 13'-"
1 . . £V zri 7. atsYYj toti;o[v £va .
2 *at] [).rj^rA%rfi/ £V [av£(OYlJi.£vov £t? . . .
3 xatj £v TYj ß at£YYj T[oirov £va
Die Pariser Papyki des Fundes von El-Faijüm.
173
Appendix 822. Miisees iiationaux 6944, Höhe 8'="', Breite 4<"".
1 z]o~ X'JplO" xai
2 Ssaiuoivr;? '^[j.[(ov
3 Tcajvccov "ücov ayt[a)V
4 'jjcoc tcoavvo" V . .
5 op[ji.]o)|i.£vot a['jro
Appendix 823. Muades nationaux 6944, Höhe 13*5™, Breite 5<^
1 t £V ovo]|j,axt 10" %'jp[t.o'j
2 osajTüorou tYja[oy
4 xat "CYj? 5£[aicotvr^c
5 x]«.'. -jravtcov
6 6(06 £V5[£Xa-Yy
7 tß tvS £V
8 £Tcapxi]ac apyaSiac
9 XI ZOO %up
10 xou lYjaou
Verso 1 .
. TOU XUptO'J
2 .
. £V ap[aivoc'C(ov
3 .
. a7C(i)X
4 .
. aico citot[xiou
5 .
ap]aivot-ou[ vo[i,ou
6 .
. va otvov
7 .
. . ava
8 .
. 0X0) 8s
9 .
. pta){JLt -jcsxp
10 .
. 9{JL7]V OtVO'J
11 .
. xoupt XEuyo)
12 .
. a[j.[ji.3 xtx£[o(j
Appendix 824. Museos nationaux 6944, Höhe 11"5"", Breite ö'^". Übung wie Appendix 616. Musöes nationaux 6912.
1 OS . . . VI"" %(oa
2 8iav X %Xaa[j.axoc
3 8tav x %X'ja{iaxoc
4 airojXXcov
5 xou a[j.cpa [jl'"' svvt/
6 xou a[j,tpa jj."'-' £V[i,£v
7 X ajJLipa (j.''-' . . pau x a
8 a'^av .... aou
Appendix 831. Musees nationaux 6633, Höhe ö'ö'^"', Breite 6'5'=
1 '::ap£y£tv [jlc xr^"
2 [jL'.a6(oaa[ji£VT^v
3 UTCEp £V0C%t.ö aox)
4 £vt,aua!.o)C xspii)
5 x£pax]ta itcvxa
6 xoata ]
Appendix 833. Musöes nationaux 7391, Höhe 8"='", Breite 4"".
1 o)c stpvjxat
2 av] ajJLepißoX(o[<;
3 8/ s(JLO'j %]oa[JLa ao[Aßo).[acoYpa'fO'j
174 C. Wessely.
Appendix 839. Musees nutiüiuiux G84G, Höbe 8""', Breite 10'5'=".
1 xat sta SIC oXoxX[7jpov
2 yap öäo«; otSsv otc oüxsu o"
3 |xoi jXT^xsrc ).aXctv eic xpaY(Jia opx
4 tV STTSt 7]pX£t (JLOC 7] . . . YJ TCpO^
5 "irjvou SYYUTjroü toü xopiou
6 t B^poL^r^ (pa|i,3 'i s f
Appendix 849. Musees nationaux 5846, Höhe 7-7<"", Breite 5-6°".
1 TjiAcov xai 'C7j[(; Ssairocvirji;
2 [iajptac xat
3 vjiisic aßpaa!J,t[oc
4 uw? avaaxaotou
5 aßpaa(x
Appendix 864. Musöes nationaux 6561, Höhe 8™, Breite 16-5™.
1 £xot[xc]ou aXaßavTtSoc
2 X) o|j,oX[oY(o ] |X£|JLta6{oa6at irap d[jl(ov
3 x](o aut(o cUctYSt voaoy.o|xuo sv tccSco)
4 x^P^^^" '^'^^''iC Y""]« G7copt[jLr;u apo'Jpac £q y'' '^■tc (j- g
5 [icxa TzrazrjQ aoaov xou Stxaiou icpoc to) (xs spYaoaa"
6 Tttc autac Tiaoav rs ysotcovcxt^v spYaatav
7 tajc WJZO.C,
Appendix 867. Musees nationaux 6616, Höhe 5-5™, Breite G-ö"".
1 xctt actTiapOsvou (xapiac
2 Y] apx 7] tv°
3 a)|ji(o TauxYjc 1:73c apatvolltcov
4 aiCO -CTjoSs T7jC
5 o{jLo]XoYCo [|Ji]£[j.ta6(oa6ai
Appendix 868. Musees nationaux 6846, 58 C, Höhe 9-4''"', Breite ö-S™.
1 xuptoü xai S£a'7c[oro'j
2 TO) £V30Q<0['CaTC0
3 oc Tcapa aoD
Appendix 870. Musees nationaux 6846, 72, Höhe 6-8"=">, Breite 12™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
senkrecht darauf in Distanzen zu 2-7''"'. Eand links 1-2'=" breit.
1 öävccov (xot Ttap ao-Tjc |i.cV'^[jLa[T(ov
2 xrrjjxa-(ov ovrtov £xt zoa aut
3 £v otjxia av£(0Y|Ji.£V73 cc? votov tj
4 to txavov Oc
5 . . r^jxsv |x . . .
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 175
Appendix 871a. Musecs nationaux 6846, Höhe 7"", Breite 12<^".
1 ZOO %0|X/ CO)« SlOWl
2 ZU [xauia
4 STüoix/ eryjp
Dazu: Appendix 871b. Musees nationanx G846, Höhe 4"8'"", Breite 5*"".
1 a{j,oup
2 j cXsac wi
3 ^uXo-cofJL^i
4 av6p" \iiv.
Appendix 871 c. Musees nationaux 6846, Höhe 9"™, Breite 6™.
1 %oa|JLa Tip
2 xa
3 aCousvo"
4 aCousv
5 (piXrjB^
6 <ptXo
7 Y*"^PT
8 , , . T=«>PT
10 -■ aita
11 irairv
12 xaßcov
Appendix 876. Musecs nationaux 6846, Höhe 3-5™, Breite 5-2'="'.
1 t cV OVO[J.aTt
2 xat Ssaitj
3 Too Ösou xat
4 Tjjxcov ßaat[Xst,ac
5 . . i^o)[xa
Appendix 876. Mus&s nationaux 6608, Höhe 4-5<'"', Breite 7-9"".
1 a[A[jL3 'ispso)? £1: ajjupo^ -tcs . .
2 piov %aX(oc tva %ac utc
3 aoTj xaXa[jiouc xai
Verso t 0 {pdav6p[co':coc
Appendix 877. Musees nationaux 7104, Höhe 4™, Breite 7-2'='".
1 £V -TCcScCO XYjC TQIXcXSp/
2 x(o(jnrj(; £V (jlsv xotcco xATjp/
3 xaXoujJLSvo" TTciJLita apoupav
4 |Aiav Y^ficau xat sv toir[a)
5 xaict apoupav [itav
176 C. Wessely.
Appendix 884b. Musees nationaux 6559, Höhe 6"8™, Breite 9"".
3 xXoTCTQ T(ov aoto" TTpaYIX^
4 tvjc [xsyaXTjc
Appendix 88Be. Musees nationaux G557, Höhe lö-?"", Breite T'ö""
1 6£0(pt,X£aTax(o 8ca%7
2 TY^c apacvoixojv iroX.^
3 £a(o6£v ta)v a[iTr£X(ov
4 £Xat'CO)|X£voc ota -cov
5 £V37J UTCcp %apTC(OV
6 touT Eartv oivo'-'
7 x,oy(p(ov c xt.v5ov(o
8 TCpoc] uiisrspav aa<paX£tav
9 XcZOCYjlJLat TaOtJTjV XTjV TCÄTJpCOUXTJV
10 airoSctScv £7C£pp«)[A£]v7]V rpapfAotjGt xg xi oi'j^
11 Y^p]axģCO'^ YpajJLixar t / f
Appendix 886. Museen nationaux 6921, Höhe 7«^'", Breite 4''".
1 (o; OTzrj
2 apÄ a['7to TT]?
3 0.0Z ] rjZ ■jcoXcO)? 5(j
4 apcto" airoX a['7co rirjc
5 'x^JxTjC TToXcCoc [axo ajX'foöou
6 xapJsjxßoX'/jc
Appendix 888. Mus&s nationaux 6611, Höhe 6-3'='", Breite 3-2"'"'.
1 axat[a'fpovr]'ccoc
2 (ov xavo
3 x]XY)p(0atV T^jJKOV
4 UX£p jXcV
,ö xatSc [xatTjC
II.
Au erntcT Stelle wollen wir auKeiuandersetzen, wie wir während unseres Studiums dazu
gelangten, diese eigene Gruppe zu constituiren. Diese Darlegung wird auch die Definition
der hier vertretenen Urkundengattung entstehen lassen; dieselbe ist in der That noch zu
finden; denn man glaube nicht, dass ein ganz besonderes, grundsätzlich verschiedenes For-
midar auftreten soll; im Gegentheil, Rechtsformeln, welche in der ersten Gruppe geläufig
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 177
sind, begegnen uns auch liier wieder, diese Aelmlichkeit ist oft genug auffallend; wir können
sie auch wieder nutzbar machen zur Ergänzung des Textes oder des Verständnisses einiger
vorliegender Stücke. Und trotzdem kamen wir auf den Gedanken, diese besondere Gnqjpe
aufzustellen. Die Gründe hiefür sind theils in der äusserlichen BeschaflPenheit der Schrift-
stücke gelegen, theils aus dem Texte und Inhalte selbst zw entnehmen; die Unterschiede
sind stark genug, um auch an einem kleineren Fragmente die Zugehörigkeit zu einem
Stücke der ersten oder der zweiten Gruppe erkennen zu lassen.
Wir besprechen vorerst die vor Allem ins Auge fallende äussere Verschiedenheit und
beginnen mit den von uns gewonnenen Erfahrungssätzen.
Die beiden Gruppen unterscheiden sich besonders in Beschreibung, Faltung und Format,
1. Die Textur des Papyrus ist bekanntlich so, dass die Fasern der einen Seite hori-
zontal, die der andern vertical laufen. Bei der ersten Gattung von Urkunden wurde regel-
mässig parallel zu diesen Horizontalfasern geschrieben; bei der vorliegenden Gruppe B
senkrecht gegen dieselben.
2. Ein zweiter Erfahrungssatz ist, dass die meisten Faltungen parallel den Vertical-
fasern, daher senkrecht auf die Horizontalfasern der andern Seite erfolgen. Bei der Gruppe
A sind sie daher auch senkrecht auf die mit den Horizontalfasern parallelen Schriftzeilen;
umgekehrt bei der Gruppe B parallel mit den aiif den Horizontalfasern senkrecht stehenden
Schriftzeilen. Daher kommt es, dass in dem Falle, wenn durch Faltungen der Papyrus in
Stücke zerbröckelt ist, bei Urkunden der Gruppe A jede Zeile mehr oder weniger gelitten
hat; bei der Gruppe B fehlen jedoch in demselben Falle vollständige Zeilen, andere sind in-
soweit dagegen intact.
3. War also unter diesen Verhältnissen ein rechteckiges Stück Papyrus zu beschreiben,
wie so häufig geschieht, also eine Selis oder ein beliebig grosses Stück einer Selis (\rie wir
ja so oft 16 — 11 — S™ breite Contracte der Gruppe A finden imd wieder 8™' hohe Stücke
der Gruppe B), so richtete man sich bei der Gruppe A bei dem Schreiben so, dass die i^arallel
den Horizontalfasern stehende Schrift in vielen schmalen Zeilen hintereinander herablief.
Lange, nicht zahlreiche, Zeilen hinwiederum in senkrechter Richtung zu den Ilorizontalfasern
kennzeichnen die Gru2)pe B. Liest man also ein Stück aus der ersten Gruppe, das auf eine
Selis von z. B. 8"" Breite geschrieben ist, so hat man ein aufrechtes Rechteck vor sich von
8'^ Basis und von gelegentlich selbst 32°" Höhe. Liest man wieder ein anderes aus der
Gruppe B, so hat man ein liegendes Rechteck von z. B. 32°"' Basis, 8™ Höhe.
Obgleich auch diese geometrischen Figuren nicht mit den als Beispiel gewählten 8™
und 32°"' grossen Seiten ausgeführt sind, immerhin steht es fest, dass bei der Gruppe B
ein liegendes Rechteck der Grundtypus der äusseren Gestalt ist. Die nachfolgenden Beispiele
mögen nunmehr als Belege für diese allgemeinen Sätze gelten.
Urkunden der ersten Gattung.
Papyrus der Sammlung des Erzherzogs Rainer C XX, Contract aus dem Jahre 618
n. Chr. der Breite nach beschrieben, vollständig, Schrift auf den Horizontalfasern. Breite 8°"",
Länge = Höhe 37-4°"'.
Papyrus I unserer Sammlung, Schrift auf den Horizontalfasern, Contract aus dem
Jahre 486, fast vollständig, Schrift auf den Horizontalfasern. Breite 12°", Höhe 30-5°'".
Denkschriften d. phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abhundl. von Nichtmitglicdern. X
178 t!- Wessely
Papvrus III, ibid., VII. Julirliundert, fast vollständig, Contract, Schrift auf deu Hori-
zoutnltas'em. Breite 29"", Höhe W"".
Papyrus IX, ibid., Coutract aus der Zeit des Heraclius, Schrift auf deu Horizontal-
fasem. vollstnndig. Breite 6-5"'", Höhe 32'^'°.
Papynis XI, ibid., Contract aus dem VII. Jahrhundert, fast vollständig, Schrift auf den
Horizontklfaseru. Breite lO""", Höhe 30-5'^"'.
Papyrus XVU, ibid., Contract aus der Zeit des Maurikios, fast vollständig, Schrift auf
den Horizoutaltasern. Breite 7"», Höhe 32-5*^"'.
Pa2)yrus XVIII, ibid., Contract aus der Zeit des Heraklius, unvollständig, Schrift auf
den Horizontalfasem. Breite 7-2™', Höhe 22-3'^"'.
Papyrus XIX, il)id., Contract aus dem VI. oder VII. Jahrhundert, unvollständig, Schrift
auf den Horizontalfasern. Breite lO'^™, Höhe 31"'".
Papyrus XXIII, ibid., Contract aus dem VI. oder VII. Jahrhundert, unvollständig,
Scluift auf den Horizontalfasern. Breite 17"™, Höhe 29'=".
Papyi'us XXIV, ibid., Contract aus dem VII. Jahrhundert, unvollständig, Schrift auf
den Verticalfasern. Breite H-^'", Höhe 37™'.
Papyrus XXVII, ibid., Contract aus dem VI. oder VII. Jahrhundert, unvollständig,
Schrift auf den Horizontalfiisern. Breite 12-2'='", Höhe 23-5'="'.
Appendix (19, ibid., Contract aus dem VI. Jahrhundert, unvollständig, Schrift auf den
Horizontalfasern. Breite l2-2'='", Höhe 19™.
Urkunden der zweiten Gattung.
Papyrus LVI unserer Sammlung, Höhe 11*"°, Breite SS*"", die Breite ist unvollständig.
Papyrus LVIH, ibid., Höhe H-d"", Breite 12™.
Papyrus LIX, ibid., Höhe 7-5™ Breite 22- 1"" (Schrift auf Horizontalfasern).
Papyrus LX, ibid., Höhe 6™ Breite 16-5™ (Schrift auf Horizontalfasern).
Papvrus LXI, ibid., Höhe 4™, Breite 32™.
Papyrus LXII, ibid., Höhe 4"% Breite 9-5™.
Papyrus LXIII, ibid., Höhe 83™, Breite 30™ (Schrift auf Horizontalfasern).
Papyrus LXIIP^ ibid., Höhe 8™, Breite 33-5™ (Schrift auf Verticalfasern).
Papyrus LXIV, ibid., Höhe 11™, Breite 34™ (vollständig).
Papyrus LXV, ibid., Höhe 62™, Breite 9"".
Papyrus LXV'''^ ibid., Höhe 4™, Breite 7"".
Papyrus LXV'«', ibid., Höhe 4-4™, Breite 7-5'="' (Schrift auf Verticalfasern).
Papyrus LXVI, ibid., Höhe 7-6™, Breite 16™.
Papyrus LXVI'''», ibid., Höhe 5-ö'^"', Breite 17-3™ (Schrift auf den Verticalfasern).
Papyrus LXVII, ibid., Höhe 12'='", Breite 30™.
Papyrus 6846, Appendix 510, Höhe Ö-4'"", Breite 8™ (Schrift auf den Verticalfasern).
Papyrus 6912, Appendix 615, Höhe 6-5'"", Breite 6™.
Papyrus 6728a, Appendix 191, Höhe 6'™', Breite 7-8™ (Schrift auf den Vei-ticalfasem).
Papyrus 6910, Appeiulix 545, Höhe 6"'", Breite 8'='".
Papyrus 6846, Appendix 323, Höhe 5-7'='", Breite 8-5™ (Schrift auf den Verticalfasern).
Papyrus 6912, Appendix 614, Höhe 6-7™, Breite 7™
u. s. w.
Die Pauisek Papyri des Fukdes von El-FauOm. 1 79
Der Exponent dieser Verhältnisse der Breite 7A\r Ilölie ist regelmässig mindestens 1 bei
den Urkunden der zweiten Gattung.
Es ist nun interessant zu beobachten, dass avich dann, wenn das Material ein anderes
ist als Papyrus, noch immer diese Verhältnisse im Formate beibelialten werden.
So hat das von mir in den Mittheilungen aus den Papyrus Erzherzog Rainer (V, 1)
herausgegebene Täfelchen aus Holz die Dimensionen 31™ Breite, 7-2"" Höhe; denn der
Text ist analog dem der zweiten Urkundengattung:
1 t aopriKioc (potßa[j.[JL(ov oioc, aica auovoc aico x(0[X7jc tßi(ovoc xat (AaySoXov
2 voo OsoSoaiouTCoXtxofj '^o\).(ji'^) aupvjXico avouir ut» {i.ouaaio(u) oltzo xr^c, apawoüx(o(v)
.3 iroX'j o[xoXoY{o jj.£(JLia6(oa6at irapa aou a-iio tcov Staiyspovrwv aot sv TCS§t(o
4 Tirji; aurr^c ocwixtjc £V xoicto xaXou[Ji£Vco apaa apoupac ttcVts
5 (Verso) [jxöta iravtoc autcov tou Stxacou ext /povov oaov ßouXsaöe] xai -irapsy^ctv [as
6 tov |xta6(oaa[j.£v[ov] UTCsp a'7co'ca7(,-o(u) (popou aurcov svtauatcoi; aico xctpircov
7 xYjc statouaYjc irpcotTjc w) /puaioo vo|xia{iaxta 8uo /p/ v ß xco Tcauvi
8 iJnrjvi £^ u'jrap)(ov'ütov [jlo('j) 'rcav[rcov waöaitsp sx SaYjc] xat STCspcorirjGctc (0[jioXoYY]aa f
Ähnlich gestalten sich die Verhältnisse, wenn wir die auf Pergamen geschriebenen Ur-
kunden in Betracht ziehen; inuner ist der Exponent des oben erwähnten Verhältnisses gleich
oder grösser als 1. Zimi Beispiele nehmen wir die Urkunden, die zwischen Kyrikos und
Petterios gewechselt wurden.
Nr. XXXVHI unserer Sammlung, Breite 17™', Höhe 3-6«'", Exponent 4-71.
Nr. XXXIX, ibid., Breite lO-l"-, Höhe ß-ö^", Exponent 1-66.
Nr. XL, ibid.. Breite 23«^», Höhe 3-7™, Exponent 6-27.
Nr. XLI, ibid., Breite ll-e^", Höhe 4°"', Exponent 2*90.
Nr. XLH, ibid.. Breite IS""", Höhe \ J Exponent | ^'.^ Mittel 3-75.
i 4"™ f 4*5
Nr. XLIII, ibid., Breite IS«», Höhe | ' Exponent | ^^/^ Mittel 7-5.
I 4'»«'» ( 3-S3
Nr. XLIV, ibid.. Breite 18«", Höhe ^^^J Exponent | ^^g' Mittel 4-48.
Nr. XLV, ibid., Breite 10-5™, Höhe 6-5™', Exponent 1-61.
Nr. XLVI, ibid.. Breite 8-2«", Höhe ß-S"", Exponent 1-31.
Nr. XLVH, ibid.. Breite 8-5™', Höhe 4-5""', t^xponent 1-61.
Nr. XLVIH, ibid.. Breite 8-6™, Höhe 5-4™, Exponent 1-59.
Nr. XLIX, ibid.. Breite IT"', Höhe 3-2«", Exponent 3-43.
Nr. L, ibid.. Breite 8""', Höhe 4-7''"', Exponent 1-18.
Nr. LI, ibid., Breite lO'^'", Höhe 4"", Exponent 2-50.
Nr. LH, ibid.. Breite 9-5''"', Höhe 5"", Exponent 1-90.
Nr. LHI, ibid., Breite 13™, Höhe 5-3™, P:xponent 2-45.
Nr. Lin"^ ibid., Breite 8™, Höhe 4-5"", Exponent 1-755.
Nr. LHI, 3, ibid.. Breite 11™', Höhe 3-5™, Exponent 3-1429.
Nr. LIII, 4, ibid., Breite 11™, Höhe 4-5™, Exponent 2-44.
Nr. LIII, 5, ibid.. Breite 13™, Höhe 7™, Exponent 1-857.
Nr. LIII, 6, ibid.. Breite 8""', Höhe 6™, Exponent 1-33.
Nr. LHI, 7, ibid.. Breite 16™, Höhe 3-5™, Exponent 4-571.
180 C. Wessely.
Nr. Lni, 8, ibid., Breite S-^", Höhe 4'^'", Exponent 2-25.
Nr. LIU, 9, ibid., Breite B-ö""", Höhe ' Exponent Mittel 2209.
Nr. LHI, 10, ibid., Breite 12'="', Höhe 3-3'='", Exponent 3636.
Nr. LHI, 11, ibid., Breite 11™, Höhe 3-5™, Exponent 3-1429.
Nr. LIH, 12, ibid.. Breite 8-5"», Höhe 6'="", Exponent 1-417.
\ 2'=™
Nr. LHI, 13, ibid., Breite 12™, Höhe \ J Exponent Mittel 5.
Nr. LHI, 14, ibid., Breite 16-5™, Höhe 4'=", Exponent 4-125.
Nr. LHI, 15, ibid., Breite 13™, Höhe 3-7™, P^xponent 3-513.
Nr. LIH, 16, ibid., Breite 15*8™, Höhe 4™, Exponent 3-95.
Nr. LIH, 17, ibid.. Breite 17™, Höhe 3*8™, Exponent 4-473.
Nr. LIH, 18, ibid.. Breite 105™, Höhe 6-6™, Exponent 1-6.
Nr. LIH, 19, ibid., Breite 8-5™, Höhe 2*8™, Exponent 3-04.
Nr. LIH, 20, ibid., Breite IS-^", Höhe 4™, Exponent 3-25.
Nr. LIH, 21, ibid.. Breite 12™, Höhe 2-8™, Exponent 4-28.
Nr. LIH, 22, ibid.. Breite 4™, Höhe 3™, Exponent 1-33.
Nr. LIH, 23, ibid., Breite 5™, Höhe 2-2™, Exponent 2-27.
Nr. LIH, 24, ibid.. Breite 4-5™, Höhe 4-5™, Exponent 1.
Nr. LHI, 25, ibid., Breite 8™, Höhe 5™, Exponent 1-6.
Nr. LHI, 26, ibid.. Breite 5™, Höhe 4™, Exponent 1-25.
Nr. LHI, 27, ibid., Breite 9™, Höhe im Mittel 7-4"", Exponent 1-2162.
Nr. LIH, 28, ibid.. Breite 16™, Höhe 4-2"", Exponent 3-80.
Mus. Nat. 6687, Breite 10™, Höhe 10™, Exponent 1.
Mus. Nat. 6873, ]3reite 10™, Höhe 5™, Exponent 2.
British ]\Iusemn, Breite 9-2™, Höhe 5™, Exponent 1-84.
Aus diesen Zusammenstellungen geht das hervor, was wir erweisen wollten; die äusser-
liche Verschiedenheit des Formates allein macht schon auf die Existenz einer zweiten Ur-
kundengruppe aufmerksam.
Wir wenden uns nunmehr zu den Texten.
Und hier erinnern ims viele Analogien an die Vorläufer derselben in römischer und
ptolemäischer Zeit, wir meinen die Ostraka. Auch von ihnen gilt, was Fröhner in der Revue
arcluiologique 1865, S. 422 von letzteren sagt: Les textes presentent de s^rieuses difficultes
a qui essaie de les d^chiffrer. Les epigraphistes de mutier habituds h l'^criture facile des
marbres, les antiquaires verses dans la transcription des papyrus, les philologues (jui fönt
autorit^ pour la suret(i de leur coup d'aül, (j[uand il s'agit de lire un manuscrit classique
Oll iine bulle d'or byzantine, ne se troiivent-ils pas connne d^pays^s dfes qu'on leur propose
un ostracon pour sujet d'(jtude? En effet toutes les difficultes imaginables semblent s'etre
condens^es dans ce petit chapitre de jjaMographie grecque occupe par les textes d'P]16-
phantine. LY'criture, surtout celle des fonctionnaires egyptiens, est fugitive, embarrass($e, arbi-
traire, suivant les caprices d'une plume rebellc. Les lettres sont entrelac6es et entortill(jes,
la langue pleine des barbarismes du j'fi'tois (jgyjito-grec. Ajoutez h cela les nombreuses
abr^viations, les erreurs du scribe, les noms propres ögyptiens, . . et vous aurez une id^e des
obstacles qu'il faut vaincre pour arriver au plus m^dioere rösultat.
Die Pakiseu Papyki des Fundes von El-Faijüm. 181
An diese Worte denken wir, so oft wir mit diesen Urkunden zu thun haben; wir kennen
ihresgleichen erst seit dem Faijumer Funde, und, diesen Schwierigkeiten ihrer Entzifferung
und Deutung entsprechend, ist nur eine geringe Zahl derselben transcribirt; es sind das
die nach demselben Schema gebauten kleinen Urkimden des Diacon-Küchenmeisters Helias,
welche von Magirus in den Wiener Studien VII herausgegeben wurden.
Unsere Stücke sind rasch geschrieben worden, wie es die Schnelligkeit z. B. bei eiliger
Quittirung verlangt, bald auf Papyrus, bald auf Pergamen; ein winziges Stückchen dieses
Beschreibstoffes bietet häufig einen ansehnlichen Text und reichen Inhalt. Die Raum- und Zeit-
ersparniss wurde aber einmal durch die kleine Schrift gewonnen; dann durch die Verwen-
dung von mannigfaltigen Siglen und compendiösesten Abkürzungen; drittens durch eine ge-
drängte Ausdrucksweise, die jedes unnütze Wort unterdrückt, und nur durch Schlagwörter
den Sinn gibt. Dass die Siglen schon den Zeitgenossen selbst Schwierigkeit bereiteten, er-
hellt aus einer Stelle der Basilica pag. 569: (o jjaatXsoc) opÄv §o ozi saxt zoIq irovr^poic stc
10 a5i%siv ä«pop[nQ 5ca zb a6vto[iov duo tibv sv zoic ö.pid\i,oiQ [jLoptcov toö T^ixtaswc 'firj[i.t xal
sxtoo itai 5(o5c%dxo'j %al xcöv xoiourcov )rp(o[i£Vot(; zolc, xaXaioi? otjijlsioic tcöv ypa^ccov %al
n^v Tota'Jtr^v -(bv d^aitbv ßouXojjisvoc TcsptsXsiv d(popjJiigv Stcoptaato Ypd[JL[jiaat Kizolc, ä %at. zoIq
dYpoixotc dvaycYVwaxsjQai pq.5'wOV td zrjiaöza Ypd^coOat aYjpista.
Besondere Schwierigkeiten bieten die Abkürzungen, gepaart mit einer räthselhaft dunkeln
Kürze des Ausdrucks. Dazu kommen die culturellen Besonderheiten jener räumlich und
zeitlich eigenthümlichen Periode.
Wohl gelingt es einem angestrengten Studium dennoch, diese Räthsel alle zu lösen
imd allerdings auf mühsamem Wege, bis zu einer vollständig befriedigenden Interpretation
vorzudringen. Weit bequemer allerdings ist es, nicht divinatorischem Fluge sondern einer
Art materieller Übermacht den Sieg über die Schwierigkeiten, welche Ostraka vmd unsere
Texte bieten, zu verdanken. Denn die verschiedeneu Sammlungen beherbergen gleichartige
Stücke genug, in denen bald die eine bald die andere orthographische, paläographische,
sprachliche Variante sich vorfindet; die Vergleichung lehrt ganz mechanisch die Auflösung
der schwierigsten Siglen und Ligaturen, erleichtert Transcription und Interpretation.
Wie dem auch sein mag, wir verbinden mit der Transcription auch die Wiedergabe
der Texte in gewöhnlicher Schreibweise.
Nicht weniger verschiedenartig als die auf den Ostraka vorkommenden Texte sind die
imseren. Bemerkenswerth ist, dass sie häufig auf Pergamen, auch auf Lederstückchen ge-
schrieben wurden; daher ist bei der Nichtbeachtung des Beschreibstoffes die Verwandtschaft
mit den Ostraka wohl verständlich.
Wir gehen zur Behandlung einzelner Stücke über.
Eine eigenartige, interessante Gruppe sind eine Menge Schriftstücke, die an einen ge-
wissen Kyriakos gerichtet sind von dem Diacon und Notar Petterios und Olanweisungen
betreffen. Sie stammen aus der ersten Hälfte des VII. Jahrhunderts, wie denn die meisten
unserer hier vorkommenden Urkunden, Quittungen, Anweisungen, Rezepisse, Gehaltsinti-
mationen, kurz privatgeschäftliche Stücke aus dem V. bis VII. Jahrhunderte unserer Zeit-
rechnung stannnen.
Sie sind alle etwa nach folgendem Schema gebaut:
1. Kupixq), oder icpoc Kuptxov, Name des Adressaten sammt Titulatur.
2. Trapx = irapsays? mit Angabe des Empfängers des anzuweisenden Olquantums imd
Motivirung der Anweisung.
182 C. Wessely.
3. Angabt.' des Olquantums in Xestes, auch schlechthin Metron genannt — daher das
Schwanken im Genus der Zahhxngabe zwischen Masciüin und Neutrum.
4. Datimi.
5. Unterschrift des Petterios, Diacon und Notars in Cursive und Tacliygrapliie , von
der wr augenbhckUch abseilen müssen.
Pergamen XXXVIII.
Neue Nummer 68. Musöes nationaux 6503. Höhe 3'6'"", Breite 11"'^. Eand linki? l-5<^"'.
1 t TzprjQ xupix/ T Siax/ Ttapx axa oX aou!ppo[A^ staspx
2 ct./ uaXataxtv xy . . cXai»'-' ^ rx ev [jl/ syp/ jx STzrx'(o^^ ^ tv^ C t V ^1"^°" ''^^''^'^''
3 Stax/ j vo^ au^ stsX''
Wir halten es für das Verständniss unerlässlich eine Umschrift dieses mit Abkürzungen
und Siglen erfüllten Textes zu geben; die Rechtfertigung unserer Auflösungen ergibt sich
leicht aus dem Vergleiche mit den übrigen Texten.
npöc Küptxov (= Kopiaxöv) -öv 5cdxovov • irapsaysc a^a "OX Sourppo[i£ sbcpyjixsvq) sie
IlaAac3Ttvr^v xatd . . iXatou [xsxpov a' sv [aovov . SYpdcpY] [xsaopi^ STraYOjj-svq) 5' iv^tx-cwövoc C
5i' £[ioü ns-cTYjptou ?Laxovo(j xai voxaptou aütou stsXsuöG-rj.
Unser Adressat heisst bald Kyrikos, bald Kyriakos, sein Titel ist bald Stdxovoc xal
c/vatOTcpa-cr^c, bald bloss Stdxovoc und wieder nur sXatO'jrpdTTjC. Zu dem Namen SofJ(fpo[j,- lässt
sich im Papyrus LXXXII unserer Ausgabe der ähnliche Sr;'jfppt[j,^ ('Icodvvou Sou(^pt|x=) ver-
gleichen. Unser Billet ist im August geschiieben, zu welcher Jahreszeit solche Pilgerfalirten
aus Ägypten nach dem gelobten Lande von allen Schichten der Bevölkerung unternonmien
zu werden pflegten; dies erhellt aus einer für diese Urkunde lehrreichen Stelle des Lebens
der heiligen ägyptischen Maria: c. 19 opcö iv twt xatpq) xoö 6£pouc dv^pwv Atß6(ov xai Aiyu-TU-
Ttcov ^/^ov -^roÄüv ipcyövTwv (oc siri ÖdXaaaav . sptoTTjad xs nva xov tots irapary/ovra [xot
■jcoö oTCou^dCouatv dpa oi avSps; o^-cot ot tps/ovtsc . 6 8' direxpivato ^.sywv . stc 'f£poao/.u[xa
icdvTSt; dvsp^ovzat.
Pergamen XXXIX.
Neue Nummer 254. Museos nationaux 6479. Höhe 6-5'"», Breite lO-l«™. Eand links 1-4"".
1 t %'jpao) 8tax/ xap)c tote xaXxo[j."
2 aTcspx £iy t5r xV V' "^"^ G£o«ptjX[a
3 x'j . . eXat«" ^ a £V [x/ [syp/ [x'
4 iv8/ s t V =P^™
5 TZ' 8r 3 v^ cTcXf*
Das ist: Kopao) ^taxovqi . TzarAo/^z xoic yaXxojxa . . . dxsp/o(xsvot<; sie 'ciQV i5iav xard
xsXc'Jotv ToO Qso'fuXdxTou Kopo'j sXaiou [xsxpov a' cV [x6vov sypd'fYj (xtjvI .... ivStxxubvoi;
c' Ol' £|xoO ricttT^ptoy 5iaxövo'j xr/i votapioa s-csXctoiOTj.
Die Parisee Papyri des Fundes von Ei.-Faijüm. 1^3
Pergamen XL.
Museos nationaux (5504. Höhe 3-7 ""j Breite 23™.
Das Chrismon hat die Foi-m eines Henkelkreuzes in Zeile 1. — Umschrift: Kuptxq)
sXatoirpdrfj . TzapiiyzQ Xoycp dA.3t'^£(oc [juxpoö xspapitou vsou TcXotou sXatou [isrpa i itsvrs .
sypdtpr; (i,7jV!. 'facocpi 0' ivStxtKbvoc . St' £{J.oö Ils-cxYjpiou Siaxövou %ai votaptou aotoö stsÄcIcoOyj.
Für das Verständnis dieses Textes bemerken -wir, dass in jjit%poö %£pa(JLWU wohl der Name
des Schiffes zu suchen sein dürfte; ähnlich bezeichnet mau in einem der nächsten Stücke
ein anderes Schiff genauer mit Aa(Xtavoti vautou; denn schwerlich ist die Auflösung [itxpöv
xspdjJLiov kXairjO [xsrptov icsvte gestattet, in Hinblick auf die Construction der anderen ähn-
lichen Urkunden und die Unbestimmtheit von äXeii^zoiQ.
Pergamen XLI.
Neue Nummer 108. Musecs nationaux 6505. Höhe 4°™, Breite 11'6°"'.
1 t %'jpi/,{o Ol* 3 sXaw^ -Tcapx zniz xaXafy^
2 /.a[jivov^ irXo:» oajjir jj^:^ av^ BKai"'' Jf ^ si [i/ syp \f-' sicstcp
3 t] tv5/ C t 5/ s!Ji'°'^ TTcTtTjpr'' 5ta~ 3 vo'^ sxs).''
Das ist: Kuptxcj) 5ta%öv(p xai £XatO'3rpdr(] • '7:ap£a)^£c roic xaXaip xoü %d[AVovroc
'7t).o{ou Aa[JLtavoö UTCEp dvaXwfxaroc iXatou jXEtpa 5' ii; [iova . kypdft] [xvjvl EUcl'f öy^o-fj iv-
StxxKövoc iy.zrfi . §t £[jloö llcrTTjpiou otaxövoo xai votapioy e-cXcLcoÖtj.
Der Name Aa[iiavoö findet sich auch in Nr. 6506. Die Abkürzung •f.rj.'krj.^'^ findet sich
auch im folgenden Stücke.
Pergamen XLH.
Neue Nummer 241. Musees nationaux B511. Höhe 0— 4"", Breite 18™.
1 t Ttup'.xo) E^ato'^ Tiapx a'jyapo) v.aX'Xf^ ^ avaX(0[j.3
2 spyaCoiJLj^ st/" x" icXot« x'' ^toip^y"" s^otr-' ^ y xpEtc [x// Eyp/ |x' •
,3 {j.Ea° 0 5 iv8 / t 8/ £|JL°''' icEtxTjpt'*" [Si]a%/ j vo^ wj,^ exeX" ....
Das ist: Kupacp £/>ai07cpdx'(j Tuap£a/£(; Aüydpcp UTrsp dvaX(6[JLaxoc £pyaCo[i,£V(ov
£1? xd xXola XYjc otopuytjC iXatou {AExpa (oder Ssaxac) y' xpEl? [j.övouc . Eypd^pir] [ir^vi [XEcopi^
£vdxY) £XXY^? ivSfÄXUövoc . 81 £[JLo6 IlcXXY/ptou 8ia/,6vou otac voxaptou aüxoü excXewoÖyj.
Der Name Aöyapoi oder "Aßyapoc ist in christlicher und heidnischer Zeit nachweisbar,
vgl. Appendix Anthologiae Palatinae Epigr. ad. 631 Cassius Dio 40, 20; 68, 18, 21; 77,
12; 79, 1. Herodian 3, 9, 2. Suidas s. v. und die Abgarlegende.
Schwierigkeiten bereitet in Z. 3 die Construction von aöxoö; denn bei der Auflösimg
der Kürzung icapx in irapioxc? erwarten wir vielmehr aoö; indess die Unterschrift mit
ixsÄEKÖOTj ist objectiv gefasst; oder es ist an die PersönUchkeit gedacht, von der die in
anderen Stücken ausdrücklich erwähnte x£)vEuatc ausgeht.
184 C. Wessely.
Wir knilpfeii hier gleich ein anderes kleines Fragment an, welches gleichfalls die Ab-
kürzung xaXaiy . . . tragt; es hat die Nummer 6972 im Louvre.
1 t x'jp^Ä(o skaio^ irapx toic ')iaX[a(p ....
Kypixtp eXaioirpdxYi • itapsoxsc tote v.aka(p .... uirsp dvaXco|jiaxo(; .... sXatou [xstpa
zo3d5s [JLOva . EYpd<f7j [ir^vt 6(b0 svdx'o ivSixraövoc exttjc . Si' £[i.oö Ilstnrjptoy Siaxövou xal
Pergamen XLIH.
Neue Nummer 234. Musees iiationaux G.506. Höhe 4™ — l'!"^, Breite 18-5™.
1 t x'jptwo 5iax/ 3 sXaioTcp'^- icapx ^iXo" va'JHYjy 3 stepp j^ av*
2 TtXoi«'-' ha\i.r Vau' EXat"" ^ 5 £^ jjl/ xpoca^a^ syp |i it 5 iv^ 5 f 5/ s[ao''
3 ■rtsrrrjpt""' 5tax/ ) vo^ stcX"
Das ist: Koptxq) 5tax6v(p xat sXatoxpdxY] • luapsaj^ei; OtXoQsq) vauirTjYcp %al izaipoiz
•jicsp dvaX(o|Jiatoi; tcXoioo Aa[xtavoü vaoToo sXatou [xsxpa 5' s^ jxöva icpoaaira^ . sypdcpYj (jlyjvL
icauvi ixTY; tvSwcubvoc Sxit]? . hC sjaoö IlsxtTjptou Scaxövou xal voxapiou excXcKoöy].
Wir wollen bemerken, dass der ausdrücklich als vauTCTjYÖc namhaft gemachte Philotheos
für seine Leute — denn in «xspp haben wir offenbar izaipoiz zu suchen — zugleich das
Ol entgegennimmt, offenbar in der Stelhmg als eine Art Meister, der seine Gesellen vertritt.
Eine ähnliche Stellung nimmt auch Abgaros im Pergamen XLII (6511) ein. Diese Analogie
lässt uns auf die muthmassliche Bedeutung der Abkürzung y,aXa<p einen Schluss ziehen; es
ist in Parallele zu stellen mit vauTTVjYÖc und wiederum seine Gesellen haben wir in den
£pYCxCö[X£VO'. £t? -d TtXoia zu suchen.
Die genauere Bezeichnung des Schiffes durch den Beisatz Aa|xtavoö vauxou hat ihr
Gegenstück in der Bezeichnung irXotou xpcxcopiou ''A[jl|x((0V0(:) im Ostrakon 23 Fröhners;
ebendort lesen wir in Nr. 33 -Tcpattouptou lUcpi (I'otva(ac) xaXou|JL£Vov"° Ssvöavrrj^t und er-
innern an die Namengebung bei athenischen Schiffen.
Pergamen XLIV.
Neue Nummer 243. Musees nationaux 6508. Höhe 4-8 — 3-2'=™, Breite 18'™. Band 1-4""' gross, auf der linken Seite.
1 t xopixco ^tax"/ 3 sXato" itapx Y^fopY"" irotaiAt^ j^^ avaX{o|Ji^
2 cXat»" ^y a S SV 7)|JLt,at> {a'// syp (i t" i lY' c f 3/ sjj,"" -jcsxrTjpi"" 5r j vo^ au^
.3 stsXV t
Das ist: K'jptxtp 5taxöv(p xai sXatoTtpdrr] • xapsa'/sc r£(DpY{q) irorajxtrfj uiisp dvaXwjjia-
xoc sXato'j [is-pov a' S §v f;|itao |xövov . £YP^?''i l^'''']'''^ '^'^ß^ o£/,dr(i w^atuövo«; sx-urjc . 5t'
£{100 Ikrrr^ptoo ^taxövo'j xai vo-apto?> aoxoü e-sXeköOtj.
Ein Papyrus ICrzherzog Rainer aus dem VI. Jahrlmndert lehrt uns einen Meister der
Potamiten kennen, welcher Schiffsbauholz erhalten zu haben bestätigt.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 1^5
Pergamen XLV.
Neue Nummer 246. Musees nationaux 6502, Höhe G-ö""", Breite lO-ö«^".
1 t %opw(o 5cax/ j cXaiOTcp'^ -jcapx
2 tot? 5 Tcpco-coTiptaav^ £ty ^u^ to"
3 [Jiovaati VciXo'j t:'' j^ a v'' £Xat°>' J^ ß
4 ö'jo (jl/ irp^aTtaQ syp [jl' itx X w'^ ? t 5/ £[jio"
5 TCcXTYjpi"" oia%/ j vo^ sib'K'^
Das ist: Kuptxcp ^iav.6v^> %w. sXatoirpdtT] • irapsa^^sc tote §' irpcotoirptaavxsc (Feliler für
icptoTOTupiaaat) stc xd ^'JÄa toO [xovaarr^piou NscXoo -tcöXswi; uicsp dvaXto[Aaroc sXaio'j |X£-oa ß
§60 [JLÖva TcpÖGa-jcai; • SYpdtprj [ivjvi Tra-/(üV X' ivSatuövo? exxtjc ' 5t' £(i,o'J Ilsxr/jpio'j ^taxövou
xai voiaptou srcXsuoftrj.
Dieses Stück ist lehrreich für die örtliche Fixirung des Schauplatzes dieser Geschäfte;
unser Kyrikos war dem Kloster gegenüber der Gerant des Xöyoc sXatoü, bei allen auf Öl-
lieferungen, Zahlungen und Contributionen in Ol bezüglichen Geschäften.
Pergamen XLVI.
Neue Nummer 247. Musees nationaux 6509, Höhe 6-3™, Breite 8-2«™.
1 t xoptxo) 5ta%/ irapx Xor ^pvj
2 Occoc %a|xyj^ sXai™ ^^ ß 8c»o
3 jx) '3rp°axa$ ja/ syp" (J-" ^apfi" xß
4 tV'^ 5 t 5/ cli,"" 'TUStTTjptO'-' Sf"
5 j vo^ sxsX'* ....
Das ist: Kuptxto ötaxövq) • irapsa/cC Xoytp xp^^^^'^C ■««[iv^Xojv EXaco'j [jiSTpa ß' 56o [Aova
Ttpöaaiia^ [AÖva • sypdtpYj ijlt^vi «fap[jL0'j6t xß' "iv^txtubvoc Ixnrjc • 81' s^xoö lIcXXYjptot> Scaxövou xai
votaptou ixsXsttöO'/].
Von der Pflege der Hausthiere lesen wir in einem Papyrus des British Museum S. 259
meiner Ausgabe, Z. 10 r^ixr^^ixäxo-»^ xai xoixaa[j.oö irpoßdxmv.
Pergamen XL VII.
Neue Nummer 61. Musöes nationaux 6513, Höhe 4-5'="', Breite S-ö""".
1 t xyptxo) cXaioirp^ icapx
2 xocc va'JTC'^T spY" £t/^ aXßtX
3 sXat™ /^ /^ 5 xsaaap- [jl/ [jl' sirs^p y ^"^^^
4 t 5/ £|j,°--' Tc= ri<:'- 3 vo^ sxsX**
Das ist: Kuptxq) sXaioxpdxTj icapEa/sc toii; vauicTjYoic -epYaCoiJLSvotc s^? "ci^v AXßiX iXatou
{isxpa 5' xsaaotpa [Aova • jr/jvoc siisi'f y' wStxxtcövoc tüsia'Jixyji; . 81' £[i.oö lIsxxTjpiciu Siaxövoy
xai voxapto'j sxsXstcoO-/).
Albil scheint der Name des Schiffes zu sein, an dem die Leute arbeiten.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abhnndl. von Nichtmitglicdern. y
186 C. Wkssely.
Pergameu XLVIII.
Neue Nummer 252. Musöes nationaux (;518, Höhe 5-4'", Breite b'G™. lland links l"^"".
1 t x'jpixco 5iax/ zkaifJTzp-
3 1(000 sXat«" /^ ß 8uo- (1) syp/ [j,' tpap\i^
4 Y w^ S t V sp-"" ■JCSTTVjpto" 5ta%/ 3 vo^
5 SXcXO
Das ist: Kopixq) Staxövq) £XatoirpdTT(] • icapsa/sc aica "OX Kttt irXivÖoüpYq) /(uptou Stv-
Ttoou sXab'j |xstpa ß' 860 |j.6va • spydipTj [jltjvI (fap[iouOl tpcrrj lv8txxtiövo<; eättjC • 01" £ixoü
Ils-cnrjptou §iaxövo'J xat vorapiou srsXsKÖÖT).
Älit einem andern TzXv/HrjopfÖQ wird in dem in meinen Prolegomena als Papyrus II heraus-
gegebenen Contracte ein Vertrag auf Lieferung von 30.000 Stück Ziegel für ein Goldstück
abgesdilossen. Die Bezeichnung nXiyQoopybQ ycoptou Xtvxcoou ist in eine Linie zu stellen mit
TcotiiVjv /(opio'j TaXt u. a.
Pergamen XLIX.
Neue Nummer 244. Musees nationaux 6517, Kaud links 1-5'="'. Höhe 3-2'="', Breite 11"^".
1 t xopixco 5tax/ xapx Xarjo" icotii^
3 syp [x' T" tÖ tv° c t ^/ sfA"" Ti:' ^^a« ) s'csX"
Das ist: K'jptxcp 5t7.x6v(p • Tcapsayst; Aai^ti) irot|jL£Vt ycoptou TdXt uitsp (itaö&ö c' ivoaxub-
V04 cAatou [jL£-pa xo' si'xoai rsaaapa syp^?'''; lJi'''i"*''^ '^t^ß^ ^Ö' ivötxxLcbvoi; IxnfjC • 8t' £[i.oö Usxx'/j-
pioü 8tax6voa xal (voxapiou) sxcXsccoÖt;.
Der Name Aarjo findet sich wieder in einem Papyrus des British Museums, S. 250,
Z. 9 'WjZ larjO. Koptisch TV-A-gH-y, arabisch s^^. Mittheilungen III, 168.
Pergamen L.
Musees nationaux 652ü, Höhe 4- 7'^'", Breite 8™.
1 t xuptxö) cXaioTTp'^ Tcapx cfa(JL
2 xotjjfi aico cirooxt»" rfkr j^ |xia^ s t/
3 sXai"»'-' ^ xo ctxoat xsaocp" [x/ eyp |x [xx
4 '-C cv'^ = t o/ s|x°''' %' Ze- 3 v'^ cXcX"
5
Das ist: Küptxqj iXoctoTüpdxirj • Tcotpsaysc <I>a[x icot[X£Vt aizo siroixtou 'll/ia ÖTUsp [xiaöo'j
7:£[xitrr;; lv5txxt(bvoc iXatoo [xsxpa x8' stxoot xsaaspa [xova • sypd'f/j [xyjvI |X£X£tp cC' tv?)txxuö-
vo^ ir£{iiixY;c • 8i" £jxoO Il£xt7)ptou Staxövou xai voxapiou £X£X£ta)(iif].
Der Ktlrzung icot|Xi steht würdig zur Seite das in XLV. vorkonmiende TCpfoxoirpiaav^.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Fauüm.
187
Pergamen LI.
Neue Nummer 239. Musees nationaiix 6521, Höhe 4"°', Breite 10"™.
1 [t xupt]%(o 8tax ) sXatoTcp^ xapx avt(ovt(o
3 [rptax-] £^ {i7 syp/ \i.' a6[up ] w'^ f ^/ ^[J'""' ''^' ^^~ j vo^ au^ £tsX'>
Das ist: Kuptxq) 8ia7t6v(p xai iXatoicpatT] • irapsox*? 'AvTcovtcp xat xal Usxpqi
xai äiua 'looXttp üirsp [xtaöoti ixtv)? ivSixtuövoc sXaiou {Jisxpa Xg xpidxovta §^ [iova . sypcüfp-rj
[jLTjvi d66p .... iv^txtKbvoc ' §t' sjxoü ücTtTjptou Siaxövou xat voxapwu a6toü st£Xc«66yj.
In mehreren Fällen können wir bemerken, dass das jährliehe Quantum des Oldeputats
einer Person 24 Mass, oder 2 Mass im Monate war:
Nr. 6514 24 Mass im Jahre
Nr. 6526 24 „ im Jahre
Nr. 7105 L 24 „ im Jahre
Nr. 7105 D 24 „ im Jahre
Nr. 7105 K 24 „ im Jahre
Nr. 7105 C 24 „ im Jahre
Nr. 6518 2 „ (im Monat).
Pergamen LH.
Musees nationaux 6520, Höhe 5"'", Breite 9-5 '=™.
1 t xupa[to] £Xato['3cp'=^ icapx] Htr/
2 Tcau^ j^ ■^^[H-/] aXai'"' J( [la sJvScxa
3 [A/ £YP/ V-f] '^" *^ ^^V S t ^/ £[tAOU icstJt'i §1" 3 v^
4 stsX»
Das ist: K'jpixcp sXa^oirpdrf] • icapsa/cC 0£o§(öp(j) IlaaXou uitsp zi\).ri[).azrjQ iXaioo [isxpa
la' £v5cxa |j.6va • iyprx'fTj {atjvoc rußt xa' tvStxtubvrü; ixnrjs • 5t,' £(Jloö n£xt7]ptou Siaxövou xai
votapto'j stcXecwOtq.
Pergamen LUE.
Neue Nummer 253. Musees nationaux 6510, Höhe 5-3™, Breite 13°™.
1 t xuptxo) hr <, cXaio" itapx Xor Oso^copo" /ap^ £Xat™
2 ^ Y ''^P^'^ V-l 'n;p'i<3aica^ Eyp [jl' tpaii"* iC ^v'^ ? t
3 t 5/ £1X0" 1C£IXYjpt°" 5iax/ 3 VOi: £TSX''
Das ist: Kupixq) Staxovq) xat £Xaioitpdro icap£ax£C Xöytp B£o5c6po'j ^^aprouXapiou iXaioo
^iazaz y' tpsl? [Aövo'jc icpoaaTca^ . iYpd^irj [jltjvi (pa[JL£V(Jb9 tC ivStxuwvoc ^xtiq«; . 8i" i|i.oö n£'c-
rrjpiou 5tax6vou xat votciptou £t£X£aoQirj . . .
188 C. Wessely.
Pergamen LIII'"''.
Neue Nummer 100. Musecs nationaux 7105 M. Höhe 4-5"", Breite 8*='".
1 [t xupixco §taxoV(o xai] sXacoTup^ irapx atatvvao T:aX).t
2 0 oipstXoV^ au^ xco xupco y^ sXai™ /V 8 xsaaap-
3 \i.' £YP \^'] '^'^ *9 ^'''° * t ^/^li."" iTstTYjpt»" ÖLax/ 3 vo'^ a-j^ ets)/ ....
Das ist: Kupwq) 5iax6v(p xal sXaioTcpdTYj • Trapsa/s? Siatvvitp 6ir£p ötpstXovrcov
aÖTOü t(p xüptp rscopYÜp skaio'j ^satac 8' xsaaapac [x6vou<; . Bypdtpy] (jltjvi iraycbv äÜ' Ivotx,-
tuövo: -s|jLTCT7jc • §f s[Aoö lIsTrYjptou oiaxövou xai voraptou adzoö izekzuobri.
Pergamen LIII, 3.
Neue Nummer 99. Musecs nationaux 7105 L. Höhe SS™', Breite 11 '^'".
1 t xuptxo) ota%/ icapx [XTjva irotjx
2 xtop^"'' <]^w^ j^ (Ata" 5 tv° cXai™ ^ x8 saoai
3 Xcaaap- jx syp" !^' ■'^" ^°^ ^'■'^ ? t ^''' ^IJi^^j"
4 TC^ 8cax/ ) vo^ sTs)/'
Das ist: Kupixtp Siaxövq) • irapsaysi; MtjV!^ tcoiijlsvi ycopwu U/tVcUpstoc uirsp {xtaöoü ivitTjC
iv3a-tö)vo<; sXatou ^sarac x8 saoat xsaaapac jjlövouc sypd'fry jjlyjvi xußi xa iv^ixtcwvoi; <g' 8t'
£|xoO llstr/jpiou Siaxovou %aL votapioü steXsttoÖTj.
Pergamen LIII, 4.
Neue Nummer 62. Musecs nationaux 71051. Höhe 4-5'^'", Breite 11™'. Hand links 2™.
1 t x'jptxo) 8tax/ 3 sXatOTip^ irapx Xor xaTaox£ur;[(; ....
2 vsac xV X'/ x"" x'jp»V yscopyt™/ aÖup "tS lY^ 5 cXat"" /V ß Zoo [i]/ By[p {i'afiup
3 t§ tv^ c t 5/ sii.o'-' TCc'crTjpto-'^ or j vo^ au^ stcX**
Das ist: Kupixq) Siaxövq) xai. iXatoirpdrr] • luapsaysc Xöycp xataaxsa'^c vsac xard
xsXsuacv roö x6pot> FctopYtou dOup to tvStxtubvo? ixxYjc iXatou ^sarac ß' 860 [jl&vouc sypd^Tj
|XY/^oc döup vj' tv8txrt(övos sxtyjc . 81" £[jloö Jkxx'/jptou oiaxövou xai votaptou aöxoü £X£X£t(b^)7],
Pergamen LIII, 5.
Neue Nummer 104. Musecs nationaux 6512, Hölie 7"", Breite 15™.
1 f x'jptxto otax/ 3 £Xato'^ irapx zio raup'' ywpto" aivtfou
2 jL^ [A'.a" 5 tvS", cÄat<>'^ ^-^ tß oo)3£xa [x"// syp/ [x' [J-X x3 tv^ ? t 5/ £(Ji°"
3 ir£tr/jpt"»' otax/ 3 vo''^ ctcX'V
Das ist: Kupixq) Scaxövq) xai £).acoTCpdrr) • Tza^Aayßc zcp zaopzkdz-Q ytopiou Xtvtco'j uirip
jicaÖoO IxtTjC ivStx-KMVoc EAato'j |A£tpa iß' ^(öclsxa jxova . £Ypd(p7] [jly^vöc ix£X£ip x8 ivSix-kövoj
£x-r^C . 5i" £|ioO lU-cTT/pioy Siaxövoo xai vo-apiou £T;£X£uoÖrj.
Die Pakiser Papyri des Fundes von El-Faij6m. 189
Zum Verständnisse bemerken wir, dass es in den Dorfgemeinden besondere Viehhirten
gab, die von der Gemeinde Ijezahlt wurden; daher auch ßosXdxai ötjijlotcXsIi; genannt.
Pergamen LIIl, 6.
Neue Nummer 103. Musees nationaux 7106 N, Höhe 6'=™, Breite 8™.
1 t %[upt]xoi 5ta%/ ■Trapx.
4 tV^ C t ^/ [£][Jl'°" '!C£Xt7]pl°" Bt"
5 3 VO'^ SXcXct
Das ist: Küpatp ocazövqi • icapsa/sc Xxs^dvcp llaiutoj: oitsp [AiaÖoü sxtyjc iv8atC(bvoc s/^atou
xovou xat voxapöou stsXsKÖfiT^.
Pergamen LIII, 7.
Nem' Nummer 105. Musees nationaux 6519, Höhe B'S"", Breite 16'^™.
1 t /.upixo) 5t[ax/] TC[apx] ^aupco -AaLkarp^ Jf av'-
2 TcXotcov cXat"" ^ Y i^p=tC TtpoaairaS syp/ (a' s-Tcsnp t? !.v°C
3 S/ £|J.O" TTStXTJp!.'»' 5tax/ ) VO^ STcL''-*
Das ist: Kupixtp Staicivcp • irapsa^sc Ma6p(|) /.aXacp aiusp dvaX(ö|j.axoc tcXouov
Pergamen LIII, 8.
Neue Nummer 107. Musöos nationaux 6524, Höhe 4™, Breite 9'=°'.
1 t x'jptxco hiayt. 3 -jcapx xij yuvaix/
2 ...... "" xaXXix./ Y£VVouai sXat""
3 ^ £YP {a' (JLX ß tV^ 5 t 8/ £[X°" TCEIXTJp'.o"
4 Siax/ 3 v^ sxeX" t
Das ist: Koptvicp ^laitövq) icapiaxEC t^ y^"^"^^*^ . . . ou . . Y^^vwaTj fiXaiou [XExpa xoad8£
£Ypd«pT/ [AYjvi |-i.£X*^p 8£ux£pcf ivStxxtcövoc ExxYjC 8t £[ioö IlExxTjpioo 8ta%6voo xat. voxapiou EX£-
Xct<o6Y^.
Pergamen LIII, 9.
Neue Nummer 65. Musees nationaux 6514, Höhe 2-7 — 6«°', Breite ^J'b'"".
1 t xupiÄto cXatoTcp" irapx Xot 8cp[ji-
2 ? ßa/fioV^ 8/ aYaOcovtx/ [xaypco
3 cXat"" _;^ a £V öyp' [x' E7üaY0|j,^ ß tv^ 5 f 8/ sti»"
4 7c' 8r 3 vo^ £X£XV ....
190 C. Wessely.
Das ist: Kupätj) sXaio^rpdro • -icapsa/sc Xöy'P Sspixarcov £$ ßaatayösv-wv §td 'AyaÖovtxou
Maüptp iXaifj'j [is::pov Iv syp^^'f^O (V-'^i^^) {Asoopi^ suayoiJLsvq) ß' ivSatKövoc SxtYji; . 8i" £{ioö
HsTTT^ptou Staxövou xat votaptou etsXsköOtj.
Pergamen LIII, 10.
Neue Nummer liO. Musees nationaux 7105 H, Höhe 3-3™', Breite 12'='".
1 f x'Jpix/° Siaxo sXaioirp^ itpx 't ß~ ovsX^ )( «|jiV£up£OC
2 j^ {Aio" c tv^ sXai"" ^ x8 saoat Tsaaspa (x// syp [>■' \).^B t3 ? f
3 t ^ [*(iou lusxJ-Tjpio" 3r 3 vo^ stsX 9
Das ist: Kupixqi 5taxöv(j) sXaioirpdxTj • icapsa/sc tols ß' &VcXdxatc /(opiou <FtV£6p£oc 'Jiusp
[ito^oü gxTr^c ivSatubvoc sXatou [istpa %5' süxoat tsoaspa [Aova sypdcpYj jxtjvI [i-sx^tp f)' tv8tx-
Pergamen LIII, 11.
Neue Nummer 106. Musees nationaux 7105 G, Höbe 3'5™', Breite 11™'.
1 t xupao) sXaioTup^ Tcapx vocxpa s^xoußt^ Xoy aXit};^ auv** [ av]aX7]axo|JL^
2 £tV luXor r'i Sccop'jY"" sXai°" ^ i£ ScxazcV-s [ji/ syp- jx" cTC£t'f ly tv^ 5
3 t ^ =H-°" TTStTr^pi"" 5tax, 3 vo'^ stcX''
Das ist: Kupixq) äXatoirpdro • icapEa/EC Nou^(^ E^xo'jßtxopt Xöyq) dX£i«|i£(oc csuv Ö£(p dva-
X'.c3xo{i£V'iric stc -d TüXola rTjc ^uop'jytjC iXatou {X£tpa §£xa ttevte |JLÖva • ifpä^fq (XYjvi ETCciip
ty' iv^ixttcovoc cxttj? ■ 5t £[xoü Hc'-r^piou Siaxovo'j xai voraptou £t£)j.£t(667].
Pergamen LIII, 12.
Musees nationaux 7105 B, Höhe (i"'", Breite 8-5"='».
1 t xoptxci) 5]t[axov(i) j] £X[ato]'^ itapx icouat
2 p ßoyxo)vX(ovoc jti^ [iia"* 5 cv'^/ E^ai'"' Jf tß
3 [5(o5cxa] |JL/, cyp [x' xußi t' g' vP/ f 5/ eix""^ x^
4 [oiaxovoy xat] vo^ cTsX" f
Das ist: Kupixcp 5taxöv(j) xai £)^a:oTrpd~rj ■ irapEa/cC Douat üitEp [xto-
60Ö Ixtr^c ivStxticovoc EÄcttou [X£Tpa tß' 5(o5£xa (xöva • SYpdfpYj [xtjvi tußl tg' wStxxtwvoc • 5t'
£{xoG Ilsmrjptoy 5tocxövo'j xai. votapioo izs'ks.mHri.
Pergamen LIII, 13.
Neue Nummer 95. Musees nationaux 7105A, Höhe 2 — S™, Breite 12'='".
1 . . avo'j £1/ V" TcXot"' Jf ava)ao|x^ £)vat°" Jf z '3:£Vt£
2 VO' a'j'^ £T£V-'
Die Pariser Papyri ues Fundes von El-Faijüm. 191
Pergamen LIII, 14.
Neue Nummer 101. Muaees nationaux 7105E, Höhe 4™, Breite 16'5"".
1 t x'jpaco sXaioupT icapx aTCoXXto xoutpoxcp- ßoüßaata)
3 t ^ ^V^"" TC£'ci:'ript°" Stax/ 3 vo^ [ ao]^ sxcXs^ f
Das ist: Kupacp sXatoapYö) ' irapsa^sc 'AicoXXq) xou(p&x£pa(j,oupY(|) (oder xou^oxspaiASt)
Boußaa-cto üzsp ävaXto(j.aTOC synauoccoc TtofjnuxTji; IvStxrtcövoc sXatou ^saxirjv a' [itav [Jiövov
sypöt^irj (jLTQvi ETTSifp %a' sxfrjc IvSwckövoi; 5t' £|xoö IIstxTjptou 5ta%övou xal votapioo aöxoö sts-
XctCOÖT/.
Pergamen LIII, 15.
Neue Nummer 66, Mus(5es nationaux, 7105 D, Höhe S-T«™, Breite 13'="'.
1 t xupcxo) §tax/ 3 Tcapx airira xupco ttocijl'
2 )(topt°" (xoux^ j^ (j.'.a*' 5 tv§/ sXat"" __;^ xS «txoat xsaaap"
3 syp" pL t-' X iv5/ ? t 5/ £[x°"^ IT or 3 vo'^ ctsX^ f : : : : : :
Das ist: Kuptxq) ^laxovcp (xai sXaioicpdro) napsaxcc ainca Kuptp iuot[JL£vt ■/(optou Mo6)(£(oc
uiüsp pitaöoü SxtTjc tv5tx-cubvoc sXaiou [xstpa x5' sixoai xsaaapa • sypdip'f] |X7jvöc tußt x' ivSix-
xtcbvoc IxTYjc • 5i' £|jLO'j ifcXTYjptou Siaxovou xal voxapiot; stsasicoötj.
Pergamen LIII, 16,
Neue Nummer 64, Musees nationaux 7105 K, Höhe 4™, Breite lö'S"". Links ein Rand von 1'5'=".
1 f xupix«) 3iax/ Tcapx. «J^cscco irp^ svotxtoXoY"''
2 3 aira tou^ cirtxcoii' j^ |JLia^ 5 iv^ £Xat"'7 ^ xS cixoat
3 xsaoap" syp/ [I 9 a[x" t5 iv^ 5 f 5/ spt"'-' tc 5tax/ 3 vo^ cXsXst^ f
Das ist: K'jptxq) ocaxövcp • 'n;ap£a)(£? ^ssup ■Trpsaßurspq) svoixtoXöyq) xat aica louXtcp
£Trtxct[i.£V(f) ÜTCsp [JLtaÖoü §XTY]c tv^Lxxitbvric sXaio'j [iSTpot x5' ctxoai xsaaapa • sypdcpirj [ir^vl
(pajxsvfbö t^' ivocxxuövo^ s'xxtjc • 5t." £[xoü llsxxrjptou 5tax6voo xat voxaptou stcXcUÖfiTj.
Dieser Apa Jnlios wird als zum Officium des Pseeios gehörig bezeichnet, durch den
Ausdruck iictxstiJisvoc, der auch voller so lautet: £irtx£t[j.£Voc otiaiq: xoü ^stvoc.
Pergamen LIII, 17.
Neue Nummer 52. Musees nationaux 7105C, Höhe 3-8'="', Breite 17™'. Band links 2«"».
1 f xyptxo) £XatoTip- -Tuapx xot? 5 spXY' otx/x V£tXrJU iro''
2 jliT (J-ta^ 5 tv^ sXat"" Jf x8 sixoat x£aaap" [x/ £Yp/ jl Ötoö t?" tv^ s
3 t ^^ -tJ"-"" 'Jtstxr^pt"" 5tax/ 3 vo^ au^ sxeX"
Das ist: K'Jptxt|) sXatoicpaxY] • TcapEa/EC xot? xsaaapat £pYdxatc otxoo6[xotc NstXou ttoXeo);
üTTEp jxiaÖoö £XX7]C "tv^txxtöivoc fiXaiou [j-£xpa xS' £ixoat X£aaapa jj,öva • kypdfpt) (jlyjvl OcbO tg
ivStxxubvoc ixxT^c ^t." £[xot} llcXXYjptou 5tax6vou xat voxaptou auxoö ExsXstcbOTj.
192 C. Wessei.y.
NeilopoHs — ein Indicium der örtlichen Lage des Schanplatzes unserer Geschäfte ~
erscheint hier zum zweitenniale.
Pergamen LIII, 18,
Nene Nummer 71. Musc'cs uutioiiaux (;5(;7, Höhe 6-6™', Breite 10-5™. Rand links 1™ gross.
2 vao^ AOY" XP^'~ '" W" ''^^^^^"Z '^^ ■J^^/ ■c"" Hsrjtpo^
3 xup»V bXo.i'"' Je [JL tcoaapax ^ f syp (Jt cX£t<yit a
4 tV^ S t 5/ =11°'"' ICSt'tTJpi"" 5l'- j VO^ SXSX^t
Das ist: Kupiaxcp sXatoxpdr/j • nrapcO/sc ITsaau vaüTTj Xoy^» XP*^^"» ^^"^^ P'-'^^ TcXottov
xard xsXsuatv roO OcCXf'jXdxtou Kupou sXatou |jL£-pa |x' rsaaapdxovra ■ sypctipT^ [xy^vöc iirsttpl
a' IvStxruövoc Tzi\).TZVffi ■ hC epioö llsrrT^ptou ^laxövou xat voraptou stsXstcoÖTj.
Der Name Kyros ist in jenen Tagen nicht selten gewesen; vor Allem denken wir an
jenen Kyros, der in der Geschichte der arabischen Erobening Ägyptens eine Rolle spielt;
der Papyrus des British Museums auf S. 256 meiner Ausgabe bietet Z. 12 xam xsXsuaiv
TOü ^saicoTOü "i^ixÄv Kupou Toö aYtourdrou xai 6£OTt[i.Yjrou xaTcd eine Stelle, die mit der vor-
liegenden grosse Ähnlichkeit hat; vgl. Mittheilungen aus der Sammlung der Papyrus Erz-
herzog Rainer, I., S. 10.
Bemerkenswerth ist hier das Vorkommen der Fonn Kupiaxöc.
Pergamen LIII, 19.
Nene Nummer 69. Musees nationaux 6515, Höhe SS™, Breite 8-5™'. Rand links 0-7™ breit.
1 f xupao) zka.i'j'K^- irapx Xaixjxov
•^ /V T ■cp*^'^ {Ji- t^-" "J^^ ^■'J ^^^ £ f 5/ I: 5t j v^ EYp/
Das ist: Kuptxq) eXatoTupdr/] ':rap£ax£C ?NtXd|x[xo)vi (pavdirr'o üirip auiiirXTQpwaEcoc x£pa-
xtcov tr/ xai [xsrptDV £' ekaloo zfjQ ixxX'rjatac ^Eara? ■cpslc |x6vouc • [jlyjvoc Tra/cbv xtj' lv5tx-
tuövo<; ■JcsjjLTCTT^^ • 5td riETXTjpiou 5totx6vou xal votaptou sypdipTj.
Das Amt des (favdirrrjC, Anzünders der x£Vcpo^av(i)V, erscheint wieder im Pergamen
LXII 'yavd'jc'cou t(i)V y' [iaprrjpwv, '^ avdirtou tou dytoo r£(opY{oy, ferners im Papyrus LXXXII.
Pergamen LIII, 20.
Neue Nummer 233. Mus(5es nationaux 7105F, Höhe ö"", Breite IS"™; es sind drei Taltungen in der Breite vorhanden,
so dass vier Strr-ifcn zu je 1™' Höhe entstehen, ausserdem ist der Papyrus in der Mitte gefaltet, der Höhe nach.
1 f x['jpt]xo) £Xatoxp^ xapx ajxapr/x ) aXoÄaaxtx/ . .
2 tAaop'p' .... EAat»"/ Jf tß 5o)5£X \X/ £Yp \l) (XX C W^ £
3 t ^ *IJ''™ "^ «^'^ 5tax j vo^ £Ypj
Das ist: K'jpixc]) i/.aioTcpdTYj ■ xapds/cC ^jxapax .... xat GyoXaauxqJ [Aaup
sXato'j (iixpa tß' 5(ö5£xa {löva • Eypd'fY^ [xy^vI [J-E/itp C Iv^txTtöivot; irsixTCtYjC • 5f £[Jioü n£TCYjptoc»
i/.ayiazo'j ^taxövou xai voraptou iypd'^Y^.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 193
S^o^aarwic könnte auch als Eigenname angesehen werden, vgl. Procop. 1)ell. Goth. 3,
40, Codex Theod. 12, 26, 2.
Pergamen LIII, 21.
Musees nationaux 7124, Höhe S-S"", Breite 12'^"'.
1 f x[uptx(o ^]tax Tzarjx 3a[JLß~ ßos>." Jf [xta" ? tv8/
Das ist: Kupwcp Staxövco • xapsa/s? Saixß''^ ßosXdro 6%kp [xtaGoö ExtTjc tvSixtuövoc iXatou
{icTpa ^cöScxa tß [Jiöva • SYpd^Tj [iirjvl tußt t6' IvStxttiövoi; Ixxtjc • 5f £|xoO ITstTTjptou Staxövou
xat vo-apto'j i'csX£u667j.
Pergamen LIII, 22.
Musees nationaux 6657, Höhe 3"™, Breite 4""'. Fragmentarisch erhalten.
1 f xt>ptx(o £Xaio['ic] p[^ Tcapx
2 . . . Bavto" TCOt(JL^ [ j^ (j.ta"
Das ist: Kuptxqi sKatoxpärr; irapsa/s? . . . Savtoo TuotfAsvi uirsp |jLiaOoü ....
Pergamen LIII, 23.
Musees nationaux 7113, Höhe 2'2™, Breite ,5™. Fragmentarisch; Appendix 678.
1 Xor t'"' 6£0(puX- xyp-"^ £^£px
2 x]5 . . [A/ £Yp- [i' -:" i 8 tv§/ t 8/
Das ist: Xöyq) toO fj£0!puXdxto'j Kupou £s£p)(0|X£vq) .... {j,£tpa £ixoat t£ooapa |j,öva .
Pergamen LIII, 24.
Musees nationaux E. 6847, 9, Höhe 4'5™, Breite 4'5'=". Fragmentarisch ; Appendix 34.
1 . . . . aTcJoXX/ icot|x^ [ jl^:: [Aca" . . .
2 . . . . £Yp" [A^ x" ^ ''^~ • • • •
Das ist: 'AiroXXqj icoi|j,£vt uicEp [itaOoy . . . £Ypd'fTfj [JiTjvi /otdx xExdpr/j ivStxtitövoc . . .
Pergamen LIII, 25.
Ibid., Höhe .5™, Breite 8'='".
1 a]xoXX(o TCOuac ) aico^
2 . . . . iXacoy ^ ]x5 £ixoat töaaap"
3 t "5^ =f-^^'-^ irEttYjpto'j ]8tax/ j vo'^ £T£X . . .
Denkuchriftsn der phil.-hist. Cl. X.XXVII. Bd. Abliandl. von Nichtrait({liciiein. z
194 C. Wessely.
Das ist: . . . r.a.^iayzQ "AtioX).(o llo-Jat xai 'AicoXXw . . . sÄatorj (xstpa x5' sixoai zia-
Pergamen LIII, 26.
Appendix 35. Museos nationaux E (5847, 10, Höhe 4'^"', ISrcite ö'^™.
1 [xo'j'^* ahm Jf ß 5'jo [x/
2 [XcjXS'.p Ö IV^ s f
Das ist: icapsaysc Mou^p^ E).aioo [xs-pa §60 [xöva . \i.Byß.lp h' IvöaTuövoc TusixTctT).
Pergamen LIII, 27.
NüUü Nummer 237, Muscos nationaux 6528, Höhe 9™, Breite 5 — O-S*"".
1 t x'jpufo Staxo/
2 3 s).ato7rp^ irpx Xor ayr
3 sxxV pooc(ov° ^ xaraav.'
4 s il' eXaC-' ^ ? £$ |x/ £Yp- [a[']
5 X £ ^'^^ ? t 0/ s!J-°" -Ä 5r/ ) vo^ stsX''
(i
Das ist: Kupixtp 5ia%öv(i) y.ai sXatOTrpdxT^ • Tcapsa/sc Xöytp dyta? sxxXrjata? 'PoScWVOi;
üTuip %azaa'/.5'JT/C sx'r^c Iv^ixzuövoc sXato'j jxs-pa 5' sc [xova • sypol^Tj [xtjvoc yo:d% Tü£[XTrr(] iv-
§'.y.ri(övoc £xrr/C " St' sjxoö IlsriY^ptou S'vOtxovoy xai voraptou stsXskoÖyj.
lienierkenswerth ist, dass ein genaueres Fixiren des Empfängers mangelt.
Pergamen Uli, 28.
Neue Nummer 232, Musecs nationaux 651(5, Höbe 4-2<='", Breite 1(5'="'. lU-chts ein Kund von 2'="'.
1 f y.'jpcy,(o sAaioTup^ 7:apx toi? ya)ao|x^ spx ^oiTjaat tac
2 a^tctTap- eXai"''^ y -psic |x', syp" [x stcsi'/ iC ^v'^ otpx c f 0/ £|x°'^ zs-ct'i
.3 ^'.ay. 5 vci^ au^ stsX" f
Das ist: IvDpiy.q) £/.at07tpdr(] • xapsa/cC roi? yaXy-oix . . . £pyo[X£Votc xottpai -cd? aata-
-ap .... s/.a'lou ^sora; y' -pslc [xövo'jc • iypd'fY^ [xy^vc £ir£t(p tC ivoaiuövoc dpy^ ixTYjc •
5i' £|xo'j ll£"Yjp{oy i^taxövo'j %al votaptou auroü itcXctoVJY^.
Die deutlich erhaltenen Zeichen: iTCEl'f iC tv5(wtC(j)V0(;) o'-px(^) (**'C''3C) sind von um so
grösserer Wichtigkeit, als durch die fortlaufende chronologisclie Kette dieser Ölrechnungen
der Beginn der VI. Indiction ohnehin bis jetzt schon genügend eng begrenzt war; denn das
mit Nr. 6507 bezeichnete Schriftstück ist am 25. Juni der V. Indiction geschrieben, dagegen
schon am 7. Juli zählt num die VI. Indiction in Nr. 7105 G — denn die richtige Hezieliung
dieses Datums ergibt sich aus Nr. 6505, das mit dem 2. Juli, jedoch der VII. Indiction
datirt ist. Daran schliesst sich Nr. 7105 E vom 15, Juli der VI. Indiction, ferners Nr. 6687
vom 18. Juli der VI. Indiction, Nr. 6511 vom 2. August der VI. Indiction; überall liier er-
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 195
scheint jedocb dit- Angabe des Datums ohne den Zusatz dp/-?), der sich also am 12. Juli
zuerst zeigt. Daraus ergibt sich endgiltig, dass durch einen solchen Zusatz der
ungefähre Posten des Datums in der Indiction bezeichnet wird, und nicht der
Anfangstag.
Zwei nahverwandte Texte dieser Art finden sich auch auf Papyrus:
Nummer 6687.
Höhe 10™', Breite 10«"'.
1 irapx] ^aiAtctvoj
'd vTj q V f 5 sjx"" iCcT'CTjpt §tax/
4 ) vo^ ezsl"
Das ist: irapsaysc Aa[J.taV(p itaps/ovci sXatou [istpov a §v jjtövov • sypöc'^Yj [JtTjVÖi: sitsicp
xS' sxrT^c iv5ixii(bvoc • 5i' sjjloö Flstr/jpcou Stanovoo xat voxaptou sxcXsctoOvj.
Papyrus Nr. 6673.
Neue jS'ummcr 15y, Höhe S""", Breite 10"" Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen vcrtical in den Distanzen
3'.5, 3'5 und 3'"" und ausserdem horizontal in den Abständen 0"6, 1'2 und 1'2°",
1 t it'jpao) aXatoitp' xapx tote
2 a'j[jL[j.x T""' Oso'^uX" xup"" spx/ st/'^ 110^ sJvai"''' _^ ß.
3 ouo [J, £Yp" \). x" '^^ ^''^° ^ t ^/ s^*-^^
4 TC£T'C7Jpl°" 5taX/ 3 V^ STcX"
Das ist: K'jptxtp EXaioicpdxr^ zapsa^sc voIq aujAiAd/occ toy 6£o<puXdxxotj %6pou £p)(0{jL£vot!:
£"ic TT^v TcöXtv iXatoo t,Bazac. ß' 5uo [xovouc . EypdcpTj [iirjvoc )(otdx xa' Iv^iicctcövoc HEixirrirjc .
5t £(xoO nEtf/jpiou 5toix6vo'j xat. voxapio'j £'C£X£uo6rj.
Hier müssen wir vor Allem an die ägyptische Variirnng der Bedeutung des Wortes
a6[X|xa"/0(: denken; es heisst , Briefträger', wie J. Krall in den Mittheilungen aus der Samm-
lung der Papyrus Erzherzog Rainer, III., 61 des Näheren auseinandergesetzt hat, der aus
koptischen Papynis auch einen Archisymmachus, Oberbriefträger, nachweist. Auch passt zu
der hier erwähnten Institution von Briefboten eines geistlichen Würdenträgers, was im Bre-
viarium Liberati Diaconi c. XXIII erzählt wird: cogitante Paulo episcopo removere Eliam
magistrum militum, Psoius quidam diaconus et oecononms ecclesiae amicus Eliae, per por-
titores literarum velocissimos pedestres, (juos Aegyptii syimnachos vocant, omnia molimina
Pauli Eliae scribebat. Instructiv für die Organisation und die Verhältnisse der ägyptischen
Briefboten sind mehrere Papyrus der Sammlung des Erzherzogs Rainer aus dem V. — VII.
•Jahrhundert; aus ihnen erhellt, dass selbst Ortschaften auf dem Lande ihre eigenen Brief-
boten hatten, die dem , Schreiber des Ortes' unterstehen, da sie von ihm ihr Honorar er-
halten; der jährliche Lohn beträgt zwei, auch mehr Solidi. Quittungen darüber lauten z. B.
so: ,Ich Nahrau, Sohn des N. N. Briefträger, aus der Stadt Arsinoe gebürtig, wohnend in
der Kentauren -Vorstadt, habe von dir Andreas, dem Ortsschreiber von Tamanis die mir Jahr
196 C. WilSSELV.
ftir Jahr gegebeuen zwei Goldsolidi, jeden bei 5 Karaten, sage zwei Goldsolidi jeden bei
tuuf Karaten, als meinen Lohn für die hiufende zwölfte Indicatioii vollständig und riehtig er-
halten. Geschrieben am 10. Phaophi der zwölften ludiction, von mir, Pliib, dem Urkunden-
schreiber.'
Nr. 9073 aus dem VI. oder VII. Jahrhundert:
1 t s^x^v xai sitXtjPooOyjv syco vaapaouc au[jL{xaxoc
2 utoc iCToXoixato" zapa ao" avöpso" Ypa[JL|X3" x(o[j.Tyi;
3 rajAiJLavswc ~n xar stoi; 5t8o[i£va [lot irapa aou Xoyio
4 [|i.iaÖou s(oc] tov ^atotpt [xirjva Xsyo) §y] uirsp xtjc napsXöj
5 TCcVTcxatScxatYji; tv) xp'-*^^^" voiiiaiAaita 5uo sxaaxov
6 icapa xspatta tcsvcc -/p v" ß sxaaTj ic/ xsp/ s £Y(pa^irj) [jlt]"
7 sirsi'f xC apX3 'J^pw-"'}? tvj f §t sfjio" iptß aufJißoXatoYp
Eine zweite lautet so: Ich Nephera, Briefträger, habe von dir Andreas, dem Ortsschreiber
von Tamauis, die mir Jahr liir Jahr gegebenen drei Goldsolidi, bei 15 Karaten, als meinen
Lohn tiir die laufende fünfte ludiction vollständig und richtig erhalten. Geschrieben am
23. des Monats Phaophi der fünften ludiction von mir, Phib, dem Urkundenschreiber.
Eine tlritte: Ich Nahrau, Briefträger, Sohn des Ptolemaios, habe von dir Andreas, dem
Ortsschreiber von Tamauis, die mir Jahr füi* Jahr gegebenen zwei Goldsolidi jeden bei fünf
Karaten, sage 2 Solidi in Gold jeden bei fünf Karaten vollständig und richtig erhalten; es
ist dies bis zimi Monate Phaophi mein Lohn für die verlaufene 15. ludiction. Geschrieben
am 27. Epiphi, Anfang der ersten ludiction, von mir, Phib, dem Urkundenschreiber.
Eine vierte: Ich S Brief böte aus Arsiuoe, habe von dir (Andreas), deui hoch-
achtbaren Ortsschreiber von Tamanis, (die mir Jahr für Jahr gegebenen x Solidi) — es ist
dies mein Lohn ftir die laufende vierte Indiction — vollständig und richtig erlialten; ge-
schrieben am 8. des Monates Phaophi von N. N.
Aus eineui l*apyrus des IV. Jalirlumderts der erzherzoglichen Saunnlung geht ferners
hervor, dass die Ortschaft Tale zwei Briefboten hatte, die einem dortigen Posten zugetheilt
wurden.
Papyrus 6657.
Höhe 3™, Lrcitc 7™. Schrift auf den Vcrticalfasern.
1 f Tiupixco £Xato['7cpainrj irapcoycc u-Jisp [xtaö&u
2 aavco" %rji\i} ly i"' [aXatoa [xstpa xoaa^s
Wir schliessen noch, der Ähnlichkeit des Stoffes halber, die in anderen Samnüungen
enthaltenen Stücke an.
Pergamen CXIII, 17, des British Museum.
Höhe S«"", Breite ;r2™'.
1 t %'jpiay.oj cXatoTTp' napx
2 tote ya/.zoupr ^ avaÄa)[j.- s.Kni"-' Jf
3 S icoaap" cYp" |Jl" IAcO" tg lY' 5
4 t 5' «[J-""' i^s'C'c''' oiax, 3 vo^ £t£)y
Die Pakisek Pai'yui des Fundes von El-Faijüm.
197
Das ist: Kopiaxöi £Äato'!r,odx'(] irapsa)rsc tril? j^aXxoupYOic ÜTcsp dva/>(ü[J.atoc sXaiou {xsipa
5' rsaaapa • sypd'fYj [xyjvI jjisaoprj i?' i,v5!.%-c[.(üVoc Iäxtjc 8i' £[jloö IkxtTjptotj Scaxovoo xai vo-ca-
In einem Pergamen der Sammlung des Erzherzogs Rainer werden ,%ava xsXsuotv Toü
Öeo(puXd%TOU Tiupou' — wie in Musdes nationaux 6507 — nicht weniger als 80 Xestes,
der höchste Betrag, der hier vorkommt, dem Sarazenen Choneeis angewiesen; das Datmn
ist der 2. März der VI. Indiction. Dieses Stück hilft nns dm-ch diese Angabe die Zeit unserer
Urkunden genauer auf die Periode der arabischen Eroberung zu beziehen und es ist wahr-
scheinlich, dass die V. Indiction dem Jahre 647, die VI. Indiction dem Jahre 648,
die VII. Indiction dem Jahre 649 nach Chr. angehört.
Ein zweites Pergamen derselben Sammlung vom 19. Mai der VI. Indiction hat die An-
weisung von 6 Xestes Ol an den Schiffer Pheos mit der Motivirung uirsp dvaXwjxaTOC CLÖzoö
Tzkomy zmn Gegenstande.
Zur Erleichterung der Übersicht folgt eine Tabelle über den Inhalt unserer Urkunden;
die Daten sind nicht auf Schaltjahre berechnet.
Datum, Indiction
Motivirung
Empfänger
Aufbewahrungsort und
Nummer
18. November V.
1. FebrucarV.
11. Februar V.
23. Mai V.
24. MaiV.
25. Juni V.
28. Juni V.
7. Juli VI.
12. Juli VI. if/J
15. Juli VI.
18. Juli VI.
3. August VI.
9. August VI.
25. August VI.
6. September VI.
13. September VI.
1. October VI.
Octob. od. Nov. VI.
cp/oiJisvo'.? v.c ty;v kiai
'JZ£p jAtcÜcij c' IvB'.y.TllüVSC
iffisp c'j|Ji.7:"AY;p(i)J£ü); /.äpaTi'wv ir;'
v.a.\ iJ.STpt))v £' eXaiou tSjc ex-
y,AY;c!a;
üzsp CSSlX
XsY<i) xptcew; ~(5v [ao'j -Asicov
/.axa x£A£uctv xoü Oeo^uXax.-
Tou xupou
epYa^sfievoti; dz t/jv AXßtX
Xo^w aXeiticü)? st? xa itXoT« vqz
oiwpuYij;
epXCiJievo'.; zotr^cat xac äoxaxap . .
üxsp ävaXw[Aaxo? SY^.aucetov
rape/svxi
üxep ävaXwixoxo? £pYa?o[xeva)v £t?
xa TrXo'ia x^? Stopu^^S
ü'::£p ävaX<I);j.arT5;
XoYo) ä£p[/.ax(üv Sq ßaoxa/OEvxwv
S'.ä
vergl. MN. 6511.
ü:;£p |j.tcOs'j SKI-/;!; tvätxxiwvc?
Xo^w aX£(ii£(j)? v£ou xXoi'ou
•j-sp iJ.i(;6o'j C/.XY;; tvSaxiüvoq
2
12
24
3
4
40
4
15
3
1
1
3
4
1
24
5
36
xot; a)ij,|Aä/_oi; xoD 6eo- | MN. 6673 (Papyrus).
9uXäx.xou x.6pou
o|xapax . . y,at ox"^""^'^'"
XU xat |xaup . .
*l>a|ji xoi[X£vt
. . . . oaväxTY) für Be-
leuchtungszwecke
Ziuivvtw
n£jau vaüxr,
xoi? vauTCYjYot;
Nou(fa E^y.cußixopt
xot<; yaXy.oiJ. ....
AzoXXü xoufoy.EpapLsT
Aü^äpo) xaXa9
xcT? /_aX/.supYoT?
'ÄYaÖsvacj
xot; y.aXao
ä' £pYäxai? otxsSoiJiot;
vier Personen
MN. 7 105 F.
MN. 6526.
MN. 6515.
MN. 7105M.
MN. 6507.
MN. 6513.
MN. 7105G.
MN. 6516.
MN. 7105E.
MN. 6687 (Papyrus).
MN. 6511.
British Museum.
MN. 6514.
MN. 6972.
MN. 7105 C.
MN. 6504.
MN. 6521.
198
C. Wessely.
Danini, Iiiilk-tioii
Motivirung
10. November VI.
2. December VT.
5. December VT.
5. Jänner VI.
14. Jänner VI.
14. Jänner VI.
15. Jänner VI.
17. Jänner VI.
17. Jänner VI.
27. Jänner VI.
3. Februar VI.
10. Februar VI.
18. Februar VT.
2. ]Härz VI.
3. März VI.
10. März VI.
29. März VI.
17. April VI.
1. Mai VI.
19. Mai VI.
25. Mai VI.
2. Juli VII.
10. Juli vn.
27. August VII.
XsYti) xaiaoxsuiji; . . . vsai;
Xsvw i'r.uq v/.%Kri<j'.oc(; 'PoScWVO?
iwsp avaXwjxaTo;
üwep IJMSOSJ ixTYi? 'vStX-C'.tüVS?
Cmsp jAüftsj £XTT,; ivStÄitüvsc
fesp jA'.cÖsü s'xty;? !v2ty.TuT)vs?
Cmep •R|jn5;j.aTo;
ü'ssp [xtsOsü iy.tr;? ivBi/.Ti(Ji)vo(:
YSVVWTT]
üicsp jxiiOgu r/.Tr,; tvoaT'.wvo?
ÜTC^p |/.t39ou Ex-rr,? tvStxTiüivoc
üzep [x'.sOsj EXTrji; ivSixthovo;
xxTa xeXsuciv •:oij 6£09UAax.T5u
XUp9'J
X4y<p essBiipou vgl. MN. 6520.
ü::sp jX'.iOsj r/.T»;; ivof/.xiwvo;
ftir die Herstellung von Zie-
geln
XJYti) xpiasu)? xa|/.-(5X(ov
ixsp ävaXwy.ÄTSi; kXsisu
üitsp xyaX(>)i/,aTO(: . . -Xsitov
flir das Holzschneiden
fe^p xi[AV5VTS? ■TüXotSU
Jmsp ävaXw|j.aTo; xXotwv
eiff£p/C[ASV(i) ä-; naXatcTtvriv
2
6
12
H
12
24
24
11
24
24
20
12
80
3
24
Empfänger
2
6
6
2
uitsp xaiacXi'jTJ;
IIsuTi ßouy.sAü)
FstopYio) •^OTaniXY)
£a{*ßä ßoeXaT»)
Aav;o rotixev.
aTC« Küpü) '::ot|j.evi
0eo3up(i) IIkjXo'j
Mr|Va 7rot[jL£vi
TYJ Yuv«c/,( . . .
tsXq ä6o övsAaT«!?
ST£!paVü)
■XoviE'.q SapaxiQVü)
©soSwpw 7_apTouXap((i)
'I'£j£((i) EvotxwXiYW und
seinem Schreiber
Apa Julies
aTt« OX 'jvX'.vOojpYw
pot;
<1>£0); vaÜT/j
TOi; 0 -pa)-5zpiaa3t Ta
?iXa Tsu [xsvacTTYjpiou
ToT? /.xXap . . .
ToT; xaXa^ . . .
äira 'OX !Soucppi[j.£
Aufbovvalirungsort iiiicl
Nummer
MN. 71051.
MN. 6528.
MN. 7105 B.
MN. 6508.
MN. 7124.
MN. 6517.
MN. 7105 D.
MN. 6520.
MN. 7105 L.
MN. (;524.
MN. 7105H.
MN. 7105N.
MN. 6512.
Sammlung des Ei-zher-
zogs Rainer.
MN. 6510.
MN. 7105K.
MN. 6518.
MN. 6509.
MN. 6506.
Sammlung des Erzher-
zogs Rai
MN. 6502.
zogs Rainer.
MN. 6.505.
MN. 6519.
MN. 6803.
Man sieht, das ganze Privatleben jener Zeiten spiegelt sich gleichsam in dieser Öl-
reclmung ab. Wir wollen insbesondere bemerken, dass das zi\>.ri\ia im JjVnner gezahlt wird;
in demselben und dem folgenden Monate kommen die meisten Löhne zur Auszahlung. Vom
Mai angefangen sind Zahlungen flir die Schiffe einge.stellt. Hirten erhalten in der Regel
24 Xestes Öl, Ochsen- und Maultliiertreiber die Hälfte. Ebensoviel entfiel wold auf den Haus-
administrator Pseseios imd dessen Schreiber. 6 Xestes erhalten Bau- und Schiffarbeiter. Öl
wird auch zu Beleuchtungszwecken dem Beleuchtungsintendanten gegeben, femer als Almosen
flir arme Weiber und Pilgrime. Von der Bedeutung dieser sich durch drei Indictionen er-
streckenden Kette von Urkunden für die Frage nacli dem Indictionsanfange haben wir oben
gesprochen.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Fauüm. 199
Bevor wir uns nun zu anderen Gruppen unserer kleinen Urkunden wenden, wollen wir
Einieres zu der formellen Seite derselben bemerken.
Die an Kyrikos gerichteten Schriftstücke beginnen mit der Einleitung 'Tcapsa/sc. Ihnen
stehen wieder andere, Quittungen also, gegenüber mit dem Beginne Tiapyja/c (= izapiayjj^
oder Tza^iays) im Plural irapr^ayy (= Tiapsa/ov, icap£a)(0[i,sv je nachdem subjectiv oder ob-
jectiv stilisirt wird). Wir haben die Beobachtung gemacht, dass wenn auch die Schreibungen
irapYjaX, irapYjax etc. angewendet werden, immer die Augmentirung t] trägt.
Andere häutig wiederkehrende Anfänge sind ea^ov oder sirXTjpcoÖTjv und deren Verbin-
dung sayov y.7.i STrXr^pcoÖYjV.
äy(a syco oder verkehrt syc») 6 5stva üyio; bei abermaliger Quittirung xat Vöv syo) eyw.
i3£td[xr^v, £5£^d[ji£6a.
Noch andere Stücke beginnen alsbald mit der Datirung nach Monat, Tag und In-
diction.
Der Unterschied zwischen unserer zweiten Gruppe und den Contracten ist augenschein-
lich aus dem Beginne sofort ersichtlich; bei diesen lesen wir zuerst das Protokoll; dann
beginnt in der Form der Epistula der Contractkörper, der mit dem Worte 6[j.oXoy(o oder
einer ähnlichen Wendung die Sache selbst vorträgt.
Indess, häufig genug ist diese Stilisirung, verbunden mit der Eigenthümlichkeit des
Fornuits das Einzige, was bei der sonstigen Aehnlichkeit des Gegenstandes und der sprach-
lichen Ausdrucksweise charakteristisch bleibt; den nach der ersten Gattung stilisirten Mieths-
contracten z. B. stehen wieder solche gegenüber, die nach der zweiten Art, gemacht sind;
den kleinen Quittungen wiederum, die mit der Formel iayov xai STTÄTjpwÖTjV beginnen, stehen
Quittirungsiu'kunden nach der ersten Art gegenüber. Vielleicht geschah jedoch dergleichen,
um die Kosten, welche bei einem grösseren Contracte schon z. B. für das Schreibmaterial
allein bedeutender waren, zu vermindern; sehen wir ja doch Praktiken ähnlicher Art auch
ander^veitig ausgefilhrt: bekanntlich sind die Kaufcontracte, die sich auf Übertragung von
Grund- und Hausbesitz beziehen, gross und voluminös gewesen, wie es ja schon die Papyri
aus This und Panopolis zeigten; da sehen wir jedoch, dass Aurelia Maria aus der Familie
des bekannten Purpurhändlers Pachymios durch einen geschickten Darlehensvertrag eine
solche kostspielige Urkundung zu mngehen weiss, indem sie ihrer Schwester Aurelia Johanna
die höchste Summe, die auf den in Betracht kommenden Hausantheil aufzunehmen angeht
(für immer) leiht, wofür ihr Aiirelia Johanna erklären muss: ,du hast das Nutz- und Wohn-
recht von ihm als Aufleistung fllr die Anleihe und es ist weder mir noch meinen Erben
erlaubt, eben dieses Drittel Hausantheil oder auch nur einen Theil desselben neuerdings zu
verpfänden oder zu verkaufen oder sonst irgend eine Verfügung mit demselben zu treffen,
bis zur Rückstellung und vollen Bezahhmg dieser Schuld bei sonstiger Gefahr für mich',
Wiener Studien VII, 132. — Vielleicht sul)stituirte man also eine quittungsartige Urkunde
dem kostspieligen notariellen Contracte bei mannigfachen Gelegenheiten.
Wenn wir uns an die Geschichte des Contractes, wenn auch nur des Protokolles er-
innern, so steht eine lange Kette von Erscheinungen eines Entwickehmgsprocesses uns
gegenüber, der durch viele Jahrhunderte sich hinzieht. Die Vorläufer dieser Urkundenart
sind die griechischen Ostraka, denen zahlreiche demotische Quittungen auf Pajjyrus und Thon-
scherben zur Seite stehen. Den Vergleich wollen wir in einem Falle durchführen.
Die Quittungen also, welche amthch für die Bezahlung der Grundsteuer in Naturalien,
auch in Geld, ausgegeben wurden, waren so stilisirt: 1. Monat und Tag, 2. Indictionssteuer
200 C. Wessely.
gehen voraus der Angabe 3. der steuerpflichtigen Ortscliaft und 4. des Steuerträgers; es
folgt 5. das Steuerquantuni, 6. die Unterschrift eines Beamten mit der Vormerkung .ich
habe eingezeichnet', 7. Unterschrift des Ausstellers der Quittimg,
Die Ostraka wieder stilisiren in diesem Falle so: ,es sind vennessen worden (o. ä.) in
den ÖTjaaupo? der Metropole oder des Dorfes (cf. 3) aus der Ernte des und des Jahres
(cf. 2) . . . auf den Namen des und des Steuerzahlers (cf. 4) ... so und so viele Artaben
Getreide' (cf. 5); am Schluss der Name des Beamten (cf. 6) mit dem Zusätze ,ich habe ein-
gezeichnet' (Jahrb. d. Ver. v. Alterthsfr. im Rheinl. LXXXVI. 2.57). Dergleichen Analogien
sind in Ägypten nicht unerhört, wo -wir durch Jalu'hunderte eine Institution verfolgen
können.
Einen bedeutenden Unterschied können wir aucli schon in den Urkvmden des I. — III.
nachchristlichen Jahrhunderts machen. Die einen tragen ein umfangreiches Protokoll an
der Spitze, das u. A. auch die Datirung nach den Jahren der Kaiser enthält, deren Titu-
latur jedoch in kürzerer Form erscheint; es folgt dann, objectiv stilisirt, der Contractkörper.
Anders bei einer zweiten Gruppe. Diese ist subjectiv stilisirt, hat kein Protokoll, dafür
findet sich am Ende die Datirung, wobei die Kaisernamen oft genug in der vollen Titulatur
erscheinen. Wir geben im Auszuge Beispiele von solchen Scliriftstücken aus der Saumdung
der Papyrus Erzherzog Rainer. Nr. 1530 , Markos Aurelios Apollonios entbietet dem Markos
Aurelios Nabrion .... seinen Gmss; ich erkläre von dir als Depositum fünfhundert Drach-
men, vollzählig, aus einer Hand in die andere zugezählt . . . erhalten zu haben, die ich bei
mir so bewahren werde, dass mir kein Tadel und Vorwurf erwächst; ich will sie dir als-
bald zurückgeben, wie du sie verlangst, ohne es auf einen Process und Richtersprucli
ankommen zu lassen, ohne jede Widerrede Im Jahre vier unseres Kaisers xmd
Herrn Gaios Julius Veros Maximinos, des Frommen, des Glücklichen, des Erlauchten, des
grössten Germanikos, des grössten Dakikos, des grössten Sarmatikos imd des Gaios Julios
Veros Maximos, des grössten Germanikos, des gi'össten Dakikos, des grössten Sarmatikos,
des illustren Cäsars, des Erlauchten, Sohnes des Erlauchten, im Phaophi. Ich Markos Aurelios
Apollonios — so folgt die eigenhändige plumpe Unterschrift — habe das Depositum von
fünfhundert Drachmen Silbers erhalten und werde es, wie vorliegt, zurückgeben.' Nr. 1401
derselben Sammlung lautet so: ,Ammomos, Kosmet-Stellvertreter, gewesener Prytane, Ge-
meinderath von Herakleopolis an Ten . . . auch genannt Demetrus, Tochter der Posis und
des Onnopliris, mit ihrem Manne (als Vormund); ich erhielt von dir als Ratenabzal düng vom
schuldigen Kapital und dessen Zinsen im Betrage von einem Talente fünflnmdert Drachmen
bei Haftung mit all' deiner Habe der Schuldurkunde gemäss, 3000 Drachmen Silbers; es
bleibt mir die Forderung bezüglich des Restes von 3500 Drachmen vollständig aufrecht.
Im Jahre dreizehn unserer Kaiser und Herrn Severos und Antoninos, am vierten Phar-
muthi.'
Mögen wir nun einerseits in den Urkunden unserer Gattung die Fortentwicklung der
in den Ostraka repräsentirten schriftliclien Beiu-kundungsform sehen, oder mögen wir bei
ihnen die Ähnlichkeit der Contracte der ersten Art im Auge behalten, auf jeden Fall liaben
wir den Vortheil, an der Hand von Analogien in dieses Gebiet einzudringen, von einem
bekannteren Gebiete in dieses neue. Wir beginnen damit, dass wir den Papyrus 4018
des Louvre, einen Contract von grosser Ähnlichkeit mit den Quittimgen, an die Spitze
stellen.
DiK Pariseu Papyri des Fundes von El-Faijüm. 201
Papyrus LIV.
Höhe 29"='", Breite 13-3™.
1 cUOcßj 7j[j.(ov Ssa-jc)
2 ZOO a]«ovtou aofooazoo xj
3 auroxpazopoc szooq tou 3civoc Ssxanrjc] tvj
4 ? a'jp7j?.to?
5 CITTO %(0[JL7J? . . . JcCOC XYjC
G apxaÖLac ] STiapx^^? icouov
7 T(o apa'yoiz'q
9 STCtjxsXYjtTj rao-TjC ttj? ap
10 jIvo'.tcov xoAswc 5^ sayov
11 'All STcXr^ptoÖYjv Ttapa aou 3ia X*^P^^
12 ta xaz stoc irapcXOtASva [loi Xoy«
13 auvTjöctas Xsyo) §rj UTUsp tYjc svsa
14 "ccoaYjc ScxatYjC l'vj xspiAairoc xspa
15 ua ?)]uo [ Xcp|J.(] xsp/ ß zat itpoc
16 'JjJicTspav aa?pa]Xscav -ra'jTYjv '7C£Tr[oi]7j|i.ac aot,
17 r'/jv] ctiro^stScv xuptav o'jaav xat STCsp/'^i^^
18 arjpTjXcoc J
19 'fBoyjy Tov] z\t.oy jj.7]a[0ov ....
20 ... . xat auix'fcovt [{JLo]t . . . TzaoXoc =YponJ;[a
21 UTCSp au-ou Tcapov-oc] aYpa(j.[j,aTou ovioc
22 . . . [iapTupco nrjvJSs tyjv aa(p[aX£tav . . .
In Z. 7 dürften wir vielleicht irouöv ('J[i.lv) ti^v dvrXsiav oder dgl. ergänzen; jedenfalls
ist hier die Erwähnung' des Handwerkes luiseres Aurelios wahrscheinlich, in seinem Ver-
hältnisse (Z. 13) zu Phoibannnon insbesonders; ähnlich so geben die Zwillingsschwestern im
Serapeum ihre Beschäftigung an mit den Worten TCOtri'jaat [i^yakac Xeiz>j'jpyirxQ.
Lassen wir also hier die Einleitung Z. 1 — 10 ans, — sie besteht aus der Formel £V övö-
jJLaxt . . ., wie natürlich im VI. Jahrhundert, da unser Contract geschrieben ist, enAvartet
wird, dem Datimi na(^h dem Regierungsjahre des Kaisers, der Indiction, Monat imd Tag,
dann der Gmssformel der Epistida — und beginnen wir mit den Worten so'/ov xai iTcXrj-
pcoÖTjv wie sonst unsere Quittungen anheben, ändern wir noch ein Avenig die Wortstellung,
und wir haben alsbald folgende Qiiittung ganz in der Art vieler anderer kleiner Urkunden:
lo/ov xai STcXTjpcoOr^v syw AüpT^Xtoc irapa aoü toO fia'Jii.aGuozdzoo (I)otßd|j.[Ji(ovoc
s-tccixcXyj-oO tauTTjC zfjC, Apacvoixcöv tzöXbwz hia X*^P^^ ~^ '"■^'^ ^'^^^ icapsxoiJLcvd [aoi ^öyip
a'JVY/Jstac Xsyto oy; OTtsp zffi ivsa-ctocY^C SsxdiYj? ivStÄ-CKövriC xspixaxoc xcpdxta 56o /.cplJ.) Ä=p/
ß • EYpd'fYj . . . t' iv5t%tt(övoc . . . ö Ssiva (jLaptüpw tt^vos -viv dafpdXciav.
Nunmehr bringen wir eine andere Urkunde derselben Art ähnlichen Gegenstandes,
jedoch in der Form einer kleinen Quittung.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bil. Abliandl. von NichtmitglieJern. aa.
202 C. Wessely.
Papyrus LV.
Neue Nummor 36, Höhe lO'S'^"', Breite 3 6 •6'^"'. Mus(5es nationaux 6846 B 5. Schrift auf dun Verticalfasorn; gefaltet
in den Abständen 1 + IM! + l'T + 1-2 4. l'G 4- 1-4.
1 f c5s4ot|JLs0a T^\i.^lz aira touXtoc oioq xuptaxo" a-rco ■/.(op.riQ auptov rou apaivoitou vo[xo" ixat
\ir^vaz utoc xoa|i.a aito xyj^ apatvo[tT(«v iroXstoi; awo]
2 ajA^oSo" -a{At(ov Yj-ot xarcorspo" a|JL(pox£pot ovsXarat Tcap u[i,(ov y^^^PT^^" ''^^^^ OsoasßsaTaxou
ap/tS'.axovo^ tt^C [ aYta? |j.£Ya)v7jc]
'JTTSp |Jl£pOU<; ZOO 'irj|JLS[T£pOU [JLiaÖOU (oaxc
4 SoÖTQvat TQtitv Trap uikov uirsp ■irj[c] xoiou|i.c6a xtjc tou ovsXato" oizoopyiac i[cov 7j[JL]£t£ptov
XoYwv TY]!; TtapouaYjc TrsvisviawsÄaTr^c ivj j^püotou vo[jita[j,^
5 5uö xp'' V ß ap" zooz sativ cxocatoc y^ixcdv /puaiou vo|i,iatJ,attov iv xp~ v a ap^ SYp [X fap"
6 i£ tv^ f apiaTO[xx 5ta%/ [AapTupco -ctjSc tt^
6 {JLta* co(; icp/ f Y*f»>PY^^^'J 5ia%/ [lapzupco -yjBs ttj [xia** (oc lup/ f 5t £|i.ou irauXou auv'' au[jL-
ßoXacoYp/ £YP/
Alst) L'ine Quittung, welche zwei Maultliiertreiber bei dem Erhalten einer Rate ihres
Lohnes ausstellen. Z. 3 ist öicapyo^ merkwürdig als Titel einer liöheren Persönlichkeit einer
Stadtgemeinde. Dieselbe Zeile enthält auch einen syntaktischen Agypticismus für oirsp oder
£V [ASpst. Die Abkürzungen sind ap" dptÖ[jLtov — [jl' [JiYjVt — apiai:o|i.(a))((o;) — [i.{i)i(ay]\)
— (i.to6((öasi) — auv 0(£(o) — £Yp(a<j;-/j). Diese Quittung wurde von den Zeugen als Mietlis-
contract miterzeichnet, was deren Auffassung charakterisirt, es wäre denn, dass sie völlig
ohne alles Verständuiss ihre Namen unterfertigten.
Das Format einer Urkunde der zweiten Gattung trägt auch folgender Miethscontract.
Papyrus LVI.
Höhe 11*^'", Breite 33*=».
1 t £YCo £cpT^V7j X7]pa h'jyaz'q^ aira . . . ajico zr^c apacvoittov [itoXEcoc airo a|x^oSo'j ....
[jL£za 7.]'jp'.oy . . . avopcou t[o'j £]o)>aߣataxo'j 5t[axovoü tYjc lAcYOtJXTjc £/,[x).Y;atac
2 TO'j |JiT^" Y'^'^PY'" i^'>'.p£[ißo).T^; t(o 0£ooo)p" '!:p£aß[yT£p(o a':i:o] -tj? rxozy]Q 7:0).' [ o|jlo-
XoYO) |i£[ACj]0(oa07.: [ aiuo ifov o-jcapyovjxtov
3 001 £1tt nQ?§£ TTjC ICOAV >l'"-itt TO'J OLOtOO a|JL?po5oU [JLOVOWYjSlOV £V £^ oXoxXirjpö [av]£OJY|l[£VOV
ctij . . . [JLSza xavco:]
4 auTOü zri'j r^ti'Krjxö £'f oaov /povov ßoj>X£[oO£] a7:o 'jr£V['C£xat5£xa'c]7jc tou ■;rapov'coc[ |j.7]Voc
o 7r£V'C£%a'.03.7.7.TYjC ',v) 7.7'. ■7c[apa(j/(o ]aot uic£p £Votxto" [ aotoy £Via]uauoij [aX£^av5pcca ] %£-
patta Tp'.a
6 xp" ** Y "^'-^ «Yp/ [>■■'/ t:>'- tg 07.-«) 5t]£(j.oa y*<'^p[y^*^"
oü]{ißo).a'.[oYp)
Die Witwe Irene erscheint mit ihrem Vormunde, dem Diakone Andreas einer in der
Parembole-Strasse gelegenen Kirche; noch in Urkunden des VI. ja selbst VII. Jahrhunderts
DiK Pariseu Papyri des Fundes von El-Fauöm. 203
finden wir mit seltener Ueliarrlichkeit noch die Geschlechtstitel erwähnt, die Formel [xstd
xyptou zoü Ssivoi; wecliselt mit der anderen X^^?^^ x'Jpcou xP''^t''^'^^Cof>aa wie im II. oder
III. Jahrhnnderte in den von xins gesammelten Belegen der Papyrus Erzherzog Rainer
(Mittheihmgen, Band IV, S. 56). Die Ergänzung a\i.'f6^oo in Z. 1 ergibt sich aus Z. 3. —
Z. 2 bietet vielleicht die Strasse FscopYtou ';capc[J.ßoXYj<; — ein Name wie 'A-JCoXXoiVtou luap-
SjjißoXTjC — , die Abkürzung akz(S,avhpzia) ist aus den Wiener Studien VII, 127 bekannt.
Papyrus LVTI.
Neue Nummer 94. Musi'es nationaux 7450. Höhe Ü-3'=™, Breite 18'8™.
1 0" TusTpo" '^otßajjL(j.3 [).exz'{'('jri/ to" xup/ /ptoj uto" airoXXw axo apaivoi
2 TCDJv TcoXcOC /p V a £V OQ vj %£<p/ ov Tittp c|JiYj £1? Tt[|X5] otTOU" £fjap£[a-cou
3 .... "0 [JLVjVj Tcauvt jXiXpco axoXXco [aJspYjVO" £% xov xapxov xirjc
4 . . . cv^wcKovJoc £Yp/ {XTj EUKf X ap)() 5 tv3/ f 8i s|xo" iraoXo" yp" *YP ttt
Abermals haben wir eine frappante Ähnlichkeit mit Texten von Contracten der ersten
Gattung zu constatiren ; so lautet der von ims in den Wiener Studien 1887 S. 250 heraus-
gegebene Contract des Britischen Museums: t(p Xrx[x%pC)zdz(\> Päpovritp )(apxouXapiq) ouatac
6£o8oa(r>u toO svSoEoidrou axpar/jXdTou diro xyjc 'ApatvotTcöv TröX£(oc Aupii^Xioi Aßpd(JLioc utö?
AaTju xat AjxoOv 'jiöc Aautt dirö ETCowiriu K{o£taav toö ös'oSoatouiroXt'cou vo[j.oü ^acpstv 6[jlo-
>.OYOö{i£V £3XVj%£vat "/iiidc -jcapd f^c a^c /.a[jLirpötrjXoc 5id Xctpo; si? iötav yjixwv /p£tav xpo-
atou vo(jLtG|j.dxiov Iv Tj(jLiatj oo? vo|jLit£6£xat . . . Xc^dXaiov ov icap iq|xiv de, xtfJtYjv ^^P^ou ^YjpoO
xo[X7jx:xoü itpcoxoxÖTUou £6ap£axou . . . x"^ <paivo{X£V'/] xtix"^ dxoxct • xi^v 8s ditöSoatv aüxcbv
icotYjooiJLsfta ciüxT^ x(p xaiptp ix xwv auv Oscp xap-jrdiv EtatouaTjc Ocxdxyjc tvSaxKövoc. Hierher
gehören auch die Contracte XVI und XVIII unserer Sanunlung. Somit ergibt sicli für
Zeile 1, 2 die Transcription . . . [XEXcYYfJYjXTjc xoö %upou XptaxoScöpou und )(puaoö vojJLta-
{Attxtov a' =v (öc vo{Atx£6£xat %£^dXatov ov xap' £|xoi cic xtjjiTyV atxoo suapsoxou . . z& [xv^vt
iraüvt [xsxptp 'AtcoXXo) SspT/vou sx xwv ■KapTzOny zrfi h' iv^txxtcovoc; also 11 Monate später als
das Übereinkommen geschlossen wurde, für die wahrscheinliche Zeit der Ernte.
Papyrus LVIII.
Musees nationaux 7444, Höhe 8-5™, Breite 12™.
1 t xat vov c/to £Y0) TcaXouc moc, 'fotßoi(j.|ji
2 xo'j xat naXaWC crao stcow/ xw xo'-* ftso
3 [5oato'j'ic]oX[ixou vojixo" otvoo
4 {louaxo" £uap£axo" ^°/xoupt §£xa £Trta(?)
O OtV XOOp/ tC jA'^ jicOOpT] 0"
6 . . . . ':cap£X/ pua£(oc £v5£xax7](; cvj z-^pa^rj
7 {A7]Vl Xußl % 5[0)]5£XaX-rjC tVj 5/ £[iO''
8 xoa[JLa a'JjxßoXaiOYparpo'j f//
Z. 1. Dieselbe Wendung zeigt zu Beginn der oben von uns herausgegebene Contract
vom Jahre 593 6|j.oXoyö> 'xai vüv £a)(TjX£vat [j,e.
204 C. Wesskly.
Z. 2 bietet die echtägyptischc Naiueuslorm TiJN, eiuer Localität im Tlicodosivipolitisclien
Nomus; ebenso lautet aiii' iigyptiscli der von den Griccheu Tliis genannte Ort bei Panopolis,
bekannt durch die Papyri des Papyrihilndlers Aurelios Pachymios; die gleichen Ortsnamen
kelu"en ja oft in verschiedenen Bezirken wieder.
Z. 6 in dem Wort syp^^fi i*^ Y""] "* ^^^ ^^ ^^^S hgirt worden, dass der linke Vertical-
strich des h-tormigen Eta's zugleich für <& verwendet wurde.
Papyrus LIX.
Neue Nummer 39. Museos nationaux 7384. Höhe T'ö"™, Breite 22'f "'. Schrift auf den Verticaliasern, Faltungen
horizontal in den Abständen 1-7 + 1G + 2+1-V + V^"".
1 t] co/ov xat STcXTjpcoÖTjV [ 0 Sctva uto?] pou(poa xat «piß utoc nauXo" v.rxi a.TzaK\izi
2 'Jioz tauovoc %ai (potßajxjxcov [ oioQ ] iravstoc Tiapa ao'^ reo ÖaDfiaaiwrarto
3 'focßa]i.[j.(ov'. Yp'^!J-|Ji-ars[t . . vo[j,t]a[i.ata x(ov vauXov at-cou xyj^ ouacac
4 'JUcp {JLcpiajJLOU TTptO-Tj^ [ WO [XTQVOC ] iptaxatScxatY] IsXcl TCpCOIT]? IV)
5 ?Ypa(i|JLax]ctoc rvjc a'JXYjc xo[xyjs /jjiy
Die Wendung sa'/ov xal sirAY^pwfi'irjv war augenscheinlicli so formelhaft, dass an ihren
grammatischen Numerus nicht gedacht wurde. Ein weiterer Fehler ist Z. 2 irapd aoO in
Verbindimg niit Dativen; Z. 3 (-ctov) vauXov. In Z. 5 ist y^xy nicht als Zahlangabe zum Texte
aufzufassen; es ist dies viehnehr eine häufig wiederkehrende Gi'uppe, über welche wir in
den Wiener Studien 1887, S. 253 gesprochen haben.
Das Ganze ist eine Quittung, welche vier Personen für erhaltenes Fährgeld ausstellen;
da dieses vom Ortsschreiber ausgezahlt wird, liegt die Vermuthung nahe, dass es sich um
den Transport von Steuerkorn handelt. Audi in den oben citirten Quittungen der Brief-
träger ist es der Ortsschreiber, der das Gehalt auszahlt.
Papyrus LX.
Musccs nationaux tt846, 23. Höhe 6'^'", Breite 16'5'^'". Schrift auf den Verticalfasern, Faltungen horizontal in den
Entfernungen von 1-4 + l'ö + VÜ + l'Ü™.
1 t £T/ov %at STTAYjpo)'^ s^oi ÄsovTta O'JYOt'cpt [XTjVct irapa ao~
3 Xcpattv a rj[xtau yp" •< a S (i. «yp |a'i <p £ ß tv8/ f
Zeile 3 yio ist derart ligirt, dass der Schaft des (f den Verbindungstheil des (o zugleich
ausmacht; es erinnert das an die für <I>(ÖTio? gebrauchte Abkürzung, welche bei Gardthausen,
Griechische Paläogr. S. 116 verzeichnet ist. Wenn wir von den ortliographischen und paläo-
graphischen Eigenthündichkeiten abseilen wollen, ergibt sich fcdgender Text: eayov xal iTZkf]-
pöi'rqy iyco Asovria hoyäz-r^i/ iMr^vä irapä ao6 Al^aoiaz boyrxz^jbc Koa[jLä xö 5Y]|jLÖacov püascoc
oivo'j yp'jaoO xspdx'.ov £v T^[xtau, ypoorjö xspatiov sv Yj[JLtaü (lövov EYP^'fJ l^'^i^^i <pa(o(pi irsinn:'»]
Sc'JTSpa? ivSarubvo?. Eine andere Quittung in einem Geschäfte zweier Frauen unter ein-
ander ist der folgende
Die Pariser Papvri des Fundes von El-Faijüm. 205
Papyrus LXI.
Neue Nummer 272. Musces nationaux 6496 0. Höhe 4'=™, Breite 32'^'". Schrift auf den Vcrticalfascrn.
1 t sa/ov syo v. . . . Otovtov ariao) H'j-(azr)^ «piXo^svo" irapa -/.opaz (JtYjTpoc'''
aica xaXo" £% zs Ypa!A|Aar=to-
2 . . . xatE)./ xapa ool» a ofzCKrjC vo[j,ta[ji.) ^'jo xp'JCJj vo[jLta[x) yjjjiiau p ypj vj S syp^^'f^j [ai'JVi
[isaopr^ ß
3 apy7 s tv8/ f ^i c(jlo'j toiavvou iStxou f
In Z. 1 ist . . . Öfovtov der Rest des Eigennamens der Tochter des Philoxenus? die
neutrale Namensf'orm wie z. li. Tliermutarion, Tliaisarion . . . findet sich in Ägypten ver-
breitet, in heidnischer wie in christhcher Zeit .... axtaaa ist der Rest einer femininen
Charakterisirung, also etwa . . . -icpdTiaaa; vielleiclit ist o6ü)Vt[(o]iupdTiaaa zu lesen. Z. 3 fiir
tSixou kann man auch stc^ (cUoÖ"/]) lesen.
Das Ganze ist eine Quittung über einen halben Solidus als Rate von einer Schuld,
welche im Ganzen zwei Solidi betrug; es ist also in Z. 2 zu lesen d[(p' oov] htpziXzic oder
(ov rjfs.CKs.ic. Vor xaxe'k scheint oaa zu stehen.
Pergamen LXII.
Höhe 4'='", Breite 9-5™'.
1 t £y(o s.'fio icouat tpavaTtro" zo'^ ayio" y^^PT^^" itapa aoo
2 to)- '^rarxTzzfjo TCO" Y" [iapTUpcov -rtoXTjfpaV" l
3 xai %/ £ irs" t 0'. six"" aspY^ou f
Das ist: syo) £Y(o Iloüai (pavditrTyC zm d.Ytou FcWpYtoo (Name einer Kirche) xapd aoö
'Icodvvou rfrx^dTzzfjo zOiV rpuöv jxapT6p(ov (ebenfalls eine Kirche) Tzo\o<pa'^ac Mv.a xat Xcpdxia
£' TCSVZc . 8t" £|JL06 ScpYtOU.
Einen Beleuchtungsintendanten fanden wir schon in unseren Nummern LXXXII und
LIII, 18 erwähnt. Über die Beleuchtung bei religiösen Festen, vgl. J. M. Miller, Die Be-
leuchtimg im Alterthum, Würzburg 1886, S. 52 ff.
Wir vereinigen hier mehrere gleichartige Urkunden, mittelst deren die Patrizierin Sophia
an ihren Notar Anweisungen ergehen lässt zu Gunsten der Überbringer.
Papyrus LXIII.
Neue Nummer 271. Musees nationaux 7044 A, Höhe 8'3'='°, Breite 30™. Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen
zu 1-6''"'.
1 [t ao](pta aov ÖsCö irarpwca xpatroaa xat jt:^ t cvSo^j jj,o" üio" oXu[i7rt(o votapj irapaayj
'^otßa[A[iOivt
2 [i^ TrXotoo ]8£ux£p) aiCspyoiJLj £v aX£^av8p£ia \xsza atro" Etp oj licouSac aTiOYOjjLoc tV Xj
xspvov jj/ avaXXj xi jl /apXc
3 [xspixaros tJi''-*]p^''^^^C yt^^ta? cxatov £txoat TC£vr£ {jl»// {A£aop7] STcaYOjij £ t.v8 tpaTjc f
206 0. Wessely.
Papyrus LXIII, 2.
Neue Nummer 35. Musöes nationaux 6958 B, Höhe 8''"', Breite SS'ö"'". Schrift anf den Verticalfasorn, Faltungicn
horizontal in den Abständen V2 + Vi + 1-4 + 1-4 + 1-4 + O-?"".
1 t] <30<fia aov Qcto icaxpa/ icpaTio^aa j j(^ x"" svSo^j [jl"'' uio" oXuiiicKo votap/ ■7rapaa)('3
za[io'jv oao5o|ji) vscorsp''/ 3 aajxß j^ y [''^^'^t<»v]
2 a'üspyojj.jjL) st? ty^v a'jp(ov b^ (o xaXa: (0|x) icXtvöj sie /pstav icpoaortoü rtov sxstas i^
avoXcofi) aXX) x[£"]p jx" uv 3 jj/ cirtyp' [xsp"]
3 {!" pit 0/ |J.~ y} |jLupta3ac s^axoatac iptaxovra (x// ^ajJisvcoQ 15 tv8/ svaxYjc f . . . .
Papyrus LXIII, 3.
Neue Nummer 160. Musfes nationaux 6863 und 6951 von mir vercinig;t; Höhe 7'5<=™, Breite 8'^" + 13"™. Schrift
auf den Verticalfasem ; Faltungen horizontal zu 2''™, unten ist ein Rand von 4-5''™ frei.
1 [t oo'fta auv ösco itaxptxta Tcpattouaa xat uirsp tou] £v5o^ \k°'' uto" oXctfiictco votap/ irapaa^'
[AYjva s^xo^ßttop/ 3 spx^W *^? aicavtr^o)
2 aXäJ^av^p/ J^ avaXco[jL3 [j.- aiy |x'jpta5ac x^^'<^^ Tisvcaxoatac |x / [x^x^^P ^-
Papyrus LXIII, 4.
Musfes nationaux 7115, Höhe 8™, Breite G'™.
1 t aocpta a[t>v] Ö[£(o] ':cat[pata "Tcpattouaa xac unsp tou £v8o^ (jl"'" ot»'' oXu(jL7:t(o voxotp/ Tcapao/'
-CO) Sscvt]
2 a^upo^ zz/ ßa^taxi
3 8Exax7]c tv5/ t
Papyrus LXIII, 5.
Musfes nationaux 7121, Höhe 7'='", Breite 18-3"™. Schrift auf den Verticalfasem; Faltungen zu 1-2™'.
1 [t ao(pta acjv Hzio iraxpixta] TcpaTtouaa 3 j^ tou cv^o^ou [x"'^ ut°" oXujxTttco votap irapaax
ira'!r[vo'jOca)]
2 £V aXs^avSpsia [Xcta Ypa[X[X3 j^ avaX yj" es auv tpotp/ (popa^/ a
3 [xpuao'j vo{xta[xatiov] sv icapa -jccvts tstaptov (x7/ «patotpt %a 'ivS/ £ßSo|X7]c t
Verso: f (pa{0(pt xa v a ir/ s^'
Papyrus LXIII, 6.
Musfes nationaux 7121'''% Höhe 10"", Breite 20™.
1 [t ao'fia o'jv Hzoi ■juatptjxta irpatto'joa [%at uitsp toa svSo^oo [xou utou oJXuixTut«) votap/
TCa[paoyj
2 %/ 'JTco aspY^vov 3 t xcp|xatoc] |x~ •/ (xupta^ac £^ax[oatac [xovac
In diesen Fflllen handelt es sich immer um Zaldungsordres; in Nr. 1 um 1125 Pholles
— das ist ja die Bedeutung von x£p[xatoc jxopta? — also 4^,^ Siliquae; in Nr. 2 um 450
Die Pakiseu Papyui ues Fundes von El-Faijüm. 207
und 180, zusammen 630 PlioUes; in Nr. 3 um 1500 Pliolles, also 6 Siliquae ; in Nr. 5 um
1 um 574 Karate minderwertliiges Goldstück. Die Satzconstruction ist so wie die in den
Kyrikos - Olauweisungen gebräuchliche. Sophia wendet sich an ihren Notar mit dem Auf-
trage TzapiajBC, ; dann kommt der Name des Empfängers und die Motivirung der Anweisung,
die Höhe des Betrages, endlich das Datum. Zu dem Titel patricia vergleiche Sidon. Apol-
lin. 2, 90 und ep. 5, 16.
Zu Nr. 1, Z. 2 bemerken wir, dass es den Urkunden eigenthiimlich ist zu sagen diusp-
yz.GHa.1 SV "A^Swavopstcf, während wir in Nr. 2, Z. 2 lesen: ditcpyoiJLSVcov eiq x'/jv Xüfxov. Eben-
dort ist für xsfivov vicpvcjov zu schreiben ; die Abkürzung X für Xiz6q ist aus meinen Prole-
gomena, Gap. IV bekannt.
In Nr. 2 sind die (OjJLOTrXtvÖoi gemeint, welche auch das Edictum Diocletiani de pretiis
rerum venalium VII. Zeile 15, 16 kennt ,lateres crudi et lateres ex luto'.
Das in Nr. 1 erwähnte Schiff führte, wie so häufig, neben seiner eigentlichen Ladung,
die in Getreide bestand, noch eine Ueberfracht von Töpferwaren (vgl, Lucian de navig. 1 — 14)
zum Export nach Alexandria.
Zu Nr. 5, Z. 2 ist zu bemerken, dass es durch viele Beispiele erweisbar ist, dass Lohn-
beträge für Schreiber, Beamte, Agenten nach Tagen berechnet wurden.
Zum Schlüsse transcribiren wir die grösseren Stücke :
Nr. 1. Xocpia auv Os(p luarpiwa irpdttouaa iiai u-jrsp toO evSö^ou \ici'j moö '()Xu(jntt(p vo-
-apt(p • irapdaysc <I>oißd[A(io)vi üirsp ';cXo{ou osuxspou diCcpxo[X£Vou ev "AXs^av^psicf [i-sra atrou
s<f tp . . . aTcö-^oiioc £va%&a{o)V icsvr/jxovua Xtxwv ^spvcov 6ic£p dvaXtoixdiojv xspjJiaToc (xuptd-
5ac x'-^ia.c ixa-ov saoac Tusvtc [xövac • [Jisaopig s-jraYOjJisvq) xsixittTj ivocxtiÄvoi; tpixTjc.
Nr. 2. Yrjtpia auv Ö£(p Tzazpuia -jrpdrroüaa xai üTcsp roü svSo^ou [jlou utoö 'OXujjnitcp vo-
■capifp • Tiapdaysi; llajxo'jv oi%o5ö[j.cp vstotsptp %ai Sajjiß^ tj-resp Tpiwv irXrikov dxspyo[xsv(ov sie
TT^v Xuptov, £(p qi xa)sai («[jLÖitXtvOot sie ypsiav TCpoaatiou tcöv exctas uitsp dvaXcbjj.a'coc dXXou
%£p|j.a-:o<: |jt'jptd5ac uv' xai uirsp siriYP'^'fYjc xspiJLaxoc [jLUptdSac pit' 6[jioö [xuptdöac s^a^oaiac
xpidÄOVta txövac (fa[JLcV(o6 t?' iv^txticbvoc ivd-cr^c.
Nr. 3. Xo<pca auv Ostp Tiarpwia Tcpdrxouaa xal ÜTcsp toö svoo^ou (jlou utoö 'OXu|jnrc(p vo-
-rapttp • Tiapdaysc Mr^v^^ s^xoaßtropt spyojjtsvtp sie di:dvr7]atv . . . 'AXc^avSpstq. ÜTuäp dvaX(ö-
|j.a-oc x£p|j.a-LOc [iupid^ac ytXtac itcvraÄoatac (lövac • [Asyctp ....
Nr. 4. Sorpia auv Ös(p Tcaxpata irpdtrouaa %al üicsp xoö svSoSou jjlou oiw ' i)hj[i.Tzii^
voiaptfp • irapdaysi; llaxvouÖup £V "AXs^av^pctcf, [xstd y^rx^iiäzuiV öizip dvaX(o[j,ocro(;
r^jjLcptöv ts' auv xpoipf^ (popdotov .... ypuaoü vo{j,ta|JLdxiov §v Tuapd (xspd-cta) irsvts rstaprov
{jiövov • Yttoxpi /,rz' Iv^LÄTUbvoc £ßoö|jLYjc • (paiatpi %a' vofJLcaiidTt&v §v icapd %£pd-t.a ttevts rs-
xapTov.
Papyrus LXIV.
Musces nationaux 7398, Höhe IP"^, Breite 34™.
1 t Ocoooatoc auv** arpaxTjXj« tCtstta -to Xajj.TCp7 StotxV s ypuauicoSsvi'cou'''^' xapaayf^ aico
2 irpoaoö'-V sxtTjs tvj xup(o reo Xafiirp» xo[jl- xaÖoXw) C^iy/Jtpto" xou TCcpiß'^ oaTup"
3 jl^ YjvaXXf' £[ißoXj xpcöj xsixTT-cYj^ wj air» v" %a 1 lod aXs^"/ v° s t t3d aXc6«/ y^/ vo(j.ia|x|JL xsvxc
4 xsparta 0£%7. xeaaapa xsraptov aXs^« [x" / xußt tj z-t]Z au^ sx-ctjc tv/ f von zweiter Hand
in liegender Schrift: f acaT;|JL£iü){j.at
5 ta tou ypuaou vo[Ata[JLara TC£Vt£ xsp«// Ssxa tsaacpa rstaptov aXsS*/ f
208 C. Wessely.
Unsere Trausscription hat den Zweck, dui'cli Aiiflüsimg der Abkürzungen und Ver-
besserung der Schreibfehler einen lesbaren Text herzustellen: ÖsoSöaio? auv Osq) azpazTj-
\drr,z TCtsttq. t(p )sa[j.7:po'cdi(p hour^tfi xal ypuauTCoosxro"'" • irapdaxoo dito 7cpoa65(ov gxrr^c
lv§tx-i(bvo? K'jpcp np XajATipordrtp xöfiiTi xrxöoXtxwv xai T^a'^apicf. ztp"'" TrsptßXsTr'ütp öaTuptoitapa-
A.Tf5{Aicrr; 'JTrip Y;vaX(0|ASV{ov £[xßoXr^c xptQ^C irsixirrTj? IvSixttwvoc diro voixtaiAatuov xa' Xcparüov
^£xa Tcoadpwv zsTdprou C^YV "AXstavSpsiac vo[JLta|JLaxa z xspa-cia ^sxa tsaaapa Tsxap-ov C'Jyp
'AXs£av5p£tac (AÖva • rußi o-^^iTj vfiQ a'Jxnqz £xrYj<; ivStxTtwvoc • a£aY][JL£«o|xat za xoö xp'^<300
vofAiapLaia •!r£vr£ x£pdria 5£xa t£aaapa lEiaprov C^T*P AXstavSpecac
Unser Text ist in vielen Stücken lehrreich und erlaubt uns einen Einblick in die Praxis
der Steuerbeamtenschatt. Von dieser erscheint vor Allem hier erwUhixt der Dux Theodosius,
der diese Gehaltsintiniation ergehen lässt, gerade so Avie der in mehreren Schrit'tstiicken
erwähnte Dux Kyrillos, von dem später die Rede sein wird. Dabei können Avir zur Er-
klärung, was der Dux hier zu schaffen hat, daran denken, dass es entweder lediglich Titu-
latur sei, wenn Thedosius so dux genannt wird; oder daran, dass eine militärische Behörde
Functionen der civilen Administration übernehmen konnte. Die Anweisung ergeht an den
^lotXTjTT^c und Einnehmer der baar eingezahlten Steuern, Tzieitas. Ein seltener Name das!
Er begegnet uns wieder bei Procopius (aedif. 3, 6) in der Form Tzitas, als Name eines
römischen Offiziers. Unser Tzieitas zahlt aus den eben eingekommenen Steuergeldern —
es ist ja schon H. Tybi — 5 Soldi 1474 Karate besten Curses, wie es der alexandrinische
in Ägypten war, an den Comes Kyros und den in seinem Gefolge erscheinenden Eintreiber
der Naturalsteuer in Hülsenfrücliten, Zacharias, der wohl die Arbeit zu besorgen hatte. Dass
ein Comes bei solchen Angelegenheiten erscheint, ist nichts Neues. Unter Nr. LXXXIX,
einer gleichzeitigen öffentlichen Rechnungsurkunde, geben wir einen Text, der mit dem vor-
liegenden in enge Berühnxng gebracht zu werden verdient. In ihm werden die grossen
Steuerbeträge, welche eingetrieben sind, verzeichnet imter Angabe der Steuerbezirke imd
der Eintreibenden, so in Col. I, Z. 6 :
t -o'j xo[jl[yjZoc] iraoXou apraßac p'
Z. 13 aTzrx (op oiotxprjzT^c] apTaßat (p'
Z. 17 t xoXXouOou oioiv.l'qz'jo] apraßat p'
Z. 27 t 0 y.'->p[tc] ^soSoatoc o arpa[trjXa'CY^c] aptaßai ,8'
Es ist in Z. 27 offenbar dieselbe Person gemeint, wie in unserem Stücke ; dazu sthnmt
das Alter der Papyri, dann der Name und Charakter des Mannes, in dem wir beide Male
eine bedeutende Persönlichkeit jener Beamtenwelt erblicken können.
Keine geringe Mannigfaltigkeit zeigen, wie die Steuern, so die Namen der Steuer-
beamten; neben dem yp'ja'J7r''j5£xr/j€ steht der öa7CptO'3rapaXYj[i.iuTYjc, yoproitapaXY^iiTriYjc, atro-
f.ö'CjC. dyopO'jrpdx':o)p älterer Zeit. Diese Urkunde mag den Übergang bilden zu den fol-
genden Steuerquittungen. Wir lassen zuerst die Texte der auf die Naturalsteuer bezüglichen
Quittungen folgen.
Papyrus LXV, 1.
Neue Nummer 80. Musees nafioniiux 7013, Höhe (5-2 «™, Breite 9™.
1 t TTOt'jvt xß atTou t£rapx'/)? iv/
2 '|'*'''^P^? TZrx'AoC mrxV^rj'J
Die Pariser Papyri des Fukdes von El-Faijüm. 209
3 auvsXX/j ap jxtav -pttov ocoosvi,
5 =Tp/
In Z. 3 ist vielleiclit zu lesen aovstV iii<i ^(oScxar . Der lakonische Stil, der auf die
schnelle und massenhafte Herstellung dieser Quittungen hinweist, bringt uns nur S(;hlag-
worte, in denen wir vielleicht den Auszug aus einem Register erkennen können ; hier steht
das Datum, die Steuergattung, Naturalsteuer in Weizen, die Indictionszahl, der steuerpflich-
tige Ort, der Name des Steuerträgers, Steuerquantimfi, Unterschrift des Beamten.
Papyrus LXV, 2.
Musees nationaux 6500, Hölie 4"=", Breite 7™.
1 t cTcsi^ %5 aizoo cß5o[X7]c tv^
2 ÄoajjL* XoYta^ au" yaix^ ap" tsaasp*
3 Yj|xtau tpciov ap' SSy' [a//
4 t ^ SjJ'-""' i^aiJ-ixcovst £Yp
Es wird also bestätigt, dass am 24. Epiphi die Naturalsteuer der VII. Indiction in
Weizen im Betrage von A^f, + Vj Artaben gezahlt wurde vom steuerpfliclitigen Logisten
Kosmas, übergeben von seiner Frau (yj.\i.zzri)-^ die Quittung ist geschrieben von Kanunonei.
Papyrus LXV, o,
684t), 1, 75, Höhe 4-4™, Breite 7-5'^'". Schrift auf den Verticalfascrn. Faltungen horizontal zu je 1™; die ganze
Quittung ist durchstrichen.
1 t STTSt'f x,3 alt"'-" -ico^cx/ tv)
2 s/Ösat, c(o^ (paXirjY
3 TtayxsXV ap^ s^ TjjJLiau
4 ap' 0 gS t xa/voc asar^jj. ....
Am 22. Epiphi wurde die Naturalsteuer der XII. Indiction in Weizen im Betrage von
G'/ä Artaben gezaldt unter Intervention des Cancellarius von loannes Phaleg. Der Getreide-
Steuereinnehmer Kalos unterschreibt. — Vielleicht ist Z. 2 Z'/ßsai . . Ortsbezeichnung.
Papyrus LXV, 4.
Musees nationaux 6480, Höhe 4-3«"', Breite 8™.
1 ■]- Tta/ XYj aiZ"'-' ZplZTjQ V/ril
2 taaja6 . . . TraxspiJio'JC
3 '/.aYxs/vXj [ap'^ ■cpjsc? 'q\>.io'j -pt-ov
4 oco^cxazov [x' f y^^^PY^^^
.5 3' £[j.°" [xr^va 5iax/ f [03o]5wpoc
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. I!i]. Alih.incll. von JJichtmitgliedern. bb
210 t!. Wessely.
Am 28. Pachon wurdf die Natiu-alstcucr der III. Indiction in Weizen im Betrage von
3y, + Ys + Vis Artaben, tiir den Ort Tassath entfallend, Aon Pakernuis gezahlt unter Inter-
vention des Cancellarius; der Aussteller der Quittung- ist Menas diaeonus, unterzeichnet haben
auch die Einnehmer Georgios und Theodoros.
Papyrus LXV, 5.
Musöes naiionanx 6846, Appendix 510. Höhe 5'4''"', Breite H™. Schrift auf \crticalfasern. Faltungen zu l'G""".
1 t Tiauvt * [a]t ScoScxatr^? U
2 oSupuyyj aira vscXoc (xodoj
3 ap/ 8uo 7j[it3u ap ß S jj./ j %sp siv-oai t /,
5 aosX(p ....
Am 20, Pavni wurde die Naturalsteuer der XII. Indiction in Weizen, entfallend auf
das Dorf Oxyrhynchos im Betrage von 2'/^ Artaben — und nicht mehr — dann 20 Karate
— und nicht mehr — erlegt von Apa Neilos, Sohn des Moses, Die Quittiing stellt Apa
Ol, Solm des Adelphios aus, es signirt der Getreide-Steuereinnelimer Kalos.
Papyrus LXV, 6.
Musees nationaux 6912, Appendix 615. Höhe 6*^"', Breite 7'="'. Schrift auf den Verticalfascrn ; Paltungcn horizontal
in Abstanden zu 2'3"°.
1 t £xt<f i a" aiz"'-' oySoTjc i o
2 aa|Jißa apx 5'.ax° z"' jj,t zvxhrpi'
'6 8A x'jp Koavvo" axo airo"/. a'j^
4 y-ay^c).)««''' ap'^ 5'jo T^jitau
5 0(o5cX^ 0 ßS tß' pt"/
6 Nom. proj^r. a? asavjiJ,^'
7 5/ £[A xarpa/
Am 11. Epiphi wurde vom Archidiakon der Pfarrkirche Sambas durch die Hand des
Hen-n Joannes die Naturalsteuer der VIII. Indiction in Weizen gezahlt im Betrage
von 2^2 + '/,g Artaben und nicht mehr. Es folgen die Unterschriften des Steuereinnehmers
und des Schreibenden.
Papyrus LXV, 7.
Mus6es nationaux 6846. Appendix 5!)0. Höhe 4'5"", Breite 3'7™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
horizontal in den Abständen 1'2 + 1'3 -j- l'l + 0'9™. Die ganze Quittung ist durchstrichen. Vgl. Musöes nationaux
6846. Appendix 510.
1 Gt-O''' ScöScX/ V/Z,
2 S'/jc ca[jLßa y
3 ß ac/ a tß Y.rj.y/.t}l
4 t xaXoc] Gca-/i|A ^/ S|x''-'^ axa' oA
5 rj?jzh^^ ....
Die Pariskr Papyri des Fundes von El-Faijüm. 211
Papyrus LXV, 8.
Miasees nationaux 6728a, Appendix 19t. Höhe C^", Breite 7'8'=™. Schrift auf den Verticalfasern ; Faltungen zu 1"3'^"'.
1 t Tca/" 9 7.rß zpttTjc tv5/
2 raaaaz YStopytoc xa'JAou
3 y.a'(xsKX ap^ ^sxa -csaasp/ Y][JLca'j
4 5to5s%aT3 a t5Stß' [jlV/ f sypV
5 5t c[jL°-' ji,'^" 5taV t . . . .
(3 5t S|x-^ //////
Auch im folgenden Stücke lässt sich Z. 2. etwa raaoa]0 ergänzen.
P apyrus LXV, 9.
Musöes nationaux 6623, Appendix 322. Höhe .5-7'=™, Breite 7™.
1 Monat] Ö xp'^ TpiXTj? [ivo/
2 Ort ]9 . . . 'foißajJLfi) xov . . . .
3 xaY%]=X3 ap^ TCcVts Yj[Jitao rpt
4 "ov] 3 cSy' |V t l-iapita'
5 . ■ . . otax/ t 6co5(opoc
Diese beiden Quittungen betreffen die in Gerste zu zahlende Naturalsteuer.
Papyrus LXV, 10.
Musees nationaux 6910, Appendix 545. Höhe 6"'", Breite 8™.
1 t cTTct'f %g oiz'*'-' s[Xi3o^ i lY'
2 ■/copto-' Gc'J'/jpoc 5ta%
3 aptaß" rsaaap" sx . . . .
4 Otp" Tj|JLtO'J YV/ ^ ^ ^P-
5 Y^wpY^'^'' 'f-P- t
Z. 3. 4. dürfte so zu verstehen sein, dass von jeder halben Arure i'x.d'zzoo dpoüpac
Tyjxtascoc vier Artaben zu zahlen sind.
Papyrus LXV, 11.
Mus(5es nationaux 6846, Appendix 323. Höhe 5-7"'', Breite 8-5™'. Schrift auf den Verticalfasern; Faltungen
horizontal zu l'ö'^"'.
1 t cTTSt'f tß GtX°-' OCoSsxatYiC t'^
2 fj^op'jyy airavst/
3 irxaptc xaY'AsXX ap/
4 STixa ry(jit' a CS [i/ f
5 t 5/ SfAO'J 'a£GT/(JL' ....
bb*
212 C. Wessely.
Vgl. Nr. 6846, Appendix 510. Der Name von osar^iJicUOfiai fehlt, nur das sonst ober-
halb der Namen stehende Kreuz ist an seiner Stelle, also das Signum selbst bei Kenntuiss
der Schrift. Am 12. Epiphi hat die Naturalsteuer der XII. Indiction in Weizen im Betrage
von 7V» Ai-tal)en — und nicht mehr — entfallend auf das Dorf Oxyrhynchos Apa Neilos,
Sohn des Pkaris unter Intervention des Cancellarios gezahlt. Die Quittung ist signirt vom
Getreide-Steuereinnehmer.
Papyrus LXV, 12.
Musecs nationaux 6912, Appendix GH. Höhe G-T*"", Breite 7™.
1 t 6](o0 la Giz°'^ sva-Tj^ iv8/
;•} xaYxJcX ap §uo y^[x'.3U
4 6 Ssiva ] acaYjjX'/ f r^kiaz f
5 t 5/ Sji."'-' aza (ptß TzrxTz
Vgl. Nr. LXV, 6. Z. 2 lies My^väc äpyt^tditovoc rt^c [JicYdXTjc £XÄ).Yjatac aira [todvvou.
Papyrus LXV, 13.
Musees nationaux 6536. Neue Nummer 221. Höhe 5™', Breite 0'='". Schrift auf den Verticalfasern; Faltungen hori-
zontal in Abständen zu 1'2'"°.
1 f £TC£C'f /. air"''' 0£!>t£paC tV'
2 aouXYjC igXia? aitovTj a x"
3 ap'^ Tsaaapas a o [x/ o «[jl"" . . .
4 t y.aXo'|jLr;vac syp uxcp' au' icp
Z. 4 ist so aufzulösen: KaXofiirjvä? sypa'I/a 'Jizip zoü aüroö zapöv-o?. Z. 2 lies xpwroo
xavovo;.
Papyrus LXV, 14.
Musees nationaux 7111. Höhe 6'="', Breite 7-5™. Schrift auf den Verticalfasern; Faltungen zu 1"5 horizontal;
die Quittung ist durchstrichen.
1 (paco'^ i Qiz 'ücrap[-Y;? cvj
2 90ißa[j.[X) a 'n[avovoc otp' J
3 Tjjiis'j 5(o5c% yv ^3 »^ ^'ß o/[cixo'j . . .
Die Hemerkung icpwro'j xavovo? erscheint noch ausserdem insbesondere auf vielen Geld-
quittungen.
Papyrus LXV, 15.
Musees nationaux 7331, Appendix 725. Höhe 8'='", Breite 8'7'="'. Schrift auf den Verticalfasern.
1 f a6up oiz'-' Tptovtai^sxazTjC t//
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 213
Papyrus LXV, 16.
Musees nationaux 6G23, Höhe 5"2'"", Breite T'ö*^". Schrift auf den Vertiealfasern ; Faltungen horizontal in den Ab-
ständen von 1-2'=", l-l™, l«^", 1-2™.
1 [f 6(o]9 xs' zpizrjC [ w5
3 . . ap' . TTcVTc r^\i.l(j'J zpi[':ov
4 ... y]i/ a sSy' [J.° t '^'i
5 ... y.a'. a y. f Osootopoc ax(oo"
Papyrus LXV, 17.
Appendix 224, Höhe 6™, Breite 7-8™.
2 otöo? aza
Pergamen LXV, 18.
Beschreibstoff ist hier Pergamen; Musees nationaux 6705 W, Höhe G'ß'^"', Breite 5'^".
.0
Q ■
1 ... r/Jc IV
2 tpoiß/
3 ap^ TCJcV-S [JL"
4 t ]6so5<op"
Das Schema, nach welchem diese Quittungen über Naturalsteuer gehen, ist folgendes:
Zuerst erscheint der Name des Monates und zwar sind vertreten Pachon, häufiger Payni,
am öftesten Epiphi, dann Mesore, Thoth, Phaophi und selbst Athyr; unter diesen Verhält-
nissen haben wir in Musees nationaux, Nr. 6623 die Ergänzung 6(o]6 gewählt. Es ist dies
den natürlichen Verhältnissen Ägyptens entsprechend, da Payni, Epiphi, Mesori die Ernte-
monate sind, und immer ist in diesen Monaten die Naturalsteuer abverlangt worden. Hierauf
folgt das Tagesdatum, eine Quittung aus dem Athyr ausgenommen; ferners die Indiction und
die Angabe der Art der Naturalsteuer. Das Schema gibt hierauf oft an die Ortschaft, für
welche die Steuer gilt, z. B. Psenyris, Oxyrhynchos, Tassath, Epoikion Seueru; den Steuer-
träger (im Nominativ, also augenscheinlich nach einem Formulare, ohne Rücksicht auf die
grammatische Construction des vorliegenden Schriftstückes), das Quantum des gelieferten
Steuerkornes in Ziffern und mit Buchstaben angegeben; dann eine Unterschrift mit oder ohne
a£aYjjji£io)|i,at, die gelegentlich fehlt; fex-ners eine zweite, von dem Aussteller der Quittung.
Indess, dieses Schema weist auch bedeutende Unregelmässigkeiten auf, wie das unter
<ler Eimdrkung so vieler zufälliger Eigenthümlichkeiten der Ortsbezeichnung, der Art der
Einlieferung, des Vorganges im Amte, dann unter der Nachwirkung des langjährigen Ent-
wicklungsganges dieser l'rkundenart leicht begreiflich ist; denn auch hier können wir die
Geschichte dieses Formulars verfolgen. Demotische und griechische Osti-aka der Ptole-
mäerzeit stehen an der Spitze; letztere waren nach folgenden Mustern verfasst: 1. Jahres-
214 0. Wessely.
zahl, 2. Monat, ovcutuell Tag, 3. (j.S(Ji£tpry%sv sie (tov sv r^ ostvt iröXsi Or^aaupöv si^) ty^v
sztYpcc'fviv roO Ssivoc (aotoö) stouc uusp (zoö) röirou ö Ssiva Tt'jpoO (xptOYjc) dprdßac roadijos
Y^YVctai dpTdßae -oadc^s; bei Ratenzahlungen wird angeknüpft mit 6 aüroi; dXXa? dpxdßac
Toadc^c, 4. Unterschrift 6 Ssiva (aitoXÖYOc); auch mehrere Sitologoi, die einzeln jeder für
sich mit eigener Hand ([uittiren, mit [iSjjiSTpT^xsv Toad^Ss dprdßac.
Im ersten Jahrhundert n. Chr. beginnt man mit [X£[JL£-pY^%£v 6 ^£lva £l? ÖTjaaupov oder
[j.s!i,stpY^x£v sie "cöv ÖYjaa'jpov . . ö Sstva; später \i.B\xizprfai ^Iq ^Y^aaupöv . . . övo[xati rot)
Ssivoc, endlich verbreitet sich die Eingangsformel {JL£-p7j[ia ÖTjaaupoü . . . övö[J.att xoö Ssivo?.
Der Thesauros ist bald der der Metropole, der Diözese oder der Kome; dann folgt jäVT^-
[irtz^z zrj'j §£iva srou«; (zoO Ssiva xataapoc), auch Monat und Tag gelegentHch die genauere
Spezifizinmg der Steuer; dann der Name des Steuerzahlers und dessen Vaters, das Quan-
tum der Steuerleistung in Buchstaben und Ziffern ; auch zwei Personen werden auf demselben
Ostrakon abgefertigt, desgleichen mehrere Raten; die Unterschrift lautet: 6 ^slva asoTjiJLSC-
(ojJLai. (Jahrb. d. Ver. v. Alterthsfr. im Rheinl. LXXXVI. S. 256 ff.)
Des Weiteren ist auch eine Verordnung aus dem Jahre 410 hierherzuziehen, 1. 173
Tlieod. Cod. de decurion. XII. 1. Cod. Just. X. tit. XXII. 1. ad inferiorum curialium re-
levandas fortunas et impressionem potentium itidem curialium cohibendam jjlacuit ut descrip-
tiones si cpiae per singulos ordines cogentibus diversis negotiis agitantur non sumant ante
principium quam apud acta provinciarum rectoribus intimentur et ex eorum fuerint receptae
sententiis. Sed et aiunim (juod ex huiusmodi contributione redigitur ita debet susceptori
aurario consignari ut securitatibus nomen inferentis dies consvd mensis causa et sum-
ma comprehendantur, quo et descriptiouis aecjuitas illustretur et descriptus documentls
evidentibus fulciatur. Die Quittungen mussten, wie aus einer Verordnung vom Jahre 456
erhellt, wohl aufgehoben und auf Verlangen, selbst nach mehreren Jahren, vorgezeigt wer-
den. Interesse erregt daher eine solche Quittung in der Samndvmg des Erzherzogs Rainer,
Nr. 9075 mit folgendem Texte:
1 f ■/ xß atT-' ZSVTYje j £xr/j? \
2 sßoOjXY/C j OX-COYjC w'^
3 Ct-7. XO'jOtO-' 0'J£Va'fptO^ ZWjJL^
4 5 xoajxa x'jpo^' Xiß'' otp' «Soo
5 a ß jx// t rii sfxo-' xaixjjKov syp f
Schrift auf den Verticalfasern ; Faltungen liorizontal in den Abständen 2 -f 1-15 + Vb
H- 1-35 -f 0.5'^"', Höhe 7™, Breite 8"""; VI. Jahrhundert. Nicht weniger als vier Indictionen
werden liier auf einmal quittirt! Dass manche unserer Stücke ausgestrichen sind, mag seine
P^rklärung darin finden, dass entweder die Forderung oder der Schein für cassirt anzusehen ist.
In manchen P'ällen hat der Steuerpflichtige nicht in eigener Person, sondern durch
Vertreter gezahlt; so durch seine Frau LXV, 2 Koa[xäc ÄC/ytar/jc " a?j-oO Ya(i.£rrj; LXV, 6
i!7.|xßä . . . ocd zvj xüpoy '[codvvou, Papyrus Erzherzog Rainer, Nr. 9036, Std xoO iratSöc
a'jro'j 9079 zai-^s^ Koaiiä^ (sie) KotsopYj wj. Aßpaa[xto'j AtcoXXo) 9075 5id Koo'xä ....
Schwierig i.st die Vonnerkimg -/.n-c/. oder 'Ar>.y/.aKk zu erklären, die sich auch in einer
Quittung im British Museum, Wiener Studien, 1887, S. 277, vorfindet: (Höhe 6-5*"', ]3reite
17™, auf den Verticalfasern geschrieben):
Dje Pariser Papyri »es Fundes von El-FaijCtm. 215
1 f STCATjp'", y.upa rxbrxvaorx ) xup/ ao<pca
2 j^ 'ov at' STCOtx/ zapÖKov viapTcov xpwxTjC r'
3 S TcayÄcXÄ) ap' 8uo r^]v.<zo o(o5£x/ y/ a ß S tß |jl/
4 sypa'f [XY]" ÖcoÖ x t'i 7.u' tvj f 5/ snou (ay^-
5 auv" Ypa[JL[j.' ....
AMr haben daher dieses in folgender Weise übersetzt: ,Es liat erlegt durch Vermittlung
des Kanzlers Fi-au Athanasia und Frau Sophia für die Naturalsteuer von der Weizenernte
der ersten Indiction in Tarthion-hof 2^1^ + '/j,, sage zwei eine lialbe und eine zwölftel Artabe
Korn, soviel und nicht mehr. Am 20. Thoth derselben Indiction, ausgefertigt durch mich,
Menas, der ich mit Gottes Hilfe Notar bin.' Über den Cancellarius haben Böcking, Not.
dign. 305 ff. Bethmann-HoUweg, Civilprozess III, 157, gehandelt. Oder bedeutet es ,vor
den Sehranken, im Amte'?
In LXV. 1. steht vor ap/ Z. 3 noch eine Gruppe, die etwa auvsc'/ gibt, sie findet sich
auch noch in folgenden Quittungen der Sammlung des Erzherzogs Kainer, Nr. 9048:
1 ^aöxpt ig o'.z"'-' z[Azrfi tv^/
2 xottvotj t£p£|j,ta5 uoavvj
3 a'jvst'-/ ap'/ (i.tav xpirov
4 öco^cv-arov y./ q ay' cß' f ji-a^tiiij
D. i. am IG. Phaophi wurde die Naturalsteuer der dritten Indiction, auf Neudorf ent-
fallend, mi Betrage von Vj^ + Yiä Artaben, sage einer, einer drittel und einer zwölftel Artabe,
entrichtet von Jeremias, Sohn des Johannes, l^nterzeichnet: Maximinus.
Ferners Nr. 9049.
1 f /y.rjy. '/; QiX" tpar^c ivj
2 otat'-x'.ac ßapQo^.ojxsoc'T-."™!"^'
3 XI 5/ "/iyouiJLj auv bi^-/ ap
4 a ß f [JLapxr taa|x
Dass schon die Zeitgenossen ihre Noth hatten, die diu'ch die Schreiberpraxis um-
dunkelten Schriftstücke zu lesen, und selbst bei mchtigen Stellen nur ein mangelhaftes
Verständniss hatten, erhellt aus der oben citirten Stelle der l^asilica S. 569.
Papyrus LXVI.
Musee.s nationaux G846, 18, Höhe 7 '6™, .Breite 16™. Schrift auf den Verticalfasern.
1 t s/o) cYfo xaxvo'JÖtoc ^^zlrjza.z■r^z aaYixatoTCouov zrrjzr^z
2 "TjC apa'.vocKov Tro).e(oc owpuovt irtazaw uuo axo^Xco
3 aico exotxtoü cpava[X£T: oxsp 3tavo[XT^? xtjc xapouavj?
4 Zcaaapaaxai^sxarr^c tvj aaY[jLa':a xafjLTjXfov Evvsa
5 aaY[x« %a]XY^'' 0 xa'. crr>'.[x(oc £/<o ra'j-a xaraßaXsiv
•6 üTCSp ZYjC ö[X(ov 8'.avo[X7)C z-(rjfj,r^ri [rq' xauv. v.a zi acj"^
7 '.^ ivs t ^' «[■'■''^^ aspYtou a'jjxßoÄatOYp/ SYP'^'f
216 C. Wessely.
Papyrus LXVI, 2.
Musees nationaux 6531, Höhe b'b"", Breite 17";$''"'. Kand links 1-3™. Sclirift auf den Verticalfascrn; Faltungen
horizontal in den Abständen 2"<i + 2 -|- 0'9'-'™.
1 t S-/0(A£V >J[X£IC ^(BiÜ^-^iOQ, Uioc cpotßa[Jl|JL(OVOi; -Kai riTz-^rx xop/
2 uioc asvouOtoy a|i.(pot£pot aaxxoTcotot aTco ttjc apatvorao"
3 ':roXs(o<; lot? a^o /(optov'''' ßooaipsco? 5ta vjXta ictaxtY
4 XoY"^ 5tavo(jL7j? rpiaxaiSsxatTjc ivj axotvta ipr/iva [loaaSs
5 [xat £toi[i(0(; sx'^t"-^'' locura xatJaßaXstv 'JTisp
Papyrus LXVI, 3.
Musees nationaux 7087, Höhe 11™, Breite 3«".
1 . . ]v Toov '{fjV'x/m^^ SV [ ]a xat touto sxoijxco? [ s/(o xara
2 ßaXctv 'JiTcp U[AO)V sie rrjv auTr^v otavojr/jV %[
3 ] 5' sjx"'-' cpiß ayfjtßoÄaioYp [ syp
Alles, was der Staat für seine Bedürfnisse nöthig hatte, kaufte er nicht, sondern liess
es auf dem Wege der Naturalleistungen liefern (Schiller, Geschichte der röin. Kaiserzeit II,
71), hier z. B. Kameeltaschen als Corporativsteuer der Taschnerzunft von Arsinoe, als deren
verantwortlicher Vorstand Papnuthios dem Steuergeranten Dorion gegenüber auftz'itt.
Zur Erkliirung der Gewerbeverhältnisse sind vor Allem zwei Stellen des edictum Dio-
cletiani de pretiis rerum venalium heranzuziehen, und zwar zu LXVI, 1 die Stelle XI, 4;
es werden dort, aufgezahlt drei Arten von Taschen:
sagina burdonis .... denariis treceutis quin(|uaginta
sagma asini denariis ducentis quiucpiaginta
sagnia camelli denariis trecentis quinquaginta.
Die Verhältnisse in LXVI, 2 hellt auf Cap. XI, 1 desselben Edictes
de saetis caprinis sibe camellinis
pilorum infectoruni
pili neti ad zabernas vel saccos
pilorum ad fiinem confectorum.
Die Construction unserer Urkunden s.'f(a iyw o Sstva t(|) 5clvt findet sich wieder in den
zahlreichen nach einem Schema gearbeiteten Quittungen des Diacons Hellas für den Bischof
Abba Petros (Wiener Studien VIII, 1886, S. 113), z. B. ,ich Diacon — Küchenmeister He-
llas habe in Händen die eingezahlten S'/^ Artaben der Bewohner von Patre für Seine
Ehrwiirden, den Bischof Abba Petros . . .'
Das Gegenstück zu den eben vorgeführten Stücken ist die Stilisirung im nachstehenden:
Papyrus LXVI, 4.
Musöes nationaux, 7384, Appendix 278. Höhe II-,')«'", Breite 13'^"'.
1 . . . . |x|Y//a 7.710 vf^c apa[woraov %fjXziüz
2 ciJTio 7.[vfooo~ oa|AUt)v oi':o[i xaTOTSpoo
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 217
3 Trapa ao'j [xr^va sir'.aira'üo^ xcov ....
5 fJJTTSp tt[j.-/ii; xajxtatwv xptov''" X[oYto
Die Quittung ist abgebrochen und verstümmelt. Z. 2 ist zu lesen -caiJiKöv f^toi xato)-
tspo'j, Z. 5 -pttbv. Auch hier tritt wieder officiell nur der Vorstand der Corporation der
linyfi (auch linyphiones, linyjDliiarii, Xivö'J'fOi oder XcVT)?p!,xr>t, eine hybride Bezeichnung, von
lanificus abzuleiten, cod. Theod. 10, 20, 8. 16. und Papyri) uns entgegen, und so erleichterte
sich der Staat die Steuerhebung, dass er der Corporation den Steuerbetrag auflegte-, die
Repartirung innerhalb der Zunft war dann Sache der Mitglieder.
Papyrus LXVII.
>rns.'(^s natiouaux 7086, Höhe 12™, Breite 30™. Rand links 2-.5™, unterer Rand 2™, oberer 2-4™; Schrift auf
den Verticalfasern.
1 t iX>vY]p/ vs'fspot rfaX-qy to 5-/][JL03t' a'J^ sirotx' Xr^xo'JC viapTij £ß§o(j,ir]C tv8/ auvzt,/ ao^
x/ . ^. . . .
3 aßp/ x/ [iSS'T^ j J^ [Aotxapco^ -topcsc x/ %cS ) j^ -/YjXo'j y^t^J t:° "^pa'J Tra[xouTt x/ r^ . . . .
4 xsc x/ a5' j jt^ Vc'^cpa Qouiric x' s^'-^ j ^ aza oX irx'jatoi; x/ s^'v] j jl^ fjiapta aav . . .
ö j jl^ svocx/ XcXXj ß x/ 7j j jt^ irpots'jai/ ti ao' C tv5;' x/ p o/ y^/ '>^/ txao' xsparf'" Tpaxo-
[ata''" ctxoai sv Tszaprov
6 Ui\ 5/ a/ ddct (AScC y-l C^' 3 ^^ ciiroc oX »tß x/ ßSTj' o-' x/ 0 S 5'-/^ j(/' xaraßr/XX) xp'jo^
x/ tca [5'-K] tpcaxoata sv^sxa
7 Tstap-cov OY^ov irpoxpV [ay; y ^'-'3 ''^'■' ^'^ ''^ t-j t ocp-/^ xavvtovj j r O'TrtOcV jj.// 'fapiij** t3 t"
Soviel ist aus dem Texte zu entnehmen, dass es sich um den Grundzins von Epoikion
Letus liandelt, das fiir eine Anzahl von Personen durch Nephera Phaleg entrichtet wird.
(Was diesen Namen betrifft, vgl. man LXV, 3 : Joannes Phaleg). Also : sirX'/^pwas Ns'f £pa
<I>aXT^Y '^ 5Yj[xöacov ciütoO sxotxto'j A-rjToöc xapiitbv £ß5ö[JL'/]C tvSixruövoc; das Nächste enthält
die Aufzählung der Leute, für welche er zahlt: uirsp flaxptxcri'j — ich ziehe diese Auflösung
der Kürzung vor der andern : itarpoc, da wir roO Tza-^jOQ aözoö dann erwarten möchten —
xspaua I9V2 xat ü-Tisp Otß Ilouat xspd-üta 17V2xal OTzip xoptou NsiXcijjijjkovoc xspdua 5\4 + V8
xal 'Jirip Ilo'jtoijjL riaÖAo'j xspdxioc roadi^s xat öirsp . . . Aßpaajxtou xspa-cta 44V4 + Vs ''«•«^^ UTCsp
Maxapioo Ttopisc xspdua 26* ^ xat, uirsp X-^Xoü y^I^'-^"'^? '^^*^ Npau Ila(io'Jxt xspdua 18 xat
'Jxsp . . . xscc xspdua IV4 xat aicsp Nsrpspa Bo'jtcic xspdua 5V4 + V8 '»ai aicsp dira 'OX Ilxo-
a'wOC xspdua 5V4 + V8 ^oii 'Jirsp Maptac 'Aaviou -cosd^s xai 'Ji:sp svotxbu xsXXäv ß' xspdua 8
xai 'JTCsp Tcpwts'jatficov (?) r?jc a'j-f^c sß^öfAr^c ivSix'cuövoc xspdua 100 Ö[jloO y^'^='c<^^ xspdua
321' 4. Erhalten waren aber schon davon durch den Gemeindeältesten awa IXtXst 7'/, Kerate,
durch Apa Ol Phib 2*4 + 7., Kerate, zusammen (6|jLorj) 9V2 + V4+V8 Kerate, es waren also zu
zahlen 3IIV4+V8 Goldkerate. Dann scheint noch von einer Vorzahlung (irpoxpijjia) von
48 Kerate die Rede zu sein.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abhandl. von Nichtmitgliedein. CO
218 C. Wessely.
Papyrus LXVUI.
Musöos nationaux 7111. Höhe 5'='», Breite 7™. Selirift auf deu Horizontalfasern, keine Faltungen.
3 XP° ''^^'-'^ ) apx'': IS tv* xsp" ctxoat
4 8uo TS'uap'^ Y '"' ^ß^' ^ ^'^'^ß t»-//
6 Si« t . . . .
Das ist: 7cap£a)(£ KoajJiäc UTCoStotxYjn^c 8id xoö xupCou Mirjva Siaxovou ötTcö 87][xoaiou ^pu-
ooö na6X(p xal 'ApxaStq) ts' ivSaxiÄvo? xspdtta siÄoat 86o Tstaprov y^T'^^'^o^^ xspdrta xߧ'
88' cß' txöva • ■Traycbv %C '"^i? ^s' ivSaruövo: • 8i' spioö 'A|j,[jl(i)Vlou 'Icodvvoo
Staxövou.
Der Titel uiroSioaifjTTjC, bisher noch unbekannt, ist zu verbinden mit Stowrjn^c nach
Sophücles* = coUector of taxes; Justinian Kov. 120, 6, 2; 128, 16; Leo Novell. 157.
Pergamen LXVII^''^
Musees nationaux 7100. Höhe 7'^'", Breite [>-T"^.
1 |jL£a" if] ß w^ aspyioc 8iax°/
ä Jt:^ ^■'ilJi''' "'■' ß ^v^ rx}j 1 C8' £7c[-:a -Ccxap-cov aX^ |jl//
3 t axa oX [j.
4 ... CTIXHN
Das ist: (XcOopTy '.yj' Ssurspac IvStxtubvoc ISspyio? Stdxovoc üirsp STijioatou r?jc Ssurspac
iv8txt«bvo? 'A)>£^dv8p£ca xspdrta C8"
Pergamen- LXIX.
Musees nationaux 7106, Höhe 7-5'="', Breite 9"'.
1 t Trapx/ 'jco(j[a]i t£x-(ov
2 j^ [JL£p/ Staypa'f/ /.a'jp/
3 T ayt/ ßtxTwpo^ ß xavj
4 Ssxar/]? tv[8/] x/ £T:t C'->T°
5 aXj t ta8' x£p/ £v8£xa xätap^
6 li// 9a[i^ ta z[yj? aj'ji: c ivj
7 8/ £|x°^ Y£(opYio'' t
Das ist: rapäa/E IloOat t£x-(ov uiisp txcpo'js 8'//YparfY)C ).a6pac toO dY'lou BtxTOpo? 8£U-
zspo'j xavövoc 8cxdrr^c Ivöixrcwvoc xspdtca sirl Cf^YV 'AA£i;av8p£{ac xspdrca svösxa -ciraprov
ixöva 'fa|X£vd)6 ta' zf^z a'JXYjc SsxdxT^? ivSarubvo? • 8t,' £|i.o'j FscopYtoo.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 219
Perganien LXX.
Musees nationaux 7100, Höhe 6'1'=°, Breite 6"5'='".
3 nrjc ayr 6i'Ä^ [ . . %« v sv
4 aX^ V a aX^ [x»/ [
5 t ^/ ^[J-''^''' "^
Das ist: (itapsaxsv) sitsi'f t' Tsxdp-cr^c IvSattcövo^ TlaY^patEV ÖTzip StaYpatp'^C Xaypa? xy](;
äyiac BsäXtj? . . . xavovoc vo[j.ta[xdriov §v 'AXsSdvSpstov [xövov ... St' £(jloö N . . . .
Pergamen LXX, 2.
Musees nationaux 7100, Höhe 3™, Breite 6-2'="'. Faltungen zu 1™ in horizontaler Richtung.
1 t jJLX. a 5 tvf aiCTca xctpxXac
2 XSp (OXX(0 YC/ 7J [J.Y 5l SfJlO"
3 öso^oat/
Das ist: j^s'/sip a' i^zr^c, ivSixxKbvo? (Tiapsa/s) dirza KapxXac xspdxia oxtco • §t' £|jloö
ösoSoato'j.
Papyrus LXX, 3.
Musdes nationaux (5.530, LXXIII quinque, Höhe 4"'", Breite 15'.5''™.
1 t B'"^ -q airo StaYP" Xa[upac irapjsixßoX g tv^
2 5/ avSpso''' Tcp^ XP*^~ • . . a x"/
3 ap'' V s' vojJL" cittov f ^/ c[io~ xoa[j.~ xstp^
Das ist: 6(bQ öy5ö'(] diro SiaYpa'fTjC Xaupac icapsfißoX'Tjc ixrYj? iy^uzmvoQ 8t,' 'AvSpsoo
Tcpsaß'Jtspo'j .... irpcbro'j xavovo^ dpt6[iiov votxtafidxtov ixrov • 8i' £|Jioti Koa[i.d xsipaXauotou.
Papyrus LXX, 4.
Musees nationaux «622, Appendix 683, Höhe 7"", Breite 3-5'=™. Faltungen horizontal ä Vb und 1-4''". Schrift
auf den Verticalfasern.
1 t Tcapx/ ouöva'fp/ TCOjjLap'.- j^ 8[iaYp
2 Xaup*/ T «Y^-/ ßwropoc a xavovoc 8 tv)
3 siria Tst^ y'^ C'^' [J-V/ t"^^' ^' ''^" '>^C
Das ist: Tzrxpio'/s. Oücvd'fptoc TCOotiapi-CY;? 'Jirsp oiaYpacpvj^ Xaupac toö dYtou Bwtopoc icpto-
zoü xavövoc rätdptYj? iv^atKövoc siitd Tsraprov y^Y^^*^*^^ CS' !J.öva • cv8i%tuövoc z^zdpzr^Q itauvi
220 C. Wessbly.
Pergameu LXX, 5.
Höhe 4-7"", Breite 7*5 '^"'.
1 t zap/. [jLYj- avayvoair^;
2 kl. StaYpatp/ Xa[up]a? Tcspas
3 ac a xavwvo?
4 YSpatt/''' S |JLO |x/. th z^' auTi
5 tc w^ 3/ ousvacpp/ 1(0' 3 uo" 3|j.
6 axap''' 3 (Jir^" f
Das ist: irapsays MTjvä? dva^vcootr^c üTusp ScaYpatpY^c Xa6pa? Ikpasac Tupcorou xavövoc
xcpdrta Tsaaapa [iöva (Ac/sip xO' zr^ txhzrfi ts' tvSantcövoc • 5i Oüsvaiyptou '[(ooyj^ xal
'Iwdvvou tm Maxapioo xai Mr^vä.
Ttjc aüT/jc ts' iv§au(bvoc bat, da vorher, auch niclit nach a xavwvoi;, die Indictions-
zifFer nicht angegeben worden ist, keinen Sinn, es ist fonnelliaft mechanisch geschrieben
worden.
Pergamen LXX, 6.
Musecs nationaux 71051, LXXIII suite, Höhe So™, Breite 8-4'='".
1 t (J''^ £ 5 w§/ aTT" Staxpa^/'*'
2 TrapsjxßtoXj ß %« asvouöt" irpaY|JL^
3 xsp/ sirra y^' ** C t ^' £[Ji-°''' 6- £YP
Das ist: [Asysip iteiiirTri sättjc ivStxtKövoi; äTtö StaYpafp-?); irapsiJißoXr^C osutspou xavov&c
ScVOüOtos TcpaYlAtttsuiT]? (zapsays) xcpdria sittd Y^vstac xspd-ta C St i|xoö 0so§(öpoo SYpdtpr;.
Dem Bestreben nach Kürze fiel Z. 2 ).a6pac zum Ojjfer.
Pergamen LXX, 7.
Neue Nummer 70. Ibid. Höhe 4-8™, Breite 7-3'^". Faltungen horizontal in den Abständen von 1 + 1-3+ 1-5 + 1™.
1 t T:7.py.V irsrpoc TuaßcG
2 jlj:: S'.aYp" Xaup« zrr rv^i/ ösoS'''
3 po~ 'jcp"/ xavovoc ß" tv)
4 xsp Xcoospa '//[i'/jO'^j "£
5 raptov y^/ 3 5S5' (j.£ao
6 [>■(] C ß" ^vj t 8/ £(j.o" OsoSdjp/
Das i.st: xap=T/= IIs-po? Haßsi; üirsp ^jia'djn'friZ )«7.6pac -oO dYtoü BsoSwpoy xpwiou %a-
vövo; SsoTspa? Iv^fÄTKöVic Kcpd-cca zi'zczrja -q^v.o'j zizr/.rjz(j^ -^iyyzzai y.cpdua 8S5' iisoopi^
ißoö|x'(; Sc'jrspac ivSauwvoi; • oi" £|xoO Bcooojpoo.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 221
Pergamen LXX, 8.
Musees nationaux 6528, Appendix 670, Höhe B"^", Breite 5-3 "".
1 cpai? C0p[A07U0X£(O
2 Xat>p/ ZOO ayi/ ßa[ropoc
3 iV) xsp/ ösxa r£rap[rov
4 [yc/ x£p/] i5' \i. a9op xy 'c'' ci'j"£ t[v§
5 SiTCcX" f 8 sjjiou yswpYj
Das ist: irapsays 6 Ssiva uirsp 8taYpa(pvjc Xa6pac toö dytou Btxtopoc toö Sslvoc xavovoc
. . . . 5i' £(i.oO FcCopYto'j.
Pergamen LXX, 9.
Musees nationaux 7113, Appendix 681, Hölie 6-6'^"', Breite 6-5'=".
1 t [jlX 7] C 5 a[J-[J. ....
2 cpotßafJiiJKOv jJLaxap fi
3 %'Jp . • . . jk:^ Stayp/
4 %axo-£p/ j a X)
5 xsp/ 8
Das ist: {Xs/sip öySÖTj sß^öfJLYjc tvSixuwvoc OTCsp Staypa^Yjc ()^a6pac)
xatoTspou Tcpw-ou xavovoc xspdxca 8'
Pergamen LXX, 10.
Musees nationaux 6677, Appendix 164, Hölie 4'='", Breite 2"".
1 t [jl' irx ß C IV'^ . . .
2 xa-7J TZrxTZ . . .
3 Xaupac ayt a[ava£Vcoc . . . %"
4 x£p, c7c^[a . .
5 yt' x/' C {Jt'/ . . .
6 (xtav ^ . . .
Das ist: {at^vöc ica/cöv 8£ux£pc(: 8£xdr/]? ivoix-uövoc . . • xottTj RaTT . . 6%ip Siaypatp'^?
Xa6pac dyto'j Sava£Vcoc . . . xavovoc XcpdTca £iird yiVc-cat xEpdtta C (J-öva xal . . . [itav
(AÖVTjV.
Pergamen LXX, 11.
Musees nationaux 7100, Appendix 670, Höhe ö"", Breite 4-8*^"'.
1 t JTcapY^c;-// y.£pi[o:
2 Tiapa (potßa[j.[J.[(ovoc
3 Tzrjjinzr^z iv^ a [ xavovoc
4 vo[JLia](i|i* 5'jo %£pa^ (o[x'cco
5 5j au|i.= i 7.
222 C. Wessely.
Das ist: irapso/s Kspcoc -srapa <I>oi,3d|j.[j.(ovoc tiitsp SiaYpafpvjc . . . icpwnrji; ivSaxubvoc
zptoro'j xavövoc vo{Jiia[JLdua 36o xspdua öxt(6 . . . §td au{JL£(ovtou.
Papyrus LXX, 12.
Musees nationaux 6609. Appendix 283. Höhe 8™, Breite 6«".
1 .... tv5/ ... .
3 Xaupa? ] ayt j3txiop 3£tJt[cpac
4 tv5/ ] Xspaxta sirroc Yj[{JLia'j
.0 Y^ ] x/ CS t 6£o5(op t
Das ist: .... itapsa/s ö 5ctva ÖTTsp ITsx'jaiou xai uicsp Otß üiisp fjia^fpaffjz Xa6pa<;
äy^^'J B'Ixropoc Ssürspac iv^ixtuövoc xspcürta i^td fj[JLtay ■ y^Y'^*'^^^ xspdtta i^za f^(j,ia'j • Bsö-
S(opo<;.
Papyrus LXX, 13.
Neue Nummer 219. Mus6es nationaux 6524, Höhe .5'7''"', Breite 7"2'^™. Schrift auf den Verticalfasern; Faltungen
vertical in der Entfernung 4 + 3'2™'.
1 f Tcauvt Y ctTCTua xup/
2 sXawjüpV ii^ ^tciYpoccp/ ii Xaup/
3 "t* ayt/ ßtxtop' ß tVj ■/pua"'''
4 xspaxtct ctxoci 5'jo Tsxapxj
5 xsp/ xß5' t 5t £[ji°-' 'fotßa[X[jLj
6 £^ STCt-pOT:) TCO'JOl 3 [XYjVa
Das ist: -rraOvi -(' d^nra Köpoc iXaioirpatTjc ÜTCsp ijWYpafpTjc "ctjc Xaupac toO dytoo Btx-
xopoc ^S'Jtspac tvSixxtcbvoc /puaoü xspdua stxoat 56o xstaptov ... 5t' £|jioy <I>otßd[Ji|X(ovoi; £^
£xttpoi:'?i<; lloOct xal MTjvd.
Papyrus LXX, 14.
Neue Nummer 251, Musees nationaux 7332*'% Höhe 3-9«™, Breite 4-4'="'.
1 t Tiapx rasptjjLtaa
2 jt^ Vcov 5taYpa'f/
3 Xaop« x"'' ayt ßixxcop/
4 C ^v'^ x£p xp'.a *) Y~
.5 'fotpji^ 3 XI ao'^ C iv^
6 t a7toX).o) airoX'X'
Das ist: zapsciyc Tasptjjiiat; ÖTusp v£0)V 5iaYpa'f(i)V Xa6pac xoü dytoy Btxxo)poc iß5ö|ji.-/jc
iv5txxt(t)voc xspdxta xptot . . . 'fapjjio'j^i 5' r?jC aöx'Tjc sß5ö|X'/jc 'tv5txxt(t)vo<; 'AtcoXXco 'At^oW.
Die Pariser Papyri des Fundes von El-FaijOm. 223
Pergamen LXX, 15.
Neue Nummer 249. Musees nationaux 7105, 6. Höhe 42'=", Breite 6"2'''".
1 t X" i £ tv^ j^ Siayp- Xaup" -ira
2 p£[jiß^ a xV aica oX tcoucov
3 j 0 uco/ au'^ xsp' §00 TjjjLiau oyS»,'
4 Y^.^ t ^St]' ouvo\' |i,»,' 8/ £|A°" x,oa(j.a
5 8taW 3 %oa[jL~ xsip
Das ist: yoidx t' x£|xtc-c7jc ivStx-cctövoc oirsp ScaYpafpY]? Xaüpac icapsixßoXTjc (irapsa/cv) dica
'OX Ilaocov %ai ö uto^ atiroü xspdxta S'jo fj^cau oy^oov Y^'Y'^S'cai xspdua ßSirj' a6vo).ov (Jiöva
8t £[xoO Koofid ocaxövou xal Koa{jLd xs^^aXatw-cou.
Pergamen LXX, 16.
Musees nationaux 7111, Höhe 2-2'"', Breite 5-3 '^■".
1 t b'-'b 5 |X£p/ SiaYp" >.- '7cap£[JLß'>
2 x£p/ x£p/ £'TC'ca \s.// C CUV air
3 «poiß-
Das ist: ötoö 5' [A£poc StaYpa<pYjc Xaupac Tzap^ii^oXtfi v.ip\).a.zoz v-spazia stzzo. |j.6va . . .
Ootßd|j.iJ.a)v.
Überblicken wir diese Quittungen, welche über Geldsteuern der Bewohner von Arsinoe
und zwar in den Strassen St. Victor, St. Sansenos, St. Thekla, St. Theodor, Perseabaum-
Strasse, Lager-Strasse, Untere Strasse . . . wohnhaft, ausgestellt wurden, datirt aus Tlioth,
Atliyr, Choiak, Mechir, Phamenoth, Phamiuthi, Pachon, Payni, Epiphi, Mesore, schwankend
zwischen den Beträgen von 2 Solidi 8 Kerate bis hinunter zu 2^/c,-\-^/g Kerate, so finden
wir, dass sie der Hauptsache nach in zwei Schemata abgefasst sind:
1. Tzapiayß 6 8£iva öirsp StaYpoctpTjc Xaupac zrfi Ssiva xoö toaoü8£ xavovoc {zffi zoaaozriz
IvStxTuövos) xcpdrta ToadSs [xova. Unterschrift des Beamten mit 8t' sjjlo'j toO 8£tvoc. Die
Datirung erscheint erst vor der Unterschrift.
2. Die Datirung steht an der Spitze, dagegen fehlt das Wort, xap£a)f£; dann folgt 6
8£tva OTzirj StaYpatpTjc , Name der Strasse, Indictionszahl (oder dito 8taYpa<p'^C Name der
Strasse, zw toaoO^s xavovoc 6 8£tva) Steuersumme; Unterschrift des Beamten.
Augenscheinlich ist das zweite Schema der bequeme Auszug eines Formulars, eine An-
gabe der wichtigsten Schlagworte.
Auch diesmal können wir die Geschichte dieses Formulares durch Jahrhunderte ver-
folgen. Beide Schemata haben ihre Vorläufer in alter Zeit und zwar sind es wieder die
Ostraka, welche hier abermals in Betracht kommen. Fflr die Quittungen über Geldsteuern
aus römischer Kaiserzeit gibt es nämlich der Hauptsache nach folgende drei Schemata:
1. ^Jia'(E'(^jd'ffjV.t'^ (später ot£Ypot'];£v) i Setva ÖTTsp Spa/^d? x. Datum, Name
des Beamten meist mit dem Zusatz a£aYj[A£t(0[Aat. Hierin sehe ich das Vorstadium des oben
224 C. Wesselv.
genannten ersten Schemas unserer Quittungen; icapcays 6 Ssiva üicsp öiaypa'f^c lautet in dem-
selben Hhnlicli so der Anfang; zuletzt kommt vor der Unterschrift des Beamten das Datum.
2. Briefform : 6 5ätva (seil, der Beamte) -ccp Sslvi /atpstv • sayov etc. Datum, Name des
Beamten meist mit dem Zusatz ac3TjjJLS«o|xat. Da jedoch die Epistola ganz in das Wesen
der Contracte überging, fiel diese Form tür die Quittungen ausser Betracht.
3. Mr^vö<; x toO y irooc oyö^iazi toO §£tvos ÖTzip . . . 8pa/[jiat z. Name des Beamten mit
folgendem 3saTj[j.cüo|i.ott. Diesem entspricht augenscheinlich das später gebrauchte zweite
Schema; beide präsentiren sich als wortkarge Auszüge von Formularen.
Wir können von dieser Gruppe nicht scheiden ohne zu bemerken, dass wir die so in-
structiven Steuerlisten und Rechnungen, welche so sehr geeignet sind, das Verständnis« der
vorliegenden Urkunden zu erleichtern, ebenfalls durch den Faijumer Fund erhalten haben.
Wir werden im Verlaufe des III. Kapitels Gelegenheit haben, in den Strassenlisten, zu
deren Anlage fiscalische Gründe geleitet hatten, mit den Steuervormerkungen ausgestattet,
eben die hier vorkommenden Strassennamen ^väederzufinden. Beispielsweise schalten wir
hier eine kleine Rechnung über die parallel laufenden Naturalsteuern ein (Mus^es nationaux
6920, Appendix 746, Höhe S-ö"^-", Breite 12™').
1 t yvootc aiTOU TSTapir^? iv)
2 rxTzo %o[xtc ■ • • po'jßc ... [ap . . . .
3 otTTo STtotxio'j asßsvTj-tO'j ap iC
4 aTüo vvt . . [ap . .
5 airo xo[jitc iraso'j [ap . .
6 •rrapa to'j irpsaßu-üs ap . . .
7 a-TTO
Papyrus LXXI.
Xeue Nummer 218. Musees nationaux 6843. Höhe 6'^™, Breite G'S*"". Linker Rand l'T"". Das Papyrusstück ist
aus einem 4'8"^'° breiten mit Verticalfasern und einem 5'" breiten mit Horizontalfasern zusammengeklebt.
1 t irapYja/' (lap^o? apai %p^
2 j^ svotx/ 5(o5s%axY](; tv5/ Xtta
3 xsparia tpta'Aovta y^ ^-'■^ ^=p ^ V-'
4 hyjH 6 Tps'.T/.aios%a-r^? tv5/
b 5/ cjx"'' Osoocopaxto" f
6 t %aX^ oror/si [lot f
Ganz in der Art der öffentlichen Quittungen ist diese über Privatmietlie gehalten : ira-
psT/ä Mäpxo; Apaio'j %p£(oypYO?) 6it£p ivouto'j ^(oosxdxY^c ivoixucövoc Xtid Äcpdxta iptdviovxa
. . . |ji,öva • 6(0^ 0' Tpia-Aaios-zcdr/ji iv^txziÄvoc " ^t' £|J.oO 0so5(opay.iou • KaXos atoi/st [xot. Be-
merken wir, dass der Miethzins nachträglich gezahlt wird. Signirt hat der svowioXoyo? und
wohl auch der Hausbesitzer.
Papyrus LXXII.
Musees nationaux 7093, Höhe e«", Breite 12™.
1 t -0) ao3//f'' 7.aÄ(o '/.aKK^
2 Koavv'/;? v^ irapaay'"' a-iro TCpooo^/ tj-coi «pop'p' sxrr^c cvj rac
3 ... 5/ -/pr^oto" . . . y.aoxa" ....
Die Pariser Papyri des Fukdes von El-Faijüm. 225
Das ist: xcp äScX^öJ KakCp KaXXs . . . kodvvrj? voidpioc ■ TzarA^-po dicö irpoaöo(ov f^Tot
(föpcov SÄ-CTjS ivSwruövoi; xdc §td Xpr^azoö ....
In Contracten und Quittungen finden sich zur genaueren Bezeichnung Umschreibungen
mit fjxoi, z. B. dvrXr^acv '/]tot dpSsiav Quittung der Sammhing Rainer 9079.
Papyrus LXXII, 2.
Musees nationaux 6905, Höhe .5 — 7'=™, Breite 13-,5™.
1 t x(o a^sX'^/ (fO!,ßa[X[Jij bt.u=i\x^ x(ov 'JTcsp opp tsaaspa vo^ta(j,j cäitjc tvj
2 Jii^^ va'jX, C v° X
In opp haben wir die Abkürzung für opptov zu erbhcken, ausgeschrieben in einem Pa-
pyrus des British Museum, Wiener Studien 1887, S. 262 -qi Qa'j[JLaat(ördTq) (jL£atr(] 57J[jlo-
accov 6pp{(ov tTjO^c tYji; iröXctoc; es ist dies das lateinische ,horreum', früher Qvjaaupöc.
Pergamen LXXIII.
Neue Nummer 136. Musäes nationaux 7449, Höhe 5™, Breite 9™.
1 t irapsa/^ tcoavvr^c o Qa'Jii,)"
2 Ypaixji.)" [iatai^o/ aic" Tcpoco^/S/
3 tstapr^i; tvj p" vo[jna[i.°' xsaaapa^V
5 t -^i "^^ \Kri p'' f
Bemerkenswerth ist die Variante Tcapsa'/^ neben dem sonst auftretenden T:ap7ja)(£. Tran-
scription: TiapsT/s 'I(odvv7jc 6 9a'j(j.acuÖTatoc YP^I-'-P'-^''^*'-*^ Mataßo;; diro TrpoaöScov TSTdpnrji;
iv^wcuövoc pUTiapd vo[jita{JLdtta xsaaapdxovTa öocxw . . . Ilaävi xC tsXst y' ^v^txTuövoc '(b[^aX(xi
vo[AtajJLd-ta |jl7j' puiuapd.
Joannes zahlt die auf seine Gemeinde entfallende Steuersumme, deren Repai-tition unter
die einzelnen Mitglieder der Gemeinde überlassen war. — Ein Ypa[JL[xax£Ui; xcö[jl7j<; Ta[xdv£toc
zahlt auch die Briefbotengehalte aus in den oben zu Papyrus 6673 (159) citirten Quittungen.
Papyrus LXXIII, 2.
Musees nationaux 6972*'% Höhe 3-5™, Breite 6'="'.
1 xapx «potß- itp^ airox aXaßavt/s ai:°
2 -rtp'^ oiar TcsTii [xsp'' x" £v55/ a %/ . . . .
3 vo[i] £v xsp, §£xa [Y^Y'^cxat
4 v° a t c [j./ . .] . . . t 5/ cjx«'^ [to!> 5SIV0C
Das ist: Trapsa/s OotßdiiiJKOv TCpsaß'Jtspoc dicö -/wp^ou 'AXaßavtt^oc diro xpoaö^wv ouaia?
risxxTjptou .... t<öv £v5o^oTdx(ov Tcpcöro'j xavövoc vojxtcjj-dxiov §v x£pdTta 5£xa . . Zi £[aoO
Toö Sclvoi;.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. I!<1. Abhandl. von Nichtmitgliedern. dfl
226 C. Wessely.
Papyrus LXXIII, 3.
VIII. Jahrhundort. Neue Nummer 223. Musces natiouaux 6479. Schrift auf den Horizontalfasurn; Faltungen in
den Abstünden 1-5 + IS + 1-3 + l'S"" in vcrticaler llichtung. Höhe 4-7<^"', Breite 10'='".
1 t Tzapezy- Ol rxTzx (|;svup^ 5/ aßSsXX^ TrtaxW'-'
3 Sexa cTcra ptV syp" [jl" rußt tj ti cß cv^ f
4 8/ six"'' Y£f»pT'^^^ ^^''^ ''^P" To . . .
Die Steuerverhflltnisse der byzantinischen Zeit fanden in der arabischen ihre Fort-
setzung. Hier handeh es sich um Naturalsteuern, die auf die Ortschaft Psenyris entfielen,
und yAü in byzantinischer Zeit alle Arten Lieferungen vom Staate den Gemeinden auf-
geladen wurden, so auch jetzt das Herbeischaffen von Haaren; ähnlich ist die Lieferung von
Wolle, Leder, Hammelfleisch, Gemüse, Heu, in einem Papyrus des British Museum, Wiener
Studien 1887, S. 256. Wozu das (Ziegen-)Haar gebraucht wurde, zeigen die Geoponica
18, 9 1^ 8s f*pi$ av^Y^ata irpoc rs ayotvo^c xal oaxitoui; xai m touroic irapair^ata tsA sie
vaunxd? ÜTTYjpsata? v. Marquardt, Privatalterthümer, p. 462.
Umsclirift: xapsa/ov oi dico -/(opiou U'*sv6pc(o? 8cd 'Aߧc/v>.att9 (»-äax.'I cXxc) irioitxoö dito
rptyieov Sto^cxdTr^c tv^Lxxccövoc tpr/uov [AStpa tC 8«%a sirm [xöva • EypdfpY^ [XYjVÖt; Tüßl t)' rrjc
tß' tvSix-ctwvo? ■ 8c' £{xoö FstopYtou sXaytatou icpcaßuxspou.
Pergamen LXXHI, 4.
Musecs nationaux 7111, Höhe 4"5'=°, Breite 6 — 7™.
1 t Tußt y.a a '.v* aTco SiaYp' Xaup
2 irapsjißo'' a tfil ao'j}Xrx (popo"
3 opßox'- 8/ TTctpo'j xcparta
4 5co8£xa TcTap^ oy8oov
5 [x tßjS'v;' oy8/ (jl// t 8t £[j.oo
6 TCao^ ) oXXcäc a
Das ist: rußi xa' icpcÖTTjc 1781X11(0701; diüö StaYpot'fvjc Xa6pac llaps[j.ßoXy]c irptorou xavövo;
So'jXXd 'fopou öp(o)ßoir(oX'/inr]p{ou(?) 8td lIsTpou xspdua SwSsxa xsiap-ov oySoov |x6va • 8:' sjjloü
lla'j/.o'j xai Oa/sIx.
Papyrus LXXIH, 5.
Musee» nationaux 7100, Höhe 7-6"°, Breite 8-5'="'. Faltungen horizontal zu 1'7™.
1 t irapaa/'y ot paTc:' 8/ irap
2 siciOT" aTco 8taYpa'^,'' Xcvcs )
3 8£X7.-:r^; tv' 8/ 8'.a'fopp'" tzV'W-
4 vo[j.'.a[JL*» 8o)8=xa xsp" c$ a).[^
5 yV '^"' tß t ? a/.^iJL»// SYP" t»-" X* ^■'ä ""^ l''-^'-'' ^' ^'*')]
6 8/ £{!'■-' YäfwpY'-'''''-' '^'->'^'' ß''^"']''
7 xa[i.[xvtx'.a f
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Fauüm. 227
Das ist: TiapsO^ov ot pdxtat otd Map . . . STtiaxdzou dirö ^laypa'fY;^ 'jrcvrsy.at^sxdrrjC "tv-
otxtubvoc §tä 5ca<pöp(ov ictarcxAv vofxtajxdzta otoScxa %=pd-t7. i.^ C'^T^P 'AXctav^pcta? jjiöva •
Hiemit wird die vom Vorstande der Schuhmachergenossenschaft erlegte Gewerbesteuer
quittirt.
Schon im II. Jahrhundert erscheint auf den Ostraka-Quittungen der Boy^Öoc, Secretär
des Steuerpächters, so auf den von Fröhner herausgegebenen Ostraka 18. 21 f. 27, 29, 36 — 43
(Revue archeologique 1865). Ihn kennt auch die byzantinische Administration: Joannes Ly-
dus de magistratibus II, 18. VgL auch Musees nationaux 7089, Appendix 222.
Papyrus LXXIII, 6.
Musees nationaux 7100, Höhe 4°", Breite 9-5'="'.
1 f '/*/ 6 Xa'jp- ayr Osv.X') \).'q- oX'^
2 aTcoXXcövtou ayto'j Xccovi'.«^
3 x(ov [iap-Tjpcov Y=<'>p"' it=p3j a[7:oXX(ovtou 'Ttapsii.ßoXY^C
4 T^Xr tv'^ Ol
Wohl eine Übersicht von Strassen, zu fiscalischen Zwecken angelegt; wir linden hier
die St. Thekla-, Menas-, Olympische, Apollonios-, St. Leontios-, Märtyrer-, Georgs-, Persea-
baum-, Elias-Strasse.
Pergamen LXXIII, 7.
Musees nationaux 7106, Höhe .5'.5, Breite 6'=™.
1 . . . . 5a[xt7 e^xoußi^
2 airoj (popp \j- f [I'T'sx/,^ sv Xc[ouo t(o Sstvt
3 aX' V a 1 Y; vo|x' £V %cp [oäko
4 t 5/ £[A"'''' x,oa[xa" f
Der Text war etwa folgender: snXYjpcöQ'/j 3id Aa[Ji.tavoO sSxoußt-copoc d'Trö <pöpO'J dpO'Jpwv
r^C [AsydXYjC iymKrpiac £V irsSitj) tcp Ssivc vojxtaiAdzcov iv xspdxta öxttb C'^YV AXs^avSpsiac •
5f £jxoO Kosjxd.
(üiTEp) ^öpo'j dpoup(tt)v) finden wir auch in der Quittung Mus(5es nationaux 7010 , Ap-
pendix 287. LXXIII, 11.
Die locale Bezeichnung £V Tzz^Äit) x(p o£ivt finden wir nicht nur in Contracten, sondern
auch in Quittungen, z. B. Musees nationaux 7121, Appendix 688 tö OYJtAÖotov o6 i'/ß^c j^co-
pio'j xaXo'j{j.£vo'j jjiapo'j aotöX.
Pergamen LXXIII, 8.
Appendix 106. Musees nationaux 70.56, Höhe 3<^", Breite 4'=™.
1 x£p/ x5S5' [jL'[jt' ap7 ay
2 ctiro Xaup" «y^ ßäxXa v px5
3 6£o]5(op/ ^5
4 a]TrrjXX(ovto'-'
dd*
228 C. Wesselv.
So klein dieses Stückchen, es ist lehrreich für die Höhe der Stenersiimmen. Die ein-
zige Strasse St. Thekla brachte also 124 Solidi ein, was immerhin eine nicht geringe Be-
völkerungsziffer voraussetzt, wenn wir die oben behandelten Steuerquittuugen der Berech-
mmg zu Grunde legen.
Papyrus LXXIII, 9.
Musecs nationaux 70 IC, Höhe 5'^'", Breite G*^"".
2 xoaiJi« ava3 ....
Gehört zu einem ähnlichen Schriftstücke wie das vorhergehende.
Papyrus LXXIII, 10.
Masees nationaux 6846, Höhe ö^S*^™, Breite 11 'ö^™. Schrift auf den Verticalfaseru; Collesis, 1'=™ hoch, zieht sich
4'^'" über dem unteren Rande.
1 )(0)[>iov b]{.aLaoh. . . .
2 STTOixtou ßr^/.o'-' st, ß xavovj osy-arr^c wj J,^
3 -(Ziüij-^irju adtyv) 1 gS j^^^ atXßav STcoa f y^^' C^)
4 o// x/ 6 So' //■ ? tv5' SIC 'iTÄTip/ t 3t £{x°" aa[i.ßa irtß ).a\s.Tzp/
Das ist: sSs^afi.'/jv ti'jcip 8Y^[j,ooto'j )(0)p{ou BcaXaüXt 6Tr£p sirütxiou B-r^Xotj .... sie Sc6-
rspov xavova Ssxdnrjc IvSarwovo? uicsp FscopYiou at^iyviapiou xspa-cta s^ 7][i,tau |j.öva uicsp
XtXßdvou iiroatou Xcpdxta rpta fi\iiao x£xaptov(?) 6[xoö xspaTia svvsa tjjjiwj Tsraprov )rotdÄ 5
ivStxzuövoc sie irXYips? • ot' sjxoö Xa|xßd Ihß XaiJOTpotd-ou (oder ao[j,ßoXatoYpd(j;ou).
atX'.Yv(t.dpir>c), Weizenbäcker, ist das lateinische siliginarius (z. B. Digest. 47, 2, 52) in
gnlcisirter Form. Es findet sich auch noch in folgender Quittung: Mus6es nationaux 6562,
Appendix 575, Höhe d"^, Breite 6™'.
1 . . . at/.iYVtap' Tcapaay/c^) [ "(o Ssivi
2 a'icsp/o'xj (cvco) cV - av-z ....
3 a::o |j.c[j.'^/(£(oc) jt::; ava/.((o|j.a':iov) ^(cpaTia) 16 . . .
4 aO'jp lY -''^
Verso: . . . cV \i.rj- aöup. Die Construction erinnert an die Kyrikos-Quittungen,
Papyrus LXXIII, 11.
Appendix 287. Musöes nationaux 7010, Hölic 6-3'^'", Breite 14'"'.
1 t c^c^ctjrrjV £Y^ Oso^oaioc g'jv'^ voz'
2 ica]pa co'j z"'-" [ Aaijmp/ &£o]5opC('j'''' j^ «yop'^-' apot>p' [ . . . . iv5txutovoc
3 •§ Y P'' 'f'-'^ p'JTrap {i/ [xy/ £7r£'.'f '/;
4 nrjc arj-TjC [ • • • cvScxzioivoc]
Das ist: £0£4d|j.YjV £YÖ) BsoSoaio? o'jv ösq) vordp'.oc irapd aoO toO AaiATCpordtou ÖsoSwpoo
öxäp (föpo'j dpo'jpcöv TTy? Sslva iv3tx-i(bvoc vo|X'.a[j.dzca tpta pTcapd |jLÖva • (jitjvöc ettsI^ öy^ötj
TY]c aörr^c Ivoa-cttövo?.
Die Pariser Papyri »es Fundes von EL-FAuf^M. 229
Papyrus LXXIII, 12.
Appendix 430. Musc'es nationaux ö846, Höhe 4"", Breite 11™.
1 f Trapsayj [iv^vac a^yi aico <^op ....
2 ouoj ctpv.a>j°/ C f-vS/ V £ p/ vo[jna[ii
3 'TCcVxs pü-jrap/ [i°// tu[ßt C ] ^vj
Das ist: irapsa/s M'/jVäi; dpyiStdzovoc diro «pöpoü dpouptöv o6olac 'Apxa5tou £ß56(X7jc iv-
Swcttbvos vo|JLta[j,drta ttsvcs puirapd [xöva • -cüßl £ß56[JL7jC IvSariwvoc. Der Name des Aus-
stellers ist ausgefallen.
Diese Grundzins - Quittiuigeu enthalten den Namen des Zahlers, die Qualificinmg der
Zahlung, die Indictionsziffer, Höhe der Summe und Datum. Sie sind ähnlich stilisirt wie
die Grundsteuer-Quittungen, die ich folgen lasse.
Papyrus LXXIII, 13.
Appendix 688. Musecs nationaux 7121, Höhe (5-6'=", Breite 9™.
1 soe^ajjiTjv .... ]svj airo/Acoc oioc, (potßa[j.[jL(ovoc airo [ ytoptou
2 Tou apawojcxou vo[j,ou irapa aou jxr^va aapaaapto" [ aico xyj?
3 apatvoüxtov ] iroXscoc xo S7][jLoaoov TsXsaixa ou ö/si? ....
4 )r(opio" 'ÄaXou[A£Vo'^ [xixpo" aasX ....
5 X7]? irapJo'jaYj? £ß5o]jL7jc Wj zic, 'jcX'^prj(;''"
6 xpuaiou vofjLiajj.aita ap £vv[£a yi )(p v ap 6 (x/] . . . Eyp f
Z. 6. ap steht für dpt9|xta. Einer Erklärung bedarf das Wort aapaadpioc in Z. 2; es
ist dies die Bezeichnung des Gewerbes, das sich mit der Erzeugung der salsicia beschäf-
tigte (Acro zu Horaz sat. 2. 4, 60) also Charcutier.
Papyrus LXXIII, 14.
Appendix 126. Musees nationaux 6863 e, Höhe 5'2™, Breite 6"=".
1 ? otvoTTp^ airo Sr^ii'
2 [5 Tuoujoi/ 9£&3a)pa'xt £ß^
3 [ tvjS"/ xspV ':t£VT£ oyS"/
4 [ /Otajx tß 7] LV^ f 8/ £[J.O"
5 [" £TP t ]
Das ist: itapia/E 6 8£iva oiv&TüpdxYjc dicö Stjjjloolou Std Iloöat 0£o8o)pax{oü £ß8ö(j.7ji; iv-
Sa-iÄvoc x£pdtta ';r£Vt£ oySoov yoia.% iß' öySo'/jc ivSwccwvo^ 8i' £|xoü toü 8£lvoc Eypdipy].
Papyrus LXXIII, 15.
Appendix 62. Musöes nationaux 7132, 1, Höhe 7™, Breite lO'ö™.
1 Tirxpzoy" Ol ttTTO &a[j.ßa-opi [ a
2 Tzo AoT oTjji" £vat7]; iv'^ 8/ vaapau [ v
230 <-'• Wessely.
5 [o|jiou ToaaSc [Jnrivo^] ta rr^c au^ svarr^c tv^
Die Grundsteuer der IX. Indiction wurde durcli die Vermittlung verschiedener Hände
erlegt, wie die Quittung erzahlt: 'jrap£a)(ov oi dirö Ba|jLßatopi öitco Xoyou ^7j[Aoaiou EvdTiQi;
ivS'.xruövoi; 5td NaapaO voixtojJLdtia la' [Jiöva • 5id Ihaotou toü C^T^^'^''^'^^^^ vo[xta[jLdna tsa-
capa • xai 5td X*'?^*^ xoad^s • xat ^td Koa[jLd ivvsa püitapd -[if^izai H puTcapa [AÖva Ö[aoö
toad5c. Datirung: am 11. des Monates x rqz aözffi svdxirjc iv^ixxKövo^.
Der Zygostates ist bekannt aus dem Cod. Tlieodos. 12, 7. 2; Cod. Justin. 10, 71. 2, sein
Amt ist das zygostasium.
Papyrus LXXIII, 16.
Appendix 14. Miis^es nationaux 7155B, Höhe 7"=™, Breite 9™. Schrift auf den Vertiealfasern ; Faltungen hori-
zontal zu 2-3'=".
1 t Tiapr^ax 6cp[jnrjv
2 J^ 5T/(JLOatO'J Tcpof'^ '"''=*
3 tptaxai^sxa-T^C tvj
4 V a Tc x£p CS5' zypa^ [xvjv
6 rptaxai^cxar/j? tvj
7 5/ £[JLO'j ßatopoc stsXsuo-CTj
8 5/
Der Text lautet: irapsa/s BspjXY^v oizip ^[xocco'j irpcöxotj Tpiaxat^sxd-cTji; IvStxruövo? vo-
[i'.^ixdxiov Sv Tcapd xäpd-ta C Y^ix^ao -srocprov • syp^'f] (^''"'/'''^^ 'fotjj,£V(OT äY]' tyjc aar/Jc tpta-
xat^cxdnrjC lv5ixu(bvoc ■ 5t.' £[jlo'j Bix-copo? £-£X£ttt)6Yj • 5'
£X£A£CO)0t^ liat sich aus dem Formelwesen der Contractsunterschriften hierher verirrt,
vgl. Basilica II, pg. 502 f. ed. Heimbach und Brunner, Zur Rechtsgeschichte der römischen
und germanischen Urkunde I, 74.
Papyrus LXXIII, 17.
Appendix 344. Musdes nationaux 6846, Höhe 5'8™, Breite 6"=". Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
wagreeht in den Distanzen IT + 2 + 2'1"".
1 t 7rap£axj ot ot^r^p"
2 0/ c'j/.oyto''' xac a£p"
3 jt:^ r^-fiixozio'j tptaxat
4 Ocy.axY^c tv5/ -/p 4 t5
.5 or/ca -EoaEpa-/ xüßt t5
6 5£%ar/jc *"''"'* tvj 5/ £jxoo Y£(opYio-
7 StE/
Das ist: 7tap£T/ov of aco-/)po'jpYO'. -Jid EöXoyto'j xai ^Epr^vou UTtEp 5r^|JLoa{ou Tpiaxat^Exdnrjc
Iv^cxxuövoi; -/poooO xEpdtta t5' 5£xa x£co£pa • rußi lo' (xptaxaO^cxdtr^C tv5txxi(övoc 8i' k\t.oö
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 231
Papyrus LXXIII, 18.
Appendix 828. Musfes nationaux 6496, Höhe 5'=°', Breite 7"".
1 f [Tuapsa/c ] uo~ vaap- aitox. (patAs:
3 8/ axa lou^ (p'J^ 1 y.=f,^
Das ist: Tcapsaxs 'IcodvvTjc Naapau W-Tcci ywpio'j Oa[j.si oirsp xaraßoXr^C tTjc xoaaorYj? Iv-
Sa-Kovoc (föpoü 87][Jioatou IvSix-cttövoi; tptaxacSsxdzY^C Stä dira 'louXtoo (pÖKa-KOZ xa-
pdrtot ToadSc.
Papyrus LXXIII, 19.
Appendix 541. Musees nationaux 6910, Höbe 1-4'^", Breite 9*='".
1 ßtx-cop (papjx^ la f sax'; j^ 8-/;ijl° a[j.'^ -/(op aXcSavSpo'j ap[t6(j.'.a
Das ist: Btxrcop • rpap\xo'M ta • sc/r^xa UTZsp SyjJjloo'Iou djjixsXtxoö ywpto'j 'A).£^dv5pou
dp{6|xta vo[jL'.ajxdzca road^s.
Pergamen LXXIII, 20.
Appendix 29. Musees nationaux 6847, 4, Höbe 3-7'="', Breite 7'='".
1 t ^cijjLö ß ivj^ xoaiia*''''^
2 irapx xsp/ STTTa-üsy.a iC V
Das ist: !pa|i.£VO)Ö ß' tv8i/,n(»voc • KoajjLäc icapsoxs xspdrta STCtd 8sxa 8td xoö Sslvo?.
Papyrus LXXIII. 21.
Appendix 356. Musees nationaux 6846, Höhe 3'5'=™, Breite 7'1™. Schrift auf den Vcrticalfasern.
1 t TuapTjax ßav ir xaXXcoat/ j^ [8Yj[j.oacou
2 [xV £YP7 [a" <pap[jLOU^ y.ß a iv^. f 5/ . . . .
Das ist: irapsa/s Bwrcop lIxaX/.wac UTCSp 8r)[j.oa{oa xoad^s vo[JLiajxdtta {xöva sypd'fT] [itjvöc
<pap|j.ou6l y,ß irpco-rjc ivotxtKovoc • 5id zoö Sslvoc.
Papyrus LXXIII, 22.
Appendix 220. Musees nationaux 7089, Höbe 6-4'^'", Breite e-S*^"».
1 TrapY^ax ii.Yjv[ac
2 tou ap/'j':r[Y^pcrou
3 ivj x* 3 5o" T %[o/J.£xrapuo
4 vo[xta[iaTt £ . . .
Z. 3 ist zu lesen ivSattöjvo? xd xal ooO£V-a x(T) y.o)./«cX-api(!). Dieses Fragment
ist nur verständlich, wenn man die in der Sammlung P^rzlierzog Rainer 9002 enthaltene
ähnlich stilisirte Quittung vergleicht:
232 C. Wessely.
1 t 'rtapsa/ tj -^^rjj^iz 5 Tjpcovoc STütarfaTou
3 TYjc V)) xa xai 5(o0svra (jiTjva uw aiatv
4 voixtajAaTia rpca pTjicap/ v y p syp [ivj
5 aÖ'jp c Ssxar/jc tvj 5/ s|i,o- ysp^-'Vxto" icporwv ....
Das ist: icapsa/ov oc yvatpcii; §td "Hpwvoc i-^rtaidtou yva'fscov tiirsp ^uXcov xal [JioX6-
ß(ov SsTidnrj; ivSixtuövoi; rd xai Soösvxa Mtjv«^ uü}) Xiatvvtou vo|i,ia[jidxta xpta püicapd
sypdifY^ (XYjvöc d66p sxx'o Ss^dx-rjc lv5txxt(övoc 5i' sfJioü Tspovxtou npcoxovoxaptou. Ferners:
Papyrus LXXIII, 23.
Musees nationaux 6846. Höhe 3-5<=™, Breite 6«°'. Schrift auf den Verticalfasern.
1 Yp^^l"-^ xspxsOoYjpV
2 t]v5 xa 3 5o6j xo) xoX[X£xxapto).
Papyrus LXXIII, 24.
Appendix 128. Musees nationaux 6863G, Höhe 6-7™, Breite 11™.
1 f 'fapix^ \h i'( t aiz . . . .
2 X" axpaxtovoc
3 .... v" xoaa5s ] aX^ aavavso xou'^[oxspa[j. y^T^s'^at
4 V0[xc3|Ji,axia xoaot^s] aX^ xo) ayi/ [ ] 8 v° a aX^
Pergamen LXXIII, 25.
Musees nationaux 6846. Höhe 3-7"="', Breite 4-7™.
1 axoai . . . . v*» . . . [xTQC xoaauxTjc
2 cjv?" 7 xa 3 5 '^ xauptvou <''''^'
3 XTjC xoaauxj-ric tv^c-/ -Jipoa ....
Auch hier kehrt das formelhafte xd xoti SoOsvxa (TauptV(j), dem Collectarius) wieder.
Papyrus LXXIII, 26.
Appendix 748. Musees nationaux 6.584. Höhe 8-7'="', Breite 9-4'^"'. VIII. Jahrhundert.
1 [t s-jv** [i'qvyj.z 5/ ictaot""/ Xoyoyp" 'j[jLtv xocc [ aico -/"^p^^^'-»
2 x£pxs3ao'j/o'j ] opooc xaxajSsßXTjx- s^ ri\x-
3 apoupj/ xo)v aywov £xxXYj[atac ...
4 SXXT^C ap^ |XS' lA»/
Ein ganz Ulinliches Stück haben wir in unseren Prolegomena ad papyrorum graeco-
rum novam collectionem edendam, S. 17 veröffentUcht : auv Osqi. Mirjvdc 5id Iltaocou Xoyo-
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 233
Ypdctpo'j U[j,lv VjIz ruTzh y(optou K^pxsoaou/o'j opou? • xaT:sßcß>v7]%£i scp' Tf^|iä? . . . Hier liandelt
es sich um die Ziitheilung einer Steuer von 40V8 Artaben für die VI. Indiction.
Papyrus LXXIII, 27.
Appendix 874. Musdes nationaux 6563. Höhe S"!"™, Breite 27'6™. Schrift auf den Verticalfasem ; Faltungen hori-
zontal in den Abstünden l'S + 2-4 + 2-4 + 1-.5™.
1 y]^^'\^T^^^ ^^^'^ ~'^fi \i.^'(fxk: z%fX^ £y(o a^sX^ jitC ataro" ats'favo'j
2 . . . . xat G'JixirXr^pcoGso)? aTCoXXcov t°" aurou ars'^av"'' utcoSsx to" tcov ax" 3(o5£xa"Y^C w/
3 V ocp/ Suo 8t(jLOipov Y^/ 1^'^^ 'j])Ck<) ap xpiaxovta §uo §t[iotpov
4 . . . . ic] cVTSÄCttosxato'j sv Y^'^'VTjlJi'^^^v Tüauvt iC ^P"/) ^^ Wj f
5 . . . . a/ocv xov apY'jptc|x) f
Über dpY'Jpw'ioc (Z. 5) — vgl. x£parta[j.ö?, Sr^vaptoiJiöc ^ handelt Hultsch, Metrologie^,
S. 341. Der Ausdntck TrXTjpcoatc findet sich auch im folgenden Stücke:
Papyrus LXXIII, 28.
Appendix 667. Masees nationaux 6705. Höhe lO-O™, Breite S-S»". Schrift auf den Verticalfasem.
1 . . . ■TTpijjxtxTjpwc to'j £v5o[^o'caro'j
2 . . . airo ajx'^o^joy (|;avn:aXXiou xar [tou ztj?
3 jxaxaptac jxvjr^jx-rjc avfo-j [
4 . . . . aiio] x(o{x"Ajc aX£iav3p[ot> VTjaou
5 xocpTCWv T7]c zooaovTfi tvj^tTCTuovoi; sci; xX(ri[pcoacv
6 . . . . v° . . .] ap" j at^ apV y" ^^(^^'{'0
7 . . . . f h £[xou i;o[!ja'cot>
Ein xp]t|Xt%scptoc T(ov %aO'jatO|x[£V(ov erscheint auch in der Quittung Nr. 9031 der Samm-
lung Erzherzog Rainer. In Z. 2 ist Tzar die Abkürzimg eines obliquen Casus von Tcat<;.
Z. 6 ist zu lesen vo[xtaixdT'.a -Loadloä dptO[xca %at ctxou dp-dßa? Tp£tC,
Papyrus LXXIII, 29,
Appendix 276. Musees nationaux 6828. Höhe 6"4""', Breite 11""'. Schrift auf den Verticalfasem; Faltungen hori-
zontal in den Abständen 2 + 2 -f- 2'4''°.
1 t £7:1'^/ f] |X£p/ 87]|x'|x' %"/ aXs^av^
2 a W' av5p£0'j 5ca%/ »ji^S' E-jira
3 t£i:ap^ (x// 3t c[xo" ^otß" 5tax f
Das ist: iiti'p y/ |X£po? orj[xoGÜov %a)|x-/]C AX£^dv3po'J (vj^aoo) irpfOTV]? ivotxxKövos "Av-
SpcO'j 5tct%övo'j Xcpdroa sxid -cstapzov [xova 5t' £[xo6 tI>otßd[X[X(ovoi; ötaxovou.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Al)handl. von Nichtmitgliedcrn. 66
234 C. AVessely.
Papyrus LXXIII, 30.
Neue Nummer 284. Musecs nationaux GG09. Höhe 31"", Breite 9-3™. Schrift auf den Vcrticalfasern; Faltungen
wagrecht, in den Abständen 1 + l'l + 1"". Schrift des VIIL Jahrhunderts.
1 ..... ac aitoAuatc t"'' axo Sr^jx" tccVisj
2 . . . Ssxarr^]; tv^ aXc^av'^ xsp« sv 7j|jLtau yt/ aS (j." [a' xx tj
3 sii."" Sajxtavo'j stsX' f Y^topyiou §'s[jl°"
4 ■ avaazaGioo syp
Papyrus LXXIII, 31.
Appendix 798. Musees nationaux 6916. Höhe 4'5''™, Breite 9"5™. Schrift auf den Vcrticalfascrn.
1 f TCap/x- yscopyto" / . . . .
3 xaA[a xat [juxpa xoaaSs]
4 yi// (fa", [xs'^j [i.iyp/*"''^'
5 x[^^<^^] ^T C tvj t §/ e(jlo"
Verso: TCaTuvouÖt
Also etwa: Trapsays Tscopytoc . . . tiiuEp ^lavoiATj? sß5ö[iYj<; iv5t%ttä)Voc (pav-iiXia |jLsyd)>a
*at {Jitxpd tooctSc /otax ty ißSöfir^c ivSantovoc • 3i' sjaoö llaTrvouOcou(?)
Papyrus LXXIII, 32.
Appendix 21. Musees nationaux 7004 A. Höhe S'9""^, Breite 11'='". Schrift auf den Verticalfasern, Faltungen zu l'S'^"'.
1 f Trapyjay/ uoav]'^ siriati
2 xs'faX' jt^ tt[i' ■Äsya)^
3 xapir'" '/] tvV %£patta
4 stxoai S'Jo Tjixcau yt/
5 xsp'^ *ßS sypa^Y] jjlyj" xußt ty
Umschrift: xapsoys "Iwa-^^ iirtazarrjC ■/stpaXatwtwv oirsp xt|j.if^jxaToc %S'faXai(üT(bv xap-
xÄv l'friörfZ ivScx-aövoi; %spd-ta sixoai Suo -^(Jitau sypd'fYj [xtjvi xußt ly' oyoo'/]? tvStx-wbvoc 8t'
£|ioO lla6).o'j i^cVooOtou dv6aQY]. ,
p]s ist interessant selbst diese Soi'te Beamter in eine Zunft eingetheilt zu sehen. Im
Januar wird (hts ti[j.'/]]Jia auch gezaldt im Pergamen Mus. uation. 6520 unser Nr. LH.
Miethzinsquittungen. (LXXIII, 33—43.)
Appendix 27, Musees nationaux E0847 suite. Höhe 4"", Breite 7-2™; Faltungen hürizoiital s;u 1'="' Distanz.
1 t 7:ap/. (xaptos st/ ya[i^ GaK\xa
2 aito SVOtx/ Z"'' %Up°" TTcI'CTJp/ t£ t'V
Die Pariskr Papyri des Fundes von El-Faijüm. 235
3 aX- xsp/ svSsxa rs-cap^ yi/ i la^j'
4 tpap^ a XI t£ tV -j- §/ -jjLQ- rxTza oX . . . .
Der Zins wird am 1. Pharmuti erlegt, offenbar flu' das verflossene Halbjahr.
Umschrift: 7cap£a'/£ Maptasst Ya[JL£-T^ SaX[Aä äiro svowtou roö xuptoo UsTiTjptoo ts' iv-
SixiKövoc xcpdxta sv^sxa rsiaprov Cf^Y^ 'AXs^avSpstac ^apixouOi a' f^c ts' iviSixiKövoc • 5t'
sjjLoü aira OX . . .
Das Schema dieser Miethzinsquittungen ist ein doppeltes, ähnlich den Steuerqnittung-en:
A) Tcocpca/s 6 Sctvoc (diro, dico jispouc) svoatou z'qQ TGaauTTjc tvStxttcövoc xspatia roadSc
Datum, Unterschrift des Ausstellers.
B) Datum an der Spitze; Tcapsa)^« fehlt; sonst ähnlich.
Papyrus.
Appendix 680. Musees nationaux 7113. Höhe 5-3™, Breite 8'5'='"; Faltungen horizontal, in Abständen zu l'S — lb"'K
1 t T^''J-p^ «Tra oX J^aXtj [aicjo x"" svoa/ t \sJ
2 s]/.xX/''i t" aTü" «papixj'^ a" Tpta[xai5c%a-Y]i; W)
3 sioc, 6(o9 X Xcoaapa 3 SsxaiYj? tvj yS [Jt//
4 aX= Äcp/ xpia 7j(Acau syP l^' ^ct^t ?
5 3t £[x°" OsoScopoi; irp/
Das ist: TzapiayB dua 'OX (l^dXtTjc dicö xoö ivotxtou rt^c [iSYdXv]? ixvXrpiaQ xwv dzö
^apjjLO'jOt ot' tptaxat^sxdxTjc (tv^txxtcövoc) £(o? 6(06 X' xscaapa-ytatSsxdxTjc tv§t%xttövor Co'((p
'AXs^otv^pstac xspdxta xpta -Ä^jxta'j (Jiöva sYP^'f/ t^^^'^^C 'fotwrpt ?' 8t' £[jloO Ö£o5c6poa '7tp(£oß!J-
XEpO'j).
d-iiö xoO £VOt%tO'j wird gesagt, da ja dies die halbjährige Rate des ganzen Miethzinses ist.
Pergamen.
Appendix 679. Musees nationaux 7113. Höhe 5™, Breite 5-4<^»'.
1 t irapx avva an" [jL£p £Vot%"/
2 x'i (J.V £X'KX'i X" aTi° «pap" a £(oc
3 0<o9 X a tv^ ;^ 5 [j.rj~ aX= ■Ä£p/
4 £V x£xap *) aX' otS'
^5 8/ Bli."'' [ . . '.
Das ist: icotpEa/Ev 'Avva dirö [lEpouc EVotTttou X'Tjc jX£YdX7jc ExxXYjatac xcbv d-iiö (pap|i,ou6t
ot' SCO? 6(1)0 X itpwxTQi; tv^txxtwvoc 6t:£p £^ {jltjVcöv AX£^dv8pEta x£pdxta £v x£xapxriv • St
£|10Ö . . .
Papyrus.
Neue Nummer 228. Musees nationaux 7445. Höhe 7-5™, Breite 9'"'; Schrift auf den Horizontalfasorn, Faltungen
vertical, in Abständen zu 1'4'"".
1 f Trapvja-/) itXtxtvoa'" 8ta
2 xcovou Jl^ £VOtX z-QZ «yt
236 C. Wessely.
4 xawov -(ov ai:o irar^vi
5 tpitirjc tvj £ü)c Tzaym
6 X" xsrapTTQ^ tv) )(p) v" a p
7 8/ £{xou yspo[X£Vou g'jv"
8 EVOtx/ ....
Das ist: icapsa/c llXi-tvoc 'Icodvvou Scdxovoc ÜTcip svoatou r?jc dytac {JLEYdXvjc £%/,XY)atac
Ka'wVwv Tcbv ä':!?! iraövt Tptnrjc IvScy.xubvo; £«>; •jra)(cov X' Tctaptr^c tvScxTttövoc ypuaoö vojica-
[xäuov a puTCapöv • 8t" £[jloö Xaip-/^[ji.ovoc ouv öc^ ivoutoXöYou.
Pergamen.
Appendix 284. Musecs nationaux 6609. Höhe 4-5'"', Breite 8'^'".
1 t -Tcapx ot a/ V'-' jXcya'- utioox
2 xa ß l/^ aX£i;av^ vo[JLia[j." [£V
Papyrus.
Neue Nummer 277. Musees nationaux 7445. Hölic7-5'", Breite 8*2 ""; Schrift auf den Horizontulfascrn, Faltungen
senkrocht, in Abständen zu je l'V™.
1 f itapTjayj 6£o8copoc 8£X'C3
2 xo cvaiv rov ayt
3 «■3X0 V£rj|j,7]vta(; t°" xap£XÖovt3
4 [J-T^~ yotax £(oc xx X |j.tj" 5
5 [0] EOTtv vojjLj xEtapxo" p^zap/
6 yt/ v° 8' p/ \ifi/ SYP^^'f/ t*'"']" ''^''- *9
7 t8 t[v8 t] 8t £jxou tco[av]v°''' £VtxtoXoY3 f
Das ist: irapEa/c 0£Ö8(opoc (67io)8£xt7jc tö Evotxtov xcöv ocYtcov otTCÖ V£0|JLYjVtac
Toü irapEXOövro;; [JltjVoc yotcty. £0)? iraywv X' (jlyjväv I^ 0 Eortv vo|i,to|idxtc>v xExaprov puTcapöv
[AÖvov ■ £Ypd^-/i [XTjVOi; xaywv xO' t8' tv8tÄXt(bvoc 8t' ejioö 'Icodvvou ivotxtoXÖYOU.
Z. 1 lässt audi die Abkürzimg X£7(,Tfov zu.
Pergamen.
Neue Nummer 250. Musecs nationaux 6525. Höhe 7*"°, Breite 8"2''"'; Faltungen horizontal, in den Abständen
1 4- 1-2+ 1 + 1-2'="'.
1 f TlOtpY^Oy^ OcOOOpOU"" -JCp' Ja^ £Vt
2 vttou 8t/ 6£o8oato'j xov axo ipo/
3 a £0« (yaix" X ß tv'^ j(^ (i." ? ß" tv
4 yp/ xcpT/ xpta Yj|itaY; 8£xapxo'' "''
5 |A''|JI.7/ *» yS8' [J.Yf X" ß t £- 8/ £[J,00 tou
6 axtvou ....
Die Parisee Papyri des Fundes von El-Faijüm. 237
Das ist: TapiGjc. ösöScopoc itpscßüTspoc üirsp evotxiou 3cä BsoStopou töv dicö «pawcpi a
i(üZ (pajjLSVcbG X' ß' wStxTuövoc uirsp [jl'/jviöv §6 Ssüxspac IvStxTuövos ypuaoü xspdtia xpia fj[i,iaü
-csxaptov [xöva • tATjvö"? rußi s' IvSaxicövoc ■ 3i s[xoö 'louattvou.
Papyrus.
Musees nationaux 7408 B, LXXIII suite. Höhe 5™, Breite 14'^"'.
1 t 7capca)(- §a[jitavou jjlsoi^
2 jt^ £Vfx,toa xapTcov TSxapiT]? iv"
3 . . . . [XOVOXOttCOU IT"
4 TTj 'TCapoua i/ xsp/ 5s%a irsvSs
5 yt f t£ [Ji° f o/ -sixou 'irouat f
Das ist: irapsays Aa[j.tavöc |X£atx7]i; ÜTusp evoixioü ■Kapircbv XcTapiTjC tvStxtuövoc . . . .
{Aovoxotrtou -Tiaüvi .... f^c Tcapouar^c ivöattcövoi; xspdTia tiv.a Tcevts ■ Y^p^Tai xspdtta le'
[löva • 5t' sjAoö Iloöai.
Papyrus.
Appendix 28. Musees nationaux 6847, 2. Höhe 3-5<="', Breite 6-5'="'.
1 TüX C tc tv^ xup~ xoXtjo
2 [xep/ £Voi'- t8 i/ ■ [v°
3 aX= Y t ^/ £(J-°"
Das ist: icaycov C t£' tv5axt(övoc /.upto? KoXyja . . ([T:ap£a)(£] UTCsp [iipooQ) £Voatou t8'
'.vSattcövoc voiitaiAdtia 'AX£^dv5p£ia rpia • 5t,' £[j.oü xoö 5£t;voi;.
Papyrus.
Appendix 222. Mus&s nationaux 7089. Höhe 9'='", Breite 9-5<'".
1 . . . . ßoYjÖj xup .... OD yp'jc
2 .... j^ £Vot%'x' . . . aap . . vo|i[ta[JLa'ctov 7j[JLtau
3 'C£xapxov] V S5' [JLOV £Yp ^apixouöt v.C 9 t"
4 . . . . t x/
Das ist: ö 5£lva ßor^Ööc Kupaou ypuauTcoÖExrou (?) [icap£ay£] üir£p Evotxtou . . . vojxta-
[idttov 7i[xtou TExapxov {jLÖvov • £Ypd'fYj ^apixouöi xC £vdtT;<; ivSixtuövoc
Pergamen.
Appendix 28. Mus(5es nationaux 6847, 3. Höhe 6'".
1 svoixto" ....
2 1° ov^ auv"
3 ir/.ox" aX'
4 , . . . T£rap'cov oyo[oov y^P*'^'^^ "^^ "^^^ ^''i'
5 t £Y«) [i.0
238 C. Wessely.
Den Quittungen über erhaltene Summen in Geld oder Naturalien mit 7zapi(jyß, 6 Sslva,
s^s^dfAYjv i:apd toO Sctvoc, s/co syto und £T:).rjp(öOYjv, stehen solche kleine Urkunden gegen-
über, durch die verfügt Avird, dass einer dritten Person etwas gegeben werde; sie sind etwa
so stilisirt i Ssiva T(p §=lvt itapdaysc T(p 8stvi, es folgt die Motivirung der Handlung, dann
die Angabe, was zu geben sei und auch woher dies zu nehmen, zuletzt das Datum. Bei
wichtigeren Anweisimgen ist die eigenhändige Unterschrift des Auftraggebers beigefügt.
Dies ist vor Allem das Schema, nach welchem Gehaltsanweisungen und Intimfj,tionen
ftir die Beamtenschaft erfolgen, nach welchem öffentliche Fimctionäre Entlohnimgen für
öffentliche Dienste, Bezahlung ftir Gegenstände, die zu öffentlichem Gebrauche bestimmt
waren, anA\äesen.
Wir führen nunmehr eine Anzahl solcher Schriftstücke auf, die theils als für öffent-
liche Dienste ausdrücklich, theils als von einem öffentlichen Functionär, also mittelbar für
öffentUche Dienste erlassen, angeführt werden. Sie sind lehrreich in \'ieler Beziehung für
die Culturverhältnisse jener Zeit und erlauben ferners einen Einblick in die finanzielle Ge-
bahrung in den Ämtern.
Zwei Fragmente beziehen sich auf die Verwaltung des Hospitals in Arsinoe, in welchem
eine grössere Anzahl Krankenwärter, alle zu einer Zunft vereinigt, beschäftigt waren.
Appendix 862. Musees nationaux 6693. Höhe 4-7'=», Breite 9-1™
1 . . . v]oao7(,o[jLtov [tTjc apatvoircov iroXscoi;
3 rpioazrjü ^taxovo-'
Appendix 866. Mus&s nationaux 6616. Höhe 8-8™, Breite 9-9™'.
1 ir£TcXaa(0[JLEVO)V t
2 . . . UTCsp] T7]<; cYxa'jaswc %[ou(p(ov
3 Xoyo) ] TO" auto" voao%o(JLio"
4 £Yp' [x" (pacotpi X t[ tvScxTtcDVoc
5 to icjtixaici' toz xp/f f [Ji[ nom. proprium
Man mag zu diesem Texte Nr. LHI, 14, Mus6es nationaux 7105E vergleicJien : xapda)(ci:
ATioX/vq) xo'j'fOÄ£pa|JL£i BoußaaTco . . . üirsp dvaX(()[Ji,aroc sy^auastoc (xoufpcöv) sv^sxa £>.abü
|i.£-pov a; in Nr. 6616 handelt es sich um die Bezahlung eines anderen xoo'foxcpotjJLO'jpYÖi;
für seine Arbeiten.
Wir fügen auch hinzu, dass eine ähnliche Anstalt noch existirte, es ist dies in der-
selben Stadt das in Appendix 743, Z. 7 Musees nationaux 6920 erwähnte yri^j'jv.rj^xl'jy .
Appendix 886. Mus6es nationaux 6.580. Höhe So™, Breite 9-6™'.
1 f xto riJjzK'^l 6£-oooi
2 *oa[iac irapaa/j Y£[povutp 'jr£pt)(UT7]
3 x"" ßaXavj a' CJVYjfij 6 [ tv5ix-cco)Voc
Die Pariser Papvui des Fundes von El-Faijüm. 239
4 otv XOOp/ s jx// otvou
5 xoupt £^ [xov) ^a[XcV(o[6
Das ist: tö) dSsX?p(p 0£xo'joi . . K&a[JLäc " icapaa/ou Fspovuq) 'jc£pi)(6r^ toö ßaXavscou
äTTÖ a'JVTj^ccac svdnrjc IvSautövoc otvou xoupta si; |j.öva • ^a|JL£va)6 . . . zfiz aörTj? "tvSwuwvoc.
Dieses Stück gewährt uns einen Einblick in die Verwaltung des öffentlichen Bades in
Arsinoe im VI. 'VII. Jahrhundert, wie es in ähnlicher Weise für Hermopolis magna mehrere
Papvrus der erzherzoglichen Sammlung gestatten. Die Bäder sind in öffentlicher Verwaltung.
Ein glücklicher Zufall erhielt uns noch einen andern Papyrus, in welchem gleichfalls
derselbe Gerontios erscheint, es ist der Miethscontract aus dem Jahre 633 des British Mu-
seum, veröffentlicht von mir in den Wiener Studien 1887, S. 245; Z. 39 f. heisst dort:
aupr^-ioc yBprjVzirjC, luspi/U'CYjC tod SYjjJioctou ßa).av(£t)ou oioc, tpoißa[j(,[JL(ovo(;; er wohnte in Ar-
sinoe in der Strasse Muiarion und miethet dort für y^ Solidi jährlichen Zinses eine Wohnung
von zwei Zimmern.
Appendix 819. Musces nationaux 6944. Höhe S'T"^, Breite S'l""; Fragment.
1 •jrapaa[x.] st; Xoy cpyov"" £pYa[xatc
2 £t.]c xo iTTTcw/''" (|^{i)[j,ia (j^sasio)
3 ap^ V lyS'
Das ist: Tzapdoyßc aiQ Xöyov spyojv ip-^dzaiQ ... sie zh tTricix.ov tJ^cbiJLia ^sasicp
dp{6[JLia vo[j.ia!xdzca lyS'.
Eine besondere Stellung nehmen die vom Dux Kyrillos ausgestellten Anweisungen
ein ; einige befinden sich auch in der Sammlung des Erzherzogs Rainer. Sein Name erscheint
auch in der grossen officiellen Naturalsteuerrechnung Nr. LXXXIX unserer Ausgabe. Es
sind dies folgende Papyri :
Appendix 106. Musees nationaux 6904 E. Hölie 7™, Breite 17"".
1 t v-opiXkoz OTcfpavti) /oproirapaX.yjiJnrio)'''' xp . . . .
2 irapao/c? vtuXaco™ Ji^ avaXcojj-j^ x°" YO[io>' aozo" 6 t,/
3 xptc aav.Y.'jd'"' zoo aizoo (in schrägliegender Schrift)
Das ist: KuptXXoi; Xx£'fc/.v(p )ropxo'::apaXT;|JL'3TX'(i . . . irapda/cC Kopaq) üirsp dvaÄcbpiaxoi;
xo'j Y''^!J-^^'-> aöxoö sva-r^c ivSaxtcövoc xpsi? adv.v.ooc xoö aixou.
Der Papyrus zeigt uns den Vorgang bei der Auszahlung der Natiiralentlohnung der
Beamten. Das Getreide ist eingenommen, in Säcken geborgen liegt es in den öffentlichen
Magazinen; auf diese Intimation hin, welche der Beamte ei'lässt, werden nun die drei Säcke
für den Unter-Beamten entnommen.
Appendix 227. Musees nationaux 7089. Höhe 10-7'="', Breite 10-9™.
1 xupcX)>o<; aov" axpaxTjXj* ico[a'ir](p . . . -jcapaa/cc x(o
2 \).B^(aKrjTzf' oairpstxi/ alB^[ (uTCsp ava/.(0[j.axo:)
3 vofjLcajJLj xsaaapaxovxa [ swäa (jl/ f asaTjiXcUOjJLat xa xou /puaioo v&|xtajxaxta
4 {i6 Xcaa£pav.[ovxa svvca
240 C. Wessely.
Z. 3, 4 in schräger Schrift, derselben Art wie im vorhergehenden und dem nächsten
Stücke.
Umschrift: K'JpdXoij a6v 9c^ axparYjXdTTjc 'Icdarjtp . . icapaa/»? "tp (XcYaXoTcpsTTSOtdtq)
ho'Kpirj('Ka^akr,\i.'Krr^) "AXsudvSpsta vo|j.ta(j,dTta tsaaapd'nov'ca svvsa |iöva • ^SGri\t.BUo\).ai td toö
Xpuatou vojitofAdiia |j,6' xsaaapdwov-a ävvsa.
Appendix 758. Musdca nationaux 6899. Höhe 4-3'='", Breite 7-5™.
1 t] xuptXX auv** atparr^Xj 5co[po9c(o ....
3 [ xac tto Sctvt Xo]YOYpacp3 y*^^^!^' [ ^°^P aux(o
Gehaltsanweisung an mehrere Beamte des Zygostasium, wie das folgende Stück.
Umschrift: KüptXXoc auv Bz(p a-cparviXd-CYjc AwpoÖscp • Tcapdaxsc tcp 5£lvt %at Myjv?^ C^^Y^'
otdrrj xoii xtp ^slvi XoY^Ypdfpq) -(e'^a\).ivi(> iiap' a'j-cq) ....
Appendix 216. Musees nationaux 7089. Höhe 4-3'=°', Tii-eite 4-7™.
1 nom. jiropr. x(o bao\if C^^l'^Qzavri
2 oj ßsart/ r;tot [ijjiattotp'jXaxc]
3 XX ? xi a
4 vo[j,ta]|xara (in schräger Schrift) ....
Umschrift: . . 'rcapda^^s? tq) 6a'j{JLaauoTdrq) C^^Y^'^^'^'^'d • • • ^°^^ ''^^^ ^=^^^ ßsanaptq) (vestiario)
-^Tot ijJiaTtoip'jXaxi . . . (? aitou adxxou? 1^ . . .) xai vo|jLb|JLata xoadSs.
Appendix 622. Musees nationaux 6929. Höhe 8-7"™, Breite 9-8'="'; Schrift auf den Verticalfasern.
1 t xu'ptXX cuv'' a-cpa-LTjXj [no ^sivt ■ irapaaysc xco oswt xat XoYOYpatp«)
2 Y^^'^W ''^^p ciy^ £'jpe[auo
3 t i3£0Yj|i[cU0[jiac xa xo'j /puaou vo[jita[jiaxca xoaa^s ]
Gehaltsanweisung an einen Beamten und dessen Schreiber, Namens Heuresios.
Appendix 48. Museos nationaux 7048, 2. Höhe 4-8«"', Breite 6-7'^"'.
1 t Ä'jptXXo? Q[£o5(t)p(o Tzaprxayzc xco ^£Wt xac XoYOYpotcpw]
2 YSvaiAj 7üa[p aoxo) xo) 5£tvt vo[ji,ta[Aaxta oxxto puxapa [Jiovaj
3 Y^ ^^ i') p" IJ!-' 'f[^^o"^* t a£aT;[i£«o|JLat xa xot> XP^^*^^ ^^]
4 [Jiiojx[axca oxxw p'JTcapa
Anweisung auf ein Gehalt von 8 Solidi für einen Beamten und dessen Sclireiber.
Appendix 293. Musi-es nationaux 7035. Höhe 7-8™, Breite 1-3'=™.
1 t xuptXX/ [ouv 0£(o axpaxr^Xarrjc x(o 5£tvi Tzapao'/oQ 0'!r£p xcixt^c x£vxpoj
2 'fa[vcov ] §,' [ tou 5£tvoc c7ücx£t[j.£vo'j ouaia OcO ]
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 241
4 [xai -0 x[ou ypuatotj v&[i.ta!Ji.artov sv [xovov ]
Appendix 293, 2. Musees nationaux 7010. Höhe S-S'"", Breite ö-ö'".
1 t v.upiXKCiz a[uv &£(o orparr^XarY^C x(o Sstvt irapaa/s?
2 jti^ 'ifJij Xcv[-po(j5av(ov B'.a tou öswo^
3 sirt%£i(jL£v[ou ouata xou Ssivo? ypuacoo vojJicaiJLaxtov sv [xovov asaTjjxsKo]
4 [xai ■co[ Tou ypuato'j vo[Ata[xa-iov £V [xovov
Appendix 450. Musees nationaux 6919. Höhe G'?"^"", Breite 12'5cm; Schrift auf den Verticalfasem, Faltungen hori-
zontal zu l'S'^™; die Collesis zieht sich parallel der Breitseite O"?"^" vom untern Rande.
1 [t v.opiWoQ c'jv 6£(i) arpa'YjXarYj? . . . ](ov['.](j) Tcapaay) 6so8(opo) Scxavo) uxsp
2 TuJvOWov aiCcpyojjLSJVfov £V aXs^avSp j^ ava). x/ tg [x" yoiax
3 £ üv5 £V7.-r^^
Über die Dekane vgl. Cod. Justin. XII, 27. 1. 2; Cod. Theodos. 6, 33, 1. Umschrift:
KüptXXoc aov 6£(p aiparr/Ad-r^? . . . ojvttp • i:apday£? 0£o5a)pq) §£7(,av(p ÜTiEp xXoicov d7:£p-
yo[i£V(ov SV AXc^avSpstq. üirEp ävaX(o[Jioc-oi; y.£pd'cta ig' jxova • yotdvi £' ivStxttcbvoc svd-YjC-
Papyrus Erzherzog Rainer 9007. Höhe 12'3'^™, Breite IS*^""; Schrift auf den Verticalfasem, Faltungen horizontal, in
den Abständen 2-5 + 2-5 + 2 + 2 + 1-7 + l-G»".
1 t xopiXXjo; aüv** azparrjX/' Ö£o§(i)pco xo(Ji^ yaptouXap/ ':rap[aay£c
2 . . 5]£%a'CYjc tvj ouat/ ttj? suayi/ vjfj.' ....
3 op Tota EvaTTj? £(o? Tpia5 8£x,[arrjC
4 % oiy-ovo|j,j j^ avaX(ö{jLj sxo^t]
5 vo][A oySoov aX£^* [jl^// (Jisystp t tTj? au['rr]c
Das ist etwa: KuptXXoc a'jv Öscp a-par/jXdTTj^ 0£oS(opqi xöiJLSzt yap'couXapt(p • Tuapdaysc
uTt£p 8£xdx-^C ivSa-cubvoc o6a{ac zyj^ süayta? 7J[xö)V . . dxö <p]öpo'j 'c?;? . . . svd-
zr^C £W(; xptaxatSsxdr^c ivSaxiojvwv rd) 5£ivi] olxovö|j,({) 'jiuEp dvaXco[iaxoc (Sv) ützovti-
aazo . . . vo|Jiia|JLd-tov l-^^oov ^/.£cdv5p£iov [xövov • |Ji.=x=^P ^' '^'^J'^ aof^c IvSartcövo?.
Papyrus Erzherzog Rainer 9009. Höhe 8"", Breite 10™'; Schrift auf den Verticalfasem, Faltungen nicht erkennbar.
1 f xupdXoc av^ azpatYjX) [ z(o Ssivi 'jcapaay£c ]
2 6[£o3(o]3tto S/ 6£o5o>[poy
3 oiv . . . £V |j.">// a£aTj[j.£Cco[j.ac .... irsv]
4 'Yjv.ovTa (.schräge Schrift)
Papyrus Erzherzog Rainer 9008. Zwei von uns vereinte Fragmente; zweierlei Schrift. Höhe 9™, Fragment A
12-6'="', B 12-5™ breit; Schrift auf den Verticalfasem, Faltungen, in den Abstanden 2 + 1-,5 + 1-5 + l'S + 1-4'^"'.
1 t x'jpiXXoc axo/Ao) o'.ay,C/V03 £Vo[cxco)>oy(o yCniaz ox-ay.oa]ta? tsaaapaxovra zizza [JLOptaS) %£pjJ.3
2 irapaayj UTC£p [xiaöou £pY^^") "^C" <3U{x[ Jo-' 6£Ooa)po-' -tov aico yotax X tß tv) £(o?
Denkuchriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abliandl. von Nichtmitgliedern. B
242 C. Wbssely.
3 [Aä/S'p C '^C ''■f.'JZTfZ tß cv) '£' ,a (o[(JiCJ • • . at^xt [xot at rou Äspfxato? (schräge Schrift)
4 pi'jpia^atc'''' yr^KiaC'' oxra%o[atat tsaaapaxovia STiia yV ]x m ,a (OjJiC [Jiovat . . . (schräge Schrift)
Umschrift: K'jpiXXoc "A'TroXXä) Staxövcp svoixioXöyq) yjXlaz öxxaxoata? Tsaaapdxovra sicrd
•i'jpidSai; xsp{Aa-oc TCapda-/ou üirsp (xiaSoü spYdtatc vC ao|x . . . ou 0so5(6pou xcöv ä%b yoiav.
l. SwSsxdüTjC IvStxtttbvoi; sto? [AS/scp C "C'?)? aOz-Tjc 8(o5s%d-r^c ivöixtuövoc x£p[j.atoc (luptd^ac
,a{o[iC' . . ■ a':oc/si(!)|i.ot at roö xsp|Ji,a-o? [xupid^s; ytXiat öxiaxöstat Tsaaapdxovia iiitd (xövat.
Papyrus Erzherzog Kaiiior 9010 zeigt gleichfalls die beideii verschiedenartigen Schriften. iSchmales Fragment.
1 Tccipsjax . . .
2 aa . . .
3 . . . . OA . . |Ji£Y[^Xo';:pSTC
4 .... V azo TYj[c
5 [uTCsp u{jL7]c] ßouXYaptÄ[ou
6 [xapxa]Aa|Jit'j'^ ot . . .
7 £YP^['fi
8 |J.-^vi !p]ap|Aou6c i[. . . TTj? ■z'jaao-'QC ^^(ixruovoc)
9 t «'->]pt/«A[oc auv ÖEO) G-parr^XatT^c
10 aTTJsdvjcpa [. . .
11 ... . apco
Neue Nummer 217. Papyrus STusees natioiiaux 697.5. Höhe 11-8™, Breite 32-7™, oberer Eand 2'='", unterer Band 3-5™,
links l«^».
1 t so/ov 3 s7c).-/ip(oQr/^ sy« iröxxtpios auv^ vorap/ irap yfxwv xopj vstXou
•j /p'jc3o/oo'j ^ '^op°^ xo'j siJL''-' /(opio'j o'j 15taxar£yEti; xap7:<" zsixtcitjc tv5//
3 0 soT'.v xp'jat' vc/|j,ic;[xaxcov sv 5t{iotpov poTiap y^ '^'' o' X pozap, zypa^/ [s.\//
4 ficoO tv5,/ T'^i a-j" £ :/
Appendix .584. Musees nationaux 6846. Höhe 18-.5"", Breite 8-6«™.
1 . . . i).t'(Cf.kr,T:p'^ aclc/zfO'j
2 . . . Taxo" xat bBO'fiky
3 . . . aXcov ziQ 5caaxxcv
4 . . ir/.otjo'j a'jv Osco aTcspyoiJLSVou
.5 . . Trapajay^Tc auro)
(3 . tY^v 'JtJicJ-spav aosX'fix'/jv
•Vppendix .578. Mus^cs nationaux 6846. Höhe 6"9"°, Breite 94""'; Schrift auf den Horizontalfasern, zwei Faltungen
senkrecht darauf in den Abständen von 3'1™. Verse verwischt.
1 . . . OtC 7.'Jp/ S ]X=aiT£'JO[iSV(OV
2 . . . ::wov «ftXocsvos
3 . . . STTta/oTTj irapaa/Jc?
4 . . . 'fopp . . . a'.os:;tjxo-'
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 243
cm
cm
Appendix 756. Musöes nationaux 6899. Höhe 4-5™, Breite 8-8
1 X jl^ xavova
2 xaza [ATjTSpa
3 Xo' (ttov)
4 Twv ay'^ 6 i'
Appendix 251. Miisees nationaux 7079. Höhe 9-3™, Breite 15-3
1 t aTpaxYjytoc o'jv^ airo uxaxtov (p
2 XOTt'.,'
3 %a'. iro'.Tjaat autTjV sirfcpoicTj xoo
4 r^[itau Tstaptov (j./, /otax i? iv'/ ? . . . .
Appendix 681. Musees nationaux 7113. Höhe 11"^™, Breite 14™; Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen ver-
tical, in Abständen zu l'ö'^".
1 f <pAj -jts-rrjpcoc aov^ '3:a-[pa'.o?
2 £V ßaßu^ 8/ STiccraXii"
3 svsy^^ S/ aiua wAwj y ap xp^p- p£ß cxarov £^TjXov[ta 5uo
4 (pao)'/ XT] tvoV £v8c%A t t r^klaz votap) ÜTisyp
5 STCcataX/ tcov xp'^ ap^ sxatov sSirjviov-a §uo" [xo/
6 'faco^t XY] tvS" £V§£xa-YjC f . . . .
Das Wort iiriaraXfia ist die Bezeichnung- einer jener kleineu Urkunden, durch welche
Anweisungen erfolgen.
Umschrift: OXao'Jtoc Uzzzri^ioc, auv 6£(p Tcaxp'lxto; sv BaßuXwvt §:' E-TTtaxd/.-
jAaxoc £V£)(6£ViO? §cä aita 'looXtou y^Y"^*'^°^^ äprdßai xpiöcöv p^ß' «paw^l xyj' bZu-
xccövoc £v5£%dT7j? • "IDia? votdpLoc 6T;£Ypoc'|*a xo iiccaxaXfxa xctiV xpiÖY^r dpxaßwv iv.'x-by ic,r^-
xovxa 5'jolv [xövcov • (paco'fl %t/ Iv^ixxkovo? £V§£xdx7jc.
Appendix 163. Musees nationaux 6677. Höhe 4-3'="', Breite 1-3'='".
Recto 1 tcXouov a'7r£p]yo[i£v[a)v
2 {Ca ,ß 'f
Verso : xon"'
Die in Z. 2 bezeichnete Zahl ist 12600.
Appendix 817. Masses nationaux 6944. Höhe ö-ö"^", Breite 5-3«"'.
1 f avo'jTC vaapfao
2 a£(o)7jpou «I^Yj
3 Tcay 6£o5(opo" a
4 !J.av§ax/ x£aa£p" [xauvi]
5 C x£/.£'. Y ^'^5 ir£xp ....
ff«
244 C. Wesselv.
Appendix 664. Musees nationaux 6661. Höhe 13-1'^'", Breite 8-6"='°; Schrift auf Verticalfasern, Faltungen zu l'l"".
1 XOXJXOUÖO'' tou
2 oixovojJLOu ZTfi OL^ijaz BsytXr^z sx"
3 ctc Xo-j-ov zo'-' yfjLSTcpo" xoy(poxspa[i,o[upY
4 TCSVrsxai^cxarr^C ivj auv Osco Ssx
Also etwa: .... KoXXo66o'j xoö (ösofptXsaidxo'j) oIxovö[jlo'j r?jc ayta? BsxXvjc ....
sie XÖYOV roO ujjisTspo'j %spaijLO'jpY=^^^ (tiirsp äva/.(0(j.aroc) TTSVTS/.at^sxdxYj^ ivScxtuövo? auv
6£ü) 5s xai (irpwnQc) ypuato'j vojj.tafxd'cta ö%-{o xai oitou äprdßac z'c, • SYpdtpv] (xtjVöc 6(b6 t§'
r/j^ (zpo)r/ic?) ivSiÄTUbvoc.
Appendix 247. Musöes nationaux 6978. Höhe G'l™, Breite 69'^".
1 .
2 .
3 .
4 .
5 .
6 .
. XtSouc Scxazsaaspa
. 7.'j-(ov xot-/]aai a . . .
. ocv]a(i(pij3oXcoc % . . .
. £)((o xai Xp'Jsa . . .
. T£aaapax[atosxa
Appendix 190. Must>es nationaux 6652. Höhe 7"5'="", Breite 13"="; Schrift auf den Verticalfasern Faltungen hori-
zontal zu 3"™. Oberer Hand 1'='".
1 t sos^ajxr^v Jsy«) a l'o'jXtoi; irpoßa-coOfJXT]?
2 ... rcap üjxcov (pÄj aGavaatou to'j
3 x'Jptoo J c"j,r/U Trpoßatov £V st? Xoyov ^['irjc
4 soprrjc . . . pov xcitt s^x^^ptaxcov aozi]
5 0[i.oXoY<0 Sa/Y^XSVat ] [IS TCap U[i(OV XO £tpTj|JL3V0V[ cV
«5 -jcpoßazov £YP°^]'f *'' l-"-'')'''^ [JLsaopTj «9 5£'jx[£pac tvj
Aus der Quittung spriclit die Unterwürfigkeit byzantinischer Zeit. Ilpoßatoö'jr/jC, Scliaf-
schlächter. ist Agypticismus, wie ßo'j66r-/jC, Oclisenschlächter Umschrift: £5£^d[irjV £Y(o dira
'lo'jXtoc TcpoßaxoO'jf/]? . . . Tiap' 'j[j(,(t)V <I>Xao'j(ou 'A6avaatou xoö xfjptou £[jloö irpoßaxov £V si?
AÖYOV r^c £opr?j^ %ai yatpoiv xal £Öyaptaxö)V ocör^ 6[jloXoyw» sayYjXsvac [A£ icap' üfjLwv x6 £ip'/i-
IJL£vov £v Tupoßaxov * £Ypd'fT^ £V [XYjvl jXEaopYj %9' 5£yx£pac "tvoixxcÄvoc.
Appendix 23.5. Musöes nationaux 7091. Höhe .5-3'=™, Breite 8-4'=".
1 z[jyxozr^ ]s. z\x'fjr
2 .... )^ [JLcaÖj x£[aaap£axat5£xarAic] t;^
3 . . . . voixiojij £V puTcap Y^/ V'-' a p^
4 .... t 5/ tav,(o,3 cVO'.xoXoYj
Die Pariser Papyri des Fundes von J]l-Faijüm. 245
IV-
Das ist: Tzapdo'/ßz xco Sstvt spy^ar/) oicsp [ita6ot5 xsaaapaxatoäxdxTy?
Siic-ccövoc vo(jLia[j.d'ctov §v punapov . . 5i' e[jioö 'laxwß svot%(t)oXöYou.
Pergamen.
Appendix 677. Musees nationaux 7113. Höhe 3-8'=", Breite 7-3«'".
1 f u[JLtv <potß" 7cp' Tcapx jxapxptva tixp'-
2 sx'^ otv p'^'p" )(" ötaXauXc xapii;" tß t/3
3 jJü^ [J.ia'' ti ao^ otv"' xv^ x f
Z. 1 xpiva ist über der Zeile so geschrieben, dass es auf zo'-pk zu stehen kommt.
Umschrift: Ö|jliv $oißd(JL|X(ovi irpsaßurspcp napdaxc? Mapxpcvcf x^x^"^ £* xvj? oivo'J p6a£(o;
-/(optou ötaXauXt xapicÄv ooi^B'Adz'qz ivSixxtcövoc ti-rrsp [itaöoö r^? aöz'QZ (ivStxtubvo?) oi'vou xa-
vi5ta saoat.
Papyrus.
Appendix 863. Musees nationaux 6656, Höhe 5™, Breite 10™.
1 a(p6o'J TOU
2 TcJofJLap/ Ttapaax"''^j toua[x(o . . . airo . . xapxwv z-qz
ii zoGaDZ'qz] tv3'/' a x«/ oivou xavtSiv sv [ sypa
4 tpirj [JLT^vt' fprxovfi x5 ß tV' f
Umschrift: .... a^pÖou tou -rtwixapttou xapdaxou 'louaup . . dxo xapmbv
-YjC xoaauiTjc ivScxuwvoc Tcpwxou xavövoc oivou xavtSiv §v • sypdipTj [ayjvI «pato^l xo' os'JTspac
ivScxiuövo?.
Appendix 741. Musöes nationaux 6846, Höhe 6'9™, Breite .5'9 '
1 t SOoOtj 5try. . . .
2 V xopaaa ....
3 to" aQup [Jir^v) y tv[5txtt{ovo(;
4 vo|jna[Jij 5yo Yj[JL[ta'j SYpct'fr] {Jir^vt
5 xpttYjC ivj
Appendix 319. Muse'es nationaux 7089. Höhe 4-9''"', Breite 8-4™.
1 xat, tov ir£[JttTj?
.\ppendix 869. Musees nationaux 6846. Höhe 6™, Breite 14™.
1 TCa]paX7](j,Tc-opt TcapYj
2 (oaxc ayoJpaaO'/jvat xo'-''fa 5/ tcoar^tp
3 vo[j.ta[Aaxta] £ß5o|jLY(Xovca cTCxa Yj[jita'J v° t -ir/ oCS
246 C. Wessely.
Die erwähnten 10 Solidi sind solche gewöhnhche, von denen es heisst, sie seien xaGd
xspdTia STCtd 7j[iiay zstap-ov, denn 7^ ^ • 10 = 77Vg.
Appendix 312. Musees nationaux 6634. Höhe 2-8"=°', Breite Q-b""; Schrift auf den \ertioalfa3era.
1 axo] zr^z apa'.vot.[T{ov tloXcCo?
2 ÖsoScopaxtO'' ....
3 v°] 'ir]{ita'J aptO[[i.tov
4 [cYpoKpT] [xtjvck; /, ] y t/ t 'foißajxficov
Appendix 712. Musees nationaux 6846. Höhe 2-4'=", Breite 10-5"".
1 opp' jxtxppj
2 [J-'/iXO^^j
3 Tourwv Tc
4 fsrjapXT^c tvoo
Z. 1 : 6p{(ov [Jiixpwv.
Appendix 671. Musöes nationaux 7100. Höhe 4'5'''", Breite 2™.
1 z^qc iv^
2 aiioXXJfovi ^otß/
3 xjcv-s [JL">
4 5t s][A 6£o3(opaYt™
Paji} rus.
Museos nationaux 7164. Höhe 6'3'^'", Breite 7'3''"'; Schrift auf den Verticalfasern, unterer Band 2'™.
1 t xa[p£ax . .
2 ßouxsXXapc ...
3 a t/ ßixTwp 3cTap
4 xcpa'ta cTCxa Y;[i]'.a'j ....
5 x/ C S t Ösoöcop/ t
Appcndix 692. Masses nationaux 7121. Höhe 8-6<^'°, Breite IS""^.
1 t "CW a5£).<p/ TCc
2 Oüv^ avi:[cY£^'->y/^y ....
3 alt" x*"^?? ^'f
4 f' öcOTOx/
5 tO'J 7.Y'./ IT . VYj . p
G O'.V'-' V-r/jX £V [i" / OIJL"" XOUp/ T; |i.*
7 cXKfc X, apyji z£aaapo'.c3%ai5£x[c/.'tYj^
8 iv5/ t
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 247
Die letzten Zeilen erlauben erst eine fortlaufende Transcription: ol'vou %aX/iatO'J Sv
[iövov ö(Jioü xoupca ox-tb [xöva sict^pt tl ap-/'^ isaactpaaxatSsmr/jc ivSixxctövoc.
Appendix 257. Museea nationaux 7079. Höhe 14'6'=™, Breite Ö'^"; Schrift auf den Horizontalfasern, Faltungen zu
2-2 cm yertical.
1 6]au[j.3 avouTc Xs'Jxo/. otvo
2 . . . . to) xupo) ßsazt sopxj 'fa|JL]£V(o9
3 . . . . Tptxov ^(oocxarov puTcapov
4 . . §t £[JL0U yscoJpYto'j t . . . .
5 Tcapaa/Jccv §/ avouTC (jlsvxo
6 . . v° a airo v° 5/ tou 5" t(o %up/
7 . . . v° Y'^ß' »° voji-j rpCTOv
8 . . . . Y ^"^j t ^/ ^t'-^''' Y^^'^PT^'^"'
9 . . . aJTCo ßoußaoTO) ^.'^
10 . . . v° a/ air" v° § tou 3o9) y^^PT^
11 . . . . Y' To p VO[X) rpCTOV
12 ScbSsviaTov . . . . ]ts xi ao^ y ^^'' t ^ spi-o^ y**'^P[T^^^'-^
Wir haben hier ein Beispiel, wie ein Schreiber, Namens Greorgios, zahlreiche Quittungen
im Voraus anfertigt, um sie dann gegebenen Falls abzutrennen und auszugeben. — Das
Unzienzeichen yj wird wie liier in Z. 11 auch sonst als Abkürzung für Y12 gel>raucht.
Appendix 138. Musee nationaux 71Ü4a. Höhe (J-.5™, Breite lü-8™'.
1 x]o'-' ixsYOtXo''' c-rtoa/ Yp^'f ira . . .
2 TcairJvo'-'Oto"' cVo))( j(i::r [JL£Y'^^''is oicopYs"
3 tvj xsp 8' x£xapr/j[c] iv5i[xxt(ovoc
4 vojJL. '/j][JLtay p'Jiiap/ v° S p/ stc ta
Verse: Y^^opY''''''''^^
Appendix 87.5. Musees nationaux (J614. Höhe 7-3"", Breite 7-7'='".
1 ai">
2 /apiv aSsXrp/ 'fotßa[JL{Ji
3 tvj vo[i,ta(j.3 t5/ p''
4 vo]jj,tO[Aj o-it-c(o r^(x'.a'J 3 ;^ x"
5 % X" spYaxu/ X" cmap/
6 ta]x(oß auv" Y^"^tJ'-^''^P t
Papyrus.
Appendix 448. Mu.sees nationaux 6919. Höhe 7'4™, Breite 18™'; Schrift auf den Verticalfasern, Faltungen in
den Abständen zu 2'3'^™.
1 aSsX'f/ tcoavvTj xo/J./
2 aio'j -jcapaa-/» avva jt::^ [a'JV/)Qciac
248 C. Wesselv
3 1(0 ^a(o]'f / \i.rf (pafX^ rsaaspa
4 xovra oxko (jlovj {A£X=-P 'C
5 t]v8 .... 7]?
Appendix 363. Musees nationaux G846. Höhe 4-l'='", Breite 6-7™.
1 aiT tx a . . . . a/.iapc . . . .
3 t ''i^^^'-'"
Appendix 3G. Masses nationaux 6847, 12. Höhe 2-3™, Breite 6-3™
1 t cop [oLTzb yiopoo]
3 saOa 7cp°
Appendix 711. Musees nationaux G84G. Höhe 6"ö™, Breite 6'4'^'".
1 [xj ).0Ywai jt::::: aTro).
2 -aßXo''' avSpso"^ y*
3 pta ETü-ca surov [x/
4 tv5 t
Appendix 449. Musöes nationaux G919. Höhe b'l™, Breite 4-3'='".
1 S tcoavv
2 3/
3 v° S YV V ^
4 xapTi« 5 w[5art(ovo(;
Appendix 38. Musees nationaux 6847. Höhe 6"=", Breite 7™.
1 icö oiaß^'ß^ Bi
2 x/ SYpatpvj |JiYj
3 tß] w8/ t . . . tß i[v5
Appendix 581. Musees nationaux 6846. Höhe 4-4™, Breite 5-5'=°'.
Recto 1 Eujßpsß'.oc Ssü
2 5 cot TcauXou a
3 Trayo|j.V£o
Verso aX'JTC'.ou
Appendix 403. Musees nationaux 6846. Höhe 41<="', Breite ä-?"".
1 (t)v zo) azaß''
2 (0? zrfi siat,0'JO7]i;
3 £(0C "COU TUßt
4 |Ji.£/£tp 7) £ tVj t
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 249
Appendix 354. Museos nationaux 6846. Höhe 6-2'=«', Breite 6-3<=™.
1 ■^t]Q
4 vou tcoavvo" Jf
5 . . . vto«
Appendix 443. Masses nationaux 6846. Höhe 6-3'="', Breite 4-1™
1 uioc Koavv Sta[%ovou
3 YJspovcw" a[jL[jL . . .
Appendix 546. Musöes nationau:^ 6910. Höhe 6"", Breite 4*^
1 (ov TzoXzoz Totc aTCO x<op^ou
2 V XTjc £^apr' . . . sXX» ß
3 t t 5/ £[JI.O- ^tß OüfAßoX
Appendix 415. Musees nationaux 6738. Höhe 4-7'"", Breite 8™.
1 aiTO ] zriz apacvotT[fDV ■tcoXscoc
2 CO 'jI'(o ßwropos axo tyj; aurirjc ir[oX£co(;
3 UIXCOV tc'/VTJC TCOV aiCSVXcUBcV
5 6a cYpatpv) [xtjVc irauv[t
Z. 4 corrig. x£)(Vtx7]i;.
Appendix 753. Musees nationaux 6846. Höhe ll-2'="', Breite 11°"'.
1 £Yp [J," STUcl^ t£ 1,8/
2 X"^P £{ißoXou
3 xoatx
4 t 8/ TCOüat xoa[j,a
5 8£o3o)p'5
6 Y^/ ^^V-^^' <potßaixjJLcovoc
7 icouai toüat" /[i.
Appendix 35. Musees nationaux 6847, 11. Höhe 2-3'"", Breite d'b'"^.
1 £t/.[Yj(p£vai] ixYja itXtjov^
2 avoc ,a-:c
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVII. Bd. Abliiindl. von Nichtmitglicdern. g?
250 C. Wessely.
Appendix 477. Musees nationaux G97Ü. Höho 3'9"", Breite 6"6"".
1 t xapx/ ßtxKop [)(op]'co'jcap^
2 iC StaYpatp Xa[upac aywu 7Cc]tpo"
3 ß xav(ovj Y
Umschrift: zapsays BiÄT(op yoproirapaX7]jj.ittY]c ü-irsp ^irjrfparffjC Xaüpac äyiou Ilstpo'j Ssu-
Appendix 456. Musees nationaux 6846. Höhe 4"™, Breite 12".5™. Schrift auf den Horizontalfasern.
1 t STuXvipcoör^ [ iraTTVouJOc aiio sttow 'Jcapc[{Jt]ßoA.7jC
3 7](jLtau
Das ist: £7:X7)p(667] EaTCVouGtoc diro s-jcoixtoo napsixßoXvjc ■ • [5cd] EairvotJÖtou uirsp Stj-
Appendix 195. Musees nationaux 6983'''. Höhe 10™', Breite 13'^"'.
1 xXiQp/ oo'jXic, 0 5/ xouac y^^'^pT" '^^P^ a (Ji9 S
2 OTTspiJioßoXst"/ a t£ Xoi/ xp** a Xa S l'ß
3 TCO yscopY Y^^^py^/ <3 YjSüß 3 tco ayt/ a
4 0/ TO) aYt' aava aicspiJLoßoXst/ t'-' [xa
5 |iß/ at>^ irpov^
6 X£pX£[A S/ OYjtp Y£W>PT ''^^p/ <^ "1 S
7 oTcspJiJLoßoXsr aaS axs
Appendix 463. Muse'es nationaux 6881. Höhe 8-2"'', Breite 5-2<='". Schrift auf den Verticalfasern ; Faltungen zu 1-1™.
1 t Tca/" 'Q v.rj -£T[ap]r/]c w§/ ■
2 xapTcs -icsTpoc xaicv" xa.^v.z'k^
3 ap^ svvsa aö f Y^^PT^"^
4 5/ £|XO!J tJ-Tj- 5ta%
5 3/ £[j.'> Y^^*^ !J.'/]va ....
Umsclirift: Tcaycbv ■/]' xptÖY;? r£-dp':7ic tv^wcuövoi; — Kapirs — ÜExpo? UaTzv^joBioo xaY-
%£Ä).. — dpxdßac £vv£a • Ysiorj-^ioc ■ <^ji ijxoO M'/jvd I5iaxövo'j • 5t.' £[ioy FEcopYto-j M'/jvd.
Appendix 836. Musees nationaux 7391. Höhe 5-7™, Breite 5-9
CIU
1 coyov y.ac s-jrATjpco^T^v sy"^] • • • ■ 3; Hoyrxz'qp tcoavvou
2 yp'j]:;trj'j voiAicixattov £V p'JTcapfov
3 syP'^-'f? F'i^^-'C |A£3opYj apy-rj
4 apx rr^c; ay^: tv'^
Die Pariser Papvri des Fundes von El-Faijüm. 251
Appendix 119. Musees nationaux 6675 c. Höhe 3"5''™, Breite G'l'^". Schrift auf den Vorticalfasern ; Faltungen hori-
zontal, in den Abständen von 1'7™.
1 t coyov %ai £tcXt^p{o[67jv
Appendix 161. Musees nationaux 6671. Höhe 4*^™, Breite 6-7'=™. Schrift auf den Verticalfasern.
1 f sa/ov %ai £'3:X[Yjpco6r^v
2 a'jjxswvto? uVjq [jl
3 xapa xou airira xupo"
4 zo" irap £[x
Appendix 147. Musees nationaux 7133 e. Höhe 8-8™ Breite 10-5™.
1 £5£^a[jL£6a T^(j,ic iracpcc] aica avouit oto[c
2 aapouzioc ^aäi-'. c ßtov j^ uto~ ßicovoc xac .... uw aajSctvo"
3 afi'fOTcpTj aTi:° t£tc£tv(j aot tco 6ao[i,aaio)Ta-(o YjXca air"
4 x(0[ji,5 6£aY£Vc5o? uTcsp tpoipijjL; xYjc [7j[ji£t£]pac ':ro>.£{o? a7c[o
5 xapTTj 5£t>tcpai; tV; afuo" %aX/aat/ apraßa? tpiaxcoatac
6 §£xai:p£ic 0 T[tY] Eypa'fV] [xvjvt yapji^ y '^'^^
7 <potßa[i.
Appendix 31. Musees nationaux 6846. Höhe 6-9™, Breite 13-1'="'.
1 [j,£)vXo"(a7](;) tvo/ 7] 5/ xa{x- jxaüpat
2 aevoü" Staxtov [jL£Y[aXTji; £xx).Y^atas
3 {Jio//
Appendix 889. Musees nationaux 7413. Höhe 6-2'=™, Breite 9=".
1 t =X"^ [*T"^ vojvvo^ uto? VctXo" ait&[j.£Tpr;[(; aou . . sTCiatarTj
2 aaxxoTTouov zr^z aoxriQ -tcoXecoc at'cou[ap'caßac . . .
3 5to[a](0 £X tOt> clJLOU (JLtaOou ttj? £ixßo).7jc . • .
4 . . . . c tvj ava|x^cßc(Xcoc syp^?/ [^''i'^^ • • •
Appendix 523. Mus&s nationaux 6951. Höhe 6-7'=", Breite S-S«^".. Schrift auf den Verticalfasern.
1 TCO/.lrj (f
3 tcojavvou j^ XotTü
4 %a]taßaX>v[o|X£v
5 = eojö
6 . . . S/ £|JL° Tj/«'.[a?
252 C. Wessely.
Appendix 140. Mus^s nationaux 7164c. Höhe 5"1"", Breite ö'C^™. Schrift auf den Verticalfasern; Faltungen hori-
zontal, in Abständen zu je 1'2''"'.
1 irp/ j xoa(j,« asv[o'j]9t
3 ptv/ irp- 3 V
4 %oa[JL'~ asv"
Appendix 481. Musees nationaux G970. Höhe 6"1™, Breite 9'2™. Schrift auf den Horizontalfasern; Faltungen
vertical zu 2"'" Abstand.
1 Tzx s Jf Siayp" ^aup' airsp^ tv8; C
2 [xvj" tptXoÖcOC §/ a[JLa^ ap** V S
3 7][Atau [jl// 8/ )rpiaTo8(op°'-' xs^a^
Umschrift: itapsoxs üirsp StaYpaipTjc Xaupac toO dirspdtoü iv^arubvo? sß^öjXYjc Mvjväij
«ttXoÖsoc 5td 'A[xdrou dptöfitov vo[Ata{xdxtov Yj[xca'j [xovov • 8td XpioroSwpou xsfpaXaubtou.
Appendix 226. Musöes nationaux 7089. Höhe 5-9'''", Breite 4-5''"'.
1 TCOO XCLTiK a^ (Jl"
2 ii:^ [xa" a'7ca'xouQ[i
3 8/ TjXia %
Appendix 913. Musees nationaux 7434. Höhe 5*=™, Breite 5™. Schrift auf den Verticalfasern.
1 . . Tzpz xoXX' itapaa/^
2 . . asoTjp"'-' aXs^av^ i tg )
3 . . . . XTTJC t/
Musöes nationaux 6916. Höhe 3""°, Breite 8°™. Schrift auf den Verticalfasern.
1 ^coSsxaxYjc tvj 5/ axoXXwa
2 z]oo ayt/ ys'opT^^^ ^^^-"^ (xa . . .
3 xatsßaX/ * x^p/ ^"'^ • • •
4 . . . 5i sfiJLo" Oco . . . £]yp" t
Nette Nummer 277. Musdes nationaux 744.'). Höhe ."j-ö™, Breite 10"". Schrift auf den Verticalfasern; Faltungen
horizontal, in Abstünden zu 1*2'''".
1 f TuapSG/) üoar/^ TP^^-!^W ßspvtxt,'^
2 j^ aXo)Vo9£aj ) -/.aXXtYiv s iv^/
3 vo|jnGti) sirra itapa %£p/ tcsviyj
UiE Pariser Papyri des Fundes von El-Fauüm. 253
4 xovta rsaaspa Tsraptov v" C [t^/ tv§] 5"
5 9(o6 a' £ tv5/
Das ist: xapsa/s 'kooTj'f Ypa[X[i.axc6c Bspvcxi^oc ÜTTsp dXwvoOsatas xal xaXXtYW . .
TTSiiicrr)«; ivoatubvoc vo 1x101x0111« STurd itapd xspdtca TcsvzT^xovia -csaaspa Tsraptov (also sieben
Goldstücke, von deren jedem es lieisst: irapd Xcpdxta iTzza "^[Atau xstaprov) 8a)Q a' icsfiictTjc
tv§txtK«voi;.
Also eine Art Tennensteuer.
Neue Nummer 151. Musecs nationaux 6476. Schrift auf den Verticalfaseni, Faltungen horizontal zu 2'"" Distanz.
Zwei von mir vereinte Fragmente: A) 10<^" hoch, 8-5™ breit, unterer Rand 3-.5™'; B) S'ö"™ hoch, 8-3™ breit.
1 'fX* Qsoöoauo p=t Tiapaax-
2 xp xuTtpoo Q aico Y£VY]|JL*|JL* TYjc Tcapooo'''
3 t^ !.V otTou apxaßat [toaaa^s] 0"G is c? t5 f
4 t t>iC£aTrj(AY]v[a[JLYjV tac otto'j aptaßac roaaaSs] in schräger Schrift.
Eine Anweisung auf Getreide, mit Controlsunterschrift.
Musöes nationaux 6846. Höhe 3'2™, Breite 3''™; Schrift auf den Horizontalfasern.
1 %oy
2 V j(^ ava)ao[jxatoc %ataa%suYj?
3 [AsyjaXo" Tot/o"
Appendix 45. Musees nationaux 6846, 2. Höhe n'?"'". Breite 8'6"™. Schrift auf den Verti cal fasern ; Faltungen
horizontal zu 1'2''" Distanz.
1 TcjapaXYjiJLirTopt. ro) %up5
2 ot Xoytaa) sx xo'^ cjxo^
3 xTjc ayxTjc s tvj
Musees nationaux 710(1 Höhe 8''"', Breite 9°™. Schrift auf den Vertiealfasein.
1 £ lY' %KiG[i.a
2 XtoJ5£ X(0 [i.lo'^ZUM IOC Tip f
3 f 5/ £(JL0U TiauX"''' auv*^ a'j[j.,3oXat[oYpa'f ou
Eine Miethsurkunde in der Form von Urkunden zweiter Gattung. Das Fragment gehört
gerade zum Endstücke: [EYpd<pYj ] Tzi\XTZzr^c ivSixxuövoc KoG\xa.c [[xapxupw] xtpSs x(p
{AtaOo)xa(i) (oi; icpoxEcxai • 5i' Ejjtoö llauXou auv f)=.(b cufJißoXatoYpdtpou.
Appendix 894. Musees nationaux 7415. Höhe 5™', Breite 6'2'"".
1 t £)((o £Yco G'JYOtxpt . . .
2 uoavo'^ aXoupYOC azo
3 x-rjC apaivoixwv t:oä[£0)c
4 aTCO a|X'foxoo aXo7cco[Xtcov
5 XP "^^ a £V . . . .
254 C. Wessely.
Papyrus LXXIU.
Höhe 8"", Breite 8-5'=".
1 t s5s4a|JLr^v syco vstAa[jL
2 irapa aou [xr^va [xoüvapu
3 jxovaarTjpiou tou ayiou Xouxa
4 a^ptSta ytovta zsaspaYOVx*
5 £^ 0(ptp ycovj [JL?' syp^
6 ^1 [JLTj ^oiax a~ 5 w^ f
7 t §/ e[xou V£da[x
Umschrift: £0£iid[jLiQV sy«) N£tAd[jL(j.cov -jcapd aoü MTjvä [Jiovayoö (jLOvaa-ur^piou toö dytou
Aouxä a'^tpBia ^(xtviri xsaaapdxovta s';; syP^'P''] (A'i'jvöc /oiax a' sxttjC IvSixuüövoc " 81' £[jioö
Nci)>d[jLjj.(ov'>c.
Papyrus LXXIII, 2.
Appendix 55. Musecs nationaux G846. Höhe 8-7'^"', Breite 9-5'=°'.
1 t STrXvjpcöÖTfjv cyw o[r£(pavoc oaovo|j.o; x™ ayt»" X«'']^».
2 irapa aou v£'fspa xot> xac %}^zgo . . .
3 . . (pjopo« Tou 8oÖ£vxoc TCüV aapax[ocvcov?
4 . . . 8£]xar7j4 [iv]5 o saxt/ apoup/ |j,iav 7i[Jita'j
5 zriQ 5 z [Aoi'^' axotx£i |x[ot
Papyrus LXXV.
Musees uationaux 6846, Höhe 5™, Breite 13™.
1 £yto £Y(ü xtovaxotvxcvoi; uioc xo-* jjiaxapio" Xcovxio" yopxo'jc[apaXry[JL7Lxrj(;
2 Moav/] xpuaiou vo|Jit3[j.axiov £v puzap/ ypj v° a /.ac xooxo [exoijjicoc £yo)]
3 a'::o3]o"[vai] x(o jX£a[op-/j] 5 tvj £Ypa<f) [J-Vjvt £TCt^ %5
Pajjyrus LXXV, b.
Appendix 152. Musees nationaux 6765, Höhe 6™, Breite '28"5'^'". Schrift auf den Verticalfasero ; Faltungen zu
1-6— 1-7— 1-7"».
1 t £/{o syw xazvoDO'.oc oioc 'ftß xou xai Trouva|X£ß airo y.co|X£C ['ftJXo^cVo" xou apaivotxou
vojAO'j aoi y,oa|JLa ui[a)
2 xott {AovaCovxoc aTCO xr^^ apatvoixcov xoAcWC £tc ypciav £[J.[o'j] ypuaioü vo[i,ta|j,axcov cV ok
vo|i.tXcUovxat [y.at xo xptoxov
3 Yjiiiay jj.£V vojJLtaiJia £y. xouxo'j scvat luap £|xot öiq xt|XYjV y.piO(ov /.aOaptoiV xo 15£ aXXo y^ijuo'j
vojitjjjia z'.z xiixT/,*
4 xt|jir/'' xai AOY«) xoxou auxou ixT^viaio)? azo V£0[x-/]Vta(; xoi» £cc;iovxo(; [xy^voc [JtcOOpTj apyrj
XYjC icapo'j37]? £vo£'ic[axT^? tvoaxtwvoi;
Die Pariser Papyri des Fundes von El-Faijüm. 255
5 (JiavSaxcv tyjv 5s axoSoatv auxcov irotYjaojJiat aot tov (j.sv [)(op'cov [A7]]vt (pap(AouOt tov 5s
atroxptOov [J.'/i[vt
6 Scxatü) £V TTj '»«[iTj eX x(i)V xapTTcov 5a)[5£xa]-Tj? lv5[txxuovoc.
Neue Nummer 206. Musees nationaux 7451. Höhe 6'^", Breite 9"™. Sclirift auf den Vcrticalfasern ; Faltungen
a) vertical in den Abständen 2 + 2-2 + 1-8 + 1"8 + l'S™, b) horizontal in den Abständen l'ö + 1-5 + 1-8 + 1-5«™.
1 t '^9° 'JtoGji.j aXk" v.oa\r %p'^ -jrapao/-
2 aira touXto) 6app' z" TZtj^ Jk^ (xta" y '■'^^
3 at/ ap'^ §co8£%a (Ji°/ 3%^ at.^ ß iV' rf"> xa y tv f
Das ist: Tzphc, Koa|JLav aXXo? Koajxac Tcpsaßu-spoc • Trapda^^sc aica '[ouXuj) Oapp . . .
rö)V xuXtöv uTCsp [j,taGoö xpttYjc Ivc/a-cccovo? oizoo dprdßac §(65cxa {JLÖva? iv. -oö gitou Ssurs-
pa? hoiv.zmvric • (pacoipi xa Tpixvji; tvo^xrctövoc.
Appendix 840. Musees nationaux 6449, Höhe 6".5™', Breite ö'ö'"". Schrift auf den Verticalfascrn ; Faltungen in
den Distanzen 0-8+ l'S + l'ö + V5 + 1-4™.
1 .
2 .
3 .
4 .
5 .
6 t .
.X ayv.
. Yp''' ctx/ au' 0 x"/
. . tß[(oc] vo[itT[£U£i:ai
. . Y^/ y"^ ^'^'^ ß
au^ %- iß 5/ cix"'^ (pocßafA
Appendix 79. Musees nationaux 6846, 13. Höhe 8"3™', Breite 6'2'"". Schrift auf den Vcrticalfasern.
1 YP'^'I • • • • xptaica • • •
2 £V ayripctaGsv u . . . .
3 vo[i) ava
Appendix 230. Musees nationaux 6535. Höhe 4'8°'", Breite 8"™. Schrift auf den Vcrticalfasern; Faltungen wag-
recht zu 1"™ Abstand.
1 f xup"/ [ia^j 5cax°/ %oXX' j
2 '{S.MpyirjQ TTCtpX j^ Xt/ ^ü^
3 Xt^ xsp TjtJita'J yV 1 S [jlo / iptp" C t« ^^
Das ist: x6p(p Ma^t(i,iV(j) Staxövco xoXXsxxapup FswpYtoi; • irapdaysc uTtsp xc[jl-?j; lioXcov
Xixov -/cspdxtov •/jiJ.ta'j y^T'^*'^^^ xspdxiov r^\iio'j |xövov • cpawfi 3ß56[ji-(; svösxdxr^; iv^wxcwvo?.
Papyrus LXXVI.
Neue Nummer 275. Musees nationaux 6846, 22. Höhe 4'5<'"', Breite 17-2'^"'; Faltungen wagrecht zu 1-3"" Ab-
stand, links ein Band von 2'5'"".
1 t S'JcXyj- I rX-qp x"" I ircX'Xo" oop- J^ ouat" ßso^oato" svaxTj [w5
2 ctxo" %/ I 5' [xjauvt I Y xsXsi svaxTjc iv3 f 5t 7j[i" a.
256 C. Wkssely. Die Pakiser Papyri des Fundes von El-Fauüm.
Appendix 900. Museos natioiuuix 7415, Höbe 5"", Breite T*^"".
1 t ] aOup iß 011°'' SXTTJC tV^
2 !* xaXtJ^avtc TTOuat xayxcXX
3 ap^ xpiaxr" a X |j." f YStopytoc f
Appendix 902. Museos nationaux 7434, Höhe G*^™, Breite 7"'"
1 t zoy" sya) Xscov uto' auv''
2 XoX°-' TT« TyXta apx fiQV Ttfivjv
3 t">" yoptapto" to" £[!<>" x/«Y^p°"
4 <pavt(0- x"-' TjyopaaÖcV irap £[j.o"
5 vo[Jitajx" rsaaspa
6 tSGoapa (paii." xa iß iv
7 t S £!Ji-f>" Öco5(opaxio" yap^
Appendix 906. Musees uationaux 7434. Höbe 8*=™, Breite 8""".
1 (ptXo^SV
2 § xayxsXX/ xat irapa aoi airo
3 8s tYj? -TToXsto? xapTccov -cpiaxai
4 ScxatYjc ivj S/ c(j.o'j (JLT^va vo[xtx//
Appendix 912. Musöes nationaux 7434, Höbe 6'="', Breite 4'"".
1 f c-cCaiJLY^V cyü) [XTJ
2 va oivoTTpatTj
3 8/ aira syXaXt j^ ou
4 aiac x'jpHo
Appendix 91G. Musees nationaux 7441. Höbe ö'^"', Breite G""".
1 t Tuapsa-/ Ö£o5(opa
2 j^ svixo" i:oitoOc[3tac . . .
3 z'f] aTToraacCöC xo'j a . . .
4 airo 0(oO a[c(oc tx£-/^p
5 X XcoaspaxaiOcXOLtT^^ tv^
6 V/ V° Tj' 8/ £|J10U tO'JG-O'J
7 TtaXlXO" |i.Tj" OlXOVO[iO^
Ausgogobcii am KJ. Octuber 1889.
DENKSCHRIFTEN
DEK
KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
ACHTUNDDREISSIGSTER BAND.
MIT ZWEI TAFELN.
WIEN, 1890.
IN COMMISSION BEI F. TEMPSKY
BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WIS.SEN.SCHAFTEN.
Druck Ton Adolf Holzhausen,
fc. tmd k. Hof- and UniverAiUts- Buchdrucker in Wien
INHALT.
I. Abhandlung. Miklosich: Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen
Sprachen. (Griechisch, albanisch, rumunisch, bulgarisch, serbisch, kleinrussisch,
grossrussisch, polnisch.) Nachtrag zu der unter dem gleichen Titel im XXXIV.
und XXXV. Bande der Denkschriften gedruckten Abhandlung.
II. Abhandlung. Jagic: Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. Mit 2 Tafeln.
m. Abhandlung. Miklosich: Die Darstellung im slavischen Volksepos.
IV. Abhandlung. Rzach: Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln.
V. Abhandlung. Nöldeke: Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans.
I.
DIE TÜRKISCHEN ELEMENTE
IN DEN
SÜDOST- UND OSTEUROPÄISCHEN SPRACHEN.
(GEIECHISCH, ALBANISCH, EUMUNISCH, BULGARISCH, SERBISCH, KLEINEUSSISCH,
GROSSRUSSISCH, POLNISCH.)
D^ FRANZ MIKLOSICH,
WIRKLICHEM HITDUEDE DER KAISERLICHEN AKADEUIE DER WISSENSCHAFTEN.
NACHTRAG ZU DER UNTER DEM GLEICHEN TITEL IM XXXIV. UND XXXV. BANDE DER DENKSCHRIFTEN
GEDRUCKTEN ABHANDLUNG.
VOKGELEGT IN DER SITZUNG AM 5. OCTOBER 1887.
Zweite Hälfte.
N.
nadzak, Streitkolbeu.
bulg. nadzak. serb. nadzak nach Vrcevi6, nicht mehr gebräuchUche Waffe, pol. na-
dziak, Art Waffe.
nafakat, ar. xääj, Ausgaljen, üntei'halt der Familie.
serb. nafaka, sto je kome odredjeno, da pojede na ovome svijetu, hrana, prehrana. nofaka,
Bos. nofaka, hrana. Hör. alb. nafak, Geschenk, rum. nafaka. griech. dva^axäc, '6^(7]
%rx).r^. Pap. 383. Z. 916. 1. span. anafaca, gasto.
nahij6, Gebiet.
bulg. nahija. serb. auch naija, naja. rum. nahiea.
naib, ar. i_ajLj, Stellvertreter,
serb. naih.' Z. 905. 3.
naj, Flöte,
griech. vsi, oOpiY^.
nakara, Kesselpauke.
kroat. disa svlrale i nakarale. Lek. 42. aruss. nakra. nakracej, der darauf schlägt: öej
für türk. d§. Domostr. 186. rum. nakara, nakarad§, nagara. ngriech. dvaxapd^c?, plur. it.
gnaccare. fz. nacaire. Devic 52.
Denkschriften der phil.-hist. Gl. XXXVIII. Bd. I. Abb. 1
2 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
nakd, baares Geld.
kuin. nagt. 291. griech. vd/Tt, za. [AätpTjtd Ä£y6[AiVa xai 5i56[JLSva )(pY;jj.aTa (6; (pspvirj
r?) v6|jL(pT(]. Pap. 467.
nakkas, ar. jiLii, Maler, Zeichner.
serb. tu se momak prigodio nakav. Volkslied, nakafcija, Tischler. Jastr. Z. 916. 3.
na'l, Hufeisen.
serb. nalhant, nalhat. nalbantnica. nalpara, Hufeisenstück, rum. auch n^lhar. kuni. naal.
naiband. 331. 332. vergl. na'lc§. griech. plur. nalja. Rec. 94. vaXjXTrdvtT]?. Hind.
na'16t aus la!n4t, ar. ^u*J, Fluch. na'letlemSk, verfluchen, bulg. iialet, Fluch, serb.
nalet : nalet te bog udinio, nakazio te. Bos. Vila 2. 309. o dmie, ti nahte i sipeim. 2. 130.
griech. dvaksu, ivdöc^ia, Cf}\i.i(X. Pap. 381. Z. 793. 3.
nalin, nalen, Holzpantoffel,
serb. auch nanule, nalule.
nam, Name.
bulg. namdarzija. serb. radi nama, (slave, dike). nam be nam. ta je kahva bila na
iinmu, berühmt. Bos. Vila 3. 116. nam gubiti, dobar glas oduzimatl. griech. vd[j.L
namaz, Gebet.
»erb. sabah-namazi, Morgengebet. Bos. pes vokat namaz. Bos. Vila 3. 23. rum. namas.
naiu6, Schreiben.
serb. auch aame, n., izinname, F^rlaubnissschreiben. Bos. rum. namea, najmea. ahtinamea,
Vertrag: türk. 'ahdname. Z. 641. 1; 905. 2.
namet, namat, Filz.
f)Stjak. namat. russ. nametz. Grig. poln. namiot, Zelt. Man vergleicht aind. namata,
iifghan. namd. magy. nemez. Archiv ftir slavische Philologie, 3. 213.
nanaus, Gesetz, Sitte.
bulg. namuzl§k, Schande, serb. namus, cast, postenje. Hör. to s' obraza i namusa tiöe 108.
nane, Münze, mentha.
bulg. nane. Jir. 241. nane Z. 905 (nicht Z. 805). kum. nana.
nan kor, pers. ^S ^jb, undankbar: nan., Brot, kor, blind,
serb. nam^:or, undankbar. Z. 905. 3.
nanu, pers. .jb, Wiegenlied, vavd[iia|JLa.
griecli. vdvi, vdvt xai xo'jvdvt. Pap. 164. vtjVIOv, vaviov. mrum. nani nayii. Z. 905. 3.
vergl. griech. vivc, ßf«S'foc. Pap. 468. mit türk. ninak, Pupille. Z. 925. 3. und mit agriech.
vdvvo^, ■^/aTK'jy. Vergl. n^ne.
nar aus ^nar, pers. .b, vbl, (Granatapfel,
bidg. serb. nar. Z. 903. 1.
nardenk, JLj4>xb, Granatsaft, gekochter Obstwein,
mm. nardinkiil. griech. vap^svxt. Hind. Z. 903. 1.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 3
nargile, Wasserpfeife, nargil, Cocosnuss.
bulg. nargjule. Rumena 11. nargele. serb. nargila, argila. poln. nargile. runi. nargilea.
span. narguile. Devic 53.
nar)(, Preis.
rum. auch nark. griech. vdpxt, tt[J.7^.
narin, pers. jj-j^b, zart, weich, eig. granatapfel-ähnlich.
alb. naran, schwächlich, naranli. Z. 903. 2.
narindz, Orange.
serb. nerandza, neranca. nera, Frauenname, narandzast, gelb. magy. narancs alma. kroat.
naranza. alb. auch nerendze. griech. VäpdvCiov. yopa'^zC^TOo'ka. Pap. 86. cech. pomaranc,
pomoranc, pomeranc. pol. pomarancza. sp. naranja, laranja. pg. laranja. it. arancia. (venet.
naranza.) fz. orange. Devic 54. angelehnt an aurum., or, mit Bezug auf die goldgelbe Farbe.
Das pers. Wort beniht auf aind. näranga, scheinbar aus nägaranga, Elefantenneigung, auch
im aind. wahrscheinlich ein Fremdwort.
nasib, ar. ^^^-yaj, Antheil, Loos, Glück.
serb. nasib, Schicksal, sto je komu od hoga sudjeno. nar.-bl. 271. alb. nasip. 7i. 913. 1.
nasiHat, Rath.
serb. nasihat, savjet. nar.-bl. 253. nasijat. Bos.
naz, Zartheit, Zierlichkeit.
bulg. nazli. nazl§m. Djuv. kadsna nazlsm hansma. serb. nazli, zierlich, geziert: nazli ide.
Jastr. 172. nazli ho diti. Bos. popandio, nazlandio 91. nazlandisati. türk. nazlanmak. na noge
nazu jemelije. Kras. 91. Muchl. 75. zieht hieher pol. iazy, minki, grymasy, wyraz uzywajqcy
siq w komedjach. griech. %d[xvo) vdCta, uicspsviputpö).
nazar, schauen,
griech. vaCdpi, s'jvoca.
naz§r, Aufseher.
serb. auch nazir, nazor. kroat. nazor. Karn. rum. nazir, Inspector, nicht etwa von
nazirati. n§z§ri, erscheinen, sichtbar werden, magy. ndzur-beg, näzul-heg, Aufseher. ,Der
auf seinem prächtigen Rosse in orientalischem Glänze schimmernde Nazur.'
nebt, ar. v,:yjj. Keim, Sprosse, Pflanze.
bulg. i cetiri tovara nehit pamuk. Milad. 172. Z. 906. 1.
nefer, Mannschaft, Mann.
bulg. nefer. nefrat. Djuv. serb. auch lever, Soldat, ni se age, ni neferi znadu. Hör. 53.
cetr'est levera. Vardar. rum. nefer.
nefir, türk. j^äj, Hoboe.
griech. vtcptpr. Ilind. 105. Z. 916. 2.
nefr, ar. yjü, Furcht, Schrecken.
Vergl. bulg. nefel: ot talas§mi, navjaci (pilci, koji to piskat nostem) i ot razni nefeli.
holna ot nafola. umriS ot nafol. Milad. 134. 295. Z. 915. 2.
nehr, ar. j^, reichlich fliessendes Wasser.
Vergl. bulg. nahur. Djuv. Z. 923. 1.
4 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
nö is6, tiirk. \«ol j^. was es auch sei.
serb. ne ise. Bos. Vila 3. 131. Z. 922. 3.
nem, pers. *j, Nässe, Feiiclitigkeit.
serb. meni, menüa, Feuchtigkeit, gde vlaga kamen izede. uhila ga memla od kamena.
nemli, memli adj. feucht. Hör. Z. 919. 2.
nene, Mutter.
bulg. nana, Tante, slovak. nenija. pol. nana, Mutter, Wärterin, rum. n^nas, Tauf-
pathe. nene, nea. nani, Wiegenhed. pers. nanu, neni. 7i. 905. 3. Die angeführten Wörter
sind vielleicht selbstständige Variationen eines Naturlautes. Man füge hinzu russ. njanja,
Wärterin, pol. nianka. agriech. vdvvac, vdvv/j, vsvvoc usw. Vergl. nanu.
nerdüban, merdüban, Treppe.
serb. gajtan-merdevine od pet stotin sitnih basamaka. herdivan. Hör. 351.
növbet, nöhet, ar. jü^. Wiederkehren, Signal der Ablösung der Wache, Reihe,
bulg. nebet. Djuv. nojbet: ss nojbet si grads-t cuvat. Milad. 246. serb. nobet, red, straza.
nobecija, izmjena. Hör. 479. rum. nobet, nubet. 7a. 921. 1.
nezle meist nuzla, ar. «Jö, Schnupfen, Husten.
serb. nuzla, Art Krankheit des Zahnfleisches. Z. 909. 3.
n§sad§r, Ammoniak.
rum. nisadir. nordt. n§satp\ griecli. vtaavTv^pt, vtaav^tpt, ä[JL[Jiovtaxov.
nijet, Absicht.
serb. nijet, namjera. cini nijet na 6abu. nijetiti, namjeniti. nar.-bl. 338. Bos. Vila 3. 132.
nikah, coitus, Verheirathung. nikalilamak Verb.
bulg. nikjah. pikjahladisvam se fllr nikjahladisvam se, sich verheirathen. serb. ni6ah i
nofaka. Hör. 358. beg djevojku nicah ucinio. 114.
niluför, ninufar, Wasserlihe, nymphaea.
russ. nenufan. rum. nenuf^r, nufar, nuf§r. ngriech. vsvou^ap, vo6<fapa. it. nenufar.
7a. 131. 3. Nach Devic 53 ist nilufar wahrscheinlich nil nufar, ,le noufar bleu'.
ni'met, ar. iUjLj, Vermögen, Besitz, Lebensunterhalt.
serb. nimet, sve sto se jede i pije. tako mi nimeta. herc. 120. 358. öor-nimet, undankbar.
Bos. Vila 3. 367. bei Z. kör-nemek, worin nemek Salz bedeutet. Z. 914. 3.
nisfje, ar. jULoj, türkische Goldmünze: nisf, ^J^^, Hälfte,
rum. nisfea. Z. 912. 3.
niäan, Zeichen.
.serb. biju niian. Hör. 93. nadgrobni kamen. Bos. aruss. niSans, nysans. miäennaja gra-
mota für nisanly jarlyk. obmichnuth sja, obmeselitb sja, obmiseniti sja, sich täuschen, pol.
lüszan. rum. niian. griech. "^lodyi, qvialite. Legr.
nisandze, per.s. ^soLiö, Titel eines hohen Beamten.
serb. niSandzija, guter Scheibensclüitz. rum. nisandziu. ngriech. VYjadvxC''JC- Duc.
Z. 911. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 5
niäaste, Stärkemehl,
griecli. vtcjcaxsc, Hind.
nister, Lanzette.
kum. nestera. 100. 332.
nizam, Ordnung, nizam 'askeri, stehendes Heer.
biilg. nizam. 7iizamin. serb. nizam, red, pravilo. Hör. nizampare bei den Vasojevi(^i.
rum. nizam. griech. vtCa(Ji.i, zd^ic, vöjxoc. Pap. 468. Armee. Legr.
nogaj, nordtürk., ^^iju, Nogajer (Volk).
pol. nogajec, nahaj, nahajec. klruss. nahajva coli, nohajci, daher pol. klrass. nahajka.
tatarische Peitsche, bizun, batog na konia uzywany. Rocznik. russ. nagajka. Muchl. 91.
no)(ud, Kichererbse (nicht Küchenerbse).
bulg. auch luhut, nohud, nahut. serb. nattt, nufut. alb. naut. Rec. 49. kum. noghut
cicer. 332.
uokta, ar. kiaJü, Punkt.
serb. nokta. Bos. alb. nokte. Rec. 59. Z. 917. 2.
nufus, ar. u«^, Plur. von nefs, Seelen, Personen, im türk. sing.
bulg. nufuz, der Hörige: vs^kij nufuz je hil dl§zen da rahoti po mademi te. Rumena 7.
Z. 916. 1.
nur, Licht.
bulg. nur. serb. bozji nur. russ. nurs. Grig.
nus/a, ar. jLsx«*j, vulgo miska, geschriebenes Amulet zur Abwehr von Krankheiten,
bulg. muska, moska, Talisman. Z. 910. 2.
o.
oba, türk. L^l, Zelt,
nmi. oha. Z. 111. 1.
obruk, türk. ,jVjl, Vertiefung, tiefes Thal.
serb. ohnik. G. Popovic. Vergl. russ. ovrags, vragz, Schlucht, Erdkluft. Z. 111. 1.
oda, Zimmer.
bulg. odahasa. odadzija. serb. avlat-odaja. Marjan. 153. odadzija, redar. odadzik. pol.
oda. griech. odan. Rec. 35. alb. odadzi. griech, öv5ä?. övxä?, Öd)^a[JLOC. odadzis. Rec. 93.
mrum. ud§. odae. magy. oda basa, janicsdr szäzados.
oda agadze, türk. (c=»'-^' \i>^\- Art wohlriechendes Holz.
serb. odagac, mirisljivo drvo, Aloe. Bos. griech. oöv^ayotiC^ ^ä^poc. Z. 115. 1.
odzak, Heerd, Haus, Familie, erbliches Familiengut.
bulg. ocak. rum. odzak, Ofen, Familie, odzakliu. mrum. odzak. russ. ocags, ognisce,
dyraz, kurem, izba, sernya, domasnij ocagz, svoja semhja. pol. odzak. ngriech. richtig x' övr-
€ I- Abhandlung: Franz Miklosich.
octxt, övtCtdxt. Das türk. Wort wird auf üc drei und ajak Fuss zurückg'eiuhrt. Man ver-
gleiche russ. ognisce, peäis^e und ogniscanins, peciscanins mit türk. odzakl§, serb. odzaklija.
Hör. 248. odzakoviö. J. v. Keussler, Zur Geschichte luid Kritik des bäuerUchen Grund-
besitzes in Russland. 1. 101.
ogre, ogm cag. Dieb. cuv. vqrq. jakut. nor, stehlen,
russ. vord, Dieb, niagy. orv, or.
ogul, ola7i, bulg.-türk. ol, Sohn.
bulg. oglu. nordt. tdan. serb. oglu, Sohn, oglan, Bursche, pol. iöogian, Page, griech.
ÖY^dlvt, serviteur. Legr. 138. türk. at oglane, Stallknecht, ulavi. Z. 124. 3. russ. tdann.
klruss. u^an. pol. uian, huian. Man merke: Tataroivie celniejsi, zacnego rodu: Kniaziowie,
Muzowie, Uianowie i wszyscy, ktörzy na ziemskich dobrach mieszkajq. Muchl. 139.
oxlamur, Vflamur, iglamur, filamur, türk. .^iLä.^1, Linde, flamttri. Rec. 46.
griech. ?pXa|J,o6pi, !pXa|xo6ptov, (piX6pa. Z. 114. 3. Hind. 16.
oja, türk. L^l, Saum.,
griech. oöfid. Hind. 91.
ojlik, nordtürk., was zur Bedeckung dient.
russ. vojloks. Domostr. Filz, Bedeckung der Kibitkeu. Archiv für slavische Philologie.
3. 213.
ojum, Ausschnitt des Kragens,
serb. ojma.
ok, türk. ^-.1, Pfeil, Hauptbalken des Daches.
serb. ok. In Bosnien. Vergl. okagaca, Hauptbalken. Z. 125. 3.
oka, das türkische Pfund.
bulg. okanik. okanica. serb. okalija. okanica. okas. pol. oka, oko tureckie. griech.
Oxet, plur. öm'5s?, plur. span. occa.
okumak, türk. ^^ys^\^ feierlich recitiren (den Koran).
serb. okuisati na dzamiji. Bos. Vila 3. 140. kad ce hodia aksam zaokujisati. Bos. Z. 126. 2.
oluk, Rinne, nordtürk. ulak.
griech. /,o6xt. Vergl. rum. olan, Hohlziegel.
on, zehn.
serb. onba-sa, Koq)oral.
ondalek, türk. (^»Jö^I, Zehner.
bulg. audahk, das Nehmen von zehn Percent. Djuv. Z. 132. 3.
onluk, türk. »3Jb^f, Zehnt, Geldstück von zehn Para.
bulg. onluk. Z. 133. 1.
oranen, türk. s^jK^I, dieses Ortes.
serb. djel orina, dodji otale: govori onaj, koji cele zove u koänicu. Z. 115. 3.
Die türkischen Elemente ik den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 7
orö^k, urc§k, urciik, nordt. ^^»..jl, Spindel und im Allgemeinen ein .ähnliches Werkzeug,
pol. orczyk, nach Linde ortscheit. Muchl 96. Fehlt Z. orczyk ist fremd, allein ob deutsch
oder türkisch, ist mir dunkel.
ordu, Lager.
bulg. orda. serb. ordulja. ordaga, vojskovodja. Hör. 248. Sech, ordß, horda. pol. orda,
horda. russ. oi^da. Domostr. 179. rum. urdie, oard§. fz. horde. deutsch. Horde, span.
horda, ordo.
organ, türk. ^jUn^I. Tau, Seil,
serb. urgan. Hör. 392. Z. 117. 2.
ormaii, Wald.
bulg. orman, arman. rum. teleorman, District an der Moldau: türk. deli orman. Vergl.
deli. griech. öpjxdvt, j^o'jjjidvi.
orta, türk. bs^l, Mitte, Regiment Janitscharen.
serb. orta: a iz orte hose jenjicare. orta-duvan. Hör. 248. rum. orta. griech. optäc.
Legr. Z. 116. 1.
ortak, Gesellschafter.
russ. artdh ist it. artin'e, Handwerker, türk. ortakiuk: bulg. ispolica, ngriech. öptaycd.
i^ \xioT^. Pasp.
osanmak, türk. (^^jLxs.l, sich langweilen, niclit Lust haben zu etwas.
serV). osanisati se. Bos. Vila 3. 24. Z. 123. 2.
'osman, ar. ,jUic. osman, osmani, osmanl§, osmanisch, türkisch.
serb. onmanlija. sedla osmaidije. nar.-bl. 326. rum. otornan. osmardm. osmandziu. span.
osmanli. Z. 623. 1.
otak, türk. ^Lj^I, grosses Zelt. i
pol. otak, Markt: na jarmarkach i otakach. rum. otak, Feldlager, vataga, Genossen-
schaft, gehört nicht hieher. Z. 111. 2.
otar, nordtürk. Stall, umfi-iedete Stelle. Ostroum.
klruss. otara, Heerde. otary y Imrtyz. Gen. 26. 14. russ. otara, Schafheerde, Schafstall.
otluk, otl§k, türk. i^Jb.l, Wiese, Heu.
Vergl. serb. oklukana, Heuboden. G. Popovic. 273. Z. 112. 1.
oturak, türk. ^jKy>^l, Sitz, Bank.
serb. otttrak, der pensionirte; sijelo. nar.-bl. 422. Wenn pol. otrok durch .stary zoiniei'z'
erklart ^vird, so steht es wohl für oturak. rum. oturak, Station. Z. 112. 3.
oturmak, türk. ^^.yj.\, sich setzen.
serb. tur, der Theil der Hose zwischen den Beinen, hängt vielleicht mit diesem Verbunj
zusammen. Z. 112. 3.
otuz bir, türk. ^aj ;i-^;'i einunddreissig.
rum. otuz-hir, Art Karteuspiel. Z. 113. 1: 183. 3.
8 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
o.
ögür, öjür, türk. jS^S, gewohnt, von Pferden, Hunden, ktöre sq nawykle, zwyMe z sobq.
pol. ogie)', das wegen seiner Bedeutung, Hengst, von ajg§i' nicht zu trennen ist. Man
vergleicht aslov. oc/ars. serb. ogar. Sech. ohaf'. pol. ogar. osorb. hogof. rum. ogar. magy.
agdr. Z. 147. 1. Muchl. 95. mit Unrecht.
öndül, türk. J.ji^l, Wette.
serb. obduija, oklada: konjic dohar na obdulju. obduljas, Pferd für Wettrennen. Bos. Z.
137. 1. mar. 118. trcaf 6e se obduija. Kaß. 108. ko7ij obduljaä. Hör. 301. Z. fehlt.
öh kas, türk. t^^l, viJLi^l, der vordere Sattelbogen, auch kas, jiU, Erhöhung,
serb. unkas, unjkas, kas, Sattelknopf, unkos. Juk. 51. 621. unkes. Marian. 82. 151. Z.
126. 3; 132. 3; 681. 2.
opus, türk ^ji.j.1, Kuss. öpm^H, küssen.
pol. opus, ops, niecnota, wohl Unzucht. Z. 111. 1. Muchl. 96.
ördek, Ente.
bulg. jurdek, virdecca. Hung.
örn6k, Modell.
grieoh. öpvcxi, SslYfJia. Pap. 477.
örtü, türk. «J^Jl, Decke, Dach.
serb. urtija, Dach. türk. örtmek, decken, daher vielleicht russ. ortma, Oberkleid im
Igorliede. Z. 116. 3.
P.
pabend, Fussfessel {paj, bendj.
bulg. pjajvan. serb. auch pajvant, pajvanta. klruss. pojvan, Strick. Vergl. magy. pdnyva,
langes Seil, daher slovak. pänva. rum. poivan, poiv§ni, verb.
paöa, Bein.
griech. 'zaz^idQ, äxpoxtoAiov.
pacariz, türk. );Iä.Lj, Schwierigkeit.
serb. pacariz, ochade. Z. 158. 1.
paöavra, paöavura, Lapi)en.
serb. auch pacavra. rum. pacaur§. griech. TcatCcaoopa, Xaxi^. alb. pacavra. Reß. 33.
pada§, TTefährte.
serb. klruss. po/tos aus dem magy. Vergl. nslov. dobitek ili pajdas.
padisah, König, Kaiser.
])ol. padyszacli. nun. padisah. apers. pati ksäjathija. Darmesteter 1. 67.
padzehr, Gegengift.
rum. panzehru. Aus paiti gegen und zehr Gift.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 9
pafta, gewebt.
bulg. liafta. pshti, cech. puklice. Jir. 66. nimm. paft§.
paj, Theil.
bulg. pcLJ. serb. paj: pa stadose dilit na pajeve Smail v. 2093. na paje. Bos. Vila 2.
318. russ. paj. pol. paj, pajka. pajowad. alb. paj, miraz.
pajdak, arab. ^jJ-O) "'tVjLj.i Würfel, kurzer Stock,
serb. pajdak, kratak stap. Bos. Fehlt Z.
paj dos, Ruhe von der Arbeit.
serl). pajdos. Der Ursprung des Wortes ist unbekannt,
paje, Fuss, Stufe.
sei-b. paje. nar.-bl. 217. pajet, stepen. Bos. Vila 2. 242.
pajende, dauerhaft.
serb. auch panta. griech. pajanta. Reo. 34. Vergl. pers. pajendan. Stütze, Mauerstütze.
pak, pers. dL, rein, sauber, pakce. aind. pävaka.
serb. pakce, sauber, alb. pak. Z. 169. 2.
pala, Degen, palios, ji^L.
nslov. palas. Jambr. poln. paiasz. serb. pala, veliki noz. Hör. pala zakovata. potegoie
pale od pojasa. Kaö. .51. 52. 91. palata, sahlja. palusina. ¥An agriech. TzrjXri mit ent-
sprechender Bedeutung findet sich nicht, türk. palios ist it. palascio.
palamar. Tau.
bulg. palamarka. rum. p§l§mar, p§l§mra. Vergl. griech. TzakaixiCifi . mlat. palmlsare.
it. spalmare, betheeren.
palamud, o^o^j, pelid. helud. Hiev. Eichel, palamud kabugu, Eichelschale,
serb. palamida, palamioda. rum. p§l§mid§, polomid§, Ackerkratzkraut. Vergl. ngriech.
ßaXav(5t und das folgende Wort. Z. 206. 3.
palamud, pelamid baleg§, türk. ^-aJL? «^ vc^j, Thunfisch.
Aus griech. iraXafJiiSa. Z. 206. 3. Hind. 24.
palanga, Planke.
bulg. polugar, cech. mtsto, kde v ohraddch ovce nocuji. Jir. 243. griech. iraXdyYt, 5uo
$6Xa Tzrr^ia, s(p' (ov Epstoovxai xard zb s'^ar^oc oivof)6/a dtYysla. xaXayytdC«). Pap. 478. Vergl.
agriech. f^dXayc, cpdXaYyai, lat. palangae, ngriech. iraXouxja, zd zpoc 'fpayiiov )(p7]at{Aa.
Pap. 347. und serb. poluga, Stange.
palaska, Pidverhorn.
Abseits liegt selbstverständlich alb. palatsk§, Keil.
palavra, türk. Prahlerei. palavradSe,, Prahler.
serb. pjalavra, Schwätzerin, rum. palavrq,. palavradzm. griech. iraXdßpa, XYjpOv:. Pap.
478. Das Wort hängt zusammen mit griech. icapaßo^T^, lat. parahola, span. palabra. Der
Weg, den das griechische Wort genommen hat, ist mir nicht klar.
Denkschriften der pliil.-hist. €1. XXXVIII. VA l. Abh. 2
10 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
paluz6, pers. so^'L, süsse Gallerte.
serb. paluze, Honigkucheu. lu Bosnien. Blau 182. 283. Z. 171. o.
pauabuk, BamuAvolle.
bulg. pambuk. pamukcija. pamuklija. kroat. bumhak. bambazina. pamucan. Hung. serb.
pambuk. bobaö. russ. bumazeja. bambaks. Grig. cecli. pamuk. niagy. pamuk, pamiot.
kurd. auch pambu. nslov. bombas ist it. bambagia, bambagio, daher auch kroat. bumbazina.
lat. bambax, bumbax. span. gambax. Baumwolle vielleicht aus bamb-woUe. O. Sclirader,
Haudelsgeschichte, 243. griech. babaci, bobacl. ßec. 31. i3a|xßaxid. Aus russ. bumaga,
zilrj. gumaga, cerem. pumaga, nun. bmnaskf., Papierrubel.
pandura, Guitarre, Laute.
serb. pandura. Juk. 512. bandar, pandior. Rad 39, Seite 91. 63, Seite 87. russ. ban-
dura. Reiff. klruss. bandura, Zither, Laute, Mandora. griech. ipixopSov, OTCsp 'Aaa6ptoi
T:av5o'Jpav {bv6|JLaCov. Korai, "Aiaxta V. 1. 276. Vergl. tambur.
panukla, Pest.
lat. panucula, panicula, Art Krankheit. Vergl. griech. TravcoXvj. Hind. 37. iLav(i)).£ta.
Archiv 9. 661.
papagan, Papagei.
ki-oat. papiga. serb. papuga, papal, papagav. russ. papugs, papugaj. pol. papuga.
franz. papegai, papagaud. it. papagallo. griech. iraTraYd)i)wOS.
papuS, Pantoffel.
usluv. papuca. Jambr. papoca. Gutsm. serb. papudzija. russ. babusa, papusa. papucs.
Grig. cech. papuö, papuca, jpaprca. poln. babosze, papucie. span. babucha. Man merke
das mit diesem Wort wohl kaum verwandte russ. papusa, papucha, klruss. papusa, Bund
Tabakblätter, jjoln. papuza, papuska.
para, Stück, Geldstück.
serb. pa7'a pula. Bos. Vila 2. 145. 2^(^'>^^^ deminut. mrum. p§r§. pol. russ. para.
ngriech. irapä?, plur. 7rapd§£<:. Man füge hinzu türk. paradz§k, paral§k, paral§.
paralamak, türk. i^^sXj, zerstückeln.
rum. parladziu aus paraladziu, Gehilfe in der Schlächterei. Z. 162. 1.
parangon, Purpur.
poln. parangoii. rum. parangun. Vergl. serb. sitknja od pargara. Nikol. 17.
paröa, Stückchen.
bulg. parca, parcina, Stück, russ. parca, seidenes Gewebe mit Gold- oder Silberfaden,
klruss. parca, farca, Gold- oder Silberstoff, pjarcevyj, aus kostbarem Stoff.
parmak, Finger, Gitterstange.
bulg. parmaklf^k. serb. parmak, parmaci. Herc. 215. 358. parmak, SVa Centimeter.
Vardar. parmak, prst, kolac. parmakluk, ograda od kolja. Hör. Vergl. vuka parmace, gu-
raju ga i düu mu koiulju. Kras. 135. rum. auch palmak.
pars, Leopard.
russ. (kaukas.) byrsb, Hyäne.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. H
past§rma, gedörrtes Fleisch.
bulg. past^rma. pastr§mosana riba. mrum. p§stram§. pol. hastramy, ])lur. alb. pastrm.
ngriech. Tcaattpjjiäc, 'jtaaToup[JLäc-
pa§a, Pascha.
niss. pasa. pol. pasza, ungenau hasza. ngriech. 'KaoiO.Q, [XTcaad?. iraaaaXYy^ec, las hommes
du pacha. icaaaäc, icaaojac, 7caajd§£c. Pap. Volksl. pasa und hasa sind auseinander zu halten.
paterd.§, türk. ^oJcL, Lärm,
bulg. patfrdija. Djuv. Z. 157. 3.
patka, ÄÄjÜ, Art Ente.
nslov. bulg. serb. patka. Vergl. alb. pat§, Gans, patak, Gänserich, mrum. pat§. span.
pato. Barbier 1. 373.
patl§dzan, Frucht der Eierpflanze.
bulg. patladzan. Jir. 37. patl^dzan, patlidzan. Djuv. patUdzeni, plur. serb. halandza.
poln. pati'azany, patiaszany, das man für aus dem rum. entlehnt hält. Rocznik. russ. ha-
didzand, badizans, badarzans, batlazans, baklazans, podlazans. alb. patlidzan. Vergl. griech.
mildzany. Rec. 50.
patrigah, »livjL, Patriarch.
bulg. patrika, patrik. serb. patrika. Z. 157. 3.
paz§, Bete.
griech. padzi. Rec. 50.
pedavra, Latte.
bulg. petura, dünne Schicht. Djuv. Aus griech. icsraupov, Tcersupov.
pöhlivan, p6hlüvani, Ringer.
bulg. pehlevanin. pevlijan. rum. auch peklivan, pelivan.
pehn (tat. bahn), pahan at, «yl ,j-^., breit, large, ample.
rum. balimet, edles Ross. russ. bahmats, grosses tatarisches Pferd, klruss. bachmat.
bachmatyj, plump, bauschig, pol. bachmat, kofi tatarski, gruboptaski, na niskich nogach. Muchl.
bachmaty, bouffi, maladroit. Z. 230. 2.
p6ik, Pfeil, Bote.
})ol. pajuk, pajok, Kammerdiener, serb. upeiciti se, statt kao peik, Pfeilzeichen der
fahrenden Leute.
pej, Aufgeld.
bulg. pejlidisvam, gebe Aufgeld, ngriech. itet, dppaß(6v.
pejade, pers. soLo, Mann zu Fuss, Bauer im Schachspiel,
serb. pijade, bijade. Z. 231. 1.
pejgamber, pajganibar, pers. wyoljLo, Apostel, Prophet.
serb. pejgamber, Christus, pegamber, pengamber. Bos. Vila 2. 163. tako mi Isa pegambera.
ntürk. pjagjambjar. Z. 237. 2.
2»
12 I- Abhandlung: Fuanz Miklosich.
pek eji, türk. yj Jb, ^^,, sehr gut.
serb. peki, peke, dobro. Z. 204. 1.
pekinaz, TraubensyruiJ.
Vergl. serb. pekmesetice, österr. Powklldalken. griech. '7C£'C|JisCt., i^j^r^ixa. Hiud. 79.
pekne, pers. jüJo, fett, von kurzer Statur.
serb. pekna, Schlacbtscliweiii fiir Weihnachten. Z. 205. 3.
peksi, unrein.
serb. peksijan, pesljan, der Unreine (Cliristen nennen so die Türken), neprijatelju pek-
sijanu. indechn. peksin, das Unreine, sinrad i peksinluk. Bos. Vila 2. 266.
pöksimat, Zweback. Aus pek, hart und simat, Speise.
aslov. paksimadb. bulg. pesmet. russ. paksimadn. Grig. Vergl. uiagy. peszmet, daher
nun. pesmet, pezmet. griech. irai;7j[id5tov, %a^a\i.äLQ.
pelte, türk. jiäJL>, »^J^Ij, Fruchtreis,
serb. pelte, sladkls. Z. 171. 3; 207. 1. Vergl. griech. \x%^Xv-ic, TröXtoc. Pap. 464.
TtsXrsc, Gallerte. Hiud. 77.
peltek, stotternd,
bulg, zapeltuvam, russ, kartavith. Djuv, griech, 'TCeXtsät^c, layvöywvoc.
pembe. peinb6-reng ist baumwollenfarbeu. Z. 210. 3,
serb, penihe-sari svilica. Jastr, 365.
penö6, daneben pendze, Hand, Pfote.
bidg. pence, Absatz an Stiefeln, rum, pindie. pindzelui, Verb, im Türk. pencel4m4k,
in der Bedeutung: mit den Krallen fassen. Vergl. serb. spandzati se, sich abgeben.
p6ndz6re, Fenster.
bulg. pendzur, pendzura. Daneben ptalatsr aus ngriech. 7capd6upov. serb. peazer, pen-
djer. kroat. penzer neben dem it. ptoneätra und dem slav. oktio Istr., dieses nur im Liede,
penir, p6jnir, pers. ^oj, vaäaj, Käse.
serb. 2^^njirlija, Art KUsekuchen. Z. 213. 2.
peröem, Haarbtischel.
bulg. percik. serb. percin. pei'ce. percug, plur. percuzi. Jastr, pefi^cuk ihrisima. Vardar.
jjercinUja. Herc, 200, rum, percune, plur. percutü. alb. percin. ngriech. %' sttcOS %'.' 6
[XTCSp-asc |-«-'i'->- Pap. 61.
perda/, pers. ^'i>yj) Vollendung, Glanz.
bulg. pevduh,''sitno par'^e, pavulice, pavulje. Milad. perdufce. Milad. 21. rasperdusi ne-
vesta ta. ibid. rum. perdaf. serb. perdasiti kozu, aufziehen, isperdasiti, operdasiti, opjerdati.
Z. 187. 3.
pergel, Zirkel,
ngriech. izz^i-^iXi, zsptsAiov, ircptYpa.
pörisan, zerstreut.
bulg, ruka periiana ist dunkel, serb, perüan, weiblicher Kopfputz, Jastr. 7ia glavi de-
vet periiana, Volkslied, mamüe ga nevestice na srehrne perisane. Jastr, 328.
Die TüEKisciiEN Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 13
pervanö, Schmetterling,
nun. pervanea.
pervaz, Rahmen.
bulg. s pervraza do temelja. Ljub. 77. ngriech. gelehrt TCcptßdatov. Hind. 89. xpd-
aiTcSov. TTEpßaCövo), einrahmen.
pesdel, Art süsse Speise.
bulg. pestil. rass. postila. rum. hezel, bizel. ngriech. TcaaTT^Xr^, Tzdrzz'f]. Das Wort
erinnert an it. pastillo. niss. pasteh. Domostr. 127. pastely vsjakichs jagods. 163.
p6s, pers. jij, (jüju, der vordere Theil.
serb. hes, der Vordertheil des Kleides, supljika, durchlöcherte Stickarbeit, pes, skut. besä,
Fehler, beiav, besan, besljiv, besäst^ unvollendet. Z. 235. 1.
pesin, pisin, pers. ^^juUj, vorherig.
bulg. pesin, popisln^ vorher. Z. 236. 3. serb. pisin-para^ baares Geld. rum. pesin,
pesim^ baar. peündza. 263. 3.
peskes, Trinkgeld.
serb. auch pesces. russ. auch peskesd. rum. peikeslik. ngriech. Tcsa^^sai.
peskir, Serviette.
bulg. pisöir. Imng. peskirinja, Art Fratienkleid. Djuv.
p6sm, pers. |wäj, Wolle, pesmin, ,jjy«-io, wollen.
Vergl. russ. besmets, Art Kleid, zig. posom, Wolle. Z. 199. 3; 200. 1.
pösrev, pers. y-cio, Vorspiel (Musik).
rum. 2J^stref. Z. 199. 2; 235. 3.
pestemal, Schürze.
serb. pestemelje, plur. Jastr. pestemalje. acc. Hör. 216. 327. rum. auch peMimal,
pestemal. ngriech. tcaTa[JisXt bei Crusius ist falsch,
pezevenk, Kuppler.
bulg. pezeveng, pezevengin. serb. pezevenk. ngriech. TzaC^^^yY.ric, [xaatptoiröc.
p§7t§, pers. ^-ÄjEvo, Gallerte.
bulg. pihfija. Ljub. 51. pihta, pihtija, coagulum. Bog. gel^e v^g^tale. spihtosva se, se coa-
guler. Dagegen paca, gel^e animale. Bog. serb. pitije plur. upitijane noge. nun. pihtie.
Aus griecli. %r(*.vi]. 7a. 179. 1.
perava, brava, Thürschloss.
bulg. brav. serb. bravaluk. Bos. Vila 2. 277. mrtva brava. 3. 4.
p^razvane, äjI.jLj, Heft, Knauf eines Degens, Messers usw., unteres Ende der Scheide,
serb. parazlama, der äusserste Ring am Flintenrohr. Z. 185. 1.
piö, türk. zsj, Bastard,
bulg. pic.^Z. 177. 1.
pihi, pers. ^_gj, Quitte.
russ. pigva. pol. pngwa. Muchl. 102. Fehlt. Z.
14 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
pilav, gekochter Reis.
l)oln. pilaw. ngriech. izCkdffi.
pirindz, Messing.
bulg. pirinc. serb. auch pirinc. brinc, yhrinc, latonuin, orichalcum, kuni. 97. (für uryza
bring 346.) pirindz, Messing, beraht wahrscheinUch auf it. bronzo, ngriech. [XTcpoüvtC^^i Erz,
Messing, Kupfer. icpoüvcC^?. öpstyaX'x.oc. [xirpoüVTC^voc. bronzo selbst ist brondision, das in
einer Quelle erscheint, die nicht jünger ist als das 16. Jahrhundert, und das mit brundu-
sium bei Plinius wohl identisch ist. Andere meinen, pirindz, birindz beruhe auf der Wurzel
aind. bhrädz, strahlen, zend. baräz.
pirindz, Keis.
bulg. pirinc. Djuv.
piruze, Türkis.
serb. pirozeta, plur. Bos.
piäörma, jw^-uiuo, Kochgeld, nordtürk. peier, verb.
serb. pisei^ia^ piswma, pecenje hljeba, novac za pecivo. piserdzija, pekar i kuvar. Fehlt Z.
piskär, pisger, pers. >K.iuu, Vorsteher, geschickt.
runi. pesker, peseker, pisiker, gewandt. Z. 236. 1.
piskin, türk. ^jJCäu, gut gebacken, erfahren, nordtürk. pis, backen,
serb. piskin, kundig, pecen u znanju. 7i. 199. 3.
pisman, der etwas bereut.
bulg. pihnan sam. serb. inänian, pokajan. rimi. pismas, neidisch, ist wohl zu icsiafia,
d^pit, obstination zu stellen: dahin gehört auch serb. pisman, erpicht.
pista/ta, Schreibepult. Aus ^jzs, vor, vorder und taxta, Brett,
rum. besaktea, bisaktea, besakta, bestahtea.
pita, Art Pudding.
serb. sultipita, Art Kuchen, pitar. Vardar. Vergl. mrum. pitark§, pitoank§. pita-vacij,
Art Schwamm, naagy. pite.
podrum, podrom, budrum, bodurum, ^^o^j, Keller, Erdgeschoss.
kroat, u alvat podrume. serb. podrum, podrum za konje will man aus sto je po drumu,
was an der Strasse liegt, erklären. Es wird von Anderen als griech. 'jTcö5po|JLOC, U7Co5po[ii(^
gedeutet, das an der kleinasiatischen Küste in der Bedeutung ,Zufluchtsort' gebräuchlich sein
soll. Blau 9. 'JT:65po[j.oc kann auch als ,unter dem Hause hinlaufend' aufgefasst werden,
rum. podrum, podrom. pol. podruna. ngriech. irouSpoufi!,, {Jixou8po6|j.i, cachot. Legr. xpuTCTTj,
'jiröystov, hrfGOL'jpÖQ. aslov. ipodrums, podrums, podsrumije ist iTcicoSpoixos. Z. 214. 2; 215.
1. Bianchi 1. 397. Hind. 129.
porsuk, ^jM.^ lieben (3^3^?.
nordtürk. bar.s, bar§s, Art Thier. barsqk, Dachs, russ. auch porsuka. barsuka für borovs.
klruss. bormk, Dachs, poln. borczuch.
portukal, JLäJjj, Orange,
serb, portokal. prtokall. Reß. 47. pretukale, plur. Herc. 236. russ. portukali. Grig.
rum. poHokalQ. mrum. portokal. alb. prtokall. griech. TCOpzoxdXXt. Pap, 105, Z. 215. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 15
Aus China, daher deiitsch Apfelsine, daraus russ. apelhsinz, brachten die Portugiesen die
Frucht im 18. Jahrlumdert nach Europa, daher portukal. Dieser Name wanderte auch nach
Asien. Hehn 392. 393.
potur, >^is^.. Spottname für neu zum Islam übergetretene Christen, Art Hose,
serb. potitr^ poturica Renegat, rum. poturi. Z. 221. 2.
pranga, pranka, türk. l5ol>j, Pranger.
serb. praagija. petr. 3. 54. Nach Vuk Böller. Vergl. pa mu udrite prangu od 20 oka.
Z. 192. 3. Aus dem Deutschen. Nach Anderen ist pranka it. bagno; wieder Andere halten
pranga für it. branca, Klaue.
puj, pers. ^^, laufend.
serb. puj! schnell! pujdati. Ti. 227. 3.
pul, Flitter, auch denier.
serb. pidovi od suvoga zlata. Jastr. 395. pulovi, skobki^ petli na dverjachs 489. popidana
savka. Hör. 316. 317. para pida. Bos. Vila 2. 145. pidu, zvezderli ahaija. Volkslied, sarka
pirlitana. per - kosidja do pojasa pirlitana: p>er steht fiir pir, die erste Silbe von pirlitana.
Mit purli odaja vergleiche man pisana odaja. pidcaz, Harnisch aus kleinen Knöpfen. Hin-
sichtlich des ^iWic, merke man: cV xspaTiov ipöXXctc £toi 8(oSc%a und vergleiche arab. fels.
Z. 670. 2. Man füge hinzu pers. pul, eine in Kaschgar, Buchara gangbare Münze,
span. füluz.
pulad, Stahl.
pol. biUat. Säbel von polirtem Stahl.
pupla, Flaumfedern.
nslov. poplun, paplati, pablon. kroat. slovak. poplon. cech. pablon. ngrlech. iro6irotiXov,
plur. -jto'JTtouXa, Tz6.TZK(x>]i.a. aus k'^6.%'k(ü]i.a.. türk. pupla und kroat. poplun stammen aus dem
Griechischen. Mau vergleiche bulg. puple, Stirnband, Jir. 319, und alb. pupla, Schreibfeder.
Rec. 60.
pusat, Werkzeug.
bidg. posat. posatje. Jir. 290. serb. pusad, puset. opusatiti, bewaffnen.
pusla, Seecompass.
Vergl. serb. pnsida: izgubio pusulu, Bos. Vila 2. 319, für bileta. Hör. rum. pusul§.
pust, pers. o>-w^, Lammsfell, ^j^cu-jj, pustin, Pelz,
ngriech. icöaxtv, pellis^ Pass. Z. 219. 2.
pust6ki, posteki, pers. _jCc«^j, Thierhaut.
serb. pustekija, pttstecija, koza, koja sluzi u mjesto sediade. Bos, Z. 219. 2.
pusu, Hinterlialt.
serb. pusija, busija. Hör. Nicht aus magy. bosszü, Rache.
pus, türk., auch pos gesprochen.
bulg. pos, äijin pos, pos za sija, Halstuch, serb. öelepos, Art Mütze: dele aus öela, Glatze,
Kopf, izvadi mu hile podposaje. Marjan. 155. rum. pos.
16 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
putur, tlirk, ^y>»j, rimzlich.
Vergl. bulg. butur, Art Pferdekraukheit. Djuv. Z. 214. 2.
püskül, türk. JJi^yj, Troddel, touffe, houppe.
bulg. pjttskjul, piskjul na fes, paskul, touffe. Djuv. rum. pjuskid, Franse, griech. irta-
xiGÜX, xpoaaoc. Bianclii 1, 364. Z. 219. 3.
R.
rabbi, bulg.-tUrk. C>^, Herr.
serb. rabun, gospod. Hör. alah rabum^ rabum boze. Bos.
raf, Gesims,
griech. pdtft, ^zloti-^.
rahvan, pers. ^l^sK, Weghüter, Führer, Zelter, Passgang, Trab,
bulg. rahvan, Trab. Jir. 71. serb. rahvan. Bos. Z. 458. 1.
raHat, Ruhe.
bulg. bidis rdat. serb. rahat, coraggio. Vrß. Slobodan: rahat ucinitl. Bos. Vila 2. 147,
te se bane rahat ucinio. krajinu si rahat ucinio. bi6es rahat sa mnom. rahat sam. i vesela.
rahatnijL rahatluk, uzivanje. ratliik, veselje. Bos. bl. 20. uraati svoj risjanlak. Jastr. 254.
mrum. rihate, Ruhe. Obed. 204.
raüatlakom, Art süsse Speise.
serb. rahatlakum. poln. rahatlakum. Rocznik,
raüle, jJLä», Pult.
serb. rahle. Smail. Z. 460. 2.
rabman, Erbamier.
serb. rahman. petr. 3. 504. rahmani rahim. Bos. Vila 3. 68. russ. 7'achmans, PN.
pol. rachmanny. rochmanny, zahm. rochmani6, obrachmaniö, zahmen, rum. rohnam. rok-
maneskn. Durch die Tataren übennittelt. Muchl. 94.
räumet, ar. X♦».^, Erbannen.
serb, rahmet, müost. In Bosnien, rahmet predavase. petr. 3. 504. rahmetile, bog da ih
prosti. Bos, Vila 2. 163. s alalom rahmet. Bos, turci rahmet nazivahu. Hör. 212. alah rah-
metile 291. rahmetli. Bos. rametli, pokojni, verstorben. Vre. Bogi§. 551: türk. rahnetUl. ra-
metile. Bogis. 549. 550. Z. 460. 3.
ra/t, Zeug, Geräth.
serb, ravtove. Jastr, raf. griech, raf. Kec. 35, udri mu 0amju) rahta velikoga. Hör.
311. to se sjaie rati i pusatl. Juk, 533. griech. pa/tca, aaYtajiata. Hind. 96.
ra'ja, Heerde.
serb. raje mladog. Hör. 213. rajetin. pol. raja. griech. ßp(o|xopa'id5s?. Volkslied.
äpCLytäc. Legr.
rak§, Brantwein.
serb, irakli .^apun. Jastr. poln. harak abo gorzaika. mrum. aralcie.^ ar§kic: si)iin.
roM, arac.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 17
rakm, rakam, ar. *j,, Schreiben.
kroat. rakamati, sticken, istr. ruhac rakamani. span. recamar. it. ricamo, ricamare.
Z. 467. 3. Devic 58. Für die Entlehnung von rakamati aus dem Türk. spricht das erste a
des Wortes, dagegen und für Entlehnung aus dem It. der Umstand, dass dasselbe nur im
Kroat. von Istrien und nicht auch im Bulg. i;nd Serb. vorkommt.
ramazan, Fastenmonat.
serb. tako mi rama i citapa. span. ramadan.
ra'na, zart, hübsch.
serb. rana: rano moja, wobei man, wie es scheint, mit Unrecht an hrana denkt.
rase, türk. ^--il >, Rasch, Art Wollenzeug,
serb, rasa. Europäisch. Z. 456. 2.
ravend, Rhabarber.
bulg. reven. Jir. 241. serb. auch raved, ravend, ravent, reven, reventa^ revnik, rnved,
bei Jastr. ravim.
razakij, Art Weintraube.
serb. rezakija, suho grozdje. Bos.
raze, zufrieden.
alb. II, hä razi, einwilligen. Jarn.
rebi' ül ay§r, ar. ^^^1 «aj», Name des vierten Monats: rebi' , Frühling,
ngriech. '^ GzXr^Tq pc[iTCto6X, Acta et diplomata, V. 196. Z. 459. 2.
rec61, türk. jLa.., Confiture.
serb. recel. Z. 460. 1.
redif, Landwelir.
serb. asker i redif a. Kras. 165.
redzeb, arab., der siebente Monat des arab. Kalenders.
ngriech. to '^SYydpt [jZz^iTZ. Acta et diplomata, V. 202. Z. 460. 1.
refene, Zeche, Mrfene^ xÄiyc, 'arifane, &jUvLc, erfane.^ refane, refne.
bulg. erfene. Djuv.
rehn, Pfand.
serb. reim, rem, reum, rehum. griech. p£)(SjXVta, plur. Legr. 122.
rök'a, arab. kxS'y Beugung des Hauptes und des Körpers beim Gebet,
serb. recat. Bos. Z. 468. 2.
rendö, Hobel. rSndelemek, verb.
bulg. ishirendosvam. Djuv. serb. auch rende. rum. rindeli. griech. pcVtec, rpiicr/jc
pLapoc. Pap. 489.
röndz, pers. aj», Anstrengung, Qual, rendziden, sich betrüben.
serb. dirindzüi, ohne Unterlass arbeiten. Die Vergleichung ist unzulässig.
renk, Farbe.
serb. renk, renjak. Bos.
Denischriftcn der phil.-hist. Cl. XXXVIII M. 1. Abh. 3
18 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
res, rejis, arab. u«K, Kopf, Oberhaupt.
serb. reiz, brodar. ireiz: W na moru tmest ireizah. Juk. 54. reisid tdema. Bos. treiza
mlada djuvegiju. Bos. Vila 2. 349. pol. rejis, Sehitt'seapitäu. runi. reiz, raiz. reiz-efendi.
ugriech. patoT]. sp. aiTuez. frz. reis. kurd. reis. Z. 455. 2; 474. 3. Muclil. 108. Devic 58.
rösm, Vorschrift, Gebühr. Phir. nisumat.
bulg. 7'iisumat, Abgabe, serb. resuni, Taxe. rum. resm, rezm, Cermoniel. rusumat. Taxe,
ugriech. ^zO\xi, psafJLi.
reäme, Maulkette.
serb. reima, vez, mreza. Hör. oko kopca recnia udarena, oko recme pleteni sindziri. uzda
resvalija. Bos. Vila 2. 286. resmanlija (uzda) nakidena. Bos. griech. psa[j.Si;. Hind. 96.
rövan, pers. ,^1«). geheud, laufend, fliesseud.
serb. revan. Tragsessel. Hör. 2. 294. In sad-revan, tahti revan. Z. 470. 2.
revane, türk. ^-il^^, Art Mandelteig,
rum. revan, revaniu. Z. 470. 3.
röze, Thürangel.
bulg. rez§, Kiegel. zarezjavam, zarjazvam. serb. rezinja. Rec. 34. zaereziti. mruni. rez§.
rezil, schimpflich.
serb. reziluk. nar.-bl. 412. reziliti. Bos. Vre. rum. rizilik, Schimpf, alb. rezilan, ruffiano.
ri'ajet, arab. «uLc» Eihre. ri'ajetlü.
serb. rajetli, geehrt. Z. 465. 2.
ribas, (j*.Lo«, Johannisbeere, eig. Sauerampfer.
slovak. njbez. serb. ribizle. Aus dem deutschen Ribisel, Ribesbeeren. frz. ribes. Uevic
58. griech. pißtCtov. Hind. 16.
rida, arab. t^\Oy Art Tuch, das die Derwische über den Nacken hängen,
bidg. rida, marame, koje djevojke fkaju i vezu. Verk. uze ridu (maramu) od pojasa. Kras.
18. Z. 462. 1.
ridvan, türk. ^I^>>m gedeckter Wagen. Dual von rida J^^y
pol. rydv:an.i gedeckter Wagen, russ. rydvann. griech. pa^ißdvt. Muchl. 111. Andere
vergleichen deutsch Reitwagen.
ridza, Hoffnung, Bitte.
Ijulg. rizedzija. Volkslied, griech. piviC'i?, ptrC''^-?. psvzCtä?, icattr^aic. psvtCtd i5spL|Ji,
i^a'.-S(i). pivrCot^s^. pitC^^^'^'iC, der Bittende. ptTOcr/.)aa wird durch sujjplique erklärt, pttaa-
TT/j^s?, suppliants. Legr. pcvcC^dc, TcapdxAY^ats. y^^ '^""^ '^^^'^ xdjAco 'väv ptvrCjd, vd -öv irapa-
•/a).£3(o. pivtC^OLrCr^;, Vermittler. Pap. 195. 490.
ridzal, Mannen.
serb. dok reko^e dzali i ridzali. Bos. Vila 3. 188. rum. redial, hoher Würdenträger,
alb. ridzal, avvocato. griech. pczCd),:, un grand personnage. Legr.
rif, Elle.
nslov. ref. Jambr. Sech. r0'.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 19
rijal, JLj», spanischer Thaler, span. real.
griech. ^öycdÄi. Legr. 262. Z. 474. 1.
rikab, arab. i_>l^v, Steigbügel.
runi. rikjab, die Regierung der Türken, die Person des Sultans. Z. 468. 1.
rizk, arab., ^;., portio, türk. vom Schicksal bestimmter Lebensunterhalt, rizfk, nord-
türk. Schicksal, sudbba, roka. ostroum.
bulg. rizik, Glück, Schicksal. Milad. 412. kaloriz. Djuv. serb. rizik, Gefahr, rizikati. Bos.
Vila 2. 156. rizikati glavom. Hör. 193. it. risico, risco. span. arrisco, riesgo. frz. risque,
Wörter, welche Diez auf resecare zurückführt, griech. ptC^^v. (ii(^i%dpu). %aAo,optCwa. alb.
rezik. Z. 462. 2. russ. risks aus dem frz.; rizik usw. möglicherweise aus dem it. Vom
Standpunkte der Laute ist gegen die Zusammenstellung von rizik usw. mit arab. rizk, tih'k.
rizfk nichts einzuwenden: was die Bedeutung anlangt, so ist von portio auszugehen und
aslov. dola, Theil, mit poln. dola, Schicksal, sowie aslov. c^sth, Theil, mit poln. .tzczQscie,
Glück, zu vergleichen.
rizina, arab. jLcv., Bündel.
serb. rizma, Stück Papier, it. risma, Ries Pajiier. mlat. span. resma. catal. raima.
frz. rame, alt rayme. engl. ream. ndl. riem. mhd. ris (ri§, ristj. nhd. Ries. pol. ryza.
Diez leitet risma usw. von äpib[i.r/C. ab. Z. 462. 3.
rospu, orospu, Hure.
bulg. orospija. Rumena 22. serb. rospija.
rub', Viertel.
serb. 7mb, Art Mass, acht Centimeter. Vardar. rum. riq). griech. poOirt, 8 toü izrijBinc.
Pap. 193. zstap-ov. Pasp. Davon soll russ. rubh abgeleitet werden, dessen h jedoch dabei
dimkel bleibt, während es bei der Ableitung vom Verbum rubi (rombi) klar ist: vergl. aruss.
rPzana, Art kleine Münze, ahd. scerf. türk. para. O. Schrader, Handelsgeschichte 1. 134.
137. poln. rid>el, Wiesbaum. rid)lic, Vergl. rupie.
ruba, Kleid.
nslov. roba, Waare, Zeug, Kleid. Aus dem Ital. Man merke serb. ruho, Kleid, für
prcija. Vre. ngriech, poOya, fiou)(äXta, 'fopcji-aza. Pasp. 315.
rubar, pers. .L^., Vergleichung. ru-ba-ru, Gesicht an Gesicht.
rum. rubar. Z. 469. 3.
ru/sat, aralj. jLo^v Erlaubniss.
serb. rulisat. Bos. Z. 461. 3.
ruj, ru, Gesicht.
russ. dialektisch ruh f. Antlitz, wolier naraznyj, äusserlich usw. klruss. snaritzy, svercha
beruht auf pers. türk. ruj. Mater. 89, dessen j bei den Tataren im Gouvernement Kazan
in z übergeht: vergl. zaz^k, Sünde, zak, Seite, zaka, Kragen usw. Dieser Zusammenstellung
steht der Umstand im Wege, dass, wie es scheint, nur anlautendes j in z verAvandelt wird.
Zu vergleichen ist dem Sinne nach serb, bezobrazan mit pers. bi-ruj, schamlos.
ruk'a, arab. juls\, Zettel, Briefchen.
nun. ruka, Bittschrift, griech. poxäc, lettre, acte d'accusation. Legr. Z. 467. 2.
20 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
rum, Rom, Römer.
spau. romia, gefaugenes, zmn Islam bekehrtes Christemaiädclieu.
rupie, Kiipie.
Vergl. aiud. mpa, Silber, span. rupia, ruhia. zig. rup, Silber, bulg. rupovi. Col. 271.
Mau will vou diesem Worte russ. rahh ableiten. Vergl. ruh'.
rüsvaj, per». ^I^>, verspottet.
serb. i'tisvaj, Schimpf; Wunder bei Vuk tmd im Liede: pa da vidis cuda i rusvaja. Aus
Bosuieu. Z. 463. 2. '
rüSdijje, arab. kjjcwv, Art mittlere Schule,
serb. ruzdija. Z. 464. 1.
rüävet, Bestechuugsgescheuk.
alb. msat, Geschenk.
rütbe, arab. juj», Stufe.
rmn. tnitea, im Kartenspiel. Z. 459. 2.
s.
saat, Stunde.
serb. auch saat. ej sahatile, u dohri cas. Bos. sadzija, sajdzija, türk. saatdzf. mrum.
auch sQhate.
sabah, Morgenzeit.
serb. saha zora je, sabah. In Bosnien, saba, Ostwind. G. Popovi6. sabaf. Jastr. sabah
klanjati. kroat. saba, Karn.
saban, Pflug.
ngriech. sabadschi, Pflüger. Mariup. russ. sabans, Art Pflug, klruss. saban, wohl Pflug.
sabi, arab. ^lye, Kind.
serb. sabi. In Bosnien. Z. 565. 2. Vergl. s§bjan.
sabr, Aloe.
serb. sarisabor. Vergl. sar§.
sabun, Seife.
serb. raki-safun. Hör. 472. auch saplun. sapundzija, safundzija. nordtürk. saba7i ist
Druckfelder der Quelle für sabyn. it. sapone, lat. sapo, ist wohl germanischen Ursprungs.
Aus it. sapone arab. qabun, woraus türk. und kurd. sabun, nordtürk. sabyn. Avis dem
it. sapone auch ngriech. aaicoüvi usw., rum. s^pun^, alb. sapun, selbst das magy. szapj-
pan, jedoch nur mittelbar. Vergl. 0. Schrader, Handelsgeschichte 1. 88. A. Ahlquist, Die
Cultur\>'örter der westfinnischen Sprachen, 122. cecli. pol. kleinruss. grossruss. dafür mydlo,
mydio, myio, mylo.
sabura, safra, Baiast,
serl). auch savornja, savornjak. savomjati. span. sorra. griech. aaßo'jpövto. Vergl. alb.
iwr, Saud, Kies, geg. zur.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 21
sac, Haar.
Vergl. bulg. sac, durch vrsnik erklärt.
saöak, Franse, Wetterdach.
serb. sacak, Dach, porub na haljini, rojta. nordtürk. cacak, woher altruss. cecaks.
saöma, Schrot.
bulg. kursuma i sscmi te. griech. aata[j.d5sc. Hind. 102.
sadaka, arab. äjtX.^, Almosen. Ru2i(5ka.
serb. sadaka. Bos. Vila 2. 242. span. azadaga. Z. 567. 1.
sade, glatt, einfach, pars, sade, sadi, Art Leinwand.
serb. sade, eist, prost. Bos. sade hez für ravnik, Art Leinwand, runj. sadetika. sadekat,
sadikat, Aufrichtigkeit, arab. sadakat. Z. 566. 3.
sadrazam, arab. jvloftl ^fcV-o, sadr-i-d zam, Grossvezir.
serb. sadrazan, sadrazam, sadriazam. Bos. rum. sadrazan. griech. aaxpaCdfJLTjc. Legr. 172.
Z. 65. 2; 566. 3.
sadz, Schmiedeeisen, Pfanne.
serb. saö, razkovano zeljezo. griech. to sacL Rec. 33.
sadz ajak, türk. ^Lt _Lu<, Dreifuss zum Kochen,
serb. sadzak, tro7iozac. Bos. Z. 488. 2.
safra, Galle,
serb. safra.
sag kol, türk. J^- cLo, rechter Flügel.
rum. sackol, dagegen solkul. Z. 560. 3.
sagdak, Köcher, auch Bogen und Köcher zusammen.
cech. dial. sajddk für pytel, Sack, slovak. bei den Walachen sajddk, kubela z bilSho
sukna. zajddk, mosnice pastyfskd. Kidda. pol. sahajdak, sajdak, kolczan, taftuj, Scheide, sahaj-
daczny. sahajdacznik. Kari. 19. altruss. auch sagodak. Urk. 1547. saadaks. Domostr. 90.
128. savdaks. saadacnyj, sajdasnyj rjads, Ort, wo man Waffen verkaufte, klruss. sahajdak,
sajdak, Köcher, Bogen, sajdaker, mit Köcher versehen, sajdak, Art Netz. rum. sahajdak.
sagmak, melken. Das Wort ist aucli osm. türk. sagmak, j^^La. Z. 561. 1. Daselbst
sagmal, milchend, Milch gebend. (^^L*, sagmak. 491. 1. Daselbst (J.äL>/, sag§n.
klruss. sahmal, Schaflieerde ohne Böcke; daneben sagmal, Mutterschaf nach frisch
geworfenen Lämmern, bulg. sagmal. Jir. 242.
sagr^, Hinterbacken, Rücken und Hintertheil des Pferdes, wohl auch des Esels und
Maulesels; die Haut davon; das aus der den Rücken des Pferdes usw. deckenden Haut
bereitete gekörnte, rauhe Leder, Korduanleder.
serb. de turite u sagrije öorde. Hör. 387. sagrija, civiluk bei Vrcevid ist wohl unrichtig.
sagrija, sigrija auch Chagrinleder. cagrije, köre od noza. sakrapoc bei gund. ist türk, sagr§pus,
sagrapos, Pferdedecke, it. zigrino. venet. sagrin. mhd. zager, sjian. chagren aus dem
frz. chagrin in beiden Bedeutungen. Diez, Wörterbuch. Vergl. it. lima. Devic 27.
22 I- Abhandi^ung: Franz Miklosich.
sahU, tirab. !^.x5, es ist richtig, lieglaubiguiig.
serb. sahi\ isthiitu. Hör. sah/' <f« mu do Travnika do6i 94. rum. sah. alb. sah, wahrlich.
Jamik. Z. 566. 1.
sahib, Besitzer.
serb. citluk ist jenes Dorf, das ausser dem spahija noch einen Herrn hat: dieser heisst
citluk-sahihija und ist der Nachfolger des ehemaligen hastinik. Novakovic, Pronijari 80. jetim-
sabiluci^ Eigenthum der Unmündigen. Bos. mrum. plur. saibi^i- griech. {jLaXaaa'!n(^(;, xr/]rcop.
sahn, Schale.
serb. sance, kupfernes Gefflss. pol. sagan, Kessel. Rocznik. grand pot. Kari. 24.
klruss. sagan, Kessel: aus dem Poln. rum. sahan. sahnis, saknas. griech. caycivi, plat
de ciiivre.
sa-/f, arab. cy^a.«,, geringe geistige Begabung,
serb. sef, Fehler. Bos, osefiti. Z. 500. 3.
sa/t, pers. oLsa^«-, schwer, traurig.
serb. sahtli, neveseo. Hör. 59. sahtli i kafarll. Z. 500. B.
sa/tian, Saffian.
serb. sahtijan. Hör. sahtijan hegbeta 256. saptijan-sepet. l^os. taftija, ucirijena koza, soll
aus sa/tian entstanden sein. poln. safjan, szafjan. klruss. safjan, sapjan. sapjanöi, Stiefel
von Saffian.
sa'i, Eilbote.
serb. sahija, knjigonosa. Bos. saijit, spremiti. Hör. 110. sajija. 160. griech. aa'^c, datdvSiQC.
saja, Stoff aus Wolle und Seide.
serb. saja. sajalija. Vergl. nslov. saja, Art Weiberrock. Im Westen, pol. saja. GoI§b.
\>i\. rum. saja. griech. adia. Somavera. adyja. Pap. 76. Gayta?, aaYt.d%t, odfrjC,. it. saja,
nicht sargia., wollenes Überkleid, der Stoff dazu, nicht Sarsche. Muchl. 155. Man vergleiche
russ. sajans, zenskij sarafanz. pol. sajan, sagaj^ Waflfenrock.
sajö, pers. juL«,, Schatten.
rinn, saja., Stall. .sajedBm. Z. 4^4. 3. Vergl. sajeban.
sajeban, Schattendach. Das Wort ist pers.: saje, Schatten, -bau.
serb. an pobjeze caru i sajvanta. Hör. 45. rum. sajvan, sajvaiit. pol. sejwan, Art Zelt.
Vergl. saje.
sajgak, Antilope. Das Wort ist nach Korsch ^LiuLw zu schreiben,
klruss. sajhak, sajha, suhak. Vergl. pol. suhak, sudak, das Muchl. 123. mit slkak capra
tatarica vergleicht.
sajlangoz, tiirk. v^uiLyo, nach Rec. 51. salanga, Schnecke,
ngriech. 'Z'ihrL'{%'jZ. Hind. 25. salanges. Rec. 51.
sajmak, zälilen.
ngriech. caTjuC^^, zähle.
sakage, Kehlsucht,
Z, 571. 2. schreibt .sokak, nicht sakak.
Die türkischen Elemente jn den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 23
sakat, verstümmelt.
bulg. osakateja. Djiiv. rum. sakat. sakatltk. ngriech. aaxäita. Pasp. <znx''i.zK'fff..
sak^z, Harz.
serb. sakaz. bulg. sak§zki soll tikvi bedeuten.
sakka, Wasserträger.
serb. saka, sakija, Wasserfass. sakadzija, Wasserträger, ist auf serbischem Boden ent-
standen, klruss. saka, bocka, Fass, Tonne, rum. sakabas. sakal, etwa: Feuersjiritze.
sakma, Steg.
klruss. sakma, enger Weg, Carr^.
saksar, Lammsfell.
russ. saksjurka, saksurki sind mong. säksürgä.
saks§, irdener Napf.
serb. saksija, ii'dener Topf im Allgemeinen, bulg. saksija, Blumentopf. Jir. 574. rum.
saksie.
sal, tUrk. JLo, Floss, Fähre.
bulg. sal. Vergl. serb. sala, nosila. ranjenicim^ sale pogradise. Hör. 401. griech. odh..
Hind. 73. alb. sali. Rec. 19. Z. .562. 1.
sala/or, Stallmeister, von Abgaben befreiter Dorfbewohner.
serb. saraor. ngriech. aapay^öpi^s? bei Hammer. Vergl. serb. selamor, momak. Bos.
Vila 2. 375.
salak, türk. (jJLo, penis.
rum. sulak, sulac. Z. 562. 2.
salaä, Hütte.
bulg. salas für cech. zitnice pro kukurici. Jir. 86. slovak. salas, Hirtenhütte, russ.
auch salasö. klruss. saias, chaias.
salat, plur. salavat, arab. »JLo, Gebet.
i"um. salavat. Z. 573. 2.
saleb, Salep.
pol. salep, salap. klruss. salep. Über den Ursprung von türk. saleb vergl. Devic 61.
sal^Ü, arab. ^JLo, gut, unverderbt.
Vergl. serh.zalih, unbeschäftigt, zalihost, Überfluss. Blau 43. Man ist geneigt an slav.
Uhu zu denken, und dies umsomehr, als die Bedeutung von sal§li zu der der serbischen
Wörter nicht stimmt. Z. 562. 1.
sal§ndzak, türk. (JäJLö, Schaukel,
serb. salandzük. Jastr. Z. 563. 1.
salyane, Schlachthaus.
serb. salana. Vergl. poln. salhan, loj. Rocznik. klruss. salhan, Talgsiederei.
salk^DO, Traube.
serb. Art Kanone: trides 6e im puknuti salkuma. Smail. alb. sallkbm. griech. sallhmi.
Kec. 46.
24 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
salma, Schleuder.
serb. salma na sindziru. Hör. VIII.
salmak, schwingen.
serb. salma, Art Keule, Streitkolben ist unter salmak zu stellen. Vergl. ngriech. oap-
{lavtraot, Wiege, und alb. salahane, Schaukel.
Salt, allein.
serb. Salt, salten. Hör. salde, sah Jastr. salte.
saltanöt, Herrschaft.
bulg. saltanaten, prächtig, serb. saltanet. rum. saltanat.
saman, türk. ^^U^, Stroh, saman ogrus§, die Milchstrasse, eig., wie man meint, Stroh-
dieb: pers. heisst die Milchstrasse Weg des Strohdiebs. Ein Dieb stiehlt seinem Herrn
Stroh und verliert davon auf dem Heimweg.
Vergl. bulg. kumova slama. Jir. 182. für mlecni pojas. Z. 124. 2; 573. 3.
samg, zamk, arab. ä».«9, \^\-i Harz, Gummi, Baumharz,
bulg. zamk. Djuv. Z. 481. 2; 573. 3.
samsun, Jagdhund.
rum. saksoiidzi-bas§, Befehlshaber des Janitscharen-Regimentes. samsundz§lar. samsundz§.
griech. aa[JLt|^övt, dogue.
samur, Zobel.
serb. samurovina. aslov. samurim ist sehr jungen Datums, span. zamarra. afrz. sa-
marre. frz. simarre. engl, simar. griech. aa[io6p(tov, bei Hesych atficop. 0. Schrader,
Handelsgeschichte 1. 87. Auf samur beruht wohl auch russ. soboh, pol. sobol, mhd. nhd.
zobel, mlat. sabellum, afrz. engl, sable, it. zibellino, span. zebellino, frz. zibeline. Das Wort
ist auf zwei Wegen und in zwei Formen nach Europa gedrungen.
san, Ansehen.
russ. sanji, Würde, osanka, würdevolle Haltung, san scheint in der bulg. Volksspraclie
nicht bekannt zu sein und nur als kirchlicher Ausdruck gebraucht zu werden, kuman. san,
Zahl, sansis, zahllos, magy. szdn verb. zudenken, bestimmen, pol. szanowad gehört zu
deutsch schonen. Vergl. samki und magy. szdm, rum. sam§, sameS. votj. sanat, Beamter.
Vergl. serb. san, slava, dostojanstvo. Bos.
sana'at, Handwerk.
griech. C'J^v^Jthd-i, kTzd-cfzliia. Pap. 422.
sanabar, iiordtürk. Theemaschine.
Vergl. russ. samovarti, das man geneigt sein kann als , Selbstkocher, rxuHi'Yqc, authepsa'
(Kochmaschine mit zwei Böden, von denen der imtere das Feuer, der obere die Speisen
enthielt) aufzufassen, dem es allerdings durch Volksetymologie nahegebracht ist. Daraus
kalmück. sanamur imd samuar bei den Tataren Kazans. Ostroumov. türk. samavar, vl^U*«,
^jU*«. Barbier 2. 95. Ob sanabar aus dem Tatar, erklärt werden kann, ist mir nicht be-
kannt, indessen darf man penfigt mit Zuversicht auf deutsch Ffenning zurttckfüliren, obgleich
dieses aus dem Deutschen nicht gedeutet werden kann, ja durch pf seinen undeutschen
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 25
Urspning zu erkennen gibt. An Übersetzung des seltenen a6fii^i]z ist beim liuss. nicht
zu denken. Die Zusammenstellung von samovars und sanabar ist von mir nur als wahr-
scheinlich bezeichnet worden.
sandal, Taffet.
serb. sandal. sandal-gade. sandalije. wruss. cyndai. pol. sanda-f,, cyndai. it. sandalo,
zendale, zendado. span. cendal. ahd. zendal, nhd. zendel. Zindeltaffet, daher magy. czeyi-
dely. Vergl. Fremdwörter: cenda. Devic 61.
sandal, Sandelholz, JjoLo.
pol. sandal. Muchl. 115. russ. sandah. zeltyj sandak, gelbes Brasilienholz. span. san-
dalo. Z. 574. 2.
sandal, sandel, sendel, JJoLw, JiX-Lo, JlJoua, Art Boot.
serb. sandah: sandah, koimh kje rahotati i loviti, in einer Urkunde Dusans aus dem
XIV. Jahrlmndert, bei Florinskij Izvestija, 1887. VII. Otdelob 1. 45. ngriech. äXcsutcxov
aavodXtov, Acta et diplomata, V. 92 (1321). aüXdwa icai aavödXta 113. aavSdXta -(öv irpoa-
xa6Tj[i.£V(ov 114. Glasnik 9. 24. sandah ist demnach ein Fischerboot, das Wort unbekannten
Ursprunges, sandal usw. bezeichnet Z. als pers. und als arab.-türk.: es ist vielleicht
bulg.-tlirk. russ. sandah.
sandek, Kasten.
serb. sunduk. sandukli sepeti. sanduce. Deminut. sandak. Jastr. aus sand§k. kroat. sando
djevojacko. klruss. simdttk. poln. sundak, sunduk. mrum. sinduke. mm. auch sinduk.
ßerem. sündik. finn. (karel.) sunduka. A. Ahlquist, Die Culturwörter 135. ngriech. aav-
56xiov, csv^riüxi, odvouS.
sandzak, Lanze mit einem Kossschweif.
serb. sandzak, oruzje. Bos. Vila 2. 243. ariiss. saucakbei. pol. sandzak, daneben volks-
etymologisch sqdziak. klruss. sandzak, Fahne, Statthalterei, Statthalter, rum. sandzak. san-
dzaktar. sandiak-agasi. sandzagas. span. sanjaco. griech. atavxC^dx. magy. szändsäk-b^g.
sanki, als ob.
bulg. sankim. Colak. 242. serb. sancim, angeblich, rum. sanki. Vergl. san.
sansar, ,L*JL«, samsar, Hausmarder, Wiesel.
serb. aV je sansar medju, öurcijama. Herc. 112. Hind. 272. Z. 513. 3; 572. 1.
santur, türk. sy-^^i i^^i^ Drahtsaiten bezogenes Instrument, das mit zwei Stäbchen
geschlagen wird, Hackebrett.
bulg. santur sviri. s§ntur§. serb. santur. Z. 574. 2.
sap, Schwanz, Stiel.
bulg. na konci na sap§. Volkslied. bMosapce, mit weissem Griff. Djuv. kroat. sap,
Kam. za sopje konji povezani. Istr. 2. 95.
saplamak, durchbohren.
serl). auch saplaati, saptlahati, saplajati.
sar^, gelb. dzag. sar§g.
serb. sari. pembe-sari svilica. Jastr. 365. sarisabor, Aloe. Davon vielleicht russ, saranca,
Heuschrecke, klruss. sarana, saranca. Daher pol. szarancza, etwa sar^dza, laliles Thierchen.
Man beachte jedoch türk. sarran cigale bei Hiev.
Denkschriften der phil.-liist. Cl. XXXVIII. Bil. I. Abh. 4
26 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
sareöa, Art Jagdvogel.
Vergl. magy. szdrcsa, schwarzes Blasshulm.
saref, sarraf, wechselnd, Geldwechsler.
serb. saraf. sarafluk. span. carafo. Z. 567. 3. griech. aapa<p)ixt.
sarek, Turban.
l)iilg. sar^k. Djuv. ngriech. aaptxtov, arpötftov. rum. sarika wird als eine Art Kleid
erklärt.
saremsak, türk. ,3*^^, Knoblauch,
serb. saranifiak. Z. 506. 3.
sarge, sargu, türk. ^^\^^ y^)^' Umhüllung, Windel.
serb. sarglja, Scheide. Petr. 3. 58. rum. sargiu, Art Schleier. Z. 559. 2.
saryoä, s6ryos, ji^w^, Trunkenbold.
serb. sarhos. Smail. 79. saros. sarosina. Bos. Vila 3. 76. Z. 504. 2.
sarib, arab. w^».o, saure Milch.
Vergl. serb. sarib, vrsta pöme bei Dj. Popovid. Z. fehlt.
saridze, in der Eile gesammelte Soldaten,
rum. saradzele, s§r§cei, Art Reiterei.
sarma, Art Pastete, eig. das Eingewickelte, von sarmak.
l)iüg. auch srma. Jir. 37. serb. auch sarmas.
sarmak, einhtülen.
Damit hängt vielleicht ngriech. aap(j.{ovaa)a, pelisse de fourrures, zusammen. Legr. 304.
sarp, türk. s_>*-o, rauh, hart, steil.
Die Türken leiten von diesem Wort sirh, sirp, sirf, <jyo, SrV^i Ot-^j Serbe, Serbien,
ab. Z. 567. 3. sirb-ol-asl, surovi srhin. Vardar.
sarradz, Sattler.
serb. saracana, Rmnpelkammer. Vergl. sarradz -'fane, Sattlerbude. Z. 502. 3. rum.
saradbaS: sarradzbaä.
8at§r, Schlachtmesser. sat§rdz^.
rum. satlras, sattrdziu, Art Soldat, satirhas, satirdzi-basa. griech. aaript, ataxYjp, xoTUtc,
5iaa'fa%rrjp.
satranö, türk., Bretter zur Sicherung des Grundes in Brunnen,
serb. santrac. Nach G. Popovid.
savad, Mörtel, Schmelz.
serb. auch savata, vez po sudovima. savatlija.
saz, Binse, Scliilf.
ngriech. saz, Morast, Mariup. Vergl. serb. sasluk, lathyrus tuberosus. Bos. niagy. sds,
carex.
sazan, Karpfen.
Das Wf)rt ist auch nordtürk. klruss. sazan, sazaü. bulg. sezan, Art Fisch. Jir. 543.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 27
sebeb, Ursache.
serb. sevep. Hör. seveb 181.
s6bzevat, Gemüse: sebz, grün.
biilg. serb. zarzavat. ngriech. CaßCaßdtt, Xdja^a, Pap. 423.
sedef, Perlmutter.
serb. imska sedef lija. sedef skemlja. griech. asvt£(pt. acVtstpcVto?. Legr.
sedzdzade, Art kleiner Teppich.
serb. sedzada, srdzada, sedzaza, sedMe. mm. sedzade.
sefa, safa, Lust, Vergnügen.
serb. safa, Friede, nar.-bl. 419. Jastr. sefah, zadovoljstvo. Bos. Vila 3. 5.
sefa geldün, iJ^oJS U^, sei willkommen!
serb. hosdjeldija i sefadjekUja, doh-odoslica. Hör. 368. ngriech. arzipä ysXt^v. Legr.
Z. 570. 1.
seför, Reise.
serb. sefer, put, vojna. Hör. 7ia sefer po6i 43.
segban, Hundehüter usw.
bulg. sejgmen. serb. sejmen. Hör. 147. segmenin, Wächter, sejmejice. Jastr. poln. sej-
men. Costin. klruss. sekraan, Partieführer der Arbeiter, ngriech. a£ijj.£V7jC, to^ötyjc, äp(ji,a-
sejir, Betrachtung.
serb. seir gledajet. Jastr. 81. na seir iskocila 182. seir cini kidu i avl/'ju. Bos. Vila 3.
187. kad ga care seir ncinio. Hör. 83. sejiriti. 11. 493. osejiriti, osejriti. 17. 121. 343. 363.
ngriech. aupiavtCw, aupjav7]C(o. Pap. 83. 103. saupjdvaysv 103. aslp, luspt^tdßaati:, -nisptspYSta.
aspYcaviC«, ^taaxs^dCfo. Pasp. rum. seir. mrum. sire, Schauspiel. Obed. 231.
sejis, Stallknecht.
serb. sehiz. sejizbasa, konjusarski glavar. Hör. seizbasa. 147. dvoje sejiscadi. 190. iigriech.
auaüXat, le personnel de la maison. Legr., liegt abseits.
s6jjld, arab. Juu«, Herr.
serb. gazi seidija. Daher span. Cid. Z. 530. 3.
söjran, Fahren, Gehen.
ngriech. aspYtötvr^, -irspiiraxos. aspYtavtC«), aoupYtavtCf«, otaßa^iCf».
sejsane, Saumpferd.
serb. tokmali siiana. Bos. Vila 2. 301. rum. saksana. saksanar, sarsanar. tns§ks§nez.
ngriech. aataaväc wird durch da^oin^pa erklärt. Bianchi bietet seksani.
sek, sog, pers. liJL«, Hund.
Damit vergleicht Muchl. 123. russ. i^oln. suka. Z. 512. 2.
selam, Heil.
bulg. selamlik, Männerzimmer. Jir. 30. serb. selam: selam 6ete Omer agi. i selam mi mojoj
ostaraloj majci. Kac. 56. salad malaö, alaö malaö. 39. alec selam, mir vam. ni selama ni sa-
4*
28 I. Abuanulung; Fuanz Miklosich.
baha, nikakva pozdrava. nazuve selam, pozdravi. Bos. ti 6eS selam vezh-u. Hör. 469. selamiti.
selamaga. Smail. pol. salamalek. rum. seleam, Grass. seleain-ag§, seleam-caus. selamalek,
salamanik. salamltk. spau. zalaviale. ngriecli. asXdfi. asXajxXtx, äv5p(6v.
selainet, Sicherheit.
serb. selamet, mir, sreöa. Bos. rum. selamet, salamet, süimet, Heil, nach einem nicht
aiifjreklflrten Bedoutuug^sübcrgauge, Untergang, selamet soll in Wien ehedem in der Bedeu-
tung .Trinkgeld' bekannt gewesen sein.
selamura, Salzlake,
ngrieeh. 3a).a(JLOÜpa, aA[JL7j.
selimi, arab. ^e^jJL*,, Art runder Tvn-ban.
rum. selimie, Art Stoff. Z. 517. 2,
sei vi, Cy presse,
serb. sevlija.
8em6r, Saumsattel.
bulg. semerdzija. rum. s^gmariu. mrum. sumar. Obed. ngrieeh. aaY[JLdpioc. Gcb|i,a i%rx-
töv, hundert Saumlasten: it. soma. cech. soumar, Saumross. somAr, Esel. dial. griech.
aa[iap'ltaa, to /ixvov 8id n^v ■rcoXXi^v 6[xotötir]ra Tz^bz ixioayiJLa. Pap. 115. Vergl. (popxotdpt,
ovoc. Pasj). ndat. somcrius, jumentitm oneratum. Curzola. soma bei Hammer ist it.
semid, Weissbrot.
span. acemita. Man erinnert, mit Unrecht, an griech. C^\).izric.
samt, Gegend.
serb. se)nt, sent, kraj, strana. Hör. sentimice na siroku Liku 341. nek nam cuva senta
i öenara. Volkslied, sent ist serb., nicht bulg.
semum, arab. [»«-»-w, Semum.
serb. samjan, samum. Bos. Vila 3. 132. Z, 519. 1.
sönameki, Sennesstrauch von Mekka.
nun. seiiameki, sinamekie, simineki: senamesi, senameni sind falsch, pol. senes. serb. it.
sena. sjian. sen, sena^ senes. Devic 62.
sened, Stütze, Urkunde.
serb. senet, Urkunde, duzni senet. Bogis. 462. ngrieeh. OcVstta. Acta et diplomata, V. 202.
sepet, Korb.
serb. sepetli sanduk. klrixss. sepeta, komora, schowok.
86pi, tiirk. ^^j^, Kalk, mit dem man die Felle von Haaren reinigt und glättet,
serb. sepija, kozarska voda. Bos. Z. 498. 1.
sepürmök, türk. JLc«»^.«, fegen, auskehren, süpürge, Besen, nordtiirk. sehe?'.
serb. spurdisati, reinigen. Vergl. magy. seper, fegen, seprü, Besen. Z. 497. 3.
serai, Palast.
russ. seralh. rum. auch seraj. sarajlie, serajlie, Art Speise, span. serallo. it. sarraglio.
frz. st'rail. Die / enthaltenden P^ormen sind europ. Devic 62.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteükopäischen Sprachen. 29
sörapa, pers. Llw«, von Kopf zu Fuss, Ehrenkleid, Feierkleid.
russ. sarafans, Art Fraueukleid. klruss. sarafan. pol. sarafan, serafan, szarafan, Art
Kleid, griecli. adpaicic, Art persisches Kleid. Z. 502. 2. An serapa klingen an, ohne damit
verwandt zu sein, poln. sierak, siermiqga, klruss. sirak, sermjaha, sermjaneö, russ. ser-
mjaga, Bauemkittel, poln. klruss. serdak, lit. serdokas, Art Kleid.
s6ras6r, pers. ^^vlww, von einem Ende zum anderen, ganz und gar, Groldstoff.
rum. serasir, Art Goldstoff. Z. 502. 3.
serasker, General.
russ. seraskirs. pol. seraskier. rum. seraskjer, sarasker. span. serasquier.
serbönd, pers. «Xo»-*, Kopfbund.
Vergl. pol. serpanka, sierpanka, Kojjfputz der Frauen. Man vergleicht span. sarahanda,
especie de danza. Z. 503. 2.
serböst, frei.
serb. njegovo se serbez mjesto znade. Smail. on ti serbez dodje. Hör. 94. serbesija, straf-
freie Rückkehr. Man bringt damit pol. sarabajta, Landstreicher, in Verbindung.
serc6, türk. xs.*^, Sperling.
Vergl. magy. szärcsa, fulica atra, wobei eher an sar§ca, ein Jagdvogel, Z. 490. 1, zu
denken ist. Vergl. serb. sarka, Art Wildente. Z. 504. 1.
serdar, Anführer.
bulg. k§rserdarin^ Art Beamter. Djuv.: vergl. k§r. serb. srdar. Volkslied, poln. serdar.
Costin.
serden geödi, türk. ^^<^S'^JOy^^ Freiwillige; des volontaires d^termin^s k vaincre ou
mourir. Tott.
serb, serdendjeö-aga, gospodar. Hör. i ic-age i serdetidjec-age. 37. rum. serdengecti, ser-
dengestt, sirdengisti. Z. 738. 1.
seröng, jjers. viJbww, dreifarbig, bunt.
ngriech. oapdyYVjC, My^5(ov to (p6pYj[jia. Hammer, Geschichte 6. 706; 7. 14. Z. 507. 1.
sergi, türk. ^Sj^i Zahltisch, Zahlbrett.
serb. sergija, izdavanje. Bos. Z. 506. 1.
serüadd, Grenze.
serb. serhad, serhat i krajina. Smail. serhat, granica: danas nema rata ni serhata. Hör.
458. serhatlija. serhatlinöe. 436.
serken, Gesims für Küchengeschirr.
Das türk. Wort steht bei Hindoglu 268. Dergleichen haben die Albanesen wohl von
den Türken, nicht aber diese von jenen entlehnt.
sermaje, Capital,
ngriech. aup[J.aYtsc.
s6rp6nö6, jicrs. jcsoow*, Hand, Faust; in der Bedeutung: bösartiges Geschwür, Ver-
kürzung von serb^Mnce, jiää^w«-.
rum. sarpind^a, Furunkel. Z. 503. 2.
30 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
serpenök, pers. dLow*„, Art Kopfbedeckung.
rus8. klriiss. seifanka. Art Kopfbedeckung der Frauen, pol. sierpanka, serpanka. Go-
i§b. 182. Mucld. 116. Fehlt Z.
serpmö, «-»jv-*-, Netz, wohl für sertm4.
bulg. serb. alb, sertme. Kaß. 188. Rumena 23. Plur. mrezl i sertmeta. serkme. Jir. 646.
sßirtme: vergl. sürtm^U, verb. caus. von sürmeU, ziehen. Z. 524. 2; 524. 3; 525. 2. Das türk.
Wort verdanke ich der Mittheilung eines gelehrten Armeniers.
sert, rauh.
Vergl. serb. srt, orepina, Theil des Fuclisbalges.
sövajl, Stoff aus Seide und Gold, aus Sevaji.
rum. sevaj, suvaj, Art weissen Stoffes. Hammer 17. 239.
sövda, Vorliebe.
serb. sevda, Ijubav. sevdah, dragi. Boh. Vila 3. 4. sevdi-srce moje. Bos. sevdalija.
ngriech. asßSä?, Ipcoc, aYd^Tj. xapd Ocß^dc. (Jiaüpoc Ipcoc. Pasp. 318.
sevmök, lieben.
bulg. sevdim ist nach H. Korsch wohl türk. sSvdzi (s4vdzü) -m, meine Liebe, savmak,
^Lc^Lw, t. o. führt Z. 494. 1 in der Bedeutung ,lieben' an. serb. sevdalija, sevdelija, ver-
hebt, sevo le sevdalija. sevdali devojka, sevdeli. rum. sevdaliu.
sebjan, arab. ^jLaaxs, plur. von sahi, Kind.
serb. sihjan, sibijan, djeca. Hör. sibjan i fukara 33. tiorskoga sibjana 34. sibijan 29. 35.
403. Z. 565. 2.
seöraak, türk. (^,-gv-, cacare.
serb. sicija, cicija, Schwindsucht: türk. sici, Durchfall, bei G. Popovid. Z. 499. 3.
sehr, seh^r, Zauber.
Die unter s§hr angeführten Wörter sind unter sejir zu stellen. Dafür sind unter s§hr
zu setzen sihir: nek udari sihir na junaka. Hör. 537. ne bojim se sihra bihorskoga. Ibid.
Vergl. serb. sijeri f plur. Taschenspielerei, sihir, vracanje ili madzunisanje. nar.-bl. 316.
Z. 500. 2.
s^lir-, s^üer-baz, arab. vL^^Uo, Zauberer.
serb. sirbaz, sihirbaz, vracar, gatar. Hör. baba sirbazica 536. Z. 500. 2.
seklet, Schwere, Angst, s^klet etmek, beschweren.
rum. siklet, Ärger, Unwille, mrum. s§k^ldi, quälen. Obed. 118. ngriech. as^Äsr, ars-
voyojpia.
sekmak, türk. ^.»jLo, drücken, belästigen.
serb. saktiiati, beschädigen, verderben. Z. 571. 3.
sera, türk. Sj^, Reihe.
serb. sura. Bosn. Z. 568. 3. ngriecli. astpd.
seradzö, arab. «t3.l~w>„ Skrofeln.
serb. saradza, rothe Ruhr, saradzika, trava. od sarad^e: nach G. Popovic/ ein Merkur-
präparat, das als weisse Schminke gebraucht wird.
Die TüKKiscHEN Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 31
seröa, Glas,
bulg. S7^ca.
serek, Stange, Si^iess.
bulg. sar§k. Ljub. 70. da napravit sorok na bajrakot. Jastr. 425. serb. srg i sepet.
Hör. 2. 164. Vergl. poln. szryk, pal gruhszy. luagy. szaru-fa, Balken, ist diesem Worte
fremd.
s§rga, nordtürk. Ohrring, Schmuck.
russ. serbga, Ohrring. Vergl. aruss. userjazh, aslov. user^gs, user^zb, woraus sich senga
erklären lässt.
serma, Goldfaden.
aslov. sirmenz. bulg. s§rma auch ,Gold', ,Lahn'. serb. srma, najcistije srebro. srmeni.
srmosati. ngriech. plur. aupfxdScC, goldgestickt, bei Hammer.
siöan, Maus.
serb. sican jol, misji ptit, podzemni prokop. Hör.
sidzill, Register, bei Hammer gesiegeltes Protokoll.
Es ist lat. sigilluin, griech. aiY^Atov.
sidzim, Faden.
serb. i pripeli konje i sidjime. Kac. 70. ngriech. atvcC^IJ-^^v, atpöfpoc, Art Band.
sifat, arab. oLi^, plur., Attribut Gottes.
serb, bozji sifat, pravda bozja. Bogis. 551. Z. 570. 2.
sijali, schwarz.
serb. moj Di^agane, sija-percinlijo, du. Schwarzhaariger. Herc. 200.
sijaset, Hinrichtung.
sei'b. auch Menge: ima poznanica sijaset. Bos.
sik, türk. viLu-, penis. sikis, coitus. sikmeK, beschlafen.
serb. sikilj, penis, nach Blau 36. 225. clitoris. sekes, Schimpfwort für einen verliebten
Greis, sikisana^ Bordell, rum. siktir, obscönes Schimpfwort, siktiresk. siktireal§. türk. ana-
syny sikdim, ein bei dem Pöbel sehr gebräuchliches Schimpfwort, das den Weg zu den von
den Türken beherrschten Völkern gefunden hat. Hieher gehört vielleicht auch haj siöuma,
haue od Budima. Juk. 105. Z. 532. 1.
sikender, pers. .t)uUC«-, der macedonische Alexander.
Vergl. serb. skender, Art Messer. Z. 514. 1.
sikka, arab. sSm, Prägestock, Münze.
serb. cekin aus it. zecchino. magy. czikkeny. span. cequi. frz. sequin. griech. rCsxtVt,
tCr^xivt. Devic 62.
silaü, Waffe.
bulg. silaf, silao-t. Pril. 91. serb. pjokraj pjuske od zlata silasi. Hör. 280. na silahu i
na bensilahu. silav, silaj, sile, silaji, svilaji, Art Waffenschärpe, siliftar. rum. auch sileah.
silihtar, seliktar. silahdar-agasi. ngriech. auXiXTdpiSsc bei Hammer, aikiyzä^ic. Pap. 73.
32 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
silädzek, grobes Wischtuch.
Man füge hinzu süedzek, Wischtuch, türk. sümek, wischen, woher serb. südisati. rum.
sdidza, seliza. Z. 516. 3.
8ill6, Maulschelle.
serb. sile, sila: uz obraz joj sile udario. Hör. 564. sinla: a udri mu sinlu uz vilicu.
Bos. Vila 4. 27.
sim, pers. j^jl«, Silber.
ngriech. äoir^jjiiov, Silber. Acta IV. 1. 35. Z. 532. 3.
sima, pers. U^y*., Gesicht, Antlitz.
Man vergleicht serb. sinti Avirklich: sinti otac, sinta mati. Z. 532. 3.
simsar, Sensal.
serb. auch sansar. rum. samsarlik. frz. auch sansal. Devic 27. 61.
simsijah, tUrk. »Lu« ***«, ganz schwarz: verstärktes sijah.
serb. simsija, sinsija, Pfeife zum Rauchen; pipe vulgaire Frilley 173. Z. 532. 3.
sin, türk. ^j^, ^j.j^, Grab, Grabmal, statua sepulcralis.
Man vergleicht aslov. syns, turris. Laut und Bedeutung sprechen gegen die Zusammen-
stellung. Z. 519. 3.
sinab, türk. k_>Li-w, Sinope. sinabi, Art Apfel: sinab ehnas§.
serb. sinabija, Art Apfel. Fehlt Z.
sindzab, sindzef, zindzab, Verbrämung.
serb. sindzef, kislica. rum. auch sindzef. stndzepin, aschfarbig, ngriech. aivrCaitt, C^v-
■zCiOLTzi, <patöc, Ac'jxö'fatoc. Vergl. serb. singasica struka, ogrtac boje singave. Bos.
sine, pers. iüjua,, Bi-ust, Busen. slneb6nd, Brusttuch, Geiferlatz der Kinder,
serb. silembe, Brustriemen am Reitpferde, süjbene, Art Zierat auf der Brust von Pferden.
sinebend, Kummet. In Bosnien. Blau 257. Vergl. sinle: odvaliti sinle. Bos. Vila 2. 163.
sinir, sener, türk. wjL«, Sehne, nach Blau 35. Ader,
serb. sinigle, die goldene Ader, suljevi. Z. 513. 1.
sinor, Grenze,
mrum. sinor. Obed.
sipah, Heer, sipahl, ispahi, Reiter, türk. Besitzer eines Lehens: timar, zijam^t oder
maliUane.
serb. spahija: die Unterthanen des spahija waren Eigenthümer des Grundes und Bodens
im Gegensatze zu dem citluk-sahibija. Novakovic, Pronijari 80. spakogljanin, Rekrut. Gund.
pol. spahi. rum. spahiu, türkischer Soldat zu Pferd, spahilar agasi, türk. sipahiler-agasQ,
Commandant der Cavallerie. spachi bei Bolizza 180. ngriech. OTzd'/ßtz bei Hammer.
siper: pers. paj-siper, yj^ ^, mit Fthssen getreten.
serb. 0 dzine, ti nalete i siperu. Bos. Vila 2. 130. Z. 496. 2.
sipia, türk. L-v*, Tintenfisch.
serb. sepija stammt aus dem it., sipa aus dem griech. oder türk. griech. aYjTcia. Z. 498. 1 .
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen, 33
sirr, s§T, arab. Iw, Geheimniss.
serb. sihir. Hör. Z. 502. 1.
soba, Ofen.
ngriecli. a6[Ji7ra. Hind. 88. aöiza: daneben Qzoö'^a, iirvö?.
sof, suf, Camelot.
rum. zqf, zuf, suf, Art Stoff. Z. 577. 3.
sofa, Ruhebett.
serb. it hastu na sofu. Bos. Vila 3. 190.
sofra, Anrichtjjlatte.
ugriech. aotppaviC'^C, TpaicsC^ixoiJLO«;.
sogan, türk. ^\juo, ^^y^i sovan, nordtürk. sugan, Zwiebel.
serb. sogan, crni luk. saganlija, t. j. pasulj, Art Fisolengericht. Vergl. lit. sogunas, svo-
gunas. 7i. 569. 2.
soübet, Gespräch.
serb. sohhet. sohet otvoriti, zametnuti, zauzeti. Hör. 199. 536. sohet ciniti, postaviti. Kras.
173. Hieher gehört vielleicht auch slovak. sohds, Trauung, sohdsiti, antrauen.
soj, Geschlecht.
serb. soja dilberskoga. jesi soja Kraljevida. kako te po soju nazivlju? soj-srmali, wohl
aus reinem Gold oder Silber, kann aus safi-srraali {safi, arab. ^jLö, rein, unverfälscht. Z.
561. 2) entstellt sein: soj-srmali tkanica, nozevi. Volkslied, mrum. sei, fara, Familie, Rang,
ngriech. aöc, -{ivoQ.
soja, türk. L>j^, Taschenmesser,
bulg. sojka, canif. Z. 580. 1.
sojtar§, Hanswurst.
bulg. sojterija, sojtarija. Ljub. 70. serb. sojtarija.
sokak, Strasse.
nun. sokak. span. asucach.
sokmak, türk. |V-Ujj-w, stechen, einstossen, beissen. sukum, zu schlachtende Saum- oder
Reitthiere.
aslov. sokach, Koch, ist nicht türk. Vergl. Etymol. Wörterbuch: sokü, 2. Z. 527. 1.
solak, Linkhand.
rum. solak, Art Garde: türk. solak, Pfeilschützen, Art Garde.
som, -.^, aus einem Stück, massiv; bei Hammer gediegenes Gold, Silber.
Vergl. serb. somli: pa je somit noza povadio, unrichtig noz, u kojega su köre (kamze) od
somova zuba nach Vuk's Vermuthung. Z. 579. 2.
sopa, Stock.
bulg. sopadzi, Knüttelträger. Djuv. Vergl. kroat. sopje: za sopje konji povezani. Istr.
ngriech. aoira, xopüv/j.
Dcnksclirifteu .ler phil.-liist. Cl. XXXVllI. lid. I. Abh. 6
34 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
sorguö, Federbusch.
mrum. serguce. Obed. 226. russ. sm-gucs, Siegellack, ist dunkel.
soro, grau, russ. seryj.
niittelas. sur. russ. mi'yj. ostjak. sui\ magy. szürke. Vergl. serb. surka, Art Kleid.
souk, sovuk, türk. ^^^o, ^yo, Kälte,
russ. slugans. Mater. 328. Z. 578. 1.
söjiä, türk. ^JäJ^, in Wasser gekochtes Fleisch,
bulg. sojtts. Z. 580. 1.
spaka: zend 9pan, Hund. 9paka, hundsartig, medisch oitdxa, Hündin bei Ilerodot.
Damit bringt man in Verbindung russ. sohaka, Hund und suka, Hündin. Damiesteter
I. 13. 167.
8U, Wasser.
ngriech. ao'J-e{JLtv, xp-rjvo^uXdxtov: arab. emin, ^j^\, Aufseher. Z. 575. 1.
SU, sev, arab. ^^, Bosheit, Scliaden.
Vergl. ngriech. ao'jß-»], xaxaXa/jd. Pap. 97. 499. Z. 522. 2.
sual, arab. Jllw, Frage.
serb. suval, falsch odgovor. Bos. Vila 2. 259. suval, Frage, bez suvala, hez pitanja.
sualdzlja, suvaldiija. Hör. 2. 615. Z. 522. 3.
8ubas§, Polizei-Oberst.
serb. stibaSa, bailli de chaque possession dans son domaine. Dozon 312. suhastvo ili
starejsinstvo i podvojvodstvo. poln. subastwo, subhaszostwo. rmn. subas§, Dorf- Oberhaupt,
magy. szubasa. szubasasdg, duumviratus. ngriech. aoujXTcdoTjc, i%iQzrj.zrfi. Legr. plur. aou-
[xicdatSsc, bei Hammer aouTudaic.
subat, arab. «yL*«, Schlaf, Betäubung.
poln. subet, Schlafsucht, sen itstawiczny i bezmienny. Muchl. 122. Z. 495. 1.
sudzuk, Wurst.
serl). sudiuka. Bos. nmi. sudzuk.
sui-i-hal, JU» e^^, schlimmer Zustand.
serli. suhal uciniti: ja ga suhal ne bih ucinio. Juk. 498. suhal für suditi, istrazivati 621.
Z. 522. 3.
SU joldz^se, türk. ^^^^Ly^ yo, Brunnenmeister.
runi. sujudziu. studier, aus und neben sludzer, Art Küchenmeister, ist von slav. sluziti
abzuleiten, daraus poln. suldziar. Costin 2. 134. ngriech. coyy^^^'cC'^?? xoxa|j.c-:7]i;, 'J5po-
\i.rxzz^'JVf^z. Vergl. aouysXo, uSpaytoYÖc. Pap. 500. Z. 575. 2.
sukman, Art Pantoffel.
bulg. sukman. Jir. 20. poln. sukmana. klruss. sukmana, Art Bauernkittel, sukmanyc,
Anfülirer der Ilolzschläger. magy. szukmäny, Art zottiges Kleid, rum. suman.
sul, sule, pers. J^, «J^, schöw w ziemt na zboze.
poln. soi, Speicher, Vorrathskammer. Muchl. 121. Fehlt Z.
Die TüKKiscHEN Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 35
suluk, arab. JyL,, Handlungsweise.
serb. siduö, pravac, pokret, pohod. Hör. da je muluö suluc ucinio 37. Z. 517. 1.
sung§, nordtttrk. ^^Xj^a«, Lanze.
serb. sungija, Bajouuet. Z. 528. 2.
sur, arab. s^, Hörn, Trompete.
Vergl. serb. surla, Rüssel. Z. 576. 2.
surd.uk, türk. Engpass, bei Dj. Popovid.
serb. surduh, Bergriese.
suret, Form.
rmn. suret^ Copie. serb. sure, slika. po suretu^ po oblicju. Eos. Vila 2. 277. pa mu
dvije sure nacinise. Hör. 88. dok sam sure sebi nahavüa; ja imadem sure u dzepov'ma 352.
ondje stasa ni sureta nema 479. Vergl. sura, klafterweise aufgeschichtetes Holz und dodje
sura na me. Bos. Vila 2. 148. Man beachte das folgende Wort.
suret, arab. üv^, Capitel des Koran,
serb. sura, red, redak. Bos. Z. 524. 1.
surguc, Siegellack.
bulg. surguc, Morse, klruss. surhac, russ. surgucd, kann ich nicht erklären: nordtürk.
surgus stammt aus dem Russ.
sury, pers. ^y^, roth, rothe Farbe,
bulg. surik, Minium. Z. 504. 1.
susam, Sesam.
bulg. serb. susam. poln. sesem, sezam, zezam. alb. susam, Steinkümmel, ngriech. oou-
3a|jLoxa/>ajji.jd. Pap. 152.
susön, Lilie.
poln. sasanka, colchicmn.
suvat, türk. ci»!^^, Thiertränke.
serb. suvat, Ort, wo das Vieh im Sommer sich aufhält, suvatovati. Mit griech. ooußd-
■:i3[xa, xovtaatc. Pap. 476 vergleiche man türk. s§va, l^^s, Mörtel, Kalkanwurf. Z. 375.
3. 528. 2.
Süd, Milch, südlü, von Milch.
serb. sultiplta, jjita od mleka. sutlijas: türk. südlü a§, Milchbrei, sutmavi, hijelomodri. Bos.
süUi, arab. ^>JLo, Friede, Ausgleichung.
serb. sul, mir. sidj, pröija. Bogi§. 213. nasuUti, naciniti 419. nasuliti, posuliti, pomiriti.
Bos. da se posuUmo. sulh, Vergleich, nar.-bl. 30. sula uhvatismo. Hör. 2. 550. nasuliti se,
sich versöhnen. Hör. pa se tako nasulise turci 427. rum. sulf. Z. 573. 1.
suis, sülüs, türk. öJÜ, Drittheil.
rum. .suis, tult, alte türkische Münze im Werthe von einem Drittel eines Leu. Z. 336. 2.
Sultan, Sultan.
serb. sultana, sulta, Frauennamen, russ. sultam, auch Federbusch, jjoln. svAtan, soi'tan.
suttan, auch Art Frauenkleidung, cech. zolddn. rum. sultanika, Art Spiel, griech. ouptä-
vo?. Urkunde des XHI. Jahrhunderts.
5*
36 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
sülügen, türk. ,jX'^, Zinnober, Schminke,
serb. mligen. Z. 527. 3.
Bülümen, Art Quecksilberpräparat, Scliminke.
serb. suliment. russ. sulema stammt aus dem ngriech. : oouXt(j,äi;. klruss. sitiema. Vergl.
oouXssvi, [xiXro*;.
sümbül, Hyacinthe.
bulg. zimhil, zjumbil. Djuv. serb. sumhul, sumhulj. Sumhul udovica. Hör. 399. rum.
zambul, zambil§. ngriech. C^\i.'Koö'ki, vdpxiaaoc.
sümmak, Sumach.
poln. sumak. klruss. sumak, octoveö rhus typhinus. sumeö, kurzes Bauholz, rum. somaki.
Vergl. magy. szömörke, szömörce.
sünger, Schwamm.
bulg. Singer, serb. oia sungal joj vodu pomlacise. Bos. 2. 286. serb. alb. sundjer.
Rec. 60. Aus ngriech. o^ooffdpt.^ spongia.
8ünn6t, Gesetz Gottes, Beschneidung.
bulg. sjunet-dugjun, Fest der Beschneidung, türk. sünn^t-dügüni. span. alzuna, azuna;
sunni. Z. 520. 2.
süräkä, nordtürk. Art weibliche Kopfbedeckung. Ostroum.
Vergl, russ. sjurjaka, Kopfbund getaufter Tatarinen.
sürme, Bestreichen, Augensalbe.
serb. na oci ti surmilce, navucena boja oko ociju. russ. auch surma. klruss. sufma,
Spiessglanz. Vergl. poln. sumat, mercurius sublimatus.
sürme, Schiebung, Riegel.
alb. surmen für serb. zavorna, opon. Re5. 34. span. surmah, colirio.
8ürni6k, verbannen,
serb. surisati. Bos.
sürna, Festpfeife.
kroat. surna, fistula. Lekc. aruss. surnacej, nordtürk. surnacg, Pfeifer, poln. surmarz,
klruss. surmyty, surmity. surmac. rum. surlar. surloj, curloj. Vergl. zurn§esk, zorn§esk, wieder-
hallen, poln. surma, Art Trompete. KarJ. 24. ngriech. aoupauXo, Pfeife. Hahn, Märchen.
2. 240. Vergl. lit. äiurma, surma, tönende Pfeife und türk. sur, zurna, zürna.
sürüdzü, Treiber, von sürmek, treiben.
serb. surudzija, Postillon. Hör. 4. 465. Vergl. Hör, 2. 615.
sürük, süri, türk. '■iij^y^t Heerde.
rum. surekciu, Viehhändler. Z. 525. 1. Vergl. sürüdzü.
sOvar, reitend.
serb. suvarija. suvaca, Rossmühle.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 37
V
s.
sab, Alaun.
serb. sah, Alaun, Art Krankheit des Viehes, span. enxebe.
sa'ban, arab. ^^L**i, der achte Monat des arab. Kalenders,
serb. äabanb. Daniciö. Z. 545. 2.
sabka, Hut.
poln. czapka. Das Wort ist aus einer sla vischen Sprache in das Türk. eingedrungen,
slav. sapka (sapika) setzt sapa voraus, das mit dem, wie es scheint, ursprünglich germanischen,
wenn nicht aus der römischen Volkssprache stammenden, cappa durch frz. chape^ Chor-
mantel, aus älterem cape, afrz. chapel, Kranz statt des Hutes, mhd. tschapel, schapel, ver-
mittelt wird, capka und sapka sind dem Alter nach verschieden: jenes ist älter. Das bulg.
und kroat. Wort kann aus dem Türk. stammen.
sabra, nordtürk. Nachbar. Ostroumov^B.
Vergl. niss. sjabrs, sjabers, sabra usw., Nachbar. Ein dunkles Wort. Etymologisches
Wörterbuch: sjabrü.
sadra, gescheckt.
russ. äadra, Pocken. izsadriU. Daneben scedra, scedrina, Pocke, scedrivyj, rjaboj licoms,
mit Anlehnung an scedryj.
sadrevan, Springbrunnen.
serb. Sadrevan, sahdrvan, sadrman. rum. *Sad§rvan, sad§rvin.
sah, König.
serb. sah, auch seh, se. sahinsah, König der Könige, sj^an. jaque. jaquemate. exxe.
escaque. rum. *sahmara^ sahmarand, kostbarer Seidenstoff, ursprünglich ji^irpurn: sah, König
und mor, purpurn: vergl. bulg. mor, Sammt. russ. sachmatnica. sachmatnyj, gewürfelt (vom
Zeug). Daher votj. sakmato. ngriech. aca)('capßdv, aaTpdirvji;, xußsütwö? irtva^.
sahin, der weisse Edelfalke, faucon royal.
serb. sahin. sainov, sokolov. saja, Falke: sajo moja, oko sokolovo.
sahnisin, türk. ,^^-ÄJüjoLi, Altan,
ngriech. aa/viatvc. Hind. 87.
sahm, arab. |V^, Fett,
rum. sah§n. Z. 539. 3.
Sajak, 'aba sajak, Art grobes Tuch.
bulg. sajek, sajak. Jir. 37. 140. bU sajak. sajacni dreht. Rumena 10. 24. serb. sajak.
s'ajcan adj. sajakli tozluci. Marjan. 117. sajakli caksire. Juk. 431. sajcav adj. sajcena dolama.
rum. iajak, sijak, grober Wollenstoff zu Mönchskleidern, mrum. siak, Art Aba. Obed. Das
türk. Wort steht bei Cihac 614. ohne Angabe der Quelle. Fehlt Z.
38 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
&ajed, pors. JoLi, ziemt sich, kann sein, vielleicht.
serb. sat, wenn. Das den ungarischen Serben bekannte AVort wird ehedem auch bei
den Türken üblich gewesen sein. Z. 537. 3.
Sajka, Barke.
nslov. sajka. poln. czajko. rum. sajka. sajkar. magy. auch csajka. frz. saique. Der
Ursprung dieses in den Liludern der unteren Donau sehr verbreiteten Wortes ist nicht auf-
geklärt: auf türk. kaj^k lässt sich äajka nicht zurückfiihi-eu.
saka, Scherz.
Man beachte arab. saka, »LiLi, dem die Bedeutungen: Elend, das Bestinmitsein zur
emgen Verdanuuniss und das demgemUsse Handeln, im Türk. Rebellion, gewöhnlich Muth-
■n-ille. Scherz, Possen zugeschrieben werden, griech. ajaxäc, doTciötTjc. Pap. 497. oaxäc.
äal, Shawl.
bulg. Ijahuri-saljani. Djuv. ^^olu. szal. rum. ml, grober Wollenstoff, span. chal. Davon
trennt man poln. szali, rum. sali, saj Camelot: türk. sal§. Z. 536. 1. jengjurs§l ist türk. en-
gur äalfSQ Camelot von Angora.
äalbak, Dummkopf.
Herr Korsch vergleicht Ozbeg. salpan, herabhängende Ohren habend, salpar, faul. russ.
salopaj, das von Einigen mit frz. chenapan vaurien, baudit, verglichen wird, das man mit
dem nhd. Schnapphalm Wegelagerer, zusammenstellt.
§ale§, türk. Art Fisch.
rum. saliü, ein Fisch, auch suduk genannt. Saineanu 97.
äalgam, türk. (V*JLi, weisse Rübe, nordtürk. äalkan.
ngriech. aaXydiJLt. Hind. 12. sallganja. Rec. 49. Z. .049. 3.
äam, Damascus, Syrierr.
serb. jemenija samska. Hör. 58. Samaladza, Damast, beruht auf türk. sam aladza, sam
aladzas§: aladza findet sich an seinem Orte, samdud, sandud. poln. szamska giownia. szemka,
Art Seidenstoff. GoJ^b. 196. rum. sam. samaladza, samaladza. samli von Bagdad, span.
xame, Art Stoff.
Samara, arab. s-^, Kleid.
poln. camara. span. chamarra, zamarra. chambra. Dunkel. Eguil. 373.
samata, Lunn.
poln. szamota, szomota. szamotaö. rum. samata. ugnech. cjajxazä?, zörj^r^. Pap. 497.
Man vergleicht arab. äämatä, Schadenfreude: die Bedeutungen sind nicht zu vermitteln.
Same, pers. jwLi, Kopfschleier der Frauen.
bulg. samija, Art Kleid, serb. samija. Jastr. Z. 536. 3.
äam'ödan, Leuchter.
nmi. äamdandzi-ha^, Art Hofbeamter. Das Wort ist arab.-pers., nordtürk. samdal, esäm-
däl, wird auch osman.-türk. sein oder gewesen sein, Avie bulg. Sandal darthut. aruss. san-
dams. serb. auch Savdan.
äan, arab. ^;Li, Würde, Ruhm,
serb. san. Hör. Z. 536. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 39
sark, Osten.
serb. sarkija, Art grosse Tambourine, nach Dj. Popovid 264. l^os. Vila 4. 21. sargija
ili kakva tamburica. Rad 63. 90. arab. sarki, Art Tambourine, Lied. ahd. sarz, serzo.
russ. sorocina. ngriecli. aa(JLata toupxwa y] GdpY.ia. Rosen 6. span. charquez, ajarquia.
sart, Vertrag.
serb. sart, uslov, dogma. In Bosnien, rum. sa?'^: daneben sMj'^ii, das auf dem arab. Plur.
^urut beruht, russ. sertb. votj. sert. alb. sart.
sase, schielend.
serb. sasa, sasan. Bos. sasav.
sasek, türk. ^^j^Li.
gech. sasek, Possenreisser. poln. szaszek. Fehlt Z. Muchl. 127. Vergl. sasmak.
sasken, verzagt.
rum. saskgnltk, Verwirrung. Vielleicht hängt sask§n mit sasmak zusammen.
sat^r, flink,
rum. sater, satir.
satrendz, Schachspiel.
ngriech. Car^ocxiov. Anna Comnena 2. 400: falsch ist die Erklärung von C<xtpc%tov durch
aaTpd7C'/jC. ca-pdvtC^- Hind. 103. Dunkel ist russ. saiidriki, Domostr. 144, Gesims, rum.
Satrandziü, sandraci, span. ajedrez usw. Eguil. 76. Mit satrendz glaubt man russ. sei'enga.
Reihe, Glied (der Soldaten), magy. sereg, nslov. kroat. serb. klruss. sereg, rum. m^eg
ableiten zu können, was ich nicht für richtig halte. Den slavischen Wörtern liegt magy.
sereg zu Grunde.
§avk, türk. ^-^i Strahl.
serb. sevak daju na cetiri strane. Smail. Vergl. sto je sevak iz vode studene. Petr. 263.
265. Z. 552. 3.
§6bane, pers. «üLa.ä, Nachtkleid.
rum. sabana, daraus sarvana, Art kostbares Kleid. Z. 538. 1.
äebbui, Levkoje.
hxAg. sihoj, cheiranthus. Jir. 241. serb. senhoj, semboj. Bos.
Sebek, türk. ■iLui,, grosser Affe, Pavian,
serb. sebek, Art Affe. Z. 538. 2.
äebeke ist arab.: Hind. und Zenker haben das Wort.
Das serbische sabaka stammt aus dem ital. sciabica. span. jäbeca, ajabeca, enjaveco.
frz. chebec. Devic 28.
Sebkar, pers., Nachtarbeit.
serb. seveöerija: wenn der erste Pfirsich reif wird, bringt der Sclmeider seinen Gesellen
je einen Pfirsich, um anzudeuten, dass der Tag abgenommen, dass daher auch bei Kerzen-
licht gearbeitet Averden muss. Seb, Nacht, kar, Arbeit. Z. 537. 3; 731. 1.
§6fl', arab. j«AÄ*i, Vermittler, der das Näherrecht hat.
serb. spfija. sefiluk. sefijsko pravo. Bos. Z. 546. 3.
40 I- ÄBHANDIiüNG: FuANZ MlKLOSlCH.
äöftalu, Plirsieh.
serb. auch septelija, saptalija. Vei'gl. na rukave sevtelt beare. Jastr. 191. russ. septala
f. collect.
Sehid, Zeuge.
serb. Sehid, iahid. Hör. sahit, mit, said. Bogis. 539. Schadet, Zeugenschaft. Bos.
Sehr, Stadt.
serb. seherkinja, Städteriu. Bos. Seherske pjesme. Hör. IX, d. i. zenske pjesme. serski.
nordtürk. äjagjar wird sähär, sähr gesprochen.
äöhr, arab. . (^ ■•>■, Monat.
serb. äehri, mjesec. Hör. seh7^i ramazana 139. Z. 553. 3.
äehreng, pers., persischer Stoff.
nun. iiri)ik§, v§l, Hülle, Schleier. Bei Saineanu aus Hammer's Geschichte. Vergl. streng.
sejx, der Alte.
serb. seh, Mönch, sehislain. Bos. sehislam, glava islama. Hör. poln. szejch. rum. s^julislam.
sejtan, Satan.
serb. Sejtan, Sajtan. Sejtanluk. russ. sajtans. rum. s§jt§nik§.
äeker, Zucker.
kroat. Seker. sekerli kolac. serb. Sekerli rakija. Hör. 135. russ. sachars. Die unter Seker
zusammengestellten Formen gehen zurück auf pers. Seker, arab. sokkar, ugriech. I^6:fa[ji.
mlat. zucara und deutsch Zucker. Einige der angeführten Sprachen haben die Ausdi'ücke
für ,Zucker' aus je zwei Spraclieu entlehnt: bulg. Seker, zahar, alb. Sekjcr, zahar, türk.
S^kSr, sükker: dieses scheint frz. serb. S^öerkand, s. kand. Secerlemc, Süssigkeiten : türk. seker-
Ume bei Dj. Popovid. Seöerdzija, Zuckerbäcker, rum. Sekerdzi: türk. seMrdzi. Devic 64.
selvar, Pmnphosen.
bulg. Salvar. griech. aapdßaXXa, aapdjSapa, oapairdpat. mlat. saravallum, sarahalla,
sarabar7'a usw. O. Schrader, Handelsgeschichte 1. 253. Man verbessere das arab. in \'JL«i.
nordtürk. cambar, cymbar. russ. cembary. serb. auch Sarvare. kroat. zalavardi.
sems, arab. jj«-Mi, Sonne.
aniss. Simes5, Name eines Planeten: v'Sioness. op. 2. 3. 92. 114.
sön, fröhlich.
aslov. Senhligs. serb. Selmuk. Vre. Senli. Senlgk. Jastr. senluciti. Smail. Semno i veselo.
Smail. rum. *Senlik, Stnlik, öffentliche Lustbarkeit.
s6p61e, türk. Ä-Lyi, Maulschelle,
alb. Seplaka. Z. 538. 3.
s6rab, Getränk.
ngriecli. aupOTUt. it. sciroppo, siroppo. span. jarope. nhd. sirup. udat. siropus.
frz. sirop.
serabdar, »Ijolwi,, Weinschenk.
ngriecli. oapairrdpioc. Hammer, Geschichte 1. 493. Z. 541. 1.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 41
Sorbet, Trank.
serb. Serbe gen. serheta, med s vodom razmu^en. Bos. serhet, medovina. gerbedzija. russ..
serhets. alb. serhet. it. sorbetto. sjian. xarabe, aus dem frz. sorbete, frz. sorbet.
serbil, zerbul, arab. viilg. J^aj^^, J^>y
spkn. servüla. griech. rCspßo'jXia: aspßo'jXa soll Schuh der Sclaven sein. Eguil. 493.
serefat, sürefat, arab. ^\jyjij, Gallerie auf den ThUrmen der Moscheen, wo der Muezzin
stehen kann.
serb. serefa. na serafam' zvona namjestiti. Hör. 201. Z. 542. 3.
S§ger6§k, nordtürk., Staar. kirgis. sh^sik.
magy. sei'ege, seregÜy, sereglye.
söriat, mohammedanisches Gesetz.
serb. serijat: po kuranu i serijatu. Bos. Vila 2. 163.
serr, arab. Li, Schlechtigkeit.
serb. ser, List. Mara njemu sera ucinila. Jastr. 266. serski, listig. Z. 540. 3.
s6s/ane, gezogener Gewehrlauf,
rum. susane neben sisane. serb. seshana, sest pruga, puska prost^ugane cijevi. Hör.
s§kak, ^3ft.w, langes Stück Tuch.
Vergl. serb. sakakluk^ Kopfschmuck der Braut au.s Münzen. Z. 547. 1.
s§r§n, nordtürk. ^j»-w, wohl Schwager.
aslov. sun, surins. nslov. sura. bulg. sure. serb. sura, surin. pol. szurzy. russ. surins.
Muchl. 129. Fehlt Z. Die Zusammenstellung ist unrichtig.
s§rlagan, Sesamöl.
serb. alb. Sarllagan. ngriech. sarlagani. Re8. 51.
sibr, Spanne.
serb. seberest, klein. Seberesti deca. Vardar 1887. 119. Z. 539. 2.
sik, Knistergold.
nslov. sik remenarski, filum coriaceum. Das dunkle Wort fehlt den tUrk. Sprachen. Herr
Korsch denkt an catal. xic, chic, span. chico, klein, gering, das auf lat. ciccus zurück-
geführt wird. serb. sikom - bojana, siper - peana, sikom - bojana, Refrain eines Volksliedes.
sikovati. sican. Dj. Popoviö. Vergl. kroat. sikati, vesti, sticken, sikom bi se obsiknula, da bi
tensa hila. Istr. serb. sikme odaja. Petr. poln. szych, falszyive zioto lab srebro. GoJ^b. 198.
rimi. sik, vergoldetes Alaunleder. Andere Namen desselben Gegenstandes: türk. k§labdan.
varak. serb. kozar. telej aus türk. tel. russ. misura. susah. Nach Hör. ein türk. Wort.
sikar, Jagd, Jagdbeute.
bulg. sikjarja. Verb. serb. sidar, pjoklon. Bos.
sikem, sikembe, isk6m, iskömbä, Eingeweide.
bulg. skembe n. Ljub. 86. serb. iskembe, utroba. Bos. poln. szekambet, szakambei, Art
Pferdedecke, pers. sik4m-bend, cU-^Xcö. Vergl. b^nd.
DcnVschriften der phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Abh. 6
42 !• Abhandlung: Franz Miklosich.
Silte, Art Kissen,
serb. siltet. Smail.
simäet, tilrk., Art Band.
serb. simäeta, semSeta, Art Schnüre vorn am Kleide, nach Dj. Popovic.
siinsir, Buchs.
serb. Simsir odaja. semsilik. Dozon 42. rnm. cimsir, cimisir, cimiseriü. Vergl. alb. s'er-
maiek, Epheu. ngi-iech. zC^\i.oii.
Sinik, Art Mass.
serb. siiiik, senik, Mass von zehn Oka. ngriech. acvixi. Hind. 70. aotvtxt, yjÄvi^. Man
vergleicht unrichtig tlirk. c^anak, ngriech. z!^oy6.%i. sinik ist griech. Ursprungs.
Sipal, tilrk. JLuui, Name eines Helden, tapfer.
serb. sibala, kräftiger Junge, sihaluk, Brunnenschwengel, ist dunkel. Z. 554. 3.
sirdön, der untere Magen eines Wiederkäuers,
serb. Urden, smcnik.' Reo. 23. Z. 555. 2.
Sirö, Most.
bulg. Sira. serb. sira, slatko vino. Vardar.
Sirit, Schnur.
ngriech. astpizcov, astpaStov, aaipd. aspSTVjc, irspttptfJLfJia, durchtriebener Mensch. aspstXix,
äirket, arab. sSyi,, Gesellschaft.
Vcrgl. serb. seret. Z. 543. 1.
Sirret, Bosheit.
serb. siret, seret, listig, siretluk, seretluk, Schlauheit, griech. ajepsxTjc, icoVTjpo«;. Pap. 422.
Siä, Spiess.
niss. iaälyks beruht auf nordtürk. s§sl§k, am Spiesse gebratenes Fleiscli. Vergl. bulg.
siiove te na corapa.
Sis, ses, türk. jjiyui, Geschwulst. S^öko, Dickbauch, sismek, anschwellen.
serb. iiskav, fett, sisko. russ. siska. pol. szyszka. szyszko, gruhy, opasiy, brzuchal, Hie-
her gehört der bulg. Personenname Sisman, den Gundulid unrichtig für den poln. Sigmund
gebraucht. Z. 555. 3.
SiSe, Flasche.
serb. auch SiSe. Üsa, Plafond. Bos. serb. siSe für letva, Latte, nacli Rec. 38. türk. si§6
in der gleichen Bedeutung.
§i&ek, türk. dLiwi, Lamm im ersten Jahre.
serb. süe, Füllen, dem man die Mähne geschoren, stammt von sisati, scheeren. Z. 544. 3.
sisman, türk. jjU-Ä«i, fett, beleibt.
Vergl. bulg. Süman, Imlgarischer Personenname. Vergl. sis.
äiveli, pers. ^iyXM, gefallsüchtig, kokett.
serb. Siveljiti, Hveriti, Seveljiti, kokettiren. Verschieden ist seveljiti, auszuweichen suchen.
Seveljajka: o ti gusko feveljajko. Z. 556. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 43
sivet, tUrk. Zopf. Nach Dj. Popovi6.
serb. siveta, plur., die vielen Zöpfe der Türkinnen.
solkadar, türk. .tXiLlj-ci, soviel,
mm. sukada, soviel. Z. 553. 1.
subara, »nLj^, Art Mütze.
serb. subara, sto kod svecanosti nose cinovnici, vojnici. suharo. Jastr. 384. subara, Pelz-
mütze. Fehlt Z.
§uga, Krätze.
Das Wort ist vielleicht der türkischen Volkssprache eigen: Iliev kennt es nur bulg.;
daneben krata. alb. suga.
suklek, türk. j^Ji'wÄ, rhamnus catliartica.
poln. szaklak, szekiak, zosciel. Mnchl. 126. Fehlt Z.
sur mur, türk. .^.^, Verwirrung.
serb. suru muru, suri buri, interj., in der Verwirrung. surovatL Z. 552. 2.
surut, plur. von sart, Vertrag.
serb. surut, uslovi. Hör. sunit uölnise 199. Z. 542. 1.
äükr, meist sükür, arab. jCi, Dank, Lobpreisung Gottes, nordtürk. sökör.
serb. sucur! interj. Gott sei gedankt! su6ur ciniti, danken, sucur dragom alahu. alb.
suöur. Rec. 76. Z. 548. 1.
süphe, Zweifel.
Man verbessere das Arab. in x-^am. serb. subha, sumnja. Bos.
T.
tab'ayane, ioLsv.*Ais, Druckerei, tabyanö.
ngriech. zrt.[xizyayi. Pap, Z, 595. 1.
tabak, Teller.
serb. tabak, ploca, sloj, tanjir. tabaci, plitvice u crkvi. Bos. nosi kahvu na tabaku zlatnu.
Hör. 500.
tabak, Gäi-ber.
rum. t^rbak§, t§b§ceal§, t§rb§ceal§. ngriech. za^i.Tzdx'^fiz, ßupasuc. Pap. 363. span. adobar,
curtir las pieles. Eguil. 57.
taban, Sohle, auch Balken.
serb. taban, vjencanica, Dachlatte, alb. taban. Rec. 38. istabati, auf die Sohlen schlagen.
Bos. Vila 2. 145. tavanjaca greda. Rec. 38. Daher rum. taban, Art langes, dünnes Brett,
poln, wziqö, dostac po tabinkach, tehinkach, Schläge auf die Fusssohlen bekommen. da6
komu po tybinkach. Die Form überrascht: die Bedeutung hindert an teb^ngü zu denken.
taban, pers. richtig ^^L>b, glänzend,
serb, tabandze, mala puska.
6*
44 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
tabar, Hacke.
klruss. topör, wniss. tapor. slovak. porisko. cech. toporo, Hackenstiel, ngriech. tcicspt.
estn. tapper. finn. tappara. cerem. tavar. zig. tover, tovel. Alilquist 30.
tabarga, nordtiirk. moschus moschiferus.
russ. kaharga, chabarga. Mater. 320. bulg. tabargan, gerboise, ist wohl aus dem Russ.
entlehnt.
tabi'at, Natur, Stimmung.
Vergl. bulg. tabehet. Col. 138. serb. tabijat, narav, cud. Bos. Vila 2. 129. 324. 380.
rum. ieap§y Art, Stand.
ta'bir, arab. »aa*j, Auslegung.
serb. tabir, himacenje. Hör. te je sanak tabir ucinio. 394. hodza tabirdzija. 413. öitab
tabirnama, Tramnbuch. Ibid. sanak tabiriti. 414. Z. 291. 1.
tabja, Schanze.
serb. auch tablja. ngriech. td|J.';rta, plur. Legr. 136. tdjjnrja. Volksl.
tabl, arab. JiJe, Art Trommel.
griech. -ctßaXa für t6[JL7:ava, Pauken, bei Hesychius. span. atabal, atambal, timbal. it.
taballo, timballo. frz. timbale. Anlehnung an t6[A7iavov wird anzunehmen sein. Devic 67.
tabla, 2uLJo, Scheibe, Platte.
bulg. tabia, Art Tisch. Jir. 56. Z. .595. 3.
tabor, christliches Feldlager.
russ. tovars und tovdrs. ngriech. taiATCOupia xal [xstsptC^a. Volksl. cech. täbor in der
Bedeutung .Volksversammlung' ist neu. Vergl. Fremdwörter.
tabun, Gestüt?
poln. taban, wyraz ukraiAski, stado koni tatarskich^ kon z tabunu wzi^ty, russ. cernye
vorony tabunom tabunili sja.
tabut, Sarg.
serb. tabut, mrtvaöki sanduk, lijes. Bos. span. atahud. Eguil. 299.
tafra, Stolz.
serb. tafralija, tavralija, tarvaiija. kapa tafralija. Jastr. 442.
tafte, pers. «uib (gedreht), Seidentaffet.
serb. puli taftijane. Herc. 13. russ. tafta. taftjans. poln. tafta, taivta. taftaj, taftuj,
Köcherdecke. Karl. 18. rum. taft§. mgriech. va^azd, tacpOd. Crusius. ngriech. zatpxäQ.
frz. taffetas. deutsch Taffet. magy. tafota. Z. 247. 1.
tagan, nordtiirk. bei OstroumovB.
l»ulg. tagan, Feuerbock. klruss. tahany. russ. tagann, taganka, tagana i reiotki.
Domostr. 125.
tagar, Schlauch.
Vergl. tUrk. dagardz^k. bulg. tagar: plsn tagar jajca. Mil. 231. serb. tarcug, Riemen-
tasche, russ. tagars, Art Matte, span.-lat. tagara ist nach Eguil. 499. arab. takra. Sj-äb".
ngriech. xaYaptCtxci, daxoxr^pa, ^opöc
Die türkisches Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 45
tauen, arab. i^ä-Uo, (ausgepresster) Sesamsaft,
runi. tahhi, Art Mehlspeise. Z. 589. 1.
tahkek, arab. ^jrt^t Bestätigung, Untersuchung.
serl). tahkik, istraga. Hör. vezir Bosnii tahkik ucinio. 97. Z. 264. 3.
tahsin, arab. ^^^^3, Beifall.
runi. talisiu, tehsin, Beifallszeichen. Z. 264. 1.
ta'/min, Muthmassung.
serl). tahmhi. taminiti, schätzen, tamindzija: türk. taxniindzi bei G. Popovic.
ta/t, Thron.
bulg. taht. serb. taht, sultanov prijestol. do nasega talita i devleta. Hör. 34. rum. auch
taft. ngriech. xd/Tt, töirrx; xspioirTOi;. Pap. 506.
ta/ta, Brett.
bulg. tahtaha, drvenica, Wanze: türk. taytabiti, dasselbe, eig. Brettlaus. serb. tahta,
Brett. Hör. fall mu jedna tahta u glavi. Nar.-bl. 58. Z. 267. 2. Vergl. russ. a postilajuts
tafty i zenbdeni i kindjaki, kakö komu soidetca. Domostr. 200.
tayterevan, pers. ^\^yXii., Tragsessel.
serb. tahti.revan. Hör. 591. tetrivaii, Sänfte, Palankin. terterivan. Hör. rum. tahtirvan.
ngriech. xa/vappavt, (popsiov. Z. 267. 1.
taytuj, nordtürk. ^yXh^3.
poln. taftuj, taftaj, Decke über die Pfeile. Muchl. 131. Fehlt Z. Vergl. taft§.
taife, Volk, Schaar.
rum. tajifa, Gefolge, klruss. tafa, Schaar von Fischern, span. taifa.
taj, Füllen,
serb. tajce. Bos.
ta'j^n, Bezeichnung, Portion Speise.
serb. zu Milos' Zeiten tajnat. taindzija, Proviant-Commissär. natajniti dohre dane. Bos.
Vila 2. 259. srecu mu natajini. Bos. rum. taindziu, der die Portionen vertheilt. Bei Ham-
mer, Geschichte 1. 574, taindschar und aus Pachymeres Ta^ayrCaptoc. ngriech. TayT^viov,
xatvt, tayT^, otx'ifxsrptov; zai^zCriZ, Qlzo\i.izpr^z. za.'^lCoo, tatCco, nähren, ist von taj§n fern zu
halten. Z. 294. 3.
takeldatnak, türk. ^j^ljjjij', rasseln,
ngriech. zaukZlCio wird durch "rrscpaw erklärt.
takem, Hausgeräth.
bulg. richtig takzm; plur. taknme, Pferdegeschirr, serb. na konja takuin udario. Hör.
117. konja takum ucinio. ngriech. za'/.i\i.i C^p^pia, une douzaine de soucoupes. Legr.
takije, takje, tikijat, Mütze.
aruss. tafja, Art kleine Mütze, rum. tikie, kitte.
takrir, Bericht.
serb. takrir, izjava. Bos. G. Popovic.
46 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
taksirat, arab. cjl^juaüj', plur., Mangel.
Vergl. bulg. taksivat, Situation. Ve. 1. 118. serb. taksirat, nedaca, nesreca. Hör. vid' u
bega krsna taksirata 421. Z. 301. 2.
taksit, arab. Jaju-Jij", Theilzalilung. Termin,
bulg. taksitdar, gar^on de caisse.
tal, uordtürk. Weide, salix caprea: das Wort ist auch cagat., uigur.
russ. tald, talina, talhniks stammen nach Radioff aus dem Türk.
talagak, nordtUrk. JLaJÜ».
serb. talagan, Art Oberkleid der Männer. Bos. russ, talagaj. Z. 307. 1.
talan, Beute.
talans ist alt- und neuruss. beztalannyj gross- und kleinruss.
talas, Welle.
Vergl. serb. sablje sivcu kano talasnice. Kac. 39.
tal§', sich zeigend, Geburtsstem, Glück,
rum. tali, Erscheinung.
talika, Art Fuhrwerk.
aslov. telega. bidg. talega, taliga, taligi. Milad. 169. 252. telmgar. Verk. 10. 371. tali-
gadzija. Jir. 71. kroat. tacke alt talige. Hung. cech. taliga. ngriech. zatMa.
ta'lim, Unterricht.
bulg. talim, Übung, serb. talum, poucavanje, vjezba. Hör. griech. xävoDV zct xa)i[ita,
ils fönt Texercice. Legr.
talk, arab. i^JLis, Talkstein.
poln. talk, talek. span. talco. Muchl. 131. Z. 602. 2.
talpa, türk., dickes Brett.
bulg. talpa, Bohle, Diele, serb. talpa, talpara in der gleichen Bedeutung: das türk.
Wort steht bei G. Popovic. Vergl. magy. talp. Sohle.
tamam, Vollendung, ganz.
serb. dotamaniti se, ganz zu Grunde gehen, odlucismo i zitamismo. Starine 11. 205.
Vergl. klruss. p>rytamannyj eigen, ngriech. Ta|i.d|i,o'j Tpsli; ycXidSsc, environ (ungenau) trois
milliers. Legr. 154. ta[i,d|XO'j. Pap. 87. russ. j^i'itainanno, genau.
tamaz, tannaz, arab. \UJa, \üls, spottend.
Vergl. serb. tamaza, listiger Mensch, tamaznik. tamaziti. G. Popovic. Z. 603. 1.
tambur, tunbur, tunbura, Laute.
ngriech. "raixTTO'jpä. Pap. 121. -a|XTro'jf>dc, siooc y.oAox6v6YjC. l'asp. it. tamburo. frz.
tamhour. span. tambor, atambor. Vergl. x'J|XTravov. pers. tabir jjlxj und afrz. tabur. Devic 65.
tamezlek, türk. ^yxUfi, Viehmast.
bulg. tamazl^k, domazlak. serb. domazluk, was bei Hause bleibt, nicht feil ist, pripasa;
sjeme, kvas, iivotinja^ koja se ostavlja za priplod. klruss. domaz, zu Plause gemästeter Ochse,
rum. tamazlik, Ort, wo Vieh gemästet wird, ngriech. v:oji,dCa, '^'j-ir^ c'J-f>a'^YjC ^oci aa)|jiaut)07](;.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 47
Pap. 469. Vergl. 3a(xouC^^'^>^, aa^rpiQ. Das türk. Wort findet sich Cihac 618. Auf die serb,
Wörter hat dorn, domaci eingewirkt. Hind. 310.
tander, arab.-pers. tannur, »Jj, Kolilenbecken.
serb. tandara. Vergl. mangal.
tane, dane, Korn, Körnchen, Stück (ganz allgemein).
nun. tanea, piele de blan§. ngriech. vxavsc, zb i^Xs^rov £V tote 6|Jioiotc. Pap. 468.
tanemak, kennen.
Das Wort ist nicht nur nord-, sondern auch osman.-türk. : ^^^.jLk. Z. 393. 1.
tapa, türk. Lb', Stöpsel,
serb. tapun. Z. 242. 2.
tapcan, türk. von j^^^jLk, schlummern.
poln. tapczan, Schlafbank. Muchl. 131. Fehlt Z.
tapkur, türk. .yüLis, Übergurt am Sattel.
Vergl. rum. taftur, Gurt. Z. 588. 2.
tapse, pers. au^Je, Art Stoff.
poln. tapezan: toicary tureckie, kobierce^ kilimy, tapezany. Die Vergleichung ist unsicher.
Muchl. 132. Fehlt Z.
tapu, ^xls, ^.L^. amtliche Bestätigung des Eigenthumsrechtes an Grund irad Boden,
bei Hammer: Grundpacht.
bulg. tapija. Jir. 62. serb. tapija, dokaz, dokazno pismo, Grundbrief. Hör. mrimi. tapi,
amtliche Schrift, ngriech. xaxtOfAata. Acta et diplomata V. 201. alb. tapij, scrittura auten-
ticata. Z. 588. 2.
tara, Gewichtsverlust.
bulg. dara. serb. tara, eine Abgabe von dem in die Stadt getriebenen Vieh, nar.-bl.
262. ngriech. ^apa (dara). Pap. 416.
taraba, türk. Ljj, Planke.
serb. taraba, Verplankung. Bos. Vila 3. 100. Fehlt Z.
taraf, Seite. Plur. atraf.
bulg. etraf, Umgebung. Djuv. serb. taraf, strana, stranka. Hör. taraf taraf, nach
allen Seiten, hak tafundan (für tarafundan), od pravedne strane, von Seite des Gerechten.
Bos. Vila 2. 258. ngriech. Tapd'ft, atpcOt?.
tarak, Kamm, Rechen.
ngriech. tapa%/.t: 'fouatdvt zrxpavXi ist türk. tarakl§, zackig. Korsch. rum. taratUu, mit
dem Kamm geglättet.
tarakan, nordtürk., blatta orientalis, nach OstroumovB: razpolzajuscij sja po storonams.
russ. tarakans, blatta orientalis, Schabe, ceremiss. tarakan-pursa, Tarakanerbse. Ahl-
(]uist 39. khiiss. tarakan, tarkan, tarhan. Das Wort ist auch im Deutschen bekannt.
tarem, tarum, türk. f»;Lle, Kuppel, rundes Zelt, Obdach, Himmel.
Vergl. rum. t§rim, Boden, Erde, Umzäunung und aslov. treins aus terms, magy. terem.
griech. T£p£[Jivov. Z. 589. 2.
48 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
tarentas, nordtürk., Wageu; auch harandas.
Vergl. russ. iarantasn. taratajka, schlechte Kutsche, polu. taradajka, teradajka, taratatka.
tar/ana, Art Speise.
bulg. trijanica. serb. tarhana. rum. terhauf. niagy. tarhonya.
taryun, pers. ^jy^^fi ^j^a-Jo, Dragun, liertram.
bulg. tarun, taron: usi hnat kolko dva taruna. klruss. turhun. magy. tdrkony. slovak.
tarkan. poln. tarhun. rum. tarhon, tarkon. it. targone. span. taragona. frz. targon. Von
draco in der Bedeutung dracunculus. Z. 277. 2; 597. 3.
tÄ'rif, Erklärung.
serb. tarifa. russ. tarifs. poln. tmnjfa. Die Wörter können europäisch sein. span.
latarif.
tarih, arab. a>-?.^^ Zeit, Zeitpunkt, Datum, Chronik.
serb. tarihi, Geschichte. Hör. Vergl. tarih: moj tarihu na palom mome. Smail. kamo
tebi tari od Kanjize. Bos. Vila 3. 204. taira. 3. 54. Tevajir. Stariua. 2. 291. ist der Plur.
tevarii. stade pisat' tari od Kanjize. on cai^ tari potkucio. sta mu tari kaze. tar-ia uciniti.
u taira. Bos. Vila 3. 188. Z. 245. 2.
tarin, pers. ^jj^b, dunkel.
poln. tarant, tarantowy kon, Apfelschimmel, aus tarin at. Muchl. 132. Fehlt Z.
tarpos, Weibermütze.
russ. tarposci. Grig. Das Wort wird für eine Entstellung des pers. serpus, couvre-chef
{s4r, Kopf, pusiden, bedecken), gehalten. Devic 66.
tartmak, wägen.
Das Wort ist in dieser Bedeutung nord- und osman.-türk. ,j^j\Uo. Z. 589. 1.
taru mart, tar mar, türk. «U .Lls, Ix »b, zerstreut.
serb. tarmar, darmar, smutnja. darmar, razhacano. Bos. rum. dtr-mtr, bunt durch ein-
ander. Vergl. griech. äXri|x-xapXdjx, i^upÖYjV ixtySTjV. Pap. 375. xouXoö-toupXoü. 507. Z. 245.
2; 589. 2.
tarz, arab. vJe, Gestalt, Manier, Mode, Brauch,
rum. tarz. Z. 597. 3.
tasa, Tasse.
serb. tas, di-vena caSa. Bos. Das Wort ist schon aruss.: tazs. rum. tas, teas. sefertas.
griech. xdcaa, (y'.d/vVj. -udat, xorr^ptov. Pasp.
taslamak, türk. (^xiiLu/ü.
serb. taslaisati, stolziren: das türk. Wort bedeutet nach G. Popovi(5: glätten, welches
A'ielleicht auch der Sinn des serb. Ausdrucks ist, Z. 246. 2.
tasma, Binde.
russ. tesbraa beruht auf täsmä, anderer türk. Dialekte, daher aruss. tjashma. klruss.
tastTM, tjasma. Gegen den griechischen Ursprung des Wortes (SsofAa) spricht dessen Vor-
kommen im Nordtürk.
%
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 49
taä, türk. jib, jiLJ«, Stein.
bulg. kan-faslija, mit einem rothen Stein. Djuv. serb. tai. Z. 246, 2.
tasak, türk., Hode. Bei G. Popovic.
serb. tasak, Hode. Blau 233. In Bosnien. Art Mehlspeise. In Ungern.
tat, Geschmack,
serb. tatli, süss.
tatar, Tatar, chines. tatan.
serb. tatar -kandzija. tatarka-kandzija. tatarija, Pferdedecke. Vrcevic. tatar-aga. Bes.
jezykh tatarbskb i tunskb. Danil. 359. klruss. tatarva. collect, alb. tatar. finn. tattari, Buch-
weizen. Ahkiuist 40. Das Heidekorn heisst poln. tatarka, gryka, poganka, kas. Ntewka,
ngriech. zdzarjOQ.
tauk, Huhn.
serb. öurtauk, desiderium veneris: der erste Theil hängt mit 6ura, Truthenne, zusammen.
Vergl, magy. tyük.
taulga, tabulga, türk. xiJjUa, Art Baum,
russ. tavolga, spiraea. klruss. tavolha.
tava, pers. Ijü, t^Uo, «jUe, Tiegel, Bratpfanne.
bulg. kurdisvat tavi te. Rumena 24. serb. tava, tiganj. ngriech. taßä?. Pap. 74.
mrum. t§v§. Z. 249. 3; 588. 3.
tavla, Pferdestall.
serb. tavla. tavlabasa. pogradio table. Nikol. 95. rum. tabl§, tabla.
tavla, Schachbrett.
russ. tavlei. Plur. ngriech. xaßXt.
tavlamak, türk., erweichen.
serb. tavlaisati, umeksati kozu u vodi, zeljezo u vatri. Bos. Fehlt Z.
tavli, fett.
serb. tavlija, beleibt, tavli wird von G. Popovic beigebracht. serb. tavlija, Seide,
ist dunkel.
tavr, Handlungsweise, hoffärtiges Wesen.
Vergl. serb. mlade tavradzije. Kac. 128.
taze, frisch.
mrum. tasetk§. Weig. 125.
tazian6, tazanö, pers. &jL>\b, xjKb, Schlägel (Plectrum), womit die Saiten musikalischer
Instrumente geschlagen oder gerissen werden,
serb. terzijan. Z. 246. 1.
tebdil, Wechsel, Verkleidung.
serb. tebdil, promjena. Hör. po tebdilu; neben tevdil: u tevdilu. Hör. 2. 315. konje tebdil
ucinise. 219.
Denkschriften der pbil.-hist. Cl. XXXVIIl. lid. I. Abli. 7
50 « I. Abhandlung: Franz Miklosich.
tebengü, Sattelriemeu.
poln. tabhiki gehört wohl zu taban. Vergl. lit. temenka, Sattelklapjje. russ. bei Dalt
tebeneks, kozannyja lopasti po bokams russkago i kazacbjago sedla.
tedarük, Ersatz, Zm-üstung.
serb. tedamö, uredba, priprema; udobno: zivi na tedarudu,. er lebt bequem.
tödzrev, Fasan,
Der Artikel enthnlt die zusammengehörigen Wörter. Eine P^ntlehnung hat nicht statt-
gefunden, sicher nicht von der pers. Form tedzreo. klruss. feter-a, teferjuk, tetered, tetervak.
tiirk. tedrjudz bei Hiev.
tedzebbür, arab. Jls>o, Hochmuth.
serb. tedzbiriti. Bos. Z. 258. 3.
teöyer, yj^\J>, Frist.
bulg. teil': tri dni teir, babo, da mi storis. Milad. 312. Meuinski 1034.
teemin, arab. ^^^jycb, Gefühl von Sicherheit,
serb. taminiti, misliti, da je tako. Z. 248. 3.
töferrüdz, Erholung.
serb. teferiö. Hör, 592. tefericiti, tefericovati. 425. rum. tefarik. tifarikiü. teferiöie.
ngriech. ts'faptxi, das durch 8a{5aA[j.a erklärt wird.
tefter, Schreibtafel,
serb, teftei'dar. tefterhana, knjigovodni red. Hör, pretefteriti vojskit. Bos, rum. tahredUu,
Schreiber: wohl aus tefterdziu. tester, richtig tefter, ruolo del signore a ConstantinopoU, bei
Bolizza 180.
töftiä, Untersuchung.
ngriech. TS'f-torCtScC : türk. teftisdzi. Acta et diplomata V. 202. Vergl. serb. raju teftil
uciniti. Hör. 233. da naäu teftisemo raju. Volkslied. Vuk IV. 468.
tögajür, Veränderung, Eifersucht.
In der zweiten Bedeutung ist das Wort eine andere Bildung: arab. tegajür, oLaj. Z.
295. 1. Verändeiimg wird arab. durch t4gajjür, jjju, Z. 296. 1, ausgedrückt, rum. tehuju,
erstaunt, wobei die Herren Korsch und Saineanu auf arab. teMjjür, Verwunderung, Staunen,
verweisen, ist dunkel.
tegel, türk., couture en soie que Ton voit sur T^toffe.
serb. tegeltija, prosivena koza ili sukno na sedlu. Hör. gola tegeltija. 478. rum. tigel,
Steppnaht, tigelesk. Vergl. tivesk, säumen. Bianchi I. 529.
tejze, tüi-k. sjuö, Scliwester der Mutter,
serb. teza, tetka, ocina sestra.
tek, einzeln, kum. tak, ungerade.
serb. auch tekem, ferners täko, tak, s parom: lijo (liho) ili tako? tak-lihf ungleich oder
gleich? paarig, unpaarig, (türk. tek dzift.) Dagegen tako, so. takati se, gleich oder ungleich
spielen, cikmi? tekmi? lijo ili takof: mi für serb. li. rag. broj lih, broj tak. takan i Uli.
DiK TÜRKISCHEN ELEMENTE IN DEN SÜDOST- UND OSTEUROPÄISCHEN SPRACHEN. 61
cecli. lieh suda. bulg. t^k kon, cheval de cote. serb. tekem stimmt zu türk. tek, serb. tak
und bulg. t^k können damit nicht in Einklang gebracht werden: es ist demnach wahr-
scheinlich, dass serb. tak und bulg. t§k mit Uk, woher töksms, aequalis, zusammenhängen:
bulg. igra na liho tzkmo. Z. 332. 2.
töker, türk. jCj, Rad.
rum. teker-meker, wollend nicht, nicht wollend: zur Erklärung dient türk. tSker in6k4r
etmek, Einen die Treppe hinunterwerfen. Z. 303. 3.
tökerlek, türk. A}^, Rad.
Vergl. alb. tnkallo. serb. ci^kallo, richtig trkallo. Rec. 57. Z. 303. 3.
tökjö, Ruheort, Derwischkloster,
serb. alb. ngriech. te6e. Rec. 18.
tekllf, arab. i_ixijCi', Belastung, Steuer.
rum. teklif, teklifat, Vorschlag, Antrag, ngriech. rsxcXt'fCOt. Acta et dijilomata V. 202.
Z. 304. 3.
täkmil, arab. JkAjo, Vollendung.
serb. tekmil, ganz. Jastr. tecmil, potpuno. Bos. naknada. Hör. 251. Z. 305. 1.
tekn6, Kübel.
sei'b. u teknetit istucite pelin. Bos.
tekrar, neuerdings.
Die Bedeutung ,nochmals, wäeder' steht Z. 303. 3.
tel, Faser.
bulg. telove, struni. Jir. 68. teljosana (von der Braut), serb. telani. Jastr. kroat. devet
teil zlata, koj s' devet put mota oko vrata. Ma2. 111. Daher tdlli, JUb", Art Gewebe, woher
poln. telej, telet, tylet, Art kostbarer Zeug. GoI§b. 199. Auch jioln. delia, deliura, delutka,
aus telej gemachtes Kleid, wird hieher gezogen. Muchl. 22. 133.
telatin, Juchten,
rum. teletin.
telbiz, Betrug.
serb. telbiz, auch Betrug, telbizluk. rum. telpiz, t^lpiz.
telyis, arab. uwaAicüj, Berichterstattung.
rum. talMs, talhes, Bericht. talhUciu, talh^dziu, Berichterstatter, ngriech. i-^zv^z ztX'fioi,
fut accueilli favorablement et communiqu6 au sultan. Z. 306. 3.
t611ak, dellak, arab. Jifj, Badediener, der die Badenden reibt, wäscht, rasirt usw.
serb. telak. telakinja. Z. 433. 2.
tellal, Herold.
serb. telalina, Ausrufsgebühr, telaliti. Hör.
telmiz, tilmiz, arab. j-aJü, Schüler,
rum. telmiz. Z. 307. 3.
52 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
tölve, Bodensatz.
serb. telfa, Bodensatz überhaupt.
tömasa, arab. LiUi', Schauspiel.
niss. tumaäa, guljame osobenno dlja togo, cto bs posmotr^tb cfo nibudh. Man vergleicht
auch teinetith. rum. tamaSa, Schauspiel. Z. 308. 2.
temenna, Art zu grüssen, Bitte.
bulg. temena zedoha. serb. temena mu dava. Jastr. 297. caru ucini temena. Hör. 468.
kroat. na kolinih temena cinio. Maz. 162. rum. temena, Verbeugung nach Art der Türken,
ugriech, röv -=[isväv tou xdvoüv, ils lui fönt leurs politesses. Legr. 1. 172.
temessük, temasük, arab. JLl^j, Festhalten, Anerkennung einer Schuld,
serb. temesitö, kupovno pismo. Pravdonosa 1853. 3. BogiS. 462. temasud, schriftlicher Act.
rum. temasuk, Einigung. Z. 308. 2; 309. 2.
temir, türk. ^, Eisen, temren, türk. ^^, die eiserne Spitze des Pfeiles, Wurfspiesses.
serb. temre, Fahnenstange, Lanze. Nar.-bl. 151. stjeg bez krpe: temre prazno. Smail. drzak
od satora. Juk. 621. Gleichbedeutend mit temre ist templin, das jedoch kein türk. Wort
sein soll, sve se zida tefinre od mizdraka 431. on za temre barjak prifatio 186. on za templin
rukom prifatio 166. nosi Bosko krstasa barjaka, na barjaku temre od öelika. Petr. 180. temre,
koplje (dmo). Hör. na temretu. 305. temre od cadora. Volksl. Z, 309. 1.
temiz, türk. yx^-, sauber, reinlich.
Vergl. serb. tamis-odaja. Bos. Vila 2. 253. 286. Z. 310. 3.
temlik, nordtürk. JLuUj, Degengehenk.
russ. temljakü. poln. temlak, temblak. Fehlt Z. in dieser Bedeutung. Muchl. 134.
tenbel, faul.
bulg. dembelin, dembellik, Faulheit, serb. dembel, denbel, delben. Vre. dembelisati, fau-
lenzen, alb. dembel. Rec. 65. ngriech. zz^^TziX'qc. Pap. 155. Das Wort ist pers. und bedeutet
»seinen Leib nährend, pflegend': tän-bäl. Vergl. rum. t^Mmb gleichbedeutend mit tembel.
tenbih, Befehl.
serb. tenbih, opomena. Hör. tembih: ovako mi tembih ucinio. Hör. 281. ngriech. t£[i.irYj-
■/'ACi<h TzrjrjrjiazdaQM. Pap. 506.
töndzere, kleine Pfanne.
ngriech. -srCpöv. Legr. tsvrCsps«, l-i^'riz-
tönösir, türk. ^a.äjUj, Leichenbrett, Becken, in dem der Leichnam gewaschen wird,
serb. tenesi7\ Hör. 2. 613. Z. 316. 3.
teng, pers. viJLäj, Waarenballen.
ugriech. isyT^' *^A.'jßoc, TidWa. Z. 315. 1.
tönekö, Blech.
serb. tenecet, teneca, tanedet. tenece zuto. Hör. 259. mrum. tinike. alb. ngriech, teneöe.
Rec. 20. ngriech. zsy&%zCriC, Blechschmied.
teDgn6f68, Engbrüstigkeit: teng, pers., enge und nefes, arab., Athem,
rum. teknefes, tignafes.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 53
tenha, pers. L.^', allein, einsam.
serb. ide pravo na tenhanu k hanu. Hör. 257. na tenhanu i jednome hanu. Ibid. na tenanit,
na tenani, beqnem, bei Müsse, hez prese. Z. 316. 3.
tepak, Unruhe.
Der Artikel ist zu streichen.
tepe, Spitze.
serb. auch tepa. Hör. 177. tepaluk. Vergl. rum. t§psan, Anhöhe, ngriech. tstie^, OpwojJiöc.
t6r, Schweiss.
Vergl. serb. terlema, Bauchtyphns. G. Popovic. Zu ter gehört auch terli diha, terli diva,
Art Zeug zu Kleidungen; ebenso terluci, das unter thdili, steht, bulg. tere-otu, Kresse.
töranö, Lied.
Herr Korsch erinnert an griech. zspBziCio^ T:cpsp{C«>, tspsvctC^O; xspvsptC«, trillern.
terator, pers. >»->l>J', Art Brühe,
serb. tarator. Z. 274. 2.
teraviü, arab. v>_s^Lj. Abendgebet im Fastenmonat.
serb. teravija. BoH. i klanjali turske teravije. Z. 275. 3.
terazu, Wage.
aruss. terezi i giri. russ. dial. cereza, Wage.
terbijöt, Erziehung, p]rnährung, Sauce.
serb. pa me za to terbije ucinio. Bos. Vila 2. 133. rum. terbie, t§rbie, Sauce, ngriech.
t£p[Aic7jY£i;, sOoc, zd^iQ. Pap. 50ß.
terdzüman, Dolmetsch, Dragoman.
bulg. dragomanin (europ.). serb. terdzüman. poln. turdzyman, turczyman. mlat. tur-
cimanus. mhd. tragemunt, die volksthümliche Figur des sprachkundigen Pilgers.
terebeze, türk. syj«j, Tisch.
serb. trabozan, Altane. Das türk. Wort ist das griech. TpctTCsC'^., die Zusammenstellung
von tpdicaCa mit trabozan ist nach Form und Bedeutung problematisch. Z. 274. 2.
tereke, türk. jtsyj, Getreide.
alb. thekere. Blau 301. Z. 280. 1.
törökkün, arab. ^^SJS, ernst, strenge.
Vergl. bulg. terekija, bizarre, terekilak, Leidenschaft. Sofr. 98. Z. 279. 3.
terk. Bei G. Popoviö.
serb. terak, Muster, Form: terak od haljine ili od crevalja.
terkeä, Köcher: tSr, wü, Pfeil, kes, tragend.
kroat. ti'kaS, Sirena. serb. ti'kac. griech. tapxdat, meint Pap. 322, iazi Xsutc saXtjvixi^
yVTjOta, dvaYpa[i.[j.cmaOclaa ävxl xard adpxa. Neben zap-moi findet sich xapxdat. Das ro-
manische tarcasso usw. ist so allgemein verbreitet, dass es nach der Ansicht des Herrn
Korsch schon während der Kreuzzüge dem it. usw. übermittelt zu sein scheint, frz. car-
quois. Devic 26. Anders Diez.
54 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
terki, Sattelriemen.
Vergl. mriun. t^g^cih^, Art Sack. Obed. 111.
terlik, Schweisslappcn.
rum. auch tirlik, st^lict. riiss. terl/'ks, langer Rock: sermjago da terliks krasenins. Urk.
von 1525. Das Wort bedeutet auch ,Art Weste'.
ters/anö, tarsana, Seearsenal.
runi. tarsana, arsana. aruss. arsena neben arsenam. Grig. it. arsenale, arzanä, darsena.
frz. arsenal. ngriech. zapaavd s[itv. äpaavä?. äpasvdXyjc. Kypr. tpaatvdXXcv. span. atarazana,
atarazanal, darsena. Devic 10. Z. 278. 2.
tersine, tiirk. xj^Ji, umgekehrt,
serb. tersume, naopako. Z. 278. 1.
tertib, Anordnung.
serb. teiHih, raspored. Bos. stavljaju tertibe. Hör. 60. doi^av tertib 426. tertibiti: pa tertibi
iest hiljada svata 542. teiiibli, ordentlich. Bos.
terzi, Sclineider.
runi. tei'zibas§.
tesbih, Lobpreisung.
Das Wort bedeutet auch ,Rosenkranz': serb. tespih od merdzana. Hör. 390. tespilj, bro-
janice. Bos. Vila 2. 318; 3. 5. alb. tespi. Rec. 63.
teslim, Übergabe.
serb. Vuce teslin dum ucinio. Volksl. car mit inuhur teslim ucinio. Hör. 469. rum. tes-
limat. teslimuesk, teslimatisesk. slim für teslim. ngriech. ■ücatXijj.t, rsxcXcafxsvov, sxoiiiov. Pap.
506. r£a)a[J., irapa^o^i^.
teste, Bündel.
serb. da m' posalju na teste tuceta. Kac. 47. 48.
testere, destere, HandsUge: dht, Hand, erre, Säge,
serb. auch testeriti.
testir, Erlaubniss.
serb. testijer, destur, tester, ruolo del signore a Constantinoj^oli. Bolizza 180.
tetik, tiirk. JUü, iLtXj', Drücker am Gewehr.
serl). tetik, luk. Hör.; in Montenegro teftik, Bogen. Das Wort hat mit tetiva, tetivo,
aslov. tetiva, Bogensehne, nichts zu thun. Z. 256. 2.
tetimmöt, arab. jl^jü, Ergänzimg.
serb. tetima. Bos. Z. 256. 3.
tötre, kitr6, tiirk. sortc de patisserie. Bei Saineanu.
rum. tetrea, Art Sorbet aus Citronen.
tevatür, arab. *jI^', Zusammenhang,
rum. tevatur§, Lärm. Z. 317. 1.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 55
t6vbet, tobe, arab. Xj^j, nordtürk. tjauhja, Reue, Versprechen, das man sich gibt etwas
nicht wieder zu thun.
serb. tohe je ucmio (manuo se) od svasta. Bos. Vila 3. 132. ucinio tobe, da ne pije
vina. tursko tobe. Petr. 3. 204. Z. 318. 2.
tövdzih, phir. tevdzihat, arab. 2UÄyj, cjl^^yj, Sendung,
rum. tafdzihat. Vergl. bulg. tavdSija. Milad. 381. Z. 319. 2.
tövökkül, arab. i^f^j, ergeben in den Willen Gottes; mit negativem Verbum: ohne ver-
nünftigen Grund.
serb. teveöeli, tevecelija, Liebhaber von etwas, tek, Ivane, neöe tevedeli. Volksl. alb.
tevecel; teveöel, dumm. Jarnik. Z. 325. 3. Vieles unklar.
tevrat, arab. ^Uyi, Pentateuch.
serb. tevrat. Vre. Z. 319. 3.
t6z6k, Mist.
nordtürk. tizäk, daher russ. kizjaka, tizjaks, tizeks, Ziegel aus getrocknetem Mist zmn
Heizen.
tezgjah, Werkstätte. Daraus tezge. G. Popovic.
rum. tezge, Tafel, Bank. Vergl. serb. tergj, mali sto, na kom se radi, für und neben
terdjah. Bos. Vila 2. 131. alb. tezge. Rec. 56. ngriech. TsCyta/t Hind. TsCcd)(c, tr^^ta.
tezkere, Zettel.
bulg. teskeredzija. Jir. 425. serb. auch tezgere. Plur.
t§gan, türk. jjLiiö, Röstpfanne.
serb. tiganj, Tiegel. Z. 600. 1. Aus zr^^^a-^rt^.
t§l§s§m, Talisman.
serb. auch talasum, tilisum. Bogi.s. 408. 409. tilsum, tilsum. In Bosnien.
t^mali, tamah, arab. --L^is, Gier, Habsucht. tamaMar.
ngriech. tajxrxyi, luÄsovs^ta. Ta[jLayjdpY^?, TiXcOVE/rtTjC. Pap. 505. Z. 602. 3.
t^ngna, nordtürk. Aufhierken.
serb. teknuti, einfallen, venire in mentem: teknu me um; verschieden von teknuti neben
taknufi, berühren.
t^rampa, Tausch.
ngriech. xpaiAira. Pap. 376. 508. mrum. trimp§. Obed. 161.
t§rfa, türk. x^Ja, unrein, aus dem Hebr.
rum. t§rfe, terf^, Schmutz, terfelog, Kladdebuch, terfeli, beschmutzen. Z. 598. 2. Vergl.
turfa Z. 598. 2; 607. 1.
t§rjak, Theriak.
serb. terijak. poln. terjak, tyrjaka, dryjakiew. span. atriaca. Der Einfluss des Griechi-
schen und Deutschen ist schwer zu bestimmen.
t§rnag, türk. cLj^', Klaue, Kralle.
Vergl. ngriech. ztpvsxraac, crov'JQ. Z. 332. 1.
56 I- Abhandluno: Franz Miklosich.
t^rpan, t^rpanö, Seuse.
serb. trpandzak ist tiirk. t^rpandz^k. Aus dem griecli. SpSTravov.
tiftik, foiue AVoile.
serb. tiftik, kozina dlaka. Rec. 31. tibtik. poln. tyftyk, dywdyk, eine kostbare Pferde-
decke, dygdyki. Muchl. 25. klriiss. tyftyk, Art Wollstoff. Vergl. poln. dzyndzyk z nici,.ßok,
kutaji. Goieb. 147. ugriech. zz<pzi%i, x(65iov.
tilmadz, Dolmetsch,
klruss. tohnac.
tilmak, richtig tilnaek, siJUb, osman. dilemek, betteln.
bulg. deljazi, Bettler, ist tiirk. dilSndzi. teldzi, deledzi sind zu streichen. Z. 434. 2.
timar, pers., Pflege, ärztliclie Pflege, Art Lehen.
bulg. timarlija. Jir. 406. serb. timar ktipljase. Bos. Vila 2. 311. otis'o je u timar. Bos.
zevilju i timare su imali; timare i spaläluke. Bos. Vila 2. 308. timariti, timar ciniti, cesagi-
jati. Vre. istimariti. Bos. timarovati, vila ga timari. dvori. i timari. Kaß. 80. raniti se i
timariti. 41. timari sehe i dorina. rum. timar. timariot. Neben dem timar genannten Lehen
gab es zijamet und malikaue: die Ersten gaben den geringsten, die Letzten den grössten
Ertrag. Novakovid, Pronijari 76. Verscliieden ist magy. timdr, Gärber.
tire iplik, türk. >iJLJLol »vaj, Zwirn.
serb. tir iplik, Zwirn, der im Laden gekauft, nicht zu Hause gemacht wird, baumwolle-
ner Faden, Art Wollstoff. Die türkischen Wörter bedeuten beide , Faden, Zwirn'. Z. 141.
1; 332. 1.
tit§z, reizbar.
serb. titiz, cudljiv. titizluk.
titremek, zittern.
serb. titralica. titrenka. titra, Art Spiel, das Vuk Stef. Karadzic im Lexicon beschreibt.
Das Wort scheint jedoch mit titrSm4k nicht zusammenzuhängen.
tjuäjak, Matratze, ist nordtiirk.
aruss. tjusaceks ili polsth.
tobadz, topaö, türk. ^\^Jo, r^-T^' Tojjas.
Vergl. ffriech. zör.rj.Coc^Z. 604.S". Hind. 9.
3rgl. griecli. zÖTza^oz
toj, türk. ^y>, Trappe.
alb. plur. tojat. Reß. 44. Z. 328. 2.
toj, Gelage.
russ. tuj, Schmaus, rum. toj, auch Lärm, tojesk, lärmen. Herr Korsch vergleicht rum.
toj, Schwärm, mit türk. tojum (dojum), Beute, grosse Anzahl: *j»1«, (•^j'>- '^^ 444. 2.
toka, Schnalle.
serb. tuce tokom na vratije. tokali jecerma. ngriech. Toxdc, iröpicYj. Vergl. loxd vioiypt,
Handvoll Erbsen. Hahn 2. 204.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 57
tokmak, Schlägel.
serb. tokmak, tukmak, mali topuz; maljic, na kom. se koza razhija. Bos. Vergl. serb. iok-
makli sesana. Hör. 193. tokmali äisana. Bos. Vila 2. 301.
tolgama, türk. xxiLiJ^', Hinterhalt.
Vergl. serb. tola: ondje Ivan cetu ustavio, ustavio, tolu postavio. Juk. 169. 445. oni tudi
tolu zametnuse. 183. dohre hate penju niz livade a junake za gotove tole. Volksl. Z. 326. 2.
tombaz, türk. vLxyj, Brückenkahn,
serb. tumbas. Hör. 197. Z. 327. 2.
tomruk, Fussschellen.
riini. auch tumurluk. ngriecli. ttiXTrpooxt, cachot. Legr.
top, runder Körper, Kugel, Kanone.
bulg. top karamfil. serb. halkali topovi. Bos. Hielier gehört auch bulg. toptan, rum.
toptan, ku toptamd, im Ganzen, en gros: türk. topdan, en bloc, bir toptan, toptandziu. Zu
Grunde liegt dieser Bedeutung top im Sinne von , Ballen'. Man vergleiche russ. obtz, optö,
gurts; obtoms, optoms, im Grossen; optovyj. Abfall des anlautenden t ist befremdend, anderer-
seits ist es schwer an obh, woher ohhsth, zu denken.
topal, lahm.
ngriech. xoicdXT]?. Volksl.
toprak, türk. ijl>xio, Erde, Land.
bulg. tojjrak, zemliste. Jir. 60. serb. toprak. to^prakale: na topove i toprakalc, Hör. 64.
wird als tojjrak kale, Erdschanze, gedeutet. Z. 594. 3.
topuk, Fussknöchel.
serb. topuk, Fussbekleidung. Das Wort hängt mit topanka nicht zusammen.
topuz, Keule.
serb. topuz, eine jetzt nicht mehr bekannte Waffe. Vre. topuza: turila me sapa od topuze..
Ma2. 8.
torba, Sack.
serb. torbe i torbaci. Bos. russ. dial. auch korba. rum. auch torb§. Vergl. pers. tobre.
tubre, türk. auch tobra. griech. xpOjSä?. kurd. ttir, turik gehört eher zu türük, osman. dii-
rük, gerollt, Rolle, Avoher russ. tjurjukn.
torlak, faul, dumm.
serb. torlak, ein Mensch, der weder serbisch noch bulgarisch genau spricht, Prahler.
torlati, trlaciti, schreien, alb. torolak, trulak, turlak. Vergl. Jir. -357.
tovar, Vieh, Habe, Waare. nordtürk. teuar.
nslov. stovoriti, auf Lastthieren fortschaffen, kroat. tri tovora zlata. Maz. 149. tovar,
Esel. Lekc. (ovarica, Eselin. Lekc. serb. tovarac, konj. russ. tovara auch Waare, aruss. Ge-
päck, xpäyjjia, Mobilien. Zu tovariscs füge man hinzu poln. toivarzysz, slovak. tovarys. Herr
Korsch ist geneigt im Türk. eine feststehende Verl)induug tovar esi, tovar es (es, Genosse)
anzunehmen. Man beachte serb. posla tovary, i prenesose pravhdy ego oth Vatopeda vh Hilanh-
darh. poln. towar. Vergl. Ahlquist 187. russ. tovars, Leder, ist ngriech. xojjidpt, woher auch
it. tomajo, Oberleder. Vergl. tumar.
Denkschriften der pliil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Abh. 8
58 I- Abhandluno: Franz Miklosich.
toz. Staub.
serb. tozluci, tei'zluci. Herc. 30. 358. tuzluci und tozluke: u tozlukama. rum. tuzluk, tus-
Itik. serb. dizluci, dizluke ist wohl dokolenice, bis zum Knie reichende Strümpfe, Knopf-
strtlmpfe ohne Fuss, und hangt mit dlz. Knie, zusammen: vergl. diz und bulg. dizlik. alb.
tuzllukat. Rei?. 30.
trampete, «Jyucl-j, Trompete. Europ.
serb. trempe, huhanj. Hör. trempeta tuku. 307. Z. 275. 2.
tug, Schwanz.
serb. tug, Fahne, tuglija, vojskovodja, koji ima tug. Hör. hirtuglija. 37. poln. tulny in
divutulny, trzytulny (pasza) beruht auf türk. tuglu. Z. 323. 2. span. titgue. ngriech. rou'fa,
-6?pa. türk. -ö roöL Pasp. 361.
tugra, tura, Monogramm des Sultans.
serb. tura, snop. Hör. tia^a od percina. Hör. 131. 263. iura, savijena marama. Bos.
Vila 3. 183. tuni-ferman. Hör. 85. rum. turaliu, Art Münze, eig. mit der Tugra versehen:
türk. tugralf. bulg. ßorini turaliji. Milad. 411. serb. iurali. ngriech, toupäc, Toupd.
Vergl. bulg. igraja na tor§ i jazf. Bog. Hieher rechnet Herr Korsch auch russ. tavra^ tavro,
Brandmal am Vieh.
tuhafli, arab. Jji^, geschenkmässig, ausgezeichnet, hübsche Sache, tuhaf, plur. von
töFiß (tufißt), Geschenk, Rarität.
serb. ttiaßi (smjesni) govor. Bos. Vila 3. 52. Z. 264. 2.
tula, nordtürk. grobes Tuch.
Vergl. nslov. tida: tule, oire, der beim Hecheln herabfallende Plachs. tulov. Der Zu-
sammenstellung steht der Umstand im Wege, dass das Wort weder im Osman.-türk., noch
im Bulg. oder Serb. vorkommt.
tulb, d^ag. Art Hauskleid.
russ. tulups, Schafpelz. Vergl. ttdovisce, Rumpf, klruss. tuluh, tutup, Rumpf, Schafpelz.
Kost. 12. 35. tutup, tutuk, Ziegenhaut als Sack. poln. tutub, tuhip, torlop, ganzer Schaf-
pelz. Goieb. 200. Vergl. toiw, tuiow, tohU, tuioU, tokäJ, tukS, tutup, Rumpf, schwed. tuluhb.
tule, siyiß^ pers. Jagdhund.
rum. didiü, grosser Hund. Z. 611. 3.
tulum, Schlauch.
bulg. tulum (niPJi za sirene). Vergl. poln. klruss. t-iumok, tiomok, Ranzen, Reisesack,
ngriech. xouÄoöixi, äaxö?. ßoußa/,OTo6/.oc»(i.ov, peau de boeuf. Legr. 288. [Asya^ daxoc Ttsptc/wv
IXatov. Pasp.
tulumba, Pumpe,
mrum. tlump^,
tulumbaz, Paukenschläger.
serb. talambas, Trommel, davtdhana., to su bubvji, svirale, diple, zürne i davidbazi üi
talambasi. Hör. 590. rum. talambai^. poln. tulumbas, totombas, tatambas, Pauke, klruss.
tuiumbas. russ. tolunbasy, rods barabana dlja pugaribja ptics.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 59
tumari, Nebel, Corps von 10.000 Soldaten bei den Tataren. Hammer.
serb. tumanlija, aus Gaze gemacht, poln. timian. cech. ttimava, snShovy mrak, fujak,
Dial, klruss. tuman, Nebel, grosse Menge, tumanec. pers. tuman, foman und aslov. tbma
[JLOpcd?, poln. dma begegnen sicli in der Bedeutung , zehntausend'. Muchl. 18.
tuman, türk. jjL«yj, weite kurze Hose.
serb. dumanlija, ttomajlija, der weite kurze Hosen trägt, ngriech. toy[idvt. Pass. Z. 327. 2.
tumar, türk. ^Loy)^ ;Lo^, Rolle Papier und dgl.
russ. tovars, Leder, klruss. tovar. Aus dem griech. tojxdp'.ov. Z. 327. 1; 614. 1.
tumbak, türk. (jLöJe, Tombak.
bulg. serb. tumbak. russ. tompakd. griech. rojiTraxt. Hind. 11. rum. tumbak. it. tom-
bacco. span. tumbaga. pg. tambaca. Das Wort wird auf malajisch tambäga, Kupfer, zurück-
geführt: ob es durch das türkische Medium nach Europa gelangt ist, darf bezweifelt
werden. Z. 612. 2.
tun, arab. ^, Thunfisch.
russ. tuns ist europ. span. atun. griech. Öüvvoc. lat. thunnus. Eguil. 309.
tura, türk. »v^7 5^•j■, Bündel, Pack.
serb. tura imbrüima. Nar.-bl. 242. tura ist nicht unter tugi^a zu stellen. Z. 607. 3.
turag, turak, torak, cag. Käse.
magy. turö und davon vielleicht aslov. tvarogb, bulg. tvarog usw., obgleich dieses ähn-
lich wie it. formaggio, frz. fromage gedeutet werden kann. Slav. Ursprungs ist nhd. quark
und magy. taröh, tarliö, tarha, tarh.
turfanda, trofanda, Erstlingsfrucht.
Man füge hinzu ar. turfa. Die Ableitung des turfanda von icpwTo^aVT^c, irpotpaviö, icpco-
-öXsta, Pap. 488, ist dadurch beseitigt.
turna baleg^, türk. ^JL ^^, Hecht.
serb. turna, stuka. alb. turt peSku. Rec. 51. Z. 607. 3.
turnadz§, turnadze bas§, Haupt der Kranichwäi-ter.
serb. turnadzija, Art Janitscharen. nun. turnadziu.
turp, turb, trup, Rettig.
bulg. trup, rlipja. Z. 606. 3.
tursuk, nordtürk. lederner Schlauch.
Das Wort bedeutet auch eine Art Franse, daher wohl aruss. tuzlukn, kirg. tüzlük,
lederner Sack für Wasser.
turtu, türk. Je^J«» Hefe.
bulg. tcrgija. rum. tergie, tiregie cremor tartari aus tertije. mlat. tartarum it. tar-
taro. frz. tartre. Z. 606. 3.
tustagan, nordtürk. Becher.
Nicht osman.: es setzt ein nordtürk. dostakan voraus: aruss. dostakans, stokaiis, dosta-
kanecn, später doskancy, Kästchen, nordtürk. stakan, Glas, ist aus dem Russ. zurückentlelmt.
60 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
tutja, tutia, Spiessglanz, pers. tutia, Zinkoxyd.
biilg. dtUja, das bei tudz zu streichen ist. serb. tutija, Zink. poln. tucyja. sp. tutia
atiäia. frz. tviie. burjat. tudja, tudza, Zinn.
tutkal, Kleister,
serb. ancli tutkalo.
tutmadz, türk. «-Uäjj Nudelsuppe.
russ. tuhnaci, Art Speise, griecli. xö [xctrat. Z. 256. 2.
tutu, tuti, »jJe, 15^'»^' l^^^^*^' Greissei.
serb. tutija, zalog. Bos. Vila 2. 137. nek' ostavi vjeru i tutiju. Kaß. 55. Z. 606. 2.
tutu, ^^is^, Papagei.
serb. tutija. ngriech. vxoovtoüc, Papagei. Vergl. c^zitZw. Z. 608. 2.
tuz, Salz.
klruss. tuztuk, Salzlake, rum. tuzla, Salzbergwerk, tuzimean. tuzluk, salziges Wasser.
tüfenk, Rohr, Flinte.
griech. tOD'^sxdxi. XiavoTOÜcpcxa. Pap. 133. Xtavotoüipsxo, cartouehe. osnian. bedeutete
ehemals tüfenk die Armbrust, aruss. tjufjaks soll eine Maschine zum Abscliiessen mehrerer
Pfeile gewesen sein: dieses ist osttürk. tüfäk.
tülbend, Turban.
kroat. tumban, Turban. Karn. negdasnje pokrivalo h^atskili zena u Primorju. Istr. tum-
bane za snaiice mlade. Mikul. 162. serb. tulbent, tilbent. tunban, tumban. turban. turbanlija.
russ. tjuhpans, tulipanz. klruss. tulpan. poln. tulbant, Turban, tidipan. kroat. tuliben,
Turban, neben tulipen, Tulpe. Karn. klruss. turban. tulpan. rum. tulbent, Brautschleier.
tulipan, Tulpe. Art Kopfbedeckung, Turban, durban. griech. TOüXouTcdvi, türkischer Bund.
Crusius. TOUp[xzäv, xapd^cOixoc. magy. tulipdn. Im Türk. wird in den Wörterbüchei-n dem
Worte die Bedeutimg ,Tulpe' nicht zugeschrieben.
tünban, pers. ^^Läj, kurze Hose, tumban, Unterkleid Budagoff.
Vergl. rum. timbar, Art Kleid, mrum. tambare, Art Mantel, bulg. tumbarka. Rumena
14. serb. tambarina, Art Mantel, nslov, tabar. mgriech. tajXTüdpiov. mlat. tabaiTUs, tabar-
dum. frz. tabard. deutsch. Tappert, Art Mantel. Z. 311. 3.
türbet, arab. kj>j, Boden, Grab, Grabmal.
serb. turbe, nadgrobni spomenik. Bos. turbe prorokovo Petr. 3. 612. u turbetu. Hör. 217.
tulbe. ttdbedar, Hüter des Grabes, alb. tidbe. Rec. 19. Z. 275. 3.
türk, Türke, turkuman.
serb. turak. turcati, turciti, turkovati. turska. turad, turadija. turko. turcin. turcinak. tur-
calo. turce. turöija. Hör. 545. tuixiluk. Bos. turkusa. poln. turek. nslov. trMak, turscica,
kroat. trkalj, nhd. dial. Türken, Türkenkorn, Mais, engl, turkey-corn. Im 16. Jahrhundert
war turcicum frumentura Ileidekorn. Türkisch bezeichnete das fremde, über das Meer ge-
kommene, griech. toüpxiaoa. td Toupsxta, Art Brot. Pap.
türlü, verschieden.
Nach türlü ist J.^ ausgefallen, bulg. tjurlu tjurlu. tjurlii, des espfeces. Bog. mnogo
turlii mandzi. serb. turli turli (mnogo) jela. Bos. Vila 3. 102. rum. turlia bestimmt hot§rit.
mrum. turlie. de raaj multe turlii.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 61
türsi vulg. tursu, sauer, Säure.
griecli. toupai, äp[xja, Sauerkraut. Pap. 395. toopai, xößapcc.
türündz, Citnuie.
bulg. clrsvo turanclija. span. toronja.
tütün, Rauclitabak.
bulg, titun pija. poln. auch tytufi, tutun, tjutjun. mnim. tutume Obed.
u.
ubas, evbas, arab. jib^l, Gesindel,
rum. ohus, grosse Menge. Z. 111. 1.
ub§r, nordtürk. Hexe, uberl^. ap^r, y^\, ob§r, up§r, yAJjl, Vampir.
poln. upior, upierz, upierzyca. Vergl. Fremdwörter. Die Form vampir, it. vampiro,
frz. Vampire, blutsaugendes Gespenst, ist nicht erklärt; daher bulg. vapir. Jir. 531. vampir,
vampirin, vapir, uvampiri se, vampirdzija. serb. vampir, wofür das davon verschiedene
vukodlak. Bos. Vila 2. 343. Aus vampir ein slav. ajpen zu folgern geht wohl nicht an. serb.
lampir. mrtvac se podzinio, polampirio. Bos. Vila 2. 292. Die Sache ist dunkel, uh^r ist
vielleicht mit abaktr. vyämhhura zu vermitteln. Muchl. 151. Die slavischen Benennungen
des Vampirs, wie russ. upin. poln. upior, sind mit diesem Worte so schwer zu vereinigen,
dass man an Unabhängigkeit derselben von ub§r denken möchte, span. vampiro bedeutet
auch die blutsaugende Fledermaus Süd-Amerika's. Blau 285 führt türk. purtlak, ^Jik.j•^^, für
Vampir, Alp, Gespenst an, Ruz. ;for<ZaA;.
uöajl^k, türk. i^Jbl- jl, Quartal.
serb. ucajluk, Trimester. Dubrov. 1868. 296. Z. 113. 2.
uökur, Hosenband.
bulg. auch juckur. uckurluk. wruss. ackur. poln. uczkur, oczkur, hoczkur, haczkur.
uöurmak, türk. ,^^.1, fliegen lassen.
Vergl. .serb. ucurisati, verbergen. Z. 114. 2.
uöurum, türk. [»^vä^I, Abgrund, steil.
serb. ucurum. Z. 113. 3.
'ud, arab. o^, Holz, Aloeholz zum Räuchern,
rum. udagac, vdagac, odogac, Aloeholz. Cihac: 'ud agadz§. ngriech. ooSaYatC^- Z. 640. 3,
uf, Interjection des Unwillens,
rum. uf. Bianchi 1. 140.
uglab, nordtürk. Art Balken am Dach.
russ. ochlupn, ochlupenh, Dach. Mater. 88.
ugrumak, anstossen.
bulg. ograma, Anfall, vznkasna holest. Ljub. 79. da se ne ogradisat ot rusalki 12. serb.
agrama, schwere Krankheit, ogra^, sukoh. ograsje ist türk. ograS, Kampf, graisati für ograisati.
62 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
na prvi je ogres udario. lomi se ogrei. na njga turci ogres prelomüi. Kras. 63. 64. ograjisati
beruht wohl auf ugra-i(^Ui^ ugrd-ioa.. russ. ogorosath, constemer, steht mit ugramak in keinem
Zusammenhange, griech. ooypa'^C«»! !lir^]sxo''}]yii^ C,r^]X'Xv). Pap. 476. mrum. ogr§disi. Obed. 117.
ugur, Schicksal.
serb. ugur, Glück. Jieka vam hude niiali s uguroni i hahtom. Bos. Vila 3. 115. neöe
mu ugurli hiti. 3. 131. ugursuz, Halunke, gursuz. Bogis. 634. ugiirala, srecan put. Bos, Vila
2. 146: türk. ugw ola, urola. rum. auch ugw. ogurliü. ursuz, hursuz. Vergl. klruss. uhurny,
uhuzny, starrköpfig, ngriech. h'^rm^orjöCyiz, ävtaiato?, axato^-
ujmak, gleichsehen, passen.
bulg. ujdurisvam drugari. Ljub. 74. Vergl. kniga ta, sco mu dejdisa. Per. spis. 27. 348.
serb. ujdisati. ujdurisati. 'ujdwma. ujdurati. Blau 44. lohise mu svasta. Bos. griech. ö'ivttC'o.
Pap. 476. mrum. unzi: kum unz^te, selon l'usage. Obed. 109. beruht auf griech. onoidCo.
uklaj, nordtürk. j-iül, wilde Ente.
russ. aklej, utka. klruss. oHija, okEj, aspius lucidus. poln. t'Ma. Vergl. cecli. uklajka,
oklajka, Art Fisch. Mähreu. Muchl. 138. Fehlt Z.
'ulema, Gelehrter.
poln. ulemowie. rum. ulema, ulama, ulimal. spau. ulema.
'ulufe, Sold.
serb. ulefa, herivo. Hör. uleva. bulg. ulefe. span. alafa. rum. auch lefea. griech.
Xo'fsc, XofpcÖEC. Pap. 147. 149. hXtpiQ. ulufari bei Bolizza 180. ist wohl türk. 'ulufe-har, be-
soldet, ullufazi, daselbst und ngriech. dXoipdtC-^ci;, Hammer, Geschichte 1. 494, sind türk.
'ulufedzi. magy. alafa, ülefe, ölefe^ Stipendium.
ulus, Stamm,
poln. uius, icius.
umur, arab. Plur. von emr, -jol, .^ol, Ding, Geschäft.
rum. umur, omur. Z. 95. 3.
unkur, türk. unnachweisbar, Unger.
serb. undjur, Ungern. Hör. 319. undjuros, Ungern 287. unguros, Unger 204. undjurija,
undjurska, Ungern 233. undjurovina 225. 233. 423. undjerovina 202. 216. undjurovac,
Unger 423. ungarija. Ungern 142.
urendek, nordtürk. Sitz. Ostroum.
russ. runduks, Sitzkasten, Thürschwelle, Estrade.
urkuä, nordtürk. ^ß^yX Art Gerste.
poln. orkisz. klruss. orkys. Muchl. 97. Fehlt Z.
uriiak, nordtürk. jjLji.j, Menge Leute, urcak.
poln. orszak, Schaar, Gefolge. Nicht vom magy. örseg, Wache, Besatzung, Muchl. 97.
Fehlt Z.
uru, türk. ^.^1, Weide.
serb. urija, pasnjak. Bos. Z. 118. 3.
uruhmak, d2agat. Renner.
poln. rumak, Ross. Poetisch. Kari. 19.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 63
uskuf, türk. oüCwl, Mütze.
uscufia, pileiis Leunclavius. Z. 49. 2.
usta, Meister,
serb. rum. usta. serb. ustobaäa. Bos. Vila 2. 265.
ustura, Rasirmesser.
Man vergleicht damit unrichtig serb. kustura, schlechtes Messer.
usul, arab. J^l, Anfänge, Methode.
bidg. usid, nacin. serb. usulane (usul-ane), pravilno, pametno, vorschriftsmässig. Hör.
Z. 59. 3.
usak, nordtürk. ^L«^!, Knabe, Diener.
Man vergleicht poln. uszak, siup przy drzwiach. Na Litwie. Muchl. 139. Z. 122. 3.
'usr, Zehent.
ngriech. O'joooptov. Acta et diplomata V. 201. span. al-acer. Eguil. 81.
'utabi, 'atabi, pers. ^-jUc, Art Seidenstoff.
cech. taMn. poln. tahin. GoJ. 199. rum. tahin, Art Taffet. tebenk§. frz. tabin, tahis.
it. tabi, tabino. span. tabi. deutsch tobin, tabinet. engl, tabby. Nach Saineanu. Dozy 343.
Vergl. klruss. fabinok, pohitabent. ngriech. tafXTCtov. Muchl. 130. Fehlt Z. Devic 65: , atabi
^tait le nom d'un quartier de Bagdad oü se fabriquait cette Stoffe, et ce nom venait du
prince Attab, arrifere-petit-fils d'Omeyya.'
'utarid, Quecksilber.
ßech. rtut, rtut' . poln. rt^6. Die Zusammenstellung ist problematisch.
uzun, lang.
serb. skacu na uzun-kobile. Hör. 590.
ü.
üö, dfei.
serb. uckat, trostriik. Hör. ngriech. o'jtC-touYtXoü iraad^c?. Acta et diplomata V. 201. 202.
ükl, ükül, alles Essbare,
bulg. ak^la. Z. 82. 1.
ülgör, türk. JC'.I, Strich, Anstrich des Tuches.
Vergl. serb. uUer, u cohe ona strana, s koje se obicno pocinje sjeöi, Z. 129. 3.
Ülk6, türk. 200^l, Land, Gebiet.
serb. tdce, zeralja, drzava. Hör. po ulöetu 48. Z. 130. 3.
ümm, arab. -1, Mutter.
rum. ima, imma, inma. Z. 93. 2.
ümmöt, arab. o*xl, Versammlung, Volk,
rum. jumet. Cihac. Z. 94. 2.
64 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
Ü8t, tUrk. va**«jl, das Obere.
serb. tistf'sati, sich gegen Jemand erheben. Ein ähnUches türkisches Verbiim finde ich
nicht. Z. 121. 3.
üstübödz, Bleiweiss.
rinn, auch stuhec.
ütü, Bügeleisen.
bnlg. utija. ittulagalka. serb. utijafi,
üz, türk. v.l, Verwandter usw.
serb. uz: tri cetiri uzova t. j. pomagaca. Z. 119. 2.
üz6ngi, Steigbügel.
serb. uzindzije. KaC. 37. azendija.
üzüm, AVeintraube.
klruss. ozjum, Art Frucht.
V.
va'det, Frist.
serb. vada. In Bosnien. Hör. 342.
va'ez, Erniahner.
serb. vaz, Predigt. In Bosnien, vaze vice, hodia nam vaz davaäe. Boa. Vila 2. 259.
vaj, türk. ^1^, Interjection des Schmerzes.
bulg. vaj. serb. vaj. vajkati se. avaj menif Vergl. od vajkada i ahaba zemana. Bos.
Vila 2. 148. Z. 928. 2.
vake', Vorfall.
all), vakijade. Jarnik.
vakf, fromme Stiftung.
serb. vakuf. Hör. runi. vakuf, vakf. ngriech. ßaiiou'fva(xs5s;;. Tern. 224. 258.
vakt, Zeit.
bidg. vakot. Djuv. serb. vakti sahat, sudjen das. Hör. 140. vaktile.
vali, arab. '1^, Statthalter.
serb. valija. rum. vali. Z. 928. 1.
vallah, bei Gott.
serb. valah. valaj-hilaj. vala. valaha. Bos.
var, geh.
serb. varaj, geh. Jastr. 219. slovak. vari. Imperat.
varak, arab. ^x.^, Blatt, Goldblättchen.
bulg. varak, Jiarak. pogaca varaklija. Ljub. serl). varak, von falschem Golde, listy mi-
iurnago zolota. (klobodan, kozar, Mk, telej, russ. misura) varakli: varakli kocija, Sdemlija, trpeza.
varak-kocija. Hör. 152. varakleisati, farakleisati. 46. Z. 930. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 65
varun, pers. m^;';, schief, verkehrt, unglücklich,
bulg. var§ndze, po nescastiju, c/aze. Djuv. Z. 926. 3.
vasijjet, arab. 'iLay Testament.
serb. vasijet, naredba. Bos. Vila 2. 189. vasijat-nama. Hör. 2. 612. Z. 932. 3.
vataha, nordtürk. xäLj., Menge, Genossenschaft.
russ. vataha, Menge, vatazka, Heerde. vatazniks, Haupt der Hirten, klruss. vatazok:
huty vatazkom 6üoji turmy. vataha, Menge, Heerde, Gesellschaft von Fischern, vatah, vatas,
vatazka, vatazko, Oberhirt, Anführer, vatazeia, älterer Brautführer, poln. wataha, Schaar:
przychodzic z calq. swoja, wataha^. wataman, Vorgesetzter der Genossenschaft, votj. vataga,
Genossenschaft, Familie, Gesindel, zürj. vataga, Menge, rum. vatah, vataf, v§taf, v§tav,
vatav, v§tas, Zigeuner -Aufseher. v§tesel^ Gerichtsdiener, vataziü. vatastinf. vataman. Die
Wortgruppe, wenn es anders eine Gruppe ist, bereitet Schwierigkeiten: die russ. und die
klruss. Wörter stammen, unmittelbar aus dem Rum. Vergl. türk. vattas, Hirt. it. vataco,
Gemeinde-Beamter. Muchl. 141.
vatan, Wohnort.
serb. vatan. Petr. 261. zavicaj, stau, domovina. vatan uciniti. uvataniti se. Bos. Vila
2. 148. ^ .
vekil, Stellvertreter.
serb, veöilaröe: türk. vekü i xo^^'dz. rum. vekil, Bevollmächtigter. Bukowina, ngriech.
velakin, lakin, arab. aber, jedoch.
bulg'. veljakhn, russ. no odnako, tarnen. Z. 795. 1.
venedik, Venedig.
serb. pucaju vedenici. Hör. 404. colia venedicka 115.
verem, Phthisis.
Vergl. serb. veretizan, hektisch aussehend, overemiti, oholjeti. Bos. Vila 3. 116. griech.
ßspSjJL'^:. ßcf>£[JLJdp-/]c, ßspsjjijap'.Ko?, iirwoao?. Pap. 151. 404.
v6rgi, Steuer,
serb. auch verdjija.
vezir, Vezir.
klruss. vejzer. Chrest. 384. poln. wezir, wezyr. rum. vezir. mrum. vizir. span. visir.
mlat. alguazilus, alguazirius, algozirius usw. Devic 6.
v6zne, Wage,
griech. j3cC£Vs;.
vida, Schraube.
alb. vidh^. russ. vintn, unmittelbar aus dem deutschen: Winde, ahd. vinta. Daher
votj. vint.
litukschriftcn der pbil.-hist. ri. XXSVIII. Bd. I. Abh. 9
66 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
z.
zabit, zabet, zabt, Ergreifung, Obrigkeit.
serb. zaftija. Vre. Bos. zaftiti djogata. zaptiti djecu. rum. zahet. zahetlik. zapci verb.
zapcie. zapcilik. zapt usw. mrum. zfbitatß, plur. z^ptisi. Obed. griech. C^T^t: xavw l^ättu
CairiXT^C. Z^-zi-OJ-xi. Cancöv«. Pajj. 422. 423. zaptin. Pasp.
zabUD, erschöpft.
bulg. zabuna, Verwirrung. Djuv. serb. zahun cini druzini. Kac. 54. ocZ zahme 55. (Be-
gija) a^e je zahun ucinila. Hör. 370. Vergl. zbondzati se, zgondzati se, abmagern, griech.
zabunko. Rec. 36. zahun, schwach. Mariup. Ca|i.ito6v7]S. Hind. 148. C'^il-iitouViUco. Pasp.
zadz, saö, zak, Vitriol.
bulg. zaca, zadija, za^aga. saci kahruz, k§hrz: türk. zadz-i k§hrfs. Z. 690. 2. Bianchi 1.
614 b. Djuv. span. azache.
za'feran, Safran.
serb. zaferan, zoforan. russ. dial. cafrantz. poln. szafran. nslov. sahran, Safran,
zefrau. serb. savran. Devic 60. it. zafferano. span. zafran, azafran. frz. safran. Ein
Ritter von Mar(^uardstein (Merkenstein) brachte im Mittelalter den Safran nach Osterreich.
zähmet, Mühe.
bulg. zalimet, zamet. Djuv. serb. zähmet, trud. Hör. zametan. zametljiv.
za"/ire, Lebensmittel.
bulg. zahare. rum. auch zahire, zahre, zaara, zaere, zehere. mrum. zaire. ngriech. ^a-
■/Sp£C, 31X10V,
zaid, arab. joh, mehr als genug. Plur. zevaid, Jol^v.
serb. zafait, pohocni dohodci: da gospodji zafaita nema, putujudi sama Smederevu d. i. da
gospodja nema nista vise traziti, jer je sve ponela. Z. 476. 3.
z'aim, tUrk. *aä)i Besitzer eines grossen Kriegslehens, das mindestens jährlich 2000
Asper einträgt, zi'amet. zaim steht über dem timar.
bulg. zaim. serb. zaim: na glasu zaime. zainluk. Herc. 36. 119. 357. Hör. 596. rum.
zaim. ngriech. C'^f{ii5a. Acta et diplomata V. 202. Z. 479. 3. Devic G9.
zalem, arab. JUb, schlimm, böse.
bulg. zalum, verzärteltes Kind, maleno, razmazeno dete. Verk. Z. 615. 3.
zaman, Zeit.
bulg. z§man, immer, rum. zaman.
zampara, llurer.
bulg. zempare. zampala, Hure. Djuv.
zanbak, Lilie.
bulg. zamhak. Djuv. serb. mavi zanbak, Salbei. Blau 302. griech. Z'x^i.'Krixi., xplvoi^,
Xstpcov.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteukopäischen Sprachen. 67
zar, ,1 j, yc j, Würfel.
Vergl. it. zara, azzardo. span. azar^ lazar. frz. hazard.
zar, pers. .K, Häutchen.
serb. zar, dünne Decke, dünnes Häutchen, zavjesa. Z. 475. 3.
zarar, Schade.
griech.' C^^päpt. C'Jip^p^'^^C- Pap. 423.
zarf, Schale.
bulg. zarf. Djuv. serb. auch zalf und zaf. Herc. 133. 357.
zarif, zierlich.
serb. zarif. Bos. griech. C^pot'fX'-ix'.. Legr.
z6bibe, arab. auAJv, Cibebe.
poln. cyheby. Plur. Unmittelbar aus dem Deutschen, spau. acebibe, acepipe. Eguil. 15.
z6h, Band, Draht.
griech. C^ßo?, C»ß^i?, 0.7x6X0^, GzpsßXoc, oüx £'J96?. Pap. 421.
zöhir, Gift.
bulg. zeer. serb. zeher. In Bosnien. zeiV. 2}K2J"a zerlija. Jastr. alb. zeir. Rec. 90.
griech. Zzir/.. Cctpjapixöc. C=^pj'^<3[JL£voc. C^^p^^^Cto, C^^^p^'^Cf»- Pap. 423.
zöhkir, Art Ring.
poln. zekier. Muchl. 144. serb. zvekir mit Anlehnung an W. zvenk, serb. zveka.
zejtun, Olive, chines. thsa-thoung.
bulg. zejtin, zehtin, Olivenöl. Djuv. zig. zet. serb. auch zeitin. zeitinica, zejtinica usw.
zäkat, arab. »K'v, Almosen.
serb. ze6at, ve6a molitva. Bos. Vila 2. 258. oklanja sedam zeöata. 3. 5. Z. 480. 2.
zelzel6, zerzele, türk. äUüv, Erschütterung, Erdbeben,
bulg. zarzwa, das Beben. Djuv. Z. 480. 3.
zemberek, Feder.
serb. zemberek, luk, tetik. rum. auch zimbirik. griech. C^\).TZS.piy.t.. Pap. 423.
zemin, pers. ,j^), Erde.
serb. zemunica, Erdhütte, von zemuni, podzemno. Nicht von zemlja abzuleiten. Z. 481. 3.
zenbil, Körbchen.
bulg. zimbil. Djuv. serb. zembilj. Bos.
zendz6fil, Ingwer.
nslov. djumber. Jambr. bulg. inbir. serb. zendzefil, djumbir, djumber, djundjiber.
russ. imbirh, inbin. zinzivej ist althaea officinalis. klruss. imbir. lit. imberas. rum. zinzifil,
cinciver. Vergl. cincivers. Tichonr. 2. 410. span. gengibre, gengible usw.
zängin, reich.
bulg. zengin. Djuv. mrum. zingin. serb. zengin. Jastr. u zendjiloj zernlji Italiji. Hör.
29. zendjila trgovca. zendzil udovica.
9*
68 I. Abhandluno: Franz Miklosich.
z6ra'6t, arab. ȣ';), Ackerbau.
serb. ziratiti, den Acker bebauen, ziratan. Z. 478. 3.
zerbaf, Brocat.
russ. auch zarbavs. rum. zerhap, zarba, zarpa: zer, Gold, baf, gewebt. Z. 168. 2.
zerd, pers. ^.v, gelb, fahl.
serb. zenlast, gelb, zerdija: Elena so calma, volko-t so zerdija. Jastr. 230. niagy.
zöld, grün, ist alte Entlehnung aus dem pers. zerd, gelb. Z. 479. 1.
zerdalo, zerdale, zerdeli, Art Aprikose.
bulg. zerzalija, zerzeUje, dzarzali, zrdelija. Djuv. serb. auch zerde7ilija. ngriech. C^p-
taXo65ioi. ßspwoxxa. Pasp. Z, 479. 1.
zerde, Reis mit Honig und Safran.
bulg. zei'de. Djuv. serb. zerde hat wohl dieselbe Bedeutung, Art Speise. Bos. Vila 3. 102.
zerdeöop, z6rd6öau, <^ys^i^y, Gilbwurz zum Färben,
rum. zerdicab. Z. 479. 1.
zerdeva, Marder.
Die gleiche Bedeutung liat wohl serb. zerdav.
zerinkadaü, pers. arab. _jö ^J;), auch zerin, Narcisse.
serb. zelenkada, zelenakada, zulumkada, narcissus pseudonarcissus. zerina: kadno capti
zumbid i zerina. Herc. 190: zerin, golden, kade, Kelch, rum. zarnakadea. Z. 479. 3.
zeval, Elend.
serb. zaval, zamjera, prigovor. Bos. rum. zavalas, sirman.
zevk, Vergnügen.
bulg. zev. Djuv. serb. od zevka. Bos. zevkariti. rum. zeßemea. zefklendisitor : türk.
z4vklenm^. z^vklenmek. ngriech. ^t'jrx, ouij.'jröaiov. C,zo%(kl]C„ ?ptX(Jbv xd aufAitöoia. Pap. 424.
CcUxXsVXlCtO, X(0|JldCo).
zevzek, türk. ^Wy dumm, albern.
serb. zevzek, Tölpel, rum. zevzek. Z. 484. 3.
zebuD, türk. ^yi\i Unterjacke.
bulg. zahnn. Z. 477. 2, Vergl. dzübbet.
z^jafet, Fest,
mrum. ziafele.
Zfndan, Kerker.
aerb. zendan, zondan, zidan. Kaß. 35.
zidzri, ^-ff), verboten (von Wein usw.) zidzrije, Steuer auf Wein,
bulg. zidzrije, zedzrije. Djuv. Z. 477. 3.
zift, Pech.
bulg. zivdosam. Djuv.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 69
zijan, Scliade.
serb. zijanöer. Bos. klruss. izjan.
zijarät, arab. »jUsv, Besuch.
serb. zijaret. Bos. Vila 2. 275. ngriech. C^apstt, expeditio. Pass. Vergl. serb. zijafet, das
BogiS. 550 durch posjet erklärt wird. Z. 485. 3.
zill, Zimbel. Castagnette.
bulg. züija. Djuv. serb. eile i borije. Bos. Vila 2. 331. zil, svirala. Hör. poln. zele.
alb. zile. ngriech. (^01% xpöxaXov.
zilü, pers. JLs\, Art Teppich, zilposi, gestickte Mütze,
serb. züija. Bos. Z. 487. 1.
zinakar, arab. ;l^b\, Ehebrecher, von zina, Ehebruch.
Durch Anlehnung an zena bulg. zenkar. Dagegen zeniar, Feigling. Z. 481. 3.
zindzir, Kette.
serb. sinzir, sidzir, sindjer. Relk. slovak. cinciere, okovy aus niagy. csincser, Hand-
fessel, rum. sindzir.
zinet, arab. gj^y Putz, Schmuck.
serb. zinet, nakit, ukras. Hör. od zineta (na djogatu). Hör. 472. Z. 487. 2.
zira, zir6, pers. |wj\, »^jv, weil, zira-ki, zirak. ä5ov: z-i-ra-ki.
bulg. zere, weil, zer, in der Frage. Djuv. serb. zar, russ. razv^. serb. zer, ze. Jastr.
Z. 486. 3. Darmesteter 1. 248.
zira', arab. cKv, Elle.
serb. zira, Art Mass, 74 Yj Centimeter. Vardar. Fehlt Z.
zis, pers. ^J-*J\, Seite.
Man vergleicht poln. zez: zezem patrzyc, schielen, zezowac. zyzovki. zizowatosd. klruss.
zezovatyj. Fehlt Z. Muchl. 145.
zivane, «jl.\, Zapfen, Scharnier.
rum. diuvanea, Futteral für das Mundstück der Pfeife. Vergl. bulg. zavana, russ. sado-
vaja pila. Djuv. Z. 484. 1.
zor, Gewalt.
bulg. zor. zorlen aus türk. zorlu. serb. hez zora i nagovora. BogiS. 549. to hi na zor
hilo. Bos. Vila 3. 102. Vergl. wa caitse zora udario. Hör. 151. zoran kaurin. zor delija. Kac.
71. zor' junaka 59. alb. auch corr§. mrum. zore für drum, nevoie. ngriech. C'^P«» C^P^-
zorba, Rebell.
serb. na mladje je zorbu ucinio. Hör. 114. alb. zorbadzi, serb. brz, schnell. Rec. 92.
ngriech. Cwpl-if'cäc, 'faOXoc, dirsi6Y;(;. CtöpiJLTraXtxt. 70. 525.
zort, zorta, türk. c>5), Furz,
serb. zort, prdez. Z, 484. 2.
zuhra, zühre, arab. syc\, der Planet Venus.
aslov. vsugra, richtig wohl sugra, ein Planet, op. 2. 3. 114. Fehlt Z., vergl. jedocli 616. 3.
70 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
zuhurat, arab. «i>l»^_^, plur. von zuhur, Estafette, expresser Bote: zuhur, eigentlich
Erscheimiug.
bulg. zurät, serb. ozuhuriti, erscheinen. Bos. ozohuriti. Hör. 2. 609. Z. 616. 3.
zulf, Haarlocke.
bulg. skuluf. serb. zuljufi. Jastr. ngriech. TCouXou(ft. Pap. 469. C^t>Xoü(pi. Hind. 83.
rum. tsuluk.
zulm, Gewalt.
ngriech. C^y^<>ö|it, äSixta. Pap. 425. uordtürk. zuhimn§k, ohida.
zulnar, arab. »LJI^j, Schiott, Esse.
serb. sulundar, Rauchröhre am Ofen. Z. 452. 3; 903. 1. Blau 37. aslov. sulinan, ca-
ncdis, ist griech. ocoXTjvdpt, acoXf^v.
zurna, zürna, Flöte.
bulg. zurnadzija. serb. zurla. ngriech. C^f^pvä?. Hind. 105. malaj. sarunej. Siehe süma.
Hieher gehört wohl auch bulg. zurla, zurna, Rüssel. Djuv. Devic 70.
zurumbad, pers. k>Lo>\, Art Pflanze, z^doaire.
rum. zurumhat. 7i. 479. 2.
zügürt, türk. c^;^, arm.
serb. zugjurt. In Bosnien, zudjur. ozudjuriti, arm werden. Z. 480. 2; 484. 3.
zülieröt, zühre, arab. ä^v, venus Stella.
aslov. zugra. sY>ai\. zahori. op. 2. 3. 92. Vei-gl. zuhra.
züHl, zuHl, zuüal, arab. J^ä-v, der Planet Saturn.
aslov. zugelh. op. 2. 3. 91. dafür zuheh. 114. Z. 477. 3.
zümre, arab. swev, Körperschaft, Corps der Sipahi. zümre-odzag^.
bulg. zjumre-odlag, ein bestimmtes Corps Soldaten, zjumre, eine hohe Mütze, die jenes
Corps trug. Djuv. Z. 481. 2.
V
z.
£az, pers. jh. Unrath.
Vergl. zaz, dessen Bedeutung nicht ganz klar ist: jako z korzenia burzq lasy iazcm, tak
me rmdzieje padly. Linde. Z. 476. 1. Muchl. 144.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 71
A.
a'azz, arab. Crl, eompar., Erlaucht.
bulg. aza, azadzi, aazi, vornehme Leute. Djuv. Z. 65. 1. 'aziz. 628. 3.
aba, grober Wollenstoff, 'abai, ^Uc, Schabrake.
bulg. aba, Art Augenkrankheit, abadzijnski esnaf. serb. habahija. kape-abenjaci. Bos.
ngriech. ä^Tzdc, vaxröc, toXoc. poln. haba. magy. aba. Z. 621. a. c,
abanos, Ebenholz.
bulg. abanosov. Djuv. span. abenüz. ngriech. ä[X'jravöCt.
abdal, Eremit.
Damit soll zusammenhängen ngriech. ßoüSsXa. Hammer, Geschichte 8. 85; 10. 337. Ru2.
abdöst, Waschung.
bulg, abdesst. abdesli. Djuv. serb. avdesluk. avdeshana, der Ort, wo die Waschung vor-
genommen wird. Hör. abdest. abdestluk. 231. span. abdest. ngriech. diX'TCSO?, d-TioviTTKo.
aö§k, türk. (^Ä-f, offen; göz, türk. v^, Auge: ac§k göz, 'g'özi ac§k, der das Auge offen
hält, behutsam.
bulg. acigjoz. Djuv. serb. aaÄ:-mavv hellblau. Bos.
ada, Insel,
alb. adaa. Rec.
adam, arab. -i^l, Mensch.
serb. adamluk, Menschlichkeit. Bos. Z. 21. 1.
addas, Namensvetter,
bulg. adaS, Freund.
adna, arab. ^^\, der Geringste.
bulg. edna, evsat, alja d. i. siromah, sreden. Djuv. Z. 21. 3.
'adzaba,. Wunder.
serb. adzaba, da si je. Bos.
'adzem, fremd.
serb. adjam, Perser, adjamkinja. Gund. adzemkinja dorda. Hör. 185. britka adiemovka. 3S6.
adz^, ^\, bitter, Säure.
ngriech. dtCt, äva<popd. Volksl. Z. 13. 2.
aferim! Bravo.
serb. aferimovati. Bos.
afjun, Opium.
kroat. afium. Sirena. magy. äfiom. span. afion.
72 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
aga, älterer Bruder, Herr.
serb. agic. Bos. niagy. aga. ngriecli. ÖLYäSs;. dyaSixa xovdx'.a. Legr. span. aga.
agadz, agaö, Baum.
serb. ükagaca, Haiiptbalkeu. Gehört wohl nicht hieher.
agel, Hürde.
alb. agil, pridvor. Rec.
ager, schwer.
bulg. agarlfk, Schwere. Djuv.
ahmöd, arab. «X^skl, ruhmreich, Personenname.
Vergl. serb. ahmedija, posa, bjela krpa oko glave, calma, Turban. Bos.
ayer, Letzter.
Vergl. serb. ahar-odaja, Gastzimmer. Bos.
a/er. Stall.
bulg. jaJip\ serb. har. Falsch u donje hai'are. Kac. 134. ngriech. dyo6pq äyo'jpja,
plur. Volksl. ä)(jo'jpic6v. Pap. 229. Man denkt an agriech. äyopÖQ und meint, das türk.
Wort habe ursprünglich ,den Ort für Spreu' bedeutet. Vergl. aslov. plevbnica, a)(Upü)V.
ajak-daä, Reisegefährte. Kamerad,
bulg. ektas. Djuv. Z. 140. 2.
a'jan, Augen, Magnaten.
serb. ajan, starjeSina. sarajski ajan. Hör. 52. Was ist ajansko meso? Bos.
'ajar, Probe.
ngriech. dytapt, Metzen. äYiapviiCt», 67Co).ct[JLßdvo). Hind. 70.
aj6t, arab. ool, Koranvers.
serb. ajet, kuranska izreka. Hör. 125. Z. 141. 1.
ajermak, türk. (j-c^l, trennen,
serb. airisati, razhiciti: Bos. Z. 145. 3.
ajg^r, Hengst,
alb. aigir. Rec.
ajl^k, Monatgeld.
serb. ajiluk. Hör. 201. ajluk 268.
ajran, saure Milch.
ngriech. d'tpdvi. Hind. 79. Vergl. russ. ureuh. Dalb.
ajva, Quitte.
ngriech. aiva. Rec. 46.
aköö, weisslich, Silbergeld, Geld,
magy. akcs'a, Heller.
akendz^. Streifer. aken, Raubzug.
ngriech. ri:/.yi,-f^-^, Raubzug. Du Gange. dy.'.vtCt5£?, a^*.r^'^zC,'t^J^z, coureurs: diese Miliz war
auf Beute angewiesen. Z. 79. 2. rj.yj'Jz(^'OjäZi d'habiles tireurs. Legr. 2. 282. magy. akancsa,
Plänkler.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 73
akran, die Gleichen.
serb. akrana joj nema. Hör. 95. na akrana svoga, 318.
'akreb, Skorpion.
serb. gtije i agrapl. Jastreb. kroat. zmije i okrapi. Istr. span. alacran.
aktar, Krämer,
bulg. ahtarin. Djuv.
al, roth.
kroat. halat. Sirena. serb. alat, d. i. al at. alabasakast, zutoglav: türk. alabaK- Bos.
al, türk. Jl, List, Betrug.
kroat. jalen, dolosus. Hung. jalnost, dolus. Hung. Z. 84. 2.
'ala, hoch.
bulg. alja harac prsvi, po 60 grosa na glava. Djuv. do saraja al osma7ia. Hör. 42.
'ala, arab. ^JLe, über, auf".
serb. alec selarii. Hör. alejö selam. 166. Z. 636. 3. bulg. alekim, lekim ti siljam.
ala, Schlange.
bulg. hal§, Vielfrass. Hung.
aladza, bunt. Der buntgewirkte Stoff Alad^a ward im vorigen Jahrhundert in grossen
Quantitäten in Wien erzeugt.
poln. haladzija, Art Stoff. Rocznik. griech. dXavxC^öic, paßScoTOC-
alaj, Gefolge.
serb. alajli barjak. Bos. russ. alaj, strazniks. Grig. magy. olaj-beg. Vergl. bulg. alaj,
Art Fisch. Jir. 526.
alaman, deutsch.
serb". kralj alemanski. Hör. 29. poln.-arm. ataman. Hinsichtlich des alaman, Räuber,
ist zu bemerken, dass das Suffix man auch in kodaman, kodSaman vorkommt: vergl. klruss.
M'uchman, charaman, syrochman, Waise.
alau, nordtürk. Lichtung, poljana vs Jesu, Ostrom.
bulg. alan, poljana. türk. ON. Jir. 257. ahlaii, offener Platz.
alaäa, Rücken, Last, Pferd, Wallach.
cerem. alasa, wotj. ulosa, Wallach, klruss. hsak. Ahl(][uist. 12. Diese Ableitung des
russ. losadh, lösedh von alasa wird angezweifelt. Man gibt zu. dass losa (aslov. *loset) aus
alasa entstehen konnte; dasselbe wird von losh in losevods und von losaks, desgleichen vom
klruss. iosa, hsyca, losuk. hsun und vom poln. losz^ gelten: soll nun losadi, von diesen
Wörtern getrennt werden? Die Zweifler mögen sich der russ. Wörter wie celjadb, cernjadh,
kisljadh usw. (Vergl. Gramm. 2. 210.) erinnern und bedenken, dass die Abstracta den Col-
lectiva in der Bedeutung nahestehen: celjadi> wird als Collectivum aufzufassen sein. Wenn
man den Accent gegen die Deutung geltend macht, so bedarf es einer nur oberflächlichen
Musterung von PVemdwörtern um einzusehen, dass bei der Betonimg die entlehnende
Sprache unabhä.ngig von der darleihenden vorgeht.
Denlschriftcii der |iliil.-liist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Abh. 10
74 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
alb, alp, nordtürk. al§p, Riese, im Märchen, tapfer.
serb. cdubaia. Daniß. Vergl. ngriech. äX'JcavxC^a, d)vaCov«ta. Pap. 376. Man denkt bei
alp, al§p an die hunnisch-bulgarischen AHpzuri bei Jordanes.
al6f , Gyps, Mörtel.
bulg. ali^ja, cech. sddra. Jir. 492.
'alem, Fahne.
Span. (dam.
'alemdar, Fahnentrilger.
spau. alemdar. magy. amanddrsäg, szubasasdg, duumvh^atus.
alat, alet, Werkzeug.
serb. alat berulit auf dem plur. alat.
ales-veris, Handel,
bulg. al§z-veris. Djuv.
'alim, arab. (JLc, Gelehrter.
serb. alim, naucenjak. Hör. Z. 620. 2.
allah, Gott, ja allah.
kroat. ala, hoze. Istr. serb. ejvalah, ejvala. jalah, jala, o Gott, jalakati. ilakati. alaknuti,
halaknuti, Allah rufen, alah rahmetile. Hör. valah, bilah, talahi. Bes. vala. alah icun, za
hoga. valah, vala, valah'. Z. 928. 1.
almak, türk. (3*JI, nehmen, pobeditb, pokorith. al§i\
russ. als baksiSs, primi dars. Grig. alyriti, spotten. Mat. 23. Z. 91. 2.
alt§n, Gold.
bulg. jelt§n. poln. altembas^ Art Stoff. Kari. 21. russ. altabass, parca. [serb. altiluk,
sechs Groschen. Bos.: alt§, sechs.]
altmes, tih-k. ^ji^l, sechzig.
ngriech. cfvat aTcö rou? äXxjJiT^c (Airsc, ü fait partie des soixante-cinq, wie es scheint,
mit Bezug auf eine Abtheilung Janitscharen. Z. 87. 1.
alus, türk. ^j« Jl, entfernt.
serb. pa u aluz konje natjeraäe. Hör. 424. Z. 92. 2.
aman, Schutz, arab. el-eman, Gnade.
rum. aliman. ngriecli. djJLdv xo Mapty^xt. Pap. 102.
amanet, Sicherheit.
ngriech. d(xaveT, £[xiJiavsi:, ivsyupov.
'amedza, Vatersbruder,
alb. amiia. Rec. 64.
amin, arab. ^j^\, Amen.
serb. amin, Amen, aminkovati. Hör. Z. 98. 1.
amma, aber.
bulg. am. iJjuv. rum. alb. ma.
Die türkischen Elemente in den sCdost- und osteuropäischen Sprachen. 75
'ammeten, insgesammt.
Vergl. serb. poginme araan svi. Bos. nslov, do hameta, ganz und gar. Rib.
ana, Mutter.
bulg. ana. Vergl. magy. anya. votj. anaj.
anadolu, Kleinasien,
alb. natoll, Osten.
anaytar, Schlüssel.
bulg. anahtare to. ngriech. findet sich avoi/zdpi für Schloss, serrure. bei Legr. 248.
nordtürk. ack§c.
anbar, Scheune.
polu. ambar, imhar. Kari. 15. russ. imibars. Grig. onban. griecli. äjJiTcapjdCo). Pap.
379. magy. hanibdr. wotj. ambar.
'anber, Ambra.
serb. amber. Hör. rum. ambr§. magy. ämbra, dmber. Vergl. spau. amarillo. Eguil. 257.
ankarij6, Frohne.
magy. angaria. Art Gebühr. Vergl. rum. ag^rlik.
anlamak, vulg. annamak, agnamak, türk. ^jjoikj'l, verstehen,
serb. anlajisati, anlajüem. Bos. arlaisati, arlaisem,. Z, 82. 1.
anteri, Unterkleid.
ngriech. ävnrjpsxc, otpsx, dvc'/jptc. mrum. andreat, langes Oberkleid, geliört wohl nicht
hieher.
apara, testo izs otrubej. Ostroum.
russ. opara, Teig zu Backwerk. Verschieden ist serlx opara von oparitL
ar, Scham,
serb. arli. Bos.
ara, türk. LI, Mitte, Zwischenraum, aralamak, dazwischentreten, trennen,
alb. radh^, Reihe, at^atis, entferne, ngriech. dpdSi, dpd§a, dpala, dpid, nach der Reihe,
mrum. arad§. Z. 22. 2. 3; 23. 3.
'arab, Arabervolk,
ngriech. dpaiidScC, nfegres.
'araba, Wagen,
serb. araba. Hör.
'arak, Schweiss.
serb. rakcin, crnogorska kapa. Bos.
aralas, Mischung.
poln. gieraiasz, gieryiasz, Art Kartenspiel, dessen Name auch auf guerilla, auf guerre ä
Vas, auf de guerre lasse zurückgeführt wird.
aröak, nordtürk. Sattelbaum,
russ. arcaks. Mater. 142.
10*
7G I- Abhandlung: Franz Miklosich.
ardedz, Wachholdcrstrauch. nordttirk. art^§.
bulg. ard^ce. russ. artyss, arsa. Mater. 139.
argamak, pors. edles Pferd.
polu. ehedem ochromak, hromak, romak. Archiv 11. 138. kh-uss. r/imak.
argan, Tau, Seil,
bulg. arkan. Djuv.
arka, Rücken. .
russ. archaluks, charluks, Art Bauemrock. serb. arkali topovi. Hör. 188: vergl. türk.
arkal^, breitschultrig, gut gestützt. Z. 29. 3.
arkadas, türk. jilojüjy, Gefährte, wörtlich Rückengenosse.
bulg. arkadas, Mitschüler. Djuv. griecli. [iaxavxdaYjc *al dpxavrdaYjC, sraipo?, 'fiXo?,
au[i7:a{xt(i)fi xai dSs/zfOi;. Pap. 456. Z. 29. 3.
armjak, Art Kaftan.
poln. jarmak, giemiiak. poigiermacze alba karwatka. lit. jermtkas aus dem Russ.
Archiv 11. 127.
armud, Birne,
zig. ambrol.
arnavud; Arnaut.
kroat. auch arnadut. Maz. 1. 31. rum. arnaut, Gericlitsdiener. Bukowina, span. amaute.
aroz, arab. \^, v.. Reis.
bulg. oriz. serb. oris; oruz. Blau 284. oris. Rec. rum. orez. [riskasf^ aus dem Magy.)
alb. oris. urez. griech. opuC^v, opoC«- ngriech. öpuCt, puCt. ridU. Rec. 49. it. riso.
span. pg. arroz. Freyt. 1. 26. a. Diez.
arpadzek, Gerstenkorn am Auge.
all), arpadzik. ngriech. arpadziki. Reo. 50.
arsez, frech.
serb. arsuz. Bes. griech. dpatC'i'JC- ävatoxyvtoc. Pap. 396. Vergl. serb. rza i obraza.
Hör. VII.
arslan, Löwe.
ngriech. daXdv; daXavt, 6cu au lion. dpoXdvtov, daÄdvtov, vö|xta[JLa toupxwov. Pasj). ein
Piaster zwei Para. wotj. arislan. bulg. lev, Münze, ist rum. leü.
artmak, mehren.
bulg. art^k für russ. no, na konecs. ngriech. dptipStCoi, 6n;Ep&£[JLat{C(«-
'arza, Darreichung.
serb. ar'Z, izjavm. arz odaja, Audienzsaal. Hör.
'arzuhal, Eingabe.
türk. auch arzovall, tuzba. Rec. 68. kroat. arsal. Zakon vinodolski. serb. arzuhal.
Hör. 453. rzohal. Bos. russ. arzich'ak, prosenie. Grig. griech. dp-cC7,d).t, Petition. Piin
»erbum arssati, currere, ist fingirt.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 77
asfiradz, pers. i-\Jlm\, Spargel.
poln. szparag. russ. sparza. magy. spärga. griech. daxdpaYOC ngriech. airapdYy^
lat. asparagus, Z. 48. 3. Muchl. 128.
'asi, widerspenstig.
serb. robinje se asi uöinüe. Hör. 4. poasiti se.
asim, pehlevi sim, pers. j^*^, Silber.
ngriech. daTjfxi, daTjfJitv, dpYopoc daYjjJioc. griech. daYj(JL0V, ungeprägtes, sirta-rjixov, ge-
prägtes Silber, mac.-rum. asime, asime. Darm. 1. 112. Z. 532. 3.
'asker, Heer.
port. lascar, marino asidtico: al askari. Eguil. 436.
asi, as§l, arab. jL«e(, ursprünglich.
bulg. asl§ndan. Djuv. Z. 58. 3. Vergl. asli.
aslam, nordtürk. Zinsen.
russ. oslams. Mater. 88. rum. pe aslam, Urkunde.
asli, ursprünglich.
serb. asli, temeljno, istinito. Bos. Vergl. asi.
aspre, tilrk. iy>^\, Geld.
bulg. aspra, asprica. serb. kroat. aspra, jaspra. rum. aspru. ngriech. äaizpa. alb.
aspr§. Aus dem griech. daicpoc, weiss; doTCpov, weisses Geld, Silbergeld; dairpa, doTjjxEVia.
Vergl. mlat. alhits, frz. im hlanc, ttirk. akce, russ. Mla, bulg. heli pari und mlat. asper.
Aspri graecis, acse turcis ab albedine dicti sunt. Leunclavius. griech. doTcpo?, weiss, beruht
auf asper numus recenter cusus, necdum usu tritus, daher weiss.
astar, Kleiderfutter, nordtürk. astar, tastar.
serb. auch hastar. ngriech. daiapovo), üiroppdic-co).
a'sar, Zehent.
bulg. asar. Djuv.
asari, ^.Li.*, mutliTvälliges Kind, qui se peiTuet des excfes.
serlj. hasar. Fehlt Z.
asdze, a/dze, Koch.
ngriech. rLyzC,~qz, i^öOTCtoXT]?. d^ccC^^txov, £(p9oTC(oAotov.
'asek, Liebhaber.
serb. asici, Ijubavnici. Bos. bule 6e se asik uciniti. Volksl. jaslk se ucinio za Fatimom.
KaC 58. zaasikovati se 64. esak, uzhudjenost, ist wohl mit plur. 'ussak zu vergleichen.
asmak, türk. ^^S, essen.
russ. asath: ne asaets sja bohnomu. Dalb. Z. 55. 3.
at, Pferd.
serb. at, in Bosnien arabisches Pferd. Hör. hati i paripi. griech. äxOdiZ, Cavalier.
atar, altbaktr. pers. azar, .Jl, Feuer.
serb. klruss. vatra. russ. vatrucha, votrucha, Art Kuchen, alb. nun. vatr§, focus, fun-
dus domus. Vergl. it. fuoco mit lat. focus. Das Wort ist dunkel.
78 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
atlas, glatt, Atlas.
poln. atias. kraat. atlas. russ. atlass, otlass. Domostr. 168. magy. atlacz, attalicum.
atmadza, Sperber.
serb. atmadza. Blau 187.
auen, Getreidedarre.
russ. ovins, woher votj. obin, dürfte wohl nicht türk. sein. Vergl. mein Etymologisches
Wörterbuch. Laudwirthschaftliche Ausdrucke des Slavischen pflegen nicht aus dem Türk.
entlehnt zu sein.
av, Jagd, avlamak, jagen.
serb. av, lov. avdzija, lovac. Bos. avlaisati, irruere.
avadanlek, türk. (jJLiloljl, Hausgeräth.
ngriech. äßavraXtx, svSouyta, svSopievta. Gazi. Z. HO. 3.
avan, ^l.l, Zeiten, plur. von an, ^1.
bulg. evan. Z. 98. 2.
avaz, Schall.
serb. avazile, glasno. Bos.
az, klein, richtig: wenig.
azbafca. Andere denken an xjblcLj uoLä.. ;fass hagca, jardin r^serv^, etwa dem P^ürsten.
Z. 400. 1. Vergl. x^-ßosßovSdSac'Acta et diplomata V. 202.
azad, frei.
l)ulg. azat: azat te cinam, ich mache dich frei. Djuv. serb. azat. Bos. ngriech. dCdro?,
äCdxucx;, draxroc. Pap. 374. poln.-ami. azad.
azde, durchstochen, gestickt,
kroat. hazdija. Sirena. Kam.
'az6b, der Ehelose.
ngriech. äCdiciSc?, nach Du Gange Janitscharen, nach Hammer regelmässiges Fussvolk:
sie waren, wie berichtet wird, von ihren Gemeinden massig besoldet,
azg^n, türk. jj-c\l, zügellos, wüthend.
serb. azgin, obijestan. djevojkase azgin ucinila. Hör. 539. azginome madzarinu. 479. Z. 34. 2.
azmak, sich verirren,
ngriech. do8tC«>> yaopidto.
azman, ^jLcJ, gewaltig.
serb. azman, Eber, nerast. Danic. Hind.
azdör, Schlange.
serb. kovce ezderije. azdajkinja. azdelija. Bos. alb. eSterha, Teufel.
B.
ba, türk. L, interj., ach! schön!
bulg. ba. russ. ba. klruss. ba, freilich, baj, d. i. ba i, und dazu: bajduie, gleichgiltig.
poln. ba, traun, bajbardzo, bajprawie, ironisch.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 79
bab, arab. i^L, Gegenstand.
bulg. boh. Djuv. Z. 156. 3. '
baba, Vater.
bulg. hahadan, ererbt, (Sech. zdSdSn. Jir. 470. Vergl. hahaitlar. Helden 508. serl). od
vajkada i ababa zemana. Bos. ngriech. [i7ia[JL7cdc.
badana, Kalk zum Weisstüncben.
bulg. badanosam (falsch badamosaet) kukja ta so var i boja.
bad heva, unentgeltlich.
ngi-iech. [jnrstjaßd. Pap. 261. serb. avaje.
badijan, pers. ^L>4>U, anisum.
poln. badjan. Karl. 15. russ. badyann, ilicum anisatum. span. badian. Eguil. 329.
badz, Gabe, Zoll.
serb. badza, maltarina, Zoll. Nar.-bl. 262. bazdar, carlnar. badzafer, babadzafer, Laza-
reth in Ragusa. bulg. bac: dazdija, kakto bac, resumatL Djuv. bazdar, cech. strdzce cesty.
Jir. 508.
badza, Luftloch.
serb. alb. baza. Reo. 35.
badz^, türk. ^-äLj, Schwester, Frauenzimmer.
serb. badza, sirota turkinja. Bos. Vila 3. 115. stara badza hanuma. Z. 158. 3.
bag, pers. cLj, Garten, Weingarten.
serb. bag, Weinberg. Bos. Vergl. bagca. Z. 167. 1.
baga, Hufkrankheit.
serb. bangav, liufkrank. Blau 33. postadose lijeni i baglavi. Kac. 65.
baga, Schildkröte,
ngriech. [XTraYäc, e[x6c.
bagazija, Art Zeug.
bulg. bogasija, cerven plat. magy. bagazia, geglänzte Leinwand.
bagöa, Garten.
kroat. basöa. serb. bafcovan. Reo. 56. basceluk. Bos. Vila 3. 52, 100. basce l bascaluci.
Bos. alb. bast^. ngriech. 6 ix^axtas, Volksl. [AiraxtC^?- |X7ta/Tasßdvoc, -ßdvvjc. Hind. 98.
bagdad, arab. oljuü, Bagdad.
ngriech. ßaY^dtcv, {[JidTtov, in Bagdad verfertigtes Kleid. Z. 202. 2.
baglamak, binden.
bulg. bajlama, Art Guitarre: türk. baglama. Jir. 68. serb. baglja, Büschel Heu oder
Stroh, bagljati.
bagr, die oberen Eingeweide,
bulg. bahur. Djuv.
bagS§ä, Geschenk.
bulg. peksis. poln. -arm. pasx§s. arm. basxis.
80 1- Abhandlung: Franz Miklosich.
bahader, tapfer.
polii. bohatei; bohatyr, bohatei^z. klruss. wruss. bohatyr, reicli wegen bocjats. wotj. badir.
magy. bdtor, wohlan, obwohl, wenigstens, utinam.
balis, Wette.
Vergl. ngriech. Tca)(d<;, xtfAT^.
ba/t, Glück.
biilg. bahtisam, bin glücklich. baht§m§za. auf gut Glück. Djiiv. serb. bahtli, glücklich.
Bos. bahtsuz. Vergl. nebaht. nebahta. Hör. 296. ngriech. [iird^tt, zoyq xaXif]. Pap. 463.
bajat, schal, altbacken.
bulg. bajat, hart, giiech. [JLiraYtaitxov, swXoc,
bajelmak, in Ohnmacht fallen.
bulg. bajaldisvam. Djuv. ngriech. irataXötCco, iixiratXitCs-
bajer, Hügel,
ngriech. bairi. ReC. 16. bulg. bair bakadzik. Vergl. russ. bugors.
bajlos, Consul.
Venet. bailo: derselbe Würdenträger hiess bei den Pisanern console, bei den Genuesen
podestä.
bajmak, binden, betrügen,
bulg. gjozbajadzi, Betrüger.
bajrak, Fahne.
serb. bajrak, barjak. bajrdktar, bajro. ngriech. ixTcapYicüvit, a"^|JLa{a. [AzapytaxtapYj?.
bajram, Fest.
serb. bajram, barjam. russ. bajramn. Grig. span. bairam. niagy. barjdm.
baka, arab. rUü, Dauer, lieständigkeit.
serb. bakva, stalno, utvrdjeno (mjesto). Hör. Z. 203. 2.
baka, nordtürk. votj. Frosch.
ngriech. iiTraxdxt. Legr. 132, das jedoch eine Schallnachahmung sein kann. magy. b^ka.
bake, arab. ^\^, Rest.
bulg. bakija, cech. nedoplatek dani. Jir. 411. Z. 169. 1.
baker, Kupfer.
serb. kazan-bakraclija. Hör. 124. balcak-bakrenjak. Bos. u bakri tendzeru. Kac. 63: türk.
baki'^ adj. ngriech. (Axav-tp. lAitaxtprC'/iC.
bakkal, Höker.
ngriech. [XTza'mhfjäC. Legr.
bakkam, rothes Färbeholz.
V(!i-gl. bulg. nabakalamüi obraz. ugriecli. [jnraxavjdp'^c, o Tzdaytov 'JTCO ax^.yjvtuöoi;.
Pap. 462.
bakla, arab. «JLäj, iüb, Art Gemüse, nach Meninski faba.
bulg. bakla, bob. serb. bakla. alb. baklla. Rec. 51. Z. 203. 3.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 81
baklak, Art Wassergefäss.
klruss. hoklali, Wasserschlaucli. hoklazyk. Hung. hokiazka. Vergl. buktak, Krug. wruSvS,
bihtaha. ^joln. huktaha, bukiad, bukiaszek, Schlauch, bulg. b^klica. mrum. buklits^.
baklava, Blättertorte.
bulg. baklava. Djuv. ngriech. [XTrax/.aßdc, 7rc[J.(Jia.
bakmak, schauen,
klruss. bak, vys.
bal, Honig.
bulg. balmus, behnss, bMmussc, Art Speise, bei welcher, wie es scheint, Honig keine
Rolle spielt, rum. balbes, Meth. Vergl. niagy. bdhnos, Käse, Mehlspeise. Bei poln. balmosz
wird an magy. bdlmos gedacht. Karl. 25. rum. balmos, Speise aus Mais.
balaban, gross, dick, Busshart.
bulg. balaban, Taubenfalke, bulvan, Klumpen. Djuv. serb. balvan, bavlan. Bos. russ.
balabdns, balöbans, Hengst, falco lanarius; für balbess, roh, ungebildet, bolvaiin, istukans.
Grig. poln. baiwanski, heidnisch, baiaban, Fanfaron. Kai-i. 21. rum. bolovan, Block, magy.
hdlvdny, idolum, ingens. kapu-bdlvdny, Thorpfosten, nsl. balvan, Grötze.
balabang, Trommel.
rum. baraban. klruss. baiabolka, kleine Trommel, poln. taraban, duzy b^ben. Vergl.
rum. bang, Schall eines Schusses.
balamut, Eigenwille.
Vergl. ])oln. kaiamucid, mqcid. ko/famutny, m^tny. Zbiör. rum. balamut, dumm, klruss.
soll ba/taviut auch Makrele bedeuten.
balasan, badaksan, Chanat in der Nähe von Samarkand. arab. bal^as.
russ. balasn, Art Edelstein, ngriech. jX';ca)vdat. it. balascio. frz. balais. span. balaj.
Vergl. Diez.
balö§k (richtig balöak), Degengriff,
serb. boc. Gund.
bald§z, Schwägerin,
serb. balduza, .ivast. Hör.
bal^k, Fisch.
serb. baluk-ot, riblja trava. Bos. klruss. batyk, Art Fisch, poln. batyk, wyciqty grzbiet
w^dzony jesiotra lub wyza. Rocznik. baiygowaö, posuwaö si^ jak dziecko na rqkacli i nogach.
griech. (jncaXouxTraCap, r/O'JoircoXslov,
balija, Muhammedaner vom Lande. In Bosnien,
serb. balija. Ka£. 51. bala Sarajic. 53.
balkan, hohes Gebirge.
bulg. balkan, planina. Jir. 228.
baisam, Balsam.
ngriech. ßdpaaiJ-ov. Legr. 54.
Denkschriften der phil.-hist. Ol. XXXVIII. Bd. I. AWi. 11
S2 I- Abhandluno : Franz Miklosich.
balta, Axt.
serb. haltadzija, Knecht Im kaiserlichen Palaste. Gund. bulg. haltadiija, bei dem Ru-
salienfeste. magy. hcdddcsi. slovak. balta. poln. baita, von dem das deutsche barta zu
trennen ist.
balu'a, arab. xr^'b, Gosse,
bulg. balvaica. Djuv. Z. 171. 3.
bamia, Art Gemüse.
serb. alb. griech. bainja. Rec. 50. bulg. bamija. Djuv. bamja.
ban, wohl ,Hüter'.
magy. bdn: cech. pan, poln. pan usw., Herr, hat mit ban nichts zu thun.
bar, mahl.
bulg. ba7\ Djuv. Vergl. bari.
barak, Pudel.
serb. barak-bedevija, kosata kobila. Bos.
bardak, Krug.
bulg. bardak. Man füge hinzu frz. bardaque.
bar^ä, Friede,
wruss. baryS, zysk.
bar^t, Pulver.
serb. barutnica. alb. barutaane. ngriech. barutahane. Reß. 18. [jnrapoar/j?: jJiTtapo'JiTjv
zsptOGY/A Volksl.
bargir, Pferd.
ngriech. [iTrcY^pt. Legrand.
bari, einmal, wenigstens.
ngriech. [JLTCapclJLO'j, zrj'j/Ayi^Z'jV, -(oö'^. Pap. 463. Zu magy. bar, obgleich, gehört auch
hung.-kroat. bar in der gleichen Bedeutung: bar bude on, do o6e, er mag sein, wer er will.
barrakan, sorte de gros camelot.
rum. barakan. russ. barcitats. cech. barkan, barchan. poln. barchan.
bartala, pers. ^JLJeJJ, rothc Mütze.
Daraus entstellt, wie es scheint, s. perlasica: kapa perlasica. Bos. Vila 2. 301. und b.
barla. Jir. 357. Z. 190. 1.
basgak, Abgaben.
aruss. baskaks, tatarischer Steuereinnehmer; dial. kühn, frech.
basma, Druck, Abdruck.
ngriech. basma für türk. haben. Rec. 30. [XTcaaiJiocTC'^jC, xoTZunriQ. tUrk. basmaane, Buch-
dnxckerei. Rec. 61. klruss. basamatyj, gestreift.
baS, Kopf.
serb. kozbaia. baJli cariija. basluk, auch nadgrobni kamen. Bos. bulg. oda-b^sa. baska-
k^l, Lohn des Schafhirten, russ. J)ass na basn^ beza pridaci. baska, Kopf, Fischkopf, Dumm-
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 83
köpf, haslykd. klruss. s-lyh, Pelzmütze, na hez has, hez pastucha. magy. ham, dux turcicus.
poln. basziyk. Vergl. serb. isljig. Pop. rum. islik, Bojarenmütze, kroat. sjecinhaso, odsjeci
mi mesa; tocm-haso, utoci mi vina. Maz. 1. 48. serb. oherhasa. span. hajä. bajalato (basal§k).
ngriech. xaaaaXfjc, Diener des Basa.
baska, abseits,
serb. obaska, napose.
baslamak, türk. (j^^sLib, anfangen.
bulg. baUamadze, Anfang. Djuv. Z. 165. 1.
basmak, Schuh.
kroat. p>acinag. ngriech. ■Tcaaoufj.äx!,, brodequiu. Legr. 214. Traaoixdxta, ßXay-a'.. TraCjidy,-
C,rfi. Duc.
bat-, wahrscheinlich ein türk. Stamm: der ältere Verwandte.
bulg. basta, Vater, batjo. Milad. 132. batjo, bäte, bacjo, bajo, der ältere, namentlich der
Bruder in der Ansprache, bacilo, Sennhütte, russ. batja. klruss. bad'o. serb. basta, Vater.
bastina. baca, Bruder, slovak. bäfa, bdco, bdcik, Oheim, magy. bdtya. rum. bade, älterer
Bruder. Slavische Elemente im Magy. 19.
batmak, Morast, batmak, einsinken,
serb. batisati, p)ro2)asti. Bos.
batman, Art Gewicht.
wruss. biazmien. klruss. auch bezmo, Haudwage. Die ältere skand. Benennung ist bes-
mar, bismar, bismari. Ahlquist 201. Aus dem russ. votj. bezmen.
battal, müssig, unbrauchbar.
bulg. batal pöt. Jir. 539. Mit battal vergleicht man span. baladt und baMo. Eguil.
334. 336.
baz, nochmals.
ngriech. jxirdai, irj.v.'j.za}la-('q. Verschieden ist griech. (xiraCö?, iraCoc, xu&ijly;;. Pap. 462.
bazar, Marktplatz.
bulg. pazar. pazarhk. pazariste. pazarja vb. bazirjance. serb. bazrdjan, bazardjan. Hör.
hazar-bula, trgovka. Bos. russ. bazar. ngriech. TraCapXi'X'.. [A-JtaCocpYcdVTjC, marchand. Legr.
IJLTCsCspjdvr^:. Pap. 88. [xraCspytdv. xaCapayxtvSsvir;?, dyopaarYj?. span. bazar.
bazgun, türk. |J»^)Ij, verkehrt.
Vergl. bulg. bozgun, betrübt. Djuv. Z. 162. 3.
bazi, Spiel.
bulg. bas. Djuv. drza bas, wette, ngriech. yo/Xajx'jcdCYjC, yoYjC.
bärän, nordtürk. Lamm. Ostroum.
aslov. russ. barann, Widder, slovak. poln. usw. beran. cech. baran. kurd. barani, pe-
corone. magy. bdrdny.
bebek, Wickelkind, Pupille.
bulg. bebe. alb. bebez§. Vergl. griech. xopr^, Mädchen, Pupille.
n*
84 I. Abhandlung: Franz ^Iiki.osich.
b6d, schlecht.
serb. betera, ärger. Bos. Vila 2. 131. nad beterom betei- ima. Ibid. bedar, zlocinac: bi-
liar, dabeter. noch schlecliter. G. Popovid.
bödel, Ersatz.
bulg. agnam bedeli, Schafzehent. Djuv. serb. bedel, zavijeiiik, koji öe za mrtvaca na
Meku otiöi. Hör. 2. 616. 617.
b6den, AVall.
iigriech. [xzs^svtov, zpoji.a-/(öv.
bedevij, Beduine,
span. beduino.
bedz, beö, Wien.
alb. bec. KeC. 62. Es wird auch die Form vec angeführt. Für den magy. Ursprung
wird ugriscli.-ostjakisch woc, ivac Festung, geltend gemacht.
bog, Fürst.
bulg. begli. beglik, Zehent, Jir. 221. beglikcija. 258. magy. b4g, nobihs. begler-beg.
ngriech. \s.Tzirfia(:, plur. [XTcsr^va, Frau des Beg. Legr. [iTTciCa^sc- [J.t:söc, plur. [attsöScC.
Pap. TTsy^ TTSY'?' irsxi?, ttsx'j?. Duo. [XTis-f/^c- ßXd/{xߣYY^c, Beg der Walachei. Legr. span. bey.
it. ber'gamotto ist beg-armodi, Herrenbirne.
begenmek, genehmigen.
ngriech. [i.Tzz'^zyzdio, xata^r/ojjiai. \XTZt'[f^ziC(o. begenti, s^atpsiov. Pap. 463.
beb, interj., türk. ju, gut!
bulg. bah. udri be. serb. be, poziv, zapovijest. Z. 229. 1.
böhar, Gewürz.
bulg. bahar. Djuv. serb. behar, cvijet. Bos. behariti, blühen. Bos. Vila 2. 342. alb.
bear für lide. cvet. Rec. 45. ngriech. jjnraxapixöv, aptofia.
behim6, arab. ai*^, Thier, plur. behaim.
bulg. hihania. Djuv. Z. 230. 2.
bejan, Klarheit,
serb. bejanile. Bos.
b6kar, Junggeselle.
serb. behariti, momkovati. Bos. mrum. bikereatsf, Coelibat. Obed. rum. biter aus magy,
betydr.
beklemek, schauen.
Vergl. serb. beklijati, beklijanitl, müssig sein.
bekri, Trunkenbold.
Vergl. russ. nosith gapku na bekreah, die Mütze auf einem Ohr tragen (etwa wie Be-
trunkene pflegen).
bekter, türk. >äXj. Schuppenpanzer.
poln. bechter, bechtgr, bechterz, Kürass. Z. 204. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 85
bela, Uufall.
bulg. helja, ohelvam, oheljusvam, mache unglücklich. Vergl. ngriech. [AXcXäc, irpäyiJLa.
äirpäYpiiov. \y.^z^Kl'(^'xzlZ^ü^ bereuen, poln.-arm. heia, Noth.
beledij, arab. ^JJj, städtisch.
bulg. beledija: tri dusega heledii. Milad. 379. span. haladi. Vergl. ngriech. [XTtcXcVTEVtov :
-repoaxs'faXa [iirsXsv-svja. Pap. 463. Z. 207. 2.
bell, gewiss.
bulg. belli, nass. konecno. Djuv. serb. redi beli i evet, tako je. Bos, bes in besbeli ist
Verstärkung: vergl. mos mavi, gajiz blau u. s. w. ngriech. [iTisAra, law^. Pap. 78. 79. 155. 192.
belki, vielleicht,
bulg. belke, belkim, beke. Djuv. ngriech. |j.Tr£p%t, laiac. Pasp. poln.-arm. beikhi.
bead, Band. Aus dem Pers. in das Arab. und Türk. eingedrungen,
serb. bensilah, pojas za oruzje: pa po pasu bensilah opasa. Hör. 473. Vergl. silah. span.
banda, venda. Eguil. 337.
bängere, türk. »jXij, Schlummerlied,
bulg. vengei'a. Djuv. Bianchi 1. 232. b.
bengilik, Berauschung durch Beng.
nun. be7ig, Epilepsie. Man lüge hinzu pers. beug, arab. bendz, span. bange, benge, portug.
bango, frz. bangue. C'est le chanvre de Finde, qui fournit l'^l^nient principal du hachich.
Devic 18. Eguil. 338.
benzer, gleichend; b6nzli, färbig.
serb. panzirli dolama, pancir dolama. Jastr. 434.
berat, Diplom.
serb. berat-spahiluci, spahijske pristojbe po beratu. Bos.
berber, Barbier,
mrum. birber.
börberis, Berberitze.
niagy. üröm-borbala. span. berberis.
berda/ten, pers. ^jX~>.\c>yi^, piitzen, vollenden.
ngriech. [j.'jrspvta/tCto, ävsiit^topQÄ, STcaaXXövco. Pap. 464. Z. 187. 3.
ber§, tiirk. ji>j, hedera.
Vergl. aslov. bröiljans. nslov. brslen. bulg. brssUn usw. MeniAski. 773.
berü, hieher.
bulg. berija: potera ta dade jedna berija, Rum. 17. gel beri. Djuv.
berze, pers. 5\yj, ein halbseidener und halbwollener Kleidungsstoff.
Vergl. poln. pers, Art Stoff. Goi^b. 169. Z. 189. 2.
b68l6mek, nähren.
ngriech. ]XT:zzKz^iQ, Opsjjijxdrcov.
86 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
best, pers. vü/..»»^. Band.
serb. best. Blau. 233. In Bosnien.
beS, fünf.
Vergl. magy. heslia, Art Soldat.
be§ik, Wiege.
ngriech. [XTCatootxt, (xsoixt, Xtxvov. Pap.
b6§in6, türk. K^jii^^ iingegärbtes Leder.
Yergl. bulg. beimet, Art Kleid, Dolman. Djuv. Bianclii. 1. 215.
bezböli, gewiss.
serb. bezbeli. durch bez verstärktes beli.
bezestan, Markthalle.
serb. bezistan. dzevair-bizistan. Bos. poln. bezestan, basistan. ngriech. xeCsciTEViov.
bezmek, türk. dUyj, sich langweilen, verhindert sein.
ngriech. jxiCcCspcC«), dTC07id[ji,V(o. [üLTtcCsf^ 8uaxo>ia. Pap. 463. Z. 196. 1.
bezz, bez, Leinwand.
spjm. albaz. mlat. albasius. it. albagio. Man vergleicht griecli. ßaaaoc.
bibör, Pfeffer.
liieher gehört auch magy. paprika. slovak. serb. paprika. griech. iranpaa. Hiud. 78.
Ebenso bulg, piperka.
blöke, Säge. bulg. -türk. bucak.
poln. biczak stammt unmittelbar aus dem magy. bicsak, neben dem bicska, bicskija
besteht, rum. bickai ist magy. bicskus, Bcutelschnelder.
biöme, türk. x.-yo, Schnitt des Kleides,
bulg. bicim. Ger'! 220. 15. Z. 178. 1.
bigairi hakk, ^ja. wjij, ohne Recht.
serb. da je sestru biyajrihak zaklao. Hör. 586. ja bigarijihak. Bos. Vila 2. 163. Z. 652. 3.
bilezik, Armband.
serb. falsch delenzuci. Kac. 99. mrum. bizUik§. Obed.
bilgü, Zeichen.
alb. belek, Kampf nslov. belezen, f Marke, magy. (belyeg), billog. rum. bil'ug.
billor, Krystall.
serb. durbin vd biljura. zvono od biljura. Kac. 72. biljur bardok. span. abalorio neben
beril.
bilmez, unwissend.
l)oln. bilmez, belbas, gilbas, niezgrabny. russ. balbess, balbesina, balbesisca, balbeska.
balbesitb.
bin, Tausend.
rum. bombaSir, Commissär. ngriech. [XTüODixiraacpt. Pap. 149.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 87
bina, Bau.
serb. hina, hinja, zgrada. Hör.
binek, Reitpferd.
serb. hinjatas. Volksl. pa privede binju i kamenu. Volksl. binija, Thürptbsten. Bos.
ngriech. \i.Tzi^zCffi, i'.fnz'KOQ.
bin^s, Art Mantel,
ngriech. [iTTSvcatov, /XafJitc.
bir, ein,
bulg. bir. birebir, einzeln: türk. birbir. birli. bir-daha mit ne nicht mehr. Djuv. serb.
bir, sobald. Hör. 147. birdem, odmah: birdem svanu. Bos. Hör. 96. 137. griech. |X':itprCt''f'C£,
birader, Bruder.
serb. burazer. Kac. 69. alb. burazer, pobrätim. burazerka. Reo. 64. griech. |XTto'jpaCs-
pYjc, [iTcpaCspvj?, äZ=X(frjT:(ji-QT:rjc, araüpaSsp'föc, otaupa5£p<pf y^'^^vtac §id toö söaYysXto'j üttö
r<öv dyupTCöV isps(ov. ataupoicaTspa xaXoOat xai araupo[Advva xou? yciVcl? toö d^sÄcfoirof/jTou
oi ä^s/zfoiroiTj-uot. [xirpaCsp'/] xaXoö[jL£v xal xov ayvcoatov. Pap. 465. 501.
bir Jan, gebraten.
serb. pirjan, geschmortes Fleisch, pirjaniti. grah upirjanjen. Bos. Vila 2. 148.
birmök, geben.
bulg. bir, dazdie. bir da, obgleich. Djuv. bir da je, neka da je. rum. bir, Steuer, ist
magy. ber, Zins, desgleichen birelnik.
bism, arab. (».«o, bismillah, im Namen Gottes.
serb. a ona bisminla i boze pomozi, pa ode preko basce. Bos. Vila 3. 54. s bismiletom,
bozijom pomoci. Bos. Z. 198. 1.
bister, pers. yX.^, Polster, Lager.
russ. pesterd, Korb aus Lindenbast. Die Bedeutungen stimmen nicht. Z. 197. 2.
bitmök, zu Ende gehen. bit§rm6k, vollenden.
bulg. bit§r, vollendet, bitqrmedze, Vollendung. Djuv. ngriech. [iTitrtCw, ä-jrorsXsuö.
Pap. 464.
bizüm, tUrk. ^^yj, unser. •
bulg. bizum. Djuv. Z. 195. 2.
bogaz, Kehle, Engpass. bulg.-türk. boaz.
bulg. boaz. Jir. 144.
bogöa, Bündel,
serb, bofca. Rec. 32. bosca .s haljinama. Hör. 472. ngriech. \s.TZoyrzo'yX: t/(o xai poO/a 'c
töv [ATCOXxajd. Pap, 198. [jutoyoc, [AicoxtCäc, airstpov.
bogunukluk, türk. ^^^XäXs.^, Erstickung,
bulg. bugunlfk, niss. npadoks, Verfall. Djuv, serb. kog se stori vo Prilep bugunlak.
Vardar. Z. 223. 2.
88 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
boj, Höhe.
serb. boj, visina, duiina, etwa StockAverk: « visinu od sedam bojeva. Hör. 225. pa ga
eto na bojeve kuli. Volksl. ngriech. [xiröi, (for^. {iiroYapä? de haute taille. Legrand.
boja, Farbe.
bulg. bojasam, fitrben. serlj. bojadzik wird aus boja und alb. gjak durch crvena boja
erklärt. Hör. ngriech. [iiroyict. ßa'fr,. (JLiroY'avTC'-5'-*«'V, ßa<p£iov.
bojlija, etwa .vornehm'.
bulg. boljarin. jeder wohlhabendere alte Mann. Jir. 165.
bok, boklek, Mist,
bulg. bokluk, Misthaufen.
bei, weit.
bulg. bolka, Art Kleid. Djuv. serb. bozbolice. Vergl. ngriech. jxirovXoüxi, hwyCkzi'X.
bolta, Gewölbe, finde ich in den Wörterbüchern nicht.
bulg. bolta. boltadÜja, Inhaber eines Kaufladens. Ger. 236. it. volta. Fremdw.: bolta.
Matzen. 370.
bombar, ngriech. kanaros.
bulg. brmibar. serb. bumbar, brmbalec. alb. bmnball. Re5. 52. klruss. bombai^, Mai-
käfer, rum. bombar, bumbar, Homiss. Vergl. alb. bumbal§, Wespennest. Hahn.
boraj, nordtürk. Spelz, Dinkel. Ostroum.
\'ergl. russ. bo7'5, Hirse, aslov. bdrs, milii genus usw. got. bariz. lat. far. Entlehnung
aus dem Türk. nicht wahrscheinlich.
> borau, nordtürk. Bohrer.
russ. buravs. poln.-arm. b§ravu. Nicht aus dem ahd. borön.
bordz, Schuld.
bulg. zaborcaja, russ. zadolzaju. griecli. [iiröpCc [JL7:opCtaCf> i äjAßd/.Xco si^ XP='']-
Pap. 464.
bore, Rohr, Hörn, Trompete.
serb. borozan, trubac. Hör. alb. borgt, horidziu. sei'b. borijas. Reß. 58.
bostan, Gemüsegarten.
serb. bostan-baSca. Bos. hostan für dinja. ReC. 50. russ. bastanca basa. Grig. poln.
basztan, Gemüsegai-ten. Auf die Form scheint baszta eingewirkt zu haben. Daneben bostandzy.
KarÜ. 20. griech. lATüoaravrCY/jjiicdac;.
bo§, leei-.
serb. boiluk, praznina. bos-heg, neistiniti beg. Bos. Vila 2. 308. rum. bos, boasQ, Hode.
serb, boäarija, die Weichen. Vergl. ngriech. jiicoaixor, durch yaKduo erklärt.
boz, grau.
l)ulg. bozav, grau. Djuv., der das Wort unter türk. Imz, Eis, stellt, klruss. bu£ok, bibsok,
huifko, weisser Storch.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 89
bozdogan, Keule.
busican. Crusius. serb. huzdovandzija. Hör. 582. Das Wort wird von Blau 6. für sla-
visch gehalten.
bozmak, Verderben.
serb. bozdisati, pokvariti. Bos.
bögülmek, türk. dU>U^, gekrümmt sein.
bulg. hogalinka, russ. sutulina, Krümmung. Djuv. serb. bogalj, Krüppel, bogaljast.
Z. 223. 3.
bölük, Abtheilung Soldaten.
bulg. bjulßiktesm, zweiter Oberhirt. magy. bulyok-basa. ngriech. (JLirouXoyÄjjncdaYjc. plur.
{jLiro'JAO'jjjLTtaad^cC. Volksl. span. bolucbagis.
bön, dumm.
kroat. muc', ne beni, rede nicht dummes Zeug. Mazur. 142. Vergl. magy. bena, man-
cus, debilis. ngriech. ßsvtac, ßsvoac, XtoXöc. Pasp.
bre, Interj.
bulg. more, mare. Djuv. Mit bre sollen Männer, mit more Weiber angerufen werden:
bre br'ate, bre mszu; more, mori cerko, more zeno, zeno mari. nn-um. bre, brem. zig.
moro. Wer von bre ausgeht, ist geneigt an bi^atrs zu denken: vergl. lud, jxä aus izarqp und
jJLT^xirjp und das aus brölis, brälis erschlossene lit. brO, brä.
bud, Schenkel.
Vergl. russ. budglka, dialekt. huldyska, Schienbein, nslov. bütek, gen. biitka, stegno pri
letecini.
budak, Ast. nordtürk. botak. cag. butak.
aslov, batogs, Stock, cech. batoh. poln. batog. klruss. batoh. russ. batoga. ka§. ba-
tozyszcze, Peitschenstiel, lit. botagas. lett. pätaga, rum. hatog, Stockfisch, serb. budak i
motika. Krasic 175.
budala, dumm.
nslov. budalo für trapa, trapez.
budzak, Winkel.
bulg. bucak. ON. Djuv. serb. budzak, Bessarabien.
buga, Stier.
bulg. buga. Djuv. griecli. [iTCO^di;. Vergl. polii. klruss. bujak. aslov. byks.
bugada, türk. »oLcjj, Lauge,
ngriech. [j.7:o'JYdoa. Hind. 92.
bugase, Art Baumwollenstoff,
span. bocaci.
buh, buha, arab. s^, bubonis mas.
klruss. puhac, Uhu. buhaj, Rohrdommel, rum. bufnits§, Kautz. span. buJio. Eguil. 350.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Alili. 12
90 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
buyurdan, Kaucligefilss.
serb. buhunlar, kadionica. Bos.
bujumak, jiross werden.
serb. bnjati. dilatarsi. bujad, Farrenkraut. bujan, heftig, nsorb. bejnis .s<?, üppig" tliuu.
bejnosd, Üppigkeit, uiagy. buja, üppig, geil. Mit diesem Stamme hängen vielleicht btij, bu
im klruss. btijvoi, bubalus, bujtur (auch jartur, bos urus), russ. biigors, Höhe, zusammen,
griech. \i.T:rji}yz'jio, 'JTCSpit£piaac6<o zaQ ^o^d\i.B(.Q, OTCSpoapxo) • Xsys-at v.al im 'f'jTO)V. Pap. 465.
bujurmak, l>et"ehlen.
serb. bujnm. Hör. 2. 3ö9. niagy. burjunti, paescriptum.
bukage, Fesseln.
magv. b^kö (beklyo), Fessel, rum. btk§ü.
bula, Tante, Türkin.
bulg. btdjo. bidjo-ljo. voc. magy, bulya, türkische Frau. serb. bida, in Bos. Lehrerin.
bulica, Jüdin. G. Popovie. btdce. bula, verheirathete PVau, das mit bido, Schleier, in Ver-
bindung gebracht wird. Dozon 321.
bulaj-ki, türk. *Xj^^', Gott gebe, richtig: gescheh' es doch, möchte doch!
Imlg. bulaki. Z. 225. 2.
bulamadz, Brei.
bulg. bidumac. Djuv.
bulan, fahl.
poln. bufany, falb. Vergl. baiun, wot maJci jasno-zöltaicej albo tez czysto-biaiy. Rocznik.
cuvas. pulan.
bulava, Keule.
poln. bidaica, Keule. Marschallstab. Kari. 18. klruss. auch spylka, Stecknadel.
bulgak, nordtürk. ^LaJjj, Verwirrung, bulgatmak, trüben lassen,
rass. bulga, Unruhe, hidgaciti,, hulgatith^ beunruhigen. Z. 225. 2.
bulgar (auch bordzan wird angeführt), Bulgar.
mrum. buryar, vurgar. Vergl. uiagy. bagaria, rum. bog§rie, bogorie, Juchtenleder, serb.
hugarija, einsaitige Balalajka, die zweisaitige heisst cungura, cungurence. bugar-kabanica. ka-
raduzen Ui hugarija, Art Musikinstrument. Bos. vi okreöte pjesmu na bitgarku. Nikol. 29.
bugariti, Klagelieder singen, hugarija. .Jir. 68. kroat. bugariti, bugarkinja, naenia. bulg.
hulgarija. Art Salteniustrnmeut. Djuv. bulgarina. Jir. 662.
bur, fuchsroth.
russ. buryj, schwarzbraun, burka, buraja loMdb. cech. bury. Vergl. russ. hurnastyj, fuchs-
roth: lifica hirnastaja. Andere vergleichen lat. hurrus, mit Unrecht.
buröak, türk. ^La..^, Wicke, nordtürk. boröak, Erbse.
bulg. borcaJc, ni8.s. vyka, iuravlinyj gorochs. Djuv. burcak. Jir. 135. Z. 215. 3.
burdz, Thurni.
»pan. borge, bulg. pirg. Aus griech. Tv'j^yjz.
Die türkischen Elemente in den sOnosT- und osteuropäischen Sprachen. 9]
burgul, Graupen.
balg, hhgtir, hulgur. serb. hungur, Grütze. Das "Wort ist nicht blos nordtürk. Blau 182.
griocli. iJLTcouXtY^öpt, )(6vSpoc. Z. 225. 3.
burgut, birkut, Art Adler.
Aus dem russ. stammt votj. berkut.
burma, Drehung.
Vergl. bulg. brsnka, halka, russ. petlja. Vergl. bulg. hrsnikam, brskam, brskotija.
burnus, arabischer Mantel.
Span, albornoz.
burun, Nase.
bulg. hurmut, Schnupftabak. Djuv. mrum. h§rnute. magy. burnöt.
burundzuk, Schleiertuch.
poln. bttrimczuk. mrum. birundzik^, soie crue. rum. boradzik. ngriech. TTCiOpouvoCo'JV.'..
Hind. 68. [iTroypo'JvrCouxcov, irafiavrivt^tov.
bus, puse, n^yj, Kuss.
kroat. busnuti. obusevati, abküssen, nslov. pusati bei Trüb, ist deutsch, wruss. bicsi
dawac. Alan füge hinzu cech. pusa. nsorb. posk. kroat. buza. nhd. dial. bass. bussen.
alb. mrum. bitzp, Lippe, steht mit poln. bitzia in keinem Zusammenhang. s])an. portug.
huz. Die Wörter scheinen onomatopoetisch zu sein. Vergl. pjguil. 537.
buz, Eis. buz-renki, eisfärbig.
Vergl. bulg. buz-cicek, Art Blume.
buza, Hirsebier.
ngriech. [jlito'jC^c, xsyXP^'^^^- m^^gy- boza. slovak. buza, Weizen.
buzag^, Kalb.
klruss. buzivok, Kalb, das noch nicht ein Jahr alt ist.
buzaklfk, türk. jjJUKv?, Grummet,
bulg. buzalek. Djuv. Z. 218. 1.
bübrök, Niere.
Vergl. poln.-arm. burjak.
bülbül, Nachtigall.
serb. bidbid. Hör. rum. bilbil. mrum. bübülu, birbilliü. ngriech. ]X'Kir^\i.tzih.. l'aj). 71.
124. 155. Vergl. magy. ßUemüe^ fülmile.
bürek, Pastete.
ngriech. jxiroopsx'., r^i\i.\s.'J.. [xiroupsw-Ct^c.
büsüreh, büsre, arab. n^^, Glasperlen.
aslov. biser^, Perle, Perlen, nslov. bulg. serb. acech. biser usw. russ. bisers, biw/,
Glasperlen: dagegen zemcugs. rum. bisoar§, Koralle. PVähn, Ibn Foszlan 88, Z. fehlt.
12»
92 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
öabatan, Überziehstiefel. uordtürk. dabata.
klruss. (^ohotaf. Über saj)ogs ist zu vergleichen Ahlqiiist 149. russ. sapogs lautet
nordtilrk. sappak. Vergl. it. ciabatfa. frz. sabot, savate, span. zapata wird mit griech. §id-
ßa^pov in Verbindung gebracht. Eguil. 525.
öad§r, Zelt, kleinasiat. öatur. cagat. äatur. kirgis. §at§r. kuinan. öat^r.
cador und sotor finden sich nebeneinander. Maic. 8. aslov. saiarn. kroat. Sator ma«-
niagy. Ursprungs sein, ngriech. Toavtäpi, xCocvripc, xaavS'Tjp, axrjv»].
öaj, Thee.
poln. czaj. czajnik.
öajer, Wiese.
serb. cajira. na cairama. G. Popovid 61. poln. czair, czahor, Gebüsch. Aus dem Klruss.
Rocznik. griech. xCatpt, zCidtpi, päturage, ßöaxTjiJia. vrCatpi, prato. Som.
öak, bis.
alb. ^ak, Verstärkung bei der Negation. Vergl. serb. do bei Zahlwörtern.
öakal, Schakal.
ngriech. zCci.'*.d'k'f]Z, blaireau. span. chacal.
öake, Taschenmesser.
serb. cakija, noÜc. Hör. 392.
öak§r, weisslich.
russ. cagravyj, aschgrau. Daher votj. dag§r, hlnunelblau. serb. cekrek bedevija. Hör.
346. ist wohl cakar bedevija zu lesen.
öakma, tUrk. UiLj., Feuerstahl,
ngriech. -C^%(Jidc. Hind. 40.
öakmak, anschlagen.
ngriech. -C'.axjjidxta. Vergl. serb. cakija za stresanje roja. Kovan. 29.
öakä^r, lange weite Hose,
ngriech. zC'xc,ipi, ocreae. Duc.
öal, türk. JLa., Graukopf, Greis.
serb. dzal: dok rekose dzali i ridzali. Bos. Vila 3. 188. Z. 343. 2.
öalesmak, sich befieissen, beschäftigen, streben.
mrum. ciloMisire, Anstrengung. Obed. ngriech. rajaXt/rdct), GHOoSdC«) iCcpt tc, £Tri|A£Xoö-
[jLat. -aja/tiXYjC, a'jroy^dCoJV itepi zi, £irt[XcXY;?, aus xojaXt/XYj;. Pap. 510.
öalge, türk. icAJU»., Art. musikalisches Instrument.
serV). calgija, .svirka. öala, cala, calgidzije mlade. Hör. 101. Z. 343. 3.
öalim, di^agat. List.
nslov. calaren, garstig, calovati. Aus dem magy. csal, betrügen. Viimbery 139.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 93
öalma, Turban.
nslov. calmast, wohl Turbanträger. Hung. rum. wird auch kalmaj angeführt.
öalmak, türk. i^JL*., schlagen, stossen.
alb. 7ne u caltis, aflfaticarsi. Vergl. ngriech. xaaXozatct), fouler aux pieds. Legr. 306.
Z. 344. 1.
öam, Fichte.
bulg. mur i cam. Rum. 8. ngriech. -Cid\xi., icöuxtj. cami, <?am. Reo. 46.
öamas^r, Leibwäsche.
bulg. camasir. Ljub. serb. camasir. Hör. 390.
öanak, Schüssel.
ngriech. xC^avdxt, irwaxtStov.
candal, pers. Jjoä, Sandelholz.
ngriech. xCo^v^avdv, Art Gewürz. Duc. Z. 368. 1.
öanta, Ränzel.
serb. sva rodhina u cantri fisecl. Volksl. ngriech. "cCidvca, %'JVo6)(tov. Vergl. rCaVTiXa,
adxxoc. *
öap, türk. i->U»., Kugelmass.
serb. cap, komad catme. Zi. 337. 1.
öapan, nordtürk. ^LLa., Lappen.
russ. cajKina, Art Kaftan. dial. Z. 337. 2.
öapken, schnell laufend.
serb. capkun, nestasan, skitnica. griech. xCotTtoux^.oux, gttouSyj: tüi'k. capiklik, Schnellig-
keit. Z. 338. 1.
caprak, Pferdedecke.
magy. czafrancj, czafrag, czaprak, csahrak. cech. caprak.
öapraz, Knopf borten.
serb. caprazi, toke. capraz divan, dvorha drzeci ruke na prsima. Bos. Vila 3. 132.
alb. capraze. ngriech. capraöa. Rec. 31. bulg. caprazi, coprazi für kolan.
öar, Mittel.
bulg. care, plur.: da mu na'jt nekoje care, da go zaguhit dete to. da harat care, da naj-
dat ogan. Sapk. serb. care, pomo6, sredstvo. Hör. ngriech. tojapsc, ^pö'K'JC,, jjleoov. Pap. 510.
öar§k, Bauernpantoffel.
serb. öarak. ngriech. caruch, plur. caruchja. Rec. 30. zorx^oöyi. Pa}!. 323. niruni.
tseruh, Sandale. Obed.
cark, Radscheibe.
l)ulg. cjark, vrtMo. Djuv. carkovi k dUdni pHze. Jir. 140.
öarkula, Art Kopfbedeckung.
kroat. zarknla, janjicarski klobuk. serb. .sarkida. Gund. nn-uni. zp'hdq, glug^, Kapuze.
zerkola, tegumentum capitis e filtro, latam auream finibriam luibens. Leunclavius, Annales.
94 I xKbuanoi.lnc. : Franz Miklosich.
caräu, Viereck, Markt.
Hei den Spaiiioleu in Ungarn öorsi, Markt.
öartak, Gerüst auf dem Dache.
kri)at. ri'dnk. klriiss. certoh. chato. russ. certogs. mrum. cerdake. nun. cardf ist niag\ .
csdrda. csordak. Loge, cecli. cartäk. iivkomd bouda. ngriech. ~C^p5ä%, -;^ap5a%'.. poln.-arni.
cardax- Hausboden, cordax- (Talerie.
casnigir, Vorkoster.
zeschnigir. praegustator. Leunclavius.
eatal, Gabel.
serb. cataU. Rec. 45. catali, dvostruk. Bos. griecli. rCt^OfcaÄTj, 'friLii-
Öate, Zusannnentugiing.
Vergl. niagy. csat, Spange.
öatma, Zusannnent'üguug.
bulg. catmali-vezdi wird kroat. erklärt durch gdje se oh-ve slazu. Ma2. 28. Vergl. z\^'Siz-
ixä:. durch '^dp(o ei'klUrt.
.cavus, Trabant. ,
ngriech. 3'.aoL»;, legatus sultanis. Anna Conmena 2. 411. -uaao'jafj?, officialis. Duc.
zCiaßo'JS'.Sc^, Teniiris reginae viri praecipui. Ibid. -ajao'jar^:. Pap. 149. runi. caus, Thür-
steher. Bukowina, niagy. cmiisz, Herold, Eilbote: daneben csösz, Feldhüter, spau. chauz.
Vergl. griech. TCaßouar^p, tCr/ßo^JOT^p, xCs^^'J'^'iQp, xCao'jpaiQp, ÖTCO^rdvac. Duc. mit türk. vauS
kus^, Wiedehopf. Z. 346. 3.
öefl6, Schuppe.
ngriecli. ceßi, coßü. Fischschuppe. Rec. 31). 51. Vergl. griech. po^orCs'f/.ov, xspcxdpTC'.ov.
Fehlt Z.
öehre, Gesichtsfarbe.
serb. ccJira, izgled lica. ih licu cehrv, prom'jenio. Hör. 321.
öejrek, Viertel,
mrum. cereke.
6eki, Art Wage.
serb. cekt'jo, l>estiuuntes Gewicht: 2257^ Kilogr. Vardar.
6eki6, Hannuer.
aslov. cekatiö. uialleus rostratus. nslov. cakan, Streithammer, poln. czakan, Streitkolben,
klruss. cokan. Keilhaue, cakanos, Polizeidiener ung. raagy. csdkany. mrum. tsok. gi-iech.
Tjjoxavii;«}, t3'j%iCw- zpor<cpo'j(o u xpö; d)./,o. Pap. 510. Vergl. cech. cahan.
öökmek, ziehen.
serb. na cekme, fiekmek-öuprija, cekme-duprija. cekma, kovcezic. H<>r. rekma: krilo na
oknu: doklen cekma sa peridUra sinu. 366. pridje cekmi l pendzeru. 161. cekmeli sanduk.
Vergl. cekmf'. cekmodzr.
öelebi, Adeliger.
zelebis nobileui signitit.-at. Leunclavius. span. chilibi, caballero. Eguil. 375. ngriech.
Die türkischen Et.bmente in den Südost- und osteuropäischen Spuachkn. 95
celenk, Art Kopfzierat.
bulg. celenki, cech. chochole z hiU sihsene trdvy, fecene kojl, kojin. Jir. G7. ti-necli. -.C'Xir^^i,
äpiatciov. Vergl. -cCs^^ty^ac, otaauopov.
celik, Stahl.
ngriech. zC,z)d:f,t.. rCsXt^svto?. ■zC,ZKWj-nt), a-iojxöw. z(^zk['f.ui^ri_
ßeltik, JxLa., Reis, Reisfeld.
serb. celtik. Rec. 16. Man findet ein bnlg. ralticl, Sümpfe. Z. 363. 2.
öenbör, Reif, Halsband.
bulg. cumbe?', heia zenska krspa. serb. cemberima zamotala Ucp. Hör. 2.'')6. i-iiss. cem-
hurs ots konja. cemhurn selkova. Kirsa Dan. griech. xöxxivo xasiiirspt. Pap. 132.
cengi, pers. i^jCäs., Tänzer.
Dieses Wort ist zur Erklärung von ringane nicht geeignet.
c6nk, cengel, Haken.
ngriech. tCsyY^^^^'''*'- ^'i'*''-^-'^* ■ xl^i-{'('Kt\ic, crochet, gibet. Legrand. Vergl. magv. csdklya.
daher rum. cakl§.
öepken, (j-Cx^., Art kurzer Mantel.
bulg. cepken. Rumena. 24. rnm. cepken. Z. 348. 3.
6ercive, Rahmen.
ngriech. plur. cercevedes. Rec. 3.5.
öerge, Hütte, Zelt.
serb. cei'ge raspinjati. Hör. .59. magy. cserge, Kotzen, zig. cerga, Zelt, ngriech. "Cspy'^,
Teppich. tC^PY^- ^^PT'^? %(ootov, |avöoc. klruss. cerha, Reihe, scheint identisch mit ceredu:
poln. czerha ist klruss. Rocznik.
ceri, ^liliz.
poln. czarihastwo. Archiv 11. 223. niagy. cseri, cser, Schaar.
cerkes, türk. j-Si^., Tscherkesse.
bulg. nozce cerkezlie. Volksl. .'^abja r.erkeska. poln. czerkas, Art Baumwollstoff, magv.
cse)'ke.sz, Waldhüter. Z. 3.54. 1.
öervis, fett, Fett,
bulg. cervis. Jir. 244.
cevken, c6vkan, pers. i^^W? o^yrf-^ Schlägel beim Ballspiel,
serb. cugelj, vrsta nadzaka. Hör. Z. 374. 1.
c6vr6, Umkreis.
bulg. dzevre, Art Tuch. Djuv. serb. (-eorma. Hör. 582. 592. griech. TOcßps, mouchoir.
Legr. 118.
d§kr§k, Rad.
Vergl. bulg. cerkliji zengiji. Volksl. serl). cekrek. cekrek hcdevija. Bos. cekrik ogneni,
masina. Rec. 19. griech. -cC^J^pixa, stSAarpa, rjkar.äxri.
cfiierdak, türk. ^b^Xa., Schelle, KHngel.
serb. .srebrne regrte. Bos. Vila 3. 29. Z. 360. 3.
96 1- Abhandlung: Franz Miklosich.
^epur, Spitze von Eisen.
i-uss. ciiubiiri/ tri, zubrinychs trinogovs tri. Urk. von 1557.
äerag, Leuchte, Lelu-ling.
iiiagy. cxinfk, Schützling, ngriech. xaspaÄt, elfeve. Legr. 132. z!lipd%i, S7)(Jiio6pyYj[Aa.
r
6166, Tante, ältere Schwester,
niagy. csiaia, senex.
- 6i6ek, Blume,
scrb. cicek. cicastu-iuorgovast, crvenkast. Bos. Davon ist verschieden serb. cicdk, Klette.
eift, Paar.
bulg. strekno cifte, chevron. Bog. poln-arm. dzuvt. serb. cift po cift, par po par. Bos.
cifte kabiiri. ciftelija, nesretau. Vergl. Hör. 2. 625. türk. tck dzift, paar, unpaar: serb. tako
ili liho. ngriech. y«vti tCt'^rc xatxt, caique h sept paires de rameurs. 8s/.a rC^'P'c^wv, Säicd-
oxaX[i,o;. türk. cift ist pers. dzuft, zend. jiikhfa, aind. jukta, junctus. Darniesteter I. 57. 88.
IL 90.
6ift, Joch Ackerstierc. öiftlik, Landgut.
serb. ciftombije. Hör. 1. 122; 2. 187. kmefi i cifcije, kmeti i cißuci. Hör. 2. 355. ciftelija.
Hör. 1. 424; 2. 252. mruni. coßik, mosie.
6ifud, dzühud, Jude.
serb. cifutiu. cifutarija. Bos. poln.-arm. dzuhut. ngriech. zh tCc^ooti. türk. auch
jaudiler plur. ibrani und ngriech. ovrei, zidi. Für magy. zsidö wird ein ähnlich lautendes
Wort in türk. Sprache angenommen: es ist jedoch slav. Ursprungs.
6il, gefleckt,
serb. cilafast.
cilb§r, dzilbür, türk. «^^JU?., Setzeier, Rühreier,
serb. cimbur. Kuz. Z. 363. 2.
6116, türk. xJUa., Strähne,
ngriech. zyXii. llind. 91.
öilim, nordtürk. Tabakspfeife.
russ. cilimcikö. diäter. 91. cilims, trapa iiatans.
6imdim6k, kneipen.
ngriech. cimbi, masa. Rec. 33. cinipidi. 56. öatixTtcvd^sc, atcyjAaxa zf^c S'j)jj'(iaQ. Pasp.
6ingane, Zigeuner.
l)uln.-arni. dzinrjan. bulg. ciganin stammt direct aus dem griechischen: ZQb^^a^rjz, dQiy-
Yavoi. <xzzi'CK>x-/fjC. Pasp. magy. czir/dm/.
6iDi, Porzellan. 6inlü, seni, ('hinesc. UuX. öin, China,
alb. cennk, piatto. cinija, Teller. Keß. 33.
6iriä, Kleister.
magy. csiriz. nun. ciriz.
6it, bedruckte T^einwand.
magy. csit, tarka rumeli vdszon, alias tsit.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachrn. 97
öiz, pers. jaä, etwas, na öiz, nichts.
bulg. ciznikolko wird durch mnogo erklärt. Vergl. das mir dunkle i prestana kiz nikolko
azna. Milad. 185. Z. 378. 2. Darmesteter I. 39.
öizme, Stiefel.
nslov, cizmi, plur., Bundschuh, slovak. cizmy. rum. cizme. magy. csizma, csizsma.
czizmadia, czizmazia.
öoban, Hirt.
kroat. cohan. Istr. serb. cohanöad. poln. czahan für loöi rosiy podolski ist kaum richtig,
ngriech. xCto|xirav7jc, ßoaxos.
öogan, türk. ^jlc^a., Seifenwurzel.
serb. cogan. In Bosnien. Bianchi 2. 661. Blau 258.
öoHa, Tuch.
bulg. cohadzijski han. zig. cocha, Kleid, klruss, cuha. öuhaj. cuhanja, Namen von
Kleidern, slovak. cuha. magy. csuha, csoha, Kleid, ngriech. 'cao)(£Vtoc. tao)(arapaioi. Legr.
132. cocha, cocha. Reo. 31. alb. coa.
öoüadar, Kammerdiener.
tzohadar, qui vestium sultani curam gerit. Leunclavius. tschokadar, Kammerdiener.
Hammer, magy. csuhadär.
öok, viel.
serb. cok sej, cudnovato, eig. wie gross, wie herrlich! Bos. Vila 2. 258. Z. 373. 3.
öoltar, Pferdedecke.
magy. csotdr, csujtdr, csöltdr, Schabracke. Vergl. cul.
öopine, ju-o^, picus.
rum. cjovin§, cjovik§, Fischadler. MeniAski 1. 1671.
öorab, Strumpf.
serb. corabi, carape. alb. carapat. Reg. 30.
öorba, Suppe.
bulg. corhadzija, einer von den Vornehmen des Ortes. Jir. 175. nslov. corba, schlechte
Suppe, schlechtes Getreide, j^r^meÄ;. serb. corhallok. ngriech. corvali6i. Rec. 87. Art Getreide-
mass, Schüssel, magy. csorha. csorhadsia, csömbördsi, Janitscharen- Hauptmann, poln.-ann.
Surva.
öotura, hölzerne Flasche.
slovak. cutora. cutora findet sich auch bei den Sachsen Siebenbürgens, griech. tajÖTpa,
ßo{jiß6XY;. Pap. 163. 448.
öölkja, Strumpf.
russ. vn culocikachs bezs öebotovn. poln. czulka, onuczka. weps. culk. mordw. culka.
öerem. celkä. Ahlquist 147. votj. ctdok.
öör, öor, türk. .^, Splitter, öurluk, Ort voll Splitter.
Vergl. ngriech. tC^upoüXt, x&fj.pid'ciov. xCoüpouXtdCco. Pap. ,''i07.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Abb. 13
98 1- Abhandlung: Franz Miklosich.
6örek, Kuchen,
bulfi'. corek. Ljub.
6ör6k-otu, ^^"^1 liJ^^, Schwarzkümmel, nigeUa.
serb. corekot. Bhui 297. Z. 317. 3. Biauchi 1. 659.
öuar, bunt.
Ans dem russ. votj. cubor.
öubuk, Ruthe, Pfeife.
bulji'. cubuk, cjahuce: pija cuhuk und nslov. pijem tahdk stimmen im Verbum mit dem
Türk. (icinek) überein. pohi.-arm. cuhu^, Ruthe. ngriech, xCou[iiro6%t. span. chibuque. mrum.
cibiik^.
cujen, Gusseisen.
poln. czuhun, czahun. Aus dem Kh'uss. Roeznik. 254. mordw., weps. cugun, Topf aus
Erz. Ahlquist 138.
öukali, türk. JU'^, Nachttopf.
ngriech. TOoomAt, Topf. xaouxaXoirooXov, Töpfchen. TOOuxaXdc, Töpfer. Duc. toouxdXi,
Legrand, cukall. Rec. 33.
eukur, Grube.
serb. cukur, cukura^ hohl; Grube, Höhle, rupa, jama.
öul, Pferdedecke,
ngriech. xC^'^^^c, TzlXoz.
öula, türk. ^»a., Name eines Vogels.
Vergl. biilg. cidovka, Art Vogel. Jir. 233. Z. 374. 3.
öulak, Krüppel.
Vergl. bulg. ckulav, ohne Ohren, lit. sciunklas, Sttmipf einer Hand, eines Fingers,
serb. culav, ohne Hörner oder Ohren.- öulati se. cuUti.
öuma, Pest.
mrum. dafür piisklia aus pustula.
öumak, Keule.
jjoln. czumak, Fuhrmann, der mit Ochsen Weizen aus Podolien und der Ukraine nach
Odessa, Salz aus der Krim, Fische aus dem Don, Gips vom Zbrucz usw. verfrachtet; ein
verwilderter Mensch. Roeznik. Rambaud 491. Vergl. poln. ciupaga, kij, laska, toporek, sie-
kierka na tUugem trzonku.
öum^ö, nordtürk. Trinkgeschirr.
klruss. cjum, bukiah: cjum vyna. russ. cums^ Schöpfkelle.
öunki, jiers. jOo^, weil.
bulg. cunke. Verk. cjunkim: cjunkim, sankim i belkim - trojica brate. Sprichwort. Colak.
242. Z. 375. 2.
öuri, nordtürk. ^^ySf, Magd, Mädchen.
Vergl. serb. cura. Z. 372. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 99
öuruf, Schale, niss. skorlwpa.
bulg-. curupka. Kacan. cerapuni, Schalen der Schnecken. Fehlt Z.
öuval, Sack: nordtürk. Kamin.
russ. ruvah. Mater. 331. griech. tC^^ßaXov, stola persica. Diic. TCo'jßdkov, adxxoc.
öüst, pers. vü**uÄ., flink, beweglich.
serb. cust, okretan, hurtig. Bos. Vila 3. 23. poln.-ami. arm. cust, schnell. Z. 357. 1.
dada, Kindermagd.
serb. dadija, pomajka. magy. dada, daduk, altes Weib, ngriech. vtatd, tpocpoc. Pap.
400. mrum. dade.
dag, türk. cb, Berg. dagl§, Bergbewohner,
bulg. dagli, daali. Djuv. Z. 420. 1.
da'i, der Anrufende.
serb. od Bosne daija. Hör. 18.
daire, Handtrommel.
bulg. daare, Trommel, serb. daira, okrug, skiip. Hör. span. ataire. Egull. 299.
dajak, türk. ,j-L}li>, Stock, Stockprügel,
serb. odajaciti, odalaciti, prügeln. Z. 422. 2.
dajanmak, sich stützen.
ngriech. vraYtav-cb, r^sister. Legr. 128. 130. 172. icXsov 5sv za^javTa). Pap. 108. vra-
ytavTäco, 'jiuofJLSvo). 468. VTaytavit. Saytäx, atf^ptYfJta. ÜTCOGtY^piYJJ.«- 5oid%tov, oia^. nordtürk.
tajan, opirath sja.
daj§, Onkel.
serb. daja. Hör. 150. dajinica. 173. daidzic. 325.
dakeke, Augenblick,
bulg. na svakoja dekika.
dal, Ast, Zweig,
bulg. puska dalijska.
dalga, Welle.
bulg. dalga. serb. odbija dalgide od duvana. Bos. Vila 3. 115.
daljan, Weiher,
bidg. daljan. Jir. 559.
dalkavuk, Schmarotzer.
bulg. dalkauk. Djuv. ngriech. SaXxaßooxT]?, icapdaitoc.
13*
100 I- Abhandlung : Fkanz Miklosich.
dalkelQdz, türk. >>JLi" Jl,j, Laiigsäbel, Art freiwillige Miliz.
s?erb. dalkrUc^: da ' pisemo mlade dalkrUce, koji 07io ne zale umr'jeti. Hör. 249. Z. 420. 3.
damar, ^Je, Ader.
serb. all), dnmar. Rec. 23. Z. 602. 3.
damga, Marke.
bulg. dangalak, dumm, eig. mit einer Marke bezeiclinet wie der Widder. Djuv. russ. klej-
mo, znaks. dangalak soll auch einen lang aufgeschossenen Menschen bedeuten, wruss. tamha.
polu. tamoznia aus dem Russ. finn. deng. Ahlquist 190. nordtürk. tänkä, Geld. Ein dengi,
Geld, gibt es im Nslov. nicht.
damla, Tropfen, Schlagfluss.
bulg. damla in beiden Bedeutungen.
dana, türk. bUo, «jlio, einjähriges Rind, Kalb, nordtürk. tana.
bulg. di^7tak, d^uace. Djuv. Colak. 142. Z. 421. 3; 593. 1.
dar, türk. .Iv>, Enge.
ngriech. VtapiiTTOYCtCt. Volksl. Z. 419. 1.
darb^ane, Münzhaus.
bulg. taraphana. Jir. 574. ngriech. za.^'XTzyo.vö.c, äpyupoicoTrelov.
dar§, türk. j.lo, ^>lk>, Hirse, nordtürk. tar§.
magy. dara, Graupe, kuman. tari, milium. Z. 419. 3. Vergl. dhurra, Mohrhirse. Hehn
444. 546. kurd. daree, Mais. span. zara, Mais. Eguil. 526. aldora, panicum. 545.
da'va, Process.
bulg. davija. davadzi, davudii. davosvam, processiren. Djuv. serb. dava, udava, raspra.
Novak. 74. ngriech. vxctßa. ^Ja^azC^Q ä-fco-^zdi.
da'vet, arab. s^o, Einladung, Gastmahl.
ngriech. vraßsxi vd zodi %d|JL'(]?, traite-les en amis. Legr. 172. türk. da'vSt etm4Jc, ein-
laden. Z. 329. 3.
davor, das wohl nicht türk. ist.
serb. davoriti, singen. Gund.
davranmak, sich ermannen.
ngriech. viaßpavTiC^"» resister. Legr. 170.
davul, Trommel.
bulg. david. serb. davul. davulhana, buhnji, svirale, diple, zürne i davulbazi ili talam-
basi. Hör. 590. davidbazi, daidbazi. Ibid. daulbazile. ngriech. kypr. taiAiroaXÄiov, Feldpauke,
ngriech. tabulcJiana, musica militaris. Legr. Nicht von türk. tambur, Art Musikinstrument.
parthisch taßa/.a für -cuiiTcava, Hesych. ngriech. raßouX, xö xstpi, Mohrentrommel. Hind. 115.
Vergl. magy. dub. dobus, Trommler: serb. dobos, Trommel, slovak. dobos. poln. dobosz.
nun. dob§. klruss, dovbyi, pers. def, arab. duff. Z. 430. 1.
de, und, auch, wolilan.
kroat. nade tebi. Maz. 1. 19. stani dere. zami dere. serb. dede der vidim. Vardar. na-
der tebi knjigu. Hör. 1. 118. pokrij der me. 136. daj der meni. Bos. Vila 3. 187. deder sad
odgovori. Bos.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 101
deftör, Schreibtafel.
ngriech. Si^rspt, ScOTSpt, rstpxspt. SsutspTdpYji;, zsureptdpT)?, greffier. Legr. magy, defter,
Liste, defterdär.
degenek, Stock.
bulg. degenek. Djuv. magy. dögönyeg, Dolch in einem Stabe, dögönyöz, prügeln, griech.
degirmöndzi, tUrk. ^^^So^ Müller,
bulg. dirmendzija. Z. 431. 1.
doli, närrisch, toll.
bulg. doli Marko, delikanli, heftig. Djuv. poln. delija, das nicht nothwendig aus dem
Magy. abzuleiten ist. magy. deli, delia, doli, dalia, tapfer, stattlich, deliseg, dalisdg.
delv, arab. pers. J<>, Eimer.
bulg. delva, cech. okov. Jir. 135., grosser irdener Topf, aslov. dely, dehvh, Fass. Für
Entlehnung spricht die geringe Verbreitung des Wortes, Z. 434. 2.
demek, türk. dlcij, zagen.
bulg. demek^ das heisst. Pril. 83. Z. 447. 2.
demöt, Bündel, Garbe.
bulg. demet, snop. serb. demet. griech. demati, snop. Rec. 89. be\).dvi, Art Mass auf
Korfu, )(spößoXov. Pap. 416.
demir, Eisen.
bulg. demir. demir-kapija. Djuv. kroat. demrkinja (sahlja). Maz. 30. serb. sablja demerina.
Nikol. 102.
denk, Ballen.
ngriech. denci. Re8. 89.
dörban, Thorwart.
rum. daraban, d§r§ban, d§r§banc, dorobanc. poln. daraban. Alles vom nhd. trabant.
magy. durbancs.
derbend, Engpass.
bulg. drven. Djuv. derven. derbendzija. Jir. 272. ngriech. Sspßsvja. Flur. Volksl.
derd, Schmerz.
serb. ti nam dertu pogledaj dermana. Hör. 1. 203. dertli i kaharli. 83, on se dertan maknut
ne smedjase. 547. Vergl. Hör. 2. 426. ngriech. vrsptt. Pap. 110.
dere,»pers, 5»t>, Thal, Bach,
bulg. dere. derence. Jir. 228. derebeg, Anführer von mit der Regierung des Sultans
unzufriedenen Leuten, serb. deribeg, beduinski beg. Hör. griech. vcEpSfiiTcTjC, plui*. vtsps-
[i.TzirineQ. Volksl. Z. 427. 2.
döredze, Stufe.
alb. deredze. ReS. 59.
derim, pers. ^j^^, herumirrend.
serb. derindiiti, faulenzen, direndiati. Bos, Vila 3, 190. Z, 427. 3.
102 !• Abhandlung: Franz Miklosich.
dörman, Heilmittel.
serb. derman, pomoö, lijek: ti nam dei'tu pogledaj dermana. Hör. 1. 203.
d6rs, arab. |j<-sJ, Dreschen, plur. durus, Lesen, Lection.
Vergl. serb. ders, slovo. Bos. Vila 2. 242. Z. 423. 5.
dervö, 5^^^>, Flickwerk.
bulg. dei-visko dervedze, etwa zerlumpter Derwisch. Milad. 211. Bianchl 1. 520b.
derviS, Derwisch,
span. derviche.
desto, Bfindel.
ngriech. zäazic. Hind. 66. Vergl. tSste.
destimal, Handtuch.
mrum. distimele. Obed, pistimanlu. Weig. 28.
dev6, Kameel.
slovak. tjava neben cech. dial. cava.
devlek, Art Melone.
serb. didek, bundeva. Reo. 50.
dövlet, Reich, Macht.
serb. devlet, zavicaj. Bos. Vila Z. 140. it, devletu. Hör. 1. 188. do nasega tahta i devleta.
34. ngriech. tö SsßXstt. Volksl. vxoußXsit, vtoußXstv], salvus, felix sis. Passow. VTOoßXET,
gouvernement. Legr. toußXst. Vergl. serb. bi mu dovlet cestit ucinila. Volksl. duvelL Hör.
vom Plur. düvM.
dövr, devr6t, d6vr6, d6v6ran, devran, Drehung, Zeitabschnitt.
bulg. devran. Djuv, Vergl. griech. VTsßpt, -(ö^(J., irspio^ta. Pap. 468. v-sßpt: Träjis vrsßpi,
iter facimus. Passow. serb. dever, patnja. Bos. Vila 2. 258. kijamet i dever, 2. 147. Z. 438. 1.
demeäke, damascirt.
bulg. sablja damaskina. magy. damaszka, Damast. Man merke serb. crkva demiskija.
Kac. 129. poln. demesz, demiesz. demeszka, Damascenerklinge. detneszkowaö. damaszka. Art
Pflaume. Kari. 27. Adamaszekf Damascus. russ. jadamaska, adamaska. Grig. span. dama.<!qu{.
deä, Äusseres.
serb. na dis'er avliju. Volksl. nordtürk. t§s.
di, nordtürk. russ. skazatb.
russ. de, deskath, moh. Ostroumovt. Das Wort wird angewandt bei der Anführung
von Worten eines Dritten: ons govorits, ja-de ne pojdu-de, chotb-de cto chosb delaj. Der Zu-
sammenhang des russ. de mit dem türk. di ist jedoch zweifelhaft. Vergl. Gramm. 4. 155.
dib, tiirk. »_*jt>, Grund, Boden,
bulg. dip. Djuv. Z. 445. 2.
diba, Art Seidenstoff.
serb. dibu .sarn ti skrojio. Bos.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 103
dibek, Art Mörser.
alb. dubek. Rec. 33. Vergl. rum. durhak, Art hölzernes Gefäss.
dik, türk. dL>4>, gerade aufstehend.
serb. dikli hod. Bos. Vila 3. 23. Z. 447. 1.
dik, arab. »iJLj, Hahn. kurd. dik.
magy. tik, tyuk, Henne. Z. 447. 1. Hehn 290.
dikel, Haue.
aslov. dikela, ligo. bulg. dikel, Haue, dikeli, plur, Milad. 270. russ. dekah, orudie dlja
kopanija. Grig. griech. SixsXa, SixsXt. Fremdw.: dikela.
dikön, tiken, türk. ,jXaj, Dorn.
Vergl. bulg. dikanja, eine Art Dreschvorrichtung. Jir. 133. po digeni ti hodis. Z. 333. 3.
dil, pers. Jo, Herz.
serb. dilbagija, zapis, koji se nosi u duguljastoj kutiji ili zavitku, i tim se razlikuje od
hamajlije. Hör. devet dilbagija. 133. dil und bog, db. Band.
dilber, reizend,
serb. soja dilberskoga.
dilkusa, schön.
serb. tica demkmica. Bos. dilkusa, dilkusica, ptica, koja m^ce veseli, slavuj. Hör. dil und
kvJ, Vogel. Vergl. tica benjkmica. Nikol. 26.
dimi, Barchent.
bulg. dimito, russ. bumazeja. Djuv.
din, Brauch, Glaube.
serb. radi naseg dina i imana. Hör. 1. 210. dinu se zarekao. dindusman, dinski dusmanin.
direk, Balken.
serb. direk (na kalpaku). Hör. 1. 474. direk od Krajine. ngriech. vrspsxt, C^'^ov ßap6,
jiSYCtc (i'\rikhz ävT;p, 6c xai vrspsxac xaXstxat. Pap. 469.
direv, duru, pers. ^^o, Ernte.
Vergl. bulg. drsve. Djuv. Z. 427. 1.
dirhem, Drachme.
bulg. 'dirhem. Djuv. serb. dirhemli. span. dial. direm. adarme. Eguil. 49.
dirin, pers. ^^*J^>, alt.
bulg. drzm alt. Z. 446. 2.
dirlik, türk. JÜoiJ, Leben, Lebensart.
bulg. dirlik. Djuv, serb. dirluk i pasaluk. Hör. Z. 446. 1.
diS, Zahn.
bulg. diä-haka, Art Abgabe. Djuv., wörtlich Zahnrecht. Vergl. serb. dis-para.
div, Dämon, türk. däv, Teufel.
serb. divi, dzini (djavoli). Bos. Vila 2. 355. ngriech. vrtßt, (ASY^ro?. Pap. 469.
104 '!• Abhanolung: Franz Miklosich.
divan, Hof, Rath.
serb. divanhana, divhana, sjednica, zbornica, prostor u ku6i, gdje se Ijeti sjedi i odmara.
Hör. divan odaja. stojeöi divan sve na nozi. magy. dlvdn, divdny, devän, devdny, Berathung,
Sopha. span. divan, duan; aduana, auch bask. Eguil. 61. ngriecli. Stßdvt, ÄYOpd, ouvsSpwv.
divane, närrisch,
bulg. divane. Djuv.
divar, Mauer.
russ. tuvara, duvars. Grig. griech. vtoußdpt. Legr. Soßdp, toßdpi.
divek, J^j, Komwunu.
Vergl. bulg. divek, russ. kulüs, Art Brei: ursprünglich vielleicht Art Nudel, nach der
Form benannt. Vergl. it. vermicelli. MeniAski 1. 2224.
divit, Schreibzeug,
alb. divit. Rec. 60.
diz, Schloss.
kroat. dazdar. Sirena.
dizgin, Zügel.
serb. auch djuzgun. Bos. Vila 2. 254. klruss. tyzkeüi. ngriech. SsCY'xtv, vScOYXivt, TJvia,
pUTK^p.
dizmaD, pers. ^jLcyjiJ, gross, ungeheuer,
bulg. dizmanli. Djuv. Z. 446. 3.
dogan, Falke,
bulg. duvan. Djuv.
dogramadz§, Tischler,
bulg. dogramadzija. Djuv.
dogri, dogr§, gerade, bulg.-türk. dooru. ' >
bulg. duurutmak. Djuv. ngrich. vroypt, xax' soöctav. Pap. 469.
doiboi, kirg. Dame im Brettspiel, nordtürk. tobit.
Vergl. russ. dovedb, das man von W. ved ableiten möchte.
dolab, Wandschrank,
ngriech, SoD/.dzt, 'p^a^fs.io'i.
dolama, Art Kleid.
kroat. dolama. Ung. serb. aznali dolama. Kac. 80. niagy. dolmdny, dolomdn. rum.
dolman§. ngriech. SooXwjxa, inferior tunica. Crusius. hi dollama. Rec. 29. alb. dollama.
span. duliman, dorman. Eguil. 387.
dolma, Füllsel.
Vergl. bulg. dolmi, tikvi.
domuz, Schwein.
bulg. domuz-halfk, Delphin. Djuv. domuzin kaurin ist dunkel, serb. domuzovina. magy.
domasz, damasz.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osTEUROPÄiscnEN Sprachen. 105
donanma, Lustbarkeit.
bulg. donanma. Vergl. daboan, Begleiter eines feierlichen Aufzuges. Djuv. ngriech.
vrovav[xä?, vxova[ji,dt^. Volksl.
donderma, Gefrorenes,
bulg. dondurma. Djuv.
doru, braiTn.
eerb. dorin. bulg. dva dora. ngriech. vropigc, Itztzoc, )(p(ö(JLaxoc ßuaatvoü 'Jj 6'jrcp6Öpou.
Pap. 469. -op{ 102.
dökmö, türk. x^^^j, Guss. dökmedzi, Gelbgiesser.
ngriech. Irj-^^^zl^ffi. Z. 441. 3. Hind. 59.
dönüm, türk. j^^o, Morgen Landes.
bulg. deonjum, d. i. djonjum. djtdjum, cetven desjatiny. Djuv. uvrat. Jir. 126. 141.
serb. dunum, 9197« Quadratmeter. Vardar. Z. 443. 3,
dort jol, türk. J^ ^;^'^) "^iß^" Wege.
serb. dortjol. Bos. Vila 3. 140. 141. Z. 438. 1.
du'a, Gebet.
serb. dova, bogomolja, hlagoslov. dovale, ejdovale, z hogom, z dohrom molitvom. dovale
viknu. Bos. Vila 2. 144. 309; 3. 70. to je dova cara cestitoga. i valu niu i dovu dadose.
Volksl. uci dovu. Hör. 1. 400. dovaler 469. od nje hair dovu primi. Bos. dovadzija, mo-
litvenik hogomoljac. Hör. 1. 277. 311.
dubare, zweimal,
bulg. duhara.
dud, Maulbeere,
bulg. dud. Djuv.
dudak, Lippe.
serb. arapin dudaklija. Vardar.
du du, Dame. Vergl. tuti.
ngriech. vxouvcou, poiüette. Legr. 214. vtouvtouSsi; xal xavdpta, Papageien und Ka-
narienvögel. Legr.
duyan, Rauch.
bulg. duhan, duvan. Djuv. klruss. dohan, dovhan beruht auf magy. dohuny; ebenso
slovak. dohan.
dukkan, Laden.
serb. doganja. dogandzija. mrum. dukian. Obed. span. adoquin. Eguil. 59.
duman, Nebel, Rauch,
serb. duman. Hör.
dumdar, Nachtrab des Heeres.
serb. dundar, straznja straza. dundar (konja), skup, gomila. Vergl. magy. dandär, Schaar.
Denkschriften der pliiL-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Abb. 14
106 I- Abhandlung : Franz Miklosioh.
duraki, arab. ^l.jO, peclie k peaii lisse. durrak^n, Mandelpfirsicli.
Vergl. ceeh. durance. slovak. durancie, pruuuin duracinum. durandzovy. s(.'rb. duran-
clija. magy. durdnczi, duranczai, duracimis. durdnczi harack. Barbier 1. 733, b. Z. 425. 1.
Vergl. lat. duracina, Pfirsich (Härtling). nigriech. poSdxtva, wobl aus dem lat. Worte.
Hebn 372.
durmak, steheu.
serb. durun oi'da, stoße tu. durmadan, neprestano. Hör. griech. vi:o6p[JLa, tayscoc. Pap. 469.
duvak, Brautschleier.
bulg. duhak, hido. Ljub. serb. duvak, gen. duvka. Bos.
düblik, türk. dUb^s, Schellentrommel.
ngriech. Touji,7r).sxt, tambour. Legr. xo[ji,TrcX£x.ja, plur. Pap. 84. Z. 423. 2.
düdük, Pfeife.
Ceeh. dudy, Dudelsack, klruss. dicda. magy. duda, Dudelsack. Vergl. düd, Melodie.
diidol ist wohl d. dudeln.
dügüD, türk. ^}C>, Fest.
bulg. sunct-dugjun, Fest der Besclmeidung. Z. 441. 3.
dülbend, tulben, Nesseltuch.
bulg. djulhen, cech. dlouhy, htty zdvoj. Jir. 319, serb. dulhent. ngriech. tulpani. Rec.
30. TouXo'JiidvL Hiud. 69.
dülgör, Zinmiermann.
bulg. djidgerski jezik, Art Geheimsprache. Jir. 320.
dümen, Steuei-ruder.
serb. diimedzija. dumedzijati. ngriech. TSiioviov, ■TiTjSdXiov. •cs[i.oVTC'>jC.
dünja, Welt.
bulg. dunja. djunja-gjuzelijka, grosse Schönheit. Djuv. serb. dunjaluk, dunajluk, Welt.
Bos. span. adunia. Eguil. 65.
dürbin, Fernrohr.
ngriech. toup[iTio6vt, lunette. Legr. mrum. tulbiu§. Weig, 124.
düsek, Bett.
ngriech. Touasxtv. Legr. viouasxt, aTp(b[jLa. Pap. 469.
düsman, Feind,
mnmi. dusman. Obed.
düzc, türk. »\jO, Gleiclmiässigkeit.
ngriech. VTOÜoixo, rpö/oiz. Pap. 469. Z. 439. 3.
dzab, i->L»., action de tirer des profits.
rum, cjap, Kniff. P\!hlt Z.
dzad^, per.s. ^i>La., liexe, Zauberer,
bulg. dzadadzija, Zauberer, Jir. 633, Z. 339. 2. poln.-arm, dzadu.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 107
dzagale, pers. «JLää, unreife Frucht.
Vergl. bulg. dzagali, Pflaume. Jir. 57. Z. 358, 1.
dzag^rmak, türk. (^/ijäL»., schreien, singen.
serb. dzagara, Klosterschule, dzagor. dzagati. dzagoriti. Z. 341. 3.
dzam, Glas.
serb. polet je dzamu i pendzeru. Hör. 1. 103. Vergl. dzamli pendzer. na trbuhu diama
nema. Bos. Vila 3. 5.
dzam'adan, Mantelsack,
serb. dzemadan. Hör. 1. 472. serb. alb. zamadan. dzamadani. Rec. 29. griech. rCaadv-
fjac. Duc. 5Tata[JLav3dv, yaaxcoXtov. -cCiaiJiavtävt, (JLapatirtov. mordw. cemodan. finn. sumataani,
Futtersack.
dzami', grosse, öffentliche Moschee,
russ. diami, mecetb. Grig. span. aljamia. Eguil. 203. gima. 413.
dzan, Seele.
bulg. zansm, dusa moja. Djuv. serb. dzan. dzan teslim ucini, dum ispusti, tüi-k. dzan
teslim atmak.
dzanbaz, Seiltänzer,
bulg, dzamhaz. Djuv, dzarahnzin. serb. dianhaz.
dzanfös, türk, ^J^ÄjU., Wandeltafft.
serb. u dzamfez dimijama. Bos, on joj Stade dzanfez otpinjati. Bos. Vila 332. ngriech.
tCatAfpeac. Z. 346. 1. Hind. 68,
dzaverse, pers. «lwnjU», Art Hirse.
Vergl. ngriech. xCoißoLp atayivrt, %£YXP°^ ivSixöc. Duc. für tCaßdpacc jpxi Z. 346. 3,
dzeba, Geschenk, unentgeltlich.
bulg. dzaha. Djuv, ngriech. zC,irj.]XTza, dicptdTTjV, irpoaa.
dzebe, Harnisch, dzeböli, geharnischter Mann.
serb, trazim za sehe cebeliju. Bos. Vila 3, 204. da mi sinu hideS dzebelija. 324.
dzebre, Beutel von Ziegenhaar.
bulg. gebre, torche-nez, istrij-kon. serb, djebra, kao kesa od kozine, koja se navuce na
ruku, pa se njom cisti konj.
dzeb"/an6, Piilvermagazin,
serb. dzebhana.
dzödvar, pers. ;tjtXs., j'^i^), Zitwer, curcuma ccdoaria.
poln, cytwar. russ. cytvarh. frz. zedoaire. it, zedoaria, zettovario. Die poln. und russ.
Formen stammen aus dem Deutschen. Z. 351. 2.
dzehönnem, dzenöm, Hölle, bulg.-türk. dzendem.
serb. dzehenem. Bos, alb. dzenem.
14*
108 1- Abhändluno: Fkanz Miklosich.
dzejb, Tasche.
sorb. zehovi. zadzepak, spag. kroat. zep. Ung. mrum. dzope. Weig. 56. dzepe. Obed.
238. ngriecli. dzepja. Reo. 29. xCstctctj, crumena. Duc. zC&TZ'f]. klruss. diovhüa, d£ohenka,
dfohleüa iu derselben Bedeutung ist eig. Futtersack: zoba-. mordw. sepä. wotj. sepis.
ostj. «ep. Ahlquist 151.
dzeli sanu, arab. ^Li Ja, glänzender Rulim, bei den bosnischen Muhammedanern.
serb. bog öelesanu durch svemoguöi, allmächtig, erklärt. Bos. Vila 3. 23. Z. 364. 2; 536. 3.
dzellad, Henker,
bulg. dielatin.
dzemal, arab. JUä>, Schönheit, dzemal ojunu, Art Spiel (Verkleidung) usw.
bulg. koledzanje iU diamalare. dzamalarska druzina. Ljub. 30. Z. 365. 2.
dzemi'et, Versammlung.
serb. diemat, skupätina. Hör. 1. 179. klanjaju diematile 88.
dzönab6t, unreiner Mensch.
serb. dzenabet, ugursuz, objesenjak. Bos.
dzenaze, arab. s\Us., Todtenbahre, Leiche.
serb. dzenazu kopati. Bos. Vila 2. 189. Muji7ia dzenaza 190. dzenaza, mrtvac 292. kla-
njati dzenazu. Vergl. Hör. 2. 614.
dzöugar, tüi-k. vLXJia., Grünspan,
ngriech. z^sr^%ö.^i. Hind. 10.
dzenk, Schlacht.
serb. dzenjak biti. Bos. Vila 3. 205. Vergl. ngriech. -uC^'^'cCwsc, Art Miliz. Duc. Wohl
dz4ngdzi, Krieger. Z. 368. 3.
dzenn^t, Garten, Paradies,
serb. dzenetska hurija. Bos.
dzerimö, Verbrechen, Strafe,
bulg. diereme. Djuv. Vergl. dzürm,
dzermane, xjLcy&., Strafe.
bulg. vrni se, oblace dzermane, i idi, deka je pusta gora, deka ss divi zv^rove, deka
Öovek ne odi usw. Die Gewitterwolke wird, wie es scheint, als Strafe angesehen. Ljub. 37.
Z. 354. 3.
dz6rrali, Chirurg,
bulg. dzarafin. Djuv.
dzevab, Antwort.
serb. dzevapiti caru. ngriech. vrC'ißdit, Xt-^OZ- poln.-arm. dzujap.
dzevah§r, Edelsteine.
bulg. dzivaerdzi. Djuv. serb. dzevair-bizistan. Bos. ngriech. 'C'ßatp'., o-asßatpt, )J.boz.
TOtßsapud. Legr. |i,d/.a|Jia xoti viC^^ßa^pt- l*ap. 68. tC^-'ßasf/tm. Hind. 83.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 109
dzövherdar, damascirt.
serb. dzehverdar. Hör. 340.
dzevz, Nuss.
Vergl. ngriech. xCscfxsC^? [xaupoxouxxtv ivStxöv. zCnoÖQ, zä {i'jpiarixd xdpua. Duc.
dzeza, Strafe.
serb. djezah, kastiga, globa. Bos. Vila 2. 133; 3. 23.
dzezve, kleine Kaffeekanne,
serb. dzevza. Bos.
dzibrö, Weintreber.
bulg. dzihr, synon. cipuri. Djuv.
dzida, Wurfspiess.
serb. dzida kostolomna. Hör. 428. koplje dzidovito 325. iida mu se dzida na rainenu 343.
dzidovina.
dzidzi, Kinderspielzeug.
serb. dzidzali.
dzij6r, die inneren Theile des Körpers, bejas dzijer. Rec.
bulg. dziger, dzigerce, cer drob, Leber, serb. cigerica. Blau 213. hei dziger. Re6. 23.
poln.-arm. dzigar, Leber, ngriecli. TCvjYSpt, auxötc. Pasp. vrCtepi, xCtspi, "^irap.
dzillt, Palmenstock, Stock.
bulg. dzirit. dzilit. Djuv. serb. dUlitimice. russ. dzigiU. dzigitovka. mrum. dzilit. Obed.
189. ngriecli. zvCspCT, z^z^izi, SC^P^t, aauvtov.
dzilvet, arab. s^Jä-, Glanz, Liebkosung, Koketterie,
bulg. dzilve. Djuv. Z. 364. 2.
dzimri, knauserig.
ngriecli. z(^i]X'K^fiQ, xtjxßt^, xviTCÖc.
dzinaj6t, arab. xjUä, Beleidigung, Verbrechen, Geldstrafe,
serb. dUnajet, istraga. Bos. Z. 367. 2.
■dzinn, Dämon,
serb. divi, dzini (djavoli). Bos. mrtvac se podUnio, se polampirio. Bos. Vila 2. 292.
dzirriz, arab. c>o1ä, Aal.
bulg. ciruz, Art Fisch. Jir. 559. Z. 355. 2.
dziva, ziva, z§va, ziv6, s^j, zibak, zibek, Quecksilber.
bulg. zivak. serb. ziva. Jastr. iwo srebro. alb. ze'we. kurd. 2w, Silber, kum. cibac,
cihac 94, 325. Hind. 260. Z. 486. 1; 487. 3. Nach Zenker arab. zibek von dem pers. ziva.
dzug, pers. d^, Joch.
bulg. dzigli: izvadi dzigli te. Djuv. Z. 373. 1.
dzum, dzjum, Faust. Hiev.
bulg. djujm, djuljum, Art Mass, serb. palac.
110 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
dzundzul, türk. Ji^sob», Art Gemüse,
bulg-. dzundzurija. Bianclii 1. 394.
dzunk, türk. viJbjÄ., Lastkameel, grosses Schiff,
bulg. dzonk. Djuv. Z. 375. 2.
dzübbet, Art Kleid. z§b§n. Hind. 80. gübbe, Weste. Ruz.
klruss. jupka. kroat. zupa. zohuncac. russ. z/'puns. zipunoks. usw. serb. zohan. zohanÖe,
kahanica. zuhun. ReC. 29. 30. poln. jupka, zupan, zupica. deutsch Joppe. Kari. 13. span.
chupa. Eguil. 378. aljuha. 199. ngriech. kypr. C,'fi'Krj(i^\.. CtTtouvt. Crusius. it. giuhhone. alb.
gipun. nslov. zohon. Uug. Vergleichendes Wörterbuch: zubunü und zupa. poln. szuhka.
russ. suha, daher votj. mha. niagy. suha.
dzüdze, Zwerg.
bulg. cudzuk, Kind, ngriech. xC^ouvtCsc, y^^^'*''^C£C, vdvoc.
dzühera, arab. .-Lg-^, schön, merkwürdig.
serb. dzehaira, dvorska gospoja. Bos. Vila 2. 375, Vergl. i da vidis vlaske dzevaire.
Volksl. Z. 377. 2.
dzüma, Versammlung, Freitag.
serb. dzuma, sastanak; molitva, koja se u petak drii u dzamiji. Hör. span. jumä. Eguil. 434.
dzümbiä, Bewegung, Spiel.
bulg. dzuvihuslija, russ. vesehcaks. Djuv. serb. dzumbus, pokret, veselje.
dzürm, arab. -ja-, Verbrechen, Schuld.
ngriech. vtCspstAsc, aStxoc xai dicpoaSöxTjTos xpr^jxaxtvM^ C'^ifJ-^a o6 [xixpd. Pap. 468. Z. 354. 3.
E.
6b6 kadun, ^^oU xjI.
serb. hebajka, Hebamme, Grossmutter. Bos.
(eblek,) ablak, arab. (^JLjI, scheckig,
serb. eblekai, konj Saren. Z. 5. 2.
edeb, plur. edab, arab. i_,i>l, ioli>l, Compliment.
serb. edebsuz, neuljuden. Z. 20. 1.
edzel, Todesstunde.
serb. edzel, sudbina. do edield svoga, bis zu seinem Tode. Hör. 1. 130. bez edzela umi-
ranja nema 2. 208. edjel 2. 286.
efendi, Herr.
bulg. efendija. Djuv. ngriech. d'^EVr/jc. drpsvcpca. Legr. dysSsid. dtpcVTStd. Tcapatpsvr/]?,
dvuirpoacoTCO^ dvairXrjptöv xöv xupiov. Paj). 482. span. efendi.
efkar, arab. »LCil, plur. von fekr, Gedanke, Absicht,
serb. evöar, zelja. Bos. Vila 2. 363. Z. 669. 2.
DiK TÜRKISCHEN Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 111
eg6, Feile,
serb. jege.
egir, igir, acorum.
bulg. air. Djuv. klruss. ajer, air, ir. mgriech. ayÄUp. Duc. Aus griecli. äxopov. Z. 83. 3.
egirek wird in der Bedeutung ,fosse' angeführt.
bulg. egrek, Schafstall. Djuv. Colak. 283. Jir. 667. igrek, mesto u ovcarmci, gdi se jaganci
pritvaraju, da ne bi sisali matere. Verk. cech. ohrady pro dohytek. Jir. 243. 667.
egri, krumm.
Vergl. bulg. evri, opaki. serb. e^av, krumm: türk. egmek, krümmen.
eji saadile, arab. jJLxcLv ^1, mit guter Stunde,
serb. sadile, glückliche Reise. Bos.
öjlenmek, sich unterhalten.
bulg. eglendta, Unterhaltung. Djuv. eglendisvam se, ilendüa se. serb. eglen, Wort. Bos.
eglenisati. eglen eglendisu. Hör. 339. dodji meni na jeglena. Kac. 134. doslo mi je tako u
egleni. jeglenluk cinili 43. Vergl. engled zametnuti 83. ngriech. y^evtc, divertissement. Legr.
102. SY^sVTiC«). Hind. Scatpißo). eyXsvtCs«;, Siatptßi^. vd Y^svtT^acojJLE. Pap. 110. y^^^ua 226.
ekser, Nagel, bulg.-türk. enkser.
bulg. ekser. Ljub. alb. enkser. Rec. 57.
eksik, Mangel, klein.
serb. vojske mnogo eksik ostamdo. Hör. 239. eksikluk 109. ngriech. xaixi, eXXctTröiC. Pap.
474. Stxixoc. Ibid. ^ixoCuyjdCto, oxaf)\).iCo) sWznzCtic. Ibid. i^tx-oXaoöv. 235.
6ksilui6k, türk. ^iiLJL^t, abnehmen, sich vermindern,
bulg. iksildisvam, izsildisvam. Djuv. Z. 81. 3.
ölbett, gewiss.
serb. elhet, sigurno. Bos.
61öi, Gesandter,
ngriech. k\zCfiQ, Tzpia^oc.
elemije, türk. jiaJI, Haspel.
bulg. elemija. Djuv. vrtelka. Z. 92. 1.
61-liamdu-lillah, *JJ tX«J.I, Gott sei Dank.
serb. erhamdurilah, eramdurila. Bos. Vila 2. 148; 3. 101. Z. 395. 1.
elmas, Diamant,
serb. elmas. Bos.
emin, sicher.
serb. emin uciniti. Kac. 71. jemin harca, taJcsa za zakletvu. Bos.
6mir, Fürst.
serb. turhan zelene emir-svile. Bos. amir, zapovjednik. russ. merchadlej, merchadzij,
Fürst der Pilger. Grig. ngriech. ä(JLYjpäc. [Ji^^jp^, tr(5sor pubhc. Legrand. EjxtpoTCOuXatc. Volksl.
span. amir, emir, mir. mirza. almiral. Eguil. 224. 259. 389. 453. 454.
112 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
6mir-ayor, Oberstallnieister.
bulg. imrihor-agasi. Djuv.
emr, Befehl.
serb. emer, gen. emera. Hör. 39. und emra. 238. naredha. emer uciniti. Bos. Hör. 1. 266.
ememama, Befehlscbreiben: raspisuje mnoge emername. Hör. 1. 183. Hieher mag auch hembra
gehören: po hembri i po svidocbi stari Ijudi. Arkiv 5. 313.
endaze, die kleinere Elle.
bulg. endaze, 65 Centimeter. Vardar. Vergl. serb. pendezet, Art Mass. Juk. 620: u du-
binu trista pendezetah. 394.
♦
enfijö, Schnupftabak.
bulg. enße, emfie, emfe, amfe. emfidzidina, Verkäuferin von Schnupftabak. Djuv.
enginar, Artischocke,
ngriech. a'^if.ivrj.^a, xivdpa.
engüät, pers. v:>.äXJ>I, Finger,
alb. gjist. Z. 108. 3.
entreSel, enterSel, türk. jLÄycjf.
serb. antreselj, ono sto se na natovarena konja meine odozgo medju strane. antres. Vrßevic.
intreselj, treselj, ti'eäüjak. Etwa intersellium. Blau 39. 184. 290.
ergen, ledig.
bulg. erdjen. hirgjenski. irgenstvo.
6rg6van, syringa vulgaris.
bulg. argavan, armigan. Djuv. slovak. orgo.
erkän, arab. ^jl-SU, plur. von rükn, Pfeiler, Säule, harb, «->r=*-
bulg. erkani harb, Stab der Armee. Djuv. Z. 30. 1; 468. 2.
erkasi, türk. j-iU ol, Vordei-theil des Sattels.
bulg. erkaäi. Bezs. 1. 10. für Hintertheil des Sattels. Fehlt Z.
6rv6nd, der Fluss Tigris,
bulg. arvetino, Mesopotamien. Djuv. Bianchi.
es6r, isr, arab. jif, Spur, Zeichen.
serb. eser, biljeg, znak, trag. Bos. sve pare, sto si mi dao, na eser su t. j. nijesu potro-
Sene ni propale, nego stoje gotove. Z. 10. 1.
esir, Gefangener.
bulg. jesir. serb. jesir. Hör. topove mi jesir uciniti 31. poln. jasgr, Gefangenschaft.
Kari. 14. 17.
esnaf, Zunft.
bulg. esnaf. isnaflija, esnafska slava. serb. esnaf. Bos. Vila 2. 267.
äsrafll, israfll, arab. J^Ailw*!, nordtürk. gäzrail, äzrail, der Engel des Todes, azrail, özrail.
serb. hazdrajil, arandjel. Bos. Vila 2. 259, 292. dodje azrahil, te odnese dum u dzenet
medju hurije. Z. 48. 1.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 11,3
esrar, arab. ^'j-wl, plur. Geheimnisse, im türk. Sing.
serb. esimr, tajne. Hör. kome ti si esrar kazivao. 46. Z. 48. 1.
ösvab, espap, Kleider, Waaren.
Vergl. aslov. (!hpags, Saccus, serb. cpag, spag.
esek arisi, ^5-*-^^! ^iJ-^l, (magareca pßela,) strk, obad.
Vergl. serb. eskerica, Zwerg. Rec. Z. 31. 3; 54. 3.
eäkia, arab. ^LJüil, Räuberei.
serb. eskija, razhojnici, huntovnici. Hör. Z. 54. 3.
etba', Gefolge.
serb. edba, podanici, pratioci. edba i daira. Hör. 85. edhu i icage. Ibid. edha i kavazi 319.
etek, arab. »ibl, Saum des Kleides.
serb. etek, skut: i vezirski etek prihvatiti, als Flehender. Hör, 94. Z. 8. 2.
6tmek, ekmek, Brot.
bulg. ekmekci-basi. Djuv. serb. ekmescija. Bos. ekmescinica, pekarnica. Bos. Vergl. magy.
et-ek, et-el, Speise.
eved, ja, gewiss.
serb. reci heli i evet, tako je. Bos.
evlad, plur. von völed, Kinder.
serb. evlet, porod. Kac. 54. evladsuz, kinderlos. Bos.
evlija, arab. «^LJ^I, plur., im türk. Sing., ein Heiliger,
serb. evlija. Hör. Z. 132. 1.
evsat, arab. iL«;.l, plur. von vasat, ioMy Mitte, mittelmässig.
bulg. evsat. Djuv. Z. 121. 3; 931. 3.
6vvet, türk. «ylf, ja, freilich,
bulg. evet. Djuv. Z. 111. 2.
ezan, Aufforderung zum Gebet,
serb. ezame, wohl unrichtig.
ezber, pers. wj\(, auswendig.
serb. na ezbel. Bos. Vila 2. 291. Z. 33. 2.
E.
o
§br§k, Wasserkrug.
serb. ihriktar, koji je za carem ibrik nosio. Bos. griech. %a(ptpi t[An;pixi. Legr. it. bricco.
span. brico.
§ladz, Heilmittel.
serb. iljac. Vardar. za iladza. Bos. Vila 2. 145. ilac. alb. auch ladz, medela.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. lid. I. Abh. 15
114 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
el^dza, wanne Quelle.
bulg. kdza, Wannbad. Jir. 25. Udzaköi, Dorf in Bulgarien.
ergad, Taglöbner.
serb. irgat, irgatin. Hör. 33. 69.
'§rz, Ehre, Preis, Würde.
serb. dinu i hrzu. Volksl. hrsuzin, Dieb.
'^sjan, arab. ^jLuoä, Aufruhr.
serb. isjan: jer se zemlja isjan itcinila. Hör. 232. Z. 631. 1.
'^äk, arab. i3-i^, leidenschaftliche Liebe,
serb. esak, uzbudjenost. Hör. Z. 630. 1.
eätan, nordtürk. Hosen,
russ. stany.
'^zzetlü, türk. JbyA, hochgeehrt: arab. äyc, Würde,
bulg. izetlija, ausgezeichnet. Djuv. Z. 628. 1.
F.
fagfur, Poi-zellan.
ngriech. 'faptpupsvioc, adj.
fajda, Nutzen.
bulg. auch fsjda. serb. fajda, Interessen. Bos. to je fajdelije. Bos. Vila 3. 115.
fak§r, arab. w*jii. Armer.
serb. fakir i fukara. Hör. 85. Z. 669. 2.
fal, Vorbedeutung.
serb. fal. Bos. Vila 2. 397. alb. faldiur, mago.
falaka, Block.
span. falaque. Eguil. 393. Vergl. haha 418. Man beachte die Bedeutungen von lydXay^
Schlachtreihe, Block.
falle, türk. «jJU, Zündpfanno.
ngriech. rpdXirx. Z. 655. 2. Hind. 52.
faras, türk. ji(-i, Kehrichtschaufel, Kehricht, Korb.
serb. alb. faros. ngriech. to farosl. ließ. 34. rpapdac, Pap. 512. ?papdat, 'fapctaid. Halm.
Z. 660. 1.
farfara, Schwjltzer.
span. fanfarron. Eguil. 395. ngriech. <^ap^apä<;, «pAÜapoc.
fark, Unterscheidung.
serb. ferkli, verschieden, oferciti, uvidjeti, unterscheiden, wahrnehmen, Bos. Vila 2. 130. 148.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 115
föllah, arab. -,^, Bauer.
serb. felah, seljak, arapin iz gornjeg Misira. Hör. Z. 669. 3.
fener, Laterne.
serb. fener, fanus: pa zapali u fener svijeöu. Volksl. klruss. fonar. span. fanal. Eguil. 395.
feradze, Art Oberkleid.
pohi. feredze. KarJ. 22. ngriecli. tpapa-cC^tv: «popsatd, ^opsojcü, Kleid, ist griech.
Ursprungs.
feres, Pferd.
ngriecli. (papioy, coursier. Legr. span. alfdraz, alfSrez, Pferd. Eguil. 160. 166.
feristeh, pers. xzä^, legatus, angelus. nordtürk. pärestä.
serb. feriste, plur. feriiteler. In Bosnien. Blau 182. 273. Z. 662. 2. aslov. hiristh,
lictor, nslov. biric, russ. hirich, birjuch will man vom pers. firisteh, ableiten: dagegen
spricht ßech. bific usw.: st und c beruhen auf tp. biristb, bific können als Deminutiva
von bir-, it. birro, sbirro, aufgefasst werden. Die Wanderung des Wortes ist allerdings
dunkel. MeniAski 2. 3497.
ferman, Befehl.
magy. fenndny. span. firman.
fermen, ^yi-, Art Kleid, fermeli.
bulg. fermene, kss cepken. Rumena 14. fermele. rum. fermene. mrum. fermen. alb.
fo'vielje. ngriecli. ?p£p|j,cX7j. Pap. 196.
ferta, Erziehung.
serb. ferta: drugu mi je fertu izucio. Herzego vina.
fes, Fes.
bulg. ffce. serb. fescija, fezdzija. finov feste. Bos. klruss. fez. mrum. fes.
feslekön, fusligen, basilicum.
kroat. basel. Maz. alb. bosilek. Rec. 48. boz§l6k. rum. busujok. Aus dem Lat.
föstan, Weiberrock.
bulg. frtstan. serb. fistan. magy. fosztdn, fosztdny; foszldn, foszldny. ngricch. (puardvc.
Hind. 82. span. fustal, fustan. Eguil. 401. 402.
f6tli, Eröffnung, Eroberung.
serb. fet bilo, pokoreno. Bos. Vila 3. 116. od ^feta', d. i. od pada Bosne. ofetiti Bosnu.
f6tva, Entscheidung.
serij. fetva, sei'iatska izreka. Bos. sudska izreka muftije. Hör.
f§dan, junge Pflanze,
ngriecli. ^uv^dvc, fiaKKÖc.
f^nd§k, fonduk, türk. ^lyjii, Gasthaus.
iibr\). fundtckliia, Art, Münze, span. alföndeca, alhondiga. Eguil. 170. 192. Aus griech.
TCavoo)^siov. Man denkt mit Unrecht an magy. vendeg, Gast.
15*
116 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
fendek, Haselnuss.
serb. pa uzela jen fpidak borine. Jastr. 331. griech. irovtat. <pot>vto6xta, xdpua
TTOVTixd. Pasp. Vergl. 'fouvcouxXcd, houppes. Legr. 216.
feröa, Bürste.
bulg. vurca. ngriech. ßoüptoa. Barbier 2. 408.
ferlak, türk. ^-^vi, Kreisel,
ngriech, '^oupXa. Z. 663. 3. Hind. 103.
fertena, Stumi.
alb. frtun§.
festek, Pistazie.
ngriech. ßcardxiov, ictatdTitov. Hehn. (piarivc, irttut?. span. alföcigo. portng. ßstico.
Eguil. 169.
figan, fugan, pers. ^Ui, Klage, Wehklage.
serb. figanj, vika, dreka, plac. Hör.. ßganj stade 226. kad covjek u Ijutini sto radi, wohl
falsche Erklärung. Herc. 195. 359. Z. 668. 3.
fll, Elephant. nordtürk. pel.
bulg. fildiski zsbi. alb. fil. Rec. 48. ngriech. xaxdpxta (pdvtcasvta. Pap. span. alfil.
fllaü, ^^JiLö, Art Zeug.
rum. filaliü. span. _^Zefo'. Dozy 268. Eguil. 398.
fllar, Schnürstiefel,
serb. firala.- Bos.
flldzan, Becher.
serb. vüdzan. slovak. findza. klruss. fynza, fyndzaA. rtim. finz§. mrum. filidzen, fli-
diane. filidzan. ngriech. (yXuCdvtov, cpdtCctvtov, <ytXCdvtov, tpXuCdxiov.
flrenk, Franke.
serb. frangali. russ. frencjugi, Krankheit. Domostr. 24. ngriech. rpavcC^^d?, marchand
de petita pains. Legrand.
fiskijje, arab. sIäju^, Wasserbassin mit Springbrunnen. ^
serb. ßskija. Bos. Z. 666. 2.
flsulia, Fisole.
serb. fasulia. Bos. Vila 2. 396.
fiäek, Patrone.
ngriech. i^ooaäxi. Legr. span. fusique. Eguil. 401.
florenöa, Gold.
bulg. y/orm, Gold, Ducaten. ngriech. «pouXupa, Goldstück. Legr. (pXtoptov, yp'JOÖc. mrum.
fluirq. Weig. 22.
fodul, stolz.
bulg. eski-fudul. Djuv. russ. chodulhnosU, geziertes Wesen, span. fodoli. Eguil. 399.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 117
fuöi, Fass.
Vergl. nslov. büc. Im Westen, griech. ßouxaäc, Böttcher. Hind. 59.
fukara, der Arme.
serb. fukarastina, sirotinja. Bos.
furun, Backofen.
serb. furna. alb. furr§. für. Reß. 19. biilg. furnadzijstvo.
futa, Badeschürze.
serb. futa, Handtuch. In Bosnien, zaprega, zastirac. Hör. Blau 284. Vergl. russ. fata,
Koijftuch der Frauen. Domostr. 51. 173. span. fota, mantilla. Eguil. 400.
G.
gadr, Verrath, Betrug.
serb. (jadar, steta, nasilje, zlo. Hör. u avUji gadar tiöinio 506.
gaile, Plage.
bulg. hie. gajle da si ne mate. serb. gajlelija. Vardar. ngriech. •(z'iXrxQ, rj.TZO'hiQ.
gairet, Eifer.
bulg. kajret. Djuv. gajret davase. cini gajret. serb. garjet. Kras. 69. gajreti porad mene.
13os. Vila 3. 115. nije U gajret Alija. Hör. 1. 120. gajret uciniti 513. (türk. gairet ettneli.) gajret
sada, djeco moja 411. mrum. gairete, muthig. ngriech. xalpct, ptojJiYj.
gajda, Hirtenflöte.
bulg. gajdarin, gajdardzija, gajdardSi. Djuv. klruss. gajdar. slovak. gajdy. cech.
kejdy. gajdy. gajdos. gajdovati. griech. xdloav 6 iratC^v, dcxauXTj?.
gajib, Verlust, abwesend.
serb. gajib se uöiniti. Hör. 1. 253. 521.
galebe, vulg. kalaba, ai-ab. Menge, als Adv. viel.
Vergl. serb. galiba, vielleicht, valjda. Bos. Vila 2. 147. galama, mnozina, nered, vika.
bez galame njesmo. Hör. 2. 283. Z. 649. 3.
gam, arab. jv^, Kununer.
bulg. gam. Ujuv. Z. 650. 3.
garaz, Absicht, Hass.
bulg. karez, Gi'oU.
garb, West.
Vergl. Devic 38.
garet, arab. S«Le, Raubzug.
serb. garet, steta: velik mi je garet ucinio. Hör. 1. 516. Z. 643. 3.
garz, Pflanzenreis.
serb. djerzovski, gerzovski i momacki. Bos. gerze i djevojke. plur. acc. Krasic 145.
118 I. Abhandlunu: Franz Miklosich.
gazab, kazeb, Zorn.
serb. turci gazepciji. Vardar. gazop, napast, nasreca: vi mu vojska fjazap ucinite. Hör. 1.
238. ho^e meni gazap uciniti 244.
gaze, pers. s^Le, rotlie Schminke.
Vergl. ugriech. fOiCi, Verbränmng. YaC^vo). Pap. 406. Z. 644. 1.
gazi, siegreich.
biilg. gazi. gazilei' phir. Djuv. span. gada, racia. Eguil. 550.
gergödan, Nashorn.
Daher nach A. N. Veselovskij nigriech. xopxövSstXo;, xopxöSuXoc.
g^da, türk. Ij^i, Nahrung, Portion.
serb. gida, zalogaj, mjera. Hör. Z. 645. 2.
gomena, Tau.
ugriech. -^rjöiizva, xdXwij.
gonöe, pers. ghundza, Knosjie.
gurbet, Reise in die Fremde.
bulg. gurbet. gurbetcija. gurhctl^k. Djuv. serb. gurbet, Wanderung. Bos.
gurema, arab. AjByk, phir. von garim, Concurs.
serb. gurema, steuste. Bos. Z. 647. 3.
gurgut, o^N^, Brotsuppe.
bulg. gurgut, viaticum. Djuv. kurkut. russ. kurkuts, mucnaja zatirka. Grig. ngriech.
xoupxo'j-t, äXsuptd, Tz6kzoQ. Bianchi 2. 334 b.
H.
hajde! auf!
Inilg. hajda, hajdate. slovak. hajdmo. cech. pfihajdat dial. pohi. hajda. hajdaj,
Ochsenliirt. Rocznik. alb. haj. nirum. Jiajde. ngriech. dtvts'cs {jls, portez-moi. Legr. 320.
hava, Luft.
serb. hava. Hör. hava dobra 189. ava, vazduh. Bos. Vergl. mrum. h§v^,, Zeit. Weig. 140.
hava, türk. IjJd, Arie.
serb. hava. ngriech. X^^ß^c. Hind. 104.
havle, türk. ^^^L», havle makrama, Handtuch,
bulg. havlija, avlija. Djuv. Z. 938. 1.
hefta, Woche.
serb. punu heftu ilana. heftahtk. Bos.
hägbe, Mantelsack.
serl). hegJxt, n. bisage. Hör. 1. 256. 269. 541. egba, pratnja, sto nosi prtljagii. Smail. 334.
hedjbe, plur. hedjbeta, Volksl. dvjc elbe bktga. Kaö. 111. alb. ebget. Uec. 94.
Die türkischek Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 119
helak, arab. JULsc, Untergang.
serb. helac, propast. Hör. dusmani hela6 hilL Hör. 1. 42. Z. 941. 1.
helde, 61da, Buchweizen.
biilg. heida. Jir. serb. alb. elda. griech. eldon. Rec. 49.
h6tn, mit, zugleich.
serb. rti em zagari. bulg. hem-hem, emo-emo, wohl: bald-bald. Sapk.
heman, jiers. ^U», ebenso, nur, fortwährend,
bulg. emen. Djuv. Z. 942. 2.
hemsiöhöri, Landsmann,
serb. emserija. Bos.
h6rgel6, Gestüt.
serb. hergelas, Gestütspferd, mruni. irgileie. Obed. ngriech. yz^^zkzxC,ffi., ottcovoijlsüc.
Man denkt an dysXyj.
hidz, etwas, mit der Negation nichts, nicht.
bulg. ic ne beri gajle. Hör. IH. 93. serb. hie, niJcako. Hör. MÖ ne zali hlaga. 1. 71.
klruss. nehyc, nyctoznost.
bind, Indien.
Vergl. serb. hinf, Indien, hinski car. Bos. indijot, gallus indicus, mit Pelz gefütterter
und verbrämter Rock. Vergl. dzavSrse.
bind d§k, richtig bind dik.
klruss. indyk. poln. indyk, j^dyk. indycz§, jendycz§. russ. indjuks. lett. induks.
hindiba, hinduba, türk. Lja*, Endivie.
Vergl. ngriech. dvcißcov. rum. andivie. mlat. endivia. lat. intyhus. Z. 943. 2. Hind. 12.
hüner, Kunst.
bulg. jicner. unerlija konj. serb. golem uner. konj hunerdzija. Vardar.
H.
Kabb, Pille.
bulg. hapka für türk. lokma. hapna, hapja, beissen. Djuv. serb. hap, ap, hob. Bos.
Vila 2. 309. api afijuna. Bos. Vergl. ngriech. chapsa, Bissen. Rec. 87.
habs, Kerker.
bulg. hapushana. Jir. 535. serb. apsenik. afsmiska avlija. Bos. span. alhabz. Eguil. 188.
hadz^, Pilger.
bulg. adzija. adzisto. hadzija, hadzijka. serb. adzüarski. russ. gadz^j. Grig. span.
alfaje. Eguil. 155.
hajat, Vorhalle.
serb. vodte konje u dobre hajate. Kac. 34. mrjim. h§jat^. griech. ja.-(i6.t\, Gang.
120 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
hajdamak, eine Heerde Vieli treiben.
rum. ajdamak, Strolch. Vergl. nordtürk. äjdja, äjgja, Vieh treiben. Kanibaud 487.
hajdud, Räuber.
serb. hajduk, Infanterist. Gund. kroat. hajducevati. magy. hajduk. rum. hajduk.
ngriech. /airourr^c. X^^^^"^^'?- poln. hajduk, sluga dworski, kann aus dem RIagy. entlehnt
sein: hajdil ist jedoch vom türk. Jiajdud nicht zu trennen, preuss. heiduka, Art Tanz. Prät.
hajvan, Leben, Thier.
bnlg. liajvan, Vieh. serb. jasi vilovna hajvana. Bos. Vila 3. 188.
liakaret, arab. »»LiLa., Verachtung,
serb. liakaret, sramota. Bos. Z. 391. 2.
hakem, Richter.
span. aqueme. Eguil. 270.
üakk, Recht.
bnlg. hak (wohl Zoll) mu ne zeviajte. serb. hah (hak) tafimdan (tarafimdan) , od pra-
vedne strane. Bos. Vila 2. 258. hak, Art Flächenmass. Vardar. da kupi hake od cißuka. Hör.
1. 441. dohakati, haka glave doci, zu Gnmde richten: 011 kako de hegu dohakaü 157. da mi
haka glave dodjes. Volksl. spau. hoque. Eguil. 423.
üal, Lage. plur. aüval.
bulg. al, hal. ocebol i halosvanje. Ljub. 35. serb. hal, Noth. ^ u kom smo halu i ahvahi.
Hör. 1. 35. Vergl. 105. 119. a kad Luka xt, zlvotu liäla. 153. kakvi su ti halt i havali? Bos.
Vila 2. 146. hale i havale, jade i iievoljii 2. 132. hala, sada, Jos jednako. Hör. 1. 88. ngriech.
y6.X'.. xatajraaic, SidQsaic oarpd. Pap. 517. xd[JLV(o jäXia.. Legrand 86. nirum. hal§.
lialal, erlaubt.
bulg. alal neka mu jest. serb. alal, hlagoslov. Bos. halal iskati. Bos. halal, prosto. alal
mu njegov din hio! Bos. nek m'alali na obadva svjeta. Kac. 56. halaljujem. Hör. 2. 440.
ngriech. yakdXi, Saatoc: entgegengesetzt xapd[it. Pap. 517. ya\6Xi vä toü Y^'^Ti' grand bien
lui fasse. Legr. 212.
halka, Ring.
serb. alka, ohdulja, Tournier. alkar. Sinj in Dalmatien: das Ziel beim Spiele bildet
ein eiserner Ring. Vijenac 1888. 591. halka, kolut, .grlvna. uzeti u halku, ohkoliti. Bos. hal-
kali topovi. Bos. Vila 3. 188. span. alhelca. nordtürk. alka für rnss. senga.
halladz, arab. _-iLa., Wollkrämpler.
ngriech. yaXdtC"rj?, xaÄ(oaTp6(po^, Seildreher. Z. 393. 1.
halta, türk. jJaJLs., Halsband der Thiere.
bulg. holta. Z. 382. 1.
hamlöt, fiamla, arab. äUU»., Angriff, Zug, Ruck,
serb. tia mladje je amle ucinio. Volksl. Z. 395. 2.
liammal, Trilger.
ngriech. yaixdXT^c, 'IVilger. poln. chamal. bulg. amal. amajlija, amaUija, Amulet.
Djuv. vrzva ajmaliji. Ljub. kroat. hamnUja, moöi, bei Belostenec dwinatio. serb. na doratu
mnoge hamajlije. Hör. 1. 445.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 121
hammam, Bad.
bulg. cjelin hamami, Brautbad. Ljub. 77. serb. haman.
üaram, Frauengemach.
serb. harem, mjesto u ogradi oho dlamije. arem, zenskinje. Bos. Vlla 2. 27G. span. ha-
mariyo. Eguil. 419.
Harami, Räuber.
bulg. aramihk, Räuberhandwerk, nslov. haramija ili pesac, Trabant. Vergl. poln. ha-
ramza, Jiarandzia, Gesindel, klruss. hararayja, ataman razbojnikov. Ung. cech. charamza
nedhalec. ngrlecli. ■/apd[JirjC.
üarar, rosshärenes Tuch.
serb. aran. alb. ngriech. arar. Reo. 93. ngriech. )(aXäpt, Sack. Legr. 252.
liarb, arab. ujä-, Krieg, Kampf,
serb. harh, rat, borba. Bos. Z. 385. 3.
harba, Hellebarde.
bulg. harba, Art Lanze, liarbalija. Jir. 77. harbadzija, Wächter der Pässe. 251. 252.
serb. harba (unrichtig kärba d. i. krha), Wurfspiess. Gund. kroat. harba, span. ga.rvin,
Soldat. Eguil. 410.
Harvan^, Art Mantel.
serb. harvanija, ogrtac bez rukava. Hör.
hasab, Antheil.
bulg. si esapit so umo-t. serb. pohesabiti. Hör. 64. Vergl. serb. hasaba, was der Frau
aus dem väterlichen Hause nicht folgt, wie Haus, Scheune usw. nslov. presapiti, über-
rechnen. Rib. ngriech. ^aadiCTj. Volkslied.
haser, Strohmatte,
alb. ashv. Rec. 32.
üasa, Decke.
bulg. asa. ngriech. yy~ior^ X^^j^- P^P- 1^6.
üasr, arab. j-ää., Versammlung.
Vergl. serb. po bedenu hasar ucinise. Hör. 1. 209. Was heisst hasar ocistitif Z. 388. 1.
liav, Strich, Schei-woUe.
serb. havlija, otirac vlasat. Hör. bijela havlija 256.
üavalö, arab. XJIj_a., Schwingen einer Waffe, Anweisung, Übernalime eines Geschäftes,
serb. havala, nadmo(^je, smetnja. Bos. alb. haval, suggezione. Z. 396. 2.
Havan, Mörser.
ngriech. •/'^ßdvi. 'frL'^i-i-^i'fZ[t>j. Pap. 516. y^ßdvt, ly^'']- X'^ß'^'^^^'^' oX[aoc.
liavra, türk. s^^, Synagoge,
serb. avra. Z. 396. 3.
havz, havuz, Wasserbehälter.
alb. haus, Abgrund, ngriech. yrx'^'jo(^i, 8£(;a[A£VT].
Denkücbriftcn der phil.-hiüt. Cl. XXXVIll. Bd. I. Abb. 16
122 1- Abhandlung: Franz Miklosich.
hazer, fertig.
l)iilg\ hazar da bidite. serb. haziir, svati, hazurte djevojku. Hör. 1. 99. azor je djevojka.
iifrriecli. y^aCr^p'.. £-:oi{jloc. yaC*'/p t^^^ oki-^o^, |xixpotJ Ssiv. yaC7jps6(o, £tot(JLdCto. Pap. 516.
hazret, arab. »wo,»., Majestät, heilig.
serb. hazrett, sveti. Hör. 1. 327. i feredzom azretU AI/je. Kac. 98. Z. 389. 3.
Hazz, arab. L=k, Einsclinitt. Kerbe.
russ. cAaz3, chazovyj konecs tkani, kazs, kazovyj, Ansclinitt eines Stückes Tuch. Z. 386. 3.
üazz, Loos, Verguügen.
iigriech. "fß-C'-. Siarp'.ßv^, äpsaxsia. Pap. 516.
Üelva, Art Speise.
bulg. halva. halvadzija, alvadzijce. serb. haha, alva, Art Mehlspeise, halvaluk, alvaluk,
Trinkgeld, poln. haiwa, rodzaj sorbetic. Rocznik. ngriech. yaXßä:, OTjaaixov.
hikajet, arab. iüÜCa., Erzählung,
serb. hucet, isprava. Z. 392. 2.
Mkmet, Weisheit.
serb. hi6me, cudo. h/'ömetom, voljom. hicmeta (slucaja) botije(ja. Bos, 3. 23.
Iiil6, List.
kroat. hila. prehiliti, überlisten. Sirena.
himar, Esel.
serb. maganisa. alb. madjar. Reß. 40. magjar. Hahn, ngriech. YO|j.dpt.ov, rpopxcöv, Last,
beruht auf ';i\xoz: der Übergang, Last, Esel tindet sich auch bei den unter semer ange-
führten Wörtern.
hirfet, Zunft.
bulg. rufet. Jir. 487. serb. rufet, ruvet. nifetlija, ruvetUja, Zunftgenosse, rufet, esvap,
nosivo. Rec. 29. ngriech. po'fätt, Ysvsd. Pap. 494.
hisse, Antheil. l>ulg.-türk. hesse.
serb. hisse. Bos. hise. W'öv. treöe hise 63.
tivajöt, arab. xjIjä, das Zusammenbringen, Aufbewahren.
Vergl. alb. havajet, enfiteusi. Z. 396. 2.
Hokka, arab. &is>. Büchschen.
ngriech. yoxät;. xsXsßsiov, Trinkbecher. Z. 391. 3.
hokka-baz, Oaukler.
^^•rgl. ngriech. yoyXa|X7rdCr^;, Y'^'')^- ^^b- okadzü, buffone.
holkum, arab. |»»äJL&-, Schlund, Rachen.
.serb. kidkimia, kolkama, mastionica, Tintenfass. Hör. 1. 318.
liödzdzet, Beweis.
serb. hudzet, presuda. Bos.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 123
liudud, arab. s>j<Xs., Plur. von Jl=»., Grenze.
serb. liudut, granica, medja. hudut postaviti. Imducija, der die Grenze bestimmt. Hör. 1.
199. ngriech. xd /ou§o6ua. Z. 384. 1.
üukuinet, Richteramt.
serb. huöumet, sud. Vergl. huchiumi, cioe lettere credenziali con il mecJnm (d. i. mühr,
in'öhür)^ cioe sigilli di caratteri che si dicono testa del gran signore. liolizza 180.
hur, arab. »^, Jungfrau des Paradieses.
serb. hirija, die Engel im Paradiese der Moliammedaner, schöne Jungfrauen, dzenetska
hurija. Bos. Vila 2. 240. pole.tjese nh polje hurije, one lete jagmiti sehite. Hör. 2. 369. span.
huri. Z. 396. 2.
Üuzur, Ruhe.
serb. iizur, Müsse: iivl na itzurn. uzuriti, Müsse haben, tizurlija. hijuzur, dosadno. Bos.
hüdzret, arab. 8\.ää, Känunerclien, Kabinet.
serb. udzera, stracara, elendes Haus. Vergl. ngriech. yoTasps, Tribunal. Pass. Z. 384. 1.
hükm, hüküm, arab. |jCa.. Urtheil, Befehl.
serb. hucurii po hiramv i serijatn. Bos. Vila 2. 163. ucum uciniti. Z. 392. 2.
•/aber, Meldung.
bulg. ahnr. serb. aber. Bos. mrum. hfbare. ngriech. chabardzis. Rec. Befremdend
poln. chaber für btawatki.
■/absi, /amsi bal§g§, türk. j-aJL (^j-^«^» Anchove.
ngriech. ya'^^d. Hind. 23.
■/ayam, Rabbiner.
bulg. haham-basi. Jir. aham-basi. Djuv. serb. haham. Bos. ngriech. ya/d[ji.Yi?.
yain, ai-ab. i^Lä., VerrRther.
ngriech. yatv/jc, capo di ribellione. Som. Z. 402. 3.
yaj§r, gut.
bulg. nema hair. airlija. airssz. Ljub. a7'5n: and hilki. haroven, aroven. zasviri arovno.
serb. hajir, sre6a. hairom! hair-dova, u hoga dobro prhnljena molitva. sa sre^om i s harijom.
da bog da sa hajirom. hajirli, sretno. Bos. hajir hasa, LiLa. wcä., ne dao bog. Hör. 1. 168.
air i beriöet. hairnije, bolje. Bos. hajir imsala, dobro, ako bog da. Bos. graditi haire. Hör. 1.
68. hairsuz, nesretan, nehoristan. Hör. liairsuz evlad 1. 553. harni, schön. Jiarni jtmak. Hör. 1.
123. hariti, achten. Jastr. ngriech. yotcp, iirtiSoatc. Pap. 517. mrum. lip're. klrus.s. charnyj,
reinlich.
yakan, Grossherr.
mong. xaan, Titel des Herrschers von China, pers. y^akan. span. kan. rex Avarum
Kagan debellans ultima mundi in Epistola regis Avarorum directa ad imperatorem Ro-
manorum.
16»
124 1- Abhandlunu : Franz Miklosioh.
yala, Abort.
ugriocli. ynKBZi yaXaipuxoc-
yalandzan, arab. |jLs\juLä., Name einer Pflanze.
klruss. kaihan. poln. galjan, maranta galanga. ngriech. '(d.Xdy^a. alid. mlid. galgan.
nlitl. ijalgant. spau. galanga. portiig. garengal. Eguil. 404.
yalas, arab. uo^Lb., Befreiung.
Vergl. alb. jfö/aia«, löse auf. Z. 410. 3.
yal/al, Beiukette.
serb. halhale, narukvice. span. carcaj. Eguil. 362.
yali, Teppich.
bulg. hali. ugriech. yaXi, auch Tcppich. Hind. 89.
yalifö, Stellvertreter.
bulg. kalfa, Geselle, span. califa.
yalij, arab. ^^JU», leer.
serb. sve hali lezi po Orlovu, hali hazna, a hali dtebhana. Hör. 1. 66. Vergl. 162. Z. 412. 2.
yalvöt, abgesondertes Zinnner.
serb. halvat, porodicna soha: iz halvata, sohe. Bos. ic alvatu, visoku dolafu.
yam, roh, unbearbeitet.
serl). ham-pamuk. Bos. span. aljame. Eguil. 186.
yam, pers. f^, Pferdegeschirr.
serb. am, ham. kroat. ham, Kunniiet. Ung. magy. hdm, hdm-iga. Blau 10. Fehlt bei
Z. in dieser Bedeutung.
yanöer, Art Dolch.
slovak. konciar. ugriech. yavxCä.ot, yavrC'^pt^'^, poignard. Legr. aind. khadga, Schwert,
kasm. kangar.
yandak, Grube.
rus.s. chandaks. Grig. luruni. hgndakc. span. alhandac. nigriech. ydvSa^. Duc. ngriech.
yavTdxi.
yan^m, Fürstentochter.
serb. hanum, hanuma, anuma. sultan-hanuma. Bos. ngriech. yavo6jJ.Yj.
yarab, zerstört.
serb. harab, razoreno, oboreno. Hör. seher harab uciniti. 1. 238.
yaradz, Kopfgeld,' neben dem Knabenzins von der Rajah zu entrichten.
bulg. arahcija, Steuereinnehmer. Colak. 126. Djuv. serb. arac, aucli Brückenzoll. Bos.
haradzija. Novakovic 70. nslov. harac. Kroat. russ. garaca. Grig. magy. hardcs, Tribut,
ngriech. yaoaT~(oV(o. Pap. 518. span. aljarafe. Eguil. 203. harai Ö39. Man vergleicht
griecli. ydf<aY|xa, Steuer. Acta V. 82. Tcrn. 450. xs'fdXatov xoü yapdYiAaroc. Flor. 81.
yardz, Kosten.
bulg. isharra, russ. izdtirzu. dzeb-arasl^k. Djuv. serb. mnogo arca. kablom harci pivo.
Hör, 1. 94. havcluk 330. hasluk 50. uailuditi sc. Bos. Vila 2. 146. asluk. porciti, sarciti. russ.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 125
charci, Kosten, klruss. charc, Kost, charcove, stravne, Zehrgeld, ßech. harcovna. mrum.
hfrdzui. alb. hardzon. poln. karczma, Schenke, hängt mit x<^i'd^ nicht zusammen.
yarrub, Johannisbrot,
alb. ha')^p§.
yarä, arab. Jij-ä., das Kratzeii.
poln. chars, Art rauher Wollenstoff. Kaiuzniacki, Dok. 49. Z. 406. 1.
yarsiaf, yarsuf, arab. oi-ivä., jtäxiwi., Artischoke.
poln. karciof, karczof, karciok, karcioch, karczoch, arcioch, arciok. kroat. raticoka. it.
carciofo, articiocco. span. alcachofa. Eguil. 124. Z. 406. 1.
yasm, arab. |v-.ai., Feind.
bulg. asmija. Milad. 154. serb. asmija. Vardar. Z. 408. 3.
yass, arab. ^joü»., eigen, für den Gebrauch ^iner Person bestimmt, insbesondere des
Kaisers, kaiserlich.
serb. hasa, zasebno, cisto, privatno. Hör. Vergl. a iz orte hase jenjicare 248. ngriech.
ydai, possessiones privatae sumnii magistratus turcarum. Pass. Vergl, rum. has, Art Abgabe.
Z. 400. 1.
yaste, Krankheit.
serb. evo hasta u konaku. Hör. 76.
yaäyas, Mohn, Opium.
ngriech. ydctot, assassins. Legr. span. asesino, anxixen, caxcall. alhaxix. Eguil. 189.
293. 313. 366. Vergl. jedoch Diez: assassino.
yata, arab. cUai., Versehen.
ngriech. y^OLzäz, rapa/T], o'j|X7rÄovir;. yazakm, [Atxpd C"')!^^^ ^^ äirpoas^ta? 7rpOcpyo|j,£V7j.
Pap. 519. Z. 409. 2. '
yataj, nördliches China.
poln. kitaj, kitajka, Art Stoff, klruss. kytajka, Art Glockenblume, ngriech. xt-ata,
China. xczaiTTjC.
yat§b, arab. v_AiöLä., der das Kanzelgebet, die yütbe, spricht.
serb. hatih. ngriech. yoLzriTZ-qc, Vorbeter. Hammer, Geschichte 1. 56. Z. 400. 2.
yat§r, Gedanke.
bulg. hatör, Liebe. hat§r rasipis. serb. da materi hater navrsi. to bi za zenin hator
ucinio. Bos. ako f hater ostanuti neöe. Hör. 531. nif bih tebi hafer popazio 370. hater pokva-
riti. hator 211. rad bozjega hatra 92. rad' hatara Hajkime djevojke. Volksl. ator (gen. atra)
osteti. ti. i za hatur svetca Muhameda. Kac. 101. ngriech. y'^'^'^ip^; X'^P^'^' S'JcpYcOta. yaTYjpjdTwa,
xazd yocptv. Pap. 519. mrum. hetire, Wunsch.
yatm, arab. ajCä, das Durchlesen des Korans.
serb. hatma, prvi dio molitve iz korana. Bos. Vila 2. 241. Z. 403. 3.
yatt, arab. iää., Zug, Linie,
serb. hat, Art Mass. Z. 409. 1.
12G !• Abhandlung: Franz Miklosich.
yatun, Frau.
spau. hatim. Eguü. 422.
yavjar, Caviar.
spau. cavial.
/azar, pers. .jj»,, Chazar. bahr ul-yazar, das kaspische Meer.
russ. kozarins. Z. 407, 2.
yazine, Schatz.
serb. aznali dolama. Kaß. 80. poln. kazna. Rocznik 255. kaznaczej. Kari. 23. Aus dem
Klruss. bulg. hazna für vodojem, bassin. Jir. 31. ngriech. yaCrjVS, argeut. Legr. yaCva-
tdpr^;, -ajxia?. Aus russ. kazna stammt nordtürk, kaz§na. Man vergleicht griech. Y'iCa.
yazz, arab. y^., rohe Seide.
rum. hasa, Art Stoff, span. gasa. Eguil. 410. Z. 407. 1.
y§dr, arab. .^^, (yazer): y^dreljes (wohl Sanct EHas), Sanct Georgstermin,
serb. edrelez, Djurdjev dan. Bos. Vila 2. 276. nordtürk. häzräti xidir. Z. 409. 1; 681.
1. Kasim,
yelal, Ohrlöffel.
ngriech. )(tXdXtov, wroyXu^t?.
*
yerka, arab. xjVi., Fetzen, Art Kleid,
serb. hrka, haljina. Hör. Z. 406. 2.
yersez, Räuber.
serb. hrsuzin. Hör. 422. klruss. charcyz. Vergl. serb. hairsuz, nesretan, nekoristan. Bos.
yeSm, |V*ii»., Zorn, Entrüstung.
serb. rium: uciniti na koga rsimi, tidariti ga rsumom, Jemand drohend anrufen, na
Janju je rsum wHnio. Petr. 648. na soldate rsum ucinila. Marjan. 54. rsum, strogost. Petr.
hrium. Juk. 403. 619. Vergl. zdrav momak kao rsum. Vuk. kako rsum Sekula bijase. rsum
wird auch durch vika erklärt. Die Richtigkeit der Zusammenstellung ist zweifelhaft.
yez, türk. yi»., Gewalt.
bulg. ne stori has, ne vi'edi, schädige nicht. Sofr. 181. Hielier gehört serb. rz, rs, Stärke
des Mannes. Z. 407. 1.
/idmöt, yizmet, Dienst.
bulg. izmekerin, Diener, izmetcija. serb. Mdmet6ar. Blau 301. konja izmeöara. Juk. 203.
hizmet. izm^t öiniti. izmecarica, sluzkinja. Bos. hizme6ar. hizmedzija. Hör. ngriech. youajJLStt.,
6irrjpca{a. Pap. 522. nimm, huzmikjar. huzmikiar§.
yijan6t, arab. ÄjLi»., Verrath, Treulosigkeit.
Vjulg. läneaetiu rileak. Sbor. HL 141. serb. hijanef, nevjera, izdajstov. Hör. Bosnjaci
hijaneti. 18. ngriech. yyviiz'ffi, xovTjpoc Pap. 521. Z. 417. 1.
yil'at, Kaftan.
Vergl. serb. i Djur-Musa na halata kusa. Volksl. klruss. chaiat, Schlafrock, poln.
chaiat. nordtürk, kalat aus russ. chalats.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 127
yodza, Herr.
klruss. chazjaj. chozjain. chozjajka. poln.-arm. x^^za, reich. Aus russ. chozjains nord-
türk. ködjöim, ködlöim, Kaufmann, poln. gazda, rum. gazd§ aus dem Magy,
X^rasan, Art Kitt.
bulg. orosan, Stukkatur, orosanlija. Djuv. Vergl. ngriech. %opaadvt. Pap. 437.
/orata, Scherz.
ngriech. -/(opa-cavTCTii;, äarsto^.
•/oraz, arab. sK^, Tanz.
serb. oraz. In Bosnien. Aus dem griech. yopÖQ. Blau 35. Z. 415. 2.
yorjad, roh. •
serb. horjaf. Bos.
•/OS geldin, bene venisti. ,
serb. nahoi, nedobro. hozdjeldija i dohrodoUica. Bos. Hör. 1. 368.
yosab, x^saf, angenehmes Getränk.
bulg. osav. osavec. osavlijka. Djuv. serb. hosaf, dohra voda, vareno voöe. ngriech. xoad<pt.
yub, schön.
bulg. hubavja, Verb.
XUJ, pers. ^£^, Angewöhnung.
serb. huja, cud, narav: huja doratova. Hör. 2. 305. Z. 416. 3.
yuni, Trichter. '
alb. hon. ngriech. yooyi
Xurde, pers. so^ä., klein, Splitter.
serb. furda: kad ga furda idu6 putem sreta. Dunkel. Z. 405. 3.
XUrdz, türk. -»-^^, i^f^^ Quersack.
serb. hure: dva hurca dukata. Hör. 15. haznadar hurce donosio 89. Z. 405. 2; 415. 2.
Xurma, Dattelbaum.
bulg. auch hurma. serb. jurma. alb. urmi. ngriech. urmes. Reo. 47. ym^\xd.Q. Hind.
15. x^'JppiaStd.
I.
ibrisim, Seidenfaden.
serb. auch imhrisini. poln.-arm. abr^sum, arm. aprisüm. ngriech. ' [Xirtpatiit. Pap. 94.
ibsas, arab. ejLül, Verbreitung (eines Gerüchtes),
alb. aps, propagatore. Z. 2. 3.
iö oglane, Knabe, der für den Staatsdienst vorbereitet wird.
serb. icoljanin. Gund. edba i icage. Hör. 85. kroat. oljanin. Kam. bulg. icoglan. poln.
Iczoigan. iczogtan. Kari. 22.
228 I- Abhandlung: Franz Mielosich.
idarö, arab. »»lol, Kreisung-, gute Verwaltung.
serb. idara, uprava. Hör. kuvet i idara 190. nek idaru cini heg svatove 6. Ijudi od idare.
Vrg. 91. Z. 19. 3.
idzra, das in's Werk setzen.
serb. idzra, vriejije.
ifad, arab. oLäjI, Sendung.
serb. ifade, iskazivanje. Z. 149. 1.
iftar, arab. rÜail, Brechung der Faste.
serb. iptar. iptariti. Bos. Vila 3. 190. ngriech. iiftdp, (XTtovoaTSuco für äitoVTjaxsuo). Z. 74. 2.
igdidz, §)[didz, verschnittenes Pferd, Wallach, vcX^I, f>-(X=>-'-
alb. hidic. Vergl. bulg. idica, russ. kohyla. Djuv. Blau bietet 309. ^gd^di-at. MeniAski 1. 144.
igirmi, zwanzig, irmilik.
bulg. irmilice.
iüja, arab. eLta-l, Belebung.
serb. ihja, oiivotvorenje. Hör. Z. 16. 2.
iümal, arab. JUäI, Belastung.
serb. ihmal: efendlja, za ihmala n'jesmo. Volkslied. Der Sinn ist mir dunkel. Z. 16. 1.
iüram, arab. |*iy:>-li Pilgerkleid, Art Plüsch, Fussdecke.
bulg. ihram, Art Fussdecke. Djuv. Z. 15. 2.
i/tijar, arab. «LääI,*^ der Alte,
serb. ihtijar, starac. Bos. Z. 17. 3.
iklim, arab. ^s\, Zone.
serb. iklim, kraj, Klima. Hör. misirski iklim 49. griech. xXtfJia. Z. 79. 1.
ikram, Ehrenerweisung.
bulg. ikram. ikramdzija. Djuv. serb. iöram, cast. Hör. iöram ucini im 89.
ilah iöin, ^j^äjI xDI, bei Gott.
serb. ilah icum, kiöeni svatovi. Marjan. 171. Z. 143. 1.
i'lam, Bescheid.
bulg. Um, haher. Djuv. serb. ^7m/^, presuda.
ilerü, türk. ^Jl, vor, vorwärts.
bulg. ileri gidenler, russ. peredovoj, pocetnyj, türk. ilerü ßitmek, vorwärts kommen. Z. 88.3.
'ilm, arab. JLä, Wissenschaft.
serb. ilum, znanje: ilum naucila. Hör. 1. 5. ilumli.
iltizam, arab. (•IväJI. Zustimmung, Übernahme eines Geschäftes.
bulg. intizap, Art Abgabe, iltizamdzija, intizamdzija, intizapcija, Pächter, serb. iltizam,
Pachtung, ngriech. l\zi!^rj.\),t^ '5T^[xoat(övtov. Z. 86. 2.
itnam, arab. -Lei, Vorsteher.
serb. imam, glavar, sveöenik. Hör. ngriech. i(j.d[JiT;C. Hind. 108. span. iman, Z. 94. 1.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 129
imame, Mundstück der Pfeife.
bulg. imame. . .
iman, Glaube.
bulg. imansuz. serb. i rad naseg dina i imana. Hör. 210.
imaröt, fromme Stiftung.
bulg. imaref. serb. i'maret. Hör. 516. imaretska. corba. Bos. Vila 2. 319.
imdad, Hilfe.
bulg. imdat. serb. imdad, imdat. Hör. za indata. Kras. 81. mandat. griech. [asvidtt.
Legr. 88. Pap. 133. f^[jn:dr'.. Volksl.
imdi, also. nun.
bulg. indi. Djuv. serb. iindi. Vergl. russ. inda, taks cto dial.
i'nad, Trotz.
bulg. inaetin. ivatcija. Djuv. serb. inad uciniti. poinaditi se. Bosnien, ngriech. tvdr,
xÖTOC. Ycva-wvco. Pap. 411.
indze, dünn.
serb. indze, tanak. indze-karaula.
indzi, Perle.
wruss. zemcuh. nslov. djtmdj, djundjek. Kroat. Zwischen indzi und zemcugs steht nord-
türk. jendzu, zendzit. Vergl. FrUhn 88. kuman. ingcu. serb. indzu. djendani, drohno nanizani
bisei\ Relk. djundjem kiti sokoli6u krila. Volksl. Vergl. serb. gjingjane kocije. Hör. 1. 397.
ingiliz, türk. »JUdl, Engländer. Aus dem it. inglese.
bulg. ingelezin. Z. 108. 3.
insaf, Billigkeit.
serb. insufuz. insafuzi i dzehenenski direci,. Bos. 2. 163. Bei den Miüiamedanern: türk.
insafsuz, gefühllos. ngTiech. %(X[Ji£ ivad'ft'c ti^v Toupxjd. Volksl.
insan, Mensch.
serb. istjeruje dzine iz iksana. Bos. Vila 2. 130. ima li insana £iva 4. 22.
in äa allab, wenn Gott will.
bulg. isaiah. serb. imsala. Bos. insalah, ako bog da. Hör.
iplik, Faden,
magy. iplik dialect.
i'rab, arab. k_>lwÄl, Abwandlung der P^ndsilben.
Vergl. serb. irabiti, erklären, meselu izirabiti. Bos. Vila 2. 259. Z. 64. 3.
irad, Einkünfte.
serb. irad, prihod: mala ima pa irada svoga. Hör. 500.
irade, arab. 5l>U, Befehl,
bulg. irade. Z. 23. 1.
isbat, Beweis,
bulg. ispat.
Denlechriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Abb. ' 17
130 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
isfanadz, §3panak, Spinat.
bul<;. ,<p<mak. ugriech. auch aTCaväxi. alb. spanad. Reo. 50. qunoJi. rum. sppiak.
iiirum. f^panak. span. espinaca. Andere denken an spinaceum.
iskele, Gerüst.
nslov. i^kele, plur., Sattelgerüst. Rib.
iskemlö, Schemel.
serb. skemlija, scemlija, stolica. Hör. russ. skanibja aus skamnja. alb. Sk§mb, skam.
iskenderan, jjers. jjt.jaXl-,!, die beiden Schenkelbeine.
Vergl. kroat. skender, Art Messer. Karn. Z. 49. 3.
iskendzö, Folter.
ugriech. axsvrCsyto, ßaaavcCw. arsv^Csc, ßaaavoc. atsvcCäüw. Pap. 498. 1%^■^zC,i^ü.
iskerlet, scharlachroth.
magy. skärldt. ])oln. szariat. rum. sokr^lat.
islam, arab. -^Lu-t, Islam.
serb. islam. sehislam imam. Bos. Vila 3. 204. spau. islam. Z. 50. 1.
ispendze, Sclaventaxe.
l)ulg. ispenc-parasi. Bei Hammer auch tendschik, wohl unrichtig, türk. ispendz aus
pers. pendzik, quiutus. On dounait ce nom ä la part du cinquifeme prelev^ autrefois par les
Sultans Ottomans sur les prisonniers de guerre. Barbier de Meynard 1. 47 a.
issiot, «y^l ^t, Ingwer,
serb. isijot. Vardar. Z. 51. 2.
istanbol, Constantinopel.
serb. sedlo stambolin. Volksl. poln. stamhul. alb. stamboll. ngriech. stimholi. Rec. 62.
mrum. pole. Obed. Dass das Wort aus islamhol., etwa ,Heerd des Islam', entstanden sei,
kann durch nichts Avahrscheinlich gemacht werden; auch die Ableitung des Wortes aus
einem fingirten kostandipol oder aus (Con)stan(tin6)pol ist zu verwerfen. Die allein stich-
hiiltige Erklärung bietet ci; ii^v zöXiv, a xr^v icöXiV. Legrand 108. Dabei beachte man fol-
gendes: In späterer Zeit ward nur Constantinopel x6Xu genannt, alle übrigen Städte hiessen
•/.»iatpa: ito/.i; ist demnach zu vergleichen mit urhs für Rom, mit aatu für Athen, sie tVjv
-::ö/.'.v ist ferners nicht ,in die Stadt' ,in urhevi', sondern der späteren Gräcität entsjirechend
,in der Stjidt' ,in ttrbe' und steht auf einer Stufe mit den slavischen Localen, die in zahl-
reiclien germanisierten Ortsnamen nachweisbar sind: Vellach aus nslov. beljahs für beljani
oder beljane, belani; Fiatschach aus blacah, blace; Förlach aus borljah, borljani, borovljani
usw. Der Local erklärt sich daraus, dass mau nslov. sagt: temu kraju se pravi Gorjah, d. i.
hier heisst es in Göriach. cecli. Welbine aus ve Lbine; AVemschen aus ve Msene; Nalhütten
aus Na Lhot''^ usw. poln. do we Lwowie. YAn. solcher Brauch mag auch dem griech. \ tt^v
xöXtv zu Grunde liegen. Diese Ausdrucksweise ist im späteren Griechisch sehr häuüg: setines,
capitaneus sitines, castell sethines. In venet. Quellen. Athen: sie 'AÖYjVa^. I.vdkmid, ismid, Ni-
comedien: et? N'.xo[r/j5scav. isnik Nicaea: cl? Naaiav. samsun: sie ''\\y.iovK sfa7idia: sie "V
Aiav. istendil, istiudil, Tino: si? zr^u 'J'tjvov. türk. istankoj, it. Istanchio: alz ty^v K(ö ist bereits
angeführt worden. Hieher gehört auch Tzembela. sie 'Ä|j,ircXov; Tzekampo: ci? Kd|XTrov usw.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 131
Was das Alter der neuen Benennung von Constantinopel anlangt, so liest man bei dem
arabischen Schriftsteller Masudi aus dem zehnten Jahrhundert StanhöUn, bei Ibn Batuta aus
dem vierzehnten Jahrhundert Esthambfd usw. Mit zic, tY^v TCÖXtv sollen griechische Landleute
die ersten in Constantinopels Umgebung gekommenen Osmanen nach der Hauptstadt hin-
gewiesen haben, die deren sicher nicht bedurften. Ersch und Gruber, Artikel Constantinopel;
The American Journal of Philology. Baltimore 1887. 7. Meine Abhandlung: Die slavischen
Ortsnamen aus Appellativen. T. 17. des Separatabdruckes. XXI. Band der Denkschriften.
Archiv für slavische Philologie XII. 315. £V tritt ein in Negroponte, Euböa: Euripus, E'jpi-
t:o; ward ngriech. Egripos, woraus iv 'ByptiKp, und, mit Anlehnung an negro und ponte,
Negroponte.
istek, arab. iLc«,!, Begierde,
serb. istek, volja. Bos. Z. 43. 2.
istör, istemez, türk. ■j.^^\, w;c*«!, unwillkürlich, man wolle oder wolle nicht,
serb. ister istemez. Bos. Z. 44. 3.
istife, türk. Lix*«!, Meerschaum,
ngriech. atttptvoc. adj. Hind. 9.
istihare, arab. s.Lsvi«,!, Frage.
Vergl. serb. istijara, molitva turska za gatanje: klanja istijare. Bos. Vila 2. 132.
istikbal, arab. JLjii«,!, das Entgegengehen.
serb. istighal. sretanje. Hör. na istighal njemu izlazio 42. Z. 43. 1.
isti'lam, arab. |»^kjL;u-l, amtliche Nachfrage.
bulg. istiljam, Kunde. Z. 41. 3.
istindah, arab. _LäÄi*wl, Benetzung der Schamtheile bei der rituellen Waschung.
Vergl. serb. istintah: nek pritisne muhur ja prst na svoj istintah. Bos. Vila 2. 163, 276.
istintak, arab. |vLtaÄÄ-u,l, Befragung, Verhör,
serb. istintak. Bos. istitak. Z. 45. 2.
istivan, Krone bei der Trauung.
serb. jedna glava, a tri istivana. Kaß. 70.
iSaret, arab. ».Lif, Zeichen, Wink,
serb. isaretom kaze. Hör. 185. Z. 52. 1.
iäkil, schwierig, dunkel.
bulg. iskil, Zweifel. Djuv. serb. isöil, sumnja. Bos.
iälemä, Bearbeitung. iSlemek.
bulg. iSlemelija, russ. cekannyj. Djuv. serb. isleisati, raditi. Bos.
istiha, ©Stab, Verlangen.
bulg. istahUja, der Appetit hat. serb. Utah, volja. Man vergleicht damit auch serb. his-
tal: je U vojska za histala. Bos. Vila 3. 205.
iätirak, arab. diwvuil, Genossenschaft,
bulg. iUira. Djuv. Z. 53. 1.
17*
132 I. Abhandluno: Franz Miklosich.
itaat, Gehorsam.
serb. itat, pokornost. Hör. itat uciniti 90.
i'tJbar, arab. ^LääI, Schätzung'.
bälg, ilitibar, Zalil. Djuv. serb. itibar, postovanje. Bos. ihtibar, pocast. Bos. Vila 3. 70.
Z. 62. 2.
itlak, Freilassung.
ngriech. IrAdxt, Amnestie. Legr. 118.
izn, Urlaub.
bulg. izim. izan zedoha. serb. izunli teskcra. alb. iz§, Erlaubniss.
J.
ja, oder.
l)ulg. ja, ili.
ja, arab. L, oh!
serl). jalaJi.
jaban, Wüste, fremd.
serb. jaban. Hör. 98.
jafta, pers. jUiL, Art Zettel.
serb. jafta, japta, Kinquartieruugszettel. Bos. na jafte ih pasa razredjuje. Hör. 542.
Z. 952. 3. '
jagma, Kaub, Kaubzug.
nslov. na djayuo, naglo. Hung.
ja/ni, gekochtes Fleisch,
ngriech. layvt.
jaila, tiirk. iLsL>, Sonunerwohnung, Alpe, jailak, der sich in der Sommerfrische aufhält.
Inilg. jajla, cech. pastvina. Jir. 295. jajlak für pasbiste, pasa. Ob die beiden Wörter
wirklieh bulgarisch sind, ist mir nicht klar. Z. 958. 1.
jairnak, türk. i^^jL», aus jajelmak, ausbreiten,
serb. razjagliti se. Z. 958. 1.
jaja, Fussgänger.
ngi-iech. 7.Ytd5cC, pedites oriundi ex Asia. Duo. Y^ayidvTj?, fautassin. Legrand.
jaka, Kragen.
ngriech. Y'.axäc. Tpäyr^Xo;.
jaksi, nordtürk. hübsch.
russ. jakäath sja, sich abgeben, sich befreundeu. türk. jakesmak, zu einander passen.
Z. 953. 1.
Die türkischen Elemente in den Südost- u.nd osteuropäischen Sprachen. 133
jakut, türk. vc^^Ls, kuman. jakut, pers. jakend, ödxtvSo;, Hyacinth, Rubin,
russ. jachonts, lab, rubiris. Z. 953. 2. Fräliu XXXIX.
jalan, falsch.
serb. jalan, laz, lazno.
jaldez, vergoldet,
serb. jalduzli. Hör.
jal^, Ufer.
serb. niz Tuna-jalija. Hör. 454.
jam, Postpferd, ist pers.
runi. jam, Poststation.
jama, türk. Uj, Fetzen, nach Jir. 528. 529. Beute,
bulg. jama, ßech. hqj, kofist. Z. 968. 1.
jamak, türk. ^Uj, Zugabe, Stück, Grehilfe.
bulg. emak, Bruchstück. Djuv. serb. jamak u kahva. Bos. Vila 3. 116. Vicefahnenträger:
divno ga je barjak poklopio a jamaka kita od barjaka. Kac. 74.
Jan, Seite.
serb. kida po na jandan sama. Hör. 1. 131. 258. 529. ua jandanu 103. jandal, na jan-
dal, na jandalu. jankesa, torba, koja s.e na strani nosi. jankesedzija, onaj, koji krade kese.
janb6ki, (^XajL, schräge.
serb. sambek: ter se sambek turski zovijase. Kaß. 2. 331. iz äambeka oganj oborise 334.
Wenn die Zusammenstellung richtig, dann ist j in z und dieses in s übergegangen. Bianchi
1255. 1.
jandz§k, Sack.
bulg. endzik, Art Sack. Djuv. Dozon. jandzicka. Ljub. Z. 955. 3.
jap, türk. (3-»jLj bedecken.
]Man vergleicht serb. japad für locus opacus und japaga, vallis profunda et angusta.
Z. 946. 3.
japak, türk. ^jL>L>, Art Wolle,
serb. opaklija, Schafpelz. Z. 946. 1.
japundza, Decke.
poln.-arm. japendza. Von jap in japmak, bedecken. Z. 946. 3.
jar, Freund.
bulg. eranka, Freundin. Djuv. alb. jaran, Liebhaber.
jaral§, verwundet.
bulg. auch jaralija und sogar dzaralija. Djuv. mrum. j§r§, Wunde.
jaramaz, unnütz.
serb, jaramaz, jaramazin. Hör. 1. 147.
134 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
jaratmak, erschaffen.
serb. jaratisati. Bos. Vila 3. 54.
jaröak, nordtürk. Art Sattel.
poln. jarczak, leichter Sattel, russ. sedlo ercaks. Urk. von 1.557.
jardem, Hilfe.
bulg. ardam. Djuv. jardamdzija. serb. jardum. Hör.
jarek, türk. ij>L>, Spalte, Furche. Vergl. nordtürk. zar, Ufer imd ar§k, Schleuse,
cech. jdrek. poln. jar, doUna, ^vhsciwa Podolowi i Ukrainie. Rocznik. rum. arok. Vergl.
serb. jarak. Feld von bestimmter Grösse. Bog. 367. ojaricati se, pustulis obduci. Z. 948. 3.
jareS, türk. Ji^L^, Spalt.
Vergl. bulg. jards, Deichsel.
jargag, Pelz.
russ. auch jargaks, Art iuha.
Jasmin, Jasmin.
serb. jasemin cibuk. Bos. ngriech. -^\.a.QZ]^i, Ytaaou[JLt, ytaaoujJLCOv. xoavcaafxtvt. Passow.
span. jazmin, azem/'n.
jassak Oasak), Anordnung, Verbot.
bulg. asakija. Djuv. jasachcej, jasakcij, kavass. Grig. russ. jasaks, Tribut, ngriech, Sta-
odxt, Siaadtai, E(ji,itö5tov, d^aYÖpcUoc?. Pasp.
jaämak, Art Schleier,
poln. jaszmak. KarJ. 22.
jatagaa, grosses Messer.
poln. atagan. KarJ. 22. span. yatagan.
jatak, Ort, wo man schläft,
serb. jatak, Bett.
jatik, uigur. fremd, elend.
Vergl. serb. jatka, Armer.
javaS, zahm.
serb. ati su javasali. Hör. 2. 350. zjavasati, oslahiti. Bos.
javr^j türk. ^>)Ls, Kind, javT^m, liebes Kind,
ngriech. -{'^rt-^^riö^, <pi\zazi [xou. Pap. 411. Z. 956. 3.
javuklu, Verlobter, Verlobte.
serb. janklm: iniade^ li svoga jauklaia, Üo dolazi djozii i pendzeru. Hör. 2. 147.
jazdfk, jastuk, Kissen.
serb. jastuk, podglavar. jastuciö. Bos.
jazmak, schreiben.
serb. jazmak, Schrift, jazija, Einband. Kraljevid Marko 163. jazidiija, pisar. Bos.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 135
jed, arab. Jo, Hand, Vorderfuss oder Vorderbein der Vierfüssler.
Vergl. ngriech. YJdvrs?, jilur. ai %)»si5eC ai irspl tov Xatjjiöv t(öv Ttnrjvtov. Pap. 410.
Z. 959. 2.
j6dek, Leine.
serb. jedekUe. Bos. Vergl. griech. tpaßcö YSvSsxt, po{iouXv(,£(o. ycvSsxi, pOjxa.
j6di, sieben.
bulg. jedi-hde. Djuv. serb. jedikula. poln. jedikid, jedikide, Gefängniss. jedikuta. Muchl,
44. griech. ycvri irC^'f^^ xatxi.
jehud, ui"ab. Oj_§j, Jude.
serb. jidmdija. Bos. Vila 2. 8. Z. 978. 1.
jöjedzek, türk. viJlÄ-o, Nahrung,
serb. jediek. Bos.
j6jna, Eule.
serb. jeina, jehina. Blau 202. Vergl. kuman. ugn (ügü), Eule.
jelek, Art Unterkleid.
bulg. ilek. jelece. Jir. 527. 659. serb. elek. Vergl. zubor toka i ilika. alb. elek. griech.
ele6i. Eec. 29. mnun. zileke. Weig. 131. span. gileco, cjialeco. Eguil. 372. 412.
j61ken, Segel.
bulg. elken. Djuv. elkenje n. Hiev. serb. jelöen. Hör, 1. 532. ngriech. eKv.e'^zCf^Q, bxwp-
pd^oc.
J61p6z6, Fächer.
bulg. jelpaze. jelpezen, russ. prjadi volosa ss müurojic, susahju perepletennyja. Jastr.
serb. elpeze
jemek, fassen.
bulg. jem-vaktu, Essenszeit. Djuv.
jemeni, aus Jemen kommend, Art Zeug.
bulg. emem'ja, Pantoffel. Djuv. serb. emenije. Bos. jememja saviska. Hör. 1. 58.
jemin, plur. ejman, rechte Hand, Eid.
bulg. ajmanija.
jenge, Tante.
serb. jendjija. Hör. 7iek ti tetku u jendjüuk dade. 1, 99, jengjijica.
j6ni, neu.
serb. janjicar, jenicar, jenjicar. Hör. 1. 248. Falsch jenjiöar, tiovi dohitak. Bos, Vila 2.
291, ngriech, YcVt-aäpo?, span. genfzaro. poln, janczar.
j6ninek, türk, vJu-ü, besiegen.
serb. jendisati: ja Omera rane jendisale. Hör, 1, 511, Z. 969, 3.
jerlü, P^inwohner,
bulg, jerlija, Eingeborner, Jir, 633, serb, jerlikul, mjestni zapovjednik. Hör, 1. 67.
136 I. ABHANDi.uNa: Franz Miklosich.
j6§em, arab. j^äj, Jaspis,
niss. jasina. Rhasis 411. 1.
jeSil, grün, jeäildzik.
Vergl. serb. zele}iha6^ grüne Eidechse. Blau 187. 252.
jetim, arab. *Ai>. Waise, Bursche.
serb. jetim, sirota. Hör. jethiske ntke 1. 34. jetim-sahüuci , Eigenthnm von Waisen. Bos.
Z. 959. 2.
jelan, türk. J^,, Schlange.
serb. otleii siöan jalan nalazili. Hör. 1. 48. Z. 966. 2.
j^lan-bal§g§, türk. ^L ^jilLj, Aal.
bulg. lamhahk. Z. 966. 2.
jelankavi-akmak, türk. ^j^l ^yi^j:ki, sich schlängeln: jelan, Schlange,
rum. lavgavie. Cihac 589. Z. 966. 2.
jigit, junger Mann, nordtürk. zigit.
serb. idzitbik, junastvo. Bos. Vila 3. 102. jigit entspricht dem serb. junak. Rec. 92.
jogun, dick, grob.
serb. jogun, tvrdoglav. jagunica glava. tusta je ve6 tvojega jogunstva. Nikol. 100.
jogurt, Art saure Milch.
bulg. ugurtnik, urgutnik ,bulharskd limondda'. griech. ^irj'foopzi, iaoup-ci, h^6'(a\o.. Jir. 244.
jok, nein,
bulg. jok.
jol, Weg.
serb. joldzija, putnik. Hör. poln. joMasz. Kari. 22. ngriech. -c^oXvTdaiSs? plur. Legr.
YioXtC'?)?, ö^otTcöpoi;. •^i'j'kizrxGriz, ^loXhäorfi, staipoc.
jolm6, nordtürk. iUJ^, etwas Enthaartes.
poln. jülom (fehlt bei Linde): kolpak z johmem. Z. 976. 2.
jongar, türk. Xiu>y^,, Laute mit drei Saiten,
Vergl. serb. öimgur. Jastr. 308. udarati cungur 352. cungurcence 187. cungura, cun-
gurence, zweisaitige Balalajka; die einsaitige heisst hugarija. Jastr. Zwischen jongar und
cungur steht wohl zongar. griech. joYicdpt. Pap. 70. Z. 977. 3.
jordam, Art.
serb. jordamli, ohol. Bos.
jorgan, Decke.
serb. jorgandzija. Falsch jordan, Decke. Kac. 43. poln.-arm. joyran.
jufka, fein, Bliittergebackenes.
serb. jitfka, jutka, daneben ubga. jufka, jupka soll slavisch sein, da serb. Ijubka in
gleicher Bedeutung vorkr)mme. Blau 284. Es ist jedoch Ij als ausj entstanden anzunehmen
wie in Ijeljen ans jelen und umgekehrt jemjes aus lemeä, Ijemeä.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 137
jurt, Wohnung, eig. Loch.
])ulg. jtirt. Sbor. III. 158. jur'tiste. Jir. 508. 618. riiss. auch gurts. klruss. jurt, hurt,
Heerde, Gesellschaft, Versammlung, hurtom, im Grossen, ohvAom. hurtovscyk. suhurt, Gesammt-
summe. Hucuiy vypasajut ce-fyja jurhy. Kost. 31. poln. hurtownik. Vergl. hurmem, ca-
tervatim. gi:iech. "(ociöpzi, td '{6p(üBe-^ d[xXcX(ov, ä^pcöv xzX. ö.v.ak'kiipYQ^'^ dxpa. Pap. 415.
jurun, türk. ^y^j, Flieklappen.
Vergl. (las dunkle serb. jumn kardas. Volksl. Z. 972. 1.
jük, Last.
ngriech. ytoOxt, arpwfAaTOÖTjXT].
jürüjis, Angriff.
ngriech. yjoupoöaw sxafjis. Pap. 64. YJoupouardo), Yv^'j^'^oaziZiü. 412.
jürük, Herumtreiber, Art nomadisirende Türken,
bulg. jurnk. Jir. 220. jureklija.
jürümök, jürimek, türk. JLo,^, gehen, jürütmek, gehen machen.
bulg. iHißtrja vh. serb. juriti. Hör. projuri alata, djofjina 1. 259. 290. projuri mimo
me. najurise Ijiidi. Bos. ngriech. Yto'jpouv^tCw, l66(o, 6p[Jiö). Z. 971. 3.
jüz, hundert.
bulg. juzbasija bei dem Rusalienfest. poln. juzbasa. rum. juzbasi pluj'.
K.
kaba, grob.
bulg. kaha, russ. pucldyj, rychlyj: tozi hl&h je kaba. Djuv.
kabahat, Schuld.
ngriech. xajxicahstt, a'fdX|Ji,a. Pap. 433.
kabak, Kneipe.
poln. kabak, Schenke. Aus dem Klruss. Rocznik. nhd. kabacke, kabache.
kabalet, Vertrag.
russ. beskabahno ili vn kabalu. Domostroj 139. kabahnyj rabothniks. span. alcabala, Art
Steuer. P^guil. 121. Über it. gabella, span. gabela usw. vergl. Diez.
kabara, Nagel, Flitter.
serlj. kahare od srme, tapetni klincaci od .srebra. Bos.
kabarmak, türk. (j^.Lä, anschwellen, gross werden.
bulg. kabadisvam, kabadisa, schwellen: russ. puchmäi, buchnuth. Vergl. kabadaija. russ.
frantn. ngriech. xrxTcapvttC<o, '(Vio^^J-i Xtav ta/upöc, ÜTCcpTjfpavcUoixai. Pap. 434. Z. 689. 2.
kabil, möglicli.
serb, kabil.
kabr, Grabmal.
Auch nordtürk. kaber. serb. kabur, grob. Bos.
Denkschriften der pljil.-liist. €1. XXXVIII. Bd. I. Abh. 18
138 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
kabul, Anualime.
öerb. kabul, odohren. kabul dova. ugriecli. xajiiroOXt, icapa5o/Tj. Pap. 433.
kabz itmök, ergreifen.
bulg. vkepsam vb. kabzumal, kapzamal, kabzamalin, kamzamalin, Steuereinnelimer. Djuv.
kaöamak, fehlt iu deu Wörterbüchern,
bulg. kocomak.
kaöermak, tiu-k. ,JjCjäU, laufen lassen.
bulg. kacuma, stürzen: russ. povalüb sja. Z. 677. 1.
kaömak, türk. ijjt'^^t'; fliehen.
bulg. kacak. kadakl§k, Flucht, serb. kackin, Flüchtling. Bos. Z. 676. 3.
kadaif, den Nudeln ähnliche Speise,
serb. kadajif. Bos.
kade, Richter.
bulg. kadijkja. ngriech. %aoic. Duo. v-aif^Q, ßaaiXcUC. span. cadi, alcadi, alcalde.
kaden, Frau.
serb. kadundzika. alb. kad^iiQ. Daher auch serb. kada, kadka.
kaderga, Galeere.
bulg. katarka, Mast. Vergl. klruss. kartaiuk, Mastbaum.
kadife, Sammt.
bulg. kadijjan, kadifjast. serb. kadivli. mrum. kadifeie. Obed. ngriech. xaiTjipsc.
Hind. 69. span. alcatifa, catifa. Eguil. 135. 365.
kadir, vermögend.
bulg. kadar, kadsren. serb. kadar, kader. Hör. da se nije kadro meni nista sakriti.
nekadar, nemoöan. Bos.
kaeb, türk. ._ajU', ^Lc, abwesend, verloren.
Vergl. ngriech. f.aJ.TZiv.rtZ, [Jidtaioi;. Pap. 432. Z. 644. 3; 687. 2.
ka'eda, Basis, Regel.
serb. kajda, pravilo, red. Hör. kajde provodedi. 1. 146. od te kajde ne iraade fajde 117.
kajda, porezne knjige. Bos.
kafes, Käfig.
serb. kafezlija. kafazlija Ruza. Hör. 2. 18. mrum, kefase. Obed.
kafile, Karawane.
russ. kafile, kafele. Grig. span. cäfila.
kaftan, Oberkleid.
russ, kaftanz. Vergl. sanivozs, kaptana, kolymacja. Domostr. 129. span. cafetan. griech.
kahr, Zwang, Kummer.
Ijulg. kalinrja se, kahsrosvam se vb. serb. kahar. kaharli. Hör. dertli i kaharli 1. 83.
duämane kahar uciniti 38. okahariti, okahriti. Hör. 2. 88. Vergl. ngriech. xa/pt, öpy/;. xayapstc,
y.a-/s^{a. Pap. 436.
Die türkischen Elementr m den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 139
kahröman, überwältigend.
hulg. kaWeman. serb. kahriman, junak. Hör.
kahve, Kaffee.
bulg. kahva, kave, kajve. kafjan. kafediija. serb. kahva. kavlenisati, Kaffee trinken.
Bos. Vila 3. 190. für kahvelenisati. alb. kafehane. ngriech. xaipävs?. v.a'frxkxri. Hind. 79. 84.
xa^cVuC'']?. xa(ps-Taßaat, asb(ov. xa^siixicpix.
kaÜpe, schlechte Dirne.
bulg. kahpe, kahpija, kafje. kahpelik. serb. kahpija.
kaut, arab. Joä^s, Hungersnoth.
Vergl. mrum. me k§htij, je m' affaissai. Obed. Z. 693. 1.
kaime, Billet.
bulg. kajme. serb. kaime, kajima. Bos.
kaja, Fels.
ngriech. %aidc, gy.6tz=.Xoc. Atacta 4. 396.
kajd, arab. JoU, Führer, Oberhaupt.
bulg. kaid: nazivajemi te kaidi. Djuv. Z. 687. 3.
kajd, arab. Jlö", Bindung, Sorge.
serb. kajdum henum, was kümmert's mich! ^ (^) -tX-ö, kajd§m (mgj hhiim. poln.
kandaiy. Aus dem Klruss. Rocznik 255. kajd hat auch die Bedeutung: Urkunde, daher bulg.
kaitja vb.: russ. otm^cati, pasportn. serb. kait, zapis. ukajititi, einschreiben. Bos. Vila 2. 164.
Vergl. span. alcayata. Eguil. 137. Z. 726. 2.
kajek, Barke.
bulg. kaikcija. span. cayuco, caique. it. caicco. Ahlquist 168. vergleicht magy. hajö,
Fahrzeug, ngriech. %aw'.a-w/, TropfJjJiclov. xaaiov, äv.azrj'^ -irXolov.
kaj§§, Riemen.
serb. 72« fca^s opanci. Kac. 65. Blau 12. bietet auch kajasa. kroat. od sahlje kajas.
Maz. 1. 41. sahljeni kajas. uhvati mu konja za kajasa. od uzdo. kajas. Vergl. serb. kajisarenje.
kajisarstvo. kajisarluk knjizara.
kajmak, türk. (^^U, gleiten.
serb. kajdlsati, klizati. Bos. Z. 688. 2.
kajmakaia, Stellvertreter.
serb. kajmekam. ngriech. xat[Jiaxd(X7j(:, dvOuTTOtTOC. X7.ö[ACixd(i,r^c. Paji. 84. span. caimacdn.
kajnak, Quell.
serb. kajnak, izvor. Bos. Z. 688. 3.
kajsar, Kaiser.
serb. kajsar-gospodar. Bos. Vila 2. 44. ka,jsar, Caesarea. Hör. kajsar-jemenija 1. 509. kaj-
serli postule. 413. kajserli papucica. kajiser postule.
18*
140 I- Abhandlung: Fkanz Miklosich.
kajtan, Schnur.
bulg. (jajtandzi, gavtandzijn. ngriecli. YaiTavoC(oa[j.svoc, ceint d'un cordon. Lcgr. 292.
Y<xttavo!pp6§i, de miuce suurcils, genauer: des sourcils coninie une gance. Legr. xopixoja
Yairavo(ppo5ära. Pap. 68, -cd '(fpuSdxja aou, 'uroü sivai adv x6 ^dizä^i. 99. mrum. haitan.
kakum, Hermelin.
ugrieeli. ica'Äo6[i.t. %axou|JLÖyo'Jva.
kakun, türk. ^jyS\Ji, orchis.
serb. kacun, kacunica, orcliis satyriiun. Bos. Vila 3. 24. Blau 187. 215. 295. kaöunitt
se, sich schmücken, kaöun, ime volu, koji je vrlo lijep.
kal, türk. JLj, Läuterung der Metalle, reines Gold oder Silber.
serb. kal. Dj. Popovid. Z. 683. 1. Nicht hieher gehörig sind nslov. kaliti, glühendes
Eisen in Wasser kühlen, russ. zakalyvatb, durare. kalenoe zelezo, glühendes Eisen, rum. kqli
durare. Vergl. niss. kaleti, hart werden, polu. zakalec.
kalaba, Menge.
poln. kalahahjk, zia sprawa. Rocznik. ngriech. xaXajXTCaXtxia, diroaxEUY^.
kalaj, Zinn.
bulg. kalajdisvam vb. kalajlija. span. calaim. malajisch kalang, kidang. Daher pg. kalaim.
kal'at, plur. k^la', Schloss.
bulg. kale, Festung. Z. 707. 1. sjjan. alcald.
kalb, falsch.
bulg. kalpazauhk. griech. icd).'jcixo<;, xa^Tiaöc. xaXirouCavXa. mrum. k^lpuzan. Obed.
poln.-ann. ;fa/6.
kalb, arab. v_JUs, das Wenden.
Vergl. ngriech. xaX|JLzdrCa, Y^Traicxc/V 'JtdOoc t(bv Ttpoßdxcov x(öv ev sXwSsat tottol? ßo-
axo[JL£vcov Drehkrankheit. xaX^TtaxGtdpaa. xaX|J,iraTajdCco. Pap. 432. Z. 706. 2.
kalöen, Art Socken.
bulg. kalci. ngriech. %6.\z(^a., xdptCct. Duc. Vergl. finn. kalsu. estn. kalsu, katsu,
Ahlquist 147.
kalderem, Steinpflaster.
serb. kaldrm. ngriech. plur. kalldt^inja. Rec. 18. '{■/.aXzzpi[).i. Pap. 79. %aX5'/jpt[ii,
).'.9ÖCiZp(0TC/C.
kal^m, llolir.
bulg. kalem, Griffel, ngriech. xaXajxdxt.
kaleb. Form.
Inilg. Icalr^pja vb. kalfif, Futteral, serb. kaiuf, Futteral, kaluf sapuna. Bos. Vila 3. 207.
nserb. katuh, hohler Klotz, rum. kalapod. span. gdlibo, calibre.
kalfa, Geselle, aus yalifö.
bulg. kalfuvam vb.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 141
kalije, Art Speise.
serb. kalja, Art Speise, suho meso, kuvano zajedno sa kiselijem kupusom. canak kalje.
kitpusna kalja. Bos. nslov. kalja, neka jed. Ung.
kaliun, KriegsschifF.
biilg. kaljomhasija, Scliiffscapitaiu. kalindzija, Seemann. Djuv.
kalkan, Scliild.
biilg. kalkan-halpk, karakuda, Ai't Fisch, serb. pod kalkanom i pod kuburama. Hör. 1. 505.
kalos, Holzpantoffel.
klriiss. choioMa, Hosen. Kost.'
kalpak, Mütze.
poln koipak, Mütze; grzyb, merulius cantarellus, p6ki miody. Rocznik. klruss. chovpak
(choipak). Ung. kas. Mobuch. slovak. kalup neben klobouk. rum. kolop. Von den vielen
Formen, welche das türk. kalpak in den slavischen Sprachen erhalten hat, möchte man nur
einem klopak türk. Ursprung zuerkennen: b für p und uk für ak wird beanständet. Was
das Suffix iik anlangt, so ist zu bemerken, dass die Sprachen bei den entlehnten Wörtern
selbstständig vorgehen; dass zik nicht slavisch sei, ist unrichtig: vergl. Grammatik 2. 253.
Sollen wir wegen des b für p den Zusammenhang von klobuk mit kalpak läugnen?
kalta, Quersack.
wruss. kalita: vergl. türk. ^arita, Karte.
kalura, alter Schuh.
Barbier H. 470 führt unter kalora ein ngriech. TtaXsüpa an. bulg. karevla. Djuv.
kaman, nordtürk. bei Z. ohne Bedeutung,
klruss. kaman, Art Gewürz. Z. 684. 3.
kamara, Kammer.
Vergl. l)ulg. kamber-kadgjia, Kammerfrau. Djuv. serb. proviri s kamarije. Bos. Vila 3. 54.
kamce, Peitsche.
bulg. kamdzik. poln. kaüczuk. KarJ. 23, poln.-arm. x^-mdzi. schwed. kantschu.
kam^s, Schilf.
klruss. komys, ruscum. kamysnyk, wie es scheint, ein Wegelagerer, tapi dans les roseaux
des fleuves. Rambaud 491. nordtürk. kam§sn§k, trostniks ist ein russ. durch ms-iks aus dem
Türk. gebildetes Wort.
kan, Blut.
bulg. kancicek, kanacicek, Art Blume, serb. kanli, blutig. Hör. kanli kabanica 1. 172.
kan-taslija, mit rothem Stein (vom Fingerring), ngriech. xavXtjC, aifiatr^pö?.
kana'at, Zufriedenheit.
bulg. kanajat, Sicherheit, serb. ziveöi s kanatom (umjerenoj. Bos. Vila 2. 308.
kanad, Flügel.
Damit lässt sich russ. kanath, Strick, klruss. kanat, konat, nicht vereinigen, serb. kanat,
krilo und stednja. Bos. In serb. visi o kanatu dorda, Volkslied, ist kanat zweifelhaft.
142 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
kanak, Frauenlialsband.
russ. kanaks, lenfa, osejniks. Grig.
kanape, Kanapee,
ngriecli. xava^c?, vXv/zr]p.
kand, Zuckerkand,
span. cande.
kandil, Lampe,
bulg. kandil.
kankal, türk. JUiÄä, Rolle, Knäuel,
serb. kancelo, Strähn Zwirn. Z. 710. 2.
kanmak, türk. (3*jLs, den Durst stillen, befriedigt sein.
bulg. kandisam, kandisa, kandisvam, zufrieden sein, sejmeni mi kandisa'a. Z. 68.5. 3.
kanta, Krug.
bulg. kanata. serb. konata, hölzerne oder irdene Schüssel, casi i konati. Jastr. 30.
klruss konov, konovlja. ngriech. v.fjy^a, vasculum. Duc. rum. kan§. alb. k§nat§.
kantarma, kanterma, türk. Gebiss (am Zaume), Zaum, Zügel.
serb. katarma, nach der Vermuthung von Vuk Stef. Karadzic, Zaum. Z. 709. 3.
kanun, Gesetz,
serb. kanun. Hör.
kapak, Deckel.
bulg. kajJakliji konduri. Ljub. 2. serb. kapak: od tavnice kapku dolazili. Hör. 1. 274.
xairdxi, 7zCf)\i.'x. xa'sraxovto, ';:a)[idCo). angonokapaöa, gonokapaöa, für türk. koUcakUar, Arm-
schienen. Rec. 29. Vergl. xaicdai, bonnet. Legrand.
kapamak, schliessen.
serb. okaptariti, den Bienenkorb mit einem kaptar versehen, ngriecli. xaTrajxäc, icvt-
■/.■z6c. 7ia7:a|xd, gebratenes (gedämpftes) Fleisch.
kapan, Falle.
türk. kapan, grosse Wage, hängt wohl mit bulg. ksponi, aslov. kqpona, zusammen.
kapöuk, kapöek, Behältniss.
Man vergleicht aslov. kovscegs, arca, serb. kovcecj.
kapkan, nordtürk. Falle,
russ. kapkanr,. Ostroum.
kaplan, Tiger.
serb. kaplan, Leopard. Gund. ngriech. xaicÄdv, Tiger.
kaple, nordtürk. zwei Weizenkörner in einer Hülse.
bulg. kapladia, Art Körnerfrucht, die als Viehfutter dient. Djuv.
kaptur: nordtürk. kapturgaj, j^UwoU, Sack.
Vergl. russ. kapors. kaphbra, Kopftucli. Domostr. 90. 174. 187. kaptyrr, 172. poln.
kaptur, Art Kopfbedeckung. Vergl. ngriech. xaTCTräci, pileus. Crusius. Z. 674. 2.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 143
kapu, kap§, Thor.
bulg. kapasgzin, Vagabund: eig. olme Thor, Haus, kapu-kedhudasi. kapukihaja. ngriech.
xairou-C'-fAiraaig?, %a%vzCi[i.TzaQ'f]!;, carpdTC'/]?. v.rnzu^-^^a'^irj.z, charg6 d'affaires. magy. kapun dll6,
Thürsteher.
kapudan, Capitän.
Daneben kaptan. niagy. kapitäny ist europäisch.
kar, türk. .U", Schnee.
bulg. kartaslija, mit einem weissen Stein. Z. 677. 2.
kara, schwarz.
Man füge hinzu serb. cm ti ohraz na bozem divanu und crno njemu srce do vijeka.
Volkslied, Vuk 2. 89. crna si se i rodila. Bos. Auch serb. ohraz für Ehre, Scham verdankt
diese seine Bedeutung dem türk,: hezohrastina, hezohrazluk, Unverschämtheit, beruht auf hi-
ruj, unverschämt, eig. ohne Gesicht. Auf gleiche Weise ist bulg. surats§z zu erklären, kara
aber, böse Nachricht, serb. vranac karavranac. Kaß. 22. cm ti ohraz na obadva sv'jeta. Kac.
58. ohraz zacrniti. Hör. 2. 222: dagegen ohraz osvjetlati. 2. 373. bulah: karahulah, oiseau
plongeur. In Montenegro. Frilley 282. uccelli smerghi, detti volgarmente in turco carahulach.
Bolizza. karaliman, Name einer Kanone, karahatak, Taucher (Vogel). Z. 175. 3; 699. 1.
bulg. karabakal, Art Vogel, karabas, schwarzköpfig: türk. karahas, Dompfaff, poln. kary, von
Pferden, russ. karij, kastanienbraun, klruss. karohnidyj. ngriech. xapä, Rappe: aeiC''], o*).-
).(oa' xöv %apa. Pap. 102. mrum. karagros, Thaler. Obed. 109.
karaba, arab. «uLä, Flasche, Carafine.
russ. karaßnn, aus dem Deutschen, it. caraffa. franz. carafe. Devic 25. Z. 695. 1.
kara d.üz6n, Art Guitarre.
bulg. Rumeno, karaduzeno. Rumena 13. karaduzen, karadzuzin. Djuv. serb. karaduzeu
velika i mala tambura. Bos.
karadze, türk. n^HyS, schwärzlich, Reh.
Daher serb. Karadzic, bulg. oven karadza. karadzejka, Art Pflaume. Z. 699. 2.
karagu, Sperber.
bulg. karaguj. klruss. krahav. Vergl. magy. kdrog, krächzen. Das magy. karidy, kar
valy ist nicht slavischen Ursprungs.
kara gurus, \J'^y£- 8>i>, spanischer Tlialer.
bidg. kara gros, ngriech. xapaYpoci, piastre noir. Z. 699. 1.
kara gümrügi, Art Zoll, Landungszoll: kara, Festland,
bulg. karagjumruk. Djuv. Z. 699. 2.
karaman, Karamanien.
bulg. karaman, Ruf für Hunde. Djuv. serb. karaman. Hör.
karanf§l, Nelke.
bulg. kalofer. puska karanfilka. Rumena 14. serb. karafil. Rec. 48. kroat. kalafur,
galafur. Vergl. franz. girofle, engl, gilliflower, julyßower.
144 !• Abhandlung: Franz Miklosich.
karataä, Schiefer.
iKirdtürk. karandas, kar^ndas aus dem Russ.
kara tuman (Nebel).
bulg. kara tuman, Art Weintraube.
karavul, Wache.
bulg. karaid. karaulnica. klruss. kaiavurfia, Wachstube, karauiyty, Wache halten, nginech.
karbes, russ. chornjakt, Hamster.
russ. karbyst; karbasd für krots. Helm 544. hält das Wort für tatar.: ich vermag die
Quelle nicht nachzuweisen.
kardaS, Bruder.
Hieher gehört auch poln. kurdeS, Kamerad. KarJ. 30.
kar^D, türk. lJ^Ls, Bauch, Wanst.
bulg. korem, Bauch, golem korem. alb. kurm, Körper, ngriech. ÄOpixt. Z. G79. 3, Es
wird auch ein türk. kar§m angeführt. Listy Fil. 8. 202. Das bidg., alb. und das ngriech.
Wort beruhen auf agriech. xopixo?, Klotz, Rumpf, Stamm.
kareä, Mischung, Zank.
bulg. yonja karez, Rache nehmen.
karesmak, türk. (^*i.U, sich mischen.
bulg. iskarastisa vb. Djuv. Z. 679. 2. ,
karga, Krnhe.
bidg. garagaska, svraka. mrum. korg§.
karman, Tasche.
poln. karman. Vergl. korban. Archiv 11. 131. kroat. karmen, karmenac, Art Pelz.
Ung. ist dunkel.
karnabit, türk. oujji', Blumenkohl.
ngriech. 7.apva[Xirtt, %ouvouTtt5t. bulg. konopidi. karnabit wird mit griecli. xpdjxßYj zu-
sammengestellt. Z. 698. 3. Hind. 12.
karpuz, Wassei-melone.
bulg. serb. karpuz. wruss. harbuz, Kürl)iss. nordtürk. auch arbus.
karä§, gegenüber.
V)ulg. karsüok. serb. karsUuk, Antwort. Bos.
karselamak, türk. ^jJ^aö^U, entgegengehen.
serb. karsäama, dobrodosUca, Willkommen. Bos. Vila 2. 373. Z. 678. 3.
kartal, Adler.
Ijulg. kartal.
kartopu, Schneeballenbaum.
Ijidg. kartop.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 145
kasaba, Städtchen.
bulg. kasabalijec. ngriech. 6 %aarj.^xTzrXQ. Legr. 73 ^aoaiAirä. 172. russ. kasapass. Grig.
mrum. häsäpa^i, orasile.
kasavet, Härte, Trauer.
serb. dertli i kasavetli, tegotan i brizan. Bos. ngriech. %aaaߣrt, sXa'fpa Xotcyj. xaaa-
ßcXJdC«. Pap. 435.
kasd, Absicht.
mrum. kastilea, absichtlich. Obßd. ngriech. iy^aata, [Xcid v.rxyi.lac. Pasp.
kasim, arab. |V*U, scheidend, der das Sommerhalbjahr vom Winterhalbjahr scheidende
Tag, 26. November, Demetriustag.
serb. kasum, Mitrov dan. Bos. Vila 2. 276. Bei den Muhammedanern. kasam, Eutschei-
dmig. Dj. Popovic. Z. 681. 1.
kasm, arab. ^, Theilung.
serb. kasam, dioha. Bos. Z. 701. 2.
kassab, Fleischer.
bulg. kasabin. kasapnik. kasapnica. kasap basija, kasap basi. ngriech. v.'XQÖ.Trfi. xaaa-
TC'.o, %fieO)7C(oX£lov. Vergl. xaaaiJLTCdarjC, xaadfxiraaYjC, surintendant des eaux. xaaa[XT:aaXYjXt.
kroat. azap. Kam.
kat, Theil, Fach.
serb. uckat, trostruk. Bos.
katan, Hürde für Schafe.
bulg, katunin. katunka Zigeunerin. Djuv. katuu. Jir. 220. katunar. 22. serb. katun,
Zigeunerzelt. Blau 189. stan. Bos. Vila 2. 3. aserb. katuni, mjesta za pasu. katunh anba-
nash, vlashki i arhbanashki. alb. katund, Dorf. Rec. 17. kaiue. katunar, contadino. ngriech.
kypr. /.avTouvov. xarouvotoicta. xatoöva, tentoria. Duc. camp, cantonnement. Man denkt an
it. cantone, griech. xavroüva, coin, angle.
katek, türk. nordtürk. (^jU, Zukost zum Brote,
bulg. katök. Z. 675. 3.
kat§l, arab. Joy3, der Ennordete.
serb. kahd-bujruntija. Hör. 1. 158. katuli-ferman 252. katul-ferman 470. Vergl. katil.
Z. 692. 2.
katil, Mörder.
serb. kataliska (krvnicka) magaza. Bos. Vila 2. 147. 266.
katl, arab. Jüü>, Mord.
serb. katul, katl. Z. 692. 2.
katran, SchifFspech.
serb. nakatraniti. Bos. it. catrame. span. alcatran, alquitran. portug. alcaträo. franz.
guitran, goudron. mlat. catarannus. alb. katran, Rec. 93.
Denkschriften der phil.-hist. Ol. XXXVIII. Bd. I. Abh. 19
^4G I- Abhandlung: Franz Miklosich.
kavad, Art Kleid.
riiss. kavadi, pocetm/e Jcoftany. Grig. ngriech. xaßa5r^C- l^uc. serb. devet kavadara.
Kaß. 21.
kaval, Schalmei.
bulg. kaval. Jir, 68. kalfadUja. Vergl. iskavaljam pesni. Djuv. serb. kavell. alb. kafell.
Reg. 57.
kavanos, Art grosser Krug,
bulg. gavanka. Djuv.
kavata, Holzschüssel.
alb. govat§. ngi-iech. Y^ß^ra, Y^ßdcöa. mlat. gabata usw. Cihae 568. gavetta. Diez. Die
Trennung des Lat. vom Türk. ist schwierig.
kavga, Lärm.
ngriech. xauYaxC'^c. Vergl. xapYdc, tumultus. Duc.
kavi, stark.
serb. a pi^ed njf'ha kavi komandare. Hör. 1. 422.
kavi, kavul, Rede, Wort.
bulg. kmd, kavid, das gegebene Wort, kaul, uslov, jamstvo: kupiti s kaulom. Bos.
kavnk, Art Mütze.
bulg. katik. serb. kauk. Hör. 1. 46. ngriech. xaßo'JX, ttdpa.
kavun, kaun, Zuckermelone.
bulg. katm. wruss. kavun. ngriech. xao6vtov.
kavurma, Geröstetes, kavurmak, rösten.
bulg. kavsjina. Jir. 244. serb. kaurisati, prziti. ngriech. %aßoyp5iC(0- xaßoüp5ia|J.a,
kavvaz, Bogenschütze, Polizeidiener,
serb. edha i kavazi. Hör. 1. 319.
kaza, Richteramt.
bulg. kaza, kaaza, Kreis, kaza ohricka. kazalijski.
kazak, Wegelagerer.
poln. kozak mit sehr mannigfaltigen Bedeutungen. KarJ. 18. finn. kazakka, Tagelöhner,
zurj. kazak, Arbeiter, verschnittener Eber. votj. Arbeiter.
kazao, Kessel.
poln. kazan, kociei dnzy. Rocznik. Aus dem Klruss.
kazanmak, gewinnen.
bulg. kazandz, kazavc, GcAvinn. serb. kazanisati. Bos. ngriech. xaCavtsu(o, xaCavtö).
alb. kazandismef, Gewinn. Ref. 69.
kazma, Spaten.
bulg. kazma. serb. kazmp ?' lopate. Hör. 1. 33. ngriech. 'f.rj.^\i.'j.c, ictVYj. Pap. 43.5. 475.
xaC[Jir/.c. Pasp.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 147
kaznak, kazanak, türk. (j-ljL«aj>, Rahmen,
iigriecli. xaavdxi, Z. 703. 1. Hind. 92.
kazz, Rohseide.
serb. kazazki fgajtandSijski) kalfa. Bos. ngriech. xaCdCirjC. Hind. 58. span. alchaz.
k§br§s, u«*AJ>, Cypern.
bulg. saci k§hrz, kahruz, cyprisches Vitriolöhl: türk. zadz-i k§br§s. span. alcaparrosa.
Z. 690. 2.
keö, Hintertheil.
bulg. horgam kec. Djuv.
kefar, arab. .Us, plur. von kafr, Wüste (ohne Wasser und Vegetation).
Vergl. ngriech. vd [jlyj 8t(}<«^c yjd ai|xaxa, yjot 'co6pxixa xou'fdpja; Pap. 83. Z. 705. 2.
kejafet, Aussehen.
bulg. ksefet, das Äussere. Djuv.
kejamet, das jüngste Gericht.
serb. kijamet, zabuna, gungula. Bos. Vila 2. 130. belaj, clever 2. 147. mrum. kiamete,
la fin du monde. Obed.
kelaguz, Führer.
bulg. kulaicz. kalauzin. kolez. Djuv, nslov. kalaus. Ung. ngriech. kullaus. Rec. 56.
kel§ö, Säbel.
bulg. kalac, kaloc, koloc. kolokcija, kahkcija. kalakcifce. Djuv. kakcöija. kahc-bahk, Art
Fisch, serb. sabja-kalaklija. Vardar.
kelmak, türk. i^JL», sich niederwerfen.
Vergl. bulg. sama se sakddisuas. Pril. 92. Z. 708. 1.
keluf, türk. v_äJü(, Futteral, Überzug.
nn-um. k§luf, Ledertasche. Weig. 48. alb. k§lqf, kuluf.
kena, Hennakraut, alcana tinctoria.
bulg. köna. ksnosam, kanosam, färbe mit k§na. serb. k''na, kna. Hör. 1. 390. 591. kniti,
knijem. Ibid. 308. prsti okniveni. oknivati 301. krna für k§na: danas vakat krmi postaviti,
okrnati. 308. russ. chna.
kenamak, quälen.
Blau 269. bietet k§mak, serb. kidisati, vergewaltigen, pregorjeti, ne poialiti. Hör. Vergl.
serb. na Mijata kidisase Turci. Volksl. kad je svome kindisala sinu, kako ne bi mene kindi-
sala. Kras. 116. glavi ne kindisi 23. 61. ne moj mene kindisati glave 96. Man beachte türk.
k§jmak, kimak, kleinhacken, tödten: die Sache ist mir dunkel.
k§nn6b, Hanf.
ngriech. xdvvaßoc, lat. cannabus, alid. hartaf, aslov. konoplja, alb. geg. kan§p, tosk. k§rp
hängen mit dem türk. Worte zusammen, neben dem kmder und kenevir, nordtürk. kinder
besteht. Man merke niordw. kane'f. bulg. kanap, Strick, serb. kanaf. nslov. konop. Vergl.
kanaff. eine Gespinnstpflanze an den Ufern des kaspischen Meeres. Gartenzeitung 1889.
Maiheft 204. Man beachte ital. cdnapa, canäpo, hänfener Strick, span. cän7iamo, cdnamo.
19*
148 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
ker, grau.
serb. kr' at, sivast honj. Hör. na kr' afu 2. 547: türk. k§)' at. kr caksire.
ker, Heide, kerserdar.
bulg. ksrserdar, ksrserdarin, Art Beamter, poln. kira, polana.
kerba, arab. jü^s, Wasserschlauch.
Vergl. serb. krbanj, Schöpfgefäss von Kürbiss. Z, 697. 1.
kerbaö, Ochsenziemer,
cech. korbdc dial.
kerdza, Ortsname.
biilg. krzaljiji, taja je turska i arnandska rec smesana, koja znaci nasinski hrdsko zivu-
vanje ili zivod naricka. Rec. 2. 48. ugriech. v.irj(^aXf^tZ- Volksh serb. krdzalije. Hör. 1.
248. krdzalija, stanovnik kotara Krdzali 21 danasnjoj istoönoj RumeUji. Hör. Nach Hertzberg
3. 386. 402. von Kirsa bei Widdin. Vergl. Hammer, Geschichte, 3^ 892. Staatsverfassung
1. 330. Jir. 293. bulg. kördzalii se javilm psi'vi pst (um 1800) v Hoskjtiju hlizo do Uzund-
zova, V Drama i v okrssfnaja seid. I dnes esce tamomii Turci nazvavU se ot Bügari Kördzalii
i Daalii, koji se skitat po Bdgarija i prodavöt pamiik, platno i duhan. DjiTV. : daali. Der Name
soll türk. skitnik po pole bedeuten {k§r, Heide): k§rdlalija.
ker§lmak, türk. i^j^Laj;, Pass. von kirmak, brechen.
Vergl. serb. sakrlisati, beunruhigen. Bos. Vila 2. 276. Man beachte den Unterschied der
Bedeutungen. Z. 727. 2.
k§r^iu, türk. |vjj.ü, die Krim.
bulg. karsm. ovni ksrmncki. russ. kryms. serb. krm. Z. 699. 3
kerente, türk. ^iy*}. Trümmer, Brocken.
bulg. kerentija, Geschlinge: russ. peceni i legkoe. Djuv, Z. 727. 2.
k§rk, vierzig.
bulg. krr,khk, Art Fest, wobei vierzig Wachskerzen brennen. Ljub. 14.
k^rklamak, türk. ,^j.JLsji, stutzen (nicht stützen),
serb. krkleisati. Blau 44. Vergl. kp'kmak.
kerkmak, scheren, k^rklfk, Schere zur Wollschur.
bulg. kerkmalija, Haarzopf. Djuv. serb. plur. krklici, makazl. Rec. 93. Z. 727. 1.
kermak, brechen.
serb. medju se se Vlasi krdisati. Höi-. 1. 63. krdisati vojsku. Dunkel ist bulg. kerdosam,
verderbe. Milad. 19. serb. öerdosati, derdisati, öordisati, djerdisati.
kermez, Scharlachlans.
serb. krzli u mjesto krmzi, crven. Hör.: krzU pestemalje 1. 216. neben krmzi merdzan,
krmzi peStemalje 327. grimizan ist it. chermis\, cliermisino. bulg. hrimis. magy. karmazsin.
poln. alkiermez, aus dem Franz. span. carmesz, alqnermes, alquerme. ngriech. 7.ptjx£C'<>v, xöxxoc.
kerrat, Johanni.sbrot, karat. ,
span. quirate, quilate, alquilate. Eguil. 250. 475. 551.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 149
k§sa, kurz.
bulg. kusi. serb. kuso, ksso. kusofßed: türk. kssadjoren. Rec. 23. 72. Man vergleicht
poln. kusy, das nichts anderes ist als die cecliische Form von kesy. Vergl. Archiv 11. 132.
kas. k§sy.
k§s§r, türk. y^, nnfriichtbar.
Vgl. klruss. kysyr, collect. Mutterschafe mit frisch geworfenen Lämmern. Z. 702. 3.
k^sm, arab. |V**s, Theil, Brauch.
bulg. kasem-paras§, Erbsteuer. Djuv. Z. 701. 2.
k§smet, Schicksal.
bulg. kösmetUja. kssmetsiz. ngriech. xta|JLStt, zöyiy] äyafiri. Pap. 437. %^G\iix, [ioipa.
mrum. k§smete, norokul. Obed. poln.-arm. ;ff,s?Ha^Ä, Glück.
k^äla, Winterquartier, Kaserne.
serb. fo's/a, vojarna: kada krsli u Travniku dodje. Hör. 1. 194.
k^verdzek, kraus.
bidg. knvördzik. zaksvrdzice.n. serb. kovrdzik, kovrdzak, Art Mütze. In Bosnien.
kevrak, türk. ^j';^", Kreppflor,
bulg. kavrak, hulo, Schleier. Z. 730. 2.
kez, Tochter.
serb. kizlaraga. Gund. bulg. k§z in zimam na k^z erklärt man durcli ein nordtürk. kez,
russ. jjriceh, muska, Visirkorn. griech. 'AtC/^otpayac.
kezau, Korb aus Baumrinde.
serb. kuzo, Körbchen für Erdbeeren. Bosnien, klruss. kozub, Körbchen aus Baumrinde.
Ung. poln. kozub, kazuh. kas. kuzeb. nslov. kozol, kozolec, kozulj, kozora, kozora. Vergl.
cech. kozub, stfecha v svülich hdatd. Dial.
kez^l, türk. Jjj, roth, cornus mascula.
russ. kizilh, klzih, deren'B: türk. k§z^ldt§k. Z. 700. 3.
k§z§lbas, Perser.
bulg. kazalbas'i heissen die Bewohner von Grlovo in Bulgarien, serb. rpzpJbas, eig.
crljenoglavac. Gund. türk. k§z§l bas, Sektirer. Jir. 120. 545.
k^zkanmak, türk. ^^.^jUlj;, beneiden. k§zkandz. k§skandz§. k§zkandz^l§k.
bulg. kssknudisa, knskdiidlsam vb. kzaksntija, kssksndija. kasksndzija, neidisch, knskmidhhk,
Neid, Eifersucht. Z. 700. 2. ngriech. xaaxotVTiCto, axtoiCKO. Pap. 435. Z. 702. 3.
kindzuga, kandzuga, Riemen um Lasten auf dem Pferde zu befestigen.
Vergl. russ. kindjakd ist eine Art baumwollener Zeug, tafty i zenbdeni i kindjaki, Domo-
stroj 200. klruss. kynd'akamy, tentamy. poln. kindiak, wierzchnia .niknia bialych ylow.
koö, kodz, Widder,
bulg. koc. Djuv. kocjove, prazove. JIr. 242. magy. kos.
150 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
koöan, tiirk. ^jLj?-»j. Staniiu, Schalt, uordtürk. auch kjuöen (u kapusty).
bulg. kocait, palica, bemi Mais. Jir. 133. wriiss. kacan kapusty. russ. koceub, kocanz,
koderyska. kaputt nyj stvoh. niagy. kocsdn, kocsäny, kocsony. ugriech. ■Äoradvc, Stiel des
Obstes. Hiud. 17. Barbier 2. 549. Vergl. die im AVöi-terbuch unter kocenü zusammengestellten
Wörter.
kodos, tiirk. Ji'*<>y3, Kuppler des eigenen Weibes.
bulg. kodoska. serb. kodos, provodadUja, Kuppler, Bettler. Bos. Vila 2. 130. Vergl.
magv. koldus, Bettler, daraus nslov. koudivati Ung. klruss. koldovaty, carovaty. koMovstvo,
cai-y. runi. koldas, kuldus, der Arme. Z. 713. 3.
kodza, alt, Greis, kodza base, Dorfvorstand.
bulg. kodza, russ. povjadocnyj. kodza-basija, kodza-hasi, Ortsvorstand, kodzaman, kodza-
miti, verstärkt kos-kodzamltl, veliki, toliki. ngriech. xotC^aiAiraaTjc, TZ(jhwö\i.OQ. xoT:aa[iT:aaiSc<;.
Pass. serb. hodohasa. Marjaii. 157.
kodza kare, tiirk. ^.U" «^y, altes Weib.
kroat. kozakari, strasljlva haha. Sirena. Z. 713. 1.
koga, kofa, Eimer.
bulg. kova, kofa. nn-um. kofe, Holzkrug. Weig. 132. polu.-arm. kofa. ngriech. xoußäc
Hind. 93. all), kov^. span. alcuha, situla, dagegen alcofa, espuerta. lat. cova.
kogulamak, tiirk. ^3^'^y, l)eschuldigen.
bulg. koUadisam, koüadisa, russ. vysleiivaju. Z. 718. 3; 720. 2. Man vergleiche kov-
laniak.
kojak, tiirk. ,jb»j'i Art Panzer.
russ. kajakd i prancyn. Kirsa Dan. 23. Z. 724 1.
kojmak, türk. i^^^J», hineinstecken usw.
Wrgl. serb. koj-mavi, zatvoreno modri. Bos. Z. 724. 2.
kokona, vornehme gi'iechische Dame,
bulg. kokonlpk. kirakokonski. Djuv.
kokoros, Mais.
klruss. kukuradza. serb. kakuruz, daneben mumuruz. Man beachte alb. kollumhoö, ngriech.
kullomboci. Kec. 49. bulg. moruza.
kolaj, leicht.
bulg. kolaj, kidaj, Gelegenheit, kolaßgk. serl). kolaßuk. koladjele, lahko doslo. Bos. ngriech.
■/.o/wdYt. c'Jy.o/.ia. Pap. 438.
kolan, Gurt.
serb. kolansitz, hez, pojasa. ngriech. ■x.oÄXdv., falsch xoX/.dpo, xXoiös.
kolbag, Annband,
bulsr. kolba.
'fr-
kolßak, Armschieue.
l)ulg. kol6ik, russ. nakladka v.a lokti i koleni. Djuv. kolcaklii poturi. Uumena 14. serb.
phir. kolcazi, nakulenki. alb. kolcak. Kec. 29. poln. koiczak.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Spkachbn. 151
kollukcu, türk. ^^,Äiü.Jy>, AVäeliter. kara kollukcu, Küchenjunge,
bulg. karakoluci. Djnv. Z. 719. 3
koltuk, Achsel.
bulg-. koltuce. Djnv. rnss. kultukö. Bucht, Winkel, Sack.
komaki, vielleicht.
bulg. komaj, komahaj: i-uss. pocti. Djnv. kroat. koraac, jedva: doma sn ga komaö
docekali.
komora, Lastpferd.
serb. komora. Bos. Fehlt Z.
komsu, Nachbar.
bulg. komsuhik. serb. komsinka, konsinica. Bos. hypocor kona. nslov. komsija. Kroat.
kon, türk. ^y-, Aufenthaltsort.
bulg. konl/ik, koUuk. russ. chozjajstvo. Djuv. Z. 722. 3.
kondura, Schuh.
bulg. kondra, kundra. kondurcina. konduradzija, hmduradzija. serb. kundurdzija. 15os.
ngriecli. xovüO'Jpa, ß/vaü-at. plur. kundurja. Rec. 30.
konduz, türk. vjoj", Biber, nordtürk. kondoz.
bulg. kondus. Djuv. Vergl. magy. hod. Z. 710. 1; 723. 1.
kondzoloz. Art Dämon, karkandzol bei Hahn.
bulg. karakondzol. körokondzul, ein Geist, der die Leute auf der Strasse anfällt: wenn
die Bulgarinnen zur sedenka gehen, tragen sie stets Knoblauch bei sich um ihn zu ver-
treiljen. In Vinga. karakandzo, karakonco, korokoncal. Djuv. ngriech. xaXixdvrCap'Ji. A^ergl. Duc.
konmak, wohnen.
bulg. ni na zemnja kondisuje. na konak kondisa'a. russ. konakn. Grig. ngriech. xovsuto.
kontoä, Art Kleid.
poln. kontutiz, sloyak. kyntes, rum. kont§s stammen vielleicht unmittelbar aus dem Magy.
kopca, Agraffe.
kroat. kojK'e. josi se kujaju, goncaju, kopcaju. Kurel. ngriech. wizzCn., bei Barbier 2. 546.
kopuz, komuz, Art Guitarre.
kroat. ko'pus. Karn. rum. kfibuz.
korkmak, türk. ^j^.yS, fürchten, korkmamak.
ngriecli. y.opy.[iä, ne crains pas. Legr. 'Ko6f,%''yj[Aa, auvsaTicCpajxsvwc. xoupxo'JjjijdC«), tcs-
pta-£X/.o[xac ÖTzb 'foßoo f; ^öycioc, auairstpcöjjiac. Pap. 445. Z. 715. 1.
koru, Wald.
bulg. korndzija, kurudzija. Jir. 72.
kos, verstärkende Partikel.
bulg. kos-kodzamiti, alt. Djuv. Als verstärkende Partikeln werden noch angeführt hez,
duz, mas: hoz-hcUi, d.uz-dogru. mas-mavi. Djuv. Barbier 2. 5G2.
152 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
ko§, Hürde.
Diiniit ist diiji weilverbreitete slav. kosh zu vergleichen.
kosmak, lauten.
ngriech. %03S'J(o: %öac(];£. Legr. 172.
kovan, Bienenstock.
serl). kovand-ija. Bieneuzüclitei-. kovanluk, Bienenstand. Vergl. ngriech. y.o'jßäXt, Bienen-
stock. Hind. 91».
kovlamak, türk. ,^!if^, beschuldigen.
bälg, kovladja, russ. ocenijaju. Djuv. Z. 718. 3. Vergl. kogulamak.
kozalak, türk. ^NKj;, Nuss, Kapsel i'ür den Abdruck eines Anitssiegels.
Cozalac d'or. Dapoutes 2. 136. Z. 716. 3.
kubbe, Kuppel.
Vergl. bulg. kjumbe, Ofen. Bog. serb. kapa kubajUja. Kac. 27. Vergl. kümbed.
kubur, Behältniss.
bulg. kabur. Djuv. ngriech. xoujAßo'jp:, ^lü^oziz.
kuduz, türk. s.tXi'» Wuth.
serb. kuduz, hijes (ime topa). Hör. Z. 694. 3.
kufl, plur. kuful, arab. J^", JyJJi, Schloss.
bulg. kitfar, kofar, Hängeschloss. ngriech. xoutpdf/t. Legr. 114. 166. %o6<papov ist franz.
coffre, lat. cophinns. Z. 705. 2,
kugu, Schwan.
W'rgl. serb. kuf. Guud.
kujruk, Schwanz.
serlj. kujndi. kurjuk, wohl Zopf: djevojkam za kurjuk. Nikol. 8. Nach Schott aus kuturuk,
nordtUrk. kojovQk. ,
kujumdz§, Goldschmied.
bulg. knjundzija, kujemdzija. ngriech. v.rj'i\iv^zC'QZ- Soniavera.
kuka, Knopf.
Verschieden ist vielleicht serb. kuka: uzima kuke od celiku. Bos. Vila 2. 284.
kukla, Puppe.
bulg. gugla, Art Mütze. Djuv. klruss. kidiia; giigh, Art Mantel, polu. kukla, Art
Kopfbedeckung der Bäuerinnen. Goi. 147. niruni. glugi;, Art Mütze. Obed. ngriech.
•///jy./.a. '{t^r^-ni, ^)'j\v^'fi.
kukumav, türk. .Lx^i^", Art Ente.
bulg. kukumjavka. niruni. kukveaug. ngriech. xouxooßdYict, - ßd'ia. Hind. 23. Barbier
2. 569.
kul, Sclave,
bulg. kol neben kiduk, Wache, kul-agase. serb. kuluciü, roboten, kuluk, robstvo. kulaga,
zopovjednik (jeujicarski) . Hör. all), kulukci, Wächter. Mit ngriech. xöXt, canipenient. Legr.
116. vergl, köle.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 153
kuladz, kulaö, Armvoll, KLafter.
bulg. kolac, Klafter, serb. liolac, hvat. Bos.
kulak, Faust, scheint tilrk. zu sein.
russ. Tcidaks. poln.-arm. kidak. aslov. kolaks: kolakomh phhajemr, tc'J^ TZo.iz.-ai prol.-rad.
Man führt ein lett. kulaks und magy. kidyak an.
kulbeg, türk., wird durch , Soldat zu Pferd' erklärt.
Daher poln. kulhaka, Sattel, oktdhaczyö, satteln.
kulle, Burg.
bulg. kale n. ngriech. xoöXa, irupYoc. Pasp. xouXd, arx. Anna Comnena 2. 405.
kumar, Glücksspiel.
bulg. komar. komardzija. komardzahk. kuram. kuramdzija.
kumas, Art Stoff,
ngriech. xo|j.dat, 5!paa[JLa.
kumez, k§miz, Kumiss.
poln. kumys. Barbier 2. 537. k§m§s bei den türkischen Gagausen. Jir. 608.
kumkuma, arab. a^Ji^j', Art Flasche,
serb. kulkuma, Tintenfass. Bos. Z. 709. 1.
kumri, Turteltaube.
bulg. kumrivce. serb. kumrikusa.
kundak, Windel, Schaft der Flinte,
ngriech. xovrdxtov von xovüöc, scapus. Duc.
kupsin, Krug, nordtürk. auch kuvSin, küksin. Aus dem Russ.
russ. kovdSd. kuvssim. Domostr. 51. 105. klruss. kaus, kous, kovs, kovsyk. votj. kuvün,
kusin. perm. kuvsin. mordw. kuksin. Cuv. kuksum.
kurabijö, Art Confect.
bulg. gurahija, korahija. Djuv.
kuran, Koran.
serb. kuran. Hör. i kuranom najprvim citapom. Kac. 98. kuran-hamajlija, Art Amulet.
ngriech. xoupdvcov. Hind. 106.
kurban, Opfer.
nirum. kurhan. Man beachte die Notiz Jir. 347.
kurdman, Art Kleid.
kroat. karmen, juhdszbunda. karmenac, Art Pelz. poln. korman, Art Regenmantel.
kurluk, nordtürk. Heidekorn.
russ. kurlukd, kurlyks, wildwachsendes Heidekorn. Hehn 448.
kurmak, lierrichten.
serl). Sto je sada misu kurisao. Hör. 1. 423. tola (Tisch) kurisana. kurisati kolibe. Hör.
2. 609. ngriech. xoupriC"> "cd xaavr/^pta, dresser les tentes. Legr. 100. mrum. kwma, er-
müden, kurmat, ermüdet, ist der Bedeutung wegen vom türk, Wort zu trennen.
Denkschriften .1er phil.-Wst. CI. XXXVIII. Bd. I. Abh. 20
154 I- Abhandlung: Fkanz Miklosich.
kursan, SeerJiubor.
alb. kiü'sai\ ugriech. xpouadpTjc. Legr. 102. xpouodpo?. Äoupasuco. xoupaYj, butin. Legr.
russ. gusars aus dem niagy. hiiszär, das mau vou Imsz, zwauzig, ableitet, indem zwanzig
Gehöfte einen Reiter gestellt hatten, poln. usarka. Gol. 202.
kursun, Blei.
bulg. krimim. serb. kurium i olovo. Bos. Vila 3. 60.
kurtarmak, befreien.
serb. kurtarisati, l)efreien. Hör. 1. 442. kutarisati se. kutarisem. kutarisavati. Bos. Vila 2.
257. Mit kursala vergl. ugriech. xo'jpraXa, icpoirapaaxcoat. Pap. 446. bulg. kurtulisam
Verb, kurtulija. Djuv. Sbor. UI. 99.
kurum, türk. [•;>jj', Aufstellung.
Vergl. bulg. kurumadzi(ja) : 6orhadUja, has kurumadU. Djuv. Z. 716. 2.
kusur, Mangel,
bulg. kusurlija.
kus, Vogel.
bulg. varakus, Blaukehlcheu, gorge-bleue. serb. kusbaba, Fledermaus. Blau 242. Vergl.
krmegusa, Art Vogel, russ. pt/ca varakvMa, varakuika, zonka, motacilla suecica. vara ist mir
unklar.
kuS, türk. jiji, Heerde, grössere Anzahl von Menschen, die beisammen leben,
serb. kaus, Mannschaftszimmer. Bos. Vila 2. 266. Z. 717. 2.
kuäak, Gürtel.
serb. kusak. russ. kusaks. Domostr. 175. platte kusacno 89. estn. kussakas. finn. kussaka.
kuäluk, türk. ^jJLiy;, Frühstück.
• serb. kiisluk, rucak. Hör. 1. 306. kuslukovati. kad je sunce na kusluku hilo. Z. 717. 3.
kutni, Art Stoff.
bulg. kutnija, Art Seidenstoff. Djuv. span. coton, algodon.
kutu, Schachtel,
ngriech. xouuciv, xurtov.
kuvve, Kraft,
l>ulg. kuvet. serb. kuhvet, snaga. Bos. u kuhvetu je. Bos. Vila 3. 131.
kuze, Lamm.
ngriech. %0'jC^'j(jlYji;, dpvdxc |aou. Pap. 443.
K'.
ka'be, Würfel, kaba.
serb. öaha muhamedanska, hrisöanska.
kaflr, Ungläubiger.
bulg. gjaurin. ot geurska ruda. ogjaurja se. Verb. serb. kaurkinja. russ. kefary. Grig.
ngriech. 'Äaßo'jp. Duo. •(•arj.vj^o.z. Y^j«^-''^p^5-<I. Pap. 148. magy. gyaur. span. cafre.
DiK TÜRKISCHEN ELEMENTE IN DEN SÜDOST- UND OSTEUROPÄISCHEN SPRACHEN. 155
kafur, Kamplier.
serb. cafitrija. Bos. rum. kamfur. span. alcanfor. ngriech. v.af.firjO^d. Diic.
kag§d, Papier.
russ. mjuchjtirljic kegaty, russ. humaga ss pecathju, Grig. rum. kajet, Heft.
kaMa, Stellvertreter.
biilg. kehaja, kejja: russ. starsij pastuchs, Oberhirt, podkekaja. kehijata, Herold. Kac. 187.
kroat. cehaj. Sirena. serb. öeaja, skotövodec. alb. cechai. ngriech. cechajas. Reo. 93. mrum,
kihaie, kih^ie, propri6taire de brebis. Obed. 168. ngriech. ßcClp-xsxaytaaYjC. Legr.
kahruba, kehribar, Bernstein.
serb. öehhibar, celuhar, slamku vlaci. Bos. ngriech. r.zj^i\xTzö.^i, ambre. Legr. xspaßs,
xapa(AS. Duo. span. carahe. Vergl. aind. trinagrähin, Strohanzieher, franz. tire-paüle,
kalak, missgestaltet.
klriiss. kaUcyna. poln. zebraka kalekiego. dial. niagy. kaliczka. rum. kalick§. poln.-
arm. gatikha, Krüppel.
kar, Gewinn.
bulg. kjar, Lohn des Schafhirten, serb. bi6e 6ara, öelepira. Hör. 1. 563.
kar, pers. .1^, das Machen.
Vergl. xatpc: vd '5o6ai fiä vd xdjxoiat, öthoz zouq 5(oa'(j xaipt, voir ce qu'ils ont k faire.
Legr. 132. Vergl. serb. druge öare nema. Hör. 1. 113. diare nije. Z. 731. 3.
kard, Messer, Dolch.
anord. kordi. finn. kortti. Vergl. russ. kortiks, Jagdmesser.
kargir, Grundmauer.
ngriech. '(v.a'T('(ripi, y*£Uyy'*'jP^ maisonnette en pierre. Legr.
kar/anö, Werkstatt.
bulg. kerhana, Haus. Djuv. ngriech. xtp/aväc, ipYOcaxYjptov.
käse, Schale.
ngriech. %sa£(;. Hind. 96.
kaske, gebe Gott!
bulg. keski.
katib, Schreiber,
serb. öatib. Hör.
kebab, Braten.
bulg. kebapcija. serb. öevapciö, przeno meso. Bos. ngriech. v.B\i.'Kd'K. Hind. 77.
keböe, pers. in^uS, grosser Löffel.
bulg. kebce. ngriech. Y.s'he. Pap. 437. Z. 735. 2.
kebe, Decke.
bulg. kebe, kepe: russ. hurka, popona. serb. 6ebe kitajlija. Bos.
k6ö6, grober Wollstoff.
kroat. keca, Art Mantel. Sirena. poln. alsikiecza, gatunek sidcna. Gol. 93. russ. keca,
Ijameca, vojlokd. Grig. cech. geca, koberec. dial. ngriech. xstC^?. iciXoc. Vergl. -aizCi, ^öpo[Aßoc.
20*
156 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
keöerme, Überwurf.
serb. djecei'^me. Rec. 29. Blau 31. meint, serb. jecei'tna sei aus jüo.^Äf, Überwurf, ent-
standen. Neben jecei'ma findet sich dzecerma und jucerima, dieses. Bos. Vila 2. 186.
keöi, Ziege.
alb. kec. katsik, Böcklein, ugriech. kacika, kacik. Rec. 41.
kefal, Meerilsche.
all), kefel, barbe.
kefe. Bürste.
Blau 213. führt serb. keva an.
köf6n, Leichentuch, nordtürk. kipen.
serb. öeßni, mrtvaöke haljine. Bos.
kefll, Bürge.
bulg. kefilleme, Bürgschaft. Djuv.
k6jf, gute Stimmung,
ngi-iech. %£(pc, ötdOsoic-
kel, Flechte.
bulg. kelka. kelco. serb. dela, krastava glava. Bos.
kelömije, Brache.
bulg. kelem. Jir. 133. Aus griech. v-aKais-OQ. Fehlt Z.
kelepir, Beute,
bidg. kelepir: russ. poziva. kelepirdzija: russ. seromyga. kelepirdzilek. Djuv. alb. kelepir.
ngriech. Xc^Extp, x6p[ji,a.
kelle, Kopf, Hut Zucker.
bulg. kelle seker. Djuv. Z. 759. 1.
kern, türk. |vS^ böse, schlecht.
serb. kirn, mrzost. kiman; kivan, grollend. Bos. Z. 759. 3.
kemal, arab. JU5^ vollkommen.
serb. cemal, zrelost. Bos. cemal, punoljetni. Bos. Vila 3. 23. für öemal. Z. 760. 2.
keman, Bogen, Violine.
bulg. kemane n. Ljub. 77. kemance. kemancedzija. Djuv. kemene. kemence. Jir. 68.
kern er, Gewölbe.
bidg. ^emei' so altani. serb. öemer-öuprija.
kemör, Gürtel.
bulg. izvadi kerner kese. Mil. nslov. cemer, gen. cemra, Geldgurt. Kroat. ngriech. xd xs-
jAspja. Pap. 151.
kem/a, Damast.
ngriech. y.a[i.o'j/äc. Duc. span. camocan.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen 157
kenar, Rand.
bulg. kenarliov, gesäumt: tlirk. lienal§. Vergl. kanara: russ. utess. kanarist adj. kene ist
russ. rods kruzevoj ohsivki. Djuv. Vergl. keran. serb. podjose sentom i öenarom. Hör. 1. 96.
ngriech. xtvdpt, xpdaiCcSov.
kenöf, Abort.
biilg. kenef. kenefcija. alb. denef, Allee. Rec. 19. ngriech. XcVs^i, aTUÖTcaxoc. Pap. 17.
kenevir, Hanf,
serb. denevir. Bos.
kepenek, Art Regenmantel.
russ. kebenjaks. Domostr. 128. kobenjakd, rvds burki. Grrig. bair. gebenek.
kepenk, Falle, Fallthür.
bulg. kepenk, kjupenk. ngriech. "AZTziffi. Hind. 88. ■KtouiisYY^' '»aßt.öOupa.
keran, pers. ^^S, Uferrand, Rand, aus kenar.
Vergl. bulg. geran, giran, Quelle. Djuv. serb. djeran, BrunnenscliAvengel, ist wohl
griech. •(i^a-^oQ.
keraste, Holzwerk.
bulg. kei'este, Material, ngriech. %B^zoziz, (i)^f].
körem, Edelmutli, Gnade.
serb, alah 6erim, bozija volja. Bos.
keremit, gebrannter Ziegel.
bulg. keremidcija. serb. ^eremid. Bos.
k6r6v6t, Bettgestell,
slovak. krovat, divdn.
keröviz, Sellerie. ,
bulg. kereviz, kerviz, keriviz, kiriviz, cerevis neben celina.
körpiö, ungebrannter Ziegel.
bulg. öeiyik. kirpizija, Zigeuner, kirpizijka. Sbor. russ. kirpic, Ziegel überhaupt, votj.
kirp§c. kiiyitsa. wejjs. kirpic usw. aus dem Russ. Ahlquist 115.
körvan, Karawane.
poln. karavana ist europäisch, span. caravana. caravanserai.
kesad, Flauheit des Marktes.
bulg. kesat. kesatlzk. Djuv. ngriech. xiaaxAix, äicpaata.
kese, Beutel.
kroat. kesrdzija. Maz. 1. 61. serb. podesnjak, halber Beutel, 250 Piaster, wruss. kisena.
russ. kese, kesija. Grig. ngriech, %soeQ, v-eod. Pap. 437. zig. kisi. hind. klsa. ngriech.
xsatvrC'^C, xiCd/vT^C, Beutelschneider, span. quiga, bolsa. Verschieden scheint alquicei Eguil. 249.
kesimö, Bauschsumme, kesim, Taxe.
bulg. kesim, russ. gurtoms, optoms. kesim, Art Abgabe, kesimdzija. Jir. 407. 409. serb.
kupiti na öesam, na sre6u. alb. kesim, Art Abgabe. Hahn 1. 132.
158 I. Abhandluno: Franz Miklosich.
kesinti, tilrk. ^-iju-i^ Spott.
Vergl. serb. kesiti, die Zähne weisen. Z. 751. 1.
keskin, scharf,
bulg. keskin.
köstane, Kastanie.
bulg. kjosten, kosten, kosten, kastenev. kroat. kostanj, das der nslov. Form nahesteht,
mm. agistin§, gistin§. magy. gesztenye.
keäf, Enthüllung,
serb. 6eß, ütraga. Bos.
keskök, Art Speise,
ngriech. Xcoxsxi, äX^txov.
keten, Lein.
serb. 6etan. detna poljana. Bos. Vila 3. 221.
kevenm6k, quälen.
ngriech. ys^S'^xiCio, Siaaupw, hoo^y]\).ih. Pap. 408.
kibit, Kaufladen.
Die äjJia^ofpöp'rjTOt owoi finden sich bei Pindar.
kibrit, Schwefel.
bulg. kaf-kibrit. Djuv. span. alqueiibito. Eguil. 247. ngriech. xijjißpitt, Qsiov.
kile, Scheffel.
bulg. kile. kilnica. Djuv. poln. kiia. Aus dem Rum. ngriech. xotXöv, xuX6v; xoiAov. Duo.
kilid, Schlüssel. '
serb. kilit, 6ilit. Scilititi. Hör. öilitli (zabravljen) dudan. Hör. 1. 540.
kilim, Teppich.
ru88. kilimd, gladkij, polosatyj kovers. wruss. kilim. mrum. kilim. ngriech. xyXt[j.i, uXi-
[jitov, plur. xcÄtjxvta aus XcXijxja. v.iki\i.i und zCiki\i.i. cech. calun, poln. caiim, cahn ist it.
celone.
kira, Miethe.
bulg. kirijas, Miether. mrum. kiradzi. Obed.
kiredz, Kalk,
bulg. kireccija.
kiris, Querbalken.
ngriech. 6irisi, dema. Rec. 38.
kisvet, arab. i^^, Kleidung.
serb. öispet, odijelo. Bos. Z. 751. 1.
kitab, Geschriebenes, Buch.
bulg. ketap, kitapi^e, kitip, ketipin beruht auf dem Plur. kütüb. Jir. 343.
kor, blind.
bulg. kjor. kjorco. serb. slepi o6i, Schläfen, alb. syiöora, ngriech. tifllomatja (tome-
lan§ija). Reß. 1. 21. ist tflrk. (orfjozler.
DiB TÜRKISCHEN ELEMENTE IN DEN SÜDOST- UND OSTEUROPÄISCHEN SPRACHEN. 159
köb, d2agat, rundes Gefäss.
russ. huh, Retorte. Vergl. Hup.
körfüz, türk. yi\y^, Meerbusen, Insel Korfu. Aus griech. /.oXiro?.
serb. öorfez in beiden Bedeutungen. Bos. Z. 769. 3.
köle, Sclave. cole. Rec. 35.
ngriech. f.wXic,. Legr. 120.
kömür, Kohle.
bulg. kjmnjur. kjumjurdzija. kjumjurica, Kohlengrube, Djuv.
köp ogl§, Hundesohn. Djuv.
bulg. kjopoolu. Djuv.
köpek, Hund.
Vergl. bulg. kjopav: russ. neudaclivyj.
köprü, Brücke.
Vergl. ngriech. plur. cufirja. Rec. 18.
köpür-köpür, türk. ^j^, haufenweise.
serb. copor, Heerde Schweine, ist magy. csoport, hängt demnach mit dem türk. Worte
wohl nicht zusammen. Z. 765. 2.
kör, nordtürk. Masern. ^
. Vergl. russ. kon. klruss. kör.
körüm6k, türk. Ax:.,S, das Feuer anblasen,
bulg. gevredisam: russ. podzaritb. Z. 771. 2.
kös, kjörs, pers. ^Si Pauke.
bulg. gjus. Djuv. serb. öosati: 6osaju6i i tamburajuöi. Hör. 1. 146. Z. 773. 2. Vergl.
kösrnSK.
kös6, bartlos,
bulg. kjosav.
kö8el6, türk. gJ^S, Sohlenleder.
ngriech. xtoasXic, xsaasXsc, maay[xa. Z. 774. 1. Hind. 82.
kösmek, tüi-k. JL«-*^ zürnen.
serb. cosati, Ijutiti se, aäikovati. Bos. öosati i asikovati. Hör. 2. 430. Z. 774. 1.
kö§k, Kiosk.
alb. öosk. Rec. ngriech. Äi6axt, O'no.c,. span. kiosco aus dem Franz.
kötök, Stock, Klotz.
bulg. kjutjuk, kjutek, kitjuk, Baumstamm, kjoteg, plur. kjotedzi.
kötilik, kötülük, türk. «iJULö^, Bosheit,
bulg. kjutlija, böse. Z. 766. 3.
küftör, Grewebe.
Vergl. russ. kofta, Frauencorset.
160 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
kuknar, Art Fichte, Mohnkopf.
bulg. ki(kuna7'a, ponnne de pin. russ. kukunan, kedrs, pinija. ngriech. xouxoDvdpa,
xouxouväpt.
kup, kub, arab. ^y^, ^S, Krug.
bulg. kjup. Ljub. 15. Jir. 135. 267. 553. ngriech. xouixzsc, (fidXri. russ. kubokö. votj.
zürj. kicb. Magy. kupa. alb. kup§. rum. kup§. ngriech. xoÜTca sind europ.: lat, cupa,
cuppa. Z. 765. 1. Vergl. köb.
kuper, pers. jj^, anethum, Dill.
aslov. koprs. nslov. koper. bulg. kopdr. serb. kopar. cech. poln. kopr; krop aus
dem Russ. russ. krops. alb. kopfr. magy. kapor. Nach Muchl. 66. ist das Wort entlehnt:
wenn dem so ist, so muss die Entlehnung uralt sein.
kurkum, kurkuma, arab. ^S, JUS^, Art Safran.
rum. kurkum, kurkum^. it. franz. curcuma. span. corcoma. aind. kunkuma. Biauchi.
Cihac 570. Hehn 227.
küöük, klein, nordtürk. keöek.
Vergl. ngriech. mwo, aicdvtov. Pap. 437.
küfe, türk. lüS, grosser Henkelkorb.
bulg. kßife. Djuv. ngriech. xörpa, Hind. 94. Z. 775. 2.
küfte, viande hach^e.
serb. öufte. Bos. bulg. wohl kjicße. Jir. 37, Vergl. gsovde, pastrma bei Djuv. III. pag.
XXXI. griech. xio'fxsc, Klösse. Hind. 76. %t£?pr£C. xstpisc, iaatov, insicium.
kühöjlan, arab. J:k*j^, edles (arabisches) Pferd,
serb. öuhejian, arabisches Pferd. Hör. Z. 782. 2.
kükürd, türk. o^^, Schwefel.
bulg. kjukjurt, tjukjurt, tikjurt. Djuv. nordtürk. kjukert. Z. 776. 1.
kül, Asche, külbaste, Carbonnade.
ngriech. xiouATcaar^, ^Krj-^iz. Z. 756. 3.
külah, Mütze.
serb. dulah, kapa. Hör, 6ulaßa, kukulla. Reß. 30. Vergl. piföula, Art Mütze: />«/ist mir
dunkel, russ. kulafi, muzkoj golovnoj ubors. Grig.
külöe, türk. xäJLS', Klumpen, Barren (Metall),
bulg. kjulce. Z. 757. 1.
küUü-ma, arab. Uli', alles' was.
bulg. kjulljum. Z. 755. 3; 757. 3.
kümbed, pers. JlU^, gewölbter Bau.
bulg. kjumbe, Ofen. Djuv. Z. 763. 1. Vergl. kubbe.
küm6, arab. sje^f, Erdhaufe.
alb. küm, Haufe. Vergl. serb. kirne n.: preko kimeta. preko mjere. Bos. Vila 2. 373.
ngriecli. '(-/.iw^ii, (x'.Xidpiov. Z. 778. 3,
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 161
kümes, türk. ^j^S-, Hülmerliaus.
ngriech. xoo[idat. Z. 778. 1. Hind. 98.
künk, türk. db^ Kaüal, Gosse.
bulg. kjunk, kjunec neben kljunk. Djuv. kjimk. Jir. 441. Z. 779. 3.
kürek, Schaufel.
ngriech. xioupsx )(aßaat, clpsata.
kür6n, geschlossener Kreis.
jjoln. kurzen, koio heb twierdza zamkni^ta wozami. kuren, kurzen, Hütte im Walde. Roeznick.
kureü aus dem Klruss. Verschieden ist wohl das arab. kurena, associ^s. Barbier 2. 510.
kürk, Wolf, Pelz.
bulg. kjurk. kjurkcija. Befremdend ist serb. kurjak, das wohl nicht hieher gehört.
kürte, Jacke. Vergl. kurtak, i^jiojj, Art Kaftan,
klruss. kurta, korotkyj serdak. russ. kurtaks, Art Hemdkragen, kurta, kurtka, Jacke.
korteh. Domostr. 90. poln. kurta, kurtka, suknia kusa. kurtak. Fehlt Z. Bei Hör. öurdi, kratka
haljina. poln. kurta, Hund mit gestutztem Schwänze (daher kurtas). klruss. kurta. slovak.
kurta, kurtak. magy. kurta, kurz, nslov. kurtast. Die mit k anlautenden Wörter sind viel-
leicht trotz des türk. kurtak romanischen Ursprungs: lat. curtus.
kütürüm, gelähmt.
serb. djutwmm, nenocan, sakat. Hör. Vergl. ti poslusaj djuturuma svoga 1. 150.
G'.
gab, Zeit.
serb. dja-dja. Hör. 2. 241. djah-djah. 2. 465. djah für djah djah, kad sto.
göömmök, türk. JU-läS^ sich fortbringen, leben,
bulg. gecena se: russ. pozivaju. Djuv. Z. 739. 1.
gölin, türk. ^jJL5, Braut.
serb. gjelina. gelina. Blau 250. türk. gelindzik, Bräutchen, Wiesel; griech. vo'-fiz^a..
serb. nevjestica. it. donnola. Z. 758. 3. Hind. 20.
gelmek, kommen.
serb. elate vamo. Vardar. griech. aa(pä ys^x^V, sois le bienvenu. Legr.
gern, türk. ^, Zaum, Grebiss, Zügel. Vergl. güvSin. Z. 780. 2.
bulg. gem. serb. dzem, Gebiss, in dSema svali, a torbu navali. Volkslied, wenn die
Stelle richtig verstanden wird, ngriech. YXSjJit, Y£[it, jrjXviöz, fO^iüzri^. Man vergleiche bulg.
gern, gim, gendzik, Tasche, kurd. djerti, Bündel. Fehlt Vuk. Z. 759. 3.
gemi, Schiif.
ngriech. tö '(%i\^i. Pap. 72. '(XZ^rf,C,-7pzz. Legr.
gendz, Schatz.
arm. gariC,. aind. gandia.
Denischriften der plil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Abb. 21
162 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
geröek, türk. JL&.y, AYahrlieit.
bulg. gercek, in AValirheit. 13juv. Z. 743. 3. gerdzik soll gizdav sein.
gerdan, Hals, gerdane, Halsband.
kroat. jei'daii. Mag. 1. 161. djerdan 25. djendei'. Il)id. serb. djerdan, gerdan, djendar,
klruss. gerdan, garda, zgarda. ugriech. •^irjo^^o.'ii, opjJioc, otpcxröc.
gergöf, Webestuhl.
alb. cerdzef. Re2. 32. ugrieeli. xtpx£<pt, broderie. Legr. VTaspvtaEtpi. Pap. 118.
geriz, Canal.
ngriecli. YxsptC^ ä|xdpa.
göverdzin, tiu-k. ^j^s^^yS, Taube; gövgerdzinlik, türk. JLU=»w$^ Taubenhaus.
bulg. givgirlija: russ. golubjatnja, aus türk. g'överdzinli. Djuv. Bianchi 2. 667. 2. Hiud. 21.
gevrök, Art Backwerk.
bulg. gevrek. gevredisan. Djuv. serb. djevrek, krhko, lomko. Bos. griech. YÄSjSpsxt. Hind. 76.
gevsem, türk. frJ^yS, alt, AVidder, Bock,
bulg. kjosem, Leithammel. Z. 774. 1.
gidi, Hahnrei.
bulg. djidi mszu. luda gedija. serb. djida, djidija, lazac. Hör. 1. 35. 106. djida te rodila.
Ka5. 87.
gir, Brunnen.
Vergl. bulg. geran. Jir. 629. ngriecli. geran, pigadi. Rec. 16.
girdab, Abgrund, ghirdap, les brisants du Danube aux portes de fer. Dapontfes.
serb. djerdap, vrtlog, propast. Bos.
girdek, Brautzelt.
serb. djerdek, svadhena lohiica. Hör. ngriech. vu'f oaxöXt, xotxcbv, sv fy 5ta'.r7.toci xac irpco-
xa? -oO Y^ixc/'j 7;ix3pa(;, r^ v6[jL(p7], alt 6dXa|JLOC, 'rraaxdi;. Pap. 469.
girje, pers. )u,S, Weinen,
bulg. girija. Djuv. Z. 748. 1.
göö, türk. -^S^ wandernde Familie, Familie.
bulg. gjoc, Familie. Djuv. Z. 767. 1.
göden, grosser Darm.
Ijulg. gsovde, d. i. gjovde, Wurst. Djuv.
göjegü, Eidam.
strb. djuveginska vedera. Bos,
gök, Himmel, himmelblau, nordtürk. kjuk.
niagy. kek, blau.
göl, See, Teich.
bulg. djol. serb. alb. gjol. Reß. 16. mrum. giole. Obed.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 163
gön, Fell, Leder, nordtürk. gong.
bulg. gjon soll russ. nosoks sapoga sein. Djuv. serb. djonpara, komad koze za djon.
Bos. Vila 2. 131. djonpora 319.
göniö, Winkelniass. türk. gönja. Hind. 59.
göre, türk. a^S, gemäss, entsprechend.
serb. jorgana gjore. Bos. Vila 2. 318. Z. 771. 3.
görülti, türk. ^^äJ^^ Gepolter.
bulg. praveha gjurultija. Rumena 18. kjurjultija, Lärm, Djuv. Z. 770. 2.
göt, der Hintere.
serb. izdjotati. Dj. Popovid.
göz, köz, Loch, Auge.
Auf göz etmek, Acht haben, soll bulg. guzen, vorsichtig, beruhen. Djuv. serb. djoz, oko,
okno. dzoza, okno na prozoru: otvorio diozu na pendieru. Volkslied, pendzeru dzoze odvalio.
dolazi djozu i pendzeru. Hör. 2. 147. Z. 772. 1.
göz bag§dz§, türk. ^c^!<iL> \S^ der mit den Augen bezaubert.
bulg. gjozbajadzi, Betrüger. Djuv.: mit Anlehnung an slav. bajati. Z. 168. 2.
gözi aö^k, türk. ^^\ <S))^-i ^^^ ^^® Augen offen hält, wachsam,
bulg. gjozacik, klug. Vergl. acigjoz. Djuv. Z. 772. 1.
gözleme, türk. xj\j5^ Pfannenkuchen,
ngriech. '(xirjClziiiz. Z. 773. 1. Hind. 75.
guja, sozusagen, gleichsam.
bulg. gdoa d. i. gjoa, als ob. Djuv. gjoa. Sbor. IIL 73. 94. 107.
gumön, ^Si Nachteule, Art Ente.
bulg. tri sivi gumeni. Djuv. Bianchi 2. 671. 1.
gur, pers. .^ einsamer Ort, Grab.
bulg. kiur, kivur: russ. mogila. ngriech. xaußoupt. Legr. 236. Z. 768. 3.
gübre, Dünger.
Vom griech. xoxpta, nicht von xÖTcpoc.
güc, türk. ^, Kraft, Arbeit.
bulg. gjuc, Gewalt: russ. muka. Djuv. djudz, zalost. Milad. Z. 766. 3.
gügüm, metallener Wasserkessel,
ngriech. ■^r.wj-^iryj^i^ Siedkessel. Hind. 94.
güheröile, türk. »Xs^y^, güveröile, Salpeter.
bulg. gjuherdzele, gjuverdzele, geverdzele. Djuv. ngriech. xtßsptCtXs^. Z. 780. 3; 782. 1.
gül, Rose.
bulg. gjul, sipka, trendafil. gjulfilance, Rosenblatt. Djuv. serb. zlatom nadjulan. Hör. 2.
384. djuUstan. Vergl. djidum: a djulume, porano cvetice. Jastr. 419. 420. djusuom sing, iustr.
21»
164 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
djultan (zladane djultane acc. Nikol. 73) ist wohl gül-dan, Blumenvase. Dunkel ist mir stru-
cak djuvezana. Nikol. 49. 50. kroat. dva ohraza ka djulaja. Maz. 39. ngriech. '^VjöXi. Man
beachte gül bojrami für Pfingsten, eine Übersetzung von it. pasqua rosa, rosata, griech.
pouadXia. Vergl. meine Abhandlung: Die Rusalien. Sitzungsberichte, Band 46.
gülab, Rosenwasser.
ngriech. C^^^amov. Atacta 4. 1. 159.
gülbang, gülbeng, pers. JbLJ5, lautes Geschrei, Feldgeschrei.
serb. djulbe dova, molitva za vojnike, prije nego sto de poöi it hoj. Hör. djulbent-dova VI.
djnlbe im se dova izucila 1. 207. Z. 756. 3.
gül6, Kanonenkugel,
serb. djumle, djunle. Hör.
güm-rah, jjers. sl**^ verirrt, den Weg verfehlend,
bulg. gjumrah. Djuv. Z. 760. 1.
gümrük, Zoll.
ngriech. Ytou[J.T:pouxt, tsXwviov. '^ioo]x%^rjOf.zCffiz, XaXmrfi. -^\.0]yK^0Of.xC,i\i.%ti'^y]Q, d/vaßdpxTQC.
gün, Sonne, Tag. gündelik.
bulg. gjundjuluk, gjunljuk. Djuv.
gün, i^ers. ^j^, Farbe.
Vergl. bulg. gjon: sahtijani, gjonove i tem podobni. Djuv. Z. 779, 1.
gürös, gülös, türk. Ji>^, ijiJ^ Ringkampf,
bulg. gjures. Djuv. Z. 769. 2.
güster: güsterden, pers. ^^y^^ verbreiten.
Vergl. serb. djusterisati, zeigen: djusterisi, pokazi. Bos. Vila 3. 6. Z. 749. 2.
güvedz, irdener Topf.
bulg. givec, Art Speise. Djuv.
güvendi, Hure,
bulg. gevendija.
güzel, schön,
bulg. gjuzel. Djuv.
laden, pers. ^c»"^, ladanum, Xr^Savov, Art Baumharz.
serb. ladan, Rauchfass. Vardar. russ. ladans. votj. ladan. klruss. iadan. Z. 788. 2.
ladzuverd, Azur.
kroat. ladzuver, modruljica. Kam. bulg. lazur. russ. lazun, lazon. ngriech. ).aCoußcp5t,
XaCoopio?.
lafazan, Schwätzer.
ngriech. Äa'fdCaVY^c, 'ZSpTcspoc.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 165
lagab, arab. ;oL*J, Beiname, Titel.
serb. lagab, lagaf, prezime, podrijetlo. Bos. Vila 3. 22. Z. 793. 3; 794. 3.
lag§m, Mine.
bulg. auch lam. kroat. gradi lagun. Marjan. 143. ngriech. XaYo6[Ji,i, SpuYtAO^- XayooiJi'cC'^?.
lahor, ;v»;i(, Lahor (Indien).
bulg. Ijahuri saljani. serb. lahur, Art Kleid, nar.-bl. 355. ngriech. Xa/o6pt, Xa^oopc,
Xjayoupt, Shawl, cachemire. Legr. 216, Cwvyj -^o^ausia. Pap. 452. zfiz MäXzaQ Xapupi
Legr. 304. Z. 790. 2.
lahana, Kohl,
bulg. lahana, lahna.
lak§rde, Gespräch.
bulg. lakdrdija. ngriech. XaxpwcL Xaxptvrsoü). Pap. 451.
lakerda, eingesalzener Thunfisch.
bulg. lakerda. serb. alb. llacerda. Rec. 51,
lakSe, Art Nudeln.
klruss. ioksa, ioksyna. cech. loksik.
lal, lale, Rubin.
ngriech. \akiz, Tulpe. Hind. 13.
lala, Diener.
bulg. lala: russ. suh, Iguns. Djuv.
langoros, langer, (j^^^aj!^, Art geringer Wein.
bulg. langera. ngriech. XdYY^poc«;, XcxYyspov xpaot, Seuispiac, xdpYavov, Z. 790. 1.
lapa, türk. LI^J, Brei, Suppe,
bulg. lapa. Z, 788. 1.
lavaä, Art feines Brot.
russ. levass. Domostr. 159. levacha.
lazim, nothwendig,
serb, lazum für lako. Nikol. 64.
lebade, Art Regenmantel,
serb. libada, ogrtac. Hör.
leblebi, geschmorte Erbsen.
bulg. leblehija, eblebija. Djuv. serb. alb. leblebi. ngriech, plur, leblebides. Rec. 49,
Vergl. mrum. bilbitse, Kichererbsen.
16jlak, spanischer Flieder.
bulg. luljak, lulek. Jir. 548. liljak, Ijuljaka. Den Syringenstrauch hat Busbeck aus Stam-
bul herübergebracht. Helm 452.
lejlök, Storch.
bulg. lelek, Storch, serb. Ijiljak, Fledermaus, Gund. lejlek, roda. Hör. Vergl. natovari
lejlek crven cador. Hör. 1. 348. ngriech. XsiXsxi, TCsXapYÖ?.
166 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
Iek6, Fleck.
bulg. izlifa, wegwischen. Djuv. lekedisan, weissgefleckt: von einem Verbum lekedisa.
ngriecli. Xsxsc. 'ävjXii;.
lekön, Kübel.
bulg. legen, lihen. russ. laguns, laguska; lochand; daher nordtürk. lagun, lachan. ngriech.
Xseviov, Xa7]vt, Xdyr^vo!;.
lella, xJU, domina. Eguil.
Vergl. aslov. lelja, Tante, bulg. lelja. lelek. klruss. Mika usw. span. lela, domina.
Eguil. 438.
lemma, arab. O, als, da.
bulg. lema: russ. razve. Z. 795. 2.
lenger, Anker.
bulg. lenger. serb. lendjer. Hör.
le§, Leiche.
ngriech. Xsai, TtT(ö[i.a (dv6pio':rou) 6v7jot[iaiov. Pap. 453.
levend, freiwilliger Soldat.
ngriech. Xcßsvr/jc, brave garcjon, compagnon. Legr. XsßoVtvjc m. Xsßsvrpa f. xoix(j;(öc ev-
8u6[ASVoc xai dxpoi? Tcoal ßacvtov, Stutzer. Xsu£Vt£6o[JLai. -/^ Xcßevcoupjd collect. Pap. 72. 453.
XEUcVTOtdvvYji;. Volksl. X£ß£V'coa6v7). Pasp. Man meint, que le mot Xeusvctjc provient du latin
levis: levis armatura, il leggier greco. span. levante, soldado; levandi, guerrero. Eguil. 438.
ngriech. Xsßdvrr^:, dTCTjXuorrjC. ocpoxoXsßdvx'^?, supoxXuScöV.
libas, arab. ^j«-LJ, Kleid.
Vergl. ngriech. Xs|xii£ao6pt: XsiJnrsaoupjd. Pap. 86, Z. 791. 1.
liman, Hafen. ^
bulg. poln. liman. serb. kara-liman, ime topa. Bos. ngriech. Xt[xdvi. Pap. 86.
lobud, ovJ, Keule, Knüppel.
bulg. /oÖMi; russ. poboj. lubutja verb. serb. lobud, Art Lanze. Blau 272, der es mit
lupati^ schlagen, in Verbindung bringt,
lodra, 5,jy, Pfund.
serb. lodra, halbes Kilogramm. Vardar. ngriech. Xirpa. Z. 796. \. Verschieden ist nslov.
lodrica, grosses Fass. Im Westen.
lokma, Bissen.
alb. auch lokm§. bulg. lokma. Vergl. bulg. lokmaruh, Art Mixtur, lokmarce, Gefäss da-
mit. Djuv.
londza, porticus.
bulg. londza, ssbranie na esnafa. Jir. 139. vluncja se, sich versammeln. Djuv. nslov.
loia, Wagenremise, unmittelbar aus dem It.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 167
lurabarda, Bombarde: ein solches Wort scheint vorausgesetzt werden zu müssen. »t>L J.
Blau 33. Vergl. )runbara, Svxxä., kunbara, s*yj. kumbara, yumbara, Bombe.
serb. ktmbarda. Juk. 229. Bogis. ^73. lubarda. lumbardati. lumbardzija. Vien. 97. Marjan.
58. bombarda. biju harde i biju lumbarde. Hör. 1. 354. alb. lumbardliQ. ngriech. Xou|X7uap§a,
Xou[Aßdp8a, ßo'j[jLßdp§a, [xiroiATcdpSa. Atacta. V. 1. 228. [xTcoyfjLirdp^a IV. 1, 340. {JL'3co|ji,iüap-
8dp(o. [Aii;ö[JLßa. it. bombarda. alb. bumbardh§. Vergl. poln. pomort, die grösste Art von Pfeifen,
der Bass-pommer.
lüban dzavi, Benzoe.
poln. benzoes neben bqdzwin. Karl. 12. griecli. Xißavoc, aslov. livam ist lüban, span.
olibano dagegen al lüban.
lüle, Röhre, Pfeife.
serb. lula, Wasserröhre. Bos. poln. lidka.
M.
ma'den, Bergwerk.
bulg. madan. raada^iiste. Jir. 326. madem, Bronze. Djuv. ngriech. Madenochoria, Minen-
dörfer: so heisst die Halbinsel Chalkidike. Rosen 17. span. almaden. ngriech. [xavSsixt.
madzar, Unger.
ngriech. VTou<pcXt {Advtajapt, d. i. [j.aYYtapixot, odyYptxot. Pap. 63.
ma'dzun, geknetet, Latwerge,
bulg. auch madzun.
mafis, arab. mafise «.iuLiLo, Art Sjieise.
serb. mavis, majvis, Schneebällen, Art Mehlspeise, mavisnjak. Vergl. devr: devermavü,
österr. Krapfenradi, kovrtac.
magara, arab. s.lju!, Höhle, Riss (im Erdboden).
serb. megara, jama. Bos. Vila 2. 132. ngriech. [xayapdc. Hind. 101. Z. 865. 2.
magaza, b-Xxx, Bude, Kammer, aus dem franz. magasin.
serb. magaza. kataliska (krvnicka) magaza. Bos. Vila 2. 147. Der Artikel ist zu berich-
tigen: das Wort m^yzan scheint aus dem Arab. in eine europäische Sprache eingedrungen,
aus derselben von den Türken entlehnt und aus dem Türkischen in das Bulg. usw. auf-
genommen worden zu sein.
magdanoB, Petersilie,
ngriech. magdozi, Reß. 51.
magflröt, arab. 'iyLiua, Vergebung.
serb. mahviret, Vergebung der Sünden (bei den Mohammedanern). Bos. Vila 3. 133.
Z. 866. 2.
168 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
maguna, grosse Barke.
ngriech. magona, mauna. Rec. 19. [laoöva, mahonne. Legr. span. mahona, navio. Vergl.
vmuna.
mahana, Vorwand.
bulg. mahana. serb. mahne. Bos. Vila 3. 52. mana, znacenje, prigovor. Hör. da ti nije
cura pod mahanom. 538. moja sdera sada je pod mahnom 229. mati mi je velik mahandzija
534. alb. m^han§, Grund, Veranlassung.
mahmnz, Sporn.
bulg. mamuz. serb. mahmuza. Hör. mahmuza, mamuza aucb für devermaviä: devirmSK.
ngriech. {ia)(|JLo6Ct, xsvrpov.
mahabbet, mühabböt, arab. jL<ls?, Freundschaft.
serb. muhabet, razgovor. Bos. Vila 3. 52. muhahetiti, prijatelski razgovarati. 3. 131.
maüalle, Stadtviertel.
serb. mahalelija, der mit mir in derselben Gasse wohnt. Bos. mrum. meheladi plur.
Obed. 138. span. almahala, Heer. Eguil. 209.
maüfaza, arab. xlattjp, Futteral.
bulg. mafez: si prevwza momin mafez. Milad. 422. serb. mafes. Jastr. 312. Z. 824. 3.
maümudi, Art kleine Münze.
bulg. mahmudija. ngriech. {la-ziAOüttsSsc, plur. Volksl. span. mahamudi. Eguil. 540.
maürama, Taschentuch.
Vergl. ngriech. [Aax^^djxiv, Art Kleid.
mahsul, Erträgniss.
bulg. maksul. Djuv.
mahzar, Anblick.
serb. mahzar. Vergl. krvav öemo mahzar naciniti. Hör. 1. 26. bulg. mahzar.
ma/lut, arab. is JLis?, gemischt.
serb. mavluta, gemischt, malvuta, haljina od tkanine zlatom pretkane. Bos. Vergl. malluta.
Z. 829. 1.
ma/mur, an Kopfschmerz nach einem Hausch leidend,
bulg. mahmurluk. mrum. m/ihmurlik. magy. slovak. mämor.
ma/rut, arab. -lo^jis?, Kegel.
ngriech. [j.oup)(o6ta, a-^^zlo^ ict^Xwov, rpußXiov, tö [xooypouttv tou IIr(o-/oTüpo3pö{Jiou. Pap.
462. Z. 828. 1.
maysuz, eigens.
bulg. maksus. serb. malvmz; mahsus: svijece za to mahsus nacinjene. Hör. 1. 591.
ma/zan, Magazin,
russ. dial. gamazej.
maina, still! Ein Schifferausdruck. Nicht türk.
ngriecli. [idiva za icavta, cargue les voiles. Legr. 330. [xaivapo), carguer. 288. 330.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 169
maja, Stoff, Capital.
bulg. majka, Capital. Djuv. serb. maja, kvas, Kapital, sjeme. Bos.
majesil, Hämorrhoiden.
serb. majasil, suljevi. Bos. Vila. mojasin.
majmun, Affe.
span. maimon, cierta suerta de <jato. zig. majmuna. poln. munia ist Wamme, daher
zu streichen.
mak'ad (niclit mak'at), Art Decke.
bulg. makat. ngriech. [iaxärt, Art Teppich, [xaxavcdar^i:, srctipoc. Pap. 456. Vergl.
arkadas.
makara, Welle, Spule.
bidg. makara. ngriech. [xaxapä?, xpoyaXia.
makbul, augenehm.
serb. nije maghid, u volji. Bos. Vila 3. 100. maghid, prijatan, drag. Hör. 1. 217. mag-
biddova, hogu ugodna molitva. Bos.
ma'kul, begriffen, verständig.
serb. ne bi V niolba raakul bila. Kac. 63.
mal, Habe, Gut.
serb. mahal. Bos. i mahl mu je u begbik okrenuo. mal. Hör. 1. 500. Vergl. ngriech.
[AdXs, TZK'qH'JZ. Pap. 456. [xaXaaaiCT^c, xr<^xo)p. bulg. maldzija, Schatzgräljer. Jir. 633: türk.
maldzp. mal-saibija. Jir. 411.
malik, arab. vdJLo, Besitzer, Eigenthümer. malikane, der dem Malik zu entrichtende Zins,
serb. malik. malican, grosses Lehen, das über 99.000 Asper trägt. Novakövic, Proni-
jari 76. Vergl. timar, züamet. Z. 801. 3.
malluta, Oberkleid. Daneben malilut6, Mantel. Hind. 80.
span. melota, molota, marlota. Vergl. ma/lut.
mamaljuga, Kukuruzbrei.
bulg. mamaliga: mamid, Mais. Djuv. Unverwandt klruss. maiaj. meiaj in gleicher Be-
deutung, ngriech. [xrxixaXiyxrx, icaXuvr/^, -Tcudviov.
manav, Obsthändler.
bulg. manaf, manafin, Türke aus Kleinasien. Djuv.
raandra, Hürde.
bulg. mandradzlja, Haupt der Hirten. Jir. 243. ruin. mandraöin. Vergl. serb. mandra.
Polenta. Bos.
mandza, Speise,
bulg. mandzakk.
man§, Lied.
bulg. mane, plur. maaneta, Melodie. Jir. 22.
Denischriftcn der phil-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Abb. • 22
170 1- Abhandlung: Franz Miklosicu.
mangal, Kohlenbecken.
str1>. iiKingalu. Hos.
manger, kleine Kupfennünze.
bnlg\ manqsr, qologan-bejuvec, kliniss. manger.
mani', Hinderniss, Verbot.
Vergl. serb. manija, izreka. Bos. Vila 2. 258. znacenje.
manseb, arab. >^.,a^e, mansub, arab. (_>*-aAX!, Amt.
serb. manmb, shizba, dostojanstvo. kad car sa/je na mansub vezira. Hör. I. b5.
mantar, ErdscliAvamni.
ngriech. [lavtrap:. Hind. 12. Z. 802. 3.
marangoz, Zimniermanu.
\>\\\\f. mar nv gase jidiik. Djuv. ngriech. |J.apaYÄÖc. Hind. 60.
mar'ifet, Kenntnis», Talent.
bulg. marifet, murafet. murafetlija. serb, marifet. Vardar. vjestina. Hör. nezna konju
marifeta. Kac. 60.
marjol, Scliurke.
ngriech. |JLapio).td, tromperie. Legr. [JLapjöXoc. (j.apjoXjd. Pap. 457. (J.apc6/,a. ^oXw-rrtc.
marpiö, Schlanch der Wasserpfeife. .
Ijulg. markuc. Djuv. fna nargile.)
mart^, Möwe.
rnss. martynn. martyska, lanis, sterna. bidg, martiika soll franz. marmot bedeuten.
martolos, Art christlicher Soldat in der Türkei; ursprünglich, wie der Name zeigt, eine
oriechische Localmiliz.
poln. martahn^, martauz, Menschendieb, aus dem Magy. ngriech. äp[jiaia)/iy.c, capitanat.
Legr. 130.
masat, Wetzstalil.
Vergl. serb. nasatice, mit der Schneide, russ.. micsat, ognivo, kresalo.
mas/ara, Gespött.
bulg. maskarhk. mrum. m§sk§rlike, honte. Obed.
maslak, l)erauschender Trank.
bulg. maslak, beljan, datura stranionium. rum. maslag, m^slag. magy. maszlag, Stech-
apfel. klrusH. masiak wird durch Gift ftir Fische imd durcli napuchmivsyj mtiskid erklärt.
mastar, arab. Jx«x, Lineal,
alb. mastar. ReC. 60. Z. 846. 3.
mastöl, tiirk. J^;c«,Lc, Gelte,
ngriech. ti.aarsAov. Hind. 94.
Die türkischen Elemente in* den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 171
masur, Rohr; masra, Sw,oLc, kleines Rohr, z. B. an einem ]3rimnen, Spvilo.
bulg. masur, fuseau. Ljub. 15. ngriech. [jiaao'jpwv, iut^vt;. ßdXX«) [xaaoupia, [JLaao'jpiCf'>-
TüT^vcC«. [xaao'jpiCw, Stlozdn -h VYj[ia ixl Xsirtoü /,aXd[jLOU. Pasp. alb. massuri, Rührstock
zum Garnwickehi. Blau 273. 3. Z. d. deutschen M. G. 12. 333. Z. 800. 3. Vergl. mosur.
masa, Zange.
alb. masa. Rec. 33. ngriech. piaaja. Pap. 458. 510. [locatd, ic'jpdYpa.
ma äalla, was 'Gott will.
Vergl. serb. masahla, ne hudi uroka. Bes. Vila 2. 258. masala kita i .svatovi. Bos. ma-
salah, sto bog hode, zivio, slava. Hör.
matara, Feldflasche,
ngriech. [xatapäc, dawoicurtv^.
matba/, Küche.
serb. mutvak. Hör. 1. 148. ngriech. [jLootouitdxt, oi/,i7. TüXo'Jaioo |j.cza5o-woö %ai wiXav-
QptoTcou. Pap. 462. türk. mutpac emini, praefectus culinae. Leunclavius.
matrabaz, Aufkäufer.
ngi-iech. |j.a-pairdCT)?, |xsTaTrpdrrjC.
matraü, Kissen.
Die slavischen Wörter stammen aus dem Deutschen, dem mlat. matratiiim aus arab.
matraJi zu Grunde liegt, serb. modrovac Pop. unter silte. ngriech. [iaTapdta'.. Pap. 456.
Aus dem Ital.
mauna, türk. xj.Lc, Marktschiff.
ngriecli. iJiaoOva, grosses Transportschiff. Legr. Z. 803. 2. Vergl. maguna.
mavi, wässerig, blau.
Vergl. bulg. mafez, mafes. •
maz^, Gallapfel.
kroat. uze pasa kljuce od mazije. Marjan. 102. klista od mazije 112. Vergl. serb. mate-
rina mazo sing. voc. Nikol. 62.
mazgal, Schiessscharte.
bulg. mazgala, mnzgala. ngriech. [iaaxdXc. Hind. 54. [xaaYdXi, falsch to^orr^c-
mödar, arab. .tj^o, Umkreis, Centrum.
Vergl. bulg. medurlik: medurlici pod kjustendüsko to kajmakamstvo. Rumena 20.
medöd, Hilfe!
Vergl. serb. premedet, za 6udo. Bos. Vila 2, 258; 3. 23. ki-oat. medet Karn.
medrese, Schule.
bulg. medresse. span. almadraza. ^
medzijj, arab. _^, das Kommen, Herbeieilen,
bulg. meduja, mezija, midzija, Hilfe. Djuv. tlaka.
medzlise, Ort der Sitzung.
bulff. niedzlis. serb. meldziz. Vre. 91. mrum. medUise. Obed.
22*
172 I. Abhandlung: Franz M'iki.osich.
m6ger, Avenn nicht, türk. eger, 6gerö6, obwohl. Z. 743. 3. nordtürk. ägjar, ägjardja,
wenn. »
ruin. akarce, obgleich: akar ist inagy. kuman. marjar, vielleiclit. bulg. mer aus türk.
meger: bulg. inigar soll [XY^Y'^P '**^"*- serb. rnedjei', igitur. Hör. 2. 45<i. alb. makar, möchte
doch, mruni. makari. Obed. 144. serb. makar in makar sto, was immer: dafür ma sto, sto
godj: ma sfa Mio. Was entlehnte Conjunctionen anlangt, so beachte man nordtürk. kdb§,
wenn, aus russ. kaks by, kot, obgleich, aus choU, näkä, doch, aus odnako, us, schon, aus uze,
uzs, estohe, damit, aus cto by. Votj. Conjunctionen aus dem Kuss. in Nyelvtudomjlnyi közle-
mdnyek XIX. 443. Man meint, it. magari sei aus dem Griech., [jiaxäptoc, in das it. magari,
macari und dieses in das kroat. magari und das ngrlech. \).T(d^i, kyprisch (Jiaxdpt, über-
gegangen, nslov. maugare. Kftrnt. ngrlech. \).afäpi, [j,axdpt, gesetzt auch, kann nicht agriech.
[xav-ap, beatus, sein: die Bedeutungen sprechen dagegen. jAaYdpt ist daher türk. me§4r.
mehenk, Probierstein,
ngriech. [jLcysYYt, ßdaavoc.
mehkeme, Geiichtshof.
bidg. mehkeme. serb. mehöema.
mehter, Musikant.
bulg. mehter. serb. mekter, Musik, mekterhana ciknu. Hör. 1. 11.
mejdan, Kampfplatz.
bulg'. mejdan. kroat. megdanati se. Marjan. 51. span. midan, ahnidana.
mej/anö, Weinhaus.
serb. mejhana. Hör. kroat. mihana: pers. maj, potus, vinum. span. miva.
mekr, arab. jCc, List.
Vergl. serb. mucurla, glupak. Z. 874. 2.
m6kt6b, Schule.
serb. mekteb. Hör. 1. 576. mejtef. mejtefari, ucenici.
möldza, arab. LsxJLc, Asyl.
Vergl. serb. melde: s melöeta, vom Minaret. na melcetu. Volksl.
mölek, Bote, Engel.
serb. melajiöi, melahiöi. Bos. Vila 3. 133. po melahiöetii 2. 258. vom plur. rnelaik, me-
laike.
meles, gemischter Zeug (halb Wolle, halb Seide), Bastard.
serb. od meleza, od tankoga beza, gaöe melezlije. Bos. Vila 2. 253. russ. meless. Tichonr.
2. 402.
mölhein, Salbe. ♦
serb. mehleru.
melik, Herr, König, plur. muluk.
scH). mubi.d, kralj. Hör. Iko od miduca 5(54. da je mulud sulud ucinin 37. aslov. melhij,
cesari.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 173
meltem, türk. ^^xLe. zu gewissen Jahreszeiten regelmässig wiederkehrende Winde aus
Nordost.
ngriech. [JLU.t£|J.. stT^O'.oc avsjxoi;. Z. 877. 1,
mel'un, verflucht,
serb. melun, proklef.
mämläket, Besitz, Land,
bulg. memleket.
memluk, arab. JJU-«, besessen, Sclave, Mamehik.
serb. mamahck. Gund. Z. 880. 2.
menduhijjah, arab. kl^c^jox, Münze im Werthe von zwanzig Schafen,
bulg. menduhija, alte türkische Münze. Djuv.
mendzuk, goldener Knopf auf der Fahne.
rum. huncuk, mit falschen Edelsteinen geschmückter Sattel, rnss. buncukd. magy.
boncsok, Halsband, Kriegsfahne.
menefse, Veilchen.
bulg. menekse. ngriech. [XcVS^cC (nicht [jlsVcCsc), t^ov. violette double.
möngene, Maschine.
serb. alb. mengene. Reo. 56.
mengus, Ohrgehänge.
bulg. mengus, mangus. Djuv. serb. mindjida. mendjusa beruht nach Blau 258 auf medjii,
inter, und uho, auris.
menkub, arab. i_} jCuc, zu Grunde gerichtet.
Vergl. serb. mangup, makup, verloren, herrenlos (vom Pferd). Z. 888. 2.
menzil, Absteigeort, Post.
bulg. menzil, munzil prati. serb. menzil, posta. Hör. menzilhana 1. 40. Vergl. rum. die
Mazilen in der Bukowina, russ. maziln, Einhöfer. dial. ngriech. [AcvC^ÄTCt^;, Postmeister.
Hind. 85. |j.£vCO.'., äy^arjeloy, äjxotßrj. [).ä^C'-^q(v^ic, ayvotpa. [j.aC'1/.Y^^. Legr.
mer'a, Weide.
bulg. mera, Gemeindeweide. Jir. 60. alb. m§7'aje, Winterweide.
merak, Leidenschaft für eine Sache.
mrum. mirake, regret, desir. Obed. Vergl. klruss. merjavyj für uprjamyj. Ung.
merdüm, pers. f.>^y<, Mann.
serb. nmrdurii: vcc pasina ubije murduma. Bos. Vila 3. 76. Z. 836. 2,
merdzan, Koralle.
serb. imat kamnja merdzanlija. Vardar. puska merdzankinja. Hör. 1. 317. 358. ngriech.
jj.spxC'iv'.. [A'.fiTC'.dvi, xopdA/.iov. Vergl. ßapCt. Legr. 52. span. almargen.
möremmet, Ausbesseruug.
ngriech. ]s.^\l.^]i.iz. (xspstisttCfo? ausbessern. Legr. |j,cp£iXs-dco. £it:a7t£üdCw- Pap. 460.
174 I. Abhandlung: Franz Miklosich.
mörüabba, arab. Lla-wx, einen bequemen Ort (für euch). Begrüssungszuruf: es gehe
euch gut.
serb. inehraba: nazvase mehraba (bei den Moliauuuedanern). Bos. Vila 3. 54. 71. Z.
835. 3.
meräamet, Erbarmen.
serb. merhamet. merhametli. alaedim selam mehrametula. Bos. Vila 2. 146. ngriech.
|X3pxa|AEri.
merkez, Centrum.
bulg. merkez. Rumena 19. serb. merkez, PoHzei. Bos. Vila 2. 142.
mörsin, türk. ^j.A^yc, Myrthe.
ngriech. (ispatvt. Z. 837. 1. Hind. 14.
mersin balege, türk. ^^L jj-a*«^, Stör,
ngriech. [xspoivt. Hind. 23. Z. 837. 1.
mesdzöd, kleine Moschee.
Wohl unrichtig ngriech. iafJiaYtStov. Crusius.
mesel, masal, arab. J^, Fabel, Gleichniss. nordtürk. mäsäl, russ. pritca, podobie.
serb. meselu izirabiti, ein Räthsel lösen. Bos. Vila 2. 259. alb. meselje, Sprichwort.
ngriech. masala, Märchen. Mariup. Vergl. bulg. pise masali. Rumena 10. Z. 817. 2. Vergl.
magy. mese.
mäskin, arab. ^*Si,^, iirmlich.
bulg. miskin. Djuv. span. mezquino. it. yneschino usw. Z. 847. 2.
meshed, arab. «Xg-i^.*, Grab eines Heiligen.
serb. mase: steöak, mramor, mase: Bos. Vila 3. 152. Z. 852. 2.
mesin, Schafleder.
bulg. mesin, Bockshaut, mesin- disagi.
mesröb, mösrebet, mesrüböt, mösrebe, masrapa, Trinkort, Getränk.
Vergl. kroat. pa joj dade od zlata mastaru, pa je salje za goru na vodu. Marjan. 193.
span. cdmoxarra.
möteriz, Wall,
bulg. meteriz, mitiriz.
mezad, Versteigerung,
ngriech. iiiC^T, dirap-ia.
mözar, Grab.
serb. du iz nova groblje ponovino i mezare krvi natopimo. Volksl. mezarluk, groblje:
Hör. 1. 21.5.
m6ze, Geschmack, Vortisch.
bulg. mezence. mezehk. serb. meza. Bos. Vergl. slatkoga meseta. Herc. 90. ngriech. {isC^-
Xat, iiw'loa'.-rp'yv. Vergl. ]i.^(^^f'A%i. Legr.
Die tüukischen Elemente in den Südost- und osteuroi'äischen Hprachbn. 175
mekdar, arab. ,ljüixi, Geltimg, Rang, Ansehen.
serb. muktar: nemoj tako, dragi muktaru. Bos. Vila 3. 100; 2. 130. Z. 870. 3.
m^skal, miskal, türk. JLüi«, anderthalb Drachmen,
ngriech. jjLCSxdXt. Hmd. 70. Z. 817. 2. Vergl. miskal.
m^sr, Ägypten.
bulg. 7720537', Ägypten, misir, Mais. Jir. Truthahn, ngriech. [i.iaipx!, Truthahn. iJ.iatpxa,
Hind. 21.
m^zrak, Lanze.
ngriech. [iiaopd-rt!,, richtig [j.taopd/,1, irXYjxTpov.
mihnet, Trübsal.
Vergl. ngriech. [xtVcZi, cxsata. Paj). 460.
mi'mar, Baumeister,
bulg. majmar. Djuv.
minaret, Thurm.
bulg. minare. span. minarete. Vergl. serb. bumdara. Bos. Vila 2. 156. für munara.
minder, Matratze.
russ. minders. Domostr. 129. 168. alb. minner.
mintan, kui-ze Jacke.
bulg. serb. alb. mintan. rum. mintije. ngriech. mintani. Rec. 30. poln. manty, mantde.
GoJ^b. 153. ngriech. |Jiav56a. magy. mente. arab. manta. Eguil. 212. 443. Mehreres
europäisch.
mir-alaj, Oberst.
bulg. miralaj. ngriech. [j.ipaXdYjS, colonel. Legr. 172.
miri, pers. ^>ax, Staatsschatz, Grnmdsteuer, Taxe, die in Bulgarien den dort mit ihren
Schafen überwinternden siebenbürgischen Hirten, mukan, abgefordert wird.
bulg. mera, zemliste. Jir. 60. ist wohl m^rd . ngriech. |XY)pc. Legr. Vergl. bulg. miriste,
russ. mirskaja zemlja. Djuv. Z. 899. 3.
mirri"/, mörrili, arab. i^Lc der Pianet Mars,
aslov. imara. op. 2. 3. 114. Z. 839. 2.
miskal, Art Gewicht.
bulg. meskal, muskal. l'/^ Drachme. Jir. 148. serb. miskal, A*/^ Gramm. Vardar, in Bos-
nien l'/j, Drachme, span. mitical, moneda de Castilla. Vergl. m§skal.
misk, türk. dL-üC, Moschus, {i-oa/oc, pers. m.usk aus aind. muska, Hode.
bulg. misk. russ. muskats ist europäisch: lat. muscus, muscatus. span. almizque. Z. 847. 1.
miäe, türk. x*iax, Eiche.
bulg. mese, ebene. Djuv. ngriech. [isasc, Spö<;. Z. 900. 1.
miSvar, arab. J^xi, das Werkzeug um Honig aus dem Stocke zu nehmen.
Vergl. russ. olovjaniks i musors. Z. 852. 1.
176 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
mokaddim, vorziehend, vorzüglich.
serb. sal mukadem. Bos. mukademom pasom. Hör. 2. 66. hukadem pas. Volksl. poha.
mukadyn. turecka materya. Goieb. 155. Z. 871. 1.
mor, dunkelblau.
serb. mor-coha. Hör. 1. 509. mor-menevis. Vergl. mrum. morgu, blau. Weig. 110. ngriech.
•Aoptxo?, 'JdxivQo?.
mosel, die Stadt ]\Iosul,
poln. miiJlhi. miisiUbas. Rocznik. Kari. 28. ngriech. [JLOtjaoaXtvi, aivöcov.
mostra, Muster.
bulg. mostra, mustra. niagy. mostra. rum. mustr§. ngriech. [AÖatpa, parade. Legr.
mosur, türk. yycyjn., Eiszapfen.
serb. mosur, Eiszapfen, nach Vuk cijev drvena, sto zene na iiju motaju predju; kukaruzni
klip. Blau 183. 274, der das Wort für slavisch hält. Fehlt Z.: ob das Wort türkisch ist, ist
zweifelhaft. Vergl. noge, kao mosuri. Bos. Vila 2. 129. tukac sa svojim mosurom. 2. 305. de
Jos koji mosur spleti. Bos. Vila 3. 5. namolani mosuriöi 3. 4. slovak. mosor, ohlitina na jedli.
klruss. mosur, suk v derevi. mosir, Salzfass aus Einern Holz gemacht, rum. mosor, Spule,
R<jlle, Drüse, Knollen. Vergl. mosur.
mua'mele, Wucher.
ngriech. jjia(X£XcrC'^<;, roxcarr^c.
mu'avin, arab. ^j^Ijw, Helfer.
serb. rauavin, pornocnik. Hör. 1. 38. Z. 860. 3.
muezzin, Ausrufer,
span. auch muecin.
muft, unentgeltlich, müft-yar, Schmarotzer.
serb. mukte, muktice. muktariti, schmarotzen. Z. 867. 2.
muhlibas, arab. ^j««*JL^, Art Kleid.
poln. mehlibas, Art Stoff, surowy gtadki kartun. Goi^b. 154. Fehlt Z.
muhabat, arab. cjLL^, Rücksichtnahme.
bulg. mithabet, Liebe. Djuv. Vergl. serb. muhabetiti, druziti se (razgovarati se). Bos. Vila
2. 147. Z. 821. 1.
muhadert, arab. v;^,!^!.^, Vorsicht,
serb. muhadert. Bos.
muliafaza, arab. xkiL^, Vertheidigung.
serb. muhafeza, öuvanje, odbrana, domobranstvo. muhafezu cuvati. Hör. Z. 821. 2.
muttalebije, arab. xaJLs', Art Mehlspeise,
serb. laukalebi.ja. Bos.
muharebet, arab. äj>L^, Krieg.
bulg. rnuharebe, moarebe. Djuv. Z. 821. 1.
muüasebe, Rechnung.
serb. michasebedzija. Hör. XI.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 177
muhasere, Belagerung-.
serb, muhasera. alb. muasere. Rec. 58.
muHass^l, arab. J-ö-s?, Steuereinnehmer,
bulg-. muhassl. Djuv. Z. 824. 1.
muhzer, Vorführer, Gerichtsdiener.
serb. muhzur, dobavljac. Hör. lale i muhzure. 117.
mu/adirat, arab. s.^Lis', Verschleimung.
serb. ni o dertu ni o muhadertu. Herc. 162. 358.
mu/ajjer, Art StoflF.
serb. -muliavjar, svita bei Linde, russ. mucliojars, Stoff aus der Bucharei. ngriech. [xoo-
)(al"dptov. it. mucajardo. Vergl. franz. moire, engl, mohair und russ. obhjars: alle diese Wörter
bedeuten Mohr. Man vergleiche auch afranz. moMre, morequin, it. moerro, amoerro, span.
moare, muer, mue. 2>g. morim.
muytar, arab. Xx-^, Erwählter.
serb. hasmuktar u Sarajevu. Hör. XI. poglavar. Vergl. travnicki muktija. Z. 827. 1.
muytöra', arab. cJii^s?, Erfindung.
Vergl. ngriech. [Aou/rdpa, cb'^sXsca. Pap. 462. Z. 827. 1.
mukallid, Komödiant,
ngriech. [iouxa/irrjC, [j.I|J.oc.
mukarane, Verbindung,
ngriech. TO (JL0'J%7.p£(i.t, Armee. Legr. 98. 99. Die Zusammenstellung ist kaum zulässig.
mukata'at, arab. kxioLiL«, Festsetzung, Art Staatslehen,
serb. m«Ä;aria.. . Novakovic, Pronijari 92. 95. Z. 869, 3.
multan, Stadt, Art Stoff,
poln. midtan, Stoff. GoJ^b. 155.
muluk, arab. JJ^, plur. von melik, König.
serb. muluö. Boa. Z. 878. 1.
mum, Wachs, Kerze.
bulg. mumdzija, Kerzenfabrikant, serb. nosi mwnu u ciraku. Hör. 1. 538. zig. mom.
mumbar, türk. >Ly!^, Dickdarm, Art Wurst,
ngriech. [j,0'J[i'7rdpc. Hind. 77. Z. 894. 3.
mumli, arab. ^♦x, mit Wasser angefüllt. Vergl. türk. nömlik, Feuchtigkeit,
serb. memli, vlazno. Bosn. Hör.
mungra, nordtürk. mangra, mögör, iJoLc, Geblöke, Gebrüll, mangramak.
ngriech. [io'jyyP^. Y'^TTP^'^- [J-ouYYP^Cfo- 2. 803. 1.
murd, pers. i>;^, Myrthe.
Inilg. mur i dam. Rumena 8.
Pcnltsclirincn der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. AWi. 23
178 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
murdar, unrein.
bulg. nuirdav, braun. Jir. 458. ngriech. [xo'jp^oipXcx.
musa'afö, arab, jiräL-üc, Hilfe.
serb. inasafa. bo(/omoIJ7ia knjiga. Bos. 2. 291. hijige neke. 2. 380. musaf, Koran. Hör.
vnimßik, Schule. ReC. 18. Z. 841. 3.
iXLUsakka, ^JUax, arros^, sorte de mets turc.
serb. vnisaka, Art Speise, rum. musaka. ngriech. [xouaaxäc. Bianclii 2. 921.
musiböt, arab. ii,*j.A..flje, Unfall.
serb. nnisihet. nar.-bl. 253. ngriech. [io'jaofJ|j,Tr£'C7]C, SoatpOTCOC. Pap. 462. Z. 855. 2.
muSmula, 3Iispel.
bulg. nnisnml. türk. auch al§c. Z. 93. 1.
mutab, Rosdiaarflechter.
bulg. mutafa, mutava, mutafija. Djuv. viutafcija. mtbtafcüuk. Jir. 255. serb. mufafce für
alb. velence. Re2. 32. mrum. mutafe, Decke. Obecl. 560.
mutlak, losgelassen, absolut.
serb. mutlak, zaista, jamacno. Bos. iz velikog mutvaka. Bos. Vila 2. 19. mutvak werden
die Serben griechischer Kirche von Seite ihrer Brüder römischer Kirche genannt.
muvakket, arab. o^yo, Astronom,
serb, muvekit. Bos. Z. 893. 2,
mübarök, JsLx, lieilig, glücklich.
serb. mubareö, hlagoslovljen. mubarek ramazan. Bos. Vila 2. 145. mubarid dana. 2. 146.
iz muhareö usta. dodjose na mubareö. 3. 132. mubare6-vecer. Hör. 1. 592. bunhareöi turska
gazihaso. Volksl. Z. 805. 1.
müderris, Lehrer.
alb. vihdrizlik, Lehrerschaft. Rec. 59.
müdir, Verwalter eines Bezirkes.
l)ulg. mjudjur. mjudjurlik, midjurljuk.
müflis, Bankerott.
bulg. mjuhljuzin, mihljuzin. mihljuzljuk. ngriech. [iO'J'fXouaAtx, ypstoxoTTta. [lO'j'fXo'jCs'JOJ-
müfti, Richter.
serb. muhtija. Bos. span. mofti.
mühendis, arab. ^Ja.^, Geometer.
bidg. mendizin. Djuv. Z. 898. 1.
mühimmat, Geschäft, Verproviantirung.
serb. muhimat, priljaga. Hör.
mühlöt, Aufschub,
serb. muhlet, rok. Hör.
mühr, Siegel.
l)ulg. mu(h)urUja. muhurli. muhurlejisam. alb. mhä7\ ngriech. [xo'j/oop'cdpY;?. Legr. 172.
viühürdar: i \i.vy/yj^zrj.^'ffi f.i'zz<\z, irjö TUYyps xö xsiydXt, le moukhourtaris se hata de Ini
DlK TÜRKISCHEN ELEMENTE IN DEN SÜDOST- UND OSTEUROPÄISCHEN SpRACHEN. 179
truucher la tete. [JicitJ)(oup5dpY]c, aippaYt5o(p6Xa2. muc/mrtjagatu, d. i. injuchjurlju kegaty, bu-
maga S5 pecaUju. Grig.
mülaz§m, Adjutant,
bulg. mulazim. Jir. 425,
raülk, Eigenthnm.
alb. midk. ReS. ngriecli. (xoüXxt, icf^pLoc ä.%iTq~>jV. Pap. 461. ixouXxi'jV, ÜTioatataöv. (j.o'j).*/ct,
{ioüpxt: o5t(o xaXoöaiv ot Xlot xd? s^oytmc sirauAsts tcöv ev xt; //öp'^ xaxoaoövrcov. Pasp.
münafek, arab. (3iLÄxi, Heuchler.
Vergl. bulg. lisici munafldci. Ljub. 34. serb. immafik, imüljivica. Bos. Vila. munaßk
zena 2. 164. alb. munaßk, Verleumdung. Rec. 67. ngriech. [xoova^o'JxXwt Legr. [w^a^ix-ffi,
^laßoXoc. [jLWa'faXa, StaßoXT^.
müDasib, arab. v_,;.a«Lu, schicklich.
bulg. mmtasöb. serb. munasib, munasip. najmunasipnije. In Bosnien, munasib, pravo,
pristojno. Hör. Z. 881. 2.
müntözer, arab. j.k:ax, erwartend.
serb. ihuntazir, podlozan. Bos. Vila 2. 258. Z. 883. 1.
mürad, arab. jL^, Wille, Wunsch.
serb. murad, zelja. Bos. Vila 3. 102.
mürafa'a, murafa, arab. x*il^, Process.
serb. murafa. Bos. Vila 2. 148. Z. 833. 3.
mürasele, Vorladebrief.
statt bulg. ist serb. zu setzen, pozivnica serijatska. Bos. poslam'ca, naredha. Hör. bulg.
morasale, morasal. Djuv.
mürekköb, Tinte.
serb. mitradep. alb. muraöip. Re2. 60.
müsafir, Reisender.
bulg. musafirin. serb. musafirhana. Hör. 1. 576. ngriech. ixouaa^tpr^c, ^svoc. jjioyaa'fip-
müsaleme, arab. jLjLwc, gegenseitige Begrüssung.
kroat. alec musalam. Marjan. 74. 75. Z. 842. 2.
müsbit, arab. oA^ix, feststellend,
bulg. mazbat, Protokoll. Z. 817. 2.
müsellen), anerkannt.
serlj. museUmluk. Hör. 2. 610.
müsellös, arab. cyjlixi, Art Glülnvein (eingekochter Wein mit Gewürz).
serlj. musdez, nach Vuk Stef. Karadzic, Art Wein, medovina, Herc. 96. 358. Getränk
aus Wein, Zucker und wohlriechenden Kräutern, klruss. musuiec, mtcsuJes, Branntweinaufguss
mit Honig, ngriech. |i.ouacXsCt, i'\r^[i.rx, 'JTziyozrjc. [JLOuasXiij, Z. 817. 3.
23*
180 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
müsewwede, arab. soL-a, Coucept eines Aufsatzes, Verschwärzimg.
serb. museceda, falsche Beschuldigung, micsevedzija. musevediti. musveda, schriftlicher
Aufsatz. In Bosnien. Z. 848. 3.
müsket, arab. äjC^jo, Stäi-kungsmittel, Sicherheit gewährende Sache.
Vergl. bulg. moska, muska, Talisman. Djuv. Z. 847. 1.
müstevi, arab. (^^ä*«jc, gleich, eben.
Vergl. bulg. mostija, Hobeleisen. Z. 845. 3.
müstösar, arab. .Lijc-~»c, Rathgeber.
bulg. mjustesarin. Djuv. Z. 844. 1.
müsülman, Muselman.
bulg. mjudimanin. serb. musloman. Hör. rum. husimnan. poln. besserman, bisurmanm,
Muselman, ngriech. [JLOuaouAji.dvo?. span. musuhnan, mosoliman. magy. hoszorkdny, Hexe,
Nachtgespenst, Kobold, slovak. hosorka. kli'uss. bosorka, bosorkana, Kröte, ruiu. bosorkaje.
boskai\ Zauberer, magy, boszorkdny wird von andern auf votj. busturgan zurnckgeiührt. Nyelv-
tudomänyi közlemi^nyek 20. 467.
müsavere, Berathung.
serb. doöi na musafer. Volksl.
müsebbek, vergittert.
serb. musebßk, muSevak: sa mu§evaka i pendzera. po pendzerima i musevcima. Bos. Vila
3. 4. Statt bulg. ist serb. zu setzen, musebak (gen. musebka). Bos. Vila 2. 292.
müäemma', Wachsleinwand,
ngriech. [ji,ouaa{J.ä^. Hind. 69.
müäir, arab. jjuiwc, Staatsrath.
bulg. rajusir. Djuv. serb. musir, zapovjednik. Z. 852. 3.
müät, Faust.
bulg. musta: russ. kulaks.
müsteri, Kunde, Brautwerber,
ngriech. [xo'JaTSpr^c, [iaaiTyp, Aufspürer.
mü'teber, arab. j-«-i:jM, geachtet.
serb. muteber^ angesehen. Bos. kostbare Sache, nar.-bl. 45. Z. 861. 1.
mütöferrek, arab. ijUäxi, berittener Bote, Fourier.
serb. muteferika. Gund. Z. 813. 2.
mütemökkin, arab. ^jX^Jüc, wohnend.
serb. mutemekim, stalan. Bos. Vila 2. 148. Z. 815. 1.
müzevvir, Fälscher.
Inilg. mjuzefirin. mjuzevirlik, mjuzeßrlik. klruss. buzovir für busurmen, izuver, raskoTnyk,
mit Anlehnung an vera. mrum. muzaverlik, Intrigue.
müzdö, gute Nachricht.
Ijulg. mustuluk. muätuludzrja. serb. muzde. Vardar. ngriech. ixo'jaro'jXo'jxt, ocbpov itf/oc
5s%a3jiöv xai SiaoTpotfr^v r?^c Zv/.aiozÖYqz. Pap. 462.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen 181
N.
na'l, Hufeisen,
poln.-arni. nat.
narindz, Orange,
bulg. nerdndza.
nazar, Schauen.
bulg. nazar, uroki. Sbor. III. 81.
nehb, arab. «».<vgj, Raub.
Vergl. serb. negve, Fesseln: negve do kolinah, na rukuk tezke lisicine. Kac. 72. na noge
negve. Kras. 16. Z. 923. 3.
nöne, Mutter.
slovak. nenicka. magy. nenya. aind. nanä.
n§sader, Ammoniak,
bulg. nisadsr.
nijet, Absicht,
bulg. najet.
nisan, Zeichen,
bulg. nisanja, zielen.
nuker, Budag.
bulg. nekere, Diener, mekerelik. Djuv.
o.
odzak, Heerd.
• poln.-arm. odza'f^.
ojlik, was zur Bedeckung dient.
poln. wojhk, tkanina weiniana gruba i prosta, ktora si^ podklada pod kulbakq. Cza-
sopism.
orö^k, Spindel.
Die l^edeutung spricht dafür, dass poln. orczyk vom türk. orc^k zu trennen ist.
orsa, türk. x.ö,^l, das Segeln beim Winde, Luven. It. orza.
Vergl. serb. oräenica, Art Schiff. Z. 117. 2.
orta, Mitte.
klruss. orta, stado, toipa.
o.
öküz, türk. j.^1, Ochse,
magy. ökör. Z. 137. 2.
örnek, Modell.
serb. urnek (remekj-djelo.
182 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
P.
paöa, Bein, Art Speise.
Vergl. nserl). noiki, plur. Gallerte.
padzehr, Gegengift,
bulg. pandzeher, Bezoar.
pak, rein,
serb. pa<^, pa6i.
painbuk, Baumwolle.
bulg. hiihakeren adj. poln.-arm. pamhag: arm. hamhak.
pandura, Guitarre.
bulg. pandura.
papus, Pantoffel. .,--\^^
bulg. jjapuhcija aus papuscija.
paröa, Stückchen.
l)ulg. parcal, partal. parcallv, partaliv, dripav, skssan. Sbor. III. 117. 155.
patka, Art Ente.
bulg. pa^e. poln.-arm. pa^- arm. bad. Dunkel ist ngriech. itdTtoa. Atacta 4. 383.
■K'XTZTZi Pass.
pehn, breit.
poln. bachmat, koü tatarski grubo p)iaski.
pek eji, sehr gut.
bulg. peki. Sbor. *
pörday, Vollendung, Glanz.
Vergl. bulg. perduh, perusina. pet^duv. Sbor. III. 112. dtoseci ot perduf 96.
perde, Schleier.
bulg. perde, Staar (im Auge).
päsin, pers. ,j-u*o, letzt, jüngst.
Vergl. bulg. pesin dovrrJi. Sbor. III. 70. Z. 198. 3.
peS, piS, pers. ji^, J^.i tler vordere Tlieil.
serb. pe^, die vordere Seite des Kleides. Z. 235. 1.
perava, 'Pliürschloss.
Ijulg. cmcar.ska brava.
pirindz, Messing.
poln.-arm. by<^udz: arm. plindz,
pirindz, Reis.
poln.-arm, prindz: arm. brindz.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 18i
potur, Art Hose.
bulg. paturi. poture bosnjacki. Sbor. ngriech. iiazoöpa, Strumpfsocke.
pul, Fischschuppe, Fhtter, obolus.
serb. perlitati, sticken, is-, naperlitati.
R.
raf, Gesims,
serb. rafa. rafiö.
raüat, Ruhe,
bulg. raathlc.
raHman, Erbarmer.
pol. oracii'mani6, ohiaslcaivid, ogiaskac, jako konia, cziowieka nawet. Czasopism.
rayt, Zeug, Pferdegeschirr.
Vergh klruss. red na kone, Pferdegeschirr, poln. rapcie, Bande, Fesseln, Säbelschnur.
rehn, Pfand.
serb. rehin. Bos.
resm, Vorschrift.
serb. rezmi cift, Hufegeld. Bos.
rezil, schimpflich.
bulg. rezilja, beschimpfen.
rupie, Rupie.
serb. rubija, Art türkische Münze.
s.
saat, Stunde,
poln.-arm, s§hat.
sabaü, Morgenzeit.
bulg. ot sabale, sahahle. Sbor. HI. 137.
sadrazam, Grossvezir.
bulg. sadrazamin. Sbor. IH. 104.
sakat, verstümmelt,
bulg. sakatnik.
sak^z, Harz.
serb. sa sakrz-mastikom. Bos.
sakr, türk. JLo, weisser Jagdfalke.
nhdeutsch. sakerfalke. Hammer. Falknerklee V. XIX. Z. 571. 2.
184 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
salyane, Sclilaelithaus.
bulg. zalhandzijstvo.
salkem, Traube,
bulg:. salköm, acacia.
saman, Stroli.
^lan t'li<i:e liiuzu serb. nsl. kiimovska slama.
samur, Zobel.
lit. f:ahala^t, sabala, 2ahels. anord. safali, neu sohel. finn. sopoli. rum. sohol (Maul-
wurf). Die Wolgatürken sollen h in vi und l in r wandeln, daher türk. samur, rmn. samur.
Man ftige hinzu saphirinae pelles bei Jordanes.
sar§, gelb.
bulg. sarahk, zlstenica, Gelbsucht. Sbor. III. 86.
sarp, rauh, scharf.
bulg. sarp ocst. Sbor. III. 144.
savad, Mörtel, Sclinielz.
bulg. sovatcijstvo.
saz, Binse, Schilf,
bulg. sazhh, trsstelici.
s6ral, Palast.
ngriech. ßXd)^ oapayi. Acta et diplomata V. 208.
sörbest, frei.
serb. serhestvo, Geleitschein.
s§klet, Schwere, Angst.
bulg. sohlet, stesnjavanje. Sbor.
sidzim, Faden.
bulg. sidUmka. Sbor. III. 104.
sijah, schwarz.
serb. sijas konj, konj dlake jasikove. sa sijasem konjem. Bos. Vila. 1889. 269.
sik, Penis,
serb. sikter. Bos.
sille, Älaulschelle.
poln.-arm. siii.
sirke, P.ssig.
serb. zivo sirce, sumporna küelina. Bos.
solomat, nordtürk. Dalb.
russ. salamatz, salamata, Art Brei.
spaka, Hund.
russ. sohaka kann unmittelbar aus einer Doppelconsonanz meidenden Sprache stammen.
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 185
sunkur, sunkar, türk. »yLu«, Xsjy^, falco candicans, Art Jagdfalke,
uigriecli. auY^^üp/iov. Hammer, Falknerklee XIII. XVII. 110. Z. 521. 2.
sürme, Scliiebmig.
Vergl. bulg. sjurmijka. Sbor. III. 89. Verb, surmen sican, Arsenik. Bos.
Sabin, der weisse Edelfalke.
Hieher rechnet Hammer mgriech. aaY<xvoi;, Cayttvo;. Falknerklee II. V. XL
§aj, pers. hind. Ding, Sache.
bulg. cetiri seja, cetiri nesta. zig. saj, es ist möglich. Fehlt Z.
sam, Damascus, Syrien.
bulg. samlija. Sbor. III. 23. poln. szamski: ghwnia szam^ska. Czasopism.
sasmak, Erstaunen.
bulg. sassrdisuvam, erstaunen machen. Sbor. III. 152.
seftalu, Pfirsich,
bulg. seftalija.
sej/, der Alte,
serb. sehli ramazan.
sejtan, Satan,
bulg. sejtan.
tabor, christliches Feldlager.
serb. a tahoru se pazarilo u Duhrovniku s Hercegovcima i Bosnjacima.
tafra, Sprung, Stolz.
bulg. tafralija. Sbor. III. 143. Vergl. tavra.
ta/ta, Brett.
bulg. taftahiti, wohl Wanze. Sbor. III. 74.
taksir, arab. yjyAojLS, Mangel.
bulg. taksir. Sbor. III. 41. taksirlija. Z. 301. 2.
tamam, Vollendung,
bulg. tamnn, tsrnsn, sobald.
taraf, Seite.
bulg. taraf. Sbor. III. 153.
tarla, türk. "^Aj, Acker.
magy. tarlö, Stoppelfeld. Z. 245. 2.
Uviikscbiitteu der i,liil.-bist. ll. XXXVIIl lid I. Abh. ""ä*
186 I- Abhandlung: Franz Miklosich.
teba'ijet, arab. jUäLö, Geliorsam.
bulg. tebabija, poddaiistvo. Sbor. III. 98. Z. 251. 1.
tebdil, incoguito, Verkleidung.
bulg. se napravü tebdil. Sbor. III. 112. teptil 117. wohl heimlich. Vergl. serb. tevdil-
hava, teferic. Bos. Vila IV. 344.
teftis, Untersuchung.
bulg. teftüam, ssdja, richten.
tekje, Kissen.
serb. tekija, kao kasa, dje se kupe od diemata (mahale) pare. Bos.
telef, arab. ^.aJb, Verderben.
serb. telef uötJiiti, zu Grunde richten, tepelejisati.
temörrüd, arab. 4jl«j", Halsstarrigkeit,
bulg. temerut, tvrsdoglav. Sbor. Z. 309, 1.
terki, Sattelriemen.
bulg. terkija. Vergl. magy. tergenye, kumanischer Sattel.
tertib, Anordnung.
bulg. tertip. Sbor. III. 107.
terampa, Tausch,
bulg. trampja, tauschen.
timar, pers. Bewirthung, Bearbeitung.
magy. timdr, Gerber. Vämb^ry 112. rum. timar jü.
toz, Staub.
bulg. dusluk. Sbor. III. 118.
tug, Rossschweif als Feldzeichen.
bulg. tug. poln. pasza majqcy prawo do buüczuka o dwoch kisciach dwutulny, o trzech
trzytulny nazywal sie^. Czasopism. vergl. türk. tugl§, serb. iöi-tuglija, uctugUja.
tuklu, türk. JU>^', Lamm, Zicklein (bis zu einem Jahr),
magy. toklö, einjähriges Lamm. Z. 224. 3.
tulu, voll.
serb. po svoj casi (tuliji). Bos. Vila 1889. 263.
tuman, Nebel.
serb. nirki dumanovi. Hör. 2. 116. poln. tuman. tumani6, tumany puszcza6.
tüfenk, Flinte.
bulg. tjufeklija.
türk, Türke aus Asien.
Ijulg. turce. poturnjak, Gegensatz von türk.
türlü, verschieden,
bulg. turli turli.
DiK TÜRKISCHEN ELEMENTE IN DEN SÜDOST- UND OSTEUROPÄISCHEN SpEACHBN. 187
tütün, Rauchtabak.
auch russ. piti rtorm sabaks, popbems-ka tabacku nach dem türk. tütün icm^k: daneben
pitb tabaks, njuchath.
u.
ugramak, ogramak, anstossen.
bulg. urama plötzHches Unwohlsein: ttrama uradisva. uradisa na zlo mesto. uradisal adj.
Sbor. III. 84.
ulufe, Sold.
poln. wiafa^ wiaßca.
u.
ünek, inek, Kuh.
magy. Ü7iö, Kuhkalb. Vämb^ry 188.
V.
vam, Schuld.
nslov. vama, Zoll, aus dem Magy.
var, geh.
bulg. lele vare. Sbor. III. 23. lele varaj 21.
vesak, pers. ;3*i., bestia vulpi similis, ex cujus pelle vestes pelliceas conficiunt; lupus
cerva. Vullers.
Vergl. russ. veksa, voksa, sciurus vulgaris, ptica soroka usw. Dalb.
zabit, Ergreifung.
bulg. zapcijkja, Sbor. III. 48.
zaümet, Mühe.
bulg. zähmet, trud. serb. zahviedija, Entgelt.
zarar, Schade.
Vergl. bulg. so mnogu arari bubak. Sbor. III. 126.
zehir, Gift.
bulg. zeerlija, giftig.
zöngin, reich.
bulg. zeiiginin, der ßeiche. zenginlik, Reichthum. zetigincki adj.
24*
188 I- Abhandlung: Franz Miklosicii.
zeval, Verlassen eines Ortes, Elend,
bulg. zavaldija. Sbor. III. 66.
zira, zire, weil.
bulg, zei; tragend, warimi: lele, dedo, zei' mi umref Sbor. III. 72. lele, kerko, zer ne slusas?
45. zer sunt sutaf bin ich etwa tliöricht? 106. Ebenso 108. 126. 154.
zorrak, arab. ^f;), ialco candicans. Hammer, Falknerklee II. XVII. 109.
mgriech. tCoupäxtov.
Zusatz.
ada, Insel, bulg. adalcki, Insel-: von türk. adal§. adz^m, fremd, persisch, bulg.
adzemahk. poln. adziamski kobierzec, to jest perski. Czasopism. a)(or, Stall, bulg. jad7\
shzr, avsr. serb, hahar. aklamak, türk. (^iUI, umgiessen. Vergl. bulg. akladisan (ea-
kleadisan). Sbor. III. 128. Z. 79. 1. al, List. Vergl. bulg. nekoj al jas da si kämm.
Sbom. m. 45. ala, gemischte Farbe, bunt. bulg. hala, wie es scheint, Schlange. Sbor.
III. 100. haletina 60. aladza, bunt. serb. alaca. Glasnik IV. 91. alat, Geräth.
bulg. alat. alten, Gold. bulg. altsnsk: altnnkove. Sbor. III. 128. ana, Mutter, bidg.
ana, Jana: anajka aus ana und majka. Vergl. russ. batjanja, Vater dial. aralas, Mischung:
nordtürk. arala§ durmak, vermischen, russ. eralass, smesh, vzdora, karteznaja ifjra. Vergl.
Zeitschrift der deutschen morgenl. Gesellschaft. Band 43. 555. arka, Rücken, russ.
archaluks, charluks, Art Hauskleid. arslan, Löwe. hnlg. arslanin. Sbor. III. 118. asli,
ursprtinglich. bulg. ash, asli. aSik'are, öflfentlich. bulg. asikjare. Sbor. III. 107. at,
Pferd, bulg. at-olani, koji to gledst konje te. Hiev.
baba, Vater, bulg. huha. buhajka. badzanak, Schwager. Daher serb. pasenog, pa-
Sanac, der Mann der Schwagerin, wofür auch baöanak. Bos. Vila. bah ad er, tapfer, rum.
ha]iadirk§. bajrak, Fahne, bixlg. auch barjak. bakgr, Kupfer, bulg. nbakrirna an-
tika. Sbor. III. 125. baklak, Art Wassergefäss. serb. buklija. Bos. balta, Axt. bulg.
baltamiS. schlechter Zimmermann. Sbor. III. 150. serb. baltalik, Gemeindewald. Bos. ba-
sal gk, Art Peitsche, poln. basalyk, bicz turecki na ksztait maczugi z drzewa nie ostruganego;
cziek nie ostrugany. Czasopism. bas, Kopf. bulg. basarija, glavatar. Sbor, III, 153.
bas kaden, erste Favoritin, rimi. basardin^. basmak, Sandale, Scludi. bulg. basmak-
licki. Sbor. III. 33. batinan, basman, Art Gewicht, türk. batman leitet man von bat,
sinken, ab. bazar, Markt, poln. bazarnik, bazarnica, markietan, markietanku. Czasopism.
b^g, Fürst, Herr. serb. begza aus begzada. begija. begluk auch Herrensaal. b(jg6nm(ik',
Gefallen haben, bulg. begendisam. bendisuvam. beledij, städtisch, serb. beledija, Magistrat.
b^nd, Band. serb. bensilav, wohl Wehrgehänge: po pojasu puli bensilava. Volksl. b(5§,
fünf. bulg. beShk. Sbor. III. 96. serb. besvak, die fünf Betzeiten: vazda cuvam besvak kod
naniaza. Fehlt Z. rum. beileag, Haupt der beslij. bilgü, Zeichen, serb. ode na biljegu,
Die türkischen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen. 189
ging zum Zweikampf. binek', Reitiifercl. serb. binjetes, hinjitis-kamen. bizun, Art
Peitsche, poln. bizon, bizun, Art Peitsche, Schlag. Nach Czasopism 89. nordtürk. bogca,
Bündel, bulg. bovcahk. Sbor. III. 43. bord2, Schuld, bulg. 2a6orcja Verb. Sbor. III. 100.
budzak, Winkel, bulg. buzjak. bugase, Art Baumwollenstoff, bulg. bogasija. Sbor. III.
23. ngrieoh. {xitoydCta. bundzuk, Muschel als Zierrath: daneben mondzuk. V<4mb. 90.
poln. buHczuk konski ogon na lasce zawieszony, zdobiony piorami i wst^gami, ktory przed wo-
dzami i chanami noszono. bunczuczny. bunczuczyc sie,. Czasopism. buri, Wolf, eig. grau,
burun, Nase. bulg. burnoot, emfe. burunduk, Gaze, klruss. ist burunduk, Sichelklee.
ßakal, Schakal, bulg. cakal. cari, Glocke, bulg. cantk, zvannc: cjankovije. Sbor.
III. 27. capken, schnell laufend, bulg. kacer-cepkm. Sbor. III. 33. cark, Radscheibe,
bulg. na carkove se vrzti. cek'i, Art Wage. bulg. cekija. Sbor. III. 22. cörik', türk.
Jjva-, Heer. Damit vergleicht man magy. sereg, Haufe, woher nslov. serb. sereg: abseits
steht russ. serenga. c6rm, pers. -^a., Haut, Leder, ngriech. xCi.p\).a, nach Hannner,
Falknerklee 86, wahrscheinlich Art Fusskrankheit. Z. 354. 3. cevirmök', türk. dLe.ya.,
drehen, hiüg. cevirdisvam Verb. Z. 371. 3. cic^k', Blume, bulg. cicsk, butrak, lepkac. Sbor.
III. 144. coban, Hirt, ngriech. zC,rjO%rh>rfi kann nicht mit slav. zupanr, zusammengestellt
werden. cokmar, türk. >U5j.ö., Keule, russ. cekman, Schlägel. Z. 573. 3. coltar,
Satteldecke, poln. czoMur, przykrycie tureckie na konia. Czasopism. cukur, nordtürk.
Grube. Vergl. bulg. cukar. Sbor. III. 104. cunki, weil. bulg. cunkim. Z. 375. 2. cürük',
faulig. hn\g. curjuk godina. Sbor. III. 76. cüst, flink. Vergl. russ. sustryj, behend, bojkij,
lovkij.
damar, Ader. serb. damar. da'va, Process. bulg. davovam se. Sbor. III. 155.
serb. dava in Dusan's Gesetz ist ein späterer Zusatz. d^f, Handtrommel, serb. latise se
defa (talambuza sa praporcimaj. Bos. Vila IV. 33Tr d^li, toll, Wagehals, poln. delia, suknia
obszerna z szerokimi rqkawami, daneben delura: beides wird auf ein türk. telej zurückgefiüirt.
Dunkel. Czasopism. d6m6k', sagen (nicht zagen), nennen, bulg. demek, etwa: das ist:
selo, zagrad, demek: zadgrad hilo nekoai. Sbor. III. 126. vergl. 155. Z. 447. 2. derd,
Schmerz, bulg. denk',, d. i. -dsrt'. Sbor. III. 91. dsrtav 131. Vergl. dtrta baba 52. d(ir6,
Thal. bulg. derebejevci. Sbor. III. 127. demeske, damaschsrt. poln. demesz, demeszka,
gtownia szamska, demeszkowana, od miasta Damaszek. div, Dämon, alb. es ist ein def,
Simson. dogan, Falke, poln. dogandzi basza, najstarszy sokolnik, Linde: türk. dogandz^
bas§, der grossherrliche Oberfalkner. dogandz§l§k, Falknerei. dorn, braun, bulg. konja
dorija. Sbor. III. 20. dus6m^, Tep^iich, Diele, bulg. djuseme. Sbor. III. 143. dönüm.
Morgen Landes, serb. dunum, vierzig türk. Ellen im Gevierte. Bos. dünja, Welt. bulg.
djunja. Sbor. III. 118. djunjovski. dürbin, Fernrohr, bulg. djidbija. Sbor. III. 107.
dzam, Glas. bulg. dzamni pendzer. d26h6nnem, Hölle, bulg. Sendern, ad. ^jandeman,
Qual. Sbor. HI. 153. dz^vaher, Edelstein, bulg. dSevair. d^ida, Wui-fsijiess. bulg.
dzirit dzidli. Hiev. 133. serb. kostoloman in dzida kostolomna ist wohl ,Knochen zer-
brechend', dzidzi, Kinderspielzeug. Vergl. magy. csecse. dzinn, Dämon, bulg. dzin,
zin, böser Dämon, zineasvam Verb. Sbor. III. 76.
^girek', türk. Jw^fl, Graben, nordtürk. äjiräk, Radioff, Wörter])uch 724. ir, Mann.
Vergl. bulg. er. Sbor. III. 98. (^rbab, die Intelligenten, bulg. eriop. Sbor. III. 152.
^sir, Gefangener, poln. jassyr, zabor ludzi w niewolq. Czasopism. esvab, Kleid, Waare.
190 I- Abhandlung: Franz ÄIiklosich.
bulg. spap, zestra. prikja, ceiz. Sbor. III. 37. <5zijet, arab. looy, Qual. bulg. izet, mska.
Sbor. III. 153. Z. 22. 3.
ebr^t, Betrachtung, serb. ibret uzimati, cuditi se.
fajda. Nutzen, bulg. vajda. fendgk, Haselnuss. Vergl. bulg. fsndac, malko paröe
vlsna. Hiev. 142. til, Elefant. Vergl. serb. dva miljeva zuha. Bos. filiz, arab. tXJU",
Stück. Theilchen. bulg. filiz. Sbov. TTI. 32. Z. 670. 1. furun, Backofen, bulg. fur-
iiadzija.
b'ajlaz, Faulenzer, bulg. hujlaz hulka. Sbor. III. 122. h'öd2dz6t, Beweis, serb.
hudzet, amtliche Bestätigung des Eigenthums durch den Kadi. Bos.
ilik', Knopfloch, Schlinge, bulg. ilik. Sbor. III. 49. imani6, Mundstück, ugriecli.
jjiajjisi. Legr. ip. türk. (_ol, Faden, bulg. ip, iplik. Z. 140. 3.
jagmurlgk, Regenmantel, poln. jarmutka, jamidka. Goi^b. 130. jagren, türk.
ijj-äLs, Schulter. Vergl. bulg. jagnrci, slezi. Sbor. III. 92. Z. 952. 2. jan, Seite, bulg.
Jan keaja, pomoStnik na kehaja ta. Hiev 391. jatagan, grosses Messer, magy. jatagdny.
juk'. Last. poln. juczy6, najuczyö. hydh jukowe.
kaba, grob, gemein, magy. kdha, blöde. kaßgrmak, einen Umweg machen. Vergl.
bulg. kacer-cepksn, eine Gangart des Pferdes. Sbor. lU. 33. kalpak, Mütze, poln. koi-
pak, wyraz turecki, hlizki icyrazu ruskiego klohuk. Czasopism. kamcö, Peitsche, bulg.
kamdzija. Sbor. III. 55. kamsija 103. kamsik. kanmak, türk. i^+iU, den Durst stillen,
sich überzeugen lassen, bulg. haha se ne kandisala. Sbor. III. 104. da go kandisa 114.
Z. 685. 3. kara, schwarz, serb. zacrnismo uhraz pred svijetom. Volkslied. karagöz,
schwarzäugig. Hanswurst, bulg. karagjos. kejmak, tödten. bulg ksjdisa. Hiev, ksjdisuvavi
Verb. Sbor. III. 43. 109. kajdisam 28. 49. kajdisuvam 29. 30. 119. kenamak, quälen,
serb. kidisati, verletzen: ja djevojci vzu kidisati, kldisati rzu i ohrazu. Volksl. kgr, grau.
Vergl. poln. kiereja, mit Pelz gefütterter Oberrock. Goieb. 137. kermez, Scharlachlaus,
bulg. krsmozov dsb, quercus coccifera. rimizen, ahn. Hiev. kipcuk, von mir unbekannter
Bedeutung, poln. z kipczuk tatarskiego u nas siq kapczuk zowie. Czasopism 84. kontos,
Art Kleid, poln. kontusz: hyt i kohiecy ubior. Czasopism. kulbaka, nordtürk. poln.
kulbaka, diteUae, siodto osle niektorzy zowiq kulbaki. Linde. Czasopism.
k'abus, arab. (j«^l^, Alp. bulg. kahus. Sbor. III. 87. Z. 731. 1. k'6c6, grober WoUen-
stotf. magy. kecse, Art Soldatenmantel. k'elcpir, Beute, bidg. kelepir. Sbor. III. 130.
k'emya, Damast, mas. platiekamcjato. Domostr. 89. k'cizap, Scheidewasser, bulg. Äezop.
Sbor. III. 87. k'ilim, grober Wollenzeug, Teppich, poln. ,co za ojcow naszych byi'a gonia,
to teraz kilim. derha'. Goraicki. k'öse, Winkel, bulg. kjuäinja, Collectivum für den plur.
Sbor. III. 74. 113. k'öti, schlecht, schwach, tierh. arapi ti hea poöotiji. Vardar 1887. 93.
g6cinm<jk', türk. JUä^sJ^ von etwas leben, bulg. gecenmek soll pominsk, geöendisvam
pominovam sein. Sbor. I. 151. gicinhvieka 141. gicindisat 101. Die Stellen sind dunkel. Z.
739. 1. gezmek', herumgehen, bulg. gezme, Spaziergang. Sbor. III. 139. güv^z,
dunkelroth. bulg. givizSn. Hiev 32.
laf, Geschwätz, bulg. lafovam, reden. lakin, aralj. i^^, aljer, jedoch. Vergl. bulg.
leakim. Sbor. III. 140. Z. 795. 1.
Die türkischen Elemente in dbn Südost- und osteuuopäisciien Spuachbn.
191
ma'd(5n, Bergwerk, bulg. maden, raaclan, madaniste. Sbor. III. 112. majesgl, Hä-
morrhoiden, auch Skrofeln, serb. majasin, Art Hautausschlag. Bos. masal, türk. JLa«,
Märchen, bulg. prazni masale. Sbor. Z. 853. 2. maslah'at, Geschäft, bulg. maslahatje,
plur. vaz7ii raboti. Sbor. maslak, türk. (^JLox), Halm (am Fasse). Vergl. russ. mosloks,
Flügel, Gelenk. Z. 855. 1. m^ger, wenn nicht, nordtürk. ägär cä, wenn auch. mer a,
Weide, serb. me^'a, Gemeindehut weide. Bos. m^rak, Leidenschaft, bulg. meraJchk.
m^skin, arab. ^j-jC«uo, arm, elend, poln.-armen. in§skhm. Z. 847. 2. m^shed, arab.
(Xg-Ä«c, Grabmal eines Blutzeugen, serb. maseta, slecak. Ta. 852. 2. m(5zar, Grab. bulg.
mezarlik, Friedhof. mill^t, Religion, bulg. müet^ Volk. Sbor. HI. 114. serb. milet,
confessionelle Gemeinschaft. Bos. mina, pers. Lluo, Email, serb. mina. Bos. Z. 900. 3.
minar^t, Thurm. bulg. minara. Sbor. IH. 141. morin, mong. Pferd. Vamb. russ.
merins, Wallach. murdar, unrein, bulg. omurdarja, besclmmtzen. musand6r6, türk.
8xJa.ox, Wandschrank, bulg. musandra üi dolap. Sbor. IH. 73. Z. 855. 1. mühlet,
Aufschub, bulg. muvlet. mtihr, Petschaft. serb. muhurkinja (sahlja). müSav^r^,
Berathung. serb. do6i na muSafer. Volksl. müs^mma', Wachsleinwand, bulg. muie-
mica. Sbor.
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eollecta edidenint Fr. Miklosich et los. Müller.
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Übersicht der Abhandlung.
I. Band XXXIV. A— K.
II. Band XXXV. K'-Z.
m. Band XXXVII. A— M.
IV. Band XXXVIII. N— Z. A— Z. Zusatz.
IL
GLAGOLITICA.
WÜRDIGUNG NEUENTDECKTER FRAGMENTE.
VON
D^ V. JAGIC,
WIRKLICHEM MITQLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
MIT 2 TAFELN.
VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 15. JANUAR 1890.
-Im Monate December v. J. wurden mir eines Tages in der k. n. k. Hofbibliothek zwei
kleine Pergamentblätter vorgelegt, von denen man zwar vrnsste, dass sie mit glagolitischer
Schrift beschrieben sind, allein man wollte auch über den Inhalt und die Bedeutung der-
selben etwas Näheres erfahren. Beim ersten Blick, den ich auf diese äusserlich so unan-
sehnlichen Blätter warf, war ich von der merkwürdigen Beschaifenheit der Schriftzüge aufs
höchste überrascht, und beim Durchlesen des Inhaltes, so weit dieses fürs erste gelingen
wollte, wurde auch von dieser Seite meine Ueberraschung rege erhalten. Es stand allsogleich
bei mir fest, dass wir es hier mit einem Unicum seiner Art zu thun haben, welclies unsere
gegenwärtigen Kenntnisse über den Entwicklungsgang der glagolitischen Literatur in er-
wünschter Weise erweitert und gerade darum' die eingehendste Würdigung verdient.
Die zwei Blätter, auf den beigelegten zwei Tafeln in natürlicher Grösse reproducii-t,
stellen sich als Fragment eines sehr alten glagolitischen Messbuches (Missale) kroatischer
Familie heraus, das an Alterthümlichkeit der glagolitischen Schriftzüge alles bisher in diesem
Zweige bekannt gewordene weit übertrifft und als ein äusserst willkommenes Bindeglied
zwischen die glagolitischen Denkmäler pannonisch-macedonischer, und die gewöhnlichen
glagolitischen Texte kroatischer Abkunft in die Mitte tritt. Mit den einen verbindet es der
paläograpliische Charakter, runder Typus der glagolitischen Schrift, mit den andern die
Redaction der Sprache und auch der Inhalt. Atn nächsten verwandt diesem neuen Fimde
sind die vor fünfzehn Jahren bekannt gewordenen, aber wissenschaftlich bisher wenig ver-
wertheten glagolitischen Kijewer Blätter, mit welchen er die Gleichartigkeit der äusseren
Form und des Inhaltes theilt: beide sind Bruchstücke eines nach römischem Ritus ein-
gerichteten, auf Grund einer lateinischen Vorlage abgefassten Messbuches, beide mit glago-
litischer Schrift auf Pergament in kleinem Octavformat geschrieben. Von den späteren
Missalen des XIV. und XV. Jahrhunderts, die noch in ziemlich grosser Anzahl vorhanden
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. BJ II. Atli. 1
2 II. Abhandlung: V. Jagic.
sind, weichen sowohl unsere zwei Blätter als noch mehr die Kijewer, durch die Alterthüni-
lichkeit der Schrift, dui-ch einige Eigenthümlichkeiten des sprachliclien Ausdruckes, zuletzt
durch die ganze Anordnung des Inhalts wesentlich ab. Untereinander zeigen sie den
liauptsJichlichen Unterschied, dass während auf den Kijewer Blattern die altslovenische
Sprache in ihrer ältesten und reinsten, nur durch einige Moravismen (ich gebrauche den
Ausdruck im Sinne des geschichtlichen grossmährisclien Reiches) leise modificirten Gestalt
vertreten ist, der sprachliche Charakter unserer zwei Blätter schon die vollständig ent-
wickelte kroatische Redaction des Altslovenischen zum Vorschein bringt. Die Kijewer Blätter
sind traus-, die Wiener cisdanubisch : die Heimat der ersteren fiillt in den Bereich der
böhmisch-mährisch-slovakischen Sprache, der letzteren in das kroatische Sprachgebiet. Auch
dem Alter nach werden die Kijewer Blätter um ein bis anderthalb Jahrhundertc den neu-
gefundenen vorausgegangen sein. AYenn man die ersten ins XL Jahrhundert versetzt,' so
kann man mit grosser Bestimmtheit die letzten dem XII. Jahrhundert ziu'echnen.
Von nun an wird mau an die Spitze der Denkmäler, in welchen der Glagolisnuis im
Dienste des römischen Ritus steht, folgende zwei stellen dürfen: 1. die Kijewer Blätter, 2. die
jetzt ans Licht gekommenen Wiener Blätter. Ich will beide hier zum Abdruck bringen, die
ersteren im Anhang, und die letzteren luiter Berücksichtigung aller dabei in Betracht kom-
menden Fragen nach folgenden Gesichtspunkten einer Würdigung unterziehen : I. nach der
Provenienz und der daraus sich ergebenden literaturgeschichtlichen Bedeutung derselben ;
II. nach dem Inhalt des Textes und seinem Vcrhältniss zu den entsprechenden Stellen
lateinischer und glagolitischer Missale des X. — XIV. Jahrhunderts; III. nach der Sprache
und Orthographie ; IV. nach den paläographischen Merkmalen.
I. Provenienz der Blätter und ihre Stellung in der Geschichte des Glagolismus.
Unsere zwei Blätter sind in der Bildiothek der k. k. technisclicn Hochschule zu Wien
entdeckt worden. Als man daselbst vor einiger Zeit unter den aus der Bibliothek als
unbrauchbar ausgeschiedenen Büchern eine letzte Umschau hielt, entdeckte man auf den
Deckeln irgend eines jetzt nicht mehr zu bestimmenden Buches diese zwei Blätter. Sie
wurden abgelöst und aufgehoben; der gegenwärtige Bibliothekar der erwähnten Anstalt,
Dr. Friedrich Leithe, deponirte sie in der k. u. k. Hofbibliothek, als dem zur Aufbewahrung
solcher Seltenheiten geeignetsten Orte. Ich muss allerdings sehr bedauern, dass man nicht
seiner Zeit aucli das Buch, in welches diese Blätter eingeklebt gewesen zu sein scheinen,
bei Seite gelegt hat. Wir würden möglicher Weise aus dem Druckorte, aus der Jahreszahl
desselben, oder aus irgend welchen anderen Umständen einige Anhaltspunkte zur Bestim-
mung der Zeit und des Ortes, wann und wo diese Blätter in jenes Buch gerathen waren,
gewinnen. Femer — und das ist im gegebenen Falle noch wichtiger — würde man mit
Hilfe jenes Buches wahrscheinlich in den Stand gesetzt werden noch einige Zeilen, Wörter
' Der erste Herausgeber der Kijewer Blätter (I. I. Sreznevskij) liat es unterlassen über das Alter derselben irgend eine bo-
stimmte Meinung zu äussern. L. Geitler versetzt sie ziemlich spät, da er sie zwischen die Inschrift von Veglia und die
jüngeren Theile des Zographensis einreiht (Die albanesischen und slavischen Schriften, S. 151, §. 164), trotzdem er selbst
zugibt (ib. S. 186), das» die Majuskel der Kijewer Fragmente älter ist, als die des Cloz. Ich besorge nicht auf einen Wider-
spruch zu stossen, wenn ich die Kijewer Blätter spätestens dem XI. .Jahrhundert zuweise, ich halte sie aus paläographischen
und sprachlichen Gründen für entschieden älter als das Euchologium Sinaiticum oder das Psalterium Sinaiticum, auch für
älter als da» Aclirider Evangelienfragment.
Glagolitica. Würdiodng neiientdeckter Fragmente. 3
oder Buchstaben an unseren zwei Blättern zu entzitfern, die jetzt gänzlich verwischt sind.
Unsere Blätter scheinen nämlich auf der inneren Seite stellenweise so stark an den Deckeln
(oder an dem einen Deckel?) geklebt zu haben, dass beim Ablösen bald ganze Zeilen,
bald einzelne Buchstaben oder Wörter von dem Pergament sich abschälten und an dem
Deckel die Spuren zurückgelassen haben müssen. Sie sind dadurch für uns verloren
gegangen und die Entzifferung der beiden inneren, angeklebt gewesenen Seiten, welche
unsere Tafel II zur Anscliauung bringt, gestaltet sich zum Theil sehr schwierig, zum Theil
ist sie geradezu unmöglich geworden.
Bei der Ermangelung jedes äusseren Anhaltspunktes zur Beantwortung der Frage nach
dem Ursprung dieser Blätter, muss man sich an ihren Inhalt halten und mit Hilfe dieses
die muthniassliche Heimat derselben festzustellen suchen. Die Betrachtung führt zu sicheren,
^\'e^an auch etwas allgemein lautenden Resultaten. Der Charakter der Sprache — sie ist
die altslovenische in der kroatischen, vollständig und consequent durchgeführten Recension
— lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass diese Blätter, so wie das Buch, dessen
Bestandtheile sie einst bildeten, innerhalb der Grenzen des kroatischen Grlagolismus ge-
schrieben worden sind. Das Missale muss einer katholischen Kirche innerhalb jener Diöcesen
Istriens, Kroatiens und Dalmatiens, die verschiedenen Inseln zwischen Istrien und etwa
Curzola inbegriffen, angehört haben, in welchen im XI. — XII. Jahrhundert die Liturgie nach
römis(diem Ritus, aber in kirchenslavischer Sprache mit glagolitischer Schrift im Gebrauch
war. Da das Gebiet des Glagolismus zu jener Zeit beträchtlich weiter reichte, als gegen-
wärtig, so hat man freie Wahl sich jede beliebige katholische Kirche zwischen Capo d'Istria
oder Parenzo im Westen, Makarska und Curzola im Süden, die Städte mit romanisch reden-
der Bevölkerung ausgeschlossen, als den Heimatsort unserer Blätter zu denken. Wie weit
sich die Herrschaft der slavischen Liturgie gegen Norden imd Osten ins Binnenland damals
erstreckt haben niag, das weiss man nicht.'
Lange Zeit hindm-ch war man in Verlegenheit, wie man diesen kroatischen Glagolismus,
den man anfangs für eine ziemlich späte Erscheinung hielt, mit den ältesten Denkmälern
der glagolitischen Literatur, die aber alle erst im Laufe unseres Jahrhunderts grösstentheils
nach Dobrowsky's Tode allmählig ans Licht kamen, in Einklang bringen sollte. Zwei ab-
weichende Richtungen in paläographischer und sprachlicher Beziehung stellen da einander
gegenüber, scheinbar ohne jede Vermittlung: auf der einen Seite runde, auf der anderen
eckige glagolitische Schriftzüge ; auf der einen Seite die altslovenische Sprache, mit allem
FoiTiienreichthum ausgestattet, in vielen Beziehungen selbst die ältesten Denkmäler der
cvrillischen Schrift überbietend: auf der anderen zwar dasselbe Idiom, allein mit vei*ein-
Uie Frage, wie weit die slavisclie Liturgie zu verschiedeuen Zeiten iu Istrieu, Kroatien und Dalmatien gereiclit liat, bedarf
eiuer kritischen Untersuchung, für welche kleinere Vorarbeiten bereits vorliegen. Ausser dem, was Kopitar, Safah'k, Miklo-
sich, Ra£ki, Tkalcic u. a. darüber bemerkt haben, erwähne ich folgende kleinere Untersuchungen: Razprava ob obstojedoj
porabi staroslovenskog ili glagoljskog jezika u sdruZenih biskupijah öenjskoj i Modruskoj, U Bakru 1882. 8". 18 (von
Bischof V. Soic); Crtice o slovenskoj litiirgiji, sastavio ih o. Siniun Milinovic. Zadar 1880. 16". 160; Poraba glagoljice kod
redovnika III reda sv. Franje po Dalmaciji, Isti-i i Kvarneru, napisao o. Stjepan M. Ivan(Si(-. U Zadru 1887. 8*. 58 (diese
Abhandlung enthält neues Material); S. Ljubid: Borba za glagolicu u Loäinju (Rad LVII, 150 ff.). Durch die Gefälligkeit
des Herrn Regierungsrath Dr. Thallöczy bin ich im Besitz einer Abschrift des in Rom, im Archiv der römischen Propa-
ganda betiiidlichen Manuscripts J. Pastric's, welche» folgenden Titel führt: De Missalis, Breviarii, illyrici romani et sirailiuni
divinonim officicjrum origine, charactere, coutinuatione, scriptione, impressione, usu et locis ac modo intelligendi scripta et
impressa, officiacjue nova scribendi. Opus iu gratiam, decus, utilitatem tum Nationis illyricae in Dalmatia, tum quoque
cleri Glagolitarum concinnatum a Joanne Pastritio Dalmata Spalatensi, philosophiae ac sacrae theologiae doctore et in
collegio de Propaganda fide sacrae theologiae polemicae seu dogmaticae lectore, inchoatuni ab anno 1688 circa finem, abso-
lutum . . . Ich will einiges aus dem Maiuiscript im Anhang zu dieser Abhandlung mittheilen.
1*
4 n. Abhani)i,uno: V. Jagiö.
fachten jrranunatisclien Formen und mit einer neuen, offenbar späteren Orthographie. Als
dritter nicht unbedeutender Factor kommt nocli die divergirende Riclitung des Inhaltes dazu:
die ältesten altslovenischen Denkmäler glagolitischer Sclu'ift, wie wir sie noch bis unlängst
kannten, stellen gottesdienstliche Bilcher nach dem griechisch -orientalischen Ritus dar,
während die kroatischen glagolitischen Handschriften ausnahmslos dem römischen Ritus
dienstbar sind. Alan erging sich in allerlei Vermuthimgen, wie dieser Uualisnuis hat ent-
stehen, wo und wann jener wichtige Frontwechsel hat vor sich gehen können. Selbst
Safaifik begnügte sich noch in seiner letzten Schrift' mit folgenden allgemeinen Worten:
,In Kroatien wurde bekanntlich die römische Liturgie eingeführt. Das Fragment von Zara
ist ein BeAveis des hohen Alters des glagolitischen Missale. Ich sah noch andere Fragmente
des Missale von sehr hohem Alter. Ebenso sah ich Fragmente des Breviers (Ilomiliarium),
welche älter sind als die jetzige Einrichtung des lateinischen ]3reviers oder das XIU. Jahr-
hundert.' Safah'k war, wie man sieht, allerdings geneigt die Einrichtung der glagolitischen
Bücher nach römischem Ritus bereits in eine sehr frühe Zeit zu versetzen, aber er dachte
dabei immer nur imd ausschliesslich an Kroatien (Istrien, Dalmatien) als dasjenige Land,
wo diese Aenderungen vor sich gingen. Durch die glückliche Auffindung der Kijewer
Blätter sind wir jetzt in den Stand gesetzt über diesen wichtigen Punkt andere, bestimmter
lautende Ansichten vorzutragen, welchen der neueste Fund eine weitere kräftige Stütze ver-
leiht. Jetzt unterliegt es nämlich keinem Zweifel mehr, dass nicht erst in Kroatien, sondern
schon im Bereich Grossmährens und Pannoniens, zu einer Zeit, als dort die slavische Liturgie
noch ihr bedrängtes Dasein fristete, die ersten Versuche gemacht worden waren, die kirchen-
slavische Sprache für den Gottesdienst dadurch zu erhalten, dass man sich im Ritus der
herrschenden römisch -germanischeu Richtung anschloss und in diesem Sinne auch die
Kirchenbücher anfing umzuarbeiten. Die Kijewer Blätter sind ein unverfälschtes Zevigniss
datiir, dass schon damals, als in der altslovenischen Sprache noch die echten, alten Formen
in voller Fülle, mit genauer Unterscheidung aller lavitlichen Feinheiten, wenigstens in der
schriftlichen Tradition fortdauerten, ein nach römischem Ritus abgefasstes Missale ent-
standen und vorhanden war.
Um dieser Schlussfolgerung aus dem Wege zu gehen, könnte man die Frage aufwerfen,
ob nicht die Kijewer Blätter aus einem anderen Lande, nicht gerade aus Mähren stanuuen?
Ich finde wu-klich in der bekannten, glänzenden, wenn auch verfehlten, paläographischen
Studie^ Geitlers die Behauptung aufgestellt, dass die Kijewer Blätter aus Macedonien her-
rühren: ,Die ihnen (d. h. den Prager Fragmenten) verwandten Kijewer Blätter hat Archim.
Antonin in Jenisalem gefunden, und dahin kamen glagolitische Handschriften nur aus
Macedonien." Dieser Grund allein reicht wohl noch nicht hin, um die Blätter macedonisch
zu nennen, und einen anderen Beweis ist luis der früh verstorbene Verfasser gerade so hier
schuldig geblieben , wie bei seiner zweiten , nicht minder paradoxen Behauptung , nach
welcher die Prager Fragmente weder in Böhmen und Mähren, noch in Nordungarn ge-
schrieben sind, sondern gleichfalls aus Macedonien herrühren. Leider konnte er seinen
Plan, diese Behauptimgen ,vorzüglich durch sprachliche Mittel' zu begründen, nicht aus-
führen.' Mich führt dasselbe Mittel gerade zur entgegengesetzten Ueberzeugung, nach welcher
an der ,gro88mährisclien' Heimat der Kijewer Blätter ein für alle Male festzuhalten ist. In
' Ueber den Ursprung und die Heimat des Glagolitisinus, S. 17.
^ Die albanesischen und slavischen Schriften, von Dr. L. Geitlor, Wien 1883, S. 1.53.
3 a. a. O., 8. 188.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 5
der That, ich kann in den sonst ganz regelmässigen altslovenischen Sprachfonnen, wo nur für
i|i ein c, für «a ein z\ für lur ein sc eintritt, nichts anderes als Moravisnien erblicken,
welche auf dem mährisch-slovakischen Sprachgebiete in den sonst echt altslovenischen Text
eingedrungen waren. Beispiele also, wie : orpAA^n-b, )fOA'»''''»'*Hi«, npHCMAi^i^, npocAi;(, Hkcr^i^f,
OK'ku'kA'h-OK-kukHH'k, iio/uoi^k-no/v\ou,hiJK, nm\A, oder: jiL,Aäw, oT-kAdsi», noA<>3k, TaKoat JKt, TO/Hhaf,
T0A3t, oder: aaujMHTH, aamsHTHT-K, OMHiuHfHHE-OHHuiHEHHiv — fasse ich als echte altslo venische,
nur in den drei Punkten des Consonantismus ins ,altmälirische' umgeprägte Sprachformen
auf Wer der Annahme, dass das gegenwärtig vorhandene Kijewer Exemplar nur eine süd-
slavische, sagen wir macedonische Abschrift repräsentirt, den Vorzug geben wollte — wogegen
mehrfache Gründe sprechen — müsste dennoch endlich und letztlich auf ein , altmährisches'
Original zurückkommen Mau wird also immer wieder dorthin geführt, von wo wir aus-
gegangen sind, d. h. nach Grossmähren.
Ich muss übrigens noch eine andere Combination zur Sprache bringen, die zwar
meines Wissens bisher von Niemandem aufgestellt worden ist, und doch neben der Ansicht
Geitlers geprüft zu werden verdient: sind die Kijewer Blätter nicht möglicher Weise kroa-
tischen Ursprungs imd von dort aus nach dem Norden gebracht, wo sie erst nachträglich
mit den oben erwähnten Moravisnien ausgestattet wurden? Wenn man diese Combination
mit irgend welchen nennenswerthen Gründen stützen könnte, dann würde freilich der oben
ausgesprochenen Behauptung, dass der Uebergang aus dem griechisch-orientalischen in den
römisch-westlichen Ritus schon im Bereiche Mährens und Pannoniens begonnen hatte, der
Hauptbeweis entzogen sein. Allein ich glaube nicht, dass die Annahme einer Wanderung
des Kijewer Textes aus Kroatien nach Mähren und Oberpannonien viel für sich hat. Vor
allem wenn man den sprachlichen Charakter derjenigen glagolitischen Denkmäler der ältesten
Periode, die einigermassen auf Kroatien und Dalmatien als ihre muthmassliche Heimat hin-
deuten, näher ins Auge fasst, — dazu würde ich Glagolita Clozianus und Codex Marianus
rechnen — so merkt man in diesen schon allerlei Abweichungen von der feinen Regel-
mässigkeit, durch welche sich gerade die Sprache der Kijewer Blätter so vortheilhaft aus-
zeichnet. Wie sollten nun Texte, die in einem notorisch picht altslovenischen Medium ent-
standen, schon desswegen einige Einbusse an sprachlicher Feinheit erlitten hätten, nachträglich
nach Norden gekommen, daselbst von neuem in echter Ursprünglichkeit der altslovenischen
Sprache erglänzen? Die Kijewer Blätter stehen bezüglich der ungetrübten Ueberlieferung
der altslovenischen Eigenthümlichkeiten (wenn man von den oben berührten drei Punkten
des Consonantismus absieht) so ziemlich auf dem Standpimkt des Codex Zographensis, wo-
mit ich natürlich nicht einer unmittelbaren ,pannoni8clien' Provenienz dieses Denkmales das
Wort reden will. Worin sie etwa noch sonst abweichen, alles das klingt ganz gut ,alt-
mährisch'. Ich hebe besonders das fein entwickelte Sprachgefühl für die Weichheit der
Palatallaute hervor, das bekanntlich weder zu. Gunsten Kroatiens noch zu Gunsten Mace-
doniens spricht, wohl aber deutlich genug auf das böhmisch-mährisch-slovakische Sprachge-
biet hinweist. Bildet ja doch die Weichheit der c-c-s-l Laute eines der Hauptmerkmale gerade
der ältesten Denkmäler der böhmischen Sprache. Ein Mkiu'k (cyrill. iMkiu»), ein «K'ku'kA'h
(cyrill. OEid^iaA-k, ockipuA'k) u. s. w. sehen in den Kijewer Blättern wirklich wie Moravismen aus.
Seit der Bekanntmachung der Kijewer Blätter also muss an der Behauptung festgehalten
werden, dass schon in der ältesten Epoche der slavischen Liturgie, die man als mährisch-
pannonische zu bezeichnen pflegt, in welche jedenfalls dieses Denkmal fällt, die ersten Versuche
gemacht wurden den Gebrauch der altslovenischen Kirchensprache mit den Anforderungen
6 II. ABHANDriUNG : V. Jagi(!'.
des römischeu Ritus in Einklang zu bringen. Ich hatte frtlher, nach dem Vorgang ^afaf-iks
und Anderer, hauptsächUch die Zeiten, die unmittelbar auf den Tod des Methodius folgten,
in Betracht gezogen. Allein es scheint ^deles dafür zu sprechen, dass der erste Anfang der
Umgestaltung bereits in die dornenvolle Laufbahn des pannonischen Erzbischofs fällt.
Bekanntlich hat die schon frtlher von Historikern hochgeschätzte slavische ,Vita Methodii'
durch die im British Museum gemachte Entdeckimg der Papstbriefe eine glänzende Recht-
fertigung im Sinne der geschichtlichen Glaubwürdigkeit erfahren. Nun heisst es im Cap. VI 1 1
dieser Legende, in welchem die Hauptgedanken eines Schreibens des Papstes Hadrian an
die mährisch-pannonischen Fürsten reproducirt werden, ausdrücklich so : ,unus vero hie ser-
vandus est mos, ut in missa primum apostolus et evangelium legantur Lingua romana, postea
slovenica'} Schon diese erste, laut gewordene Einschränkung, der sich Methodius, wir haben
keinen Grund das zu bezweifeln, willig unterworfen haben wird, spricht entschieden daflir,
dass man in Pannonien gleich beim ersten Aiiftreten genöthigt war, den kirchlich-politischen
Verhältnissen jenes Landes einigermassen Reclmimg zu tragen. Man weiss ferner aus der
Lebensgeschichte des Methodius, welche Anstrengungen es ihn kostete, den Papst Johannes VIII.
ftir die slavische Liturgie günstig zu stimmen, bis dieser den berühmten Satz aussprach: ,nec
sanae fidei vel doctrinae aliquid obstat sive missas in eadem sclavinisca lingua canere sive
sacrum evangelium vel lectiones divinas novi et veterii testamenti bene translatas et intetyretatas
legere, aut alia horartim officia omnia psallere . . .' und doch selbst in dieser so günstig
lautenden Concession folgt, ganz im Sinne Hadrians, folgender* wichtige Zusatz: ,jubemus
tarnen, ut in omnibus ecclesiis terrae vestrae propter maiorem honorificentiam evangeliuin
latine legatur et postmodum sclavonica lingua translatttm in auribus popidi, latina verba non
intelligentis adnuncietur' } Nach der dm'cli die el•\^ähnten Papstbriefe vollinhaltlich bestätigten
Erzählung der slavischen Legende war Methodius, selbst nach Erlangung dieser Concession,
schweren Verfolgungen und Misshandlungen ausgesetzt. Ja wenn die Behauptungen des
Papstes Stephan VI. nicht auf ungenauen Informationen beruhen, was man nicht ohneweiters
annehmen kann, so scheint er (Methodius) zu einer gewissen Zeit, vielleicht gerade nach
der mit päpstlicher Hilfe erlangten Befreiung, durch die Umstände gezwungen gcAvesen zu
sein, in der Frage über die slavische Liturgie sich noch weitere Einschränkungen gefallen
zu lassen und der lateinischen Sprache solche Vortheile einzuräumen, dass der Papst Stephan
nachher sein Festhalten an den von Johannes VIII. erlangten Privilegien als Starrsinn auf-
fasBte und selbst als einen Eidbruch ansah. In der Instruction nämlich, die dieser Papst
den ,ad Sclavitos' oder ,in fines Sclavorum' abgesandten Legaten mitgab, wird betreffs des
Methodius behauptet:* ,Missas et sacratissima illa ministeria que sclavorum lingua idem Me-
thodius celebrare presumpsit quamvis decessoris sui temporibus, domni videlicet Johannis,
sanctissimi pape, iuraverit se ea ulterius non presumere, apostolica auctoritate ne aliquo
modo presumatur penitus interdicit. ' Durch diese neu gefundene Parallele gewinnt bekanntlich
auch der von Wattenbach^ herausgegebene Brief desselben Papstes ,ad Zuentopolcum regem'
glänzende Bestätigung. In letzterem las man nändich schon früher betreffs desselben Gegen-
standes folgende Worte: , Divina autem, ojßcia et sacra misteria ac missarum soUemnia que
' Vita Hancti Methodii, russicoslovenice et latine ed. Fr. Miklosich. Vindobonae 1870, p. 15.
2 B. A. TifUhOacoKT,, KHpHAät h MeeoAJfi no ^OKyMeiiTaji.iiuMi iicro'iHBKaMi,. CTiißri 1868. I. cip. 134.
' l»ie von Miklosich und Ka£ki herausgegebenen I'apstbriefe de» British Museum, soweit sie die Slaven betreffen, findet mau
in den Agramer ,Starine' B. XII. Unsere Stelle ib. p. 220.
*■ Beiträge zur Geschichte der christlichen Kirche etc. von Dr. W. Wattenbach. Wien 1849, S. 4H — 18.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 7
ideni Methodius sdavorum Ungua celebrare presumpsit, quod ne ulterius faceret supra
sacratissimum heati Petri corpus iuramento firmaverat, sui periurii reatum per-
horrescentes nullo modo deinceps a quoUhet presumatur.'
Soc. Jes. P. I. Martynov, der meines Wissens der erste seit der Publication der Londoner
Papstbriefe, von neuem auf die Widersprüche zwisclien diesen Behauptungen des Papstes
Stephan VI. und dem Privilegium des Papstes Johannes VIII. sein Augenmerk richtete,
gesteht offen, diese niclit lösen zu können:^ Reste k savoir si Methode a röellement promis
sous semient de renoncer k cel^brer la messe en slavon, ainsi que le disent les deux documents;
mais ce n'est pas le lieu de discuter ce point, qui nous paralt encore obscur'. Auch
ich masse mir nicht an, den Gegensatz der Aeusserungen der beiden bald auf einander fol-
genden Päpste vollständig beseitigen zu können. Das wird kaum jemals gelingen. Allein zm-
Milderung desselben lässt sich dennoch so manches sagen. Vor allem kann niclit in Abrede
gestellt werden, dass Stephan VI. im Punkte der slavischen Liturgie persönlich und grund-
sätzlich anderen Ansichten huldigte als sein Vorgänger. Nach seiner strengeren Auffassung
der ganzen Frage, lag in der Concession seines Vorgängers das Hauptgewicht auf den zwei
Schlusssätzen, durch welche erstens der Vorrang der lateinischen vor der slavischen Sprache
bei dem feierlichsten Abschnitt der Messe, beim Lesen des Evangeliums, laut zur Anerkennung
gelangte, so dass schon dadurch allein der lateinische Charakter der Messe gleichsam pro-
clamirt wurde (evangelium latine legatur), zweitens der ganzen Concession betreffs der
slavischen Liturgie der feste Rechtsboden dadurch entzogen war, dass es ad libitum, von
dem Wunsch und der Entscheidung des Fürsten und seiner Grossen abhing, die slavische
Liturgie zu dulden und zu gestatten oder nicht. Denn in derselben Concession stehen ja die
Worte: ,si tibi et iudicihus tuis placet missas latina Ungua magis audire, praecipimus lU latine
missarum tibi sollemnia celebrentur^ . Diese Clausel ist so zweideutig, dass sie für Methodius,
als den Oberhirten von ganz Pannonien, eine Quelle beständiger Verlegenheiten und Conflicte
bilden konnte. Es genügte, dass in irgend einem Theile seines Erzbisthums der Wunsch
nach lateinischer Messe laut wurde: wenn sich der Erzbischof nicht sogleich damit ein-
verstanden erklärte oder der bedrängten slavischen Priester sich annahm, so gerieth er
schon in Conflict mit der erwähnten Clausel der päpstlichen Concession. Man konnte gegen
ihn scheinbar berechtigte Klagen erheben, dass er der slavischen Messe auf Kosten der
lateinischen den Vorschub leiste. In der Person seines Suffragans Wiching wird er in der
l'hat einen wenig wohlwollenden, misstrauischen, und die slavische Liturgie eher verfolgenden
als beschützenden Priester zur Seite gehabt haben. Es kommt noch hinzu, wie ich es glaube
auf Grund der vorhandenen Literaturdenkmäler annehmen zu dürfen, dass damals in Mähren
und Pannonien innerhalb der slavischen Kirche selbst zwei Richtungen vertreten waren:
die ursprüngliche, rein slavische, den griechischen Ritus beobachtende, die auf der ersten
Einführung der slavischen Liturgie seitens der beiden aus Constantinopel geschickten Missionäre
beruhte, und die spätere slavisch-lateinische, welche Methodius seit seinen Romfahrten vor-
geschrieben worden war und offenbar schon bei seinen Lebzeiten in Mähren und Pannonien
einige Verbreitung, vielleicht in gewissen Gegenden, gefunden haben muss. Die Haupt-
opposition in der Bekämpfung der slavischen Liturgie wird, wir dürfen es vermuthen, gegen
die erste Richtung, die damals noch allem Anschein nach stärker war als die erst in der
F.ntstehung begriffene zweite, gerichtet gewesen sein. Ja aus der Existenz dieser, konnten die
' Saint Methode, apotre des Slaves et les lettre» des souverains poiitifes, conservees au British Museum, Paris 1880, p. 25.
8 n. Abhandlung : V. Jagic.
Gegner des Methodius geradezu die Missachtung der in der Concessionsurkunde des Papstes
Johannes VIII. entlialtenen Restimnuingen ableiten und derartige Klagen gegen den Erz-
bischof nach Rom richten oder in Rom persönlich vorbringen (Wiching), dass Papst Stephau VI.
sich veranlasst sah, jene oben citirten Beschuldigungen gegen ihn zu schleudern. In dieser
Weise versuche ich den Gegensatz der Sprache eines Johannes VIII. und Stephan VI. dem-
selben Methodius gegenüber unserem Verständniss näher zu rücken.*
Ein weiterer Beweis dafür, dass die slavisch-lateinische Messe bis in die Zeiten des
Methodius zxirückreicht, ist uns in der slavischen Fassung der Methodiuslegende gegeben.
Mag diese ursprünglich griechisch abgefasst gewesen sein oder nicht — die erste von
Dümmler imd Miklosich vertretene Ansicht hat später Voronov durch neue Gründe zu
stützen gesucht* — jedenfalls ist die heute allein vorhandene slavische Redaction derselben
sehr alt. Es ist nun gewiss recht beachtenswerth, dass gerade in dieser Legende — und in
dieser allein — fiir die Bezeichnung des Gottesdienstes einige Male das charakteristische
lateinisch-deutsche Wort mkuia [mbSa) gebraucht wird : Cap. 8 ck cbiütoiö Mhiufi«, ib. Hd MkiuH,
Cap. 10 fi,A nowTii MhiuA (ed. Mikl.), während in der Cyrilluslegende an entsprechenden Stellen
fortwährend der Ausdruck AHToyprHia (liturgija) wiederkehrt, trotzdem gerade in der letzten
Legende einige Male (im Cap. XVII) Anlass genug vorhanden war den Ausdruck <uhui4 zu
gebrauchen. Das sieht nicht wie ein Zufall aus, sondern wie eine wohlberechnete Absicht.
Der Verfasser oder der Uebersetzer der Vita Methodii muss, me ich glaube, gut darüber
unterrichtet gewesen sein, dass in jenen Ländern (Mähren, Pannonien) der Gottesdienst den
Namen mwiua (oder «ukui-k = mhSa, nihäia) führte, womit wohl auch die äussere Form des-
selben (nach römischem Ritus) charäkterisirt war. Denselben Ausdruck finden wir wirklich
in den beiden ältesten Repräsentanten des römischen Glagolismus, früher in den Kijewer
und jetzt in diesen zwei Wiener Blättern wieder. In den Kijewer Fragmenten kommt das
Wort achtmal vor, immer im Nom. sing, und immer in der Form jukurk (gsfluiA), womit die
weich klingende Aussprache des s-Lautes bezeichnet ist, ganz im Einklang mit dem aus
miia entstandenen altböhmischen msie. Auf unseren Blättern liest man dasselbe Wort zwei-
mal, jedesmal s in der Ligatur mit m (das glagolitische iii ist oben an "ss angebracht), als amua
(mia), also bereits ohne Erweichung des s'-Lautes. In späteren glagolitischen Missalen (z. B.
dem Missale Novak's vom Jahre 1368) ist diese ältere Form des Wortes («Mkui-k, /UhiiJd),
welche man ihrem Ursprünge nach mährisch-pannonisch nennen kann, bereits durch die
spätere Form mhca beinahe gänzlich verdrängt worden. Ich fand nämlich bisher das Wort
MuiA in den gewöhnlichen glagolitischen Missalen (des XIV. — XV. Jalirhunderts) nur an einigen
Stellen, in dem Rubrmn, wo von der Praeparatio ad Missam u. a. die Rede ist. So liest man
in mis. nov: ,egda se erei oblaci k masi po rimskoga dvora zakonu reci' und in dem unlängst
aus Constantinopel ans Licht gezogenen Prachtexemplar Hrvoja's lautet dieselbe Stelle so : ,erei
egda se obraßi (Schreibfehler statt: oblaci) ka m'§i po zaküt rim'skoga dvora, r'ci sie
' Verständig und massvoll gelialten ist die Beurtheihing dieser Frage bei einem russisclieii Kircheiiliistoriker J. Malyoevsliij,
der in seinem grossen Werke: jCeaiBe KepBXii H MeeoAiS iiepiioyHHTeüH ajaBSHCKie.' Kieei 1886. 8", 483, diesen Gegenstand
auf 8. 333—369 ausführlich behandelt. Ich möchte nur die Behauptung des Verfassers, dass die Erwähnung der durch einen
Eid bekräftigten Verziclitleistung des Methodius auf den Gebraucli der slavischen Liturgie — eine bewussto Lüge sei
(S. 352) im Sinne der oben versuchten Darlegung als nicht ganz begründet zurückweisen. Gewisse Einschränkungen der
»lavischen Liturgie waren ja, wie wir sahen, schon in dem Privilegium des Papstes Johannes VIII. enthalten und wir
können nicht wissen, in welchem Lichte Methodius von seinen Gegnern dem neuen Papste Stephan VI. gescliildert wor-
den war.
' Vergl. Archiv für slavische Philologie IV, S. 100 ff.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente- 9
5 psnib'. Vergl. noch nasser dem in mis. hrv. einmal ka m'si 155b. Daneben steht
die andere Form misa in beiden diesen Handschriften imgemein häufig, z. B. im IVIis-
sale Hrvoja's auf Blatt 17, 25, 26, 60, 70, 98, 99 u. s. w. Namentlich im zweiten Tlieil
des Missais, wo das sogenannte Commune Sanctorum und die Aufzählung verschiedener
Specialmessen beginnt, • liest man sowohl in mis. nov. als auch in mis. hrv. immer
nm- misa, nie msa oder masa, vergl. z. B. in mis. Hi-voja's: mhca r nacTk cri rpcHUf
211a, <HHc<i K MacTK cro aV-» 211c, /MHca k nacTk cro KpHxa 212a, MHca Ha cnomcHoyTitE lupiu ^R"
213b, <HiicaBMCTK aHliaoM' 219 d, MHca orrHaTH T«yri>\f 224a u. s. av. Das Vorkommen des
Wortes in seiner früheren Form (als Mkiiia) in unseren Fragmenten gerade an solchen
Stellen, avo die späteren Texte ausschliesslich und immer mhca schrieben, spricht demnach
stark zu Gimsten des hohen Alters derselben.'
II. Originaltext samnit der cyrillisclien Traiiscriptiou, die lateiiiisclie Ueber-
setzung desselben nebst der Analyse.
Zuerst ein Wort über die äussere Gestalt unserer zwei Blätter. Ung-eachtet einisfer Ver-
stümmelung am oberen Ende und tlieil weise am Rande hat sich die ursprüngliche Anzald
von 18 Zeilen, welche auf jeder Seite standen, erhalten. Der Codex war also, was das
Format betriflft, aucli ursprünglich nicht viel grösser, als ihn jetzt die beiden erhaltenen
Blätter veranschaulichen ; man muss sich nur eine geringe Ei'höhung ober der ersten Zeile,
die olmehin durch Beschneidung etsvas gelitten hat und seitwärts einen kleinen Rand, der
gleichfalls beim Beschneiden Aveggefallen ist, hinzudenken. Das Pergament ist nicht glatt,
sondern raidi, was wohl davon herrührt, dass die gegenwärtigen Schriftzüge über einer
weggewischten früheren Schrift aufs Pergament aufgetragen sind. Wir haben also einen
glagolitischen Palimpsest vor uns, der insofern besondere Beachtung verdient, als da-
bei, Avie man deutlicli sielit, zweimal die gleiche Schrift zur Anwendung kam. Die photo-
typische Reproduction lässt noch deutlich erkennen, dass unter der jetzigen eine andere,
' In dorn glagolitischen Theil des sogenannten Reimser Evangeliums (Texte du Sucre, Paris 1852) kommt zweimal mhu vor
(pag. 41 MHca, pag. 44 kti MHcfe) und einmal im Text sclireibt er muh (pag. 51 kt» iUiuh). Möglicherweise ist die letztere Form
ein südsl. Ueberrest, während in der böhmisch gehaltenen Subscriptio vom Jahre 1395 Accus, sing, .uuih (■= böhm. ni.«) böhmisch
klingt. In ihrer kroatischen Vorlage fanden die Mönche vorwiegend awu. Man vergleicho in der glagolitischen Urkunde
(einem Te.stament) aus Zara vom Jahre 1437 (Acta croat. ed. J. Kukuljevic, p. 61): da e ima reci 1 misu ciniti, da se refe
30 mis' u svetoga trntata; ib. 70 in einer Schenkungsurkunde aus Novi (Vinodol, kroatischem Küstenland): da vsaki misecb
imi se slu^iti 2 misi; ib. 71 (ausZengg): 3 mise male na nedilju. Irgendwo um Fiume und das kroatische Küstenland muss
da.f Grenzgebiet des Ausdrucks misa sich erstrecken, wenigstens in einem Testament vom Jahre 1445 aus Buccari linde ich
neben misa (z' mi.sami i kandelom') auch schon masa: da ima svako leto ciniti jedne mase .. druge mase. Auch auf der
Insel Veglia spricht man — masa. Daher auch masiti — celebrare mi.ssam und masivati — • solere celebrare missam und
sacerdos heisst — masnik. Diese Form hat das Wort sanimt seinen Ableitungen auf der Insel Veglia (Krk) schon seit alten
Zeiten. So liest man in dem Vrbniker Statut unter dem Jahre 1367 folgende Hestinimnng: ,da bude zvan vas pl'k' po
busovici, veli i mali, i da ima to vice biti v' nedilju z' mase' (post missam). Bei Crncic (Najstarija poviest, Kim 1867.
S. 123) liest man unter dem Jahre 1387: ,aki ki iak'n nehoce pomagati mase peti etc.'. Auf dem Festland kann von bei-
den Seiten (östlich und westlich) masa belegt werden. Im Statiit von Vinodol (vom Jahre 1288) liest man § 59: ,vsaki
pop ki ima crikav v gradu, du^an je vsaki dan sluäSiti maäu' und auch in der Grenzvermessmigsurkundo Istriens (Istarski
razvod vom Jahre 132.5) kommt der Ausdruck masa sehr häufig vor: ,v jutro poli masi', ,Anton reco masu'. Dom Worte
mi,sa gegenüber misa scheint es so ergangen zu sein, wie dem Worte kri^ gegenüber kriistt. Obschon in den Kirchen-
büchern und kirchonslavischen Texton misa und krristi vorherrschten, hat sich dennoch von Böhmen un<l Mähron bis nach
Istrien und dem kroatischen Küstonlando hinunter das uralte nitsa (masa, mesa, msa) und krizi, erhalten.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. M. U. AI)h. 2
10
II. Abiiandlunü : V. Jagic.
bedeutend kleiuei-e, aber ebenfalls glagolitische Schrift stand. Wir bewegen uns also, auf
Grund dieses Palinipsestes, ausschliesslich im Bereich des Glagolismus, von der cyrillischen
Schrift merkt mau nicht die geringste Spur. Das Verhältniss der getilgten zur gegenwärtig
sichtbaren Schrift erinnert an eine gleichartige Erscheinimg bei den in «den Codex Zogra-
phensis eingeschalteten Blättern und bei dem ersten Prager Fragment, während das so-
genannte Bojauer Aprakos-Evangelimn, nach AVeglöschimg der glagolitischen Urschrift, mit der
cyrillischen neu besclirieben worden war. Schon dieser äussere Umstand gibt vms einen
Fingerzeig ziu* Bestinuuuug der Heimat dieser Denkmäler. Wären die Prager Blätter —
wie 68 Geitler meinte — in Macedonien entstanden, so würde auf dem glagolitischen
Grund eine cyrillische Schrift angebracht worden sein. Mau darf sich nicht dagegen auf
den Zographeusis b. berufen, der allerdings auch nach meinem Dafürhalten irgendwo in
Macedonien geschrieben worden ist. Die Wahl der glagolitischen Schrift auf diesem Bruch-
stück Avar ja durch den glagolitischen Charakter des ganzen Codex Zographeusis bedingt;
dass aber dem Schreiber die cyrillische Schrift schon ganz geläufig war, das hat er durch
Beimischung einzelner cyrillischer Buchstaben in den sonst glagolitischen Text dargethan.
Ebenso dürfte das Milanoviö'sche Fragment aus einer Gegend stammen, wo schon die cyril-
lische Schrift geläidig Avar.
Ich gebe den Originaltext in glagolitischer und cyrillischer Schrift wieder, in der
letzteren Transcription werden die Lücken, so weit möglich, durch die in Klammern bei-
gesetzten Buchstaben ausgefüllt.
Fol. A, a.
1. . . . . üD • • • •
2. • • (+)b8 *8 : 3363 &.+ «-88 • • •
3. roV38b« • rb8'f388A\fl • • •
4. • • • 8A\8 : 8 Va+ &A+A, &3i3 20» V • •
5. • • M« : 3Vbtira8 3 -p-hs-a : < TS • • •
l). (J8jf83-P8lb>8 ■P+88WfllU3 83 00+ • •
7. •?« : vsksiAß WS 83 : <(i..i. 8».«ä •
8. • +A\3m-8 9003«« : H-fÄ-8 ro(v) •
0. Sb-S : OVAIbS ^'.%8iraV4'A\8 iH- SCb
10. c+vB-ttfl 83 : \ [ 'SS'iu-h l t : .J.fA'gg'
1 1 . f b388Mfl OT3 Va3M3»«.8 VA» • • •
12. ii:'3 : si+ Ahsjo 8a»ov« iü'm-k ■ ■ ■
l'i. A-FihB 8i%-8»>3W3 • f3M3»8 rb38 •
14. AB ■P4W« VsJhSmV-t-IAS Sh9 • 9 ■ ■
15. <ft3363W8bfl ■P-l-n.8W8 • £h.\- 80.
16. e+v8/ttfl 83: li ODH-S
17. firoS %8 fb8'P9UJ3'P8A -P-MU ■ ■
18. A3 SSM« rb8<'38<«.8 : +rÄ • • •
TAH ....
(/\a)pH fti : tJKf 3a Mhc(TK aiiA'k)
TBOII)fk . npHHC<CHA\k (/U<\CTHßk)
(npH)HiUH : H Bca aaa'k, "k^Kt ctb(c'Ph)
/Hk : OBpani o nack : nO(KPflLU)
Gn'cEHH)(k HaCHljIkUIC Cl Ta(H)
Hk : /UAHMk TH Cf : JS,A H)fkJK(f)
(n)a(MfTk MTtiMk : aiiAk t(bo)
H\'k : T'k)fk (HrtHTKaiMH fi,A H3
BaBH/Uk CE : m\M : B : HIIÄM
npOCHMk Tf BCfMCHfl"" K'kH(kHH)
«■f : ji,A •kK«'Ai( CO\'Tk BAa;K((HH)
aHa» c/\k3a|iE . iio<uoi|iH npoc(H)
AH . HaA\h A\AH'rBaMH H^l^ ■ *> (Haj
AE<Ka|IH)^k HanacTH . JS,A H3
BaBHAfk cc : THH
Gth PH : npHHOUifHHi; Hauj(a 'k)
7Kt . (CA\k MpHHCCAH : AHA . .
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente.
11
Anmerkungen zu A, a: Z. 1 hat durch Beschneidung, wahrscheinlich erst bei der Ablösung vom Deckel,
so stark gelitten, dass man bloss die Füsso einer Initiale sieht, es scheint glagolitisches ÜO (T) gewesen zu sein ;
ich vermuthe, dass das ganze Wort THH lautete, wie auf derselben Seite, Zeile 16, also die Ueberschrift einer
Oratio ,secreta' bildete. — Z. 2 zu dem sichtbaren pH ergänze ich /^,a, also /^apH; am Ende dieser Zeile ist
unzweifelhaft MhCTk zu lesen; wie viel von dem nächst darauffolgenden Worte AfiAk noch in der zweiten Zeile
untergebracht war, wahrscheinlich das ganze, das lässt sich nicht berechnen. — Z. 3 vor TKOHVk sieht man Spuren
eines Initialbuchstaben, diese scheinen dem grossen glagolitischen <rt> der vorderen Zeile anzugehören. Die Buch-
staben TB, np werden in der glagolitischen Schrift, wie gewöhnlich, so auch hier zu Ligaturen verbunden. —
Z. 4 beginnt mit H/MH, vor welchem offenbar npH oder wenigstens np stand, npHH/V\H oder npHiUM. Wahrschein-
licli war vor diesem Wort am Ende der vorhergehenden Zeile ein in Ligatur geschriebenes iWACTHBk zu lesen. In
3/1411 bildet 3A abermals eine Ligatur; auf das Wort folgt ein Zeichen, welches ich als Interpunction deute. Am
Ende der Zeile ist nach CTß wenigstens ein 0, vielleicht opil hinzuzufügen, zu welchem am Anfang der nächsten
5. Zeile <Uk den Abschluss bildet, so dass man das ganze Wort entweder CTBOpH/V\k oder vielleicht CTBOpHY*'Mk
zu lesen hat. In derselben Zeile 5 mag nach 110 noch KP geschrieben gewesen sein, es ist vom Gebete no
KpauikHKi^H ,post communionem' die Eede. — Z. 6 zu Ende ist der Zusatz H, um das Wort TitHH'k zu gewinnen,
unzweifelhaft. — Z. 7 zu Ende nach m folgte noch c ; Mrt bilden im Glagolitischen die allerüblichsto Ligatur. —
Z. 8 zu Anfang fehlt der Buchstabe n vor aMCTk : iiaMfTk ; am Schluss der Zeile folgte auf die Ligatur TK noch
O: TBO, was mit dem Anfange der nächsten Zeile TBOHjfk ergibt. — Z. 9 hat Ligaturen in iV\i\, TB. — Z. 10
Mllin, im Original ist ui über M geschrieben als Ligatur; ebenso bilden in HIIA/W. die drei Consonantcn zu-
sammengenommen eine Ligatur, ein Monogramm. — Z. 1 1 in BCE/MO^PH sieht man ein Schreibversehen ; zu Ende
der Zeile fehlt nach K^CM noch kHH : B'kskHH. — Z. 12 die Titla auf KrtaSK ist überflüssig, am Ende fehlen die
Buchstaben (HH. — Z. 13 zeigt Ligaturen in H/i und np; nach npOC fehlt noch H: npoCH/\H. — Z. 14 iWi\ und
TR bilden Ligaturen; nach o muss Ha gefolgt sein, also: OTk Ha/\EH;(l|IHYk HanaCTH. — Z. 17 ergänze ich
am Ende Hatlia 'kiKt. — Z. 18 np und HA bilden Ligaturen. Zu dem abgekürzten Worte ana folgte die Fort-
setzung auf der Rückseite, wo man leider nichts herausbringen kann, weil die Zeile weggeschnitten ist.
Fol. A, b.
1 aa-p . »
2. • • . 3A\-8 .... aws-p
3. f + "V
4. • . Sbrfl.h K3 -f.h Srob+Ul-PAM« 8 •
5. A8W8 : a3A3iro-8 5b'e : as : c •
G. . fhivs-h ve sbsihvsA - mm e • 2(-p)
7. *•• 30,8!.« (8) e 30.8;'3M+ + . . .
8. . . 8a(v) a3-f+ • SAhS sh •
9. A+ -P+W-PaTO-S »>A+ . ■ %^ t-
10. -PAM-S a&Bi-aAW . § f 0 . . .
11. . A»11W.»TO3 i>,+P31fAfl>8 M33e •
12. . +M T t;3 fA»>-8 f3aA ....
13. . • -3 +m8 8 fbb^^8 . . . • siyiwa
14. . • Ä+tro-e .•• VH.M« . a+Mfl ca • ■
15. . » v+a : f3 «003 -pa fsa.*»
K
f3
fC(H)
0/Mk CTHH
II n n
(ß)rfi,d X( HA CTpaiUH'k/Mk C{0\f)
^Hi|JH : ct^fTk r'k : Ck : K . . .
(a)naA\a Bk fpcaAxi» . Toy k . . .
H. E3HKk (h) k E3HK0/Ua fl
HC(r) OfHa . . H'k)f k fi, . . JK . . (Tkr)
fi,A HaMHtTk raa(TH) r'k (Kk o)
H'IvMk fSHKOiUk . 0 HO (sTO Hf) HO
(c)ao^iijacTE sanOR-k^H M9(t .
(c)a(H 1 KO K'k)fk nc«ca(aak) ....
. . i aiiAH H rippoKH (c'Vro) (RKal^H'k)
(raa)r«aaTk k Baatk . c&mw K'k
(]fk) oy sac : no mto m noca^y
12
II. Abhandlung : V. Jagic.
16. • . 8003 «.+P3VA<!*8 IA9 ■ • 'S
17. Ab3S3<%8 a»r8v«iii3 (rbA)Ae •
18. • ■ vsshsma ■ ■ a« sa-\- ■ ■
fi,ptCtAH OyHIlKKIIIt (np'k)^k (a\)
(HOK») RHAHTf (KC>)Ak CAa(AkKK)
Anmerkungen zu A, b: Die ganze Seite liat stark gelitten, fast in jeder Zeile kann man nur noch einzelne
Buchstaben entziffern, die herausgerissen aus dem Zusammenhang keinen befriedigenden 8inn geben. Z. 1 und 2
sieht man nur einige Huehstabcn, mit denen nichts anzufangen ist. — Z. 3 liest man deutlich drei auseinander
stehende Buchstaben II fl 1^, die ich als Ueberschrift llF'liO{ll|,H'li (rraefatio) auffasse. — Z. 4 vor PAdJKf wird
ein grosses (1 gestanden haben, wenn nicht vielleicht Tk, d. h. (lr;i,<i;K( oder Tkr,\<lJKI ; am Ende der Zeile fehlt
Oy. — Z. 5 nach K, als Zahl aufgefasst, erwartet man noch H (glagolit.) zur Bezeichnung von 10, zusammen 12,
doch ist nichts davon zu entdecken. — Z. 6 vor der Ligatur n/\A\d ist wohl ein a zu ergänzen, das auch am Ende
der vorhei^hendcn Zeile Raum hätte. — Z. 7 beginnt mit H, die Titla ober dem Buchstaben kennzeichnet diese
als Zahl; das nächstfolgende Wort E3HKk unterliegt keinem Zweifel, eben so steht etwas weiter CSHKOiMa fest,
doch das inzwischen Befindliche (zwei bis drei Buchstaben) ist unsicher, vielleicht H K (k als 2) oder CK B.
Nach OllKOiUa sieht man die glagolitische Initiale fl. — Z. 8 ist aus einzelnen Buchstaben nichts herauszubringen.
— Z. 9 vor fi,A möchte ich TkP setzen, vielleicht ans Ende der vorhergehenden Zeile : Tkr^a ; nach deutlich sicht-
barem raa ergänze ich TH. — Z. 10 zu HivAtk denke ich mir in der vorhergehenden Zeile Kk 0: Kk OH'k/Uk ;
nach 0 110 ergänze ich HTO Hf, also: 0 llO HTO Hf flOCrtOyiuaCTI, denn Z. 11 fehlt zu Anfang ein c. — Z. 12
vor AM setze ich C, also ca/l\, nach noca lese ich nocaaak ; was noch in dieser Zeile gewesen sein mag, lässt
sich nicht bestimmen. — Z. 13 das übrig gebliebene erste E gehört vielleicht zum Worte A\OI ; nach nppOKH
möchte ich CTPO vermuthcn, die Buchstaben EBha würde ich dann zu (KhaH'k ergänzen. — Z. 14 was vor K
BaAlk war, ist schwer zu sagen, wahrscheinlich ein Supinum, etwa raaroaaTk, denn 'i'k glaube ich noch zu sehen.
Auch nach K BaiMk möchte ich als ziemlich sichere Conjoctur caa\k B'kY'^ vorschlagen. — Z. 15 ist fast alles
lesbar. — Z. 16 zu M* verlangt der Zusammenhang U: iV\OE(. Was nach der Initiale H (eigentlich glagol. S)
folgte, ist schwer zu sagen. — • Z. 17 obgleich die meisten Worte erkennbar sind, vermag ich dennoch nicht einen
Zusammenhang herzustellen. — Z. 18 nach BH4,HTf dürfte KOak caa,il,kKk fest stehen, allein wie BH4,HTI mit,
dem Vorhergehenden zusammenhänge, das kann ich nicht sagen, ich lese nur ziemlich deutlich: ,A,p{CEaH oyHHBklllE
lip'k,;\k AtHOlO, die beiden letzten Worte sind jedoch unsicher.
Fol. B, a.
1. OaOD-S b.lH . 8 • • •
2. 'I' VBA8DU3 A,S ^9A-8 SWb-l- • ■ ■
3. 3sm« r«;-.;!.« • sst&iid vsavsws •
4. aro« V8A«8 Afl368V8A\fl ■ •
5. il«AVA3M* V« VAi-B : +&8
6. SSM« : 9V« 8?-8 STOB Ab« : /H^■ • •
7. 83 .••A+-PAIPOO : +«,n>8 8 +bH>ttÄ8
ö. %m -p+iuBM« : E ' r9 KJb+
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9. Vfl8»A+ (roV83«>3 b-|..!l8 • 3363 • •
10. MB 'ü''8fc3<fl>8 : VSASmtf-h/AS .|.r . • •
11. ^s'^8^.fl : 8t.fla63 f+A\3iro« vm ■ ■ ■
12. rasffÄ»8 -PK: \\ WÜl-»- : d£h\-Pd%
1.). TaA+äWl« W<flb8M8 83 V83M • • .
ECTk paH . H . . . .
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ECTk llkKak . H^'k/KE MaKHT(H e)
CTk BC'k/Wk /\k»;HBHjUk . (ll)
AK'kBao/Uk Bk B'kKH : a.sk
EC/Uk : O'Ük CHk c'i'H XX'"» : (M»K'k)
CE KaaH'ki«T : aKaH h Afi\\,AH
r'Mk HaiiiHA\k : H ilO RPn(Ulj
Gkcoy'Aa tboepo pa^H . ejke (ec)
A\k Bk.3EAH : /ÜaiiTBaMH a[l(Ak T)
BOH^k . H^W'Ail naatETk M'l'(('V\k)
fiO/HAovH H» : l] MlÜn 6AIH«I'(0)
rioAaHtA'» A\ÄHA\k CE BCE/M(<irH}
Glaüolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente.
13
14. v&'i-PB ea : .a+ e;<a.+a63-p+
15. f<R>+ OTiyaafca
IA\b
fbama^» •
00 "^ +
16. 39b3 • 3 vsAib« fasbst:« : <ti •
17. VÄA^aM« 83 : f < +rÄ t I"b
18. Cb+TOSA • e-8 -PS +rAS ra •
R-ksHii Kf : fi,A KA'd/KfHafro a)
nAa TBOcrc : i<up . iipoiiJ{H(H(iv\)
iro . 0 Kckjfk noroyuk 4,(a ch)
KA-kse-Mk ce : flÖA . KP . . .
BpaTH-k Kh HH aifrtH no(cA'kA)
Anmerkungen zu B, a : Z. 1 mit den Worten (CTk paH schliesst sich nach meiner Ansicht dieses Blatt an das
vorhergehende als unmittelbare Fortsetzung an; die zweite Hälfte der Zeile ist durch Beschneidung verloren gegangen,
man sieht nach H nur noch die Spuren eines Buchstabens, der od, ä, as, <fi> sein kann. — Z. 2 Tp bildet die
übliche Ligatur; zu CTpa ist ohne Zweifel ilJHk zu ergänzen. — Z. 3 MAR sind im Original zu einem mono-
grammartigen Ganzen verbunden ; zu Ende der Zeile stand I, welches mit den Anfangsbuchstaben der nächsten
Zeile fCTk gibt. — Z. 4 nach ak}KHBH/Mk scheint dem Sinne nichts abzugehen, doch wäre für ein kurzes Wort
etwa H, Raum genug übrig. — Z. 5 RA bildet Ligatur, bei a3k ist der letzte Buchstabe nur theilweise sichtbar. — Z. 6
im letzten Worte fehlt "k : /w'H'k. — Z. 8 am Ende der Zeile könnte zwar noch ein III stehen, allein man ver-
gleiche das noch kürzer ausgedrückte HO auf Blatt A, a 5. — Z. 9 nach tJKI folgte ec, das mit Mh der nächsten
Zeile (CA\k bildete. — Z. 10 MA und TK bilden Ligaturen, vom letzten Worte ist nur an sichtbar, man ergänze
Ak, d. h. ariAk, zuletzt wird noch T in dieser Zeile gestanden haben, wozu in der nächsten BöH^k gehört :
TKOHjfk. — Z. 11 nach MT ergänze f/Hk : MTfMk. ■ — Z. 12 MA in der Ligatur; im Worte MlUfl steht III über
AV, verbunden zum Monogramm wie A, a 10; zu O^IHOF ist wenigstens ein 0 hinzuzufügen, für ein zu erwar-
tendes flllAn scheint nicht genug Raum vorhanden zu sein. — Z. 13 in die Rundung der grossen, bis in die
fünfte Zeile hinabreichenden Initiale 11, glagol. f, ist in roher, aber charakteristischer Weise ein bebartetes
Menschenantlitz hineingezeichnet; in /MAH/V\k sieht man die übliche Ligatur, zu BC(/V\ ergänze ich OPH, d. h. KCt-
MOfH. — Z. 14 in KAa>KCHa, wozu PO zu ergänzen ist, hat der Buchstabe B stark gelitten, fast ganz unsichtbar; ganz
am Ende der Zeile stand noch a, wozu die nächste Zeile naa ergänzt; in dieser (15.) bilden HA und TB Ligaturen,
ebenso np ; zu npouKH ergänze ich Hf/M : npOLUEHHEM. — Z. 16 bei nOPOt^Bk schrieb der Schreiber selbst a über 0,
da er sein Versehen bemerkt hatte ; zu Ende der Zeile folgte nach js^ noch a und Ck oder c, als Anfang des in
der nächsten Zeile fortgesetzten Wortes : ,/t,a CkBAHknC/Uk C(. — Z. 17 HA sind verbunden, darauf folgt ein sonder-
bares Zeichen t, welches wahrscheinlich als Apostroph zu deuten ist; zu KP wird noch etwas fehlen, es ist aber
schwer zu sagen was. Die Lection ist dem Corintherbrief I, Cap. IV, 9- — 17 entnommen. — Z. 18 nach no am
Ende der Zeile mag noch etwas auf dieser Seite gesehrieben gewesen sein, die Fortsetzung des Wortes, welches
riOCaiv^kHEC lautete, folgte auf der umgekehrten Seite des Blattes.
Fol. B, b.
1.
2.
3.
4.
5.
• ■ • 8'8iWb'80B-P8,''8 Ai-a f •
ba» e;8ll>3M-8 VSSM» A\Bb» • ■!• ■
M>8 : s vt-aiA« : ms essfc« b+AS
• 3 fA»£hb8h^ 3 kA 8S&. .%' Ms »3
. 3W.e-ps : vs äs i-bAr-S'vs • . •
6. ■Ü'-PS : M8 863 C • . • • 8 . . . .
7. S-PAfbS «+8+ : +Ä'8
8. ■ « . -P+Ob5 K:8V+3M8 -.'S
9. • . OD+SAX« 83 0Dba9aS<n.+ • . -8 83 A
10. . . 8V38M8 -PS . •
(HH "kßH iiKO HAJCkA^pkTHHKH 'kKO n(o)
(30)pO»,' BH)(^0/Uk BCE/UOlf MH^oy . A
(hAO)A^k : H MKO/Hk : MH BO^-Hlfk pa4,H
(bH }K)f MOYAP"X'' * T^ "^''^ •'' ^" ^*
(HC(U)0l{JkHH : BH 7K.I Kp'ktlkl^H . (Bh)
(CAa)BHH : MH }Kt E(t3 MkCTH . Ji,9 fi,w)
(Hi)cH-kpo Maca : aAk(Mf/Hk h }Kf}Kfi,()
(A\)k . Ha3H BHBa(<Uk : I (cTpaJKAf'Mk)
(h cKH)Tae/Hk cf (h) •rpov*A'>(*'") •» " aC'^'^'»)
(k>1|J() CB0HA\H (pOyKaAMI . . . HH . .
14
II. Abhandlung : V. Jagic.
11.
12.
«»8M« 83
9A
XÄ8A\
(Ap)Ka<HiHK C( (Y)ov(rtHiMH)
iiTahm (c^^
13.
14.
15. 3-p.(-A
16. • • tV+F V8 • +W3 8 TOM» fASOO» •
17. • . +003 • f« fs M-pasbsa a'va • • •
18. • • • 3ViMä83«-8 +*« V+8-8
(Ka)3aio KH . aifie h TMoy n'kcToy(Hh)
(H(U)aT( . Hh Hf lUHCrHC OU,f . . .
. . . (KliAHCMk aSk KaCk
iHA-k (Ha)
Anmerkungen zu B, b : Z. 1 vorn fehlen einige Worte, der Abscliluss dos auf der vorigen Seite begon-
nenen Wortes noca'k/t,H({, dann "kBH "kKO und Ha, das zu dem .sichtbaren CkMpkTHHKH gehört; nach 'kKO sieht
man noch die Spur des n, am Ende der Zeile stand also no. — Z. 2 enthielt zu Anfang 30p*Y, wovon nur fi9y
zu sehen ist. Am Ende dieser Zeile sieht man noch a. — Z. 3 wird mit I^AOMk angefangen haben, davon ist
noch Mk sichtbar; am Endo der Zeile scheint nichts zu fehlen. — Z. 4 beginnt mit I, vor welchem KH X ge-
standen haben mag. — Z. 5 zu Anfang fehlt HtM, das Anfangswort lautete HriUOl|JkHH ; am Ende der Zeile ist
wohl BN zu ergänzen. — Z. 6 zu den erhaltenen Buchstaben KHH muss caa ergänzt werden : caaBHH. Sonst kann
man in dieser Zeile nur noch /WH ;K K entziffern, alles übrige ist beim Ablösen verloren gegangen. — Z. 7 beginnt
mit deutlichem CH'kro, wozu ich AkHt vorn ergänzen möchte. — Die zweite Hälfte der Zeile ist nicht mehr zu
entziffern. — Z. 8 lässt noch die Spur des glagolitischen k erblicken, vor welchem M gestanden haben mag, das
Wort lautete nach dem Zusammenhange }K(/K^(Mk. In der zweiten Hälfte der Zeile ist noch ein grosses I zu
sehen, nach welchem möglicher Weise CTpa>K^(/Uk folgte. — Z. 9 lässt noch TaCMk Cf deutlich erkennen, wozu
vorn CKH zu ergänzen ist; von dem nächsten Wort ist eigentlich nur KJi,A sichtbar, d. h. Tpotcai/l,a(/Hk CJ; weiter
sieht man noch ein 4,, wohl zu ;j,'krta gehörend. — Z. 10 liest man noch i CßOHMH, zu ( möchte ich ioi|J er-
gänzen, zusammen ,\'kaaiOl|il ; weiter kann man in dieser Zeile nur noch HH .sehen, das zum vollen Wort rOHHiWH
gehört zu haben scheint, doch kann zwischen CKOH/UH und rOHHMH nur ein oder zwei Worte gestanden haben,
alles das was die gewöhnlichen Texte hier bieten, poy'Ka/UH OKAfEfTatiMH KarocaOKHA\k, könnte in dieser Zeile
nicht untergebracht werden. — Z. 11 ist kJKH/Uk C( noch gut zu sehen, also: ;t,pkH<HiUk Cf. In dieser Zeile sind
ausserdem Spuren von Y^VAK/MH, namentlich aber A\aHiV\ Cl deutlich zu lesen. Dann aber beginnt eine Lücke
von vier Zeilen, welche ganz verwischt sind, nur in der Zeile 13 sieht man Spuren zweier Buchstaben, die wie
}Kp oder aH? aussehen ; im letzten Falle dürften sie mit ^OCIA'fe im Zusammenhang .stehen. Erst Z. 15 kann wieder
IHaiv entziffert werden, das wohl zu RkBaoyKAiHa'k gehört. — Z. 16 sieht man aaaiO RH, wozu vorn HaK zu er-
gänzen ist, wovon ein Theil zu Ende der Z. 15 gestanden haben kann; in derselben Zeile gegen Ende ist noch
nlkCTOy deutlich zu sehen, also H'kcTOYH'» oder n^JCTOyK. — Z. 17 beginnt mit AT(, was zu H/VtaTE ergänzt
werden muss. Am Ende dieser und zu Anfang der nächsten Zeile sind die Worte C Jfk oder 0 Jfk HC'b gewesen.
Der Schloss der Lectio sowie das Evangelium, das darauf folgte, befanden sich auf dem nächsten, verloren gegan-
genen Blatt.
Ich komme nun zur Analyse des Textes dieser zwei Jililtter, deren Ergebnis» zu einer
möglichst genauen üebersetzung derselben ins Lateinische führen soll. Es handelt sich vor
allem um die richtige Reihenfolge der Blätter. Verleitet durch den Umstand, dass auf dem
einen Blatt mit grossen Buclistaben ,Mi88a unius' (sc. Apostoli), auf dem anderen ,Missa
altera Apostolorum' geschrieben ist, ging icli anfänglich von der falschen Voraussetzung
aus. das» das jetzt mit B bezeichnete Blatt die erste Stelle einnehmen müsse. In der Regel
geht ja die Missa unius apostoli einer solchen plurimonim apostolorum voraus. Nachträg-
licli stellte es sich jedoch heraus, dass die umgekehrte Reihenfolge der Blätter die allein
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 15
riclitig'e ist. Ungeachtet dessen, dass auf dem einen Blatte von Missa altera Apostolormn
die Rede ist, muss doch gerade dieses Blatt als das erste angesetzt werden, weil der auf
der Rückseite desselben befindliche Text auf dem anderen Blatte ohne Unterbrechung fort-
gesetzt wird. Dass aber die ,Missa altera Apostolorum' vorangeht, das wird wohl so zu
verstehen sein, dass es sich hier um die ,Vigilia Apostolorum' und bei der nachfolgenden
,Missa unius' (sc. Apostoli) um das ,Natale Apostoli' handelt. Also der Inhalt entscheidet
über die Aufeinanderfolge der Blätter und wir beginnen mit dem Blatt A.
In der Mitte von A, a, in der zehnten Zeile, liest man die Ueberschrift MÜJÜ B flffAM,
d. h. Missa altera apostolorum. Die Abbreviatur aham kann nvir als Dativus plur. aufgefasst
Averden (anocTOrtO/Wk), welcher in altslovenischer Weise den lateinischen Genetivus Aposto-
lorum wiedergibt.
Das erste darauf folgende Gebet lautet so (mit ausgefüllten Lücken) :
ripOCHiUk rt, ß'cf/MOrH KivH'HH KOXt, Ji,A 'kKO }K( COlfTK CAaHfEHH dHOCTOAH CAh3(l|IC nO(MOl|JH npOCHAH
HAiWk, /UOAHTBa<V\H H)(k OTk HAM}KH\m^h. HanaCTH fi,A »3HARHMh. C(.
Wörtliche Uebersetzung : Quaesumus te, omnipotens sempiterne deus, ut sicut heati apo-
stoli lacrimantes auxilium imploraverunt pro nohis, ita orationibus eorum ab imminentibus ten-
tationibiLS Uberemur.
Eine gleichlautende Oratio finde ich allerdings nirgends, allein Anklänge sind in den
alten Sacramentarien reichlich vorhanden. Für die Construction ut sicut verweise ich auf
folgende Parallelen: aus Liber Sacramentorum Gregorii Magni (ed. Migne P. L. LXXVIII,
46): supplices exoramus, ut sicut etc.; aus Sacramentarium Gelasianum (ib. LXXIV, 1169):
concede, quaesumus, ut sicut etc. Den Ausdruck lacrimantes kann ich nicht belegen, da-
gegen steht uns für die in die Uebersetzung aufgenommene Wendung implorare auxilium
folgende Parallele aus der Oratio in vigilia S. Andreae (1. c. LXXVIII, 150) zu Gebote:
Quaesumus, omnipotens deus, ut beatus Andreas ajjostolus pro nobis imploret auxilium, vergl.
noch 1. c. LXXIV, 1182. Statt der wörtlichen Uebersetzung ,orationibus eorum' kann im
lateinischen Original der slavischen Uebersetzung möglicher Weise auch ein anderer Aus-
druck gestanden haben, z. B. intercessione, wie 1. c. LXXVIII, 43 : ut — martyris interces-
sione liberemur, oder ib. 50: ut intercessionis eins auxilio — liberemur. Der Schluss der
Oratio, den ich nacli dem slavischen Wortlaute durch ,ab imminentibus tentationibus' wieder-
geben musste, erinnert sehr stark an das häufig wiederkehrende lateinische : ut . . a cunctis
malis imminentibus eins intercessione liberemur, vergl. Migne P. L. LXXVIII, 50, 101, 103,
118, 137. Uebrigens das Verbum H3i;aBH<uk « könnte auch dem lateinischen eruamur ent-
sprechen und HanacTk das lateinische periculum vertreten; dann hätten wir folgende nahe-
liegende Parallele (1. c. LXXVIII, 137): ut — de instantibus periculis eruamur, vergl. auch
den Schluss der Oratio in natali S. Andreae (1. c. LXXIV, 1182): ut — a cunctis peri-
culis eruamur.
In der Mitte des Blattes B, a, Z. 12, liest man ebenso: A\lDfl 6AlH0r0 (sc. nnOGTOAfl),
Missa unius (sc. Apostoli). Dass von einem Apostel (und nicht Märtyrer) die Rede ist, das
ersieht man aus dem Inhalt des ersten Gebetes, welches" ich, da es dem vorenvähnten der
Stellung und dem Charakter nach genau entspricht, gleich hier aneinander reihe :
ncA'*5*^A''? 'M«>aH(V\k cf, ß'cf/WorH R-knkHH bO/Ks, ji,A BAa^KfHaro aiiocToaa TBOtro (H/wpK.) npc>uj(HH(A\k
tro OTk Kckyk riaroi,'Bk js,a ckKa-kMf/VAk ct.
16 II. Abhandlung: V. Jagiö.
Wörtliche Uebersetzuug : Praesta (oder Tribue), quaestimus, omnipotens sempiterne deus.
ut beati apostoU tut (N.) imploratione a cunctis periculis exuamur.
Dieses Gebet stimmt zwar nicht wörtHch überein, doch kommt es sehr nahe derjenigen
Oratio, die in alten Missalen unter der ,Missa in natali unius Apostoli' an erster Stelle
gelesen wird und nach dem Wiener Codex saec. X, Nr. 1888 (fol. 139), folgendermassen lautet:
Quaesumus, omnipotens deus, ut beatus apostolus tuus (N.) pro nobis imploret auxilium,
ut a nostris reatibtis absoluti, a cunctis etiam periculis exuamur}
Es ist schwer zu sagen, ob die abweichende Redaction des slavischen Textes auf unserem
Blatt einer anderen lateinischen Vorlage des Gebets ihren Ursprung verdankt oder ob der
einstige slavische Uebersetzer sich die Mühe der wörtlichen Uebersetzuug durch einige
Kürzungen oder Vereinfachungen erleichtert hat. Denn soviel ich auch suchte, ich fand
überall nur Anklänge an die oben citirte Redaction des Codex Nr. 1888. Vergl. z. B. im
S acramentarium Gelasianum die Oratio in natali S. Andreae (bei Migne P. L. LXXIV,
1182) oder in Lib. Sacramentorum S. Gregorii in vigilia s. Andreae (ib. LXXVIII, 150).
Zum Schluss stimmt auch im Sacramentarium Codex Vind. saec. IX, Nr. 1815, fol, 188 (es
ist ad Complendum in Dom. III post oct. Paschae): ut . . et purgemur a vitiis et a ijericulis
Omnibus exuamur.
In den glagolitischen Missalen späterer Zeit ist der slavische Text schon in Einklang
gebracht mit der besagten Redaction, wie man das am Missale Novak's (vom Jahre 1368)
und an der mit diesem genau übereinstimmenden editio princeps vom Jahre 1483 erkennt:
M0AHA\k Tl, KC(<UOrH CCM^E, XA BiiaJKEHH (H/Mp.) dllOCTOAk TKOII nO;MOl|IK »AiWW HCnpOCHTK, A«* *'•''» "<*'
UIH)fK KpHKHHk OTp-kuiCHH KO«|'Af'Mk H OTh KCkyii nOPHB'kAH /k,<t CKrt'kMfMk Cf.^
Bekanntlich werden in den alten Sacramentarien nur selten die Lectionen der Epistel
und des Evangeliums besonders angefülirt, das geschieht nur für missa communis oder für
bestimmte Festtage, wie z. B. in Codex Nr. 1888 auf fol. 155 die Messe de sancta trinitate
alle Bestandtheile enthält. In der Regel folgt auf die erste Oratio (selten auf zwei) gleich
das Gebet ,Secreta' oder nach der Bezeichnung des Liber sacramentorum des Gregorius
,super Oblata'. Die beiden Benennungen gelten für die alten Handschriften als synonym,
so im Wiener Codex Nr. 1815 (saec. IX) findet man abwechselnd bald ,Secreta' bald ,super
Oblata*. Auf unseren Blättern begegnet zweimal ,Secreta' (auf A, a, Z. 16 und auf der-
selben Seite schon oben A, a, Z. 1), das eine Mal steht deutlich dafür ein slavisches ta»
geschrieben, das zweite Mal lässt sich nur die Spur des ersten Buchstaben t errathen, aber
offenbar stand auch hier im Texte ta». Wir haben also auf demselben Blatte, ja sogar auf
derselben Seite A, a zwei Gebete ,Secreta', das eine gehörte zur Missa altera apostolorum,
das andere, vor diesem stehende, offenbar zur ,Missa prima Apostolorum', deren Anfang für
ims verloren gegangen ist. Ob bei der ersten Messe ,plurimorum Apostolorum' die Lectionen
der Secreta vorausgegangen waren, das wissen wir nicht ; bei der zweiten aber, wie man
sieht, folgt auf die Oratio gleich Secreta. Dagegen schliesst sich bei der Missa miius (sc.
Apo.stoH) an das erste Gebet zunächst die Lectio an ; von dieser ist uns aber nur die Epistel
erhalten (auch sehr lückenhaft), auf B, a, 17 — 18 und ganz B, b. Wir wollen diese, da sie
nach der üblichen Reihenfolge der Secreta vorausgeht, hier zuerst der Betrachtung unterziehen.
• Ganz 8o auch in Codex saec. XllI, Nr. 1933, fol. 113; etwas abweicheuil iu Codex Nr. 1H45, .saec. XI, fol. 20'2; Quaesuimis
omnipoten« deas, ut beatus apostolus tuus N. te pro nobis iugiter imploret, ut a nostris etc.
' Zu den 8chlusswortcn des Gebetes vergl. noch in miss. nov. 251a: HAiH-,«f «Tk iidcTOii|iH)(' .sjak h i;«\-a8i|ihx' cki\hi|ih cf »yii'Kjf,«.
Glagolitica. Würdigung neüentdeckter Fragmente. 17
Auf unserem ]31att B, a beginnt sie in der Zeile 16 und setzt sich auf der ganzen
Rückseite fort, sie unifasst I ad Corinthios Cap. IV, von 9 — 16. Diese Lectio kommt in
dem Wiener Codex Nr. 1888, trotzdem dieser auf alle vier Messen (vigil. et natal. unius und
vigil. et natal. plur. Apostolorum) Lectionen bietet, gar nicht vor. In dem Codex Nr. 1836
(saec. XII) Avird sie in natali plurimorum mai'tyrum, und zwar in der ,alia missa' mit An-
fangsworten citirt (fol. lld): ,Speculum facti sumus mundo'. In einem Salzburger Missale
saec. XIV (Codex Nr. 1798, fol. 204 b) wird sie gleichfalls in der Missa ,de Martyribus' an
zweiter Stelle gelesen. Ein anderes Salzburger Missale saec. XIV (Codex Nr. 1790, fol. 197)
enthält sie an demsell)en Feste ,de pluribus martyribus' als die sechste Lectio. In dem zu
Venedig im Jahre 1563 gedruckten Missale romanum fand ich diesell)e Epistel in vigilia
plurimorum Apostolorum als dritte Lectio, und ganz so liest man sie schon in dem glago-
litischen Missale Novak's vom Jahre 1368 und in der glagolitischen editio princeps vom
Jahre 1483.
Vergleicht man den Anfang dieser Lectio in allen vorerwähnten, sei es lateinischen,
sei es glagolitischen Texten mit dem Anfang derselben auf unserem Blatt, so fällt ein sehr
beachtenswerther Unterschied auf. Während sonst in allen Texten die Perikope mit den
Worten ,spectaculum facti sumus mundo' beginnt, lauten bei xms die Anfaugsworte derselben so :
KpdTH-k KOPK HH anocTOAH no(c/\-kAKHH) : Fratres, Dens nos apostolos novissimos. Dagegen schon
in miss. nov. ganz nach dem lateinischen Texte mit diesem Anfang: npaTH-k, ii030pHi|i( ctko-
pEHH fc<Mk. Woher diese Abweichung ? Ich erkläre mir die Sache so : Mit den Worten
unseres Blattes beginnend stand die Perikope Ijereits fertig in einem nach griechischem
Ritus eingerichteten Praxapostohis. Zum Beweis dafür genügt es auf den Apostel Sisatova-
censis zu verweisen. Audi in einem griechischen Ajjostolus der k. u. k. Hofbibliothek
(Cod. tlieolog. Nr. 308) liest man auf fol. 24 b unsere Epistel auf den 10. Sonntag (oder wie
es am Rande angemerkt ist: auf einen Apostel). Sie beginnt mit den Woi'ten : "ASsX^ot, 6
Osöc YjjAäc zci'jc, aTzrjazöXriOC, iajdzo'jz etc., also ganz so, wie auf unserem Blättclien. Als
es nun darauf ankam die Lectio aus dem griechisch -sla vischen Praxapostohis in das
römische Missale zu übertragen, nahm man fürs erste die ganze griechische Perikope
in ihrem vollen Umfange auf, ohne die geringen Unterschiede zu Anfang und, wie wir
später sehen werden, zu Ende derselben zu beachten. Erst später nahm man diesen Unter-
schied im Umfange der Perikope wahr und machte der Abweichung in späteren glago-
litischen Missalen ein P'.nde. Die Wahrscheinlichkeit dieser Erklärung wird durch den
Charakter der slavischen Uebersetzung, wie sie in unserer Perikope zum Vorschein kommt,
fast bis zur Gewissheit erhoben. In der Lectio unseres Blattes hat sicli noch die uralte
altslovenische Uebersetzung des Corintherbriefes erhalten, die wir aus den zalilreichen cyril-
lischen Aposteln kennen, während das Missale Novak's und ebenso die erste gedruckte
Ausgabe an vielen Stellen schon den Einfluss des lateinischen Textes verräth, nach welchem
die ursprüngliclie, aus dem Griechischen geflossene Uebersetzung umgearbeitet worden ist.
Nun besitzen wir in der höchst verdienstliclien Ausgabe der glagolitischen Bibeltexte'
Berßic's auch den Text unserer' Epistel nach dem ältesten (ersten) Brevier der Kirche zu
Vrbnik (auf der Insel Veglia), das der verstorbene tüchtige Kenner der glagolitischen Schrift
in das XIII. Jahrhimdert gesetzt hatte, und es ist gewiss nicht unwichtig zu constatiren, dass
' Ulomci svetoga pisma obojega nvjeta staroslovenskim jezikora sknpio iz rukopisali i tiskaiiili knjigali lirvatskoga razreda svp-
<!enik Ivan Bercid Fünf Theiln, herausgegeben in Prag 1804 — 1871; vergl. ib. V, 34 — .35.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. nd. II. Abb. 3
18 II. Abhandlung : V. Jagic.
schon hier einige Spuren der alhnähhg vor sich gegangenen Umarbeitung der ursprüng-
lichen akslovenischeu Uebersetzung dem lateinischen Vorbild gemäss begegnen. Es ergibt sich
daraus ein neues, inneres, aus der Gestalt des Textes gewonnenes Kriterivun tiir das höhere
(als das Xlll. Jahrhundex't) Alter unseres Fragmentes.
Diese Behauptung soll durch Beispiele beleuchtet werden :
Die Lectio beginnt, wie gesagt, auf unseren Blättern ganz so wie in ap. sis.' KparH'k,
Kork HH aiiocTO.Mi iic^cA'kAHtf HiKH 'kKO Ha)ck<upkT'HHKii (sis. nur orthographisch abweichend :
KpaTHHi, Kork Hki aiiocTOAki iiocab,VM'<"-'<5 M'^" '^'^'> HaciMpkTHHKki). Ali dicscn Anfang schliessen sich
die Worte an: 'kKO iioaopoy Kii\'Oi\\k is'ciiHoy MHpoy, (aHkf/\0(Mk) h sAOK'kKOjUk, in fast Avörtlicher
Uebereinstimmung mit ap. §is., in einem Punkte diesen sogar übertreffend: das griechische
zq) xoa|Aqj Avird in sis. bloss durch AtHpoy wiedergegeben, während bei uns K'ciMoy MHpoy da-
fiir steht, bekanntlich eine ältere Uebersetzung des griechischen %öa[j.oc.^ In der That, auch
der sogenannte karpiuskisclie AjjosteP hat KCfA\8 /uiipoy. In dem vrbnik. brev., ferner in
miss. nov. und ed. 1483 lauten die letzten AVorte schon ganz nach dem Lateinischen um-
geändert: n030pHl|l( CTBOpiHH ICMk /HHpO\' U. S. W.
Weiter schreibt unser Text: m» KoyHyk pa^H, (kh }K)f /mo^aphyi» o )f'k Hck. Hier hat der
Schreiber oder einer seiner Vorgänger ein Versehen begangen, indem er Koyii )f'' P^'A" ^Is
Koij'HYk paAH las imd wahrscheinlich als weitere Folge dieses Fehlers auch aus mo\'aP" den
Genetiv /Mov'APHyk bildete. Genetive sind natürlich hier falsch, doch selbst in dieser ver-
derbten Lesart erkennt man noch die ursprüngliche Uebersetzung, die so lautete : iwki ko^h
YPHCTa pa^H, K'ki }Kf MXx\()H 0 \-pHCT-k, die übereinstimmend in allen ältesten cyrillischen Texten
wiederkehrt (vergl. die Nachweise bei Amphilochius). Dagegen schreiben vrbn. brev, und
Ulis. nov. oder ed. 1483 statt ko^-h das Adjectiv ki30\-/m'hh. Das hinter ^-k auf unserem Blatt
sichtbare Hcb ist zwar hier überflüssig, aber keincsAvegs durch den lateinischen Text her-
vorgerufen. Ebenso bietet unser Text /hh jk« H(/uoi|ikHH, kh xf Kp'kiiki^H, in vollem Einklänge
mit dem sis. oder karp. ap. (nur hat sis. nach mu das Wörtchen H«t ausgelassen), und hier
hat auch vrbn, brev. die ursprüngliche Lesart <hh hemoijihh noch bewahrt, während miss. nov.
und ed. 1483 schreiben: mh caaKH.
Im Folgenden ist der Text unseres Blättcheus leider stark verwischt, dennoch kann man
aus dem deutlicli ersichtliclien k'hh, mh jki k mit Sicherheit folgenden Zusammenhang er-
schliessen : rh »;« caaKHH, a\h xt Kta HkCTH (oder KCikCTkHH), ebenfalls übereinstimmend mit den
ältesten cyrillischen Texten, denen hier auch noch vrbn. brev. treu bleibt, wogegen mis.
nov, und ed. 1483 schreiben: bh nAtMfHUT», a mh h(ii/\ea\(hhth, nach dem lateinischen: vos
uobiles, nos autem ignobiles.
In der nächsten Zeile kann man nur cirkro saca : aahh entziffern, ich vermuthe daher
A« A''M"M'kro Haca : aakscMk, Avofür in den cyrillischen Texten jy,o NkiH'kujkH'kro haca steht; dem
griechischen [xsypc zfjQ apti "/ojpac entspricht das letztere genauer; vrbn. brev. und mis.
nov. haben schon nach dem lateinischen usque in lianc horam : fi,AKi a« cfro saca. Der bosn.
Codex Hval's bietet AOH>^AMUiHaro, vielleicht ebenfalls a*' A'^h^i^'M'»''* ^^h lesen.
' Apiistolu» 6 codice monasterii Siäatovac, palaeoslovouice ed. Fr. Miklosich. Viudobonae 1853. Uu.seie Loctio liü.st mau da-
Hftlbst auf 8. 97.
5 Zum Beweis verwoiso ich auf moiuen Index zu Codex Marianus s. v. «bCt und miipi.; vergl. auch l'pnropiii BocKpeceHCüift,
Api'BHiü cjaii. nepcB04t AnocTO.ja. MocKia 1879, 8". S. 216—217, und PoHvka im Arcliiv für slav. Phil. X, 467.
'■> Herausgegeben von Archim. Amphilocliius in dem Werke: ^pcBie-CAaBflucKiii KapiiHHCKifi Aiiocio.ii> XIU BiKa . . MocKua
188.Ö. Unser Text steht auf S. 346— 35(J.
Glagolitica. WüRDiraiNG neuentdeckter Fragmente. 19
In der achten Zeile treten bloss die Worte Ha3H GHBaciiik klar hervor, sie sind ein recht
beaehtenswerther Beleg für die Uebereinstimmnng der Lesart unseres Blattes mit dem kar-
pinskischen Apostel, wälu-end sonst alle cyrillischen Texte (vergl. die Belege bei Amphilo-
chius imd betreffs Hval's Stainne III, S. 129) wörtlich das griechische '(0\).Tf]Zt'j'j\xt^/ durch
HaroTo»,'i6/Mk übersetzen, ja selbst das glagolitische vrbn. brev. folgt ihnen darin. Würde nicht
ap. karp. die Lesart Haan KKiKatMk stützen, so könnte man versucht sein an einen unmittelbaren
lateinischen Einfluss zu glauben, wo es nudi sumus heisst; allein eine solche Schluss-
folgerung wäre schon darum voreilig, weil noch in mis. nov. und ed. 1483 diese Lesart
fehlt, man findet daselbst ein anderes Verbum dafür: oi^cHaoYf'Wk.
Auf der nächstfolgenden Zeile des Blättchens sind nur mit schwerer Noth die Btich-
staben ratiMk et zu entziffern, sie gehörten zum vollen Worte cKH-rat/Mk et, welches in allen
cyrillischen Texten und selbst noch in vrbn. brev. an dieser Stelle steht, nur mis. nov. und
ed. 1483 halten sich ganz an die lateinische Vorlage, da sie statt crpa^Af-Mk, welches wahr-
scheinlich auch auf unserem Blatt Z. 8 ans Ende zu setzen ist, da es so in allen cyrillischen
Aposteln, ja selbst noch in vrbn. brev. gelesen wird, in starker Alihängigkeit vom lateinischen
colaphis caedinmr also schreiben : na uihh Ttnotf t' hh und für cKHTafA\k et, entsprechend dem
lateinischen instabiles sumus, diese Lesart haben: craHa Ht Hjv\a/Uk.
In der zehnten Zeile ist nur noch das Wort crohiuh ziemlich sichtbar, es geliört offen-
bar zu CROH/UH po^Ka/MH, das man auch in den cyrillischen Aposteln und vrbn. brev. liest;
mis. nov. und ed. 1483 schreiben dafür poyKaMH HauiiiiUH, nach dem lateinischen: manlbus nostris.
In der sechzehnten Zeile haben sich die Worte, eigentlich Bruchstücke von Worten,
3AK BH deutlich erhalten, sie beziehen sich ohne Zweifel auf den Vers 14: ^(ji,A Rk.saiOKafHa'k
HaKaaaio rh und bestätigen ganz die Lesart des karpinskischen Apostels, wo ebenfalls das
Wörtchen Rki steht, das sis. ausgelassen hat. Vrbn. brev. gibt das Particip HaKasoyf, nicht
dem lateinischen, sondern dem griechischen Texte vouGäTwv gleichkomuiend. Im sis.
könnte HaKasaw ebenfalls als serbische Umprägung der mittelbulgarischen Form HaKasoyiA«
(im Sinne des Particips HaKaso^-iA) aufgefasst werden. Denn so wie es jetzt im Texte steht,
gibt es keine richtige Construction : hc cpa/uarai« jkc Rack 11111110^ chh, Hk laKC Hf,\<» RksawKaieHaa
ndKA3AK>. Wenigstens he cpa/waiaio muss entschieden als Particip ni cpaiuaiaie genommen werden,
da ja auch vrbn. brev. und hval. hi cpa/uaac bieten. Mis. nov. richtet sich auch hier ganz
nach der lateinischen Vorlage : hi ji,A iiocpa/waio rh cf nHuioy, Ha ivKo hij^a a\o-k RsawRAfHa-k nc>«\,-i|iaio
(non ut confundam vos, haec scribo, sed ut filios meos charissiraos moneo).
In den jetzigen lateinischen Missalen schliesst diese Perikope mit dem Vers 14, mit
Hinzufügung der gewöhnlichen Formel: in Christo domino nostro. Dieselbe Regel befolgt
auch mis. nov. und ed. 1483. Auf unserem Blättchen wird dagegen die Lectio über den
Vers 14 hinaus fortgesetzt, offenbar auch hier aus demselben Grunde, den ich oben an-
gegeben habe. In der That ist in ap. §is das Anagnosma um die nächsten zwei Verse ver-
längert worden, die ohne Zweifel auch hier, auf unserem Blatte und dem darauf folgenden,
für uns verloren gegangenen, zu lesen waren. Die Lesarten stimmen abermals mit den
ältesten cyrillischen Aposteln übereiii. Man kann bei uns noch ganz deutlicli folgende
Worte lesen: ai|it h tmo\" n-kcTOY»"* H/warf, Hk he A\HC>rHE OTkne (Z. 16 — 17), in Uebereinstimmung
mit sis. ai|iE ko Tk/Mo^f n-kcTo»,-Hk hmati w )fpHCT'k, Hk he MHOrki WTkUE. Alle älteren Texte geben
hier das griechische Wort (jL'jpiou^ durch Tk/Mo^ wieder,' erst die späteren cyrillischen Apostel
' Verel. das oben citirte Werk Voskresenskij's, S. 257.
^ 3*
20 II- Abhandlung : V. Jagic.
und ihnen lulgx'ud auch vrl)n. brev. schroibeu dafür <v\Horiü (oder (UHorki() HacraKHHKKi. Der karpiu-
skisehe Apt)stel weicht in der Wahl des Ausdrucks etwas ab: ai|i£ ko h ThA^;K o^ihts/m», alleiu nach
den Angaben des Aiuphilochius (1. c. 350) steht irkcroyHh noch im Achrider und Slepcer Apostolus.
Da in der letzten Zeile noch deutlich die Worte {KaHkcAiHAtk ahk KacK zu lesen sind, so
wird der Text der Lectio ohne Zweifel auf dem nächstfolgenden IJlatt bis Vers 16, d. h. bis
zu den AVorten /uc>aK> tm hu, noACKHH a\h KMKaHTC, fortgeführt gewesen sein. Bis hieher reicht
die Perikope auch in dem oben erwähnten griechischen Apostolus der k. u. k. Wiener Hof-
bibliothek, wo sie mit folgenden Worten abschliesst: xapaxaXcö o6v üjjiä; \^.l\l:f^~ai [jlod yivscöc.
Ich habe bereits oben auseinandergesetzt, welche wichtige Schlussfolgerungen sich aus dieser
an sich ganz geringfügigen Thatsache ergeben.
Nach der Lectio der Epistel sollte auf dem nächsten nicht erhaltenen Blatt der Hand-
schrift das Evangelium folgen. Wenn uns unsere Berechnungen nicht täuschen, so dürfte
das Johannes XV. 1 — 7 gewesen sein.
Ich komme nun zu den beiden Gebeten, die Secreta oder Super Oblata heissen. Es
wurde bereits erwähnt (vergl. oben S. 16), dass auf unserem Blatt A, a zweimal die ent-
sprechende slavische Ueberschrift TAH zu lesen war, oben Z. 1, wo sie beim Beschneiden
des Blattes zu Grunde gegangen ist, und weiter unten Z. 16, wo man sie noch jetzt klar
sieht. Die Kijewer Blätter befolgen eine andere Nomenclatur für dieselbe Sache, in ihrer
Vorlage stand nicht , Secreta', sondern , Super Oblata'. Das ,übersetzten' sie mit der Bei-
behaltung des lateinischen Ausdrucks in ,nij\,-k. onaaT'KMk', also oblata lautete damals : onaar'k,
als Subst. masc. gen. Man liest in den Kijewer Blättern die Phrase ,HaA'K oii/iar'KMh' zehn-
mal und niemals raii. Ob nicht in dem Missale, zu welchem unsere zwei Blätter einst
gehörten, neben tam zuweilen auch Ha^h onaaTO/Mk vorkam, das lässt sich nicht sagen. Der
Ausdruck cnaarnvK'k war in der spcciellen Bedeutung des katholischen, ungesäuerten Brotes
(Hostie) selbst bis nach Russland verbreitet. Man liest russ. Chronik Laur. Text ed. 2, S. 84:
ca\-a;aTk ko onpkcHOKii, piKuif onaaTKH, Ipat. Text ed. 2, S. 58: cayjKaTk ko oiip'kcHOKki, piKUJi
oiiaaT'kKki. Noch in s^iäteren glagolitischen Missalen wird das Wort , Hostie' bald durch
ouji'Ha^ bald durch den an oiiaar-k nur schwach erinnernden Ausdruck o\j-KaaTHna wieder-
gegeben: (PA«» Moiik iioaa(ra)rrk oyKaaTHHo\- Ha oa'rapk Ha na'rkHH AP^KtMaciHO mis. nov. 155b,
lipH.lUI CKCTH OTkHf, BCtMOPH K'ksHH KO^C, CHK) M(nOpOMH01f O^'BAaTHI^Oy lOHU a.3k HE;l,OCTOHHH paBk
TKOH iipnHomoy u. s. w. ib., h cTKopHTk KpH%k Kp')fo^' o\"KaaTHHf H KaA(»;a Koynno 156 b.
Von den beiden .Secreta'- Gebeten hat sich der Inhalt des ersten, das auf Blatt A, a
die Zeilen 2 bis 5 einnimmt, vollständig erhalten, es fehlt bloss die abgeschnittene Ueber-
schrift, dennoch glaube ich in der 1, Zeile die Spuren des grossen glagolitischen Buch-
staben üö noch zu sehen. Das Gebet lautet mit nothwendigen Ergänzungen so :
,\apM, rocnoAH, t'Ait 3a ikCTk anocroak TKOH)fk npHHOCHmk, iipH/viH h ß'ca .saak "kacf criiopHaik
(c'TKOpiI\'Oa\k y) OTKpaTH OTk Hack.
Wörtliche Uebersetzung : Munera, domine, quae pro lionore apostolorum tuorum dcfeiH-
mus, suscipe et omnia mala quae facimus (f fecimus 9) averte a nobis. In der Wirklichkeit
lautet die Secreta in natali plurimorum Apostolorum nach Cod. Vind. Nr. 1888, fol. 142
folgendermaesen : Munera, domine, quae pro apostolorum tuorum sollemnitate deferimus, propi-
cius suscipe et mala omnia quae iuste meremur averte} Der slavische Uebersetzer wird ent-
1 Codex 18:^0, fol. 10 1) ganz so, mir lässt er iusto aus. In L'ebBreinstiinmuiig damit fehlt das Wort iuste a«i:h in einem
Missale antiipium vom .lalire 1075, das »ich in Rom in der ,lJiljliotheea Vallicelliana', 15. 24, befindet (nach einer briefliclieu
Angabe L)r Cni^ic'»). Vergl. iiocli eine gleiclilautendo Secreta (bis auf ausgelassenes iuste) auf Natale der Apostel Philipp
niid .I;iii.b in T,ib sacram. Gregorii bei Migne P. L. LXXVIII, 101.
Glagolitica. Würdigung neuentdbckter Fragmente. 21
weder den lateinischen Ausdruck soUemnitas durch skCTh (eigentlich honor) übersetzt haben,
wie er, wir werden es später sehen, auch celebro durch M'Toy zii übersetzen pflegte, oder
aber in seiner lateinischen Vorlage das einfachere pro honore vorgefunden haben. Dass eine
solche Lesart nicht ausgeschlossen ist, zeigen folgende Parallelen: muneribus, quae pro
sanctorum martyrum Grervasii et Protasii honore deferimus Migne 1. c, 120, 2:)ro tuorum
honore sanctorum ib. 134, pro cunctorum honore sanctorum ib. 146, cuius honore exhi-
Ijetur ib. 151, quae pro tuorum tibi grata sunt honore iustorum ib. 166 etc. Ob hinter
iipHHCcHMk (deferimus) nicht das Adjectiv iuhaocthbii oder MHAOcpKAk; dem lateinischen propi-
cius oder benignus entsprechend, folgte (abbrevirt als (MÄctbk würde es nicht zu viel Raum
einnehmen), das lässt sich wegen des an dieser Stelle schief abgeschnittenen Randes nicht
mehr bestimmen. Einige Bedenken erweckt das in der vierten Zeile nach -kjKi folgende
Verbum. Ich glaube c'tk deutlich zu sehen, darnach sollte man ctkoph^mi» oder c'TBopH)fO/Mk
lesen; man muss aber gestehen, dass dieses Verbum nicht recht in den Zusammenhang
passt; besser wäre jedenfalls CTpa>KA«'Mh, was durch die neueren Texte gestützt werden
kann. Denn in mis. nov. (233) lautet das Gebet so : ^''P"? rocnoAH, ixi aa anocTOAK TBOiiYk
(HAAp. HiUp.) npaSAHHKH lipHHOCH/Uh, <UH/\OCTHBh npHMH H BCa 3aAa 'k>K( npaBO 3a rpii)^H HAlUl Tp'nH/U,
OTBpaTH.
Die andere ,Secreta', die auf Blatt A, a, Z. 16 beginnt und bis in die ersten Zeilen
der Rückseite reicht, kann nur zur Hälfte entziffert werden, da die beiden oberen Zeilen
der Rückseite beim Beschneiden des Pergaments sehr viel gelitten haben. Der erhaltene
Text lautet so :
GßtTH rocnoAH npHHOiufHH'k Hauia, •kjKt ecmk npHHccAH anocTO/i . . . Sanctißca, domine, ohla-
tiones nostras, quas detuUmus apostolis (wahrscheinlich intercedentibus).
Das Verbum cBn-n ist Uebersetzung des lateinischen sanctifico, welches in Secretis häufig
sich wiederholt, so in Sacram. Gelasii (ed. Migne LXXIV, 1074) : ieiunia sanctifica, in Lib.
sacr. Gregorii (ib. LXXVIII, 44): dona sanctifica, ib. 62: ieiunia sanctifica; vor allem häufig:
munera sanctifica.' Da ich au keiner Stelle ,oblationes sanctifica' gelesen habe, obgleich
sonst ,oblationes' nicht selten in Secretis begegnen,^ so darf die Vemuithung geäussert wer-
d'Cn, ob nicht der slavische Uebersetzer wirklich auch hier in seiner lateinischen Vorlage
folgende Worte vorfand: Munera, domine, oblata sanctifica, wie es Öfters in den lateinischen
, Super oblata' des Gregorius Magnus lautet. Aus mis. nov. führe ich noch folgende Parallele
an (fol. 185): cbith, MoaHiUk t(, fochoah ko^ks, ch( ji,ApH ixt b' sacrk CBiTaro NHKoyaH ap'yHtp'k'k
TBOfrO npHHOCH<Uk.
In diesem Gebete verdient das Wort npHNomcHHc besonders beachtet zu werden, da durch
dieses vmsere Blätter schon an die später übliche Ausdrucksweise erinnern. In den glago-
litischen Missalen des XIV. — XV. Jahrhunderts wird nämlich das Gebet , Super Oblata',
welches, wie wir sahen, das Kijewer Denkmal mit Ha^'k cnaaTTsMk bezeichnet, regelmässig
durch Ha^k npHHCiiiJEHH(<uk übersetzt. In gekürzter Form schrieb man h^ oder H^npHO, oder
mis. nov. 22 b, 48 a hjs, npHiuHH. Daraus entstand das Compositum HaAnpHHOiufHHt (Offertorium),
das schon in mis. nov. nachweisbar ist: HAnptiHuiEHHe 124, 3A'k p'hh Ha^ cpHHOUJtHHt t>K.i no^*-
KacTk, noTO<Hk npo<)>ai;HKi 157 a. Für oblatio oder munus gebrauchten aber auch die Kijewer
' Liber sacramentorum Gregorii Magni ed. Migne, P. L. t. LXXVIII, p. 103, 112, 117, 121, 12a, i:-i7, 150 etc.
2 Sacrament. Gelasii ed. Migne, P. L. t. LXXIV, 1117, 1160, 1167, 1183; Liber sacrament. Gregorii, ib. LXXVIII, 67, 73,
127.
22 II- Abhandlung : V. Jagic.
Blätter im Text der Gebete das Wort npHHOCK : ckH iipiiHOCh npHHEccH'ki (hoc nimius oblatuni),
npHHOCK ck (ipHHfCfH'Ki Tjuli, oder aucli A'^P'"* (eigentlich mumis, wie bei uns oben) : "kKTvi ^Kf
Aap'ki H.waiWK. Diese Form lebt, neben der üblicheren iipiiHOiiiEHiic, noch in den Missalen des
XIV. — XV. Jahrhunderts fort: iipH-kTaH' tik-I; ko^^ah, <wortHA\k rt, rocnoA", cKiriijf' awah TBOH)fk
iipHHCck mis. nov. 185, k' A\OAHTBa/V\k, rocnoAH, ii k iipiiHOco/Wk K'kpHHY" iipHspH ib. 187.
Nach der ,Secreta', oder gemäss der anderen Bezeichnung, nach der jSu^Der Oblata'
folgt, wenn sie überhaupt da ist, die ,Praefatio'. Unsere Blätter enthalten eine vollständige
.Missa' und zwei Bruchstücke. Beim ersten Bruchstück, das auf Blatt A, a zehn Zeilen
umfasst, fehlt die Praefatio gänzlich; beim zweiten Bruchstück, das auf Blatt B, a, Z. 12
beginnt und bis zu Ende von B, b reicht, kann man nicht wissen, ob die Praefatio vor-
handen war oder nicht, da das Bruchstück schon mit der Lectio epistolae abbricht. Somit
bleibt nur eine vollständige ,Missa altera Apostolorum' in der Mitte, auf A, a, Z. 10 begin-
nend bis B, a, Z. 12 reichend. Diese Messe hat ihre eigene Praefatio, wenn ich mich nicht
täusche in der Voraussetzung, dass jene drei ziemlich weit auseinanderstellenden Initialen
auf A, b, Z. 3, die ich 11 fl IJ^ lese, als np-k<]^ai^H'k zu deuten sind. Nach der üblichen Reihen-
folge der Gebete erwartet man in der That jetzt — d. h. an die Secreta sich anschliessend —
die Praefatio. Die Ueberschrift Ilfm sieht zwar etwas sonderbar aus, namentlich sollte, wenn
schon n abseits steht, wenigstens Uli, zusammengeschrieben sein ; und doch wüsste ich nicht,
welche andere Deutung für jene drei Buchstaben näher läge. Ich fasse also MÜH, als die
Kürzung (in der Ueberschrift) des Wortes llp-kijianH'k auf. In dieser Form kommt das Wort
schon in den Kijewer Blättern siebenmal vor. Auch die späteren Missale halten an dem
seit alten Zeiten üblichen Ausdruck fest, nur dass sie neben der genau die lateinischen
Laute wedergebende Hp'k^^auH'k (z. B. mis. nov. 88 b np-k^a^Hi«) auch noch npo^lianH-k sehr
lieben und, fast möchte ich es behaupten, häufiger anwenden, als jene erste Form : npo^ai^H-k
mis. nov. 10 b, npo^auHio 12 a, vergl. noch ib. 78 b, 108 a, 157 a u. s. w. Kroatisirt liest mau
das Wort auch noch in der Form nponai^Hii I
Leider ist gerade diese Seite des Blattes A, wo der Text der Praefatio steht, so sehr
verstümmelt, dass man ohne Aushilfe des lateinischen Textes keinen rechten Sinn heraus-
bringt und diesen zu finden — das wollte mir, ungeachtet des vielen Nachschlagens und
Nachfragens, bisher nicht gelingen. Ich habe sie nicht nur selbst in den reichen Schätzen
der k. u. k. Hofbibliothek vergebens gesucht, sondern auch in Rom blieben die eifrigen
Nachforschungen meines hochverehrten Freundes, Dr. Crnci(^, ohne Erfolg, obgleich er in
der Vaticana und anderen Bibliotheken die ältesten Missalen aufgeschlagen hatte. Es bleibt
also nichts anderes übrig, als eine wortgetreue lateinische Uebersetzung einzelner Stellen,
die leserlich sind, zu versuchen.
Der Anfang (A, b, Z. 4) lautet so : (6)rA'J Jki Ha cxpauiH-k/Mk covahi|ih cijyirw rociiOAk ck ijii
(d. h. 12 oder vielleicht nur k, d. h. 2) anocToak/wa Kk epoycaaH/M'k, d. h. quando i>ro horriljili
tribunali sedebit (oder sederit) dominus cum duodecim (oder : duobus) apostolis in Jerusalem.
Weiter lässt sich in dieser Zeile fast nichts lesen : ein Toy (ibi ?) scheint den Anfang des
Nachsatzes zu dem mit irAa^it eingeleiteten Vordersatz zu bilden. In der nächsten Zeile
sieht man ii. i3HKk . . k. ishhoma, vielleicht vor e ein ck einzuschalten, also septuaginta
duae(?) gentes? es wird etwas von ihnen gesagt, vielleicht to^ iipHcroYneTk (oder ckKepoyrk et
oder ckKoii'rifTk ce) : ibi accedent (congregabuntur) scptuagintaduac gentes? Doch könnte
nach T©y auch ein Verbum futur. sing. 3 pers. folgen, dessen Subject das im Vordersatze erwähnte
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 23
rcciioAi» wäre ; dann würden h. esHKh und k. oHKOiwa den Dativns coniniodi ausdrücken. Aus
den weiter in dieser und der nächsten Zeile einzeln auftauchenden Buchstaben bin ich nicht
im Stande einen Sinn zusammenzustellen.
Etwas mehr bieten die weiterfolgenden Zeilen : TkrAa HaMHnk radroAdTH rocno^k Kk OHii/Uk
(3HK0A\k : tunc incipiet loqui dominus ad illas gentes. Das Wort Kk OH'kMk ist allerdings nicht
ganz sicher. Unmittelbar daran sich anschliessend lautet der Text so : o roh'to hi nucaoY-
uiAcrt sanoB-kA" 'Wd«: o quare non obediistis legi meae (oder mandato meo?). Auch hier
sind die Buchstaben m'to hc mehr errathen, als wirklich gelesen. Dann heisst es weiter (ein-
schliesslich meiner Conjecturen) : caMk ko K'k)fk iiocaaak mo( anocroAH h npopoKH cKtraro (BaHhcaH'k
rAaroaaTk(?) Kk Ba<uk: ipse enim miseram meos apostolos et prophetas ut sanctum evangelium
loquerentur ad vos. Das erste Wort ca/Uk (ipse), von welchem nur die Buchstaben a/Wk sicht-
l)ar sind, habe ich aus der weiter unten folgenden Wiederholung desselben Anfangs (Ana-
phora) erschlossen. Von dem Verbum nockaaak (miseram) können nur die Buchstaben noc
mit Sicherheit angesetzt werden. Zwischen dem deutlichen nppoKH und CBl^AHiv bleibt für das
von mir vemiuthungsweise eingeschaltete Wort cBtraro (sanctum) Raum genug übrig und vor
dem in der nächsten Zeile deutlich hervortretenden k RaMk (ad vos) gehört am Anfang der-
selben Zeile ein Wort, vielleicht ein Verbum im Supinum, das ich mit Rücksicht auf I Thess.
IL 2 durch raaroaaTk ausdrücke. Der nächste Satz beginnt wieder mit ca<Hk, nach- Avelchem
ein Verbum folgte und nach diesem in der 15. Zeile das ganz gut lesbare Back, also ipse
— vos, ich conjicire: caiMk K-k^k o\f Back: ipse fui apud vos.
Mit Leichtigkeit kann der gleich darauf folgende Satz gelesen werden : llo h'to m nocaoy-
ujacTf .3anc>B'kAH mc«: quare non obediistis legi meae (mandato meo). Also abermals eine
Wiederholung, eine Anaphora, Avie mir ähnliche bei der Prüfung und Vergleichung der ver-
schiedenen Praefatien häufig begegneten. Leider folgen schon wieder unmittelbar darauf
vereinzelte Worte, aus denen ich nichts herauszubringen vermag. Denn bei js,fi(ctAn oyHHKkiuE,
tristes anxiati, hält es schwer den Zusammenhang mit dem nachfolgenden Text herzustellen.
Erst in der letzten Zeile kann man mit einiger Sicherheit lesen: bhahtj Koak caa/k,kKk (videtis
(|uam dulcis) und nun schliesst sich unmittelbar an diese Worte der Anfang des nächsten
Blattes an: ecTk pan (d. h. quam dulcis sit paradisus). Abgesehen davon, dass der Satz
KHAHTt KOAk caa^kKk fCTk paH cincn ganz annehmbaren Sinn gibt (videtis quam dulcis oder suaAas
sit paradisus), unterstützt diesen Zusammenhang auch noch die gleich darauf folgende Anti-
these : a BH^HTf AH, KOAk cTpaujkHk fCTk nkKAk : nonne videtis autem, quam horribilis sit in-
ternus. Es ist von dem Gegensatz zwischen Paradies und Hölle die Rede. Die Hölle -närd
so näher beschrieben : HA'kJKf MAkBHTH fCTk Bck/Uk Ak>KHBH/Hk A»''kKACt(Hk Bk B-kKH : ubi tumultuan-
dimi est Omnibus mendacibus diabolis in sempiternmn ; oder vielleicht : mendacibus et diabolis ?
Ganz an die üblichen Praefatien erinnern die Schlusssätze: ask fCMk OTki^k, cHHk, cbith
A^VX"»» '«Wb « KAaH'kwTk ahI^cah h apyaHliEAH, rocnctA*'""» HaiUHMk: ego sum pater, filius, sanctus
Spiritus, nie adorant angeli et archangeli, per dominum nostrum.
Die ganze Praefatio, so trümmerhaft sie auch sein mag, würde nach meinen Muth-
massungen ungefähr so in der lateinischen Uebersetzung lauten:
Qiiando autem pro horribüi tribunali sederit dominus cum duobos (oder duodecim) apo-
stolis in lerusalem, ibi accedent (congrarjabuntur) septitaginta gentes cum duabus gentibus (oder
vielleicht: ibi apparebit septuaginta gentibus et duabus gentibus) . . Tunc incipiet loqui
dominus ad illas gentes: o quare non obediistis mandato meo (legi meae). Ipse namque mise-
24 II. Abhandlung : V. jAcnd.
ram meos (?) apostolos et prophetas ut sanctum evangelium (oder vielleicht: verbum evangelii)
loquerentur ad vos. Ipse eram (?) apud vos. Quare non ohediistis mandato meo (legi meae).
Et . . . tristes anxiati . . . videtis, quam didcis (suavis) sit paradisus . . . Nonne autem
videtis, qiunn horrihilis sit infertms, uhi tumidtuandum est Omnibus mendacibus (et) diabolis in
saecida. Ego sum pater, filius, sancttcs spiritus; me adorant angelt et archangeli, per domi-
num nostitim.
Indem ich anderen, die sich grösserer Belesenheit in solchen Texten rühmen können,
die glückliche Aufiindung des Originals zu dieser Praefatio überlasse, will ich meinerseits
alles beitragen, was einigermassen zur Beleuchtung derselben oder der darin enthaltenen
Gedanken dienen kann. Einige Gedanken fand ich in folgenden Sätzen, dem Liber anti-
phonarius Gregorii Magni entnommen (bei Migne P. L. LXXVIII, 685) : Cum venerit filius
hominis in sede maiestatis suae et coeperit iudicare saeculum per ignem, tunc assistet ante
eum omnis chorus angelorum et congregabuntur ante eum omnes gentes. In dem griechi-
schen Kovtdxtov auf den Apostel Philipp, das mir nur aus dem Wiederabdruck bei Archi-
mandrit Amphilochius bekannt ist,* stehen folgende an unsere Praefatio anklingende Wen-
dungen: 'Hvixa 5c6§£xa Öpövotc itaÖT^aYj aov tqi Kupt(p xäv (pu/.(t)v toO 'lapavjX xataxpivcov
lO'ji; äictatoOvrac, tots etc. Auch in den aus dem Sacramentarium Gallicanum bei Migne
(P. L. t. LXXII) abgedruckten ,Contestationen' finden sich schwache Anklänge an unsere
Praefatio (1. c. S. 552) : ut cognoscantur mendaces et veraces in illo die iudicii . . . o mag-
num diem iudicii, oder (1. c. S. 553) : qui per filium tuum dominum nostrum genus hinna-
num iudicare disposuisti . . . o quam terribilis et horribilis est dies illa . . . Und im Missale
mixtum (Liturgia Mozarabica) wird in einer ,Inlatio' (bei Migne P. L. LXXXV, p. 578)
gesagt: Ante tribunal presidis stetit, cuius metuenda tribunalia universi siuit coeli.
Bekanntlich ging man in den älteren Messbüchern mit den Praefatien sehr frei um
und bildete sie in sehr grosser Anzahl , die erst später eingeschränkt wurde. Dr. Crncid
fand in Rom, als er das Original unserer Praefatio suchte, folgenden merkwürdigen Text
in der Praefatio zur Missa sancti Hieronymi : ,ut omnium pene sacrarmn scripturarum Volu-
mina graecae hebraicaeque caldaicae suo eloquentiae fönte disertaque latina et materna lingua
nobis aperte et magnifice explanaret.' Der Verfasser dieser Praefatio dürfte ein Illyrier
(d. h. ein Dalmatiner) gewesen sein, der die falsche Ansicht theilte, dass der heil. Hieronymus
das glagolitische Alphabet erfunden, folglich auch die Bibel ins Kirchenslavische übersetzt
hat. Die lateinische Handschrift stammt ungefähr aus dem XV. Jahrhundert luid auch in
dem glagolitischen Missale Ko2i(5i6's vom Jahre 1531 liest man dieselbe geschichtliche
Unwahrheit in folgender Uebersetzung : ,da vseh maloman' svetih pisam knigi: grcke, ebreiske i
haldeiske recnosti svoee istocnikom i urisenim latinskini i otocaskim ezikom ocito nam i
vzveliceno istlmaßi.'
Nach der Praefatio pflegt in der üblichen Reihenfolge das Gebet ,Ad complendum' zu
folgen. So wird in den alten Sacramentarien das letzte Gebet genannt, wenn das vor der
Praefatio stehende , Super Oblata' heisst. Bei der Bezeichnung dieses Gebetes mit dem Aus-
druck ,Secreta' scheint es üblicher zu sein, das Schlussgebet der Missa ,Po8t communionem'
zu nennen. Doch fand ich schon in dem Wiener Codex Nr. 1818 (saec. IX) neben , Super
oblata' auch ,Po8t communionem', z. B. fol. 59 a (Fest. s. Stephani), fol. 86 a (Nat. s. Vitalis),
fol. 88 a (am 13. Mai) u. s. w. Auf diesem Standpunkt stehen die Kijewer Blätter, da sie
' KoHAaKapifi «h rpciecKOai no4>iHHHHKt, Mockbe 1879, fol. In der Beilage auf S. 72.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 25
das erste Gebet immer HaA'K «n/ur-KAMi (Super oblata) und das letzte nc RTkC&A'b i'^- li> post
commiraiouem) nemien. Die letztere Bezeichnung ist auf unseren Blättern durch einen
neueren, sjiäteren Ausdruck ersetzt: no KpauikHkUH, welcher in den Messbücliern des XIV. und
XV. Jalu-hunderts fortwährend gebraucht wird. In der Regel schreibt man gekürzt Ilo spa
oder FTo Kpui, doch dann und wann wird es auch vollständig ausgeschrieben, so mis. nov.
28 : no Epam'HUH, ed. princ. 1483 weiter kroatisirt zu no KpaiuaHi^H, so aucli schon mis.
nov, 246 b : no BpaniaHi|H cm n'kcHH HHJKt nHcane. In diesen Ueberscliriften bedeutet also
BpauikHkut : connnunio. Das Agramer akademische Wörterbuch bringt einige hübsche
Belege aus der altkroatischen Literatur für brasance in der Bedeutung ,corpus domini,
und ,commimio', doch hat es vergessen auf das so häufige Vorkommen des Wortes in
den glagolitischen Missalen aufmerksam zu machen. Seit wann das Wort cpauikHki^t in
dieser sjjecielleu Bedeutung in der kirchenslavischen Literatur gebraucht wird, das lässt
sich nicht bestimmen: durcli unsere Blätter ist es für das XII. Jaln-lumdert sichergestellt.
Denn die auf B, a, Z. 8 enthaltenen Buchstaben 110 KPfl müssen zu 110 KPflUlhNIiLtH ergänzt
werden ; und so ist auch auf A, a, Z, 5 zu HO dasselbe Wort hinzuzudenken. Ich venuuthe,
dass EpauikHkiM seine Einführung in die kirchenslavische Literatur den Kroaten verdankt.
In den Kijewer Blättern, die ich, wie oben gesagt, nach Mähren-Pannonien versetze, kommt es
nocli niclit vor, dort wird ,Communio' immer, sei es in der Ueberschrift, sei es in dem Texte,
durcli R'Kc;^,»,'»' wiedergegeben. Als Uebersetzung von ,post comnumionem' liest man daselbst
no BTvc^^.'k neunmal ; ausserdem im Texte der Gebete : ckattii troh R'kc;^^'^ J^ks Nomin. sing,
(sacra tua communio) und als Accus, sing, (sacram tuam communionem), dann B-hCÄ^a xROfro,
rocno;^H, Hac'kiii.cHH (connnunione tua, domine, satiati), R'kc;f;4,i>'Mi' CHiMk R-kSAT-KLMk (hac comniu-
nione sumpta), endlich als Adjectiv : B'kc;^A>>Ha'k MoanTRa nauj-k (communionis nostrae oratio).
Es ist kein geringer Vorzug der neu entdeckten Blätter, ja es illustrirt sehr schön ihre
Vermittlerrolle für den Uebergang der slavischen Liturgie aus Mähren-Pannonien nach
Kroatien, dass auch sie das so seltene Wort B'kCÄA'K kennen. In der Ueberschrift fanden
wir zwar bloss Spuren des Ausdrucks spaujkHkt;«, im Texte des Gebetes kommt aber Rkcoy;t,k
in der kroatischen Form wenigstens einmal vor, im Genet. sing. Rkcc^-^a TRotro pa^n
(propter oder per communionem tuam). Dadurch wird es zur Gewissheit, dass das Wort,
welclies bisher in einem einzigen Denkmal nachzuweisen war, in der Wirklichkeit ein längeres
Leben fristete und nicht auf die mährisch - pannonischen Grenzmarken beschränkt blieb,
sondern auch in den glagolitischen Denkmälern des Südens einst üblich war.
Zwei Gebete ,post communionem' sind auf unseren Blättern zu lesen. Das erste auf
Blatt A, a, Z. 5 — 10 lautet so (mit Ausfüllungen und Ergänzimgen) :
no(RpauikHkUH). G'nacEHH)(^k HacHi|ikujE c( TaHHk; lUoaiiMk TH et, ji,A H\h -Ait naA\iTk MTcaxk ano-
CTOAk TROHj^k, Tk^W MOAHTRAMH X^ H.3KaRH/Mk Ct.
Wörtlich üljersetzt: Saliotaribus satiati mysteriis, quaesumus te, ut quorum memoriam
veneraraur apostolorum tuorum, eorum orationibas liberemur.
In der Wirklichkeit kennt man ein solches Gebet ,in natali plurimorum apostolorum'
in folgender Fassung (nach Cod. Vindob. Nr. 1888, foL 142): Ad complendum. Quaesu-
mus, domine, salutarihus repleti mysteriis, ut quorum soUemnia celebramus, eorum orationibus
adiuvemur. P]benso im Codex der Bibliotheca Vallicelliana, B. 24, vom Jahre 1075 ; vergl.
auch Migne P. L. LXXVIII, 41. Es ist damit nicht gesagt, dass der slavische Ueber-
setzer gerade diese Worte übersetzen wollte. Statt repleti kann er ja auch satiati in
seiner Vorlage gelesen haben, denn die Wendungen ,caelesti munere satiati' oder ,8acro
Denkschriften der phil.-liist. Cl. XXXVIII. Bd. II. Abh. 4
26 II- Abhandlung: V. Jagiö.
mutiere satiati' begegnen ungemein häufig, auch ,sahitari munere satiati' kaun nach-
gewiesen werden (Migne, \. c. 59). Die Kijewer lilätter liieten dafiir eine wörthchere, wenn
ich so sagen soll, aljer weniger empt'elileuswerthe üebersetzung durch das Participium pas-
sivae: R'h.cikXA troipo HackiuiHH. In den späteren glagolitischen Missalen hat man die ältere
Participfonn Hdc-kit|ikiii{ ca durch die später üblich gewordene HacKiTHR-kuit ca ersetzt: KOSKk-
CTRIHdrO MP^ OKHAH© HaCH'l'HBUH Cl mis. nOV. 252b, HaCHTHBUIE C( npMHEI|l(HH(A\' ^apk CKfTH\-' ib.
239 a. Allein da in dem oben citirten lateinischen Texte auf dieser Stelle des Gebetes
nicht satiati, sondern repleti steht, so haben die späteren glagolitischen Handschnften auch
in der slavischen üebersetzung HaciiTHKUij et (oder HacHi{ikui( ci) in Hana'HHKUJC et geändert.
Ebenso g-laubte man das Wort naiucTk, welches eigentlich memoria oder commemoratio
bedeutet, wegen des lateinischen soUemnia in npasAHHKH ändern zu müssen. Am Schlnss
des Gebetes näherte man sich der lateinischen Vorlage dadurch, dass man adiuvenmr wört-
lich, aber schwerfällig, diu-ch iioaxopah ci khyO'Vxk wiedergab. Endlich auch cnac{HH\'k raHHk für
salutaribus mysteriis schien nicht genau zu sein ; allerdings würden auch wir nicht cnacEHH\'k
als Part. pass. (c-KiiactH-kijfk), sondern entweder als cknackHTviY'k oder als cknactHhH'kiY'k erAvartcn.
Die Emendatoren späterer Zeit zogen jedoch die Fomi cknacHTtakHiv vor, und so liest man
criacHTiaHHiMH raHHaiUH mis. uov. an unserer Stelle oder ib. ISli: a\caii/m' ti, rocnoAH, Haria'HiiR'iiK
c( ciiacHTt,\Hii\-" Tj'kHk. Das ganze Gebet lautet mis. nov. 233 folgendermnssen : A\oaH,v\ Tt,
l'OCIICi,l,H, CliaCHTfa'HHiVlH HailAHHKlUE C( TAHHAMH, M H^JK! lipaSAHHKH HTf*«', »)(' iWOAHTRAAm IIOA\Or/\H
CI KH)fO<Hk.
Das zweite Gebet ,post communionem' steht auf Blatt B, a, Z. 8 — 12 imd lautet so:
Kkcoi'Aa TEOiro pa,\,H, i*,ki icmk RksiAH, iMoaHTKaa\H anocTUAk TRCHyk, H^k»:! naMiTk MkTfA\k,
nOAtHAOril HH.
Wörtliche Üebersetzung: Fropter communionem tuam, quam sumpsimibs, oratiordhus apo-
stolorum tuorum, quorum memoriam veneramur, miserere nohis. Der Phraseologie alter Gebete
,ad complendum' käme folgender Wortlaut näher: Per communionem tuam quam sumpsimus,
interventione (oder inteixessione) apostolorum tuorum quorum memoriam veneramur, refove nos
(oder adiuva nos). Aber auch eine so lautende Postcommunio kann ich nicht nachweisen,
ja ich möchte gar nicht behaupten, dass die slavische Üebersetzung sklavisch wörtlich
gemacht ist. Dass ich Kkcoi'Aa tkoipo pa^H richtig durch ,per commimionem tuam' ausdrücke,
beweist mir folgende Parallele : haec nos conmiuuio, domine, purget a crimine et caelesti-
bus remediis (al. caelestis remedii) faciat esse consortes (Cod. vindob. 1815, fol. 22, ib. 33b,
vergl. Migne P. L. LXXVIII, 128). Der ganzen Phrase ,per conmmnionem tiiam quam
sumpsimus' steht sehr nahe diese Postcomnmnio : ,Sacramentorum tuorum, domine, com-
muuio smnpta' etc. (Migne ib. 132.) Durch diese, sowde durch die Fonnel ,tui communio
sacramenti' (Migne ib. 180) wird der Sinn des Pronomens tuus bei communio beleuchtet;
vergl. auch Migne P. L. LXXIV, 1118: tua nos (piae sumpsimus sancta. Die üebersetzung
,A\oAHTRa(MH anocTOAk TROH)fk' kauu statt der Avöi-tlichen ,orationibu8 apostolorum' oder ,pre-
ciljus apostolorum tuorum' auch folgende lateinische Vorlage gehabt haben: ,intercedentibus
apostolis tuis'. In der That in ,Vigilia omnium apostolorum' lesen wir natdi Sacrament.
Gelasii folgendes Gebet post communionem : ' ,sumpto domine sacrameuto suppliciter depre-
(ramtn-, xit intercedentibus beatis apostolis' etc., oder auf Natale Sti. Pauli (Migne P. L.
LXXVIII, 125): Perceptis, domine, sacramentis, beatis aijostolis intervenientibus, deprecamur
' A. Muratori, Litnrgia roinann vetus, Veiietüs 1740, I, 655, vergl. ib. I, 340 oder Cod. vindob. Nr. 188«, fol. 142.
GiiAGOLiTiCA. Würdigung neuentdecktbr Fragmente. 27
etc. ; ähnlieli in Vigilia s. Audreae, ib. 150. H^fhait naiucTk HTf/Uk wurde wörtlich dem latei-
nischen ,quormn nietnoriam veneramur', entsprechen ; das liest man ziemlich häufig, es kann
aber im lateinischen Original auch eine andere Phrase, z. B. quorum soUemnia celebramus
oder quorum soUemnitatem veneramur gestanden haben. Der slavische Uebersetzer jener
frülien Zeit, als solche Bücher, vielleicht mit einiger Hast, zusammengestellt wurden, nahm
die Aufgabe von der leichtesten Seite auf, vereinfachte was nur möglich war einfacher aus-
zudrücken, selbst wenn im Original die Phrase complicirter lautete. So liest man Cod.
vind. 1888, fol. 140b ,ad complendum' folgendes Gebet: Perceptis, domine, sacramentis sup-
pliciter exoramus, tit intercedente beato N. apostolo tuo, quae pro Ulms veneranda gerimus
sollempnitate, nobis proficiant ad medelam. Eine wörtliche Uebersetzung davon gibt mis. nov.
(in ,natale nnius apostoll') : npH-kTH<v\H, rocnoAH, TaHHa<MH npHAE»:HC ri MOtWMh., )(9j\,ArAVii\i<»y eaa-
•AitHOiWOy (HiUp.) anOCTOACy TKOIMCHj', tJKt 3d HtrO SaCTh npaSAHHKa TROpH/Hk, Ha-MK JS,A lipCCri'klOTk Bk
iicunjAfHHf. Etwas abweichend (in vigil. plur. Apostolorum) : npHlsTow, rocno^H, CKtTHHtK« npHA(»;HC>
Tt MCAHiUk, ji,A \(>ji,ATAHCTß^Mh (als(j : interccssionc) Eaa»;(HHYk ( H/Mp. HiMp.) anccToak tkoh)^', ijkj
Bp-k.uiHH-k TKopHAtk, K HiHROToy R-kMHOMoy A'» npHfAXAf.Mk (d. li. wörtHcli : quod temporaliter geri-
mus, ad vitain capiamus aeternam).
Der Schluss unseres Gebetes lautet nach der slavischen Uebersetzung auffallend ein-
fach: nOiUHAo\,''H HH miserere nobis. Solchen Schluss las ich nirgends und darum komme ich
auf die Vermutlumg, dass auch hier im lateinischen Original eine andere Phrase gewesen
sein möchte, etwa so wie bei Migne LXXVIII, 42 : eins quaesumus semper interventione
nos refove cuius sollemnia celebramus, oder vielleicht adiixva nos, wie bei Migne ib. 127:
beati apostoli tui lacobi . . . nos intercessione adiuva.
In kürzester Uebersicht sieht der Inhalt unserer Blätter so aus :
Secreta. Munera, domine, quae pro apostolorum tuorum honore (sollemnitate) deferi-
nuis etc.
Post communionem. Salutaribus satiati (repleti) mysteriis, quaesumus ut quorum
sollemnia celebramus etc.
Missa altera Apostolorum.
Quaesunms te, omnipotens sempiterne deus, ut sicuti beati apostoli lacrimantes etc.
Secreta. Sanctifica domine oblationes nostras, quas detulimus etc.
Praefatio. Quando pro horribili tribunali sederit dominus cum duodecim apostolis etc.
Post communionem. Per communionem tuam quam sumpsimus etc.
Missa unius (Apostoli).
Da (tribue) nobis, quaesumus, omnipotens sempiterne deus, ut beati apostoli tui (N.)
interventione etc.
Epistola ad Corinthios. Fratres, deus nos apostolos novissimos ostendit etc.
Vergleicht man mit dieser Inhaltsangabe den entsprechenden Text des Missale Novak's
vom Jahre 1368 oder der editio princeps vom Jahre 1483 auf der einen und des Wiener
Missale Cod. Nr. 1888, saec. X, auf der anderen Seite, so ergibt sich das merkwürdige
Resultat, dass die glagolitischen Messbücher des XIV. — XV. Jahrhunderts dem oben citirten
lateinischen des X. Jahrhunderts sehr nahe kommen, während der Inhalt unserer Blätter
wesentlich abweicht. Die Uebereinstimmung beschränkt sich nändich bloss auf folgende
4*
28 n. Abhandlung : V. Jagic.
Punkte: die erste ,Secreta' (Miinera doniine) ist auch in Cod. 1888 und mis. nov. in der
Missa in natali plurimorum Apostolorum enthalten; ebenso die ,Postconimunio' (,SahitarIbus
repleti mysteriis'); ferner stimmt noch in der Missa unius apostoli das erste Gebet einiger-
massen zu dem in Cod. 1888 und mis. nov. enthaltenen. Die Lectio epistolae ad Corinthios
tindet sieh in Cod. 1888 gar nicht, in einem anderen Nr. 1836, saec. XII, in der Messe für
Märtyrer und in mis. nov. in Vigilia phu-imorum apostolorum. Weiter reicht die Ueberein-
stinunung nicht. Dagegen hat mis. nov. für die meisten Antiphonen und Verse, so wie für
alle Gebete und auch für einige (aber nicht alle) Lectionen sein Vorbild bereits in dem
Cod. 1888, saec. X. Es wäre also verfehlt zu sagen, zur Zeit, als das Missale der jetzigen
zwei Wiener Blätter geschrieben wurde, sei eine solche Anordnung des Stoffes, wie ihn
mis. nov. darstellt, noch nicht vorhanden gewesen, da ja der Codex 1888 schon fürs X. Jahr-
hundert das Gegentheil beweist.' Der Grund der abweichenden Einrichtung imserer Blätter
muss augenscheinlich nicht bloss in ihrem hohen Alter, sondern auch in localen Verhält-
nissen liegen. Ich vermuthe, dass Messbücher, die nachweislich im X. — XII. Jahrhimdert
im Bereich des Patriarchats von Aquilea geschrieben wurden, uns nähere Aufschlüsse darüljer
geben könnten ; leider ist mir eine solche Handschrift augenblicklich nicht zugänglich. Ich
kann nur noch constatiren, dass auch jenes glagolitische Missale des XIV. Jahrlnmdei-ts, das
aus der Bibliothek Kukuljevic's später in die Bibliothek der südslaviscJien Akademie gekom-
men ist (es wird jetzt mis. giagol. brebirense III, br. 3 bezeichnet), Avelches ich einst häufig
in Händen hatte imd als mk. zu citiren pflegte — im Ganzen mit mis. nov. und edit. 1483
übereinstimmt (IVIittheilung des Herrn Prof. Dr. Broz in Agram). Ebenso theilt man mir aus
Eom mit, dass das glagolitische in der Propaganda befindliche Missale vom Jahre 1387
ganz dieselbe Redaction vertritt, die Abweichungen beschränken sich auf einzelne Ausdrücke,
so z. B. in dem Graduale ,Justus ut palma' steht es dort nicht npaKAHHKk ivKO na/\Ma, son-
dern das letzte Wort ist durch hhhhk' vertreten. Endlich war es mir möglich auch in das
Missale Hrvoja's (c. 1404 — 1415 geschrieben) einen Einl)lick zu tliun und auch darin ganz
dasselbe, wie in allen übrigen vorerwähnten Exemplaren zu finden.
III. Sprache und Graphik.
Die Sprache unserer Blätter bietet nicht viel bemerkenswerthes, dafür ist ja schon der
Umfang zu gering; sie enthält Av^eder seltene Sprachfonnen, da für diese kein Anlass im
Texte vorlag, noch weicht sie von der üblichen Kegelmässigkeit des Altslovenischen ins
Dialectische mehr ab, als es die Grundsätze der kroatischen Redaction erheischten. Das
Wort f.SHKK z. B. ist hier nocli nicht dialectisch in iiSHKh (jazik) geändert worden, trotzdem
die letztere Form schon sehr früh, d. h. in den ältesten glagolitischen Texten der eckigen
Schrift vorkonmit. Vergleiche -bsHKk hom. lab. in Saf. pam. 56 oder Berc. cit. 32. Das Zeichen
ti fglagol. itt) beschränkt sich auf die Wiedergabe des g-Lautes, in Beispielen wie iBdHlifAHi,
aHtifAH; ein KHl^k (statt KiiHtAi^)? wie man es schon in mis. nov. liest, kennt unser Denkmal
noch nicht, vielmehr vergleiche no^'^'^Ak. Kein Beispiel für den Ersatz des h, sei es durch
a, sei es durch i, konmit vor, vergleiche nkKAk, Mkcrk, während sonst in den kroatischen
' Auch Schulting macht in seiner Bibliotheci ecclesiastica (ed. Colon. 1590, II, p. 24 — 20) der Antijdionen, Ver.se, Gebete
n. B. w. ganz in üblicher Weise Erwähnung, nur die l)ei uns enthaltene Lectio kommt bei iiini weder in Vigilia nocli in
Xatali Apostolorum vor.
Glagolitica. Würdigung neuektdeckter Fragmente. 29
Spraclidenkmalern glagolitischer Schrift schon seit den ältesten Zeiten (also seit der zweiten
Hälfte des XIII. Jahrhunderts) k zuweilen durch a ersetzt wird, vergleiche ca MAOB-kKk hom.
lab. bei Saf. pam. 56. K-kcHii jkj ca il).. Ha (sed) h ca-knk ib.; npIvcartK, cpkA'>U'» ioan. bapt. lab.
bei Saf. pam. 63, b' uik'to cat'hoi A-kro fragin. brev. in Berc. Cit. 41, a<«JKA'*-A'»>kA'J (phivia) ib.,
;K(HacKk ib., js,RAfiH ib.
Ueberhaupt ist in der Wahrung des k dieses Fragment noch ziemlich feinfühlig, wie
es schon der Umstand zeigt, dass sowohl im Inlaut wie im Auslaut regelmässig k geschrieben
wird, was in den späteren Denkmälern bekanntlich durchaus nicht so genau genommen
wird. Vergleiche solche Beispiele, wie: (Unii.uk th et, c'ßrt-kMf/Uk et, iisRaBHMk ci, fCTk, coyxk,
Ak/KHBHA\k. H\-KJKf, HaCHl|Jklltf Cf, BkCU^A'') KliCf/MOl', BkSEAH, HaCk/Upkr'HHKH, HE<V\Ol|lkHH, Kp-kokl^H. ÜaS
den Vocal k vertretende Zeichen ' steht meistens richtig: n'ca, kcemo^, Rt'kv^ Kct/worH, c'tb«-
pH<Uk, MTf/Mk, HaMHtTk, ROMTO, MH% CTpaiUHlwMk, B-fcHNH, CAaBHH, T/MO^", KAaNivIOT', <V\/\H/Vt'c(. Docll
wird es mehrere Male aucli üljerfiiissig zwischen zwei beliebige Consonanten gesetzt:
c'ak3(i)JE, fcMk, fcTk, npHHfc'aH, nocaoriuac'Ti. Das erinnert stark an das Mihan. Fragment, wo
k geradezu sehr oft überflüssiger Weise eingeschaltet ist.
Da in der kroatischen Recension des Altslovenischen die verschiedenen Casusendunsren,
namentlich bei der sogenannten pronominalen Declinatiou des Adjectivs, seit ältesten Zeiten
zusammengezogen vorkommen, so kann die Form saalc (ß'ca 3AA'k "kKi) als eine Alterthüm-
lichkeit gelten, die man in gewöhnlichen kroatisch-glagolitischen Texten durch aaa, oder
dialectisch sogar saaa, wiedergeben würde. Sonst schi*eibt unser Denkmal, wie alle alt-
kroatischen (glagolitischen): rci/moph (statt Bkci/HoniiH), B-kskHH (statt B'kskH'km), akH^HBH/Uk (statt
a-kSKUB-KiHMTi), A\oyApH)f'k (statt /H*AP''»^'")f '0' cncfHH\-k (statt c'knactH'KiHY'k), HarttH;tijiH)fk (statt haa(-
jkauitiihy'k), HanacTH (statt HanacTHH) und Ha cxpauiH-kiMk (statt cTpam'H-kf/Hk). Der letzte Fall
ist in den ältesten glagolitischen Texten dieser Recension allerdings auch noch durch die
volle, nicht contrahirte Fonn auf "kt/Mk vertreten, z. B. hom. lab. (nach Facsimile bei Geitler) :
B cfA\5K4,' HTHH (BH^Ai^'kEAAk ; fragm. mis. jader. b a^opH spk/UH'kfmk Saf. 57. Nur im Genitiv sing,
hat sich der Auslaut-« (moh, TBOft) sehr lange erhalten; noch in den Texten des XIV. und
XV. Jahrhunderts bildete er die Regel. Darum fällt in unserem Fragment Gen. sanoB-kAH
A\OH A, b, Z. 11, in lautlicher Hinsicht gar nicht auf, wohl aber ist die graphische Darstel-
lung des u beachtens\\'erth, wovon im Cap. IV die Rede sein wird.
Dass die in Rede stehende Contraction schon sehr früh in mährisch-pannonischen und
kroatischen Denkmälern festen Fuss gefasst hatte, das l)eweisen uns sowohl die Kijewer
Blätter mit ihren Fonnen: KaaJKtHaro, KaajKfHoymo^-, MkCTkHaro, cBATarc, ß-ksknaro, BiiSkN-k/Uk,
RnvimkHH/WH, Toy.3Ha\k, npoTHKrftUHY-k; als auch die Prager Fragmente, avo es gleichfalls heisst:
npaß'KA'ivHaro, anocToa'kCKaro, HacTvin'kuiaro, TaiAnaro, ckTBop-kiuaro, ca-kno/wo^, YBaaAi^HiWk.
Mit den Kijewer Blättern theilt unser Text auch noch die Vorliebe für die Anwendung
der zusammengesetzten Praeterita, namentlich in den Relativsätzen. Dort liest man: hjkj
tcH KaarocaoBKTHa-k, »xt ic» OK-kn-ka-K, ajkj jch nockaaa-k; hjkj (CM-k Bn^at^aH, "kKOJK« htiI ich ncKick-
cnnvi/f^ fiHUA HackiTHa-K, (tS^jk! kh OKpa.s'kMk CBona^k oyncACGHak, "kKOJKt a «ch caasoM; tboj»* HCBfCk-
CKoyK>» oyxBpkAHa'k, hjk( H'ki B'k3BJCfaHa'k fCH ; und hier ebenso : -kKO/Kt coyxk BaaH;(HH anccToaH
lipOCHAH, -k'Ail fCiWh ripHHCCaH, t}K( (C/Uk BkSCAH.
Das lexicalisch Merkwürdige ist schon im Cap. II zur Sprache gekommen (BpaiukHkiM
Rkco»|'Ak, npiiHcnuHHO. Hier möchte ich noch den Ausdruck nkKa^k in der Bedeutung infernus
als einen jjeachtenswerthen Kroatisnuis hervorhel^en. In dt-h kirchenslavischen Bibeltexten,
nicht bloss der ältesten, sondern auch der späteren Zeit, wird infermis immer und aus-
30 n. Abhandlung: V. Jagi<5.
schliesslich durch ax^ übersetzt. Auch in den bei Bercic gesammelten glagolitischen Texten
oder in der Apocalypse Hval's u. s. w. kennt man nur den letztgenannten Ausdruck.
Matth. IB, 18 ist die übliche üebersetzung Kpara a^^Ka erst im Messbuchc Levakovic's (die
Zeugger oder Fiumaner Ausgabe steht mir nicht zur Hand) und in der vulgaren Üeber-
setzung Dalmatiens. deren älteste Ausgabe Bernardin von Spalato besorgt hatte, in ,vrata
paklena* geändert worden.^ Das so frühe Aultreten des Wortes nKKak auf unserem Blättchen
erklärt sich wohl aus dem nichtbiblischen Charakter der Stelle. Vergleiche im glagolitischen
Brevier vom Jahre 1561, in einem Kirchenliede : ,zatvori preispodnfie pakla pro§adb' Berc.
cit. 82. Dr. Crncic aus Rom theilt mir noch folgende Beispiele mit : In einer der römischen
Propaganda angehörenden glagolitischen Handschrift, welche 1445 ,zakan Luka' (Diaconus
Lucas) in Vrbnik auf der Insel Veglia unter der Ueberschrift ,Zrcalo' (Speculum) schrieb,
liest man : ,Lucifer bi§e se dvigaV proti bogu svoemu stvoritelju i zato v m'gnovni oka s
visoti nebeske do prop'sti p'klene svr2en' e'. Ein anderes glagolitisches Büchlein aus dem
XVI. Jahrhundert (vor dem Jahre 1567 geschrieben), im Besitze Dr. Crnßic's befindlich,
dessen Inhalt die aus dem Lateinischen übersetzten Predigten bilden, enthält u. a. tblgendes :
,Ako bih znal otca moega v pakli, nebih za nego molil kako za devla' (si scirem patrem
meum in infemo, non plus orarem pro eo, quam pro diabolo), ,mnogi paklenogo ogna
strase se' (multi gehennam horrent), ,5 deferencii i razluöen'i e meju ognem' paklenim' i
sgastnm' (est quintuplex ditferentia inter ignem inferni et praesentis saeculi) u. s. w.
Das Wort ist nicht bloss süd- sondern auch westslavisch, nur dass es im Böhmischen
als Neutrum gebraucht wird. Als Masculinum ist es daher bei uns jedenfalls ein Kroatis-
mus. Unter den cyrillischen Denkmälern kommt es in der von einem Serben etwa im
XII. — Xni. Jahrhundert gemachten Üebersetzung des Gregorius Dialogus vor, wo inferni
poenas durch ,nkKaa A\o\'Kki' übersetzt worden ist.
Bei einem zweiten Worte kann wenigstens von einer gex-ingen Modification in der
Form die Rede sein, durch welche es zum kroatischen Ausdruck gestempelt wird. Das
griechische oidßoXoc, diabolus, lautet altslovenisch ;t,H»BO/\'k oder ;i,KniRO/\'h, gen. ^.ktüKOAa, dat.
AkBKoaoy u. s. av. In glagolitischen Texten kroatischer Provenienz wird jedoch das AVort
schon sehr früh so declinirt, dass in den Casus obliqui das o vor l (dijavolt) ausfällt, also
dijavla, dijavlu, dijavlomb u. s. w. Daraus hat sich dann ein Nominativ ;i,k-kKkak und selbst
Ak'kBaak (djaval) entwickelt. So liest man in dem sonst recht alten (saec. XIII) hom. lab.
noicTk H A'^'t^KkAk, raaRa 7Kt h Bci5)fk A'^'t^^kak fCTk, rocnoA«» Haiufro a'^'I^k'»'*'» HCKoycH; gen. oTk
AkiwKaa Saf pam. 55 ; Matth. IV, 5 steht in der edit. princeps des glagolitischen Missais vom
Jahre 1483 ,vii'kK<i'^k- So erklärt sich auch auf Blättchen B, a, 5 4,'''l»Kacia\K statt des früheren
Ak'kKoaoa\k.
Wegen der sonstigen Grleichartigkeit der beiden Denkmäler darf man mit Bestimmtheit
sagen, dass auch solche charakteristische Ausdrücke der Kijewer Blätter, wie nancHtk, aaKOHk-
HMKit, piiCHOTHRkH'k, R'kp-kcHHTH CA, KaakCTRo, HfMpH'ksHk, dcm Missalc unscres Fragments keines-
wegs fremd waren. Sie sind ja bis in die spätesten Zeiten Gemeingut aller kroatisch-glago-
litischen Texte geblieben. So lese ich mis. nov. 18a: r' K-ksHOH p-kcHor-k, ib. 21b: p-kcH-k
HciipaRHTH, ib. 51a: piiCHOE ciucchhe, ib. 268 : r' cnaccHHc TROtro eaakCTRa, und auch sonst häufig.
Die Orthographie des Fragmentes ist die übliche kroatische, sie kennt also keine Nasal-
zeichen, keinen Unterschied zwischen u und h, sondern immer h. Neben dem gewöhnli(;hen
Vergl, meine Bemerkungen darüber in ,Ti»uenica'. Agram 1863, S. 58.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 31
8 kann Avenigstens einmal auf Blatt B, b, 8 S als grosser Buchstal)c nachgewiesen werden.
Es scheint auch auf A, b, Z. 16 zu stehen. Ausserdem findet man zweimal I statt 'S oder
8: B, a, 12 in der Üeberschrift 6AIH0r und ib. 15 in i/MpK. Diese Zeichen i, welclies zuerst
Greitler auf den ältesten glagolitischen Inschriften Veglias constatirt hat, wird unten im
Cap. IV zur Sprache kommen. Das MerkAvürdigste an unserem Bruchstück in orthographi-
scher Hinsicht ist das gänzliche Fehlen des Zeichens i in der Geltung des Halbvocals und
die ausschhessliche Geltung dafür des Zeichens -s. Diese Eigenschaft theilt mit ihm unter
den zur kroatischen Gruppe gerechneten Denkmälern glagolitischer Schrift nur noch das
Mihanoviii'sche Fragment. Alle anderen bisher bekannt gewordenen glagolitischen Texte
kroatischer Abkunft, selbst die ältesten, die gerade wegen des in ihnen vorkommenden
Zeichens -s als ziemlich alt gelten müssen (saec. XIII), lassen schon das Zeichen i in der
Eigenschaft des cyrillischen w entschieden zur Geltung kommen, und wenn einst Safaffk
pam. 65 aus der Häufigkeit des Vorkommens des Zeichens -8 auf ein relativ höheres Alter
des Denkmals schloss, so würde er einen Text, in welchem ausschliesslich « und kein einziges
Mal I gebraucht wird, gewiss allen anderen vorangestellt haben. Diese Schlussfolgerung
wäre auch ganz richtig, mag er auch das Alter der ihm bekannt gewesenen glagolitischen
BruclistiK'ke mit dem Zeichen -8 etwas überschätzt haben. Man kann mit einiger Sicher-
heit nur so viel sagen, dass sie nicht jünger sind als aus dem XIIL, und die spätesten
unter ihnen etwa aus dem XIV. Jahrhundert.
Das so charakteristische Zeichen ,o unserer Blätter beruht auf dem älteren pannonisch-
macedonischen -8, während das in dem Mihanovid'schen Fragment angewendete Zeichen /ff
sich von dem pannonisch-macedonischen « ableitet. Darin gehen sie auseinander: das Miha-
noviö'sche Fragment kommt der serbischen Orthographie näher, welche seit dem Ende des
XIII. Jahrhunderts ausschliesslich h schrieb : unsere Blätter stehen im Zusammenhang mit
solchen Denkmälern der runden g-lag'olitischen Schrift, welche von den beiden Zeichen -8 und
■8 dem ersteren, also cyrillisch umgeschrieben, dem -k den Vorzug gaben. Ein derartiges
Denkmal ist das zweite Prager Fragment oder die in den Zographus eingelegten Blätter.
IV. Palaeograpliisclie Bedeutung.
Die grösste Bedeutung muss unseren zAvei Blättern in palaeographischer Beziehung zu-
geschrieben werden. In dieser Hinsicht sind sie geradezu ein Unicmn zu nennen, aber ein
er^vartetes, und daher höchst erwünschtes Unicum. Safaffk hatte in seiner letzten Schrift
(vergl. oben S. 4) die Ansicht ausgesprochen, dass schon im IX. — X. Jahrhundert ein
Reformator in Kroatien das Alphabet vereinfacht und der kroatischen Mundart angepasst
habe. Diese Ansicht lässt sich heute nicht mehr halten, abgesehen davon dass in den
Worten Safarfk's zwei verschiedene Dinge zusanmiengeworfen sind: die Eigenthümlichkeiten
der Orthographie, d. h. die Einrichtixng der sogenannten kroatischen Recensiou des Alt-
slovenischeu und der palaeographisclie Cliarakter der Schrift, d. h. die abweiclienden Schrift-
züge der kroatischen Glagolitza. Offenbar hatte er sich beides im innigsten Zusammen-
hang gedacht. Ein ,Refonnator' sollte im IX. — X. Jahrhundert nicht nur die der Physio-
logie der kroatischen Sprache widei-strebendeu Nasallaute und ihre Bezeichnung (also 3€,
«, 9€, ^) und die combinatorische Lautbezeichnung -st für den nicht mehr wahrgenom-
menen Laut kl, und den Unterschied zwischen 4 und « (-k und \) aus dem glagolitischen
32 11. Abhandlung : V. Jagic.
Sclirifttliimi Kroatiens (ich verstehe darunter immer Istrien, kroatisches Küstenland, alle
Quarnero-Inseln nud Dalmatieu bis Makarska und Curzola) beseitigt, sondern ausserdem
noch der ganzen Schrift einen besonderen, der lateinischen Graphik näher kommenden,
eckigen Typus gegeben haben. Neuere Entdeckungen, wie das von mir herausgegebene
Mihanovid-Fragment imd die von Crnöi6, Racki, Geitler bearbeiteten ältesten glagolitischen
Inschriften, haben entgegen der Ansicht Bafarik's den Beweis geliefert, dass die Reform der
Orthographie und die Umgestaltung der Schriftzüge nicht Hand in Hand gingen, sondern
unabhängig von einander sich entwickelten. Die ki'oatische Recensiou, d. h. die Gesammt-
heit der Aenderuugen, die im Altslovenischen zu Gunsten der kroatischen Aussprache vor-
genommen ^\nirden, war, wie man jetzt weiss, bereits längst durchgeführt — das zeigen
eben aufs unzweideutigste die Mihanovic'schen und jetzt die Wiener Blätter — während der
Charakter der glagolitischen Sclirift noch immer die ursprünglichen, mehr gerundeten als
eckigen Züge wahrte. Die orthographische Vereinfachung liatte also einen merklichen Vor-
spruug vor der palaeographischen Entfaltung. Der ersteren können wir nicht in ihren einzel-
nen Entwicklungsphasen beikonnnen, man kann auch hier nur die Vermuthung aussprechen,
dass die endgiltige Consolidirung der kroatischen Recensiou nicht das Werk eines Reforma-
tors war, sondern allmählig zu Stande kam.' Die Nebeneinanderstellung der Mihanovic'schen
und der Wiener Blätter, die sich sonst palaeographisch ziemlich nahe stehen, spricht stark
zu Gunsten einer solchen Vermuthung. Denn in beiden herrscht zwar durchgehends die
serbo-kroatische Redaction des Altslovenischen, aber in Einzellieiten weichen sie von ein-
ander ab : die Mihanovic'schen Blätter kennen das Zeichen i der Wiener Blätter gar nicht,
dafür AN-issen die letzteren nichts von dem cyrillisch aussehenden h bei Mihauovic. Beide
Fragiiiente gehen aucli dem Inhalte nach wesentlich auseinander, was auf einen nicht
unbeträchtlichen localen Abstand schliessen lässt. Ich hatte bereits vor 22 Jahren aus-
gesprochen und halte noch immer an der damaligen Ansiclit fest, dass die Mihanovic'schen
Blätter eigentlich mehr serbisch als kroatisch sind.^ Die jetzt entdeckten Wiener Blätter
mü.ssen dagegen unbedingt Kroatien zugesproclien werden. Die ersteren stellen einen nach
griechischem Brauch eingerichteten Praxapostolus dar, die letzteren sind, wie wir oben gesehen
haben, Bruchstücke eines römischen Missais. Gerade darin liegt auch die grosse principielle
Bedeutung des neuen Fundes. Denn während das MihanoviC'sche Fragment für jetzt wenigstens
noch ganz vereinzelt dasteht, darf man unsere Blätter geradezu an die Spitze der reich
genug entwickelten kroatisch-glagolitischen Literatur stellen, in welcher sie vdn nun an als
der erste sichere Repräsentant des halbrunden Sclaifttypus gelten werden, einer, wie man
jetzt .sieht, einst durch viele Denkmäler vertretenen, später aber für unsere Kenntnisse fast
ganz entschwundenen Epoche, deren Dauer man bis in den Anfang des XIII. Jahrhunderts
setzen kann.
Man liatte allerdings schon seit langem theoretisch die Ansicht vertreten, dass die
eckige glagolitische Schrift aus der gerundeten hervorgegangen,^ allein materielle Belege
' Diese meine Vermuthung scheint in neuester Zeit eine thatsäohliche Bestätigung gefunden zu liaben. Ich erfahre durch
eine briefliche Mittlieilung des Domherrn Dr. C'rncid aus Rom, dass unlängst in Vrbnik, also abermals auf der Insel Veglia,
dieser Va^na rerum glagoliticarum, vier glagolitische Pergamentblätter entdeckt worden sind (der Inhalt ist — Apostolus),
deren Schriftziige rund sind, wo -8 ausscliliesslich angewendet wird, ebenso VS, einmal *, aber die spätere kroatische
Redaction der Sprache noch nicht durchgeführt zu sein scheint, da man auch •flS (für ■*!) und einige Male selbst 3€
fstatt 3) findet. Sollte dieses Bruchsfilck nicht rein altslovenisch sein, in der Art des Glagolita clozianus, dann liaben wir es
abermals mit einer merkwürdigen Entdeckung zu thun.
' Vergl. Rad, B. II, .S. 15.
' Vergl. u. a. meine Darstellung in Rad II, 17.
t
l
k
Glagoutica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 33
für diese Ansicht fehlten anfangs gänzlich, dann kamen als erste Stütze derselben die Miha-
novic'schen Blätter auf, die jedoch, weil sie auf einen anderen Ursprung hinwiesen, keinen
vollgiltigen Beweis zu liefern im Stande waren. Ich selbst sprach damals, als ich das
Fragment herausgab, die Ansicht aus, dass dieses einen bulgarisch-kroatischen (besser wäre
es zu sagen: bulgarisch-serbischen) Uebergangstypus bildet, neben welchem gleichzeitig
anderswo (d. li. in Istrien, Kroatien, Dalmatien) die eckige Glagolitza bereits ausschliesslich
im Grebrauch gewesen. Diese falsche Ansicht von der sehr früh vor sich gegangenen Um-
prägung der glagolitischen Schrift aus dem runden in den eckigen Charakter konnte nur
so lange aufrecht erlialten werden, als man auf die bei Safafik und Bercid gesammelten
Texte beschränkt war und diese als die alleinigen Repräsentanten des ältesten kroatisch-
glagolitischen Schriftthums ansah. Einige Jahre darauf kamen jedoch die ältesten glago-
litischen Inschriften Veglias zimi Vorschein, in welchen schon deutliche Zeichen einer runden
glagolitischen Schrift gegeben wurden. Von nun an konnte man allerdings mit grösserer
Bestimmtheit Ijehaupteu, auch in Kroatien sei einmal die runde Glagolitza im wirkliclien
Gebrauch gewesen, die man bis dahin in der Wissenschaft ausschliesslich als etwas specifisch
bulgarisches bezeichnet hatte. Allein Inschriften sind noch keine Handschriften, die Schrift-
züge einer Inschrift müssen nicht gerade mit der in den Büchern üblichen Schrift identisch
sein. Ausserdem enthalten gerade jene wenigen Inschriften, sei es in Folge der Unleser-
lichkeit, sei es in Folge der Ungeübtheit der Steinmetze, sehr viel Sonderbares und Räthsel-
haftes, so dass man aucli fernerhin nach sichereren Stützen und deutlicher sprechenden Zeug-
nissen sich sehnen musste. Hat ja doch noch unlängst Geitler seinen Zweifel an der un-
mittelbaren Zusammengehörigkeit des Mihanovic-Fragmentes und der ältesten Inschriften
mit der später üblichen kroatischen Glagolitza in folgende Worte gekleidet:' ,Die Inschrift
von Baska ist einiger Eigenthümlichkeiten halber nicht in allen Stücken die Vorgängerin
der kroatischen Schrift. I)assel1)e gilt vom kroatischen Fragment Mihanovic trotz seiner
eckigen Züge.' Niin ist der Zweifel ein für alle Mal behoben und der Beweis fiir das Hei-
matsrecht der kroatischen Glagolitza auch in ihrem runden Typus erbracht. Diesen liefern
unsere Blätter, der erste Fall, dass ein in kroatischer Redaction für den Ge-
brauch einer katholischen Kirche abgefasster Text mit runden Schriftzügen zum
Vorschein kommt.
Der runde Charakter der Schriftzüge unseres Fragmentes liegt für Jedermann, selbst
bei flüchtiger Betrachtung klar zu Tage. Er tritt besonders bei den Buchstaben .n, v «. s
f b » und ^ stark hervor, aber auch od as a & a w ». können eher gerundet, als eckig ge-
nannt werden. Bloss in der Ueberschrift A, a, 16 TflH ist sowohl
LI LJ als auch o
bereits ganz eckig und an den späteren kroatischen Ductus erinnernd. Die ruhige Gleich-
mässigkeit der Schrift verräth eine geübte, sichere Hand, welche offenbar mit grosser Leich-
tigkeit schrieb. Selbst der Druck der Feder war nicht stark, sie hat eher gezeichnet als
geritzt; ganz feine Striche, die scharfes Schreibzeug voraussetzen, kommen überhaupt nicht
vor. Daraus kann man mit voller Gewissheit den Schluss ziehen, dass unsere zwei Blätter,
respective das betreffende Missale, für ilire Zeit durchaus nicht vereinzelt dastanden, son-
dern den allgemein üblichen Schrifttypus ausprägten. Sieht man sich nacli den Parallelen
' L. Geitler, Die albanesisciien und slavischen Schriften, S. 147.
Dentscliriften der phil -iist. Cl. XXXVIII. Bd. II. Abh.
34 II. Abhandlung: V. JagiO.
zu unserer Schrift um, so stehen ihr ohne Zweifel die Mihanovid'scheu Blatter am nächsten.
Doch macht unser Fragment auf mich den Eindruck einer schöneren, gleichmilssigeren und
au mehreren Buchstaben den alten runden Typus treuer wahrenden Schrift. Ferner be-
rilhren sich die Schriftzüge unserer Blätter mit der in den Zographensis eingelegten Er-
gänzung, doch ist diese mehr dem Mihanoviö' sehen Fragment als unserem verwandt. Zu
den Zügen der grösseren Verwandtschaft rechne ich die nach rechts geneigte Haltung der
Buchstaben und den in ungeraden • Linien ziemlich roh und nachlässig gehaltenen Ductus
jener Schrift. Der paläographische Typus unserer Blätter steht ungefälir in der Mitte zwi-
schen diesen ZAvei letztgeuannten Denkmälern und etwa dem Achrider Evaug-elienfragment.
Die Kijewer Blätter, dem Inhalte nach sonst sehr nahe kommend, weichen in paläogra-
phischer Hinsicht bedeutend ab; ebenso die Prager Fragmente.
Während noch vor wenigen Jahren Geitler das Wesen der späteren kroatischen Gla-
golitza in der Weise definiren zu müssen glaubte, dass er sie ,eine eckige langfüssige
Majuskel der Bulgaren' nannte,^ entfällt jetzt für uns dieser Zwang, ,die Uebergänge zur
kroatischen Schrift' ausserhalb Kroatiens suchen zu müssen, gänzlich. Der spätere kroatische
(eckige) Typus ist, wie ja das jetzt auch im Werke Geitlers zur Anerkennung kommt, nicht
plötzlich entstanden. In den ältesten bisher bekannt gewesenen kroatisch-glagolitischen Denk-
mälern kommen fortwährend einzelne Buchstaben in einer an den alten runden Typus
erinnernden Gestalt vor. Wären einige Fragmente aus dem Nachlass Berciö's, der jetzt in
der kaiserlichen öflfentlichen Bibliotliek zu Petei'sburg aufTjewahrt wird, paläographisch heraus-
gegeben, so würde die Zahl der Buchstaben des alten Typus bedeutend grösser sein. Ich
mache auch auf die zwei zu Anfang und zu Elnde an das Missale Novaks angebundenen glago-
litischen Blätter aufmerksam, die entschieden älter als dieser Codex, aller Wahrscheinlichkeit
nach in's XIII. Jahrlumdert fallen und für die allmähligen Uebergänge aus der runden in
die eckige Schrift einige nicht unwichtige Belege bieten. Nun kommt unser Fund jenen
ältesten Repräsentanten des eckigen Typus von der entgegengesetzten Seite, als der letzte
Ausläufer des runden Typus, mit seinen zahlreichen Uebergangs- und VeiTnittelungsfiguren
entgegen, er liilft uns die paläograpliische Brücke zu schlagen, und während früher Geitler
in den ,bulgarisclven' Ueberschriften, im jüngeren Zographus und in den Prager Fragmenten
die Vorbilder suchte, liegt uns jetzt alles das viel näher, zu Hause, auf unseren Blättern.
Ueberhaupt wird die ganze Theorie Geitlers von der totalen Abhängigkeit des eckigen
Tyjius von der ,bulgarischen' Glagolitza (jede irgendAvie bemerkbare kroatische Eigen-
thümlichkeit hat ihr Prototyp in der bulgarischen Schrift', so lautete sein Grundsatz auf
S. 147) durch die Tliatsachen unserer Blätter ü1>er den Haufen gcAvorfen.
Um diesen Beweis durchzuführen, wollen wir einzelne Buchstaben nach ihrer paläo-
graphischen Eigenthümlichkeit prüfen.
1. Zeichen für Vocale.
+ + ■!- rti
Für das spätere langfüssige a hat man bei uns schon auf A, a, 16, B, a, 8 oder 12 ein
fertiges Vorbild; da gibt es aber auch allerlei kurzfüssige Uebergangsformen, z. B. auf A, a,
4, 5, 6, 10, B, a, 2, 16, 17. Nichts zwingt vms also mit Geitler (a. a. 0. 91) nach Bulgarien
zu wandern, lun das später übliche kroatische a zu erklären.
< l. c, 8. 164.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 35
I
Das älteste glagolitische 3 ist in der Regel zweimal durchstrichen, das spätere kroatische
entweder nur einmal oder gar nicht. Ganz willkürlich und im Widerspruch mit den That-
sachen wollte Geitler das einmal durchstrichene zum ältesten Typus des Buchstaben stem-
peln. Nun bieten aber unsere Blätter, trotz ihres runden Charakters, das einmal durch-
strichene Zeiclien als das Vorbild für das gewöhnliche Kroatische. Hier sei noch des
Zeichens 3€ gedacht, das ich auf A, b, Z. 11 zu sehen glaube, der Ligatur zweier 3 zu
einer eigenthündichen Figur 3€, die selbst in dem gedruckten Missale vom Jahre 1483 öfters
vorkommt. Ich fand es (die Blätternach dem Petersburger Exemplar gezählt) auf fol. 197 b :
KHiuHK Krtro;i,-kTH, auf fol. 201b: h ckc3€ pocH oKpon/WHHiiM'. Geitler hatte Reclit (S. 69), dass
diese Ligatur von dem Nasalzeichen se ganz verschieden ist.
S S B
Für das glagolitische ii kommt auf unseren Blättern nicht blos das runde, wie eine
arabische 8 aussehende Zeichen vor, sondern auf Bl. A, a, 16 schon das spätere länglich-
sclmiale, oben und unten eckige, in der Mitte nur massig eingebogene. Also schon wieder
zwei Typen auf demselben Denkmal vereinigt, deren zweiten, den eckigen, die spätere
Schrift vorg'ezooren hat.
Ä t I '
Das zweite in der späteren kroatischen Glagolitza immer mehr aus dem Gebrauch konmiende
glagolitische Zeichen für l sieht man noch auf Blatt B, b, 8 (und in Spui-en auf A, b, 16).
Die oberen Bestandtheile des Buchstaben sind hier noch gerundet, während sie in der spä-
teren Schrift eckige Form bekommen. Eckig sieht dieser Theil des Buchstaben auch schon
in dem Achrider Fragment (bei Geitler auf der zweiten Tafel) aus. Das untere Dreieck ist
bei uns stark entwickelt, während es im mis. kuk. (das Facsimile bei Geitler) sehr schmal
aussieht. Unzweifelhaft kann dieses Zeiclien als ein Kriterium bei der Altersbestimmung
verwerthet werden. Nur in den älteren Denkmälern der kroatischen Glagolitza kommt es
noch als selbstständiger Buchstabe, als Initiale, vor, z. B. auf Blatt 271, welches dem mis.
nov. ganz am Ende nur angebunden ist, ohne ursprünglich dazu zu gehören (s. oben S. 34),
sieht man in dieser Weise, als Initiale, den Buchstaben zehnmal angewendet; auf dem
Blatte 1, in gleicher Weise vorn angebunden an mis. nov., ohne dazu zu geh(3ren, kommt
es zweimal vor. Dagegen im mis. nov. herrscht durchgehends das andere glagolitisclie Zei-
clien fi und das 'S ist beschränkt auf den Gebrauch in den Ligaturen, als hjk und ha.
Eine merkwürdige Analogie zu dem bisher nur in einigen kroatischen Inschriften
Veglias nachgewiesenen Zeichen i in der Bedeutung des Lautes i bieten jetzt unsere
Blätter, wo i zweimal vertreten ist: in a-sw-fa». B, a, 12 und in iMb ib. 15. Die Combi-
nationen Geitlers Uljer den angeblich albanesischen Ursprung dieses Zeichens haben für
mich auch jetzt noch nichts Ueberzeugendes (1. c. S. 80), mir erscheint noch immer' als das
Wahrscheinlichste, dass dieses Zeichen ein Eindringling aus der lateinischen Schrift ist, der,
vielleicht als eine Kürzung des •? aufgefasst, dieses ersetzte. Dass gerade aus diesem i
' Vergl. Archiv für slavische Pliilolorrie VII, 4.54.
5*
36 n. Abhandlung : V. Jagiö.
{= i) jene spflter allgemein verbreitete Function des i (als Zeichen für k) hervorgegangen sein
sollte, wie Geitler meinte, der von einer Umstempelung sprach, das klingt in hohem Grade
unwahrscheinlich. Abgesehen von der Bedeutungsverschiedenheit ist noch das sehr seltene
und nur zut^Uige Vorkommen des i als i in Betracht zu ziehen. Hätte i als i in einer
gewissen Periode des glagolitischen Schrifttlumis sich allgemeine Geltung verschajffen können,
so wtirde es a) nicht so leicht sich verdrängen lassen und b) nicht die Bedeutung gewechselt
haben. Ich glaube aber jetzt gerade durch unsere Fragmente auf die richtige Fährte ge-
kommen zu sein, um die Entstehung des gewöhnlichen i als Halbvocals erklären zu können.
Es ist walu'scheinlich nichts weiter als eine Versteifung und Verlängerung des in das Niveau der
gewöhnlichen Buchstaben eingereihten Zeichens t. Man beachte den Umstand, dass dieses
Zeichen nicht immer die volle Höhe des Buchstaben erreicht, als ein ganzes i, sondern zuweilen
auch wie t (also wie die obere Hälfte des ganzen t) aussieht. Darin hat sicli wohl die
Erinnerung an den Ursprung des Buchstaben (aus dem steifen j) erhalten. Ich nehme
daher meine früher im Archiv VII, 455, ausgesprochene Vemuithung zurück und halte jetzt
an der schon in der russisch geschriebenen Abhandlung (^lexLipe cTaTBii, S. 131) vom Jahre
1884 versuchsweise gegebenen Deutung fest.
9
Das Zeichen für o kann mit vollem Recht als eine Uebergangsform bezeichnet werden.
Die beiden Schlingen des Buchstaben sind auf unseren Blättern noch immer rund oder
oval, aber der Vex-binduugsstrich sieht nicht mehr bogenartig aus, sondern fällt meistens
senkrecht lieral). Aehnliche Figur dieses Buchstaben findet man im Fragment Mihanovic
und in dem Laibacher Homiliarium.
9^ 9a- a^ $
Bezeichnend ist die Figur des Buchstaben oy, auch hier liegt schon das fertige Vor-
bild des späteren kroatischen Zeichens vor. Von einer abgesonderten Stellung zweier 83,
wie sie in den Kijewer Blättern und Prager Fragmenten die Regel bildet, findet man hier
keine Spur, die beiden Bestandtheile sind schon zusammengeschweisst in eine einheitliche
Figur. Die einstige Selbstständigkeit derselben ist allerdings einigermassen noch sichtbar,
namentlich in der ersten Hälfte tritt das ursprüngliche 3 deutlich hervor, während in der
späteren Gestaltung des Buchstaben der Rücken dieses ersten Bestandtheiles geradlinig
aussieht. Eine solche Form des liuclistaben, wie sie hier erscheint, kehrt dann und wann
noch in den ältesten eckigen Denkmälern der glagolitischen Schrift wieder (Fragm. mis.
kuk., Theklafragm., Hom. lab.); sie ist aber auch schon in eniigeu macedo-bulgarisclien
Denkmälern vorhanden, z. B. im Achrider Evangelienfragment, im Eucholog. und Psalt.
sinait. Fflr wesentlich halte ich bei diesen Buchstaben nicht die geringere oder stäi-kere
Zusammenrückung, sondern die vollständige Bewahrung der wahren Gestalt beider Bestand-
theile, die man namentlich daran beobachten kann, ob der zweite, angelehnte Theil gleich-
falls die beiden Schlingen noch deutlich erkennen lässt oder nicht; auf unseren Blättern
und in den tlbrigen kroatischen, soAvie in den vorerwähnten macedo-bulgarischen Denk-
mälern ist das nicht mehr der Fall, der zweite Theil der Buchstaben sieht da Avie e,, nicht
wie a aus.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 37
yo ^
Das Zeichen für w ist auf unseren Blättern sehr beachtenswerth, es hat sich in der
alten Figur p- erhalten, deren oberer Theil noch nicht eine compacte trapezfönnige Gestalt
angenommen hat, wie das in den kroatischen Denkmälern des eckigen Typus der Fall ist,
sondern aus zwei abgesonderten, fast wie ein ro aussehenden Elementen besteht. Diese
Figur nun ist gerade den ältesten Denkmälern eigen, wird aber schon in dem Achrid.
Evangelien-Fragment, in dem Mihanovic'schen Fragment, im Abecenar. bulgar. durch die
andere, an das spätere kroatische mehr erinnernde Zeichen ersetzt.
°8
'tQ
off
Das charakteristischeste Merkmal unserer Blätter in paläographischer Hinsicht ist ihr
rO, neben welchem, \A-ie bereits gesagt worden, keine Spur des späteren kroatischen i zu
finden ist. Auf diesem graphischen Standpunkt sehen wir zunächst das Fragment Mihanovi(!;,
doch ist sein /ff bedeutend eckiger und links hinausragend zeigt es nicht eine Schlinge,
sondern einen nagelartigen Kopf, beruht also nicht auf dem älteren «, sondern auf fl.
Zum .Mihanovic'schen Typus stimmt stellenweise das Zeichen, welches für diesen Buch-
staben in den späteren Bestandtheilen des Zographus zu sehen ist, während auf der drei-
zeiligen Interpretation des sinait. Psalters (nach Geitler a. a. O. S. 85) das gleiche Zeichen
schon mit der Schlinge versehen ist, also ein « voraussetzt. Der ellipsenartige Körper des
Buchstaben begegnet schon in einigen späteren macedo-bulgarischen Denkmälern (z. B. auf
Achrid. Fragm.) und ferner auf einer Inschrift in Veglia (vergl. Geitler a. a. 0. S. 85). Der
Grundsatz, den betreffenden Vocal (es werden nicht mehr zwei unterschieden) durch -8
wiederzugeben, kommt auch im Prager Fragment II und in dem späteren Zusatz der
Kijewer Blätter zur Geltung. Das in den ki'oatischen Denkmälern eckiger Schrift neben i
gebrauchte Zeichen, welches, wie wir bereits sagten, seit Safafik als Kriterium des hohen
Alters angesehen wird, beruht unzweifelhaft auf einer Umgestaltung dieser Figur: aus der
Ellipse machte man ein Viereck, der Schlinge gab man ebenfalls ein viereckiges Aussehen^
zuweilen senkt sich dieser links hinausragende Theil bis an den Fuss der Buchstaben und
■n-ird mit dem viereckigen Körper innig verknüpft £ß_. Auf unseren Blättern gehört der
Buchstabe noch zu den entschieden runden Typen. Das merkwürdig starke Herausragen
der Schlinge nach links erinnert an die Gestalt des Buchstaben im Abecenarium bulgaricum,
an die Kijewer Fragmente imd Prager Blätter, zum Theil an die Achrider Evangelien-Frag-
mente, an die glagolitischen Buchstaben des Bologner Psalters u. a.
Als Stellvertreter des einzigen Halbvocales r« figurirt ein Zeichen t, welches sich nicht
an die üblichen Spiritus asper oder lenis anschliesst, sondern ein eckiges Aussehen hat, un-
gefähr wie T.
A
Das Zeichen für -k bietet keinen Anlass zu besonderen Bemerkungen, der Buchstabe
ist nach der Gestalt, die er auf unseren Blättern hat, oben etwas breit abgestumpft, was
auch sonst recht liänfig vorzukommen pflegt.
Das Omega ist auf unseren Blättern eben so wie das Ypsilon unvertreten geblieben.
Die Präposition ot-r wird immer durch o mit einem fast in gleicher Grösse überschrie-
benen t ausgedrückt.
38 n. Abhandlung : V. Jagiö.
2. Zeichen für Consonante.
V QJ3 Ä — odOI] Cftl Ob
Von den Consonanten haben den eclitrunden Typus vor allem die Buchstaben v und a
bewahrt. Die schön gestalteten Rundungen dieser Buchstaben sind mit spitzförmigem
Bogen (besonders stark bemerkbar bei ,-j^ auf Blatt B, a, 12) verbunden. Der Tyjms
dieser Buchstaben auf unseren Blättern überragt jenen des Mihanovic 'sehen Fragments und
der eingeschalteten Zographusblätter, was die Rundung betrifft. In kroatischen Denkmälern
späterer Zeit wrd a ganz eckig, allein in den ältesten derselben ist die rechte Hälfte der
Buchstaben noch immer fast so hoch, wie die linke, so dass der Unterschied zwischen
X und T (ih imd ot) ein minimaler ist. (Vergleiche Fragm. mis. kiik. oder Hom. lab., wo
man noch die bogenförmige Verbindung beider Vierecke sehen kann). In späterer Gestaltung
sinkt das rechte Viereck des Buchstaben bis zur halben Höhe des linken herab.
Der Kopf und der Schweif dieses Buchstaben sind gerundet, wie noch im hom. lab.,
der Schweif erstreckt sich zuweilen sehr weit nach rechts, steckt nicht so tief unter dem
Kopf, wie z. B. auf dem später geschriebenen Blatt der Kijewer Fragmente oder im Assem.
Sonst bietet die Gestalt dieses Buchstaben nichts bezeichnendes.
Die erste, linke Hälfte des Buchstaben »> ist oval, wie der Hauptkörper bei »e (vergl.
A, a, 2, 13, B, a, 5, B, b, 8).
h
Auffallend gross ist «>, die nach links geneigte Hauptlinie ist oben imd zum Tlieil auch
unten abgegrenzt durch einen feinen horizontalen Strich, sie reicht zuweilen (A, a 7) selbst
bis unter das Niveau der Linie und die Schlinge erstreckt sich in ziemlich horizontaler
Richtung nach rechts, ohne jedoch die Basis der Hauptlinie zu berühren. Mit dem horizon-
talen Strich ist die Hauptlinie dieses Buchstaben auch sonst versehen, z. B. im Achrider
Evangelienfragment, in dem Prager Fragment und in den späteren kroatischen Texten, so
im Fragm. mis. kuk., Hom. lab.
Sehr auffallend ist die Figur des as und merkwürdig wegen der Uebereinstimmung mit
der Gestalt, die derselbe Buclistabe auf der grossen Bagka-Insclirift zeigt. Diese Ueberein-
stimmung beschränkt sich allerdings hauptsächlich auf die Hörnchen, die in diesen zwei
Denkmälern, ganz getrennt von einander, parallel in die Höhe emporragen, während sie
sonst überall von einem spitzen Winkel aus in divergirender Richtung auseinandergehen.
Die beiden Striche, die ich Hörnchen des Buchstaben genannt habe, stehen auf unseren
Blättern weit auseinander als immittelbare Verlängerung der beiden inneren Seiten der
Untertlieile. Je isolirter sonst dieser Typus des Buchstaben ist, da ilnn die übrigen bekannten
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente. 89
Denkmäler nichts entsprechendes zur Seite stellen, um so erwünschter konunt uns die
Parallele auf einem Denkmal, mag es auch eine Inschrift sein, auf heimatlichem Boden.
Das Psalterium Sinaiticum zeigt eine kleine Aehnlichkeit, insofern auch dort die Hörnchen
zunächst getrennt von einander, aber parallel emporstreben, doch später biegen sie nach
rechts und links ab.
A
nf
Die Figur des Buchstaben t gleicht auf unseren Blättern entschieden dem alten und
nicht dem späteren kroatischen Typus. Das bezeichnende Merkmal besteht darin, dass später
der Oberkörper aus drei parallel laufenden senkrechten Säulen gebildet wurde, deren äusserste
(rechte) oben mit einer Schlinge versehen ist und wie ein lateinisches P aussieht. Die untere
Schweifung dieser Schlinge reichte in älteren Denkmälern nur bis zur mittleren Säule (so
im miss. nov. und auch schon im Fragm. miss. kuk.), in späteren (z. B. in der edit. 1483)
umschlingt sie bandartig alle drei Säulen. Ausserdem waren in älteren Texten von den drei
Säulen die erstell zwei (die linke und die mittlere) oben durch horizontalen Strich verbunden,
die dritte stand frei; in späteren Texten (z. B. edit. 1483) sind alle drei nach oben offen
und frei. Dass die erste Art der Zeichnung dieses Buchstaben die ältere ist, das zeigt die
andere Gestalt dieses Buchstaben, die in den ältesten macedo-bidgarischen Denkmälern und
auch auf unseren Blättern vertreten ist. In diesen älteren Denkmälern kommen nändich
neben dem P nicht noch zwei gleich hohe Säulen vor. sondern nur links zu Fuss jener
wie P aussehenden Bestandtheile sieht man einen kleinen mit horizontalem Strich gleich-
sam angebu.ndenen Kreis, oder statt des vollständig geschlossenen Kreises (wie z. B. in glag.
cloz.) ist dieses Anhängsel noch viel häufiger nach unten offen, so dass es zuweilen nicht das
Aussehen eines umgestürzten gewölbten Bechers hat. sondern spitzig ist, einer kleinen Pira-
mide ähnlich. Die letztere Abart, die man gelegentlich auch im Assem. beobachten kann,
ist auf unseren Blättern vertreten. Auf unserem Blatt (II, A, Z. 7) sieht nämlich der eine
Bestandtheil des Buchstaben AAae ein kleines umgestürztes a aus, das an ein etwas höheres
rechts stehendes P durch einen kleinen Strich gebunden ist.
Beim Buchstaben k unterscheidet man im Glagolitischen zwei Typen. Der eine von
ihnen, den man füglich als den älteren ansehen kann, zerfällt in zwei von einander getrennte
Theile: eine dreimal gebrochene Linie bildet den Hauptkörper des Buchstaben, zur linken
Seite des dritten Stücks dieser Linie geht parallel laufend mit diesem eine kleine Linie, die
sich in der Regel mit jenem Hauptkörper gar nicht verbindet. So sieht der Buchstabe in
den ältesten Denkmälern aus, z. B. assem., zogr., mar., kijew. Der untere Strich kann mit
der gebrochenen Linie zu einem Ganzen verbunden sein, wie es zuweil im glag. cloz. (a. a. 0.
S. 123), namentlich in den Ueberschriften, der Fall ist. Jener untere vollständige Strich
kann bei kleineren Schriftzügen, dann und wann, zu einem eckigen Pvmkt zusammen-
schrumpfen, wie im Sin. psalt., im Prager Fragment und Fragment Mihanoviö. Es kann
aber auch jede Spur desselben versch^vinden — und das ist der zweite Haupttypus des
Buchstaben, der in allen kroatischen Texten regelmässig zum Vorschein kommt, selbst die
ältesten Denkmäler der eckigen Schrift, Fragm. miss. kuk. oder hom. lab. nicht ausgenommen.
Bisher hatte es einen Anschein der Berechtigung, den ersten Typus ,bulgarisch', den zweiten
40 H. Abhandlung : V. Jagii'.
.kroatisch' zu neunen. So ungefähr stellte sich Geitler die Sache vor (vergleiche a. a. 0.
S. 123). Nuu legt sich auch hier unser Fragment ins Mittel und zeigt, dass auf dem kroatischen
Boden beide Typen, sowohl der altere wie der jüngere, vertreten waren. Auf unseren Blättern ist
!> in der Mehrzahl der Fälle entschieden mit einem punktartigen Strichlein versehen, so B, a, 2
!>8A«, ib. 5 vAi-8, ib. 7 ^A+<'AP'(ro', ib. 15 t- welches über imk steht, B, b, 1 am. Aber auch ohne
Pimkt scheint ^ vorzukommen: A, a, 12 As-a, A, b, 10 3%8^3M.e, ib. 14 .'■v+m«, B, a, 3 f-e^A«,
B, b, 5 !>bAf^'8. Es ist allerdings die Annahme nicht ausgeschlossen, dass in den zuletzt
angeftihrten Stellen der Punkt bei :■ verwischt worden ist, weil er ja auch dort, wo ich
ihn als vorhanden annehme, sehr klein aussieht und einige Male so sehr abseits steht, dass
mau sogar im Zweifel sein kann, ob jener Punkt wirklich zu dem Buchstaben ^ gehört.
AUein selbst angenommen, dass auf unseren Blättern an allen Stellen .■■ mit einem Punkt
versehen war, auch da erklärt gerade die Geringfügigkeit dieses Punktes den weiteren
Scliritt der Graphik — nämlich seinen völligen Schwund.
cß) A A dfi rfb
Schon in der runden Glagolitza finden sich zwei Arten des Buchstaben a. Im Assem.
ev. besteht die Figur aus drei runden in ein ganzes Bild verbundenen Schlingen; eben so im
Cod. mar. Schon im Sin. psalt. Avird die obere Schlinge massig eckig. Auf dieser Modifi-
cation beruht dann die weitere Versteifung des Buchstaben bis zur gewölmliclien kroatischen
Gestalt desselben, in welcher auch die unteren Theile eckig sind, so dass das ganze
Bild eine Verbindung von drei Vierecken darstellt. Eine zweite Art desselben Buchstaben,
die auch schon in den ältesten Denkmälern vertreten ist, besteht darin, dass die obere Run-
dung über den beiden unteren, mit einem horizontalen Strich vei'bundenen Schlingen sich
wie auf einen ausgestreckten Hals emporhebt. Das musste namentlich in den Ueberschriften,
wo A als Majuskel geschrieben wurde, stark hervortreten (vergleiche a als Majuskel auf dem
Facsimile zu meiner Ausgabe des Cod. Marianus). Nur selten blieb bei dieser Emjjor-
streckung des oberen Theiles die Lage des Kreises central en face (wie im Cod. Mar.); in
der Regel ist da das Köpfchen nach links oder (seltener) nach rechts gewendet, sieht gleich-
sam en profil aus (man vergleiche das in der Ueberschrift stehende a im Facsiinile meiner
Ausgabe des Cod. Zographensis oder im Glag. Cloz. bei Kopitar, hier rechts blickend). Dieses
gibt dem Buchstaben ein etwas verändertes Aussehen, bei Minuskeln allerdings kaum be-
merkbar, wenn nicht alle Einzelheiten scharf ins Auge gefasst werden. Und doch beruht
selbst in der Minuskelschrit't des Cod. Zogr. das a auf der letzten, profilartigen Stellung des
Köpfchens; desgleichen die Figur des gewöhnlichen a im Psalt. Sinait. und auf dem zweiten
Prager Fragmente. Ins Eckige umgestaltet, muss ein solches a ebenfalls etwas anders aus-
sehen, als das aus der ersten Abart ins Eckige umgeprägte a, d. h. statt eines viereckigen
Aufsatzes, der sich über den beiden länglichen Vierecken erhebt, kann das nach links hin-
blickende Köpfchen, ins Eckige übertragen, nur ein auf die Spitze gestelltes Dreieck bilden.
Das ist auch in der Tliat der Fall. Man vergleiche die Figur dieses Buchstaben im hom.
lab. nach dem Facsimile bei Geitler oder auf dem zweiten Prager Fragment. Auch auf dem
ersten, dem Miss. Nov. angehängten Blatt findet man ein solches a öfters. Auf imseren
Blättern sind beide Arten des a vertreten. Einerseits findet man schon die stark ins Eckige
umschlagende Gestalt des Biichstaben als Prototyp des später allgemein üblichen kroatischen
Glagolitica. WCedigung nkuentdeckter Fragmente. 41
Zeichens (vergleiche A, a, 3, 8, 12, 13, 14, 18 u. s. av,); andererseits begegnet auch noch die
andere Figur, wo auf der Unterlage ein birnenartiger Aufsatz liegt, mit seinem dünneren
Ende nach unten gekehrt (vergleiche A, a, 13, B, a, 3, 4, 7, 8 u. s. w.).
Am entschiedensten prägt sich der ,kroatische' Charakter der Schrift unserer Blätter
in dem Buchstaben m aus. Dieser wird in selbstständiger Stellung, also ohne Ligatur mit
einem anderen Buchstaben, immer in der auch in allen Denkmälern eckiger Schrift con-
sequent beobachteten Gestalt als m geschrieben. So auch in dem Fragment Mihanovid's.
Geitler hat dasselbe Zeichen auch im Sinait. psalt. zweimal constatirt (a. a. O. S. 108), allein
desswegen seinen Ursprung auf den macedonischen Boden versetzen wollen — dazu fehlt
uns jeder Grund. Ich habe bereits anderswo die Sache so aufgefasst, dass ich von einem
lateinischen Eindringling sprach. Ich halte auch jetzt mit aller Entschiedenheit daran fest.
Zum Beweis, dass der Zusammenhang dieses Buchstaben mit der lateinischen Schrift gefühlt
wurde, möge die Thatsache dienen, dass in recht alten kroatischen Denkmälern das ge-
wöhnliche itt dann vmd wann zu 444 der Fractur werden konnte. Ich fand solche m einige
Male in den beiden an das Missale Novaks angebundenen Blättern.
Unsere Blätter kennen auch die ältere, mit vier Schlingen versehene Figur des Buchstaben
(M, nändich ?s, sowohl als Initiale wie auch im Texte, aber immer nur in der Ligatur. So ist
zweimal a\ui derart verbunden (A, a, 10, B, a, 1 2), dann am in der Ueberschrift anÄM (A, a, 10),
und öfters im Texte: anA/wa (A, b, 6), tpcÄM'k ib., oder ma: mahmk (A, a 7, B, a 13, B, b, 11),
MAHTBdMH (A, a, 9, 14, B, a, 10), ho/mao^h (B, a, 12). Einmal wurden drei Consonanten mar
in ein Monogramm vereinigt, dessen Hauptbestandtheil das geschlungene a\ bildet (B, a, 3).
Die Figur des Buchstaben ist in allen diesen Ligaturen so geschrieben, dass die vier
Schlingen noch rund aussehen und die oberen zwei etwas enger zu einander gespannt sind
(durch einen horizontalen Strich) als die weit auseinander gehenden unteren Schlingen,
deren Verbindungslinie meistens bogenförmig, wie bei a, aussieht; immer jedoch wird das
obere Schlingenpaar mit dem unteren durch eine kurze senkrechte Linie verbunden.
Vergleicht man damit die Figur dieses Buchstaben in anderen alten Denkmälern, so wird
man bemerken, dass z. B. im Assem. das obere Paar der Kreise (oder Schlingen) breiter
auseinandersteht als das untere, und dass die senkrechte Verbindungslinie fehlt, vielmehr
ein Knotenpimkt da ist, indem der Bogen des unteren Paares der Kreise (oder Schlingen)
bis an die obere horizontale Linie reicht. Fast ebenso sieht der Buchstabe im Cod.
Mar. aus, doch eine kurze Verbindungslinie ist schon da, eben so im Achrid. Fragm.,
Zograph. b., noch deutlicher in den Kijewer und Prager Fragmenten. Schon in den ältesten
Fragmenten der eckigen Schrift (Fragm. miss. kuk., hom. lab.) wurden die einstigen Schhngen
oder Kreise zu kleinen Vierecken, und zwar reichen die unteren zwei Vierecke an die oberen,
so dass das Ganze eine compacte, gleichsam aus mehreren Würfeln aufgebaute Figur dar-
stellt: für die Ligatur ml: ifl?, oder für mz: ^ u. s. w.
Dennoch fand ich in den beiden an das Missale Novaks angebundenen Blättern (Blatt
1 und 271) noch die ältere Gestalt dieses Buchstaben: die Schlingen sind schon zwar zu kleinen
Vierecken versteift, allein das obere Paar der Vierecke steht noch frei von dem unteren und
es verbindet sie der wohl bekannte senkrechte Strich. Ein neuer Beweis von der allmäligen
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXTIII. Bd. II. Al>h. 6
42 II. Abhandlung: V. Jaoic. .
Veränderung der einzelnen Buchstaben auf dem Gebiete der kroatischen Glagohtza. Es ist
Schade, dass Geitler jene zwei Blätter nicht beachtet hat, es war aus ihnen so manches zur
besseren Einsicht zu schöpfen.
S' d* ^ V
Beim Buchstaben h (-P) sind auf unseren Blättern die alten Züge noch deutlich erkennbar,
die Rundung eines lateinischen P verlängert ihren unteren Theil in gerader Linie über die
Grimdsäule links hinaus und schliesst diese wie mit einem Knopf ab. Diese Verlängerung
tritt stark hervor, wie in allen älteren glagolitischen Denkmälern, während sie in den spä-
teren kroatischen Texten fast oder geradezu ganz verschwindet. Im Fragm. mis. kuk. oder
mis. nov. ist kaum noch ein ganz dünner kurzer Strich sichtbar, im hom. lab. oder thecla-
fragm. schon gar nichts mehr. Auch am Fusse des Buchstaben findet man einen ähnlichen
horizontalen Strich.
-P
P
In ähnlicher Weise ist bei dem Buchstaben r der aus der Mitte der Säule lieraus-
ragende kleine Strich bezeichnend, da auch hier die späteren glagolitischen Texte eckiger
Schrift (z. B. Fragment mis. kuk., hom. lab., theclafragm., mis. nov.) diese Verzierung gänzlich
aufgegeben haben. Unsere Blätter wahren also noch den älteren Typus.
Die untere Hälfte des Buchstaben c, soweit er nicht einer 8 ganz nahe kommt, be-
steht auf imseren Blättern aus einem Dreieck. So sieht auch in allen übrigen alten Denk-
mälern dieser Bestandtheil aus. Dagegen hat in den kroatischen Texten diese Basis des
Buchstaben die Form eines Vierecks angenommen, und zwar schon sehr früh, in den ältesten
Repräsentanten der eckigen Schrift.
Pö [IT] UJ
Die beiden Schenkel des glagolitischen Buchstaben m sind nach unten noch meistens
abgerundet und im Ganzen klein, so dass sie dann und wann nicht einmal bis zum Grund
der Linie reichen, was in der eckigen Schrift seit jeher der Fall war. Dasselbe gilt für
manches ui (vergleiche A, a, 6, 17, A, b, 4, B, a, 8, 15). Man erinnert sich dabei der kleinen
Figur dieser Buchstaben auf den Kijewer Blättern. Wenn Geitler erst in dem verlängerten
uj und OT den ,kroatischen' Charakter erblickt (a. a. O. S. 146), so beweisen abermals unsere
Blätter, dass seine Schlussfolgerung übereilt war.
Bei dem Buchstaben i^ finde ich die obere Oeffnung der gabellormigen Gestalt ent-
schieden grösser als in den späteren kroatischen Texten.
Der runde Charakter unserer Schriftzüge hat sich selbst bei diesem Buchstaben nicht
verläugnet, insofern der Nabel desselben noch nicht viereckig geworden, sondern oval ge-
l)heben ist.
Glagolitica. Würdiguno neuentdeckter Fragmente. 43
8. Die Ligaturen, Zeichen, Initialen.
Der paläograpliisclien Eigentliümlichkeit der SchriftzUge miiss noch die besondere Vor-
liebe für die Ligaturen benachbarter Buchstaben beigezählt werden. In dieser Hinsicht ge-
hören unsere Blätter ganz entschieden der kroatischen paläographischen Schule an. Sel})st
in den spätesten glagolitischen Texten der pannonisch-macedonischen Redaction findet man
nicht so häufig und so sichtbar das Bestreben nach Verkettung gemeinsamer Bestandtheile
zweier benachbarter Buchstaben, wie das bei allen kroatischen Texten eckiger Schrift und
auch bei unseren Blättern der Fall ist. So oft sich die Lautgrujjpen tv, tr, pr, gd, zd, zl,
pl, ml, gl, vi, sei es im Anlaut sei es im Inlaut, einstellen, gleich findet auch die Ligatur statt.
Ich habe auf unseren zwei Blättern, so weit man den Text lesen kann, nicht weniger als
43 Ligaturen gezählt. Dieser Hang zur Abkürzung ist bezeichnend, er steht off"enbar mit
der häiifigen Anwendung der Schrift im Zusammenhang. Die anderen uns paläographisch
bekannten Denkmäler des runden Typus kennen zwar diese Ligaturen ebenfalls, doch
wenden sie dieselben nur massig und selten an. Nur das Fragment Milianovi(j's tritt in
diesem Punkte ganz in die Fussstapfen der kroatischen Denkmäler. Um die Häufigkeit der
Ligaturen in Zahlen auszudrücken, bemerke ich, dass ich auf einer einzigen Seite des mis.
nov.. die bei Geitler facsimilirt ist, 55 Fälle der Ligatur gezählt habe.
Auch der Apostroph, d. h. das den ausgelassenen oder unbeachteten Vocal ^andeu-
tende Zeichen, verdient mit einem Worte hervorgehoben zu wei'den. Es sieht entscliieden
eckig aus und gleicht einigermassen dem Spiritus lenis der griechischen Minuskel in den
Handschriften des X. — XI. Jahrhunderts. Ich schliesse aus der eckigen Form, die sich be-
kanntlich auch noch in den Kijewer Blättern vorfindet, auf die treue Bewahrung alter Tra-
dition. Diese Thatsache fällt um so bedeutungsvoller in die Wagschale, als ja in den späteren
kroatischen Denkmälern, trotz ihrer eckigen Schrift, gerade dieses Zeichen nicht mehr
eckig, sondern rund gebogen aussieht. Man vergleiche das Facsimile des Laibacher Ho-
miliariums bei Geitler.
Endlich will ich noch auf die merkwürdige Uebereinstimmung der Initiale V .(B, a,
Z. 9 — 10) mit einer gleichen im Glagolita Clozianus. die bei Kopitar in einem Specimen
abgebildet ist, hinweisen und den nicht bedeutungslosen Umstand hervorheben, dass auf
unseren Blättern die Ueberschriften mit gewöhnlicher schwarzer Tinte geschrieben und nur
zwischen den schwarzen Umrissen mit Roth übertüncht sind. Auch das ist der paläogra-
phische Usus älterer Handschriften, die in der Anwendung des Cinoberroths sehr massig
vorgehen, falls sie sich nicht ganz desselben enthalten. Auch jene an das Missale Novaks
angebundenen Blätter, von denen schon öfters die Rede war, befolgen diese Regel.
6*
44 II- Abhandlung: V. Jaök^.
Erster Anhang.
Bei der Wichtigkeit des glagolitischen Textes der Kijewer Blätter, auf den ich mich so oft
im Verlaufe dieser Abhandlung berufen musste, wird es hoffentlich Vielen erwünscht sein einen
getreuen Abdruck dieses Denkmals nebst der lateinischen Uebersetzung hier zu finden. Bekannt-
lich hat dieses Denkmal mein verstorbener Freund und Gönner, der Akademiker I. I. Srez-
nevskij, zuerst gelegentlich des im Jahre 1874 in Kijew abgehaltenen Archäologen -Con-
gresses ans Licht gezogen imd einige Jahre später (im XV. Bande des Cbophhkt> OTjjßnieiiin
pyccKaro H3i>iKa ii cjigbcchocth, C. üeTepByprT. 1877) in glagolitischer Urschrift und cyrillischer
Transscription, sanmit seinen Bemerkungen herausgegeben. Nicht Vielen wird die Ausgabe
Sreznevskij's zugänglich sein, sie ist auch nicht ganz fehlerfrei. Doch nicht diese Gründe
allein bestimmen mich das Denkmal hier von neuem herauszugeben, sondern vor Allem ist der
Wunsch massgebend, durch die lateinische Uebersetzung dieses Bruchstück eines Missais, das
zu recht alten liturgischen Büchern der römischen Kirche zählt, den europäischen Gelehrten,
die sich um die Geschichte der Liturgie des christlichen Orients und Occidents interessiren,
zugänglich zu machen. Wie ich nämlich überzeugt bin, dass die slavischen Kirchenbücher
der orthodoxen Kirche für die Einsicht in die noch wenig aufgehellten Zustände der griechi-
schen Liturgie des IX. — XL Jahrliunderts von grosser Wiclitigkeit sind, so halte ich auch diese
beiden Bruchstiicke des römischen Missais in slavischer Uebersetzung für beachtenswerth
vom allgemeineren Standpunkte, als einen zwar kleinen, aber durch das Alter hervorragenden
Beitrag zur Geschichte der römischen Liturgie bei den Westslaven. Zumal die Kijewer Blätter,
die ich spätestens ins XL Jahrhundert nach ihrer gegenwärtigen Gestalt, nach ihrem Ursprünge
aber ans Ende des IX. Jahrhundertes setzen möchte, lenken schon dadurch die Aufmerksamkeit
auf sich, dass sie nach den inneren (sprachlichen) Kriterien des Denkmals auf die Länder hin-
weisen, wo einst der Schauplatz der beiden slavischen Apostel, des Cyrill und Methodius,
war. Ich habe der Erklärung dieses Denkmals vor mehreren Jahren ziemlich viel Zeit ge-
opfert und mir Mühe gegeben, die Lücke, die selbst nach den Bemerkungen und Zusätzen
Sreznevskij's betreffs der lateinischen Quellen offen geblieben waren, auszufüllen. Leider waren
auch meine Forschungen bezüglich des Kijewer Fragments damals eben so wenig von einem
vollständigen Erfolg gekrönt, wie gegenwärtig bezüglich unserer neuentdeckten zwei Blätter.
Ein gleichlautendes lateinisches Missale liess sich ni<!ht entdecken. Das war mit auch ein
Grund, warum ich von der vor Jahren beabsichtigten Ausgabe abstand, trotzdem für eine
kleine Auflage sellist die photographische lieproduction des ganzen Denkmals vorbereitet
war. Die letztere soll übrigens bei dieser Gelegenheit verwerthet werden. Ich gebe den
Text nur in einer möglichst genauen cyrillischen Transscription wieder, da das glagolitische
()rii.nn;il ans der Beilage ersiclitlich sein wird.
Glagolitica. Würdigung neuentdeckteu Fragmente.
45
Fol. Ib. B'h SV AHHh KAIM6HTfl.
(Taf.m.) . . .
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HH-k HOCl/U'k - p'kCHOTIBkHa'k
10 HSA^kuiEHH-k OBk<V\Ea\'k : PMk .
Die XXIII. Clement! s.
Deus qui nos annua beati Cle-
mentis martyris tui atque pontiücis
solleranitate laetiricas, concede propi-
tius, ut cuius natalieia colimus, virtutem
quoqiie passionis imitemur.'
Super oblata.
Munera, cloniine, oblata sanctifica,
et intercedente beato demente martyre
tuo, nos per hunc a peccatorum nostro-
runi maculis eraunda. Per dominum.'^
Praetatio usque aeterne deus.
Venerabilis Clementis sacerdotis
et martyris natalieia recolentes, qui
beato apostolo tuo Peti-o in peregri-
natione comes, in praedicatione disci-
pulus, in dignitate vicarius, in passione
(martyrio) successor esse promeruit.
Per Christum Dominum nostrum.'
Post Comiuuiiioneiu.
Corporis sacri et pretiosi sanguinis
repleti libamine, quaesumus, domine
deus noster, ut quod pia devotione geri-
mus, certa redemptione capiamus. Per
dominum. ••
46
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KKCfMOr'KHl K>Kf ' KAaHifH'KH
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Ha CiXCHj'JKkKTvH AWAMl TKCIY'*'
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Akl^ii Hailliv ■ l iMHAOCIHW;
TKOfUi» iipocB'kTi H'WH : P/Wk :
HflA'' ÖlIAflT'fiMFj :
Rai.3'k Hac'k ba;ai ■'■ »pöci-
20 M'w TIA ■ i /MoaiTR* Haiu;^
II. Abhandlung : V. Jagiö.
£od(;iu die Felicitatis.
Tribue nobis, quaesumus te, omni-
potens deus, per beatam martyrem
tuam Felicitatem completam orationera
et per eandem protege nos. Per do-
minum.'^
Super oblata.
Vota populi tui propiciatus respice,
et quorum nunc nos sollemnia sancto-
nun celebramus, fac nos gaudere in
vita aeterna."
Post coiuimmioiit'iu.
Supplices te rogainus, omnipotens
deus, suftplicationibus sanetorum tuo-
rum et tu ipse adsis, et munus tuuru
colloces in nobis et tempus nostrum
iuste disponas. Per dominum.'
Missa ad omiius dies totiiis
aniii (annua).''
Deus, qui creaturam tuam valdc
miseratus es et post iracundiam tuam
pro Salute hominum incarnari digna-
tus es, et benevolus nobis confirma
corda nostra et gratia tua iUumina nos.
Per dominum."
Super oblata.
Adesto nobis, quaesumus, dominc,
et preces nostras exaudi, ut fiduciam
Glagolitica. Würdigung neobntdeckter Fragmente.
47
OVCAHiHUII ' 4,d Oyn'kKdHHE
(B'k)HkA\fM'k A'^ATk CKOIjfk '
l B'k AKVBIvBk A'^PI^ (1^ '^^-
kIc npiHOciiU'k : rA\k :
Fol. III. IIP-B^Dfll^H-fi: B'kHhHki Ka?f:
H(KECkCK'kHM\ TßObA CUlvH
npOcf/H'k l lUÖ/MiWk • JS,& CK
R'kHiUkmiUi TKOi.Mi ' ;v,o-
5 CTOIHHiH C'kTßOpllUI H'kH : l-
B'kskHa'k TBÖii l]^'K»C 7tiMi,\A-
IM^K n<l4,dCk HatWK iUlAOCTI-
KkHO : Y<Uk r<Uk HaiUlMk ' IMk
110 B'hG/^A'B : •
10 ripÖCI/MTv TIA ri A<>3'' HdA^-k *
fi,i CBMT-kl TBOI B'kC;^A'»'
nptfMA\ihH,l AÖCTOIHI K».
fi,lM'K OMIlUMfHH'k TßOfrO '
i B-kpa TKO-k B'k Ha'ck m b'k-
15 SApäcTITTi : TMk HaUIIMk HCM '
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HkH'M EXt ■ npi3kpi Ha MQ-
MTRJk HAUlik • l K'kH;t;-
20 TpkH'k'k HAluii OMICTI " "klKf
HTkH COY'UIIAT'k rp'k)fKH HaUJI-
A»l : A^ /WiaOCTIWi TBOf-
Kk iseaBi H'kH : riUk naiui
HflAt ÖnAÜThMFi :
Fol. nib. Gkl npiHOCk npiHCCCH'M TtK-k
CTaf V ) « '
V ' n npociM-K Tb» npiiMi : i-
«t (ci KaarocacKtcTiATk
Ha c'knaccHHE Hauii : rMh Hauii :
operum nostrorum capiamus et in cari-
tate donum hoc tibi offeramus. Per
domimim. "•
Praefatio. Aeterne deus.
Caelestes tuas virtutes, quaesumus
et rogamus, ut supernis tuis dignos
nos efficias atque aeterna tua, quae
appetimus, tribuas nobis clementer. Per
Christum dominum nostrum, per quem
Post communioiiem.
Quaesumus te, domine, praesta no-
bis, ut Sacra tua communione sumpta
digni efliciamur purificatione tua et
lides tua in nobis ut succrescat.** Per
dominum nostrum.
Missa altera de eodeiu.
Quaesumus te, omnipotens sempi-
terne deus, respice preces nostras et
interna nostra purifica, quae nos sic-
cant peccatis nostris, atque per miseri-
cordiam tuam redime nos. Per domi-
num nostrum.
Super oblata.
Hanc oblationem tibi delatam, do-
raine, quaesumus te, suscipe, quam bene-
dixisti ad salutem nostram. Per domi-
num nostrum.
48
11. Abhandlung : V. Jagiö.
CTI TKCCIrfk lipOCIiU'K : npi-
3'kKdA'k HiiH fci n ' A^ Hcnpa-
Kl H-hH l OHIC'l'l ' HC Häuil- .
cro pa^,! i>K( (ci OE'ku'ka'h
HÄMTk : M R'k3/H0}KIA\'K A®V'
Uliv/Ul l rljaiCkH l «UliHCAk-
Mi Haiiii/v\i ' iipibftTH 3ano-
15 K-k^l TKOIA : MiJKf fCI nOC'k-
AAA'K K'k HAM'h. : J^AAk TiWk Ha-
lUlMh l<Uk;K( RCaiMk .
110 BTiG/^A'fe :
GrIATtTi TROI R'kCKKA'K
20 Fl l«( icM'K R-KahfiM A\0-
ai.U'k TIA • Ji,A OMICTHT'k
H'kH OT'k rp'kjf'k HaUll\"k : l
K'k HfRCCkCI^-ki AlCR-kRI
iipHRf^\n"k H'kH : PMk Haui :
Fol. IV. Mhlllli V 0 T0AVIi36 :
llpOctuU'k TIA KkCI/MCT'kl
SXt jS,A 'kKOH<( (CA\'k CKp'kRkHI
rp'k]('kH Hauji<ui : ««laocTk-
5 Kk. TROCM; OT'k Rkck^Ti 3'k-
AHI HaUIIY'k OHICTI H'kH :
PA^k :
imA'i- öiiAnri.AVh :
llpiiiUH ri ripoci<v\'k tia iipn-
HOCk eil ' npiHCCCH'kl TfR-k-
10 HSKaRrttHii'k paA« laoR'k •
MkCKa ■ i ckApaRii Ha<Mk
Aa3k • l AM'UIIA HailllA i T'k-
Praefatio ustjue aetfriie deiis.
Ut to sequaiuur et misericordiaiu
tuam exoreums, vocasti nos, domine,
itaque corrige uos et iniinda non per
opera nostra sed per votiini tuum quod
nobis proinisisti, ut animis et corpo-
ribus et mentibus nosti'is praecepta
tua suscipere valeamus (mereamur),
quae misisti nobis. Per Christum domi-
num nostrum, per quem
Post coiumiiitioiieiu.
Sacra tua communio, domiiic, quam
sumpsimus, quaesumus te, purget nos
a peccatis nostris et ad amorem cae-
lestem nos perducat.'^ Per dominum
nosti'um.
Missa tertia de eodeiu.
Quaesumus te, omnipotens deus,
ut sicuti peccatis nostris contristati su-
luus, per misei-icordiam tuam ab Omni-
bus pravitatibus purges nos. Per do-
minum.
Super oblata.
Suscipe, domine, quaesumus te, lio-
stiam hanc tibi oblatam pro redemptione
hominum et sanitatem nobis da et ani-
mas nostras atque corpora emunda
Glagolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente.
49
MCA OMHCTI • a MOrtlTK*
HdiiiA; npHUUi : P/Uk :
15 y\0 K'kskH'hi KJKf ; •
TliH fCI «HBOT'k HaiUk PI 0-
TTi HCB'kHTI'k KO BTi K'kHT(H()
CkTKOpiATv WkH (Cl " l OTTk-
naA'KUJbft K-kCKpfiCi naK-KH '
20 fl,A Ha/MTi Hl A*CT«''T1» TtK'fc
CTirp+iUiari : TRcix JKt c;&-
T-k BkCK • HEEECkCKa-k l 3f-
lUAkCKa'k n • a** "•"»^h ca^MTv
OTTk rp-k)fTk Hauji^nv HSEaBH
25 HTiH : ]f(Hk ratk ;
Fol. IV b.
(Taf. VI).
JSt,A3W HAM-h. KkCEMOr'kl R»:( '
fi,A 'kKO^KC HlvH ECl HEBECkCK'kHbA
llll^hK HaC'kHTIrt'K : TaK03E
5 :KE l >KHKOT'k HaUlk CIAO-
Mx TROEKK OYTBpk^i : r<Mk :
MhUI-B : ^ : Ö 'rOMh36
(L^liicapkCTB'li HaiiiEjUk ri /ui-
aocTkKi; TBOEiAx npiSkpr :
10 l HE 0T'k/l,a3k HaiUEPO TO^"
3lM'k ■ l HE OKpaTI HaCk
Rix na'KH'k Hapo,v,o<u'k iiora-
HhCK'h'iiAt'k : Y<> PMi r'i "a-
lilEPO ■ ia?E HljCapiTTv C'k OTk-
15 l^E/Mk l CTv CBI>ftT'kHiUk :
TboIj l^npK'kHa'k TBpk^h 3a-
UIMITI HHiH n ° l«H<E ECl
OBpasikAik cBOiMk oyno-
iJenkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII, B'l. 11. AhU.
precesque iiostras suscipe. Per domi-
num.
Pracfatio usque Aetcriie deus.
Tu es vita nostra, domine, namque
a iion essentia in essentiam nos creasti
et cadentes (deficientes) iterum suscitasti.
Neque nos decet tibi peccare; tua enim
sunt omnia, caelestia et terrena, domine;
tu autem ipse a peccatis nostris libera
(redime) nos, per Christum dominum.
Post couimuiiionem.
Da nobis, omnipotens deus, ut sicut
nos coelesti cibo satiasti, sie et vitam
nostram virtute tua eonürmes. '^ Per
dominum.
Missa quarta de eodeiii.
In regnum nosti'um, domine, miseri-
cordia tua intuere, et quae nostra sunt
alienigenis tradere noK, neque nos in
rapinam paganarum gentium convertas.
Per Christum dominum nostrum, qui
regnat cum patre et sancto (spiritu).
Super oblata.
Tuae ceclesiae tinnitas protegat nos,
domine, quam imagini tuae assimila-
visti, quam nos colimus ad medelam
50
II. Abhandlung : V. Jaoiö.
20 A^KIA'K • HiyXl H-KH HkCTI-
«WK HÄ KaAkCTKO HÄUlt ' TO-
(r)o paAi cci HäiWk Kicsk-
rMw HauiiiWk :
Fol. V. nP1i<I>(fli;H1i . . .)
Ad iiK'kHH« C^r-K TBOMk Cl
CAOl^'HCkBnvH K'k»;AIÖBA(H'kH-
M> ' TaK'kH»:( iWkHCakMI CBO-
5 liUI HTkH TKOpiAtTi ' A TTiH
CAM1%. PH npHCHO H'kH lipiCiWAl :
fi,A K'k3/M0»;(/U'k npaBk4,k-
HA-k TKO-k HacA-k^'^KaTi •
10 i OT'k HEnpi'k.3NIH^ A'^'^'''
OMICTHTI CA : )fiMk T/Mk HaUI-
iUk : liV\kH;( BiAISkCTBO :
nostrain, proptor quam nobis sempiterna
promissa'^ adtulisti. Per dominum no-
strum.
Praefatio.
Ut sicut haec tua ofticia gratissima
sunt, talia nos mentibus nostris fa-
ciamus ; tu autem ipse, domine, semper
nos sustine, ut iusta tua imitari et ab
operibus diaboli mundari valeamus. Per
Christum dominum nostrum, cuius ma-
iestas.
*
110 BliG/^AÜ :
TboIi cBMkTa'k KkciMor-ki
B>K( ' 'k^Kt C( H'kH npiCMACM'k :
lö Ha pa3;l,p'klll(HH( ° l Ha OMHUIMt-
HHf HaA\-k KA;,\^ : A T-kH CA
/Wk nOMOUklA« TROfKK Riv-
HkHOK»» .SaillHITI H'kH : T/Mk
AYI.IIlli ■ 6h ■ 6 rOA\l,36
20 llpoci/U'k Tl/A n B'k.3AKI-
PHi cpk^ki^a Haurk ktv TfK-k o-
T'k 3(<U/\kCK-kH)^'k nO)('OT(HI)
Ji,A RTkSiHOHil/M'k JfOTilTI (HJ-)
KfCkCK'kHiU'k TBOlAX'k ■ •
Fol. Vb.
(UnA'ii oiiAnr'i.Mii
(Taf.Vn.) ^
llKkHIKf ,\A(I-KH IMAiWk ' Hp'k^'k
TOKOKK c;üT'k ' l HpOCIAX'k
Post eomiuunioiiem.
Sancta tua, ''^ omnipotens deus, quae
nos hie sumimus, in absolutionem et
purificationem nobis sunto, tu autem
ipse praesidiis tuis perpetuis tuere ">
nos. Per dominum.
Missa qninta de codem.
Quaesunaus te, doniinc, excita corda
nostra " ad te, a terrenis cupiditatibus
ut caelestia tua appetere valeamus.
Super oblata.
Qualia mimera liabemus, eoram te
sunt et, quaesumus te, suscipe ea, ut
Glagolitica. Würdiguno neuentdeckter Fragmente.
51
TIA npil/MI bA • A<» 'HTkH KTiSi««-
Ö »E/U'h B'k B'KH^/MORAiHHI TKOC-
EMK : r<v\k HauiiiUh :
np-BOfl
S'KAOBa HAlwk HC K'hp'kCHI Cbft B'k
HaCK ' H'k H3;t,P'klllEHHC B'ksk-
10 HOE npiCHO Ha'iM'k K^A' ' ri
HaiuEro paAi : T-k ko H-kH ca-
/Wk OTTi Tk/MkH'kH)fk OTTiBE-
AE : i OMicTi • i saKAEnE ■
i A*<^T*iH<> HSBaßi : )f/«k
16 r/Uk HaiiiHA\k :
alia in cariüite tun promereamus. Per
dominum nostrum.
Praefatio usque aeterne deiis.
Neqnitia nostra ne inveterescat in
nobis, sed redemptio aeterna continuo
nobis Sit, per dominum nostrum; hie
enim nos ipse a tenebrosis abduxit et
purgavit et reelusit et dignanter re-
demit. Per Christum dominum nostrum.
HO BTiO/fxA'fi :
B'kCA^A'^Ha'k lUOAiTBa Haiui:
«YTBpkAI H'kH ri R'kHkH'kHMI
TBCi/Mi : i no4,a3k Ha'/Wk ck-
nacEHHE TBOE : r<ük Hauii/Uk :
Post communionem.
Preces nostrae communionis mu-
niant nos, domine, aeternis tuis et tri-
buat nobis salutare tuum. Per dominum
nostrum.
20 Mhlllli 3:0 T0/Uh36 : •
(T)TkH n OTk<UI H'kH OT'k A;i;KaBk-
cTBa HaujEro • i tboeja; m\a<>-
CTHM; OEpaTH H'kH Ha HpaBk^^
tbom; : Piük Haiuhuk :
Fol. VI. mXi^ ÖnAHThMh :
npinECEHlCl TEK'k ri Ckl Mfi-K
l«?E T'kH ICI Ji,AA'K l C'kTBO-
pWk ■ l^ip-kK-kBE paA? TKOE-
5 MV - t »<IBOTa l np'kcTaBAE-
HH-k HauiEPO pa^i : i ckB^kcroy-
E/U'k H'kH ' 'kKO BaakCTBO E
CT'k t6 «HROTa K'kHkHaro :
rmk :
Missa sexta de eodeiu.
Tu domine eripe nos a malitia nostra
et per misericordiam tuam converte nos
in iustitiam tuam. Per dominum no-
strum.
Super oblata.
Oblatum tibi domine hoc munus,
quod tu dedisti et instituisti pro eccle-
sia tua et pro vita atque morte nostra,
nos profitemur medicinam esse vitae
aeternae. '**
Per dominum.
52
II. Abhandlung : V. Jagiö.
npii<i>flunii AO
10 K'kHkH'KI K}K( :
AVoAliWK CIA HCOy \-0V|' C'KHHOy
TBOEAioy n HauifMcy • a<*
.UlAOCTkUK CKCCKK aaiiiHi-
TITTk HTkH l CknaCfTTv : Kl-
15 }K HirOHCf KO lUlAOCTI Hi K'K-
3iU0>KE<U'K HHMhCOJKI C'KTKO-
piTi : T-t/Mk «« ca/Mcro
Uro pa^i A'ipi^H ■' 'Hi'tocTk
npi(<UA(iU'k l KTv rtWK'kKI
20 ;KHBEi\\'k : YMk FMh HMUlMk
110 H'hGi1\A'B :
H'Kc;i;/k,a TBOcro n HackH-
l^iHI npOCI/M'k TIA ; OTTi Kk-
Fol. VIb. ('^X'*' "POTHKIAUlX-k CIA Ha'-
(Taf. Vni.) M'K ckiiaci htiH : r^Mk Hauii ;
A\;(;hehikii TKOi)("k n Hk-
5 CTI HkCTIAHC /MOrtliM'k TIA
npociA^c : fi,A 'Ukoke ia fci
CaaKCHAv TKOfl^ HEKCCkCKÖY-
m; oyTspkAi'^'K : TaK03( }KE
l HliH /UlAOCTIKk^ TR0(M;
10 npiiur PiUk :
NflA'l' OIIAflTMEi :
liplHOC'k n lipiNECMTkl TCB'k
/UAi^iwiiKni cKiAT'kHY'k pa-
4,1 npH/u^ : i A\oaiTKa<ui
i^'k i sanoK-kAkMi troi-
15 Ml lipicn-kl HÄM'h. IIOMOUk
TROli ■ r/Mk :
Praclatio usque aeterne deus.
Oremus Jcsuni Christum filium tu-
um, dominum nostrum, ut gratia sua
protegat nos et salvet. Nam sine eins
misericordia nihil efficere possumus.
Ideo per eum ipsum et gratias accipi-
mus et in caritate vivimus. Per Chri-
stum dominum nostrum.
Post comniHiiioiiem.
Communionc tua, domine, satiati,
qaesumus te, ab omnibus adversis**
nobis salva nos. Per dominum nostrum.
Missa de martyribiis.
Martyrum tuorum, domine, natalicia
celebrantes, suppliees te rogamus, ut
sicut eos gloria tua caelesti confirmasti,
sie etiam nos per gratiam tuam susti-
neas.^" Per dominum.
Super oblata.
Hostiam, doraine, oblatam tibi per
sanctos martyres suscipe et interceden-
tibus precibus eorum tuisque mandatis
adesto nobis praesidium tuum. Per do-
minum.
Glagolitica. Würdiguno neuentdeckteu Fkaomente.
53
110 B'iiG;i\A'B
OsiicTii HTiH n npoci/U'K tmi
HfEfCkCK'KHY'h TKOI\"k pa-
fl,i sanoB'kAk'i : i o^'XBph
20 fi,\ HTvIl JH,A CAARliWh. Tbft (Ipiv-
ATi CBbftT'KHfUI TKOliUl
<MOAiTBa/v\i Haiiiijui :
rmk Hami/Uk : •
Post oommunionciu.
Eiminda nos, domine, quaesumus tc,
per praecepta tua caelestia et confirma
nos, ut glorificemus te coram sanctis
tuis precibus nostris. Per dominum no-
stnim.
Fol. VII *MI,lll1iÖF.hG1iX'hH6K6GLGKT,l Missa de omnibus virtutibus eae-
XTi GtAfIX'h : ÜOMAiM'k CMk : • lestibus.2'
B'k IHfC H'kH /UOAl.TB'kH paXl
KAaH^EH'kHbft EU,Mk l npiCHO-
5 A'^KI^H /UapiMi ° l KaaHtEH'kH-
)f'K paA? aHlil/\T> TBOI^fk ■ l
BkC'k^^'k HfBCCkCK'kHY'k ClAA-
jfk : i anocTOATi ■ i ,\\*hi-
HlKHv ° l np'knOAOKbH'KHY'K '
10 l HICT'kHJf'K A'kß'K ■ l K'kckjfk
CKlAT'KH)f'k TK«l)f'k /MOAl-
TBaMI ' lipiCHO H'kH B'kSBt-
cfAiA'k (ci : npociM'k TM>
n • fi,& 'kKOM^i H'kH HkCTLM'k
15 MkCTI Cil^'k Ha BkCbft J\,hHI
MHAOCTklA« TBOCM; AÄ3k.
HAMii. npHCHO HacA'kAOBari *
HEEfCkCK'kHIrfk TBOMl CHA'kH ! •
TMk HaiU/Uk :
Oremus. Domine, qui nos precibus
beatae deiparae et semper virginis
Mariae et beatorum angelorum tuorum
et omnium celestium virtutum, et apo-
stolorum atque martyrum et venera-
bilium atque castarum virginum omni-
umque sanctorum tuorum precibus
continuo laetificasti: praesta nobis, quae-
sumus, domine, ut qui eos cotidiano
veneramur officio, per misericordiam
tuam continuo tuas caelestes virtutes
imitemur. Per dominum nosti-um.
20 A'^P'^ ^1^ lipHHfCtH'kH TCB'k PI
BkC'k)f'k CBIAT'kH){"k HfBECk-
CK'kHJf'k ClA'k pa^^ : l B'kC'k-
)f'k CBIAT'kHJf'k • TBOIX'K pa^l
Super oblata.
Munus hoc tibi, domine, oblatum
per omnes sacras caelestes virtutes et
omnes sanctos tuos et iustos tuos sit
54
II. Abhandlung : V. Jagk!-.
Pol. VII b. i npdRk4,kH'kHX"k pdA^ : k*-
' ^^ A' TIB-k RTi YBaAA; : A HAM^h
HOf CT-kdAari : VMh HJUII.Wk
6 110 B'hO/l^A'B : •
llpOCIAt'k TIrft n ' ,\A3K HAiWh.
<UC<tlTBa<UI Rkck^f^lk H(K(-
CkCKTiHlfK CHAa)fk • l Rkckjfk
CRbÄTTTHY'k TROIJf'k " l A.'^A'^h.
10 lY'tk PM' HpaRkAkH'kHJIfk : RTv-
c;i;^'K<Uk ClMh RTkSliÄThH-
,\\k OMicTi opkAki^Hv Haiuiv
CTTk rpHc^Ti HaiiiijfK : r,Mk Ha
<UOAHTfifl VI :
15 GnvTRCpi H'kM ri Eikl npHMI<ft-
CTkH-kH CRIAT-k"! KH,\ l lipH-
CHO^'ljB'k /MapHJ : l AÖCTOI-
HTkH CBIAT'kH)f'k aHliCAnv ' l
Baa/KCH'kHY'k anocTOrtTv • ma;-
20 •ICHHK'K ■ l np'kn«i,\CKkH'kH]CTv
(l) MICTTvHJf-k A'feRT' " l RkCk-
(jfk) CRIAT'kHX"K TBOIJ^^Tv : M9-
i\HTKAM\ llfk .3aUIHITI HtLh .
tibi in laudem, nobis autem precibus
illorum salutare reddatur. '■^'^ Per do-
minum nostrum.
Post coiuiuiiiii(»ne]n.
Quaesumus te, domine, tribue no-
bis precibus oranium caelestium vir-
tutum et omnium sanctorum tuorum et
operibus eorum iustis, ut hac commu-
nione sumpta corda nostra a peccatis
nostris emundentur. Per dominum no-
strum.
Oratio altera.
Fac ^^ iios, domine deus, consortcs
sanetae deiparae et semper virginis
Mariae et dignos sanctis angelis et be-
atis apostolis, martyribus, et venerabili-
bus et castis virginibus et omnibus
sanctis tuis, precibus eorum protege nos.
' Ho lautet der lateinische Text im Sacramentarium öregorianum (Muratori II, 129), deu ich auch in dem
Codex der k. Bibliothek zu Berlin (ms. theol. fol. 11, saec. XI, fol. 223 b et ss.), ferner in drei Präger Missalon
saec. XIV constatirt habe. Der Uebersetzer fasste annua nicht als Ablativ zu sollemnitato auf, sondern als Accus.
plur., seine Uebersetzung würde wörtlich ,annos circumeuntes' in der lateinischen Vorlage voi-auasotzen. Da durch
HkCTkM^ der lat. Ausdruck sollcmnitate wiedergegeben ist, so sollte auch statt natalicia im lateinischen Text sollem-
nitatem stehen ; der Uebersetzer wählte auch hier denselben Ausdruck. Endlich übersetzte er den Schluss so, als
stände im Original: virtute quoque passionis oum imitcmur. In mis. nov. lautet die Oratio folgendermassen :
Ko^Kf H«t HH OII)fOAMH'M K/\a}KtHarO K/1HMaHTa -MOYMfHHKa TROfrO H Ap\H((fk npaSAHHKO.Vt' RfCfAHUJH,
nOA<lH /«HrtOCTHK-k, XA trOiKl CaaRHa pOHCTRa MTlMk, CHilO\- OtfKO MO^KH frO HaCA'kAORa/VH KH)(^C><Vtk ■ rTMk.
^ Muratori ib. 130, eben.so in dem Berliner Cod. 1. c, dann in dem Wiener Cod. 181.^, Präger IE. 10, saec. XIV,
Agramer Missale saec. XIII, Jfr. 314. Nach martyre tue lesen der Agramer und ein Prager Codex (univers. B. 20.
»aec. XIV) ,atque pontifice'. Das auffallende und unerklärte PoRaHHbft rührt vielleicht daher, dass in einer früheren
Vorlage Ji,A, zum Worte y^apOBaHHCI gehörig, nicht ausgeschrieben war (freigelassen wegen der nachträglich vor-
zanehmenden Omamentation), der spätere Abschreiber machte dann aus dem nicht verstandenen ,PoBaHHtil' ein
GlAüüLITICA. WüHDlOUNG NEUENTDECKTER FRAGMENTE. 55
Subst. fem. gem. und .setzte es von neuem in den Aec. plur., daher — pOKaHHIift npHKiCCHnvIbA ! In mis. nov.
lautet das Gebet so: A^'P"? rCCnOAH, TtK'k npHHCCCHH CRITH H )f«'A<>''''*'«l4'0V KAdXttHCuMOy- KAHAtaHTOlf MO^-
MEHHKOy TKO((HO\' CH/HH HACh OT rp-fc^fl» HamH^K H CKEpH* OHHCTH. Im Kijewcr Text stellt die richtigere
Form des l'articips Y*A'*'''<"'*U'*) wenn das Verbum )fO/l,aTdHTH lautete, während mis. nov. und ed. 1483 in
einem fort jfCiAaTahMlIOY" sehrieben (vergl. mis. nov. 217 a: )f<>A<>TaM>l|IOY KAaJKIHOMOy AOKp'kH'nOY', 246 b: )fO-
A<«TaiOI|IO\- Ka}KfHOA\0«f HCnOK'kAHHKO»f). Mikl. lex. führt auch aus hom. mih. )fO,4,aTai«l|IHH an. Das Wort
nostrorum steht im Kijewer Text nach dem Substantiv ,maculis'. Die Uebersetzung CHMk wäre nur dann genau,
wenn im Vorhergehenden gesagt worden wäre ,,A,apOBaHH(', an welches der erste Uebersotzer gedacht haben mag.
■' Eine solche Praefatio fand ich nil-gends in den von mir zu Käthe gezogenen Handschriften, darum über-
setzte ich sie selbst ins Lateinische. Für HKCTH wählte ich ,natalicia' nach dem Vorbild des früheren Gebetes;
0\'TA}K( KTvITH könnte auch durch dignatus est fieri übersetzt werden. Der Ausdruck begegnet in den Gebeten
lateinischer Missalc häutig: oyTiraH EH)^C>jUk SpaKO/U KtCfrtHTH « mis. nov. 213b., fi^A tt «yTfiVLAH» y\ )^^fL,A-
TaHCTKC/Mk Ha ropov' jfpHCTOKoy k'shth oi|'TfrrtH KH)^OiV\k ib. 231 a, fx,t HaujHMH oy"''*^''"" Mf oyTiraiAtk
fr« nO/l^Ol{JiUH Ji,A A*CTHrH(/Mk ib. 251 b. Dm-ch in praedicationc gab ich die Worte RTi HCnOBicAH wieder, es
könnte auch lauten in confessione.
^ Diese Postcommunio kommt in Sacram. Gregorianum vor (Muratori II, 130), ich constatirte sie ausserdem
in den meisten vorerwähnten Handschriften, so in den Wiener Codd. Nr. 1815 (saec. IX), Nr. 1803 (saec. XIV),
in dem präg. Miss. Univers. B. 20 u. s. w. Die slavischo Uebersetzung ist nicht genau, sie lautet so, als würde im
lateinischen Original vorgelegen haben : ut quod pias devotiones gerimus, certas redemptiones capiamus ! In der
Ausgabe 1483 lautet das Gebet so: T'kafCf cro H npiiHacTHHE KpKH HanaHHRUif et }KpTKOM>, Ma Tt, PH Ef
HUJk, ,A,a (;KE AiaCTBHMk OB^kTaHHEiUk TROpH/Uk, HCTHHHH/Uk OTKOynaCHHCMk ,A,a npHM(/V\k ' TMk HUI.
'• Ich lasse die wörtliche Uebersetzung stehen, die freilich keinen guten Sinn gibt. In allen gedruckten und
handschriftlichen Texten lautet die Oratio vielmehr so : Praesta, quaesumus, omnipotcns deus, ut beatae Felicitatis
martj-ris tuae sollcmnia recensentes meritis ipsius protegamur et precibus. B'KKOynkHaiv /MOAHTBa entspricht ent-
weder dem lateinischen completa oratio (completae preces) oder coUata deprecatio (Migno 78. 134), collata suffragia
(Migne 55. 24). Hier vielleicht so : tribue nobis . . spiritum orationis perfectae. In mis. nov. ist das Gebet nach
dem Lateinischen berichtigt : IloA-JH, iVtoaH/V\' Tf, BCf/MOPH K0;K(, ji,A KAAl^tüHt OtAHHHTaXH iMO^EHHl^C TBOH
npaSAHHKH BCnOiUHHaHHIÖ (( OyTOKaHHC/Uk A** 3aOA'b*'W C( H /MOAHTBaatH. P/Hk. Hier ist auffallend Bcno-
(MHHa(HH)w, es sieht so aus, als hätte ein Abschreiber die Silbe IJIt ausgelassen. Und so war auch im J. 1483 gedruckt!
'' Im glagolitischen Texte haben sich hier einige Buchstaben am Ende des Blattes, in Folge des starken Ge-
brauches, abgewetzt. In der neunzehnten Linie muss nach t etwa ny'k^KE (auf CBAT'kHYTi bezogen) oder bft^f
gestanden haben, Cf wäre dann ecce oder nunc und HTil als Nom. plur. aufzufassen, wozu ja gerade in unserem
Texte Parallelen vorliegen. Ha caoy^KkBkl lipHSkpH könnte auch Officia respice lauten; MHAOCTHMi wörtlich:
gratia; das lateinische ^'erbum tribuis fehlt in der Uebersetzung, eben so das suffragiis (quorum nos tribuis sol-
lemnia celebrare, fac gaudere suffragiis, so lautet der übliche lateinische Text). In mis. nov. entsprechend dem
lateinischen : Oß-kTH AK>Ji,\\ TBOH^k, rOCIlOAHj /HHaOCTHBk BaH/UH Ji,A H)fa<l Ha/Mk nOA'^tUJH npaSHHKH MHCTH,
CTROpH HH H^k nOMOltl'jUH p^fA^R'»'''" f'-
' Ich habe auch hier wörtlich übersetzt, um die Schwerfälligkeit des slavischen Textes zu veranschaulichen.
Lateinisch lautet die Postcommunio zu diesem Feste so : Supplices te rogamus, omnipotcns deus, ut intervenicntibus
sanctis tuis et tua in nobis dona multipliccs et tcmpora nostra disponas. So auch in mis. nov. llpHACHtHO Tl
(MOaH/Mk, RCE/UOrH KOJKI, Ji,A )fOAaTai«l|JH/MH CRfTHMH TBOHMH, H TBOt b' HaCk f^A^H OY"'""*^" " RpICiHtHa
HauiH O^'CTpOH. Die Phrase ,supplicationibus adesto' schliesst sich an Vorbilder bei Migne LXXVIII. 106. 109.
*• Vielleicht einfacher zu übersetzen: Missa singulis diobus per annum.
" Man vergl. damit folgende mir vor Jahren aus Prag zugeschickte Uebersetzung: Deus, qui creaturao tuae
multum misereris et quantumvis offensus pro salute hominum inoarnari dignatus es : contirma benignus corda nostra
et gratia tua nos illumina. Das Wort creatura, altslov. TBapk, begegnet sehr häufig in den Benedictionen, vergl.
Migne 78. 231. 233. Es kommt auch im Lateinischen der Ausdruck ,factura' vor (vergl. Migne 78. 233), was auf
den Menschen bezogen dem slav. TBapk näher zu sein scheint.
'» Der lateinische Text auch dieser Oratio beruht auf wörtlicher Uebersetzung. Für Adesto nobis könnte Prope
esto oder Praesto nobis esto stehen. Man vergl. bei Gerbert folgendes Gebet (I 230): Adesto nobis qu. D. et preces
nostras benignus exaudi, ut quod fiducia non habet meritorum, placatio obtineat hostiarum
56 n. Abhandlung : V. Jagiö.
•• Vergl. die Phrase: ut cum frequentatione mysterii erescat uostrac salutis etfectus, Migne 74. 1125. 1186, und
für den ersten Theil : Tui nobis, Domine, communio sacramenti purificationem eonferat ib. 1198. Vergl. auch Migne
78. 245: erescat in nobis sanctarum augmentum virtutum.
1' Aehnlich ist dieses Gebet im Cod. Vindob. theol. 1815 f. 22: Haec nos communio, domine, purgct a criminc
et caelestibus remediis faciat esse consortos. Vergl. Migne 78. 63. 128.
" Vergl. Migne 78. 51 : per ea nos gratiae tuae virtate confirma.
•■• Vergl. bei Migne ib. 64 : quae nos ... ad sempiterna promissa perducant.
" Vergl. Sancta tua nos vivicent. Migne 78. 208.
** Perpetuis nos tuere praesidiia ib. 136. Vergl. noch ib. 199 : continuis tuerc praesidiis; ib. 74 perpetuis
defende praesidiis. Gerbert Mon. vet. lit. Alem. I. 231 : Tua sancta nobis, o. D. quae sumsimus, et indulgentiam
praebeant et auxilium perpetuae defensionis impendant.
" Die Phrase ,excita corda' vergl. Migne 78. 191. 199. Zu ,terrenae cupiditates' vergl. ib. 107: a terrona
cupiditatc mundati, oder ib. 104 : ut terrena desideria respuentes discamus amare caelestia.
'* Vergl. Migne 78. 37: perpetuae nobis redemptionis eonferat medicinara.
'^ Ab Omnibus tueatur adversis, Migne 78. 72. lieber die Wendung ,Sacro muncrc satiati', die häufig wieder-
kehrt, vergl. S. 25, 26.
^o Vergl. bei Gerbert Mou. vet. liturg. Alemanniae 1777. I. 217 : In vigilia plurimorum Martyrum. Beatorum
Martyrum tuorum, domine, veneranda natalicia praeeuntes supplices te e.xoramus, ut quos caelesti gloria sublimasti,
ipsos etiam intercessores habeamus.
^' Vergl. im Cod. theol. vindob. 1815 Fol. 163: Missa cotidiana in Sanctorum : Deus qui nos beatae Mariae
semper virginis et beatorum apostolorum, martyrum, confessorum atque omnium simul sanctorum continua lactificas
sollemnitate, praesta, quaesumus, ut quos cotidiano veneramur officio, etiam piae conversationis semper sequamur
exemplo. Vergl. Gerbert Mon. veter. liturg. Alemanniae I, p. 264 (Ausg. vom J. 1777).
2* In dem Wiener Cod. Secreta. Munera tibi domine nostrae devotionis offerimus, quae et pro tuorum tibi
grata sint honore iustornm et nobis salutaria te miserante reddantur. Vergl, Gerbert 1. c. 265.
23 Vergl. ebendaselbst Fol. 163 b, oder Gerbort 1. c. : fac no^, quaesumus domine, sanctae Mariae semper vir-
ginis snbsidiis attolli et gloriosa beatorum spirituum, apostolorum, martyrum, confessorum, virgimim atque omnium
simul sanctorum protectione defendi : ut dum eorum pariter quotidie festa celebramus, corum pariter quotidie au-
xiliis ab omnibus protegamur adversis.
Auf der Vorderseite des ersten Blattes, also vor dem hier abgedruckten Bruchstücke
des Missais, steht folgender, von einer anderen, offenbar späteren Hand geschriebener Text
(die Schriftzüge zeigt die Tafel X) :
BpaTH-k H'KHH-k KAH;K( (HM'K CIICH) HC • AH fr fi,A K-kpOUaYO/WK • HO(L||-k O^'Cn-k) I a A'MI* IipHKAHa<H
CA • 0T'kKp'k(3'kiM'k) | 0»('K0 ^HvAa TfMTkHa'k ' H OKa'kn-k(rH'k Ca) | K'h. OpÄJKHI CKkroy ' -UkO K'h ,1,HH
B( aTrOO) Bpaan^HO )fOAH<Wk ■ H( K03'KA0rp(a . . .) i HHMH • H IIK-kH-KCTKUMH ■ H aiOKO(^'kHH) <hh ■ h cto^--
A<'A'kHHH/«H • H p'KK(H(HH/ltH) | H 3aKHCT'K<MH ' HTk OKA-ku'kTf CA (P/Mk h)[cYPiM'K ' H IMTiTH O^TOAH-k
H( TKOp(HT« Kjl'k IIO)fOTH ' H3H(/Uaraijltl|iar0 >K{ K('kp0l7l[i) j lipHI/MaiiTf • H( BTi CA^/U'kH'kHH'k II(0/M'kH)|
uiafHHM'k ■ OKTv KO KlvpotCfTTv 'kcT(H Kca) | a H3He<uaraAH 3faHi js,A •kcr-h • 'k(A'kH h) f •kA^M''"'«' A^ **'
9C!k}¥iJi,A M H( (i\f{KA(>-k)\n"K ' H Hf "kA'"^" 'kA^ll''"''^' A** "f 0(cä}Ka) aiT'k ■ K'k KO H lipHAT'k " TTiH
KTkTO (ich o) c;)i^h;a<><ah (c iTOYiuAfro paca : cKO(fMi>\j') | voy crom-k ah naAfTiv ■ cTaH«(T'k aif) | chachhi
KO PTk nOCTaKHT'kH H.
Dieser Text, dem Römerbrief Cap. XIII, 11 — ^14, XIV, 1 — 4 entnommen, bedarf natür-
lich keines parallelen lateinischen oder griechischen Textes. Die fehlenden in den Klammern
beigesetzten Buchstaben, die beim nachträglichen Beschneiden der Blätter zu Grunde ge-
gangen sind, war nicht schwer aus dem Zusammenhang zu ergänzen, nur in der sechsten
Zeile sollte man nach dem Apostolus Sisatovacensis (und einigen anderen) KOS'kAoraacoKaHHH/MH
erwarten, statt dessen liest man deutlich K03TkA0rp(aj . . . hh/UH. Wie soll man sich das er-
klären? Amphilochius gibt in seiner Ausgabe des Apostolus die Lesart HrpaHHiiUk. Vielleicht
GlAGOLITICA. WüEDItilJNO NEUENTDECKTKR FRAGMENTE. 57
wollte man nun in unserem Texte K03rtorAdcoRaHHH/Mn und HrpaHHf/Mk vereinigen und machte
K03'k/\orpaHHH/MH daraus?! Im übrigen stimmt dieser Text am nächsten zu dem Sisatovacensis
apostolus; nicht die geringste Beeinflussung seitens des lateinischen Textes ist bemerkbar,
obgleich hier, an dieser Stelle, die Lectio vmzweifelhaft nach dem lateinischen Ritus fungiren
sollte. Denn unmittelbar nach derselben folgt auf derselben Seite noch folgendes Gebet :
GT liH MHPH : nOMl)M(GA).
3ai|JHTH f» paKTiH CKCA (MHp'k) H*KH/MH SanOK'kA'K'HH : H 0»f"('''K'*)l'M|''*A ß-k 3aCT*nAfHHI "
KA(a}Kf) H-kH MAfi»», H OT'k Kc-fe^-k c(o>fncc)|TaT-k HauiH^^-k CkTRopH H('kH Kt) c niMaAH " pä paAH
Hauicro.
Die fast wörtliche üebersetzung dieses Gebetes lautet: Protege, domine, famulos tuos,
subsidiis pacis et beatae Mariae patrociniis confidentes, a cunctis hostibus (nostris) rede (nos)
securos. Per dominum nostrum. Ganz so liest man das Gebet in dem Liber Sacramen-
torum Gregorii Magni, unter dem 25. März, zum Fest der Maria Verkündigung ,super populum'
(vergl. Migne patrolog. c. c. ser. lat. 78. 52). Mit Hilfe des lateinischen Textes war es nicht
schwer die Lücken in der 21. Zeile auszufüllen.
Auch diese 26 Zeilen fesseln hauptsächlich durch ihren paläographischen Charakter.
Geitler hat es richtig hervorgehoben (S. 185 seiner , Schriften'), dass sich diese erste Seite
von dem ganzen übrigen Theile des Denkmals merklich durch ihren Ductus unterscheidet,
man traut aber kaum seinen Augen, wenn man daselbst folgenden Zusatz liest: ,wiewohl
sie gewiss zu gleicher Zeit geschrieben, derselben Schreiberschule angehört'. Man sollte
eigentlich nicht ein Wort verlieren um diese verkehrte Behauptung zu bekämpfen! Wer
sich die Mühe nimmt die einzelnen Buchstaben zu vergleichen, z. B. a, »e, «e, », •«, f, wird
sogleich erkennen, dass hier nicht blos vom Unterschied zweier Hände die Rede sein kann,
dass vielmehr hier zwei ganz verschiedene Schreiberschulen vertreten sind, die zwar auf
unserem Blättchen parallel nebeneinander gehen, in der Wirklichkeit aber aus ganz ver-
schiedenen Zeiten und Orten herstammen. Von der feinen Unterscheidung zwischen « (tw)
und fl (k) ist auf dieser Seite nichts mehr vorhanden: sie wendet überall das eine Zeichen
fl an (ganz wie die Wiener Blätter) ; ausserdem fehlt der Vocal in a""i Rckjfk gänzlich. Der
Schreiber dieser Zeilen scheint das Zeichen se gar nicht gebraucht zu haben (er schreibt
€ auch für ia), während umgekehrt auf allen übrigen Blättern iiur se und nicht € vor-
kommt. Den Laut "ki schreibt er immer «s (also tvh), nicht -st, ja das Zeichen "f" oder S
begegnet überhaupt in diesen 26 Zeilen nicht ein einziges Mal. Da aber weder & statt asA,
noch "v oder uiw statt ly angewendet wird, so kann von sicheren Merkmalen des mährischen
Ursprungs dieser 26 Zeilen ebenfalls keine Rede sein. Folglich können diese Zeilen auf die
ursprünglich leer gebliebene erste Seite des ersten Blättchens auch nachträglich, entweder
irgendwo in Macedonien oder in Kroatien, eingetragen worden sein. Vor kurzer Zeit noch
hätte man sich gesträubt, wegen des Vorkommens der Nasale «, se imd «e, an Kroatien
auch nur zu denken. Gegenwärtig scheinen die Thatsachen so zu stehen, dass auch die
letztere Annahme nicht ausgeschlossen ist, ja vieles spricht sogar dafür. Vor allem der
Typus der Schrift, der unstreitig mit den Wiener Blättern manche Aehnlichkeit hat ; ferner
die ausschliessliche Anwendung von «, ganz wie in den Wiener Blättern. Auch die Be-
zeichnung des -kl durch «8 kann durch den neuesten in Vrbnik auf der Insel Veglia
Dfinkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. II. Abh. 8
r)8 n. Abhandlung: V. Jaok''.
gemachten Fund gestützt werden, was ich auf Grund einer brieflichen Mittheilung Dr. Orn-
ific's constatiren kann. Was mich vor allem veranlasst bei diesem Znsatz eher an Kroatien
als an Macedonien zu denken, das ist der römisch-lateinische Charakter desselben, Avomit
ich natürlich nicht an dem uralten Zusammenhang der Lectio mit der ältesten Uebersetzung
des Apostolus rütteln will — sie war ebenso tür die neuen Bedürfnisse fertig schon lierüber-
genommeu, wie ich das bei der Lectio der Wiener Blätter nachgewiesen habe — sondern
nur wegen des darauf folgenden, offenbar aus dem Lateinischen übersetzten Grebetes möchte
ich behaupten, dass demjenigen, der diese 26 Zeilen schrieb, jedenfalls ein in römisclier
Weise eingerichtetes Sacramentarium oder Missale vorscliM'ebte.
Ist meine Combination richtig, dann stellt die erste Seite der Kijewer Blätter den
Ductus der glagolitischen Schrift Kroatiens dar, wie dieser etwa zu Ende des XI. oder zu
Anfang des XII. Jahrhunderts aussah, als die kroatische Redaction in der altslovenischen
Sprache noch nicht durchgeführt war. Für zwei eigenthümlicli aussehende Buchstaben
dieser Schrift, nämlich für die eng aneinander gedrückten Bestandtlieile der Buchstaben sc
und «€, wo der mittlere Verbindungsring gänzlich fehlt, vermag ich auf eine treffende Paral-
lele zu verweisen, nämlich auf die verwischte glagohtische Schrift des später cyrillisch be-
schriebenen Bojaner Evangeliums. Auf mehreren Blättern dieses jetzt in Moskau befindlichen
Denkmals kann man ganze Zeilen des ursprünglichen glagolitischen Textes noch lesen.
Da sieht man auch einige Male ganz deutlich dasselbe »e und w, wie auf der ersten Seite
der Kijewer Blätter. Sonst ist der Typus jener Schrift runder und den übrigen mace-
donischen Schriftzügen ähnlicher, als dieser hier. Es wäre also übereilt aus der unliiug-
baren Gleichheit der erwähnten zwei Buchstaben in beiden Fällen gleicli auf die mace-
donische Heimat dieses Zusatzes zu den Kijewer BUlttern zu schliessen.
GlACtOLITICA. WüRDIOlINd NEUBNTDECKTEH FrAÖMENTK. 59
Zweiter Anhang.
Aus der in der Anmerkung zu S. 3 erwälmteu Handschrift des Dalmatiners Pastrid,
die sich in Rom im Museo Borgiano de propaganda tide befindet, als Miscellanea Joannis
Pastritii, unter Lettera N. Fila VI Nr. 3 eingetragen, theile ich hier nach einer im Jahre 188.5
gemachten Copie das Capitel III mit, welches zu diesem Zwecke Dr. J. Crncic die grosse
Gefälligkeit hatte nochmals genau mit dem Original zu vergleichen.
Cap. III.
QiMenam luca u,sa fuerint utanturque missall huiusmodi et hrevlariu romano illyrico.
Ex praecedenti capite vidimus in Moravia et superioribus partibus institutam celebra-
tionem divinorum officiorum circa 880 Christi annum in slavis populis ex idololatria ad
Cüiristianam religionem conversis. Sed cum S. Methodius persecutione regis urgente coactus (?)
fuerit discedere 900 anno, sie et alii, unde in Croatiam, Istriam et Interamniam confugium
sibi quaerentes, extra oppida in villis, vicis et s(!()pidis consedere ; praecipue in Modruscensi
et Segniensi episcopatu.
Hac in re affirmare ausim necpiaquam auctum sed minutum numerum, ita ut multo
plura loca glagolitis patuerint; id n(umer)o cui([ue patebit, si singulorum episcopatuum et
metropolium sedes Imius nationis pomim, tarn religiosas quam saeculares.
In Istria.
Sub archiepiscopo Parentino glagolitarum Parochiae sunt sequentes :
1. Fontana. — 2. Villa Rovigni. — 3. Fosculin. — 4. Mongeto. — h. Sban-
daja vel Sbandati. — 6. Villa nova Parochia (S. Rocchi, S. Hieronymi). — 7. Frata.
— 8. Abriga. — 9. Tur seu Torre. — 10. Sancta Dominica. — 11. Visignan. —
12. Bacqua seu Monasterium dictum delle Botte. — 13. S. Joannes de Sterne territorii
Montone. — 14. Montrel seu Montreo (S. Rocchi). — 1.5. S. Vitalins (ubi Cirion [?]
et s. Matthaei, abb: s. Valentlnus). — 16. Racobole. — 17. Caroiba-Bados lacus (?)
prope est vic. s. Maria. — 18. Novaco. — 19. Caldier.'
Hunc catalogum mihi dedenmt duo presbyteri glagolitae, exinde Romain advenientes,
antefpiam inciperet Breviarii impressio. Coepi ego 1686 mense Aprilis, per duos annos. ad-
' .Man findet alle diese Namen auf der Karte; Fontane, Villa di Kovijrno, Foscolino, Mongliebbo, Sbandati, Villanova, Fratta,
Abrepa, Torre, S. Domenica, Visignano, Bacva-Mondellebotte, S. Giovanni di Sterna, Montreo, S. Vitale, Kaccotole, Caroiba,
M" di Badosch, Novaco, Caldier. Betreffs einiger von diesen Ortschaften ist es nachweisbar, dass sie erst spät von Dalmazien
aus neu besiedelt worden sind, daher wohl auch ilir Glagolisnius. Allein im Centrnm und im Osten Istriens war dieser seit
den ältesten Zeiten weit verbreitet.
8»
60 II. Abhandlung: V. Jagiö.
moiiitus aiitea 1682 cepit (sie!). Itaque circa 1680 vel 1681 presbyteri illi duo reliquerunt
a nie rogaute.
In Croatia villae glagolitarum suh episcopatu Modrusceiisi et Segniensi.
1, Tersatum 300 domoriini, quae diciintur .■■Mairaa knieto, sicut familia dicitur bsuM- Hiscia.
Eundeni t'ere nmuermn habent subsequentia loca. — 2. Grobnich (ex) 8 canonicis. —
3. Bacar, Bucar ital., et habet 8 vel 12 canonicos. — 4. Hi-iglien. — 5. Driuenich seu
Dreueuich. — 6. Grisane, patria Gregorii Papicli' presbyteri, ex quo hanc notulam con-
feci. — 7. Bribir ex 8 canonicis, sedes aiitem est vicarii Modrusciensis episcopi. Cnni enim
Rlodrussia ulterius in niediterraneas partes esset eversa per Turcas, episcopus Brebiriuui
transtulit sedem. Licet autem nnitiis fuerit hie episcopatus Segniensi, tarnen idem episcopus
pro Segniensi vicariuni tenet Segniae, pro Modruscensi episcopatu vicariiim tenet Brebirii.
— 8 Noui, ubi 8 canonici. — 9. Ledenizze. — 10. Segnia. CathedraHs ubi 10 canonici,
et Modrusia, sedes episcopalis destrueta, in monte inter sylvas, 600 domiis. Eeclesia ibi B.
V. assimiptae, ubi plebanus cum cappellano. — 11. Togiigin castelhim in piano (?) monte,
ubi plebamis. — 12. Hostariae, in planitie, 400 domorum, destrueta a Turcis, habet eccle-
siam parvam, antea valde magnam B. V. assumptae, habet parochiam. — 13. Hxigolino in
planitie, 200 domorum, destrueta. Eeclesia s. Bemardi, plebanmB habet. — 14. Leschie
150 domorum, in planitie, ecclesiam habet cum plebano. — 15. Lucoiidol cum cappellano.
— 16. Muravize in monte, eeclesia s. Nieolaii; parochus cum capellano. — 17. Brod.
Parochus cum capellano, torrens Cupa; s. Georgii et s. Mariae Magdalenae. — 18. Delnize,
eeclesia s. Jo. B. Parochus et presbyter. — 19. Lic-Fusina. Cappellan. s. Antonii de
Padua. — 20. Ciabar villa, eeclesia s. Antonii de Padua. — 21. Gheruo villa. Pleban.
Hermagorae et Fortunati. '^
Omnia ista loca voeabat dominus Papich eivitates, quae habent vocabulum distinetum
a villis, nam eivitas dicitur «>b+,n,i grad, et villa dicitur 83äa9 sello, forte oppidum, italice
terra murata, habet idem nomine grad; et singulas habere suum gubernatorem, die. fab.'-sA+ar
(poreulab) et magistratum ex 12 judicibus, (|ui singulis aunis a eivitate eliguntur.
Episcopus Segniensis mortuus anno 1685 erat dominieanus dalmata, Fr. Hiacynthus
Dimitrio, post euius obitum vaeat sedes in hoc anno 1688 ab varias eontroversias.
In Vegliensi insula.
Sub episeopo Vegliensi.
1. Besca, 40 sacerdotes, praeter diaconos et inferiores elericos et ope. canen. (operatione
canenda?). — 2. Verbonico ex 60 saccrdotibus, praeter inferiores. Hie quoque cantus ex-
eellit. Ne ad triremes sumantur, fiunt sacerdotes. — 3. Dobrigno, ex 20 saccrdotibus,
praeter inferiores. — 4. Castel Muschio, ex 15 circiter saccrdotibus et ultra. — 5. Du-
bascniza, ex 10 circiter saccrdotibus. — 6. S. Maria de Cao, ex 6 sacerdotibus, estque eonven-
tus canonicorum. — 7. Pogliza, alia est a provineia prope Spalatum, ex 5 vel 6 sacerdotibus.
' Dieser GreporiuK Papich war Domherr des Colle^um illyricuiri St. Hieroiiymi,
2 Die meisten dieser Namen sind klar: Trsat, Grobnik, Bakar, Hreljin, Driveuik, üri^aui, Bribir, Novi, Ledeuice, Senj,
ModniSe, To^unj oder Tounj, OStarije, Ogulin, Les(-e, Lukovdol, Brod (natiirlicli das liei Delnice), Delniee, Li(?, Fniina,
Cabar, Grerovo (so mficthte i<th ,Gherno' deuten). Allein zwischen Nr. 7 — 8 steht am Itande des Te.\tes selbst noch folgender
Znsatz in der Hand.schrift : Belgrad ad. occid. (sie) Dreuenich. — Cotor, plebamis in monte 1 mill. a mari. — Cer-
qneniza ad mare. Est eeclesia B. V. Assumptae cum monasterio, religiosi Panlini S. Paulif primi erem. et alicjuae domus
sub plebano Cotor. — Carompote (d. li. das heutige Krmpote).
GlAGOLITICA. WüRblOtKG NEUENTDECKTER FRAGMENTE. 61
Haec* ex Francisco Georgiceo Spalatensi ex Suciixracz archipresbytero S. Hieronynii
Illyricoruiii et Abb. SS. Cosmi et Damiani Jadren. Dioec. ingenioso ac doctrina rerumqiie
scientia expedito et sane non ex scripto, sed ex memoriae thesauro, cnm ibi per multos
annos una cum episcopo Vegliensi suo avnnculo''* . . . Georgiceo mausisset.
In Äbsarensi dioecesi.
1. Loscin par^^lm (piccolo). — 2. Loscin magnum (grande). Haec duo tantum loca
anno 1688 episcopus Cattarensis Marinus Drago ehisque parochus Marcus Petrovich referre
potuit. Alia sciebat esse, sed quiquam explicare non poterat.^
Unter den Ueberschriften ,In Arbensi' und ,In Pagensi' kommen keine Namen vor.
In Jadrensi dioecesi.
Retulerunt mihi Georgius Carestus Sil)enicensis et Vincentius Parcich Sibenicensis archi-
presbyter, postea archidiaconns, nee non alii, 40 loca in insulis et villis esse glagolitas sub
Jadrensi archiepiscopo, sed numerarunt tantimi :
1. Zara vecchia, quae antiqua fama clarebat et modo in villam transiit. — 2. Mulat
insiila. — 3. Cuplieza insula. — 4. Torrette. — 5. S. Cassiano. — 6. Säle insula abun-
dans nmiiero presbyterorum. — 7. S. Philippi et Jacobi in mediterraneo, praeter plurima
alia.* — In bis ergo cantus eximius est et processiones et quaevis aliae exequiae benedictiones
fiunt illyrice.
In Noniensi.
1. Zaton, in mediterraneis, habet sacerdotem cvmi clerico. — 2. Brevilacqua similiter.
— 3. Pontadura. — 4. Giuba (sie). — 5. Castel Venier. — 6. Razance. — 7. Po-
sedaria. — 8. Nouegradi. — 9. Pogliza, alia a supradicta, et sane noAAc, rawAs poglie,
idem est ac campus, inde Pogliza videtur esse Campania vel ager, ut olim ager latinus,
ager sabinus etc. audiebat. — 10. Draciuaz, id est spina vel sjiinosa. — 11. Obroazo.
— 12. Walcia (?).^ — Habent praeterea tres provincias dioecesis Nonensis, in quibus facile
sunt Glagoglitae (sie), sed episcopus non habet curam, cimi traditione Tvircarmn ciu-a Missio-
nario sit demandata a Sancta Congregatione de Propaganda Fide. Et nmnero sunt: 1. Lica.
— 2. Banatego" (?) provincia. — 3. Corbava provincia.
In Sibenicensi dioecesi.
1. Morter scopulus, habet 4 villas: a) Stretto, 4 presbyteros praeter inferiores, b) Ge-
zerach (sie!), 3 presbyteros praeter inferiores, c) Betirine (?), 1 presbyt. cxmi clerico.
'■ Klar sind hier Beska oder Baska, Vrbnik, Dobrinje, Omlsalj (Castel Muschio), Dubasnica. Unter Nr. 6 ist S« Maria de
Capo (Cao oder Cavo, venezianisch statt C'apo) gemeint, slavisch Glavotok. Nr. 7 Pogliza ist ein nahe liegender Ort dazu.
' Der hier genannte ,Avunculus' war nach freundlicher Auskunft Dr. CrnÄic's Georgius Georgiceo, und eigentlich hätte er
sollen patnms genannt werden. Als Bischof waltete er seines Amtes von 1653 bis 1660. ,Suciuracz' ist Sucurje ,Sveti Gju-
ragj' ein Dorf bei Spajato.
' Klar sind die Ortsnamen Lussin piccolo und Lussin grande.
' Klar sind Zara vecchia (Biograd), Mulat, d. h. die Insel Melada (lat. Melida), Torrette (Turanj), Cassiano, Sale auf der
Insel Lunga (slav. Luka) und S. Philippo et Giacomo (auf dem Festland bei Zara vecchia). Doch was bedeutet Cuplieza?
Soll es nicht Cuclizza (Kukljica) gelesen werden? Dann ist es auf der Insel Ugliano (Uljan).
5 Klar sind Zaton, Brevilaciua (= Prevlaka), Puntadura, Gliuba (Ljulja), Castel Venier (Vinjerac), Kazanze (Kaiauce), Posse-
daria, Poglizza, Decanato di Nona (oder Polazza?, Decanato di Zara vecchia?), Draeevac, Obrovac. Nr. 8 ist Novigrad und
Nr. 12 vielleicht Nadin?
" Dieser mittlere Name ist mir unklar. Ob Hanjaluka dahinter steckt? Dr. Ömfiic vermuthet ,Banovina'.
82 n. Abhandlunq: V. Jagi(\ Gi^agolitica. Würdigung neuentdeckter Fragmente.
d) Morter, 3 presbyteros cmu inferior. — 2. Slosella, 1 presbyterum cum 8 der. —
3. Sustinapaz, nenipe Sveti Stipan, S. Steplumi, datur(?) monasteriiim fratriim S. Francisci
tertii ordiiiis. — 4. Parvicchio, iuaulä, liabet item nionasteriuni seu conventuiii similem
S. Franc, tertii ordinis et 4 presbyteros. — 5. Crapano, villa, 1 vel 2 presbyt. — 6. Cavo-
eesto, peninsula, 1 presbyt. — 7. Azuri, scopuhis, 1 presbyt. — 8. Zlari, 1 presbyt.
— 9. Vodize/ villa in mediterr., 1 presbyter.
Retulit haec mihi diligenter superius laudatus Vincentius Parcich, dum Maio mense
1688 Romam venit ad ibi canonicatnm theologalem expetendum; erat eo tempore etiam
Marinua Drago episcopus Catarensis.
In dioecesi archiepiscopatus Spalatensis.
1. Suburbiis, 2 presbyteri. — 2. Almissa, 3 presb. — 3. Subm-bio Clissae, 3 presb.,
der. 1. — 4. Id. Sigu, 1 presb. — h. Id. Duare, 3 presb., der. 1. — 6. Grohote, villa
Seite, 1 presb. — 7. Vragniza, 2 presb. — 8. Sasso, 1 presb. — 9. Stobrez (?),
1 presb. — 10. Xarnounizza, 2 presb. — 11. Podatrana, 4 presb., 1 der. — 12. Gre-
senize, 4 presb., 2 der. — 13. Duchie, 2 presb., 1 der. — 14. Zacuzaz, 1 presb. —
15. Cuzichie, 2 presb. — 16. Gorgne Poglie, 2 presb., der. 1. — 17. Dogne Poglie,
2 presb. — 18. Tugare, 2 presb. — 19. Costagne, 2 presb. — 20. Zuezagn, 2 presb.
— 21. Osterviza, 1 presb. — 22. Gata, 1 presb. — 23. Dubrava, 3 presb., 2 der. —
24. Trimbusi, 2 presb., 1 der. — 25. Sricane (?), 2 presb. — 26. Srignia, 2 presb. —
27. Sitno, 2 presb. — 28. Biscouo, 1 presb. — 29. Diigo Poglie, 1 presb. — 30. Gar-
dun, 1 presb. — 31. Radobiglia, 1 jjresb. — 32. Contado, 3 presb.''
Summa omnium est 58 presbiterorum, 11 dericorum.
Haec ex Matthaeo Joanicio Juauovicli, Spalatrensi Poglizano, jussu Cosmi archiepiscopi
Spalatensis, qui ad limina et ad alia negotia venit Romam, lioc. anno 1688 us(pie ad Jimii
mensis fiuera.
Anno vero Jubilaei 1700, 16 Aprili Thomas Boijdi (V), Traguriensis presbyter, cum
me inviseret, dixit Grohote villam habere presbyterorum alium in villa dicta Stomoria (Sto-
morska), qui tunc erat Antonius Pagliatovich (?) ex Wragniza de Salona, dioecesi Spalatensi,
sicut in ea Wragniza erat Nicolaus Laiich ex eodem loco curatus, alium liabens presbyterum
Antonium Mattasovich, in villa (?) Stobrecz (?), Johannes Bubidi curatus ex Wragniza.
Podstrane 4 villas habere, quibus unus et idem presbyter.
' In diesem Verzeichiüss sind klar: Morter, Stretto (Tisno), Jezera (dio Absclirift bietet üezerach, als LocalV), Zlosela, Frvic
(ital. Provicchio), Krapanj, Capocesto (slav. Primoäten), Zlarin und Vodife. Dunkel ist der Name unter 1, c Betirine,
wenn nicht Betinne oder Betinna zu lesen ist (so heisst ein Ort auf der Insel Morter), unter Nr. .S wird Sustipanac, zu lesen
«ein (d. h. S" Stefano). Nr. 8 ist die Insel Zuri (Azuromni insula).
' Die meisten Namen sind unzweifelhaft: Almissa (Omi»), Clissa (Klis), Sinj, Dvare, Grohote, Vranjica, 8a.sso (Kamen), Stobrez,
Zrnovnica, I'odstrana, Jeseniee, Du4e, Zakufiac, Ku(?i9ce (?), Gornje Polje, Donje Polje, Tugare, Kostanjo, Zvecanje, Ostrvica,
Gata, Dubrava (Pimnova), Trimbusi, Srinjine, Sitno, Bisko, Duffopolje, Grdun, Radobilja oder Radopolje (?). Ich verstehe
nicht Nr. 2.5 und Nr. .32.
Uie unerwartete Bereicherung' der ohnehin nicht grossen Anzahl von glagolitischen Denk-
mälern durch die' zwei in Wien gefundenen Blätter, deren Bedeutung in der nachfolgenden
Abhandlung nach verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet wird, veranlasste mich in dem
ersten Anliang zu der Abhandlung auch die Kijewer Blätter zu berücksichtigen, wozu ich
in der Lage war die phototypische Reproduction derselben, auf den Tafeln III — X, beizulegen.
Diese Tafeln waren schon vor Jahren auf meine Kosten in St. Petersburg angefertigt und
ursprünglich zu einer anderen, selbständigen Publication bestimmt, die jedoch damals unter-
blieb. Da die Auflage nicht so gross ist, um allen Exemplaren der Denkschriften beigelegt
zu Averden, so musste man sich auf die Sonderabdrücke dieser Abhandlung beschränken : nur
diese konnten mit den Tafeln III — X ausgestattet werden, was, um Missverstftndnissen vor-
zubeugen, hiermit ausdnicklich gesagt wird.
Wien, den 6. Jidi 1890.
V. Jagic.
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III.
DIE DARSTELLUNG
IM
SLAYISCHEN VOLK8EP08.
D^ FRANZ MIKLOSICH,
WIRKLICHEM MITGUEDE DER KAISERLICHEN' AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
VORGELEGT IN DER SITZUNG A5I S. JULI ]86i(.
-L'er Geg'ensatz von Natixr und Kunst liegt dem vcjn Natur- und Kunstpoesie, dem von
Natur- und Kunstepos zu Grunde: in jenem ist der Geist des Volkes, in diesem der Geist
des Individuums tliätig. Es darf' dalier der Ausdruck Naturepos durch den Ausdruck Volks-
epos ersetzt werden: man spricht daher vom singenden Volksgeist und vom singenden
individuellen Geist.' Die Bezeichnung ist für eine Thätigkeit, deren Wesen der Mensch niu*
ahnen kaim, gerechtfertigt, und der singende Volksgeist wäre nicht so oft belächelt worden,
wenn man eingesehen hätte, dass auch die Thätigkeit des Kunstdichters dem dem Vor-
gange nachspürenden Verstände ein Geheimniss ist.^ Der Streit, ob das Volk in seiner
Kindheit mit instinctartiger Nothwendigkeit ziu- Poesie getrieben — O'K'Ktq 6u(jlöc sxorpuVTjatv
äst^stv Odyss. 8, 45 — oder durch die Vorstellung eines Zweckes bestimmt wird, diesen im
Wort zu verwirklichen, ist uralt und wird wohl ewig währen: es wird iirnner Menschen
geben, die alle Poesie auf bewusste Thätigkeit zurückführen und bewusstlos schaffende
Naturkraft des Geistes auch in der Natur- oder Volkspoesie für ein Hirngespinnst erklären.^
Der Streit betrifft nicht nur die Poesie, sondern auch die Sprache,'' den Mythus, die Sitte,
die das Recht in sich schliesst, und die Gemeinde mit dem Staat: nur die Familie wird der
Herrschaft des Verstandes entzogen.
Gegenstand dieser Abhandlung ist das Volksepos, daher die Volk8j)oesie mit Ausschluss
der Lyrik. Der Grund der Bevorzugung des Volksepos liegt in dessen höherem Alter.'* Es
ist kaum i-ichtig, wenn man meint, aus dem epischen Gesänge winde sich die Lyrik los:
die Geschichte des serbischen Volksliedes lehrt, dass die lyrische Poesie eine Nachfolgerin
der epischen ist, ohne aus ihr hervorgegangen zu sein. Ausgeschlossen .sind ferner Balladen
' ,Epopee nazionali, poeiiii individuali.' Gubernatis.
* ,Das Bewusstlose mit dem IJesonueuen maclit den poetischen Künstler aus.' Schiller.
' , Vogelgesang und Menschengesang sind freie Aensserungen des Lebensgefiihles', sagt selbst W. .Scherer, Poetik 79, während
J. Grimm meinte, die Volksepen dichten sich selbst.
* jQuoique les langues soient notre ouvrage, elles se sont formöes, ponr ainsi dire, saii."! nous.' Condillac.
" ,Alle Poesie ist zuerst nur episch gewesen.' W. Wackernagel.
Denkschriften der phiL-hist. CI. XX.WIII. Bd. III. Abb. 1
2 III. Abhandlung: Franz Miklosich.
iiud RüHiauzen, die, nicht iiotliAveudig aus epischeu Liedern entstanden, sich von diesen durch
die aiis der erregten Stimmung hervorgehende sprunghalte Darstelhing# unterscheiden, welche
sich im Epos durch Stetigkeit, behagliche Euhe und Breite auszeichnet. Eine weitere Ein-
schränkung liegt darin, dass ich zunächst nur das slavische Volksepos untersuche und das
griechische nur vergleichend heranziehe.
Unter Volksepen verstehe ich jene Epen, die uns in ihrer volksthündiclien Form
vorliegen. Ausgeschlossen sind demnach die zwar auf volksthümlicliem Grunde ruhenden,
jedoch der volksthündiclien Form verlustig gewordenen Epen, wie die Nibelungen.
Von den slavischen Völkern besitzen Volksepen die Serben, die Kroaten, die Bulgaren
und die Russen. Unter diesen nehmen die serbischen den ersten Rang ein; ihnen zvmäclist
stehen die kroatischen, von denen ich die das fünfzelmsilbige Metrvun bietenden für alt und
für specitisch kroatisch halte, während nach meiner Ansicht diejenigen, deren Verse aus je
zehn Silben bestehen, aus dem Serbischen stammen. Das bulgarische Epos bildet mit dem
serbischen 6ine Gruppe. Die reiche Volksepik der Grossrussen ist ein Ganzes für sich.
Was Homer anlangt, so bemerke ich gleich hier, dass ich der sogenannten Kleinlieder-
theorie anhänge. Die Abhandlung wird zeigen, inwieferne die Darstellung in den Liedern
Homers, den einzigen Volksepen des classischen Alterthums, ^ mit der in den slavischen
Volksepen zusammenfällt.
Was hier vorgetragen wird, hat auch jetzt noch so viele Gegner, dass, wenn das in politischen
Dingen übliche Mittel, das Rechte zu finden, die Abstimmung, angewandt würde, es höchst-
wahrscheinlich in der Minorität bliebe. Die Gegner können sich auf Goethe berufen, der meinte,
die Volkslieder seien , weder vom Volke, noch fürs Volk gedichtet'. Dieses Votum acceptiren
wir nicht, da in dieser Frage nicht die Dichter, selbst die grössten nicht, competent sind:
hier können wir nur Alterthumsforschem ein Stimmrecht einräumen und sind in der Lage,
uns auf hervorragende unter ihnen zu berufen. Wir können ausserdem jetzt auf That-
sachen hinweisen, die zur Zeit, als Goethe jene Worte schrieb, nicht bekannt waren. Durch
den Bericht eines über alle Anfechtung erhabenen Zeugen erhalten Avir Kunde von einem
Volke, bei dem eine in der ganzen Welt bewunderte Poesie erblüht ist, deren alleinige
Schöpfer ungeschulte Leute sind, eine Poesie, von der man daher mit vollem Rechte sagen
darf, dass sie vom Volke ausgegangen. In dem hier behandelten Streite hat man sich wohl
nur selten auf die serbische Epik berufen, über deren Entstehung wir durch Vuk Stefanovic
Karad^id so genau unterrichtet sind, als dies bei einem solchen Gegenstande nur immer
möglich ist. Der hier erwähnte Bericht bestimmte die ausgezeichnete Kennerin aller Volks-
poesie, Talvj, zu der Behauptung, dass, ,was lebendige Volkspoesie sei, in ihrem Entstehen,
Fortdauern und Wirken man doch nur in Serbien lernen könne.' Ueber Goethe's Klag-
gesang 79. Nach J. Grimm ist eigentlich in Europa seit den homerischen Gesängen keine
Erscheinung zu nennen, die uns wie die serbische Naturpoesie über das Wesen imd Ent-
springen des Epos klar verständigen könnte. Kleinere Schriften 4. 419.''' Wer vom Volke
gedichtete Lieder in Abrede stellt, leugnet alle Volkspoesie und kann nur von sogenannten
' ,Wolfs Prolegomena verrathen überall das tiefe Gefühl von der Verschiedenheit der homerischen Eiieii und der sonstigen
Kunstepen des Alterthums'.
' ,Le» chants serbes, qui ravissaient Goethe, que TAllemapne admire, et que nous avons le tort de ncgliger, car
depai« 1' antiquite on n'a rien fait de plus dpique, de plus nai'f et de plus grand.' Laboulaye. ,Littdrairement, il n'y a pas
en Europe de peuple plus interessant que les Serbes. Par loi nous pouvons pdn^trer le mystere des poesies primitives.'
Mont^gtit. Daj» nur Serben genannt werden, hat seinen Gnind in dem sjiäten Bekanntwerden der Epen der anderen
slavischen Völker, der Kroaten, Bulgaren und Küssen.
Die Darstelt.unu im slavischen Volksepos. 3
Volksliedern sprechen. Es gibt indessen auch solche, die die Existenz der Volkspoesie zugeben,
jedoch die hier vertretene Ansicht von ihrer Entstehung als falsch bekämpfen: diese meinen, das
Erhabene und Schöne sei zu allen Zeiten nur das Werk ausgezeichneter Geister gewesen,^
sie stellen sich vor, begabte Dichter hätten Lieder geschaffen, die beim Volke Eingang
gefunden, was in der vorgeschrittenen Elntwicklung wohl nur dadurch möglich sei, dass die
Lieder von berufsmässigen Sängern gelernt und beim Volke verbreitet werden. Dass dadurch
keine Volkspoesie geschaffen wird, leuchtet nur jenen ein, die da wissen, dass Natur- und
Kunstdichtung einander ausschliessen, dass ,die Greburtsstunde der Literatur zugleich die
Todesstunde des Volksliedes ist'.
Der Unterschied zwischen Natur- und Kunstepik ei-gibt sich aus dem Satze, dass in
jenem das Volk und in diesem das Individuum singt. Die Gegner dieser Ansicht fragen,
ob man denn glaube, ein Volkshaufe habe, etwa in einer Versammlung, je ein Gedicht
gemacht, worauf man entgegnen kann, dass man daran nie gedacht, dass man jedoch der
Ueberzeugung sei, in der Entwicklung jedes Volkes habe es eine Periode gegeben, wo
das ganze Volk von 6inem Geist durchdrungen war, das Individuum im Banne dieses
Geistes stand: da gab es nur 6ine grosse Gesammtpersönlichkeit. ,Die Summe der indivi-
duellen Seelen erscheint wie eine in sich geschlossene Volksseele', meinte J. Grimm." ,In jedem
singenden Zeitalter ist fast ein Säculum wie 6in Mann. Alles ist ein Geist und eine Seele.'
Fr. Aug. Wolf. ,Not in the heads of a few, but in the hearts of all. This is a poetry of
which the people is the poet, the people which is yet in that rüde and elementary condition,
wliich consists but of a single class, and admits but one aspect of life, one mode of thought,
one series of sensations, one train of association — wlien the many are still one.' Diese Einheit
der Gedankenwelt begreifen diejenigen schwer, die inmitten eines hochcultivirten Volkes
leben: sie bezeichnen die Ansicht, dass sich ein Lied nicht aus dem subjectiven Empfinden
und Denken eines Menschen, sondern aus dem innersten Wesen eines ganzen Volkes heraus-
bildet, als eine unklare Vorstellung, während diejenigen, die wenig entwickelte Völker zu
beobachten Gelegenheit hatten, schon in den gleichen Physiognomien die Gleichheit des
Geistes verkörj)ert sehen. Aus der Einheit der Gemüthswelt ergibt sich, dass kein Lied
als einem Individimm eigen angesehen wird. Wie die Sprache, so ist die Poesie Eigenthum
des ganzen Volkes, daher poesie impersonnelle der Franzosen. Diese Einheit des geistigen
Lebens hat nur 6inen Feind, den Verkehr mit anderen Völkern: dieser bewirkt, dass sich
einzelne Individuen von dem Banne des Volksgeistes losmachen, es geschieht dies vor allem
in den Mittelpimkten des Verkehrs. Städte bewohnende Serben singen keine epischen
Lieder. Daraus ergibt sicli, dass die Volksepik auf eine bestimmte Periode besclu*änkt ist,
die Hegel den epischen Weltzustand nennt, Aesthetik 1. 229; 3. 340; denn kein Volk kann
sich dauernd dem Verkehr mit anderen Völkern verschli essen. Die sich durch diesen
Verkehr entwickelnde Cultur und die mit ihr einziehende Sonderung des Volkes in Stände
nuicht der Volksepik ein Ende. Aus dem Gesagten folgt, dass die epische Periode nicht
,Die IJiclitkmist ist eine Welt- und ViJlkergjibe, nicht ein Privaterbtlieil einiger freien, gebildeten Männer.' Herder.
Dagegen W. Schefer: ,Der Gegensatz von Allgemeinheit und Individualität für ältere und jüngere Zeit (wo in der älteren
das Individuum sich in der Masse verlieren soll) ist falsch: es ist nur die fortschreitende Arbeitstheilung zu beobachten.
Darauf führt der ganze Gegensatz zurUck.' Poetik 301. Scherer's verkehrte Ansicht ist daraus erklärbar, das er Talvj's
oben citirten Spruch nicht beachtet hat: diese Frau ist in solchen Dingen wie wenig Männer stimmberechtigt. Auch der vor-
treffliche Grillparzer weiss mit Mittelhochdeutsch und Volkspoesie nichts zu machen, er vergleicht beide mit ,Wegspur und
Lachen' und weist den Dürstenden an Homer, also nach einer immer allgemeiner werdenden Theorie an das Volkslied.
1*
4 111. Abhandlung: Fkanz Miklosich.
bei alleu Völkern uud nicht bei allen Tlieilen desselben Volkes zu derselben Zeit endet.
Die Serben haben iti einzelnen verborgenen Winkeln ihres Sprachgebietes den epischen
Gesang bis in unsere Tag"e bewalu^t. Seine Tage sind jedoch gezählt. Dass sich die
Volksepik bei den Serben bis in die jilngste Zeit erhalten hat, ist ein Verdienst der Ttü-ken,
die, mit dem Haratsch ixnd dem Zehent zufrieden, das geistige Leben der Raja ilu-er Be-
achtung nicht werth hielten. Was von den Serben, gilt von den Kroaten und den Bulgaren.*
Und was die Russen anlaugt, so lebt das epische Lied nur in den dem Weltverkehr ent-
rückten Theilen des Carenreiches. Die Schritt ist ein Theil der Cultur: auch sie verscheucht
das Volksepos.
Die epischen Lieder gehen von Mund zu Munde,* von Geschlecht zu Geschlecht. ,Sie
erben sich fort wie die Sprache selbst.' Die Vorstellung, dass die Sänger das gehörte
Lied ihrem Gedächtnisse von Wort zu Wort einprägen, ist irrig, und das ausserordentliche
Gedächtniss, das man den Sängern epischer Lieder zuschreibt, gehört in das Reich der
Fabel. Es ist vielmehr Sache der Erfahrung, dass kein Sänger ein von ihm gehörtes Lied
wörtlich wiederholt, er ist ein Nachdichter, der Einzelnes anders auffasst oder vielleicht nur
anders ausdrückt: viele Gegenstände werden durch stehende Epitheta veranschaulicht, Gleich-
nisse wiederholen sich wörtlich, manclies ist typisch. Von jedem epischen Liede gibt es
so \aele Varianten als Sänger, die es gesungen; das Lied befindet sich, so lange es im
Munde des Volkes lebt, in fortwährender Fluctuation. Jedes solche Lied ist alt und jung-
alt in seiner ursprünglichen Anlage, da es an die Zeit der besvingenen Begebenheit reicht,
jmig in seiner jetzigen Form.
Der epische Sänger kann nur Begebenheiten besingen, die im Bewusstsein seines Volkes
leben, für anderes wäre der Geist seiner Zuhörer nicht empfänglich.
Der epische Sänger theilt mit seinem Volke den naiven Glauben an das Wunderbare,
an das Eingreifen höherer Wesen in das Leben der Menschen: dem Serben ist die Vila,
eine geisterhafte Halbgöttin, ein wirkliches Wesen, nicht eine literarische Reminiscenz, wie
etwa die Muse dem Virgil oder dem Tasso. Die Götter sind bei diesen ein schwer
begreitlicher äusserer Aufputz.
Der epische Sänger kann von der in seinem Volke herrschenden Form des Liedes
nicht abweichen. Dies gilt auch vom Verse: der serbische Sänger kann nur den zehn-
silbigen Vers gebrauchen, es ist ihm nicht gestattet, ein anderes, etwa eines von den in der
lyrischen Poesie üblichen Versmassen anzuAvenden. Für den Kunstdichter bestellt eine
solche Gebundenheit nicht.
Mit der Abwesenheit der Cultur, die stets auf einem importirten Ferment beruht, häng-t
die Gemüthsruhe zusannnen, die das ganze Volk durchweht und in der Bedürfnisslosigkeit
und der dadurch bedingten Leichtlebigkeit des Volkes eine Bundesgenossin findet. In dieser
Ruhe des Gemüthes, in der von heftigen Erregningen freien Stinmumg, dem Gegensatze
der Nervosität vmseres Jahrhund eils, ist die behagliche Ruhe begründet, mit der epische
Lieder vorgetragen — der Vortrag ist Singen oder Sagen — werden und mit der ihnen seit
Jalirhunderten das Volk lauscht. Tage und Nächte folgt der Serbe in Selbstvergessenheit
• .Supiiriniez de l'liistoire Tiiivasion turijue, et los rögioiis, (lui s'ötendent eritre 1' Adriatique, lo Dajiube et la luer Eg(!e,
seraieut aujourd'bui au meme degr6 de civilisatiou que l'Europe occidentale,' Dozon XXXIV, d. li., das Volksepos wäre
auch Lier verstummt. Dasselbe Verdien.st haben die Veiietianer in Dalmatien : sie standen dem geistigen Leben des Volkes,
da» sie beherrschten, gleichgiltig gegenüber.
'.Die Dakstellunö im slavischen Volksepos. 5
nicht etwa einer einsclmieiclielnden Melodie — denn diese ist äusserst eintönig- — nicht
einem fesselnden Vortrage — denn dieser ist höchst einförmig — , sondern der Erzählung von
den ihm bekannten kühnen Thatenund Abenteuern der Helden seines Volkes. Nur Kinder sind
heutzutage fähig, sich in die Erzählung so zu versenken wie in der epischen Periode das ganze
Volk. Dieser Ruhe entspricht die Breite der Darstellung. Die Erzählung bewegt sich vor^värts
,ohne den pathetischen Drang nach dem Ende'. Sie erzeugt ])ei unverbildeten Gremtlthern
das Gefühl ruhiger Heiterkeit, behaglichen Genusses. Diese Eigenschaft der homerischen
Dichtung hat seit Jahrtausenden auf die Menschheit einen unwiderstehlichen Zauber geübt.
Die Breite der Darstelhmg kann durch den Vergleicli des epischen Liedes mit der
Ballade (Romanze) zmii Bewusstsein gebracht werden. Zu diesem Ende kann man das
serbische Lied von der Erbauung Skutaris, Vuk 2. 115, Talvj 1. 18, vergleichen mit dem
einen ähnlichen Stoff behandelnden rumunischen von dem Kloster Arges, Alecsandri 186,
und einem neugriechischen, Tommaseo, II genio del ponte 1 74 imd in einer andern Fassung
179; jenes von 33, dieses von 35 politischen Versen von je fünfzehn Silben. Das serbische
Lied, 242 zehnsilbige Verse umfassend, ist als episch zu bezeichnen. Das ebenso ergreifende
riununische Lied von mehr als 340 fünf- oder sechssilbigen Versen nähert sich hinsichtlich
der Ausführlichkeit und Anschaulichkeit der serbischen Dichtung, während die neugriechische
in raschem Tempo dem Ende zueilt. Tommaseo bezeichnet von seinem subjectiven Stand-
punkte aus das serbische Lied als troppo posato, das neugriechische als rapido troppo.
Nur die Serben. Kroaten, Bulgaren und Russen erfreuen sich eines Volksepos: die übrigen
slavischen Völker haben in ihren traditionellen Balladen einzelne Züge desselben bewahrt,
am meisten die Kleinrussen.
Es entsteht nun die Frage: gibt es zwischen Natm'- und Kunstepos, etwa zwischen der
Ilias imd der Aeneis, abgesehen von der bisher behandelten Entstehung beider Epen, einen
Unterschied und worin bestellt er? in welchen Erscheinungen tritt er zu Tage? Ein Unter-
schied wird wohl allgemein zugegeben, allein die weitere Frage unbeantwortet gelassen.
M. Haupt, Opuscula academica 1. 246, sagt, ,dass beide Arten des Epos nicht blos durch
den Grad der Schönheit und Vollendung, sondern durch den verschiedenen Boden, aus dem
sie hervorgingen, durch die Weise der Entstehung und durch ilu- eigenthümlichstes Wesen
von einander getrennt sind; das ist erst spät und allmählich zu Tage gekonmien, ja diese
Erkenntniss ist in der Tliat erst von der neuesten Zeit gewonnen worden, und sie ist zu
grossem Theile das Ergebniss der Betrachtung mannigfaltiger Analogien, durch die endlich
die Augen für die volksmässige erzählende Dichtung aufgethan wurden'. Worin jedoch ,da8
eigen thümlichste Wesen' dieser Dichtung besteht, ist von Haupt nicht dargelegt worden.
W. Scherer, Poetik 133, meint, zwischen Volks- und Kimstpoesie bestehe kein fimdamentaler
Unterschied, es sei ein Stilgesetz und nicht anders zu beurtheilen als andere Stilgesetze.
Scherer erklärt leider nicht, was ein ,fundamentaler Unterschied' sei. Freilich ist das
dichterische Geschäft überall dasselbe, indem die Phantasie die Quelle aller Poesie ist.
Audi ülier das Wesen des Stils hat sich Scherer nicht ausgesprochen, und wir erfahren
nicht, woi-iu sich der Stil der Ilias von dem der Aeneis unterscheidet. Wir lesen bei ihm 134,
135, dass der individuelle Stil in der Naturpoesie zurücktritt, allein wir erfahren nicht,
was individueller und was der Stil der Naturpoesie sei.
Die Aufgabe dieser Abhandlung ist, den Unterschied zwischen Natur- und Kunstepos
in der Darstellung und nur in der Darstellung klar zu machen. Dieser Unterschied beruht
auf folgenden vier Punkten:
6 III. Abhandlung : Franz MiKr.osiCH.
1. Auf der Stetigkeit der Erzählung im Naturepos, indem der Silnger bei einzelnen
auch minder bedeutenden Momenten der Handlung verweilt, während der Dichter des Kunst-
epos nur die bedeutenderen Stadien festhält;
2. auf der Wiederholung, indem der Sänger des Naturepos einen Gedanken und ganze
Gedankenreihen mein* als einmal ausspricht; er kann sich von einer Vorstellung nicht
allsogleich losmachen und kommt durch Wiederholung nicht nur dem Gedächtnisse der
Hörer zu Hilfe, sondern verstärkt auch den Eindruck: der Kunstdichter meidet Wieder-
holungen :
3. auf dem Gebrauch stehender Epitheta, indem der Sänger des Naturepos bestrebt
ist, den Gegenstand in seiner sinnfälligen Bestimmtheit darzustellen: der Kunstdichter kennt
keine stehenden Epitheta. Grillparzer würde sagen, der Hörer des Naturepos möchte
sehen, was geschieht; der Hörer des Kuustepos ist zufrieden es zu hören;
4. auf der Anwendung von Vei'gleichungen, wodiirch der Gegenstand veranschaulicht
und die Seele des Hörers dabei längere Zeit festgehalten wird: dem Kunstdichter ist die
Vergleichung ein entbehrlicher Schmuck.
Gegen diese Auffassung wird bemerkt, das Angeführte treffe nur Aeusserlichkeiten, der
Unterschied zwischen Natur- und Kunstepos müsse tiefer liegen. Dieser tiefer liegende
Unterschied beruht auf der Psyche des epischen Volkes: diese Psyche selbst zu schauen
ist uns nicht gegeben, wir müssen uns damit begnügen, ihre Aeusserungen zu erkennen.
Diese Aeusserungen nehmen wir in den angegebenen vier Punkten wahr. Die angeführten
Erscheinungen sind nicht etwa blos technische Darstellungsmittel, was schon daraus hervor-
geht, dass die Kunstepik von ihnen keinen Gebrauch macht. Sie betreffen die Form, was
unserer Theorie wohl nicht entgegengestellt werden wird, wenn man bedenkt, ,das8', wie
ein berühmter Schriftsteller meint, ,in der Kunst die Form alles ist, der Stoff nichts gilt*.
Sie sind für Homer oft vmd gründlich dargestellt worden, freilich ohne dass man ihre
Bedeutung erkannt hätte: sie für die slavische Volksepik zu iintersuchen, das ist die Auf-
gabe dieser Abhandlung. Da dies hier vollständig zum ersten Male geschieht, so ist grössere
Ausführlichkeit wohl am Platze.
I. Stetigkeit.
Der Sänger des Naturepos verweilt bei einzelnen auch minder bedeutenden Momenten
der Handlung. Kr eilt daher nicht ungeduldig von einem Punkt zum andern, um am Ende
anzulangen, er weilt mit Liebe und Behagen bei den einzelnen Stadien. Darin besteht die
Stetigkeit, Continuität der Darstellung.
Serbisch:
Igraju(5i pod goricu dojde, — igrajuci i goricu projde, — igrajuci na Kratovo dojde, —
igrajuci i Kratovo projde, — igrajuci i do dvora dojde.
Milo majci, da o2eni sina, — pa skocila na noge od tala, — svom djetetu donese ha-
Ijine: — najpre b'jele gade i ko§ulju; — kaki su mu b'jeli camasiri! — n'jesu tkati, n'jesu
opredeni, — ni u cesto brdo uvedeni, — na curinske prste ispleteni. — A jjo njima navuce
(Saksire, — i po njima zelenu dolamu, — po dolami troje toke sjajne, — a na glavu krila
i Gelenke. — Opasa se zelenijem pasom — od bedara, tamam do njedara, — za pas zadje
morske vedenike, — a jabuke od srme kovane, — a cvjetovi dragi kamenovi u. s. w.
Hör. 2. 413.
Die Darstellung im slavischen Volksepos. 7
Vec se svrati na bijelu kulii, — kada dodje na bijelu kulu.
Hode pravo bijelome dvoru. — kada dodje dvoru bijelome.
S njime podje niz novii carsijn, — kad su bili niz novu carSiju.
Russisch:
Raz8tavljal:5 sater-b — poly belyja; — Razstavja sateri, stalt ogon& seöi; — Vysecä ogoni,
stall rasklady vatb ; — Razlo2a ogons stall, kasu varitB; — Svarja kasu stall raschlebyvatb;
— Raschlebavi kasu stall pocivi der2atb.
Er stellte auf sein Zelt, das aus weissem Lein; — als er es aufgestellt, schlug er Feuer;
— als er Feuer geschlagen, legte er es an; — als er es angelegt hatte, kochte er Grütze;
— als er sie gekocht hatte, verzehrte er die Grütze; — als er sie verzehret, da schlief er
ein. Kir. 1. 3. Bistrom V. 187.
Daneben: Onl raskinuli uze polotnjani satgri. — oni raskinuvsi stall poßivi derzatb.
Er stellte sein leinenes Zelt auf, — als er es aufgestellt, schlief er ein. Kir. 1. 16.
Bistrom V. 188.
Vynimaeti oni Potoki — izi nalusna svoj tugoj luki, — izi kolcana vynimali kalenu
strelu, — i bereti oni tugoj luki vi ruku levuju, — kalenu strelu vi pravuju, — nakla-
dyvaeti na tetivocku selkovuju, — potjanuli oni tugoj luki za ucho, — kalenu strelu semi
cetvertej, — zaskripeli polosy bulatnyja, — i zavyli roga u tuga luka, — a i cutb bylo
spustiti kalenu strelu.
Potok nimmt aus der Scheide seinen straffen Bogen, — aus dem Köcher nimmt er den
gehärteten Pfeil, — und er nimmt den straffen Bogen in die linke Hand — und den ge-
härteten Pfeil in die rechte, — und er legt ihn auf die seidene Sehne, — und er spannt
den straffen Bogen u. s. w. Kirsa Dan. 217.
I skoro beziti 'oni vo konju§eni dvori, — i bereti sebe konja dobrago, — lucsago
konja i samolucsago, — i skoro sedlaeti i uzdaeti konja dobrago, — i skoro izi goroda
izi Kieva povyedeti, — i skoro budeti na tomi pole na Eleskiny. Ryb. 1. 116.
Elin schönes Beispiel von Stetigkeit bietet Homer, Odyssee 21. 42—53: Vj rfriZB ^tj
W.Xa(i,ov xöv ä'^ixsto 5ta '(O-^aiv.ihv. Penelope holt den Bogen des Odysseus: sie steigt hinauf
zum Gemach, nimmt den Schlüssel von Erz mit dem elfenbeinernen Griffe und geht zur
hintern Kammer hinab, wo die Kleinode des Königs ruhen. Dort tritt sie auf die eichene
Schwelle, löst den Riemen vom Ring der Pforte, steckt den Schlüssel hinein und schiebt
den Riegel zurück; krachend breiten sich die Thürflügel auseinander, und sie geht hin
zur Wand, sie reckt sich empor und enthebt dem Nagel den Bogen.
Dieselbe Ausführlichkeit wie in der Erzählung gewahren wir in der Beschreibung.
Man vergleiche das Lied Novak i Radivoj prodaju Gruicu, Vuk 3. 4, wo Kleidung und
Rüstung des Gruica Vers 56 bis 83 beschrieben werden.
II. Wiederholung.
Der Sänger des Naturepos kann sich von einer Vorstellung nicht sogleich losmachen,
spricht daher einen Gedanken oder ganze Gedankeureihen mehr als einmal aus. Quae
narrantur, ita solent describi, ut semper ex praegressis aliqua pars repetatur, quo tit.
8 in. Abhandlung: Franz Miklosich.
ut et ea. quae jam audita sunt, faciliiis retineantiir, fimiiusque iniprimantur auimis et
laxius atque reinissius fliiat oratio, quam si novis semper constipatis attentionem difficilem
et molestam redderet. G. Hermannus. Una caratteristica del canto epico finlandese fe la
ripetizione di una stessa idea in varie forme in due o piii versi successivi: malgrado la
varietk di colorito poetico che spesso suol esservi dentro, la frequente ricorrenza di tali
ripetizioni o il troppo prolungarsi di esse puo rinscir peso e stancare. Comparetti.
1. Einfache Wiederholung.
Von der einfachen Wiederholung eines Wortes macht nur die russische Volksepik
Gebrauch.
Russisch:
Prjamoezzaja dorozka prjamoezzaja. Ryb. 2. 6.
Cudnymii cudnymt cudno, — divnymoj divnymt divno. 1. 74.
Vvezzaet-b tutt staryj kozak-B, — star-B staryj kozak-B, Ilbja Muromecb. Kir. 1. 93.
Ont Ijubilt, Ijubil-B smejatt sja na ßu^iicht ^ent. 2. 17.
Pozdnym-B pozdno. Kirsa Dan. Vergl. göre gortkoe. göre gorbkaja, moja rusa kosa.
Zagorali sja, zagorali sja dubovija drova. Kir. 2. 43.
Serbisch:
Aehnlich cudno cudo. kad je bilo veßer u veßeri. Kaß. kada bude noci u ponoci.
Kac. kad u jutru jutro osvanulo. kad u jutro jutra docekali. Kaß. svilen öador od zelene
svile Hör. 2. 246. u jutro rano podraniH. ne rani rano na vodu. kad su zore bjele zabjelile
Kaß. 120. tu mi je zora zazorila. kad se tavna nocca uno6ala. pa ja mislim i razmisljam misli.
Bulgarisch:
Dur se zora obzorilo milad. 425. sitnom sitno zborvat 403. Vergl. sirak siromah.
Kleinrussisch:
Do/om, doJom, ta sucho. doJom iz za hory, hory. oj v Tisku, lisku. oj poJem, poiem
Kyiyimskym. oj rano, rano kury zapüy. oj sydyf, sydyf, kosoAku ce§e. stojif mi, stojif
Soikovyj namet.
Dem wiederholten Worte wird eine nähere Bestimmung hinzugefügt.
Russisch:
Ocht vy Ijudi moi, Ijudi dobrye, — Ijudi dobrye, sabry bli^nie. Kir. 1. 4.
Izpodü togo li to vjaza, vjaza öernago. Ryb. 2. 185.
Izi. lesu to bylo, lesu temnago. 3. 69.
2. Wiederholung der Präposition.
Präpositionen werden vor den einzelnen syntaktisch zusammengehörigen Nomina
wiederholt. Dass es sich hiebei nicht um die Ausfüllung der Silbenzahl, sondern um nach-
druckvolle Darstellung handelt, ergibt sich aus russ. vb pecali bystb vh velice aus dem XI.,
RT) posadnikom-B st Miroskoju aus dem XIII. Jahrhundert, na prevczt na Kyjevt bei Nestor.
DiK Dausteli.ing im .slavischen Volksepos. 9
na sestru na Mihailovu. Krmc. 335 u. s. \v. Serb. uzl potokb ixzb Belusb, u rtti, u KurijacB,
uzb potokB uzb LovBCb, u reku u Pbnukju, u stenu u Pbcelinju, za vbse za to, u rbtbkb u ostryj,
u BnSije u gorbnje, na Krbste na dolbnje in Urkunden. Dies deutet darauf hin, dass die
Wiederholung der Präposition, der alten Sprache eigen, sich heute im Serbischen nur im Volks-
epos erhalten hat.
Serbisch, Kroatisch:
A bez suza bez sirotinskijeh. Vuk. 2. 83.
Ukraj Laba ukraj vode ladne. 2. 31.
Na uba%^i na polju Kosovu. 2. 34.
Po cestitoj po Ma6edoniji. 2. 38.
Za Maksima za sina svojega. 2. 89.
Prije boja, prije razboji§ta. za jedinkom za banovim sinom. iz dalcke iz zemlje moskovske.
U prokletoj u kuli Nebojsi. Kac.
A Milos se dignuo iz gosposke iz trpeze. Bog. 7.
Nego tebi obecavani prid svom ovom prid gospodom. 7.
Strah je mene, da nije u potrebi u velikom. 9.
I mene je uveo pod svoj sator pod svileni. 16.
Prvi glas niu dopade od kralja od ugarskoga. 20.
Janko mu je vojvoda za kuma za vjenßanoga. 28.
Ter mu Ijubi udari po grlu po bijelonm. 112.
Tu je sator raspeo u planini u zelenoj. 13.
A Milo§a Kobilovica na moju na desnu ruku. 9.
Da je mlada robinja u bana u Modrinskoga, — da je baue on neda na odkupe na
nijedne. 117,
Man vergleiche Bog. 4, 8, 10, 11, 12, 13, 14, 21, 32, 43, 58, (iO, 61, 74, 81, 90, 95.
Bulgarisch:
Der bulgarischen Epik scheint dieses Darstellungsmittel zu fehlen.
Russisch:
Kto by nami) skazalt pro staroe, — pro staroe pro byvaloe, — pro tog6 Ilbju pro
Muromca? Kir. 1. 1.
Vo 2ist6 pole, k-b vysoku bugru, — kT) vysokü bugru, ko raskatistu. 1. 2.
Pod'b toe li ze podi) matusku — pod Sofii rekii. 1. 4.
Iz'b za gort bylo, gorb vysokiichii, — iz-b za lesovt, lesovb temnyichi>. 1. 31.
Vo slavnom'b vo gorode voMurome, — vo seleKaracarove, — tutii zil'b byli. starik-b u.s.w. 1. 77.
Za chleb'b, za solb za stolovuju. Ryb. 3. 43.
A ne st ochoty sla, a so pristrastki so knjazeskija. 3. 89.
Na tvoem-b na kameni na latyre. 3. 165.
Na nase na selo na prekrasnoe, — na slavent na Kievb grad-b. 1. 97.
Iz stolbnago iz'b goroda izi Kieva. 3. 54.
Ko tonm li ko gorodu ko latinskomu 3. 46.
Vt> toem-b bylo vo gorode vo Krjakove. 3. 13.
Za ego za brata za krestovago. Gilbf. 354.
Po gorani'b, goramo,, po vysokiimOj, — po razdolbicamt, po türokümi..
Ucnkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Abh. -2
10 III. Abhandlung: Franz Miklosich.
Man lüge hinzu die Reste dieses Gebrauches im Ivleinrussisclien, im (Jechischen, im
Polnischen und im Litauisdien.
Kleinrussisch:
U selach u veseiych. pöd borom, hej pod borom. oj z za hory, ta z za zeleno'], ta z za
kamjanoj. oj za hory, ta za krutoj, oj iz za hör)', po pod horu, po pod zeienu. do horoda
do Koziova. bila horoda, bila kyfiji. a tarn na iuhach, na barz syrokych. u poli, u syrokom.
V poFi, V poli, V cystejkom pol'i. u sadu, v sadu, u sadocku. pöd verboju, pod zeJenoju.
V
Cechisch:
Spadly ste mi do hlbokej do vody. Sbor. 12. pod javorem, pod zelenym.
Polnisch:
Przy gajiczku, przy zielonym.
Litauisch:
Is po akmenju, i§ po sgrojo. vandenelis tekejo. — Unter dem Stein, unter dem grauen,
ttoss ein Wässerlein.
Es sind dies Reste der alten Sprache. Archiv für slavische Philologie. Xll. 103.
3. Palillogie.
Palillogie [TzaXiWrjfia, dvaoiicXtoat?) ist Wiederholung desselben Wortes oder derselben
Worte in zwei oder mehreren aufeinanderfolgenden Versen.
Bogisic, Predgovor 44, meint, die Palillogie könne zur Wahrung der syntaktischen
Selbstständigkeit des Verses, zur Vermeidung des Enjambement dienen. Nach der Ansicht
Anderer hat sie die Bestinnnung, die Rede nach einem augenblicklichen Stocken in neuen
Schwung zu bringen. Mir scheint sie in der epischen Darstellung überhaupt begründet,
die gerne mit behaglicher Ruhe bei dem Gregenstande verweilt. Vergl. Zima 165. 298.
Serbisch, Kroatisch:
aj Osta jadna gospa kukajuci, — kukajuci kano kukavica. Vuk. 4. 14. 122.
Kad u jutru bijel dan osvanu, — dan osvauu i (igranu sünce. 3. 16. 27.
Ali na njeg' uagazila guja, — Ijuta guja, sa Kladuse Mujo. 3. 24. 591.
A Stojanu krsno ime bje.se, — krsno ime lijep Djurdjev danak. 3. 36. 113.
A kapija pusta zatvorena, — zatvorena i zamandaljena. 3. 5,^. 159.
Svakoga je svata pokrivala, — pokrivala svilenom kosuljom. 3. 74. 82.
Tad' stari Vlah oni poharase, — poliarase ga i popali§e — popalise ga i porobi§e. 3. 525.
Siri ruke i u lice Ijubi, — Ijubi zeta Jankovi6-Stojana. Ma2. 47.
Ja djevojci rzu kidisati, — rzu kidisati i obrazu. Bos. vila.
b) Da jedno mi bise vitez Marko Kraljevicu, — vitez Marko Kraljeviöu i brajen mu An-
drijaSu. Bog. 18.
Neka mi se s^alosnu od gr'jeha ispovidjeti, — od gr'jeha ispovidjeti, dusu moju na-
miriti. 50.
Dopust' meni, moj bo2e, tihu rosu u ravnici, — tihu rosu u ravnici, sinju maglu u
planini. 72.
Die Darstellung im slavischen Volksepos. 11
Turci glavu osjekose slavnomu Lazani knezu, — slavnonm Lazaru kuezu i Milosu
Obilicu. 10.
Za gledati Jerina divne svate i kraljicu, — divue svate i kraljicu starca Djurdja medju
svatini. 28.
Koja n'jesuKosovo l'jepijem selim uaselill, — rjejjijeni seliin naselili, vinogradini nasadili. 94.
Uboga sirotica milo je zdahnula, — milo je zdalmula, bogii zafalila.
Es kann das Ende, aber auch der Anfang wiederholt werden.
a) Nadje majku Jankovid Stojane, — uadje niajku ii svom vinogradu; — kosu reJce
ostarila majka, — kosu reze, pa vinograd ve^e. Vuk. 3. 25. 47.
Vila gnjizdo tica lastavica, — vda ga je za deset godina. 3. 25. 92.
Stade jeka bubnja i svirala, — stade praska nialijeh pusaka, — stade vika dobrijeh
junaka. 3. 68. 250.
Oderase trojica hajduka, — ocerase trideset Turaka — oderase senju na krajinu. 3. 39. 168.
h) Svilen §ator raspeo mladi Marko Kraljevicu, — on je Sator raspeo na llvadi od Bu-
dinia. Bog. 14.
L'jepu jezdu jezdijahu dva Jaksic^a mihi brata, — oni jezdu jezdijahu goricome zele-
nonie. 113.
Sam donese napokonje rogatije djevojcine, — sam donese napokonje rogatije i po-
zdrave. 136.
Bulgarisch:
a) Tamo fati nianastir da prave, — manastir (da) prave sveti DImitrja (gegen das
Metrum). Milad. 207.
Marko pravi tamo lep manastir, — lej) manastir sveti Dimitrija. 208.
Ajde, Grrujo, tebe da te vidam, — da te vidam, sto junastvo ima§. 211.
A ti toga mosne strah imase, — strah imase ot goli dervisi. ib.
Sekulov konj vo vcas-o si legna, — on si legna na zelena treva. 216.
Ako da'aS tvoje belo lice, — tvoje lice, kako jasno s:Bnce. 128.
Ta kupiha tri tovara, — tri tovara siten barut, — siten barut i zli korguni. 172.
h) öedba sete Marko Prilepßanec, — sedba sete niz Kosovo pole. Milad. 207.
Cabur caSa plna mi ispilo, — cabur (!;asa sedumdeset oka 148.
Svadba cinit kralja Latinina, — svadba cinit, sina ke si 2enit. 116.
Mu dadoe te2ok kamen, — te2ok kamen, sco tegle§e, — S8o tegleSe trista oki.
Kniga ne ostavi, hlebec da si hapne, — hlebec da si hapne, i vodica pijne.
Russisch:
Sostroit-B koloda dubovaja, — dubovaja koloda prostoraja. Ryb. 2. 62.
PriSla k-B emu vi) kabak-B vesto2ka skoraja, — skoraja vestocka, neveselaja. 2. 62.
Kak-B posel-B to ja ko sinjii morjü, — ko sinju morju, ko Dunaj reke. 2. 239.
Pervaja zastava bolota aybuöija, — bolota zybußija, korby dremußija. 2. 239.
I sedlaetii skoro na skoro, — skoro na skoro, i krepko na krepko. 3. 56.
Togo li-to sobolja zamorskago, — zamorskago sobolja uSistago, — usistago sobolja
pusistago. 3. 181.
Razgorelo sb serdce bogatyrskoe, — bogatyrskoe serdce, molodeckoe. 1. 104.
2*
12 III. Abhandlung: Fuanz ^Iiki.oskh.
Dobryj molodec^b, bell Boris Kozlovt! — Ty ue bej inenja po belu licii, — po belli licu, po
riunjauomu: — ja stopCu tebja ua dobri^in-B koue, — na dobryni'B kone bogatyrskiem'b. Kir. 1. 6.
Hüutig ist die Palillogie in der traditionellen Ballade der Kleinriissen:
Sidiaj mi, tatu, koÄa bystrolio, — ko6a bystrolio, meca ostrolio.
Radu radyZy, — radu radyJy ne jednakujii, — ne jednakiijn, a trojakiiju.
Oj cliodimo 2 my do kovalöyka, — do kovalcyka, do zoJotnyka.
Oj daje ua rök po sto cervonycli, — po sto cervonycli, po kouykovi, — po konykovi,
taj po §abeI6i, — taj po gabelci, po pari sukon, — po pari siikon, taj po Sapocdi, — taj
po äapoßdi, taj po pannocci.
Kupiijmo, bratfa, soJkovi snury, — soikovi snury, inidaAi coiny.
A poperedii kouykom liraje, — konykom liraje, nieceiu niachaje.
Me2 tymy pauamy krasnyj panycu, — krasuyj panyßu, pane Ivane.
Sapockii zujai, §ce j pokJouyi ^a, — i pokionyi ^a, i pokoryl ^a.
Oj vysZy k Äomu usi panove, — u5i panove, vöi hetmanove.
Po rynku chodat, riiceÄky iomjaf, — rußeAky iomjaf, j radorikii radjat.
A zhodiivavgy, v voj^ko posiala, — v voj^ko posiaJa, da j naiiCaia. Vergl. Antonovyß
l. 31. 33. 35. 38. 52. 79. 86. 138.
DiePalillogie istHomer nicht fremd, sie findet sich V(jrnehni lieh in den letzten Büchern der Ilias.
T^ 5' £Y"* öLvrtoc si[JLi, %al st itypi /slpa? socvisv, — si irapt x^l^'^c. soixs, p,svoc 3' ai'^tovt
ai^ptp. II. 20. 371.
Oi 8' äp" saav 8{5'j[AOf 6 {asv £{jixs8ov '^vto/s'JcV, — sixicsSov rjViiyt'S, i 5' apa [idartYi
xsXc'jsv. 23. 641.
Tö) öap'.CsjJ-sva'., d ts irapösvo; r^t^soc ts, — Tcap^lsvoc -r^^iH^öc t öaptCs'cov dXXr^Xoäv. 22. 127.
T(bv [iiv dp A[X'fi[Jia/0(; xal Ndor/jc T^YTjadaO'/jV , — NdaiTj? 'A[A?pc[j,axöc xs, No[iiovoi;
dy/vaa tsxva. 2. 870.
Die Palillogie bei Virgil verdankt ihre Entstehung der Nachahmung seines Vorbildes.
— — videmus — Italiam. Italiam primus conclamat Achates, — Italiam laeto socii
clamore salutant. Aen. 3. 523.
Atlantis duri, coelum qui vertice fulcit, — Atlantis, cinctum adsidne cui nubibus atris —
piniferum Caput. 4. 247.
4. Wiederholung durch Negierung des Gegensatzes.
Die Wiederholung enthält den negierten Gegensatz.
Serbisch, Kroatisch:
aj Ona »jede briXna nevesela.
Sto s' u obraz sjetno neveselo?
Mitre mudi, ne besjedi ni.sta.
Muri Stojan, ni§ta ne divani.
Budi mudar, ne moj hidovati.
S malo bilo, za diigo ne bilo. malo vr'jeme, za dugo ne bilo. Typisch, nirve stalo, za
diigo ne bilo. Hör. 2. 536.
bj Sto mi, Suro, ti stoji.s zlovoljno i neveselo. Bog. 109.
Die Darstellunu im slavischen Volksbpos. 13
Rxissisch:
Prjamoj dorozkoj, neokoli>noej. Kyb. 3. 13.
Za velikuju dosadu, ne za malnju. 3. 75.
A i cholost'B ja chozu, ne zenate guljaju. Kirsa Dan. 86.
Kleinrussisch:
Mali) nenmoho. malyj neveiykyj. smuten neveseiyj.
5. Paarung sinnverwandter Wörter.
Der Wiederliolunfi' nahe stellt die Paarung sinnverwandter Wörter und solclier Ausdrücke,
von denen der eine neben dem anderen entbehrlich ersclieint. Wie die Wiederholung, so
soll das Synonymum die Seele bei einer Vorstellung festhalten. Die wiederholten Wörter
können Substantiva, Adjectiva, Adverbia oder Verba sein.
Serbisch, Kroatisch:
aj To je nama bruka, zazor i sramota. — puno Ijeta i godina. Hör. 2. 566.
Cuvaj nama obraz i postenje.
Od koje si zemlje i krajine?
Ni ce imat' groba ni iikopa, — ni ce s' Marku groba opojati. vec prosipaj riznicu i
blago. — moja mati, mio roditelju. Hör. 2. 182. Zima 175. 177.
Svijet i krajina — mizda (aus der Kirchensprache) i nevolja. Hör. 1, 83. — jer zadade
jada i nevolje. — hranila ih tugom i nevoljom. niuka i nevolja. muka i rana. kod vrela
izvora. kr§ i kamenje: krS ist Fels, in Montenegro Stein.
Brda i krSine. Kac.
Baci(5u je u kamen pedinu. Petr. 122.
Um i pamet. Prokleto mu pleme i koljeno.
Kojega je roda i plemena.
U zeljez ga gvozdje okuj tezko.
Tuga i 2alo8t. jadi i cemeri. evo zore i bijela dana. pa on daje oganj vatru 2ivu.
Te pocini trudan i umoran.
Zaludu ti sretno i cestito.
Dje pogibe ludo i bezumno. Zima 175. pravo meni i pravicno kazi. Hör. 2. 445.
sviono i obicno. 2. 494.
Cvjeli, place suzanj va tamnici. Vien. 145.
Cvjeli, tu2i Todor Salacanin 126.
Strah je mene, ja se bojim Ijuto. ve<S sam cula i Ijudi mi kazu. Hör.
I pricaju i kazuju Ijudi.
Da banvijes i da gospodujeS. Zima 175. 177.
b) Poklon i dar. Bog. 157.
Sve mi one bijahu jedne slike i prilike. 73.
Kad svanulo i granulo sunce.
Za to placem i suze proljevam. kola i koßije. oganj vatra 2iva.
Man merke sva6a i svatovi. Ma2. 81.
14 in. Abhakülunu : Franz Mielosich.
An erster Stelle steht nur der Aul'aug des zu wiederholenden Wortes :
U njega mi bijaSe bri njegova britka sablja. Bog. 112. per kosulja do pojasa pirlitaua.
In einer Besclnvöningstonnel : nstn, ustupite, auatemnici. Man vergleiche kleinrussisch:
clmieie, chniernyce6ku. pomaj boh, maj l^oh.
Diese Stellen erinnern einigemiassen an die türkische, der Verstärkung dienende Re-
duplication, die darin besteht, dass der erste Laut des Adjectivs mit dem der Vocalharaionie
entsprechenden Vocal und mit Zufügung eines p, m, s vor das Adjectiv gesetzt wird: ap
ac^k ganz often. bom bos ganz leer, inas mavi ganz blau. Wahrnmnd 49.
Bulgarisch:
Urnen i raziunen.
Te zasviri zalno, t/L^no. Verk. 237.
Rtissisch:
Bez-b boju, bez-b draki, krovoprolitbja. Kir. 2. 26. Vergl. Ryb. 2. 41. l)ezi, boju, bezt
draki velikija. Kirsa Uau.
So togo so gorja so krucinu§ki. Ryb. 3. 233.
A u menja göre peßalb e§2e bolbse tvoej. 2. 42.
Djukovo imenbe bogaßestvo. 2. 174. Vergl. 2. 177.
Krasotoju basotoju vb Osipa prekrasnago. 3. 85.
Zili} u kupca gostja torgovago. 3. 155.
I prichodjatb S'B lestbju prelestbju. Kirsa Dan. 49.
Do temnogo lesu boru dotaskivatt. Ryb. 2. 133.
Sobirala sja Mariska vh pirb besediisku. Kir. 2. 42.
Prochodil'b pory vremeni rovno tri gody. Ryb. 3. 4. Vergl. 2. 126; 3. 32; 3. 115.
Stolovanbe pocestnoj pirb. bylo stolovaiiie, poßestnoj stoH. KirSa Dan. 155. Vergl.
Rvb. 2. 93. 2. 221; 3. 3.
PrjaXki spilbki krasnago zolota. 2. 22.
Bez-b styda, bezi» soroniu. Kir§a Dan.
Priletala malaja pticka ptaSka. Ryb. 2. 311. — ptica ptasica. 1. 2.
Poechal-b putem-b da i dorogoju. 3. 53. Vergl. 2. 136 ; 3. 33 ; 3. 43.
Kakogo ty roda plemeniV 3. 2.
Primi ko menja vo slugi, raby. 3. 283.
Ne svet-b zorjuska prosvetila sb. 2. 125.
Toskoj pecalbju velikoju. 2. 15.
Ne moget-b primenitb uma razuma. 2. 177. Vergl. 3. 131; 3. 227.
Stall, sluzitt veroju i pravdoju. Kir. 2. 80. Vergl. 3. 305.
Volosomi. rostom-b rovnym-b st menja. KirSa Dan. 92: volosTi und rosti) sind syno-
nyme Wörter.
A ne kaliki estb, vsß vory grabiteli. Ryb. 2. 91.
Ostavalo Sb 2itbe bytbe bogatestvo. Kir. 2. 49.
Vy glupyi da nerazunmyi. 1. 80. a glupy bojara, vy nerazumnye. Kirsa Dan. 327.
Ja jirivezT. te))e vestocku radostnuju i veseluju. Ryb. 3. 88.
Tut'b ne dva f)rla sletaeti. sja, — a dva silbnychi) mogucichi) bogatyrja. 3. 175.
Umnyj razumnyj chvastat-b staryni-b batjugkoniij. 2. 211.
Die Darstelluno im bLAviscHEN Volksepos. 15
Kogda ja vesela radoSna. Kyb. 3. 323.
Slugam vemyim, neizmennyim. Kir. 1. 69.
Bylo bitb sja, rati sja. Kyb. 3. 25. biti sja, drati sja. st kemi. pobitb »ja, podratb
8Ja i poratitB sja. Kirsa Dan. 260.
Hill} sja, rubilt sja st Neve2ej bogatyremi.. Kyb. 3. 70.
Da ne boj sja tko, ne polosaj sja. 3. 124.
Dobrynjii s'Bem'B sozru. Ryb. 3. 62. Vergl. Kir. 2. 25. otkulb ideät, otkulb piitL der-
zisT>y iiyb. 3. 35.
Krioal'B zySalii zycnyni'B golosoni'B. Kir. 2. 69.
Cto ides:b krucinovatb pecalovatb. Ryb. 3. 236.
Plylo vyplyvalcj tri karablja. 2. 185.
Proechal-b proezzivalt. Kir. 1. 33.
Razrostili sb, razplodili sb po kratyint bereganit. Kir. 1. 90.
Razrubil'b razseki) ua nielki casti. Ryb. 2. 17.
Gljadiic\ na nich-b iilybaetob sa i nasniecliaetB sa. Kir. 2. 91. smiluj sja, smiloserdi
sja, — smiloserdi sja, pokazi milostb. Kirsa Dan. 277.
Sli vybegali cetyre tura zlatorogie. Ryb. 2. 39.
En-b zrelt smotrel'b vo cisto pole. 2. 16. Vergl. 3. 119.
Pochvaliti sja i pochvastati. Kirsa Dan. 327.
Ne dlja radi kaliki prochozago. Ryb. 3. 35. Vi-gl. 3. 50; 3. 85. Kir. 1. 87: dlja radi
puti, dlja dorozenbki. Kirsa Dan. 256.
Nynb teperb vo zamuzb posla. Ryb. 3. 82.
A laty-kolbßuga prizar2aveli. Ryb. 1. 102.
A po utru rano ranesenbko, — na svetloj zare, rauo ntrennej, — na vschode krasnago
solny§ka. Kirsa Dan. 259. 299.
Murava trava. rod'b plemja. pocestb-chvala. sila vojsk(j. salbstvo beziuubice. uni-b
raziun-b. vozraste volos-b. gljazu smotrju. spisi. iisypaeSl sja. Ryb. 2. 215. vych<Klila vy-
bögala. 3. 132. znaju vedaju. Kirsa Dan. ne znaesi» ne vedaesT». Ryb. 2. 6. zrit-b i glja-
ditt. 2. 13. zdete poMet/B. Kir. 1. 61.
Dasselbe findet sich im Kleininissischen : da nedola moja, da nesßa^ce moje. za hor-
dostu, za pysnosfu. pyiy tnmany. barzo rano, poraneAku. styty, sanuvaty, povazaty. ctyty
i pova2aty. ta vony staiy duniat, sta2y i hadaty. Ai duniaje, Ai liadaje. piare, i-ydaje.
stucyt, hremyf. za2uryf ^a, zacIiJopoßef ^a staraja hoiova. bizyf, podbihaje. chvaJyty, so-
chvaPaty. kJyce, poklykaje. kl'asty, prokJynaty. kvyfyt, prokvyl'aje. pyiy, pyiy, podpy-
vaJy. sluchaje, prosluchaje. ävidcyt, vy^vidcaje. §yje, vygyvaje.
Der eine der sinnverwandten Ausdrücke ist einheimisch, der andere fremd:
Serbisch:
Pf)kraj puta druma junackoga.
Vjest boju i niejdanu.
Ki vodise cete i hordije. Juk. 41.
Ozdjeldijom i dobrodoslicom. Petr. 409.
iSve niii jade i avale kaze. Petr. 662.
No trazite hak» i bijeda. '
«
1 6 III. Abhandlung : Franz Miklosich.
Ka svojemu seiitu i krajiui. Jiik. 486. 535.
Tebe fali serat i krajina. 507. Vergl. 168. 182. 516.
Odbacili pusat i oriigje. 443.
Da mu daiuo silah i oruzje.
Cemerom se opasala pasom. Jiik. 219. Vergl. 446.
U knjizi je selam i pozdravi. 483.
I skiniit' niii zecir prsten s ruke. Petr. 300.
Prosti meni i lialali. 152. Vergl. 376.
Muju baci ii ziudan tavnicu. Jiik. 440. od soja i plemena. stohi i devletu. Hör. 2.
424. ATati njega stolu i stanibolu.
A danas je vakat i vrijeuie. Petr. 531. Vergl. 269. Nar.-bl. 370.
Vee on ode k sentu zavicaju. Jiik. 211. iiiost i cuprija. Hör. 2. 389. pancijer kosulja.
Dokle nocca kara aksam dodje. — nigdje zore ni sabaha iienia. Hör. 2. 79. sabah
zora 2. 116.
Pa povika grloni i avazom.
Onda Nnkmi glasoni i avazom.
Ne Stade joj glasa ni avaza.
Ti se projdi mejdana i vraga. no se prodji vraga i belaja.
Idu svati zemljoni i denarom. zid i bedem. Hör. 2. 344.
Ka2i meni jade i belaje.
Burma prsten zlaten. ovcar coljanin. troSak i liarSlnk. zindan tavnica. In-ana i idara.
Hör. 2. 550. izmi i besjeda. 2. 105. solra i gospoda. tuce strogom i mamuzom. saba
zora dodje. simit hlijeb bijeli. sa srei^om i hajinmi. vranac karavrimac. Kac. 22. sretna
i hairli. kiirsimi i olovo. koplje dzidovina. Hör. 2. 358. u tebi, kiicice, sam rahat i ve-
sela. sahtli neveselo. kvar i zarar. otac babajko. sve svi age senli i veselo. semno i ve-
selo. al' je senhik al' veselje te2ko. Hör. 2. 425. Sudur bogu fala.
Iz nsiju oganj vatra pali.
Sve vam dzal)a i sve vam poklanjam. Kac. 67. raniti se i timariti. 41.
Pobice nas hala i vremena. Petr. 109. ja sam ßuo i haber uzeo. Hör. 2. 394. kobac
avanica. sargan gnja. Hör. 2. 198.
Bulgarisch:
I pronese pri)8ten biirmanlija. Kac. 328. Vergl. 265.
Oti simi tugin, mome, tiigin jabanec. Milad. 456.
Ot koja fara i rodnina si? Milad. 229.
Russisch:
Kakü begitii tuti. konb-dobra losadb. Bus. 241.
Talanomi ucastbju vh Ilbju Muromca. Kir. 2. 31 ; KirSa Dan. 130.
Nesi^astnyj i netalannyj. Ryb. 1. 120.
Krasno snarjadilt sja, chupavo. 2.227: chupavt schön: bulg. hubav, ])ers. yub.
Kleinrussiscli:
Poturßyia 6, pobusumianyJ'a k
Beide Ausdrficke sind fremd:
Die Darstelluno im slavischen Volksepos. 17
Serbisch:
Sve razbija bale i tovare. Hör.
Bas6e i basßaluci. Hör. 2. 436. bostan basca. 2. 416.
Eto, Mujo, cara i si(5ara. Juk. 135. Vergl. 138.
Pridje cekmi i pendzeru. Hör. 1. 161. dzam i pend2er. 2. 437. wohl für dzamli pen-
dzer. dolazi djozu i pendzeru. Hör. 2. 147.
Hosdjeldija i sefadjeldija. Hör. 1. 368.
Seir cini kiilu i avliju.
Sa musebaka i pendzera.
Eto pljacke i §i6ara. Hör. 1. 420.
To se sjase rati i piisati. Juk. 533.
Mi ne znamo senta memleceta. Hör. 1. 517.
Tain i fiSeci.
Bez careve tugre i femiana. Juk. 491.
Neka vam bude niöali s ugurom i bahtom.
U onome vaktu i zenianu. Hör. 1. 462.
Nuto vidi hala i belaja. Juk. 457.
Na svom sentu, na svom vilajetu.
Pa im kaza hale i ahvale. Hör. 1. 119.
I u kom smo halu i ahvahi. 1. 35. Vergl. 105. — prodj' se hala i mejdana. — prodj'
86 ala i belaja.
Izun i testir. Hör. 2. 105. more i liman. 2. 9.
Zapali mume i fenjere. Hör. 2. 21.
Daj ti meni papir arte b'jele. Marian. 102. pare ni dinara. Hör. 2. 473. sahtli i ka-
harli. Hör. 2. 36. na silahu i na bensilahu. 2. 415.
Postavljaj nam sofru i trpezu. Kaß. tola i trpeza. Hör. 2. 109.
Zapali ßibuk i duhana. Kaß.
Karta i artija. 83.
Ako meni vakt i sahat dodje. evo vakta a evo zemana. Hör. 2. 250. tajin i idara.
2. 553.
Bulgarisch:
Tam da prave ceSma sadrvam. Milad. 484.
Russisch:
Igraete vo saski vo gachmaty. Ryb. 1. 117.
Mit der hier behandelten Paarung sinnverwandter Ausdrücke vergleiche man bei Homer
TCÖX'-c xat, aaxu, '^d\i.aboz xs xövtc 'cs, M\).>xz xai. bi^oq, 06 §£|jiai; o65s fpori, rpor^ xat ci^o?,
ÄCip-coc is ßc'/] IS, Bo\i.bz %al '^oyri, otpaSir; %ai Ou(xös, %atd (pp£Va xat xatd 6'J[j.6v usw.
Ebenso dppr;xtoc aKoxoc, äiGZOQ 6.tzoozoq, aattoc dTraaio?, XcSvö-cato? %ai (pikzaioQ, aya^^bz xai
ri%irjQ vtsw. und o^pa iö(o|xat, svi «ppsaw '/jos oasta), ou iro) löov 000 EVOYjaa, ir£ipY]ao(JLai tjoe
i5(oji.ai, vosco %ai ^pdaao[i.a'., ayopTTjoaro xat iXcTsetTcsv, ä%oz (pdzo (pcovr^OcV t£ usw.
Deuksoliriften der phil.-bist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Abh. 3
18 ni. Abhandlung: Franz Miklosich.
6. Paarung engerer und weiterer Ausdrücke.
Die neben einander gebrauchten Ausdrücke verlialten sicli zu einander wie der weitere
und der engere, AAÜe Gattimg und Art.
Serbisch, Kroatisch:
a) A zaTa2e mesom ovnovinom. Juk. 164: und er speist ihn mit Fleisch, mit Schöpsen-
fleisch.
Hodi za nniom u sasikii travu. 400.
Sadrvanu ka vodi studenoj. 512.
Na avUji sadrvan vodica. 151.
Zaklinjem te postom ramazanom. 207: ich beschwöre dich bei der Faste, dem Ramazan.
Ode cura do vode jezera; — kako vodi i jezeru dodje. Petr. 7.
Ne bih ti se poturcila, mlada, — da mi dadeS pola carevine, — i han-kucu. Petr. 695.
AI' ste gladni vi baskota kruha. Marian. 111.
Baskot hhjeb bijeli. cvijet karamfil. riba nioruna. kod vode bunara. bunar voda
ladna. zvijezda danica. — mramor kamen, kapa kamilavka. konj dorat. kouj vranin.
knjige i ind2ih. Hör. 2. 72.
bj Sv'jetla zv'jezda danica u istoku suncanomu. Bog. 3.
Papiiö mu se popuze po travi, po djetelini. 108.
Sitnu travu djeteHnu. 230.
A sestrica i Ijubovca kako ptica lastovica. 79. Vergl. 129.
Cvilu to mi cviljaSe drobna ptica lastovica. 226.
Soko ptica, soko siva ptica. 133.
Dje se savi vihar vitar. 129. 354.
Bulgarisch:
Leb pesimid. pile kukavica.
Russisch:
Rybu sorogu povylovili. Ryb. 3. 119. ryba scuka. 1. 7. osetrt ryba.
I ne vidali ty pticki siniCki? 2. 6.
Ne kuvilb trava sataett sja. 2. 158.
!Man vergleiche Kleinrussisch: kajdany zaiizo. Anton. 1. 89. scuka ryba. zvir ptyda.
Derselben Erscheinung begegnen wir bei Homer: äv3p£C r^piotQ, "{OYfj -a|j,{r;, oöQ %d-
TCpoc, opvic aiY'JTCcöc, ßaatXc'JC 'ivYjp, dotc)os ävY^p, 5(j,coat yuvaasc, rxlszoz opvtc.
7. Wiederholung ganzer Stellen.
Es werden ganze Stellen der Erzählung wiederholt. Der dem Boten ertheilte Auf-
trag wird meist zweimal und zwar mit denselben Worten angeführt, zuerst wo er ertheilt,
dann wo er auegeführt Avird. Mandata iisdem verbis, quibus accepta sunt, perferuntur.
G. Hermannus.
-Die Darstellunu im slavischen Volksepos. 19
Serbisch:
1. In dem Liede ,Dusan's Hochzeit' erhält Todor den Auftrag, zum Caren Mihail zu gehen
und mit ihm die Heirat DuSan's mit dessen Tochter zu verabreden:
Da mi g njime svadbu ugovoris, — kada 6emo poci po djevojku, — kohko li povesti
svatova: — da mu vidig Roksandu djevojku, — moze 1' biti za cara carica, — mo2e 1' biti
svoj zemlji gospodja; — da je vidis, i da prstenuje§. Vuk 2. 132. 12 — 18.
Geh', mit ihm die Hochzeit zu besprechen, — Avann wir um das Mädchen kommen
sollen — und wie viel der Hochzeitsgäste bringen; — sieh mir, Todor, an die Bravit
Roksanda, — ob sie mir, dem Garen, Carin sein kann, — ob sie ihres Landes Herrin sein
kann, — sieh sie an und reiche ihr den Brautring.
Todor vollzieht den Auftrag, die Verse 1, 2, 3, 4 und 7 sinngemäss wiederholend.
Der Vers: U koje li doba od godine ist wahrscheinlich in dem Auftrage ausgefallen, während
die Verse 5 und 6 aus Höflichkeit ausgelassen worden sind.
Mihail spricht zu Todor:
Stp me care za svatove pita, — neka kupi, koliko mu drago, — po djevojku, kada
njemu drago ; — nego 6es mi cara pozdraviti, — nek ne vodi svoja dva sestrica, — dva
sestrica, dva Voinovi6a, — Vukasina i s njim PetraSina ; — u pidu su teSke pijanice, —
a u kavzi Ijute kavgadzije, — opiöe se, zametnuce kavgu, — pak je tesko d2evap dati
kavzi, — u nasemu bijelu Ledjanu. Viik 2. 133. V. 37 — 48.
Wenn der Gar mich nach den Gästen frage, — bringen mag er ihrer nach Belieben,
— wann er will, kann er um's Mädchen konunen ; — doch entrichte meinen Gruss dem
Garen, — bringen soll er nicht die Schwestersöhne, — Schwestersölme, die Voinovice, —
den Vukasin und mit ihm Petrasin: — beim Gelage sind sie arge Säufer, — und im
Streite grinunige Raufljolde, — imd im Rausche werden Streit sie stiften, — schwer ist's
hier zu Land den Streit zu schlichten.
Heimgekehrt erzählt Todor das Vorgefallene in der Hauptsache mit denselben Worten.
Dusan's Schwester mll den Kaiser nicht ohne Verwandte in die Fremde ziehen lassen,
ihr dem Garen imbekannter dritter Sohn Milos soll ihn auf seinem Zuge begleiten. Vuka-
sin und Petrasin sollen den Milos, der auf der Alpe 1)ei den Heerden weilt, zur Mutter
bescheiden unter dem Vorwande, sie liege im Sterben:
Majka je na smrti, — pak te zove, da te blagoslovi, — da na tebe kletva ne ostane,
— nego brze liodi b'jelu dvoru, — ne bi 1' 2ivu zastanuo majku. Vuk. H. 136.
Bruder, unsre Mutter liegt im Sterben, — eile, Bruder, heim, dass sie dich segne, —
dass der Mutter Flucli nicht auf dir bleibe, — komme, Milos, schnell zum weissen Hofe,
• — dass du lebend noch die Greisin treffest.
Die ersten drei Verse wiederholen die Brüder in dem Schreiben an MiloS und dieser
beim Abschiede von den andern Hirten usw.
2. In dem Liede von der Erl)auung von Skadar (Skutari) heisst es:
Grad gradili Skadar na Bojani, — grad gradili tri godine dana, — tri godine sa trista
majstora, — ne mogose temelj podignuti, — a kanio li sagraditi gi-ada. 6 — 10.
Sclion drei Jahre bau'n sie an der Feste, — an Skadar, der Fest' an der Bojana, —
schon drei Jahre bau'n dreihundei-t Meister, — können nicht einmal den Grund erheben,
— minder noch die J"'este selbst erbauen.
3*
20 m. Abhandlung: Franz Miklosich.
Die beiden letzten Verse spricht die Vila fast unverändert ans 17. 18. VukaSin wieder-
holt sie 39. 40. und die Vila nochmals 67. 68. Ebenso VidiaSin 81. 82.
3. In dem Liede vom Untergange Smail-Aga Cengijc, Vuk 4. 463. wird diesem von Djoko
Maloviö gemeldet, dass seine Raja von ihm abgefallen:
AI' ne 8uje§, al' ne hajeä za me? — sva se tvoja odmetmila raja — od tvojega zen-
djila Drobnjaka, — odmetnuse tri bana Drobnjacka. — Ja da ti ih po unenu ka2em: —
od Tusine Cero\'i6 No\aca, — od Malinska Damjanovic Mirko, — od Petnice Karadzidu §ujo.
— Sve prizivljii Kr§ikapu starog, — koj' je k nama uskoßio davno — od naSega krSna Ko-
lasina, — pa on sebi odmede Brdjane. V. 7 — 18.
Lengijd gibt von der Empörung Nachricht dem Ali-Pasa Rizvanbegovic, so weit mög-
lich mit denselben Worten, V. 124 — 135. Die gleiche Nachricht wird dem Achmet Bank
gegeben, wieder mit denselben Worten, V. 146 — 157. Dasselbe gilt von der Meldung an
Muso\'ic-Mujaga, V. 175—286.
Bulgarisch:
Sedna Marko snosti, da veßerja — sts negova mila stara majka. — IVIajka mu ve-
Cerja, Marko ne veCerja. — Mama Marku tihom otgovarja: — Lele Marko, lele moji sinko!
— 2o ti sinko s mene ne vecerjas? — da li ti je gozba ne ugodna? — ili ti se vince ne
uslaMa? — üi ti se j' libe pobolelo? — ili ti je majka ostarela?
Im Verlauf der Erzählung werden die meisten dieser Verse von Marko in sinngemässer
Änderung wiederholt. Slavejkov 1. 2.
Beispiele der Wiederholung bietet auch Milad. Seite 117. Die Verse 11 — 23 wieder-
holt Seite 120 und 122. Ähnliches findet sich Seite 126. 127. 128. 129.
Russisch:
1. Ein Lied, Kireevskij 2. 34, erzählt, dass Dobrynja, in den Krieg ziehend, von seinem
Pferde erfährt, dass seine Frau sich mit einem andern Helden, Alesa, verheirathet. Er eilt
nach Hause, und da heisst es 396:
Na dvorb zaechal^s bezobsylocno, — v:b palaty idett bezdokladocno ; — ne spraiivalt
u voroti podvorotnikovt — u dverej ne spra§ivalt pridvemikovB, — vseht oni) vb-za^ej
pro2b ottalkivalt.
In den Hof kam er ohne sich anzumelden, — in die Zimmer ging er ohne sich an-
zukündigen, — bei der Pforte fragte er nicht die Pförtner, — bei der Thür fragte er nicht
die Thürhüter — schlug sie alle mit einem Genickstosse von sich fort.
So kommt er zu seiner Mutter, die ihn aber nicht erkennt. Hinter ihm kommen die
Pförtner und die Thürhüter, und beklagen sich, indem sie die angeführten Verse wiederholen.
Die Mutter stellt ilm deswegen zur Rede, indem sie die Verse zum dritten Male vorbringt.
Dobrynja geht dann zum Fürsten Vladimir, bei dem die Hochzeit gefeiert wird, und hier
benimmt er sich wie früher, was fast mit denselben Worten geschildert wird. Allein das
Lied hat noch andere Wiederholungen. Dobrynja hatte nämlich bei seiner Abreise seiner
Frau befohlen, sechs Jahre auf ihn zu warten, dann könne sie jeden, nur nicht Ale§a zum
Manne nehmen. Nun heisst es V. 313:
Stala doXidatb ego po tri godu, — kaki, denb za dnemi, budto dozdb dozziti., — ne-
ddlja za nedelej, kaki trava rasteti», — a gotlt za godomt, kaki reka bezitoj. — Pro§lo
tomu vremeni da tri godu, — ne byvali Dobrynja izt ßista polja.
Die Darstellung im slavischen Volksepos. 21
Sie wartete auf ihn drei volle Jahre: — ein Tag nach dem andern vergeht, wie der
Regen fällt, — eine Woche nach der andern, wie das Gras wächst, — ein Jahr nach dem
andern, wie der Strom fliesst. — So vergingen drei volle Jahre, — aus dem offenen Felde
war Dobrynja nicht gekommen.
Die Frau wartet abermals drei Jahre, und es werden die Verse 314 — 317 wieder-
holt. Nim kommt Alesa imd bringt die Nachricht, Dobrynja sei todt. Dieses wird mit
wesentlich gleichen Worten beschrieben in V. 326, 435, 465:
Priezzal-B Alesa izii cista polja, — privozil-B on-B. vestocku neradostnu : — 8to net-b 2iva
Dobryni Nikitica : — ubitü lezitt vo cistom-B poli, — bujna golova isprolomana, — mogu2i
pleci isprostreleny, — golovoj leXitt crez^B rakitovt kustt. — Tak-B togda gosudarynja
rodna matuska — zelesenBko s:b po mnö plakala, — - slezila svoi oci jasnyja, — skorbila
svoe lice beloe.
Es kam Aleäa aus dem offenen Feld, — eine gar traurige Nachricht brachte er: —
es lebe nicht mehr Dobrynja, des Nikita Sohn: — todt liege er im offenen Felde, — zer-
schlagen sei sein kühnes Haupt, ■ — zerschossen seine mächtigen Schultern, — über einem
Weidenbusch hänge sein Kopf. — Die liebe Herrin, die leibliche Mutter, — - die weinte
dann gar bitterlich, — weinte sich wund die lichten Augen, — zergrämte sich das weisse
Antlitz. Bistrom V. 180.
Als Dobrynja NikitbeviS ins Feld zieht, spricht er zu seiner Mutter:
Ty ne zdi domoj so rjadü SestB let-B, — a esce ne idi so rjadii pjatB let'B, — ty eice
ne 2di rovno krugloj gods, — tomu delu stalo dvenadcatb lett.
Erwarte mich nicht nach Hause sechs Jahre nach einander, — imd erwarte mich nicht
fünf Jahre nach einander, — und erwarte mich nicht noch ein ganzes Jahr; — das
währt zwölf Jahre. Kir. 2. 5.
Dieselben Worte richtet er an seine junge Frau.
2. Vladimir spricht beim Gelage zu seinen Gästen:
Estb li VI, Kieve takovt celovek-B — iz^B silbnych'B mogucichs bogatyrej, — a kto by
soslu^il'b sluzbu dalbnuju, — a i dalbnu sluzbu zaocnuju? — kto by s-bezdilt vb ordy ne-
mirnyja — i oßistil'B dorogi prjamoez2ija — do moego testja Ijubimago, — do grozna ko-
rolja Etmanujla Etmanujlovica — vyrubil^B Cudb beloglazuju, — prekrotilb Sorocinu dolgo-
poluju — a i techi. Cerkes-B Pjatigorskiich'B — i tech-B Kalmykov^B st Tatarami, — Cuk§i
vse by i Aljutory?
Gibt es in Kiev einen Mann — unter den starken gewaltigen Helden, — der einen
weiten Dienst ausrichte, — einen weiten Dienst in weiter Ferne, — der zu den unruhigen
Horden gehe, — der die geraden Wege säubere — zu meinem geliebten Schwiegersohn, —
zu dem grimmigen König Etmanujl Etmanujloviß, — der ausrotte das weissäugige Cuden-
volk, — der bändige die langschojjfigen Soroken (Saracenen) — iind die Cerkesen von
Pjatigor — und die Kalmüken mit den Tataren — und die Cuksen und Aljutoren? Kir. 2. 18.
Dobrynja Nikitic will den Dienst leisten, wobei er wesentlich die angeführten Verse
wiederholt.
3. Väterchen Vladimir knjaz spricht zu Vasilij KazimiroviS:
U menja tebe, Vasilij, sluzba javlennaja, — ehati Vasilbju vb Bolb§uju ordu — V'B
BolbSuju ordu za6danskuju, — ko carju li ko Batyju, — vezti li tebe dani, vezti posliny:
22 III. Abhakdluno: Franz Miklosich.
— vezti tebe dveuadcatb jasiiycli'B sökolovB, — vezti tebe dvenadcatb belychi. kreeetovi,.
— vezti tebe niisa ü-ista z61ota, — vezti tebe misa cista sörebra, — vezti tebe misa skatna
ä^mcuga. Kir. 2. 83. Y. 5 — 14.
Ich verkünde dir, Vasilij, einen Dienst: — reisen sollst du, Vasilij, zur Grossen Hoi-de,
— zur Grossen Horde jenseits des Don — zu dem Garen, zu Batyj, — bringen sollst du
ihm den Tribut, die Abgabe ; — bringen sollst du ilmi zwölf helle Falken, — bringen
sollst du ilmi zwölf Aveisse Gerfalken, — bringen sollst du ihm eine Schüssel reinen Gol-
des, — bringen sollst du ihm eine Schüssel reinen Silbers, — bringen sollst du ihm eine
Scliüssel rollender Perlen.
Vasilij strSubt sich nicht den Auftrag zu übernehmen, er verlangt jedoch zwei Gefälu"-
ten, Dobrynja Nikitic und Marko ; der Vasilij ertheilte Auftrag ergeht nun an die drei, und
Madimir wiederholt die angeführten Verse. Die Gesandtschaft erscheint vor Batyj und
spricht die Verse 9 — 14 mit den nothwendigen Änderimgen, den Tribut anbietend. Batyj
fragt, ob die Gesandtschaft einen Toccatillenspieler in ihrer Mitte habe. Vasilij antwortet:
Ja ne znalü, pravo, ochoty tvoej carskoj, — ne znalij ochoty tvoej bojarskoj : — ne
bralt izi goroda umelbnychii igrokov^ ; — a nadeju sja na spasa, na preßistuju, — na ma-
tuSku na bo^iju bogorodicu, — nadeju sb na bratca na nazvAnago, — na moloda Dobrynja
Nikitica: — st> izmali'clioubka Dobrynjuska tesil-B sja, — sii malymi rebjatami igrvvalt.
V. 55—63.
In Wahrheit, ich A\-U88te nicht um deine carische Liebhaberei — ich wusste nicht um
deine bojarische Liebliabcrei : — ich nahm aus der Stadt nicht nüt kimdige Spieler ; —
aber ich vertraue auf den Erlöser, auf die allerreinste, — auf die Mutter, die göttliche Gottes-
gebärerin, — auf den erkorenen Bruder, — auf den jungen Dobrynja Nikitic: — von
Jugend auf unterhielt sich Dobrynja, — spielte mit kleinen Jungen.
Gar Batyj verliei-t, luid abermals bietet ihm Vasilij den Tribut an, indem er die
Verse 9 — 14 spricht. Doch Batyj fragt, ob sich unter den Gesandten ein Ringkämpfer
befindet. Vasilij antwortet, die Verse 55 — 63 mit geringen Änderungen wiederholend. Do-
brynja siegt. Vasilij bietet den Tribut zimi dritten Mal an mit den Versen 9 — 14. Batyj
fragt, ob die Gesandten einen Bogenschützen mitgebracht: Vasilij Aviederholt die Verse
55 — 63. Dobrynja bleibt auch hier Sieger. Die Gesandten kehren heim ohne einen Tribut zu
entrichten. Ein grosser Theil des 178 Verse enthaltenden Liedes besteht aus Wiederholungen.
Beispiele von Wiederholungen Bistrom V. 196. Derselben Erscheinung begegnen wir
im Homer: Ilias VI. V. 90—97 werden V. 271—278, XI. V. 187—194 werden V. 202—209
wiederholt. Ody.ss. I. 281 und II. 215. G. Hermannus 6. H. Bonitz 80.
8. Verbindung von etymologisch verwandten Wörtern.
Verlja werden mit ihnen etymologisch vei-wandten Substantiven im Accusativ oder im
Instnmiental, Sul^stantiva mit ihnen etymologisch verwandten Adjectiven verbunden. Ver-
gleichende Grammatik 4. 385. 713.
Serbisch, Kroatisch:
Bigom ubignuo fuga aufiigit. Kac. bojak biti. bolju boli dolore dolet. Kac. cjenom
ucjeniti aestimatione aestimare. Kac. 56. t\\ se Omer cudom zacudio. Hör. 2. 316.
Dje Darstellung im slavischen Volksepos. 23
a) Jesu Olli cete cetovali.
Pa se öudoni zacudio.
Dan danili, dv'je noci nocili. Juk. 336. nodcii nodevati. nikom poniknuti. piite putovati.
Dvorbii dvori bogat u bogata. Vuk. 2. 96.
Hodom hajdmo preko polja. Kac. jade izjadujem. Hör. 2. 225.
Gorica listom prolistava. Kac. 136.
Ljeto Ijetovati.
Lov lovio Sava patrijare. Vien. 132.
Ludo izluditi. Kac. 7.
Mamom se je pomamio. ,,,( ,, t,
Misli misli, sve na jedno smisli. 274. svakom sam se mukom namußio. Hör. 2. 222.
skoro sani tri noci iiocio. 2. 356. rod rodila, prerodila. san sanjati. nimiknuti, zaniuknuti
mukom.
Da bi kaki Sicar .sicariti. Vuk. 3. 26. trkom trci. Hör. 2. 548.
Da zajedno vecer veßeramo. Vuk. 3. 22. pa zavika viku na sejize. Hör. 2. 417.
vezak veze ajkuna djevojka. Vien. 29. mi gdje cemo zimovati ziniu. Juk. 381. Ähnlich
cuvati strazu.
b) Pusti mene Vu2e Janko, ere cu s Tm-cim boj biti. Bog. 56.
Cvilu ti mi cviljahu dvije ptice lastovice. 129. 226.
Turcin dvorbu dvoraäe u Iva Hrvacanina. 101.
Zivo srce bjese kamenom okamenila. 140.
Ma ti ide Ivane u planinu lov loviti. 101.
Kada bjehu gospoda objeda objedovali. 84.
U susretu susrete Mihaila Svilojevica. 32.
Ona sedbu seta§e po mire od Smedereva. 35. 230.
Tu SU stall pocinut' veßericu veßerati. 6. 94.
Oni v'jece v'jecahu u Sibinju bijelomu gradu. 25. 84.
Divan divaniti. eglen eglendisati sich unterhalten, grad graditi. jade jadovati. ko-
nak konaciti. san sanjati. muku promuciti. slavu slaviti. sluzbu slu^iti. vijek vjekovati.
zbor zboriti. Alt stregli strazu. Sogar nslov. cudom se precuditi. Kroat. boj biti.
Das Substantiv wird durch ein Adjectiv näher bestimmt.
Serbisch, Kroatisch:
a) Ti si dobar sicar Sicario. Hör. 1. 287. hitar lov loviti. Kac. Pa ili muci mukam
svakojakim. 100. slatki sanak spava. grubi san sasnio. drobak givak §ivati. sitan ve-
zak veze. velikoiu je zviznjom zazviznjala. Kac. zviznut' zviMom sirokijem.
h) l'jepu jezdu jezdija§e Ugrin Janko i Sekule. Bog. 52. 63. l'jepu je2dju jezdijahu
dva Jaksica, l'jepa bratca. 110. l'jepu §etu poseta Milica Lazarovica. 10. 86. plemeniti
zbor zborahu sv'jetla Sibinjska gospoda. 25. tanko jedro jedraSe iz plodnive Arbanije. 156.
Bulgarisch:
Borba da se borim. öudom se cudi. duma duman. ta si kacn-Bla, ta gugom guguvase.
Bezs. 1. 52. Russ. vorkom-b vorkovala. hvalba livalja. licba se licila. Milad. 319. lova da
si lovi. majum maje§e. nigde niSto obor ne obrali. Bezs. 1. 108. Russ. nigde ni skolbko
24 m. Abhandlung: Franz Miklosich.
dobvci ne obobrali. ptt pttiivaui. prekom preßi. rano ranil. svet svetuvam. stn, s'BU'Bk
stnja, 8'bnuvam. Milad. 15(5. sT>n zaspal. sluzba sluza. iika vicese. vecerja vecerja. i sa
veselba veseljaha. slizi roni. vikom vika. Milad. 50. vikom provikna. Bezs. 1. 142. ticom
tiöe. thga tbie&e. zgovor zgovorjat. Milad. 172. duri mi se zora obzorila. 180. 2alba
do^elja.
Das Substantiv hat ein Adjectiv neben sich:
Postil Marko posti veligdeuski. v
Russisch:
Tuci nätb, a tolbko dozd-B dozziti. Kyb. 3. 61.
PoSelt carB klicB klikatb, kto bi do(5b izleßil'B. 1. 227.
Osmeem-B sja my nasmeSku VasilBJuske. 1. 353. ne tumenbe, da ne tement temnit-B
se. Kir. 2. 11. denB ko veceru vecerjaet-B sja. Kir§a Dan. 258.
Melkie-to rucejki brodom^b brela, — glubokija reki plyvomt plyla. Ryb. 3. 227. dumu,
dumuäku duinatB. zimu zimovatB. tvorki tvoril-B. Kirsa Dan. 254. zolotonTB zolotilij. 272.
cernye vorony tabunomt tabunili sja 288. vh polou'B polonit'B 243. Kleinrussisch: dyvom
dyvovaty. mur muruvaty. noßku nocovaty, perenocuvaty. radu radyty, radovaty.
Das Substantiv hat ein Adjectiv neben sich:
Diunaet^b diunuSku ne dobruju, — sovetuet'B sovety ne chorosie. Ryb. 1. 114. dumati
diunuiku krepku. KirSa Dan.
Ja soslu2u slu2bu dalBuuju. Kir. 2. 19.
Zaveßalt zavety velikie. Ryb. 3. 17.
Sutki sutit-B ne malenkija. 2. 202.
Kleinrussisch:
Veiykym dyvom dyvova2y ^a. radyty dobruju radu.
Dergleichen Verbindungen sind bei Homer sehr häufig: ayopd? aYOpsüsw, ßouXd? ßou-
).£'j£!.v, cpYa, Ipya %X'Jza spYdCcOÖat, [idytp [xd/saSctc, -tcöXcIjlov tioXsiaiCsw, yoi^v yzlaBai usw.
Serbisch, Kroatisch:
a) tamnica tavna.
b) bijahu se ta braca cudnu cudu zacudili. Bog. 109. i to mi se bijaie cudno ßudo
ußinilo. 111.
Ali si se podn'jela tvojom pril'jepom Ijepotom? 14.
Bulgarisch:
Oudno cudo. Milad. 84. "Xl-Bti 2li.tici. 171. 202. temna temnica. 201. zdravega
zdravca, 473. zelen zclnik. 321.
Russisch:
Molodym^B molodecestvom'B. Ryb. 2. 211.
MolodenBki nioloduSki.
VedutT, staru staruchu, staro-materu. Ryb. 2. 174. Vergl. 3. 122; 3. 160. 3. 220. Kir.
1. 18; 1. 20.
Ostavleju ja na volju§ku voIbuuju. 2. 11.
Svetlaja svetlica, tbma tBmusöaja eine zahllose Menge.
Die Darstellung im hlavischen Volksepos. 25
Kleinrussiscli:
Cu2aja cuzyna. cuzyj cu^enyda. pi§yj pichotyned, piSenyca, pichotyna. syi'oju syiy-
ceju ruky povjazano, wörtlich : mit rohem rohledernen Riemen wurden die Hände gebunden.
Anton. 1. 90. temnaja temnyda. Man vergleiche dolom, doiynoju. stoj, kaiyna, stoj, kaJ!y-
no6ka. storoza, ta storo2e6ka.
Hier seien auch jene Fälle erwähnt, in denen das Verbum von Substantiven begleitet
wird, die dem Sinne nach in der durch das Verbvim ausgedrückten Tliätigkeit enthalten
sind: es tritt eine Wiederholung nicht des Wortes, wohl aber der Vorstellung ein. xXso-
vaa{xö^ £C3TCv, o-av Xiyjo [jLopcov lupoaisö'^ icsptTTov xöcijlou JÖ.^^"^ t^ £|j.^dascoc, o(5 dtfaips-
ÖsVlOC Tj Scdvoia oöSsv ßXdTC-srat. Zonaeus. ,Cum ad verba applicatur supervacanei quiddam',
sagt ein neuerer Homerforscher.
Serbisch:
Prohesapi i umom razmisli berechnete es und überlegte es mit dem Verstände, srcem
pomisliti. Hör. 2. 51. mislom misli i namislio je. Kac. 141. Verschieden ist misli misli.
i uSima jeku poslu§ati i ocima seir pogledati mit den Ohren den Schall hören und mit den
Augen das Schauspiel sehen, junackijem ocim' prevaljiva er sieht ihn mit seinen Helden-
augen scheel an. Hör. 2. 235. knjigu stije, drugii rukom pise liest das Schreiben, schreibt
ein anderes mit der Hand, pa skocio na noge lagane er sprang auf seine leichten Füsse.
od zemlje na noge skocio. ja ga n'jesam cula u ßuvenju. Hör. 2. 186. grlom viknu.
2. 80. grlom bijelijem viknu. 2. 82. Anders iz sveg grla viknu. 2. 446. jer 's izgubit
sa rameua glavu. 2. 488.
Russisch:
Dumaeti razumom^b svoimt. slychomi ne slychatb, vidomt ne vidatb. Kirsa Dan. 15.
Bei Homer: itup: vr//; svi^ipT^aco. ivcV uSaro? ^aXr^at po-^atv. k%izo(zi xpö^ d)J.Y;Xou<; ayö-
Ocuov. ö'fOa).SJ.ol3W öp(ö{J.7.t. o'jaac TwdvucC d7.oaov (quid magis pleonasticvmi quam quod
verbis cernendi oculorum suljjuugitur sensus, audiendi aurium? fragt ein Homeriker). ypia.
XdCcXO yspo'lv. y,a^p£ Ss Ou(jlü). IX-ttcTO 6(j[jl(j>. yiyvcbsxco lypsacv. £t au ys Öujjlco aqi sös-
Xct?. lo'.ooc [i-iyx vsixoc opcöps'. dpYaÄS'/jc II. 17. 384, wobei W. Jordan die Bemerkung
macht: Wie leer das Wortgeklingel ist, mit welchem die Verunstalter der Ilias ihre Hexa-
meter füllen!
Verschieden von den Wiederholungen sind die Fälle, in denen ein Gedanke stets mit
denselben Worten ausgesprochen wird. Darin besteht das Formelhafte, Typische der
Volksepik.
AI' da vidi§ öuda velikoga!
MiU BoZe, cuda velikoga!
Vala bogu, vala istinome!
AI' ne cujes, al' ne hajeä za me?
To govori, a s dusom se bori.
To izusti, laku duSu pusti.
To izusti, a duSicu pusti.
Ruke siri, te g' u lice Ijubi. — ruke §ire i grla se grle. — knjigu stije, a na nju se
smije. — knjigu stije, grozne suze lije,
Malo stalo, za dugo ne bilo.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Abb. 4
26 III. Abhandlung: Franz Miklosich.
Kako ga je milno (smiluo) iKl,ano. Pjesm. Kac. 143.
Kako ji je gorko udario.
Kako i je slabo (lahko) udario.
San je §ala, a bog je istina.
Pa §to nama bog i sreca dade.
Ako bog da i sreöa junacka.
Jovan ode preko polja ravna, ka' no zvjezda preko neba sjajna.
Kratki danci, diigaßki konaci.
Wie man sieht, bietet das slavische Volksepos eine Unzahl von Wiederliohmgeu : der-
selben Erscheinung begegnen wir im homerischen Epos. Wie unendlicli oft, sagt C. E. Schmidt,
Homer sich wiederholt, weiss jeder Homeriker; welchen Umfang die Wiederholungen aber
erreichen, hat meines Wissens noch Niemand berechnet. Icli habe 1804 sich wiederholende
Verse gezählt, welche zusammen 4730 Mal vorkommen; sieht man von geringfügigen Ab-
weichimgen ab, so sind es 2118, die 5612 Mal erscheinen. Rechnet man zu diesen noch
diejenigen, die in ihren beiden Hälften oder in ihren einzelnen Theilen sich wiederholen,
so beträgt die Zahl 9253 (II. 5605, Od. 3648), fast genau ein Drittel sämmtlicher Homer-
verse (II. 15693, Od. 12160, zusammen 27853). Diese Zahl wird bedeutend vermehrt durch
die vereinzelt vorkommenden Wiederholungen in den andern: setzt man nämlich diese zu
Versen zusammen und rechnet sie jenen zu, so ergibt dies die Summe von etwa 16000 Versen,
also stark den Umfang der Ilias. Will man zuselien, wie viel von den beiden Ej^en nach
Abzug aller Wiederholungen — der Vers xai (jliv (atpsac) <p(ov/]aac (-aaa') STisa irrspÖEVTa
icpooTjuSa (-5(ov) findet sich 51 Mal, darf aber natürlich nur 50 Mal in Abzug gebracht
werden — übrig bleibt, so hat man etwa 12000 Verse abzurechnen, was ungefähr dem
Umfang der Odyssee gleichkommt. Parallel -Homer oder Index aller homerischen Iterati
in lexicalischer Anordnung. VIII. Göttingen 1885.
Das Gegentheil gewahren wir in neuerer Zeit. Von der Scheu moderner Menschen,
denselben Ausdruck innerhalb einer verhältnissmässig kurzen Zeit mehr als einmal zu ge-
brauchen, gibt Lothar Bucher ,Der Parlamentarismus wie er ist' 235 ein recht hübsches
Beispiel. ,Der „Reader", der in den englischen Druckereien nicht nur die Correctur besorgt,
sondern auch den Ausdruck feilt, wird ein Substantivum, das binnen drei Zeilen zum zweiten
Male wiederkehrt, mit einem Fragezeichen versehen oder, wenn er die Ermächtigung zu
eigenen Verbesserungen hat, mit irgend einem sinnverwandten Ausdruck vertauschen, den
er nöthigenfalls aus Johnson oder einem ähnliclien synonymischen Wörterbuch ermittelt.'
III. Stehende Epitheta.
Der Volksepik eigen sind die stehenden Epitheta. So nennt das griechische Volks-
epo8 den Zeus VcipsX'AjYSpSTa Wolkenversammler, den Krieg «pÖiOY^viop männerverderbend;
dem Serben ist der Tag bijel weiss, hell, das Ross dobar gut, tüchtig ; dem Bulgaren heisst
der Mond jasen licht, der Wein rujen roth ; der Russe nennt den Schlaf zubuduscij ver-
gessend, den Wald stojacij stehend.
Die stehenden Epitheta haben zur augenblicklichen Situation keine Beziehung: Home-
rus satis habuit ponere ad personam apta epitheta, etsi ad actionem nihil facientia. Damm.
Menelaos heisst qavÖö? ebenso, wenn er den Leichnam des Patroklos gegen die rings an-
Die Dabstellunq im slavischen Volksepos. ,27
stürmenden Troer vertheidigt als wenn er daheim in seinem Palaste weilt: ('05 -rtspi llatpo-
xÄ(p ßaivs CavÖöc MevsÄaoi; IL 17. 6. und tw xai 5£txv6[j.svoc itpoastpTj ^avOö« MsviXaoc Od.
4. 59. Und wenn sich xopuÖacoXo? im engeren Gebrauch für den Hektor als itp6|j.a)(0C
eignet, so verfehlt es doch auch nicht seine Wirkung in der Abschiedsscene, wo das Sehnen
des Helden nach der Feldschlacht gei-ichtet ist: Tpcoal {iäv •^Y£|ji,öv£a£ [isyac /.oouQatoXoc
"Exttop IL 2. 816. TTjV 5' au-ce icpoasstirc [Asyac xopoBaloXoQ "Exxmp IL 4. 440. Schuster 19.
Das stehende Epitheton kann mit der Situation selbst im Widerspruche stehen : tov 5s
tSwv piYYjOc ßoTjv dyaööc AcofAi^Sr^c IL 5. 596.
Noch überraschender ist es, wenn das Epitheton mit seinem Substantiv unvereinbar
ist: im Serbischen hat auch der Mohr weisse Hände: das Epitheton ,weiss' ist mit ,Hand'
innig verwachsen.^ Selten ist crnogrivi djogo Schimmel mit schwarzer Mähne. Hör. 2. 538.
Ebenso nennt die englische Ballade auch die ungetreue Geliebte my own true love. Eri-
phile verräth ihren lieben Gatten, (ptXov avSpa, für ein Halsband. Odyssee 11. 327. Tele-
mach nennt die Freier die lieben Söhne der (besten) Männer twv dvÖptbv (plXoi üIsq. 2. 51.
Viele stehende Epitheta fügen dem Substantiv keine Eigenschaft hinzu : QvTrjroc bei
dvYjp, alsv lovtcC bei Ösol, {jlwvj^ bei ticico? usw^ Poetis satis est convenire verbo cui appo-
nitur: itaque et dentes albi et humida vina in his non reprehenduntur. Dergleichen Ver-
bindungen, die dem Verstände der Gegenwart mindestens kindisch erscheinen, stammen aus
jener Periode der Entwicklung der Menschheit, die wir die Kindheit oder das Jünglings-
alter nennen.
Die griechischen Grammatiker sprechen von constanter Verbindung des stehenden Epi-
theton mit demselben Worte (auvcyö)!;) und bezeichnen die Übertragung eines stehenden
Epithetons auf andere Namen mit dem Ausdruck d%upta, dxupoXoy^a oder xazaj^prjOiQ, lat.
abusio oder improprietas. Unter einer Gesammtzahl von 286 stehenden Epitheta finden
sich nur 97 solche, welche nie mit einem anderen als ihrem ständigen Substantiv verbunden
auftreten ; darunter §oXi)(öa%wv (ey)(oc,) 6vTyT6(; (dvÖpwTCOc, dvT^p, ßporöi;), pela Ctoovrs? (9soQ.
Schuster 6. 8. Man vergleiche aus der sla\'ischen Volksepik: vedar heiter, das nur mit
nebo Himmel, istini wahr, das nur mit bog Gott, ogrijan wärmend, das nur mit sunce Sonne
verbunden ward.
Das Studium Homers Hess schon die alten griechischen Grammatiker die eigenthüm-
liche Natur der hier behandelten Epitheta bemerken : sie hiessen ihnen xupia, t5uövf>(ia ; die
Römer nannten sie perpetua, fixa, nicht ganz passend ornantia: ornat epitheton. Quinti-
lian. Im Deutschen hat sich der Ausdruck ,stehend' eingebürgert, seltener werden sie sta-
bile oder stereotype Beiwörter genannt. Die Serben bezeichnen sie mit dem Worte stajaci,
das wohl auch , stehend' bedeutet, wenn es auch mit haljina verbunden durch ,feierlicli,
sonntäglich' zu übersetzen ist.
Das stehende Epitheton veranschaulicht den Gegenstand durch belebende Eigenschafts-
bestimmung. Es ist kein blosser Schmuck. Es ist ferner unrichtig, wenn man in dem
Gebrauch dieser Epitheta Willkür walten lässt, und wenn der Dichter ,aus dem Mangel-
topfe voll formelhafter Beiwörter' ganz nach Belieben eines herausgreife. Manche meinen,
dass, wo die Dichtung nicht gelesen, sondern frei vorgetragen wird, sich von selbst eine
' The words ,cleep sea' and ,black earth' imperceptibly cease to express anytliing- raore than ,tlie sea' and ,tlie earth'. Man
beachte serb. 6ekaj mene tri bijela dana harre meiner drei weisse Tage. Hör. 2. 102. dva bijela dana predaniti. 2. 166.
molili smo tri bijela dana. 2. 530. grlom bijelijem viknu rief mit seiner weissen Kehle. 2. 82. pa pogleda crnijem o£ima
er blickte mit seinen schwarzen Augen. 2. 16. zar ne vidiä crnijem oöima? 2. 30.
4*
28 m. Abhandlung: Franz Miklosich.
Anzahl von stehenden Forniehi herausbildet, die sieh darbieten, wenn den Rhapsoden das
GedHehtniss verlässt oder er der Riiliepunkte bedarf", um für das Nachfolgende sich zu
sammeln. Als ebenso falsch zu bezeichnen ist die Ansicht, nach welcher dem Dichter bei
der Bildung imd bei der Wahl der stehenden Beiwörter das metrische Bedfirfniss in erster
Reihe stehe: Poeta nusquam arripit epitheton, ut versum expleat, sicut nee ullam aliam
vocem. Damm.
Was die Kunstepik anlangt, so ist Voss in seiner Louise Homer in mechanischer Nach-
ahmung in der Anwendung des stehenden Epitheton^ nachgefolgt, während Goethe in
Henuann und Dorothea in richtigem Tacte die stellenden Beiwörter hat fallen lassen: die
seinigen wechseln und sind stets der einzelnen Situation angepasst. Was Goethe in Her-
mann und Dorothea aus dem Jahre 1796, hat schon Virgil gethan, Avährend ApoUouius Rho-
dius und Quintus Smyrnaeus der stehenden Epitheta nicht entrathen konnten: 6paa6c Y^pcoc,
(bx'jwoScC iTcicot, 'n:oXid, ^iXtj rpo'foc und ßa66ax'.o? uXtj, ßap^Y^oo-rcoc BöXaiGa, äpYt>pöirsC^
BsT'-C usw., ja Goethe selbst ist in der Achilleis aus dem Jahre 1799 zu Homer zurückgekehrt:
die göttliche Here, die seligen, die ewigen Götter, die hellleuchtende Sonne, die Schlacht,
die männertödtende usw.
Wenn diese Epitheta einen Reiz ausüben, so tritt dies nur bei Jenen ein, die sich
in ihre Kindheit zurückversetzen können : qui peuvent se replacer dans un 6tat d'esprit, qui
leur permette de goüter la po^sie simple, non alambiqu^e, des ages primitifs. Dozon XHI.
Homers geflügeltes Wort, hauptiuulockte Achaier, langhinstreckeuder Tod lassen uns nie
stumpf, so oft sie auch wiederkehren. Vischer Aesthetik 3. 1221. Dasselbe gilt von den
traditionellen Balladen :
Er nahm sie bei ihrer schneeweissen Hand,
Er fuhrt, sie durch den grünen Wald,
Da brach er ihr ein Zweig.
Sie küsset ihti auf seinen rothen Mund usw. L. ühland, Schriften 3. 488.
Im Nachfolgenden werden die am häufigsten vorkommenden Epitheta verzeichnet, sammt
den Objecten, denen sie beigelegt werden. Manche dieser Epitheta sind nur in der Epik
erhalten: bojni Kriegs-: bojno koplje. britki scharf: corda, mac, no2, sablja; brijetka, bri-
jetkinja, brijatkinja corda. golijeman gross : golijemno blago. grozan traubenreich : grozan
vinograd ; dagegen grozne suze. 2arko, jarko sunce die warme Sonne, zlacen golden, kicen
geschmückt, ogrijano sunce wärmende Sonne, rujno vino rother Wein, rusa glava rother
Kopf, ubojito koplje Schlachtlanze. Einige sind der Bedeutung nach dunkel : vidovni bo2e :
neg se pomnjom pomolimo vidovnomu dobru bogu. Bog. 99. samohite vile. Hör. 2. 142.
Serbisch, Kroatisch:
Bijel weiss, eines der liäufigsten stehenden Epitheta: Perle biser, basilicum bosiljak,
Türkin bula, Vila: bijela, bjelogrla vila, Wlachin vlahinja, Strasse sokak. Weg put, Burg,
Stadt grad, Tag dan, Osten istok. Morgen jutro, Morgenröthe zora, Hof dvor, avlija, Palast
polaca, Pferdestall ahar, Zimmer kamara, Mauer bedem, Brief knjiga, Ferman ferman, bu-
runtija, Hemd koSulja, Thurm kula, Haus kuca, Keller podrum, Lateiner latince, Latei-
nerin latinka, Brücke most, cuprija, Welt svijet (rum. lumea alb§), Silber srebro, Brot hljeb,
kruh, kolaß, pogaca, Kirche crkva, Kloster manastir, Zelt cador, sator, Marktplatz car§ija.
' Die rosenwangige, rosige .Tnngfrau; der edle bescheidene Walter; die weissstämmige Birke usw.
Die Darstellung im slavischen Volksepos. 29
Schenke krcma, mehana, Altane cardak, Weizen senica, Weihrauch tamjan, Schaum pjena,
Lamm jagnje, Schaf ovca, Milch mlijeko, Leinwand platno, Mond mjesec, Schwan labud.
Orte: Budim, Ledjan, Venedig Mleci, Prilip, Senj, Vilindar, Donau Dunav, Lim, Sibinj.
Weiss sind auch die Theile des menschlichen Kcirpers : Gesicht obraz, lice, Hand ruka,
Hals grlo (bjelogrla Janja), die weibliche Brust dojka usw. Man merke bjelo pljeno za-
pljenio. Kaß. 115. In manchen Fällen mag bijel weiss als ,glücklich' aufzufassen sein,
daher al' mi b'jeli dvori potavnili mein weisser Hof ist dunkel geworden; tako na§i dvori
potavnjese. Bei Homer Xcuxoc : xpt, ö^ovTS?, ir?j)(UC ; TZÖhz II. 2. 739. usw.
Bojni, ubojni, ubojit Schlacht-, Kriegs-: Lanze koplje, Wurfspiess d2ida, Sattel sedlo,
Kanone top, Bombe lubarda bojnica, Flinte puska ubojnica, Amselfeld Kosovo.
Britka, brijetka f. scharf, Säbel sablja, Schwert corda.
Brz schnell: Pferd konj, Bote knjigonosa, Pulver und Blei prah i olovo: sitna praha
i brza olova. Kac. 47.
Crn, cam schwarz: Mohr arapin, Rabe gavran, Dohle cavka, Zigeuner ciganin, Bulgar
bugarin, Mönch kaludjer, Augen oci, Erde zemlja, zemljica, Pulver prah, Wald gora, Winter
zima, Waise sirotica (vergl. bijel), auch carno more; ak§am Abend ist crn.
Crven, crljen roth: Wein vino.
Y
Casni geehrt, heilig: nur das Kreuz krst.
v
Cestit glücklich: Kaiser car, Pascha pasa, Bosnien Bosna.
Debel dick: Kühle, Schatten hlad, mit debelo more vergl. man franz. la rivifere est
grosse. Dunkel ist u Skadru debelome. eno muke i debela ala. Kras. 35.
Divan wunderbar, wunderschön : Kleidung odijelo, auch cudno odijelo, Reigen kolo,
Handel car. Wache 8tra2a, wohl nicht für vidan in der Bedeutung vigilis. Bog. 358.
Dobar gut, tüchtig: Ross konj, Held junak, Türke turßin. Beute sicar.
Droban minutus: Schrift knjiga. Vergl. sitan.
Dug lang: Flinte putska, daher duga granajlija: puSka, po kojoj su grane izvezene.
Gizdav stolz: Mädchen djevojka, Rappe vranac.
Glavan wacker: Freund prijatelj.
Golem gross: Noth nevolja (Homer \i.i-(a msvQoc), Gewalt zulum, Gut blago, Held
junak, Ross konj.
Gorski Wald-: Schnee snijeg, Wolf vuk, Räuber hajduk, Vile vila.
Gospodski Herren-: Beute, Gewand odora, Essen jelo.
Grdan hässlich: Wunde rana.
Grozan etwa dick: Thränen suze; daneben grozni vinogradi.
Hitar hm-tig, schnell fliessend: Bote glasonosa, knjigonosa, tatarin, telal, Ross konj,
Jagd lov, Fuss noga, Pulver prah : dok to polje magla pritisnula — od hitroga praha i olova,
Sperber avanica, Lieutenant lac^man, Diener sluga: hzrj'qpoQ Ospdiccov, Barbier berber, Donau
Dunaj usw.
Hladan, ladan, hladjan, ladjan kühl: Eisen gvozdje, Kerker tamnica, Wein vino,
Wasser voda, Wind vjetar.
Jasan hell, laut: Mond mjesec, allerlei Musik davorije, Flöte svirala, Pauke talambas.
Javorov ahornen: Geige gusle.
Junacki heldenhaft, heldenmässig ist alles, was dem Helden zukommt, was er ge-
braucht: Weg drum, Schwert öorda, Lanze kopje, Kampfplatz, Kampf megdan, mejdan,
razbojiSte, Glück sreca, Gesundheit zdravlje, Waffen oruzje, Antlitz lice, Hände ruke, Füsse :
30 III. Abhandlung: Franz Miklosich.
brzo bjese skocio ua junacke svoje uoge schnell war er auf seine Heldenfüsse gesprungen,
Schultern: junaeke §iroke pleri, Brust prsi, Glilck sreda, Herz srce usw. Ebenso grloni
junackijem vikni. Hör. 2. 10. pa zavika grlom arapskijeni rief" mit seiner Araberkehle. 2. 14.
u starome Vlahu junackonie. Vuk 5. 525.
Kamen, kamenit, steinern: Bosnien Bosna, Kerker kamen-, kamena tavnica, Thumi
kula, Keller kamen-pi\Tiica, Burg grad.
Kitan, kicen, kican geschmückt: Mädchen djevojka, Frau kaduna, Hochzeitsgäste svatovi.
Klet, proklet verflucht: Kerker tamnica, Flinte d2everdan, Pocken ospice.
Krasan schön: J^eld polje, Kind ßedo, Freund prijatelj, Hof dvor, zakon Sitte,
ReUgion.
Krsan, krsovit felsig: Alpe planina, Meeresküste primorje, Hercegovina krsna zemlja
hercegova, krSovit Mucanj. Dunkel ist krsan junak. Hör. 2. 610. krSni Sarac. 2. 193.
Lak, lagau, lagun leicht: Seele diisa: to izusti, laku dusu pusti, Gesundheit zdravlje,
Wagen hintov, kola, koßija, Schiff ladja, Damascenerflinte d2everdan, Keule buzdohan,
Pulver prah, Eilbote ulak, Fuss: skoßi na noge lagane, lagahne, laguhne.
Lijep schön: das Mädchen djevojka selbst nennt sich so: daj mi izun lijepoj djevojci.
Juk. 410. Strauss kita, Feld polje, Frau kaduna, Versammlimg vjede. Die gleiche Bedeu-
tung wie lijep hat das fremde hubav, ubav: Tag dan, Sitte, Religion zakon na§ usw.
Ljut, Ijutit heftig, böse, hart: Arnaut arnautin, Stahl celik, Eisen gvo^dje, Sporn
mamuza, Kampf boj, Schlange guja, zmija: Ijuta zmija krilatica, Ijuta zmija skripaäe. Drache
zmaj, Löwe lav, arslau, Hund vaSka, Wunde rana, Cmogorac usw.
Loman steinig: Berg brdo, Montenegro lomna, lovna Gora Crna.
Medan honigsüss: Mund usta. Vergl. russ. sacharnyj.
Mek, mekan, mekahan weich: Federbett blazinja, minder, siljte, Matratze dusek, Bett
lo2nica, posteljica. Befremdend mekani cekini. Hör. 2. 341.
Mio lieb: Vater babo, Sohn sin, Tochter derka, Schwester seka usw. moj miosau sine.
Man beachte za nemila draga. Homer: ^Ckoz icariQp, icaiij, ixopöz, «piATj {JLY^'vjp, (pO.ov zi-
xrjQ usw.
Mo dar blau: Flamme plamen, Wolke oblak.
Mrk, mrkov dunkel, schwarz: Bart brci. Locken solufe, Haupt glava: mrko klimnu
mrkom glavom kne2e, Gjaur kaurin, Nebel duman, Schrift jazija, Nacht : mrka, mrkla nocca.
Mracan dunkel: Kerker tavnica.
Mut an trübe: Narenta neretva.
Nebrojen unzählig: Geld, Gut blago, spenza.
Ognjan feurig: Mohr arapin. vatra ognjevita.
Ogrijan warm: Sonne ogrijano, ogrijalo sunce.
Ostar schart: Sporn mamuza.
Peran mit hervorragenden Bogen versehen: Keule buzdovan, sestoperan.
Pijan trunken: Schenke meliana.
Pirlitan bunt: Flinte sara, Hemd koSulja.
Pitom bebaut, durch Cultur veredelt: Land zemlja. u Lijevnu mjestu pitomome.
Plauinski Alpen-: Drache zmaj.
Plav blond, licht: Himmel nebo. Vergl. plavoSke djevojke. Kras. 144.
Pomanian toll, feurig: Ross konj. Daffir falsch pometan.
Ponoaan, ponosit Stolz: Bosnien Bosna ponosna.
Die Darstellung im slavischen Volksepos. 31
Pust öde, verlassen, herrenlos, ursprünglich ein Scheltwort, etwa verwünscht: Pferd
at, Stute bedevija, Gut blago (kamo blago, ostalo ti pusto!), dugovanje, Schwert dorda,
Flinte puSka (kam' ti puSka, ostala ti pusta ! Hör. 2. 548) : a pusnica puäka haraclija,
Streit kavga, Trauer zalost. Hör. 2. 294. Säbel sablja, Pfeil strela, Kerker tamnica usw.
In pusta planina ist pust wüst, öde: ebenso das Meer more, denjiz; pusti mu ostali dvori.
Man merke lijepa je pusta kao vila und das ngriech. [xöv vXrxlc, zd pirjiAa t ap{j.ara Firme-
nich 2. 26. Dunkel: zajjjevase oba brata pusta. Hör. 2. 348. pusto junaStvo. 2. 374.
psenica pusta. 2. 207. blago njemu sve do v'jeka pusta. 2. 322. sva se sjaji od pustoga
zlata. 2. 279.
Ravan eben: das Feld polje, poljana, Meeresküste, primorje; Misir zemlja Bosna, Ko-
sovo, Prizren, Turcija usw.
Rodjen geboren, leiblich: Vater, Mutter, Bruder, Schwester: babo, majka, brat, seka.
u nje nema roda rodjenoga. Kaß. 130. brat, majka po rodjenju.
Ro2an hörnen: Bogen luk.
Rujan gelblich: der Wein rujano, rujno vino, Morgenröthe rujna zorica. Daneben
rujeno, rujenovo vino. Kaß. at6o(|^ ov/oq.
Rumen roth: Rose ru2a, djul, Wein vino, Gesicht lice.
Runajlija wolletragend: Schaf ovca.
Rus röthlich, blond: Kopf glava. Haar kosa, daher rudokos, nise pletenice usw. Das
Epitheton muss uralt sein, da heutzutage röthliches Haar bei den Serben zu den Selten-
heiten gehört, ruso vino. Kac.
Silan, silen, silovit kräftig, gewaltig, gross: Heer vojska, Held: silan Bojicidu; da-
neben do tog dvora sile Osman-bega; izici de sila Bojiöida. Schar ßeta, ordija, Heer voj-
ska, Pferd konj, Gut blago, sileni car. Homer: [asvoc 'Arpstöao.
Sinj bläulich: Blitz grom, Stein kamen, kamik, Bergpass klisura, Guckguck kukavica,
Wolke magla, Meer more. Homer : iroXiöc : o.\z.
Sitan, sican klein, minutus: Haber zobca, Locken pletenice, Treppenstufen basamaci,
Tamburine tambura, tamburica, Perle biser. Zechine cekin, Pulver prah, Schaf ovca, Brief
knjiga, buruntija mit kleinen Buchstaben geschrieben, daher auch sitan ferman, sicana ja-
zija usw. Netz mreza usw. Vergl. sitno pisati, podigravati, kucati. sitna in sitna karaula
Hör. 2. 427; entspricht dem türk. indze 2. 595. sitni sokak 2. 38. ist zu vergleichen mit
tijesni, uski sokak 2. 187; 2. 249. Daneben droban: Perlen biser, daher auch drobni
djerdani.
Siv grau: Falke soko: soko tica siva, Taube golub, Blitz mixnja, Stute bedevija.
Sjajan glänzend, Perle biser, Knopf puce, Sonne sunce, Morgenstern danica, Himmel
nebo, Mond, Mondlicht mjesec, mjeseßina, Spiegel ogledalo, Brustriemen silembet, Damasce-
nerflinte d^eferdar usw. Homer: Xa\).Tzpb-^ ^doci^sXioto.
Sjenovit, wohl betäubend: Wein sjenovito hladno vino. Bog. 57. Verwandt ist senb,
stönb: Wurzel s6, st6.
Slan salzig: Meer more, Blut krv. Vuk 2. 25. 72.
Star alt: Vater, Mutter ostario babo, majka ostarjela, Patriarch patrijar, Mönch kaludjer.
Stedi stehend: Fels stijena.
Studen kalt: Brimnen bunar, Quelle vrelo, Fels greda, stijena, Stein kamen, kamik.
Suh trocken: nur Gold: vas u srmi i suhomu zlatu. Dunkel ist suSnjica munja.
Sur blass, grau: Adler orao, Vogel tica, die arabische Stute bedevija.
32 III. Abhandlung: Franz Miklosich.
Svijetao gläuzeud: Walfeii oruzje, Schwert corda, Zar cur.
Svilen seiden: Fahne barjak, Zelt Sator, Bettdecke jorgan, Tasche dzep, Gürtel ■ pojas.
Saren, SaroAdt, ua§arau bunt, bunt beschrieben: Sclilange guja, zmija, Brief kujiga,
Netz mre2a, Flinte puska, piiSka sarka, daher Sara sarka Flinte, Schaf sarka Juk. 437. 541.
§ara pirlitana 250. Gleichbedeutend ist piüi: pidi duvak zlatan. Schenke mehana, Truhe
sandiik, Sonne sunce. Homer: TCJuiXa ZBoyßa.
öirok breit: Feld polje, Weg dnun, Schulter junaoke siroke ^^^e^^i- I^og. 70. Be-
fremdend siroki jazuuik.
Taman finster: Nacht noc, Kerker tanmica: no6 ist auch strahovita. Hör. 2. 556.
Tanak, tanan, tanen, tanjeu, tanahan, tauau, tankovit dünn, fein, schlank: Griechin
grkinja, Lateiner latince, Lateinerin tanahna latinka, Mädchen djevojka, Sklavin robinja,
ropkinja, Held junak, Magyar madzar, Tanne jela, Thurm kida. Brauen obrvice, Kette sin-
d2ir, Hals grlo, Brief tanka, tanana knjiga, Tanne tanka, tankovita, tankovrha jela. Weg
tanjena stazica Ka2. Hemd kosulja, Baststrick litarje, Leiter merdevine, Bahre nosilo,
Leinwand platno, Feder tanano pero, Schiff tanena galija, golica, Reisezehrung tanke bra-
Senice, tanka anterija, koSuljica. Vergl. sitan.
TeSki schwer: Keule buzdohan (vergl. lak): vergl. s crnim prahom i teskim olovom,
od teskoga praha i olova. Kaß. 42.
Till still, ruhig: Donau Dunav, Save Sava, See jezero, Thaii rosa, Regen da2dic, kiSa,
Save voda Sava.
Tijesan eng: Engpass: tjesni klanci, jadiklanci.
Topal warm: Stall podrvmi: daneben podrumi vru(5i. Hör. 2. 262.
Tu2an unselig: Gefangener: tuzan, nevoljni su2anj.
Vedar heiter: Himmel nebo, Perle biser.
Vilen, vilovit vilenhaft; wohl nicht muthig, sondern schnell ist Eigenschaft desRosses:
konj, dorat, §arac, vranac. na djogatu konju vilovnome. jasi vilovna hajvaua. vilski konji
Jastr. : konj mu leti kano vila.
Vit, vitak gewunden, schlank : Fichte omorika, vitaJc borak, Tanne jela, jelva, Auge
oko, Rippe rebro, Stute vitka bedevija.
Vjeran treu: Gattin Ijuba, vjerenica Ijuba, Freund prijatelj, drug, Diener sluga.
Vran, vranSid schwarz: Rabe gavran, Pferd konj.
Zelen grün: Tanne jela, Föhre bor, Garten ba«ca. Wiese livada, Wald gora, Hain lug
(the green wood der englischen Ballade), daneben cma gora. Gras trava, Blatt list, Tanne
jelva, See jezero, Bojana, Feld polje, Schwert mac, Fahne barjak, P"'lamme plamen, Zelt: svi-
len cador od zelene svile.
Zlatan, zlacan, zlacen, pozlacen, zlatali, od zlata golden: Schabracke abajija, Zaum
uzda, Kleid roba, Tuch zlacana marama, majolika Krug", majolika zlatna, Tuch od zlata jagluk,
Strick od zlata konopi. Kac. Griff balcak, Ring bumia, Halsband djendar, djerdan, Schlüssel
kljuc, Schrank ormar. Wiege kolevka, Schemmel gdemlija, Becher kondir, kupa pehar, casa,
Krug testija, Dukaten dukat, Krone kruna. Tisch sto usw. zlatokosa, zlatnokosa Ru2a. utva
zlatokrila. Homer: ;fG'jC£c-(;: SsTcac, xuTCcXXov.
Zarak, 2aren, jarak, 2aran heiss : die Sonne 2arko, jarko sunce, zarano sunce,
Feuer oganj.
Zestok feurig: Brantvvein rakija, Pferd konj, Kampf boj, Feuer oganj, cau§.
Ze2en gebrannt: Brantwein rakija, i-akija triput preze2ena, Gold zlato, Dukaten dukat.
Die Därstellunu im slavischen Volksepos. 33
Ziv lebendig: Feuer ogauj, vatra: planu kao oganj 2ivi, Herz srce.
Zut gelb: Gold zlato, Dukaten dukat, cekin, ruSpija, Wachs vosak, Pomeranze neran-
dza, naranca, Pantoffel papuca, Ranzen telet'ak, Dukaten dukat, niadzarija.
Man findet sogar mrtvi lesevi todte Äser, wie bei Homer vsxuc, vsxpöc reövr;«?, ähn-
lich öpuxxT^ xd'fpoc.
Das stehende Epitheton spielt auch in den Liedern von Kacic eine grosse Rolle, denn
sie sollten als Volkslieder angesehen werden: bijeli grad, sivi soko, gizdava divojka, dobri,
brzi konji, Bosna ponosna, studena vodica, rusa glava usw. Dem Einflüsse des Volksepos
zuzuschreiben ist der häufige Gebrauch des stehenden Epitheton im Osman von Gundulic:
britka sablja, hrli konj, kleti turci, rusa glava, sinje more, sitne zvijezde, sivi soko, suho
zlato, vito koplje, vrli turci usw. Bogisic 99. Die Slovenen besitzen gegenwärtig nur Bal-
laden, in denen sich aus der Volksepik einige stehende Epitheta erhalten haben: da ni
videl belega dne ino solnca rumenega. beli grad ; bela pristavica. bistra voda. 6ma gora
Wald; crne o2i. gorko solnce. kelder hladan; hladna sencica. zelen gozd; zelena meja
wahrscheinlich Wald.
Das Epitheton ist meist ein Adjectiv; es kann jedoch auch 1. ein Substantiv oder 2. ein
Substantiv mit einer Präposition sein.
Serbisch:
1. Bjelica psenica.
Brijetkinja, brijatkinja neben britka, brijetka corda das scharfe Schwert: britka sablja.
Brzac konj das schnelle Pferd.
Vjerenica Ijuba neben vjerna Ijuba die treue Liebe.
Vranac, vrancic konj der Rappe, vranka bede\äja.
DimiSkinja, diniiSkija corda das Damascener Sclnvert.
Gorkinja, nagorkinja, prigorkinja vila die bergbewohnende Vila.
Kostolovka koplje neben bulg. kostenovo kopje, wohl eine aus Holz gefertigte Lanze.
Ljepota djevojka neben lijepa djevojka das schöne Mädchen.
Ljutac kamen harter Stein.
Mermer avlija.
Oblica kula der runde Thurm.
Pjanica mejhana die tranken machende Schenke.
Planinkinja vila die alpenbewohnende Vila, sa planine vila. Kac.
Postalica sablja, koja je dugo postajala i nije u ruke uzimana.
Prisojkinja, prisojnica guja, zmija die sich sonnende Schlange.
Stanac kamen unbeweglicher Stein: kamen stanoviti.
Starica majka.
Studenica, studenika voda.
Sarac konj der Schecke.
Tancica kula.
Crvenika, rumenika vino.
Jarnik jecam.
Vitezovi konji.
Pelivan djogin. simsir odaja Syntax 5.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Abb. 5
34 ni. Abhandlung: Franz Miklosich.
2. Ott «rore b'jela vila Bog. 70., ueben prigorkiiija 20. 283. od planine b "jela vila 114.
vila od planine 87. neben planinkinja 78. 114. 226. sUisa ga iz oblaka vila. iz göre haj-
duk. konj od razboja.
Das Substantiv, welches das P^pitlieton bezeichnen soll, wird nicht selten dem Substan-
tiv, das naher bestimmt wird, durch i beigeordnet. Die schmucken, geschmückten Hoch-
zeitsgnate nennt der Bulgare kiteni oder kitovni svatove. Milad. 74. 218. Bezs. 1. 59. Dafür
sagt der Serbe nicht nur kiöeni svatovi, sondern auch kita i svatovl elg. der Schmuck und
die Hoclizeitsgäste. Juk. 132. 231. Petr. 35. 36. Nar.-blago 336. 339. Daneben kita svatova :
ode Komnen za kitom svatova es ging Komnen hinter dem Schmuck der Hochzeitsgäste.
tri kite svatovi. Jastr. 268. lijepa kita svatova. divna kita od svatova.. Kac. Wie kita i
svatovi ist zu beurtheilen: nu potrudi endo i gospostvo für cudno gospostvo. a ti kupi
8uda i junake. primakni se demir i pendzeru zum eisernen, mit eisernen Stöcken versehenen
Fenster. Juk. 134. poletje dXamu i pendzeru. Hör. 103. otide drumom i planinom. Jastr. 253.
ona dodje gradu i kapiji sie kam zum Stadtthore. 137. Vergl. nek mi dade izun i besjedu
das Wort der Erlaubniss. Petr. 449. 654. da ja smijem kolu i djevojkam. Juk. 391. iz crnoga
pakla i jezera aus dem See von schwarzem Pech, sila i krajina. Juk. 183. 387. sila i or-
dija. 202. Petr. 290. sila i turci. sila i soldati. sila i svatovi neben silni svatovi die starken,
gewaltigen Hochzeitsgäste, kovde i caksire neben kovcali caksire. sofra i gospoda die u m
den Tisch sitzenden Herren. Vergl. der se prodji hoda i belaja. Juk. 53. Das heisst doch
wohl ,unterla88e den gefahrbringenden Gang', poletje dzamu i pendzeru ad vitrum et fe-
nestram d. i. ad vitream fenestram. Hör. 1. 103. d2amli pendzeru. otvori dzame i pendzere.
prikußise gradu i kapiji. Hör. 2. 28. te se Rimu kune i zakonu d. i. rimskomu zakonu.
odvede ih stolu i Stambolu ist stolnomu Stambolu. Vergl. udara ga cizmom i mamuzom.
idu svati zendjom i cenarom.
Wir haljen hier die Hendiadys £V 5td Suolv genannte Figur zur Bezeichnung eines Epi-
theton angewandt. Man vergleiche pateris libamus et auro bei Virgil. Zima 255.
Anders zu beurtheilen ist pa ti udri gradu i Janjoku. Bosanska Vila 3. 204. 205.
Zwei stehende Epitheta werden nicht selten mit demselben Substantiv verbunden, neg'
se pomnjom pomolimo vidovnomu dobru bogu. Bog. 99. dva vitezka konja dobra 56.
Ebenso 131. tanka b'jela koSulja 126. tanahna bijela koSulja 139. crveno hladno
vino 23. junacko 2ivo srce 24. l'jepa gospodska vecera 26. od planine b'jela vila 114.
od göre Ijjela vila 70. planinkinja b'jela vila 78. 114. 226. sjenovito hladno vino 57.
gospodski bijeli obraz 24. vladiski b'jeli obraz 135. l'jepa zelena planina 12. vladicka
l'jepa nika 13. jimacke b'jele ruke 108. l'jepu b'jelu ruku 66. demeskija .britka sablja
17. l'jepe zakonje zdravice 39. Ijuta zmija krilatica 57. zlatna kruna od bisera 83. go-
spodsko bijelo lice 80. rumeno bijelo lice, h§ce 47. 68. visoko vedro nebo 3. lijepa
mrkla no6ca 23. l'jepi gospodski objed 103. tvrda luka rozanoga 57. sitna knjiga bjela.
.siv zelen sokol. Kac. 146. stara mila majka. tanka vita jela. do Dunava tihe vode hladne.
Ijuta zmija prisojkinja.
Homer hat für &\n Ding gemeiniglich nur (^inen Zug: ein Schiff ist ihm bald das
schwarze Schiff, bald das hohle Schiff, bald das schnelle Schiff, höchstens das wohlberuderte
schwarze Schiff; weiter lässt er sieli in die Malerei des Schiffes nicht ein. Lessing 6. 115. Doch
jii-Ca? 7.oryjOa':o/.o?''Extcop. ßp'.O-J \xiya artßapöv iy/o;. rq'joi Oor^atv rotys itETüotBötcC (i)vici-(iotv.
•/.'Xiiit'y//x v/y/j.-j., /d'f.-Az'J., >jyrAy.Tq'^i 11. 5. 723. äa-'^^a Tcav-c-:;" iiayjv, xa/a;/, s^r/.arov II. 12. 294.
Die Darstellung im sua.vischen Volksepos. 35
Kühn sind folgende Verbindungen: debeli liari die Ställe, in denen wohlgenährte
Rosse stehen; pijana mehana die Schenke, avo man sich betrinkt; oruzje plasivo die Waffe
die uns schreckt. Bog. 158. hitren nisan das Ziel, nach welchem mit schnell fliegenden
Kugeln geschossen wird.
Widersprechend sind Verbindungen wie: od zla mile majke tvoje. Herc. 55. kriva
mila majka 187. nemila draga. Jastr. 381. ku£ko jedna, mila snaho moja. Herc. 93.
Bulgarisch:
Bei weiss: Kirche crskva, Zelt cadir (bei, belan), Quelle 8esma, Weg pst, drvim, Donau
Dunav, Burg grad, Brust grtdi, Griechin griikinja, Brot hieb, Frau kaduna, Schwan lebed,
Brief kniga, Papier hartija, Kuchen kravaj, pogaca, presnik, Antlitz lice, obraz, Bett po-
stelja, Tuch marama. Weizen pgenica, Hand rtka, Hemd, Tuch riza, Hochzeitsgäste sva-
tove usw. Sogar beli kai-agrog. Man füge hinzu bcloliki devujki, kmetici belopoli.
Bisti>r klar; Brantwein rakija, Wasser voda.
Bojni Schlacht-: bojno kopje. Vergl. puska bujlija. Sbor. H. 63.
Brz hui'tig: Ross konj, Wagen taliga, Schiff" gimijka, Brief kniga.
Cesni ehrwürdig: Kirche cr^kva, Evangelium vangelie, Pathe kum, Kreuz krtst usw.
y
Cest dicht: Wald gora. Ebenso gtsta planina.
Cestit glücklich: Kaiser car, König kral. Serb. cestito koljeno.
Crn, cr-hu schwarz: Mohr arapin, Rabe cer gavran, Mönch kaluger, Pest cuma i pa-
nukla, Milad. 317. Blut krv, Haar kosa, Meer more, Auge oko, Pferd: da si kove crna vrana
konja, Erde zemja usw. crnooka devojka, nevesta.
Crven, crven roth: Fahne bajrak, Kleid dolama, Rose ruza, trandafil, Wein vino usw.
Dobijr gut: Held junak, Kopf glava, Ross konj usw.
Droben, drel)en fein, zart: Kette sindzir, Münzen aspri, Pulver barut, Thränen sldzi,
slzi, Sterne dzvezdi, Kinder deca.
Frengija, frenglija fränkisch, europäisch: Säbel sabja. Gleichbedeutend fruzki (aslov.
frazEsk-B): Messer no2, nozina.
Gizdav stolz: Mädchen devojka, Adrianopel Drjanopole.
Golem gross: Wunder endo golemo, Schatz azna.
Gospodarski Herren-: Mahl mand2a, ru^eg.
Hl ade n kühl: Schenke mehana, Stall jah-br, Wein vino.
Hubav schön: Braut nevesta, Mädchen; devojka; daher serb. ubav: mjesto ubavo, na
ubavu na polju K<;sovu, ubavo ruho usw.
Jasen hell: Mond mesec, meseßina, Sonne sl^Bnce, Sterne dzvezdi.
Junadki Helden-: Brust grxdi, Kampf megdan, Fuss noga, Kleid ruho.
Kiteii, kitoven geschmückt: Hochzeitsgäste kiteni, kitovni svatove.
Lek leicht: Streitkolben bozdugan.
Licen hübsch: Mädchen moma. Braut nevesta.
Ljut heftig: Brantwein rakija, Säbel sabja, Heer vojska, Türke turcin, Schlange zmija,
litica stijena ist steiler Fels.
Lud unerfahren: ludo mlado djaöe.
Mek weich: Bett postelja.
Mil, milen, milic"Lk lieb: Gott mili boze. Verwandte: majka, male, brat, sestra, sinko,
sterka, mnuCe, vujko ; ebenso pobratim.
36 in. Abhandlükg: Franz Miklosich.
Nebrojen uiifiezälilt : Geld aspri uebrojeni, nemereni.
Ost-br scharf: Silbel: ttnka ostra sabja, Messer nozce.
Pisa 11 bunt: Zimmer odaja.
Pust öde, verlassen, herrenlos: Maulthiere m-Bski.
Kaven eben: Feld pole, Weg drmii, Hof dvor, wohl der in der Ebene liegende.
Rujen, rojen roth: Wein vino.
Rus rötlüich, röthlichblond : Haar kosa, perce. rusokos: Kopf glava usw. Damit stimmt
die Nachricht von Prokopios überein, wonach die Slaven blond uirspoöpoi waren.
Silen gewaltig: AVind vetsr, Feuer og^Bu, Heer vojska, Held junak, Donau Dunav,
silen Dunav porovit, Milad. 460.
Sin grau: Guckguck kukavica, Zelt sator, Feuer ogiu, Himmel nebo.
Siten klein minutus: Pulver barut, Netz mreza, Schrift pismo, Tliau rosa, Tliränen
sl'Bzi, Sterne dzvezdi: vergl. sitnom sitno zborvat. Milad. 403.
Siv grau: Falke sokol, Taube goltböe.
Slan salzig: Meer more.
Star, ostarel alt: Mutter mila stara majka, majcica.
Studen kalt: Brunnen kladenec, Waffen oruzje. Stein kamen, Wasser voda, Schatten osoj.
Suh trocken: Gold zlato, Silber srebro.
Sur blass: Schlange lamija, Hirsch jelen.
Surov feucht: Erde zemja.
Svilen seiden: Gürtel pojas, Bettdecke jorgan, Bett postelja, Windel pelena, Hemd ko-
sulja. Schnur gajtan.
Saren bunt: Ross konj, Zimmer odaja, Flöte kaval, coffre kovceg, sandtk, Quelle öe§ma,
Spiegel ogledalo, Bettdecke jorgan usw.
§irok breit: Weg drum, kaldi-mi, Hof dvor, Erde zemja, Feld pole.
Temen dunkel: Pferdestall konusnica, ah-Br, Engpass klisura, Kerker z-Bndan, temnica,
Wolke oblak, t-bvna m-Bgla.
Tenek, ti>nek dünn, fein: Hemd kosulja, Flinte puska, Säbel sabja, Wimpern ve2da,
Netz nireZa.
Tihok still, sanft: Wind vet'Br, Vardar Vardar, Donau: tih bei Dunav.
Vedtr heiter: Himmel nebo.
Veren treu: Genossen druXina, Wahlbruder pobratim, Wahlschwester posestrhna.
Vit gewunden, schlank: Tanz oro, Thurm kale, Thor porta.
Vran schwarz: Pferd k<jn.
Vrl feurig: Brantwein rakija, Türken turci, Feind dusman.
Zelen grün: Zelt cad'br, Wald gora, bor. Gras trava, Wiese livada, Baum drvo,
zelen sinor.
Zlat, zlaten golden: Keule buzdovan, Hufeisen podkovi, Ring bumia, prsten, Steig-
bügel zengija.
Zezen gebrannt: Gold zlato, daneben zlato plaveno. Milad. 113.
ZHt gelb: Keule bozdogan, Quitte duna, Weizen pcenica, Ducaten dukat, 21'Btica,
Schuhe ZevW, skomi, Jude evrein. Milad. 130. 228.
Zwei Epitlifta finden sich in druXina venia zgovorna. Milad. 239. rumeni sivi konji
275. siv bei sok(d 85. pusti ztbi beli 64. sura lamja mrsoedna 79. twiini izbi glboki.
mila stara majka. gijsta zelena gora.
Die Darstellung im slavisches Volksepos. 37
Statt des Adjectivs tritt das Substantiv ein: zmija Ijutica. Ijutina sabja. sabja nava-
lica. osoinica die den Schatten suchende, prisojnica die sich sonnende zmija, zamja. sesto-
redica pcenica. Dunkel ist devojka crnoklasica. Milad. 509. cimisir porta.
Russisch:
Beloglazyj helläugig: Tschuden cudb.
Belyj weiss, licht : Birke berezka, Brust grudB, Tag denb, Gerfalk krecet'B, Schwan le-
bedb, Hermelin gornostaj, Hand ruka, Tageslicht svet:B ; temna nocb do bela sveta, Schnee
snegi), Zelt satert usw. gridnja, stoly, svetlica, vorota: belodubovy Ryb. 1. 115. Kirsa
Dan. 11. Man beachte posluzllx on'b carju belomu. Ryb. 2. 246.
Bogat'b reich: Kaufhiann gostb, kupec:b.
Bogatyrskyj Helden-: vergl. serb. bulg. junacki. Stimme: kriknuls golosom:b boga-
tyrskümt er rief mit seiner Heldenstimme. Ross konb, Insadb, Kraft sila, Schlaf son'b,
Beute dobyßa usw. Dieselbe Bedeutung wie bogatyrskij hat molodeckij.
Bujnyj ungestüm: Wind vetr-b, Haupt golova.
Bulatnyj stählern: Messer cingalisce, Beil toporik-b usw.
Bystryj schnell, reissend: Don Don-b.
Castyj dicht: Sterne zvezdy.
Cernyj schwarz: Zobel sobolb, Rabe voront usw.
Cestnyj ehrbar: Witwe vdova.
Cistyj rein: Feld pole (serb. cistina ravna). Grold zoloto, Silber serebro.
Dikij wild: Eber veprb.
Dobryj gut: Ross konb, Jüngling molodeci.
Dolgopolyj langschössig: Sarazenen sorocina.
Dremucij dicht: Wald les-b, Gresträuch korba. '
Dubovyj eichen: Laube beseda, Zimmerdecke potolok-b, Pfosten stolbt. Tisch stolt.
Glubok-b tief: Keller podvalis, pogreb-b. glubota okeant more.
Guedi> braun: wilder Stier tur:b.
Chodjacij wandelnd: Wolke oblakoi: vyse lösu stojacago, nize oblaka chodjacago über
dem Walde, dem stehenden, unter der Wolke, der wandelnden.
Jasnyj hell, licht: Augen oci, Falke sokol-b, Sonne solnce.
Kalen^ gehärtet: Pfeil strela.
Kamennyj steinern: Moskau Moskva. belokamennyj : Gebäude palata. Höhle peScera,
Mauer stena.
Klenovyj ahornen: Pfeil strela.
Kosja§catyj mit Pfosten versehen: Fenster okosecko, Vorhaus seni.
Krasnyj roth: Sonne solnce, solnysko, Gold zoloto. Ukatilo sja krasnoe solnysko,
— za gory ono da za vysokija, — za lesuiska ono da za dremucija, — za oblacka ono da
za chodjacija, — za casty zvezdy za podvostocnyja. Untergieng die rothe Sonne — hinter
die Berge, die hohen, — hinter die Wälder, die dichten, — hinter die Wolken, die wandeln-
den, — hinter die dichten Sterne, die westlichen. Pricitanija I. 1. dusa krasnaja devica,
Krutoj steil: Ufer bereg'b.
Laskovb freundlich: knjazb Vladimiri).
Ljutyj grimmig: Sclilange zmej. Wild zverb.
38 111- Abhandlung : Franz Miklosich.
Materyj nlt: Witwe vclova.
Mclkij klein niinutus: Perlen 2eniciig"j>. Vergl. serb. sitan.
Milyj lieb: Kind cado, Fremid drugi..
Mogui5ij mächtig, kräftig: Held bogatyrb, Schultern pleci.
Ostryj scharf, spitzig: Lanze kopBe.
PerechoXij wandernd: Bettler kalika.
Pocestnyj Ehren-: Gastiuahl pirt.
Prjaniyj. prjaniochozij, prjamoez^ij gerade: Weg putb, doroga.
Rezvij wohl Hink: Fnss noga.
Rodnyj, rodinnyj leiblich: Vater batjuska, Mutter niatuSka, Schwester sestra.
Rusyj röthlichblond : Haar kosa, kudri.
Sacharnyj zuckersüss: Speise jastvo, Mund usta.
Sedyi grau : Biber bobr-s.
Sßrvj grau: Wolf volkt, Gans gusB, Enterich selezenb, Ente utka, utica, utuska.
Vergl. s^roplavka, söroplavnaja utuska.
Sinij grau: Meer more.
Sizyj graublau, wohl grau: Adler orel'h.
Skatnyj, skacnyj rund, rollend: Perlen zemcugii.
Skoryj flink: Bote posolt. jarlyka> skoropiseatyj.
Sorocinskij sarazenisch: Teppich koveri).
Stekolbßatyj Glas-: Fenster okonnica, Spiegel zerkalo.
Stojacij stehend: Baiun derevo, Wald les-b, See ozero.
Svetlyj licht: Stube gridnja.
Syri feucht: Erde zemlja: matuska syra zenilja, Eiche dubt.
Selkovyj seiden: Gürtel pojast, Hügel povodt.
Sirokij breit: Hof dvorB, Steppe stepb, Weg doroga, Thal dolt, razdolbe.
Temnyj dunkel: Wald löst, Kerker temnica.
Tichij still: Don DouB.
Tugyj straif: Bogen lukoi.
Udaloj kühn: Jüngling molodec^b.
Vernyj treu: Diener sluga.
ZabuduSßij vergessend: Schlaf sont.
ZoleuT) grün: der Wein vino, Garten sadt.
Zlatoverchij, zlatoverchovatyj mit goldener Kuppel: Schloss teremt.
Zolotyj, zlatyj golden: Schatz kazna, Kreuz krestt, Schlüssel kljußi), Becher cara,
Krone venecs usw. zlacßn'B persteub.
Zvoncatyj tönend: Harfe gusli.
Zybucij .schwankend: Sumpf boloto, Moos mocht.
Zwei E])itheta sind ün russischen Epos, wie es scheint, nicht sehr häufig : ugodila strela
VI syrb krjakovistoj dubii. Kir. 1. 24. udalyj dobryj molodecb. udaßa dobroj molodec/b.
vdova (festnaja nmogorazumnaja. silbnyj mogucb bogatyrb. zeltyja razsypnyja peski. sen-
nyja krasnyja devicy. slavnyj tichyj Don^b.
Als Epitheta treten nicht nur Adjective, sondern auch Substantive auf: zlatogrivica
mit g(d<lener Mähne: Stute kobylica. Ähnlich safbjant sapog-b. ty primi meiija matuska
zemlja Mutter Erde, iiimiii mich auf, klagt die Witwe. Priß.
Die Darstellunu im slavischen Volksepos. 39
Statt der possessiven Composita stehen nicht sehen die componirenden Theile, Adjectiv
und Substantiv: krovatoSka rybij-zubTi das lischbeinerne Bett, stoly dorogt rybij-zubt.
podvorotina rybij-zubt. sapozki zelen'B-safBJanib. semb teremovB zlatyverchy. utuska zo-
lotykrylbja. turt zolotye-rega. Daneben krovatb slonovychib koste]. KirSa Dan. 9. Vergl.
A. Rambaud, La Russie ^pique 27. W. Bistrom, Das russische Volkgepos. I. Zeitschrift für
Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft V. 188 — 193.
Die Kleinrussen besitzen keine epischen Lieder, sind dagegen an Balladen ausser-
ordentlich reich, in denen sich viele Züge des Volksepos vorfinden: so stehende Epitheta:
Podaj sestru Oienocku — za konyky voroAiji, — ta za ^idla zoJotiji, — za vuzdelsL §oi-
koviji — i za stanli zoiofiji.
BiZyj, bilenkyj weiss: Art Tuch haba (aba)^ Antlitz Jyce, Fuss noha, no2eÄka, Hand
ruka, rucka, Welt ^vit. büyj für Schnee ^Aih.
Bozyj Gottes: Welt §vit.
Bujnyj gewaltig: Wind viter.
Bystryj reissend schnell: Ross koA, FIuss rika. ,
Bytyj gebahnt: Weg doroha, doro2e6ka, Strasse slach.
Oervonyj roth: viburuum opulus kaiyna.
Cystyj rein, baundos: Feld poJe.
Cornyj, comeAkyj schwarz, dunkel: Hain haj, Wolke clunara, Auge oko, oceAko,
Rabe voron, Adler oret comokrylec.
Dobryj gut, tüchtig: Ross koA, Held molodec.
Drobnyj klein minutus: Brief Jyst, Thräne sloza.
Horj'aiJyj heiss: Thräne sloza.
Jasnyj, jasneAkyj hell, glänzend, klar: Schwert meß, Mond mi^ac, Falke sokoJ, soko-
Joiikij, Sonne sonce, Rüstung zbroja, Morgenröthe zorja.
Kamjanyj steinern: Kerker temnyda.
Karyj schwarz: Auge oko.
Krutyj steil: Ufer bereh.
MyJyj lieb : Bruder brat.
Ostryj, ostreÄkyj scharf: Schwert mec, Messer n62, Säbel sabla.
Pravednyj gerecht: bo2oho ^vitu, sonca pravednoho v vici sobi ne vydajut. Anton. 1. 230.
Rodnyj, rodneAkyj, rödnesefikyj leiblich: Verwandte: bafko, batenko, ba(^,uchno, neAka,
brat, .sestra.
Rusyj, ruäavyj blond: Haar kosa.
Öiryj, siroman, §iromane6, öirochmaned grau : Wolf voik. Vergh Anton. 1. 117. 123.126. 132.
Studenyj kalt: Brunnen kyrnyda.
Svitovyj Licht-: Morgenröthe zorja.
Svjatyj heilig: Gott höh, Himmel nebo: Vergl. to spovidajte ä vy napered bohu, isce
j övjatomxi morju, i mirii, hefmanu staromu. Anton. 1. 182.
SyAij bläulich: Meer more. Vergl. zJatosyAij kyndak.
Syryj feucht: Erde zemla.
Syvyj, syveAkyj grau: Taube hoiub, Ross koA, Nebel tuman, Guckguck zozula.
Syzyj bläulich: Adler orei, auch syzokryl, syzoper, syzopere6; Guckguck zozula.
Soikovyj seiden: Zelt namet.
40 III. Abhandlung: Franz Miklosich.
Temuvj, teinuei'ikvi üuster: Wald lis, Gebüsch Juli, Nacht n62.
I'a2kyj schwer: Gefaugensehaft uevola.
Tychyj still, sanft: Donau Dunaj, Wind viter, Wasser voda.
Tuhyj, tuheseßkyj straff: Bogen Jiik, Ju<5ok.
Virnyj treu: Diener sluha.
Vorouyj schwarz: Ross kon.
Vvsokyj hoch: Berg hora, Gemach terem.
Zeieuyj, zeieneAkyj grün: Wald bajrak, Eiche dub, Eichenwald dubrova, Hain haj.
^oltyj gelb: Sand pisok.
Zwei Epitheta t'tir denselben Gegenstand sind selten: jasen sokoi bilozered, biio:^ired.
Anton. 1. 190. 194.
Bog Gott hat im Serb. die Epitheta veliki gross, vidovan Bog. 99. 230. 354, das
wohl ,der allsehende' bedeutet und dem vidovit in vidovito dijete Sonntagskind nahe steht ;
dunkel ist i ona ode vidu proroku, wofür andere singen: i ona ode ocu proroku. Nikol. 19.
visnji, der Höchste, istiui der Wahrhaftige, mio lieb.
Avlija der Hof ist von Marmor mermerli; ebenso sokak die Strasse, kula der Thurm
ist tanka, tanana schlank, oblica rund.
Öador, sator das Zelt ist bijel weiss, zelen grün, svilen seiden.
Das Pferd (konj, parip, bedevija, dorat, dorin, djogat, putalj, Sarac, vranac, zelenko,
2dralin) ist bijesan ungestüm, vilen, vilovit vileuhaft, vitez, vitezki heldenmässig, vitak bieg-
sam, schlank, dobar gut, tüchtig, mamen, pomaman toll, ognjevit feurig, ponosit stolz, de-
beo, pretil wohlgenährt, hitar schnell.
Das Schwert, der Säbel (mac, sablja, corda) ist scharf britki, ostri, plamenit ; danic-
kinja, \^'ie man meint, aus Danzig, demiskinja aus Damascus.
Koplje die Lanze ist bojno, ubojito, ubojno Schlacht-, kriegerisch, kostolovka wohl hölzern.
Was dem Helden, junak, zukommt, hat das Epitheton juna2ki, daher junacki mejdan
Kampfplatz, junaßko oru2je Rüstung, junacko bojno kopje Schlachtlanze; junacko razbojiste
Wahlstatt, junacko vojevanje Krieg, junacka sreca Glück, junacke kosti Knochen, junacka noga
Fuss: brzo bjese skocio na junacke svoje noge schnell war er auf seine Heldenfüsse gesprungen.
Sunce die Sonne ist ogrijano, ogrijalo, 2arko, jarko warm, jasno licht.
Die Vila ist bijela weiss, gorska, gorkinja, nagorkinja, prigorkiuja waldbeA\'ohnend.
samohita vila. Hör. 2. 142. ist mh- dunkel.
Die Farbe der Menschen ist bijel weiss: bula Türkin, vlahinja Wlachin. arapin der
Mohr ist cm schwarz ; dasselbe Epitheton kommt dem bugarin Bulgaren zu. Häufig ist im
Epos das sonst nicht vorkonuuende rus röthlichblond : rusa glava, rusa kosa, ruse pletenice.
Das Epitheton ist uralt, da heutzutage blonde Serben wohl zu den Seltenheiten gehören.
IV. Vergleicliimg.
Die Vergleichung, ein Wort, das hier in seiner weitesten Bedeutung gebraucht wird,
daher neben der eigentlichen Vergleichung das Gleichniss in sich begreift, dient, wie die
anderen Darstellungsmittel der Volksepik, der sinnlichen Veranschaulichung ; es ist dadurch
wirkuugsv(jll, dass es die Seele des Hörers länger bei dem Gegenstand festhält. Dadurch
wird namentlich das ausgeführte Gleichniss, im Gegensatze zur blossen Vergleichung, ein
wesentlicher Bestandtlieil des Volksepos, während es dem Kunstepos ein entbehrlicher
Die Darstellung im sla vischen Volksepos. 41
Schmuck ist ; ja Goethe geht so weit, ,da8 Zudringen von Bildern aus der physischen Natur
bei einem mehr sittUchen Gregenstand' geradezu für lästig zu erklären: er wendet in Her-
mann und Dorothea nur ein einziges Gleiclmiss an, Erato 1—7. Es ist nicht ohne Interesse
zu bemerken, dass die Ilias neben 140 Vergleichungen 203 Gleichnisse, die Odyssee neben
70 Vergleichungen 37 Gleichnisse, darunter drei wiederholte, enthält, was durch die An-
nalune erklärt wird, dass in die Ilias mehr Bestandtheile der gleichnissreichen altepischen
Dichtung übergegangen sind als in die Odyssee. Der Dichter der Aneis folgt Homer:
von den 95 Gleichnissen und 18 Vergleichungen sind einige unverändert herübergenommen,
andere melir oder weniger verändert worden. Krupp 31. Das Nibelungenlied macht, ab-
gesehen von Vergleichungen wie: alsam die lewen wilde, sam zweiwildiu pantel, nur fünfmal,
und eigentlich nur zweimal in wirkungsvoller Weise von dem Gleichniss Gebrauch. Krupj) 1 — 4.
Es folgt nun eine Reihe von Vergleichungen aus dem slavischen Volksepos. Von einer
Eintheilung derselben nach irgend welchem Gesichtspunkte wurde abgesehen.
Serbisch:
Leka schweigt wie der kalte Stein. Momir ist dem Garen Stefan ein schöner Blumen-
strauss. Das Mädchen, das Gold der Mutter, zlato materino, nennt den Geliebten ihre
8cliwai*zen Augen. Die Vojvoden sind die (schützenden) Flügel des Landes. Der heran-
rückende Feind ist eine dunkle Wolke. Des guten Helden gedenkt man wie eines guten
Tages im Jahre. Der Held fliegt über das Blachfeld wie ein Stern durch den heiteren
Himmelsraum. Milos erglänzt wie die helle Sonne. Der Mensch flammt im Zorne auf wie
lebendiges Feuer. Der Held klagt wie die grimme Schlange oder der Kuckuk oder der
graue Falke oder das Wild des Waldes : sein Auge ist trübe wie das des hungrigen Wolfes.
Der Held treibt die Türken auseinander wie der Falke die Tauben.
Muci Leka kako kamen studen.
Ej Momire, lepa kito cveda.
Davor zlate, biserova grano. Hör. 2. 295.
Pozlacena grano. 2. 279.
Oj ö6epane, oßi moje crne.
Moj Omere, moj oßinji vide mein Augenlicht.
Oj Anice, iz oka zenice mein Augapfel.
Te pogubi tolike vojvode, — i polomi krila od krajine.
Davor djogo, oba krila moja. Hör. 2. 391.
Vidite li onaj pramen magle, — pramen magle ispod göre carne, — u magli je Kra-
Ijevicu Marko.
Te s' spominje junak po juna§tvu, — kao dobar danak u godini.
Pak se manu preko polja ravna, — kano zvezda preko vedra neba.
Pak on öde (sinu) preko polja ravna, — • kano zv'jezda preko neba sjajna.
Sinu Milos u polju zelenu — kao jarko iza göre sunce.
Sinu lice kano 2arko sunce.
Planu Marko kao oganj 2ivi.
Cvili Milos kao Ijuta guja.
Pa procvilje iz grla bijela, — cvili Anto kako Ijuta guja, — kako Ijuta guja pod ka-
menom. Damit vergleiche man serb. pisnu majka kako zmija Ijuta. zapis6ese kako zmije
Denkschriften der phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Abh. g
42 III. Abhandlunö: Franz Miklosich.
Ijute. stoji piska kako Ijiite gnje. bulg. zi.mja stska. russ. zaäipelt razbojnika> po zme-
inomu. gipt zinein-B. Kirsa Dau. 353. 354. magy. a kigy6 sziszeg.
Da ti kukaui kao kiikavica.
Vrisnu junak kao soko sivi.
Bor' vam, sinci, sinji sokolovi.
Cikmi Marko kao gorsko zvere.
Oßi mu se bjehu uzmutile, — k'o ii gladna u gori kurjaka.
Jos razgoni turke u buljuke — kao soko tice golubove.
PobjegoSe po polju delije — kao vrabci od kobca po trnju.
Öeri moja, cisto zlato moje.
Kud pogleda, kan' da munja sine.
Puce Sarka kao i grom sinji.
Cuprilijcu, ogrijalo sunce.
Zaspa Jovo kako jagnje ludo.
Sam ostade u Srijemu Rajko — kao suvo drvo u planini.
Oj Stojane, jabuko od zlata.
Da je lepsa od beloga dana.
S kojima (sabljom i konjem) se rani po krajini — kao soko s kril'nia po oblaku.
Bojna koplja kako carna gora, — a barjaci kako i oblaci.
Jer se digla magla od Kotara, — a kroz maglu sijevaju miinje; — sto se ona magla
podignula, — to se diglo praha od kopita: — sto kroz maglu sijevaju munje, — to s'je-
vaju toke na junaeim.
Sjaju mu se toke kroz brkove, — kao mjesec kroz jelove grane.
Ode Tale od brda do brda, — kao vijor od göre do göre.
Paviini SU braca moja mila, — pavunice, to su ml snasice, — mudra vidra, to je naSa
raajka, — zlatoutva, to je nasa seka.
Sarac ide kao gorska vila.
Na djogatu ka' na vili b'jeloj. Kac. 84.
V
Cobanin Kostadin, — koji sece pred oveama — kano mesec pred zvezdama. Vergl.
sam der lichte mäne vor den stemen stät, Nibel. Str. 283.
Osu se nebo zvezdama — i ravno polje oveama es bedeckte sich der Himmel mit
Stemen — und das ebne Feld mit Schafen.
Dva obraza ka' ruma djulaja, — biser zubi, usta su malena, — k'o da su joj duka-
tom krojena, — dvi ocice bjesne badamice, — obrvice s mora pijavice.
Krmzi merdXan ispod b'jela vrata, — a kako je l'jepo pogledati! — bas ko krvca po
prol'jetnom snjegu. Hör. 2. 302.
Lijepa je, Ijepäa bit' ne mo2e : — u struku je tanka i visoka, — u obrazu b'jela i
rumena, — kao da je do podne uzrasla — prema tlhom suncu proljetnome ; — oci su joj
dva draga kamena. — a obrve morske pijavice, — trepavice krila lastavice, — rusa kosa
kita ibrisima, — usta su joj kutija sec^era, — b'jeli zubi dva niza bisera, — ruke su joj
krila labudova, — b'jele dojke dva siva goluba, — kad govori, kan da golub guce, — kad
se smije, kan da sunce grije.
Pred dvorom mu divno kolo igra, — kolovodja sestra Stojanova, — a kakva je, da
od Ijoga nadjfg, — ta Ijepsa je od bijölc vile: — oci su joj dva kamena draga, — dva
ol>ni/.!i dva djula rumena, — obrvice s mora pijavice, — trepavice krila lastavice, — b'jeli
Die Darstellung im slavischen Volksepos. 43
zubi dva niza bisera, — a tanka je kako i Sibljika, — visoka je kako omorika, — kada
igra, kan' da paun se6e, — kad govori, k'o da golub guce, — kad se smije, kan da sunce
grije. Vergl. Kae. 70.
Dusmani ti pod nogama bili, — ko djogatu ploce sve cetiri — i jos viSe trides't i
dva klinca. Höi*. 2. 167. — dusmani ti pod nogama bili, — ko djogatu cavli i potkove. 191.
Mili boze, na svemu ti vala! — dvije su se zavadile guje, — dvije guje, dva brata
rodjena.
Lete suze niz bijelo lice — kano biser niz bijelu svilu.
Oj Rosuljo, srce iz njedara.
Da se, braco, u so premetnemo, — ne bi turkom osolili rucka: — tolika je sila u turcina.
Bog ubio onu svaku majku, — koja voli bratu nego sinu, — koja daje sunce za
mesece.
Nije rijec svilena marama, — da je svijes pa u njedra metnes: — vec je rijec jedna
hodilica, — otici ce od usta do usta.
Und das Wort, es ist kein Tucb von Seide, — das du faltest, in den Busen steckest;
— denn das Wort, es ist ein hurt'ger Wand'rer, — das da wandeln wird von Mund zu Munde.
Rijeci su hodilice puste.
Eigentbümlicli ist folgender, nicht selten vorkommender Vergleich, der die Verlegen-
heit schildert:
Sve mi sluge nikom ponikose, — i u crnu zemlju pogledaSe : — svi gledaju, kako
trava raste, - — trava raste, kada kisa pade, — ka'no dojke u mlade djevojke. Kac. 37.
Vergl. 10. 38.
Bulgarisch:
Tvoj' te vezi kak morski pijajci, — tvoj' te oci kako crno grozje.
Das bulgarische Epos macht vom Vergleiche selten Gebrauch.
Russisch:
Dem Russen ist die Erde, Russland, die Volga, der Dnieper und andere Flüsse die Mutter,
Vladimir die Sonne : kons bezitt, matb zemlja dro^itt das Pferd läuft, die Mutter Erde bebt.
Matuska Rusb svjataja. sirokaja matu§ka bystra Volga reka. ezeli ti ne pereskocisb crezt
matusku Nepru'reku. solnyiko Vladimirs, laskovo solnce ty Vladimirs knjazs.
Evo konb be^its, kakt sokols letits, — reki i ozera prome^s nogs berets, — chvo-
stoms polja ustilajuts sja. Kir. 1. 78.
Sein Ross läuft, wie der Falke fliegt, nimmt Flüsse und Seen zwischen die Beine, —
sein Schwanz bedeckt die Felder.
Umoms umna i stanomt statna, — lico belo budto belyj snegs, — Scecki budto ma-
kovB cvets, — pochodocka u nej taks pavinaja, — recb-to u nej lebedinaja.
Opjatb denb za dnemt, budto do2db do^^its, — nedelja za nedelej, kaks trava rastets,
— a gods za godoms, kakt reka beXits. Kir. 2. 32.
Wieder verrinnt Tag auf Tag, wie der Regen fällt, — Woche auf Woche, wie das
Gras wächst, — Jahr auf Jahr, wie der Fluss verrinnt.
Beloc lice kakü by beloj snegs, — a jagodicy kaks raakovb cv6tt, — cernyja brovi
kaks by soboli, — jasnyja oci kaki» u sokola. Kirsa Dan. 87.
Kaks by belb zabclela sja — budto cernb zaöernela sja, — zabeleli sja na korabljachi.
parusy polotnjanye — i zacerneli sja na more tuts dvenadcatb korablej. 107.
6*
44 in. Abhandlung: Franz Miklostch.
U Ilbi koub stoit-b, kalcB gora leXit-b. Kir. 1. 83.
Vzjali Maroju lebedb beluju. Vyb. 3. 328.
Aoli-B vy detoobki da gohibciki. Kir. 1. 80.
Tugarint poßernel'b kakt osennja nocb. Kirsa Dan. 189.
Ona po dvoru idet-b, budto utocka plyvett. 128.
Kaki ^'bjun'b okolo ee (materi) ubivaet-b sja (richtig uvivaett sja) 167.
' Kleinrussisch:
Stojaf namety jak bil bilenki. Anton. 1. 31. koSuIka jak Jyst tonenka. za^ajaJy Sabli
jak sonce z chmary.
Von den Gleichnissen verdienen einige wegen ihrer Form hervorgehoben zu werden.
Hieher gehören:
a) jene Gleiclinisse, in denen von einem Gegenstande etwas ausgesagt wird, um daran
den Satz zu knüpfen, dass es nicht jener Gegenstand, sondern ein anderer war.
Serbisch:
Dva SU bora naporedo rasla, — medju njima tankovrha jela; — to ne bila dva bora
zelena, — ni niedj njima tankovrha jela, — vec to bila dva brata rodjena, — jedno Pavle,
a drugo Radule, — medju njima sestrica Jelica.
Wuchsen einst zwei Kiefern bei einander, — mitten eine Tanne schlanken Wipfels,
— aber nicht zwei grüne Kiefern waren 's, — war nicht eine Tanne schlanken Wipfels,
— waren Brüder, Söhne eines Leibes, — Paul der eine, und der andere Radul, — zwischen
ihnen Jelica, die Schwester. Talvj.
Poletio soko, tica siva, — od svetinje, od Jerusalima, — i on nosi ticu lastavicu: —
to ne bio soko, tica siva, — vece bio svetitelj Ilija; — on ne nosi tice lastavice, — vede
knjign od bogorodice, — odnese je caru na Kosovo.
Kam ein grauer Edelfalk geflogen, — weit her von Jerusalem, der Heil'gen, — und
er trägt ein kleines Schwalbenvöglein ; — doch es war kein grauer Edelfalke, — nein, es
war der heilige Elias, — und er trug kein kleines Schwalbenvöglein, — trug ein Schreiben
von der Mutter Gottes, — trug es auf das Amselfeld zum Garen. Talvj.
Zakukala sinja kukavica, — na glavici vise Bijeljine ; — to ne bila sinja kukavica,
— vede majka Orugdzijca Meha.
Schmerzensklage klagt der graue Kuckuk, — auf dem Hügel über Bijeljina; — aber
es ist nicht der graue Kuckuk, — 's ist Orugd2ic Meho's arme Mutter. Talvj.
Zakukala kukavica sinja — u Kunari na visokoj grani, — ona kuka, kad joj vakta
nema. — usred zime, kad joj nije vr'jeme : — a to nije kukavica sinja, — vece mati Boji-
ei(5 Alije. Hör. 2. 1 75.
Pramen niagle polje pritiskao, — ne bijase magla od dazdica, — no od pare konjske
i junacke: — eto sile Fazli haraclije,
Zavijala do tri gorska vuka, — jedan vije u vrh Romanije, — drugi vije u sred Ro-
manije, — tre(;i vije u dnu Romanije: — to ne bila do tri gorska vuka, — vec to bila
tri gorska hajduka.
Die Darstellung im slavischen Volksepos. 45
b) Die durch eine negative Aussage eingeleiteten Gleichnisse, welche eine affirmative
Aussage voraussetzen, die als mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmend und nur durch
übergrosse Ähnlichkeit hervorgerufen, verworfen wird, woraiif der Sänger das ausspricht,
was sich wirklich vollzieht: diese Form des Gleichnisses ist besonders häufig in der rus-
sischen Volksepik.
Ne grom'B gremitt, ne stuks stucit-B, — govorit/b tut:B Ilbjuska svomu batjuske. Kir. 1.25.
Nicht der Donner donnert, nicht der Schall erschallt, — es spricht der Iljuska zu
seinem Vater, d. i. donnergleich tönt des Sohnes Stimme.
Diesem Gleichniss liegt folgender Gedankengang zu Grunde : der Donner donnert usw. ;
doch es donnert nicht, es schien nur so, so gewaltig war die Stimme, sondern es spricht usw.
Ne berezynbka Sataet-B sja, — ne kudrjavaja svivaet^B sja, — kak-B sataet'B sja, svi-
vaett sja — tvoja da moloda zena, spricht die Witwe am Grabe des Mannes.
Die Birke schwankt nicht, — die buschige schrumpft nicht zusammen, — wie da
schwankt, zusammenschrumjjft, — dein junges Weib. Rybn. 1. 35.
U dusecki, u krasnoj devicy — ne dozXiekom'B beloe lico smocilo : — smocilo b^lo licko
slezami, — tu2a-placa po mileubkom-b druzecke, — po laskavom'B-privet'livom'B slovecke.
Dem Seelchen, dem schönen Mädchen, — netzte nicht Regen das weisse Antlitz : —
es netzten das weisse Antlitz Thränen, — sie trauert, weint um den lieben Freund, — um
das liebe traute Gespräch. Kir. 9. 225.
Ne jasent sokol'B tut-B vyl6tyvalT>, — ne cemoj voron-B tut'B vyporchyval'B, — vyözXaet'B
tutü zloj Tatärcenok'B.
Nicht der helle Falke flog heraus, — nicht der schwarze Rabe flatterte heraus : — es
ritt da heraus der grimme Tatar. Kir. 1. 5.
Ne belye-to sne2ki zabeleli sja, — zabelöla sja u stiirago sedaja l)oroda.
Niclit weisser Schnee erglänzte, — es erglänzte des Alten grauer Bart. Kir. 1. 15.
Ne pylb-to VB pole zapylila sja, — ne tuman'b to ss morja podymaet'B sja, — i ne
bely snezki vb cistymt pole zabeleli sja : — a zabelöla sja u nego bujnaja golovuska —
so castoj so sedoj melkoj boroduskoj, — a zatumanil'B sja podt emt dobroj kouB, — a za-
pylila SB za 6mt slla dobraja.
Nicht Staub stob auf dem Felde, — nicht erhob sich Nebel aus dem Meere, — und
nicht erglänzte der weisse Schnee auf dem Felde: — es erglänzte sein muthiges Haupt —
mit dem dichten, grauen, weichen Barte, — und es schimmerte unter ilun sein gutes Ross,
— und es stob hinter ihm seine tapfere Schaar. Kir. 1. 19.
Ne belyja snezeßki vi, pole zabeleli sja, — ne tumanuäki zatumanili sja, — ne by-
linka vb pole zasatala sja: — zasatal-B sja vb pole staryj kazak'B, — zabßlelt sja pod-B
nim^B dobryj konb.
Nicht weisser Schnee erglänzte auf dem Felde, — nicht nebelte der Nebel, — nicht
schwankte das Hälmchen auf dem Felde : — es bewegte sich auf dem Felde der alte Kozak,
— es erglänzte unter ihm sein gutes Ross. Kir. 1. 25.
Izü za gor-B bylo, gori, vysokiich'b, — izü za lesovB, lösovt temnyich^b, — ne bela
zarja zanimala sja, — ne krasno solnce vykatalo sja; — vyez^al'B tut^B dobryj molodecB,
— dobryj molodecB, IlBJa MuromecB — na svoem-B konö bogatyrskimi^b.
Hinter den Bergen, den hohen Bergen, — hinter den Wäldern, den finstem Wäldern
— erhob sich nicht die weisse Morgenröthe, — nicht die helle Sonne gieng empor: —
46 lU. Abhandlung: Franz Miklosich.
es ritt da heraus der tapfere Held, — der tapfere Held llja von Muroni — auf seinem
Heldenrosse. Kir. 1. 31.
Ne svroj duh-b kt zemle klonitü sja, — ne buma^nyi listocki rastilajutt sja: — rasti-
Iaet"6 sja syni peredt batjuskom-B, — ou-b i prositt seö blagosloveuBica.
Nicht die grftne Eiche beugt zur Erde sich, — nicht papierne Blätter breiten auf
dem Boden sich aus: — es verneigt sich der Sohn vor dem Vater, — und bittet ihn um
seinen Segen. Kir. 1. 34. Vergl. 2. 4. 17.
Ni jasUui sokol-B s-b ti^plh gnezda solätyvati. — ni beloj krecoti. st, tgplä gnezda so-
porchyvat-B: — vostaet-B samt batjuSka VolodimirB kujazB, — iz-B svovk iz-B mesta knja-
2eneckovo. Kir. 2. 90.
Nicht fliegt der helle Falke herab vom warmen Neste, — nicht flattert der weisse
Gerfalk herab vom warmen Neste, — es erhebt sich Väterchen Vladimir der Fürst selbst
— aus seiner Stadt, der fürstlichen. Kir. 2. 90.
Ne jasen-B sokoli pereletyval'B, — ne belyj krecetko voni, proporchivalü, — na gusja
Schall» Djuk-B. na lebedja, — na seru pernatu malu uticu: — ne echal'B Djukt ni na gusja,
ni na lebedja, — ni na seroj pernatoj maloj uticy, — i rastrelival'B Djuki trista streit,
— trista strel'B da rovno tri strely.
Nicht der helle Falke flatterte hin und her, — nicht der weisse Gerfalk flog heraus —
auf die Gans zog Djuk aus, auf den Schwan, — auf die graue, befiederte, kleine Ente: —
Nicht zog Djuk aus auf die Gans, nicht auf den Schwan, — nicht auf die graue, befiederte,
kleine Ente, — er schoss ab dreihundert Pfeile, — dreihundert Pfeile und gerade drei Pfeile.
Och dalece, och-B dalece vo ßist6m:B pole, — a esc6 togo podalBse vo razdoltice, — ne
belye to snfegi zabeleli sja, — zabelela sja grudB molodeckaja, — molodeckaja, voevod-
skaja. — Kakt i ryscett borzyj konb po cistomu polju, — kaki, neseti, on'B na sebe llbju
Murouica. Kir. 1. 30.
Derselbe Gedanke wird Avie im Serbischen affirmativ ausgedrückt.
Zakatilo sja krasnoe solnysko za lösuski za temnye, — za morja, za ozera sirokija : —
uechalo ßado moe miloe, cadelko Ijubimoe, — molodoj Dobrynjuska NikitinicB.
Untergegangen ist die liebe rothe Sonne — hinter den Wäldern, hinter den dunklen,
— hinter den Meeren, hinter den weiten Seen, — weggezogen ist mein liebes, theures
Kind. Ryb. 1. 141.
c) Eine andere Form des Gleichnisses ist die Frage. Es wird nämlich gefragt, woher
die Erscheinung komme, und auf die Frage geantwortet, was vor sich gehe; oder es ent-
hält die Antwort zunächst nur den möglichen Gegenstand, worauf der wirkliche auf-
gezeigt Avird.
Serbisch:
Sto se bili u gori zelenoj? — al su snizi, al su labutovi? — da su snizi, ve6 bi okop-
nili. — labutovi vec^ l)i poletili : — ni su snizi, nit su labutovi, — nego cator age Asan age.
Was ist weisses dort am grünen Bergwald? — Ist es Sclmee wohl, oder sind es
Schwäne? — war es Schnee, er wäre weggeschmolzen, — wären 's Schwäne, wären
weggeflogen: — weder ist es Schnee, noch sind es Schwäne, — 's ist das Zelt des Aga
Hassan- Aga. ,Klaggesang von der edlen Frauen des Asan Aga.' Talvj. — Während J. Grimm
meint, es gebe nichts Herrlicheres als diesen wolilbekannten Eingang des Gesanges von
der Frau des Asaji Aga, enscheint derselbe den ganz Modernen naiv, wo nicht läppisch.
UiE Darstellung im slavischen Volksepos. 47
Sta se ono bjeli u Krajinu? — al' je snijeg, al' bijele. ovce? — nit' je snijeg, ni bijele
ovce, — nego knie nasijeh serdara.
Sto se ono pod Maricom bjeli? — il' su snjezi, il' su labudovi? — il' je ono brodarlca
vila? — nit' su ono snjezi, nit' labudi, — nit' je ono brodarica vila, — vec je ono Jano-
.skinja seka, — izvela je tridest djevojaka. Kac. 48.
Sta se bili u gori zelenoj? — ol' su stine, ol' su bile vile? — nit' su stine, nit' su
bile vile, — neg' su kosti tvoje brace mile. Kac.
Sto procvilje u Banjane gornje? — da 1' je vila, da li guja Ijuta? — da je vila, na
vi§e bi bila, — da je guja, pod kamen bi bila: — nit' je vila, niti guja Ijuta, — vec to
cvili Perovid-Batricu — u rukama Corovic Osmana.
Mili boze! cuda velikoga! — ili grmi, il' se zemlja trese? — il' udara more u bre-
gove? — niti grmi, nit' se zemlja trese, — nit' udara more u bregove, — ve6 dijele blago
svetitelji. «
Lieber Gott! o übergrosses Wunder! — rollt der Donner oder bebt die Erde? —
schlagen Meereswogen an's Gestade? — Nicht der Donner ist es, noch die Erde, — noch
das Meer, das an's Gestade schlaget: — theilen sich die Heil'gen in die Segen. Talvj.
Ili grmi, il' se zemlja trese? — il' se ore niz planine st'jene? — il planine u debelo
more? — il' se vozi po krsu djemija? — niti grmi, nit' se zemlja trese, — nit' se ore niz
planine st'jene, — nit' planine u debelo more, — nit' se voze po krsu djemije : — ve6 pu-
caju tojji na Ostrogu.
Donnert es, oder bebt die Erde? — oder stürzen Felsen von den Bergen — oder
Berge in die wogende See? — oder fährt ein Schiff auf Felsen? — Weder donnert es,
noch bebt die Erde, — noch usw., es krachen Kanonen auf Ostrog.
Sto protuzi rano u nedelju, — u nedelju prije jarkog sunca, — u Sokolu, gradu bi-
jelome, — u tamnici Petra Mrkonjica? — o glasu je, da je soko sivi, — po istinu voj-
voda Todore.
Was klagt früh am Sonntag, — am Sonntag vor der warmen Sonne — in Sokol, der
weissen Burg, — in dem Gefängnisse des Petar Mrkonjic? — der Stimme nach ist es ein
grauer Falke, — in Wahrheit der Vojvode Todor.
y
Sta r procvili jutrom na uranku — nasred Senja, grada bijeloga, — pred cemerli Iva
novom kulom? — da je vila, u gori bi bila; — da je zmija, u st'jenam bi bila: — vece
cvili mali Radojica.
Was wehklagt so in aller Frühe — mitten in Senj, der weissen Burg, — vor Ivo's
neuer gewölbter Burg ? — War' es eine Vila, sie wäre im Walde ; — war' es eine Schlange,
sie wäre in den Felsen : — es klagt jung Radojica.
Mili boze, cuda velikoga! — da 1' pucaju zadarski topovi? — da 1' duhaju jirimorski
vjetrovi, — te udara jeka u planinu? — nit' pucaju zadarski topovi, — ni duhaju pri-
morski vjetrovi, — ve(5 svatovi, i vode djevojku.
Bulgarisch:
Ili totnet il' se zemja treset? — il' talasi po more frljajet? — il' vojnici na vojska
mi odit? — il' ad2iji na adzisto odit? — ne mi totnet, ni se zemja treset, — ni vojnici na
48 III. Abhandlung: Franz Miklosich.
vojska Uli odit. — ni ad2iji na adXisto odit: — tok mi bile Cetiri Hudjela, — se karajet i
se zgovarajet.
§to beleje, §to leleje — na vriAi bela Belasica? — dali mi st sosjii snegi? — eli stt
bell Icbede? — ne «"Bt beli sospi snegi, — ne stt beli lebede, — tuk je bil jeden bei
Öadir, — pod cadiro mladi Stojau.
Die neirative und die fraafende Form des Gleichnisses sind auch der traditionellen
Ballade der Kleiurussen und Cechen nicht fremd:
Kleinrussisch:
Jak iz zemli tureckoji, — da z viri busurmen^koji, — iz horoda iz Azova — ne pyJy
tumony vstavaiy, — fikal poJcok, — maJyj ueveZycok, — fikaZo try bratyky rodneAki.
Anton. 1. 113. »
Oj to ne pyiyZy, — ne tumany ustavaJy, — jak iz horoda Azova — iz fazkoji nevoli
— try bratyki vfikafy. 127. Vergl. 332.
See 5i V poli zabililo? — oj cy husy, cy lebedi? — teper husy ne litajuf — a le-
bedi ne pZy^ajut, — tatarove poton 2enuf. 287,
Cy to V poli tuman köptyt, — cy hrom hremyt, cy zvon zvenyt? — ne tuman to
V poli köptyt, — fii hrom hremji;, fii zvon zvenyt, — aj to tvoje ide ve^ile. 300.
Oj §co V poli za dymove? — cy vövcari vohiii kZadut, — cy tatary ludej berut? —
ni vovßari vohni kJadut, — rii tatary ludej berut, — oj, to, svnu (richtig Tochter) za tobov
idut. 302. Vergl. 305.
Cy ratajenki oruf, oj cy voZyky pasuf? — oj, HapuJe, sestro, ne ratajenki oruf, i ne
voiyky pasuf, — ono po tebe, Hapulu, turofiky iduf. 312.
Cechisch:
U naseho jazera — stoji lipka zelena, — a na tej lipg, na tej zelenej — zpivaju tH
pta^;kove, — a nejsu to ptackove, — to jsu Sohajickove, — rozmluvaju o svarnej devcine,
— keremu se dostane.
Au unserem See — da steht eine grüne Linde, — auf der Linde, der grünen, —
singen drei Vöglein, — aber dies sind keine Vöglein, — es sind Burschen, — sie sprechen
von dem schönen Mädchen, — wem es zu Theil wird. Sus. 369.
Zdalo 86 mi, zdalo, — 2e v poli horalo, — a to moji nejmilejsi — licko zakvitalo.
— Ne bylo to licko, — byly to hfebicky usw.
V poledne, s poledne — slunecko kolem jde: — to nebylo slunce, — bylo sväm^
dgvce usw. 444.
Co se to cervenä nad t6 dgdin6? — je li to tam kvftf, ja tam pobghno. — A to nenf
kvftf, to je müj rniU, — proto se cerventl, 2e je up¥hnn^. SuSil 248.
Rojily se vßelicky, — nebyly to vcelicky: — to byli dobri \u(U, — dobh' lud6 mC-
*6an^. — Pro dceruSku pfijeli, — vezma dcerku pryß jeli usw. Sus. 100.
Die DARSTELLUNCi im slavischen Volksepos.
49
Na h(jnieli, na doldch — co sa to tarn bela? — liusy li to sedtl, — nebo snihy le2ä?
— dyby byly husy, — u2 by iiletaly ; — dyby snghy byly, — uz by otajaly. — A to sa
tarn bela — postelka vystlanä, — lezi tarn §oliajek, — blava poriibana usw.
Auf der Höhe, im Thale, — was erglänzt dort Weisses ? — sitzen Gänse dorten, — ist
dort Schnee gefallen? — Wären es Gänse, — wären sie weggeflogen; — wäre es Schnee,
— wäre er weggeschniolzen. — Was dort Weisses glänzet, — ist ein gebettet Lager, —
darauf liegt ein Jüngling — zum Tode verwundet. Sus. 122.
Hora, cemii hora, — cosi tarn volä ; — ci vcelenky brha, — ci niia niily volä ? —
vcelenkv nebrnd, — to mia mily vola usw. Sus. 339.
Man vergleiche ngriech. : zi sxo'jv oi xd[xxot xai ßpovroöv iiai zä ßouvd xai xptCouv ; —
xai ab %aö;j.svTj 'Poü;x=X7j %at, gxo'j(^sic v.rd cptovdCci?; Legrand 164.
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Zima, L., Nacrt naÄe metrike narodne obzirom na stihove
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INHALT.
Seite
Einleitende Vorbemerkungen 1
I. Stetigkeit 6
II. Wiederholung 7
1. Einfache Wiederholung 8
2. Wiederholung der Präposition 8
3. Palillogie 10
4. Wiederholung durch Steigerung des Gegensatzes 12
5. Paarung sinnverwandter Worte 13
6. Paarung engerer und weiterer Ausdrücke 18
7. Wiederholung ganzer Stellen 18
8. Verbindung von etymologisch verwandten Wörtern 22
III. Stehende Epitheta 26
IV. Vergleichung 40
Litteratur 49
DENKSCHRIFTEN, BAND XXXVIII.
ni.
DIE DARSTELLUNG IM 8LAVI8CHEN VOLKSEPOS.
VON
D^ FRANZ MIKLOSICH.
Verbesserungen. Zusätze.
Seite 2, Zeile 44. par loi: par lui. — 3, 40. Dagegen: ^ Dagegen. — 8, 30. nach-
druckvolle: naclidrucksvolle. — 9, 4. im Serbischen: im Serbischen und im Russischen. —
9, 26. zu fehlen: zu fehlen; sehr selten sind Verse wie iznese go na cardaci, — na cardaci
na visoki. Sbornik 11. 12. — 10, 4 selach: selach. — - 10, 6. kyliji: KyKji. — 15, 35. ^vidcyf:
Svidcyf. — 16, 10. stambolu: Stambolu. — 16, 23. karavrunac: karavranac. — 19, 20. frage:
fraget. — 20, 9. 11. 12. 13. 40. V: v. (vers). Ebenso 21, 7. und 22, 3, 19, 33. —
21, 37. langschopfigen: langschossigen (dolgopolyj). — 21, 42. fehati: echati. — 22, 14. Toc-
catillenspieler: tavlei, igra v:b saSki. — 22, 17. Dobrynja: Dobrynju. — ■ 24, 3. roni vikom:
roni, vikom. — 26, 10. Wie: ,Wie. — 26, 24. gleichkommmt: gleichkommt.' — 27, 39. wenn
der Dichter . . . herausgreife: wenn man glaubt, dass der Dichter . . . herausgreift. —
28, 33. vidovnome bogu: Vergl. 40, 12. — 29, 3. vigihs: vigil. — 30, 30. solufe: solufi. —
30, 33. neretva: Neretva. — 30, 45. Stolz: stolz. — 31, 26. dXc: alz. — 32, 32. basöa:
baSca. — 32, 44. oganj,: oganj;. — 35, 22. ruza: ru2a. — 36, 23. coffre: Koffer. —
37, 37. dremucija, chodjacija: dremucii, chodjacii. — 40, 9. :^oltyj: zoityj. — 41, 10.
zweiwildiu: zwei wildiu. — 42, 33. ruma: rnma für rumena. — 44, 2. Maroju . . . Vyb.:
MarBJu . . . Ryb. — 45, 16. privet'livomü : privetlivom-B. — 45, 28. melkij (melkaja boroduska)
ist nicht ,weiss': die Stelle ist dunkel. — 46, 27. sirokija: sirokie. — 48, 10. tumony:
tumany. — 49, 10. IxoüV: l^^uv. — 50, a 16. Cäsar: zu streichen. — 50, b 18. Infor:
In: For. — 50, 43. Steigerung: Negierung.
IV.
KE.ITISCHB STUDIEN
zu DEN
SIBYLLINISCHEN ORAKELN.
VON
ALOIS RZACH.
VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 18. DECEMBEE 1889.
Uer Text der apokryphen sogenannten Sibyllinischen Orakeln gehört zu den am
schlechtesten überlieferten Werken des griechischen Alterthums. Je länger man sich
mit der Sammlung dieser Prophetien beschäftigt, desto mehr gelangt man zu der Einsicht,
dass die vielen Fehler, denen man auf Schritt und Tritt begegnet, bei weitem nicht in
dem Maasse auf Rechnung der Sibyllisten zu setzen sind, wie man es früher glaubte.
Vielmehr ist eine der hauptsächlichsten Fehlerquellen in der schlechten Beschaffenheit
der Tradition zu suchen: hiezu kommt noch, dass von den meisten Kritikern die
Stellung der Handschriften zu einander und ihr relativer Wert nicht gehörig erkannt
und bestimmt ward.
Unsere Handschriften, welche ich für meine im Drucke befindliche kritische Ausgabe
der Sibyllinischen Bücher neu verglichen habe, zerfallen, wie ich anderwärts näher
ausführen werde, in drei Sippen. Die erste Stelle gebührt der Gruppe, deren Consensus
ich in meiner neuen Ausgabe mit £2 bezeichne, umfassend die Handschriften Q = Vati-
can. 1120, saec. XIV, M = Ambrosian. E 64 super, saec. XV, V = Vatican. 743 saec. XIV,
H = Monacens. gr. 312 saec. XVI. Letztere beide stehen unter einander in engem
Verhältnis, es stellt sich H als Abschrift von V heraus. Diese Familie i2 enthält nur
einen Theil der Sibyllinen und zwar die Codd. QVH Buch IV, VI, XI— XIV, Stücke
des VIII., Cod. M nur Buch IV, VI, XIV und dieselben Stücke des VIII. Buches. Wie
sich bei der kritischen Betrachtung der Bücher IV, VI und zum Theile VIII ergibt, welche
auch in den beiden anderen Handschriften-Familien vorliegen, stellt sich die Ueber-
lieferung dieser Sippe £2 wenigstens für die erwähnten Partien als die relativ bessere dar;
dies wird auch durch die bei den Kirchenvätern, namentlich bei Lactantius, vorfind-
lichen Citate aus den Sibyllinen bestätigt, insoferne sich zumeist eine Uebereinstimmung
derselben mit den in S2 gebotenen besseren Lesearten ergibt. An zweiter Stelle ist zu
nennen die Familie <^, welcher die folgenden Codices angehören: P= Monacens. gr. 351
saec. XV, A = Vindobonens. bist. gr. 96, 6 saec. XV, von minderem Werte B = Bodleian.
saec. XV und *S' = Scorialens. II S 1 saec. XV. Die Handschrift A nimmt insoferne eine
besondere Stellung ein, als ihrem Schreiber offenbar auch die in der dritten Familie W
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Abh. 1
2 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
vorliegende Tradition nicht unbekannt war. Die Sippe <P enthält dieselben Bücher I— VIII,
wie die gleich anzuführende dritte W, zeigt aber einen verhältnismässig viel weniger
zerrütteten Text, als die letztere, obgleich auch in ihr arge Interpolationen genugsam
wahrzunehmen sind. Der dritten schlechtesten Familie W sind beizuzählen: F = Lauren-
tian. pl. XI 17 saec. XV, der Hauptrepräsentant dieser Sippe, dann L = Parisin. 2850
saec. XV und R = Parisin. 2851 saec. XV.
An einer Anzahl von Stellen kommen der Kritik die bei den Kirchenvätern
(besonders die bei Lactantius) vorliegenden Citate zu Hilfe. Indess, solange nicht
irgendwo eine Handschrift auftaucht, die einen reineren Text vermittelt, als die uns
bisher bekannten, wird Jeder, der sich mit den Sibyllinen beschäftigt, in gar vielen
Fällen zur Conjecturalkritik seine Zuflucht nehmen müssen. Von dieser ist, wenn sich
jener Wunsch nicht erfüllt, allein noch eine Besserung des so mannigfach zerstörten
Textes zu erhoffen.
Auf den folgenden Blättern lege ich den Fachgenossen eine Reihe von kritischen
Versuchen und Betrachtungen vor, wie sie sich mir bei den Vorstudien zu meiner neuen
Edition ergaben. Es würde mir zur Freude gereichen, wenn meine Auseinandersetzungen
wenigstens zum Theile die Billigung der Kenner fänden.
Prooem. 44 Alex, = Prooem. Fr. II 6 Friedl. Die Handschriften des Theophilos ad
Autol. n 36, wo das sogenannte Prooemium der Sibyllinen erhalten ist, bieten
Das corrupte zweite Hemistichion Hessen auch die beiden letzten Herausgeber stehen,
ja Friedlieb hat die Ueberlieferung sogar noch verschlechtert, indem er nach der Ausgabe
des Theophilos bei Gallandius Biblioth. vet. patr., Venedig 1765, x devvaa in den Text
setzte. Hätte er aber nur einen Blick in den in eben dieser Sammlung der Kirchen-
väter vorliegenden Abdruck der Sibyllinischen Orakel (tom. I p. 336) geworfen, so hätte
ihm die Note zu unserer Stelle einen andern, besseren Weg zur Emendation gezeigt;
der Editor bemerkt hier: , Anonymus Londinensis in notis ad editionem Opsopoei Paris,
an. 1607, quam penes me habeo, heic legendum statuit dsvdwv Tr6[xa tttjyäv ut infra
lib. IV V. 15.' Dieser Anon. Londin. hat damit ganz richtig die Parallelstelle gewiesen:
wir brauchen nur die ihm noch nicht bekannte, in den Handschriften QVH erhaltene
genauere Fassung at6(Jia ir-/]Y«>v anzunehmen, um die Stelle völlig zu heilen. Der Vers
hat also zu lauten:
oöpsd -&■' O'^Tgsvia xal dsvdcov ar6[JLa ir/jy*'^-
Ich verweise auch auf XIV 143, wo die überlieferte Fassung des Versschlusses
icap' üoxdxtov ir6|Jia 'Krq^fjZ von Meineke nach jener Stelle IV 15 in at6|j,a tctjy'^C ver-
bessert ward.
Prooem. 49 Alex. = Prooem. Fr. II 11:
£V 5i vdicatc öpscov dyptav fi'^'^a'^ östo ÖTjpÄv.
Unwillkürlich erinnert sich Jeder der sophokleischen Stelle Antig. 345 ÖTjpwv dyptwv
i^VTji; auch in unserem Verse ist vermuthlich die gewähltere Fügung dYptcov ys^^^av oder
YEVöT^v 9eto 6ir)p(bv die ursprüngliche gewesen.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 3
I 50 sqq. zoloiv 8' dödtvatoi; xotov IvÖsxo x&ßaXsv s^o)
dÖavdxou /cbpou* röSs y<^P xstcXsafisvov '^£V
döavdTou (jLcydXoto öcoö Xöyov staa'foavccc.
Zunächst bemerke ich, dass das Schlusswort in Vers 53 c'iaataavTSC, wie Alexandre
schrieb, nachdem schon Turnebus und Auratus cioatovTSC vermuthet hatten, kaum zweifel-
haft sein kann. Zwar hat die bessere Handschriftenclasse <P dcoaVTcC, die schlechtere ??"
dstoavtoc, aber derselbe Sibyllist gebraucht das Compositum I 171 ciaatovrcC und I 354
ciaatao'JOt. Meineke's Vorschlag, es sei vielleicht düaav-coc (ösoö) zu schreiben, empfiehlt
sich, von dem prosodischen Bedenken abgesehen (vgl. Hom. Sswov duaavxsc U 566),
schon wegen des unserer Stelle zu Grunde liegenden Berichtes der Genesis nicht: 3, 8
Grössere Schwierigkeit bereitet die Herstellung des Anfanges von Vers 52: ÖVTjrotc
£V X">P¥ hietet A, die übrigen Handschriften der Classe * övyjtoIc £V X">P^? ^^^ Familie ?F
zeigt, wie zumeist, die Ueberlieferung noch weiter verderbt in der Fassung Övvjtolaiv
£V X"^P'^- Schon Castalio sah die Nothwendigkeit ein, die Conjecturalkritik zu Hilfe zu
nehmen, indem er am Eande seiner Ausgabe bemerkte, ,f. (fortasse) £V Övyjt^' (x(opC(:).
Volkmann erkannte die Richtigkeit des nur in A überlieferten X^P^ ^^^ schrieb £v
6v7jX(p X'^PM^ (i^ seinem ,Specimen novae Sibyllinorum Oraculorum editionis'). Allein
meines Erachtens verlangt der Gegensatz zu dem unmittelbar voraufgehenden döavdxou
Xcopoo die Beibehaltung des ^V7jZ(p am Anfange des Verses, und thatsächlich findet sich
das Adjectiv, wenn auch in verderbter Form, in allen Handschriften an dieser Stelle
vor. Hiezu kommt, dass auch im nächsten Verse 53 mit nicht zu verkennender
Absichtlich keit wiederum döavdrou an die Spitze gestellt ist. Deshalb ist wohl an
6v'/j-q) £vl X'^P'P ^^ denken, vgl. in demselben Buche 'JC£pt^£at(p £vl X^^P^P I 215 £p7][JLat(i)
£vi X^^P'P I 356. Die ausnahmsweise Zulassung der Längung der Schlusssilbe von £Vi
vor folgender Aspirata hat ihr Analogen an derselben Versstelle bei Aratos 1019 aozri
£vl X^9Xi ^^^ ^^ einem inschriftlich erhaltenen Epigramme bei Kaibel Epigramm, graeca
ex lapid. conl. 330, 6 (= C. I. G. 2211) AEoßq) £Vt X^P^P; '^S^' auch meine Schrift ,Neue
Beitr. zur Technik des nachhom. Hexam.' p. 14. Die Schreibung OvTjTcp £V X^PV i^*
unstatthaft, da sich aus unseren Sibyllinen die Erhaltung der Länge eines auslautenden (p
(resp. co) in der Senkung vor folgendem vocalischen Anlaute nicht nachweisen lässt, wie
ich anderwärts ausführen werde. Die Vermuthungen von üpsopoeus 6v7]'colat(v) X^'^P^^
,seorsim — nempe extra hortum dei' und von Friedlieb QvYjtwv iv X'^^P^ können auf
Beachtung keinen Anspruch erheben.
I 57 aö^£a9£ irXYjOuVEoÖ' spyttCcOÖ' etü yairiz.
So 0, während die Sippe W a'j^dv£aO£ TrXyjGyvsaOo xai im ersten Halbverse bietet.
Diesem Hemistichion, welches auch in den besseren Handschriften schwerfällig klingt,
da die Hauptcäsur des Verses gänzlich mangelt, suchten einzelne Kritiker aufzuhelfen,
wie namentlich Volkmann, der die Verba umsetzte und '7rX7j66v£a6' au^£a6£ xal her-
gestellt wissen wollte; Meineke wieder schlug vor au^£T£ TcXYjöüvEaÖE xat und zwar
mit Berufung auf I 66, wo überliefert ist xai au^av£V aXkctc, iz d)>.X(|) | Xaö? d-TTStpsatoc,
so dass hier das Activum au^dvo) im Sinne von ,sich mehren' vorläge. So willkommen
^ IV. Abhandlung: Alois Rzach.
es wäre, statt jenes holperigen cäsurlosen Verses einen metrisch tadellosen zu gewinnen,
glaube ich doch an der Ueberlieferung von <P festhalten zu sollen. Zunächst fällt
schwer ins Gewicht der Umstand, dass im Septuaginta- Texte der Genesis zu wieder-
holten Malen der Spruch ,Wachset und mehret euch' in einer Form erscheint, an
welche sich die in den Sibyllinen vorliegende Fassung offenbar ganz- direct anschliesst,
vgl. Genes. 1, 28 xai süXÖY'/jasv aütouc 6 Qsöc /.Eywv ao^dvsaös xal icXifjÖuvsaes %w.
irXr^p(6aai£ r^v 7"*}^ xal xaiaxuptsuaats aÜTTjc; ähnliche Stellen bezüglich Noe's Nach-
kommen Genes. 9, 1 (wie 1, 28), weiters 8, 18 mt auidvsaÖs %at Tzkipö^ZQ^z ztü r^c
■j-t^c; 9, 7 G^zlz 8s atj^dv£a8£ xat nXr^öuvsoöe %zk. (vgl. auch 1, 22 aö^dvcaes mi
T:ÄTj96v£aös xrX.). Diese Stellen verlangen kategorisch die Aufrechterhaltung der
medialen Formen in unserem Sibyllenverse, zumal der Verfasser selbst später I 271 sq.
auf Grund von Genes. 9, 1 solche ebenfalls gebraucht:
xal x>.7^aax£ yalav dicaaav
aü^6(j.cVoc TrXrj9uvö|JL£voi.
Ja es ist wahrscheinlich, dass demgemäss Orac. Sib. I 66, so wie im vorangehenden
V^erse das Medium steht,
xal TÖtE 81^ -^B-^zii TcXirjöuVoTo, coc ExsXsoasv
aöröi; 6 '::avroxpd'ca)p,
gleichfalls xal aö^Eto BXXoz ex dXXcp zu schreiben ist; ay^avEV scheint durch das Streben
den an dieser Stelle (in der bukol.- Diärese) entschuldigten Hiatus zu vermeiden veranlasst
(der ja auch, allerdings noch nachdrücklicher durch die Interpunction paralysirt, im
Verse zuvor vorliegt).
I 70 sqq. 00 ydp dvtatc
x£tp6(i,£Vot Öv^axov, dXX' (oc §e8[at^[jlevoi 5irv(p
oXßiot. o£ [xspoTTEC [isyaKif^-opEc, o5c sfpt^asv
acoTT^p dOdvaroc ßaacXs'Jc öeöc
In dieser Stelle, die, wie manche andere aus ihrer Umgebung, den hesiodischen
Erga nachgebildet ist (vgl. Erg. 112 vöatpw disp te xövtov xai ötCö^C, Erg. 116 öv^axov
V cijc 5icv(p 8£8[i7][i£Voc, Erg. 120 d'f vewi [iv^Xotai, ^{Xot jxaxdpEaai ßsolaiv), stört der Artikel
in der Verbindung oAßiot 01 [iEpoxä? [lEY^XigtopEC sehr; es empfiehlt sich, diese Schwierigkeit
durch den bei späteren Dichtern mehrfach begegnenden Superlativ oXßtatot (OABICTOI
konnte einst leicht zu OABIOIOI werden) zu beheben.
I 87 sqq. aördp eiceL toutou? öizzhi'i'xzo^ ÖEUTEpov auGic
T(öv xata^EffÖEV-cov t£ 8txaiordx(ov ävßpcÖTiKov
dXXo Y^voc xE'j^EV icoXuTcotxdov.
Der Vers 88 ist ganz offenbar eine ziemlich nüchterne und ungeschickte Interpolation,
durch welche der Zusammenhang in unangenehmer Weise zerrissen wird; der Verfasser
musste zu dem hier recht unstatthaften Wörtchen t£ greifen, um den Hexameter zu Stande
zu bringen. Ebensowenig vermag der Inhalt der Kritik Stand zu halten: obzwar es
I 80 heisst, dass das erste Geschlecht in den Hades eingehen musste, sollen doch gerechte
Männer übrig geblieben sein. Das hat der Interpolator sich aus der folgenden Schilderung
des neuen Geschlechtes herausgeklügelt. Von demselben Urheber stammt zweifellos
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 5
auch ein weiteres Einschiebsel in dieser dem hesiodischen Mythos von den Weltaltern
nachgebildeten Partie. I 120 sqq. heisst es nämlich in Alexandre's Fassung:
• xai TzdXv^ akko ysv&c iroXu jß-ipöispov (icXO'TrcaOsv
ä6dva'coc 6=öc tsücsv, sicsl %axd icö/X sicovoövxo.
Auch hier ist Vers 121, dessen erstes Hemistichion in <P ävöpobircov TcotTjoac, in !F dv9p(OTC(ov
•JtO'lTjGSV Ol? lautet, aus dem Texte zu entfernen, was auch der Pariser Anonymus am
Rande seiner Opsopoeus-Ausgabe schon vermerkte. Wiederum ist der armselige Vers
an derselben Stelle angebracht, wie in jenem Abschnitte. In Vers 122 ist übrigens nach
Alexandre's Vorschlag statt Osoc TcO^sv, i%zi zu lesen tsö^sv, sirsi '^.
I 94 sq. dXX(p §£ TcXsStV [JL£[i£X7]tO,
d/.Aq) 8' äarpovo(j.civ xai ovsipoicoXslv td Ttsxatvd.
Hier ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Artikel vä erst jüngeren Ursprunges und
daher die den Sibyllisten aus dem epischen Sprach gebrauche geläufige Form irsTSTjvd
vorzuziehen.
I 98 sqq. ypT^yöpot dXipTjaT^pcC, EiccoVüiAtrjC [AStr/ovxcC
taütTj^, otxt (paaiv d%6|ji.avxov vöov st^^ov
dz/.T^tov TS 5£[iai;.
In Vers 99 bietet ozzi (paatv cod. P, aber P hat oti: (ppaaiv, wie auch die Handschrift
des Pithoeus nach Opsopoeus' Angabe bot: in A liegt, wie in der schlechteren Sippe W,
die Leseart otti (ppsoatv (Ä ^psatv) vor; jenes ^aatv in P, das offenkundiger Schreib-
fehler ist, ausgenommen, weist also die Ueberlieferung auf den Dativ Pluralis (ppaaiv
oder '^psaaiv hin, und es war daher ein wenig glücklicher Einfall Alexandre's, gerade
von 'faaiv auszugehen und die Conjectur totaÜTTj;;, ozi yaatv zu versuchen (worin ihm
Volkmann gefolgt ist); mit mehr Berechtigung hat Meineke zaözrfi, ozzi tppa'^aiaiv vor-
geschlagen. Indess, wenn wir bedenken, dass unbedeutende Wörtchen bei der so schlechten
Beschaifenheit unserer Sibyllentexte öfter ausgefallen sind, so liegt es nahe, an xaunrj?,
Izzi [xäzd 'fpsaiv zu denken, vgl. Hom. 2" 419 t?iq iv jaev vöoc iozi \).^za «ppsatv.
Auch der folgende Ausdruck dx6jxav"ov ist wohl keineswegs ursprünglich. Die von
Volkmann (in den Noten zur Specialausgabe des I. Buches) gebilligte Interpretation des
Opsopoeus ,quia in pectore sedatum, hoc est praesentem et sollertem animum gerunt'
befriedigt nicht, ebensowenig aber Meineke's Ansicht, welcher dx6[jLaVTov im Sinne von
iroX'JX'j[JLavT:ov fasste. Am ehesten kann man sich mit dem von einem Ungenannten
herrührenden dxo{{A'/jtov befreunden; doch macht dann die metrische Form dieses Aus-
druckes eine etwas andere Fassung des Vorausgehenden noth wendig:
"caunrjc, ozzi {isxd <pp£a' dxoi[i7]-ov vöov si/ov.
Indess Hesse sich auch an [ictd «ppcOiv dxd(jiarov vöov denken, was mit Rücksicht auf
YpTyYOpot d/.'fTjO'ctipci eben so gut dem Sinne entspricht. Aehnliche Verbindungen liebt
der epische Sprachgebrauch wie d%d[j.aTov . . . [xsvoc Hesiod. Fragm. V 3 P., {livoc dxdjJLatov
Apollon. Rhod. Argon. B 274. Rhythmisch freilich wäre diese Gestaltung des Verses
von geringerer Qualität als die vorhin erwähnte.
g IV. Abhandlung: Alois Rzach.
I 189 sq. xat töts %6o^oz airac zs aTCStpsatcov dv6pc6z(öv
In der Mitte des Verses I 189 findet sich das Flickwörtclien zs ebenso vor, wie in
der Ueberlieferung von II 21 aötdp xöa[J.o<; oXoc ts dirsipsaicov äv6p(0TC(öV xtX.; vergleichen
wir 1 162 eatat fdp ore %6a|JL0C oXo? dicspsbioc dvSpcbv xtX., so ergibt sich mit grosser
Wahrscheinlichkeit zunächst, dass für d-TzaQ auch I 189 5Xoc zu lesen ist; statt des ganz
ungehörigen ts aber vermuthe ich icsp an beiden genannten Stellen.
I 193 irXsüast y'^' TcXsuaoüatv opvj, icXsuast 8s xat aWiQp.
Der Vers kehrt VII 9 wieder: nur lautet die Ueberlieferung daselbst etwas anders
icXsuasc Ss SpTj, was von Meineke richtig in Tzkadosie 8' opifj verbessert ward. Auch an
unserer Stelle muss zweifelsohne ebenso geschrieben werden.
I 201 sq. ■JjSt] xaipö? sirsaxT], N(ö£, td sxaa-c' d^opsostv
oaaa zs. r^^\).azi x(p aol uiceottjv xai xatsvsüoa.'
Die handschriftliche Leseart eicsatiQ muss umso grösseres Bedenken erregen, als es
den Anschein hat, dass der im folgenden Verse begegnende Ausdruck UTcearYjV nicht
ohne Einfluss auf die Gestaltung derselben geblieben ist: • man erwartet naturgemäss
ZTZzozi und daher wollte der Anonymus Londinensis '^Syj xaipöc lusati, Ntös in den Text
setzen. Aber die prosodische Messung von Nws, wo gleichzeitig co als Kürze und £ vor
folgendem einfachen Consonanten als Länge erschiene, ist bedenklich; ich vermuthe
deshalb mit leichter Umsetzung vtatpo? iiicax' rß-f], Nü)£; die hier nothwendige Längung
des Auslautes im Namen Nebe ist durch die analoge Stelle I 269 Ncbi TcstpuXaYtiivs Tctars
5c%ais vollständig entschuldigt.
I 220 sqq. ouVciuTjYS^povro 8' dTjTat
Tcdvtsc xal 68dxo)V tpXe^aQ eXuovco diuaaat
oüpavoösv [j.£YdX(ov dv£otYO|Ji£va)v xaxapaxtwv
xal [JLU^cöv yairiQ xat dßuaaou d^afidtoio
58ara |jiup!,Ö£Vta (pdvTj %al y'^ exaXuyOT]
icäaa dicstpsato^.
An dieser Stelle ist vor Allem der Vers 221, den ich in der von * gegebenen
Fassung hergesetzt habe, in rhythmischer Beziehung recht bedenklich: die Classe ^ hat
gar (pXsßati; (<pX£ß£C R) Xuovto dxaaat; von Emendationsversuchen sind zu verzeichnen
der des Auratus, welcher rpXsßez eXXoovxo dTuaaat vorschlug (von Alexandre aufgenommen),
ferner des Opsopoeus Conjectur ^Xi^sc, £^£X6ovxo dicaaat, endlich die des Anonymus
Londinensis, welcher an rpX£ß£S äßXuovto dicaaai dachte. Näher scheint es mir zu liegen,
wenn wir mit Itücksicht auf Hom. ß 105 dXXu£oxov ß 109 dXX6ouaav, dann auf Apollon.
Rhod. Argon. // 150, wo dv£Xu£'c' mit langem o begegnet, die Correctur icdaat (pXäßsc
dXX'Jovio (gegen das etwaige (pki^eQ dXXuovto ditaoat spricht meiner Ansicht nach der
Hiatus und der unschöne Versrhythmus) versuchen, was auch dem Sinne mehr ange-
messen ist.
In Vers 222 ist das in <P vorliegende dv£oiYO{i£V(ov (dvotY^iiEVcov W) bereits von Struve
in dvaotYO{A£V(ov verbessert worden (vgl. Hom. i2 455 dvaoiY^oxov), worauf die letzten
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 7
Herausgeber keine Rücksicht nahmen. Auch im nächsten Verse 223 ist eine Corruptel
zu beseitigen: für das verdächtige xal [xy^wv empfahl derselbe Gelehrte xal jj,U)(£(ov (von
\>.oiri), wogegen Nauck xat jJLU)(dx(ov, Volkmann aber eine Umsetzung xal yaiT]? zs [iU)(ö)V
vorschlug. Da sich in den Sibyllinen sonst nur die Form [i'-^X^"^ vorfindet, (vgl. in
derselben Verbindung VIII 362 ofSa [loyobz yaiTjc), so ist meines Erachtens [jlu)((öv fest-
zuhalten. Es wird daher wahrscheinlich, dass eine bereits von Auratus vorgebrachte,
seither aber ganz verschollene Conjectur er. t£ jxu)((öv yatTjc das Richtige trifft. Schliesslich
ist zu bemerken, dass zu Ende von Vers 224 und zu Anfang des nächsten vielleicht eine
Wortverschiebung erfolgt ist, welche den unerträglichen Hiatus Tzdaa d'jrstpcotoc ver-
ursachte. Hier könnte xat, iräaa v.akotpB'q | yo-iy] äTzeipiaioz die ursprüngliche Leseart
gewesen sein. Die Form ■^ait] gehört zu den bei den Sibyllisten üblichen. Indess lässt
sich auch an die Correctur ndvrrj aTzeipioioQ denken, während am Schlüsse des voran-
gehenden Verses yq exaXuyöv] beibehalten werden kann.
I 225 sqq. auxöc §' iTrsv/^/sto ^[ißptp
(üpvuto 8£t[JiaX£co<;.
Befremden erregt die Wiederholung des Begriffes ■^rijBGBcLi^ mehr noch die Ver-
wendung des V7jy6(X£V0(; neben dem kräftigen p7jYv6[jLcVoc und den übrigen den Aufruhr
der Elemente treffend kennzeichnenden Ausdrücken. Ich halte es deshalb nicht für
gewagt, in jenem v*ir3"/6[i£VOC eine Corruptel zu vermuthen, welche sich aus ETZZ-^riyszo in
den Vers 227 eingeschlichen hat. Die ursprüngliche Fassung mag wohl irXTjaaöjJLSVOC
oder vielleicht vuaaö[X£VOC gelautet haben.
I 230 dXX' otE xoofiov d'Tcavxa ösöc v.azsvXoa oszoiai
Alle Handschriften ausser A haben xa~£%Xuo' UErotat, diese mit einer Lücke v.'xzevXo . .
toiat; selbstverständlich ist ÄatsxXuaa' UEXOtai herzustellen. Die bisherigen Herausgeber
hatten an v.aziifXöo'' nichts auszusetzen.
I 244 sq. "Jj 8s TzzBpöfsaof. v.a\xoöoa
Tcdvra icsptirxi^oaaa Tzakvi zpiTZaz' '
Verschiedene monströse Formen sind durch die traurige Verderbnis der Ueberlieferung
in den Text der Sibyllinen eingedrungen; kein Vernünftiger wird, um speciell auf einige
Verbalformen zu verweisen, in OavEOVXcov HI 554, ixXaö^ovcEC III 34, ixoXoüvtSi; I 85,
ßoXTjÖctc XIV 75, TCcOOoövcat XIV 145 u. a. irgendwelche eigenartige Bildungen sehen,
die doch ihre Analoga in der gleichzeitigen Litteratur haben müssten. Vielmehr sind
solche Misformen als Textcorruptelen erkannt und zum Theile verbessert. Wenn sich
nun derlei Monstrositäten noch in unseren Ausgaben vorfinden, so rührt das daher, weil
man vielfach gewohnt war, in den Sibyllinischen Weissagungen alle möglichen Verstösse
gegen Grammatik oder Metrik ohne weiters als von den Verfassern derselben herrührend
anzusehen, während, wie oben bemerkt, ein sehr grosser Theil der Fehler auf die
Verderbnis der Ueberlieferung zu setzen ist. Eine meiner Ueberzeugung nach ebenfalls
zu den Unmöglichkeiten zu zählende Form ist das Particip irEpnuTTjaaaa. In unmittelbarer
0 'IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Nähe dieser handschriftlich überlieferten Unform lesen wir I 249 ganz regelrecht 7) 5'
aoa x(orr£aoa 8t£it-aro; anderseits liegt in den Handschriften I 256 bei demselben Verbum
eine Corruptel vor: TCpO'fpovsax; izizoLzö, fulri v-zk., die von Ludwich durch die Schreibung
xcoTötTO behoben ward. Und so ist auch izepnzzTjOaoa als verderbte Form anzusehen,
die wohl durch Missverstiindnis eines Compendiums im Schlüsse des Wortes veranlasst
ward, und in TZBpnzza\i.i'Jri zu verändern ist, wonach, um das Metrum nicht zu stören,
nur noch die augmentirte P'orm kzpiTzsz statt z^btibz herzustellen ist, so dass der Vers
jetzt lautet:
■Tcdvca icspncxa[X£VYj TtdXiv erpsicsr .
I 247 aürdp öc riooidaac, %akiv Yj(j.ara
Wie ausserordentlich oft die Sibyllisten von den Formeln und Wortverbindungen
des alten Epos Gebrauch machen, wird sich aus den in meiner Ausgabe gegebenen
Nachweisen herausstellen, die natürlich da und dort zur Emendation beitragen. Auch
in unserem Verse ist statt aotdp Ic. die aus Homer so geläufige Formel autdp o y' zu
schreiben, vgl. T 328, £308, 327, 585, 0 268, ^154, y^ 461, 483, M 40, iV 164, 399,
0 479, P 108, <P 550, W 896, v 140 (aürdp o -{B I 206, 0 523, x 480). Für icdÄ'.v
vermuthete Meineke sehr ansprechend s%z\
I 261 sq. lOTl §£ ZIZ ^pUYlYJC ilZ YJTTStpOlO [isXaiVTjC
TjXtßatov zrj.w\i:qif.sQ 5po?.
Beide Handschriftenclassen bieten die angeführte Fassung. Die Herausgeber
begnügten sich mit der auf Castalio zurückgehenden Aenderung
lau §£ u OpuycTjc stcI 'Qizzipoio [JisXaiVT^?
welche einen auch in der sibyllinischen Verstechnik unerhörten Hiatus am Schlüsse des
dritten Fusses, also in der Mitte des Hexameters, enthält, der nicht einmal in der ver-
derbten Ueberlieferung zugelassen ist. Ich vermuthe, es sei zu lesen
§.azi 5' £vt Opuytotatv iir' rjTZBipoio [i,£A0LW7]c.
Das unantastbare Hemistichion et: '/;'jr£(poto \i.sXaiYrfi liegt vor schon im Hom. Hymn. VII 22
und bei Antimachos Fragm. 59, 1 Kinkel, vgl. Hom. ^97 o'Jt Yjir£{poto [i,£XatVY]S und
Hom. Hymn. auf Demet. 130 5t' TjTCctpoto [X£)vatV7](;.
I 293 sq. zpBiz Y°^P ßa<3tA£ic (iEydÖajxoi
dvop£ Saaiöxatot, (Jiotpac 5s zb SYjXfpovcat.
So stellt sich die Ueberlieferung dar nach P; dv3p£ bietet er allein, dvSpsc die
tibrigen Codd.; 5£ ts 5rj).Yjaovrai (ZaO.rp'j^^zrxi B) hat q5, die schlechtere Sippe W 5i] zz Sy^Xt]-
aov-at (L von 1. Hand oi^ t£ Sadaovtai). Die Verderbnis am Schlüsse des Verses 294
hat verschiedene Emendationsversuche hervorgerufen: Alexandre conjicirte schon in der
ersten Ausgabe Sia^YjXYjaovrat ,etsi distrahendi aut discerpendi potius quam dividendi
sensu': er fühlte also selbst die Unzulänglichkeit dieses Vorschlages; Volkmann dachte an
dv3pa Sixato-caxov [xotp-^j 5ta5YjXYjaovtat
(wohl nach I 364) ,iu8tis8imum virum calamitate afficient', was aber zum Zusammenhange
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 9
gar nicht passen will. Einen Fingerzeig zur Heilung der Stelle scheint mir der hesio-
dische Ausdruck Theog. 544 StsSdaaao (JLOtpac zu geben. Nur dieses Verbum kann dem
Sinne auch an unserer Stelle Genüge leisten und es ist sehr wohl möglich, dass dem
Verfasser jener hesiodische Versausgang vorschwebte. Denn Anklänge an Hesiod gibt
es in diesem Buche genug, z. B. I 46, vgl. Hesiod. Theog. 585, I 69 sq. — Hesiod.
Erg. 113 sq., I 71 — Erg. 116, I 72 sq. — Erg. 120, I 75 — Erg. 185 sq., I 77 —
Erg. 145 sq., I 78 sqq. — Erg. 152 sqq., I 83 sq. — Erg. 141 sq., I 85 — Erg. 153,
I 86 — Erg. 142, I 100 — Theog. 153, I 104 sqq. — Erg. 143 sqq., I 112 — Erg. 136,
I 115 — Erg. 161 und 163, I 120 — Erg. 127, I 254 — Erg. 212, I 297 sq. —
Erg. 117 sq., I 300 — Erg. 91 sq., I 301 — Erg. 116, I 303 — Erg. 142, I 307 —
Erg. 127 und 143 u. a.
Die Sage von der Theilung des Weltalls schwebt deutlich dem Verfasser vor; sie
findet sich in dem von einem judischen Verfasser, der absichtlich jüdische und griechische
Mythen contaminirt, herrührenden dritten Buche der Sibyllinen deutlich ausgesprochen:
ni 110 xal ßaatXsuas Kpövo? xai Ttrdv "IdicsToc zs,
wozu ni 114 sq. zu ziehen ist:
Tptaaal Zri [xspiSsc yacTjc xard xX-^pov iv-aozno
*al ßaatXsuasv sxaatoc e/wv [lipoQ o6§" e[Jid-/ovro.
Es ist daher nicht allzu kühn, wenn ich vermuthe, es sei StaSdaaovxat x6ts (Jiotpac
zu schreiben. Die Corruptel §£ ts ÖYjXT^aovtat konnte sich leicht ergeben, da das Verbum
STjXsioöai bei den Sibyllisten häufig im Gebrauche steht, so z. B. lesen wir es nahe
unserer Stelle I 364.
I 309 sq. ojAotoc 8s zöizrjz eict xdct xsxaarat
In Vers 309 haben sich die Herausgeber mit der angeführten Fassung begnügt.
Zunächst ist jedoch unbedingt slhic xs iisycöoc x£ nach Homer herzustellen, da die
Sibyllisten die Längungen vor liquidem Anlaute keineswegs perhorresciren, vgl. z. B.
HI 579 ßto[iö) £711 [icydXfp, V 480 TC£pt (Aiyav oüpavov, XI 119 AIjützxs \ieydQo\i.s; jenes
vermutheten schon der Anonym. Londin. und nach ihm Meineke. Minder einfach steht
die Sache betreffs der folgenden Worte. Ueberliefert ist (po'ri in fp, (poT,v in W' der
Accusativ ist hier notliwendig, er gibt die Eelation zu o{j,otoc tuiuo? (xExaaxat lese ich
mit Meineke). Unmöglich aber kann '^ut^v ohne ein Bindewort angefügt sein, wie schon
aus der offenbaren Vorlage bei Homer B 58 hervorgeht:
elhöc T£ [j,£Yc66c x£ (pu7]v x' dYX^cs'a £otx,£t.
Zwar ist man mit dem Wörtchen X£ in der Ueberlieferung der Sibyllinen eigenthümlich
umgesprungen und hat es an mancher Stelle zur Verklebung und Verkleisterung von
Corruptelen missbraucht, anderseits ist es auch mitunter da ausgefallen, wo es ursprüng-
lich stand. Ein Beispiel letzterer Art haben wir vor uns. Vergleichen wir unsere
Stelle mit Hom. 2" 419
z'QQ £V (i,£V v6o(; eaxl [Asxd <pp£atv, ev 8s xal ao^rj
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVUl. Bd. IV. Abh. 2
JQ IV. Abhandlung: Alois Rzach.
oder mit der Verbindung t^ixsv 8£[xa? 'qtz xat aö^iQV bei Hom. ß 268, 401, x 206, w 503, 548,
stellen wir ferner den sibyllinisohen Vers mit sammt dem folgenden
gvQsto
zusammen mit Hom. J 430 I/ovt' iv cn^Qsaiv aö5-»^v, so dürfte kein Zweifel obwalten,
dass zu emendiren sei:
ciSoi; t£ jjL£Y£6öc Tc ipuTjV T . aü3'/j §£ [if iaxai.
I 324 §1^ TOTS xat {A£Yd>.oio 6£oö ircHic dvöptoirotatv
rfiBi aapxoipöpoc.
Das überlieferte Si^ tots xac muss in xal zöxs §7^ verändert werden, vgl. z. B. gleich
den Anfang von Vers 351. Dergleichen Versetzungen kleiner Wörtchen, speciell bei dieser
den Sibyllisten so geläufigen Verbindung, kommen in den Handschriften wiederholt'' vor.
I 353 ßX£(j;ouatv 8s zs zorp^oi, dtdp ßaStaouai t£ )((o>.ot,
xcoipot z £iaataouai, Xakr^ood oü XaXsovtE?.
Der Schluss von Vers 353 kann in dieser Form, welche <P bietet (W ßaSioöat ts
y(oAot) nicht ursprünglich sein; es ist meines Erachtens naturgemäss drdp )^(oXol ßaSiaooatv
herzustellen. Wegen der cliiastischen Stellung ist die Parallelstelle VIII 207 zu ver-
gleichen: xal zotpkcii ßX£(j;ouac, XaXT^ooua' oü XaXsovxs?.
I 364 oupdvtov orc Tiaßa 6£0'j 5t£87]>.7^oavi:o.
Es kommt nicht darauf an, dass die 'Eßpaiot den himmlischen Sohn Gottes miss-
handelt haben, als vielmehr darauf, dass es der Sohn des himmlischen Gottes gewesen:
Daher ist wahrscheinlich oöpavtou ort itai^a Ösoö zu schreiben, zumal der Ausdruck oupdvtoc
ösoc bei den Sibyllisten ganz geläufig ist. Die Nothwendigkeit des Genetivs oüpavtou
fühlte auch Alexandre, insoferne er in der lateinischen Uebersetzung sagt: ,aeterni
quoniam natum sprevere parentis'. ^
II 22 sq. aüxdp v.6o[xoz okoz zz d';c£ip£at(i)V dvöptoitwv
aK'kriK'joz xxstvoüat (i,£[j,T^v6'C£C.
Im ersten Verse muss, wie ich oben schon ausführte, statt des unmöglichen zb
vielmehr ic£p geschrieben werden. Die Präsensform x-£tvouai in Vers 23 hat man ohne
Anstoss im Texte belassen, wohl weil sich die Ansicht herausbildete, es könnten bei
den Sibyllisten Präsentia auch im Sinne des Futurums gebraucht werden, da an einigen
Stellen, wo dieses Tempus zu erwarten ist, thatsächlich Präsensformen überliefert sind.
Dieser Umstand hat denn auch Alexandre veranlasst, in seinem Excursus ad Sibyllina
Vn (p. 591) diesen Gebrauch als eine Eigenthümlichkeit für die Sibyllinischen Gedichte
in Anspruch zu nehmen. Allein dieser Punkt verlangt nochmalige Erwägung, die
vielleicht zu einem etwas anderen Ergebnis führen wird.
Um von unserem Falle auszugehen, hat man sich die Frage vorzulegen, ob xtctvouat
auch sonst in Futurbedeutung nachweisbar ist. Eine willkommene Parallele zu dieser
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 11
Stelle bietet uns das letzte Buch der Sibyllineu, wo XIV 93 dasselbe Hemistichion in
der Form äX/.T^Xouc xrsvsouat vorliegt: nun aber ist dies Buch durch die Handschriften-
classe i2 (= QMVH) überliefert, die da, wo sie neben den anderen in Betracht kommt,
sich als die verhältnismässig beste Tradition darstellt. Wir werden daher nur nach
einem vernünftigen kritischen Grundsatze verfahren, wenn wir auch II 23 für jenes
auffällige xtctvouat die Futurform %r£Vso'j'ai herstellen, da uns für das zweite Buch nur
Handschriften der beiden schlechteren Sippen zu Gebote stehen. Wie leicht xtsvlouatv
und xTcivouatv verwechselt werden konnte, das sehen wir auch in der Ueberlieferung
in zwei anderen Versen des XIV. Buches: Vers 26, wo xtstvouatv in sämmtlichen Hand-
schriften statt des Futurs steht, wogegen bald nachher, in Vers 39, die Codd. QVH die
Futurform xravsouatv, M aber xTsavsouatv (d. i. aus xxivsouatv entstanden) bieten.
Im Anschluss an diesen speciellen Fall empfiehlt es sich, die beregte Frage näher
zu berühren. Von den bei Alexandre a. a. O. beigebrachten (übrigens nicht ganz
vollständigen) Beispielen müssen diejenigen ausser Betracht bleiben, wo es sich um eine
erst durch Conjectur herzustellende Form handelt; es betrifft dies die Verse III 450,
V 195, VII 52. Auf einfache Art erledigt sich IV 19, wo die beste Ueberlieferung (QVH)
dvÖpcoTcotc 5aa (oaaa QVH) vuv ts xal oTUTcöaa saasxat ahxiz {txözolc, QVH)
bietet, während in den übrigen Handschriften ylvctai (statt Icaciat) steht; in den
Excurs. a. a. O. hat Alexandre ytVcrai noch als Beleg für den in Rede stehenden
Gebraucli angeführt, während er späterhin in der zweiten Ausgabe des Textes die
richtige Form saaerai aufnahm (yiVcrat ward in einem Theile der Handschriften wohl
durch das Streben, den scheinbaren Hiatus zu beseitigen, und durch die Scheu vor der
Verbindung oaa vüv ts xal 0TTz6aa — auxt^ veranlasst). Andere vermeintliche Belege
verschwinden, da man unter gehöriger Erwägung der Umstände durch eine geringfügige
Aenderung ohne Störung des Zusammenhanges die regelmässige Futurform herstellen
kann. Dies ist der Fall VIII 57, wo mitten unter einer ganzen Reihe regelrechter Futura
eine Präsensform handschriftlich überliefert ist:
Schon Opsopoeus hat die ebenso einfache als zutreffende Correctur Ssavucci vorgebracht,
das Futurum zu dem bei den Späteren gebrauchten Präsens Scixvuo). Aehnlich ist V 340
zu emendiren: es heisst da 339 sq.:
(IlajX'fuX'.oi £V ntoi^-OGi die Handschriften, was Alexandre seinerzeit verbesserte,
während er im Texte der zweiten Ausgabe die Corruptel merkwürdiger Weise stehen
Hess.) Alexandre hat für diese Präsensform, die er in den Excursus ad Sibyll. anzu-
führen versäumte, selbst das Futurum %paV£ooot passend vorgeschlagen. Hieher gehört
auch das von demselben Forscher unbeachtete Beispiel
VlI 126 oü^£ 6o(öc ö).£xov'car äiroX/vUiJ-svot o {i%h aapxcöv x-cX.,
wo im Hinblicke auf die benachbarten Futura E^oXäasic VII 119, ki,rj\iizzi 121. «pXc^st 122,
xaöact 122, xsvwast 122 u. a. auch für bXszovtat eine Futurform zu erwarten ist; es ist
wohl öXsaovzat oder diroXoävtat, ursprünglich geschrieben gewesen. Ebenso bedarf es nur
j2 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
einer geringfügigen Aenderung, um die regelrechte Futurform in III 689 zu gewinnen.
Die Classe 0 und Cod. L bieten xal xpiVoi Tcdvxac icoXsiJKp ösöc, FR %aX xpivst; wenn
anders nicht überhaupt xoXdasi zu schreiben ist, so lässt sich einfach xal xpwsst herstellen.
Hier ist anzufügen III 286 sq, (bei Alexandre a. a. O. ebenfalls unbeachtet):
xal xörs ^y] 6e6c oüpavöösv it£(JL']^si ßaatX-^a-
xpcvsl 8' äv8pa sxaoTov £V ac(xati xal Tcopöc ady-r).
Die Handschriften überliefern das ganz unstatthafte xpivst mit falscher Länge des c, wofür
Alexandre xpivst vermuthete. Ein einfacheres Auskunftsmittel fand Nauck, der hier den
Infinitivus finalis xptvstv zu schreiben vorschlug. Es kann mit Rücksicht auf VIII 218 sq.
auch an xplvai gedacht werden, denn hier heisst es ganz analog:
adpxa Tcapwv Ttrloa"^ xplvai xai xöa[JLOV dxavca.
Alexandre's Hinweis auf VIII 222 ist nicht stichhältig, weil dort, abgesehen davon, dass
die Conjunctivform des Aorists %ptv*/j leicht herzustellen ist, in dem Satze
auch eia wirkliches Präsens zulässig ist, da die Vorstellung von dem kommenden
Gerichte bereits in den vorausgehenden Versen betont wird:
218 rfizi 5' oapavöösv ^aaikzoc, auöatv 6 [xsXXtov
adpxa -juapcov Tcdaav xptvat xat xöa[jiov diravca
vgl. auch
220 O'jiovxai §£ ösov {lepoTusc iccotoI xal diccarot v.z'k.
Als Präsens hat es auch der Uebersetzer des Akrostichons Christi bei Augustin. de Civit.
Dei XVin 23 gefasst, indem er den Vers 222 wiedergibt mit ,sic animae cum carne
aderunt, quas iudicat ipse'.
Ebenso liegt ein wirkliches Präsens vor
I 297 yai'/j 8' otu xapirolc STcaYdXXstat autojxdxotat
'f'jo]X£votc iroXXolatv.
Vorher hat der Verfasser von der Herrschaft der zpslc, ßaatAsi? [KS^dQüiim (293) erzählt,
die lange Jahre gerecht der Menschen Geschicke lenken werden. Indem der Sibyllist
sich nun in diese Zeit versetzt, kann er das Präsens sTza'fdWazai ganz wohl gebrauchen,
da schon früher gesagt ist, dass dies in der Zukunft geschehe. Ebenso verhält es sich mit
VIII 304 sq. d)X ÖTCOt dv h'q taöta (vgl. unten zu d. St.) zBkei(oBri, d -jcsp sficov,
. £'.; ot'jTÖv TÖTE lud? Xöazai vöjxoc xrX.
Ein Futurbegriff selbst liegt schon im Präsens VII 55 [li-^a aoi xp£|xaTai ^oßepöv icöp,
und in einem ähnlichen Sinne ist izikszai zu fassen in
HI 475 KaiATiavotc dpaßo;; xsXsxat Zid zhv TzzrAvKrj^Bov
/.'.[JLOV.
Im fünften Buche lesen wir Vers 465 vom Einfalle eines ßdpßapoc o)(Xo? in Kleinasien,
dessen grause Folgen der Sibyllist Vers 467 — 47Ü andeutet. Auch hier finden sich
Kritische Studikn zu den Sibyllinischen Orakeln. 13
Präsentia, denn es entrollt der Verfasser gewissermassen vor uns die Greuel der Noth;
man muss nicht Xat<pd^ovtac schreiben und xarsSouat als eine Futurbildung ansehen (für
iMGi^axa vermuthet Kloucek äÖsa^a-ca, ich denke an i-^xaza, vgl. Ilom. P64):
%ai tOT ä6sa[JLoß6pot [Aspoxsc KaxsSo'jat yoVTjac
XqjLö) Tct.p6[jt£Vot xat £0£a[ji.a~a Xatfpdaaovxat.
TcdvKov 8' £x (XcXdOptov ÖTjps? xarsSouat ipdicsCav,
aüToi T otcovot x£ ßpoto'jc xax£8ouacv diuavcsc.
Nach Abzug der besprochenen Stellen, von denen ein Theil bei Alexandre a. a. O.
unerwähnt blieb, sind noch etliche wenige Fälle zu erledigen. Von vornlierein muss
es Bedenken erregen, dass, wenn thatsächlich die Verwendung des Präsens im Sinne
des Futurums bei den Sibyllisten möglich war, sich dieser Gebrauch unter den unge-
zählten Belegen der echten Futurformen, deren sich die Verfasser bei ihren Weissagungen
naturgemäss bedienten, nur ganz spärlich (die Belege reduciren sich auf 5 — 6) vorfinden
sollte. Schon der Abwechslung wegen liätten wohl die Sibyllisten das Präsens öfter
für das Futurum verwendet. Diese Erwägung legt die Frage nahe, ob denn jene Fälle
nicht eine andere einfache und befriedigende Lösung zvilassen.
Unleugbar steht die Thatsache fest, dass in den Sibyllinen der in der epischen
Sprache vorkommende Gebrauch des Conjunctivs Aoristi für einen Futurbegriff wiederholt
vorliege. Schon bei Homer kann auch in unabhängigen Sätzen der Conjunctiv (mit
oder ohne dv, resp. %cv) im Sinne des Futurs stehen. Unantastbare Belege in den
sibyllinischen Orakeln hiefür sind (bei Alexandre a. a. O. nicht vollständig aufgezählt):
öXiaa-Q XIV 13, Öpa6a-(] XIV 14, stceXÖ'/] IV 72, yEr^xat II 28, II 169, hial'filriQ'qx(j.i XII 72,
XII 276, o(f)9'(i VIII 318, oyio%-l VIII 305, «ptopaOcöa-. II 191 (£ia£X9coatv II 153 lasse
ich ausser Betracht, da es nur in der schlechteren Familie W steht, während fp 5c£X£6aoVTat
bietet). Da nun die noch zu erledigenden Beispiele sich ohne Mühe und Schwierigkeit
durch ganz leichte Veränderung in derartige Conjunctivformen verwandeln lassen, so ist
es fürwahr weit weniger gewagt, durch Vornahme dieser Correctur die Zahl der Fälle
eines unzweifelhaft vorliegenden Gebrauches zu vermehren, als durch starres Festhalten
an der so schlechten handschriftlichen Ueberlieferung eine sehr problematische syntaktische
Eigenthümlichkeit, die durch ein paar Belege repräsentirt wäre, statuiren zu wollen.
Diese Annahme gewinnt dadurch an Wahrscheinllclikeit, dass sich Spuren dieser Auffassung
auch handschriftlich vorfinden. Voran stelle ich III 359 sqq.:
ICoXXdxi 5' dßpTjV OclO x6[JL7]V ÖEOTUOlVd XZ %£Cp£t
■ifA SixYjV StcTCOuaa zö. oüpavö6£V iroxi yalav
p{'|»£t, k% tk yatTjc icdXiv o'jpavov £tc dv£Y£tp£c.
So Alexandre. Im zweiten Verse hat Volkmann mit Recht TJ a£ (statt rfii) und 6.%
oöpavööcV (statt -cd oupavööcv) vorgeschlagen. Im ersten Verse ändere ich Ssairotvd zz
%£ip£t. zu OcOTCOtv' d'7C0X£{p'(], da ti ganz sinnlos ist; ebenso muss =xz im dritten geschrieben
werden [A hat oo^ayb-^ £aav£Y£{p£t). Hier nun bietet die eine Handschriftenclasse W
dv£Y=^p'(]» diejenige Form, die nach meiner Ueberzeugung in den Text zu setzen ist,
wie dirowctpTj in Vers 359. Auch p{r];£i in die Conjunctivform des Aorists pt<|^irj zu ver-
ändern, halte ich nicht gerade für nothwendig, da auch anderwärts ein Wechsel von
Indicativen Futuri und Conjunctiven des Aorists vorliegt, namcntlicli in Fällen, wo die
betreffenden Formen äusseriich ziemlich verschiedenes Aussehen zeigen, wie z. B, :
H IV. Abhandlung: Alois Rzach.
VIll 305 sq. vaoö xs o/taOi^ tö Tzezrtaiia xat ri\xazi [xsaaq)
. v6^ sarat axoröcaaa irsXcöptoc £V xptaiv (opaic.
VIU 318 TCptbra Ss zoiz tStot? yavspö^ töts xupioc otpf)-?]
adpxivo?, (öc TTCtpo? -^v, yB^abi ts icoatv x' STrt3cti;ct
rsaoapa tote iStoic ^X'^'/j iCTjxösVTa [JLsXsaatv.
Indess ist pitj^Tj zu schreiben auch nicht allzu gewagt. Bios die Veränderung eines o
zu (0 ist nothwendig, um eine weitere Stelle zu erledigen,
V 250 sq. äxpt §£ ^^«^ 'Iötctj? rs^x^C \i.i^0L xüxXcöaavxec
ütj^öo' dstpovtai axpt %al Vctpscov spsßsvvwv;
hier haben wir äsipwvtai als Conjunctiv Aoristi herzustellen; übrigens ist Vers 251 aypi
xac wohl in sactypi? zu bessern; xac scheint aus dem vorausgehenden Verse eingedrungen
zu sein. Hier sei auch der Stelle V 431 gedacht:
OGzazoc saÖ' (d. i. saxai) dyttov xatpöc, ots taüta icspaivso
6cö? 6'|tßp£jxsnrj?.
Statt des von Castalio aus der handschriftlichen Corruptel Tcapatvst hergestellten -rtcpatvst,
ist vielmehr TCSpdvY] zu schreiben. Zwei Stellen, III 304 und III 779, sind unter Einem
zu betrachten.
lU 304 TTdaav dfiapttoXwv y'^'^o^v po^Cö? ito6' txvsixat
xat Tidaav x^pav [ispö-Tctov d>.aAaY|J.öc öXeaast.
lU 779 Tcdaa ydp cipT^VY] dyaGcöv etui yalav cxvslrat.
Die Präsentia txvslxac sind, da sie an beiden Stellen mitten unter Futura stehen, überaus
störend; hiezu kommt, dass in den gesammten Sibyllinen einzig in diesen zwei Versen
das Präsens {xv£0[i.a'. überliefert ist, während sonst nur die Futurformen öfter vorkommen;
ferner erregt die Vernachlässigung der Positionslänge innerhalb des Wortes vor xv
Bedenken. Ganz einfach aber gestaltet sich Alles, wenn nach Analogie des zweimaligen
YSVTjra'. (II 28, 169) geschrieben wird h.y]zai. Was endlich die zwei noch erübrigenden
Stellen, welche von Alexandre a. a. 0. herangezogen wurden^ anbelangt, so ist zunächst
in dem verderbten Verse
III 450 EüpcoTir^: h' Aoctjc -£ Xstbc ptyiatd TTcp ahct]
(t fehlt in A, Zc. Äctö? hat W nicht, ^rf^iGza bietet (p) von Alexandre zuerst dz-y^, später
ä'KfZi conjicirt worden ,pro dXyTjOEt', ein Versuch, den wir nicht gutheissen können.
Es ist vielleicht ein Vers ausgefallen, der das Verbum zum Accusativ okyt] enthielt, oder
es steckt in •jrsp äy^r, etwa irspav-fj. Dass nun auch in dem letzten noch zu berührenden
Falle
V 337 r/^v ■:* MaxTjiSovtTjV ßaaiAsüc AbfÖTZzi'jQ atpsl,
wo atpsi zwischen echten Futura (C£'j;;£t, i^aXaTzd^ei, pi']/st) steht, diese Form nicht als
ursprünglich gelten kann, dürfte nach dem bisher Gesagten ausgemacht sein. Es lautete
der Vers dereinst vielleicht
YY)c ts McxYj^ovtT^c ßaatXcUC iMfÖTzzirjc dpqst.
Kritische Studien zu den Sibyllinisciien Orakeln. 15
II 34 xal tÖT£ Stq [li-^a aYj[xa öcoc (Jicrsiccixa xot'/^asc.
Diese Schreibung der Handscliriften blieb bisher ganz unbeanstandet, obgleich
[iBzeTZBiza neben xai toxs St^ Bedenken erregen muss. Vergleichen wir aber die Ueber-
lieferung von
XIV 220 a/X ÖTcÖTttv {isya OYjfxa Qsöc [xspöicsaat xoi7]a-(],
so wird Niemand umhin können,' in jenem jAcTSTüctra eine Vei'derbnis aus [xspömsaac zu
erblicken. Zum Ueberflusse möge auch noch auf XIV 158 verwiesen sein:
oupavoQsv Sst^st.
II 39 vm zöxs Y<ip [J-ST'^'^ o'jzoz dycöv iasXaattxö«; iatat.
Die beiden letzten Herausgeber, Alexandre und Friedlieb, setzten xal tote ydp nach
der schlechteren Classe W in den Text, wir müssen aber von der Sippe <P ausgehen,
zumal jenes "^dp doch nur aus dem unmittelbar (Vers 37) vorausgehenden xoxs ydp
o-zs'foc. eingedrungen zu sein scheint. In P finden wir corrupt xai röO[Jiai, während A
xal tö . . . 6{Aai bietet. Dies scheint mir auf die Leseart ■xal tots jXaV (v ging vor folgendem [x
verloren) hinzuweisen, die der ganzen Stelle gut entspricht.
II 52 sq. ol 8' dya'jrwat ydiJiov ze, yaiJtoxXoTCtcöv 8' dir£)(0VT:at,
So Alexandre. Ein allgemeiner Fehler der Handschriften, welche am Eingange
des Verses 52 Yj5' bieten, ist stillschweigend schon von Betuleius verbessert worden; ein
zweiter blieb bisher unbeanstandet. Das zs nacli Yd[iov ist ganz unstatthaft und wie in
so vielen anderen Fällen nur ein schlechtes Füllsel, um einen Schaden der Ueberlieferung
zu verdecken. Es ist zu schreiben ot Si ydfJtou? (oder Yd[ji,ov, in A weist vielleicht das
über ydjxov stehende cov auf den ursprünglichen Plural) dyairwat '(rx^o^XoTzuo-^ z dicsyovtat
(statt des handschriftlichen x hat Alexandre unberechtigt 8' geschrieben). Im nächsten
Verse 53 aber ist in der Ueberlieferung ganz offenbar eine Versetzung der Anfangs-
und Schluss Worte erfolgt: ich lese
v.cd xoic ir).o6ata 8töp', aitovtov sXittSa Stöasc.
II 71 sq. 0TC£p|xaTa \xri xXs'JT'csiv STrapdatiJLoc oq ziq sXTjtat
sie '(ö'^zo.c, Ysvewv, 8td axopTtiajjiöv ^lizoio.
Bernays hat in seiner bekannten schönen Untersuchung über das pseudophokylideische
Gedicht (p. XXIII) angenommen, es sei in dem unserer Sibyllenstelle entsprechenden
Verse 18 der Pseudophokylidea ursprünglich täpixata statt GTzip[s.aza gelesen worden,
was er mit dem Hinweise auf Deuteron. 27, 17 eTziv.azdpazoz 6 \s.ezaziBziQ opia xoü icXvjawv
zu begründen suchte. Unser Sibyllist wenigstens las jedoch sicher aTTspixara. Es heisst
nämlich II 100 sq.: ttypoö y^^'^ovsovco^ (die sibyllinischen Handschriften W yzizo'^soo'^zoc)
d-Jtöa/cO (so ist mit der Mehrheit der Handschriften der Pseudophokylidea zu schreiben,
die sibyllinischen [d. h. hier nur W] haben dTCOoyou) [atjS' dp' (die sibyll. Codd. falsch \).ri
töv 5' dp') ÖTTcpjS'^c' I Tzdc. '6poz sati öixaioc, üitspßaciY) 8' d>.£Y^^'*''*'i'
IQ IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Der erstgenannte Vers entspricht dem Verse 35 der Pseudophokylidea, der zweite
stellt eine Umänderung von 36 dar, welcher
irdvrtov [isxpov aptdtov, UTcspßaatat 8' äKZ'(etyai
lautet. Wenn nun der Sibyllist statt des erwälmten Einganges die Worte izä-z öpo? iazi
Sixaioc setzte, so geht hieraus hervor, dass er diese Stelle für passend erachtete, um
seine Warnung vor Schädigung des nachbarlichen Ackers durch Hinzufügung jener Worte
zu begründen und auszuführen. Das wäre aber keineswegs nothwendig gewesen, wenn
er auch schon rspjJLOcza (jlt^ xXcZTSIV gelesen hätte.
Im Verse 72 kennen die Handschriften 8td nicht, es ist von Alexandre eingesetzt,
der das metrische Bedenken nicht scheute, um die Lücke zu füllen. Ich vermuthe, dass
e; zu ergänzen ist, ,in alle Ewigkeit, bis zur Vernichtung alles Lebens'.
II 74 sqq. jitaööv {loyÖiQaavxt SiSou* [ir] ÖXtßs TcsVTjta.
■^XlOOG'Q VOÜV £y£[i,SV XpUTCCÖV X6'(0V £v (ppcolv üayciv.
öp^avaotc, yr^paiQ, sTciScUOjxsvotc 8s 'jcapdayou.
Der Vers 76, welcher einer geringfügigen Besserung bedarf, indem X''1P'^^^ '^' ^'^^'
Säuofisvoii; TS zu schreiben ist (an xs für M dachte auch Alexandre), ist von dem Com-
positor der gnomischen Partie selbst gefertigt. Zweifellos ward er durch die Mahnung
|jLta9ov [AoyÖT^aavrt ScSou" pf^ ÖXlßs irsvTjta
veranlasst. Deshalb wird es sich auch empfehlen, ihn unmittelbar hinter den eben-
erwälinten Vers treten zu lassen, während er in der Ueberlieferung durch Vers 75, der
ein ganz anderes Thema berührt, von jenem getrennt ist.
U 105 Tidvcs^ Y°^P ^svtTjc TCStpT^aovcat Tzohj\i,6iQoo.
So muss nach meiner Ueberzeugvmg der Vers lauten. Die Handschriften haben
l;£v{r^C TTSptpr^aaovra'. icoXujxöyOo'j. Mit vollem Rechte haben Nauck und Bergk nach dem
pseudophokylideischen Verse 40
Tcccvtc? Y°^P ''^«vtr^i; irstptoixsGa z^c, TzoXoTtkd-cx.z'-jO
die Corruptel -TCcp'.pT^aoovxat. emendirt. Dagegen kann ich mich der Forderung der beiden
Forscher in den Sibyllinen auch -JCäVtYji; zu schreiben (^svcyjc sei erst durch die Abschreiber
an Stelle von ■rtsviv]«; eingedrungen) nicht anschliessen. Der Einleger der Pseudophoky-
lidea las, wie die von ihm selbst hinzugefügten Verse
saasr, kTzai Ttdvxcs ßpotol aljioccoc s^ £v6c eois
deutlich zeigen, wohl zweifellos ^svlyjC- Und dieses hat Bernays unter dem Beifalle
von Goram auch für die Pseudophokylidea gefordert (vgl. hiezu Exod. 22, 21, 23, 9,
Levit. 19, 34; 24, 22 u. f.).
II 109 sq. [XTjSs biXriQ icXooxslv (xyjS' s^yoü- dXXd xö8' z^^oo
C'Jjv dTcö tÄv öXtYwv [iTjSev zs syovca dotxov.
Bei der Emendation dieser Verse ist zu beachten, dass sie von dem Compositor aus
den Theognideen 1155 sq. /i.* entnommen sind:
* 8o rerbewjere ich ftir das überlieferte ys.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 17
C'?;v äitö tcöv öXtycov [jl'/jSsv i/ovrt xaviöv.
Etwas näher nocK steht unserem Sibyllisten die Fassung, in welcher sich die Verse als
ein £7rtYpa[JL[Jia ä^sazotov in der Anthol. Palat. X 113 vorfinden:
C"^/; £% -cwv öXtycov [ir^^sv E/ovta (l/ovcc Planud.) xaxöv.
Zunächst ist der Optativ ÖsXotc herzustellen und mit dem Sibyllen-Codex i^ im ersten Verse
\).rß' S'j"/cO zu schreiben, vgl. II 100, wo in den hier in Betracht kommenden sibyllinischen
Handschriften W aTZÖoyoo, in den der Pseudophokylidea aber d'!roo)(£0 vorliegt. Im
zweiten Verse ist das metrische Monstrum [xt^osv ts s/ovia doaov auch unserem Compilator
kaum zuzutrauen. Aber ebensowenig wird man sich der von Alexandre in den Text
eingesetzten Umformung dSwov M ~e [xtjSsv c"/oVTa anschliessen können, da das Particip
s/ovta an den Infinitiv C'^^v mit 0£ T£ nicht angefügt werden darf. Es ist Doppeltes
möglich: zunächst konnte hier von dem Compilator der Pentameter einfach mit aus jenem
Distichon herübergenommen werden, also in der Form:
C"?iV d-TTÖ rcüv ö^iycov \i.rfiiy £)(ovt dSwov.
Dies hatte auch Alexandre einst vermuthungsweise ausgesprochen (Note in der ersten
Ausgabe). Für die Möglichkeit der Reception des Pentameters mitten in den hexa-
metrischen Fluss der Rede gibt es ein Beispiel in den Sibyllinen I 146, wo ein solcher
(o'jx ä(j.6r|tOC Igt] rqQ irap' £(j.o!. aocprrjc) die ainigmatisch gehaltene Schilderung von Gottes
Macht und Herrlichkeit beschliesst. Durch letzteren Umstand erscheint diese starke
Abweichung von der epischen Oekonomie gerechtfertigt. Das wäre aber an unserer
Stelle nicht der Fall. Deshalb ist die Annahme einer vom Compilator dieser Partie
vorgenommenen Umformung des Pentameters, um ihn seiner Umgebung anzupassen,
nicht ausgeschlossen, und dies halte ich für das Wahrscheinlichere; und so mag die
ursprüngliche Fassung gewesen sein:
C'?iv äzö Tcbv öXi'ycov d^'.xöv Tisp (xr^Ssv i/ovra.
II 121 |JLr^5' öic. Tüsrpo'fUTjC TzrAoTZooc, xaTd ycopav äjxsißsw.
Der offenbar verderbte Versschluss muss aus den Pseudophokylidea hergestellt werden,
indem v.azrj. yÄpov ä|X£cßo'j geschrieben wird (xaxd yÄpov vermuthete zweifelnd auch
Alexandre); das Medium äjxsißou verlangt der Sinn: übrigens ist die corrupte Leseart
xazd ytöpav auch in einem Theile der Handschriften des Ttot'^jJia Vouöctixov überliefert.
Noch andere Kleinigkeiten sind aus den Pseudojihokylidea zu bessern, wie II 117 asö
für ao'j der Sibyllencodices (Pseudophok. 46), ebenso II 85 6 ydp tzXöoq eoüv aZrfkoQ
(statt TcXoO^), vgl. Pseudophok. 25 stcsi ttXooc saüv ä^-qkrjQ, Auch hätten die bisherigen
Herausgeber unbedingt II 146 [i'i] [i.t[j.oü aus Pseudophok. 77 in den Text einsetzen sollen,
da [i'f^^Ä |J.t[ioO der Sibyllinenhandschriften nur Corruptel ist, veranlasst durch den Anfang
von 11 144.
DenltschriftCD der plil.-hist. Cl. XXXVIIJ, Ed. IV. Abb. 3
]^3 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
II 161 aiiJiaat %ai xovtYjot irsipupfJLcVoi.
Das Particip ist ia correcter Form in der sclilecliterea Classe W erhalten, während
<P verderbt TCcSopaiJLSv' bietet. Aber der Plural aii^aa'. kann, obzwar von allen Hand-
schriften tiberliefert, nicht richtig sein, vgl. die ständige homerische Phrase aifxati v-aL
xoviT^Gtv 0 118, /7 639, 796, ;t 383 und daneben t 397 ':r£cpDp[isvov ai[Aarc TioXXcp. Es ist
demnach der Singular 'JX]yr:i herzustellen.
II 182 sq. f^i^l Y^p "" "^i«"? ^i oscXy^c -/^ jxsaov rj|j.ap-
So ist noch in den letzten Ausgaben zu lesen. Die Handschriftenclasse <? bietet
■/i(bo;, die schlechtere Sippe tjoö?; nach Opsopoeus' Bemerkung soll in des Pithoeus'
Handschrift '/jÄvoc (wohl 7;(öoc) gestanden sein. Alexandre, dem sich Friedlieb ohne
Weiteres anschloss, muthet uns in der obigen Fassung der Stelle zu, r^wc ,adverbii loeo
pro '/jäSev seu icoösv' (Note in der ersten Ausgabe) zu fassen mit Hinweis auf Sib.
Or. III 252, eine Stelle, wo eine unzweifelhafte Textesverderbnis vorliegt. Er nahm
als Subject zu y;|£1 ydip das in Vers 180 vorangehende 6 Ssait&Cwv, das dann wieder
Vers 183 bei fj^st 8' äTps^sw? als Subject fortgeführt ist; demgemäss fasste er die in
Vers 182 vorliegenden Zeitbestimmungen als Adverbia, wobei SciXyjs als Genetiv und
•Jjcb; als eine Art erstarrten Nominativs in adverbialer Geltung angesehen werden müsste:
demgemäss ist bei Alexandre auch übersetzt: ,namq[ue aderit (dominus) mane aut sero
mediove diei'. Ich kann mir nur denken, dass sich Alexandre durch die handschrift-
lichen Corruptelen '/)(boc und TjOöc zu diesem ganz verkehrten Vorgange verleiten liess.
Der Sibyllist hat sich, um die "Worte des Evang. Matth. 25, 42 Yp-z^yopcirs ouv, orc oöx
oi5a-£ icotcf. Äpcf ö %'jpioc u[xtt)V ip/cxat (vgl. Luc. 12, 46 f^^si y<^P "^ y.'Jptoc zoü 8o6Xou
ivts'vo'j £V '^ili-spcf, '^ oO 7üpoa5ox(^ xcti £V copcj. -^ o6 YWd)ax£i) auszudrücken, des homerischen
Verses «?» 111 bedient:
£aa£tat y^ vjtoc '?; 8£{X7] '^ [Ji£aov Y;[JLap.
An dieser Stelle besteht die Variante SctÄTj? im besten Cod. Ven. A^ im syrischen Palim-
psest, weiter im Lexikon des ApoUonios Soph. 85, 23, im Etymolog. Mag. 261, 24 und
im Schol. zu K 252, wozu noch Suidas I 2, 866, 3 und Eustathios p. 1226, 29 hinzu-
kommen, während letzterer auch 1225, 35 von SeiXy]? jXard twa?' berichtet. Diese Lese-
art ttu:r^z lag auch dem Sibyllisten in seinem Homertexte vor. Aristarchos schrieb nach
Didymos Os'D.y^: i^pbrap/oc ywpis toü a SeiXy), vgl. Schol. des Nikanor: cjüco? Zk /(opi?
zrt'j 3 ^(^ar^zi^jv, cö? v.al Ai^-jjjiq) Soxsi sv r?j ^LopOcoasr, hiezu Schol. V rj SsOvTjs* oXoci
s'JÖclcii cbf otya toö ä ^stX'/j. Auch an unserer Stelle müssen wir mit dem Homer-
scholion sagen ,oÄat söOciai siaiv'. Die Corruptel, die zur irrigen Auffassung des ganzen
Verses Veranlassung gab, steckt nur im Eingange desselben, in y;^cI '{dp z . Der nächste
\ers 183 hebt mit "f^iei 8' an, der zweitnächste mit saacrat: wie leicht war es da
möglich, im Eingange von Vers 182 Y^^et aus dem folgenden Verse fälschlich eintreten
zu lassen, während entweder i<ZQ~.zai Y; aus Homer ^111 denselben einleitete, oder etwa
mit geringer Veränderung von dem Sibyllisten satai y^P ''^ geschrieben ward. Der
ganze Vers ist blosse Zeitangabe und als solche eine Art Zwischensatz, sein Subject
aber war niemals ö osaxöCwv, sondern (wie bei Homer) die folgenden Nominative 7)(oc,
OS'l/.Y,; und [AS^OV Y|]J.7.p.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 19
11 184 sqq. ^aasxat £u5o{Ji£Voic, ot cxtc' oupavoO daxsposvcoc
auv §'jat ^(oatYjpatv.
Für das unzulässige datpa X£ xdv-:a muss datpa TTpÖTravxa geschrieben werden; das den
Begriff ^d? verstärkende Compositum lüpoTrac gebrauchen die Sibyllisten öfter, z. B. II 206,
III 80, herzustellen auch VIII 337, worüber zu 11 206 zu vergleichen ist.
II 204 sqq. '|uyai S' dvöpcb'ircov ludaat ßp'J^ouotv öSoüatv
£V OOtlCSOCl) [ji,aX£pcp.
Nach YIII 350, III 558, 678 muss zunächst icdaat 5' dvöpfOTUCov '|u)raC umgesetzt werden.
Weiters ist die Verbindung Tco-a[i(j) %al Ocfq) xal irupo? &p|J.T; unter allen Umständen auffällig.
Mag man sich auch erinnern, dass dieser 7COxa[Ji.6? der Feuerstrom ist, so macht doch
wieder die Gegenüberstellung mit TC'jpoc i^^'Q grosse Schwierigkeiten. Deshalb ist viel-
leicht zu vermuthen, dass ursprünglich Tzrjza\i.(a ZB 6££tO'J gelesen wurde. Die Form
Osctov kommt auch anderweitig in den Sibyllinen vor.
II 206 xai TÖTS ■/r^psuasi aror/sia -irpoxav-ra xd %6a|xo'j.
So haben die letzten Herausgeber nach den Handschriften im Texte belassen. Aber
längst schon hatte Castalio %öa[J.O'j ozoiyzia irpöiravxa emendirt, das, obgleich von Opsopoeus
aufgenommen, sjjäter wieder unbeachtet blieb. Eine Stelle wie III 80 sq. z6~z. o"/j Gzov/ela
-TTpÖTravta | /Y^psoast %öa(JLoa lässt keinen Zweifel übrig, dass Castalio das Richtige getroffen
hat. In VIII 337, wo der Vers wiederkehrt, ist er stärker verderbt. Die Handschriften
bieten daselbst
yqpz'joBi zöza Tudvra XP'^'^^^ ciotysla xd %6c[iou
(xd zrjö ■AÖajJi.o'j !F), was mit Hilfe der beiden genannten Stellen zu verbessern ist in
7.7.1 xoxs '/ripBOG^i xöaiJioo azo{;/ß.ia irpoicavxa.
Der interpolirte Ausdruck '/pö^np neben xöxs ist ganz unstatthaft, vgl. II 34 die Inter-
polation [A£X£7:£ixry. (für [xapö^rsact) neben xöx£ §'/].
II 213 zlc, £V )ra)V£6a£: 'aoX eIc xaSapov ^lakiiSL
Für otaXslc'. wollte der Anonymus Londinensis entsprechend ^racpXscst (Struve auf-
fallender Weise Ziahrfizi). Aber auch III 87 steht 3c7.X£^cC und VIII 412 bieten die besten
der uns zu Gebote stehenden Handschriften QMVH, welche die Classe i2 repräsentiren,
70)V£'J3co ydp diravxa '/.rt). £'.s %a6apöv otaXs^o), während in den beiden anderen Classen fp
und W fälschlich 3iaxd^£!, überliefert ist. Das Zeugnis von ü, ist besonders gewichtig,
übrigens ist zu vergleichen Hesychios: öiaXsY^^'^" dvaxaOatps'.v.
II 229 %X£i6pa irsÄcopa ituacöv x£ d)r7.Xy,£6xou Aioao.
Dies ist die Leseart von *, wogegen '7* xs d/aXwc'JXOO x' bietet. Meineke schlug
(allerdings selbst zweifelnd) vor, cö"/7.Xxs6xo'J herzustellen: indess ist offenbar das Thor
der Unterwelt ehern, das der Engel Uriel, wie es im nächsten Verse heisst, zertrümmert
(vgl. das Evang. Nicodemi II [descensus Christi ad inferos] 6 = p. 307 Tischendorf: xai
20 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
süösü); d[i.a tw /.ÖYtp zouzto at yaXv.al -iryXac auv£-p{ß-/]aav und die hesiodische Bezeichnung
^(iXa- — ^^aXxscac Theog. 732). Yolkmann wollte daher dxa/.xsu-tov, allein da dxdXxs'jro;
mit a privans zusammengesetzt ist und immer die Bedeutung , nicht aus Erz geschmiedet'
besitzt, so ist es für unsere Stelle unbrauchbar. Ich vermuthe als ursprüngliche Lesung
zaY/aXxs'JTCov, vgl. die Bildungen TrdyyaXxo;, T.rx^-/6.Kf.zrjZ.
II 230 sqq. xai xdaac [JLopcpdc icoXuTCcveEa; sie xpbw d^si,
ci5(oXü)V td [j.dXta'ia TraXaiYSVscov Titt^vcov
7)02 Z£ F'.YdVTCOV.
In Vers 231 ist zä eine bisher stehen gebliebene Corruptel der Ueberlieferung. Es
muss hiefür pa geschrieben werden; auch könnte man, um den lästigen Genetiv slScoXtov
zu beseitigen, etwa sfSwAd pa jxdXiaxa vermuthen, wenn nicht das in Vers 232 folgende
ooac wieder den Begriff Tcdaa? |i.op<pdc aufnähme.
II 234 sqq. xat oaac siXsv v.'Xzou.Xoq^xIz
xai xds £V ircXdYsaatv dTrtoXsas xüjxa 8aXdaa'A]i;
7)5' OTTÖaac ÖTypc? xai spxs-d xat xsrc'rjvd
ÖoWTjaavTo, oXa? Ta'j-ac stci. ß'?i[J.a 7,aX£aa£t.
Mit Rücksicht auf das in Vers 234 vorliegende xai oca? £rX£V xaraxXuciJLOS, wofür.
übrigens vielleicht oaa? §£ 6' §X£V xaxaxX'jajJ.6? zu schreiben wäre, weiters in Erwägung
des Umstandes, dass auch öitöaat; im Vers 236 folgt, lässt sich xac zaQ in Vers 235 nicht
rechtfertigen und wird in oaaac 5' zu verändern sein. Im nächsten Verse 236 ist nach
6"^p£C ein -£ einzuschieben. Eine stärkere Verderbnis scheint mir in Vers 237 vorzuliegen,
da der Hiatus 8ot.vV^aavi:o, oXa? nach der ersten Kürze des zweiten Fusses keine Analogie
in den Sibyllinen findet. Ich denke, es sei Öoivr^aavö', dX£ac zu lesen.
II 240 sq. vj). xaOca£i SaßadtÖ 'Aocovalo? ü^l^ixspauvo?
£tS Opövov o'jpdviov T£, [ji.£Yav M zz xtova %rfiZ'..
Abermals haben wir in II 241 ein interpolirtes t£, wofür !P" y« bietet, Wörtchen, die
eine Textesverderbnis zu verkleistern bestimmt sind. Es ist einfach zu emendiren
iz Opövov oupdvtov, |a.£YdX7jv Zz zz xcova xy^^cC,
vgl. z. B. Hom. X 466 xtovo? iiö.'\rxc \xz'^6.Xrfi. In Vers 240 hat Alexandre mit der
schlechteren Classe 'A5(ovat geschrieben.
II 249 "A[Aßaxo'j[j, xai 'Icovdc xat oOc Ixtav 'Eßpaiot.
So Alexandre nach der Ueberlieferung von 0; in !F liest man dßaxo6{j. xat TS icovdt;
xai 6" o'Ji xr£ivc/.v 'Eßpaloi (dßaxo6|JL hat übrigens auch eine Handschrift der Sippe 0,
nämlich y/). Richtig hat Volkmann statt £xt7.v (respective x'C£tvav) geschrieben ix-ttvav,
aber auch sonst bleibt der Vers noch zu verbessern; ich lese I\;jLßay.o'j[x 'lojvd? zz xai o'jz
ixTcivav 'Eßpalot.
Kritische Studien zu den Sibyllisischen Orakeln. 21
11 253 f.'xi zizz Sy; -TcdvTcC o'.d ai9o[isvo'j Trorafi-oio.
P bietet aia9o|j.£Vou; mit diesem Verse verbinden wir gleich
II 316 aYYsXot. alp6[X£Vot Std atöojjisvou ':cota[jioio,
wo derselbe Versschluss vorliegt. An letzterer Stelle bietet die Handscbriftenfamilie <P
5t7.)(6o[X£VO'J, W aber ts Si' äy6o[JL£Vou; Castalio hat nach der ersten auch hier Sid at9o[i£VOü
geschrieben. Der arge Hiatus am Schlüsse des dritten Fusses, also in der Mitte des
Hexameters, ist jedoch unzulässig. Die Emendation liegt nahe: es ist beide Male ?)td §ato-
[JL£Vo'j (oder y,a'.'j[j.£VO'j?) 'TzotaiJ.oio herzustellen, vgl. Hom. ^227 sq. dxdjxatov xüp j §aiö[JL£Vov
T 376 a£/>7.c — xaiojXEVOco itupöc; hiezu kommt Orac. Sib. II 306 öatöjisvot irupi ■TcoXXqi.
Die Corruptel a'.6o[j.£VOü ist wohl wegen II 196 tzofoc, ai9o[j,iVoio eingedrungen.
II 284 sq. 9ap[i.a%oi '/j xat cpap{JLaxi3£i; • g6v -colat %at aüroü^
öpy/j £7toupavcoco w. dcpödp-coto 6£oio
xiovt '3rpoaTC£Xda£i£v.
Den Vers 284 formulirte so Alexandre auf Grund von P; A bietet cpotpfxaxol fj (fap-
[iaÄi3£(;, !?■ (f apjJLaxiScC xat. ^apjJLaxoc. Zunächst muss bemerkt werden, dass die Interpunction
vor G'JV xolai zu streichen und in den vorausgehenden Substantiven, wie schon Volkmann
sah, der Accusativ herzustellen ist, abhängig von '!ipoa'7:£Xda£t£V. Ausser den in der
vorangehenden Partie aufgezählten Verbrechern sind es auch die Giftmischer, denen
schwere Strafe angedroht wird. Der genannte Kritiker wollte ^ap^id^ouc "fj <pap|JLaÄt5ac
O'JV totat XZK. schreiben, unter Hinweis auf Hipponax Fr. 5, 2 B*. Aber der Gebrauch dieses
Wortes mit d ist für das Epos nicht zu belegen. Viel näher liegt es, (pap[j.a%£a? §' y; (oder
%al) «papfxax'vSac zu schreiben; ähnlich hat III 225 Dausqueius, wie ich meine mit Eecht,
vorgeschlagen o6 [xavTEtc, oü rpapjJ-axEa; (statt des überlieferten (pap|xa%o6c), o6 [xi^v STuaoioou?.
II 288 6.-^^z\ni dödva-co'. 6£oö at£V eöv'C£C.
Dies die Leseart von 0, während in ?F geschrieben steht
rx-^-^zi.rjt. dOavdxoto 6£ol6 x£ al£V sovio?.
Castalio vermuthete ar^^zisA dQavdTOio 6£oö toü aisv eovto? und dabei ist es geblieben.
Allein wenn wir
II 214 r^vwa S'döavdrou ösoö dfpöfcot dYY£^'''ip=C
zu ßathe ziehen, so wird es sehr wahrscheinlich, dass in unserem Verse das Epitheton
d'^Oizoi ausgefallen ist, so dass zu schreiben wäre
dYY«^-^^ d9avdtot> 6£oö dfpöaoi, ai£V £6vto<;.
Auch aliv £Övt£C, wie die Classe ^ (ecövtcC P) ausweist, aufzunehmen wird man sich nicht
leicht entschliessen können. Wollte Jemand etwa die Fassung B.'^'^zKoi d9avdioa dY^ou
6eoö al£V EÖvtoc vorschlagen (vgl. meine Lesung von XIII 2 aBäyazoc, äyioz Bsoq ärpOizriQ),
so steht dem die Erwägung entgegen, dass dann ä'^^ekoi ohne ein Epitheton dastünde,
das wir doch erwarten müssen.
II 317 Eic '^CoQ d^o'jciv ~£ y.ai. elc C^nr^v d|X£pt[i.vov.
Der schwerfällige Rhythmus im Eingange des Verses ist zu beseitigen durch die
andei'wärts in den Sibyllinen so geläufige offene Form bq ^drjQ; das Wörtchen T£ steht
nur in f und ist, da es eine ungewöhnliche Stelle inne hätte, zu streichen.
22 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
II 319 xai tptoaal 71x^7°"-^ ^^^'^'^^ [xsXixoc ts ydXa'Äro?.
So Alexandre nach der Schreibung von Opsopoeus. Am Schlüsse des Verses bietet
aber P oivou zk- jjlsXito; • YaAax,-oc, A oivou ts [Jiskioc; f.w. yäXa'Azoz, während in W t' 'oivou
t£ H=u-oc •(6Xa%z'JZ überliefert ist, Meineke versuchte unter Berufung auf Eustath. 1761,
38 und 1818, 24 die Conjectur oivou [i.ilizoz ydcXaTÖ; ts: indess da die Form Y^ayo; in
den Sibyllinen (V 282) vorkommt, liegt es viel näher, oivou [i.ihz6z ts yXdYOü; ts zu
emendiren. Die Verderbnis [iSActö;; ts ^üXoxz'jc, ist wahrscheinlich veranlasst worden
durch die Parallelstelle VIII 211
TCYiYdc 5s Y^"**P^'^ ^'■'^*^^ Xsuxoü ts Ya^vaxto?
xal [isXctoi; Stoast.
II 320 sq. yr.a S'iavj Ttdvttov, 06 zziyßov), oö itspi'fpaYfJiotc
oüös [j.sptCo[iSV7j xap'irouc 'cöts ':tXsiovac oi'aso.
Der Ausdruck o'J5s {j.spiCo!J.£V7i ist eine unrichtige Conjectur von Alexandre, die er
eigentlich aus Castalio's A^orschlag zu VIII 210 entnahm, wo dieselben Verse so wieder-
kehren. Castalio selbst aber hat oö5s jj.spcCö[ASvr; geschrieben nach II 30 sq., wo es ganz
regelrecht heisst
xai Y'^ xapTto'föpoc xap'jrou? näXi TcXscova? oiasi
oöSs {ASptCo[J.sv'^ o'jö' stastt Xatpsuouaa.
Jener Ausdruck kann aber an unserer Stelle ebensowenig zugelassen werden wie
an der parallelen VIII 210. Die Familie «^ bietet au der ersteren sx[jLspiCo[Jisv'/j (nur A
hat sxjJLsp'.C^j[jLSVOu), W dagegen 5ta[XcptCo[Ji.sv7] ; VIII 210 steht in <P sx 5s [xsptCoiJ-sVT], in ?F
iv.5'waiAsp'.C'^lJ-svr^; hiernach dürfte an beiden Stellen sv.7i:po[xsptC^tA£V-^ zu verbessern sein,
da Täai {iSptC^tisr/j, wofür VIII 28 sq. zu sprechen scheint,
Yttid Ö'opoac £.;st vm. cppoupou? Tudaa 6dXaaaa
icdat tJisptC<>!J'£VYj 3o)i(oc tolc ypyaov s/ouat
im Hinblicke auf das in Vers 320 vorausgehende Wq ■Tidvtcov nicht empfehlenswert ist;
ebenso wenig möchte ich für ein etwaiges w.o.]i.z^i(^<j]i.iTri (trotz Hom. i"" 357 5ld) eintreten.
II 322 y,oivoi ts ßtot xai -jrXoCitos d[xotpoc.
Vergleichen wir VIII 208 xai xo'.voc Trdvtsaat ßtoc xai TtXoötoc sasltat, so ist die
Herstellung des Singulars xoivoc ts ßio^ mehr als wahrscheinlich.
II 343 sq. dÄXd %a'. sv [xsXdQpoiatv s[xol? -TToXuTüdfJLOVos dvSpö?
os'joptsvo'j^ dTisxXstaa.
Alexandre setzte in beiden Ausgaben 7coX'J7id|xovoc in den Text; die Üeberlieferung
ist getheilt, W bietet TcoXozdiJiiiovoc (von Friedlieb aufgenommen), die sonst bessere
Gruppe fp ::oX'j[xd[ji,[Jiovoc, welches frühere Herausgeber ohne Weiteres recipirt hatten. Aber
7:o/.'jzd[i|jiovo; dv^pö; ist eine homerische Wendung, aus J 433 stammend; ausser anderen
Kritikern hat Hinrichs den Aeolismus ':roXu'!rd[j.[j.ovoc für Homer mit vollstem Rechte
gefordert (de Homer, elocut. vestigiis Aeol. p. 59 sq.), der ja auch in den Iliashandschriften
Laur. CD vorliegt, während Venet. A TtoX'j-diJLOvo; bietet. Es ist nicht uninteressant, auch
in unserer Sibyllenstelle die Schreibung mit doppeltem [x erhalten zu sehen; dass in
Kritische Studien zu den Sibyllinisches Orakeln. 23
einem Theile der Ueberlieferung- durch, eine naheliegende VerAvechslung die Schreibung
'r;oX'J[i,d"JL[JLOvoc eindrang, ist nicht zu verwundern. Kaum zu halten ist das vorausgehende
sjJLoi?. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Verfasser anders als sv [x=Xd6potatv sjxoö
':roXu'iid[j.[iovoc dvöpo? sagen konnte. AVie sollte sich, da die Sibylle von sich spricht,
der Genetiv syntaktisch erklären lassen? Da das Possessiv ja auch einen Genetiv vertritt,
wäre kein Zusammenhang zwischen dem Possessivpronomen und dem Genetiv herzustellen,
wogegen durch die Schreibung sjjloO sich die Sache einfach gestaltet.
II 345 sq. GÖ OS, ctotcp, sficbv dirö [iaaia-cT^pcov
pyaac St^ jxs äuvcotciv dvacosa xpr^^aadv ys.
Den Fehler ä'jvcottc der Familie tp, wofür in !F x'jvwira zu lesen ist, hat schon
Castalio beseitigt, indem er xüvcöirtv schrieb. Aber der Schluss des Hexameters bedarf
noch, der Heilung. Das in unseren Ausgaben geläufige irpf^^aadv y* ist die corrupte
Ueberlieferung von ?P", <? bietet TtpT^^aaav. Der Emendationsversuch. von Volkmann und
Meineke dvac^sa xs xpTjSaaav hat die Sache nicht gefördert, da das eingeflickte xs
unzulässig ist. Die Sibylle will gerettet werden, obgleich sie Schmachvolles begangen
hat. Beachten wir das in V. 344 Gesagte: xd 3' £xvo[ia -irpöaÖsv Ips^a | st§uia, so liegt die
Correctur dvaiSsa x=p ps^aaav sehr nahe; die beiden letzten Worte flössen zusammen und
hieraus ward durch, das Bestreben, den Vers metrisch vollständig zu gestalten, einerseits
irpr/l^cxaav, anderseits xpY^Saaav ys. An dvaiBsa xsp xpr^^aaav zu denken, dürfte im Hin-
blicke auf den angezogenen Vers 344 nicht gerathen sein. Wegen der Stellung des xsp
hinter dem Adjectiv vgl. die homerischen Beispiele saOXd xsp 6.y-(BikaQ K 448 ycpsiovd
Tsp xaxsxs'fvsv P 439 y-axd xsp xdayovxs^ X 104, 111 [x 138, 271, 340 xuäwöv xsp d)(£6(i)V
/s 88 u. a.
n 348 dytc [i,avvo5öxa, ßaatXsü jj-syd/vT^c ßaadsi'/jc.
Wir finden hier a.'{iz mit auffallender Längung des anlautenden a. Dieselbe Er-
scheinung kehrt zwar nochmals wieder in der Ueberlieferung der Sibyllinen XIII 2 äyinQ
dödvaxoc Öcöc d'^6txoc; da jedoch daselbst wahrscheinlich einfach umzusetzen ist dQdvaxo?
dyioc Ö£Ö? d'fö'.xoc, so lässt sich auch, für unsere Stelle die Schreibung [xavvoSöxa dyts,
ßaaiAcö xxX. vermuthen. Die Längung des auslautenden Vocals im Vocativ dyts findet ihr
genaues Analogon in XII 294
ßaatXsö (Handschr. ßaaiXsoc) xdaYji; ßaatXsc'/jC
d'I^s'jox' dOdvaxi, a6 yap alz £[jlov ^xop zBr^Aaz
a'J5-/jV d[xßpoatrjV
Beide Male erfolgt die Längung in der dritten Hebung des Verses vor der Hauptcäsur,
und zwar auch noch durch die Interpunction unterstützt. Andere Beispiele aus den Si-
byllinen sind:
XI 305 AiYUxxE xoXuoXßc
I 269 XOlOV ZTIOQ, N(b£ X£'^UAaY[A£V£
vgl. I 201, wo ich lese xacpoc Ixäax' YjS"/], Neos, xd ixaax' äyopsoscv.
XI 33 al rjx coi, MsjJt'fi, ai al |X£YdX'/] ßaaiAcia.
24 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Ueber diese Erscheinung im epischen Gebrauche sind zu vergleichen Hartel, Homer.
Stud. I 264 und meine Neuen Beiträge zur Teclmik des nachhom. Hexam. 40 sq.
III 36 sq. ai ysvoc atjxo'/aps? SoXtov viaxöv ässßscov rs
'J;£y5(bv 5tYX(633(ov dvÖpcoTTCov xat -/.axor^öcöv
Die bessere Handschriftenclasse ^ bietet den Vers 36 in der vorliegenden Fassung,
wogegen in W die Leseart xawbv x' dasßscov rs steht. Ganz unmöglich erscheint äasßsoiv xs
(mit langem a). Ausserdem, glaube ich, verlangt es die Symmetrie, dass im ersten Verse
lauter Epitheta zu y^vo? stehen, wornach im nächsten die von yevo? abhängigen Genetive
nachfolgen. Deshalb ist kaum anzunehmen, dass der Versschluss von 36 etwa durch
SöXtöv Zc xaxtöv -' dasßcCöV (mit Synizese) rs gebildet war. Ich vermuthe daher im V. 36
Aber auch der andere Vers bedarf der Emendation. Die Ueberlieferung lautet in ^:
'|£'j5cöv r^ SiY^waacov xal %a'A.'jrß6)-^ dvöpwTccov, in W '|c'j5ü)v r^ S'-Y^cbaacov xaxo7]6(bv dvOpw-
rcov; Castalio schrieb '|£u5(öv otYXcbascov dvöpcoircov xat 'AaxoTjöcbv, dem sich Alexandre
anschloss, indem er zugleich (sielie die Curae poster.) hinter hv^KiöaooiV ein x' einschob, ohne
jedoch dies in der zweiten Ausgabe auch in den Text zu setzen. Der zweite Verstheil
ist unleugbar ein sehr schwerfälliger; beachten wir aber, dass öfter dvöpfoiicov und dvSpwv
verwechselt wird, so ist vielleicht dvSptbv 7^ v.ai die ursprüngliche Fassung gewesen.
III 84 sqq. ps'jast §£ Tcupöc [xaXspo'j y.arapdxr/ji;
rj.v.di}.azoz, ^Kä^zi §£ yalrr^, «pXs^eC 0£ OdXasaav
y-ai ::öXov o'jpdvcov xa: Yj[Jia-:a '/.ai xrtatv aür/jv
sie SV y{0V£6a£t xal £tc xaöapov otaX£i;£i.
Auffallend ist hier der Umstand, dass nur von den Yj[j,a-a die Rede ist, während
in solchen Zusammenstellungen bei den Sibyllisten neben dem ,Tage' regelmässig die
,Nacht' genannt zu werden pflegt. Ziehen wir Stellen in Betracht wie
VIII 339 sq. xal iröXo? oüpdvtoc xal v6^ xal fjfiaza irdvta
£i; £v auppY^iouai xal £? [J-^p'f^v icavspr^ixov,
die ebenso zu den obengenannten Versen in Beziehung steht wie
II 206 sq. xai zözt yr^p£6c£i x6a|Ji.ou arot)(£la -jrpÖTcav-a
dv^p Y'^ta ÖdXaaaa ^doc xoXo? rj^ara v6x':£?,
so dürfte es nicht zu gewagt sein, in xal ■qii.aza eine Verderbnis etwa aus v6xr f^fiata
zu sehen.
III 106 aoTdp £T:£i TrupYoc "" iTTcGsv Y^^*=3aat x dvGpwTrtov
Yaia ßpotcuv -äAT^poOro [ji,eptC^j[j.£VO)V ßaatXcttbv.
Dass hier a'j-dp in V. 107 nach a'j-rdp im Verse zuvor nicht möglich ist, liegt auf
der Hand. Alexandre meint merkwürdiger Weise ,ceterum aOrdp passim redundat III
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 25
106, 181', Excurs. ad Sibyll. 598. Es ist aber einfach aärt-/' herzustellen; die beiden
Wörtchen sind wiederholt verwechselt worden, der umgekehrte Fall liegt z. B. vor in
Sibyll. XII 147, wo aOrrA iTTStza für aurdp Eirstta überliefert ist. Das vorausgehende
5i£atp£?pov der Handschriften ist sehr bedenklich: eine treffliche Emendation theilte mir
brieflich Herr Hofrath von Hartel mit, welcher einfach Stsaxpa'fSV herstellt. Am Schlüsse
von Vers 108 ist ßotaiXsubv zu schreiben, wie schon Alexandre (Cur. post.) meinte statt des
überlieferten ßaai^cov.
III 118 xat Tial^cC UTcspßaotYjv opxotai
Der Dativ opxoiai (W opxot?) ist nicht leicht zu erklären. Vielleicht ist S'iütopxoi
zu lesen, denn der Vater Uranos hatte nach III 116 den Kronos, Titan und lapetos
durch Eid verpflichtet, und es herrschte früher nach Vers 115 jeder über das ihm zu-
gewiesene Drittel der Erde, ohne dass sie miteinander in Streit geriethen. Nach des
Vaters Tode aber erhoben sie sich sofort gegen einander, des Eidschwurs uneingedenk;
so werden sie iTTtopvioi. Dem Sibyllisten schwebte wol die homerische Stelle F 107 vor:
III 123 Atj[xt)t;yjp xs xarEaxtvj £äirX6xajj.os ts Auovtj.
Die schlechtere Handschriftenclasse W bietet 37j[j.'/]rY]p iazia ts xat. Volkmann ver-
muthete einst .AT^[AY;tr^p Eazi'fi i'j%Xiv.a\).6z zs. Amv-q. Das erste Hemistichion ist wohl
dem hesiodischen Halbverse '[atiT^v AT^jXYjrpa Theog. 454 nachgebildet; Hesse man nun den
Nominativ bestehen, indem nur die Namen umgesetzt würden 'Ea-tvj Arj\i.rf:-qp, so würde
der Vers ebenso wie in der überlieferten Fassung fehlerhafter Weise inmitten zerschnitten
bleiben. Es muss also ein anderer Weg versucht werden. Man könnte
vermuthen, wobei 'EartTj bei gleichzeitiger Kürzung des tj in der Thesis mit Synizese
zu lesen wäre, wie 'lauatav bei Hom. B 537 oder AlyoTzzirjZ Hom. d 127. Wahrscheinlicher
aber ist es, dass die ursprüngliche Fassung gelautet hat:
ATjixT^tYjp 'Eatr/] zt i'JT:\6if.a\i.öz zs i^KovTj
mit der erwähnten Synizese bei 'Eozi'q; der Hiatus nach ts ist hier entschuldigt.
HI 129 sq. opxouc S'auts Kpovq) [iSYd^ou? Tttdv eTziHrjXz.,
aozii v-zh
Merkwürdiger Weise hat noch Niemand die Verbindung [irq 6p£']^' dpOEVa xai ■x.al-
5(ov Y^'''^? IQ Vers 130 beanstandet, obgleich sie sinnlos ist. Mit Berücksichtigung von
Vers 133 xai tsxva 5t£air(ov dpaEva irdvra und Vers 138 xat sirEtta 'Pettj tsxEV dpasva
iral^a wird herzustellen sein \i-i] ^pi'Wi dpoEV T:ai5(ov yEVoc; weniger empfiehlt sich eben
wegen dieser Stellen jx'^ 6pE'| dpaEVwwv itatScov yEvoc, wenngleich diese Verbindung bei
den Sibyllisten nicht unerhört ist, vgl. HI 596 dpoEVtxo'JC -TcatSa«;.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Ahh. 4
26 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
III 135 6.}X OTS rr; rpctdr(i ysvs-^ tsxc xotvca FstTj
Der SibylHst hält sich hier an Hesiod. Theog. 468, wie denn in der ganzen Erzäh-
lung III 105 — 155 im Allgemeinen die hesiodische Theogonie 453 sqq. zum Muster diente.
Nun heisst es in dem angegebenen hesiodischen Verse von Rhea:
Darnach ist wohl, da der Artikel xt; in auffallender Weise gebraucht ist, auch bei dem
Sibyllisten die ohnehin geläufige Formel ä)X ozs ^ri wahrscheinlich.
III 162 sq. xat tois {Aot [XcYdXoto ÖsoO (pdric sv atiQÖsaatv
ITZZazrj.
Das hier in eigenthümlicher Art verwendete iTZzazo kann ich nicht für richtig halten.
An zwei Stellen desselben Buches, III 298 und 491, wiederholen sich dieselben Verse,
beide Male aber ist nicht l'irxaro, sondern tararo überliefert. Demgemäss wird auch in
unserem Falle unbedingt ij-ato, welches durchaus sinngemäss ist, für iitraro zu
schreiben sein.
III 165 sq. y,ac |iot. zoO-o Osö; zpcoTov (lövoc iycjdhcv^,
03aa'. ävOptoiücov ßocaiXTjtSsc r^ys.rAb'jvzaL
Der metrische P^ehler im Eingange des Verses 166 muss beseitigt werden. Alexandre
wollte (in den Curae posterior, und in der zweiten Ausgabe) öiüTroaat, aber die ursprüngliche
Fassung lautete oaaac •( (oder oaaai x ); wenn wir nämlich die parallele Stelle III 300 sq.
ins Auge fassen, nach welcher Opsopoeus richtig vöqi für [xövoc vermuthete,
xa: \i.'ji xoüxo Ösöc -irpcbxov voco evösxo Xs^ac,
oaaa xs x-^ Baß'j/.wvt £[jLT;aaxo a.}qs,a XuYpd,
so deutet das überlieferte oaaa Xc (^foaaa xai), da v.s unmöglich ist, deutlich auf oaaa ys
(oder xs), was auch Volkmann mit Recht verlangte; dies aber ist zugleich ein Beweis
dafür, dass in unserem Verse oaaott •(' (oder x') und nicht oitTcoacti gestanden ist.
III 167 sq. oixoc \iiv yäp xptöxtaxoc SoXo[j.a)vcoi; dpQSi
OoivtxYjC X AatYjC smßYjXopotc y^^s xai dXXwv
Trp(av, üa.\i'£ÖKoyj xs ysvoc Ikpacbv x£ «Dpuycöv X£
Krxpwv xal Muacuv, A'j5(T3V x£ jevoc iroXu/puawv.
Mit dp^st in Vers 167 ist nichts anzufangen, die Construction mit dem Accusativ
weist auf eine Corruptel hin. Es hat deshalb bereits Opsopoeus £l'p^£t vermuthet, das
nur zu £p?£'. zu verändern ist, im Sinne von , umfassen'; die Corruptel dpSct drang aus
^ ers 172 ein. In Vers 168 ist ferner OowIxYj? i Agcy;? STCißV^xopa? unmöglich richtig über-
liefert; zunächst fehlt vor äirißV^xopac die Partikel x', die auch Alexandre in der letzten
Ausgabe nicht in den Text setzte, obzwar er in den Curae posterior, selbst daran gedacht
hatte. Aber auch AotY^c ist bedenklich: wie kann der Sibyllist neben Phoenike, neben
den Völkerschaften der Pamphyler, Perser, Phryger, Karer, Mysier und Lyder speciell
noch von AaiY^; sicßV^xopEC sprechen? Kleinasiaten können dies nicht sein, weil eine
Kritische Studien zu den Sibyllikischen Orakeln. 27
Anzahl kleinasiatischer Stämme namentlich aufgeführt wird, Asiaten überhaupt ebenfalls
nicht, da Phoenike und Persien eben auch zu Asien gehört. Es liegt daher nahe, OotvcxT]?
SuptTjC '' STCißv^ropa? zu vermuthen, aus CYPIHC konnte leicht TACIHC (== z AatT^c) werden.
III 175 sq. aötdp STCSit aXXvj? ßaadr/l^oc saosTat äp/-^
Xcux-^ 7.a'. TüoXyxpavoc d^/ saTcspio'j ts OaXctaarjc
Die Handschriften Pi? bieten d'^' soTTsptoü ts, ^ dcp' saTcspo'j rs, wogegen in der
schlechteren Classe W ä'/ s3::sptou ohne zs steht. Das ts ist ganz unstatthaft: es ist
d'f SG'Jüsptoto 6aXdaa7j? in den Text zu setzen, umsomehr, als dasselbe Hemistichion später
in XII 14 in dieser Fassung begegnet. Dass ioTzirAOZ als Adjectiv zweier Endungen
behandelt wird, ist nichts Auffälliges, die Sibyllisten haben dies nach bekanntem ho-
merischem Muster öfter gethan, so z. ß. im selben Buche III 634 '^OjSspolo bi%rfi. Uebrigens
hatte bereits der Anonym. Paris, in seinen handschriftlichen Noten an saitsptoto gedacht
und auch Alexandre selbst in der Anmerkung zur ersten Ausgabe, ohne sich jedoch
veranlasst zu sehen, die Form in den Text einzusetzen.
'■^
III 224 00 TczapjJLWv ot;[jls'.' oio)vo':t6X(ov xs zs-stvd.
So 0, während die schlechtere Classe 'F oö xaXjiwv ar^^sla, oöx oicovoTuöXwv tcütjVcov
bietet. In den Versen 221 — 228 wird jede einzelne Thätigkeit, deren sich die Juden
nach der Ansicht des Verfassers in löblichem Gegensatze zu anderen Völkern enthalten,
in pathetischer Art mit starker Betonung der Negation hervorgehoben; an der Spitze
jedes einzelnen Gliedes erscheint no, riozs. oder oöM als einleitende Partikel. Ein Ne-
gations wörtchen ist demnach auch zu Anfang des zweiten Hemistichions unseres Verses
zu erwarten. Und dies steht wenigstens in der einen Handschriftenclasse ??", während die
im Allgemeinen bessere 0 das beliebte Flickwort xs verwendet hat, um die offenkundige
Corruptel zu verkleben. Auch in einer anderen Beziehung gibt diesmal die Classe !P" einen
Anhaltspunkt zur Emendation, indem am Schlüsse des Verses die Form Tcnrjvcöv erscheint:
diese deutet auf TCcts-ZjVÄv. Bedenken wir nun, dass es bei der Vogelschau zunächst-
auf die durch die Vögel selbst bedingten aTjjXsla ankam, nicht auf die o'uovoTCÖXot, und
beachten wir ferner, dass in den einzelnen Versen stets Gleichartiges zusammengestellt
wird (wie z. B. im folgenden verschiedene Personen: Zauberer, Giftmischer, Beschwörer,
oder 221 die Bahn der Sonne und des Mondes), so werden wir uns veranlasst fühlen,
auch in unserem Verse eine Fassung herzustellen, welche sämmtliche Bedenken beseitigt.
nämlich oO TCzapjJKöv aTjji,=r, o6% oi(ov(bv xäTsr^vwv. Dass nach Ausfall des oöx, respeotive
nach Zerstörung des ursprünglichen Verses leicht aus oicovcbv das geläufige ouovoTröXcov
werden konnte, zumal im folgenden Verse der Ausdruck od jxdvcsi? hiezu gewissermassen
verlockte, ist leicht einzusehen. Die Ueberlieferung von »P zeigt einen nur oberflächlich
geglätteten Text.
m 226 oü [jl66(ov [jL(op(i)V d-Tdrac k'('(aazpi\i.'j%i'^.
Die Form iy'(aoz(ji\i.'jBui-/ mit nothwendig langem i ist an unserer Stelle unzulässig,
zumal sie den Vers rhythmisch zu einem monströsen gestaltet. Dass diese in der Prosa
vorkommende Form in den Text eindrang, erklärt sich, wenn wir bedenken, dass ähnliche
28 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Bildungen, allerdings rhythmisch untadelig, im Hexameter gebraucht worden sind, z. B.
Hipponax Fr. 85, 2 B*.
Es hat nun seinerzeit Alexandre in den Excurs. ad Sibyll. 602 im Vorbeigehen die
Vermuthung ausgesprochen, es sei vielleicht i'('(a.azzpo\s.6Bio'^ zu schreiben, später jedoch
in den Curae posterior, zu d. St. gemeint ,sed nihil mutandum'. Allein die Nothwendigkeit
einer Aenderung ist einleuchtend und die von Alexandre vermuthete Form durchaus
nicht sprachwidrig, wenn wir an faazspoyß.ip oder Yaai:po[iav'CcUO(Jiat denken. Es ist aber
auch die Bildung iffaazzpiii'jBw^ keineswegs unmöglich, da einerseits im epischen
Sprachgebrauche die Dativform yaatspi neben ycnGzpi vorliegt (z. B. Hom. N 372, 398
[iSG*/; 5" SV Y^3T£pt TTtj^cV) und anderseits öfter mit der Präposition £V zusammengesetzte
Composita die Dativform als eines der Compositionsglieder aufweisen, wie kf^aoz^i^rx^ziz,
SYYaarf'.[Ad/atpa u. a.
III 234 sqq. oi Ss [isptjJLVwai TS §cxatoauVTjv äpstv^v xs*
%oO YtXoypY||xoc6vrj zic -f yj xavcd [lupia xaxsi
övr^rolc dv6p{OTiotc, 'JuöXsfxov xai Xtfiov dicstpov.
So schrieb Friedlieb nach fp (nur bietet diese Gruppe [ispc|j.V(baiv). Für den ersten
Vers ist zu bemerken, dass hier, wie ich anderwärts begründe, zu lesen ist o'i §£ (ispt-
|jLVco(03i SuatoaüVTjv t dpstiQV xs. Die Verse 235 sq. fehlen in ?F. Dass in 235 eine Cor-
ruptel vorliege, sah Alexandre, der für zIq y' ^^^ Dativ xotc Y vermuthete. Einfacher
suchte Meineke zu helfen, indem er tj zic herstellte. Dass diese Fassung dem ursprüng-
lichen Wortlaute entspricht oder nahe kommt, beweist die Vorlage dieses Verses in den
Theognideen 389 B.*:
yp7ja[j.oa6vr] svxwv, -Jj Sig xaicd iroXXd 3i5daxst
(vgl. Psgudophok. 37 B.*). Vielleicht ist auch hier tri i^^ch Theognis zu schreiben. Indess
noch bleibt ein Anstoss übrig: wir vermissen den Zusammenhang mit dem Voraus-
gehenden, denn an eine Ellipse von satlv aözolz ist umsoweniger zu denken, als im voran-
stehenden Verse (234) sowohl wie im folgenden (237) bestimmte Verba finita vorliegen.
Es liegt deshalb nahe, hinter dpstVjV is ein Komma zu setzen und dann xoü 9t)sO)(pTj[JLoa6v7]V
zu schreiben.
III 261 sq. TTdat ya^ oupdvto? v.rji^riy srsXsaaaxo ■^rxia'i
xai irdoiv x,at. dptaxov svl azrßäOGi vör^iia.
Hier ist oöpdvioc von Castalio nach 247 hergestellt worden, während überliefert ist
o'jpoLVtoi^; in Vers 262 hat Opsopoeus aus III 585 irbttv für irdai vermuthet. Beide Verse
aber machen an dieser Stelle einen befremdlichen Eindruck: sie sind offenbar interpolirt.
Man braucht nur die Stellen, denen sie entnommen sind, naclizulesen, um zu sehen, wie
vortrefflich sie dort in den Zusammenhang passen (261 = 247 und 262 = 585); hier
aber vermag man keine Beziehung der zwei Verse zu einander und zu den übrigen zu
entdecken. Wie geriethen sie nun hieher? Der Gang der Erzählung (Vers 248 — 260) zeigt
deutlich, dass hinter 260 eine Lücke anzunehmen ist. Es dürfte hier etwa vom gelobten
Lande gesprochen gewesen sein: denn die zwei nächsten Verse 263 sq. xoiat {Aovotc
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 29
xapTTÖv tsXsOcV (so nach dem Vorschlage Alexandre's in der ersten Ausgabe, zeXiHzi die
Hdschr.) Cc^^föp^C apoopa | £$ svöc sii; sxaröv, x£/.£6ovtö ts jAExpa Ösolo weisen darauf hin,
dass unmittelbar vorher etwa die Wolfahrt und der Segen erwähnt ward, welche das
jüdische Volk in Kanaan genoss. Um jene Lücke nun in etwas zu verkleistern, suchte, so
scheint es, der Interpolator in diesem Buche nach Versen, die hiezu geeignet wären; der
eine 247, der in nächster Nähe zu finden war, erwies sich ihm als passend, weil Vers 263
von der C=^i^^t>p'^Q apoypa die Rede ist; und um nun noch dem materiellen Segen auch
einen geistigen Vorzug hinzuzufügen, wurde der weit entfernte Vers 585 herbeigeholt.
Ich vermuthe, dass die hier überlieferte Leseart -Tcäai von dem Interpolator selbst herrührt,
der mit xtariv, das an der richtigen Stelle einen guten Sinn gibt, nichts anzufangen
wusste. Alexandre hat in der Note zu 585 in der zweiten Ausgabe den Sachverhalt
auf den Kopf gestellt, wenn er meint: , melius infra, 262, xai iräoc xat apiatov: nam Titatcv
christiana videtur emendatio'.
III 295 T^vt'xa tfj (J.OU 6u[Jiö? £ira6aato svösov ö[xvov.
Die Parallelstelle III 489 lehrt, dass hier [xou in (xot zu ändern ist; beide Male aber
ist der Accusativ svösov 5[xvov durch den Genetiv svösou 5(j,vof> zu ersetzen, da die Si-
byllisten von der regelmässigen Construction des Mediums TraücaOat sonst nicht abweichen.
Von Volkmann's Vorschlage, der an der erstangeführten Stelle STcauas xöv svösov ö|xvov
schreiben wollte, muss abgesehen werden.
III 299 xai ßaatXsüot zd t iaaöjjisva ypsal öclvat..
Nach dem gleichlautenden Verse III 164 ist herzustellen
zd z' £aa6[ji=v' £v 9p£al 6£ivat.
III 301 ocaa xs zfj BaßuXwvi ifXT^aato aXysa X'JYpd.
Die Partikel %£, welche (P bietet, während in W xal geschrieben steht, hat bereits
Volkmann richtig durch y£ ersetzt, vgl. das zu III 165 sq. Bemerkte. Aber auch das folgende
Wörtchen r?; ist hier als Artikel unstatthaft; wir werden, obgleich r/j durch <P überliefert
ist, entweder Sf; einsetzen, oder der Leseart von ^ zoi folgen, da der absolute Wert jener
ersten Handschriftenclasse kein solcher ist, dass sie unter allen Umständen vor W den
Vorzug verdiente, zumal in solchen Quisquilien.
III 333 -^rda £pYj[AO? aTcaaa a£Ö£V xai ipYjjxa tcöXt^o?.
Dieser Vers steht, wenn er echt und ursprünglich ist, dem Verse III 273 parallel;
nur der Versschluss erscheint dem Zusammenhange gemäss verändert: allein er ist corrupt
überliefert. Die Herausgeber nahmen sich nicht die Mühe, eine Conjectur zu versuchen,
ja Alexandre scheint IpTjjJia gar für einen Aeolismus gehalten zu haben, wenn er Excurs. ad
Sibyll. 584 sagt: ,ex aeolismo unum fere notandum est, £pTj|JLa in feminino (pro i^rili-fi
vel ^pr^\xrlZ) III 333'. Es lässt sich kaum an etwas Anderes denken als an den aus
Homer bekannten Ausdruck ip\xa TÖhqoz, vgl. 77549 £ir£t a'ftacv £p[j.a itöXyjoc £a%£, !iP"121
rj\).alQ (j £p[j.ot xöay/jC 'J.Tziv.zrj.^B^ . Dem Sinne nach aber ist es bei unserem Sibyllisten
nicht wie bei Homer von Personen gesagt, sondern Umschreibung für , Stadt'. Der
30 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Sibyllist scheint übrigens diesen Ausdruck gewählt zu haben, um wie III 273, wo der
Versschluss %aL ß(0[iöc £pD[j.vöc lautet, mit den Worten zu spielen (£p-/j(jLOC — spjJ-a), wie das
in diesen. Orakeln öfters der Brauch ist. Selbstverständlich ist aus dem Femininum spr^jAO?
derselbe Begriff der Oede auch für die tzö'Kiq herauszuheben: , verlassen und öde ist das
Land, verlassen und öde des Landes schirmende Burg'. Noch ist hinzuzufügen, dass die
bisherigen Herausgeber verabsäumt haben, um den argen Hiatus '(oia spr/^oc zu beseitigen,
einfach nach dem Muster von HI 273 yata ^5" zu verbessern.
III 334 sqq. ev 8s o'jast. äati^p Ad|JL']^=t, 6v ipoOst. xofiTjZYjv,
po[i'fatac Xt[JioO 6avdxotö xs 3ry[ia ßporolotv
r^Y=!J-^v{ov -s tpBrjprXQ a^^'i^pih^/ pisydXcov t s-^itaTjjjKov.
So liest man bei Alexandre, der «pÖopäi; nach Opsopoeus statt des handschriftlichen
(p6opdv in den Text aufnahm, ohne sich an die Messung von rs vor Doppelconsonanz
zu stossen; Volkmann wollte deshalb einmal xai cpGopdv TJYSjxövmv mit kurzgebrauchtem
Accusativausgang, was bei den Sibyllisten niclit ganz unerhört ist — aber er hat dabei
die Construction des Satzes ganz unbeachtet gelassen. Es ist 'rj-(B\).6'Hov zz '^ov'TjC herzu-
stellen, ausserdem aber dv8po)V jjiSYdXcov umzusetzen zu [JiSYdXwv dv8p(öv, so dass nunmehr
das r' vor k^zlzr^\s.^o'^ statthaft wird: den r^'^ziyjvzc [xsYdXo: werden dv^ps^ izia'Q\x.'Ji bei-
gefügt. Weit weniger würde es sich empfehlen, jenes z einfach wegzulassen, so dass
dann die 'q'(=,'^6y2C, selbst als dv8ps(; [XSYdXoi STTtar^jxoi bezeichnet wären, zumal wiederholt
in den Sibyllineu den Königen und Fürsten noch die ausgezeichneten Männer des Reiches
an die Seite gestellt werden, z. B. V 108 Tcdvrac okzi ßaacXsi? [xsYdXoyc xal f^ibzaz aplozooQ,
fast ebenso V 379.
ni 371 (0 [xaxapcaröc, sxslvov Zc, ic, /povov saasrat dv/^p
•Äj£ '[orq, (xaxdpcov xävsT/faro; oaaov dYpoc'jXoc.
So die Handschriften, nur hat die Classe W i'Ktiyrjz. Die Redeweise s'^tsivov oc, bq
5(p6vov laasrai, die nur besagt, ,wer da bis zu jener Zelt sein, d. i. leben wird', muss
auffallen, da wir allenfalls erwarten: ,wer da zu jener Zeit lebt'. Dieser Vers ist nun
auch im vierten Buche (als letzter) zu finden, wohin er, wie sich später ergeben wird, von
unserer Stelle versetzt ward. Dort aber steht uns auch noch die Handschriftenclasse £2
= QVH zu Gebote, und diese hat eine Fassung erhalten, die offenbar die richtige
ist, nämlich c6 {laxaptaioc sxsivoc kizl -/6ovös zootzai dv/^p. Das stimmt an unserer Stelle
trefflich zum Zusammenhange; schildert doch der Sibyllist ein Zeitalter der Glückseligkeit
auf Erden. Wir werden demgemäss auch kein Bedenken tragen, statt des sinnlosen
dYpa'JÄoc vielmehr i7ua'j/.oc (Wohnsitz der Seligen) in den Text aufzunehmen.
III 382 E'Jp(oirr^^ -s \i.i'(i'3Z'jV dvaarayucoasTat d^YOC
Der Vers kehrt wieder XI 200; da uns hier bessere Handschriften (die Familie i2)
zu Gebote stehen als im dritten Buche, so ist aus diesen sowohl 5s für ts, als auch
namentlich s'Äxo; für dAyos herzustellen, beides PJmendationen, die selber für sich sprechen.
Den Dativ E'jp(i)7:-(j für Eüpcö::-/);, der gleichfalls in XI 200 erhalten ist, haben schon
früher Struve und Volkmann mit Recht gefordert.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 31
III 385 %ai 177.07]? oTuoaYjc eiri^spy.srai tjX'.o? yatr^c
OBGTziviQ aoÖT^Östaa xaxatc axYjatv ö^^cita'..
So bieten die Handschriften; in P hat Betuleius, der seine Ausgabe nach dieser
Handschrift veranstaltete, das y ^on Ycitr^c mit rotheni Striche als zu tilgen bezeichnet,
und so ward seither rfkioQ aiTyC edirt. Indess hat sich anderwärts die richtige Fassung
des Versschlusses erhalten, XI 202
und demgemäss ist auch an der in ßede stehenden Stelle sowohl ött>qv wie tjsXioc ytJc
zu schreiben; dem Verfasser schwebte die homerische Stelle A 16 o'J§c tcot:" aozoUw [ v)£)vto?
'fasötov STT'.Sspxs-ac dxTivsaatv (y.azaospxcrat Aristophanes und Aristarchos) vor (vgl.
Hesiod. Theog. 759). ♦
III 396 sq. ptCoLV lav y= 5t8o6c, fjV xac %6'^zi ßpOToXoiyöc
£% 5£%a Si^ x3pd~(ov, irapd 5s (putöv «.aXo fJzeÖGZ'..
Das von <;P gebotene lotv ys o'.8o6c ist offenkundig eine Fassung, um eine mangelnde
Silbe zu ersetzen, die anderen Handschriften haben ys nicht; ich vermuthe, da mir
auch ptC^.v 5t5o6? unmöglich erscheint, vielmehr fitCav lav äva5o6c. Auch V]V xai muss
meines Erachtens in y^v TüSp corrigirt werden. Im folgenden Verse steht irapd 8s ^utöv
in der Sippe *, während W zocpä ^tj rfurov bietet. Welches die richtige Leseart ist.
zeigt die Parallelstelle XI 251 luplv 8i^ 'fozbv dXXo ?putc6a£i, wo uns die verhältnissmässig
beste Handschriftenfamilie i2 zu Gebote steht. Es hat also in unserem Verse die Sippe W
das ursprüngliche 8*/^ bewahrt; Ss wäre auch in metrisch-prosodischer Beziehung höchst
auffallend. Wird aber 8r^ Aviederhergestellt, so liest man in demselben Verse rasch
hinter einander zwei Sy^, von denen das erste noch dazu eine merkwürdige Stellung
inne hat. Dies nun scheint mir aus dem Eingange von Vers 395 ev. tcbv ^Tj -{B'Vb9]Q ein-
gedrungen zu sein, ich vermuthe [Jisv, vielleicht aber wäre auch an ix hs-^d^OQ xspdttov
zu denken; demnach würden die beiden Verse lauten:
piC^y.v lav dva8o6?, Vjv icsp 7.ö(|^st ßpo-coXotYÖ?
£y. ^jiv.a [xsv y.spdircov, Tcapd oyj fozty dXXo tpursüast.
III 398 sqq. y.O']/£l TCOp^UpiYjC Y*''*'^^ •(^^^^Zf^rJrx [JiayYj-Tjv
v.ci/jzbz d(p" uäöv, wv s? 6[iö(ppova aüacov dppTjc
cp6£l-oif xai -örs 87; '3tapa'fu6[JL£Vov xspac dp^Et.
Die heillos verderbte Stelle ist bisher wenig gefördert worden. Die vorstehende
Fassung steht in den Handschriften, nur bieten A und !F dpY;?. Glücklicher Weise findet
sich eine Nachbildung dieser Verse im Buche XI 250 sq., aber freilich nur in verkürzter
Version. Immerhin ergibt sich, da die Üeberlieferung daselbst bei weitem besser ist,
zunächst, dass für itop'^'jpsY^c Y=^^'^i^ ^^^ lesen ist -reop'füpEOC '(Z'^izr^^. Wichtiger noch ist
der Umstand, dass wir XI 251 xaö-öc off oir^rjc, — zv.Kzi')^=.i vorfinden. Der Verfasser las
demnach wahrscheinlich den Singular, der sich leicht aus dem überlieferten dcp' uuöv (ov
ergibt, indem 69' 'JtcovoO geschrieben wird (seil, ^bzlzai). Volkmann dachte an oiwvcbv.
32 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Für die folgenden Worte aber versagt uns die Stelle im XI. Buche ihre Unterstützung.
Vielleicht lag sie dem Verfasser bereits verderbt vor. Alexandre dachte in der Note
zur ersten Ausgabe an atp uüöv, (ov §<; 6{iö?ppova Ss^srat apyr^v oder oiaiv 6|xö'fpovoi; aixtoc
doyt^C; M. Schmidt suchte den Vers so herzustellen: '/.aozoz 6(fi' uuöv, (ov W (wofür ein
Anonymus in Hilgenfeld's Theol. Zeitschrift 1861, p. 438, -cöQ' vorschlug) 6[x6'fp(ov aaoctai
'ApYj? (oder 5rxioc "-^pftZ) unter Hinweis auf Herod. VIII 3. Bei der völligen Zerstörung
der Worte wage auch ich nur neue Vermuthungen: entweder ist zu schreiben:
%a.'jzbc ö'-p uuovoO öXoö'fpovoi;, ainoi; dpX''J<;)
oder etwa
%aö-bz rj'-f üüovoö, öXoötppcov St^coi; 'ApTjc,
isirat.
«
III 421 voöv 5s TCoXuv, Ittoc 6' scst £[jL(JicTpov Siavoia?.
Dies ist die Leseart von *, wogegen in *?" Ittoc 6' l^si a[J.£rpov Stavota? steht, woran
sich merkwürdiger Weise die beiden letzten Herausgeber gehalten haben. Schon
Castalio versuchte die Stelle zu heilen, indem er xai stto? Siavoiaic £[A[JL£'cpov iizi vor-
schlug, eine Fassung, durch welche der Vers alle Modulation verlieren würde. Volkmann
dachte zweifelnd an xai Itto? Siavoiaii; £0[j,c-pov i^si. Ich nun bin der Meinung, es sei
unter Beachtung der unserer Stelle im XI. Buche Vers 163 sqq. nachgebildeten Fassung,
wo sich in Vers 166 der Ausdruck STCtvo'.a findet, etwa zu schreiben xat sttt] 6' £^£t £|i.[j.£rp'
ni 439 sq. %al xpdto? ü'j^YjXov Auxcttjc Spoc eä xopü'^dcov
Xdo|xar dvotY^^[A£VYjc TcsrpTjc XEXapu^Eiat ü5(op,
{jLsypt t£ xat Ilardpcov [AavTT^tot a'/][Jiaxa TcauoTj.
Dies schrieb Alexandre, der das handschriftliche xopocpatcov (^ xopocpscov) richtig in
xop'j'fdo)V veränderte und Ila-dptov aus Tuaxcpwv herstellte. Die hauptsächlichste Ver-
derbniss jedoch sah erst Meineke, der xpdroc vortrefflich in Kpdyoc emendirte. Noch
bleibt aber eine kleine Nachlese. Das den Vers 439 anhebende xat ist unstatthaft, es
fehlt ein Ausdruck, von dem i% xopu?pd(ov abhängt, da Kpdyoe, 6({;7jXöv Aaxtvjc ^p^C nur
Vocativ sein kann; es liegt nahe, für xai das Pronomen aoö zu setzen, wodurch Alles
ins Geleise kommt. Dies Wörtchen konnte um so leichter verdrängt werden, als die
beiden unmittelbar vorangehenden Verse 437 und 438 mit xa{ beginnen. Der Ausdruck
fiQfyxz kann nur Dativ sein, abhängig von dvoiyofxiv/jc; da aber das t des Dativ Singul.
bei den Sibyllisten sonst keine Elision erfährt, so ist wohl "/dafjiaa zu schreiben. End-
lich muss |Jt£Xpi "£ durch {Ai/p'. x£ (oder |j,£-/pi??) ersetzt werden.
ni 451 sq. 2:5ov{(ov V ÖAoöc ßaaiXs'JC xal ipuXoxt? d/Acov
Die Herausgeber bemühten sich, in diese Worte einen Sinn hineinzubringen: Castalio
übersetzte: ,at rex Sidonius aliorumque agmina pugnae exitium Samiis conflabunt triste
per aequor', Alexandre: ,Sidonios variasque trahens in proelia gentes rex saevus Samiis
feret aspera bella per undas'; und ähnlich Friedlieb: ,Sidons verderblicher König und
Kkitische Studien zu den Sibyllinischbn Orakeln. 33
Anderer reisige Kriegsschaar werden vernichtenden Tod übers Meer zu den Samiern
bringen.' Wie soll aber v.ol (i'JKOTZiQ dXXcov ,aliorum agmina' oder , Anderer reisige
Kriegsschaar' bedeuten? Hier hat sich offenbar eine böse Corruptel eingeschlichen und
die ursprüngliche Fassung lautete xatd tpuXoTriv alvT^v, vgl. den homerischen Versschluss
xai tpöXoTCW aiVTjV J 16. Im folgenden Verse aber ist zunächst das erste Adjectiv richtig
zu stellen: die Sippe <P hat irovcotpopov, W wovcoicopov, was die Herausgeber recipirten;
allein die Concinnität verlangt eine Beziehung zu Xa[i{occ, und diese ist gegeben mit
der Schreibung xovtOTCÖpotS', aber auch öXoov kann als Attribut zu oXsÖpov unmöglich
stehen bleiben; dies Adjectiv ist vielmehr offenbar aus dem vorangehenden Verse an
Stelle eines der im epischen Sprachgebrauche geläufigen Epitheta von ^XcÖpoc ein-
gedrungen, etwa Xo'f^öv oder alicüv oder, was der Corruptel noch näher liegt, o'.xTpov,
vgl. V 380 oarpoc oXsöpoc. ^
Das Prädicat des Satzes ist gleichfalls in den Handschriften verderbt, in <P steht
8' r^o'jaw [A 8' i^ouatv), in W 5' f^^ouatv: hieraus machte Castalio ^st^ouacv, womit sich
die bisherigen Herausgeber zufrieden stellten. Indess passt dies Verbum gar nicht in
den Zusammenhang: den richtigen Fingerzeig gibt, wie ich glaube, eine homerische
Stelle M345: k%ei tdya r^Ss' Tctcucstat aiiroc oXsOpoc. Ich vermuthe darnach xsüScisv
mit ßaaiXc'JC als Subject und dem für den Sprachgebrauch der Sibyllinischen Orakel so
charakteristischen Optativ (als Vertreter des Futurums). Demnach gestalten sich die beiden
Verse nunmehr folgendermassen:
StSovuov 8' öXoö? ßaatXsuc xatä (föXomv aivi^v
-icovcoitöpot? Sa[i'loic oixTpöv xsuSotsv oXsÖpov.
in 453 sq. ai\s.a.zi [isv SdirsSov xsXap'j^czat elz dXa «fcotcäv
öXAU[i,EVü)V.
,Und zum Meere hin wird vom Blute der gefallenen Männer rinnen das Land',
übersetzt Friedlieb die Stelle; aber es rinnt das Blut, nicht das Land! Mit geringer
Aenderung lässt sich der Stelle helfen, wenn man schreibt al\).a jjisXav SazsSq) xsXa-
p'j^szat sie dXa; der Ausdruck al[xa pteXav begegnet mit demselben Verbum verbunden
schon bei Homer, und unserem Sibyllisten schwebte, wie es scheint, die betreffende
Stelle vor: ^813 äizb 3' zkxz'jc, dpYaXsoio a.i[i.a. (xeXav xsXdpoCs.
lU 454 sqq. dXoyot os a6v dy/^aotcapsat %o6paic
ößpiv dcWS/irjV iStirjv diroÖcopYj^ouat,
tat |JL£V o-jcsp V£x6(i)V, tat <j ö)Au(jlsv(ov üicip otÄv.
Im Verse 455 ist das corrupte dTCOÖcopY^^ouat der Handschriften von Struve in 6.TZ0-
OpTjVY^aouat geändert worden; noch bleibt aber die offenkundige Verderbniss in Vers 456
zu heilen. Unmöglich kann man sich denken, dass hier vsxutov und öXXu[j.£Vcov den
Hauptgegensatz bilden sollten, so dass utö)V durch diese Begriffe disjungirt würde; es
müsste dann unter tat [loV und tat 8s verstanden werden je ein Theil der äXoyoi und
■KO'jpat zusammen, und nicht unter tat |i£V die xoöpat, unter tat 8s die dXoyot. Jeder
Unbefangene muss zugeben, dass all dies überaus geschraubt und unnatürlich wäre:
Denkschriften der phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. IV. Abb. 6
34 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
das Einfachste ist, in vsx6(ov eine Corruptel zu vermuthen. Doch ist es nicht so leicht,
mit Gewissheit die ursprüngliche Leseart festzustellen. Man kann zunächst an y'jVSCov
, Väter' denken (Alexandre beliess vsx6(ov ohne eine Bemerkung im Texte, übersetzte
aber ,flebunt hae fata parentum occisorum', d. h. er fasst Väitucov ohne Weiteres als
,getödtete Väter'), Aber auch der Begriif , Bräutigam' konnte möglicherweise ursprüng-
lich hier stehen, also vujAcptoc, das freilich in dieser Form nicht in den Vers passt.
Erinnern wir uns aber an die Tliatsache, dass ein Vocal mit folgendem Nasal vor
Explosiven in gewissen griechischen Dialekten als Nasalvocal gesprochen ward, so wäre
immerhin auch dieser Begriff hier unterzubringen. Die berührte Erscheinung ist in
grossem Masstabe im Kyprischen zu finden (vgl. jetzt Meister, die griech. Dial. II 262),
weiters im Pamphylischen : aber auch andere Dialekte weisen sie aus, insoferne in-
schrlftlich der Jjetreffende Nasal gar nicht ausgedrückt erscheint. Auf der ionischen
Inschrift von Siphnos I. G. A. ed. ßoehl 399 steht vutpscov (= vu[j.!p£(ov), das demselben
Stamme angehört wie unser vu{itpuov; smyrnäischen Ursprungs ist Nui:pö^(opoc C. I. G.
3155, 8; auch auf Vasen liest man z. B. v6(p7]C, C. I. G. 7760, vj'fat C. I. G. 8185;
mitunter scheint man v6[A<p7] zwar geschrieben, aber iambisch, d. i. mit nasalirtem Vocal u
gesprochen zu haben, wie Sophokl. Antig. 1115 TcoA'j{ovu[i£ Ka^fistac v6|JL!pai; ayaXjAa (wo
von Nauck dya^iAa w\i.'^aQ umgesetzt ward); dass auch in der epischen Sprache die
in Rede stehende Erscheinung zulässig war, scheint das homerische dvÖpOTTjTa 11 857,
X 363, i2 6 zu beweisen, vgl. meine Bemerkung zu /Z 857 meiner Iliasausgabe, wo noch
andere einschlägige Beispiele berührt sind. Darnach wäre es keineswegs unmöglich,
dass der Vers 456 gelautet hätte:
tai jjisv ÜTCsp vu|ji(pt(ov, Tai 5' oX>.u|i,£V(ov uirsp uuöv,
wobei dann die erste Silbe von vu[j.(pi(ov oder vjfpuov als Kürze gemessen, d. h. mit
Nasalvocal gesprochen wäre. Endlich bleibt für vufji'fiwv auch noch der Ausweg der
Lesung mit Synizese (also vo[X'fj(ov).
111 457 arj[i£iov Kuirpo'j ostoficp" 'fbiozi 5s 'fdXayyac.
So schreibt man seit Opsopoeus: die Handschriften aber bieten o£ta[A(p 5s (pöiast.
Da das Subject zu ^Ötost deutlich hervortreten soll, hat Volkmann scharfsinnig (wie auch
Alexandre in den Curae posterior.) die Interpunction nach KuTcpou gesetzt und 0£ca|JLÖc
^bijzi 3s geschrieben; indess dies genügt noch nicht. Meines Erachten« muss weiters
das hier auffällige 5s beseitigt werden durch die Schreibung 'fObsts für '^Öiast 5s; dieser
bei den Sibyllisten so beliebte Optativ ist in der Ueberlieferung öfters hinter Futur-
formen versteckt. Auch Alexandre dachte an die Herstellung dieser Form in den Curae
posteriores, ohne jedoch in der zweiten Ausgabe ihrer auch nur zu erwähnen.
UI 500 sqq. -co'jv£x dp' aüto^s
sx^dyÄtos Tzkri-^alGi SctfJLdaastsv itapd irdaav
Man erwartet eine Präposition, welche , darüber hin' bedeutet, also statt -Tucipd viel-
mehr -Aazd, was ich ohne Bedenken in den Text setze.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 35
III 512 sq. ac at Fcoy '»oii -Jiäatv scps^stTjc a[Aa MaYtoy,
Mapamv y^ Adxcov, oaa aoi xa/,a [j,otpa icsXdCst.
Diese von Alexandre aufgenommene Fassung ist schwer zu billigen. Eine absolut
sichere Entscheidung übrigens wird sich betreffs dieser schlimmen Stelle kaum fällen
lassen. Die Handschriften bieten in Vers 512 at ai aoi Fcoy xai iräatv Eips^f^^ d{Jia Maytoy.
Volkmann dürfte der ursprünglichen Leseart bisher am nächsten gekommen sein, wenn er
ai djxa aot, Fcoy rfii Maytoy, xal irdaw e^s^Tj^
vorschlug. Unter genauerem Anschlüsse an die Ueberlieferung empfiehlt es sich jedoch,
mit Beibehaltung des so gewöhnlichen doppelten ai und Ersetzung von xai durch r^§s
zu schreiben: •
ai ai' aot Fcoy tj^s Maycoy ä\),a xäacv s^SuTj?.
Misslicher steht es mit den im folgenden Verse vorliegenden Völkernamen, welche in <P
als |i.apa(bv rfi' dyYwv (in ^ stehen über (o zwei Accente, der Circumflex und der Gravis),
in W als |i.apa(bv Y^Gaycov überliefert sind. Es würden sich diese Formen, falls man in
ihnen, wie von Seiten der Herausgeber geschehen ist, Genetive erblickt, nur als von
7udc3'.v abhängig auffassen lassen, aber auch dann wäre die Ausdrucksweise eine eigen-
thümlich geschraubte: deshalb ist wohl, zumal in Anbetracht der so häufigen Ver-
wechslung der Genetiv- und Dativausgänge in den Handschriften, an die Herstellung
von Dativen zu denken. Was nun die Völkernamen selbst betrifft, so ist, da wir uns
unter den aus der Bibel bekannten PtÖY und Maycoy wohl nördliche Völkerschaften
vorzustellen haben, anzunehmen, dass auch hier irgendwelche abgelegene Barbaren-
stämme gemeint seien. Unter den Geschichtschreibern gibt Herodot I 125 vielleicht
den richtigen Wink, indem er von verschiedenen Stämmen Persiens spricht: dXXot Ss
Ilspaat ziai o't§£' Ha^biaKaioi, Ar^pouatalot, Fspii-dvior outoi |jl£V xdvts? dpoTYjpsc slai, oi
rii dXXoi vojxdosc, Adot, Mdp5ot, Apoiraoi, laydpxtot. Die Zusammenstellung der in den
Steppen der Ostküste des kaspischen Meeres sesshaften Adoi und der im mittleren Iran
nomadisirenden Mdp5ot lässt vermuthen, dass auch .der Sibyllist diese Stämme vor Augen
hatte. Deshalb ist es am wahrscheinlichsten, die Anführung der MdpSoi und Adot, wie
Alexandre in den Curae posteriores zur ersten Ausgabe gethan hat, an unserer Stelle zu
vermuthen-, leider hat dieser Gelehrte, wie erwähnt, in der zweiten Ausgabe (p. 358)
wieder einer ganz anderen Ansicht Ausdruck gegeben, wenn er sagt: ,Etiam Augusti
tempore Marsorum in Italia vultus ferox ac terribilis ab Horatio diffingitur; Daci seu
Daae inter Scythas maxime formidabiles semper habiti sunt, seroque, si unquam, penitus
subacti.' Ebensowenig ist an den germanischen Stamm der Mapaoc, dessen Strabon
VI 290, 3 (vgl. Tacit. Germ. 2, ab excess. div. Aug. I 50, II 25) Erwähnung thut,
zu denken.
Meines Erachtens wären die Dative Md^hoiQ T/ (oder ifii) Adotc in den Text zu setzen.
An dem goi des folgenden Satzes ist nicht Anstoss zu nehmen, da sich dies auf den
Hauptbegrift' Vtay und Maytoy bezieht, wovor selbst aot steht. Der Plural d[Aa xdatv
S'fS^tyC I MdpSoic TjSi Adoic steht in zweiter Linie und ist gewissermassen parenthetisch
aufzufassen.
36 IV. Abhakdlung: Alois Rzach.
111 516 sq. Maufxov t AtötöiKov zt xcti sövtöv ßapßapocpcöv(ov
KawiraSoxibv f "Apctßwv ts.
In den vorausgehenden Versen ist von kleinasiatischen Stämmen die Rede, von
Lykiern, Mysern, Phrygern, Pamphylern, Lydern; es hat deshalb schon Opsopoeus in
dem überlieferten Maöpcov die hier vermissten, anderwärts (III 170, V 287) sonst in dieser
Gesellschaft von den Sibyllisten erwähnten Karer vermuthet. Allein auch die im Vers 517
folgende Anführung der Kappadokier neben den Arabern muss Bedenken erregen; viel
natürlicher wäre es, wenn letztere mit den Aethiopen zusammen genannt wären. Daher
vermuthe ich, es habe die Stelle eine Verschiebung der Namen erlitten und ursprünglich
gelautet:
KapÄv KaicTraSöxcov ts %ai s9v(öv ßapßapo'ftovwv
, AiöioTKov T 'Apdß(ov ts.
Hiedurch wird zugleich Alliteration, resp. Assonanz, in den Namen der Völker-
schaften erzielt. Für =Ov(öv dürfte, da der Avisdruck i6voc in Vers 515, 519 und 520
wiederum vorliegt, äv5p(öv zu schreiben sein; vielleicht ist auch 519 dv^pdai für söveac
herzustellen im Hinblicke auf oaoc /^öva vatsrdo'jaw, wenn man nicht mit Badt oaa
(sOvsa) vorzieht.
III 528 sq. o'|ovtac Ssajjioiatv 6% tjfipüf^ ßapßapo'fcövcov
TCäaav rjßptv izda/o-Krxc, 5ctVTQV
Der vorausgehende Vers 527 ist mit einer starken Interpunction abzuschliessen, wie
Volkmann mit Hecht verlangte. Das in Vers 528 vorliegende Subject ist ein anderes
als vorher, nämlich ,die Unterlegenen', während es früher ,die Sieger' sind; allein
gleich das erste Wort, das Prädicat, macht sehr grosse Schwierigkeiten, wenn man es
als richtig überliefert ansehen wollte, wie die bisherigen Herausgeber gethan. Volkmann
wollte sauroüc ergänzen, was unmöglich ist. Es scheint vielmehr odiovtai offenbar aus
dem Eingange des gleich folgenden Verses 531 eingedrungen zu sein an Stelle von
ST^ovrai (vielleicht hiess es ursprünglich d(|<ovtai, was die Corruptel noch einfacher
erklären würde; vgl. Piaton. Krat. ^11 Ji: zb dTixsiv xai zb 5civ zaozöv kazi). In Ver-
bindung mit SäajJLOlat bildet Sälv eine seit Homer gebräuchliche epische Wendung (vgl.
z. B. K 443 ^r^or/yzBZ — vtjXsI 8£a[A(j)); wir haben hier ein J"'uturum Medii in passiver
Bedeutung. Es empfiehlt sich zugleich ein S' einzufügen und demnach SiQOoVTat 8£a|Jiotat
5 'jt: £)rOpo)v ßapßapo'f(ov(ov zu schreiben; im nächsten Verse muss es dann heissen iidaav
Oßp'.v ^stvrjv Tiday/jV-cC, während 0 irdcav üßptv Tida/ovrac 5ctVT]V, W aber irdaav yßptv
Tzdzy/j-K'xz /aXsZTjV bieten.
in 529 sq. xoDic iosx' aürolc
|j,iy.pöv sTrctpxsoacov t:oX£[ao'j Cw/J? t' sitapwYÖc.
Gegenüber den Handschriften ist diese von den Herausgebern gebotene Fassung nur
insoferne verändert, als xo'Jx säst durch Opsopoeus hergestellt ward: <P bietet %oöx lar ,
W aber v.riÖY.iz • statt ico).£|xoo steht in F Tco^spiov. Was soll nun aber [Atxpov sTrapxsaacov,
(für welch letztere Form Vulkmann mit Hecht STcapxsccov vorschlug) tto/vSjxo'j heissen?
Castalio, welcher nach Betuleius die Leseart von P [iapöv ETrapxsaacov TtöX£|xov in den
»
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 37
Text aufnahm, übersetzt ,nec erit tarnen uUa potestas saevum pellendi bellum vitamque
tueudi', während bei Alexandre ebenfalls ungenau steht ,nec grave quisquam avertet
miseris bellum aut discrimina vitae'. Der Ausdruck {J.i%p6v ist zweifellos corrupt: ich
glaube nicht zu irren, wenn ich [xöyöov oder (jläXov i-jcapxstcov xo^sjaou für die ursprüngliche
Fassung halte. ,Sie werden Niemand haben, der ihnen abwehren wollte die Last, die
der Krieg ihnen auferlegt, und im Leben beistehe.' Der Ausdruck C^o'qc ixapcoy^^ is*
auch anderweitig nachweisbar, vgl. Antipatros in der Anthol. Palat. VI 219, 21 otcXov — tö
C(oäc STCapcoYOV.
III 549 sq. ttc "cot zXdvov sv 'fpsal Otjxs
zaöza rsXctv irpoXtTcoöaa ösoü [xsydXoio irpöawTCov.
Die Sibyllenhandschriften 0 bieten irpoXf.iroöaa, W xpoXncriöat. Das Particip könnte
sich nur auf das in den vorausgehenden Versen angesprochene EXXdc (Vers 545) beziehen,
aber der Nominativ ist unmöglich, daher liegt hier eine Corruptel vor. Eine sofortige
Heilung derselben gibt uns auch Lactantius nicht, welcher Div. Inst. I 15 (vol. I, p. 57,
18 — 58, 2 Brandt) die Verse III 545, 547 — 549 anführt. Die auf einer verhältnissmässig
guten Tradition der Sibyllinen beruhenden Citate bei diesem Kirchenvater sind überall
willkommen. An unserer Stelle nun steht bei ihm icpoXticovra überliefert, das möglicher-
weise durch Vin 263
(OGTS Osov xpoAixövra Xatpcustv fflöGi B'^-qzoiQ
veranlasst war-, auf Grund dessen meinte Opsopoeus die Dativform des Masculins (auf
Tot = EWüLQ bezüglich) herstellen zu können, Tzpo\n:6vzi. Allein die genuine Leseart war
offenbar xpoXtirsiv xs, und auf diese weist wenigstens die bei Lactantius erhaltene Corruptel
hin; die Sibyllenhandschriften enthalten in der Form xpoXtTCoOaa nichts als eine ver-
meintliche Besserung des Masculins irpoXncovca. Es freut mich, constatiren zu können,
dass auch der neue Herausgeber des Lactantius, Herr Professor Brandt in Heidelberg,
laut brieflicher Mittheilung auf ganz dieselbe Vermuthung gekommen ist. Diese Ueber-
einstimmung ist mir eine Gewähr für die Richtigkeit der Conjectur.
HI 564 sqq. vAc 'EXXdc. t ipps^c ßowv Ta6po)v t £ptjJi6x(ov
lupöc vocöv [xzyrXXoitj OsoO öXoxapirojaaaa
iv,tp=.6c,z.i TToXifioco ^oorfiäric ririi '^oßoto
Dieser Gestaltung der Verse bei Alexandre wird man nicht überall zustimmen
können. Die Handschriftensippe fp bietet zu Anfang von 564 %at. zobc EXkaQ Eps^^,
W aber xo'Ji; 'EXXd<; t spps^e, was Alexandre aufnahm. Aber weder %at Toyc noch to6c
kann mit Rücksicht auf den Zusammenhang befriedigen. Ich möchte deshalb vermuthen
oaaov 0' 'EWaz sps^s ßowv xaupcöv r ip'.|i,'jxo)v, d. h, soviel als Hellas an Kühen und Stieren
opferte am Altare des wahren Gottes, insoweit wird es dem Kriege entgehen und anderem
Ungemach. Ohne Noth ist die handschriftliche Ueberlieferung sx^psu^iQ und 6zBr.rp^6S;r^
(P 'JTTSixrpsu^r]) in die Futurformen Exrpsuist und uxsxrpiö^st von Alexandre ver-
ändert worden.
3g IV. Abhandlung: Alois Rzach.
III 570 sqq. o'j ydp jjlVj böar^-s 6c<j), (Jisypi TCdvra -^i^rizai,
oaaa [Jiövoc ßouXcUcxat. oü% d-us).su'ca Bzöz y«
In der Familie 0 liest man
oaaa [jlövoc ßooXsuastat o6% äzBkeoxa öeöc Y*'
nur hat A drs^sata im Texte, mit übergeschriebenem sut (d. i. die Variante dteXsuta),
die zweite Handschriftenclasse W bietet 5aaa (jlovoc ßouXsosxat Bzbc, ouä dtsXsaxa; nach
0 hat Alexandre die oben erwähnte Fassung des Verses in den Text aufgenommen, aber
nicht ohne selbst zu bemerken ,praestaret
oaaa [x6vo<; ys 9=^C ßouXcüstat oüx dtsXsata
vel ut alii codd. oüx dtE^Eara . Volkmann entschied sich für
oaca ftsö«; Y= {aövoc ßouXsooEtai oüx dtsXsuta.
Dieser Gestaltung wird man sich anzuschliessen haben, nur muss unter allen Umständen
00% dtSAcOza geschrieben werden. Denn nicht blos hat, wie bemerkt, einer der Vertreter
der besseren Handschriftenclasse A dzEÄsata selbst im Texte (mit der Variante dtsXcUTa),
auch in der schlechteren hat sich diese Leseart, und zwar als einzige, erhalten. Hiezu
kommt als schwerwiegendes Moment, dass o6x dxeXcata eine homerische Formel ist, aus
^168 entlehnt (vgl. a 345; daneben oü8' dtsXsaxoc ß 273 |i7]8' dxsXsaTov Hom. Hymn.
Dem. 323), während dteXsüTioc in der homerischen Sprache gar nicht vorliegt; letzteres
ist durch äzzks.ozrjZ'JZ, das auch die Sibyllisten verwenden, veranlasst worden. Auch
Huetius schon verlangte dxsXsata.
III 612 öc Tcdaav ancTudoct y^^^*^'*' ic£Cö>v tc %ai tincscöv.
Man erwartet statt des Genetivs ttsC^öv xe xai tTCJiStov (wahrscheinlich aus III 804
EV VE'fE/.-o [vEfpEXat??] 5' I'^bqHz [xd/TjV tieC(öv x£ xai iiCTiEWV eingedrungen) den Dativ. Unter
Beachtung homerischer Vorbilder, welche dem Verfasser offenbar vorschwebten, wie ^ 267
^SKr^z'j — TCdv tceSCov itsCtöv te xac finrcov (ebenfalls im Versschlusse), liegt es nahe zu
schreiben TrsCciic -£ v.'u Itztzoiq,
III 677 7rdv-a Ss OYjpia Y'^iC '/]§' dciTExa «pöXa icexeiväv.
In dieser Weise hat Alexandre den Vers gestaltet; die Ueberlieferung von * ist
TtdvoE ^E ^Tjpta falr^z xaGits-ca (xr^airExa ^) rpfAa TistEivÄv,
von ?F
xdvta Se Or^pta Y<^^''iC ''3^' daicsta ^öXa itEtEWÄv.
Ich vermuthe, es sei zu schreiben
irdvra Se Ovjpia y^^C TCErsY^voiv t dairsta 'föAa.
III 680 Y/ußdrouc y,opu«pd<; t 6p£(ov ßouvoüc te irEXwpwv
FOCEl.
Der Genetiv irEAojpo^v ist gänzlich unstatthaft, es ist statt dessen ßouvoa? ts icsÄcüpouc
zu lesen, parallel zu Y^/.tßdzo'jc "/.opu'xdc, da öpscov offenbar nur zu beiden Begriffen
gehören kann.
Kritische Studien zu den Sibyllinischbn Orakeln. 39
III 699 sq. xdSs S' eaastat 06% ätsAsata
Dass der Singular oü5' dTsXso-CYjtov stehen müsse wie Hom. A 527, woher dieser
Versanfang entnommen ist, habe ich schon früher, einmal vermuthet unter dem Beifalle
Nauck's, zumal das Relativ ort — [xövov folgt; demgemäss aber auch xoSs S' Eaasxai o6x
drsÄsarov. Der Plural scheint durch die homerische Stelle td [xsv laocxai o6x dxEXsata
^168 veranlasst zu sein. Im zweiten Hemistichion schlug Nauck vor ors xsv {xovov
O'fp'Jat V£6a'(] wegen Hom. J. 527 ou xsv xsrpaXt; xaravcua». Indess die Tradition der
Sibyllinen ist wohl nicht anzutasten, ausser dass aus der auch bei Homer mehrfach
überlieferten, unrichtig geschriebenen Form QstTj, welche hier zum Optativ ward, der
Conjunctiv B'qr^ werden muss (Meineke wollte östT], dessen Existenzberechtigung nicht
erweisbar ist). Denn auch dieser Versschluss ist von dem Sibyllisten aus Homer entlehnt
worden, vgl. sv (^ psai öi^co (6suo die Codd.) II 83, und durchaus dem Sinne angemessen.
III 704 oic Scöoct xtiaTYji; 6 StxatoxpirTjC tc [lovap/oi;.
Es ist zu corrigiren xrta-T^c '=■ öixat.oxptrrjc ts (iovap/oc, da [JLÖvap"/oc zu beiden Aus-
drücken gehört und das handschriftlich erhaltene ts auf ein vorausgehendes is hinweist.
m 761 sqq. dXXd xaTaaitsuaavrsc £|J.dc fpi^ac, ev ati^Ösaatv
«ps^Yctc Aaxpstas dStxous" tö) Ctövrt ^.dxpcus-
(xot/ctav ics<p6Xa^o xai dxptxov dpacvoc sövt^v.
Von diesen Versen hat Lactantius die zwei letzten (mit 764 und 765) in seiner
Schrift de Ira Div. c. 22 citirt und zwar wie sich nach den besten zwei Handschriften ergibt,
deren Collation mir mit Genehmigung der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
durch gütige Vermittlung des Herrn Hofrathes von Hartel von dem neuen Herausgeber
des Lactantius Prof. Brandt zur Einsicht vorlag, mit folgenden Varianten gegenüber der
Ueberlieferung der Sibyllinen: rpsöYc hi (Par. AG), dvö[Jioui; statt d^ixouc, welch letzteres
von Castalio aus dem d5txo'j der Sibyllen handschriften hergestellt ward, jj-ot/sta^ (MOIXIAC
Bon., MUIXIAC Par.) §£ (poÄaaas (und zwar Cod. Par. 06 OVAAIAI, Bon. GG WAAie), endlich
dpssvoc dxp'.-ov (APCeNAC AKPieUN Par.) suvYjV. Dagegen wird tcp C«>vtt bestätigt durch
die Ueberlieferung TOZONTI des Cod. Bon., während Cod. Par. GU ZÜGÜNTI bietet (Fritzsclie
edirte Öscp Cö>VTc). Bemerkenswert ist in der Sibyllenüberlieferung der Wechsel des
Numerus nach dem ersten Satze; zwar ist dem ^siysrs entsprechend in den sibyllinischen
Handschriften auch XatpcUSTS überliefert, aber dies verbietet schon das Metrum; beachtet
man, dass auch in dem weiteren Verse 764 der Singular steht und bei Lactantius Vers
762 mit (pcOys 5c beginnt, so wird es sehr wahrscheinlich, dass die ganze Stelle den
Imperativ Singularis enthielt. Es ist deshalb zu vermuthen, dass erst als cpcOysTc in
den Text gekommen war, in den Vers 761 ein plurales Particip eindrang. Wir werden
aber nicht blos den Singular herzustellen haben, sondern auch den Begriff des xataaicsuSstv
<lurch einen anderen ersetzen müssen, der in den Context passt; ich vermuthe dXXd
xa-dotps'j^ov |i.iv sdc ^pcvac £V arv^Osaat — , wende doch deinen Sinn in der Brust'; wegen
idz für die zweite Person vgl. I 128 Neos, 8£[xac ftdpo'jvov iov. Das überlieferte £[xdc
'fpsvac lässt keine befriedigende Erklärung zu. Wie Alexandre übersetzen konnte ,sed
4Q IV^. Abhandlung: Alois Rzach.
mea vos animis assumite dicta', ist mir unverständlich. Die dem Lactantius vorgelegene
Fassung des Verses lautete nach den Varianten wohl [xot/sta? tc (oder Öe) tpÖKa^at. 15'
(so vermuthe ich für xal) apasvo? aviptrov £üvi]V.
III 765 toia§£ yotp äOävatoc xcyoXcoastai, o<; xsv dfidpriQ.
Statt lotaSs bietet die Ueberlieferung bei Lactantius zaöza (GAYGA Par.). Diese scheint
mir die ursprüngliche zu sein. Indem man nämlich den Accusativ taüra, welcher das
Vorausgehende bündig zusammenfasst und zugleich den Bereich des d(j.apt£iv angibt,
nicht richtig bezog, ward zotaSc geschrieben, das überflüssig wäre, weil ja ohnehin
oc XcV äixdp-ro genau angibt, wem der Zorn gilt.
in 787 sq. SV Si Xuxoi zb xal dpvsc £V oupeatv oc[i(jiiy' sSovxai
yÖpTOV.
Die Lesfcart EV 5s bieten die Sibyllenhandschriften, allein sie lässt keinerlei Be-
ziehung zu; auch Volkmann's svOa macht die Sache nicht viel besser. Beachten wir die
Quelle für die Verse 787 — 794, nämlich Jesaias 11, 6 — 9, die mit den Worten beginnt:
y.ai o'jjißoaxY^ÖY^astai Xuxoc [AStd dpvoc, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass
nicht die Sibyllenhandschriften, sondern das bei Lactantius Divin. Inst. VII 24, 12 ==^
vol. I p. 661, 20 Brandt vorliegende Citat die richtige Leseart enthält, nämlich 7j8c X'jxoi;
geht ja doch auch a.\i\ii'f auf Lactantius zurück, während die Sibyllencodices d[J.{ii(; (<?)
oder gar d[ia (?F) bieten. Demgemäss entfällt auch die Nothwendigkeit, mit Meineke
G'jv <ji Auxoic zu lesen.
III 790 sqq. aapxoßopoc t£ Xswv d^upov rpdyezai stcI (paz-^-qc
(OC ßoöi;- xal -jraiSsG {JidXa VT^icwt, sv 8ca|Aolaw
d^ouaiv.
In Vers 790 hat Alexandre die Leseart der schlechteren Classe STCt, «pdxvTjc auf-
genommen, während * sv tpdTV'o bietet. Das Richtige liegt in der Mitte, ich schreibe
mit Homer l 411 (oc — ßoOv £-7:1 'fdtvvj auch hier sicl (^dtv/j; (paysTai hat Opsopoeus aus
dem handschriftlichen ^dys' hergestellt. Die Fassung des Versschlusses bei Lactantius
ffftfBzm dyupov icapd tpdtVTj dürfte auf einer alten Variante von Vers 790 beruhen. Statt
%al TraiSsc wird vielleicht, da kein Object ausgedrückt ist, entsprechend den Worten des
Jesaias 11, 6 xat -TcaiStov (Atiipov d^st aozrioz zu schreiben sein töv oder ov Tzai^SQ xtX.
Üebrigens hat Lactantius a. a. O. nicht alle Verse dieser Stelle, es fehlen 791 sq.,
dann 794, die für seinen Zweck nicht absolut nöthig waren. An eine Interpolation in
den Sibyllenhandschriften aber, denen gegenüber dann Lactantius eine zwar kürzere,
aber scheinbar ursprünglichere Fassung böte, ist wegen der schon erwähnten Stelle
beim Propheten Jesaias nicht zu denken, da deren Gedanken in der Sibyllenüberlieferung
genau paraphrasirt sind.
III 803 al^rxzi xoci ctaYOVsaot i:stp(i)v 8' dico OYjfAa ysvTjrai.
So bietet 0, während in der anderen Handschriftenclasse W ganz verwahrlost at|JLatt
%iü GTaYÖvsc steht. Auch in Alexandre's zweiter Ausgabe ist jene Leseart von 0 nicht
I
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 41
verändert worden, obgleich der Ausdruck al\i.an. xat oraYÖvsoat sehr anstössig ist. Und
doch hatte derselbe Kritiker gelegentlich bei einer anderen Stelle XII 75 (in der ersten
Ausgabe) einen zutreffenden Vorschlag gemacht, den er späterhin selbst ganz unbeachtet
Hess, nämlich ai[i.az'.%alQ atayövsaat; nur muss dann auch irsrpcöv aiio geschrieben werden.
Der ganze Vers ist zu vergleichen mit III 683 sq.
^ pcüaouat §£ Ttstpat
(n\iazi, xai ttcSiov itXTjpwast iräaa yapaSpa.
Vielleicht hat der ähnliche Versanfang atjjiart "/.ai zur Entstehung der Corruptel an
unserer Stelle beigetragen.
III 806 xoöxo zsXoQ iroXsjjLoio xsXci 6sö^ oöpavov oixcöv.
Vergleicht man den Vers mit III 796
so liegt der Gedanke nahe, auch hier statt des auffälligen xoXc[Ji,oio xsXst vielmehr irdvrcov
TsXsst zu schreiben. Denn nicht um die Beendigung eines 'KÖXe^oc, handelt es sich hier,
sondern um die Zeichen, welche das Weltende bedeuten. Nachdem der Sibyllist sie
angeführt liat, erwartet man in Vers 806 einen zusammenfassenden Hinweis, der mit der
Schreibung TrdvTcov auch in ganz entsprechender Weise gegeben wird: dadurch erst wird
ein dem einleitenden Verse 796 correspondirender Abschluss der Partie gewonnen.
Dieselbe Auffassung theilt laut freundlicher brieflicher Mittheilung Herr Professor Nauck,
nur möchte er
Toöto zeXoz irdvccov öi^asc Bzoc. aWspt vai'tov
vorziehen.
III 808 sqq. taütd aoi, Aaa'Jptr;i; BaßuXcovia xziyza [j,a%pd
o'.a-po|j.avr^s icpoXMioüaa, ec'EXXdSa irsjXTroiJLSVov -jtöp
Tcdat -Tcpo^Tjtsuouaa Qso'j [i.T^vi[i.cLza ÖvtjxoIc,
&azB TrpofpYjTEöaat [xs ßpoxolc abjiy\i.aza Bsla.
In dieser von den Herausgebern gänzlich unbeanstandeten Fassung sieht man sich
vergeblich nach einem Verbum finitum um. Zum Glücke braucht man nur den Schluss
von Vers 810 mit dem von VIII 2 Osoö (XTjVtfxa-ua ^aw(o zu vergleichen, um es zu ge-
winnen. Auch an unserer Stelle war dies die genuine Leseart, die nur durch eine
Interpolation verderbt ward. Wir sind in der Lage aus den Handschriften selbst den
Weg kennen zu lernen, welchen die Verderbnis nahm. Die Leseart övvjxoli; bietet nur
die Classe *, in W steht ßporoic- Von besonderer Wichtigkeit sind die in den einzelnen
Handschriften der Familie * vorliegenden Spuren, welche auf eine Lücke an dieser
Stelle weisen: in P steht am Rande mit rother Schrift ,).£t7r£t (sie) 3üo au)(ot', und in
ähnlicher Weise war nach dem Berichte des Opsopoeus in dem derselben Classe zuzuzählenden
Codex des Pithoeus eine solche Notiz vorhanden; ebenso enthält auch der dieser Sippe
mit angehörige Scorialensis (S) diese Bemerkung; in A findet sich zwar keinerlei Hinweis
dieser Art, dafür aber deutet ein freies Spatium für zwei Verse auf die Lücke hin.
Auf Grund dieses Sachverhaltes wird es offenbar, dass im Archetyp der ersten Hand-
schriftenclasse * das letzte Wort von Vers 810 unleserlich geworden war, sammt einem
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Abh. 6
^2 IV. Abhandlung: Alois Kzach.
oder zwei unmittelbar folgenden Versen. Denn dass trotz Alexandre's Ansicht (in den
Cur. poster.), es sei hinter Vers 810 keine Lücke anzunehmen (,forte accidit ut pars
aliqua paginae vacua remaneret in codice primario, ex quo omnes superstites orti sunt.
inde communis omnibus lacunae nota'), etwas ausgefallen ist, dafür spricht der Wortlaut
der Stelle; es wird der Sibyllist nicht unmittelbar hintereinander zwei so ähnlich
klingende Verse gesetzt haben. Nachdem aber einmal das Schlusswort von 810 verloren
war. ist aus dem nun folgenden Verse 811 das Wort ßpo-oiij am Ende des ersteren ein-
gedrungen, wie es noch die Sippe ?F ausweist, in <P aber ward dafür in einer dem
Metrum entsprechenderen, äusserlich glatteren Fassung övtjtoic eingesetzt. Auf diese Weise
erklärt sich die Verderbnis einfach. Uebrigens ist zu bemerken, dass [iTjVt[JLara von
Castalio für das verderbte [jLY]v6[Aara von ?P", resp. [JLt[JL7^[JLara von <i> hergestellt ward;
ausserdem aber ist, wie schon Opsopoeus vorgeschlagen hat, statt 'Aaaupir^^ BaßuXcbvta
nach III 160 "Aaauprr^c BaßuX(bvoc zu emendiren, so dass jene Verse nunmehr folgende
Gestaltung erfahren:
raöxd ooi 'AoauptTjc BaßuXtövo? zzijzrx {Aaxpd
oioxpo]jLar^? icpoXcTCoöaa kz 'EXXdSa xsjJLi:6[i£Vov %ö^
TCäai ':ipo(p7]Ts6oüaa ösoö jJLYjvtjjia-a ?patV(o,
* *
«Ja-c Tipo'fiTirc'jaai [is ßpoxolc aivcY{JLara Ösia.
IV 1 xXOic, Actbc 'AaiTjc (j.£Yc.Xa6/£o? Eupwii-^c ts
Die beste uns zu Gebote stehende Ueberlieferung des vierten Buches, die Hand-
schriftengruppe £1 [= QV H^ in M liegt es nicht vor) enthält die Leseart fXöxs (QxX6rc)
Xscoc, während in den übrigen Codices die Corruptel xXals steht, woraus Opsopoeus xXOc
machte. Wenn auch die Verbindung des Singulars Xscbc mit dem Plural xXöts durch
den Collectivbegriff gut erklärlich wäre, so scheint doch der Umstand, dass am Schlüsse
des Prooimions dieses Buches (Vers 22) au ^£ -nidvra, \z6iZ, öirdxo'js xxX. zu lesen ist, auch
zu Anfang den Singular xXö6t zu verlangen. Unter allen Umständen ist Volkmann' s
Vorschlag xXüts A£^ unzulässig, gegen welchen auch III 450 EüpcbirYjC z 'AaiTj? -:£
X£(Oi; spricht.
IV 13 o5 TJc, x£ 5vo<p£pf^ zz xat "/ilA^pir] ''r^iXiiz zz.
So die Ausgaben von Alexandre und Friedlieb nach den Handschriftenclassen 0
und W {P hat ^üo'f sp-Tj) ; Boissonade (zu Philostr. Epist. XII adn. 5) hat diese wegen
des doppelten -£ anstössige Lesung verbessert, indem er oo v6^ t£ 8voy£pi^ xal i^fJ-Ep*']
vorschlug, was auch von Badt in seinem Texte des IV. Buches (üeber das vierte Buch
der sibyllin. Orakel, Breslau 1878) geschrieben ward. Die für dieses Buch sonst mass-
gebende beste Sippe 12 bietet hier eine Corruptel oö vui; 3' (opa zzBzazrxi xai '^[i£pYj; indess
es scheint fast, als ob hierin die ursprüngliche Leseart steckte, welche etwa o6 vjxroc
(lipr^ ■:£ %iü ■/;|i.£p'/j (*?)(Jiaroc?) lauten mochte. Jenes zzfUazai dürfte nämlich eine aus T£ 6£dTat
entstandene, durch das am Schlüsse des vorausgehenden Verses 12 vorliegende opdiat
veranlasste Interpolation sein, die etwa ursprünglich am Rande zu Vers 13 beigesetzt war,
und zwar von Jemandem, der in den Worten v6^ und r/!X£pY; Zeitbestimmungen sah, die
ihm zu Vers 12 zu gehören schienen (ötc o-j^evöc aozbz öpdrat, Gott ist unsichtbar für
k
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 43
Jedermann bei Nachtzeit und bei Tage). Als aus dem Genetiv •^0%z6c, dann v6q ts geworden
war, könnte, wie es scheint, an Stelle von copTj in den zwei oben genannten Handschriften-
gruppen das seit Homer v 259 o 50 geläufige Epitheton Svo^spT] eingedrungen sein.
Wegen der Längung der auslautenden Silbe in vuxrö? vgl. meine Neuen Beiträge zur
Technik des nachhom. Hexameters p. 100.
IV 44 xat z6z^ s-rriyvcoGov-ai, oavjv dasßötav sps^av.
Diesen Yers kennen nur die zwei schlechteren Handschriftenclassen; dagegen fehlt
er in S2. Offenbar hat ihn auch Lactantius nicht gelesen, der Divin. Inst. VII 23, 4
(vol. I, p. 657, 1 — 6 Brandt) die Verse IV 40 — 43 citirt und hierauf zwar nicht die
in 45 und 46 vorliegende Fassung, aber doch IV 186 und 188 (Alexandre, = 186 und
187 Friedlieb), welche denselben Inhalt wie 45 sq. aufweisen, unmittelbar folgen lässt.
In Anbetracht des Umstandes, dass die Uebereinstimmung der Lactantiuscitate mit der
Ueberlieferung von £2 als die beste Gewähr für die ursprüngliche Gestalt einer Stelle
der Sibyllinen gelten muss, wird es sehr wahrscheinlich, dass Vers 44 eine Interpolation
darstellt. Thatsächlich unterbricht er auch in ziemlich nüchterner Weise den Gedanken-
gang: wir erwarten, dass nach der Erwähnung des Schicksales der SuoacßscC sofort,
zumal ja durch [jlcV und 5s ein enger Contact zwischen Vers 43 und 45 hergestellt ist,
auch das Geschick der cöasßss? mitgetheilt wird. Nicht angenehm berührt auch der
gleichlautende Versbeginn %ai tots in Vers 43 und dem in Rede stehenden verdächtigen
Verse 44.
IV 108 xal aö, Köpivös xdXaiva, Tc-k^v tzoz sirotj^st aXcooiv.
Dieser bei Alexandre und Friedlieb als Vers 108 begegnende Satz steht in der
besten Handschriftengruppe an einer anderen, offenbar an der einzig richtigen Stelle, vor
dem bisherigen Averse 105 (Kapyr^Scbv xxX.), während er in <^ als Vers 108, in ?F aber
hinter 106 (tXr^jxov AaoStXcta) vorliegt. Badt hat denn auch in seiner Abhandlung über
das vierte Buch der Sibyllen den Vers mit Recht auf den ihm zugehörigen Platz (hinter
dem bisherigen Verse 104) im Texte verwiesen. Die Erwähnung der Einnahme Korinths
gehört zu den welthistorischen Ereignissen, die in den Versen 102 — 105 berührt werden
(Bezwingung Makedoniens und Karthagos von Seiten der Römer), daher darf sie nicht
erst nach einem minder wichtigen Factum, wie die Heimsuchung von Laodikeia durch
ein Erdbeben, angeführt werden. Der Wortlaut dieses Verses nun ist in S2 folgender:
xai, aoi tdXaiva Köptvös, isViV icoXtv odet d/aoast.
Im Eingange ist natürlich %ai c6, zäXaiva Köpwös (gegen xat a6, KopWÖs zrimvirj. der
übrigen Handschriften) in den Text zu setzen. Nicht so einfach jedoch ist die Ent-
scheidung über das zweite Hemistichion, welches von <P in der in den letzten Ausgaben
üblichen, oben verzeichneten Fassung (P Sit' 5«|^£t) vorliegt, während die Classe W Zs.ip O'^si
7./,o)3tv bietet. Die etwas verderbte Ueberlieferung von i2 scheint auf die Leseart TcT^v
Tcöuv h^z.1 aAoöaav hinzudeuten. Für den ersten Blick müsste diese Redeweise Bedenken
erregen, da der Sibyllist doch Korinthos anspricht: indess ist immerhin möglich, dass
die Landschaft Korinthos angeredet wird; dann könnte der Sibyllist sagen, sie werde
44 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
den Fall ihrer Stadt schauen, ähnlich wie in dem benachbarten Verse bemerkt wird
Da aber anderseits die in <P vorliegende Fassung dem Inhalt und der Form nach tadellos
erscheint, so liegt die Vermuthung nahe, dass in £2 und ^ zwei alte Varianten über-
liefert sind.
IV 114 ApiASViTj, xai aol §e (jlsvsi SouXsioc äyd'fv.ri.
Diese Schreibung Alexandre' s, der sich hiebei an die schlechteste Vorlage ^f (Ss
%cd 001 tJ''^'*'*0 gehalten hat, ist ganz unmöglich. Die beste Classe £2 bietet xai as 5s
•xsvät, 0 aber 5s ze imi as jXcVsc. Badt dachte an xai ai^ 8s |xsv£i, was meiner Ansicht
nach nicht statthaft ist. Die ursprüngliche Leseart dürfte allem Anscheine nach %w. ötj
OS pisvsi gewesen sein.
IV 166 sq. X'^P^^"^ ^' E'^i^^vuaavisi; ic, alQipa xcbv iidpoc spytov
Dieser Leseart von <P und ?F steht gegenüber die der besten Sippe i2 X^lpctQ sxastpavtsc
SV aiöspt (nur H hat durch Versehen STrastpaviac). Wenn man die Bedeutung der letzt-
genannten Handschriftenclasse erwägt, so wird man sich kaum zu der Annahme entschliessen
können, dass der Wortlaut derselben hier bloss eine Corruptel vorstelle, wogegen das
Richtige in 4>?P" gegeben sei. Allerdings bietet das Particip s:rascpav:sc eine metrische
Schwierigkeit, da es langes a dem sonstigen Gebrauche zuwider ausweist. Man könnte
nun daran denken, dass etwa X^^P^ ^' öcE(pav~sc bIz atOspa zu emendiren sei, allein sowohl
i2 wie fpyP' deuten auf ein Verbum compositum. Hiezu kommt, dass jene Quantität in
den sibyllinischen Orakeln nicht singulär ist, sie ÜQgt auch III 591 vor:
dXXd [Jisv dsipouai itpoc otjpavöv (bXsva? dyvdc.
Wie aber die Sibyllisten dazu kamen diesen Vocal lang zu gebrauchen, ist wohl durch
die Macht der Analogie zu erklären. Vielleicht war das dem Verbum dstpco äusserlich
sehr ähnliche Wort dst5(o massgebend: im älteren wie jüngeren Epos erscheint die
erste Silbe von dsßo) (auf aüst^co aus dFsi5(o zurückgehend) in der Vershebung als Kürze
sowie als Länge gemessen, woneben in der Senkung die Kürze das Ilegelmässige ist ;
vgl. Hom. Q 519 ästS'o; Hom. Hymn. XII 1, XVIII 1, XXVII 1 und Ilias mikra Fr. I 1
ästSo), ebenso Kallimach. Fr, 138, 2, ausserdem Fr. 42 SstSst, Hymn auf Delos 304 orcä-
sioo'joiv, ApoUon. Rhod. Argon. J 1399 äst3ouaat, Orph. Litlüka 727 (Abel) astS'/jaiv
und 320 ä£too)V u. a. Nach diesem Muster scheinen sich die Verfasser der beiden Stellen
auch die Länge des a in dstpo) gestattet zu haben. Da eine Verbindung zu Anfang des
Verses 166 nothwendig hergestellt werden muss, so ist wohl x^^P^ (oder x=^P°^) ^' ^'^'^'
stpavxsc SV alöspi die einstige Schreibung gewesen.
IV 168 sq. -Tcauast 5s x^^^^'i' icdXtv, -fjv itsp dTcavcsi;
£uasßt'/]v sp{rt[jLov svl ^psaiv dax'/^OTjts.
Der Ausdruck spitt{iov ist von Alexandre und Friedlieb sowie auch von Badt in den
Text aufgenommen worden, obzwar er nur in der schlechtesten Handschriftenclasse steht.
Die Sippe £i gibt OTSptrtiAOV, welches durch das bei Lactantius de Ira Div. c. 23 vorliegende
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 45
Citat eine willkommene Bestätigung erfahrt. Die beiden ältesten Codices dieser Schrift
ri
bieten dies: Bon. nfPITIMCJN, Par. PHPIGIMCl) (das ri von erster Hand übergeschrieben).
Die Handschriftengruppe * der Sibyllinen zeugt gleichfalls für iCcpittiJLOV, indem aus
den etwas verderbten Lesearten von PB -Tispi'kixov und A iCcpi^TjjJLOV deutlich das ur-
sprüngliche iüsptxc[j.ov sich erkennen lässt. Das Schlusswort von Vers 169 daxi^OTjts, welches
0F bieten unter Bestätigung durch Lactantius (Par. ACKHCHGH, Bon. ACX€CAIT§t), ist in
i2 diesmal verderbt, indem offenbar durch den Ausgang des vorangehenden Verses
(dTcavCi?) die Corruptel daxf/oavcsc sich einschlich. Für f^v xsp, welches die Leseart von
£1 ist, liest man in den übrigen Sibyllencodices st Tisp, bei Lactantius tjv apa (irdvxsc).
IV 172 sq. Ti'jp IcjTai xazd %öa[Jiov ö)/jV %rjX a'^[j,a (JicytaTov
po[x'falat adXTcoYTsC d[JL' •JjsXtq) avtovrt.
So lautet der Text bei Friedlieb (und Badt), welcher für Vers 172 die einzig richtige
Ueberlieferung von i2 berücksichtigte, während Alexandre in der ersten Ausgabe an
der Leseart der Handschriftenclassen <1> und W
TC'jp zozrjx xatd xoafJiov, sv cp zo^jz a'^|Jia zizot.zrn
festhielt, in der zweiten aber gar noch xarä xoajAov in xard -(rd'Xi verwandelte. Was
den zweiten Vers 173 aber betrifft, so hat weder Friedlieb noch Alexandre beachtet,
dass auch hier die beste Classe i2 den richtigen Text bietet, nämlich den Dativ pO[jL!pa{q,
( VH po[i'f ata) adXiriyY^ (^i^^r möchte ich poiJi'patr^ herstellen). ,Flammenlohe wird erglühen
im ganzen Weltall und ein gewaltiges Zeichen wird es geben durch ein feuriges Schwert
und Trompetengetön bei Aufgang der Sonne'. Da aber po|JL(patcf. oäX'szv^^i ohne Verbindung
nicht wohl neben einander stehen können, so ist hinter den zweiten Ausdruck ein 6'
einzufügen. Durch den Verlust dieses Wörtchens erklärt sich auch die Corruptel oaXTrcYT**^
leicht, ebenso konnte POM<t)AIAI als Plural (statt als Dativ Singularis) aufgefasst werden.
Nachdem die Verderbnis po(X'faiat adXiriYY'^ ^^*^^ einmal eingeschlichen hatte, fand sich
Jemand veranlasst, in der Vorlage, auf welche ^ W zurückgehen, auch den Schluss von
Vers 172 entsprechender umzugestalten.
IV 183 sqq. ocot S' ()%l SuaasßtTjOtv
f;[jLapTov, Touc 5' auts 'P'^'h xard -^oirL %aX6'];ct
Tdprapd t säpcosvTa, |Xü/ot, oz'r;l'q Ss zs yi'^'^a,
oaaoi fj cüOcßsouat, irdXtv C'''jaovt stti xtia[Jiov
döavdzou [jtsydXoto ösoü xai drpöttov oXßov
TcvsOfia 6eoü Sovxoc C^öiiIV 6' äfia xaL /dptv aarol?
c'JOcßsaiv Tcdvrs? 5s rör' siao^l^ovcai saurou^
VY^iJ'Jixov TjsXCo'j xspTcvöv rpdo? claop6o)VX£C.
(o [jLaxaptaToc, sxstvov o? sie /pövov saasrat dvT^p.
Dies die Fassung in der zweiten Ausgabe Alexandre' s, nur habe ich gleich im
Verse 184, wie Friedlieb und Badt, den von den Sibyllenhandschriften gebotenen Wortlaut
aufgenommen, während Alexandre's Schreibung zobz 3" auzz yozrj icdXt yata xaXutj^cC eine
Contamination aus der Ueberlieferung der Sibyllencodices und der zweifellos alten Variante
^g IV. Abhandlung: Alois Rzach.
in den Coustitutiones Apostolorum Y 7 (p. 133, 11 Lagarde) ist, wo die Verse 179 — 191
angeführt werden. Da heisst es Vers 185
Mit den Constit. Apost. stimmt ein offenbar denselben entstammendes Excerpt im Cod.
Paris. 1043 fol. 76 verso, das ausser der Sibyllenstelle V 92 b sqq. die Verse IV 178—189
umfasst. Hier lesen wir dieselbe Version, nur ist ÖVTjtoC ausgelassen. Der folgende
Vers 185 steht nur in den Handschriften der Classe i2, die übrigen Quellen (arich Constit.
Apost.) kennen ihn nicht. Nebenbei bemerkt, rührt der Versschluss 8s TS -j-swa von
Volkmann (vgl. VII 93), in den Handschriften steht 8s ze yssvva (Alexandre in den
Curae posterior, dachte an 8s •^iB\va). Der ganze Vers ist für eine Interpolation zu
erklären, da wir an der correspondirenden Stelle IV 43, 45, 46, wo fast dieselben
Worte vorliegen, in der gesammten Ueberlieferung keine Spur eines ähnlichen Verses
(wie unser 185) vorfinden:
43 xaX zizs Suoosßsa? (xsv öizb C^^^v £(jixaXt Ttstx'^st,
45 süasßscC 8s (i.svoöaiv iizi C£^8(opov äpoupav
46 TrvsO[ia ösoü hövzoc, Co>t<v 6' ä\ia. -/.cd yö-pi"^ aürolc.
Auch Lactantius, der Divin, Inst. VII 23, 4 (= vol. I, p. 657, 1 — 6 Brandt) die Verse
IV 40—43. dann 186 und 188 anführt, scheint den genannten Vers nicht vor sich gehabt
zu haben. Schon an und für sich ist derselbe bedenklich. Denn was für ein Unterschied
wäre zwischen dem Ausdrucke Tdprapoc und \>.oyoi zu constatiren? Es können eben
nur die {Auyol -caprapso', sein-, zudem ist es sehr auffällig, dass [VjyrÄ allein im Gegen-
satze zu den übrigen Begriffen kein Epitheton besitzt. Während Tdptapa und \xoyoi als
identisch aufgefasst werden müssen, ist aber auch die Nebeneinanderstellung des Tartaros
und der Gehenna nichts anderes als eine Häufung von synonymen Begriffen: alles, was
Vers 185 besagt, ist eigentlich schon in dem Ausdrucke xou: 8' aozz X^tirj xaza. yala
y.a/.'j'l'Si eingeschlossen, parallel mit Vers 187, wo von dem.Loose der Gerechten die
Rede ist. Wollte nun Jemand die Echtheit von 185 mit dem Hinweise darauf begründen,
dass gerade die bessere Handschriftenclasse £2 diesen Vers überliefert, so ist, abgesehen
davon, dass auch die dieser Sippe angehörigen Codices nur relativ gut sind, an und
für sich aber gleichfalls viele Fehler enthalten, zu entgegnen, dass schon nach dem
folgenden Verse 186 dieselbe Sippe S2 und zwar wiederum allein einen Vers d6avdtoü
|JicY^^^-'^ ^-^'^ "^-^^ d'f6t-ov oXßov eingefügt enthält, der in diesem Zusammenhange ganz
sinnlos ist und ohne weiters aus dem Texte entfernt werden muss (nur Alexandre hat ihn
in unbegreifliclier Weise in der zweiten Ausgabe ohne jedes Bedenken aufgenommen).
Badt bildete aus dem Verse 188 und den Worten ^ai d'fÖtrov '6)vßov einen neuen Vers
i:vsO{xa ÖsoO 8övro? C">'»iv Ö' d[j.a xdrpQirov oXßov,
indem er annahm, es sei die ursprüngliche Fassung durch den von einem Leser am Rande
beigesetzten ähnlichen Vers 46 verdrängt worden, so zwar, dass nur die Clausula xd(p6lT0V
oÄßov übrig geblieben wäre. Hiezu sei das öfter in den Sibyllinen vorkommende döavd-cou
IiSYdXo'.o Osoö vorgesetzt worden. Diese Annahme erscheint mir zu unwahrscheinlich
und gekünstelt. Der ganze Vers 187 ist eine Interpolation, welche weder Lactantius
noch die Constitut. Apost. kennen und ebensowenig die übrigen Sibyllenliandschriften.
Die Verse 186 und 188 (= 187 bei Friedlieb) enthalten beachtenswerte Differenzen in
Kritische Studien zu den Sibyixinischen Orakeln. 47
dea Lesearten. i2 bietet am Schlüsse von 186 'Trduv C'^^ovi E-rrt %öa[i,ov, und dieses wird
wenigstens hinsichtlich des Begriffs %6a[JL0C bestätigt durch die Constitut. Apostel, (und
das mit diesen übereinstimmende oben erwähnte Excerpt im Pariser Cod. 1043), insofern
hier izakiv C''1<30VT (Crpoyzai Excerpt Par.) £vl %öa[JLCp gelesen wird. Die anderen Sibyllen-
handschriften haben £tci yatav, Lactantius iirt yaiYjC. Es ist demnach auch hier (wie in
Vers 185) die Existenz von alten Varianten zu verzeichnen kizi %öa[iov (ivi /töa[JLq)) einer-
seits und £7ci '(avqz (iicl '[alrj.'^) anderseits. Beachten wir nun, dass in dem parallelen
Verse IV 45 sici C^^^copov apoupav gesagt wird, so wird man sich für die Leseart des
Lactantius entscheiden. Auch im Verse 188 hat frühzeitig eine Variante bestanden.
Denn am Schlüsse desselben geht die Ueberlieferung auseinander, indem i2 (^iiir^v 5' d[JLOt
viai "/dpw aÖTTolc bietet, was auch (bis auf das richtigere 6' statt 5') in den Constit. Apost.
und Excerpta Paris, zu finden ist, während Lactantius dieser Fassung selbständig gegen-
übersteht, da er zi\).'qv H'ä\>.a xai ßcov aoxolz citirt. Die beiden minderen Classen der
Sibyllenhandschriften geben eine aus jenen Versionen gemischte Leseart C^r^v 6'd[xa xai
ßtov wjzrjlQ, die den Stempel ihrer Verkehrtheit an der Stirne trägt.
Mit dem Verse 188 hat meines Erachtens ursprünglich das Buch IV geschlossen.
Was noch folgt, ist später angefügt worden. Zunächst der Vers 189
c'JOcßsaiv Tzdvzzz 3s ziz cb6'J;ovta: ia'JzcÖQ.
Diesen kennen zwar die Constit. Apost. und sonach auch das Pariser Excerpt, schon
das erste Wort jedoch macht ihn sehr verdächtig. Wozu muss betont werden, dass von
den suasßss? die Rede ist, da es doch 186 ausdrücklich heisst oggo!. 3 söasßcoyct? Warum
war es denn nach dem mit 188 (187 Friedl.) gleichlautenden Verse IV 46 nicht noth-
wendig nochmals zu bemerken, dass die aörot die söasßss^ sind? Uebrigens schwankt die
Ueberlieferung in diesem Ausdrucke stark: £2 bietet cüasßcOt (// süacßsast), in den Constit.
Apost. haben die Codd. y lo ctjasßsat, aber z s'jasßs'josc, w oi s'jasßsii:, das Pariser Excerpt
S'JosßoOor, die übrigen Sibyllenhandschriften theils soasßctTj (0, unter dieser Familie
bietet A eöae^i-Q), theils cüacßtTj (f). Der luterpolator hat offenbar den Dativ eüasßsatv
gewählt, um einen gewissen Anschluss an den vorausgehenden Vers zu gewinnen. Der
weitere Wortlaut ist kritisch höchst unsicher: i2 gibt unmetrisch 'jcdvrS(; 3s zizz %6(];ov~ai
ia'JZijÖQ (in Q ist übrigens durch die Buchstaben sa über der Endsilbe von xo'iovrat die
Variante '/.o'j/ovrc^ angedeutet); in fp dagegen lautet die Leseart %mzsz Zk ziz ciac/Vrat
ydpiv aöroi? (aötoic Ä)^ was dem Schlüsse des vorangehenden Verses entnommen zu sein
scheint. Als einzig annehmbare Ueberlieferung ist die von den Constit. Apost. (und dem
darauf basirenden Excerpt) gebotene TcdvtcC os ziz sloodiovrai ia'jro'j? (cod. x zlz o'|ovxat
und so auch das Pariser Excerpt, wo -/.ai züzz tr^ xäv für TcdVTcC 3* zhz steht); auf die-
selbe Version scheint die Corruptel in f Tidvcsc 3o zrtz otaovtat, saytou? zurückzugehen
und auch die von i2 dürfte mit ihr zusammenhängen. Ist nun aber die Ueberlieferung
in den Constit. Apost. überhaupt richtig, so muss gleichwohl der Vers als ein sehr
unglücklicher bezeichnet werden: er ist ebenso nichtssagend in Bezug auf den Inhalt
wie unbeholfen im Ausdrucke. Wie soll man sich darnach das selige Leben der Gerecliten
vorstellen? Und nur einem Versuch des Interpolators, diesem augenfälligen Gebrechen
abzuhelfen, sclieint der nächste Vers 190 vyj3u[jiov Y^eXiou TspTcvöv tpdoc siaopöcovrs? seine
Existenz zu verdanken, den einzig die Handschriftenclasse i2 enthält. Weder die anderen
43 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Sibyllenhandschriften noch die Constit. Apost. (respective das Pariser Excerpt) haben eine
Spur davon. Er besteht fast ganz aus homerischen Wendungen: V7]3u|Jiov aus Hom. B 2,
wegen tjcMou -spicvöv (pdoz vgl. Hom. J 605 Xa|j.7cpöv rpdoz vjsXtoto, eiaopöwvTSt; aus Hom.
/ 229. Unangenehm berührt ausserdem die Wiederholung desselben Verbalausdruckes
cböfl'OV'cat und sioopöwvtsc
Was endlich den letzten Vers 191 anbelangt
Co |xaxapca-öc, sxslvov ö? ec ^povov laoc-cai ävv^p,
wie die letzten Herausgeber nach. <P und W geschrieben haben (nur hat letztere Classe
sxctvoc), so ist zunächst zu bemerken, dass die Sippe £2 die bisher unbeachtet gebliebene
richtigere Version
(0 [i.axapto'cö? sxslvoi; stti y%ovhz saactat ävVjp
bewahrt hat. Allein ursprünglich ist der Vers an dieser Stelle keineswegs (die Constit.
Apost. kennen ihn nicht), sondern er ist aus III 371, wie schon Opsopoeus vermuthete,
hierher versetzt worden, wahrscheinlich, um einen emphatischeren Abschluss des Buches
zu erzielen. Während er aber an seiner eigentlichen Stelle III 371 vortrefflich in den
Zusammenhang passt, wird es jeder Leser fühlen, wie wenig er hier angemessen ist.
In geschraubter Weise muss, wenn man eine nur einigermassen angehende Relation
gewinnen will, der Ausdruck sxclvoc ävVjp auf die in Vers 186 (resp. 189) genannten
c'J3£ßscC bezogen werden. Demnach wird auch dieser Vers als eingeschoben in Klammern
zu setzen sein. Und so gestaltet sich der Schluss des vierten Buches, wenn Vers 187 (der
zweiten Ausgabe Alexandre' s) ganz aus dem Texte gestrichen wird, folgendermassen:
öaoi 5' uTcö SuoasßtTjatv
Y;[iapTov, xouc 8' aurs ypvri xaxd -^oXa xa).6(|;£t
[Tdpxapd z sopcbsvra {Jiu)(oi ozo-^bq ts '{izvva..']
oaaoi 8' £6a£(3iOaat, irdXtv Z'fio'j^z iid yaiYjc
-jcvcötxa 6£oO 8ÖVT0C C.wri'^ 6' djxa xai x^P'*^ a6xol<;
[£6asߣat.v r^oyzzz 8£ xox' £laö']/ovcai iwjzmci
VT^o'jjjLov TjEÄiou T£p'n;vöv <pdoc £iaopö(OVC£C.]
[(o {laitaptatö? ixctvoc sici yBo^oi^ üaazzai dvT^p.]
Hiebei ist zu beachten, dass in den ersten Versen alte Varianten bestanden, und
zwar '^ixap-ov ÖVTjrot, zo'jz o ao ird/a yalri %rx\ö<hai nach den Constit. Apost., C'»/<30vx eici
y.öa|JL0V nach i2, ujxyjV Ö' d[JL7. xal ßtov aütoic nach Lactantius.
V 1 sqq. dX).' dY£ [xot axovösvxa ipövjv %A£cvcT)V xs Aaxtvcüv.
TJ xo: |x£V Trpoixiaxa jX£x £aaojX£vouc ßaaüTjac
AcY'Jirxoo, zrj'jQ -jrdvxac ia'/j itaxd 'cata (p£p£a%£
xal [jL£xd xöv TIeXXyjS xoXiYjXopa, xqi uico icdaa
dvxoXtTj (iärJd\xaazo v.a[ EoircptTj itoX'joXßoc,
ov BaßuXdüv '/^XcY^E, vexuv S' (iopsee $iXtxTü(p
oö Atöc, o'J% i\|xiJL0iV0(; älribia r^YjjxiyOsvxa,
saaovxat y£V£-?;c xs %ai a't|Jiaxo? 'Aaaapdxoto
oOc X£^£t, TpOtTj? OC XIC TCUpÖC loXlOcV ÖpjAYjV.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 49
xoXXouc 5' au [ist avaxtac, dp7]t<pOvO!Jc jj,std (pcöta?,
xal [isxd ÖYjpö? Tsxva -cd UTzkoa iiTj^wOcpayoio
sarat ava^ icpcorta-os, oziq §sy.a Sic xopu^oöast
YpdjJLfJiaroc dpyoiJLSVou.
Die Verse habe ich in der Fassung der zweiten Ausgabe Alexandre's hergesetzt.
Zum Glück ist der Anfang des zwölften Buches der Sibyllinen vollständig diesem
Prooimion des fünften entnommen. Da wir nun jenes durch die Handschriften QVH
überliefert besitzen, deren Wert gegenüber den beiden anderen Classen schon öfter
betont ward, so wird es mit Hilfe derselben möglich, die im Eingange des fünften
Buches begegnenden Corruptelen, welche in der minderwertigen Ueberlieferung der
Familien <P und W vorliegen, zu beseitigen.
In Vers 1 fehlt in der Fassung dieser letzteren das Verbum, resp. der Imperativ, den
wir nach dys erwarten, und ausserdem ist TS nach /.Xstvcöv durchaus unstatthaft. Alexandre
beliess aber, wie die übrigen Herausgeber, diesen Wortlaut, ja er sucht ihn in der zweiten
Ausgabe zu vertheidigen durch die Bemerkung: vacare potest ista vocula (xs) Sibyllino
more vel copulae vicem gerit ,etiam, praeterea'. Die Wendung xXstvwv ts Aarivtov
kommt allerdings in den Sibyllinen vor XII 34 (XIV 31 ist es falsche Conjectur von
Alexandre), aber an unserer Stelle hat sie nicht die mindeste Existenzberechtigung. Es ist
vielmehr nach der Leseart von QVH in XII 1 (xX'jaXaTtvaSdwv) zu corrigiren xX6s Aanvt-
3d(ov, wie in dem letztgenannten Buche von Alexandre selbst im Texte geschrieben ward.
Nicht minder ist (xs-:' SGao(j.sv&'j? ßaaiÄTjac zu beanstanden, wie die Sippe ^ bietet
(P jxs'sasoiXsVO'Jc), während die Classe ^ gar die ganz verderbte Leseart [xst(ovo|J.aa{A£Vouc
überliefert. Der ganze Tenor der Stelle spricht gegen ein Participium Futuri: die Ereig-
nisse, welche der Weltherrschaft der Bömer vorausgehen, werden als bereits geschehen
erzählt, wie die Praeterita in den Verbalausdrücken anzeigen. Wiederum bietet der
Eingang des zwölften Buches eine befriedigendere Fassung, indem dort in QVH {ist'
ö/.).'j[JL£Vou? ßaaiAtjOts zu lesen ist.
In Vers 4 dürfte für z(b Otuo die im zwölften Buche vorliegende Leseart q) otzo vor-
zuziehen sein; es ist wohl zq) uico durch den scheinbaren an dieser Versstelle ganz
legitimen Hiatus veranlasst worden.
Die Differenz in der Ueberlieferung des Verses 5, wo an unserer Stelle §s§d[j.aato,
im zwölften Buche aber ßsßöXYjto gelesen wird, ist dadurch zu erklären, dass ßsßöXTjto
als der ungewöhnlichere Ausdruck (der aber gerade bei den Sibyllisten beliebt ist)
durch SsSdiiaaro glossirt und dann in den Familien fp und W im fünften Buche durch
dieses verdrängt worden ist. Im folgenden Vers 6 hat schon Alexandre das corrupte
vsY^v von <P (resp. vaisiv von W) durch vsxuv aus S2 im selben Verse des zwölften Buches
ersetzt, ebenso in Vers 7 dXTjQca, während die Codices an unserer Stelle aky]bri bieten
(vgl. auch XI 197).
Noch mehr in die Augen fällt die Wichtigkeit der Familie ^ = Q V H in den
Versen 8 sqq., die in den Codices, welche den Anfang von Buch V enthalten, stark
verderbt vorliegen. Zunächst ist zu bemerken, dass der Name 'Aaaapdxoto, welchen fp
als ir. aapaxoio, W gar in cö? aapxö? rs verderbt bieten, in £2 nur wenig entstellt bewahrt
ist in der Form dadpxoto; das Richtige hat schon Castalio restituirt. Am Eingange
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Abb. 7
50 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
des Verses 8 lautet die Ueberlieferuug im fünften Buche saaovxat, so dass also hier
bereits das Verbum finitum des Hauptsatzes in der mit Vers 2 beginnenden Periode
vorläge. Und von diesem Gesichtspunkte aus haben sich denn auch die Kritiker bemüht,
einen leidlichen Sinn in die verderbte Stelle hineinzubringen; es heisst nämlich im
folgenden Verse 9 in 0 d? sSst TpotTjv, in W aber oaÖ' s^st TpocTjv; hiefür vermuthete
Castalio oQc ts^sc oder tc'jl;si und später veränderte Huetius den Accusativ TpoiYjv in
den Genetiv TpoiiQi;, der dann von wupöc 6p|J.TjV abhängig Aväre. Darnach hiesse es: ,nach
der Herrschaft der ägyptischen Könige und der Makedonier werden des Assarakos
Nachkommen erstehen, die da erzeugen wird der, welcher Trojas Flammengluthen
durcheilte'. Man sollte meinen, dass, da nach einer längeren, vorbereitenden Aus-
einandersetzung das Hauptverbum einsetzt, nunmehr eine wichtige Thatsache ausführ-
licher berührt, also etwa eine Weissagung über das römische Königthum und die
Republik angefülirt werde. Allein hierüber wird mit zwei kurzen Versen hinweg-
gegangen und erst mit Vers 12 gelangt der Sibyllist zu seinem Gegenstande, den Prophe-
zeiungen über die römische Kaiserzeit. Diesem Vorgange gemäss wäre zu erwarten,
dass dann auch die Verse 8 und 9 zu der einleitenden Partie gehören, d. h. dass das
erste Hauptverbum erst im Vers 12 vorliege, wo vom Begründer der Kaiserepoche,
Julius Cäsar, die Rede ist. Diese Vermuthung wird zur Gewissheit, wenn man die
entsprechende Stelle im zwölften Buche ins Auge fasst, wo thatsächlich jenes auch an
und für sich schwäcliliche Saaovtat durch xai |JL£Td tov ersetzt ist; statt der Corruptel
im folgenden Verse 9 aber lesen wir da hz (xöXsv sx TpoiY^c, oc zic zupo? SGyiasv 6p[i.T^v
mit Bezug auf rov ysVcTj? ts xal ai|JLaxo<; Aaaapdxof;. Damit erscheinen auch die Verse 8
und 9 in die Einleitung eingefügt, und es werden als Vorläufer der römischen Kaiser,
wie früher die Könige Aegyptens und Makedoniens, auch Aeneas und die Könige von
Latium (Vers 10) und dann die eigentlichen Stifter des römischen Reiches, die von der
Wölfin gesäugten Kinder, angeführt. Wir werden uns also auch hier an die bessere
Tradition der Codd. £1 = Q VH in Buch XII halten und aus diesen den Wortlaut von
Vers 9 emendiren müssen. Für xal [AcTd Or^po? tsxva xd ScTcXöa !J.7jXo<pdYOto, wie unsere
Handschriften in Buch V überliefern, ist demnach aus £i (in Buch XII) zu schreiben
%w. |Actd Tfi'Kiä'/'j'JZ ÖTjpöc rsxva jXTjXo'fdYoto.
Im letzteren Buche folgen nun noch zwei Verse, welche die republikanische Epoche
Roms erwähnen, und dann erst wird zum römischen Kaiserreiche übergegangen. Dass
diese ursprünglich auch im fünften Buche, dessen Prooimion vom Verfasser des zwölften
herübergenommen ward, gestanden haben, ist wohl zu vermuthen, zumal der Anfang des
Verses 12 im fünften und des Verses 14 im zwölften Buche wieder zusammen stimmen;
im Buche V ist aus XII loasx' zu schreiben, während die Handschriften des erstgenannten
das minderwertige iozai bieten.
V 51 rpcic dp^o'jotv 6 8s TpttaToc a'fwv ö'^s xpati^ast.
So liest man in den letzten Ausgaben auf Grund der von Alexandre herrührenden
Fassung des Verses. Die handschriftliche Ueberlieferung ist corrupt: die Classe <P bietet
tpclc dp^ouoiv 6 §£ rptto; Ö(|j£ xpatv^ast icdvrcov,
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 51
woraus Opsopoeus seinerzeit dTcdvccov machte, um einen möglichen Vers zu erhalten; in
der anderen Handschriftenclasse ?F hingegen steht
Tpcl? dp^ouaw 6 §s xpiTaTO? atpcöv btj^e ts xpati^asi,
was Alexandre zur Grundlage seiner Version nahm, obgleich es die Leseart der
schlechteren Codices ist. Von vornherein muss jedem Leser die abrupte Ausdrucksweise
zpzlz dp^ouatv, die mit dem Vorausgehenden in gar keinem Contacte steht, besonders
auffallen. Aus diesem Bedenken ergibt sich aber sofort auch der richtige Fingerzeig
zur Heilung des Verses: er ist am Anfange verderbt und am Ende interpolirt. Merk-
würdiger Weise verfiel noch kein Kritiker darauf, diesen Vers mit der wiederum im
zwölften Buche begegnenden Nachbildung zusammenzustellen. Dort lesen wir Vers 176:
TÖv [iSTa zpscc ap^ouacv 6 Ss zplzoz h'^k xpar/]a£t.
Die Handschriften des zwölften Buches 12 = QVH haben also die richtigere Version
bewahrt. Nach dem Verluste des die Verbindung mit dem Vorausgehenden vermittelnden
xöv \iiza ist, wie <P ausweist, ein allerdings etwas kläglicher Versuch gemacht worden,
den vollständigen Hexameter durch Anfügung des unstatthaften itdvTWV herzustellen,
während in der Vorlage von ?F die Interpolation in der Mitte des Verses angebracht
ward (und zwar noch mit überflüssiger Einschiebung des Wörtchens xe). Sollte es noch
nothwendig sein, die Richtigkeit unserer Auseinandersetzung durch ein weiteres Argument
zu stützen, so ist nur darauf zu verweisen, dass die Eingangsworte, resp. das erste
Hemistichion bei den Sibyllisten in der auch hier nothwendigen Fassung wiederholt
verwendet wird; ausser XII 176 verzeichne ich
VIII 65 tov [isra xpcic dp^ouai iravuaratov "^iJ-ap s^ovrec
XII 95 röv [isxa rpstc dp^ouatv §'jra)Vü[j.{-(jac Xa/ovcsc
XIV 58 TÖv (xs-ca Tpslc dp^ouatv uicspßtov -^xop £)(ovtsc.
V 55 sqq. xat ev iraXdjxatai xaxaiaw
saastat ri\s.azi z(ptz, orav Tcoti NscXoc öSsuaifj
hc, %X6a£t y-^v 'Jtäaav, snapScüaai 8s ßporoiat.
Unmöglich kann gesagt werden NsiXo? 68£6a'(] yo^tav oX*/jv, da eine solche Verbindung
dieses Verbums mit dem Accusativ unerhört wäre, vgl. V 465
£tj6'X ßdpßapoc lyKoz ez 'Aai8a yalav 65£6a£t;
es hat daher Ludwich mit Recht die verderbte Stelle III 367
£ipT^V7j §£ '(aXri'^bz sv 'Aai8t -^cdav i^zöosi
durch die Schreibung £C oder e% 'AatSa yatav verbessert. Man könnte nun auch hier
daran denken, etwa o^suarj y'^'*' ^<p' ^^t^v zu schreiben: indess mahnt der Umstand, dass
von der Ueberschwemmung des Nils die Rede ist und scoc iCTjytbv hiv-o. xat £^ hinzugefügt
wird, was zu ö5£6aifj nicht wohl passen könnte, eine andere Emendation zu versuchen.
Ich vermuthe, es habe die genuine Leseart gelautet: orav Neiaöc '7uox£ Seuot] yatav oXtjV
AiyoTZ'rjy, zumal der Sibyllist an der homerischen Wendung Seö« §£ ya^^v A 655, 0 119,
52 . IV. Abhandlung: Alois Rzach.
y220, i 290 eine directe Vorlage haben mochte. Dass es dann in Vers 57 heisst siiap-
Ssüoct 5s ßpoiotat, kann für diese Conjectur kein Hinderniss sein, da der ganze Vers
die Wirkung der Nilschwelle, die Ueberfluthung des Landes und die Bewässerung desselben
im Interesse der Bewohner auszudrücken bat, während in Vers 55 einfach der Eintritt
der Ueberschwemmung erwähnt wird.
In Vers 58 ist die von den Herausgebern reciplrte Conjectur von Opsopoeus xX'jast
für das handschriftliche xXaöasv (*), resp. •äXüos {W\ zu %/.6aa£C zu verbessern. Die
Corruptel x^aOasv drang aus Vers 60 (xXaua'o) ein. Derselbe Kritiker hat auch schon
sicap5s'J3£i aus dem in <P überlieferten STCap^süaat, wofür \F STcdpScUOc bietet, hergestellt.
V 60 Meix^c, O'j (jlsv xXaua-/] üirsp Abfdizz'jii va \).i'(ioza.
Da wir V 64 in der Clausula lesen aüyoOaa [xiyiaza, scheint es nicht unmöglich,
dass in unserem Verse ursprünglich (iirsp AiyÖTTTOio [idhaza. gestanden hat, welch letzteres
durch |ASYt3ta verdrängt worden wäre.
V 68 sqq. dv6' wv e^sfidvTjC iz sfiouc T.al^az 6soyptaTouc
■Arxi Tc xrfxqy (orp'jvac £V dv5pdac tois dYaQotaiv,
iisiQ öy-i TÖaojv rotav xpo'föv stvsxa ttoiv'^c.
Statt ^axT^v haben einzelne Handschriften 'mv-rf^j worauf Alexandre in der Note
zur ersten Ausgabe aufmerksam machte, ohne sich indess veranlasst zu sehen, diesen
Accent zu recipiren; vielmehr bezieht er x,a%T)V in der zweiten Ausgabe seltsamer Weise
auf Rom: ,Romam enim intelligit Noster ab Aegyptiis contra Judaeos exasperatam'
(er möchte deshalb auch zt: dv5pdat geschrieben wissen), indem er unter rotav xpotpöv
(soviel als 6p£{Ji{j.a, ,raro sensu') wieder Rom versteht, die ,alumna Aegypti dura et in-
grata'. Kein Unbefangener dürfte dieser Ansicht beipflichten. Es ist vielmehr entweder
xat Tc xdxr^v oder besser, wie früher schon Badt vermuthet hat, %ai f.ifi-qv zu schreiben
und statt -cotav tpo'fov etwa toIov xpooc (solche Drangsal) oder xolov rpoirov, wie mir
Hofrath von Hartel vorschlug. Möglicherweise hiess es ursprünglich auch sv dvOpwTioii;
dyjiOo'.atv statt des überlieferten sv dvSpdat znlz dYa6oloiv.
V 85 TCoiY^aavro, {idrrjv ys TCcTrotOörsi; £V z'jirjözrjic,.
Diese Schreibweise der schlechteren Classe W haben die letzten Herausgeber ohne
Bedenken in den Text gesetzt; aber eine Construction TzzizfAböz^z iv toco'jzoi? ist etwas
Unerhörtes. Wir werden auch hier zunächst von der Ueberlieferung der besseren Sippe ^
auszugehen haben; diese enthält nur die Worte irotiQaavxo [xarr^v to6-oic, die Lücke ist
in P eigens mit rother Schrift vermerkt: Xsotsc ro ttXeov toü (jziyoo. An dem erhaltenen
Versreste icoiV^'javro (xdnrjv Toutotc darf nichts geändert werden; dagegen scheint sich
in W aus der ursprünglichen Fassung noch der Ausdruck iteTzoiBözaQ (nebst '(s.) gerettet
zu haben, so dass wohl die Worte Tror/^aavto [j.dxYjV touTOtc ys oder xoÜTOtat irsTcoiOötci;
als echt anzusehen sind; oder sollte der Vers icotT^aavro [idTTjV ys TCSTCOtöÖTS? siötöXoiatv
gelautet haben? Im Archetyp sind die.ser und die folgenden Verse (vgl. V 87 — 92)
durch Zerstörung des- Handschriftenrandes am Schlüsse verstümmelt worden.
Kritische Studien zu den kSibyllinischen Orakeln. 53
V 92 b sqq. -^^cC 5' "Jjspcoc sici ab"^ Sdicoc, mazB jaka^a
xai OYjv Tzdoav bXsi yai^av avQpcoTcoi; xa^ö-cs^voc
al[j.att xat vsxusaat icap' EXTCdyXoiat ts ßa)|xol<;
ßapßapöfppwv aöcvapöc xoXuSct'j.axoi; d^pova Xyaacöv
ica|j.x>.7j6si (j;a[xa97j5öv dirat^tov aov oXsOpov.
Dies ist die Fassung der Stelle in Alexandre' s zweiter Ausgabe. Den Vers 92 b
hat er hier zum ersten Male aus einem im Cod. Paris. 1043 enthaltenen Excerpt auf-
genommen. Durch die Grüte des Herrn Professors Wessely, welcher während seines
Pariser Aufenthaltes im Sommer 1888 die Handschrift für mich einsah, bin ich im Stande,
verschiedene Verbesserungen des Textes beizubringen, die sich aus der neuen Collation
ergaben. Die Handschrift, über welche Alexandre nur ganz oberflächlich und ungenau
in der Note zu dem Verse in der zweiten Ausgabe eine Bemerkung macht, ist eine
dem 15. Jahrhunderte angehörige Miscellanhandschrift in 12", Papier, mit den alten
Nummern 2215 und 3533, jetzt mit der oben erwähnten Signatur 1043 (= Catalogus
codicum ms. bibl. regiae tom. secund., pag. 207 a, ms. Graec. MXLHl). Sie enthält
meist theologische und patristische Schriften und Excerpte, mystische Excurse, Astro-
logisches und Astronomisches, auch ein metrologisches Excerpt. Auf p. 76 (nicht 96,
wie Alexandre angibt) verso stehen zwei Stellen aus den Sibyllinen mit der Rand-
bemerkung ai^oXkriz i% zoö ß' Xöyou (oi^o^ ev.^ ß' Xöt) in rother Schrift, und zwar
V 92b — 96, dann nach einem besonderen Verse, den ich unten anführe, V 100 — 110
inclusive, und zwar ohne Versabgrenzung; darnach die Worte r^c auf/jc otßöXXyjc £* t^C
SsoTspac TcapooiicLC, zoö yptaxoö mit der dem Citate in den Constitutiones Apostol. V 7
(p. 113, 11 Lagarde) entsprechenden Stelle der Sibyllinen IV 178—189 (siehe zu IV 183).
Hieran schliesst sich dann eine spfJiTjVcia, d. i. eine Paraphrase der Partie V 92 b sqq.,
zu deren Besprechung wir zurückkehren.
Der durch das Pariser Excerpt neu gewonnene Vers 92 b, welcher in den Sibyllen-
handschriften in die grössere Lücke nach 92 fällt, ist von Alexandre schlecht gelesen
worden, denn in der Handschrift steht klar tj^cL ydp lleparfi und nicht tj^sc §' vjsptoi;.
Entsprechend heisst es in der £p(JLYjVs{a: l§otJ sie aöti^v töv irspoYjV Xi-^Bi epyßoHoLi auv zC^
dvTt^^piarq) oto? oua|i,(bv xtL Damit gewinnen wir sofort das vermisste Subject. Die
folgenden Worte lauten siri aov Saic, d. i. ^dizoc,, was Alexandre durch V 342, wo öXoov
Sdirot; überliefert ist, zu stützen suchte. Da aber der Ausdruck Sdrcoc, welchen der
genannte Kritiker für eine abgekürzte Form von Sd'jreSov hält, sonst nicht belegt ist, so
bleibt .es sehr fraglich, ob nicht -^oltzoz (oder tc£§ov?) herzustellen ist.
Im nächsten Verse 93 ist es mit der üeberlieferung nicht besonders gut bestellt,
in ff» steht
•AO-i a'/jv icdaav öXst yatav dvöpcoTtouc *axox£)(Vou?,
in W
xai OT^v Tidaav oXsi yalav xai dvGpwTCotJc xaxotäpoüc,
im Pariser Excerpt
xai Y>3V hkzizai Ttdaav a.[C dvSpcöv xaxor£/v(o;
Castalio versuchte die Schreibung xal ai^v icdaav oXsl yaiav dv6p(OTC0c xaxö-cs/voc, Volkmann
wollte xdvÖpwTCOi: aifjv irdaav öXsi '{alav %a%6zeyyoQ. Beachten wir die Version im Pariser
Excerpt und den oben erwähnten Anfang der £p(X7jvsta, worin a6v ttp dvityptaTcp nur
54 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
auf das etwas verderbte 5.\L ävSpwv xaxozspco gehen kann, so ist vielleicht zu schreiben
xai Y^'' itäoav öXsl d|JLa z dvöptöiroo; %a%oziyyvjz.
Sehr schlimm steht es mit dem Verse 94. Die Ueberlieferung der Sibyllenhandschriften
al[).azi xal Vcxusaat itap' sxitdyXoiat xs ßa)|jLoi(;
(wofür LA zap" ExirdYXotc zs, F -jcapsxicdYXot? ts bieten), ist sinnlos; leider bringt uns
hier das Excerpt keine Heilung, auch in diesem ist der Vers verderbt in der Form:
ai|Aau xai vsxüeai ■rcapel spst %cd ■Tcapd ßcojjioic.
Das eine aber geht aus dieser Leseart hervor, dass izap' exirdYÄocai rs ßco[j,ol^ offenbar
auf Interpolation beruht und der Versschluss wahrscheinlich so gelautet hat, wie ihn die
Vorlage des Excerptes bot; das vorangehende Epitheton scheint mir, soweit die Corruptel
Ipsi xat einen Fingerzeig gibt, ispoic gelautet zu haben. Was endlich in itapsi steckt,
wage ich nicht zu entscheiden. Demnach wäre wenigstens ein Theil des Verses herzustellen:
aifiati xal vsxüsaat .... ispotc irapd ßo)[Aolc.
Im folgenden Verse 95 gibt das Excerpt statt -iroXo^scixaroc der Sibyllencodices
den Ausdruck iroXuatfiatOi:, der viel besser in den Sinn passt; letzterer begegnet in
diesem Buche auch Vers 461.
Der Eingang des Verses 96 wird so festzuhalten sein, wie ihn im Allgemeinen die
Sibyllenhandschriften bieten: Tzrx^%K-fibs.i (<P icajjnrXTjÖl) '];a[JLa6Yj5öv (so A^ die übrigen Codd.
^j;a|j.{iaOTj5öv), während das Excerpt auvjuXiQÖci (j;a[iji.a6'.5(«v enthält. Im zweiten Hemi-
stichion liest man nach der Ueberlieferung der Sibyllenhandschriften dicat^tov aov oXcÖpov,
im Excerpte aber £[xiraiC<üV aov oXsQpov; Volkmann hat STcat^cov vorgeschlagen, während
Alexandre zweifelnd an diccf^cov iz aov SXcOpov dachte. Die von Volkmann vorgebrachte
Conjectur hat jedoch das Missliche, dass der Accusativ aov ^XsÖpov davon nicht abhängen
kann: man sagt zwar zeiyoz BTzai^ai Hom. M 308 im Sinne von , angreifen' oder STcai'^at
[iöOov tiuxcov H 240 , heranstürmen in das Getümmel', aber hier bezeichnet oXsöpov den
Zweck; mit Rücksicht nun auf die Leseart des Excerptes sixTcaiC^JV möchte ich an sicat-
Y'wCw £c oXs6pov denken (das Particip schon homerisch B 148), da das Wörtchen aov im
Zusammenhange wohl entbehrt werden kann.
V 98 vlaöaszai Aati; oXtj
Das Excerpt kennt den Vers 97 nicht, aber auch für die beiden folgenden 98 und 99
finden wir nur die Worte icdaa )rO(i)V 9pr^VT;a£t. ßaadstav iroXüxXuarov. Vermuthlich war
die Vorlage an dieser Stelle irgendwie unvollständig oder verderbt, so dass sich der
Schreiber mit den Worten iröiaa y6(bv 6p7]V7]act begnügte. Die £p(JLrjV£{a sagt uns nichts
Neues: *ai KiyBi xäaav dqv y'^Jv ÖpiQVslv tY/V ßaadstav twv p(o|JLa{(ov. In Bezug auf die
beiden letzten Worte ist zu beachten, dass sie umgestellt einen Hexameterschluss
ergeben xoXuxXoc-ov (iroX6x).auatov?) ßaaiAstav. Immerhin konnte daher noch eine andere
Version an dieser Stelle existiren.
V 100 sqq. aötö; S' 6c llspaöw Xdyßy, AiY^irtov TuroÄcixt^st,
xTstvac dvöpa sxaorov oAov ßiov BQi.k'j.Tzd^si,
Äaic [JL£V£W [Aotpav xpcrdtTjV o£tXolat ßpotoiatv.
Auch für diese Stelle bietet das Pariser Excerpt, welches Alexandre zum Schaden
des Textes nur für den Vers 92 b beachtete, einige willkommene Verbesserungen. Jetzt
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 55
erst wird der bisher sinnlose Vers 100 richtiggestellt. Hier wird zunächst das von P
allein gebotene aüto? 5' (die anderen Sibyllenhandschriften a()zöz 6') durch das Excerpt
bestätigt, sonst aber der Vers wesentlich emendirt durch die Fassung aütö? §', (o? Dcpacbv
E)^a/sv yaiav (yatav Exe.) 7CoX£[j(,{(;£i. Nunmehr wird Ilopacöv verständlich, das von yalav
abhängig ist, während in der bisher bekannten Fassung üepacov Xd)(cV zusammengestellt
werden musste, was keinen Sinn ergab. Aiyuntov im bisherigen Texte ist nur eine
Glosse zu dem missverstandenen yjxoy^ das man von -xcoXsjxt^si abhängig machte, was
nicht zulässig ist: das letztere Verbum ist vielmehr absolut gebraucht. Das Missliche
unserer Stelle fühlte übrigens auch Alexandre, wenn er in den Excurs. ad Sibyll. p. 594
unter der E-ubrik ,Accusativi usus haud ita rectus' auch diesen Vers [Av^OTZxnv r:zokz.^lt,zC)
anführt. Zu bemerken ist noch, dass durch die Leseart -TCoXsixt^st nunmehr auch die
Conjectur des Opsopoeus, welcher aus dem %zrikz\i.[t,'-n der Sibyllenhandschriften xtoXs-
(it^ä'. machte, eine Bestätigung erfährt.
Im nächsten Verse lesen wir im Excerpt xzcivac t avSpa sxaaTov, während in den
Handschriften das t fehlt, obzwar es wegen der Verbindung der zwei Sätze durchaus
nothwendig ist. Deshalb hat auch Alexandre an die Einfügung dieser Partikel gedacht,
ohne sie indess wirklich in den Text zu setzen. Am Schlüsse des Verses ist im Excerpte
irrthümlich iz'XTzaXkö.izi statt s^aXaird^st geschrieben, im Verse 102 in byzantinischer
Schreibweise {j,6pav für {xotpav.
V 104 a6[jL7:aaav •^aXtri xoXcopxwv, iräaav spvjjjicöv.
In diesem Verse liefert das Excerpt abermals eine beachtenswerte Leseart im Vers-
schlusse: xal %ar£p7j[i(öv. Diese ist der in den Sibyllenhandschriften vorliegenden Tcäaav
£pY)[ji,(öv entschieden vorzuziehen, da ja iräaav zu a'JiJLiraaav keine Anaphora vorstellt und
eine Verbindung sehr erwünscht erscheint.
V 105 sqq. kkX ötav ö'];oc s/'^Q ^pot'cspöv %al xdpßoc ä'/jSsc,
rfißi S' ay |xaxdpcov iösXcov itöXiv i^aXaTid^ai
xdxsl ziQ GcöQcV aQsvapöc ßaatXsy? k.r.'m]i.'f%zlz
Tzdvzaz bXci ßactXsis \izyakooc, xat dvSpac äpiaxou?"
eW ouTO) xrÄGiz Eotai uir' d(p6(tof) dv6p(o7roiatv.
Von besonderem Werte für diese Stelle ist der Umstand, dass sie nicht bloss in
dem Pariser Excerpt, sondern mit Ausnahme von Vers 105 auch bei Lactantius Divin.
Inst. VII 18, 6 (p. 643, 1 — 4 Brandt) vorliegt. Mehrere vortreffliche Lesearten, die wir
in den Sibyllenhandschriften nicht vorfinden, gewinnen dadurch, dass sie in den beiden
genannten Quellen geboten werden, gegenseitige Bestätigung. Zunächst lesen wir bei
Lactantius sowohl wie im Excerpte
riQBi xal {xaxdpwv eÖsXcov iröXtv e^aXaird^ac.
Dies verlangt auch der Sinn, das steigernde %at lässt das frevelhafte Beginnen ganz
anders hervortreten als das schwächliche 5' au.
Weit wichtiger ist die Uebereinstimmung des Excerptes und des Citates bei
Lactantius für die richtige Gestaltung des Verses 107. Im letzteren heisst es:
xai x£V TIC öeöOev ßaaiXEOc 'KB\s.fpfizic, iiti toötov,
56 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
im ersteren
und in wesentlich derselben Form (nur am Anfange erscheint die Corruptel %cd xtaaii;,
was auf xai xsv zii deutet) findet sich der Vers auch in den Sibyllenhandschriften au
einer unrichtigen Stelle, nämlich hinter Vers 101, eingesetzt, während er als Vers 107
die oben angeführte Fassung bietet. Diese entliält eine offenbare Interpolation, die
durch Corruptel des Versschlusses hervorgerufen ward; hier ging nämlich in der Vor-
lage das siri toütov verloren, wornach, um den Vers zu vervollständigen, oösvapöc aus
Vers 95 eingesetzt und exircixtpÖstc für 7ce[i.'^Bziz geschrieben ward. Im Eingange des
Verses werden wir der Leseart des Lactantius xat xsv tt? (vgl. jenes xai xtaatc) zu
folgen haben.
Im Verse 108 wird ferner die in unseren Sibyllenhandschriften begegnende Ver-
bindung xai avSpac dptaxo'Jc zu verändern sein. Vergleichen wir damit die bei
Lactantius bewahrte Leseart xai (fihzaz dpiaiouc, so werden wir ohne Zögern letztere in
den Text setzen, zumal sowohl das Excerpt, welches xai Tzdvzac, äpiGzooc, bietet, gegen
dvopac spricht, als auch die Parallelstelle V 379, woselbst sogar die Sibyllencodices
nicht xai dvSpa? äpbtou?, sondern xai zfJOQ zöz (Ä nur tot) dptaroüc bieten; in der
Verderbniss touc zot ist die Lesung «pÄrac versteckt.
Auch im Verse 109 endlich begegnen sich Lactantius und das Excerpt in der
Erhaltung der richtigen Leseart, die in den Text der Sibyllen aufgenommen werden
muss. Bei Lactantius liest man:
zlb'' ouxcoc xpbic iazrxi 6t: dtpÖtrou dvÖpcbiiototv,
während im Excerpte eben dasselbe, nur mit der Corruptel d';:a[JL'fotTOO für 6tz dcpOkou,
begegnet. Die Sibyllenhandschriften geben das ganz unbrauchbare sfQ' outco? zäXoQ
sazai d^OtTov dvöpcoirotatv.
\' 133 sq. Bsaaa)v{'iQV X^^P'']^ ditoXst -TUOTaixöc ßaÖuStvvjc,
Ilr^vcio^ ßaöupoui;, [xop^dc ör^pwv dicö '(alrjZ.
Die verderbten Worte |i.op<pdc ÖT^pcöv zu heilen ist bisher nicht gelungen. Für [loprpdc
schlug Castalio ptspoxa? vor, während Alexandre an Stelle von ÖYjpwv das Particip aupüov
schrieb. Wäre etwa an jj.dp'|ac Övtqtouc zu denken?
V 143 ov -irdvrsc oxuYSouat ßpoxol xat irdvcsc dpiorot.
Mit Rücksicht auf V 108
Tzd^zaz l'kai ßaaiXslt; \xz-^d\rj(jQ xat (pöizac, dpiatou^,
was V 379 wiederkehrt in der Form
TcdvToti; 6(jLoö t oXsast ßaatXstc xac (pwtac dptaroui;,
dürfte auch liier (finztc d^Acztii zu schreiben sein, ein Hexameterschluss, der bereits bei
Homer 2" 230 vorliegt. Zugleich sei zur Bestätigung dieser Ansicht auf das zu V 108
oben Bemerkte hingewiesen.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 57
V 158 w. (pXs^ci TCÖvtov ßaöuv aüti^v xs BaßuXwva.
Die letzten Herausgeber haben sich begnügt, die vorstehende Leseart der einen
Handschriftenclasse <P in den Text aufzunehmen; die zweite W bietet
xal tfXiizi Tr6vTov ßa66v xat aorirjv BaßuXÄva.
Der Vers weist schon durch seinen sehr schlechten Bau auf eine Corruptel, er zerfiele
in der Mitte durch eine Diairesis zertheilt in zwei Hälften; hiezu kommt die in der
einen Handschriftengruppe vorliegende ungewöhnliche Längung TS BaßuXwva, wenngleich
diese in der späteren hexametrischen Poesie einzelne Analoga findet. Deshalb meine
ich, sei die ursprüngliche Schreibweise gewesen
xat. (pXs^ei irovTov xs ßaöuv xa'jti^v BaßoXcbva.
r
V 159 sq. riz ehs%a xoXXol 6Xovto
'Eßpai(ov aytot tzigzoI xai vao? dXvjöiQ?.
Am Schlüsse des Verses 160 muss für vaöc wohl Xaöc. geschrieben werden, denn so
dürfte Lactantius, dessen vortreffliche Lesearten in den Sibyllencitaten wir wiederholt
gegenüber denen der Handschriften selbst zu rühmen Gelegenheit hatten, in seinem
Sibyllenexemplar vorgefunden haben, vgl. Divin. Inst. VH 15, 18 (vol. I p. 634, 12 sqq.
Brandt): ,Sibyllae tarnen aperte interituram esse ßomam locuntur et quidem iudicio dei,
quod nomen eins habuerit invisum et inimica iustitiae alumnum veritatis populum
trucidarit. '
V 177 xaptdpcov oixYjaov iz Ai8ou ywpov aöcOfAov.
An eine besonders geartete Gebrauchsweise von zq ist hier nicht zu denken, es ist
einfach £V zu corrigiren.
V 179 sq. M£[A'ft, irövfov ap-pj^bz sot], irXTjaöciaa 9avövxo)v
Mit der Fassung des ersten Hemistichions von V 179 durch Alexandre wird man
sich nicht ganz einverstanden erklären können. Die handschriftliche Ueberlieferung
lautet in 0: MsjX'ft, -tcovwv apyr^ys, as tc, in der anderen Classe Msfxtpc, dp/YjY£, au; das darf
nicht in äpyvjYOS saTj verändert werden, da hier offenbare Nachahmung vorliegt nach
Pseudophokyl. 44 ypuas, xaxcöv dpyiQY^ i'^S^- Sib. Orak. H 115), und ähnlich finden wir
in unserem Buche V 241 xaxcöv dpyTjYS tASYtotcov und nach der überzeugenden Conjectur
Nauck's auch V 230 ößpc, xa%«)V dp/TjYS- Der Vocativ ist demnach unter allen Umständen
festzuhalten; irövwv ä^yriys. stellt hier ebenso eine Apposition vor wie in den angeführten
Beispielen. Dagegen hat Alexandre's Conjectur sar^ sehr viel für sich: das Prädicat
des Satzes bildet dann die Umschreibung £a'(] TcXTjoQciaa, die echt sibyllinisch ist. Die
einzige Verbesserung, die hier an der Ueberlieferung vorzunehmen ist, darf sich also
nur auf a£ te, beziehungsweise aö erstrecken. Der Schluss des Verses muss dann, indem
für das corrupte xsvovxoi; der Handschriften mit Alexandre Öavovtwv aufgenommen wird,
EG'o TT^TjaOciaa Öavövxcov lauten. (Gegen ein allfälliges a6 y* statt oe x£ spricht der
im folgenden Verse stehende Dativ £v aot; zugleich müssten die beiden Verse 179 sq.
als ein Satz gefasst werden.)
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Abh. 8
^g IV. Abhandlung: Alois Kzach.
V 186 sq. äXX otav -q Bdpxv] tö Ä'jTzäaatov afxcptßdXTj-ca'v
/vE'Jxov £iri puirapfp, jatj-' sir^v |XY^ts ■{BvrA\t.rj.y.
Der Artikel vor BdpxY] ist sehr auffällig, es ist öicöt av Bdp%7j zu schreiben; im
folgenden Verse aber ist die Form yz'^rjl^a'^ ganz unberechtigt und gewiss ebenso nur
zufällig eingedrungen, wie III 323 ödXaocd zz xai yd.
V 193 sqq. Suy^vtjv 8' öXsaeis [isya; tpwc, AiÖtöircov ts
Tsv-'jptv oWTQaouc. ßicf [ji£Xavö)rpo£c 'IvSoi.
Diese bei Alexandre vorliegende Fassung der Stelle bedarf in mehrfacher Beziehung
einer Richtigstellung. Zunächst ist am Schlüsse von 193 AiötOTtcov xs, das nach dieser
Interpunction nur zum folgenden Verse gehören könnte, zu emendiren. Wir brauchen
diesmal nicht weit zu gehen: das Richtige hat uns die sonst schlechtere Handschriften-
classe W bewahrt, wie sich hin und wieder, namentlich in Eigennamen, die ursprüngliche
Form oder wenigstens eine Andeutung derselben darin erhalten hat: es ist mit ihr
AiO'.oTn^ojv zu schreiben, wodurch jener \i.iyaz rpcöc genauer als ein Aethiopenfürst charak-
terisirt wird, der die Grenzstadt Aegyptens gegen Aethiopien, Syene überfällt. So bildet
auch der Vers 193 einen Gedanken für sich. Die Form AiÖiOTi'^^cov muss bald nach diesem
Verse auch V 212 (in demselben Versfusse) aus dem wiederum in fp überlieferten AiÖcoircov
TS (y AiÖcoiKov) hergestellt werden, wie das durch Alexandre geschah, der an unserer
Stelle an der Corruptel festhielt, ja dieselbe gar nicht wahrnahm.
Im folgenden Verse ist Tsvtuptv Conjectur von Alexandre für das handschriftliche
Tcüyapiv. Aus zwei Gründen wird man sich mit dieser Aenderung nicht befreunden
können: wegen der diplomatischen Tradition und wegen der gleich darnach folgenden
Erwähnung der ägyptischen Pentapolis. Beide Umstände weisen vielmehr auf eine
andere ägyptische Stadt, die der Pentapolis angehörte und von Kyrene, das selbst kurz
darauf vom Sibyllisten genannt wird (Vers 197), gegründet ward, nämlich Teucheir,
bei den griechischen Schriftstellern entweder als Femininum Singulare Tj Teoyeip oder
als Neutrum Plurale td T£6yctpa genannt. Es ist demnach Tcüystp' oixigaooct v.zK. zu
schreiben; aus jener Form konnte leicht die corrupte Tsuyaptv hervorgehen.
Den dritten Vers 195 liest man in PB (in A ist hier eine Lücke) in der Form
'TcsvTairö^.tt %Xa6asi 5s ootj? jjicYaXöaQcVoc dvTQp,
in W {= FL) aber: TCSVcaitöXst xXauast ydp oöyj xrX., woraus Alexandre die oben angeführte
Fassung herstellte. Allein diese erscheint mir höchst bedenklich. Da von einem [Asya-
/.öaOcVO? dvTjp die Rede ist, erwarten wir die Erwähnung einer That desselben. Und da
liegt es am nächsten, die Verderbnis zunächst in xXauasi zu suchen, das so häufig mit
xaöasi verwechselt wird. Es wirkte offenbar das im nächsten Verse stehende Aißur^
icdy/tXaoa-s störend ein. Das Verbum xatoj gibt einen hier ganz passenden Begriff;
unfl so möchte ich vorschlagen Ilsv-azöXc, xayasi as 5' oXtjv oder IkvrdicoX'.v x,a6act£V oäyjv
(*a'j3c'wS 5" o)w-/jv) lAcyciÄÖa^svoc dvTyp. Die im ersten Falle nothwendige Längung in
llävrdTCoXt ist ebenso zulässig wie z. B. bei V 167
rd ac icdvz' dxdOaptc iröXt AativtSoc ah^z,
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 59
Vgl. Epigramm, gr. ed. Kaibel 1074, 2
V 198 o6 TCa'JOY] öpf^vou OTUYSpoö Tzpbz %aipöv oA.s6pov.
Als wenn oXsftpriV förmlich adjectivisches Attribut zu irpöc %atpöv wäre, haben die
Herausgeber sich mit der handschriftlichen Ueberlieferung (L oXsGpov tz^jOC, /.atpov) begnügt.
Es muss hier der Genetiv öXsöpoo hergestellt werden. Uebrigens finden wir ganz die-
selbe Corruptel späterhin nochmals im Versschluss von XI 35 ttsSov 'TToXoxapiiov ^Xsöpov,
wo gleichfalls öÄiOpou zu schreiben ist.
V 205 'Iv5oi, [XT^ -uapßclts, xai AlötoircC |j.£Yd';('j[Aoi.
Während in den folgenden Versen (vgl. 211 sq.) böses Verderben von der Sibylle
geweissagt wird, ist hier in den Handschriften [atj tapßslts überliefert, wo man gerade
das Gegentheil erwartet. Deshalb schlug schon Castalio 5yj vor und Alexandre schrieb
in der ersten Ausgabe [j.£V -apiSclXc, in den Curae posteriores aber und in der zweiten
Ausgabe entschied er sich für [at^ Öapaslxc. Aber an rappcixc, das durchaus sinngemäss
ist, darf nicht gerüttelt werden. Es ist vielmehr zu schreiben:
'IvSoi ö[Jioü rapßctrc xai Aibir>Tzsc, \s.z-^rXfjo\i>ji.
V 221 sqq. Trpcöta |i£V iv. zptaacbv %S(pa)at3V o'jv luXT^ydoc piCo^C
a7uaaad|xsvo? [jL£YdX(oc sispoti; otoasis xdaaaGat,
dJatc ^aysiv adpxa? y^^^^*^^ ßaaiXfja? dvdYVOoc
Die Stelle ist nach der zweiten Ausgabe Alexandre's angeführt; ptC^C hat aus dem
handschriftlichen pcC'O* schon Ewald emendirt, während Alexandre CTraoadfiSVOc schrieb
für überliefertes aiT^adfiSVO^, nachdem vorher derselbe Ewald o-jraaadiJLcVot conjicirt hatte.
Am Schlüsse des Verses 222 bietet die Classe <P Scbast airdaacBat, die andere aber Stooctc
irdaaoGat; den letzteren Infinitiv verlangte bereits Struve mit Hecht, worauf Alexandre
SwGcts nach Analogie von oyrpBiz. edirte; auch ßaatX'?)a; a.yd'(yooQ ist von diesem Heraus-
geber aus dem von <?> gebotenen ^aoiKrj'jQ dvdYVou (die schlechtere Classe ßaotXr^os
dYVOü) verbessert worden. Indess scheint mir zunächst airaaadtJLcVo? nicht das richtige
Verbum zu sein, ich vermuthe als ursprüngliche Schreibweise a)rtaad[Ji£VOC. Zugleich
dürfte die Präposition a6v vor TzXriya/ji in dito zu verändern sein, vgl. die homerische
Wendung dTco 5' saytasv aözrfJ d 507. Endlich ist vielleicht einfacher ocbast sispotat
TzdGaobrxi umzusetzen, so dass jenes Scoocts ganz entbehrlich wird.
V 246 sq. ä}X ÖTcöxav llspalc yat' d'jr6a)(oixo tcxoXsijloio
Xoi|xoü Tc axovayyjc Xc, tot' saasxat Yj[JLaxi Xctvqi
'lou^attov [Aaxdpwv Öecov y^voc; oöpavtcovcov,
o: iccpcvatsxdouat Ösoö zoXiv £V [XcCOYaiot?.
Im ersten Verse, der in den Ausgaben nach der Ueberlieferung von fp gelesen wird
(nur A hat Ti'jXäiJLOu), muss mit Nauck y"^ Il£paii: dTcoayTjtat itoXeiaoio geändert werden
(?F bietet icEpacY^c [d. i. icepolc Ytj] diröayoito itoäeijlow). Aber auch das nichtssagende
gQ IV. Abhandluno: Alois Rzach.
loostat bedarf einer Verbesserung. Wir erwarten namentlich im Hinblicke auf die
Verse 250 sq. einen Begriff, der das Gedeihen und Wachsthum des jüdischen Volkes
ausdrückt; denn etwa im Sinne von ,wird leben' lässt sich iassxai nicht nehmen, da
dies ein zu schwacher xiusdruck wäre. Auch Alexandre muss Aehnliches empfunden
haben, denn er übersetzt ,hoc demum tempore crescet stirps ludaeorum felix et caelitus
orta'. Es dürfte deshalb an z, ao^riaszai oder x, dp6iQ0Sxat zu denken sein.
V 272 a'jzo'jz 5s vip6'}ouacv, sto? x6a(j,oc aX^aj-?].
Der ganz unrhythmische und wegen der unmöglichen Länge des zweiten a in
ä/vXaYTJ sogar unmetrische Versschluss bedarf der Emendation. Dass mindestens dXXayö-^
gelesen werden muss, ergibt sich aus V 290 zlc. xövtv aXkayßalaai und ist schon früher
von Boissonade und mir bemerkt worden. Aber dies genügt nicht, um den Vers rhyth-
misch geniessbar zu machen; es ist noch eine Umsetzung vorzunehmen: stoc dXXayö*^
6 xöofjioc. Boissonade's Conjectur iwc v-ziaic, äXkayßeiri halte ich für zu weitgehend.
V 311 sqq. xai zöz ävatd^ouaiv 6[jloö xaxötTita [JLSvovtsi;.
ElSl^aSl a7){JL£lOV BJ^f»-^, dv9' tOV S(XÖY7]C£,
Ku[Aa{(ov hri\i.oc /aXsTcoc v-cd «püXov a.'fyii,Q.
So Alexandre mit richtiger Correctur dvatd^ouatv für das handschriftliche dv i^ouatv
nach V 136 (und 314). Statt {xsvovrsc wird vielleicht tpspovxcC herzustellen sein, cf. III 62
oaaati; £v 'jröXsatv [ispo-üSi; %av.6z'qza «pspouatv.
Aber in Vers 313 ist Ku[iatcov der schlechteren Familie entnommen, während die bessere
KuiAcov ydp bietet, wofür Kujjköv ydp Opsopoeus conjicirte. Die Leseart K6[i(ov ydp der
besseren Sippe kann nicht gut durch Interpolation aus Ku[iata)V entstanden sein, da sie
die auffälligere, schwieriger zu erklärende ist. Gehört aber ydp zur genuinen Schreibung,
dann lässt sich die Vermuthung aussprechen, dass dieser Vers vor den vorausgehenden
(cl^Tf^asi xzh) zu setzen wäre, so dass sich ein besserer Anschluss an Vers 311 ergäbe. Für
Küjxcov der Handschriften aber wäre dann, da Ku[jläv nicht statthaft ist, weil Kö\i.ai =
K'JjJLTj (wie BYjßcit und ÖV^ßT]) sich sonst nicht nachweisen lässt, entweder K6[X7]c oder
besser K'j|jl£(ov mit Synizese zu lesen, welch' letzteres auch die Schreibung K'j[Aauov
in der schlechteren Sippe erklärte. Ueber die Form KujXcUC vergleiche Stephanus Byz.
8. h. V. Statt (pOXov dTjösc am Schlüsse von Vers 313 ist ^öXov dvatSsc zu schreiben, wie
V 357 bei Lactantius erhalten ist, vgl. zu d. St. Die beiden letzten Verse hätten dann
also zu lauten:
K'j|i£a)v Ydf ^r^l-iot; yaXsTcöc xai «pOXov dvacSs?
sihr^GZl 3T;{isiov iytov, dv6' (ov eiiÖYTjasv.
V 316 at ai co'. Ksp^upa, xaXi^ zoXi, itauso /,(t)[jiov.
Die Form Kspx'jpa ist unrechtmässig in den Text zugelassen, denn sie findet sich
nur in der schlechteren Classe der Handschriften vor. Dagegen bietet 0 x6pyopa, wozu
in P von derselben Hand am Rande notirt ist lacoc 'xöpxopa, während in A über dem y
ein * steht. Dies beweist, dass im Texte ursprünglich die epichorische Form Köpx'jpa
atand, die natürlich auch wieder herzustellen ist, wie dies seinerzeit schon durch Opsopoeus
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 61
geschehen war. Am Schlüsse des Verses hatte Alexandre in der ersten Ausgabe richtig
-/.(ojJLO'j geschrieben, während er seltsamer AVeise in der zweiten auf das zuerst von
Huetius vorgeschlagene xcöjjiriV zurUckgriff; handschriftlich ist in der besseren Classe
%(6[jL7jV, in der schlechteren xcö[X"/; überliefert. Ob auch xaXirj -JCÖAt, wie Opsopoeus meinte,
in xaxTj icöXt zu ändern sei, bleibt zu bedenken (vgl. V 393).
V 352 sqq. aüxöc cioG\).eveaz o avSpa^ zozb oöv. sXcTgast
äpvwv Yy8' ö{o)v [jLÖa/o)v z ayiXac, ipi\i.öv.(r>y
£x6uaidCr>vxa? [AÖa/cov (jisyakov xspo/püawv
Da in Vers 352 der Hiatus xöts oÜä ganz unstatthaft ist, in der zweiten Hand-
schriftenclasse aber SoofAcVsac avSpac z6zb 5' vorliegt, so dürfte ouafJLSVsa? 5' av5pac töts S-^
oöx (mit Synizese) ursprünglich geschrieben gewesen sein. In den beiden folgenden
Versen sind, wie jeder Leser sofort sieht, Interpolationen eingedrungen. Zunächst i^t
in Vers 354 (xca/MV deutlich aus dem vorangehenden wiederholt und in Vers 353 offenbar
ayiXrxz nicht am Platze, da dieser Ausdruck in der epischen Sprache nur von ßinder-
heerden gebraucht ward. Ferner muss es als sehr bedenklich bezeichnet werden, wenn
in Vers 354 hinter dem Partieipe sxQuaodCovtac noch weitere Opferthiere ohne jede
Anknüpfung mittelst einer Conjunction genannt werden; denn die Wiederholung des
{iöa^TtoV ist schon durch die Epitheta ixsydXwv und Xcpoypüacov als Interpolation gekenn-
zeichnet. Diesen verschiedenen Schwierigkeiten abzuhelfen werden wir uns entschliessen
müssen, etwa zu schreiben: [jiöaycöv -' alY<öv z epc[i6>«ov (vgl. homer. jjiYjxdSac aiya^) und
im nächsten Verse mit Struve ta6p(ov z dys^ac xspo)(p6ao)v. Dass ä.'feXac. an Stelle von
a'-YÄv eindringen und anderseits t' dysXac durch jJLSYdX(ov ersetzt werden konnte, ist bei
der äussern Aehnlichkeit der Worte durchaus nicht unwahrscheinlich. Dass das Object
afi'Kac erst in Vers 354 steht, ist zwar etwas hart, aber erträglich.
Im Verse 355 endlich lautet die Ueberlieferung d'^6)(oic 9' op\i.aiQ xai zoic, )^i9tvota:
630101; in öpjxalc hat bereits Opsopoeus das ßichtige gesehen, indem er'Epixatc emendirte.
Indess ist wohl noch eine weitere kleine Verbesserung anzubringen: warum soll nur
vor XtÖLVocat der Artikel stehen, das doch dem voranstehenden Ausdrucke durchaus
concinn ist? Ich vermuthe deshalb:
ä^ö-ioiQ 6' 'Ep(At^atv lös Xiötvoiot Ösotacv.
Die Längung des Auslautes von iSs vor MStvoiot ist durchaus legitim, vgl. Hom. itsoc
U UbrjQ ehio M459 ß'rjXqi b%i u6s(j) ^202.
V 356 sqq. r^'^ziobio Sä Bi\).iz aorpr^c %ai So^a §aai(ov,
5£l oxspystv ysvsrTjpa Qsöv oo^öv atsv sövta,
{JLT^ Y^"*"^^ dvöpojTctov ßiÖTo'j ■Kol Tzd'izr/LC, hXeao'q.
Die von den Herausgebern nach den Handschriften der Sibyllinen recipirte Fassung
dieser Verse enthält so bedeutende Mängel, dass man sich nur wundern muss, wie sie
sich mit derselben zufrieden geben konnten. Zum Glücke finden sich die Verse 357 — 359
als Citat wiederum bei Lactantius vor, in der Schrift de Ira Div. c. 23; obgleich dieser
(32 IV. Abhandluno: Alois Rzach.
Umstand den Corrupteleu iu ganz zufriedeustelleiider Weise aufhilft, ward merkwürdiger
AVeise bisher von Seiten der Editoren dieser vorzüglichen Ueberlieferung bei dem Kirchen-
vater gar keine Beachtung zugewendet. Lactantius, bezüglich dessen ich wiederum die
Collationen der ältesten Handschriften einsehen konnte, sagt a. a. 0.: .deinde Sibylla
caelestium terrenorumque genitorem diligi oportere deuuntiat, ne ad perdendos homines
indignatio eius insurgat:
itäv •(ivjQ äv6p(Ö7U(i)v ßcorov xai. ^öÄov ävai^sc,
5si axspYcLV '(svBzrirja Ösöv, ao'fov aisv sovta.'
Hiernach sind die Verse in den Sibyllinea richtigzustellen und zu ordnen, also
in dieser Reihenfolge: 357, 359, 358; jetzt haben wir das vermisste Object zu i^-
aTcoXsjOTj. Kachdem die Verse 358 und 359 ihren Platz gewechselt hatten, ist das ein-
leitende Wort Tcäv unter dem Einflüsse von (Af^TCors zu {j.'/j geworden, und die Schlussworte
«fOXov ävatSsc wurden durcli die nach s^aicoÄsaa'/] gebildete Interpolation itdvta^ öXsaoT)
verdrängt. Noch aber ist ein Wort in der Textesüberlieferung richtigzustellen, der
Accusativ ßtotov (cod. Par. BIUTUN). Wenn nicht eine tiefer gehende Verderbnis hier
vorliegt, haben wir den auch von Alexandre vermutheten Genetiv ßiozoo in den Text
zu setzen, welcher dann von SsOc^roXsaarj abhängig ist (,aus dem Leben austilgen'), vgl.
Hom. i2 725 avsp, dir" aicövoi; vioc, (oXso (vgl. auch Hom. ^ 290 i^aT:6k(t>\e 3ö[jLa)V %ct[XT^XtoL,
V 357 Tiikioz oüpavoü s^aTCÖAtoXs). Sonst Hesse sich eventuell an iräv ysvo? ävQpojircDV
ß/^aßspöv denken.
V 394 sqq. otjxstt yäp xapd asio xo ttjc cptXoOps|JL[j,ovoc okrjC
TuotpÖcVixaL ÄoOpai iröp cvQsov £'jpY^aouat.v.
So liest man bei Alexandre, die Classe 0 ausser Ä bietet -irapä aoio xyjV x'^c, ^ irapd
aoö n^v XYjc, ?F':rapd aslo x'^c. Verschiedene Kritiker haben hier eine Emendation versucht:
Struve schrieb xs'^c, Castalio hatte xo xvjc vorgeschlagen (indem sie beide irapd asio beliessen),
Alexandre -Tcapd aoi ex xtjc oder dTco x^C- Unbedingt corrupt ist xapd cslo ebenso wie
im gleich folgenden Verse 396. Der Dativ ist durchaus nothwendig, er ist auch deutlich
aus der in P enthaltenen Corruptel 7:apd aoto herauszulesen. Ob nun xs'^? nach Struve
zu schreiben ist, wobei natürlich Tcotpd aot ys herzustellen wäre, oder ob etwa irapd aot
Y' ispffi zu verbessern ist, hierüber wage ich noch keine Entscheidung. Wohl aber muss
im nächsten Verse 395 an Stelle des überlieferten süpi^aoaatv das bereits von Opsopoeus
gefundene treffliche (opr^aouatv in den Text gesetzt werden.
V 39G äaßsoxat itapd Ocio -jrdXat, 'ttstcoÖ-^ij.svo^ oaoc.
Für das verderbte itapd Octo ird/.at ist hier einfach icapd aoi. xö -TrdXoti zu verbessern;
xö xd^ai lesen wir kurz vorher in Vers 386.
V 405 sq. dXXd [xsYav ysvsxijpa 6cöv itdvxcöv Osottvsüoxcov
EV OuaCatc syspatpov xat dytatc £%axö|j,ßatc.
Der zweite Vers ist fehlerhaft, er besitzt keine Hauptcäsur und ausserdem ist die
Senkung des Spondeus im dritten Fusse durch Positionslänge einer Endsilbe bewirkt.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Ouakeln. 63
Ich schlage vor, unter Festhaltung des im Vorangehenden vorliegenden singularen
Subjectes zu schreiben:
Ev HoGiaic, syspaip' ä'^iaiz xaXal? 6' exarö[jißat<;.
V 421 sq. xal /,6a[Jiov Y.rj.ziB'qy' dytöv xs vswv ixotTjasv
svaapxov %aXöv XopwaXXsrx.
üeberliefert ist im ersten Verse aytöv -s STUotYjasv (aY^ov x' STCOiTTjas A) in ^; aywv
TTor' swoiTjasv in T; das ausgefallene Wort ergänzte Castalio, indem er aytöv ZB vaov
.schrieb, was von Alexandre in dytov t£ vs(6v umgeändert ward; aber es lässt sich mit
yx6z auskommen, wenn gesagt wird dytov vaöv z ; oder sollte an dytov z ofitov zu
denken sein?
Einen oflFenlcundigen Fehler enthält der folgende Vers, denn xaXov kann nicht
wohl neben xsptxaÄAca stehen. Ich vermuthe, dass ursprünglich xaOapov irsptxaXXsa
geschrieben war.
V 426 565av dt^'loto Qcoü, TrciroG7][xsvov eiSoi;.
Bisher ist der schlimme metrische Verstoss am Eingange des Verses ganz unan-
getastet geblieben; die Verwendung des dv als auslautende Länge in der Senkung ist
ganz unerhört; die Heilung geschieht auf einfache Weise durch Umsetzung dtöcoto
Osoü 86cav.
V 428 ouxett ydp TcsXsxai SsiXolat ßpoxolat Sötvd.
Den verderbten Versschluss (wo A jBpoTolatv bietet) versuchte Castalio durch die
Schreibung '(jrjrjZ'jlQi zrj. 5£wd zu bessern. Meiner Ansicht nach ist vielmehr ßporoii; TÖts
Octvd herzustellen.
V 437 Qz^iüb'qo-q OctGjJLOlo XP^^'^'^P*
Mit geringer Aenderung ist hier nach IV 58 y?) 5s «Xövq) actajJLOio xtvaaao[JL£V7) [ASyd-
Äoio offenbar x/.ovq) für ypövtp einzusetzen.
V 448 Aat? o r^ [JLSYdXT] xöxc Ti:d[j,i^opoi; iaosxat u^wp.
Hier ist totc -rediv^opo? verdächtig. Nach dem Beispiele der beiden vorangehenden
\ erse wäre, wie Alexandre schon vermuthete, iroxs zu schreiben: das Epitheton TrdfJi-
'fopoc aber ist, da schon [ASYdXyj vorausgeht, kaum als ursprünglich anzusehen: viel-
leicht ist deshalb an xoxc icdjxjiopoc zu denken.
V 486 sq. %ai au, Sspaici Xiboic, STcastfJLSVS, itoXXd [i.oYTQastc '
%zior^ 'KzCf>]i.n \}.i'{iozo-^ £V AtYUirxq) xpixaXaivr].
Diese Fassung haben die Ausgaben nach der Ueberlieferung der Sibyllenhandschriften
in den Text aufgenommen. Indess stehen die Verse 486 sq. auch als Citat bei Clemens
Alexandr. Protr. IV 50 (vol. I, p. 55, 16 Dind.), und zwar mit Varianten, die zweifelsohne
auf besserer Tradition beruhen. Zunächst hat Clemens die Form Y.6.^0.%1 bewahrt, weiter
64 I^^- Abhandlung: Alois Rzach.
aber heisst es Aiöouc äpYOÜc sirusipLcVs IC0XX061;; beachten wir, dass im folgenden Verse
das Verbuni xsiaTj ohne irgend directe Verbindung an das frühere angeschlossen erscheint,
so wird jeder unbefangene Leser zugeben, dass hier wie an so manchen anderen Stellen
in den Sibyllenhandschriften eine interpolirte Fassung vorliegt: wie nüchtern und
sogar unverständlich ist hier der Umstand berührt, dass der Tempel des Sarapis zu
Alexandria auf vielen Stufen ruhte, wie Rufinus Hist. Eccl. XI 23 berichtet. Nach
Verlust des genuinen ap-^fjöz ist offenbar zunächst izoWoÖQ zu iroXXd umgewandelt und
hernach der Vers durch [JLOyTjastc ergänzt worden, da dieser Schluss iroXXd jJLOYT^actc
anderweitig vorlag. Der Interpolator führte sich nicht im Geringsten zu Gemüthe, dass
dieser Ausdruck hier nicht am Platze sei. Eine Veränderung des Accusativs XcÖouc
dpYO'JC — iroXXouc in den Dativ ist keineswegs nothwendig, da diese Construction nament-
lich bei Späteren in Verbindung mit dem Participe eTZiv.Bi\).BVOC., das dann in passivischem
Sinne (auf sich liegen habend) so viel ist als ,angethan' oder , versehen mit etwas', keine
ungewöhnliche ist. Auch dies ist bei der Interpolation abgestreift worden. Hingegen
wird man im Verse 487 bei der von den Sibyllenhandschriften gebotenen Futurform
xsta'o beharren müssen, xstaat in den Codices des Clemens ist nur Schreibfehler; vgl.
die benachbarten Futura V 483 [isvcii;, 485 (j.£V£t, 489 xXaöaovcat. Darnach werden die
beiden Verse folgendermassen zu fassen sein:
xal a6, XdpaTTL, XiBooq dpyouc sirf/.c'ljj.svs itoXXoüc,
V 491 xat zic, spst ttöv ispscov XtvoaxoXoc dvT^p.
Der xVusdruck kvöatoXoc ist von mehreren Kritikern, Dausqueius, Huetius und zuletzt
von Struve, aus der handschriftlichen Corruptel Xwaöaaioc, wie <P^ oder Kivaöaaioz, wie
die übrigen Handschriften bieten, emendirt worden. Vorher schon hatte dasselbe wohl
Castalio im Sinne, wenn er übersetzte ,amictus lino'. Aber der Anfang des Verses
bedarf gleichfalls einer Besserung: dem Sibyllisten schwebte ganz offenbar eine bekannte
homerische Formel vor, es wird zu schreiben sein: v.aC Tcors ziQ spsst tspcU«;. Damit
schwindet auch der arge metrische Verstoss, den die Verwendung des i von ispscov
({spÄv FL) im überlieferten Texte enthält.
V 502 xstvotat Swast Bsbz d^Otxwc ßiox£6ctv.
Da man gewohnt war, den Sibyllisten die ärgsten metrischen Fehler zu unterschieben,
liat bisher Niemand diesen Vers beanstandet. Und doch bedarf es nur der Veränderung
eines einzigen Buchstaben, um die richtige Leseart zu gewinnen: es ist einfach dtpÖdptcoi;
aus d'fÖtToic herzustellen, oder vielleicht d'fÖapTO? (auf Öso; bezogen); auch lässt sich die
Provenienz der Corruptel nachweisen, sie stammt aus dem vorausgehenden Verse 496
Htb'/ d'fOiTOV. Im Eingange des Verses muss natürlich mit P xstvoiaw geschrieben
werden. Alexandre hielt sich wie die anderen Herausgeber hinsichtlich des v stpsXviu-
OT'.xöv immer an die schlechtere Ueberlieferung (die hier auch von A repräsentirt wird).
V 508 &GZ öXsaat irdvxac '£ v.axoüc ndv'ac z dvö[jL0uc rs.
Die Herausgeber folgen hier den Handschriften, die am Schlüsse das ganz unstatt-
hafte -£ offenbar nur aus dem Grunde angefügt haben, weil dieser Vers durch Corruptel
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 65
verstümmelt ward. Opsopoeus wollte das eine ts dadurch beseitigen, dass er (in den
Noten) •irdvtac "f dvö[J,o(j; rs (falsch gedruckt steht am Schlüsse z) ,ad explendum versum'
vorschlug; später notirte der schon erwähnte Anonymus Londinensis die Vermuthung
xdvra^ ■:" dvo[JLoOvzas; das Wahrscheinlichste scheint mir aber Jidvia? r dvoT^xooc zu sein.
V 525 ri 5s K6cov (oXia6£V d-rco tpXoyrjQ 'HsXcoto.
Der Umstand, dass in dieser astronomisch-astrologischen Schlusspartie des fünften
Buclies bei Anführung der Sternbilder nirgends ein Artikel erscheint, hätte die Heraus-
geber sowohl hier wie am Eingange des Verses 516 stutzig machen sollen. Nun aber
kann ich nach meinen Neucollationen constatiren, dass in den zunächst in Betracht
kommenden Handschriften der Classe fp auch in diesen beiden Fällen nicht 7J M, sondern
das offenbar richtige rßi überliefert ist, und zwar in A an beiden Stellen, in P wenig-
stens Vers 516.
VI 5 'lopMvou, oz (fipszai y^a^'J^fp ^o5l x6[JLata a6p(ov.
So liest man bei Alexandre. Das eigenthümliche y'ka'JY.C^ ■tto^i x6[Jiara a6ptov steht
in der Classe <^, noch verderbter lautet die Ueberlieferung in W: yXauxcp icoSi xö[),a
a6p(ov. Den richtigen Fingerzeig, wie hier die ursprüngliche Fassung lautete, gibt die
Leseart der besten Handschriftenclasse i2 (hier = QÄIVH), in welcher dies kurze Buch
mit überliefert ist: da es hier •^y.aov.fiiTzi.h v-oiiazi (Cod. V x6[ji,aat) heisst, so wird yXao-
xcoTT'.Sa '/.'j\xaza aupcov herzustellen sein.
VI 11 ciccsi S' SIC ZB Scxr^v xai Trsbct Xaov aTz^yß'}].
Auch hier müssen wir von der massgebendsten Handschriftenfamilie i2 ausgehen.
In dem angeführten Verse steht das von den Herausgebern in den Text recipirte a^si
in den beiden minderwertigen Classen (tö^st Ä)^ wogegen gerade die in S2 gebotene
Leseart f^cs'. als die einzig berechtigte gelten kann. , Kommen wird Christus zur Uebung
der Gerechtigkeit.' Es ist also nicht zu verstehen a^zi — Xaöv. Dagegen empfiehlt es
sich nicht, an Stelle des bisher geduldeten xal iTcbst auf Grund der Leseart von £2 xal
•juidast etwa zidasc M zt in den Text zu setzen. Am Schlüsse ist das von sämmtlichen
Codices überlieferte aTZByßy] nach Alexandre's Vorschlage (vgl. III 668, I 204) in dicstQYj
zu ändern.
VI 13 Y.'j\).az'x TZB^BOGB'., vouaoDC S dv^ptöv dTCoX'jasc,
kv. §£ |jLiy;^ W'CfiQ dpTOO xopoc iaastai dvopcbv.
Diese Stelle ist insoferne kritisch von grosser Wichtigkeit, als sie uns nicht blos
von allen drei Classen der Sibyllenhandschriften, sondern auch von Lactantius Divin.
Inst. IV 15, 25 (vol. I, p. 335, 3 sqq. Brandt) bewahrt ist. Hier tritt wiederum so recht
hervor, wie sehr die Sippe i2 der anerkannt vortreiflichen Ueberlieferung bei Lactantius
nahesteht, wenn auch durch leichte Verderbnisse etwas getrübt. Selbstverständlich
wird diese Fassung denn auch einzig zu berücksiclitigen sein.
Im Verse 13 ist für die Textgestaltung, da %6[xa~a TZzC^öaai auch I 356 vorliegt,
vornehmlich das zweite Hemistichion von Bedeutung: Lactantius gibt voaov dvOpto'ictov
Denischriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IT. Abh. 9
66 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
aTCoX'jast, die Sibyllenhandschriften sondern sich in zwei Gruppen, i2 bietet v6[Ariii; (vöjxouc
mit übergeschriebenem otc -M) v dvGfcoTtOUC dico^Uct, während in <I> einerseits vöoouc
8' äv5p(bv äzoXuoct,, in ?f (= FL) aber vöfxouc S ävSpwv ä-jroXöasc zu lesen ist. Für die
Richtigkeit von voaov ävOpwiccov spricht der Umstand, dass, falls man (TTcCcUasts,)
vöcouc h' äv^ptbv lesen wollte, wegen des gleich wieder (Vers 15) folgenden dvSpwv eine
unschöne Kakophonie entstünde. Die Variante der ersten Classe weist trotz der Corruptel
deutlich auf dieselbe Leseart wie Lactantius. Dass nach der Verderbnis iz^C^öasis, das
in <ß (P lUcCiüas'w?) überliefert ist, auch in die Sippe S2 eindrang, ist begreiflich (^ = FL
bietet tzsC^özzi).
Dieselbe Beobachtung wie bei Vers 13 lässt sich bei dem folgenden machen. Der
Leseart des Lactantius rsöVY^wra^ und dTüwasTai entspricht in i2 XcöVYjcbra? (H TsOvuötac)
und äiuowcTai, während P -sövsozac xdircöasTat, A zsBys.(bzaQ %':^ir(ba£xa'. bieten, W = FL
aber "UsOvccözac xä-iKÖastat. Ebenso stimmt am Schlüsse desselben Verses die Familie i2
mit Lactantius, indem diese beiden Quellen aAyca xoXXd, die übrigen Sibyllenhandschriften
aber dÄysa Xo-^pd überliefern.
Von besonderem Interesse aber ist der Vers 15. Lactantius' Leseart kv. Ss jJLt^c T^'/jp'^jC
wird von ihm selbst p. 385, 16 illustrirt, indem er sagt ,vocavit discipulos quaerens,
quantos secum cibos gestarent; at illi quinque panes et duos pisces in pera se habere
dixerunt'; die Sippe S2 der Sibyllenhandschriften hat nun £% 5s [itTj? OTCSipTjC, was durch
Wiederholung des auslautenden a von (jl^tjc und durch Verwechslung von vj und st ent-
stand, also dieselbe Variante repräsentirt wie Lactantius; die übrigen Handschriften
enthalten hier eine ganz verderbte Leseart, piC'^C) die sich nur durch den folgenden
Vers oh.iJZ o-av Aaoi5 'f'j-(j cputov einigermassen erklären lässt, indem der Interpolator
vielleicht an den Stamm Davids dachte.
Die erwähnten drei Verse müssen demnach in derselben Fassung, wie sie jetzt bei
Brandt in dem Lactantiuscitat stehen, auch im Sibyllentexte formulirt werden:
xu[Aa-a TicCä^oEC, vöaov dvöpwircov d7coX6acC,
ix 8s |j.i7)c TZTjprfi dprou %öpo<; §oasxat dvSpÄv.
VI 24 sq. (poßcpTQV 5s X^^"^/^ sxspaaaac
So schrieb Alexandre. Die Leseart von £2 lautet 7CVs6[xaxoc ot, während ^P -Jivsyixa
(ir/e6|JLa ^) vi aoi, ^P" aber '7cv£6[iaxö(; aoi bieten. Die Aenderung Alexandre's TCcJöfia, x6 aot
halte ich nicht für möglich. Er übersetzt ,et lita feile dedisti pocula'. Nun bleibt vor
Allem zu bedenken, dass die Galle, '/^o^'Qi Christo nicht zum Trinken gereicht ward,
wie auch ausdrücklich die ähnliche Stelle VIII 300 sie 8s xo ßp(b[Aa -/oXt^v v.rxl 7Ci«jJisv (so
lese ich für icsiv) o^oc c8(o%av besagt (vgl. I 367 sie 8e xo ßpcöfA« )(oX'/jv xai sie ttoxöv
ogoc dvipaxov | 8uaasßs«)C 8(bc30ooi). Es wäre daher ßpÄjJLa und nicht 7ü{i)|JLa zu sagen
(allenfalls könnte man sich mit sc ßpcbatv xal Trtö|JLa befreunden). Aber auch die Ver-
bindung sie Oßpiv vc7.i ßp(i)|xa wird uns kaum behagen. Es dürfte vielmehr icvsOjJia etwa
im Sinne von , aufgeblasener Uebermuth' zu nehmen sein, so dass dann der Sibyllist
absichtlich in seiner Drohung xo aot /.otxd iC7]|xaxa Xc6l:st einen äusserlich anklingenden
Ausdruck gewählt hätte: wie die Xo8o[Jitxte yoLirj (Vers 21) Christo frevelhaft ein Leid
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 67
bereitete, indem ihm die Galle zum Genüsse geboten ward, so werden ihr hieraus
ebenfalls xaxd zf^iAa-a erwachsen.
VI 26 (0 ^6Xov (0 jxaxap'.azöv, E'f q) Bzoq sSsravuaÖT].
So die Ausgaben. Allein S2 bietet irp" o5 und so steht auch in dem Citate bei
Sozomenos Hist. Eccl. II 1, ausserdem gibt Gramer Anekd. Par. 1334 6(p' ou, das eben-
falls für £(p' oö spricht. Natürlich wird £fp' o5 in den Text aufzunehmen sein, £«p' co
beruht nur auf ^, in 'F (hier = i^L) steht gar nur fy allein.
VII 7 o6§" dXcYötv rö Ösoö fpoßspöv %ai sicf^patov öScop.
Der bisher von allen Herausgebern beibehaltene Ausdruck siTYjpaxov, wie ihn die
Handschriften an dieser Stelle überliefern, ist widersinnig. Da aber im ersten Buche
der Sibyllinen eine Nachahmung, resp. Parallele zu dieser Partie, vorliegt (I 183 zoözo,
Acyco, xö 6cOö (poßcpöv xal ZTzrjhjxriV ö§cop), so werden wir das durchaus annehmbare
ETiTjA'JZOV auch in unseren Vers einzusetzen haben. Auch sonst sind im ersten Buche in
der Nachbildung des im siebenten Buche zerstörten Einganges etliche bessere Lese-
arten enthalten.
VII 12 sq. (0 Op'JYtY], TTpco-y; S' ävaÄd|i,'|ctc otazciQ dxpou,
TcpwtT] §' SIC docßctav di:apVTja'(] 6cOV aöir^
Warum hier besonders betont sein soll, dass Phrygien selbst Gott zuerst verleugnen
werde, ist unverständlich. Dagegen verlangt der Context einen starken Gegensatz
zwischen dem wahren Gotte und den falschen Götzen; dieser wird erzielt, wenn Ösöv
aötov geschrieben wird. Meineke wollte nach IV 7 siSwXois öXakoic, in den Text setzen,
indess vgl. III 31 slStoXot? -:' äWoiz.
VII 32 z& ydp T aÖTÖc eöcoxs Bs.bz 6p6vov iy^oaXitaQ.
Handschriftlich lautet der Versschluss in P ypö^rjQ iyyoakiS,ac,^ in den übrigen Codices
/pövov i-^-^oaXiS^nz'^ öpovov ist von Castalio vorgeschlagen worden. Allein dies passt
keineswegs zu dem unmittelbar vorausgehenden Satze AaulS 8s 8t' oiicou iidvca tcXst-cai.
Ich vermuthe xpdto? iyyoaU^az, zumal diese Wendung vom Sibyllisten aus Homer ent-
nommen werden konnte, .// 192 xpdxo^ i'c^'jaLi^io (ebenfalls am Schlüsse des Verses).
Auch das erste Hemistichion ist Homer nachgebildet, vgl. H 288 tot sStoxs Beöz an
derselben Versstelle. Der Ausdruck xpdto? gibt den entsprechenden Sinn, und dass es
leicht zu /pövo? verderbt werden konnte, ist um so begreiflicher, als zwei Verse vorher
(Vers 29) an der nämlichen Stelle derselbe Begriff zu finden ist.
VII 34 sq. ol t£ Tzo^jac, tpaivouat %ai o'i '7ro'ca[xo6c ^atvou'aw,
Es ist die Hede von Engeln, welche als Repräsentanten der vier Elemente gedacht
sind. Dass im Verse 34 nicht zweimal dasselbe Prädicat stehen kann, ist klar. Die
Corruptel entstand offenbar dadurch, dass das eine Verbum ausfiel und durch Wiederholung
9*
gg IV. Abhandlung: Alois Rzach.
des im selben Verse vorliegenden ersetzt ward. Mit Rücksicht auf VllI 387 xai Xuyvouc
dTC-ooji möchte ich auch hier ot rs Tcupdc (oder oi zupaouc?) aiCTOUOi geschrieben, wissen;
denn iroTa[io6; ^atvouoiv kann ganz wohl verstanden werden: sie bringen die Flüsse
ans Licht, d. h. sie lassen sie entspringen und wachsen.
VII 48 sqq. 'haXl-qz §e %p6[i.oz zöze fzo^zai ex öopöc aK%fiZ.
SV irpojjLdxoi? TÖ (fspoua aist a7j[X£lov ävdyxrji;.
Dies ist die Fassung der Stelle bei Alexandre, die nicht ganz befriedigend genannt
werden kann: ^'(yoz ist Conjectur von Castalio für überliefertes oyBoQ, während Meineke
cVtoc vorschlug. Im folgenden Verse 50 nun ist die Leseart von 4» £XTCpo[xoX6vta (pcpoua
aisi orj[islov dvdYXYjc ebenso corrupt wie die von ?P" £XTrpo[J.oXövxa cpspov ys d=l aYj[i£iov
dvdyTir^^. Ausser dem oben verzeichneten Versuche Alexandre's, die Stelle zu heilen,
scheinen mir auch der von Volkmann, welcher iv.Tcpo\i.rAov rö (pspoua' alst, wie der von
Meineke, welcher sxTtpojJLO/vtbv tö tpep-rja alsi aYj[A'/]tov dpY;c conjicirte, wenig annehmbar.
Vielleicht liegt 6 i:pö|xa)(ot «popsooa aisl der Wahrheit näher. Am Schlüsse des Verses
ist nach Alexandre's früherer Conjectur OY^jn^tov dp^c^JC in den Text aufzunehmen, dem
auch Volkmann beipflichtete.
VII 51 sq. sarat |j.7]V, ots icdaa xaxTj xai 56a[i.opoc c/ixTpcT)?
'IXtdc clatcxat idcpov, oo Yd[xov, £v6a ßaöeia
xXauaoüot vü[jL(pat.
Diese Fassung Alexandre's muss in mehr als einem Punkte verbessert werden.
Zunächst ist aus PB [idv (statt [jltqv in Vers 51) herzustellen, eine dem alten epischen
Sprachgebrauche entnommene Form; A hat ]j,£V, die Handschriften der schlechteren
Classe jJLYjV. An Stelle des überlieferten i%Tzizzai schlug Alexandre, nachdem früher
Castalio £xx£a£iiat vermuthet hatte, das in seinem Texte stehende £lai£xat vor mit der
Bemerkung: ,est vero nobis Eiaieiat pro ctOctat futuri sensu'. Die Heilung der Stelle
dürfte in anderer Weise zu versuchen sein. Bei Homer lesen wir einerseits XcXsaat
xd(pov 12 660, anderseits roiatv §£ Gsot ydjJLOV £^£r£X£iov ö' 7. Demgemäss, glaube ich,
ist an unserer Stelle iv.izKZGBi zu schreiben, ein Verbum, das ebenso xdrpov wie y^H-^V
zum Objecte haben kann. Uebrigens dürfte dßm Verfasser auch der homerische Gedanke
vorgeschwebt haben v 307
xat x,£ tot dv-ct Yd|xoto ica-cYjp td'fov dfA'fEwovElTo
£v0d5£.
Keine geringen Schwierigkeiten macht auch der Ausdruck ßaösia xXauaouatv v6jj,!pai;
ßaOsia steht in *, wogegen ßa9£iai die schlechtere Classe W (hier durch i^L vertreten)
bietet. Mit diesem Ausdrucke aber kommen wir nicht aus; nur wenn etwa ein Begriff
wie xatd 'fpsva vorhanden wäre, könnte man unbedenklich an dem Adjectivum festhalten,
vgl. Hom. 7*125
xöv fj d/oc h^'j xatd (ppsva t6'];£ ßaO£lav,
Vergil. Aen. I 26 ,manet alta mente repostum'. Die Variante ßaÖstat auf den Wohnsitz
der Nymphen in der Tiefe der Gewässer zu beziehen, ist ebenfalls ganz unstatthaft. Es
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 69
bleibt deshalb nur übrig, an ßap'j? (wie Melneke gethan) zu denken und ßapsta mit
xXa'jjO'jatv zu verbinden, wie in ßapEa atcvd/ovta 0 334, d 516 u. s. Die auffällige Form
des Neutrum Plur. aber darf uns zumal in den Sibyllinen nicht allzu selir beirren, denn
schon in unserem Texte von Hesiod's Aspis 348 steht ö^sta xpsfxtaav und bei Aratos 1068
ÖYyXsw. 03 [JLtyXa, ja diese aus dem Femininstamme durch Analogie gebildete Form öif^Xcca
kehrt auch auf einer Inschrift von Thera C. J. G. 2448 III 29 wieder. Als neues Bei-
spiel wäre dies ßapsia den genannten anzuschliessen, und wir sind nicht genöthigt, mit
Meineke an ßapstat , gravi dolore oppressae' zu denken.
VII 58 sq. o'JTCoc, co tXtjiaov, a%6ßaXov itoXsjxou Xaypöv saair]
(0 xuci '/,ai Trora|i,ois xai po[x'fat'(]at irsaoöaa.
Schon Castalio hat das Widersinnige des überlieferten co xuat xoi 'n;ota[iOii: gefühlt
und die falsche Form cb%6at conjicirt (die Friedlieb unbedenklich aufnahm). Um so
unbegreiflicher ist es, dass die oben stehende Corruptel auch noch in der zweiten Aus-
gabe Alexandre's ohne jegliche Bemerkung Platz gefunden hat, obzwar er selbst wenigstens
in den Curae posteriores jenes (i)%6at zu (oxsat verbesserte. Indess (oxsat xac i:oT;a[JLolc '^ai
pojJL'f atrial könnte nur dann allenfalls gesagt werden, wenn das Adjectiv auch zu pojxiyatTjai
gehörte, was, abgesehen von der Verschiedenheit des Geschlechtes, der Bedeutung wegen
nicht der Fall sein kann. Dann aber ist das xac vor luotaixoic unstatthaft und es wird
offenkundig, dass sich die Verderbnis auch auf dies Wörtchen erstreckt. Es ist wohl
zweifellos (ox'jpöoc? TrorajJiois herzustellen, wofür ein Muster bei Homer vorliegt, E 598
cij^'jpöcp TCO-cajJKp. In Vers 58 hat Alexandre oörcoc aus aozolc, verbessert.
VII 76 663SIS 5' dQavdtcp [j.£YdXq> öscp rfi^ dyspto^^q).
Diese Form hat Castalio dem Verse gegeben, und die folgenden Herausgeber haben
an ihr festgehalten. Die bessere Handschriftenclasse <P bietet Öuact? 5' d6avdt(p 6c(j>
jJiSYdXq) dY=pcöy(p, während die schlechtere W die interpolirte Variante 66asti; §' döavdttp
-C; 6£cb Tüa-pl jJicYdXto dY£p(6)(co enthält. Demgemäss halte ich die Einschiebung jenes tjS'
für vinzulässig und möchte meinerseits vorschlagen: Quaste 5' döavdtfp [XSYdXtp Tc öciji
dY£poV/ü).
VII 79 sq. Xaßcbv dYptvjvd xötctvd
cücdfxsvjc 'rt£jjL'|i£c? £1? oöpavov ojj.[jLata tcwai;.
Vergleichen wir mit dem zweiten Halbverse die Stelle VII 162 %(u sc oupavöv '6[JL[iara
TT^to), so drängt sich sofort die Frage auf, ob nicht auch im Verse 80 für den auffälligen
Ausdruck TStvac vielmehr TCYj^ac einzusetzen ist. Der epische Sprachgebrauch kennt
nur das letztere Verbum in dieser Verbindung, vgl. z. B. Hom. 7^217 xa'd yßrj-^bc 6\i\).rxza
T.r^-'-j.c, Apollon. ßhod. Argon, r 422 tcoöcöv irdpoc 0[X[J.aTa Tz-q^ac, Nonnos Metab. T 43 im
yd-Q I -/.oipavoc 5[X{JiaTa itvj^e Kolluth. Harp. Helen. 305 (Abel) siri -/öovi tttj^sv otccottyjv
Musaios 160 szl yööva -TTf^iisv oxco-iTYiV. Darnach ist auch an unserer Sibyllenstelle Tscva?
zu beseitigen, zumal es sofort klar ist, wie es in den Text dringen konnte: unmittelbar
darüber steht am Schlüsse des vorausgehenden Verses Tcsrsivd — wie leicht irrte das
Auge eines Abschreibers, so dass er darunter auch Tsivac schrieb statt m'/^^ac!
70 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
VII 119 ßpcöÖTf^OTj zupi iraaa xai kio^iosic, Xaöv d).ii.'(].
Der Umstand, dass in dem gleich folgenden Verse 121 das zweite Hemistichion
ähnlich lautet wie an unserer Stelle ,xac s^oXsasi yßiva 'luäaav', veranlasst mich zu der
Vermuthung, es sei mit besserer Prosodie xal dX[i'(] Xaöv öXsaact? zu lesen. Der Schluss
von Vers 121 scheint die Aenderung verschuldet zu haben.
VII 145 anlast 3s isöv -^i^oQ, coc zdpoc r^v oot.
Der Schluss des V'erses ist verderbt: wie an anderen Stellen der Sibyllinen, so ist
auch hier a>c irdpo? -^sv zu schreiben, vgl. II 33 BOGazai, (o; irdpoc "^sv im Inneren des
Verses, während III 294 schon Opsopoeus im Versschlusse so für das in ^P überlieferte oJc
rdoo^ TjV zsp geschrieben hat, wo die schlechtere Classe W blos uk Tcdpo? '^v bietet.
Ausserdem sind in Vergleich zu ziehen die Stellen XI 77 i^ -Tcdpoc -^£V, XIV 48 (ö; zb
Tcpiv fjSV, ferner im Versinnern VIII 319 («c icdpoc "^v und endlich im Hexameterausgang
auch IV 81 (ö? Tcdpoc -^aav und XIV 214 mq zb 'icplv -^aöa. Auch Alexandre hatte einmal
(in der Note zur ersten Ausgabe) an jene Correctur gedacht, zugleich aber auch an die
Möglichkeit der Schreibung (tx; itdpo? -^v Xcp, die mit Rücksicht auf die angeführten
Stellen weniger empfohlen werden kann.
VII 157 sq. oüSs ydp aozi}
CiQaotiat, älX öXcOct [xs xaxöc )(pövos, Ivöa zdfoy [xoi
dvöpooirot ZBÖ^oooi 7cap£pyö[j.cV0t [as 6aXdoa'(j
xaC [XS AWot? öXsaoua'.
Vorher heisst es, dass die Sibylle vom Feuer verzehrt werden würde (iröp [Jls —
ßpoiastai). Statt des aür»^ erwarten wir einen Ausdruck, der den in den folgenden Worten
enthaltenen Gegensatz hervortreten lässt: es ist offenbar alst dafür zu schreiben. Nicht
ewig wird die Sibylle leben, schlimme Zeit wird über sie kommen und sie verderben.
Aerger verdorben ist der zweite Theil des Verses 159, wo die Herausgeber sich an
die Ueberlieferung der schlechteren Sippe W hielten, ohne sich bezüglich des Sinnes
viel Scrupeln zu machen. Zwar lässt uns auch die bessere Handschriftenclasse 0, welche
£iravsp"/ö|isvoc |xs 6aXdao'r] bietet, im Stiche, doch scheinen mir hier in den Buchstaben
wenigstens Spuren der ursprünglichen Fassung erhalten zu sein. Ich vermuthe nämlich
siel pTj[j.lvi 6a).daar/S, so dass sich der Gedanke ergeben würde: die Sibylle kündet, wie
sie ihr Grab am Meeresstrande finden wird,
VII 161 ßdXotrs (AS, ßd/.Xsts irdvrsc.
So steht in den Codd. PS, während in B der Vers am Schlüsse zerstört ist (es fehlen
die zwei vorletzten Worte); in A ist ßdXot-s |xs, ßdXsts xdvrsc geschrieben. Die sonst
minderwertige Familie W aber bietet ßdXotts, ßdXocrs [jls Tcdv'sc. Ein Wechsel der Modi
und Tempora, wie er in der ersteren Handschriftenclasse <P vorliegt, ist meines Erachtens
ausgeschlossen, wir sehen diesmal die genuine Leseart mit der natürlichen Wortstellung
in V erhalten. Die Zulassung der Cäsur '/.azd xsxapTov z^v/aloy erscheint hier genug.sam
entschuldigt.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 71
VIII 1 sqq. Bisher hat man für den Anfang des achten Buches nur die Ueber-
lieferung der zwei schlechteren Handschriftensippen <P und W als Grundlage für die
Constituirung des Textes gekannt. Allein es finden sich in zwei Handschriften der besten
Classe, in V und dessen Abschrift i7, hinter dem XIV. Buche noch acht vollständige
Verse nebst einem corrupten Worte, welches den Eingang des neunten bildet. Voran
geht der Titel oi'^öXkrfi Xöyoc ti; es werden also diese Verse als einem XV. Buche
angehorig bezeichnet. Nun sind es aber dieselben wie die den Eingang von Buch VIH
bildenden acht Verse. Es ist auch kaum anzunehmen, dass es wirklich noch ein fünf-
zehntes Buch gegeben hat, das etwa das Prooimion des Buches VIII ebenso wiederholt
hätte, wie dies im zwölften Buche mit Bezug auf den Eingang des fünften der Fall ist.
Es hätte sich merkwürdig gefügt, dass dann nur gerade der ohnehin im sogenannten
achten Buche vorliegende Anfang und nichts weiter erhalten geblieben wäre. Vielmehr
meine ich, dass in der Vorlage jener Handschriften eben auch der Anfang unseres
zum Theile nur aus den schlechteren Handschriftengruppen bekannten achten Buches
vorhanden war, und zwar als fünfzehntes Buch. Damit gewinnen wir für diese acht
Verse eine neue Quelle, die, wie von vornherein zu erwarten, reiner fliesst als die bisher
bekannte Ueberlieferung (Friedlieb verzeichnet im kritischen Apparate nur den Titel,
und zwar aus H). Leider versiegt sie so schnell!
VIII 1 sq. spyo[i,sV7](; {JLSYdXvji; öpy/ji; iw. x6a|xov ä^stöv]
xöcat xpo'f^Tc6ouaa xaid irtoXtv dvöptÖTCotaiv.
Für diese drei Verse kommt ausser den drei Handschriftensippen auch noch das
Citat bei Lactantius de Ira div. 23 in Betracht. Im Verse 1 bietet zwar letzteres eine
andere Wortfolge (opyYjC ^^yj.k'ric)^ aber da VH mit den anderen Handschriften stimmen
und die Voranstellung des Adjectivs hier ganz passend erscheint, so werden wir uns
nicht veranlasst sehen, diesmal dem Lactantius zu folgen. Hingegen ist in Vers 2 ia/axov
für oara'ov einzusetzen, da jenes sowohl VH wie Lactantius bieten und der Ausdruck
zweifellos ein gewählterer ist. Am Ende des Verses steht in VH verderbt ^(o^^rj.
VIII 6 sqq. 'Tcpcbta [jlsv AiY^Tirou ßaat^tov, sita x6 IIspaÄv
My^5(ov AlÖtÖTcoov xai Aaaopivjc BaßuXwvoc,
SIT« Max'^5ovtYjc tö'fov [Asyav aaÖT^oaaa
'Ki\i.'j:ci\i.ai zlc, 'l-caXcöv xXctv^v ßaadstav dGcafAov.
ücrdztov Tcdat Seiest %am iro^Xd ßpo-colat
%al Tziorfi "^'^i'QQ dvSpcbv [xo/Gouc SairavT^ast.
Die Stelle ist nach Alexandre's zweiter Ausgabe angeführt. Zunächst ist hinter
Alötöxwv das in VH vorliegende zs einzusetzen, wie einst schon Castalio nach III 160
vermuthet hatte; in etwas anderer Gestalt stehen die Verse 6 — 9 auch im dritten Buche
158 — 161. Andere Verderbnisse treten jetzt, da wir die Ueberlieferung von VH heran-
ziehen können, noch deutlicher hervor als bisher. Zunächst muss man nach dem Neben-
satze Vers 4 sq. ein Hauptverbum erwarten, welches die Entstehung der verschiedenen
Reiche nach dem Sturze des Thurmes von Babel angibt; man vermisst einen Ausdruck
etwa wie , erstand', wie ein solcher an der parallelen Stelle III 159 Al'{6%zoü ßaatXscov
Y2 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
i^si^azo (ich lese ßaacAf^iov la-azo)- eka zb IlspacüV v.zh sich vorfindet. Nach dem au
unserer Stelle vorliegenden Wortlaute aber wäre erst T:i\s.Tzo^ai das Verbum des Haupt-
satzes und die Ausdrtlcke Aiy^tctou ßaatXi^iov xzh würden wie auch die ganz seltsame
Verbindung MaxYj^ovtYjc Tüyov (asy^v von dem Participe aö^rpaca abhängig sein. .4.ber
der ganze Tenor dieser Stelle verlangt das oben angedeutete Hauptverbum. "Werfen
wir nun einen Blick auf die Ueberlieferung von VH, so wird uns sofort das geforderte Prä-
dicat gegeben, indem für sita xö — lazazo vorliegt; zugleich aber wird jene oberwähnte
widersinnige Wendung beseitigt, da wir MaxTjSoviYjc zö'.{»j-^ {JLsyav aöyrp'xorfi vorfinden:
, Makedoniens, das da in gewaltigem Dünkel sich brüstete', eine Leseart, der Jedermann
den Vorzug vor der bisher allein bekannten einräumen wird. Damit Avären die Schwierig-
keiten bis einschliesslich zum achten Verse beseitigt. Ein fataler Umstand aber lässt die
Codd. VH am Eingange des Verses 9 mit dem verderbten Ausdrucke x6[jn:o... abbrechen.
In H ist dann nur noch die Lücke mit jXstTCSt' angedeutet, die anderen Handschriften
sind hier ebenfalls corrupt, denn <P bietet irsixirtov, die Gruppe W (= FL) aber 7rs[j.T:o[Jiat,
das allem Anscheine nach auf selbstständiger Aenderung eines Schreibers beruht und
ohne Berechtigung von den Herausgebern in den Text gesetzt ward. Es muss hier ein
Ausdruck gestanden sein, der die Anführung des letzten Weltreiches, des römischen, im
Anschlüsse an die vorher genannten vermittelte. Ist es möglich, die genannten Welt-
reiche in der Weise aufzufassen, dass ihrer fünf sich ergeben, so hätte Vers 9 etwa 'Ki^nzr^
susit 'IxaXü)V TtXs'.vÄv ßaatXeiY] <i6£a[Jioc zu lauten und wäre mit Vers 10 ohne Interpunction
zu verbinden: es ist dies der Fall, wenn als erstes Aegypten, als zweites Persien und
Medien (wozu etwa die Aethiopen hinzuzufügen wären), als drittes Assyrien mit Babylon,
als viertes Makedonien und als fünftes Rom bezeichnet wird. Sollte hieran Anstoss
genommen werden, so wäre der Anfang von Vers 9 als stärker verderbt anzusehen.
Man könnte dann etwa an die Conjectur autdp ztzbiz 'kaXcöv xz\. denken. Der Genetiv
xXcivwv (statt xXstvifjv) empfiehlt sich als Epitheton zu 'IxaXcöv, da die Italer oder Latiner
bei den Sibyllisten wiederholt xXetvot lieissen; die ßaatXsca selbst besitzt ohnehin schon
das Epitheton a6ca[i.oc.
VIII 12 oc^ct 5' aiyjjLYjxdc ßaadsic sÖväv siti Sua[JLd?.
So schrieb Alexandre; überliefert aber ist in P <rf.\iff^z(i(i^ in A axji'?j tac, m den
Handschriften der schlechteren Classe W äx.jj.yjra? ; dxjiYjtac stand nach Opsopoeus' Angabe
im Codex des Pithoeus. Da es hier darauf ankommt, die übergewaltige Macht Roms
zu betonen, so scheint mir die von Alexandre vorgeschlagene Schreibung a'./jj.TjTd;;, die
auf der bekannten homerischen Verbindung ßaatXc'JC t ä-fuMz xpaxspoc t aly [!,•/) "y^c i" 179
beruhen mag, nicht am Platze zu sein. Weit eher erwarten wir ein Epitheton, welches
besagt, dass durch Roms siegreiche Obmacht selbst die noch unbezwungenen Könige
des Ostens geknechtet nach dem Westen geschleppt werden. Und deshalb lag es nahe,
dass der Anon. Paris. (Hase) aZ\xrizrjoz vorschlug, was in äZ\xrjZac umzuwandeln ist, um
der diplomatischen Tradition noch genauer angepasst zu werden.
VIII 14 h'^i Osoö |xöXot dXsouai zb ).£xzöv dXsupov.
Diese Fassung steht in *, während y^ (= FL) 6*00 [lOXot y dXsouat (in /> ist von
jüngerer Hand d).£aou3t übergeschrieben) bieten; dieser auf dem bekannten Sprichworte
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. ., 73
ö'l/£ ftcwv dXsoua'. [xuXot, dXio'jzi Ss Xsxid (vgl. Macarius VI 85 = Paroemiogr. Gr. II,
p. 199, 8 und Append. Proverb. I, p. 444, 6 sq. Leutsch) beruhende Vers muss in etwas
richtiggestellt werden, indem b'^k Osoio [jlöXoi zu corrigiren ist; der Gebrauch des u
von {JL'JAOt als Länge ist unstatthaft,
VIII 25 [jL7]yav(rj tcoXsjjlcov, cipYjVTjC i'/ß^^ ": dvoia.
Den Schluss des Verses haben die letzten Herausgeber aus den Varianten von <?
£/Ofa? ■:' dvota (sie) und F (= FL) iyßpd r dvOpcoirsia contaminirt; unbedingt unrichtig.
Es muss unter Beachtung jenes iyÖpa? entweder sipT^vr^c "c' i/^^^ dvoia oder mindestens
cipfjvyjs t' ^X^P*^ (^X^P'^i) '^'^'^^'^ gelesen werden, wodurch die Kürzung der auslautenden
Silbe in £X^pd (t/firj-q) ihren Anstoss verliert.
VIII 44 xp'-*^^-'^'^ '^1 ^W'.vo? 7j X'^^^=^'^-
Da sich keine Norm constatiren lässt, wornach der Verfasser dieser Partie speciell
den Spondeus im ersten Fusse begünstigt hätte, so ist angesichts der Form yak-KtoQ
auch xp'->3S0C in den Text aufzunehmen.
VIII 52 ioz^z dva£ icoÄtoxpavoc sy/ov TziXac o5vo[j,a icövtoy.
,In iro/.'.oxpavoc metri vitium est immedicabile' bemerkt Alexandre in der Note zur
zweiten Ausgabe; auch andere Kritiker haben an der Form Anstoss genommen, wie
Struve und Meineke. Letzterer glaubte deshalb icsXoxpavoi; vorschlagen zu sollen. Allein
die Synizese, welche in ':rok6xpavo? nothwendig wird, ist nicht der Art, dass sie zu den
unerhörten zählte — im Gegentheil, der Sibyllist konnte getrost in den homerischen
Gedichten eine Entschuldigung finden, vgl. 5 811 'iozi 5i viQ TUpoirdpoiÖs TiöXioc, aiTzzlrx
%oX(6vY; oder <f> 567 si ^i %i oi icpoTcdpotOs tiöXioc viarsvavTiov sXOco u. s. (vgl. liartel
Homer, Stud. III 12), wo derselbe Fall im Worte TröXto? vorliegt. Ja man könnte
sich versucht fühlen, auch an einer anderen Stelle III 176, wo von der Weltherrschaft
Homs die Rede ist und diese dpx'»^ als XcUä'/] xai TroXoxpavoc (offenbar mit Bezug auf den
römischen Senat) bezeichnet wird, jenes iroXiöxpavoc als ursprüngliche Leseart zu ver-
muthen, die wegen der berührten Synizese vielleicht durch das metrisch einfache xoXü-
xpavoc ersetzt ward. Indess bleibt, obzwar jener Ausdruck für die bejahrten Senatoren
vorzüglich passen würde, doch zu bedenken, dass der Sibyllist auch die grosse Zahl der
Mitglieder des Senates durch iroXuicpavo? kennzeichnen mochte.
VIII 54 sq. ypoobv (asv irdpiTcXsiarov üyoi'i -Kai dpy'jpov kyßptbv
Mehrere Ausdrücke geben hier zu Bedenken Anlass. Zu bemerken ist vorerst, dass
=y/jp(üv blos Conjectur von Castalio ist, die Handschriften haben iyBpö-^. Werfen wir
nun einen Blick auf XIII 127, wo wir die Verbindung Tcdvta §c auX'/]aa? xat yujJLVcoaac
vorfinden, so werden wir uns nicht der Erkenntnis entziehen können, dass auch in
unserem Verse 55 an Stelle von auWi^az richtig cJAT^aac einzusetzen ist, zumal das
damit verknüpfte •['J\x-marxc, , beraubend' einen so harmlosen Ausdruck wie aulXs^ac nicht
neben sich verträgt. Jetzt gewinnt auch die handschriftliche Ueberlieferung äyOpov an
Bedeutung. Zweifellos stand ursprünglich ein Accusativ im Texte, von aoXriQaz, das
Denkschriften der phil.-hist. Cl. X.XXVIII. Bd. IV. Abh. 10
Y4 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
den Accusativ der Person und der Sache regiert, abhängig. Man kann nur zweifeln,
ob der Singular s^Öp^^ ^^^^ ^^^ Plural sy8po6c besser am Platze ist. Endlich besagt
der Ausdruck dvaXüact nichts Bestimmtes. Ich vermuthe dafür dvaXs^st, ,er wird auf-
häufen', was durchaus sinngemäss ist. Die Corruptel erklärt sich leicht, da zwei Verse
weiter das Verbum Xuost am Ende des Hexameters steht, ausserdem aber auch die
Verderbnis des ayX-f^aa; zu oolki^ac, den Ausdruck ävaXs^si naturgemäss beeinflussen
musste. An eine Aenderung des ävaXuast zu dvaXtoost zu denken, scheint mir unstatthaft.
VIII 58 %di äp/TiZ tä irXdvirjc [xuoti^pta icdaw dvo£^st.
Der Anfang des Verses ist zweifellos verderbt {FL haben xai k^). Es dürfte xai z
oder xcft ä.pyala (seil, [luarr^pta) zu lesen sein. Das folgende TrXdv^c ist dann als Nomi-
nativ zu fassen mit Bezug auf Hadrian selbst (man denke an seine Reisen), nicht als
Genetiv von TcXdvT], wie man es zu verstehen pflegt,
VIII 78 xal ydp dTjro'föpwv \s'(eöi'^o>v ti^a Tzazlzai.
Die Form dYjTO'föpwv hat Alexandre in den Text gesetzt, während die liandschrift-
liche Ueberlieferung dexotpopcov lautet. Struve's Conjectur dcÖXocpöpcov wäre nicht zu
verschmähen, wenn nicht die Form dT^-coc schon aus alexandrinischer Zeit bezeugt wäre
durch Aratos, der hin und wieder den Sibyllisten zum Muster diente: vgl. die Schluss-
partie des fünften Buches Vers 511 sqq., wo z. B. 523 iSscas ydp 'Qapcwva nach Arat.
Phain. 636 (poßsst \i.i^ay 'ßaptcova gebildet ist, ferner XIII 70, wo Cfpo'.axoO %'jxXou,
Kptöi; Taüpo«; ABu|i,ot zs aus Arat. 544 Cff^iUto^ xuxXcov und 549 Kptoc TaOpoc 5" £irl tcp
AtS'JjJLOt TS contaminirt ist; XIII 71 sq. tv5dXXovi:at | darspsc ist wörtlich aus Arat. 194 sq.
entlehnt, und zwar finden sich die beiden Ausdrücke genau an denselben Versstellen
vor. Er hat auch jenes dTjios verwendet Phain. 315 %ai [xtv 'x,a).souaw Ar^xov, und zweimal
atTjtoc: 522 oü [xtjv Aitjioö dT:o[jL£ip£-ai, 691 opvti; t Alr^xoz ts xd zb Tcxspösv-oc 'ÜiatOü|xs{p£a.
VIII 95 al ax aot, irafJLYj "/(üpv], [Asya ßdpßapov sövoc.
In sämmtlichen Handschriften (auch F, dessen Leseart Friedlieb falsch angibt) steht
ita[i7; X^P''i- Hieraus hat Opsopoeus 'Ira/.Tj /töpY] gemacht, da yTj und "^nir^ öfter in
Verbindung mit einem von einem Landesnamen abgeleiteten Adjectiv in den Sibyllinen
vorkommen, wie ■f') lläpc:^?, KcXit YOiiTj, i^o^oixlit ^aif] u. s. Die genannte Conjectur
haben die Herausgeber aufgenommen, allein für unsere Stelle bleibt zu bedenken, dass,
nachdem Vers 93 ausdrücklich die Römer genannt werden, eine geographische Be-
zeichnung weiter nicht nöthig war; wir werden um so eher bei dem überlieferten
Ausdrucke bleiben können, als das vorwurfsvolle t.xa|JLYj ycop''] ™^* ^^°^ folgenden [ASya
ßdpßapov aOvo? ebenso wie mit dem, was der Sibyllist unmittelbar vorher (Vers 96—98)
gegen Italien sagt, trefflich zusammenstimmt.
VIII 129 !-''^XP^ ■'^dv dicouasic.
Das handschriftliche i:dv muss in iidvt verbessert werden, nicht blos weil im vor-
ausgelienden Verse ebenfalls der Plural oa STCpa^ac steht, sondern auch weil die vor-
liegende Phrase ständig rdvx" dTTOuas'.? lautet, wie V 190, XI 50, 62, 286, ebenso irdvT
d;rot{o£i Xll 227.
Kritische Studien zu des Sibyllinischen Orakeln. 75
VIII 131 sx-ots 5' au Aartvwv sx-cy] ysvstj ßaaiX7](ov.
Den Ausdruck £/,-T; y«"^**'] ^^* Opsopoeus hergestellt (0 sxtTj ycVsÄV, /•' i')ix-/]Y£V£(ov,
Z« sxTTj YOVoOJv); 3" au Aa-ctvwv bietet 0, !F ys Aartvcov. Keines von beiden kann richtig
sein, da die hier sonst vorliegende Messung von Aauvcov mit kurzem t aus den Sibyl-
listen nicht belegt werden kann. Denn das Patronymikon AativtSdcov V 1, XII 1 darf
nicht in Vergleich kommen. Wie zu schreiben ist, lehrt XIV 280 xac tÖTS Aartvcov
ysvci^ iruiAatOi; ^aaiXr^cov, wornach man Ixiotc Aarivwv mit Weglassung von 5' au in den
Text setzen wird.
VIII 135 sq. dp^ct 8' aütoxspaaxa 6£oö ßouXaiai {xsytarou
iraiScC xal icaiScov tourou y^"*'*''^ daaXsuTtov.
Mit dem merkwürdigen Ausdrucke aozoxipaoza ist, wie Jeder sieht, an unserer
Stelle niclits anzufangen. Volkmann erkannte richtig, dass eine Verderbnis anzunehmen
sei, und wollte dp^si 3' autoxparv^c te schreiben. Allein abgesehen von dem nichtssagen-
den Flick Worte x£, das hier ganz unbegründet wäre, bildet auch der Singular dp^sc
einen Anstoss, da unmittelbar ein plurales Subject folgt. Die parallele Stelle XIV 282
luai^cC xai iraiocov '{B'^e'q dadXsuxoc ü-redp^st bietet keine Entschuldigung hiefür, weil hier
YäVcYj dem \'erbum singulare zunächst steht. Ich schlage daher vor, aÜTOxpatcic 3' dp^ouat
zu schreiben, womit alle Schwierigkeiten schwinden. Der Singular dp^st scheint übrigens
durch das im Verse zuvor (134) vorliegende dp^sc veranlasst worden zu sein.
VIII 139 £v9cV oiav tpocvixo^ BTziXfi'Q •jcsvraxpovoto
Diese Worte, welche einen vollständigen Temporalsatz darstellen sollen, haben bei
den Herausgebern keinerlei Bedenken erregt*, Alexandre übersetzt: ,hinc ubi Phoenicis
iam quinta recurrerit aetas'! Wo das mangelnde Subject stecke, darum kümmerte man
sich nicht. Zum Glücke gibt uns wieder einmal eine Parallelstelle den Fingerzeig zur
Emendation. Nach XI 272 aXK ÖTCÖz' dv XuxdßaVTac ETCsXö'r]? zip\).a xp6voto ist zweifelsohne
xsv-a/pövoto an unserer Stelle durch x£p[xa y^pövoto zu ersetzen; letzteren Ausdruck findet
man auch XI 94.
VIII 143 (oXeto tYj? 'P6i[i.ric a^yi} xöie zrikzBöiooa.
Das Wörtchen ttj? liest man seit Opsopoeus in den Ausgaben, während die Hand-
schriften hier eine kleine Lücke haben. Am ehesten ist yap ausgefallen, nicht aber
der hier unstatthafte Artikel zfjZ.
VIII 151 sq. oi^rji sya) zpizakaiva, tzöz S«|;o|i.ai "^[iap £X£tvo
a£io TTOTo 'P«)[JL7], Tcdoi §£ [AdXtota x\auvotc;
Soll irdatv (so richtig in PB) §£ [xdXtata Aartvotc etwa mit oi' in oi (xot verknüpft werden?
Da dies Niemand zugeben wird, so muss man billig fragen, wovon dann der Dativ
Td-'.v — Aa"ivotc abhängig wäre. Hiezu kommt, dass in sehr auffälliger Weise nach dem
fragenden reo-" im nächsten Verse das indefinite Ttozi im selben Satze auftritt. Auch ist
T^[JLap svsivo 0£io nur sehr unbestimmt gesagt. Allen diesen schwerwiegenden Bedenken
können wir auf einmal begegnen, wenn wir den offenkundig corrupten Eingang von
10*
fß IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Vers 152 in 30i y' ^'-'^<i'' äuderu; öfter ist in den Sibyllinen der Dativ ac-t (y') zu aslo
verderbt. Dann steht zäs'.v — Aauvoic diesem ooi parallel und jenes anstössige zorä ist
beseitigt.
VIII 161 xai ÖTQßata'. %ax7] ys jjlsvsi ixsrÖTriaOsv d/.coatc.
In y^ fehlt hier ys. Mit Rücksicht auf die Construction wäre mindestens y.at ÖY^ßac
ys xax-^ |A£VSci zu erwarten. Das ys ist wieder ganz unverkennbar ein jämmerliclier
Nothbehelf. Aber ich meine, es sei ys |J,£V£t überhaupt interpolirt worden, nachdem
der Verseingang verstümmelt war, so dass der Vers ebenso gelautet hätte wie IV 89
soTtti xai Oi^ßTjOt xaxT^ (xstÖTrtaOsv aXiooiQ. Man ist nach den Erfahrungen, die man bei
längerer Beschäftigung mit den Sibyllinen gewinnt, zu dieser Annahme eher geneigt
als zur Aufnahme des obenerwähnten Vorschlages, zumal sich dann die Ausdrucksweise
zu Anfang des Verses der des unmittelbar vorausgehenden Verseinganges concinner
gestaltet {rjCBi xai 'Po5ioc? xaxöv uaxa-ov). Ein ganz paralleles und zutreffendes Analogen
findet sich V 51, wo man ebenfalls nach Verstümmelung des Versanfanges durch kläg-
liche Interpolation die Stelle lesbar zu machen suchte, worüber meine Auseinander-
setzung zu dem genannten Verse zu vergleichen ist.
VIII 163 sq. OK 5s xai oc |i.£röirtaÖ' s^uyov ßpoxoi aiirov o/.sOpov,
Tptafiaxdpiaroc eyjv xat -s-pdxic SXßtoc dvYjp.
Den ersten Vers versuchte Alexandre (Curae poster.) zu emendiren, indem er o'i! 8s
xal co; tJLSiomaÖ' ^'f^yc/V ßpotot oder ö? Ss xai Az [xsroTciaÖc (p6yot ßpoio? vorschlug; hievon
ist die letztere Lesung annehmbar, wenn im engeren Anschlüsse an die Ueberlieferung
gesagt wird oq 5o xai ibz ixcTTÖicwO' l^uysv ßpoxö? ain'jv oXsOpov. Betreffs des im folgenden
Verse stehenden Ausdruckes Tptaixaxdpiaroc oTjv xal rs-pdxic möchte ich zunächst einer
Erwägung hier Raum geben: vergleichen wir Musterstellen im älteren Epos wie
Hom. « 306 tplc [xdxapsc Aavaoi xal zzzrjdxic, o'i xöt' VkriVzo oder das näher liegende Bei-
spiel bei Hesiod. Fragm. 102, 1 meiner Ausgabe tpic |xdx7.p, AcaxtÖTj, xai -cxpdxtc, ^Xßis-
IIy^.c'j (wozu ein jenem Homerverse nachgebildetes Orakel bei Pausan. VII 5, 3 = Oracul.
ed. Hendess 142, 1 hinzukommt: xpic [J.dxap£C xsivot xal xstpdxtc dvopsc soov-at), so scheint
es mir immerhin wert zu überlegen, ob nicht etwa xpi? jo-dx^p o6ro? ct^v xai zsrpdxic,
oXßtoc dvr^p zu schreiben wäre, zumal wenn man noch an den Anfang des der Sage nach
dem Hesiod zu Theil gewordenen Orakels im Agon des Homer und Hesiod 211 R.
(= Oracul. ed. Hendess 45, 1) denkt: EÄß'wOC outoc dvY^p. Indess kann man sich mit
der Aenderung tpi? jJLaxapia-os begnügen, vgl. [xaxaptatö: 111 371, IV 191.
VIII 171 sq. rote 'P(6[A'rj 'j'J/'.jtoc dyoi oixTpf^v töts jJLOtpr^v,
TCdaw "^ dvOpwzoiGiv, opotc iizi toiocv ö/.oOvTat.
Dies die Leseart von 0 und ?F (B hat ö'^tazoic) ; Alexandre schrieb in Vers 172 x'
für 5" und opo'.c 8' iiü obtv für opo'.c STci xotaw. Aber dies hilft der Stelle nicht auf.
Sie muss im Zusammenhange mit zwei anderen parallelen betrachtet werden, die selbst
auch wieder theilweise Verderbnisse aufweisen. Glücklicherweise ergänzen sie sich aber
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 77
gegenseitig. Es ist dies XIV 264 sq., wo in i2 überliefert ist
oic ToiYjv 06 TüpÄTOv ayetv oi%rp7)V töte öaifjicov,
itdvta? 5' dvöpcoTCOüc IStotc epY^^'^^'^ oXsaacr
und XIV 303, wo wir in £i, lesen
tpic towov ö(j^cato^ aYst SstpTjv töts Ssivt^v.
Im letzteren Verse hat Alexandre dyot aus VIII 171 hergestellt und Gutschmid mit
vollem Rechte für Sstpr^v (das durch das folgende SetVT^v veranlasst ward) [xotpTjV aus
derselben Stelle vorgeschlagen (Litt. Centralbl. 1861, N. 28). Mit Hilfe dieses so wieder-
hergestellten Verses ist in VIII 171 für das höchst anstössige zriiz ebenfalls tpi? zu
emendiren. Am meisten aber gewinnt nun durch Vergleichung von VIII 171 und
XIV 303 der Vers XIV 264, wo ich dem ganz zerstörten Wortlaute durch die Schreibung
tp'lc totvuv ü^iQZOZ ayoc [AOipYjV töts 8ct.v/]V wiederum die genuine Fassung wiedergegeben
zu haben glaube; der Ausdruck oixtpT^v wiese zwar auf VIII 171, aber das Schlusswort
SatjAcov spricht für die Verderbnis aus 5stV7^v (vgl. XIV 303), so dass dann für oatpi^v
einzusetzen ist (xoipTjv. Alexandre begnügte sich in XIV 264 mit der Lesung §lc toiTjv
oö TTpibtov ayot (AOipr^v T:ot£ §atix(i)V. Während so der Vers XIV 264 aus VIII 171 und
XIV 303 emendirt werden konnte, bietet der mit ihm zusammenhängende XIV 265 seiner-
seits wieder die Mittel zur Heilung von VIII 172. Es ist hier entweder icäaiv t dvÖpcbxotc,
epyotc ^' t^tocatv öXoOvtai zu schreiben, oder eine tiefer gehende Verderbnis anzunehmen
und ganz nach XIV 265 Tcdvta? 5' dvöptoTio'JC i^toc? spyGiow hXioozi in den Text aufzu-
nehmen. Letzteres wäre in dem Falle unbedingt zu thun, wenn etwa auch 'P(0[jl'(j in
VIII 171 aus toiv'JV verderbt wäre.
VIII 194 sq. |iTj Tuot" £Y<" C^'^jV, ots 7J iXapd ßaadsöa'o,
dXXd tot, o'jpavtTj otav i^ X^P^^ sjA^aaiAEuar;.
Der Schluss von V. 194 ist von den letzten Herausgebern aus der schlechteren Sippe W
entnommen; in 4> steht ot£ iXapd. Dass an dem Ausdrucke tXapd (eventuell iKapri)
nicht zu rütteln ist, scheint mir im Hinblicke auf Vers 200 ÖYjXutopYjc \i.zxe%ziza [xsya y.pdtoc,
•worin mit Alexandre Anspielungen auf Johann. Apokal. XVII 4 zu sehen sind, ausgemacht
zu sein. Deshalb ist auf das von dem Anonymus ßernensis am Rande seines Exemplars
vorgeschlagene r^ 'ItaXd, von Alexandre in den Curae posteriores in '[ta^T] verändert, und
auf die Conjectur des Anon. Paris. (Hase) r^ 'J^'C^i keine Rücksicht zu nehmen. Ich vermuthe
ÖTCÖt" dv i'kap'q oder mit Beibehaltung von 'q (wie Alexandre), ot dv ig tXapi^; die Längung
von dv in der Verbindung OTCOt dv kommt Öfter vor. Ebenso ist im folgenden Verse
O'JpaviTy irJjZ dv "/dpcc £[JLßaatXc'ja'(j zu schreiben, während 0 diesmal otav tj ydpic,, W aber
otav ydptc bieten; die Conjunction oicot" dv ist im folgenden Verse 196 überliefert.
VIII 196 sq. xai ÖTCötav iralc •JtoÖ' tspo? §oXo(p(i)V d-jrdvtcov
£^oÄ£a'(] ^^^[xrÄz öXoö'fpova [S'joaöv dvoiytov.
Die Versuche, die Stelle zu heilen, die ich in der Fassung der Handschriften (¥•" hat
oo).o'f(bv) hiehersetzte, sind bisher nicht gelungen. Alexandre schrieb xatc Tic tEpö? §0X0-
'fövtai; (?!) dicdvtojv, Volkmann dachte an SoXio'fpov" diudvtcov; ich vermuthe, es sei zu corri-
giren xat. OTCÖt" dv ^/q tzaXc, c'cpö^ 5yj)v7^|xov' dzdvtcov | EgoXeor^ cissjjioic öXoocppova ßuaaov
dvoiywv. Leicht konnte ^Yp.T^jxova wegen des nahen oXoofppova zu i5o/.otpa)V verderbt werden.
78 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
VIII 203 -/jsuoc jAsv a'J/|X7jpd tpr/cov vjxTspivd «pacvst.
So steht in den Handschriften: Alexandre suchte die Corruptel zu beseitigen, indem
er ätJi'j^pd tpa/cöv vuy6rj|xspa sclirieb. Aber ä[j.ü5pd xpsywv kann man nicht von -/jaXioc
sagen in dem von Alexandre in der Uebersetzung zum Ausdruck gebrachten Sinne:
,sol obscurus perget noctuque dieque'. Ich möchte daher eher d[xa'jpd ß)^£7t(ov vor-
schlagen, vgl. z. B. Anthol. Pal. XII 254, 2 d[Aaupd ßXsito). Auch VJ/ör^iAspa (wofür
eher der Ueberlieferung entsprechend vuxTT^iJLcpa zu setzen war), ist nicht ganz sicher;
möglicherweise steckt in vuxisptvd «patVct der Ausdruck vuxxcop dva^atvsi, welch letzteres
Verbum dann im intransitiven Sinne gebraucht wäre.
VIII 213 xai xptaiv dGavaroto Ösoö
Der in den Handschriften erhaltene Rest des Verses ist aus einer bisher unbeach-
teten zweiten Stelle zu ergänzen. Wenn wir nämlich III 55 sq. heranziehen:
Ol jj.ot ^ctXaiY], %0-z sXsuastat "^[xap säsivo
xai xpiatc döavdioto Osoö, [isy'^^^'^'-* ßaatXr^oc,
so ist nicht zu zweifeln, dass wir eine Parallele vor uns haben. Nach III 56 wird also
unser Vers herzustellen sein, indem zugleich xptatc für das überlieferte xpiaw geschrieben
wird. Weiter folgt aber, dass in der Lücke an unserer Stelle auch der in III 55 vor-
liegende Vers dem Verse VIII 213 voranging. Die Worte beziehen sich auf das gött-
liche Gericht.
VIH 225 sq. ixxa6act Se to irOp yyjv oüpavov tjSs ÖdXaaaav
ipcuov (pXs^st §£ 'KÖXn.ci cipxx'Tjc 'A{5ao.
Das Verbum (pXs^ct liest man noch in den letzten Ausgaben. Und doch hatte schon
Mai in der Publication des Cod. M (Mailand 1817) «ypu^si M edirt. In M selbst steht
'^pü^si £, d. h. mit einem für einen Buchstaben auslangenden Raum vor dem letzten s
(jedoch keine Rasur). Dieselbe Lesung rpp'j^stc ergeben auch alle anderen Handschriften
dieser besten Classe (QVH)\ '.fkiZß.i 5s bieten die beiden schlechteren Gruppen. Die
gewähltere Leseart von 12 wird nur mit Mai's Aenderung in den Text gesetzt werden
können : es muss eine Verbindung mit dem vorausgehenden hergestellt werden durch
das Wörtchen 5= (oder t£?), denn es ist nicht daran zu denken, dass etwa nach
6d/.aaaav ein Interpunctionszeichen zu setzen und dann lyvsöov (ppöSsts asyndetisch an-
zufügen wäre. Uebrigens ist zu beachten, dass im Alterthume bereits eine Variante
an unserer Stelle existirte. In der bei Augustin, de Civ. dei XVIII 23 vorliegen<len
lateinischen Uebersetzung eines Theiles des, Akrostichons Christi werden die Worte des
Verses 226 wiedergegeben durch ,inquirens taetri portas effringet Averni'. Hieraus geht
zunächst hervor, dass der Uebersetzer TZ'jktxi ozo-fzpo'J (oder [xtapoö?) 'Aiöao las, vgl. die
homerische Versclausula 0 368, anderseits aber wei.st , effringet' auf pr^^ct, welches that-
sächlich in der Constantini oratio ad sanctorum coetum c. XVIII, wo das Akrostichon
angeführt wird, vorliegt; hier i.st pYj^äi Tc geschrieben, wir finden also auch eine Con-
junction vor. Diese Variante (/'ffiti geht offenbar ebenso wie (pXsict auf die gemeinsame
Quelle (ppu^ct zurück.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 79
VIII 249 sq. o'jToc ö vöv xpoypa'fci^ ev äxpoarr/totc ösoc i^fKöv
Jedem Unbefangenen muss der gleiche Ausgang der beiden Verse einiges Bedenken
erregen; werfen wir einen Blick auf die Ueberlieferung, so wird dasselbe noch verstärkt.
Denn während die beiden Classen <P^ die von den Herausgebern recipirte Leseart Qsöc
T^jJLWV in Vers 249 enthalten, weicht die beste Handschriftensippe i2 ab, indem sie öso-
avjixstoi? bietet. Und hierin steckt meiner Ueberzeugung nach die genuine Schreibweise
6soair(|xotc, ein Adjectiv, gebildet wie £irta7j[JLoc. Die d%poa'ci)(ia können mit vollstem Recbte
Ö£6a*/]|xa heissen, da sie den Namen des Gottessohnes bezeichnen. Aus ösooT^ixoti; konnte
in <^?F leicht Öso? 7J(j.ö)V werden unter dem Einflüsse des folgenden Versschlusses sv=)('
TjjJKöv, während 6c0a-/][JLcC0t? in i2 durch die Erinnerung an die 9£oai^|J.cta entstanden ist,
VIII 302 afX OTS raOrd ys Tzdvza zeXzKüBrl, dicsp swcov.
Dies setzte Alexandre nach <P in den Text; die beste Classe £2 und die schlechteste
y stimmen darin überein, dass bei ihnen ys gänzlich fehlt. Lactantius, der diesen Vers
in dem Citate Div. Inst. IV 17 (= vol. I, p. 344, 6 sq. Brandt) gleichfalls überliefert hat,
.sclieint den Eingang bereits verderbt gelesen zu haben in der Fassung dXX' ots Si^ taOta
■Ttdvra (die einzelnen Handschriften geben Folgendes: S AAA ÖT£ AH TAYTAIIANTA,
F AMOre ANTAYTAnANTA, V AAAOTG ATXYTAAnANTA, 7)' AMATeTAYTAAnANTA, in Sedulius'
Excerpt wird gelesen AAA [aus AMA] TOTG AE TAYTA HANTA): Struve vermuthete dafür
ä\X ot£ Si^ td5' dTuavra, Brandt dXX' ots taOra diravta. Während aber an unserer Stelle
alle Quellen trübe fliessen, sind wir in der Lage, aus den späteren Büchern die offenbar
ursprüngliche Gestalt des Verseinganges zu gewinnen. Wir finden ihn nämlich XII 201
(und XI 172) in der Fassung akk' oicor dv ^-q zaöza rsXcKoQ-^, welche auch an unserer
Stelle in den Text aufgenommen werden muss.
VIII 313 sqq. xai xot aizb (p9t[Jisv(ov dvaXuaa? zlz «pdoc '^^sc
TCpcöTOC dvaardacco? %XrizolQ dp/igv uiroSst^a?,
dOavdiof> 'KTf^-qc. Iva >«o!jad[j.£Voi ui^drsaat.
xdc icpö-cpov f,rm.rj.z rjyar(Bwrßivzc.c dvcoOsv
[i.-/jx£u SouXcücoaw dösajJLOtc fjQsat xöa[xou.
Die Verse 315 sqq. hat Alexandre, dessen Text ich hier anführe, ganz vergriffen.
8tatt des in den besten Handschriften vorliegenden diuoXouadjxsvoc und Iva ^(SVvrfiivzBZ,
wofür in fp dxoXouadfxsvoi und dvaYSVVijÖsvccC, in W (= FL) ditoXouaafJLSVirjs und dvaysv-
vy/Jsvtsc steht, hat er tva XouadjjLsvoi und dvaYsvvYjQsvcsc geschrieben. Es ist jedoch die
Leseart der P"'amilie £2 in den Text zu setzen. Würde d7UoXouad[j,svoi nach <P aufgenommen,
.so müsste man mit Recht daran Anstoss nehmen, dass der eigentliche mit Iva ein-
geleitete Satz erst nach der umständlichen, anderthalb Verse umfassenden Bestimmung
dOavdrou 'ii:"'iY''i? — '/.axiaz nachhinke. Dass aber anderseits iva YSVV/jQsvtsc dvwösv richtig-
ist, geht aus Johann. Evang. III 3 sdv jat^ ziq '(BVvriBri dvwösv und III 7 Ssi 6[i.rXc. y^vvyj-
ÖYjvai dvcoOsv hervor. Der Ausdruck dvaY£VV7]6cVt£? dvcoöcV der beiden minderwertigen
Ilandschriftenclassen enthält zudem einen Pleonasmus. Zum Ueberfluss wird jene Fassung
auch noch durch die Sibyllenstelle I 340, wo das Hemistichion wiederkehrt, vollauf
gO IV. Abhandlung: Alois Rzach.
bestätifft. Schliesslicli ist zweifellos auch 5o'jXs'J3(031V aus S2 zu entnehmen, das etwas
entstellt auch in A vorliegt (8o'JAs6aouacv), während die übrigen Handschriften theils
8o'j/w£6(03tv (¥*), theils SouXsuouaiv (P) bieten.
VIII 318 ■;up(b'ca Ss tot; tStotc (pavspö; xörs x6ptoc bipÖ-Tj.
Gegenüber dieser Schreibung Alexandre 's steht bei Friedlieb irptbta 8s zoi; l<jioiz
^avspÄ; rote x'jpto^ satat. Beide Herausgeber haben die verschiedenen Handschriften-
gruppen confundirt. In der besten Sippe £2 steht (pavspcöc töts x6ptoc O'^B-q, was ohne
Bedenken in den Text gesetzt werden kann; wegen des Conjunctivs ötpö*^ ist das früher
zu II 22 Gesagte zu vergleichen. Die anderen Familien bieten, und zwar <P cpavspö;
töte xüptoc c3tat, 'F aber «pavcpo; %6pco<; satai töts. Die Contamination ist durchaus
unstatthaft.
VllI 324 sqq. ysJ-ip , äyv/] Guyatcp Suov, w icoXXd Tra8o'jaa'
aütoc ooü ßaotXsoc sictßd; sm tccöXov sadyst
irpdo; i:äai (pavst;, tva tot C'->T'^'*'' ^^ ^*P ^iryJfjieV,
So'jXov Suaßdataxtov etc' au/svt xsijjicvov dp'(].
So lautet der Text bei Alexandre. Im Vers 324 zunächst gibt zwar £2 statt Xtcöv
die Leseart [J.=(iVY;, aber da hier Zaehar. IX 9 zu Grunde liegt (/atps acpoSpa öuyatsp
üttöv %z\.), so werden wir Siwv, welches in den übrigen Sibyllenhandsohriften vorliegt,
beizubehalten haben. Weiters steht in sämmtlichen Codices nicht xal icoXXd icaOoOaa,
sondern nur Tzokkä T:a6o!)aa, das Wörtchen xai ist von Betuleius eingeschoben worden.
Aber es will nicht recht passen, ich vermuthe vielmehr nach Hom. / 492 ([idXa iroXXd
icdöov) auch hier [i.d'/.n TzrjXXä iraOoüaa. Im nächsten Verse 325 ist die Corruptel der
Handschriften izdfBi (4»), siadYci {£iW) durch Nauck's annehmbare Conjectur ETCCf'aact
beseitigt. Sehr schlimm steht es mit der Ueberlieferung der Sibyllenhandschriften im
Verse 327. Eine Heilung war nur von der Neucollation der Codices des Lactantius,
welcher die Verse 327—329 in seinen Div. Inst. VII 18, 8 (= vol. I p. 643, 8 sqq.
Brandt) citirt, zu erwarten. Wie Brandt's neue Lactantiusausgabe zeigt, enthalten leider
auch die Handschriften dieses Schriftstellers hier arge Entstellungen, doch so, dass sich
immerhin mit Wahrscheinlichkeit die genuinen Lesearten eruiren lassen. Die Stelle
nimmt ausser auf Zaehar. IX 9 offenbaren Bezug auf Matth. Evang. XI 5 i^o'j 6 ßaatXs'j;
30'j £py£ta{ aot •Kpay; und Johann. Evang. XII 15 [xifj (poßoO, QuydtYjp Xuov, 18 o6 6 ßaat-
Xä'JC oo'j sp/ctai xaGr^iASVOc siti -jtcöXov ovou. Als ersten Ausdruck im Verse entlialten
nun die Codices des Lactantius folgende Lesearten P OPACe, S OriACe, // praese, B 0<J>PAC6
(im SeduHusexcerpt fehlt der ganze Verseingang); in den Sibyllenhandschriften liest
man, und zwar in i2 icpaöv, in <I>W -^rpdo;. Auf Grund dieser Thatsachen vermuthete ich
oc pd x£, was Brandt auch aufnahm. Stadtmüller dachte wegen jJiYi tpoßoö im Johannes-
evangelium an 6dpa£t, das sich zu weit von der Ueberlieferung entfernt. Die nächsten
Worte hat, wie ich glaube, Brandt mit Glück emendirt, indem er aus den Lactantius-
handschriften unter Benützung der Schriftstellen irpaO; t8ou Tj^st eruirte. Von den
Sibyllencodices unterstützt die Classe £i diese Emendation, indem sie xpdo? s^st bietet,
in fl^V steht corrupt 7cd3t 'favstc. Den Versschluss gibt in der ursprünglichen Fassung
wiederum Lactantius, dessen Handschriften Iva tö (^tj^(hv tjijköv bieten, womit £i tva töv
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 81
Cyyöv Yj|Ji(öv fast genau übereinstimmt. Dieser Thatsache gegenüber ist die Leseart von
<PW iva "Ol Ct^Y<iv, ovirsp utctj^jisv als durchaus corrupt bei Seite zu lassen. Der Anfang
von Vers 326 v?ird demnach so zu lauten haben, wie ihn Brandt bereits formulirte: oc
pä %£ irpaöc i^o'j fj^st. In der Ueberlieferung des letztangeführten Verses 327 decken
sich die Handschriftenclassen ^ W mit dem bei Lactantius vorliegenden Wortlaute,
während in i2 die Corruptelen ^o'jXsiov und aipY] (Q atpTj) zu lesen sind.
VIII 333 o6 ydp oolz s6{[xoic cXdaxsrat outs Xii^aiv.
Seltsamer Weise ist der letzte Herausgeber in diesem Verse gerade der Leseart
der schlechtesten Sippe W gefolgt, indem er aus dem in derselben gebotenen aot
sOijxocc jenes aoic iötjxotc machte. Und doch gibt unsere beste Quelle i2 auch hier
eine vortreflfliche, von Friedlieb mit Recht recipirte Leseart aale oqxatc, an deren Ur-
sprünglichkeit nicht im Mindesten zu zweifeln ist, zumal diesem Ausdruck der folgende
\.i-rpv) vollständig parallel zur Seite steht. Die Corruptelen in ^ aot jj,60ocaw wie in W
aolt; sOifioic müssen daneben ganz ausser Betracht bleiben. Für oötc ist aus i2 oüSI zu
schreiben.
VIII 335 sq. a.)X dyiou Qz6]s.rxx'ic, Ho\x& ydptv sxTcpowspo'jaa
YV(t)9t xic, koH' ouzo? xoX tov Ycvsr?jpa tot o'Lst.
So Alexandre. Angesprochen ist noch immer die ayv-rj ÖUYaTYjp Suov (vgl. Vers 324).
Der genannte Herausgeber folgte der Leseart von 4>W äXX' dytou OTÖjxaTOC 6u[jl^ ';rpo<p£-
povTcij laatv, indem er den Versschluss in ydptv ixirpoiipspooaa veränderte. Allein wiederum
ist der Text auf Grundlage der besten Classc 12 herzustellen, welche hier aX)^ 5[jlvov
aTO|xdT<ov o'JVSTÄv TÖT£ sxTcpo'fSpoVTc? bietet. Mit Hücksiclit darauf, dass in 0?F der Aus-
druck dYtou vorliegt und in dem Participium jedesfalls die Femininform herzustellen
ist, möchte ich vorschlagen zu schreiben:
6Xk u{Jivov aT0(j.dTO)V aovsTcöv dytov Trpo<pspouaa.
Im nächsten Verse hat i2 zwar YVtöa'(], indess verlangt das Metrum die durch 0 und ¥•
überlieferte Leseart Y'»'<öOt, welche dem Sinne ganz angemessen ist.
VIII 344 %vy/. dv5p(»)V (payvrxi, oü Ovjpwv o'jts irsTStvwv.
Am Schlüsse des Verses muss oO xstsyjvcöv geschrieben werden, denn P bietet oute
TCcT£TiV(öv, ^ aber o6 -rtSTcStvcöv ; outs xstscvwv ist die Leseart der schlechteren Classe W]
durch diese Schreibung wird die Anaphora oö Qyjpwv, oä 'JlStsyjvcov aufrecht erhalten;
vgl. auch den bald folgenden Versschluss VIII 365 öpvi9(ov ttstsyjVcöv.
VIII 350 sqq. icdaat 5' dv6pd)X(DV 'l'jyai ßpü^ouacv oSoOac
T(T)v dvö|jL(ov '^u/wv hXr)Xo-^\i.rji(^i zb 'föjStp ts
T7]X0[JLcV0t ^ji'h=.l k|i.(j) X0C[JL(p T£ ©ÖVOtC T£.
Der Genetiv 'jioycöv in Vers 351 ist, da ']/'jya'l vorausgeht, verderbt; es muss hier
mindestens ein Ausdruck stehen, der dem dvö|Ji(ov entspricht, also etwa T(bv dvö|xa)V
'|oYcpcöv T mit Bezug auf dvftpcoxcov. Nun ist aber nicht zu leugnen, dass dann das folgende
bXrjX'j'f^rjlai^ X£ (p6ß(j) ts nicht sehr glücklich und passend sich anschliesst: es ist deshalb
nicht zu gewagt, den Vers 351 als Interpolation aufzufassen. Wenigstens lassen sich
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Abli. 11
82 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
ausser seinem verdächtigen Inhalte einige Momente anführen, die für diese Annahme
sprechen. Dass er in i2 felilt, muss hier zwar ausser Betracht bleiben, weil dies auch
betreffs 352 und einiger anderen Verse, die in der Nähe dieser Stelle stehen, der Fall
ist: bemerkenswert aber ist es, dass ein ähnlicher Vers II 203 sq. nicht vorliegt, wo
unsere Stelle offenbar nachgebildet wai-d: 'r:äaat §' äv6pco7C(ov t[u)(al ßpu^ouatv öSoöatv | xatö-
jjLSvai TcoraiAcp "= Össiou vtai irupoc <ip[A^ (so vermuthe ich); vgl. auch 11 306 sq. etci-
ßpü^ouai S' öSoOaiv 1 xdvrs; TTjÄ6[j.£V0t U<^'Q [xaXsp^ irstVYj xe (TCStVY] -es Meineke für hand-
schriftliches X£ ßtY] Ts). Ist die vorgebrachte Vermuthung richtig, so wäre noch nach der
Veranlassung einer solchen Interpolation zu fragen. Diese dürfte eingeführt worden
sein, weil ein Leser es als zu weitgehend ansehen mochte, wenn hier von der Angst
imd Pein der zäaai dvÖpWTTtov '|uyac die Itede war, er wollte diese, wie es scheint, unbe-
rechtigter Weise auf die dvojjiot beschränkt wissen.
Uebrigens ist Vers 352 rr^xöjJLSVat. nacli fp (vgl. xaw[JLcVat II 204) zu lesen, Alexandre
hat sich wiederum an die schlechtere Ueberlieferung von W gehalten. Dagegen muss
nach seinem Vorschlage von der Leseart der besseren Classe Xt[JL^ 5tt|;-(] (A Öo[X(p mit
übergeschriebenem h) zu Gunsten der von W 3{(|^st Xt|JL(p, wo nur ^i^'Q herzustellen ist,
abgewichen werden, wie die Parallelstelle im zweiten Buche lehrt. Hiefür spricht
auch der Umstand, dass dann die im epischen Sprachgebrauche oft neben einander
stehenden Begrifl'e Xt[Ji(p und XotfJKJ) unmittelbar hinter einander gereiht werden.
VIII 358 8td jsif^Q -jcapösvou ayv-f^c.
Warum die letzten Herausgeber Alexandre und Friedlieb den Singular 8id "/cipöc
in den Text setzten, während alle Handschriften das metrisch correctere hiä ystpcöv
bieten, ist unerfindlich. Mit Recht sind die älteren Ausgaben bei dem Plural geblieben.
Auch II 312, wo die Verse 357 sq. ebenfalls vorliegen, jedoch Std X*^P^'^ überliefert ist,
muss nach unserer Stelle der Plural hergestellt werden, da wir im achten Buche die
Autorität der besten Handschriften (i2) für denselben besitzen, die uns im zweiten
Buche mangelt. Uebrigens vermuthet Kloucek an beiden Stellen otd -/ctXoJV.
VIII 366 rx'jz'rjc ydp [xop'fd? dvSpwv xai voöv etuiccbaa.
Am Schlüsse hat Alexandre das durch den Zusammenhang erforderliche sx'jiKoaa
aus st'JittoOc (resp. exuTKoasv) der Handschriften hergestellt; (x&p^pdc dvopcov xal voüv steht
in den zwei schlechteren Classen, wogegen die beste £2 [Aopcfdi; v.rj.[ voöv dv«)V (d. i. dv-
QpwTüOJv) bietet. Demgemäss wird es sich empfehlen, ixopcpd? v.at voOv dvöpÄv zu schreiben.
VIII 369 sq. '/.al zäv £v06|jLY^|j,a vo(öv /.al xdat auvioKop
ot'jröc £(öv, atyöjv '/.ai oarspov aözbc saey/wv.
Wiederum haben die letzten Herausgeber den Vers 370 nach den beiden schlechteren
(Jlassen gestaltet, wogegen die in £2 vorliegende Variante svcög i'(di aiyO) für den Zu-
sammenhang beachtenswert ist; es wird mit Hilfe dieser Codices zu lesen sein: £vxö?
Kritischk Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 83
VIII 378 clxova BzGTziCrjoavj £[jlyjv Xr^fp^sloav äcp' uXyjc.
Auch hier ist abermals eine vortreffliche Leseart der besten Classe der Codices,
xXaa6staav, für das verderbte X7]'fOst->av der übrigen ohne Bedenken in den Text zu
setzen, was bisher in den Ausgaben merkwürdigerweise nicht geschehen ist.
VIII 388 sq. y/oc 5i«|jö)Vti öscp ÖvyjxoL aizs^tnoai töv otvov
In Vers 388, der in £2 fehlt, ist das Wörtchen tov um so auffälliger, als kurz vorher,
Vers 386, ähnlich gesagt ist xai Sat^ioatv al\i.a ysouatv ohne jeden Artikel. Vielleicht ist
•xoi für TÖV zu schreiben, doch mahnt VIII 404 xov dprov zur Vorsicht. Der Schluss von
Vers 389 iit dypT^axotai ösolaiv, der in den beiden minderwertigen Classen vorliegt, ist
durch die mittelst einfacher Umstellung zu corrigirende Leseart von i2, welche eiz
dypY^a'cocc c'.öojXoiaiv lautet, zu ersetzen. Wir werden nämlich ett' bI^mXoioiv äiprpzoiQ in
den Text aufnehmen. Denn nicht blos liest man kurz zuvor VIII 380 sx' st^cbXotaiv
dva65oic, sondern es begegnet sogar ganz dasselbe Hemistichion (kiz ci^töXotatv dypTQOTOO?)
in einem der bei Theophilos erhaltenen Fragmente, dem sogenannten Prooimion, Vers 83
(Alex.).
VIII 403 Tou-ccp Bkc, xa^apdv zz dvat[i,a%TÖv ze xpdxsCav.
So schrieb Alexandre in der zweiten Ausgabe, während er in der ersten xaöapdv
aö in den Text aufgenommen hatte. Friedlieb hat %at dvaijJiaxTÖv aou rpdxsCav mit
argem metrischen Verstösse stehen lassen. Die Leseart von S2 lautet Toürq) (VH to6t(ov)
xaöapdv xat, dvatixa^-cov aoc TpdxsCotv, wogegen <P -o6t(p Ös? a-j %aOapdv x,ai, dvatjjiaxxov
tpdxsCotv, W aber Toitti) ßsc xaOapdv xai dvat|iaÄ-ov aoo xpdxECav überliefern. Ich glaube,
es dürfte zu schreiben sein:
TO'jtq) [JLSV %aOap-^v Ose dvac[a,ai(,TÖv is ■updxcC'v.v.
VIII 408 xai C«>3av Ouatav tauTTjV -A C^vu xopcCs.
Diese von den letzten Herausgebern in den Text zugelassene Leseart der schlech-
teren Codices stimmt keineswegs zu der ganzen Stelle, wo Grott redend eingeführt ist:
wir erwarten eine besondere Hervorhebung der ersten Person. Diese liegt nun that-
sächlich vor in einer in der besten Ueberlieferung S2 enthaltenen Version: %al C^if^
B(J(jirty £[xot x(p C^vu icoptCä- Hier ist nur Cw^v etwas verderbt. Mit Rücksicht auf
jenes Cö>aav der übrigen Handschriften und zugleich auf die zu Grunde liegende Stelle
des Paulus, Epist. an die Römer XII 1 (xapaxaXd) ouv ujxäc, dosX'fot, oid rcbv oaTt-pixÄv
zw OcoO Tzrxpaazfioai xd a(o[xata Ü[jlwv Ouatav C^^av dycctv E'Jdpsaiov tcj) 6£(p r^v Xoywi^v
Xaxpc'lav 'j[X(t)v) ist meines Erachtens zu schreiben:
xai O'jai-rjV C^öooaav £(j,ot zC^t C«)Vti xöptC«.
VIII 425 oux Yj[j,axa [xaxpd [i.cpt[j,vrjC.
Die Leseart \iSi.t,yx^ welche in die Ausgaben überging, gehört einer der schlechteren
Classen W an, 0 bietet noch verderbter [jitvipd. Das richtige xoXXd liegt wieder in
11*
34 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
li vor, was durcli die Parallelstellen II 327 oöv. 7](iata TZoXkä. \itpi\iVTjZ (fälschlich über-
liefert ist dort iA£pt|Jiväv) und III 89 zur Evidenz erwiesen wird.
Vni 426 oüx lap, oüxi öspoc, o6 )rst(i.iöv, o6 [jLSTÖirwpov.
Dieselbe Fassung des Verses steht in den Handschriftengruppen <P und W auch
11 328 und IIl 90. Bemerkenswert aber ist es, dass an unserer Stelle die beste Classe £2,
eine etwas andere Anordnung bietet: oOx eap, oü )(£1[jl(6v, out dp Ospo^, oü (jiszÖTTOipov
(o'jrs statt oÖT dp il/). Da nun die Ueberlieferung von ^ und W die natürliche Folge
der Jahreszeiten ebenso wenig einhält, indem )(ct|xcov vor [icTÖiccopov steht, und die
Sippe i2 sonst gewöhnlich die genuine Schreibung ausweist, stell e ich nicht an, auch
hier den letzterwähnten Handschriften zu folgen. Ich tliue dies mit um so grösserer
Beruhigung, als der in Rede stehende Vers in der von S2 gebotenen Fassung deutliche
Anklänge an gewisse Muster bei Homer zeigt, denen er von den Sibyllisten nachgebildet
ward, und zwar einerseits 8 566 otj yitpezoc. out dp y£t[ji,tov TzrAijc, ooze irot h\xßpoQ, ander-
seits [i 76 OUT £v öspst ooz EV öir(op'(], Tj 118 ou Tcoxc... I y^Bi\).azcic, o'JSs Ospso?. Ja, es
erscheint mir ganz methodisch, dieselbe Version auch an den beiden anderen Stellen,
die uns zufällig nur in der Fassung der zwei schlechteren Sippen vorliegen, herzustellen.
VIII 430 aötoYSVT^roc dypavcoc dsvvao? dtStö? Xc.
Für die Partie des achten Buches, welcher dieser Vers angeliört, stehen uns leider
nur die beiden geringeren Classen zu Gebote. Den ersten Ausdruck hat bereits Opso-
poeus hergestellt aus der Leseart von W aüroYSVVYjxoc, wogegen * gar djEW^TOC über-
liefert. Für d/pav-oc schlug Nauck dvap-/o; vor, was neben den anderen Epithetis sehr
ansprechend ist. Arg gelitten hat zweifelsohne der Schluss des Verses: die Form dsv-
vaoc ist in den Sibyllinen ganz unerhört, es kommt nur die Messung äsvao? vor. Dieser
Umstand veranlasste Nauck zu dem Vorschlage diSto? divaöc ts. Dann aber müsste
dl8ioi gelesen werden, was aus den Sibyllisten, welche es nur in der Gestalt ac5toc
kennen, ebenfalls nicht belegbar ist. Auch würde dsvao? und dtöioc fast dasselbe besagen.
Und deshalb scheint es mir nicht unmöglich, dass der Vers ursprünglich ebenso ge-
schlossen habe, wie Prooim. 20 und 84 Alex., nämlich mit der Verbindung ä'KrfitytQ
dsvaöc t£. "Wie leicht konnte dt^toc aus dX7]6cvöc verderbt werden!
\ 11 1 436 s(|. xal OTcpo-iKov \xdaz{.~(aQ dTraiißXoVct iroporp cyYclc,
0|ißp(ov 0 doxcia ys.'J\i.r/.za stapivyjc "£ /aXdC'i']?
%pO[J,a).£Y^? V£?p£X(T3V I£ ßoXtjC XOtl /EljXatOC 6p]X'?3C.
Im ersten Verse hat Struve mit liecht TZO[Atpi'(yzlz verlangt: dagegen ist die von
ihm vorgeschlagene und von Alexandre angenommene (nicht herrührende, wie es in
der zweiten Auflage heisst) Fassimg yß.'J^i.a.za eia^jiY'qz ini zweiten Verse ganz unstatthaft.
Alexandre begnügte sich mit der höchst fragwürdigen Bemerkung ,sed praestaret metri
causa, si liceret, iccapir/j?'. Die corrupte Ueberlieferung von * lautet yz6\).'xza TjpaxwTjc
5s, von W Epiv.iv?); Zi. Ich möchte die Conjectur o[j.ßpa>v Z" daircta y£6|Aa-c" öii;o)pivY;c
re •/rxkri!^-qQ empfehlen. In Vers 437 ist X£ ßoX'Tjc richtige Vermuthung des Opsopoeus für
das handschriftliche ßouX'/jc? nur ist zz ßoÄY^c V£(p£X(bv umzusetzen.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 85
VIII 438 sqq. aütot |isv ydip ev-aoza vö(p Statsicixatpovcat,
oaaa Ttsp aörq) aot hoxezi xpv^aastv x' sirtVcUcic
aw iracSt irpo xuasfoc icdoYjC atspvoiat iT£<pox,(Ji)?
aufißouXoc, xXdaxTj? [Aspö'TKov xpixT^i; xs ßtoio.
Mancherlei bleibt in dieser von Alexandre in den Text zugelassenen Gestalt der
Verse zu bessern. Zunächst scheint mir die auf Grundlage von Huetius' Conjeetur xpo
xxias(oc irdoYjc aö? Tzalz durch Volkmann hergestellte Formulirung des Verses 440 gciQ -jralc
TCpö xzioc-ioc, oxspvotatv ooloi irsfpoxcbc | a6[JLßoDXoc zwar besser als Alexandre's Fassung,
aber noch nicht ganz zureichend. Die Sippe fp bietet
0(p xatSl xpö xxtoccoc TzdoTfi axspvois laota: Tiscpuviö)?
(sie), in W lautet der Schluss etwas verändert: irötac axepvotc laotat xsfpüxwi;. Ich ver-
muthe, dass zu schreiben sei:
irpT^aastv x' ixtvsast
aols iratc icpo xx{as(oc TcdoTjc axspvotat xscpuxtbc
o6[jLßouXoc,
denn der Ausdruck icpö xxtaswc irdoY}? muss voll erhalten bleiben, da er offenbar aus
Paulus' Brief an die Kolosser stammt: I 15 oq soxw slxoov xoö ösoü xoö dopdxou xpwxo-
xöxo? TtdoTjC xxtOcfoc. Gott Vater und Sohn beschliessen gemeinschaftlich. In Vers 441
endlich könnte daran gedacht werden, für xXdaxTjC (Ji£pÖ7i(ov xpixigi; x£ ßioco etwa itXdaxYjc
[AcpöiKov X£ xptXY^c X£ ßtoio ZU setzen, da Gottes Sohn das Gericht über alle, die ein-
mal auf Erden gelebt, halten wird; indess scheint mir doch der Vorschlag Alexandre's
in der ersten Ausgabe (den er, obzwar xpixT^c einen metrischen Fehler enthält, in der
zweiten gar nicht einmal anführt), xxtaxTQC herzustellen, sehr plausibel, indem hiedurch
der Ausdruck xXdaxTjc (xspoiKOV in poetischer Weise variirt erscheint,
VIII 450 oüpavöc d-^p xöp )(9«)V xs xal /Eö[JLa öaXdaayjc.
Den zweiten Halbvers hat Alexandre aus dem in <P überlieferten ^9(bv y^ xai )(£Ö[i.a
QaXdaoYj? (in W fehlt xai) in wenig glücklicher Weise umgeändert, indem er das ganz
unbedeutende Wortchen x£ vor einem Explosivlaute (x) gelängt werden Hess; Friedlieb's
Schreibung, welcher )(6(6v y£ xal xxX. in den Text setzte, ist ebenso fragwürdig. Volk-
mann schlug xal ^6«)v xal )(£0{JLa ÖaXdaavjc vor, allein diese Art der Anknüpfung scheint
mir bedenklich. Steckt nun in yßiav y^ xal yB'j\i.a öaXdaoTj^ nicht etwa eine Leseart
wie y£i[xa)V yT) /£ö|JLa BrxKdaar^Q oder y£t[j.a)V xal jsö[>.a 6aXdaa'^c, wobei )(£t[i(6v zunächst
zu yOo)v verderbt und dann y/] interpolirt worden wäre, so möchtft ich y6(bv y^3£ X£ yeö\i.a
firilAQO'ffi vorschlagen in Anlehnung an einen ähnlichen Vers des Empedokles 187 Stein:
■/jXExxoop xc y6(bv x£ xal oopavöc rfii ÖdXaaaa.
VIII 452 sq. Tj[j.dp x' £ü^pöv7j, ütcvoi; lyEpaic, irvcöfjia xal 6p|J.7j,
fj^uyi^ xal a6v£at?, x£yvrj ipwvYj Xc xal dXxv^.
Am Schlüsse des Verses 451 liegt eine von Alexandre richtig erkannte Lücke vor,
die in den Handschriften äusserlich ausgefüllt erscheint durch den Anfang von 452,
indem in 4> die Worte oup£d x' vjixap, in W aber oöpcd x' '^[J.spTj EÜ^poVTj den Schluss des
Verses 452 bilden; in P ist die Lücke durch die Notiz ,X£lir£i' fälschlich bei Vers 452
gg IV. Abhandlung: Alois Rzach.
vermerkt. Ist nun nicht auch oupsa corrupt, so dürfte mit Alexandre oupsa [xavipd zu
ergänzen sein. Unrichtig aber Hess er den Vers 452 mit '^jxdp z sü^pövv] beginnen, wir
müssten offenbar noch ein zweites rs verlangen. Da die Leseart von ?F rj\i.ipri £Ü«pp6vY)
gar zu kakophonisch ist, ist mindestens in Vers 452 umzusetzen sü'fpövv] '^[Adp 6',
Oicvoc sYcpa'.c %"/-• Di© unschöne Dreitheilung des Verses ist von dem unpoetischen Ver-
fasser offenbar beabsichtigt, um die drei Paare von Begriffen auch in der metrischen
Form hervortreten zu lassen. Im nächsten Verse 453 muss die Verbindung TS/v/j tpcoviQ
TE xal ähLTi gerechtes Bedenken erregen. Ich kann mir nur vorstellen, dass etwa te/vtj
pto[i7j t£ xal dXy.75 die ursprüngliche Leseart darstellte. Oder sollte dieselbe durch Wort-
versetzung zu erzielen sein, indem dies zweite Hemistichion dereinst (pcovirj ziyyt] zs xai
öXxT^ gelautet hätte?
VIII 454 sq. C^po)"»' '^' dypta ^üXa zä vyjxtwv xat irsicYjvwv
irsCwv t d(jLtptßttov z=. %ai £p7:s'CE(ov Stipacöv ts.
Statt (pöXa td vyjxtcöv dürfte (püX' djxa vyjx-cöv zu schreiben sein. Offenbar verderbt
aber ist die unmögliche Form sp-TTStscDV. Vergebens versuchte sie Alexandre zu halten
mit der verunglückten Bemerkung: jSpTCStscov minime barbarum est, sed mere ionicum'.
Die Familie ¥*" bietet zwar spTUsrcöv, aber diese Form ist wieder ganz unmetrisch. Die
üeberlieferung werden wir so weit als möglich festhalten können, wenn wir den von
demselben Stamme abgeleiteten Ausdruck EpitryarscDV (von spirTjaxT^c) in den Text einsetzen,
das z. B. Nikandros dreimal in den Theriaka verwendet, 397 spTCT^attöv ßaatXYya, 206 h'/^ri-
psoc spmr^ardo, 9 i^Tirpzac sx'^di; zs.
VIII 465 sq. vöoc 8s ot sicrotTjto
Dies die Leseart der Handschriften; ^öoq hat A bewahrt, während die übrigen
Vertreter von 0 V£OC, die Classe W aber Vcdoc verderbt bieten (letztere gibt auch
eirtÖT^-o). Wir erwarten im Folgenden einen auf das Pronomen 01 bezüglichen Ausdruck,
nicht aber den unabhängigeu Genetivus absolutus xaXXoixsvYjC xpaSr/jc; ich vermuthe, es
sei zu schreiben TzaXkrj^iYQ xpai^tvjv, zumal die Phrase aus Homer X 461 entnommen ist:
ÄC <pa{X£V»] [s.^ydpoio Stsaauto [xaivd^t iotj | TcaXXojxivir] xpaStvjv. Im zweiten Hemistichion
hat Meineke conjicirt 'JTc' dvwiaTOtatv dxoual(;, was ich um so lieber annehme, als eine
eventuelle Wortumsetzung 'jtt' rj.Y.ooaiQ ayvcoaTOtaw den Vers sehr schleppend gestalten
würde. Alexandre 's Schreibunu- 'Jiro dYVO)arotatv dicoDalc ist des argen Hiatus wegen zu
verwerfen.
VIII 478 aTcapYCiiv(o6£V 8s ßps'fo? Ssi/Öv] OsoTistOsat 'fdrv'o.
Der Eingang des Verses ist verderbt überliefert; airapY^vcoOsv bietet die minder-
wertige Classe f, ^irapYOtvoiOstc steht in 0. Hieraus meinte Alexandre die seltsame
Unform azapYVtoOsv in den Text setzen zu können. Aber auch OTuapYcoösv, von einem
Präsens airapYOoj, wie Boissonade vorschlug, ist nicht nachzuweisen. Ich vermuthete,
es sei zu schreiben G7capYÖ[JL=vov, von airdpY«), wovon z. ß. der Aorist aicdp^av im Hom.
Hymn. auf Apoll. Del. 121 vorliegt. Eine Analogie hätte das Particip Präsentis in syn-
taktischer Beziehung an dem kurz vorher (Vers 475) vorkommenden itxroixsvov 5s ßpsipoi;.
Mittlerweile schlug Mendelssohn aitsipwösv vor, dem ich den Vorzug gebe.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 87
VIII 478 sqq. anstptoösv ös ßpe<poi; ScI/Gt] ösoTCStösat (pdxVTj
xai XÖYou 7^ Byj6XcS|jl iraxp'.? ösöxX'/jtoi; kkeyßy]
ßouTcsXdxat? xs xal aiYOVÖ(j,oic *ai TrotiAsatv dpvcJüv.
Die überlieferte Reihenfolge dieser Verse kann nicht aufrecht erhalten werden; es
hat vielmehr der Vers 480 mit 479 den Platz zu wechseln, da die Dative ^ooTzskdzaiz
atYovöjAotc und irotiisacv dpvcöv, zu denen das Particip öcOicsiOsai (478) gehört, von hBijßri
abhängig sind. Erst nachdem von dem Stern der Magier erzählt (477) und gesagt ist,
dass die frommen Hirten das Kind in den Windeln schauen durften, wird vom Sibyl-
listen hinzugefügt, Bethlehem sei des Logos Geburtsstätte. Uebrigens ist der Anfang
von Vers 479 nicht ganz intact. Dass für BtjGXssjjl der Handschriften B7j6X£[Ji zu schreiben
sei, meinte bereits Alexandre, aber auch der Artikel davor ist auffällig, so dass vielleicht
rfik XÖYOU Brfl\B\). herzustellen sein wird. Müssig ist Alexandre 's Bemerkung in der
Mote zur zweiten Ausgabe: ,in fine vero an i^eiyßri pro el.iyiß'q?'' Denn Sst/ÖTj ist
geschützt durch VIII 460 Faßpii^X aösvapöv osjxas dfvbv e^cI/Öt], wo freilich derselbe
Herausgeber den Passivaorist nicht richtig verstand, indem er meinte ,sed est eMyßt]
legendum neoterica licentia pro sSs^axo' und oGsvapov §e[JLa? als davon abhängigen Accu-
sativ ansah. Die Umsetzung der beiden Verse 479 sq. bringt Alles ins ßeine.
XI 13 sqq. oi 8s xaxTjv ydp iit dX^Xou? Ipcv (opaav.
hri z6zB xal SsxdtY] Y^'^'^i'i (xspoirtov dvöpwirwv.
Die Conjunction Y^p in Vers 13 halte ich für unstatthaft, da der Streit, welcher
sich zwischen den Völkern erhebt, eben eine Folge des göttlichen Zornes (Vers 11) ist,
der in Gestalt von Sprachverwirrung über sie kam und den Sturz des Thurmes Babel
herbeiführte. Ich vermuthe, es sei y' dp' zu schreiben. Zu Anfang des nächsten Verses 14
muss xal totc hrj hergestellt werden nach III 108, woher der ganze Vers stammt.
M. Schmidt's Conjectur xai töts 8r; sßSofJidTirj erscheint mir nicht zwingend.
XI 25 sqq. ayjjjia 8' iazai ixcivtp |J.£Y°^ zrjozoo xpazcovroc
YotiTj £V Ai-^'j%z(i()j fi z(.z |J.£Ya xuöaivouaa
bXXujJLSvac '^oycLQ \i\).(p z6z=. aito^orv^aci.
Um die Corruptel des Verses 25, den ich hier in der handschriftlichen Ueberlieferung
gebe, richtig zu emendiren, ist es nothwendig, auf die anderen Stellen, wo derselbe
Gedanke wiederkehrt, Rücksicht zu nehmen. Die Tradition weist auf zwei in den
letzten Büchern der Sibyllinen vorkommende Typen hin, die sich nur durch eine geringe
Differenz unterscheiden, welche jedoch nicht ohne Weiteres beseitigt werden darf.
Der eine ist am reinsten bewahrt in der Ueberlieferung des Verses XII 214 o'q\i.a
Oc oi zozai (poßcpov zoözod xpatsovxoc; dieselbe Fassung kehrt verderbt wieder XIV 179
OY^jAa Zi zot iozai %patcpöv To6tou xpareovcoc und in schlimmerer Gestalt XIV 98 aYjfia
'js tot £cxai |X£Ya zo'j v.pazirjyz'jQ dvavixoc. Für XII 214 gewinnen wir aus der Ueber-
einstimmung der beiden anderen Stellen im ersten Hemistichion die Correctur xoi für
das unmögliche ot; der zweite Halbvers aber ist in XII 214 unversehrt bewahrt; in
XIV 179 ist durch das Schlusswort oipa-csovcos die Corruptel xpazspov für rpoßcpov ver-
gg IV. Abhandlung: Alois Rzach.
anlasst worden; in XIV 98 ward offenbar die Mitte des Verses irgendwie zerstört und
es mag sich nur eine Silbe von xo6-o'j erhalten haben — tou; diese ward zu toü und
ausserdem setzte man [xsyx (aus XIV 158 jisya aYj[Jia?) in die Lücke ein; da aber
gleichwohl der Vers zu kurz geworden war, fügte man noch das Wort avaxtoc am
Ende hinzu, das aus der Clausula von XIV 94 (icoXüjXYjtic ävdx-fop) und zugleich aus
dem Inhalte des Verses selbst entnommen werden konnte. Aehnlich ist in den Sibyllinen
wiederholt verfahren worden, wo ein Verlust im Innern des Verses eingetreten war.
An eine etwaige Schreibung \i.s-^6Xoo xpaxEovcoc avaxtoc darf nicht gedacht werden, da
zu ar^jjia ein Epitheton nothwendig ist. An allen drei genannten Stellen ist demnach
zweifellos zu schreiben: aYj[Aa §£ rot eatac tpoßspov toOTOo xparsovcoc.
Den zweiten Typus repräsentirt der intact erhaltene Vers XII 72 otjjjicIov 5' satat
^oßspöv TOUTOU xpaTsovTOi;, der also nur in Bezug auf den Anfang von den vorhin ange-
führten abweicht. Ich halte es nicht für berechtigt, um vollständige Gleichheit in allen
Belegen herbeizuführen, durchwegs entweder aY;[JLa M zoi oder ar^jAclov ö' in den Text
zu setzen, da solche kleine Abweichungen in sonst gleichlautenden Versen in der dich-
terischen Oekonomie der Sibyllisten begründet sind. Um nun wieder zu unserer Stelle
XI 25 zurückzukehren, so entsteht hier die Frage, ob dieser Vers nach dem ersten
oder zweiten Typus zu emendiren, d. h. ob der Anfang in der J'orm Gtj\iOi 5s toi iatai
oder OYjiJisiov 8' iazai herzvistellen ist. Ich neige micli dem letzteren zu, da 8' satat
überliefert ist und avjfjiclov leicht in das geläufigere afj\i.a, das bei den Sibyllisten so oft
begegnet, verderbt werden konnte. Das folgende sxstvq) [x^ya stellt eine arge Inter-
polation dar; [li'fa stammt aus dem nächsten Verse und e%£{v(|) ist ein jämmerliches
Füllsel mit Bezug auf Sscvoc dvigp (Vers 22), wobei zoözoo xpatsovro? gar nicht beachtet
ward; natürlich muss auch hier ^oßspöv eingesetzt werden (Alexandre 's Schreibung
o'r,\i.a. 5' sast-cat £%£ivo [JiEYa zoözoo xpatsovro? ist höchst unglücklich).
XI 35 sq. £v6' öicöxav Xsttl/coot xsSov TioXü'xap'jrov oXsOpov
'Kaoz 6 5(o5£7(,d'f'jXoc dir' dOavdroto visXcuaOsi?.
Dies bieten die Handschriften und Alexandre, der nur £v6' aus £V S' herstellte und ü-rc"
(statt ÖLTz) unter Hinweis auf III 582 richtig vermufhet hat. Dass its^ov TToX'Jxap-JCOV
oXsöpou zu schreiben ist, habe ich früher schon bemerkt zu V 199. Im selben Verse
muss wohl auch Xsitj^ojat noch emendirt werden, das in mehr als einer Beziehung Anstoss
erregt; ich vermuthe irpoXiTCr^ai, eine Conjunctivform, die um so leichter in X£t'|(oot
übergehen konnte, als kurz nachher Vers 47 axTjTt-pa izpoXzl'YQ vorkommt.
XI 51 sq. %aX ziz äa-iQ n£pa'/)ot Xd-cpt^ Mt^Sococ SoÖEioa
irXTjYatc öXX'j[A£V)rj Std x£ %pai:£pd? 6a|JLivac.
Ohne Zögern werden wir in Vers 51 statt des handschriftlichen MYjSotat natürlich
Mr^^otc XE schreiben; das mangelnde Wörtchen t£ gerieth dafür unrechtmässiger Weise
in den folgenden Vers 52, der mittelst ganz einfacher Wortumstellung sofort geheilt
wird: öX).'Jtx£VYj irÄTjy^ac 5td xpa-CEpd? 63(j.tvac. Die Handschriften QV bieten hvx zz xpa-
zipac 'JOtxtvac, woraus Mai fälschlich 5id zz xpatEpdc 6o|j.tvai; (sie!). Friedlieb 8id r£ xpa-
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 89
tspäs üOjJitVTjc machte. Zum Ueberflusse vergleiche man die Formel otd xpaTSpd? uajJit-
vac XI 70, 124. *
XI 53 sq. a'Juxa 3'/; llspaatai xai 'Aao'Jptc/ic %a-AÖv iatai
Tcdo'/] t Al^oTzzü^ Atß6'(] t TjS' AiGtöirsaai
■Tcdai rs Ila[iu6Xotatv t§' äWoiz izrloi ßpoiolot.
In Vers 54 ist t VjS' nach III 208 von Alexandre hergestellt, überliefert ist tyj5' in
QV-i zf^ in H. Dagegen kann ich mich mit seiner Formulirung des Einganges von
Vers 55 nicht einverstanden erklären. Er schrieb im Texte TZäol zz Ila[J,'p6Xotatv i5' für
das handschriftliche xal Tcäat, na[irp6Äotat.v rj5\ obwohl er selbst in der Note die Ver-
muthung aussprach, ,an, sicut III 209, Kapai legas pro iräat?' Es ist unbedingt noth-
wendig, dieses Kapat, das an der genannten Parallelstelle in derselben Verbindung
(Kapat x£ lJa[X(p6Xocc zz) vorliegt, in den Text aufzunehmen. Wie icäai eindrang, wird
klar, wenn man den Eingang des vorausgehenden Verses liest, der mit irdoTj anhebt.
XI 61 sq. xai töts ao:, Mv^Sca YaiTj, v.oy.ri, izoXka iz'jirpei
'IvSoycvfyC xoXuoXßo?, d/pt irdvc' aTzr^ziazic,.
Im Verse 61 ist '(ait] ganz richtig von Alexandre hergestellt worden für das hand-
schriftliche ze-Q, vgl. Ilspaic yatTj XI 106 Xo8o[i,ltt yaiT] VI 21 oder KsXzl yai-q VII 103.
Aber Mrfiia mit langem i ist prosodisch um so bedenklicher, als wir gleich im Verse 64
Mr^Sctov ißvoi; lesen. Ich möchte deshalb nach dem Vorbilde jenes Ilspatc yatT] hier das
aus Herodotos und Stephanos von Byzanz belegte Adjectiv Mrfiiz einsetzen (eventuell xal
tözs 5'/j aoi, Mrfii yatTj). Im nächsten Verse vermuthete Volkmann den Ausfall von dvaQ,
Alexandre den von dvT^p. Ist thatsächlich ein Wort im Texte verloren gegangen, so
war es dva^, vgl. XI 69 "IvSoc dva^. Vielleicht aber ist nur iad)(pc€ ditavr dTTO-bct? zu
corrigiren.
XI 67 ^'jaTTjVS, xai 6zb C^^ov a6)(£Va Ör^astc.
Den metrisclien Fehler töazrjys %at, axö wollte Volkmann durch die Schreibung
56a~T//c ^^ö-TUÖ beseitigen, wobei aber die contrahirte Silbe als Länge ebenfalls einen
metrischen Verstoss darstellen würde. Deshalb schlug Nauck -^ otto vor. Da aber die
Elision von v.at in den sibyllinischen Orakeln nirgends sicher nachweisbar ist, so ist
entweder o6ar/)v', uiro 5s herzustellen oder etwa Süa-cTjV' t5' oitö Z^~(6v.
XI 73 sqq. zözo 3'/; ßaatXsto'J dp)(Yj(;
xdv £6voc oiaxpi^act xai sXsuöäpwv dvaoct^ct
Act'^a? oouXstov atjj,' sirt, rpsi? [iovaSa;; svtautwv.
Dies ist die Schreibweise der Handschriften. Für ßaadätou ^P'/Jfi ^^* Alexandre
ßactXTjtou dpyr^c geschrieben. Dem sibyllinischen Sprachgebrauche entspricht aber mehr
das von demselben Kritiker in der Note zur ersten Ausgabe vorgeschlagene ßaatXTjc5oc
dpyYjS. Ebenso richtig verlangte Alexandre iXsaÖcptYjV für EÄeuÖspiov und oo6Xtov in
Vers 75 für 5o6Xstov. Aber auch ksbhaQ muss noch in Ä£L'|av verändert werden, da an
eine logische Construction mit Bezug auf iövoc = Xaöc um so weniger zu denken ist,
als einige Verse weiter (77 sq.) in den Handschriften -jrdv eÖvck; — SouXsöov thatsächlich
Denkschriften der phil.-liist. Cl. XS.WIII. Bd. IV. Abh. 12
90 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
aberliefert ist; hier hat Mai in seiaem Abdrucke der vaticanischen Handschriften ohne
jede Gewähr fälschlich 5ri'JÄ£6(ov edirt, und die letzten Herausgeber sind ihm ohne
Bedenken darin gefolgt.
XI 95 saaov-ac 5s töaoc ßaatXsli; oaa «puXa xd Ovrjtfov.
Q allein hat lajovrac, VH oaaovrat. Die Corruptel tote ot der Codices hat Alexandre
zu töaoi verbessert, ebenso wie das handschriftliche «putd zu (püXa. Auch, xd Övy^xcöv
gefällt mir nicht, ich vermuthe als genuine Schreibung oaa «pOX' dvöptÖTKov.
XI 109 sqq. dXX' oxav 'IxaXiY] ':cpo'f6-(] [isy'* Baö^ia ßpoxolac
Yf^Tzia/jj^ {itvupLOjxa d%7ipaar(; -jrapd xr^Yt
dvxptj) iiri axt£p{j) ÖTjpöc xsxva jXTjXo'fdyoto.
So die Herausgeber, wobei Alexandre die Correcturen Trpo'fj'fj für Tupofp'JY^, dx'/)pa3trj
für äx£paat'(] und ■jtapd 'KTjY'^ für irapd ■jtXtjytj von Q, respective '7capa'jcXr^Y''i "^"^^ ^^ "vor-
genommen hat. Aber die Handschrift V bietet vir)T:id)(wv mit übergeschriebenem o, 2f nur
virjicid^^cov. Erinnern wir uns, dass in der ähnlichen Stelle XII 11, resp. V 11 zu lesen
ist xai jicxd VY^TCid^ouc, ÖTjpoc Xcxva (XYjXofpdYOto, so dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit
-n^TZ'sh/m [xivuptana (oder (JLtvjpiatxax') zu vermuthen sein.
XI 114 sqq. d[i(p6x£pot dpiOjarov sviaxöv, o:c oavojxa 8eti;si
a'?i[j.a (XSY saaofxsvcov %al sirxd Aö<poiat 5s Xctyv]
xapxspd 5(0[jLr^ao'jat xal d[i(p' aüxol? ßaptjv 'A.p'/j
axY^ao'jatv.
Der einfache locale Dativ ohne Präposition ZTZza Xotpotat muss hier befremden,
zumal da das Verbum öa)|XYpouai nicht Compositum ist; die Conjunction zai ist hier
durch das darunterstehende, im nächsten Verse folgende xai veranlasst an Stelle der
ursprünglichen Präposition i^ getreten, nachdem der Auslaut des vorangehenden Par-
ticips £ajO[X£V(j)v verderbt worden war. Denn es muss vorher tov o'jvo|i.a Ssi^st at^na [ji£y'
E3ao{i£Voiaiv heissen (vgl. Hesiod. Erg. 56 aot x' auxcp [xsycc XYjjia %al dv^pdat-v saaofisvotatv).
Vers 115 hat also zu lauten: a-?j[xa jj,£y £aao(j,£votaw £'/ £7:xd Xötpoiat Zi x£i/Tj.
XI 123 sq. Y;^£c Ydp aot dXcootc d'/ 'EXXdSoc tTC7io5d[jLOto
vtai xöXsjxoc 3£ivöc t£ 5id xpax£pdi; 6a[xW7.c.
Kein Kritiker hat bisher an der offenkundigen Verderbnis zu Anfang des Verses 124
Anstoss genommen, obzwar das bei der Schreibung teöäeixo? 3cWÖ? x£ ganz überflüssige
und unstatthafte X£ einen Fingerzeig hätte geben können, dass hier nicht alles in Ordnung
ist. Es ist wohl xai TziX^iVjZ Xoi|XÖc x£ zu schreiben nach der bekannten, schon aus
Hesiod. Theog. 227 stammenden Verbindung, wie z. B. III 603 Prooem. 58 xat. icöX£[iOV
xal Xot{iöv io d/.Yäa 5axp'j6£vxa. Mendelssohn, der diese Stelle seither ebenfalls behandelte,
vermuthet xal Xt{iöc Xot|i6s x£.
XI 134 tcXy^pco^y^ TcoXijxoto [itat'föva IpY« /povoco.
Der Ausdruck /povoio ist unverständlich; es muss darin, wie Meineke sah, ein zu
-o/.£pLO'.o gehöriges Adjectiv stecken: also ist vielleicht im Anschlüsse an die diplo-
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 91
matische Ueberliefenmg Ipy' (äyfioto zu schreiben; das Epitheton dYptoc lesen wir
bei Homer P 736 stc!, 0£ TTCÖÄciioc zizazi aiptv | ctypcoc t/jüs irüp. Die vorgeschlagene
Conjectur gilt aber nur unter der Voraussetzung, dass Alexandre xXYjpwö-^ richtig aus
dem handschriftlichen ir).Y]p(oa£i verändert hat. Einen anderen Weg zur Emendation wies
ganz neuerdings Mendelssohn, welcher Tt/.T^pcöast festhielt und am Schlüsse statt )(pövoto
KpovccöV herstellte.
XI 140 ÄYT^paTOV 0 saxat xXsoc saTtofxsvotaiv.
Obzwar £airo[j.£votaiv die Leseart der Handschriften £i (hier = Q VH) ist, muss doch
unbedingt das an der Musterstelle HI 418 vorliegende eaaojJLSVoiaiv in den Text eingesetzt
werden; Alexandre hat es in der zweiten Ausgabe nicht gethan, wiewohl er selbst in
der ersten daran dachte; Nauck hat mit Recht sich hiefür ausgesprochen. Uebrigens ist zu
vergleichen Hom. y 283 sq. f.rj.i oi "A/atot. | oi'aouciv v.Xioc, söpu %ai saao|XcVotacv äot^T^v.
XI 146 sq. 'ffi^i 3' iv. zautTjC [iSYdXcp irupi §7](o6£ca-/jc
(psuYtov ixTra-pic ipoßspöv 8td [jlwXov 'ApTjoc.
Für £7, xau-TjC hat Alexandre in der ersten Ausgabe kf. TpotTj? vermuthet. Beachten
wir den Anfang von XII 9 hz jJiö).£V it. Tpoir^?, so müssen wir dieser Conjectur. da ta'JTYjC
unverständlich ist, unsere Zustimmung geben; jJiEYdXtp irupt hat aus dem handschriftlichen
irupt |i.£Yd/>.{p bereits Klausen umgesetzt. Derselbe Gelehrte war es auch, der Exitarptc
für das corrupte Exirocpt? der Codices vorschlug. Ich möchte jedoch eher an die Wendung
Tüd-pT;? oder TtaxpcSo? £%(p£6YCov denken (denn i^cOyiov if. Tzdz^rfi verbietet, wie auch
Alexandre sah, das vorausgehende f^^zi 3' £% Tpoti]?).
XI 153 o'jvojjia 5= a/T^ast to -cp'vOuUaßov.
Der auffallende Artikel xö ist gewiss erst nach der Verderbnis der Verbalform ein-
gedrungen. Wie anderwärts (z. B. XI 23, 91, XII 121), so dürfte hier die bei den
Sibyllisten so beliebte Optativform als Vertreter des Futurs — ay7]a£t£ — die ursprüng-
liche Schreibweise gewesen sein,
XI 155 xai TÖ-£ rj dvatTjOctc tcoXw xpatEpr^v z=. Aazivwv.
So Alexandre, der töxs 3' dvaif^asic für das handschriftliche zote o' dvaatY;a£i£ schrieb.
Aber es ist mit Volkmann %a'. zöz dvaaxfja£i£ in den Text aufzunehmen. Den Scliluss
des Verses hat noch Niemand zu emendiren versucht. Was soll X£? Es ist das berüch-
tigte Füllsel, das in den Sibyllinen so häufig an corrupten Stellen begegnet. Ich ver-
muthe xpax£poiat Aaxivots-
XI 156 sq. z£vt kizi v.al Scotdxq) iz^i £ici ßEVÖEaiv a\]^:qz
Richtig bat Alexandre öXX6jjl=vos für öXXu|X£V0t(; verbessert, aber seine Formulirung
des Verses 156 muss als sehr problematisch bezeichnet werden. Die Handschriften bieten
liier X£Vt" STti, osxdrq) s.Zc.1 £7:i ߣvO£at.v dX[j,Tji;. Dies ist meiner Ansicht nach zu emendiren
in iTEVts 0£ y.al osxdTfo srai: svi ߣvO£at.v d/.jrr^c, wodurcli die Schwierigkeit mit dem doppelten
STCi entfällt.
12*
QO IV'. Abhandlung: Alois Rzach.
XI 159 sqq. ä^^i ydp Y=^='^i toutou [Xctöiriaösv dT:dv-{ov
d/pi? zTt E'Jtppd-oD TiYptoc iro-cajJKov dvd |j.£aaov
-/(öpr^C "Aaaupwov.
In Vers 160 kann E'Jtppdzryj und Tiyptoc nicht ohne Verbindung stehen; es ist hier
EaypTjxou xotajioO Ttyptoc t" oder EütppiQtou Ttypto? 7COT:a[ioü x herzustellen.
XI 167 sq. xat rors aaipÄ? yP^^'l'*^ t^*^^' dQcOipata äUors xdXX'/j
xai -cotatv s[jloi; /.öyotc (JiErpotc sxssacj'. ■x.patYjaac.
Ich habe die Stelle in der verderbten Gestalt angeführt, die in den Handschriften
steht. Für xal zöze schrieb Alexandre nicht unpassend x,at xb. Das Adverb aaipw? ist
nach III 424 in aorpöK zu ändern. Besonderes Befremden aber erregt dXXors xdXkrj.
Das Object zu ypd^^t. ist |JLdX' dösofpata, das substantivisch gebraucht ist; nur durch den
Umstand, dass dies einem Abschreiber unklar war, ist xdXXrj, in dem offenbar öXXy]
steckt, in den Text hereingekommen; die epische Formel aXkoxB d).X7j, die hier trefflich
in den Context passt, steht z. B. im Hom. Hymn. auf Herm. 558. Auch mag der Hiatus
dazu beigetragen haben, diese Corruptel xdXX'r] an Stelle von dXhf] treten zu lassen.
Im nächsten Verse ist die genuine Schreibweise toiaw s{iolat ^öyot? bereits durcli
Alexandre zu ihrem Rechte gelangt. Möglicherweise gehört dieser Dativ nicht zu xparrpa;,
sondern zum vorangehenden Ypd?j;£t, während die unmittelbar folgenden Worte von %par<^a(x?
abhängen würden. Demgemäss wäre vielleicht (denn der Verfasser dieser Stelle spricht
weit freundlicher von Homer als der des dritten Buches) dann statt des Dativs [JLSrpoic
sitisaat, die ohne Verbindung neben einander stünden, zu setzen [Asrpcov etTcCov xs xpa-
xrp<3.z, also so wie es in der Musterstelle III 424 heissen muss sttscdv ydp ejjiäv (JL£-pcov
zs xpatr^sst. Denn wenn daselbst auch die Ueberlieferung einerseits den Dativ (sTtssaat, ydp
*, STCsat '(dp sjjiotat ?F) ausweist (wonach Castalio sicsaiv ydp B[i.riiz in den Text setzte),
anderseits aber [JisTpcov -es, was Alexandre zu [AStpotc ts änderte, so scheint mir die ganze
Stelle doch den Genetiv zu verlangen, da die Sibylle den Sänger Homeros hier als
Fälscher und Usurpator ihrer eigenen Dichtung hinstellt: wir erwarten daher xpatsiv
mit dem Genetiv, zumal es vorher heisst Ypd'|3i xd y.ax "IXiov, o6 |JL£V d\r/]Bihc„ \ dXXd
QOffihQ. Nun folgt die Begründung: kein Wunder, dass er so prächtig singen wird: er
wird ja die iTcsa und [xs-rpa der Sibylle in Beschlag nehmen.
XI 171 EQ XSXOC 0'3X0[JLSV0U öavdTOfi ßcOTOlO X=.'kBOX'qQ.
Soll man hier ßtöxoto TsXeOrvj? als Apposition zu oüXotxsvou Bmdxoo auffassen? Das
wäre doch eine seltsame Fügung. Es ist wohl einfach ßtotoo xz TsXeur/^v herzustellen.
Es .stehen dann in diesem Verse zwei Ausdrücke parallel, welche beide seit homerischer
Zeit der epischen Sprache angehören, vgl. £ 326 teXoc OavdTOü und H 104 ßiÖTOCO XcXsox'/].
XI 186 sqq. IvQa MaxYjoovtwv irdXtv sooBxai 'EXXd5t %-'qii.OL
xat 0p'(iX73V oXsasi itdaav xal [wbXov 'ApYjoc
VY^aOtC TfTZäiprjiC, XB tpiXoTCtoXsiiOt? t£ TOpdlpOtC.
SGGSZ" £vi TTpOlid/OtaC • TÖ 5' OÖVO|Jia XOÖXO [XsGsQct
^sxdy.i TZö^x-ffAV/x' dptOjjLÖJv aror/siov o 5t;XoL
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 93
An dieser Stelle habe ich seinerzeit nach III 381 (ä/J.d Max'rj^ovcYj ßapo -CcIsTat
'AaiSt TCTjfia) zu schreiben vorgeschlagen Mav-rfiovioQ itdXt xs^oTat; wegen des Accusativs
xal [JKöXov 'ApTjo? dachte ich sei der Satz 9p'(j%TjV oXsast icäaav als Parenthese zu fassen,
so dass [JKbXov von za^Bzai abhinge. Ich sehe mich veranlasst, diese frühere Meinung
aufzugeben: die überlieferte Satzfügung macht es nämlich wahrscheinlicher, dass nach
Vers 188, worin die Corruptel xoparpot? von mir durch TptßaXXoi^ ersetzt worden ist, ein
Vers ausfiel, der das Verbum enthielt, von dem der Accusativ [acöXov abhängt. Für
diese Annalime spricht deutlich der Umstand, dass das folgende eaazz svi irpoiAdj^otac
ohne Verbindung angefügt ist, zumal dies Sätzchen kaum darnach aussieht, als sei es
etwa aus zazai 5' ev ■7cpo{id)(oiat verderbt worden.
Auch der Vers 190 muss Bedenken erregen. Dass der Hexameterbeginn, so wie er
überliefert ist, ' Ssxdxt TrcVtTjXOVx' äpi6[iö)V. sich nicht halten lässt, ist klar; immöglich aber
darf man sich, wie Alexandre im Texte der zweiten Auflage gethan, darauf beschränken,
einfach Scxdxtc zu Ssxdxt zu verändern mit unmöglicher Prosodie. Es ist vielmehr, wie
derselbe Gelehrte früher (in der ersten Ausgabe) vermuthete, durch Wortumstellung
TCsViTj'ÄOVi;' dpiQjj.ä)V 5s%dxt? zu helfen.
XI 191 sq. dp/TjV (o%6[j.opöc xs Y£V7]os~af dXXd jJiSYiazYjv
xa)vX£t(|)cC ßaacXstav dxstpcatr^v zs xar afctv.
Wieder einmal finden wir in Vers 191 das Wörtchen ZB. an unrechter Stelle; Friedlieb
wollte dafür Ss: man könnte auch dp^YjV 5' (i)%6[Jirjpo? YcycVT^acTat (vgl. III 384 SsSofJii^as'cat)
schreiben. Im folgenden Verse bietet abermals das handschriftliche Xc argen Anstoss,
da dT^scpcOtTjV nicht zu ßaatXsiav gehört. Es ist deshalb dTTctpcOtigv xaxd yalav herzu-
stellen, vgl. Sib. Orak. I 224 sq. yri — d-iisipsatoc und Hom. W 58 yatav diCctpcatTjV. Auch
Alexandre war einmal diese Leseart (in den Curae posteriores) in den Sinn gekommen,
ohne dass er später in der zweiten Auflage davon auch nur Erwähnung gethan hätte.
XI 194 otd iTsp oörJsic
Vergleichen wir diesen Hexameterschluss mit XIV 243 ßX'/j6scc ^'-d irsp o'j zic, ö'KO
a'f£X£p(ov dvOpcoTCCov. so ist, da hier oö ziQ im Inneren des Verses durch das Metrum
geschützt ist, der Erwägung ßaum zu geben, ob nicht auch in unserem Verse sowie in
XIV 249, wo jener Versschluss wiederkehrt, oo ziQ herzustellen wäre.
XI 198 Tüdvxsc o|j.a)c KpovtSao vo6ov 5' (oq dvraTrXdaovxat.
So ist der Vers überliefert; zwei Verderbnisse .sind hier zu beseitigen. Zunächst
kann das 5' hinter voötov unmöglich an seiner Stelle stehen bleiben: es ward eingeschoben,
um die Längung voOov &z zu erklären. (Den Accent auf (oc restituirte Alexandre.)
Dies ist eine aus Homer geläufige Verbindung, welche auch im nachhomerischen Hexa-
meter mitunter Nachahmung gefunden hat, vgl. meine Schrift ,Neue Beiträge zur Technik
des nachhom. Hexameters' p. 79 sq. Die zweite Corruptel ist dvxaTrXdaovxac, welches
nicht, wie Alexandre gethan, in das metrisch fehlerhafte dvaTuXdaovxat, sondern in dvxc-
zXdaovtat zu verändern ist.
94 iV- Abhandlung: Alois Rzach.
XI 202 sq. itai -daav ö^öar^v sTrtSspxstai tjsXioc Y'^'^
Unmöglich kann die Verbindung dvtoXtTjv x6a[xrjV ts in diesem Zusammenhange als
ursprünglich gelten; es ist xöc3(i&v zs an die Stelle von x£ Suatv ts eingedrungen, vgl.
den Versanfang dvioXir^v ts höaiv zs. III 26, VIII 321 und als Versschluss XIV 189.
XI 204 sqq. al ai aoi, BaßuXcov, 6pta[ißsu9cLaa Xa.zpeÖGBiz
hzoTzoziQ aö^-rjöclaa xal 'AcjGiboc, ■ äpjBzai "Apvjc,
lpysT7.t äxpcxswc %at o'fd^cc aou tsxva iroX).d.
Diese in Alexandre's letzter Ausgabe vorliegende Fassung der beiden Verse erfordert
eine doppelte Correctur. Den Ausdruck ÖptajJLßcUÖslaa setzte der genannte Kritiker selbst
in den Text, die Handschriften bieten Öpta[i.ß{£oat {H Öptajxßtsai). Es ist hieraus deutlich
Öpcajißcir^ai (von Öpta[xߣta = Gp{a[Aßoc) zu entnehmen, ,du wirst in den Triumphen als
geknechtet erscheinen'. Im Folgenden kann nur %at' AatSo? üpyszai geschrieben werden,
nicht 7.a'. AaiSo? • £p/£xai; die Würtchen xat und xat (mit Elision) sind öfter bei den
Sibyllisten verwechselt worden. Ebenso emendirt jetzt auch Mendelssohn.
XI 213 d/Jvd ab [xsv 'fuyc tov TCpÖTspov ßaat>.£a, Xitcc 5' aötov.
So hat Alexandre den von den Handschriften verderbt überlieferten Vers zu bessern
versucht. Diese bieten ihn in folgender Art: aWa go [A£V ((jlsv fehlt in Q) ^uys irspov
töv (•nspov zov F, itspov-ov //) ßaadyja, Xclirs S' aüxov. Mit sorgfältigerer Ausnutzung
dieser Tradition ist der Vers meines Erachtens so herzustellen:
dXXd au [AEv ^coycov irpotspov ßaaiX-rja Xtir' aözoz.
Jenes 'f'JYE .scheint aus einem Compendium in Anlehnung an den folgenden Imperativ
hervorgegangen zu sein; TCpöxspov ßaatXf^a ist nothwendig wegen XII 145 5'.d ydp Tupo-
tcpov ßoc3'.).Y^a, wo gleichfalls von einem Artikel, den Alexandre in den Text aufnahm,
keine Spur vorliegt.
XI 217 sq. xaxöv 5' Agiyj C'-^Y^"^ ''/'^=^
'/.ai TTspl -Tcdaa /^cbv ictcrac (pövov öfißpYjcVTa.
Auch diese in der letzten Ausgabe Alexandre's vorliegende Formulirung der Stelle
gibt zu mehrfachen Bedenken Anlass. Das angeführte Hemistichion des Verses 217 ist
zwar so überliefert ( VH dat), allein der Ausdruck C^^T^'*' ''i^^^ ^^* verschroben, weshalb
Mai in der ersten Publication dieser Bücher Aoi'Q edirte. Aber auch dies ist nicht die
richtige Emendation; vielmehr ist nach der Musterstelle HI 391 xaxöv 5' Aatirj C^fb^
scct dies Verbum statt y^ccI in den Text aufzunehmen.
Im nächsten V^erse bieten die Codices xal -Tcdat icdaa, was Meineke zu xat, icdXt
i:d3Ct, Alexandre in der Note zur ersten Ausgabe zu xal iCcpCTraaa, im Texte der ersten
und zweiten Ausgabe aber zu dem unverständlichen v.ai icspl iräaa machte. Alle
diese Versuche sind ganz unzulänglich. Die genuine Schreibweise finden wir vielmehr
offenbar in der Vorlage III 392, woraus zu entnehmen, dass der Vers lautete itdaa (seil.
AoiY^), Tto^'jv 0= yOwv Tziczii 'fövov ö|JLßpY/Jciaa. Der Eingang scheint an unserer Stelle
verderbt worden zu sein unter dem Einflüsse des nahen Verses 228 e^ots xdaa yÖdäV
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 95
TCtsxat Y.-X. Nachdem einmal das Beiwort xoX'JV in der Corruptel untergegangen war,
ist Ö(j.ßp7j6£laa zu einem auf ^övov bezüglichen masculinen Epitheton o[j,ßprpV-a um-
gestaltet worden, dessen Erklärung übrigens die Herausgeber schuldig geblieben sind.
Demnach gestalten sich jetzt die beiden Verse so:
näaa, xoXov 5s yöcbv iziszat. ^övov ö[jLßpYj6£laa.
XI 219 sq. 6XX otav AIy'jtckp ixsydXr^v 7:ö>.tv öXßo^oTsipav
atTjpi^st OcXXatoc Apv^c, atixq) 8' övo{j.tqv-(].
Den in den Handschriften verderbten Anfang von 219 ahX i%6z''xv Ai'(OtzzciQ hat
Alexandre in der angeführten Weise verändert. Allein ich glaube, es ist zu schreiben
d/A' or' ev Alyo^rq) (oder mindestens dXX' ot dv AtY^itTOu). Auch möchte ich neben bvo-
[X'/^VT] noch GtYjpt^'o herstellen. Uebrigens ist zu bemerken, dass jenes övo{i"/]V(j einzig die
Handschrift Q bietet, wogegen die beiden anderen VH övjixtjo'o ausweisen.
XI 221 TTpo^oÖstc 8oX{(i)v 6'f szatpcov.
So die letzten Herausgeber. Aber handschriftlich ist nur 8o/iö)C überliefert. Wenn
wir bedenken, dass nach diesem Verse etwas ausgefallen ist, so haben wir meines Er-
achtens kein Recht, 5oÄt(ov zu schreiben, so sehr sich der Genetiv scheinbar durch
6'£ staipcov empfiehlt. Vielmehr glaube ich annehmen zu können, dass SoXtcoc hier
ebenso zum Particip irpoSoOcd; gehört wie XII 140 in der Verbindung SoXtcoc XTjtpÖsti;
üf izalprj'j. Endlich kommt hinzu, dass die Phrase TCpoöoöstc 6f statptov ohne 5oXtcov
wiederkehrt XIV 91. Alle diese Umstände sprechen für die Beibehaltung der x^dverbial-
form.
XI 225 sq. §'r][JLoß6pot ßaatXstc %otl u-jrsp'ftaXoc xat ^mazoi
siv hki-(rjiQ stcow ot'Jxdp ixsydöujxo? dyYjVoip v.zX.
Den unbefangenen Leser wird zweifellos das vor ÜTCcprptaXoi stehende AVörtchen %at
stören; es verschwindet, wenn man die zweifelsohne ursprüngliche Lesung herstellt:
ßaai/.7js<; u-irsptpiaXoi v.rv. dvayvot. Auch im zweiten Verse ist eine kleine Verbesserung
anzubringen, indem für siv (so Alexandre und Volkmann für handschriftliches sv) bki'^oic,
steatv aürdp zu schreiben ist siv hkb(Oiz srcsaaiv dtdp. Wiederholt sind ähnliche Cor-
ruptelen in den Sibyllentext eingedrungen, vgl. III 5 dYysXXsiv irdatv aütdp, wo ich mit
Meineke d-yy^^Xsiv Tcdvcsaatv didp schreibe, oder III 213 dvopdaw söocßsatv Tj^st xa%öv,
wo s'Jacßasaa' herzustellen sein wird (vgl. II 332), oder II 292 £v fzivQ OiQpaiv öiro tap-
raptotai ßa/.oüvtat., was wohl ebenso in ÖTQpsaa' zu verändern ist.
XI 229 Xcttf'Et dxdp ßcöxou {xop'fTjv l^tocv dvaXcoaa?.
Diesen in den Codices arg entstellten Vers hat Alexandre insoweit verbessert, als
er für {xoprpYjV offenbar richtig {xotpvjv einsetzte. Diese Accusativform ist bei solchen Spät-
lingen wie der Verfasser unseres Buches nicht zu beanstanden und also nicht etwa
txoipav absolut zu fordern, vgl. was hierüber Nauck auseinandersetzte in den Melanges
Grdco-Romains IV 628. Nur ist auch IStYjv zu schreiben. Das Particip äya/Maaz muss
()6 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
ZU ävaX'Jsac werden, vgl. VIII 414, wo wenigstens das Citat bei Lactantius (xotpav dva-
X'jaa; bietet. Anderwärts ist das Compositum xaraXuaac in dieser Verbindung überliefert,
wie an der genannten Stelle VIII 414 in den Sibyllenliandschriften, ebenso II 239 [JLOtpac
*aTa).'J3ac, wo wobl mindestens |Jiotpav xa-aX6aac, eher aber [xotpav dvaXuaac zu schreiben
ist (wie Vin 414); XII 175 ist überliefert (J-oip'/j Sit] %avak6ciO.Q, wofür Alexandre in
der Note zur ersten Ausgabe (xotpr^v lUriv xaxaXoaac verlangte. Auch hier möchte ich
ävaXuaa^ vorziehen.
Doch nicht blos am Schlüsse, aucli im Eingange ist unser V^ers XI 229 verderbt.
Es fehlt das Object zu Xst'J/Si — dies gewinnen wir durch die Conjectur ßiotov; ein
unbestimmtes Gefühl Hess die Nothwendigkeit dieser Aenderung offenbar auch Alexandre
vermuthen, wenn er in den Curae posteriores meinte, man könne auch ßiotov schreiben.
Endlich ist ätdp an zweiter Stelle höchst auffallend: ich vermuthe hiefür dcpap. Dem-
nach hat der Vers zu lauten:
KcV^ai a^ap ßtoxov jAoipr^v iotr^v dvaXuaac.
XI 232 sqq. 5.Gzai 3' Av(Otzzoz v6|JL'fY; zöis xotpaveouaa
7.ai TiöAi; Yj [XcydXYj ze Max'/j5ovtoto dvaxroc,
Tuörvt.' 'AXc^dvSpcta, xkozrj öps-irtsipa 'sroXf^cov,
xdXXet ZB GttXßouaa [xovtj [i.'QZ^jÖTzzo'kiQ eazaL
In diesen Versen stecken zwei arge Fehler, die bisher merkwürdiger Weise gar
nicht bemerkt wurden. Es wird der Preis Alexandreia's gesungen: hiebei kann es
keinem Zweifel unterworfen sein, dass schon im Eingangsverse 232 von Alexandreia die
Rede ist, zumal sich xat am Anfange von 233 als Corruptel ergeben wird. Die Stadt
wird (in alttestamentlicher, bei den Sibyllisten gangbarer Art) als Aiyunroo v6|icp7] bezeichnet
und nur infoige des Eindringens jenes xal und der Verderbnis des Einganges von
233 ward der Genetiv zum Nominativ AifOTZOQ corrumpirt. Es hiess nämlich ursprüng-
lich nicht xal TZÖKIC, 'q ^^yücq zz, wie die Handschriften wunderlich genug bieten,
sondern zweifellos 3!a iroXi? jXcYdXTj ts; schon an und für sich lässt dies der Zusammen-
hang ahnen, zur vollsten Gewissheit aber wird diese Vermuthung durch die Parallel-
stelle XIII 49, wo wir in den Handschriften lesen Zl(x tzökiq \i.Z'{aXt] Ma%Yj5ovioio dva%i:oc;
hier ist wiederum aus unserem Verse das ausgefallene Tc zu ergänzen. Und so gewinnen
wir für die Verse 232 sq. folgende Gestalt:
Sarai 8' Alyun-ou v6(jL'f-/j -uors xoipavsouaa
5ta %rj)xz {AsydXYj -es MaxYj^ovtoto ayav.zoz.
XI 258 sqq. yp'jaoO -' dpYupio'J ze • 5öXoc St; iooszai aor?j
£c iouov dvi5pö)V
Die Leseart der Handschriften 5öÄo<; 3y^ ist wegen der Erhaltung der Länge in der
Senkung unzulässig: nalie liegt es, an (jÖXoq 5s toi zu denken, vgl. XII 285 xaxi^ 8s oot
saasra». aiaa. Oder ist unter Berücksichtigung von III 191 vtai TzrxQ SöXoc iaasrat aözoiQ
und XII 268 y.7.'. tz0.q 5ö/.o? i'zzezr/.i aötm eher ypoaofj t dpYUptou x' • iSs irdc 86Xoc saasrat
a'JT?^ herzustellen?
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 97
XI 266 sqq. -o6x(ov 5' uatduo? dp^st §cX,d-ou dpiÖ[ioto
üordtcoi; Kaiaapoc sirtxÖövta yota %-s[v(ov
'ApTjt Bscvcp ßcßXTjiJLsvoc dvöpö? ux ex^poö.
Im Verse 267 versuchte Alexandre die hier angeführte Corruptel der Handschriften
durch die Conjectur uard-cto? Kaiaap, oc Sit:!. yÖovl yula Tttaivcav zu heilen. Durch die
Einführung des Relativs '6c. wäre Alexandre verpflichtet gewesen, auch ein Verbum
finitum dieses Nebensatzes beizustellen, das nicht entbehrt werden kann. So annehm-
bar auch der zweite Verstheil ist (Meineke schlug im /Öovl yut' s^rstvcov vor), so wenig
befriedigt der Anfang. Eine weitere Corruptel entstand durch Verstümmelung des Ein-
ganges von Vers 267, wo man aus dem vorangehenden Verse das Wort uatduoc zur
Verdeckung der Lücke einschob. Es scheint etwa Kabapoc o5voja sjtöv oder Aehnliches
den Versanfang gebildet zu haben. Aber freilich eine bestimmte Entscheidung lässt
sich bei dem traurigen Stande der Ueberlieferung hier kaum oder gar nicht fällen.
XI 270 sq. eirl §' a'Jxq) aYjixa ysouatv
"fiQ (pikiriQ sxati, [J.vtj[j.'/] ydptv (jLSxsyovcsi;.
Schon früher ist von mir und Meineke sicL für das überlieferte 7C£pl verbessert
worden; sxati ist zweifellos aus svsxsv verderbt, schüchtern hat auch Alexandre an
sVcxa gedacht in der ersten Ausgabe, es aber wieder fallen gelassen. Für yäouatv ist,
da das Futurum nothwendig ist, aller Wahrscheinlichkeit nach die Form ysovcat herzu-
stellen; da im selben Verse 6d'|ouat unmittelbar vorangeht, ist die Endung von ysovtat
leicht verderbt worden. Endlich muss [j,V7][JL*(]ai für [JLViQ[i.*(] gelesen werden unter gleich-
zeitiger Veränderung des [JLcXsyov-si; zu Tcapsyovtc?, weich letzteres Alexandre in der
Note zur ersten Ausgabe vorgeschlagen hat. Friedlieb' s xaxsyovtsc ist unstatthaft.
XI 292 sq. xal zizs ZsiLairx sv ävöpcoicotatv d^avcoc
Tdaiv ■ Xct'l'St.c ydp dvaiSsa 9ü[xöv syouaa.
Dies ist die Lesung der Handschriften; Alexandre hat in Vers 292 zu schreiben
versucht %ai zöz bo'q^ ZzikaiTj, ev 7.zk. und im folgenden Verse dann icdatv 6jj.oü nach
VIII 107, XI 178. Ich ziehe es vor, 5cdata, resp. die epische Form SciXaC-rj als prä-
dicatives Adjectiv zu nehmen und mit Ergänzung eines xai, das den Rhythmus bedeutend
erträglicher macht, zu lesen: xai zöxa. SstXair^ xai £v dv9pco7COWtv dcpavioc 'Tidaiv eot].
XI 296 ZaiMkarjc, . . . tzo'jXoq hi as xXauasxai 'kaÖQ.
So edirte Alexandre. Das erste Wort hai^jälsoc. bezieht sich auf das vorhergehende
T6[JLßoc (Vers 294). Die Lücke ist leicht auszufüllen, wenn man sich der homerischen
Fügung a 131 xaXov SatSdXcOV erinnert (vgl. 11 222). Alexandre hat 5at5dXcO<; Y.a\bz
vermuthet, was jedoch in jene bei Homer vorliegende rhythmischere und natürlichere
Wortfolge xaXöc SaiSdXcOC umzusetzen ist. Am Sclilusse unseres Verses ist ein arger
metrischer Verstoss bisher unberichtigt geblieben. Meineke glaubte den Vers so con-
struiren zu können :
^aiSdÄso?, TcouXu? Ss as xXayasrai alhva kaöz,
aber mit dieser weit hergeholten Conjectur dürfte er wenig Beifall finden. Viel ein-
Denkschriften der phil.-hist. Ci. XXXVIII. Bd. IV. Äbh. 13
98
IV. Abhandlung: Alois Rzach.
fachen stellt sich die Sache, wenn man, wie ich vermuthe, schreibt: mXöc SaiSdXsoc •
tco'jXu; U ac xXauasrai oyXoc oder xXa'jasQ' ojit/voc. Vielleicht schwebten dem Verfasser
Homerstellen vor wie £2 712 xXaüov 5' ä|xrpiaT:a6' o|JitXoc und ¥" 651 t:ouXuv xa6' 5[j.tXov.
XI 297 xai ßaatXsuc sitt aoi Ssivöv aTOvaxT^asTat oixTpöv.
Statt dieser handschriftlichen Ueberlieferung hat der letzte Herausgeber geschrieben
8stvöv arovaxrpstai ofxtov. Mit Rücksicht jedoch auf die wiederholt begegnende Fügung
xazo56po|Jiat clxtpÄc im Versschlusse, wie V 286, VII 114, XI 122, XIII 119 möchte ich
hier Sstvöc (seil. ßaaiXsuc) oirjvayfpezai oatptöc herstellen.
XI 303 dpiC^ei [ATj>.o(pdYcov ys^s'/jv (poßspcbv dvOptoircov.
[iT/o'^ctY(ov bieten die Handschriften; bedenken wir aber, dass äv6p(öircov schon
ein Epitheton in 'foßspcöv besitzt und andererseits ysVcYjV eines solchen nicht wohl
entrathen kann, so werden wir nicht umhin können, [XVjXo'fdYOV -{Z-^zrp/ zu schreiben.
Dies ist aber das ,Geschlecht der Kleinvieh verzehrenden Wölfin', dasselbe, welches in
unserem Buche XI 1 1 1 als ÖTjpö? ziwa (i'/j/.o(pdYO'.o bezeichnet wird. Die tpoßspoi dvöpwirot,
die Römer, als jiTjXotpdYOt schlechthin zu bezeichnen, wäre mindestens etwas geschmack-
los. Auch Alexandre hat einmal, freilich zweifelnd, an jxrjXoffdYOV gedacht, in der Note
zur ersten Ausgabe.
XI 304 ai oTCÖaotc Öfjpsoat kdzpic. xal xup[j.a -{BTqa'Q.
Den Dativ ötzöooic, haben die letzten Herausgeber richtig aus dem überlieferten
ÖTTÖaoi hergestellt (ebenso Bripsaoi für QiQpsac). Allein die hauptsächliche Corruptel, die
hier vorliegt, hat bisher Niemand auch nur bemerkt. Was soll Xdtptc %ai %6p[j.a bedeuten?
Es muss vielmehr sXtop xai %6p[Jia heissen, vergl. den homerischen Mustervers t 473
An Steile vun EMop ist kdz^iz aus dem nahen Verse 298 eingedrungen.
XI 306 Tj tö Tcpiv ßaatXcöatv dYa/.>.o[jLSVTj [XcYdXotatv.
So hat Alexandre in den Text gesetzt: die Handschrift Q bietet Tj Ttptv, Fi? "i^ -Jrpiv
7.a'l; vielleicht ist eher zu schreiben to Tupiv xac ßaatXsüatv xzX. Damit soll aber die
Möglichkeit jener Alexandre'schen Fassung keineswegs bestritten sein.
XII 16 sq. %a{ as -Es^'/^aa?
"Apsoc dvopo'fovoto TraY'»]a£tai, dY^aö^apTis.
Zu iraYT^ssrat, welches nacli den Handschriften unverändert in den Ausgaben stehen
blieb, machte Alexandre in der zweiten Auflage die eigenthUmliche Bemerkung: ,ser-
vandum zaY'r^astat: est enim „pinguescet, satiabitur", quamvis insolito verbi sensu, unde
tamen processit vox ■!:of/6?'. Allein mit iraY'rpsTat ist nichts anzufangen. Mit geringer
Aenderung der handschriftlichen Ueberlieferung schlage ich vor zu schreiben: "Apso?
dv5po'f6vo'j ^K'/:^lzfi■f^ZzZ'■xl.
Kritische Studien zu den Sibyllinischbn Orakeln. 99
XII 21 Mi\).(piz xpTjVtyOsiaa §t' yjY£(jlövo)v %axör/]TOi;.
Im Versschlusse ist der Accusativ ot rf[B\).övuiV xaxoxT^Ta herzustellen, vergl. ausser
V 17, woher der Vers stammt, noch die Stelle XIII 53; eine andere Verbindung 6(p'
Yj£[j.öv(ov v.av.6~r^^oc liegt vor VIII 162. Die ganze Phrase 5i' fjcjjiövtov xa%6Tf]za begegnet
in der uns erhaltenen Literatur zum ersten Male bei Theognis 855 (Bergk*); ein Muster
hiefür aber steht schon bei Homer N 108 TJYcfJLÖvoc xaxörrjTt.
XII 23 %a'. §£a(Jio6c ÜT^ast Xaoi^.
Die Ausgaben bieten nach der handschriftlichen Ueberlieferung an dieser Stelle
S£a[J.o6?, obgleich Alexandre und Friedlieb selbst Bedenken dagegen hatten. Es ist
unbedingt 6£a|Jtouc zu schreiben, vergl. neben dem Muster verse V 19, der VIII 13 wieder-
kehrt, auch XIV 56, wo wenigstens %al 0£a|j.o6c Ötqcjsi (ohne Xaol?) zu lesen ist. Aus
sonstigem epischen Sprachgebrauche führe ich Apollon. Ehod. Argon, -ß 5 an: ££tvotatV
ä£t%£a 6£a[iÖV £6t;%£V.
XII 30 a)X oTTotav dati^p icav£{x,c/.oc vjcXioto
)sa(j.Tcpö? di:' o6pavö6£v Trpo^avfj ivt "^[iaat (Jisoaoic-
Die prosodische Messung TZWZuakoQ ist um so auffälliger, als die erste Silbe in die
Senkung fällt. Allem Anscheine nach stand hier die Form '3raV"£t%£Xo? geradeso wie
bei Späteren neben iraVcTctaxoTtoc — xavtcTCtaxoTCOC, neben xaVcTCOTCiTjc iravrsicöiü'CTji; oder
Ttrxyzs^yizr^Q neben itavcpyExr^? u. dgl. sich vorfindet.
XII 32 sq. xai ~6zz Zr^ v^^jo^ioq f^^£t )^öyoc O'^iazoio
aapxo'fdYtov Övtjxoioiv ojjLotcov.
Statt des in den Handschriften vorliegenden aapxo<pdY(ov hat Alexandre adpxa i^£p(ov
edirt. Friedlieb gar aap/,o<s£p(ov, ein kleines Ungethüm von Compositum. Hätten diese
beiden Herausgeber genauer zugesehen, so würden sie schon in Mai's Publication der
vier letzten Bücher nach den beiden Vaticani, freilich an einer entlegenen Stelle versteckt
(Addenda p. 217), die richtige Vermuthung haben entdecken können, nämlich aapxoipopoc.
Dass diese hier zutrifft, kann ich durch eine Parallele beweisen, I 324 sq.:
ÖTj tö-£ %ai |j,£YdXoco 6£oü izdiz dvöptoirotatv
■ffizi aap%o^öpo? ÖVTjtoii; 6|j.otou|j,£Vo? £V y"^-
Ausserdem wäre zu vergleichen VIII 222 aapxocpöpwv §' dvSpwv. Mai begnügte sich mit
der Verbesserung jenes einen Ausdruckes, aber die Stelle verlangt noch eine weitere
Emendation. Schreibt man nämlich aapxo'^öpoc, so muss auch Övr^rocaiv 6(aouoc hergestellt
werden, ganz übereinstimmend mit dem in der angezogenen Parallelstelle vorliegenden
XII 42 sqq. y.al rM.ei Ah(6TZ(^ -^arf/j-i iaasxat Aaauptotc -£
KöÄ/oic 'Hvtöyoic xal zrilc, -juapd y£6[Jiaai NctXou
r£p|xavrii? dY^uctv ÜTtsp (la|j.|j.a0(()5£a? dxrd?.
So lautet die Ueberlieferung dieser Verse. Die Corruptel NsiAou sowie (};a[i|jia6«)0£ac
ist durch 'Pr^vou (vergl. XII 150 sq.) und (La(jLa6tö5£a? von Alexandre richtig ersetzt.
13*
IQQ IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Für ayoüsiv schlug er ebenfalls zutreffend vatouatv vor. Noch aber bleibt der Anfang des
Verses 42 zu verbessern. Alexandre schrieb xai tzoXo Ah(6%zq>, indem er glaubte, man könne
etwa noch ein 8' hinter dies tcoXü setzen; Friedlieb aber meinte gar v-cd iröXst AiY^irrou
conjiciren zu können. Die Stelle ist einfach durch die Lesung xai izakiv AhfÜTZZo^ zu
heilen; ich brauche nicht erst auf die bei den Sibyllisten so geläufige Verbindung ■/.ai
icdXtv hinzuweisen. Nicht unbemerkt aber soll es bleiben, dass man derselben Corruptel
icöXci aus irdXiv nochmals begegnet, XIV 74.
XII 51 sq. xoüx sarat -irXoÜTOu itouXuc xopoc" äXkd z dvaiScbc
irXsbva auXi^aa? öv^ast xaxd yatav diravra.
Jeder Leser wird an dem Ausdrucke tcouXuc xöpo? nothwendig Anstoss nehmen.
Man könnte sich höchstens irÄouTOU iro/Aoü xöpo? als zulässig denken. Stellt man aber
unseren Vers in Vergleich mit VIII 188 oüSs O'fW tt^oütou xopoc Eoacxat, dXÄd x dvatScb? |
lüXstova a'jXi^ao'jai, so wird man kaum zögern zu schreiben ■äoüx aüttp tcXoütou xopo?
^aasiat. Jenes seltsame iiouXüc ist, nachdem das erste Hemistichion die ursprüngliche
Fassung verloren hatte, aus dem vorangehenden Versschlusse )[puaöv 8s tcoX'jv auva6po{aci
zur Herstellung des Rhythmus hereingezogen worden, oder es entstand durch eine
fälschlich emendirte Dittographie des Wortes iüXoutou.
XII 60 sq. h.\i.bc, 8s rnGs^st
Kaji-iravoüc 0p(^7,d? xs Maxir]86vac ' IraXtfjrac
Die Schreibung Ka[JLiravo6c rührt von Alexandre; allein da die Handschriften xaiCTuavou?
bieten, so ist dieselbe um so problematischer, als unmittelbar nach dem fraglichen
Namen die Thraker, dann die Makedonen und schliesslich die Italioten überhaupt ange-
führt erscheinen. Ich vermuthe deslialb, dass in jenem KaitTcavooc ein Compendium für
Ka7:i:d8o%a(; steckt: setzen wir dies ein, so ergibt sich eine natürliche geographische
Reihenfolge; zugleich schwindet das schwere Bedenken, welches darin läge, dass nach
Anführung der Campaner im selben Verse auch noch im Allgemeinen die Bewohner
Italiens überhaupt als von der Hungersnoth betroffen erwähnt würden.
XU 78 — 84. Wer diese Stelle über Nero zum ersten Male liest, so wie sie in den
Handschriften überliefert ist, muss sich fragen, ob es denn möglich sei, dass einer der
Sibyllisten solch baren Unsinn geschrieben hätte. Im fünften Buche (V 28 sqq.) liegt
uns offenbar das Vorbild und Muster für dieselbe vor. Alexandre nun meinte, der Ver-
fasser der letzteren hätte eine schlechte Abschrift jenes fünften Buches vor sich gehabt
und habe hiedurch veranlasst so unverständliches Zeug geschrieben. Aber diese Ansicht
vermag ich keineswegs zu theilen. Unmöglich wird man zugeben können, dass der
Sibyllist, wenn er wirklich auf so arge Corruptelen gestossen wäre, wie sie hier im
zwölften Buche vorliegen, als vernünftiger Mensch, der doch anderwärts keinen solchen
Widersinn bietet, sich veranlasst gesehen hätte, ganz unverständliche Sätze und
Worte seinen eigenen Versen einzuverleiben. Er wäre, meine ich, wie in den Pro-
phetien über andere Kaiser, wenn er absolut Sinnloses vorgefunden hätte, selbständig
vorgegangen, ohne sich an eine so heillos verderbte Vorlage im fünften Buche zu
halten. Da aber die überlieferte Fassung der in Rede stehenden Stelle, wenn auch
Kritische Studien zu den 8ibyllinischen Orakeln. lOl
arg verstümmelt, ganz deutlich an das im fünften Buche vorliegende Muster sich anschliesst,
so spricht gerade dieser Umstand dafür, dass unser Sibyllist jene Schilderung entsprechend
charakteristisch fand, so zwar, dass er sich hiedurch bewogen fühlte, sie in sein eigenes
Product einzufügen. Wir werden daher berechtigt sein, die Entstellungen in den Hand-
schriften des zwölften Buches, welche eine einfache und natürliche Erklärung ausschliessen,
als Corruptelen anzusehen, die durch die schlechte Verfassung des unseren Handscliriften
zu Grunde liegenden Archetypus zu erklären sind, keineswegs aber auf den Verfasser
des zwölften Buches selbst zurückgehen. Uebrigens ergibt sich durch eine Vergleichung
beider Stellen, dass auch die Kritik des fünften Buches aus der Ueberlieferung des
zwölften Gewinn ziehen kann, so dass hierin ein enger Contact der beiden Partien
wahrzunehmen ist.
Die drei Eingangsverse XII 78 — 80 sind selbständig nach V 28 umgestaltet, in
XII 81 — 86 hält sich der Verfasser eng an V 29 — 34. Da ist zunächst die arge Corruptel
in Vers 81 5s wo? h'fic, rp'Jazioz, ö ßpa/jjc Xoyoc zu beseitigen; es muss nach V 30 Sctvoc
O'sic, (p'JOÄv TCÖ/vSjJLOV ßap'jv hergestellt werden, zumal — und dies ist für unsere Auffassung
ein sehr gewichtiger Umstand — durch XII 264 Sscvöc miQ 'jröXc[i6v ts ßap6c klar erwiesen
wird, dass der Verfasser die im fünften Buche begegnende Version der Stelle gekannt
hat. Er las also nicht den Unsinn 6 ßpa)(6? ^oyoc und gewiss auch nicht «puascoc davor!
Uebrigens hat Alexandre selbst doch jenes 6 ßpa)(u? Aöyo^ beanstandet: ,6 ^payoQ Xoyoc
nos offendit et placeret 6u[AO(»6öpoc ut V 40, XII 155', ein Vorschlag, der sich in diplo-
matischer Beziehung wahrlich mindestens ebensoweit von der handschriftlichen Ueber-
lieferung entfernt wie die Corruptel im zwölften von der ursprünglichen richtigen
Fassung im fünften Buche. Ebensowenig vermag ich den Satz (Vers 81 sq.) oc, tcots
(so schrieb Alexandre selbst für das handschriftliche otcots nach V 29) /scpac TJysixövac
■cav'jas!. v.n.i h\el irgendwie zu verstehen, obzwar Alexandre sich bemüht hat, hier einen
Sinn zu entdecken ,pollice verso interimens homines!' Auch hier ist nach V 29 sq. oq
irors yß^-''^Z "^jC YSVcYj? ravuaac b^socc zu schreiben. Demgemäss wohl auch %aL irdvia
xapdict (wie V 30) für das überlieferte xai TzrAka TsXsaasi, da das letztere Verbum
nichts weniger denn als passend oder bezeichnend gelten kann. Anderseits wiederum
ist mit Hilfe von XII 83 d6/.26(ov sXdmv xtstvtov der Vers V 31, wo d6Xc6(ov Xaov
XTsivcov in den Codices steht, zu emendiren. In Vers 84 muss die verderbte Futurform
t[JLfjasi durch T|Ji.7]^£t nach V 32 ersetzt werden, während der Ausdruck zb 5ä'j[jL0V opoQ
an unserer Stelle richtig bewahrt ist und auch V 32 für das dort vorliegende corrupte
TÖ 5ti%[xov u5o)p in den Text aufgenommen werden muss. Nicht minder ist auch der
in XII 84 unversehrt erhaltene Versschluss X'j6p(p he icaXd^si, welcher V 32 zu dem sinn-
losen d6p(|) (?FdpOptp) TS icard^ct geworden ist, an Stelle desselben zu setzen. Im nächsten
Verse 85 ist Zioaoz öXoiioc nach V 33 zu emendiren, da jenes trotz scheinbarer Glätte
keine plausible Erklärung zulässt. Die Vertheidigung der Stelle durch Alexandre in
der Note zur ersten Ausgabe: ,sed fortasse pertinet Siaaöc ad futurum Neronis reditum
ideoque duplex eiusdem regnum' ist nichts als eine unerwiesene Vermuthung. Aus V 33
ist zu schreiben dXX' saxac xai äiazoc. 6 Xotyio;;. Wie leicht 6 XoCy^oi; zu öXottoc werden
konnte, ist klar, wenn man erwägt, dass die Gutturalmedia in späterer Zeit in der
Aussprache zur Spirans j ward, wie dies aus mancherlei Belegen aus Inschriften und
Handschriften bekannt ist, vergl. auch das tareutinische oXio? = fAv^oc bei Herodian
I 141, 19 L. oder das böotische imv = sy^^i Formen, die nur durch den Uebergang von
102 I^'^- Abhandlung: Alois Rzach.
Y in die Spirans j erklärlich sind. Endlich kann im Verse 86 unmöglich richtig über-
liefert sein sXsY'i^^ §7;|Jiov sxövra. Alexandre übersetzt: ,falletque volentes', d. h. das Volk
hätte willig den Glauben gehabt, Nero, der Antichrist, sei ein wahrer Gott. Dem wider-
spricht der ganze Tenor der Stelle, ausserdem vermisst man in sprachlicher Beziehung
eine Conjunction. Beide Schwierigkeiten werden behoben, wenn wiederum nach der
Ueberlieferung der Vorlage, welche weit eher die genuine Leseart darstellt, sXsy^si
5' ou [Ji'.v iövta geschrieben wird: er wird aber darthun, dass er es nicht ist (nämlich 6sö(;).
Zu dieser aus V 28 — 34 entnommenen Partie hat der Verfasser unserer Stelle eine
selbständige weitere Weissagung hinzugefügt, die sich hier recht ungeschickt ausnimmt,
da sie theilweise dasselbe besagt wie die früheren Auseinandersetzungen, theilweise
wieder aus anderen Lappen der Sibyllendichtungen zusammengeleimt ist.
XII 87 sqq. sipf^vr^ 8" satat ßaöcla xouiou xpatsovcoc
xai xp6|jLoi ävöptbirwv ötzo aö^ovtotai.8' äiqaz
ci^sV uScop atoirov dir' (bxsavoio r^tirLiti^.
So ist handschriftlich überliefert. In Vers 87 steht ßaOsla wie XI 237. An beiden
Stellen schrieb Alexandre ßaOsvj: doch ist vielleiclit ßaOstTj zuzulassen, indem der
Diphthong et mit Uebergang des i in den Halbvocal j als Kürze gemessen wird; der
Umstand, dass die Form zweimal vorliegt, spricht gegen die sonst nicht so unmögliche
Vermuthung, dass ßaOsla etwa an Stelle eines andern Adjectivs, [XcydXTj, eingedrungen
sei, da wir III 754 die Version vorfinden: dXXd |jl£V stpr^VT] {ASjaXT] xaxd yalav d-jraaav.
Eine andere Frage ist es, ob nicht der Eingang von Vers 88 zu ändern ist. Unter Nero
wird, heisst es, tiefer Friede herrschen xai rpöjioi dv6p(67ca)v! Diese auffallende Ver-
bindung suchte Alexandre in der Note zur ersten Ausgabe zu erklären, indem er meint,
,"pö[ioc dvÖptÖTTcov videntur esse gentium subditarum obsequia metu expressa'. Vielleicht
jedoch wird diese etwas geschraubte Bemerkung unnöthig, wenn wii- xoü Tpöfjiot dvöpw-irwv
herstellen, was eine negative Ausdrucksweise für sipTjVTQ ßa^cla wäre.
Arg verdorben sind die folgenden Worte. Eine Heilung dieser Stelle scheint mir
nur unter Bezugnahme auf die parallele V 26 sq. möglich zu sein, wo ich lese:
iccivoi; Ss xaö' öa-ca-cov 'Qxscxvölo
lizH' ü5(op, djATCcoriv 6% Aüaovtotot Sati^ac.
Jener (Nero) wird bis zum äussersten Meer, zum Okeanos gelangen, die Flut durcli der
Ausonier Macht zertheilend. In ganz ähnlicher Weise dürfte unsere Stelle ursprünglich
gelautet haben, während sie jetzt gänzlich zerstört ist. Mit Rücksicht auf die angeführte
Parallele empfiehlt es sich, wie ich glaube, den Schluss von Vers 88 mit dem von 89
den Platz tauschen zu lassen, indem zu schreiben wäre:
lq,z'i 'joo)p dazstTCTOv öt: Aüaovtoiai 3di(;a<:,
80 dass sich der Sinn ergibt: Nero wird von des Okeanos Fluthen heimkehren, nachdem
er die nur schwer oder gar nicht betretbare See durch der Ausonier Macht zertheilt. So
wird wenigstens eine erträgliche Construction gewonnen. Eine definitive Entscheidung
zu fällen, erscheint bei der trostlosen Zerstörung dieser Stelle unmöglich.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 103
XII 95 sq. TÖv [xsta zpzic. dpSooaw kTZloy'Jii.i-QGi Xa/ovisc
sßSojJLT^xovT dpi6[j.öv 060 zoipavot.
Da sß5o[jf<;xovx' sich dem Verse nicht fügen will, haben die Kritiker Verschiedenes
versucht, um eine ganz regelrechte Messung zu erzielen. Alexandre wagte das uner-
hörte Eß5o[j.dÄOVx;', während Meineke sich gar zu einer Form STZZTjXrjVZ verstieg. Indess
steht die Sache meines Erachtens anders. Zunächst möge hervorgehoben werden, dass
Eßoo|jf»]icov-a mit derselben Messung weiter vorliegt in den Sibyllenhandschrii'ten XIII 157
und XIV 28. Dass diese Form festzuhalten und durch keine andere zu ersetzen ist,
beweist, wie ich meine, zur Genüge der Umstand, dass sie auch auf metrischen In-
schriften in ganz derselben Weise gemessen vorliegt, und zwar bei Kaibel, Epigramm,
graeca ex lapid. conlecta, zunächst in dem Sepulcralepigramm Nr. 305 aus Smyrna
(C. I. G. 3311), welches nicht jünger ist als aus dem zweiten Jahrhunderte nach Christo,
Vers 1 sq.:
'Ep{xoY=vYjC Xapi5Tj[i,ou iTjxpsiTjV dvaypdtj/ac
STUtd ETUI Eßoo[i.'iQ%ovt ETsaiv xai laaiQ kizi ßößXoic,
weiters in einer Grabinschrift aus Syrien, Nr. 459a, 4 (p. 526) in dem Pentameter:
xai CiQ^avxa xaXcöc Eß5o[i,7]xovTa sz-q.
Fragen wir nun, wie denn eine solche Form nur einigermassen den prosodischen
Gesetzen entsprach, so dürfte wohl der Vocal 0 vor \i bis auf ein minimales Zeittheilchen
0
herabgesunken sein, indem etwa Eß^jXT^^ovxa ausgesprochen ward, d. i. etwa so, wie dies
ursprünglich geschehen sein mag, als er sich als Svarabhaktivocal vor dem Nasal ent-
wickelte.
XII 97 sq. xat eit' akko^iz ojX'jc, öXsi-cai
'ApTjC itpatEpq) uitö oz^axiffi TcaXajxdcov.
Dem Verse 98 fehlt in der Ueberlieferung in metrischer Beziehung eine kurze
Silbe; dieser Umstand veranlasste Meineke, an die Schreibung yÖTio statt 'jtüö zu denken.
Diese halte ich für ganz unstatthaft, da es eigenthümlich berühren würde, wenn
der Dativ "ApYjt ■nparsptp mit dem Präpositionalausdruck 'jtco arpa'iyj? iraXaiidcov coordi-
nirt wäre. Ich möchte deshalb vermuthen, dass der Vers ursprünglich so gelautet
hat: 'Ap-zjo? %parEpolr> tiiuo OTtßapcbv TraXa[j.d(ov. Wie leicht 'ÄpT]'. xpaiEptp im Eingange
eindringen konnte, beweist der Umstand, dass anderwärts, wie z. B. in unserem Buche
XII 249 und 275, jener Ausdruck den Versanfang bildet. Die Corruptel atpau'/jc aber
kommt in demselben wiederholt vor, so z. B. XII 116, worüber unten zu vergleichen ist.
Hingegen findet sich das ganze Hemistichion ÖTZO aTpaxiTjC TcaXaixdcov, und zwar offenbar
als ursprüngliche Leseart XIV 124 vor. Von hier aus ist die Formel auch an den
genannten Stellen fälschlich eingedrungen.
XII 101 Eirtdxt ziü SExdScC xEpat OEt^o'jai icpö^vjXov.
So die Handschriften. Alexandre's Schreibung sxxdxi z6^ ^EvidSa; /.spaiat Ssi^ouai
TCpo^TyXov ist mir unverständlich. Unter Beihilfe der parallelen Stelle V 37 (vgl. auch
V 35 und XII 99), die selbst nicht ganz richtig überliefert ist, glaube ich beide heilen
104 ' IV- Abhandlung: Alois Rzach.
zu können. An letzterer lieisst es: iizzdY.iQ Sc SexdnrjV xspatTjv §savuat -rtpöSTjAGV. Es bedarf
nur der Herstellung von Sc Ssxdr/jv XEpaiYjv zu 6v Scxanr] xspaiTj und wir haben das
Muster für XII 101, wo diese Leseart gleichfalls herzustellen ist.
XII 102 Oo'.vwYjv öXsast xat AuStav s^oXoöpsuast.
Dass hier von AuSia nicht wohl die Rede sein kann, bemerkte schon Alexandre,
welcher das metrisch unmögliche Supiav dafür einsetzen wollte. Allein es ist weit
annehmbarer $oiv{xy^v oXiotie xal 'AaaupiYjv öXoöpcuast zu lesen.
XII 103 YySsi xat po[j.(paia iic' tcpoaoXo[jL7]i§a yatav.
Dies bieten die Handschriften FiT, Q weicht nur insoferne ab, als darin ÜTd ispoao-
>.u{iTjiSa zu lesen ist. Alexandre setzte fj^si xal po[J.(pata s-Ttt IoXu(JLTjt8a YO^t^*^^ ii den
Text. Allein der Wortanfang in i£poaoXu[j.y]i§a darf nicht unbeachtet bleiben. Ich ver-
muthe, es sei mit Hinweglassung des überflüssigen y,ai herzustellen: yj^si po|JL!pai7j fspi^v
SoX'JixYjiSa '^aXm.
XII 105 sq. a! at, <I>oiv{%7], oaa -cXi^asat yj ßapuTreVÖT,?
Dies ist die Lesung Alexandre's. In den Handschriften steht Q^ixzf^ai tpozaiT^t,
woraus ohne Weiteres xp07:acoiai gemacht wurde, ohne dass Alexandre (und Friedlieb)
den metrischen Fehler bemerkten; es ist natürlich 'üpoira'lotc zu verbessern. Für das_
auffällige 'f^ ßapuTrsv^YjC in Vers 105 schlage ich vor (5 ßapuirsvÖT^?.
XII 107 sqq. ai ai, iiz 'Aaauptouc Ikr^, '»at VT^iita xsxva
oüv t akrtyrAQ xat iravtl ßtq), 'TtXoöxoc S' dTCoXstxat.
Den Ausruf ai ai hat Alexandre richtig hergestellt aus dem corrupten aiv, das in
den Handschriften steht. Dagegen ist seine Schreibung i^ für überliefertes 9fisi nicht
zu billigen; viel näher liegt die Correctur zu Y^cstc; ebenso muss das handschriftliche
iTt A33'jptooc gegenüber dem bei Alexandre vorliegenden sie' 'Aao'jpirtiQ in Schutz
genommen werden, vgl. übrigens den Wortlaut der Musterstelle III 268 rj.yjirp'q 8s 'Tcpöc
'Aso'Jptouc-
Unmöglich kann endlich der Sibyllist gesagt haben vriTzia zsÄVa Stj^si 3oüXc6ovta
O'jv z d/.ö/o'.c '/.ai iravd ßi(p. Vergleichen wir hiemit die uns tadellos erhaltene Parallel-
stelle HI 270, so werden wir hiernach unseren Vers zu emendiren haben. Dort heisst es
nämlich: 7}8' d/.öyo'J? • *al TZäz ßto-oc icXoOtoc z diroXsi-at. Damit ist Alles ins richtige
Geleise gebracht.
XII 115 sq. ci? 5s zb z£p[j.a ßtou yz^rx^jbz ßaadsuc (AsydÖuixoc
r/.'jzoz dpic-c'joiv TCEGcTat arpaurj? utt' dvdyxT;?.
Den Ausdruck 'zzyiv.'r^z (^tC dvdY^TjC duldet Alexandre im Texte der zweiten Ausgabe,
ohne auch nur eine Bemerkung liiezu zu machen. Auch hier ist wie XII 98 dies arpa-
ziffi nur an Stelle eines Epithetons von dvdYX'/jC eingeschmuggelt worden, wie Alexandre
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 105
früher (Note zur ersten Ausgabe) selbst vermuthet hatte; er hatte an «.patspYj? oder
xpatait^C gedacht. Das erstere muss in den Text recipirt werden; der Sibyllist konnte
das Hemistichion xpaicpYjC f>ic' avotY^Tjc aus Hesiod's Theogonie 517 vollständig herüber-
nehmen; vgl. auch Hom. Z 458 Äpaxsp-^ 5' btzusIgzz a^dfif.'f].
XII 119 TzoXkä §£ xo5tdovT£C sv dY/tiraXotat [ia^Y^xatc.
Was äy/raa/vOC [Jia/'rjrai sind, hat uns keiner der Herausgeber, welche diese hand-
schriftliche Leseart in den Text aufnahmen, gesagt. Zu verwundern ist, dass bis heute
Niemand jene Corruptel in das so naheliegende ayziizakoiai verbesserte.
XII 121 i:o'jvo[Jia Ss a/TjOSt rptrjxoaüov.
Mit Bezug auf XI 91, 153, XII 258 ist vielleicht o'jvo[Jia für das überlieferte roövoixa
zu schreiben. Unbedingt aber ist a/T^asts herzustellen, wie XI 91 die Handschriften
bieten; letztere den Sibyllisten eigenthümliche Form muss ebenso XI 153 und XII 258
in den Text gesetzt werden.
XII 130 sq. xal tüoXsi^ auTÖfxatoi OTzrjyeipirji -^jS' üxöSouXot
In den Handschriften steht tzöXiq und 3' rß., beides ward von Alexandre in der
angeführten Weise verändert. Metrisch unzulässig ist xat tioXsci; aüxöfjiatot, denn dass
etwa ci bereits als kurzes i gesprochen und gemessen wäre, ist unmöglich anzunehmen,
da diese Erscheinung dann in einer Reihe von Belegen nicht blos in der Sibyllenpoesie,
sondern ebenso in den anderen gleichzeitigen Dichtungen epischer Art auftreten müsste.
Ich vermuthete deshalb früher xai izökiec, (mit Synizese des t), vgl. Wiener Studien 1882,
p. 123. Jetzt möchte ich a.6z6\i.aiZOi 5s TcöXstc vorziehen.
XII 133 sq. xrd z6ze navv'jvt-/jv y.r/l KsX-tSa yilay dicaaav
Was soll ktz d/v^T^Xotaw bedeuten? Es ist wohl it: dXXuSt? dXXov zu emendiren;
man vergleiche XIV 11 "-cal £TC d).X'j3t<; d/.Xov öXsaast, XII 197 /,at i% dXXuStc dXXoc
hXzlzrxi.
XII 135 sq. saasrat 'Aaauptotc, (oaTUcp lüapcxXüCst 'OpövtTjc
Ich habe die Verse hier so angeführt, wie sie A.lexandre in der letzten Ausgabe
gibt — ganz nnhaltbar! Die handschriftliche üeberlieferung ist icap' kf.^\()(izz imd
%öa(ji,c<c, dann xctl £i tto'j ti. Das zweite Hemistichion von Vers 135 ward von Meineke
besprochen, welcher (ov i:£p irapaxXuCct 'OpövcYjc vorschlug; nur muss hier wie XIII 132
oaou? 5= Atixoc TcapaxXoCät (wo dies Verbum den Schluss des Verses bildet) ebenfalls
der Accusativ o'JC 'J^sp und das Activ icapaxX'jCst in den Text gesetzt werden. Auch
lien Schluss des folgenden Verses hat derselbe Gelehrte verbessert durch die Schrei-
bung %£i xou Z.ZI [J,£tC''-'V öpdrai, während Alexandre in der Note zur zweiten Ausgabe
an das minder empfehlenswerte xzl ico6 zi ji,£YcaTOV opdxat dachte. Einen entschiedenen
Denkschriftnn der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Alih. U
106 I^- Abhandlung: Alois Rzach.
Missgriff aber beging der letztgenannte Kritiker, indem er (ooTTSp TiapsxXuCct 'Opovnrj?
x-ta|JLaat xai x6a|JL0ii; in den Text setzte mit der Version ,ceu plenus abundet Orontes
aedibus et templis'. Vielmehr ist unter Aufnahme der oben erwähnten Verbesserung
xna|ia-a xal xoajioc zu schreiben, vielleicht auch ä<z'ai K für iaastat, um dem Mangel
einer anknüpfenden Conjunction am Eingange des Verses 135 zu begegnen. Darnach ist
die ganze Stelle folgender Weise zu formuliren:
iaasiat Äaauptotc, ou; icsp icapavAüCsi 'OpovtrjC,
Wegen des Ausdruckes v-zio^iaza xat, xöa[j.O(; ist III 57 zu vergleichen apu os tot
XII 138 sqq. dXXd (jlsv aöto?
Ss^stat (ÖTStXi^v [XcYÖiXTjv £V a-ci^ösi [lEoatp
sie xö TsXoc ßwiou SoXtcöc X7j<p9ccc 69' sxatpou
£ia(ü EVI CaÖECp jiEYaXq) ßaadTjtSo? oixq)
xaTTirEactai -cptoÖEi?.
So lesen wir in den Ausgaben. Einige kleine Fehler der Handschriften wie azrßaGi,
OTt sind von Alexandre, respective Mai beseitigt worden. In £2 steht Et? z'o xeXo? ßtoroo
ts; ich vermuthe als genuine Schreibung ez zz zeXoQ ßtötou, wodurch die Verbindung
mit dem folgenden Satze hergestellt wird. Im nächsten Verse muss, zum Theile mit
Benützung von Alexandre's Conjectur, hergestellt werden: oixcp svc C^Östp [J.cYd/,YjC ßaat-
XII 147 sqq. aöttx' Itteix' aXXo? ßaadEu? sarat av/^rizr^Q,
oz z£ TptTjxoaicov dpc9(i.(i)V Xd/sv eviotcov dp-/Y]v.
dpQct xat 0pc(.x(üv Y^^iQV xoXuTTotxtXov ooarxy
EXTispast, xat -ou? sirt sa/ata ßdpßapa 'Pt^vou *
TEpIxavou? vatovra? ötaroßoXo'j? t "Ißvjpac.
Hier unterlief wiederum, wie schon früher, eine Verwechslung zwischen aordp und
a'j-txa, es ist aütdp ETCsti zu schreiben. Nach der bekannten Homerstelle 7^179, welche
anderwärts den Sibyllisten vorschwebte, ist weiter dXXo? ßaatXcUi;, xparspoc aiy\iy]xriQ zu
verbessern und nach dpyi^v ein Komma zu setzen, da das genuine Prädicat des Haupt-
satzes erst in dp^st (Vers 149) folgt.
Auch die Mitte des Verses 150 ist zerstört, ohne dass die Herausgeber bisher sich
zu einer Heilung der Corruptel bemüssigt sahen. Der Ausdruck i%i zayaza ßdpßapa ist
sprachlich und metrisch bedenklich, nicht minder auffällig der vorangehende Artikel.
Speciell ßdpßapa scheint mir überhaupt interpolirt zu sein, wenn man die Parallelstelle
XII 43 sq. xat -otc xapd '/ß6\i.aoi 'P'^^vou | rEp[iavoti; vatouatv vergleicht. Der Versschluss
lautete meines Erachtens auch an unserer Stelle ebenso icapd y£U[Aaat Ttqvou (vgl. das
öftere icapd /äuixaat' NstKou), davor dürfte etwa xparspoüc (woraus xat tou? ward) S" oXEOEt
gestanden haben. Wer durch längere Uebung mit den oft unglaublichen Interpolationen
der Sibyllinen vertrauter ist, wird unsere Erörterung nicht allzu kühn finden.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 107
XII 152 aüTtx 'louSatotc %axov saasrat aXXo lAEyiatov.
So schrieb Alexandre, überliefert ist adtaa xal 'louSatotc Auch hier ist meines
Erachtens aözäp loy^atocc herzustellen.
XII 163 OotvtxT] S' ETCt tote TCtsxai rpövov c/{j,ßpYjcV'ca.
Die Form ö[i.ßp72£vra liest man im Codex Q, während F o|xßpi£VTa (also feixßpT^svca
mit Jotacismus), M aber die Corruptel ö[JißptÖ£Vxa bieten. Meineke hat sich für letzteres
ausgesprochen gemäss der Analogie von [AUpiösi? und VYjTTtöstC- Aber was soll ein ^ovoc
ö[ißpiÖ£tc, respective ojJLßpT^ctc? Wie der Ausdruck ursprünglich lautete, sagt uns viel-
mehr der Mustervers III 392 -jioXuv 5s )(6(bv Tctetai tpovov b[JLßp7]6£iaa, vgl. auch das zu
XI 218 Bemerkte.
XII 156 saaGVcat §' 7]7U£tTa ösoö xpatEovtoi; airsiXai.
Alexandre hat 5' Yjitcira in den Text gesetzt, die Handschrift Q bietet 5' iiCcCTa,
VH STjTCStra; es ist deshalb Sirj citcita mit Synizese zu lesen.
XII 162 sqq. öv xövic äXÄöxptov %p6(|;£i vsiiav, oövo[Aa S' eit)
avOcO? o5vo(jl' £)(ouaa. [jlst aaxov 5' dXXo? dvä^Et
äpyupöxpavof: äv/jp' toO 5' iaasrat oövo[j.a itovtoü.
Der ganzen Partie 160 sqq. liegt die Stelle V 43 sqq. zu Grunde, wo gleichfalls von
Traianus und Hadrianus die liede ist. Mit Hecht haben deshalb die bisherigen Heraus-
geber jenes Muster zur Emendation benützt, da der Text dort offenkundig besser be-
wahrt ist; so ist von Alexandre und Friedlieb aus V 45 6v xövt? für das an unserer
Stelle überlieferte eIxöVcC corrigirt worden, ebendaher hat mit Recht Friedlieb aXXo-
tpiTQ statt äXXÖTpiov geschrieben. Aber auch oövo[ia S' eitj dvÖEOC o6w\i! spuaa ist nicht
zu halten; man könnte nur zu der höchst geschraubten Erklärung greifen: der Name
(jener x6vt<; äXXoxpr/)) wäre (soj unerklärlich) die y.övtc, die der Blume Namen trägt!
Gerade die Hauptsache, die Nennung jener Blume, würde, von allen sonstigen Bedenken
ganz abgesehen, verschwiegen sein. Deshalb muss auch für das verderbte oövo[Jia 5' siT]
die Vorlage V 45 in Anspruch genommen werden, wo aus der handschriftlichen Ueber-
lieferung ä/A' dv£[ji£tYjC, wie die Sippe 0, und 6Xk' ay=.\i.ris<.c,^ wie die übrigen Codices
bieten, von Scaliger längst das richtige dXXd Nejxeitj? dvÖEO? oövo(jl' i)(Ouaa gefunden ist:
gemeint ist die Stadt ScXtvoöc, wo Traianus auf der Rückkehr aus Syrien und Armenien
starb, mit Anspielung auf den Eppichkranz (asXivov) bei den nemeischen Spielen. Dass
aus dXXd NEjXEtTjC an unserer Stelle wegen des benachbarten ayQeoc ouvo[a' E)(Oüaa leicht
ot>vo[Aa »5' EiTj werden konnte, ist um so begreiflicher, als XII 164 ein ähnlicher Vers-
schluss o'jvojia tcöv'O'j vorliegt. In diesem Verse ist übrigens statt xoö 3' Eoasrat oövo[ia
TCOVto'j nach V 45 xq) o' herzustellen; dpYUpöxpavoc hat Alexandre aus demselben Verse
für das corrupte dpYEÖc xsivoc von S2, verbessert.
XII 168 -/p'jaöv z riKzv.zp6y ze tcoXuv tcoXXoioi icaps^sc.
Bei Mai und Friedlieb steht das te hinter YjXEXtpov gar nicht, während Alexandre
es in eckiger Klammer beisetzte, wie wenn es durch Conjectur ergänzt wäre. Indess die
14*
iQg IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Handschrift Q, welche, obgleich im Allgemeinen aus derselben Quelle wie V und deren
Abschrift H fliessend, doch an einigen Stellen eine correctere Ueberlieferung bewahrt
hat, bietet dieses zz thatsächlich im Texte, und nur in VH ist es weggeblieben.
XII 179 » TO'.c o6v&[iaz' iaastat saQXd.
In i2 steht nur tol^, doch ist zweifelsohne rote 3' zu schreiben.
XII 183 ^ TÖtc riapötcf. TCd/.tv eiCsÄcuasrat "ApTjc.
Zur Behebung des metrischen Fehlers dachte Alexandre an IlapOoaioiat. Die Hand-
schriften VH bieten TuapÖta iraXw, Q icapösvta -rrd^av; Meineke sah richtig, dass ein
Wortchen ausgefallen sein dürfte, und conjicirte IlapÖtcf. icdXtv a.6z (oder llapGicf. aozs.
icdXiv). Vielleicht ist einfacher lldp6oiatv irdXiv aSr', da auch in Vers 181 zuvor die
Völker- und nicht die Ländernamen vorliegen.
XII 190 sq. xoÄ/.d h' dv iv.Zc.KiG-Q xpa-cspoc [XcYdpotat Aaitvoic
Seit Mai (der auch x' dv ohne handschriftliche Gewähr schrieb, worin ihm Friedlieb
folgte) steht in den Ausgaben {Acydpotat, welches sich in keiner Handschrift findet und
nur auf flüchtiger Lesung beruht; in sämmtlichen Codices der Familie i2, welche dies
Buch enthalten, liest man deutlich (XcYdÄotat. lieber jenes merkwürdige [JLSYdpotot sind
die Herausgeber leicht hinweggeglitten: Alexandre zum Beispiel übersetzt , Latus in
sedibus ardua condet exstincti monumenta patris', was ebenso kühn als unberechtigt ist.
Auf Grund der Ueberlieferung wäre, da es doch darauf ankommt, dass schon in diesem
Verse die Pracht und Bedeutung der von M. Aurelius errichteten, in den folgenden
Versen 191 — 193 erwähnten Bauten und Denkmale betont werde, herzustellen xpatspö);
[isydAcoc *£ Aarivoic, oder wenigstens xparspö)? |jLSYdXocai Aaxtvotc.
XII 209 sq. o'jto^ dv/jp i^st xspiasorspq) zz /.OYca[i(|)
irdvza.
Die metrische und sprachliche Schwierigkeit, welche in diesem Verse steckt, schwindet,
wenn ayVjactä TTcptoaotspotat XoYto[Aolc geschrieben wird; an die Form aiips.i=., welche
bei den Sibyllisten auch sonst nachweisbar ist, dachte schon Alexandre; überliefert ist
oyi^astc XI 91, durch das Metrum als nothwendig erweist es sich XII 121, 258.
XII 215 £v ^aTis^cj) 'Vü>\xriZ sarai [läyakri OfAr/Xr^ ze.
So die Handschriften, was Alexandre zu (JiSYd)//] Tic ^V'^l^^^l ('^t'-^.^ ^^.t Mai fälschlich
eingeführt) veränderte. Näher liegt die Correctur [izjäkri tox' öfAcyXvj. Auf anderem
Wege suchte unterdess Mendelssohn die Stelle zu heilen.
Xn 218 sq. OTTTTOr dv rX'jz'rjQ rxyaq, £pO)-:0|XaV7JC 6 |Xc[iYjVOK
Ty^s'. £ira'.a/6vo)v %t/..
Der Vers 218, dem metrisch eine Silbe fehlt, ist nicht leicht zu emendiren; es
kann vor ipcorofiavT^c etwa das Wörtcheu jid): ausgefallen sein, aber vielleicht Hesse sich
Kritische Studikn zu den Sibyllinischen Orakeln. 109
auch an öicirö"' dvdxuop aozoc. £p(0T0[xav7]^ denken. Bedenklich erscheint ferner der
Begriff ö (JL£[AYyV(oc neben spwxojJiavfiC, zumal mit dem Artikel verbunden! Lautete die
genuine Leseart nicht ä(X£V7]VÖi; in dem bei Späteren gebräuchlichen Sinne , Schwächling'?
XII 221 sqq. 5yj TÖtc yrjpoci6v-(] xpatpösl? (J-sya? oöXijjlo? dvi^p
dvr^p dvöpo'^övo? SoXiat? [xotpatac ti:s5yj6c{?.
üer handschriftlichen Ueberlieferung im Verse 222 meinte Alexandre, welcher
im Verse zuvor o'jXt[ioc für das in den Codices stehende oüXajJLOC in den Text setzte
(oder ist oöXtoc vorzuziehen?), durch die Schreibung v(,aT:a)(coa£tai aufzuhelfen. Ich ver-
muthe xa%d Tzs.ios.zaLi. Zu Anfang des folgenden Verses ist dvvjp dvSpotpovoi; offenbar
verderbt; dvY^p ist um so weniger erträglich, als ja im Verse 221 oöXt|XO? dvigp voraus-
geht. Es ist einfach 'Apyj? (h^priffövoQ herzustellen, vgl. Orac. Sib. XII 17 'Apsoc dvSpo-
(pövou Hom. J 441 "Ap£0? dv^poipövow. Die Form jjiotpatai ist durch \i,oiprjOl zu ersetzen.
XII 267 sq. GoXriaac, yOova Tcäaav d7co)Au[i,£V(ov dvQpmzwv
brioai Ell' dvTo/iiQV • xai irä? SöÄo? laaETai, aöioti;.
Zu ÖT^aEt, vermissen wir ein Object, das nicht etwa aus dem Ausdrucke auXi^aac
yÖova TTdaocv oder den vorausgehenden Worten zu entnehmen ist (wie Alexandre meinte,
wenn er übersetzt .raptaque ab occasu terrae vastator eoas transferet ad gentes'). Der Fehler
steckt meiner Ansicht nach im Verbum selbst, das in ßT^asT zu verändern ist. Am
Schlüsse des Verses muss für aöxolc geschrieben werden aotcp.
XII 275 z\vrßsic atöovt at^T^pq).
So steht in i2; aiöovt hat Mai corrigirt zu aiöcovi; aber auch z[i.'qBeiQ ist selbst-
verständlich in ^\).'q^)sic, zu verbessern. Vollständig parallel ist die Corruptel von
XIV 162, wo in den Handschriften xa^XECC a?6(DVi (aiÖcDVt) ai^T^pq) sich vorfindet, das von
Nauck in §a|X£{c emendirt ward; vgl. auch das von S2 gebotene 6'^iz\).T^z(jy XIV 217,
statt 6(j/t5[Ar)tov, das Meineke herstellte.
XII 289 sq. (opat ydp irdvia . . . xdprrj 8' dXXo v.aBeZsi,
aiOojJiEVou zb h' 06/ djjLot irdvxE? laaatv.
Die Stelle ist verstümmelt überliefert. In Vers 289 hat Alexandre in beiden Aus-
gaben irdvxa im Texte belassen, ebenso wie das verderbte . . . xdpxT]. Und doch hat er
selbst in der Note zur ersten Auflage TcavTotar sxdaxT] vorgeschlagen, eine Vermuthung,
die unseren Vers trefflich emendirt; ich sehe nämlich darin eine Nachahmung einer
hesiodischen Stelle, Erga 824 sq.:
dXXoc 5' dXX.ot7]V alvEl, icaüpot Se laaaw
dXXriTE [AYjXpUt'/j TCEXEt VJ[J.£p7], dXXoXE t^'/^XYJp.
Auch in den nächsten zwei Versen 291 sq. scheinen dem Verfasser die Verse 826 sq. des
Epilogs der Erga vorgeschwebt zu haben:
xdtov 5' E'JSatjjwov xe xat oXßcoc, oc, xd3£ Ttdvxa
EtSco? spYdCTjxat dvacxwc dOavdxotacv.
I jQ IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Xn 294 sq. o'j ydp ÜQ £(xöv rjxop ^By]%aQ
in \"ers 295 ist iraOaov Xöyo'J zuerst von Mai in den Text gesetzt worden, während in
den Handschriften ^öyot steht. Dies ist in den Accusativ Xöyov zu verbessern, vgl. z. B.
XI 322 vüv iraüaov £|ir^v noXoi^patov aöSiQV, besonders aber in der ähnlichen Stelle
XllI 172 icaöaov äoiSr^v igjiSTsptov £ir£(ov.
XII 298 sq. xsxixYjxs ydp sv^oösv Tj-cop
Die hier angeführte handschriftliche Fassung suchte Alexandre zu heilen, indem er
xpoAEYOv ßaaiX7]i5as äpydj schrieb. Aber es muss der sonst regelmässig wiederkehrende
Singular beibehalten werden, nur ist ßaacXv^tov äp^r^v herzustellen. Aber noch ein
zweiter Fehler erheischt eine Verbesserung. Alexandre's Annahme, der Genetiv Bsoize-
aitov STTSMV hänge mit dem vorausgehenden v.e%\i.riv.e ydp e^boQey fjTOp zusammen, ist
unmöglich (Note in der zweiten Ausgabe: ,utique manebit anacoluthum sive syntaxeos
mendum, haud raro, fatemur enim, apud Sibyllistas vitio, nisi Ösairsattov iTzicov cum
praecedenti %£X{i7jXc construatur'). Die Construction von x£X[xY;%£ ist hier vielmehr die
ganz regelmässige xsxtiTjxs -^top . . -JcpoXcyov; der Genetiv öeaTrsatoiV sirswv aber ist eine
Corruptel, durch deren Emendation die ganze Stelle erst die richtige Fassung erhält.
Diese muss lauten:
x£X|X7]X£ ydp £v5o6£V f;rop
BbotzboLoic, £T:£atv xpo/.Eyov ßaaiXfjtov dp-/Tgv.
XIII 1 sqq. ösov d£{5£tv [i£ Xö^^v x£X£xat [XEyav ....
dytoc dödvaxoc Ococ d'fötxo^, 6? ßaatXEüat
8(i)X£ xpdto;; xai a^eihazo, Sr^ )(p6vov Äpia£v aurotc
djA^OTEpaiV, C«)'?js x£ xat oöXotxEvou 6avdxoco.
Das ist die handschriftliche Ueberlieferung dieser Eingangstelle in den Codices
VH, in Q fehlen leider die ersten sechs Verse ganz, wie der Schluss von XII vom
Verse 259 ab. Die Kritiker haben wenigstens theilweise die Verderbnisse zu beseitigen
versucht. Das corrupte Öeöv, womit das Buch beginnt, sah Alexandre als Glosse für
Xöyov an und Hess es demgemäss ganz weg, während Meineke an BtiIo^^ dachte; am
Schlüsse desselben Verses wollte Alexandre dv6p(07:otatv nach III 7 ergänzen, wogegen
Meineke den Vers so formulirte: öi^tov dst^Etv [jls Xöyov %i'kBzai iii-^az alsi xxX.; Friedlieb
endlich fügte wenigstens hinter [i.i'^rj.v ein aö6t<; hinzu. Ich selbst bin nun überzeugt,
dass in jenem Oeöv keine Glosse, sondern ein falsch aufgelöstes Compendium steckt,
nämlich OcSTUEacov, das als Adjectiv zu Xoyov gehört, vgl. ÖEOiTcaiotc i'JCEOtv XII 299. Das
göttliche Wort ist es, das die Sibylle kündet; [Jircav kann dann entweder zweites Epi-
theton zu XÖYOV sein, oder es ist [iifac, mit Bezug auf Oeöc; in Vers 2 zu schreiben. Der
Infinitiv dst^etv aber ist unter Annahme des von Friedlieb hinter (JLEyav ergänzten aoHic,
re.sp. a'jziz von seiner Stelle an das Versende zu versetzen (vgl. z. B. Hom. a 350 Aavawv
xaxöv of-ov dctÖEtv), so dass der Vers sich nunmehr annehmbar darstellt in der Fassung:
6£aici3i6v {JL£ Xö^ov x£/.Exai {jLEyav oloziz dEtÖEtv.
Kritische Studien zu den Sibyllinischbn Orakeln. 111
Im zweiten Verse erscheint dy'.oc aödvatoc bedenklich wegen der Länge des a in
dyioc; es ist deshalb mit Meineke wiederum eine Umstellung dÖdvaTOC ayioz vorzunehmen
(vgl. zu II 348).
Unmöglich kann ferner dtpsiXaro, St] im Texte geduldet werden; es ist seltsam, dass
Alexandre, der in der Note zur ersten Ausgabe selbst den Vorschlag dtpstXax' t5s hinwarf,
späterhin hievon nicht die geringste Notiz nahm: meines Erachtens ist dies zu reci-
piren, wogegen Meineke's der diplomatischen Ueberlieferung scheinbar näher stehender
Vorschlag d^stXaQ' 5 Stj an der unstatthaften Wiederholung bc, ßaatXsöaiv Stöxe xpdTOC
v.cd d'fctXaö', '6 tr^ %zX. scheitert. Dagegen wird desselben Gelehrten Conjectur d|JL<pö-
Xcpov statt d[i.tpotsp(ov in Vers 5 zu billigen sein.
Xin 13 sq. y,ai z6ze Si^ llspaoöv siravdataat? dX^pTjaTT^pcov
'Iv5(bv Ap(i£v{(ov 'Apdßcov 9' d|j.a.
Mit Rücksicht auf XIII 33 'IvSot t' 'Ap[JLSVtoi z "ApaßcC Ilspaa'. BaßuXÄvsc dürfte auch
hier IvStbv z 'x\p[iSVt(ov z 'Apdßcov 6' d[j,a zu schreiben sein.
XIII 21 sqq. aözua §' aur dp^st (piXoiröpfpupoc alj^rizriz zz
iv. SupiTjC TTpo^avctc 'Apsoc rpoßoi: iv xs xal uiqi
Kataapt xal -tcc'IocI icdaav yööva.
Für das verderbte £V "cs xal ut(p muss eine Heilung gefunden werden: ich vermuthe,
dass zu schreiben sei: "Apvjc ^oßspöc ze xai utö? | Kataap oder "Apso? (pößoc ifik xat
'Jiöc I Kalaap. Ja, auch an tpoßspcoxöc "Ap-^? (vgl. XIII 78) ze xai oibc. \ Kacaap Hesse sich
denken. Dass auch xstOct unmöglich ist, sah schon Alexandre in der Note zur ersten
Ausgabe; nahe liegt seine Vermuthung, TCieoct zu schreiben. Tliatsächlich ist TCSiasi und
xtsoct anderwärts (wie VI 11) in den Handschriften verwechselt worden.
XIII 39 sqq. wc, ydp £(p' 6'|7j).Yjc iroXuSstpdSo^ TjvsfJLOEaaTji;
Y^Xißdto'j TTStpYj? r/96c oö v-iq/sx' in' dxpirjc
oüSs x£^'-*<; Tcszatai, ai=zhc, 8' o6 vi^xst' e? oScop
In diesem Gleichnis muss avif jeden Leser die Verwendung desselben Ausdruckes
VTj^sxat bei den Subjecten lyöuc und acsxö^ einen recht befremdenden Eindruck machen,
zumal bei äszÖQ gar die eigenthümliche Fügung o6 -^rf/ßz' kz uScop steht. Es liegt sehr
nahe zu vermuthen, dass dies Verbum in der Vorlage, auf welche die Handschriften zurück-
gehen, nur durch das im vorangehenden Verse unmittelbar darüber stehende vi^ysx' ver-
anlasst ist. "Nehmen wir zugleich, was doch sehr wahrscheinlich ist, an, dass das Wort
ähnlich gelautet hat, so werden wir an die Schreibung atsxö? 5' oux £px='c' £C öScop zu
denken haben.
XIII 55 sq. aöxo6? x' £$o).£a£t TCoxajjLoO x£t[j.appoc, 5c eXöwv
Kataapos ez 7cxo>.i£6pa SsXTjvatouc dSixT^oEi.
Die Stelle ist nach Alexandre's zweiter Ausgabe angeführt. Die Handschriften
enthalten mehrere Divergenzen, die zum Theil bisher richtig emendirt wurden. Dahin
gehört die Herstellung des Ausdruckes sc irxoJisÖpa für handschriftliches £[j.'3rxo>.t£9pa
1^12 I^- Abhandlung: Alois Rzach.
durch Alexandre; ferner liest man in den Codices itoxatioto /siiiappoc oq (nur hat II
-/ctjiapo^, Q ioz für oc), was bei Alexandre in Tcotafxoü )(ct(J,appoc, oc geändert ward. Ich
meine, es sei nach dem Muster von Hom. N 138 öv ts xatd atS'fdvYj? i:oT:a|JL&<; ](ct|xdppoo(;
ÄOTQ zu schreiben Trotafio? ^c{[jLappo^, hQ.
Ganz anders wird sich nunmehr der zweite Vers gestalten. Hier bieten die Hand-
schriften VH aaravaio'J?, und diese Leseart allein steht in Mai's erster Publication dieser
Bücher auf Grund der vaticanischen Handschriften. Aber der an verschiedenen Steilen
genauere Codex Q gibt hier die bisher ganz unbekannt gebliebene Leseart Xavavatou?,
die Mai offenbar gar nicht gesehen hat, wie er denn zumeist den leichter lesbaren und
vollständigeren Codex V seiner Ausgabe zu Grunde legte. Dieses Xavavatouc, welches
vortrefflich in den Text passt, ist die genuine Schreibung; aus ihr erklärt sich auch
leicht die Corruptel Saravaiouc, worin nur zwei Buchstaben verändert erscheinen. Die
Conjectur Alexandre's, der mit dem verzweifelten Xatavatouc nichts Besseres anzufangen
wusste, als es in Sc/^Y^vatouc zu verwandeln (,de Seleucensibus ad Tigrim tanquam a ScXiqv*(j,
dea Luna, cognominatis, falso licet etymo'), erweist sich nunmehr als ganz hinfällig.
XIU 75 sq. luouXu? S' dpa Xaöc öXsItat
darcöv ö/vX'j{i.svoDV 6ir' dvnicdXtov xs xoXtqcov.
Statt des Ausdruckes ttoXii^cov erwartet jeder Leser einen anderen, die Bürger selbst
bezeichnenden. Und bedürfte es noch eines Beweises, dass der Versschluss verderbt ist,
30 wäre das hier ganz unstatthafte xs ein Fingerzeig dafür. Es ist zu schreiben 6% dvti-
irdX(i)V TCoXtTjTÄv ; leider enthält auch die Mitte des Verses einen Fehler, den Alexandre
damit zu beseitigen suchte, dass er das handschriftliche, 6tz' in 6tcö umänderte, wodurch
ein arger Hiatus in der Mitte des Hexameters entstand. Da die übrigen Worte, welche
diesen Vers ausmachen, in festem Gefüge sitzen, ist offenbar vor 6u' ein einsilbiges
kurzes Wörtchen ausgefallen, vielleicht irsp (vgl. XIV 359) oder toO' (tÖTs).
XIH 77 sq. d[i(pl OS xouxotc
äiiaQ (poiSspcoiröc 'Ap7)c anlast TcoXsixoto.
So die Handschriften. Die Verderbnis, welche am Schlüsse von Vers 78 vorliegt,
kann nicht durch die Bemerkung abgefertigt werden ,supple aüxou^', wie Alexandre in
der ersten Ausgabe that. Vielmehr ist meines Erachtens axTQasi aus Xri^ei verderbt. Der
wilde Kriegsgott wird das Mordgemetzel, nachdem viel Volk gefallen, zum Abschluss
bringen; vgl. auch die homerische Formel Xvj^av 5s i^övoco Z 107.
XIII 81 sq. xöv |JL£xa 5' aoz dp^si xpaxspdc 'l^io\rfji spiOv^Xo'j
dXXo? dvigp \i.e'(dbo\)i.0Q sirtaxdiJievo? iroXsixiCstv.
Da ' F(ö(A-/jc Eptöi^Xo'j kaum noch eines zweiten Epithetons bedarf, so schlage ich vor,
statt xpaxspd; das naheliegende xpaxcpcöi; mit Bezug auf dp^EC in den Text zu setzen.
XIII 87 sq. a'jxixa 3' ao TCoXsfAot xs XsYjXaatai xs cpovoi xe
Eaaovx' i^cLTÜTqz y* ^^<* icpöxspov ßaoiXt^a.
itöXs[Ao{ X£ in Vers 88 rührt von Alexandre her, der das verderbte ittiuxcov x£ so ver-
besserte. Eventuell Hesse sich auch an aüxaa S' auxe ixdyat xs xxX. denken nach 11 117.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 113
Dringend verlangt der zweite Vers nach einer bessernden Hand. Jedem wird sofort
einleuchten, dass die Partikel ys ein klägliches Einschiebsel ist. An laaovt' s^aictVTjc
aber darf nicht gerührt werden, wir lesen es abermals kurz nachher, XIII 108; ausserdem
aber ist zu vergleichen I 164 iarat 8' s^tt'TctVYjc und I 344, wo das handschriftliche saasrat
£<;ai'fV7j^ von mir in coactat. k^a.Tzivrfi corrigirt worden ist. Darnach erweist sich Meineke's
Vorschlag, lacovc' s^airtvala zu schreiben, als unzulässig. Es muss also der Fehler im
zweiten Hemistichion zu suchen sein. Vergleichen wir nun unsere Stelle mit XIII 80,
wo zwar 8td Tcpcaßütspov ßaaiXctav überliefert, aber nach unserem Verse ßaatX'^a herzu-
stellen ist, so finden wir auch die Corruptel: statt Tcpsaßuxepov ist durch Missverständnis
der vorgefundenen Leseart irpOTSpov geschrieben worden, was um so leichter möglich
war, als thatsächlich auch die Verbindung 8id ydp TTpo-cspov ßaatXvJa XII 145 und irpo-
Tcpov ßaad'?)a XI 213 vorliegt. Nachdem einmal der Vers metrisch fehlerhaft geworden
war, schob man jenes anstössige ys ein.
XIII 93 §Yy zizs 000, Tuava xat MdCaxa, laasö' dX(oacc.
Bisher Hess man diese handschriftliche Ueb er lieferung stehen, ohne sich an dem
groben metrischen Fehler, welcher in der Kurzmessung des xat liegt, zu stossen. Dass
nicht etwa, wie auf in schriftlichen Epigrammen später Zeit, bereits die Lesung %e, welche
diesen Gebrauch erklärlich machen würde, vorliegt, beweist die sonstige Behandlung
der formalen Seite seitens dieses Sibyllisten. Es bleibt also nichts übrig, als aot, T6av'
I5s MdCaxa zu schreiben. Für aou setzte Alexandre richtig aot ein.
XIII 94 Xa-cpsuasi?, touttp 5s 'KrAoCo^o^ atjysva B-qazi.
Diese in den Handschriften gebotene Leseart suchte Alexandre durch die Schreibung
Xaxpc'jasic, tourq) Si luoX'jCoyov aä)(£va Ök^oy] zu berichtigen, wobei er aber selbst gesteht,
über TCOKÖ^io^rj^j nicht im Klaren zu sein. Meiner Ueberzeugung nach liegen hier zwei
Fehler vor: zunächst ist Toözcp unstatthaft, da die Beziehung auf den in Vers 89 genannten
5oXö[JLr;-ts dvf^p durch den Vers 93 Si^ toxs aoi, Toav' 183 MdCaxa, laasÖ' äXwatc stark
unterbrochen ist; der zweite Fehler steckt in iroXuCuY^''- beiden wird abgeholfen, wenn
geschrieben wird XarpcUOcti;, Sstvov 8e irdXiv C^yb-^ aoysvt brio-^i- Dass diese Formulirung
begründet ist, beweisen Parallelstellen wie III 448 Sstvöv C^T°^ aoyi'^i öt^oy] XI 67 otzo
Zk C^Y^'' aü/Eva brpzii; XI 76 %at oiib Ct^yov ao^sva öv^ast XIV 308 §o6/.ctov utcö C^y^"^
aü/£va ÖTjOSt. Die Verwechslung von -jrdXt. und iroXu steht nicht vereinzelt da, vgl.
hierüber III 520, wo in dem überlieferten Verse "EXXyjoiv 8' oicöxav TroXußdpßapov eÖvoc
kziXb'q von Nauck nach dem Parallelverse XIV 313 öirotav TcdXiv ßdpßapoc (so i2, -jcdXi
ßdpßapov £6vos Nauck) £'3rsX6'{j jenes iroXußdpßapov richtig in Tzaki ßdpßapov emendirt ward.
Xni 95 sg^q. xat SuptYj %Xa6a£t£V dicoXXuixEvcov dvöpmxcov
oüSs S£XY^vat'/] ZOTE p6a£tai ispov daru,
•jgvaa dv ex EupiTjs (p6d(jLeVoc '3r£pt<pu$avaa£XY'iQV
T(OjjLa{ou^ irpoipuY'^'*' ^^^ ^ Eotppi^xao podcov
oü^ETt 'P(o|j.7.tr>cc £vaXtY%wc, dXX' dY£pa))(0(;
loßöXoic nEpaatc, TÖ-c xotpavo? 'IxaXtrj /9(ov
xa-irTCEOErat. irard^si aüOovt ac87]p(p xu<pGEt€
06 xöajAov idaac.
Denksobrittc-n der pliil.-hist. Cl. XXXVIIT. Bd. IV. Abh. # 15
•U4 - ^^- Abhandlung: Alois Rzach.
Ich habe die schwer verderbte Stelle in der handschriftlichen Fassung angeführt,
wobei noch zu bemerken ist, dass jenes TZapitpo^rtia.Gihcq^ (Vers 97) im Codex Q steht,
während VH icepttp'jiavaasXYctv bieten. Einzelne der Corruptelen sind durch die Be-
mühungen der Kritiker bereits behoben worden. In Vers 97 hat Alexandre das einfach
zu verbessernde ä-^BpvnyoiQ aus ä.-(ip(üjoc, hergestellt, weiters %otpavoc 'kaXtTj ibCü'^ zu
xotpavoc 'ItaXiYjtcbv emendirt. Fälschlich ist von Mai EurppdTao eingeführt und von
Alexandre beibehalten worden, während die Handschriften die oben erwähnte Form
enthalten, welche ich wiederherstelle. Weiters hat Mai rutpösic afflcovt atoY^ptp nach XIII 20
umgesetzt (zugleich aföcovt aus atöovt corrigirt). Hiezu kam noch die zutreffende Con-
jectur von Nauck, welcher gegenüber dem von Alexandre in den Text aufgenommenen
xaTCTüsaSTai irarayci?, indem er sich sowohl an das Muster von XIII 20 wie auch an die
überlieferte Schreibung Ttazd^Bi genauer anschloss, xairTusocT £V tdSet herstellte. Immer
bleibt hier aber noch genug zu thun. Zunächst muss wohl eine stärkere Interpunction
den Vers 97 vom folgenden scheiden; das i^vixa dv der Handschriften (Vers 97) ist zu
TjVtxa 8' (nicht zu TjVtx' dv, wie Alexandre wollte) zu verändern; weiters gilt es für das
überlieferte irspt.ip'j^avaasXYY^v (resp. — £tv), da Alexandre's Emendationsversuch (xcpwöaav
dvdYX'»]v) ganz unverständlich ist, die Heilung zu finden. Da hier allem Anscheine nach
von dem schmählichen, mit allen Lastern befleckten Flüchtling Kyriades die Rede ist,
der später mit den Persern gegen sein Vaterland zieht (Vers 122 sqq.), so möchte ich
unbedingt als letztes Wort des Hexameters dacXyT^c festhalten; in dem vorausgehenden
■jcspf^Di^av steckt wohl itpo^UY'fjat, wovon das folgende 'Pio[i,aio'JZ abhängt; xporp^Ytov aber
scheint mir aus dem, wie ich glaube, genuinen X£pda'(] durch das ersterwähnte Verbum
veranlasst worden zu sein. Es empfiehlt sich daher die Lesung zu versuchen:
Tjvixa 8' i% HopiriQ ^Qd\).BVoc, '!rpo(p6Y'(]c3tv das^Yi^c
'P(o|jiaiot)?, TCEpdav] Ss 8t' Eütppy^rao podcov xxX.
Die homerische Conjunctivform TzpotpoyriGi darf nicht beanstandet werden, liest man doch
gleich im folgenden Buche XIV 49 sX8'(]at.
Noch aber bleibt das seltsame oö xöa[i,ov edaac, der Handschriften zu besprechen.
Friedlieb Hess es stehen, ohne eine Vorstellung von dem Sinne zu haben, er übersetzt
kurzweg ,lies8 nicht in Ruhe die Welt'; Alexandre schrieb &v xöajxov ädaa?, indem er
sich die Sache in der Art zurechtzulegen suclite, dass er meinte ,est autem edaac
morte relinquens, amittens', wornach er auch die Uebersetzung ,suumque destituet mundum'
construirte. Eine wie die andere Auffassung halte ich für unmöglich. Es bleibt nichts
übrig, als auch in diesen Worten eine Corruptel zu erblicken und eine Emendation
zu versuchen. Der xotpavoi; 'Ixakirjtwv wird, heisst es in Vers lOl, vom Speere getroffen
niedersinken: er vollendet also sein Geschick — und dieser Gedanke ist, glaube ich,
hier ausgedrückt gewesen. Unter Hinweis auf die homerische Wendung tz6v\).ov ävaTzX-^aaz
A 264 möchte ich entweder dies Hemistichon selbst oder öv Tcötjxov TrXfjaas an Stelle
jenes unerklärlichen oö xöa[iov edaac setzen.
Xin 103 dXX' oTcöirav Y'xkK'jc, ßaacXsu? 'P(o[i-^(; ßaadsua-^j.
_^ So lesen wir in den Ausgaben nach der Schreibung der beiden Handschriften VH
(YoXXo;); unter diesem FdXXoc sieht man den Kaiser Gallus. Wer sich aber gegenwärtig
Kritische Studien zu den Sibyllinischbn Orakeln. 115
hält, dass Namen von Personen, über welche eine Weissagung ergeht, von dem Ver-
fasser dieses Buches ebensowenig wirklich angeführt werden wie von den übrigen
Sibyllisten, da die Gepflogenheit herrscht, die Namen nur anzudeuten oder in Zahlen-
räthseln zu verhüllen, der wird sich bass wundern müssen, hier auf einmal diese
Gewohnheit durchbrochen zu sehen. Glücklicher Weise stellt sich die Sache sofort
anders, wenn man zunächst nicht blos die Codices VII, sondern gerade den erprobtesten
Q, der auch sonst mitunter den Text genauer bewahrte, beachtet. Mai hat nicht gesehen,
dass dort y' dXXoc steht, und ihm folgten Alexandre wie Friedlieb. Jenes y' oXKoq aber
ist zweifellos die richtige Schreibung, sie wird trefflich bestätigt durch die Parallel-
stelle XII 187 xöv (Acta 7' aXXoQ dvirjp ap^ci. Mit der Leseart y' alXoc, ergab sich dem
Verfasser hinreichend Gelegenheit, den Namen des Gallus anzudeuten, ohne ihn ganz
offenkundig zu nennen, üebrigens ist die Wendung äWoc, ävv^p oder ßaaiXsu? bei den
Sibyllisten beliebt, z. B. dUo? dvf^p XII 245, XIV 137, 149, aXloz dva^ XII 178, akloQ
ßaadsus XII 147, ßaaiXsuc . . . alXoz XIV 116 u. s. w.
XIII 119 dpu §2 Oc, TAtjjjLov SuptY], xato§6po[Aat, oarpcö?.
Die Vocativform tX7j[iov Suptv] hat Mai in den Text gesetzt und ihm haben die
anderen Herausgeber nachgeschrieben. In den Handschriften aber steht tXtjIjkov SuptYj,
weiches umsoweniger anzutasten ist, als man gleich im folgenden Verse 125 wiederum
liest t/v7^(JLa)V Avciöysta in der Anrede.
XIII 130 XaX%t5t aüyxXaüasaöc Vcoxptototc sitt xs^votc.
Die Form GoyAXarjaeofiz hat Alexandre eingeführt für das handschriftliche a'JY%Xa6astat.
Allein die diplomatische Ueberliqferung ist genauer zu beachten: in derselben steckt
meines Erachtens der den Futurbegriff (vgl. zu II 22 sq.) öfters ersetzende Conjunctiv
Aoristi GO'(VJ.a'JO'f,zB, vgl, z. B. öiaSTjXf^aTjtai XII 72, y^VT^xat II 28, 169 u. f. Die Corruptel
ergab sich auf Grundlage der späteren Aussprache.
XIII 131 sqq. ai at iizÖGOi vatouat Kdaiov opo? atirü
T^o' özöaot xal "AfJLtoVov, oaouc os xai Aüxo? irapaxXuCct,
Mapaöac Bs oaou? xai I16pa|X0(; dpYupo3{vir](;.
Die Stelle ist verschiedenen Verderbnissen ausgesetzt gewesen, von denen etliche
bereits behoben sind. Nach XIII 115 al OTCoatov xxX. ist von Alexandre at OTcoaot im
Eingange von 131 hergestellt worden, wogegen Meineke al at oaot vorgeschlagen hat,
was sich schon wegen des parallelen Anfanges von Xlll 132 rfi' OTUÖaot nicht empfiehlt.
Ausserdem entfernte Alexandre das xat vor Aaxoij. Dass in demselben Verse vor Kdatov
eine Präposition ausfiel, sieht Jedermann, Alexandre versuchte 6irö (in der Note zur ersten
Ausgabe auch TUcpt) zu ergänzen; wollte man dies einsetzen, so wäre die Form üirat vor-
zuziehen. Indess scheint mir weit plausibler der Vorschlag Meineke's, welcher xatd
empfahl. Zunächst erklärt sich durch den Anklang der ersten Silbe der Präposition
an die erste Silbe des Eigennamens leichter der Ausfall des Wörtchens; entscheidend
aber ist für mich ein bisher unbeachteter Umstand. Im folgenden Verse nämlich liest
man, wenn man gleich das corrupte d[Xü)Vov wie Q, resp. (0[X(0|XOV, wie VH bieten, mit
Mai (der übrigens falsch accentuirte) in A[j,avöv (vgl. XIV 99) rectificirt, yjS' oiröaot xai
15*
116 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
"A{Jiav6v. Allein was soll hier xai? Oflfenbar ist es aus r.ruz verderbt, und diesen Umstand
halte ich betreffs xatd Kdaiov für ausschlaggebend. Die Längung der auslautenden
kurzen Silbe von xatd vor folgendem Explosivlaute ist zwar etwas Seltenes, aber durch
den Eigennamen entschuldbar, vgl. meine Neuen Beiträge zur Technik des nachhomerischen
Hexameters, p. 21. Uebrigens ist auch Kdatov in Kaatou zu verändern, wodurch die
Längung der auslautenden Kürze vor folgendem Vocal, die allerdings zulässig wäre,
verschwindet, ßegelmässig nämlich findet sich in den epischen Formeln, denen die
hier vorliegende Wendung nachgebildet ist, der Genetiv des Eigennamens vor, vgl. 6tcö
KuUt^vyjc Spoc aiic6 Hom. B 603, T-/]p£t7jc 5poc aiiru B 829, MaXstdcov opoc ak6 y 287,
d 514, AüzoxdvYjc opo? oXtzö Hymn. Apoll. Del. 35, AiaaYSTji; opo^; aliru ibid. 40.
Mit dem überlieferten oaoüc Sc Auxoc xapaxX6Cst im zweiten Hemistichion des
Verses 132 ist zu vergleichen XII 135 oöc 'Tcsp Tzn^oyXd^c.i 'Opövrrjc, worüber früher
gesprochen ward.
Im Eingange des Verses 133 endlich ist statt der handschriftlichen Fassung, welche
bisher unbeanstandet in den Texten zu lesen war, 8' otcogouc (für oi oaoüc) zu verbessern,
wodurch das Pronomen oicöaot auch in dem dritten Verse wiederkehrt.
XIII 134 sq^. d)(pt i£ ydp 'AatTj? Ttspdrtov ÖTjaoüoi Xd'fopa
datsa YUjjLVcöaavcec oXa siSwX' d(pcXoöv'cai.
Den Genetiv 'Aoitj? haben Alexandre und Friedlieb aufgenommen, Q hat dai'/j,
VH dotTjOi. Allein auch dypt -es ydp scheint mir bedenklich, offenbar ist dyptc ydp z
zu emendiren. Schlimmer jedoch steht es mit Vers 135: es nützt nichts, wenn Alexandre
oXa 8' ci5(o)J oder t £i8o)A' zu schreiben vorschlug: die Schwierigkeit bleibt. Ich ver-
muthe 6|Jioö 8'.
XITI 137 sq. xat %ozz FaXXtr; xal Hawovi"/] [isya tcyJjjloc
Muaotc B:6'jvolc 6'.
Wegen des Ausdruckes Muaoli; Btöuvols 6' sind auch im Verse 137 statt des Länder-
namens besser die Volksnamen einzusetzen rdXXotaiv xat Hawovcotc. Dadurch entfällt
zugleich die merkwürdige Längung des t in ra)vXt'(j.
XIII 153 rm tots 8' TjsXtoa icöXtc soas-cac.
Das Verbum laastat ist unmöglich, da wir keinerlei prägnante Bedeutung, die in
den Context passte, hier dafür annehmen können. Es dürfte su^c-ai oder etwas Aehnliches
zu schreiben sein, eine sichere Emendation weiss ich nicht anzugeben.
XIU 156 sq. &C |J.2V i'fic,zi
£ß8o|j,YjXOVr dpi9[iöv, 6 8s tpttdtou dpi6[jLolo.
Unmöglich kann der Accusativ dpt9[xöv von kt^iqß.1 abhängig sein, zumal gleich
Tpitdrou dpiOjxolo folgt. Es ist vielmehr dptöfiojv zu schreiben. Im zweiten Hemistichion
muss 6c 8s (entsprechend dem Iz [asv) hergestellt werden.
XIII 162 eüxspaoc 8' iXrx'^oz |X£td töv8' y;?£i ludXiv dXXoc.
Die Form c'JXcpaoc rührt von Alexandre her, dem Mai mit der ganz unmetrischen
Schreibung soxspo)? vorangegangen war. Allein die Handschriften bieten keinen Anhalts-
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 117
punkt liiefür, da in allen T^vxcpcoc, d. i. *?j6xsp(oc, wie Friedlieb herstellte, steht. Jeder
besonnene Kritiker wird diese Stelle zugleich mit XIII 167 berücksichtigen. In letzterem
Verse nun finden wir auffallender Weise ctixspatot' geschrieben, woraus die letzten
Herausgeber cuxspdo)-' machten. Es stünde also der Form Tjuxspwc eine zweite söxspaooc
gegenüber. Aber diese muss Bedenken erregen, sie könnte nur auf einer Missbildung
beruhen, da wir unbedingt so^spaoc erwarten müssten. Und so wird denn an der zweit-
erwähnten Stelle ebenfalls Yj'jxspcor herzustellen sein, zumal wir bei Homer k 158 U'^t-
xspcov zka^o^/ und im Hom. Hymn. auf Pan (XIX) 2 und 37 oaspcara lesen.
XIII 164 sq. z6z ekeöatzai TJXtÖTCsii.'jr'uoc
Sctvöc xcti cpoßspöc "CS Xe(ov tcvsicov (pXoya ttoXXtjV.
Die Verbindung Sswoc xai cpoßEpös steht im Verseingange bereits XII 79 und folgt
XIV 173; hier aber ist sie wegen des nachstehenden zb sehr misslich. Die Heilung ist
nicht so sicher, da es eben verschiedene Möglichkeiten hiezu gibt. Man kann an S.sivöc xat.
^oßcpöc /^sccov denken, aber die unmittelbar auf einander folgenden Worte Xstcov und TCVciwv
wären dann durchaus nicht euphonisch zu nennen; es Hesse sich weiters OcWoc rs (poßspoc t£
schreiben unter Annahme falscher Analogie nach ähnlichen Verbindungen, wo aber ts
durch den Einfluss einer folgenden Liquida gelängt ist: ist doch z. B. ganz ähnlich Sib.
I 310 selbst ciSoc xai [li-^aBöc, xs (statt ccSöc t£ [asysÖoc ts) in die Handschriften ein-
gedrungen. Auch 8£t[jiaX£0C '^oßspö? ts wäre nicht unmöglich, da osi\).aKioQ im Sinne
von , furchtbar' in den Sibyllinen wirklich vorkommt, vgl. II 293; selbst die Verbindung
SctvcoTCÖc '^oßspöc Xc könnte man angemessen finden. Endlich lässt sich im Hinblicke
darauf, dass der folgende Vers mit 8t^ töts aoz beginnt, der Vermuthung Raum geben,
dass etwa v,ai und 5i] ihre Plätze gewechselt haben und Sstvoi; o^^ (poßspos zs Xscov zu
lesen sei. Am liebsten möchte ich Sstvoc ziQ cpoßspö;; ze Xsfov schreiben, wie Hom. P 542
ai\xazöeic, (o; zlz zz Xscov und P 133 üozrpksi o)^ zic zs. Xccov.
XIII 166 sqq. 3i^ zözz aur oXiazt. TioXlfQ xat, dvaioet zökii'q
s'Jxspdfox iXa'fov rs 9o6v xai Oyjpa [Jisytaiov
loßoXov {poßspöv.
Mit grosser Wahrscheinliclikeit ist im Eingange von Vers 166 zu schreiben xai
xötö 3' aur, wodurch zugleich der grobe Hiatus nach dem ersten Fusse verschwindet.
Aber auch IXiosi TZOfSkr^ xat. ävatosi x6X[J.'rj ist sehr auffällig, wenn man das kurz vorher
begegnende S"^ üic' dvatSsi i:öX[xtj (XIII 142) berücksichtigt. Ich zweifle keinen Augen-
blick, dass auch an unserer Stelle so zu lesen ist unter gleichzeitiger Veränderung des
Futurs oXioei in den Optativ ö^sastsv; demnach hat der Vers 166 zu lauten: xai toxs
8' (x'jz öXsocisv i'Q ÖTt dvaiSst z6X\t.'Q.
Ausserdem ist noch die bereits oben berührte Veränderung von S'jxspdcot zu rpY.i-
p(or vorzunehmen.
XIII 172 sq. dXXd, dva^ ßaadcö v.6a\iw, 6c£, iraOaov dot8YyV
7J|Ji£r£p(ov £i:£(ov Zbi 5' i[j.£pÖ£aoav dotor^v.
Die handschriftlichen Fehler älX dva^ und TJjj-Epav icdo'.v (statt {[i£pÖ£aaav) sind von
Alexandre beseitigt worden. Nun könnte Jemand allenfalls an dem Umstände Anstoss
JJ8 IV. Abhandlung: Alois Rzäch.
nehmen, dass Vers 172 und 173 mit demselben Ausdrucke schliessen. Indess lagen hier
dem Sibyllisten mehrere Muster aus den homerischen Hymnen vor, so dass an eine
Textesänderung absolut nicht gedacht werden darf; vgl. Hom. Hymn. VI 20 sq. £|j.i^v
0 svTUvov dotSijv. I atJTdp i-^io xai aelo xai öXkriz [ivif^aoti,' dotSyjc. X 5 sq. hhz S' {|i.cpösaaav
äoi5fjV. j aördp syto *a'. asto xai dXXiQC [ivv^aofi' dotS-^c- XIX 48 sq. xaL au [aev outo) yalpc,
dva^. Xtrofiat 8s a dow^t^ • | aürdp eyCo xal aslo xal dXX-rji; ixv/^aoix' doiS-^c XXV 6 sq.
•/aipsxs, -rsxva Atöc, xai sijlyjv -t(JL7]aat dotSr^v • | aördp sycbv 6ix£(ov ts xal dX/^TjC [AV»]ao{i' doiS-rjc.
XIV 7 sqq. ouvsxsv dvc' dYaötöv §pY(ov Stxawov ts XoytoiJLtbv
(papsa 7cop<p6p£a, /Xatva? icpouxpCvats Trdvxsc
Toüc icoXsiiouc itoÖsovcec ötC^ac te (povouc ts.
In V^ers 8 ist die Form irpouxpwarc durch icposxptvats zu ersetzen, vgl. VIII 19 und
23, wo beide Male icposxpivav im Versschlusse steht. Eine grössere Verderbnis ist in
Vers 9 eingedrungen: hier ist zunächst der Artikel zoöz auf keinerlei Weise zu ent-
schuldigen; schon Alexandre hat in der Note bemerkt ,vacat zoöz initio'. Der ganze
Verseingang macht mir den Eindruck einer in den Text eingeschmuggelten Glosse. Mit
grosser Wahrscheinlichkeit lässt sich behaupten, dass derselbe ursprünglich lautete:
üofiiva;; 'TCoÖsovcsc; zu üoixcvac war als Interlinear- oder Marginalerklärung notirt tooc
koXc|jlou;. Ebenso muss aber öiCüa? emendirt werden, welches in höchst auffälliger
Weise mit langem v gebraucht ist und in Verbindung mit Begriffen vorliegt, wie wir
solche im epischen Sprachgebrauche gewöhnlich nicht finden. Deshalb vermuthe ich,
dass öiC'Jpdc (seil. 'ja|xtvac) zu schreiben ist, vgl. das homerische irauaaaÖai oiC^poö ttoXs-
[Aoio r 112.
XIV 14 sqq. xai yo\i.iaQ Opauocis, ßcTj 8' oüx Eaastat aötoic,
si \i.ri dp' {oxünQtt ttoScöv ax6Xaxc(; 3td ßi]aaa<;
sie eptv dvnr^aouat 8tcox£[JL£Vat [j,£(j.ad)'C£C.
So liest man bei Alexandre. Die handschriftliche Ueberlieferung von Vers 14 lautet
jedoch xai vofisac OpauoY], ßtTj 8' oöx eaasrai aötot?; Öpauasie rührt von Alexandre, während
Mai Öpa'jast edirt hatte. Allein es ist OpauoTj festzuhalten, wie auch oXscav] am Schlüsse
des vorausgehenden Verses 13, wo gleichfalls von den Herausgebern gegen die Hand-
schriften öXsaasi geschrieben ward: die Conjunctive stehen hier im Sinne eines Futur-
begriffes (vgl. das zu II 22 sq. Erwähnte). Denn mit den Worten (in Vers 13) xai Tcdvrac
öXsaco (oder ist ßoö? diroXsaaYj zu vermuthen?) beginnt der Nachsatz zu dem Vordersatze
öico-av — 'f,iäi. Die metrische Unzukömmlichkeit aber, welche bei der Schreibung
Öpa'ja'/), ßir^ xrÄ. sich ergibt, ist mittelst der Ersetzung von ßiTj durch vixYj zu beseitigen;
dieser Begriff wird hier vom Contexte verlangt, und überdies ist die Phrase vixYj 8' o6x
iooBzai aöroic eine echt sibyllinische, vgl. XIII 38, XIV 334 (an letzterer Stelle haben
die Handschriften vtxoc).
Auch der Eingang des Verses 15 ist nicht intact: statt ei {jliq dp {bxy-ciQtt iro8(«v,
worin ein starker metrisch-prosodischer Anstoss vorliegt, ist zweifelsohne herzustellen
£• {J.-/; d'fap zay'JZTfZi TCoSör^ xtX.; diese Verbindung liegt an derselben Versstelle vor bei
Xenophanes Eleg. Fr. 2, 17 B.^ 068s \s.iv ai zayozf^zi icoScbv, z6 irsp sau icpouixov xrX.;
vgl. auch Hom. 0 339 x6ü)v — icoaiv ra/ssaci oubxcov.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 119
XIV 22 sq. [icYdX'/j 3' STcl Touxotc
Eaoctai aipriTfi viöa[j.oto TiaVTt rs §Y;|j.q).
Statt dieser handschriftlichen Leseart edirte Mai in der Publication dieses Buches
aus dem Ambrosianus iTf x6a[AOt6 rs, was auch Alexandre annahm, obgleich er selbst in
den Noten zur ersten Ausgabe %öa[JLqi £Vt vorgeschlagen hatte. Ich erachte nur diese
letztere Conjectur für möglich; die Musterstelle ist Hom. F 50 tcöXyji x£ -Jtavti t£ Sr^jJiq).
Als Parallele für unsern Vers ist zu vergleichen XIV 198 x,öa^(p £Vi Tcavu.
XIV 24 sqq. zqöq 8' aü xopuÖatoXot avSpss
)(puaotJ §cu6[A£V&t %ai dpyopoa, o'JVExa -courooi;
8yaa£ß£a)c xtEivouatv £Vt xaXd{A7jat Xaßövtsc.
Die Worte oövsxa zoüvooq in Vers 25 enthalten eine offenbare Verderbnis, welche
den ganzen Zusammenhang zerstört. Durch eine einfache Aenderung jedoch wird diese
Schwierigkeit beseitigt. Schreibt man siVcxa xouzcov seil. /p^aoO v.a[ a.pyopoo, oder £fv£xa
to'JTOU (oder £tv£7ia /,£p8ouc?), so ergibt sich ein ganz annehmbarer Sinn. In Vers 26
ist, wie früher auseinandergesetzt worden, das Futurum "»rcVEO'jatv herzustellen. Am
Schlüsse desselben ist überliefert £V iraXd[AiQat Xaßövxsc, was von Mai in svt itakd\):ri<ji
verändert ward. Ich bin der Ansicht, es sei v.zzivjoa lUaic (oder xteivougw irxlQ) iraXd-
{A'oai ka^vKSQ in den Text einzusetzen, vgl. XI 269 tötai? Tza.Kd\>.r^ai cp£povr£C.
XIV 31 TtpTjVt^ac TTdadv te itöXtv xXscvcbv Xc AattvcDV.
Den Versschluss xXstvcöv t£ Aauvcov hat Alexandre nach XII 34 formulirt, ohne zu
beachten, dass dann nicht blos ein t£, sondern sogar deren zwei in dem Verse gänzlich
überflüssig wären. Die handschriftliche Leseart vXlvyp x£ ist etwa in "/topT^v t£ zu verändern,
oder besser nach Hartel's Vorschlage in xXtGtYjV rs.
XTV 32 sq. 'PwjJLTj 5' ooxet iaxtv szi o68' lat' d%oüaat,
otav TiEp Ttptoirjv £i5£V rotav irapoSc-cTj«;.
Die vorstehende verderbte Fassung bieten alle Handschriften, nur Q hat statt ouxEt
die volle Form o6x£tt. Schon Mai sah, dass für £ariv szi hergestellt werden muss iariv
i5civ, und auch sot dxoöaai ward von ihm zu £axcv dxoüaai corrigirt. Am Anfange des
Verses ist, wie Alexandre in den Curae posteriores vermuthete, ohne jedoch darnach den
Text zu gestalten, der Accusativ 'P(b|JLrjV zu schreiben. Für oüx£t' iativ kann aber nicht
die Leseart von Q ouxExt EOttV, die einen argen Hiatus enthält, aufgenommen werden,
es ist vielmehr offenbar ein Wörtchen ausgefallen : ich vermuthe oü%iz dp" ioriv. Schlimmer
noch ist in der Ueberlieferung der nächste Vers weggekommen, wo unmöglich o?av und
"ocav neben einander stehen können; toiav drang offenbar an Stelle eines verderbten
oder ausgefallenen Ausdruckes ein. Dieser kann wohl kaum etwas Anderes sein als ein
Epitheton zu TCapoSixYjc; wegen XIV 358 dlXoc, 65tTYjc (vgl. Homer, l 127) möchte ich
diesfalls an dXXoc TcapoSctTjc denken, so dass die beiden Verse nunmehr lauten würden:
'P(ojJLTjV 5' ooT-iz dp' iattv iSslv oöS' eotiv dxo'joat
otTjV Hcp iTpwTjV cioöv dXXoc 'jrapoStTYjc.
Dieser dXXoc TCapoStxTj? ist ein Wanderer, der von anderswo herkommt. Oder sollte 8i£pöc
icapo^tTYj? zu vermuthen sein?
]^20 1^- Abhandlung: Alois Rzach.
XIV 39 sq. xai tote Sifj %-cVsouatv dvatSsa xoipavov aivöv
VTiirtaxoi Tto[xr^c xpatspäc 'Pwjjltji; ts Aaüvoi.
So die Handschriften, nur M hat xrsavsouaiv, was auf die Doppelleseart xxsveouatv
und xravcouatv hinweist. An v»]TCia/ot ist kein Anstoss zu nehmen, da dies hier so viel
bedeutet wie sonst rßaOi (vgl. XIII 7); dagegen ist offenbar das zweite Tcojxyjc, durch
das Vorangehende veranlasst, an Stelle eines Epithetons zu Aauvot getreten. Dies aber
dürfte xXsivot gewesen sein, vgl. XII 34 xpätoc 'PfoiAirjC xXsivÄv ts Aarcviov. Mai's Xao{ xs
Aa-ivoi, wie er in der Mailänder Ausgabe edirte, ist von ihm selbst naclimals in der Publi-
cation der vaticanischen Handschriften unberücksichtigt geblieben.
Zweifelsohne aber hatte auch VY)TCta)^ot. eine Beifügung, welche in dem fälschlich
zu T(o|xr^c bezogenen xpa-uspötc steckt. Ich möchte daher vorschlagen:
vrjTctayot 'P«)[i.7]C xpaTspot fXzuoi ts Aaxlvot.
XIV 50 sq. xoipavo^ ix §ua[JLtov sirtßd^ [JLsrsTCStxa öavcirai
"ApY^t %patsp(p §£§alY[Ji£Voc ö:;£i yaXxw.
In dieser Art hat Alexandre für das überlieferte "Apst %ol xpaxspq) SsSsyI^^'''^? g®"
schrieben nach XII 249, 275, XIII 146, XIV 115. Allein das Vorhandensein jenes %ai
weist auf die einstige Existenz eines "Wörtchens hin, das unter den gegebenen Umständen
nur ütc6 gewesen sein kann (demnach 'Äpst, öito xpatspcji). Durch Aufnahme dieser Prä-
position wird auch dem Misverhältnisse begegnet, das in der Aufeinanderfolge zweier
reinen Dative in einem Verse bestünde,
XrV 52 sq. xai tots 5' aöx' äp^si xat uTcspjASVswv Tco|jLa(cov
äXXo? av/jp {AcYd6u[X0(;.
VHM bieten dp^si -/.ai, Q dp^ouat xai (vgl. den Vers XIH 155 r^ixa S' aur' dp^ooatv
'jTcspiAEvecov 'Pfojiaicov); aber xat ist hier ganz unbegründet und unstatthaft, es ist dp^sisv
zu schreiben. Ganz dieselbe Corruptel liegt vor XIV 127 T{D|ia{(ov dp^et xat 6';ccp[).cV£(ov
dv^pw'rtwv, wo gleichfalls %ai eindrang, nachdem einmal die Form dp^stsv zu dp^st ver-
dorben war.
XIV 61 sq. T/izh'Ji, ot ypuaöv t£ xal dpyopov £V itüpl TCoXXtp
y(ov£'jaouat, vacbv i5p6[j.a-a ystpoTrotT^tojv.
In Vers 61 ist ot durch Mai ergänzt worden, y{öV£6aouat im nächsten bietet Q, die
übrigen Handschriften ya)V£6o'jat. Den folgenden Ausdruck vawv t3p6(JLata aber halte
ich für verderbt und schlage vor Ö£cbv dcptSp'JjJLara yscpox&tYjrcov in den Text zu setzen,
vgl. IV 28 xai ßo)|jio'j; slxala /iOo)v drpt5p6[i.aia xcocptöv. Auch III 31 ist wohl XiQtvoi?
t ä'ftop'j|i.aa'. ^WTWV zu schreiben (für uHix'jiz <f cop6ixaat).
XIV 74 sq. xai -6-£ (jloüvo^ dvac diro tpfcdtojv iroXct d).X(p
dp^£i xai Tayj [Aoipav i'fö'jiErat Soupt. ßo/.r^Oöt?.
Diese Fassung liegt in den Handschriften vor; für irp^i^zzai ist durch Alexandre und
Friedlieb STCÖ'I^STat corrigirt worden. Einen Versuch, den Schluss von Vers 75 zu emen-
diren, machte Alexandre, indem er theilweise Mai folgend, der in seinen beiden Ausgaben
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 121
icoXo aXXq) in den Text gesetzt hatte, izciXb [AäXXov schrieb, ohne in den Noten und in
der lateinischen Uebersetzung die Bedeutung dieses Ausdruckes irgendwie klarzulegen.
Die ganze Conjectur muss als missglückt bezeichnet werden. Die Emendation muss schon
hinter ava^ beginnen: denn das sinnlose aTzb tpttdTwv, das zugleich einen argen prosodisch-
metrischen Fehler enthält, ist durch apt6[Jtoö "cpttdtou zu ersetzen, einem in den letzten
Büchern der Sibyllinen geläufigen Ausdrucke; vgl. z. B. XIII 157 z^izdzoo dpt6[j.olo.
Die corrupten Schlussworte TCoXst dXXcf» aber entstanden zweifellos aus ursprünglichem
irdXtv aXXoQ, vgl. dieselbe Fügung z. B. [Asra 5' aoz dp^st irdXtv aWoz XIII 144, xöv [ASta
ircVtigxovx' dpt6[xö)V dp^sc irdXw aXkoz XIV 163, (xstd töv§' -^^ec icdXtv dXXoc XIII 162 u. a.
Endlich erfordert auch der Schluss des Verses 75 eine bessernde Hand. Die Ver-
bindung ETCÖ4'£'cai §oupi ßoXTjöst? ist ein metrisches und grammatisches Monstrum, das
seltsamer Weise bisher ohne Weiteres in den Ausgaben geduldet ward. Die Kürzung
des auslautenden Diphthongen in iizö'^Ezai verlangt folgenden vocalischen Anlaut,
während die Form ßoXvjöcic ein singuläres, erst durch Interpolation in den Text gedrun-
genes Product darstellt, das ganz äusserlich dem Particip Perfecti ßsßoX7j[jL£Voc, welches
etliche Male in den Sibyllinen begegnet, nachgebildet erscheint. Letzterer Umstand
ist auch Alexandre nicht entgangen, der wenigstens in der Note zur ersten Ausgabe
bemerkte: ,in fine denique ßoXYjösi? ad exemplar perfecti ßsßoXvjiJLSVoc audacter ac nisi
fallimur, barbare fictum est'. Beachten wir die zwei berührten Umstände, so ist kaum
daran zu zweifeln, dass der Schluss des Verses gelautet habe siröij^Erai dopi ßXyjQst?; zu
vergleichen wären homerische Fügungen wie dopt tüXyj^s A 240 dopt x6(j;i(j F378. Sonach
sind die beiden in Rede stehenden Verse folgendermassen richtigzustellen:
xat zözs. [ioövoc dva^ dpt9{j.oü zpizdzoo icdXtv dXXo?
dp^st xat za-jio [lotpav sitötj^srat dopt ^Irßzic,.
XIV 76 sq. röv [xstot TcoXkoi ützzizol eii;' dXXr^Xotatv öXoövtat
t<j!6t|Jiot [i£poz£? t£ ÜTtsp ßaatXY]t5o(; dp/fjc.
Was soll i'fötixot [AspoTCSC Xe bedeuten? Es stellt nichts als eine Corruptel aus t(p9t[xot
TCsp sov-css vor, das trefflich in den Zusammenhang passt. Zum Ueberflusse sei auf
homerische Formeln hingewiesen wie FF 620 tiyGtjj.öv Tcsp sövra, M 410 Y 356 ttpötfjiq)
TTEp £ÖVU.
XIV 80 xat tÖTS Ootvcxifj xöXsjjloc xat Svjptc saasxat.
So steht in den Handschriften: Mai hat easirat in seinen Texten edirt, worin ihm
die übrigen Herausgeber folgten. Indess ist eitiazai bei Weitem vorzuziehen.
XrV 82 xal iröaa Ttpoaicsastat 6tz6 z dvSpcbv ßapßapo^cbvcov;
Mai hat ßapßapofpcbvwv verbessert, QM haben ßapßapoipövtov, VH ßapßapofppövcov.
Aber auch tiiro z dvSpJjv, das einstimmig überliefert ist, darf im Texte nicht geduldet
werden, da dies z absolut widersinnig wäre. Es ist hier einfach durch Umsetzung zu
helfen: dv5p(öv utto ßapßapotpcovwv ; vgl. I 394, wo das überlieferte verderbte ü'ir" dv^pcbv
ßoipßapo'foivcov von Meineke in derselben Weise richtiggestellt ward.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIll. Bd. IV. Abb. 16
122 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
XIV 87 af [jLsXsOC Tüptot hk xaxöv Qspoc ä.[i.rpa.G(Ja.
Zunächst ist für af, das Mai in cd änderte, d zu setzen, denn die Verbindung d
(isXso? ist seit homerischer Zeit ständig und bei den Sibyllisten ebenfalls zu finden; so
muss auch XIV 215 d {JisXeot KsxpoTTSi; geschrieben werden. Betreffs des auffälligen Ss
hinter T6ptoc aber ist unser Vers mit I 387 zu vergleichen: ivOsv orav 'Eßpalot x6 xaxöv
Ospoc dfAirjaoöVTat. Natürlich werden wir auch hier für 8s schreiben müssen xö, wodurch
die Schwierigkeit beseitigt wird. Ausserdem ist d[jL7]a£a6c mit Alexandre für d|X7^aaa9£
zu corrigiren.
XIV 97 TouvoiAa 8' soöXov £)((ov soöXoic Ipyo^C irpotd^j^st.
In den Curae posteriores schlug Alexandre vor Ipyotat Tcpoas^st, meinte aber, es
Hesse sich icpoidtj^ct auch durch das Supplement von sautöv erklären, was unmöglich ist.
Eher Hesse sich Struve's Meinung hören, wonach zu 'Kpoid'^oi ovojJia Object wäre. Ein-
facher indess stellt sich die Sache, wenn man in Ttpoid<!^s,i eine Corruptel sieht und hiefür
etwa (spYotat) irpoodtj^ct oder itpoxö^l/st vermuthet.
XIV 99 sqq. (XeoaTjYUi; Ta6poü -es vt(poßX7^rot6 z 'A|JLavoü
ix KtXtxcov •^rxiriQ vsa ttc TöXii; iiaTzoXelzai
%aX'/] -£ ^P'-W^i '^* ßapoaösvsoc iroTajxoto.
Die Form vtfpoßXi^roto stellte Mai her für VLipYjßXrjroto der Handschriften. Der Genetiv
ßapDOÖcVso^ iroTa|JLOto, der bisher unangetastet blieb, ist meines Erachtens nicht zu halten
und in ßapuaöövsotv icotaixotaiv zu ändern. Wie oft dergleichen Verwechslungen in den
Endungen vorkommen, braucht nicht erst betont zu werden.
XIV 111 sqq. o'^ji.' saxac dpa irdacv ZTH.yßo'ii.oii; dvöpcoirot?-
TiXciöxspot 6' ücxoi, vifpdSc^ saovcac /dXaCaf
E^oXscst Xtjicov xap'jroui; sie' d-jcstpova yalav.
In dieser verderbten Form ist die Stelle überliefert; zunächst ist wohl iaxat
8' dpa zu verbessern. Im folgenden Verse begnügte sich Alexandre mit der Schreibung
itXetOTcpoi 6' 6cT0t, vtipdScC [t'] iaaovrat y_d)^aCat, wozu er in der zweiten Ausgabe zur
Entschuldigung bemerkt: ,utique metrum laborat et syntaxis'. Ich vermuthe als ursprüng-
liche Fassung: icXciotcpoc S' saaovÖ' 6cT0i, vctpdi; tjSs ydXaCa | s^oXeoet vcxX. Den Singular
•/dXaCa hat mit Rücksicht auf das folgende s^oXsast auch Mai in den Text gesetzt.
Die von mir hergestellte Verbindung vtcpd^ 'q^i yakaCc/. ist der homerischen vtyd^ tjs
■/dXaCa 0 170 nachgebildet. Zum Ueberflusse lesen wir auch in den Sibyllinen III 691
ganz ähnlich /iOo? rfii ydXaCa im Versschlusse.
XIV 114 a'jtoi 8' auxc Xcaoövtai £vl ii;ToX£{jLOtat 8a[A£VT£?.
Statt auTc 'TCsaoOvcai muss mit Rücksicht auf XIV 240 i:pYjVW[i.ois '7r£a£ovxat tiic' aiöa-
Xösoo'. xspauvolc (und XIV 125 aötöc 8' au icsasrat irpoSoÖEic aiötovt at8Yjpq)) geschrieben
werden aötol 8' a'j zsaEovxat xxX. Ebenso hat Nauck XIV 145 icoXXol 8'/j Tt£a£ovxai für
das überlieferte icoXXol 8t; iTcaaoOvxai hergestellt, da die ersterwähnte Form wiederholt
begegnet III 275, 342, 685, XII 244 u. s. Gemeinsame Quelle und Muster ist Hom.
A 824. Die contrahirte Form wird nur an hervorragenden Versstellen verwendet, wenn
Kritische Studien zu den Sibyllinischbn Orakeln. 123
zugleich die Mittelsilbe des Wortes in die Vershebung treten muss, wie XIII 57 svöa
TTcOoOvrai im Versschlusse.
XIV 129 ndpöoic 'Aaauptoiat (jLSVsirtoXsfJLOt? hi -es llspaatc
In dieser Weise wird seit Mai der Vers geschrieben. Allein die Handschriften
QVH bieten {j,sv£TcroX£[i,oiai ze Ilspaati;, und nur M hat (JLSVSTCtoXEjxot? xs, weshalb Mai ein
M einschob. Selbstverständlich ist an |j,eVcirtoX£[Jioiat festzuhalten. Vielleicht ist auch
üdpöoic t 'Aoauptoic x£ zu verbinden.
XIV 131 xpua(jj TjXsxxpq) xs xal dpyupq) 7j5' eXstpavri.
Aus XIV 211, wo dieser Vers wiederkehrt, muss XP'->o(p z verbessert werden.
XIV 137 sq. dpsct §' alXoQ dvvjp rpcdSwv Ssxa, ÖYjpl eocxcdi;
SV "/airv] ßX&aupcoTcöc • dcp' 'EXXt^vcov yi^oc, sorat.
So die Handschriften bis auf AI, welches mit einer kleinen Differenz ßXoaupwtö?
bietet. Nicht minder auffällig wie das unverständliche iv /acrY] ßXocupwTcoc ist der Um-
stand, dass das kleine Sätzchen dy' 'EXJvTqvwv y^'^^S Bozai abrupt dem Vorausgehenden
angefügt wäre. Jedesfalls brauchen wir hierin nicht etwa eine Eigenthümlichkeit der
Sibyllengräcität zu sehen, sondern es liegt eine Corruptel vor. Vergleichen wir
nämlich unseren Vers einerseits mit XIV 13 7j6xo(jloi; ßXoaupOi; B\ was von dem TaopoöV
öXcTY^p gesagt wird, anderseits aber mit III 193 Aiy^'J^'COU ßaaiXeu?, hc, dtp' 'EXXtqvcov
Y^voc laxat (siehe auch XIV 225 5c AtY^^'J^^'^of^ '(i'^OQ S^sc), so wird es Jedermann klar, dass
unser Vers ursprünglich gelautet hat £Ö)(a{xYj ßXoaüptp Q\ hc, a(p 'EXXf^vtov '{i'^oz zozai.
Betreffs des ersten Wortes sv /atr/] dachte auch Meineke schon an die etwaige Correctur
s^xattYj.
XIV 139 sq. Ttat zözs SV] Oöiyjc Tzoo'kozpötpoo dato MoXoaacöV
xat Adpioaa -Kkoz-fi xat kiz brppüat, IlYjvstoIo.
Man vermisst hier ein Prädicat; das betreffende Verbum musste, soweit sich aus
dem Folgenden schliessen lässt, irgend ein Unheil bezeichnen, welches die genannten
Städte heimsuchen sollte. Die Corruptel steckt wohl in ikIozyi v.ai: ich vermuthe hiefür
•/.hHrioez ; zu vergleichen ist die Stelle VIII 77, wo es in Bezug auf Rom heisst: o6S'
öpöcoÖT^aY] icots §6ajj,opoc, dXXd äXiötjot]; einen ähnlichen Gedanken hatte auch Meineke,
welcher x,/.i6cirat mit Futurbedeutung vorschlug, was jedoch unstatthaft ist. Uebrigens
dachte dieser Gelehrte auch daran, es sei etwa ein Vers ausgefallen. Wegen der Ver-
bindung £ir' ö'fpüac HtjvscoIo ist zu vergleichen Hom. Y 151 sii' o^puat KaXXaoXcoVT]?.
Seither fand diese Stelle eine eingehende Behandlung durch Mendelssohn, mit dem ich
MoXoaaoO (als Flussnamen, vgl. XIV 216) schreiben möchte.
XIV 142 sqq. xai 7ü6)v£[jloc hziybQ Marnzi^oQ 55aat Xcjxvyjc
satat £7ci irpo/oalat i:ap' üardtiov Tcöiia tcyjyvjc
OdotSoc UYP^^^QP''^^^ ^ö''^ dafpoSsXöv X£t|j,ct)va.
Ausser iröixa ■TtY^YVii;, das nach IV 15 (vgl. jetzt das oben zu Proöm. 44 Gesagte) in
a-cö|jLa TZfiyriz verbessert ward, hat Meineke auch im Vers 142 offenbar richtig MatcörtSoc
16*
J24 IV- Abhandlung: Alois Rzach.
iy^'JBi 'Ki\v/r^z geschrieben. Ich möchte hier auf die significante Parallele im Hom.
Hymaos auf Apollon Pyth. 102 hinweisen, wo wir an derselben Versstelle KTjfptatSoc
iyf'JBi Xi|ivr|C lesen.
XIV 150 sq. oaoi TOVouat irdvtoxov
'Ap(j.svtoi xpuaraXXov ö-fw jistovroc 'Apdi;£(o.
Für das von den Handschriften gebotene irdviarov vermuthete Boissonade icdvvjOTOv
(Compositum von i^arov); Alexandre schrieb ird'/wcov. Ich denke, die ursprüngliche
Schreibung hat wohl ■Tcivouotv dptarov gelautet.
XIV 154 sqq. saaovrat TiöXsjxot Sstvoi dv§po%xaa{at xs'
■xat ^p^Y^TQ 7°^^"^^ "■■* npoTcovuöoc dat=a yaiTj«;
tpdayavd x' ex xoXscöv djx'fi^xsa yjiJLVwaavts?
dX^Xac xötj^ouat 5id Suaasßstac dXYStvd^.
Im Verse 154 scheint mir tz6Xb\).oi Ssivot eine Corruptel zu sein, aus dem Eingange
von Vers 142 hieher eingedrungen; eine unzweifelhafte Verderbnis, die ganz analog
wäre, bietet XI 124 xai Tz6KB\i.oc, Ssivo? rs (statt Xoi\s.öz zs). Die ursprüngliche Leseart
dürfte TCÖXsjJioi t£ [JLd)(ac t' ävSpoxTaaiai ts gewesen sein, wie XII 113, XIII 9.
In den folgenden Versen sind einige der handschriftlichen Fehler schon verbessert
worden: so schreibt Mai aWrikooQ xöt|/ooat (vgl. XIV 196), was Meineke in %ö'];o(ja'
oXXt^Xou? umsetzte, indem er den metrischen Fehler hiemit entfernte; 5id Suoaeßtac dXs-
YStvd? hat Alexandre hergestellt. Es bleiben jedoch der Bedenken noch genug. Wegen
Y'J[iV(03avr£c ist ein Subject männlichen Geschlechtes zu erwarten: dies steckt offenbar
am Schlüsse von Vers 155; denn "^airiz ist Wiederholung aus -cxiri, das an die Stelle
eines ausgefallenen Wortes getreten ist. Ich vermuthe xat ^poyiriQ fairic, zs. flpoTcovzt^o«;
doTs' lj(OVrEC *xX. Für (pdoYavd i dürfte ^doYavd p' zu schreiben sein.
XIV 158 sqq. xal tote hii [asy« avjtia Bztc, jAcpÖTTcoac ßpotocaiv
(pd/.%-^v, £aao(jL£VYjv 5s xspac icoXsiJLoto xaxolo.
Statt eooojJiivYjv 5s in Vers 160, woran jeder Anstoss nehmen wird, ist wohl £aao[A£Voto
herzustellen. Eine vollständig parallele Corruptel liest man in den sibyllinischen Hand-
schriften III 817 6£0ö jAcYdXTjv Sc TCpocp'Tjttv statt 6eoö jJiSYdXoto Tcpofp'Tjttv. Herr Hofrath
von Hartel möchte laut brieflicher Mittheilung £aco(JL£V7]V t6 XEpac in den Text setzen.
XIV 161 sq. %ai zözs. or; ßaaiÄc'j? arpauTjc ou (pzö^Bzai x^^?^^^
dXÄd Oavctö' uTcö /Eipt Sa[j.£lc aiöcövt ot^T^pcj).
Mai hat 0av£i6' aus dem handschriftlichen ödvvjQ', 3a[i£tc Nauck aus ra|X£ic corrigirt.
Aber 'fsy^Etat /slpai; ist bisher stehen geblieben (ebenso XIV 168, wo es wiederkehrt).
Die Corruptel scheint unter dem Einflüsse des X=^P^ ™ folgenden Verse entstanden zu
sein, vgl. auch das verderbte oz^jaziffi äizb X£tpöc XIV 242 (siehe zu dieser Stelle). Ich
vermuthe für beide Stellen die Correctur xpatcpiQV ou ^£6^£t' dvdY^Yjv, vgl. zu XU 115 sq.
Oder sollte die ursprüngliche Leseart azpauYj? oo ^zö^ezai alyjxdc oder Aehnliches
gewesen sein?
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 125
XrV 164 £^ 'AoiYji; upo^pavsic, öäivö? (pößo?, ävu[JLa^7]TT^i;.
Der zweite Theil des Verses enthält den offenbaren Fehler dvtt(JLax7]T'iQC für dY)(t(JLa-
yYjtr^C, wie sich unzweifelhaft aus XIV 27, wo dies Hemistichion ebenfalls zu lesen ist,
ergibt.
XrV 167 Eö^s{v(p Tiövrtf) 0p*(]X7]? '|a[i{jLa)5£i ^öXictp.
Die Leseart <]>a[JLjj,ü)5c'i rührt aus M her und ist seit Mai in die Texte aufgenommen
worden. Allein VH (in Q fehlen die Verse 146 — 167 inclusive) bieten t|^a|xa6(6o£i, eine
Form, die nicht blos durch das archaische Epos empfohlen wird (vgl. Hom. Hymn. auf
Herrn. 75, 347, 350 5id ^J*a[JLa6(o5ca )rc»)pov), sondern auch durch den Gebrauch der Sibyl-
listen selbst, vgl. XII 44 uirsp (}^a[xa6to3£ac dxtdc XIV 345 k%l ({^a^xaStoSsac dxTd?.
XIV 175 sq. BpcT-cavouc Ilcpixavtouc zz rpaps-po'fopout; t "Ißr^pac
MaacaysTac axoÄwJC, üspaac 5' ÜTTSpr^vopcOV-a?.
So bieten die Handschriften. Dass in dem verderbten Ilcp|J.avtotji: der Name der
Bewohner von Irland stecke, vermuthete schon Mai mit Recht. Die Corruptel Jlspixavcoüi;
ist wohl durch den Namen rspjxavouc im vorangehenden Verse hervorgerufen worden.
Alexandre schlug 'Ispvo'JC TS vor, was man annehmen müsste, wenn sich die Form
'Ispvot sonst nachweisen Hesse. Demnach kommt nur 'IspvaiOi; und "loücpvoc, resp. das
Feminin 'Ispvi? als Adjectiv in Betracht, da von der andern Bildung 'loy^pvioc im
Hexameter schwer Gebrauch gemacht werden kann. Es ist deshalb wohl an eine Um-
setzung zu denken, indem man schreibt 'Icpvatou? Bpsiavou? xe; letztere Form ßpE-cavot
steht neben Bpcttavot in Gebrauch. In Vers 176 ist für das überlieferte 5' vielmehr
6' zu lesen.
XIV 180 sq. o'jpavöQcV ozi(fawi [isoTjixßptTjc x£ xoci dpÄTOu
datpdat (paivo[Jisvocc iravofiriwt dvTSt^toaiv.
So die Handschriften. Alexandre schrieb atstpavot \i.eaori\i.^piriz und verbesserte
icavofJLOicot. Wäre aber nicht vielleicht ar£<pdvü)[JLa jji,£a7]|Jißpt7]C und im nächsten Verse
dann iravo|j.o{tov dvrciX£i£V vorzuziehen? Der Ausdruck aT£(pdv(o(j.a gehört dem Sprach-
gebrauche der Sibyllisten an, vgl. I 218 oapdvtov a'C£(pdv(o[JLa.
XIV 197 oö ßaoiXciov s/ovisc dvdxxcov, dXXd -cupdvvwv.
Diese Fassung hat Alexandre dem Verse gegeben, während derselbe schon bei Mai
etwas besser lautet: oö ^aoikeia £)(&vt£(; dvdxropoc, dXXd tupdvvwv. Die Handschriften
bieten oO ßaaÜEl l^ovis? dvaxröptov, dXXd tupdvvtov. Hieraus entnehme ich die Lesung
o6 ßaatX'/^i l/ovisc dvdxxopo^, dXXd tüpavvot; die letztere Phrase dXXd Tupavvot liegt auch
XI 262 am Versschlusse vor: ou xi ys (jitjv [xaxdpcov icpo5£8£tY|J.£Vot, dXXd tupavvot.
XIV 215 ai|X(xX£ot K£%po7C£c xat Aap£iot yjSe Adx(ov£c.
Dies ist die Schreibart der Handschriften: das erste Wort, welches Q in der ange-
führten Form bietet, während VH al[xdX£Ot, M aber ai|xa | Xsot in zwei Zeilen getrennt
aufweist, ist natürlich d [aeXeoi; Mai corrigirte cd [asXeoi, was in Alexandre's und Friedlieb's
126 IV. Abhandlung: Alois Rzach.
Ausgaben überging. Schlimmer steht es mit dem den Rhythmus des Verses vollständig
zerstörenden xai Aapäiot. Die bisherigen Emendationsversuche müssen als verfehlt bezeichnet
werden. Mit Mai's xai AauXtot. wird sich Niemand befreunden können. Die Stellung
jenes corrupten Ausdruckes zwischen den Worten Ksxpoirsc, also der Bezeichnung der
Athener, und Adxwvs? weist darauf hin, dass ein bedeutenderer Volksstamm als die
Bewohner von Daulis hier genannt war. Aus diesem Grunde mag Alexandre %al 'ApYSloi
in den Text gesetzt haben, das aber aus prosodisch-metrischen Rücksichten ganz und
gar zurückzuweisen ist. Eher wäre an Aavaof zu denken, dessen Einführung jedoch eine
bedeutende Metamorphose in der Mitte des Verses nöthig machen würde. Am nächsten
scheint mir zu liegen, dass aus der Corruptel KAIAAPEIOI der Name KAAMEIOI zu entnehmen
ist, wornach dann nur ein t, mit dem in den Sibyllinen so willkürlich umgesprungen
worden, einzusetzen ist, um einen auch äusserlich fehlerlosen Vers zu erhalten. Diese
Conjectur ist umso wahrscheinlicher, als hier auch die Athener, wie die Thebaner als
Ka5[Jistot, in poetischer Weise als KsxpoTusc bezeichnet werden. An dieser letzteren Form
ist kein Anstoss zu nehmen, vgl. Kaibel Epigramm, ex lapid. conl. 969, 3 (IL Jahrhundert
n. Chr.) c'jaxdpxTjv Ksxpo'jcsaat xai dö/.TjTYjpat Tpufpcova ibid. 5 ÄXstvöxarov KsxpÖTTCov spatjSsoc
=p|Aa -jro/.Tjoc 120, 3 Stjjxöv ts] Ksxpöicwv ispdv ßou^v ts yspatpoov 168, 2 s? yOova r/jv
KcXpOTUfov u. a. Dass die Thebaner neben den Athenern und Lakonen in einem Verse
genannt werden, entspricht ihrer politischen Bedeutung: es sind die drei Staaten, welche
nacheinander (wenn auch nicht in der vom Sibyllisten eingehaltenen Reihenfolge) die
Hegemonie in Griechenland innehatten. Demnach dürfte die genuine Schreibung ge-
wesen sein:
d jjLeXsot KsxpoTcsc KaSjAsloi t tjSs Adxoovsc.
XIV 224 xat töte 5' aux ap^st 6u[i.ri<fi9opoi; daTCS'coc aföcov.
Unter daiTctoc atOwv kann man sich keine bestimmte Vorstellung machen, ich ver-
muthe hier eine Corruptel aus cdoibz aiöcov, das an derselben Versstelle bei Homer 0
690 vorliegt und dorther von unserem Sibyllisten ebenso entnommen ward wie vom Ver-
fasser des dritten Buches V. 611, wo dieselbe Bezeichnung von einem Könige (Antiochos
Epiphanes) gebraucht wird: sXÖV) 8' s^'AatTj^ ßaatXcU? |J.£Y°^^5 aisxbz al'9(ov.
XIV 230 sqq. §.zzai yäp [icpöicsaacv B^f^iizpirAc, dv9p(07COtc
)/.[i.ol 'A.ai Xot|JLo(, 7coXc[xot z dvSpoxxaaiac ts
%ai G%6zoz dxd\s.azrjv xal ixt y6öva, \s:qzipa Xawv,
'/)5' axazaGzaGi-fj xaipwv xai djAstXtyoc öpyYj
oäpavoOcV, aEia\xoi ts xspauvot zz rpkS'^zfiovzBZ
ÄcXaivoi Ö' üstoi xai a.'J■/\i:r^pai (|;s%d5£C.
In Vers 230 ist zunächst eazai ydp unmöglich, da gleich mehrere plurale Subjecte
folgen; denn es kann keinen Einfluss üben, dass in Vers 232 sq. singulare Begriffe
folgen, da am Schlüsse der Prophezeiung des Unheils 234 sq. wieder Pluralität der Sub-
jecte eintritt. Es ist deshalb caaovr dp' oder iaaovtat wie XI 260, 281 zu schreiben. Ebenso
kann das Wörtchen xai in Vers 232 vor £irL yööva unmöglich richtig sein, es ist meines
Erachtens durch xsp zu ersetzen. In Vers 234 hat Mai das zz nach xspayvoi in der
Mailänder Ausgabe richtig ergänzt, während im folgenden Verse Alexandre die band-
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 127
schriftliche Leseart xeXatvot in xai >.d'.vo!. änderte, wie XII 75 xsXatvo? osxÖQ in xai Xaivoc.
Nicht unmöglich ist es, dass an beiden Stellen, wie Meineke bezüglich der ersteren ver-
muthete, wegen des Metrums xai Xiötvo? die ursprüngliche nachmals durch xat Xdivo?
verdrängte Schreibung war. Die weitere Herstellung des Verses durch Alexandre 6' usxot
v.ai a'J)(jj,7jpai (J^cxa^cs; ts ist ganz unstatthaft: es dürfte xal Xdtvoc öezoi -c' •JjSs (oder -es
'Jjk) 'Iz.v.d'jez aüyjXYjpat zu schreiben sein.
XIV 242 sq. /,al tö-s 5' au icsacxat ^aoiXBOQ azpaxifiz äizo X^^P^i^
ßXTjöcic, otd TCSp ou ttc, UTTÖ a(p£t£p(ov dv6pü)Trcov.
Der Ausdruck aipaTi'Tj? äzö )(cip6c ist um so seltsamer, als im folgenden Verse öizb
G!p=T£p(ov dvOptoTKov ZU Icscn ist. Es liegt nahe, auch hier wie anderwärts in atpatf/j?
eine Verderbnis aus xpatspfj? (oder GZOfepf^c,) zu sehen. Es ist merkwürdig, wie gern die
Abschreiber das Wort azpaziffi an Stelle eines andern in den Text eindringen Hessen,
vgl. zu Xn 97 sq., Xu 115 sq., XTV 161, 168. Dass für dico zu schreiben sei 6%ö, ver-
muthete schon Alexandre in den Curae posteriores, ohne jedoch die Forderung nach einer
Aenderung im Texte zu stellen.
XIV 249 BIZ §£ cpspcov vlxoc to {jLS-ccbvufAov, oid TCsp rjö^ziz.
So liest man bei Alexandre, welcher vixot; für das handschriftliche velxoc, in den
Text gesetzt hat. Aber die Construction verlangt einen Genetiv, der von dem selbst
etwas verderbten Adjectiv abhängig ist, ich vermuthe daher, dass vtxTjC tö etccöVüixov die
ursprüngliche Leseart darstellt, was mit Berücksichtigung von XIV 311 sehr wahrscheinlich
wird: ö (ro?) TCpiv sÄcOÖcptTjatv iTZ(övo\i.oz 'fi'{Z\i.o''^eÖGaQ.
XIV 284 sqq. £3U 5s zii '(0.l'q^ 'fiKf} tpo'^ö? dv6pto7roiat,
%ct[X£V7j £V TZzU(ll>, '3l£pi 5' aÖtl^V N£lXoC 6ptC£t.
irdaav EirouptCov AtßuT^v -/jS' »AiötoTctav.
Eine den beiden ersten Versen ähnliche Ausdrucksweise finden wir XIII 43 sq.:
ri\i.azi T(p? ^? '^'^'^^ "^ '{^^'^i Tpoipöc 'Itaki^cov
%£t[JL£V7) £V TCE^ttj) Nst^^ou iiapd ÖEoipaxov uScop.
An der früher erwähnten Stelle ist die Messung des i in (piXt] als Länge nothwendig,
und da könnte Jemand auf die Idee verfallen, etwa die Form cptXcYj einzusetzen. Allein
dies ist aus mehreren Gründen unzulässig: zunächst sind die beiden Versschlüsse in
XIV 284 und XIII 43 der bekannten homerischen Verbindung (pikri tpo^öc Eup'JxX££ta
/? 361 nachgebildet; ferner schützen sie sich gegenseitig, da man für Ecp' ooov t£ «pt^Tj
nicht wohl wird einsetzen mögen £'/ oaov rpikl-q- endlich lässt sich auch die Längung des
i entschuldigen: der Sibyllist fand bei Homer J 155, E 359, 0 308 tpiks xaatYVvjTS mit
langem i in der ersten Vershebung vor (über deren Bedeutung Hartel Hom. Stud. P 122 sq.
gesprochen hat), er las wiederholt i^l'kaz'j E 61, (pi'ka.z'j Y 304, (plXac ^117 K 280,
'^tXcovzat Hom. Hymn. Demet. 117, 487 mit langem t, das auch von jüngeren Epikern
gebraucht ward: dieser Umstand mag ihn veranlasst haben, sich die Länge des i von
'f lÄTj auch einmal in der Senkung zu gestatten, zumal es sich um die stereotype Formel
rfik-f] Tpo^ö? handelte.
128 IV. Abhandlckg: Alois Rzach.
XrV 297 sqq. oi 5' fspi^v Ai-^otzzov äTC7]|j.ova n^v dadXsüxov
ßdpßapov olxTQaouatv, orav tpöövoc sx-jcoösv IXÖ-^.
ystjjia Ospoc tcoisi- röts Bia^aza itdvta ts/^sltat.
So bieten hier die Handschriften: Alexandre hat ßdpßapot für ßdpßapov geschrieben,
ebenso fühlte er, dass ot 8' im Eingange von 297 unmöglich ist: ,ot 8' obscurum est et
sane vacat, nisi barbaros Aegyptiis opponit'. Ausserdem aber ist in demselben Verse
auch T/jv dadXc'J"ov eigenthümlich mit dem Artikel nach dx7^[Aova hinzugefügt. Die
genuine Fassung des Verses dürfte vielmehr gewesen sein:
dl ispi^v At^yicTov diri^ixova y^v dadXsuxov
ßdpßapoc oiÄTQoouaw
Der Wehruf ai wird nicht blos vor einzelnen Ausdrücken wie cd al' aot TCupixauats -rtoXic
XIV 208 angewendet, sondern auch vor einem ganzen Satze, der eine unheilkündende
Prophetie enthält, wie z. B. XIV 144 al [iakspoö yaXxolo -TrÖGouc Tza^aKrif^zzai "A^riQ oder
XIV 344 al ÖTcöaot (pÄrsc icspl icufiara VYjyTgaoviai.
Nicht minder verderbt sind die weiterhin folgenden Worte «
ycifxa öspoc Ttocsr töte 9oa<para irdvca TsXciTat.
Der Vers 299 findet sich in fast derselben Form wie an der in den Versschlüssen ver-
stümmelten Stelle VIII 214 sq.:
dXX' or' dv äWa^ri xatpou? ösoc
/cl[i.a 6£poc Tcowöv, töts ösa'^ara (irdvta rsXslxat).
Mit Rücksicht hierauf nun und in der Erwägung, dass bei den Sibyllisten oft mit dem
Zorne Gottes gedroht wird, dürfte zunächst zu emendiren sein orav 6£Ö6cV jöXoz £X9'(j.
Ferner Hesse sich yßlli-f^f- Ospoc irouöv schreiben, vorausgesetzt, dass OcöQsv y6l.0Q als Sub-
ject (etwa so viel wie Ösöc selbst) gefasst werden könnte; sonst ist der Ausfall eines
ganzen Verses (wie er VIII 214 vorliegt) zu constatieren.
XIV 301 xdv {X£V SyJ ^pdCouac bä6%\oza ösa^a-ca Xs^f].
Die Leseart Stq ^pdCoaat steht in QM, während die Codices VH verderbt Stj <ppaCtöaoi
bieten. Aber das Activ ist unmöglich, im Sinne des Begriffes ,sich ein Orakel geben
lassen' muss das Medium stehen, weshalb «ppaCofisvoiat in den Text zu setzen ist. Um-
gekehrt ist XIV 273, wo von dem Inhalte der )rp7ja[j.ot selbst die Rede ist, das über-
lieferte 'fpaCöjAcVoi, woraus Friedlieb ^paCo[JL£Vou<;, Alexandre aber (ppaCö[Jt£Vo? gemacht
hat, in ippdCovrac zu verändern.
XIV 304 Bot dv -TTsvOaXsov Söpu |j,ay.pöv irdai xav6aa'(].
So Alexandre. Im Verseingange ist aber überliefert o6 y dv in FM, oüy' dv in i/,
o6 ydp in Q: ich schreibe '6q -( dv mit Bezug auf b^iozoz. Weiters bieten die Hand-
schriften 8öp'j |ia%pöv £7:1 irdai. Aus metrischen Rücksichten hat Nauck [xaxpov 56pu irdat
umgesetzt, Hilbcrg minder richtig (mit Zulassung der tojJLi^ v-aza XEtaptov xpoyalov) 86pu
{Aaxpöv dicaoc vermuthet. Vielleicht ist am Schlüsse des Verses tcvdaaY) (vgl. Hom. M 289
;f 419) für ravua*(] der Handschriften einzusetzen.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 129
XIV 308 sqq. tov y^p Si^ SouXstov 6tc6 C^ybv aö/sva Öi^asc
6 Tcplv ekeoBzpi'Qaa eirtovoiiov sli; sjjiovdastc
ßouXdi; £(A7cpoa9£V [jisv doc§t[jLov o^toc sXtaacov
TotTjv §ouXoa6v7]V ÖTQOct -TcoXusSpov dvdxTcov.
Ich. habe diese Verse nach der handschriftlichen Ueberlieferung gegeben; zu bemerken
ist noch, dass statt o5toc (in Vers 310) M oütcoc bietet, der auch sie (in Vers 309) hat.
Betrachten wir die vorhandenen Corruptelen der Reihe nach, so ist gleich das erste
Wort TÖv durch zoic zu ersetzen, vgl. VIII 126 oöxsxi aot SouXstov 6%b C^fo-^ aüysva ÖTjOSI.
Im folgenden Verse hat Mai s7r(ovu[JL0i; T^yciiövyjaai;, von Alexandre zu 7JY£[Ji'^VYjaac ver-
bessert, geschrieben, was allenfalls zugestanden werden kann, obwohl es nicht ganz
befriedigt. Mit'txsv dot5:|JLOV im nächsten Verse ist nichts anzufangen: man muss sich
entschliessen, mit Meineke [isy' und mit Mai doi§t[AO? zu schreiben und auch outoc nach
Alexandre's Vorschlage in oöwsö' zu verändern, wenn einigermassen ein Sinn heraus-
kommen soll. Endlich glaube ich, dürfte in Vers 311 ausser der schon von Meineke vor-
gebrachten Conjectur dvdxxcop das räthselhafte TToXusSpov durch icoXu^axpuv (mit Bezug
auf 5ouXoa6v7jv) zu ersetzen sein.
XIV 315 sq. zoiQ xav.ov dvxi y.n.r.riü Sebosc Ösoc U'kxcpauvoc,
tßxVjQ icivov dci 'jrpovo[icUaa<; ^püaöv d'7C£X9*(].
In dieser Weise liest man die Stelle in Alexandre's Ausgabe, indem statt der
handschriftlichen Ueberlieferung dvx' dyaSoü — dvrl 7.axoü geschrieben worden ist.
Alexandre hielt sich bei seiner Textesänderung fälschlich an den Vers VIII 280, der
hier jedoch gar nicht analog ist. Im Gegentheil, jenes dvt dyaÖoö muss stehen bleiben,
da es seine Stütze an einem hesiodischen Verse findet, der offenbar dem Sibyllisten
vorschwebte, Theog. 585 TcOSs itaXöv %a%öv dvt dyaöoto. Im folgenden Verse bieten
die Handschriften -rtpovoiJLSuaa? ypuaöv d-TTsyÖ'^; Alexandre's Schreibung dicsXQir] scheint
mir sehr willkürlich; ich vermuthe, dass einfach xpovo|i,£6aac in TTpovojAcüast zu ver-
ändern ist mit Beibehaltung von liTzeyßi].
XIV 334 xauytTj 5' saxat, vao<; 8' oüx laasxac aözoiQ.
Den Ausdruck 7,auycYj hat Alexandre nach Mai recipirt, der ihn aus der Hand-
schrift Mf wo er. sich thatsächlich findet, entnahm. Friedlieb schrieb richtig nach H
va'j(i,axiTj, was von Alexandre als unwahrscheinlich erklärt ward: nun aber bieten auch
die vaticanischen Codices Q V yao\i.ayiri, so dass die Variante von M als offenbare Ver-
derbnis sich herausstellt; im zweiten Verstheile ist oö% saastat, autol? aus dem hand-
schriftlichen aatolatv o6x latat durch Alexandre aus XIII 38 vwt] 8' oü% eoGZzai aözrAz
verbessert worden; ob auch vtxTj für vtxoc zu lesen ist, mag dahingestellt bleiben.
XIV 336 xai xoXs(jLotc av.üXzo\xa jEVi^aEtat oux im Sirjpöv.
Der von 12 überlieferte Dativ -jcoXsjJiotc muss durch den Genetiv iroXifJiou (oder iroXe-
jiCüV ersetzt werden, was die Satzconstruction gebieterisch verlangt, vgl. VII 58, XI 185.
Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. IV. Abb. 17
J3Q IV. Abhandlung: Alois Kzach.
XrV 340 sqq. 'louSaio'J? öXeaouai \i.e'/öTzvo\i\s.ooc. dvGpwTiouc
Ttoiixsvsc d[i«p6r£pot icspt. TzavpvjOQ rfis xoxr/(ov •
Im Verse 340 ist hinter 'lorjhaiooc, ein S' einzuschieben. Mit xoi[jl£Vc<; a\i.^6zzpoi }ässt
sich nichts anfangen: ich bin der Ansicht, dass hier ursprünglich geschrieben war: äji'fö-
rspov, irpo|JLdxouc icspi icaiptSoi; tjSs ttoxk^cov. Ich erinnere an ähnliche epische Wendungen,
wie bei llom. ri79 dticpörcpov, ßaotXsüc t äyaOöc xparspö? t atyiiT^TT^c, ii^ 418 d|xcp6r3pov,
vsx'jdc T dY£(X£V, E-cspoi 0£ ixcö' uX'rjv, I 505 djicpö-cspov, ^iközrfi xii aioc-i u. s. Wegen
Titoi TzazrMoa Yj5= toxY/ov vergleiche man das Muster llom. t 34 yj<; Tcaxpt^oc oöSs toxr/ov.
XIV 347 8-^ xÖTc i:ö)V 'Apdßcov [AsrcXsuasrat aL(ji.a ßpörstov.
In dieser Art lautet die Ueberlieferung der Handschriften ausser Q, worin xal ^r^
töte t<bv xtX. zu lesen 'ist. Allein tÄv ist hier ganz ungehörig: der Emendation ist die
Leseart von Q zu Grunde zu legen, wonach ich zu schreiben vorschlage xal töts 875;
der Versanfang xal töte ist ja bei den Sibyllisten ein überaus geläufiger. Weiters ist
TVpaßac zu verbessern, vgl. VIII 157 %aL töts Br^pa [xs-j-av (XctcXc'jactat al[i.rx xsXawov.
XIV 350 dvspcC olxY^aouat icöXcv f^v Tuo/./vd iraöoöaav.
Im Versanfange ist eine anreihende Gonjunction durchaus von Nöthen, weshalb
dvöpec 0' herzustellen ist; statt ti^v Tzohka itaöoöaav wird man [xdXa icoXXd TcaÖoöoav
schreiben müssen.
XIV 353 dXXd |xtYj «piXötYjc xal stc tpöito? surppovt ^jjiq).
Der Sinn verlangt hier vielmehr c'J'fpovi 6'j[X(p, einen Ausdruck, der schon zum
älteren epischen Sprach gute gehört, vgl. Hom. Hymn. XXX 14 an derselben Versstelle.
In den Sibyllinen lesen wir ihn VIII 497 und anderwärts, III 687, 722 wenigstens den
(Gegensatz d^povt. 6a|JL(p. Für [a^yj schlug Nauck [xövov vor.
XIV 356 xaX töts 8' iyYUC vj^v to Ospoc |xspÖ7to)V dvöpcoTccov.
Für das unmetrische "^sv der Codices liat Alexandre syjv in den Text gesetzt,
obgleich der Zusammenhang dies Imperfectum als unstatthaft erscheinen lässt. Wie die
genuine Leseart gelautet, lehrt die Parallelstelle II 164 lyu to Ospoc [xspöi^cov dvÖpwTucov.
Dies l(f'J ergibt hier recipirt den verlangten Sinn, indem es einem satt gleichkommt.
XIV 358 sq. O'j Ki^zi töts zic, [XejiVYjfxsvoc dÄXo? öSitYjC,
OK pd -rtot dixTcaoact [icpöircov ysvoc &XX'j|X£V(ov -itcp.
Den Ausdruck dXXoc hat bereits Alexandre aus dem verderbten handschriftlichen
dXöc hergestellt. Aber das vorangehende |X£|XVYj(X£Voc hat gar keinen Bezug auf den
Context. Es ist seltsam, dass noch keiner der Herausgeber wahrgenommen hat, woher
die ganze Wendung stammt: die Erkenntnis liievon hätte auch die Emendation ermöglicht.
Man wird keinen Augenblick zögern nach Hom. X 127 au[xßXYj|XcVoc äWriQ o^itYjC in den
Sibyllentext zu setzen. Die Aenderung auch auf das Wörtchen tlc zu erstrecken und
dies nach dem homerischen Ausdrucke in tot zu verwandeln, ist nicht erforderlich.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln. 131
XIV 360 sq. xai z6vz §' otYVÖv sövoc TdariQ yTjc ax-^iTTpa xpati^ast
Statt roxEüaiv muss rsxsaaiv geschrieben werden, das der Sinn dringend verlangt, da
hier nur von der Nachkommenschaft des dyvöv sövoc die Rede sein kann. Alexandre
hatte in den Noten zur ersten Ausgabe an xsxvotaiv gedacht, diese Vermuthung dann aber
wieder vollständig fallen gelassen. In Vers 360 ist Tzdariz aus dTrdoTjC von dem ge-
nannten Herausgeber corrigirt worden nach VIII 169, vgl. auch III 49.
17=»
INDEX CRITICÜS *)
Prooem. 44 Alex 2
n 49 „ 2
I 50 sqq 3
I 57 3
I 66 4
T 70 sqq 4
I 87 sqq 4
I 94sq 5
I 98 sqq 5
I 120 sqq 5
I 189 sq 6
1193 6
I 201 sq 6
I 220 sqq 6
I 225 sqq 7
I 230 7
I 244 sq 7
I 247 8
I 261 sq 8
I 293 sq 8
I 309 sq 9
I 324 sq 10
I 344 113
I 353 sq 10
n 22 sq 10
n 34 15
n 39 15
II 52 sq. . - 15
n 71 sq 15
n 74 sqq 16
U 105 16
n 109 sq 16
n 121 17
U 161 18
n 182 sq 18
II 184 sqq 19
U 204 sqq 19
n 206 19
n 213 19
U 229 19
n 230 sqq 20
11234 sqq 20
n 239 96
pag.
II 240 sq 20
n 249 20
n 253 21
II 284 sqq 21
n288 21
n316 21
n 317 21
n 319 22
II 320 sq 22
n 322 22
II 343 sq 22
n 345 sq 23
II 348 • 23
III 36 sq 24
in 84 sqq 24
III 106 sqq 24
in 118 sq 25
m 123 25
III 129 sqq 25
nil35 26
m 162 sq 26
III 165 sq 26
III 167 sqq 26
m 175 sq 27
m 224 27
m 226 27
m 234 sqq 28
ni 261 sq 28
III 295 29
lU 299 29
III 301 29
ni 304 14
III 333 29
III 334 sqq 30
in 359 sqq 13
III 371 sq 30
III 382 30
in 385 sq 31
ni 396 sq 31
III 398 sqq 31
m 421 32
III 439 sqq 32
III 450 14
pag-
UI 451 sq 32
in 453 sq 33
III 454 sqq 33
in 457 34
in 501 34
ni 512 sq 35
m 516 sq 36
ni 528 sq 36
in 529 sq , 36
III 549 sq 37
in 564 sqq 37
in 570 sqq 38
m 612 38
m 677 38
in 680 sq 38
in 699 sq 39
ni 704 39
ni 761 sqq 39
ni 765 40
III 779 14
ni 787 sq 40
ni 790 sqq 40
ni 803 40
m 806 41
ni 808 sqq 41
IV 1 42
IV ]3 42
IV 19 11
IV 44 43
IV 108 43
IV 114 44
IV 166 sq 44
IV 168 sq 44
IV 172 sq 45
IV 183 sqq 45
V 1 sqq 48
V 37 103
V 51 50
V 55 sqq 51
V 60 52
V 68 sqq 52
V 85 52
V 92 b sqq 53
*) Zählung uach Alexandre.
Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln.
133
V 98 54
V 100 sqq 54
V 104 55
V 105 sqq 55
V 133 sq 56
V 143 56
V 158 57
V 159 sq 57
V 177 57
V 179 sq 57
V 186 sq 58
V 193 sqq. . . . •. 58
V 198 59
V 205 59
V 221 sqq 59
V 246 sqq 59
V 250 sq 14
V 272 60
V311 sqq 60
V 316 60
V 337 14
V .352 sqq 61
V 356 sqq 61
V 394 sq 62
V 396 62
V 405 sq 62
V 421 sq 63
V426 63
V 428 63
V431 14
V437 63
V448 63
V467 13
V486sq 63
V491 64
V 502 64
V 508 64
V 525 65
VI 5 65
VI 11 65
VI 13 .sqq 65
VI 24sq 66
VI 26 67
Vn 7 67
VII 12 sq 67
VIT 32 67
VII 34 sq 67
VII 48 sqq 68
vn 51 sq 68
vn 58 sq 69
VII 76 69
pag-
VII 79 sq 69
VII 119 70
VII 126 11
vn 145 70
vn 157 sqq 70
vn 161 70
VIII 1 sqq 71
Vm 6 sqq 71
Vin 12 72
VIII 14 72
Vni 25 73
VIII 44 73
VIII 52 73
VIII 54 sq 73
VIII 58 74
VIII 78 74
VIII 95 74
Vin 129 74
Vni 131 75
VIII 135 sq 75
Vni 1.39 75
Vin 143 75
Vni 151 sq 75
Vni 161 76
Vni 163 sq 76
VIII 171 sq 76
Vni 194 sq 77
VIII 196 sq 77
VIII 203 78
Vin 213 78
VIII 225 sq 78
VIII 249 sq 79
VIII 302 79
Vni 313 sqq 79
Vin318 80
VIII 324 sqq 80
VIII 333 81
VIII 335 sq 81
VIII 337 19
Vin 344 81
Vni 350 sqq 81
VIII 358 82
Vin 366 82
Vin 369 sq 82
VIII 378 83
Vin 388 sq 83
Vni403 '. . 83
VIII 408 83
Vin 425 83
VIII 426 84
Vni430 84
pag-
vm 436 sq 84
Vin 438 sqq 85
Vin 450 85
Vin452sq 85
VIII 454 sq 86
Vin465sq 86
Vin 478 86
VIII 478 sq 87
XI 13 sqq 87
XI 25 sqq 87
XI .35 sq 88
XI 51 sq 88
XI 53 sqq 89
XI 61 sq 89
XI 67 89
XI 73 sqq 89
XI 95 sq 90
XI 109 sqq 90
XI 1 14 sqq 90
XI 123 sq 90
XI 134 90
XI 140 91
XI 146 sq 91
XI 153 91
XI 155 91
XI 156 sq 91
XI 159 sqq 92
XI 167 sq 92
XI 171 92
XI 186 sqq 92
XI 191 sq 93
XI 194 93
XI 198 93
XI 202 31
XI 202 sq 94
XI 204 sqq 94
XI 213 94
XI 217 sq 94
XI 219 sq 95
XI 221 95
XI 225 sq 95
XI 229 95
XI 232 sqq 96
XI 258 sqq 96
XI 266 sqq 97
XI 270 sq 97
XI292sq 97
XI 296 97
XI 297 98
XI 303 98
XI 304 98
134
IV. Abhandlung: Alois Rzach. Kritische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln.
XI
XII
xn
XII
XII
XII
XII
xn
xn
XU
xn
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XII
xn
XU
XII
XU
XII
XU
XU
XU
XU
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XII
XU
XU
XU
XII
.30()
16
21
23
30
32
42
51
60
78
87
95
97
101
102
103
105
107
115
119
121
130
133
135
138
147
152
153
156
162
168
175
179
183
190
209
214
215
218
221
258
267
275
sq.
98
98
99
99
sq.
sq.
sqq.
sq.
sq. .
sqq.
sqq.
sq. .
sq. .
sq. .
sqq.
sq.
sq.
sq.
sq.
sqq.
sqq.
sqq.
sq.
sq.
sqq.
sq.
99
99
99
100
100
UM)
102
103
103
103
104
104
104
104
104
105
105
105
105
105
106
10(5
107
107
107
107
107
96
108
108
108
108
87
108
108
109
105
109
109
XU 289 sq 109
XU294sq 110
XU 298 sq 110
XIU 1 sqq 110
XIII 13 sq 111
XUI 21 sqq 111
XIU 39 sqq 111
XIU 55 sq 111
XIU 75 sq 112
XIII 77 sq 112
XIU 81 sq 112
XUI 87 sq 112
XUI 93 113
XUI 94 113
XIII 95 sqq 113
XIU 103 114
XIII 119 115
XIU 130 115
XIU 131 sqq 115
XIU 134 sq 116
XIU 137 sq 116
XUI 153 • 116
XIII 156 sq 116
XIII 162 116
XUI 164 sq 117
XUI 166 sqq 117
XIII 172 sq 117
XIV 7 sqq 118
XIV 14 sqq 118
XIV 22 sq 119
XIV 24 sqq 119
XIV 31 119
XIV 32 sq 119
XIV 39 sq 120
XIV 50 sq 120
XIV 52 sq 120
XIV 61 sq 120
XIV 74 sq 120
XIV 76 sq 121
XIV 80 121
XIV 82 121
XIV 87 122
XIV 97 122
XIV 98 88
XIV 99 sqq 122
XIV 111 sqq 122
XIV 114 122
XIV 127 120
XIV 129 123
XIV 131 123
XIV 137 sq . 123
XIV 139 sq 123
XIV 142 sqq 123
XIV 150 sq 124
XIV 154 sqq 124
XIV 158 sqq 124
XIV 161 sq 124
XIV 164 125
XIV 167 125
XIV 175 sq 125
XIV 179 87
XIV 180 sq 125
XIV 197 125
XIV 215 125
XIV 224 126
XIV 230 sqq 126
XIV 242 sq 127
XIV 249 127
XIV 264 sq 77
XIV 284 sqq 127
XIV 297 sqq 128
XIV 301 128
XIV 303 77
XIV 304 128
XIV 308 sqq 129
XIV 315 sq 129
XIV 334 129
XIV 336 .129
XIV 340 sqq 130
XIV 347 130
XIV 350 130
XIV 353 130
XIV 356 130
XIV 358 sq 130
XIV 360 sq 131
V.
BEITRÄGE
ZUR
GESCHICHTE DES ALEXANDERROMANS
PROF. D« TH. NOLDEKE,
CORKESPONDIRENDEM MITGIIEIIE DER KAISERLICHEN AKAliEMIE HER WISSENSCHAFTEN.
VORGELEGT IN DER SITZUNG AM 16. APRIL 1890
JUiese Arbeit ist veranlasst durch das Erscheinen des syrischen Textes des Pseudo-
calhsthenes/ Ich las ihn wiederholt, verglich ihn mit dem griechischen Text und Avurde
so inmier weiter geführt zu Untersuchungen ilber die früheren wie die späteren Entwick-
lungen dieser Geschichte. Aber es lag mir fern, nach Vollständigkeit zu streben. Von
den jüngeren occidentalischen Zweigen dieser Litteratur habe ich nur zu meiner eigenen
Belehrung einzelnes ein wenig ins Auge gefasst. Darüber haben ja wohl auch competente
Grelehrte genügend gehandelt. " Dagegen lies» sich jetzt, nachdem die Avichtigsten ara-
bischen Quellen gedruckt vorliegen, ül^er die Verbreitung der Alexandergeschichten im
Morgenlande manches geben, wovon SpiegeP noch nicht wissen konnte. Ich habe mich
bemüht, den Nichtorientalisten einen Einblick in die orientalischen Grestalten des Romans
zu verschaffen, und zu dem Ende auch ein paar nur im Originaltext herausgegebene ara-
bische Stücke ins Deutsche übersetzt. Einige bloss für Fachleute bestimmte Angaben und
Erörterungen mögen jene gefälligst überspringen.
Da ich leider des Armenischen unkundig bin, war ich hinsichtlich des armenischen
Pseudocallisthenes zunächst auf die Mittheilungen bei Zacher* imd bei RömhehP beschränkt;
doch hat mir mein Freund Hübschmann noch über ziemlich viele Stellen Auskunft gegeben.
Bei der isolierten Stellung der armenischen Litteratur ist dies Alexanderbuch allerdings
' Tlie liistory of Alexander the great, beiiig the syriac- vorsion of Pseudo-Callisthenes. Edited t'rom tive maiiuscripts, witli
an englisli translation and notes, by Ernest A. Wallis Budge. Cambridge 1889'. Das IJucIi enthält ausser dem, was der
Titel angiebt und einer umfangreichen Einleitung noch eine weitere syrische Erzählung mit Uebersetzung und die Ueber-
setzung zweier anderer syrischen Schriften.
'^ Vor allem verweise ich auf den zweiten Band von Paul Meyer's bekanntem Werk; Alexandre le Grand dans la litt^rature
fran(;aise du Moyen Age. Paris 1886.
^ Die Alexandeisage bei den Orientalen. Leipzig 1851.
' Pseudocallisthenes. Hallo 18fi7.
' Beiträge zur Geschichte und Kritik der Alexandersage. Th. 1.; Programm des Gymnasiums in Hersfeid 1873. Es ist sehr
zu bedauern, dass diese gründliche Arbeit nicht fortgesetzt worden ist.
IienkschriftPn der phil.-liist. Cl. XXXVIII. Bd. V. AWi ^ 1
2 V. Abhandlung : Th. Nöldeke.
filr die orientalischen Foniieu des Romans von keiner besonderen Bedeutung; höchst wichtig-
Lst es jedt)ch für den griechischen Text, da der Armenier seine Vorhige sehi- genau über-
setzt hat.'
Ich habe noch einige ältere und jüngere Ausläufer dieser Litteratur behandelt. Die
von Budge herausgegebene syrische Legende ist durch ihre Nachwirkung in mancher
Hinsicht noch bedeutsamer als der Roman, mit dem sie im Orient vielfach zusammen-
geflossen ist.
Aus dem, was ich hier andeute, ergiebt sich schon, dass meine Arbeit etwas frag-
mentarisch und unsystematisch ist. Hotfentlich ist sie trotzdem einigermassen brauchbar.
Abkürzungen.
A, ß, C bezeichnen in bekannter Weise resp. die drei griechischen Handschriften Müller's; a. ß, y resp. die drei
Textgestaltcn, welche sie repräsentieren.
L: die Leydoner Handschrift, nach Zacher's Copie herausgegeben von Meusel (Jahrb. für class. Philologie,
Supplementband .'j, 701 ff.; auch separat erschienen Leipzig 1864).
St/r.: die syrische Ucbersetzung (resp. ,der syrische Text').
Arm.: die armenische Ucbersetzung (resp. ,der armenische Text').
Val.: Julius Valcrius.
Uo: die Vita Alexandri Magni des Arehipresbyter Leo, ,Historia de prcliis' nach der vorzüglichen Ausgabe
des ältesten Textes von Leo Landgraff, Erlangen 188.5.
Venez.: die venezianische Bearbeitung in politischen Versen, nach den Angaben von Steph. Kapp (Mittheilungen
ans zwei griechischen Handschriften als Beitrag zur Geschichte der Alexandorsage im Mittelalter, Wien,
1872; Programm des Gymnasiums im IX. Gemeindebezirk).
Zur Charakterisierung des griechischen Romans.
lieber die Entstehung des Pseudocallistlieues'' wird man wohl schwerlich viel mehr
ermitteln, als das, was Carl Müller in der Einleitung zu seiner Ausgabe und Erwin Rohde
(Der griechische Roman, S. 184 ff.) dargelegt haben. Denn wenn es schon ziemlich un-
wahrsclieinlich ist, dass zu dem einzigen bekannten Codex (A) der ältesten Textgestalt (a)
noch ein anderer und gar besserer aufgefunden werde,' so ist es so gut wie ausgeschlossen,
da«8 wir je in den Besitz einer Handschrift eines einstmals selbständigen Theiles des
Romans — z. B. eines Briefes über die indischen Abenteuer^ — oder aber einer Schrift
Schon die genaue Wiedergabe der Eigennamen sticht erfreulicli von der Verunstaltung im syrisclien Text ab.
Ich behalte den beciuemen Namen hei, obgleich bekanntlicli nur vereinzelte und späte Zeugnisse das Buch dem Callistlienes
zuschreiben: keine« derselben bezieht siuli auf die ursprüngliclie Gestalt a.
iJagegen ist e» reclit wohl denkbar, dass sicli einzelne Stücke der Recension a uocli in einer der ziemlich zahlreichen
Handschriften finden, welche im Ganzen ß oder y darstellen. So giebt ja L den Anfang nach a, während das Uebrige zu ß
gehört; Venez. folgt bis etwa 2, '22 ot, von da an ß; Arm. umgekelirt t)i» ungefähr 1, lU ß, von da an a. Abschreiber und
Debersetzer ergänzton eben eine lin vollständige Vorlage durch eine andere Handschrift, ohne erst viel zu untersuchen, ob
beide derselben .Recension' angehörten. Defecte kommen bei Handschriften bekanntlich am meisten ganz im Anfang und
am Schltiss vor; da hätten wir also auch in unserem Falle am ersten Ergänzungen zu erwarten. Es wäre erfreulich, wenn
«ich §o z. B. noch ein zweiter griechischer Text von Alexander's Testament 3, 33 fände. — Die vollständige Herausgabe von
Venez., wenigsten« so weit sie x angehiirt, ist sehr zu wünsclien, da sie sich nacli den Proben ziemlich eng an ihre Vor-
lage hält.
l'eber diese Wundermärihenlitteratur s. Rohde a. a. (). Natürlich Hesse sich noch manches hinzufügen. Da.ss man dem
Alexander schon ziemlich früh fabelhafte Berichte über ferne Länder untergeschoben hat, zeigt unter anderem Plin. 6, 51
(wonach er dem caüpischen Meere süsses Wasser zugeschrieben haben soll). Uebrigens ist nicht zu verkennen, dass auch
Beiträge zur Geschichte des Alexandereomans. 3
gelangen, welche dem Verfasser oder Kedactor des Ganzen als eigentliche Quelle gedient
hat. Allerdings spielt nämlich eine gewisse, wenn auch sehr trübselige, Grelehrsamkeit
beim Pseudocallisthenes eine grössere Rolle, als man anzunehmen pflegt. Man braucht nur
Plutarch's Alexander zu lesen, der von Geschichten fast mein- enthält als von Geschichte,
um eine ganze Anzahl von Berührungen mit jenem zu finden. Plutarch hat diese Anec-
doten aber nicht etwa der Sage entnommen, sondern bekannten Geschichtsschreibern,
zum grössten Theil eben den ältesten Biographen Alexanders wie Clitarch und Onesicritus.
Und so begegnen wir den characteristischen Zügen des Pseudocallisthenes selbst bei Arrian,
freilich fast nur wo er Xcyöixsva mittheilt, nicht wo er seine beiden Hauptquellen wieder-
giebt. Viele dieser Erzählungen mögen durch die Schulen und öffentlichen Redner zimi
Gemeingut auch der Halbgebildeten geworden, aber einige können doch kaum anders als
durch directe Benutzung von Büchern in den Roman gelangt sein. Das gilt natürlich erst
recht von allerlei Avenig bekannten Namen und Aussprüchen, von den Verzeichnissen am
Schluss, von den Gedichten u. s. w. Ich gebe im Folgenden eine Reihe von Zügen, in
denen der Roman mit der gelehi-ten Litteratur mein- oder weniger übereinstimmt. Dabei
lasse ich natürlich die Hauptbegebenheiten weg, wie dass Alexander den Darius und Porus
besiegt und dass er Theben zerstört hat, gehe auch keineswegs auf Vollständigkeit aus
imd beanspruche noch weniger, irgend etwas zu bieten, was nicht jeder Kenner der
Quellen leicht auch gefunden hätte ; manche meiner VerAveisungen stehen ja auch schon
bei C. Midier oder bei Zacher. Ich denke aber, dass die Zusammenstellung als solche
doch nicht nutzlos sein dürfte.
Die Versieghmg des Leibes der Olympias mit dem Löwenbilde 1, 8 steht so Plut' 2;
Steph. Byz. s. v. " AXsudvSfcia (daraus Eustath. zu Dionys. v. 254). Aus Stephanus' Angabe,
dass Alexandria desshalb AsoViöiroXic heisse, ergiebt sich der Alexandrinische Ursprung
dieses Zuges. Man beachte die wöi-tliche Uebereinstimmung der Deutung bei Plutarch und
im Roman; dort oü5sv "(ap äTcoatppaYtC=<3^cti tcbv Xcvwv, hier oüösic yäp xsvöv ä.'Cfsioy acppa-
ycCci. Die Geschichte kann schon zu Alexandei-'s Lebzeiten zurecht gemacht sein; dass
die Deutung seinem Hofcaplan Aristander von Telmissus beigelegt wird, spricht eher dafür
als dagegen.
Die Erscheinung (beachte das (ö'^i^Tj) des Drachens, der bei Olympias schläft, imd zwar
als Verkörpei'ung des Amnion 1, 10 haben wir Plut. 2; Justin 12, 16, 2. 11, 11, 3; vergl.
Lucian, Alex, pseudom. 7 ; Dio Chrys. de regno 3 (R 149).^ Dieser Zug ist sicher schon
auf Alexanders Geheiss verbreitet Avorden. Dass sich Philipp der Olympias Avirklich ent-
fremdet habe, weil er ttvdc [i.rx'^ziaQ STc" aöxq) v.rjl (pdpjxaxa tt^c ^(ovaur/Q fürchtete (Plut.),
oder Aveil er sie wegen des Umgangs mit der Amnum-Schlange vehit stupri compertam hielt
Justin 11, 11, (j, dürfen Avir natürlich nicht annehmen. Auch haben wir in einem solchen
angeblichen Argwohn Philipp's nicht etAva den Anlass zu der Erzählung zu sehen, dass
Nectanebos sie durch seine Gaukeleien bethört habe.
Von den Lehrern Alexander's 1, 13 finden Avir ausser dem selbstveratändlichen Aristo-
teles wenigstens den Pädagogen Leonides bei Plut. 5. 22 wieder; vergl. Plut. 25 = Apophth.
in diese abenteuerlichen Erzählungen zuweilen wirkliche Kunde hineinspielt; vergl. x. B. die auf Rohr gebaute Stadt,
3, 17 e (nach Zaeher's Eintheilung; Müller S. 121 6). Ganz so ist es mit dem schon um 900 geschriebeneu Buche von
Sindbädh dem Meerfahrer; s. de Goeje, De reizen van Sindebaad (aus ,de Gids' 1889),
' I'lvl. schlechthin liedeutet hier Plutarch's Alexander.
2 Die rationalistische Erklärung bei Plutarch ist des Zaubergpuks im Roman würdig!
1*
4 V. Abhandlung: Th. Nöldekb.
regia Alex. 4 und Pliu. 12, 62. Dazu konuut die Amme, denn das« AavipiVT; ' dieselbe ist
>\-ie die historische AavtXYj Arrian 4, 9, 3; Athen. 129 a; Aelian, Var. liist. 12, 26; Curtius
8, 1, 21 (wo Hellanice), ergiebt sich aus dem Zusatz Vj MsXavrx; (Arm. A), oder MsXavxoc
(BLC) dSsX'ff, : Lanike war ja die Schwester des KXst'COi: 6 [AsXac Arrian 1. c. ; Plut. 16;
Diod. 17,20.- In einem solchen Falle wird docli niemand von Sage sprechen!
Es ist schwerlich Zufall, dass sowohl Plut. 6 wie im Rcunan 1, 13 unmittelbar hier-
nach der Bucephalus (oder Bucephalas) auftritt. Vergl. die Worte ivX'fi^ 8s BouxscpaXoc
kTZBi^y] SV zip jATjpcp siysv SYxa'j[ia ßoöc xs<pdX7jv 1, 15 mit a7j[ist:ov 5s oi -^v ßoöc xstpaXi^
SYxsxapaY|i.sV7j, k'f ozoo xai zb ovofA« X^y^^^'-'^ '^'^ sfpspsv Arrian 5, 19, 5 (vmd ab insigni
taurini capitis armo impressi Plin. 8, 154).^
Die Theilnahme Alexanders an den Spielen in Olynxpia 1, 18 f. beruht vielleicht auf
einem MissverstHndniss der Anecdote bei Plutarch, Alexandri apophth. 2; de Alex, fortuna
1, 9; er wollte danach in Olympia Wettrennen, wenn er Könige als Antagonisten hätte.
Im Roman ist sein Hauptgegner Nicolaus, König der Acarnanen, und vier andere Mit-
bewerber sind Königs söhne.
Das Auftreten Alexander's für seine Mutter gegen Cleopatra, die Schwester (in Wirk-
lichkeit Nichte) des Attalus und was sicli daran schliesst bis zur Versöhnung 1, 20 — 22
entspricht in den Hauptsachen der Erzählung Plut. 9; vergl. Justin. 9, 7, 3. Man beachte
die (schon von Müller hervorgehobene) wörtliche Uebereinstimuumg von 6 tr^v 'Aacav (I)iX:ir-
■rcoc OTcs'jSfov Xaßstv xai rr;v EöptoicYjv sx ßäi^pcöv . . . *, oöv. y^^uvt^ö-yj ßfjjjia dXXd^aai>a!. 1, 21
mit o'jto? jjtsvtot (siTcsv) dvSpsc, si? "Aacav s^ E'jpcöiTYjc TtapaaxsudCstai otaßatvs'.v, hc, siui
yC/dyriz a%b xXtVYjs 5taßatV(ov dvaTstpaTr-at Plut. 1. c. Uebrlgens kann die Geschichte wahr
sein: auf alle Fälle ist sie schon bei Alexander's Lebzeiten zu seinen Gunsten und zum
Nachtheil seines Vaters erzählt (von Theopomp ?).
Die Ausfragimg der persischen Gesandten durch den jungen Alexander Plut. 5 kann
den Anlass zu der Erzählung 1, 23 gegeben haben. Es ist jedenfalls merkwürdig, dass
Alexander hier die Perser schon bescheidet, als Philipp n(ich lebt.
Dass der Zug Alexander's nach Italien 1, 29 auf Verwechslung mit seinem epiro tischen
Oheim Alexander beruht, hat MüUer's Scharfsinn erkannt. Audi darin hat er gewiss Recht,
dass die (sicher historische) Gesandtschaft der Römer an Alexander, welche Clitarch erwähnte
Plin. 3, 57, in der Huldigung wiedergespiegelt wird, die im Roman die Römer dem König
leisten.
Die Gründung Alexandria's wird bei Diod. 17, 52 — Curtius 4, 8 = Just. 11, 11, 3
nach dem Zuge zur Ammonsoase erzählt;^ so im Roman, der auf diese Weise auch die
ägyptische Gottheit bei der für ihn allerwichtigsten Sache besser in Thätigkeit setzen kann.
Da er Alexander von Westen nach Aegypten kommen lässt, so ist diese Anordnung für
ihn auch sonst beejuemer. — Das Vorzei(!hen bei der Gründung 1, 32 (vorne) ebenso
' So Arm. Alacrinü Val. In A arg- entstellt. Acxävrj BL. Im Syr. fehlt sie.
' Beilänfig eine historische Bemerkung: Der .Sohn der Lanice war ein berühmter noXuTOxrj? Athen. I.e. 425a; Aelian I.e.
Ihr grosser Plieglinfr Alexander bereitete sich durch Trunksucht ein frühes Grab. Ihr Bruder Clitus reixte in der Trunken-
heit den trunkenen Alexander so, dass er ihn ermordete. Auclx Philipp war ein starker Trinker. Sollte nicht die nordische
Trunksucht der Macedonier mit zu den Gründen gehört haben, weshalb die in dieser Hinsicht im Allgemeinen sehr massigen
Griechen jene nicht als Stammgenossen anerkennen mochten?
' Die richtige Erklärung des Namens ist wohl die bei Strabo 698: am toS TcXotxous toü [nxiänou.
* Zu ergänzen ävaxpi'io?, ävcXöJv oder dgl.
' Das« die Gründung in Wirklichkeit vor den Zug fällt, ergiebt sich aus Arrian, dessen Haupterzählung hier deutlicli die
chronologische Folge seiner Quelle einhält.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 5
Strabo 792 ([AV7)[xov£6ouat); Arrian 3, 2, 1 f. (XsYSxat); Plut. 26; Curtius 4, 8, 6; Ötepli. Byz.
8. V. 'AXs^dvSpcta (der lason als Quelle nennt); Valer. Max. 4'', 1; Ammian 22, 16, 7. Vergl.
(die [xavTct? sagten, er möge guten Miitlies sein) TUoX'japxsardr/jv yäp ol%tC£Oi)-at. -^löXtv ütt"
aü-oO xai Travto^aTCtbv dv9-p(oTrcov saojJLSVr^v tpö'fov Plut. 26 und (die avjjJiiCOÄUTac sagten) ort
■»2 TzöXic, f^v sxsXc'Joac %-tc3\)'/;vat, ßaat>.sö, o)v-^v r/jv oi%r/U[jL£vr^v ^>p£'|ict %ai Ttavxayoü saovrat
oc £V a'j-r^ '(^■ivri%-i^zzQ dvä-pcoiroi. An der Geschichte mag etwas wahr sein. Der Name
des Arcliitecten Dinocrates 1, 31 (vergl. die Citate Müller's') kann sich übrigens sehr
wohl durch lebendige Tradition oder durch jedei-mann zugängliche Inschriften in Ale-
xantlria erhalten haben ; das gilt vielleicht auch von den anderen Architecten, die der
Roman nennt-.
Die Traimierscheinung des Satyrs bei der Belagerung von Tyrus 1, 35 ist ähnlicli der
bei Plut. 24. In dem Satra^jen Siüivfl-Yjp 1, 39. 2, 10 dürfen wir wohl den "E.TZiQ-piod'Z'qc,
Arrian 1, 15 etc. erkennen; für dessen Genossen 'PotadxTj? ('PwadxYjc) ist T^doTCT^c sub-
stituiert, wie NaßapCdvr^C, der Genosse des BfpaCiQ, den bekannteren Namen ApioßapCdvTjc er-
hält 2, 20 f. In dem Eunuchen Bazanus 2, 19 bei Val. hat Zacher den Btcjifdvr;!; 6 'Qj^rtO
zaic Ari'ian 3, 19, 4 f. erkannt. Dies wird noch sicherer diu'ch die Namensform Gistanes
bei Arm. Der Satrap von Susa 'AßouXtx'/j? Arrian 3, 16, 9 erscheint 2, 14 (am Ende) als
A^jrj'Airr^c ö iizi ^loöoriz; so ist nämlich nach Arm. die Lesart Aoüptr/jc 6 iif,T:t.aG'JG'fiz A zu
verbessern; nach 2, 22 ist dieser A^ouXifrjC ein Oheim des Darius.
Die Erwähnung von Arabien beim Kriege gegen Darius 1, ,41 beruht wohl auf dem
Streifzug gegen gewisse Araber im Antilibanus während der Belagerung von Tyrus Arrian
2, 20, 4; Plut. 24; Curtius 4, 2, 24. 3, 1 (Polyän 4, 3, 4). Hier erscheint auch der Mace-
donier Amyntas, der vor Alexander zu Darius geflohen war Plut. 20 u. s. w.
Dass die Statue des Orpheus in dem Musensitze Pieria^ schwitzt 1, 42 Val. Ami. (in
A fehlt hier ein Blatt; Syr. hat den Zug nicht), steht Arrian 1, 11, 2; Plut. 14. Die Deutung
ist im Roman aber verdreht. An die Stelle des Aristander, der die Auslegung wirklich
gegeben haben wird,' tritt der mythische Seher Melampus.
Von Alexander werden die Heroen glücklich gepriesen oi ivru^^övicC roco'JTOU ■/.T^pyy.oc
toO '()[jLT;po'j 1, 42; vergl. Arrian 1, 12, 1, dass Achill 'OjATypoo XT^puicoc £1? r/jv ZTZziza
jJLVY^iXTjV £-'JX= ('^? "^ ^^T^?)? Plut. 12; Cicero pro Archia 24; Vopiscus, Probus 1, 2 u. s. w.'*
Da gewiss jeder Schulmeister diese Anecdote kannte, so ist auf ihre Aufnahme in den
Roman natürlich kein Gewicht zu legen. Ursprünglich war in diesem übrigens auch wohl
Ajax genannt wie bei Diod. 17, 17, da in A dessen Schild tö £xraßÖ£iov vorkommt.
Vielleicht stammt das Verzehren der Pferde 1, 44 an der Maeotis 1; 44 Val., Syr.°
aus dem Zuge durch Gedrosien Arrian 5, 25, 1 oder dem Zuge durch den Paropanisus
Aelian, Var. bist. 12, 37, wie das Schneeabenteuer im Briefe an Aristoteles 3, 17 k (Val. 124";
Syr. 184; in A verstümmelt) ebendahin gehört Arrian 3, 28, 9; Diod. 17, 82; Curt. 7, 3.
Die Füi-bitte des Flötenspielers Ismenias für das erstürmte Theben 1, 46 ist dem
Producte eines einigermassen gelehrten Dichters entnonmien, das allerdings vermuthlich
' Vitruv, Einleitung znm zweiten üande liat über diesen Mann fabelhafte Züge und verwechselt ilm mit einem andern.
" Vergl. Dio Chrys. de regno 2 im Anfang.
' Da.s Schwitzen der Statue ist gewiss eine ganz natürliche Erscheinung, die in unseni feuchteren und kälteren Ländern
weniger auffallen würde; dass sie als böses Vorzeichen galt, sehen wir aus Diod. 17, 10.
* Die zweite ,Rede' des Dio Chrys. de regno ist nur eine Ausführung dieses Themas.
■* Der .zweite Tod' P-»'.i |ZaiO ist durch einen klugen Abschreiber aus einer Entstellung von MaiwTt; zurechtgemacht.
g V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
selir geriiio-wertlng war.* Die Auusihnie Miiller's, dies sei Soterichus Oasita, der zur Zeit
Diocletian's lebte, wage ich gegeu deu Einspruch eines Kenners wie Rhode (Der griech.
Konmn 185) nicht aufrecht zu lialten. Das Thema, dass Alexander die Gebiu-tsstätte seines
Ahnen Herakles" schonen müsse, ist tibrigens schon früher rhetorisch behandelt Justin 11,
4. 5. Den Namen des Flötenspielers ^Ismenias erAvähnt gerade in der Rede an die Alexan-
driner Dio Clu"ys. (683 R), und zwar neben dem Timotheus, den er an einer anderen
Stelle (ganz im Anfang von de regno 1) in enge Beziehung zu Alexander bringt.''
Die l)erühmte Geschichte mit dem Arzte Philipp Arrian 2, 4 (ÄEycoat), Plut. 19 u. s. w.
kann natürlich auch im Roman nicht fehlen 2, 8.*
Der Rath des Parmenion,* die Vorschläge des Darius anzunehmen, 2, 17 ist ^^ Arrian 2,
25, 2; Plut. 29 u. s. w.; nur ist hier mi Roman die Pointe verloren.
Bei der Anzündung des Xerxes- Palastes hat Pseudocallisthenes auch die Reue imd
das Löschen: [JiLxpöv 8s Tzakiv [iBxavorprxQ oßsa\)^vat sxsXcUcV 2, 17 ganz wie Plut. 38
Ott 5" o'jv jji£-svÖ7)as -ayo xai xaiaaßsaai izpoQBza^BV öixoÄoystrat. (Trotz dieser letzteren
Versicherung wissen übrigens die andern: Arrian 3, 19, 11; Diod. 17, 72; Cnrtius 5, 7, 3 ff.;
Strabo 729 von diesem unhistorischen Zusatz nichts.)
Das Zusannuentreffen mit den verstünunelten Gefangenen 2, 18 :;= Diod. 17, 69; Cnr-
tius 5, 5, 5 ff.; Justin 11, 14, 11.
Die für den Roman wesentliche Abänderung der Geschichte, dass Alexander den
Darius noch lebend trifft 2, 20, findet sich schon bei , einigen' älteren Diod. 17, 73."
Der Einspruch des Heeres gegen den Marsch nach Indien 3, 1 entspricht dem Wider-
stand gegen das weitere Vordringen Arrian 5, 25 ff.; Plut. 62; Justin 12, 8, 10 ff. Im
Roman überwandet der König aber die Abneigung des Heeres.
Der Bucephalus fällt in der Schlacht gegen Porus 3, 3 nach der schlechten Ueber-
lieferung Arrian 5, 14, 4; Diod. 17, 95; vergl. Plut. 61 (so Strabo 698 ohne Einschränkung).
Dass Porus dem Alexander hauptsächlich durch seine Elephanten gefährlich gewesen,
mochte allgemein bekannt sein; dass er aber gerade fünf Ellen hoch Avar 3, 4, kann kaimi
anders als diu-ch litterarische Ueberlieferuug erklärt werden, s. Diod. 17, 88.' Die Kleinheit
Alexanders 3, 4 und sonst ist erst im Gegensatze zu der Grösse des Inderkönigs ersonnen.
Das ganz eigenartige Stück über die Gymnosopliisten 3, 4 Schluss bis 6, das aus
dem Buche herausgenommen werden kann, ohne dass die Spur einer Lücke bhebe, ist
Das gauze Stück war allem Anscheine nach in Skazouten geschrieben, die freilich nicht miistergiltig gebaut »ein mochten.
(Vielleicht ward hier und da der accentuierte kurze Vocal der vorletzten ott'oneu Silbe eines Wortes als lang gerechnet, was
ja unter gewissen Umständen auch bei Babrius vorkommt.) Bei Weitem dio meisten Verse geben sich noch jetzt als Ska-
zonten. h'ia, 19 (Ann. 61) hat Müller die Lesart des Codex ohne Noth geändert; TupöJTo; 1. 29 gehört als Schluss zum vorigen
Verse. Auch die Erzählung zwischen Israenias' Worten und des Königs Antwort ist in Versen; nur der erste Satz fügt sich,
wie er jetzt dasteht, durchaus nicht ins Metrum. — Uebrigens möchte auch ich mit Müller annehmen, dass schon in dem
Bericht über den Kampf gegen Theben das Gedicht benutzt ist; poetische Ausdrücke treten stark darin hervor; freilich
verwendet der Koman auch sonst, namentlich in den Schlaehtenberichteu, gern einzelne homerische )ind sonstige poetische
Wörter und Phrasen. Beachte aber auch die mythologischen Anspielungen in diesem Berichte.
Von diesem als Vorfahren Alexander'» ist auch Arrian 5, 26, 5 und sonst die Kede.
Dass die Theban(^r die Itesten Flötenspieler waren, derselbe im Venator (263 f. ß).
C hat sie noch einmal 2, 25; kurz ohne die eigentliche Pointe in BLC noch 1, 41.
Eigentlich war der damals schon todt, denn xoXct^si 2,8 (am Ende) ist doch gewiss mitVal. und Leo als ,lässt hinrichten' zu fassen.
Für die nöthigc Rührseligkeit sorgte bei Clitarch (Justin 11, 15; C'urtius 5 am Ende, von Freinsheim sinngemäss ergänzt)
ein maccdonischer Soldat, der mit dem sterlienden König sprach.
Nach Arrian 5, 19, 1 war er gar ,Ubcr fünf Ellen hoch', nach Plut. 60 dagegen ,vier Ellen und eine Spanne'. Val. schwächt
die fünf Ellen durch ein ferme ab. Ursprünglich sollte es wohl heissen, Porus sei noch über das gewöhnliche Kiesenmaass
hinausfe^wachsen, denn das ist fünf Ellen weniger eine Hand breit, s. Diels im Hermes 22, 425.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 7
durchaus litterarischen Ursprungs. Hier ist die auf Alexander's Geheiss geschehene Sen-
dung des Onesicritus an Dandamis und die andern Brachmanen, die jener selbst erzählte,
mit den von Alexander an die Gymnosophisten gerichteten zehn Fragen zusammengearbeitet
und mllkttrlich abgeändert; s. Strabo 714 ff. und vor allem Plut. 64 f. In ß ist dies Stück
aus der Schrift des Palladius (lebte ungefähr von 370 — 430 n. Chr.) interpoliert, welche
Müller nach Codex A als 3, 7 — 16 im Pseudocallisthenes mit abdruckt.'
In dem Briefe an Aristoteles, auf dessen Wunder und Abenteuer ich liier nicht ein-
gehe, steht auch die Prophezeiung über den gewaltsamen Tod der Mutter, der Frau und
der Schwestern^ Alexander's 3, 17 gegen Ende. Sie ist historisch begründet: über den Tod der
Olympias s. Diod. 19, 51; Justin 14, 6; Pausan. 9, 7, 2; den der Roxane Diod. 19, 105; Justin
15, 2, 5; den seiner Schwester Cleopatra Diod. 20, 37; den seiner Schwester Tliessalonice
Justin 16, 1, 1; Plut., Demetr. 36; Pausan. 9, 7, 3.
Völlige Anlehnung an die ältesten, aber unzuverlässigen Biographien zeigt sich in der
F^rzählung von Alexander's Tode 3, 31 f. Selbst Ai-rian hält es für nöthig, die Vergiftungs-
geschichte kurz zu erwähnen 7, 27, so wenig er darauf gibt. S. Plut. 77; Diod. 17, 118;
Curtius 10, 10, 14 ff.; Justin 12, 14; Plin. 30 am Sclüuss.-' Alles wesentliche ist "gleich:
Olympias hat Zwistigkeiten mit Antipater und verklagt ihn; Antipater schickt durch seinen
Sohn Cassander das Gift, welches der Mundschenk lollas dem Könige beibringt. Bloss
dass Aristoteles das Gift bereitet haben sollte,'' kann Pseudocallisthenes nicht gebrauchen,
da er nur ein zärtliches Verhältniss Alexander's zu seinem Lehrer kennt. Die Misshandlung
Cassander's Plut. 74 ist passend auf seinen Bruder, den sonst von Alexander geliebten
lollas übertragen. Der todkranke König will sich in den Euphrat stürzen 2, 32 A, Arm.,
Syr., Leo (damit es aussehe, als sei er zu den Göttern entrückt); auch diese ,unverschämte
Erfindung' stand schon in älteren Werken Arrian 7, 37, 3. Aus der besten Quelle, den
p]phemeriden, stammt dagegen die Angabe, dass die Macedonier stürmisch verlangten, den
König zu sehen, und an dem Sterbenden vorüberzogen 3, 32 Arm., Syr., Leo, BLC'* =
Arrian 7, 26, 1; Plut. 76; Justin 12, 15; Curtius 10, 5, 1 (nur der Schluss erhalten). Der
Unwille i-ichtet sich im Roman wie in der Geschichte gegen die a(0[Jiaro'^6XaÄSC-
' Palladius hat diese Vorbilder mönchischer Askese, an ileiien sich schon vorchristliche gelnidete Schrittsteller wie Uio C'hrys.,
Celaenis Schluss (72 R) begeistert hatten, nach Herzenslust ausgemalt. Erquickend sind gegenüber diesem ungesunden
Quietismus die Schlussworte Alexander's im Roman Müller 101 h. Palladius hat den Onesicritus, den er namentlich citiert
(3, 13), direct oder indirect benutzt. — Die Fragen Alexander's an die ,Weisen des Südens' und ihre Antworten im Talmud
Tamid 32« sind weder aus dem Konum genommen, noch bilden sie eine Quelle desselben. Denn obwohl der Talmud in
dem Nebenumstande mit Pseudocallisthenes übereinkommt, dass die Weisen immer zusammen gefragt worden, nicht einzeln, wie
bei Plutarch, so stimmen doch die Fragen und Antworten selbst besser zu denen Plutarch's; vergl. die achte Frage: ,was
soll der Mensch thun, um sich dem Menschen angenehm zu machen?' mit der sechsten bei Plutarch: kw; äv ti; tpiX^jOsir] [xäXijtoc
und die Antwort: äv /.pctTisTO? m-i [j.15 cpoßspö; r, mit der definitiven Antwort: ,er lielie Kfinigthum und Herrschaft, und erweise
dem Menschen Güte'. Dies fehlt alles im Roman und kann da nicht gewesen sein, weil überall zehn Fragen sind. Ent-
scheidend ist endlich, dass der Talniuil davon weiss, da.ss die Gefragten gegen Alexander gehetzt haben und dass dieser sie
alle umbringen will; davon hat der Roman nichts. Der Talmud hat also aus dem Zusammenhange eines Historikers ge-
schupft, mag das nun Plutarch selbst, oder seine Quelle, oder ein ans eben dieser Quelle abgeleitetes Werk sein. — Die
oötoxfdti; 9fov([Jituv in Fabricius, Bibl. graeca 17, 585 f stammen gewiss direct aus Plutarch, mit dem die ganze Anordnung
stimmt. Die zehnte Frage fehlt da, weil der historische Zusammenhang nicht gegeben wird.
^ So A. Arm.: ,deine Schwester' (Sg.) und so Syr., welcher die Frau weglässt, während Val. 15LC nur die Mutter und die
Frau geben.
' Vergl. noch Dio Chrys., iJe fortuiia 'A'M R.
* Vergl. Dio C'assius 77, 7.
^ In A fehlt die Stelle durch äussere Beschädigung.
g V. Abhandlung: Th. Nöldüke.
Das in deu Komaii aiit'geuonmiene Testament Alexanders 3, 33 ist jedenfalls ein ziem-
lich altes Document, das für eine sehr vorsichtige Kritik vielleicht noch eine gewisse histo-
rische Ausbeute ergiebt; leider ist der Text fürchterlich entstellt.
Die Listen ganz am Ende des Buches müssen auf schriftliche Quellen zurückgehen.
Das Lebensalter Alexander's ist nach der besten Ueberlieferung des Romans 32 Jahre
7 Älonate; so Syr. (danach Lagarde's Text* und so Barhebraeus, Chron. syr. 39), seine
Kegierungszeit 12 Jahre 7 Monate Syr. Lag. Gewöhnlich wird dies abgekürzt in 32 (und
12) BLC u. A. m.;* auch wohl in 33 Val., Arm., Leo. Nun hat aber der Roman die
Wunderlichkeit, dass Alexander nach den Kriegszügen 8 Jahre Ruhe gehabt habe; so Syr.
direct; iudirect ergeben sich so 8 Jahre für die Ruhezeit aus Val., Leo. Aehnlich Mahilas
(9 Kriegsjahre von 17 Regienrngsjalu-en). Das beruht aber walii'scheinlich auf einem alten
Verseheu: man schriel) oder rechnete Jahre statt Monate. Die Kämpfe beginnen mit der
Regierung; wenn er nach A von seinem 15. Lebensjahre an 17 Jahx'e Krieg fütae, so
stinuut das. Wirklich gibt ja Arrian 7, 28, 1 für Alexander's Regierungszeit 12 Jalu-e
8 Monate; Diodor 17, 117 12 Jahre 7 Monate, und für sein ganzes Leben Aristobul bei
Arrian h c. 32 Jahre 8 Monate.' Es lag sehr nahe, diese 8 letzten Monate als Zeit der
Erholung anzusetzen nach einem siebzehnjährigen Kriegerleben.
Der Todestag Alexander's ist erst dui-ch das ägyptische Datimi des Romans, den
4. Pharmuthi (= 13. Juni 323), ganz sichei-gestellt.* Denn da dieser Tag in Alexandria
regelmässig gefeiert wurde, ist hier ein Irrthum undenkbar. Das Datum wird durch A,
Arm., Leo und noch Josippon übereinstinmiend gegeben, abgesehen von unschädlichen
Entstellungen des ägyptischen Monatsnamens.
Die Zahlen der von Alexander unterworfeneu Völker — 22 barbarische, 14 hellenisclie* —
sind durch künstliche Berechnimg gewonnen. Ebenso das Verzeichniss der 12" von Ale-
xander gegründeten Städte. Solcher Listen mag es mehrere gegeben haben; vergl. die des
Steph. Byz. Aus dem Gemrr der Entstelhmgen lässt sich noch folgende Liste mit ziem-
licher Sicherheit als die ursprüngliche von a herstellen;' freilich l)leibt ungewiss, in welcher
Reilien folge die Städte geordnet waren:
1. 'A/.s^dv5p£ta T, TCpöc 'Opstzotc*
2. Y^ sirl Ilcoptp
' Anal. »yr. "207. Ueber dies Schriftclieu unten mehr.
' Ich liabe für diese Zaiileu viel Material aus byzantinischen und orientalischen Schriftstellern gesaunnelt. Für das Lebens-
alter habe ich noch 30 (durch Auslassung- des zweiten Zift'erbuchstaben in A); 36; 38; spätere Araber wissen gar von
seinen 72, ja 1000 Lebensjahren (Ibn 'Amid, cod. Goth. fol. 100 6).
' Livius 45, il hat für die Kejrierunfr 13 .Jahre; 1 Maccab. 1, 7 rechnet 12. Nach Cicero, l'liilipi). 5, 4a starb Ale.xandir im
33. Lebensjahre.
* 8. Gutschmid, Geschichte Irans . . . von Alexander dem Grossen bis zum Untergang der Arsacideu Ki.
* Diese Zahlen sind am besten beglaubigt, und ihre iSumme, 36, wird noch im Schähnäme 1361 (Macau) genannt. Die 22
erscheint in 15 wieder als Zahl der durch Alexander'» metallenes Thor ausgeschlossenen Barbaronvölker 3, 29.
" A, dessen Verzeichniss nur neun Namen giebt, liat die Zahl 13; ebenso Syr., bei welchem einige Namen geändert sind,
und die arabische Chronik de» Eutychiu.s pag. 281.
' Namentlich leisten uns dabei Leo und Arm. gute Dienste. Natürlich beanspruche ich nicht, auch die ursprüngliche Form
im Einzelnen wiederzugeben; ob der Verfasser z. B. wirklich hd mit allen drei Casus verbunden hat, wie es die Hand-
schriften geben, und »h er im einzelnen Falle Irf oder npö; hatte, mögen die Götter wissen. Für ß tritt L und Venez.
ein (in B fehlt die Liste); femer C und das Chron. Pasch. (Bonn 321).
' 8. Arrian 6. 21, 6. 22, 2. Diod. 17, 104; Curtins 9, 10, 7; und mit Keclit hat man so bei Steph. 'tlpiTwv für N;ap-(Öv ver-
bessert. Nur Leo giebt die richtige Lesart durch Ipronorilan genau wieder; Val. denkt an opo; und übersetzt mmituosa; der-
selbe Fehler wohl beim Syrer 134, 15 (3, 17) in einer Erzählung, die in unseren griechischen Texten fehlt: ,Aloxandrla
ilie Kflniginn der Berge'. Daraus jrpo; 'Op;:ä; L, Tipi? tou; "Opj:«; Venez.; Iv "Opjn; C; npb; "Apiiav Cliron. Pasch. Arm. dafür
seltnamerweise ,in Mesopotamien'.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 9
3. rj e%i BoüXc^dXci)
4. ig xat "laaov^
5. ig sirt, FpavtÄtp*
6. 7J SV Sxuö-tq:
7. ig ETci xoü TtyptSo^ icora[j.(p
8. vj im BaßuX(i)vo?
9. 1^ eici TpqxxSoc
10. 1^ sirt MaaaaYsxat?^
11. Tj irpös Hdvt)-ov*
12. 7J xat AiYt^'J^'cov
Hierzu kommt noch die in Val., Arm., Leo fehlende, aber von A und ursprünglich vom
Syrer, femer in ß (incl. Chi'on. Pasch.), C stehende 'AXc^dvSpsta ig itpö? Jlspaac.
So werthlos diese Verzeichnisse für die Geschichte sind, so deutlich ist ilir gelehrter
Ursprang.
Aiich die häufigen mythologischen und astrologischen Anspielungen (z. B. 1, 12) passen
zu dem Gesagten ; sie setzen nirgends tiefere Gelehrsamkeit voraus, schmecken aber doch
stärker nach der Schule als nach volksthiünlicher Art.
Ferner hängen die Briefe, welche nicht Abenteuer erzählen, sondern den Helden cha-
racterisieren oder Weisheit lehren sollen, we man längst gesehen hat, zum Theil mit einer
früh entstandenen Brieflitteratur zusammen, die sich um Alexander drehte, vergl. z. B. Cicero
ad Atticum 12, 40, 2. 13, 28, 2 ; Offic. 2, 48. 2, 53. Ich denke dabei auch an die Zeuxis-
Correspondenz 1, 16, die Zacher mit Recht gegen Müller als alt vertheidig-t. Selbst in dem
Briefwechsel mit Darius und Poras spielen rhetorische oder sophistische Momente eine ziem-
liche Rolle. Als Meisterstücke sollten für den Verfasser offenbar die Reden gelten, welche
er dem Demosthenes, Aeschines und Demades in den Mund legt. Er hatte einen Anflug
von der rhetorischen Bildung seiner Zeit, allein es bleibt uns schier unverständlich, wie
einer, der die letzte Nachwirkung attischer Beredsamkeit in sich verspürte, den von ihm
verehrten Männern solches Zeug in den Mund legen konnte. Aber freilich, das ganze
Buch verändert ja die bekanntesten Thatsachen aufs willkürlichste ; es ist oft, als ob der
Verfasser das, was er wusste, so wiedergäbe, wie es ilmi ein Traum durcheinander gewirrt
hätte.^ Auf jeden Fall haben ungenaue Reminiscenzen aus früher Erlerntem auf die Com-
position eine starke Wirkung geübt, aber die Benutzung schriftlicher Quellen ist dadurch
keineswegs ausgeschlossen. Auffallend bleibt übrigens, dass einige der landläufigsten
Alexander-Anecdoten nicht aufgenommen sind, z. B. die vom Gordischen Knoten. Dass der
' Bloss bei Arm. als Kallison richtig erhalten. (Bei A fehlt sie.) Bei den andern entstellt in fj /.paxiuTr] Leo (YcratistiJ
Venez. ; xpeiTicrcov L ; tt^v Et; KpciTioTov C ; so ,die befe.stigte' Syr. — Chron. Pasch, hat dafür das seltsame Synonym von Ale-
xandria bei Issus (Alexandrette, Iskcmderün) KaßnuaOT, womit man längst KX. Kajißüoou Malalas 2, 112 (Ox.) identificiert hat
(Im Itin. Burdigal. [Wesseling 580] Alex. Scabiosa).
' Nur Val. Syr.; Arm. {endranikoj d. i. h rp«vix(i)). Yaranicon Leo. — Im Kprj^itSo; !:otoc[xou LC; Iv jiota|j.<j) Töi Fpimot Venez.;
TOpi KuTtpßo? noTotfiOv Chron. Pasch.
' Nur Val. ; sonst überall arg entstellt.
* So Leo (YproxanthonJ und Arm.; apud Sanctuvi Val. — Bei A entspricht vielleicht r^ Ira lousoi;; im Chron. Pasch, ttiv
Käaov, wenn das nicht eine zweite Entstellung von Nr. i ist.
' Ueber die geographischen Verstösse darf man sich aber nicht wundem, wenn man sieht, dass selbst ein so gelehrter Mann
wie Heliodor in den Aethiopica die Serer (Chinesen) als Nachbaren und Vasallen des Königs von Meroe darstellt (weil Serer
und Inder zusammengenannt wurden, damals aber der Name ,Inder' auch die Aethiojien bezeichnete).
Denkschriften der phil.-hist. Cl. IXXVIII. Bd. V Ahh. 2
jQ V. Abhandlung: Th. Nöldekb.
Roman von den geschichtlich feststehenden Mängeln und schlimmen Thaten des Königs'
nichts sagt, ist aber gewiss absichtlich. Desto widerwärtiger erscheint die aus blossem
Uebemiuth begangene Ermordung des Nectanebos 1, 14, von der gar kein Aufheben
«remacht wird.
Die iocal Alexandrinische Tendenz des Buches hat C. Müller mit Reclit scharf hervor-
gehoben. Boiu-iant (Jotirn. as. 1887, 1, 24) und Budge (in der Einleitung zur Ausgabe
des syrischen Textes) möchten nun aber wenigstens einigen Theilen des Buches geradezu
einen national -ägyptischen Ursprung zuerkennen. Das grosse Grewicht, das der Anfang
der Erzählung auf das ägyptische Zauberwesen legt, und einige specielle Berührungen des-
selben mit den Ausdrücken in ägyptischen Beschwörungsformeln, die Budge nachweist,
scheinen dafür zu sprechen. Auch liegt die Vermuthung nahe, die Erzählung, dass Ale-
xander der Sohn des Nectanebos gewesen, sei von einem echten Aegypter erfunden. Doch
ist das alles meines Erachtens sehr unsicher. Den Mittelpunct bildet doch, wie gesagt,
die Stadt Alexandria, durch deren Erbauung der Macedonier sogar den Sesonchosis, den
Repräsentanten ägyptischer Herrschergrösse, überstrahlt. Für diese Stadt konnte aber der
National -Aegvpter kaum grosse Vorliebe haben. Dagegen mochte sich in den mitt-
leren Schichten ihrer Bewohner, die gewiss vielfach mit einheimischem Blute vermischt
waren, ein gewisses ägyptisches Bewusstsein ausbilden, das bei hellenistischer Sprache und
Denkweise das national-ägyptische Wesen nicht schroff ablehnte.^ Wie der Alexandriner
die Ptolemäer als rechtmässige Nachfolger Alexander's auffasste,^ so konnte er auch auf
den Gedanken kommen, Alexander an den letzten einheimischen König zu knüpfen. Die
Iialb rationalistische Art, wie zu dem Zweck die Abkunft von Ammon umgedeutet wird,
sieht doch wohl mehr griechisch als ägyptisch aus. Uebrigens findet sich ausser im An-
fang schwerlich etwas, das man als specifisch ägyptisch bezeichnen könnte.
Natürlich leugne ich nicht, dass sich im Pseudocallisthenes auch echt volksthümliche
Züge finden. Dahin kann man rechnen, dass Alexander als sein eigener Gesandter zum
Darius und zur Candace geht,* die Symbole, die Darius dem Alexander schickt und die
dieser zu seinen Gunsten deutet,'' und die Hauptzttge der Candace- Geschichte.^ Die Be-
nutzung von Motiven Aesopischer Fabeln,' die wohl allgemein bekannt waren, steht dem
nahe. Die späteren Umgestaltungen haben noch einige volksthümliche Geschichten hinzu-
gefügt wie die Himmelfahrt und die Ergründung der Meerestiefe. Aber wie dem auch sei,
im Ganzen und Grossen ist der Alexanderroman nicht das Product der Volksüberlieferung,
sondern einer halb gelehrten Schriftstellerei. Den Ausdruck , Alexandersage' vermeidet man
besser, da auch die Verbreitung des Romans durchweg auf litterarischem Wege geschehen
' Davon konnte der späte Alexandriner allerdings keine Ahnung haben, wie anstfissig die Ueberhebung des GOttersohnes und
die Formen des asiatischen Despotismus selbst den macedonischen Soldaten waren.
' Anders ist es aber, wenn gebildete Griechen späterer Zeit wie Heliodor eine gewisse romantische Vorliebe für ägyptische
Religion und Weisheit zeigen.
» 8. Müller, Einleitung XX 4.
■* Kohde 188; meine Tabari-Uebersetzung 6.5 Anm. Als ich diese Anmerkung schrieb, kannte ich jene Stelle Rohde's noch nicht.
' Man wird an die symbolischen Geschenke der Skythen Herod. 4, 131 f. erinnert.
• Vergl. auch die Geschichte mit der Schlange, die aus dem Ei kriecht 1, 11, wozu Kömlield 44 mit Recht auf Lucian, Alex.
pseud. 1.3 f. verweist.
' Da» Huhn, welche« die goldenen Eier legt, 1, 23 (.s. unten S. 19), vergl. Babrius 123; Halm's Sammlung 57; der Astronom,
der bei der Beobachtung des Himmels in die Grube stürzt 1, 14. Zwar kann diese Fabel nicht hoch hinaufgehn (die alten
Griechen hatten keine Astronomen), und die uns vorliegende Fassung Halm 72 mag sehr jung sein, aber die Wendung
im Roman, wonach der Astrolog schliesslich doch Recht hat, ist jedenfalls secundär.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 11
ist. Aber ein Volksbuch ist das seltsame Werk allerdings geworden. Trotz der bald darauf
erfolgenden Christianisierung ist es im Osten und Westen ungemein viel gelesen. Das ganze
Mittelalter hindurch und im Orient noch sj)äter hat man Alexander fast nur als den farb-
losen Helden des Romans gekannt, der SiyjX^sv sojc axpO)V tyjc Y'^C (1 Macc. 1, 3), dessen
Abenteuer weit über die Gränzen der Möglichkeit hinausgehn, der aber nicht entfernt an
den Titanen heranreicht, den uns die Geschichte zeigt.' Allerdings fehlt es nicht ganz an
tieferen Zügen: dahin gehört der wiederholte Hinweis darauf, dass dieser Held jung sterben
muss und dass eine höhere Macht ihn an die Schranken des Irdischen erinnert und am
Weitergehn hindert, während die Thatsache, dass der siegreiche König in Indien durch
seine eigenen l^'uppen zur Umkehr gezwungen wurde, nur schwach nachklingt.
Der syrische Text.
Budge hat den Text, von dem bisher nur einzelne Stücke bekannt waren, nach fünf
Handschriften herausgegeben. Diese sind alle ganz jung, ziun Theil moderne Copien von
im Orient befindlichen Codices; seine älteste Handsclu'ift ist vom 3. October 1709 datiert.
Alle sind nestorianisch und, wie durchweg die jüngeren nestorianischen Manuscripte, reich-
lich und im Ganzen gut vocaUsiert. Der Text, auf den sie zunächst zurückgehen, lässt sich
fast genau wiederherstellen.^ Leider war aber die gemeinschaftliche Quelle, vielleicht auch
erst eine Handschrift des XVII. oder XVI. Jahrhunderts, schon sehr verderbt; die älteren
Aljschreiber müssen zvmi Theil nachlässig gearbeitet haben. Wenig schaden sprachliche
Verstösse wie die häufige Setzung von Formen des pl. m. für die des pl. f., aber die kleinen
und grossen Sinnfehler sind nur zum Theil zu heben. Gar manche Stelle bleibt, auch
wenn mau alle Paralleltexte heranzieht, unverständlich. Natürlich ist es oftmals zweifelhaft,
ob wir es mit der ungeschickten Wiedergabe einer vielleicht verderbten Vorlage durch
den Uebersetzer oder mit Versehen syrischer Abschreiber zu thun haben. Bei den arg
misshandelten Eigennamen wird beides zusammenkommen. Auch äussere Beschädigung des
syrischen Textes ist in Rechnung zu ziehen. So möchte ich aber kaum die grosse Lücke
erklären, welche unsere Handschriften zwischen den ersten Worten von 2, 6 und der Mitte
von 2, 14 haben. Diese fand nämlich, wie es scheint, der syrische Uebersetzer schon in
seiner Vorlage; sonst wäre sie kaum durch folgende Worte oberflächlich verdeckt: ,und er
kam an die Grenze von Persien und lagerte sich am Flusse Tigris (so, nicht Strangas!).
Und Alexander begab sich als Gesandter zum König Darius, bis er nach Babel hinein-
ging. Und die Perser kamen und meldeten es dem König Darius, und als sie es sagten'*.
Der Herausgeber neigt sich, auf das gewichtige Urtheil Wright's gestützt, zu der An-
nahme, Syr. sei die Wiedergabe einer arabischen Uebersetzung. Dies ist daraus erschlossen,
dass sich manche Entstellungen von Eigennamen leicht so erklären liessen, dass arabische
Schreibungen wegen Wegfalls oder Vertauschung von diacritischen Puncten missverstanden
wären. Da hat nun aber der häufigste Fall, die Verwechslung von j (n) und .. (i) wie in
asaa*,jüa3 stets für waoÄLj^oj Nsxtavcßcbc, ^sioaX 57, 15 für v«^ioa^ 'OXujJLTCia 1, 24 gar keine
' Selbst die Kriegsthaten sind im Roman, bei Lichte besehen, nicht so grossartig wie in der Wirlvlichkeit. Man vergleiche
nur den von Arrian (oder vielmehr Ptolemäus) so klar geschilderten Kampf gegen Porus mit dem, was der Roman 3, 3 f.
erzählt.
2 Absehen muss man dabei oft von den Correcturen, die der Abschreiber von D selbständig vorgenommen hat.
° Da tritt wieder der Text a ein.
2*
12 V. Abhandluncs: Th. Nöldeke.
Bedeutimg, denn diese beiden Buchstaben, die nur bei sein* sorgfältiger Sclirift immer
deutlich zu unterscheiden sind, werden auch sonst in diesen wie in andern syrischen Hand-
schriften zuweilen vertauscht.' Steht doch gleich auf der ersten Seite, wie Budge natürlich
selbst erkannte, p^) fiir VH ^^^ ebenso 76, 15. 143, 17; vergl. ferner V'f^ für p^ 178, 5;
jLu^ÄV-^i] für jaijjiVori 74, 4 äp)(iT£XT0Va?. Aehnlich v^ 20, 8 aus ]\^\c> Mt^vtj. Bei einem
unbekannten Eigennamen musste selbst der beste syrische Abschreiber oft rathlos sein, ob
er ein n oder ein i zu schreiben habe. Auch die Verwechslung von i (z) und i (r) in m
204, 7. 206, 14 für jji, wie 21, 12 Tea richtig geschrieben wird, und i^ioios. 9, 4 fiir -ly^hom
darf man nicht gleich auf Vertauschung von • und zurückführen, denn i oder ? sind auch
im Syrischen einem i ziemlich ähnlich; vergl. oi}^ 15, 17 für m^; .wi.si 109, 7 für aaai^^
und umgekelu^; in der ,Legende' 265 paen. z^^|, wo noch Dionysius von Telmahre (56)
richtig zi}iel gelesen hat. — Bei der überaus grossen Verderbniss der Namen ist nun aber
auch darauf nicht viel zu geben, wenn in einigen wenigen Fällen unser Text Buchstaben-
verwechslungen zeigt, die im Arabischen leichter vorkommen als im Syrischen; z. B. £ für
9 in ^cäsl.^ 244, 13. 245, 15 fiir usanau^s, wie sonst immer gesclirieben wird, osoi^b-.^ 99, 3
KooIjo; legte es allerdings sein* nahe, eine Verlesung von ,_,^^.*va^ d. i. ,_y^y^jji in ^j^^x^jS
anzuuelmien; aber aus einem einzelnen Fall darf man doch nicht zu viel schliessen, zumal
das doppelte 2^^ sehr wohl erst auf Versehen beruhen kann. In pi-iaj^) 20, 9 'Ev§'j[j,ia)va ent-
spräche z nicht einem einfachen n, was avif Missdeutung von x als x. führte, sondern einem
10] also ist wohl o. in ^ verlesen. Endlich würde 63, 5 durch die Verbesserung in 29
Myriaden — , als hätte der Uebersetzer UJ\ ^^j-^jt-y^ in ^;x^*-**-^ verlesen — noch nichts ge-
wonnen, denn die \virkliche Summe ist 34 Myriaden; wo der Fehler steckt, wird nicht zu
finden sein.* — Wäre das Buch aus dem Arabischen übersetzt, so müssten meines Erachtens
Versehen bei -i, x, ^, ^ in den Eigennamen viel häufiger sein. Ferner fänden sich dann
wohl auch einige Verwechslungen von os' und J, schliessenden , j und o. Die in Syr.
sehr zahlreiche Verwechslung von r und l, ferner die von q und k u. s. w. sind dagegen
dem Arabischen ganz fremd. Aus der Buchstabenverwechslung lässt sich also eine arabische
Vorlage nicht erweisen.
Wäre Syr. aus dem Arabischen übersetzt, so fänden sich doch gewiss allerlei Einwir-
kungen des höchst eigenartigen arabischen Sprachgebrauchs. Auf solche bin aber ich
wenigstens bei mehrmaligem aufmerksamem Lesen nicht gestossen. Die Construction ist
frei syrisch; das Verbum steht noch öfter hinter dem Subject als im griechischen Text,
während eine arabische Vorlage gewiss manchmal die umgekehrte Stellung veranlasst hätte.
Den griechischen Participialconstructionen entspricht häufig die Anwendung von ^; beim
Durchgang diu-clus Arabische wären jene grösstentheils verwischt. Das attributive Adjectiv
steht öfter als sonst im Syrischen voran, ganz abweichend vom arabischen Gebrauch. Satz-
verschränkungen wie .A^ ^p-i —--■] p UöÄ.i v=r»- Mioo 151, 2 = Tcspi Ss xcöv a)A(OV oöx
S'fdT) {101 ö|xiA'7jaat 2, 22 (Müller 80, Ann. 5) sind dem Arabischen wenig geläufig. Noch
mehr sprechen gegen arabischen Ursprung die seltsamen Nachbildungen zusammengesetzter
Adjective: V^i* -^^ 1, 4. 14, 15. 16, 5 \).zGfjkiq, von dem gar ein Fem. V^^^ H^. 209
* Selbst europäische Hersasgeber haben manchmal diesen Fehler begangen und aucli •» zuweilen falsch als zwei Buchstaben
aufgefasst. — Man beachte, dass die Syrer so schon seit den ältesten Zeiten für Jephlha ■-•^aJ, für Jalnn Richter 4 v*"^
schreiben.
' In solchen Aufzählungen sind Unrichtigkeiten ganz gewöhnlich. Uebrigens darf man doch wohl annehmen, da.ss der Ueber-
setzer selbst seine Zahlen nachgerechnet hat.
' So Salomon von Bafra (ed. Budge) 75, 7.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 13
paen. |Ji£aY]<; riXuiaz zoyjäyrjooa gebildet wird; ^a^] ]^-> ^-^ i xptöc (?) 'AjJi[i.ojv 1, 12; lij-^ zoio?
p-iia 20, 8 ri X£pa3(p6p0(; Mt^vtj 1, 12. Ebenso ist es mit Substantiven wie v=»^= . if«. 174 ult.
jHnndszähnige' ; v<^ ■^Oj^ 175, 1 ,mit Weibergesiclitern' ; iL.^ ^'ioz 174 paen. xaupcXsipavtcC
u. s. w.
In einer so ausführlichen Schrift, die manches persische Wort enthält, würden sich
gewiss auch einige arabische Wörter finden, wenn Budge recht hätte ; solche fehlen aber
ganz. Denn l^o^j 200, 9 ist persisch, mag nun ]^^ja^] oder V»f=^*^' ^^^ verbessern oder
aber statt der, auch ins Arabische aufgenommenen, Form auf ak (neupers. a) eine kürzere
gebraucht sein.*
Ferner hätte eine arabische Uebersetzung schwerlich das Heidenthum des ursprüng-
lichen Textes ganz unverletzt erhalten, wie es Syr. noch zeigt. Dem Muslim waren
Geschichten von Göttern und Orakeln ein Greuel, und ein arabischer Christ, dem das
classische Alterthum nicht ganz unbekannt war,^ musste doch den heidnischen Character
verwischen, um den Muslimen keinen Anstoss zu geben.^ Ein Syrer aber brauchte auf
muslimische Aengstlichkeit keine Rücksicht zu nehmen.
Endlich trägt unser Text ein älteres Gepräge, als dass eine arabische Vermittlung
wahrscheinlich wäre. Zwar kann er nicht wohl früher sein als das VII. Jahrhundert, da
sonst nicht für Esp^'rj? durchweg der Königsname Chosrau o^oa gesetzt wäre,* aber er zeigt
noch so genaue Kunde älterer persischer Verhältnisse, dass er auch kaum später als dieses
Jahrhundert anzusetzen ist. Der alte Uebersetzer erkannte noch die Identität von Ml^^ac,
und Mihr ^oi_id" oder ^mio 81, 5. 86, 15. 128, 11, worauf kaum ein Späterer gekommen wäre,
namentlich kein Araber. Die bekannten persischen Planetennamen Hormizd (Jupiter), Anä-
hedh (Venus), Tir (Mercur), Wahräm'^ (Mars), oder Hormizd als Name des höchsten persischen
Gottes 152, 10 ^^ Ad 2, 21 (Müller 81, Ann. 23) fallen nicht schwer ins Gewicht; sehr da-
gegen, dass im Syr. noch die PalhawVs'' = Parther erscheinen und, ganz im Einklang
mit der alten gelehrten persischen Ueberlieferung, für ,Meder' stehn 3, 9. 3, 11.* Noch
bezeichnender ist es, dass Syr. den Namen der Festung hat, welche zur Säsänidenzeit den
Caucasus sperrte; denn dass ^^ox^o^o 140, 12 = Bipiirapd/, Btpaicapdx Joh. Lydus de Mag.
3, 52 f., ' [o'JpOctirad/ Priscus 31. 37 (Dindorf) ist, wird wohl niemand leugnen." Von diesem
' Natürlich können wir kaum genau wissen, wie sich dies ,feste' Seidenzeug (arab. k"_^X*ü\) von den daneben genannten
\^', X- »So (so lies) [iExa^a und V^'V*" unterschied.
' Eine gewisse Fühlung mit der alten Litteratur gehörte auch für Christen dazu, um ein solches Heidenthum vertragen zu
können. Später werden auch die griechischen Texte verchristlicht (y). Leo erhält den heidnischen Character nicht mehr
rein. Im Pfaffen Lamprecht sind nur noch Spuren davon. Die (späteren) arabischen Texte tilgen das Heidenthum ganz.
• In der frühen Zeit, in welche die arabische Uebersetzung allein gesetzt werden könnte, gebrauchten die Christen noch
nicht die den Muslimen unzugänglichen syrischen Buchstaben zum Schreiben des Arabischen.
• Da dies an allen (ungefähr 12) Stellen durchgeführt wird, so darf man es nicht als Verbesserung eines Späteren ansehen.
Merkwürdig ist die Ersetzung von Naßoväaapo; 3, 18 und einmal sogar von Kupo; 3, 28 durch Pakor laas 138, 14. 235
ult. — Aehnlich dient die Verwendung der drei säsänidischen Königsnamen Hormizd (oder Hormizdädh), Jezdegerd
und Peröz für die h. drei Könige in der ,Schatzhölile' (ed. Bezold 236) als sicherer Anhalt dafür, dass das Buch frühestens
um 500 geschrieben ist.
" Entstellt in ioUiß.
' Beachte die unarabische Schreibung ^^oio mit o.
' \'-'r~^ Va ist zu lesen 137, 4 für ^."^ "^q, 141, 4 für ^..^.'nVo Diese Form i.st alter als die gewölinliche PahJawi. Sie
findet sich auch Tabari 1, 683, 6 f.
' Vergl. Olshausen's bekannte Abhandlung ,Parthava und Pahlav'; ferner ZDMG 31, bul; meine Tabari-Uebersetzung 437 f.
• Wie der barbarische Name, der wohl in allen drei Ueberlieferungen etwas entstellt i.st, wirklich lautete, sagt uns vielleicht
einmal ein Kenner der armenischen oder georgischen Litteratur.
J4 V. Abhandlukg: Th. Nöldeke.
Namen wusste schwerlich ein Araber. Die Namensfonn "^ova' für das bei den Arabern allein
gebräuchliche Bahh (Bactra) und die Bekanntschaft mit den Küsän- ,-».a= 206, 11. 253, 10
ist wohl nicht von so grosser Bedeutung, stimmt aber sehr gut zu einem ziemlich frühen
Ansatz. Ebenso der neunmalige Gebrauch des persischen v«^ iJ^) '"^^^ ,Infanteristen', der
mir wenigstens nur aus Säsanidischer Zeit bekannt ist.'
Dies alles genügt, den arabischen Ursprung der syrischen Uebersetzung selir unwalir-
scheinlich zu machen. Vollends dürfte diese Annahme durch das beseitigt werden, was ich über
ihren wirklichen Ursprung glaube ermittelt zu haben. Vielleicht ist einem oder dem andern
Leser schon bei dem letzten Absatz der Gedanke gekonmien, dass das nächste Original
des Svr. eben ein persisches war. Ich habe mich gegen diese Vennuthung, die sich mir früh
aufdraug-te, lange gewelui: und lange an der Annalune festgehalten, Syr. stanmie unmittel-
bar aus dem Griechischen, habe mich aber schliesslich den zwingenden Gründen gefugt.
Schon bei obei-flächlichem Lesen fällt auf, dass in den Eigennamen sehr oft r und /
vertauscht werden, was weder griechische,* noch syrische (noch arabische) Sitte ist. Wir
haben so 1) / für r in .au^gj 68, 15; ja;.,N.rri 74, 12 "OaipK;; \i<n] 70, 9 "Hpa; iPtn 40, 7. 42,
11 'ApS'lo'j; M.v<o-.>,) 96, 1 Sxd[j.av5poc ; p^v» 97, 4 f. "AßÖTjpa; v^f° 16> 9 Kpdtspoc;
jB^i^aa^,^ 251, 3 «Dpaxa'fspVYjc; ■"^"■■»'^^ 253, 6 Fpavticoc; i|Lis 95, 9 Ikcpia; .g^^vi.Nq 137, 8
nap|X£vi(ov: \ä:s\bs 222, 8 Marpessa 3, 23, (Leo),^ .w.V 95 paen. wahrscheinlich ein miss-
verstandenes Y(p(oa?'^ und noch mehreren. 2) r für l in ,oh.^h 52, 5 Aairti^-Äv ; ~^q^j.^ 113,
2 nXazaidc;^ •ja^efol 1^7, 3 EüxXsiStj?; anoiaiD) 133, 3, 5 Eu{ayjXoc; ^oh^ 212 ff. KavSaüXTjc;
^aia^i^^ 96, 9 K/.£C':o|XTj57j(: 1, 42 (Leo); .oiia^ 187, 1 'löXXav und noch mehreren. Im Peh-
lewi wird aber r und l durch dasselbe Zeichen ausgedrückt; bei unbekannten Namen
konnte der Leser nicht wissen, wie zu sprechen.
Im Pehlewi muss griechisches y und % durch denselben Buchstaben wiedergegeben
werden. Wenn nun in Syr. in jajuna], ^ai»nri, \iMna\ (Vocativform) 117 ff. ^Vtaytvrjc, Aiayiv/]
und in asoa^iau» (imd anderen Entstellungen) Y.s.oö'^jfüOic, mit £>, das sonst für % steht, um-
gekehrt , o^i^\ 107, 1 Axtatcov mit ^^ y geschrieben wird**, so weist das wieder auf den
Durchgang durch Pehlewi -Schrift.
• In • '^ «• <-^ 206, 12 ist das ~» schwerlich die ursprüngliche Endung, sondern nur eine falsche Zuthat; eine andere Ent-
stellung ist \.ÄO 253, 10 (das nicht etwa in \.aO zu verändern ist).
* Tabarl- Uebersetzung 17 f. Ich könnte jetzt noch einiges mehr geben.
' Land, Anecd. 3, 258, 2; Hoffmann, Pers. Märtyrer 86, Nr. 777; Martyr. 1, 135, 6 v. u.; Julianos 165, 1. 1G6, 1; überall von
persischen Truppen. An anderer Stolle bedeutet es ,Polizeisoldaten' oder ,PoIizisten'.
* Dass in A 3, 33 einmal "Op/.(a; statt des im selben und im vorhergehenden Capitel wiederholt vorkommenden 'OXwa;, "OX-
wo« nnd 2, 14 AojpiTr,; statt 'AiojXiir,; (s. oben S. 5) steht, kann bei der Menge arger Entstellungen in den Eigennamen nicht
ins Gewicht fallen.
' Maf7:.3o geht aus den verschiedenen C'orruptionen ziemlich sicher als ursprüngliche Form hervor; nur der zweite Vocal
bleibt zweifelhaft. Identisch ist Marpoegia, im Aethicus Ister c. 68 Name der Amazonenköniginn (das alberne Machwerk
des VII. Jahrliunderts bat den Pseudocallisthenes in der Gestalt ß benutzt).
• Auch Ann. hat da .Hector, Achill und den andern Heroen'.
' 125, 8 -'"■•>l •- °.
" So ist wahrscheinlicli auch vco^^tsos 43, 3 = <J>tij)caEu;. Ich habe mich vergeblich bemüht, die syrischen Namen der olym-
pischen Kämpfer 1, 19 auf die griechischen zu reducieren, während die Namen in Arm. fast genau wie in A sind. Die
Verwirmng ist dort zu gross. Ein und derselbe Name hat ganz verschiedene Formen. Gewiss war hier schon die Vorlage
des Syrer» stark entstellt, und die Ab.schreiber Laben ein Uebriges gethan. Nicht immer liegt die Sache so bequem wie
bei >gQ4, »Tf?^ 44, 2. 46, 6; jaOA^vHa 42, 12. 44, 6; ^a^äis 43,8; . m. r ffTC 47, 4; . wn.^mm-, 42, 12, alles = SavOio«.
Das« er aus einem Bokötio; zu einem Uithyner wird, kann nidit befremden; dies Land kannten die christlichen Abschreiber
au» der Bibel. So haben sie denn auch einigemal für N'./.o[j.ayo? den biblischen Namen Nixoärjjio; und für einen andern, nicht
»icher zu stellenden, TtpLoOsoj gesetzt. Ebenso sind die 4>i>.i;ctooioi 42, 12. 118 ult. für IhXosovvr^aioi, 205 für MiX^jOioi durch
biblische Reminiscenz eingetreten
Bbiteäge zur Geschichte des Alexanderromans. 15
Und da im Pehlewi (im In- und Auslaut) zuweilen ein k stand, wo man später ein g
sprach, so hat man bei fremden Namen auch wohl umgekehrt k statt g geschrieben, indem
man annahm, dass k überhaupt für g gesetzt werden könne. So erklären sich \^o^ 95, 12
^pofia, das freilich durch das daneben stehende V'^orsus Bsßpoxia beeinflusst sein könnte;
r^r^ 120, 15; hoXDioji 119, 8 KovT^ystpoc ; ^0.1^0^.^] 134, 5 ETpdYY»^^; -^»0.3 131, 5 napaaapyäc-
Viel öfter steht z, das sonst dem d- entspricht, für ^ ^= x; das Pehlewi hat nur einen
Buchstaben für beide. So .tn.sz) 50, 1 "AxtaXoc; ba:i]Zf& Kpdtspoc 249, 1 ; gao-iiQ^i^^^z 251, 3
TX7jTcöXs|Ji05; V'-^ils 65 paen. (Daptxtöa; aooiOßi 75 ult. Apdxovcoc; v^]öL.aai»i 60, 14 'Ajxcp'.xt'jovsi;'
a5o]2.Ji 63, 9 [öspfJioi-jSovtoc; ^oai^^^oj^ 109 lüt. {[xavcöjjiayo? ; .o^^aiD 187, 2 Ma/Y^ry^v und noch
einige. Umgekelirt w^ (z) für ^ (ß-) in ^ 90 ult. {Wjp; )za^^ri öpaauA-sovra 187, 2; aa*^^
193, 13; u»caaff^-iÄ 198, 2 Bopuaä-sVTjc; ^04^^^ 242, 6 Ikti^cov. Und einigemal steht auch z
oder ^ für 5, weil man im Pehlewi nicht selten ein in- oder auslautendes altes t später wie
d (oder dh) sprach und deshalb in fremden Namen das eigentlich für t geltende Zeichen
gern für d verwandte. So uaa^iiO.-iiV 127, 6 'AXxcßtd^'rjc; ■^^a^^^i-i 109 ult. 'AXx£t5-^c; ^i^ic
V^^li 39 paen. == rex Arideorum 1, 18 (Leo)^ — ^h.-ji^->, ^o]i^:£u-) u. s. w. 117 flf. A7j[j.doYjc;
^o^i-iiß 241 £ Mt^öiov; ^z^io^^ 74, 6 und „-^ioi^^ 74, 9 (lies beidemal ^*L.ia»j£) KXcOJJlt^St^v.
So wenig bei der grossen Entstellung der Namen auf einzelne Fälle zu geben ist, die
Menge tlieser wiederkelu-enden, im Griechischen und sonst auch im Syrischen ganz unj
gewöhnlichen Vertauschungen spricht, meine ich, entschieden für eine Pehlewi -Vorlage.
Die Construction des Syrischen stimmt mit der des unverwandten Persischen in mancher
Hinsicht mein* überein als mit der des verwandten Arabischen. So viel ich wenigstens sehe,
steht der Satzbau des Syr. meiner Annahme nicht entgegen. Persisch (nicht griechisch oder
arabisch) ist die Anrede an eine vornehme Person mit ,ihr' 90. 151 f Von einzlelnen Aus-
drücken, die eine Ueberset/Aing aus dem Persischen bekunden, finde ich nur ^a. ,Meer' statt
,Fluss' 63, 9. 227 paen. 228, 3. 231, 10, weil im Persischen darjä sowohl ,Meer' als ,Fhiss''
heisst (wie allerdings auch arabisches bahr für beides steht), und l/ja-i. ^*mo]i^A. i-^^o] w»oiaiis|
237, 6 ,sie assen d. h. tranken den Wein', wo das persische ch^ardan, das , essen', aber auch
,trinken' heisst, ziinächst durch jenes übersetzt, dann aber durch dieses erläutert wird.*
Persische Form zeigt V'^iJar (lies \jJi^f^aw) 204, 5, 10, 11 ,Sogdianer' = pers. Soghdik;
vergl. noch die beiden Völkernamen auf iqäje S. 3, 9.
Hierzu stmmit nun ganz, dass unser Text mit der Geographie von Iran sein* gut
Bescheid weiss. Er kennt nicht bloss ,_^w?| 250, 6 Atropatene mit dem Gentilicium V^w?)
3, 8;'' ioo fSoghd'^ mehrmals; ^us^ica Samarkand 204, 7. 251, 1. 253, 10; ^ouo Balch] ^oa die
,KüSän', sondern identificiert auch richtig .^^'a,,^ 251, 2 (wovon 3, 9 das Gentilicium v»iv'ii«) mit
Tpxavta; ,Margianos' mit Merw 208 paen. und, wesentlich richtig, i(n.üj) (lies mit dem Heraus-
geber ?m_»,y£2}) 251,2 Abarsahr - Nesäpür mit llapi3-uata. Allerdings konnten diese Namen auch
wohl einem nestorianischen Syrer in alter Zeit bekannt sein. Vielleicht selbst der Flussname
wouÄ (so lies 204, 14 für \ob<n^), den auch die Armenier als Vehrot für den Oxus kennen.'
' An andern Stellen anders geschrieben oder vielmelir verschrieben.
' Das Echte ist allerdings ulb? 'Apsiou ßocaiXe'j; 'Azajsvivwv.
' Dass das auch schon im Pehlewt der Fall war, zeigt deutlich Minochired 56, 7, wo nur ,B^lüsse' passt.
* Die Erklärung könnte von einem Spätem herrühren. Der Text enthält einige Glossen, die zum Theil jedenfalls später
sind z. B. 11 paen.
^ Den Vülkernamen 1, 2 (S. 3) werden auch in Syr. znm Theil andere substituiert, doch sind mehrere in Syr. ebenso unklar
wie in den übrigen Texten. Für ^'ia.^ darf man wohl ^^.050^ ,Türken' lesen.
' Wohl eine Dialectforra.
' Journ. as. 1866, 1, 187.
16 V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
Noch deutlicher weist auf eine persische Vermittlung hin, dass die Namen von Orien-
talen nicht bloss ihrer gi-iechischen Endung verlustig gehn wie ios Iltöpo^/ sondern zum
Theil geradezu durch persische Namen ersetzt werden wie für 'P(oi;dvY] steht aai»,o^; für
'PoSoYOUvr^ (oder 'PoYo5o6vTj) i^io*^), i^o^^ 144, 6. 150, 10. 151, 14, worin das erste Element
unsicher, das zweite sicher cu^i , Tochter', das in persischen Frauennamen jener Zeiten
öfters vorkommt; für 'YozäcjTzrfi (Val.) oder TSdanTjc ^l^^o^ 89, 18. 90, ll;** für MtO-ptdSYji;
j^ai^^l 130, 2. Einen gut persischen Namen erhält noch der (uns aus keinem griechischen
Text bekannte) chinesische Feldlierr js^a^^ 195, 5. Sehr merkvi'ürdig ist der, nur im Syr.
vorkonmiende, Bandenfülu-er ^q-j^ 207 £;* denn das kann doch kaum etwas anderes sein,
als ein Ketlox des Kiisanischen Häuptlings Pariök, der ums Jahr 595 Vasall des persischen
Gegenköuigs ^^'istaluu ward;* selir lange nachher hätte man diesen Namen wohl nicht melir
behalten.
Aus dem Gebrauch einzelner persischer Wörter wie iwriV oder ^avsa^ (Codd. v^pni^)
224, 13 alviäs = äSdixac ixnd der persischen Planetennamen'* ist nicht viel zu schliessen,
aber einige Vem'eisungen auf den persischen Sprachgebrauch nöthigen geradezu, die Ueber-
setzung aus einem persischen Text anzunehmen. Die Stelle ,E8elziegen, die auf persisch
charbuz heissen' 211, 8 ist um so beweiskräftiger, als dies y,jj deutlich erst einem griechischen
JVort Avie *öv6':paY0C nachgebildet ist. Ferner ,vom (Edelstein) ^l^^, der auf persisch ^aj^
heisst'* 9, 6; ,Thiere, die Nashörner heissen und auf persisch kargadav/' genannt werden'
211 unten; ,Hector, den man in der persischen Sprache Soti (?) nennt' 95 unten, wo ver-
muthlich Hector mit einem Helden der persischen Sage identificiert war."
Was hier dargelegt, scheint mir die Annalune, dass Syr. eine Afterübersetzung aus dem
Persischen sei, nothwendig zu machen. Auch das litterarische Verhältniss der ara-
bischen Alexandergeschichten stimmt durchaus hierzu. Nun könnte man freilich
dagegen anfülu-en, dass die Beibehaltung einiger griechischer Wörter bei Syr. nämlich »dy-
xsÄ/vOV 24, 15, (1, 13). 32 £ (1, 17); dxoußt-ov 51, 6, 12 (1, 21); §6pu oder Sopduov 42, 6
(1, 18). 100, 14 (1, 46) den umnittelbaren Ursprung aus einem griechischen Original er-
heische. Aber diese Wörter, die allerdings auch für mich lange ein Hauptgrund gewesen
sind, eine Pehlewl -Vorlage abzulehnen, können gegenüber den zwingenden Argumenten
nicht entscheidend sein. Wir düi'fen wohl glauben, dass auch der persische Uebersetzer
gelegentlich einen griechischen Ausdruck beibehalten hat, den dann der Syrer Avieder ver-
wandte;" zum Theil kann hier auch der Zu^fall spielen.
' Andre 130 oben, freilich zum Tlioil arg verderbt.
' Mau erwartet ^.ajsh-^o^ ■ aber \ wird vor ^ in der Ausspraelie doch zu j» geworden sein.
• Dieser Name konnte allerdings schon aus den Acten des Apostels Thomas weiteren syrischen Kreisen bekannt sein.
* Für da« sinnlose ptol ~ v^ 207, 0 möchte ich ]icil^ Marzhän als Titel des Parwg lesen.
° Patkanian im Joum. as. 1806, 1, 195 aus armenisdier (Quelle.
* Auch pi2?<jC£i das die Lexica ,Peitsche' erklären, das aber in Syr. für oopiriov, oopu und Xöyyr, steht, sieht aus, als ob es
persisch wäre; aber ich finde nichts entsprechendes.
' Mit dem gleichlautenden yÄ ,Molone' hat es natürlich nichts zu thun.
" Leider ist da« entstellte syrische Wort, das für Xiiyoivo; steht, und das 218, 13 ^iJi* (= övjys?) geschrieben wird, uiclit ins
Beine zu bringen, da auch die persische Erklärung dunkel bleibt.
• Unser Text bietet zwei verschiedene Entstellungen dieses Wortes; eine davon wird aus der Correctur eines späteren Lesers
wieder verderbt sein. Oder gab der Uebersetzer selbst die beiden möglichen Aussprachen karkadan und kargadan an?
'" G. HofTmann, der im Uebrigen wenig geneigt ist, eine Pehlewi -Vorlage anzunehmen, weist mich noch auf ^^.aJo-^^ü», 3, 8
hin, zu lesen ^ . a Hr. <- a als Uebersetzung von X<xXu|3£s B, da Wj(iräna(k) im Persischen ,Stahl' ist. Die Form iühiirän ist
aber auch von den Syrern angenommen.
" Natürlich ist von keinem Belang, wenn sich solche griechische Wörter, die im Syrischen gar nicht selten sind, wie ]'"'\
Xoum), -■"''"'■^.' y/'V'''« "" derselben Stelle in Syr. wie im griechischen Text finden.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 17
So erklärt es sich leicht, class Syr. so oft vom griechischen Text abweicht und häufig
auch da schwer zu verstehn ist, wo wir kaum Abschreibefehler annehmen dürfen. Ein
schwerlich besonders guter griechischer Text war ins Pehlewi übersetzt, und der Syrer
hatte dann die ^äeldeutigen Pehlewi -Zeichen in seine Sprache zu übertragen: das musste
manches quid pro quo ergeben!
Wir sahen schon oben S. 13, dass unser Text etwa in die allerletzte SAsänidenzeit zu
setzen ist; der Name Paridg (S. 16) und anderes passt dazu. Natürlich gilt das zunächst
vom Pehlewi- Text. Aber es ist wenig wahrscheinlich, dass noch lange nach dem Unter-
gange des Sasänidenreichs ein Syrer so viel Pehlewi verstanden hätte, um ein solches
Buch zu übersetzen. Vermuthlich ist Syr. nur wenig jünger als seine Vorlage (ähnlich wie
das syrische Kalilag wDamnag sehr bald nach dem Pehlewi- Text entstanden zu sein
scheint, dem es folgt). Jedenfalls spricht schon das Vorhandensein von Syr. dafür, dass
der Pehlewi -Text nicht später als ins VII. Jahrhundert zu setzen ist.
Der reiche und nicht aus Glossaren zusammengeraffte Wortschatz, über den Syr. ver-
fügt, deutet auch auf eine ziemlich frühe Zeit.' Freilich müssen wir einstweilen noch mit
derartigen Schlüssen sehr vorsichtig sein.
Gelehrte Perser haben im VIII. Jahrhundert verschiedene Werke aus dem Pehlewi ins
Arabische übersetzt: es lag ihnen viel daran, die siegreichen Araber mit ihrer nationalen
Litteratur bekannt zu machen. Aber für syrische Christen, die unter den Grosskönigen
wie unter den Chalifen eine gleich bescheidene Stellung einnahmen, in ähnlicher Weise zu
arbeiten, konnte einem Perser nicht in den Sinn kommen. Nestorianische Geistliche per-
sischer Nationalität mussten wohl etwas syrisch lernen, aber eine litterarische Thätigkeit
wie die Uebersetzung eines solchen profanen oder vielmehr heidnischen Buchs ist bei ihnen
nicht vorauszusetzen. Also haben wir anzunelimen, dass der Uebersetzer ein Syrer war.
Und zwar ein Ostsyrer, denn nur auf dem Gebiete, wo die Säsäniden herrschten oder vor
kurzem geherrscht hatten, kann man bei einem Syrer die Kenntniss des Persischen an-
nehmen, welche zu einem solchen Werke nothwendig war. Dass der Uebersetzer gerade
ein Geistlicher war, ^\^e Budge meint, ist nicht nothwendig; die sein- wenigen biblischen
Anklänge, die sich im Syr. zeigen, würden auch bei einem Laien nicht auffallen. Ver-
muthlich war der Uebersetzer ein Nestorianer.
In gewissen nestorianischen Kreisen scheint das Buch viel gelesen zu sein, denn die
Textentstellungen weisen darauf hin, dass es viel abgeschrieben ist. Sonst fehlen Zeugnisse
dafür. Benutzt ist es in einer kleinen syrischen Schrift, über die wir unten (S. 24 f.) handeln
werden. Von Späteren scheint Barhebraeus unser Buch, aber wohl nur mittelbar, benutzt zu
haben, da er die Roxane in der syrischen Chronik S. 39 wie dieses >ni*,o? nennt, wälu*end er in
der arabischen S. 91 wie die arabischen Schriftsteller ,>^JJ^}^ hat.^ Auch dass er von der
den Arabern unbekannten Vergiftungsgeschichte weiss (Chron. syr. 39; arab. 96), deutet auf
Bekanntschaft mit der Erzählung von Syr. Ferner gehn Stücke der äthiopischen Ueber-
setzung, deren Inhalt uns Budge XCI kurz angiebt, durch Vermittlung eines christlichen
Arabers auf Syr. zurück.
' Budge'» Glossar bedarf in melir als einer Hinsicht einer gründlichen Revision.
'' IJer Nestorianer Salomon von Basra (erste Hälfte des XIH. Jahrhunderts) benutzte einen andern syrischen Text des Romans,
welcher zum Zweige y gehörte (S. 145 f.). Daher ist auch aus dem Namen iwn.^ ■ ^ a.i Nectanebos 85, 13 nicht auf Be-
nutzung unseres Buches zu schliessen.
Denkschriften der phil.-hist. Ol. XXXVIII. Bd. V. Abh. 3
jg V. Abhandlung: Th. Nöldekb.
Dass Syr. dem Zweig-e a auo^ehört, hat man länjjst bemerkt.' Die Anordnung im
Ganzen ist die von a; die griechisclien Angelegenheiten stehen 1, 45 — 2, 6, und der
Aristotelesbrief 3, 17 ersetzt das, was ß und y zum grössten Theil an andern Stellen haben.
Und so stinnnt Syr. aiicli sonst durclig-ängig zu a. Aber im Einzelnen herrscht hier eine
bunte Mannigfaltigkeit. Syr. schliesst sich bald an A gegen Val., bald an Val. gegen A und
hat auch manchen Zug, der ihm eig'en ist und doch alt sein kann. Hätten wir den voll-
ständigen griechischen Text, der in Leo auszüglich übersetzt ist, so würde sich wohl eine
ziemlich starke Uebereinstimnuing mit Syr. zeigen, denn auch jetzt geht Syr. oft mit Leo,
wie schon Ründield bemerkt, während Val., dessen Rhetorik^ und dessen Abkürzung freilich
manches verwischt, mehr mit Arm. übereinzukommen scheint. Geradezu für die Verbesserung
von A lässt sich Syr. nur ausnahmsweise beiuitzen, denn er übersetzt nicht sklavisch, und
wie wir oben sahen, muss der Durchgang dm-chs Pehlewl manches verändert haben. Dazu
konmien die F^ntstellungen der Abschreiber. Uebrigens hat es wohl nie zwei griechische
Handsclu-iften von a gegeben, die bis auf die Partikeln uiul die Wortstellung mit einander
übereinstimmten.
Im Folgenden will ich nun eine Anzahl characteristischer Stellen von Syr. mit Rück-
sicht auf den Text der verwandten Zeugen A, Val., Leo und Arm. kurz besprechen; meine
Auswahl ist allerdings ziemlich willkürlich.
Der Anfang der griechischen Grundlage von Syr. lautete etwa so:^ Ol aocpcotaTOt, y^P^
Iti'Cjy NciXov 5ia[A£xp7ja7.[i,£V0'., oüpdvou äarpoll-catav Sta'j^-rj'ftadjJLSVO'., raOra Trdvta xapa-
8£5<t)xaai tfi oixou|X£V'(i sicia-cparcta? (?)" dXx-^ ^öyou %al lAa^w?) 5uvd[x£t. <I>aai ydp xrX.
Das Folgende weicht schon stärker ab; für [JisiV öv 7^ Al^UTr-coc e^s-Jisasv ttJc totautr^c ^o-
vdns(oc hatte er 6z TSAStcf YV(oa£t AiyjTcto'J z<.\):q f^v.
1, 1 am Ende Svr. wie A ,ein Hund' (Leo, Arm., Venez.. ß ,ein Löwe'; L verstümmelt).
Das Orakel am Schluss von 1, 3 lautet: ,Der gewaltige, starke König von Aegypten,
welcher geflohen ist, bringt nach einiger Zeit einen andern, jungen Herrn, der gewaltiger
und stärker ist als er, der ihn tödtet imd seine Stelle raubt,' in der Welt umherzieht und
aHe Feinde Aegyptens eurer Herrschaft imterwirft.' Also auf Grund von A umgebildet;
natürlich ist in A 'J[ilv zu lesen. Entsprechend hat Syr. 1, 34, wo A kürzer ist: ,Der
gewaltige, schlaue, betagte König von Aegypten, welcher geflohen ist, bringt' nach einiger
Zeit einen jungen und starken König, der seine Stärke übertrifl^t und in der ganzen Welt
durch seine Kraft umherzieht, alle Menschen den Aegyptern dienstbar macht und euch
Gewalt und Kraft giebt' (Arm. ungefähr wie B C).
' So Zacher, Rlimbeld und nun Budge.
' Ich muss gffHtehn, dass mir die gezierte Sj)rache des Val. viel weniger gefällt als die derbe Incorrectheit Leo's.
" Natürlich kann ich nicht jedes Wort verbürgen. Genau genommen, ergäbe Syr. z. B. eher o\ 0090!; aber ich halte mich, wo
nicht dringende Gründe dagegen vorliegen, an den Wortlaut von A.
* Uie« wunderliche ,al»o' hat auch Leo: Sapieiüiitsimi namque Et/iptii.
' ,Die erschütterten'.
' Wßrtlich übersetzt heisst Syr.: ,durch die Kraft der Worte der [Un-]besiegbarkeit'. Das ,Un' (,Nicht') muss man wohl mit
Budge hinzufügen. Ich denke, der ursprüngliche Uebersetzer nahm ImizpxTdxi als ,Heldenmutli' oder dgl. und construierte,
als Htändo ila siXx^ Xöyoj IjciTrpsTitii;. Doch bleibt dies Wort recht unsicher. Den Dativ Trj otxojjiivr) geben alle Texte (A L,
Arm., Syr.) wieder; ,dies alles' mag eine Zuthat des Uehersetzers sein.
' Da« ginge auf die Ermordung de« Nectanebos durch Alexander; doch vermuthlich ist zu lesen si^ '''■^1? o<>i.ii ""'' '■'^
überwtzen: ,der den t«dtet, welcher seine Stelle geraubt hat' nämlich den Perserkünig. 1, 34 fehlen diese Worte.
" Zu lesen j^v*./^ j2~»io.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 19
1, 4. Die Aufzählung- von verschiedenen Arten von Wahrsagern (S. 7, 4 ff.) in Syr.
ganz wie in A. Für ä[jL[JLO[idvTctc^ (A d.\i\i.rjo^" • L ä.\i.oo\i") hat er einfach V^5^ ([xdvtEtc);
dann wie A \i.ä.'(>ji.^ Das seltsame äTzpod-izat., das Römheld und Andere in datpori-c'cat ver-
bessert haben, fehlt in Syr. — Weiterhin, im Beginn der Schilderung des astrologischen
Apparats (Müller 4, Ann. 3) übersetzt Syr. unrichtig Aioc sixöva statt Ss^avoüc.'
1, 10 fehlt die Verwandlung des Drachen in den Adler (Val., Arm.) wie in A, Leo.
Zur Herstellung des astrologischen Capitels 1, 12 gewährt Syr. einige Hülfe. So ent-
stellt wie in A ist es hier nicht, aber sicher hat der Uebersetzer nicht alles verstanden,*
und der blühende Unsinn, den wir zum Theil lesen, kommt schwerlich allein auf Rechnung
der Abschreiber. Etwas hat er hier verkürzt.
1, 13. Bucephalus wird in Syr. von den Cappadociern gebracht wie in A, Arm., Leo;
in Val., BLC von den eigenen Pferdehirten. — Der Zusatz aus Favorinus in Val., Arm.
fehlt auch in Syr.
1, 14 haben nur Syr. und Arm. ein astrologisches Gespräch zwischen Nectanebos und
Olympias.
1, 16 und 1, 17 haben in Syr. die Stelle vertauscht. In 1, 16 hat nur er auch für die
andern Königskinder, die mit Alexander geprtift werden, Namen, aber sie sind zu sehr verderbt,
um die griechischen Formen sicher zii stellen. — Ueber den Zeuxis*- Briefwechsel s. oben S. 9.
1, 18 f. Die olympische Wettfahrt erzählt Syr. sehr weitläufig. Einiges von dem gegen
A Ueberschiessenden ist wohl ursprünglich, aber zum Theil sind es neuere Zusätze; so, dass
Bucephalus den Nicolaus mit den Zähnen packt, und die Wiederholung des Wettlaufs. Der
Uebersetzer musste auch hier wohl von einer Sache sprechen, die ihm gänzlich fremd war.
Am Schluss hat nur er die Namen der vier Pferde und des Priesters, deren walu-e Form
aber wieder nicht zu erkennen ist, abgesehen vom Bucephalus.
1, 20 Attalus ist in Syr., Val. Vater der Cleopatra, nicht Bruder.
1, 23. Alexander antwortet in Syr., die Hennen seien unfruchtbar geworden,*^ welche
die goldenen Eier gelegt hätten; so Leo, nur dass dieser richtiger den Singular hat. In A
Val., Ami. fehlt dies ganz. In BLC ist daraus ein wirklicher Tribut von goldenen Eiern
geworden.' — Wie in ß lassen die Perser Alexander in Syr. abmalen. Das Bild giebt bei
ihm (1, 36) Darius der Roxane, die es in hohen Ehren hält. — Mit Leo hat Syr. die
Rebellion der Amienier (am Schluss des Capitels) und die Rückkehr aus Armenien 1, 24.
1, 28 hat Syr. die Folge der Ereignisse wie A: Themiodon, Thracien, Lucanieu, Sici-
lien (dies fehlt in A, steht aber in Val., Arm.), Rom u. s. w.
1, 30. Bei Cai-thago hat Syr. mehr als die Aiidern. Auch das erste Anmion-Orakel
ist weit ausführlicher: die eigenthümliche Vermischung von Rationalismus und Grötterglauben,
die sich darin zeigt, passt zu der ganzen Art des Buches.
* So .Sandwahrsager' ist zu lesen. Die Wabrsagerei aus dem Sande |J-<J\ fjs-, welche den Lesern von 1001 Nacht bekannt
sein wird, spielt noch heute im Orient eine Rolle.
* Natürlich ]^ä_io für ^aSV'.a zu lesen.
' Nach Römheld, dessen Annahme, dass er vielleicht beides: Aib; ^'.■/.6■^ol xa; oixaio\>i gelesen habe, jedoch unstatthaft ist.
* Mit der einheimischen Astrologie scheint er allerdings leidlich vertraut gewesen zu sein. Darauf deutet der Gebrauch der
alten a.strononiischen Namen. Ich venveise z. B. auf A'r. > im Stat. ab.s., den Eigennamen der Sonne als Planeten 19 ult. 21,
6. 26, 7, der mir im Syrischen sonst noch nicht begegnet ist, aber im Mandäischen (IfaKtP) oft vorkommt.
* Der auch von Arm. gegebene Name Zsü^i; ist in usoiJ^l entstellt.
* So übersetzt Budge • av /•] hier mit Recht (zum Adj. jnl.); sonst kenne ich diese Bedeutung allerdings nicht. Ethpaal
oder Ettaphal?
' So bei Firdau.sl; s. unten.
3*
20 V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
1, 31 vorne. Die stark entstellten Worte' scheinen zu besagen, dass der Hirsch, der
nicht getroffen ist, eine Strecke weiter läuft, dann strauchelt und stirbt. Die Andern anders.
1, 31 ff. Zur Herstellung der Greschichte von der Gründung Alexandria's und dessen,
was damit zusauuneuhängt, bietet Syr. nicht viel neues Material, wenn auch einzelne Fetzen.
Im Ganzen ist sein Text stark verkürzt, wie leider selbst auch der von A. Arm. stimmt
mehr zu A als Syr.
1, 33 weicht Syr. stark von den Andern ab. Er hat einen Brief des Aristoteles, der
für Alexandria's Zukimft besorgt ist, und einen diese Besorgniss zurückweisenden Spruch
der Walirsager, aber die Verse werden nur ungenau reflectiert ; das Zahlenspiel fehlt.
1, 34. Das Orakel ist in Syr. anders als in A, Val., melir wie in BLC, aber doch
ursprüug-licher als da. In Arm. wieder etwas anders, aber auf derselben Grundlage.
1, 34 vorne hat Syr. wie Leo Ascalon^ als Sammelplatz statt Tripolis (A, Val., Arm.).
Jenes beruht wohl auf nachträglicher Correctur, da Tripolis erst 1, 35 am Ende erbaut
wird, ß beseitigt den Widerspruch durch Streichung 1, 34.
Grosse Unordnung ist dadurch in Syr. gerathen, dass er die Sendung des Sesams von
Darius an Alexander zweimal hat, zuerst, ganz störend, neben der Sendung des Balls u. s. w.,
und dann an der richtigen Stelle 1, 40 f. Es ist nicht ein einfaches Schreibversehen, da
die beiden Berichte verschiedenen Wortlaut haben und der erste über mehrere Capitel
zerstreut ist.
1, 39 vorne fehlt in Syr. (wie Leo, ß) die Unterwerfung von Syrien (A, Val., Arm.).
1, 41. In Syr. und Leo (1, 40. 42 am Ende) bricht Alexander den Feldzug gegen Darius
ab, weil er hört, dass seine Mutter erkrankt sei. Nachdem er allerlei Kreuz- und Querzüge
gemacht, hndet er sie dann wieder genesen 1, 43 vorne. Diese Motivierung des Feldzuges
von der A, Val., Arm. nichts wissen, sieht jünger aus.^
1, 41. In Syr. und Leo kämpft Alexander in Arabien drei Tage lang mit Amyntas,
dem Feldherm des Darius. Darauf, dass Darius einen Feldherrn gesandt habe, statt selbst
zu kämpfen, wird bei Leo 2, 7 angespielt (Syr. fehlt da). — Alle Andern anders.
1, 42 vorne nennen Syr., Leo, Val., Arm., also, da in A hier ein Blatt fehlt, alle
bekannten Zeugen des Zweiges a Achaja, das Budge darum nicht anfechten durfte. Von
den Versen (Skazonten) des Val. (A fehlt noch) hat Syr. nichts. — Der in Syr. entstellte
Name des Dichters, welcher den Alexander verherrlichen will, war in dessen Urtext gewiss,
wie bei Leo, KX£txo(iyj5-r]i; (A fehlt noch).
1, 45 vorne. Das jhu^^] des Syr. unterstützt das überlieferte 'AxpayttVicvoö Agragan-
tivm Val., ,der Akragantiner' Arm., (Leo Tragachantes). Josippon cap. 9 (fol. 23 a der Ausgabe
Venedig 1544) hat sogar ausdrücklich ,Acragacantos in Sicilien'. So toll das ist, man wird
sich dabei beruhigen müssen.
1, 46. Das grosse metrische Stück wird im Ganzen in Syr. repräsentiert. Aber im
Einzelnen fehlt vieles, z. B. die ganze Stelle 'EXdiTjV opcfC — \s.z^\i.'f)^a.Q Müller 52 a unten
— 6, 1 und alles, was sich auf die Sieben gegen Theben bezieht 52 b. Im Kleinen kürzt
Syr. vielfach ab, wälirend er das allgemein Menschliche (wie die Bitten) zum Theil etwas
erweitert. Einiges hat Syr. mehr, z. B. den Verweis auf die drei Götter Herakles, Ammon,
' 68, 9 ist vor r, /-. wohl noch ]' .)^ einzusetzen, eb. ))*~a un<l 1. 10 ]ZQj»La '-^ zu streichen.
' Lies ^InVi^mj
' Uer Feldzuj? gegen Darius ward ja in Wirklichkeit unterbrochen, nämlich durch den Zug nach Aegypten; da Alexander im
Koman aber von Italien nnd Carthago her nach Aegypten kommt, so musste der Abzug anders gefasst werden.
Beiträge zur Geschichte des Alexasderromans. 21
Dionysos 105 oben. Ob die Erwähnung des ,gehörnten Amnion' 104, 9 ursprünglich, ist
die Frage. In der Antwort Alexander's hat Syr. den Schluss anders, da er sich wenigstens
insofern erweichen lässt, dass er die . noch am Leben befindhchen Thebaner begnadigt.
Das Schhxssstück ist stark verkürzt; von Pindar ist z. B. nicht die Rede. Aber der Satz
aTCOAcv afJTtov zrp TZÖXiv YSVVYjS'Tjvat wird repräsentiert (109, 2). Zur Verbesserung des
griechischen Textes trägt Syr. kaum bei.
2, 14. Die Namen am Ende wie A; aber zum Theil absichtUch verändert und dazu
entstelh. (Arm. mehr wie A).
2, 17. Nur im Syr. ist Parmenion's Rede mit Alexander's confundiert.
2, 19. Der Schluss ist in Syr. noch etwas melir verkürzt als in A, nämlich der
Ueberläufer ganz weggelassen.
2, 20 am Schluss: ,vind mein Weib halte wie deine Schwester'. Das spricht vielleicht
für die, jedenfalls richtige, Ansicht von Niederführ,^ dass a6vs|xov als a6vat[j.ov aufzufassen ist.
2, 21. Alexander's Proclamation ist in Syr. ziemlich ausführlich; doch wird der Un-
verständlichkeit von A durch Syr. kamn abgeholfen. Zu beachten, dass die Religions-
freiheit noch etwas deutlicher hervorgehoben wird: ,und ich gebiete auch, dass jedermann
seine Lehre, Religion und seine Gesetze halte, seine Feste und Opfer feiere' für ypäaö-at
irÄc, ioiot^ £»)-=ai f.rxi aavrj\)-ccatc ^'xt^ ioptalc xat. ocavTjYupsat %ac sücoytatc %ai ßou^üccaic.
3, 1. Der Zusatz in A bei Syr. so wenig wie bei einem Andern. Man sieht wieder,
dass sich auch in A historische Notizen finden, welche, der echten Geschichte entsprechend,
hinzugefügt sind.
3, 2. Im Brief des Porus: ,zum dritten Mal fordere ich dich auf zurückzukehren' Syr.,
Val., Leo, (nicht A, Arm.).
3, 3. Syr. lässt die glühenden Statuen mit Zangen auf eiserne Wagen setzen und
diese vorschieben; die Wagen hat auch Arm. — Den Text von A irtirrct 5s xal ö'AXs^dv-
Spo'j iTCTCO? 6 BouxsffaXoc, Sia/.TjiyS-cic utto xoö IIcopou hat sich Syr. so zurecht gelegt: ,und
das Ross, das Bucephalus hiess und auf dem Alexander ritt, warf den Alexander durch
Zauberei des Porus ab'. Den Tod des Pferdes hat Syr, nicht. Die Worte xai Tja^sVTjac r^
YV(ofjL'(j bezieht er mit Recht auf Alexander, während ß sie, wie das Participium s^aa^sVT^-
aac zeigt, auf das Pferd gehen lässt,
3, 4, Der Zusatz in A (Pausanias, Aornos) fehlt auch in Syr.
3, 17.^ Der Uebergang vorne, der in A fehlt, in Syr. (als Schluss von 3, 6) wie in
Leo (eb.) und Val. (3, 17 vorne).
Der Brief an Aristoteles ist in Syr. bedeutend umfangreicher als sonst in a. Von
a — h (nach Zacher's Abtheilung) d, i. Müller 1206 — 122 6 (resp. Val. unten 123 6) =
Syr. 169, 2 — 176, 7 stimmt Syr. wesentlich zu A und, wo dieser lückenhaft, zu Val.,
wenn auch im Einzelnen manches abweicht und wenigstens zum Theil zurecht gemacht
ist. Der Odontotyrannii^ heisst hier ,in der Sprache jenes Landes' i^o^io , wofür ich keine
Erklärung weiss. — Dann folgt ein grosses Stück ( — 183, 4), wovon nichts in A und
Val.; da aber das Meiste bei Leo und da ja Leo überhaupt vielfach verkürzt, so steht
' Quaestiones Pseudo-Callistheneae (Vratislaviae 1869) ]>. 19.
* Wenn es auch zweckmässiger gewesen wäre, dass Müller die Schrift des Palladius als Anliang, nicht, wie A, mitten im Text
gegeben hätte, so hätte sich doch auch Budge, wie es Landgraft' in der Ausgabe des Leo thut, hier und an andern Stellen
ganz an die nun einmal feststehende Bezifferung der grundlegenden MüUer'schen Ausgabe halten sollen. Es schadet ja nicht,
wenn von 3, 6 gleich auf 3, 17 übergesprungen wird.
22 V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
nichts der Auiiahine im Wege, dass das eiiiuuil alles in a gestanden habe, zumal es durch-
weg in der Erzithlung bei ß am Ende des zweiten Buchs reflectiei-t wird. — Die Absätze
t, k, l bis zum Schluss des Briefes stimmen leidlich zu A, resp. Val.* — Dann aber liat
SvT. noch sein- viel mehr. Zunächst die Geschichte von dem Drachen, der ganze Rinder
verschlingt und den Alexander zwei mit Gips, Pech, Blei und Schwefel ausgestopfte Rinder-
balge verschlucken lässt und dann mit glühenden Kugeln vollends umbringt. Die Geschichte
erinnert ein wenig an den Drachen, den Daniel durch Kugeln aus Pech, Talg und Haar
tödtet. Identisch ist sie mit der im jerus. Talnuid Ned. 3, 2: ,Die Schlange des Königs
Sapor* verschlang Kameele und Rinder;' als man sie zu tödten suchte, füllte man einen
Kameelbalg mit Stroh und steckte Kohlen hinein; das verschlang sie und starb.' Dies
geschieht am Borystheues 193, 13, vergl. 196, 2. Dieser, den Orientalen unbekannte, vom
ilthiopischen Text bestätigte* Name giebt uns die Gewälu-, dass die Geschichte auch in
einem griechischen Text gestanden hat, und da sie noch heidnisch ist (,Götter' S. 194), in
einem nicht all zu späten. Ursprünglich braucht sie darum noch nicht zu sein. Zmn
Borvsthenes passen übrigens die später erscheinenden llpüxavtc (d. i. "Vicavtt;) 3, 27 und
Tdvais 3, 28 (beide in Syr. 231, 10 und 235 paen. sehr entstellt). Dann zieht Alexander
nach China, wo er Abenteuer hat, die uns weiter imten bei den Auszügen aus den ums-
limischen Schriftstellern wieder vorkommen werden, darauf ins Land der Moschusthiere
(d. i. Tibet) und weiter über Sogdiana und Bactrien nach Margiana. Dass auch diese Stücke
auf einen griechischen Text zurückgehn, ergiebt sich aus den Tempeln des Zeus und der
Rhea, die Alexander in Bactra, irad dem des Amnion, den er in Merw erbauen lässt,
sowie aus der Fonn Mapytavöc 208, 17.*
3, 18 ff. Die Candace- Geschichte stinmit im Ganzen zu den übrigen Texten." — Der
Name des jüngsten Sohnes ist wie bei Leo Carator '■>oz\^ (Val. Charogos^ Arm. Karogos;
Venez. ötöc; zu jenem scheint jnDin bei Josippon zu stinnnen, das in Jljns zu verbessern
sein dürfte. In A fehlt der Name).
3, 24. Die Sesonchosis- Stelle ist zum Theil vollständiger als in A. Der Name Serapis
in Syr. wie in Val., Arm., Leo.
3, 27 ist im Ganzen und Grossen wie Val., während A mehrfach abweicht und namentlich
den Brief des Aristoteles nicht hat.
3, 28 ist in Syr. vollständiger als in A. In dem Königspalaste sieht Alexander die
Statue eines griechischen' Orakelgottes. Die Taube (kürzer besclu-ieben) erklärt das Orakel.
Er findet dann im Palast von Susa grosse silberne Kugeln, welche je 360 Maass Wein
fassen und von aixssen mit Bildwerken geschmückt sind (die beschrieben werden), und
ausserdem einen sehr grossen Becher, auf dem die Seeschlacht des Chosrau (Xerxes) gegen
' Auch in Ann. scheint der ürief hier «ufziihßron.
' Da vorlior von Jnlianug und seinem lleereszuge die Kode, sd ist Sapor II (3Ü'J — 379) gemeint.
» Für nn-p lies Onps. Levy s. v. ybnt hat l^^-np carrucas.
* S. Budge'« Uetjersiicht CHI. Auch die folgenden Abenteuer sind zum Theil in die.ser ausdrücklich erwähnt als im äthiopi-
schen Text vorkommend.
' Sollte in der Zuriicklassmig von 500 griecliischen Soldaten in Hactra 206 f. eine Erinnerung an das von griechischen Sol-
daten gegriin<lete bactrische Reich liegen ?
' Obwohl Candace eine würdige Matrone mit verlieiratlieten Sühnen i.st, die zu Alexander eine mütterliche Stellung einnimmt,
W) haben doch drei von einander visUig unabhängige Erzähler dem Kitzel nicht widerstehen künnen, die Beiden in ge-
schlechtliche Beziehung zn bringen, Malalas 1, 248, der Aethiope (wohl nach seiner arabischen Quelle) und Lamprecht
342 f. (vermuthlich nach seiner franzHsi.tchen Vorlage, während Leo davon nicdit» hat).
' Vergl. ad itpeciem ijraeci operiit Val.
Beiträge zur Geschichte des Albxandbrromans. 23
die Griechen abgebildet ist. Die Andern ziehen dies zusammen. Vielleicht ist hieraus die
Verdopplung der Erzählung in BLC entstanden. Wichtig ist, dass Syr. so wenig wie A und
Val. etwas von Nysa^ und dem bacchischen Apparat hat, die in BLC auf" wunderliche
Weise hier eingefügt sind.
3, 30 hat Syr. am Schluss: ,Deshalb sagte er von sich seilest, dass er der dritte
Sterbliche* sei, (der in die Gemeinschaft der Götter eintreten müsse), weil sie (Herakles
und Dionysos) nicht solchen Ruhm erworben, sich so ausgezeichnet und solche Heldenthaten
vollbracht hätten wie Alexander.' Bei A ist also tpiTOV Ss xai saüTOV zu lesen. (Val., Arm.
haben anders.)
3, 31 f. Die Vergiftung und was damit zusammenhängt in Syr. im Wesentlichen wie
in A. Der in unsern griechischen Texten fehlende Zug, dass Alexander, nachdem er das
Gift genommen hat, durch eine Fedfer, die er sich in den Schlund steckt, Brechreiz zu
be\N'irken sucht, wie er zu thun pflegte, wenn er zu viel getrvmken, ist in Syr. wie in
Arm., Leo. Dass er sich in den Euplirat stürzen will und der Vertrag zwischen Perdiccas
imd Ptolemäus in A, Arm., Syr., Leo.
3, 32. Am Scliluss hat Syr. mehr als die Andern. Die Rede des Macedoniers ist aus-
führlicher, und dazu kommt eine, in Leo abgekürzte, Antwort Alexander's.
3, 33. Dem Testament, das (wie in Arm.) an Ammon und Olympias gerichtet ist,
gehn in Syr. einige Trostworte voran (die aber von dem Trostbrief in L durchaus ver-
schieden sind). Der Text stimmt nm- einigermassen zu A. Alles, was sich auf Rhodus
bezieht, ist entfernt, mit Ausnahme der Bestimmung, dass Olympias in Rhodus wohnen soll.
Dafür hat Syr. eine km*ze Ermahnung an die Macedonier und Griechen, die Tempel und
den Palast in Stand zu halten. Das Testament soll im Ammonstempel verwahrt werden.
Manches fehlt, aber hie und da ist Syr. ausführlicher, und das Mehr ist wenigstens zum
Theil urspninglich. Der Schluss ist: ,Und ich gebiete, einige' von den Zeltbewohnern
Dosin (? ?) zu bringen und sie Beisassen von Alexandria zu nennen. Meine Leiche aber
soll man, wie ich oben gesagt habe, in einen goldenen Sarg legen und auf einen Wagen
heben, den 16 zahme Maulthiere ziehen sollen. Das Heer der Macedonier soll mit Ptole-
mäus und den Heeresobersten (die Leiche) bewachen und fortfülu-en, und man soll ihnen
zu den Kosten des Weges aus dem königlichen Besitz 1000 Talente Gold geben und
1600 Maulthiere, den Wagen (abwechselnd) zii ziehen.' Oben war gesagt, die Leiche solle
in einen goldenen Sarg gelegt werden, der mit weissem, nicht aufgelöstem Honig gefüllt
sei; so auch Leo.
Im Syrer folgt auf den Text, was Val. 32. 33^ vor demselben hat = 34 BL. Bei Leo
das Testament nocli früher, aber ein Stück davon erst nachher S. 135: Tunc direxit etc.
= Syr. 250.
3, 34. Ueber die Zahlen brauche ich zu dem, was ich oben S. 8 gesagt habe, nichts
weiter hinzuzufügen.
Die Liste der Alexander -Städte, von denen es heisst, dass sie theils noch blühen,
theils verödet seien (während der ursprüngliche Text sie alle als noch blühend hinstellt)
hat in Syr. gegenüber der oben S. 8 f. gegebenen Gestalt einige Veränderungen erfahren. Dass
' Da» steckt in AJa((j)ou Xi^i^^t. — Ver;,'!. Arriaii 5, 2; .Instin 12, 7, C und 8 u. s. w.
* Wahrscheinlich ist nämlich ) -•^■vn zu lesen statt ]ä .»^ ,Gestorbene'.
3 Lies ^.»1]
■* Die Bezifferung ist bei Müller hier mehrfach verdruckt.
24 V. Abhandlung: Th. Nöldbke.
Syr. 13 statt 12 Städte neunt, mag ursprünglich sein, denn auch A hat die Zahl 13. Die
Keilieufolge stimmt in Syr. mit A überein, natürlich abgesehen von den vier in A fehlen-
den. — Für "^ xat ^laaov las, wie wir sahen, Syr. schon ij xpattaxYj, was er mit )M"-'^'
wiedergegeben hat. Der Zusatz Vr=^-^ osaso^r (fehlt bei Lag.) ist gewiss von der andern
Stadt icpö; "Opira? ^ TCpöc "Opstrac talschlich liierher getragen.
Für ,Alexandria am Tigris' hat Syr. ,Alexandria am grossen Meer'; hier ist ,Meer'
falsche Uebersetzung von pers. darjä ,Fluss' (s. oben S. 15). Für ,Alexandria in Troas',
bei den Massageten' und ,am Xanthus' werden die grossen orientalischen Städte Samarkand,
Balch, Merw gesetzt. Dazu kommt noch ,Alexandria jenseits der Ströme im Lande der
Inder.' Wie A hat die Liste bei Lag. auch ,Alexandria der Perser'; in den Handschriften
von Svr. ist das in ,das grosse Alexandria' entstellt; diese wichtigste Stadt ist aber am
Schluss als ,(da8 grosse)* Alexandria in Aegypten' aufgeführt.
Das Todesdatum hat Syr. nicht. Den rätliselhaften Namen des Tages VsO|i.a/iav BC,
Vsö(JiaYa L (A fehlt), Nuirads Ai-m. giebt Syr. mit ,Jünglingstödter' pn^^i^ \4.ii wieder.
Lagarde's Alexander.
In Lagarde's Analecta syriaca 205 ff. steht eine kurze Lebensbeschreibung (uoa*£) ßtoc)
Alexander's nach einer Handsclirift aus dem VUI. oder dem Anfang des IX. Jahrhunderts.'
Es ist ein ganz kurzer, • aber sorgfältiger Auszug des Romans. Die erste Hälfte folgt einem
Text des Zweiges ß oder y. Griecheuland's Unterwerfimg geschieht gleich nach der Thron-
besteigung. Der Zug über Medien, die caspischen Thore und durch alle Länder der sky-
thischen Völker im Norden entspricht den (aus dem Aristotelesbrief stammenden) Aben-
teuern in BLC. Die Form der Eigennamen ist von der in Syr. verschieden: ^amao^ genau
nach ' Pco^dv"/; (nicht ujJu,oi); wro^os ÜÄpoc (nicht ios). Die starke Anwendung von Vocalbuch-
staben in den Namen me in oooopV^Äj NsxxavaßaJc und der Ausdruck ^^x^ ^"-° 205, 29.
206, 7 ,er that itsiaai' deuten mit ziemlicher Sicherheit auf einen Monophy siten ; beides
entspricht jacobitischem Brauch, wälirend die Nestorianer in älterer Zeit, so ^'iel wir wissen,
weder das Streben, die griechischen Vocale so genau nachzubilden, noch die Verbindung
von ,Ä- und Jon mit griechischen Aorist -Infinitiven kennen. Aber ob unser Verfasser einen
griechischen Text oder einen syrischen vor sich hatte, können wir nicht sicher sagen,
wenn auch letzteres wahrscheinlicher ist.* Der Wunsch, die griechische Aussprache durch
zalilreiche Vocalbuchstaben genau auszudrücken, war ihm selbst eigen, denn er setzt solche
auch in die Formen ein, die er aus Syr. genonmien hat; z. B. in ^.Nfiq^r^ lIa[JL'fuXia;
Aber beim Aristotelesbrief tritt enge Beziehung zu Syr. ein. Die Chinesen werden
zwar .^^ nicht ^^ wie in Syr., imd y^-;" StjpSi; genannt; letzterer Name wird durch
' Die Codd. )i.»aLi»Lc, aber Lagarde's Text (Anal. syr. 207) richtig.
' .So hier Lagarde's Text.
' Wright, C'atal. 976. 984. Budj,'c giebt aiu^h davoti eine englisclie Ueltersetzung.
* Vielleicht war das die Uebersetzung, welche auch von Pseudo- Ephraim (gegen 640) und von Salomo von Basra (XIII. .lahr-
hundert) benutzt igt; s. unten.
* Denkbar wäre immerhin, das» schon ein Früherer den Defect der aus ß oder y .stammeiulen Uebersetzung durch den letzten
Theil von Syr. ergänzt, darin aber die weitläufige .Schroil)ting der Namen durchgeführt hätte.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromaks. 25
das persische ^^Lx--*X-va^ T^-2ii-»4' glossiert. Aber von da an schliesst er sich auch in den
Wortformen genau au Syr., sodass eine andere Annalune, als directe Benutzung desselben
ausgeschlossen ist. Vergl. ^oo (Küsän) für Bactra, die Form ^aoau^ für IlcpSiy.xas, jaüoo^l
= .wtMi.^j Syr. 250, 3 für E'J[J.cVf^^ und sogar das seltsame hi^rtsn für MeXEaypoc = Syr.
250, 4. Der im ersten Theil ^o^os genannte König heisst im Testament Avie in Syr. ios.
Das Testament, die Zahlen und die Städteliste stimmen in Inhalt und Form bei Beiden
genau überein. Die Lesart der Codd. von Syr. ist an einigen Stellen nach Lag. zu ver-
bessern; so ist 249, 17 nach Lag. ,o« ^a^iam:^« zu lesen. Auf der andern Seite hat auch
Lag. zum Theil schlechte Fonnen, z. B. ;->.;. '^f^ für ^^iaio. Auf alle Fälle ist Lag. ein
Avichtiger Zeuge für das Alter und den Gebrauch des Syr.
Ueber die angeblich jüdischen Einflüsse auf den Alexanderroman.
Im Pseudocallisthenes, namentlich in BLC kommen einige Geschichten vor, welche sich
ähnlich auch in alten jüdischen Schriften finden. In Folge dessen hat man jene als jüdische
Eindringlinge angesehen, meines Erachtens aber ganz mit Unrecht. Die jüdische Aggada
enthält bekanntlich ganz heterogene Bestandtheile ; eine Anecdote in Talmud oder Midrasch
braucht durchaus noch nicht jüdischen Urspnings zu sein.
Dass das Stück von den Gymnosophisten im Roman und das im Talmud von einander
unabhängig sind, haben wir schon oben gesehen (S. 7, Anm. 1).
Das jetzt nur in Syr. vorkoimiiende, einst aber auch griechisch vorliandene Abenteuer
Alexander's mit dem Drachen wird, wie wr sahen, im Jenischalmi von Sapor II. erzählt
(S. 22). Die syrische Erzählung ist viel vollständiger, der heidnische Character macht die
Entlehnung aus einer jüdischen Quelle fast undenkbar, die Geschichte hat nichts specifisch
jüdisches, und endlich eignet sie sich für den Märchenkönig, zu dem Alexander nun einmal
geworden ist, Aveit besser als für Sapor.
Viel bedeutsamer ist die tiefsinnige Geschichte von der Fahrt Alexander's durch die
Finstemiss nach der Quelle des Lebens 2, 39 ff. ß y.^ Wir wollen uns nicht auf Unter-
suchungen über die Vorstellung vom Lebensquell einlassen; jedenfalls sind hier sehr alte
Züge benutzt.* Schon der syrische Dichter Jacob von Sarug (f 521) hat diese Erzählung
in seiner Homilie über Alexander, auf die wir unten (S. 30 f.) zurückkommen. Noch älter ist
wohl die Stelle hu Talmud Tamid 32 a 6, vergl. Lev. r. 27 6; Pesiqta 74a 6, avo einerseits von
der Wanderung dm'ch die Finsterniss, andererseits von dem gesalzenen Fisch die Rede ist, der
iu jener Quelle Avieder lebendig wird.* In ß ist nun aber die Geschichte, obAvohl deutlich
spät überarbeitet, doch noch ganz heidnisch; der Koch Alexander's uud seine Tochter,
denen es geglückt ist, vom Lebens\A'asser zu trinken, gelangen doch nicht zu Avirklichem
Heil, sondern Averden zu Seedämonen. Das weist AAahrlich nicht auf jüdischen oder christ-
lichen Ursprung. Dazu sind die Züge in der jüdischen Darstellung unzusammenhängend
' Die genaue Darstellung des Lautes g durch tPB so noch in pN3HPB LOw, Pflanzennamen 53 Anm.; "^q ^ ^ J>^ Moesinger,
Mon. syr. 2, 68, 5. Vergl. meine mandäische Grammatik S. 2. j dafür s. Low a. a. O. "nnSB = .l.f.a«.; Fleischer zu Levy's
Lex. 2, 210Ä xp-ixa = »J^.
'' In die Erzählung ist (2, 40 vorne) ein fremdes Stück eingesprengt: das von den Vögeln, die Alexander vorhalten, dass er
das Land der GfStter betrete. Dies ist aus dem Aristotelesbrief, s. Syr. 180, 14 ff.
" Die Wanderung durch die vollständige Finstemi.ss hat sich wohl aus Stellen wie 3, 27. 3, 28 vorne entwickelt.
* Das goldene Brot «lürfte aus den iu der Finsterniss gefundenen Schätzen entstanden sein unter Einwirkung der Erzählung
von Midas. — Mit dem gesalzenen Fisch vergl. die eingesalzenen Vögel, welche durch einen Edelstein wieder lebendig
werden, ebenso wie die Schlange, der der Kopf abgebissen war Baba b. 74 A.
Denkschriften der phil.-hist. Ol. XXXVIII. Bd. V. Abh. 4
2$ V. Abhandlung: Tn. Nöldeke.
und zum Theil verstümmelt, so dass nur der sie redit verstehn kann, welcher die voll-
ständige Geschichte kennt, fast schon wie die abgerissenen Worte über den (durchs Lebens-
wasser ^vieder lebendig werdenden, gesalzenen) Fisch im Koran 18, 62.
Uebrigens stinunen die einzelnen Züge im Talmud nicht genau zu einander: während
einerseits, nach der geAvöhulichen Darstellung, die Reitthiere, die ihre draussen gelassenen
Jungen suchen, Alexander aus der P'insteruiss hinausleiten, dient dazu andererseits ein
Ariadnefaden. — Diese Geschichte ist später verdientermaassen viel benutzt.
Die Erzählung, wie sich Alexander in einem Kasten durch vier hungrige Adler, die ein
auf einer Stange über ihnen befestigtes Stück F'leisch erhaschen wollen, in die höchste
Höhe tragen lasst, wo ihm die Erde wie eine Tenne, der sie umgebende Ocean wie eine
Sclilange erscheint (2, 41 LC und merkwürdigerweise auch Leo S. 131'; fehlt aber B und
wie es scheint, Venez.) kommt auch Jerus. Ab. z. 3, 1 vor; vergl. Nuni. r. c. 13 (nach der
Mitte); kurz erwähnt Pirqe Eliezer c. 11. Da heisst es, Alexander habe aus der Höhe die
Welt wie einen Ball und das Meer wie eine flache Schüssel gesehen. Daraus erhellt, dass
die Geschichte erst aus dem Roman genommen ist. Die Vergleichung der Welt mit einem
Ball, um die sich in der Talmudstelle alles dreht, ist eben für Pseudocallisthenes wichtig,
8. 1, 39 (so 1, 11 das Ei als Bild der Welt). Wie eine solche Geschichte jüdische Erfindung
sein sollte, ist überhaupt nicht wohl abzusehen.
Auf orientalischen Ursprung dieser Geschichte darf man nicht etwa deshalb schliessen,
weil sie auch von dem, durch den Teufel verführten, persischen mythischen König Kai
Käos erzählt wird (Dinawari 15; Firdausi 1, 411 f.; s. Mohl's französische Uebersetzung,
Separatausgabe 2, 32 f.). Ursprünglich lässt sich dieser Fürst nämlich durch Dämonen eine
Stadt* bauen, die zwischen Hinmiel und Erde schweben kann Tabari 1, 602; vergl. Hamza
35. Erst durch Einfluss der Alexandergeschichte ist das in den Flug abgeändert.
Alexander's Fahrt in die Meerestiefe 2, 38 ß und wieder auch Leo S. 131'^ ist gewisser-
maassen das Complement zu dem Flug in die Höhe. Pirqe Eliezer c. 11 schreibt sie kurz
dem Alexander zu; dagegen wird sie im Midrasch zu Psalm 93, 4 von Hadrian erzählt,
während sie durcliaus zum Alexander des Romans passt, der nach allen Richtungen bis zu
den äussersten Gränzen vordringt.
Vom Bau des Thors oder Walls gegen die wilden Völker' wissen die rabbinischen
Quellen nichts. Dagegen zeigen sie, namentlich die Hauptstelle Tamid 31 6 ganz unten —
32 6, wo alles mögliche zusauunengestellt ist, das sich auf Alexander bezieht, zum Theil
directe Abhängigkeit vom Koman, sogar in der Anordnung der Geschicliten. Die Weiber,
gegen welche Alexander kämpfen will, sagen wie die Amazonen 3, 25: ,Wenn du uns
tödtest, sagt man: „er hat Weiber getödtet"; wenn wir dich tödten, sagt man: „das ist der
König, den die Weiber getödtet haben".' In unklarer Weise Avird die , Stadt der Weiber' mit
,der Stadt Africa' (= Carthago) identificiert;'' man sieht, dass diese Dinge auf mündlichem,
nicht auf schriftlichem Wege zu den Rabbinen gekommen sind.
Der Process der Israeliten gegen die Ansprüche der Africaner, der Abkömmlinge
Canaans (also der Punier), vor Alexander Sanh. 91 a; Genes, r. 61 knüpft wohl an die
' Josippon c. 13 weist kurz ilaranf hin.
' Es ist die mytlÜBche Stadt Kaiiydiz, s. Taliari a. a. O.
• Vergl. Aethicns Ifttricu« c. .36 (p. 23 Wiittke). — Josippon c. 13 weist auch hierauf kurz hin.
* 8. den folgenden Abschnitt.
' Levit. r. 27 vorne wird ,die Weiberstadt Carthago' von ,der Stadt Africa' unterschieden.
Beiträge zur Geschichte des Albxanderromans. 27
Verhaudliiugeu der Cartliager mit Alexander hinsichtlich ilu'es Verhältnisses zu den Römern
1, 30 an/
Die vorne im Aristotelesbriefe vorkommende Geschichte von dem für eine Insel ge-
haltenen grossen Seethiere findet sich auch Baba b. 73 b. Sie steht aber schon in früheren
griechischen Werken; für uns ist die älteste Stelle wohl Physiologus (Pitra) 19.^
Auf die sonstigen Alexanderanecdoten in den rabbinischen Quellen brauchen wir hier
nicht einzugelm, da sie keine nähere Berührung mit den älteren Gestalten des Pseudo-
callisthenes zeigen,^
Es dürfte sich aus dem oben Gesagten ergeben, dass auch in ß noch kein jüdischer
Einfluss zu bemerken ist. Schon Vogelstein^ betont mit Recht den unjüdischen Character
dieser Geschichten; dagegen nimmt er gewiss irrig an, sie seien persischen Ursprungs.
Die syrische Legende.
Auf den syrischen Text des Pseudocallisthenes folgt in allen Handschriften eine weit
kürzere Erzählung über Alexander, welche aus den königlichen Archiven von Alexandria
genommen sein will. So hat auch Budge sie hinter jenem abgedruckt. Ilu- Inhalt ist
folgender:
Im zweiten oder siebenten^ Jahre seiner Regierung thut Alexander seinen Räthen^
kund, er möclite wissen, wie weit die Erde sei, worauf der Himmel stehe u. s. w. Sie be-
richten ihm, der Mensch könne nicht ans Ende der Welt kommen, denn die zwölf hellen
Meere, welche die Erde umgäben, seien zwar schiffbar, nicht aber der von ihnen durch
ein sclmiales Festland getrennte stinkende Ocean, dessen Wasser wie Eiter sei. Er lässt
sich dadurch aber nicht abschrecken, im Vertrauen auf Gott und im Glauben an Christus,
dessen Ankunft er vielleicht noch erleben werde. Er spricht zu Gott u. A.: ,Ich weiss,
dass du mir Hörner auf meinem Haupte hast wachsen lassen,' dass ich damit die Reiche
der Welt zerstosse.' Mit 320.000 Mann zieht er von (seiner Hauptstadt) Alexandria aus
nach dem Sinai, von da zu Schiff nach Aegypten (sie). Sarnaqus, König von Aegypten*
giebt ihm 7000 Erz- und Eisenarbeiter, die er nicht entbehren kann." Nach einer Fahrt
von 4 Monaten und 12 Tagen über die hellen Meere kommen sie an das Land, welches
das stinkende Meer begränzt. Man versucht die Möglichkeit, über dies Meer zu fahren,
mit 373 zum Tode verurtheilten Verbrechern, aber sie sterben sofort, schon am Ufer.
Alexander muss also umkehren.
Nun zieht er zwischen dem hellen und dem stinkenden Meere weiter bis dahin, wo
die Sonne in das Fenster des Hinmiels eintritt. ,Denn die Sonne ist der Diener des Herrn
und lässt weder bei Tag noch bei Nacht ab vom Lauf Sie geht über dem Meere auf.
Die Menschen, so da wohnen, fliehen, wenn sie aufgeht, imd verstecken sich im Meer, um
Daran reilien »ich dann, nach beliebtem rabbinischeni Schema, entsprechende Processe anderer Völker gegen Israel.
S. Zacher 148 f.; Rohde 180; de Goeje, De Reizen ran Sindebaad-4 f. Beachte, dass schon in der Talmudstelle auf dem
Fische Rohr wächst. [Jetzt vergl. noch de Goeje, La lögende de Saint Brandan 7.] ,
Auf Alexander's Zug zum Paradies Tamid 32 6 komme ich unten (S. 29, Anm. 1) kurz zurück.
Adnotationes ... ad fabula» (juae de Alex. Magno circumferuntur (Vratislaviae 1865) 20 ff.
Wohl eine alte in den Text gerathene Variante.
255, 7 lies . mr, .o..- ;, aV. und danach wohl l^ö^ r^^ ,Patricier und Pädagogen (?)'.
Lies 2,_»i.o) 257, 14 wie 272, 12.
mn Ai-m Die Vocalaussjjraclie ist natürlich unsicher.
Sie werden nachher z\im Bau des Thores nöthig.
4*
28 V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
nicht von ihren Strahlen verbrannt zu werden. So geht sie mitten am Himmel her, bis
sie in das Fenster des Himmels eintritt. Wo sie voriib erkommt, sind schreckliche Felsen.
Die dort wohnen, haben in das Gestein gehauene' Höhlen, und sobald sie die Sonne vor-
übergehn sehen, fliehen sie, Menschen* und Vögel, vor ihr und bergen sich in die Höhleu,
weil die Steine von der Gluth zerspringen und herabstürzen. Trifft/* sie aber Mensch oder
Thier, so gerathen sie sofort in Brand. Sobald die Sonne in das Fenster des Hinrnncls
eintritt, wirft sie sich nieder und betet Gott, ihren Schöpfer, an, geht dann die ganze Nacht
weiter am Himmel hinunter, bis sie sich im Lauf (Morgens' wieder) da findet, wo sie auf-
geht'*
Alexander sieht den äussersten Westen, geht dann zum Berg Masis .ausaio, nach Clau-
dia (im Taurus), Halöras, wo der Tigris entspringt, und nach dem Flusse Kalath.'' Dann
zieht er durch Armenien nach Norden. Zimi Eingang eines hohen Gebirges (nämlich des
Caucasus) gelangt, lässt er ausrufen, er erscheine nicht als Feind, sondern wolle nur Kunde
erlangen. Von den an ihn abgesandten 300 Greisen erfahrt er, dass dort Tubarlaq, König
von Persien aus dem Geschlecht des Ahasverus," herrscht. Der dortige .Berg erstreckt sich
tiber das Meer von Qatar' hin bis nach dem äusseren Persien und nach Indien. Darüber
tiihrt bloss ein schmaler Pfad; nur zu Pferd kommt man hinüber, und zwar indem man durch
Glocken das schädliche Gethier abschreckt. Jenseits wohnen die wilden Völker der Hunnen.
Die Namen ihrer Fürsten werden aufgezählt (bis auf die biblischen Gog und Magog und
et\\'a Amraphel Gen. 14, 1., wie es scheint, lauter willkürlich gemachte). Dann folgt eine
Beschreibung dieser entsetzlichen Barbaren (auf Grund der Wirkliclikeit, aber natürlich
nicht ohne Uebertreibung). Sie essen rohes Fleisch und Gefallenes, trinken Menschenblut,
sind in Felle gekleidet und äusserst rasch. Ihre Frauen haben nur eine Brust und sind
noch kriegerischer als die Männer (also Amazonen). Sie machen ihre Waffen dadurch un-
besiegbar, dass sie sie mit dem Blute eines menschlichen Embryos bestreichen, zu dem sie
auf schreckliche Weise gelangen.* Die Hunnen, die Gott zur Strafe sendet, liaben auf
persischem und römischem Gebiet viele Burgen zerstört. Hinter den Hunnen sitzen Däum-
linge, Hundsmenschen und ^iliio.'* Dahinter giebt es keine Menschen mehr, sondern nur
Wüsten voll Sclriangen."' Weiter in der Ferne ist dann das Paradies zwischen Erd' und
Himmel, von Nebel umgeben. ,Gott hat vier (Paradies-)Ströme aus dem Eden -Paradies
ausgehn lassen. Weil er wusste, dass die Menschen es sonst wagen würden, mittelst der
* Lies 260, 9 ]J.^jJl}-
* Wolil ,iind vierfüssige Thiere' o. ilgl. zu ergänzen
* Lies 260, 12 \^.
* Ich habe dies ganze, zum Theil reclit unklar gedaclite, Stück übersetzt mit Rücksicht auf die unten zu behandelnde Korän-
stelle.
' HalCiras ist ein Oertchen an der Tigrisiiuelle, zwei Tagereisen von Amid (DijärVjokr); das sagt Jäijut im Einklang mit
unserer Schrift. Uer Kalath (Vocalausspradie nicht sicher) ist vvalirscheinlich der Nymphius (Batman Öäi), s. Wriglit's
Uebersetzung des .losua Styl. S. ÖO. (Auf Jii(|üt und Wright weist Bndge hin.)
* Ans dem Buche Esther.
' jhS in Ball^rain (Nordost-Arabien). Natürlich sind all diese geographischen Vorstellungen äusserst confu». Ueni Verfas.ser
schwebt wohl »o etwa« vor wie die Ausdehnung des Taurus über ganz Asien Strabo 68. 129 oder der bei Ihn IJauqal lOS ff.
vorgetragene Zusammenhang der Gebirgssysteme Asien's und Africa's.
* Tullberg zu Dionys. Telm. Ann. 65 bemerkt, da.ss Theophanes a/o 6208 etwas ganz ähnliches von Maslama h. 'Ahdalmolik
erzählt. Die Byzantiner hatten denn doch von den Arabern gar zu scheussliche Vor.stellungon!
" Dionys Telm. .')6, 0 JäXuLO- Zu lesen ^-iVi».^ ,Manichäer'? Es wäre ilem Syrer schon zuzutrauen, dass er die Manichäer
mit solchen Monstren zusammenstellte, zumal es ja in entfernten Gegenden Hochasiens wirklich Manichäer gab. An das
unverstandene und viel gedeutete ]< -i-q Jes. 41, 14 ist schwerlich zu denken.
*• 266, 2 lies w ä»>| «3rBe{ oder allenfalls MVamj für =iA > )
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 29
Ströme ins Paradies einzudringen, hat, er sie in die Erde hineingezogen nud sie in Thäler
[Berge] und Ebenen gebraclit und sie in viele ]5erge gebracht und sie aus diesen austreten
lassen, einige auch aus einer Höhle. Das Paradies aber hat er mit Meeren, Strömen und
dem stinkenden Meere Oceanus umgeben, sodass die Menschen dem Paradiese nicht nahen
und nicht sehen können, woher die Ströme (wirklich) kommen, sondern (nur) sehen, das»
sie entweder aus Bergen oder Thillem kommen."
Nun erbaut Alexander das mächtige Thor gegen jene Barbaren. Der Bau, den die
ägyptischen Handwerker ausführen, wird im Einzelnen beschrieben. Die Hauptsache ist die
Verwendung ungeheurer Massen von festem und gegossenem Erz und Eisen.
An dem Thor bringt er dann eine Inschrift an, die besagt, die Hunnen würden der-
einst doch (durch das Thor dringen,) das Perser- und das Römerland libert'allen und T'feile
in UJii^ii (ApixaysooV/ Apoc. 16, 16??) werfen, dann aber zurückkehren. Ferner würden
sie nach 826 Jahren auf dem schmalen Pfad, der nach Haloras^ führt, herausbrechen und
grosses Unheil anrichten. Und nach 940 Jahren, wenn die Sünden allzu arg geworden,
werde Gott den Hunnen das Thor iiffnen. Da würden die 24 Reiche der Hunnen, Perser
und Araber von den fanden der Erde konmien und übereinander herfallen, so dass der
Boden in Blut schwimmen müsse. Dann nehme aber das griechische Reich einen eisernen
Hammer in die Rechte, einen ehernen in die Linke und schlage sie auf einander: damit
werde die Kraft aller Reiche vor dem griechischen, d. i. dem römischen, hinschmelzen,
Perser und Hunnen würden einander vernichten, und nur Wenige heimkommen. Alexander's
Reich werde dann die ganze Erde einnehmen. Dabei wird auf Jerem. 1, 14 verwiesen. Als
Zeichen des Blutvergiessens soll dienen, dass an dem Thore ein Schwaumi voll Blut hängen
werde, das auf den Felsen' hinabtröpfle; damit würden sich die Hunnen einreiben, und sie
würden es trinken.
Nun erfährt der Perserkönig Tubarlaq von Alexander, sammelt seine Untergebenen
und konnnt mit 82 Königen und 120.000^ Maim. Alexander wird von Gott im Traum er-
mahnt, ihn anzurufen: ,lch habe dir eiserne Hörner auf dem Haupte Avachsen lassen, dass
du damit die Reiche der Erde zerstossest' ; er werde ihm gegen die Feinde helfen. Der
König, dessen einst 320.000 Mann starkes Heer jetzt noch 316.000 zählt, lässt Gott Rauch-
opfer darbringen. Auf sein Gebet erscheint Gott in seiner Herrlichkeit und stärkt ihn.
Alexander tödtet 60'' Könige und ihre Heere; die andern entiliehn. Tubarlaq wird gefangen,
soll erst getödtet werden, aber auf das Angebot, all seine Schätze und Persien zu verpfänden
und nach 15 Jahren dafür Babylonieu und Assyrien abzutreten, wird er begnadigt. Man
beschliesst nun, dass 6000 Römer und 6000 Perser das Thor gegen die Hunnen bewachen
sollen. Tubarlaq holt Zaiiberer, Wahrsager, Magier,'' Feuer und Wasser und alle seine
Götter; die weissagen ihm, dass am Ende der Tage die Römer alles Land unterwerfen,
der derzeitige König von Persien getödtet, Babylonien und Assyrien verwüstet werden
sollen. Das römisclie Reich soll dauern, bis es seine Gewalt an den wiedererscheinenden
' Diese Darstellung, die wieder nicht übermässig klar gedacht ist, scheint mir eine Polemik gegen die Erzählung, dass Ale-
xander bis ans Paradies gelangt sei. Wir haben davon im Talmud Tamid 32 A nur die Pointe; ein vollständiger, wenn auch
ziemlich später, Text ist uns in ,Alexandri Magni Iter ad Paradisum' (ed. Zacher 1850) erhalten. Ob sie jüdischen oder
christlichen Ursprungs ist, mag dahin stehn.
* S. die vorige Seite.
' Lies 271. 8 ]mi a ; umgekehrt 269 paen. lies Jii'a. , Spitzen' für |2;JJL*,; 208, 11 \il^ ^ai^-iZ-
* Die Zahl muss falsch sein, denn so hätte Alexander viel mehr Truppen.
^ Dionys. Telm. 5« hat 62.
" Lies wieder ^.^a^iD für ^ a nV-^, 275, 3.
30 V. Abhandlung : Th. Nöldekb.
Christus abtritt. Diuiu veriässt Alexander Persieu, geht durch die Wüste nach dem Gebirg
der Kömer und siedelt die ägyptischen Handwerker in |ioi 2^1^ und ^oi h.^'- an. Nachdem
er noch in Jerusalem angebetet hat, schifft er sich nach Alexandria ein, wo er stirbt.
Seinen silbernen Thron vermacht er Christo.
Diese Erzählung wäre zwar "ohne Pseudocallisthenes kaum denkbar, denn erst aus
der Umbildung des geschiolitlichen Helden in den des Romans konnte der König der
Legende werden, aber im Einzelnen hängt sie nur durch wenige Züge mit ihm zusanmien.
Bei weitem am wichtigsten ist da der Bau des Thores gegen die Barbaren, der ja auch
den eigentlichen Mittelpunct der Legende bildet. Dass Alexander eiserne Thore gegen die
nordischen Barbaren errichtet habe, meldet schon Josephus, ferner Hieronymus u. A. m. ,^
aber erst im Zweige ß' des Pseudocallisthenes ist die Geschichte weitläufiger dargestellt,'
und dass diese Eorm unserer Legende zu Grunde liegt, ergiebt sich aus der Aufzählung
der phantastischen Völkernamen, sowie aus der ganzen Schilderung des Baus. Aber der
Verfasser hat sich sonst ganz nach eigenem Gefallen ergangen; nicht einmal den Namen
Darius hat er beibehalten.
Die Legende ist von dem sehr fruchtbaren syrischen Dichter Jacob von Sari'ig, wie
zahlreiche andere biblische und legendarische Stoffe, in einer metrischen Homilie bearbeitet.'
Jacob benutzt seine Vorlage zwar in gewisser Hinsicht frei, lässt manche Einzelheiten weg
und fülui; das Apocalyptische in der ihm eignen Breite aus; dazu setzt er die Erzählung
von der Wanderung durch die Finsterniss und dem Suchen nach dem Lebensquell (s. oben
S. 25) ein; aber auf der andern Seite folgt er der Legende sogar in Kleinigkeiten. So hat
er den König Tubarlaq^' und den ägyptischen König Surnaq oj^oiä (Legende a»anj^), den
Masis («ÄAiiiia, Legende ..mwfasn), die 300 Greise, die Jeremiasstelle u. s. w.
Die 300.000 Mann des Heeres sind nur eine Abbreviatur der 320.0ÜÜ in der Legende
(woftlr Dionys. Telm. 324.000 giebt). Besonders wichtig, dass auch Jacob den Fluss Kalath
imd den Ort Hahrras hervorhebt. Auch in der Sclülderung des Thorbaus ist viel Aehnlich-
keit zwischen den beiden Berichten. Dass Jacob 12.000 Handwerker hat statt der 7000
der Legende, hat keine besondere Bedeutung. Absichtlich hat er den Kampf nüt Tubarlaq
vor den Bau des Thores gelegt. Den Namen der Himnen lässt er Aveg wie alle nicht in
der Bibel vorkommenden Völkernamen; Gog und Magog genügen ihm. Ueberhaupt braucht
er weniger Detail. Auch giebt er nicht allen geographischen Unsinn wieder.
Daran, dass die Legende etwa erst der Homilie nachfolgte, ist nicht zu denken. Elrst-
lich legt, wie wir schon erwähnten, Jacob überhaupt seinen Erzeugnissen prosaische 'i^exte
zu Grunde; dann lässt sich durchweg leicht erkennen, warum Jacob dies oder jenes aus
der Legende weggelassen hat, während dies Mehr als Zusatz des Legendenschreibers
* Leider fimle ioli nicht« zur Erklärung dieser Ortsnamen.
' 8. die Zeugnisse, welche der Basier Roth ZDMG 9, 798 f. gesammelt hat.
' In L fehlt die Geschichte; in C steht sie zweimal.
* Characteristisch ist das noch immer angedeutete Wort äoöxiTov, äuixütivov 3, 29 B; äouxriTOv, im-^xai eb. C; äoixr;TOv 3, 26 C;
äaoxirjrov Venez. (Kapp 24); anniMum Aothicus Ister c. 41 und 36; jajJ^.aiJB2. (au.s m.|; r,.f>i]) Salomo von Ba^ra 145 ult.,
ähnlich hei Bar Bahliil (s. Budge zu der Stelle), und noch in dem späten Araber, über den wir unten sprechen worden,
ry* 'iwiS. '^ ,«) yl -Jb.).
* Sehr fehlerhaft abgedruckt in Knös, Chrest. syr. Es ist schade, dass Budge, der seine Uebersetzung mit den Varianteu der
Londoner Handschrift begleitet, nicht den ganzen Text noch einmal herausgegeben hat. — Die Echtheit des in beiden
Han(htchriften dem Jacob von Sarftg zugeschriebenen (Wright, Catal. 782 a; Zotenberg, Catal. .56 nr. 30) Gedichtes anzu-
zweifeln liegt, so viel ich sehe, kein Gnind vor.
' Ich folge natürlich den besser beglaubigten Lesarten (die schlechtere Losart TiiharWi).
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 31
zum Tlieil unerklärlich wäre. Namentlich aber ist kaum denkbar, da.ss dieser sich die
Erzählung von der Finsterniss und dem Lebensquell hätte entgehn lassen, wenn er Jacob'»
Gedicht vor sich gehabt hätte. »
Jacob starb im October 521. Die Legende ist nun aber nur wenige Jahre jünger,
denn sie ist, wenn nicht alles trügt, 514 oder 515 geschrieben. Die Zahl 826 für den
Hunneneinfall wird man von vom herein geneigt sein nach der Aera Alexanders, d. h. der
Seleuciden zu rechnen; wir erhalten so das mit dem 1. October 514 beginnende Jahr. Da
nun in dieses Jahr wirklich ein grosser Einfall der Sabir-Hunnen durch den Caucasus
nach Armenien und den benachbarten Ländern fällt, also eben den Gegenden, in denen
die Legende allein Bescheid weiss, ^ so ist es wohl unzweifelhaft, dass der Verfasser hier
aus der Wirklichkeit redet. Demnach muss Jacob das Gedicht sehr bald nach seiner Ab-
fassung erhalten und bearbeitet haben. Der Verfasser wusste, dass die Hunnen damals
nicht zum ersten Mal eingedrungen waren; vermuthlich war ihm aber das Jahr früherer
Einbrüche nicht genau bekannt, und er nannte daher dafür keine Zahl. Allein das Jahr
940 ^= 628/29 n. Chr. liegt auch für ihn in der Zukunft. Freilich sah es dauials in Wirk-
lichkeit ebenfalls recht wild aus; auch waren 627 die Chazaren, die man als , Hunnen'
gelten lassen könnte, nach Persien eingefallen, und zwar als Bundesgenossen der Römer.
Aber damals begann der Kampf nicht, wie hier vorausgesagt wird, sondern der langjährige
Krieg zwischen Rom und Persien war eben zu Gunsten Roms entschieden. Die Araber
aber, welche 270, 1 genannt werden, können nicht die Muslime sein, an die man denken
möchte, denn ein im Norden lebender Verfasser konnte 629 nichts von diesen wissen, da
Mohammed damals noch nicht einmal Mekka eingenommen hatte. Diese Prophezeiung ist
also ein Phantasiegebilde, theils durch die Hunneneinfälle, theils durch den ewigen Zwist
der beiden Reiche hervorgenifen, bei dem sich die beiderseitigen Araber bekanntlich stark
bemerklich machten. Das war namentlich auch in dem Kriege geschehen, der zur Zeit der
Abfassimg des Buchs erst vor Kurzem beendet war.^ Die Ansetzung von 940 als Ent-
scheidungsjahr ist wohl eben so willkürlich wie die seltsamen Völker- und Personennamen
in dieser Schrift.
Um die Einfälle der Hunnen dreht sich das wirkliche Literesse des Verfassers. Dazu
passt die gemeinschaftliche römisch-persische Wacht am Caucasus,^ von der nach dem Unter-
gange des Säsänidenreichs, ja wohl schon gegen Ende des VI. Jahrluuiderts nicht mehr die
Rede sein konnte. Das Werkchen ist nicht weit von der Nordostgränze des römischen
Reichs geschrieben. Diese Gegenden, wo Euphrat und Tigris entspringen, kennt der Ver-
fasser, der sonst die wirrsten geographischen Vorstellungen hat. Dass er von dem entfern-
ten Qatar gehört hat, mag daher rühren, dass dieses eine nestorianische Diöcese war.'
Benutzt ist die Legende in 'einem fälschlich dem h. Ephraim zugeschriebenen apoca-
lyptischen Gedicht über den Antichrist (in dem jüngst erschienenen III. Bande von Lamy's
Ausgabe 187 ff.). Dasselbe stammt deutlich aus der Zeit der ersten muslimischen
' S. Tillemont zu dem Jahre; Lebeau (hg. von Saint Martin) 7, 4H3 Ö'. Das Jahr ist diircli die Uebereinstimniung von Theo-
plianes und Marcellinus Comes (Ind. VlII) ge.sichert. — Damit ergiebt sich die Zahl 864 (■= t>52/'d) beim Aetliiopen
(Budge CV) als entstellt, obwohl sie durch ,860 des letzten Tausends' in Mugmil attawärich (Journ. as. 1, .S60) unterstützt
wird. — Jacob macht die Zahl absichtlich unbestimmter, da er nur vom VI. Jahrtan.send spricht (Knös 92, 0. 94, 1.3);
dieses beginnt, wenn er byzantinisch rechnet, 49.3, wenn alexandrinisch, 508.
^ S. .Tosua Stylites c. 79 (Wright).
' S. meine Tabari-Uebersetzung S. 109, wo noch allerlei hinzuzufügen wiire.
* Assemani 3,'l, l."!.? fi\; ZDMO. 4.S, 409; vergl. Wright, Catal. öS/,.
32 V. Abhandlung : Th. Nöldeke.
Eroberuugeu (etwa 636 — 40). lu ziemlich ungeschickter Weise führt es die Hunnen ein,
die es nach der Legende beschreibt; vergl. besonders 197. 199. Die Liste der wilden
Völker ist nur zum kleinen Theil aus jener herausgenommen, zum Tlieil aus einem andern
syrischen Verzeiclmiss, das zu C (3, 26; Müller 139«) und etwas auch zu B (3, 29; Müller
143)' stimmt, aber vollständig- mit allen 22 Namen bei Salomo von Basra 146 erhalten ist.
Drittens fügt das Gedicht dazu noch allerlei Namen aus Gen. 10.
Einen ziendich genauen Auszug aus dieser Legende hat Dionysius von Telmahre
(t 845) in seine Chronik aufgenommen (ed. TuUberg 54 ff.). Der gelehrte Mann hat aber
einiges, das ftir seine Zeit nicht mehr in Betracht kam, z. B. die Hunnen und die Jahres-
zahlen, Avcggelassen und einiges all zu anstössige abgeändert; so setzt er Darius für Tubar-
\m\. Die Völkernamen hat er auch, aber nicht vollständig.^
Wie schon angedeutet, ist in den äthiopischen Alexanderroman die Legende ein-
geschoben (Budge CIV f.) und zwar wesentlich so, wie sie unser syrischer Text giebt. Das
ganze Buch ist zunächst aus einem arabischen Text übersetzt. Wie immer in solcliem Falle
sind die Namen stark verändert. Der König Tiibarlaq heisst hier Aksejüs.^ Besonders un-
kenntlich sind die Ländernamen geworden; doch ist bei einigen aucli da noch die Identität
deutlich z. B. Hür d. i. j>a. aus J>-^a. = "'^oa^ i^^ 261, 9; Qänem ^U aus .^^^ ^^-^ 2*^1» ^•
Die Namen der wilden Völker sind leichter zu identificieren. — Der Aethiope reiht dai'an
den Zug diu"ch die Finsterniss nach dem Lebensquell; aber seine Erzählung ist ganz anders
als die des Jacob von Sarüg, liat keine engere Verbindung mit der Legende imd geht in-
direct auf eine muslimische Quelle zurück.
Sehr viel wichtiger als diese littcrarischen Benutzungen der Legende ist aber ihre
EinT\'irkung auf den Koran. Aus ihr stammt nämlich die Erzählung vom , Zweigehörnten'
Sfira 18, 82 ff. Wie andre Geschichten so hat Muhammed natürlich auch diese auf münd-
lichem Wege erhalten. Vielleicht wusste schon sein Gewährsmann den Namen Alexander
nicht mehr, vielleiclit hat ihn nur der Propliet nicht Ijehalten. Die characteristische Be-
zeichnung ,der Zweigehörnte', die in der Legende zweimal vorkommt, genügte.* Dafür,
dass grade sie die Quelle Mnhanmied's ist, spricht noch ganz besonders die Verbindung
des Wallbaues durch den Zweigehörnten mit der Stelle über den Auf- und Untergang der
Sonne. Vergl. die oben S. 27 f. übersetzten Worte mit Süra 18, 89, ,und als er dann zum
Aufgang der Sonne kam, fand er sie aufgclni über Leuten, denen wir keinen Schutz vor
ihr gegeben hatten'. Die Beschreibung des Tliorbaus stimmt in der Hauptsache; namentlich
beachte den Eisenguss. Vor allem ist wichtig, dass die prophetische Verkündigung sich
auch im Kon'in unmittelbar an den Bau reiht. Nach seiner Gewohnheit hält Muhammed
auch diese Erzäldung etwas unbestimmt, sodass wir sie erst recht verstehn, nachdem wir
die ursprUnglicliere Gestalt kennen. In derselben Süra Icommt auch die Geschichte vom
gesalzenen Fisch vor, der wieder auflebt, aber durch ein Versehen Muhammed' s oder des
Erzählers, dem er folgt, ist da nicht Alexander der Held, sf)ndern Moses.'
' Die KuvoxiyaXoi sind dio „^J^ . '-.• ^. wiü natürlich aucli Ps, Ephr. l'J5, 20 zu lesen. — Vergl. übrigens oben S. 28.
' Au» dem Koman stammt seine Angabe, dass "5^03, König der Inder, im Kampf gegen Alexander gefallen sei 60, 3 f. Die
Form Pül oder /'«/ (mit / für r)wei8t darauf hin, dass er einen Text benutzte, der auf der Pehlewi-Uebersetzung beruhte.
' Gewiss = Akrejdn, das .lohann von Nikiu als Heinamen des von Alexander besiegten Königs von Persien hat (ed. Zoten-
berg 53, 3 V. u.).
Es ist für un.s gleichgültig, ob der Verfasser der Legende diese Bezeichnung, die gewLss von den Aninionshürnern iiu.sgelit
(vergl, Atlienaeu» .137 R), im eigentlichen oder ganz im übertragenen Sinne nahm.
In der 18. Süra wird auch die, ebenfalls von Jacob von Sarüg behandelte, Geschichte von den sieben (oder eigentlich acht)
Schläfern in derselben vagen Manier erzählt.
Beiträge zuu Geschichte des Alexandereomans. 33
Die ältesten Ausleger des Korän's im VII. und VIII. Jahrhundert haben noch etwas
mehr von der Legende gewusst.' So sagen Qatada und Hasan zu v. 89: ,Die Menschen
hatten keinen Schutz vor der Sonne; über ihnen hielt nämlich kein Gebäude fest; so
lebten sie in Höhlen und begaben sich erst an ihre Arbeit, wenn die Sonne aus ihrer
Gegend fortging.' Mit dem, was aus der Legende stammt, mischt sich aber allei'lei, was
auf den Thorbau und andre Stellen aus dem Zweige ß des Romans zurückgeht. Wir finden
da die svcoroxolrat und andre Wundervölker wdeder neben NäwU = \qj- (wahrscheinlich
Nül zu lesen) der Legende 263, 6; s. Baghawi 225, 1; Ibn Faqih 298 ult.
Kemitniss unsrer Legende zeigt noch Salläm ,der Dolmetsch', welcher seine 842 — 844
im Auftrage des Chalifen Wäthiq gemachte Reise bis an die chinesische Mauer selbst dem
ri)n Chordadlil)eh erzählt hat, der sie uns berichtet.' Der Grundstock der Reisebeschreibimg
ist, wie de Goeje gezeigt hat,* gut; aber in die Beschreibung des Thores, das den wilden
Völkern den Zugang sperrt, hat Sallam allerlei Züge nicht bloss aus dem Koran, sondern
auch aus der Legende aufgenommen. Die Pforte scliildert er ähnlich wie diese, nur dass
er die Maasse meist grösser nimmt und sich in genaueren Ausführungen ergeht; von den
Einzelheiten beachte namentlich den grossen Schlüssel mit 12 Zinken Legende 268, 11;
Ibn Chord. 166, 8. Auch dass die prophetische Verkündigung des Korans als Inschrift
an der Pforte steht, wird aus der Legende stammen. Ebenso die, selbstverständlich anders
als da angebrachte, Verwendung des Anschlagens mit dem Hammer; ein jedenfalls märchen-
hafter Zug. Auch die von Gog und Magog zerstörten Städte Ibn Chord. 163, 14 ff. sind
gewiss die von den Barbaren der Legende verwüsteten Burgen 265, 13 ff.'' Sallam braucht
die Legende nicht gelesen zu haben; es genügte, dass etwa ein christlicher Bekannter sie
ihm erzählte.
Auch bei einigen anderen arabischen Schriftstellern werden wir Bekanntschaft mit der
Legende finden."
Der Verfasser der willkürlich ausgedachten, im Grunde albernen Geschichte konnte
sich nicht träumen lassen, dass ihr Inhalt später füi* die Anhänger einer siegreichen, feind-
lichen Religion als göttliche Offenbarung gelten werde. Was Millionen auf Millionen von
Muslimen zuverlässig von dem Welteroberer zu wissen glauben, das geht eben auf die Le-
gende zurück. Man begreift aber, dass spätere muslimische Gelehrte, die aus dem Roman
oder gar aus wirklichen Geschichtswerken Genaueres über Alexander erfuln-en, in Zweifel
waren, ob der ,Zweigehörnte' wirklich derselbe sei wie Alexander. Weniger verständlich
ist es, dass auch neuere europäische Gelehrte die Identität noch haben bestreiten können.
Jetzt gegenüber der syrischen Legende ist natürlich jeder Zweifel ausgeschlossen.
' S. den Commentar des Baghawi 2, 223 ff. der Bombayer Litliographie von 1860; vergl. Ibn Faqih 298 f.
' Aethiopiscli Ntdi oder Nfijdl. Merkwürdigerweise hat nicht bloss Pseudo-Ephraim (Lamy 3, 195, 17), sondern auch Salonio
von Ba§ra 146, 5 "^aJ Aber überhaupt besteht zwischen den Nouvoi B (Müller 143a ult.), 'Avouyoi C (Müller 138«) und
\qJ wahrscheinlich ein Zusammenhang.
' S. 162 ff. in de Goeje's Ausgabe, S. 124 ff. seiner französischen Uebersetzung.
* De muur van Gog en Magog (Verslagen en Mededeelingen der K. Akad. van Wotenschapen, Letterkunde, 3. Reeks, Deel
5, 87 ft'.).
° So begreiflich es ist, dass die Muslime mit ihrer besseren Länderkenntniss die Pforte gegen Gog und Magog nach Hoch-
asien verlegten und so richtig de Goeje's Deutung auf die chinesische Grenzbefestigung sein wird: die ursprüngliche Stelle
des Alexanderthors bleibt der Caucasus.
' Auch das stinkende, dicke, dunkle Meer in der Geschichte der acht verschlagenen Brüder aus Lissabon Idrisi (Dozy-
de Goeje 184 [223]) ist wohl das der Legende.
Denkgchriftcn der phil.-ki»t. Gl. XXXVIII. Bd. V. Abb. 5
34 V. Abhandlukg: Th. Nöldeke.
Weiteres über Alexander bei den Persern und Arabern.
Die Perser hatten von Alexaniler mir sehr schwache Erinnerungen bewahrt. Die
priesterHchen Schriften* kannten ilm als Zerstörer ihres Reichs, schrieben ihm die Ver-
brennung ilu'er heiligen Bücher zu und steUten ihn mit dem Teufelsfürsten Bewarasp
und mit Frasjak, der Verkörperung der nöi-dlichen Feinde Iräu's, in eine Linie. Die Wen-
dung, die alten Bücher seien zum Theil damals ins ,Römische' übersetzt, geht schon aus
einer Reflexion hervor: man vindicierte der westlichen Bildung persischen Ursprung, ähn-
lich wie sich manche Orientalen heute die Ueberlegenheit der Europäer durch die Annahme
begreiflidi machen, diese hätten ihre Weisheit aus den nach Europa gebrachten arabisclien
Haiulscliriften gewonnen. Der Beiname Mucrdjikmänisn ,der in Aegypten Ansässige', den
Alexander im Ardä-Wiräf-Nämak führt, weist darauf hin, dass man ihn als König von
Alexandria ansah; sicher ein späterer Zug. Noch deutlicher ist das späte Alter der Bezeich-
nung als ,Römer'; in ihr ist Alexander der Vertreter des dem Säsanidischen Reiche feind-
lichen römischen.
Ganz anders gestaltete sich das Bild Alexander's bei den Persern durch den Roman.
Wir haben oben gesehen, dass derselbe etwa in der letzten Zeit des Säsänidenreichs ins
l^ehlewi übersetzt worden ist und dass iins der syrische Text ein Abbild dieses persisclien
giebt. Als Ganzes scheint letzterer früh verloren gegangen zu sein. Aber die Uebereinstimmung
gewisser Züge in dem, was uns ältere arabische Schriftsteller und persische Dichter von
Alexander melden, mit der syrischen Uebersetzung fülu-t doch darauf, dass der Pehlewi-
Text wenigstes indirect benutzt worden ist. Da nun die Geschichte Alexander's nach dem
Roman ein wesentliches Stück der Gesammtgeschichte Irän's bildet, wie sie bei den ara-
bischen Historikern und in Firdausfs Königsbuch dargestellt wird, so ist die nächstliegende
Annahme, dass der Hauptinhalt des Romans schon ziemlicli früh in diese Gesaramtgescliichte
autgenommen ist, vielleicht sclion in das im Pehlewi geschriebene Chudhäi-nämak, mindestens
in eine von dessen ältesten arabischen Bearbeitungen durch Ibji Moqaffa' oder einen seiner
Rivalen im VHI. Jahrhundert.^ Bei der Gelegenheit ist eine wichtige Aenderung voi--
genommen. Nectanebos, der schon an sich eine unerfreuliche Figur ist, wurde beseitigt
imd Alexander zimi Sohn eines persischen Königs gemacht; dabei benutzte man eine
wimderliche P^tymologie und hängte seiner ,römisclien' Mutter eine levis macula an.
Schwerer zu erkhiren ist, dass diese Erzählung auch von seinem Tod durcla Vergiftung
nicht« weiss, während sie doch sonst die Schlusscapitel des Romans benutzt hat. Dass
alles auf Griechenland und auf die Gründvmg von Alexandria bezügliche gestrichen ist,
kann nicht Wunder nehmen. — Nur der orthodoxe ägyptische Patriarch Eutychius (f 940)
' S. den Anfang iles Anlä AViräf; Minoch. «, 28; Anfang des Dinkart. — Entsprechend arabische Schriftsteller Ja'qübi 1, 126;
Tabari fs. unten 8. 42); Mas'üdi 2, 125; Fihrlst 239; Ibn Abt lJ?aibi'a 1, 6. Der 901 schreibende Haniza (S. 4U) verwirft in
»einem etwa« künstlii-lieii iranischen Patriotismus die Angabe des Romans, dass Alexander zwölf Städte gegründet habe,
denn er »ei ein Zerstörer, kein Erbauer gewesen; er erzälilt noch einiges schaurige von ihm. Ihm folgt das Mugrail (Journ.
a». 1841, 1, 361). — Ich war zu weit gegangen, als ich zum Kämämak 36 leugnete, dass die Persei; irgend eigne Erinne-
rungen an Alexander gehabt hätten. Auch der Name D&r&h, IJärä, der regelrecht aus Därajäioahuf entstanden ist, muss
alt aberliefert »ein. Aber mehr al» den Namen und dass er von Alexander getödtet sei, wussten die Perser von Darius
nicht. Der erste Därä ist vielleiclit eigentlicli einer der späteren Könige dieses Namens, die in der Persis regiert haben.
Der gelegentlich aufgeführte Nanu; ,Ardasir Langhand' ('ApT«$ip5'i« lJi!«'-P'>'X''p) g^'i' ^1"^ eine griecliische Liste zurück, die
durch Syrer vermittelt war; <lie Identificierung dieses Manne» mit dem mytliischen Bahman beruht auf gelehrter Willkür.
' Ich vorweise für das hier (Jesagte und einiircs foltrende auf die Darlegungen in der Einleitung zu meiner Tabari- Ueber-
setzung.
Beiträge zur Geschichte des Alkxanderromans. 35
der überliiiupt den Roman in manchen Stücken getreuer wiedergiebt als die Muslime, hat
die Hauptzüge der Vergiftungsgeschichte ganz wie jener. Daneben aber auch anderes,
was nicht dazu stimmt. Er hat also, wenigstens indirect, neben der persisch -arabischen
Form des Romans noch eine genauere benutzt.
Gleich den andern Theilen der Geschichte Irän's nach persischer Ueberlieferung ist
uns auch die des Alexander einerseits durch arabische Historiker wie Tabari, Dinawari,
andererseits durch das Schälmame erhalten. Keiner ist vollständig, denn die Chronisten
müssen kürzen, und Firdausi, der seinen Stoff als Dichter bearbeitet, lässt manches fallen,
während er anderes weiter ausffüu't. Doch ergänzen sich die verschiedenen Berichte viel-
fach. Aber auch an Abweichungen fehlt es nicht. Das Schwanken der Texte des Chudhäi-
nämak, worüber geklagt wird, mag sich auch darin bemerkbar machen, vielleicht auch die
Willkür arabischer Uebersetzer und Bearbeiter. Dazu kommt, dass gelegentlich durch
christliche Vermittlung auch andere Gestalten des Romans, ja selbst die wirkliche Geschichte
auf die Darstellung der gelehrten Araber eingewirkt hat. Mancherlei reflectierende oder
gar erbauliche Zuthaten bei den Arabern werden nicht befremden. Wie sehr nun aber
auch die verschiedenen Erzählungen bald von einander abweichen, bald zusammenstimmen,
nirgends haben wir auch hier das P^inwirken volksthümlicher Ueberlieferung; alles geht
auf gelehrte Mittheilungen zurück, die allerdings zum Theil willkürlich oder aus Nach-
lässigkeit verändert werden. So viel ich sehe, hat es übrigens in älterer Zeit keine selbst-
ständige arabische Uebersetzung des Romans gegeben, namentlich keine muslimische.
Eines der frühesten uns erhaltenen grösseren arabischen Geschichtswerke ist das ,Buch
der langen Geschichten' von Abu Hanifa adDlnawari (f 895/6).' Dasselbe hat die Eigen-
heit, manche grosse Perioden mit wenig Worten abzuthun und dafür gewisse Ereignisse
sehr ausfuhrlich zu behandeln. Leider folgt Dinawari seinen Quellen nicht immer genau
und schmückt gelegentlich etwas aus. Ich gebe den ganzen Abschnitt über Alexander
(S. 31 ff.):
„Dära (I.)'' übergab nach zwölfjähriger Herrschaft auf dem Sterbebette die Regierung
seinem Sohne Dara, das ist der, welchen man Durajaivas^ nennt, der Gegner Alexander's.
Zur Herrschaft gelangt, ward er tyrannisch, vermessen und frevelhaft.^ Die Adresse seiner
Briefe an seine Statthalter lautete: ,Von Dara, dem Sohn Dara's, der seine Unterthanen
wie die Sonne erleuchtet, an den und den.' Er hatte grosse Macht, zahlreiche Truppen,
und zu seiner Zeit gab es auf der ganzen Erde keinen König mehr, der ihm nicht gehorcht
und Tribut gezahlt hätte.'*
„Inzwischen wuchs aber Alexander auf. Ueber dessen Abstammung sind die Gelehrten
verschiedener Meinung. Die Perser behaujjten, er sei nicht der Sohn des Plülipp, sondern
sein Tochtersohn; sein Vater sei vielmehr Dara (L), der Sohn Bahman's. Wie sie sagen,
hatte sich Philipp nämlich, als Dara das Römerland mit Krieg überzog, im Friedensvertrage
zu Tribut verpflichtet. Dann hatte dieser seine Tochter zur Frau begehrt und sie, nachdem
er sie ihm gegeben, [32] in seine Heimath mitgenommen. Als er ihr aber beiwohnen wollte,
bemerkte er, dass sie übel roch, und empfand Widerwillen gegen sie. Er gab sie also der
' Ilg. von Wladimir Girgas, Leyden 1888.
2 Ich sclireibe von hier an der Bequemlichkeit halber JJara statt Värä.
3 ^i»i \> die hebräisch - syrische Form.
* Das ist eben ans der im Roman entlehnten Uebersclnift seiner Briefe erschlossen.
^ Die iiersische Reichsijeschichte setzt gerne voraus, dass die alten Kdnige von Iran Weltlierrsclier gewesen seien.
5*
3g V. Abhandlung : Th. Nöldeke.
Vor.steherinn seiner Fraueu zurück und befahl ihr, Mittel gegen jenen Geruch anzuwenden.
Wirklich verschwand der Geruch zum Theil durch die Kraft eines Krautes, das Sandar
heisst. Als Dara nun seine Frau wiederkommen Hess, bemerkte er den Duft des Sandar
und sprach AI Sandar d. h. ,wie stark ist der Duft des Sandar!' AI bedeutet nämlich im
Persischen .Stärke'.' Er wohnte ihr dann bei, und sie ward von ihm schwanger, aber da
sein Sinn ilir wegen des Geruches abgeneigt blieb, schickte er sie ihrem Vater Philipp
zurik'k. Da gebar sie den Alexander;- so nannte sie ihn nach dem Namen des Krautes,
womit sie behandelt war, entsprechend den Worten Dara's in der Nacht der Beiwohuung.
Alexander erwuchs zu einem gescheiten, wohl erzogenen, aufgeweckten Knaben; da sein
Grossvater Philipp seine Umsicht imd Energie erkannte, vertraute er ihm die ganze Regie-
runsr an. Auf dem Sterbebette übergab er ihm die Herrschaft und ermahnte die Grossen des
Reiches, ihm luiterthan und gehorsam zu sein. Nach der Thronbesteigung lag dem Ale-
xander nichts mehr im Sinn, als das Reich seines Vaters Dara, des Sohnes Bahman s, zii
gewinnen. Darum zog er gegen seinen Bruder Dara und kämpfte mit ihm um das Reich.
— Aber die römischen Gelehrten verwerfen diese Erzählung und behaupten, Alexander sei
der leibliche Sohn Philipp's. Wie sie erzählen, versagte er, als er nach Philipp's Tode
König geworden, dem Dara, Sohn Dara's, die Steuer, die ihm sein Vater gezahlt hatte. ^
Da schrieb ihm Dara, er möge jenen Tribut schicken, der ja auf einem Vertrage zwischen
ihm und seinem Vater beruhe; allein Alexander schrieb ihm zurück, die Henne, welche
jene Eier gelegt habe, sei gestorben. Darob ergrimmte Dara und schwur, er wolle per-
sönlich nach dem Römerland ziehn und es verheeren, aber Alexander kümmerte sich nicht
im geringsten darum. Uebrigens war Alexander gleichfalls tyrannisch und selbstgefällig.
Im Anfang seiner Regierung [33] hatte er sich sehr übermttthig und vermessen gezeigt.
Aber im Römerlande gab es damals einen weisen Philosophen Namens Aristoteles, ein
Ueberbleibsel der alten Frommen, der Gott allein verehrte, an ihn glaubte und an keinen
Abgott. Als dieser von dem Uebermuth, der Härte und dem ül^eln Benehmen Alexander's
hörte, begab er sich von den entferntesten Gegenden des Römerlandes nach Alexander's
Hauptstadt, trat zu ihm ein, während seine Grossen und die Häupter seiner Unterthanen
bei ilmi waren, stellte sich ohne Furcht grade vor ihn hin und hielt ihm eine lange Straf-
predigt folgendermassen: ,0 du übermüthiger Tyrann, fürchtest du nicht deinen Herrn,
der dich erschaffen und zurechtgemacht und dir Wohlthaten erwiesen hat? Lässt du dich
nicht dadurch warnen, wie Gott die Tyrannen vor dir umgebracht hat, als sie ihm nur
wenig dankbar und gar sehr übermüthig waren? u. s. w.' Ueber diese Worte ward Ale-
xander sehr zornig; er beschloss seinen Tod, Hess ihn aber zuerst zum warnenden Beispiel
für seine Unterthanen gefangen setzen. Da Gott es aber gut mit Alexander meinte, ging
er in sich, tiberlegte sich des Weisen Worte, sie drangen ihm zu Herzen und änderten
völlig seinen Sinn. So Hess er den Aristoteles zu einem Zwiegespräch holen, hörte auf
ihn und ward durch seine Warnungen imd Exempel überzeugt. Kr erkannte, dass er
Recht habe und dass alles, was ausser Gott angebetet wird, nichtig sei, bekehrte sich,
nahm die Walirheit an und ward rechtgläubig. Da sagte er zu jenem Gottesknecht: , Ich
bitte dich, immer bei mir^zu bleiben, damit ich mir von deinem Wissen Erleuchtung hole
' Sandariu, wie andere Quollen liaboii, Ut wenigstens der Name eines stark duftenden Harzes, aber von Cd , Stärke' ist
nichts bekannt.
* M-Iükandar,
' Hier HchliesRen »ich die beiden Erzählungen wieder an einander.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 37
und mich mit dem Liclite deiner Weisheit erhelle;' jener erwiderte, wenn er das wolle,
müsse er sein Gefolge daran hindern, Ungerechtigkeit, Unterdrückung und sonstige Frevel
zu begehn. Demgemäss gab nun Alexander drohende Befehle, versammelte die Häupter
seiner Unterthanen und seine Kriegsobersten und sprach zu ihnen: ,Wisset, dass wir bis
heute bloss Götzen verehrt haben, die uns weder nützten noch schadeten. Nun geb' ich
euch aber einen Befehl, der keinen Widerspruch duldet ; ich wünsche nämlich zu eurem
Heile, was ich zu meinem eignen thue, dass ihr Gott allein verehret, keinen Abgott, und
allem andern, das wir früher angebetet haben, absagt.' Da sprachen alle: ,Wir nehmen
[34] deine Worte an, erkennen, dass du die Wahrheit gesagt hast, und glauben an deinen
und unsem Gott.' Da ihm so die Gesinnung der Vornehmen gewonnen, ihr Wandel recht-
schaffen geworden war i;nd sie wie er die Wahrheit angenommen hatten, gebot er, der Menge
folgendes kund zu thun : ,Wir befehlen, die Götzen, die ihr verelirt habt, zu zerbrechen. Wenn
ihr wirklich meint, dass sie euch nützen oder schaden können, so lasst sie sich doch selbst
gegen ihr Schicksal vertheidigen. Wisset aber, dass ich es keinem hingehn lasse, meinem
Gebote zu widerstreben und einen andern Gott als meinen zu verehren, denn der ist der
Gott, der uns alle erschaffen hat.' Briefe dieses Inhalts gebot er im Osten wie im Westen
der Erde zu verbreiten, damit er die Menschen behandle, je nachdem sie darauf eingingen
oder nicht. Da begaben sich seine Boten mit seinen Briefen zu allen Königen der Erde.
Als auch Dara, Sohn Dara's, seinen Brief erhielt,* ward er darob sehr zornig und schrieb
ihm zurück: ,Von Dara, der seine Unterthanen wie die Sonne erleuchtet, an Alexander
den Sohn Philipp's. Wir hatten uns von Philipp im Friedensvertrag eine bestimmte Steuer
ausbedungen, die er uns auch sein Leben lang bezahlt hat. Sobald du nun diesen Brief
erhältst, lass mich nicht merken, dass du mit der Zahlung irgend säumst, sonst geb' ich
dir die übeln Folgen deines Benehmens zu kosten und nehme fernerhin keine Entschuldigung
mehr an.' Als Alexander seinen Brief bekam, sammelte er seine Truj^pen und zog nach
'Iräq (Babylonien) zu. Auf die Kunde davon barg Dara seine Schätze, Frauen und Kinder
in der Burg von Hamadhan (Ecbatana), die er erbaut hatte. Dann ging er kräftig mit
seinem Heer gegen Alexander und griff ihn wiederholt an. Da dieser nun in keiner Schlacht
gegen ihn etwas ausrichten konnte, schickte er eine heimliche Botschaft an zwei Männer
von Hamadhan, die zu Dara's Vertrauten und den Ersten seiner Leibwache gehörten, und
machte ihnen grosse Versprechungen (wenn sie Dara umbrächten). Sie gingen auch darauf
ein und verriethen Dara, indem sie ihn eines Tages, als er dem Alexander eine Schlacht
lieferte, von hinten überfielen und hinstreckten* Da lösten sich Dara's Schaaren auf, und
Alexander drang bis zu ihm [35], wie er hingestreckt dalag. Sofort stieg er ab, legte das
Haupt Dara's, der noch am Leben war, in seinen Schooss, und sprach voll Trauer um ihn:
,0 mein Bruder, wenn du wieder genesest, lass' ich dir dein Reich; sag mir nun, was du
bestimmst, so will ich's vollziehn.' Dara antwortete: ,Nimm dir ein Beispiel daran, wie ich
gestern war und wie ich heute bin. War ich doch der, welchen die Könige fürchteten, dem
sie gehorchten und den sie sich durch Tribut zum Freunde zu machen suchten. Jetzt liege
Das ganze fromme Intermezzo, das allein Uinawari hat, kann spurlos wegfallen. Da es aber für gut muslimische Gesinnung
characteristisch ist, habe ich es unverkürzt wiedergegeben.
Eutychius erzählt (273 f.) weitläufig, wie es Darius anfängt, Alexander so in Noth zu bringen, dass dieser gern zurück
möchte. Er macht dem Darius einen Vorschlag, der dahin zielt, wenigstens den Schein eines Sieges zu wahren. Da aber
Darius nicht darauf eingeht, bietet er jedem, der ihn aus der Klemme befreie, unerhörte Belohnungen. Darauf tödten
zwei Leibwächter (mit den echt persischen Namen Gusnasp und Ädharsist [?], Söhne des Adharbocht) den Darius mit
Schwertern.
gg V. Abhandlung : Tu. Nöldeke.
ich nach all der Heeresinacht und grossen GeAvalt einsam da.' Als dann Alexander sag'te:
,0 mein Bruder, das Geschick scheut sich vor keinem König wegen seines Reichtlumis
und verachtet keinen Armen ob seiner Bedürftigkeit. Die Welt ist ein Schatten, der rasch
flieht und schnell dahingeht,' sprach Dara: ,Icli weiss, dass alles von Gottes entscheidender
Bestiumuiug al)hängt uiid dass alles ausser ihm vergänglich ist. Nun trage ich dir auf,
dich meiner hinterlassenen Frauen und Kinder anzunehmen und meine Tochter Rosanak,
meines Auges Labsal und meines Herzens Freude, zu heirathen.' Als Alexander das zu-
sagte und noch fragte, wer ihm das gethan habe, auf dass er ihn bestrafe,* konnte er ihm
nicht mehr antworten, da ihm die Zunge starr wurde. Gleich darauf verschied er. Da
Hess Alexander Dara's Mörder über seinem Grabe ans Kreuz hängen und, als sie sich
darauf beriefen, der König habe ihnen ja verheissen, sie über alle seine Heerschaaren zu
erhöhen, sagte er: ,Da8 thue ich ja gerade.' Dann Hess er sie steinigen.^ — Darauf richtete
er an Dara's Mutter und Frau in Hamadhan einen Trostbrief und schrieb an seine Mutter
in Alexandria, sie möge nach Babylonien kommen, Rosanak, Dara's Tochter, aufs schönste
ausstatten und ihm nach Persis schicken. Das that sie auch. — Sodann brach Alexander
gegen Füi* (Porus), König von Indien, auf. An der Gränze von Indien trafen sie auf ein-
ander." Da forderte Alexander den Für zum Zweikampf auf, ohne dass die beiden Heere
einander umbrächten. Für ging begierig darauf ein, denn er war ein sehr grosser und
sehr starker Mann und sah, dass Alexander klein und schmächtig war. Als er aber den
Zweikampf unternahm [36] und sich (nach Beendigung des Kampfes) der Staub verzog,
zeigte sich, dass Für todt war. Da unterwarfen sich ihm seine Truppen, und er nahm die
Unterwerfung an. — Darauf zog er ins Land der Schwarzen; da sah er Menschen (schwarz)
wie Raben, die nackt und barfuss im Sumpfdickicht herumschwärmten, sich von Früchten
nährten und, wenn keine wuchsen, einander auffrassen.* An ihnen vorbei ging er luid
' Hier ist eine Discrepanz iu der Ueberlieferung. Oben hat er ja selbst die Mörder angestiftet. — Eutychius 278 wesentlich
wie im griechischen Te.xt: Nach der Bestattung ergeht die Proclämation, der Mfirder solle über alle erhfiht werden. Sie
stellen sich dann, und er erhöht sie dadurch (wie bei Dinawari n. s. w.), dass er sie an zwei hohen Bäumen autliängen
I&sst. — Die Versionen, welche Alexander noch viel zweideutiger hinstellen, sind vielleicht erst durch Verkürzung entstan-
den. Sehr hägslich wird die Sache bei Leo und noch hässlicher bei Lamprecht, wo (S. 255) der feierliche Eid Alexander's
al» nichtig angesehen wird, denn:
mmi ne aal dem uiitrfiwen man
neheine trüwe leisten.
' Im Orient hängte man den Verbrecher entweder lebend ans Kreuz, um ihn dann rasch durch Speerwerfen, Steinigen oder
dgl. zu tödten, oder man kreuzigte erst den Leichnam. Die entsetzliche römische Art der Kreuzigung war bei den Orien-
talen nicht Üblich.
• Dinawari'» Zeitgenosse Ja'qühi (schrieb um 880) hat mehr über diesen Krieg (ed. Houtsma 1, 06 f): ,Zu den Königen vnn
Indien gehört auch Für, das Ist der, in dessen Land Alexander einfiel, nachdem er den König der Perser getödtet und
'Iräq sowie die benachbarten Länder, die unter der Herrschaft des Därajawas gewesen wai'en, erobert hatte. Als nämlich
Alexander in einem Briefe verlangte, da.ss sich Für ihm unterwerfe, erwiederto dieser, er ziehe mit seiner Heeresmacht
gegen ihn. Da beeilte sich Alexander, gegen sein Land zu marschieren, und da Für ihm entgegenzog, griff er ihn an.
Für aber führte die Elephanten vor, so dass Alexander, weil diesen nichts widerstand, in Nachtheil kam. Nun machte
Alexander aber Erzbilder, füllte sie mit Naphtha uiul Schwefel, Hess diese inwendig anzünden, schaffte die Bilder dann mit
Hebeln auf Wagen, behängte sie mit Waffen und stellte sie vor die Reihen. Beim Zu.sammonstoss schoben die Männer sie
nach den Elejihanten hin. Die Elephanten stürzten sogleich mit vorge.streckten Küssein auf sie zu und schlangen diese
um das glühende Erz: da verbrannten sie sich, wandten sich zur Flucht und zersprengton und vernichteten dabei die in-
dischen Beiteriichaaren. Dann rief Alezander den Für, König von Indien, zum Zweikampf auf, und als er darauf einging,
tOdtete er ihn im Zweikampf und nahm sein Lager ein.' — Bei Ihn Athtr (XIII. Jahrh.) sind die ehernen Statuen Ele-
phantenbilder (1, 204 f.). — Schon die Form Für weist darauf hin, dass überall die Pehlewi-Quelle des Syr. zu Grunde
liegt. Beachte noch die Wagen bei Ja'(|fibi, die von Arm. und von dem sjiäten Ihn 'Aniid abgesehn, sonst nur in Syr. vor-
kommen. — Nach Ja'()fibi macht Alexander darauf den weisen König --f-^ zum König der Inder, auf den wir unten
(S. 47) zurilckkonnnen.
* Die Uymnosophijiten scheinen hier mit irgend einem der wilden oder Thiervölker des Aristotelesbriefes verschmolzen zu sein.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 39
setzte dann nach dem Ufer von Aden im Lande Jemen über. Da zog ihm der König von
Jemen Tnbba' alAqran* entgegen, unterwarf sich ihm, verpflichtete sicli zu einem Tribut
und Hess ilm in die Stadt Sanft ein, wo er ihm allerkn von den Kostbarkeiten Jemen's
gab. Nachdem Alexander dort einen Monat verweilt hatte, zog er nach Tihama.^ Damals
wohnten in Mekka die Chuzaa, da sie sich des Ortes bemächtigt hatten. Als nun Nadr,
Sohn Kinäna's^ zu Alexander trat, sagte er ihm: ,Was wohnen diese Chuza a auf dem
heiligen Gebiete?', vertrieb sie dann aus Mekka und übergab es dem Nadr und seinen
Brüdern. Er vollzog dann die Wallfalirt nach dem heiligen Hause Gottes, vertheilte man-
cherlei Geschenke an die Kinder des Ma'add, Sohnes des Adnan,^ welche auf dem heiligen
Gebiete wohnten, und setzte dann von Gudda übers Meer nach dem Westen über"'
[37] ... . Alexander hörte von der Candace, der Königinn des Westens, von der Ausdehnung
ihres Gebiets, der Fruchtbarkeit ihres Landes und ihrer grossen Macht, sowie dass ihre
Stadt vier Wegstunden breit und jeder Stein der Stadtmauern 60 Ellen lang sei. Ferner
vernahm er, wie verständig und umsichtig Candace sei. Da schrieb er an sie: ,Von dem
König, der über alle Könige der Erde Gewalt hat, Alexander, dem Sohne Philipj^'s, an
Candace, die Königinn von Samara. " Du hast gehört, wie viel Länder mich Gott hat ge-
winnen lassen, wie er mir Macht und Sieg verliehen hat: leistest du mir nvxn Geliorsam,
glaubst an Gott und sagst den Götzen ab, die ausser Gott verelu*t werden, und schickst
mir die geljürende Abgabe, so nehme ich das an, verschone diclv und vermeide dein Gebiet,
(iehst du aber nicht darauf ein, so zieh' ich gegen dich. Nur in Gott ist Kraft.' Auf
diesen Brief antwortete sie: ,Mir so zu schreiben, wie du's gethan hast, bist du bloss
durch deine grosse Ueberhebung und deine Selbstgefälligkeit veranlasst.' Willst du's, so
zieh nur gegen mich: dann wirst du von mir anderes zu schmecken bekommen als von
den Andern. Schönen Gmss!' Nachdem er diese Antwort empfangen, schickte er den
König von Aegypten (Ptolemäus), der ihm dienstbar war, an sie, um sie zur Unterwerfung
aufzufordern und ihr die bösen Folgen des Widerstandes vorzuhalten. Doch als dieser mit
100 von seineu Vertrauten zu ihr reiste, fand er bei ihr kein Entgegenkommen, kehrte
also zu Alexander zurück und meldete es ihm. Nunmehr rüstete sich der König selbst
gegen sie, zog mit seinen Truppen bis nach der Stadt Qairawan, die eine Monatsreise von
Aegypten entfernt ist,** nahm sie mit Anwendung der Belagerungsmaschinen ein, und rückte
dann gegen Candace. Nachdem sich mit ihnen allerlei Geschichten begeben hatten,'-' schloss
er mit ihr einen Friedensvertrag, worin er versprach, ihre Macht und ihr Gebiet durchaus
nicht anzutasten. — Von dort zog er nach der Finsterniss im Norden, drang in sie ein
' Der Zug durch Jemeu uuil der König alA(iraii sind aus der jemenischen Lügengescliiclite genommen und natürlich ebenso
erst muslimischen Ursprungs wie der darauf folgende Besuch von Mekka.
2 Die Küstenebene und die Vorberge Westarabiens. Von den Einwohnern wird auch Mekka dazugerechnet.
' Von diesem leiteten sich die Korai.schiten ab. Die Chuzä'a wolinten zu Muhammed's Zeit in der Nähe von Mekka. Dass
sie früher das Heiligtlium verwaltet hätten, wird aucli sonst angegeben. Da.ss Alexander die Koraiscli an ihre Stelle ge-
setzt haben soll, ist immerhin ein merkwürdiger Beweis davon, was man alles au seine Person gehängt hat!
* Stammvater (oder vielmehr Eponym) der s. g. Ismaelitischon Araber.
* Gudda, heutzutage Oidda. Der ,Westen' (Maghrih) ist Nordafrica (ausser Aegypten) und Spanien. Nach einer für uns
gleichgültigen Stelle über die Theilung der Erde unter die drei Söhne Noah's wird mit der Candace -Geschichte wieder
der Anschluss an den Roman erreicht. '
" l£[jLipi;i£Cü; flx-TiXcia .H, 17 f. ist auch in Syr. missverstandon als ,Land der Semiräer'.
' Die Antwort weiss nichts von den frommen Sätzen in Alexander's Brief, die jedenfalls eine späte Zuthat sind.
* Die Itinerare der arabischen Geographen ergeben von Alexandria nach Qairawan (südlich von Tunis) ungetahr 1 '/a Monat
für Karavanen (ohne Ruhetage). Ein Heer würde weit längere Zeit gebrauchen. — Der Bericht setzt die Candace westlidi
von Aegypten statt 8üdli(di.
* Das Wichtigste, die Ueberlistung Alexander's durcli Candace, wird hier also ausgelassen.
40 ^ • Abhandlung: Th. Nöldeke.
lind zo<r durch sie, [38] so lauge es Gott gefiel. Dauu kehrte er uui l)is au die Grftuze
des Rönierlandes, wo er zwei Städte erbaute, Cappadocia' luid Syrla.^ Als er darauf nach
dem Ostmeer Übersetzen wollte, sagten seine Wezire: ,Wie kannst du von dieser Seite her
nach dem Sonnenaufgang übersetzen, da das grüne Meer dazwischen liegt, auf dem die
Schiffe nicht vorwärts kommen; sein Wasser ist ja me Eiter, und kein Mensch kann seineu
Gestank aushalten.' Da er jedoch darauf bestand, im Nothfall die Fahrt allein zu machen,
sagten sie: ,Dann gehn wir mit, wohin du auch gehst' So zog er weiter durchs ganze
Römerlaud gen Sonnenaufgang, erreichte und durchzog die Länder der Slaveu, der Chaza-
ren und der Tdrken; all diese Völker unterwarfen sich ihm. Dann kam er an die Wüste
zwischen dem Türkenlande und China; auch in diese drang er ein.^ Als er al)er nahe bei
China war, Hess er einen seiner Wezire Namens Fitäüs* seine Stelle einnehmen und hiess
ihn sich Alexander nennen, während er sich selbst unter den Namen Fitäüs zum König
von China begab. Als er zu diesem eingetreten war, antwortete er auf die Frage: ,Wer
bist du?' ,Der Gesandte Alexander's, der über alle Könige der Erde Gewalt hat'. ,Wo
liast du ihn gelassen?' ,An der Gränze deines Landes.' ,Welchen Auftrag hat er dir ge-
geben?' ,Dich zu ihm zu bringen. Gehst du darauf ein, so bestätigt er dich im Besitz
deines Landes und beschenkt dich schön; sonst tödtet er dich und verheert dein Land.
Verstehst du meine Worte nicht, so frage nur nach Dara, dem Sohn Dara's, dem König
von Iran, ob es je auf Eyden einen Fürsten mit grösserem Gebiet, mehr Truppen und
gewaltigerer Macht gegeben hat, wie aber Alexander gegen ihn gezogen ist, und ihm
Leben und Reich geraubt hat; und frage nach Für, dem König von Indien, Avie es dem
ergangen ist' Darauf antwortete der König von China: [39] ,0 Fitäüs, wohl hab' ich von
dem Manne gehört und welch grosse Erfolge ihm Gott gewährt hat. Ich war auch gerade
im Begriff, eine Gesandtschaft mit der Bitte um Abschluss eines Friedensvertrags an ihn
zu schicken. Drum melde ihm, dass ich ihm Gehorsam leiste und einen jährlichen Tribut
zahle; so l)raucht er mein Land nicht zu betreten.' Dann schickte er ihm seine Krone
uüd allerlei Kostbarkeiten seines Landes zum Geschenk, nämlich Zobel- und Hermeliupelze,
Seide, chinesische Seide, "^ indische Schwerter und Sättel, Moschus, Ambra, goldene und
silberne Schüsseln, Panzer, Armschienen und Helme. Alexander nahm diese Geschenke au,
kehrte zu seinem Heere zurück und liess China vmbetreteu. " — Alsdann zog er zu dem
Volke, von dem Gott der Erhabene erzählt: ,Da sagten sie: 0 Zweigehörnter, Gog
und Magog richten Unheil im Lande an', und nun geschah die Erbauung des Walls und
was Gott sonst in seinem Buche bei-ichtet (Süra 18, 93 ff.). Da fragte er sie, wer jene ver-
schiedenen Völker seien; sie antworteten: ,Wir Avollen dir die in unsrer Nähe befindlichen
' MOglicli wäre auch, das entstellte Wort statt in Kappadolda in Kilikia zu verbessern (vergl. 48, 8).
* Die Quelle ilieser Angabe ist mir unbekannt. Das Folgende genau iiacli der syrischen Legende.
* Die letzten Sätze leiten von der Legende wieder zum Koman über. Das Folgende ganz wie im syri.schen Text, worauf
um »o mehr Gewicht zu legen, als es sonst in keinem erhaltenen Text des Pseudocallisthenes vorkommt.
* Dieser Name so in Syr. 195. Vielleicht aus üsiOtuv, der als DüOtuv bei A 3, 31 erscheint (Arm. PUhön, Syr. Priton).
* Den Untentchicd zwischen lä. und ^^^-^.o »J»a. kenne icli so wenig wie den zwischen den entsprechenden syrischen
Ausdrucken.
* Die abgekürzte Darstellung vorwischt die I'ointe, welche bei Firdausi genau wie in Syr. ist, nämlicli dass der König von
China in vollem Uewusstsein seiner Kraft zwar sich weigert, zu Alexander zu kommen, aber andererseits aus reiner Friedens-
liebe ihm die Geschenke — keinen Tribut — schickt. Sehr gehoben wird die Person dos Chinesen noch in der Darstellung
bei Ihn Athir 1, 2(X>; da kommt umgekehrt der König von China zu Alexander, unterhandelt mit ihm über den Tribut,
scblieiist ihn aber, nachdem sie sich auf ein Drittel der jährlichen Einkünfte geeinigt haben, mit seinen Truppen völlig
ein, nur um Alexander zu zeigen, dass er sich nicht aus Schwäche unterworfen habe. Die Nüchternheit und Klugheit der
Chinesen bat ja noch den Europäern des XVIII. Jahrhunderts vielfach als hohe Weisheit gegolten.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 41
nennen; es sind Gog, Magog, Näwil, Täris, Minsak, Kumärä/ Nachdem er dann mit dem
Bau des Walles, der sie von jenen Völkern trennte, fertig geworden war, verliess er sie
und kam zu einem Volke von rother Farbe mit röthlichem Haar, bei dem Männer und
Frauen getrennt und nur drei Tage im Jahre zusammen leben. Wer sich von ihnen ver-
heirathen will, muss es in diesen drei Tagen thun. Gebiert nun eine Frau ein mannliches
Kind, so giebt sie es, nachdem es entwöhnt ist, in diesen Tagen dem Vater zurück; ein
weibliches Kind aber behält sie bei sich.^ — Dann verliess er diese und zog bis nach
Ferghana; dort sah er kräftige und schöne Leute, welche sich ihm imterwarfen. Von Fer-
ghäna zog er nach Samarkand, hielt dort an und verweilte einen Monat. [40] Darauf zog
er weiter über Buchara bis zum grossen Strom (Oxus), über diesen setzte er auf Schiffen
nach Amüje, d. i. Amul in Choräsan. Nachdem er dann durch das Wüstenland gezogen
war, kam er in eine Gegend, die vom Wasser überwältigt und zum Sumpf- und Wiesen-
gebiet geworden war; da Hess er das Wasser durch Dämme absperren, so dass das Land
trocken ward, und baute dann dort eine Stadt, siedelte Leute darin an, überwies ihr ein
Landgebiet mit Dörfern und Burgen und nannte sie Margiänüs d. i. Merw. Man nennt es
auch Milanüs.^ Dann zog er bei Nesäpür und Tüs vorbei bis Rai.* Dieser Ort bestand
damals noch nicht, sondern wurde erst später unter der Regierung des Peroz, Sohnes des
Jezdegerd, Sohnes des Bahräm Gör erbaut.* Von dort begab er sich über das Bergland
(Medien) und Holwän nach 'Iräq, machte in der ,alten Stadt', die Ctesiphon*' heisst, Halt
und blieb dort ein Jahr lang. Dann zog er nach Syrien und kam nach Jerusalem. Als
er dort ruhig sass, sprach er zu seinem Lehrer Aristoteles; ,Ich habe mir die Todfeind-
schaft aller ErdenbeAvohner zugezogen, da ich ihre Könige umgebracht, ihre Länder erobert
und ihr Gut genommen habe; deshalb fürchte ich, dass sie aus Hass gegen mich nach
meinem Tode gemeinsam über meine Landsleute herfallen und sie gänzlich ausrotten. Dar-
um will ich die angesehnen und vornehmen Leute, Alle, die in irgend einem Lande eine
leitende Stellung einnehmen, und alle Königssöhne kommen lassen und umbringen.' Doch
sein Lehrer erwiederte ihm: ,Einen solchen Plan kann kein weltentsagender' imd frommer
Mann hegen. Ausserdem werden die Leute, wenn du die Königssöhne, die Angesehnen
und Leitenden tödtest, dich und deine Landsleute nach deinem Tode noch ärger hassen.
Vielmehr wäre es richtig, du liessest die Königssöhne und Angesehnen zu einer Versamm-
lung bei dir einladen, gäbest ihnen Kronen und machtest sie alle zu Königen je über ein
einzelnes Land. Dann werden sie sich um die Herrschaft streiten, jeder wird dem andern
sein Gebiet [41] nehmen wollen, und so verhinderst du sie daran, dein Land zu verderben,
wendest ihre Kraft gegen sie selbst und machst, dass sie genug mit einander zu thun
haben.' Diesen Rath nahm Alexander an und führte ihn aus: so entstanden die s. g. ,Theil-
' Näwil ist = \aJ der Legende, s. oben S. 33. Also nicht Täivil zu lesen und = Tubal Gen. 10, 2 zu setzen, obwohl die fol-
genden drei Namen sicher = Tiras, Mesech und Goiuer eb. sind.
^ Die Amazonen stehn wie die Candace an einer andern Stelle als im Roman.
' Das beruht sicher auf einer, durch kleine Aenderungen leicht raüglichen, Entstellung des Namens im Pehlewi {l und r
haben ja dasselbe Zeichen; auch i und g).
* Aus Hochasien kehrt ,der Zweigehörnte' auch bei Qodäma (schrieb um 930) über Transoxanien, Choräsan und Medien nach
Babylonien zurück; s. den Text hinter de Goeje's Ibn Chordädhbeli 26.5, französische Uebersetzung 206 f. — Kurz ähnlich
Mas'üdi 2, 250. Alles dies wesentlicli wie in Syr.
^ Ptröz regierte 459—484. Rai (Rhagao) ist aber in Wirklichkeit eine uralte Stadt.
' Die Hauptstadt der späteren Reiche wird für Babylon substituiert. ,Die alte Stadt' ist übrigens, genau genommen, nur ein
Theil von C'tesiphon oder ein Ort neben diesem.
' Schönes Prädicat für den Welteroberer! Der erste Satz ist aber eine Zuthat, die wieder den klugen Aristoteles zum from-
men machen soll.
Denkschriften der phil.-bist. Cl, XXXVIII. Bd. V, Abb. g
42 V. Abhandlung: Th. Nölueke.
könige'.' i>iiraul' starb Alexander in Jerusalem nach einer Regierung von dreissig Jahren.
Vierundzwanzig Jahre durchzog er die Erde, drei A\ar er voi'her im Anfang seiner Regie-
rung in Alexandria geblieben und drei blieb er nach der Heimkehr in Syrien. Er wurde
in einen goldenen Sarg gelegt und nach Alexandria gebracht.* Er hat zwölf Städte erbaut,
nämlich
1. Alexandria in Aegypten.
2. Negrän in Arabien.
3. Merw in Choräsan.
4. Gai im Gebiete von Ispahiin.
5. Eine Stadt am Ufer des Meeres Namens Saidüdä (?).
6. Eine Stadt in Indien Namens Garwin (?).
7. Eine Stadt in China Namens Faratija (?).
Die übrigen liegen im Römerlande.''"
Tabari (lebte von 839 — 923) stellt in seiner grossen Weltclironik nach seiner Weise
verschiedene Berichte über Alexander zusammen, wobei sich allerlei Widersprüche und
Wiederholungen ergeben. Ich übersetze diesen ganzen Abschnitt (I, 693 ff.):
„Hissim ibn Muhammed* berichtet: Nach Dara, dem Sohn des ArdaSir,^ regierte Dara,
Sohn Dara's, 14 Jahre lang. Er behandelte sein Volk schlecht und tödtete dessen Häupter;
da zog Alexander aus Abscheu vor solchem Thun gegen ihn. Da die Unterthanen seiner
ganz überdrüssig geworden waren und ihn loszuwerden [694] wünschten, so gingen viele
ihrer angesehensten Leute zu Alexander über, zeigten ihm, wie dem Dara am leichtesten
beizukommen sei, und unterstützten ihn kräftig gegen ihn." Sie trafen in Mesopotamien auf
einander und kämpften ein Jahr lang.' Darauf erhoben sich einige von Dara's Genossen,
tödteten ihn und suchten sich durch Ueberbringung seines Kopfes dem Alexander angenehm
zu machen. Er aber Hess sie tödten und sprach: ,Das ist der Lohn dessen, der sich an
' Dieser Rath steht nicht etwa an der Stelle des Testaments, sondern an der des Briefes von Aristoteles 3, 27 Val. (Müller
139 f.); Syr. (232); d.xs ergiebt sich noch deutlicher aus Firdausi. Mit der Bezeichnung der ,Theilkönige' fassten die spätem
Orientalen die ganze Periode zwischen Alexander und dem ersten Säsänidischen Grosskönig zusammen, der, nicht ganz
mit Unrecht, als Wiederhersteller der Einheit Irän's gilt. Von jener Periode wissen sie so gut wie nichts. — Wie noch
Andre hat auch Ibn Athir 1, 205 f. diesen Rath des Aristoteles. Dazu fügt er einen ähnlichen: Da Alexander sich vor
einigen tapfem und unternehmenden Römern fürchtet, hei.sst Aristoteles ihn brief lieh die, welche tapfer, aber ohne Verstand
seien, durch schöne Weiber und sonstige Ueppigkeit weichlich machen — also ähnlicli wie nach Horod. 1, 155 die Lyder
unschädlich gemacht sein sollen.
* Eutychius 286 und Firdausi haben auch, dass die Leiche in Honig gelegt wurde, wie Syr. und Leo. — Bei Mas'üdi 2, 257
wird PtolemSus der Sohn des .Hasen' (Arnab = Lagos), der seine Leiche nach Alexandria zu seiner Mutter bringen soll,
als »ein designierter Nachfolger bezeichnet, ganz im Sinne des Romans. — Derselbe schreibt, das Grab von weissem Tind
buntem Marmor (Porphyr?) bestehe noch zu seiner Zeit (940); aus dem goldnen Sarg habe ihn schon Olympias nehmen
lajwen, um die Habgier der Spätem nicht zu reizen. Mas'üdJ hat das Grab vielleicht noch wesentlich in dem Zustande gesehen,
den .Septimius Severns eingerichtet hatte (Dio Cassius 25, 132). Wann ist dies Grab verschwunden?
• In Nr. 2 steckt der Granicus; in 7 violleicht Map' 'Opsiroe; (auch nach Syr. 194 i.st , Alexandria die Königinn der Berge'
wenigstens nicht all zu weit von China gelegen). Möglicherweise hatte der Pehlewi-Text hier erst eine Transscription des
g^echischen Namens und dann die Uebersetzung; Syr. gab nur diese, die arabische Uebersetzung, der Dinawari folgt, nur
jene wieder. — 5 entspricht dem .Alexandria am Ufer des grossen Meers' (falsch für , Flusses') und Saidfida ist eine \voi-
tere Comiption aus Tivf.Sa; »o Ganvin (6) aus ri'öpov. — Dass Ispahän oder dessen einer Haupttheil Gai von Alexander
erbaut sei, finden wir, unabhängig vom Itoman, auch sonst bei orientjilischen .Schriftstellern, s. S. 47 unten.
* Einer der eifrigsten und gelchrte8t<!n Logographen (starb als Greis 819/20).
' Die Identifieierung des Bahman mit dem Artaxerxes Langhand (s. oben S. 34 Anm.) kann sehr wohl von Ilisäm herrühren.
• Das ist eine persische Beschönigung: Alexander hat Persien mit i)er8ischor Hülfe unterworfen.
' Nach Eutychius 273 kämpften sie 40 Tage lang in Mesopotamien.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 43
seinem Könige vergreift." Er heirathete Dara's Tochter R6§anak. Darauf machte er einen
Kriegszug nach Indien und den Ostländern, wandte sich sodann zurück nach Alexandria.
starb aber an der Gränze des Sawad (= 'Iräq, Babylonien). Seine Leiche ward in einem
goldenen Sarge nach Alexandria gebracht. Er hatte 14 Jahre regiert. Damals wurde das
römische Reich geeint, das vor Alexander zersplittert, und das persische zersplittert, das vor
ihm geeint gewesen war.
„Nach einem andern Bericht . . . .^ war Alexander's Vater, Philipp der Grieche, aus einem
griechischen Orte^ Namens Makedonia, dessen König er war wie auch andrer Gegenden,
die er dazu gewonnen hatte. Durch einen Friedensvertrag hatte er sich zu einer jährlichen
Abgabe an Dara verpflichtet. Als aber Philipp gestorben und sein Sohn Alexander sein
Nachfolger geworden Avar, schickte er ilun die Abgabe nicht wie es der Vater gethan hatte.
Dadurch aufgebracht, schrieb Dara ihm einen Brief, worin er ihm sein schlechtes Benehmen
vorhielt, dass er [695] die Abgabe und andres nicht mehr schicke, wie der Vater sie ge-
schickt habe. Dazu, hiess es, habe ihn nur die Thorheit des Knabenalters veranlasst.
Zugleich sandte er ihm einen Schlägel, einen Ball und einen Scheff'el Sesam,* und schrieb
ihm dazu, da er noch ein Knabe sei, gezieme es sich, dass er mit Ball und Schlägel spiele,
die er ihm hiemit sende, und sich nicht mit dem Regieren abgebe; wenn er sich nicht aufs
Spielen beschränke, die Regierung in die Hand nehme und gegen ihn widerspänstig sei, so
sende er ihm Leute, die ihn in Ketten zu ihm bringen würden. Die Zahl seiner Truppen
sei so gross wie die der Sesamkörner, die er ihm schicke. Auf diesen Brief schrieb ihm
Alexander, er habe dessen Inhalt verstanden, sich den Ball und den Schlägel, von dessen
Sendung er schreibe, betrachtet und sie als gutes Vorzeichen aufgefasst, weil der Werfende
den Ball nach dem Schlägel werfe und ihn (wenn er von dem Gegner zurückgeschlagen
vnrd, wieder) zu sich heranziehe. Er vei-glich dann die Erde mit dem Ball; so ziehe er
Dara's Herrschaft zu seiner, dessen Land zu seinem eignen Gebiet heran. Den ihm über-
sandten Sesam betrachtete er ebenso wie den Ball und den Schlägel (als ein gutes Vor-
zeichen), da er fett und durchaus nicht bitter und scharf sei. Zugleich mit dem Brief
schickte er an Dara einen Beutel voll Senf und schrieb ihm in seiner Antwort, was er ihm
schicke [696], sei zwar wenig, aber es sei doch ebenso viel, als was Dara ihm gescldckt
habe, durch Schjlrfe, Bitterkeit und Kraft; eben diese Eigenschaften besässen seine Truppen
durchaus.* Als Dara diese Antwort Alexander's erhielt, sammelte er sein Heer gegen ihn und
rüstete sich zum Kampfe. Ebenso machte es Alexander und zog nach Dara's Lande. Sobald
Dara dies vernahm, rückte er ihm entgegen. Die beiden Heere trafen auf einander, und nach
heftigem Kampf wurde das Heer Dara's geschlagen. Als das zwei Männer von seiner Leib-
wache sahen, die, wie man sagt, aus Hamadhän waren, stachen sie ihn von hinten, so dass
er vom Wagen stürzte. Sie wollten damit Alexander's Gunst gewinnen. Als nun Alexander
rief, man solle Dara gefangen nehmen und nicht tödten, wurde ihm gemeldet, wie es mit
diesem stehe. Sofort eilte er hin, fand ihn aber, als er zu ihm gelangte, schon in den
letzten Zügen. Da stieg er von seinem Thier ab, setzte sich ihm zu Häupten und sagte
' Dies und das Folgende zeigt, dass auch dieser Bericht aus dem Roman stammt, vielleicht nur nach mündlicher Mittheiluug
eines Persers an Hisäm.
2 Ich übergehe die Stelle über die angebliche Erbauung der Stadt Dara (in Mesopotamien) durch Dara II.
' Der Ausdruck kann auch ,Land' übersetzt werden, aber Eutychius 269 und Andre sprechen geradezu von der ,Stadt' Make-
donia. Nach Mas'udt 2, 257 ist Macedonien — Aegypten.
* Die beides Sendungen im Roman werden hier also zusammengefasst.
"* Diese Correspondenz ohne Ball und Schlägel, aber auch mit Senf statt des Pfeffers ausführlicher bei Eutych. 269 ff.
44 V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
ihm, dass er ihn nie luibe tödten wollen, imd dass. was ihn getroflfen, nicht von ilnn aus-
feile. Als er Dara dann verhiess, ihm jede Bitte, die er äussere, zu gewähren, sprach
dieser: Jch begehre von dir zwei Dinge, erstens, dass du mich an den beiden Männern
rächest, die sich an mir vergriffen haben' — dabei nannte er ihre Namen und ihre Heimath —
,und zweitens, dass du meine Tochter RöSanak heirathest' Beides sagte er zu. Er gebot
also, die beiden Männer, welche den Frevel an Dara begangen liatten, ans Kreuz zu hängen
und heirathete Rosanak. Dann zog er mitten in Dara's Lande ein, und das Reich war
sein.
„Nach der Behauptung eines Kenners der alten Geschichte war Alexander, der den
jüngeren Dara bekriegte, der Bruder eben dieses und ein Sohn des älteren Dara, der Ale-
xanders Mutter [697] geheirathet hatte. Sie war die Tochter des Königs der Römer und
hiess Haläi.' Als deren Gatte Dara, da sie ihm gebracht ward, fand, dass ihr Athem und
ihr Schweiss übel roch, befahl er, dagegen Mittel anzuwenden. Da die Kunstverständigen
nun einstimmig darüber waren, sie mit dem Holz eines Baums zu behandeln, der auf persisch
Sandar heisst, so kochte man es, wusch sie damit und mit der Brühe, und dies vertrieb jenen
Geruch zum grossen Theil, aber doch nicht ganz. Weil also an ihr davon noch etwas
gebüeben war, empfand er Widerwillen gegen sie und schickte sie ihrer Familie zurück.
Sie hatte aber schon ein Kind von ihm empfangen. Als sie nun einen Knaben gebar,
setzte sie seinen Namen zusammen aus ihrem eigenen und dem des Baumes, mit dem sie
gewaschen war, so dass der Geruch fortging, nannte ihn also Haldi-SandaiHs, das ist die
Grundform von AI Iskandarils. Darauf stai'b Dara der Aeltere, und Dara der Jüngere wurde
sein Nachfolger. Die Könige der Römer hatten aber jenem eine jährliche Abgabe gezahlt;
als nun aber auch Haläi's Vater, Alexanders Grossvater von Mutterseite, gestorben und der
Enkel sein Nachfolger als König der Römer geworden war, Hess ihm Dara der Jüngere
mit Rücksicht auf das Uebliche sagen: ,Du zögerst mit der Abgabe, die uns von dir und
deinen Vorgängern bezahlt wurde; schick' uns also die Abgabe für das Land, sonst über-
ziehen wir dich mit Krieg.' Allein er antwortete: ,Ich habe die Henne geschlachtet und
ihr Fleisch gegessen,^ so dass nur die Extremitäten übrig geblieben sind. Wünschest du's
nun, 80 schliessen wir Frieden mit dir; wo nicht, führen wir mit dir Krieg.' Da brach
Dara mit ihm und begann den Krieg. Alexander aber versprach den beiden Kämmerern
Dara's, was sie verlangten, wenn sie sich an Dara vergriffen; sie bedangen sich etwas ge-
wisses aus, aber nicht ilir eigenes Leben. Als die Heere nun feindlich auf einander trafen,
versetzten die beiden Kämmerer dem Dara in der Sclilacht einen Stich. Alexander traf ihn
hingestreckt, stieg vom Pferd zu ihm hinab, während er im Sterben lag, wischte ihm den
Staub vom [698] Gesicht, legte sein Haupt in seinen Schooss und sagte ihm:^ ,Deine beiden
Kämmerer haben dich ermordet; wahrlich ich habe dir, o Edler der Edlen, Freier der
Freien, König der Könige, dieses Unheil nicht gewünscht. Nun gieb mir deine letzten Auf-
träge.' Da trug ihm Dara auf, dass er seine Tochter Rosanak heirathe und zu sich nehme, die
Edlen Persiens am Leben lasse und ihnen keinen Andern vorsetze.* Diese Aufträge übernahm
' In letzter Instanz wohl eine Entstellung aus Olympia(s).
' Beachte die Verstümmlung: das Wichtigste, die Eier, fehlt hier.
* Diese .Sceno wird in den verschiedenen arabischen Berichten (auch bei Eutych. u. s. w.) wesentlich gleich erzählt und zwar
so, das« ziemlich jeder Bericht bald zu einem, bald zu einem andern genauer stimmt.
* Eutych. 277 hat folgende drei Bitten 1. dass er dem i)ersischen hohen Adel gnädig sein 2. die Feuertempel nicht zer-
stören und die Priester gut behandeln 3. die Milrder bestrafen miige. Die zweite Bitte ist von muslimi.schen Schrift-
steilem wohl absichtlich unterdrückt. Die Hand der Rosanak erbittet sich bei Eutych. dagegen Alexander von dem Vater
•
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 45
Alexander und führte sie aus. Als also die beiden Mörder Dara's zu ihm kamen, gab er
ihnen vollständig, was sie sich ausbedungen hatten, sprach dann aber: , Jetzt habe ich euch
die Bedingungen genau erfüllt, aber da ihr euch nicht euer Leben ausbedungen habt, so
tödte ich euch, denn es gebührt sich nicht, dass die Königsmörder am Leben bleiben,
ausser wenn ihnen völlig bindende Sicherheit verheissen war.' Darauf tödtete er sie.
„Wie Einer erzählt, pflegte der König der Römer dem altern Dara, so lange er lebte, den
Tribut zu zahlen. Nach seinem Tode ward Alexander König der Römer; der war ein umsich-
tiger, kräftiger und verschlagener Mann. Er soll erst einen der Könige des Westens bekriegt
und besiegt haben' und sich dabei seiner Kraft bewusst geworden sein. So trat er gegen
den jüngeren Dara auf und verweigerte ihm die Abgabe, die sein Vater gezahlt hatte. Da
jener, darob ergrimmt, ihm grobe Briefe schrieb, geriethen sie in Feindschaft, marschierten,
nachdem sie sich gerüstet, gegen einander und stiessen an der Gränze zusammen. Mehr-
mals gingen Briefe und Gesandtschaften zwischen ihnen hin und her, denn Alexander scheute
sich, Dara anzugreifen, und forderte ihn zum Friedensschluss auf, aber als Dara seine Ge-
nossen befragte, riethen sie zum Kriege, gerade weil sie ihm übel gesinnt waren.* Ueber
die Gränze und das Schlachtfeld hat man verschiedene Angaben. Nach [699] einem
Erzähler trafen sie an der Gränze von Chorasän in der Richtung nach den Chazaren hin^
zusammen und lieferten sich eine grosse Schlacht, in der beide Fürsten persönlich in den
Kampf verwickelt wurden. Alexander ritt ein wunderbares Pferd Namens Bükefaräs} An
dem Tage drang, wie man erzählt, ein Perser mitten durch die Reihen und versetzte dem
Alexander einen Schwerthieb, dass man für sein Leben fürchtete. Alexander verwunderte
sich darüber und sprach: ,Das ist einer von den persischen Rittern, von deren Tapferkeit
man zu erzählen jiflegte.'* Nun wurde aber der Hass der Gefährten Dara's gegen ihn
lebendig. Zwei von seiner Leibwache aus Hamadhäu schickten an Alexander eine Meldung,
und wussten es dann so einzuri eilten, ihm Stiche zu versetzen, die seinen Tod herbeifülirten;
dann flohen sie. Wie man sagt, ritt Alexander, als der Ruf (von jener That) erscholl und
ihn die Kunde traf, mit seinen Gefährten zu Dara hin, fand ihn in den letzten Zügen,
redete ihn an, legte sein Haupt in seinen Schooss, weinte über ihn und sprach: ,Vom Orte
deines Vertrauens her bist du getroffen; auf die du dich verliessest, die haben dich ver-
rathen; nun bist du einsam unter deinen Feinden: so sprich aus, was du von mir wünschest,
denn ich beobachte die Pflicht, die mir unsere Verwandtschaft auferlegt' — wie dieser Er-
zähler behauptet, meinte er damit die Verwandtschaft zwischen Salm und Herag, den Söhnen
Fredhün's'' — . Er äusserte femer seinen Schmerz über Dara's Misgeschick und dankte dem
Herrn, dass er es nicht vermittelst seines Befehls über ihn verhängt habe. Dara bat ihn
nun, seine Tochter R6§anak zu heirathen und sie in geziemender Ehre zu halten, ferner.
und erhält sie unter der Bedingung, dass seine Söhne von ihr seine Nachfolger werden sollen. Hier ist also das liebliche,
dass der Vater um die Hand der Tochter gebeten wird, hergestellt.
1 Damit werden alle Käm])fe in Griechenland, Italien u. s. w. zu.sammengefasst.
' S. oben S. 42, Anm. 6.
' Gemeint igt die Kichtung nach ,dem Meere der Chazaren', dem caspischen Meer. Es ist wohl zufällig, dass die hier ge-
nannte Gegend, das nordwestliche Chorasän, gerade die ist, wo Darius wirklich ermordet wurde.
* So die richtige Lesart, genau die Wiedergabe von BouxsspäcXa?, nur dass bei der Tran.sscription ins Arabische der zweideutige
Pehlewi-IJuchstabe r statt l gelesen ward. Kür einen Abschreiber, der auch nur ein wenig persisch verstand, lag es nahe,
den Schluss in änp (,Pferd') zu verändern; ein andrer verbesserte das scheinbar vulgärarabische Bü in ÄMi ,Vater'.
^ S. den Roman 2, 9.
' Das wäre eine etwas weitläufige Verwandtschaft! Die Römer stammen nämlich nach der iranischen Auffassung von Salm,
die Tränier von Erag, der hier Hirag heisst.
46 V. Abhandlung: Tu. Nöldeke.
seinen Tod zii reichen. Das versprach Alexander. Als daher die beiden Leute, die sich an
Dara vergangen hatten, zu ihm kamen, lun ihren Lolm zu erhalten, gebot er sie zu ent-
haupten [700], (ihre Leichen) ans Kreuz zu schlagen und auszurufen: ,Das ist der Lohn
dessen, der sich an seinem König vergreift und seine Landsleute verräth.'
„Nach einer Angabe nahm Alexander allerlei gelehrte Bücher über Astronomie und son-
stige Wissenschaften, welche die Perser hatten, mit, nachdem sie zuerst ins Syrische, darauf
ins Römische übersetzt waren.
„Einer berichtet, dass Dara bei seinem Tode die Söhne Asak .... und ArdaSir' und
die Tochter Rösanak hinterliess. Er hatte 14 Jahre regiert.
„Nach Einem bestand der Tribut, den Alexander'» Vater den Königen von Persien be-
zahlte, in goldnen Eiern. Als nun Alexander zur Regierung gelangt war, forderte Dara
durch Gesandte diese Abgabe, aber er Hess ihm zurück sagen: ,Ich habe die Henne, die
jene Eier legte, geschlachtet und ihr Fleisch gegessen.' So machte er sich auf den Krieg
gefasst.
„Nach Dara, dem Sohne Dara's, ward also König Alexander. Ich habe schon erwähnt,
dass er nach einer Angabe dieses Dara Bruder von Vaterseite war. Die Römer aber imd
viele Genealogen sagen, er war Alexander, Sohn des Philipp,^ Sohnes des . . . .^ [^01].
Nach Dara's Tode fugte er dessen Reich zu seinem und war Herr in 'Iraq, Römerland,
Syrien imd Aegypten. Bei der Musterung nach dem Tode Dara's soll er sein Heer 1.400.000
Manu stark gefunden haben, nämlich 800.000 von seinem eignen und 600.000 von Dara's
Heere.* Wie man erzählt, sagte er, als er den Thron bestieg: ,Gott hat uns an Dara's
Stelle gesetzt und uns ganz anderes beschert, als was jener uns drohte.''' Er zerstörte dann
die Städte, Burgen und Feuertempel in Persien, tödtete die Herbedh's," verbrannte ihre
Büdier und die Verwaltungsregister Dara's' imd setzte über dessen Reich Männer von den
Seinigen. Dann zog er vorwärts nach Indien, tödtete den König und nahm die Plaupt-
stadt ein, dann nach China und machte es da ebenso wie in Indien. So wurden ihm alle
Länder unterthan, auch Tibet und China.* Er drang darauf mit 400 Mann in die Finster-
A»ak ist Ariak 'Apaöxr,;, der Stifter des Arsacidenreichs; Ardasir ist der angebliche Ahne des gleichnamigen Stifters des
Säsänidenreicbs. Beide Häuser werden so an das alte angeschlossen. Den mittleren Namen kann ich nicht verificiereii.
Hier werden zwei verschiedene Transscriptionen von <l>fXntito5, Filißls nnd BXUMis, angeführt.
Folgt die Genealogie von Amyntas bis Esan, Isaac und Abraham. Die jüdische Bezeichnung der Riimer als Edom, eine
Aeugserung bitteren Hasses, ist schon früh von den Syrern buchstäblich vorstanden, und so gelten auch bei den Arabern die
Kölner als Abkömmlinge Esan's. Die Namen der Genealogie sind zum Tlieil sehr entstellt. Vrgl. Mas'üdi 2, 248 ; Birünf
Athär 40.
Barhebr. Chron. syr. 39 gibt nur 120.000 an.
In der persischen Reichsgeschichte hält der neue König jedesmal eine Antrittsrede.
Höhere Gei.stliche der persischen Religion, die ungefähr den cliri.stlichen Bischöfen entspreclien.
Vergl. oben 8. 34. Ihn Athir lässt ihn entsprechend auch in Indien die Götzentempel zerstören und die gelehrten Bücher
verbrennen. Den frommen Muslimen ist diese Zerstörung, die persischer Hass erfunden hat, natürlich ein Ruhmestitel. —
Da» Folgende geht wieder auf den Bericht des Romans über.
S. oben 8. 22 und 40. Qodäma 263 f. (Uebersetznng 203 ff.) hat mehr über die Erobenmg von Tibet und China durch den Zwei-
gehOmten: die Könige dieser Länder unterwerfen sich ohne Kampf und bringen reiche Geschenke: alles weitere Ausge-
staltung des im Roman Erzählten. Er zielit nach Tibet, nachdem er Porus getödtet und Indien unterworfen hat. Im hohen
Nordosten vermauert er den Pass, der den wilden Völkern, hier Türken, Zugang giebt; der Bau wird also localislert wie
v<m Salläm (oben S. 33). Dabei substituiert er für Alexandria ,Königinn der Berge' (oben S. 8, Anm. 8) die ihm aus
Ptolemäus bekannte .Steinburg' A{6wo; räpyo? Ptol. 6, 13 als Alexandor's dortige Gründung; vrgl. de Goeje's oben 8. 33 citier-
ten Aufsatz über die Mauer von Gog nnd Magog. Ebenso erwähnt er auch das ,äus8erste Alexandria' Ptol. 6, 12. — Die
Eroberung von China und Tibet auch Mas'ödi 2, 250. An Stelle Alexander's hat die renommistische Dichtung der Jemenier
dem oben S. 39 genannten himjarischen König Tubba' alA(iran diese Eroberung zugeschrieben: das bezeugt schon der
HOO Gl gestorbene Dichter Di'bil, s. Ihn Faqih 326; Jäqüt 1, 818. — Vermuthlich ist al Aqran ,der Gehörnte' geradezu dem
L/hulijarnain ,dem Zweigeliörnten' nachgebildet.
Beiträge zur Geschichte des Albxanderromans. 47
niss nach dem Nordpol zu, während die Sonne südlich von ihm stand/ um die Quelle
des ewigen Lebens zu suchen. Der Zug durch die Finsterniss dauerte 18 Tage, dann
kam er heravis. Auf dem Rückwege nach 'Iräq setzte er die Theilkönige ein und starb in
Sahrazür,^ Nach einem Bericht ist er 36 Jahr alt geworden. Seine Leiche ward zu seiner
Mutter nach Alexandria gebracht. [702] Nach den Persern hat er 14 Jalu- regiert. Die
Christen aber behaupten, er habe 13 Jahre und einige Monat regiert' und Dara sei im
Anfang seines dritten Regierungsjahres getödtet.
„Auf seinen Befehl sollen 12 Städte erbaut worden sein, die alle Alexandria genannt
wurden. Dahin gehören eine Stadt in Ispahän, Namens Grai, deren Grundriss eine Schlange
darstellt, drei Städte in Choräsän: Herät, Merw und Samarkand, eine in Babylonien für Dara's
Tochter Rosanak, eine im Lande der Griechen im Gebiet von Hiläqüs (?) für die Perser
und noch einige andre."*
*
Die kürzere Darstellung von Alexander's Leben bei Ja'qübi (schrieb um 880) 1, 161 ff.
zeigt die Grundzüge, welche wir kennen. Einige Einzelheiten habe ich schon zu Dinawari
und Tabari bemerkt. Interessant ist, dass er den Namen der Mutter Alexander's Olympiada,
(Acc.) hat, wie übrigens auch Eutychius. Ein ganz neuer Zug ist das Zusammentreffen
mit dem weisen König der Inder, den er ^^^^ Kaihan (?) nennt, 1, 162 und 97. Ueber
diesen erfahren wir Näheres bei Mas'üdi 2, 260 ff, wo er jJ^ Kand (?) geschrieben wird,
und bei Firdaust 1295 (Macan), wo er die durch den Reim gesicherte Namensform Kaid
trägt, für die auch die Pehlewl-Schreibung fi"'3 im Kärnämak^ spricht, denn, dass der weise
Inder des dritten nachchristlichen mit dem des vierten vorchristlichen identisch ist, bleibt
immer noch wahrscheinlich. HN konnte im Pehlewl leicht aus T(D) entstehn. Es würde uns
gar zu weit abführen, wollten wir auf diese lehrhafte Märchendichtung weiter eingehn. Nur
das bemerke ich, dass der weise König zuletzt kein Anderer ist als Dandamis, der Oberste
der Gymnosophisten," und dass der Weise, den er an Alexander schickt, der bekannte Ca-
Wozu diese selbstverständlichen Worte dienen sollen, verstehe ich nicht.
In Kurdistan. Nach dem zweiten Bericht über den Tod bei Eutych. 285 f. ward er auf der Rückkehr in Kümis (Ko[j.i(J7)xi^)
krank und starb in Sahrazür auf einem Panzer, von einem goldenen Schilde beschattet, entsprechend einer Weissagung, er
werde an einem Orte sterben, dessen Boden Eisen und dessen Himmel (= Decke) Gold sei. Wesentlich dasselbe wird
von einem altjemenischen König erzählt, dem man Alexander's Züge beilegt Dinawari 27. — Dass er in Sahrazür gestorben,
sagen auch Mas'üdi 2, 251; Jäqüt 1, 257, 9 (nach Ibn Faqih?); Mugmil (Journ. as. 1841, 1, 361); Nizämi (Bacher 117),
und den Ort meint Hamza 40, der Alexander auch in Kumis erkranken und auf dem Weg nach Babel sterben lässt; ähnlich
Ja'nübi 1, 162. Vielleicht war in .'5ahrazür ein alter Bau, den man als Grab Alexander's ansah, wie man um 912 sogar
in den Bergen der wilden 'Asir im nördlichen Jemen Alexander's Grabmal aufgefunden haben wollte Hamdanä 118, 8. —
Uebrigens verlegen nach Mas'üdi Andre seinen Tod nach Nisibis, und er kennt auch die richtige Stelle seines Todes;
ebenso kennen sie Ibn Faqih 70 und Jäqüt.
Unter den sehr zahlreichen Angaben über Alexander's Regierungszeit finde ich sonst nirgends diese Zahl. 13 dürfte aus 12
verdorben sein. 12 Jahre giebt Ja'qübi 1, 163 an.
Ueber Gai s. oben S. 42. Ein Zusatz zu einer Handschrift des Ibn Chordädhbeh (161 Anm.) nennt geradezu Ispahän als
die von Alexander in Gestalt einer Schlange gebaute Stadt. Samarkand hat schon Syr. Herät (persisch Ilarew, Hare) als
, Alexandria bei den 'Apaoi' (so wird zu schreiben sein) kennen schon die griechischen Quellen. Vielleicht ist übrigens der
Wunsch, die alten Hauptstädte dem Alexander zuzuschreiben, hier nur zufällig mit der Wirklichkeit zusammengetroffen.
Ausser Samarkand, Balch, Merw, Herät und Ispahän werden von arabischen Schriftstellern auch noch Buchara, Serachs,
Dabusija (auch in Transoxanien), Rai, Zarang, Hamadhän, Ctesiplion und Obolla (an der Tigrismündung) als Gründungen
Alexander's genannt. Hamza 40 hat eine seltsame Liste: eine Stadt in Ispahän, eine in Herät, eine in Merw, eine in
Samarkand, eine in Soghd (wäre mit der vorigen identisch I), eine in Babel, eine in Maisän (Mesene), vier in Sawäd (wozu
Babel und Mesene auch gehören!)' Mit dem selbstverständlichen Alexandria in Aegypten giebt das allerdings 12.
S. 64 meiner Uebersetzung.
Vrgl. z. B. Alexander's Brief Mas'üdi 2, 261 mit den Worten des Oncsicritiis Müller 1094, 110a.
48 V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
lanus ist. Diese nicht aus dem ivrsprünglichen Pseudocallistlienes, sondern aus der Schrift des
Palladius stammenden Gestalten sind aber ganz frei benutzt. Die Orientalen haben ja über-
haupt mit Vorliebe lehrhafte Zusätze an die Geschichte Alexander's gehängt. Namentlich ge-
hören hierhin die Aussprüche der Weisen an Alexander's Sarg bei Mas üdi u. s. w. u. s. w. deren
verschiedene Gestalten eine kleine, eben so gut gemeinte wie einschläfernde, Litteratur bilden.'
Von diesen Stücken abgesehen 'behandelt Mas' üdi den Alexander nur kurz; er verweist
aber (2, 248) auf die weitläufigere Darstellung in seinem für uns verlornen Werke alAusat.
Ibn Faqih (schrieb um 900) hat in seinem geographiscli-belletristischen Buclie^ manche
Züge aus dem Pseudocailisthenes.
85 ff. giebt er den Brief der Brachmanen (^J^^^^J^\) d. i. der Gymno Sophisten an Ale-
xander 3, 5 in der Hauptsache wie Syr. Val (A hier verkürzt), sowie BLC, aber, wie es bei
solchen Dingen immer geschieht, mit etwas frei behandeltem Wortlaut. In BLC muss Ale-
xander, um zu den Brachmanen zu gelangen, über den Milchfluss; hier wird daraiis der
Sandfluss, der bei C 2, 30 vorkommt, aber zugleich der Sabbatfluss ist, der am Sabbat
nicht fliesst.* Die Ortsnamen sind aus Num. 32, 3 genommen!* Die Fragen an die Weisen
sind zimi Theil wörtlich wie im Roman 3, 6, aber im Ganzen zeigen sie manche Abweichung.
Der Fragen sind auch weniger.
S. 70 erzählt Ibn Faqih, dass dem Alexander in einem , Tempel der Griechen' auf eine
Anfrage von den Priestern folgender Spruch über die Zukunft der Stadt Alexandria zu Theil
geworden sei: ,Du baust eine Stadt, deren Ruf sich über alle Enden der Erde verbreiten
wird und die unzählige Menschen bewohnen werden. Die lieblichen Winde werden sich mit
ihrer Luft mischen. Die Weisheit ihrer Einwohner wird fest sein. Die Gewalt des Glut-
windes und der Hitze wird von ihr fern gehalten und die Strenge der Kälte und des Frostes
weggelenkt. Die Uebel werden sie vermeiden, so dass sie kein Unheil von Seiten des Satans
treffen kann. Wenn auch Könige und Völker mit ihren Heeren gegen sie rücken und sie
belagern, wird sie doch keinen Schaden nehmen.' ,Da erbaute er sie' fährt Ibn Faqih fort
,und nannte sie Alexandria; dann zog er von ihr fort. Wie man sagt starb er in Babel,
wurde dann nach Alexandria gebracht und da begraben.'
In Syr. 1, 32 (S. 72) giebt Serapis dem Alexander folgenden Spruch: ,Wird die Stadt
auf diese Weise gebaut, so wird man sie die grosse Stadt nennen; der Ruf von ihrer Grösse
wird in aller Welt verkündet werden und unzählige Menschen werden darin wohnen, die
durch dich (?) berühmt sein werden. Ferner werden ihr liebliche Winde mit der Mischung
I
Auch der ,Trostbrief , das Schreiben, wodurch der sterbende Alexander bewirkt, dass seine Mutter einsieht, dass jeder Mensch
den Verlust eines Angehürigen zu beklagen habe, und sich deshalb über den Tod ihres grossen Sohnes in Geduld fasst,
kommt bei den Orientalen mit allerlei Variationen vor. Schon Syr. 248, 1 und Firdausi (Macan 1356 f.) verbinden mit dem
Testament einige kurze Trostworte. In L ist daraus der ,Trostbrief geworden. Dieser wird von manchen Arabern, die Ale-
xander's Ge.schichte erzählen, ohne wesentliche Sinnesänderungen wiedergegeben; so Ja'(iübi, Eutychius, Barhebraeus, Ibn
'Amid. Dagegen hat FJonain (809—873) ihn weiter ausgeführt und dabei den, m. E. nicht glückliclien, Zusatz gemacht, dass
die Mutter eine ganze Stadt baut. Dieser Form folgen der jüdische Text (D'ÖDnn piSl, Luneville 1811, Th. :i, Cap. 1) und
der altspanische bei Zacher 184 f. Auch Mas'üdi's Erzählung berührt sich damit.
Das Gesammtwerk ist nur in verkürzter Gestalt erhalten (hg. von de Goeje Leyden 1885); viele Stücke aus jenem hat
Jäqüt mit und ohne Nennung der Quelle in sein grosses geographisclies Wörterbuch aufgenommen.
Plin. 31, 24. Stellen aus Talmud und Midrasch s. bei Levy s. v. [VBSD- Ursprünglich liiess es wohl wie bei Josephus, B. j.
7, 5, I, der Fluss habe nur am Sabbat Wa.sser, Systematisierung des intermittierenden Fliessens der Quelle (s. Socin-
Bädeker» 439). Für den Sabbat erschien aber die Ruhe des Flusses angemessener; daher die Umkehr.
Nur drei von den neun Namen sind sehr entstellt; die andern sind ohne Weiteres zu identificieren. Auch Prof. Siegm.
Kraenkel liat gefanden, dass diese Orte aus Num. 32 genommen sind.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 49
guter Luft dienen. Und das Wissen und die Geschicklichkeit ihrer Bewohner mrd in der
Weh berühmt sein, weil ich sie mit Geschicklichkeit baue und ihr ein Helfer bin. Das
Meer werden (he\ ihr) keine Stürme aufregen, Gluth und Hitze werden nicht darin sein,
und Winter' und Kälte nicht darin verweilen. Schäden und Unheil der Dämonen werden
nicht darin sein; nur seltne Erdbeben wird es dort geben, aber sie werden keinen grossen
Schaden anrichten; diese kommen vom Neide der bösen Dämonen. Wenn auch das Heer
aller Erdenkönige sie belagert, werden sie ihr doch nichts anhaben können. Und ausge-
sprochen ist, dass du auf Erden berühmt werden und lebend oder todt hierher kommen und
dass du in der von dir gegründeten Stadt ein Grab haben wirst.' ^
Man sieht, fast wörtliche Gleichheit, die um so mehr auffällt, je stärker auch Syr. von
den griechischen Texten und Val. (1, 33) abweicht, die allerdings ursprünglicher sind. Dass
die Priester an die Stelle des Serapis treten, kann noch von einer Verwechslung mit dem
nur im Syr. 1, 33 vorhandenen Ausspruch der Wahrsager herrühren. Der Verf. oder seine
Quelle schöpft also entweder durch Vermittlung eines christlichen Arabers aus dem syrischer
oder durch Vermittlung eines Pehlewi-Kenners aus dem Pehlewi-Text.
Ebenso ist es mit der Städteliste, welche uns Jäqüt aus Ihn Faqih in seinem grossia
Werke 1, 255 und noch etwas genauer im Mustarik 23 erhalten hat. Dieselbe stimmt gen"!
zu Syr. 253, geht aber wahrscheinlich doch auf den Pehlewi-Text ziuäick.^
Aus Pseudocallisthenes stammt auch der Name ,_^yj>\ji, der als Verfertiger von Ti'S-
manen genannt wird (Ibn Faqih 296, 3), denn das ist Nectanehos.
Uebrigens hat dieser Sclu-iftsteller noch allerlei Lehrsames imd Fabelhaftes überAle-
xander, das sich bei Pseudocallisthenes nicht findet, aber wenigstens zum Theil in desem
oder jenem Texte gestanden haben mag. Dahin gehört auch wohl die, wahrscheinlifä aus
Ibn Faqih genommene, Angabe Jäqüt's (1, 257), Alexander habe ein ehernes Reiter!)^'^^ i^i*
der Inschrift aufgestellt: ,Ueber mich hinaus kann man nicht kommen.'
Ich mache noch einmal darauf aufmerksam, dass Eutychius eine ziemlich ai]s/^"'liche
Darstellung der Geschichte Alexander's giebt, die sich zimi grossen Theil mit der rf''' musli-
mischen Chronisten deckt, aber auch allerlei Züge aus anderen Texten des Roma» enthält,
die dem ägyptischen Christen eher zugänglich waren. Die lateinische Uebersetzu^j welche
Pococke seiner Ausgabe beigefügt hat, ist im Allgemeinen zuverlässig.
Alle älteren und jüngeren Gestalten des Alexanderromans überragt das ;«™hch aus-
führliche Stück in Firdaust's' Schähnäme, das von Alexander handelt. Per '^^ ^^^''^^hied
zwischen einem Dichter und einem Reimer kann man erkennen, wenn man '^'^ Stück mit
dem Werke des Pfaffen Lamprecht vergleicht. Wem der Text unzugänglif' ^^*' ^^^ ^^^'
weise ich auf Mohl's französische Uebersetzung, obwohl sie im Kleinen nicht "' ^^^ genau ist.
' Beiläufig bemerke ich, dass bei Moses von Choren 3, 62 diese und andre Stellen des Romans über «•''Ji"'^'"'^' wörtlich be-
nutzt sind. Wie Moses den Roman, und zwar dessen armenischen Text, ausschreibt, zeigt Gildemf'"'^ ^" ' illx 4J, »S fl.
und Baumgartner ab. 504 ff.
' So hat sie richtig ,den grossen Fhiss' (Tigris), wo der Syrer falsch ,Meer' giebt. Die Uebereir'"'"""*? ^'°" .^..-^asOl
mit )?'!""'«"' ergiebt sich aus der Gleichheit der Bedeutungen, wie sich in dem oben gegeljene'''""'^ J-J^ ^''" l'^-qdi
70, 8 und |1 ^'A - Syr. 72 paen. entsprechen.
' Lebte ungefähr von 940—1020.
* Die Separatau.sgabe in kleinem Format (7 Bändchen, Paris 1876—78) ist sehr bequem zu gebf**'"- °'® Geschichte Ale-
xander's steht Band 5, 40 ff. — Für den Text citiere ich die Ausgabe von Vullers-Landsf ^^ ^^"'^ ^"^ ^^^^ (durch
meines Freundes Landauer Güte konnte ich schon einige Bogen des 4. Bandes benutzen); fü'
Denkschriften der phil.-hist. Cl. X.\.\Vm. Bd. V. Abh. 7
5Q V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
Im Allgemeinen hält sich Fird. an den Roman, so dass man für die meisten Abschnitte
leicht die Capitel des griechischen und noch mehr des syrischen Textes angeben kann,
denen sie entsprechen. Er schliesst sich aber besonders den älteren arabischen Darstellungen
an, aus denen wir oben Mittheilungen gegeben haben. Die wichtigsten Abweichungen, die
er mit ihnen tlieilt, sind folgende: 1. Dass Alexander auch bei Fird. Sohn des ältereu Dara
von der Tochter Philipp's ist. 2. Die Episode des Kaid (s. oben S. 47). 3. Der Zug zur
Kaba, wobei Mekka dem Chuza a genommen und dem Nadr gegeben wird (oben S. 39).
4. Die Einsetzung der Theilkönige auf den Rath des Aristoteles. 5. Das Schweigen über
die Vergiftung; während Fird. doch den Zug hat, dass d'as Heer ihn krank sieht (Macan
1357). Von den griechischen Kämpfen hat natürlich auch Fird. nichts.
A Wir wollen nun noch einige Einzelheiten von Fird.'s Darstellung anführen, nur um das
Ißtoflniche Verhältniss derselben zu den arabischen und sonstigen zu bezeichnen.
% Der Monarch der Römer musste jährUch 100.000 goldne Eier, 40 Mithqäl schwer, dem
Werserkönig zahlen 1779. Alexander sagt, der Vogel, welcher die goldnen Eier gelegt
mbe, sei gestorben 1785. Das entspricht 1, 23 theils nach Syr., theils nach ß.
■ Die Tochter Philipp's wird wegen des Geruches zurückgeschickt u. s. w. Das Kraut
hei:?sr Iskandar (sie) 1780.
Am selben Tage mit Alexander wird sein Pferd (= Bucephalus) geboren 1781. Dass
<lie*er Zug nicht von Fird. ersonnen ist, sehen wir daran, dass er auch in der äthiopischen
Übersetzung vorkommt. Er muss aus einem arabischen Text stammen.
mristotelcs hält dem Alexander gleich nach seiner Thronbesteigung eine Mahnrede ganz
allgemf-iii moralischer Natur (nicht dogmatischer wie bei Dinawari oben S. 36) 1784 f.
iider nimmt erst Aegypten nach hartem Kampf (vielleicht Verwechslung mit Theben
oder felar Tyrus) 1786; dann zieht er gegen Dara. Er geht als sein eigener Gesandter
zu diefcpi und steckt bei der Gelegenheit die goldnen Becher ein 1789 ^= 2, 14.
Ii»m Briefe Dara's an Alexander 1797 £ ist an einigen Stellen noch der Wortlaut
von 2, W zu erkennen. Auch den in der höchsten Noth an Porus gerichteten Brief 2, 19
hat Fira|1799.
In ilrii Schlachten* wird Dara besiegt. Zur vierten kann er seine Leute nicht bringen,
er wird -Almehr von den beiden Priestern (sie) Mähjär und Gänüspär (= Pehlewi Gän-
awaspär)^*tödtet. Bei der Sterbescene heisst es: , Alexander stieg windschnell vom Pferde,
legte das «upt des verwundeten Mannes auf seinen Schooss, merkte auf, ob der Ver-
wundete noli 8j)rechen könne, und streichelte ilim mit beiden Händen das Gesicht' 1801,
also fast wi^lich wie bei den Arabern, abweichend von den griechischen Texten und
Syr. Dara ■tet ihn dann, sich der Seinigen anzunehmen und seine Tochter RöSanak zu
heirathen, vAder er vielleicht einen Sohn bekommen werde, der das persische Reich
kräftig förderf
Dem BriAlexander's an die neuen Unterthanen 1805 ff. liegt 2, 21 zu Grunde; der
Correspondenz ^t Dara's Wittwe u. s. w. 1811 ff. (Macan 1287 f.) 2, 22. Auch die active
Theilnahme «li rMntter an den Vorbereitungen zur Heirath (s. oben S. 38) ist aus dem Auf-
trag an 01ympijt2, 22 am Ende herausgesponnen.
' Dag 8chlachtfel<l Wnt westlich vom Euphrat gedacht zu sein, also wie bei Tabari und Eutychius oben S. 42 in Meso-
potamien. ^
' Somit gan» andre okn als bei Kutychius oben S. 37. Solche Namen bildet Fird. oft nach eigenem Belieben. So macht
er e« auch mit der Bter Alexander'» (Nähedh) und der Dara's (Diläräi).
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 51
Die Episode mit Kaid steht vor dem Kampf mit Für. Als Alexander gegen liesen zieht,
wollen die Soldaten zuerst nicht weiter 1838 (Macan 1306) = 3, 1. Gegen di Elephanten
des Inderkönigs werden eherne, mit Naphtha gefüllte Pferde aufgestellt 1840 /ilacan 1308).
Von Indien zieht Alexander über Arabien (mit Mekka) und Aegypten weswärts 1844 ff.
(Macan 1310 ff.), s. oben S. 39.
Die Candace- Geschichte 1847 ff. (Macan 1313 ff.) im Wesentlichen wi in den grie-
chischen Texten und Syr. Fird. verlegt sie nach Spanien, das allerdings zumilaghrib gehört,
wie Dinawari hat. Die Form der Eigennamen zeigt gleichfalls, dass F?d.'s Vorlage in
arabischer Schrift war.^
Die Gymnosophisten 1867 ff. (Macan 1327 ff.) folgen erst auf die fandace. Die an
sie gerichteten PVagen gleichen ziemlich denen in A, Syr., zum Theil wftlich.
Die Abenteuer des Aristotelesbriefes stimmen am meisten zu Syr. Natürlich schaltet
der Dichter hier aber noch freier als sonst. Mit Syr. hat er den RinÄr verschlingenden
Drachen gemein 1873 ff. (Macan 1333 f.) = Syr. 190 ff. Darauf folgt »gleich wie in Syr.
die Stimme, die ihm sein Ende ankündigt 1876 (Macan 1335). Dam die Amazonen »y^
(sie), welche, wie nur noch im Syr., eine männliche und eine weiblicheßrust haben 1877 ff.
(Macan 1335 ff.). Auf dem Wege dahin kommt er durch Schnee und Feisr zu den Schwarzen;
das ist Ausführung dessen, was Syr. 231 hat.
Dann wird 1883 ff. (Macan 1339 ff.) der Zug durch die Finste/uiss zum Lebensquell
(ohne den gesalzenen Fisch) und der Bau des Thors wider Gog un(/Magog dargestellt mit
allerlei weiteren Abenteuern. Es fehlen nicht die EVcotoxoixat (göshisw) und andi-e Monstra,
aber alles prophetische.
Darauf folgt 1890 (Macan 1344 f.) eine freie Bearbeitung de/ Geschichte vom Palast
des Cyrus Syr. 235 ff. Dann 1891 ff. (Macan 1345 ff.) die Orakel gebenden Bäume = Syr.
-184 ff.; Val. 124 f.
Die Begegnung mit dem Kaiser von China 1893 ff. (Macar 1347 ff.) stimmt wesent-
lich zu Syr. 195 ff. (s. oben S. 40).
Ueber Caghwän,^ Sind und Jemen geht er dann nach Bal)fl.
Die Einsetzung der ,Theilkönige' ähnlich wie bei Dinawari »ach einem brieflichen Rath
des Aristoteles, der an Stelle des Briefes 3, 27 Val. Syr. tritt W^ (Macan 1354 f.). Die auf
Alexander's Tod deutende Missgeburt 1904 (Macan 1355) ^^ l 30.
Der Brief an die Mutter Macan 1356 mit dem Testament üsst noch den ursprünghchen
Text durchschimmern, aber natürlich kann der Dichter die linzelheiten der Länderverthei-
lung u. s. w. nicht gebrauchen.
Die kurze Notiz ,36 Könige^ und 10 Städte' zeigt, da»« die Quelle auch die Zahlen
und die Liste der Gründungen hatte. Von diesen Städten heisst es, sie seien alle verödet
(,Domenorte' geworden), während Syr. 253, 1 sie wenigstens nur zum Theil verfallen sein,
die Anderen alle noch blühen lassen.
Bei Fird. ist Alexander nicht bloss ,Kaiser von Rom', sondern auch Christ. Von Bi-
schöfen (b^sU.), Christus (g:^*^, 1^.^^) und dem Kreuz ist öfter die Rede. Aber er ist dabei
' <)^\>>-ö aus rfsä\j^. ^jij,.x^ (die Endung 6S durch den Reim gesiclisrt) aus ,_^j^j^ ganz wie 0005^ des Syr. Im
Pehlewi stand wohl oiblJS für KavSaüX/j;. ^j^ikJ aus ^je'U\l ('Avciyovo( mit ? füf ff. s- oben S. 15. Der zweite Sohn, dessen
eigentlicher Name sehr unsicher (s. oben S. 22), heisst hier ^^X^.
5 Mir unbekannt. Vielleicht = ^^UJLi,o in Transoxanien, das sonst bei Fird. Cagh&ni heisst.
' 8. oben S. 8.
7*
52
V. Abhandlung: Th. Nöldeke.
diirclians t^rant gegen die persische Religion, wie denn nach des Dichters Auffassung
zwischen d* Christenthum und dem geläuterten zoroastrischen Glauben, zu dem er eine
echt roman1«he Hinneigung fühlte, kein grosser Unterschied gewesen sein kann.
Wie frefcun auch Fird. mit seinem Stoff umgeht, das zeigt sofort diese kurze Ueber-
sicht, dass ermich bei Alexander immer nach schriftlichen Quellen gearbeitet und nicht
aus der SagV'eschöpft hat. Ebenso ist es mit dem Theil des Schiilmäme, der die Sasa-
nidengeschicht»)etrifft, und nUhere Untersuchung wird auch wohl für die altiränische Ge-
schichte dasseM ergeben. Freilich mag er dabei hier und da Einzelnes aus mündlicher
Ueberlieferung kommen haben: bei Alexander ist das aber gewiss nirgends der Fall. Von
einer AlexandAage darf man also, das wiederhole ich, genau genommen auch bei ihm
nicht sprechen
ken, die auch uns
Allgemeinen auch
Jedoch hat das M
den die Muslime so
Das persischMßeschichUvferk Mugmil attawärtch (geschrieben 1126) beruht, soweit sich
nach den bis jetzr^rausgegebenen Auszügen urtheilen lässt, zum grössten Theil auf Wer-
rliegen, namentlich auf Hamza und Firdausi. Ijctzterem folgt es im
der Geschichte Alexander's, Journ. as. 1841, 1, 175 f. und 358 ff.
^1 aus einem unbekannten Alexanderbuche' den Anfang des Romans,
nicht kennen, wie Nectanebos, König von Aegypten und Zauberer,
die Olympias,* Tochtl des Philipp, bethört und Vater Alexander's wird u. s. w. Zu den
Orten, wo Alexander »storben sein soll, kommt hier (361) noch Herat.
Ganz der 'syrisch« Legende 268 f. oder dem Jacob von Sarüg entsprechend, giebt das
Buch die prophetische »chrift, welche Alexander auf das von ihm erbaute Thor geschrieben
habe; als Jahr des Einf«R der Barbaren hat er, wie wir schon S. 31 sagten, ,860 des letzten
Jahrtausends'. Diese Infcirift ist in arabischer Sprache, also aus einem arabischen Werke
genommen.
Ganz anders als F^usi stellt sich der ebenfalls hoch berühmte persische Dichter
Nizämi in seinem 1191 vlfassten, in zwei Theile zerfallenden Alexanderepos zu der alten
Ueberlieferung.* Er ist ei»-eflectierender Dichter, kein epischer Erzähler. Es kommt ihm
gar nicht auf Einheitlichkeldes Stoffes an; er giebt zuweilen selbst mehrere abweichende
Darstellungen derselben Säle und lässt dem Leser die Auswahl oder entscheidet selbst.
So gleich bei der Geburt Axander's: nach der einen Erzählung ist Alexander ein Find-
ling, nach einer aus Dara's »eschlecht, nach einer, welche Nizami billigt, der Sohn Plii-
lipp's. Vorne im zweiten TheSist eine lange, wenig poetische Erörterung darüber, woher die
Benennung ,der Zweigehömt«komme, wie wir solche in vielen arabischen Prosawerken
finden. In seiner Darstellung Mit er sich zum grossen Theil an Firdausi, liat aber dabei
noch manches aus andern QuÄen. Er weiss auch, dass Aristoteles der Sohn des Nico-
machus (^yjar»^ S. 108) war, wi freilich zu einer Zeit, wo des grossen Philosophen Werke
auch im Orient viel studiert wVden, wenig bedeutet. Alexander verabredet bei Nizämi
' Nach Mohl eb. 163 von ,Abou Thalier (ATartessiis', liier ,Abou Tlialier [ibn Hasan ibn 'Alt ibn Musä] de Tharsous' (Ein-
leitung zum Schälmänie [SeparatausgabolBr Uobersetzung] LXXXVI f.). Aber Zotenberg hat auf meine Bitte die Hand-
schrift des Abu Tähir angesehen und geflden, dass Mohl sich irrt; s. unten Ö. 54.
' Natürlich ,.v ■■ i ^\\ für j,,;^Ä.»3\ z" lesen.
' Den ersten Theil kenne ich aus der mimurzen Erläuterungen versehnen Ausgabe des Muhammed SirS^ von Sijäldäh
(beendet den 26. December 1862). Ich haDUas Gedicht aber nicht etwa Wort für Wort durchgelesen. Vom zweiten Theil
der fUr uns wenig in Betracht kommt, stanfcir nur da» erste Heft (^alcutta 1852) zu Gebote; ich habe da.sselbe nur zum
Theil angesehn. Es genügt, auf Bacher's Abfcdlung, Nizämi's Leben und Werke (Leipzig 1871) 40 tf. zu verweisen. Eine
Uebereicht über den ersten Theil giebt SpieÄ, Die Alexander- Sage bei den Orientalen 33 ff.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderkomans. 53
■mit zwei vornehmen Persern die Ermordung Dara's. Als sie die That vollführt haben, er-
halten sie erst die versproclienen Schätze, werden dann aber hingericlitet; also wie Tabarl
oben S. 45. In dem Zuge nach dem Lebensquell liat er den gesalzenen Fisch.'
Wenn er schon im ersten Theil willkürlich verfährt, so noch viel mehr im zweiten,
der nur ganz schwach mit der Ueberlieferung verknüpft ist.
Ein Hauptunterschied von Firdaust ist, dass sich bei Nizami, der in Arran, an der
Gränze der iranischen Welt geboren war und lebte, und zu dessen Zeit die Türken defini-
tiv Herren von Iran geworden waren, keine Spur mehr von dem iranischen Nationalgefühl,
noch gar von der Sympathie für die alte Religion zeigt, die bei dem grossen Epiker so
stark hervortreten. Sein Alexander, ein Anhänger der ,Religion Abraham'«', zerstört die
persischen Tempel, vernichtet die heiligen Bücher und die heiligen Feuer, imd bringt die
Priester massenhaft um 249 ff. 281. 346, und das rechnet ihm der Dichter zum hohen
Verdienst an. Uebrigens hat er von der zoroastrischen Religion ganz unklare Vorstellungen.
Wiederholt erwähnt er die persischen , Götzentempel'. Und wenn er von den Mädchen in
diesen spricht, so beruht das zwar in letzter Instanz auf Pseudocallisthenes 2, 21 (A. Müller 79,
Anm. 16 -c^v Tcapi^svov xt/..; Syr. 147), aber ein Perser hätte doch so etwas nicht sagen sollen.
Nizämi's Gedicht hängt, %\ae wir sahen, mit dem Roman nur noch lose zusammen. Das-
selbe wrd von späteren persischen Alexander-Epen gelten; icli habe allerdings keines der-
selben gelesen.
Aus jüngeren muslimischen Chronisten Hesse sich vielleicht noch ein oder der andere, oben
nicht erwähnte, Zug beibringen, der ans dem Roman stammt. Viel wird das aber kaiuu sein.
Der cliristliche Araber Ibn 'Amld (Elmacinus f 1273/4),^ folgt in der Geschichte Ale-
xander's dem Faden des Romans, aber ohne die verschiedenen Versionen auseinander zu
halten, imd mischt allerlei fremdes ein. So macht Aristoteles dem Alexander mehrere Talis-
mane, von denen einer das Heer vor aller Unkeuschheit beschützt.^
Soviel ich weiss, ist keine arabische Uebersetzung des ganzen Pseudocallisthenes er-
halten. In älterer Zeit hat es, wie ich schon gesagt habe, auch kaum eine gegeben. Wohl
aber dürfte später dieser oder jener Christ eine gemacht liaben. Jedenfalls repräsentiert
uns ein solches Werk die oben schon einigemal erwälmte äthiopische Afterübersetzung
von der uns, nach der Handschrift im British Museum, Budge S. XCI ff. eine Inhaltsübersicht
giebt. Diese zeigt ein buntes Gemisch der verschiedenen Zweige. Ganz im Anfang liegt
a zu Grunde, darauf ß oder y; dann A\'ird die Erzälilung ziemlich Avild. Das auf Griechenland
Bezügliclie fehlt. Von Porus an stimmt der Aethiope bis zur Candace am besten zu Syr.,
trotz mancher Abweichungen und Ausschmückungen im Einzelnen.' Die Uebereinstimmung
in den Namen Für (Porus), Qandaros (Candaules) u. s. w. spricht für Abhängigkeit von Syr.
Dann wird die syrische Legende eingeschoben (s. oben S. 32). Danach kommt allerlei aus
ß oder Y imd ganz Fremdes; dabei wird der Bau des Tliores noch einmal erzählt. Zidetzt
kehrt das Buch zu a zurück. Am Scliluss die, natürlich zum Tlieil verdorbenen, Zahlen
und die Liste der Städte (die Budge leider nicht selbst mittheilt). In diesem letzten Tlieil sind
' Vergl. die Uebersetzunjr dieses Stücks bei Etliö, Alexander's Zug zum Lebensquell (Sitzungsber. d. k. bayer. Akad., Pliilos.-
philol. Classe. 1871, 6. Mai).
' Ich habe den karschunisclien (Jothaer Cod. 1557 beniatzt.
3 Anders die neugriechische Bearbeitung bei Kapp 66, nach der Alexander 2000 schfine Mädchen unter einem XEpsapyö; (von
lEpiov = Itaüpiov, Dim. zu Itaipa) für die Soldaten mitnimmt.
* Die ehernen Bildsäulen, welclie gegen des Ponis Elephanten gebraucht werden, haben hier die Gestalt von Na.shörnern
54 V. Abhandlung : Tu. Nöldekb.
die Namen direct nach dem Griechischen (ins Arabische) umschrieben, z. B. AhUksena =
'Pw^dvr^ (oben Basiq = ^^^j d. i. ^^-i^j oder wold eher ,3-^jj, ganz wie in Syr.); Bardaksa
=: IlspStxxac gegen jraa»*^ des Syr.
Die Geschichte ist hier wesenthch christlich gemacht, wenn sich auch, namenthch im
Anfang, noch Reste des Hoidenthmns finden. Aber auch Mushmisches kommt vor. Zu dem
Namen ,der Zweigehörute' ^;^y>J\ ji werden die verschiedenen Illrklärungsversuche vorgebracht,
gsmz vAq in musHmischen Werken.
Diese Gestah rafft eben alles mögliche über Alexander zusammen. Vielleicht liat erst
der äthiopische Uebersetzer mit seiner Hauptgrundlage anderes aus andern arabischen
Werken verbunden. Die Liste der wilden Völker in der Legende giebt er ausdrücklich
mit Verweisung auf ein anderes Buch in doppelter Gestalt.
Letzte Ausläufer des Romans.
Ich rede hier nicht von ganz willkürlichen, an Alexander's Namen geknüpften Geschichten,
wie den äthiopischen, welche Budge CIX characterisiert, oder auch nur so freien Erzählungen
seiner Thateu, wie sie (nach ein paar Proben zu urtheilen, die mir Zotenberg in gewohnter
Liebenswürdigkeit geschickt hat) die Pariser Handschrift 3682^ giebt, sondern von einem
Werke, in dem trotz aller Abweichungen immer noch Pseudocallisthenes wiederzuerkennen ist,
nändich einer jimgen Gestalt des dritten Zweiges y- Dieselbe liegt vor in einer vulgär-griechi-
schen Handschrift in Wien, über die Kapp in dem oben S. 2 erwähnten Programm Näheres
angiebt, sowie in einer von dem christlichen Pfarrer Joasaph, genannt Abu Suwaidät, ums
JaJir 1670 theils auf dem Sinai, theils in Constantinopel gemachten arabischen Uebersetzung,^
die nach verschiedenen Zeichen bei den Christen Syriens grossen Beifall gefunden hat.^ Der
Uebersetzer lehnt übrigens die Verantwortlichkeit für all das Wunderbare ab, das er
berichtet.
Die Zugehörigkeit zum Zweige Y zeigt sich u. A. in folgenden Zügen: Die Gesandten
des Darius werden gezwungen, dem Speer Alexander's zu hiddigen 1, 26. Dann zieht Ale-
xander gegen Thessalonice, dessen König 'Ap/Y^Sovouairjc einen Sohn lloXuxpaxoüaTjc hat,
während in C (1, 26) der König selbst lIoXuxpdTY]C heisst. Er erstürmt imd zerstört Athen,
wobei sich die Weisheit des Diogenes zeigt 1, 27.* Und so geht es durch die ganze Ge-
schichte bis dahin, wo Bucephalus Alexander's Mörder umbringt 3, 33, wie schon Kapp's
Auszüge zeigen, besser aber noch die arabische Uebersetzung, die Aveit mehr enthält. In
der Wiener Handschrift fehlt nämhch sehr vieles. So gleich die Ermordung des Philipp
durch Anaxarchus j^,i.jjU, König von Paphlagonien (fiir Thessalonice) 1, 26, an deren Stelle
in W* ein natürlicher Tod tritt, und alles, was zwischen Porus' Tode und Alexander's
letzten Tagen liegt. Im Ganzen stellt der Araber überhaupt eine etwas ursprünglichere
Gestalt dieses Textes dar.
' S. den neuen Catelog S. 628.
' Davon drei Handschriften in Gotlia Nr. 4C, 3. 2398. 235)9 und in Pari.s Nr. 3()81. kli liabo die beiden ersten Handschriften
benutzt, die mir Pertsch gütigst iiliersandte, nachdem er micli sellist erst auf das Werk aufmerlisani gemacht hatte.
Leider hatte ich sie schon zurückgeschickt, als ich durcli Kapp'» Programm von der Wiener Handschrift Kunde bekam.
' Die Sprache ist natürlich ziemlich vulgär und der oft abgeschriebene Text stark verdorben. Die Namen in griechischer
Schrift sind in dem einen Codex fast alle weggela.ssen, und sonst, wie durchwog- in dem andern, nur mechanisch nach-
gemalt und meist unleserlich.
* Die Geschiclite mit dem Arzt Pliilipi) ereignet sich in Aegypten 2, 25.
» = Wiener Handschrift.
Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans. 55
Sind die Abweichungen von ß, welche C hat, zum grossen Theil schon sehr willkürUch
und manche geradezu unverständig, so gilt das noch in weit höherem Maasse von unserm
Text. Dass das Granze christlich gemacht ist, versteht sich von selbst, aber die grosse Rolle,
die hier der Prophet Jeremias spielt, der zugleich hoher Priester in Jerusalem ist (zu 2, 24 C),
die Auslegung der Weissagung Daniel's, die der Priester in Rom dem König überbringt, durch
Diogenes (in W etwas anders), die Kleinodien Salomon's (und der ägyptischen Cleopatra!),
die er dort nebst andern schönen Dingen erhält, sind doch des Guten etwas zvi viel. So
wird die Götterhöhle 3, 21 zur Hölle, was in C schon angebahnt war. Porus lässt gegen
Alexander Löwen los, die dieser nach dem Araber durch Büffel und Stiere überwindet,
während nach W die Löwen die ihnen entgegengeschickten Rinder fressen luad damit fttr
sein Heer unschädlich werden. Unterdes der König Alexandria gründet, erbaun seine Feld-
herrn Seleucius, Antiochus imd Byzantius resp. Seleucia (in Cilicien), Antiochia und Byzanz.
Und so geht es in der abenteuerlichsten Weise durch das ganze Buch. Dass, nachdem
Athen schon in C wie Theben mit Gewalt eingenommen wird, Theben hier ganz Avegfällt,
ist aber am Ende als eine Verbesserung anzusehn.
Das einem modernen Leser Auffallendste ist jedoch die Verwendung von Völker- und
Ländernamen, die in eine weit jüngere Zeit gehören. Das geschieht freilich schon etwas
in den ältesten Texten des Romans,^ aber hier in ganz anderem Umfange. Für den Zug
gegen die Skythen 1, 23 setzt dieser Text einen gegen die Alamanen, Kumanen mid
Sakulaten.^ Es ist fiir uns Deutsche nicht eben schmeichelhaft, an die Stelle der Skythen
und neben die wilden Kumanen zu kommen; aber die Byzantiner werden die deutschen
Kreuzfahrer wohl als etwas rohe Gesellen haben kennen lernen. Grosse Tapferkeit mrd
den Alamanen wenigstens zugesprochen; sie zeichnen sich z. B. bei der, weitläufiger als in
C geschilderten, Belagerung von Athen aus. Alexander's Gesandter an die Athener ist nach
dem Araber ein Alamane, nach W ein Fürst der Kumanen und Alamanen; er ist leider der
Romaikf nicht mächtig und muss sich eines Dolmetschers bedienen. Engländer (Efxkizäpa
j_yoUSo^;\) und Franzosen kommen auch gelegentlich vor. Bei der Vertheilung des Reiches
an die Statthalter, welche die Stelle des Testaments vertritt (die aber in W zu fehlen scheint),
erhält Antigonus Frankreich UvJ\^ *XU-c und alle Nordländer, ^^\^y-^^ England. An einer
andern Stelle steht für die allerdings räthselhaften ßsXaupcii, deren König Eurymithres
^jX^_^\ ist 3, 26 C (Müller 138a unten), UX;^^, und dass das wirklich Marseille sein soll,
zeigt die Erklärung durch ,Frankreich' U*J\^. Venedig und Morea können unter diesen
Umständen nicht befremden.
Diese Namen genügen zum Beweis, dass die Textgestalt nicht älter ist als die Kreuz-
züge. Viel später ist sie auch kaum. Die Wiener Handschrift, welche ältere, vollständigere
voraussetzt, soll etwa aus dem Ende des 15. Jahrhunderts herrühren.
Uebrigens hat diese hier besprochene Umgestaltung des Romans, obwohl zum Zweige
Y gehörig, keine näheren Beziehungen zu den Oxforder Handschriften dieses Zweiges, von
denen Mensel im Anhange zum Text von L einige Proben giebt. In jener ist der Wett-
kampf des jungen Alexander's zu Olympia (beim Araber ,Insel der Königinn Olympias' ge-
nannt), in den Oxforder Codices zu Rom, und die Bäume der Sonne und des Mondes 3, 17
(Müller 123) fehlen in jener ganz.
• Die Liste der von Alexander besiegten Vülker, welche L am Schlüsse giel)t, weist etwa anfs 8. oder 9. Jahrhundert.
2 Wer diese SaxojXätoci ^j.;^-o'">)jSLo"^\ sind, weiss ich nicht. An den verschollenen Namen SxoXo'tai ist nicht zu denken.
' Wohl Aaoii£TOuar,5 für AaojjiiSwv. Namou auf oiiuf;; sind in VV sehr beliebt.
56 V. Abhandlung: Th. Nöldeke. Beiträge zur Geschichte des Ai.bxanderromans.
Ist der Bearbeiter mm sehr \villkürlu;li verfahren, hat er viel thörichtes und will er
mehr Wissen zeigen, als er hat, so gilt das alles im Grunde doch schon von dem Verfasser
oder Redactor des ursprünglichen Romans. Ja, wenn man auf den Kern der Sache sieht,
so ist die Abweichung von der Geschichte im ursprünglichen Pseudocallisthenes weit grösser
als der Unterschied zwischen ihm und unserm Byzantiner. Und dabei muss man immer
bedenken, dass letzterer einen allmiililich schon mannigfach umgestalteten Text des Romans
vor sich hatte.
.irt
B c r i c li t i g u n g.
S. lU, Anm. 7 vorletzte Zeile muss es heisseii: ,die alten Griechen hatten keine Astrologen'
(welche aus den Gestirnen die Zukunft erforschten).
Ausgegeben am 7. Oetober 1890
0
BINDING SECT. »Ub
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AS Akademie der Wissenschafte
142 Vienna. Philosophisch-His
A5 rische Klasse
Bd. 37-38 Denkschriften
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CIRCUL-A.TE /^ '»'f-T'-^ff